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Full text of "samaumukîn, König von Babylonien 668-648 v. Chr. inschriftliches Material über den Beginn seiner Regierung"

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SAMASSUMÜKO 


KÖNIG  VON  BABYLONIEN 


668-648  V.  CHE. 


INSCHRIFTLICHES  MATERIAL  ÜBER  DEN  BEGINN  SEINER  REGIERUNG 


GROSSENTHEILS  ZUM  ERSTEN  MALE  HERAUSGEGEBEN 
ÜBERSETZT  UND  ERLÄUTERT 


VON 


er  FrLEHMANNr  W^^f^ 

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LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1892. 


Assyriologische  Bibliothek 

herausgegeben  von 

Friedrich  Delitzscli  und  Paul  Haupt. 

Achter  Band. 


Alle  Hechte  vorbehalten. 


Druck  der  Akademischen  Buchdruckerei  von  F.  Straub  in  München. 


DEM  ANDENKEN 


MEINES  VATERS 


D«   EMIL  LEHMAN^^ 

GEBOREN  ZU  HAMBURG  AM  26.  JULI  1823,    GESTORBEN  DASELBST  AM  30.  NOVEMBER  1S87 


IN  LIEBE  UND  DANKBARKEIT 


GEWIDMET. 


VORWORT. 


Die  vorliegende  Arbeit  verdankt  ihre  Entstehung  zunächst  dem  Interesse,  welches  die 
zweisprachige  Inschrift  Samassumukhi's  in  mir  erregte.  Fesselte  mich  dieses  Document,  auf 
welches  mich  gleich  nach  seiner  Veröffentlichung  in  der  zweiten  Hälfte  vom  fünften  Bande 
des  Londoner  Inschriftenwerkes  Herr  Professor  Schrader  aufmerksam  machte,  zunächst  als 
genau  datirbare  Urkunde  sumerischen  Schriftthums  aus  unerwartet  später  Zeit,  so  gesellte  sich 
dazu  bald  das  Interesse  an  der  historischen  Persönlichkeit  des  Königs,  auf  dessen  Namen  sie 
lautete.  Bisher  war  kein  Document  aus  der  Regierungszeit  des  SamassumuMn  bekannt  gewesen; 
wohl  aber  zeigten  die  Annalen  AsurhanabaVs  deutlich  genug,  von  welcher  Bedeutung  der 
Krieg,  welchen  dieser  gegen  seinen  aufständischen  Bruder  zu  führen  hatte,  für  die  Schicksale 
beider  Reiche  gewesen  war. 

Es  war  meine  Absicht  gewesen,  das  gesammte  inschriftliche  Material  über  das  Verhält- 

V 

niss  der  beiden  Brüder  vom  Regierungsantritt  bis  zum  Kriege  und  zum  Untergang  Samassum- 
uliin''s  zu  sammeln  und  zu  behandeln,  namentlich  die  Texte  herauszugeben,  welche  George  Smith 
in  seiner  Ilistori/ of  Ässurlanipal  (Abschn.  IX  p.  151  ff.)  nur  citirt  hatte.  Die  Nachforschungen 
im  British  Museum,  die,  da  ich  selbst  an  der  Reise  verhindert  wurde,  Herr  Dr.  Winckler 
Ostern  1885  in  dankenswerther  Weise  für  mich  übernahm,  ergaben  jedoch  ein  so  unerwartet 
reichhaltiges  Material  schon  für  die  Zeit  des  Regierungsantritts  und  des  friedlichen  Verhält- 
nisses zwischen  beiden  Brüdern,  dass  ich  beschloss,  mich  auf  diese  Zeit  zu  boschränken.  Die 
so  entstandene  Arbeit  wurde  zuerst  in  lateinischer  Sprache  der  philosophischen  Facultät  der 
Universität  Berlin  eingereicht,  und  ein  Auszug  daraus  als  Dissertation  gedruckt  unter  dem 
Titel:  De  inscriptionibiis  mineatis  qiiae  pertinent  ad  SamasstimuJcin  regis  Babyloniae  regni 
initia.     Monachii  1880. 

Aus  jener  ersteren  grösseren  lateinischen  Schrift  ist  die  vorliegende  Arbeit  hervor- 
gegangen, jedoch  wesentlich  modificirt  und  erweitert.  Während  eines  Aufenthaltes  in  London 
Ende  1886  wurden  die  Texte  L*  und  L^  dem  vorhandenen  Material  hinzugefügt.  Dorch  die 
Liberalität  der  Averhoff-Stiftung  in  Hamburg  und  der  Rudolf  Virchow-Stiftung  in  Berlin, 
deren  Verwaltungen  ich  hiermit  meinen  aufrichtigen  Dank  ausspreche,  wurde  mir  October  bis 
December  1890  eine  weitere  Reise  nach  London  ermöglicht,  als  deren  Ergebniss  für  die  vor- 
liegende Arbeit  die  erneute  Collation  der  autographirten  Texte  (s.  Tafel  XLVIl)  und  die  Auf- 


VI  Vorwort. 

nähme  der  durch  Bezold's  Catalogue  Vol.  I  bekannt  gewordenen  einschlägigen  Inschriften  in 
die  Nachträge  (Tafel  XLIl  bis  XL VII)  sich  darstellt.  Ich  freue  mich  der  Gelegenheit,  den 
Herren  vom  Department  of  Egyptian  and  Assyrian  Antiquities  des  British  Museum  für  die 
stetige  Förderung  meiner  Arbeiten  öffentlich  danken  zu  können. 

Von  einer  Vollständigkeit  des  Materials  kann  natürlich  nicht  die  Rede  sein.  Die 
weiteren  Bände  des  Catologue  zunächst  werden  voraussichtlich  von  einer  grossen  Anzahl 
weiterer  hierhergehöriger  Texte  Nachricht  geben. 

Die  ausführhchen  kritischen  Hinweise  zur  Stütze  der  meist  einfachen  und  für  Sach- 
kenner oftmals  selbstverständlichen  Ergänzungen  in  den  hier  veröffentlichten  Inschriften  werden 
manchem  Fachgenossen  vielleicht  überflüssig  erscheinen.  Bei  dem  vielfach  verbreiteten  Wider- 
willen gegen  die  Anerkennung  der  Assyriologie  als  einer  wissenschaftlichen  Disciplin,  der  erst 
in  allerneuerster  Zeit  zu  schwinden  beginnt,  schien  mir  jedoch  ein  Zuviel  in  dieser  Richtung 
dem  Zuwenig  bei  Weitem  vorzuziehen. 

Was  im  Uebrigen  den  Inhalt  der  Arbeit  anlangt,  so  bedarf  das  neu  hinzugekommene 
vierte  Capitel,  das  dem  Nachweise  der  Existenz  der  sumerischen  Sprache  gewidmet  ist,  einiger 
erläuternder  Worte. 

Seitdem  Friedrich  Delitzsch   sich  als  Anhänger  der  antisumerischen  Lehre  Halevy's 

V 

bekannt  hatte,  stand  bei  mir  fest,  dass  ich  die  bilingue  Inschrift  Samassumiikinh  nicht 
behandeln  konnte,  ohne  die  sumerische  Frage  genau  zu  prüfen  und  nach  geschehener  Prüfung 
meine  gegentheilige  Ueberzeugung  klar  und  bestimmt  auszusprechen  und  zu  begründen.  Eine 
solche  ausführliche  Behandlung  der  Sache  mit  dem  von  Delitzsch  geforderten  ,viel  mäch- 
tigeren Apparat  wissenschaftlicher  Arbeit"  bedingte  bereits  einen  bedeutenden  Umfang  dieses 
Capitels.  Dazu  kam  weiter,  dass  der  Versuch  einer  Klarstellung  der  bei  Sumeristen  und 
Antisumeriern  gleich  wirren  Vorstellungen  über  die  Bedeutung  der  Namen  Akkad(ier)  und 
Sumer(ier)  —  ich  verweise  mit  Bezug  darauf  schon  an  dieser  Stelle  auf  Theil  I  Seite  57 
Anmerkung  1  —  sich  als  unumgänglich  erwies  und  ein  weiteres  Anwachsen  veranlasste. 
Schliesslich  konnte  eine  Behandlung  dieser  Frage ,  deren  Bedeutung  weit  über  den  engeren 
Kreis  assyriologi  scher  Specialforschung  hin  ausreicht ,  nur  dann  erspriesslich  und  nutzbringend 
erscheinen ,  wenn  sie  in  einer  auch  für  Nichtassyriologen ,  namentlich  also  für  Semitisten, 
Sprachforscher,  Historiker  und  Anthropologen  verständlichen  Weise  gefasst  wurde,  wie  ich  das 
auszufühi'en  mich  bemüht  habe.  Aus  all  diesen  Gründen  musste  es  erwägenswerth  erscheinen, 
ob  nicht  das  vierte  Capitel  aus  diesem  in  erster  Linie  der  assyriologischen  Forschung  auf  dem 
Gebiete  der  Sprache  und  Geschichte  dienenden  Buche  besser  ausgeschieden  und  als  gesonderte 
Abhandlung  herausgegeben  würde.  Die  hierüber  zwischen  den  Herausgebern  der  , assyriologi- 
schen Bibliothek",  der  Verlagshandlung  und  dem  Verfasser  gepflogenen  Verhandlungen  haben 
aber  schliesslich  zu  dem  Ergebniss  geführt,  es  bei  der  Einfügung  des  vierten  Capitels  in 
das  vorliegende  Buch  zu  belassen.  Der  Verfasser  war  es  zwar  einerseits  zufrieden ,  dass  die 
Vollendung  dieser  nothwendigen,  aber  mühevollen  und  wenig  lohnenden  Arbeit  mit  der  Fertig- 
stellung der  Gesanimtarbeit  unlöslich  verknüpft  wurde,  bedauert  aber  andererseits  die  grosse 
Verzögerung  der  Vollendung  und  Herausgabe  des  Baches,  die  neben  anderen  widrigen  Um- 
ständen namentlich  der  Ausarbeitung  und  mehrfachen  Umarbeitung  des  vierten  Capitels  zur 
Last  fällt. 

Wird  man  somit  der  Schrift  vielleicht  nicht  mit  Unrecht  den  Mangel  völliger  Einheit- 
lichkeit  und  zu  grosse;^  Umfang  des  behandelten  Stoffes  vorhalten  können,  so  hoffe  ich,  diesem 


Vorwort.  \  II 

in  ihrer  Anlage  und  Entwicklung  begründeteten  Fehler  durch  Anfertigung  ausführlicher  Glossare 
und  Register  entgegengewirkt  und  damit  zugleich  die  Benutzbark eit  des  Buches  erhöht  zu  haben. 

Was  ich  den  Arbeiten  meiner  Vorgänger  und  Fachgeno.s.sen  verdanke,  habe  ich  mich 
überall  gewissenhaft  und  deutlich  hervorzuheben  bemüht.  Auch  in  dieser  Richtung  hätte  ich 
mich  vielleicht  ohne  Schaden  etwas  mehr  beschränken  können ,  wenn  ich  nicht  mit  dem  vor- 
liegenden Buche  gleichzeitig  einen  Protest  gegen  eine  leider  neuerdings  wieder  stärker  hervor- 
tretende Richtung  in  der  Assyriologie  hätte  einlegen  wollen,  deren  Anhänger  der  wissenschaft- 
lichen Arbeit  von  Vorgängern  und  Gleichstrebenden  die  erforderliche  Beachtung  und  Würdigung 
angedeihen  zu  lassen  versäumen. 

Seitdem  im  Herbst  1888  der  Druck  begonnen  worden  —  die  Autographieen  waren 
grossentheils  schon  vorher  fertiggestellt  —  sind  auf  assyriologischem  Gebiete  wichtige  neue 
Funde  gemacht  und  bedeutsame  Untersuchungen  erschienen,  in  denen  manche  der  in  der  vor- 
liegenden Arbeit  in  Angriff  genommenen  Fragen  theils  berührt,  theils  ausführlich  behandelt 
sind.  Wo  immer  möglich,  habe  ich  diese  Arbeiten  berücksichtigt  und,  wie  z.  B.  Winckler's 
Utitersuchiingen  zur  alten  Geschichte  gegenüber,  einen  abweichenden  Standpunkt  genau  begründet. 

Auf  einschlägige  Aeusserungen  aus  der  neuesten  Literatur,  die  mir  erst  nach  Druck- 
legung der  betreffenden  Abschnitte  bekannt  geworden  sind,  habe  ich  in  den  Nachträgen  und 
Berichtigungen  verwiesen.  Dieselben  geben  ausserdem  Rechenschaft  über  eine  Anzahl  von 
Aenderungen  in  meiner  Anschauung  über  schwierige  Textstellen  und  Fragen.  Im  Verlauf 
dreier  Jahre  kann  natürlich,  besonders  in  einer  derartig  im  Fluss  begriffenen  Disciplin,  Manches 
in  verändertem  Lichte  erscheinen.  Ich  empfehle  deshalb  die  , Nachträge  und  Berichtigungen" 
wie  auch  das  Verzeichniss  der  .Versehen  und  Druckfehler"  der  eingehendsten  Berücksichtigfuna 
vor  Benutzung  des  Buches. 

Zu  Theil  I  S.  121  f.  Anm.  2  bemerke  ich,  dass  Herr  Dr.  Jensen,  nachdem  er  auf  das 
Versehen,  welches  ihm  Kosmologie  S.  158  Abs.  1  gegenüber  meinen  Bemerkungen  ZA  II  214 
begegnet   ist,    aufmerksam  geworden  war,   mir  nicht  nur  sein  Bedauern   über  diesen  Irrthu 


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schriftlich  ausgesprochen,  sondern  Alles  getban  hat,  was  in  seiner  Macht  stand,  um  einer  dahin 
zielenden  freimüthigen  Erklärung  Aufnahme  in  das  dazu  geeignete  Fachorgan  zu  verschaffen. 
Ich  bedaure,  dass  der  betreffende  Bogen  bereits  im  Reindruck  vorlag,  als  mir  Herrn  Dr. 
Jensen's  Mittheilungen  zugingen.  Ich  hätte  andernfalls,  statt  Anm.  2  S.  121  f.  zu  drucken, 
einfach  die  Mittheilung  gebracht,  dass  Jensen  seine  Ausführungen,  Kosmologie  S.  158  A!)s.  1, 
weil  grossentheils  irrtbümlich,  nicht  mehr  aufrecht  erhalte. 

Bei  Anfertigung  der  Arbeit  habe  ich  mich  gütiger  Unterstützung  :n  den  mannig- 
faltigsten Richtungen  und  von  den  verschiedensten  Seiten  zu  erfreuen  gehabt.  An  der  Be- 
schaffung des  Materials,  der  Copie  und  Collation  der  Inschriften  haben  sich  die  Herren  Dr. 
Bezold,  von  Ferkis,  Dr.  Jensen,  Prof.  Opfert,  Pater  Strassmaier  und  Dr.  Wjnckler  betheili^t. 
Wichtige  Fingerzeige  zur  Erklärung  der  Inschriften  sind  mir  in  verschiedenen  Stadien  der 
Arbeit  namentlich  zugegangen  von  Herrn  Prof.  Hommel,  Dr.  Jensen,  Prof.  Schrader, 
Dr.  Zimmern.  Allen  diesen  Herren,  deren  Antheile  im  Einzelnen  an  den  betreffenden  Stellen 
möglichst  genau  verzeichnet  sind,  spreche  ich  meinen  verbindlichsten  Dank  aus.  Derselbe  gilt 
nicht  minder  den  Freunden,  die  mir  bei  Anfertigung  des  Namen-  und  Sachregisters  hilfreich 
zur  Hand  gegangen  sind. 

In  ganz  besonderem  Maasse  hat  aber  auf  meine  Dankbarkeit  Anspruch  Herr  Dr.  Carl 
Bezold,  der  sich  die  grosse  Mühe  nicht  hat  verdriessen  lassen,  die  zw^eite  Correctur  des  gesammten 


VIII  Vorwort. 

Buches  zu  lesen  und  dabei  nicht  blos  auf  den  Druck  seine  Aufmerksamkeit  gerichtet  hat, 
sondern  einerseits  aus  dem  Schatz  seiner  Copien  und  Sammlungen  manche  interessante  Zu- 
gabe beigefügt,  andererseits  durch  Aeusserung  von  Fragen  und  Zweifeln  mich  öfters  sei  es  zu 
erneuter  Prüfung  meiner  Ansichten,  sei  es  zu  klarerer  Fassung  im  Ausdruck  veranlasst  hat. 
Den  Herausgebern  der  „Assyriologischen  Bibliothek",  den  Herren  Professoren  Friedrich 
Delitzsch  und  Paul  Haupt,  danke  ich  für  das  Entgegenkommen  und  die  Liberalität,  mit  der 
sie  diese  Arbeit  trotz  der  darin  vertretenen,  den  ihren  vielfach  entgegengesetzten  Anschauungen 
unter  Belassung  ihrer  völligen  Selbständigkeit  in  die  „  Assyriologische  Bibliothek" 
aufgenommen  haben. 

BERLIN  im  October  1891. 


C.  F.  LEHMANN^. 


IX 


Verzeichniss  der  Abkürzungen. 


Ahhandl.  [Sitziingsher.)  Berl.  Ak.  d,  W. :  Ahhcmdlunyen  (Sitzungsberichte)  der  Königlichen  Akademie  der 

Wissenschafteil  zu  Berlin. 
AUogrnphie:  Apergu  grammaticnl  de  l'allographie  assyrienne.     Actes  du  sixieme  congres  international  des 

Orientalistes  tenu  en  1883  a  Leyde,  Vol.  II  p.  535—568. 
AL^:  Assyrische  Lesestücke,    herausj^egeben  von  Friedrich  Delitzsch,   3.  Auflage.     Leipzig  1885.    —    AL^ 

desgl.    2.  Auflage.    Leipzig  1878. 
Amiaud-Mechineau   s.  Tableau  compare. 

AOV:  Mittheilungen  des  Akademisch-orientalistischen  Vereins  zu  Berlin.     Berlin  1887  tf. 
ASKT:    Akkadische    und   sumerische   Keilschrifttexte,    herausgegeben   von   Paul   Haupt,    Lieferung  I — IV, 

Leipzig  1881     2  (Assyriologische  Bibliothek,  Bd.  I). 
Assurb(anipal):  History  of  Assurhanipal,  translated  from  the  cuneiform  inscriptions.     By  George  Smith. 

London  1871. 
Asurbanipal  (in  Verbindung   mit  S.  A.  Smith):   Die  Keilschrifttexte  Asurbanipals ,   Königs   von  Assyrien 

(668-626  V.  Chr.).    Von  Samuel  Alden  Smith.    Heft  I  und  II,  Leipzig  1887.    Heft  III,  Leipzig  1889. 
AV  s.  Strass(maier). 

JBavian:  LHnscription  de  Bavian  par  H.  Pognon,  Paris  1879—80. 
BB:  Babylonische  Busspsalmen,  umschrieben,  übersetzt  und  erklärt  von  Dr.  Heinrich  Zimmern,  Leipzig  1885 

(Assyi-iologische  Bibliothek,  Band  VI). 
Beitr{äge):  Beiträge  zur  Assyriologie  und  vergleichenden  semitischen  Sprachwissenschaft,  herausgegeben  von 

Friedrich  Delitzsch  und  Paul  Haupt.    1889  ff. 
BMGW:    üeher  altbabylonisches  Maass  und   Geicicht   und   deren  Wanderung.     Vortrag  gehalten   von  C.  F. 

Lehmann,     Verhandlungen   der  Berliner  anthropologischen  Gesellschaft.     1889.     S.  256 — 328. 
BOR:  The  Babylonian  &  Oriental  Becord,  edited  by  Terrien  de  Lacoüperie,  Theo,  G.  Pinches  etc.    Lon- 
don 1886  tf. 
BuÜNNOW  (List):  A  elassified  List  of  all  sinqyle  and  Compound  cuneiform  idcographs.     Leiden  1889. 
Brücke  {Grundsüge):  Grundzüge  der  Phänologie  und  Systematik  der  Sprachlaute.    Zweite  Auflage.    "Wien. 
Cat. :  Catalogue  of  the  cuneiform  tablets  in  the  Koyunjyk  Collection  of  the  British  Museum.    By  C.  Bezold. 

London  1691.     Vol.  L 
COT:   The  Cuneiform  Inscription  and  the  Old  Testament  by  E.  Schrader,  translated  by  Owen  G.  White- 

house.     London  1885  u.  1888. 
CV:  Die  akkadische  Sprache  (Vortrag  gehalten   auf  dem  fünften  internationalen  Orientalistencongresse   zu 

Berlin)  von  Paul  Haupt,  Berlin  1883. 
Del.:  Friedrich  Delitzsch. 
Diss. :  Inauguraldissertation. 

EM:  J.  Oppert,  Expedition  scientifique  en  Mesopotamie.     I  (1863),  II  (1859),     Paris. 
Flemming,  Keb.:  Die  grosse  Steinplatteninschrift  Nebukadnezar's  II,  Göttingen  1883, 
GOA:  Göttinger  gelehrte  Anzeigen,   unter  der  Aufsicht  der  königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
GGN:  Nachrichten  von  der  königl.   Gesellschaft  der  Wissenschaften    und   der  Georg- August- Universität  zu 

Göttingen. 

Hebraica:  Hebraica,  a  Quarterly  Journal  in  the  interests  of  Semitic  Study.    Chicago  u.  New  Haven,  1884 ff, 
HuaiaiEL,  Geschichte:  Geschichte  Babyloniens  und  Assyriens  von  F.  Hommel.    Oncken'sche  Sammlung  1885. 
JRAS :  Journal  of  the  Royal  Asiatic  Society. 
K:  Kuyounjik  Collection  im  British  Museum. 

Lehmann,  Samassumukin.  II 


X  '  Verzeichniss  der  Abkürzungen. 

KATS:  Die  Keilinschriften  und  das  alte  Testament.  Von  Eberhard  Schrader.  Mit  einem  Beitrage  von 
Paul  Haupt.    2.  Auflage.     Giessen  1883. 

KB:  KeiUnschriftliche  Bibliothek,  Sammlung  von  assyrischen  und  babylonischen  Texten  in  Umschrift  und 
Uebersetzung,  in  Verbindung  mit  Dr.  L.  Abel,  Dr.  C.  Bezold,  Dr.  P.  Jensen,  Dr.  F.  E.  Peiser, 
Dr.  H.  WiNCKLEB,  herausgegeben  von  Eberhard  Schrader.    Berlin  1889  ff. 

KGF:  Keilinschriften  und  Geschichtsforschung  von  Eberhard  Schrader.     Giessen  1878. 

Kosmologie:  Die  Kosmologie  der  Bahylonier.    Studien  und  Materialien.    Von  P.  A.  Jensen.    Strassburg  1890. 

Kossäer:  Die  Sprache  der  Kossäer.    Linguistisch-historische  Funde  und  Fragen  von  Friedrich  Delitzsch. 

Leipzig  1884. 
LayabD:  H.  A.  Latard,  Inscriptions  in  the  cuneiform  character.^    London  1851. 
Lehmann,  Diss.:  De  inscriptionibus  cuneatis  quae  pertinent  ad  Samas-sum-uMn  regis  Babyloniae  regni  initia. 

Dissertatio  inauguralis  quam  ....  scripsit  ....  Carolus  Fredericüs  Lehmann.     Monachii  1886. 
lAt. :  Kurzgefasstcr  Ueberblick  über  die  babylonisch-assyrische  Literatur  .  .  .  herausgegeben  von  Gaul  Bezold. 

Leipzig  1886. 
Lyon,  Sargonstexte:  Keilschrifttexte  Sargons,  Königs  von  Assyrien,  722-705  v.Chr.    Nach  den  Originalien 

herausgegeben,  übersetzt  und  erklärt  von  Dr.  David  Gordon  Lyon.    Leipzig  1883.    (Assyr.  Bibliothek 

Band  V.) 
Magie   (in  Verbindung    mit  Lenormant):    Die  Magie   und   Wahrsag elcunst    der   Chaldäer.     Von  FRANgois 

Lenobmant.    Jena  1878. 
Melanges:  Melanges  de  critique  et  d'histoire  relatifs  aux  peuples  semitiques  par  J.  Halevy,  Paris  1883. 
Neb.  EIH.:  Die  grosse  Nebucadnezar-Inschrift  auf  der  Steinplatte  vormals  im  East-India  House..  I  R  59—64. 
Neh.  Ch'ot.:  Die  zuerst  von  Grotefend  publicirte  Inschrift  Nebucadnezars.     I  ß  65—66. 
PAOS :  Proceedings  of  the  American  Oriental  Society. 

Pariiidies):  Wo  lag  das  Paradies?  Eine  biblisch-assyriologische  Studie.  Von  Friedr.  Delitzsch.  Leipzig  1881. 
PSBA:  Proceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology,  London. 
R:   The  Cuneiform  Inscriptions  of  Western   Asia    prepared    for    publication    by   Sir   Henry   C.  Rawunson, 

Vol.  I— V.     London  1861  ff. 
Mecueil:  Becueil  des  travaux  relatifs  ä  Varcheologie  egyptiennes  et  assyriennes. 
BEJ:  Bcüue  des  Etudes  Juices. 
S»,  S**,  Sc  Syllabare  nach  der  Ausgabe  in  AL^. 
Sanh.:  Sechsseitiges  Prisma  Sanheribs,  I  R  37 — 42. 

SD:   lieber  einen  Dialect  der  sumerischen  Sprache.     Von  Paul  Haupt  (GGN  1880,  Nr.  17). 
Semiten:  Die   semitischen  Völlcer   und  Sprachen,    als    erster  Versuch    einer  Encyklopädie   der    semitischen 

Sprach-  und  Alterthumswissenschaft.     Von  Fritz  Hommel.     Erster  Band.     Leipzig  1883. 
SFG:  Die  sumerischen  Familiengesetze.     Eine  assyriologische  Studie  von  Paul  Haupt.     Leipzig  1879. 
Stbassm(AIEB),  AV:   Alphabetisches   Verzeichniss   der    assyrischen    und    alclcadischen  Wörter   der   Cuneiform 
Inscriptions  of  Western  Asia,  Vol.  II  etc.    Von  J.  N.  Strassmaieb,  S.  J.    Leipzig  1886  (Assyriologische 
Bibliothek,  Band  IV). 
Surbu:   De   incantamentorum   Sumerico-Assyriorum   scriei  quae   dicitur  Surbu   tabula   sexta.     Commentatio 
philologica  quam  scripsit  Petrus  Jensen  Nustrupensis.    Monachii  1885.    Separat  und  in  ZK  I  279  ff., 
II  15  ff. 
Tdbleau  comparS:   Täbleau  compare  des  ccritures  babylonienne  et  assyrienne  archaiques  et  modernes  avec 
classement  des  signes  d'apres  leur  forme  archaique  par  A.  Amiaud  et  L.  Mechineaü,  S.  J.    Paris  1887. 
TiELE,  Geschichte:  Babylonisch-Assyrische  Geschichte  von  C.  P.  Tiele.     2  Theile.     Gotha  1886.  1888. 
TSBA:   Transactions  of  the  Society  of  Biblical  Archeology,  London. 
UAG    oder    Untersuchungen:     Untersuchungen   zur    altorientalischen    Geschichte    von    Hugo   Winckler. 

Leipzig  1889. 
V.A.  Th.:  Vorderasiatisches  Thontafel-Inventar  des  Berliner  Museums. 
WiNCKLEB,  Sa/)fg.,n:  Die  Keilschrifttexte  Sargons,  ....  neu  herausgegeben  von  Hugo  Winckler.     2  Bde. 

Leipzig  1889. 
Wörterbuch:  Assyrisches  Wörterbuch  von  Friedrich  Delitzsch.     Leipzig  1887  ff. 
ZA:  Zeitschrift  für  Assyriologie  und  verivandte  Gebiete,  Bd.  I  ff.     Leipzig  1886  ff. 
ZA:  Zeitschrift  für  Ägyptische  Sprache  und  Alterthumskunde.     Leipzig  1886  ff'. 
ZDMG:  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft,  Leipzig. 
ZK :  Zeitschrift  für  Keilschriftforschtmg  und  verwandte  Gebiete,  Band  I  und  II,  Leipzig  1884  und  1885. 


XI 


Inhaltsübersicht. 


ERSTER  THEIL. 

EINLEITENDE  BEMERKUNGEN  UND  ALLGEMEINE  ERGEBNISSE. 

ERSTES  CAPITEL. 

V 

Samassumukin,  seine  Person,   sein  Name,  seine  Regierungszeit.  —  Form  und  Aussprache 

des  Namens  Asurbanabal  (S.  1 — 21). 


I.  Erwähnung  der  königlichen  Brüder  in  nicht  keilinschriftlichen  Quellen        .         .         .         .         , 
IL  Regierungszeit  des  Saosduchin 

III.  Die  keilinschriftliche  Form  des  Namens  Saosduchin        . 

IV.  Erklärung  des  Namens  Samassumukin      ............ 

V.  Vergleichung  der  griechischen  (und  armenischen)  Wiedergabe  mit  der  babylonischen  Form  des 

Königsnamens     .         .         .         .         .         . 12 — 16 

VI.  Aussprache  des  Namens  Asurbanabal.  —  Lautbestand  des  Wortes  ablu       .         :        .         .         .     16 — 21 


Seite 
2-4 
4—6 
6—9 
9—12 


ZWEITES  CAPITEL. 
Die  Monumente  und  Inschriften. 

(Vgl.  die  Inhaltsübei-sicht  für  die  Originaltexte.)  S.  22—28. 


I.  Auf  den  Namen  Samassumukin's  lautende  Inschriften 

A.  1)  Die  zweisprachige  Inschrift 

B.  Einsprachig  neubabylonische  Inschriften 

2)  Die  Steleninschrift  S^ 

3)  Die  Cylinderinschrift  L^       .         .         .         . 

4)  Der  Brief  Samassumukin's  an  Asurbanabal 

5)  Das  Fragment  K.  5579         .... 
II.  Auf  den  Namen  Asurbanabal's  lautende  Inschriften 

A.  Steleninschriften 

6)  Die  Steleninschrift  S"^  ... 

7)  Die  Steleninschrift  S3  .         .        . 

B.  Cylinder-Inschriften  ..... 

8)  Die  Cylinder-Inschrift  L^     . 

9)  Die  Cylinder-Inschrift  L2     .        .        . 

10)  Die  Cylinder-Inschrift  P^     . 

11)  Die  Cylinder-Inschrift  P2     .         .         . 


22—25 

22 
22-25 
22—24 

24 

25 

25 
25—28 

25 

25 

25 
25—27 

25 
25—26 

26 

27 


IV 


XII 


Inhaltsübersicht. 


C.  Thontafel-lnschriften  . 

12)  Die  Thontafel-Inschrift  L^ 

13)  Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L*      .         .         .         . 
in.  Berichte  Dritter,  in  welchen  die  beiden  Könige  erwährt  werden 

14)  Der  Bericht  K.  991 


Seite 

.      27-28 

27 

.     27  —  28 

28 

28 

DRITTES  CAPITEL. 

Der  geschichtliche  Gewinn  aus  den  Inschriften.     (S.  28 — 56). 

I.  Das  verwandtschaftliche  Verhältniss  zwischen  Asurbanabal  und  Saraassumukin 
II.  Umstände,  welche  die  Thronbesteigung  Samassuraukin's  herbeiführten 

A.  Die  für  die  Thronbesteigung  Asurbanabal's  massgebenden  Umstände 

B.  Die  für  die  Thronbesteigung  §amassumukin's  direct  massgebenden  Umstände 
III.  Der  Regierungsantritt  §amassumukin's  und  seine  politische  Bedeutung     . 


28—33 
33—42 
34—39 
39—42 
43—56 


YIEßTES  CAPITEL. 

V 

Die  Existenz  der  sumerischen  Sprache  (und  die  Bedeutung  der  Inschriften  Sama¥sumukin's 

als  Beweismittel  für  dieselbe).     (S.  57 — 173.) 


Erster  Abschnitt. 
Widerlegung  der  gegen  die  Existenz  des  Sumerischen  in's  Feld  geführten  allgemeinen  Gründe.    (S.  62— 

I.  Ist  die  Annahme   der  Existenz   eines  nichtsemitischen  Volks-  und  Sprachelementes   (in 
Babylonien)  an  sich  unmöglich  ?  ........... 

IL  Sind  stichhaltige  positive  Gegengründe  gegen  die  (an  sich  als  nicht  unmöglich  erwiesene) 

Annahme  einer  Sprachmischung  in  Babylonien  von  den  Antisumeriern  in's  Feld  geführt? 

Zur  Geschichte   und  Bedeutung  der  Begriffe  und  Namen    {mät)  Aickadi  und   mdt 

Sumeri  u  Äkkadi 

a)  Akkadü,  med  Alclcadi        ........... 

b)  Die  Zusammenstellung  der  beiden  Namen  in  dem  Titel  sar  viät  Sumeri  u 
u  AJckadi  =  lugal  kinyi  kl    t^TTD       ........ 

c)  Die  begriffliche  Bedeutung  des  Titels      ........ 


108.) 

62—67 

67—108 

68—100 
71—73 

74—84 
84—100 


Zweiter  Abschnitt. 
Das  Sumerische  keine  babylonisch-semitische  Ailographie. 

1)  Schriftlehre  und  Wortschatz 

Die  sumerischen  Zahlwörter  ...... 

2)  (Zur)  Lautlehre 

Die  neusumei'ische  Sprache    ...... 

3)  Zum  Sprachbau      ......... 


(S.  108—173.) 


113—131 
127—131 
131—165 
162-105 
165-173 


Inhaltsübersicht. 


XIII 


ZWEITEK  THEIL. 
DIE  INSCHRIFTEN  UND  IHRE  DEUTUNG. 


ERSTER  ABSCHNITT. 

Umschrift  und  Uebersetzung.     (S.  1 


-27.) 


Vorbemerkung 

Die  zweisprachige  Inschrift 

Die  Stelen-Inschrift  S» 

Die  Cylinder-Inschrift  L^ 

Die  Stelen-Inschrift  S^ 

Die  Cylinder-Inschrift  L^ 

Die  Thontafel-Inschrift  L3 

Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L* 


Seite 
1—5 
6-9 
10—11 
12—13 
1.5—19 
18-21 
20—23 
22—27 


ZWEITER  ABSCHNITT. 

Erläuterungen.     (S.  28—71). 


1.  Zur  ßilinguis  Saniassumukin's 

Erste  Abtheilung 
Zweite  Abtheilung 
Dritte  Abtheilung 

2.  Zur  Stelen-Inschrift  S^    . 

3.  Zur  Cylinder-Inschrift  L^ 

4.  Zum  Brief  Samas.sumukin's 

5.  Zum  Fragment  K.  5579  . 

6.  und  7.  Zu  den  Stelen-Inschriften  S^  und  S^ 

Zu  den  Cylinder-Inschriften 

8.  Zu  LI 

9.  Zu  L2 

10.  Zu  Pi 

11.  Zu  P2 

12.  Zur  Thontafel-Inschrift    . 


28-56 
29-30 
30-53 
53-56 
56-57 
57—58 

58 
58—59 
59-61 
61—62 

61 

61 

62 

62 
62-63 


Zu  den  Nachträgen.     (S.  72—78.) 


Zu  K.  991 
Zu  K.  432 
Zu  K.  501 
Zu  K.  626 
Zu  K.  108 
Zu  K.  1118 
Zu  K.  1203 


73—74 

74 
74—75 
75—76 
76—77 

77 
77-78 


Glossar  I.     Akkado-Assyrisch  und  deutsch 79—92 

Glossar  II.     Sumerisch,  akkado-assyrisch  und  deutsch 93  —96 

Namen-  und  Sachregister 97 — 104 

Nachträge  und  Berichtigungen • 105 — 116 

Versehen  und  Druckfehler 117—118 


XIV 


Inhaltsübersicht. 


Originaltexte. 

(Tafel  I— XXXIX.) 

I.  Auf  den  Namen  Samassumukin's  lautende  Inschriften 

A.  Nr.  1.     Die  zweisprachige  Inschrift 

B.  Einsprachig  neubabylonische  Inschriften. 
Nr.  2.  Die  Steleninschrift  S^ 
Nr.  3.  Die  Cjlinder-Inschrift  L^  . 
Nr.  4.  Brief  Samassumukin's  an  Asurbanabal 
Nr.  5.  Das  Brieffragment  K  5579 

IL  Auf  den  Namen  Asurbanabal's  lautende  Inschriften 

Nr.  6.  Die  Steleninschrift  S2         .         .         . 

Nr.  7.  Die  Steleninschrift  S^        .         .         . 

Nr.  8.  Die  Cylinder-Inschrift  L^  . 

Das  Fragment  des  Duplicats  81.  2  —  1.  38 

Nr.  9.  a)  Die  Cylinder-Inschrift  L^ 

b)  und  c)  Fragmente  von  Duplicaten 

d)  Das  Fragment  des  archaisch  geschriebenen  Duplicats 

Nr.  10.  Die  Cylinder-Inschrift  P'  (in  neubabylonischer  Transscription) 

Nr.  11.  Die  Cylinder-Inschrift  P2 

Nr.  12.  Die  Thontafel-Inschrift  L^ 

Nr.   13.  Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L* 

III.   Berichte  (Dritter.)     Nr.  14.  K.  991 


Tafel 
I-XII 
I-IV 

V-VII 
VIII-X 
XI 
XII 
XIII— XXXIX 
XIII-XVI 
XVII— XXII 
XXIII-XXIV 

XXIV 
XXV— XXVI 
XXVI 
XXVII 
XXVIII-XXIX 
XXX— XXXI 
XXXII -XXIII 
XXXIV-XXXIX 
XL-XLI 


Nachträge  zu  den  Originaltexten. 

(Tafel  XLII— XLVII.) 

Backsteininschrift  Samassumukin's 

Das  Fragment  K.  432 

Der  Bericht  K.  501     . 

Der  Bericht  K.  626     . 

Der  Bericht  K.  168     . 

Das  Fragment  K.  1118 

Das  Fragment  K.  1203 

Bericlitigungen  zu  den  Originaltexten. 

(Tafel  XLVII.) 


XLII 
XLII 
XLIII 
XLIV 
XLV— XLVI 

XLVI 
XLVI— XLVII 


ERSTER  THEIL. 


EINLEITENDE  BEMERKUNGEN  UND 
ALLGEMEINE  ERGEBNISSE. 


EESTER  THEIL 

EINLEITENDE  BEMERKUNGEN  UND  ALLGEMEINE  ERGIEBNISSE. 


ERSTES  CAPITEL. 

Samassuinukiii,  seine  Person,  sein  Name,  seine  Regiernngszeit.  —  Form  und 

Aussprache  des  Namens  Asurbanabal. 

Die  Annalen  des  Königs  (!)  *"n~  -^  HF-  iT  (Asurbanabal)  in  ihren  verschiedenen  Redac- 
tionen^)  sowie  auch  mannigfache  Inschriften  anderer  Art  wie  Omentafehi,  Briefe  und  Berichte^), 
und  Prunkinschriften •^)    geben  Nachricht    von    einem    gewaltigen  Aufstande,    den    sein   Bruder 

(|)  ^n  ^I  *^^r^  *^  •"lI'Q^  *~^h  cler  von  ihm  zum  König  über  Babylonien  eingesetzt 
worden  sei,  undankbarer  Weise,  gegen  ihn  angestiftet  habe.  Dieser  Aufstand,  welcher  nicht 
blos  die  alten  Erbfeinde  der  Assyrer,  die  Elamiter,  sondern  die  gesammten  Assyrien  unter- 
worfenen Völker  Yorderasiens  und  des  Nillandes  in  Mitleidenschaft  zog,  und  bei  welchem  sich 
als  einer  der  rebellischen  Fürsten  des  Westlandes**)  wahrscheinlich  auch  Manasse,  König  von 
Juda ,   betheiligte ,    wurde    mit  Mühe  niedergeschlagen ,    Babylon    nach    langwieiigen  Kämpfen 

erobert  und  zerstört;  |  *^*Y~  ^1  *^^r^  *^  nl-^  *~^1  fand  seinen  Tod  in  den  Flammen, 
welche  seinen  Palast  verzehrten.^) 


1)  Rm  I  (V  R)  Col.  III,  70  f.  —  IV,  109;  vgl.  Col.  VIII.  32  und  40.  —  Cyl.  A  (ITT  R  20  f.)  Col.  IV, 
6— V,  43.  —  Cyl.  B.  (III  R  30  f.)  Col.  VI,  96— VII,  87.  —  Vgl.  Cyl.  C  88—115  (s.  auch  III  R  36,  Nr.  6).  — 
Rm  II,  455  (s.  Bezold,  Lit.  S.  340).  —  Geokge  Smith,  History  of  Assitrbanipal  IX,  p.  151—204. 

2)  George  Smith,  a.  a.  0. 

3)  Siehe  namentlich  IR8,  Nr.  1 ,  -wo  Asurbanabal  sich  rühmt,  das  Gewand  ....  das  Abzeichen 
der  Königswürde  seines  unrechtmässigen  und  ungetreuen  Bruders,  sowie  all  seine  Krieger  und  all  seine 
Habe,  und  Alles  was  sein  Palast  Begehrenswerthes  barg,  mit  sich  weggeführt  zu  haben. 

4)  Rm  I  Col.  III,  103.  —  S.  Schradek  KAT  367  f. 

5)  R^l,  Col.  III,  46— 52  „die  Götter -warien  Samassumulin.  meinen  feindlichen  Bruder,  der 

mich  befehdet  hatte,  in  das  brennende  Feuer  und  vernichteten  sein  Leben".  Tielk,  Babi/lo)iisch-Assijnsche 
Geschichte  II,  S.  382  versteht  die  Stelle  so,  als  ob  die  Bewohner  Babylon's,  durch  Belagerung  und  Hungers- 
noth  zur  Verzweiflung  getrieben  (ebenda  Z.  41—43),  den  König  in's  Feuer  geworfen  hätten.  Es  ist  zwar 
nicht  unmöglich,  die  Stelle  so  aufzufassen,  allein  namentlich  im  Hinblick  auf  Z.  55  IT.,  wo  erzählt  wird,  wie 
Asurbanabal  mit  den  geistigen  Urhebern  des  Aufstandes  verfahren  sei,  „welche  mit  meinem  feindlichen  Bruder 
diese  üebelthaten  ausgeheckt  und  diese  Schändlichkeiten  veranlasst  hatten",  —  die  aber  wie  ausdrücklich  her- 

L eh  mann,  Samassutuukin.  1 


2  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

Noch  ehe  man  den  Namen  unseres  Königs  richtig  zu  lesen  verstand,  hat  man  bereits 
erkannt,  dass  das  königliche  Brüderpaar  in  verschiedenen  aus  dem  Alterthum  überlieferten 
nicht  keilinschriftlichen  Quellen  erwähnt  und  behandelt  werde,  was  wir  im  Folgenden  an  der 
Hand  von  Eberhard  Schrader's  grundlegenden  Forschungen^)  darlegen  wollen. 

I.  Erwähnung  der  königlichen  Brüder  in  nicht  keilinschriftlichen  Quellen. 

A)  Eusebius  berichtet  in  seinem  Chronicon  (ed.  SCHOSNE  lib.  I  p.  27,  33  sq.): 
„Etenim  sub  Ezekia  regnavit  Sinacherim,  ut  Polyhistor  exponit  annis  XVIII  et  post  eum 
eiusdem  filius  annis  VIII.  Postea  vero  Sammuges  annis  XXI  et  eius  frater  annis  XXI"  und 
ebendaselbst  (p.  29,  14  sq.)  heisst  es:  „Post  Samniugem  vero  Sardanapallus  Chaldaeis  regnavit 
annis  XXL"  —  Alexander  Polyhistor,  dessen  Nachrichten,  wie  Schrader  unwiderleglich  nach- 
gewiesen hat,  auf  Berosns  zurückgehen  und  demgemäss  die  babylonische  (nicht  etwa  die 
assyrische)  Herrscherreihe  betreffen,  stellt  also  gemäss  Eusebius  die  folgende  Liste  auf: 


vorgehoben  wird,  den  Tod  gescheut  hatten,  weil  sie  ihr  Leben  zu  lieb  hatten,  möchte  ich  mit  Haupt  an- 
nehmen, dass  hier  von  einer  Selbstverbrennung  des  Saosduchin  wirklich  die  Rede  ist,  und  dass  das  Ja  imkiitu 
ina  isäti'^,  das  von  des  Königs  Anhängern  ausgesagt  und  in  der  angegebenen  Weise  begründet  wird,  zu 
übersetzen  ist:  „die  sich  nicht  in's  Feuer  gestürzt  hatten",  —  weil  sie  nämlich  zu  feige  waren. 

Dagegen  vermag  ich  Haupt  (ZK  H  282  Anm.  4)  in  der  Vermuthung  nicht  beizustimmen,  dass  der 
Flammentod  des  Saosduchin  den  historischen  Kern  und  Ausgangspunkt  der  „Sage"  von  der  Selbstverbrennung 
Sardanapal's  bilde. 

Es  ist  da  vor  Allem  hei'vorzuheben ,  dass  das  Sagenhafte  an  dieser  Nachricht  weit  weniger  an 
dem  Factum  der  Selbstverbrennung  des  letzten  Assyrerkönigs  als  in  der  Person  des  Königs  liegt,  an  den 
sich  als  den  vermeintlich  letzten  Herrscher  diese  Tradition  im  späteren  Alterthum  knüpfte.  Die  Sage  setzte 
sehr  natürlicher  Weise  an  die  Stelle  eines  unbedeutenden  und  unbekannten  Sohnes  oder  Nachfolgers  den 
Namen  desjenigen  Herrschers,  unter  dessen  Regierung  das  Assyrerreich  zuletzt  in  voller  Macht  und  Herr- 
lichkeit bestanden  hatte,  des  Sardanapal,  dessen  Pracht-  und  Kunstliebe  auch  sonst  der  Phantasie  und 
Sagenbilduug  reichlichen  Stoff  bot.  —  Im  Uebrigen  ist  uns  die  Selbstverbrennung  des  letzten  assyrischen 
Königs  durchaus  nicht  blos  aus  der  Sage  bekannt,  sondern  wir  finden  dieselbe  überliefert  in  demjenigen 
Berichte,  der,  in  diesem  Punkte  genauer  als  Herodot,  uns  davon  Kunde  giebt,  dass  mit  den  Medern 
im  Bunde  die  Babylonier  den  Sturz  Assyriens  und  den  Fall  Ninive's  herbeiführten,  dem  Berichte  des  Aby- 
denus  bei  Eusebius  und  des  Synkellos  (s.  den  Wortlaut  der  lateinischen  Uebersetzung  und  den  griechischen 
Text  des  Synkellos  mit  der  berühmten  GüxscHMiD'schen  Emendation  bei  Schrader  KAT  358  Anm.). 

Dieser  Bericht,  weit  davon  entfernt,  ein  sagenhaftes  Gepräge  zu  zeigen,  —  er  redet  z.  B.  richtig 
nur  von  der  Selbstverbrennung  von  Sardanapal's  Nachfolger  (so!)  Saracus,  nicht  von  der  Sardanapal's  — 
wird  vielmehr  allgemein  als  historische  Quelle  für  das  betreffende  Ereigniss  angesehen,  und  dies  besonders 
aus  dem  Grunde,  weil  es  feststeht,  dass  Abydenus  im  Allgemeinen  (s.  Ed.  Meyer,  Geschichte  des  Altcr- 
thums,  S.  150  §  123)  und  in  diesem  speciellen  Fall  (ebenda  S.  577  §  481  Anm.)  seine  Nachrichten  aus 
Berosus  geschöpft  hat.  Wie  ungerecht  und  verkehrt  es  aber  wäre,  diesem,  der  sich  als  höchst  unterrichteter 
Kenner  und  glaubwürdiger  Berichterstatter  in  Allem,  was  er  über  seine  vaterländische  d.i.  babylonische 
Geschichte  berichtet,  erwiesen  hat,  hier  eine  Verwechslung  von  Babylon  und  Ninive  mi^j  Allem  was  daran  hängt 
zur  Last  legen  zu  wollen,  bedarf  keiner  weiteren  Aasführung.  Was  hat  es  denn  auch  weiter  Wunderbares, 
dass  erst  die  Assyrer  Babylon  in  Brand  stecken  und  der  besiegte  König  es  vorzieht,  sich  den  Flammen  zu 
übergeben,  als  abzuwarten,  welche  Marter  sein  nach  Rache  dürstender  Bruder  in  orientalischer  Milde  für 
ihn  ersinnen  wird,  und  dass  40  .Jahre  später  ein  Assyrerkönig,  besiegt  in  einem  Kriege,  den  man  als  Rachezug 
für  jene  den  Babyloniern  angethane  Schmach  wohl  ansehen  kann,  angesichts  des  gleichen  Geschickes  das 
gleiche  Ende  -Ä^ählt?  —  Dafür,  dass  Ninive  durch  Feuer  zu  Grunde  ging,  sind  ja  die  Brandspuren  an  den 
Denkmälern  und  Schriftstücken,  die  wir  jetzt  in  Händen  haben,  bessere  Zeugen  als  alle  geschriebenen  Be- 
richte aus  alter  Zeit.     (Vergleiche  bereits  Nr.  IV  der  meiner  Dissertation  angehängten  Thesen.) 

1)  Eb.  Schrader:  KGF  S.  521  ff.  —  Zur  Kritik  der  historischen  Angaben  des  Alexander  Polyhistor 
und  Abydenus,  Abh.  de-  sächs.  Gesellsch.  d.  W.  1880  S.  1  ff.  —  KAT  S.  368  ff.  —  Kineladan  und  Asur- 
banipal  ZK  I  S.  222  ff. 


Die  königlichen  Brüder  bei  Eusebius  und  Ptolemiius. 

Sanherib  herrscht  über  Babylonien   18  Jahre 

dessen  Sohn         «  »i  «.  8       , 

Sammufies  ,  ,  ,  21        , 


des  Sammuges  Bruder  21  Jahre         ^jardanapallus  21   Jahre. 

Daraus  ergiebt  sich: 

a)  (direct) :  Der  Bruder  des  Sammuges,  welcher  nach  ihm  21  Jahre  lang  Babylonien 
beherrschte,  ist  Sardanapal. 

b)  Die  Keilinschriften  nennen  als  Brüder  den   f    *^*T~   -^   ^    IT  (=  Asiir-hayt-ulal) 

und  den  |  »^Hf-  t]  »^^^  »^  *^TT^  *"^l5  ersterer  ist  ein  Sohn  des  J  »^Hp  iäk  «V  *^ 
=  Äsurahiddin.  Da  bei  der  Thronfolge  jedenfalls  nur  der  männliche  Stamm  in  Betracht 
kommt ,  so  war  anzunehmen ,  dass  auch  dessen  Bruder  ein  Sohn  des  Asarhaddon  und  beide 
demnach  Enkel  des  Sinaherbä  =  Sanherib  sind,  was  jetzt  durch  die  Inschriften  zur  Genüge 
bestätigt  ist. 

c)  Die  babylonische  Herrschaft  des  Samaiisumukin  wird  durch  Asurhancüjcd  zerstört; 
von  der  Einsetzung  eines  neuen  Herrschers  ist  in  dessen  Annalen  nicht  die  Rede,  wohl  aber 
zeigt  das  Thontäfelchen  Sm.  324  des  British  Museum  eine  Datirung  nach  Jahren  des  Asur- 
banabal  als  Königs  von  Babylonien. 

Die  Annahme,  dass  die  Brüder,  welche  in  der  Tradition  Berosus-Polyhistor-Eusebius 
als  Sardanapallus  und  Sammuges  erscheinen,  durch  die  keilinschriftlichen  Namen:  \  *^*7~^ 
C^  I Y  und    I  *^^  ^1  *^^  *^  nT'^  *~^i   bezeichnet  wurden,  erschien  dadurch  begründet. 

B)  Der  dem  grossen  astronomischen  Werke  des  Ptolemäus  angehängte  Canon,  bekannt- 
lich bis  vor  Kurzem  die  einzige  verlässliche  Quelle  für  die  spätere  babylonische  Chronologie, 
nennt  als  dreizehnten  Herrscher,  von  Nabonassar  an  gerechnet,  den  l^oaQtöivog,  d.  i.  augen- 
scheinlich der  Äsurahiddin  piniDK,  der  von  Alexander  Polyhistor  als  Babylonierkönig  genannte 
Sohn  des  Sinaherbä. 

Im  Uebrigen  scheinen  freilich  zwischen  den  Angaben  des  Eusebius  und  des  Canon 
starke  Widersprüche  obzuwalten,  wie  nachstehende  Liste  der  auf  Belibus ^ Elibus  (Bel-epus) 
folgenden  Herrscher  veranschaulichen  Avird. 

Berosus-Polyhistor-Eusebius.  Ptolemäus. 

Elibus  •  3  Jahre 

Asordanius,  Sohn  des  Sanherib 

Sanherib  18  Jahre 


Dessen  Sohn  (=  Asurachiddin)  8 

Sammuges  2 1 

Sardanapallus,  sein  Bruder  21 

Nabupalsar  20 


Belibus 

3  Jahi-e 

Aparanadios 

6       , 

Regebelos 

1       , 

Mesesimordakos 

4       , 

^4ßaoik€VTog  alXog 

8       „ 

Asaridinos 

13       , 

Saosduchinos 

20       , 

Kineladanos 

22       , 

Nabopolassaros 

21 

Diese  Widersprüche  sind  jedoch  nur  scheinbare  und  lösen  sich  thatsächlich  leicht,  wie 
folgt :  Dass  in  beiden  Ueberlieferungen  den  zwei  Herrschern ,  welche  dem  Nabopolassar  vor- 
hergehen, zusammen  42  Jahre  zugetheilt  werden,  wenn  auch  in  einer  um  ein  Jahr  diöerirenden 
Vertheilung,  und  dass  man  desshalb  anzunehmen  habe,  in  beiden  Ueberlieferungen  seien  mit 
verschiedenen  Namen  dieselben  Könige  gemeint,  demgemäss  ^aoodoLxn'og  dieselbe  Person,  wie 

1* 


4  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

Sammuges,  und  Kivtjladavos  identisch  mit  Sardanapallus ,  hat  bereits  Johannes  Brandis^) 
1853  erkannt  und  nach  ihm  A.  VON  GuTSCHMiD^)  gegen  M.  von  Niebuhr  als  sicher  und  un- 
zweifelhaft dargethan.  Es  ist  ferner  mit  Schrader  hervorzuheben,  dass,  wenn  man  die  Differenz 
von  einem  Jahr  bei  Nahopolassar  vorläufig  ausser  Acht  lässt,  die  Summe  der  Regierungsjahre 
von  Sanhcrih  bis  zum  Nabupalsar  mit  der  Angabe  des  Polyhistor,  dass  der  Zeitraum  von 
Sanherib  bis  zu  Nabukodrosor,  d.  h.  bis  zu  dessen  Regierungsbeginn  nach  dem  Ende  der  seines 
Vaters  Nabü-ahal-usur,  im  Ganzen  88  Jahre  umfasse,  auf's  Beste  stimmt.  Ferner  sind  nach 
dem  Canon  von  Regebelos  bis  zum  Regierungsbeginn  des  Saosduchin  26  Jahre  verflossen, 
und  ebenso  viele  Jahre  kommen  bei  Polyhistor  auf  Sanherib  und  dessen  Sohn.  Dass  aber 
dem  Letzteren,  dem  Asurachiddin,  als  babylonischem  Herrscher  bei  Polyhistor  8  und  im  Canon 
13  Jahre  zugetheilt  werden,  geht  nicht  mit  rechten  Dingen  zu,  sondern  beruht,  wie  Schrader 
schlagend  nachgewiesen  hat^)  ,  auf  einer  von  Polyhistor  selbst  herrührenden  Verstellung  der 
Zahlen.  Während  nämlich  dieser  die  ganze  Zeit,  in  welcher  Sanherib  (Näheres  s.  u.  in  Cap.  III) 
thatsächlich  die  Oberherrschaft  über  Babylonien  innegehabt  hat,  zusammenfasst  und  ihm 
zurechnet,  ist  der  Canon  genauer,  indem  er  auch  die  babylonischen  Könige  mit  aufzählt,  die 
Sanherib  in  jener  Zeit  tlieils  zu  Gegnern  hatte  und  besiegte,  tlieils  seinerseits  einsetzte.  Aus 
der  obigen  Liste  wird  klar,  dass  dieselbe  wenn  man  die  im  Canon  genannten  Regieruugszeiten 
des  Regebdos  =  Nergal-usezib  und  des  MesesimordaJcos  =  Muse£!ib-3Iarduk  von  den  eusebi- 
schen  18  Jahren  des  Sanherib  abzieht,  folgendes  Aussehen  annehmen  würde: 

Nergal-usezib  1  Regebel  1 

Musezib-marduk  4  Mesesimordak  4 

Anarchie  13  Idßaailevzoq  alXog  8 

Asarhaddon  8  Asaridin  13 

d.  h.  Alexander  Polyhistor  hat  selbst  das  Versehen  in  der  Weise  begangen,  dass  er  die  Jahre 
der  Anarchie  und  der  Regierungsdauer  des  Asarhaddon  umstellte  und  jene  mit  in  die  Gesammt- 
zahl  der  Jahre  des  Sanherib  verrechnete;  zu  lesen  ist  also  bei  Polyhistor-Eusebius*):  „Etenim 
sub  Ezekia  regnavit  Sinacherim  annis  XIII  et  post  eum  ejusdem  filius  annis  XIII. "   — 

II.  Regierungszeit  des  Saosduchin. 

Hatte  man  sich  sonach  überzeugt,  dass  Polyhistor-Eusebius  und  der  Canon  in  allem 
Wesentlichen  übereinstimmen ,  so  konnte  man  bereits  die  Regierungsdauer  der  beiden  Brüder 
nach  den  babylonischen  Angaben  in  der  Hauptsache  mit  Sicherheit  berechnen,  noch  ehe 
die  Angaben  des  Ptolemäischen  Canon  durch  die  neuaufgefundene  keilinschriftliche  baby- 
lonische Königsliste ^)  ihre  glänzende  Bestätigung,  und,  soweit  der  Canon  die  Nainen  in  ver- 
stümmelter Form  gab,  ihre  Berichtigung  fanden;  wenn  auch  die  Zahlen  in  Folge  eines 
Bruches  des  Documents  gerade  bei  Asarhaddon  und  seinen  Nachfolgern  versagen. 

Weitere  Bestätigung  und  klareres  Licht  hat  dann  vollends  die  für  die  spätere  baby- 
lonisch-assyrische Geschichte  unschätzbare  von  PiNCHES^)  signalisirte  und   „paraphrasirte",  von 


1)  Rcrum  absyriarum  tempora  emendata  p.  33. 

2)  Jahrbücher  für  classische  Philologie  VI,  1860  S.  81.  —  Vergl.  Schrader  KGF  540. 

3)  Abh.  Sachs.  Ges.  d.  W.  1880.    S.  2  f. 

4)  Eusebius-ScHÖNE  J,  27  1.  31  n. 

5)  Veröffentlicht  von  Pinches  PSBA  VI  1883/84.  pag.  193  ff.  — Vgl.  Bezold,  Lit.  §8,  2.  —  Für  alles 
Nähere  s.  Schrader:  Die  keilinschriftliche  babylonische  Köniysliste.  Sitzungsber.  d.  Berl.  Ak.  1887  XXXI 
(23/VI  87)  S.  579  ft'. 

6)  PSBA  VI  1S83/84,  p.  198  ff. 


Regierungszeit  des  SaoHduchin.  5 

WiNCKLER  ZA  II  S.  148  ff.,  299  ff.  veröffentlichte  und  übersetzte  babyloni.sche  Chronik  gebracht, 
die  uns  Ereignisse  giebt  statt  blosser  Kegierungsdaten.  Ihre  Angaben  stehen  durchgehende  mit 
denen  des  babylonischen  und  des  ptoleniäischen  Canons  im  Einklang,  so  dass  für  die  Kegierungs- 
dauer  der  Könige  nicht  von  Belang  ist,  was  im  Uebrigen  als  eine  Lücke  von  dem  Historiker 
auf's  Schmerzlichste  empfunden  wird:  der  Verlust  der  Angaben  über  die  Verwicklungen  unter 
Sargon  und  zu  Beginn  von  Sanherib's  Regierung  und  das  Fehlen  der  Fortsetzung  über  den 
Regierungsbeginn  des  Saosduchin  hinaus. 

Nach  dem  Canon  des  Ptolemäus  sind  von  dem  Beginn  der  Regierung  Nahonassar's 
bis  zum  Ende  des  dem  AsarJiaddon  voraufgehenden  Interregnums  07  Jahre  vergangen:  damit 
stimmt  die  babylonische  Liste,  die  statt  des  Interregnums  den  Sanherib  nennt  und  Regierungen 
mit  aufzählt,  die  weniger  als  ein  Jahr  gedauert  haben.  Rechnet  man  dazu  die  in  der  babyloni- 
schen Liste  ausgebrochenen  13  Jahre  des  Asaridin  aus  dem  Canon  des  Ptolemäus,  so  ergiebt  sich 
für  das  Antrittsjahr  des  Saosduchin  das  80**'®  Jahr  vom  ersten  Jahre  des  Nahonassar  (747)  an 
gerechnet:  d.  h.  668.  Dasselbe  Datum  erhalten  wir  durch  die  Betrachtung  der  von  den  babylo- 
nischen Zeitangaben  gänzlich  unabhängigen  assyrischen  Eponymenlisten,  die  bekanntlich  eine 
Sonnenfinsterniss  erwähnen,  die  man  auf  den  16.  Juni  7G3  astronomisch  berechnet  hat.  Während 
des  SS^***"  Eponymats,  von  diesem  Ereignisse  an  gerechnet,  bestieg  gemäss  Canon  I  (vgl.  Canon  III) 
Ästirahiddin  den  Thron  Assyriens.  Nach  Abydenus ,  der  nur  die  assyrische  Herrscherreihe 
berücksichtigt,  folgt  auf  Axerdis  sein  Sohn  SardanapaUus ,  wie  in  den  Inschriften  auf 
Äsurachiddin  Asurbanabal.  Eine  ausdrückliche  Angabe  über  des  Letzteren  Regieruncfsbeerinn 
(s.  u.  Cap.  III)  fehlt  zwar  in  den  Eponymenlisten ,  allein  das  Täfelchen  III  R  2  Nro.  XXIV, 
hottom  edge  und  left  hand  edge,  mit  seiner  Datirung  aus  der  Regierung  AsiirbanabaVs,  Königs 
von  Assyrien,  vom  Monat  Ab  im  Eponymat  des  Marlarim,  der  gemäss  Canon  1  und  V  Epo- 
nym  des  Jahres  668  ist,  zeigt  uns,  dass  Asurbanabal  in  diesem  Jahre  —  demselben,  welches 
der  ptolemäische  Canon  als  Todesjahr  des  AsuraJjiddin  an  die  Hand  giebt  —  bereits  als  König 
über  Assyrien  gebot.     Genauer  aber  verhält  sich  die  Sache  folgendermassen : 

Im  Jahre  681  ward  Sanherib  ermordet  (Eponymenlisten,  Inschriften,  Ptolemäischer 
Canon ,  babylonische  Königsliste ,  Chronik)  und  zwar  nach  Angabe  der  Chronik  im  Monat 
Tebet.  Im  Monat  Sivan,  also  im  folgenden  Jahre  (680)  bestieg  Asarhaddon  nach  der  Chronik 
den  Thron  Assyriens,  den  er  (Näheres  s.  unten  in  Cap.  III)  12  Jahre  lang  inne  hatte.  Am 
zehnten  Marcheschvan  des  zwölften  Jahres,  also  10/VIlI  669,  starb  Asarhaddon  (Chronik 
Col.  IV,  30/31). 

Demgemäss  ist  der  Anfall  der  Regierung  an  Asurbanabal  noch  in  das  Jahr  669  zu 
setzen,  und  man  würde  auch  den  Regierungsbeginn  des  Samassumukin  von  diesem  Jahre  an 
datiren,  wenn  man  hier,  wie  in  Assyrien,  auch  in  Babylonien  von  einem  einfachen  Anfall  der 
Regierung  reden    könnte.     Wie  wir  aber  im  dritten -»Capitel  ausführlich  darthan  werden,   hat 

V 

eine  besondere  Einsetzung  Samassumukin''^  stattgefunden,  und  zwar,  dem  allgemeinen  baby- 
lonischen Brauche  beim  Regierungsantritt  eines  Königs  folgend  (s.  u.),  im  ersten  Monat  des 
nächsten  vollen  Kalenderjahres,  also  im  Nisan  668. 

V 

Von  dieser  Zeit  datirt  der  Regierungsbeginn  SamassumuMn's,  und  die  Inschriften,  die 
wir  im  Folgenden  herausgeben,  übersetzen  und  sprachlich  wie  geschichtlich  erläutern  werden, 
sind,  da  sie  alle  diese  Ereignisse  voraussetzen,  nach  diesem  Termin  entstanden,  und  vor  der 
Mehrzahl  derselben,  welche  direct  mit  Bezug  auf  dieses  Ereigniss  und  zu  dessen  Feier  und 
Verherrlichung  aufgesetzt  sind,  darf  man  verniuthen,  dass  ihre  Abfassung  auch  nicht  lange 
nach  diesem  Termin  erfolgt  ist.  — 

Den  „terminus  pOSt  quem  non"  bezeichnet,  da  die  Inschriften  alle  uns  die  beiden 
Könige  im  besten  brüderlichen  Einvernehmen  zeigen,  der  Ausbruch  des  babylonischen  Aufstandes; 
es  ist  hier  nicht  unsere  Aufgabe,  die  schwankende  Chronologie  einer  genauen  Untersuchung  zu 


6  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

unterziehen^).  Wir  bemerken  nur,  dass  die  Bedenken,  welche  Tiele'^)  gegen  die  bisherige 
Festsetzung  dieses  Ausbruches  auf  das  Jahr  650  daraus  herleitet,  dass  der  nach  der  bisherigen 
Annahme  frühestens  046  geschriebene  Cylinder  B  über  den  Fall  Babylon's  und  den  Tod  des 
Saosduchin  vollständig  schweigt,  uns  wohl  begründet  erscheinen  und  wir  desshalb  geneigt  sind, 
seinen  Ansatz  652  für  den  richtigeren  zu  halten.  Das  Todesjahr  SamaskwinJcins  fällt  nach 
dem  ptolemäischen  Canon,  der  hier,  da  keilinschriftliche  Königsliste  und  Chronik  versagen,  die 
einzig  zuverlässige  Quelle  ist,  in  das  Jahr  648.  Datirungen  aus  der  Regierung  des  SamassimiuMn 
sollen  namentlich  auf  den  aus  Abu  Habba  =  Sippar  stammenden  Täfelchen  in  grosser  Zahl 
erhalten  sein  ^) ;  einige  solche  finden  sich  auf  Contracttafeln  im  Berliner  Museum  (Sammlung 
HoMSY  I);  ein  Document  aus  dem  14.  Jahre  imseres  Königs  veröffentlicht  BuDGE  ZA  III  221  f.. 
228  f. ;  zwei  von  der  Amerikanischen  Wolfe-Expedition  mitgebrachte  und  jetzt  im  Metropolitan 
Museum  zu  New- York  aufbewahrte  Tafeln  stammen  aus  dessen  16.  und  17.  Jahre ^);  im  Handel 
habe  ich  eine  Urkunde  auf  Stein  mit  Datirung  aus  dem  20.  Jahre  SmnssuimiJcm''s  gesehen. 

Sama.^snnin]dn''s,  Nachfolger  auf  dem  babylonischen  Throjie  ist  Asurhanahal.  Dieser 
verhängte  zwar,  Avie  Sanherib,  ein  Strafgericht  über  Babylon,  aber  er  hat  nicht,  wie  sein  Gross- 
vater, die  Selbständigkeit  des  Landes  vollständig  vernichten  wollen  (s.  u.  Cap.  III),  sondern  hat, 
das  lässt  sich  aus  den  Canones  und  Datirungen  schliessen  ,  in  rechtmässiger  Weise  die  Herr- 
schaft über  Babylonien  angetreten.  Mit  seinem  Bestreben,  statt  der  factisch  bestehenden  Unter- 
ordnung unter  Assyrien,  das  Verhältniss  möglichst  als  eine  Personalunion  erscheinen  zu  lassen, 
wird  es  auch  zusammenhängen,  dass  er  als  Babylonischer  König  seinen  Namen  änderte  und 
sich  Kandal{anu)^)  nannte  (Königsliste  und  Contracttäfelchen),  ebenso  wie  früher  vermuthlich 
aus  den  gleichen  Gründen  Tiglafpileser  II  sich  in  Babylonien  Ptilu ,  Salmanassar  IV  sich 
Ululai  nannten^). 

III.  Die  keilinschriftliche  Form  des  Namens  Saosduchin. 

Wir  betrachten  nunmehr  die  keilinschriftliche  Form  und  die  babylonische  Aussprache 
unseres  Königsnamens,  um  dann  zu  sehen,  wie  dieselben  zu  den  vorstehend  erwähnten  griechischen 
Schreibungen  stimmen. 

1)  Die  regelmässige  und  bis  vor  Kurzem  einzige  bekannte  Schreibung  des  Königs- 
namens ist  I  *"*7^  ^I  *^^>^  *^  *^|  I-Q^  *"^^I  (Annalen  AstirbanahaVs  in  den  betreffenden 
Berichten  passim). 

2)  Das  Zeichen  *^\^i^  hat  bekanntlich  den  Lautwerth  sir;  derselbe  kommt  aber  auch 

dem  Zeichen  ^  zu;    so   erscheint    denn   der  Name   auf  der  Tafel  K.  991  Z.  5  als  *"n~   ►^I 

^  *^  ^^ll-^  *~*^1-  Dass  dies  der  Name  gerade  unseres  Königs  ist,  dafür  bürgt  die  Zu- 
sammenstellung mit  Asurhanahal  (s.  den  autographirten  Text  unter  Nr.   14). 


1)  George  Smith  :  The  Assyrian  Eponym  Canon  p.  101  ff. ;  ders. :  History  of  Assurhanipal  p.  200  ff. 
Eduard  Meyer,  Geschichte  da  AUerthims  §  457  Anm.  >S.  550. 

2)  TiELE  Geschichte  II  S.  388  f. 

3)  Schrader  ZK  I,  223.  — 

4)  Nach  gütiger  Mittheilung  Herrn  Professor  Lyon's,  welche  mir  durch  Herrn  Professor  Gottheil 
aus  New- York  übermittelt  wurde. 

5)  Schrader,  ZK  I,  222  f.  —  Oppert's  gegen  diese  Identification  der  Personen  des  Asurbanabal 
=  Kandalanu  vorgebrachten  Gründen  (siehe  dessen  Aufsatz.  La  vraie  pcrsonnalitc  et  les  dates  du  roi  Chini- 
ladan,  Revue  d' Assyriologie  Vol.  I  p.  1  suiv.  und  Memoires  divers  relatifs  ä  V archcölogie  assyrienne  1  p.  29) 
vermag  ich  nicht  beizustimmen. 

6)  Für  Asarhaddon,  von  dem  er  annimmt,  dass  er  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  al?*  Vicekönig  von 
Babylonien  fungirt  habt,  vermuthet  ganz  neuerdings  eire  ähnliche  Doppelncnnung  Winckler  ZA  II,  S.  806 
Anmerkung  2. 


Die  keilinschriftlichen  Namensformen.  7 

Es  dürfte  dessluilb  der  ]  ^*j~  ^I  *4i  *^  ^LIl^  *"*^lJ  geschriebene  Verf"a.s.ser  des 
Briefes  an  den  König  mit  der  Signatur  K.  5579  (s.  Cap.  I[  Nr.  5  u.  Tafel  XII)  ebenfall^J 
mit  unserem  Saosducliin  identisch  sein  (V). 

3)  Die  Schreibung  »^Hf-  t]  »^<^  •"IIA.  "^^I  ohne  »^,  die  in  der  Inschrift  L^ 
(Nr.  8  Tafel  XXIII  fg.  der  Autographie)  an  beiden  Stellen  erscheint^),  wo  der  Name  ge- 
nannt wird  (Z.  11  und  Z.  19),  ist  eine  der  bekannten  häufigen  Verkürzungen  babylonisch- 
assyrischer Namen  in  der  Schreibung  und,  wie  das  die  griechische  Wiedergabe  z.  B.  bei  Ptolemäus 
mehrfach  zeigt,  auch  in  der  Aussprache.  p]inen  zweimal  wiederholten  Schreibfehler  (Herr  Prof. 
Opfert  brieflich)  anzunehmen,  sehe  ich  keinen  Grund. 

4)  Nach  freundlicher,  mir  kurz  vor  Abschluss  dieses  Abschnittes  zugegangener  Mit- 
theilung   von    Herrn   Dr.  Bezold    findet    sich    in    dem    mir    unbekannten    babylonischen    Brief 

K.  1203,  Z.  5    der  Vorderseite   die   Schreibung   »^»^     t]    *^jäk.>-*-    >^    t^] ,    während  die 

drittletzte  Zeile  die  gewöhnliche  Schreibung  mit  *"|  |4k>   *~*  I   am  Schluss  bietet. 

5)  In  den  Datirungen  der  Contracttäfelchen ,    die  Rassam  in  Abu  Habba  fand,    sowie 

im  babylonischen  Canon  findet  sich  für  unseren  Königsnamen  die  Schreibung   f    KK  *^- 

Was  nun  die  Aussprache  des  durch  diese  Zeichen  wiedergegebenen  Namens  anlangt,  so 

wird  t^\  *^^^  II  R  47,  49  durch  samullu  wiedergegeben;  daher  sich  die  von  Opfert  vorge- 
schlagene Lesung  Samul-sum-ukin,  die  sich  über  das  vorausgestellte  ^>^\  hinwegsetzt,  nach  ver- 
schiedenen anderen  Versuchen,  die  theilweise  nichts  weiter  waren  als  die  sylabisch-phonetische 
Wiedergabe  der  als  Ideogramme  beabsichtigten  Zeichen ,  am  längsten  erhalten  hat.  Die 
richtige  Lesung    verdanken    wir  Friedrich  Delitzsch^)  ,    welcher    Schrader    die    Copie    eines 

Syllabars  mittheilte ,  welches  das  betreffende  Gottesideogramm  *"*t~  ^I  ^^^^^  direct  durch 
Samas  „und  zwar  in  einem  Eigennamen"  erklärt.  Dieses  „von  Rassam  nach  England  gebrachte 
Syllabar"  ist  kein  anderes  (vgl.  a.  ZK  II,  361  Anm.  1),  als  die  später  V  R  44  veröffentlichte  Liste 
protobabylonisch    resp.  ideographisch    geschriebener  Königsnamen    mit    ihren    neubabylonischen 

Aequivalenten,    wo    Col.  III   50    der  Name    I   <y@[   ^^   ^^  ^]   •^<^    durch    -»-f-   ^] 

^111^    »^I^    -Q^^=    »Der  Sonnengott  beruft  zusammen"   erklärt  wird. 

Wesshalb   nun  jenem  Zeichencomplex    diese  Bedeutung    zukomme,    ist   ziemlich    klar: 

^I    *^\^5=   wird  verschiedentlich,  so  II  R  8,  10   und   in    dem  dreispaltigen  eme-sal  Vocabular 

(ASKT  113,  33  =  V,  11,  38  =  AL^  127,  35)  durch  niiru  ;_^  erklärt.  ^*^  t^  •^<^  ist 
also  der  Gott  des  Lichts. 

Die  Gruppe    ^f    *^^^    mit   ihrer   Variante    >^]    */~    kommt    in    dem    Namen    eines 

Tempels  der  Stadt  Ur  >^\  *^i,^^  ^[*^^),  ferner  in  dem  so  häufig  erwähnten  Stoinnamen  ►ff-^y 

>-|    *^V^   ^1*^'   „Stein  des  grossen  Lichts"*)  vor.    Auch  in  dem  Namen  eines  Vogels  erscheint 

dieselbe:  ^I  '^<^  Hf^I  (V  R  27  Nro.  3  Obv.  38)^). 


1)  Siehe  C.  F.  Lehmann  ZK  II  360  ti. 

2)  Bei  ScHRADEJi  Ber.  K.  Sachs.  Ges.  d.  W.  1880.  S.  2,  Anm.  3. 

3)  Vgl.  Jensen:  Surha  ZK  II  45  N.  1.   —   Pognon:   Les  inscriptions  du  Wadi  Brissa  p.  187  suiv. 

4)  Dei'selbe  spielt  u.  a.  eine  Rolle  in  einem  imveröffentlichten  Hymnus  an  den  Gott  Nh)dar  im 
Berliner  Museum. 

5)  HOUGHTON  (TSBA  VIII  67  ff.)  erkennt  in  der  altbabylonischen  Form  (Striehfigur)  des  Zeichens, 
welche  bekanntlich  um  90^'  von  rechts  nach  links  gedreht  werden  muss,  wenn  man  dem  ursprünglich  beab- 
sichtigten Bilde  nahe  kommen  will,  die  rohe  Darstellung  eines  feurigen  vom  Himmel  herabkomnienden  Blitzes 
oder  Meteors    und   erinnert   an  die  Rolle,    welche   der  Specht   in    der  Mythologie   verschiedener  Völker  als 


8  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

V 

Dass  jedenfalls  in   dem  ersten  Theil  des  Namens  der  Sonnengott  Samsu  zu  suchen  sei, 

zeigt  zum  Ueberfluss  noch  die  (unter  5)  angeführte  Wiedergabe  durch  KK  20,  die  dem  Sonnen- 
gott geheiligte  Zahl  (s.  z.  B.  V  R  37  Col.  I  33  ff.)-  Dagegen  bleibt  unklar,  warum  in  allen 
bisher    bekannten    Schreibungen    unseres    Königsnamens    Samas   niemals    in    der    gewöhnlichen 

Schreibweise  *^nr"  l  erscheint,  zumal  da  doch  der  im  Uebrigen  ganz  identische  Name 
►^^  '^I  ►^  ^11 1^  -^^  ^)  Samas-suni-u-7chi  als  babylonischer  Personenname  bezeugt  ist. 
Das  nach  *^*7^  ^j  ^^^^  erscheinende  *^  könnte  man  versucht  sein ,  mit  dem 
nachfolgenden  *^l  J-^^  ^~^I  (►^|)  zusammenzuziehen  und  niuJcm  zu  lesen*).  Der  Ausfall  des 
*^   in  der  oben  unter  3  angeführten  Schreibung  und  noch  mehr  die  Beibehaltung  desselben  in 

der  abgekürzten  Namensform  [  ^^  >^  verbieten  dies:  *^  muss  ein  selbständiges  Element  sein 
lind  ist  demgemäss  als  Ideogramm  für  sumu  Name  zu  fassen. 

*^I  |-<Si.  *~*^1  nnd  ^1  sind  die  sattsam  bekannten  Ideogramme  für  das  Verbum  kämi 
und  dessen  verbale  und  nominale  Ableitungen.  Die  Analogie  anderer  Namen  lässt  namentlich 
zwei  Auffassungen  zu,  die  verbale  tikw  und  die  adjectivische  Mmi,  eine  Alternative,  die  aus 
den  Versuchen,  die  Aussprache  des  Namens  Sargon's  mit  dessen  Schreibungen  in  Ueberein- 
stimraung  zu  bringen  ,  in  steter  und  frischer  Erinnerung  ist.  Man  könnte  demnach  an  sich 
sowohl  Samas-sum-uMn  als  Samas-him-Mnn  lesen ,  und  die  Entscheidung  wird  dadurch  nicht 
erleichtert,  dass  phonetisch  geschriebene  Beispiele  für  beide  Formen  in  verschiedenen  Eigen- 
namen vorliegen^).  Vergl.  mit  Nabü-su-um-u-Jci-in  (Strassm.  Leyd.  87  Z.  4,  vergl.  58,  79.) 
Nahü-kmi-ii-hin  (ebenda  89,  16),  Marduk-him-u-hin  (HR  64,  29,  Strassm.  AV.  5170),  Samas- 

> 

sum-u-Mn  (s.  o.)  einerseits,  die  Form  Samas-sum-Jcin-nu  (Strassm.  Leyd.  90,  22.)  andererseits. 
Für  den  zuletzt  angeführten  Namen  wäre  freilich  die  Lesung  Samas-mu-Jcin-nu  =  Samasmulcinu 
reichlich   so  wahrscheinlich  und  so  verständlich. 

Hervorgehoben  sei  noch  mit  Bezug  auf  die  durch  die  griechische  Namensform  an  die 
Hand  gegebene  Lesung  Samas  für  Samsu  und  sum  für  sumu{a),  dass  ich  mich  der  ziemlich 
verbreiteten ,  aber  unbewiesenen  und  widersinnigen  Auffassung ,  als  hätten  die  Assyrer  und 
Babylonier  in  Eigennamen  an  Stellen ,  wo  von  einem  Annexionsverhältniss  nicht  die  Rede  ist, 
die  Verbindungsform  (Status  constructus)  gewisser  Nomina  bevorzugt*),  nicht  anschliessen  kann. 


Bringer  des  himmlischen  Feuers  spielt.      In  ähnlicher  Weise  hatte  sich  vorher  bereits  Boscawen  geäussert 

(TSBA  VI,  276;   vgl.  Hoüghton   a.  a.  0.  119).  —  Hommel,  Semiten  S.  506  zu  301  schlägt  vor,   ^J   >^^ 
durch  „Fackel"  zu  übersetzen. 

1)  S.  Steassmaier  AV.  7935  und  Leydener  Congress  Nr.  42,  40.  Haben  wir  hier  vielleicht  an  eine 
besondere  Erscheinungsform  etwa  des  sipparensischen  Sonnengottes  zu  denken?  Der  Dienst  des  Sonnen- 
gottes hatte  in  Babylon,  soweit  wir  wissen,  keine  hervorragende  Stätte.  Wenn  man  auf  die  Herkunft  der  uns  von 
Samassumukin  erhaltenenlnschriften  sieht  —  was  allerdings  durchaus  kein  untrügliches  Merkmal  ist,  da  wir  nicht 
wissen,  einen  wie  kleinen  Bruchtheil  der  wirklich  einst  vorhandenen  Weihinschriften  die  auf  uns  gekommenen 
Documente  repräsentiren  —  so  könnte  man  wohl  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  Sippar,  die  Hauptstätte 
des  Sonneucultus,  von  dem  König,  der,  wie  sein  Name  zeigt  (vgl.  Bil.  Z.  6  u.  unten),  dem  Sonnengott  seine 
legitime  Geburt  iiid  Herrschaft  verdankt,  bevorzugt  worden  sei.  Dass  eine  gewisse  Pi-ivalität  zwischen  dem 
babylonischen  Beiyoul+us  und  dem  sipparensischen  Sonnendienst  bestand,  ist  an  sich  natürlich  und  zudem 
geradezu  überliefert.  Dem  letzten  babylonischen  König  Nabonid  wird  ausdrücklich  eine  Bevorzugung  des 
Hauptgottes  von  Sippar  von  den  Babyloniern  zum  Vorwurf  gemacht. 

2)  Vgl.  im  Allgemeinen  Schrader  ABK  Seite  127.  —  Für  unsern  Königsnamen  speciell:  Opfert 
GGA  1880  S.  1490  Anm. 

3)  Lehmann  ZK  H  361  und  daraufhin  neuerdings  auch  Halevy  ^Notes  semitiques  1.  Zaoodov- 
Xivog",  Seperatabdruck  aus  den  „Me'langes  Kenier\  Paris  1886. 

4)  S.  z.  B.  Lotz,  TP.  S.  79. 


p]rklärunf,'  des  NamenH  Samaääumuk'in.  9 

Ich  setze  diese  Verkürzung  und  Veränderung  vielmehr  auf  Rechnung  der  Erscheinung,  dass 
in  der  späteren  assyrisch-babylonischen  Sprache,  wie  im  Hebräischen,  die  Endvocale  zu  quies- 

V 

ciren  begannen,  wobei  dann  beim  Zusammentreffen  von  zwei  Consonanten  wie  in  Sanis"  durch 
Dazwischentreten  eines  schwa-ähnlichen  ganz  schwachen  Vocals  Formen  entstanden  ,  die  den 
hebräischen   Segolatformen    entsprechen    und    natürlich    in    vielen   Fällen    mit    den  Status-con- 

V 

structus- Formen  lautlich  fast  völhg  zusammenfielen  (Sam"^). 

Ich  komme  auf  diese  Erscheinung  unten  bei  Besprechung  des  Namens  Asur-han-ahal 
ausführlicher  zurück. 

IV.  Erklärung  des  Namens  Samassumukin. 

Die  Deutung  des  Namens  macht  Schwierigkeiten :  denn  Samas-him-uTcin  einfach  etwa 
mit  „Samas  hat  den  Namen  gegeben"  zu  übersetzen,  geht  nicht  an,  weil  künu  eben  nicht 
„geben"  heisst,  und  auch  eine  wörtliche  Uebersetzung,  etwa  „Samas  hat  den  Namen  festgesetzt", 
ergäbe  keine  befriedigende  Deutung.  — 

Bereits  in  meiner  Dissertation^)  habe  ich  darauf  hingewiesen,  dass  die  Intensivform 
von  liänu  „festsetzen",  hünu  als  Synonym  von  hushimu  und  salcänu  nicht  blos  die  Bedeutung 
des  Festsetzens  hat,  sondern  auch  besagt:  „veranlassen,  dass  eine  Sache  das  Attribut  hinu 
rechtmässig,  gerecht,  legitim,  ordnungsmässig,  in  sich  harmonisch'  verdient",  etwas  „gut  und 
richtig  zu  Werke  bringen",  „als  etwas  Tüchtiges,  Gediegenes,  Existenzfähiges  und  Kräftiges 
schaffen"  ^). 

Ferner  ist  seit  Langem  bekannt,  dass  das  Wort  sumu  im  Babylonisch- Assyrischen 
nicht  blos  „Name"  bedeutet,  sondern  „das  sich  offenbarende  Wesen  einer  Sache",  die  „Existenz" 
bezeichnet^);  wir  erinnern  hier*)  nur  an  den  Beginn  des  bab.  Schöpfungsberichtes  enuma  elis 
lä  nahü  sainämu,  saplis  mätum  suma  Id  i^aJckar,  „als  droben  der  Himmel  nicht  benannt  war, 
unten  das  Land  noch  keine  Benennung  hatte"  d.  i.  „als  droben  noch  kein  Himmel  existirte, 
unten    die    Erde    nicht   geschaffen   war".     Man    kann    daher   den    Satz  Samas-sum-uMn    über- 

V 

setzen  „Samas  hat  (den  Namen  und)  das  Wesen  der  benannten  Person  tüchtig  und  vortrefflich 
geschaffen,  hat  ihr,  (resp.  wenn  man  sich  statt  des  Namengebers  den  Benannten  als  redend 
denkt,  vgl.  Bit.  Z.  6  ff.,  mir)  eine  rechtmässige  Existenz  verliehen".  —  Um  ein  klareres  Ver- 
ständniss  dieser  Deutung  anzubahnen,  wird  es  an  dieser  Stelle  (Ausführlicheres  siehe  in  Cap.  III) 
genügen,  darauf  hinzuweisen,  dass  die  besonders  am  Eingänge  der  assyrischen  wie  der  baby- 
lonischen Königsinschriften  so  häufig,  ja  fast  regelmässig  wiederkehrenden  Anspielungen  auf 
die  Betheiligung  eines  oder  mehrerer  Hauptgötter  an  der  Erzeugung  und  Gebart  des  Königs 
durchaus  nicht  blos  religiöse  Floskeln  sind,  sondern  ihre  sehr  reale  Bedeutung  haben,  indem 
sie    den    Ausdruck    für    die    Rechtmässigkeit    der    Geburt    des  Herrschers    und    damit    für    den 


1)  Zu  der  im  Texte  folgenden,  wie  ich  glaube,  richtigeren  Deutung,  hat  mir  die  genaue  Betrachtung 
von  Zeile  6  ff.  der  zweisprachigen  Inschrift  {Bil.)  des  Königs  verholfen,  weshalb  ich  auch  in  der  Dissertation 
(p.  46  f.)  meine  Deutung  des  Namens  im  Conunentar  an  die  Erläuterung  dieser  Stelle  angeschlossen  habe. 
Da  ich  in  die  Nothwendigkeit  versetzt  bin,  schon  hier  in  der  Einleitung  die  Lesung  des  Namens,  wie  ich 
sie  durch  das  ganze  Buch  hindurch  anwenden  werde,  zu  vertheidigen  und  zu  vertreten,  so  verweise  ich  dess- 
halb  einstweilen  zur  Stütze  des  oben  Vorgebrachten  auf  p.  42 — 48,  insbesondere  p.  46  f.,  meiner  Dissertation. 
Näheres  s.  u.  im  Comraentar  zu  Bil.,  Z.  6  ff. 

2)  Zu  ganz  entsprechenden  Ergebnissen  sind  inzwischen  auf  anderen  Wegen  gekommen  Jkxsex 
(ZA  II  S.  91  f.)  bei  seiner  Besprechung  des  dem  Jiiinu  doch  wohl  verwandten  Verbums  I'iddiü  und  des  Nomens 
talcnitu  und  Wincklee  (ZA  II  S.  299  f.),  der  vornehmlich  durch  geschichtliche  Betrachtung  zu  der  Erkenntniss 
gelangt  ist,  dass  sarru  kinu  nichts  Anderes  bedeutet  als  ,rex  legitimus",  „der  rechtmässige  König". 

3)  S.  ScHRADER  KAT^  4,  „einen  Namen  tragen  und  existiren  sind  für  den  Semiten  correlative 
Begriffe".     Haupt  SFG  31.  —  Lehmann,  Diss.  p.  45  sq. 

4)  Vgl.  unten  den  Commeutar  zu  Bil.  6  ff. 

Lehmann,  Sauiassuniukin.  ^ 


10  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

und  damit  für  den  Rechtsanspruch  und  die  Grundlage  seiner  Herrschaft  enthalten,  —  um  die  es 
vielfach  in  Wahrheit  recht  zweifelhaft  bestellt  ist;  und  dass  ferner  die  Namengebung  und 
Namensführung  bei  beiden  Völkern  unzertrennlich  zusammenhängt  mit  dem  Charakter  ihrer 
Relio-ion  als  eines  Gestirndienstes  und  den  daraus  folgenden  astrologischen  Manipulationen  vor 
oder  bei  der  Geburt  eines  Kindes.   — 

Ganz  neuerdings  hat  nun  Halevy  in  dem  bereits  angeführten  speciell  der  Lesung  und 
Deutuno'  unseres  Königsnamens  gewidmeten  kleinen  Aufsatz  ^aooöovxtvog^)  eine  veränderte, 
in  vielen  Punkten  sehr  beachtenswerthe  Erklärung  des  Namens  vorgeschlagen,  V  R  23  Nr.  1 
Obv.  Z.  29  werden  bekanntlich  neben  einander  als  den  gleichen  Ideogrammen  entsprechend  und 
als  Synonyme  genannt  die  Wörter  ahlu,  märu,  sumu^).  Dergleichen  durch  Nebeneinander- 
stellunf  als  Synonyme  gekennzeichnete  Wörter  decken  sich  bekanntlich  nie  völlig:  schon  märu 
„Kind"  ist  ein  weiterer  Begriff  als  ablu  „Sohn"  und  Halevy  hat  daher  gewiss  Recht,  wenn 
er  für  sumu  die  noch  allgemeinere  Bedeutung  „Nachkommenschaft"  fordert.  Wenn  er  dann 
freilich  zur  Stütze  dieser  Auffassung  auf  das  Hebräische  (Nahum  I,  14)  und  das  Aramäische 
(Inschrift  von  Teimä  Z.  14  und  22)  Bezug  nimmt,  so  bewegt  er  sich  damit  in  einem  circulus 
vitiosus.  Denn  die  Inschrift  von  Teimä,  die  in  ihrer  bildlichen  Darstellung  auf  den  ersten 
Blick  den  assyrischen  Einfluss  erkennen  lässt,  erweist  sich  bei  näherer  Betrachtung  auch  dem 
Inhalte  nach  als  Denkmal  einer  von  Assyrien  zum  Mindesten  stark  beeinflussten  Cultur^); 
namentlich  die  Sätze,  in  welchen  ein  späterer  (Tebertreter  des  Gebotes  oder  Schädiger  des 
Documentes  mit  Flüchen  bedroht  wird,  sind  kaum  etwas  Anderes  als  eine  fast  wortgetreue 
Nachbildung  der  bab.-assyr.  Fluchformeln  in  der  Gestalt ,  wie  sie  gerade  am  Ende  der  von 
uns  unten  zu  veröffentlichenden  Inschriften  erscheinen;  der  Ausdruck  HDlt^  nyiT  entspricht  genau, 
nur  mit  Umstellung  der  Nomina,  dem  in  diesen  Formeln  stetig  wiederkehrenden  assyrischen 
sum-su  zer-su.  Ebenso  dürfte  aber  auch  die  Zusammenstellung  dieser  beiden  Wortstämme  in 
Tipii'P  VD'fr^'^  hei  dem  ohnehin  mit  Assyrien  so  genau  bekannten  und  assyrischer  Beeinflussung 
nicht  unverdächtigen  Nahum'*)  die  assyrische  Redeweise  wiederspiegeln.  Wir  werden  also 
damit  auf  das  Assyrische  selbst  zurückverwiesen. 


1)  Melanges  Renier,  Paris  1886. 

2)  Vergl.  auch  Jensen  ZK  II  309;  ZA  I  386. 

3)  Dies  werde  ich  an  anderer  Stelle  ausführlicher  darzuthun  suchen  und  bemerke  hier  nur  kurz: 

a)  dass  die  Darstellung  unverkennbar  assyrisches  Gepräge  trägt,  haben  inzwischen  bereits  aus- 
gesprochen Clermont-Ganneau,  Bevue  critique  1884,  p.  442  auivv.,  Perrot  und  Chipiez  ,  Histoire  de  Vart 
dans  l'antiquite.    T.  IV,  p.  390  suivv. 

b)  der  Tenor  der  Inschrift,  namentlich  (s.  im  Text)  die  Fluchformeln,  haben  so  unverkennbar 
assyrischen  Typus,  dass  mir  derselbe  gleich  bei  der  ersten  cursorischen  Leetüre  auffiel;  auch  der  Wort- 
schatz weist  theilweise  (s.  o.)  nach  Assyrien  zurück ; 

c)  dass  der  Gott  uh)^^  welcher  in  zwei  verschiedenen  Erscheinungsformen  als  u'7)l  von  Hagam  und 
□'p^i  von  Teimä  in  der  Inschrift  eine  so  grosse  Rolle  spielt,  sich  wohl  als  dem  assyrischen  oder  sabäischen 
Pantheon  angehörig  erweisen  würde,  hat  ebenfalls  bereits  Clermont-Ganneaü  ausgesprochen:  Die  assyrischen 

Götterlisten  weisen  mehrfach  eine  Gottheit  auf  die  bezeichnet  wird  als  >^*n~    ^y^\^ ^rs^j  das  Zeichen 

^I^^^I^^^S^  ist  aber  kein  anderes  als  das  Ideogramm  für  salmii  „Bildwerk",  das  ausserdem  nur 
noch    durch   das   Synonym  dieses  Wortes  nabnitu  „Bauwerk"   met.  „Erzeugniss"   verlautlicht  werden  kann. 

Die  nächstliegende  und  sich  natürlich  darbietende  Lesung  für  die  Gruppe  *"*7~   ^y^\t, ^^^  ^^^  ^^®^ 

ilu  salmuii)  der  Bildgott,  genau  entsprechend  dem  Q^Ji  '^if  der  Inschrift  von  Teimä;  über  den  mytho- 
logischen Charakter  des  assyrischen  Bild -Gottes  *^*Y~  ^y^\^-^^^^,  ~  ?^''""  D^ll  vermag  ich  zur 
Zeit  nichts  Genaueres  auszusagen;  doch  scheint  er  (s.  III  R  69,  67g;  vgl.  II  R  48,  49a  und  dazu  Brünnow, 
List,  Nr.  7298)  eine  besondere  Erscheinungsform  des  Sonnengottes  gewesen  zu  sein. 

4)  S.  HrrziG  S.  214;  de  Wette-Schrader  Einleitung  S.  469. 


Sumu  =  ,  Nachkommenschaft".  11 

Da  ist  denn  zuerst  hervorzuheben,  dass  wir  auf  die  Grundbedeutung  „Name"  für 
mmu  in  dieser  Verbindung  deshalb  nicht  verzichten  können,  weil  Namen  wie  Mardiik-zikir- 
isTiun  und  ähnliche  mit  dem  gleichen  Ausgange,  welche  offenbar  entsprechende  parallele 
Bildungen  sind,  in  dem  Worte  zilcrti  ein  unverkennbares  Synonym  zu  himu  aufweisen.  Gerade 
aus  der  Betrachtung  des  ziliriA  in  dieser  Verbindung  erwächst  uns  aber  andererseits  eine  Be- 
stätigung für  die  Möglichkeit  der  neuen  von  Halkvy  vorgeschlagenen  Fa.ssung.  Denn  die 
Bedeutungsentwicklung  des  Stammes  12T  und  ^^  führt  uns  die  Begriffe  des  „Namens"  und 
desjenigen  Elements,  welches  das  Fortleben  des  Namens  und  Wesens  ermöglicht,  des 
Gedächtnisses  nämlich,  in  engster  Verbindung  vor  Augen.  So  werden  wir  auch  in  sumu 
„Name"  und  sumu  „Nachkommenschaft"  nicht  zwei  sprachlich  verschiedene  und  zu 
trennende  Wörter  zu  erblicken  haben ^),  vielmehr  der  Auffassung  Raum  geben  dürfen,  dass, 
wenn  sumu  zugestandenermassen  Name,  Wesen  und  Existenz  bedeutet,  sich  die  „Nach- 
kommenschaft" als  die  den  Namen  und  das  Wesen  des  Vaters  weiter  führende  Fortsetzung 
der  Existenz  ohne  grossen  Zwang  in  denselben  Begriffskreis  einfügt.  Die  so  sich  ergebende 
von  Hälevy  vorgeschlagene  Deutung:  „Samas  hat  einen  rechtmässigen  Nachkommen  geschaffen" 
hat  um  so  mehr  Anspruch  auf  Beachtung ,  als  sie  zu  den  bei  der  Geburt  des  SamassmnuJun 
muthmasslich  vorliegenden  Verhältnissen*)  sehr  wohl  stimmt.  Vergessen  dürfen  wir  dabei 
freilich  nicht  (vgl.  o.  S.  9),  dass  in  diesem,  wie  in  allen  Fällen,  wo  mehrere  nach  fremdsprach- 
licher Auffassung  verwandte  Begriffe  in  einem  Worte  zusammenfliessen,  dem  wir  im  Deutschen 
ein  Gleiches  und  Ebensolches  besagendes  Wort  nicht  an  die  Seite  stellen  können,  die  Uebersetzung 
unzulänglich  ist.  Dem  Gedankengange  des  Namengebers  würden  wir  vielleicht  näher  kommen 
mit  einer  Umschreibung,  wie  etwa  der  folgenden:  „Der  Sonnengott  hat  mir  Heil  widerfahren 
lassen,  indem  er  meinem  Namen  und  meiner  Existenz  eine  rechtmässige,  glücklich  veranlagte 
Fortsetzung  geschaffen  hat".  — 

Aus  demselben  Grunde  möchte  ich  zwischen  der  von  mir  vorgeschlagenen  allijemeinen 
Deutung  „Samas  hat  eine  rechtmässige  Existenz  geschaffen"  und  dem  HALEVT'schen  engeren 
„Samas  hat  rechtmässige  Nachkommenschaft  geschaffen"  keine  definitive  Entscheidung  treffen. 
Sprachlich  und  begrifflich  sind  sie,  wie  wir  sahen,  gleich  berechtigt  und,  wenn  die  HALEVT'sche 
Fassung  vom  Standpunkt  des  Namengebers,  der  in  erster  Linie  in  Betracht  kommt,  die  grössere 
Berechtigung  hat,  so  ist  doch  andererseits  nicht  zu  verkennen,  dass  gerade  vieldeutige  Namen 
wie  Samas-sum-uJcin  und  ähnliche ,  auch  zu  einer  directen  Anwendung  und  Erklärung  auf 
die  Person  des  Benannten  einladen,  womit  dann  unsere  ursprüngliche  Deutung  in  ihre  Rechte 
tritt:  „Samas  hat  mir  eine  rechtmässige  Existenz  gegeben",  hat  „mich  legitim  erschaffen";  — 
dass  eine  solche  Auffassung  dem  Könige  selbst  oder  seinen  schreibkundigen  Beamten  nahe 
gelegen  hat,  scheint  mir,  wie  bereits  gesagt,  durch  Z.  6  f.  der  zweisprachigen  Inschrift  ange- 
deutet zu  werden;  wir  sind  somit  zum  Ausgangspunkt  unserer  diesbezüglichen  Betrachtung  zu- 
rückgekehrt. 

Was  die  oben  (s.  S.  8)  als  möglich  bezeichnete  Lesung  Satnas-sum-Jiinu  anlangt,  so 
beeinflusst  diese  die  Deutung  in  keiner  Weise:  wir  müssten  jedoch  ein  Verbum  ergänzen,  etwa 
Samas-sum-liinu-iddin  oder  .  .  .  ihm  „Samas  hat  einen  rechtmässigen  Nachkommen  gegeben"; 
schon  aus  diesem  Grunde  ist  die  andere  Lesung,  bei  welcher  uns  "eine  derartige  Ergänzung  er- 
spart bleibt,  vorzuziehen.  —  Ganz  verwerfen  dürfen  wir  jedoch  jene  Lesung  nicht,  da  sie  mit 
der  griechischen  Namensform  am  Besten  stimmt  und  wir  aus  anderen  Beispielen  wissen,  dass 
bei   den  Babyloniern    selbst  verschiedene  Lesungen    desselben  Namens   möglich    waren:    man 


1)  Derselben  Ansicht  scheint  nach  ZA.  I,  386  Jensen  zu  sein. 

2)  S.  u.  in  Capitel  III. 


o* 


12  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

denke  an  Bel-ihni  und  Belhäni  etc.  Konnten  wir  somit  Halevy's  Förderung  bei  der  schwie- 
rio-en  Namensdeutung  dankbar  anerkennen  und  seine  Resultate  uns  zu  eigen  machen,  so  sehen 
wir  uns  andererseits  ausser  Stande,  ihm  in  dem  Punkte  beizustimmen,  auf  welchen  seine  ganzen 
Ausführungen  über  unsern  Königsnamen  abzielen,  d.  i.  in  der  Erklärung  des  in  der  griechischen 
Wiedergabe  des  Namens  Samas-sum-ukm  durch  ^aoodovxivog  erscheinenden  (Z-Lautes. 

V.  Vergleichung  der  griechischen  (und  armenischen)  Wiedergabe  mit  der 

babylonischen  Form  des  Königsnamens. 

I.  In  dem  oben  citirten  Vocabular  V  R  23  Nr.  1,  29  b  c  d  erscheint  an  der  Stelle, 
welche  ahlu,  märu,   sumu  als  Synonyma  zusammenfasst,  in  der  zweiten  Spalte  das  Ideogramm 

für  Sohn  ^^^^J,  d.  i.  „Kind"  +  „männlich",  und  diesem  entspricht  in  der  dritten,  der 
Erkläruno'  der  completen  Zeichen  gewidmeten  Spalte   der  Ausdruck    du-mu-ni-ta-ga-ku ,    d.  h. 

nichts  anderes  als  dtimu  +  ^)  nitag.  Da  nun  v:ff-|  in  dem,  was  wir  als  „protobabylonische 
Sprache"  bezeichnen,  Halevy  (s.  u.  Cap.  IV)  als  „hieratische"  Schrift  und  Schreibung  ansieht, 
die  Aussprache  nitag  hat,  und  das  als  Silbenzeichen  tur  zu  lesende  ^5^  hier  als  Ideogramm 
für  „Kind"  in  der  Aussprache  dumu  erscheint,  so  schliesst  Haleyy  hieraus  auf  das  Vorhanden- 
sein eines  vierten  Synonyms  dumu  „Kind"  (vgl.  auch  ZA  I,  386).  In  dem  Namen  unseres  Königs 
habe  man  dann  die  Worte  sumu  „Nachkommen"  und  dumu  „Kind"  promiscue  gebraucht,  und 
das  d  in  ^aoodovxivog  erkläre  sich  daraus,    dass  der  Gewährsmann   des  Ptolemäus  zufällig  die 

V 

Namensform  mit  dumu  angewendet  und  Samas-dum-uMn  gesprochen  habe. 
Dagegen  ist  neben  Anderem  vornehmlich  einzuwenden: 

1)  Bei  solcher  Annahme  fällt  der  Zusammenhang  des  mittleren  Namensbestandtheils 
mit  dem  Worte  sumu  =  Name  fort,  dessen  Aufrechterhaltung  wir  (s.  o.  S.  11)  als  unerlässliche 
Vorbedingung  für  die  Annahme  der  HiLEVY'schen  Namenserklärung  erkannt  hatten. 

2)  Es  fiele,  selbst  wenn  man  in  eine  solche  Trennung  der  Worte  sumu  „Name"  und 
sumu  „Nachkommenschaft"  wilHgen  wollte,  mit  dem  Gleichklang  jeglicher  Grund  weg,  das 
mittlere  Element  durch  *4^5  das  Ideogramm  für  sumu,  wiederzugeben.  In  unserem,  wie  in 
allen  gleich  gebildeten  Königsnamen  erscheint  dieser  Bestandtheil  stets  >^  oder  phonetisch 
su-um  geschrieben,  nirgends  findet  sich  du-um  oder  du-mu,  die  einzigen  Schreibungen,  die  be- 
weisend wären.  Da  aber  Halevy  das  Ideogramm  C^^  und  ^5^>jp_[;  das  wir  ahlu  zu  lesen 
gewohnt  sind,  auch  für  dumu  lesen  zu  dürfen  glaubt,  so  würde  er  für  die  Eigennamen,  in  denen 
dieses  Ideogramm  in  Verbindung  mit  einer  Ableitung  des  Stammes  hänu  vorkommt,  vermuthungs- 
weise  diese  Lesung  in  Anspruch  nehmen  können.  Bei  näherer  Betrachtung  der  assyrisch-baby- 
lonischen Eigennamen  erweist  sich  eine  solche  Zusammenstellung  aber  als  ausserordentlich  selten^). 

3)  Drittens  aber,  und  das  ist  die  Hauptsache,  ist  dumu  gar  kein  semitisch- 
assyrisches Wort.  Es  findet  sich  weder  jemals  in  semitischen  zusammenhängenden  Texten 
noch  auch  in  denjenigen  Theilen  und  Spalten  der  Syllabare ,  in  denen  wir  das  semitische 
Sprachgut  zu  suchen  haben,  sondern  in  der  angeführten  Hauptstelle  des  vierspaltigen  Syllabars 
steht  es  m  der  dritten,  d.  h.  derjenigen  Spalte,  die  uns  überhaupt  keine  Wörter  lexicalisch 
mittheilt,  sondern  nur  die  Namen  der  Zeichen  und  ihre  den  Zeichengruppen  entsprechenden 
Zusammensetzangen  angiebt.  Diese  Namen  geben  meistentheils  den  ursprünglichen  also  nicht- 
semitischen Lautwerth  oder  den  häufigsten  Wortwerth  des  Zeichens  wieder,  oft  unter  Anfügung 


1)  Ueber  die  Postposition  JpT    ku  auch  in  dieser  Bedeutung  s.  u.  (Cap.  IV). 

2)  Vgl.  (?)  den  Namen  J    ^^    ^]    ^\\    ^T^^J. 


Duvu  ,Kind",  lautliche  Variante  von  tur.  13 

einer  seaiitischen  Endung.  Das  Zeichen  \\*-  Auge  protob.  igi  heisst  igü  (S*  Col.  II,  3  ff.) ;  aber 
nirgends   findet   sich    igti,   als  wirklicher  Bestandtheil  der  Sprache  in  einem  Text;    da.s  Zeichen 

t=f  lY,  ob  es  nun  dan.  kal,  Hb  oder  gurus  zu  lesen  ist,  trägt  immer  den  Namen  gurusu 
(S*  III   15 — 18),   nach  welchem  Worte   man  vergeblich    in    semitischen  Texten  suchen  würde, 

^iXH  ^^"^"^  gemäss  S-'^  II  26  ff.  ni,  te,  pi{l),  Jcum,  ^alj,  i2(i)  gelesen  werden ;  in  all  diesen 
Aussprachen   behält  es  den  einen  semitisirten  Namen  izü,   der  kein  in  der  Sprache  lebendiges 

Wort  darstellt;  so  dürfen  wir  auch  aus  der  Bezeichnung  duniu-nitaga-ku  für  »-^  (Lautwerth 

tur)  >.yy  |    (nitag)  nicht  ein  lebendiges  Wort  dimm  herleiten,   sondern    nur    dumu  als  Namen 

des  ^3^  entnehmen  ^) ;  derselbe  Name  erscheint  für  das  Zeichen  ^^^  noch  II,  37,  54  e  f 
und  mit  a  statt  u  in  der  ersten  Silbe  II,  40,  4  abc.     Dass    dieser  Name    sich    aber,    wie    zu 

erwarten,  auf  eine  wirkliche  Aussprache  des  ^{t  gründet,  zeigen  die  Glossen  in  der  proto- 
babylonischen  Spalte  der  genannten  beiden  Stellen:  wohlgemerkt  aber:  diese  Glossen  wollen 
nur  die  Aussprache  protobabylonischer  („hieratischer")  Wörter  geben.  —  Meiner  Ansicht 
nach  ist  nun  dieses  dum  respective  dam{u) ,  das  auch  duv{u)  respective  dav{u)  gesprochen 
werden  kann,  nichts  weiter  als  eine  lautliche  Variante  des  Wortes  tur.  Diese  Vermuthung  hege 
ich,  seit  ich  in  Amerika  und  England  beobachtet  habe,  wie  häufig  die  Aussprache  des  eng- 
lischen r  in  gewissen  Dialecten,  namentlich  wohl  im  irischen,  der  des  W  bis  zum  Verwechseln 
ähnelt.  Es  ist  dies  eine  so  häufige  Erscheinung,  dass  die  gelesenste  New- Yorker  humoristische 
Zeitung'^)  diese  fehlerhafte  diabetische  Eigenheit  in  einer  ständigen  Rubrik  geisselt,  indem 
sie  jedes  r,  einerlei  an  welcher  Stelle  es  erscheint,  durch  W  wiedergiebt,  also  fwoni,  deatv, 
chüdwen  statt  fvom,  dear,  children  druckt.  An  diesem  „Lautwandel"  ist  nun  durchaus  nichts 
Wunderbares.  Das  Charakteristische  des  r-Lautes  ist  die  Vibration ,  und  diese  kann  be- 
kanntlich an  verschiedenen  Stellen  des  Mundes  hervorgebracht  werden :  Es  giebt  daher  (mit 
Hoffory)  verschiedene  dentale  y-Laute,  und  zwar  interdentale  und  alveolare;  ferner  das 
Uvulare  r,  das  namentlich  in  Norddeutschland,  Nördfrankreich  und  auf  den  dänischen  Inseln 
das  dentale  r  verdrängt^).  Man  kann  aber  schliesslich  auch  mit  den  Lippen  einen  Zitterlaut 
erzeugen,  ein  Laut,  der,  wenn  er  auch  als  Sprachlaut  selten,  theoretisch  von  Sieyers*)  unter 
den  Substitutionszitterlauten  aufgeführt  wird,  und  den  Hoffory  genauer  als  labiolabiales  r 
(bezeichnet  r")  ansetzt.  Für  das  Englische  kommt  nun  noch  als  charakteristisch  und  den 
Uebergang  r  :  r*  (r'") :  w  (engl.)  erleichternd  hinzu,  dass  das  englische  dentale  r  dadurch,  dass 
die  Vibration  bis  auf  ein  Minimum  reducirt  ist ,    meistens  zu  einem  unvollkommen  articulirten 

Laute  wird.  Ich  glaube,  dass  die  Wiedergabe  des  protobabylonischen  Wortes  ^J^  Kind  durch 
tur  und  duv^  auf  die  Existenz  eines  solchen  r"  resp.  eines  durch  dessen  Vermittlung  aus  r 
entstandenen  v  deutet;  wir  werden  weiter  unten  (Cap.  IV)  sehen,  dass  für  dieselbe  noch 
weitere  Anzeichen  im  Protobabylonischen  vorliegen.  Ist  dies  einmal  festgestellt,  so  macht  weder 
der  Wechsel  von  t  und  d  zu  Anfang  einer  geschlossenen  Silbe  im  Protobabylonischen,  noch  das 
Schwanken  zwischen  u  und  a  in  dem  Worte  Schwierigkeiten:  für  das  Letztere  wird  mau  im 
vorliegenden  Falle  wenigstens  kaum  mit  Jensen  (ZA.  I  S.  386)  einen  wirklichen  Lautwandel 
anzunehmen  haben:  die  Annahme  eines  „unreinen"  nach  o  neigenden  oder  wirklich  diesem 
entsprechenden  Lautes  würde  die  zwiefache  Wiedergabe  hinreichend  erklären.  Ich  glaube, 
Vorstehendes  wird  genügen,  um  die  Annahme  eines  ursprünglich  semitischen  assyrischen  Wortes 


1)  Vgl.  Delitzsch's  auf  diese  Stelle  gegründete  Ergänzung  in  S»  Col.  V  332.  AL^  48  A.  7. 

2)  Puck,  in  den  Auslassungen  des  Mr.  Fitznoodle. 

3)  Hoffory. 

4)  Phonetik,  zweite  Auflage,  §  12,  1  o.  S.  90. 


14  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

dumu  „Kind'"  als  hinfällig  zu  erweisen.  Wenn  Jensen  ZA  I  386  auf  11  li  36,  57  verweist, 
wo  in  einer  Liste  assyrischer  Wörter,  die  dem  märu  gleichgesetzt  werden,  an  elfter  Stelle 
da-mu  erscheint,  so  bemerke  ich  darauf,  dass  es  erstens  nicht  gesagt  ist,  dass  dieses  damu 
mit  der  Variante  damu  der  protobabylonischen  Glosse  dumu  identisch  ist,  und  dass  zweitens, 
selbst  wenn  dieser  Zusammenhang  anzunehmen  sein  sollte,  hier  einer  von  den  nicht  seltenen 
Fällen  vorliegen  könnte,  wo  ein  Priestergelehrter,  dem  es  darauf  ankommt,  eine  möglichst  reiche 
Liste  von  Synonymen  eines  Begriffes  herzustellen,  schliesslich ,  wenn  ihm  das  echt-semitische 
lebendige  Material  ausgeht,  zu  Formen  der  alten  heiligen  Sprache  greift;  —  solchen  künstlichen 
lexicographischen  Wiederbelebungen  erweist  man  durch  die  Bezeichnung  als  „Lehnwort"  noch 
viel  zu  viel  Ehre. 

Fällt  somit  das  babylonisch-assyrische  Wort  dumu,  so  ist  auch  Hälevt's  Lesung 
8amas-dum{u)-uMn  und  seine  Erklärung  des  d  in  2aooöovxivog  als  unhaltbar  erwiesen,  und  das 
d  wird  wohl  noch  fernerhin  unerklärt  bleiben  resp.  als  eine  einfache  zufällige  Corruption  an- 
gesehen werden  müssen.  Schräder^)  nimmt  an,  dass  das  J  beim  Copiren  in  Folge  undeut- 
licher Schreibung  von  —  in  ^^O^^OYXINO^  entstanden  sei;  man  darf  aber  nicht  vergessen, 
dass  man  eher  mit  C  als  mit  ^  als  handschriftlicher  Form  des  oiy/xa  zu  rechnen  hat. 

Und  was  meine ,  ZK.  II  360  ff.,  vorgeschlagene  Erklärung  des  d  als  eines  von  den 
Assyrern  gesprochenen ,  resp.  von  den  Griechen  gehörten  zwischengetretenen  euphonischen 
Elementes  anlangt:  (Savass^vukin  :  Saos'^vukin:  Saosduchin) ,  so  bin  ich  mit  Halevy  a.  a.  0. 
der  Meinung,  dass  dieselbe  auf  sehr  schwachen  Füssen  steht,  wenn  ich  auch  andererseits  gerade 
die  Gründe,  welche  er  als  die  vornehmsten  gegen  mich  in's  Feld  führt,  nicht  als  stichhaltig 
anerkennen  kann;  denn  dass  die  Griechen  sem.  1  durch  v,  nicht  durch  v  wiedergegeben  haben 
würden,  mag  richtig  sein,  aber  der  aus  D  entstandene  spirantische  babylonische  Laut  ist  kein 

1  {lo),  sondern  ein  2  (v)^),  und  dass  innerhalb  des  griechischen,  als  einer  indogermanischen 
Sprache  aus  Of  die  Lautgruppe  0(p  entstand ,  hat  doch  mit  der  Art  und  Weise ,  wie  die 
Griechen  zur  Zeit  des  Ptolemäus  oder  selbst  mehrere  Jahrhunderte  früher,  als  ihr  Digamma 
längst  verschwunden  war,  den  auf  einen  Zischlaut  folgenden  spirantischen  Lippenlaut  eines 
fremden,  nicht  sprachverwandten,  semitischen  Wortes  wiedergaben,  sehr  wenig  zu  thun;  ich 
kann  durchaus  nicht  zugeben,  dass  aus  Savass^'vuMn  oder  selbst  SavassvuMn  ein  ^aoo(povxiv(og) 
hätte  entstehen  müssen. 

Im  Uebrigen  braucht  für  die  an  sich  schon  leicht  verständliche  Wiedergabe  des  ersten 
Namensbestandtheils  Samas  gesprochen  Sav^s  nur  auf  die  zum  Ueberdruss  oft  citirte  Glosse 
des  Herychios  oacog '  6  ijhog '  BaßcXcovioi  hingewiesen  zu  werden.  Dass  aus  den  zwei  ersten 
Siben  von  sum-ukin,  zu  sprechen  suvuihin),  oder  vielleicht  mit  Schwächung  des  ersten  u  zu 
Schwa  s^vu  einfach  oov  wurde,  ist  trotz  der  ziemlich  starken  Contraction  ebenfalls  begreiflich. 

V 

Die  verkürzte  Form  Samas-uMn  (s.  o.  S.  7  unter  2)  andererseits  hier  als  zu  Grunde  liegend 
zu  betrachten ,  dürfte  sich  wegen  des  6 ,  das  wohl  sicher  das  s  von  sumu  vertritt ,  nicht 
empfehlen.  Am  Ungezwungensten  würde  sich  die  griechische  Namensfonu  aus  Samas-sum- 
Mnu  —  der  Aussprache,  die  wir,  wenn  auch  als  selten  und  weniger  wahrscheinlich,  doch  neben 
Samas-sum-uMn  als  möglich  bestehen  lassen  mussten  (s.  o.  S.  8)  —  ergeben:  SavasuvJcin  und 
2aoodovxiv{oc,)  entsprechen  sich  in  befriedigender  Weise.  Nur  das  x^Jc  an  dieser  Stelle  ist 
nicht  ohne  Bedenken.  — 

Die  correcte  lautliche  Wiedergabe  der  Form  SamashimuMn  würde  zu  der  für  ein 
griechisches  Auge  wahrhaft  monströsen  Schreibung  ^aooGOv{v)ovxLvog  oder  zum  Mindesten : 
^aoaovovxivog  geführt  haben.    Vielleicht  liegt  aber  doch  eine  ähnliche  minder  contrahirte  Form 


1)  S.  Lehmann,  Diss.  p.  5  n.  1. 

2)  Vgl.  jetzt  Haupt  ZA.  II  S.  260  ft. 


DaH  ■/  in  2aoadov/ivo^.  15 

der  in  ihrer  vorliegenden  Gestalt  jedenfalls  verderbten  Schreibung  ^aoadoih/ivov ,  wie  sie 
der  Codex  Paris.  Graec.  2399  fol.  45  ^)  bietet,  zu  Grunde.  Denn,  wenn  auch  im  Uebrigen  eine 
Vergleichung  der  Lesarten  der  Königsnamen  in  diesem  Codex ,  soweit  sie  Abweichungen  von 
dem  HALMA'schen  Text  darbieten ,  durchgehends  zu  Ungunsten  des  ersteren  aaslallt ,  so  wäre 
es  doch  nicht  ausgeschlossen,  dass  in  diesem  Fall  ein  Anklang  an  eine  einstige  genauere 
Wiedergabe  unseres  Namens  uns  erhalten  wäre.    — 

Es  bleibt  nun  noch  zu  besprechen  die  Wiedergabe  des  babylonischen  k  durch  griechisches  x; 
es  ist  sehr  möglich,  dass  wir  hierin  mit  Haupt'^)  die  Andeutung  einer  spirantischen  Aus- 
sprache des  babylonischen  r  zu  sehen  haben;  es  wäre  hier  nach  den  Gesetzen  der  übrigen 
semitischen  Sprachen,  die  diese  Erscheinung  theilen,  ganz  der  richtige  Ort  dazu:  nach  einem 
Vocal  zu  Anfang  einer  Silbe.  Zur  Vorsicht  mahnt  aber  schon  die  Wiedergabe  des  babyloni- 
schen Königsnamens  >^\  *^^^)  durch  Xiv'QrjQog  bei  Ptolemäus:  denn  es  ist  weit  wahrschein- 
licher, dass  dieser  Km-zer  gesprochen  wurde,  verkürzt  aus  einem  Namen  wie  Nahü-hm-zer^), 
als  dass  UMn-zer  zu  lesen  wäre,  da  das  verbum  finitum  besonders  in  Eigennamen  fast  rerjel- 
massig  am  Ende  steht.  Und  so  darf  man  auf  dieses  Eine  Beispiel  nicht  zu  viel  Gewicht 
legen,  bis  eine  umfassende  Untersuchung,  soweit  es  möglich  ist,  die  Regeln  der  gi-iechischen 
Wiedergabe  der  babylonisch-assyrischen  und  weiter  der  semitischen  Sprachlaute  überhaupt 
festgestellt  hat.  Es  wäre  nach  Analogie  ähnlicher  Fälle  beim  Uebergang  sogar  von  einer 
semitischen  Spi^ache  zur  anderen  wohl  möglich,  dass  dem  griechischen  Ohre  das  einfache  nicht 
raphirte  2  schon   so   geklungen   hätte,   dass  es  in   gewissen  Fällen  mehr   dem  x  als   griech.  x 

zu  entsprechen  schien^).  X  und  r  würden  sich  bekanntlich  durchaus  nicht  decken,  da  jenes 
eine  Aspirata,  dieses  eine  Spirans  darstellt. 


1)  SCHRADER:  Die  Tceilinschriftliche  babylonische  Königsliste  S.  28  [606]  (nach  Omont). 

2)  ZK.  11  S.  282  A.  1. 

3)  Chronik  I,  18. 

4)  Natürlich  wäre  auch  hier  Spiration  nach  Wegfall  einer  mit  Vocal  endigenden  Vorsilbe  mög- 
lich, z.  B.  Nabü-Mn-zer. 

5)  Immerhin  darf  in  diesem  Zusammenhange  darauf  hingewiesen  werden,  dass  für  die  zuerst  von 
Haupt  vermuthete  spirantische  Ansprache  der  nsrij^.  wenigstens  für  ^  und  pl,  noch  eine  Anzahl  weiterer 
Anzeichen  voi-liegen.     Dahin  rechne  ich  U.A.: 

a)   Für  ^.     Für   die   spätere   babylonische  Lautentwicklung   sind   einige   der  V  R  Teröffentlichten 

sogen.  „Semitic  lists"  desshalb  von  grosser  Bedeutung,  weil  sie  uns  neben  der  alten  historischen  Schreibung 
die  graphische  Darstellung  der  damaligen  späteren  Aussprache  geben.  Bekannt  sind  die  Gleichungen 
V  R  28,  Nr.  4,  87,  88  kti-u-u  gleich  kummü  und  su-u-ti  gleich  su)nnm,  die  natürlich  nichts  weiter  ausdrücken 
sollen,  als  dass  das  m  durch  v  zu  verlautlichen,  dass  kuvvii  und  suvvu  zu  sprechen  sei.  In  einer  solchen 
Liste  finden  wir  V  R  28  Nr.  2  Rev.  25  die  Gleichung  ^a-ha-an  ^  sa-];a-nic ,  das  heisst  m.ch  meiner  .\uf- 
fassung:    aus   dem    alten    nomen   verbi    sakänu  ist   durch   Quiesciren   des   Endvocals   und    Spiration    des    /.■ 

sahan:  ptif  geworden.  — Weiter,  wenn  II  R  27,  17  ab  dem  Verbum  dakü  ^^l  „beissen",  protobabylonisch  f^ 
dah,  entspricht,  so  ist  das  wohl  kaum  etwas  Anderes,  als  eine  künstliche  Wiedergabe  durch  Verstümmelung 
des  semitischen  Wortes,  einer  der  Fälle  des  HALEVT'schen  , Phonogramms"  (s.  Allograpkie,  p.  5  suiv.).  Warum 
der  Assyrer,   der  diese  Wiedergabe  auf  dem  Gewissen  hat,   daku  zu  dah  verkürzte,    wäre  nicht  abzusehen, 

wurde  aber  dakii  {dahü)  i^T  gesprochen,  so  ist  Alles  klar,  und  zum  bestätigenden  Vergleich  sei  auf  dahudu 

=  f^^"  dah  ASKT  18,  311  verwiesen  —  eine  Gleichung,  die  vermuthlich  demselben  Verfahren  ihre  Existenz 
verdankt.  Schliesslich  sei  noch  eine  Stelle  aus  einem  babylonischen  Briefe  herangezogen ;  V  R  53,  Nr.  4, 
Rev.  48  ff.  heisst  es:  iläni  sa  ntakkil-ka-ni ,  hmu  up-tal-li-hu-hi.  Trotz  der  Schwierigkeiten,  welche  der 
Inhalt  des  Documents  bietet,  scheint  mir  dieser  Satz  verständlich:  „die  grossen  Götter,  welche  Dich  (den 
König)  geschützt  haben,  sie  haben  ihn:  uptallikiV .  Ein  Verbum  paläku  ist  mir  unbekannt,  dagegen  würde 
uptallihü  ,.sie  haben  in  Schrecken  gesetzt"   den   passenden  directeu  Gegensatz  zu  utakkilka-ni  (beachte  die 


16  Erster  Tlieil,  erstes  Capitel. 

II.  Was  nun  schliesslich  die  durch  den  armenischen  Eusebius  überlieferte  verstümmelte 
Naraensform  Sammuges  s.  o.  anlangt,  so  wird  man  auch  bei  dieser  nicht  über  Vermuthungen 
hinauskommen.  Halevy's  Annahme  (a.a.O.),  dass  Sammuges  aus  ...  sum-uMn  enstanden 
sei,  hat  zwar  viel  Ansprechendes,  aber  die  erste  Silbe  Sani  klingt  doch  zu  sehr  an  Samas  an, 
als  dass  man  mit  einem  Ausfall  dieses  ersten  und  hauptsächlichen  Namensbestandtheils  rechnen 
möchte.  Meine  ZK.  II,  361,  vermuthungsweise  vorgeschlagene  Erklärung:  2^MAI,0YrHN , 
dann  mit  Umstellung  durch  Schreiberversehen  ^AM^NOYFH^  und  daraus  durch  Zusammen- 
ziehen oder  Verlesen  von  ^N  zu  iU:  ^^IMMOYFH^  dürfte  auch  kaum  dauernd  befriedigen. 
Und  Berosus  eine  halb  phonetische,  halb  ideographische  Lesung,  etwa  Sam[as]mugin{a),  und 
daraus  Sammuges,  aufzulasten,  liegt  ebenfalls  kein  zureichender  Grund  vor.  — 

Das  Resultat  unserer  Betrachtungen  ist  also,  dass  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit 
unser  Königsname  8amas-{siim-)uhin  zu  lesen  ist,  und  dass  ausserdem  eine  Möglichkeit  für 
eine  daneben  bestehende  Lesung  Samas-sum-Mnu  bestehen  bleibt.  Wir  wählen  ein  für  allemal 
die  erstere  Form  und  halten  uns  nach  den  vorstehenden  ausführlichen  Darlegungen  und  Erklär- 
ungen für  berechtigt,  dieselbe  auch  in  der  Umschrift  von  Texten  ohne  die  lediglich  störende  Wieder- 
gabe der  Determinative  für  den  ganzen  Zeichencomplex  (j)  *^n~  ^l  *^\t^  *^  *~~\\'^*'^\ 
und  die  anderen  keilinschriftlichen  Schreibungen  anzuwenden. 

VI.  Aussprache  des  Namens  Asurbanabal.  —  Lautbestand  des  Wortes  ablu. 

Wir    schliessen     hieran    einige    Bemerkungen    über    Aussprache    und    Umschrift    vom 

Namen  seines  königlichen  Bruders^)   j    *^*^   ^  ^   jy.     Die  Schwankungen,  denen  dieselbe 
unterliegt,  rühren  daher,  dass  es 

a)  für  den  zweiten  Theil  des  Namens,  der  zumeist  ideographisch  >-f-  geschrieben 
erscheint,  zwei  verschiedene  phonetische  Varianten  1)  ba-ni  (so  Sm.  954  und  K  131)  resp.  ba-a-ni 
(so  in  meinem  Cylinder  L^  Z.  20  und  25;  siehe  Tafel  IX)  und  2)  ba-an  (so  IV  R  18,  32/33, 


auffällige  Form  statt  utakkilü-ka-ni\)  darstellen.  Ist  aber  wirklich  an  dieser  Stelle  die  Silbe  hu  durch  ku 
ausgedrückt,  so  ersähe  man  daraus ,  dass  zur  Zeit  der  Abfassung  des  Documents  ;2,  wenigstens  wenn  es 
zwischen  zwei  Vocalen  stand,  und  n  einander  zum  Verwechseln  ähnlich  klangen,  d.  h.  dass  ^  spirantisch 
gesprochen  wurde.  — 

b)  Für  n  sind  die  Beispiele  spärlicher   und   minder  schlagend.     Indessen  dürften   die  Gleichungen 
und  Varianten   protobabylonisch   kirit  =  neubabylonisch  kirissu   (s.  Pinches  ZK  11  159  A.  1  und  264  A.  2) 

und  neubabylonisch  nabasu  neben  nabati  ebenfalls  auf  ein  n  hinweisen,  da  im  Babylonischen  s         sowohl 

graphisch  wie  lautlich  dem  n  am  Nächsten  käme.  Im  Assyrischen  dagegen  würde  s,  gesprochen  s,  das 
graphische  Aequivalent  für  t  sein;  und  so  möchte  ich  auch  das  Nebeneinander  von  musen  (sprich  musen) 
und  muten  (sprich  muten)  innerhalb  des  Protobabylonischen  in  assyrischer  Tradition  (s.  Jensen  ZK  II,  -119) 

auf  diese  Erscheinung  zurückführen.  Mit  Jensen  einen  Lautwandel  von  s  zu  t  im  Protobabylonischen  anzu- 
nehmen, scheint  mir  unstatthaft,  und  von  der  auf  diese  Annahme  gegründeten  ganz  ungeheuerlichen  Theorie 
einer  lautlichen  und  sachlichen  Gleichsetzung  von  Sumer  (Singir)  mit  Tindir  (ebenda)  wird  ihr  Urheber  wohl 
selbst  längst  zurückgekommen  sein.  —  Somit  hätte  auch  an  sich  Haupt's  Vorschlag  (a.  a.  0.),  dass  Formen 
wie  sunusi  (assyrisch  gesprochen:  sunusi),  käsi  (sprich  käsi)  neben  kdti,  ictsi  (sprich  iasi)  neben  iati  mög- 
licher Weise  nur  der  unvollkommene  graphische  Ausdruck  für  sunu{t)i  ka(t)i  ia{t)i  seien,  also  Assyrisch 
gesprochenes  (u^,  geschriebenes  jji,  als  Wiedergabe  des  ^i,>  erschiene,  viel  Ansprechendes  für  sich;  aber  die 

Sachlage  wird  dadurch  verändert,  dass  die  Schreibungen  mit  s  z.  B.  auch  in  den  Thontafeln  von  Teil  el 
Amarna,  also  in  Texten  unzweifelhaft  alter  babylonischer  Sprache  vorkommen,  wo  also  s  wirklich  s  zu 
sprechen  wäre. 

1)  Vgl.  Lehivtann,  ZK  II   S.  362  ff.  Anm.  1   und   derselbe  bei   S.  A.  Smith,  Keilschrifttexte  Asur- 
hanipäls  Heft  II  S.  90  f. 


Eine  Verkürzung  von  ahlu  zu  bal  (pal)  exifltirt  nicht.  17 

bei  Nabünä'id  V  R  04,  47  und  (Bezold)  K.  8909, 1.  1)  — beides  stc.-Formen  des  Part.  I,  1  von  hanü 
(für  ban  vergl.  nas  patri  Dolchträger  von  nasü)  —   und   da.s.s 

b)  bei  dem  gewöhnlichen  assyrischen  Wort  für  Sohn  ahlu  sowohl  der  Lautbe.stand  zu 
Zweifeln  Anlass  giebt,  als  auch  die  Zugehörigkeit  zum  semitischen  Sprachschatz  in  Frage 
gestellt  wird.  — 

Beginnen  wir  mit  dem  letzteren  Punkte:  In  dem  ^yllabar  S''  (307)  hat  ahlu  als  Aequi- 

valent  des  Ideogramms  t^^  ►flhl  ^^^^  protobabylonische  Entsprechung  ihila.  Früher,  wo  man  im 
akkadistischen  Uebereifer  (s.  Cap.  IV)  trf)tz  Oppert's  Warnungen  Alles,  was  in  der  linken  Spalte  der 
Syllabare  stand,  für  echt  „sumerisch-akkadisch"  und  gleichklingendes  semitisches  Sprachgut  für 
„Lehnwort"  erklärte,  musste  natürlich  auch  ibila  das  Prototyp  des  „Lehnworts"  ahlu  sein.  Da- 
durch fand  dann  die  mangelhaft  begründete  Tradition,  dieses  Wort  komme  verkürzt  in  der  Form 
bal,  pal  vor,  willkommene  Nahrung.  Denn  war  ahal,  ibila  ein  sumerisch-akkadisches  Wort,  so  war 
es  auch  möglich,  bal,  bil  als  Wurzel  und  a,  i  als  Nominalpraefix  anzusehen,  welches  letztere  even- 
tuell fehlen  konnte.  Seitdem  wir  aber  besonders  dank  Halvey's  und  Gutard's  Bemühungen  (s.  u.) 
eingesehen  haben,  dass  die  philologischen  Arbeiten  der  babylonischen  Priester  durchaus  kein 
reines  „Mustersumerisch"  darbieten  und  dass  die  „Entlehnung",  wo  von  einer  solchen  über- 
haupt die  Rede  ist ,  sehr  oft  den  entgegengesetzten  Weg  gegangen  ist ,  seitdem  ist  auch  der 
Zwang  fortgefallen,  ibila  als  Grundform  anzusehen.  Und  da  es  meines  Erachtens  absurd  ist, 
zu  glauben,  die  semitischen  Assyrer  hätten  ihr  gewöhnliches,  auch  durch  die  fremdländische 
Transscription  ihrer  Eigennamen  gerechtfertigtes  Wort  für  Sohn  den  Protochaldäern  entlehnen 
müssen  —  Haupt  ^)  freilich  lässt  sogar  das  ~|D  der  Aramäer  aus  jener  mysteriösen  Quelle 
stammen  —  so  dürfen  wir  bis  zum  Beweis  des  Gegentheils  ahlu  als  semitisch  ansehen.  Hiezu 
kommt,  dass  man  von  dem  Echt-Protobabylonischen  als  einer  Sprache,  die  das  Geschlecht 
nicht  unterscheidet,  wohl  ein  Wort  für  „Kind",  tur,  duvu,  nicht  aber  ursprünglich  solche  für 
„Sohn"  und  „Tochter"  erwarten  darf*),  ebenso  wie  dam  „Gatte"  und  „Gattin"  heisst  etc.;  wozu 

die  ideographischen  Bezeichnungen  ^{^  ►■yy  j  „Kind  männlich"  =  „Sohn"  C^jJ:  \^  „Kind 
weiblich"  =  „Tochter"  stimmen.  Bei  einem  Worte  semitischer  Zunge  wird  man  nun  aber 
den  Abfall  des  ersten,  wenn  auch  hauchlautigen  Radicals,  für  den  es  ja  Beispiele  in  den  semiti- 
schen Sprachen  giebt ^),  nur  annehmen,  wenn  bindende  Beweise  vorliegen.  Für  eine  aus  abal,  apal 
verkürzte  Form  bal,  pal  giebt  es  solche  nicht.*)  Die  biblischen  Formen  darf  man  desshalb  nicht 
anführen ,  weil  bekanntlich  die  Trennung  solcher  Namen  und  Worte  in  ihre  Bestandtheile 
im  hebräischen  Bibeltext  erst  in  späte  Zeit  fällt,  und  dazwischen  stehende  verbindende  Vocale 
leicht  in  Vergessenheit  gerathen  sein  konnten.    Ebenso  kann  weder  dass  der  „Enkel"  ideographisch 

>^*^I■<^  »^►^f-^   bezeichnet  wird,   noch  dass   I  R  5,  XVII,  0*    an   einer    übrigens    verstümmelten 

Stelle  ►-»^I'^  steht,  für  beweisend  gelten.  Ob  >^*^Ii^  bal  hier  „Sohn"  heisst,  isi  sehr  fraglich, 
vielleicht  (Winckler  ZA  II,  310)  bedeutet  es  nur  „aus  der  Dynastie"  und  ausserdem  könnte, 
selbst  diese  Bedeutung  zugegeben,  in  bal  und  bal-bal  eine  lediglich  ideographische  Bezeichnung 
in  der  Art  des  von  Halevy  sogen,  phoncme  monosyllabique  vorliegen.  xA.ber  mit  dieser  negativen 
Erklärung,  dass  für  die  Verkürzung  bal  aus  ahlu  keine  Beweise  vorliegen,  brauchen  wir  uns  zum 
Glück  nicht  zu  begnügen,    sondern  können  uns   auf  positive  Beweise  vom  Gegentheil  berufen: 


1)  Hebraica  I  No.  4,  April  1885,  p.  224. 

2)  Vgl.  Gustav  Opfert  :  On  the  Classification  of  languages,  p.  44,  n.  44. 

3)  Für's  Hebräische  s.  Halevy,  Becherches  bibhques,  HI,  S.  30  t'. 

4)  S.  meine  Bemerkungen  ZK  II  360  und  bei  S.  A.  Smith  Asurbau.  II.  S.  90  f. 

Leh  mann,  Samassumukin.  ** 


18  Erster  Theil,  erstes  Capitel. 

Wenn  es  wirklich  ein  abgekürztes  Wort  pal  gegeben  hätte,  so  müsste  das  Wort  „Sohn" 
in  den  seltenen  Fällen,  wo  es  als  Bestandtheil  eines  Eigennamens  phonetisch  geschrieben 
erscheint,  auch  durch  *^^^|<^  hal,  pal  wiedergegeben   werden. 

Wie  nun  aber,  wenn  wir  noch  in  Rechtsurkunden  der  allerspätesten  Zeit,  aus  der 
Regierung  der  letzten  babylonischen  Könige  Nergalsarrusur  und  Nnhüna'id'^),  an  solcher  Stelle 
deutlich  ah-lu  geschrieben  finden ,  wie  dies  thatsächlich  der  Fall  ist  bei  dem  Namen  Nabü- 
ah-lu-id-di{n)-na.  Dies  ist  um  so  mehr  beweisend ,  als  man  naturgemäss  und  nach  der 
griechischen  Wiedergabe  annehmen  muss,  dass  in  solchen  Fällen,  wo  dem  ahlu  ein  vocalisch 
auslautender  Namensbestandtheil  vorausging,  eine  Synaloephe  stattfand,  Nuhühalustir  =  Nabo- 
polassar,  "iliN*^:3N*D3  für  ~!lix'?ZlK~122,  trotzdem  wird  hier  phonetisch  deutlich  ab-lu  geschrieben. 
In  Namen  wie  Marduk-alal-iddin  mit  consonantisch  auslautendem  Wort  vor  ablu  ist  für 
solche  Verschmelzung  keine  Gelegenheit,  und  in  der  griechischen  Wiedergabe  müsste  daher, 
wenn  mir  mit  unserer  Behauptung  Recht  haben ,  auch  das  Anfangs-a  von  ablu  erscheinen. 
Und  thatsächlich  finden  wir  dasselbe ,  was  bisher  noch  von  keiner  Seite  bemerkt  worden  ist, 
in  dem  einzigen  Fall  der  griechischen  Wiedergabe  eines  derartigen  Namens ,  nämlich  in  dem 
MaQÖoyiSfinalog  des  Ptolemäus  (so  ist  statt  MaQÖoy.eiunaöog  natürlich  zu  lesen);  der  Name  ist 
zu  trennen  in  IVlaQÖov.-e^na'k  und  entspricht  so  genau  einer  verkürzten  Form  des  Namens 
Marduli-abal-(iddin) ;  in  (.^nak  =  abal  ist  weder  der  vor  der  labialen  Muta  eingeschobene 
Nasal  schwer  erklärlich,  noch  giebt  das  Erscheinen  des  £  an  Stelle  des  N,    das  vielleicht  eine 

schon  im  Babylonischen  vorhandene  Nüancirung  des  «-Lautes  (N  wird  X)  wiedergiebt,  zu  ernsten 

Bedenken  Anlass.  Dieses  griechische  Zeugniss  zusammengehalten  mit  den  erwähnten  phone- 
tischen Schreibungen  beweist  aber,  dass  nicht  Marduk-bal-iddin  gesprochen  wurde,  wie  man, 
namentlich  gestützt  auf  die  masorethische  Schreibung,  ]1X'73  "Tjl'lQ,  bisher  angenommen  hatte, 
sondern  Marduk-a(e)bal-(iddin),  und  somit  ist  hoöFentlich  die  Sage  von  dem  zu  bal  (pal)  oder 
gar  bil  verkürzten  Worte  ablu  ein  für  allemal  zu  Grabe  getragen.   — 

Warum  aber  statt  des  keilinschriftlichen  deutlichen  ab-lu  im  Griechischen  und  Hebrä- 
ischen {a)bal  (a)pal  erscheint,  bedarf  noch  der  Untersuchung : 

Man  glaubt  ja  nun  —  mit  welchem  Rechte  unserer  Ansicht  nach,  ist  bereits  oben  (S.  9) 
angedeutet  worden  —  dass  die  ßabylonier  und  Assyrer  bei  der  Zusammensetzung  ihrer  Eigen- 
namen die  eigenthümliche  Neigung  gehabt  hätten,  die  Verbindungsform  der  Nomina  da  anzu- 
wenden, wohin  sie  nicht  gehört.  Wie  lautet  denn  aber  der  status  constructus  von  ablu? 
Phonetisch  geschrieben  ist  derselbe  ganz  ausserordentlich  selten;  ich  kenne  nur  vier  sichere 
Beispiele,  zwei  in  der  Steinplatteninschrift  Nebtikadrezar's  II  (I,  33  und  VII,  28)  Nabu  a-bi- 
il-su  ki'i-num  „Nebo,  sein  (des  Marduk)  rechtmässiger  Sohn"*),  ferner  V  R  34 ,  41a  und 
[V  R  20  Nr.  3,  3  (vgl.  Latrille  ZK  II  261).  Amiaud  und  Bezold  (s.  Lit.  §  62  S.  109)  handeln 
daher  wenigstens  consequent,  wenn  sie  Asttrbanapil  etc.  schreiben.  Aber  dieses  i  steht  in  ganz 
unvereinbarem  Widerspruch  zu  dem  regelmässig  in  der  griechischen  Wiedergabe  erscheinenden 
a  resp.  o,    mit  welchem    zusammengehalten    auch    das  a  der   masorethischen  Punctation ,    siehe 


1)  Strassmaier,  L.,  Nro.  12,  20  und  37,  9. 

2)  Die  namentlich  in  den  älteren  Contracten  und  auf  Siegelcylindern  ungemein  häufigen  Namen 
(siehe  besonders  das  Glossar  zu  Strassmaier,  Altbabylonische  Vertrüfje  aus  Warka  in  den  Berliner  Con- 
gressacten)  wie  ApU-Sin,  Apil-Marduk,  Apil-Nini  wird   man   kaum   hierher  zählen   dürfen.     Zwar  giebt  es 

Namen,  in  denen  der  Benannte  als  Kind  einer  Gottheit  deutlich  bezeichnet  wird,  s.  o.  T  X^^h  ^^nT'  \  IT 
Mär-Istar  oder  zur  Noth  auch  Abil-Istar  (K.  480,  2  u.  K.  539,  7  bei  Stbassmaieu  AV.  606)  allein  diese 
kommen  verhältnissmässig  sehr  selten  vor.  Und  da  sich  für  das  apil  dieser  Namen  eine  ganze  Anzahl 
anderer  Erklät-ungen  darbieten  (darüber  anderen  Orts) ,  so  gebietet  jedenfalls  die  Vorsicht ,  diese  Namen 
bei  der  Discussion  über  das  Wort  ablu  einstweilen  bei  Seite  zu  lassen. 


Ablu,  „Segolatform"  ai/al;  »tc.  abil.  19 

]'^t?.?3~'Tl!ü"ip  Merodaehbaladan,  Nuhopolassar,,  Osenappar^  Stütze  und  Bedeutung  erhält  (über 
Tiglatpilcser  s.  u.);  und  Jensen's  Ausweg  (ZK  II,  309),  das  a  aus  einer  Verdumpfung  des  i 
vor  l  zu  erkläx'en ,  ist  ungenügend,  da  für  einen  solchen  Lautwandel  (auf  istu  zu  ultu  kann 
man  sich  nicht  berufen)  im  Assyrischen  keine  Anhaltspunkte  vorliegen. 

Die  bereits  angeführte  phonetische  Schreibung  Nabü-ab-lu-usur,  ebenso  wie  E-sag- 
gil-hi-in-ab-li^),  M arduk-na-si-ir-ab-lu^)  und  Marduh-na-si-ir-ab-li^)  zeigen  nun  aber  deut- 
lich, dass  von  einer  Anwendung  der  stc.-Form  überhaupt  nicht  die  Rede  war.  Der  Widerspruch 
löst  sich  befriedigend  und  in  sehr  einfacher  Weise,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  griechische 
und  hebräische  Wiedergabe  der  Namen  aus  einer  Zeit  stammt,  wo  die  Endvocale  des 
Assyrisch-Babylonischen  schon  anfingen  sich  abzuschleifen  und  zu  quiesciren:    sobald    nun  aus 

ahlu     abl  wurde,  trat  bei  diesen  Segolatformen  wie  im  Hebräischen  zwischen  den  zweiten  und 

a 

dritten  Vocal  ein  schwacher  Halbvocal  dem  hebräischen  Schwa  entsprechend;  dieser  schwa- 
ähnliche  Vocal,  der  in  der  Nachbarschaft  eines  a  der  ersten  Silbe  und  vor  l 
naturgemäss  einen  dunklen  und  dumpfen  Klang  hatte,  ist  es,  den  die  Griechen 
und  Hebräer  regelmässig  durch  kurzes  a  oder  o  wiedergeben.  Natürlich  deckt 
sich  in  sehr  vielen  Fällen  diese  verkürzte  Form   des   nomen  absol.  mit  Hülfsvocal  nahezu  mit 

V  V  V 

dem  stat.  constr.  desselben  Nomens,  so  im  Namen  unseres  Königs  8am"-s  für  Samsu^  stc.  Samai.  — 

0 

In  ahlu^  verkürzt  ahH,  stc.  aber  abil.,  haben  wir  dagegen  einen  der  Fälle  vom  Gegentheil. 
Und  dass  wir  mit  dieser  unserer  Aufstellung  das  Richtige  getroffen  haben,  dafür  scheint  auch 
das  alte  Testament  uns  den  Beweis  darzubieten  in  der  masorethischen  Namensform:  "IDK*?©  0*2.:;^, 

denn  dieser  ist  der  einzige  von  allen  in's  Hebräische  oder  Griechische  übergegangenen  Namen, 
in  welchem  ablu  Sohn  wirklich  das  nomen  regens  einer  stc. -Verbindung  ist;  der  Name 
bedeutet  „meine  Hülfe  ist  der  Sohn  des  Esarra-Tempels";  hier  ist  also  die  Verbindungsform 
des  Nomens  am  Platze,  dieselbe  lautete  abil*) ;  die  biblische  Form  giebt  dementsprechend  i 
{jtil)  im  Gegensatz  dem  «  ^^  (b^)   der  sämratlichen    anderen    derartigen  Namen  ,    in  welchen 

ablu  als  selbständiges  unverbundenes  Nomen  erscheint. 

Wir  haben  nun  weiter  noch  zu  begründen,  warum  wir  den  zweiten  Radical  als  2  und 
nicht  als  5  anzusetzen  geneigt  sind.  Die  Untersuchung  ist  nicht  einfach  und  die  Entscheidung 
schwer.  Die  Griechen  geben  tt,  die  Hebräer  bei  assyrischen  Namen  2,  bei  dem  Namen  des 
Babyloniers  MarduJc-ablu-iddin  2:  ]l'72  T[T1J2.  Die  Keilschrift  giebt  in  den  vier  sicheren  Bei- 
spielen, von  denen  drei  aus  neubabylonischem  Texte  stammen,  ebenfalls  b.  Worauf  beruht  diese 
verschiedene  Wiedergabe?  Ein  sogenanntes  Schwanken  zwischen  p  und  h^)  innerhalb  des 
Assyrischen  und  Assyrisch-Babylonischen  ist  ja  bereits  vielfach  beobachtet.  Zudem  wissen  wir, 
dass  das  Babylonische  vielfach  die  Neigung  zu  einer  weicheren  Articulation  der  Consonanten 
zeigt;  so  ist  es  immer  —  in  unserem  Falle,  wo  sichere  phonetische  Schreibungen  nur  aus  dem 
Babylonischen  überliefert  sind  —  doppelt  schwer  zu  entscheiden,  ob  im  gegebenen  Falle  etymo- 
logisch 2  oder  2  anzusetzen  ist.     Wir  müssen    uns    daher   nach  anderweitigen  Merkmalen  um- 


1)  V  R  44,  44'!,   cit.  von  Pinches  bei  S.  A.  Smith,  Asurbanipal,  I  S.  107. 

2)  Strassm.,  Leijden  Nr.  171,  Z.  16,  21,  31,  Nr.  173,  4. 

3)  Ebenda  177,  16. 

4)  Freilich  war  auch  die  Genitivform  abli  für  den  stc.  verwendbar,  doch  wird  dieselbe  vor  einem 
Vocal  nach  Möoflichkeit  vermieden  worden  sein. 

5)  S.  Haupt,  Beiträge  zur  assyrischen  Lautlehre,  GGN.  1883,  S.  102,  A.  3.  —  üeber  die  wirklichen 
lautphysiologischen  Ursachen  dieser  Erscheinung  und  über  die  dabei  in  Betracht  kommenden  schwierigen 
Fragen  s.  Hoffouy's  ausgezeichnete  Abhandlung  Tennis  und  Media  in  Kuhn's  Zeitschrift  Bd.  XXV  S.  419  ff. 

3* 


20  Erster  Theil.  erstes  Capitel. 

sehen.    Es  wäre  seltsam,  wenn  sich  von  einem  in  einer  semitischen  Sprache  so  häutigen  Worte 
wie  ablu  gar  keine  Spuren  in  den  verwandten  Zungen  fänden:  — 

Zwar  Oppert's  Gleichsetzung  mit  dem  biblischen  Namen  t'Dn  versclilägt  nicht  viel,  da 
man  ja  über  Herkunft  und  Bedeutung  solcher  Namen  im  Dunkeln  ist  und  derselbe  sehr 
wohl  aus  Babylonien  stammen  könnte.  Dagegen  hat  J.  Barth  i)  schon  vor  längerer  Zeit 
eine  sehr  ansprechende  Etymologie  für  ablu  vorgeschlagen,  die  aber  leider  fast  ganz  unbeachtet 
o-eblieben  ist.  Da  die  betreffende  Schrift  schwer  zugängHch  ist  —  ich  selbst  verdanke 
deren  Kenntniss  und  Besitz  lediglich  der  Güte  des  Verfassers  selbst  —  und  da  dem  Urheber 
dieser  Etymologie  nur  daran  liegen  kann,  dass  sie  weiter  bekannt  und  angenommen  werde,  so 
erlaube  ich  mir,  die  betreflFende  Stelle  wörtlich  zu  citiren'^j.  Es  handelt  sich  um  Hiob  39,  3 
njnjpll'ri  Dn\'?Iin  n^nipsn  ]n"'"l'pi  n^yn^Iil-  Als  exegetischer  Nothbehelf  allgemein  angenommen 
aber  ungenügend  und  unzutreffend  ist  die  Uebersetzung  des  letzten  Versgliedes  mit:  „sie  entledigen 
sich  ihrer  Wehen",  gegen  welche  Barth  sich  zunächst  wendet,  um  dann  fortzufahren:  „Nachdem 
nun  aber  in  den  assyrischen  Keilschriften  selbständig  —  ohne  dass  man  diese  lexicalische  Ver- 
wandtschaft kannte  —  das  Wort  habat  für  Sohn  unzählige  Male  aufgefunden  ist ,  kann  es 
meines  Erachtens  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir  endlich  das  lange  gesuchte  hebräische 
Aequivalent  des  assyrischen  habal'  in  dem  Worte  Dn"''P3n  gefunden  haben  und  dass  demnach 
ferner  die  von  SCHULTENS  citirte  Stelle  der  Hamäsa  L.^Ls.f  ^^^f^f  Jua.j  x^jöIo  nicht  zu 
übersetzen  ist:  calamitas  quae  mejere  facit  matronas  dolores  suos\  sondern  ^calamitas  quae 
parere    facit    gravidas   foetus    suos\    was    auch    die    arabischen    Lexicographen    bestätigen.     So 

Muh.-al-Muh.\x.  di.^.  ^yj^^\   JLiLf  ^'^.^f   ....   J]I2f^,    wie  ja   auch  eine  Deutung  der 

Tradition:    sXj^S   d^L    *aj   ^ä    ^   lautet:   ^jjf   j^J^f   jJ^  ^f üiLÜI   ^   Lo    ^t 

^j^Ä^-f  jJ^^    -ixi^^   rX'-^   ^Ä  ^f   ^kJf  ^  und  das  Denom.  J^C.    ^schwanger    sein'    bedeutet. 

Bedürfte  es  noch  einer  weiteren  Bestätigung ,  dass  unser  1'2.T\ ,  entsprechend  dem  assyrischen 
habal,  Kind'  bedeute,  so  mag  noch  daran  erinnert  werden,  dass  das  etymologisch  bisher  nicht 
zu  erklärende  bsn  empfangen,  gebären  (Ps.  7,  15;  HL.  8,  5)  sich  nun  einfach  als  Denom. 
von  diesem  h2T\  entpuppt.  Zu  übersetzen  ist  also :  ^Sie  beugen  sich ,  gebären  ihre  Jungen, 
werfen  aus  ihre  Kinder  ". 

So  weit  Barth,   dem  ich   mich  hinsichtlich  der  Gleichsetzung  von   ass.  ablu   stc.  abil 

mit  hebr.  '?Iin,  arab.  Jus^  pl-  JLCJii^l  nur  anschliessen  kann.  Man  werfe  uns  nicht  ein,  dass 
nach  assyrischen  Lautgesetzen  nach  einem  ursprünglichen  gX  =       der  a-Vocal  die  Imäle  zeigen 

müsse.  Denn  es  giebt  auch  sonst  eine  Anzahl  anderer  Wörter,  die  sich  den  a-Vocal  in 
gleichem  Falle  erhalten  haben,  so  z.  B.  alibu  =  ^^::^   „Milch",  absanu,  annu  (pn)  etc.^) 

Ist  nun  aber   ablu  =  J.aä.,  so  stellt  sich  auch    der  Name  '?Iin  Abel    mit  Wahrschein- 
lichkeit als  Entlehnng  aus  dem  Babylonischen   zu    einer  Zeit   dar,    da    das   n  =  ^  sich   schon 

zu  verflüchtigen  begonnen  hatte,  aber  noch  nicht  ganz  zu  N  geworden  war,  so  dass  es  dem 
hebräischen  Ohre  noch  als  n  vernehmbar  war. 


I 


1)  Beiträge  zur  Erklärung  des  Buches  Job,  S.  26  f.  —  Vgl.  Schrader  KAT^  S.  45***). 

2)  Berührt  und  ganz  kurz  wiedergegeben  habe  ich  dieselbe  schon  bei  S.  A.  Smith,  Äsurbanipal  11,  90. 

3)  Die  „sumerisch"  sein  sollende  ünform  ibila  des  Syllabars  könnte  schliesslich  allerdings  auch 
nach  einer  späteren  Aussprache  des  Wortes  ablu  (im  stc.  eb^l)  gebildet  sein.  Doch  spricht  dagegen  die 
fremdländische  Wieder^  ibe  (s.  c),  die  für  den  eingeschobenen  schwa-ähnlichen  Vocal  der  zweiten  Silbe  eine 
dunkle  Färbung  a  oder   )  verlangt. 


Ählu  =  Jul^  21 

Die  griechische  Wiedergabe  des  zweiten  Radicals  durch  7r  in  assyrisch-babylonischen 
Namen,  der  die  hebräische  durch  2  bei  assyrischen  Namen  entspricht,  legt  es  nahe,  dass  das 
b  der  Babylonier  und  noch  mehr  der  Assyrer  in  diesem  Worte  von  dem  entsprechenden  Laute 
jener  fremden  Sprachen  verschieden,  dass  es  eine  sogenannte  reducirte  Media^J  war 
oder  sich  einer  solchen  näherte,  d,  h.  dass  der  für  die  „Media"  charakteristische  sonantische 
Charakter  auf  ein  Miniraum  reducirt  war,  so  dass  sich  dieselbe  als  sogenannte  Flüstermedia 
nur  schwer  von  der  entsprechenden  Muta  unterscheiden  liess.  Vielleicht  ist  es  aber  nicht 
einmal  nöthig ,  die  Schwankungen  der  Wiedergabe  in  dieser  Weise  als  Wiederspiegelungen 
lautlicher  Verschiedenheiten  anzusehen  und  genügt  der  Hinweis  darauf,  dass  es  sich  bei  unserer 
Ausnahme  der  Form  mit  quiescirendem  Endvocal  um  die  Gruppe  bl  handelt  und  dass  bei 
solchen  consonantischen  Gruppen  es  für  ein  fremdes  Ohr  weit  schwerer  zu  unterscheiden  ist, 
ob  in  einem  bestimmten  Falle  bl  oder  pl  gesprochen  wird  ,  als  wenn  zwischen  bal  und  pal 
die  Entscheidung  gefordert  würde. 

Das  Ergebniss  dieser  unserer  Untersuchung  über  das  assyrische  Wort  für  „Sohn"  ist  also: 

1)  Der  zweite  Radical  ist  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  als  2,  der  erste  als  ursprüng- 
lich n  =        anzusetzen  ;  ablu:  ^2i<  =  Juä.. 

2)  Die  Babylonier  schreiben  das  Wort  ablu  als  Namensbestandtheil  phonetisch  ab-lic 
oder  ab-U.  Wir  haben  uns  darin  natürlich  nach  ihnen  zu  richten  und  wenden  daher,  wo  ein 
mit  ablu  zusammengesetzter  Name  innerhalb  eines  assyrischen  Textes  zu  umschreiben 
ist,  die  Form  ab-lu,  nb-li  an  (es  sei  denn,  dass  wirklich  der  stc  gefordert  würde). 

3)  Wir  haben  aber  gleichzeitig  erkannt,  dass  diese  phonetische  Schreibung  nur  eine 
unvollkommene  Wiedergabe  der  wirklichen  Aussprache  darstellt,  dass  diese  mit  Abfall  des 
Endvocales  vielmehr  abH,  abal  gelautet  hat;  und  wir  schreiben  daher  abal^  wo  immer  wir  in 
deutscher  Darstellung  einen  so  zusammengesetzten  Namen  als  den  einer  historischen  etc. 
Persönlichkeit  zu  gebrauchen  haben. 

4)  Der  Status  constructus  von  ablu  lautet  abil. 

Setzen  wir  nun  ablu  in  dieser  Form  in  den  Namen  ]  *"*7~  -6^  >Jf-  [  y  ein,  so  ergiebt 
sich  bei  Anwendung  der  stc. -Form  ban  Amr-ban-abli  für  die  Textunischrift,  Asurbanabal  für 
die  deutsche  mundgerechte   Wiedergabe ,    letztere   mit  sehr  durchsichtiger  Entstehung  der  Ab- 


a      d 


weichungen  {^sur-ban-abH  =  ^agöava/taX)^)  de.m  griechischen  ^aQÖavan:a(X)Xog  entsprechend. 
Schwieriger  ist  die  Entscheidung  bei  der  Zusammensetzung  mit  bäni:  die  einzig  berechtigte 
Wiedergabe,  wo  phonetisch  ba-ni  geschrieben  steht,  ist  Äsur-bdni-abli.  Aber  auf  die  Dauer 
ist  kaum  Asurbänt-abal  gesprochen  worden.  Es  wäre  möglich,  dass  bei  einer  Synaloephe  das 
i  über  das  n  den  Sieg  behalten  hätte,  also  Äsurbanibal;  vgl.  Nabü{6)balusur  {ü\6]  aus  ü -\- a 
s.  o.)  —  Man  könnte  (V)  aber  auch  eine  Stufenreihe  Asur-bän{i)-abal :  Asur-biiny-abal :  Asur- 
ban-abal  denken,  die  dann  ebenfalls  mit  Asur-ban-abal  geendet  hätte. 

Wir  wenden  nach  dem  Vorstehenden  als  Namensform  ein  für  allemal  einfach  Asur- 
banabal an,  bedienen  uns  in  der  Umschrift  von  Texten  mit  Vernachlässigung  der  genügend 
erklärten  Determinative  etc.  der  Form  Asur-ban-abU  und  setzen  Asur-bäm-abli  nur,  wo  aus- 
drücklich ba-{a)-ni  vorgeschrieben  ist. 


1)  Näheres  s.  Hofeoky:  Kohn's  Zeitschrift  Bd.  XXV  S.  429  (Vgl.  S.  19  Anm.  5.) 

2)  Vgl.  Lehmann  ZK  11  S.  361. 


22  Erster  Theil,  zweites  Capitel. 


ZWEITES  CAPITEL. 
Die  Monumente  und  Inschriften. 

V 

Ueber  die  Vorgänge  bei  der  Thronbesteigung  Samassumuhhi's,  waren  wir  bis  vor  Kurzem 
nur  durch  den  III  R  16  Nr.  5  herausgegebenen,  sehr  verstümmelten  Cylinder  Asurbanabal's  und 
durch  des  Letzteren  Angaben  in  den  Annalen  (s.  o.  S.  1  Anra.  1)  unterrichtet.  Das  Material 
hat  sich,  besonders  durch  die  neuesten  englischen  Ausgrabungen,  erhebhch  vermehrt,"  und  be- 
steht, so  weit  wir  es  übersehen,  aus  folgenden  von  uns  zu  veröffentlichenden  und  zu  erklären- 
den Inschriften. 

I.  Auf  den  Namen  Samassumukin's  lauten: 

A.  1.  Die  zweisprachige  Inschrift,  eingegraben  auf  einem  von  Rassam  zu  Abu 
Habba,  der  Ruinenstätte  der  altberühmten  Sonnenstadt  Sippar^  gefundenen  und,  wie  die 
Signatur  A.  H.  82,  7—14  zeigt,  von  dort  am  14.  Juli  1882  in  das  Britische  Museum  ver- 
brachten Cylinder  in  Fässchenform  aus  weissem  Thon.  Derselbe  ist  1^1%^)  lang,  der  Durch- 
messer des  Seitenkreises  (=  Fassbodens)  beträgt  2^8',  der  des  mittleren  grössten  Kreises 
(=  Fassbauches)  ca.  S^/s'.  Für  die  Zeilen  sind  Linien  gezogen ,  je  zwei  oder  drei  Zeilen 
werden  durch  tiefer  in  den  Thon  eingeschnittene  Linien  getrennt.  Zwischen  der  proto- 
babylonischen  Fassung,  die  die  linke  Seite  des  Documentes  einnimmt,  und  auf  dessen 
rechter  Seite  befindlichen  Wiedergabe  läuft  eine  doppelte  Trennungslinie.  Die  bilingue 
Inschrift ,  welche  ich  abgekürzt  durch  Bil,  bezeichne ,  ist  sehr  sorgfältig  und  kunstvoll  ein- 
gegraben; bei  Zeilen  mit  vielen  Zeichen  erscheint  die  Schrift  freilich  recht  eng  und  gedrängt. 
Der  bis  auf  wenige  kleine  durch  Riss  oder  Bruch  beschädigte  Stellen  ausgezeichnet  erhaltene  Text 
ist  von  PiNCHES  V  R  62  Nr.  2  fehlerlos  herausgegeben,  wovon  sich  sowohl  Herr  Dr.  WiNCKLER 
14./4.  85  als  ich  selbst  26. /lO.  86  durch  eine  Collation  überzeugt  haben.  An  einzelnen  Stellen 
sind  die  Zeichenformen  des  Originals  in  Pinches'  Ausgabe  nicht  ganz  getroffen ;  ich  habe  mich 
bemüht,  dieselben  in  der  Autographie  (Tafel  I — IV)  genauer  wiederzugeben.  Vgl.  Bezold  Lit. 
§  69  S.  125  u.  S.  350  und  S.  7  meiner  Dissertation. 

B.  Einsprachig  neubabylonische  Inschriften. 

2.  Die  neubabylonische  Inschrift  auf  einer  zu  Babylon  gefundenen  Stele  des  briti- 
schen Museums  aus  rothem  Sand(?)stein.  Dieselbe  hat,  wie  die  Darstellung  in  Lichtdruck 
(auf  unserm  Titelblatt  links)  zeigt,  in  sehr  verkleinertem  Masstabe  die  stereotype  Form  der 
Stelen  mit  Weihinschriften  und  Bildern  der  Könige  oder  complicirten  bildlichen  Darstel- 
lungen, wie  wi"  sie  in  den  ältesten  Zeiten  an  der  Geierstele^)  in  ihrer  höchst  scharfsinnig  und 
überzeugend  dargethanen  Reconstruction  durch  Heuzey^)  und  später  z.  B.  auf  dem  grossen 
Monolithen    AsurnasirahaVs'^)    aus    Nimrud    und    der    auf   Cypern    gefundenen   Stele    Sargon^s 


1)  '  =  inch. 

2)  DE  Sarzec  pl.  2  u.  3. 

3)  „La  Stele  des  vautours",  Bevue  Archeologiqtte  IX  p.  166  ff. 

4)  S.  Layari>  ;  Monuments  of  Niniveh,  second  series  pl.  4. 


Die  Stele  SamaSSumukln's.  23 

des  Berliner  Museums  '),  nicht  minder  auch  an  dem  Mesastein  und  an  den  egyptischen  Stelen 
finden.  —  Die  Höhe  bis  zur  Erhebung  des  Bogens  beträgt  nicht  ganz  12',  die  Breite  unten 
ca.  6^/4',  die  Tiefe  ist  nicht  viel  geringer,  so  dass  die  Grundfläche  nahezu  ein  Quadrat  bildet. 
Die  Vorderseite  zeigt  in  Relief  das  Bild  eines  Mannes ,  der  mit  den  erhobenen  Händen  einen 
Korb,  den  er  auf  dem  Kopfe  trägt,  an  beiden  Seiten  gleichmässig  zu  stützen  scheint.  Ganz 
ähnliche  Körbe''')  tragen  in  der  Darstellung  der  Geierstele')  die  mit  der  Bestattung  der  im 
Kampfe  Gefallenen  oder  mit  den  Vorbereitungen  dazu  beschäftigten  Arbeitern  auf  den  Köpfen. 
Dazu  macht  Heuzey*)  die  folgenden  interessanten  auch  für  unsere  Stele  und  die  zwei  Stelen 
ÄsurhanubaVs  (s.  u.)  zutreffenden  Bemerkungen:  „Die  Gestalt  des  Korbträgers  oder  der  Trägerin 
war  ein  populäres  Motiv  chaldäischer  Kunst.  Es  findet  sich  wieder  in  einer  ganzen  Reihe 
von  Bronzestatuetten,  von  denen  die  sogenannte  Karyatide  des  Königs  Kudur-Mahuk')  das 
älteste  bekannte  Exemplar  ist.  Herr  de  Sarzec  hat  drei  andere  Figuren  ^)  dieser  Art  entdeckt, 
von  denen  die  eine  eine  Frau,  die  beiden  anderen  Männer  in  kurzer  Joppe  darstellen,  ähnlich 
denen  der  archäischen  Geierstele  und,    wie    diese,    auf  dem  Kopfe   einen  gehäuft  vollen  Korb 

haltend Kein  Zweifel,  dass  diese  Bildwerke  eben  so  viele  Personificationen  des  religiösen 

oder  des  Todteuopfers  waren".  Der  Korb  soll  höchst  wahrscheinlich  das  als  Opfergabe  häufig 
verwandte  Mehl  oder  Getreide  enthalten. 

Auf  unserer  Stele  nun  ist  es  der  König  selbst,  der  eine  solche  Opfergabe  an  dem 
Altar  des  Gottes  Nebo,  dem  die  Inschrift  gewidmet  ist,  bringt.  Zwar  daraus,  dass  in  dieser 
Inschrift  keine  andere  Person  als  der  König  genannt  ist ,  kann  ein  absolut  sicherer  Schluss 
nicht  gezogen  werden,  denn,  um  wieder  mit  Heuzey  zu  reden,  „es  wäre  nicht  das  erste  Mal, 
dass  auf  den  Denkmälern  Assyriens  und  Chaldäa's  die  bildliche  Darstellung  und  Inschrift  nur 
in  einer  sehr  allgemeinen ,  eine  Erklärung  der  einen  durch  die  andere  nicht  zulassenden 
Beziehung  zu  einander  ständen" ''').  Die  männliche  Gestalt  auf  unserer  Stele  stimmt  aber  mit 
den  Reliefdarstellungen  auf  den  beiden  unten  zu  besprechenden  Stelen  Äsurbanahal's,  von  denen 
die  eine  auf  dem  Titelblatt  in  Lichtdruck  ebenfalls  nachgebildet  ist  und  von  denen  wir  aus 
des  Königs  eigner  Thontafelinschrift  L*  (s.  u.  Cap.  III)  wissen  ,  dass  sie  ihn  selbst  „die 
Götter  anbetend"  darstellen,  fast  vollständig  überein:  nur  dass,  während  die  letzteren  die 
königliche  Tiara  tragen,  an  deren  oberen  Theil  der  Korb  hinten  aufgestützt  ist,  die  Stele 
Saosduchin's  an  Stelle  dieser  Kopfbedeckung  eine  Lücke  aufweist.  Form  und  Grösse  derselben 
lassen  jedoch  deutlich  erkennen,  dass  die   Gestalt  auf  dem   unbeschädigten  Monument  ebenfalls 

V 

mit  einer  solchen  Kopfbedeckung  versehen  war,  demgemäss  den  König  Saniassumukin  selbst 
darstellt.  Nun  ist  es  aber  kaum  möglich,  hier  eine  zufällige  Verstümmelung  durch  Bruch  oder 
Abbröckelung  anzunehmen,  wie  sie  im  Uebrigen  diese  Stelen  an  verschiedenen  Stellen  zeigen,  son- 
dern die  genaue  Umgränzung  der  Lücke  und  ihre  glatten  Flächen  und  scharfen  Kanten  legen 
den  Schluss  nahe,  dass  die  Tiara,  das  Zeichen  der  königlichen  Würde,  absichtlich  mit  einem 
scharfen  Instrumente,  Meissel  oder  dergleichen,  nachträglich  entfernt  worden  ist.  Dann  dürfte 
aber  auch  die  Verstümmelung  des  Gesichtes  gerade  auf  dieser  Stele  nicht  unabsichtlich  ent- 
standen   sein,    und   Mr.  Pinches'  Vermathung,    dass   diese   Verstümmelung    eine  Art  Racheact 


1)  Abbildungen,    veröffentlicht   von  L.  Ross,    Hellenika  I,    1846,   und   von  Schbadeb   in  Riehm's 
BealwöHerhuch  des  biblischen  Alterthums,  S.  1374,  a. 

2)  Die  assyrische  Bezeichnung  für  diese  Tragkörbe  von  Rohr  ist  wahrscheinlich  mnsill'ii.    S.  Lyon, 
Sarg.  59  u.  72.     Tiele,  II  402. 

3)  Fragment  b,  Vorderseite.  —  Heüzey,  a.  a.  0.  p.  172. 

4)  A.  a.  0.  p.  177. 

5)  Vgl.  Bezold,  Lit.  S.  52  §  27,  3  bis  b. 

6)  Vgl.  jetzt  DE  Sarzec,  Decoucertes  en  Chaldee  pl.  28. 

7)  A.  a.  0.  p.  180. 


24  Erster  Theil,  zweites  Capitel. 

war,  verübt  nach  der  Niederwerfung  und  dem  Untergange  Saosdnchins  an  der  Statue  des 
rebellischen  Königs,  der  als  solcher  fürder  nicht  im  Andenken  der  Ueberlebenden  angesehen 
werden  sollte  —  eine  Handlungsweise,  für  welche  ja  Analogien  genug  in  der  Geschichte  des 
alten  Orients  zur  Verfügung  stehen  —  enthält  jedenfalls  einen  beachtenswerthen  Erklärungs- 
versuch. Dass  die  Sieger  andererseits  das  Denkmal  nicht  ganz  zerschmetterten  oder  zum  Min- 
desten aus  dem  Heiligthum  entfernten,  beides  Gefährdungen,  die  in  den  Fluchformeln  am 
Schlüsse  der  Weihinschriften  regelmässig  mit  vorgesehen  und  bedroht  sind,  dafür  waren  viel- 
leicht unter  anderen  Gründen  Bedenken  des  Ritus  und  der  Pietät  massgebend.  Uebrigens  war 
Näheres  über  den  Fundort  dieser  und  der  beiden  anderen  Stelen  im  Britischen  Museum  nicht 
zu  erfahren. 

Die  Rückseite  wird  durch  eine  theilweise  verwitterte  und  lädirte  Inschrift  in  gemischter 
neubabylonisch-assyrischer  Schrift,  wie  sie  bei  den  Sargoniden  nichts  Ungewöhnliches 
ist,  ausgefüllt.  Diese  Inschrift,  über  welche  ich  die  ersten  Nachrichten  bei  Bezold  Lit.  S.  125 
u.  Diss.  p.  7  sq.  sub  2  gegeben  habe,  veröffentliche  ich  zum  ersten  Male  in  Autographie 
(auf  Tafel  V — VII).  Der  Edition  liegt  ein  mir  gütigst  von  Herrn  Le  Page-Renouf  zur  Verfügung 
gestellter  Papierabklatsch  der  Inschrift  zu  Grunde;  ausserdem  die  Copie  von  Herrn  Dr. 
WiNCKLER  (Frühjahr  1885),  aus  welcher  ich  die  Inschrift  zuerst  kennen  lernte  und  bei  deren  Col- 
lation  Herr  Dr.  Jensen  sich  betheiligte,  und  meine  eigene  Collation  vom  22. /lO.  1886.  — 
Ich  bezeichne  diese  Inschrift  mit  S^  ^),  wie  ich  überhaupt  der  Gleichmässigkeit  wegen  die  in 
meiner  Dissertation  gewählten  Bezeichnungen  beibehalte.    — 

3.  Die  neubabylonische  Inschrift  auf  einem  stark  verstümmelten  Cylinder  der 
Rassamsammlung,  signirt  A.  H.  82,  7 — 14;  die  Anfänge  der  Zeilen  und  der  Name  des  Königs 
sind    verloren,    und    die    erhaltenen    Schriftzeichen    waren    vielfach    durch    Silicate    unleserlich 

V 

geworden;  gleichwohl  war  deren  Abfassung  unter  Samassumuktn  gleich  bei  der  ersten  flüchtigen 
Prüfung  unverkennbar.  Zu  dieser  Prüfung  veranlasste  mich  eine  Bemerkung  Dr.  Winckler's, 
dem  die  Aehnlichkeit  der  Form  dieses  Cylinders,  der  unbeachtet  im  Assyrian  Room  des  British 
Museum  stand,  mit  der  des  Pariser  Cylinders  der  Bibliotheque  nationale,  den  er  für  mich 
copirt  hatte  (s.  u.  Nr.  11),  auffiel.   — 

Meiner  Ausgabe  liegen  zu  Grunde:  meine  Copie  vom  Ende  December  1886,  eine 
Copie  von  Herrn  Dr.  Winckler  nach  der  auf  meine  Bitte  von  Mr.  PiNCHES  im  Januar  1887 
freundlichst  veranlassten  Säuberung  auf  chemischem  Wege,  und  eine  Copie  von  Herrn  Dr.  Be- 
zold, die  er,  da  unsere  beiden  Copien  nur  als  , flüchtige"  bezeichnet  werden  konnten,  im 
October  1887  auf  meine  Bitte  um  eine  Collation  freundlichst  anfertigte  und  mir  zur  Verfügung 
stellte.  —  Abgekürzt  bezeichne  ich  diese  Inschrift  —  abgesehen  von  den  Steleninschriften  die 
fünfte  in  der  Reibe  der  mir  nach  und  nach  bekannt  gewordenen  Londoner  Inschriften  —  mit  L^ 
und  veröffentliche  den  Text  zum  ersten  Male  auf  Tafel  VIII  ff.  der  autographirten  Originaltexte. 


1)  Die  schwarze  Stele  im  Nimroud  Central  Saloon  (Nr.  104),  welche  schon  mit  der  Sammlung 
PtiCH  in  das  Britische  Museum  verbracht  wurde,  wird  von  Pinches  verrauthungsweise  dem  Samassuimdin  oder 
einem  andern  babylonischen  Könige  der  assyrischen  Dynastie  zugeschrieben ;  die  Stellung  und  Abzeichen 
des  Königs,  der,  an  der  Tiara  kenntlich,  nach  rechts  gewandt  in  Basrelief  auf  der  Vorderseite  dargestellt  ist, 
sowie  die  Emb]^r..e,  die  in  der  Höhe  des  Gesichts  und  der  Tiara  ihm  gegenüber  angebracht  sind,  erinnern 
in  der  That  an  die  assyrische  Königsstelen,  namentlich  an  die  Berliner  Sargonsstele;  auch  im  Mateiüal,  dem 
schwarzen,  theilweise  stark  verwitterten  Steine,  scheint  sich  das  Londoner  Document  mit  dem  der  Sargons- 
stele (Gabbro)  zu  berühren.  In  der  nicht  vollständig  eingegrabenen  oder  erhaltenen  Inschrift  der  rechten 
Seite  in  neubabylonischer  Schrift  und  Sprache,  die  auf  dem  dunkeln  Stein  eben  wegen  der  Verwitterung 
überhaupt  nicht  zu  lesen  und  auf  einem  für  mich  angefertigten  Abklatsch  nur  mit  ziemlicher  Schwierigkeit 
zu  entziffern  ist,  habe  ich  aber  weder  den  Namen  Samaiisumukin's .  noch  irgend  eines  anderen  Königs  ent- 
decken können.  —  Hiernach  sind  die  Angaben  der  Note  auf  S.  8  meiner  Dissertation,  die  geschrieben  war, 
bevor  ich  selbst  in  London  das  Monument  in  Augenschein  genommen  hatte,  zu  berichtigen.  —  üeber  den 
Inhalt  der  Inschrift  amiern  Orts. 


Stelen  und  Cylinder  Asurbanabal's.  25 

4.  Schon  bei  Strassmaier  AV  6702  und  wiederum  von  S.  A.  Smith,  Proc.  8oc.  ßibl. 
Arch.  X,  p.  312  f.  vollständig^  mitgetheilt  ist  ein  Brief  Samasmmukin'H  mit  der  Signatur  80. 
7 — 19.  17.  Es  ist  mir  jedoch  wegen  der  Schwierigkeit  des  Inhalts  nicht  möglich,  mit 
Sicherheit  zu  bestimmen,  ob  derselbe  wirklich  noch  in  die  Zeit,  da  Frieden  zwischen  beiden 
Brüdern  herrschte,  einzuordnen  ist.  Vgl.  Diss.  13  N,  1.  —  Copie  und  Collation  von  Winckler 
30./4.  und   1./5.  85;  eigene  Collation  24./ 11.  86.    —  S.  Tafel  XI  der  Autographien. 

5.  An    letzter  Stelle    führen  wir   das  Täfelchen   K  5579  auf,   das  einen  »^»^    t^]   *y^ 

*^  *~[\\^k.  *""^|j  zum  Verfasser  hat.  Was  datür  spricht,  diesen  Verfasser  mit  dem  König 
SamasmmuMn  zu  identificiren,  ist  bereits  oben  (S.  7)  angeführt.  Sicher  ist  die  Gleichsetzung 
nicht  und  noch  unbestimmter  die  Einreihung  unter  die  Documente  der  Friedenszeit.  Von  mir 
copirt  22.  u.  23./10.  86.     Ich  publicire  den  Text  auf  Tafel  XII  der  Autographien. 

II.  Auf  den  Namen  AsurbanabaFs  lautende  Inschriften. 

A)  Stelen-Inschriften. 

6.  Die  16'  hohe,  6'  breite  Stele  AsurhunahaVs  aus  rothem  Sandstein,  in  Babylon 
gefunden;  mit  der  Signatur  80.  6  —  17  im  britischen  Museum  aufbewahrt;  was  Form  und 
Darstellung  betrifft,  der  oben  unter  2.  beschriebenen  Stele  Saosduchin's  ähnlich,  trägt  auf  der 
Vorderseite  und  der  linken  Schmalseite  (von  vorn  gerechnet)  eine  sehr  schön  und  deutlich 
eingehauene  Inschrift  in  gemischt  assyrisch-babylonischen  Zeichen,  von  welcher  ich  die 
erste  Nachricht  bei  Bezold  Lit.  §  63,  3  d  Seite  113,  114  N.  1  und  S.  347  und  in  meiner  Disser- 
tation p  8  sq.  gegeben  habe.  In  Transscription  veröfiFentlichte  ich  dieselbe  mit  vollständiger 
Herstellung  der  Lücken  gemäss  den  parallelen  Stellen  der  übrigen  Inschriften,  Diss.  p.  24 sq.  nach 
einer  Copie  von  Herrn  Dr.  Wjnckler  (10. /5.  85),  bei  deren  Collation  sich  Herr  Dr.  Jensen  bethei- 
ligte. Die  Ausgabe  des  Originaltextes,  die  ich  zum  ersten  Mal  in  diesem  Buche  (Tafel  XIII  -  XVI) 
bringe,  stützt  sich  neben  der  erwähnten  Copie,  die  ich  am  22.  u.  23. /lO.  86  einer  erneuten 
Collation  unterzogen  habe,  auf  den  mir  von  Herrn  le  Page  Renouf  gütigst  zur  Verfügung 
gestellten  Abklatsch.     Ich  bezeichne  diese  Inschrift  mit  S'^. 

7.  Eine  grösseren  Theils  mit  S^  wörtlich  übereinstimmende  Inschrift  vom  gleichen 
Schriftcharakter,  aber  in  noch  grösseren  Zeichen  ausgeführt,  zeigt  eine  andere  grössere  Stele 
desselben  Königs,  von  15^/2'  Höhe  und  9'  Breite.  Dieselbe  vertheilt  sich  auf  alle  vier  Seiten 
des  Monuments.  Eine  Abbildung  von  dessen  Vorderseite  giebt  unser  Titelblatt,  den  Text  (S^) 
gebe  ich  zum  ersten  Mal  heraus  Tafel  XVII  f.  Copie  von  Winckler.  Eigene  Collation  27. /lO.  86. 
Abklatsch.  —  S.  Diss.  p.  9  und  vgl.  Bezold  Lit.  a.  a.  0.    S.  a.  S.  23  u.  vgl.  u.  Cap.  III  s.  III. 

B)  Cylinder-Inschriften. 

8.  a)  Cylinder  des  British  Museum  aus  gelblich  weissem  Thon  ohne  Signatur  Auf 
dem  Holzgestell  die  Aufschrift:  „Terracotta-cylinder  referring  to  the  completion  ofE-sagila  at 
Babylon  by  Asurbani-apli  king  of  Assyria  [Babylon]  B.  C.  640".  —  Ich  gebe  den  bisher  un- 
veröfiFentlichten  Text  (Tafel  XV  und  XVI) ,  den  ich  mit  L'^  bezeichne ,  nach  einer  Copie  von 
Herrn  Dr.  Winckler  (13. /4.  85)  und  meiner  eigenen  Collation  26. /lO.  86.  —  Vergl.  meine 
Angaben  ZK  II  360  f.  und  Anm.  1;  Diss.  p.  10  sub  5  und  bei  Bezold  Lit.  §  64,  3^  S.  113. 

b)  Ein  nach  Inhalt,  Wortlaut,  Form  der  Zeichen  und  Vertheilung  der  Zeilen  ab- 
solut übereinstimmendes  Duplicat  dieser  Inschrift  trug,  nach  dem  Erhaltenen  zu  urtheilen,  ein 
Cylinder  des  britischen  Museums  mit  der  Signatur  81.  2 — 1.  38,  von  dem  ich  das  von 
Dr.  Winckler  aufgefundene  Fragment  nach  dessen  Copie  auf  Tafel  XXIV  veröffentliche. 

9.  a)  Mit  L^  bezeichne  ich  die  von  Pinches  V  R  62  Nr.  1  fehlerlos  herausgegebene 
Inschrift  in  grossen,  aber  nicht  sehr  deutlichen  neubabylonischen  Zeichen,  auf  einem  von  Ras- 
sam  zu  Abbu   Habba  gefundenen  Cylinder.     Signatur:    82,  4—14,  A:  Bezold  Lit.  §  64,  3' 

Lehmann,  Samassumukin.  4 


26  Erster  Theil,  zweites  Capitel. 

S.   113  u.  349.     Man  findet  den  Text  auf  Tafel  XXV  f.  nach  Pinches'  Ausgabe,  einer  Collation 
von  WlNCKLER  und  meiner  eigenen  Collation  (27./10.  86). 

b)  Von  einem  anderen  dieselbe  Inschrift  in  schöner  Ausführung  tragenden  Cy  lind  er 
gleicher  Herkunft,  wie  die  Signatur  A.  H.  82.  7  —  1*  zeigt,  ist  ein  kleines  Fragment  erhalten, 
das  Theile  der  Zeilen  10  —  17  ohne  nennenswerthe  Varianten  bietet  und  das  ich  nach  Winckler's 
Copie  vom  15./4.  87  gebe  (Tafel  XXVI  sub  b). 

c)  Nur  der  Vollständigkeit  wegen  wird  mit  beigebracht  (Tafel  XXVI  sub  c)  ein  unsig- 
nirtes  Fragment,  enthaltend  Theile  aus  der  Mitte  der  vier  letzten  Zeilen  vom  Schlüsse  ver- 
muthlich  derselben  Inschrift,  das  Herr  Dr.  Winckler  in  London  copirt  hat^). 

d)  Von  demselben  Document  ist  auch  eine  Niederschrift  in  archaischen,  bisweilen  nicht 
mehr  ganz  deutlichen  Charakteren  auf  dem  ebenfalls  mit  A.  H.  82.  7  — 14  bezeichneten  P'rag- 
ment  eines  Cylinders  erhalten.    Ich  gebe  Herrn  Dr.  Winckler's  Copie  auf  Tafel  XXVII  wieder. 

10.  Nach  George  Smith,  Ässurhan.  p.  201,  und  dem  Passus  bei  Bezold  Lit.  §  64,  3*, 
der  mir  vom  Verfasser  gütigst  schon  in  den  Aushängebogen  zur  Verfügung  gestellt  war,  sollte  sich 
der  Cylinder  mit  dem  Original  der  III  R  16  Nr.  5  veröffentlichten  Inschrift  im  Louvre  befinden. 
Herr  Dr.  Winckler  erfuhr  jedoch  während  seines  Pariser  Aufenthaltes  von  Herrn  Ledrain, 
dass  ein  solcher  Cylinder  im  Louvre  weder  bekannt  noch  auffindbar  sei.  Aus  Herrn  Prof. 
Oppert's  Mittheilungen  wusste  ich  dagegen ,  dass  die  Sammlung  des  Herrn  de  Clerq  einen 
Cylinder  mit  einem  der  III  R  16  Nr.  5  veröffentlichten  Inschrift  sehr  ähnlichen  Texte  ent- 
hielte; so  lag  der  Schluss  nahe,  dass  die  beiden  Documente  identisch  seien.  Die  Erlaubnis«, 
den  Cylinder  de  Clerq  in  Augenschein  zu  nehmen,  war  für  Herrn  Dr.  Winckler  bedauerlicher 
Weise  nicht  zu  erlangen.  Eine  Vergleichung  der  Ausgabe  III  R  16  Nr.  5  aber  mit  Oppert's 
mir  mit  grosser  Liebenswürdigkeit  zur  Verfügung  gestellten  Umschrift  der  Inschrift  des  Cylinders 
DE  Clerq,  die  er  bereits  vor  langen  Jahren  angefertigt  hatte,  ergab  folgendes  Resultat: 

a)  III  R  16  Nr.  5  giebt.  was  inzwischen  auch  Oppert  erkannt  hatte,  thatsächlich 
den  Text  des  Cylinders  DE  Clerq  wieder.  Wort  für  Wort,  Zeile  für  Zeile  stimmen 
überein,  so  dass  kein  Zweifel  betreffs  der  Identität  obwalten  kann.  Vielleicht  war  der  Cylinder 
zeitweilig  im  Louvre  ausgestellt  (?),  was  den  Anlass  der  erwähnten  irrthümlichen  Angabe 
über  den  Aufbewahrungsort  gegeben  haben  könnte. 

b)  Meine,  Diss.  p.  11  sub  7  ausgesprochene,  auf  die  Mängel  der  Edition  gegründete 
Schlussfolgerung,  dass  das  Original  von  III  R  16  Nr.  5  nicht,  wie  es  nach  dieser  Ausgabe 
scheinen  musste,  in  neuassyrischen  Charakteren  geschrieben  sei,  bestätigt  sich.  Der  Text  ist  in 
archaisch-babylonischen  und  zwar  nach  den  mir  von  Oppert  mitgetheilten  Proben  zu  urtheilen 
in  recht  verwickelten,  denen  der  Inschrift  von  Bit.  und  L^d)  verwandten  Zeichen  geschrieben. 

c)  Es  ergab  sich  ferner,  dass,  im  Gegensatze  zu  dem  mangelhaften  Ausfall  der  von 
George  Smith  herrührenden  Ausgabe  in  neuassyrischer  Umschrift,  die  Inschrift  schon  vor 
Jahren  von  Oppert  fast  durchweg  richtig  gelesen  und  entziffert  war.  An  vielen  Stellen,  wo 
Smith  dui-ch  Schraffirung  eine  Lücke  im  Thon  und  Text  anzudeuten  scheint,  sind  oder  waren 
die  Zeichen  vorhanden  und  von  Oppert  richtig  gedeutet. 

d)  Schliesslich  bestätigte  sich,  dass  meine  auf  Vergleichung  der  verwandten  Inschriften 
l)eruhenden  Verbesserungen,  von  denen  ich  die  wichtigeren  Diss.  p.  1 1  sub  7  mitgetheilt  habe, 
sämmtlich  richii«;  waren. 

Gern  hätte  ich  die  Inschrift  —  die  ich  abgekürzt  mit  P^  bezeichne  —  im  Original- 
text vorgelegt,  wie  es  im  Plane  dieses  Buches  liegi..    Da  jedoch  auch  hierzu  Herrn  DE  Clerq's 

1)  Unter  den  von  der  amerikanischen  WoLFE-Expedition  mitgebrachten  und  im  Metropolitan 
Museum  in  New  York  aufbewahrten  Fundstücken  befindet  sich  auch  nach  einer  gütigen  mir  durch  meinen 
Freund  Dr.  R.  Gottul.'l  aus  New  York  übermittelten  Mittheilung  Dr.  Lyon's  ein  ferneres  kleines  Fragment, 
das  Theile  von  2  Zeilen  der  Abu  Habba-Inschrift,  entsprechend  V  R  62  Nr.  1  Z.  11/12  enthalten  soll. 


Thontafel-Inschriften  Asurbanabal's.  27 

Zustimmung  höchst  bedauerlicher  und  befremdlicher  Weise  nicht  zu  erlangen  war,  so  bleibt  mir 
nichts  übrig,  als  eine  neubabylonische  Umschrift  mit  den  erwähnten  Verbesserungen  zu  geben 
(Tafel  XXVIII  und  XXIX).  Der  Cylinder  wird,  wie  mir  Herr  Prof.  Opfert  mittheilt,  in 
dem  Catalog  der  DE  ÜLERQ'schen  Sammlung  photographirt  erseheinen  und  die  Inschrift  darin 
von   Opfert  übersetzt  und  besprochen  werden. 

11.  Die   Inschrift    des  Cylinders    der  Bibliotheque  nationale  zu  Paris,    abgekürzt  P'*. 
Von  dieser  Inschrift  erhielt  ich  zuerst  dadurch  Kenntniss,  dass  mir  auf  die  ZK  II  360 

gedruckte  Erwähnung  meiner  Arbeit  hin  J.  von  Ferkis  eine  Copie  derselben  zusandte,  jedoch 
ohne  bestimmte  Angabe,  wo  das  Original  aufbewahrt  sei.  Die  Inschrift  ist  jedoch,  wie  sich 
bald  an  der  Identität  gewisser  Zeilen  feststellen  Hess,  dieselbe,  welche  Strassmaier  AV  an  sehr 
vielen  Stellen  als  NB.  (=  Bibliotheque  Nationale,  s.  AV  S.  IV)  5929  citirt.  Dass  ein  solcher 
sehr  verstümmelter  Cylinder  Asurbanabal's  in  der  Bibliotheque  Nationale  zu  Paris  aufbewahrt 
werde,  war  mir  andererseits  schon  aus  Pognon's  Werk  L'inscription  de  Bavian  p.  122  und 
ebenda  n.  1   bekannt. 

Die  mir  liebenswürdiger  Weise  zur  Verfügung  gestellten  Copien  von  J.  VOK  Ferkis, 
Pater  SträSSMAIER  und  Dr.  Winckler,  auf  welche  sich  meine  Ausgabe  der  Inschrift  P^ 
stützt,  stimmen  denn  auch  unter  sich  und  mit  Pognon's  Citaten  derartig  überein ,  dass  kein 
Zweifel  an  der  Identität  des  Originals  statthaben  kann.  —  Ausgabe  nach  diesen  drei  Copien 
Tafel  XXX  und  XXXI. 

C)  Thoniafel  -  Inschriften. 

12.  Die  fast  4'  lange  und  über  2'  breite  Tafel  K.  891  trägt  eine  in  babylonischen 
Zeichen  sehr  schön  und  deutlich  ausgeführte  Inschrift  Asurbanabal's,  die  von  Pinches,  Texts 
p.  17  f.  fehlerlos  herausgegeben  ist,  wie  ich  dies  bei  meiner  Collation  (26./ 11.  86)  nachzuprüfen 
Gelegenheit  hatte.  Ein  Theil  des  Textes  war  schon  herausgegeben  I  R  8  Nr.  2  und  der  Beginn 
desselben  von  Opfert  EM  I  p.  282  übersetzt  worden.  Ich  wiederhole  den  Text  dieser  Inschrift, 
die  ich  mit  L^  bezeichne,  Tafel  XXXII  fg.  der  Autographie.  Vgl.  Lit.  S.  114  §  64s  u.  S.  7 
§  4  Anni.  2. 

13.  Die  grosse  Thontafel-Inschrift  K.  3050  und  K.  2694.  —  George  Smith, 
Assurbanipal,  p.  9  f.,  erwähnt  die  Tafel  K.  3050,  die  Sardanapal  und  Saosduchin,  wie  III  R  16 
Nr.  5,  als  in  gutem  Einvernehmen  stehend  darstelle.  9  Zeilen  derselben  (vgl.  Lit.  p.  112  §  63  f.) 
sind  von  George  Smith,  Assurb.  p.  9,  veröffentlicht  und  von  Menant,  Amiales  des  rois  d'Assyrie 
p.  251  übersetzt.  Im  Uebrigen  war  über  diese  Inschrift  nichts  weiter  bekannt,  als  dass  sie 
eine  „sehr  lange  Schilderung  enthalte".  Inzwischen  hat  sich  herausgestellt,  dass  mit  K.  3050 
das  Fragment  K.  2694  zusammengehöre.  Die  beiden  Fragmente  bilden  eine  grosse  Tafel  aus 
blassrothem  Thon,  von  der  glücklicher  Weise  an  der  Bruchstelle  nur  wenig  verloren  gegangen 
ist,  während  am  oberen  wie  am  unteren  Rande  der  Tafel  grössere  Theile  fehlen,  so  dass  sie 
ihr  jetziges  Mass  (6|')  in  etwas  überschritten  haben  muss;  in  der  Breite  (6-|-')  dagegen  ist  sie 
vollständig  erhalten.  — 

Die  Tafel  ist  auf  beiden  Seiten  in  je  zwei  Spalten  mit  neuassyrischen  Zeichen 
ziemlich  eng  beschrieben,  an  manchen  Stellen  sind  Schreibercorrecturen  zu  bemerken,  viel- 
fach ist  die  Schrift  beschädigt  oder  die  ganze  Oberfläche  so  nachgedunkelt,  dass  die  Zeichen 
schwer  zu  erkennen  sind.  Meine  im  November-December  1886  vorgenommene  Copie  dieses 
sprachlich  wie  sachlich  sehr  wichtigen  Textes  wurde  zudem  durch  die  Ungunst  der  Witterung 
erheblich  erschwert,  und  es  stand  fest,  dass  meiner  ersten  am  15./ 12.  86  beendeten  Collation 
mindestens  noch  eine  zweite  bei  hellerem  Wetter  zu  folgen  haben  werde.  Da  ich  an  der 
Vornahme  derselben  verhindert  war,  so  hat  Herr  Dr.  Winckler  sich  der  Mühe  unterzogen,  eine 
zweite  selbständige  Copie  anzufertigen,  die  mit  der  meinigen  im  AVesentlichen  übereinstimmt, 
.so   dass   ich   hoffen   darf,   meine  auf  diese  beiden  Copien  gestützte  Ausgabe  (Tafel  XXXIV  ff.) 

4* 


28  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

werde  dem  Texte  gerecht  werden,  ohne  behaupten  zu  wollen,  dass  nicht  Jemand,  der  später, 
gestützt  auf  diese  Ausgabe,  die  Inschrift  von  Neuem  mit  dem  Original  durcharbeitet,  noch 
hier  und  da  Verbesserungen  werde  hinzufügen  können. 

III.  Berichte  Dritter,  in  welchen  die  beiden  Könige  erwähnt  werden. 

Von  diesen  Berichten  ist  mir  nur  bekannt: 

14.  Die  Inschrift  der  Tafel  K.  991,  auf  die  mich  Mr.  PiNCHES  freundlichst  aufmerksam 
gemacht  hat.  Genaueres  über  den  Inhalt  konnte  ich  bei  dem  verstümmelten  Zustande  des 
(3'  langen,  If ,  breiten)  Fragments  bis  jetzt  nicht  ermitteln,  daher  auch  die  Einordnung  unter 
die  Documente  der  Friedenszeit  nicht  mit  Sicherheit  erfolgen  kann.  Ich  gebe  den  Text  nach 
meiner  Copie  und  Collation  (18.  u.  19./ 11.  86)  in  Autographie  unter  Nr.  14. 


DRITTES  CAPITEL. 

Der  geschichtliche  Gewinn  aus  den  Inschriften. 

I.    Das  verwandtschaftliche  Verhältniss  zwischen  Asurbanabal  und  Samassumukin. 

V 

Es  ist  zunächst  das  verwandtschaftliche  Verhältniss  zwischen  Äsurbanahal  und  Samas- 
sumuMn  näher  und  klarer  zu  bestimmen. 

Das  ahu  talimii,  das  als  Bezeichnung  des  Babylonierkönigs  von  Seiten  Sardanapal's  in 
den  bisher  bekannten  Inschriften  einmal  III  16  Nr.  5,  50  (s.  u.  P^)  vorkommt,  hat  man  ge- 
meinhin mit  „leiblicher  Bruder"  übersetzt,  ohne  sich  recht  darüber  klar  zu  werden,  was  denn 
mit  dieser  Deutung  eigentlich  gemeint  sein  soll. 

Im  Deutschen  redet  man  von  „leiblichen  Brüdern"  erstens  entweder,  wenn  man  die 
schon  in  dem  Worte  Bruder  ausgedrückte  nahe  Verwandtschaft  besonders  betonen  will,  oder 
aber  zweitens,  man  braucht  den  Ausdruck  im  technischen  Sinne.  In  letzterem  Falle  wird 
die  Verwandtschaft  vom  Mutterleibe  her  besonders  hervorgehoben,  und  zwar  kann  dies 
geschehen 

a)  auch  bei  gemeinsamer  Abstammung  vom  selben  Vater,  in  Fällen,  wo  die  mütter- 
liche (cognatische)  Verwandtschaft  von  Wichtigkeit  ist  und  mit  Nachdruck  hervorgehoben 
werden  soll;  oder 

b)  —  und  das  ist  das  gewöhnlichere  —  es  soll  damit  ausdrücklich  gesagt  werden,  dass 
die  Kinder  Söhne  nur  derselben  Mutter,  aber  verschiedener  Väter,  dass  sie  „uterini'^  sind. 
Welche  Bedeutung  liegt  in  unserem  Falle  vor?  Friedrich  Delitzsch^),  auf  den  diese  Ueber- 
setzung  zurückgeht,  weist  hin  auf  das  samaritanische  teUm,  Petermann  tellem,  für  welches 
Petermann^)  klar  die  Uebersetzung  frater  uterinus,  also  die  (zweite)  technische  Bedeutung 
fordert.  Wenn  aber  dann  Delitzsch  weiter  auf  das  palästinensisch-aramäische  ahhi  tela- 
min  (Targum  Pseudo- Jonathan  zu  Genes.  49,  5)  hinweist  und  dann  den  Ausdruck  mit  „leib- 
liche Brüder"  übersetzt,  so  kann  an  dieser  Stelle  von  der  technischen  Bedeutung  (2  b)  nicht 
die  Rede  sein;  denn  die  so  bezeichneten  Brüder  „Simeon  und  Levi"  haben  Vater  und 
Mutter  gemeinsam  (sind  beide  Söhne  des  Jacob  und  der  Lea),  Gen.  29,  33  u.  34.  Also  stände 
diese  Stelle,  wie  Delitzsch  sie  fasst,  gleich  im  Gegensatz  zu  der  von  Petermann  vorge- 
schriebenen Bedeutung    des   samaritanischen  Wortes.     Ich   glaube  aber    überhaupt  nicht,   dass 


1)  Beigaben  zur  deutschen  Ausgabe  von  Geokge  Smith's  Chaldäische  Genesis.    S.  272  A.  1. 

2)  Brems  hnijuae  Samaritanae  grammatica.  p.  81. 


Ahu  talimu  heisst  nicht  „leiblicher  Bruder".  29 

sich  das  telamtn  des  Targum  zu  Gen.  49,  5  auf  das  verwandtschaftliche  Verhältni.~s  der 
Brüder  bezieht,  sondern,  gerade  wie  schon  der  hebräische  Text  an  die  Hand  giebt,  dass  die 
durch  Abstammung  Verbrüderten  auch  Brüder  der  „Sinnesart  und  Haudhingsweise  nach"  sind^) 
(wegen  der  Gen.  34,  25  ff.  erzählten  Gewaltthaten) ,  so  will  auch  der  Erklärer  durch  das  te- 
lamtn ihre  Zusammengehörigkeit  als  Genossen  der  Uebelthat ,  als  böse  Gesellen ,  als  ein 
,par  nobile  fratrum'^   erläutern. 

Die  Bedeutung  „Geselle,  Genosse"  geben  auch  die  a.ssyrischen  Belegstellen  für  talimu 
weit  eher  an  die  Hand,  als  „leiblich".  Es  ist  da  zunächst  zu  beachten,  dass  das  Wort  durch- 
aus nicht  an  ahu  gebunden  ist,  sondern  als  selbständiges  nomen  substantivum ,  so  gerade  in 
der  von  Delitzsch  ausgezogenen  Stelle  der  Beltis-Inschrift  H  R  66,  3 :  Belit  .....  m  Jdrna 
ili  Samas  ta-li-me,  „Beltis  die,  wie  Samas  ihr  brüderlicher  Genosse"  ...  .,  IV  13  Nr,  2:  iläni- 
talimu-Jca,   „die  Götter,   Deine  brüderlichen    Genossen";    die  Anunit  wird    talimtu   (ili)    Samas 

genannt^);  in  dem  Vocabular  K.  206 P)  lesen  wir      |    ^[    =  ta-li-mu. 

Auch  in  folgenden  Stellen  unserer  Inschriften  steht  talim{u)  selbständig  als  Substantiv: 

V 

S^  12  Samas-sum-ukin,    ....    talim  Asur-bän-abli;  S^  27  sa  sumi  satru  u  sum  talim-ia; 

V 

S*  29   Samas- sum-uMn   talimu  Äsur-ban-abli ;    L*   Rucks.    Col.  I,  5,    wo  Asurbanabai    sagt: 

V 

SamassumuMn,  talimi  .sa   .  .  .  ." 

Dagegen  wird  Marduk  ahu  talimu  der  Istar  genannt,  und  in  unseren  Inschriften 
wird  an  Stellen,  die  ganz  den  eben  angeführten  entsprechen,  meist  ahu  talimu  gesagt. 

Talimu  und  ahu  talimu  sind  also  nahezu  gleichbedeutende  Begriffe;  daraus  folgt,  dass 
talimu  und  ahu  Synonyma  sind.  Die  Stellen,  wo  „ein  Gott  und  eine  Göttin"  als  talimu  und 
talimtu  von  einander  genannt  werden,  legen  schon  nahe,  dass  talimu  den  „Bruder"  in  weiterem 
Sinne  bezeichnet;  „denjenigen  (vgl.  o.  das  zur  Targumstelle  Gesagte) ,  der  mit  einem  anderen 
eine  enge  Gemeinschaft,  ein  Paar  bildet",  den  „Genossen";  und  dies  wird  besonders  klar  durch 
die  Stelle  Nimrodepos  15,  34,  auf  die  mich  bereits  Haupt  zur  Begründung  seiner  Auffassung 
von  talimu  als   „Genosse",  die  wir  im  Vorhergehenden  bestätigt  gefunden  haben,  aufmerksam 

machte.     *"*i      ^J    IH^   *\     ib-ri  ta-li-me-Jca  kann  nichts  anderes    heissen  ,    als „dein 

Freund  und  Bruder  (Genosse)"  ;  so  übersetzt  auch  Delitzsch*)  die  Stelle,  indem  er  mit  dem 
eingefügten  „und"  zugesteht,  dass  der  Auffassung  dieser  Worte  als  zweier  Substantiva  in 
Apposition  vor  der  Ansetzung  als  Nomen  mit  attributivem  Adjectiv  der  Vorzug  zu  geben  ist. 

Eine  üebersetzung  „leiblich"  aber  wird  durch  keine  der  angeführten  Stellen  erforder- 
lich. —  Man  sieht,  mit  sprachlichen  Erörterungen  kommen  wir  nicht  aus;  wenn  ahu  tali^nu  etwas 
anderes  ist,  als  ein  pleonastischer  Ausdruck,  wenn  es  eine  technische  Bedeutung  hat,  so  müssen 
unsere  Inschriften  die  beste  Gelegenheit  bieten,  um  dieselbe  auf  historischem  Wege  festzustellen. 

Von  vornherein  steht  Eines  fest:  uferini,  leibliche  Brüder  im  techaischen  Sinne 
(S.  28  unter  2  b)  sind  Sardanapal  und  Saosduchin  nicht.  Letzterer  ist  —  wie  sein  assyrischer 
Bruder  —  nach  seinen  eigenen  Inschriften  S^  9  ff.  und  L^  20  ff.  abli  Asiirahiddin ,  binbin 
Sinaherbä,  liplipu  Sarhini,  talim  Asurbanabli:  Sohn  des  Asarhaddon,  Enkel  des  Sanherib, 
Urenkel  des  Sargon,  Bruder  des  Asurbanabai;  in  der  Inschrift  L*  fügt  er  sogar  noch  die 
ürvorväter  des  Sargoniden geschlechtes  Belbäni  und  Adasi  hinzu*)". 


1)  Dillmann,  Die  Genesis^,  S.  452. 

2)  TiELE,  Geschichte  S.  526,  n.  4.     Sayce,  Hibbekt  Lectures,  p.  184. 

3)  Haupt  ASKT  202,  19. 

4)  Assyrisches  Wörterbuch  S.  52. 

5)  Dies  ist,  soviel  mir  bekannt,    die  dritte  Stelle,   an   der  diese  Tradition   erwähnt  wird.     Vergl. 
WiNCKLEE  ZA  II,  S.  388. 


30  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

Die  Bezeichnung  „leibliche  Brüder"  passt  überhaupt  nicht  auf  die  beiden  Könige, 
denn  wir  können  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit  nachweisen,  dass  sie  nicht  von  derselben 
Mutter  stammen,  dass  sie  also  nicht   ^uterini" ,  sondern  nur   y^consanguinei"  sind. 

In  der  Arbela- Inschrift  (L*)  berichtet  Asurbanabal  von  den  Aemtern  (s.  u.  die 
Uebersetzung  und  den  Commentar),  mit  welchen  er  seine  Brüder  betraut  hat.  Ausser  Samas- 
sumuMn,  der  die  Herrschaft  über  Babylon  erhält,  verleiht  er  zwei  andern  Brüdern  die 
„Grossbruderschaft",  d.  h.  wohl  die  Würde  eines  Bruders  des  Königs,  mit  der  eine  Statthalter- 
schaft und  hohe  Priesterwürde^)  verbunden  zu  sein  scheint 'i  der  eine  derselben  erhält  diese 
Würde  für  Harrän. 

Dabei  sind  nun  die  Benennungen,  mit  denen  er  seine  Brüder  bezeichnet,  wohl  zu 
beachten;  den  SamassumuMn  nennt  er  auch  hier  ahi-ia  talimi,  den  Asur-mu-Jcin-pali-ia  be- 
zeichnet er  als  alji-ia  »^  ^12  >jpf-  uad  den  Ästir-e-tü-sa'me-u-ersiti-halä(t)-su^)  als  ahi-ia  »-^ 
sihru.  Dieses  »^  ^15  V^'  ^^^  nicht  tartinni  oder  siltitini^),  sondern  kuddivni  zu  lesen  ist, 
erscheint  in  der  Liste  II  R  29,  64  a  hinter  dem  Ausdruck  A^    A^   ^]*^  =  ^►fflF<   ^r        iP^ 

sis-gal-lumC?)  (vergl.  die  eben  erwähnte  „  Grossbruderschaft "  ^HPff<  ^I^^  D-  Da  somit  einer- 
seits ein  Zusammenhang  mit  dem  Begriife  „Bruder"  anzunehmen  war,  andrerseits  die  Ver- 
wandtschaft und  Ideogramm-Gemeinschaft  des  Wortes  Jcuddinnu  mit  Mdinnu  „ünterthan"  klar 
war,  so  stellte  Jensen*)  die  Auffassung  als  „jüngerer  Bruder",  oder  nur  allgemein  als  „Unter- 
gebener,   Höriger",    zur  Wahl,  weil  ein  entscheidender  zusammenhängender  Text  fehle.  — 

Thatsächlich  lag  und  liegt  jedoch  dieser  geforderte  Text  in  unserer  Inschrift  vor  und 
zeigt  uns,  dass  sich  in  dem  Worte  thatsächlich  die  Begriffe  des  „Bruders"  und  des  „Hörigen" 
vereinigen;  ahu  ktiddimiu  ist,  wie  ich  hier  zum  ersten  Mal  auszusprechen  glaube,  der  Sohn 
einer  Hörigen,  einer  unebenbürtigen  Frau,  ist  terminus  technicus  für  den  „uneben- 
bürtigen Bruder";  und  wir  werden  uns  nicht  zu  wundern  haben,  wenn  wir  huddinnu  eines 
Tages,  allein  oder  in  Verbindung  mit  aWi,  auch  als  terminus  technicus  für  den  „uneben- 
bürtigen Sohn"  in  den  Inschriften  finden;  Tiudditimi  drückt  das  positiv  aus,  was  wir,  da  Mmi 
erwiesenermassen  legitim,  „rechtmässig"  bedeutet,  in  assyrischer  Sprache  durch  lä  ktnu  aus- 
gedrückt   zu    finden    erwarten  dürfen. 

Da  nun  ahu  sihru  wohl  nur  „jüngerer  Bruder"  heisst,  also  sich  nur  auf  das  Alter 
bezieht,  so  ist  anzunehmen,  dass  der  Ausdruck  ahu  talimu  zu  ahu  Jcuddinnu^)  in  einem  directen 
Gegensatz  steht,  so  dass  —  wenn  wir  zudem  bedenken,  was  wir  über  die  Bedeutung  des  Wortes 
talimu  als  auf  gleicher  Stufe  stehend  „gleichgestellt"  ermittelt  haben  —  wir  ahu  talimu  kaum 
anders  wiedergeben  können,  als  durch  „gleichgestellter,  dem  Range  nach  gleicher,  d.  h.  eben- 
bürtiger Bruder".  Warum  aber  bedarf  es  der  ausdrücklichen  Hervorhebung  dieser  Eben- 
bürtigkeit? 

Wenn  die  Könige  Brüder  von  denselben  Eltern  wären,  so  wäre  dieselbe  unverständlich. 

Nun  sagt  aber  SamassumuMn  in  seiner  zweisprachigen  Inschrift  (Z.  6):  „die  Götter 
hätten  Ihn  zur  Wiedervereinigung  der  zerstreuten  Bewohner  des  Landes  Akkad  dahin  berufen, 


1)  Vgl.  TiELE  II,  354,  Anni.  1. 

2)  Zu  ergänzen  wohl  zu:  Asur-ctil-sainc-u-ersiti-lalä{t)-su[-ikM]. 

3)  TiELE  a.  a.  0. 

4)  ZA  1  391  f. 

5)  Ob  das  sehr  ähnlich  klingende  kudin  ^Maulthiev"  [Pinches  u.  Sachad  (PSBA  1882  vol.  IV,  p.  117i] 
mit  diesem  kuddinnu  /usammenhängt,  möchte  ich  nicht  entscheiden.  —  Die  Bedeutungsentwickelung  und  der 
Zusammenhang  wären  genau  dieselben,  wie  bei  dem  modernen  Worte  „Bastard". 


§amaSäumukin,  Sohn  einer  Babylonierin.  31 

wü  ihm,  als  er  noch  ein  Kind  im  Mutterleibe  war,  (die  Erüa),  der  Pianet  Venus  seine  Existenz 
als  die  eines  Völkerbeherrschers  in  glückverheissender  Weise  verkündiget  habe*  *).  Das  heis-st: 
Swnia.ssumuMn  kommt  als  Herrscher  nach  Babylon,  derselben  Stätte,  wo  ihm  bereits  vor 
oder  in  seiner  Geburtsstunde  das  Horoskop  gestellt  worden  und  aus  dem  Stande  der  Gestirne, 
namentlich  einer  günstigen  Constellation  der  Venus,  die  Herrscherwürde  geweissagt  worden 
ist.  Wem  aber  in  Babylon  das  Horoskop  gestellt  worden  ist,  von  dem  darf  man  annehmen, 
dass  er  in  besonderen  Beziehungen  z\i  Babylon  steht;  einem  in  Ninive  von  einer  Assyrierin 
Geborenen  würde  in  Babylon  kaum  das  Horoskop  gestellt  worden  sein.  Der  Schluss  ist  kaum 
abzuweisen,  dass  er  eine  Babylonierin  zur  Mutter  hatte.  Möglich  wäre  es  ja  nun,  da.ss 
eine  Babylonierin  in  Ninive,  vom  Harem  des  Assyrerkönigs  aus,  noch  die  alten  Beziehungen 
zum  Cultus  und  den  Priestern  ihres  Heimathlandes  unterhielt,  und  ihrem  zu  erwartenden,  oder 
bereits  geborenen  Sprössling  in  der  Heimathstadt,  die  zugleich  die  in  beiden  Ländern  ange- 
sehensten Heiligthümer  barg,  das  Horoskop  stellen  Hess.   — 

Weit  natürlicher  aber  erklärt  sich  dieser  Vorgang ,  wenn  SamassumuMn  wirklich  in 
Babylon  geboren  war;  und  für  diese  Annahme  ist  der  Boden  geebnet,  seitdem'')  in  hohem 
Grade  wahrscheinlich  geworden  ist,  dass  Asarhaddon  während  der  Regierung  seines  Vaters 
Sanherih  Babylonien  als  Provinz  des  assyrischen  Reiches  (während  des  zweiten  Interregnums 
s.  u.)  verwaltet  hat.  Dafür  spricht  nicht  blos,  worauf  zuerst  PiNCHES  hingewiesen  hat^),  die 
Widmung  auf  dem  steinernen  Löwenhaupt  aus  Babylon,  mit  der  Inschrift:  ^Sanherih,  dem 
Könige  der  Völkerschaar  ....  Asarhaddon.  sein  Sohn  .  .  .  .^,  sondern  auch  die  aus  TH  R  16 
Nr.  3  hervorgehende  Namensänderung*),  die  bei  einem  assyrischen  Herrscher  regelmässig  in 
Verbindung  mit  babylonischen  Angelegenheiten  erscheint  (vgl.  o.  S.  6  bei  Anm.  6)  .  .  .  .  Sin- 
ahe-irbä  ....  ana  Äsur-ahi-iddina  abli-ia,  sa  arJcänu  Asiir-etü-ukin-ahli  sum-su  nahü,  „dem 
Asarhaddon,  seinem  Sohne,  der  später  Asur-etil-uJcin-abli  genannt  wurde". 

Es  ist  nun  weiter  eine  bekannte  und  vielfach  bezeugte  Gewohnheit  der  AssyrerkÖnige, 
dass  sie  nach  Eroberung  einer  Stadt  die  vornehmen  Frauen,  namentlich  die  Töchter  der  be- 
siegten Herrscher  und  Fürsten  in  ihrem  Harem  aufnahmen.  Sanherih,  der  mit  Babylon  wie 
mit  einer  feindlichen  Stadt  verfuhr,  hat  sicher  auch  dessen  Frauen  nicht  verschont:  bei  der 
Vertheilung  solcher  Beute  sind  zweifellos  auch  die  königlichen  Prinzen  nicht  leer  ausgegangen. 
Nimmt  man  an  —  strict  bewiesen  kann  es  nicht  werden  —  dass  die  Mutter  des  Samassum- 
uMn eine  solche  vornehme,  vielleicht  gar  aus  königlichem  Geschlechte  stammende  Babylonierin 
war,  welche  Asarhaddon  sich  zur  Gattin  erkor,  und  mit  welcher  er  in  Babylon  als 
Statthalter  residirte ,  so  würde  dies  Verhältniss  nicht  blos  vom  Standpunkte  der  Politik  San- 
herib's  höchst  verständlich  sein,  sondern  auch  die  Zeitumstände  würden  sehr  gut  stimmen.  — 
Babylon  wurde  wahrscheinlich  689  zerstört^).  SamassumuMn  wäre  dann  bei  seinem  Regierungs- 
antritte höchstens  21  Jahre  alt  gewesen  —  und  auf  das  Verhalten  der  Brüdei  zu  einander, 
wie  auf  die  Entwicklung  der  Geschicke  beider  Länder  unter  ihrer  Herrschaft  würde  dadurch 
ein  vielfach  aufklärendes  Licht  fallen.   — 

Ist  nun  das  Letztere  nur  eine  Vermuthung,  der  man  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  nicht 
wird  absprechen  können,  so  dürfen  wir  als  nahezu  sicheres,  durch  Saosdiichin^s  Inschrift  selbst 

V 

an  die  Hand  gegebenes  Resultat  jedenfalls  festhalten,  dass  Samassumukin's  Mutter  eine  Baby- 


1)  Die  sprachliche  und  syntactische  Erklärung   und  Begründung  dieser  üebersetzung  der  äusserst 
schwierigen  Stelle  s.  u.  im  Commentar. 

2)  S.  WiNCKLEB  ZA  II  306  u.  307. 

3)  PSBA  1883  14  f. 

4)  S.  WiNCKLER  ZA  11  a.  a.  0. 

5)  ZA  II  304. 


32  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

lonierin  war,  dass  also  die  beiden  Brüder  nur  den  Vater  gemeinsam  hatten,  nicht  leibliche 
Brüder  waren. ^) 

Demnach  scheint  ahu  talimu  den,  von  einer  anderen,  aber  als  ebenbürtig 
areitenden,  Frau  stammenden  Bruder  zu  bezeichnen,  der  deshalb,  im  Gegensatze  zum 
ahu  kuddinnu,  stets  besonders  als  ahu  talimu,  als  „auf  gleichet-  Stufe  stehender  Bruder"  be- 
zeichnet wird.  —  Dass  dieses  Verhältniss  der  „ahm  telamin'^  (des  Targum)  wirklich  als  das 
einer  vollständigen  Gleichberechtigung  betrachtet  wurde,  wird  besonders  deutlich  dadurch,  dass 
SamassumuMn  seinerseits  den  Asurhanahal  als  seinen  ahu  talimu  bezeichnet  (s  die  oben  S.  29 
bereits  citirten  Stellen). 

Diese  Auffassung  erhält  eine  weitere  Stütze  durch  das  folgende  argumentum  ex  con- 
trario: Es  ist  auffällig,  dass,  sobald  von  dem  Ausbruche  der  Feindseligkeiten  in  den  Au- 
nalen  AsurbanahaVs  die  Rede  ist  (B""  I) ,  der  Ausdruck  ahu  talimu  verschwindet  und  au 
seine  Stelle  die  Ausdrücke  ahu  lä  Mnu  und  ahu  naicru  treten.  Man  hat  diesen  ersteren  Aus- 
druck verschiedentlich  durch  „illegitimer  Bruder"  übersetzt,  so  namentlich  Eduard  Meyer^). 
Im  Allgemeinen  war  man  dagegen  geneigt,  die  Ausdrücke  lä  Mnu  und  nakru  ihrem  Wort- 
sinne nach  als  „treulos,  ungerecht"  und  „feindlich"  zu  übersetzen  und  sie  auf  das  aufrühre- 
rische  und  verrätherische  Verhalten  des  SamassumuMn  seinem  Bruder  gegenüber  zu  beziehen. 
—  Da  beide  Auffassungen  dem  Sinne  nach  in  jenen  Wörtern  liegen,  so  hat  die  so  oder 
ähnlich  zuerst  von  Herrn  Prof.  Haupt  mündlich  mir  gegenüber  geäusserte  Auffassung  viel  An- 
sprechendes, dass  das  lä  Mnu  sich  sowohl  auf  die  Geburt,  wie  auf  die  später  bewiesene  Gesin- 
nung beziehe;  indem  es  bei  solcher  unbestimmten  Andeutung  jedem  Lesenden  überlassen  blieb, 
einen  ursächlichen  Zusammenhang  zwischen  beiden  anzunehmen,  die  letztere  als  unausbleib- 
liche Folge  der  ersten  zu  betrachten.  — 

Mir  scheint,  dass  uns  die  Inschriften  die  Möglichkeit  an  die  Hand  geben,  noch  weiter 
zu  gehen.  — 

In  der  Annalenredaction  des  Cyl.  R™  I  (V  R  3,  87)  wird  berichtet  über  die  Ge- 
sandtschaft, welche  SamassumuMn  (der  hier  zum  ersten  Male  und  gleich  mit  dem  Beisatze 
ahu  lä  Mnu  [Z  70]  genannt  worden  war),  an  Asurbanabal  geschickt  hatte,  um  ihn,  kurz  vor 
dem  Ausbruche  des  grossen  Aufstandes,  in  Sicherheit  einzulullen.  Asurbanabal  resp.  der  unter 
seinen  Namen  schreibende  Verfasser  der  Annalen  ergreift  hier  die  Gelegenheit,  zu  versichern, 
dass  „die  Götter  dem  Könige  ein  günstiges  Geschick  vorausbestimmt"  und  ihn  in  „Recht  und 
Ordnung  erzeugt"  hätten  {sa  iläni  rahüti  simat  damihtim  isimus.  ihnüsu  ina  kittl  u 
misari).  —  Vergleicht  man  hiermit,  was  unten  des  weiteren  ausgeführt  ist  über  die  Bedeutung 
der  Redewendungen ,  in  denen  den  Göttern  eine  Mitwirkung  bei  der  Erzeugung  und  Geburt 
eines  Königs  —  und  zwar  regelmässig  unter  Anwendung  des  Verbums  känu  im  Fiel  oder  von 
Ableitungen  dieses  Stammes  —  zugeschrieben  wird,  so  wird  man  mit  uns  geneigt  sein,  in  der 
angeführten  Stelle  eine  starke  Betonung  der  legitimen  Geburt  des  Assyrerkönigs  gegenüber  der 
Unebenbürtigkeit  seines  Bruders  zu  sehen.  —  Folgen  wir  dieser  Auffassung,  so  werden  wir 
dazu  geführt,  das  dem  Saosduchin  beigemessene  lä  Mnu,  als  im  Gegensatze  zu  dieser  Ver- 
sicherung stenend  ,  zu  betrachten,  und  somit  wieder  mit  grösserem  Nachdrucke  auf  die  Ab- 
stammung des  Königs  zu  beziehen.  Hat  aber  „ahu  lä  ktnu"  die  Bedeutung  „illegitimer, 
unebenbürtiger  Bruder",  so  dass  es,  wie  wir  erwarteten  (S.  30),  wirklich  synonym  zu  kuddinnu  ist, 


1)  Derselben   Ansicht   Opfert   und   Haupt,   s.  Diss.   p.  17    n.  1.  —  Andrer  Meinung  Tiele,  Ge- 
schichte S.  615. 

2)  Geschichtt  des  Alterthums  §  391  S.  477. 


AHarhaddon  hat  niemals  abgedankt.  33 

und  haben  früher  zur  Zeit  des  guten  Einvernehmens  sowohl  Asurbanabal  den  Samassumukin, 
wie  auch  umgekehrt  dieser  den  Ersteren  als  ahu  talimu  bezeichnet,  so  scheint  es  mir  sehr 
wohl  denkbar  und  mit  der  vorher  bereits  aus  anderen  Stellen  festgestellten  Bedeutung  des 
talimu,  „Geselle,  Genosse"  vereinbar,  dass  talimu  in  dieser  Verbindung  wirklich  die  Bedeutung 
, ebenbürtig"   hat.   — 

Ehe  wir  unter  Berücksichtigung  der  Umstände,  welche  die  Thronbesteigung  Samas- 
sumukin's  veranlassten,  auseinandersetzen,  warum  wir  es  für  möglich,  ja  wahrscheinlich  halten, 
dass  die  Könige  sich  erst  gegenseitig  als  , ebenbürtige"  Brüder  bezeichnen ,  und  dass  dann 
später  der  Assyrer  vom  Babylonier  das  Gegentheil  behauptet,  fassen  wir  die  bisherigen  Er- 
gebnisse unserer  Untersuchung  über  talimu  zusammen: 

V 

1.  Asurhanahal  und  Samassumukin  sind  in  keinem  Sinne  leibliche  Brüder:  .sie 
sind  „  consanguinei " . 

2.  Die  Bedeutung  „leiblich"  passt  überhaupt  für  talimu,  talimtu  an  keiner  ein- 
zigen der  Stellen,  an  welchen  das  Wort  bis  jetzt  im  Assyrischen  nachweisbar  ist. 

3.  Talimu,  talimtu  bezeichnet  den  „Gesellen",  „Genossen",  „Bruder"  im  weiteren 
Sinne,  den   „Freund",  den   „nahe  und  gleich  Stehenden". 

4.  Mit  dieser  Bedeutung  würde  eine  Auffassung  des  Ausdrucks  dim  talimu  als  „eben- 
bürtiger Bruder"   wohl  stimmen. 

II.  Umstände,  welche  die  Thronbesteigung  Samassumukin's  herbeiführten. 

Man  hat  bis  vor  Kurzem  auf  Grund  von  Cylinder  A  und  R™  I  Col.  I,  1  ff. ,  ziemlich 
allgemein  angenommen,  dass  Asurahiddin  freiwillig  die  Zügel  der  Regierung  niedergelegt  habe, 
so  dass  bei  seinen  Lebzeiten  und  also  nach  seiner  Bestimmung  seine  Söhne,  der  eine  in 
Assyrien,  der  andere  in  Babylonien,  die  Herrschaft  übernahmen.  Die  babylonische  Chronik 
macht  diese  Annahme  unmöglich,  indem  sie  (Col.  IV,  30/31)  ausdrücklich  berichtet,  dass 
Asurahiddin  als  assyrischer  König  auf  der  Reise  gestorben  sei;  und  auch  ohne  diese 
bestimmte  Nachricht  konnte  bei  einer  genaueren  Betrachtung  des  einleitenden  Passus  der  An- 
nalen  (Cylinder  A  und  R™  I)  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  von  einer  Abdankung  des  Königs 
darin  nicht  die  Rede  war'). 

Demnach  ist  auch  der  Gedanke  einer  directen  Uebergabe  der  Herrschaft  aus  den 
Händen  des  lebenden  Asurahiddin  an  seine  beiden  Söhne  aufzugeben.  Wohl  aber  ist  es  für 
uns  von  Wichtigkeit  zu  untersuchen,  ob  und  in  welcher  Weise  der  Wille  und  die  Bestimmungen 
Asarhaddon's    auf   die  Thronbesteigung   SamasSumukhi''s  von   Einfluss    gewesen  sind.     Da  wir 

V 

unsere  Anschauungen  und  Schlüsse  über  die  die  Thronbesteigung  SamassumuMn''s  veranlassen- 
den und  begleitenden  Umstände  grösstentheils  aus  den  Berichten  AsurbanahaVs  über  seine 
Bestimmung  zur  Thronfolge  und  seine  Thronbesteigung  zu  entnehmen  haben  werden,  das 
Verständniss  und  die  Auffassung  dieser  Berichte  aber,  auch  nachdem  TiELE  das  gröbste  Miss- 
verständniss  beseitigt  hat,  unserer  Ueberzeugung  nach  noch  immer  in  wichtigen  Punkten  der 
Verbesserung  bedürftig  ist,  so  ist  eine  Besprechung  dieser  für  die  Thronbesteigung  Asurbanabal's 
massgebenden  Berichte  für  uns  nicht  zu  umgehen. 


1)  Dies  hat  inzwischen  bereits  Tiele  im  zweiten  Bande  seiner  ausgezeichneten  Babifloniiich-assy- 
rischen  Geschichte  ausgesprochen.  Derselbe  kam  mir  erst  zu  Händen,  als  das  vorliegende  Capitel  schon  lange 
geschrieben  war,  aber  frühe  genug,  um  mir  bei  einer  Ueberarbeitung  eine  nachträgliche  Berücksichtigung 
von  Tiele's  Anschauungen  zu  ermöglichen. 

Lehmann,  Saniassumukin.  " 


34  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

A.  Die  für  die  Thronbesteigung  Asurbanabal's  massgebenden  Umstände. 

Asurbanabal  berichtet  in  seinen  Annalen^),  Asarhaddon  habe  am  12.  Ijjär ,  einem 
günstigen  Tage ,  in  Ausführung  eines  göttlichen  Gebotes  —  welches  Thema  fast  in  jeder 
dritten  Zeile  variirt  wieder  erscheint  —  die  Bewohner  Assur's  gross  und  klein  vom  oberen 
und  vom  unteren  Meere  zusammenberufen  (V  R  1,  18,  TU  R  17,  17)  upahhir  nise  "»«'  Ässur 
rahä{ti)  u  sihrä(ti)  sa  tamdim  eliti  u  sapliti,  dann  läuft  der  Text,  indem  zuerst  der  Zweck 
dieses  Aufgebotes  ausgesprochen,  wird,  weiter  ^^  ana  nasir  märsarrüti-ia  ^®  u  arJcänu  sarrütu 
mdt  j^§§^r  epis  ade  sum  iläni  ^^  usaskir-sunüti  udannina  riksäti. 

Eberhard  Schrader*)  und  darnach  genau  so  S.  A.  Smith  übersetzen  hier:   „versammelte 

die  Assyrer -^^  um  mein  Königthum  anzuerkennen   ^^  und   darnach    übernahm 

ich  die  Herrschaft  über  Assyrien".  Diese  üebersetzung  ist  unrichtig,  und  auf  ihr  beruht  das 
Mährchen  von  der  Abdankung  Asarhaddon's. 

Zunächst  steht  nicht  da,  dass  die  Bewohner  Assur's  berufen  wären,  um  „die  Herrschaft 

des  Asurbanabal  anzuerkennen",  sondern,  was  sie  nasir  sollen,  ist  seine  »-^  fcE>jppF  *^\i' 
es    ist   schwer    begreiflich,    wie  S.  A.  Smith,    welcher    in  Zeile  2   und  26  richtig  erkannt   hat, 

dass  die  Zeichengruppe  t^Ü^  ^^C^  und  das  zugehörige  Nomen  abstractum  Ein  Begriff  sind, 
indem  er  unüberlegt  an  Schrader's  ,  nur  das  Ideogramm  umschreibende  Lesung  tur  (?)  sar- 
rüti-ia  sich   anschliesst  und  dann  das  tür  einfach  unübersetzt  lässt,  sich  das  Verständniss  dieser 

Stelle  verschlossen  hat;  t-^  fcE>W'  dessen  von  Latrille  ZK  H  849,  A.  1  und  Smite  vorge- 
schlagene Lesung  märsarru  natürlich  nur  den  Werth  einer  Vermuthung  hat,  bedeutet,  wie  das 
Ideogramm  zeigt,  den  Königssohn.  Diese  „Königssohnschaft"  ^)  ist  eine  Würde,  wie  die 
oben  erwähnte  „Grossbruderschaft"  und  bezeichnet,  wie  noch  des  Näheren  klar  werden  wird, 
technisch  einen  bestimmten  Königssohn,  nämlich  den  zur  Thronfolge  Berechtigten,  den 
Kronprinzen.  Die  Assyrer  sind  zusammenberufen,  um  das  Kronprinzenthum  des 
Asurbanabal  zu  wahren,  zu  beschützen,  ihn  in  seiner  Würde  als  Thronfolger 
anzuerkennen    und   diese  Anerkennung  darch  Treueide  zu  besiegeln. 

Ferner:  Schrader  übersetzt  epis  „ich  übernahm",  wörtlich  „ich  machte";  ihm  folgt 
S.  A.  Smith*),  und  auch  Tiele^)  behält  diese  unrichtige  Deutung  bei.  Aber  die  erste  Person 
Sing.  Imperf.  I,  1  von  epesu  heisst  epus  mit  u  in  der  zweiten  Silbe  und  niemals  anders. 
Epis  kann  nur  sein^):  entweder  Partie.  I,  1,  was  hier  nicht  passt,  oder  stc.-Form  des  Infinitivs 
vom  einfachen  Verbalstamm,  wie  nasir  ste.  von  nasäru  (?)'). 


1)  Rm  I  Col.  I  1  ff.,  Cyl.  A.  Col.  1  ff. 

2)  KAT2  333  f.  =  COT,  Vol.  II  p.  19. 

3)  Die  Deutung  „kleine  —  d.  h.  Unterkönigsherrschaft",  die  Tiele  Geschichte  a.  a.  0.  neben  der 
schon  von  ihm  gefundenen  richtigen  Deutung  „Würde  als  Königssohn"    zur  Wahl  stellt ,   ist  zu  verwerfen. 

„Kleine  Königsherrschaft"  würde,  entspi-echend  ausgedrückt,  höchstens  heissen:  ^^^jpiq^        |    »-{Ji- 

4)  Keilschrifttexte  AsurhanipaVs  S.  4  Z.  21. 

5)  Geschichte  369/370  Anm.  2. 

6)  So  ^st  es  auch  aufzufassen  an  den  beiden  Stellen,  auf  welche  sich  Schrader  KAT^  334  zur 
Vertheidigung  dieses  epis  statt  des  regelrechten  epus  (ehus)  beruft.  In  der  Inschrift  Neriglissars  I  R  8 
(nicht  7)  Nr.  6  die  da  lautet:  Nergal-sar-usur  sar  ""H(  Bäbili  niuddts  Esagil  u  Ezida,  e-bi-is  damgäti  „Neri- 
glissar,  König  von  Babylonien,  der  Erneuerer  von  Esagila  und  Ausführer  frommer  Werke",  steht  cbis  dem 
muddis  parallel,  und  ist  stc.  des  Participiums  des  einfachen  Stammes  von  ebesu  (f.  *'dpis),  wie  muddis 
(f.    muaddis)   machen,    die    gleiche    Form    des   Intensivstannues    von    edesu    erneuern    darstellt.  —  Und    in 

der  Inschrift   des  Asur-etil-ilävi   (I  R  8  Z.  5)    j    e-pis  Ezida  sa  kirib   äli  Kdlha    bedeutet    mm    epis  Ezida 

zur  Erbauung  von  Ezida;   epis  ist  stc.  des  Nomen  verbi  des  einfachen  Stammes  von  epesu. 

7)  Ueber  die  Form  vasir  als  stc.  des  Infinitivs  nasdru  s.  Opfert,  Elements  de  la  grammaire  assy- 


Proclamation  AHurhanabal'«  zum  Thronfolger.  •»•^ 

Es  steht  also  nicht  da  „und  darnach  übte  ich  die  Königsherrschaft  über  Assur  aus", 
sondern   „und  später  die  Königsherrschaft  auszuüben". 

Endlich  ist  noch  wohl  zu  beachten,  dass  arJcänu  gerade  nicht  ein  unmittelbar  folgen- 
des Ereigniss  anleitet,  sondern  zumeist  angiebt,  dass  vor  dem  Eintritt  des  neu  zu  Berichten- 
den eine  gewisse  Zwischenzeit  verstrichen  ist,  also  eher  mit  „später",  „nachmals"  wieder- 
zugeben ist^). 

Es  ergiebt  sich  also:  Asarhaddon  hat  eine  Versammlung  berufen,  dieser  den  Asur- 
banal  als  den  zur  Thronfolge  berechtigten  Prinzen  vorgestellt  und  ihr  die  Verpflichtung  ab- 
genommen, ihn  später  als  König  von  Assyrien  anzuerkennen  und  in  seinem  Rechte  zu 
schützen.  Von  einem  sofortigen  üebergang  der  Königswürde  vom  Vater  auf  den  Sohn  ist 
nicht  die  Rede^).  — 

Dieses  aus  den  Annalen  allein  gewonnene  Ergebniss  wird  nun  bestätigt  und  noch 
näher  bestimmt  durch  die  Angaben  der  Thontafelinschrift  L*  (s.  o.  S  27  sub  13),  die  sich  in- 
haltlich sehr  nahe  mit  den  eben  besprochenen  Stellen  der  Annalen  berührt.  Aus  derselben^) 
geht  hervor,  dass  Asurhanahal,  nachdem  er  vorher  fortwährend  zu  den  Göttern  um  eine  Er- 
hebung zum  Thronerben  gebeten  hat,  das  Orakel  des  Marduk,  des  Gottes  der  Weissagungen, 
befragt  und  von  ihm  (d.  h.  von  den  Priestern)  erlangt,  dass  er  als  kommender  König  genannt 
wird,  und  zwar,  wie  er  uns  selbst  klar  und  naiv  mittheilt,  „indem  er  über  die 
anderen  Söhne  des  Königs  erhoben  wird"*),  d.  h.  unter  Uebergehung  anderer  unter 
seinen  Brüdern  oder  Halbbrüdern,  die  gleichfalls  durch  ihre  Geburt  Ansprüche  auf  die  Thron- 
folge hatten  oder  solche  geltend  machten.  —  Jedenfalls  zeigen  diese  feierlichen  Maassnahmen,  — 
auch  hier  wird  von  ausdrücklicher  Verpflichtung  der  Beamten  gesprochen  —  dass  Asurbanabal 
sich  keinenfalls  sicher  in  seinen   Rechten  als  Thronfolger  fühlte.  — 

Es  wird  uns  nun  auch  verständlicher,  warum  die  betreffenden  Berichte  des  assyrischen 
Herrschers    so   sehr  freigebig   sind    mit    der  Versicherung ,    dass    die  Götter    ihn    erzeugt ,    ihn 


Henne  p.  44  und  Eknst  Müller  ZA.  I  375  Anm.  1.  Vielleicht  hat  man  es  aber  bei  diesen  Formen  mit 
ursprünglichem  Jut»  zu  thun. 

1)  Siehe  z.  B.  R"i  I  Col.  I,  18  und  vergleiche  die  Schlussformeln  unserer  Inschriften:  Matima  an<i 

arkat  üme:  rubü  arki'i.    ,Für  immer,  für  späteste  Zeit:  ein  späterer  Fürst ";  ferner  z.  B.  R"'  I 

Col.  IV,  3. 

2)  Trotzdem  somit  der  sachliche  Inhalt  der  Stelle  klar  ist,  bleibt  dieselbe  syntactisch  eine  crux. 
Am  Meisten  für  sich  hat  es  noch.  Alles  in  Allem,  ade  als  Object  von  epis  aufzufassen  (vgl.  [?]  dazu  K.  646,  15 

citirt   bei  Strassmaier  AV.  165)   und    dann   zu  construiren:    ^upnhhhir  nise  "'"'''  Assur  ana 

epis  ade,  sum  iUini  usaskir-sunuti,  udanniva  riksäti  er  versammelte  die  Bewohner  von  Assur,  um  ein  feier- 
liches Abkommen  abzuschliessen ,  Hess  sie  den  Namen  der  Götter  anrufen  und  Hess  sie  die  so  geknüpften 
Bande  bekräftigen".  Der  Zweck  solchen  Bündnisses  oder  Abkommens  aber  wäre  ausgedrückt  durch  den  von 

epis  ade  abhängigen  Zwischensatz  ana  nasir  ^j^  k-^^^:^  *^\^  ^^IT  "  ß'*^'««"  sarriitu  '"a''  Assur.  Da 
aber  bei  der  Einschachtelung  des  einen  Finalsatzes  ana  —  ana  nasir u  sarriitu  epes  —  ade  die  Unzuträg- 
lichkeit sich  ergeben  hätte,  dass  zweimal  dasselbe  ana  hintereinander  hätte  wiederholt  werden  müssen,  so 
hätte  man  sich  mit  einmaliger  Setzung  der  Finalpartikel  begnügt,  wie  solches  auch  sonst  wohl  vorkommt. 

Will  man  dagegen  epis  zu  sarrütii  ziehen,  wofür  namentlich  Z.  26  geltend  gemacht  werden  kann, 
so  kommt  man  —  da  dieses  epis  sarrutu  „die  Königswürde  ausüben",  nicht  etwa  ,sie  ausüben  lassen", 
bedeutet  —  ohne  die  Annahme  einer  Art  von  Wechsel  des  zu  den  Infinitiven  der  Finalsätze  hinzuzu- 
denkenden Subjects  kaum  aus;  die  Assyrer  wären  dann  zusammenberufen,  damit  sie  den  .\surbanabal  al.-* 
Thronfolger  anerkennen  und  damit  er  später  die  Herrschaft  über  Assyrien  ausübe.  — 

Beide  Erklärungen  haben  grosse  Härten;  aber  sicher  ist,  wie  ich  nochmals  betone,  dass  epis 
nicht  heissen  kann:  „ich  übte  aus". 

3)  L*,  Col.  II  2  f. 

4)  umkanni  eli  able  sarri  L*  Col.  11  6. 

5* 


36  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

schon  im  Mutierleibe  zum  Könige  bestimmt  hätten ,  dass  er  die  Götter  um  sein  Königthum 
angefleht  habe,  dass  sie  ihn  erhört,  ihm  die  Herrschaft  zugesprochen  hätten.  Es  ist  ihm  darum 
zu  thun,  sich  als  den  gotterwählten,  von  den  Göttern  vorher  bestimmten,  von  ihnen  erkorenen, 
gutgeheissenen  und  bestätigten  Herrscher,  als  den  König  von  der  Götter  Gnaden  hinzustellen.  Das 
sichert  ihn  gegen  die  berechtigten  und  unberechtigten  Ansprüche  anderer  Prätendenten,  gegen  die 
Ränke,  Machinationen  und  Palastintriguen,  die  bei  der  Hareraswirthschaft  im  Orient  nirgends 
fehlen,  wo  es  sich  um  die  Bestimmung  des  Thronfolgeberechtigten  handelt;  und  ein  Blick  auf 
die  Eingangsformeln  der  übrigen  Königsinschriften  lehrt  uns^),  dass  wir  es  hier  mit  einer 
allgemeinen  Erscheinung  zu  thun  haben.  Die  Könige,  Assyrer  wie  Babylonier,  beginnen  ihre 
Inschriften  regelmässig  mit  dergleichen  Versicherungen  göttlicher  Betheiligung  an  ihrer  Er- 
zeugung, Geburt,  Berufung  zur  Herrscherwürde  und  Einsetzung  zum  König.  Und  was  bisher 
wohl  meist  als  blumenreiche  Phrase  ohne  tieferen  Sinn  angesehen  worden  ist,  gewinnt  so  Farbe, 
Leben  und  Bedeutung.  Darauf,  dass  die  in  den  betreffenden  Worten  ausgedrückten  Anschau- 
ungen auch  von  den  Unterthanen  höchsten  und  niederen  Ranges  getheilt  werden  und  dass  sie, 
soweit  dabei  auf  religiöse  Ceremonien,  Orakel  u.  s.  w.  zurückgegriffen  wird,  den  wirklich  ge- 
schehenen Ereignissen  entsprechen ,  beruhen ,  wie  die  Geschichte  Assyriens  und  Babyloniens 
zur  Genüge  lehrt,  Thron  und  Leben  des  königlichen   Urhebers  der  Lischrift. 

Für  Äsurbanabal,  dessen  Stellung  der  Thronfolge  in  Assyrien  gegenüber  wir  bisher 
für  gesichert  hielten  und  jedenfalls  für  relativ  günstiger  ansehen  mussten ,  als  die  Ansprüche 
seines  Bruders  auf  den  Thron  Babyloniens,  ist  also  erwiesen,  dass  es  zu  seiner  Erhebung  und 
Anerkennung  als  Thronfolger  einer  speciellen,  von  einer  feierlichen  Verkündigung  und  Be- 
kräftigung begleiteten  Verfügung  des  Äsarhaddon  bedurft  hat,  und  dass  dabei  andere  Söhne 
des  Königs,  die  ebenfalls  Ansprüche  auf  die  Thronfolge  zu  haben  glaubten,  übergangen  sind.  — 

Dass  dem  also  prädestinirten  Thronfolger  eine  hervorragende  Stellung  neben  dem 
Vater    eingeräumt  wurde,    ist   selbstverständlich.     In    diesem    einzelnen  Falle   scheint  es  sogar, 

wie  TiELE  hervorhebt,  dass  Äsarhaddon  wirklich  seinem  Sohne  während  seiner  C^^  ^^^jf^p  ^] 
einen  Theil  des  Reiches,  nämlich  Assyrien,  als  Unterkönigthum  überliess,  während  er  selbst 
als  König  von  Babylonien  gelten  wollte,  wohin  er  den  Schwerpunkt  des  Reiches  und  den  Sitz 
der  Centralregierung  zu  verlegen  gedachte^).  Als  gewichtiges  Zeugniss  dafür,  dass  zu  irgend 
einer  Zeit  ein  solches  Verhältniss  bestanden  haben  muss,  wird  von  TiELE^)  mit  Recht  der  von 
George  Smith*)  veröffentlichte  Brief  K.  2641  angeführt.  Denn  so  verstümmelt  derselbe  ist,  so 
geht  doch,  da  Smith's  Copie,  nach  freundlicher  Mittheilung  von  Herrn  Dr.  Bezold,  das  Ori- 
ginal ganz  richtig  wiedergiebt,  daraus  hervor,  dass  von  einem  Assyrer,  der  sich  König  von 
Assur  nennt,  gerichtet  ist  an  seinen  Vater,  den  er  als  König  von  Babylonien  anredet,  und 
nach  Allem,  was  wir  über  die  Verhältnisse  Assyriens  zu  Babylonien  wissen,  kann  dieser  Brief 
kaum  anders  als  an  Äsarhaddon  von  Asurhanabal  gerichtet  sein^). 

Ist  es  somit  wahrscheinlich,  dass  Äsarhaddon  den  >-^  ^»jppp  Asurhanabal  zu  einer 
Zeit  zum  Unterkönig  von  Assyrien  gemacht  hat,    so  möchte  ich  doch  davor   warnen,    die  Be- 


1)  Vgl.  jetzt  auch  Tikle  Geschichte  II,  S.  492. 

2)  TiELE  Geschichte  S,  330,  352. 

3)  Geschichte  S.  352,  370  Anm.  2. 

4)  Asurbanipal  12  f.  ...  .  rabi  sar  kissati  sar  Bäbili  2  .  .  .  .  Harri  abi-ia  kibi-ma  ^  .  .  .  .  u  sar 
kissnti  sar  mat  Assur  abli-ka-a-ma    * rabüti  su ^  _      dannis  lu  sitlmu    ^ a-ma 

ia.     Rest  of  obverse  lost.  —  Reverse  ^ ban-abal  2 Assur. 

5)  Dafür  kann  man  dann  noch  weiter  anführen  die  Spuren  des  Namens  Asurbanahal  auf  dem  Re- 
vers, die  sicher  zu  üem  bekannten  Archivvermerk  gehören,  aber  für  sich  allein  für  die  Bestimmung  des 
Verfassers  des  Briefes  nicht  beweisend  wären. 


Der  ^^    fc^HPff  ^^^  nicht  ohne  Weiter««  Mitregent.  37 

richte  über  die  Proclamation  /.um  t^*^:  tE>W  ^^^  aufzufassen,  als  ob  mit  dieser  Würde  geradezu 
ein  Unterkönig thum  selbstverständlich  und  als  ein  wesentliches.  Anrecht  verbunden  wäre. 
Dagegen  scheinen  uns  in  den  besprochenen  wie  in  anderen  Inschriften  ziemlich  deutliche  Be- 
weise vorzuliegen.   — 

1)  Asurhanabal  berichtet  nämlich,  dass  er  unmittelbar  nach  der  geschilderten  Pro- 
clamation in  den  Palast  Blt-ridüti  eingezogen  sei,  in  welchem  Sinaherbä,  sein  Grossvater,  die 
Königssohnschaf't^)  und  die  Königsherrschaft  ausgeübt  habe,  in  welchem  Asarhaddon,  sein 
Vater,  geboren  und  aufgewachsen  sei  und  die  Königsherrschaft  über  Assur  ausgeübt  habe*). 

Also  Sanherih  hat  ebenfalls  die  Königssohnschaft  ausgeübt,  von  einer  Mitregent- 
schaft des  Sanherih  unter  SargorCa  Herrschaft ,  über  die  wir  doch  im  Allgemeinen  recht  gut 
unterrichtet  sind,  ist  meines  Wissens  aber  nichts  überliefert.  Bei  Asarhaddon  hingegen,  von  dem 
es  sehr  wahrscheinlich  ist,  dass  er  als  Statthalter  der  Provinz  Babylonien  an  der  Regierung 
betheiligt  war,  —  wenn  auch  seine  Stellung,  da  Babylonien  als  Provinz  galt,  keineswegs 
als  Königsherrschaft  oder  Unterkönigthum  zu  bezeichnen  ist  — ,  wird  von  einer  „Königs- 
sohnschaft"  gar  nicht  gesprochen,  sondern  nur  von  seiner  Geburt,  seinem  Aufwachsen 
und  seinem  Königthum.  Da  wir  nun  wissen,  dass  Asarhaddon  nicht  vorher  zum  König 
bestimmt  war,  sondern  nur  durch  sein  energisches  Auftreten  gegen  seine  vatermörderischen 
Brüder  Herr  der  Situation  wurde,  so  bestätigt  diese  Nichterwähnung  seiner  Königs- 
sohnschaft   ebenfalls    arguraento    ex    contrario    unsere    Auffassung,    dass    die    Proclamation    der 

>~^  fc^>jppF  I  an  und  für  sich  nichts  weiter  ist ,  als  die  Anerkennung  eines  Königssohnes 
als  Thronberechtigten. 

2)  Hiefür  erhalten  wir  aus  dem  Eingang  der  Cylinder  A  und  R'"  1  sowohl  wie  aus 
unserer  Inschrift  L^  noch  weitere  Bestätiguno-. 

Sowohl  die  Annalen,  wie  L*  sprechen  in  fast  unmittelbarem  Anschluss  an  die  Schil- 
derung der  Proclamation  von  der  Thronbesteigung  des  öffentlich  zum  Thronfolger  Ausge- 
rufenen (R'^I,  Cyl.  A.  L'*),  so  dass  es  bei  oberflächlicher  Betrachtung  den  Anschein  hat, 
dass  diese  Proclamation  und  der  factische  Regierungsantritt  zeitlich  einander  unmittelbar 
gefolgt,  ja  geradezu  zusammengefallen  seien.  Bei  näherem  Eingehen  erkennt  man  jedoch, 
dass  auch  eine  gegentheilige  Auffassung  möglich  und  wahrscheinlich  ist:  Asurhanabal  bestrebt 
sich,  wie  alle  assyrischen  und  babylonischen  Könige  (s.  o.  S.  35  f.)  im  Eingang  ihrer  Inschriften 
sich  als  den  legitimen  und  allein  rechtmässigen  König  hinzustellen.  Dazu  gehört  zweierlei: 
erstens,  dass  er  zur  Thronfolge  berechtigt  ist,  und  zweitens,  dass  der  Regierungsantritt 
rechtmässig  und  ordnungsmässig  erfolgt  ist.  Demgemäss  gliedert  sich  der  ganze  langath- 
mige  Passus,  der  in  den  Cylindern  der  Schilderung  des  ersten  Feldzuges  vorangeht,  in  zwei 
grössere  Satzgebilde.  Die  ganzen  ersten  vierzig  Zeilen  bilden  eine  einzige  Periode ,  die 
feststellen  und  begründen  sollen,  was  in  deren  beiden  letzten  Zeilen  ausgesprochen  ist^):  dass 
Asurhanabal  rechtmässiger,  thronfolgeberechtigter  Sprössling  aus  rechtmässigem  Königshause 
ist.  Der  Abschluss  der  Periode  wird  äusserlich  kenntlich  gemacht  durch  Wiederholung 
des  den  Satz  beginnenden  anähu*')  an  letzter  Stelle  (Zeile  40).  Der  zweite  Satz  bringt  dann 
den  Bericht   über   die    wirkliche  Thronbesteigung.     Die   Erwähnung   erneuter    göttlicher  Mit- 


1)  Natürlich  ist  statt  »^^y      ^^^jpp^    '*'  |   V  R  1,  26  zu  lesen  ^Jf:    ^^»jppf    *"  [  •  wie  auch  S.  A. 
Smith  Asurb.  S.  2  an  der  betreffenden  Stelle  auf  Grund  seiner  CoUation  märHarrü-ut  liest. 

2)  ina  bit   ndüti  paru   naklu   markas  sarrüti  sa  Sin-ahe-irbä   abi  nbi  alidi-ia   ^*Sl    fc^^^W    ^  | 
((  kirnüu  epusu  ina  libhi-su  amr  Asurahiddina  ahn  hanü-ri  kirihün   i'aldu,  irhii.  epHsu  beliit  ""''  ^4ss»r 

3)  Rni  I  Col.  l,  39  f.  zikaru  kardu  naräm  Asur  u  Istar  liplipi  sarrüti  nnäku. 

4)  Näheres  über  diese  syntactisch  wichtif^e  Erscheinung  s.  u.  im  Commentar  zu  S''^  u.  S^ 


38  Erster  Theil,  drittes  Oapitel. 

Wirkung,  die  nach  der  Auffassung  des  Königs  nöthig  war  und  ihm  zu  Theil  wurde,  scheint 
mir  dafür  zu  sprechen,  dass  zwischen  der  Berufung  zur  Thronfolgerschaft  und  der  wirk- 
lichen Thronbesteigung  eine  Zwischenzeit  anzunehmen  ist;  dazu  stimmt  auch,  dass  seine 
Ausübung  der  Königswürde  erst  für  später  (arkänu  s.  o.  S.  35)  in  Aussicht  genommen  war. 
Der  Nachdruck  des  ganzen  einleitenden  Abschnittes  der  Annalen  Hegt  auf  der  unter  günstigen 
Vorzeichen  vollzogenen  Thronbesteigung,  die  eine  Periode  des  allseitigen  Gedeihens  und 
des  Segens  für  das  Land  inaugurirte ^) ;  die  vorhergegangene  Berufung  zur  Thronfolger- 
schaft wird  recapitulirend  vorher  berichtet.   — 

Die  gleiche  Trennung  der  Thronbesteigung  von  der  Erhebung  zum  Thronfolger  findet 
sich  gegen  Ende  der  Cylinderinschrift  R"^  I  bei  dem  Bericht  über  den  Neubau  und  die  Erweiterung 
von  BU-ridüti^).  Das  Gerippe  des  betrefi'enden  Satzes,  wieder  ein  Musterbeispiel  des  assy- 
rischen Periodeubaues^),  nimmt  sich  folgendermassen  aus:  Um  jene  Zeit*)  Bti-ridüti ,  den 
Palast  in  Ninive,  der  erhabenen,  von  Istar  geliebten  Stadt,  welchen  Sinaherbä  mein  Grossvater 

sich  zur  königlichen   Residenz  erbaut  hatte,    dieses  BU-ridüti,    das verfallen  war  und 

dessen  Mauern  baufäüig  geworden  waren,  sintemal  in  dem  genannten  BU-ridüti  ich  aufge- 
wachsen war  und  die  Götter  (darin)  meine  Thronfolgerschaft  anerkannt  hatten,  mich 
gnädig  geschirmt  und  geschützt  haben  und  sintemal  in  diesem  Palaste ,  seitdem  ich  den 
Thron    bestiegen    hatte    und    die   Herrschaft    über    ausgedehnte   Lande    und  Völkerschaften 

ausübte,    meine  Träume  auf  nächtlichem  Lager  glückverheissend    waren ,    (von  diesem 

Palast)  räumte  (?)  ich,    Asurhanabal,    der  grosse  König,  die  verfallenen  Theile  weg 

und  riss  ihn  behufs  Erweiterung  in  seinem  ganzen  Umfange  nieder.  — 

Und  ähnlich  tritt  diese  Trennung  der  beiden  zur  Herrschaft  führenden  Acte  hervor 
in  der  grossen  Thontafelinschrift  L*.  Der  sehr  ausführliche  Bericht  über  die  nach  göttlichem 
Willen  geschehene  Proclamation  und  Verpflichtung  der  Grossen  schliesst  (Col.  H  Z.  9)  mit 
den  Worten:  „Vor  meinem  Vater  nahm  ich  ihnen  die  Verpflichtung  ab".  Dann  heisst 
es  weiter:  „Die  grossen  Götter  (Z.  10  f.)  sahen  meine  frommen  Werke  mit  Freuden,  und 
auf  ihren  erhabenen  Befehl  setzte  ich  mich  unter  günstigen  Vorzeichen  auf  den  Thron 
Assyriens".     Also    auch    hier    die    Nachricht    über    erneutes    göttliches    Eingreifen,    das    der 

Thronbesteigung  vorangeht,  nachdem  die  Proclamation  der  t-^  t^*^  ^]  erledigt  ist! 
Dieses  erneute  göttliche  Eingreifen  ist,  so  scheint  mir  aus  der  Fassung  der  Inschrift  hervor- 
zugehen ,  bedingt  durch  erneute  fromme  Werke  und  ferneres  den  Göttern  (und  Priestern) 
genehmes  Verhalten  des  bereits  zum  Thronfolger  erkorenen  Prinzen.  — 

3)  Den  schlagendsten  Beweis  aber  dafür,  dass,  wenn  Asurhanahal  während  eines  Theils  seiner 

C^  ^^^^  1  als  König  von  Assyrien  gegolten  haben  mag,  dies  keinenfalls  immer  und  von 
Anfang  an  der  Fall  gewesen  ist,  liefern  uns  die  Backsteininschriften  des  Asarhaddon  aus  dem 
Palast  '/.n  Tarbis,   den   er  nach  Ausweis  dieser  Inschriften  als  König  von  Assyrien  und  von 


1)  Rn»  I  Col.  IT,  4  f.  ultu  Äsur  Sin tnbis  mesibü-inni  ina  kussi  abi  bavi-ia, 

2)  R«-'  I  Col.  X,  51  ff. 

3)  Vgl.  oben  S.  37  Anm.  4  und  s.  meine  Bemerkungen  ZA.  IIb  Heft  4. 

4)  Ina  üme-su-ma  BU-ridüti  te-ni-e  ekcü  sa  ki^-ib  Ninua  äli  siri  naräm  «'"  Nin-kid,   sa  Sinaherbä 
sar  »'äti  Assur  abi  abi  bani-ia  epusu  ana  müsab  sarrüti-su,  BU-ridüti  suatti labans  xllik  enahä  läne-su 

Asurbanabal,  sar kibrat  irbittim,  asm  kirib-su  arbä,  Asur,  Sin,  Samas *^öfi    fc^>-fff'""'' 

ismrü   suluUunu   täba  salulä-sunu  sa  salame  itrum  eli-ia,   ultu  ina  kussi  abi  bäni-ia  ü§ibu  itenepusu   belüt 

mätäti  u  nise  rapsäti ina  maial  musi  dumwukä  sunäti-ia anhussu   adki-ma  ana  rupptts 

tallaktisu  ina  sihirtisu  akkur. 


Asarhaddon's  Verfün^ng  über  die  Thronfolpfe  in  Babylonien.  ^" 

Babylonien  seinem  Sohne  Äsurbanahal  erbaut  hat^),    den  er  bezeichnet  als  »-^   \K     ,  grossen 

Königssohn  von   Bitriduti,  Sprössling  meines  Herzens",  aber  ihm  weiter  keinen  Titel  beilegt! 

Wir   recapituliren :     In    Asarhaddon'a    Beisein    hat    eine    feierliche    Froclamation     des 

Asurhanahal    zum  Thronfolger    unter  Hintansetzung    anderer  Söhne  des  Königs  stattgefunden. 

Es  spricht  Mancherlei  dafür,  dass  Asarhaddon  in  der  That  d<!m  >-Öt  t^^W  Asurhanahal 
Assyrien  als  theilweise  selbständiges  Königthum  übergeben  hat.  Eine  solche  wirkliche  Aus- 
übung der  Herrschaft  ist  aber  mit  der  >^*^  ^^^^^  \  keineswegs  selbstverständlich  ver- 
bunden und  der  wirkliche  Antritt  der  Königswürde  ist  von  der  Erwählung  zum  ^jj  t^jJPff 
sachlich  und  zeitlich  zu  trennen. 

B.  Die  für  die  Thronbesteigung  Samassumul<Tn's  direct  massgebenden  Umstände. 

Asurhanahal  versichert  in  den  Annalen  sowohl  wie  in  allen  von  uns  zu  veröffent- 
lichenden Inschriften  (s.u.),  dass  er  seinen  Bruder  zum  König  über  Babylon  eingesetzt 
und  dort  installirt  habe,    was,    wie  wir  sehen  werden,   mit  den  factischen  Ereignissen  stimmt. 

Eine  andere  Frage  ist  aber,  ob  er  dies  freiwillig  gethan  habe,  wie  zum  Beispiel 
TiELE  annimmt.  TiELE,  der  in  der  Politik  AsurhanahaVs  die  directe  Umkehr  der  Politik 
Asarhaddon' s  sieht^),  worin  ich  ihm  nur  beistimmen  kann^),  glaubt,  dass  Asurhanahal,  der 
übrigens  Babel  wieder  zum  zweiten  Range  herabsinken  Hess,  dem  Lande  „eine  grössere  Selbst- 
ständigkeit verliehen  habe,  indem  er  ihm  in  seinem  leiblichen  Bruder  Samassumukin  einen 
eigenen  König  gab'.  Uns  scheint,  dass  eine  Bestimmung  Asarhaddon^  über  die  Thronfolge 
in  Babylonien  vorlag,  der  Asurhanahal  durch  die  wirkliche  Installirung  seines  Bruders 
nachkam,  aber  wahrscheinlich,  wie  wir  unten  sehen  werden,  in  einer  Weise  und  mit  einer 
Beschränkung,  die  den  Absichten  seines   Vaters  völlig  zuwiderlief. 

In  den  Annalen  sagt  Asurhanahal ,  dass  er  seinem  Bruder  wohlgethan ,  ihn  als 
König  über  Babylon  getetzt  habe,  ihm  die  Abzeichen  der  Herrscherwürde  verliehen  habe,  ihn 
mit  Truppen,  Rossen  und  Streitwägen  versehen  habe  und  ihm  an  Städten,  Feldern  und  Gärten 
und  deren  Bewohnern  mehr  gegeben  habe,  als  sein  Vater  befohlen  hatte'*).  Einen 
deutlicheren  Hinweis  auf  eine  väterliche  Verfügung  kann  man  sich  nicht  wünschen,  und  dass 
diese  Verfügung  sich  nicht  blos  etwa  auf  das  private  Besitzthum  bezieht,  zeigt  die  Erwähnung 
von  Städten  in  diesem  Zusammenhang.   — 

TiELE*),    dem   diese  Stelle  nicht  entgangen  sein  wird,    nimmt  —  theilweise  vermuth- 

V 

lieh  zu  deren  Erklärung  —  an ,  dass  SamassumuMn  schon  bei  seines  Vaters  Lebzeiten  mit 
einer  kleineren  Herrschaft,  dem  Fürstenthum  Amnanu  belehnt  worden  sei.  Dazu  ist  zu  be- 
merken:  Allerdings  nennt  sich  Samassumukin  in  der  zweisprachigen  Inschrift  (Z.  2)  König 
von  Amnanu,  König  von  Babylon".     Die  Angaben  der  Bilinguis  sind  aber,  namentlich  was 


1)  I  R  48  Nr.  5  u.  Nr.  6  (vgl.  Nr.  8),   Nr.  51  Anäku  Ahirahiddin  sarru  rabü  2)  sarni  dannu.  sar 
kissati  sar  "•«*«'  Ässilr  sakkanak  3)  Bäbili,  sar  "»«<  Sumen  *j  u  Akkadi  sar  sarräni  "*^**  Musur,    ^)  '»äti  Patu- 

risi  ""*'•  Küst  ^)  ekallu  (?)  sa  kirih  «''  Tarbis  ')  ana  müsab  Amrbaimbli  8)  ^^^^  rabu  sa  Bit-ridtiti   ^)  niäri 
Sit  libbi-ia  ^^)  arsip  nsaklil. 

2)  Geschichte  II,  352  f. 

3)  Vgl.  auch  SCHRADER  ZA.  III  256. 

4)  Rm  1  (V  R  3)  Col.  III  77  vhgd.  tf.,  vgl.  Cyl.  A  (III  R  20)  Col.  IV  Z.  11  ff.   {sa   täbtu    epuhts  as- 

kunus   ana  sarrut  Bäbili siindti  sa  sarrüti  epusus  ma   adinsu   sdbe  sise   narkaodti  aksur-nia  iimallä 

kätussu,  ah'mi  ekldti  kire  nike  äsih  libbisunu  nsatir-ma  eli  sa  abu  bd)ii-ia  ikbti  adin-su. 

b)  Geschichte  S.  353  Änm.  1  u.  S.  615  z.  S.  367,  Z.  7. 


40  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

Titel  etc.  anlangt,  mit  grosser  Vorsicht  aufzunehmen,  denn  es  ist  sicher  (s.  u.),  dass  dieselbe 
ein  vielfach  aus  Bestandtheilen  älterer  Inschriften  zusammengestoppeltes  Machwerk  ist,  und 
sehr  wahrscheinlich,  dass  SamassumuMn  respective  der  in  seinem  Namen  schreibende  Priester 
die  schwer  verständliche  Schriftart  wählte,  um,  von  seinem  Bruder  ungestört  und  uncontrolirt, 
seinem  Streben  nach  absoluter  Selbständigkeit  Ausdruck  geben  und  werden  Denkmal  setzen 
zu  können^).  Da  mochten  auch  wohl  längst  vergessene  Titel  der  Babylonierkönige  aus  der 
Zeit  des  Hammurahi  und  seiner  Vorgänger  mit  aufgenommen  werden.  Die  Angaben  der  Bilinguis, 
die  zur  Zeit,  als  Tiele  seine  Geschichte  schrieb,  die  einzige  eigene  Inschrift  Saosduchin''s  war, 
lassen  sich  jetzt  durch  die  von  uns  herauszugebenden  Inschriften  auf  der  Stele  und  dem 
Cylinder  desselben  Königs  controliren*).  In  keiner  derselben  wird  Amnanu  im  Titel  des 
Königs  erwähnt;  er  nennt  sich  dort  (S^  3,  L^  11)  „König  von  Babylon,  König  von  Sumer 
und  Akkad".  Bekanntlich  bezeichnet  sich  der  uralte  König  Singäsid  von  UruJc  (I  R  3,  VIII, 
Nr.  1  und  2,  IV  R  35,  3,  Babyl.  Becord  I,  p.  8  ff.)  auch  als  König  von  Amnanu.  Hier- 
auf gestützt  nimmt  Winckler^)  an,  dass  in  alter  Zeit  in  Babylonien  zwischen  dem  nördlichen 
Reiche  von  Babel  und  dem  südlichen  von  Sumer  und  Akkad  noch  als  drittes  das  Reich  von 
Uruk-Amnanu  bestanden  habe.  Da  dasselbe  „schon  zu  Hammurahi's  Zeiten  seine  Rolle  aus- 
gespielt zu  haben  scheint"  und  kein  Herrscher  sich  wieder  als  König  von  Amnanu  bezeichnet 
hat ,  so  sei  wohl  anzunehmen ,  dass  das  Wiedererscheinen  des  Titels  bei  Saosduchin  nichts 
weiter  ist,  als  eine  Wiederbelebung  einer  längst  verschollenen  und  im  Staube  der  Archive 
begrabenen  Bezeichnung.  Ich  möchte  mich  dieser  Ansicht  anschliessen.  Auffällig  ist  freilich 
die  Voranstellung  des  Titels  sar  Amnanu  vor  sar  Bäbilu.  Denn  so,  und  nicht,  wie  Winckler 
irrthümlich  angiebt,  umgekehrt  sar  Bdbiltt,  sar  Amnanu  ....  sar  Sumeri  u  AJcJcadi,  lautet 
die  betreffende  Stelle;  aber  diese  Voranstellung  mag  ebenfalls  auf  Nachahmung  einer  alten 
Vorlagen  beruhe  und  in  jener  eine  Bedeutung  gehabt  haben,  die  ihr  in  SamassumuMn's  In- 
schrift nicht  zukommt.  Dass  TlELE^)  zur  Stütze  seiner  Auffassung  auf  die  bei  Asurhanabal 
gelegentlich  seines  elami tischen  Feldzuges  genannte  Stadt  Dür-Amnani  mit  ihrem  Bezirke 
hinweist,  soll  übrigens  nicht  unerwähnt  bleiben. 

Man  wird  zugeben,  dass  die  „Belehnung  Saosduchin's  mit  dem  Fürstentum  Amnanu'' 
ausserordentlich  zweifelhaft  erscheint  und  den  Eindruck,  den  man  bei  einer  ersten  unbe- 
fangenen Leetüre  der  entscheidenden  Stelle ,  R™  I  Col.  III,  70  f.  gewinnt ,  für  den  richtigen 
halten,  dass  nämlich  Asurhanahal,  indem  er  sich  über  die  Einsetzung  Saosduchin's,  als  König 
von  Babylonien  äussert,  von  einer  nach  seiner  Anschauung  liberalen  Ausführung  einer  väter- 
lichen Verfügung  redet.  Wie  wir  uns  diese  Verfügung  ihrer  Art  und  ihren  Motiven  nach  zu 
denken  haben,  darüber  fehlen  bestimmte  Nachrichten.  Einige,  wenn  auch  schwache  Anhalts- 
punkte  bieten  aber  erstens  die  bereits  erwähnte  Angabe  Samassumukin''s,  dass  ihm  vor  seiner 
Geburt  schon  die  Königswürde  über  Babylonien  prophezeit  sei,  und  zweitens  die  oben  S.  34  f. 
besprochenen  ausführlichen  Angaben  über  die  Ausrufung  AsurhanahaVs,  zum  Thronfolger  in 
Assyrien. 

a)  Es  hiesse  das  Wesen  der  Priesterschaft  und  der  Orakel,  das  zu  allen  Zeiten  und 
aller  Orten  die  gleichen  Züge  aufweist,  verkennen,  wollte  man  annehmen,  dass  eine  derartige 
Prophezeiung  über  einen  zukünftigen  Herrscher  von  den  babylonischen  Priestern  nicht  im 
Einklang  m^t  ihren  eigenen  Wünschen  und  unter  Berücksichtigung  aller  für  die  betreffenden 
Verhältnisse    massgebenden  Bedingungen    ausgesprochen    worden   sei.     Zu    diesen   gehörte  aber 


1)  Siehe  bereits  Diss.,  S.  17  und  vgl.  jetzt  Tiele,  Geschichte  II  S.  353. 

2)  S.  0.  S,  22  f.  sub  2,  S.  24  f.  sub  3. 

3)  Mittheüwrgen  des  Akadetnisch-Orientalistischen  Vereitis  zu  Berlin  S.  13  sub  3. 

4)  Geschichte  II  S.  353,  Anm.  1.     U^  I,  Col.  V,  45. 


Muthmasslicher  Einfluss  einer  babyl.  Unal)hiin^igkeit8partei  auf  Asarhaddon  und  auf  SamaöSumukin.     41 

in  erster  Linie  auch  der  Wille  des  Königs  oder  /-uni  Mindesten  eine  den  Priestern  wohl- 
bekannte Geneigtheit,   die  eigenen   Pläne  nach  dem   Inhalt  der  Prophezeihung  zu  gestalten.  — 

Nun  wissen  wir  von  Asarhaddon  aus  dessen  eigenen  Inschriften^)  und  finden  es  jetzt 
durch  die  Aussagen  seiner  Söhne  bestätigt,  dass  er  sein  Augenmerk  besonders  auf  Babylonien 
richtete,  dass  er  mit  Umsicht  und  Sorgfalt  darauf  bedacht  war,  die  Wunden,  welche  sein  Vater 
Sanherib  dem  Lande  geschlagen  hatte,  zu  heilen  und  den  an  Babylon,  der  heiligen  Stadt, 
durch  Zerstörung  der  Tempel  und  Raub  der  Götterbilder  begangenen  Frevel  zu  sühnen. 
Bereits  in  meiner  Dissertation  (p.  18)  habe  ich  ausgesprochen,  dass  ich  nicht  glaubte,  dass  der 
Edelsinn  des  Königs  und  die  abstracte  Gottesfurcht  und  Religiosität,  die  gewiss  bei  diesem 
Bestreben  bedeutend  mitwirkten,  dessen  alleinige  Ursachen  gewesen  seien,  dass  da^«selbe  viel- 
mehr eine  stark  sachliche  und  reelle  Unterlage  habe.  —  Wollte  Asarhaddon  sich  die  Ober- 
herrschaft über  Babylonien  dauernd  sichern  ,  so  kam  es  vor  allen  Dingen  darauf  an .  die  in 
diesem  theokratischen  Staate  übermächtigen  Priester  zu  versöhnen,  d.  h.  sie  in  ihre  Aeniter 
und  Würden  wieder  einzusetzen  und  besonders  ihnen  ihre  Einkünfte  wieder  zu  verschaffen. 
Durch  die  Priester  konnte  man  dann  hoffen ,  auf  die  Vornehmen  und  das  Volk  einzuwirken 
und  dieselben  mit  der  neuen  Lage  der  Dinge  zu  versöhnen.  Denn  ein  assyrischer  Herr-scher. 
der  Sohn  Sanherib's,  der  Babylon  zerstört  hatte,  seine  Heiligthümer  geschändet,  seine  Unab- 
hängigkeit vernichtet  hatte ,  musste  bei  den  Babyloniern  einen  schweren  Stand  haben .  selbst 
wenn  er^)  in  richtiger  Erkenntniss  der  Babylonien  innewohnenden  grösseren  Lebensfähigkeit 
den  Schwerpunkt  der  Regierung  dorthin  verlegen  und  Babylon  zur  Hauptstadt  des  Doppel- 
reiches machen  wollte. 

b)  Nachdem  nun  die  zweisprachige  Inschrift  SamassumuJcin'H  mit  hoher  Wahrschein- 
lichkeit gezeigt  hat  (s.  o.  S.  30  f.),  dass  eine  Babylonierin ,  die  Mutter  des  späteren  Königs, 
im  Harem  des  Asarhaddon  lebte  und  eine  bevorzugte  Stellung  genoss  (siehe  auch  die  Nach- 
richt über  den  Tod  der  Gattin  des  Königs  (Asarhaddon)  in  der  babylonischen  Chronik 
flV,  22),  so  ist  es  angesichts  der  Thatsache,  dass  man  im  Orient,  wie  allerorten  sonst, 
bei  einem  Gewebe  von  Hanken  in  der  kleineren  wie  in  der  grossen  Politik  die  Betheiligung 
von  Frauenhänden  anzunehmen  hat,  wohl  kaum  zu  gewagt,  zu  vermuthen .  dass  eine  baby- 
lonische Unabhängigkeitspartei  die  eigenen  Pläne  und  Bestrebungen  mit  den  Wünschen  einer 
ehrgeizigen  königlichen  Mutter  klug  in  Einklang  zu  bringen  verstand,  so  dass  Asarhaddon 
für  die  Gedanken  und  Absichten,  die  ihm  seine  eigene  religiöse  Gesinnung  und  seine  politische 
Einsicht  eingaben,  auch  von  dieser  mehr  persönlichen  Seite  Unterstützung  und  Bestärkung  fand. 
Das  Verlangen  der  Babylonier  war  wie  stets  auf  möglichste  Unabhängigkeit  gerichtet.  Die 
persönlichen  Wünsche  der  Babylonierin  kann  man  ausdrücken  durch  die  Worte  „Bevorzugung. 
Ebenbürtigkeitserklärung  meines  Sohnes  und  Bestimmung  desselben  zum  Nachfolger  Asarhad- 
don's  als  König  eines  unabhängigen   babylonischen  Reiches". 

V 

Für  Samassumukin  können  wir  sonach  mutatis  mutandis  vermuthen,  was  wir  i'ür  Asitr- 
hanabal  aus  seinen  eigenen  Inschriften  nachgewiesen  haben.  Wie  dort  eine  Erklärung  zum  Thron- 
folger unter  Benutzung  der  Orakel  und  unter  Hintansetzung  anderer,  vermuthlich  ebenfalls  thron- 
berechtigter  Brüder  (s.  o.  S.  35),  so  hier  eine  Erhebung  der  babylonischen  Gemahlin  zum  Range 
der  rechtn:!ässigen  Gattin  und  die  Erklärung  des  Saniasstimtdcin  zum  -legitimen  ebenbürtigen 
Königssohn  als  Vorbedingung  für  und  unter  Hinweis  auf  seine  künftige  Thronbesteigung. 

Und  was  wir  im  Vorstehenden  aus  den  übrigen  Quellen  theils  direct  dargethan,  theils 
wahrscheinlich  gemacht  haben,  giebt  den  Schlüssel  zu  einer  schwierigen  Stelle  der  Arbehx- 
Inschrift,    die   ihrerseits   wiederum    das    bisher    gewonnene    Ergebniss    bestätigt.     Asnrhanahal 


1)  I  R  49.     Layard,  Iiiscriptioiis.  19a. 

2)  TiELE  Geschichte  S.  3.52. 

Leb  in  311 II,  Samassumukin. 


42  Krster  Tlieil.  drittes  Capitel. 

berichtet  eingangs  über  Herstellungsarbeiten  an  Bauwerken  in  verschiedenen  assyrischen  Städten. 
Dann  folgt  (Vorder«.  Z.  10  tt.)  ein  Satz,  dessen  hier  folgende,  grammatisch  und  lexicalisch 
unten  genauer  zu  rechtfertigende  Ueberset/.ung  sachlich  kaum  einer  weiteren  Erläuterung 
bedarf:  „Nachdem  ich  dieses  vollbracht,  den  Bau  vollendet  hatte,  erfüllte  ich  das  Wort, 
das  der  Vaters,  der  mich  erzeugte,  nicht  eingelöst  hatte  und  setzte  den  f>amassumt(M>i,  meinen 
ebenbürtigen (y)  Bruder  als  König  über  Babylonien  etc."  (folgt  die  Bekleidung  zweier  anderer 
Brüder  mit  der  Würde  der  „Grossbruderschaft",  siehe  oben  Seite  30).  Amäiu  „Wort"  kann 
erstens  gefasst  werden  als  —  einseitiges  —  Gebot,  Befehl,  Erlass.  feierliche  Verfügung,  und 
zweitens  als  zweiseitiges  „Abkommen,  Bündniss",  als  Verfügu)ig  mit  entsprechender  Verpflichtung 
desjenigen ,  von  dem  die  Ausführung  der  Anordnung  erwartet  wird.  —  Mit  noch  grösserer 
Sicherheit  als  vorher  können  wir  nun  behaupten,  dass  eine  feierliche  Verfügung  des  Asarhaddoii 
bestand,  durch  welche  dem  Sama.ssumukhi  die  babylonische  Königswürde,  zwei  anderen  Brü- 
dern, von  denen  der  eine  unebenbürtig  war,  hohe  priesterliche  Aeniter  bestimmt  wurden,  eine 
Verfütfunff,  deren  Verwirklichung  wahrscheinlich  Asarhaddoii  selbst  noch  hatte  einleiten  wollen. 
Der  durch  diese  väterliche  Verfügung  geschaffene  Stand  der  Dinge  würde  auf's  Beste 
stimmen  zu  dem,  was  wir  oben  (S.  32 f.)  über  die  Bedeutung  des  Wortes  ahu  talhnu  und  über  sein 
Verschwinden  in  denjenigen  Inschriften  AsurhanabaV^^  die  nach  dem  Ausbruch  des  Bruderkrieges 
abgefasst  sind,  ausgeführt  haben.  Asurbanabal  befindet  für  gut,  die  Politik  und  die  Wünsche 
seines  Vaters  wenigstens  insoweit  zu  achten,  dass  er  den  Bruder  als  ebenbürtig  anerkennt  und 
zum  König  über  Babylonien  einsetzte.  Suosdachin  andrerseits  hat  ebenfalls  ein  Kecht,  sich  als 
ebenbürtig  zu  betrachten;  so  sprechen  beide  Brüder  von  einander  als  von  dem  ahu  talimu,  dem 
brüderlichen  Genossen,  dem  gleichberechtigten,  ebenbürtigen  Bruder.  Sowie  aber  die  Feindselig- 
keiten ausbrechen,  also  die  nothdürftig  gekitteten  Risse  sich  wieder  öffnen  und  die  Achtung  des 
väterlichen  Willens  sich  für  Asurbanabal  als  nutzlos  erweist,  da  bricht  auch  des  Assyrerkönigs 
wahre  Herzensmeinung  durch,  da  erklärt  er  die  künstlich  geschaffene,  brüderliche  Legitimität 
für  nichtig,  da  ist  der  Babylonier  der  ahu  lü  Jchiu,  der  unberechtigte,  illegitime,  ungerechte 
und  feindliche  Bruder.  —  Den  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  werden  wir  aber  in  erster  Linie 
weit  weniger  der  persönlichen  Neigung,  der  Verrätherei  und  Treulosigkeit  des  Saosduchin,  als 
dem  Wirken  der  babylonischen  Unabhängigkeitspartei ,  den  Priestern  und  Vornehmen ,  zu- 
t<chreiben  haben ^),  die  bei  dem  Sohne  fortsetzten,  was  sie  bei  der  Mutter  begonnen  hatten, 
indem  sie  bei  dem  als  Halbbabylonier  ihren  Einflüsterungen  leichter  geneigten  König  behufs 
Erreichung  vollständiger  Unabhängigkeit  den  Ehrgeiz  weckten  und  zu  nähren  suchten ,  ein 
völlig,  nicht  blos  dem  Namen  nach,  unabhängiges  Königthum  mit  der  Hegemonie  über  ganz 
Vorderasien  zu  verbinden,  das  er  in  den  Aufstand  gegen  Assyrien,  die  herrschende  Obmacht. 
verwickelte.  Hamashmmkhi  hat  sein  Verhalten  mit  dem  Tode  büssen  müssen;  aber  die 
Babylonier  haben ,  wenn  auch  zunächst  Babylon  schAver  unter  erneuter  assyrischer  Heim- 
suchung leiden  musste ,  doch  ihr  Ziel  erreicht.  Denn  die  Zerstörung  Ninive's  und  da.s 
Wiederemporkommen  des  neubabylonischen  Reiches ,  Avären ,  wenn  auch  andere  auf  dem  Ge- 
biete der  grossen  Völkerbewegungen  liegende  Gründe  dabei  mitwirkten,  kaum  denkbar  ohne 
die  Schwächung  des  Assyrerreichs ,  das  die  Einbusse  an  Macht  und  Ansehen,  die  ihm  der 
Kampf  gegei:  die  Aufständischen  kostete,  nie  wieder  einzubringen  vermochte.  Das  Verhältniss 
und  die  Vorgänge  zwischen  Asurbanabal  und  SamashimuMn  verdienen  nicht  blos  an  und  für 
sich  geschichtlich  und  menschlich  unsere  Aufmerksamkeit  und  Theiluahme  in  hohem  Gi-ade. 
sondern  haben  auch  deshalb  Anspruch  auf  bescndere  Beachtung,  weil  sie  den  Beginn  und 
in  mancher  Beziehung  die  Ursache  zu  dem  tragischen  Ausgange  des  Sargonidengeschlechts  und 
dem  Sturze  des  as.syrischen   Weltreichs  bilden. 

1)   V<^1.  im  me  DisfierUüum  p.  Ki  sq. 


Wef^führung  des  Mardukbildos  von  Babel   nach   Assnr  durch  hanherib.  4^^ 


III.  Der  Regierungsantritt  Samassumukin's  und  seine  politische  Bedeutung. 

Die  Mehrzahl  der  in  die.ser  Arbeit  vereinigten  Inschriften  handelt  an  hervorragender 
Stelle  über  den  Kegierung.santritt  de.s  >SamassumuJcvi .  Die.s  rechtfertigt  gleichzeitig  den  für 
dieses  Buch   von  nn.s  gewählten  Titel.     (Vgl.  o.  S.  5.) 

Von  Asiirhanahal\  Inschriften  berichten  die  mei.sten  j^erade/.u  über  die  Einsetzunj; 
SamassumuMn'a  und  die  Neuordnung  der  Verhältni.s.se  in  Babylonien^).  Zweck  dieser  Ma.s.s- 
regel  i.st  nach  AsurhaiiahaV^  Angabe,  den  Schwachen  gegen  den  Starken  zu  schützen^;.  In 
unmittelbarem  Anschluss  an  die  Einsetzung  des  Königs  wird  in  mehreren  dieser  Inschriften 
die  Rückkehr  des  Mardukbildes  in  den  wiederhergestellten  Tempel  Esayyil  berichtet');  wo 
dies  nicht  geschieht,  wird  —  mit  Ausnahme  von  L^  —  wenig-stens  diese  Wiederherstellung 
hervorgehoben^). 

SamashmmHn  beschränkt  sich,  soweit  ersichtlich,  darauf,  zu  versichern,  da.ss  er  von 
den  Göttern  zur  Herrschaft  und  zur  Herstellung  der  Ordnung  in  Babylonien  berufen  sei^)  und 
sich  der  (jnade  zu  rühmen,  die  ihm  Mardiih,  der  mit  ihm  von  Assur  nach  Babylon  gezogen 
sei''),  durch  diese  seine  Rückkehr  erwiesen  habe^).  --  Thatsächlich  stehen,  wie  wir  im 
Folgenden  zeigen  wollen,  der  Wiederaufbau  von  Esaagil,  die  Rückkehr  des  Mardukbildes, 
die  Wiederherstellung  der  Selbständigkeit  Babyloniens  und  die  Einsetzung  Samassumuuin's  in 
einem  ursächlichen  und  unzertrennlichen  Zusammenhange.  Sie  bilden  zusammen  die  Fortsetzung 
und  den  Abschluss  der  Bestrebungen  Asurhaddons,  die  sich  auf  Abhülfe  der  durch  Sanherib 
geschaffenen  Missstände  richteten. 

Was  zunächst  die  Rückführung  des  Mardukbildes  anlangt,  so  ist  dieselbe  bereits  in 
der  schwierigen  Stelle  der  Bihnguis  (Z.  6)  deutlich  ausgesprochen.  Klarer  und  ausführlicher  .sind 
jedoch  die  übrigen  Inschriften,  namentlich  S*  und  S'^:  Unter  AsurhanahaVs  Regierung  ist 
darnach  Mardtik,  welcher  unter  der  Regierung  eines  früheren  Königs^)  sich  ,vor  dem  Ange- 
sicht des  Vaters,  der  ihn  erzeugt  hatte",  in  der  Stadt  Assur  niedergelassen  hatte,  nach  Babylon 
zurückgekehrt.  I).  h.  das  Bild  des  Marduh^  der  bekanntlich  als  Bei,  Sohn  des  Bel^  als  der 
jüngere  Bei  betrachtet  und  betitelt  wird'-^),  war  nach  Assur  verbracht  worden  in  den  Tempel 
seines  Vaters.  Das  würde  zunächst  auf  einen  Tempel  des  Bei  in  Assur  weisen.  Dieser  Bel's- 
Tempel  ist  aber  vielleicht  von  dem  Tempel  des  Nation algottes  Asur  nicht  zu  trennen;  au 
mehreren  Stellen  der  Götterlisten  ^'^j  werden  Asur  und  Bei  in  unmittelbarer  Verbindung  ge- 
nannt; ja  Asur  wechselt  mit  Bd,  und  Belit  gilt  als  die  Gemahlin  Asurs^^).     Wir   haben    es 


1)  R"i  I  Col.  IIL  72;  S2  31  tg.;  S'^  52  f. :  L^   12;  L'^   11:  Pi   14.   1'"^   13:  L^   H;   L*  ''ol.  III  5  ff . 

2)  Äsm  dainm  aiia  eiisfi  In  hahäli. 

3)  S2  23—27;  S^^  37-44:  L^  9—10:   l'i  7—10;   1'2  10—11;   \A  t'o!.   U  26  bis  Col.  III  22. 

4)  LI  8-9. 

5)  Bil.  6-13. 

6)  Bil.  15. 

7)  saliin{u)  irm. 

8)  S2  24  f. ;  S^  391'.;  ina  jxtli  sarri  niahri:  dass  das  folgende  inaluir  (thi  bäni  nicht,  wie  nun 
bisher  aus  der  Stelle  III  R  16  Nr.  5  (34)  schliessen  konnte  (v»l.  Tikle  ö.  352  Anm.).  nähere  Bestimmung  /u 
sarri  ist  ,in  der  Regierung  eines  meinem  Vater  vorangehenden  Königs",  sondern  adverbiale  Bestim- 
mung zu  lUibu .  zeigen  jetzt  die  Steleninscliriften  (a.  a.  0.1  mit  ihrem  hani-su  ,vov  dem  Vater,  der  ihn. 
den  Gott,  erzeugt  hatte",  d.  h.  vor  dem  Ootte  Brl  in  ^4.s',s»r. 

9)  SCHRADKR  KAT2   174  t. 

10)  S.  z.  B.  III  R  66  d.  20,  f.  11;  TiKLE  584  Anm.  1. 

11)  Tietj:,  Geschichte  S.  534  Anm.  1. 

6* 


44  Erster  Theil,  drittes  Oapitel. 

also  hier,  wenn  nicht  mit  dem  Tempel  des  Nationalgottes,  so  jedenfalls  eines  diesem  nahe  ver- 
wandten Gottes  in  Assiir  zu  thnn. 

Der  Name  des  früheren  Königs,  der  diese  Entführung  veranlasst  hatte,  wird  wohl- 
weislich verschwiegen.  Dass  es  der  Grossvater  der  beiden  Könige  war,  der  in  seinem  Zorne 
Babylon  zerstörte,  die  Götterbilder  wegführte  und  dessen  Frevelthaten  durch  die  Rückführung 
der  Götter  ihre  theilweise  Sühne  erfuhren,  war  unter  allen  Umständen  eine  höchst  unliebsame 
Erinnerung,  die  nach  Möglichkeit  vertuscht  werden  sollte^). 

Wir  sind  betreffs  des  Raubes  der  Götterbilder  nicht  auf  blosse  Vermuthungen  ange- 
wiesen;  denn  wenn  auch  die  babylonische  Chronik  die  Zerstörung  Babylon 's  mit  Stillschweigen 
übergeht,  so  wissen  wir  doch  aus  Sunhenb'a  bei  Bavian  in  den  Fels  gehaueneu  Inschriften, 
wie  der  König  mit  den  Götterbildern  umgegangen  ist^).  Er  rühmt  sich  dort,  den  König  Suzub 
=  Musezib- MarduJc  gefangen  genommen  und  die  Schätze  BaheVs  seinen  Kriegern  zur  Plün- 
derung überlassen  zu  haben,    und  sagt  dann:   „Der  Götter,    welche    in    ihr    (der  Stadt  Babel) 

wohnten,  bemächtigten  sich  meine  Leute  und  zerbrachen  sie ihre  (der  Tempel)  Schätze 

raubten  sie".  Nach  diesem  Wortlaut  der  Stelle  könnte  es  scheinen,  als  wären  die  Götterbilder 
vollständig  zerschmettert  worden.  Vor  diesem  Schicksal  sind  jedenfalls  nach  unseren  neueren 
Inschriften  die  Hauptgottheiten  verschont  geblieben ,  sodass  bezüglich  dieser  der  Nachdruck 
auf  das  erste,  eine  gewaltsame  Inbesitznahme  ausdrückende  Verbura  (Jcasädu)  zu  legen  ist.  Da 
jedoch  auch  Asurahiddin  später  (I  R  49  Col.  IV;  s.  u.)  von  der  Wiederherstellung  der  Götter- 
bilder spricht,  so  ist  anzunehmen,  dass  die  übrigen  Götterbilder  ebenfalls  nur  ihres  Schmuckes 
und  ihrer  aus  kostbarem  Material  gefertigten  Bestandtheile  beraubt  und  dabei  gewiss  wenig 
glimpflich  behandelt,  nicht  aber  vollständig  vernichtet  worden  sind. 

Natürlich  Avurde  solche  Entweihung  der  Heiligthümer  und  Entführung  der  nationalen 
Götter  als  schwerste  Demüthigung  empfunden  ;  desshalb  sehen  wir  sie  die  Ässyrerkönige  fort- 
während bei  ihren  Eroberungen  ausüben,  wie  sie  es  andererseits  immer  als  eine  ihrer  grössten 
Ruhmesthaten  priesen,  wenn  es  ihnen  gelang,  durch  Zurückführung  geraubter  assyrischer 
Gottheiten  eine  früher  erlittene  Schmach  zu  sühnen.  So  berichtet  bekanntlich  Sanherib  ,  dass 
er  den  Babyloniern  nach  418  Jahren  die  von  MarduJc-nädin-ahe  geraubten  Bilder  des  Ranimärt 
und  der  Sala^),  A. stirb  an  abal^),  dass  er  den  Elamiten  das  vor  1635  Jahren  entführte  Bild  der 
Nmm  wieder  abgenommen  habe ,  wobei  die  genauen  Daten  zeigen ,  wie  lebendig  sich  das 
Gefühl  der  erlittenen  Schande  im  Gedächtniss  erhalten  hatte.  —  Den  babylonischen  Standpunkt 
in  dieser  Hinsicht  kennzeichnet  denn  auch  die  Chronik  (Col.  IV,  34),  wenn  sie  die  Rückkehr 
BeVs,  und  der   (andern)  Götter  Babylon's  mit  dem  genaunen  Datum  verzeichnet. 

Aber  die  diesem  Ereigniss  allseitig  beigemessene  Wichtigkeit  beruht  doch  nicht  allein 
auf  diesen  religiösen  und  allgemein  nationalen  Gesichtspunkten ,  sondern  hat  auch  einen  ganz 
bestimmten  und  genau  zu  kennzeichnenden  politischen  Hintergrund: 

Es  ist  Winckler's^)  Verdienst,  erkannt  zu  haben,  dass  durch  die  Ceremonie  des  sabätn 
kätä  kl  '''  Beli,,  des  „Erfassens  der  Hände  BeVs*^,  der  rechtmässige  Regierungsantritt  eines  baby- 
lonischen Herrschers  eingeleitet  wird,  und  dass,  wenn  von  Assyrerkönigen  die  Vornahme  dieser 


1)  Die  Nichterwähnung  des  Sanherib  wird   man  also  nicht   mit  Tiele  352  Anm.  als    auffallend  zu 
bezeichnen  habsn,  sondern  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  sehr  erklärlich  tinden. 

2)  iSanh.   Bav.  Z.  47:    iläiii  asib   libhi-sii    kätä    nise-in  ik8i({s)-SHnnti-mn  usabhiru-ma buM- 

hi-nu  ilkuni.  —  Vergl.  El).  Mkyer,    Geschichte   §  385  Aninerk.  S.  471.  —  Pognon,  L'inscription   de  Bavian 
p.  18  f.  und  88  f. 

3)  III  R  14.  48  ff. 

4)  K.  2631.     Vgl.  auch  Tiei.e,  Geschichte  394.  Anm.  1. 

5)  Thesis  4  der  Beilage    zu   seiner  Inauguraldissertation    ^De   inscripttoiie   Sanjonis    regis  Assyriae 
quae  vocatur  annaliuur  und  jetzt  auch  ausführlich  ZA  II,  301  ff. 


I 


Asarhaddon  nicht  eigentlich   „Könij^  von  Babylonien''.  ^•> 

Cerenionie  berichtet  wird,  das  «gleichbedeutend  ist  mit  einer  Krönung  des  assyrischen  Königs 
zum  rechtmässigen   König  über  Babylonien. 

Wir  behaupten  nun,  dass  die  Zurückfuhrung  des  Mardukbildes  desshall>  von  so  grosser 
Bedeutung  war,  weil  sie  die  Wiederherstellung  der  politischen  Selbständigkeit  des  babyloni- 
schen Staates  bezeichnete,  weil  sie  die  liemedur  der  Mass'-egel  war.  mit  der  Sanherib  die 
Vernichtung  der  Selbständigkeit  und  Herabwürdigung  Babylons  zu  einer  .issyrischen  Provinz 
besiegelt  hatte.  So  lange  das  Bild  des  MarduJc  von  Babylon,  fern  war,  war  das  P^rfassen 
der  Hände  BeVs  und  damit  der  ordnungsmässige  Antritt  der  rechtmässigen  Königswürde  von 
Babylonien  unmöglich  geworden.  Samassumukin  hat  thatsächlich  die  Hände  BeVx, 
erfasst:    die    grosse   Thontafelinschrift^j    AsurhanahaV^    berichtet:    Samas.^umukin 

> 

kätä    ilüti-hi   rahtti   sabit   ^Sama.ssitmukin    erfasste    die    Hände    seiner    (des    Marduk)   grossen 
Gottheit". 

Ehe  wir  aber  darauf  näher  eingehen,  haben  wir  einem  Einwurf  zu  begegnen,  der 
vermuthlich  von  vielen  Seiten  gegen  diese  Auffassung  erhoben  werden  wird.  Hat  Sinaherbä 
das  Mardnkbild  weggeführt ,  und  ist  das  Erfassen  der  Hände  BeV^  in  Babylon  Vor-  und 
Grundbedingung  für  den  Regierungsantritt  eines  als  rechtmässigen  babylonischen  König 
anzuerkennenden  Herrschers,  so  kann  in  der  Zwischenzeit  bis  zur  Zurückführung  des  Bildes 
durch  Asurbanabal  und  Saosduchm  Babylonien  keinen  rechtmässigen  König  gehabt  haben. 
Damit  steht  aber  in  Widerspruch ,  dass  Asuraljiddin  nach  Ptolemaeus,  Berosus,  seiner 
eigenen  Inschrift  und  denen  AsurbanabaVa  König  sowohl  von  Assyrien  wie  von  Babylonien 
war''^).  Darauf  antworten  wir:  es  ist  richtig,  dass  Asarhaddon  sich  selbst  König  von  Babylonien 
nennt,  es  ist  ebenso  unzweifelhaft,  dass  die  hier  veröffentlichten  Inschriften  seiner  Söhne  ihn 
ebenfalls  als  solchen  bezeichnen  —  aber  es  steht  ebenso  unleugbar  fest,  dass  die  babylonische 
Chronik  den  Asurahiddin  nirgends  als  König  von  Babylonien  bezeichnet,  sondern  ledig- 
lich als  König  von  Assyrien.  So  heisst  es  namentlich  in  dem  Resume  über  die  Kegierungs- 
dauer:  12  Jahre  lang  herrschte  Asurahiddin  als  König  über  Assyrien)^.  Dagegen  bei 
Tiglatpileser  III,  der  während  eines  Theiles  seiner  Regierung  als  König  von  Assyrien  auch 
die  Herrschaft  über  Babylonien  innegehabt,  aber  nach  Aussage  der  Eponymenliste  erst  in 
seinem  vorletzten  Jahre  die  Hände  BeVa  erfasst  hatte,  macht  die  Chronik*)  genau  die  ent- 
sprechenden Angaben:  Gesammtdauer  der  Regierung  22  Jahre,  als  („wirklich  gekrönter") 
König  von  Babylonien  2  Jahre*).     Es  ist  also  klar,  dass  der  Chronist,  der  vom  babylonischen 


1)  L*  Col.  III,  5  fgd. 

2)  Dieser  Einwand  ist  thatsächlich  mir  u^egenüber  von  Herrn  Dr.  Wisckler  mündlich  erhoben 
worden,  als  ich  ihm  über  meine  oben  vorgetragene  Ansicht  zum  ersten  Mal  Mittheilung  machte.  Gleich  am 
folgenden  Tage  theilte  er  mir  mit,  dass  er,  nach  Einsicht  der  Chronik,  die  Asarhaddon  nicht  als  König 
von  Babylonien  kenne,  seine  Bedenken  zurücknehmen  und  meiner  Auffassung  beipflichten  müsse.  Er  fügte 
hinzu,  dass  er  dieser  neuen  Anschauung  sogleich  in  seinem  gerade  in  Arbeit  befindlichen  Commentar  zur  baby- 
lonischen Chronik  Ausdruck  gegeben  und  meiner  Urheberschaft  dabei  gedacht  habe.  Ich  würde 
etwas  so  Selbstverständliches  nicht  erwähnen ,  wenn  nicht  Herr  Dr.  Winckler  im  Gegensatz  zu  seinen 
eigenen  Worten  in  der  Publication  (ZA  II,  303)  diese  Anschauung,  ohne  meiner  auch  nur  mit 
einem  Worte  zu  erwähnen,  als  sein  geistiges  Eigen thum  vortrüge!  Es  ist  dies  leider  ni'^ht 
das  einzige  Mal,  dass  ich  in  die  höchst  peinliche  Lage  versetzt  bin,  gegen  eine  ähnliche  Schmälerung 
meines  Rechtes  Verwahrung  einlegen  zu  müssen. 

3)  Chronik  IV  32:  12  mnäti  Atiurahiddin  sarrüt  "»«''  Ashir  epiis. 

4)  Chronik  I  2-5,  26 :  32  sanuti  Tukläti-abil-esarra  sarrüt  '"«'*  Alkadi  n  ""«''  Assiir  epus,  2  sanati  ina 
miiti  Akkadi  epus. 

5)  Mit  dieser  Auffassung  dürfte  sich  denn  auch  die  von  Schk.\dek,  Die  keiliuschriftUche  babylo- 
nische Königsliste,  S.  16  N.  1  aufgeworfene  Frage  erledigen,  warum  in  der  babylonischen  Steinurkunde 
des  Berliner  Museums  (V.A.  209)  Sulmana^arid  IV,   der  doch  König  von  .Assyrien  und  von  Babylonien  war, 


46  Erster  Theil.  drittes  L'apitel. 

Staiuipuukt  aus  schreibt,  den  Asarhaddon  nicht  als  König  von  Babylonien  betrachtet.  Der 
(jrund  dafür  Hegt  eben  darin,  dass,  wie  ans  den  von  mir  hier  verüffenthchten  Inschriften  her- 
vorgeht und  wie  ich,  lange  ehe  die  Chronik  veröffentlicht  war,  (Diss.  p.  14  sq.)  y.uerst 
ausgesprochen  habe^),  die  Beistatue  von  Sanherih  weggeführt  war,  und  so  lange  diese  von 
Babel  fernblieb.  Asarhaddon  die  Ceremonie  des  Handerfassens  nicht  ausführen,  daher  nicht 
legitimer  König  von  Babylon  werden  konnte.  Da  er  aber  Alles  dai'an  setzte,  um  die  Rück- 
führung des  Bildes  zu  ermöglichen,  wozu  in  erster  Linie  der  Wiederaufbau  des  Tempels  Esagcjü 
bis  zum  Allerheiligsten,  dem  Sitze  des  Gottes  (s  u.),  gehörte,  so  konnte  er,  der  thatsächlich  im 
Besitz  der  Macht  war,  im  Bewusstsein  seiner  gewissenhaften  Absichten  das  Resultat  anti- 
cipiren  und  seinerseits  den  Titel  der  , Könige  von  Babylonien"  für  sich  in  Anspruch  nehmen. 
Weiter  aber  wird  die  Richtigkeit  unserer  Auffassung  dadurch  bewiesen,  dass  die  Chronik  über- 
haupt in  der  ganzen  Zeit  von  der  Zerstörung  Babylons  —  diese  wird  freilich  nicht  erwähnt, 
sondern  nur  die  ihr  vorausgehende  Schlacht  von  Halide  —  bis  zu  Saosduchin  gar  keinen 
König  von  Babylonien  kennt.  Der  Letzte,  der  die  Hände  BeVs  erfassen  konnte,  war  3Iuse£ih- 
Mardtik;  er  ist  auch  der  Letzte,  den  die  Chronik  als  König  von  Bal)ylonien  vor  der  grossen 
Lücke  anführt^),  die  erst  durch  SamaskmniJcin^s  Regierungsantritt  ihren  Abschluss  erhält.  . 

Durch  die  Erkenntniss  dieser  Thatsache  wird  das  Verhältniss  Assyriens  zu  Babylonien 
seit  Sanherih  in  ein  neues  Licht  gerückt  und  bisher  Unvei*standenes  erklärt,  und  da  anderer- 
seits  die  politische  Bedeutung  von  Samassumukin's  Regierungsantritt  ohne  eine  richtige  An- 
schauung über  die  vorhergegangenen  Ereignisse  und  die  dadurch  geschaffenen  Verhältnisse 
nicht  richtig  gewürdigt  werden  kann ,  so  gehört  die  Betrachtung  derselben  —  obgleich  sie 
seitab  zu  liegen  scheint  —  mit  zu   unserer  Aufgabe^). 

Bekanntlich  folgt  im  ptolemäischen  Canon  auf  den  Tod  Sargon's, ,  der  rechtmässiger 
König  von  Babylonien  durch  Vornahme  der  Ceremonie  des  Handerfassens  geworden  war*), 
das  erste  Interregnum  {oßaoiXscTog  ytQwrog),  während  die  babylonische  Königsliste ^)  an  dessen 
Stelle  den  Sinaherbä ,  Marduhzäkirmm  und  Marduk-ahal-iddin  nennt  (womit  auch  die  An- 
gaben des  Berosus  stimmen). 

Damals  war  nun  die  Statue  des  Bei  noch  in  Babylon,  und  es  genügt  für  die  Erklärung 
der  Angabe  des  Ptolemäus  nicht  etwa,  anzunehmen,  Sinaherbä  sei  in  diesen  zwei  Jahren  nicht  nach 
Babylonien  gekommen.  Denn  damit  würde  ebensowenig  wie  zu  Tiglatpileser's  IH,  Salmanasser'slX . 
Asarhaddon's  Zeiten  der  gänzliche  Mangel  eines  Herrschers  in  den  Augen  der  Babylonier 
eingetreten  sein.  Die  genannten  Assyrerkönige  galten  als  Souveräne  von  Babylonien.  noch 
ehe ,  oder  auch ,  ohne  dass  sie  wirklich  in  Babylon  zu  Königen  von  Babylonien  —  so  zu 
sagen  —  gekrönt  waren.    Dieses  Souveränitätsverhältniss  der  Assyrerkönige  zu  Babylonien  vor 


nur  den  Titel  „König  von  Assur"  führt  und  nicht  auch  „Künicr  von  Akkad"  heisst.  Die  Chronik 
(Col.  I,  17)  nennt  bei  dem  Regierungsantritt  auch  nur  Assyrien,  dagegen  heisst  es  (Col.  I,  30)  bei  der  An- 
gabe der  Gesaramtregierungsdauer  5  sanüti  Sulnianasarid  harrnt  '""t'  Akh'ädi  n  "'"''  Aihir  epiis.  Wir  ersehen 
daraus,  dass  der  formelle  Regierungsantritt  in  Babylon  erst  in  der  Zwischenzeit  erfolgt  sein  muss  und  dass 
die  Urkunde  in  die  Zeit  vor  der  Anwesenheit  des  Königs  in  Babylonien  zu  setzen  sein  wird,  so  dass  wir  als 
„terrainus  ante  quem  non"  für  diese  Anwesenheit  und  die  Vornahme  der  Ceremonie  des  „ Handerfassens " 
das  H.  .Tahr  des  Hen*schers  als  Königs  von  Assyrien  erhalten. 

1)  Dies  gegen  Winckler  (ZA  FI  303  n.  2),  der  die  bezüglichen  Ausführungen  in  meiner  ihm  be- 
kannten Dissertation   „zu  erwähnen   v'ergisst"  !     (Vgl.  o.  Anm.  1.) 

2J  Chronik  111  12   u.  24. 

3)  Zum  ersten  Male  habe  ich  mich  über  die  im  Folgenden  dargestellten  Anschauungen  geäussert 
in  einem  Vortrage,  den  ich  am  I.November  1887  im  Akademisch-Orientalistischen  Verein  zu  Berlin  hielt. 
(S.  den  Jahresbericht  desselben.) 

4)  TiELE,  243.  276.     Winckleh,  ZA  II,  302. 

5)  S.  die  veri,'leichende  Tabelle  bei  Schk.xükk  a.  a.  0.  S.  29. 


Habylonien  durch   Sanherib  zur  assHyrirtchen  Provinz,  h^'nibj^ewürdijft.  ^' 

der  Lej^itimirung  durch  das  Erfassen  der  Härule  Bel's ,  liat  —  natürlich  ist  der  Verjjjleicli 
cum  f^rano  salis  aufzufassen  —  eini<^e  Aehnlichkeit  mit  der  Htellun«^ ,  welche  die  deut.-<'hen 
Könige ,  ehe  sie  /u  Rom  ebenfalls  durch  die  Hände  eines  l*riesters  zu  Kaisern  gekri'mt 
waren,  gegenüber  den  italienischen  Landen,  deren  Souveräne  sie  waren,  einnahmen. —  Der  sehr 
radical  babylonisch  gesinnte  Gewährsmann  des  Ptolemäus  mu.ss  also  andere  Gründe  gehabt 
haben,  diese  Zeit  als  eine  königslose  aufzufassen,  wenn  man  nicht  einfach  annehmen  will,  er 
habe  an  dem  späteren  Verhalten  (s.  u.)  des  Sariherih  Anlass  genonnnen.  schon  die  ersten  zwei 
•lalire  als  königslose  Zeit  zu   bezeichnen. 

WiNCKLER^)  wird  daher  wohl  Recht  haben,  wenn  er  —  wenn  ich  ihn  richtig  verstehe  — 
annimmt,  dasä  Sanherib  in  dieser  Zeit  in  Babylon  gewesen  sei.  aber  die  Hände  liel's  nicht 
erfasst  und  überhaupt  durch  sein  Auftreten  gezeigt  habe,  da.ss  er  den  Babyloniern  in  keiner  Weise 
günstig  gesonnen  sei"'');  Winckleb  bezieht  darauf  das  im  rel)rigen  dunkle  *^*~~]<'  TT^^  BV 
der  Königsliste. 

Die  Chronik  nennt  nach  der  kurzen  Regierung  des  Mardukzäkirsiim  und  des  Marduk- 
ahaliddin,  den  Belihm,  Asurnädinmm  (Sohn  des  Sanherih).  Neryalmu^ezib  und  Mu^esib-Marduk. 
die  sie  sämmtlich  als  Könige  von  Babylonien  ausdrücklich  bezeichnet.  Dann  folgt  —  die 
Chronik  versagt  hier  leider  —  in  der  Königsliste  Ä'^aZ/cr/^a,  bei  Ptolemäus  dmx  aßaoi'keviog  öev- 
[£Qog.  Und  liier  ist  die  Bezeichnung  der  königslosen  Zeit  wirklich  an  ihrem  Platze;  denn 
Sanherih  hat  nicht  nur  selbst  niemals  König  von  Babylonien  sein  wollen  und 
sich  niemals  als  solchen  bezeichnet^),  sondern  er  hat  nach  der  Eroberung  Babylon's  that- 
sächlich  die  Unabhän gigkeit  Babyloniens  vernichtet  und  das  Land,  was  noch  nie  geschehen 
war,  zu  einer  Provinz  des  assyrischen  Reiches  herabgedrückt.  Die  Wegführung  der  Götter- 
bilder wurde  meiner  Ueberzeugung  nach  von  Sunheril)  mit  Plan  und  Bewusstsein  in's 
Werk  gesetzt,  eben  um  diesen  Zweck  zu  erreichen  und  zu  kennzeichnen.  Die 
Ceremonie  des  Handerfassens  in  Babylon  war  unmöglich,  sobald  das  Bild  des  Marduk  fern 
war;  die  Niedersetzung  des  Gottes  Marduk^  des  jüngeren  Bel^  vor  seinem  Vater,  dem  älteren 
Bel^  in  der  altlieiligen  Stadt  Ässur  (s.  o.)  veranschaulicht  .s^mibolisch  die  Unterwerfung  des 
assyrischen  Gottes  und  Reiches  unter  Assur 

Auch  Eb.  Schraüer's*)  Versuch,  das  zweite  Interregnum  zu  erklären,  dürfte  hierdurch 
seine  Erledigung  finden.  Denn  ich  glaube  nicht,  dass  die  Chronik  uns  hier  Anlass  giebt.  auf  ein 
freundschaftliches  Verhältniss  zwischen  Ässur  und  Fdam  zu  schliessen.  und  kann  desshalb  der 
Auffassung  nicht  beipflichten ,  als  hätten  während  der  fraglichen  8  Jahre  des  Interregnums 
die  Elamiter  unter  stillschweigender  oder  ausdrücklicher  Billigung  des  Sanherib  die  thatsäch- 
liche  Herrschaft  über  Babylonien  ausgeübt.  Im  Gegentheil  ist  auch  hier,  wie  zu  allen  Zeiten 
der  Geschichte  dieser  drei  Reiche,  das  Verhältniss  so,  dass  Elam  das  von  Assur  geknechtete 
Babylonien  gegen  die  verhassten  Oberherren  unterstützt.  Die  Autfassung,  dass  Musezih-Marduk 
von  seinem  früheren  Verbündeten  Minamt  von  Elam  geschlagen ,  gefangen  genonnnen  und 
an  die  Assyrer  ausgeliefert  wäre  —  was  allerdings  auf  ein  freundliches  Verhältniss  zwischen 
Assur  und  Elam  würde  schliessen  lassen  —  beruht  auf  einem  vollständigen  Missverständniss 
der  betreffenden  Chronikstelle  (III  20fif.)^).     Dieselbe  berichtet    lediglich  von  einer  Krankheit. 


1)  ZA  II  302. 

2)  Chronik  II  23  u.  29,  II  30  u.  43,  II  44/45.  III  12  u.  23/24.  Bei  Asunuhlinsnw,  Sanherib's  Sohn,  steht. 
dass  Sanherih  ihn  installirte :  und  das  hier  wiederum  erscheinende  >->^  li-  tt^  ^__^  ^ I *^  ^^''  Königsliste 
(WiNCKLKR  a.  a.  0.)  lässt  durchblicken,    dass   es  bei  dieser  (ielejrenheit  ebenfalls   für  das  Gefühl    der  Babv- 


lonier  nicht  mit  rechten  Dingen  zugegangen  ist. 


durch  Miiiatnt  an. 


3)  WiNCKLKU  ZA   II  303  n.  1,  Schr.xdkk  a.  a.  0.  6. 

4)  Die  l'eiliiischriftlichc  iKthi/lonische  Köinf;sUste  S.  20  tl. 

5)  Auch  TiELE  II  806  Anm.  2  nimmt   irrthümlicher  Weise  eine  Gefangennahme  des  Mutn'zih-Mtirdid: 


48  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

die  den  Elamiter  am  14.  Nisan  (>92  des  vierten  Regierungsjahres  des  Musesih-Mardul-  befallen 
hätte.  Dann  folgt  (Z.  22)  die  Nachricht,  dass  am  ersten  Kislev,  d.  h.  nahezu  R  Monate  später, 
Babylon  gefallen  und  MuHezib-Mardnl:  gefangen  weggeführt  sei.  Dass  irgend  ein  Causalnexus 
zwischen  diesen,  drei  Monate  auseinander  liegenden  Ereignissen  bestände,  ausser  dass  —  viel- 
leicht —  durch  die  Erkrankung  des  Minami  den  Babyloniern  ein  wichtiger  Bundesgenosse 
verloren  ging,  wird  mit  keinem  Worte  gesagt  und  ist  nicht  anzunehmen.  Auch  Winckler's 
Uebersetzung  fasst  demgemäss  die  beiden  Berichte  als  absolut  unabhängige,  nach  Art  der 
Chronik  asyndetisch  hinter  einander  folgende  Sätze. 

Mit  der,  ebenfalls  von  Schrader  als  Beweis  für  ein  bestehendes  Einvernehmen  zwischen 
Assur  und  mam  angeführten  Zurückführung  der  Götter  von  Uriik  dürfte  es  sich  ebenfalls 
anders  verhalten.  Die  Chronik  berichtet  (Col.  II  48,  III  1  tf.) ,  Arah  Dü2U  ümu  I  sähe  '""'' 
Assur  ana  Urnk  erubuni,  ile  sa  supur  C^)  Uriik  u  nisS-ki  ihfabttl,  Nergal-usezib  arku  '""*^' 
Elumü  illikamtna  ile  supm- {^)  J'ruk  u  nise-su  iteknni  u.  s.  w.  (folgt  der  Bericht  von  der  für 
Nergalusesih  unglücklichen  Schlacht  bei  JSippur).  Die  Stelle  ist  bisher  nicht  richtig  ver- 
standen worden^).  Es  ist  hier  offenbar  von  zwei  verschiedenen  mit  den  Götterbildern  von 
Erech  vorgenommenen  Handlungen  die  Rede:  einmal  werden  sie  von  den  Assyrern  geplün- 
dert, damit  ist  nicht  sicher  ausgesprochen,  dass  die  Bilder  selbst  weggeführt  und  geraubt 
wurden ,  sondern  nur  die  kostbaren  Theile  (Gewandung,  Schmuck  etc.)  wurden  vermuthlich 
entfernt^).  Dann  aber  folgt  Nergalusesib,  der  vor  den  Assyrern  flüchtet,  den  ihm 
verbündeten  Elamitern ;  und  dabei  wird  von  ihm  in  seinem  Verhalten  zu  den  Bewohnern 
und  den  Göttern  der  Ausdruck  gebraucht:  etekmu.  Das  bedeutet  meiner  Ansicht  nach,  dass 
Nergaltisezib  seine  erechitischen  ünterthanen  und  deren  Götterbilder  mit  sich  weggeführt 
{ekemu  3.  Pers.  sing.  Imperf.  Ifteal)  und  unter  den  Schutz  der  den  Babyloniern  verbündeten 
Elamiter  stellte.  Da  dann  die  Schlacht  bei  Nippur  unglücklich  für  den^  Babylonier  ausfiel, 
so  verblieben  die  Götterbilder  in  den  Händen  der  Elamiter;  und  es  ist  lediglich  eine  für  die 
Babylonier  verbindliche,  durchaus  aber  nicht  aus  Beweggründen  der  Freund- 
schaft für  die  Assyrer  hervorgegangene  Handlungsweise,  wenn  Hmnbahaldas  I  die 
Götter  der  Stätte  ihres  Cultus  zurückerstattet^)  —  nota  bene,  wenn  die  verstümmelte  Stelle  der 
Chronik  überhaupt  in  diesem  Sinne  zu  deuten  ist. 

Dagegen  darf  die  Frage  wohl  gestellt  werden ,  ob  nicht  das  kecke  Auftreten  des 
Humbahaldas  in  Babylonien  erst  in  seinem  achten  Regierungsjahre*),  demselben,  in  welchem 
Sanherib  sechs  Monate  später  ermordet  wurde,  etwa  mit  der  Vorbereitung  zu  der  von  den  Söhnen 
des  Assyrerkönigs  angezettelten  Verschwörung  zusammenhängt.  Ihre  Bejahung  wird  wahr- 
scheinlich dadurch,  dass  Asarhaddon,  der  Rächer  seines  Vaters,  gleich  nach  Niederwerfung  des 
Aufstandes  gegen  Elam  zog  und  auch  dort  ein  Strafgericht  über  den  gleichnamigen  Nachfolger 
des  inzwischen  gestorbenen  Humbahaldas  abhielt  (Chronik  III,  39  f.). 

Angesichts  dieses  Sachverhaltes  müssen  wir  auch  die  von  Schrader^)  als  Stütze  seiner 
Anschauung  besonders  hervorgehobene  Thatsache ,  dass  sich  die  achtjährige  Regierung  des 
Humbahaldas  zeitlich  mit  dem  achtjährigen  „Interregnum"  deckt,  als  ein  für  unsere  Frage 
bedeutungsloses  Spiel  des  Zufalls  ansehen.  Es  bleibt  dabei :  Sanherib  hat  mit  der  Wegführung 
der  Mardukststue  die  Vernichtung  des  selbständigen  babylonischen  Staates  besiegelt,  der  Mangel 


1)  S.  WiNCKLEK  ZA  II  155  u.  304. 

2)  Vgl.  0.  S.  43 f. 

3)  Chronik  Col.  III  29  t. 

4)  Während  der  ersten  7  Jahre    seiner  Regierung  tritt  //iimbahahhts,   soweit  aus  der  Chronik  er- 
ersichtlich, durchaus  iu  keine  Beziehung  zu  Babylonieu. 

5)  A.  a.  0.  S.  21. 


Wegführung  des  liOr-j-Bildeg  durch  Xerxes.  49 

eines  Herrschers  ist  ein  bewiisst  «ijewollter.  ISabj'ionien  war  assyrische  Provinz,  für  deren  Be- 
herrschung durch  den  Elamiterkönig  weder  Bedürfniss  noch  Raum^)  vorhanden  war.  Die 
Chronik,  die  zwischen  Musezib-Marduh  und  SamasKumuhin  keinen  König  von  Babylonien 
kennt,  bestätigt  unsere  Auffassung  der  Wegführung  und  der  Rückkehr  des  Mardukbildes  als 
eines  Ereignisses  von  hoher  politischer  Bedeutung. 

Eine  weitere  Bestätigung  und  Beleuchtung  für  diese  unsere  Auffassung  bietet  das 
Verhalten  der  Perserkonige  in  diesem  Punkte  zu  Babylonien. 

Cyrus,  der  Eroberer  Babylons,  hat  sich  völlig  als  König  von  Babylonien  gerirt  und 
wenn  auch  in  den  erhaltenen  Stücken  seines  Cylinders^)  und  der  sogenannten  Annalen  ^)  Nahü- 
naid's  nicht  dicect  die  Ceremonie  des  sabätu  kcitä  sich  erwähnt  findet,  so  können  wir  doch, 
da  aus  seinem  ganzen  Verhalten  hervorgeht ,  dass  er  sich  wie  die  einheimischen  Könige  als 
König  von  BeV?,  Gnaden  betrachtete  und  betrachten  durfte,  sicher  sein,  dass  er  auch  die 
Vornahme  der  Ceremonie  nicht  verabsäumt  hat.  Das  Gleiche  gilt  von  seinem  Sohne  Kamhyses, 
der  schon  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  im  siebenten  (oder  acliten)  Jahre  nach  der  Eroberung 
Babyloniens  in  rechtmässiger  Weise  feierlich  die  babylonische  Königswürde  erworben  haben  muss*). 

Anders  dagegen  steht  es  nach  Herodot's  Zeugniss  mit  Barius  und  Xerxes.  Herodot*) 
erzählt  nämlich  ,  dass  er  bei  seiner  Anwesenheit  in  Babylon  den  Tempel  des  Bei .  d.  h.  also 
Esaggil^)  besucht  habe,  von  dem  er  eine  Beschreibung  giebt.  In  dem  Tempel,  so  sagte 
man  ihm,  habe  früher  ausser  dem  goldenen  Bilde,  das  er  dort  vorfand,  noch  eine  andere 
goldene  Statue  gestanden ;  derselben  hätte  schon  Barius  sich  bemächtigen  wollen ,  aber  er  habe 
es  nicht  gewagt.  Xerxes  dagegen ,  sein  Sohn ,  habe  sie  geraubt  und  den  Priester ,  der  ihm 
untersagt  habe,  die  Statue  von  der  Stelle  zu  bewegen,  getödtet.  —  Bekanntlich  ist  man  vielfach 
im  Zweifel,  ob  Herodot  wirklich  in  Babylon  gewesen  ist,  namentlich  wegen  des  Widerspruchs, 
der  zwischen  der  Angabe  Herodot's,  dass  er  den  Tempel  noch  gesehen  habe,  undArrian'')  und 
Strabo^j  besteht,  nach  deren  Bericht  Alexander  der  Grosse  den  Tempel,  der  von  Xerxes  zer- 
stört sei  {y.axtoy.aipEv)^  habe  wieder  aufbauen  wollen,  und  Tiele  sieht  in  der  angeführten  Angabe 
über  die  goldene  Statue  einen  Hauptgrund  gegen  die  Glaubwürdigkeit  des  hei'odoteischen  Berichtes. 
Ich  darf  mich  auf  die  Hauptfrage,  ob  die  anscheinenden  Widersprüche  in  den  Angaben  der  classi- 
schen  Autoren  sich  erklären  und  beseitigen  lassen,  hier  nicht  einlassen^).  Soviel  aber  scheint  mir 
festzustehen,  dass  der  Bericht  Herodot's  über  das  Belsbild,  weit  entfernt,  gegen  seine  Glaubwürdig- 
keit zu  sprechen,  vielmehr  für  die  Richtigkeit  seiner  Angaben  ein  gewichtiges  Zeugniss  ablegen. 

TiELE  schreibt  :^*^) 

„Wesshalb  liess  Xerxes  jenes  goldene  Menschenbild  wegnehmen?  Wenn  aus  Hab- 
sucht, warum  liess  er  dann  alle  jene  anderen  goldenen  Gegenstände  unberührt,  obgleich  er 
diese  bis  auf  das  Sitzbild  des  Gottes  hätte  bekommen  können ,  ohne  dabei  auf  sonderlichen 
Widerstand  zu  stossen  und  genöthigt  zu  sein,  den  Priester  zu  tödten?  Wenn  ihm  bildliche 
Darstellungen  der  Gottheit  ein  Aergerniss  waren  ,    wesshalb   liess   er   dann  das  andere  Bild  an 


1)  ^gl-.  was  0.  S.  37  über  die  muthmassliche  Verwaltung  der  Provinz  Babylonien  durch  Äsarhaddon 
bemerkt  ist. 

2)  VR  35.     Vgl.  a.  Winckler  ZA  II,  304  Anm. 

3)  TSBA  VII,  153  fg. 

4)  Vgl.  Tiele,  Geschichte  S.  438  ff. 

5)  I,  181. 

6)  S.  Tiele,  556  f. ;  den  Gründen,  die  Tiele  gegen  Oi'I'eiit's  Annahme,    als  könne  hier  der  Nebo- 
Tempel  in  Borsippa  gemeint  sein,  vorbringt,  muss  ich  beipflichten. 

7)  Arrian  Anabasis  III,  16,  5  u.  VII,  17. 

8)  Strabo  XVI,  c.  I  §  5. 

9)  Darüber  anderen  Orts. 
10)  Geschichte  556  f. 

Lehmann,  Sumassumukin.  ' 


50  Erster  Theil,  drittes  Capital. 

seiner  Stelle?  Denn  wenn  es  auch  ein  Menschenbild  heisst,  so  muss  es  doch  das  Bild  eines 
Gottes  in  menschlicher  Gestalt  «gewesen  sein,  und  Bildsäulen  von  Königen  waren  nie  aus  purem 
Golde  verfertigt."    —    Soweit  TiELE. 

Ich  antworte :  Das  fehlende  goldene  Menschenbild  war  die  Statue  des  Bel-MarduTi.  Den 
Perserkönigen  lag  desshalb  so  viel  an  der  Entfernung  dieses  Bildes ,  weil  von  derselben  die 
vollständige  Unterwerfung  Babyloniens,  die  definitive  Vernichtung  der  Selbständigkeit  des 
Landes  abhing;  so  lange  das  Bel'sbild  in  Babel  blieb,  so  lange  war  Babylonien  nur  mit 
Persien  in  Personalunion  vereinigt.  Weil  es  eine  eminent  politische  Angelegenheit  war,  des- 
halb bleiben  die  Schätze  des  Tempels  und  auch  das  andere  Götterbild  ,  vermuthlich  das  des 
Nebo  in  der  Zelle  EHda  {sa  kirib  Esaggil)  im  Uebrigen  unberührt  oder  konnten  ersetzt 
werden.  Der  Zweck  der  Perserkönige  war  erreicht,  wenn  Bel-Marduh  nicht  mehr  in  Babylon 
weilte.  Zu  dem  grossen  Unabhängigkeitssinn  und  Fanatismus,  den  wir  an  den  Babyloniern 
kennen,  passt  es  vollständig,  dass  Darius,  obgleich  ihm  daran  lag,  die  Statue  wegzunehmen, 
es  nach  Herodot  nicht  gewagt  hat  (oi;z  h6lf.iriOe)\  er  hatte  eben  einen  allgemeinen  Auf- 
stand oder  dergleichen  zu  befürchten ;  dazu  passt  weiter ,  dass  Xcrxes ,  um  seinen  Zweck 
zu  erreichen,  erst  den  Priester  tödten  musste,  der  so  als  Vertheidiger  seines  Gottes  und 
seines  Vaterlandes  gefallen  ist.  Demnach  scheint  mir  gerade  hier  Herodot  besonders  gut 
unterrichtet  zu  sein. 

Thatsächlich  ist  es  also  nicht  Cyrus,  sondern  Xerxes,  der  Babyloniens  Selbständigkeit 
endo-ülticr  vernichtet  hat,  und  sehr  charakteristisch  ist  es,  dass  dies  nach  Strabo^)  auf  der 
Rückkehr  vom  Feldzuge  gegen  Griechenland  geschehen  sei.  War  es  dem  Despoten  nicht 
gelungen ,  die  Griechen  zu  züchtigen ,  so  kühlte  er  nun  sein  Müthchen  an  den  Babyloniern, 
indem  er  auch  den  letzten  Schein  einer  Selbständigkeit  ihres  Staates  vernichtete. 

In  der  Zeit  von  Tiglatinleser  III  bis  auf  Xerxes  ist  also  mit  der  Vernichtung  der 
Existenz  Babyloniens,  als  eines  (wenn  auch  nur  scheinbar)  selbständigen  Staates,  zweimal 
wirklich  Ernst  gemacht  worden,  von  Sanherih  und  von  Xerxes.  Xerxes'  Verhalten  besiegelt 
den  Untergang,  nachdem  Scmherih's  Errungenschaften  durch  Asarhaddon  rückgängig  gemacht 
worden  waren. 

Asarhaddon,  der  über  Babylonien,  dem  er  die  Selbständigkeit  zurückgegeben  hat,  die 
thatsächhche  Herrschaft  gleich  einem  rechtmässigen  Könige  ausübte,  hat  unzweifelhaft  den 
Wunsch  gehabt,  selbst  wirklich  legitimer  König  von  Babylonien  zu  werden.  Doch  dies 
gelang  ihm  nicht.  Denn  dazu  war  nöthig,  dass  in  Babylon  dem  zurückzuführenden  Gotte 
seine  Stätte  im  AUerheiligsten  von  Esaggil  geziemend  bereitet  wurde  (o.  S.  45). 

Da  Asarhaddon,  wie  deutlich  aus  unseren  Inschriften  hervorgeht,  die  Vollendung  des 
eifrigst  betriebenen  Baues  nicht  mehr  erlebte,  so  konnte  auch  seine  feierliche  Thronbesteigung, 
die  er  gewiss  nur  unter  peinlicher  Einhaltung  alles  dessen,  was  den  Babyloniern  durch  Tradi- 
tion geheiligt  erschien,  vollzogen  haben  würde,  nicht  stattfinden.  Als  er  starb,  muss  er  dem 
Zeitpunkt,  da  die  Vollendung  das  Werk  seines  Lebens  krönen  sollte,  ziemlich  nahe  gewesen 
sein,  da  Asurhanabal  in  der  Zeit  vom  Marcheschwän  669,  wo  Asarhaddon  starb,  bis  zum 
Jyyär  668,  wo  die  Götter  zurückgeführt  wurden,  also  in  sechs  Monaten  den  Bau  voll- 
enden konnte. 

Kehren  wir  nunmehr  zu  dem  Berichte  zurück ,  den  L*  über  die  Thronbesteigung 
Samassumuktn's  giebt  (o.  S.  44). 

Darnach  ist  Asurhanabal  in  seinem  ersten  Regierungsjahre  in  Assur  vor  Marduh 
hingetreten  und  hat  zu  ihm  gebetet,    dass  er  nach  Babylon  zurückkehren  möge'-).      „Gedenke 


1)  L.  XVI  c.  l  §  5. 

2)  L*  Col.II  2€ff. 


§ama§§umukiii  erfasst  die  Hände  bel'H.  51 

Babylons,  das  Du  im  Zorne  Deines  Herzens  vernichtet  hattest;  nach  Esaggil,  der  hehren  Be- 
hausung Deiner  Gottheit,   wende  Dein  Haupt! an  einem  Ort,    der  Dir  nicht  geziemt, 

hast  Du  Deinen  Wohnsitz  genommen!     Befiehl  Du,    o  Herr  der  Götter,   Marduk,  die  Ueber- 

siedlung  nach  Babylon  an " ;  so  lautet  die  Auftbrderung  in  dem  schönen  Gebet  des  Königs. 

Der  Ort,  der  dem  Gotte  nicht  geziemt,  ist  eben  (s.  o.)  der  Beistempel  in  Assur,  wohin  er  von 
Sanherih  verbracht  worden  war.  Leider  sind  die  folgenden  Zeilen  (Schluss  der  zweiten  und 
Anfang  der  dritten  Colunme)  theils  ganz  verloren,  theils  traurig  verstümmelt.  Die  erste,  dem 
Zusammenhang  nach  wieder  klare  Stelle  enthält  die  bereits  angeführte  Nachricht,  dass  Samas- 
SunmJciii  die  Hände  des  Gottes  erfasst  habe. 

Nun  fragt  es  sich  zunächst:  ist  an  dieser  Stelle  wirklich  von  der  Ceremonie  im  tech- 

V 

nischen  Sinne  als  der  Vorbedingung  und  Grundlage  der  Regierung  SamaSsumiikin's  die  Kede? 
Dies  darf  nicht  als  selbstverständlich  gelten.  Denn  die  Ceremonie  des  sabätu  kätä  sa  Bcli 
ist  in  ihrer  Verwendung  durchaus  nicht  auf  den  Regierungsantritt  des  Königs  beschränkt. 
Im  Gegentheil:  wahrscheinlich  alljährlich  im  Monat  Nisan  beim  Zagmuku-Feste  erfasste  der 
König  die  Hände  des  Gottes,  sodass  man  die  staatsrechtliche  Bedeutung  der  Ceremonie  besser 
negativ  so  ausdrückt:  Niemand  wurde  als  rechtmässiger  König  von  Babylonien  angesehen,  bevor 
er  nicht  wenigstens  einmal  die  Hände  BcVs  erfasst  hatte.  Weiter  aber:  was  ist  denn  ursprünglich 
die  Bedeutung  dieser  Ceremonie?  Aus  dem  Umstände  einerseits,  dass  sich  wahrscheinlich  an 
die  Ceremonie  die  Procession  des  Gottes  anschloss  und  dass  andererseits  z.  B.  Nuhmnd  bei  der 
Ueberführung  anderer  Götter,  des  Sin  und  der  Ningal  etc.,  aus  Babylon  in  ihren  alten  Tempel 
zu  Charrati  ebenfalls  als  Vorbereitung  zu  dieser  Ueberführung  berichtet,  dass  er  die  Hände  der 
betreffenden  Gottheit  erfasst  habe^),  möchte  ich  verrauthen,  dass  diese  Ceremonie  ursprünglich 
nichts  weiter  ist  als  ein  symbolischer  Ausdruck  der  an  die  Gottheit  (also  nicht  blos  an  Marduk) 
gerichteten  Aufforderung  sich  auf  den  Weg  zu  begeben.  Dies  träfe  für  unseren  Fall  aufs 
Genaueste  zu.  Asiirhanahal  betet  zu  MarduJc,  dass  er  den  Befehl  zur  Uebersiedlung  nach  Babylon 
geben  möge.  Samashmm'km  erfasst  die  Hände  des  Gottes,  und  dann  beginnt  die  Procession. 
Denn  dass  der  ganze  Weg  von  Assur  bis  nach  Bahel^  wo  Marduh  niedergesetzt  wurde,  nach 
L*  als  eine  grosse  Procession  aufzufassen  ist,  zeigt  ausser  dem  Verbum  isaddiha^),  das  tech- 
nisch das  Bewegen  in  Procession  bezeichnet,  der  Bericht  über  die  reichen  Opfer,  die  auf  dem 
Wege  dargebracht  worden  sind,  und  über  den  Empfang  des  Gottes  durch  andere  Götter  (Neho 
von  Borsippa  etc.),  die  ihm  entgegengetragen  wurden.  An  der  Procession  nahmen  sowohl 
SamassumuJdn  als,  wie  es  scheint,  auch  A  stirb  an  ah  al'^)  Theil. 

Es  könnte  daher  behauptet  werden ,  die  betreffende  Handlung  sei  hier  nur  als  Ein- 
leitung der  Ueberführung  des  Götterbildes  aufzufassen  und  entbehre  der  vorstehend  präcisirten 
technischen  Bedeutung. 

Daraufist  zu  antworten:  Wenn  es  lediglich  darauf  ankam,  die  Rückkehr  des  Gottes 
zu  veranlassen,  warum  erfasst  Asiirhanahal  nicht  selbst  die  Hände  BeVs,  da  er  doch  das 
Gebet  gesprochen  hat,  in  welchem  der  Gott  zur  Rückkehr  aufgefordert  wird  und  da  er  sich 
doch  in  den  zu  Babylon  aufgestellten  Steleninschriften  selbst  der  Rückführung  des  3Iarduk 
rühmt?  Das  lässt  sich  eben,  zusammengehalten  mit  der  Thatsache,  dass  das  Erfassen  der 
Hände  BeVs  nur  ein  babylonischer  Brauch  ist,  der  nur  von  einem  Könige  vorgenommen 
werden  kann,   und  dass  Saniassumi(kin ,   der  die  Ceremonie    ausführt,    wirklich   der  zukünftige 


1)  TiELE  S.  442,  444.     WiNCKLER,  ZA  II,  303  sq.  u.   Anm.  3. 

2)  Nabonid  V  R  64  Col.  II,  18  vgl.  m.  Col.  I,  11  ff. 

3)  moMalju  ,Procession\   II  U  33,    13.     Neb.  E.  I.  H    V.    14.  V.    40  und  41  (Str.\ssm.  AV  5209 
Delitzsch  AL^  S.  146). 

4)  L*  Col.  III,  10  f. 


52  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

König  von  Bab^^lon  ist ,  nicht  anders  erklären ,  als  dass  die  Ceremonie  von  Asurhanohal  von 
keiner,  für  Samassunmltin  aber  von  der  grössten  Bedeutung  war,  von  der  Bedeutung  eines 
rechtsbegründenden  Actes. 

Dass  SamasHumuMn  bereits  als  König  galt,  als  er  mit  dem  Gotte  in  Babylon  einzog, 
scheint  auch  die  Chronik  zu  bestätigen,  wenn  sie  sagt:  „Im  Anfangsjahr  des  Saosduchin 
im  Monat  Jyyär  verliessen  Bei  und  die  Götter  AJckad's  die  Stadt  Asstir,  am  lll^J'  (?)  Jyyär 
zogen  sie  in  Babylon  ein"  ^).  Wäre  die  Ueberführung  der  Thronbesteigung  vorausgegangen,  so 
hätte  der  Chronist  sich,  was  die  Zeitbestimmung  anlangt,  wohl  anders  auszudrücken  gewusst. 
Ebenso  stimmen   dazu  SaniaSsumuUn's   eigene  Angaben:    ausser  der  bereits  angeführten  Stelle 

der  Bilinguis ,    die  Steleninschrift  (S^  5  f.)  und  die  Cylinderinschrift:    „ SamassumuMn, 

während  dessen  Regierungszeit  der  Herr  der  Götter  sich  gnädig  erwies  und  in  Babylon  wieder 


einzog 


Während  nun  die  Ceremonie  ordnungsmässig  in  Babylon  zu  erfolgen  hat,  geschah  sie 
in  unserem  Falle  in  Assur. 

Hier  könnte  man  sich  mit  der  Erklärung  genügen  lassen,  dass,  da  der  Gott  einmal 
in  Assur  war,  die  Ceremonie  als  Einleitung  zu  der  Ueberführung  auch  in  Assur  vorgenommen 
werden  musste  und  dass  es  in  den  Augen  der  Babylonier  genügte ,  dass  der  Gott  mit  dem 
König  zurückkehrte,  ihn  gleichsam  selbst  einführte.  Es  ist  aber  auch  eine  weniger  harmlose 
Auffassung  dieser  Abweichung  möglich:  Dass  die  Niedersetzung  des  babylonischen  National- 
gottes die  Erniedrigung  und  Vernichtung  Babyloniens  besiegelte  und  symbolisch  bezeichnete, 
haben  wir  oben  (S.  47)  auseinandergesetzt.  Wenn  nun  Asurhanabal  Babylonien  in  seinem 
Bruder  einen  Herrscher  giebt,  aber  die  für  diesen  Regierungsantritt  unerlässliche  Ceremonie 
an  dem  dem  babylonischen  Gotte  „nicht  geziemenden  Orte  vollziehen  lässt"  und  dann  erst 
unter  AsurhanahaVs  Augen  und  in  seinem  Beisein  die  Ueberführung  des  Gottes  stattfindet,  so 
dass  der  ganze  Einzug  als  eine  von  Assur  ausgehende  Procession  sich  darstellt ,  so  ist  zu  be- 
denken, ob  nicht  dadurch  Asurhanahal  absichtlich  und  deutlich  hat  kennzeichnen  wollen,  dass 
das  babylonische  Köuigthum  nicht  mehr  eine  selbständige  Herrschaft  von  Bel-3Iardu1c's  Gnaden 
ist,  sondern  dass  dessen  Verleihung  in  letzter  Instanz  vom  Willen  des  älteren  Bei  (von  Assur) 
abhängt,  der  deshalb  auch  in  AsurbanahaVs  hierher  gehörige  Inschriften  stets  als  der  Vater 
des  babylonischen  Gottes  bezeichnet  wird. 

Wir  sind,  wie  gesagt,  weit  entfernt,  diese  Auffassung  als  sicher  hinzustellen  —  was 
wäre  denn  überhaupt  Sicheres  an  unserer  Kenntniss  des  babylonischen  Cultus  und  der  damit 
zusammenhängenden  rechtlichen  Verhältnisse?  —  dass  aber  nicht  etwa  eine  Wiederholung 
der  Ceremonie,  oder  sagen  wir,  die  eigentliche  Ceremonie  in  Babylonien  vorgenommen  worden 
ist ,  scheint  mir  sicher.  Denn  die  im  Uebrigen  so  ausführlichen  Inschriften  beider  Brüder 
erwähnen  davon  nichts.  Und  Samassunmkin  wenigstens  hätte  doch  ein  grosses  Interesse  daran 
gehabt,  diese  Thatsache  zu  verzeichnen  und  hervorzuheben. 

Wie  die  Ceremonie  dem  Herkommen  zuwider  ausserhalb  Babylons  stattgefunden  hat, 
so  ist  auch  der  Zeitpunkt  ihrer  Vornahme  nicht  mit  den  babylonischen  Bräuchen  im  Einklang: 
Die  Chronik^l  nennt  nicht  blos  als  Tag  des  Einzugs  der  Götterbilder  den  11.  (?)  Jyyär,  son- 
dern berichtet  auch,  dass  dieselben  Assur  im  Monat  Jyyär  verlassen  hätten,  was  ja  auch  mit 
der  Entfernung  von  Assur  nach  Babylon  stimmt.    Da  L*  die  Uel)ersiedlung  des  Gottes  unmittel- 


1)  Col.  IV,  34-6  Salin  vis  Samati-mm-uldn  ina   arah  Aiaru  ''"  Belu  u  iläni  sn  "i<i^>  Akicadi 
ultu  «'«'  Assur  milnim»!«  ina  arah  Aiaru  umn  XI(V)  atia  Bahili  cruhniti. 

2)  TiKLK  ZA  11  184  u.  187.     Winckler  ZA  II  303. 


Regierungsantritt  §ama§§umukin's  im  Monat  lyyär.  53 

V 

har  auf  die  Vornahme  der  Ceremonie  durch  SamaHsicmukin  folgen  lilsst,  so  ersieht  sich  daraus, 
dass  die  Ceremonie  im  Jyyär  stattgefunden  hat,  während  sie  nach  babylonischem  Ritus  —  so 
viel  wir  wissen  —  im  Nisan  zu  erfolgen  hatte.  Ist  dies  ein  ZnfallV  Waren  vielleicht  die 
Herstellungsarbeiten  und  die  Vorbereitungen  zur  Aufnahme  in  Esaggil  (s.  o.  S.  45)  nicht  eher 
zum  Abschluss  zu  bringen  gewesen?  Möglich  gewiss.  — Oder  aber  ist  auch  diese  Abweichung 
eine  bewusst  gewollte? 

Asurhanahal  konnte  dadurch  erstens  auf's  Neue  zeigen,  dass  die  babylonischen  Bräuche 
für  ihn  nicht  massgebend  seien.  Dann  aber  konnte  durch  die  Wahl  gerade  des  Jyyär,  des 
auf  den  Nisan  folgenden  Monats,  noch  etwas  Anderes  erreicht  werden.  Der  Assvrer  konnte 
nicht  hindern,  dass  Sama.inimuMn,  wenn  er  einmal  König  von  Babylonien  war,  in  allen 
folgenden  Jahren  die  Ceremonie  des  Handerfassens  am  Za(/mu?M-Feste  vornahm.  Dann  lag 
die  Gefahr  nahe,  dass  das  erste  Mal,  wie  Sama^sumuMn  wirklich  in  Babylon  die  Ceremonie 
vornahm,  diese  in  der  Vorstellung  der  Babylonier  als  die  eigentliche  Krönungsceremonie  angesehen 
wurde.  Wollte  Asurhanahal  dies  verhindern,  so  gab  es  kein  besseres  Mittel,  als  dass  bis  zur 
Wiederkehr  der  Ceremonie  ein  möglichst  langer  Zeitraum  verstrich,  dass  SamassumuJcin  fast 
11  Monate  vor  der  nächsten  jährlichen  Wiederkehr  des  Zaytnuku-F estes  nach  Babylon  kam 
und  während  dieser  Zeit  als  in  Assur  gekrönter  König  über  Babylonien  herrschte^). 

Natürlich  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  ausser  dem  unfertigen  Zustande  von  Esagyil 
und  neben  den  eben  angeführten  Erwägungen  noch  andere  Gründe  Asurhanahal  veranlassten, 
die  Einsetzung  Samak^umnkin''s  zu  verschieben  und  dann  im  Jyyär  vorzunehmen. 

Ob  man  nun  in  der  Beurtheilung  des  von  Asurhanahal  eingeschlagenen  Verfahrens 
die  mildere  Auffassung  Avählt  oder  (mit  uns)  der  schärferen  zuneigt,  so  viel  ist  in  jedem  Falle 
klar ,  dass  durch  die  Bevormundung ,  die  Asurhanahal  seinem  Bruder  zu  Theil  werden  Hess, 
seine  persönliche  Anwesenheit  und  Mitwirkung  bei  der  Rückkehr  des  Gottes  und  der  Wieder- 
besetzung des  Thrones,  ein  Zwitterzustand  geschaffen  wurde,  der  den  Babyloniern  Anlass  zu 
einem  Streben  nach  Aenderung  der  Sachlage  geben  musste,  weil  er  dem  ersehnten  alten  Zu- 
stande nahe  genug  kam ,  um  seine  volle  Herstellung  als  möglich  erscheinen  zu  lassen,  und 
ihnen  zugleich  stetig  die  alte  Schmach  in's  Gedächtniss  rief. 

Das  ist  die  verhängnissvolle  Saat,  als  deren  Frucht  der  babylonische  Aufstand  erkeimt, 
das  ist  der  Anfang  vom  Ende  des  assyrischen  Reiches.   — 

Zu  dem  eben  geschilderten  Verhältniss  der  beiden  Brüder  geben  nun  unsere  Inschriften 
mit  ihren  Uebereinstimmungen  wie  mit  ihren   Widersprüchen  die  beste  Illustration. 

Da  die  Vollendung  des  Tempels  Esaggil  die  Vorbedingung  für  die  Rückkehr  des 
Gottes  und  dadurch  mittelbar  für  den  Regierungsantritt  Samashtmukin'^  war,  so  muss  die- 
selbe   von    Asurhanahal    als    Oberherrn    von    Babylon    im    Anschluss    an    die    Arbeiten    seines 


1)  Nicht  ohne  Interesse  wäre  es,  wenn  das  Datum  des  Wiedereinzugs  der  Götterbilder  sicher  be- 
stimmt werden  könnte.  Wincklkr  ZA  TI  161  zu  (^hron.  IV,  36  umschreibt  ihiiu  XI(?)  kau.  In  Stuass- 
maier's  Autographie  ZA  II  168  —  und  ebenso  bei  Pinches  IRAS  XIX  664  (Bezolp)  —  ist  von  den  Zeielien 
für  Tag  und  Datum  nichts  wiedergegeben.  Da  nun  der  12.  lyyär  als  Tag  der  Proclamation  Asurha)iabars 
zum  Thronfolger  als  ein  günstiger  und  glückverheissender  Tag  bezeichnet  wird,  somit  vielleicht  ein  hoher 
assyrischer  Feiertag  ist  und  da  ohne  Weiteres  klar  ist,  wie  kränkend  für  das  Gefühl  der  Babylonier 
die  Verlegung  der  Procession,  soweit  diese  für  Babylon  in  Betraclit  kam,  von  dem  für  dieselbe  bestimmten 
und  durch  die  Tradition  geheiligten  babylonischen  Festtag  auf  einen  assyrischen  Festtag  wäre,  so  lag  die 
Frage  nahe,  ob  vielleicht  Clironik  IV,  36  statt  der  XI  eine  XII  zu  lesen  isi.  In  Beantwortung  derselben 
theilt  mir  Herr  Dr.  Bezold  liebenswürdigerweise  mit.  dass  die  Spuren  des  Zahlzeichens  sich  mindestens 

ebenso    gut  zu  ^[[    als  zu  ^|  ergänzen   lassen,    eine    sichere  Entscheidung   sei    aber   nicht    möglich.     Die 
Zeichen  "^  J  und   *^Ä^   sind  vollkommen  deutlich. 


54  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

Vaters  betrieben  und  durchgeführt  sein.  Daher  denn  aucli  den  Tbatsachen  gemäss  nur 
Asnrhanahal  sich  das  Verdienst  dieser  Tbat  zuschreibt,  während  Samasstimiikin  hierüber 
schweigt. 

„Den  Bau  von  Esagyil,  den  mein  Vater  nicht  vollendet  hatte,  Hess  ich  zu  Ende 
führen",  sagt  Asnrhanahal  und  betont  sachgemäss  (o.  S.  44)  besonders  die  Wiederherstellung 
von  Ekiia^),    des  Hauptbaues  von  Esaygil.     Interessant    und    sehr    zu   bemerken  ist  die  Notiz 

> 

des  Asnrhanahal-)^  dass  er  um  die  Zeit  der  Einsetzung  SanisswimJcw''s  „das  Bild  seiner  Majestät, 
in  Anbetung  ihrer  Gottheit,  aufgestellt  und  die  Hoheit  des  Gottes  Marduh  und  seine  frommen 
Werke  auf  denselben  verzeichnet  habe".  Es  kann  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir 
zwei  von  diesen  Standbildern  in  den  Stelen  AsurhanahaVs  (S^  u.  S^)  besitzen.  Die 
Beschreibung  „anbetend  vor  den  Göttern"  passt  genau  zu  der  oben  (S.  23;  vgl. 
unser  Titelblatt)  geschilderten  Darstellung  des  Königs,  der  den  Opferkorb  tragend 
der  Gottheit  naht.  —  Es  sind  jedenfalls  dieser  Stelen  noch  mehrere  gewesen,  da  die  In- 
schriften S^  und  S^  sich  nur  auf  die  in  Esagyil  belegenen  kleineren  Heiligthümer  des 
Neho  und  des  Ea  (s.  u.),  Ezida  und  Ekar^agimia  beziehen;  und  der  König,  was  er  den 
Nebengottheiten  des  Tempels  gegenüber  für  nöthig  hielt,  den  Hauptgottheiten  (Märduk  und 
Sarpanit)  gegenüber  keinesfalls  versäumt  haben  wird. 

Auch  mit  Asarhaddon'a  eigenen  Angaben  stimmen  AsurhanahaVs,  Berichte.  Was  speciell 
den  Wiederaufbau  von  Esaggil  anlangt,  so  erwähnt  Asarhaddon  wohl  diesen,  aber  nirgends 
dessen  Vollendung.  Ebenso  erklärt  Asarhaddon,  er  habe  den  Göttern  die  heiligen  Sitze 
bereitet^);  auch  spricht  er  von  der  „Erneuerung"  der  Götterbilder,  damit  sind  vermuthlich 
Reparaturen  an  den  von  Sanherih''s  Kriegern  beschädigt  zurückgelassenen  (vielleicht  auch  an 
den  nach  Assur  entführten)  Götterbildern  gemeint;  aber  von  einer  Rückführung  dieser  Letz- 
teren ist  nicht  die  Rede*). 

Die  Erneuerung  der  Befestigungswerke  Sahylon''s,  zu  deren  Verherrlichung  die  Cylindei-- 
inschrift  P^  aufgesetzt  ist,  ist  ebenfalls  als  Fortsetzung  und  Vollendung  der  von  Asarliaddon 
begonnenen  Herstellungsarbeiten  anzusehen^).  Die  Tragik  der  Ereignisse  wird  uns  besonders 
klar,  wenn  wir  bedenken,  dass  Asnrhanahal  wenige  Jahre  später  diese  von  ihm  hergestellten 
Befestigungen  zu  belagern  und  einzunehmen  hatte^).    — 

Weitere  Restaurationsarbeiten  nahm  Asnrhanahal  am  Tempel  der  Istar-Nini  von  Baby- 
lon (L^)  vor. 

Wie  bereits  gesagt,  ist  es  den  Thatsachen  gemäss,  dass  Samassumnkhi  über  die  Voll- 
endung des  Hauptbaus  von  Esaggil  schweigt. 

In  Collision  gerathen  die  Brüder  dagegen  bei  Ezida ,  dem  in  Esaggil  belegenen 
Heiligthume  des  Neho.  Denn  beide  Brüder  (S*  und  S*)  reden  von  diesem  und  nicht  etwa 
von  dem  gleichnamigen  Haupttempel  des  Neho  in  jBorsij^pa^').  Dafür  spricht  bei  Asnrhanahal 
ausser  dem  Fundorte  (o.  S.  25)  seine  eigene  Erwähnung  der  Stelen  und  der  Umstand,  dass 
auf  der  Stele  S^,  zu  welcher  S'^  ohne  Frage  ein  Pendant  ist,  ausdrücklich  zu  lesen  steht,  dass 
sie  in  Ekarza'p.n{n)a.,  der  Zelle  des  Ea  in  Esaggil,  aufgestellt  war.  — 


1)  Vgl.  u.  A.  L2  14,  S2  9/10,  S3  1.5. 

2)  L*.     Rev.  Col.  II  Z.  1  f. 

3)  parahhcNunu  iisarmä  I  K  49  (.'ol.  IV,  26.     Vgl.  u.  Commentar  zu  Bil. 

4)  Anders  irrthümlich  Tiele,  Geschichte  S.  332. 

5)  I  R  49,  IV,  27.     Lay.  19  a,  Z.  4. 

6)  Rm  l  col.  IV,  70  tf'.     TiELE  382. 

7)  Vgl.  TiELE  ZA  II,  180. 


Herstellungsarbeiten  in  Sippar.  55 

V 

Bei  Sama.ssumukin  bürgt  die  Bezeichnung  des  Nebo  als  dupsar  J'Jsar/yil  .Schreiber 
von  EsaggiV  dafür,  dass  mit  Ezida  nur  der  diesen  Namen  führende  Theil  von  Esayi/il  ge- 
meint sein   kann. 

Das  Verhältniss  wird  so  zu  denken  sein,  dass  Asurbunahal  in  allen  Heiligthünjem 
des  Tempels  Esaggil  seine  Stelen  und  Inschriften  aufstellte ,  a.ich  wenn  die  Arbeiten  nicht 
völlig  vollendet  waren,  und  dass  seinem  Bruder  die  definitive  Vollendung  und  Ausschmückung 
einzelner  unter  denselben  verblieb.  Die  Stele  Saosduchins  ist  daher  vielleicht  um  Einiges 
später  im  iVeio-Heiligthume  von  Esagyil  aufgestellt  worden,  als  die  seines  Bruders. 

Auch  bei  den  Herstellungsarbeiten  in  Sippar  scheiden  sich  die  Antheile  der  Brüder 
in  ähnlicher  Weise.  Das  Haupt  bau  werk,  den  Sonnentempel  Ebarra,  hat  nach  seinem 
Bericht  in  der  Cylinderinschrift  L^  Äsurbanabal  restaurirt;  SamassumtiJcin  hat  ein  Heiligthum 
des  Nebn  erneuert^)  und  die  Befestigung  von  Sippar^)  wieder  aufgebaut,  die  in  „feindlichem 
Ansturm  vernichtet  worden  und  eingestürzt  war*. 

Welcher  feindliche  Ansturm  hier  speciell  gemeint  ist,  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden. 
Sippar  ist  unter  keinem  der  Vorgänger  8amashimukm''s  aus  sargonidischem  Geschlechte  von 
feindlicher  Misshandlung  verschont  geblieben.  Von  Sargon  z.  B.  werden  die  Hamaranu,  eine 
nahe  dem  Euphrat  wohnende  aramäische  Völkerschaft,  die  sich  nach  Sippar  geflüchtet  hatte, 
unterworfen^);  später  ist  unter  demselben  König  von  einer  Eroberung  durch  die  Sutü*),  die 
Bewohner  der  Steppe  ostwärts  vom  Flusse  Dijälä^),  die  Rede.  —  In  Sinaherba's  Zeit  fällt  die 
Eroberung  der  Stadt  durch  den  König  Hallusu  von  Elam,  der  in  Babylonien  einfiel,  während 
Sinaherbä  im  Seelande  beschäftigt  war,  in  Sippar  ein  Blutbad  anrichtete  und  den  babyloni- 
schen Unterkönig  Asurnadinsum  gefangen  wegführte^).  Unter  Asarhaddon  endlich  hatte  die 
Stadt  unter  dem  Einfall  des  Königs  von  Elani,  Humbahaldas  IL,  schwer  zu  leiden,  so  dass 
die  jährliche  Procession  des  Sonnengottes  nicht  stattfinden  konnte,  und  die  Götter  der  anderen 
Stadthälfte  in  die  Hand  des  Eroberers  fielen.  Wir  müssen  uns  mit  der  allgemeinen  Vorstellung 
begnügen ,  dass  die  Befestigungswerke  von  Sippar  unter  diesen  fortwährenden  Angriffen  iu 
Verfall  geriethen  und,  wenn  auch  in  der  Zwischenzeit  nothdürftig  wiederhergestellt,  doch  der 
gründlichen  Restauration  bedurften ,  die  ihnen  Samassiimuhtn  zu  Theil  werden  liess.  Auch 
Sippar  hatte  später,  wie  Babylon  und  Borsippa,  die  Stärke  dieser  neuen  Befestigungen  gegen 
Äsurbanabal  zu  erproben,  der  die  Stadt  erst  nach  längerer  Belagerung  einnahm'). — 

Es  bedarf  nun  keiner  grossen  Combinationsgabe,  um  sich  vorzustellen,  dass  bei  dieser 
Sachlage  in  Babylonien  neben  einer  Unabhängigkeitspartei  auch  eine  der  nie  und  nirgends 
fehlenden  Parteien  vorhanden  war ,  deren  Anhänger  den  Mantel  nach  dem  Wind  hängen 
und  in  merkwürdiger  Weise  ihren  Patriotismus  und  ihre  bessei'e  Einsicht  mit  dem  Hauche, 
der  herweht  von  der  Stelle,  welche  die  Gewalt  inne  hat,  in  Einklang  zu  bringen  wissen.  An 
Leute  dieses  Schlages  dürfte  sich  auch  Äsurbanabal  in  seiner  bekannten ,  nach  Ausbruch  der 
Feindseligkeiten  an  die  Babylonier  erlassenen  Proclamation^)  vornehmlich  wenden.  Dass  die 
Vertreter  dieser  Partei  auch  unter  der  Priesterschaft  zu  finden  waren,  ist  so  gut  wie  selbst- 
verständlich ,    und    so  wird  namentlich   das  Auftreten  8amassu7nuJcin'i>  von  den  Anhängern  des 


1)  L5  27. 

2)  Bil.  Z.  23  ft'.     Uebor  den  Namen  der  Feste  s.  u.  den  Coramentar. 

3)  Annalen  304 — 8.     Winckler,    J)c   iiiacriptione  Sarf/onis    regis  Assyriae  qnae  vocatitr  annaUtim. 
p.  14.  —  TiELE,  Geschichte  244.  273.  —  Delitzsch,  Paradies  238  fF. 

4)  Annalen  3.59—364.     Winckler  a.  a.  0.  p.  15.     Tikle,  I  246. 

5)  Delitzsch,  Paradies  235  f. 

6)  Saiih.  Const.  I  77  ff.  —  Babylonische  (Jhroiiil\  Col.  II  39  ff.  —  Tiele.  S.  300. 

7)  Rra  I  col.  IV,  70  ff.     Tiele  382. 

8)  IV  R  52  Nr.  1. 


56  Erster  Theil,  drittes  Capitel. 

Assyrers  wohl  überwacht  und  controlirt  worden  sein.  In  Sippar  dagegen,  der  mehr  abseits 
gelegenen  und  vermuthlich  fremden  Einflüssen  minder  zugänglichen  Stadt,  Hesse  sich  eine 
freiere  Entfaltung  der  eigentlichen  Gesinnungen  der  babylonischen  Partei  denken ,  und  mir 
scheint,  dass  die  sipparensischen  Inschriften  Samassumuhifi's  diese  Auffassung  bestätigen^). 
Die  Cylinderinschrift  (L^)  ist  leider  in  dem  ihr  allein  eigenthümlichen  Eingangspassus  arg 
verstümmelt ,  es  scheint  aber  doch  —  nach  den  erhaltenen  Theilen  —  als  ob  SamashimiiMn 
hier  Gelegenheit  genon)men  hätte,  seine  eigenen  Beziehungen  zu  dem  Gotte,  der  die  , recht- 
mässige Herrschaft  verleiht"^),  in  etwas  helleres  Licht  zu  setzen,  wenn  er  auch  iui  weiteren 
Verlaufe  geziemend  seinen  Bruder  nennt,  allerdings,  wie  es  scheint,  unter  besonderer  Betonung 
ihrer  Gleichstellung  (?)  ^). 

In  der  Bilinguis  dagegen  ist  von  Asurbanabal  durchaus  gar  nicht  die  Rede*) ;  hier 
geberdet  sich  Samassunmkin  als  souveräner  Herrscher.  Die  Inschrift  enthält  ferner  eine  An- 
zahl von  Titehi  und  Redewendungen,  die  an  die  Verhältnisse  und  die  Inschriften  aus  der  Zeit 
HammurahVs^)  ^  des  Begründers  des  gesamratbabylonischen  Reiches,  erinnern.  An  diese  ge- 
mahnt auch  die  zweisprachige  Redaktion,  und,  damit  zusammengehalten,  darf  man  vielleicht 
vermuthen,  dass  die  Anwendung  der  ausserordentlich  verwickelten,  schon  damals  jedenfalls  nur 
mit  Schwierigkeit  zu  lesenden  Schriftart  nicht  blos  aus  antiquarischer  Neigung  in  Nachahmung 
jener  alten  Inschriften  erfolgte,  sondern  auch  den  Zweck  hatte,  den  revolutionären  Inhalt 
der  Inschrift  möglichst  der  Controle  der  Anhänger  und  der  Söldlinge  des  brüderlichen  Ober- 
königs zu  entziehen.  Die  Abfassung  ist  dem  Priester  sauer  genug  geworden,  wie  das  Auf- 
tauchen ganz  moderner  cursiver  Formen  mitten  zwischen  solchen  von  gesuchtester  Alterthüm- 
lichkeit  zur  Genüge  zeigt ^). 

Lieber  die  Zeit  der  Vorbereitung  des  grossen  Kampfes,  die  allmähliche  Verschärfung 
der  geschilderten  Gegensätze  und  ihre  Zuspitzung  zur  offenen  Feindschaft  fehlt  nähere  Kunde 
bis  jetzt.  Die  weitere  Erschliessung  und  Erforschung  der  Sammlungen  des  British  Museum^) 
wie  fernere  glückliche  Ausgrabungsfunde  werden  hoffentlich  eines  Tages  auch  über  diese  Periode 
klareres  Licht  verbreiten  und  Bestätigung  oder  Richtigstellung  erbringen  für  die  einzelnen 
Züge  des  Bildes  ,  das  wir  aus  den  Angaben  und  Andeutungen  der  Inschriften  nach  bestem 
Wissen  entworfen  haben. 


1^  Dass  übrigens  Babylon  vor  Nnhupahtsur  nicht  die  ausschliessliche  Residenz  der  babylonischen 
Könij^e  gewesen  und  dass  unter  den  übrigen  Städten  namentlich  Sippar  in  Betracht  kommt,  hebt,'  wie  ich 
nachträglich  sehe,  Tiele  (S.  442)  hervor.     Vielleicht  trifft  dies  auch  für  Saviassuvntkin  zu. 

2)  L''  7  nnikinit  samiti. 

3)  L^'  27  ahdniis. 

4)  S.  niss.  S.  17  und  jetzt  auch  Tiele  II  S.  353. 

5)  Vgl.  o.  S.  40;  meine  Bemerkungen  ZA  II  452.  Wincklek  1.  s.  c.  Im  Einzelnen  s.  unten  den 
Commentar. 

6)  Vgl.  Diss.  S.  31. 

7)  Die  Kuyunjik-Sammlung  wird  wahrscheinlich  noch  eine  ganze  Anzahl  von  Briefen  derselben 
Art  enthalten,  wie  die  hier  von  mir  veröffentlichten  Proben,  die  in  ihrer  Vereinzelung  nicht  zu  historischen 
Schlüssen  verwendet  werden  können.  Vgl.  Bezold,  Die  Thontafelsammlungen  des  Britischen  3Iuseuws 
Sitzungsber.  der  Berl.  Ak.  5/VII  88.  S.  758  ff. 


Erster  Theil,  viertes  Capitel.  —  Die  Existenz  der  sumeri'ichen  Sprache.  ö7 


VIERTES  CAPITEL. 

Die  Existenz  der  sumerischen  Sprache  nnd  die  Bedeutung  der  Inschriften 
Samassumukin's  als  Beweismittel  für  dieselbe. 

Im    vorigen  Capitel    haben    wir    die    geschichtlichen  Ergebnisse    aus    den    auf   die 

V 

Thronbesteigung  SamassumuMn's  bezüglichen  Inschriften  zusammengestellt.  Das  vorliegende 
ist  der  Behandlung  einer  Frage  gewidmet,  die  von  der  grössten  Bedeutung  für  die  vorder- 
asiatische wie  für  die  gesammte  antike  Culturgeschichte  ist,   der  Frage  nach   der  Existenz 

V 

der  sumerischen^)  Sprache,  zu  deren  Beantwortung  die  Documente  HamaMumuhin's  einen 
wichtigen  Beitrag  liefern,  da  namentlich  eines  derselben  (s.  Bil.^  S.  22  s.  1)  eine  Inschrift 
trägt,  welche  neben  der  neubabylonischen  Fassung  auch  eine  Redaction  in  eben  der  Erschein- 
ungsform der  Sprache  zeigt,  welche  wir  als  Aeusserungen  eines  von  dem  Semitischen  vöUig 
verschiedenen  Sprachgeistes  ansehen,  während  unsere  Gegner  in  dieser  Frage  darin  nichts  als 
eine  gekünstelte  Geheimschrift  sehen.    Daneben  haben  wir,  wie  von  Sargon*),  auch  eine  Back- 

V 

Steininschrift  Samaksurnukin'^^)  in  nichtsemitischer  Fassung. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  zunächst,  wie  man  denn  eigentlich  dazu  gekommen  ist, 
das  Vorhandensein  einer  solchen  nichtsemitischen  Sprache  anzunehmen.  Wir  glauben  das 
Wesentliche  dieser  Erwägungen  nicht  besser  ausdrücken  zu  können  als  mit  den  Worten 
Oppert's,  der  an  der  Entdeckung  und  Erforschung  dieser  Sprache  in  der  hervorragendsten 
Weise  betheiligt  war  *) : 

,,Die  Unmöglichkeit",  sagt  Oppert,  ,,den  semitischen  Assyrern"  (und  Babyloniern) 
,den  Ursprung  der  Schrift  zu  vindiciren,  erhellte,  seit  1854^),  aus  folgenden  documentarisch 
dargethanen  Thatsaclien" : 

1)  ,Die  Keilschrift  selbst  war  nur  eine  Deformation  einer  ursprünglichen  Bilderschrift. 
Bei  einer  ziemlich  grossen  Anzahl  von  ideographisch  bekannten  Zeichen  hatte  sich  das  frühere 
ursprüngliche  Bild  noch  vollkommen  unverkennbar  erhalten.  Da  aber  alle  diese  unbestreit- 
baren Bilder  auch  sichere  Silbenwerthe  vorstellten,  so  trat  nun  an  die  Forscher  eine  ganz 
neue  Frage  heran:  „Ihr  weist  nach,  sagte  man  ihnen,  dass  im  Assyrischen  der  Buchstabe, 
den  ihr  Im  lest,  aus  dem  Bilde  des  Fisches  entstanden  sei,  und  dieses  scheint  nicht  unbe- 
gründet, da  er  auch  ,, Fisch"  bedeutet.  Dann  soll  er  aber  nach  euch  nun  ausgesprochen 
werden.     Das  Bild   des  Ohres   soll    phonetisch  pi^    und  wenn  es  ,,Ohr'*  bedeutet  uznu   lauten. 


1)  Um  von  vornherein  Klarheit    in  die  Terminologie    zu  bringen,    hebe  ich   die  folgenden   Punkte 
hervor,  die  erst  im  Verlauf  der  Untersuchung  ihre  Begründung  finden  werden : 

a)  Die  nichtsemitische  Sprache,  deren  Existenz  ich  vertrete  und  die  in  den  vorigen  Ca- 
piteln  noch  mehrfach  als  „protobaby Ionisch"  bezeichnet  ist,  nenne  ich:   sumerisch. 

b)  Der  Name  akkadisch  kommt  nur  der  semitischen  Sprache  Babyloniens  zu. 

c)  Da  mithin  akkadisch  den  directen  Gegensatz  zu  sumerisch  bedeutet,  so  ist  die  Bezeich- 
nung der  ,,protobabvlonischen  Sprache"  als  sumerisch-akkadisch  ein  Unding  und  abso'ut 
zu  verwerfen. 

d)  Aus  demselben  Grunde  können  die  Namen  „sumerisch"*  und  , akkadisch"  niemals  als 
Bezeichnungen  etwaiger  sprachlicher  („dialectischer")  Entwicklungsforraen  der  nichtsemiti- 
schen Spi-ache  verwendet  werden. 

2)  WiNCKLER   Sargon  l  193;    Jensen   ZA  II   213  f.;   Ami.\üd  ZA  II  316;    Le:im.vxn   ZA  II  450. 

3)  Zuerst  herausgeg.  von  Bezold,  ZA  III  416.  —  Vgl.  den  Nachtrag  zu  unseren  Autographien. 

4)  GGA  1877,  S.  1411.  —  Revue  des  ctudesjuivcs  [REJ],  Janvier-Mars  1889.  p.  142  —  144  u.  146  suiv. 

5)  S.  a.  Oppeut,  Ktudes  sumcriennes  p.  1  suiv.     Näheres  s.  bei  Bezold,  IM.  §  107.    S.  197  tf. 

Lehmann,  Saniassumukin.  8 


58  Erster  Theil,  viertes  Ca^jitel. 

So  ist  hl  „Hand'\  .  .  .  nir  ,,Fuss'\  Jca  „Miind"  und  diese  Zeichen  spricht  man,  wenn  sie 
die  Begriffe  selbst  ausdrücken  kätu,  sepii^  pü.  Hier  findet  man  also  gar  keine  Aehnlichkeit 
zwischen  den  unleugbaren  Sylbenlauten  und  den  ebenso  sicheren  Wortausdrücken  für  die  ur- 
sprünglichen Bilder.  Im  Aegyi)tischen  ist  dieses  anders.  Dort  entspricht  dem  ägyptischen  Worte, 
welches  das  Bild  ausdrückt,  auch  der  durch  dieses  Bild  ausgedrückte  Buchstabe.^)" 

„Dieser  Einwurf  war  vollständig  gegründet,  wurde  aber  durch  folgendes  Factum  ergänzt. 

2)  „Dasselbe  System  diente  nicht  allein  den  Assyrern,  sondern  es  war  festgestellt,  dass 
die  zweite  Gattung  der  Achämenideninschriften,  ferner  die  Texte  von  Susa,  die  Documente  in 
altarmenischer  Sprache,  dasselbe  System  anwandten,  dass  überall  der  ,, Fisch"  ha  und  das 
,.Ohr"  pi  den  Sylbenlaut  vertraten,  und  doch  noch  ausserdem  ,, Fisch"  und  ,,Ohr"  bedeuteten. 
Natürlich  mussten  sie  doch  in  den  verschiedenen  Sprachen  auch  verschieden  ausgesprochen 
werden.  Das  Zeichen  4  bedeutet  überall  das  Quadrat  von  2,  aber  es  spricht  sich  doch  vier, 
quatuor,  arba,  dort  aus. 

„Alle  diese  Sprachen  können  doch  unmöglich  die  Keilschriften  erfunden  haben;  eine 
hat  sie  als  Urproduct  besessen,  die  anderen  haben  sie  nur  angenommen.  Die  Autorsprache 
kann  aber  nur  diejenige  sein,  in  der  die  Sylbenlaute  mit  den  Ausdrücken  für  die  Bilder  zu- 
sammenfallen. Dieses  ist  aber  nicht  das  Assyrische,  noch  überhaupt  ein  semitisches  Idiom, 
auch  kein  Arisches ".     So  Opfert. 

Es  ist  also  nicht  eine  Laune,  ein  willkürlicher  Einfall,  eine  aus  der  Luft  gegriffene 
Behauptung,  welche  von  den  „Sumeristen"  vertreten  wird,  sondern  die  Annahme  der  Exi- 
stenz einer  von  den  semitischen  Babyloniern  grundverschiedenen  Sprache  hatte 
sich  mit  Notwendigkeit  aus  dem  Befunde  der  Keilschrift,  wie  sie  auf  die  Sprache 
der  rein  semitischen  Texte  Assyriens  und  Babyloniens  angewendet  erscheint,  als 
einzig  mögliche  Erklärung  von  deren  Eigenthümlichkeiten  ergeben^),  und  diese 
Erklärung  hätte  als  wissenschaftliche  Hypothese  bestehen  bleiben  müssen,  auch  Avenn  nicht 
, schon  1851  Rawlinson  in  Ninive  selbst  die  Syllabare  entdeckt  hätte,  die  auf  eine  frühere 
Ursprache  hindeuten  konnten",  bis  Opfert  „1854  sie  als  eine  entschieden  bestehende  Sprache 
aufstellte,  da  er  auch  im  Juli  1855  die  Suffixe  dieser  Sprache  entdeckte."  Auf  diese  Sprache 
konnte  man  das  Prinzip  der  Ableitung  der  Sylbenwerthe  aus  den  ursprünglichen,  das  Bild 
bezeichnenden  Worten  zurückführen.  ^)     Denn  in  diesem  Idiom  entsprach  dem  Bilde  der  Hand 

^1  semitisch  lidtu^  idu,  das  vornehmlich  zum  Ausdruck  der  Sylbe  su  im  Assyrischen  verwendet 

wird,  das  Nomen  su;  entsprach  dem  Zeichen  ^■^^I  Himmel,  sanm,  m.it  dem  S3^lbenwerth  an,  das 

Wort  an(na);  dem  Zeichen  ]  „Sonne,  Tag,  leuchten",  samhi,  uinu,  namdru,  dessen  Laut- 
werthe  bar,  ut,  Iah  sind,  die  Wörter,  ut(u),  har(bar),  la^" .   — 

Als  dann  religiöse  und  rituelle  Texte  gefunden  wurden,  die  dieselbe  Sprachform  zeigten 
und  in  welchen  dieselben  Zeichen,  welche  in  den  assyrischen  Documenten  als  Ideogramme 
erschienen,    in    der   gleichen  Bedeutung  verwendet  wurden*),    aber   in    der  Aussprache,    die 


1)  Ick  führe  hier  Oppert's  Worte  an,  ohne  auf  die  Incongruenzen  einzugehen,  die  sich,  wie  mir 
inein  Freund  T)r,  öteindorff  mittheilt,  zwischen  vielen  der  ältesten  Bildwerthe  und  deren  Silbenwerthen  im 
Aegyptischen  herausstellen  und  die  früher  oder  später  zu  neuen  Untersuchungen  über  den  Ursprung  der 
ägyptischen  Hieroglyphenschrift  führen  müssen. 

2)  Näheres  s.  u.  unter  „Schriftentstehung". 

3)  Opfert  GGA  1877,  S.  1414. 

4)  Dies  wird    namentlich   durch   die  zum  Ausdruck  des  status  prolongationis   angehängten  Sylben 

erwiesen,   z.  B.   ^^J     ^[  [     [y    ^y     =    aba-su   „seinen  Vater"    II  R  9,   30/31  c.     ^^J    ist   Ideogramm 
für  „«?>«"  Vater  S*»  93;  sein  alleiniger  Sylbenwerth  in  der  semitisch-assyrischen  Schrift  ist  ad,  at  (a).  s.  z.  B. 


Mehrsprachif^e  Köniffsinschritten.  oO 

ihnen  ihrem  Zeichenvverthe  nach  /.ukommt,  da  hielt  man  sich  um  so  mehr  von  dem  Bestehen 
dieser  Sprache  überzeuf^t,  als  die  meisten  dieser  Texte  Zeile  für  Zeile  mit  einer  assyrischen 
Interlinearübersetzung  versehen  waren.  Als  weitere  Beweise  haben  sich  dann  in  den  letzten 
Jahren  die  Spuren  organischer  lautlicher  Entwicklung  (s.  u.)  innerhalb  dieser  neugefundenen 
Sprache,  und  die  einsprachigen  Inschriften  ältester  Zeit  aus  der  Ruinenstütte  Teil  oh  in  Süd- 
babylonien  gefunden.^) 

Alle  diese  Documenta  aber  werden  an  Beweiskraft  noch  übertroffen  durch  die  in 
in  zweisprachiger  Redaction  abgefasste  Inschrift  des  wohlbekannten  altbabylonischen  Königs 
Hammiirahi  (2264—2210  v.  C.'^)).  Diese  Inschrift  giebt  neben  einander  ein  und  denselben 
Text  in  bekannter  semitischer  Sprache  und  in  einer  Fassung,  die  ein  durchaus  uns  emitische  s 
Gepräge  trägt,  dagegen  genau  im  Einklang  steht  mit  dem  Sprachbilde,  das  uns  die  Sylla- 
bare  und  bilinguen  Texte  darbieten. 3)  Daneben  hat  derselbe,  ursprünglich  nordbabylonische 
Herrscher  einen  andern  Text  auf  verschiedenen  Documenten  theils  rein  semitisch,  theils  in  der 
fremdartigen  Sprache  abfassen  lassen.*)  Und  schon  bei  dem  mehrere  Jahrhunderte  vor  ihm 
lebenden  König  Dungi  von  Ur,  dessen  Inschriften  zumeist  nichtsemitisch  abgefasst  sind,  ist  in 
Nordbabylonien  die  Abfassung  einer  semitischen   Inschrift^)  nachweisbar. 

Wenn  ein  König  Inschriften  und  Documente  in  mehreren  Sprachen  herstellen  lässt,  so 
ist  heutzutage,  wie  jederzeit,  der  nächstliegende  Schluss  der,  dass  er  ünterthanen  verschiedener 
Zunge  beherrscht.  Wenn  die  Perserkönige  ihre  Inschriften  in  persischer,  neususischer(?)^) 
und  babylonischer  Sprache  erlassen  und  wenn  z.  B.  auch  auf  Gewichtsstücken'')  diese  drei 
Sprachen  erscheinen,  so  wissen  wir,  dass  sie  sich  an  ihre  ünterthanen  die  Perser,  Su- 
sianer  und  Babylonier  wendeten,  und  wissen  weiter,  dass  sie  zur  Vereinigung  dieser  Völker 
unter  ihrem  Scepter  durch  Vernichtung  der  Selbständigkeit  von  mindestens  einem  derselben 
gekommen    waren.     König    Hammiirahi    von    Nordbabylonien    gelangte    dadurch,    dass    er 

*^Vl  *-*^i  ^IL  *^^\\  [ßim-agii'^],  den  Sohn  Kudur-Mahuk's,  König  von  Larsa  und  König 
von  Kincß  hi  ^t^^^),  schlug,  zur  Herrschaft  über  Gesammtbabylonien.  Er  liess  seitdem 
Inschriften  in  zwei  Sprachen  setzen.  Daraus  wird  jeder  Unbefangene  den  Schluss  ziehen, 
dass  mit  den  Angehörigen  semitischer  Zunge  auch  solche,  welche  eine  nichtsemitische 
Sprache  redeten,  unter  seinem  Scepter  vereinigt  waren. ^) 

Wenn  wir  dann  weiter  beobachten,  dass  nach  Hammiirahi  diese  Sprache  in  officiellen 
Documenten  nur  noch  vereinzelt  erscheint,  während  die  herrschende  Sprache  durchweg  das 
emi  tische  Babylonisch   ist,    wie   es   die  Herrscher  der  kassitischen  Dynastie  im   15.  Jahr- 


in ^^yta-piil  attapul  (unsere  Inschrift  L'^  Z.  10).  In  der  dem  aha-su  entsprechenden  Gruppe  ad-da-a-ni  des 
nicht-semitischen  Textes,  sowie  in  einer  grossen  Anzahl  anderer  Beispiele  (Brünnow  4166)  zeigt  das  dem 
►-^1  folgende  da,  dass  ad{d)äni  zu  sprechen  ist.  dass  also  in  der  nichtsemitischen  Sprache  der  „Vater",  genau 
dem  Lautwerth  des  Zeichens  entsprechend,  a{d)  heisst. 

1)  De  Sarzec,  Decouvertes  en  Chaldee. 

2)  Nach  WiNCKLEK,  UAG  35. 

3)  S.  Amiadd,  Recueil  1,  180  suiv. 

4)  ThonkegeUnschriften  herausgegeben  von  Winckler  ZA  II  S.  118  ff. 

5)  SCHBADER  ZDMG  29  (1875)  S.  37.    Amiaud  ZA  III  S.  94  ff. 

6)  S.  Weisbach,   Die   Achümenideninschriften   zweiter    Gattung.    Diss.  Leipzig   und    9.  Band  der 
Assyriölogischen  Bibliothelc. 

7)  BüDGE  PSBA  1888,  p.  464  ff. 

8)  IR  5,  XXV.    HOMMEL  Semiten  344;  Tiele  Geschichte  119;  Winckler  AOV  1887  S.  8:  UAG  37. 

9)  Näheres  unten.  « 

8* 


60  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

hundert  im  Verkehr  mit  den  Aegypterkönigen  verwenden^)  und  wie  es  um  jene  Zeit  in  ganz 
Vorderasien  als  internationales  Verständigungsmittel  im  Gebrauch  ist,  so  werden  wir  daraus 
schliessen,  dass  diese  nichtsemitische  Sprache  schon  zur  Zeit  des  Hammurahi  auch  in  ihrem 
eigentlichen  Gebiete  im  Rückgange  begriffen  war.  (Näheres  unten.)  Wir  werden  weiter  in 
der  Beobachtung,  dass  H\mmen  und  religiöse  Texte  bis  in  späte  Zeiten  im  Gebrauch  waren 
und  mit  semitischer  Interlinearübersetzung  versehen  wurden ,  eine  Bestätigung  der  Annahme 
sehen,  dass  diese  Sprache  die  Sprache  der  alten  Religion  und  Cultur  ist,  die  im  Ritus  und 
Cultus,  den  conservativsten  Elementen  des  Volkslebens,  festgehalten  warde,  während  sie  im 
wirklichen  Leben  längst  in  Vergessenheit  gerathen  war*).  Weiter:  Von  Hammurahi  bis  auf 
Sanherib  hat  der  Staat  Babylonien  in  wechselnden  Geschicken  in  grösserer  oder  geringerer  Macht, 
Assyrien  und  den  Nachbarvölkern  gebietend  oder  von  ihnen  beeinflusst,  aber  immer,  so  viel  wir 
wissen  unter  Wahrung  wenigstens  einer  gewissen  Unabhängigkeit,  bestanden.  Sanherib  vernichtete 
dieses  Staatswesen  (s.  o.  S.  44).  SamassumuJmi  kann  sich  in  der  Rolle  eines  restitutor  iniperii  Bahy- 
lonici  fühlen  und  gefallen.  Seine  zweisprachige  Inschrift  enthält  Sätze,  die  geradezu  den  In- 
schriften Hamtnurabi's  entnommen  zu  sein  scheinen.^)  Wenn  er  nun  seine  Inschrift,  wie  sein  Vor- 
ganger,  in  den  beiden  Sprachen  abfasst,  so  ist  es  das  Nächstliegende,  in  der  Anwendung  jener 
nichtsemitischen  Sprache  eine  künstliche  Wiedererweckung  von  Maassregeln  zu  sehen,  die, 
1800  Jahre  früher  zu  IJammiirahi's  Zeit,  durch  die  thatsächlichen  Umstände  geboten  waren,  und 
darin  ist  dann  gleichzeitig  eine  Bestätigung  zu  erkennen  für  ein  früher  vorhandenes  Bedürfnis 
zur  Anwendung  der  nichtsemitischen  Sprache,  veranlasst  durch  das  Vorhandensein  eines  Volks- 
elements, das  sich  dieser  Sprache  bediente.  Und  das  ist  unsere  Ansicht  und  die  Ansicht  der 
Mehrzahl  derjenigen,  die  sich  seit  Opfert  über  die  Frage  geäussert  haben.  Nach  der  gegne- 
rischen Ansicht  aber,  mit  der  zuerst  Halevy*)  allein  stand,  bis  sich  ihm  GuYARD^),  dann  POGNON^) 
anschlössen  und  zu  denen  sich  jetzt  Friedrich  Delitzsch')  gesellt,  der  klar  und  deutlich 
erklärt ,  dass  ,, Joseph  Halevy  nebst  seinen  Anhängern  in  dem  viele  Jahre  hindurch  gegen 
Jules  Oppert  und  dessen  Anhängern  geführten  wissenschaftlichen  Streite  als  Sieger  anzu- 
erkennen sein  wird"  —  nach  Ansicht  der  Genannten  existirt  jene  nichtsemitische  Sprache  nur 
in  der  Einbildung  der  modernen  Gelehrten,  während  in  Wirklichkeit  ein  kryptographisches 
System  vorliegt. 


1)  Fund  von  el  Amarna,  s.  C.  F.  Lehmann  ZA  III  S.  386.  Verl.  Winckler  Sitzungsber.  Berl.  Ale. 
1888  13/XII. 

2)  Noch  aus  der  Arsacidenzeit  sind  uns  bekanntlich  bilingue  Hymnen  erhalten,  s.  Winckleu  ZA  II  350. 

3)  Oben  S.  56;  Lehmann  Diss.  32;    ZA  II  452;  Peisee  ZA  II  317. 

4)  In  zahlreichen  Schriften,  von  denen  als  die  letzten  dem  jetzigen  Stand  der  vielfach  gewandelteu 
Anschauungen  des  Verfassers  am  Bestimmtesten  da'-legenden  zu  nennen  sind:  In  erster  Linie  Aper^'u  (/rani- 
matical  de  Vallographie  assyro-hahylonienne,  Leydener  Congressacten  S.  535—568.  —  Ferner  Documents  religieux 
de  VAssyrie  et  de  la  Babylonie  (1882),  mehrere  grössere  und  einige  kleinere  Aufsätze  in  den  Mclanges  de 
critique  et  d'histoire  (1883).  —  Weiter  die  Uecensionen  über  Jensen  ^Surhu'^  und  über  Hummel  „Die  sume- 
rische Sp^'ache^^  Revue  critique  1885,  p.  45  suiv. ;  Notes  de  lexicographie  assyrienne  ZK  I  75;  180;  262  ff. ; 
Notes  assxjriologiques  ZA  II  397  ft.;  III  186;  332  ff.  IV  52,  205  ff.  —  La  religion  des  auciens  Babxjloniens 
et  son  plus  recent  historien  M.  Sayce.  Extrait  de  la  Revue  de  Vhistoire  des  religions  1888.  Les  tracaux  de 
M.Jeremias  et  M.  Haupt  sur  la  religion  et  la  langue  des  anciens  Assyriens,  ebenda  1888,  p.  338— 48  und 
die  Reponse  auf  Oppert's  Declaratiou,  REJ.  1889,  p.  144  —  146. 

5)  La  question  sumcro-accadienne  in  der  Revue  de  l'hist.  des  rel.  1882  p.  270.  Questions  sumero- 
accadiennes,  ZK.  I,  96 — 114. 

6)  Revue  critique  1884,  Nr.  29,  p.  47  n.  1,   Wadi  Brissa  S.  7  n.  1,  41  n.  1. 

7)  Zusatzbemerkungen  zu  Zimmern  BB.  Seite  113  f.  Assyrisches  Lexicon  passim;  besonders  aber 
Assyrische  Gnnnmatik  TAG.]  §  25  S.  61  ff'.  Vergleiche  §  49a  Anm.  S.  115;  §  65  Nr.  39  Anm.  S.  178;  §  73 
Anm.  S.  195  tf. 


Das  Sumerische  keine  Kryptoj^raphie.  *>1 

Irgend  ein  Grund  für  einen  solchen  Brauch  ist  nicht  ersichtlich  und  wird  uns  auch 
nicht  durch  die  folgende  Auseinandersetzung  geboten,  in  welcher  Hal^vy  seine  AuflFassung 
dieses  , hieratischen"  Systems  —  so  nennt  Hal^vy  seine  , Kryptographie",  unsere  sumerische 
Sprache  —   zusammenfasst:  ^) 

„Im  Gegensatz  zum  „demotischen  System"  (d.  h.  ii  HALfiVY's  Terminologie  zum 
babylonisch-semitischen  System),  welches  die  Worte  der  wirklichen  Aussprache  gemäss  aus- 
drückt, stellt  das  „hieratische"  System  dieselben  künstlich  dar,  sei  es  durch  Ideogramme, 
sei  es  durch  Phonogramme ,  sei  es  endlich  durch  eine  Combination  beider.  Diese  Art  der 
ideophonischen  Darstellung  wendet  sich  weit  mehr  an  den  Verstand  der  Leser,  als  an 
ihr  Ohr.  Die  hieratisch  gruppirten  Zeichen  geben ,  wenn  man  sie  mit  ihren  phonetischen 
Werthen  liest ,  selten  die  volle  Form  des  Wortes  wieder ,  welches  sie  ausdrücken  sollen ;  die 
Worte  sind  vielmehr  zumeist  unter  so  seltsamen  Formen  versteckt,  dass  die  Mehrzahl  der 
Assyriologen  darin  den  Ausdruck  einer  nichtsemitischen  Sprache  zu  erblicken  geglaubt  haben, 
die  von  ihnen  akkadisch  oder  sumerisch  genannt  wird.  Seit  Kurzem  hat  man  sogar  zwei 
Dialecte  dieser  Sprache  unterscheiden  wollen  ^)  und  hat  den  einen  als  den  akkadischen ,  den 
anderen  als  den  sumerischen  Dialect  bezeichnet.  Ein  gründliches  Studium  der  Originaltexte 
vernichtet  jedoch  diese  irrigen  Auffassungen :  es  handelt  sich  nicht  um  ein  fremdes  Idiom 
und  noch  weniger  um  zwei  Dialecte  dieses  Idioms,  sondern  um  ein  redactionelles  System 
(Systeme  de  redaction),  das  orthographische  Verschiedenheiten  zum  Ausdruck  bringt  und 
dessen  Grundlage  die  einzige  wirkliche  Sprache  bildet,  die  Sprache,  welche  die  Semiten 
Assyriens  und  Babyloniens  sprachen". 

Das  ist  in  seinen  eigenen  Worten  Halevy's  Auffassung  der  zwiefachen  Redaction  von  mehr 
als  10,000  babylonisch-assyrischen  Texten.  Ohne  jedes  Bedürfniss,  rein  um  der  Spielerei  willen, 
haben  sich  die  Babylonier  angelegen  sein  lassen,  das,  was  sie  einmal  verständlich  und  deutlich 
gesagt  haben,  noch  einmal  möglichst  undeutlich  und  unverständlich  in  einer  Weise  zu  sagen, 
dass  die  verblendete  Mehrzahl  der  Assyriologen  diese  Texte  als  Zeugnisse  für  eine  nichtsemi- 
tische Sprache  angesehen  haben.  Für  die  Existenz  von  Geheimschriften  führt  Halevy^)  mehrere 
interessante  Beispiele  an,  und  wer  wollte  überhaupt  bestreiten,  dass  es  deren  gegeben  hat.  — 
Dass  aber  —  um  in  unserer  Sprache  zu  reden  —  eine  ganze  reiche  Literatur  solchen  Firle- 
fanzereien ihre  Existenz  verdanken  soll,  dafür  giebt  es  kein  Beispiel,  besonders  auch  nicht 
dafür,  dass  die  Verfasser  solcher  Geheiminschriften  und  -Documente  das,  was  sie  kryptographisch 
ausgedrückt  hatten,  noch  einmal  gleich  daneben  in  der  gewöhnlichen,  allgemein  verständlichen 
Sprache  niederschrieben  und  dadurch,  indem  sie  ihre  wichtigen  Geheimnisse  selbst  verriethen, 
die  Geheimschrift  überflüssig  machten!  Und  dazu  sollen  sich  nicht  bloss  die  Priester  hergegeben 
haben,  sondern  auch  die  Könige  sollen  diesem  Sport  gehuldigt  haben,  was,  wie  TiELE*)  mit  Recht 
bemerkt,   nur  durch  die  Annahme  erklärt  werden  könnte,    dass  sie  verrückt  gewesen  seien. 

Wir  nehmen  nun  im  Folgenden,  in  der  Ueberzeugung,  dass  die  antisumerische  Be- 
wegung —  sie  wird  gewöhnlich  fälschlich  „antiakkadistische"  genannt,  während  gerade  akka- 
dis tisch  die  richtige  Bezeichnung  für  diese  Richtung  wäre,  die  in  einseitiger  Uebertreibung 
dem  akkadischen,  d.  h.  dem  semitisch-babylonischen  Element  um  jeden  Preis  mehr  zutrauen 
will,  als  ihm  gebührt^)  —  ein  Unding  ist  und  Unheil  nicht  bloss  für  die  Assyriologie,  sondern  für 


1)  Allographie  §  1  (p.  537  suiv.). 

2)  Meine  Ansicht  über  die  , Dialecte"  siehe  im  zweiten  Abschnitt  und  vgl.  S.  57  .\nm.  1,  d. 

3)  Mclanges  S.  247  suiv. 

4)  Geschichte  p.  68  f. 

5)  Bei    dieser  Gelegenheit  will  ich    ein  für  alle  Mal    bemerken,   dass   ich    mich   im  Interesse  der 
Sache  enthalte,  den  triumphirenden,  manchmal  an's  Höhnische  streitenden  Ton,  mit  welchem  Halevy  (siebe 


62  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

die  gesammten  Anschauungen  über  die  Entstehung,  Wirkung  inid  Verbreitung  der  altbabylo- 
nischen Cultur  mit  sich  führt,  die  mühevolle  und  wenig  lohnende  Aufgabe  auf  uns,  das  Vor- 
handensein eines  nichtsemitischen  Elements  in  der  ältesten  Schicht  der  babylonischen 
Bevölkerung  und  die  Existenz  einer  nichtsemitischen  Sprache  als  dessen  Zengniss  gegen- 
über den  Leugnern  dieser  Sprache  aufrecht  zu  erhalten.  Dabei  ist  zur  deutlichen  Bestim- 
mung unseres  Standpunkts  von  vornherein  hervorzuheben,  dass  wir  die  Angegriffenen  sind, 
dass  wir  diejenige  Ansicht  vertreten,  welche  sich  organisch  und  ungesucht  sowohl  aus  dem 
Studium  der  Keilschrift  als  solcher,  wie  aus  dem  der  literarischen  Documente  ergeben  hat 
(S.  58).  Unseren  Gegnern  liegt  daher  die  Last  des  Beweises  auf.  An  ihnen  ist  es,  darzu- 
thun,  dass  in  dieser  scheinbar  natürlichen  und  ungezwungenen  Entwicklung  der  Anschauungen 
ein  Fehler  gemacht  worden  ist.  Dazu  genügt  nicht,  zu  zeigen,  dass  an  manchen  einzelnen 
und  untergeordneten  Punkten  auch  eine  andere  Erklärung  als  die  auf  unserer  Anschauung 
beruhende  möglich  ist,  sondern  nur  der  Nachweis  der  Unrichtigkeit  und  Unmöglichkeit 
unserer  Gesammtanschauung  würde  die  Annahme  der  Existenz  der  sumerischen  Sprache 
zu  Fall  bringen.  Einen  solchen  Nachweis  zu  erbringen,  haben  die  Gegner  nicht  einmal  versucht. 
Nach  dem  soeben  festgestellten  Gesichtspunkt  zerfallen  nun  unsere  Betrachtungen  in 
diesem  Capitel  in  zwei  Hauptabschnitte,  deren  erster,  mehr  defensiver,  der  Würdigung  der 
von  den  Antisumeriern  gegen  die  Existenz  der  sumerischen  Sprache  als  solche  vorgebrachten 
Argumente  gewidmet  ist,  während  der  zweite,  mehr  offensiv  gehaltene,  den  Nachweis  zu  führen 
bestimmt  ist,  dass  das,  was  die  Gegner  an  die  Stelle  der  sumerischen  Sprache  setzen  wollen, 
nämlich  ein  System  der  semitischen  Kryptographie  oder  Allographie,  abgesehen  von 
der  inneren  Unhaltbarkeit  einer  solchen  Ansicht ,  nur  mit  Hülfe  von  fortwährenden  Ver- 
stössen und  Gewaltacten  nicht  nur  gegen  den  factischen  Befund  der  babylonisch-assyrischen 
Lischriften,  sondern  auch  gegen  die  Grundregeln  der  Sprachwissenschaft  aufgestellt  werden 
konnte  und  aufrecht  erhalten  wird. 


ERSTER  ABSCHNITT. 

Widerlegung  der  gegen  die  Existenz  des  Sumerischen  in's  Feld  geführten 

allgemeinen  Gründe. 

Diese  Gründe  können  von  zweierlei  Art  sein :  es  wäre  möglich ,  dass  man  die  An- 
nahme solcher  Sprach-  und  Schriftmischung ,  wie  sie  mit  der  Annahme  der  Existenz  des 
Sumerischen  Hand  in  Hand  geht,  in  sich  für  undenkbar  hielte.  Man  könnte  zweitens 
specielle  und  positive  Gründe  anführen,  die  einer  solchen  an  sich  möglichen  Anschauung  für 
die  in  Betracht  kommenden  babylonischen  Verhältnisse  direct  hindernd  in  den  Weg  träten. 

Nach  diesen  beiden  Fragen  gliedert  sich  dieser  erste  Abschnitt  in  zwei  Unter- 
al)theilungen. 

I.  Ist  die  von  uns  vertretene  Annahme  der  Existenz  eines  nichtsemitischen  Volks- 
und Sprachekments  an  sich  unmöglich? 

Wir  antworten:  Nein. 

1)  Denn  erstens  sind,  wie  bereits  hervorgehoben,  in  alter  Zeit  nachweislich  in  Vorder- 
asien   und    zwar    in    nächster  Nachbarschaft  von  Babylonien  Sprachen    im  Gebrauch    gewesen. 


z.  B.  Allographie  568,  cf.  ZA  III  195,  ZA  IV  195  suiv.)  die  Annahme  der  Existenz  einer  sumerischen  Sprache 
und  ihre  Vertreter  behandelt,  in  entsprechender  Weise  zu  beantworten.  Ich  werde,  wie  ich  hotte,  durch  ruhige 
Argumentation  denjenigen,  die  aufgeklärt  sein  wollen,  zeigen,  aul  welcher  Seite  das  Recht  und  das  gesunde 
Urtheil  liegen. 


Nichtseniiten  und  Nichtarier  in  VorderaHJen.  O.i 

die  weder  uiit  den  semitischen  noch  mit  den  indogermanischen  Sprachen  irgendwelche  Ver- 
wandtschaft aufweisen,  die  theiiweise  aber,  genau  wie  in  Babylonien,  neben  semitischen  und 
indogermanischen  Sprachen  in  einem  und  demselben  Lande  in  Gebrauch  sind.  Ein  Beispiel 
bietet  vielleicht  Cissia-hlyma'is^).  Die  älteren  susischen  Inschriften^),  die  elamitischen  Back- 
steininschriften, vor  allen  aber  die  der  zweiten  Gattung  der  ac^ämenidischen  Inschriften,  das 
^Neiisusische"  (o.  S.  59  u.  Anm.  (3),  und  die  Inschriften  von  Mal-Amir'^)  sind  unzweifelhaft 
in  nichtsemitischer  und  nichtarischer  Sprache  abgefasst;  daneben  aber  existirte  vielleicht,  nach 
Opfert's  Vermuthung*),  in  Elam  eine  semitische  Sprache.  Neben  den  bereits  erwähnten,  in 
der  Nähe  von  Van  gefundenen  armenischen  Inschriften  erinnern  wir  ferner  an  die  jüng-t 
durch  den  Fund  von  el  Amarna  bekannt  gewordenen  Sprachen  von  ArsapP)  ^  dessen  König, 
vermutlilich  der  Beherrscher  eines  chetiti sehen  Stammes,  an  Amenothes  III  von  Aegypten 
in  einer  sicher  nichtsemitischen,  in  seiner  Structur  an  das  Sumerische  erinnernden  Sprache 
schreibt  und  an  die  einheimische  Sprache  des  Landes  von  Mitani-Naharina  ^).  Warum  also  gerade 
die  fruchtbare  Niederung  des  Euphrat  und  Tigris  von  den  Völkerschaften  dieses  Stammes 
oder  dieser  Stämme  —  ihre  sprachliche  und  ethnische  Zusammengehörigkeit  ist  ebensowenig 
bis  jetzt  erwiesen,  wie  es  thunlich  ist,  eine  solche  Annahme  von  vornherein  von  der  Hand  zu 
weisen  —  warum,  sagen  wir,  diese  Stämme  das  Zweistromland  ängstlich  gemieden  haben  sollten, 
ist  absolut  nicht  einzusehen.  Es  ist  also  an  sich  nicht  blos  nicht  unmöglich,  sondern  sogar 
wahrscheinlich,  dass  in  Babylonien  Angehörige  eines  von  Semiten  wie  von  Indogermanen  gründ- 
lich verschiedenen  Sprachstammes  anzutreffen  sind. 

2)  Auf  ein  zweites  Argument,  dass  nämlich  gewisse  Elemente  der  babylonischen  Cultur. 
namentlich  diejenigen  Errungenschaften  ,  welche  nur  durch  eine  nüchterne ,  von  allem  phan- 
tastischen Beiwerk  freie,  man  darf  wohl  sagen,  wissenschaftliche  Beobachtung  der  Naturvor- 
gänge zu  erzielen  waren,  wie  z.  B.  Astronomie'),  Mathematik,  Ordnung  von  Maass  und 
Gewicht^),  wenig  zu  dem  Bilde  stimmen  wollen,  welches  uns  Charakter  und  Anlage  der  Semiten 
im  Uebrigen  bietet  —  auf  dieses  Argument  verzichten  wir.  Denn  derlei  allgemeine  Urtheile 
über    den    Charakter    eines  Volksstammes    sind    doch    immer   sehr   problematischer    Natur   und 


1)  Opfert,  Les  inscriptions  en  langue  susienne.  Mcmoires  du  congrcs  iuternationnl  des  Orienta- 
listes.     Paris  1873. 

2)  Ich  muss  mich  hier  mit  aller  Entschiedenheit  für  die  von  Opfert  (ZA.  III,  421)  geäus^serte  und 
begründete  Ansicht  aussprechen,  dass  dem  Namen  des  Volkes  und  Landes  der  Kasaü  das  griechische  Ktoaia 
(nicht  Koooaioi)  entspricht,  d.  h.  Elymais-Susiana,  oder  wohl  eher  ein  Theil  des  später  so  bezeichneten 
Gebietes,  dessen  bestimmte  Begrenzung  nach  den  classischen  und  den  keilinschriftlichen  Nachrichten  noch 
vorgenommen  werden  muss.  Es  konnte  nur  infolge  ungenügender  Berücksichtigung  der  classischen  Nach- 
richten geschehen,  dass  die  Kossäer,  ein  Bergvolk,  das  erst  von  Alexander  dem  Grossen,  und  nur  auf  kiu-ze 
Zeit  (die  Citate  s.  bereits  bei  Opfert),  zu  sesshaftem  Leben  gezwungen  werden  konnte,  dessen  Sitze  zudem 
gar  nicht  an  Babylonien  anstossen,  von  den  Assyriologen  mit  den  den  Babyloniern  benachbarten  Ka'xhu  identi- 
ficirt  wurden,  von  denen  eine  Dynastie  Jahrhunderte  lang  mächtig  und  segensreich  über  Babylonien  geherrscht 
hat.  Die  namentlich  von  Delitzsch  {Die  Sprache  der  Kossäer)  vertretene  irrige  Ansicht  ist  trotz  H.^levy, 
ZA.  IV  S.  208f.,  entschieden  aufzugeben. 

3)  A.  H.  Sayce,  Leydencr  Congressacten  II,  p.  639  ff. 

4)  Revue  d'AssTjriologie,  Vol.  I,  p.  45  suiv. 

5)  WiNCKLER,  Sitzuvysber.  der  Berl.  AI;.  1888  13./XII.  S.  9  u.  Tatel  VI. 

6)  WiNCKLER,  ZÄ  1889  S.  62;  Königliche  Museen  zu  Berlin:  Vcrzeichniss  der  rorderasiotischen 
Altertümer  und  Ggpsabgüsse  S.  107  sub  Th.  422.    -  Vgl.  auch  S.  109  sub  Th.  422. 

7)  S.  EppinG:  „Astrononnsches  aus  Babylon" ,  Stimmen  aus  Maria  Laach.    Ergänzungsheft  Nr.  41. 

8)  Siehe  C.  F.  Lehmann,  Ueber  altbabylonisches  Maass  und  Gen-icht  und  deren  Wandet  ung.  Verli. 
der  Berl.  anthropol.  Ges.  1889  16./ni  [BMGW]  S.  245—328,  bes.  305  ff.  und  319  ff. 


64  Erster  Theil,   viertes  Capitel. 

meist  recht  einseitig^).  Und  unsere  unvollkommenen  Anschauungen  würden  eben,  wenn  die 
Babylonier  reine  Semiten  wären,  in  der  erwähnten  Beziehung  eine  Veränderung  erfahren 
müssen.  Da  somit  die  Frage,  die  wir  hier  erst  entscheiden  sollen,  gewissermassen  die  Frage 
nach  der  geistigen  Veranlagung  der  Semiten  in  sich  schliesst,  so  könnte  man  uns  andernfalls 
eine   petitio  principii  vorwerfen. 

Das  gilt  aber  mindestens  in  demselben  Grade  von  dem  von  Halevy  in's  Feld  geführten 
Argument,  dass  der  Character  der  babylonischen  Kunst*)  mit  der  Annahme  ihres  semitischen 
Ursprungs  nicht  unverträglich  sei.  Die  ganze  vorderasiatische  Kunst  zeigt  so  entschiedene 
Beeinflussung  und  Abhängigkeit  von  der  babylonisch(-assyrischen),  dass  man  von  einer  selbst- 
ständigen, von  Babylonien  und  Assyrien  (einerseits  und  von  Aegypten  andererseits)^)  unab- 
hängigen semitischen  Kunst  kaum  sprechen  kann.  Demnach  kann  die  Frage,  ob  die 
babylonische  Kunst,  als  Bestandtheil  der  babylonischen  Cultur,  rein  semitischen  Ursprungs  ist, 
nicht  nach  der  Kunst  der  von  Babylonien  beeinflussten  semitischen  Völker  entschieden  werden. 

3)  Um  so  bedeutungsvoller  ist  dagegen  die  Beantwortung  einer  anderen  Unterfrage: 
Ist  die  Erscheinung,  welche  uns  zur  Entdeckung  der  sumerischen  Sprache  geführt  hat,  ohne 
Analogie?  Ist  es  unerhört,  dass  eine  Sprache  durch  eine  Schrift  dargestellt  wird,  die  ur- 
sprünglich für  eine  nicht  verwandte,  gänzlich  fremde  Sprache  bestimmt  war,  und  dass  daher 
scheinbar  Wortkörper,  welche  dieser  fremden  Sprache  angehören,  als  Ausdrucksmittel  für  die 
Begriffe  der  diese  Schrift  entlehnenden  Sprache  beibehalten  Averden? 

Auch  hier  dürfen  wir  mit  einem  zuversichtlichen  Nein  antworten.  Denn  verhältniss- 
mässig  nicht  allzufern  von  dem  Herde  der  babylonischen  Cultur  können  wir  eine  sehr  ähnliche 
Erscheinung  nachweisen  im  Pehlevi,  einer  eranischen  Sprache,  die  in  einer  von  der  aramä- 
ischen abgeleiteten  Schriftart  geschrieben  wird  und  in  deren  Schriftdenkmälern  Wortkörper 
erscheinen,  welche  direct  aus  dem  Aramäischen  hergenommen  sind.*)  Ich  gebe  die  folgende 
Charakteristik  dieser  Schrift  in  NöLDEKE's  Worten: 

,Der  gelehrte  Ihn  Mukaffa  sagt  uns,  dass  die  Perser  etwa  1000  Wörter  hätten, 
welche  sie  ganz  anders  schrieben,  als  sie  sie  in  persischer  Sprache  läsen ^).  Sie  schrieben,  sagt 
er,  für  „Brot"  LHMA  [d.  i.  aramäisch  lahma],  sprächen  es  aber  nun  [d.  i.  das  gewöhn- 
liche persische  Wort  dafür],  schrieben  für  „Fleisch"  BSRA  [aramäisch  hesrd],  sprächen  es 
(jösht  [persisch]  ....  Wie  man  also  im  Englischen  £.  d.  i.  lihra  schreibt  und  pound  spricht, 
im  Deutschen  und  Englischen  &  (Ligatur  aus  et)  schreibt  und  und  resp.  and  spricht,  so  machte 
man  es  einst  im  Persischen,  nur  in  weit  ausgedehnterem  Maasse."  Und  so  machten  es,  fügen 
wir  hinzu,  in  ähnlich  ausgedehntem  Maasse  die  Babylonier  und  Assyrer,  wenn  sie  mt 
„nicht"  schrieben  und  lä  aussprachen,  wenn  sie  für  märu  „Kind"  tur  setzten,  wenn  sie  magäru 
„hören"  durch  seg  wiedergaben. 

Nun  setzen  wir  einmal  den  Fall,  die  semitischen  Sprachen  wären  ausgestorben,  die 
eranischen  Sprachen  aber  wären  uns  nur  in  Schriftzeichen  eigener  Erfindung  überliefert  und  es 
würden  jetzt  zum  ersten  Mal  Pe^Zev^-Inschriften  gefunden ,  deren  Entzifferung  durch  das  Zu- 
sammenwirken glücklicher  Umstände  und  menschlichen  Scharfsinns  gelänge,  wie  bei  den  Hiero- 
glyphen und  bei  der  Keilschrift.    Bei  der  Entdeckung  der  fremden  Wortkörper,  deren  persische 


1)  Vgl.  NöLDEKE,  Die  semitischen  Sprachen  S,  12,  14.     Ed.  Meyer,  6A.  §  172,  Anm.  S.  209. 

2)  Mäamies  S.  390  (Mitte)  sub  2. 

3)  Im  Allgemeinen  siehe  Perrot  et  Chipiez,  Histoire  de  Vart  dans  l'antiquite  IL  —  Babelon, 
Manuel  d'arcMologie  Orientale,  p.  5  suiv.  —  Ueber  Spuren  babyl.-assyrischer  Einflüsse  auf  altaramäischen 
Denkmälern  s.  o.  S.  10  und  Anm.  3. 

4)  NöLDEKE,  Pehleci,  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte  S.  150 S". 

5)  Dies  auch  gegen  Halevy,  Melanges,  p.  390  sub  3. 


Keilschrift  und  Pehlevi.  65 

Lesung  durch  Varianten  dargeboten  wurde ,  würde  der  erste  Schlu.ss  der  sein :  Die  Pehlevt- 
Inschriften  sind  in  einer  unbekannten  Schrift  geschrieben,  die  für  die  erani.schen  Sprachen 
nicht  erfunden  ist,  sondern  für  eine  Sprache,  von  der  sich  Ueberbleibsel  noch  erhalten 
haben  in  der  Wiedergabe  einer  Anzahl  von  Begriffen  durch  Wortcomplexe,  die  den  eranischen 
und  weiter  den  indogermanischen  Sprachen  vollständig  fremd  s'nd.  Weitere  Nachforschungen 
und  Glücksfälle  würden  zur  Auffindung  des  Verzeichnisses,  welches  die  PeÄ7ef<-Schreibung  mit 
der  persischen  Aussprache  enthält^),  geführt  haben  und  der  Pa^ewd-Texte,  die  die  Umsetzung 
der  PeJdevi-Texte  nach  der  wirklichen  Aussprache  in  die  wohlbekannte  Schrift ,  mit  welcher 
die  heiligen  Bücher  selbst  geschrieben  werden^),  bietet.  Damit  würde  ausser  allen  Z.veifel 
gestellt ,  dass  die  fremden  Wortkörper  nicht  Theile  der  PeAZm-Sprache  bilden ,  sondern  nur 
Ideogramme  sind,  und  dass  es  eine  Sprache  gegeben  haben  muss,  in  welcher  diese  Wort- 
körper als  organische,  gesprochene  Bestandtheile  verwendet  wurden.  Weiter  würden  dann  echt 
aramäische  Inschriften,  einsprachige  sowohl  wie  solche  mit  Interlinearübersetzungen  in  Päzend, 
gefanden  sein.  Dann  würde  man  sagen:  „Hier  haben  wir  nun  thatsächlich  die  gesuchte  ältere 
Sprache.  Die  Interlinearübersetzung  bietet  eine  Präsumption  dafür,  dass  wirklich,  was  aramäisch 
geschrieben  ist,  auch  so  gelesen  wurde".  Die  Möglichkeit  wäre  freilich  vorhanden,  dass  in 
der  ältesten  Zeit  der  Pe/iZen-Literatur,  was  persisch  gelesen,  ganz  mit  aramäischen  Wörtern 
geschrieben  wurde.  Niemals  aber  würde  man  über  dieser  Möglichkeit  vergessen,  dass  aus 
dieser  Verwendung  der  aramäischen  Schrift  für  die  persische  Sprache  mit  unabweisbarer  Be- 
stimmtheit folge,  dass  an  irgend  einem  Orte  und  zu  irgend  einer,  wohl  noch  älteren  Zeit,  diese 
Sprache  volles  Leben  gehabt  hat,  und  dass  man  von  deren  Existenz  durch  directe  schriftliche 
Denkmäler  Kunde  zu  erhalten  hoffen  dürfe. 

Und  nun  denke  man  sich,  dass,  nachdem  man  mit  Aufwand  grosser  Mühe  und  vielen 
Scharfsinns  zu  dieser  sachgemässen  Erklärung  der  Schwierigkeiten  gelangt  wäre,  ein  Gelehrter 
aufträte,  welcher  behauptete,  dass  die  Sprache  der  Erfinder  der  aramäischen  Schrift  , nicht  ein 
fremdartiges  Idiom"  sei,  sondern  „ein  redactionelles  System,  das  zur  Grundlage  die  einzige 
wirkliche  Sprache  habe",  die  Sprache,  welche  die  indogermanischen  Eranier  sprachen  (o.  S.  61). 
Wie  würden  die  Entdecker  der  richtigen  Erklärung  und  wie  eine  spätere  Zeit ,  die  durch 
weitere  Funde  sichere  Kunde  von  der  Existenz  einer  oder  mehrerer  semitischer  Sprachen 
erhielte,  diesen  Gelehrten  beurtheilen? 

Was  beim  Pehlevi  nicht  der  Fall  war,  weil  die  Verhältnisse  eben  anders  und  günstiger 
lagen ,  das  hat  sich  thatsächlich  Schritt  für  Schritt  bei  der  Entzifferung  der  babylonischen 
Keilinschriften  zugetragen.  Man  braucht  in  der  vorstehenden  hypothetischen  Darstellung  nur 
für  „Pehlevi":  „Babylonisch"  und  für  „Aramäisch":  „Sumerisch"  zu  setzen,  so  erhält  man 
ein  Bild  der  thatsäch liehen  Vorgänge  bei  der  Entdeckung  und  nachfolgenden  Leugnung  der 
sumerischen  Sprache.  Statt  eines  Glossars  haben  wir  hunderte,  statt  der  P«^e»f?- Texte  Tausende 
von  bilinguen  Inschriften,  und  die  einzige  berechtigte  Frage,  nämlich  ob  die  bisher  gefundenen 
Denkmäler  in  die  Zeit  zurückreichen,  in  welcher  die  sumerische  Schrift  noch  Ausdruck  für  die 
lebende  sumerische  Sprache  war,  wird  mit  der  Frage,  ob  diese  Sprache  überhaupt  existirt 
habe,  in  kläglicher  Unklarheit  vermengt^).  Die  letztere  wird  verneint,  weil  die  erstere  noch 
nicht  mit  völliger  Sicherheit  zu  bejahen  sei  (vgl.  u.) ,  während  logisch  nur  der  eine  Schluss 
möglich  ist:  die  Sprache  ist  in  Spuren  vorhanden,  die  auf  ein  früheres  volles  Leben  derselben 
deuten;  sie  muss  also  existirt  haben. 


1)  NöLDEKE  a.  a.  0.  S.  152. 

2)  NöLDEKE  S.  154.     Dass  diese  Schrift  ursprünglreh  auch  aus  semitischem  Vorbild   abgeleitet  ist, 
thut  hier  nichts  zur  Sache. 

3)  Vgl.  Zimmern,  BB.  S.  5. 

Lehmann,  Samassumukin.  9 


66  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Richtig  ist,  dass  wir  die  sumerische  Schrift  und  ganze  sumerische  Sätze  als  ideo- 
graphisches Ausdrucksmittel  für  das  semitische  Idiom  verwendet  finden.  Aber  grundfalsch 
ist  es ,  wenn  Delitzsch  auf  Grund  dieser  Beobachtung  die  Natur  des  Sumerischen  als  einer 
selbständigen  Sprache  in  Frage  zieht.  „Schon  der  Umstand,"  so  äussert  sich  Delitzsch^), 
,dass  wir  mitten  in  den  echtesten  semitisch-assyrischen  Texten,  welche  Abschrift  von  etwaigen 
sumerischen  Originalen  ausschliessen,  ganz  die  nämlichen  sumerischen  Wortformen,  wie  dani-na, 

seine  Frau',    al-hir,     er  wird  verringert  werden',    ba-bad,    er  wird  sterben' lesen,    ist 

höchst  auffallend.  Sollten  die  semitischen  Tafelschreiber  ....  so  weit  gegangen  sein ,  voll 
ausgeprägte  sumerische  Wörter  mitsammt  ihren  Bildungseleraenten  als  Ideogramme  für  ihre 
eigenen  Wortformen  zu  benützen,  so  dass  man  also  etwa  schrieb :  ^der  Hausherr  niourra,  dieses 
moiirra  aber  doch  nur  ein  Ideogramm  darstellte  für  ^er  wird  sterben'?" 

Um  die  Haltlosigkeit  dieses  Einwurfs  zu  erkennen,  braucht  man  nur  auf  die  Fälle  im 
Fchlevi  hinzu  blicken,  wo  die  P^A/m-Schriftsteller  „so  weit  gegangen  sind,  ein  voll  ausgeprägtes" 
semitisches  „Wort  mitsammt  seinem  Bildungselement  als  Ideogramm  für  ihre  eigenen  Wort- 
formen zu  benützen",  so  z.  B.  ntt'£3D  für  „selbst"  (pers.  ch"'at)^).  Zwischen  der  Verwendung 
einer  solchen  Form  als  Ideogramm  und  der  ideographischen  Benützung  einer  Bildung,  wie 
sumerisch  dam-na  für  semitisch-babylonisch  assa{f)-su  ^seine  Frau  ,  besteht  höchstens  ein  gra- 
dueller Unterschied^). 

Ebenso  ist  es  richtig,  dass  es,  da  theoretisch  die  Möglichkeit  vorliegt,  einen  anscheinend 
durchaus  sumerisch  geschriebenen  Text  semitisch  zu  lesen,  im  einzelnen  Falle,  wenn  nicht  andere 
Anhaltspunkte  für  den  Zeitpunkt  der  Abfassung  und  für  die  Herkunft  desselben  vorhanden  sind, 
schwer  oder  unmöglich  ist,  zu  entscheiden,  ob  wir  einen  solchen  Text  sumerisch  oder  semitisch 
zu  lesen  haben.  —  Zumeist  verräth  sich  die  semitische  Abfassung  allerdings  durch  das  Auf- 
tauchen untrüglich  semitischer  phonetischer  Coniplemente  etc.*). 

Wie  unrichtig  und  geradezu  absurd  derjenige  verfahren  würde,  der  hieraus  den  Schluss 
ziehen  würde,  dass  die  sumerische  Sprache  überhaupt  nicht  existirt  habe,  dafür  möge  neben  dem 
Pehlevi  noch  ein  anderer  analoger  Vorgang  aus  älterer  Zeit  zum  Vergleich  und  zum  Beweise 
herangezogen  werden:  Die  altarmenischen  Könige  begannen  bekanntlich  Inschriften  nach  dem 
Muster  der  assyrischen  abfassen  zu  lassen.  Die  ältesten  dieser  armenischen  Königsinschriften  sind 
vollständig  assyrisch  abgefasst^);  die  späteren  dagegen  sind  armenisch  geschrieben  und  zeigen  — 
abgesehen  von  der  Form  der  Schriftzüge  —  die  Abhängigkeit  von  Assyrien  nur  noch  durch 
die  ausgedehnte  Verwendung  assyrischer  Wortcomplexe  als  armenischer  Ideogramme.  Daraus 
ist  mit  nahezu  völliger  Sicherheit  zu  schliessen,  dass  auch  die  erste,  ein  rein  assyrisches  An- 
sehen bietende  Inschrift  armenisch   zu  lesen  war.     Nun  stelle  man  sich  vor,    Jemand  wollte 


1)  Assyrische  Grammatik  S.  69. 

2)  NöLDEKE,  Aufsätze  zur  persischen  Geschichte  S.  152. 

3)  Schon  ScHRADEH,  KGF.  S.  58f. ,  hat  gegen  Gütschmid,  Beiträge  zur  Gesch.  des  alten  Orients 
welch'  letzterer  auf  Haug's  Ansichten  gestützt,  aus  dem  Pehlevi  Capital  gegen  die  Auflassung  von  dem 
nichtsemischen  Charakter  der  Keilschrift  zu  schlagen  suchte ,  im  Wesentlichen  diejenige  Ansicht  ausge- 
sprochen, welche  jetzt  durch  die  Forschungen  Westekgaard's,  Nöldeke's  u.  A.  als  den  thatsächliclien  Ver- 
hältnissen genau  entsprechend  erwiesen  ist.  —  Den  Vergleich  mit  dem  Pehlevi  möchten  wir  namentlich 
allen  Fernerstehenden,  die  leicht  geneigt  sind,  sich  der  antisumerischen  Anschauung  anzuschliessen,  aufs 
Angelegentlichste  zur  Prüfung  empfehlen. 

4)  Dahin  gehört  jedoch  nicht  die  Schreibung  ^^  ^►—•J  ^^^  Zahlworts  „vier",  die  noch  immer  als 
eine  der  furchtbarsten  Waft'en  von  Zeit  zu  Zeit  von  den  Antisumeriern  aus  ihrer  Rüstkammer  hervorgeholt 
wird.  Diese  Gruppe  ist  nicht  ar-ha  zu  lesen,  sondern  ba  ist  sumerisches  phonetisches  Complement  zu 
dem  Zahlwoit  Um,  kih  (sprich  si{v)va'i),  vgl.  Lehmann,  ZA  I,  226. 

5)  Sayce,   Th'f  cuneiform  inscriptions  nf  Van,  .TRAS  XIV,  p.  451,  453.     (Inschriften  Sarditri's.) 


Fehlen  positiver  Gründe  für  die  Leugnung  der  «umerischen  Sprache.  67 

behaupten:  Die  in  Armenien  crefundene,  scheinbar  assyrischen  Inschriften  sind  armenisch  zu 
lesen,  folglich  sind  alle  assyrischen  Inschriften  armenisch  zu  lesen,  folglich  giebt  es  über- 
haupt keine  assyrische  Sprache!!^) 

Wer  die  Inschriften  Gudea's  und  Ur-Baii's  semitisch-babylonisch  lesen  will,  dem  kann 
einstweilen  nicht  streng  bewiesen  werden,  dass  er  unrichtig  verfahrt  (doch  «•  u.).  Wer  aber 
auf  Grund  dieser  Möglichkeit  die  sumerische  Sprache  überhaupt  leugnet,  der  bleibt  an 
Absurdität  der  Schlussfolgerung  in  keiner  Weise  hinter  demjenigen  zurück,  der  auf  Grund 
des  Altarmenischen  und  des  Pehlevi  die  Existenz  des  Assyrischen  und  Aramäischen 
in  Abrede  stellen  würde  (S.  65). 

Die  Antwort  auf  Frage  I  (vgl.  S.  62)  lautet  also  zusanmiengefasst:  Weit  entfernt,  in 
sich  unhaltbar  zu  sein,  wird  die  Annahme  der  Existenz  einer  nichtsemitischen  Be- 
völkerung und  Sprache  in  Babylonien  vielmehr  durch  die  thatsächlichen  ethni- 
schen und  linguistischen  Verhältnisse  Vorderasiens  in  jeder  Weise  gestützt. 

Wir  gelangen  nunmehr  zur  zweiten  Abtheilung  des  ersten  Abschnittes,  nämlich  zur 
Beantwortung  der  Frage: 

II.  Sind  stichhaltige  positive  Gegengründe  gegen  die  als  an  sich  nicht  unmöglich  erwiesene 
Annahme    einer  Sprachmischung    in  Babylonien    von    den  Antisumeriern    in's  Feld   geführt? 
Die  Antwort  lautet  wiederum:  Nein. 

Das  hauptsächlichste,  besonders  in  jüngster  Zeit  mehrfach  hervorgehobene  Argument, 
welches  als  unter  diese  Kategorie  entfallend  angesehen  werden  könnte,  ist:  ,dass  der  nicht- 
semitischen  Sprache  nirgends  in  der  keilinschriftlichen  Literatur  Erwähnung  geschähe"^).  „Die 
semitischen  Babylonier",  sagt  Friedrich  Delitzsch^),  „werden  Recht  behalten,  wenn  sie  ihrem 
Gott  Nebo^)  die  Erfindung  der  Schreibkunst  beilegen,  und  dass  sie  nie  und  nirgends  neben  den 
Kossäern  auch  noch  eines  dritten ,  sumerisch-akkadischen  Volkes  Erwähnung  thun ,  wird  sich 
am  Ende  daraus  erklären,  dass  ein  solches  Volk  überhaupt  nicht  existirt  hat*.  Diese  allge- 
meine Versicherung  Avird  weiter  durch  den  Hinweis  auf  ein  besonderes  Document  gestützt,  eine 
neugefundene  Wörterliste ,  welche  aus  verschiedenen  Nachbarsprachen  der  Babylonier  (und 
Assyrer)  das  Aequivalent  für  das  Wort  ilu  „Gott"  (resp.  den  Namen  eines  Gottes  aus  solchen 
Nachbarsprachen)  anführt.  In  dieser  Liste  fehle,  so  behaupten  Halevy  und  Delitzsch,  jede 
Erwähnung  und  jeder  Hinweis  auf  die  sumerische  Sprache,  daraus  folge,  dass  dieselbe  über- 
haupt nicht  existirt  habe.   — 

Von  demjenigen  nun,  der  behaupten  will,  dass  ein  Gegenstand,  welcher  Natur  er 
immer  sei ,  nicht  erwähnt  sei ,  ist  vor  allen  Dingen  zu  verlangen ,  dass  er  sich  über  die 
Benennung  dieses  Gegenstandes  klar  ist.  In  diesem  Punkte  herrscht  bei  den  Antisumeriern 
nicht  minder  wie  bei  den  Sumeristen  eine  ganz  heillose  Verwirrung.  Delitzsch  gedenkt  der 
Sprache,  deren  Existenz  er  leugnet,  wie  es  fast  allgemein  geschieht,  als  der  sumerisch- 
akkadischen.  Unsere  erste  Aufgabe  wird  sein,  uns  über  die  Bedeutung  der  Namen  Sumer 
und  Akkad  und  ihrer  sprachlichen  und  ideographischen  Aequivalente   möglichste  Klarheit  zu 


1)  Noch  drastischer  verfahrt  Oppkrt  [Becne  des  etudes  jiäves,  1889,  p.  142  suiv.),  -wenn  er  zeif't. 
dass  man  mit  Halevy's  Methode  der  Argumentation  aus  dem  Bestehen  der  ScHiLLEii'schen  üebersetzung 
von  Racine's  Phklre  nachweisen  könnte,  dass  die  vermeintlich  französische  Tragödie  niemals  existirt  habe  . . ., 
und  dass  Phaedra  nichts  anderes  als  ein  deuts<'.hes  Stück  sei. 

2)  Halevy,  ZA  III,  194  f. 

3)  Assyrische  Grammatik  S.  71  a.  E. 

4)  Dass  der  Gott  Nebo  ursprünglich  ein  semitischer  Gott  ist,  darf  man  aus  der  Namensform 
(Nabu,  ältere  Form:  Nabium,  Part.  I,  1  von  tuibii  ^23  ., verkünden")  doch  wohl  nicht  ohne  Weiteres 
schiiessen.     Ueber  Charakter  und  Herkunft  des  JVe&o-Dienstes,   s.  Tiele,    Geschichte  S.  532  f.,  vgl.  207.  211. 

9*^ 


68  Erster  Theil.  vierten  Capitel. 

verschaffen  \).    Erst  dann  können  die  angeführten  gegnerischen  Argumente  auf  ihre  Berechtigung 
geprüft  werden. 

V 

I)  Zur  Geschichte  und  Bedeutung  der  Begriffe  und  Namen  (mät)  hkkadi  und  mät  Sumeri  u  Akkadl. 

Selten  sind  wohl  in  einer  Frage  so  viele  verschiedene  Ansichten  geäussert  worden, 
selten  wohl  ist  nach  längerer  Discussion  mit  so  verhängnissvoller  Sicherheit  die  allerverkehr- 
teste  Auffassung  angenommen  und  jahrelang  von  einer  grossen  Anzahl  von  Gelehrten  als 
Axiom  betrachtet  worden,  wie  in  dem  vorliegenden  Falle. 

3Iät  Sumeri  u  Akkudi,  wie  nach  der  phonetischen  Schreibung  auszusprechen  ist  (ver- 
gleiche unten),  kann  man  übersetzen:  entweder  „Land  Sumer  und  Akkad"  oder  „Land  der 
Sumerier  und  Akkadier".  Diese  beiden  Möglichkeiten  hatten  die  älteren  Gelehrten,  so  Opfert 
und  Lenormant*),  aufgestellt  und  behielten  sie  nebeneinander  im  Auge. 

Dies  änderte  sich,  nachdem  PoGNON^)  mit  grosser  Bestimmtheit  erklärt  hatte,  Sumer 
und  Akkad  könnten  nur  als  geographische  Bezeichnungen  von  Theilen  Babyloniens  aufgefasst 
werden.  Und  da  man  an  verschiedenen  Stellen  der  assyrischen  Inschriften  Akkad  als 
Schauplatz  von  Ereignissen  genannt  sah,  die  sich  in  nordbabylonischen  Gegenden  zuge- 
tracren  hatten  (S.  71),  so  identificirte  man  Akkad  mit  Nordbabylonien  und  schloss  nun,  con- 
sequent  auf  Grund  der  von  Pognon  gewiesenen  Voraussetzungen,  dass  Sumer  Südbabylonien  sei. 
Dass  diese  Auffassung  zwar  nicht  durchaus  irrig  ist,  aber  doch  dem  wahren  Sachverhalt  für  die 
spätere  Zeit  nicht  völlig  entspricht,  werden  wir  sehen.  Haupt  hat  dann  in  seiner  Abhand- 
lung über  einen  Dialect  der  sumerischen  Sprache*)  äusserst  vorsichtig  die  Vermuthung 
mehr  angedeutet  als  ausgesprochen,  dass  diese  „ diabetische "  Trennung  der  „geographischen 
Theiluno-  Babyloniens  in  Sumer  und  Akkad"  entspräche.  Diese  Vermuthung  ist  dann  in 
Haupt's*)  weiteren  Arbeiten  mit  immer  grösserer  Bestimmtheit  wiederholt  worden  und  von 
Delitzsch^)  sowohl  wie  von  Hommel"^),  wie  sehr  auch  im  Uebrigen  namentlich  der  Letztere 
betreffs  der  Zutheilung  der  Dialecte  (siehe  unten)  von  Haupt  abwich,  als  unumstösslich 
sichere  Thatsache  hingestellt  worden^). 

Als  ich  die  Frage  zu  prüfen  begann,  kam  ich  dagegen  zu  einem  abweichenden  Resultat, 
das  in  dem  folgenden  Satze  gipfelte: 

Es  ist  kein  Grund  vorhanden,  die  Differenzirung  innerhalb  der  sumerischen  Sprache, 
die  zudem  allem   Anscheine  nach  weit  weniger    eine    dialectisch-locale  Scheidung  darstellt,    als 


1)  Während  der  Pause,  welche  zwischen  der  Vollendung  des  Druckes  der  ersten  drei  Capitel  dieses 
Buches  (Ende  1888)  und  dem  Beginn  des  vorliegenden  vierten  Capitels  liegt,  erschienen  H.  Wincklek's 
Untersuchungen  zur  altorientalischen  Geschichte,  die  ich  also  ebenso,  wie  desselben  Verfassers  Keilschrifttexte 
Sargon's,  für  die  drei  ersten  Capitel  nur  in  den  , Nachträgen"  berücksichtigen  kann.  Die  hier  in  Betracht 
kommenden  Abschnitte  des  vierten  Capitels  waren  bereits  einmal  im  Manuscript  fertiggestellt,  als  mir 
WiNCKLEK's  Untersuchungen  zum  ersten  Mal  zu  Gesicht  kamen  (27.  IX.  89).  Ein  von  mir  gefertigter  Auszug, 
der  die  Ergebnisse  und  den  Gang  der  Argumentation  dieses  Capitels  abgekürzt  wiedergab,  wurde  bereits  am 
2.  IX.  89  der  semitischen  Section  P  des  Congresses  zu  Stockholm  von  Hrn.  Prof  SCH rader  vorgelegt  und  wird 
in  den  Acten  dis  Congresses  erscheinen.  Ich  bin,  wie  man  sehen  wird,  durch  eingehende  Prüfung  von 
Wikckler's  Untersuchungen  in  meinen  vielfach,  und  in  sehr  wichtigen  Punkten,  durchaus  abweichenden 
Ansichten  nur  bestärkt  worden. 

2)  Opfert,  z.  B.  in  Etudes  sumer.,  p.  30  suiv.,  GGA,  1877,  S.  1415f.     Lenormant,  Magie,  S.  390ff. 

3)  Bavian  S.  131. 

4)  GGN.  1880,   S.  527  ff. 

5)  Sintfluthbericht  S.  22  Anm.3;  CV  S.  If. ;    Uowmn's  Language  p.  69. 

6)  Paradies  S.  199. 

7)  Semiten  S.  286. 

8)  Dies  ist  mi;   Rücksicht  auf  das  S.  69  f.  Anm.  1   Darzulegende  besonders  zu  beachten. 


Die  sogenannten  Dialecte  haben  mit  Sumer  und  Akkad  nichts  zu  thun.  69 

sie  das  Ergebniss  einer  sprachlichen  Entwickhing  ist  (siehe  unten),  mit  der  angeblichen  Thei- 
lung  Babyloniens  in  einen  nördlichen  Theil,  Akkad,  und  einen  südiichen,  Siimer.  in  Verbin- 
dung zu  setzen.  Als  ich  diese,  damals  noch  von  keiner  Seite  geäusserte  Ansicht  verschiedenen 
Fachgenossen  mittheilte ,  stiess  ich  bei  denselben  auf  selbständig  entwickelte  oder  sich  ent- 
wickelnde, identische  oder  doch  nahe  entsprechende  Ansichten,  so  namentlich  bei  Herrn  Dr.  Jeksen, 
ähnlich  auch  bei  Herrn  Professor  Hommel.  Das  bald  nachher  erfolgte  Erscheinen  von  Tiele's 
ausgezeichneter  Geschichte  Babyloniens  und  Assyriens  belehrte  mich ,  dass  auch  dieser  Ge- 
lehrte, vermuthhch  lange  ehe  ich  oder  ein  Anderer  daran  gedacht  hatten,  zu  einer  ähnlichen 
Kritik  der  herrschenden  Ansicht  gekommen  war^). 


1)  So  liegt  die  Sache,  und  so  habe  ich  sie  bereits  in  meiner  Dissertation  dargestellt,  indem  ich 
neben  meiner  selbständigen  Urheberschaft  ausdrücklich  die  Unabhängigkeit  und  Selbständigkeit  der  Aeus- 
serungen  von  Hommel,  Jensen  und  Tiele  hervorhob.  Ich  hatte  daher  geholit,  der,  Autor  wie  Leser 
ermüdenden  und  die  Wissenschaft  in  keiner  Weise  fördernden  Mühe  einer  Neuerörterung  dieser  Betheili- 
gungsfrage  überhoben  zu  sein.  Da  aber  leider  theils  missverständliche ,  theils  geradezu  entstellte  und 
entstellende  Darstellungen  in  Umlauf  gesetzt  sind,  so  sehe  ich  mich  genöthigt,  noch  einmal  auf  die  .Sache 
einzugehen.  Jensen  ZA  II,  199  bringt  einen  Beleg  ,für  die  immer  mehr  um  sich  greifende  An.sicht,  dass 
vrir  das  Sumerische  und  Akkadische"  [so  nennt  Jensen  die  beiden  Dialecte]  , nicht  streng  nach  Zeit  und 
Ort  sondern  dürfen".  Hierzu  setzt  er  dann  als  Anmerkung:  „Dies  hat  Pinches  zuerst  vermuthet  (siehe 
Journal  Roy.  As.  Soc.  XVI,  pt.  2,  p.  4  des  Sonderabdrucksj.  Vor  mehr  als  einem  Jahre  habe  ich,  auf  sichern 
Gründen  fussend,  die  in  Zukunft  einmal  veröffentlicht  werden,  in  einem  vor  dem  Berliner  Orientalisten- 
Vereine  gehaltenen  Vortrage  dieselbe  Ansicht  vertreten.  Zuletzt  hat  sich  darüber  in  ähnlichem  Sinne 
Hommel,  Lehmann  citirend,  geäussert  (s.  Lehmann,  de  inscr.  cun.  p.  35  u.  ann.  1)".  Diese  Darstellung  ist 
ein  wenig  missverständlich;  denn  zu  der  Zeit,  als  der  genannte  Artikel  erschien  (3.  April  1887),  hatte  sich 
nicht  „Hommel,  Lehmann  citirend,"  zuletzt  geäussert,  sondern  die  letzte  und  zugleich  die  einzige  mit  Gründen 
belegte  ausführlichere  diesbez.  Darstellung  war  die  in  meiner  (am  13.  Oct.  1886)  publicirten  Diss.  gegebene. 
Auf  diese  letztere  weist  ja  auch  Jensen  durch  den  Zusatz  in  Klammern  am  Schluss  der  mitgetheilten  Note 
hin.  Es  ist  hieraus  wohl  zu  schliessen,  dass  das  Manuscript  der  JENSEN'schen  Abhandlung  vor  Erscheinen 
meiner  Dissertation  fertiggestellt  war,  so  dass  der  Hinweis  auf  dieselbe  erst  nachträglich  eingefügt  wurde. 
Ich  würde  deshalb  auf  die  jENSEN'sche  Aeusserung  auch  gar  nicht  eingehen,  wenn  nicht,  an  dieselbe  an- 
knüpfend, Herr  WiNCKLER  am  Eingang  seiner  Abhandlung:  ^Summei'  und  Akkad  {Mittheil,  des  akademisch- 
orientalistischetiVereins  zti  Berlin)"  [AOV]  1887  S.  6  Gelegenheit  genommen  hätte,  sich  folgendermassen  aus- 
zusprechen: „Man  hat  im  Allgemeinen  Sumer  und  Akkad  mit  Süd-  und  Nordbabylonien  oder  auch  umge- 
kehrt identificirt  und  hat  danach  sogar  die  beiden  „Dialecte"  den  sumerischen  und  akkadischen  genannt, 
eine  Ansicht,  von  der  aber  jüngst  Hommel  wieder  abgekommen  ist,  indem  er  in  den  beiden  Dialecten  nur 
zwei  zeitlich,  nicht  örtlich  verschiedene  Formen  der  sumerischen  Sprache  erblickt".  Dazu  fügt  Winckler 
als  Anmerkung  bei  dem  Namen  Hommel  :  „Doch  siehe  ZA  II,  200,  Anm.  1,  wo  Jensen  d'e  Priorität  und 
erste  wissenschaftliche  Begründung  dieser  Ansicht  für  sich  reclamirt".  Durch  diese  Darstellung  wird  nicht 
nur  in  einer  wichtigen  Frage,  zu  deren  jetzt  bei  den  Sumerologen  wohl  allgemein  anerkannter  Lösung  ich 
völlig  selbständig  die  Initiative  ergriffen  hatte,  mein  Name  und  mein  Antheil  einfach  verschwiegen, 
sondern  es  muss  auch,  wer  die  Darstellung  in  meiner  Dissertation  mit  den  WiNCKLER'schen  Aeusserungen 
zusammenhält,  den  Eindruck  gewinnen,  als  entbehrte  mein  Anspruch  auf  einen  selbständigen  Antheil  an 
der  Lösung  dieser  Frage  der  Berechtigung,  als  maasste  ich  mir  fremdes  Eigenthum  an,  indem  an  derselben 
nur  Jensen  und  Hommel  wirklich  betheiligt  gewesen  wären.  Da  meine  Dissertation  zur  Zeit  der  Ver- 
öffentlichung des  WiNCKLER'schen  Aufsatzes  längst  vollendet  vorlag  und  da  zudem,  wie  ich  mit  Bestimmtheit 
behaupten  kann,  keiner  unter  den  Assyriologen  über  meine  Ansichten  so  genau  unterrichtet  war,  wie  mein 
damaliger  Vereinsgenosse  Herr  Winckler,  so  liegt  in  dieser  Ignorirung  eine,  kaum  unbewusste,  Ent- 
stellung des  Thatbestandes  (vergl.  oben  S.  45  Anmerk.  2),  der  gegenüber  ich  nur  zur  thatsächlichen 
Richtigstellung  Folgendes  bemerke: 

I)  Zu  Anfang  des  Wintersemesters  1885/86  theilte  ich  meine  neue  Ansicht  von  der  Unhaltbarkeit 
der  bisherigen  Annahme,  welche  die  sprachliche  Trennung  mit  der  angeblichen  geographischen  Eintheilung 
Babyloniens  in  Verbindung  setzt,  wie  bemerkt,  mündlich  v-'rschiedenen  Herren  mit,  u.  A.  Hrn.  Prof.  Schraper 
und  Hrn.  Dr.  Jensen.  Der  Letztere  antwortete  mir  in  unserer  diesbez.  Unterredung,  die,  wie  ich  ausdrück- 
lich hervorhebe,  geraume  Zeit  vor  jenem  von  Jensen  gehaltenen  und  oben  erwä,hnten  Vortrage  stattfiind. 
dass  ihm  dies  nichts  Neues  sei,   er  habe    es   bereits   selbst  gefunden.     Ich  habe  deshalb  und 


70  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Erst  durch  die  von  mir  und  Anderen  angebahnte  resp.  aufgenommene  Hinwegräumung 
jener  irrigen,  aber  als  sicher  betrachteten  Anschauungen  wurde  die  Nothwendigkeit  und  Mög- 
lichkeit erneuter  Untersuchung  gezeigt  und  der  Weg  für  dieselbe  eröffnet,  den  dann  zunächst 
Amiaud^)  und  Winckler^)  in  sehr  verschiedener  Weise  beschritten  haben.  Beide  haben  die 
Frage   an   ihrem  Theile    gefördert;    ich  glaube  die  Lösung  derselben  gefunden  oder  vielmehr 


wegen  des  bald  darauf  gehaltenen  Vortrages  auf  den  selbständigen  Antheil  Dr.  Jensen's  an  der  Lösung 
dieser  Frage  in  meiner  Dissertation  hingewiesen.  Die  Initiative  der  Mittheilung  ging  aber  in  jener 
Unterredung,  wie  ich  nochmals  betone,  von  mir  aus. 

II)  Anfangs  Januar  1886  (s.  Dissert.  p.  35  ann.  1)  schrieb  ich  gleichzeitig  an  Herrn  Prof.  Hommel 
und  an  Herrn  Dr.  Bezold  Briefe,  in  denen  ich  unter  anderen  Mittheilungen  den  oben  angeführten,  die 
„sumerische  Frage"  betreffenden  Satz  aussprach.  Herr  Dr.  Bezold  antwortete  mit  wendender  Post  (8.1.86), 
indem  er  sich  erbot,  die  hauptsächlichsten  Punkte  meines  Briefes  im  „Sprecbsaal"  der  Zeitschrift  für  Assyrio- 
logie  zu  veröffentlichen.  Diesen  freundlichen  Vorschlag  lehnte  ich  mit  der  Begründung  ab,  dass  ich 
meine  Ansicht  erst  noch  weiter  ausreifen  lassen  wollte,  bevor  ich  sie  veröffentlichte. 
Von  Herrn  Professor  Hommel,  gegen  dessen  Semiten  S.  286  vorliegende  letzte  Aeusserung  in  der  betreffenden 
Frage  meine  Mittheilung  vornehmlich  gerichtet  war,  erhielt  ich  zunächst  keine  directe  Antwort,  sondern  erst 
einige  Wochen  später  ersuchte  derselbe  Herrn  Dr.  Abel  brieflich,  mir  mitzutheilen :  dass  sich  auch  ihm  die 
Angaben  dafür  mehrten,  dass  als  Ursache  der  sprachlichen  Verschiedenheit  innerhalb  des  Protobabylonischen 
eher  eine  im  Laufe  der  Zeit  hervorgebrachte  Entwicklung,  denn  eine  örtliche  dialektische  Trennung  anzusehen 
sei.  Dabei  schlug  Herr  Professor  Hommel  gleichzeitig  für  die  als  imisal  bezeichnete  Fonu  der  Sprache 
den  Namen  „neusumerisch"  vor.  Diese  indirecte  Antwort  auf  meinen  Brief  war  die  erste  Nachricht, 
die  ich  überhaupt  davon  erhielt,  dass  Herr  Professor  Hommel  im  Widerspruch  zu  seiner  bisherigen  Ansicht 
(s.  S.  68)  sich  zu  derselben  Anschauung  bekannt  habe,  wie  ich. 

Bald  darauf  erschien  in  der  Oesterreichischen  Monatsschrift  für  den  Orient  vom  15.  März  1886  eine 
Recension  Hommel's  über  Delitzsch,  Ass.  Lesestücke,  3.  Aufl.  Hier  sagt  Hommel  unter  dem  8.  Februar  1886  — 
also  einen  Monat  nach  Empfang  meines  Briefes  —  in  einer  Note:  „Noch  richtiger  wäre  der  Ausdruck 
„neu-sumerisch''  für  die  Sprache  der  allerdings  nur  in  Akkad  (Nord-  und  Mittelbabylonien)  entstandenen, 
in  Rede  stehenden  Texte;  darauf,  dass  das  Verhältniss  der  sogenannten  Imisal-Sprache  zum  eigentlichen 
Sumerischen  zunächst  ein  rein  zeitliches,  erst  in  zweiter  Linie  ein  locales  ist,  also  von  Dialecten  am  besten 
gar  nicht  dabei  geredet  wird,  ist  unabhängig  von  mir,  kürzlich  auch  mein  Freund  Dr.  Lehmann  gekommen". 
Der  Context  der  Recension  enthält  von  der  neuen  Anschauung  noch  nichts,  sondern  die  Mittheilung  über 
die  Wandlung  in  Hommel's  Anschauungen  ist,  wie  gesagt,  in  eine  Note  verwiesen.  Ganz  dasselbe  Verhält- 
niss waltet  ob  in  den  betreffenden  Parthien  in  Hommel's  Geschichte  Babyloniens  und  Assyriens.  Auch 
hier  bewegt  sich  der  1885  geschriebene  Text  (Seite  235  ff.)  durchaus  in  den  alten,  von  Hommel  in  den 
Semiten  vertretenen  Anschauungen.  In  den  Noten  erst  (S.  230  Anm.  3)  erscheint  dann  unverinittelt  die 
neue  Anschauung,  die  doch  wohl  kaum,  wie  es  Hommel  darstellt,  eine  consequente  Weiterentwicklung,  son- 
dern eine  recht  wesentliche  Aenderung  seiner  früheren,  mit  grosser  Bestimmtheit  geäusserten  Anschauung 
(oben  S.  68)  ist. 

Dies  wird  genügen,  um  das  zu  erreichen,  worauf  es  mir  allein  ankommt:  der  WiNCKLEK'schen 
Entstellung  des  Thatbestandes  gegenüber  deutlich  zu  machen,  dass  auch  hier  die  Initiative  der  Mittheilung 
von  mir  ausgegangen  ist  und  dass  die  bei  Hommel  vorhandenen  Keime  zu  einer  Aenderung  seiner  früher 
abweichenden  Anschauung  durch  diese  meine  Mittheilung  in  der  Entwicklung  gefördert  sind.  (Vgl.  nochmals 
Z.  1 — 3  dieser  Anm.) 

Uebrigens  bieten  noch  in  dem  Augenblick,  da  ich  von  diesen  Ausführungen  die  Revision  vor 
dem  Abruck  lese  (10.  III.  1890),  pp.  35 — 41  meiner  Dissertation  die  einzige  ausführliche  und  näher  begrün- 
dete Darlegung  der  jetzt  so  gut  wie  allgemein  angenommenen  Ansicht.  Es  darf  daher  nun  wohl  erwartet 
werden,  dass  diejenigen,  denen  es  um  die  wissenschaftliche  Wahrheit  ohne  Nebenrücksichten  zu  thun  ist, 
bei  einer  etwaigen  Besprechung  dieser  Frage  sich  meines  Antheils  an  ihrer  Lösung  erinnei'n  werden,  wie 
dies  in  vollem  Maasse  auch  der  allzu  früh  verstorbene  Amiaud  BOR  I,  120,  gethan  hatte.  Es  wäre  zu 
wünschen,  dass  die  mit  aussser ordentlicher  Tüchtigkeit  und  ganz  hervorragenden  Leist- 
ungen gepaarte  Bescheidenheit  und  die  ehrenhafte  Gerechtigkeit  gegen  seine  Vorgänger 
und  Mitarbeiter,  welche  diesen  Gelehrten  auszeichneten,  auch  in  Deutschland  allseitige  Nach- 
ahmung fänden. 

1)  The  various  names  of  Sunt  er  and  Akkad.    BOR  I,  I20ff.;  129ft'. 

2)  Sumer  und  Akkad,  AOV  1887,  S.  6  ff. 


Akkadü,  Name  der  semitischen  Babylonier.  71 

wiedergefunden  zu  haben;  denn,  wie  in  so  vielen  fundamentalen  Fragen,  wird  sich  hier  wieder 
einmal  zeigen,  dass  Oppert's  Scharfblick  im  Grossen  und  Ganzen  das  Richtige  getroffen  hatte. 
Von  den  beiden  Namen  Akkadü  und  Humeru  ist  der  letztere  so  gut  wie  völlig  auf 
den  Titel  sar  mät  Siimeri  u  Akkadl^)  beschränkt.  Suchen  wir  uns  daher  zunächst  über  den 
Namen  und  Begriff  Akhad  klar  zu  werden. 

a)  Akkadü,  mät  Akkadi. 

Bei  dieser  Betrachtung  ziehen  wir  aus  Gründen ,  die  sich  im  Fortgang  der  Tnter- 
suchung  ergeben  werden ,  das  Erscheinen  dieses  Namens  bei  Hammurahi  vorläufig  nicht  in 
Betracht.      Vor  Hammurahi   erscheint    der  Landesname   resp.   sein    ideographisches  Aequivalent 

\JbJ   >^^^  niemals  allein. 

Bekannt  sind  nun  namentlich  die  fünf  Stellen  aus  Inschriften  assyrischer  Könige,  aus 
denen  man  sich  bemüht  hat,  zu  beweisen,  dass,  da  die  betreffenden,  als  zum  Lande  Akkad  ge- 
hörig bezeichneten  Localitäten  im  Norden  Babyloniens  belegen  seien,  Akkad  Nordbabjlonien 
bezeichnen  raüsse^).  Diesen  Schluss  zog  man  aber  nur  deshalb,  weil  man  sich  gezwungen 
glaubte,  überall,  wo  man  Akkad  genannt  fand,  als  Gegensatz  und  geheimes  Widerspiel  da-; 
Land  Sumer  vorauszusetzen.  Dies  ist,  wie  soeben  ausgesprochen  und  wie  sich  im  Verlauf  der 
Untersuchung  deutlicher  herausstellen  wird,  für  die  verhältnissmässig  späte  Zeit  des  Auf- 
blühens der  assyrischen  Macht  falsch.  —  Mät  Akkadi  muss  als  für  sich  allein  bestehen- 
der Begriff  betrachtet  werden  und,  um  das  Ergebniss  solcher  Betrachtung  gleich  vorweg  zu 
nehmen,  Akkad  ist  für  die  Assyrier,  wie  für  die  Babylonier  selbst,  nichts  anderes  als  die  Be- 
zeichnung für  das  babylonische  „Reich  in  seiner  politischen  Gesammtheit  und  Ein- 
heit". Akkadü  sind  die  Angehörigen  dieses  Staates,  die  Bewohner  von  dessen  Gebiet. 
Akkadier  ist  der  einzige  einheimische  Name  des  semitischen  Stammes,  der  das  von  uns 
Babylonien  genannte  Gebiet  bewohnt;  seine  semitisch en(?)  Nachbarstämme  sind  im 
Norden  die  Assyrer,  im  Osten  die  Kassü"^),  im  Süden  die  Kuldu^)  und  Aramu. 

Dies  geht  aus  folgenden  Erwägungen  hervor.  Bekanntlich  führte  König  AsurhanahaJ 
das  Bildnifs  ^ex  (jötim  Nana\a,  das  vor  1635^)  Jahren  diQX  Wi-Aimi  Kudurnanchiindi  weggeführt 
hat,  in  ihren  Tempel  nach  Uruk-Erech  zurück^).  Hier  sagt  Asurhanabal  ausdrücklich,  dass 
diese  Wegführung  geschehen  sei,  als  Kudurnanchundi  seine  Hände  an  die  Tempel  von  Akkad 
legte;  also  gehörte  nach  AsttrhavalaVa  Vorstellung  Erech  zu  Akkad^),  und  zwar  in  sehr 
alter  Zeit.  Da  man  nun  Akkad  nur  als  Bezeichnung  für  Nordbabylonien  auffasste,  so  ver- 
ursachte es  viel  Kopfbrechens,  dass  diese  Stadt  trotz  ihrer  südlichen  Lage  noch  zu  Nordbaby- 
lonien gehören  sollte'^).  Schon  daraus  hätte  der  Schluss  gezogen  werden  können,  dass  Akkad 
den  Assyrern  in  dieser  Zeit  doch  etwas  anderes  bedeute,  als  eben  nur  Nordbabylonien. 
Ferner:  wenn  heutzutage  der  deutsche  Kaiser  einen  Feldzug  gegen  Kussland  zu  unternehmen 
hätte ,    so  würde    in    den   Berichten  vom  Kriegsschauplatz   nicht  von  Ueberschreitung   der  pol- 


1)  Siehe  oben  S.  68  f.,   vergleiche  aber  auch  unten.  —  Dass    bei  Samsi-Bammän   das  Zeichen  jT>-f 

absolut  nichts   mit  mät  Sumeri   zu   thun    hat,    hält  Amiaud,  BOR  1.   c,   mit  Recht  gegen  Pognon,  Baria», 
p.  130  u.  n.  2  aufrecht. 

2)  ScHRADER,  KGF  296;  533f.  —  Delitzsch,  Paradies  137  f.;  199.  —  Hommel,  Setniteti  249ff. 

3)  Oben  S.  63  u.  Anm.  5. 

4)  Delattre,  Les  ChaUUens,  Paris  1877;  Winckleu,  UAG.  S.  47  ff. 

5'  Oder    1535,    wie    verschiedene,    nicht    parallel    laufende   Texte    nach    Herrn   Dr.  Bezolp's 
gütiger  Mittheilung  angeben. 

6)  Cyl.  A,  Col.  VII,  16,  R"»  I,  Col.  VI,  107.     111  R  38  Nr.  1  etc. 

7)  Siehe   z.  B.  Hommel,    Semiten   S.  263.     Winckler,   Sumer   und  Akkad   S.  13;    i'ittersuchuiufe» 
S.  74.     Im  Uebrigen  vgl.  unten. 


72  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

iiischen  Grenze  die  Rede  sein ,  noch  von  Versuchen ,  nach  Petersburg  in  Ingermanland  vor- 
zudringen, sondern  es  würde  von  üeberschreitung  der  russischen  Grenze,  von  einem  Vor- 
marsch  auf  die  russische  Hauptstadt  gesprochen  werden.  Ebenso  wird  Sulmanasarid  IP), 
wenn  er  berichtet ,  er  sei  in  seinem  neunten  Regierungsjahre  zum  zweiten  Male  nach  dem 
Lande  AkJcad  gezogen,  damit  nicht  allein  Richtung  und  Ziel  seines  Feldzuges  haben  an- 
geben, sondern  auch  den  Staat,  den   er  bekriegte,  d.  i.   Babylonien,  nennen  wollen. 

Genau  so  aber  bezeichnet  für  die  Babylonier  selbst  mät  Akkadi  Babylonien  als 
Reich,  als  politische  Einheit.  Dies  geht  mit  voller  Sicherheit  aus  der  babylonischen  Chronik*) 
hervor,  die  als  Gegensatz  zum  Lande  Assur  nur  das  Land  Akkad,  und  ebenso  nur  Könige 
von  Assur  und  Könige  von  Akkad  oder,  wo  Personalunion  eintritt,  von  Assur  und  Akkad  kennt. 

V 

Dazu  stimmt  weiter,  dass  Samassumukm  sich  rühmt,  er  sei  berufen,  die  zerstreuten 
Völker  des  Landes  Akkad  wieder  zu  vereinigen,  worauf  wir  noch  zurückkommen.  Die  Chronik 
zeigt  zugleich  unwiderleglich,  dass  in  mät  Akkadi  nicht  etwa  bloss,  wie  VVinckler'),  dem  diese 
Verwendung  des  Namens  mät  Akkadi  auch  nicht  entgangen  ist,  meint,  eine  geographische 
Bezeichnung  für  Gesammtbabylonien  zu  sehen  ist.  Li  Babylon  wird  die  Königswürde  über 
Akkad  erworben. 

Was  aus  Babylonien  kommt,  Babylonien  eigenthümlich  ist,  wird  als  akkadisch  be- 
zeichnet; so  ist  die  Rede  von  einem  passuru  Akkadii,  einer  elippu  Akkadttum,  einer  akka- 
dischen  d.  i.  babylonischen  Opferschale,  einem  akkadischen  Schiff*). 

Die  Bewohner  dieses  Landes,  die  Glieder  dieses  Staatswesens  nennen  sich  Akkadü^ 
Akkadier.     ,Ein  Babylonier"   heisst  {amelu)  Akkada]a  oder  (amilu)  Akkadt'i{?),   und  da  das 

Land  mehrfach  mit  der  gentilicischen  Endung  als  V  ^E^W  IT  IT  ^'^^  Akkada\u  be- 
zeichnet wird,  so  wird  die  an  sich  schon  wahrscheinlichere  Auffassung,  dass  das  Volk  dem 
Lande  den  Namen  gegeben  hat  (siehe  unten),  nicht  etwa  umgekehrt,  geradezu  an  die  Hand 
gegeben.   — 

Dass  jedenfalls  Akkadü  der  Name  des  Babylonien  bewohnenden  Volksstammes  ist, 
zeigt  weiter  der  Titel  des  Kassiten  Aguikakrime)  ^  der  Babylonien  beherrschte.  Derselbe  be- 
zeichnet sich  als  sar  Kas-si-i  u  Ak-ka-di-i^).  Winckler^)  fasst  hier  Akkadi  als  Landesname 
und  nennt  dieses  als  das  erste  Beispiel  dafür,  dass  Akkad  als  Bezeichnung  für  Gesammtbabylonien 
vorkomme.  Er  spricht  davon,  „dass  an  dieser  Stelle  die  Bezeichnungen  ungenaue,  von  den 
gesetzmässigen  abweichende  sind"  und  meint,  ,der  kossäische  (muss  heissen:  „kassitische") 
König  scheint  die  Bedeutung   der  Titel,  welche  er  sich  beilegt,  selbst  nicht  gekannt  zu  haben". 

Wenn  man  aber,  Avie  Winckler  es,  grossentheils  mit  Recht,  thut  (siehe  unten),  aus 
den  Titeln  der  babylonischen  Herrscher  die  weittragendsten  Schlüsse  über  deren  Herrschafts- 
gebiet und  Machtstellung  zieht  und  damit  zeigt,  dass  man  diese  Titel  als  wichtige,  sehr  genau 
abgewogene  Ausdrucksmittel  für  die  Rechte  des  Herrschers  auf  den  Thron  (vergleiche  oben 
S.  9  f.)  ansieht,  so  darf  man  nicht  plötzlich  von  einem  dieser  Herrscher  annehmen,  dass  er  die 
Bedeutung  seiner  Titel  nicht  gekannt  habe.  Agu{kakrime)  besonders,  respective  der  in  seinem 
Namen  schreibende  Schriftgelehrte,  hat  sehr  genau  gewusst,  was  er  that,  als  er  sich  sar  Kasst 
u  Akkadi  nannte.  Weder  vor  Kassi  noch  vor  Akkadi  steht  das  Länderdeterminativ.  Dasselbe 
findet   sich    erst   in    dem  Ausdruck  sar  mät  JBabili  rapastim.     Es  ist  daher  deutlich,  dass  die 


1)  Obelisk  Z.  73  ff.  KB  I  S.  135  ff.     Hommel,  Semiten  251. 

2)  Vgl.  auch  IV  R  34,  Nr.  2  und  dazu  Tiele,  Geschichte  S.  145  u.  Anni.  1.     Hommel,  Gesch.  156. 

3)  Untersuchungen  S.  74  Anm.  3. 

4)  II  R  46,  51  ef;  II  R  46,  4cd,   vorher  elippu  Assuritum  assyrisches  Schiff,  elippu   Uritum  Schiff 
von  Ui:     Strassmatek.  AV.  Nr,  329  S.  58. 

5)  V  R  33,  3if. 


Akkad  nicht  von  ^Agade*  herzuleiten.  '3 

beiden  Bezeichnungen  sar  Kassi  u  Akkadi  und  sar  mät  Bahili  rapa.itim  sich  in  der  Weise 
unterscheiden,  dass  die  erstere  die  von  dem  Könige  beherrschten  Volkselemente,  die  zweite 
das  beherrschte  Gebiet  und  Staatswesen  geographisch  und  politisch  bezeichnet. 

Ä(ju{kakrime)  herrscht  über  Kussiien  und  Bahylonier  und  nennt  sich,  diesem  Verhält- 
niss  genau  entsprechend,  König  der  Kassiten  und  Akkadier^).  Das  beherrschte  Gebiet  nennt 
er  mät  Babihi,  Babylonien,  nach  der  Hauptstadt  des  Gebietes;  es  ist  bedeutungsvoll,  dass  die.-e 
Bezeichnung  hier,  wo  sie  meines  Wissens  zum  ersten  Male  als  Landesname  auftaucht,  von 
einem  fremden  Dynasten  gebraucht  wird.  Die  fremden  Völker,  nachweislich  also  zuerst 
die  Kassiten,  dann  die  Hebräer  und  die  Perser  (Ächämenideninschriften),  benannten  das  Land 
nach  seiner  grossen  und  heiligen  Hauptstadt;  das  beigefügte  rapastim  ist  nicht  etwa  eine 
blosse  Phrase,  sondern  soll  besagen,  dass  im  Gegensatz  zu  dem  engeren  Gebiet  der  Stadt 
Babylon,  das  ganze  von  den  vorher  genannten  Akkadiern  bewohnte  Land  und  Staatswesen 
gemeint  ist  (dasselbe,  welches  die  Akkadier  selbst  als  Land  Akkadi  bezeichnen)*). 

Schliesslich  sei  zum  Beweise  der  Richtigkeit  dieser  Auffassung  noch  auf  die  Stelle  in 
der  Legende  ^von  den  Grossthaten  des  Gottes  Bibbara"'  verwiesen,  wo  gesagt  wird:  dass  die 
Völker  der  Seeküste,  die  Su-mas{bar)-ttc,  die  Assyrer,  Elamiten,  Kassiten,  Sutäer,  Kutäer, 
LuUubäer  ....  „Land  wider  Land,  Haus  wider  Haus,  Mensch  wider  Mensch,  Bruder  wider 
Bruder  gegen  einander  aufstehen  und  sich  gegenseitig  unterjochen  sollen,  bis  schliesslich  Akkadü 
komme  und  sie  sämmtlich  zu  seinen  Füssen  lege"  ^).  —  lieber  alle  seine  (semitischen?)  lirüder- 
und  Nachbarstämme  soll  der  Volksstamm  der  Akkadier  erhoben  werden.  Es  ist  eine  baby- 
lonische, in  semitischem  Babylonisch  geschriebene  Legende,  in  welcher  diese,  offenbar  einem 
lebhaften  Nationalbewusstsein  entsprungene  Verkündigung  sich  vorfindet.  Die  Akkadier  sind 
somit,  wie  es  ähnlich  OPPERT*)  schon  vor  Jahren  erkannt  hat.  die  Bahylonier. 

Wie  man  die  Bedeutung  von  Akkadü  meistentheils  gröblich  verkannt  hat,  so  hat 
man  auch  für  diesen  doch  wohl  semitischen  Namen  eine  , sumerische"  Ableitung  angenommen. 
Akkad  soll  aus  Agade,  wie  man  den  Namen  der  Stadt  jy  ^III'^  ^-^^^j  statt  des  näher 
liegenden  Agane — ans  keinem  anderen  Grunde  als  eben  um  ihn  zur  Identificirung  mit  J.yvÄ*arf 
tauglich  zu  gestalten  —  liest ^),  entstanden  sein.  Nach  meiner  Ueberzeugung  haben  die  beiden 
Namen  nichts  mit  einander  zu  thun^).  Mit  dieser  Herleitung  werden  natürlich  auch  die 
daran  geknüpften  weitgehenden  Schlüssen  hinfällig;  so  ist  es  z.  B.  durchaus  irrig,  wenn  Hommel^), 
der  überhaupt  die  Gleichung  Agade  =  Akkad  viel  zu  sehr  als  sicher  ausgemacht  behandelt, 
behauptet:  „der  Landesname  Akkad  könne  nur  zu  einer  Zeit  entstanden  sein,  wo  Babel  noch 
nicht  die  oberste  Rolle  spielte,  sondern  noch  Agade  der  Vorort  Babyloniens  war"  (vgl.  u.  S.  87). 
Dass  Akkad  sich  lautgesetzlich  ungezwungen  aus  Agade  herleite,  kann  (gegen  Hommel)  ebenfalls 
nicht  zugegeben  werden;  selbst  wenn  man  den  Wandel  von  g  in  k  im  Inlaut  passiren  lassen 
will 8).  so  bleibt  doch  die  Verdoppelung  oder  Verschärfung  des  Consonanten,  die  dtirch  die  regel- 
mässige Schreibung  Ak-ka-di-i,  soweit  mir  bekannt,  nie:  A-ka-di-i^),  gewährleistet  ist,  bei  dieser 
Annahme  unerklärt.  Uebrigens  giebt  es  ja  auch  eine  Stadt  ^  tT^   <J^  Akkadi^^)  inBabylonien. 

1)  So  übrigens,  wie  ich  nachträglich  sehe,   bereits  Ed.  Meyer,  Geschichte  §  141  S.  171. 
21  In  meiner  Auffassung  von  mal  Alclcadi  als  Bezeichnung  des  ganzen  babylonischen  Reichs  treffe 
ich  zu  meiner  Freude  auch  mit  Tiele  {Geschichte  S.  75  ff.)  zusammen. 

3)  Chaldäische  Genesis  S.  115  Col.  IV  9—18.     Paradies  S.  234. 

4)  Etudes  sumeriennes,  p.  38. 

5)  So  auch  noch  Winckler,  AOV  1887,  S.  13;  UAG  S.  74  kommt  er  jedoch  davon  zurück;  s.  u.  S.87. 

6)  Ebenso  Tiele,  Geschichte  S.  76. 

7)  Geschichte  S.  204  Anm.  1,  vgl.  S.  220,  234  und  schon  Ausland  18S0.  17.  Mai,  S.  381  ft\ 

8)  Hommel,  ZK  I  176  f. 

9)  Herr  Dr.  Bezold  theilt  mir  allerdings  gütigst  mit.  dass  auch  ^~]3  I^T"  ^^  vorkomme  an 
einer  Stelle,  wo  ein  Schreiberversehen  kaum  wahrscheinlich  sei. 

10)  V  R  56,  50;  siehe  Winckleb,  UAG  S.  74  u.  vgl.  AOV  1887,  S.  13  Anm.  1. 
Lehmann,  Samassumukin.  10 


74  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

b)  Die  Zusammenstellung  der  beiden  Namen  in   dem  Titel  sar  niät  Sumeri  u 

ÄJckadi  =  lugal  hingi  Jci  ^t'^^'^). 

Da  Hamnmrahi ,  nachdem  er  durch  die  Eroberung  Südbabyloniens  Herr  über  Ge- 
sammtbabylonien  wurde,  diesen  Titel  annahm,  so  glaubte  man,  es  wäre  in  demselben  bei 
dessen  Nachfolgern  allmählich  die  ursprüngliche  Bedeutung,  nämlich  die  Bezeichnung  einer 
südbabylonischen  Herrschaft  verwischt  worden  und  an  deren  Stelle  die  Vorstellung  des 
thatsächlich  von  ihnen  beherrschten  Gesammtreiches  getreten,  mit  einem  Worte,  man  sah  in 
mät  Sumeri  u  Akkadi  eine  Bezeichnung  für  Gesammtbabylonien.  So  auch  noch  WiNCKLER 
in  seinem  Artikel   „Sumer  und  Akkad". 

In  dem  Aufsatz  „Die  altmesopotamischen  Reiche"^)  dagegen  vertritt  WiNCKLER  die  ent- 
gegengesetzte Ansicht.  Er  sucht  nachzuweisen ,  dass  die  Mehrzahl  der  verschiedenen  Titel, 
welche  sich  die  assyrischen  sowohl  wie  die  babylonischen  Herrscher  beilegen ,  auf  ein  Gebiet 
Bezug  haben,  welches  in  ältererer  Zeit  eines  der  kleineren  Sonderreiche  bildete,  die  so  häufig 
im  Orient  die  Vorgänger  und  die  späteren  Bestandtheile  der  grösseren  Reiche  sind.  Diese 
Reiche  hatten  in  dem  Sitz  und  in  der  Verehrung  eines  besonderen  Gottes  ihren  religiösen 
und  politischen  Mittelpunkt,  dessen  Ermittlung  Winckler  sich  angelegen  sein  lässt.  Es  würden» 
von  Norden  angefangen,  namenthch  folgende  Reiche  in  Betracht  kommen:  1)  Das  Reich  Ässur^ 
2)  das  Reich  der  Kissatu.  3)  das  Reich  der  vier  Weltgegenden:  sarrüt  kibrat  arhai  {irbitti)^ 
4)  das  Reich   Babylon,  5)  das  Reich  Ämnmiti,  6)  das  Reich  von  Sumer  und  Akkad. 

Babylonien  speciell  bestünde  aus  den  unter  Nr.  3 — 6  genannten  Reichen,  die  in  einem 
so  losen  Zusammenhange  stehen  sollen,  dass  jedes  dieser  Reiche  —  mit  Ausnahme  des  Reiches 
von  Babylon,  das  eine  Sonderstellung  einnimmt  —  von  Babylonien  getrennt  werden  kann  und 
als  solches  einzelnes  Reich  z.  B.  zu  Assyrien  geschlagen  werden  kann.  Nach  dem  oben 
(S.  71  f.)  Dargelegtem  wird  sich  Jedem  zunächst  die  Frage  aufdrängen:  wo  bleibt  das  Reich 
Akkad'^  Und  mit  dieser  Frage  ist  der  Kern  der  Sache  getroffen  und  der  WmCKLER'schen 
Anschauung  das  Urtheil  gesprochen. 

Denn  so  scharfsinnige  und  glückliche  Beobachtungen  und  Einzelbetrachtungen  Winckler 
auch  in  der  Untersuchung:  „Die  altmesopotamischen  Reiche"  vorbringt,  die  Grundanschauung, 
von  der  er  ausgeht  und  die  Ergebnisse,  zu  welchen  er  gelangt,  so  weit  dieselben  überhaupt  bei 
der  Unklarheit  und  dem  nicht  völlig  ausgereiften  Zustande,  in  welchem  die  Arbeit  uns  vor- 
gelegt wird,  greifbar  erkannt  und  wiedergegeben  werden  können,  sind  grossentheils  als 
irrig  zu  verwerfen.   — 

Um  zunächst  die  Ursachen  dieser  Unklarheit  und  dieser  Irrthümer'  allgemein  zu 
charakterisiren,  so  schiesst 

1)  Winckler  in  dem  Bestreben,  zu  jedem  Titel  ein  altbabylonisches  kleines 
Einzelreich  zu  finden,  über  das  Ziel  hinaus.  Es  darf  nicht  vergessen  werden,  dass  wir  mit 
unserer  ältesten  Kunde  bereits  an  dem  Höhepunkte  einer  Entwicklung  stehen^),  deren  Dauer 
zu  schätzen  uns  jeder  Anhaltspunkt  fehlt,  die  sich  aber,  nach  ihren  Früchten  zu  schliessen, 
auf  viele  Jahrhunderte  belaufen  muss.  In  dieser  Zeit  ist  die  staatliche  Entwicklung  bereits 
über  die  Einzelreiche  hinausgekommen.  Es  wird  sich  zeigen,  dass  unter  den  Titeln,  die  wir 
in  den  ältesten  altbabylonischen  Inschriften  finden,  bereits  solche  sind,  die  auf  complicirtere 
staatliche  Gebilde  Bezug  nehmen. 


1)  Ueber  die  Schreibung  >-^Tt>-T  Jp|  für  Sumeri  siehe  unten. 

2)  ÜAG  S.  65  ff.    Siehe'  vorher  bereits  Bezold,  Lit.  S.  54  f. 

3)  Vgl.  Ed.  Meyer,  Geschichte  Aegyptens  S.  2  und  Winckler,  UAG  S.  48. 


Irrthümer  in  Winckler's  Auflassung  der  staatlichen  Entwicklung  BaV^yloniens.  75 

2)  Ferner  begeht  Winckler  den  Fehler,  das.s  er  einen  Vorgang  ausser  Acht  lässt 
oder  doch  nicht  genügend  in  Betracht  zieht,  der  sich  in  der  Entwicklung  wohl  eines  jeden 
Staatswesens  wiederfindet  und  der  sich  auch  in  Babylonien  und  Assyrien  deutlich  beobachten 
lilsst:  die  weltliche  Macht  trennt  sich  von  der  geistlichen  Gewalt,  die  cultischen  und  rituellen 
Functionen,  die  früher  einen  Theil  vom  Inhalt  und  Wesen  de.-  (Priester-)Künigthums  ausge- 
macht haben,  und  die  Cereraonien ,  welche  damit  verbunden  waren,  werden  zur  Form,  An 
dieser  wird  streng  festgehalten:  ihre  Erfüllung  gilt  als  Vorbedingung  und  Grundlage  der 
Herrscherwürde,  aber,  davon  abgesehen,  wandeln  Politik  und  Staatswesen  immer  sicherer  ihre 
eigenen  Bahnen. 

Assur  und  Akkad  haben  sich  im  Kampfe  und  Wetteifer  unter  einander  und  mit 
anderen  Nachbarvölkern  zu  einheitlichen  Staatswesen  zusammengeschlossen.  So  stehen  sie 
einander  als  gleichberechtigte  Nationalitäten  und  Staatskörper  mit  kräftig  ausgeprägtem  Be- 
wusstsein  gegenüber,  nicht  als  Conglomerate  aus  stets  wieder  ablösbaren  Theilen. 

3)  Schlimmer  noch  als  die  genannten  Fehler  aber  ist  der  Mangel  an  Einheitlichkeit 
der  Anschauung  in  Winckler's  Aufsatz.  In  seinem  früheren  Artikel  hatte  WiNCKLER  die 
Ansicht  vertreten,  dass  die  verschiedenen  Königstitel  in  späterer  Zeit  mehr  durch  die  Tradition 
geheiligte  Reminiscenzen  darstellten ,  als  dass  sie  reale  Bedeutung  gehabt  hätten,  üie  neue 
Untersuchung  ist  bestimmt ,  den  gegentheiligen  Standpunkt  zur  Geltung  zu  bringen  und  zu 
begründen.  Statt  dass  aber  die  Abhandlung  ,Die  altmesopotamischen  Reiche"  einheitlich  auf 
Grund  dieser  neuen  Anschauung  aus-  resp.  umgearbeitet  wäre,  zeigt  sich  vielfach  ein  Schwanken 
zwischen  beiden  Ansichten ,  wobei  natürlich  Unklarheiten  und  irrige  Schlüsse  nicht  aus- 
bleiben können. 

Am  Deutlichsten  tritt  dies  hervor  bei  den  Aeusserungen  über  das  vermeintliche  babv- 
lonische  Reich  Ämnunu  mit  der  Hauptstadt  Urtik,  von  welchem  Winceler  (vergleiche  auch 
oben  Seite  40)  nachgewiesen  zu  haben  glaubt,  dass  es  einmal  eine  selbständige  Rolle  gespielt 
hat.    Auf  S.  74  der   Untersuchungen  wiederholt  Winckler   im  Wesentlichen,    was   er  in  dem 

V 

Artikel  Sumer  und  Akkad  beigebracht  hatte.  „Erst  Samas-sum-ukin  nennt  sich  wieder  sar 
Am-na-nu^  -wdiS  aber  nichts  weiter  als  eine  archäologische  Reminiscenz  bedeutet"^). 
Auf  Seite  87  f.  aber,  wo  er  erwägt,  ob  das  nach  Asurhunahal  datirte  Täfelchen  aus  üi'itk 
nach  dem  zwanzigsten  Jahr  AsurbanabaVs  überhaupt  oder  nach  seinem  zwanzigsten  Jahr 
als  König  von  Babylonien  datirt  sei,  sagt  Winckler:  ,Für  die  letztere  Annahme  spricht,  dass 
Saosduchin  sich  in  seiner  Bilinguis  König  von  Amnanu  also  Uruk  nennt;  in  den  letzten 
Jahren  vor  Niederwerfung  des  Aufstandes  müsste  man  also  vielleicht  in  Uruk  noch  eine 
Datirung  nach  ihm  erwarten"^).  Diese  beiden  Aeusserungen  enthalten  einen  offenbaren 
Widerspruch.  Entweder  der  Titel  sar  Atnnanu  bei  Samassumukhi  ist  „nichts  als  eine 
archäologische  Reminiscenz"  —  dann  darf  man  keine  Schlüsse  auf  das  von  jenem  beherrschte 
Gebiet  darauf  aufbauen,  oder  aber  er  ist  der  Ausdruck  einer  wirklichen  Herrschaft,  dann  ist 
er  eben  mehr  als  eine  archäologische  Reminiscenz.  Dass  Winckler's  ältere  Ansicht  die 
richtigere  ist,  wird  bereits  dadurch  klar,  dass  Assurhanahal  selbst  Uruk  einfach  zu  Akkad 
rechnet  (s.  o.  S.  71),  und  wird  weiter  bestätigt  durch  den  Vergleich  der  Titel  in  der  Bilinguis 
mit  denen  der  anderen  Inschriften  Saosduchin''s  (S^  und  L^).  In  beiden  nennt  er  sich  sar 
Bahüi^  sar  mät  Sumeri  ii  Akkadi.  Hätte  in  jener  Zeit  zwischen  diesen  beiden  vermeintlichen 
„Reichen"  das  Reich  Amnanu  gelegen,  so  wäre  es  nicht  übergangen  worden.  Das  Erscheinen 
dieses  Titels  in  der  Bilinguis  ist  allem  Anscheine  nach  lediglich  eine  Folge  der  künstlichen 
Nachahmung  älterer  Inschriften  und  älterer  Herrscherherrlichkeit. 


1)  Von  mir  gesperrt. 

2)  Zur  Sache  selbst  s.  unten  S.  84  Anm.  1. 

10« 


76  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Ich  glaube  aber,  wie  ich  hier  (gleichzeitig  als  Nachtrag  zu  S.  40  oben)  bemerken 
muss,  überhaupt  nicht,  dass  Amnanu  jemals  als  ein  babylonisches  Reich  zu  betrachten  war. 

Smgasicl,  König  von  JJruh^  bezeichnet  sich  weiter  als  König  von  Amnanu.  Bei  den 
bei  babylonischen  und  assyrischen  Herrschern  an  zweiter  Stelle  erscheinenden  Titeln  ist  es  durch- 
aus nicht,  wie  Winckler^)  zu  denken  scheint,  die  nächstliegende  Annahme,  dass  sie  die  Herr- 
schaft über  die  Landschaft  bezeichnen  im  Gegensatz  zu  der  Stadt,  die  den  Mittelpunkt  der 
Herrschaft  bildet,  sondern  sie  tragen  einen  accessorischen  Charakter,  zeigen  an,  dass  ausser  der 
im  ersten  Titel  ausgedrückten,  Stadt  und  eigenes  Land  umfassenden  Herrschaft  dem  König 
noch  eine  andere  Würde,  eventuell  die  Herrschaft  über  ein  anderes  Land  zukommt.  Wir  sind 
also  durchaus  nicht  genöthigt,  Amnanu  für  die  um  Erech  belegene  Landschaft,  für  ein  mittel- 
babylonisches Reich  zu  halten.  Und  wenn  Assurhanabal,  worauf  TiELE  hinweist  (s.  o.  S.  40), 
in  dem  Berichte  über  seinen  elamitischen  Feldzug  unter  einer  grossen  Anzahl  von  ihm  eroberter 
elamitischer  Städte  auch  Dur- Amnanu  nennt,  so  scheint  mir  das  Nächstliegende,  ja  das  einzig 
Gebotene  zu  sein,  dass  Amnanu^)  ein  an  Babylonien  grenzender  elamitischer  Bezirk  ist.  So 
gut  wie  elamitische  Herrscher  z,  B.  Rim-AJcu,  Sohn  des  KudurmahuJc,  über  Theile  von  Baby- 
lonien als  Eroberer  herrschen^),  so  gut  kann  auch  Singasid  einen  elamitischen  District  in 
seine  Gewalt  gebracht  haben. 

Nachdem  somit  das  Reich  Amnanu  für  die  Zeit,  von  welcher  wir  reden,  abgethan  ist, 
bleiben  von  den  vier  „Reichen",  aus  welchen  sich  Babylonien  zusammensetzen  soll,  ausser  der 
sarrüt  Jcibrat  irbitti.,  aufweiche  wir  später  zurückkommen,  noch  übrig:  die  sarrüt  JBabili  und 

V 

die  sarrüt  mät  Sumeri  u  AJckadi.  Sind  dieselben  nun ,  wie  Winckler  zu  glauben  scheint, 
trennbare  coordinirte  Bestandtheile  des  Staates  und  Gebietes  von  Babylonien? 

Eine  Betrachtung  des  gesammten  zur  Zeit  vorliegenden  Materials,  in  die  wir  nunmehr 

V 

eintreten ,  lehrt  das  Gegentheil.  Sie  zeigt ,  dass  sar  mät  Sumeri  u  AJcJcadi  die  Bezeichnung 
für  die  Herrschaft  über  Gesammtbabylonien  ist;  der  König  von  AMad,  und  nur  er,  kann  sich 
sar  mät  Sumeri  u  Altkadi  nennen;  wie  sich  das  erklärt  und  welche  Bedeutung  die  Führung 
des  Titels  für  die  spätere  Zeit  hat,  werden  wir  unten  sehen. 

Hören  wir  zunächst  Winckler's  Ansicht  über  die  ältere  Zeit*): 

„Wir  finden  den  in  Rede  stehenden  Titel  zuerst  bei  den  Königen  von  Ur,  Ur-Gur 
und  Dungi ,  welche  sich  „König  von  JJr"'  und  „König  von  Kingi  und  Akkad'^  nennen  (I  R 
1  u.  2).  Ersteres  bezeichnet  die  Stadt,  welche  Hauptsitz  ihrer  Macht  ist,  letzteres  am  ein- 
fachsten*) die  Landschaft,  welche  sie  beherrschen.  Wir  haben  nun  von  vornherein 
kein  Recht ^),  diese  letztere  sich  weiter  ausdehnen  zu  lassen,  als  wir  Spuren  dieser  „ersten 
Dynastie"   von    Ur  finden,  d.  i.  aber  nur  Südbabylonien  oder  ein  Theil  davon*)  ....". 

Winckler  sucht  dann  nachzuweisen,  dass  die  Herrschaft  über  das  südbabylonische 

Reich  von  Kingi  ki  ^e^W  ^^^'  dann  erworben  werden  konnte,  wenn  man  die  Königswürde 
über  ür  besass,  und  er  vermuthet,  dass  die  Erwerbung  dieser  Würde  von  der  Vornahme  irgend- 
welcher religiöser  Ceremonien  in  ähnlicher  Weise  abhing,  wie  in  Babylon  dazu  das  „Erfassen 
der  Hände  BeVs'^  nöthig  war. 


1)  AOV  1887  S.  7. 

2)  Ob  das   bei  Nabonid,  Annalen   Obv.  Col  I  ii    (TSBA  VII  p.  154)  genannte    "V  Ammananu  mit 
unserem  Amnanu  identisch  ist,   wie  Hommel  (brieflich)  vermuthen  möchte,   lässt  sich  nicht  entscheiden. 

3)  Die  Nachweise   Untersuchungen  S.  37. 

4)  AOV  1887  S.  6  ff. ;  ÜAG  S.  65  ff. 

5)  Von  mir  gesperrt. 


Die  Herrschaft  über  Sumer  und  Akkad   rechtlich    nicht  an  den  Besitz  von  Ur  {geknüpft.  tl 

Diese  WiNCKLER'sche  Ansicht  beruht,  wie  man  sieht,   auf  folj^ende»  Voraussetzungen: 

1)  Dass  die  Herrschaft  der  ersten  Dynastie  von  Ur  nicht  über  Südbabylonien 
hinausreichte. 

2)  Dass  es  das  Nächstliegende  sei,  den  Titel  der  Könige  von  Ur  auf  die  von  ihnen 
beherrschte  Landschaft  im  Gegensatz  zu  der  Stadt  Ur  als  Hauptsitz  ihrer  Macht  zu  beziehen. 

3)  Dass,  weil  die  Herrscher  anderer  Dynastien,  welche  den  Titel  luyal  Kingi  Ici  ^e^W 

führen,  regelmässig  den  Titel  lugal  (oder  t^j  ]  [^  |y)  sich  beilegen,  die  Würde,  welche  diesem 
Titel  entspricht,  an   Ur  geknüpft  war. 

Die  erste  dieser  Voraussetzungen  ist  grundfalsch,  die  beiden  anderen  sind  unwahr- 
scheinlich. 

1)  Nachdem  er  uns  in  „Svmer  und  Al{lca(V  Seite  7  versichert  hat,  dass  sich  Spuren 
der  ersten  Dynastie  von  Ur  nicht  über  Südbabylonien  hinaus  finden,  theilt  uns  Winckler  auf 
S.  11  desselben  Aufsatzes  mit:  „.  .  .  so  z.  B.  lässt  es  sich  für  Diingi'^  (also  den  einen 
der  beiden  uns  bekannten  Vertreter  der  ersten  Dynastie  von  Ur)  „nachweisen,  dass  er  auch 
über  Nordbabylon  ien  herrschte"^).  Die  erste  und  vornehmste  Voraussetzung  für  Winckler's 
neue  Erklärung  der  Bedeutung  des  Titels  beruht  also  auf  einer  unverzeihlichen  Flüchtigkeit. 

2)  Wir  haben  soeben  gezeigt  (S.  76),  dass,  wenn  man  bei  einem  Herrscher  im  Zwei- 
stromland mehrere  Titel  findet,  von  denen  der  erste  den  Sitz  des  Herrschers  nennt,  es  nicht, 
wie  Winckler  annimmt,  das  Einfachste  und  Nächstliegende  ist,  den  zweiten  Titel  als 
Ausdruck  für  die  beherrschte  Landschaft  im  Gegensatz  zu  deren  Centrum,  der  Stadt  anzu- 
sehen. Im  Gegentheil,  nach  Allem,  was  wir  wissen,  bezeichnet  der  erste  Titel  die  Herrschaft 
über  Stadt  und  Landschaft,  der  zweite  etwas  Neues,  von  der  eigentlichen  Herrschaft  zu 
Trennendes.  —  Die  Herrschaft  über  Assur  z.  B.  wird  durch  den  einen  Titel  sar  mät  Assur 
genügend  charakterisirt.  Dass  der  gekrönte  , König  von  Babylon"  die  Herrschaft  über  Land- 
schaft und  Reich.  AJckad  ausübt ,  zeigt  uns  die  Chronik  aufs  Deutlichste  (Seite  72).  Es  ist 
also   gegenüber   direct    widersprechenden   Zeugnissen  (s.  sogleich)  kein  Grund    vorhanden,    den 

Titel  lugal  Kingi  ki  ^e^^^  auf  die  Landschaft  um   Ur  zu  beziehen ! 

3)  Es  ist  richtig ,    dass    die  Könige   der  Dynastie  von  Nisin  ^)  sowohl  wie   von  Larsa 

nie  versäumten,  vor  dem  Titel  lugul  Kingi  ki  ^e^'^  den  Titel  König  (oder  „Nährherr")  von 
Ur  zu  setzen.     Aber   der  daraus  gezogene  Schluss  ist   falsch.  —  Wenn   die  Herrscher  von    Ur 

gleichzeitig  Beherrscher  von  Kingi  ki  ,^  '  ^  waren  und  eine  andere  Dynastie  in  den  Besitz 
der  Würden  gelangte,  die  jene  früher  besessen,  so  ist  das  ohne  eine  kriegerische  Action  mit 
unglücklichem  Ausgang  für  Ur  nicht  denkbar.  Da  ist  es  denn  ganz  natürlich ,  dass  sie  als 
Eroberer  die  Titel  in  der  alten  Reihenfolge  beibehielten.  Dies  berechtigt  aber  nicht  zu 
dem  Schluss,    dass   die  Herrscher  von  Larsa,  Nippur  etc.  gerade  in  ihrer  Eigenschaft  als 

Herren  von  Ur  die  Herrschaft  von  Kingi  ki  >^t^  inne  hatten.  Man  kann,  glaube  ich, 
sogar  das  Gegentheil  beweisen.     Denn,  wenn  die  Herrschaft  über  Ur  die  Vorbedingung  für  die 

Herrschaft  über  Kingi  ki  ,^  ▼  ^  gewesen  wäre,  so  würden  erstens  die  Herrscher  der  soge- 
nannten zweiten  Dynastie  von  Ur  (u.  S.  96)  gewiss  nicht  versäumt  haben,  sich  den  Titel  lugul 

Kingi  kl  ^E^^^  beizulegen  und  würde  zweitens  Hammurahi  ebenso  wenig  unterlassen  hoben, 
seinen  Titeln  den  Titel  eines  Königs  von    Ur  zuzufügen. 


1)  Winckler,  AOV  1887  S.  10;  UAG  S.  66.     Vgl.  unten  S.  93ff. 

2)  Im   Assyrisch-Babylonischen   später   mit   bekanntem   Lautwandel   Ixhi   gesprochen   gemäss   dem 
Hymnus  80.  7—19,  126  s.  Bkzold,  ZA  IV  S.  430  Nr.  4;   Irilbuer's  Record  Ser.  3  Vol.  I  pt.  6  p.  187  [BezoldJ. 


78  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Aber  genau  wie  Dungi  sich  König  von  Ur,  König  von  Kingi  M  ^e^^  und  „König 
von  ?7r,  König  der  vier  (Welt)gegenden''  nennt,  so  finden  wir  bei  Hammurahi  die  Titel 
„König  von  Babel,  König  der  vier  (We]t)gegenden''   und  „König  von  Babel,  König  von  Kingi 

ki  >^  T '^,  König  der  vier  (Welt)gegenden''  ^). 

Daraus  folgt  nur,  dass,  wie  früher  der  König  von  ür,  so  jetzt  der  König  von  Babel  als 
solcher  gleichzeitig  die  Herrschaft  und  die  Würden  inne  hat,  welche  die  Voraussetzung  für  die 

Führung  der  Titel  lugal  Kingi  Jci  ^  t  T^  ==  sar  Sumeri'"  u  AJcJcadt"'  und  liigal  UB.DA 
silba  =  sar  Jcibrat  arbai  bilden. 

Und  so  ist  es  seit  Hamnmrabi  allezeit  geblieben.  Wenn  der  Titel  überhaupt  er- 
scheint, so  ist  er  an  die  Herrschaft  und  den  Besitz  über  ^-AheX-Ahhad  geknüpft.  Er  kann 
nur  von  demjenigen  geführt  werden,  der  sar  Babili,  Beherrscher  des  Landes  AJcJcad  ist  oder 
als  solcher  angesehen   werden  will. 

V 

Die  Auffassung,  dass  der  Titel  sar  med  Sumeri  u  AJckadt,  in  späterer  Zeit  die  Herrschaft 
über  ein  südl)abylonisches  „Reich"  bedeute  und  an  den  Besitz  von  (und  die  Vornahme  religiöser 
Handlungen  in)  Ur  (oder  Nippur)  geknüpft  sei  und  dass  ein  König  den  Titel  sar  mät  Sumeri 
u  Akkadi  führen  könne ,  während  gleichzeitig  ein  Anderer  König  von  Babylon  und  damit 
König  des  Landes  Akkad  sei,  wie  sie  WiNCKLER  vertritt,  beruht  auf  einer  soeben  als  falsch 
erwiesenen  Grundlage  und  wird  mit  Gründen  gestützt,  die  einer  näheren  Prüfung  in  keiner 
Weise  Stand  halten. 

Die  assyrischen  Herrscher,  die  eine  Oberhoheit  über  Babylonien  hatten,  wurden  ent- 
weder selbst  durch  Erfüllung  der  nöthigen  Ceremonien  in  Babylon  König  oder  sakkanak  von 
Babylon  und  damit  dann  auch  Beherrscher  des  Landes  Akkad,  dann  konnten  sie  auch  den 
Titel  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  führen ,  oder  aber  sie  beliessen  dem  in  Babylon  gekrönten 
und  residirenden  Könige  von  Babylon  die  Herrschaft  und  begnügten  sich  damit,  durch  Opfer 
in  allen  wichtigen  Tempeln  sich  als  Günstlinge  der  babylonischen  Götter  und  factische  Ober- 
herrn zu  bezeichnen :  in  diesem  Falle  war  und  blieb  der  König  von  Babylon  König  von  Akkad- 
Babylonien  und  nur  er  hätte  —  wofür  aber  bis  jetzt  aus  der  Zeit  nach  der  kassitischen 
Herrschaft  bis  auf  Tiglatpileser  III  aus  dem  spärlichen  Material  keine  Zeugnisse  vorhanden 
sind  (vgl.  S.  81  Abs.  2)  —  sich  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  nennen  können.  Ob  dazu  etwa  wiederum 
die  Erfüllung  von  ceremoniellen  Vorschriften  für  den  König  von  Babylon-^/c^ac?,  der  sich  den 
Titel  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  beilegt,  die  Vorbedingung  bilden,  entzieht  sich  unserem  Urtheil. 

Nach  Winckler's  Darstellung  freilich  würde  es  scheinen ,  als  hätten  mindestens 
zwei  assyrische  Könige  den  Titel  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  geführt,  während  gleichzeitig 
ein  anderer  sar  Babili  als  König  von  Babylon  geherrscht  hätte.  Es  ist  entschieden  eine  petitio 
j^rincipii ,    wenn   Winckler    von  TwÄ;Za^-NIN.IB,    den   Ramman-nirari    „sar  Assur ,    sar  mät 

V 

Sumeri  u  Akkadi"  nennt,  sagt:  „dass  Jemand,  der  den  äussersten  Süden  beherrschte,  auch 
das  übrige  Babylonien  in  seiner  Hand  hatte,  ist  selbstverständlich".  Der  Titel  sar  mät  Sumeri 
u  Akkadi  kommt  hier  überhaupt  zum  ersten  Mal  bei  einem  Assyrerkönig  vor,  und  es  soll 
ja  gerade  untersucht  werden,  was  er  bedeutet,  statt  dass  man  ihn  ohne  irgend  welche  Be- 
weise als  Bezeichnung  der  Herrschaft  über  Südbabylonien  ansieht. 

Winckler  sagt  uns:  „Mit  Babylon,  um  das  herum  sich  also  seine  Macht  erstreckte, 
hat  Tuklat-^llS AB  auf  gutem  Fusse  gestanden,  da  er  als  ein  Zeichen  seiner  Freundschaft,  wie 
es  auch  Assur-ubalUt  mit  Amenopliis  IV  that,  das  Siegel,  welches  noch  Sanherib  wieder  vor- 
fand, dem  damaligen  Könige  schenkte.     Hier    sind   zwei  unbewiesene  Behauptungen  vereinigt. 


1)  Vgl.  z.  ß.  Jie  Inschrift  der  Nagelcylinder  ZA  II  118  fi'.  und  I  K  4,  XV,  2  mit  I  K  4,  XV,  1. 


Kein  König  von  Babylon  neben  dem  Könige  von  KiirduniaS.  <  9 

nämlich    erstens,    dass  das  Siegel    ein  Geschenk  sei  und    zweitens,    dass  es  ein  Geschenk  an 
den  König  von  Babylon  sei. 

In    der  Inschrift  Sanherib's ,    die    über   die  fiückführung   des  Siegels    nach  Assyrien    be- 
richtet,  heisst  es:   kunukhu  annü  istu  mät  AUur  ana  mät  Äkkadi  (NBI  vergl.  oben  S.  72). 

Y  ^^ilM  *^Kl^  t^In  *^-  J^it  ^^^  Lesung  garri  iktadin,  die  man  bisher  angenommen 
hatte,  ist  allerdings  kaum  etwas  anzufangen^),  und  der  Vorschlag  Winckler's,  sarik  zu  lesen 
(Permansiv  des  einfachen  Stammes  von  saräku  , schenken"  „widmen"),  hat  allerdings  viel  Be- 
stechendes. 

Mit  tadin  könnte  man  aber  doch  hier  nur  etwas  beginnen,  wenn  man  es  als  Schreib- 
fehler für  ittadin  ,es  wurde  gegeben"  ansieht.  Aber  nehmen  wir  selbst  an.  das  Siegel  sei 
nach  Babylon  geschenkt  oder  gestiftet  worden,  nicht  das  geringste  Zeugniss  ist  dafür  vorhan- 
den, dass  ein  König  in  Babylon  gewesen  sei,  dem  TtJtZa^-NIN.IB  dies  Siegel  schenken  konnte. 
Als  Beherrscher  der  Akkadier-Babylonier  kennen  wir  in  jener  Zeit  nur  die  kassitischen  Könige, 
die  als  Könige  von  Kardumas  (Kaldu-L-dnd)^)  auch  über  Babylonien  herrschen.  Diesem  aber 
ein  Siegel  zu  schenken,  auf  dem  der  Assyrer  sieb  Eroberer  von  Kardunias  nennt,  wäre  eine 
eigenthümliche  Zumuthung  gewesen.     Wahrscheinlich  war  aber  zu  der  Zeit,  wo  sich    Tuklat- 

NIN.IB  als  "V  *^\\  wiät  Kardunias  bezeichnet,  sowenig  wie  ein  besonderer  König  von  Babylon- 
Akkad,  überhaupt  ein  anderer  König  neben  TwA'^a^-NIN.IB  vorhanden. 

Von  Asarhaddon,  der  sich  "V  *^\^  mät  Musur  u  Küsi  nennt,  wissen  wir,  dass  er 
Aegypten  erobert  und  zum  assyrischen  Reich  geschlagen  hat;  TwA-^a^-NIN.IB  hat  Baby- 
lonien erobert,  ist  Beherrscher  von  ganz  Babylonien  und  führt  desshalb  die  Titel  "V  *^K 
mät  Kardu  und  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi ,  für  welch  letzteren  Titel  die  Herrschaft"  über 
Bahel-Akkad  die  nothwendige  Voraussetzung  ist. 

Da  Winckler's  Annahme  betreffs  des  Siegels  durchaus  falsch  ist,  so  bleiben  hier  nur 
zwei  Möglichkeiten:  Entweder  man  nimmt  mitTiELE^)  an,  dass  in  dem  Kriege,  den  die  Baby- 
lonier  gegen  seine  Nachfolger  Bel-kudiir-usur  und  '^\^.\^-ahü-ekurra  geführt,  wahrschein- 
lich in  dem  mit  Belkudurusur's,  Niederlage  endigenden  Feldzug,  T«<Zi"Zrt^-NIN.IB's  Insiegel 
von  den  Babyloniern  mitgenommen  worden  sei  als  Wahrzeichen  dafür,  dass  sie  den  Assyrern 
nicht  mehr  zu  gehorchen  hatten  und  dass  die  Schmach  getilgt  war.  Dies  scheint  mir,  wenn 
man  von  der  Inschrift  absieht,  historisch  immer  noch  die  wahrscheinlichste  Annahme  zu  sein. 
Wenn  die  Assyrerkönige  sich  der  Rückführung  eines  solchen  Besitzthums  wie  einer  Götterstatne 
oder  hier  eines  Siegels  rühmen,  so  hat  das  fast  immer  die  politische  Bedeutung,  dass  eine  alte 
Schmach  getilgt  wird  (vgl.  oben  S.  44).  Oder  aber  das  Siegel  ist  nach  Babylon  gestiftet: 
dann  muss  es  von  TwArZai-NIN.IB  in  einem  Tempel  niedergelegt  sein  zum  Zeichen,  dass  er, 
der  „Eroberer  von  Kardu'^,  auch  Beherrscher  von  Babylon  und  damit  von  Akkad  sei.  —  Warum 
dann  Sanherih  es  aus  Babylon   wieder  fortnahm,  erscheint  mir  weniger  verständlich. 

Der  „König  von  Babylon",  mit  dem  Tt(A7a^-NIN.IB  auf  gutem  Fuss  gestanden  haben 
soll,  ist  also  jedenfalls  ein  WiNCKLER'sches  Phantasiegebilde! 

Wie  steht  es  nun  mit  Winckler's  entsprechender  Annahme  für  Tiqlatpileser  IIJ? 
Nach  WiNCKLER*)    hat   dieser  König    sich    auf  seinem    ersten  Feldzug    gegen  Babylonien,   also 


1)  Danach  wäre  garri  , Krieg"  (?)  siehe  Tiele,  Geschichte  Seite  147;  ferner  Scurader  und  Peiser, 
KB  I  Seite  10  f.  A.  5;  iktadin  abzuleiten  von  l<ad(hiu{^),  zu  vergl.  kidinuu  {'}?). 

2)  WiNCKLER,  UAG  S.  135  f.     Auf  diese  Erklärung   des  Namens  Kardunias  war   auch   ich   einmal 
gekommen,  hatte  aber  den  Gedanken  nicht  weiter  verfolgt. 

3)  Geschichte  S.  142  f. 

4)  Untersuchungen  S.  70. 


80  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

als  noch  ein  König  in  Babylon  {Nahonassar)  vorhanden  war  und  lange  ehe  er  selbst  König 
von  Babylon  wurde,  in  Nippitr,  dem  Endpunkt  dieses  Zuges,  die  Berechtigung  zur  Führung 
des  Titels  sar  mät  Sumeri  u  Akkadl  erworben.  ^Tiglat-Püeser" ,  so  schreibt  Winckler,  „der 
ohnehin  jedenfalls  genug  zu  thun  hatte,  um  die  Aramäerstämme  niederzuwerfen,  war  daher 
sicher  froh ,  wenn  man  ihm  sagte ,  dass  auch  Bei  von  Nippur  ihn  zum  Könige  von  Sumer 
und  ÄJcJcad  machen  könne  und  verzichtete  darum  wahrscheinlich  gern  auf  eine  nicht  ungefähr- 
liche militärische  Wallfahrt  nach  dem  Nannarheiligthume  [in  Ur  (S.  77)],  wenn  er  mit  einigem 
Scheine  des  Rechtes  die  Früchte  bequemer  haben  konnte". 

Nehmen  wir  einmal  an,  Winckler  hätte  Recht,  die  Annahme  des  Titels  sei  auf  dem 
ersten  babylonischen  Zuge  erfolgt,  so  ruhte  die  Behauptung,  dass  derselbe  mit  der  speciell 
südbabylonischen  Herrschaft  etwas  zu  thun  hätte,  auf  keiner  besseren  Grundlage,  als  bei  Tiiklat- 
NIN.IB  (Seite  78  f.).  Nicht  der  geringste  Anhaltspunkt  ist  dafür  vorhanden.  Dass  bei  der 
Dynastie  von  Nisin  (Isiu),  die  auch  den  Titel  lugal  Kingi  hi  ^^  t  T^  führt,  deren  Fürsten  also 
einmal  die  Oberrschaft  über  Sumer  und  ÄJcJcad  gehabt  haben,  Nippur  an  hervorragender  Stelle 

genannt  wird,  hat  mit  der  Führung  des  Titels  lugal  Kingi  Jci  ^^^  nichts  zu  thun.  Zudem 
ist  auch  die  Lage  von  Nippur^  verhältnissmässig  weit  nördlich  nach  Babylon  zu,  einer  solchen 
Auffassung  durchaus  nicht  günstig. 

Aber  Winckler  ist  auch  darin  im  Unrecht,  dass  dieser  Titel  aus  der  dem  babyloni- 
schen Feldzug  unmittelbar  nachfolgenden  Zeit  herstamme.  Ein  solcher  Schluss  könnte  doch 
nur  dann  aus  dieser  Inschrift  gezogen  werden,  wenn  dieselbe  nachweislich  in  dieser  frühen  Zeit 
abgefasst  wäre.  Wenn  sie  dagegen  aus  der  Zeit  herrührte,  wo  Tiglatpileser  III  nach  Erfassen 
der  Hände  BeV?,  König  von  Babylon  und  Babylonien  geworden  war,  so  konnte  natürlich  jeder 
der  Titel,  die  ihm  als  solchem  zukamen,  auch  in  Inschriften  verwendet  werden,  die  ausschliess- 
lich Ereignisse  aus  früheren  Jahren  behandeln,  ohne  dass  irgend  ein  anderer  Schluss  daraus 
zu  ziehen  erlaubt  wäre,  als  der,  er  habe  diesen  Titel  kraft  seines  Rechtes  als  König  von 
Babylonien  geführt.  Winckler  führt  nun  nicht  nur  nichts  zum  Beweise  für  eine  solche  frühe 
Abfassungszeit  an,  sondern  erwähnt  nicht  einmal,  dass  eine  direct  entgegengesetzte  Ansicht  existirt. 
Denn  TlELE^)  hält  die  Inschrift  Layard  17  für  wahrscheinlich  nicht  viel  älter  „als  II  R  67  und 
das  paralelle  Fragment",  die  nach  seiner  Ansicht  in  oder  nach  dem  17.  Regierungsjahre  geschrieben 
sind,  d.  h.,  da  Tiglatpileser  in  diesem  Jahr  (729)  die  Hände  BeV&  ergriflF*)  zur  Zeit  oder  nach 
der  Thronbesteigung  Tiglatpileser'' s  in  Babylonien.  Ich  kann  Tiele^)  nur  beistimmen,  wenn  er 
gegen  die  Ansicht  Schrader's,  dass  das  Document  Latard  17,  das  allerdings  nur  die  Ereignisse 
der  ersten  2 — 3  Jahre  behandelt,  bereits  in  dieser  frühen  Zeit  („vor  742")  niedergeschrieben 
sei,  „ernste  Bedenken"  hegt.  —  Tiele  sagt  u.  A.  ausdrücklich,  dass  es  nicht  wahrscheinlich 
sei,  dass  der  Assyrer  sich  selbst  „König  von  Sumer  und  Akkad"  genannt  habe,  ohne  noch 
Herr  von  Babel  zu  sein. 

Es    ist    also    durchaus    nicht   nachzuweisen  und  der  ganzen  Lage  der  Sache  nach  un- 

V 

denkbar,  dass  die  Titel  sar  mät  Sumeri  u  AJcJcadi  und  sar  Bahili  gleichzeitig  von  zwei  ver- 
schiedenen Personen  getragen  werden  konnten.  Nur  der  König  von  Babylon ,  der  sar  Ba- 
bili,  als  Nachfolger  HammtirahV^  konnte  auch  den  Titel  sar  mät  Sumeri  u  ÄJcJcadi  führen. 
Fragt  man  nun  nach  der  Bedeutung  des  letzteren  für  diese  spätere  Zeit,  so  ist  in  Erwägung 

zu  ziehen  ,    einmal    dass    die  Bezeichnung   eines  südbabylonischen  Landstriches  als  "V  ^^Jl^ 

bei   SanJierib    (siehe    unten)    deutlich    zeigt,    dass   man    noch   recht    wohl   wusste,   wo   das 


1)  Geschichte  S.  225  u.  Anni.  1. 

2)  Eponymen -anon  B;  KAT  486. 


I 


Nur  der  König  von  Akkad-Babylonien  kann  den  Titel  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  führen.  81 

alte  Snraer  zu  suchen  sei ,  und  zweitens ,  dass  der  Titel  zumeist  nur  von  solchen  Herrschern 
geführt  wird,  die  durch  Bekämpfung  der  südbabylonischen  Aramäer-  und  Kaldäerstämme 

V 

ihre  Macht  auf  das  Gebiet  des  alten  Kinyi  =  Sumer  ausgedehnt  hatten  (so  die  kassitischen 
Könige  von  Kardunias,   TwAZa^-NIN.IB,  Ti(jlatpileser  III,  die  Saryoniden). 

Ich    möchte    daher   zur  Erwägung  stellen ,    ob    nicht  ir.  der  Führung  des  alten  Titels 

V 

sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  eine  Art  Programm  ausgesprochen  ist:  wer  sich  denselben  beilegt, 
schreibt  die  Wiederherstellung  von  NammurabVs  Reich    in   seinem  ganzen  Umfange  auf  seine 

V 

Fahne  und  verkündet  damit  den  Kaldäern  und  Aramäern,  die  das  Gebiet  von  Sumer  occupirt 
haben,  den  Streit.  Freilich  finden  wir,  soweit  unser,  allerdings  äusserst  lückenhaftes  in- 
schriftliches Material  reicht,  die  Vertreter  dieses  Prograrames  nur  unter  den  assyrischen  Königen 
von  Baljel-Akkad. 

Die  Verhältnisse   der  Sargonidenzeit   stimmen    hiezu    durchaus,    wie    uns    zunächst    die 

V 

Inschriften  AsurbaHabaVs  und  SamussumuMn^s  deutlich  zeigen.     Es  ist  hier  zu  beachten: 

V 

1)  Samassamuktn   nennt    sich    in    seinen    sämmtlichen    vier^)    Inschriften    sar   mät 

V 

Sumeri  u  Akkadi.  während  sich  Äsurbanabal  nie  so  bezeichnet. 

V 

2)  Äsurbanabal  spricht  stets  nur  von  einer  Einsetzung  Samassumukins  zum  sar 
Böhm  und  damit  im  Zusammenhang  nur  von  der,  zugleich  auch  mit  der  Rückhehr  des 
Mardukbildes  in  Verbindung  stehenden  Wiederherstellung  der  sattukM  iläni  Babili;  Samas- 
sumukin  dagegen  —  dies  ist  besonders  zu  beachten  —  gebraucht  an  der  entsprechenden 
Stelle  den  Ausdruck  sattukhi  Esaggil  iläni  mät  Sumeri  u  Akkadi. 

Wie  sind  diese  Verhältnisse  zu  erklären?  Winckler^)  —  der  übrigens  den  letzt- 
erwähnten Unterschied    in   den   Inschriften    der    beiden    Brüder    nicht    kennen    konnte  —  geht 

V 

auch  hier  von  der  AuÖassung  aus,    dass  die  sarrüt  Sumeri  u  Akkadi  die  Herrschaft  über  ein 

V 

südbabylonisches  Reich  bedeute  und  glaubt,  dass  die  Inschriften,  in  denen  sich  Samassumukin 

„die  Herrschaft  über  Sumer-Akkad  anmasst",  erst  in  die  Zeit  nach  dem  Abfall  zu  setzen  seien. 

Die  Inschriften  Samassumukin' s  bestätigen  aber  durchaus,  dass  sich  derselbe  als  König 

V 

von  Akkad-Babylonien,  und   zwar  vor   dem  Aufstand  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  nannte. 

V 

Namentlich  bedeutungsvoll  und  beweisend  ist  hiefür  Bil.  9  sq.,  wo  Samassumukin  von  seinem  Be- 
ruf zur  Wiedervereinigung  der  zerstreuten  Völker  von  Akkad  spricht.    Hier  entspricht  nun  dem 

babylonischen  mät  Akkadi  ein  sumerisches  kingi  >^tT^  ki.  Da  einerseits  kingi=mätuh2t.nd. 
ist,    andererseits    mät  Akkadi   „Babylonien"    in    seiner    politischen  Einheit    bezeichnet    (S.  71), 

so  konnte  das  kingi  ki  ^  ▼  T^,  das  in  der  alten  Vorlage  sicher  das  Aequivalent  von  Sumer 
und  Akkad  ausdrücken  sollte,    zum  Ausdruck  für  mät  Akkadi  allein  verwandt  werden').   — 


1)  WiNCKLER  freilich  berücksichtigt  in  seinen  Untersuchungen  nur  zwei  Inschriften  Samassuniukin's. 
obgleich  ihm  das  Vorhandensein  zweier  anderer  bekannt  ist  (meine  Dissertation  p.  7  sub  2;  oben  Seite  22 
sub  2  und  24  sub  3;  ZA  II  388).  Nach  den  Grundsätzen  historischer  Forschung  hätte  zum  Mindesten  auf 
die  Existenz  dieser  Quellen  verwiesen  und  die  Möglichkeit  hervorgehoben  werden  müsÄen,  dass  dieselben 
die  Dinge  in  verändertem  Lichte  erscheinen  liessen.  (Vergleiche  oben  Seite  45  Anmerkung  2  und  Seite  69  f. 
Anmerkung  1). 

2)  Untersuchungen  S.  88f. 

3)  Die  Bemerkung,  welche  Winckler,  AOV  1887  S.  6  A.  2,  zu  der  betretfenden  Stelle  in  meiner 
früheren  Uebersetzung  der  Bilinguis  macht:  , Lehmann  falsch:  Sumer  et  Akkad"  hätte  er  sich  sparen 
können.  Ich  wusste  natürlich  damals  sogut  wie  heute  —  und  kann  dies  durch  Vorlegung  des  ungedruckten 
lateinischen  Commentars  zur  Bilinguis  (vgl.  Dissertation  p.  42)  beweisen  — ,  dass  kingi  =  viätu  ist,  hatte  dem- 

gemäss  auch  die  abweichende  Verwendung  der  Worte  kingi    ^ T ^  ki  wohl  bemerkt.    Wenn  ich  dennoch 
.„Sumer  et  Accad'   übersetzte,  so  wollte  ich  damit  das  ausdrücken,  was  jetzt  im  Text  über  die  Nachahmung 
Lehmann,  Samassumukin.  11 


82  Erster  Thcil,  viertes  Capitel. 

Die  Chronik  will  offenbar  dasselbe  sagen,  wenn  sie  von  der  Rückkehr  BeVs,  und  der 
Götter  des  Landes  Äkkad  spricht.    Vergleicht  man  nun  die  Stelle  in  der  Bilinyiiis:  ana  puhhur 

nise  saphäti  sa  mät  Äkkadi  mit  der  bei  Hammurahi;  ^\\y  Siimeri"'  u  Akkadi""  nise-sunu 
suphdtim  lüpahhir  und  wiederum  die  Chronik  {Bei  u  iläni  mät  Äkkadi)  mit  der  Stelen-  und 
Cylinderinschrift   Sumassumukin's    {sattiikki    Esaggil   iläni    mät    Sumeri  u   Äkkadi),    so    wird 

V 

man  kaum  mehr  daran  zweifeln  können,  dass  mät  Akkadi  und  mät  Sumeri  u  Äkkadi  hier 
in  der  Hauptsaclie  gleichbedeutend  sind  und  dass ,  da  mät  Äkkadi  das  Land  Babylonien  in 
seiner  Gesammtheit  und  politischen  Einheit  bezeichnet ,  im  Wesentlichen  dieselbe  Bedeutung 
auch   der  Bezeichnung  mät  Sumeri  u  Äkkadi  innewohnt 

Besonders  ist  noch  zu  beachten,  dass  nach  Samassumukhi's  Angabe  die  Wiederein- 
setzung der  Götter  von  V  Sumeri  u  Äkkadi  aufs  Engste  mit  der  Ordnung  der  satttikki 
Esaggil  in  Verbindung  steht ^);  man  bemerke  das  Fehlen  der  Conjunction  u.  In  Babylon  wird 
durch  Erfassen  der  Hände  BiVs  die  Königswürde  zunächst  über  Babylon  erworben;  der  in 
Babel  in  dieser  Weise  rechtmässig  „gekrönte"  König  ist  aber  gleichzeitig  König  von  ganz 
Babylonien,  vom  Lande  Äkkad  (S.  78). 

Samassumukin  spricht  ferner  von  der  Rückkehr  der  Götter  des  "V  Sumeri  u  Äkkadi 
mit  Marduk  genau  in  demselben  Sinne,  wie  er  in  der  Bilinguis  betont,  dass  er  durch 
die    Götter    zur    Sammlung    der    zerstreuten  Völker    des    Landes  Äkkad    berufen    sei.     Hieraus 

geht  doch  wohl  hervor,  dass  der  Cultusmittelpunkt  für  die  Götter  des  "V  Sumeri  u  Akkadi 
mit  dem  des  "V  Äkkadi  zusammenfällt. 

Was  nun  ferner  die  Inschriften  ÄsurhanahaVs  betrifft ,  so  findet  Winckler  ,  immer 
ausgehend  von  der  falschen  Voraussetzung ,  dass  m,ät  Sumeri  u  Äkkadi  ein  südbabylonisches 
„Reich"   bedeute,    es  verwunderlich,    dass  der  Assyrerkönig   sich  nicht   „König  von  Sumer  und 

V 

Akkad"  nenne,  während  Samassumukin  sich  in  der  Bilinguis  und  in  der  Backsteininschrift-) 
diesen  Titel    beilegt.      Er   findet    auch    hier    die  Erklärung    darin ,    dass    diese  Inschriften    erst 

V 

nach   dem  Abfall  Samassumukin'' ii   abgefasst   seien,    eine  Annahme,    die  offenbar  nur    ad    hoc 

V 

gemacht  wird,  um  zu  zeigen,  dass  Äsurhanahal,  der  sich  vor  der  Niederwerfung  Samassumu- 
kin^s  nie  sar  mät  Sumeri  u  Äkkadi  nannte,  doch  vorher  schon  Beherrscher  dieses  vermeint- 
lichen südbabylonischen  Reiches  gewesen  sei. 

Winckler  führt  dafür  noch  an,  dass  Äsurbanabal  in  Ur  einen  Statthalter  (den 
Sintahni-usur)    gehabt  habe,    der  bei  Ausbruch   des  Aufstandes  zu  Samassumukin  übergingt). 

Wenn  zu  jener  Zeit  mit  dem  Besitz  von  Ur  der  Titel  des  sar  mät  Sumeri  u 
Äkkadi  verknüpft  gewesen  wäre,  so  hätte  Äsurbanabal,  der  sich  dieses  Besitzes  erfreute, 
sich  sicher  auch  diesen  Titel  beigelegt.  Dass  er  es  nicht  thut,  könnte,  wenn  es  dessen  noch 
bedürfte,  als  ein  weiterer  Beweis  gegen  jene  irrige  WiNCKLER'sche  Auffassung  angeführt 
werden.  Ob  aber  damals  Ur  überhaupt  politisch  zu  Babylonien  gerechnet  werden  konnte, 
erscheint  mir  sehr  zweifelhaft.  Denn  wenn  die  Kaldäerstaaten  vom  Meere  aus  in  Inland  irgend 
welche  Ausdehnung  gewannen,  so  musste  das  Gebiet  von  Ur  als  eines  der  ersten  ihrem  Gebiete 


alter  Vorlagen  ausgesprochen  ist.  Ich  konnte  dies  um  so  eher  thun,  als  ja  in  meiner  Uebersetzung  der 
neubabylonischen  Fassung  deutlich  ^terrae  Accad'*  zu  lesen  steht.  Zudem  hatte  ich  mich  gegen  alle  der- 
artigen Vorwürfe  geschützt  durch  die  Worte  {Dissertation  1.  c.) :  ,Cum  inscriptio  singularum  rerum  inter- 
pretatione  egeat,  imprimis  in  versione  protobabylonica,  ubi  versionis  interlinearis  angustiis  con- 
strictus  unum  tantum  sensum  saepe  significavi,  cum  possit  fluctuari  inter  diverses  doleo  equidem  quod 
commentarium  a  me  compositum  totum  quominus  adstruam  prohibeor". 

1)  Näheres  unten  im  Commentar. 

2)  Bezold,  ZA  IIT  416. 

3)  George  Smtth,  Assurbanipal  p.  184,  185.  —  Wincklek,   Untersuchungen  S.  89. 


Asurbanabal's  Stellung  als  Oberherr  Babyloniens.  83 

einverleibt  werden.  Dieses  Verhältniss  spiegelt  sich  wohl  auch  in  der  bekannten,  von  Winckler 
nicht  in  Betracht  gezoü;enen  alttestanientlichen  Bezeichnung  C^liyr  "'.IX  wieder. 

Wie  diese,  so  sind  auch  Winckler's  andere  Aufstellungen  und  Schlussfolgerungen 
hinfällig.  Wenn  man  die  Verhältnisse  richtig  auffassen  will,  so  darf  man  freilich  nicht  mit 
dem  genannten  Autor  ^)  annehmen,  dass  „  Assurbanipal,  erzog ni  im  Geiste  des  Vaters  und 
in  der  Ehrfurcht  vor  den  Geistesschätzen  BaVjylons,  des  Vaters  Wiederherstellungswerk  gekrönt 
habe,  indem  er  die  alten   Verhältnisse  wieder  einrichtete*. 

Wohl  „erhielt  Babylon  wieder  seinen  eigenen  König,  der  unter  dem  Schutze  As.syriens 
regierte"  aber;  dass  von  einer  Krönung  des  väterlichen  Herstellungswerkes  bei  Asurhunabal 
nicht  die  Rede  ist,  dass  im  Gegentheil  Asurhanuhal  von  der  väterlichen  VVillensäusserung  so- 
viel unausgeführt  Hess,  wie  nur  irgend  mit  der  Sicherheit  seiner  Krone  verträglich  war,  glaube 
ich  im  vorigen  Capitel  gezeigt  zu  haben  (S.  52  ff.). 

AsurhanahaVs,  Verhalten  Babylonien  gegenüber  ist  vielmehr  weit  eher,  wie  es  bereits 
TiELE  gesagt  hat,  als  eine  verwässerte  Fortsetzung  der  Politik  Sanherib's  zu  bezeichnen.  Die 
ganze  Wiederherstellung  eines  babylonischen  Königthums  war  durchaus  nicht  im  Einklang  mit 
Asurbanabal's  Plänen  und  Wünschen.  Deshalb  zögerte  er  zunächst  überhaupt  mit  der  Aus- 
führung der  väterlichen  Verfügung  (s.  o.  S.  83).  Und  als  er  sich  zur  Ausführung  derselben 
«ntschloss,  nahm  er  sie  in  der  denkbar  engsten  und  beschränktesten  Weise  vor.  Er  gibt 
JBabylon  und  damit  dem  Lande  Akkad  einen  König,  dessen  Abhängigkeit  von  Assyrien  aber 
in  jeder  Weise  deutlich  zur  Darstellung  kommt,  so,  wie  es  nie  zuvor  gewesen  war.  Er 
möchte  Akkad,  wie  es  unter  Sanherib  gewesen  war,  unter  directer  Herrschaft  des  Königs 
von  Assyrien  halten ;  deshalb  zieht  er  mit  nach  Babylonien,  deshalb  opfert  er  in  den  Haupt- 
städten des  Landes  und  schreibt  sich  die  Herstellung  der  Tempel  zu;  deshalb  ist  Samassiimu- 
kin  verpflichtet,  in  seinen  Lischriften  jedesmal  seinen  Bruder  zu  nennen  ^),  und  eben  diese  Er- 
wähnung ist  ein  deutliches  Zeichen  dessen,  dass  die  betreffenden  Inschriften  (S^,  L^  und  die 
Backstein inschrift)  noch  während  der  Dauer  dieses  Verhältnisses,  d.  h.  mindestens  vor  dem 
offenen  Bruche  gesetzt  sind.  Zwischen  der  Aufstellung  von  AsurbanabaVs  Inschriften  und 
denen  seines  Bruders  mag  dabei  immerhin  ein  mehr  oder  minder  ausgedehnter  Zeitraum  verflossen 
sein  (vergl.  S.  55  Abs.  2).  Die  Bilinguis  möchte  ich  dagegen,  der  WiNCKLER'schen  Anregung 
folgend,  in  Ergänzung  des  oben  (S.  56)  über  die  Abfassung  dieser  Urkunde  Gesagten  in  die  Zeit 
nach,  oder  besser  vielleicht,  kurz  vor  der  Eröffnung  der  Feindseligkeiten  setzen.  Ihre  revolu- 
tionäre Tendenz  zeigt  sich  sowohl  in  der  völligen  Ignorirung  AstirbanabaVs^) ,  wie  in  der 
Betonung  von  Samassumukm''s  Berufung  zur  Wiedervereinigung  der  zei'streuten  Völker  ^Ä:- 
kad^s.  Der  Titel  sar  mdt  Sumeri  n  Akkadi  hat  mit  dieser  chronologischen  Zuweisung  der 
Inschriften  nicht  das  Mindeste  zu  thun  ,  da  er  in  allen  vier  Inschriften  Samassumukin's  er- 
scheint.    Vielmehr  wird  die  Sache  etwa  so  liegen : 

Der  von  Asurbanabal  geschaffene  Zwitterzustand,  der,  wie  bemerkt,  nicht  mit  etwaigen 
früheren  Fällen  assyrischer  Oberhoheit  auf  eine  Stufe  gestellt  werden  darf,  sondern  eine  Neuerung, 
den  Versuch  einer  Rückkehr  zur  Politik  SanheriVs  darstellt,  war  unhaltbar.  Mit  der  Vorspiege- 
lung eines  Scheines  von  Selbständigkeit  begnügten  sich  die  Babylonier  nicht.  In  der  zwanzig- 
ährigen  Periode  des  scheinbar  guten  Einvernehmens  werden  sich  allmählich  die  Machtbefugnisse 
Samassumukhi's  ausgedehnt  haben.  Asurbanabal  musste  es,  so  möchte  ich  annehmen,  ge- 
schehen lassen ,  dass  jener  sich  den  stolzen  Titel  eines  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  beilegte. 
Und,    wenn   unsere  diesbezügliche  Annahme  (S.  81)  richtig  ist,    so  war    damit    ausgesprochen, 


1)    Untersuchungen  ö.  86. 

2j  Gegen  Winoklkk,    Untersuchungen  S.  89. 

3)  Dissert.  p.  17  von  mir  zuerst  hervorgehoben;  Winckler.    U)ttersuchu)ujen  S.  SS. 

11* 


84  Erster  Theil,   viertes  Capitel. 

V 

Samassumnkin  dass  sich  dem  Rechte  nach  auch  als  Oberherrn  derjenigen  südbabylonischen  Ge- 
biete  betrachtete,  die  in  den  Händen  der  Kaldäer  und  Aramäer  waren. 

Vielleicht    bezieht  sich    auf  diese  Erweiterung  von  8amassnmukin''s  Machtbefugnissen 

V 

die  in  dem  Bericht  über  den  Aufstand  8amashimtiMn\  von  Äsurbanahal  geäusserte  Behaup- 
tung, dass  er  dem  Bruder  mehr  gegeben  habe,  als  die  väterliche  Verfügung  vorschrieb  (siehe 
oben  S.  39).  Äsurbanahal  musste  zufrieden  sein,  wenn  er  nur  von  dem  Bruder  als  Oberherr 
oder  als  quasi  Mitherrscher  ^)  jedesmal  mitgenannt  wurde. 

Wenn  ich  nun  noch  darauf  aufmerksam   mache,    dass,   nachdem  Sanherib  Babylonien 

V 

zerstört  hatte ,  die  beiden  Titel  sar  Bahili  und  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  verschwinden  und 
zusammen  wieder  erscheinen  bei  Äsarhaddon,  der  in  seiner  Titulatur  das,  was  er  erreichen 
will,  vorweg  nimmt,  so  wird  wohl  der  Beweis  als  erbracht  anerkannt  werden,  dass  die  Titel 
sar  Bahili  und  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  niemals  gleichzeitig  zwei  verschiedenen  Herrschern 
zukommen  können.  Wer  einen  derselben  führt,  hat  als  Erbe  Hammurabi's  auch  auf  den 
anderen  Anspruch.  Die  WiNCKLER'sche  Theorie  von  dem  südbabylonischen  „Reiche"  „mät  Sumeri 
u  Akkadi"  ist  falsch.  Mit  Südbabylonien  hat  die  Führung  dieses  Titels  nur  insofern  etwas  zu 
thun,    als  dieselbe    möglicherweise    eine    aggressive  Tendenz   gegen   die   feindlichen  Stämme  in 

V 

sich  schliesst,  die  das  Gebiet  der  alten  Landschaft  Sumer  occupirt  haben. 

Diese  spätere,    politische  Bedeutung    des  Titels    erklärt   sich    durch    die   begriffliche 
Bedeutung  der  Namen,  aus  denen  er  sich  zusammensetzt. 

V 

c)  Die  begriffliche  Bedeutung  des  Titels  sar  mät  Sumeri  u  ÄJckadi  = 

lugal  kingi{n)  ki  ,^  ^  ^. 

Für  die  Bestimmung  der  Bedeutung  ist  Klarheit  über  Lesung  und  Aussprache  nothwen- 

dige  Voraussetzung.  Dass  "V  Sumeri  und  'V  Akkadi  genau  dem  älteren  kingin  und  ki  ^^T^ 
entsprechen,  ersehen  wir  aus  der  Bilinguis  Hammiirabi''ii,  wo  die  beiden  Namensformen  in 
der  semitischen  und  in  der  sumerischen  Fassung  in  derselben  Weise  neben  einander 
stehen,   wie  in  der  Bilinguis  Samassumukin's.     Die  beiden  Namen   erscheinen   dort  mit  Mima- 

V 

tion  als  Su-me-ir-im  und  Äk-ka-di-im.  Der  Königstitel  lautet  später  phonetisch  geschrieben 
sar  mät  Su-me-ri  u  Ak-ka-di-i'^).  Die  Form  Aklcadü  mit  langem  u  erscheint  gesichert;  die 
Schreibung  Ak-had-i^)  wird  als  scriptio  defectiva  anzusehen  sein. 

V 

Bei  Sumeru  scheint  das  Gegentheil  der  Fall  zu  sein*).     Es    kommt   einmal  die  Form 

V 

Su-me-ir  ohne  Schlussvocal  bei  Nebucadnezar  11^)  vor  und  weiter  scheint  der  Umstand,  dass  im 

V  V 

Falle  der  Mimation  fast  regelmässig  nicht  Su-me-ri-im,    sondern  Formen  Avie  Su-me-er-im^)^ 


1)  Da  somit  Aswbanabal  dem  Rechte  nach  Oberherr  über  Babylonien  blieb  und  eine  Selbst- 
ständigkeit Babyloniens  nur  widerwillig  anerkannte,  so  konnte  in  Städten  oder  von  Beamten,  die  der  assy- 
rischen Partei  zuneigten  (s.  o.  S.  55  f.)  mit  Recht  als  nach  Regierungsjahren  AsurbanabaVs  als  Königs  von 
Assyrien  datirt  werden;  wir  haben  Beispiele  dafür  aus  Erech  (vgl.  o.  S.  71)  und  Nippur  (siebe  Hilprecht 
ZA  IV  167 f.  Anm.  2).  Mit  Winckler  anzunehmen,  dass  mit  der  Datirung  aus  dem  20.  Jahre  Asurbana- 
baVs das  zwanzigste  Jahr  nach  dem  Regierungsantritt  in  Babylon  gemeint  sei,  erscheint  mir  unmög- 
lich. —  Es  beruut  das  wieder  auf  der  Annahme  eines  vom  übrigen  Babylonien  getrennten  „Reiches  Babylon"; 
dort  soll  nach  Wincklek  Aswbanabal  den  Namen  Randalanu  geführt  haben,  im  Uebrigen  aber  Babylonien 
seinen  assyrischen  Namen  beibehalten  haben,  eine  Behauptung,  die  ebenso  irrthümlich  ist,  wie  Winckler 
sie  als  „natürlich"  hinstellt. 

2)  V  R  35,  20.     Delitzsch,  Paradies  S.  196.     Strassmaier,  AV.  329. 

3)  V  R  29,  47  cf.  Paradies  a.  a.  0. 

4)  Paradies  a.  a.  0.;  Strassmaier,  AV.  8481;  Brünnow  1679. 

5)  Neb.  Orot.  II  i6. 

V 

6)  Hammurabi  Louvre  I.  Louvre  II  Col.  II,  1  allerdings  Su-me-n-ivi ;  Recueil  II  p.  78;  Delitzsch, 
Paradies  S.  196. 


K]^]    ,^T  ^  wahrscheinlich  nicht   Urdu  zu  sprechen.  85 

Su-me-rim  ^)  erscheinen  ,  darauf  /.u  deuten ,  dass  man  auch  nur  den  Schein  einer  Vocallänge 
am  Schlüsse  ängstlich  vermieden   hat. 

Wie  aber  Äkkadü  an  sich  ohne  Determinativ  sowohl  Land esname  wie  Gentilicium 

V  V 

sein  kann,  so  gilt  dies  auch  für  Sumer(u);  Sunierü  wäre  hier  den  Völkernamen  wie  Ärabü, 
Äramü  etc.  zu  vergleichen.  Für  die  ältere  Form  des  Namens  ist  die  Aassprache  kingi 
(ki-in-gi,  ki-en-gi)  zweifellos.     Daneben  erscheint  die  Form  hingin. 

In  dem  von  Winckler^)  theilweise  veröffentlichten  Berliner  bilinguen  Text  erscheint 
die  Schreibweise  kin-gi-ra ,  welcher  semitisch  mätum  entspricht;  daraus  würde  man  auf  eine 
Form  kwgir  schliessen  können,  wenn  man  mit  Bestimmtheit  wüsste,  dass  das  ra  nicht  etwa 
Postposition  ist;  leider  ist  bei  der  späten  Al)fassungszeit  des  Textes  (unter  einem  Ärsaciden), 
die  die  allergrösste  Sprach verderbniss  befürchten  lässt,  eine  solche  Entscheidung  nicht  mög- 
lich. —  Immerhin  sind  die  Formen  ki7igi  und  kingin  gesichert. 

Schwieriger  ist  die  Sache  bei  ki  ^ T ^  Hier  ist  man  nur  darüber  sicher  und  einig, 
dass  der  Name  Akkad  für  den  durch  dieses  Ideogramm  ausgedrückten  Beerriff  erst  seit  Harn- 
murahi  nachweisbar  ist.  Für  die  ältere  sumerische  Aussprache  schwankt  man  zwischen 
?7r(r)^  und  Urdu.  Letztere  Form  wird  von  Winckler^)  als  die  allein  berecht'gte  ange- 
sehen.    So  bestimmt,  wie  er  sie  darstellt,  liegt  die  Sache  aber  durchaus  nicht. 

Wenn  zunächst  II  R  48,  13cd  (und  darnach  erst  ergänzt  S*»  74)  ^^^^  =  urtü 
(nicht  urtu,  wie  Winckler  giebt)  gesetzt  wird,  so  wird  dadurch  eine  semitische  Aussprache 
geboten ;  die  die  sumerische  Aussprache  wiedergebende  Glosse  lautet  Ulla ,  abgesehen  davon, 
dass  es  bei  dem  Fehlen  des  Länderdeterminativs  vor  dem  Ideogramm  gar  nicht  sicher  ist,  ob 
wir  es  hier  mit  einem  Landesnamen  zu  thun  haben.  —  Diese  Angabe  ist  also  so  gut  wie  gar 
kein  Zeugniss  für  das,  was  sie  bezeugen  soll.  Die  Ansicht  von  Delitzsch*)  und  Hommel^), 
dass  TJrtü ,  wenn  überhaupt  ein  Gebiet ,  einen  nordbabylonischen  District  bezeichne .  hat 
mindestens  ebenso  viel  für  sich.    Bleibt  als  weiteres  Zeugniss  nur  das  Citat  bei  Strassmäier^), 

wo  t:E»Jpff  \itrj  fc^^ff  *"II'^  Ifcl  K^l  =  sar  mdt  Sumeri  u  Akkadt  gesetzt  wird. 
Wenn  hier  die  Spuren  ^g  zu  ^|  zu  ergänzen  sind,  was  ja  das  Nächstliegende  ist  (vgl.  aber 
S.  86  o.),  hätten  wir  allerdings  ein  Zeugniss  für  die  Aussprache  Urdu  des  Namens  innerhalb 
des  Königstitels.     Die  Verstümmelung  dieser  einzigen  Angabe    trifft  sich   recht  unglücklich. 

Wie  die  Sachen  liegen ,  scheint  mir  für  die  Aussprache  DV(r)'  eine  grössere  Wahr- 
scheinlichkeit vorzuliegen.  Einmal  wird  III  R  70,  154  ^  ▼  "^  in  der  nichtsemitischen 
Spalte  durch   u-ri  erklärt '^).     Dann  aber  lautet  Zeile  5  a  der  Bilinguis  Samassumukin's    lugal 

ki-in-gi  ^e^^  \l^-ra  me-en  =  sar  med  8m)ieri  u  Akkadt  anaku.  Da  das  ra  hier  als 
Postposition  schwerlich  zu  erklären  ist  (ich  drücke  mich  absichtlich  so  vorsichtig  ans) ,  so 
bleibt   nur    die  Auffassung,    dass    das  ra    zum    Namen   gehört   und    dass,    wie    in    den  Namen 

f^i  ^<2^T  ^Bf  ^y  Ur,  ^<2<l!  <IiI  ^TIT^  Erech^X  die  den  Status  prolongafioms{?) 
andeutende    Silbe ,    welche    den    Schlussconsonanten    des  Wortstammes    wiederholt ,    hinter    das 


1)  Merodachbaladan  II,  s.  Wincklek,    Untersuchungen  S.  33. 

2)  AOV.  1887  S.  20. 

3)  AOV.  1887  S.  12,  20;   Untersuchungen  74. 

4)  Paradies  S.  197,  200,  234. 

5)  Semiten  250  Anm. 

6)  AV.  4854.     Aus  einem  unnumcrirten  Fragment  der  Kuyundschik-'^umvalnng. 

7)  Darnach  die  Ergänzung  in  S^  72  bei  Delitzsch,  AL.3  54  A.  7. 

8)  Vgl.  Dklitzsch,  Paradies  S.  221,  226. 


86  .  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

stumme  Ortsdeterminativ  M  gesetzt  wird  ^).  Daraus  folgt  dann  für  ^e^^^  ein  mit  r  schliessender 
Name,  was  für  die  durch  111  R  70,  154  an  die  Hand  gegebene  Aussprache  Ur(i)  zutrifft.  — 
Es  wäre  daher  der  Mühe  werth,    zu  prüfen,   ob  nicht  etwa  das  Original  der  von  Strässmaier 

citirten   Angabe    anstatt  ►^^^   als   »»^|$    gefasst    werden    kann,    was    die   Ergänzung    zu    t^n 

ermögHchen  würde.  Jedenfalls  ist,  so  scheint  mir,  bei  der  vorhandenen  Unsicherheit  einstweilen 
der  Form   Ur{ry   der  Vorzug  zu  geben. 

Suchen  wir  nun  nach  einer  etwaigen  Verbindung,  einem  lautlichen  Uebergang  von 
der  alten  Namensformen  zu  der  seit  Hammurabi  gebräuchlichen ,  so  ist  zwischen  dem  alten 
Namen  für  »^  ▼  ^,  mag  man  Ur{r)a  oder  Urdu  lesen ,  und  dem  späteren  Äkkadü  die  An- 
nahme eines  Zusanmienhangs  schlechterdings  unmöglich. 

Dagegen  hat  Hommel*)  darauf  hingewiesen,   dass   es  nicht  unmöglich  wäre,  die  Form 

V 

Sumer  streng  lautgesetzlich  aus  kwgin  herzuleiten : 

Dass  für  den  Ä:-Laut  im  Sumerischen  vor  i  und  t-verwandten  Vocalen  eine  Pala- 
talisation  zu  c,  s  stattfindet,  habe  ich  zuerst  ausgesprochen^)  und  werde  ich  unten  noch  aus- 
führlich beweisen.  —  Der  Uebergang  von  ng  zu  m  ist  sattsam  bekannt.  Ein  Uebergang  von 
n  zu  r  im  Sumerischen  ist  nachweisbar  (zum  Beispiel  von  TJnug  zu  Uruk^)^  von  gan  ^Garten" 
zu  kar?  etc.),  so  dass  schon  dadurch  ohne  Zuhülfenahme  der  fragwürdigen  Form  kingir{d)  der 
Endconsonant  r  in  Sumer  erklärt  werden  könnte.  —  Die  Wandlung  von  i  zu  u  vor  m  bietet 
ebenfalls  keine  unüberwindlichen  Schwierigkeiten.  Und  dass  im  Assyrisch-Babylonischen  der 
^'-Laut  sich  vor  r  gern  in  e  verwandelte,  ist  eine  von  Haupt  ^)  beobachtete  Erscheinung.  Zwischen 
kingi":  und  Sumer  würde  das  biblische  ly^tt'  und  das  S^ngara  Thutmosis'  HP)  die  Mittelstufe 
bilden.  —  Die  Möglichkeit  des  Zusammenhanges  ist  also  zuzugeben,  wenn  auch  allerdings  die 
Häufung  all  dieser  Lautwandlungen  in  dem  einen  Worte  Bedenken  erregen  muss.   — 

Ueber  die  Bedeutung  der  Namen  lautet  die  Ansicht,  welche  man  gegenwärtig  wohl 
als  die  herrschende  bezeichnen  kann ,  obgleich  bereits  von  verschiedenen  Seiten  Einwürfe  er- 
hoben und  abweichende  Anschauungen  geäussert  worden,  in  ihrer  neuesten  durch  Winckler 
vorgetragenen  Phase  etwa  folgendermaassen. 

Kingi{n)  ist  nachgewiesenermaassen  =  ma^w  „Land"''),  , Tiefland".  Für  die  Bedeu- 
tung des  Titels  lugal  kingi  ki  >^t  "^  stellt  Winckler — wie  wir  sehen  werden,  mit  Unrecht  — 
zur  Erwägung,  ob  derselbe  nicht  einfach,  wie  sar  kihrat  arbai^  ein  allgemeiner  Titel  ist,  wie 
in  der  Bedeutung  des  Hoch-  und  Tieflandes  d.  h.  der  Welt,  und  erst  später  Beschreibung  der 
Landschaft  geworden  ist. 

Wie  nun  die  Veränderung  der  Namen  und  damit  der  Gestalt  des  Titels  in  den  semi- 
tischen Texten  bei  und  nach  Hammurabi  zu  Stande  kommt  und  was  sie  bedeutet,  darüber 
in's  Klare  zu  kommen,  ist  bis  jetzt  nicht  gelungen. 

Winckler^)  z.  B.  findet  sich  folgendermaassen  mit  dieser  Frage  ab.  Er  glaubt  einen 
Unterschied  feststellen  zu  sollen,   , dessen  Nichtbeobachtung  den  ganzen  Irrthum  und  die  Streit- 


1)  HOMMEL  brieflich.     Delitzsch,  AL.^  S.  54  Anm.  8. 

2)  Geschichte  S.  234. 

3)  ZK.  n  S.  99  ff. 

4)  C.   F.  Lehmann,    PAOS.    1884,    Boston,    p.  8  f.,   Johns    Hopkins   University    Circulars   Vol.   III 
Nr.  33;   vergl.  Hummel,  ZK.  II,  102  f. 

5}   l'he  Assyrian  E-Vowel.     American  Journal  of  Philology,  Vol.  III,  p.  287  [23  des  S.-A.]. 

6)  TiELE,  Geschichte  S.  189,  145.  .      . 

7)  Siehe  II  R  39,  9;  V  R  29,  45—47  und  AOV.  1887,  S.  20  Nr.  7. 

8)  Untersuchungen  S.  74. 


► 


Eindeutif^keit  des  Namens  Akkadü.  •  87 

frage  über  Sumer  und  Akkad  als  Süd-  und  Nordbabylonieii  verursacht'  habe.  ^Sumer  (Hvgi) 
allein",  so  sagt  er,  „findet  sich  nie"  (s.  S.  71).  „Sumirt  u  Akhadt  =  kingi-iirdu"  (o.  S.  85) 
„bezeichnet  stets  das  Reich  von  Südbabylonien,  aber  nicht  als  landschaftlichen  Begriff,  sondern 
lediglich  als  Sitz  einer  Königswürde;  Akkadü  allein  dagegen  ist  häufige,  sowohl  in  babyloni- 
schen als  assyrischen  Inschriften  sich  findende  geographische  Bezeichnung  dessen ,  was  wir 
Gesaninitbabylonien  nennen"  (oben  Seite  72).  „Wir  haben  daher  eine  ursprüngliche 
Verschiedenheit  von  Akkad  (urdu)  im  ersteren  und  Akkad  im  letzteren  Sinne 
anzunehmen,  obgleich  es  noch  nicht  nachgewiesen  ist,  wodurch  die  Vermengung 
der  beiden  Begriffe  entstanden  ist^).  Der  nordbabylonischen  Stadt  Akkad  möchte  ich 
dabei,  ebenso  wenig  wie  Agade,  grossen  Einfluss  einräumen"  (s.  o.  8.  (>5),  „die  Lösung  des 
Räthsels  wird  aber  wohl  schliesslich  eine  der  vielen  willkürlichen,  meist  auf  äusserlichen  An- 
klängen beruhenden  Schreibweisen  sein".     So  Winckler. 

Dass  diese  Anschauung  auf  völlig  unsicherem  Grunde  ruht  und  dass  „des  Käthsels" 
Lösung  an  ganz  anderer  Stelle  zu  suchen  ist,  gedenke  ich  nunmehr  zu  zeigen. 

Der  Name  AJcJcadi  erscheint  in  der  babylonischen  Geschichte  und  Literatur  zum  ersten 
Mal    bei  Hanimnrahi.     Die  Möglichkeit,    den   Namen    in    der   nichtsemitischen  Aussprache 

des  Ideogramms  ^E^^  Ur{ry  (Urdu?)  wiederzufinden,  ist  vollständig  ausgeschlossen  (S.  86), 
während  sie  bei  kinyi{n)  ^=  Sumer  vorhanden  ist.  Namnmrabi ,  als  Beherrscher  eines  semi- 
tischen Volkes,  bedient  sich  der  semitischen  Sprache;  es  ercheint  in  seinen  semiti- 
schen Inschriften  ein  Name,  der  nicht  nur  in  allen  späteren  Zeiten  der  babylonischen  Literatur 
als  ein  organischer  Bestandtheil  der  semitischen  Sprache  anzusehen  ist,  sondern  sogar,  wie 
oben  gezeigt,  der  eigentliche  und  als  solcher  stetig  verwandte  Name  des  semitischen, 
von  uns  als  Babylonier  bezeichneten  Volksstammes  ist. 

Daraus  ergibt  sich  bei  Annahme  der  WiNCKLER'schen  Erklärung  die  Absurdität,  dass 
der  Name  bei  seinem  ersten  Auftreten,  und  nur  bei  diesem,  eine  Bedeutung  aufwiese,  die 
er  niemals  wiedererlangt,  ohne  dass  sich  auch  nur  im  Mindesten  zwischen  Hammiirahi  und 
seinen  Nachfolgern  eine  Unterbrechung  der  ruhigen  und  stetigen  Entwicklung  beobachten 
Hesse,  die  allein  eine  solche  Wandlung  mühsam  erklärlich  scheinen  Hesse.  Diese  falsche  Annahme 
beruht  auf  einem  Fehler  in  der  Methode,  einem  Verstoss  gegen  den  bekannten  Grundsatz  der 
historischen  Forschung,  der  verlangt,  dass  man  bei  Untersuchungen  über  die  Entwicklung 
menschlicher  Verhältnisse  vom  bekannten  Ende  zum  unbekannten  Beginne  zurückschreitend 
und  sichtend  vordringen  muss,  nicht  aber  vom  Standpunkte  einer  mehr  oder  minder  suppo- 
nirten  Urannahme  aus  das  Gewordene  und  am  Ende  der  Entwicklung  verhältnissmässig  klar 
zu  Tage  Liegende  beurtheilen;  —  eine  Forderung,  die  auf  der  immer  deutlicher  zu  Tage  tretenden 
Stetigkeit  der  menschHchen  Entwicklung  beruht^).  Und  wenn  WiNCKLER  von  einer  Wande- 
rung*) des  Namens  Akkad  spricht,  so  ist  darauf  zu  erwiedern,  dass  die  erwähnte  Erschei- 
nung auf  Namen  ganz  besonders  ihre  Anwendung  findet;  die  Namen  wandern  wohl,  aber 
gemeinhin  nur  mit  ihren  Trägei'n,  den  Gegenständen  oder  Begriffen. 


1)  Von  mir  gesperrt. 

2)  Einen  neuen  Beitrag  zur  Erkenntniss  dieser  Stetigkeit  glaube  ich  in  meiner  Abhandlung:  ,Ueber 
altbabylonisches  Maass  und  Gewicht  und  deren  Wanderung"  (s.  o.  S.  63  Anm.  9)  (s.  bes.  S.  245  f..  267 — 269, 
326)  gegeben  zu  haben;  vergl.  dazu  ViucHOW,  Correspondenzblatt  der  dcntschoi  GeseUsch.  f.  Anthropologie, 
Ethnologie  und  Urgeschichte  20.  Jahrg.,  Nr.  9,  Sept.  1889,  S.  92f.,  94.  Siehe  ferner  Lehmann,  Verhdlg.  der 
Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  vom  19. /X.  1889,  S.  630 — 648  und  vom 
18./I.  1890. 

3)  Untersuchungen  S.  136. 


88  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Als  Grundbedingung  einer  riclitigen  Beurtheilung  der  vorliegenden  Frage  ^)  —  das 
ergiebt  sich  als  kategorische  Forderung  —  ist  die  Einheit  und  ün Veränderlichkeit  der 
Bedeutung  des  Namens  Alka  du  anzusehen. 

Wir  betrachten  daher  zunächst  die  Zeit  von  Hammurabi  an.  Wie  oben  (Seite  68) 
bereits  betont  worden,  kann  man  die  Namen  Siimeri  und  Akhadi  in  dieser  Zusammensetzung 
sowohl  als  Ländernamen,  wie  als  gentilicia  auffassen.  Wie  sich  diese  beiden  Auffassungen  in 
den  Fällen ,  wo  ein  Volksstamm  und  das  von  ihm  bewohnte  Gebiet  denselben  Namen  tragen, 
überhaupt  nicht  trennen  lassen,  so  glaube  ich  zeigen  zu  können,  dass  auch  in  unserem  Falle 
beide  Auffassungen  in  einander  laufen  und  halte  es  für  eine  der  Hauptquellen  der  vielen 
Schwierigkeiten,  die  man  in  der  Erklärung  dieses  Titels  gesehen  hat,  dass  man  seit  PoGNON 
(s.  o.  S.  68)  die  nationale,  gentilicische  Auffassung  gänzlich  bei  Seite  geschoben  hat,  während 
doch  schon  die  spätere  gewöhnliche  Form  des  Titels,  wo  beide  Namen  zwischen  den  Determi- 
nativen V"  und  \]^  eingeschlossen  erscheinen  und  nicht  etwa  vor  Ahkadi  das  Determinativ  "V 
wiederholt  wird,  zeigt,  dass  hier  eine  engere  Verbindung  als  die  blosse  Nebeneinanderstell- 
ung zweier  Ländernamen  ausgedrückt  werden  soll. 

Dass  freilich  die  geographische  Auffassung  auch  für  die  Zeit,  von  der  wir  reden, 
nicht  ganz  zu  verwerfen  ist,  dafür  spricht  das  allerdings  seltene^)  Vorkommen  der  Form  V  >^| 
I*"  ^^n^I  V  ,^  T  T^  xIeJ,    mit  Wiederholung  des   "V.     Und    die  Auffassung,   dass  man  nicht 

V 

mehr  gewusst  hätte,  was  mät  Sunieri  im  Gegensatz  zu  Akkadi  bedeute,  kann  ebenfalls  vor 
der  Thatsache    nicht   bestehen ,    dass    zur  Zeit  Sargon's  II  eine  Aenderuug    in    der  Form    des 

V  V 

Titels  für  uns  erkennbar  wird,  die  sich  eben  auf  den  Namen  Sumeri  bezieht;  statt  Sumeri  er- 
scheint *^^^T>-|  |p|.  Namen,  bei  denen  man  sich  nichts  mehr  denkt,  die  nur  noch  als  Namen,  als 
heilige  Ueberlieferungen  bewahrt  werden,  pflegt  man  nicht  zu  ändern;  denn  dadurch  beraubt 
man  sie  ihrer  Existenzberechtigung.  Solche  Aenderung  beweist  entweder,  dass  man  sich  doch 
etwas  daruuter  dachte,  oder  dass,  wenn  man  eine  Zeit  lang  keine  bestimmte  Vorstellung  mit 
den  betreffenden  Namen  verbunden  hatte,   man  wieder  anfing,  sich  etwas  darunter  zu  denken. 

Was  mät  Akkadi  bedeutet,  wissen  wir  (S.  71  f.).  Singular  Akkada]a ,  Akkadü{?), 
Plural  AJckadü  sind  die  semitischen  Babylonier,  V'  Akkadi  ist  Babylonien,  d.  h.  das  Baby- 
lonien,  das  in  der  Zeit,  in  welcher  wir  es  kennen,  geographisch,  nicht  politisch  (s.u.),  im 
Norden  durch  den  unteren  Zah ,  im  Süden  dagegen  durch  die  Kaldäer-  und  Aramäerstaaten 
begrenzt  wird.  Wäre  die  Beschränkung  durch  die  letzteren  nicht  eingetreten ,  so  hätte  das 
ganze  Gebiet  bis  zum  Meere  als  zum  Staate  Babylonien  gehörig  als  mät  Akkadi  bezeichnet 
werden    können. 

Es    ist   desshalb    auch    nicht    möglich,    die    Südgrenze    des    Gebietes    von    ki   ^^T^ 

V 

(in  seinem  älteren,  beschränkt  geographischen  Sinne)  gegen  kingi  =  Sumer  zu  bestimmen  und  zu 
sagen,  ob  das  Gebiet  des  letzteren  ursprünglich  enger  oder  weiter  war  als  der  Landstrich,  den 
wir  in  späterer  Zeit  von  den  Kaldäern  und  Aramäern  besetzt  finden.  Dass  diese  Gebiete 
sich  wenigstens  zum  Theil  decken,  zeigt  der  Umstand ,  dass  wir  die  Legende  "V  *"^Jl!zf  IS 
bei  Sanlierib  gerade  als  Ortsbezeichnung  zu  der  Darstellung  eines  Ereignisses,  das  sich  in 
dem  Kaldäerstaat  JBit-Jakin,  dem  Stammsitz  Merodachbaladan''s,  zugetragen  hat,  beigeschrieben 
finden^). 


1)  Da  der  Gang  der  Darstellung  mich  erst  später  auf  Amiaud's  Versuche  zur  Lösung  dieser  Frage 
führt,  will  ich  nicht  versäumen,  schon  hier  hervorzuheben,  dass  ich  grossentheils  durch  Amiaud's  Ausfüh- 
rungen auf  die  neue,  wie  ich  glaube,  richtige  Auffassung  der  Frage  hingeleitet  worden  bin. 

2)  Siehe  z.  B.  Stjv chronistische   Tafel,  Col.  IV,  28;  UAG  S.  151.     Vgl.  Paradies  S.  196. 

3)  PiNCHES,  siehe  Hommel,  Semiten  S.  252. 


Hammurahi  König  der  Sumerier  und  Akkadier.  89 

V  V 

Sar  mdt  Sumeri  u  Akkadi  kann  also  heissen  —  und  ist  so  thatsächlich  schon  bei  den 
Babjloniern  und  As.syi*ern  aufgefasst  worden  — :  König  von  Humer ^  einer  Landschaft  Südbabj- 
loniens,  und  von  Akkad^  dem  wohlbekannten  und  -bestimmten  Lande  und  Staate.  Wie  wir 
aber  gesehen  haben  ,  verbindet  sich  mit  Akkadü  in  gleichem  oder  in  noch  hervorragenderem 
Maasse  die  Bedeutung  als  gentüicium.  Es  ist  daher  /u  vermu*^^hen ,  dass  auch  mit  Kingi  = 
Sumer  dasselbe  der  Fall  ist.  Hammurahi,  von  dem  wir  wissen,  dass  er  ein  babylonischer  Herrscher 
ist,  dass  er  sich  in  den  Inschriften  vor  der  Besiegung  des  Rim-Sin  der  babylonischen  d.  i.  der 
akkadischen  Sprache  bedient,  fasst  von  dem  Moment  an,  wo  er  durch  diesen  Sieg  die  sarrüt 

Kingi  ki  ^^  ^  ^  erringt  und  sich  Beherrscher  des  ^|TT  Humeri"^  u  Akkadi"^  nennt,  seine  Inschriften 
in  zwei  Sprachen  ab ;  bereits  vorher  sind  von  Dunyi  Inschriften  in  semitischer  Sprache  in 
Nordbabylonien  neben  den  südbabylonischen  nichtsemitischen  Inschriften  gefunden  worden.  Für 
die  Abfassung  eigentlich  zweisprachiger  Inschriften  ist  aber  die  Inschrift  Hummurahi'H  das  erste 
Beispiel  in  der  ganzen  Weltgeschichte.  Und  da  die  eine  dieser  Sprachen  eine  nichtsemi- 
tische ist,  während  wir  wissen,  dass  in  der  semitischen  Sprache  die  akkadische  Sprache  uns 
vorliegt,  so  ist  für  jeden  unbefangen  Denkenden  der  Schluss  ein  absolut  unabweisbarer,  dass 
jene  andere  Sprache  die  Sumerische  ist.  Hat  aber  das  Land  Sumer  eine  von  den  semitischen 
Akkadiern  verschiedene  Sprache,  so  gehören  auch  seine  Bewohner  einer  anderen  Nationalität  an; 
und  so  ist  auch  für  Sumeri  die  Möglichkeit  einer  gentilicischen  neben  der  geographischen 
Auffassung  gegeben. 

Dass  diese  an  sich  so  natürliche  Spaltung  und  Vermischung  der  Begriffe  wirklich 
stattgefunden  hat,  lässt  sich,  wie  ich  glaube  ebenfalls  darthun.  Mangels  positiver  directer  Beweise 
ist  eine  Annahme  nie  besser  gerechtfertigt,  als  wenn,  in  ihrem  Lichte  betrachtet,  Verhält- 
nisse,   die  widerspruchsvoll  und  unverständlich  erschienen,    verständlich  und  erklärlich  werden. 

Ueber  sar  mät  Sumeri  u  Akkadi  gegenüber  lugal  Kingi  ki  ^^^  habe  ich  schon 
gesprochen  (S.  84). 

1)  Bei  Hammurahi  kommt  der  Titel  in  dieser  Form  überhaupt  nicht  vor ,  sondern 
der  König  sagt,    dass  die  Götter  ihm  ^|Yy  Sumeri^  u  Akkadi"''  in    die  Hand  gegeben  hätten. 

Da  ^[yy  sowohl  uku=  ntsu  ^Volk"  als  auch  kalama  =  mätu  „Land"  wiedergiebt,  so  lässt  der 
Ausdruck,  wie  schon  von  Menant^)  betont,  keine  sichere  Entscheidung  zu.  Da  in  derselben  In- 
schrift noch  einmal  von  den  Bewohnern  {ntse)  des  »^lyy  Sumeri^^  u  Akkadi"'  die  Rede  ist,  so 
ist  sicher,  dass  ►^'yy  als  mätu  aufgefasst  werden  konnte;  ob  das  überall  der  Fall  war,  ist 
fraglich.  Jedenfalls  zeigt  aber  die  nur  einmalige  Schreibung  des  ^fyy  als  gemeinsame  Be- 
stimmung für  beide  Namen,  dass  diese  Schreibweise  das  Vorbild  für  das  spä^ere  "V  Sumeri 
u  Akkadi  \|p|    gewesen    ist,    und,    wie  dieses,    kann    auch    die  Schreibung    bei  Hammurahi, 

-_Y  TT  *  , 

wenn  man  »-'yy  als  motu  auffasst ,  gedeutet  werden  als  „Land  Sumer  und  Akkad^  oder  als 
„Land  der  Sumerier  und  Akkadier". 

2)  Das  alte  Testament  (Gen.  10,  10  etc.)  bezeichnet  das  Land,  in  welchem  Babel,  Erech, 
Äkkad   und  Kalneh   liegen ,    mit  dem  Namen  1^2'^*  (=  Kingi"  =  Sumer  o.  S.  86).     Der  V-^r- 

fasser  der  betreffenden  Abschnitte  nennt  also  dasselbe  Land  "1^31!'  {*Singir-Sumer) ,  das  im 
Assyrisch-Babylonischen  später  geographisch  und  politisch  als  Akkad  bezeichnet  wird ,  dessen 
Könige  Könige  des  Landes  Akkad  sind  und  sich  sar  Babili  und  sar  mät  Sumeri  «  Akkadi 
somit  liegt  z.  B.  Babylon  selbst  nach   den  Keilschriften  im  Lande  Akkad,  nach  dem 


1)  Recueil  II  p.  83. 
Lehnianu,  Samassumukin.  12 


90  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

V 

alten  Testament  dagegen  im  Land  Sin ear  {=*Sumcr)^).  Ganz  dasselbe  gilt  von  der  bei  Thut- 
mosis  III  sich  findenden  Form  S^ngara,  welche  nach  der  herrschenden  Ansicht  Babylonien 
bezeichnet.  Man  hat  die  verzweifeltsten  Anstrengungen  gemacht,  diesen  Widerspruch  zu  er- 
klären. Fasst  man  Sumer  und  Akhad  als  geographische  Bezeichnungen  zweier  verschiedener 
Gebiete,  so  ist  eine  solche  Erklärung  unmöglich,  während  es  sich  wohl  verstehen  Hesse,  dass 
bei  zwei  Völkerschaften,  die  dem  Staatswesen  zusammen  seinen  Namen  geben,  bald  der  Name 
der  einen,  bald  der  der  anderen  zur  abgekürzten  Bezeichnung  des  Landes  gewählt  wurde. 

3)  Das  von  mir  in  dieser  Arbeit  neu  zugänglich  gemachte  Material  liefert,  wie  schon 
mehrmals  für  Fragen  von  allgemeiner  Bedeutung,  so  auch  für  die  vorliegende  Frage,  wie  ich 
glaube,  wichtige   neue  Aufschlüsse.     In  der  Inschrift  L*    (Col.  I,  17,  Tafel  XXXV)    heisst    es 

von  Asurhanahal naMu  sa   *'^l^*~]   IF[    sullulu  AMadü  ana{?)  sutesuri 

astu.     Setzt  auch  die  Stelle  dem  vollen  Verständuiss  erhebliche  Schwierigkeiten   entgegen ,    so 

ist  doch  so  viel  klar,  dass  von  der  Geschicklichkeit  *"^jT||q  ^^[  zu  schützen  und  der  Tüch- 
tigkeit zur  Lenkung  von  Äkhadü  die  Rede  ist.  Zunächst  ist  dies  meines  Wissens  die  einzige 
Stelle^)  der  gesammten  keilinschriftlichen  Literatur,  wo  die  beiden  Namen  *^>~^*^  |FI  und 
Ak'kadü  zwar  neben  einander,  aber  ausserhalb  ihrer  stereotypen  Verbindung  und  als  Objecte 
verschiedener  Verba  erscheinen.  Könnte  man  diese  Trennung  nun  auch  dem  gehobenen  — 
man  kann  getrost  sagen  —  poetischen  Styl  der  Inschrift  zuschreiben ,  so  entzieht  sich  jeden- 
falls einer  solchen  Deutung  der  weitere  Umstand,  dass  beide  Namen  ohne  Länderdeterminativ 
erscheinen,  was,  zusammengehalten  mit  der  bisher,  wenn  überhaupt,  so  jedenfalls  sehr  selten  be- 
zeugten Form  Alikadü^)  (Nominativ),  kaum  anders  aufzufassen  ist,  als  dass  wir  es  hier  mit 
nomina  gentilicia  zu  thun  haben:  der  (die)  Sumerier  und  der  (die)  Akkadier  sollen  kraft- 
voll geschützt  und  regiert  werden. 

V 

4)  Noch  deutlicher  ist  die  Verwendung  der  Namen  Sumeri  u  AJikadi  als  gentilicia 
in  der  Inschrift  einer  neugefundenen  Stele  Merodachbaladan''s  II  im  Berliner  Museum.  Dort 
rühmt  sich  der  König,  dass  ihm  Bel-Marduk  verliehen  habe  hatti  isarti  sibirru  musallim  nise 

V 

und  ihm  anvertraut  habe  milik  Sumeri^  u  AhkadV^  purussü  kissat  nise^). 

Wie  hier  hatti  isarti,  das  gerechte  Scepter,  deutlich  im  Parallelismus  membrorum  zu 
sibirru  musallim  nise  steht,  so  steht  auch  zu  purussü  kissat  nise,  der  „  Richterschaft  über  die 

V 

Völkerschaaren",  in  demselben  Verhältniss  der  Ausdruck  milik  Sumeri"^  u  Akkadf"^  und  ist 
zu  übersetzen:  die  Lenkung,  Regierung  der  Sumerier  und  Akkadier.  Offenbar  gehen  also 
seit  Hammurabi  die  geographische  und  die  gentilicische  Bedeutung  in  den  beiden  Namen 
neben  einander  her.   — 

Es  fragt  sich  nun:  haben  die  Namen  Kingi  Jci  ^^▼^  vor  Hammurabi  dieselbe  Be- 
deutung? 

In  Akkadi  gegenüber  dem  C/r(r)a  (?)  zu  sprechenden  \iEj  >^^^  haben  wir  jedenfalls 

V 

eine  Veränderung  des  Namens  zu  sehen ,  während  Sumeri  mit  Kingi{n) ,  wie  oben  (Seite  86) 
gezeigt,  möglicherweise  in  Verbindung  gesetzt  werden  kann. 


1)  Dass  Jensen's  Versuch,   Tindir  lautlich  und  sprachlich  mit  Sumer  zu  identificiren,  unannehmbar 
ist,  habe  ich  bereits  oben  S.  15/16  Anm.  5  sab  b  hervorgehoben. 

2)  "V"    *"^IlEI    IpT  allein  (ohne  Äkkadi)  kommt  ausser  in  der  bekannten  Legende  bei  Sanherib 
allem  Anscheine  nach  auch  in  unserer  Inschrift  L*  Col.  IV  Z.  10  vor  (s.  Tafel  XXXIX). 

3)  NB.  wenn  richtig  gelesen ;  der  Text  ist  ar.f  der  Thontafel  undeutlich. 

4)  WiNCKLEB.   Untersuchungen  S,  33. 


^Vt^    {]^   nicht   ,Ho<•.hland^  91 

Da  nicht  der  mindeste  Grund  für  die  Annahme  vorliegt,  das«  der  Zusammenhang  ge- 
waltsam zerrissen  worden  wäre,  im  Gegentheil  Alles  dafür  spricht,  dass  Hainmurabi  als  sar  HTT 

Sumeri""  u  AhhadiT  Nachfolger  der  früheren  Träger  des  Titels  lugal  Kinrji  ki  ^^^  ist  (S.  87), 
so  ist  bis  zum  Beweise  des  Gegentheils  (der,  wie  ich  die  Sache  übersehe,  niemals  erbracht  werden 
wird)  anzunehmen,  dass  Hammurahi  mit  Alchadi  im  Wesentlichen  dasselbe  bezeichnet  hat.  was 

jene  älteren  Könige  mit  hi  ^^"^  benannten  ,   dass  er  also  den  einheimischen  Namen  an  die 

Stelle  des  sumerischen  Namens  setzte.  Und  das  zeigt  uns  die  stete  Verwendung  von  ^  ▼  ^  <^Bj 
für  mät  ÄkJcadi  bis  in  die  späteste  Zeit.  Damit  zusammengehalten,  erhält  auch  die  Angabe 
des  Vocabulars  (V  R  29  Nr.  4) ,  der  man  neuerdings  als  einer  reinen  Zerlegung  des  Titels 
in  seine  sprachlichen  Bestandtheile  die  Beweiskraft  hat  absprechen  wollen ,  die  Bedeutung 
eines  vertrauenswerthen  Zeugnisses. 

V  

Bei  Kingi  =  Siimeri  liegt  die  Sache  entsprechend.  Eine  Verschiedenheit  der  Mei- 
nungen wird  hier  allerdings  entstehen ,  je  nachdem  man  die  lautliche  Identificirung  (siehe 
Seite  86)    der    beiden    Formen    des    Namens    annimmt    oder    verwirft.      Im    ersteren    Falle    ist 

V 

Sumeri  die  sumerische  Namensform,  wie  sie  im  Munde  der  Semiten,  vermu^hlich  im  Anschluss 
an    eine    innerhalb    des  Sumerischen  vorgegangene    lautliche  Entwicklung,    sich    ausnahm,    im 

V 

zweiten  Fall  ist  Sumer  die  semitische  Bezeichnung  dessen ,  was  in  der  einheimischen  Sprache 
als  Kingi  bezeichnet  wurde. 

Dadurch  nun,  dass  Hammurahi  für  das  Königreich  von  Babylon  die  Suprematie  über 
Babylonien  eroberte,  war  zugleich  der  Sieg  der  Akkadier  über  die  Sumerier  entschieden.  Wir 
sind  zu  diesem  Ergebniss  von  der  Voraussetzung  aus  gelangt,  dass  der  Name  Akkadü  überall, 
wo  er  vorkommt,  im  Wesentlichen  dasselbe  bezeichnen  muss. 

Das  Ideogramm   ki  ^E  '  "^  ward  zuerst   von  Hammurahi  für  mdt  Akkadi  verwandt, 

während  es  früher  nachweislich  eine  andere  Aussprache  gehabt  hat.   Dass  \^^|    ^e'^^  =  Ur(r)a 

=  mät  Akkadi  =  ,^  v  ^  <Jf|  im  Wesentlichen  dasselbe  bezeichnen,  ist  sicher;  aber  fraglich 
ist,  ob  nicht  etwa  mit  der  Namensänderung  eine  Erweiterung  und  Verschiebung  des  Begriffes 
Hand  in  Hand  ging. 

Die  Frage  ist  nicht  ganz  leicht  zu  entscheiden.  Dass  kingi  =  mätu  „Land"  bedeutet, 
wissen  wir  (S.  87).  In  dem  Berliner  zweisprachigen  Text  (s.  o.  S.  85)  steht  es  in  Gegensatz 
zum  Gebirge,    bedeutet    also  Tiefland.     Damit    ist   natürlich    nicht    gesagt,    dass    es    immer 

gerade  Tiefland,  Ebene  bezeichnet.  Nun  bedeutet  aber  ^e^W  \i^\  »eben  7)iät  Akkadi 
auch  mät  Urartu  „Armenien"  und  man  ist,  als  man  für  beide  nach  einem  tertium  compara- 
tionis  suchte,  auf  die  Hochlandsnatur  als  gemeinsame  Eigenthümlichkeit  der  beiden  Länder 
verfallen.  Armenien  ist  nun  allerdings  ein  Hochland;  aber  in  Akkad ,  wie  wir  es  geogra- 
phisch bestimmt  haben ,  vermag  ich  kein  solches  zu  entdecken  ^).  Ich  halte  es  vielmehr  für 
wahrscheinlich*),    dass   hier  die  specielle  Uebertragung    des  Ideogramms  auf  ürarfn  auf  einen 

einfachen  Namensanklang  zurückgeht   (^  ▼  ^  =  Urtü,  s.  o.  S.  85)^). 


1)  Gegen  Tiele,  Geschichte  S.  76f. :  ^Äkkad,  das ohne  Zweifel  ein  Hochhxnd  ist'. 

2)  So,  wie  ich  nachträglich  sehe,  bereits  Delitzsch,  Paradies  S.  197. 

3)  Damit  fällt  auch  der  Versuch  Wincklek's,  Kingi  ki  ^tX^  als  „Hochland  und  Tiefland'   zu 
erklären,  weg,  der  lediglich  seine  Entstehung  der  irrigen  Voraussetzung  verdankt,  dass  Kingiki   ^ T  y    eine 

südbabylonische  Landschaft  um  Ur  bedeute.  Warum  die  Könige  von  Ur  als  Beherrscher  eines  der  flachsten 
und  tiefstgelegenen  Länder  der  Welt  sich  als  Könige  des  Hochlandes  und  des  Tieflandes  hätten  bezeichnen 
sollen,  ist  schlechterdings  nicht  einzusehen.  Nur  der  Beherrscher  eines  gebirgigen  Landes  wäre  darauf  ver- 
fallen,   sich  solch  einen  Titel  beizulegen,  selbst  wenn  derselbe  in  ähnlicher  Weise  die  gesammte  Welt  be- 

12* 


92  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Fällt  dieser  Ansatz  weg,  so  ist  es  naheliegend,  dass  die  einheimische  Bevölkerung 
das  von  ihr  speciell  bewohnte  Land  als  das  Land  Kar'  s^oxriv,  als  das  Heimathland  bezeichnete. 
Dies  ist  vor  Kurzem  auf's  Neue  von  Amiaud  betont  worden.    Aber  desshalb  im  Gegensatz  hierzu 

in  M  ^^  T  T^  das  Land  der  Fremden  suchen  zu  wollen,  halte  ich  für  verfehlt*).  Ki  ^E^W 
ist,  wie  das  vorangestellte  ki  zeigt,  ebenso  wie  Kinyi  in  erster  Linie  ein  geographischer  Begriff; 
von  all  den  vielen,  diesem  Ideogramm  gewidmeten  Erklärungsversuchen    scheint    mir    nur    der 

eine  einiger  Beachtung  werth,  wonach  ki  j^^  ^  das  Land  der  beiden  Ströme  sein  soll:  denn 

wir  wissen,  dass  [y  „Wasser"  neben  a  auch  hur  gesprochen  wird,  und  wir  finden  thatsächlich 
in  assyrischen  officiellen  Documenten*)  (die  für  die  Annahme  künstliqher  Spielereien  verhältniss- 

mässig  am  Wenigsten  Handhabe  bieten)  die  Schreibung  "V  ff  if  für  "V  ^^^^  \1^  {dX&o 
mdt  BUR.BÜR  für  mät  bur(?))-    Abgesehen  vom  Mündungsgebiet,  treten  ja  die  beiden  Ströme 

gerade  dei  ihrem  Laufe  durch  das  Akkad  zugehörige  (Seite  95)  Gebiet  nördlich  von  Babylon 
am  nächsten  zusammen. 

Kingi  und>  ki  ^E^^^  sind   daher  in  erster  Linie  geographische  Begriffe. 
Zuzugeben  ist  aber  die  Möglichkeit,  dass  schon   in  dem  Titel  eines  Dungi  die  Namen 
daneben  bereits  als  Bezeichnungen  der  Nationalitäten  verwandt  wurden.  Waren  nämlich  die  beiden 

Landschaften  Kiiigi  und  ki  ^E^'^^  von  Völkern  verschiedener  Nationalität  bewohnt,  so  wird  deren 
Vereinigung  unter  einem  Scepter  (nachweisbar  seit  TJr-gur)  auch  der  Mischung,  dem  comm- 
hium  und  commercium^  Vorschub  geleistet  haben  (die  natürlich  längst  vorher  eingeleitet  sein 
musste)^).  Und  wenn  so  gewissermaassen  die  Grenzen  aufgehoben  wurden,  so  lag  es  nahe, 
dass  mit  den  beiden  Namen  statt  der  Vorstellung  nunmehr  ungetrennter  Gebiete  die  in  ihrer 
Dualität  immer  noch  deutlich  zu  unterscheidenden  Nationalitäten  in  den  Vordergrund  traten. 
Aber   die  eigentliche  Hervorhebung   und  Betonung   des   nationalen  Gesichtspunktes   möchte  ich 

V 

doch  erst  Hammurabi  zuschreiben,  der  aus  dem  babylonischen  Reiche  von  Sumer  und  Akkad, 

V 

in  welchem  Sumer  als  Sitz  der  ältesten  Herrscher  und  der  älteren  Cultur  als  Bezeichnung 
des  Stammlandes  der  herrschenden  Nationalität  voransteht,  definitiv  ein  national-akkadisch- 
semitisches  Reich  schuf,  dessen  Centrum  in  dem  von  den  Semiten  bewohnten  Landstriche  lag. 
Bei  Hammurabi  begegnen  wir  auch  dem  Namen  der  Akkadier  zuerst;  und  so  weit 
dieses  von  ihm  gestaltete  semitisch-babylonische  Reich  sich  ausdehnte ,  so  weit  reichte  auch 
der  Name  des  Landes  der  Akkadier.    Man  wird  daher  mit  der  Möglichkeit  der  Erweiterung 

des  Begriffes  "V  ^E^"^  ki  =  mät  Äkkadi  gegenüber  dem  alten  ki  ^E-W  ^lu  rechnen 
haben  und  würde  deshalb  irren,  wenn  man  das  Gebiet  des  Landes  Akkad  und  die  Verwendung 
des  Namens  Akkad  für  Babylonien  aus  dem  durch  die  Occupation  der  Aramäer  und  Kaldäer 
veranlassten  Wegfall  des  alten  Gebietes  von  Sumer  (vergleiche  jedoch  schon  o.  S.  88)  gewisser- 
maassen durch  ein  Subtractionsexenipel  erklärte:  Kingi  ki  ^:j'^  minus  Kingi  =  Sumer  deckt 


zeichnen  sollte,  wie  sar  Tcibrat  arbai  (siehe  oben  S.  86)  —  was,   wie   schon  gezeigt  wurde   und  weiter  noch 
giezeigt  werden  wird,  durchaus  nicht  der  Fall  ist. 

1)  Amiaud's  bor.  123  f.  mit  grosser  Reserve  ausgesprochenen  Vorschläge,  hurbur  mit  ßägßagog  einer- 
seits und  mit  einem  vielleicht  in  Babel  steckenden  b^^lb'^J,  (Gen.  11,  9)  andererseits  in  Zusammenhang  zu 
bringen,  bezeichnen  sich  selbst  nur  als  reine  Hypothesen,  entbehren  aber,  selbst  als  solche  betrachtet,  der 
Klarheit  in  der  Begründung  und  in  der  Darlegung. 

2)  Siehe  die  von  Bezold,  PSBA.,  May  1889,  herausgegebene  Jist  of  officials"  (81,  2—4,  187)  Obv. 
Z.  11  f.,  22  f.,  Rev.  Z.  11.     Vgl.  Amiaud  (n.  Strassmaier)  BOR.  I  124,  n.  8. 

3j  Vgl.  auch  WiNCKLEK,  UAG.  S.  48  Anm.  1. 


Die  ^nrrüt  kihrat  arha'i.  93 

sich  durchaus  nicht  mit  V  >^t^  \^^|  !  Das  als  mut  Akkadi  bezeichnete  Reich  ist  das 
babylonische  Nationalreich,  dessen  Herrscher  auch  den  Titel  sar  mdt  Sumeri  u  Akkadi  führen. 
Und  so  wenig  wie  im  Süden  darf  man  aus  der  Ausdehnung  des  Gebietes  von  Akkad, 
wie  es  sich  nach  Hammurahi  darstellt,  ohne  Weiteres  Schlüsse  ziehen  auf  die  nördliche  Aus- 
dehnung des  Gebietes  von  ki  >^  ▼  V  und  damit  auf  die  etwaige  Abgrenzung  des  Reiches  von 

Kinyi  ki  ^e^^  gegen  die  alte  sarrüt  kihrat  arbai. 

In  Winckler's  Aeusserungen  über  Bedeutung  und  Gebiet  der  sarrüt  kihrat  arhai 
(irhitti)  finden  wir  wiederum  (vgl.  S.  71)  eine  Mischung  von  richtigen  Beobachtungen  mit  un- 
richtigen oder  doch  unklaren  Schlussfolgerungen.  Winckler  hat  richtig  gesehen,  dass  die 
sarrüt  kihrat  arhai  in  alter  Zeit  ein  im  Norden  Babyloniens  gelegenes  Reich  ist^).  Er  hat 
ferner  scharfsinnig  erkannt ,  dass  die  Führung  des  Titels  sar  kihrat  irhitti  bei  den  Assyrern 
wahrscheinlich  mit  einer  thatsächlichen  Oberherrschaft  über  einen  Theil  Babyloniens  (d.  h. 
des  Landes  Akkadi^  wie  es  sich,  seinem  geographischen  Umfange  nach,  seit  Hammurahi 
gestaltet  hatte)  verbunden  ist.  Aber  die  von  Winckler  vorgetragene  Auffassung  der  sarrüt 
kihrat  arhai  als  eines  auch  in  späterer  Zeit  noch  gleichsam  trennbaren  babylonischen  Theil- 
reiches  ist  unklar  und  unrichtig. 

Suchen  wir  zunächst  den  objectiven  Thatbestand  nach  den  Inschriften  zu  geben, 
wobei  sich  zu  dem  von  WiNCKLER  beigebrachten  Material  einige  Ergänzungen  fügen  lassen: 

Wir  finden  den  Titel  sar  kihrat  arhai  bei  Naräm-Sin.     Derselbe  nennt  sich  auf  der 

Vaseninschrift  ^)    nur  sar  kihrat  arhai.     Sein  Vater  Sargäni ,    der  Stadtkönig   von    ]j  ^iM'^ 

►-.^Äp^h  dei'  älteste  Herrscher,  von  dem  wir  überhaupt  Kunde  haben,  nennt  sich  dagegen  nur 

König  der  Stadt,  König  von   |y   ^II!-^   ►^^4^1  ^)-     Aber  in  der  Omentafel,    welche   sich  auf 

Sargon  von  A-ga-^^^^]  uud  Naräm-Sin  bezieht,  wird  zweimal  erwähnt,  „dass  Sargon  die 
vier  Weltgegenden "  erobert  habe*),  woraus  man  wenigstens  soviel  schliessen  kann,  dass  die 
Führung  des  Titels  von  Naräm-Sin  auf  eine  Erweiterung  des  väterlichen  Machtbereiches 
zurückgeht,  so  dass  es  nicht  überraschend  wäre,  wenn  sich  einmal  Inschriften  von  Sargon  von 

IT  ^II  1^  ^^^54p|   fänden,    in  denen  derselbe  den  Titel  König  der  vier  Weltgegenden  führte. 

Dann  schweigt  längere  Zeit  jede  Kunde,  bis  wir  Dungi,  König  von  Lr ,  als  König 
der  vier  Weltgegenden  wiederfinden;  die  semitische  Inschrift,  auf  der  er  sich  so  betitelt,  ist 
in  Ninive  gefunden  (s.  u.  S.  94  f.) 

Nach  einer  Pause  von  wieder  mehreren  Jahrhunderten  finden  wir  den  Titel  bei  den 
Königen  der  sogenannten  zweiten  Dynastie  von  C/r,  die  sich  „König  von  Ur ,  König  der 
vier  Weltgegenden"  nennen.  —  Nicht  viel  später  erhalten  wir  Kenntniss  von  der  Entwickhmg 
eines  Königreiches,  dessen  Herrscher  sich  „Könige  von  Babylon"  nennen  (sieht  unten  S.  95). 
Hummurahi^).^  der  erste  dieser  Könige,  von  welchem  uns  Inschriften  erhalten  sind,  führt  neben 
dem  Titel  eines  Königs  von  Babel  auch  den  des  „Königs  der  vier  Weltgegenden" ;  dasselbe 
gilt  auch  von  seinem  Sohn  Samsu-ihma^). 


1)  Andere  Aufiassun<?en  siehe  z.  B.  bei  Tielk,  Geschichte  73,  78.  Vgl.  jetzt  auch  Tielk,  ZA  IV, 
423,  Abs.  1  g.  E. 

2)  I  E  3,  Nr.  VII. 

3)  Siehe  z.  B.  PSBA  1883/84  p.  11  u.  12. 

4)  III  R  60.    HOMMEL,  Geschichte  S.  304  f. 

5)  Oben  S.  78  und  Anm.  1. 

6)  Sumerische  Inschrift  auf  einem  Thoncylinder,  publicirt  von  Strassmater,  ZA  III,  Seite  153f., 
vgl.  140.  Semitische  Fassung  desselben  Textes  auf  einer  Steintafel  des  Berliner  Museums,  in  Umschrift 
veröflentlicht  von  Winckler,   Untersuchungen  S.  140. 


94  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Aus  dem  folgenden  Jahrtausend  ist  keine  Nachricht  über  den  Titel  erhalten.  Der  erste,  der 
ihn  wieder  führt,  ist,  soweit  ich  sehe,  der  Assyrerkönig  Tiglatpileser  J.  Es  folgt  Salmunasar  11^ 
der  sich  nicht  nur  selbst  sar  kissati  sar  mät  Assur  sor  kibrat  irhitti  nennt ,  sondern  der 
auch,  worauf  ich  besonders  hinweisen  möchte,  sowohl  von  seinem  Sohne  Samsi-Ramniän^  wie 
von  seinem  Enkel  Bammdn-nirari  III  als  sar  kibrat  irhitti  bezeichnet  wird,  ohne  dass  ihm 
ein  weiterer  Titel  beigelegt  würde.  ^e\i  Tiglatpileser  III  iühxen  dann  die  sämmtlichen 
Assyrerkönige,  auch  Sanherib  (s.  u.),  den  Titel  sar  kibrat  irhitti  {arhai).  —  Die  Bedeutung 
desselben  zu  ermitteln,  stehen  uns  nur  wenige  Hilfsmittel  zu  Gebote. 

Der  Titel,  wie  er  sich  darstellt,  ist  zunächst  wesentlich  von  allen  übrigen  Titeln 
babylonischer  Könige  verschieden.  Während  in  diesen  allen  —  mit  alleiniger  Ausnahme  von 
sar  kissati,  einem  Titel,  der  für  uns  von  vornherein  aufs  Engste  mit  sar  mät  Assur  verknüpft 
erscheint  und  der  wegen  der  spärlichen  erhaltenen  Nachrichten  hier  ausser  Betracht  bleiben 
muss  —  die  Herrschaft  über  eine  Stadt  oder  ein  grösseres  geographisches  Gebiet  genannt 
wird,  ist  in  sar  kibrat  arha  i  eine  solche  Localisirung  nicht  ausgedrückt.  Dass  die  ,vier 
Gegenden"  nicht  etwa  vier  Gebiete,  eine  Art  von  Tetrapolis  bezeichnen,  woran  man  wohl 
denken  könnte,  ersieht  man  aus  der  Nebenform  des  Titels:  sar  kullat  kibrat  irhitti,  , König 
der  Gesammtheit  der  vier  Weltgegenden".  Es  wird  mit  dem  Titel  dem  Anscheine  nach  der 
Anspruch  auf  eine  Art  von  Weltherrschaft^)  erhoben. 

Aber  an  welchen  thatsächlichen  Besitz  knüpft  sich  dieser  Anspruch?  Denn  daran, 
dass  dieser  Titel  in  ältester  Zeit  mit  einer  bestimmten  Herrschaft  verbunden  war,  möchte  ich 
im  Anschluss  an  Winckler's  Ausführungen  *)  und  besonders  im  Hinblick  auf  die  Eroberung 
,der  vier  Weltgegenden"  (?)  durch  Naräm-Sin  (S.  93)  festhalten. 

Die  Titel  lugal  Kingi  ki  ^^  ^  "^  und  sar  kibrat  arhai  begegnen  uns  bei  einem  und 
demselben  Herrscher  und  zwar  schon  bei  Dunyi ,  gleichzeitig  dem  ältesten  Könige,  der  den 
erstgenannten  Titel  führt.  Es  sind  die  beiden  einzigen  Titel ,  die  schon  äusserlich  dadurch, 
dass  sie  nicht  eine  Stadt  als  Sitz  der  Herrschaft  nennen,  auf  ein  grösseres  Herrschaftsgebiet 
zu  verweisen  scheinen.  Die  beiden  Herrschaften  müssen  also  einmal  neben  einander  bestanden, 
ihre  Gebiete,  wenigstens  zum  grösseren  Theil,  eines  das  andere  ausgeschlossen  haben ^). 
Da  nun  Südbabylonien    und    ein    wesentlicher    Theil    von   Nordbabylonien    auf  das  Reich    von 

Kingi  ki  ^^  t  ^  =  Sumer  und  Akkad  kommen,  so  bleibt  für  das  Gebiet  der  sarrüt  kibrat 
irhitti  keine  andere  Annahme   übrig ,    als    dass    deren  Machtsphäre    nach  Norden ,    nicht    nach 

Süden  gravitirt  hat,  dass  es  die  weiten  Strecken  von  der  Nordgrenze  von  ki  ^^  t  ^  im  vor- 
hammurabischen  Sinne  (o.  S.  92  f.)  nordwärts  umfasst  habe,  soweit  Angehörige  des  das  Zwei- 
stromland besiedelnden  semitischen  Stammes  dort  sesshaft  geworden  waren. 

Bekanntlich  ist  diejenige  der  beiden  Inschriften  Dungi''s,    in  welcher  er  sich  sar  Uri 

u  sar  kihrätim  arha  im  nennt,  ohne  der  Herrschaft  über  Kingi  ki  ,^  t  "^  zu  gedenken,  in 
Ninive  gefunden  (o.  S.  59).  Man  hat  dieselbe  für  verschleppt  halten  wollen ,  gegen  welche 
Annahme  sich  TiELE  erklärt.  Seitdem  Amiaud  die  Inschrift  neu  herausgegeben,  steht  fest,  dass 
sie  sich  auf  den  Bau  eines  (iVer^al-)Tempels  E-sid-lam,  wahrscheinlich  in  Kutha,  bezieht. 
Amiaud  hält  damit  die  Frage  zu  Gunsten  der  Verschleppungstheorie  für  entschieden.  Sie  wird 
jedoch    auch    ferner    als    offen    zu    behandeln    sein.     Wenn  Diingi   der  Erbauung  des  Tempels 


1)  Vgl.  TiELE,  Geschichte  S.  73. 

2)  Anderer  Meinung  Tiele,  ZA.  IV,  S.  423  Abs.  1  a.  A. 

3)  Vollständig  irrig  ist  es,  wenn  Hummel,  Geschichte  S.  305  Anni.  1    die  l'ibrat  arbai  als  Syno- 
nym von  kingi  ki     ^TTIT   bezeichnet. 


Ein  Monument  aus  der  Zeit  der  Patesi'n  von  Babylon (?).  95 

in  Kutha   eine    grosse  Bedeutung    beimass ,    so    konnte  er   sich    auch   ausserhalb  Kuthas  der- 
selben rühmen. 

Wie  nun  die  sarrüt  hihrat  arhai  und  von  Kinfji  Jci  ^e^W  n^S^^  einander  abzu- 
grenzen sind,  ist  nicht  zu  entscheiden.  Die  Zeit  der  selbständigen  Existenz  der  sarrüt  kibrat 
arhai  fällt  ja  vor  Sargon  und  Naräm-Sin,   also  in  eine  Zeit,    lus  der  uns  keine  Nachrichten 

über  das  Reich  von  Kinyi  ki  ^e^^  erhalten   sind.     Grenzverschiebungen    und  Gebietsverän- 
derungen müssen  jedenfalls  in  Betracht  gezogen  werden. 

Indess  lassen  sich  zu  dieser  Frage  immerhin  die  folgenden  Beobachtungen  machen: 

Man  thut  gut ,  sich  zunächst  nach  dem  Cultus  umzusehen ,  mit  welchem  dieser 
Titel  vor  Alters  verknüpft  ist  und  nach  dem  Orte,  wo  jener  seinen  Mittelpunkt  hat. 
WiNCKLER  stellt  die  ansprechende  Vermuthung  auf,  dass  der  Cultusmittelpunkt  der  alten 
sarrüt  Mrhat  irbitti  die  Stadt  Harsag-Tcalama  in  Nordbabylonien  sei,  weil  die  Assyrerkönige, 
namentlich  Salmanasar  II  und  Tiylatpileser  III,  in  dieser  Stadt  opfern  und  weil  es  „ein- 
leuchtend ist",  dass  als  „religiöser  Mittelpunkt  des  Reiches  der  vier  Weltgegenden  die  Stadt  galt, 
welche  als  Cultussitz  des  Berges  der  Länder  gedacht  wurde.  Näheres  über  die  Lage  dieser 
Stadt  ist  uns  aber  nicht  bekannt". 

Dass  Kutha  zum  alten  Reich  der  vier  Weltgegenden  gehört  habe,  wie  Winckler  an- 
nehmen möchte,  ist  zwar  möglich,  folgt  aber  nicht  aus  der  Nennung  der  Hauptgötter  der 
Stadt  des  Nergal  und  der  Laz  in  dem  Berichte  Tiglatpileser''s  III;  denn  dann  müsste  z.  B.  auch 
Babylon,  dessen  Göttin  Nana\a  ebenfalls  erwähnt  wird,  in  der  ältesten  Zeit  ein  Theil  der  sarrüt 
'kibrat  arbai  gewesen  sein,  was,  wie  sich  sogleich  zeigen  wird,  wahrscheinlich  nicht  der 
Fall  war. 

3)  Dass  Babylon  sich  einmal  aus  einer  Prt^esi-schaft  zum  selbständigen  Königthum 
entwickelt  hat,  hat  man  bereits  seit  Langem  vermuthet,  und  es  dürfte  sich  jetzt  beweisen  lassen. 
Gleichzeitig  damit  wird  wahrscheinlich ,  dass  diese  Ablösung  von  dem  Reich  von  Kingi  ki 
burbur,  nicht  aber  von    dem  der  sarrüt  hihrat  irhitti  erfolgt   ist,    mit   anderen  Worten,    dass 

Babylon  und  seiii  Gebiet  schon  zu  ki  ,^  ^  ^  im  vorhammurabischen  Sinn  gehört  hat. 

Ein  für  den  ersten  Punkt  möglicher  Weise  sehr  wichtiges  Document  ist  schon  seit 
längerer  Zeit  veröffentlicht,  aber  so  gut  wie  unbeachtet  geblieben.  Die  amerikanische  Wolfe- 
Expedition  hat  aus  Babylonien  ein  Gewichtsstück  mitgebracht,  dem  wir  in  metrologischer^), 
geschichtlicher  und  sprachlicher'^)  Hinsicht  wichtige  Aufschlüsse  verdanken.  Die  darauf 
eingegrabene  Legende  lautet  nach  W.  H.  Ward's  Publication  ^) : 

fo  TU  gi-na 

ekal  Nabü-sum-esir  (isarii) 

ahli  I)a-lat(?) 

^  pa-te-is-si   ''"  Mardiik 

d.  i.   „|-  [Mine  in]  Schekeln  [ausgedrückt]*),    Palast  des  Nabü-siim-esiri^),  Priesterfürsten  des 
Marduh" . 


1)  Siehe  C.  F.  Lehmann,   Verh.  d.  Berliner  anthr.  Ges.  16./III.  1889  S.  256. 

2)  Lehmann,  ZA  IV.  292. 

3)  PAOS.  New  York,  October  1886. 

4)  Oder  etwa  Ein  Drittelsgewicht,  TU  =  sikhi(??)  in  der  allgemeinen  Bedeutung  ,. Gewicht", 
„Gewichtseinheit"  genommen  (V).  Ueber  solche  verschiedenartige  Verwendung  eines  und  desselben  Maass- 
oder Gewichtsnamens  vgl.  Lehmann,  BMGW  S.  253;  auch  Opfert,  ZA  IV,  372. 


96  Erster  Theil.  viertes  Capitel. 

Für  Mardiih  kennen  wir  als  ursprünglichen  Cultussitz  nur  Babylon;  in  MardiiTi's 
Namen  maelit  Hammurahi  seine  Eroberungen.  Den  pates{s)i  des  Marduk  könnte  man  nun 
freilich  für  einen  priesterlichen  Beamten  halten,  der  auch  unter  dem  Königthum  functionirt 
hätte.  Dagegen  spricht  aber  zunächst  schon ,  dass  sich  die  Könige  von  Babylonien  und 
Assyrien  selbst  den  Titel  eines  patesi  resp.  issalcku  beilegen^);  die  unabhängigen  Könige 
sind  eben  die  Nachfolger  der  alten  patesi.  In  etwas  gemindert  wird  dieser  Zweifel  ferner 
dadurch,  dass  von  einem  elxol  dieses  patesi  die  Rede  ist;  ekal  „Palast"  finden  wir  in  der  Regel 
doch  wohl  nur  als  Wohnstätte  eines  gebietenden  Fürsten  verwendet.  Das  vorliegende  Gewicht 
ist  seiner  Inschrift  nach^)  der  genau  entsprechende  Vorgänger  der  späteren  königlichen  und 
mit  dem  Namen  eines  Königs  versebenen  (Maasse  und)  Gewichte,  die,  wie  alles  zum  könig- 
lichen Haushalt  Gehörige,  als  Signatur  die  Worte  tragen^):  ekal  NN.  sar  Babili  respective 
sar  Assnr.  Sind  unsere  Schlüsse  richtig,  so  gehört  das  Gewicht  in  die  Zeit,  da  Babylon  noch 
von  patesi''s  beherrscht  wurde,  also  vor  Begründung  der  sogenannten  ersten  babylonischen 
Dynastie*). 

Mit  dieser  ersten  babylonischen  Dynastie  sind  nun,  wie  Winckler^)  wahrscheinlich  ge- 
macht hat,  die  Herrscher  der  sogenannten  zweiten  Dynastie  von  Ur  etwa  gleichzeitig.  Diese 
Könige    von    Ur   nennen    sich    „König    von    Ur ,    König    der    vier    Weltgegenden ",    aber,    wie 

WiNCKLER  hervorhebt,    nicht  König  von  Kingi  Jci  ^E^^'    obgleich    sie   über   Ur  herrschen, 

V 

also  jedenfalls  einen  Theil  der  südbabylonischen  Landschaft  Kingi  =  Sumer  im  Besitz  haben. 
Sollte  sich  nicht,  nach  dem  oben  (Seite  88)  Dargelegten,  das  bisher  unverständliche  Fehlen  des 
Titels  daher  schreiben,  dass,  nachdem  Babylon  sich  unabhängig  gemacht  hatte,  ein  wich- 
tiger Theil  der  Landschaft  ki  >^  ▼  ^  nicht  mehr  der  Botraässigkeit  der  Herrscher  von  Ur 
unterstand  und  diese  d esshalb  sich  nicht  als  Könige  von  Kingi  ki  ,^  t '^  bezeichnen  konnten? 

Diese  Annahme  darf,  so  lange  zwar  nicht  weitere  Zeugnisse  dafür,  aber  auch  keine 
directe  Beweise  dagegen  vorliegen,  als  Hypothese  bestehen  bleiben;  denn  sie  enthält  die  unge- 
zwungene Erklärung  für  verschiedene  bisher  ungelöste  Schwierigkeiten  und  stimmt  zu  den 
übrigen  bereits  gezogenen  Schlüssen. 

WiNCKLER^)  hat  scharfsinnig  aus  verschiedenen  Anzeichen  geschlossen,  dass  die  zweite 
Dynastie  von  Ur  aus  Nordbabylonien  stamme.  Unsere  Annahme  lässt  das  Bestehen  derselben 
deutlich  als  eine  Etappe  in  dem  fortschreitenden  Kampfe  des  Nordens  gegen  den  Süden,  des 
Semitismus  gegen  den  Sumerismus  erscheinen.  Es  sind  nordbabylonische  oder,  wenn 
unsere  Auffassung  der  sarrüt  kibrat  arhdi  richtig  ist,  so  zu  sagen  ^praeassyrische"  Herrscher, 
die  über  Babylonien  bis  nach  dem  Süden   hin   herrschen,    während    sich    gleichzeitig  von  dem 

babylonischen  Gesammtreich  von  Kingi  ki  ^e^^  im  Gebiete  von  ki  ^E^^  der  Staat  un- 
abhängig macht,  in  welchem  binnen  Kurzem  die  beiden  älteren  Staatengebilde  aufgehen  sollen. 


1)  S.  z.  B.  Neb.  EJH  I,  5.     Sargon,  Nimnul-Inschrift  (Layard,  33,  KB  2  S.  34  f.),  Z.  1. 

2)  Metrologisch  dagegen  besteht  ein  Unterschied  zwischen  der  älteren  gemeinen  Norm  und  der 
durch  spätere  E,rhöhung  entstandenen  königlichen  Norm.     Näheres  s.  Lehmann,  BMGW  270ff. 

3)  Vgl.  Brandis,  Bas  Münz-,  Maass-  und  Gewichtsivesen  in  Vorderasien  bis  auf  Alexander  den 
Grossen  S.  46,  49  ff. 

4)  Dass  Naräm-Sin  und  Sargon  von  ||  C^lli/  ^Z^pJ  schon  Könige  von  Babylon  gewesen 
sein  sollten,  wie  es  nach  Nabtina' id's  Angabe  (V  K  64  Col.  II,  59)  scheinen  könnte,  wird  von  Winckleb 
(Unterstichungen  S.  77)  in  Zweifel  gezogen  und  scheint  auch  mir  —  vorausgesetzt,  dass  diese  Könige  wirk- 
lich, wie  Nabonid  angiebt,  32  Jahrhunderte  vor  ihm  gelebt  haben  —  nach  der  ganzen  Entwicklung  und 
Lage  der  Dinge  im  höchsten  Grade  unwahrscheinlich. 

5)  Untersuchvngen  S.  71,  vgl.  AOV  1887  10. 


Bedeutung  des  Titels  sar  kibrat  irbitti  in  assyrischer  Zeit.  97 

Wenn  also  auch  auf  eine  genaue  Abgrenzung  der  beiden  Reiche  von  Kingi  ki  ^^TTy 
und  der  kibrat  arha  i  einstweilen  verzichtet  werden  muss ,  so  wird  man  in  den  Umrissen 
ungefähr  das  Richtige  treffen ,  wenn  man  in  der  alten  sarrüt  kibrat  arba^i  das ,  in  etwas 
nach  Süden  (nicht  über  Sippar  hinaus)  erweiterte  Gebiet  des  späteren  Assyrien  erkennt,  in  dem 

Doppelreich  von  Kingi  ki  ^e^^  dagegen  —  wir  sprechen  von  der  Periode  vor  hammn- 
rabi  —  das  entsprechend  im  Norden  etwas  beschränkte  und  verminderte  Gebiet  des  späteren 
Babylonien  (im  weitesten  Sinne,  den  Süden  bis  zum  persischen   Golf  mit  eingeschlossen). 

Sicher  aber  ist  somit,  dass  man  von  dem  Reiche  der  kibrat  irbitti  als  einem  trenn- 
baren Theile  Babyloniens  überhaupt  nicht,  und  ganz  besonders  nicht  in  der  späten  Zeit  nach 
der  Consolidirung  des  Staates  Akkad^  reden  darf,  wie  es  WiNCKLER  thut^.  Sondern  der  von 
WiNCKLER  wahrscheinlich  gemachte  Zusammenhang  des  Titels  sar  kibrat  irbitti  mit  dem  Besitz 
eines  Theiles  von  Babylonien  erklärt  sich  vermuthlich  aus  dem  Bestreben  der  Assyrerkönige,  sich 
als  Erben  der  alten  Krone  der  vier  Weltgegenden  zu  betrachten,  d.  h.  des  Reiches,  von  welchem 
Assur,  da  es  noch  unter  patesVs  stand,  ein  abhängiger  Theil  gewesen  sein  muss.  Dazu  wird 
der  Besitz  einer  Cultusstätte  (vielleicht  Harsagkala{m)mah)  nöthig  gewesen  sein,  die  in  ältester 
Zeit  zum  Gebiete  der  sarrüt  kibrat  irbitti  gehörte,  späterhin  aber  gemäss  der  Gestaltung  der 
Dinge  nach  Hammurabi  und  nach  Abtrennung  des  assyrischen  Reiches  zum  Gebiete  von  Akkad- 
Babylonien  zu  rechnen  war.  Darum  wohl  das  Ringen  der  Assyrerkönige  nach  dem  Besitz  des 
nördlichsten  Theiles  von  -4Ä;7i;a(Z-Babylonien ,  in  welchem  diese  Stadt  gelegen  ist.  In  diesem 
Sinne  drehen  sich  allerdings  die  in  der  sogenannten  synchronistischen  Geschichte  geschilderten 
Kämpfe  um  die  sarrüt  kibrat  irbitti.  Tiylatpileser  I  und  Salmanasar  II  sind  diejenigen,  denen 
es  im  Kriege  gegen  Babylonien  oder  vielmehr  gegen  die  Beherrscher  von  Kardioiias,  die  auch 
Akkad  unter  ihrer  Herrschaft  hatten,  am  besten  glückt,  und  gerade  sie  erscheinen  in  den  assyri- 
schen Inschriften  als  „sar  kibrat  irbitti'^  ^)  besonders  deutlich  bezeichnet.  Später,  nachweislich 
von  Tiglatpileser  III  an,  ist  sar  kibrat  irbitti  ein  selbstverständlicher  Bestandtheil  des  Titels 
der  assyrischen  Könige.  Die  Grenzregulirungen,  Theilungen  und  Gebietsabtretungen,  von  denen 
die  synchronistische  TafeP)  redet,  haben  dazu  geführt,  dass  der  nördliche  Theil  Babyloniens, 
d.  h.  des  Landes  Akkad,  politisch  als  zu  Assyrien  gehörig  betrachtet  wird.  Jener  Titel  konnte 
somit  nur  von  den  Assyrerkönigen  in  Anspruch  genommen  werden;  er  ist  so  völlig  assyrisch, 
dass  selbst  Sanherib,  der  doch  von  einem  selbständigen  Babylonien  nichts  wissen  wollte  (o.  S.  47) 
und  desshalb  weder  den  Titel  sar  Babili,  noch  den  eines  sar  mäti  Sitmeri  u  Akkadi  jemals  geführt 
hat,  sich  den  Titel  sar  kibrat  irbitti  beilegte.  Desshalb  darf  man  auch  in  keinem  Falle  auf 
eine  aussergewöhnliche  Beschränkung  der  Herrschaft  über  Babylonien  bei  Merodachbaladan  II 
und  SamassiimuMn^)  daraus  schliessen,  dass  diese  Könige  sich  nur  sar  Babili,  sar  niät  Su- 
meri  u  Akkadi  nennen.  Dass  die  sarrüt  kibrat  irbitti  in  jener  Zeit  ein  selbstverständliches 
Attribut  der  Assyrerkönige  war,  wird  dadurch  weiter  bestätigt,  dass  wir  nach  Samsnilwia, 
Hammurabi's  Sohn ,  überhaupt  von  keinem  babylonischen  Könige  wissen,  der  sich  Avieder  sar 
kibrat  irbitti  genannt  hätte. 

Als  einen  weiteren  Punkt,  der  zur  Stütze  unserer  Anschauung  von  dem  alten  Gebiete 
der  sarrüt  kibrat  arbai  (Seite  92)  dienen  kann  —  einer  Anschauung,  welche,  wenn  sie  sich 
bewahrheiten    sollte,    neues  Licht  auf  die   Geschichte   und   die   Entwicklung   der   beiden    nah 


1)  Wie  ich   aus  Heft  4   von  ZA  IV  (S.  423)  ersehe,   das  mir  unmittelbar  vor  Absendung  des  vor- 
liegenden Abschnitts  zum  Druck  zugeht,  treffe  ich  in  diesem  Urtheil  im  Wesentlichen  mit  Tiele  zusammen. 

2)  Oben  S.  94. 

3)  Z.B.  Col.  1,  28  ff.;  III,  18  ff. 

4)  Gegen  Winckler,   Untersuchungen  S.  86  f. 

Lehmann,  Saniassumukin.  13 


98  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

verwandten    und    einander    stets    feindlichen  Nachbarstaaten    werfen   würde  —  möchte  ich  die 

kaum  zufällige  Wiederaufnahme  des  Namens  des  uralten  Königs  von  jf  ^H  [^  ►^^5^^!'  Sarcjon^ 
der  die  vier  Weltgegenden  eroberte,  und  dessen  Sohn  als  Beherrscher  der  vier  Weltgegenden 
bekannt  ist  (s.  o.  S.  93),  durch  den  assyrischen  Usurpator  Sargon  II  anführen.  Die  Identität 
der  Namen  dürfte  hier  umsoweniger  auf  Zufall  beruhen,  als  ja  die  Sargoniden  —  mit 
welcher  Berechtigung  kann  Niemand  wissen  —  ihr  Geschlecht  auf  uralte  Könige  (?)  Assyriens 
zurückführen  (s.  o.  S.  29  u.  Anm.  5). 

Ferner  ist  in  dieser  Hinsicht  die  Versicherung  Tiglatpileser's,  I  merkwürdig,  dass 
Assur  ihn  zur  Beherrschung  der  vier  Weltgegenden  berufen  habe^),  nicht  minder  auch  die 
von  WiNCKLER  hervorgehobene  Thatsache,    dass  Salmanasar  II  in  Harsaghalama  ^   einer  geo- 

V 

graphisch  zu  Akhad  gehörigen  Stadt,  unter  Anderem  auch  dem  As&ur  und  der  Serüa  opferte. 

Fassen  wir  schliesslich  nochmals  zusammen,  was  diese  erneute  Untersuchung  über  die 
Entwicklung  und  die  politische  und  ethnische  Zusammensetzung  der  beiden  grossen  Staats- 
wesen des  Zweistromlandes  ergeben  hat: 

An  der  Spitze  der  Entwicklung  stehen  die  kleinen  Reiche ,  bestehend  aus  der  Stadt, 
die  das  Heiligthum  des  Hauptgottes  enthält,  und  deren  Gebiet,  deren  Beherrscher  sich,  wenn 
sie  selbständig  waren,  „Könige"  lugal  =  sarru,  wenn  sie  einen  anderen  König  als  Oberherrn 
anerkennen   mussten ,   patesi's  nannten.     Wir  kennen  von  solchen  bis  circa  2000  vor  Christus 

herab,  von  Süden  nach  Norden  gerechnet,  die  patesVs  von  *"\^  ^  T  *"^Ii  die  Könige  von 
Ut\  Nisin,  Nippur,  Larsa,  Erech,  die  patesi's  und  Könige  von  Babylon,  die  Stadtkönige  von 

Sippar-]}   ^y  1 1-^  ^^^^Hi  ^^^  patesi's  von  Assur. 

Daneben  finden  wir  aber  bereits  in  frühester  Zeit  zwei*)  Titel,  die  einen  wesentlich 
anderen  Charakter  tragen,  die  keinen  Stadtnamen  in  sich  schliessen,  sondern  die  Bezeichnungen 
weiterer  Herrschaftsgebiete  enthalten  und  die,  wie  sie  nacheinander  von  den  verschiedenen 
Kleinkönigen  in  Anspruch  genommen  werden ,  wenn  sie  das  Uebergewicht  in  Babylonien 
erlangen,    offenbar   die  Herrschaft  über  ein  grösseres  Machtgebiet,    eine  Hegemonie  bedeuten. 

Während  der  eine  dieser  Titel,  lugal  Kingi  ki  ^E^'^ ,  deutlich  zwei  geographisch  oder 
doch  ethnisch  bestimmbare  Elemente  in  sich  schliesst,  ist  der  andere,  sar  kibrat  irbitti,  König 
der  vier  Weltgegenden ,  ein  allgemeiner  Ausdruck  für  den  Anspruch  auf  die  Herrschaft  über 
die  ganze  Welt.  Der  letztere  ist  in  Nordbabylonien  localisirt,  wird  bereits  in  ältester  Zeit 
nur  von  rein  semitischen  Herrschern  geführt,  und  deutet  also  wahrscheinlich  auf  ein  semitisches 
Reich,  dessen  Könige  sich  als  Herren  der  Welt  bezeichnen,  wie  wir  das  später  namentlich  bei 
den  assyrischen  und  persischen  Königen  wiederfinden. 

Die  ältesten  Beherrscher  von  Kingi  ki  ^^  ^  ^  schreiben  sumerisch,  sie  bezeichnen 

sich  „König  von  f/r,  König  von  Kingi  ki  »^  tT^".  Die  Herrschaft  von  Kingi  ki  ^^V'y 
geht  an  die  Dynastie  von  Nisin,  dann  an  die  von  Larsa  über,  deren  Macht  hinter  der  der 
ersten  Dynastie  von  Ur  zurückbleibt.  Zur  Zeit  der  letzteren  finden  wir  dann  die  sarrüt  kibrat 
irbitfi,  nachdem  sie  unter  der  sogenannten  zweiten  Dynastie  von  Cfr  mit  der  Herrschaft  über 
Ur  verbunden  gewesen  war,  bei  einem  anderen  neu  emporgekommenen  Reiche,  dem  von 
Babylon,    dessen  Beherrscher  Hammurabi  nun   auch   durch  Besiegung   des  Königs  von  Larsa 

die  Herrschaft  über  Kingi  ki  ^^^,  über  die  t^lyT  Sunieri"'  u  Akkadi'"  erringt  und  damit 


1)  Im  Sinne  der  Assyrer  scheint,  wenn  diese  Schlüsse  richtig  sind,  -wahrscheinlich  auch,  da  die 
Nanaiia  von  Babylon  an  derselben  Stelle  genannt  wird,  die  Oberhoheit  über  Babylon  mit  dem  Titel  des  §ar 
kibrat  irhitti  verbunden  gewesen  zu  sein.  Schlüsse  für  die  ältere  Zeit  dürfen  jedoch  hieraus  nicht  gezogen 
werden  (vgl.  oben  S.  95). 

2)  Von  der  sarrüt  kissati  sehen  wir  hier  ab  (s.  oben  S.  94). 


Rückblick  auf  die  Entwicklung  des  babylonischen  StaatswcHens.  99 

die  Herrschaft  Dungi'fi  unter  einem  Scepter  wiedervereini^^t.  Es  ist  irrig,  Hammiirahi. 
wie  es  vielfach  geschieht,  als  denjenigen  darzustellen,  der  Babylonien  zum  ersten  Mal  /u  einem 
Gesammtreiche  vereinigt  hat  (vergleiche  oben  Seite  60  Anmerkung  3).  HammuraU'A  Sieg  i>t 
eine  Etappe  in  dem  Vorrücken  des  Schwerpunkts  der  Herrschaft  und  der  Cultur  von  Süden 
nach  Norden,  er  bezeichnet  den  Sieg  der  Semiten  über  die  Angehörigen  der  anderen  Kace, 
der  Akkadier  über  die  Sumerier,  ein  Ziel,  zu  dessen  Erreichung  bereits  die  Unter- 
werfung t/r's  durch  die  nördliche  Dynastie  der  Herrscher  der  vier  ^Veltgegenden  (Seite  96) 
den  Weg  gebahnt  haben  muss. 

Das  sumerische  Reich  Dunc/i's  und  das  akkadische  Reich  HammurahVi  haben 
nach  Allem,  was  wir  wissen,  die  gleiche  Ausdehnung:  sie  umfassen  ganz  Babylonien  im 
weitesten  Sinne  und  erstrecken  sich  wahrscheinlich  auch  über  Mesopotamien,  über  das  spätere 
Gebiet  Assyriens  hin. 

Wie  sich  das  Dunkel  lichtet,  das  über  den  auf  Hammurahi  folgenden  Jahrhunderten 
lagert,  finden  wir  an  Stelle  des  einen  zwei  semitische  Reiche,  Alckad  (-Kardunias,  s.o.  S.  79) 
und  Assur^  im  Kampfe  mit  einander,  in  dessen  Verlauf  ein  immer  weiteres  Vordringen  Ässur's 
stattfindet.  Wenn  man  überhaupt  von  dem  Fortleben  der  früheren  Idee  eines  einheitlichen 
semitischen  Reiches  sprechen  kann,  so  sind  deren  Träger  die  Assyrer.  Die  Assyrerkönige,  und 
nur  diese,  beanspruchen  und  führen  den  Titel  sar  kihrat  irhitti,  Assyrer  sind  es  auch,  die,  so- 
weit wir  sehen  können,  nachdem  sie  in  den  Besitz  Babyloniens  gekommen  sind,  den  zuletzt 
von  den  Kassiten  geführten  Titel  sar  mät  Sumeri  u  Alikadi  aufnehmen  und  damit,  .so  schien 
es  uns  (S.  81)  möglich,  die  Herstellung  des  Reiches  in  seiner  alten  Ausdehnung  auch  nach 
Süden  auf  ihr  Programm  setzen.  Das  Streben  nach  Wiederherstellung  des  alten  Einheits- 
reiches gipfelt  in  Asarhaddon's  muthmasslichem  Plan  (o.  S.  41),  den  Sitz  der  Centralgewalt 
nach  Babylonien  zu  verlegen. 

Dass  ich  Recht  hatte,  wenn  ich  Winckler's  hierhergehörige  Aufstellungen  als  ein 
seltsames  Gemisch  von  richtigen  und  von  irrigen  Beobachtungen  und  Begründungen  bezeich- 
nete, mag  folgende  Zusammenstellung  noch  einmal  zeigen. 

Es  ist  richtig,  dass,  wie  WiNCKLER  behauptet,  das  Erscheinen  der  altbabylonischen 
Herrschertitel  in  der  Titulatur  der  späteren  Könige  einer  staatsrechtlichen  Bedeutung  nicht 
völlig  entbehrt;  es  ist  aber  falsch,  für  die  spätere  Zeit  von  verschiede  neu  Reichen  zu 
sprechen,   aus   denen   sich   Babylonien    zusammensetze.      Es    ist   richtig,    dass   der  Titel    lugcd 

Kingi  ki   ^^^    zuerst    bei    den   Herrschern    von    Ur    auftritt;     es    ist    falsch,    dass    durch 

Kingi  ki  ^e '^'^  eine  südbabylonische  Herrschaft  um  Ur  bezeichnet  werde,  und  nicht  er- 
wiesen,   dass    für  die  Führung   des  Titels  der  Besitz  von    Ur  Vorbedingung   sei;    es    ist   daher 

V 

erst  recht  falsch,  die  sarrüt  mät  Sumeri  u  Akhadi  als  die  Herrschaft  über  ein  ,süd baby- 
lonisches Reich"  zu  bezeichnen,  während  es  möglich  erscheint,  dass  die  Führung  des  Titels 
in  späterer  Zeit  das  Programm  einer  Erweiterung  Babyloniens  nach  Süden  auf  den  Umfang 
seiner  alten  Machtsphäre  darstellte.  Es  ist  Avahrscheinlich,  und  darin  liegt  das  bedeut- 
samste positive  Ergebniss  der  WiNCKLER'schen  Untersuchungen,  dass  es  politisch  von  Bedeutung^ 
ist,  wenn  die  Assyrerkönige  sich  den  Titel  sar  kihrat  irhitti  beilegen  und  ebenfalls  wahrschein- 
lich, dass,  weil  zur  Führung  dieses  Titels  der  Besitz  gewisser  geographisch  in  Nordbabylonien 
gelegener  Heiligthümer  nothwendig  war,  mit  demselben  die  Oberhoheit  über  Theile  von  Nord- 
babylonien in  Akkad  im  nach-haramurabischen  Sinne  verknüpft  ist,  aber  diese  Landestheile 
machen  nicht  das  Reich  der  vier  Weltgegenden  aus  und  auch  kein  politisch  trennbares  Glied 
eines  aus  mehreren  solchen  gleichstehenden  Gliedern  zusammengesetzten  Staatsganzen,  ^^'ahr 
ist  in  gewissem  Sinne,  dass  die  Titel  sar  kihrat  irhitti  und  sar  mat  Sumeri  u  Akkadi  geführt 

13* 


100  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

werden,  um  alte  Herrschaftsansprüche  zu  erneuern  oder  in  ihrer  Fortdauer  darzustellen,  aber 
sie  sind  in  ihrem  Wesen  und  ihrer  Bedeutung   durchaus   nicht  als   adaequat  zu  behandeln. 

Es  ist  ferner  gewiss  richtig,  dass  zeitweise,  wenn  Theile  von  Nordbabylonien  politisch 
zu  Assyrien  gehörten  (S.  97),  während  im  südlichen  Zweistromlande  die  kaldäischen  und  ara- 
mäischen Staaten  immer  mehr  an  Ausdehnung  gewannen,  das  Reich  Babylonien,  mät  AJckadi, 
ein  recht  kleines  Gebiet  einnahm.  Es  ist  aber  durchaus  irrig,  zu  behaupten,  dass  das  Stadt- 
gebiet von  Babylon  ein  kleines  ideelles  Reich  für  sich  gebildet  habe ,  das  bestehen  geblieben 
wäre,  während  die  Assyrerkönige  über  Babylonien  herrschten,  und  ist  folglich  auch  falsch  die 
Möglichkeit  in's  Auge  zu  fassen ,  dass  ein  König  von  Babylon  in  Babylon  als  gesondertem 
Reiche  einen  anderen  Namen  geführt  habe,  als  im  übrigen  Babylonien  (siehe  o.  S.  84  und 
Anm.  1).  Der  König  von  Babylon  ist  im  Gegentlieil,  so  weit  wir  sehen  können,  allezeit 
König  von  Akkad-Bskhylonien  geblieben,  mögen  im  Uebrigen  seine  Befugnisse  und  seine 
Herrschaft  durch  die  Assyrer,  die  sich  als  seine  Oberherrn  betrachtet  wissen  wollten,  noch  so 
sehr  geschwächt  und  eingeengt  worden  sein. 

Nach  diesem  ausführlichen,  aber  zur  Klärung  allgemein  sowohl,  wie  speciell  für  unsere 
Frage  nöthigen  Excurse  kehren  wir  zu  unserem  Hauptthema  zurück  und  beantworten  die 
Frage  H: 

Ist  die  gegnerische  Behauptung  von  der  Nichterwähnung  einer  anders 
gearteten  Sprache  beweiskräftig  oder  auch  nur  thatsächlich  richtig? 

1)  Sie  hat,   selbst  wenn  sie  thatsächlich  richtig  wäre,    keine  Beweiskraft. 

Denn  wenn,  wie  aus  dem  Dargelegten  hervorgeht,  die  sumerische  Sprache  bereits  in 
uralter  Zeit  im  Schwinden  begriffen  war^)  und  ihr  Leben  nur  noch  in  den  religiösen  Ge- 
bräuchen und  in  der  Kunde  der  Priester  und  Schriftgelehrten  fristete ,  so  lag  absolut  kein 
zwingender  Grund  vor ,  derselben  in  den  Texten  Erwähnung  zu  thun ,  die  die  Heldenthaten 
der  Könige  berichten  und  im  Wesentlichen  nur  di&  zur  Zeit  der  Abfassung  bestehenden  Ver- 
hältnisse berücksichtigen. 

2)  Sie  ist  thatsächlich  unrichtig. 

a.  Ich  glaube  oben  gezeigt  zu  haben ,  dass  in  den  älteren  Texten  deutliche  Spuren 
von  einer  neben  den  Akkadiern ,  als  der  semitischen  Bevölkerung  Babyloniens,  vorhandenen 
Bevölkerung  anderer  Sprache  und  anderer  Nationalität,  den  Sumeriern,  nachweisbar  sind. 

Nehmen  wir  aber  einmal  an,  der  Beweis  wäre  nicht  gelungen:  dass  in  keinem  Falle 
die  zuversichtliche  Behauptung,  es  werde  nirgends  in  den  keilinschriftlichen  Texten  neben 
den  „Kossäern"^)  einer  Bevölkerung  anderer  Nationalität  gedacht,  aufgestellt  werden  kann, 
geht  aus  den  obigen  Betrachtungen  mit  Sicherheit  hervor. 

b)  Wir  haben  oben  (S.  88)  bereits  darauf  hingewiesen,  dass  die  blosse  Thatsache  der 

Aenderung  des  Namens  Sumeri  in  *^^]j*^  iE]  ein  Beweis  dafür  ist,  dass  man  mit  Sumeri 
noch  bestimmte  Vorstellungen  verband. 

Der  Name  ist  aber  geradezu  ein  Beweis  für  die  Existenz  der  sumerischen  Sprache  und 
ist  als  solcher  auch  von  Delitzsch^),  ehe  er  sich  Halievy  bedingungslos  anschloss,  ausdrücklich 

"anerkannt  worden.  *^^J^  ist  bekanntlich  Ideogramm  für  lisänu,  „Sprache".  Es  wird  hier 
also   deutlich    der  Name  Sumeri   durch    einen  Ausdruck  vertreten ,    dessen    eines  Element    das 


1)  Oben  S.  60/ 

2)  Muss  heissen  Kassiten,  die  zudem  wahrscheinlich  gerade  der  Elam  bewohnende  semitische 
Stamm  waren  (vgl.  oben  S.  63  Anm.  2  und  siehe  neuerdings  Opfert,  ZA  V,  S.  106  f,). 

3)  Paradies  S.  196. 


»"^TTm    J^Jj  Sprache  der  Beschwörunj^.  101 

Wort  für  , Sprache"    bildet.     Da  ]^   resp.  ]^    ]j^)  unter  Anderem  =  a.9.sa/)M  , Beschwörer, 

Priester"  ist,  so  war  die  erste  Deutung,  welche  Oppert'*)  für  *"^Jt^  IeJ  vorschlug,  , Sprache 
der  Anbetung,  Beschwörung,  heilige  Sprache". 

Zu  "V  ^^j[t>-^  ]^  gehört  nach  der  der  Darstellung  der  Feldzüge  Sanherif/n  beigefügten 
Legende  jedenfalls  Bit-Jakin,  der  im  äussersten  Süden  Babyloniens  gelegene  Aramäerstaat;  als 
Ueberschrift    zur   parallelen  Darstellung    eines    in   Nordbabylonien    vorgekommenen   Ereignisses 

erscheint  dort  die  Gruppe  V  *^^Jl3f  ^IIK  tH-     -A-Js  diese  Ueberschriften  bekannt  geworden 

waren,  schloss  man,  da  *^t^^*-|  ^J  für  Sumeri  steht,  so  müsse  *~^Jl^  ^I In  TT^  für  Akkadt 

zu  setzen  sein.    Opfert  fasste  dann  *"^Jllq    ^1  |H  TT^  ß*^^^  ^HW^  ^^^  limn  sukkalli  „Sprache 

der  Sklaven",  eine  Bezeichnung,  die  im  Gegensatze  zu  V  *^^]m^  ^l  stehen  sollte,  dessen 
bisherige  Deutung   „Land    der  Sprache    der  Beschwörungen"   nunmehr    aufgegeben    und    durch 

„Land  der  Herrensprache"  wiedergegeben  wurde,  wozu  die  Anwendung  von  ]^  als  Ideogramm 
für  ruhii^)  die  Möglichkeit  zu   bieten    schien.     Haupt*)    jedoch  wies    später   darauf   hin,    dass 

t^I  I  [^  =  sukkallu  nicht  den  „Sklaven",  sondern  den  „Boten"  bezeichnet  und  rubü  zwar  „hehr", 
aber  nicht  „Herr"  bedeute^)  und  dass  desshalb  die  üebersetzung  „Herrensprache"  und  „Diener- 
sprache"  zu  verwerfen  sei. 

Amiaud^)  hat  dann  in  scharfsinniger  Combination  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  ]^ 

als  Ideogramm  für  tukultu  mit  \l^^^>^n  I  wechselt  und  dass  es  daher  möglich  sei,  dass  ]^ 
auch  die  übrigen  Bedeutungen  des  letzteren  Ideogrammes  in  sich  schliesse ,  nämlich  kasäpu 
„incantare",  ittu^  Plur.  idäti,   „augurium,  Orakel,  Beschwörungsformel",  hani  „schauen",   „eine 

Vision  haben".  Zu  Gunsten  dieser  Gleichsetzung  wird  von  Amiaud  femer  angeführt,  dass  IeJ 
=  tenm  und  sipnt   „Botschaft"   ist  und  dass  Orakel  und  Träume  als  göttliche  Sendungen  auf- 

gefasst  werden.     Sodann  ist  II  R  21b,  39  >jhe-|    l^    (d.  i.   „Mann  der  Beschwörung")    kalü, 

und  Amiaud  meint,  dass  dies  blos  eine  dialectische (?)  Schreibung  für  >.yy  |  \|*"^>_in  aba- 
rakku   „Priester" '')  ist,    eine  Annahme,  die  ihr  Urheber  weiter  noch  stützt  durch  den  Hinweis 

auf  die  Aussprache  se,  die  dem  Zeichen  \|*"^^I  j  [   zukommt  und  die   auch  die  jüngste  Form 

der  Aussprache  für  die  Postposition  iEJ  ist  (s.  u.). 

Für  V  »^^Jt^  IH]    ergiebt  sich   also   die  Deutung   „Land   der  Sprache  der  Orakel, 


1)  II,  24,   24a  assapu;   II,  15,   4a  Ut    ussappi   (Brünnow  10523). 

2)  Ettides  sumeriennes  p.  7. 

3)  Brünnow  10547. 

4)  ZK  II,  269. 

5)  Auch  das  ist  nicht  ganz  correct:  rubii  kommt,   so  viel  ich  weiss,   nur  als  Substantiv  vor,    ,der 
Fürst",  „der  Grosse",  und  das  stimmt  zu  der  von  Delitzsch,  Assyr.  Grammatik  §  65  S.  157  geäusserten  Be- 

obachtung,  dass  die  Formen  Jk*i  höchst  wahrscheinlich  nur  Nomina  bilden.    Dazu  stimmt  auch  der  Plural  nibe 

(statt  des  adjectivischen  7-ubuti).  Es  ist  daher  eine  Inconsequenz,  wenn  Delitzsch  an  einer  anderen  Stelle 
der  Assyr.  Grammatik  (§  68  S.  185  Abs.  1)  rube  als  Plural  eines  Adjectivums  aufführt.     Desshalb  kann  ich 

auch  die  von  mir,  Diss.  p.  52  Thesis  VI,  vorgeschlagene  Üebersetzung  von  "V"  ^C^n*n  JpT  als  „Land  der 
hehren,  der  heiligen  Sprache''  nicht  aufrecht  erhalten.  Dem  Sinne  nach  hatte  ich  allerdings,  und  zwar,  ehe 
ich  von  Oppert's  älterer  Deutung  Kenntniss  hatte,  das  nichtige  getroffen. 

6)  Babylonian  and  Oriental  Becord  I,  Nr.  9,  July  1887,  p.  129  f. 

7)  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  68  f. 


102  Erster  Theil,   viertes  Capitel. 

der  Beschwörungen''  —  „der  Priesterschaft ".  V  *^^JlH  ^IlK  iH  (Seite  101)  liest  Amiaud 
mät  eme  lag-ga  und  deutet  es  als  „Land  der  klaren,  der  verständlichen  Sprache".  — 

Es  fragt  sich  nun  zunächst:  ist  eine  andere  Deutung  des  den  Begriff  ^^Jt^  Sprache 

näher  bestimmenden  iEJ  mit  unseren  jetzigen  Mitteln  möglich?    Dies  ist  zu  verneinen.    Weder 

der  Begriff  der  „Kleidung"^),  noch  der  des  „Sitzens",  die  für  iBj  zur  Wahl  stehen,  können 
mit  „Sprache"  in  irgend  eine  verständige  Beziehung  gesetzt  werden*).  Und  was  Halevy's 
Lesung  kamitu  anlangt,  welches  er  als  ein  Femininum  eines  Babylonien  zukommenden  Namens 
kam(ii)^)  fasst,  so  kann  dieselbe,  als  auf  gänzlich  irrigen  Voraussetzungen  beruhend,  nicht 
ernsthaft  discutirt  werden. 

Es  bleibt  also  dabei :    mit    den   uns  heute  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  gelangen  wir 

zu  keiner  anderen  Erklärung  für  *^^Jt^  IeJ  ,  als  Sprache  der  „Orakel"  oder  der  „Be- 
schwörunsfen."  Und  wenn  man  diesen  Namen  mit  der  Thatsache  zusammenhält,  dass  die 
sumerische,  von  HalöVY  geleugnete  Sprache  sich  im  Ritus  und  Cultus  am  Längsten  erhalten 
hat,  und  dass  es  Zauber-  und  Beschwörungsformeln  sind*),  die  uns  diese  Sprache  in  ihrer 
reinsten  und  unverfälschtesten  Form  zeigen,  so  wird,  wer  unbefangen  urtheilt,  zugeben  müssen, 
dass  der  Begriff  sich  mit  dem  Namen  auf's  Beste  deckt.  Dafür,  dass  das  Ideogramm  wirklich 
auf  eine  Sprache  und  zwar  die  sumerische  deutet,  hat  sich  jüngst  eine  glänzende  Bestä- 
tigung ergeben  durch  Bezold's  Auffindung  eines  bilinguen  Texts,  in  welchem  ^^Jj^  |p| 
geradezu  durch  lisän  Sumeri  wiedergegeben  wird^). 

Freilich  ergiebt  sich  dann  hier  eine  weitere  Frage:  In  dem  Augenblicke,  wo  für  mät 

Sumeri  die  Bezeichnung  "V  *"^Tt>-|  ]^  eingeführt  wurde,  muss  die  Kenntniss,  dass  die  Sprache 
der  Beschwörungen  in  Südbabylonien ,  in  Sumer,  ihre  eigentliche  Heimath  hatte,  noch  vor- 
handen gewesen  sein.  Es  mussten,  wenn  nicht  Reste  dieser  Sprache  selbst,  so  doch  Ueber- 
lieferungen  und  Anhaltspunkte  erkennbar  sein,  die  berechtigten,  eben  in  jenen  südbabylonischen 
Landstrichen  die  Sprache  der  alten  Cultur  zu  localisiren.  Das  Ideogramm  tritt  bekanntlich 
zuerst  bei  Sargon  II  auf.  Es  lässt  sich  nicht  entscheiden,  ob  das  Ideogramm  schon  in  älterer 
Zeit  geschaffen  wurde  und  nur  seit  der  Sargonidenzeit  erst  in  regelmässige  Verwendung  kam 
oder  ob  es  wirklich   erst  in   dieser  Zeit  geschaffen  wurde.     Wir  haben   oben  (S.  81)   als  mög- 


1)  Brünnow  10533/4  und  10523  vgl.  sogleich  Anm.  3. 

2)  Freilich  kommen  gerade  in  Verbindung  mit  >^t^TjV-|  Bezeichnungen  vor,  die  zum  Ausdruck 
von ,  uns  einstweilen  oft  unverständlichen  grammatisch-philologischen  termini  technici  dienen.  (S.  unten 
zur  jDialectfrage".)  Die  Gruppe  >-^Tt>-T  1^\  aber,  die  meines  Wissens  stets  nur  in  historischen  resp. 
geographischen  Texten  erscheint,  dürfte  nicht  unter  diesem  Gesichtspunkte  zu  betrachten  sein. 

3)  Wenn    ^C^^^j    \^^^    (<^[)    wirklich  Sumer,    Südbabylonien,    bedeutet  (Satce,   Accadian 

Phonology  14;  Schkäder,  KGF  294;  Haupt,  CV  XXXI;  Hummel,  Semiten  258;  289;  465;  471),   so  wird  dies 

als  eine  ideographische  Schreibung  aufzufassen  sein;  ob  entstanden  aus  >-^T*^T  T*^  für  >-^h>-T  (Hummel)?? 

Die  Lesung  tu  für  ^^|  kommt  niemals  in  der  gesammten  keilinschriftlichen  Literatur  als  Silbenwerth  vor, 

sondern  ist  eine   abgeschliffene  Form   des   sumerischen  Wortes  für  Kleidung   tug,   assyr,  stibätu  (vergleiche 
Jensen,  Surbu  p.  28  sq.). 

4)  Haupt  ;  Hommel,  Semiten  302  ff. 

5)  ZA  IV,  Heft  4,  S.  434,  Z.  6/7  des  bilinguen  Textes.  Vergleiche  auch  ebenda  in  Anmerk.  2  die 
beiden  Zeilen  aus  Sm.  1538,   in  deren  zweiter  die  Ergänzung  [Ji-sa-an  Su-me]-7'i   sa  d-ih-ri  gegenüber  dem 

^:*"^n^   IP|    ^»Jp^    ^>^    IT^^    ^^^   ersten   Zeile,   wenn    auch    „unsicher"    (Bezold),    doch   sehr 
wahrscheinlich  ist. 


^^^T>-]    ^1  keilinschriftlich  geradezu  durch  lisän  Sumeri  wiederge^jeben.  103 

lieh  erkannt,  dass  die  Verwendung  des  Titels  sar  mdt  Humeri  u  Akkadi  eine  aggressive  Tendenz 
hatte,  dass  es  ein  ^gardez"  war,  welches  den  Kaldäern,  die  sich  auf  dem  Boden  des  alten  Kxngi 
=  Sumer  festgesetzt  hatten,  zugerufen  wurde.  Geographisch  und  politisch  war  vom  alten  Sumer 
nichts  mehr  übrig;  es  Hesse  sich  denken,  dass  die  Xamensänderung  aus  dem  Bestreben  hervor- 
gegangen ist,  jenes  Gebiet  unmissverständlich  durch  ein  ihm  charakteristisches  Merkmal  zu 
bezeichnen;  als  solches  hätte  sich  die  lebende  oder  in  der  Erinnerung  lebendige  Sprache  ge- 
boten, ^)  —  Dies  ist  natürlich  nur  eine  Vermuthung. 

Jedenfalls  steht  soviel  fest:  das  Factum,  dass  für  Kingi  =  Stimer  und  dessen  Bewohner 
eine  Bezeichnung  erscheint,  deren  Hauptelement  das  Zeichen  für  Sprache  ist,  eine  Bezsich- 
nung,  welche  kaum  anders  gedeutet  werden  kann,  als  „Sprache  der  Orakel  oder  der  Beschwö- 
rungen" und  welche  thatsächlich  übersetzungsweise  in  der  keilinschriftlichen  Literatur  als 
Sprache  von  Suraer  oder  der  Sumerier  bezeichnet  wii-d,  lässt  die  zuversichtliche  Behaup- 
tung, dass  nie  und  nirgends  in  der  keilinschriftlichen  Literatur  eine  fremd  geartete  Sprache 
erwähnt  werde,  als  völlig  unberechtigt  erscheinen. 

c)  Als  weiteres  Beweismittel  für  die  Unrichtigkeit  dieser  gegnerischen  Behauptung 
kommt  vielleicht  die  Stelle  11  R  30,  17  b  (Strassmaier,  AV  231)  in  Betracht,  auf  welche  Amiaud*) 

aufmerksam  gemacht  hat.  Hier  wird  *^^^*^|  ^ ▼  T^  \lB^  *"*^T^  ^[t  durch  elilum  er- 
klärt. Da  nun  *"^^lj  »^^^f-^  *^*^T^  ^|T^)  durch  miäamü  „sprechend"  gedeutet  w^'rd,  so 
kann  der  obige  keilinschriftliche  Ausdruck  kaum  etwas  Anderes  bedeuten,  als  „die  Sprache  von 
Akhad  reden".  Sein  assyrisches  Aequivalent  vergleicht  Amiaud  scharfsinnig  und  ansprechend 
mit  t'lPlj;,   dem  hebräischen  Wort  für  vi^Jicog   „unmündig".     Er  glaubt  daher,  dass  in  '^'^)^'^  = 

elilum  der  Begriff  des  Stammeins,  der  unverständlichen  Rede  liege.  Ist  dies  richtig,  so  er- 
giebt  sich  die  Gleichung:  „die  Sprache  von  Ahl:ad  sprechen  =  stammeln",  „unverständlich 
reden"*).    Das  Vocabular,  welches  uns  die  Gleichung  überliefert,  muss  wie  alle  diese  Hilfsmittel 


1)  Wenn  ich  somit,  gleich  Oppeiit,   Lenokmäxt  und  Sayce,  die  Möglichkeit  in's  Auge  fasse,  dass 
das  Sumerische  sich   in  gewissen  Gegenden  Südbabyloniens   als  Volkssprache  noch   bis   verhältnissmässig 

späte  Zeit  erhalten  habe  (vgl.  auch  das  unten  über  »-j^n  [  ]     <Tp[   Gesagte),  so  ändert  das  Nichts  an  meiner 

Ansicht,  dass  man  nach  Hammurahi  „die  Fortexistenz  des  sumerischen  Elementes  in  maassgebenden 
Schichten  der  babylonischen  Bevölkerung  nicht  lange 'mehr  werde  annehmen  dürfen  (ZA  IV,  387)". 
Desshalb  ist  es  unrichtig,  wenn  Halevy  (ZA  IV,  221)  mir  vorwirft,  ich  hätte  vergessen,  dass  die  soeben  Ge- 
nannten „soutiennent  la  persistance  vivante  de  l'accadien  (muss  heissen  du  sumerien  oben  S.  71)  jusqu'ä 
l'epoque  des  Achemenides".  Im  Uebrigen  halte  ich  mich  durch  die  Ausführungen  in  dem  vorliegenden 
Capitel  dieses  Buches  der  Nothwendigkeit  überhoben ,  auf  die  sich  grossentheils  mit  meinen  Ausführungen 
ZA  III,  S.  386 ff.  beschäftigenden  Darlegungen  Halevy's,  ZA  IV,  205  ff.,  widerlegend  einzugehen.  Ich  gebe 
gerne  zu,  dass  die  Form,  in  welcher  ich  meine  Ansichten  äusserte,  einem  so  scharfen  Dialektiker,  wie  es 
Halevy  ist,  Angriffspunkte  und  Gelegenheit  zu  scheinbaren  Widerlegungen  geben  konnte:  der  Kern  der 
Sache,  den  ich  im  Vorliegenden  herausgeschält  zu  haben  hoffe,  bleibt  davon  unberührt.  Halevy  schliesst 
seinen  Artikel  mit  dem  folgenden  Satze  (Seite  221  f.):  ,M.  Delitzsch  et  moi ,  nous  attendons  de  ferme 
pied  l'arrivee  du  nouveau  lutteur  qui  sera  bientöt  un  partisan,  car  l'antiaccadisme  n'a  pour  ad- 
ver sai  res  que  ceux  qui  le  connaissent  insuffisamment".  Ich  -begnüge  mich  dem  gegenüber 
damit,  auf  meine  Bemerkung  oben  S.  61/62  zu  verweisen  und  Herrn  Halevy  zu  versichern,  dass,  soweit  i'^h 
die  keilinschriftliche  Literatur  und  das  Material  für  die  Entscheidung  der  sumerischen  Frage  überblicke, 
es  mir  dauei'nd  unmöglich  sein  wird,  mich  seiner  Partei  anzuschliessen.  Dem  Urtheile  der  Wissenschixft 
bleibt  die  Entscheidung  darüber  anheimgestellt,  ob  meineVertretung  der  Existenz  der  sumerischen  Sprache 
auf  ungenügender  Kenntniss   der  antisumerischen  Denk-   und  Kampfesweise  beruht. 

2)  Babylonian  and  Oriental  Becord  I,  Nr.  8,  June  1887,  p.  123. 

3)  II  7,  32  b.     Vgl.  II  7,  31c,  II  30,  22  c  (Brünnow  283). 

4)  Nur  soweit  vermag  ich  Amiaud  zu  folgen,  während  ich  seine  weiteren  Schlussfolgerungen  nicht 
anerkennen   kann.     Amiaud   nämlich  —  ausgehend  von  der  alten  Anschauung,   die  überall,    wo  Akkad  er- 


104  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

zum  Studium  der  sumerischen  Sprache,  welche  gleichzeitig  für  deren  einstige  Existenz  wie  für 
ihr  Aussterben  und  für  das  Aufhören  ihrer  Verständlichkeit  Beweise  liefern,  natürlich  in  ver- 
hältnissmässig  später  Zeit  entstanden  sein.  Dann  darf  man,  wie  oben  (Seite  71  ff.)  gezeigt, 
wenn  Akkadü  erwähnt  wird,    nicht  mehr  ein  ungenanntes  Sumeri  als  Gegensatz  vermuthen, 

sondern    "V   >^  t  ^    KiH]  =  '>nät    Akkadi    heisst    nichts    weiter    als    Babylonien.      Dann    ist 

*^^i^  ^^V  \IeJ  *^^^|^  HT  nichts  weiter  als  Ideogramm  für  den  Ausdruck:  ^die" 
oder  „eine  Sprache  Babyloniens  sprechen"  und  zwar  eine  Sprache,  die  durch  die  Erklärung 
elilum,  wenn  anders  Amiaud  Recht  hat,  als  unverständlich,  fremdartig  bezeichnet  wird.  Stammt 
diese  Bezeichnung  von  den  Assyrern,  worauf  die  Beschaffenheit  des  Vocabulars  zunächst  schliessen 
lässt,  so  ist  sie  wohl  verständlich.  Das  sumerische  Idiom,  soweit  es  noch  gesprochen  oder 
künstlich  erhalten  wurde ,  gehörte  jedenfalls  nur  Babylonien  (im  weitesten  Sinne)  an  und 
konnte  daher  von  den  Assyrern  als  das  dem  Lande  Äkkad,  d.  i.  Babylonien,  eigenthümliche, 
fremdartige  Idiom  hingestellt  werden.  Aber  auch  vom  Standpunkte  der  Babylonier  erschiene 
es  zur  Noth  erklärlich,  dass  sie  eine  Sprache,  die  ausschliesslich  ihrem  Lande  angehörte,  als 
speciell  in  Äkkad,  d.  i.  Babylonien,  heimisch  bezeichneten,  indem  sie  sich  als  Gegensatz  die 
semitische  Sprache  dachten,  welche  ihnen  mit  den  Assyrern  gemeinsam  war. 

Aehnlich  steht  es  mit  den  berühmt  gewordenen  Tafelunterschriften,  in  welchen  Tafeln 

V 

von  Ässur  neben  Tafeln  von  Akkad  (III  R  55,  12)  Tafeln  von  Sumer  und  Äkkkad^)  genannt 
werden.    Ki  pi  duppe  u  telmedi  lahirüti  GAB.RI.  Assur  u  Akkadi  und  ki  pi  dnppe.^"..Assu9\ 

V 

mät  Sumeri  u  Akkadi.  Dass  mit  diesen  Bezeichnungen  auf  die  Sprachverschiedenheit  Bezug 
genommen  wird,  ist  nicht  gesagt  und  erscheint  unwahrscheinlich.  Schon  Lenormant  hat  hervor- 
gehoben,   dass    gerade    die    letzterwähnte   Unterschrift   unter   einem    einsprachig-semitischen 

Text  steht.  Dass  t^  *"InI  GAB.RI.,  assyrisch  maljiru,  saninu,^)  nicht,  wie  ScHKADER  vor- 
geschlagen hatte,  „in  Columnen  getheilt"  bedeutet,  zeigen  ebenfalls  die  Fälle,  wo  dieses  Ideo- 
gramm unter    einsprachigen  Texten    erscheint,    bei    denen    von    solcher    Tbeilung    in    Parallel- 

columnen  nicht  die  Rede  sein  kann.^)  Eri^  *"|  n!  bedeutet  „andere,  gleichlautende  Niederschrift", 
„Vorlage",  „Duplicat"*).  Also:  „gemäss  alten  gleichlautenden,  genau  entsprechenden  assyri- 
schen   und    babylonischen Tafeln";    nicht:    „gemäss    den    alten    in  Parallelcolumnen 

getheilten    Tafeln    von  Assur  und  AkJcad'^  ^). 


wähnt  wird,  als  ungenannten  Gegensatz,  ein  Sumer  wittert  —  glaubt,  dass  wir  es  hier  mit  einer  Bezeichnung 
zu  thun  haben,  welche  die  alten  Sumerier  ihren  fremdgearteten  Nachbarn  resp.  den  Mitbewohnern  ihres 
Landes  gegeben  hätten.  Ki  bur-bur,  „Land  der  unverständlichen  Rede*  (vgl.  S.  92  Anm.  1),  hätten  die  Sumerier 
das  vornehmlich  von  den  Semiten  bewohnte  nördliche  Gebiet  genannt.  Die  Semiten  hätten  dann  diesen  an 
sich  wenig  schmeichelhaften  Namen  acceptirt,  ein  Verfahren,  wofür  es  allerdings  in  der  Geschichte  Analogien 
genug  giebt  (Geusen!)  und   hätten   diese  Bezeichnung   nach    ihrer  Weise  und  für  sich  passend  umgedeutet. 

1)  ScHBADER,  ZDMG.  29,  46.    Delitzsch,  Ass.  Studien  S.  3  Anm.,  S.  126  ff.   Lenormant,  3Iagie  380  ff. 

2)  Delitzsch,  Assyrische  Studien,  101  ff. ;  Brünnow  4497  bis  4506. 

3)  Z.  B.  III  R  64,  32  b  U  pz  t]    ^^U    >-]<]    ^^TT    dllT    t^    '^!T<I  ^''^'^'■ 

4)  HoMMEL,  Geschichte  402  f.  Teloni,  Libri  Documenti  e  Biblioteche  nelV  antica  Mesopotamia 
(Firenze  1890;  p.  48  sq.  n.  4,  vgl.  p.  8  n.  4. 

5)  In  dem  Ideogr.  ff^  ^IlM  ^^^  ^^^^  ^^^  Bedeutung  von  , zweiter,  gleicher"  zu  suchen.  Nun 
heisst  „zwei"  im  Sumerischen  tab,  Nebenform  tag,  dag  (s.  u.  bei  den  Zahlwörtern)  und  eben  dieser  Lautwerth 
tag,  dag  eignet  dem  Zeichen  5^.  Die  Verlängerung  c'ar  auf  g  endigenden  Wortstämme  durch  eine  mit  r 
beginnende  Silbe  ist  mehrfach  beobachtet  (vgl.  Haupt,  Akk.  Sprache  29  sub  7) ;  das  auf  r  folgende  i  gegenüber 

der  Nebenform  jfv<^  ^^T |'  GAB. RA  (Delitzsch,  a.  a.  0.)  kann  auf  eine  Mouillirung  deuten.  Ich  stelle 
deshalb  zur  Erwägung,  ob  5^  *"IK|  nicht  dag-ri  i.  e.  daggi,  dajj'',  düjj^  zu  lesen  ist.  Ich  habe  diese 
Vermuthung,  die  W(^hl  den  ersten  Vorschlag  zur  Lesung  des  Ideogramms  enthält,  bereits  Januar  1886 
(s.  0.  S.  70  Anm.  sub  II)  Herrn  Dr.  Bezold  brieflich  mitgetheilt. 


Halävy's  aus  der  ^Götterliste"  gezogene  TrugtchlÜHfe.  105 

Der  Gegensatz  ist  klilrlich  der,  dass  sich  gegenüberstehen  die  a»N3'ri.schen  und  die 
babylonischen  Tafeln ,  welch'  letztere  als  aus  mät  AkkwJi  oder  aus  mat  Sunieri  u  Akhacli 
stammend  bezeichnet  werden.  Es  sind  dies  in  erster  Linie  geographische  Bezeichnungen^). 
So  scheint  denn  auch  in  dem  Kolophon  des  von  Bezold'')  veröffentlichten  astrologischen  Berichtes 
83,  1 — 18,  223  dieses  deutlich  in  semitischem  Babylonisch  (Z.  \  a.ljumi.^,  Z.  3  ^Ijasasü)  abge- 
fasste  Document  als  li\i  Akkadü  bezeichnet  zu  werden'). 

Selbt  wenn  man  aber  in  etwaigen  derartigen  Unterschriften  bilinguer  Tafeln  durch- 
aus eine  Hindeutung  auf  die  sprachliche  Verschiedenheit  der  Texte  linden  wollte  —  was 
meines  Erachtens  nur  gezwungen  geschehen  könnte  —  so  würde  daraus  nichts  weiter  zu  fol- 
gern sein,  als  dass,  wie  die  Tafeln,  so  mittelbar  die  Sprache  nach  dem  Lande,  in  welchem  sie 
heimisch  ist,  bezeichnet  wird,  sie  ist  Babylonien  eigentümlich,  welches  mit  gleichem  Rechte 
(siehe  das  Nähere  o.  S.  78  ff.)  als  müt  Akkadi  und  mat  tinmeri  u  Akkadi  bezeichnet  werden 
kann.  Zu  Schlüssen  über  den  eigentlichen  Namen  der  fremdartigen  Sprache  resp.  des  diese 
verwendenden  Volksthums  dürfen  diese  Angaben  in  keinem  Falle  herangezogen  werden.  An 
der  Verwirrung,  welche  so  lange  die  richtige  Bedeutung  des  Gegensatzes  zwischen  S  um  erlern 
und  Akkadiern  verschleiert  hielt,  trägt  gerade  die  irrige  Verwerthung  dieser  Tafelunter- 
vschriften  zu  einem  guten  Theil  die  Schuld, 

Was  nun  speciell  die  aus  der  Götterliste  K.  2100  gezogenen  Schlüsse  anlangt,  so  veran- 
lasst dieses  Document  —  es  ist,  nachdem  PiNCBES,  der  zuerst  darauf  hingewiesen  hatte,  einige 
Auszüge  veröffentlicht  hatte,  inzwischen  von  Bezolp  veröffentlicht  worden*)  —  Halevt'J  zu 
folgendem  Ausruf:  ,Wie  kommt  es,  dass  die  einzige  Sprache,  welche  fehlt,  gerade  die  von 
Sumer  und  Akkad"  [d.h.  also,  nach  jetzt  festgestellter  Terminologie,  die  sumerische]  „ist,  welche, 
gemäss  der  von  den  Begründern  der  Ässyriologie  geschaffenen  Tradition,  von  Rechtswegen  den 
Ehrenplatz  in  den  „zweisprachigen"  Inschriften  einnahm,  die  Sprache,  in  welcher  die  ältesten 
Texte  der  babylonischen  Könige  abgefasst  sind  und  welche  kein  semitischer  Text  entbehren 
konnte?  Und  doch  war  die  Gelegenheit  für  den  Schreiber,  seine  Pflicht  als  Linguist  zu 
erfüllen ,  so  schön  und  verlockend  (engageante).  L'nd  zu  welchem  Danke  hätte  er  uns  ver- 
pflichtet, wenn  er  die  folgenden  in  hohem  Grade  instructiven  Zeilen  hingeschrieben  hätte: 

din-gir         ilu  mat  sumerim  (ki-en-gi) 

dim-mer        \\   mat  Akkadim,  {bur-hur-ki) 

Für  die  Anti-Akkadisten"  [gemeint  sind  also  die  Antisumerier,  die  Akkadi>ten],  „ist  die 
Erklärung  dieses  hartnäckigen  Stillschweigens  die  denkbar  einfachste  {des  plus  simples):  der 
Schreiber  hat  eine  Sprache  nicht  erwähnen  können,  die  niemals  existirt  hat.' 

Ueber  den  allgemeinen  Werth  eines  solchen  Argumentes  ex  silentio  ist  oben  S.  100 
sub  1)  das  Nöthige  gesagt. 

Wenn  das  Sumerische  für  das  Gros  der  Babylonier  nach  Hammurahi  eine  ausge- 
storbene Sprache  war,  so  lag  nicht  der  mindeste  Grund  vor,  in  eine  Liste,  welche  für  ein 
babylonisches  Wort  die  Aequivalente  aus  den  lebenden  Nachbarspracheu  aufzählt,  auch 
die  sumerische  Wiedergabe  dieses  Wortes  mit  aufzunehmen,  ^^'ürden  wir  etwa  heutzutage 
in  ähnhchem  Falle  —  abgesehen  von  gelehrter  Forschung  —  neben  dem  französischen,  eng- 
Hschen,    dänischen,    russischen,    italienischen  Worte  etc.  auch    das    lateinische    und    griechis-he 


1)  So  auch  Lenormant,  Magie  S.  380. 

2)  ZA.  V  Heft  1,  S.  108  f. 

3)  Wenn  anders   sich  die  Worte   u  li'u  AJcl-pM  sa  Sarru  Uddinunasi   au*"  eben   das  vorliesende 
Document  beziehen. 

4)  PSBA  IX,  p.  377;  ZK  II,  165/6;  PSBA  March  1889,  Bkzold.  Catahgue  p.  406. 

5)  ZA  III,  193  ff. 

Lehmann,  Samassumukin  '■'* 


106  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Aequiviilent  anführen?  Und  würde  ein  Forscher,  der  sich  im  Jahre  des  Heils  4890  mit  dem 
19.  Jahrhundert  p.  C.  beschäftiote  und  dessen  Kenntniss  höchstens  —  nehmen  wir  an  — 
in  die  Zeit,  welche  wir  heute  Mittelalter  nennen,  zurückreichte,  nicht  einen  gewaltigen  Fehl- 
schluss  thun,  wenn  er  ans  dem  Fehlen  des  Lateinischen  in  einer  solchen  Liste  entnähme,  dass 
diese  Sprache,  deren  Spuren  ihm  sonst  auf  Schritt  und  Tritt  in  unserer  Cultur  begegnen  müssen, 
niemals  existirt  habe?  Zudem  steht  aber  das  Sumerische  zu  Babylonien  nicht  durchaus  in 
dem  Verhältniss  einer  Nachbarsprache.  Es  kann  aufgefasst  werden  als  eine  in  Babylo- 
nien {Äkkad  im  weitesten  Sinne)  einheimische  Sprache.  Und  so  wenig  heutzutage  der  soeben 
bereits  erwähnte  Verfertiger  eines  Lexikons  der  heutigen  Nachbarsprachen  Deutschlands  ver- 
pflichtet wäre,  die  im  Aussterben  begriffene  wendische  Sprache  des  Spreewalds  mit  zu 
berücksichtigen ,  so  wenig  war  von  dem  Verfasser  einer  babylonisch-assyrischen  lexikalischen 
Liste  eine  Einbeziehung  des  Sumerischen  zu  verlangen  und  so  wenig  wären  aus  dem 
Mangel  einer  Berücksichtigung  derartige  weitgreifende ,  die  Existenz  der  Sprache  leugnende 
Folgerungen  erlaubt. 

Nun  sind  aber  deutliche  Spuren  des  Sumerischen  in  dieser  Liste  nachweisbar;  das 
Wort  digirii  ist  nichts  anderes,  als  die  semitisirte  Form  des  sumerischen  Wortes  für 
,Gott"  dingir^).  Es  gehört  zu  den  handgreiflichen  Irrthümern ,  durch  welche  die  Anti- 
sumerier  ihre  an  sich  schon  schiefe  Position  selbst  noch  schwächen,  wenn  Halevy^)  das 
Wort  digirü  als  echtsemitisch  von  einer  assyrischen  Wurzel  n:n  dagäru  ableitet,  für  die  er 
als  einzigen  Beleg  die  Form  nindagara^)  anführt,  während  es  längst  bekannt  ist,  dass  diese 
Form  zur  Wurzel  magäru  „hören",  reciprok  „sich  verständigen"  gehört  als  erste  Person 
Plur.  IIi,  mit  bekanntem  Lautwandel*)  aus  *nimtagara.  '^nitndagara  entstanden^)  „wir  wollen 
uns  verständigen".  —  Delitzsch^)  secundirt  Halevy  hier  mit  folgenden  Worten:  „Ist  doch 
sogar  das  charakteristischste  ^sumerische'  Wort  dingir  ^Gott'  durch  die  ganz  neuerdings  von 
Bezold  mitgetheilte  Vocabularangabe  di-gi-ru-u  =  Iji-li-MMi  =  ilu  als  bestassyrisch-semitisch 
Erwiesen  worden",  eine  Auslassung,  gegen  welche  mit  Recht  bereits  Schrader  Verwahrung 
eingelegt  hat").  Glaubt  denn  Delitzsch  wirklich,  dass  die  blosse  Anführung  eines  Wortes  in 
der  babylonischen  Spalte  eines  Syllabars  genügt,  um  diesem  Worte  den  Anspruch  auf  Aner- 
kennung   seines    reinen    Semitismus    zu    verleihen:    giebt   es   keine    Anleihe    einer   Sprache    bei 

einer  anderen?    Dass  ein  rein  semitisch-assyrisches  Wort  die  Form    "JLxi  ^-eigen  konnte,  müsste 

zudem  doch  erst  durch  Nachweis  dieser  Nominalform  im  Babylonisch-Assyrischen  erwiesen 
werden^).  Und  es  trägt  wahrlich  nicht  dazu  bei,  den  Semitismus  der  beiden  Wörter  in  den 
Augen  kritischer  Beobachter  zu  heben,  dass  neben  digirü  in  hilihü  ein  Wort  von  genau  der- 
selben verdächtigen  Form  erscheint. 

Dazu  kommt  aber,  dass,  wie  Opfert^)  mit  Recht  hervorgehoben  hat,  nach  der  ganzen 
Anlage    der  Liste    auf   die    drei  Wörter    digirü^    hilibtX  ijj.  10,   11)    und    ene   sich    der  Zusatz 


1)  Vgl.  a.  Opfert  ZA  IV,  S.  173. 

2)  ZA  II,  400. 

3)  Assnrhan.  Rm  I,  Col.  I,  125. 

4)  Halävy,  ZA. III,  187  f.,  freilich  leugnet  diesen  Lautwandel.     Mit  Unrecht;  s.  u. 
5j  Oppekt,  GGA  1868,  S.  122;  ZA  IV,  172. 

6)  Assyrische  Grammatik  §  25  Anm.  S.  67  f. 

7)  ZA  IV,  194. 

8)  Delitzsch,  Ass.  Grammntik  §  65  s.  38  S.  177  f.  führt  ausser  äifiirü  und  InUhn  noch  an  egirrü 
„Träumerei"  (?),  igisü  und  iddissu.  Von  diesen  (vgl.  Delitzsch,  Wörterbuch  s.  vv.)  ist  zum  mindesten  igisii 
sumerischen  Ursprungs  verdächtig,  während  egirrCi  und  iddissu,  als  Nomina  semitischer  Herkunft  betrachtet, 
nicht  die  Form  fi'ilü,  sondern  t^"ilü  oder  fi"illü  haben,  also  Verstärkung  mindestens  eines  Rudicals  zeigen, 
wie  wir  sie  regelmässig  bei  den  u-haltigen  Substantivis  dieser  Form  finden,  vgl.  purussii,  sulutnmu  etc. 

9)  Z\  IV,  172.' 


Sumerisches  Sprachgut  in  der  ,  Götterliste  *  nachwei9h)ar.  107 

»^^JT  ^]^  (Z.  11)  bezieht.  Durch  denselben  werden  dieselben  ausdrücklich  als  Wörter 
einer  fremden  Sprache,  der  Sprache  von  SU. KI  bezeichnet,  ebenso  wie  z.  B.  (Z.  12)  das  Wort 

malahum  durch  den  Zusatz  t^\\*~  \1bI   al'^    fremdländisches    bezeichnet  wird.      Die   drei   dieser 

Sprache  angehörigen  Wörter  zeigen,  dass  ^^tnj  j  \it=J  ein  Gebiet  sein  muss,  wo  das  Sumerische 
oder  ein  ihm  nahe  verwandter  Dialect  gesprochen  wurde.  Ob  die  Nomina  wirklich  in  der  semi- 
tisirten  Form,  wie  sie  die  Liste  zeigte,  verwandt  wurden  oder  ob  die  Semitisirung  auf  Rech- 
nung des  Lexicograplien  kommt,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Auch  in  der  V  R  4(»  Nr.  2 
veröflFentlichten  Liste  werden  verschiedene  Ausdrücke  für  ein  und  denselben  Götternamen  durch 

die  Zusätze  ::||-  <Ig[  (Z.  22/23),  -^JT  <Ig[  (Z.  24/25),  -^U  A^]]]  <IU  (Z.  Hj,  C?^ 
It  ^]^]  (Z.  39),  und  <^T^)  ^10  (Z.  46)  unterschieden.  Die  beiden  letzten  Namen.  Dihnun 
und  Elam(y)  weisen  nach  dem  Süden  und  Südosten  Babyloniens'^j. 

Alles  in  Allem  sehen  wir,  dass  die  mit  so  vielem  Nachdruck  vorgetragene  Behaup- 
tung von  dem  Fehlen  jeder  Spur  der  Erwähnung  einer  nichtsemitischen  Sprache  in  der  keil- 
inschriftlichen  Literatur  in  Nichts  zerfällt. 

Damit  ist  denn  der  Beweis  erbracht,  dass  an  und  für  sich  nicht  der  mindeste  Grund 
vorliegt,  die  Existenz  einer  älteren  Sprache,  die  sich  organisch  und  ungesucht  aus  dem  Stuiiium 
der  Keilschrift  und  dem  der  literarischen  Documente  ergeben  hat  (S.  62),  in  Zweifel  zu  ziehen. 

Noch  ein  Punkt  sei  zum  Schlüsse  dieses  Abschnittes  ausdrücklich  hervorgehoben. 
Wir  haben  oben  (S.  66  Abs.  3)  bereits  betont,  dass  es  eiuigermassen  schwierig  ist  zu  ent- 
scheiden, ob  ein  Text  sumerisch  geschrieben  ist  oder  als  ideographisch  geschriebenes  semiti- 
sches Babylonisch  anzusehen  sei,  haben  aber  dabei  deutlich  gezeigt,  dass  der  Versuch,  ein 
Argument  gegen  die  Existenz  der  sumerischen  Sprache  aus  dem  Bestehen  dieser  Schwierigkeit 
herzuleiten,  unberechtigt  ist. 

Aber  dem  erwähnten  Argument  geben  unsere  Gegner  ein  grösseres  Gewicht  durch 
folgende  Ueberlegung:  , Bereits  um  3800  v.  Chr.  haben  wir  sicher  semitische  Inschriften  in 
Babylonien  gefunden,  die  Inschriften  Sargon^ä  1  und  Nardm-Shis.  Die  ältesten  („scheinbar") 
sumerischen  Inschriften  Gudea's  und  seiner  Vorgänger  sind  nachweisbar  aus  späterer  Zeit. 
Da  es  ältere  semitische  Lischriften  in  Babylonien  giebt,  so  hindert  nichts,  selbst  diese  ältesten 
„sumerischen"  Inschriften  semitisch  zu  lesen"  —  Halevt^)  hat  neuerdings  diesen  ganz  instruc- 
tiven,  aber,  wie  gesagt,  gar  nichts  beweisenden  Versuch  ausgeführt  —  „wo  bleibt  dann  Raum 
für  die  echt  sumerischen  Inschriften  und  für  die  sumerische  Cultur,  deren  Zeugen  diese  sein 
sollen?"  • —  So  die  Gegner. 

W^ir  antworten:  Erstens  ist  Avieder  und  wieder  daran  zu  erinnern,  dass  wir  unsere 
Vorstellungen  von  dem  Beginn  der  ältesten  Culturentwicklung  in  Babylonien  (und  Aegypten) 
durchaus  zu  Gunsten  der  Annahme  höheren  als  des  bisher  angenommenen  Alters  zu  verändern 
haben.  Wenn  Nuräm-Sin  im  38.  Jahrhundert  vor  Christi  Geburt  zum  Ausdruck  der  semiti- 
schen Sprache  die  von  den  Sumeriern  erfundene  Keilschrift  verwendete,  so  ist  daraus  eben 
zu  schliessen,  dass  man  schon  früher  und  zwar  Jahrhunderte  lang  vorher  angefangen  hatte, 
die  sumerische  Sprache  in  den  Schriftzeichen  aufzuzeichnen,  aus  denen  sich  die  Keilschrift 
entwickelte.  Zweitens  aber  ist  im  Anschluss  an  das  eben  Dargelegte  zu  erwiedern:  Nach 
Allem,  was  wir  wissen,  ist  zu  der  Zeit,  in  welche  unsere  älteste  Kunde  reicht,  der  Norden 
Babyloniens   fast    völlig  von  Semiten    besetzt,    nicht    aber   in   demselben  Maasse    der  Süden. 


1)  So  nach  Bezold  das  Oricrinal. 

2)  Vgl.  Halevt,  ZA  in,  193  ff.  und  [Bezold]  Sayce.  Accadenn/  1S90.  Nr.  939,  p.  805.    (Mir  zur  Zeit 
unzugänglich.) 

8)  Eecueil  XI  p.  171  suiv. 

14* 


108  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Der  nordbabylonisch-akkadische  Herrscher  Hamniurahi  erobert  Südbabylonien ,  und  in  Folge 
dieses  Ereignisses  erscheinen  /.um  ersten  Mal  seuiitisch-akkadische  und  sumerische  Sprache 
in  einer  Inschrift  neben  einander.  Daraus  ergiebt  sich  völlig  natürlich  der  Schluss,  dass  in  Süd- 
babylonien das  Sumerische  heimisch,  das  Semitische  dagegen  ein  Eindringling  ist  (o.  S.  89). 
Demnach  sind  die  in  Südbabylonien  gefundenen  Inschriften  aus  der  Zeit  vor  Hammurabi  als 
sumerisch  abgefasst  7X\  betrachten,  wenn  nicht  ganz  bestimmte  Anzeichen  auf  die  gegentheilige 
Auffassung  gebieterisch  hinweisen.  Soviel  ich  weiss  —  ich  muss  mich  hier,  da  ich  den 
Inschriften  von  Tello  ein  nennenswerthes  selbständiges  Studium  nicht  habe  widmen  können, 
grösserentheils  auf  die  Wahrnehmungen  anderer  Gelehrten ,.  namentlich  Akthur  Amiaud's 
stützen  —  sind  derartige  Anzeichen  bisher  in  den  Inschriften  E-an-na-du's,  ÄkitrgciVs, 
Uni-ka-gina'ä ,  Giideas ,  Ur~baus  mit  Nichten  gefunden.  Dass  diese  Inschriften  nach  den 
Beobachtungen  Zimmern's  und  Jensen's^)  in  ihrem  Wortschatze  bereits  die  Nachbarschaft 
und  das  Zusammenleben  mit  den  Semiten  durch  Entlehnungen  bemerken  lassen,  stimmt  ganz 
zu  dem  Bilde,  das  wir  uns  von  Südbabylonien  gegen  Ende  des  Jahrtausends  machen  müssen, 
welches  von  den  Zeiten  Naräm-Sin''s  bis  auf  Gudea  verstrichen  ist^). 

Nunmehr,  da  wir  die  von  den  Gegnern  gegen  die  Annahme  der  Existenz  der  sumeri- 
schen Sprache  vorgebrachten  Argumente  widerlegt  haben,  gehen  wir  daran,  die  Unhaltbarkeit 
der  Annahme  einer  sogenannten  babylonisch-semitischen  Allographie,  die  sie  an  Stelle  der 
sumerischen  Sprache  setzen  wollen,  zu  erweisen. 


ZWEITER  ABSCHNITT. 
Das  Sumerische  keine  babylonisch-semitische  „Allographie"'. 

Wir  haben  gesehen,  dass  die  Existenz  einer  nichtsemitischen  und  nichtarischen  Sprache 
als  Idiom  der  Erfinder  der  Keilschrift  organisch  und  nothwendig  aus  dem  Charakter  und 
der  Anlage  eben  dieses  Schriftsystems  selbst  folgt  (oben  S.  58) ;  wir  haben  gefunden ,  dass 
diese  Sprache  in  den  Keilinschriften  selbst  als  die  sumerische  bezeichnet  wird.  Wir  haben 
nachgewiesen,  dass  keiner  der  allgemeinen  Gründe,  welche  von  den  Gegnern  gegen  die  Existenz 
der  sumerischen  Sprache  vorgebracht  ist,  Stich  hält.  Dennoch  wird  von  einer  stets  wachsen- 
den Zahl  von  Gelehrten  behauptet,  dass  wir  es  nicht  mit  einer  sumerischen  Sprache,  sondern 
mit  einer  semitisch-babylonischen    „Allographie"^)  zu  thun  haben. 

Ursache  und  Förderungsmittel  dieser  Erscheinung  sind  leicht  zu  erkennen.  Und  diese 
Erkenntniss  schliesst  bereits  zum  grossen  Theil  die  Wiederlegung  der  gegnerischen  Aufstel- 
lungen in  sich*). 


1)  ZiMMEKN,  ZA  III,  S.  98  f.  sub  7;  Jensen  und  Zimmern,  ZA  III,  S.  208  f.  sub  12. 

2)  WiNCKLER,  UAG  S.  48  Anm.  1. 

3)  Einige  Assyriologen,  so  namentlich  Jastrow  (ZA  V  S.  31  A.  1)  gestehen  zu,  dass  die  Semiten  die 
Keilschrift  nicht  erfunden  haben  können,  begeben  sich  aber  im  Uebrigen  wegen  der  Verwirrung  und  Unsicher- 
heit, die  in  den  bisherigen  Aufstellungen  über  das  „Sumero-Akkadiscbe"  vorherrschen,  einstweilen  jeder 
weiteren  Meinungsäusserung.  Ich  hoffe,  dass  die  vorliegenden  Ausführungen,  wie  sie  zur  Klärung  beizu- 
tragen sich  bemühen  und  die  Scheidung  zwischen  Sumerisch  einerseits  und  Babylonisch-akkadisch  anderer- 
seits strict  durchführen,  auch  diese  Gelehrten  zu  einer  bestimmteren  Stellungnahme  in  der  Richtung  des 
OPPERT'schen  ^Sumerien  oii  rien'^  veranlassen  werden. 

4)  Die  einzige  Arbeit,  welche  im  vergangenen  Jahrzehnt  der  Würdigung  und  Widerlegung  der 
HALEVY'schen  Theorien  im  Zusammenhange  gewidmet  worden  ist,  ist  Eb.  Schrader's  Abhandlung:  ..Zur  Frage 
nach  dem   Urspruini  der  habyl.  Cidtiir''.     Ahh.  d.  Berl.  Ak.  d.  W.  1884.     Meine  Ausführungen   werden  sich 


Fehler  der  Sumeristen. 


109 


Kein  Verständiger  wird  leugnen,  dass  gegenüber  der  sumerischen  Theorie,  bei 
ihrem  ersten  Auftreten,  vorsichtige  Prüfung  und  ein  gutes  Quantum  Skepsis  wohl  angebracht 
war.  Denn  schwerlich  ist  eine  tiefer  eingreifende  Veränderung  unserer  Anschauungen  über 
die  ältesten  Anfänge  unserer  Cultur  denkbar,  als  die  Entdeckung,  dass  die  babylonische 
Cultur  nichtsemitischen  Ursprungs  war.  Dass  diese  Ske^jsis  bei  eifrigen  Semitisten  am 
weitesten  ging,  war  begreiflich;  sie  fand  bald  reichliche  Nahrung  an  dem  Verfahren  der  Su- 
meristen. Denn  statt  mit  den  —  besonders  anfänglich  —  immerhin  nur  spärlichen  Beweisgründen 
langsam  sichtend  und  sichernd  vorzugehen,  wurde  im  Fluge  der  Begeisterung  dem  Sumerismus 
weit  mehr  zugetheilt  als  ihm  gebührte. 

Das  Zusammenleben  zweier  Völker  hat  Sprachmischungen  zur  Folge.  Mit  den  Be- 
griffen werden  die  Namen  von  der  einen  Sprache  in  die  andere  übernommen.^)  Bei  einer 
Einwanderung  minder  cultivirter  Stämme  in  ein  Land,  dessen  Bewohner  es  bereits  in  längerer 
Sesshaftigkeit  zu  einer  höheren  Culturentwicklung  gebracht  haben,  werden,  wofern  eine  Ent- 
lehnung stattfindet,  die  letzteren  zumeist  die  Geber  wie  der  Culturerrungenschaften,  so  auch 
der  Bezeichnungen  für  dieselben  sein.  So  hat  die  semitisch-babylonische  Sprache  auch  eine 
Anzahl  sumerischer  Lehnwörter.  Aber  die  alte  Sprache  eines  dergestalt  überflutheten 
Landstrichs  stirbt  nicht  in  einem  Tage  aus.  Es  müssen  in  der  Zeit  des  Zusammenlebens  der 
sumerischen  und  der  semitisch-akkadischen  Bevölkerung  auch  semitische  Bestandtheile 
in  die  im  Rückgang  begriffene  sumerische  Sprache  eingedrungen  sein.  Und  in  der  späten 
Zeit,  da  die  alte  Sprache  nur  noch  die  Sprache  der  Beschwörungen  und  des  Cultus  blieb,  wird, 
wo  sich  ein  semitischer  Priester,  ein  Akkadier,  an  die  Abfassung  eines  Hymnus  in  sumerischer 
Sprache  wagte,  eine  Lücke  im  Wortschatz  durch  eine  kühne  Anleihe  bei  der  eigenen  Sprache 
ausgeführt  woi'den  sein ;  auch  das  Mönchslatein  enthält  ja  Germanismen.  Ganz  ebenso  sind 
Entlehnungen  hinüber  und  herüber  von  vornherein  anzunehmen  bei  der  Anfertigung  von  lexi- 
calischen  Listen;  vgl.  o.  S.  14  Abs.  l.  Solche  wechselseitige  Beeinflussung  konnte  sich  dann  über 
den  Wortschatz  hinaus  auch  auf  Grammatik  und  Satzbau  erstrecken,  während  andererseits  die 
Schrift,  namentlich  was  die  Verwendung  der  Ideogramme  anlangt,  naturgemäss  die  Beweg- 
ungen auf  dem  Gebiete  des  Wortschatzes  mehr  oder  minder   deutlich    nachahmt  (vgl.  S.  112). 

Hier  ist  nun  von  übereifrigen  Sumeristen  der  schwere  Fehler  begangen  worden, 
dass  —  um  zunächst  beim  Wortschatze  stehen  zu  bleiben  —  unter  gänzlicher  Vernach- 
lässigung der  Kehrseite  der  Sache  überall ,  wo  in  beiden  Fassungen  eines  bilinguen  Texte 
oder  in  beiden  Spalten  einer  Wörterliste  Wortgebilde  vorkamen,  deren  ursprüngliche  Identität 
unzweifelhaft  war ,  ohne  weitere  Prüfung  angenommen  wurde ,  die  betreffenden  Wörter  seien 
semitische  Entlehnungen  aus  der  sumerischen  Sprache.  Die  Möglichkeit,  dass  die  Ent- 
lehnung den  entgegengesetzten  Weg  gegangen  wäre,  wurde  gar  nicht  in  Betracht  gezogen. 
Darnach    wurde    der    semitische  Begriff,    welchen    die  Wurzel   ü'^Z*    ausdrückt,    für   sumerisch 

erklärt,  nur  weil  sich  im  Syllabar  S'^  Z.  180  die  Gleichung  si-U-im  KlH-i  Sul-mii^)  findet.  Hier 
sind  allerdings  höchst  wahrscheinlich  beide  Wortformen  identisch,  aber  sicher  ist  dann  silini  dem 
sulmu^  stc.  Im/?<w  nachgebildet;  umgekehrt  nimmermehr !  ^)  So  mus^te  (/a mal u,  das  Kameel,  für 
welches  doch  wohl  niemand  die  Münduugsniederung  des  Euphrat-  und  Tigris  als  Urheimath  in 
Anspruch  nehmen  wird,  aus  entsprechendem  Grunde  von  den  Sumeriern  benannt  sein'*).     Ja, 


daher  vornehmlich  gegen  die  seither  erschienenen  Schriften  von  Halevy  und  Delitzsch  richten.  Für  die 
Literatur  vgl.  ausserdem  bes.  Bezold.  Lit.  §  107  p.  197— 200,  und  dazu  Z.\  IV,  S.  345.  Oppert's  letzte 
Aeusserung  liegt  vor  in  der  Becue  des  Etudcs  Juices  1889  p.  142  suiv.  (o.  S.  67  Anm.  1). 

1)  S.  oben  S.  87  und  Mehreres  unten   bei  den  Lehnwörtern. 

2)  Vgl.  oben  S.  14,  Absatz  1. 

3)  Vgl.  Halevy  ZK  I,  S.  182  f.  sub  5. 

4)  Haupt  :  Die  sumerischen  Familieiujesetze,  S.  9  Note. 


110  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

der  hebräisclie  Gottesname,  das  „Tetragramm"  nin'^),  von  dessen  drei  Consonanten,  beiläufig  be- 
merkt, nicht  einer  im  Sumerischen  nachweisbar  ist,  wurde  von  Delitzsch,  demselben  Forscher, 
der  jetzt  die  Existenz  des  Sumerischen  überhaupt  leugnet,  für  s  u  m  e  r  i  s  c  h  erklärt.  Dass  ahlu 
,,Sohn"  ein  gutseniitisches  Wort  und  kein  sumerisches  Lehnwort  ist,  ist  bereits  oben  (S.  16 — 21) 
dargelegt.  Obgleich  nun  Opfert  (GGx4),  so  gerade  bei  dem  letzteren  Wort,  mehrfach  seine 
Stimme  warnend  erhob,  ging  man  auf  der  betretenen  falschen  Bahn  fort,  und  gelangte 
consequent  dazu,  schliesslich  auch  die  characteristisch  semitische  Dichtweise  des  ParaUelisnm& 
mcmhrorum  für  sumerisch  zu  erklären.'^) 

Es  ist  das  grosse  und  unbestri  ttene  Verdienst  Halevy's,  hier  zuerst  hemmend 
und  berichtigend  eingegriffen  zu  haben. ^)  Halevy  und  Guyard,  der  sich  ihm  bald  zugesellte, 
zeigten,  dass  ein  einmaliges  Citiren  in  dem  sumerischen  Theil  eines  bilinguen  Textes  oder 
einer  Wörterliste  nicht  genüge,  um  einem  Worte  oder  einer  ganzen  Wörterfamilie  (Seite  109), 
die  sich  durch  alle  semitischen  Sprachen  verbreitet  und  verzweigt  findet,  die  semitische  Her- 
kunft abzusprechen.  Sie  wiesen  nach,  dass  die  Bezeichnung  ähnlich  klingender,  aber 
dem  Begriffe  nach  grundverschiedener  Wörter  durch  ein  und  dasselbe  Ideogramm  nur  aus  dem 
Semitischen  erklärlich  sei,  weil  eben  nur  im  Semitisch-Babylonischen  dieser  Gleichklang  vor- 
komme*), sowie  ferner,  dass  die  Glossen  sumerischer  Wörter,  die  den  Anschein  erwecken,  als 
wollten  sie  die  sumerische  phonetische  Aussprache  von  Zeichengruppen  und  Ideogrammen 
geben,  mehrfach  deutlich  oder  verkappt  ein  semitisch-babylonisches  (:=  akkadisches) 
Wort  darbieten.^)  Ja  selbst  in  der  Bildung  der  Ideogramme  wurde  semitischer  Einfluss  klar- 
gelegt, indem  sich  das  Ideogramm  oder  die  Ideogrammgruppe  durch  die  sonstigen  Lautwerthe 
der   betreffenden   Zeichen    als    Entstellung    eines    assyrischen  Wortes^)    kundgibt,    wohin    auch 


1)  Delitzsch,  Paradies  S.  164.  Dagegen  mit  Recht  Philippi,  Zeitschrift  für  Völker ps]icliologie 
und  Sprachicissenschaft  XIV,  175  ff. 

2)  S.  z.  B.  ScHKADER,  ZDMG  29,  S.  50. 

3)  Die  Dienste,  die  Halevy  durch  seine  Kritik  der  Assyriologie  gethan  bat,  sind  von  Zimmern, 
Babylonische  Busspsalmen  S.  3—8,  klar  und  übersichtlich  dargelegt.  Ich  muss  mich  hier  begnügen,  die 
Hauptpunkte  kurz  hervorzuheben  und  im  Uebrigen  für  ausführlichere  Belege  auf  Zimmern  verweisen. 

4)  Z.  B.  "^^55  =  lihittu  „Ziegelstein"  und  lipittu  „ümfangmauer".  Weitere  Beispiele  bei  Zimmern 
a.  a.  0,  S.  6  Anm.  2  und  bei  Halevy,  Alhnjraphie  §  7  sub  5  S.  547  suiv.  (wenn  auch  nicht  alle  zweifellos  zu- 
zutreffend).    Gehört  hierher  etwa  auch  JpT  =   assapii    „Priester",    „Beschwörer"    und    asahii   ,, sitzen"?     Da 

,, sitzen"  sumerisch  dur  ist,  der  Lautwert  kii  dagegen  dem  Begriff  iiadii  „besprengen,  reinigen,  beschwören'" 
eignet,  so  müsste  assapu  Beschwöi-er  (s.  o.  S.  101)  als  das  Ursprüngliche,  asahu  ,, sitzen''  als  das  Secundäre 
angesehen  werden.  Doch  wird  die  Sache  dadurch  complicirt,  dass  auch  der  Zusammentall  ursprünglich  ver- 
schiedener Zeichen  in  Betracht  zu  ziehen  ist  (s.  Lehmann  ZA.  II  S.  242 f.)  und  so  der  Gleichklang  auf  Zufall 
beruhen  kann.      Ein    ebenfalls    hierhergehöriges    Beispiel    „missbi'äuchlicher"    Ideogrammverwendung    -wäre, 

wenn  Zimmern  ZA  V  S.  158  f.  Anm.  1  Recht  hat,  die  Verwendung  von  ^[  ^^^ij  =  />■'''"  ,.Aue"  für 
kiru  „Gefäss"  in  den  Texten  von  el  Amarna. 

5)  So  IV  R  47,  15 ef  die  Glosse  ^^~~[  j  ^~^  t:^]  j  j  zum  Zeichen  ffu^  y  =  mcitäti,  wo,  was  meines 
Wissens  noch  nicht  bemerkt,  rabita  als  Acc.  zu  rabitn,  fem.  von  rahii  gross  (vgl.  Theil  II  im  Comm.  zu  Bil.  8) 
zu  fassen  ist.  So  ferner  die  Glosse  tukundi  zu  ^[  ^  f^jj;  [  ^_^  in  der  Ueberschrift  der  „sumeri- 
schen Familiengesetze",  das  von  Haupt  SFG  22  f.  als  sumerisches  Wort  angesprochen  wurde  und  doch  nichts 
weiter  ist,  als  das  semitische  Wort  tukmatu,  *tukuintii,  tuknndii  gen.  tukitucU,  was  ich  in  meiner  Dissertation 
p.  53  Thesis  X  ausgesprochen  habe,  ohne  zu  wissen,  dass  mir  Halevy,  Melnnges  p.  341  darin  vorausge- 
gegangen  war.     Vgl.  zu  dieser  Anmerkung  Zimmern  a.  a.  0.  S.  5  sub.  1  und  Anm.  1. 

6)  Hal6vy,  Alloriraphie,  543  sub  b;  Zimmern  a.  a.  0.  S.  6  sub  1  b  bei  Anm.  2.  —  Am  schlagend- 
sten ist  Guyard's  Beiapiel  (ZK  I,  97),    dass   das  Ideogramm   für   das  Wort  titalu  ,, Flamme"   wahrscheinlich 

semitisch  ^I^i^^|    ^1  i  ^I  ^^"*^^  [ti-tal)  zu  lesen  ist  und  also  einfach  den  status  constr.  des  Wortes  wiedergiebt. 


Semitische  Eindringlinge  beweisen  nicht  die  semitische  Herkunft  des  Sumerischen.  Hl 

flie  von  Halevy's  als  Rebus  bezeichneten  Fälle  gehören  "^j.  Es  zeigte  sich  schliesslich  im  Ver- 
folg dieser  kritischen  Bewegung,  dass  nicht  bloss  ganze  Phrasen  semitisch-babylonischen  Gepräges 
sich  innerhalb  „sumerischer  Texte"  finden,  sondern  dass  eine  ganze  Reihe  von  bilinguen  Texten, 
so  u.  A.  die  Busspsalmen,  so  deutUch  in  semitischer  Denk-  und  Anschauungsweise  sich  bewegen, 
dass  die  sumerische  Fassung  erst  der  semitischen  als  Interlinearübersetzung  erscheinenden 
Version  nachgebildet  sein  konnte.  Hierher  gehört  auch  als  datirbares  und  spätes  Zeugniss 
solcher  Verwendung  der  todten ,  älteren  Sprache  die  Bilinguis  Samusmmukmfi  mit  ihrer 
sumerischen  Fassung. 

Wäre  Halevy  hier  stehen  geblieben,  so  würde  er  als  einer  der  grössten  Förderer  assyrio- 
logischer  Forschung  wohl  allseitig  dankbar  anerkannt  werden.  Aber  damit  begnügte  er  sich  nicht, 
sondern  er  benutzte  die  von  ihm  in  den  als  sumerisch  betrachteten  Documenten  nachgewiesenen 
Semitismen  als  Operationsbasis,  um  nun  die  ganze  sumerische  Literatur  als  semitischen  Ur- 
sprungs zu  erklären.  Der  Gang  seiner  Beweisführung,  da  wo  sie  oberflächlicher  Betrachtung 
am  meisten  plausibel  erscheint,  ist  regelmässig  der  folgende.  Zuerst  der  Nachweis,  dass  ein 
früher  von  den  Sumeristen  als  sumerisch  betrachtetes  Wort  unverkennbar  semitisches  Gepräge 
trägt,  also  aUu,  sulmu,  oder  dergl.  Statt  dann,  wie  es  richtig  gewesen  wäre,  den  Sumeristen 
vorzuhalten,  dass  sie  unkritisch  zu  Werke  gingen,  indem  sie  die  Möglichkeit  einer  Sprach- 
mischung ausser  Acht  Hessen,  begeht  er  denselben  Fehler  in  entgegengesetzte^  Rich- 
tung und  in  weit  umfassenderem  Maasse.  Ihm  und  GuYARD  genügen  die  semitischen  Be- 
standtheile  im  Sumerischen,  um  das  ganze  „Sumerische"  als  ein  semitisches  Geistes-  und  Kunst- 
product  anzusprechen.  Und  Delitzsch,  der  plötzlich  aus  einem  sumeristischen  Saulus  zu  einem 
semitistischen  (,,akkadistischen")  Paulus  geworden  ist,  nebst  seineu  Anhängern,  sieht  in  dem 
Sturze  seiner  kühnsten  und  weitgehendsten  Behauptungen  eine  Vernichtung  der  ganzen  Idee, 
der  er  so  lange  thatkräftige  Gefolgschaft  geleistet  hat,  während  in  Wahrheit  gerade  nach  Ent- 
fernung der  Auswüchse  Gedeihen  und  Entwicklung  der  sumerischen  Forschung  gesichert  sind. 
Wer  sich  den  ruhigen  ßhck  bewahrt  hat ,  kann  in  dieser  Umkehr  nur  die  Wirksamkeit  des 
Gesetzes    von    Action    und    Reaction*)     erkennen.      Musste    erst    Alles,     was    nicht    semitisch 


1)  Dass  auch  das  Ideogramm  nicht  selten  dem  bab. -assyrischen  Stamme  in  den  specifisch  semiti- 
schen Bedeutungsübergängen  folgt  (Halevy,  Guyard,  Zimmern  BB  S.  6  f.  sub  3  und  Anm.  1),  ist  richtig. 
Aber  mit  der  Behauptung,  dass  ein  solcher  Bedeutungsübergang  specifisch  semitisch  sei,  ist  man  oft  viel 
zu  schnell  bei  der  Hand.  So  hat  man  z.  B.  verschiedentlich  die  übertragene  Bedeutung  von  , Gewalt, 
Macht"  für  idn  „Hand"  als  specifisch  semitisch  bezeichnet,  und  hat  in  dem  Vorkommen  desselben  Bedeutungs- 
übergangs im  Sumerischen  (so  z.  B.  Legende  von  den  7  bösen  Geistern  ASKT  77,  43/44  a-ni-ka  a-hci  ni-ih- 
gi-gi-es  =  ana  i-di-su-nti  iit-tir-ni  "sie  brachten  in  ihre  Gewalt")  .semitischen  Einfluss  erkennen  wollen.  Hommel 
wendet  dagegen  (brieflich)  gewiss  mit  Recht  ein,  dass  dieser  Uebergang  sich  auch  in  den  Turksprachen  finde 
und  also  keineswegs  specifisch  semitisch  sei.  Man  braucht  aber,  um  dies  einzusehen,  weder  die  Chaldäer  zu 
befragen,  noch  die  Tuvkotartaren  zu  beunruhigen.  Im  römischen  Recht  ist  mamis  die  Gewalt  des  Vaters 
über  den  Sohn,  des  Herrn  über  den  Sklaven.  Im  deutschen  Recht  bedeutet  „Hand"  die  persönliche  Gewalt 
über  eine  Sache,  den  Besitz. 

2)  Delitzsch's  unerwartete  Erklärung  zu  Gunsten  Halevy's  hat  b^i  dem  grossen  Ansehen,  welches 
dieser  Gelehrte  mit  Recht  geniesst,  natürlich  das  grösste  Aufsehen  erregt,  und  der  Neigung  der  Ferner- 
stehenden,  die  sumerische  „Theorie"  als  ein  leeres  Hirngespinnst  einiger  verrannter  Assyriologen  anzusehen, 
neue  Nahrung  zugeführt.  Da  ist  denn  der  Hinweis  nicht  zu  umgehen,  dass  Delitzsch  gerade  in  wichtigen 
sprachwissenschaftlichen  Fragen  bereits  mehrfach  schwerwiegende  Irrthümer  begangen  hat.  Dahin  gehört  ausser 
der  sumerischen  Herleitung  des  Gottesnamens  niH^  tlie  Behauptung,  dass  Interjectionen  in  allen  Sprachen 
gleich  seien  (bei  Zimmern  BB  S.  116  zu  S.  32  f.),  was  bekanntlich  durchaus  nicht  der  Fall.  Ebenso  hat 
Delitzsch  versucht  {Kossäer  S.  40 f.)  zu  beweisen,  dass  das  von  ihm  sogen.  „Kossäische"  in  keinerlei  verwandt- 
schaftlicher Beziehung  zum  Sumerischen  stünde,  indem  er  zeigte,  dass  eine  Anzahl  der  gewöhnlichsten  Be- 
griffe in  beiden  Sprachen  ganz  verschiedene  Benennungen  haben.  Eine  solche  Schlussfolgerung  ist  sprach- 
wissenschaftlich vollkommen  unzulässig,  und  Haitt  hat  (Ändover  Eecicw  1884  p.  89  f.)  dafür  eine  schlagende 


112  Erster  Theil,   viertes  Capitel. 

niet-  und  nagelfest  war ,  sumerisch  sein ,  so  ist  nun  Alles  Sumerische  semitisch.  Die  einzig 
richtige  Antwort  wäre  gewesen  und  bleibt:  zuzugestehen,  dass  im  Sumerischen  semitische 
Eindringlinge  in  reichlicher  Anzahl  vorhanden  sind,  wie  nicht  anders  zu  erwarten. 
Diesem  Zugeständnisse)  musste  und  muss  sofort  eine  Verwahrung  des  Inhalts  hinzugefügt 
werden,  dass  diese  klärlich  semitischen  Eindringlinge  nicht  zu  Schlussfolgerungen 
über  den  Character  der  sumerischen  Texte  verwendet  werden  dürfen,  dass  sie 
aus  dem  discutirbaren  Material  völlig  ausgeschieden  werden  müssen.  Damit  wird 
dann  der  antisumerischen  Bewegung  schon  zum  grössten  Theil  der  Boden  entzogen,  von  dem 
aus  sie  ihre  scheinbar  wirksamsten  Angriffe  ins  Werk  setzte.  Denn  neun  Zehntel  aller  der 
von  Halevy,  Güyard  und  Delitzsch  für  den  Semitismus  des  Sumerischen  ins  Feld  geführten 
Beweise  knüpfen  an  solche  Uebertragung  semiti^icher  Wörter  in  die  sumerischen  Texte  und 
W^örterlisten  oder  an  semitische  missbräuchliche  Verwendung  der  Ideogramme  an ,  berühren 
also  den  Kern  der  Frage,  was  es  mit  dem  Sumerischen  auf  sich  hat,  überhaupt  nicht.  Diese 
Eindringlinge  würden  nicht  zur  Entscheidung  über  dieselbe  herangezogen  werden  dürfen,  selbst 
wenn  ihre  Zahl  zehnmal  und  zwanzigmal  den  jetzigen  Bestand  überstiege*).  Von  der  Zuwei- 
sung des  W^  ort  seh  atz  es  ist  die  Frage  der  Schrifterfindung  nicht  zu  trennen.  In 
irgend  einer  Weise  muss,  wie  wir  oben  Seite  57  f.  in  Uebereinstiramung  auch  mit  Halevy 
und  Delitzsch  gezeigt  haben,  der  Lautwerth  eines  Zeichens  von  dem  Namen  des  durch  das- 
selbe angedeuteten  Begriffs  hergenommen  sein :  so  dass  die  Frage  nach  der  Entstehung  des 
Lautwerthes  von  der  Bestimmung  der  sprachlichen  Zugehörigkeit  des  betreffenden  Wortes  ab- 
hängt. Also,  um  auf  unsere  oben  gegebenen  Beispiele  zurückzugreifen,  wenn  z.  B.  das  Sonnen- 
zeichen den  Lautwerth  iit  hat,  und  sich  in  den  Keilschriften  für  ,, Sonne"  u.  a.  das  W^ort  iitu 
findet,   so   ist  mit  der  Frage:    ist  m^w  ,, sumerisch"  oder  ist  es  ,, semitisch"  die  sumerische  oder 

semitische  Entstehung   des  Zeichens  ^\   entschieden. 

In  der  Beweisführung  der  Antisumerier  spielen  Lexicon  und  Schriftlehre  eine  viel  zu 
grosse  Rolle.  Delitzsch's  Argumentationen  namentlich  bewegen  sich  so  gut  wie  ausschliesslich  auf 
diesem  Boden  Und  doch  ist  es  eine  längst  anerkannte  Wahrheit,  die  zu  einer  der  Grundregeln 
der  Sprachwissenschaft^)  geworden  ist,  dass  nicht  das  Lexicon  sondern  in  erster  Linie  der  Bau 
einer  Sprache  für  den  Character  derselben  und  ihre  Zutheilung  zu  einer  der  grösseren  Sprach- 
stämme entscheidend  ist.  Der  Einwurf,  es  solle  ja  gerade  bewiesen  Averden,  dass  die  vermeint- 
liche Sprache  keine  Sprache,  sondern  eine  Schrift  sei,  würde  nichts  verschlagen.  Denn  die 
Schrift  oder  das  „allographische  System"  muss  natürlich  genau  die  Eigentümlichkeiten  der 
Sprache  wiedergeben,  so  dass  die  Sache  schliesslich  auf  dasselbe  hinauskommt.  Das  hat  denn 
auch  Halevy  erkannt  und  uns  deshalb  sein  System  der  Allographie  in  dem  Gewände  eines 
Apergu  grammatical  vorgelegt.  Dass  aber  auch  bei  den  grammatischen  Betrachtungen  die 
Hauptargumente  auf  ähnlichen  Trugschlüssen  wie  bei  den  Dai'legungen  auf  dem  Gebiete  des 
Schriftwesens  und  des  Lexicons  basiren ,  werden  wir  später  sehen ,  wenn  wir  nach  den  — 
aus  genanntem  Grunde  an  erster  Stelle  zu  behandelnden  —  Argumenten  aus  1)  dem  Gebiete 
der  Schriftlehre  und  des  Wortschatzes  zur  Betrachtung  2)  der  Lautlehre  und  3)  des  Sprach- 
baus im  weitesten  Sinne   kommen. 


Illustration  geliefert,  indem  er  zeigte,  dass  eben  diese  Begriffe  im  Arabischen  und  im  Aet  hiopi sehen , 
zwei  Sprachen,  deren  nahe  Verwandtschaft  Niemand  leugnen  kann,  völlig  verschieden  benannt  sind. 

1)  S.  bereits  Lehmann  ZA  III  ,S.  387  Anm.  2. 

2)  Gegen  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  25  S.  62  unten  und  63. 

3)  Pott  ZDMG.  VI  287  ff. ,  IX  40  ff.;    Saycs  ZA  II,  341  ff". 

4)  Allographie  §  2  p.  539. 


Kritik  der,  Schriftlehre  und  Wortschatz  betreffenden  antinuinerischen  Auf^tellunoren.  113 

1)  Schriftlehre  und  Wortschatz. 

Die  ganze  Argumentation  der  Antisumerier  auf  diesem  Gebiete  läuft  darauf  hinaus, 
nachzuweisen,  dass  die  Keilschrift  eine  semitische  Erfindung  ist,  dass  also  (s.  S.  112,  Abs.  1 )  die  Be- 
griffs- und  die  Lautwerthe  aus  den  semitischen  Bezeichnungen  der  Begriffe  hergeleitet  sind. 

Ein  derartiger  Beweis  kann  nur  unter  Beobachtung  der  folgenden  kategorischen 
und  keinerlei  Einschränkung  erduldenden  Bedingungen  geführt  werden. 

1)  Wenn  dargethan  werden  soll ,  dass  der  Lautwerth  eines  gewissen  Zeichens  aus 
dem  ideographischen  Wort-  und  Bildwerth  des  Zeichens  abgeleitet  ist,  so  ist  Vorbedingung, 
dass  dieses  Zeichen  auch  wirklich  als  Ideogramm  für  den  betreffenden  Begriff  in  Verwendung 
ist.  Also,  um  ein  HALEVY'sches^j  Gleichniss  zu  wählen,  wenn  ein  Zeichen  im  Französischen 
die  Lautwerthe  jwis  und  poi  hätte  und  behauptet  würde,  dieselben  leiteten  sich  aus  dem 
Worte  poisson  ,, Fisch"  her,  so  raüsste  sicher  bekannt  sein  oder  klar  belegt  werden,  dass  eben 
dieses  Zeichen  für  den  ,, Fisch"  poisson  in  Verwendung  wäre. 

2)  Zweitens  muss  auch  der  Lautwerth,  welcher  hergeleitet  werden  soll,  dem  Zeichen 
in  der  Weise  eignen,  dass  er  in  den  unzweifelhaft  semitischen  Texten  als  Ausdruck  für 
die  betreffende  Silbe  wirklich  nachgewiesen  werden  kann.  Erscheint  er  nur  in  den  umstrittenen 
Theilen  der  bab.-assyr.  Literatur,  also  etwa  der  linken  Columne  eines  Sj^llabars  oder  als  Glosse 
zu  einem  nicht  unzweifelhaft  semitischen  W^ort,    so  ist  er  zur  Beweisführung  untauglich. 

3)  Ebenso  muss  die  Beweisführung  an  die  wirklich  gebräuchlichen  und  ursprüng- 
lichen Lautwerthe  anknüpfen.  Sie  darf  nicht  diese  übergehen,  um  das  ganze  Gewicht  der 
Argumentation  an  eine  seltene  sporadische  und  secundäre  Erscheinung  zu  hängen. 

4)  Die  Worte,  aus  denen  ein  Zeichenwerth  als  semitisch  hergeleitet  wird,  müssen 
nachweislich  und  sicher  babylonisch-assyrisch  sein.  Die  Keilschrift  wird  für  die  babylonisch- 
assyrische Sprache  verwendet,  nicht  für  eine  als  gemein-  oder  ursemitisch  zu  bezeichnende 
Sprache  noch  auch  für  irgend  eine  der  anderen  semitischen  Einzelsprachen.  Es  nützt  also 
durchaus  gar  nichts,  uns  zu  zeigen,  dass  ein  Zeichen  einen  Sinnwerth  hat,  dem  in  irgend  einer 
semitischen  Sprache  ein  Wort  oder  eine  Wurzel  entspricht ,  aus  der  man  mit  Mühe  und 
Noth  den  Lautwerth  herleiten  kann,  den  das  betreffende  Zeichen  im  Babylonisch- Assyri- 
schen hat. 

5)  Ferner  ist  zu  beachten,  dass  ein  W^ort  damit  noch  nicht  als  semitisch  erwiesen  ist, 
dass  es  ausser  im  Bab. -Assyrischen  auch  in  anderen  semitischen  Sprachen  vorkommt.  Denn  es 
sind  Entlehnungen  der  semitischen  Sprachen  untereinander  in  Betracht  zu  ziehen;  und  wenn 
die  Babylonier  ursprünglich  nichtsemitisches  Sprachgut  mit  sich  führten,  so  konnte  solches  auch 
in  die  entlehnende  Sprache  übergehen  (S.  u.  und  vgl.  o.  S.   109). 

Die  antisuraerische  Beweisführung  widerstreitet  diesen  Forderungen  auf  Schritt  und  Tritt. 

Als  Belege  für  seine  Theorie  der  Entstehung  der  Lautwerthe  führt  Häl^vy  ^  fünf 
Beispiele  an. 

1)  Dem  Zeichen  Jeu  ]>-}  vindicirt  er  die  Bedeutungen  snhtu,  dimi  „Wohnung",  humn 
„Ort",  suhätu  „Kleidung",  aus  denen  sich  die  Lautwerthe  lium,  hü,  dtir  und  zu  herleiten  sollen. 

Dazu  ist  zu  bemerken : 

a)  Es  gibt  zwei  assyrische  Nomina /fcMmfw?)«:  Z*««>j«/?<  ,, Grossbau"*)  und  das  als  Präpo- 
sition verwendete  hum  „an  Stelle  von,  anstatt".  Da  Halövy  für  sein  humu  die  Bedeutung 
,,ZteM"  giebt,  scheint  er  das  letztere  im  Auge  zu  haben. 

1)  Allograpkie,  §  2  p.  539. 

2)  Sb  83  und  V  R  39,  5  e  f.  durch  <^y  ::yy|  Y  R  39,  6  e  f.  und  IV  R  2.  36  b  durch  t-J]]  »^ffPf 
ideographirt.   Vgl.  Jensen,  Kosmologie,  S.  236  o.u.  S.491.    Ich  verdanke  diese  Hinweise  Heinrich  ZTMMERN'sOüte. 

Leb  mann,  Samaäsumukin.  15 


114  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Jedenfalls  wird  weder  das  eine  noch  das  andere  kum(in)u  jemals  durch  ]^  ideographisch 
wiedergegeben;  es  liegt  daher  in  der  behaupteten  Herleitung  des  Lautwerthes  hi  für  dieses 
Zeichen  ein  Verstoss  gegen  Forderung  1. 

b)  Eine  Stelle,  in  der  ^|  in  einem  semitischen  oder  überhaupt  in  einem  keilinschrift- 
lichen  Text  den  Lautwerth  kum  hat,  ist  mir  nicht  bekannt. 

c)  Es  giebt  allerdings  ein  bab.-assyr.  Wort  düru  "l"n,  dasselbe  heisst  aber  „Mauer" 
und    ,Burg",    „Schloss",    niemals    „Wohnung"  ;    sein    sumerisches    Aequivalent    ist    bad.      Der 

Lautwerth  diir,  duru{na),  welchen  ]^  als  Ideogramm  für  asäbu  „sitzen"  hat,  hat  also  weder 
mit  dem  semitischen  asäbu,  subtu,  noch  mit  dem  Worte  düru  einen  verwandtschaftlichen  Zu- 
sammenhang :  Verstoss  gegen  Forderung  1   und  4. 

d)  subätu    ,, Kleidungsstück"    wird    allerdings    ideographisch    durch    ]^\    ausgedrückt, 

aber  nach  ausdrücklicher  Angabe  von  V  R  14,  32  ff.  hat  iE]  in  der  Bedeutung  subätu  die 
Werthe  tiig,  tu,  te  und  nm,  von  denen  die  drei  ersten  sicher  und  der  vierte  delleicht  nur 
lautliche  Abwandlungen  des  ursprünglichen  tug  darstellen.    Folglich  ist  die  Herleitung  des  Laut- 

werths  su  (mit  T)  für  ]^]  aus  dem  ideographischen  Werth  subätu  (mit  ]i)  des  Zeichens  ku 
ein  Verstoss  gegen  unsere  Forderung  2. 

e)  Letztens  hat  |P]  überhaupt  in  semitischen  Texten  nicht  den  Lautwerth  011,  sondern 
es  wird  ihm  nur  in  der  linken  Columne  der  Syllabare,  d.  h.  also  in  den  strittigen  Spalten 
und  den  ihnen  entsprechenden  Theilen  der  Texte  die  Aussprache  ^i  zuertheilt,  ausserdem  er- 
scheinen in  derselben  Weise  su  und  se  als  Werthe  von  jp|,  aber  niemals  in  assyrisch-semiti- 
schen (Hal^VY's  sogenannten  demotischen)  Texten,  niemals  in  irgend  einer  Beziehung 
zu  dem  Worte  subätu  „Kleid".  Weiter  unten  wird  gezeigt  werden,  dass  alle  diese  drei  Werthe 
nur  lautliche  Wandlungen    des  einen  Wortes  ku  sind. 

Das  Ergebniss  dieser  Prüfung  ist  also ,  dass ,  abgesehen  von  anderen  nachgewiesenen 
Unrichtigkeiten,  bei  keinem  der  dem  Zeichen  ku  zukommenden  Werthe  die  Herleitung  aus  der 
semitisch-assyrischen  Sprache   gelungen  ist. 

2)  An  zweiter  Stelle  exemplificirt  Halevt  auf  das  polyphone  Zeichen  J,  indem  er 
eine  Ableitung  von  dessen  Lautwerthen  ud,  u,  tarn,  babar,  par  unter  Nichtberücksichtigung 
der  ebenfalls  als  unzweifelhaft  zu  nennenden  Iah,  Ins  (von  pir  pur  ganz  zu  geschweigen)  und 

unter  Hinzufügung  eines  weiteren  mir  als  „demotischen"  Silben  werth  dieses  Zeichens  J 
nicht  bekannten  Werthes   sam  versucht. 

Er  giebt  als  semitisch-ideographische  Werte  des  Zeichens  an:  udu  „Tag" ,  samsu 
„Sonne",  päru,  babbaru  „Klarheit",  tamtu  „Meer",  woraus  sich  dann  die  Werthe  tid  {u),  sam 
par  und  tarn  mit  Leichtigkeit  und  unbedenklich   zu  ergeben  scheinen. 

Aber:  a)  udu  ist  gar  kein  assyrisches  Wort  für  „Tag",  sondern  aus  einem  ursprüng- 
lich sumerischen  Adverb  udakku  „täglich"  erschlossen  (s.  u.),  in  welchem  das  „hieratische" 
Wort  für  Tag,  ud,  mit  einer  Postposition  verbunden  ist,  und  das  einige  wenige  Male  in  den 
„demotischen"   Texten  vorkommt      Verstoss  gegen   Beorderung   2. 

Das  assyrische  Wort  für  „Tag"  ist  üniu,  woraus  sich  allenfalls  der  hierhergehörige  Werth 
u  herleiten  Hesse,  wenn  dieser  nicht  eben  nachweislich,  was  auch  Halevy  {,ud,  ^<")  als  be- 
kannt vorauszusetzen  scheint,  durch  Abschleifung  aus  ud  entstanden  wäre. 

b)  samsu  „Sonne"  wird  allerdings  ideographisch  durch  f  ausgedrückt,  aber  den  Laut- 
werth sam  hat  diese«  Zeichen  nach  des  Verfassers  Kenutniss  in  den  assyr.  Texten  nirgends. 


Die  Lautwerthe  von  ^j,    ^J-    ^^j  sumeriHchen  Ursprungs.  115 

Dass  die  Schreibung  f  (.]*^  LJD.SI  für  samsi  , Sonne",  z.  B.  im  Namen  des  Königs  Samsi- 
Bammän  IV  nicht  für  einen  Lautwerth  sam  beweist,  dass  K]*^  hier  vielmehr  einfach  phone- 
tisches Complement  ist,  welches  anzeigt,  da?s  von  den  verschiedenen  Werthen  des  Ideogramms 
I  der  mit  der  Silbe  si ,  mit  dem  Hadical  tl'  endigende  -  nicht  also  etwa  ümu  —  zu 
wählen  ist,  nniss  doch  Halävy  so  gut  wie  allen  übrigen  Assyriologen  bekannt  sein:  zu  lesen 
ist  samsi  [si),  nicht  sam-si.    SoW  sam- si  phonetisch,  mit  Silbenabtheilung  geschrieben  werden, 

so  erscheint  die  Schreibung  ^HIC^  M*^^);  denn  dem  Zeichen  ^|||^  kommt  der  Lautwerth 
sam  zu,  nicht  aber  dem  Zeichen  "^^f- 

c)  I  steht  niemals  als  Ideogramm  für  ^Meer"  tamtu,  dessen  erste  Silbe,  wenn 
das  Wort  phonetisch  geschrieben  erscheint,  es  allerdings  unzählige  Male  bezeichnet.  Verstoss 
gegen  Forderung   1. 

Halevy  hat  allerdings  in  diesem  Falle  einen  Rückhalt  an  Opfert,  der  irrigerweise  an 
der    berühmten   Asurnäsirabal-Stelle,    die    zu    den  Discussionen    über   den  kakJcah  miste  Anlass 

gegeben  hat,  die  Gruppe  f  j^^*"»-  ^|  als  „Meere"  deutete.  Hiergegen  haben  mit  Recht 
ScHRADER  und  Jensen^)  energisch  Einspruch  erhoben,  denn  da  j  niemals  Ideogramm  für 
„Meer"   ist,    so   erschiene   hier,    wie  Jensen   sehr   richtig    bemerkt,    der  Lautwerth  tarn  in  den 

Plural  gesetzt;  in  Wahrheit  ist  T  ]  >>■>>  jt\,  da  l  Ideogramm  für  ümu  Tag  ist,  ümäte 
zu  lesen:  es  ist  mit  dem  Pluralzeichen  und  mit  dem  Zeichen  te  als  phonetischem  Complement 
versehen,  um  anzudeuten,  dass  ümu  hier  den  femininen  Plural  ümäti  gegenüber  dem  gewöhn- 
lichen üme  hat,  ganz  wie  im  Hebräischen  niDV  und  □"'D\  im  Syrischen  ^.oacu  und  r<'^Ö3CU. 
Also  das  Resultat  ist  wiederum,  dass  HäLi^vy  bei  keinem  einzigen  der  wirklich  existirenden  Laut- 
werthe der  Nachweis    der   semitischen  Herkunft  von      f   geglückt  ist. 

3)  Nicht  besser  stellt  sich  das  dritte  Beispiel  dar.  Denn  wenn  Halevy  als  ideogra- 
phische Entsprechungen  von  C^^I  die  Wörter  adu  „Bündniss"  und  ahu  „Vater"  nennt  und 
daraus  die  Lautwerthe  ad  und  a  ableitet,  von  denen  in  rein  assyrischen  Texten  überhaupt  nur 
der  erstere  vorkommt,   so   genügt    dagegen    die  Bemerkung,   dass  das  häufige  assyrische  Wort 

adü  niemals  durch  t^Cil  ideographirt  wird,  dass  demgemäss  wiederum  ein  Verstoss  gegen 
unsere  Forderung  1  vorliegt. 

Die  Ansicht,  dass  in  der  Sprache  der  Erfinder  der  Keilschrift  der  Vater  „ad^  hiess 
und  dass  daher  das  den  Vater  {ahu)  in  assyr.  Texten  unzählige  Mal  bezeichnende  ^^f  einen 
Lautwerth  ad  hat,  muss  bestehen  bleiben.     Aus  ahu  wäre  niemals  ad  geworden.^) 

4)  Sehr  schlimm  steht  es  nun  gar  um  das  vierte  Beispiel.  Das  Zeichen  yy^,  das 
namentlich  in  seiner  ältesten  Form,  wie  allbekannt,  noch  deutlich  das  rohe  Bild  eines  Fisches 
erkennen  lässt*),  hat  den  Lautwerth  Im  und  steht  ideographisch  für  ]^^  „Fisch"   (assyr.  nünn). 


1)  So  im  Namen  des  Königs  Sanm-Bammän  III  E  3  Nro.  9  (vgl!  Bezold,  LH.,  §  40  S.  60).  Vgl. 
auch  die  Schreibung  Sa-am-si-Hammun  für  den  ersten  (Priester-)König  dieses  Namens  I  R  6,  Nro.  1,  Z- 1. 

2)  ZA  I  245. 

3)  S.  bereits  oben  S.  58  Anm.  4  und  vgl.  Jensen  ZA  1  402  f.  („Nichts  ist  so  sehr  geeignet,  auch 
den  Laien  davon  zu  überzeugen,  dass  das  Sumerische,  so  sehr  es  auch  die  bab.  Gelehrten  in  späterer  Zeit 
in  „Wort  und  Bild''  misshandelt  haben,  ursprünglich  nicht  assyrischen  Herkommens  ist.  als  die  Thatsache. 
dass  .  .  die  Sumerer  „Vater"  wie  viele  andere  Völker  mit  einem  einen  Dental  enthaltenden  Namen  be- 
nannten, während  die  Semiten  dazu  nur  einen  Labial  verwandten ") 

4)  S.  Amiaud-Mechinsau,  Tableau  comparc,  p.  110  Nro.  262;  vgl.  p.  63  No.  107  und  Lehm.^nn  ZA.  II 
252  sub  109  [w). 

15* 


116  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Ha  und  nun  haben  sicher  lautlich  nichts  gemeinsam,  und  unserer  Erklärung,  dass  diejenigen, 
die  das  Zeichen  für  ha  verwendeten,  den  Fisch  mit  ]m  oder  ähnlich  benannten,  wird  dadurch  in 
keiner  Weise  erschüttert,  dass  Halevy  das  Wort  häm  „Furcht,  Ehrfurcht",  das  niemals  durch 
77^  ideographirt  wird,  bei  dem  Zeichen  77^  anführt,  ohne  uns  mitzutheilen,  in  welcher  Weise  er  sich 
die  Beziehungen  zwischen  dem  semitischen  Abstractum  und  dem  Zeichen  für  den  „Fisch"  denkt. 
Dabei  macht  dann  Halävy  weiter  noch  folgenden  Fehlschluss.  Er  erinnert  sich,  dass 
es  ein  Zeichen  mit  dem  Lautwerth  nun  giebt,    das  ideographisch    für  rnhü   „gross"    und  riibü 

„der  Fürst,  der  Grosse"   verwendet  wird,  bedenkt  aber  nicht,  dass  dies  das  Zeichen  ^^ynT  und 

nicht  77^  ist,  und  versucht  den  jenem  Zeichen  zukommenden  Silbenwerth  mm  von  nünu 
„Fisch"  herzuleiten,  indem  er  demselben  den  Begriff  „grosser  Fisch"  unterlegt,  um  dann  vom 
grossen   „Fisch"   zu  jedem  Grossen,    zum  Begriff  „gross"    zu    gelangen:   nünu  Fisch   aber  wird 

durch  77^  und  nicht  durch  *•  j  ]  jj  ideographirt.  In  der  Verwendung  von  *^ jf  zum  Ausdruck 
des  Wortes  „Fisch"  und  des  Gottes  der  Gewässer  ^a^)  liegt  ursprünglich  keine  Ideographie 
vor,    sondern    phonetische  Schreibung:    der   Status  constructus   des   semitischen  Nomens  nünu, 

nun  konnte  natürlich  durch  das  Silbenzeichen  *"tTTT  ^^^^^^  ausgedrückt  werden. 

Sehr  befremdlich  ist  es,  Delitzsch  gerade  hier  Halövy  Gefolgschaft  leisten  zu  sehen, 
indem  er  allen  Ernstes  die  Behauptung  aufstellt,  dass  der  Name  des  Fisches  vom  Begriff  des 
„Gewimmels"    hergenommen    ist.      Dieser   Begriff    wird    zunächst    aus    dem  Begriff    der    durch 

*^jjjj  ausgedrückten  „Grösse"   und  „Vielheit"   mit  Mühe  geradezu  herausgequetscht;  dann  wird 

supponirt —  denn  Belege  können  nicht  erbracht  werden  —  dass  *"TTTT  ^Gewimmel  besonders 
von  Fischen"  bezeichne,  und  so  glücklich  eine  Brücke  vom  Begriff  der  „Grösse"  zu  dem 
des  „Fisches"  geschlagen,  die  beschreiten  möge,  wer  Muth  hat.  Es  ist  wohl  nicht  zu  viel 
gesagt,  wenn  ich  behaupte,  dass  durch  diese  Methode  jedwede  zwei  Begriffe,  mögen  sie  so 
disparat  sein  wie  sie  wollen ,  in  Verbindung  gesetzt  werden  können.  Wir  werden  die  Anti- 
sumerier  noch  öfters  mit  dieser  Methode  sprachwissenschaftlicher  Untersuchung  operiren  sehen*). 

Was  nun  Delitzsch's  allgemeine  Argumentation  in  dieser  Frage  anlangt,  so  ist  der 
Kern  derselben  in  den  folgenden  Sätzen  ^)  niedergelegt. 

„Indess  kommt  es  auf  die  Menge  überhaupt  nicht  an  —  schon  drei  Syl benzeichen  wie 
an,  mu,  sag  (saJc,  sah)  mit  den  ideographischen  Bedeutungen  „Himmel",  „Name",  „Haupt", 
reichen  hin  zur  Stellungnahme  für  oder  wider  semitischen  Ursprung  der  baby Ion. -assyrischen 
Keilschrift.  Wer  der  Ansicht  ist,  dass  sich  assyr.  anu  „Himmel",  Anu  „Himmelsgott,  Gott 
überhaupt"  (Fem.  An-tu,  nom.  abstr.  Anütu  „Gottheit")  als  semitisches  Wort  vortrefflich  be- 
greift (vergl.  St.  n^y  „entgegen  sein",  wovon  auch  die  Präposition  ana ,  verwandt  ^wc;  der 
Himmel  benannt  als  das  dem  aufblickenden  Auge  entgegenstehende;  vgl.  de  Lagarde's  Com- 
bination  von  ^N  mit  dem  St.  H'PN,  (wovon  die  mit  assyr.  ana  gleichbedeutende  Präposition  t'N), 
ja  dass  es  wegen  seines  y  im  hebr.  HiJ?.  Tl.^öiJ?.  sogar  als  ein  gemeinsemitisches,  nicht  spe- 
cifisch  babylonisches  Wort  angesehen  werden  muss;  wer  ferner  überzeugt  ist,  dass  mu  (inü) 
„Name"  schon  wegen  seines  Wechsels  mit  nie  (me)  und  ma  (mä)  nur  ein  semitisches  Wort 
sein  kann  und  der  Thatsache,  dass  wirklich  in  echtassyrisch-semitischen  Texten  mü,  Gen.  me 
als  Synonym  von  sumu  erscheint  .  .  .  .,  vorurtheilsfrei  ins  Auge  schaut,  beachte  auch,  dass 
das  ideographisch  nicht  nur  für  „Name",  sondern  dann  auch  für  „nennen",  „sprechen"  und 
weiter  zu  sinniger  Umschreibung  des  Pron.  suff.  der  1.  Person  als  der  „sprechenden",  verwendete 


1)  Bkünnow,  List  2625,  2627,  2620. 

2)  Vgl.  unten  S.  121  bei  parakku. 

3)  Assyrische  G^rammatik  §  25  S.  62  f. 


Die  Lautwerthe  von  yy^  und  *"*7~  sumerischen  Ursprungs.  117 

Zeichen  mu  im  Plural  „unser"  den  assyrisch -semitischen  Plural  m&  bildet  (vj^l.  mü  , Wasser', 
PI,  »we);  wer  sich  endlich  nicht  entschliessen  kann,  den  assyrischen  Stamm  salcü  „hoch  sein" 
(ßnkliü^  suskü  „erhöhen")  für  entlehnt  aus  sumerisch  sag  „Haupt"  zu  halten  oder  in  dem 
lautlichen  Zusammentreffen  von  assyr.  sakü  „Hochstehender,  Officier"  (Syn.  reüu)  und  jenem  sarj, 
sag  „Haupt,  Spitze,  Oberster"  ein  Spiel  des  Zufalls  zu  erblicken ,  der  muss  den  semitischen 
Ursprung  der  babylonisch-assyrischen  Keilschrift  von  A  bis  Z  zugestehen,  denn  er  benöthigt 
diese  Lautwerthe  beim  Lesen  sogenannter  sumerischer  Texte  auf  Schritt  und  Tritt.  —  Alle 
übrigen  Beweise  für  den  semitischen  Ursprung  der  babylonischen  Keilschrift  haben  mehr 
secundären  Werth,  wenigstens  desshalb,  weil  die  Möglichkeit  vorhanden  ist,  sich  ihrer  Beweis- 
kraft durch  allerlei  Sophistik  zu  entziehen".    —    — 

Ich  mache  zunächst  darauf  aufmerksam,  dass  hier  von  Delitzsch  bei  der  Beweis- 
führung ein  ganz  irrthümlicher  Standpunkt  eingenommen  wird.  Es  kommt  nicht  darauf  an 
(vgl.  o.  S.  62),  zu  zeigen,  dass  sich  Erscheinungen  in  den  umstrittenen  Texten  vom  semiti- 
schen Standpunkt  aus  „vortrefflich" (??)  begreifen,  sondern  es  müsste  dargethan  werden,  das.s 
diese  Erscheinungen  unmöglich  einer  semitischen  Sprache  entsprungen  sein  können. 

Auch  ist  es  kein  gutes  Zeichen,  dass  Delitzsch  gerade  an  den  unsichersten  Stellen 
(vgl.  bereits  o.  S.  106  Abs.  3)  sich  in  Superlativen,  übermässig  bestimmten  Versicherungen 
und  rhetorischen  Fragen  bewegt,  die  einem  kritischen  Auge  die  Schwäche  der  also  verthei- 
digten  Stellung  doch  nicht  verhüllen  können. 

Was  Delitzsch  uns  bietet,  ist  nicht  Sprachwissenschaft,  sondern  wird  von  Sayce^) 
mit  Recht  als  „rahhinical  tendencies'^  entsprungen  bezeichnet  und  kommt  der  von  Delitzsch 
hereingezogenen   „Sophistik"   doch  recht  nahe. 

1)  Der  Himmel  heisst  im  Babylonisch -Assyrischen  samü^  eine  Bezeichnung,  die  es  mit 

den  übrigen  semitischen  Sprachen  theilt.  Wäre  das  Zeichen  *"*T~  „Himmel"  ursprünghch 
von  den  Semiten  angewandt  worden,  so  müsste  es  den  Lautwerth  sam  (oder  einen  ähnhchen) 
haben.  Es  lautet  aber  an.  Ami  ist  der  Himmelsgott*).  Es  ist  zunächst  doch  wohl  eine 
Präsumption  dafür  vorhanden,  dass  er  dem  Pantheon  des  Volkes  angehörte,  das  den  Himmel 
an  nannte.  Dies  Volk  muss  um  jeden  Preis  aus  der  Welt  geschafft  werden,  also  muss  Ami 
„Himmel"  für  den  Semitismus  gerettet  werden.  Dazu  muss  nun  die  „gemeinsemitische"  Wurzel 
njy,  „entgegen  sein",  herhalten.  Es  mag  dahingestellt  bleiben,  ob  dem  hebräischen  niy, 
„antworten,  entgegnen",  wirklich  die  Bedeutung  des  einfachen  „Entgegenseins",  zu  Grunde 
liegt  und  nicht  etwa  die  Bedeutung  des  Redens,  der  menschlichen  Stimmäusserung  untrennbar 
damit  verbunden  ist.  Jedenfalls  ist  auf  babylonisch-assyrischem  Gebiete  (Forderung  4,  S.  113) 
für  dieses  problematische  HJy,  entgegen  sein,  nicht  der  geringste  Anhalt  vorhanden.  Denn 
kein  Sprachforscher  wird  den  ja  gerade  zur  Frage  stehenden  Gottesnamen  Ann  und  die  Prä- 
position ana ,  Delitzsch's  alleinige  Belege ,  als  halbwegs  genügende  Anhaltspunkte  für  die 
Ansetzung  eines  babylonisch-assyrischen  Stammes  njy  anerkennen.  Als  Begründung  für  y  als 
ersten  Radical  von  ana   „zu"   muss  z.  B.  die  höchst  problematische  Verwandtschaft  dieser 

Präposition  mit  dem  arabischen  ^^   „von"  ^)  gelten. 

1)  ZA  II,  343. 

2)  S.  jetzt  Jensen,  Kosmologie  an  den  im  Kegister  S.  522  aufgezählten  Stellen. 

«  - 

3)  Wenn  man  für  das  arabische  ^^wä  im  Babylonisch-Assyrischen  eine  etymologische  Ent- 
sprechung sucht,  so  würde  dieselbe  allenfalls  in  ina  zu  suchen  sein,  das  die  Begriffe  ,in''  und  »von"  ver- 
einigt. Vgl.  Jensen,  Surhu  ZK  I,  305,  ferner  Bil.  29  ina  epiri  ,aus  dem  Staube"  und  die  Worte  sumsu  zcr'su 
ina  mätäti  lihallik  in  den  Schlussformeln  unserer  Inschriften.  Für  ana  möchte  ich  dann  noch  eher  an  eine 
Verbindung  mit  hebr.  fX.  ^"^X,  arab.  ^^\    denken,    denen    es    in   der  Bedeutung   einigermassen    entspricht. 

Der  Wandel  der  Liquida,    für    den   es  ja  im  Semitischen  und  speciell  auch  im  Assyrischen  Beispiele  giebt 


118  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Mit  diesem  dergestalt  glücklich  auf  Krücken  gestellten  babyl.-assyr.  nay  werden  die 
beiden  Eigennamen  H^y.  und   '?|.'?Ö3J7.-') ,   über   deren  Bedeutung   man   doch   sehr   wenig  —   um 

nicht  zu  sagen:  ,gar  nichts"  —  weiss,  verbunden  und  nunmehr  als  gemeinsemitisches,  im 
Babylonisch-Assyrischen  belegbares  Sprachgut  erklärt. 

Von  diesem  nonexistenten  HiJ?  soll  Ann  der  „Himmel"  kommen,  als  „das  dem  auf- 
blickenden Auge  Entgegenstehende",  während  der  oder  das  Entgegenstehende  von  einem  baby- 
lonisch-assyrischen nij;  doch  zum  Mindesten  anu  heissen  müsste,  eine  Namensform,  die 
mir  für  den  Himmelsgott  unbekannt  ist.  —  Ich  glaube  kaum,  dass  de  Lagarde  den  von 
Delitzsch    gezogenen  Vergleich    dieser  Aufstellung    mit    seiner   Combination   von   ^ti   mit  n'?K 

gutheissen  wird:  denn  es  besteht  zwischen  beiden  der  kleine  Unterschied,  dass  de  Lagarde 
das  zweifellos  .semitische  Wort  ^^  mit  einem  zweifellos  semitischen  Stamm  H/N  in  Verbindung 

setzt,  während  Delitzsch  einen  babylonischen  Gottes n amen  höchst  unsemitischen  Gepräges 
aus  einer  im  Babylonischen  überhaupt  nicht  nachweisbaren  und  für  das  „Gemeinsemitische"  in 
der  ihm  vindicirten  Bedeutung  doch  wohl  noch  zu  erhärtenden  Wurzel  herleitet. 

2)  ,Name"  heisst  im  Babylonisch-assyrischen  sumu  (Dl!')  und  zihrii  (TT),  vergl.  o. 
Seite  12.  Das  Ideogramm  für  „Name"  ^4^  müsste  also,  wenn  es  semitischer  Erfindung  wäre, 
etwa  die  Lautwerthe  sum  und  zilc  haben.  Statt  dessen  kommt  ihm  der  Lautwerth  mu  zu 
und  dieses  selbe  *^  kommt  an  einer  grossen  Anzahl  von  Stellen  bilinguer  Texte^)  der  nicht- 
semitischen Fassung  als  Aequivalent  des  semitischen  sumu  vor.  In  einem  einzigen  Falle  be- 
gegnet uns  mü  in  der  Bedeutung  „Name"  in  einem  semitisch-assyrischen  Text  und  wii'd  hier 
wie  ein  assyrisches  Wort  flectirt.  Dass  dieses  mu  „Name"  nicht  anders  entstanden  sein  kann, 
als  dadurch,  dass  der  Verfasser  jenes  Textes^),  um  ein  Synonym  für  sumu  für  die  Zwecke  des 
Parallelismus  membrorum  zu  schaffen,  das  sumerische  AVort  für  „Name"  in  semitisirter  Form 
entlehnte,  ist  klar. 

Gerade  das  echtsemitische  wm,  Plur.  me  (0''0),  Wasser,  welches  Delitzsch  zum  Ver- 
gleiche heranzieht,  ist  ein  Beweis  gegen  die  semitische  Herkunft  des  Substantivs  mü  „Name" : 
gegen  zwei  vollständig  identische  Nomina  für  zwei  so  gewöhnliche  Begriffe  wie  „Wasser"  und 
„Name"  hätte  sich  bald  genug  der  in  solchen  Fällen  bekanntlich  stets  sehr  rege  sprachliche 
DiflFerenzirungstrieb  erhoben. 

3)  „Haupt,  Kopf"  heisst  assyrisch  resu,  Imlikadu.  Das  Ideogramm  "^[T^z  hat  die 
Lautwerthe  sag  (sag)  und  ris.    Letzteres  ist  natürlich  eine  sem.  Bildung  (vgl.  S.  119  Anm.  4). 


(vgl.  Lehmann,  PAOS,  May  1884,  p.  VIII  sq.  und  bei  Barth,  ZA  III,  57  ff.),  könnte  hier  durch  das  Bedürf- 
niss  der  Dissimilation  gegenüber  der  Präposition  eli,  ela  „über"  vom  Stamm  ^^y  veranlasst  sein.  Für  üu 
jGott",  wenn  man  mit  de  Lagakde  dessen  Zugehörigkeit  zum  Stamm  ^'^X  annimmt,  war  ein  solches 
Bedürfniss  der  Dissimilation  nicht  vorhanden,  da  keine  Gefahr  der  Verwechslung  mit  eli  „über"  vorlag.  — 
Hälevy,  ZA  IV,  62  f.  setzt  babyl.-assyr.  ana  und  ina,  die  er  als  Ableitungen  einer  und  derselben  Wurzel 
ansehen  Tnöchte,  gleich  dem  talmudischen  jX-  Wer,  wie  wir,  mehr  dazu  neigt,  die  beiden  Stämme  ge- 
trennt zu  halten,  wird  vielleicht  eine  Reihe  arabisch-hebr.  '^^^  ^t,  talm.  7X>  babyl.-assyr.  ana  nicht  ausser 

allem  Betracht  liegend  erachten.  —  Zur  Aeusserung  der  vorstehenden  ausserordentlich  hypothetischen  Ver- 
muthung  veranlasst,  mich  nur  die  bestimmte  Art,  wie  Delitzsch  die  noch  mehr  problematische,  nach  meiner 

Ansicht  sicher  irrige  Beziehung  von   babyl.-assyr.  ana  zu  arab.    y£.  vorbringt. 

1)  Da  man  O^VIDD  seit  Halevy's  Nachweisen,  ZA  II,   401  f.,    nicht  mehr  mit  Sippar  identificiren 

kann,  vielmehr  die  Stadt  gar  nicht  mehr  in  Assyrien  zu  suchen  hat,  so  fallt  auch  jeder  Grund  weg.  den 
Namen  des  Gottes  dieser  Stadt  als  Bezeichnung  einer  specifisch  babylonisch-assyrischen  Gottheit  an- 
zusprechen.    Vgl.  jetzt  auch  Jensen,  Kosmologie  S.  457  f. 

2)  S.  Bkünnow  1235. 

3)  IV  R  67  TCr.  2,  51  f.  a  s.  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  140  u.  vgl.  S.  272. 


Die  Lautwerthe  von  ^-^  und  *^jjäl  Humerischen  UrHprungs.  119 

Dagegen  entspricht  dem  semitischen  Worte  rem  in  der  sumerischen  Fassung  regelmässig  *^| '  tt 

und  die  Zusatzsilbe  ^pF-P)  zeigt  nach  Jensen*),  dass  hier  san(/(g)a  (sag(g)a)  zu  sprechen  ist. 
Delitzsch  ,kann  sich  nun  nicht  entsch Hessen",  assyrisch  sakü  „hoch  sein"  aus  dem  sumerischen 
sag  entlehnt  zu  halten.  Wir  würden  es  ihm  auch  sehr  verdanken ,  wenn  er  sich  zu  solcher 
grundirrigen  Annahme  entschlösse.  Aber  er  muthe  uns  andererseits  nicht  zu,  das  sumerische 
Wort  für  „Kopf"  aus  dem  babylonisch-assyrischen  Wort  für  „hoch  sein"  herzuleiten.  Ist  denn 
der  Kopf  genügend  charakterisirt,  wenn  man  ihn  bezeichnet  als  „das,  was  hoch  ist",  und  ist 
Delitzsch  wirklich  der  Grundsatz  gesunder  sprachwissenschaftlicher  Forschung  entfallen ,  den 
Max  Müller  in  den  Wortwitz:  soiind  etyniology  has  nothing  to  do  with  sound  gekleidet  hat? 
Zudem  ist  es  denn  doch  selbst  um  den  Gleichklano^  der  beiden  Wörter  recht  mant'elhaft 
bestellt.  Die  ursprüngliche  Form  des  Wortes  für  Kopf  ist  höchst  wahrscheinlich  sag; 
babylonisch-assyrisch    „hoch   sein"     heisst    npti'    mit   s    und    k\  —    Es    bleibt    dabei:    der 

dem  Zeichen  *^[[^p  ursprünglich  eignende  Lautwerth  sag  ist  aus  dem  Semitischen  nicht 
zu  erklären;  wer  in  dem  Zusammentreffen  von  sumerischem  sag  „Haupt",  „Oberstes"  mit 
semitischem  sokü  „hochstehender"  mehr  als  einen  blossen  Zufall  sehen  will,  der  sei  daran 
erinnert,  dass  die  Beamtennaraen  zu  der  Classe  von  Wörtern  gehören,  unter  denen  man 
sumerische  Entlehnungen  zu  suchen  hat.  Natürlich  bot  einem  semitisirten  sagü  das  echt 
semitisch-assyrische  sakü  einen  bequemen  Anhaltspunkt.  Niemals  aber  wird,  das  ist  beson- 
ders zu  betonen,  sakü  „Officier"  durch  *^]|^^  ideographirt^).  Verstoss  gegen  Forde- 
rung 1  S.  113. 

So  steht  es  um  die  Beispiele ,  welche  die  Führer  der  antisumerischen  Bewegung 
HäL^vy  und  Delitzsch  selbst  als  typisch  hinstellen  für  die  Methode,  mit  welcher  sie  die  Ab- 
leitung der  keilinschriftlichen  Lautwerthe  von  rein  semitischen  Worten  und  damit  die  Erfindung 
der  Keilschrift  durch  die  Semiten  beweisen  wollen,  um  das  Hauptargument  der  Gegner,  „neben 
dem  alle  übrigen  nur  secundären  Werth  haben"!  „So  man  das  thut  am  grünen  Holze,  was 
will  am  dürren  werden?"*)  Mit  der  Mehrzahl  der  übrigen  Fälle,  in  denen  die  Herleitung 
der  sumerischen  („allographischen")  Lautwerthe  aus  dem  Semitisch-Babylonisch-Assyrischen 
versucht   wird^),  steht  es  ebenso  oder  noch  schlimmer. 

Es  sollen  nun  aber  nicht  blos  diejenigen  Wörter  als  semitisch  erklärt  werden,  von 
denen  Lautwei-the  abgeleitet  sind,  sondern  es  muss  der  Beweis  geführt  werden,  dass  es  über- 
haupt keine  sumerischen  Wörter  giebt.  Namentlich  müssen  die  Bestandtheile  des  babylo- 
nisch-assyrischen Wortschatzes,  welche  als  sumerische  Entlehnungen  bezeichnet  werden,  als 
echtsemitisch  erwiesen  werden.  Es  muss  gezeigt  werden,  dass,  um  mit  Halevy^)  zu  reden, 
„das  Assyrische  bis  auf  Cyrus  rein  von  jedem  fremdartigen  Element"  geblieben  ist,  „während 
eine  Vermengung  so  heterogener  Racen  auch  eine  Vermischung  der  Idiome  beider  Völker  zur 
Folge  haben  müsste",  wie  es  nach  unserer  Ansicht  auch  der  Fall  gewesen  ist. 


1)  Nachweise  bei  Brünnow  3522. 

2)  Vgl.  Snrhii  208  [2]  und  ZA  II,  306. 

3)  *^yT^  -^41"  "^^  "^TI^-^   ►ff-T  stehen  für  saM  sa  resi  (Brünnow  3554  und  3585):    ,das 
Haupt  hochtragen".    Das  sind   die  einzigen  Fälle,  wo  *^||ti[z  und  sah'i  zu  einander  in  Beziehung  stehen: 

beide  Male  aber  ist  resu,  das  eigentliche  Aequivalent  von  *^[  jfx:  sak,  mitgenannt. 

4)  Die  wichtigsten  Lautwerthe,  die  wirklich  erst  von  den  Semiten  aus  ihrer  Sprache  dem  von 
den  Sumeriern  übernommenen  Bestand  an  Lautwerthen  zugefügt  sind,  zählt  Haupt,  ASKT  S.  172  f.  §  17  auf. 

5)  HALfeVY,  Allographie  §  6,  544;  3ielanges  p.  274:  p.  392  sub  1. 

6)  Mäanges  p.  390  sub  4. 


120  Erster  Theil.  viertes  Capitel. 

Bei  dieser  versuchten  Beweisführung  wird  nun  von  Halkty  und  DELITZSCH 
lediglich  die  Worttonu  in  Betracht  gezogen  und  auf  äussere  Anklänge  hin,  mit  mehr  oder 
minder  starker  Beugung  des  Wortsinns,  die  Seraitisirung  eines  solchen  fraglichen  Wortes  vor- 
genommen. Ueber  solche  Methode  lexicalisch-etvmologischer  Forschung  hat  aber  die  Sprach- 
wissenschaft längst  den  Stab  gebnxrhen;  und  namentlich  ist  anerkannt,  dass  bei  der  Frage 
nach  der  Herkunft  eines  möglicher  Weise  nicht  einheimischen  Wortes  nicht  die  Wortform  in 
erster  Linie  zu  entscheiden  hat.  sondern  die  Heimath  der  Sache  oder  des  Begriffes,  den  die- 
selbe bezeichnet  *)  (o.  S.  87  a.  E.), 

Wir.  die  wir  die  leberzeuguug  gewonnen  haben,  dass  die  Keilschrift  von  einem  Volke 
nichtsemitisohen  Sprachstammes  erfunden  ist.  müssen  damit  gleichzeitig  den  Einfluss  dieses 
Volkes  auch  auf  anderen  Gebieten  der  Cultur  in  der  Sprache  ausgedrückt  zu  finden  erwarten. 
Die  Schrift,  und  diese  Schrift  vor  Allem,  ist  nur  denkbar  als  Besitz  einer  Priesterschaft, 
die  einer  Religion  mit  ausgebildetem  Cultus  und  Ritus  dient.  Ein  wesentliches  Element  der 
uralten  babylonischen  Religion  und  Kosmologie  bildet  eine  genaue  Beobachtung  und  Kenntniss 
der  Erscheinungen  am  gestirnten  Himmel.  Die  Antange  der  Astronomie  der  Babylonier.  für 
deren  hohe  Entwicklung  sich  die  aus  einheimischen  Documenten  gewonnenen  Belege  stetig 
mehren *^,  sind  daher  ebenfalls  in  unabsehbar  alte  Zeit  zu  setzen.  Hand  in  Hand  mit  der  Him- 
melsbeobachtunsj  ging  die  Rejjelung  von  Maass  und  Gewicht:  das  babvlonische  metrische 
System .  wie  es  uns  schon  zu  den  Zeiten  eines  Gudea  fertig  entgegentritt,  verdient  selbst  im 
Lichte  der  heutigen  Wissenschaft  das  Lob  hoher  Vollkommenheit  ^). 

^^  as  in  späterer  Ausbildung  gesondert  als  öffentliches  und  privates  Recht  er- 
scheint, steht  in  Babylonien  wie  wohl  überall  in  den  früheren  Stadien  menschlicher  Entwick- 
luncf  in  ensrer  Verbindunsr  niit  der  Religion. 

Ohne  die  Tempel .  die  Stätten  der  göttlichen  Verehrung  und  priesterlichen  Wirkens 
ist  die  babylonisohe  Religion  nicht  denkbar:  es  musste  daher  die  Baukunst  zur  Zeit,  da  die 
Semiten  in  Berührung  mit  den  Snmeriem  kamen,  über  die  ersten  AnßLnge  hinaus  sein.  Fralt 
und  von  der  Baukunst  in  der  Omamentirung  bereits  bei  sehr  alten  Werken  nachgeahmt  war 
die  Kunst  des  Webens  und  Stickens  in  Babylonien:  eine  ganze  Anzahl  verwandter  Hand- 
fertigkeiten und  Künste  mü^en  gleichzeitig  eifrig  betrieben  worden  sein. 

Im  Vorstehenden  sind  nur  einige  der  wichtigsten  Gebiete  andeutend  genannt,  auf  denen, 
wenn  die  Schrift  von  einem  fremden,  dem  sumerischen  Volke  herstammt,  sumerische 
Lehnwörter  innerhalb  des  Babylonisch-Assyrischen  zu  erwarten  sind. 

Da  ist  es  nun  doch  höchst  eigenthfimlich  und  für  die  antisumerische  Anschauung  verhäng- 
nissvoll, dass  in  den  meisten  Fällen,  in  denen  ein  Wort  durch  seine  Form  und  durch  den  Umstand, 
dass  es  dem  sumerischen  i^nach  Halevy  allographischen)  und  dem  .demotischen'  System  offenbar 
gemeinsam  ist,  zu  Erhebungen  über  seine  Herkunft  Anlass  giebt,  es  einem  der  genannten,  wenn 
ich  so  sagen  darf,  entlehnungsverdächtigen  Gebiet  angehört,  wozu  dann  noch  in  den  meisten 
Fällen   andere  reinsprachüche  Erscheinungen   als   weitere  Verdachtsgründe  in 's  Gewicht  fallen. 

Ein  solches  typisches  Wort,  das  auch  Delitzsch*^  an  die  Spitze  seiner  diesbezüglichen 
Ansfuhrungan  stellt,  ist  parakku,  sumerisch  bara^). 


1)  Vgl.  Weiss.  Zeitsdtr.  f.  Vmerp^ydtologie  «.  S^radb«-iss«>ii«dka/r,  Bd.  Xm  8.  233f.  O.  SrwBni«. 
Sprpckrtrgleiduimp  mmd  Cr^fsek^  S.  303  &     Fbäkksu  Die  armmiisthem  ^VfaNfirörf«r  im  Ajnbiadten.  S.  XVI  f. 

2  Zuletzt :  Epphcg,  Astroitomisdtes  aus  Btä^jf^om,  Stimmen  aoa  Maiia  Laaoh.  Erg-Äimmgdieft  Nr.  44. 
jEfSKX.  Kogmtoiogie  pasäm:  vg!.  ZA.  V.  21  ff. 

3^  BkaKDIS,  a.  a.  0.  S.  1  ff.  Lzhma>->-  an  den  S.  87  Anmerk.  2  citirten  Stellen  and  in  den  Verk. 
der  F%^kaiisd^eH  ötstUsdkoft  zu  Bfriin  1889.  22.  November,  Seite  81—101. 

4)  J^yri^o^  Grammatik  §  73  Anm.  S.  195. 

5)  S»»  3^  n.  s,  Brüssow.  Xisf  6878. 


Parallcu  sumerbchea  Lehnwort.  121 

Lassen  wir  zunächst  DELITZSCH   selbst  reden : 

.Annierkungsweise  ein  Wort  zu  den  zahlreichen  und  noch  immer  ziemlich 
rätbselhaften^)  babyl-assyrischen  Substantiven  wie  yu-mah-hu  ^gro&ser  Stier'.  para-mah(h)u 
^erhabenes  Heiligthuni'.  ]ci^aUuh{h)u  ^Fussbodensalber'  (V  R  13,  1 — 4b  Fem.  kisailuhatu).  tup- 
sarru  Tafelschreiber'.  Dass  Wörter  wie  diese,  welche  man  insgemein  für  ^sumerische'  Composita 
und  Lehnwörter  zu  halten  pflegt,  wirklich  als  Wörter  dienten'),  also  nicht  etwa  nur 
ideographischen  Werth  besassen.  ist  ebenso  unzweifelhaft,  wie  dass  viele  derselben  in  der  That 
nur  als  Composita  sich  begreifen.  Wer  sich  aber  nicht  dazu  verstehen  kann'  warum  nicht?], 
tassyr.  parakku  (und  damit  hebr.  rr"'t;.  vgl.  auch  syr.  kIatä)  mit  seinem  denkbar  besten^) 

assyrisch-semitischen  Etymon  für  ein  Lehnwort  aus  einem  vermeintlichen  sumerischen  bara{g) 
zu  halten,  vielmehr  in  dem  dem  Ideogramm  für  parnkku  als  Glosse  beigeschriebenen  und  auch 
als  Silben  werth  verwendeten  bara  (para)  nur  eine  Abkürzung  aus  parakhi  {ba-rak-ku  Sanh. 
Kuj.  4,  G,  8  u.  ö.)  zu  erblicken  vermag,  der  muss  das  ganze  pa-ra-ma-hu.  para-m(ih{h)u  (Sarg. 
Cyl.  49.  Stier-Inschr.  47)  als  ein  Wort  semitischer  Prägung  anerkennen  und  zwar  mit 
so  zwingender  Xothwendigkeit,  dass  dabei  nach  der  Herkunft  von  mnhhu  gar 
nicht  erst  gefragt  zu  werden  braucht^).  Das  assyrische  paramahu  trägt  den  Stempel 
eines  von  Semiten  geprägten  Kunstworts.  Solcher  künstlich  gebildeten  Wörter  giebt  es 
im  Assyrischen  eine  Menge,  doch  hat  nur  eine  verhältnissmässig  geringe  Minderheit  Aufnahme 
in  die  lebende  Sprache  gefunden." 

In  dieser  Argumentation  wird  das,  was  bewiesen  und  erklärt  werden  soll,  nämlich 
dass  bara  eine  Abkürzung  aus  parakku  ist,  femer  der  Zweck,  den  eine  solche  nicht-ideogra- 
phische Abkürzung  haben  sollte  und  der  Grund,  warum  man  sich  nicht  soll  dazu  verstehen 
können,  parakku  für  ein  sumerisches  Lehnwort  zu  halten  —  all  dieses  in  den  die  Voraus- 
setzung enthaltenden  Vordersatz  gesetzt.  Dabei  können  freilich  die  gewünschten  Schlüsse 
leicht  genug  als  Folgerungen  und  Behauptungen  im  Xachsatz  erscheinen. 

Diese  Art  der  Argumentation  ist  typisch  für  Delitzsch's  .antisumerische*  Kampfes- 
weise. Das  einzige  wirklich  in  Betracht  zu  ziehende  Argument  ist  das  von  Delitzsch  be- 
hauptete  «denkbar  beste  assyrisch-semitische  (vgl.  S.  117  Abs.  3)  Etymon".  Wie  verhält 
es  sich  nun  hiermit? 

Dass  bara-parakku  etwas  mit  dem  Cultus  zu  thun  hatte,  stand  fest  und  zwar  musste 
es  nach  der  Verbindung,  in  welcher  es  vorkam,  zu  schliessen,  in  örtlicher  Beziehung  zu 
einem  Gott  resp.  einem  Götterbild  stehen.  Da  nun  als  semitische  Wurzel  sich  paräku 
,  trennen ,    versperren "  ■•^)    bot,  so   deutete   man  parakku   als    .abgeschlossener  Raum,   Nische. 


1)  Von  mir  gesperrt. 

2)  Zu  paräku  sei  eine  beiläufige  Bemerkung  pro  domo  gestattet:  Bekanntlich  giebt  es  ausser 
paräku  ^abschliessen*  im  Assyrischen  noch  ein  Verbum  paräku  ina  pän  ....  „Jemand  etwas  antbun'. 
ünkenntniss  dieses  letzteren  hat  mich  vor  einigen  Jahren  zu  der  berüchtigten  Missdeutung  der  Stelle 
Asurbanabal  R""  I  Col.  II,  121  f.  veranlasst,  indem  ich,  statt  usapriki't:  usabrikü  ^tür  usabriku)  lesend,  über- 
setzte: ,sie  (die  Götter)  Hessen  herniederblitzen"  und  darin  Hindeutung  auf  einen  Meteorstein  loder 
eine  Blitzröhre)  sah.  (S.  ZA  II,  214  und  bei  S.  A.  Smith,  KethrJirifttexte  AsurbanipaVs  Heft  2  S  941.1 
Wenn  Jensen,  Kosmologie  S.  158  Abs.  1,  es  unternahm,  diesen  alten,  in  Fachschriften  geäusserten  und  von  mir 
alsbald  (s.  ZA  II,  356  Anm.  2)  zurückgenommenen  Fehler  einem  weiteren  Leserkreise  bekannt  zu  geben,  so 
war  das  gewiss  in  hohem  Grade  danken s werth.  Indessen  dürfte  doch  der  Missgriff  an  sich  so  grob 
gewesen  sein,  dass  es  nicht  nöthig  war,  ihn  zu  vergrössern,  indem  man  den  Inhalt  meiner  Aeusserungen 
vollständig  verdrehte.  Ich  habe  niemals  die  Albernheit  begangen,  zu  behaupten,  dass  der  König  Gi/ges  durch 
einen  Meteorstein  resp.  eine  Blitzröhre  getödtet  worden  sei,  wie  es  Herr  Dr.  Jessen  hinstellt,  sondern  habe 
lediglich  und  ausschliesslich  von  einer  üblen  Vorbedeutung  gesprochen,  welche  dem  TOr  dem  König  .her- 
niederblitzenden' Zeichen  beigelegt   sei  und   welche  dem  Tod  des  Königs ,    sei  es   in  der  Schlacht  mit  den 

Lehmann,  Saniasäumakin.  16 


122  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

abgeschlossenes  Gemach",  woraus  denn,  wenn  man  den  in  dieser  Etymologie  vollständig  un- 
berücksichtigten Gott  in  das  Gemach  hineinsetzte,  die  Bedeutung  , Allerheiligstes"  mit  Leich- 
tigkeit folgte.  Im  Jahre  1886  machte  ich  aber  durch  die  Uebersetzung  sedes  sacra  in  BiL 
Z.  19^)  darauf  aufmerksam,  dinss  parakhu  höchst  wahrscheinlich  eigentlich  „heiliger  Sitz,  Götter- 
sitz"  heisse,  d,  h.  zunächst  den  niedrigen  Sessel  bezeichnet,  auf  dem,  wie  uns  die  Darstellung 
aus  dem  Sonnentempel  zu  Sippar  und  hunderte  von  Siegelcylindern  zeigen,  die  Gottheiten  fast 
regelmässig  sitzend  dargestellt  werden. 

War  dies  richtig,  so  war  es  mit  der  Herleitung  \ on  paräJcu  „trennen"  ein  für  allemal  aus. 
Delitzsch  übersetzte  nun'^)  Ende  1886  —  nach  Erscheinen  meiner  Dissertation  —  vielleicht  selbst- 
ständig, vielleicht  durch  diese  auf  die  angezogene  Stelle  aufmerksam  geworden,  paraJcku  durch 
„Throngemach".  Hier  kommt  also  zur  Bedeutung  des  „abgeschlossenen  Gemaches"  noch  der 
, Thron"  hinzu;  offenbar  ist  das  ein  Versuch,  unter  Anerkennung  der  Bedeutung  des  „Sitzens" 
doch  das  „Gemach"  und  damit  die  Verbindung  mit  bab.-ass.  pnräku  zu  retten  (vgl.  Seite  116 
Abs.  3).  Aber  pardkku  heisst  ursprünglich  nicht  „Throngemach",  sondern  „heiliger  Sitz, 
Göttersitz" ;  ist  es  später  Bezeichnung  für  den  geweihten  Raum,  in  welchem  die  Götterstatue 
stand,  für  das  „Allerheiligste"  geworden,  so  ist  das  secundär.  Mit  der  ursprünglichen  Be- 
deutung, welche  für  die  Etymologie  allein  in  Betracht  kommen  kann,  ist  parälcu  „abtrennen, 
versperren"   in  keiner  Weise  in  Verbindung  zu  bringen. 

Dazu  kommen  nun  zweitens  Form  und  Flexion  des  Wortes. 

Das  Nomen  erscheint  regelmässig  mit  doppeltem  (respective  verstärktem)  dritten 
Radical.  Nun  soll  nicht  geleugnet  werden,  dass  es  im  Babylonisch- Assyrischen  echtsemitische 
Wörter  giebt,  die  eine  Verstärkung  des  dritten  Radicals^)  in  der  Schrift  aufweisen.  Wohl 
aber  ist  es  unleugbar ,  dass  diese  Verschärfung  des  dritten  Radicals  in  der  überwiegenden 
Mehrzahl  der  Fälle  bei  solchen  Substantiven  auftritt,  bei  denen  eine  Reihe  anderer  Verdachts- 
gründe gegen  ihre  semitische  Herkunft  vorliegt.  Die  Verstärkung  erklärt  sich  einfach  daher, 
dass  im  Sumerischen  der  Ton  auf  der  letzten  Silbe  lag  und  im  status  prolongationis  der 
Schlussconsonant  verstärkt  erschien,  barä{g),  st.  prol.  barägga. 

In  der  Bilinguis  Saniassumukin''s  (Zeile  19)  erscheint  nun  als  Plui-al  von  paraJiJcK 
pa-rak-Jca,  d.  h.  eine  durchaus  unsemitisische  Form  statt  parakkäni  oder  parakke.  Das  Wort 
hat  innerhalb  der  semitischen  Sprache  die  fremdsprachige  Form  beibehalten:  es  ist  der  sume- 
rische status  prolongationis  haraggu  durch  Ersetzung  der  tönenden  durch  die  entsprechen- 
den tonlosen  Verschlusslaute  semitisirt.     Also: 

1)  parakku  klingt  an  das  sumerische  (alias   „allographische")  Wort  bara  an; 

2)  ist  ein  Wort  aus  dem  Gebiete  des  religiösen  Cultus; 


Kimineriern,  sei  es  in  anderer  Weise  während  ihres  Einfalls  („vor  seine  Feinde  ward  sein  Leichnam  geworfen") 
nahe  vorausgegangen  war.  Es  war  daher  höchst  unangebracht,  wenn  Herr  Jensen  seinen  inhaltlich  verkehrten, 
dem  Tone  nach  zum  Mindesten  nicht  —  geschmackvollen  Ausfall  mit  folgender  Tirade  schloss:  „Es  wäre 
Dr.  Lehmann  zu  raten,  sich  ein  anderes  Mal  vorher  über  das  Phänomen  einer  Blitzröhre  zu  informiren,  ehe 
er  wieder  einen  König  Gyges  durch  eine  solche  sterben  lässt".  Ich  hatte  ZA  IL  217  Anm.  1  deutlich  ge- 
sagt, dass  eine  Blitzröhre  erst  durch  „das  Einschlagen  des  Blitzes  in  geeigneten  Boden  entsteht". 
Wenn  nicht  eher,  hätte  daraus  Herr  Dr.  Jensen  ersehen  müssen,  dass  ich  sehr  gut  wusste,  was  eine  Blitzröhre 
ist  und  unmöglich  glauben  konnte,  irgend  Jemand  könne  durch  eine  solche  erschlagen  werden.  (Natürlich 
kann  auch  vom  „Niederblitzen"  bei  diesem  Phänomen  nur  in  der  Auffassung  roher,  in  der  Naturbeobach- 
tung ungeschulter  Phantasie  die  Rede  sein.)  „Es  wäre"  Herrn  Dr.  Jensen  „zu  rathen,  sich  ein  anderes  Mal 
vorher"  über  den  Inhalt  der  Schriften,  über  die  er  aburtheilen  will,  „zu  informiren,  ehe  er  wieder"  einem 
Fachgenossen  Ansichten  unterschiebt,  die  dieser  selbst  niemals  gehegt  oder  verlautbart  hat! 

1)  S.  Diss.  p.  20/21  und  u.  Theil  II  den  Commentar  zu  Bit.  19.     Tiele,  Geschichte  S.  444  Anm.  2. 

2)  ZA  II  S.  420. 

3)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  65  II  sub  Nr.  20—23  S.  167.   —  Vgl.  jetzt  auch  Zimmern. 
ZA  V,  388  ff". 


Sumerinche  Lehnwörter  auf  -akku  nnd  -in»».  12^^ 

3)  hat  keine  semitische  Etymologie; 

4)  erscheint  regehnässig  mit  verstärktem  dritten  Kadical; 

5)  zeigt  innerhalb  eines  semitischen  Textes  unsemitische  Eigenthüralichkeiten  in 
der  Flexion. 

Wenn  auch  vielleicht  keines  dieser  fünf  Merkmale  allein  genommen  würde  als  Beweis 
der  Entlehnung  eines  assyrischen  Wortes  aus  einer  fremden,  d.  h.  eben  der  sumerischen 
Sprache  gelten  hönnen,  so  wird  durch  deren  Zusammentreifen  bei  parakhu  die  Entlehnung  aus 
dem  Sumerischen  unwiderleglich  bewiesen.     Und  so  bei  einer  ganzen  Anzahl  anderer  Wörter. 

Ein  entlehnter  Beamtenname  ist  z.  B.  aharakJm,  „Grossvezier*  ^),  mit  seiner  Endung  an 
parakJcti  anklingend.  W^ährend  aber  bei  2)arakku  das  kh  der  Endung  -akku  nach  den  Anti- 
sumeriern  zum  semitischen  Stamme  gehören  soll,  müsste  in  aharakku  wohl  die  „babylonisch- 
assyrische"  Endung  -akku  herhalten,  um  dieses  Wort  vor  der  Annahme  der  Entlehnung  zu 
schützen.  Diese  Endung  -akku  soll  zugleich  adverbiale  und  nominale  Endung  sein;  ersteres 
wird  einzig  und  allein,  und  zwar  sogar  von  Zimmern,  aus  udakku  (s.  u.)  „täglich"  geschlossen, 
das  alles  Andere  ist,  als  eine  semitische  Bildung.  Und  ebensowenig  existirt  die  nominale 
Endung  -akku  im  Semitischen:  wie  aus  harägga  parakku^  so  muss  aharakku  aus  einem  sume- 
rischen *  aharägga  oder  ähnlich  entstanden  sein. 

Ebensowenig    dürfte    isakku^)    „Priesterfürst"    semitischen    Stammes    sein.      An    sein 

sumerisch-ideographisches    Aequivalent  ^^   *)t\    *^\\    knüpft    sich    einer    der    handgreiflichsten 

und  für  die  Methode  der  Antisumerier  bezeichnendsten  Fehler  Halevy's:  Er  will  ►^  '^j  *^[  j 
lesen  und  darin  einen  Rebus  für  isakku  sehen  ^),  was  ihm  unmöglich  hätte  beikommen  können, 
wenn  er  bedacht   hätte,    dass   das  Wort   sehr   häufig    in    altbabylonischen  Zeichen    geschrieben 

erscheint  und  dass  in  dieser  Schrift  das  Zeichen    i^'I    unmöglich  mit  ^    J   verwechselt  werden 

kann.  Halevy  liest  ►p  "^^  i-sak  (Rebus  für  isakku)  und  erklärt  f  *^I  j  für  purement  com- 
pUmeutaire.     Gegen    eine    solche    AujEfassung    protestirt    neben    allem  Andern    noch    die    (oben 

S.  95)  erwähnte  Variante  ^^  "i^]  ^]  *^n,  die  deutlich  auf  phonetische  Lesung  wenigstens 
des  Endes  der  Gruppe  weist. 

Eine  andere  Gruppe,  auf  deren  Glieder  fast  regelmässig  die  Merkmale  der  Entleh- 
nungsverdächtigkeit  zutreff*en,  bilden  die  Wörter  auf -innu.  Beispielsweise  A;itc7c7r»nM  „illegi- 
tim", agarinnu*)  „Mutter",  isinnu^)  „Fest",  surinnu  s.  L^  Zeile  5  und  9),  teminnu  „Grund- 
.stein"   (Bau  und  Cultus). 


1)  Delitzsch,   Wörterbuch  S.  68fF. 

2)  Zimmern,  Babylonische  Busspsalmen  S.  84  f.  Die  dort  erwogene  Auffassung  als  fi"al(l)u  von 
pli'U  (j'sfcit  , stark")  scheint  mir  ausgeschlossen  wegen  phonetischer  Schreibungen  wie  is-sa-ak-ku  etc.  (nie  ku) 
ä.  Strassmaiek,  AV  3914. 

3)  Siebe  das  Nähere  ZA  III,  384;  dagegen  bereits  Lehmann,  ZA  IV,  292. 

4)  Halevy,  ZA  IV,  64  (vgl.  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  118)  will  agarinnu  von  a'äru  ableiten,  dem 
er  die  Bedeutung  „sprossen"  beilegt  (s.  Theil  11  Commentar  zu  Bil.  Z.  15).  Abgesehen  davon,  dass  diese 
Bedeutung  für  das  Verbum  nur  mit  Hülfe  höchst  fragwürdiger  Etymologien  {*aiarii.  eru  .Kind",  tarifum 
„Schwangere";  —  letzteres  doch  sicher  vom  Stamme  "ItXi  s-  Thl.  II  Comment.  zu  Bil.  Z.  8)  zu  Stande  kommt, 
ist  Halevy's  Annahme  ZA  IV  S.  56  ff.  aub  18,  dass  K  resp.  ^  im  Semitisch-Babylonischen  durch  g  ausge- 
drückt würde,  unrichtig. 

5)  Isinnu  hat  keine  semitische  Etymologie,  es  müsste  denn  sein,  dass  man  Halevy's  Zusammen- 
stellung dieses  lediglich  das  „Fest"  bezeichnenden  Wortes  mit  hebräisch  »iDS*  ^Tod",    ursprünglich  ^eiene- 

ment  fixe  d'avance  par  la  sort  ou  par  la  divinite",   wie  "lylC  r^est"  von  "1];^  „zutheilen,   fixiren",  für  an- 
nehmbar hielte! 

16* 


124  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Edi{n)mi  , Ebene,  Niederung"  ist  sicher  Lehnwort  aus  sumerisch  edin.  Das  baby- 
lonische Wort  ist  seru  \y^p.  Delitzsch^)  betrachtet  edinu  als  altes  echtseniitisches  Synonym 
von  serti,  von  welchem  es  aus  der  lebendigen  Sprache  ganz  verdrängt  worden  zu  sein  scheine, 
jedoch  erhalten  (!)  sei  in  den  Syllabaren,  in  der  auf  die  älteste  Sprachperiode''(? !)  „zurückgehenden 
ideographischen  Schrift,  welche  seru  ganz  gewöhnlich  durch  edin-na  wiedergiebt,  sowie  wahr- 
scheinlich auch  in  dem  hebr.  ^Ij;  Gen.  2,  8".  Das  heisst,  vom  Antisumerischen  ins  Deutsche 
übersetzt,  edhi,  das  in  den  „  allographischen  *  Theilen  der  bab}^  Ionischen  Literatur  als  Aequi- 
valent  für  siru  steht,  entbehrt  im  Semitischen  jeglicher  Etymologie  und  aller  Existenzberech- 
tigung, es  ist  ein  Lehnwort,  und  zwar,  soweit  directe  Zeugnisse  reichen,  nur  eine  künstliche 
lexicographische  Entlehnung.  Das  ]nj;  der  Genesis  würde  allerdings  sein  Bestehen  in  der 
lebendigen  Sprache  beweisen.  Hängt  ]'1^_  mit  edin  zusammen,  so  ist  es  im  Hebräischen  eine 
sumerisch-babylonische  Entlehnung. 

Das  n  in  -innu  dürfte  wie  das  g,  das  dem  -akku  zu  Grunde  liegt,  ein  sumerisches 
nominales  Bildungselement  mit  vorhergehendem  betontem  Vocale  sein.  Als  weitere,  dem  Ge- 
biete des  Cultus  entnommene  Worte,  die  die  Verdoppelung  des  dritten  Radicals  zeigen,  seien 
noch  genannt  sathtkku,  regelmässige  „ Opferleistung "(?),  sowie  die  Dämonen-  und  Geniennamen 
ekimmu,  utukku^  lamassu. 

Dies  nur  eine  kleine  Blumenlese  aus  den  auf  Schritt  und  Tritt  uns  begegnenden 
sumerischen  Lehnwörtern  innerhalb  der  babylonisch-assyrischen  Sprache.  — 

Mit  parakku  stellt  nun  Delitzsch  zusammen  paramahhu  —  mit  Recht;  aber  nicht 
abzusehen  ist,  wie  bei  semitischer  Herleitung  aus  paräku  der  Wegfall  des  D  erklärt  werden 
sollte.  Er  behauptet ,  wer  parakku  semitisch  erklärt ,  muss  paramahhu  als  ein  Wort  semiti- 
scher Prägung  anerkennen,  und  zwar  mit  so  zwingender  Nothwendigkeit,  „dass  dabei  nach  der 
Herkunft  von  mahhu  gar  nicht  erst  gefragt  zu  werden  braucht". 

Diese  letztere  Behauptung  verdient  ganz  besonders  hervorgehoben  zu  werden; 
denn  sie  proclamirt  in  zuversichtlichem  Tone  und  ohne  Begründung  ein  im  höchsten  Grade 
anfechtbares  Verfahren,  das  von  den  Antisumeriern  sehr  häufig  angewendet  wird'');  ein 
sumerisches  Wort  oder  ein  Bestandtheil  eines  solchen  wird  einfach  für  semitischer  Herkunft 
erklärt,  ohne  dass  auch  nur  der  Versuch  gemacht  würde,  zu  zeigen,  wie  denn  eigentlich  die 
Semiten  zur  Bildung  oder  zur  Verwendung  desselben  gekommen  sind.  Also  das  wall  ist 
semitisch  ,  es  wird  decretirt  und  wir  müssen  es  glauben.  Es  ist  natürlich  nur  eine  Regung 
zweifelsüchtigen  Fürwitzes,  wenn  wir  aus  gumahhu  „grosser  Stier"  und  paramahhu  „erhabenes 
Heiligthum"  auf  sumerisches  mag  „gross,  erhaben"  schiiessen,  um  so  mehr  als  das  mehrfach 
bezeugte  Wort  gu{d)  „Stier"  noch  Niemand  mit  den  semitischen  Wöi-tern  derselben  Bedeutung 
hat  in  Verbindung  setzen  können!  Von  den  übrigen,  nach  denselben,  soeben  als  irrig  erwiesenen, 
Gesichtspunkten  aufzufassenden  Wörtern,  welche  DELITZSCH  aufzählt,  ist  die  grosse  Mehrzahl 
ebenfalls  mit  mag  oder  mit  gal  „  gross "  zusammengesetzt.  Es  ist  ein  höchst  geschickter 
Kunstgriff  Delitzsch's,  dass  er  gleich  hinter  dieser  höchst  anfechtbaren  Versicherung  die 
wirklich  als  Kunstwörter  zu  bezeichnenden  und  in  der  That  als  solche  von  Niemand  ge- 
leugneten Namen  der  Schriftzeichen  und  Zeichengruppen  in's  Gefecht  führt  (vgl.  oben  S.  12  f. 
sub   3  f.).     Es   sind  Memorialwörter,    ganz    ähnlich    wie   die  Assyriologen   sie    sich    heutzutage 


1)  Wörterbuch  S.  106. 

2)  So  z.  B.  giebt  Halevy  bei  den  Pronominibus  jeglicher  Art  nur  in  den  wenigsten  Fällen  (wie 
sumer.  e-ne  „er"  aus  bab.-assyr.  annü  „dieser"!!)  an,  wie  er  sich  die  betreffenden  von  den  bab.-assyr. 
grundverschiedenen  allographischen  Bezeichnungen  aus  dem  Semitischen  entstanden  denkt  (siebe  AUographie 
§§  10-12,  20). 


Sumerische  Wörter  in  griechischer  Ueberlieferung.  125 

bilden,  um  sich  die  verschiedenen  Lautwerthe  eines  Zeichens  zu  merken.  Sie  werden  manch- 
mal mit  einer  semitischen  Nominalendvmg  versehen,  oft  aber  auch  kleiden  sie  sich  in  sumeri- 
sches Gewand^);  sie  sind  nicht  als  wirkliche  Bestandtheile  weder  der  einen  noch  der  anderen 
Sprache  zu  betrachten  und  sind  daher  von  jeglicher  Entscheidung  über  Existenz,  Charakter  und 
Beziehung  der  beiden  Sprachen  vollständig  auszuscheiden  (vgl.  S.  113  sub  2).  Gegen  die 
Gleichstellung  und  Vermengung  dieser  homunculi  unter  den  Sprachkörpern  mit  wirklichen 
Bestandtheilen  der  lebendigen  Sprache  ist  auf  das  Entschiedenste  Verwahrung  ein- 
zulegen. 

Nichts  ist  nun  ein  besserer  Beweis  dafür,  dass  ein  Wort  entlehnt  ist  und  als  fremd 
empfunden  wird,  als  wenn  ihm  zur  Erklärung  ein  gleichbedeutendes  Wort  der  entlehnenden 
Sprache  beigefügt  wird.  Dafür  giebt  es  auch  im  Assyrischen  Beispiele:  musarü^)  bedeutet 
in  den  Schlussformeln  der  königlichen  Weihinschriften  die  , Namensschrift,  den  Namenszug", 
dann  die  ganze  Urkunde^);  diesem  Wort  wird  an  mehreren  Stellen^)  als  „Apposition"  hinzuge- 
fügt sitir  sumi,  d.  h.  das  genaue  babylonisch-assyrische  Aequivalent  des  Fremdwortes,  sumerisch 
mu  =  assyrisch  sumu  „Name";  sumerisch  sar  =  assyrisch  mtaru  „schreiben".  DELITZSCH*) 
fragt:  „erweckt  dies  nicht  den  Anschein,  als  habe  musarü  trotz  seines  häufigen  Gebrauchs  fort- 
gefahren, den  Eindruck  eines  seltsamen,  erklärungsbedürftigen  Wortes  zu  machen?"  Wir 
können  diese  Frage  nur  mit  einem  emphatischen  „ja"  beantworten.  Es  war  ein  fremder  Körper 
innerhalb  der  semitischen  Sprache.  Was  die  Semiten  selbst  geschaffen  hatten,  hätten  sie  nicht 
zu  erklären  brauchen,  und  ein  Kunstwort  da  zu  schaffen,  wo  ein  guter  Ausdruck  für  den 
Begriff  vorhanden  war,  dafür  waren  die  Babylonier,  die  unsere  Cultur  begründet  haben, 
viel  zu  verständige  Leute.  Das  Wort  gehört,  wie  dupsar  (S.  126),  dem  Gebiete  der  Schrift- 
kunde an ,  auf  dem  das  Fehlen  von  Entlehnungen  geradezu  überraschend  sein  würde.  Ganz 
dasselbe  ist  der  Fall,  wenn  Zagmuhu  „das  Jahresanfangsfest",  also  ein  Wort  aus  dem  Gebiete 
des  religiösen  Ritus,  durch  res  satti  „Beginn  des  Jahres"   erklärt  wird. 

Aber  nicht  bloss  die  babylonischen  Keilinschriften  haben  uns  sumerische  Wörter 
erhalten :  wir  haben  fremde  Berichte  über  Babylonien  und  Assyrien ,  die  uns  Wörter,  die 
lediglich  als  aus  „allographischen*  Bestandtheilen  der  keilinschriftlichen  Literatur  erhalten 
bekannt  sind ,  neben  echtsemitischen  babylonisch-assyrischen  Wörtern  und  Bezeichnungen 
und  als  mit  diesen  gleichberechtigt  anführen.  Dadurch  wird  durchaus  jeder  Zweifel  aus- 
geschlossen ,  dass  wir  es  hier  mit  wirklich  lebendigen  Bestandtheilen  der  Sprache  zu  thun 
haben,  nicht  mit  künstlichen,  nur  der  Schrift  angehörigen  Bildungen.  Wir  meinen  nament- 
lich die  mythologischen  und  lexikalischen  Aufzeichnungen  des  Damasciiis  und  Hesi/chios,  auf 
welche  neuerdings  durch  Jensen's  Studien  in   seiner  Kosmologie  viel   neues  Licht   gefallen   ist. 

Hesychios  nennt  oavrj,  aawg  =  same  und  Samas,  also  reinsemitische  Wörter,  als  baby- 
lonische Bezeichnungen  des  „Himmels"  und  der  „Sonne".  Er  nennt  aber  auch  J eXicpaT  =  Dil- 
hat  den  sumerischen  Namen  der  Js^ar- Venus  als  Morgenstern.  Er  kennt  als  einen  babylo- 
nischen Namen  des  Mondes  aldio,  ein  Wort,  welches  Jensen*)  wohl  richtig  mit  dem  nur  in 
der  „allographischen"  Literatur  bezeugten  iti  „Monat",  assyrisch  arliu^  in  Verbindung  setzt- 
Er  führt  als  Namen  des  Merkur  ^eyM  an,  worin  Jensen  den  SaJ'as  wiederfindet,  die  nur  in 
der  linken,    „allographischen"   Columne  bezeugte^)  Benennung  dieses  Planeten.     Er  bezeichnet 


1)  Vgl.  unten  zur  Palatialisirung  des  it-Lautes. 
2j  Siehe  unsere  Inschriften  gegen  Ende  passivK 

3)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  73  Anm.  S.  196  g.  E. 

4)  Jensen,  Kosmologie  118  AsXe<par;  102  alScö. 

5)  II  B  49,  34  J^   ^'^^^;  II  ^  26,  13  gh.     Näheres  Jensen,  Kosmologie  124.  vgl.  503  f. 


126  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

schliesslich  als  den  chaldäischen  Namen  des  Planeten  Jupiter  (.loloßoßaQ ,  genau  entsprechend 
der  sumerischen,   nie  in  semitischen  Texten  vorkommenden  Bezeichnung  muhi-bahbar^). 

Damascius  nennt  als  Namen  der  Herrscherin  über  die  ur weltlichen  Ungeheuer  Qavaxiy"^) 
=  babylonisch  tiamat,  tämat  Dinn  das  „Meer",  ein  echtsemitisches  Wort.  Aber  daneben  er- 
scheinen als  Namen  ,  deren  keilinschriftliche  Aequivalente  lediglich  aus  den  nichtsemitischen 
, allographischen "  Theilen  bilingaer  Texte  bekannt  sind,  llXivog  d.  i.  Il-liP)^  der  sumerische 
Name  des  Bei;  ^axrj  und  Aayoq,  babylonisch  Luh-ha  und  La-ha-mu;  Kiooaqr^  =  ki-sar-ra 
(vgl.  L^  Z.  18,  20  —  22)  und  ^Ou6Q{io)Y.a  ^  der  sumerische  Name  der  Kirbis-Tiamat;  von 
Jensen*)  scharfsinnig  und  überzeugend  mit  dem  sumerischen  Aequivalent  von  kirbis  „in  der 
Mitte"  =  muru{b)ku  identificirt. 

Da  es  eine  gesprochene  Allographie  nicht  geben  kann,  so  wird  nichts  übrig 
bleiben,  als  diese  wohlbezeugten  Wörter  als  wirkliche  ßestandt heile  einer  nichtsemitischen 
und  zwar  der  sumerischen  Sprache  anzuerkennen^). 

Von  diesen  ursprünglich  sumerischen  Wörtern  sind  nun  auch  einige  als  wirkliche 
Lehnwörter  in  die  semitischen  Sprachen  übergegangen,  so  aram.  "1D2D  „Schreiber",  aus  baby- 
lonisch-assyrisch dup-sar  „Tafelschreiber",  wovon  dupsarrütti  „Schreibkunst"  (vergleiche  das 
zu  mtisarü  oben  Bemerkte). 

Ferner  sem.  ekal  „Palast",  ein  im  Bab.-Assyr. ,  wie  die  Form  ^Iill  ^r  ">^  ekal- 
luni  der  zusammenhängenden  Texte  zeigt,  wirklich  gebrauchtes  Wort,  aus  dem  hebr.  und  aram. 
tTM,  arab.  JjCaP^),  für  das  jeder  Versuch  einer  sem.  Etymologie  vergeblich  ist  und  bleiben  wird''). 


1)  II  R  49,  Nr.  30  etc.  t^^|>->^  ^T;  "i^J  "^J  =  viulu-bahbar  Epping  a.  a.  0.  und  Jensen,  Kos- 
mologie S.  125  f. 

2)  So  zu  lesen  für  Oakdrß'  (Lenokmant)  Jensen,  Kosmologie  S.  300  Nr.  1. 

3j  V  K  37,  21  Col.  II.  Jensen,  Surbu  33  ann.  1,  Kosmologie  271.  Zimmern,  BB  19.  Lehmann, 
ZA  I  228,  Anm.  1. 

4)  Kosmologie  S.  270  f. 

5)  Hiemit  vergleiche  man  nun  HALEVY'ri  Behauptung  (Mäanges  p.  391  sub  5) :  Que  tous  les  noms 
propres  habyloniens,  geographiques  et  autres  que  nous  ont  transmis  les  anciens  auteurs  portent  invariable- 
ment  une  physiognomie  semitiqiie'^ . 

Von  den  keilinschriftlich  überlieferten  geographischen  Namen  sollen  ebenfalls  alle,  auch 
die  südbabylonischen  nicht  ausgenommen,  semitische  Form  haben.  Mit  der  HALEVY-DELiTZSCH'schen 
Methode  ist  es  allerdings  ein  Leichtes,  auch  Namen  wie  Dilmun,  Ur,  Larsa,  Uruk,  Kridu  semitisch  zu  er- 
klären. Es  genüge  hier,  Halevy's  Etymologie  für  "lj;3tr  =  Sumer  anzuführen:  er  erklärt  es  für  ^visible- 
ment  contracte  de  ^^ijf  ^deux"  et  "ly  pour  D^iy  „villes*"  (l). 

6)  S.  Fkänkel,  Die  aramäischen  Fremdwörter  im  Arabischen  S.  274. 

7)  Der  letzte  von  Delitzsch,  Wörterbuch  341  ff".  Anm.  1,  stammende  Versuch  ist  nicht  minder 
missglückt  als  alle  seine  Vorgänger.  Wenn  zunächst  Delitzsch  sagt  (S.  343):  „Assyriscli-Hebräisch-Ara- 
bisch  lehren  im  Verein,  dass  dieses  Quadrilitterum"  (t'D^aN)  „von  alters  her  den  semitischen  Sprachen  eig- 
nete", so  ist  das  ein  völliger  Fehlschluss,  ein  Verstoss  gegen  unsere  Forderung  5  (Seite  113).  —  ,Dass  der 
hebräische  Buchstabenname  t<n  seiner  Bedeutung  und  Etymologie  nach" „noch  völlig  dunkel"  ist 

„und  doch  niemand  an  seinem  semitischen  Ursprung  zweifelt",  ist  sehr  richtig.  Grundfalsch  ist  es  aber, 
diese  Gleichung  mit  unendlich  vielen  Unbekannten  dadurch  zu  lösen,  dass  man  x  =  <;'?/,  einem  ad  hoc  ge- 
schaffenen alten  babylonisch-semitischen  [sie!!)  Worte  für  „Behältniss,  Behausung,  Haus"  setzt,  dessen  künf- 
tige Entdeckung  prophetisch  angekündigt  wird.  —  Auf  die  „sehr  gewichtigen  Gründe",  die  „für  gal  gula 
den  semitischen  Ursprung  (s.  u.  t)*?)!)  recht  wahrscheinlich  machen",  sind  wir  sehr  gespannt;  einstweilen 
kennen  wir  ein  Wort  galu,  das  in  zweifellos  semitischen  Texten  selbständig  vorkäme,  überhaupt  nicht  und 
sind  ausser  Stande,  uns  den  Lautwandel  von  gal  zu  gid  (Svul)  und  von  da  zu  mul  (sprich  vul)  aus  dem 
Semitischen  zu  erklären.  (Vgl.  auch  Schkader,  Zur  Frage  nach  dem  Ursprung  der  babylonischen  Cultur 
S.  18  ff.)  Delitzsch  findet  es  ferner  bedenklich  und  unbegreiflich ,  dass  dem  sumerischen  g  von  e-gal  im 
Babylonisch-Assyrischen  elcal{lu)  regelmässig  ein  h  entsprechen  sollte.  Die  häufige  Wiederkehr  der  Er- 
scheinung,  dass   statt  der  tönenden  Consonanten  zu  Anfang  sumerischer  (hieratischer)  geschlossener  Silben 


Die  sumerischen  Zahlwörter.  127 

Es  ist  [Opfert]  entstanden  ans  sumerisch  e  „Haus"  und  yal  , gross"  —  ein  echtes  und 
rechtes  Lehnwort  ans  dem  Gebiet  des  Bauwesens.  — 

Ganz  besonders  aber  hervorzuheben  sind  zwei  Wörter,  die,  wie  Pkaetorius,  DE  La- 
GARDE ,  HOMMEL  erkannt  haben  und  wie  jetzt  durch  die  Untersuchungen  von  Johannes 
Schmidt^)  bestätigt  und  sicherer  bestimmt  ist,  in  die  indot, ermanischen  Sprachen  einge- 
drungen sind,  und  zwar  vielleicht  ehe  die  Scheidung  in  die  Einzelsprachen  vollendet  war, 
nämlich  pilaJcku  „Beil",  Bezeichnung  eines  der  ältesten  Handwerkszeuge,  ein  Wort,  das  auch 
in  seiner  Form  die  Mehrzahl  der  auf  S.  122  f.  aufgeführten  Verdachtsgründe  aufweist,  sume- 
risch hala{y)^  griechisch  rttXeAvg^  sanskrit  pnragü-s.  Und  ferner  die  Bezeichnung  des  Kupfers, 
sumerisch  urud,  altbulgarisch  ruda,  lateinisch  nmdus,  altnordisch  raudi,  pehlevi  rod ,  kymr. 
elydr^)^  sanskrit  (abweichend)  löhä-s. 

Dazu  gesellen  sich  vielleicht  sumerisch  guskin  „Gold",  armenisch  oa/.i;  sumerisch  arali 
(babylonisch-assyrisch  arallu),  armenisch  ^qaXeg,  (de  Lagakde)  imd  besonders  sumerisch  süs 
„sechzig",  welches  sich  nach  Johannes  Schmidt's^)  höchst  scharfsinnig  begründeter  Vermuth- 
ung  möglicherweise  im  deutschen   „Schock"   Aviederfindet. 

Damit  sind  wir  denn  zu  den  Zahlwörtern  gelangt,  die  wegen  ihrer  Bedeutung  für  die 
vorliegende  Frage  in  diesem  dem  Wortschatz  gewidmeten  Abschnitt  an  letzter  Stelle  eine  ge- 
gesonderte Besprechung  erfahren  sollen. 

Die  sumerischen  Zahlwörter. 

Die  babylonischen  Priester  wussten  offenbar  aus  ihren  linguistischen  Studien ,  dass 
Gemeinsamkeit  imd  Gleichklang  der  Zahlwörter  ein  entscheidendes  Merkmal  bei  der 
Frage  nach  der  Verwandtschaft  zweier  Sprachen  bildet.  Denn  man  kann  ihnen  das 
Zeugniss  nicht  versagen ,  dass  sie  bei  Ausführung  des  teuflischen  Planes ,  ihre  semitische 
Sprache  in  möglichst  unkenntlicher  Weise  schriftlich  zu  fixiren,  den  Zahlwörtern  eine  Form 
und  Verkleidung  gegeben  haben,  unter  der  auch  der  eifrigste  Semitophile  wohl  schwerlich 
eine  Spur  ihrer  ursprünglichen  semitischen  Form  erkennen  wird. 

Halevy,  der  den  „allographischen"  Bezeichnungen  der  Zahlwörtern  eine  gesonderte 
Betrachtung*)  gewidmet  hat,  kann  diese  Semitisirung  nur  unternehmen  unter  fortwährenden 
Verstössen  gegen  unsere  (S.  113  formulirten)  unerlässlichen  Forderungen.  Ausserdem  bezieht 
sich  Halevy  theils  auf  ganz  unbezeugte  Formen  —  was  allerdings  grösstentheils  nicht  ihm, 
sondern  seinen  Gewährsmännern  zur  Last  fällt  —  theils  sucht  er,  wie  auch  sonst  öfters,  das 
Sprachliche  auf  das  Gebiet  der  Graphik  hinüberzuspielen,  indem  er  Zerlegungen  der  Zahlzeichen 
oder  Umstellungen    derselben  vornimmt,    die   niemals  in  der  keilinschrif fliehen  Literatur  vor- 


im  Bab.-Ass. -Demotischen)    der  entspi-echende   tonlose  Consonant  erscheint,   s.  u.,  hat  er  also  hier  aus  den 
Augen  verloren.  — 

Dass  Delitzsch  derartige  Ausführungen  in  sein  Wörterbuch  aufnimmt,  ist  bedauerlich.  Wenn 
Delitzsch  bedächte,  dass  von  all  dem  nichts  in  dem  Werke  gestanden  hätte,  dass  im  Gegentheil  das- 
selbe einen  durchaus  sume  ristischen  Anstrich  erhalten  haben  -würde,  wenn  es  der  ersten  Absicht  nach, 
früher,  sagen  wir,  bereits  vor  5  bis  10  Jahren,  erschienen  wäre,  so  müsste  ihm  doch  die  Möglichkeit 
nicht  ausgeschlossen  erscheinen ,  dass  er  in  einem  Jahrzehnt  wiederum  anders  denkt.  Der  Ausdruck  des 
dringenden  Wunsches,  dass  Delitzsch  seine  antisumerischen  Ausführungen  (wie  übrigens  auch  die  Edi- 
tion lexicalisch  wichtiger  Texte)  aus  dem  Wörterbuch  in  event.  Beigaben  oder  in  die  Beiträge  zur  Assi/rio- 
logie  verweisen  möge,  kommt  vielleicht  für  die  folgenden  Lieferungen  noch  nicht  zu  spät. 

1)  Die  Urheimath  der  Indogermanen  und  das  europäische  Zahlensi/stem.  Abhandig.  der  Berliner 
Akademie  d.  W.  1890. 

2)  DE  Lagarde,  GGN  1882  S.  164. 

3)  Das  Nähere  siehe  bei  JoH.  Schmidt  a.  a.  0.  S.  46  f.  und  S.  22  Anm.  1. 

4)  Melanges  pp.  410— 421. 


128  Erster  Tlieil,  viertes  Capitel. 

kommen.  Schrader's  ausführliche  Kritik  dieser  Aufstellungen^)  wird  uns  zum  grossen  Theil  er- 
neute eingehende  Gegenausführungen  ersparen.  Doch  sind  seither  mehrfache  Fortschritte  in  der 
Kenntniss  der  sumerischen  Zahlwörter  zu  verzeichnen,  namentlich  durch  die  Würdigung  und 
Benützung  des  V  R  36/37  veröffentlichten  Textes'^).  Wir  geben  im  Folgenden  die  Liste  der 
Zahlwörter,  für  die  die  sumerische  —  alias  hieratisch-allographische  —  Lesung  authentisch  vor- 
geschrieben ist,  mit  Angabe  der  Belegstellen. 

Delitzsch  hat  sich  zur  Sache  nicht  geäussert. 

Eins   I   "iriN  babylonisch-assyrisch  edu^),  isten,  sumerisch  dis*). 

Zwei  II  ^2t!*  babylonisch-assyrisch  si»2a.  Sumerisch  mm,  man^);  zweimal:  minnahi. 
Ferner:  dab,  tab ,  mit  der  Variante  dag^  tci§^)  (über  die  Lautabwechslung  von  b  und  g  im 
Auslaut  s.  u.) 

Drei  f  J ],  U*'?ti^,  ^i^JLj,  babyl.-assyr.  salastu,  salaltu;  sumerisch  pis;  und  es,  aus  es-se-ku 
, dreimal".  Ferner  erscheint  als  Schlusselement  eines  leider  verstümmelten  Wortes  mus  (vms)'). 
Weiter  unten  wird  gezeigt  werden,  dass  das  Sumerische  überhaupt  den  p-Lo-wi  nicht  kannten, 
sondern  dass  die  Semiten  Zeichen,  die  einen  sum.  tönenden  Laut  ('^^;?)  enthielten,  für  ihren  p-Laut 
verwendeten.    Man  wird  daher  nicht  pis  zu  lesen  haben,  sondern  Hvis,  weP),  wobei  sich  auch 


1)  Zur  Frage  nach  dem    Ursprung  der  babylonischen  Cidtur  S.  36 — 46. 

2)  Lehmann,  ZA  I,  222.  Die  vorher  erschienen  Angaben  von  Pinches,  Academy  1.  Sept.  1888,  p.  145, 
sind  wie  ich  ZA  I,  222  Anm.  1  vermuthete,  diesem  Texte  entnommen. 

3)  Beiläufig  bemerkt,  hätte  Delitzsch  die  Formen  a-ha-da-a-ta a-ha-da-at a-ha- 

da-at  „die  einen  ....  die  andern  ....  die  dritten"  nicht  mehr  1889,  Ässyr.  Grammatik  §  77  S.  208,  an- 
führen dürfen,  nachdem  bereits  1887,  ZA  IT,  S.  232,  Peiser  und  Müller  eine  fraglos  richtige  Erklärung  der 
betreffenden  Stelle,  Asurnasirabal  I,  31,  gegeben  hatten,  in  der  die  genannten  Formen  als  Ableitungen  des 
Verbums  hadü  „wollen"  {ma-a  hadät{a))  erwiesen  werden.  Vergl.  Bezold,  Lit.  Ctrlbl.  1888,  Col.  1080  und 
Athenaeum  1888,  Nr.  4538,  p.  584. 

4)  Bezeugt  durch  Sm.  954  Rev.  5/6.  AL^  136  JI^  [  ^Z^  =  H-te-nis  (für  istenis)  „allein" ;  im  Hin- 
blick auf  den  Lautwerth  dis  des  Zeichens  T  ^  1  das-bi  oder  dis-bi  zu  sprechen.    Die  Verwendung  des  Zeichens 

►—  für  „eins"  ist  wohl  zunächst  nur  graphischer  Natur ;  sucht  man  aber  unter  den  Lautwerthen  des  Zeichens 
nach  einem  Worte  für  eins,  so  bietet  sich  dil  dar,  das  sich  mit  (i/s  ungezwungen  lautlich  verknüpft.    Für  1, 

*~-  =  as,  das  von  Allen,  die  sich  zur  Sache  geäussert  haben,  als  sicher  angeführt  wird,  vermag  ich  einstweilen 

nirgends   einen  Anhaltspunkt   zu   entdecken    (vgl.  Jensen,  ZA  I,  188).     Der  Werth  gi,   der   dem  Zeichen  [; 

wenn  es  =  samt,   zukommt,   beweist,  wie  Scheader  a.  a.  0.  S.  38  mit  Recht  betont,  nichts  für  J  =  1  =  gi, 

hätte  daher  nicht  von  Halevy  und  besonders  nicht  von  Jensen,  ZA  I,  187  angeführt  werden  dürfen.     Das- 

selbe  gilt  von  ^-^^^XI  ~  I  ~  *^"'"%^  ^  -^  ^^'  ^^  ^Q^;  mit  Schrader  gegen  Hal6vy  u.  Jensen  a.  a.  0. 
Es  scheint  mir  deshalb  unrichtig  zu  sein,  wenn  Jensen  für  das  Wort  eins  eine  mit  g  anlautende 
Foi*m  als  die  ursprüngliche  annimmt. 

5)  ma-an,  mi-in-  beides  =  si-na  V  R  37  Col.  I  Spalte  I,  28,  34;  für  min  s.  ferner  Tj-nafti,  min- 
na-bi  ib.  24  Sp.  2  IV  R  2,  28  b  u.  öfters  (Hommel,  ZK  I,  211),  s.  ZA  II,  223. 

6)  Geschrieben  ^  tab  II  R  39,  9ef:  >^C^I^|  t^  „sprechen -]- 2"  =  ass.  sunni  „wiederholen" 
Schrader  a.  a.  0.  S.  40.  —  t^^  dag,  tag  nach  Pinches  PSBA  1882  p.  112  auf  R™  345,  einem  Duplicat 
zu  II  R  39.     üeber  das  muthmasslich  hierhergehörige  ff^    *"IKI  "^  mähiru  s.  o.  S.  104  Anm.  5. 

7)  ^|{<  pis  =  salastu  S«  124  vgl.  II  R  39,  10 ef  (Pinches  a.  a.  0.);  JJty(?)-»m-«s=  UJ  =  salasti 
V  R  12,  34ef  (Hommel,  ZK  1.  211);  <«  "i^  J§[  es-se-ku  dreimal  V  R  37,  42  Col.  II  Spalte  2  (Lehmann, 
ZA  II,  223).    Ueber  Halevy's  in  jeder  Beziehung  unglücklichen  Versuch  das  Zeichen  ^Ty^  in  ^~y  bi  „zwei"  (??) 

und   ►—  as  „eins"  zu  zerlegen,  siehe  bereits  Schrader  a.  a.  0.  S.  40. 

8)  Vis  will  auch  Hommel  ZK  I,  211  gesprochen  wissen. 


Die  sumerischen  Zahlwörter  für  1-10,  20  und  30.  129 

erklärt,  wie  sich  wis,  wu.^  und  es  als  nach  sumerischen  Lautverhältnissen  wohl  verständliche 
Varianten  des  Einen  Wortes  darstellen,  mit  denen  sich  usu,  wolil  =  us  ('•'>)  -(-  u  (10)  „dreissig", 
leicht  verknüpfen. 

Vier    Y    ])2~\,   babylonisch-assyrisch   arbai  und  irhitti,    sumerisch  limmw,    lamnmhi, 
limmuku  „viermal"  ^). 

Fünf   yy    ITCD  babylonisch-assyrisch  hatnistu^   sumerisch   ia  aus  ia-a-ku"^)   , fünfmal*, 

vermuthlich  verwandt  mit  ^C^,  sumerisch  ia,  i  „Hand".    Vgl.  die  Namen  für  „sechs*  bis  ,neun". 

Sechs  yyr  iiniJ',  sumerisch  a.v^). 

Sieben  V^  ]^2Ü,  babylonisch-assyrisch  siba,  sibitti,  sumerisch  i-min-nu  d.  i.   (5  -]-  2) 
aus  i-min-na-ku   „siebenmal"*). 

Acht  TJy  |Ct:',  babylonisch-assyrisch  sumanu(Y),  sumerisch  us  aus  us-sa-ku  „achtmal"  ^). 

Neun   ^  yon,  sumerisch  ilim  d.i.   „fünf -f- vier"   aus  i-lim-mic-ku^)   „neunmal*. 

Zehn  K  nti*y,  babylonisch-assyrisch  eserit"^),  sumerisch  u. 

Zwanzig  \\,   babylonisch-assyrisch  esrd,  sumerisch  nis^). 

Dreissig  ^^\,  babylonisch-assyrisch  s^lusä,  sumerisch  usu,  es  (ys)^). 


1)  Aus  V  R  19,  59—60  folgt,  dass  lam-mu-hi  „viermal".  Jensen  ZA  1,  181.  Daher  ist  V  R  37, 
Col.  II,  16  ^1*-  >^  lini-mu  und  lim-viu-ku ,  nicht  5i-mu  und  si-mu-ku  zu  lesen,  wie  ich  ZA  I,  224  und 
leider  auch  oben  S.  66  Anm.  4  gethan  habe.  ^^  *^*~"1  ^^^  weder  mit  Halevy  semitisch  ar-ba  noch  tnb^ 
tab-ba  zu  lesen,  wie  Pinohes  und  Haupt  vermutheten,  sondern  \^>-  Urn-ba,  sprich  livva.  —  Nin  für  „vier" 
ist  nirgends  belegt,  sondern  nur  aus  dem  Lautwerth  nin  des  Zeichens    ^   erschlossen. 

2)  VR  37  col.  II  23  Sp.  2  t^]}-n-kH  ZA  II  223,  227  c.     Wo  im  Sumerischen  „fünf"  durch  ^^f 

ausgedrückt  wird,   was  seitdem  Pinches,   PSBA  1882  p.  112  f.  es  als  tvell  established  bezeichnet  hat,   in  fast 
allen  Aeusserungen  über  die  sumerischen  Zahlwörter  erwähnt  wird,  kann  ich  nicht  entdecken. 

3)  V  R  37   col.  II  27  Sp.  5   ^    ^    J^.     Vgl.  Pinohes  a.  a.  0.     Die   Längenausetzung   äs   ist 

nur  Vermuthung.    Gegen  Halevy's  Erklärung,  Melanyes  418,  ^:^-\-*-  [a  -\- ah)  ^=  ^^  (was  nie  vorkommt) 
äs,  s.  bereits  Schkadek  a.  a.  0.  43. 

4)  V  R  37  col.  II  24  Sp.  2  Lehmann  a.  a.  0.  An  Lenokmant's  ^*-  ^^^  *^\  ^'s'»««,  aufge- 
nommen von  HoMMEL,  ZK  1  212,  Zimmern,  BB  19,  Jensen,  Kosmologie  92,  ist  wohl  bis  zum  Erscheinen 
sicherer  Angaben  ein  Zweifel  am  Platze.     Vgl.  bereits  Halevy,  Mclanges  p.  418. 

5)  V  R  37  col.  II  25  Sp.  2.     Lehmann  a.  a.  0. 

6)  V  R  37  col.  II  26  Sp.  2.     Jensen,  ZA  I,  7  u.  181.     Lehmann  a.  a.  0.     Vgl.  o.  Anm.  1. 

7)  V  R  36  col.  I,  Z.  1  mit  der  Glos^se  ^llJC^  n  =  e-'ae-rif;  Hommel,  ZK  I,  213,  giebt  an:  [wjnn, 
gun\  gu;  dial.  umun  (spr.  uvun),  un  und  schliesslich  blos  u\  von  wannen  kommt  ihm  diese  Kunde?  Wenn 
II  R  21,  11  ^^  »^IT^  "lit  Opfert,  Etalon  84,  als  „10  mal"  zu  deuten  .sein  .sollte  ~  für  ^^  J^ 
s.  u.  —  so  dürfte  man  daraus  doch  kaum  auf  sum.  btir  =  10  schliessen.  In  diesem  Falle  wäre  wohl  nur  eine 
missbräuchliche  Verwendung  der  Silbe  bia\  die  phonetisch  den  Namen  des  Zeichens  ^  bnr  wiedergiebt.  an- 
zunehmen. Dieser  Name  dürfte  kaum  anders  zu  erklären  sein,  als,  nach  Schrader,  von  einem  semiti- 
schen Worte  bCiru  „Höhlung.  Loch",  St.  1X3 (V). 

8)  V  R  37  col.  I  25  m-i.s  =  ^^  =  es-ra-a.  Pinohes,  PSBA  a.  a.  0.  113  schliesst  aus  snssaua  = 
■6  0  =  h  sanabi  =  jig  =  |,  ismna  =  3  X  60  -|-  20  auf  ein  saua  „zwanzig",  was  wohl  möglich. 

9)  V  R   37,   50   K-su  =  «<  =  sa-la-sa-a.    Pinohes'   fragm.  (PSBA  116)  t^Jy    <«.  c-es,  kaum  mit 

Hommel  e-sin  zu  sprechen.     Lehmann  a.  a.  0.     Für  ^^^  in  der  Bedeutung  5alasä  findet  sich  V  R  37  nicht, 
wie  ich  ZA  l,  226  und  Jensen  Z.\  II  81  Anm.  3  g.  E.  fälschlich  angeben,  die  Glosse  si-in;  diese  kommt  dem 

Zeichen  nur  in  der  Bedeutung  *-»^  {^^■(^^Siii  und  mislu  „Hälfte",   d.  h.  „Halbmond",   zu.     Da  dieses  viisln 

Lehmann,  §amassumukin.  17 


130  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Vierzig  Y  ,  babylonisch-assyrisch  '^.rhaü,  irbitti,  sumerisch  nimin  und  nin'^). 

Fünfzig   <<,  babylonisch-assyrisch  hansä,  sumerisch  nimm ^  d.  i.  wohl  nin   „vierzig 
4-  11   „zehn"  ^). 

Sechzig  I,  erste  höhere  Einheit  des  babylonischen  Sexagesimalsystems  su-{us-)5u. 
Stisu  wird  im  Babylonisch- Assyrischen  als  Nomen  gebraucht  und,  wie  es  scheint,  flectirt.  Du 
es  zudem  an  den  semitischen  Stamm  für  , sechs"  ^1^  anklingt,  so  scheint  die  Möglichkeit 
semitischer  Herleitung  nicht  ausgeschlossen,  so  dass  hier  —  ein  seltener  Fall  —  HäLEVY  und 
Opfert  einer  Meinung  sind.  Und  doch  hält  diese  x4nnahme  einer  eingehenden  Prüfung 
nicht  Sticht). 

Nach  HäLEVY*)  ist  sitittti  „imc  legere  Variante  du  numeral  assyrien  usuel  sissä  soixante'^ . 

a)  Dieses  mimeral  usuel  für  60  kommt  überhaupt  gar  nicht  vor;   wir  finden  nur  susu. 

b)  Wir  kennen  nicht  einmal  das  babylonisch -assyrische  Wort  für  sechs.  Doch 
lautete  dasselbe  allem  Anscheine  nach  abweichend  vom  Geraeinsemitischen  ^)  mit  s  D  statt 
mit  6'  li'  an. 

c)  Diese  Unregelmässigkeit    bei  Seite    gelassen ,    hätte   das  Wort  sussu  aus  sudsu  die 

Form  Jäii,  die  bei  den   babylonischen  Zahlwörtern  nicht  vorkommt®). 

d)  Wollten  wir  auch  hierüber  noch  hinwegsehen,  so  kämen  wir  bei  einem  derartigen 
Nomen  immer  nur  auf  die  Bedeutung  der  „sechs",  nicht  der  „sechzig",  auf  die  es  allein 
ankommt. 

e)  Fünftens  macht  die  griechische  Wiedergabe  ocZooog  wahrscheinlich,  dass  der  Vocal 
in  hisu  lang  war,  und  dass,  wenn  m-us-su  geschrieben  erscheint,  in  der  Consonantenverdoppe- 
lung  in  bekannter  Weise  (Theil  H,  4  sub  b)  nur  eine  graphische  Bezeichnung  der  Vocal- 
länge  zu  sehen  ist.  —  Freilich  wäre  auch  die  gegentheilige  Annahme  möghch  (wenn  auch 
weniger  wahrscheinlich) ,    dass   aus   sussu   für    sudsu  durch  Ersatzdehnung  süsu  geworden  sei. 

Ich  halte  es  daher  für  wahrscheinlicher,  dass  wir  in  siis  ein  sumerisches  Wort 
haben,  das  als  Nomen  süsu  in's  Akkado- Assyrische'')  übergegangen  ist,  um  so  mehr,  da  die 
Namen  für  die  höheren  Einheiten  des  babylonischen  Sexagesimalsystems  sicher  nicht  semiti- 
schen Ursprungs  sind. 

Es  sind  dies:  600  ner,  griechisch  vtjQog,  3600  sär,  griechisch  oagog. 

Halevy's  Heranziehung  von  assyrisch  niru  „Joch"  für  jenes,  säru  =  semitisch  — 
nicht  einmal  babylonisch-assyrisch  —  1J;l^•  für  dieses,  mit  ihren!  Verstössen  gegen  unsere  For- 
derungen 2  und  4  (S.  113),    „richtet  sich  selbst".    (Schrader  a.  a.  0.  S.  45.) 


auch  durch  ba-a  ausgedrückt  wird,  ►-*^|   l>a  aber  sumerisch  für  zä^u  „theilen"  steht  (Jensen  a.  a.  0.),    so 

wird  man  in  V  R  37  Col.  II  43  ha-a  :=  \^\  ^  salasa    „dreissig"    wohl   auch    nur    eine   Uebertragung    dieses 
Wortes  auf  die  Zahl,  kein  eigentliches  Zahlwort  zu  sehen  haben  (V). 

1)  V  R  37  Col.  11  7   ni-mi-in  =  V^ar-ba-a  (Lehmann);  ni-in  Pinches'  fraqment  a.  a.  0.     Zwischen 
ni{mi)n  „vierzig"  und  lim  ist  eine  lautliche  Verbindung  denkbar. 

2)  V  R  37  Col.  II  15  nin-nu-u  =  v/  =  ha-an-sa-a  (Lehmann),  »V/A^    •jA    ^=  [)H-i]n-)u(  Pinches' 
fragment. 

3)  Delitzsch,  Soss  Ner  Sar,   ZÄ.  1878  S.  56  f.     Schradeb  a.  a.  0.  44.     Lehmann,   Verh.  d.  Berh 
anthrop.  Ges.  1889  19/X.  S.  643. 

4)  Melanges  p.  415  sub  5. 

5)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatil;  §  75  S.  204,  auf  die  auch  für  die  Angaben  über  die  übrigen 
babylonisch-assyrischen  Zahlwörter  zu  verweisen  ist. 

6)  Peisek,  Keilinschriftliche  Actenstücke  umschreibt  das  nie  phonetisch  geschriebene  ^(-sm),   „ein 
Sechstel",  in  den  Texten  und  im  Glossar  durch  sussu,  was  irrig  und  irreleitend  ist. 

7)  Es  wird  gut  sein,    um  die  richtige  Bedeutung  von  „Akkad,  akkadisch"  einzuschärfen,   diese 
Ausdrücke  häufiger  statt  „Babylonien,   babylonisch"  zu  gebrauchen. 


Uebersicht  über  die  sumerischen  Zahlwörter.  —  Lautlehre.  131 

Es  wird  von  Nutzen  sein,  wenn  ich  hier  die  gewonnenen  sicheren  Ergebni.sse  noch 
einmal  übersichtlich  /usammenzustelle,  um  den  Vergleich  mit  den  früher  von  SCBRADER  und 
mir  aufgestellten  Listen  und  die  Erkenntniss  der  wesentlichen  Veränderungen  und  P'ortschritte 
in  unserer  Kenntniss  der  sumerischen  Zahlwörter  zu  erleichtern: 


eins 

dis 

zwanzig 

nis 

zwei 

min 

dreissig 

um 

drei 

{iiv)es,  US 

vierzig 

ni(mi)n 

vier 

l^m 

fünfzig 

nimm 

fünf 

ia 

sechzig 

V    ^    V 

aus 

sechs 

as 

sechshun 

dert 

ner 

sieben 

imin 

dreitausend 

sechsh 

undert 

sär 

acht 

Hs{sa) 

ein  Dritt 

el 

(U) 

hissana 

neun 

ilim 

zwei  Dri 

tte 

1  iU) 

sanabi 

zehn 

u 

Dass  in  dieser  Liste  Alles  klar  und  vertrauenerweckend  wäre,  soll  niclit  behauptet 
werden.  Ln  Gegentheil  giebt  namentlich  in  der  Bildung  der  Zehner  und  in  ihrer  Unterscheid- 
ung von  den  Einern  mancherlei  zu  Zweifeln  an  der  Reinheit  des  in  spätbabylonischer  Tradi- 
tion uns  vorliegenden  sumerischen  Sprachguts  Anlass.  Aber  soviel  ist  jedenfalls  gewonnen, 
dass  weder  fernerhin  behauptet  werden  kann^),  dass  von  der  Mehrzahl  der  Zahlwörter  jedes 
durch  sehr  verschiedene  Wörter  ausgedrückt  werde,  noch  dass  „der  grössere  Theil  der  Einer" 
nichts  gemeinsam  mit  den  Zehnern  habe,  noch  auch  dass  ein  Theil  der  Zahlwörter  rein  assy- 
rische Wörter  seien.  Die  Möglichkeit,  in  diesen  sämmtlich  durch  phonetische  Schreibungen 
bezeugten  Wörtern  Anklänge  an  die  semitischen  Zahlwörter  zu  endecken,  erscheint  nunmehr 
endgültig  abgeschnitten. 

Nachdem  so  auf  dem  gesammten  Gebiete  des  Wortschatzes  und  der  Schriftlehre 
die  antisumerischen  Aufstellungen  als  haltlos  erwiesen  sind ,  gehen  wir  zur  Betrachtuno-  der 
Lautlehre  über. 

2)  Lautlehre. 

Da  das  allographisch-hieratische  System  als  semitischen  Ursprungs  erwiesen  werden 
soll,  so  kommt  es  den  Antisumeriern  darauf  an,  darzuthun,  dass  das  Sumerische  sich  in 
lautlicher  Hinsicht  durchaus  mit  dem  Babylonisch-Assyrischen  decke''). 

Soweit  diese  Behauptung  auf  die  Identität  der  Schriftzeichen  und  die  grosse  Zahl  der 
beiden  Systemen  gemeinsamen  Lautwerthe  gegründet  wird,  ist  sie  ohne  jeden  Werth.  Denn 
so  sicher  es  ist,  dass,  wenn  beide  Systeme  sich  im  Lautbestande  glichen,  auch  die  Ausdrucks- 
mittel für  die  Laute,  also  die  Zeichen  und  ihre  Lautwerthe  dieselben  sein  müssten,  so  ein- 
leuchtend erscheint  es ,  dass  eine  Umkehrung  dieses  Satzes  völlig  unstatthaft  wäre.  Denn 
genau  dasselbe  müsste  auch  der  Fall  sein,  wenn  die  Semiten  eine  Schrift,  die  ursprüno-lich 
nicht  für  ihre  Sprache  erfunden  war,  zum  Ausdruck  der  Elemente  dieser  Sprache^)  wählten. 
Die  bemängelte  Schlussfolgerung  stände  auf  keiner  anderen  Stufe,  als  wenn  Jemand  auf  Gr  lud 


1)  Halevy,  Melanges  412. 

2)  Halevy,  Mclancjes  p.  391  g.  E.     Allographic  §  3  p.  G  des  Separatabzugs. 

3)  Der  Ausdruck  „ Sprachelement ",  der  nach  Flodstköm  in  Bkzzenberger's  Beitrügen  zur  Kunde 
der  indogcrm.  Sprachen  VIII,  1  ff.  und  Hoffory,  Professor  Sievers  und  die  Principien  der  Sprachphi/siologie. 
Eine  Streitschrift,  S.  12—14,  im  Grunde  genommen  dem  missverständlichen  ^Laut*  vorzuaiehen  ist,  scheint 
mir  häufigerer  Anwendung  werth. 

17* 


132  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

der  Verwendung  des  Aramäischen  für  das  Pehlevi  (o.  S.  (34  f.)  folgern  wollte,  Aramäisch 
und  Partho-persisch  verhielten  sich  lautlich  identisch.  Dagegen  ergiebt  sich  als  natürliche 
Folge  solcher  Anpassung,  dass  die  Semiten  zum  Ausdruck  derjenigen  Elemente  ihrer  Sprache, 
für  welche  sich  in  der  fremden,  der  sumerischen  Sprache  kein  genaues  Aequivalent  fand,  zu 
allerhand  Auswegen  und  Nothbehelfen  greifen  mussten.  Namentlich  mussten  sie  entweder 
neue  Zeichen  erfinden,  oder,  was  häufiger  geschehen  ist,  sie  mussten  statt  der  Zeichen  für 
genau  entsprechende  Laute  respective  Lautgruppeu  solche  Zeichen  wählen,  die  (genetisch) 
verwandte  oder  doch  (akustisch)  anklingende*)  Laute  respective  Lautgruppen  bezeichneten. 
War  das  der  Fall,  so  muss  eine  aufmerksame  vergleichende  Betrachtung  beider  „Systeme' 
Spuren  solcher  verschiedenartiger  Verwendung  zu  Tage  fördern.  Es  kann  sich  demnach  in 
dem  Kampf  zwischen  Antisumeriern  und  Sumeristen  lediglich  um  die  Frage  handeln, 
ob  derartige  Anzeichen  ungleichartigen  lautlichen  Verhaltens  vorhanden  sind  oder 
nicht.  Auch  diese  Frage  müssen  wir  bestimmt  bejahen.  Wir  behaupten,  dass  nachweislich 
die  sumerische  Sprache  („das  allographische  System")  einen  von  dem  des  Akkado- Assyri- 
schen grundverschiedenen  Lautbestand  besitzt ,  eine  Thatsache ,  die  sich  äussert  und  nach- 
weisen lässt 

1)  an  dem  —  so  weit  erkennbar —  ursprünglichen  Lautbestand  des  Sumerischen  im 
Vergleich  mit  dem  Akkado- Assyrischen; 

2)  an  den  Lautwandlungen  innerhalb  des  Sumerischen,  die  zumeist  eine  von  den 
semitischen  Verhältnissen  wesentlich  abweichende  Richtung  nehmen.   — 

Die  Methode  ,  mit  welcher  die  Gegner  die  Zeugnisse ,  auf  welche  sich  diese  Behaup- 
tungen srründen ,  zu  entkräften  suchen ,  charakterisirt  sich  ausser  dem  bereits  für  werthlos 
erklärten  Schluss  aus  der  Identität  der  Zeichen  und  Lautwerthe  namentlich  durch  folgende 
irrige  Arten  der  Argumentation: 

1)  Aus  dem  Mangel  geeigneter  Ausdrucksmittel  für  ein  charakteristisches  Element  der 
semitischen  Sprachen  wird  auf  das  völlige  Fehlen  derselben  geschlossen. 

2)  Es  werden  lautliche  Vorgänge  für  specifisch  semitisch  erklärt,  die  nachweislich 
durchaus   nicht   blos   den   semitischen  Sprachen   eigen  sind.     (Vgl.  auch  oben  S.  111   Anm.  1.) 

3)  Lautliche  Erscheinungen  des  Sumerischen,  die  zwar  im  äusseren  Ergebniss  mit 
solchen  der  semitischen  Sprachen  übereinstimmen  oder  ihnen  ähnlich  sind,  während  sie  auf 
grundverschiedenem  Wege  zu  Stande  gekommen  sind,  werden  für  identisch  erklärt. 

4)  Wo  auf  lautlichem  Gebiet  auf  keine  Weise  eine  Vindication  der  zu  erklärenden 
Vorgänge  für  das  Semitische  herbeizuführen  ist,  werden  lautliche  Erscheinungen,  welche  an 
sich  durchaus  erklärlich  und  aus  anderen  Sprachen  wohl  bekannt  sind,  für  graphischer  Natur 
erklärt.  Der  nach  dem  Charakter  der  Keilschrift  unerlässliche  Beweis  jedoch,  dass  für  diese 
rein  graphischen  Wandlungen  auch  stetig  dieselben  Varietäten  graphischer  Bilder ,  dieselben 
Zeichen(gruppen)  '^)  erscheinen,  wird  niemals  angetreten  und  könnte  nicht  erbracht  werden. 

Wenn  wir  in  der  folgenden  Einzelbetrachtiing  der  Uebersichtlichkeit  wegen  Laut- 
bestand und  Lautwandel  scheiden,  so  vergessen  wir  dabei  keineswegs,  dass  die  Erscheinungen 
beider  Gebiete  einander  vielfach  ergänzen  und  beleuchten.  Wir  verfolgen  zunächst  die  conso- 
nantischen,  dann  die  vocalischen  Erscheinungen  der  beiden  Kategorien: 


1)  üeber  diese  Unterscheidung  s.  sogleich  S.  133  f.  Anm.  3  a.  E. 

2)  S.  hierzu   die  Ausführungen  bei  Schrader,   Zur  Frage  nach  dem  Ursprung  der  hobylonischen 
Cultur  S.  18. 


Verjjleich  den  sumerischen  und  des  akkado-assyrischen  Lautbestandes.  lo'^ 

A.  Consonanten. 
1)  Consonantischer  Lautbe.stand. 

Wir  beginnen  mit  drei  Sprachelementen,  welche  das  soeben  S.  132  sub  1  Gesäße  be- 
sonders deutlich  illustriren.  mit  \  1,  X.  Hali^.vy  schreibt  K  wie  dem  , demotischen",  so  auch 
seinem  , allographischen "  System  /u ,  während  beide  Systeme  seiner  Ansicht  nach  in  dem 
Fehlen  der  durch  1  und  ^  semitisch  bezeichneten  Sprachelemente  übereinstimmen.  In  Wahrheit 
dagegen  finden  sich  alle  drei  Sprachelemente  im  Akkado-Ässyrischen,  während  sie  im  Sumeri- 
schen nicht  vorhanden  sind. 

Die  Leugnung  des  1  und  ""  für  das  Akkado-Assyrische  ist  freilich  nicht  ursprünglich  auf 
Halevt's  Kechnung  zu  setzen,  sondern  es  kommen  hier  diesem  Gelehrten  die  irrigen  Schlüsse 
zu  Gute,  welche  Haupt  aus  dem  Keilschriftsystem  in  Verkennung  seiner  handgreiflichen 
Üntauglichkeit  zum  Ausdruck  einer  semitischen  Sprache  zieht.  Hier  arbeitet  —  ohne  es  zu 
wollen  —  der  Sumerist  dem  Antisumerier  in  die  Hände.  Denn  spricht  man  dem  Akkado- 
Assyrischen  mehrere  der  charakteristisch-semitischen  Sprachelemente  ab,  so  wird  natürlich  die 
von  den  Antisumeriern  angestrebte  lautliche  Identification  beider  Systeme  wesentlich  erleichtert. 
Delitzsch  aber  thut ,  indem  er  sich  in  seiner  Grammatik  (§  41  S.  96  f.)  Haupt  anschliesst, 
gleichzeitig  einen  Schritt  vorwärts  auf  der  Bahn  des  Antisumerismus. 

Die  durch  V  1,  N  bezeugten  Sprachelemeute  gehören  im  semitischen  Sinne ,  wie  das 
unter  Anderem  die  Grammatik  der  Araber  zeigt,  zu  den  Consonanten,  soweit  überhaupt  von 
Consonanten  und  Vocalen  nach  semitischer  Auffassung  die  Rede  sein  kann^). 

Sprachphysiologisch  ist  N  sicher  kein  Consonant,  sondern  der  Spiritus  lenis ,  der 
tönende  Laut  zu  unserem  A,  das  als  tonloser  Vocal  aufgefasst  werden  kann'-*).  1  und  '  dagegen 
bezeichnen  wahrscheinlich  Halbvocale^).   In  den  semitischen  Sprachen  zeigen  diese  drei  Laute 


1)  Diese  Unterscheidung  ist,  wie  Brücke,,  Grundzüge  der  Phonologie  und  Systematik  der  Sprach- 
Inute"^  S.  135,  hervorhebt,  erst  von  den  abendländischen  Sprachforschern  in  die  arabische  Grammatik  hinein- 
getragen. Die  letztere  weiss  bekanntlich  nur  von  Bewegungszeichen  und  von  Sprachelementen,  welche  be- 
wegt werden  oder  ruhen. 

2)  Brücke  S.  11  u.  135.     Hoffory's  Streitschrift  S.  24. 

3)  Zur  Klärung  sei  bemerkt,  dass  in  dem  Streite  über  die  Principien  der  Phonetik,  welcher  zwischen 
SiEVEUS  einerseits  und  Hoffory,  als  Vertreter  und  Förderer  der  Lehren  Brücke's,  andrerseits,  entbrannt  ist,  ich 
durchaus  auf  Seiten  des  letzteren  stehe.  Nur  wenn  die  Phonetik  die  Sprache  als  , genetisches  Produet''  be- 
trachtet, kann  sie  zu  gesunden  und  klaren  Ergebnissen  führen.  Stevers'  Phonetik  ist  anerkanntermassen  in 
hohem  Grade  anregend  und  enthält  eine  Fülle  scharfer  Beobachtungen  und  oi-igineller  Gesichtspunkte.  .\ber 
die  Grundlage,  auf  welcher  sein  System  ruht,  die  Methode,  welche  die  Sprachlaute  nach  ihrem  akustischen 
Gesammtwerth  und  gleichzeitig  genetisch  nach  der  Art  ihrer  Entstehung  (Exspiration,  Hemmung.  Keso- 
nanz)  zu  fassen  sucht,  ist  unklar  und  hat  daher  vielfach  Unklarheit  gefördert.  Das  wird  jetzt,  wo  die  Se- 
mitisten  der  Phonetik,  ihre  Wichtigkeit  erkennend,  grössere  Aufmerksamkeit  schenken,  besonders  deutlich. 
Schwanken  und  Unklarheit  in  dieser  Hinsicht  zeigt  z.  B.  Philippi  in  seiner  Untersuchung  über  die  semiti- 
schen Laute  1  und  ^  (ZDMG  XL,  S.  G39  ff.),  wie  dies  namentlich  hervorgeht  aus  S.  646  Anm.  1,  wo  der  Ver- 
fasser die  auf  akustischer  Grundlage  beruhende  Eintheilung  der  Laute  mit  Sievers  als  für  den  Sprach- 
forscher besonders  günstig  hinstellt,  gleichzeitig  aber  auf  die  „mehr  rein  genetische"  Betrachtunr  der 
Sprachlaute  bei  Victor  hinweist.  Haupt  ferner  (Beiträge  1,  1  S.  298  Anm.  5)  empfiehlt  zwar  den  Semitisten. 
ihre  phonetischen  Studien  mit  Brücke's  Grundzügen  und  nicht  mit  Sievers'  Phonetik  zu  beginnen,  verräth 
aber  ebenfalls  eine  unrichtige  und  unklare  Auffassung  von  Aufgabe  und  Wesen  der  Phonetik,  wenn  er 
(Beiträge  I,  1  S.  294)  es  für  möglich  und  wünschenswerth  hält,  in  den  semitischen  Sprachen  zwar  die  alte 
Unterscheidung  zwischen  Vocalen  und  Consonanten  beizubehalten,  in  den  indogermanischen  Sprachen 
dagegen  ein  anderes  Eintheilungsprincip  zu  bevorzugen.  —  Die  Phonetik  hat  die  Aufgabe,  möglichst 
alle  einfachen  Sprachlaute,  welche  durch  das  menschliche  Sprachorgan  hervorgebracht  werden  können, 
genetisch,   d.  h.  nach  der  Art  ihrer  Hervorbringung,  zu  detiniren  und  systematisch  zu  ordnen,   unbeküm- 


134  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

eine  nahe  Verwandtschaft,  indem  Ueberg'änge  sowohl  von  "1  und  ■*  zu  N  wie  auch  umgekehrt 
von  N  zu  ")  oder  "*  mehrfach  vorkommen,  wie  Haupt,  ZA  II,  274  mit  Recht  hervorhebt.  So 
ist  es  denn  auch  zweifellos,  dass  im  Assyrischen  vielfach  1  und  ''  in  den  Spiritus  lenis  über- 
gegangen sind. 

Eine  ganz  andere  Frage  aber  ist  es,  ob  diese  Sprachelemente  dem  Akkado- Assyrischen, 
soweit  es  uns  in  literarischen  Zeugnissen  vorliegt,  völlig  fehlen.  Es  wäre  dies  ja,  da  das 
Akkado-Assyrische  in  der  Zeit,  aus  denen  die  meisten  unserer  ausführlicheren  literarischen 
Quellen  stammen,  sich  bereits  auf  einer  ziemlich  vorgeschrittenen  Stufe  lautlicher  Zersetzung 
befand,  an  sich  sehr  Avohl  möglich^).  Von  sämmtlichen  Assyriologen,  die  sich  neuerdings  zur 
Sache  geäussert  haben,  mit  Ausnahme  von  Haupt  und  Delitzsch,  wird  diese  Frage  jedoch 
verneint.  Man  glaubt  vielmehr,  das  scheinbare  Fehlen  dieser  Sprachelemente  auf  Rechnung 
der  Unvollkommenheit  der  Keilschrift  setzen  zu  sollen  und  kann  gleichzeitig  nicht  umhin,  in 
der  babylonisch-assyrischen  Literatur  deutlich  schwerfällige  Versuche  zur  Abhülfe  dieses  Mangels 
zu  erkennen,    wie    sie  in   andei'en  Fällen  (siehe  unten  bei  //)    gerade  von  Haupt    nachgewiesen 


mert  um  ihr  Vorkommen  in  den  einzelnen  Sprachen  (Hoffouy,  Streit sclirift  S.  14  it.  20).  Für  jede  einzelne 
Sprache  ist  erst  nach  vollendeter  Aufstellung  des  Systems  zu  untersuchen,  welche  von  den  möglichen  ein- 
fachen Lauten  (und  welche  etwaigen  Combinationen  einfacher  Laute)  jedesmal  erscheinen  und  nachweisbar 
sind.  —  Was  nun  die  Frage  betreffs  der  Consonanten  und  Vocale  anlangt,  so  kann,  meiner  Ansicht  nach, 
die  Beibehaltung  und  strenge  Durchführung  dieser  Unterscheidung  für  die  allgemeine  Pho- 
netik als  das  allein  Richtige  angesehen  werden.  Es  ist  darnach  mit  Brücke  (Grmidziu/e  S.  40)  und  Hofkory 
(Kuhn's  Zeitschrift  für  verpleichende  Sprachforschung  XXIU,  552)  zu  definiren:  einConsonant  als  ein  Laut 
bei  dem  sich  an  irgend  einer  Stelle  der  Mundhöhle  eine  Enge  oder  ein  Verschluss  vorfindet,  ein  Vocal 
dagegen  als  ein  Laut,  bei  dem  der  Mundcanal  in  seiner  ganzen  Länge  offen  steht.  Hieraus  ergiebt  sich, 
dass  als  Halbvocale  nur  die  wahren  Zwischenstufen  zwischen  Consonant  und  Vocal  bezeichnet  werden 
können.  Laute,  bei  denen  ,die  Verengung  lockerer  als  bei  den  Consonanten,  aber  enger  als  bei  den  Vocalen 
ist"  (HoFFORY  a.  a.  0.).  Daraus  folgt  nun,  worauf  es  mir  speciell  ankoumit,  dass  es  nicht  genau  und  nicht 
genügend  ist,  wenn  Haupt  (ZA  II,  S.  260)  nur  zwischen  dem  Halbvocal  n  und  dem  (, labialen  Spiranten") 
w  (französ.  r)  unterscheidet.  Der  labiale  Spirant,  d.  h.  der  tönende  labiale  Reibelaut  w'^  (nach  Brücke  der 
Correspondent  des  f^)  wird  labiodental  gebildet.  Es  giebt  aber  auch  eine  Art,  das  /"und  das  ic  ohne 
Mitwirkung  der  Zähne  und  nur  durch  Annäherung  der  Lippen  an  einander  herzustellen,  das  lal)iolabia]e 
(/"und)  IV,  Brücke's  iv'^  (Grundzüge  S.  47f.).  Wenn  wir  nun  „vom  Vocale  u,  wo  noch  keine  eigentliche 
Verengung  vorhanden,  zum  nächstliegenden  tönenden  Consonanten",  eben  jenem  ic^  übergehen,  so  kann  dies 
nicht  geschehen,  ohne  eine  „Stufe  zu  passiren,  die  weder  Consonant  noch  Vocal  ist,  sondern  zwischen 
beiden  liegt".  (Entsprechend  beim  Uebergang  von  i  zu  y'^)  Hoffory  a.  a.  0.  S.  553.  Nur  dieser  Zwischen- 
laut (w)  ist  als  Halbvocal  zu  bezeichen  und  von  w^  (v)  sowohl,  wie  von  tc^  zu  trennen.  Die  Entscheidung 
nun,  ob  im  einzelnen  Falle  der  Consonant  w'^  oder  der  Halbvocal  u  gesprochen  wird,  dürfte  schon  bei 
lebenden  Sprachen  nicht  einfach  sein,  namentlich  da  locale  und  individuelle  Verschiedenheiten  in  Betracht 
kommen  werden.     Auch  in  der  Aussprache   des  arabischen  .  zeigen   sich   z.  B.  nach  Glaser  (s.  Philippi 

a.  a.  0.  S.  645)  derlei  Schwankungen.  Da  es  mir  sonach  gewagt  erscheint,  das  1  (und  >)  der  semitischen, 
zum  Theil  also  todter,  Sprachen  mit  allzu  grosser  Bestimmtheit  zu  definiren,  so  habe  ich  im  Text  der  Be- 
zeichnung Halbvocale  aus  Vorsicht  ein  „wahrscheinlich"  beigefügt.  —  Im  Uebrigen  werde  ich,  da  eine 
eingehende  Untersuchung  über  den  Charakter  der  semitischen  Sprachlaute  hier  nicht  versucht  werden 
kann  und  soll,  die  Bezeichnung  „radicales"  1  (und  ^)  verwenden  und  habe  dabei,  wie  ausdrücklich  betont 
sei,  natürlich  nur  die  Sprachperiode  ausgebildeter  Triradicalität  im  Auge.  — 

Wo  übrigens,  wie  in  dem  vorliegenden  Abschnitt,  vielfach  der  Uebergang  und  die  Uebernahme 
von  Elementen  und  Körpern  einer  Sprache  in  eine  andere  zu  behandeln  ist,  tritt  natürlich  die  akustische 
Betrachtungsweise  in  ihre  Rechte;  denn  hier  ist  nicht  von  organischer  Entwicklung  die  Rede,  sondern  von 
Vorgängen,  die  das  Gehör  vermittelt;  dieselben  unterliegen,  wenn  überhaupt,  jedenfalls  nur  sehr  indirect 
der  Beurtheilung  der  Phonetik. 

1)  S.  u.  Theil  II  S.  4  f.  Die  Schrift  ist  diesem  Zersetzungsprocess  jedenfalls  nicht  hinderlich, 
wahrscheinlich  sogar  förderlich  gewesen.     Vgl.  Lehmann,  ZA  III,  S.  386  Anm.  1. 


Uadicules  1   im  Akkado-AHsyrischen.  1-5'' 

worden  sind.  Dies  ist  auch  unsere  seit  Langem  gehegte  und  andeutungsweise  bereits  (ZA  Jll, 
382)  geäusserte  Ansicht. 

Haupt's  Abneigung,  die  an  sich  .so  klar  und  naturgemässe  Thatsache  einer  histori.schen 
und  histori.sch  nachweisbaren  iauthchen  Entwickhnig  auf  diesem  Gebiete  anzuerkennen,  erklärt 
sich  offenbar  aus  dem  unbewussten  Bestreben,  dem  Satz  voj\  der  ünverletzlichkeit  der  Laut- 
gesetze Geltung  zu  verschaffen.  Dazu  gehört  aber  vor  Allem,  dass  der  Begriff"  des  , Laut- 
gesetzes" richtig  gef'a.s.st  werde.  Es  darf  nicht  verge.ssen  werden ,  das»  die  Aufstellung  eines 
Lautgesetzes  doch  nicht  das  Höchste  ist,  was  wir  zu  erstreben  haben.  Denn  mit  derselben 
ist  sehr  oft  stillschweigend  das  Bekenntniss  verbunden,  dass  wir  zwar  über  Aussranc  und 
Endpunkt  einer  lautlichen  Entwicklung  unterrichtet  sind,  von  den  Zwischenstufen  dagegen 
keine  sichere  Kunde  haben.  Von  einem  Gesetz  kann  nur  gesprochen  werden,  wenn  die 
Entwicklung  abgeschlossen  ist.  So  lange  sie  sich  vollzieht ,  scheint  Unregelmässigkeit  und 
Unsicherheit  zw  herrschen.  Wo  wir  einen  Einblick  in  die  Periode  des  Werdens  und  der  Ent- 
wicklung erhalten  ,  da  müssen  wir  dankbar  sein  für  diese  Bereicherung  unseres  Wissens  und 
nicht  durch  vorzeitiges  Statuiren  eines  Gesetzes  die  dargebotene  Erkenntniss  entwerthen.  Die 
Germanisten  können  die  Entwicklung  und  Ausbreitung  der  Erscheinung,  welche  als  zweite 
deutsche  Lautverschiebung  bezeichnet  wird,  genau  verfolgen^).  Uns  wird,  im  kleineren  Maass- 
stabe, im  Akkado-Assyrischen  etwas  Aehnliches  geboten. 

Wir  beginnen  mit  1^).  Dass  1  in  N  übergegangen  ist,  ist  wie  bemerkt  keine  Frage. 
War  dies  immer  der  FallV  Wenn  die  Akkado-Assyrer  das  1  als  Element  ihrer  "Sprache  hatten, 
aber  in  dem  übernommenen  Schriftsystem  kein  Ausdrucksmittel  für  dasselbe  fanden,  so  mussten 
sie  naturgemäss  zur  Aushülfe  die  Zeichen  für  die  nächstverwandten  Elemente  ihrer  Sprache 
wählen,  für  Avelche  die  Schrift  annähernde  Ausdrucksmittel  bot.  Diese  waren  der  labiodentale 
tönende  Reibelaut  w^  (Haupt's  „labialer  Spirant  v")  und  der  Vocal  u.  Ersterer  hat  sich  in 
der  akkado-assyrischen  Sprache  secundär  aus  m  und  durch  Spiration  des  h  entwickelt  und 
wird  in  Folge  dessen  durch  die  Zeichen  für  m-  und  ft-haltige  Silben  ausgedrückt.  Diese 
Ausdrucksmittel  für  v  (tc*)  treten  nun  mehrfach  an  Stellen  auf,  an  denen  die  üinigen  semiti- 
schen Sprachen  radicales  1  aufweisen.  Ist  nun  auch  richtig,  was  Haupt  betont,  dass  b  und 
m  direct  nur  für  v  .stehen,  so  wird  dieser  Einwand  hinfällig,  sobald  man  unter  völligem 
Zugeständniss  dieser  Thatsache  auf  die  Nothlage  hinweist,  in  welche  die  Akkado-Assyrer 
durch  die  Mängel  der  übernommenen  Schrift  sich  versetzt  sahen:  M  und  b  drücken  zunächst 
V  aus,  ganz  richtig;  aber  eben  dieses  v  und  seine  Ausdrucksmittel  ersetzen  der  akkado-assy- 
rischen Schrift  gleichzeitig  die  fehlenden  Zeichen  für  das  radicale  1  (=  Halbvocal  m,  resp. 
Consonant  w^.     Dasselbe  gilt  von  u,  wenn  es  im  W^echsel  mit  m  und  b  =  v  erscheint. 

Unter  die  Fälle,  in  denen  m  (=  v)  für  radicales  1  verwandt  wird,  lassen  sich  vor  der 

Hand  auch   die  Schreibungen  mit       \*^  einordnen ,    da  dieses  Zeichen   u.  a.  den  Lautwerth  nia 

hat.  Es  ist  jedoch  hervorzuheben,  dass  gerade  ]^  so  gut  wie  ausschliesslich  an  Stellen  er- 
scheint, Avo  die  verwa-ndten  Sprachen  radicales  1  aufweisen.    Die  Ursachen  hiefür.  welche  in  dem 

Charakter  des  sumerischen  durch  |*^  ausgedrückten  Lautes  begründet  .^ind ,  werden  sich 
später  herausstellen. 

Dass  nun  ferner  sowohl  intervocalisches  v,  verniuthlich  durch  die  Zwischenstufe  u, 
in  den  spiritus  lenis  übergeht,  als  auch  umgekehrt  sich  aus  einem  intervocalischen  '  secundär 
ein  u  —  wie  Haupt,   ZA  II,  286  sub  4  ausdrücklich  zugiebt  —  oder  ein  v  entwickelt,    wie  in 


1)  Braune,  AlthocMeiitsche  Gravimatik  z.  B.  S.  65  §  87  sub  b  g.  E. 

2)  Baupt,   ZA  II  259  Ü    Beiträge   S.  293.     Delitzsch,   Assyrische  G-rammatik   §  4  sub  a  S.  96  f. 
sub  b  S.  100.     Latrille,   ZK  II,  239.     Zimjiern,  BB  16;   ZA  V,  85  ff.     Jensen,   ZDMG  XLIII.   200  Anm.  1. 


136  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

hauir  resp.  Ijamir,  geschrieben  ha-mi-ir,  aus  hair^  ist  völlig  richtig.  Ist  aber,  so  fragen  wir  nach 
dem  soeben  Ausgeführten,  an  Stellen,  wo  die  Ausdrucksmittel  des  v  sich  im  Inlaut  da  finden, 
wo  in  den  übrigen  semitischen  Sprachen  radicales  1  erscheint,  die  Annahme  gerechtfertigt  und 
wahrscheinlich,  dass  y.uerst  T  in  N  übergegangen  ist  und  dann  wieder  N  in  1?  Zu  einer  solchen, 
an  sich  ja  nicht  unmöglichen  Annahme  wird  man  sich  doch  nur  dann  entschliessen ,  wenn 
keine  anderen  Spuren  später  Erhaltung  des  radicaleu  T  vorhanden  wären.  Sonst  aber  muss  das 
Naheliegende,  dass  nämlich  hier  die  Zeichen  für  v  und  u  unbehülfliche  Ausdrucksmittel  für 
"1,  deui  die  intervocalische  Stellung  einen  besonders  guten  Schutz  geboten  haben  würde,  dar- 
stellen, auch  als  das  Richtige  gelten,  umsomehr,  als  in  solchen  Fällen  das  Zeichen  \*^ 
mit  Zeichen  für  diejenigen  Silben  wechselt,  die  m,    b   und  u.  =  v  enthalten. 

Damit  im  Zusammenhang  bleibt  die  Frage  often,  ob  nicht  mehrfach  im  Akkado-Assyri- 
schen  an  Stellen,  wo  wir  ein  N  angedeutet  finden,  in  Wahrheit  ein  1  gesprochen  worden  ist.  Die 
babylonischen  Priester,  die  durch  den  Zwang  zur  Beherrschung  und  Verwendung  zweier  durch 
die  Schrift  eng  verknüpfter  Sprachen  früh  zu  sprachlicher  und  lautlicher  Beobachtung  geführt 
worden  sein  müssen,  und  denen  in  dieser  Beziehung  weniger  als  den  Arabern  und  den  Indern  zu- 
zutrauen kein  Grund  vorliegt,  können  die  in  ihrer  Sprache  als  einem  semitischen  Idiom  vorhan- 
dene Neigung  des  1  (wie  des  ^)  zum  Uebergang  in  die  Spirans  N  erkannt  und  deshalb  neben 
>i  und  V  auch  das  Zeichen  für  N  zum  Ausdruck  des  1  verwendet  haben,  auch  wo  sich  dieser 
Lautwandel  noch  nicht  oder  noch  nicht  völlig  vollzogen  hatte.  (Vgl.  unten  \)  Wir  können 
nicht  wissen,  ob  nicht  z.  B.  in  i-(-)al-du  (für  *yanwallidn  3.  pers.  Impf.  IV)  alädii,  j^J.,  stets 

oder  vielfach  iwaldn  (oder  iwwaldu)  gesprochen  worden  ist;  ob  man  nicht  in  u-ka--i  ,er  er- 
wartete" {i^lp)  das  radicale  1  vielfach  gehört  hat.  Und  wir  sind,  wenn  in  späterer  Zeit 
u-ka-ma-an-ni  für  ukaanni  ,er  erwartete  mich"  geschrieben  erscheint,  durchaus  nicht  zu 
dem  Schlüsse  gezwungen,  dass  dieses  m  =  v  (für  m)  nicht  der  Ausdruck  eines  alterhaltenen, 
sondern  eines  secundär  entwickelten  u  ist.  Dabei  kommt  ja  auch  noch  die  Frage  nach  dem 
Alter  des  üebergangs  von  m  zu  v  in  Betracht.  Dieser  scheint  einer  späten  Zeit  anzuge- 
hören ;  ehe  er  sich  vollzogen  hatte ,  war  man  in  der  Auswahl  auch  für  die  indirecten  Aus- 
drucksmittel des  radicalen  1  noch  weit  mehr  beschränkt  als  später  und  auf  X  als  Nothbehelf 
geradezu  angewiesen. 

Ohne  auf  dem  letzteren  Punkt  bestehen  zu  wollen,  führe  ich  im  Folgenden  als  sichere 
Beispiele  für  die  Beibehaltung  (nicht:  secundäre  Neuentstehung)  des  gemeinsemitischen  radi- 
calen 1  nur  die  Fälle  an,  in  denen  die  Etymologie  so  völlig  sicher  erscheint,  dass  kein  "anderer 

Ausweg  vorhanden  ist,  und  ferner  solche,  wo  \*^  sei  es  allein  in  sehr  alten  oder  doch,  dem 
Aeusseren  wie  dem  Inhalt  nach,  archai'sirenden  Texten,  sei  es  im  Wechsel  mit  mehreren  der 
verschiedenen  Ausdrucksmittel  für  v  erscheint. 

Akkado- assyrisches  ta-mu-u  ^]]  *^  t-]]]  ='^1^  Ex.  35,  25.  26^).  Haupt  weiss 
hier  nichts  Anderes  anzuführen,  als  dass  HID  babyloniscben  Ursprungs  sein  kann.  Für  solch' 
eine  Annahme  spricht  weiter  gar  nichts,  als  dass  sie  Haupt's  Theorie  günstig  ist.  Be- 
trachtet man  die  Tliatsache  ganz  abgesehen  von  der  Theorie ,  so  ist  diese  Entlehnung  in 
hohem  Grade  unwahrscheinlich  =^).  Somit  bleibt  nichts  übrig,  als  dass  hier  babylonisch- 
assyrisches m  =  V  aus  den  angeführten  Gründen  zum  Ausdruck  des  radicalen  1  geschrieben 
erscheint.     Ganz  dasselbe  gilt  von  lamü  =  T]^'l   ^umgeben",    das  ausser  mit  m   auch  noch  mit 


1)  Jenskn,  Surhu  73.  —  Haupt,  ZA  II,  S.  274. 

2)  Ebenso  Jensen,  ZDMG  XLIII,  200  Anm.  1.  —  Zimmern,  ZA  V  S.  85  f. 


Der  Name  Niniveh  nomen  loci  vom  Stamme  ''^2  137 

b:  la-a-bP)   für   la-me  und  mit       ]*-   geschrieben    erscheint,     Hiezu    gesellen   sich       \^-si-ih, 

wäsib  von  amhu  Dtt'"'  sitzen  (Zimmern)  und      \*^-a-li-du  tv'^  (/Jammurabil),       i^-as-rw  wa- 

us-ru  (ZA  II  p.  ß9)  bei  Nabübalusur  in  einer  altbabylonisch  geschriebenen  Inschrift,  die  wie 
bereits  von  Winckler,  ihrem  Herausgeber,  hervorgehoben,  mit  wirklich  altbabyl.  Inschriften, 
speciell  denen  Hammurabi'i^,  nahe,  auf  bewussten  Anschluss  deutende  Berührungen  zeigt.  Da- 
neben ist  auf  das  von  Amiaud  angeführte  Beispiel  ►+-  ^  ^iTi  (I  R  52  Nr.  4a,  3)  hinzu- 
weisen   und    dazu,    wie    ich    denke,    wiederum    heranzuziehen   HR   27,    7c   (BrüNNOW  o5G4) 

►^  ^^1  mit  der  Glosse  i^  ^^llV  •^TT  =  Ci-ru,  wo  Text  der  linken  Spalte:  wa-rim, 
Glosse  dazu:  iva-ri-im  und  rechte  Spalte:  aru  doch  wohl  alle  drei  nur  Ausdrucksweisen  für  den 
Infinitiv  des  semitischen  Verbums  {iv)arü  sind.  —  Und  schliesslich  und  vor  Allem  fällt  in\s 
Gewicht  die  von  Zimmern,  ZA  V  55  ff.  umfassend  nachgewiesene  Vertretung  des  semitischen 
Stammes  ^W,  hebr.  mti'   „gleich  sein",   im  Assyrischen  durch  Formen   wie  su-u-u  (II,  2  Inf.), 

suvvü  für  suuuii,  tu-sa-    ]*^,  u-sa-    ]*^,  u-sa-\*~,  u-sa-t^]  I    Ich  kann  Zimmern  nur  vollständig 

beistimmen,  dass  nur  ein  durch  eine  vorgefasste  Theorie  getrübter  Blick  gegenüber  dieser 
Fülle  von  Varianten,  die  alle  den  einen  Laut  ausdrücken  sollen,  hier  eine  Entwicklung  von 
ursemitischem  iv  zu  babylonisch-assyrischem  '  und  daraus  wieder  späterbabylonisch-assyrischem 
w,  (w),  V  erblicken  kann*). 

Einen    ferneren ,    bisher    unbeachteten  Beweis    für    die   Existenz    eines    radicalen   1    im 
Babylonisch- Assyrischen    scheint    mir   der  Name  der  Stadt  Niniveh  zu  bieten.      Die  Erklärung 

des  Namens  ^yy  *^  \y  aus  dem  Sumerischen  als  „Gottesruhe"  hat  Delitzsch  selbst  aufge- 
gegeben.  Es  liegt  unserer  Ansicht  nach  kein  Grund  vor,  die  Angabe  zu  bezweifeln,  dass 
Niniveh  von  den  Assyrern  gegründet  sei.  Warum  die  Assyrer,  welche  doch  zweifellos  ein 
unverfälschter  semitischer  Stamm  sind ,  sich  für  Städtegründungen  sumerischer  Namen  hätten 
bedienen  sollen,  wäre  nicht  einzusehen.  Und  der  Norden  schon  Babyloniens  zeigt  so  frühe 
Spuren  semitischer  Besiedlung,  dass  auch  Schrader's  Erwägung,  die  Assyrer  könnten  den  Namen 
an  dem  vielleicht  seit  Uralters  bestehenden  Orte  haftend  vorgefunden  haben,  kaum  sehr  viel 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat^).     Ich  halte    die    alte  Herleituncr  vom  Stamm  "'Ti,    hebr  ni2. 

„Stätte",  „Niederung",  für  die  richtige*).    Wenn  in  dem  Namen  Ni-na-a  sich  für  na  das  Zeichen 

y^^zsX  -^^  geschrieben  findet,  welches  Ideogramm  für  rabäsu  „ruhen,  sich  niederlassen"  ist. 
so  ist  darin  ein  Hinweis  zu  erblicken,  dass  auch  die  Assyrer  sich  der  ursprünglichen  Bedeutung 


1)  Amiaud,  ZA  II  p.  206. 

2)  Sehr  erwägen swerth  erschiene  weiter  zunächst  ]^~~  >^]  ive-du  V  R  12,  31  ef  (Amiaud  a.  a.  0.) 
,eins",  sonst  e-dii.  Das  .  kann  secundär  im  Assyrischen  entwickelt  sein  (Haupt).  Assyrisches  e-du  und 
we-du,  arabisch  JcäI  und  tXi»L  ,  lassen  daneben  aber  auch  die  Frage  berechtigt  erscheinen,  ob  nicht  die 
mit  k  beginnende  Nebenform  schon  in's  Gemeinsemitische  zurückreiche.  Die  Frage  betreffs  der  Herleitung 
von  a-vie-lu,  bei  welchem  die  verschiedenen  Schreibungen  der  zweiten  Silbe  auf  1  als  Eadical  deuten  könnten, 
scheint  mir  zunächst  noch  nicht  spruchreif;  s.  Zimmern,  BB.  16,  Haupt,  ZA  H  283  tt. 

Dagegen  möchte  ich  namärii  und  andere  Verben,  die  sich  in  ihrer  Flexion  ganz  regelmässig  ver- 
halten, wie  starke  Verben,  deren  einer  Radical  Q  ist  [n-nain-inir  etc.),  nicht  mit  in  die  Frage  hinein- 
gezogen wissen.  Vgl.  Haupt,  ZA  II  S.  282  sub  4.  Das  wäre  zu  weit  gegangen.  Es  darf  nicht  vergessen 
werden,  dass  sowohl  1  wie  Q  nach  Lagarde,  Symmicta  127  zu  den  Consonanten  gehören,  die,  wenn  sie  an 
zweiter  oder  dritter  Stelle  eines  dreiconsonantigen  Stammes  erscheinen,  im  Semitischen  nicht  ursprünglich 
wTirzelhaft  zu  sein  brauchen. 

3)  Genesis  10.  11.     KAT2  102. 

4)  S.  bereits  bei  Hommel,  Geschichte  S.  280  Anm.  1. 

Lehmann,  Samassumukin.  18 


138  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

des  Namens  als  „Niederlassung"  bewnsst  waren.  Mit  Delitzsch  aber  hier  eine  ideographische 
Schreibung  zu  erblicken ,  die  noch  eine  besondere  Erklärung  des  tJ^  als  eines  ideographi- 
schen Bestandtheiles  erfordern  würde,  halte  ich  für  irrig.  Die  Mannigfaltigkeit  der  Schreib- 
ungen für  die    zweite    und    dritte  Silbe   schliesst   dies    aus :    ^yy     \^^ ^zix    i  T  ^)   ist  eine  halb 

rebusartige  phonetische  Schreibung.  Aus  der  ideographischen  Schreibung  C^^tT<|  \]^] 
, Fisch-Stadt"  ist  für  die  Bedeutung  kaum  etwas  zu  gewinnen.  Dasselbe  wird  vielmehr  vornehm- 
lich der  leichten  Assonanz  von  Ninua  an  nnnu  „Fisch",  dessen  Ideogramm  den  inneren  Bestand- 
theil  des  Zeichens  bildet,  seine  Entstehung  verdanken.  Ob  ausserdem  etwa  religiöse  oder 
mythologische  Beziehungen  im  Spiele  sind,   müsste  besonders  untersucht  werden. 

In  welcher  Weise  würde  sich  nun  ni22 ,  das  sich  lautlich  sehr  wohl  mit  assyrisch 
Ni-mt-a,  Ni-nu-u,  Ni-na-a  deckt ^),  als  Herleitang  vom  Stamm  ''la  auflassen  lassen?  Nicht 
anders,  denn  als  Nomen,  gebildet  durch  Präfizirung  eines  2.  Da  ein  nomen  acüonis  vom 
Niphal-Stamme  eines  solchen  Verbums  sich  gerade  durch  das  Fehlen  des  n  im  Anlaut  aus- 
zeichnen Avürde,  so  bleibt  nur  die,  im  öebrigen  auch  für  einen  Ortsnamen  passendste  Erklärung 
als  nomen  loci  übrig,  so  dass  das  3  an  Stelle  eines  gemeinsemitischen  D  präfigirt  wäre. 

Ein  solches  «-Präfix  erscheint  aber  nach  dem  BARTH'schen  Gesetz  (ZA  IT,  111  ff.)  nur 
bei  Stämmen,  deren  einer  Radical  ein  labialer  Consonant  ist:  dies  führt  für  Ninua,  da  der 
erste  (3)  und  dritte  Radical  ('^)  als  Labiale  ausgeschlossen  sind,  unabweisbar  auf  1  als  radi- 
calen  labialen  Consonanten:   Ninwü  resp.  Ninwiia,  Ninwi"  aus  *Nimviyu  für  ^Manwayu. 

Auf  den  muthmasslichen  Einwand  ,  dass  ein  Stamm  "'"iJ  im  Assyrischen  bis  jetzt  nicht  nach- 
gewiesen sei,  wäre  zunächst  zu  antworten,  dass  es  nicht  verwunderlich  wäre,  wenn  ein  Stamm 
mit  zwei  schwachen  und  einem  dritten,  im  Assyrischen  wenigstens  als  halbschwach  anzusehen- 
den Radical,  sich  im  Kampf  um's  Dasein  als  widerstandsunfähig  erwiesen  hätte  und  frühzeitig 
von  der  Sprache  aufgegeben  worden  wäre.  Aber  der  Stamm  '''13  ist  nicht  völlig  verschwunden.  Ich 
glaube  im  Gegentheil  Ableitungen  desselben  im  Babylonisch-Assyrischen  nachweisen  zu  können. 
Zunächst  in  den  Substantiven  nütii  und  nitu.  Jensen*)  leitet  diese  von  einem  Stamme  natu 
respective  natu  ab.  Natu  ist  ausgeschlossen  wegen  ni-i-tum,  Sank.  III  R  14,  44,  und  auch  für 
nutu  deutet  das  nu-tu-us-su  des  Schöpfung sherichts'^)  nicht  auf  Länge  des  Endvocals,  sondern 
ist  nach  Theil  II  S.  3  f.  sub  4  a  dieser  Arbeit  zu  beurtheilen.  Dass  das  t  überhaupt  radical 
gewesen  sei,  erscheint  mir  und,  nach  brieflicher  Mittheilung,  auch  H.  Zimmern,  äusserst  un- 
wahrscheinlich. Lyon*)  zieht  auch  bereits  einen  Stamm  nK3  in  Betracht  und  Delitzsch^) 
setzt  N"'3  an.  Das  erstere  möchte  ich,  unter  näherer  Bestimmung  des  {>?  als  Xe  =  1,  also  Stamm 
''13,  um  so  eher  annehmen,  als  auch  die  Bedeutung,  die  nttu  und  nütu  zuzukommen  scheint, 
zum  hebr.  m3  und  assyrischen  *  ninwü  „Niederlassung,  Stadt"  sehr  wohl  stimmt.  „Einhegen" 
und  „sich  niederlassen",  „Einschliessung",  „begrenzter  Raum",  „Niederlassung",  „Stadt"  sind 
engverwandte  Begriffe.  Man  denke  an  deutsch  „Zaun",  holländisch  tuin  „Garten",  englisch 
toum  „Stadt".  Auch  sumerisches  gan  „Garten"  und  har  „Burg,  Stadt",  deren  letzteres  auch 
Ideogramm  für  vttum  sa  lami,  wären  heranzuziehen,  wenn  sie,  was  möglich  (Haupt,  Jensen), 
etymologisch   verwandt  sind.  —  Im  Hebräischen    bedeuten    die  Nomina  ni3  und  m3  beide  so- 

J  »  ..f  TT 

wohl    , menschliche  Wohnung"   wie  „Weideplatz,  Trift  für  das  Vieh".    In  der  Denkweise  und 


1)  Ueber  das  jy  am  Schlüsse  s.  u.   S.  141. 

2)  Kosmologie  S.  250  f. 

3)  Tafel  IV  148,  Kosmologie  S.  288. 

4)  An  Assyrian  Manual  p.  122. 

5)  Assyrische  Grammatik  §  114  S.  313. 


Der  Stamm  "^13  im  AsHyriHchen.  139 

Sprache  von  Nomaden  ist  beides  nicht  /u  trennen.  Aber  bei  dem  Aufenthalt  für  das  Vieh 
ist  der  Zusammenhang  mit  der  „Ein/.äunung",  dem  , Gehege"  noch  deutlicher  ausgeprägt  und 
desshalb  ist  es  von  Bedeutung,  dass  wir  neben  dem  Ocean,  der  als  mitu  und  tiitu,  als  ,Ein- 
schliessung"  der  Erde  bezeichnet  wird,  und  neben  einigen  Stellen,  in  denen  nifu  in  Verbin- 
dung mit  lamü  von  der  feindlichen  Einschliessung  einer  S^adt  gebraucht  wird*;,  auch  eine 
ni-it  ru--ti^  ein  „Gehege"  für  die  Heerde,  eine  „Hürde"  finden ''j.  Ich  möchte  also  nütu  und 
nUu  als  fulatu  resp.  fuultu  und  filatu  resp.  fiiltu  von  assyrisch  nawü  ^13  =  hebr.  7\M  ansehen. 
Als  weit  weniger  wahrscheinlich  bietet  sich ,  was  ich  noch  hinzuzufügen  habe.  Es 
giebt  ein  Substantivum  nitu  „Bedrängniss,  Unglück".  Es  steht  natürlich  Jedem  frei,  dasselbe 
von  einem  besonderen  Stanniie  ^""3  abzuleiten.  Aber  erwägenswerth  ist,  dass  sich  aus  der  (feind- 
lichen) „Einschliessung"  die  „Beengung,  Bedrängiiiss"  metaphorisch  ungezwungen  entwickelt. 
Bedeutungsvoll  ist  hierfür  vielleicht  auch  die  Syllabarangabe  ni-it  libbi  „  Bedrängnis«  (?)  des 
Herzens"^).  —  Ferner  kommen  in  Betracht  die  Verbalformen  mu-ni-\  a-ni-*)'  tu-na-^).  Als 
Bedeutung  giebt  Delitzsch  a.  a.  0.  „hemmen,  entgegentreten,  befehden".  Aus  zusammen- 
hängenden Texten  sind  nur  die  beiden  ersten  Formen  entnommen.  Beide  finden  sich  dort 
in  Verbindung  mit  irtu  „Brust",  mum  irat  Kakme  amelu  nakru  limrvi  und  ina  hakke  Asur 
Mli-ia  u  tih  tahäsi-ia  iratsun  am-ma  sulßiurtasunu  uskun.  Winckler  übersetzt:  „der  die  Brust 
des  Landes  Kakme,  feindlicher,  böser  Menschen,  erschütterte".  Die  Brust  schädigt  man  aber  am 
Schwersten  nicht  durch  Erschütterung,  sondern  durch  Zusammenpressen,  Einengen,  Emschnüren, 
die  die  Athmung  hindern;  auf  diese  Bedeutung,  mit  der  sich  auch  Delitzsch's  „hemmen"  ver- 
einigen lässt,  führt  auch  das  zu  ani  im  Parallelismus  membrorum  stehende  suhhurta  askun 
„ich  umzingelte",  „schloss  ein".  Von  nitu  „Bedrüngniss"  dürfte  daher  dieses  Verbum  mu 
schwerlich  zu  trennen  sein.  Und  für  denjenigen,  der  geneigt  ist,  nUu  „Bedrängniss",  wie 
oben,  mit  mtu  „Einschliessung"  in  Zusammenhang  zu  bringen,  wäre  dann  mu  „einengen" 
mit  mu  „umgeben,  einhegen"  mi  zu  verbinden.  Die  Formen  würden  zu  einer  solchen  Her- 
leitung sämmtlich  stimmen:  mii-ni-\  wmf??' St.  cstr.  von  muniu  für  mimawwiyu;  tu-na-\  tuna 
{*tunway)  H,  1  Praes.  Man  halte  uns  in  Bezug  auf  am  nicht  entgegen,  dass,  da  das  Im- 
perfectum  von  Verbis  mediae  1  u  hat  (aktin  von  känu),  die  Form  anic  zu  erwarten  wäre;  es 
handelt  sich  nicht  um  einen  Stamm  ""13,  sondern  um  "'13,  um  ein  sogenanntes  eigentliches 
Verbum  med.  1:  anwiy  wird  am.  V7ir  fassen  zusammen:  die  Wurzel  ^13  ist  im  Assyrischen 
vertreten  durch  die  Substantiva  nütu,  nitu  und  das  nomen  loci  ninwü.  welches  sich  in  Ninua, 
Niniveh  erhalten  hat;  als  Grundbedeutung  für  das  Assyrische  und  Hebräische  scheint  sich 
„einhegen,  einschliessen"  zu  ergeben^);  möglicher,  aber  fraglicher  Weise  gehört  zu  derselben 
Wurzel  das  Verbum  niu  „einengen,  hemmen,  bedrängen"  und  seine  Ableitungen').  — Die  Form 
ninwü  =  Ninua  beweist  schon  an  sich  die  Existenz  eines  consonantischen  1  im  ältesten  Assy- 
rischen; im  Verein  mit  den  übrigen  angeführten  Belegen  macht  sie  fürdere  Leugnung  derselben 
auch  für  eine  spätere  Zeit  unmöglich. 


1)  Ausser  der  von  .Iknsen  angefüluten  Stelle   siehe  z.  B.  Sanh.  I  R  41,  13  tii-tii)))  nlnii-sii-ma  und 
Sanh.  III  R  14,  44  ala  ni-i-ti  ahm. 

2)  II  R  35,  42,  Strassmaier  6375. 

3)  II  R  37,  75  ff.,  Strassmaier  6375. 

4)  Sargon.  Nlmr.-Inschr.  9.     Sanh.  Col.  V,  66.     Siehe  Winckler,  Sargon  S.  170  ff. 

5)  V  R  45,  Col.  II,  50. 

6)  Ob  und  wie  dieses  "'«li  =  n")3  mit  arabisch  ^«j  zusammenhängt  und  ob  sich  im  Bejahungsfalle 

für  diesen,    dann  gemeinsemitischen.  Stamm  eine  Wanderung  in  der  Bedeutungsentwicklung  ergeben  würde, 
mögen  Berufenere  untersuchen. 

7)  Ueber  mu-ni-'-e  K  514,  15  u.  28,  bei  Srtassm.,  A.V.  5446,  beidemal  in  Verbindung  mit  sipparru, 
ist  wohl  schwerlich  etwas  auszumachen. 

18* 


140  P>ster  Theil,  viertes  Capitel. 

2)  Für  das  von  Haupt,  Delitzsch^)  und  Halevy  geleugnete  radicale  "^  gilt  Entsprechen- 
des wie  für  1.  Den  neuerlichen  ausführlichen  Darlegungen  Schkader's  (ZA  III,  1  ff.)  kann  ich 
mich  in  allem  Wesentlichen^)  nur  anschliessen  und  hebe  in  Kürze  hervor:^) 

a)  Das  Zeichen  ►^^ | Y  i  durchsichtig  in  seiner  Entstehung  aus  ^^  -j-  \j ,  kommt  in 
alten  nichtsemitischen  Texten  gar  nicht  vor*) ,  entbehrt  eines  ursprünglichen  Begriffwerthes 
und  ist  offenbar  nur  geschaffen,  um  den  «-verwandten  Laut  \  y  (f)  auszudrücken.  Und  zwar 
drückt  es  denselben  nicht  nur  aus  in  assyrisch  geschriebenen  Fi-emdnamen,  sondern  in  echt- 
assyrischen Wörtern,  beispielsweise  und  namentlich  beim  Possesivsuffix  ?'«,  das  in  allen  semi- 
tischen Sprachen  '-haltig  ist  und  das  nicht  zu  lesen,  wie  es  sich  ungezwungen  bietet,  nur  für 
denjenigen  Grund  vorhanden  ist,  der  von  irrigen  theoretischen  Erwägungen  ausgehend,  das 
^  um  jeden   Preis  dem  Assyrischen  abzusprechen  sucht. 

b)  Ebenso  kann  kein  ernstlicher  Zweifel  mehr  daran  bestehen,  dass  durch  die  Gruppe 
lY    lY  ein  ^/-haltiger  Lautcomplex  bezeichnet  wurde. 

Die  Entscheidung  erscheint  hier  zunächst  schwieriger,  weil  kein  directer  äusserer  Hin- 
w^eis    auf  i  oder  y  vorhanden    ist    und   man   natürlich    a  -\-  a,   auch  a-a    oder  ä  lesen  könnte. 

Wenn  aber  der  Monatsname  |Y  |Y  *>1II  nur  Aru  oder  -£aru  gesprochen  würde,  so  hätten 
die  Hebräer  schwerlich   auf  T'N  verfallen    können ,    das    auf  Äyaru    oder    gar  Ayijaru   deutet; 

Avurde  die  Göttin  *^\    *~^I    1 Y   Uy)  ausschliesslich  Nana  oder  Nanaa   gesprochen,    hiess   der 

, Hirsch"  Jy  IY  A^I]  vesp.  JY  ^^IY  l&J  akkado-assyrisch  älu  oder  aälu^  so  würde  uns 
Hestchius    diese    Wörter    sicher    nicht    als    Navaia    und     aidl^)     überliefern.       Andererseits 

würden  die  Assyrer  das  ägyptische  Sai  kaum  durch  »^fl  JY  |Y  wiedergeben  haben,  wenn 
nirgends  eine  Hindeutung  auf  ein  i  oder  y  in  dieser  Zeichen-  oder  Lautgruppe  gelegen  hätte. 

Wenn  das  Wort  „Rückkehr",  Stamm  "lin,  bald  ta-]y\y-ar-tu,  bald  ta-t^^\y-ar-iu,  bald  ein- 
fach ta-\y-ar-tu  geschrieben  erscheint,  so  haben  wir  daraus  nicht  zu  schliessen,  dass  tdartu 
oder  tärtu  die  einzig  berechtigte  Aussprache  sei,  sondern  haben  darin  Beispiele  für  eine  Stufen- 
folge lautlicher  Entwicklung  (o.  S.  135)  zu  sehen  von  ^  zu  t^  und  von  da  zum  Ersatz  des  Aleph 
durch  Verlängerung  des  vorausgehenden  Vocals,  die  uns  aus  anderen  semitischen  Sprachen  wohl 
bekannt  ist.  Haupt ^)  hat  ganz  Recht  darin,  dass  K  und  "^  (ähnlich  wie  N  und  l)  eine  nahe 
Verwandtschaft  zeigen  und  dass,  namentlich  in  den  Lautgruppen  äia  und  aa,  die  und  d'e, 
N  von  "^  schon  früh  schwer  zu  unterscheiden  gewesen  sein  muss'). 

In   dieser  Hinneigung   des  "^  zu  X   sehe   ich   auch    die  Erklärung   für   die  Verwendung 

des  Zeichens  JY  lY  für  eine  ''-haltige  Lautgruppe.  Um  dies  einzusehen,  bedarf  es  einer  Be- 
trachtung der  Ausdrucksmittel  für  N  und  ihrer  Entstehung,  an  die  wir,  da  sie  ohnehin  im 
Plane  des  vorliegenden  Abschnitts  liegt,  sogleich  herantreten. 

3)  Die  gewöhnliche  Bezeichnung  für  ';  'a,  'i,  \(;  a',  i,  ii  ist  ^Si.*"**].  Dieses  Zeichen 
kommt  niemals  in  sumerischen  Texten  aus  alter  Zeit  vor.    Ihm  fehlt  sowohl  im  Sumerischen 


1)  Assyrische  Grammatik  §  41  b  Seite  97  und  §§  12  — 14.     Doch  beachte  dazu   auch  die  Vorrede 
Seite  VIII  g.  E. 

2)  Haupt's  Einwände,  Beitr.  S.  295  ff.,   wenn  auch  theilweise  berechtigt,  treffen  in  keinem  Punkte 
das  Wesentliche  der  Frage. 

3)  Derselben  Meinung  Jensen,  ZA  V  96  tf.  und  Kosmologie  S.  111  f.  Anm.  1. 

4)  S.  Amiaud-Mechineau  Nr.  97.  —  Brünnow,  List  p.  186. 

5)  So  für  dcü?.  mit  WiNCKLEK,  Diss.  Thesis  6. 

6)  ZA  II,  275  Anm.  3.     Beiträge  S.  296. 

7)  Doch  wird  man  diese  Verwischung  des  Unterschiedes   zwischen  beiden  Lauten  doch  schwerlich 
als  von  vorneherein  bestehend  betrachten  dürfen. 


jY  als  AuHdrucksmittel  für  ti-  141 

wie  im  Akkado-Assyrischen  jeglicher  Begriifswerth '),  Es  geliOrt  also  nicht  zu  dem  ur- 
sprünglichen Küstzeug  der  Keilschrift,  sondern  die  Semiten  haben  es  erfunden,  um  für  den  in 
ihrer  Sprache  unentbehrlichen  Laut  '  ein   Ausdrucksmittel  zu  finden.     Es  ist  ofienbar  aus  dem 

Zeichen  .4i,*^*"TTT'  ^'^^  ™  Sumerischen  durch  mehrere  Begriffswerthe  vertreten  ist,  die  Laut- 
werthe  ay,  ig,  ug  hatte  und  von  den  Semiten  für  ihre  Lc»ute  a/i,  ih,  uh  verwendet  wurde 
(siehe  u.  S.  142) ,  durch  eine  Art  von  Küri^ung  geschaffen.  In  der  altbabylonischen  Schrift 
sind  beide  Zeichen  ja  überhaupt  nicht  getrennt.  Ist  somit  das  Zeichen  -4l*"^'  ,  babylonisch 
^k^*'*^^  verhältnissmässig  später  Entstehung,  so  lässt  sich,  glaube  ich,  in  babylonischen  Texten 
und  in  altüberlieferten  Formen  eine  andere  unbehülfliche  Ausdrucksweise  des  N  nachweisen, 
die  bisher  wenig  beachtet  worden  ist.  Es  findet  sich  nämlich  das  zum  Ausdruck  des  Vocals 
a  bestimmte  Zeichen  jy  an  Stellen,  wo  ein  a  absolut  keinen  Sinn  hat,  wo  dagegen  ein  X 
nicht  nur  verständlich,   sondern,  sei  es  radical,   sei  es  als  Vertreter  eines  radicalen  *,    geradezu 

zu  fordern  war.  So  ri-t^J  [  j  |"|Y-2(m,  ra-bi-\'^-um,  li->^\\\\~\'^-um.  Mit  ri-e-a-tint,  ?i-^'l|r 
if-am,  ra-bi-a-um,  li-e-a-um  kann  nur  rubilum,  leiUm  gemeint  sein.  Ebenso  ist  es  mir  seit 
Langem  unzweifelhaft,   dass    in  Bildungen  von  Wurzeln   tertiae  infirmae,   namentlich   in  alten 

Eigennamen,  wie  Ni-nu-{ii)-\j ,  E-ru-{u)-\j ,  Se-ru-(u)-]j ^  das  ff  zum  Schutze  des  dritten 
Badicals,  ob  er  nun  ursprünglich  '  oder  aus  1  oder  ^  zu  '  verflüchtigt  war,  geschrieben  wurde. 
Zweifelhaft  kann  nur  sein,  ob  jy  hier  direct  für  '  oder  allenfalls  'a  steht,  so  dass  z.  B.  Ni-nu- 
oder  Ni-nu-a  zu  lesen  wäre,  oder  ob  diese  Formen  als  Accussative  zu  fassen  sind,  so  dass 
Ni-nu-a,  Ninua  {*Nimüa  siehe  S.  138)  zu  sprechen  wäre.  Dann  wäre  das  Aleph,  der  zwischen 
dem  aus  ^radicalem"  w  entwickeltem  u  und  a  zu  erwartende  Hiatus,  in  der  Schrift  unausge- 
drückt  geblieben. 

Für  die  erstgenannte  Auffassung  spricht,  dass  Steindorff*)  —  zu  erwünschter  Bestäti- 
gung unserer  ganzen  Beobachtung  —  unabhängig  auf  Grund  der  babylonischen  Schreibung  ägyp- 
tischer Namen  wie  Ni-im-mu-ri-i(a)  etc.  gefunden  hat,  dass  fy  zum  Ausdruck  des  ägyptischen  ' 
verwendet  wird.  Es  erscheint  mir  daher  wahrscheinlich ,  dass  im  Babylonischen ,  nament- 
lich  in    den    der  ältesten   Periode    angehörigen    semitisch-babylonischen    Texten ,    dem   Zeichen 

lY  nicht   nur   der  Lautwerth   a,   sondern   ferner  ',  'a,    a    und  ya,   ay  zukommt.     Die  Gruppe 

ly  jy  konnte  dann  Combinationen  zur  zweiten  Classe  aus  jedem  der  genannten  Elemente  aus- 
drücken. Sie  wäre  demnach  für  diese  älteste  Zeit  aus  der  Reihe  der  zum  Ausdruck  einfacher 
Lautwerthe   bestimmten   Zeichen   überhaupt   zu   streichen.      Aus  dieser   Periode   würde   es   sich 

dann  herschreiben,  wenn  jy  fy  für  a-ia  und  ia-a  mit  '  an  Stelle  des  und  in  Abwechslung 
mit  dem  radicalen  ^  erscheint.  Da  niemals  mit  Bestimmtheit  zu  entscheiden  ist,  wo  und  wann 
das  radicale  "^  noch  hörbar  war  und  wo  es  dem  einfachen  Hauchlaut  die  Stelle  räumte,  so  habe 
ich  in  der  vorliegenden  Arbeit  in  solchem  Falle  oft  (nicht  immer  consequent)  die  Schreibung 

Uta  gewählt,  also  Nanata  etc.  geschrieben.  Ob  |y  [y  jemals  einfach  ai  zu  sprechen  ist,  unter- 
liegt für  mich  starken  Zweifeln.    So  muss  ich  z.  B.  Haupt  darin  Recht  geben,  dass  das  Genti- 

licium  Na-ha-]\  Iy-ia-^a-|y  fy  nicht  mit  Schrader  iVa&ai^ai- gelesen  werden  kann;  es  ist 
Na-ba-a{-)ia-ta-a{-)i(a)  oder  Na-ba-a{-)'a-ta-a{-)\a)  zu  lesen.  Die  letztere  Form  ist  aber 
nicht  mit  Haupt  als  die  allein  richtige  und  ursprüngliche  zu  bezeichnen,  sondern  nur  als 
secundäre  Entwicklung  aus  der  ersteren  zu  betrachten. 


1)  Amiaüd-Mechineau  Nr.  191,  193.    Brünnow,  List  p.  342. 

2)  Bi-e-a-um  Bammurabi,   Neb.  ßors.  Col.  I,  2 ;  li-e-a-um  ASKT  185,  25.     Zur  Sache  s.  a.  Bezold 
Diss.  S.  24.  Anm.  1. 

4)  Beitrcuje  zur  Assyriologie  Bd.  1  Heft  1  S.  335. 


142  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Also:  die  durch  N,  1,  ^  ausgedrückten  Sprachelelemente  fehlen  dem  sumerischen  (dem 
allographischen)  System,  während  sie  alle  drei  im  Babylonisch-Assyrischen  nachweisbar  sind, 
eine  Thatsache,  an  der  dadurch  nichts  geändert  wird,  dass  sowohl  1  wie  ^  früh  und  vielfach 
in  N  übergegangen  sind. 

4)  Von  X  wendet  sich  der  Blick  zu  den  gutturalen  Consonanten  (nach  semititischer 
Auffassung).    Von  den  charakteristisch  semitischen  Lauten       ,    j;,.    c,   p  findet  sich  lediglich    • 

durch  besondere  Zeichen  lautlich  ausgedrückt.  Daraus  aber  zu  schliessen,  dass  sie  dem  Assy- 
rischen überhaupt  und  von  Anfang  an  gefehlt  haben,  ist  um  vso  weniger  erlaubt,  als  diese 
Laute  sich  noch  in  ihrer  Einwirkung  auf  den  Vocalismus  erkennen  lassen.  Es  ist  sehr  wohl 
möglich,  dass  sie  in  der  Sprache  noch  geraume  Zeit  unterschieden  blieben,  ohne  dass  man 
dies  in  der  Schrift  nachzuweisen  vermöchte,  in  welcher  sie  alle  durch  N  ausgedrückt  sind.  Es 
gilt  hierfür  analog  das  oben  S.  136   Angeführte. 

Aber  nicht  einmal  der  Laut  /(,  für  den  die  Zeichen  aus  dem  ursprünglichen  keilinschrift- 
lichen  System  entnommen  sind  und  den  Hal^vy  daher  dem  allographischen  System  zuschreibt, 
findet  sich  im  Sumerischen.  Dies  folgt,  wie  von  Haupt ^)  seit  Langem  vertreten  wird,  zur 
Evidenz  aus  dem  Vergleich  von  Schreibungen  wie  babylonisch -assyrisch  ii-ma-ah-hi-ra  mit 
sumerisch  (, allographisch ")  lah-ga  neben  dalj-rP)  u.  ä. 

hl  beiden  Fällen  soll  (s.  o.  S.  58  Anm.  5)  durch  den  Schlusslaut  der  ersten  und  den 
Anfangslaut  der  zweiten  Silbe  derselbe  Consonant  ausgedrückt  werden.  Im  Akkado-Assyrischen 
finden  sich  in  solchem  Falle  an  zweiter  Stelle  stets  nur  Zeichen,  deren  Lautwerthe  mit  h  an- 
lauten. Der  im  Sumerischen  erscheinende  ^-Anlaut  zeigt,  dass  wir  es  statt  mit  dem  tonlosen  h, 
mit  einem  tönenden  (stimmhaft)  gesprochenen  Consonanten  zu  thun  haben;  dies  wird  durch  die 
zweite  Variante  h-r  bestätigt  und  zugleich  gezeigt,  dass  dieser  Consonant  den  Zitterlauten  nahe- 
steht. Die  genannten  Eigenschaften  passen  auf  den  durch  y  zu  bezeichnenden  Laut  (holländisch  g, 
arabisch  a)-  Dieser  kommt  also  der  sumerischen  Sprache  zu;  die  zum  Ausdruck  des  akkado- 
assyrischen  tonlosen  h  wurde  aus  dem  Lautbestand  des  Sumerischen  der  ihm  genetisch  und 
akustisch  nächstverwandte  tönende  Laut  gewählt ;  die  Zeichen  für  Silben,  die  im  Sumerischen 
ein  g  enthielten,  wurden  zum  Ausdruch  /i-haltiger  Silben  verwendet.  Ein  entsprechendes  Ver- 
fahren lässt  sich  mehrfach   beobachten. 

Zunächst  5)  bei  den  sogenannten  emphatischen  Consonanten  oder,  um  mit  Haupt 
diesen  Lauten  einen  ihrem  wirklichen  Charakter  entsprechenden  Namen  zu  geben ,  den 
Consonanten  mit  Kehlkopfverschluss*).  Halevy*)  behauptet,  dass  sie  alle  im  Sumeri- 
schen (seinem  allographischen  System)  zu  finden  seien;  —  aus  keinem  anderen  Grunde, 
als  dem  völlig  unzureichenden  (oben  Seite  131  f.)  der  Identität  der  Schriftzeichen.  Haupt, 
ASKT  Seite  167  ff.  §  11  — 16  hat  so  klar  und  erschöpfend  dargethan,  dass  die  Zeichen, 
welche  für  die  10  ü  p  enthaltenden  Silben  sämmtlich  im  Sumerischen,  sofern  sie  überhaupt  mit 
entsprechenden  Lauten  in  dem  „allographischen  System"  vorkommen,  ausschliesslich  die  ohne 
Kehlkopfverschluss  gesprochenen  tönenden  Consonanten  d,  ^,  g  oder  in  selteneren  Fällen  die 
tonlosen  /,   s,   k  bezeichnen,    dass    ich    mich    mit   dem    einfachen  Hinweise    auf  Haupt's  Aus- 


1)  ASKT  165  f.  §  9.     CV  7  und  29  zu  7. 

2)  Vgl.  0.  S.  104  Anm.  5. 

3)  S.  Beitr.  S.  251  ff.  Dass  die  Bezeichnung  als  Emphaticne  im  Grunde  genommen  unzutreffend, 
betont  Haupt  mit  Recht.  Indess  möchte  ich  doch  für  Beibehaltung  des  Namens  aus  denselben  Gründen 
plaidiren,  welche  Brücke,  Grundzüge^  Seite  51  sub  2  bei  den  indischen  , Cerebralen"  geltend  macht.  Beide 
Namen  bezeichnen  die  betreffende  Lautclasse  so,  dass  ein  Missverständniss  so  gut  wie  ausgeschlossen  ist. 

4)  Allographie  §.3  p.  540. 


Dem  Sumerischen   fehlen   die  sogenannten  emphatlHchen  ConHonanten  und  da«  p.  l4o 

führungen  begnügen  kann^).  Dazu  kommen  dann  noch  die  überhaupt  erst  von  den  Semiten 
den  betreffenden  Zeichen  beigelegten  Lautwerthe  is  (aus  isu  y]3j  für  t^'  .sumeri.sch  gis  „Holz" 
und  id,   it,   it  (aus  idu  T)  für  ^^^T  sumerisch  (i)a   „Hand". 

6)  Auch  manche  Sumeristen  wird  es  vielleicht   überraschen,    wenn  ich  den  Nachweis 
versuche,  dass  dem  sumerischen  Lautsystem  das  p  gefehlt  hat.  —  Von  den  in  Betracht  kommen- 
den Zeichen  können,  da  '^j^*^  =  hu,  pii  und  diejenigen,  welche  zum  Ausdruck  geschlossener  Silben 
dienen,  gleichzeitig  für  h  und  p  im  Akkado- Assyrischen  in  Verwendung  sind,  nur  ►t  pa  und 
1*^  pi  zur  Entscheidung  herangezogen  werden. 

a)  ^  |*~  hat  die  Lautwerthe  |?i,  a,  ma  und  we  (s.  o.  S.  135  u.  128  f.  Zahlwörter  3  u.  30). 
Der  Lautwerth  pi-i  kommt  nur  im  Syllabar  S*  vor*),  welches  der  Aufzählung  der  im  semitisch 

Akkado-Assyrischen  verwendeten  Lautwerthe  gewidmet  ist.  [  *"  hat  im  Sumerischen  die  alleinige 
Bedeutung  „Ohr".  —  Wo  ein  Zeichen  mehrere  Lautwerthe  hat,  denen  im  Sumeri- 
schen keine  wesentlich  verschiedenen  oder  verschieden  benannten  ursprünglichen 
Begriffswerthe  entsprechen,  ist  die  Frage  nach  einem  gemeinsamen  etymolo- 
gischen Ursprung  und  sonach  lautlichen  Zusammenhang  dieser  Lautwerthe 
besonders  berechtigt,  ein  Princip,  das  wir  noch  mehrfach  werden  anzuwenden 
haben.  —  „Hören",  wörtlich  „Ohr  haben",  heisst  im  Sumerischen  gis-tuk^  neusumerisch 
vtis-hih  (ASKT  42  Z.  8),  „Ohr"  also  (Hommel  ZK  I  168  u.  220  Anra.  1)  gis,  neusumerisch 
durch  Labialisation  (S.  144  f.)  vus,  Entwicklungsreihe  etwa  gis  {gys)  :  g"'ys  :  ivus  (wys).  War 
zu  der  Zeit,  da  die  sumerische  Schrift,  zunächst  von  den  sumerischen  Schriftgelehrten  (Haupt 
ASKT  S.  KU  §  6),  den  semitischen  Lauten  angepasst  wurde,  die  Labialisation  des  g  in  gis 
bereits  begonnen,  so  dass  nunmehr  das  Wort  mit  einem  dem  tönenden  Verschlusslaut  der  indo- 
g-Reihe  etwa  entsprechenden  g*"  anlautete,  und  war  gleichzeitig  das  auslautende  s  schon  im 
Verklingen  begriffen  (vergl.  SFG  Seite  47  sub  17,  18),  so  erscheint  es  verständlich,  dass  der 
labialisirte  tönende  Consonant  g"'  sowohl  als  Nothbehelf  zum  Ausdruck  des  labial  tönenden 
Reibelauts  tv  wie  des  labialen  tonlosen  Verschlusslauts  p  der  semitischen  Sprache  verwendet 
wurde.  So  erklären  sich  die  Werthe  we  und  pi ,  während  bei  iva,  ma,  a  der  Vocal  noch 
Schwierigkeiten  bereitet. 

b)  Ein  Gleiches  lehrt  die  Betrachtung  des  Zeichens  ^.  Wir  finden  dasselbe  ebenfalls 
zur  Bezeichnung  des  radicalen  1  in  Verwendung  (oben  Seite  137).  Der  Lautwerth  pa  wird 
S*  IV,  23  angeführt,  ausserdem  in  S**  211,  als  Aequivalent  von  a-ru ,  wo  mit  Hinblick  auf 
HR  27,  7c  (o.  S.  137)  zweifelhaft  sein  kann,  ob  wir  es  nicht  mit  einer  phonogrammatischen 
Verkürzung  sms  wa-m  zu  thun  haben.  Der  alleinige  Begriffswerth  ist  „Griffel,  Scepter",  sume- 
risch </ac?,  und  daraus  entlehnt  (?)  babyl.-assyr.  hattu.  In  der  Glosse  mu-u-a-ti  zu  pa  V  R  46, 
Nr.  2  Rev.  49  kann  man  daher  kaum  etwas  Anderes  sehen,  als  eine  Entwicklung  aus  einem 
gtvuat{i),  gvat(i),  dass  seinerseits  aus  gad{t)  durch  Labialisirung  des  g  entstanden  ist;  als  Zwischen- 
stufe   dürfte    gttd^)    anzusehen    sein;    Entwicklungsreihe    gad :  g'^'ad :  iv{u)ad.     Zu   beachten    ist 

ferner  aus  dem  Berliner  Vocabular  V.  A.  Th.  240  die  Zeile  ^^  (mu)  =  amelu.     Hier  ist  ^p 


1)  Dass  speciell  C^^j  f    im  Sum.   gleich   z,   zeigt  AL^  S.  72   die   von  Delitzsch   u.  V  R  27  Nr.  5 
veröffentlichte  Liste  der  verschiedenen  Formen  des  sum.  Aequivalents  von  assyr.  attimu  „ihr";  M»i-^^||-eH, 

ew-C^^lj-eH  etc.   Das  pron.  pers.  2  lautet  sumerisch  mit  ^  an,  za-e,  Suffix  sa.    Es  ist  klar,  dass  in  ^^|[-en, 

zen  derselbe  Stamm  ausgedrückt  ist. 

2)  Brünnow,  List  Nr.  7965  ,und  7969. 

3)  *-}i]  ^]  Glcsse  zu   t^  in  K.  40  IV,  1  und  V,  42,  46  c.     Bbünnow  5661. 


144  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

nicht  etwa  Ideogramm  für  amchi,  sondern  phonetische  Schreibung  einer  Verkürzung  aus 
dem  neusumerischen  muln  , Mensch".  Sumerisch  (j"a(d)  wäre  somit  zum  Ausdruck  des  semi- 
tischen pa  verwendet  worden,  entsprechend  wie  g^''y{s)  zur  Aushülfe  für  pi  dienen  rausste, 
während  zugleich  (?)  die  Bezeichnung  des  „Griffels"  in  der  erhaltenen  älteren  Form  gad  als 
hatfii  in's  Akkado- Assyrische   überging.  ' 

Ein  Analogon  möchte  ich  in  den  lautlichen  Erscheinungsformen  des  Zeichens  yyK 
ga{t})  , Fisch"  erblicken.  Aus  sumerischem  ga{n)  entsteht  der  babylonisch-assyrische  Lautwerth  ha. 
Daneben  erscheinen  aber  kua,  ku  und  a  als  Lautwerthe  des  Zeichens^).  Dies  dürfte  auf  eine 
doppelte  Entwicklungsreihe  deuten  : 

i  1)  kua,  ku 

I  2)  wa,  a. 

Jedenfalls  spricht  Alles,  was  über  die  ursprünglichen  Lautwerthe  von  f*^  und  tt 
zu  ermitteln  ist,  gegen  die  Existenz  eines  p  im  Sumerischen.  Ich  schlage  desshalb  vor,  das- 
selbe vor  der  Hand  aus  dem  Lautbestand  dieser  Sprache  zu  streichen*),  und  thue  dies  mit 
um  so  grösserer  Zuversicht,  als  jüngst  mitten  in  meine  diesbezüglichen  Erwägungen  hinein 
die  Nachricht,  dass  auch  das  Mitanni,  eine  nichtsemitische  und  nichtarische,  vorder- 
asiatische Sprache,  den  j?-Laut  nicht  kennt  (ZA  V  76  ff.),  bestätigend  und  mancherlei  weitere 
Gedanken  anregend  drang. 

Mit  Vorstehendem  ist  schon  bewiesen,  wie  sehr  verschieden  das  akkado-assyrische  und 
sumerische   Lautsystem   ist.     Weitere  Differenzen  werden   sich    ergeben ,    wenn   wir    betrachten 

2)  die  consonantischen  Lautwandlungen. 

Von  den  lautlichen  Erscheinungen ,  die  ganzen  Lautclassen  oder  mehreren  Lauten 
gemeinsam  sind,  haben  wir  soeben  bereits  berührt 

1)  die  Labialisation.  Am  deutlichsten  im  Anlaut:  gal  „gross",  assyrisch  rabü, 
erscheint  als  gula  und  mid;  Entwicklungsreihe:  g"^ul  :  ^wul  :  vuP).  Im  Inlaut:  dagal^  assy- 
risch rapsu  „weit",  wird  damal.  Auch  im  Auslaut  oder  besser  vor  dem  a  des  Stat.  prol. 
dürften  Wandlungen  wie  sag{ga),  assyrisch  lihhu  „Herz",  zu  sab{ba).,  seg(ga)  =  libittu  „Back- 
stein" zu  seb{ba),  und  zib(ba)  slus  dug{ga) — wo  ausserdem  noch  andere  später  zu  besprechende 
Lautwandlungen  in  Betracht  kommen  —  dug:  dib  :  sib  =  .s^w,  hierher  zu  rechnen  sein.  In  Fällen, 
in  denen,  wie  bei  ^ag  und  fab  „zwei"  (o.  S.  128  Anm.  6),  g  und  b  mit  einander  wechseln, 
ist  die  Form  mit  g  wohl  die  ältere*),  so  dass  Wandel  von  g  zu  ^"',  tv,  v  vorliegt.  Möglich 
ist  aber  auch,  dass  der  umgekehrte  Fall,  Gutturaralisation  des  Labials  vorliegt.  — 

Halevy*)  äussert  über  diese  gesammte  Erscheinung:  „Grdce  ä  une  prononciutioniy) 
gutturale  dont  nous  nous  rendons  difficilement  compte(l) ,  m  pouvait  aussi  expritner 
le  son{\)  g^.  Wir  haben  dem  nichts  hinzuzusetzen.  Delitzsch^)  findet  das  in  der  babyloni- 
schen Schrift  zwischen  m  und  g  zu  beobachtende  Wechselverhältniss  noch  „wenig  klar".  Hätte 
er    nicht   wenigstens   betonen   sollen,   dass  dieses   „Wechselverhältniss"   nur  in  der   „allographi- 


1)  Sa  I  36,  38  vergl.  37.  —  V  R  23,  5  a.  Vergl.  auch  die  Aussprache  Icu  für  nünn  d.  i.  wohl  g"u 
aus  ga.    Brünnow  11815—9;  3844. 

2)  Wie  ich  nachträglich  sehe,  bezweifeln  auch  Hommel,  ZK  I  164  und  Jensen,  ZK  1,  182  Anm.  1 
die  Existenz  eines  p  im  ursprünglichen  sumerischen  Lautsystem,  letzterer  bereits  mit  Bezugnahme  auf  die 
Wandlungen  des  Zahlwortes  „drei"  und  die  Glosse  mu-u-a-ti  zu  X^- 

3)  Haupt,  SD  516  CV  3,  Hommel,  ZK  167  f.;  Jensen.  Surhu  17;  Lehmann,  Diss.  37  sub  c. 

4)  Pinches,  PSBA  1882  p.  111  ff.     Haupt,  CV  XXXIII  zu  S.  18. 

5)  Alloyraphie  §  3  g.  E.  p.  541. 

6)  Grammatik  §  49  a  Aniu.  S.  115. 


Palatalisation  des  k  im  Sumerischen.  l^o 

sehen"  Bestandfcheilen  der  babylonischen  Literatur  ,zu  beobachten"  i.st  und  hätten  wir  nicht 
von  einer  sachgeniässen  Darlej^unor  des  Thatbestandes  andere  Beispiele  erwarten  dürfen,  als 
häläku :  ha-lam-ma  und  salduktu  :  sa-lia-luin-ma,  wo  dieser  Wandel  bei  der  Uebemahme  eines 
semitisch-assyrischen  Wortes  in's  Sumerische  stattfindet  und  als  Mittel  zur  äusseren  Sumeri- 
sirung  verwendet  wird?  Gegen  hiir-sam:hnr-sag^  Delitzsch. s  einziges  anderes  Beispiel,  haben 
wir  einzuwenden,  dass  durch  die  Lesung  hur  statt  des  näherliegenden  har  das  sumerische  Wort 
für  „Berg",  in  welchem  sich  allerdings  dieser  Wandel  findet,  offenbar  dem  semitischen  Wort 
liursänii^  das  mit  harsag  gar  nichts  zu  thun  hat  (Verstoss  gegen  Forderung  l  S.  113)  und 
übrigens  nicht  „Gebirge",  auch  kaum  „Waldgebirge",  sondern  „bewaldete  Höhe"  bedeutet,  ähn- 
lich gemacht  werden  soll.  Warum  nicht  gal :  mul  anzuführen,  um  so  mehr,  als  doch  Delitzsch 
für  dessen  semitischen  Ursprung  gewichtige  Gründe  beizubringen  in  der  Lage  ist  (oben  S.  126 
Anmerkung  7)?  Zu  der  von  Delitzsch,  Beiträge  I,  202  völlig  mit  Unrecht  in  antisumeri- 
schem Sinne  ausgebeuteten  Schreibung  i-sah-kan-ga  (für  isakamma)  siehe  unten. 

2)  Einen  noch  grösseren  Umfang  hat  die  Palatalisation  oder  Mouillirung.  Wie 
die  Labialisation  zumeist  an  die  Nachbarschaft  eines  u  geknüpft  ist,  so  erscheint  die  Palatali- 
sation am  Häufigsten  in  Fällen,  wo  dem  palatalisirten  Consonanten  der  palatale  Vocal  i  oder 
ein  dem  i  der  Articulation  nach  nahestehender  Vocal  folgt.  Die  Palatalisation  kann  sämmt- 
liche  Sprachelemente  der  Dentalclasse  treff'en;  die  mouillirten  Dentale  sind  einfache  Laute  ^), 
bei  denen  zur  Bildung  von  Verschluss  oder  Enge  ein  grösserer  Theil  der  Zunge  thätig 
ist,  während  bei  den  nicht-mouillirten  nur  eine  Stelle  der  Zunge  in  Action  tritt.  Bei  der 
Palatalisirung  von  Sprachelementen  der  Zc-Reihe  tritt  ein  Vorrücken  der  Articulation  nach  dem 
Dentalgebiet  zu  ein^).  Aus  k  wird  t  (polnisch  c,  italienisch  c  vor  /,  e).  Soviel  als  Ein- 
leitung und  zum  Verständniss  des  Folgenden. 

a)  Auf  die  Palatalisation  des  A-  im  Sumerischen  ist  von  mir  zuerst  hingewiesen  worden 
in    einem  Briefe    an    Prof.  Hommel,    den    dieser  ZK  H  S.  99    veröffentlicht    hat.     Ich    sprach 

dort  aus,  dass  in  den  beiden  der  Postposition  iE]  zukommenden  Aussprachen  ku  und  su  ety- 
mologisch ein  und  dasselbe  Wort  zu  sehen  sei,  dass  aus  ku'.  su  (tg)  und  si  geworden  sei. 
Zunächst  war  gegen  Haupt,  der  SFG  S.  17  ff.  nur  su  gesprochen  wissen  wollte,  nachzuweisen, 
dass  die  ursprüngliche  Aussprache  der  Postposition  wirklich  ku  war.  Von  den  damals  von 
Hommel    angeführten  Belegen    war    einer  werthlos ,    da    nach    gütiger  Mittheilung  Delitzsch's 

IV  R  22,  20b    (Haupt  SFG  20)   nicht    I^^  ItJ  Igf  steht,    sondern  statt  Ih]   vielmehr 

*^^|)  also  dagal-la-ku  nicht  dagal-lik-h'u. 

Dagegen  fallen  jetzt  statt  einer  sechs  von  den  Stellen  der  Syllabaro,  in  welchen  die 
Zeichen    nach    ihrer  Zusammensetzung    benannt   werden,    beweisend    in's  Gewicht.     Wenn   die 

Zeichengruppe  I  Y*^*t~  von  den  babylonischen  Gelehrten  als  a-ana-]^  bezeichnet  wird,  so  steht 
I^  hier  in  der  Bedeutung  „zu,  plus",  d.  h.  die  Gruppe  besteht  aus  den  Zeichen  a -^  an.  Er- 
scheint nun  für  \]^  >~-^^\  ki  -\-  izü  der  Name  ki-i-za-cJ^'-]^ ,  so  zeigt  das  vor  ][^ 
erscheinende  afe,  das  wirkhch  h'u  zu  lesen  ist,  und  so  entsprechend  in  den  übriger  fünf 
Fällen  3). 


1)  F.  H.  DU  Bois-Ketmond,  Kadmus  S.  217  ff.  Lepsius,  Standard  Alphabet  70  ff.  Hoffoky,  Phone- 
tische Streitfragen  in  Kuhn's  Zeitschr.  für  vergl.  Sprachf.  XXIII  S.  r)28  f.  gegen  Brücke,  Grund:ii(je  S.  81  ff. 
Ebenso  Sieveks,  Phonetik'^  S.  142  §  23  sub  1  Abs.  2. 

2)  HoFKOUY,  a.  a.  0. ;  vgl.  Brücke,  Grundzüge  S.  85.     Sievers,  S.  143  g.  E. 

3)  S.  jetzt  Brünnow,  List  5640,  9687,  2931    9646,  11710,  968,  vgl.  p.  573  s. 

Lehmann,  Sauiaijsumukin.  29 


146  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Weiter  sind  sebi*  zu  beachten  die  auf  \iH.|  \iF]  endigenden  Zeichennamen. 
Diese  kommen,  wie  jetzt  auch  die  Uebersicht  bei  Brünnow  p.  572  zeigt,  nur  Zeichengruppen 

zu,    welche    an    letzter    Stelle    ein    \^^|    aufweisen;    so    heisst    die    Zeichengruppe       f    yiEj 

u-tti-y]^  \1eJ,  d.  h.  tid  +  ki-  Ich  halte  daher  in  \iBj  \IpI  das  erste  \iEj  für  den  Aus- 
druck des  Zeichennamens  ki,  das  zweite  dagegen  für  die  durch  Vocalwandel  —  wegen  des  vor- 
hergehenden li  —  veränderte,  phonetisch  geschriebene  Postposition:  ki  für  ku,  also  wieder  ein 
Beweis,  dass  die  Postposition  ursprünglich  mit  Je  anlautete.  Dass  wir  mit  einem  solchen 
Vocalwandel  als  Anlass  oder  jedenfalls  als  wesentlichem  Element  der  Palatalisation  zu  rechnen 
hätten  (vgl.  soeben  S.  145),  hatte  ich  auf  Grund  und  nach  Analogie  von  Collitz's^)  Darleg- 
ungen über  die  indoiranische  Palatalreihe  von  vornherein  angenommen  und  erklärt,  dass  in 
SU  (aus  hl)  das  u  wahrscheinlich  bereits  eine  Neigung  zu  i  (//,  siehe  unten)  gezeigt,  also  etwa 
ty  (siehe  unten)  gelautet  habe,  noch  ehe  ich  beachtet  hatte,  dass  thatsächlich  unsere  Post- 
position sich  in  der  Form  '^^)  se  {sij,  ti/)  vorfindet,  so  dass  die  Reihe  ku'.ki  {ky):{ty)  su:{sy) 
se  geschlossen  erscheint.   — 

Die  palatalisirte  Form  des  Jeu  versteckt  sich  auch  in  den  sumerischen  Adverbial- 
endungen, vielleicht  in  *^  aP)  und  sicher  in  es'^).  Aus  uädakku  d.  i.  ud{a)-{-ku  „täglich", 
„pro  Tag"  hätte  werden  können  tiddassy,  dann  tiddas,  sowie  aus  ada-na-Jcu  „seinem  Vater" : 
adanas,  aus  dugga-{da-)ku:  eibhi-{da-)as^  JBü.  Z.  13. 

War  nun  in  der  Postposition  die  Palatalisirung  des  Vocals  begonnen  und  verwandelte 
sich,  aus  diesem  oder  einem  anderen  Grunde,  das  derselben  unmittelbar  vorhergehende  a  des  stat. 
prol.  in  e  (//),  so  wurde  aus  a-Jcu  e-se  (y-sij);  die  letztere  Aussprache  giebt  die  Glosse  V  R  37,  59 
geradezu  für  |p[  in  der  Bedeutung  Mnm  „wie";  für  gul-li-es  „freudig"  {Bil.  9)  wäre  also  z.  B. 
als  ursprüngliche  Form  gula{k)Jcu  anzusehen. 

Die  assyrische  Adverbialendung  is  lautet  nun  an  dieses  aus  a-Jcii,  i-Jcu,  i-ty  entstan- 
dene es  so  nahe  an,  dass  die  Frage  sich  aufdrängt,  ob  diese  beiden  Adverbialendungen  gemein- 
samen Ursprungs  sind  oder  ob  der  Zusammenklang,  wie  so  häufig,  nur  das  zufällige  Ergebniss 
einer  gänzlich  verschiedenen  Entwicklung  ist. 

1)  Die  letztere  Möglichkeit  kann  nicht  von  vornherein  von  der  Hand  gewiesen  werden. 
Es  könnte  in  der  assyrischen  Adverbialendung  is  das  verkürzte  assyrische  pronom.  pers.  der 
3.  Person  su  stecken:  tähis  aus  tabi-su^). 

Es  wäre  dann  noch  erwägenswerth,  ob  nicht  der  zufällige  Gleichklang  der  sumerischen 
Adverbialendung  an  seinem  Theile  dazu  mitgewirkt  hat,  dass  sich  an  das  anfänglich  nur 
sporadische  Auftreten  von  Formen  wie  tähis  aus  tabi-su  die  Bildung  einer  allgemeinen  und 
durchgehenden  Adverbialendung  knüpfte. 

2)  Entscheidet  man  sich  dagegen  für  gemeinsamen  Ursprung  der  beiden  Endungen, 
so  ist  eine  Anleihe  des  Assyrischen  bei  dem  Sumerischen  anzunehmen. 


1)  In  Bezzenberger's  Beiträgen  zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen  III,  177  fif. 

2)  Haupt,  ASKT  S.  141  §  11.     Hommel,  ZK  II  lOl.  —  Vgl.  S^  I  26  u.  Var. 

3)  Schon  von  Haupt,  SFG  36  ff.  in  Erwägung  gezogen,   aber  verworfen  unter  Bevorzugung  der  jetzt 
aufzugebenden  Lesung  ru  für  das  postponirte  *^- 

4)  Jensen,  ZA  I,  93,  Lehmann,  Diss.  39. 

5)  Oppert.     Haupt,  SFG  36  A.  2  vergleicht  äthiopisch  höra  te.Mzü  „er  ging  traurig  fort"  (Dill- 
MAMN,  Aethiop.  Gramm.  S.  7  b).  —  S.  Delitzsch,  Gramm.  §  80b  Anm.  S.  217  f. 


Ursprung  der  assyrischen  Adverbialendung  -is  unsicher.  147 

Dafür  spräche  vornehmlich: 

a)  Das  Erscheinen  des  lexicographisch  und  grammatisch  rein  sumerisch  gebildeten 
Ausdrucks  tidakJcu  „täglich"  (siehe  oben)  innerhalb  der  babylonischen  Inschriften  eines  Nehi- 
kadnezar^). 

ß)  Die  Bildung  von  Adverbien  durch  Anhängung  von  a-Tm  an  rein  assyrische  Wörter: 
mar-sa-ku  für  marsis   , schmerzlich"   und  za-za-ku  für  zazis   ,in  Fülle'*).  — 

Haupt's  Anschauung  (SFG  36),  dass  die  assyrische  Adverbialendung  ü  das  Prototyp 
der  sumerischen  es  sei,  kann  nur  der  beipflichten,  der  sumerisch  a-kii  etymologisch  von  as 
und  es  vollständig  trennt.  Solche  Trennung  ist  aber  angesichts  der  oben  S.  14ß  angeführten 
Thatsachen  kaum  angängig. 

Zimmern  a.  a.  0.  ist  der  Ansicht,  dass  für  das  Assyrische  eine  Adverbialendung  -ku, 
-k  „nicht  länger  geleugnet  werden  kann".  Er  führt  dafür  an:  uddakku^  marsaku,  zazaku, 
„sodann  wohl  auch  känak  la  batlak^)  und  vielleicht  auch  das  häufige -^-m  der  Zeichennamen". 
Letzteres  ist  oben  bereits  als  höchst  un assyrisch  erwiesen  worden.  Kunah  und  hatlak  aber 
sind  doch  wohl  Permansi vformen  „indem  ich  beharre,  ohne  aufzuhören".  Ein  assyrisches  udu 
„Tag",  ausserhalb  der  Verbindung  udakku,  soll  noch  nachgewiesen  werden  (S.  114  sub  2a); 
nddakkii  sowie  das  ebenfalls  in  einem  assyrischen  Text  erscheinende  iiddes  sind  Entlehnungen 
aus  dem  Sumerischen.  Bleiben  nur  marsaku  und  zazahii  neben  regelmässigem  marsis  und 
zazis;  in  ihnen  ist  die  Adverbialbialbildung  ebenfalls  entlehnt:  von  einer  assyrischen  Adverbial- 
endung -hu  -k  kann  keinenfalls  die  Rede  sein. 

Delitzsch*)  sagt,  marsaku  sei  gewiss  ursprünglich  Adjectiv;  diese  Annahme  bei  einem 
ofi'enkundigen  und  unzweifelhaften  Adverbium  erklärt  sich  doch  wohl  nur  aus  dem  Bestreben, 
das  adverbiale  -akkii  mit  der  vermeintlichen  semitischen  Nominalendung  -akkii  (S.  122  f.)  in 
Verbindung  zu  setzen. 

Ganz  unerfindlich  ist  mir,  wie  Delitzsch^)  aus  dieser  Uebereinstimmung  der  neu- 
snmerischen  und  assyrischen  Adverbialendung  Capital  für  den  Antisumerismus  zu  schlagen 
versuchen  kann.  Sollen  etw^a  die  babylonischen  „Geheimschreiber"  semitisches  is  rein  zum 
Zwecke  der  Allographie  in  ise  und  dann  in  a-ku  verwandelt  haben?  Oder  ist  es  nach  assy- 
rischen Lautverhältnissen  möglich,  einen  Wandel  von  aku  zu  as  und  es  zu  erklären?  Dis- 
cutirbar  sind  meiner  Ansicht  nach  nur  die  sub  1)  und  2)  zur  Darstellung  gebrachten 
Anschauungen.  Eine  Entscheidung  zwischen  beiden  zu  treffen,  scheint  mir.  wie  Jensen^),  vor 
der  Hand  unmöglich. 

Schliesslich  sei  noch  hervorgehoben,  dass  auch  der  Lautwerth  zi  des  Zeichens  JirJ'^ 
kaum  etwas  Anderes  ist,  als  eine  Erscheinungsform  der  palatalen  Form  des  ku\  z  hat  hier, 
wie  oft  im  Sumerischen  nicht  den  Laut  des  T,  sondern  den  des  ■:^),  ist  also  tönender  Reibe- 


1)  I  R  52  Nr.  3,  22  a  ud-da-ak-lai.  In  iid-da-kam  Neb.  E.I.H.  IV  34  scheint  nominale  Flexion  des 
ganzen  entlehnten  adverbialen  Ausdrucks  mit  Anhängung  des  enclitischen  «m  vorzuliegen,  analog  den  aus 
ümis  gebildeten  Adjectiv  umisamma,  Nabon.  I,  16,  5.     Delitzsch,  Gramui.  §  80  b/?. 

2)  IV  R  61,  10/11  u.  45.     Zimmern,  BB  94. 

3)  Neb.  1  R  52  Col.  1,  20.     Nerg.  I,  17. 

4)  Grammatik  §  80b/?  Anm.  S.  218. 

5)  Grammatik  §  25  S.  70. 

6j  Kosmologie  266  u.  302  Anm.  1. 

7)  Brünnow,  Nr.  10519.     Vgl.  auch  Jensen,  ZA  I  62. 

8)  Vgl.  Haui'T,  GGN  1883  S.  107  Anm.  2  a.  E. 

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148  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

laut    gleicher  Articulationsstelle  wie   s^).     Der  Ausdruck  ^Y    *^Il^  (s-  o.  S.  129  Anm.  7), 

wenn    mit  Opfert    als   „zehnmal",    also    als    für  py"    ]^  stehend,    zu  fassen,    wäre  eine  Be- 
stätigung dieser  Auffassung.    Soviel  über  die  Palatalisirung  des  Ä;-Lautes  in  der  Postposition  ku. 
Weitere  Beispiele   dieser  von  Halevy   und  Delitzsch   überhaupt  nicht    berührten  Er- 
scheinung sind : 

1)  tjä-  kid  und  sid""). 

2)  die  Glosse  V^^)  .^^  I^  in  dem  Namen  der  Göttin  KU.NIR.DA. 

3)  Die  Aussprache  se  neben  ku  für  das  Ideogramm  \|  *^^>^I  ff  =  tukidtu  (siehe 
o.  S.  101)*). 

c)  Die  Mouillirung  des  n.  1)  Neben  nir  , Fürst"  erscheint  se-ir  sir  {si/r)y  2)  neben 
a-nir{-ra)   „Klage"   a-se-ir-ra^). 

Nach  einem  gründlich  misslungenen  Erklärungsversuch  von  meiner  Seite  ^)  haben 
HOMMEL  und  Jensen  (ZK  II  103),  unabhängig  von  einander,  die  Erklärung  dieser  auf  den 
ersten  Blick  überraschenden  Erscheinung  in  einer  Palatalisirung  des  n  erkannt.  Aus  nir  wird 
nir,  dann  zir;  si  steht  hier  wiederum  für  H  (siehe  oben). 

So  richtig  aufgefasst,  fügt  sich  der  Wandel  von  n  zu  s  (i) ,  den  Delitzsch')  für 
lautphysiologisch  unmöglich  hält,  in  die  Reihe  der  phonetisch  vöUlig  begreiflichen 
und  in  lebenden  Sprachen  vielfach  belegbaren  lautlichen  Erscheinungen  ein. 

Als  weitere  Beispiele  für  diesen  Lautwandel  seien  angeführt: 

3)  fiy     -^^=  ni-mur   und   '^  -oiL,^  se-nmr   {ni-mur)  =  kinunu^). 

4)  Die  Form  sin  des  incorporirten  Verbalregimes  3.  Pers.  sing,  nin;   'nin:zin.{?) 

5)  Die  Form  nesin  ^^5^^|    \|*^  ^^H"ff  desgl.  3.  Pers.  plur.  für  * ninin :  nizin 
aus  m{n)-nin^){'^).     Und  endhch 

6)  erscheint   es   mir    erwägenswerth ,    ob    nicht   der  Lautwerth   zil   des  Zeichens 

►  I  1 1  j  (akkado- assyrisch  auch  für  sil  verwendet)  mit  dessen  anderem  Werthe 
nun  gleichen  etymologischen  Ursprungs  ist.  Für  -im  zu  -il  wäre  zu 
vergleichen  mun  und  mil  =  himtitii  (siehe  Seite  150  sub  4);  ;s  wäre  z,  also 


1)  S.  dazu  auch  ^i  ►^TT  i^  und  s«  ^T>-  beide  napistu  , Seele"  und  die  weiteren  von  Hommel  ZK  I  171 
angeführten  entsprechenden  Fälle.  Eine  Stufeufolge  zi  :  si  :  si,  wie  sie  Hommel  hier  erkennen  möchte,  ist 
schwerlich  anzunehmen. 

2)  Jensen,  ZA  I  183  f.     Siehe  dort  auch  berechtigte  Einwände  gegen  Zimmern,  BB  27  o. 

3)  II  R  57,  26  a;  so  zu  lesen  nach  Jensen,  ZA  I  398  f. 

4)  Hommel  ZK  I  167  nimmt  einen  Wandel  von  g  und  y  zu  j  an.  Dieser  würde  nach  der  von  uns 
gegebenen  Definition  der  Palatalisation  keine  eigentliche  Palatalisation  darstellen,  sondern  für  den  tönenden 
Verschlusslaut  g  nur  den  üebergang  in  einen  tönenden  Reibelaut  der  Ä"-Reihe,  für  den  tönenden  Reibelaut 
des  hinteren  Gebietes  der  A:-Reihe  <j  den  üebergang  in  den  tönenden  Reibelaut  j  des  vorderen  Gebietes  der 
Ä;-Reihe,  also  ein  Vorrücken  der  Articulationsstelle  und  insofern  allerdings  einen  der  Palatalisation 
der  fc-Reihe  analogen  Vorgang  bezeichnen.  Doch  scheinen  mir  die  von  Hommel  beigebrachten  Beispiele 
mag-e  „gross",  gug-e  „treten",  in-ag-e    „er  misst"  diesen  Lautwandel   nicht  sicher   zu   stellen,    da  über  die 

Natur  des   angehängten  ^Ty  e   (ob  stat.  prol.    oder   besonderer  grammatischer   Function)   doch  wohl   noch 
Zweifel  obwalten  können. 

5)  Haupt,  Sintflutk  25  Anm.  16.     CV.  3  u.  30  sub  8. 

6)  PAOS  May  1884  Boston  p.  VHI  f.  Johns  Hoplcim  University  Circulars  Vol.  HI  Nr.  83  Baltimore 
July  1884. 

7)  Assyrische  Grammatik  S.  68  Anm.  *). 

8)  V  R  42,  25  ab,  V  R  12,  7/8  ab.    B.  M.  82.  8—16.  1,  rev.  18  bei  S.  A.  Smith,  3Jisc.  Texts  p.  (26). 

9)  ASKT  S.  145  §  19  a.  E. 


Mouillirung  von  n,  1,  r,  d  und  Ueberganj»'  von  (j  zu  d  im  SumenHchen.  149 

nun:nü:zil.     Mit  Rücksicht  auf  das  S.  143  snb  a)   ausgesprochene  Princip 

bemerke  man,  dass  *"||TT  "^^  tlen  einen  ursprünglichen  Begriffswerth  , gross" 
und  dessen  Nuancen  zu  haben  scheint^). 

d)  Auf  Mouillirung  des  l  (und  möglicherweise  weiteren  Uebergang  in  j)  schliesst 
Jensen,  ZK  I  246  sq.  aus  dem  nicht  seltenen   Vorkommniss,    dass  ein  Wort  der  Form  x  -j-  il 

im  stat.  prol.  als  x -f  ^^  +  I  erscheint,  wo  |  wegen  des  i  des  Wurzelworts  nicht  lal  be- 
deuten kann ,  während  die  verschiedenen  weiteren  Arten  der  Verwendung  des  '  für  einen 
Werth  li  resp.  l  zu  sprechen  scheinen,     •^"^j J^J^   ^III   I      wäre  also  Illü  zu  lesen. 

e)  Mouillirung   des  r    ebenfalls    mit    weiterem  Uebergang    des  r  in  j   nimmt  Hommel 

(ZK  I    171  f.)    an    auf  Grund  von  Schreibungen    wie    in-mr-i    und   in-sar-X^]"^  =  isatar  „er 

schreibt"  ;  tur->^\\  =  sikru  und  tur-tur-]  d.  i.  tiir-tur-{l)i  respective  tur-tur-ji  =  sihJjiriitu. 
HoMMEL  nimmt  hier  als  Mittelstufe  l  an.  Ich  halte  das  nicht  für  geboten.  Uebergang  von 
r  zu  l  im  Auslaut  ist  zwar  im  Sumerischen  sicher  nachweisbar:  gar  und  (jal  ==  saJcämt 
, machen";  aber  da  die  Mouillirung  sämmtliche  dentale  Verschluss-,  Reibelaute  und 
Zitterlaute  ergreifen  kann^),  so  Hegt  kein  Grund  vor,  für  die  Mouillirung  des  dentalen 
tönenden  Zitterlautes    r    den  Umweg    über    dentalen    lateralen    Reibelaut    anzunehmen.     Auch 

tur-iur-\      =  siljMrütii  ist  kein  sicherer  Beweis  für  HOMMEL,    da  aus  l,    wie   es  durch   [      lal 

bezeichnet  wird,  _;  geworden  zu  sein  scheint,  kann  [  auch  ^'  direct  ausgedrückt  haben,  so 
dass  tur-tujji  zu  lesen  möglich  wäre.  Auch  im  Italienischen  wechseln  ja,  z.  B.  in  der  dem 
lateinischen  -arius  entsprechenden  Endung,  noch  heute  r  und  j :  calsolaro  und  caholajo 
, Schuhmacher". 

f)  Auf  Palatalisirung  möchte  ich  schliesslich  den  scheinbaren  Wandel  von  d  z\x  z 

äug:  zib  =  täbu^  der  Anlaut  ausgedrückt  durch  ►^^[1,  und  dum  :  gim  =  salcänu^)  hinweisen,  um 
so  mehr,    als  in  beiden  Fällen  gleichzeitig  ii  in  i  [y,  ü)    gewandelt    erseheint.     Die  Entwäck- 

V  V 

lungsreihe  ist  äug '. div '.  ziv \  dum:  dim  :  zim.  Meine  frühere  Ansicht  (Dissertat.  p.  39  sub  4), 
dass  hier  das  d  in  den  Reibelaut  d  (Brücke's  f/*  arabisch  J>,  englisch  th  in  the)  übergegangen 
sei,  gebe  ich  auf.  Mit  Delitzsch  a.  a.  0.  von  einer  lautphysiologischen  Unmöglichkeit  zu 
reden,  liegt  wiederum  nicht  der  mindeste  Grund  vor. 

War  aber  wenigstens  in  diesem  und  dem  Falle  sub  c)  durch  die  Unbehülflichkeit  der 
Schrift  die  Erklärung  des  lautlichen  Wandels  erschwert,  so  muss  es  doch  in  ganz  anderem 
Maasse  befremden,  Aveun  Delitzsch  dieselbe  Behauptung  bezüglich 

3)  des  Uebergangs  von  g  zu  d  aufstellt,  den  wir  als  ersten  unter  den  Wandlungen  hervor- 
heben, die  nur  einzelne  consonantische  Sprachelemente  betreffen.  Aus  so  manchem  Kinder- 
mund, der  seine  ersten  Sprachversuche  macht,  tönt  uns  an  Stelle  eines  Je  ein  t, 
an  Stelle  eines  g  ein  d  entgegen,  und  da  soll  der  Uebergang  eines  g  in  d  laut- 
physiologisch unmöglich  sein?!  Und  es  sollen,  wenn  aus  igi  (akkado-assyrisch  =  inu) 
,Auge"  ide,  aus  agar  (akkado-assyrisch  eliti)  „Feld"  adar,  aus  gub  (akk.-assyrisch  nazäzu) 
„sich  niederlassen"  diä)^)  wird,  babylonisch-semitische  Synonyma  vor-  und  „zu  Grande  liegen". 
Ein  einfacher  Blick  in  Sievers'  Phonetik'^  §  37  sub  3  S.  203  hätte  Delitzsch  darüber  belehren 


Ij  Vgl.  BiiüNNOW,  List  125  f. 

2)  HüFFORY,  Phonetische  Streitfragen  S.  528. 

3j  V  R  11,  31d  s.  ZiMMKRN,  BB  21  und   Anm.  3  zu  HOMMEL,  ZK  I  170. 

4)  Haupt,  SD  538  f.     CV  251  [3].     ASKT  134  §  2.     Hommel,  ZK  I  167  f. 


lt'>0  Erster  Theil,   viertes  Capitel. 

können,  dass  die  Uebergänge  von  sogen.  Gutturalen  zu  Palatalen  und  Dentalen  geradezu  als 
paradigmatiseli  für  sporadische  Lautwandlungen  im  Consonantensysteni  angesehen  werden  können 
und  werden!  —   Wie  g  gelit  auch  g ,    wenigstens    im  Auslaut,    in    d   über.     Vergleiche  mu(j 

und  nmd  =  aladu  (s.  unten),  *~^^|  sug  und  seg  {syg)  neben  sud  und  hd.  (syd)^)  =  raptt. 

4)  ^^'eiter  ist  wichtig    der  Uebergang    deis    dentalen    nasalen  Verschlusslauts  n  in  den 

tönenden  lateralen  Reibelaut  l,  und  zwar  zunächst  wohl  den  nasalen  /,  dann  den  oralen  l. 
Tiff.til,  akkado-assyrisch  baldfu,  „Leben";  sudtin  :  sudul ,  akkado-assyrisch  niru ,  „Joch"; 
Idigna  :  Idigla  Tigris^).  Zu  diesen  und  anderen  bekannten  Beispielen  fügen  wir  mmi :  mil  = 
himtifu^). — Dies  ist  einer  der  Fälle,  wo  nach  Halevy*)  Ja  loi  de  Vhomplionie  est  ponssee  au 
pohit  de  confondre  Jes  consonnes  d\m  meme  organe/ \  als  solche  werden  n.  A.  angeführt  1,17,1'. 
Dass  derartige  lautliche  Wandlungen ,  die  nur  in  einer  gesprochenen  Sprache  vorkommen 
können,  und  thatsächlich  sowohl  in  den  indogermanischen,  wie  in  den  ural-altai'schen,  wie 
auch  in  gewissen  Fällen  in  den  semitischen  Sprachen  vorkommen,  den  Charakter  des  Sumeri- 
schen als  einer  Allographie  energisch  in  Frage  stellen,  beachtet  Hali?;vy  nicht. 

5)  Der  Uebergang  von  auslautendem  n  in  w,  von  HOMMEL,  ZK  I  173flf. ,  an  einer 
ganzen  Reihe  von  Beispielen  nachgewiesen:  alan  „Bildwerk,  Statue"  wird  alani^),  girin  „Frucht" 
■wird  girim  etc.  Hommel  stellt  hierzu  den  Uebergang  von  ng  in  mm  wie  in  dingir  Gott  zu 
dinimer.  Mau  kann  hier  zweifeln,  ob  nicht  vielmehr  Labialisirung  des  g  vorliegt,  es  kommt 
darauf  an,  ob  man  in  ng  wirklich  einen  Doppellaut  sehen  will  oder  eine  Ausdrucksweise  für 
den  tönenden  nasalen  Guttural  in  n^):  für  letzteres  würde  die  oben  (S.  106)  behandelte  Form 
digirü  sprechen.  Wenn  Halevi  diesen  lautlichen  Vorgang  mit  den  Fällen  identificirt,  in 
denen  im  Assyrischen  n  in  m  übergeht,  so  genügt  schon  eine  sehr  oberflächliche  Betrachtung, 
um  zu  zeigen,  dass  diese  im  Resultat  identischen  Vorgänge')  ihrer  Entstehung  nach  grund- 
verschieden sind  (oben  S.  132  sub  3). 


1)  Zimmern,  BB.  27. 

2)  Haupt,  SD  541.     Hommel,  ZK  I  172 f. 

3)  82.  8—16.  1.  Rev.  Z.  14:  mu-nu,  Z.  10:  me-il. 

4)  Alloyrophie  §  3  Abs.  3  p.  541. 

5)  ^Yi^^^^^  ^^^'^  mehrfach  durch  la-a-nu  „Gestalt"  wiedergegeben  (Bkünnow  7299).  Ist 
länu  „Gestalt,  Gemäuer"  Lehnwort  aus  sum.  {a-)lan'i  Mit  hebr.  yh  , Söller",  dem  es  verglichen  worden  ist, 
hat  es  schwerlich  etwas  zu  thun. 

6)  Die  Existenz  eines  n  auch  im  Anlaut  sumerischer  Wörter  verficht  Jensen  mit  vielem  Scharfsinn. 

Bis  die  ZK  II  306  in  Aussicht  gestellten  umfassenderen  Beweise  für  ^y^j  =  ha,  nicht  ga,  erschienen  sind, 
sind  wir  auf  Jensen's  Ausführungen  a.  a.  0.  und  ZA  I  405  f.  angewiesen,    wo    namentlich   aus   Id-hi-^  -ra 

und  ki-hi-in-yr  -ra  „an  seine  Stelle  tretend",  „Stellvertreter"  und  aus  ki-in-^ -ra  Jci-^ -ra  auf  y" 
n(gar) ,  nicht  gar,  geschlossen  wird.  Ohne  die  Möglichkeit,  ja  Wahrscheinlichkeit  dieser  Anuiihme 
bestreiten  zu  wollen,  möchte  ich  doch  darauf  aufmerksam  machen,  dass  solche  durch  Zerlegung  von 
zusammengesetzten  Wörtern  gewonnene  Schlüsse  nicht  als  völlig  concludent  gelten  können.  Es  wäre  auch 
möglich,  dass  das  n  nur  der  Ausdruck  und  eventuell  das  Ergebniss  einer  vor  g  nicht  unerklärlichen 
Nasalirung  des  Vocals,  i  wird  1  (Brücke,  Seite  36  fl'.;  Sievers  §  11  Seite  80f.),  wäre,  dass  ki-bt-gar-ra, 
ki-gar-ra,  kibwgar{r)a,  kingar{r)a  geschrieben  und  vielleicht  zuletzt  auch  gesprochen  wäre.  In  etwas  ver- 
stärkt würde  dieser  Verdacht  durch  das  von  Jensen  für  seine  Ansicht  angeführte  ^||||  "^^^^^  = '»J/'"'- 
neusumerisch  (i)amar,  wenn  mit  Zimmern,  BB  6  Anm.  1  dieses  Wort  für  ein  semitisches  Lehnwort  im  Su- 
merischen anzusehen  wäre,  an  dem  sich  dann  allerdings,  sei  es  wii-klich  in  der  lebenden  Sprache,  sei  es 
künstlich  in  der  Hand  des  Lexicographen,  der  Uebergang  des  g  in  m  vollzogen  hätte:  ist  igarti  ein  akkado- 
assyrisches  Wort  vom  Stamm  "ljn>  so  ist  die  sumerische  Form  ingar  nur  durch  Nasalirung  des  Vocals, 
also  igar  zu  erklären. 

7)  Als  Beispiel  führt  Halevy,  Allographie  §  4  a.  E.  an  din-gir  für  dim-gir  und  vergleicht  akkado- 


Wesentliche  Verschiedenheit  des  Uebergangs  von  n  zu  m  im  Assyrischen  und  im  Sumerischen,      l-^l 

6)  Bei  den  Zitterlanten  wäre  hervorzuheben,  dass  aus  dem  Uebergang  von  n  zu  r,  z.  B. 
in  gan  :  Jcar  „Garten,  Burg"  (o.  S.  138  unten),  Umuj  :  rn(Ä:  =  Erech  (Lehmann,  PAOS  May  1884 
p.  VIIT  und  ZA  II  S.  101   Anm.)  vielleicht   auf  die  Existenz    eines  tönenden  dentalen  nasalen 


assyrisches  hansu  für  hamhi,  dunlcu  für  dumki.  Wäre  dingir  für  Oimcßr  so  richtig,  wie  es  unbelegt  und 
irrig  ist  —  dieser  Ansatz  beruht  auf  einer  längst  aufgegebenen  Etymologie,  —  so  würde  dies  kein  Beispiel 
für  den  Uebergang  eines  finalen  n  in  »n  sein,  sondern  für  den  eines  m  vor  g.  An  einer  anderen  Stelle 
(§  5  a.  E.)  sagt  Halevy:  „Der  Buchstabe  m  wird  oft  elidirt:  hieratisch  dug  , Gutes"  für  dumuk,  demotisch 
dumku'^.     Sumerisch  c/hy/ =  „gut,  Gutes"   hat  aber  mit  duviku  nicht  das  Mindeste  zu  tfaun;    niemals  wird 

letzteres   durch  .^^    ^|  j  j^,  das  Ideogramm    des    ersteren,    wiedergegeben.     Verstoss    gegen  Forderung  1, 

S.  113.  —  Ueber  die  mit  den  sumerischen  in  keiner  Weise  in  Vergleich  zu  setzenden  lautlichen  Vorgänge 
der  akkado-assyrischen  Sprache  siehe  Delitzsch,  Gramm.  §  49  sub  b  und  c  S.  115  0'.  und  Bezold,  Prolego- 
niena  zu  einer  hahyl.-assyr.  Grammatik  {Verhandl.  d.  8.  internat.  Orient. -Congr.)  S.  80.  Da,  namentlich  in 
letzterer  Schrift,  mehr  eine  Aufzählung  der  einzelnen  lautlichen  Wandlungen,  denn  eine  Darstellung  der- 
selben ihrem  inneren  Zusammenhang  und  ihrer  Entwicklung  nach  zu  finden  ist,  so  möchte  ich  das  Folgende 
zur  Formulirung  der  betreffenden  Abschnitte  der  akkado-assyrischen  Grammatik  beitragen. 

I.  Der  nasale  dentale  tönende  Verschlusslaut  hat,  wenn  vocallos,  Neigung,  sich 
dem  unmittelbar  folgenden  Consonanten  zu  assimiliren.  Ist  der  letztere  tonlos,  so  ist  als 
Zwischenstufe  tonloses  n  (N)  (Hoffory,  Phonetische  Streitfragen  S.  546  ff.)  anzunehmen  (vergl.  im  Allge- 
meinen auch  SiEVERS,  Phonetik'^  §40  a.  E.)  *madantii :  madaNtu  :  madattu.  Dieser  Wandel  ist  strict  durch- 
geführt beim  Niphal  und  (Delitzsch)  bei  den  Verbis  primae  2.  Wo  im  Uebrigen  vocalloses  n  sich 
vor  folgendem  Consonanten  erhält,  werden  sich  —  abgesehen  von  historischer  Orthographie  —  in 
den  meisten  Fällen  besondere  Gründe  für  diese  Beibehaltung  finden  lassen.     Dergleichen  sind : 

a)  die  Neigung,  das  n  als  dritten  Radical  vor  dem  t  der  femininen  Nominalendung  zu  erhalten; 
vgl.  mit  sukuttu  (von  sakämi)  und  iibittu  (von  labunu)  einerseits  Formen  wie  nidintu  (von  nadänu),  a)iantu 
„Widerstand"  (von  anänu)  naspantu  für  *maspantu  (von  sapdnu)  andererseits.  Uebrigens  mag  gerade  in 
diesen  Beispielen  das  zweimal  in  den  Radicalen ,  einmal  im  Praefix  nochmals  vertretene  n  mitgewirkt 
haben.  Vgl.  auch  unten  sub  II,  2  letzter  Abs.  Desgleichen  vor  Suffixen:  vgl.  mit  li-il-bi-im-ma,  Us-kum-ma 
(für  lilhin-ma,   Uskun-tna)  einerseits  —  al-bi-in-ma ,  az-nun-ma  andererseits  (Delitzsch). 

b)  Das  Bestreben,  den  lautlichen  Zusammenfall  von  Wörtern  verschiedener  Bedeutung  zu  ver- 
meiden. Drei  interessante  Beispiele  dieser  Art,  auf  die  meines  Wissens  bisher  die  Aufmerksam- 
keit nicht  gelenkt  worden  ist,  sind:  enzu  „Ziege"",  ensu  „schwach",  inbu  „Frucht",  welche  bei  Assimilation 
des  n  von  ezzu  „gewaltig",  essic  „neu",  {*edsu)  und  ibbu  „weiss"  nicht  zu  unterscheiden  gewesen  wären. —  Die 
Assimilation  des  vocallosen  n  an  ein  folgendes  m  ist  nur  ein  Unterfall  dieser  Hauptregel.  Eine  Ausnahme 
bildet  nannaru  (für  manmaru ,  woraus  nach  Barth's  Gesetz  nanmaru),  wo  das  n  in  progressiver  Assimila- 
tion durch  das  anlautende  n  gestützt,  das  folgende  m  zur  Assimilation  gezwungen  hat.  Beim  Zusammen- 
treffen von  n  mit  b  sind  zwei  Arten  der  Assimilation  möglich,  entweder  die  nach  Kegel  I:  aus  nb  wird  bb, 
so  im  Niphal  und  bei  den  Verbis  pi-imae  2,  oder  aber,  was  das  häufigere,  der  tönende  labiale  orale  Ver- 
schlusslaut b  zwingt  den  tönenden  dentalen  nasalen  Verschlusslaut  n  zum  Uebergang  in  den  tönenden 
labialen  nasalen  Verschlusslaut  m;  s.  tambi  für  tanbi  ('32),  Bil.  Z.  7.  Aus  inbu  „Frucht"  hätte  somit 
auch  imbu  werden  können,  in  welchem  Falle  Gefahr  des  Zusammenfalls  mit  Formen  des  Verbums  nabn 
voi'lag.  — 

II.  Der  tönende  labiale  nasale  Verschlusslaut  m 

1.  wandelt  mit  assimilatorischer  Kraft  einen  folgenden  tonlosen  dentalen  Verschlusslaut  in  den 
entsprechenden  tönenden  dentalen  Verschlusslaut, 

2.  wird  dagegen  von  unmittelbar  folgenden  Verschlusslauten  der  Dentalreihe  und  deren  sibilan- 
tischen Reibelauten  zumeist  zum  Uebergang  in  die  Dentalreihe  gezwungen.  Der  so  entstandene  tönende 
dentale  Nasal  zeigt,  sofern  er  sich  nicht  unverändert  erhält,  dasselbe  Verhalten  wie  ursprüngliches  «, 
unterliegt  demnach  den  sub  I  gegebenen  Regeln,   z.  B.  hamisuihamsii  -.hansu  -.hassu  „Fünfter". 

Es  ist  eine  Folge  des  Zusammentreffens  der  Fälle  sub  I  1  und  II  2  und  deshalb  nicht  mit  Bezold, 
a.a.O.  S.  80  sub  5  b  unbestimmt  als  eine  „Art  von  Assimilation"  zu  bezeichnen,  dass  m  folgendes  t  zum 
Uebergang  in  d  veranlasst  (nach  1),  dann  aber  seinerseits  (nach  2)  in  n  übergeht.  Die  Stufenfolge  ist 
also  1)  mumtahm,  2)  *miimdahsu,  3)  mundahsu,  nicht  etwa  umgekehrt  1)  mumtahsu,  2)  *muntahsu,  8)  mu)i- 
dahsu,  denn  aus  nt  kann  nach  I  niemals  nd  werden,  sondern,  wenn  überhaupt  Assimilation  stattfindet,  nur  tt. 
Vgl.  Delitzsch,  Grammatik  §  49,  S.  113,  sub  a,  wo  auch  sichere  Beispiele  angeführt  sind.  Die  Mittelstufe 
md  ist  wenigstens  in  Einem,  mir  leider  zur  Zeit  nicht  erinnerlichen  Beispiel  noch  belegbar. 


152  Erster  Theil,  vieites  Capitel. 

Zitterlantes  r  zu  schliessen  ist.  Ferner  sei  zu  dem  bereits  oben  (S.  13)  besprochenen  r"^)  (er- 
schlossen aus  tur'.duvu  „Kind")  auf  die  drei  verschiedenen  Angaben  für  die  Aussprache  von 
sumerisch  >Jp-  =  hanü  hingewiesen,  nämlich  ru,  du  und  hdii^)^  in  denen  vielleicht  unbehülfliche 
Versuche,  den  aus  dem  tonenden  dentalen  Zitterlaut  entstandenen  tönenden  labiolabialen 
Zitterlaut  r"  auszudrücken,  erblickt  werden  dürfen. 

Die  fundamentale  Verschiedenheit  des  akkado-assyrischen  und  des  sumerischen  Con- 
sonantensystems  wird  durch  das  Vorstehende  klargestellt  sein.  Dass  wir  das  letztere  gründlich 
und  in  allen  seineu  Eigenthümlichkeiten  kennen,  soll  damit  allerdings  durchaus  nicht  behauptet 
sein.  Im  Gegentheil,  wir  stehen  hier  in  den  Anfängen  des  Anfangs.  So  harren  beispiels- 
weise die  folgenden   Punkte  noch  genauerer  Untersuchung  und  Aufklärung. 

1)  Gehört  g  dem  ursprünglichen  sumerischen  Lautsystem  an;  oder  ist  es  lediglich 
secundär  aus  g  entwickelt?  Dass  g  vielfach  auf  diesem  Wege  entstanden  ist,  scheint  unzweifel- 
haft. Vergleiche  Schreibungen,  wie  das  auf  ursprüngliches  lag-ga  deutende  log-ga,  ferner  die 
Formen  des  Precativprälix  gan  (1.  Pers.)  neben  gu,  gß^)-  Weiter  spricht  dafür  sein  in  vielen 
Fällen  mit  g  identisch  lautliches  Verhalten;  so  sind  die  Labialisation  (oben  S.  144)  und  der 
Uebergang  in  d  (S.  149  sub  3)  z.  B.  beiden  Consonanten  geraeinsam.  Ob  aber  jedes  g  im 
Sumerischen  secundär  entwickelt  ist,  steht  dahin. 


Es  ist  also  überall,  wo  das  dem  aus  m  entstandenen  n  folgende  Zeichen  mit  t  oder  mit  cl  an- 
lautend gelesen  werden  kann,  ohne  Frage  d  zu  lesen;  also  z.  B.  Bil.  3  mu-un-dal-lui,  nicht  muntalliu,  wie 
wohl  von  der  Mehrzahl  der  Assyriologen  gelesen  wird. 

Nur  das  t  der  femininen  (vgl.  oben  sub  I)  Nominalendung  scheint  in  vielen  Fällen  der  assimila- 
torischen Kraft  des  m  einen  besonders  zähen  Widerstand  entgegenzusetzen  und  ohne  den  Ton  anzunehmen, 
m  sofort  zum  Uebergang  in  n  zu  zwingen.  Vergl.  mit  tukuncU  (o.  S.  110  Anm.  5),  salandu  (saläniu),  sandte 
„Schohamstein'',  „der  dunkle,  graue"  (Delitzsch,  Faradies  S.  61  u.  131  sub  27),  einerseits,  tukuntu  (Dpn)i 
nakantu  .Haufen"  Dpi  V  K  13,  20  a  ragintu  von  ragämu  (K  168  Zz.  23,  26,  s.  Tafel  XLV)  pentu  „Kohle" 
hebr.  DPIS  s.  (Zimmern,  BB  76  Anm.  1  und  als  weitere  Belegstelle  82.  8—16.  1  v.  Z.  22)  andererseits.    Das 

so  entstandene  n  zeigt  aber  deutlich  seine  Entstehung  aus  m  darin,  dass  es  sich  seinerseits  jeglicher 
weiteren  Assimilation  an  t  widersetzt;  oder  mit  anderen  Worten:  das  aus  m  entstandene  behält  vor  n 
der  Femininendung  tu  stets  den  Stimmton.  Wenigstens  ist  mir  nicht  ein  einziges  Beispiel  bekannt, 
dass  aus  ursprünglichem  dritten  Radical  in  -\-  (fem.)  tu : -ttu  geworden  wäre,  also  etwa  *tukuttii  wie 
iiikuttu.  In  Betracht  zu  ziehen  wäre  hier  aber  auch  (vergl.  Delitzsch  §  49  a  Seite  113  ,in  der  Aussprache 
gewiss  stets,  zumeist  aber  auch  in  der  Schrift"),  ob  nicht  in  Folge  einer  Art  schreiberlichen  Aberweisheit 
das  feminine  t  geschrieben  wurde,  obgleich  xtian  auch  hier  d  sprach,  dann  folgte  in  nt  das  n  der  wirk- 
lichen Aussprache,  t  dagegen  wäre  historische  Orthographie  und  die  Gruppe  nt  hätte  in  Wahrheit  nie  bestan- 
den (?). —  Halevy,  der  den  völlig  durchsichtigen  und  sicher  bezeugten  Wandel  von  nii  zu  nd  leugnet,  schafft 
sich  aus  nivdagara  für  nimtagara,  Stamm  ^^^J2<  einen  Stamm  Ij"!»  von  dem  das  „semitische"  Wort  digirü 
„Gott"  herkommen  soll  (oben  S.  106).  Es  hält  schwer,  sich  eines  Lächeln  zu  ei-wehren,  wenn  man  sieht, 
dass  andererseits  Gü.yard  dingir  unter  Ansetzung  von  timgir  (also  Form  tif'ilu,  die  im  Akkado-Assynschen 
nicht  vorkommt!)   gerade  von  magäru  ableitet  (s.  Schrader,    Ursprung  d.  hob.  CuUur  S.  34). 

3.  Vor  k  (Brücke's  k^,  Grundzüge  S.  60)  kann  sich  n  in  den  tönenden  (?)  nasalen  Verschlusslaut 
h  (vmd  zwar  h^}  wandeln,  der  dem  k^  (n)  und  dem  g^  entspricht;  cmku-.eiiku  „weise"  ;  dumku  :  duitkn  „Gnade" 

(Delitzsch,  Grammatik  Seite  113  g.  E.).  Im  Babylonischen  dagegen,  wo  an  Stelle  des  k^  (k,  n)  der  ent- 
sprechende tönende  Verschlusslaut  g^  {g,  etwa  ^v  in  der  heutigen  ägyptischen  Aussprache)  getreten  ist,  erhält 

sich  das  m:  damgäti;  dumku  (Bil.  35). —  Nach  diesen  Darlegungen  wird  wohl  Niemand  mehr  den  Ueber- 
gang von  n  zu  m  in  sumerisch  alan  :  alam  den  äusserlich  ähnlichen  semitischen  Lautvorgängen  identisch 
erachten  wollen. 

1)  Dazu  noch  Brücke  Grundzüge  49,  Sievers,  Phonetik"^  §  12,  1  sub  e  S.  90. 

2)  HoMMEL  ZK  I  170  sieht  hier  einen  Uebergang  von  r  in  d.     Bdu  von  Jensen,  Bissertat.   Tliesis 

Nr.  4,   erschlossen  aus  der  Glosse  iarahdu  zu  .^^    »»y  • 

3)  Weitere  Bekge  s.  bei  Hommel,  ZK  I  169. 


Zweifel  an  dem  Vorhandensein  eines  s  iin  ursprünglichen  Lautbestand  des  Sumerischen.  15-3 

2)  Wir  sind  über  den  Charakter  der  sumerischen  Zischlaute  noch  durchaus  nicht 
völlig  im  Klaren.  Es  ist  wohl  möglich,  dass  dieselben  in  Wahrheit  von  den  semitisch-assyri- 
schen sich  noch  wesentlich  weiter  unterscheiden ,  als  wir  es  im  Vorstehenden  zu  vertreten 
unternommen  haben  ^).  Dass,  was  nach  semitischer  Zeichenlesung  als  z  (l)  erscheint,  im  Sume- 
rischen sehr  häufig  als  z  aufzufassen  ist,  haben  wir  gesehen  (S.  147).  Ist  dies  für  das  Sume- 
rische die  Regel?  Oder  haben  wir  ein  z  und  ein  z  neben  einander  anzusetzen?  Wenn  ja,  ist 
dann  z  immer  oder  nur  vielfach  aus  Palatalisation  enstanden?  Haben  wir  ausser  z  und  z  auch 
ein  d  (o.  S.  149  sub  e)  ursprünglich  oder  als  später  entwickelt  anzunehmen?  Und  wie  vertheilen 
sich  die  im  Assyrischen  für  Silben  mit  (anlautendem)  ^,  .s,  s  und  s  (T,  ü,  D,  5!^)  verwendeten 
Zeichen  auf  die  sumerischen  Laute  der  Sibilanten classe?  All  diese  Fragen  bedürfen  genauerer 
Untersuchung  und  mit  ihnen  die  weitere,  ob  dem  Sumerischen  überhaupt  ein  s  als 
ursprünglich  zuzusprechen  ist? 

Wir  haben  gesehen,  dass  die  Zeichen,  die  im  Assyrischen  mit  s  anlauten,  im  Sume- 
rischen mehrfach  zweifellos  den  entsprechenden  tönenden  Reibelaut  z  andeuten.  Dass  dies  für 
das  ursprünglich  sumerische  Lautsystem  nicht  die  Regel  gewesen  wäre,  ist  mindestens  nicht 
nachweisbar.  Eine  Betrachtung  der  Zeichen  für  sa,  se,  li,  hi  ergiebt  ein  höchst  zweifelhaftes, 
man  kann  beinahe  sagen,  negatives  Resultat: 

a)  Der  Lautwerth  sa  für  y  ist  zugestandenermassen  semitischen  Ursprungs.  Sume- 
rische Lautwerthe  sind  gar  und  nin.     Vergleiche  Brünnow,  List  p.  480  f. 

b)  \I*^  als  Ideogramm  für  „Auge"  heisst  igi ^  nicht  si.  Angesichts  der  neusumeri- 
schen  Form  ide  darf  der  semitische  Lautwerth  si  nicht  als  durch  Palatalisation  (direct  igi:izi 

V 

oder  ige :  ide :  idi :  izi)  entstanden,  an  diesen  Begriffswerth  geknüpft  werden,  in  welchem  Falle 

übrigens  ja  \|*^  als  zi  nicht  als  si  zu  fassen  wäre.  Stammt  der  Lautwerth,  was  wahrschein- 
licher, von  der  neusumerischen  Form  des  Wortes  zi  „Seele"  (oben  S.  147  Anm.  8),  so  ist  das- 
selbe der  Fall;   \I*^  =^  napistu  muss  zi  sein. 

c)  "i^  stehen  als  anklingende  sumerische  Begriffswerthe  nur  seg(a)  =  magäru 
und  sug :  seg :  se  =  ramäku  gegenüber,  die  für  einen  ursprünglichen  Lautwerth  se  nicht 
herangezogen    werden    können.      Der  Umstand ,    dass    als    neusumerische    Entwicklungsformen 

von  hu  sowohl  "^  se  {sy)  als  auch  *^|  ["^  ==  zi    erscheinen    und   dass   i^  se  neusumerisch  für 

»"II"!«^  „Seele"  steht,  dass  ferner  neben  V^  (^III<)  für  magäru  auch  *"Ii'i^  als  Ideogramm 
vorkommt*) ,    machen  eine  nahe   Verwandtschaft   dieser  beiden  Zeichen   und   ihrer  Lautwerthe 

wahrscheinlich  imd  Professors  Hommel^)  steht  deshalb  nicht  an,  "^^  geradezu  als  eine  graphische 

Abkürzung  aus  *"I  f"^  zu  betrachten,  wogegen  auch  die  älteste  Form  beider  Zeichen*)  keinen 
Widerspruch   erheben  würden.     Als  Beleg   für   ursprüngliches    s    im  Sumerischen    kann    daher 

auch  IJ^  nicht  angesehen  werden.     Und   es    erscheint    erwägenswerth ,    ob    nicht  die  definitive 

Differenzirung  der  Zeichen  ^f  |^  und  ^  den  Semiten  resp.  ihrem  Einfluss  auf  die  Entwick- 
lung der  späteren  sumerischen  Schriftweise  auf  Rechnung  zu  setzen  ist. 

d)  Bleibt  als  Bollwerk  für  die  Existenz  eines  ursprünglichen  ^  im  Sumerischen  nur 
^1  sw,  mit  dem  sumerischen  Begriffswerth:   „Hand",  für  welchen  eine  andere  Wiedergabe,  etwa 


1)  Vgl.  bereits  Lehmann,  ZA  I,  228  Anm.  i)  a.  E. 

2)  V  B  21,  19g;  Brünnow,  List  2317. 

3)  Für  mich  bestimmte  briefliche  Mittheilung  an  Dr.  L.  Abel  vom  2./1IL  1886. 

4)  Amiaud-Mechineau,   TabJeau  compare  Nr.  269  und  Nr.  176. 

Lehmann,  Samassumukin.  20 


154  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

211  {zu)  meines  Wissens  im  Sumerischen  nicht  bezeugt  ist.  Su  als  Entwicklungsforra  der  Post- 
position Ä'u,  deutet  ebenfalls  auf  einen  tonlosen  Reibelaut:  die  Nebenformen  si/  (zy)  und  H 
zeigen  aber  auch  hier,  dass  im  weiteren  Verlauf  der  Entwicklung  bei  der  Palatalisation  der 
tonlose  Consonant  den  Stimmton  angenommen  hat;  und  man  steht  somit  wiederum  vor  der 
Frage ,    ob   in    der  Entwickluugsreihe  ku:  tu:  au:  zu :  zy  :  si  das    zweite  oder  das  dritte  Glied 

durch  ^I  (resp.  \  —  letzteres  in  den  ältesten  Inschriften  überhaupt  nicht  belegt  — )  ausge- 
drückt sein  soll.  Die  Existenz  eines  s  im  sumerischen  ursprünglichen  Lautsystem  erscheint 
demnach  zum  Mindesten  zweifelhaft, 

B.  Vocale. 

Vocalischer  Lautbestand  und  vocalische  Lautwandlungen^). 

In  der  akkado-assyrischen  Schrift  kommen  die  Vocale  a,  i,  m,  e  kurz  und  lang  zum 
Ausdruck;  die  semitischen  Diphthonge  ai  und  aw  erscheinen  dagegen  nur  als  2  und  w,  während 
etwaige  später  entwickelte  o-  und  w-Laute  nur  vermuthet,  nicht  nachgewiesen  werden  können. 
Dieselben  Schriftzeichen  finden  sich  im  sumerischen  („  allographischen ")  System  für  vier  ver- 
schiedene vocalische  Sprachelemente  verwendet.  Ist  nun  der  vocalische  Lautbestand  „in  beiden 
Systemen"  identisch?  Durchaus  nicht.  Wir  erinnern  zunächst  wieder  an  S.  132  und  treten 
dann ,  indem  wir  zunächst  von  der  Vocalharmonie ,  als  mehr  in  das  Gebiet  des  Sprachbaus 
gehörig,  absehen,  den  Beweis  an,  dass  ^|y  und  die  den  entsprechenden  Vocal  enthaltenden 
Silbenzeichen    im  Sumerischen    und    im   Baby  Ionisch- Assyrischen    durchaus   nicht    dieselben 

Laute  bezeichnen.  Dass  ^j |  [^  und  t^]y  im  Sumerischen  häufig  in  einer  und  derselben  Wurzel 
wechseln,    hat  Haupt  (SFG  51  ff.)    dargethan.     Dass   die  Formen  ^jy  hier   die  jüngeren  sein 

müssten  und  dass  t^\j  unmöglich  als  e  aufgefasst  werden  könne,  hat  besonders  Hommel  aus- 
gesprochen^). 

Im  Akkado- Assyrischen  drückt  dieses  Zeichen,  wie  von  Opfert  stets  festgehalten  und 
von  Haupt ^)  neuerdings  ausführlich  und  klar  bewiesen  ist,  den  semitischen  Laut  e  aus,  lang  natür- 
lich nur  (gegen  Haupt's  frühere  Auffassung)  bei  angedeuteter  oder  grammatisch  zu  folgernder 
Länge.  Auch  nachdem  dieses  e  in  den  meisten  Fällen  mit  i  zusammengefallen  war,  scheint 
sich  dieser  Vocal  nach  Haupt's  Nachweisen  aus  den  Inschriften  z.  B.  AsurbanabaVs,  z.  B.  vor  r 
(umdassera),  sei  es  erhalten,  sei  es  neu  entwickelt,  zu  haben.  Daraus  folgt  nicht,  dass  der 
sumerische  Vocal  derselbe  gewesen  ist,  wohl  aber  haben  wir  insofern  ein  wichtiges  Merk- 
merkmal für  die  Bestimmung  des  sumerischen  Lautes,  als  derselbe  dem  e  soweit  zum  Mindesten 
akustisch  (oben  Seite  134  Anm.  g.  E.)  verwandt  gewesen  sein  muss,  um  die  Semiten,  resp. 
vorher  die  die  semitische  Sprache  schriftlich  fixirenden  sumerischen  Schriftgelehrten*)  zu  ver- 
anlassen, ihn  als  Nothbehelf  zum  Ausdruck  des  semitischen  e  zu  verwenden. 

Für  das  Verhalten  dieses  Lautes  innerhalb  des  Sumerischen  ist  charakteristisch:  die 
nahe  phonetische  Verwandtschaft  mit  u,  die  ausser  durch  den  erwähnten  Lautwandel  noch  deutlich 
wird  aus  der  Contraction  der  Lautgruppe  u  -\-  t^]j  zu  u  (m?).  Vergl.  z.  B.  {su-)te-us  =  üdkü 
,sie  nehmen":    Stamm   ist  li^f   te  =  lakü^  te-us  steht  für  te-es  (ty-ys);  ferner  in-su-mu-us  für 


1)  Die  Trennung  der  beiden  Kategorien  (S.  132)  erweist  sich  für  die  Vocale  als  unpraktisch. 

2)  Semiten  S.  463;  vergl.  ZK  I,  74.    Vergl.  ferner  Bezold  ibidem.     Ueber  meine  Hadpt  gegenüber 
mündlich  geäusserten  Bedenken  siehe  Dissertation  p.  35  s.  sub  2. 

3)  The  Assyrian  E-  Vowel.     Americ.  Journ.   of  Philology  VIII  p.  265  IF.     Dort  ist   auch  p.  265  [3] 
die  frühere  Literatur  zu  der  Frage  aufgeführt. 

4)  Haupt,  ASK^  S.  161  §  6. 


^N 


►-  t  im  Sumerischen  nicht  =  e. 


15 


oo 


insuni-es  (=  insiimys)^)  und  die  Formen  des  Tmperativpräfixes  mu-t^]j-ni,  mu-ni  und  mtin. 
Andererseits  ist  auch  innerhalb  des  Sumerischen  ein  Hinneigung  zu  i  bemerklich,  wofür  Bei- 
spiele von  HOMMEL,  ZK  I,  72  aufgeführt  werden. 

Demnach  bezeichnete  ►^jy  ursprünglich  im  Sumerischen  einen  Laut,  der  sprachphysio- 
logisch dem  u  und  dem  i  verwandt  ist  und  akustisch  dem  e  nahe  steht;  ich  habe  ZK  I,  99 
diesen  Vocal  beschrieben  als  Mittellaut  zwischen  ü  und  ö  und  ihn,  wie  auch  Jensen  (ZK  I  280), 
durch  y  bezeichnet.  Jensen  hat  später  (ZA  I  178),  wohl  im  Gedanken  an  den  etwas  frag- 
würdigen sogenannten  unbestimmten  Vocal '■'),  die  Bezeichnung  «  angenommen.  Ein  Blick  auf 
das  SwEET-BELi/scbe  System  der  Vocale,  das  auf  rein  physiologischer  Grundlage  beruhend 
den  Vorzug  vor  allen  anderen  Systemen  verdient  und  sowohl  von  SiEVERS  wie  von  HoFEORT 
anerkannt  wird^),  zeigt  uns  die   „palatalen  Vocale"   in  folgender  Anordnung: 

Palatale  Vocale*). 


Labialisirt  (gerundet) 

geschlossen 

weit 

geschlossen 

weit 

i^'  (in  sie) 

i^  (norddeutsch  Fisch) 

y^  (über) 

y'^  (Schützen) 

e^  (in  See) 

e*  (Männer) 

• 

9^  (schön) 

a*  (französisch  peuple) 

€e  (englisch  air) 

Cß*  (englisch  man) 

1  ö3^  (schwedisch  för) 

Cß^ 

Der  Mittellaut  zwischen  ü  und  ö  wird  hier  also  durch  9  bezeichnet.  Nun  steht  u  seiner- 
seits als  gutturaler  Vocal  auf  derselben  Stufe,  wie  y  als  palataler  Vocal,  und  so  zeigt  z.B.  die  Post- 
position Icu  in  ihrem  Uebergang  zu  ty  Palatalisation,  wie  des  Consonanten,  so  auch  des 
Vocals.  Die  Stufenfolge  wäre:  Jcu:ty:id.  Letztere  Aussprache  muss  ungefähr  dem  ^[feigen 
gewesen  sein  zu  der  Zeit,  als  man  begann,  es  zum  Ausdruck  für  das  semitische  e  {ce)  zu  verwenden. 

Eine  genauere  Bestimmung  des  Vocals  und  seiner  etwaigen  Nuancen^)  ist  unmöglich;  ob  ►^ly 
nur  aus  u  entwickelt  ist  oder  auch  dem  ursprünglichen  sumerischen  Lautsystem  augehörte,  ist 
bis  jetzt  nicht  zu  bestimmen. 

Die  Umschrift  durch  e,  für  das  frühere  Akkado- Assyrische  dem  Sachveriialt  entsprechend, 
für  die  spätere  Zeit  als  historische  Umschrift  richtig,  ist  für  das  Sumerische  höchstens  zu 
entschuldigen,  nicht  zu  rechtfertigen.  Berechtigt  sind  nur  y  und  9  als  zwei  muthmass- 
liche  Entwicklungsstufen  dieses  Lautes;  wir  wählen  ?/,  da  wir  im  Allgemeinen  die  historische 
Orthographie  bevorzugen. 

Soviel  zum  Beweise  der  fundamentalen  Differenzen  zwischen  den  Vocalsystemen  des 
Akkado-Assyrischen  und  des  Sumerischen. 


1)  ASKT  p.  53  Nr.  31  {m-)te-us,  p.  46  Z.  18—20  insumiis. 

2)  Lepsius,  Standard  Alphabet  p.  48  f.,  Brücke,  Grundzüge  p.  30  f. 

3)  Sweet,  Handboolc  of  Fhonetics  p.  8  fF. 

4)  Sie  VERS,  Phonetik^  95. 

5)  Vgl.  im  Allgemeinen  Sievers,  Phonetik  S.  103  sub  o  §  11. 


20* 


156 


Erster  Theil,  viertes  Capitel. 


Die  Ergebnisse  der  vorstehenden  Untersuchungen  fassen  wir  zusammen,  indem  wir  die 
einfachen  Spraclielemente ,  welche  im  Akkado-Assyrischen  und  diejenigen,  welche  im  Sumeri- 
schen nachweisbar  sind,  übersichtlich  neben  einander  aufführen  und  zwar  nach  BrüCKE-Hoffory's 
System.  Sprachelemente,  die  sicher  oder  mit  Wahrscheinlichkeit  nur  als  spätere  Entwick- 
lungen innerhalb  des  Lautbestandes  einer  der  beiden  Sprachen  zu  betrachten  sind ,  sind  in 
Klammern  geschlossen;  solche,  die  zwar  in  dem  ursprünglichen  Lautsystem  einen  Platz  hatten, 
aber  früh  aus  demselben  verschwunden  sind,  sowie  solche,  die  nur  (als  nothwendige  Mittelglieder 
einer  lautlichen  Entwicklungsreihe)  zu  erschliessen  sind,  sind  durch  die  gewöhnliche  Textschrift 
wiedergegeben. 


Vocale^). 


Akkado-Assyriscb 

Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend 

tonlos 

Oral 
Nasal 

a,  i,  (e),  u 

h 

a,  i,  u,  y 

Halbvocale''). 


Akkado- Assyrisch 

Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend 

tonlos 

Oral 
Nasal 

■ 

u.  i 

— 

— 

1)  Vocale.  Akkado-Assyrisch.  Die  Existenz  von  o-Lauten  ist  wahrscheinlich,  aber  nicht 
nachweisbar;  die  eines  ü  (y),  wenigstens  für  den  akkadisch-babylonischen  Dialect,  ist  mit  Wahrschein- 
lichkeit zu  erschliessen  aus  Fällen  wie  urkitu  „grün'  für  *ur'katu  BB.  Seite  37;  früher  siehe  bereits  Oppekt 
z.  ß.  GGA.  1878.  St.  33,  S.  1035.  —  H  ist  Zeichen  für  sämmtliche  tonlose  Vocale,  Hoffoky,  Phonet.  Streit- 
fragen S.  556;  es  giebt  so  viele  h,  wie  es  Vocale  giebt.  Dieselbe  Vieldeutigkeit  gebührt  demnach  dem  im 
Hebräischen  durch  n  ausgedrückten  Laut.  Dass  dieser  Laut  bereits  zur  Zeit  der  ältesten  babylonisch- 
semitischen Inschriften  in  der  Sprache  durchaus  in  '  übergegangen  war,  glaube  ich  nicht  (s.  oben  S.  142). 
Anderer  Meinung  ist  Delitzsch,  Gramm.  §  42  S.  100. 

2)  Halbvocale.  Akkado-assyrisches  1  und  \  als  solche  mit  der  S.  133  f.  Anni.  3  begründeten 
Beschränkung  aufzufassen. 


Vergleichende  Uebersicht  des  akkado-assyrischen  und  des  sumerischen  Lautsystems. 

Gonsonanteii. 


157 


Erste  Reihe:  Die  Unterlippe   bildet   mit  der  Oberlippe    und    den    Schneidezähnen 

Verschluss  oder  Enge  (Labialreihe)^). 


Akkado-Assvrisch 

•> 

Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend 

tonlos 

Verschlusslaute 

Reibelaute 

Zitterlaute 

Oral 
Nasal 

Oral 

Nasal 

Oral 

Nasal 

b 
m 

{v) 

1 

h 

m 

iv) 

— 

Zweite   Reihe:    Der  vordere    Theil   der   Zunge    bildet    mit   den    Zähnen    oder    dem 

Gaumen  Verschluss  oder  Enge  (Dentalreihe). 

a)   Bei  Bildung  von  Verschluss  oder  Enge  ist  nur  eine  Stelle  der  Zunge  thätig^). 


. 

Akkado-Assyrisch 

Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend 

tonlos 

Verschlusslaute 

Oral 
Nasal 

n 

N 

d 
n 

t 

Reibelaute  I  (Sibilanten) 

Oral 
Nasal 

Z,    (f?) 

s,  s 

z{?) 

S 

Reibelaute  II  (Laterale) 

Oral 
Nasal 

l 

L 

1 

• 

1 

Zitterlaute 

Oral 
Nasal 

r 

r 
r 

— 

1)  Consonanten.  Labialreihe:  Bkücke  S.  43  f.  Akkado-assyrisch:  Ein  (/")  2  wäre  anzu- 
setzen ,  falls  die  Annahme ,  dass  die  durch  die  Formel  ri£nj2  bezeichneten  Verschlusslaute  sich  in 
gewissen  Fällen  in  die  entsprechenden  Reibelaute  gewandelt  hätten  (oben  S.  15  f.  Anm.  2 ;  Delitzsch,  äss. 
Grammatik  §  43  S.  101  f.),  sich  richtig  erwiese.  Das  v  ist  aus  m  entwickelt,  ausserdem  aus  {<  und'event. 
(vgl.  zu  2)  =5-  —  Sumerisches  v  ebenfalls  aus  m  entwickelt  und  wahrscheinlich  aus  g  durch  Vermitt- 
lung von  ry«  (oben  S.  144).     lieber  r"  siehe  oben  S.  151  f. 

2)  Näheres  über  die  Articulationsstelle  der  einzelnen  Dentalen  (Brücke,  Grundzüge  S.  50  tf.)  kann 
natürlich  bei  einer  todten  Sprache  nicht  eruirt  werden.  Nach  Analogie  des  Arabischen  hätten  t  und  t 
beide  die  Articulationsstelle  des  f^  mit  den  von  Brücke,  Gnindzüge  S.  137  dargelegten  Unterschieden.  —  Ein 
d  liegt  möglicherweise  vor  in  Fällen  wie  hi-im-\^^^-tu  von  hamätu  (siehe  oben  S.  148  und  Anmerkung  7), 
wo  hi-im-ti-tu,  aber  auch  hi-im-di-tu  gelesen  werden  kann,  in  welch'  letzterem  Falle  das  d  wohl  zu- 
nächst als  d  zu  fassen  wäre.  —  Ob  p  und  ~i  t  und  d  (Brückr's  *'*  und  z*)   vorkamen,   ist   zweifelhaft.  — 


158  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Auf  den  tönenden  Correspondenten  des  .s  im  babylonischen  Dialect  der  semitischen  Sprache  deutet  viel- 
leicht die  Anwendung  von  ^|[  i^  zi  für  k^[  |  schon  in  den  ältesten  babylonischen  Inschriften.  —  Ton- 
loses l  (JL,  Brücke,  Grundziuje  S.  56  f.)  lag  nach  meiner  Ueberzeugung  dann  vor,  wenn  im  Akkado-Assyrischen 
s  vor  <  in  7  überging.  Ich  muss  zur  Begründung  dieser  Ansicht  etwas  weiter  ausholen.  Bekanntlich  nimmt  man 
in  diesem  Falle  durchgehends  zwischen  l  und  s  die  Mittelstufe  r  an  (Pinohes,  PSBA,  Vol.  III,  April  1881,  pp.  82ff.; 
Delitzsch,  Gramm.  §  51,  S.  120).  Ich  habe  bereits  in  meiner  Dissertation  p.  53  Thesis  VII  ausgesprochen,  dass 
ich  diese  Annahme  für  in-ig  halten,  vielmehr  einen  directen  Uebergang  annehmen  zu  müssen  glaubte.  Dass 
ein  derartiger  Uebergang  sprachphysiologisch  wohl  möglich  sei,  darauf  bin  ich  zuerst  durch  eine  Bemer- 
kung Prof.  HoFFORY's  in  seinen  Vorlesungen  über  Phonetik  aufmerksam  geworden.  In  den  Sibilanten  und 
Lateralen  liegen  in  Wahrheit  zwei  Classen  von  dentalen  Reibelauten  vor,  die  sich  folgendermassen 
unterscheiden.  Bei  den  Sibilanten  ist  die  Mundhöhle  an  den  Seiten  verschlossen,  und  die  Enge,  durch 
welche  die  Luft  ausströmt,  liegt  in  der  Mitte  der  Mundhöhle.  Bei  den  Lateralen  hingegen  ist  die  Mundhöhle 
in  der  Mitte  verschlossen,  aber  an  der  Seite  geöffnet,  so  dass  die  ausströmende  Luft  an  der  Innenseite  der 
Backen  entlang  und  so  zum  Munde  hinausstreicht.  (Brücke,  Grundzüge  S.  35  und  Hoffory,  Phon.  Streit- 
fragen S.  540).  —  Ein  bei  sehr  verengter  Oeffnung  der  Mundhöhle  gesprochener  Sibilant  kommt  dem  mit 
sehr  erweiterter  (seitlicher)  Oeffnung  der  Mundhöhle  gesprochenen  Z-Laut  mit  im  Uebrigen  entsprechender 
Articulationsstelle  sehr  nahe.  Ein  Uebergang  von  der  einen  Classe  in  die  andere  kann  als  Erleichterung 
der  Aussprache  empfunden  werden,  wenn  auf  den  Sibilanten  ein  dentaler  Verschlusslaut  folgt.  Denn 
in  solchem  Falle  würde  dadurch,  dass  die  Luft  an  den  Seiten  statt  zur  Mitte  der  Mundhöhle  herausstreicht, 
die  Möglichkeit  gegeben,  den  Verschluss  schon  bei  dem  dem  Verschlusslaut  vorausgehenden  Reibelaut  ein- 
treten zu  lassen.  Es  käme  damit  eine  Assimilation  zu  Stande ,  ein  combinatorischer  Lautwandel  durch 
zeitliche  und  zugleich  räumliche  Verschiebung  (s.  Sievers  §  39).  Dieser  Fall  scheint  mir  im  Assyrischen 
vorzuliegen.  Da  nun  sowohl  s  wie  t  tonlose  Consonanten  sind,  so  muss,  wenn  die  vorhergehende  Darlegung 
richtig  ist,  das  l  zunächst  (Sievers  §  40  a.  E.)  ebenfalls  tonlos  gebildet  sein  als  L  (Brücke  55  f.,  Hoffort 
a.  a.  0.  S.  541  ff.;  Sievers  §  12  S.  112.)  —  Dass  dann  weiter  dieses  l  wenigstens  zuweilen  auch  den  Stimm- 
ton annahm,  zeigt -neuhabyloiihches  ga-dil-du-us-su,  g^adildussu  {iiv  l'^adiltussii  aus  kadistüt-su  (V  R  25,  10  d) 
neben  ga-di-is-tum  (g^adistum)  drei  Zeilen  vorher  (Zeile  7  d)  im  selben  Text.  Findet  sich  dagegen  dieser 
Uebergang  vor  d,  wie  in  Kaldu  neben  Kasdii,  so  wird  das  l,  sofern  es  nicht  von  Anfang  an  mit  Stimmton 
gebildet  wurde,  diesen  jedenfalls  sehr  bald  erworben  haben.  In  der  grossen  Mehrzahl  der  Fälle  ist  der 
von  diesem  Wandel  betroffene  Sibilant  s  (•^).  Delitzsch  meint  {Grammalik  §  51  Seite  519),  man  könnte 
versucht  sein,  zu  schliessen,  dass  dieser  Lautwandel  specifisch  assyrisch  sei,  indess  fänden  sich,  wenigstens  in 
der  jüngeren  babylonischen  Zeit,  z.B.  in  den  Texten  Nehucadnezar\  II  Formen  mit  eben  diesem  Laut- 
wandel. Wäre  dieser  Lautwandel  in  der  That  nur  assyrisch ,  so  würde ,  da  im  späteren  Assyrisch  s  in  s 
übergegangen  ist,  zu  erwägen  sein,  ob  wir  es  dabei  nicht  mit  dem  Uebergang  von  s  zu  l  (nicht  s  :  l)  zu 
thun  haben.  Aber  Delitzsch's  thatsächliche  Angaben  sind  hier  nicht  ganz  genau.  Denn  l  statt  s  vor  t 
findet  sich  ebensowohl  in  babylonischen  wie  in  assyrischen  Texten  sehr  alter  Zeit,  bei  dem  Babylo- 
nier  Nebucadnezar  I  (siehe  dessen  Freibrief  ed.  Hilprecht  :  ulteshir  Col.  I  Zeile  41  neben  istalal  Zeile  48, 
iltaknu  {sukänu)  Col.  II  32,  iltatru  {satärii)  Zeile  33  neben  Zeile  60  lisdud),  wie  bei  den  Assyrern  Bam- 
männiräri  I.  —  siehe  istu  —  rapalti;  Bezold,  Literatur  Seite  63  §  35  Anm.  —  und  Tiglatpileser  I  —  siehe 
ultaspirti  Col.  I  33,  multaspiru  Col.  VII  50  {sapäru)-.  altanan  {sanänu)  Col.  I  55,  76,  III  77;  altalcan  {sakdnu); 
ultalUtu  (salätu)  Col.  IV  47  etc.  — ,  Herrschern  aus  dem  15. — 12.  Jahrhundert  v.  Chr.  Demnach  mqphte  der 
Wandel,  als  dem  Babylonisch-Assyrischen  gemeinsam,  in  seinen  Ursprüngen  in  die  Zeit  zu  verlegen  sein,  in 
der  auch  im  Assyrischen  ij'  noch  s  gesprochen  wurde.  (Beachte  allerdings  die  augenscheinlich  grössere 
Regelmässigkeit  im  Auftreten  des  Wandels  bei  Tiglatpileser  I.)  —  Ich  möchte  glauben,  ohne  dies  bei  meiner 
geringen  Schulung  in  praktischer  Phonetik  bestimmt  aussprechen  zu  wollen ,  dass  unter  diesen  Umständen 
sich  der  Lautwandel  auch  leichter  erklärt.  Bei  den  mouillirten  Lauten  wirkt  nach  Hopfory  (s.  o.  S.  145) 
ein  grösserer  Theil  der  Zunge  bei  Bildung  von  Verschluss  oder  Enge  mit,  und  die  zur  Bildung  des  /-Lautes 
erforderliche,  nach  der  Mitte  der  Mundhöhle  zu  gelegene  Wandung  der  seitlichen  Canäle.  durch  welche  die 
Luft  herausstreicht,  wäre  also  bereits  theilweise  voi-handen.  —  In  Fällen  wie  alsi  für  assi,  läziz  für  usziz,  in 
denen  der  Lautwandel  vor  anderen  Reibelauten  derselben  sibilantischen  Classe  eintritt,  also  bei  dem  auf  s 
folgenden  Consonanten  der  Verschluss  wegfällt,  sind  die  Gründe  für  den  Wandel  wohl  vornehmlich  in  dem 
Bedürfniss  der  Dissimilation  nah  verwandter  Consonanten  zu  suchen.  Für  diese  Fälle  wäre  allerdings  noch 
zu  erkunden,  ob  sie  nicht  auf  das  Assyrische  allein  beschränkt  sind,  wobei  dann  alsi  für  assi,  ulziz  für  usziz 
stände.  Erweisen  sich  dagegen  auch  diese  Fälle  als  dem  Assyrischen  und  dem  Babylonischen  gemeinsam, 
so  dürfte  auch  hier  die  —  unserer  Vermuthung  nach  —  dem  Wandel  günstige  Stellung  der  Zunge  auf  die 
Dissimilation  fördernd  mitgewirkt  haben.  —  Auf  den  Einwand,  dass  doch  die  Mittelstufe  r  durch  Beispiele 
belegt  sei,    hätte   ich  zu  antworten:   Gegenüber    der  Thatsache,    dass  s  und  l  fortwährend  neben   einander 


Directer  üebergang  der  Zischlaute  in  die  Z,-Laute  im  Akkado-Assyrischen.  —  Die  raouillirten  Dentale.    lo9 


b)   Bei  Bildung  von  Verschluss  oder  Enge  ist  eine  grössere  Strecke  der  Zunge  thätig. 

(Mouillirte  Dentale)  i). 


Akk  ad  o-As  syrisch 

!           Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend 

tonlos 

Verschlusslaute 
Reibelaute  I  (Sibilanten) 
Reibelaute  II  (Laterale) 
Zitterlaute 

Oral 
Nasal 

Oral 
Nasal 

Oral 
Nasal 

Oral 
Nasal 

s 

\ 
1 

! 
1 

V 

n 

W(?) 

t 
.9(?) 

erscheinen,  wofür  sich  eine  grosse  Anzahl  von  Beispielen  und  zwar  vielfach  aus  einem  und  denselben  Text 
(siehe  soeben)  anführen  lässt,  ist  die  Zahl  von  drei  Beispielen  für  einen  Üebergang  von  s  in  r  vor  den- 
talen Verschlusslauten  so  gering,  dass  sie  nicht  hinreichen  können,  uns  zu  zwingen,  an  Stelle  eines 
phonetisch  völlig  erklärlichen  einfachen  Uebergangs  eine  coraplicirte  Entwicklungsreihe  s  :  r  :  I  anzu- 
nehmen. Es  wird  daher  nach  einer  anderen  Erklärung  für  das  sporadische  Auftreten  des  r  zu  suchen  sein. 
Als  beweisende  Beispiele  gelten  den  Vertretern  der  Erklärung  dieses  Wandels  durch  Vermittlung  eines  r: 
1)  Urartu  neben  Urastii  „Armenien",  Bei  diesem  fremden  Eigennamen  kann  Niemand  witsen,  ob  nicht  der 
scheinbare  Wandel  in  Eigenthümlichkeiten  der  einheimischen  armenischen  Aussprache  seinen  Grund  hat, 
sei  es,  dass  ein  wirklicher  Lautwandel  im  Armenischen  vorläge,  sei  es,  dass  in  den  beiden  im  Assyrischen 
erscheinenden  Formen  nur  zwei  Versuche  vorliegen,  einen  und  denselben  dem  Assyrischen  fremden  Laut 
wiederzugeben  (vgl.  o.  S.  134  AnmOCi?).  Eine  Form  Uraltu  aber  kommt  überhaupt  nicht  vor,  so  dass,  falls  der 
Wandel  auf  Rechnung,  des  Assyrischen  käme,  das  Beispiel  nur  einen  vereinzelten  üebergang  des  s  in  r 
belegte.  —  2)  Bestechender  erscheint  das  zweite  Beispiel;  ischidu  und  irdudu  in  einem  und  demselben  (neu- 
babylonischen) Text,  wozu  sich  Formen  wie  usaldida  {Sargonsstier  I  35)  stellen,  so  dass  wenigstens  alle 
Glieder  der  behaupteten  Reihe  belegt  sind  Nicht  belegt  und  nicht  bewiesen  aber  ist  ihre  Anordnung  in 
der  Folge  s  :  r  :l.  Es  ist  nach  dem  über  die  Verwandtschaft  der  Sibilanten  und  Lateralen  Dargelegten 
sehr  wahrscheinlich ,  dass  zwei  Reihen  s  :  l  und  s  :  r  ohne  Zusammenhang  neben  einander  hergehen.  Die 
letztere  bliebe  zu  erklären.  Man  könnte  hier  und  in  irtanü  neben  istanü  V  R  31,  40 ef  s.  Z.\  I  388  Rota- 
cismus  annehmen.  Doch  wäre  auch  Folgendes  erwägenswerth.  Der  Text,  dem  die  beiden  Formen  isdudu 
und  irdudu  entstammen,  ist  neubabylonisch.  In  einem  neubabylonischen  Text  (V  R  39,  67  c)  aberfinden 
wir  für  martii,  in  der  durch  das  Ideogramm  ^Ör  ^^  gesicherten  Bedeutung  „Tochter",  inastu  geschrieben 
(gegenüber  Delitzsch's  Lesung  rtuxrtii,  ZA  II,  101  bestätigt  von  Bezold  u.  Pinches,  ZA  II,  460;  IV,  436  Anm.  1). 
Das  ist  wohl  schwerlich  anders  zu  erklären  (a.  M.Jensen,  ZA  I,  388  Abs.  2  a.  E.),  als  dass  der  dentale  tönende 
Zitterlaut  r  vor  dem  tonlosen  dentalen  Verschlusslaut  r  mouillirt  worden  ist  und  vielleicht  dann  durch  die 
Mittelstufe  B,  (d.  i.  tonloses  r)  s  wui"de.  Hatte  aber  im  Neubabylonischen  r  vor  Dentalen  die  Neigung  zur 
Mouillirung  und  zum  üebergang  in  s  (resp.  s),  so  wäre  es  schliesslich  auch  denkbar,  dass  in  nicht  allzu 
sorgfältiger  Schreibung  tr  für  is,  ar  für  «s  etc.  geschrieben  worden  ist  (vgl.  auch  Jensen,  ZA  I,  388  a.  E.). — 
3)  Für  das  dritte  Beispiel,  den  Pflanzennamen  mastalal,  daneben  martalal  und  nialtakal,  würde,  sofern  er 
akkado-assyrisch  und  nicht  etwa  sumerisch  ist,  dasselbe  gelten.  —  Jedenfalls  halte  ich  es  für  sicher, 
dass  im  Akkado-Assyrischen  ein  directer  Üebergang  von  der  einen  Classe  der  dentalen  R  eibe laute  (den 
Sibilanten)  zu  den  entsprechenden  Consonanten  der  anderen  Classe  (den  Lateralen)  vorliegt.  Delitzsch 
selbst  verweist  ja  auf  das  Vorkommen  des  Lautwandels  von  s  zu  /  in  italienischen  Dialecten;  vgl.  Teloni, 
ZA  IV,  396.  Es  ist  wohl  kaum  nachzuweisen  und  wird  auch  von  Delitzsch  nicht  behauptet ,  dass  z.  B. 
zwischen  pisanisch  vista  und  vilta  ein  virta  die  Mittelstufe  bilde. 
1)  Vgl.  oben  S.  145. 


160 


Erster  Abschnitt,  viertes  Capitel. 


Dritte  Reihe:  Die  Mitte  oder  der  hintere  Theil  der  Zunge  bildet  mit  dem  Gaumen 
Verschluss  oder  Enge  (fälschlich  sogenannte  Gutturalreihe)*). 


Akk  ad  0- Assyrisch 

Sumerisch 

tönend 

tonlos 

tönend              tonlos 

Verschlusslaute 

Reibelaute 

Zitterlaute 

Oral 
Nasal 

Oral 
Nasal 

Oral 

Nasal 

9  (^) 
(Ä) 

/j 

9 
n(?) 

9 

k 

Hierzu  kommen  noch  für  das  Akkado-Assyrische  das  N*)  und  für  das  Sumerische  die 
labialisirten  Consonanten  g"'  und  g"^^),  welch'  letztere  wohl  als  zusammengesetzte  Consonanten  zu 
betrachten  sind  und  deshalb  in  der  Tabelle  der  einfachen  Sprachelemente  keine  Aufnahme 
gefunden  haben. 

Das  Vorstehende,  zusammengefasst  und  in  den  Tabellen  veranschaulicht,  wird  genügen, 
um  die  radicale  Verschiedenheit  des  sumerischen  und  des  akkado-assyrischen  Lautsystems 
darzuthun.  Auf  Vollständigkeit  in  der  Aufzählung  der  lautlichen  Erscheinungen  des  Sumerischen 
erhebt  unsere  Darstellung  keinen  Anspruch;  eine  sumerische  Lautlehre  zu  schreiben  war  nicht 
unsere  Aufgabe.  Immerhin  haben  sich  unsere  Ausführungen,  da  die  Verschiedenheit  der 
beiden  Systeme  nur  durch  Eingehen*)    auf  die  Natur  sowohl   der  semitischen  wie  der  sumeri- 


1)  Bkücke,  Grundzüge  S.  59  ff.  K  entspricht  Brückk's  li^,  Grundzüge  S.  64;  der  tönende  Correspon- 
dent  desselben  g  {g^)  erscheint  im  babylonischen  Dialect  der  semitischen  Sprache  vielfach  an  Stelle  des  k: 
gätu  für  kätu,  damgäti  für  damkäti  (o.  S.  152  Anm.  sub  3;  vgl.  Lehmann,  ZA  III,  383).  —  Für  ein  eventuelles 

g  3  gilt  das  zu  S  und  2  Gesagte.  Delitzsch,  Grammatik  §  43  a.  E.  S.  103,  glaubt,  dass  man  vom  anti- 
sumerischen Standpunkt  für  ;;  „ allographische "  Schreibungen  wie  ^ag-ga  etc.  geltend  machen  könnte.  Mit 
Unrecht.     lieber  n  (in  duhku)  s.  S.   152  Anm.  sub  3. 

2)  Der  Stimmbänderverschluss  ist,    wie    die  übrigen  „gutturales  verae'^,  also  auch  ,    ,:,,    c,    p, 

C      C     ^     ^ 
die  dem  ursprünglichen  Bestand   der   assyrischen  Spi-aclie   ebenfalls   zuzurechnen  sein  werden,   von  Brijcke 

nicht  mit  in   sein  System   aufgenommen  worden  {Grundzüge  S.  7  ff.,  S.  137  o.).   Dass  dieses  ein  Fehler  ist,  hat 

HOFFOKT  indirect  bereits  anerkannt,    indem  er  dem  h  seine  Stelle  als    tonlosen  Vocal  im  System  anwies. 

Ich  habe  mich  oben  (S.  133)  mit  viel  zu  grosser  Bestimmtheit  über  ^  ausgesprochen.     Bkücke  S.  136  sagt 

nur:  „man  könnte  sagen,   das   sogenannte  consonantische  Alif  sei  der  tönende  Laut  zu  unserem  h,   das 

auch  nicht  unter  die  Consonanten  gehört."     Aber  auch  so  dürfte  die  Erklärung  nicht  zutreffen.    Denn  wenn 

h   mit  HoFFOEY    als   Zeichen    für    alle   verschiedenen  tonlosen   Consonanten  anzusehen   ist,   so   sind  dessen 

tönende  Aequivalenten  doch  wohl   die    (tönenden)  Vocale.     Ob   und  wie  Brijcke's  Aufstellungen   in  diesem 

Punkte  der  Verbesserung  und  Ergänzung  bedürftig  und  fähig  sind,   kann  hier  nicht  näher  erörtert  werden. 

Doch  sei  so  viel  bemerkt,   dass  für  die  allgemeine  Phonetik  die  von  Brücke  (S.  90)  vermiedene  Ansetzung 

des  Kehlkopfes  als  eines  besonderen  Articulationsgebietes  schwerlich  zu  umgehen  sein  wird 

3)  Als  zusammengesetzte  Consonanten  wären  nach  Brücke  S.  144  auch  das  arabische  ^  (also  auch 
wohl  das  assyrische  h)  und  c  anzusehen. 

4)  Dass  ich  dabei  Gefahr  lief,  den  Unwillen  Derjenigen  zu  erregen,  nach  deren  Ansicht  es  , Auf- 
gabe der  Sumerologen"  ist,  „einen  sumerischen  Text  lesen  zu  lernen,  nicht  in  Lautph3'siologie  und  Ver- 
wandtschaftstheorien heramzuplätschern''  (Winckler,  Berl.  Phil.   Wochenschr.  1886,  Nr.  47;  Bezold,  Zk  II. 


Das  Neusumerische,  *"^ITm[    "V?".  IGl 

sehen  Sprachelemente  deuthch  werden  konnte,  zu  Beiträgen  zur  akkado-a.s.syrischen  wie  zur 
sumerischen  Lautlehre  gestaltet,  denen  ich  zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung  hinzufügen  möchte. 

Neben  der  durchgehenden  und  unüberbrückbaren.  Kluft  zwischen  den  Lautsystemen 
der  beiden  Sprachen  haben  wir  in  der  Entwicklung  des  Akkado-Assyrischen  und  zwar  nament- 
lich im  babylonischen  Dialect  einige  Eigenthümlichkeiten  lemerkt,  die  mit  lautlichen  Er- 
scheinungen des  Sumerischen  einige  Verwandtschaft  zu  haben  scheinen.  Man  könnte  hierher 
rechnen:  die  Verwendung  der  tönenden  Consonanten  h  für^,  g  für  k  (S.  152  Anm.  3)  und  s  für  s  im 
Anlaut  babylonischer  Wörter,  die  Wahrscheinlichkeit  der  Existenz  eines  ü  im  babyl.  Dialect, 
vielleicht  auch  die  Mouillirung(?)  des  r  resp.  (V)  den  sporadischen  Uebergang  des  s  in  r  (S.  159 
Anmerk.).  Die  Antisumerier  könnten  geneigt  sein,  an  diese  übrigens  nur  secundär  auftretenden 
Erscheinungen  wieder  Argumente  zu  knüpfen,  welche  für  die  Identität  der  gesammten  Laut- 
systeme sprechen  sollen.  Desshalb  sei  an  die  mehrfach  beobachtete  Thatsache  erinnert,  da.ss 
selbst,  wenn  eine  Sprache  vollständig  ausstirbt,  sich  deren  lautliche  Eigenthümlichkeiten  auf  das 
Idiom,  durch  welches  sie  verdrängt  wird,  übertragen.  So  sind  meines  Wissens  einige  Sprach- 
forscher geneigt,  in  der  Aussprache  des  italienischen  casa  als  chasa  im  Toscanischen  ein  etruski- 
sches  Erbtheil  zu  erblicken.  Vielleicht  sind  die  genannten  Eigenthümlichkeiten  des  babylonischen 
Dialects  der  semitischen  Sprache  der  sumerischen  Einwirkung  zuzuschreiben').  Das  würde  sich 
um  so  leichter  erklären,  als  die  Bevölkerung  Babyloniens,  wenn  auch  äusserlich  semitisirt,  doch 
der  Race  nach  zum  grossen  Theil  sumerisch  geblieben  sein  muss*).  Noch  weniger  hat  es 
natürlich  zu  bedeuten,  wenn  ein  babylonischer  Schreiber,  sumerische  Reminiscenzen  {dingir: 
dimmer)  in's  Babylonische  übertragend,  isuJcJcanga  für  isahkamma  setzt  (o.  S.  145). 

Als  gleichzeitiges  Resultat  unserer  Betrachtung  der  Lautwandlungen  des 
Sumerischen  ergiebt  sich,  dass  wir  es  thatsächlich  mit  Erscheinungen  einer  wirklich 
gesprochenen  Sprache  zu  thun  haben,  für  deren  jede  aus  den  verschiedensten  jetzt  oder 
vormals  lebenden  Sprachen  vielfache  Analogieen  zu  finden  sind,  und  dass  von  einer  Allographie 
und  einer  lediglich  graphischen  Veränderung  absolut  nicht  die  Rede  sein  kann. 

Dieses  Argument  ist  an  sich  so  stark,  dass  ich  es  vorgezogen  habe,  die  Erscheinungen, 
auf  welche  es  sich  stützt,  zunächst  für  sich  selbst  sprechen  zu  lassen  und  nun  erst  ein  weiteres 
Factum  hervorzuheben,  durch  welches  es  noch  wesentlich  verstärkt  wird. 

Die  vorgedachten  Lautwandlungen  kommen  —  mit  wenigen  Ausnahmen  —  nicht 
promiscue  in  Texten  einer  und  derselben  Gattung  vor,  sondern  gehören  einer  besonderen  Er- 
scheinungsform der  sumerischen  Sprache  an,  die  in  den  babylonischen  Documenten  deut- 
lich von  der  gewöhnlichen  sumerischen  Sprache  unterschieden  wird.    In  den  W^örterlisten  etc. 

wird    diese  Sprache    als    >~t^^>-\   "VP"^)    bezeichnet.     Die  Bezeichnung    dieser  Erscheinungsform 


455,  Anm.  l),  war  mir  wohl  bewusst.  Soweit  mir  jedoch  bekannt,  gilt  als  feststehend,  dass  Texterklärung 
ohne  Grammatik  undenkbar  ist  und  dass  —  namentlich  bei  einer  an  lautlichen  Wandlungen  so  reichen 
Sprache  wie  dem  Sumerischen  —  ohne  ein  gründliches  Studium  der  Lautlehre  keine  völlig  zureichende 
Kenntniss  von  Grammatik  und  Wortschatz  gewonnen  werden  kann.  —  Auch  Str.-vssmaier's  Bemerkungen 
ZA  IV  S.  113  und  die  ironischen  Seitenblicke  auf  die  die  Weibersprache  etc.  betreftenden  Forschungen 
{Nabonidtexte ,  Heft  II,  Umschlag,  S.  3)  stehen  nicht  im  Einklang  mit  der  Weite  des  Blickes,  die  diese 
Forscher  im  Uebrigen  auszeichnet. 

1)  Vielleicht  verdient  es  in  dieser  Hinsicht  Beachtung,    dass   sich   heutzutage   bei  den  Babylonien 

bewohnenden  Araberstämmen  das  A;  palatalisirt  findet;  vergl.  den  Namen  des  Stammes  ^iXÄXXje  Muntefik 
sprich  Montefic. 

2)  Für  die  Constanz  der  Racen  vgl.  z.  B.  Johannes  Ranke,  Der  Mensch  Bd.  II  S.  254  ff. 

3)  Den  Namen  >-^|^>-^    \>~  hat   man,   da  "^  =  asmtu  „Frau^    als  „ Frauensprache '    gedeutet. 

Sicher  ist  das  nicht.  Sollten  sich  aber  weitere  Bestätigungen  dafür  ergeben,  so  möchte  ich  Folgendes  — 
allerdings  sehr  hypothetisch  —  zur  Erwägung  stellen. 

Lehmann,  Samassumukin.  21 


162  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

der  Sprache  als   „Dialect"   muss  als  sehr  wenig  zAitreffend  aufgegeben  werden.    Wir  benennen 
sie  mit  Hommel  als 

Neusumerische  Sprache. 

Neben  den  lautlichen  Wandlungen ,  die  das  wesentliche  Merkmal  der  >^^Tt>-|  "^ 
bilden,  erscheint  eine  verschwindende  Minderheit  lexicalischer  Unterschiede. 

Ausserdem  zeigen  die  in  *^^Jt>-|  vF"  abgefassten  Texte  regelmässig  als  äussere  Merk- 
male die  Form  t^^If  ^)  des  Zeichens  ra  und  weisen  vielfach  zwischen  den  durch  weitere  Zwischen- 
räume getrennten  Zeichen  die  bekannten  langen  Verbindungslinien  auf.  Ihrem  Inhalte  nach 
stehen  diese  Texte,  meist  in  Hymnen  und  Busspsalmen  bestehend,  dem  semitischen  Anschau- 
ungskreise wesentlich  näher,  als  die  altsumerischen  Legenden  und  Beschwörungsformeln^). 

Nachdem  auf  das  Vorhandensein  dialectischer  Varianten  sporadisch  und  vage  von 
Lenormant  und  PiNCHES  hingewiesen  war,  h?t  H\UPT  in  seiner  Abhandlung  Ueber  einen  Dialect 
der  sumerischen  Sprache  unabhängig  von  den  Genannten  die  Existenz  und  die  Merkmale  dieser 
Form  der  sumerischen  Sprache  klargelegt; — an  sich  ein  grosses  Verdienst,  das  dadurch  keinen 
Abbruch  erleidet,  dass  Haupt  den  von  ihm  sogenannten  Dialect  irrthümlich  und  wenig  glück- 
lich als  die  ältere  Form  der  Sprache  bezeichnete.  Dass  die  Verschiedenheiten  der  beiden 
Formen  der  sumerischen  Sprache  nicht  auf  dem  Gebiete  der  Graphik,  sondern  auf  dem  der 
Sprach äusserung  liegen,  dass  deshalb  nicht  mit  Halevy^)  von  verschiedenen  Stilarten  die 
Rede  sein  kann,  dürfte  im  vorhergehenden  Abschnitt  zur  Genüge  dargethan  sein.  Als  beson- 
ders handgreifliche  weitere  Beweismittel  dafür  sind  aber  hervorzuheben: 

1)  Die  dreispaltigen  Listen,  die  je  in  einer  Spalte  die  altsumerische  und  die  neu- 
sumerische i*^t^^'n  \^)  Form  eines  Wortes  und  die  semitisch-babylonische  LTebersetzung 
neben  einander  nennen;  über  diese  braucht  für  unseren  Zweck  nach  Haupt's^)  ausführlichen 
Darlegungen   kein  Wort  mehr  verloren  zu  werden. 

2)  Um  so  mehr  bedürfen  die  f ünfspaltigen  Vocabulare  eines  erklärenden  und 
nachdrücklichen  Hinweises. 

Ihre  Kenntniss  verdanken  wir  Haupt*).  Da  die  gleichzeitig  mit  der  Publication 
in  Aussicht  gestellte  nähere  Erklärung  aber  noch  aussteht,  so  wird  ein  Beitrag  zu  einer  solchen 
von  anderer  Seite  nicht  unwillkommen  sein. 


Beim  Beginn  des  Connubium  zwischen  Semiten  und  Sumeriern,  können  die  letzteren  aus  dem 
Munde  ihrer  sumerischen  Frauen  zuerst  die  von  der  Sprache  der  heiligen  Texte  abweichende,  veränderte 
Form  des  Idioms  kennen  gelernt  und  diese  Sprachform ,  die  vielleicht  noch  durch  semitische  (oder  kassi- 
tische(?j,  Hommel,  Semiten  350  Anmerk.,  Lehmann,  Dissertation  41  sub  2)  Einwirkung  in  Aussprache  und 
Wortschatz  modificirt  gewesen  sein  mag,  als  Frauensprache  bezeichnet  haben.  Vergleiche  hiezu  die  theil- 
weise  entsprechenden  Anschauungen  von  Sayce,  s.  CV  2,  Pkätoriüs,  ZDMG  XXXV  Seite  763  und  Haupt, 
CV  2  und  27  sub  2.  Doch  ist,  wie  bemerkt,  die  Deutung  dieser  termini  technici  höchst  ungewiss.  Ein 
assyrisches  nakhn  resp.  nagpn  in  die  Frage  hineinzuziehen.  Hegt  kein  Grund  vor,   da  auf  K.  247  nicht  mit 

Delitzsch  >-^]jTf    "^»^j    sondern  einfach  »-^^jj^    "^    zu  lesen  ist.     (S.  Bezold,   PSBA  Nov.    1888  und 
die  dort  Citirten,  Cat.  I  p.  64  note  *. 

1)  Haupt,  CV.  2. 

2)  Lenormant,  Mar/ie.    Haupt,  Sint(hith  23.     Hommel,  Semiten  274,  286,  302.     Zimmern,  BB  1. 

3)  SD  513  ff. 

4)  ASKT  185.     CV  IX  bis  XVI. 


Die  fünfspaltigen  Vocabulare. 
Als  Beispiel  wählen  wir  K  4225  Z.  20  f.: 


163 


VIT  1  ^J! 


MI  y-T<T  -^!T  ^Sii  -tu 


:!!   '  -tfcJTf  JT 


^M    -^T 


*^^ 


Si 

SU(j 

lussukka 

SI     !    Msu    \ 
SUÖ     nasäku 

Das  ist: 


Diese  Zeilen  sagen  dem  Leser:  „Sumerisch  suy  ist  =  nasäku;  im  Neusumerischen 
(oder  einer  sonstigen  Entwicklungsform  der  sumerischen  Sprache)  wird  aus  diesem  su(j 
(wohl  durch  die  Mittelstufe  suj)  si.  Sowohl  das  altsumerische  suy  (Spalte  2)  wie  das  neu- 
sumerische  si  (Spalte  1)  sind  =  nasäku.  Es  giebt  aber  auch,  ein  altsumerisches  si,  das 
die  Bedeutung  käsu  (Spalte  3  und  4)  hat.  Hüte  Dich,  dass  Du  diese  beiden  si,  die  absolut 
nichts  mit  einander  zu  thun  haben,  nicht  verwechselst!  Und,  um  Dich  davor  zu  bewahren, 
wird  in  den  beiden  letzten  Spalten  die  Gleichung  siig  =  nasäku  noch  einmal  wiederholt, 
während  (in  Spalte  3),  um  auszudrücken,  dass,  wie  sug,  so  auch  das  daraus  entwickelte  si  gleich 
nasäku  ist,  nicht  der  einfache  Infinitiv,  sondern  eine  Precativform  des  assyrischen  Yerbums 
mit  Suffix  verwendet  wird". 

Ein  entsprechendes  Verfahren  ist  durch  das  ganze  Document  hin  angewendet.  All- 
gemeiner ausgedrückt:  das  Vocabular  stellt  diejenigen  neusumerischen  Wörter  zusammen,  welche 
altsumerischen  Wörtern  völlig  anderer  Bedeutung  in  Form  und  Schreibung  gleich  geworden 
sind,  um  eine  Verwechslung  zu  verhüten,  oder  mit  anderen  Worten:  es  will  altsumerische 
Wörter  und  Ideogramme  von  gleichlautenden  und  gleichbezeichneten  phonetischen  Schreib- 
ungen der  neusumerischen  Sprache  trennen  und  liefert  somit  den  handgreiflichen  Beweis,  dass 
wir  es  im  Sumerischen  mit  einem  sprachlicher  Entwicklung  fähigen  Product  des  menschlichen 
Geistes,  mit  einer  Sprache  zu  thun  haben^). 


1)  Anders  zu  beurtheilen  ist  dagegen  die  lexikalische  Tafel,  Berliner  Museum  V.  A.  Tb.  144,  von 
welcher  Rucks.  1 — 7  folgendermassen  lauten : 

ItT 
ff 

Es  werden  hier  verschiedene  Aequivalente  des  Wortes  amelu  ideographisch  aufgeführt.  Wir 
finden  darunter  nicht  blos  die  bekannten  Ideogramme  (1,  2,  7),  sondern  auch  die  Formen  In  Zeile  5  und 
mu  Z.  6,   ersteres  wahrscheinlich,    letzteres  wohl   sicher   aus    dem   neusumerischen  muht  verkürzt;    dagegen 

kommt  die  Bezeichnung  >-^Tt>-T    '^~  in  dem   ganzen  Text  nicht  vor.     Daraus   besonders    erhellt,    dass  das 

Document  nicht  in   erster  Linie   sprachliche  Erscheinungen  des  Sumerischen  in's  Auge  fasst,   sondern    die 
verschiedenen  ideographischen  Ausdrucksmöglichkeiten  des  Wortes  amelu  aufzählen  will.    Hier  werden 

also    in    der  That    durch  ^^^^M    graphische   Unterschiede,    verschiedene    Stilarten   bezeichnet.      Derjenige 

21* 


164:  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

Zu  der  Zeit,  da  die  neusumerischen  Sprachformen  von  Haupt  nachgewiesen  wurden, 
glaubte  man,  wie  bekannt,  in  den  Sumeriern  und  Akkadiern  zwei  Glieder  des  Einen 
nichtsemitischen  Volkes  sehen  zu  müssen  (oben  Seite  68).  Haupt  hielt  den  neuen  Dialect 
für  den  von  Sumer.  also  für  den  südbabylonischen  und  älteren,  was  irrig  war.  Hommel 
erkannte  und  sprach  zuerst  öffentlich  aus,  dass  die  neugefundene  Sprachform  die  jüngere 
sei.  Er  sagt  aber  ausdrücklich:  Ein  Resultat,  schon  für  sich  allein  von  unermesslicher 
Tragweite,  war  ja  gleich  von  Haupt  erkannt  worden:  dass  der  bisher  nur  für  geographisch 
gehaltenen  Zweitheilung  von  Sumer  und  Akkad  die  dialectische  Zweitheilung  der  sume- 
rischen Sprache  und  Literatur  entspricht.  Von  diesem  „Resultat  von  unermesslicher  Trag- 
weite" ist  mit  Anderen  Hommel  selbst  zurückgekommen,  und  wie  wenig  diese  Anschauung 
aufrecht  erhalten  werden  kann,  haben  wir  oben  S.  68  ff.  darzulegen  versucht. 

Richtig  ist  allerdings,  dass  da,  wo  eine  öi'tliche  Zutheilung  der  Namen  und  Documente, 
welche  die  charakteristischen  Merkmale  des  Neusumerischen  zeigen,  möglich  ist,  die  ersteren 
mehr  auf  den  Norden  Babyloniens  weisen  {Bissertat.  p.  37  s.).  Einige  der  wichtigsten  Fülle 
dieser  .4rt  sind: 

1)  Der  Name  Ide-Atnm  (o.  S.  149  sub  3)  statt  Igi-Anini,  des  Tempels  der  nahe  bei 
Babylon  gelegenen  Stadt  Dilbaf^),  den  Nahükudurriisur  nennt. 

2)  Die  von  demselben  König,  Col.  Hl,  54,  genannten  Tempelnamen  E-GiiJa,  E-tila, 
E-ziha-tüa\  Gula  (sprich  H'ula)  aus  gal  , gross",  tila  für  tin\  ziba  für  diigga ,  sämmtlich 
neusumerische  Formen  (S.   144  sub   1)*). 

3)  Die  Bezeichnung  des  MarduJc  als  dim-me-ir  an-ki-a  ebenda  Col.  H,  58. 

4)  Die  Bilinguis  Saniasswnn]cm''s ,  in  welcher  die  sumerische  Sprache,  soviel  wir 
wissen,  zum  letzten  Male  eine  Auferstehung  in  einem  officiellen  Document  und  zu  politischen 
Zwecken  feiert  und  die  somit  indirect  ein  untrügliches  Beweismittel  für  die  Existenz  der 
sumerischen  Sprache  darstellt,  ist  der  Absicht  nach  neusumerisch  gehalten  und  weist,  da 
sie  in  Sippar  abgefasst  und  niedergelegt  war ,  für  das  Neusumerische  ebenfalls  auf  den 
Norden  Babyloniens.     Sicher  neusumerisch  sind  folgende  Formen: 

a)  dim-me-ir  für  dingir  (Z,   10  u.  19)  (o.  S.  150  sub  5), 

b)  i-de  für  igi  (Z.   11  u.  32), 

c)  gu-la  (Z.   16)  für  gal. 

d)  In  zi-ib-hi-da-as  (Z.  16)  für  älteres  diig-ga-Jc{u)  haben  wir  zwei  charakteristische 
ueusumerische  Formen:  zib{bi)  für  dug{ga)  und  wahrscheinhch  die  als  Adverbialendung  fun- 
girende  Postposition  s  für  se  aus  k(u).  Letzteres  trifft  ebenfalls  zu  für  gu-li-es  (Z.  9  u.  11) 
=  liadis  und  idli-cs  =  idsis  (Z.  13). 

e)  In  me-e-mu  =  babylonisch  ia-a-ti  steckt  vielleicht  die  neusumerische  Form  me 
(mg)  des  älteren  mu. 


Stil,  in  v:elchem   amelu  durch   ^A,    das   gewöhnliche,   ihm  besonders   eigene  Ideogramm   bezeichnet  wird, 

heisst  eme  sidi,  d.  i.  doch  wohl  Hsänu  isartu,  „der  correcte  Stil".  Dass  *P|  |  ^j^f^  ^^^^  ^1^  , Norden"  zu 
fassen  (Hommel,  Bkzold),  glaube  ich  nicht.  Zu  gud{da)  (Zeile  1,  2)  vergl.  auch  Theil  II  Erläuterungen  zu 
L*  Col.  1  19.  Dass  diese  ideographischen  Ausdrucksweisen  sich  theilweise  an  die  sprachlichen  Entwick- 
lungsstadien des  sumerischen  Wortes  für  , Mensch"  anschliessen,  bedarf  nach  allem  Ausgeführten  keiner 
Erklärung. 

1)  Neb.  Grot.  II,  46.  Delitzsch,  Paradies  p.  213,  25.  Hommel,  Semiten  S.  246,  1.  Lehmann, 
Dissertation  S.  37.  Dagegen  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  bei  IJammurahi  (Bil.)  marte  für  martu  ahubu  „Sturni- 
fluth"  zu  lesen  ist  {Semiten  S.  300f.).  Amiadd  {Tableau  compare  Nr.  201)  hält  das  betreffende  Zeichen  für 
eine  Form  von  tu. 

2)  Lehmann,  Diitsertation  p.  89. 


Zum  Sprachbau.  105 

Dass  wir  daneben  Z.  8  die  altsumerische  Form  dufjga  und  in  Z.  0  das  Nominalpräfix 

*"I<I  .^  nam  statt  des  im  Neusumerischen  gewöhnlicheren  *~^\  CX^^^[[  na-im  (na-em)^)  finden, 
hindert  nicht,  den  Text  im  Ganzen  der  Absicht  nach  als  neusumerisch  abgefasst  zu  be- 
trachten. 

Auch  in  anderen  neusumerischen  Texten  kommt  z.  B.  die  Gruppe  dugga  vor.  die  dann 
als  eine  Art  von  Ideogramm  betrachtet  und  doch  neusumerisch  zibha  ausgesprochen  worden 
sein  mag.  Die  spätere  Tradition  führte  also,  das  ist  richtig  und  wird  namentlich  durch  die 
Bilinguis  bewie.sen,  auf  das  Neusumerische  für  Nordbabylonien. 

Aus  dieser  Nachweisbarkeit  neusumerischer  Namensformen  in  Nordbabylonien  nun 
aber  den  Schluss  zu  ziehen,  dass  diese  Form  der  sumerischen  Sprache  nur  Nordbabylonien 
zugehörte,  die  ältere  und  ursprüngliche  Form  dagegen  nur  dem  Süden  zuzuweisen  sei,  würde 
ein  grosser  Irrthum  sein.  Und  dass  die  ältere  Sprachform  in  Nordbabylonien  ebenfalls 
in  Gebrauch  gewesen ,   ist  mit  Pinches   und  Haupt*)    zu   schliessen  aus  den  Namen  der  Stadt 

Babylon  t^]  >-^  t"^]]  <IgJ  Kä-dmgir{ra)  und  <!<  <;^  Tin-dir.  ^^  ^t^]  kann 
nur  dhiffir-ra  gelesen  werden,  weil  zu  neusumerisch  dimmer  kein  Status  prolongationis  dimmera 
nachzuweisen  ist.  In  Tindir,  nach  Auffassung  der  babylonischen  Etymologen  =  subat  baldti, 
haben  wir  die  alte  Form  tin  für  neusumerisch  til. 

Also  beide  Sprachformen  finden  sich  im  Norden  Babyloniens  und  müssen  dort  zeit- 
lich auf  einander  gefolgt  sein. 

Andererseits  lassen  sich  Spuren  des  Neusumerischen  nach  den  Andeutungen  verschie- 
dener Sumeristen  auch  im  Süden  Babyloniens  nachweisen  und  würden  wahrscheinlich  in  reich- 
licherer Zahl  zu  finden  sein,  wenn  nicht  einestheils  das  erhaltene  resp.  veröffentlichte,  dem 
Entstehungsorte  nach  sicher  bestimmbare  Material  so  spärlich  wäre  und  wenn  nicht  anderen- 
theils  .schon  in  früher  Zeit  mit  der  Herrschaft  in  Babylonien  auch  der  Schwerpunkt  der 
Cultur  von  Süden  nach  Norden  vorgerückt  wäre. 

Wir  stehen  am  Ende  des  die  Lautlehre  behandelnden  Abschnitts,  der  uns  gezeigt  hat, 
dass  der  akkado-assyrische  und  sumerische  Lautbestand  von  einander  grundverschieden  sind, 
dass  die  lautliche  Entwicklung  in  beiden  Sprachen  völlig  unvereinbare  Wege  wandelt,  dass 
innerhalb  der  sumerischen  Sprache  eine  organische  Entwicklung  vornehmlich  des  Lautwesens 
stattfindet,  die  nur  in  einer  lebenden  Sprache  möglich  i.st,  und  dass  schliesslich  bestimmte  Docu- 
mente  ihrem  Inhalt  und  ihrer  Anlage  nach  als  directe  Beweisstücke  für  das  Bestehen  einer 
solchen  organischen  Differenzirung  innerhalb  der  sumerischen  Sprache  angesehen  werden  müssen. 

3)   Zum  Sprachbau. 

Die  Grammatik:  Lautlehre,  Formenlehre  und  Syntax,  sind  (Seite  112)  bei  sprach- 
wissenschaftlichen Untersuchungen  in  erster  Linie  zur  Entscheidung  heranzuziehen.  Die  Laut- 
lehre haben  wir  besprochen ;  von  einer  eigentlichen  Formenlehre  kann  bei  einer  geschlechts- 
und  flexionslosen  Sprache  nicht  die  Lehre  sein.  Die  Erscheinungen,  die  an  deren  Stelle  treten, 
fassen  wir  mit  dem  Wenigen,  was  über  die  Syntax  im  eigentlichen  Sinne  zu  sagen  ist,  unter  der 
Bezeichnung  „Sprachbau"  zusammen.  Wie  schon  bemerkt,  sind  Halevy  und  Delitzsch  gerade  dieser 
Seite  der  Frage  durchaus  nicht  gerecht  geworden^).    Betrachten  wir  zunächst  die  von  Delitzsch 


1)  Haupt.  SD  530.    Jensen,  ZA  I  12  ff. 

2)  American  Journal  of  Philology  V  p.  72. 

3)  Allerdings  ist  es  zuviel  gesagt,  wenn  ich  (oben  S.  112)  behauptete,  dass  Delitzsch's  Argumen- 
tation sich  so  gut  wie  ausschliesslich  auf  dem  Boden  des  Lexicons  und  der  Schriftlehre  bewegen.   An- 


10(>  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

vorgebrachten  Argumente.  Derselbe  knüpft  zunächst  an  das  Auftreten  sumer.  Wortformen  wie 
ha-had=  imüt  etc.  als  Ideogramme  innerhalb  akk.-ass.  Texte  die  Aeusserung  von  Bedenken,  deren 
völlige  Haltlosigkeit  wir  bereits  oben  (S.  66  Abs.  1)  unter  Hinweis  namentlich  auf  das  Pehlevi 
dargethan  haben.  Dann  heisst  es  Gramm.  (S.  69  letzte  Zeile):  „Das  ,Sumerische'  gebraucht  den 
echtsemitischen  Mechanismus  des  Status  constructus,  unterscheidet  ganz  die  nämlichen  Tempora 
wie  das  Assyrische,  es  hat  im  Verbum  einen  Iw-Stamm  und  einen  ^a-an-Stamm".  Dann  folgt 
der  Hinweis  auf  die  gemeinsame  Adverbialendung  es  (worüber  o.  S.  146  f.),  ferner  wird  richtig 
bemerkt,  dass  in  dem  Gebrauch  von  sumerisch  gUy  ge  für  akkado-assyrisch  lü  sowohl  in 
seiner  precativen ,  wie  in  seiner  affirmativen  Bedeutung  ein  Semitismus  vorliegt.  Dass  der- 
gleichen Semitismen ,  wenn  sie  noch  dazu  in  Texten  so  später  künstlicher  Anfertigung,  wie 
die  BiUngiäs  (Theil  H  S.  28)  erscheinen,  mit  der  Frage  nach  der  Existenz  des  Sumerischen 
nichts  zu  thun  haben,  ist  ebenfalls  oben  (S.  QQ,  Ulf.)  des  Ausführlichen  auseinandergesetzt.  Die 
nun  folgende  Hauptausführung  Delitzsch's  lautet:  „Wir  haben  Listen  (vgl.  die  von  Bertin 
im  JRAS.  XVIT.  Part  1  veröffentlichte),  in  welchen  die  sog.  sumerischen  Bildungselemente 
auf    das  Allergenaueste    analysirt,    als  Präformative ,    Informative    oder  Aflformative  bezeichnet 

werden  (z.  B.  ne  und  hi-i  =  ana  suati ;  in-na-ni-rii  =  anäku  siiati  suati  [sie!]    ü 

anähi  suasum )  —  wie  wunderbar,  dass  die  Babylonier  so  bis  ins  Kleinste  unter- 
richtet waren  von  dem  Bau  der  sumerischen  Sprache!  waren  die  Sumerier  selbst  solche 
Kenner  ihrer  Sprache,  dass  sie  die  Semiten  so  bis  in  das  Einzelnste  hinein  unterrichten  konnten, 
oder  eruirten  die  Semiten  selbst  all  jene  Bedeutungen  durch  vergleichendes  Studium  der  sume- 
rischen Texte?  Es  ist  iingleich  glaubhafter,  dass  Listen  wie  diese  rein  graphische  Zwecke 
verfolgten,  nämlich  lehren  sollten,  welche  Bedeutung  man  mit  den  mannichfachen  Sylben  und 
Sylbenzusammensetzungen  verband .  die  man  zur  ideographisshen  Umschreibung  der  semiti- 
schen Formen  verwendete.  Es  liegt  zur  Zeit  noch  gar  kein  Grund  vor  daran  zu 
verzweifeln^),  dass  auch  diese  scheinbaren  Wortbildungselemente  sich  als  ideographische 
Künsteleien  der  semitischen  Schrifterfinder  werden  begreifen  lassen.  Auch  hier  wird  das 
Wort  gelten:  dies  diem  docet.  Die  Bertin'sche  Liste  beweist  bereits  so  viel,  dass  in  ,sumeri- 
schen'  Wörtern  wie  inmcnlal^  baninlal  ,er  wog  es'  (iskulsu)  nicht,  wie  man  allgemein  annimmt, 
nan,  nin  dem  pron.  sutf.  su  entspricht,  sodass  wir  also  im  , Sumerischen'  ein  incorporirtes 
Pronomen  hätten,  sondern  dass  vielmehr  an-lal,  in-lal  ==  i-skul  ist,  inna  und  hani  aber  das 
(im  Assyrischen  ja  gewöhnlich  dem  Verbum  vorausgehende)  Object  symbolisirt  (=  etwaigem 
assyr.  suati  sü  iskul  ,selbiges  er  wog').  Damit  bricht  abermals  eine  Stütze  des  ,Sumerismus'. 
Ich  längne  nicht ,  dass  noch  immer ,  gerade  was  diese  vermeintlichen  sumer.  Formen  betrifl^t, 
Räthsel  zu  lösen  bleiben,  aber  keines  ist  darunter,  welches  unsere  bisherige  Beweisführung 
ernstlich  zu  erschüttern  vermöchte."  Was  dann  mit  Bezug  auf  Nebo,  den  Delitzsch  als  deus 
ex  machina  zum  Beschluss  anführt,  gesagt  ist,  hat  bereits  oben  (S.  67)  seine  kritische  Wür- 
digung gefunden.   — 

Zunächst  sind  Delitzsch's  allgemeine  Argumente  in  keiner  Weise  stichhaltig.  Ange- 
sichts der  Thatsache,  dass  die  Chinesen,  die  Inder,  die  Araber  durch  genaues  Studium  der 
eignen  Sprache  zu  höchst  achtungswerther  Kenntniss  von  deren  Bau  und  Eigenthümlichkeiten 
gekommen  sind ,  kann  es  nur  befremden ,  wenn  man  Delitzsch  das  Vorhandensein  solcher 
Kenntniss  bei  den  Sumeriern  in  Zweifel  ziehen  sieht.  Und  wer  mit  Delitzsch  die  Möglichkeit 
leugnet,  dass  die  Semiten  durch  vergleichendes  Studium  der  sumerischen  Texte  in  die 
Eigenthümlichkeiten    der    sumerischen  Sprache    eindringen    konnten ,    der    handelt    und    argu- 


gesichts  der  Ausführungen,   die  Delitzsch,    GrammatUc  S.  69  giebt,   hätte  ich  sagen  sollen:   in  überwiegen- 
dem Maasse. 

1)  Von  mir  gesperrt. 


Die  Incorporation  des  pronominalen  Verbalrecfimes  im  Sumerischen.  167 

mentiert  nicht  viel  anders,  als  die  modernen  Forscher,  die  sich  jahrzehntelang  jfeweigert 
haben  .  die  Ergebnisse  der  Keilschriftforschung  anzuerkennen  oder  auch  nur  zu  prüfen ;  nur 
dass  die  semitischen  Bal)ylonier  weit  dringenderen  Anlass  und  erheblich  bessere  Mittel  zum 
Studium  des  Sumerischen  hatten ,  als  sie  den  europäischen  Gelehrten  des  neunzehnten  Jahr- 
hunderts den   keilinschrif'tlichen   Documenten  gegenüber  zur  Verfügung  standen  und  stehen. 

Delitzsch  glaubt,  es  liege  zur  Zeit  gar  kein  Grund  vor,  daran  zu  verzweifeln,  dass 
sich  die  scheinbaren  Wortbildungselemente  als  ideographische  Künsteleien  semitischer  Herkunft 
werden  begreifen  lassen. 

Wer  „nicht  verzweifelt",  der  wünscht  und  hofft;  die  Wissenschaft  hat  es 
aber  nicht  mit  Wünschen  und  Hoffnungen  zu  thun,  sondern  mit  Thatsachen.  Sehen  wir  zu, 
wie  die  Thatsachen  sich  zu  der  Auffassung  und  den  Deutungen  der  Antisumerier  fügen: 

Das  sumerische  Verbum,  auf  das  sowohl  Delitzsch  wie  Hälevy  für  ihre  Anschau- 
ung exemplificiren,  besteht  aus  einem  unwandelbaren  Stamm,  dem  die  Personenbezeichnungen 
zumeist  präfigirt  werden.  Deutet  dieser  Umstand  schon  nicht  gerade  auf  eine  Wesensgleichheit 
mit  dem  semitischen  Verbum,  das  besonders  durch  vocalischen  Wandel  flectirt  wird 
und  bei  welchem  die  sowohl  zu  Beginn  wie  am  Ende  erscheinenden  Personalbezeichnungen 
mit  dem  Verbum  verwachsen,  d.  h.  eine  wirkliche  Flexion  stattfindet,  so  bildet  es  eine  tiefe 
in  keiner  Weise  überbrückbare  Kluft ,  dass  im  Sumeiischen  das  pronominale  Verbalregime 
zwischen  Personalpronomen  und  Verbalstamm  eingeschoben,  incorporirt  wird.  Der  Kern- 
punkt der  antisumerischen  Ausführungen,  welche  bestimmt  sind,  diese  Differenz  schwinden  zu 
lassen  und  hinwegzuleugnen ,  ist  bei  Halevy  und  bei  Delitzsch  derselbe.  Im  Akkado-Assy- 
rischen  ist  die  Stellung  der  Satztheile  zumeist  Subject,  Object,  Prädicat  und  diese  Stellung 
ahme,  so  meinen  unsere  Gegner,  das  allographische  Verb  nach.  Brauchen  wir  wirklich  die 
Antisumerier  erst  darauf  hinzuweisen ,  dass  sie  sich  mit  ihrer  Argumentation  in  einem  hand- 
greiflichen Trugschlüsse  bewegen,  dass  die  die  Stellung  der  Satztheile  im  Assyrischen  betreffende 
Regel  nur  für  den  Fall  gilt,  dass  das  Object  ein  Nomen  ist,  dass  hingegen,  avo  ein  Pro- 
nomen als  Object  auftritt,  die  Regel  heisst:  Subject,  Prädicat  und  dann  das  Object,  dem 
Verbum  suffigirt?  Glauben  die  Antisumerier  wirklich,  die  babylonischen  Schriftgelehrten 
hätten,  als  der  Schaffensdrang,  dem  wir  die  „hieratische  Allographie"  verdanken  sollen,  in 
ihnen  erwachte,  sich  gesagt:  „In  unserer  Sprache  (dem  Akkado- Assyrischen)  ist  die  Normal- 
stellung der  Satztheile:  Subject,  Object,  Prädicat.  Dass  ein  pronominales  Object  dem  Verbum 
folgt,  ist  eine  Inconsequenz ,  die  wir  in  dem  zu  schaffenden  Meisterwerk  vermeiden  wollen. 
Und  darum  zerlegen  wir  —  siehe  Delitzsch's  oben  angeführte  Ausführungen  —  isJiul  ,er 
wog"  zunächst  in  seine  Bestandtheile  i  und  skid  (sie!),  geben  das  eine  durch  in,  das  andere 
durch  lal  (warum?  vermögen  uns  auch  die  Antisumerier  nicht  zu  sagen)  wieder  und  schieben 
als  consequente  Sprachkenner  das  pronominale  Object  su,  dem  wir,  der  Zierde  halber,  die 
Form  nan  verleihen  wollen,  zwischen  in  und  lal  ein".  So  ist  in-nan-lal  =  i-su-shd.  Seraitisten 
hört's  und  staunt!  — Hälevy  aber  sagt  allen  Ernstes:^)  sotis  ce  rapport  Vhiendique  est  encore 
plus  assyrien  que  V assyrien  lui-mSme'^).  Das  ist  die  denkbar  schärfste  Verurtheilung 
von  Halevy's  eigener  Ansicht:  „assyrischer  als  assyrisch",  das  heisst  nicht  mehr  und  nicht 
assyrisch  sein ! 

Die  BERTiN'sche  Liste  aber,  welche  Delitzsch  als  Beweismittel  für  seine  Ansicht  an- 
führt, beweist  gerade  das  Gegentheil.  Wenn  die  Akkado- Assyrer  das  sumerische  Verb  mit 
incorporirtem  Regime  analysiren  und  jedem  Theil  dieser  grammatischen  Einheit  ein  assyrisches 
Wort  entsprechen  lassen  wollten,  so  mussten  natürlich  unassyrische  Wortstellungen  heraus- 


1)  AUographie  §  20  p.  563. 

2)  Von  mir  gesperrt. 


108  Erster  Theil,  viertes  Caijitel. 

kommen;  diese  sind  nicht  anders  zu  beurtheilen,  als  wenn  in  manchen  lateinischen  und  franzö- 
sischen Schulgramraatiken  bei  den  Aufgaben  zum  IJebersetzen  aus  dem  Deutschen  in  die  fremde 
Sprache  unsere  Muttersprache  syntactisch  auf  das  Schauderhafteste  missliandelt  wird,  um  den 
Schüler   zur   Anwendung    der    richtigen   Wortstelhmgen    in    der    Uebersetzung    zu    veranlassen. 

Nie  würde  ein  Assyrer  darauf  verfallen  sein,  statt  anielu  isJcul-su  zu  sagen  anielu 
suatu  SU  islul,  wenn  er  nicht  eben  durch  die  Nachahmung  fremdsprachiger  Wortstellung 
dazu  gezwungen  gewesen  wäre.  Diese  unmögliche  Wortstellung  aber  zu  erfinden,  um  dann  das 
vorgestellte  suatu  durch  Incorporirung  des  Verbalregimes  zu  ^symbolisiren",  dazu  müsste  es 
eben  in  Babylonien  schon  —  Antisumerier  gegeben  haben.  Es  ist  betrüblich,  Delitzsch  von 
dieser  seiner  Erklärung  in  dem  Grade  befriedigt  zu  sehen,  dass  er  ausruft:  „Damit  bricht  eine 
Stütze  des  Sumerismus!"  —  Mit  nichten!  Die  Form  in-nan-lal  gegenüber  iskul-su  wird  wie 
zur  Zeit,  auch  fürderhin,  jeglichem  Erklärungsversuch  aus  dem  Semitischen  Stand  halten^). — 

Um  gleich  beim  Verbum  zu  bleiben,  so  ist  Deutzsch's  Behauptung*),  dass  das  ,allo- 
graphische"  Verb,  wie  das  akkado-assyrische  einen  sw-Stamm  und  einen  ^a-Stamm  habe,  voll- 
ständig hinfällig. 

Zunächst  existirt  ein  SM-Stamm,  der  also  dem  Safel  {suplulm)  des  Akkado- Assyrischen 
entsprechen  sollte,  im  Sumerischen  überhaupt  nicht,  wie  Hommel^)  längst  hervorgehoben 
hat.  Dagegen  wird  allerdings  im  Sumerischen  eine  Modification  der  Verbalbedeutuug  durch 
ein  dem  Verbalstamm  vorgesetztes  ta  ausgedrückt*).  Aber  warum  verschweigt  Delitzsch, 
dass  neben  ta  auch  da  und  ra  in  entsprechender  Function  im  Sumerischen  angetroffen  werden? 
Doch  lediglich,  wenn  auch  unbewusst,  desshalb,  weil  damit  von  vornherein  die  Möglichkeit 
ausgeschlossen  erschiene,  dieses  ta  mit  dem  infigirten(!)  t  des  Ifte'^al  etc.  in  Verbindung  zu 
bringen.  Einen  d-  und  r-Stamm  hat  das  Assyrische  so  wenig,  wie  irgend  eine  andere  semi- 
tische Sprache.  — 

Und  nun  endlich  der  Status  constriictus^  den  Delitzsch  dem  allographischen  System 
vindicirt?  Das  ursprüngliche  Wesen  dieser  Erscheinung  besteht  doch  darin,  dass  durch  eine 
äusserlich  wahrnehmbare,  auf  dem  Gebiet  der  Flexion  liegende  Veränderung  des  nomen 
regens  dessen  nahe  grammatische  Verknüpfung  mit  dem  folgenden  nomen  rectum  angedeutet 
wird.  Da  das  Sumerische  nicht  flectirt,  so  fällt  die  Möglichkeit  weg,  diese  „ echtsemitische " 
Eigenthümlichkeit  im  „allographischen "  System  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Was  übrig  bliebe, 
wäre  also  höchstens,  dass  das  nomen  regens  dem  nomen  rectum  voransteht,  eine  Thatsache, 
die  doch  kaum  genügen  würde,  um  die  betreffende  Sprache  den  semitischen  zuzuzählen.  Aber 
in  dieser  Ordnung  liegt  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  einmal  die  eigentliche  ursprüngliche 
sumerische  Wortstellung  vor,  denn  bekanntlich*)  sind  Beweise  dafür  vorhanden,  dass  z.  B.  das 

Ideogramm  *">^ll  ^H  »Ocean"  nicht  blos  apsü  (semitisirt  und  triradicalisirt  aus  sumerisch 
ab-2u)  gesprochen  wurde,  sondern  dass  daneben  auch  eine  Aussprache  suahihu)  vorhanden  gewesen 


1)  Vgl.  bereits  Schradek,  Zur  Frage  nach  dem   Ursprung  der  hahylonischen  Cultur  S.  46  fF. 

2)  Delitzsch's  Behauptung,  dass  das  Sumerische  «ganz  die  nämlichen  Tempora  wie  das  Assyrische" 
unterscheide,  erweist  sich  ebenfalls  als  irrig.  Wo  bleibt,  von  sehr  vielem  Anderen  abgesehen,  das  sume- 
rische Aequivalent  des  akkado-assyrischen  sogenannten  Permansivs? 

3)  ZK  I  220  Anm.  1.  „Ein  su-Stamm  (Delitzsch,  Haupt)  existirt  nicht,  da  in  den  betreffenden 
Formen  (Verba  des  Nehmens,  Ergreifens  etc.)  das  als  Object  vor  den  Verbalpräfixen  stehende  hi  ein  Sub- 
stantiv (=  „Hand")  ist  und  also  ganz  auf  gleicher  Linie  steht  mit  den  mit  igi  „Auge",  gü  „Mund",  gis 
„Ohr"  .  .  .  zusammengesetzten  Verbis,  wie  in  .  .  .  gü-gib-gi  „er  möge  beantworten"  .  .  .  Wer  also  in  sü- 
nin-ti  „er  nahm"  .  .  .  einen  s-Stamm  sehen  will ,  der  müsste  consequenterweise  auch  von  einem  .9?<-Stamm 
u.  s.  w.  reden,  was  niemand  einfallen  wird." 

4)  Hadpt,  ASKT  S.  138  §  6;  Hommel,  ZK  1  220. 

5)  S.  zuletzt  Jeäsen,  Kosmologie  243. 


Verschiedenheiten  im  Bau  des  Sumerischen  und  Akkado- Assyrischen.  '  109 

ist^).  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  muss  die  letztere,  da  sie  der  Zeichenfolge  entspricht,  die 
ursprüngliche  gewesen  sein,  und  dann  ist,  mag  dieser  Name  des  Oceans  nun  ursprünglich  ,Haus 
der  Tiefe"  oder  „Haus  der  Weisheit"  bedeutet  haben,  die  Voranstellung  des  numen  regens:  ah 
(„Haus")  vor  das  nomen  rectum  erst  der  Einwirkung  semitischer  Auffassung  auf  das  Sumerische 
zuzuschreiben.  Damit  sind  die  wesentlichen  Beweisgründe,  weiche  Halevy  und  Delitzsch  dafür 
anführen,  dass  das  Sumerische  in  seinem  Bau  durchaus  den  semitischen  Sprachgeist  zeige,  als 
haltlos  und  irrig  erwiesen. 

Soweit  unsere  Widerlegung  der  gegnerischen  Aufstellungen.  Wir  stellen  nun  in 
Kürze  die  wichtigsten  Punkte  zusammen ,  in  welchen  das  Sumerische  seinem  Bau  nach  von 
dem  Akkado- Assyrischen,  das  alle  wesentlichen  den  semitischen  Sprachen  gemeinsamen  Züge 
aufweist,  so  gründlich  verschieden  ist,  dass  von  einer  Verwandtschaft  oder  Identität  der  beiden 
Sprachen  absolut  nicht  die  Rede  sein  kann. 

1)  Das  Akkado-Assyrische  flectirt,    das  Sumerische  agglutinirt. 

2)  Im  Akkado-Assyrischen  sind  die  Vocale  das  wichtigste  Mittel  zum  Ausdruck  und 
zur  Differenzirung  der  aus  einem  Wortstamm  entwickelten  Formen.  Beim  Sumerischen  da- 
gegen sind  als  Erscheinungen ,  die  solcher  Function  der  Vocale  direct  widerstreiten  ,  zu  ver- 
zeichnen: a)  die  starre  Unveränderlichkeit  des  Stammes,  wovon  natürlich  die  Lautwandlungen 
als  äusserliche,  mit  der  Bedeutung  und  der  Formentwicklung  in  keinerlei  Verbindung  stehende 
Factoren  zu  trennen  sind:  b)  die  bis  zu  einem  gewissen  Grade  nachweisbare  Vocalharmonie^j. 

3)  Das  Akkado-Assyrische  hat  ein  grammatisches  Geschlecht,  das  Sumerische 
ist  geschlechtslos^).  Bekanntlich  wird  diese  Unterscheidung  als  eine  der  wichtigsten  ange- 
sehen und  von  mehreren  Sprachforschern  geradezu  zum  Haupteintheilungsprincip  für  säramt- 
liche  Sprachen  und  Sprachstämme  des  Erdballs  erhoben^). 

4)  Das  Akkado-Assyrische  hat  Präpositionen,  im  Sumerischen  finden  sich  nur 
Postpositionen. 

5)  Die  gründliche  Verschiedenheit  des  sumericheu  von  dem  akkado-assyrischen  Zeit- 
wort ergiebt  sich  grossentheils  bereits  aus  Punkt  1  bis  3.  Dazu  kommt,  wie  eben  ausführ- 
lich dargethan,  die  Incorporirun  g  des  pronominalen  Objects  gegenüber  der  suffixalen 
Anhängung  desselben  im  Akkado-Assyrischen.  — 

Dies  nur  die  Hauptzüge. 

Eingehendere  Forschungen  werden  auch  im  Einzelnen  die  zwischen  beiden  Sprachen 
herrschende  Verschiedenheit  des  Baus  und  der  Auffassung  immer  deutlicher  hervortreten 
lassen.  Und  wir  würden  diesem  Ziele  wahrscheinlich  bereits  um  ein  Wesentliches  näher 
gerückt  sein,  wäre  nicht  Amiaud's  Forschungen  so  frühe  ein  Ziel  gesetzt  worden.  Die  scharf- 
sichtigen und  feinsinnigen  Untersuchungen  über  das  dem  Nomen  im  Nominativ  und  Accusativ  an- 
gehängte t^]y  e,  über  die  functionelle  Verschiedenheit  der  Postpositionen  *~C^i^  ka  und  ^|  [  f  (je, 
die  sich  ihrerseits  nach  Amiaud's  Annahme  dadurch  erklärt,  dass  ge  als  secundäre  Bildung 
aus  ka  -\-  e  entsanden  ist,  sowie  der  damit  gleichzeitig  geführte  Nachweis,  dass  das  syntac- 
tische  Princip  der  Einschachtelung  eine  weit  über  das  Gebiet  der  Incorporirung  des  pro- 
nominalen  Verbalregimes  hinausgehende  Geltung  hat  (z.  B.  clu{r)  patesi  Sirpurla-ki-ka-ge 
für  du(r)   ]}atesi-{Sirimrla-ki-ka)-ka-e    „der  Sohn    des  x>atesi  von  SirpurJa"    (wörtlich:   ,Sohn 


1)  S.  zuletzt  Jenskn,  Kosmologie  243. 

2)  Näheres  s.  Haupt,  CV  7;  Hommel,  ZK  I  165  f. 

3)  S.  bereits  oben  S.  17,  wo  auf  Gustav  Oppert's  Werk:  On  the  Classification  of  lauguage  hinge- 
wiesen ist.     Vgl.  Lepsius,  Standard  Alphabet  p.  89. 

L  e  li  m  a  n  u ,  Samassumukin.  22 


170  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

patesi  (Sirpida  —  von)  des  der")^):  —  alles  dies,  wird  den,  der  sehen  will,  noch  weiter  da- 
von überzeugen,  dass  von  semitischem  Spracheiste  im  reinen  Sumerischen  kein  Hauch  zu  ver- 
spüren ist. 

Wir  stehen  am  Schlüsse. 

Wir  haben  —  und  zwar,  wie  wir  denken,  mit  dem  von  DELITZSCH*)  geforderten  „viel 
mächtigeren  Apparat  wissenschaftlicher  Arbeit"  —  aufs  Neue  gezeigt,  dass  für  die  Bekämpfung 
der  Annahme,  dass  die  Keilschrift  von  einem  nichtsemitischen  und  nichtarischen  Volke  erfunden 
worden  sei  und  diesem  Volke  die  Grundschicht  der  babylonischen  Cultur  zuzuschreiben  sein 
müsse  —  einer  Annahme,  die  sich  natürlich  und  ungezwungen  aus  dem  Studium  des  Wesens 
der  Keilschrift  ergab  —  nicht  nur  jeder  vernünftige  Grund  fehlt,  dass  vielmehr  diese  ursprüng- 
liche Annahme  durch  das  historisch  und  philologisch  nachweisbare  und  inschriftlich  bezeugte  Vor- 
handensein einer  Völker-  und  Sprachmischung  in  Babylonien  erwiesen  ist.  Wir  haben  dargethan, 
dass  1)  in  Schriftlehre  und  Wortschatz,  2)  in  der  Lautlehre  und  3)  im  Sprachbau  die  erhaltenen 
literarischen  akkado-assyrischen  und  sumerischen  Documente  so  durchgehende  und  tiefgreifende 
Verschiedenheiten  zeigen,  dass  es  unmöglich  ist,  die  sumerischen  Schriftdenkmäler  als  Ergeb- 
nisse einer  sinnlosen  allographischen  Paraphrase  der  akkado-assyrischen  Sprache  aufzufassen. 
Wir  haben  zugegeben,  dass  das  Sumerische  in  der  späten  Form,  in  der  es  uns  erhalten  ist, 
in  Schriftlehre,  Lautlehre  und  Sprachbau  vielfache  Einwirkungen  des  semitischen,  näher  des 
akkado-assyrischen  Sprachgeistes  verräth.  Wir  haben  aber  gleichzeitig  mit  aller  Bestimmtheit 
betonen  müssen,  dass.  wie  dies  bereits  im  Begriffe  der  Entlehnung  liegt,  diese  Entlehnungen 
weit  entfernt,  den  Semitismus  des  Sumerischen  zu  beweisen,  vielmehr  jeden  Anspruchs  auf 
Beachtung  als  Beweismaterial  baar  sind.  Und  wir  fordern,  dass,  wer  fürderhin  die  Existenz 
der  sumerischen  Sprache  leugnen  will,  den  Kern  der  Frage  in  Angriff  nehme,  d.  h.  beweise, 
dass  das,  was  als  sumerische  Sprache  erkannt  und  bezeichnet  ist,  im  innersten  Wesen  semitisch 
sei.  W^ir  halten  uns  und  unsere  Fachgenossen,  denen  die  Existenz  des  Sumerischen  als  ge- 
sichertes Ergebniss  der  Wissenschaft  gilt,  für  berechtigt,  fortan  solchen  Argumentationen 
gegenüber ,  die  sich  nur  auf  den  neuen  Nachweis  eines  oder  einzelner  aus  dem  semitischen 
hergeleiteter,  in  sumerischen  Texten  verwendeter  Lautwerthe  oder  auf  das  Vorkommen  eines 
oder  einzelner  semitischer  Wörter,  oder  auch  vereinzelter  Semitismen  selbst  im  syntactischen 
Aufbau  der  uns  erhaltenen  sumerischen  Texte  stützen,  Stillschweigen  zu  bewahren.  — 

Eine  nähere  Prüfung  der  Frage,  ob  die  Zuweisung  der  sumerischen  Sprache  zu  einem 
der  grossen  bekannten  Sprachstämme  zur  Zeit  bereits  möglich  sei,  liegt  nicht  in  unserer  Auf- 
gabe. Nur  Folgendes  sei  bemerkt:  In  der  Beurtheilung  von  Hommel's  Versuch,  das  Sumerische 
als  den  turko-tatarischen  Sprachen  verwandt  zu  erweisen,  muss  ich  mich  völlig  mit  Heinrich 
ZiMMEKN  einverstanden  erklären^).  So  wenig  wie  Zimmern,  bin  ich  in  der  Lage,  Hommel's 
Aufstellungen,  soweit  sie  sich  auf  dem  Gebiete  der  turko-tatarischen  Sprachen  bewegen,  selbst- 
ständig prüfen  zu  können.  Auch  ich  muss  anerkennen,  dass  namentlich  auf  dem  Gebiete  der 
Wortvergleichung  eine  Anzahl  recht  überraschender  Coincidenzen  von  Hommel  aufgezeigt 
werden*)  Aber  andererseits  zeigt  Hommel  theils  auf  sehr  schwankendem  Boden  ein  viel 
zu  sicheres  Auftreten,  theils  ist  er  doch  hin  und  wieder  in  seiner  Auffassung  des  Sumerischen 
von  vornherein  durch  seine  Theorie  unbewusst  beeinflusst.  In  einem  der  wichtigsten  Punkte 
hat    er    allerdings   in  Folge    von  Zimmern's  Einspruch   bereits   einen  vorsichtigeren  Standpunkt 


1)  Amiaud,  ZK  I  236  ff.;  ZA  III  32  ff. 

2)  Bei  Zimmern,  BB  S.  114. 

3)  Vgl.  auch  Bbzold,  ZK  II  S.  430. 

4)  ZK  I  168  u.  330;  Geschichte  S.  246;  am  üebersichtlichsten  Journal  of  the  Royal  As.  Soc,  N.  S., 
Vol.  XVIII  (1886),  pp.  351tf. 


Verfrühte  Versuche  zur  sprachwissenschaftlichen  Classification  des  Sumerischen.  171 

eingenommen.  Er  behauptet  nicht  mehr,  dass  die  Verbalformen  mit  präfigirtem  und  in- 
figirtem  pronominalen  Subject  und  Object  erst  secundär  entwickelt  seien,  während  die  ur- 
sprüngliche sumerische  Conjugation^)  postpositiven  Typus  zeige,  sondern  sieht  nunmehr  gerade 
umgekehrt  und  richtig  die  postpositive  Conjugation  als  das  später  Entwickelte  an  und  meint: 
„wenn  das  in  ein  und  derselben  Sprache  innerhalb  vielleicht  kaum  eines  Jahrtausends  sich  voll- 
ziehen konnte,  um  wie  viel  weniger  darf  eine  solche  Stellungsverschiebung  hindernd  in 
Betracht  kommen  bei  der  viele  Jahrtausende  betragenden  zeitlichen  Kluft  zwischen  „dem 
Sumerischen"   und  den  Turksprachen,  wie  wir  letztere  seit  circa  1050  kennen"^). 

In  anderen  Fällen  können  nach  den  neueren  Forschungsergebnissen  HoMMEL's  positive 
Angaben  aus  dem  Sumerischen  nicht  mehr  als  richtig  anerkannt  werden;  so  namentlich  bei  den 
Zahlwörtern,  die  eine  der  wichtigsten  Stützen  für  Homjiel's  Verwandtschaftstheorie  Inldeten^J. 
Denn  von  all  den  Vergleichen,  die  Hummel  aufstellt,  können  wir  nur  als  sumerisch er- 
seits  „über  allen  Zweifel  erhaben"  und  daher  erwägenswerth  anerkennen:  sumerisch:  "^icus, 
ys  „drei",  türkisch  iö  (jak,  üs,  tschuwassisch  visse)  und  as  „sechs",  „vielleicht  türkisch  alty'^ . 
Und  was,  um  noch  ein  Beispiel  anzuführen,  die  auffallende  Uebei'einstimmung  anlangt,  dass 
sowohl  im  Sumerischen  wie  in  den  Turksprachen  gerade  n^  h  und  ^  als  Pronominalstämme  der 
dritten  Person  verwendet  erscheinen,  so  muss  wohl  auch  hier  vorsichtige  Prüfung  darauf  hin- 
weisen, dass  das  s  nach  dem  oben  S.  148  sub  c  4  u.  5  Angeführten  in  den  meisten  Fällen 
vielleicht  gar  keinen  selbständigen  Pronominalstamm  bezeichnet,  sondern  eine  lautliche  Ent- 
wicklung aus  dem  »«-Stamm  darstellt;  erst  wenn  nachgewiesen  wäre,  dass  in  den  Turksprachen 
das  1  in  denselben  Fällen  ebenfalls  aus  n  durch  die  Mittelstufe  n\  z  enstanden  wäre,  erst  dann 
dürfte  man  von  einer  Coincidenz  beider  Sprachen  reden. 

Damit  sind  wir  denn  bereits  auf  den  Punkt  geführt,  in  welchem  ich  vorderhand  das 
Heil  der  sumerologischen  Forschung  gerade  im  Hinblick  auf  eine  spätere  gesicherte  Ver- 
gleichung  und  Angliederung  erkennen  muss,  im  Ausbau  der  Grammatik  unter  besonderer  Be- 
tonung der  Lautlehre  (S,  160  A.nra.),  im  Studium  der  Texte  und  weiter  in  einer  sorgfältigen 
Vergleichung  mit  den  Resten  anderer  altasiatischer  Sprachen,  bei  denen  nicht  eine  Jahrtausende 
lange  Trennung  der  als  Vergleichsmaterial  dienenden  Literaturerzeugnisse  auch  nur  das  An- 
setzen der  Sonde  auf's  Aeusserste  erschwert.  So  wird  man  bei  dem  soeben  erst  entdeckten 
und  in  Angriff  genommene  Mitanni*),  wie  auch  bei  der  Sprache  von  Arzapi')  hoffenthch 
im  Verständniss  und  in  der  Kenntniss  weit  genug  gelangen,  um  die  Frage  nach  etwaiger  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Sumerischen  entscheiden  zu  können. 

Dass  HoMMEL  sich  in  seiner  Geschichte  (251  f.)  dazu  verstiegen  hat,  den  Grund  für 
die  fachgenössische  Kritik  seiner  überraschenden  Aufstellungen  der  Missgunst  oder  der  unbe- 
rechtigten Beeinflussung  sonst  selbständig  arbeitender  Gelehrten  zuzuschreiben,  ist  bedauerlich. 
HOMMEL  meint,  Aeusserungen,  welche  die  sumerisch-turksprachliche  Vergleichung  als  verfrüht 
bezeichnen,  gehörten,  wenn  man  genau  zusehe,  nur  in's  Gebiet  der  Phrase.  Er  behauptet,  es 
sei  so  viel  von  sumerischer  Grammatik  und  sumerischem  Wortschatz  bekannt,  dass  die  Frage 
spruchreif  sein  müsse.  Unserer  Ansicht  nach  ist  dagegen  von  der  sumerischen  Sprache  zwar 
Vieles  bekannt,  aber  es  fehlt  noch  so  Vieles,  dass  die  Frage  vorderhand  nicht  spruchreif  ist. 

Sollte  sich  dann  später  durch  Forschungen ,  die  von  besser  gesichertem  Boden  aus- 
gehen, ergeben,    dass  das  Sumerische  wirklich   in    näherer  Beziehung    zu    den  Turksprachen 


1)  ZK  I  215  flf. 

2)  Geschichte  S.  249  Anm.  1. 

3)  ZK  I  213  f.  u.  329.     Geschichte  246  Anm.  1. 

4)  ZA  V,  Heft  II- III. 

5)  WiNCKLEU,  SiUimgsber.  d.  Berliner  A'kademie  d.   Wisseiisch.  1888,  Nr.  LI,  S.  1348  ff. 

22* 


172  Erster  Theil,  viertes  Capitel. 

steht,  so  wird  HoMMEL  das  Verdienst  bleiben,  trotz  unzureichender  Mittel  und  ungenügenden 
Materials  das  Richtige  scharfsichtig  erkannt  zu  haben. 

Die  richtige  Würdigung  dessen,  was  Hommel  selbst  als  die  Hauptsache  in  seinen  Auf- 
stellungen betrachtete,  wurde  übrigens,  wie  mir  scheint,  noch  durch  einen  anderen  Umstand 
beeinträchtigt. 

Hommel  ist  nicht  dabei  stehen  geblieben,  das  Sumerische  für  die  Turksprachen  in 
Anspruch  zu  nehmen,  sondern  er  hat  weiter  eine  Anzahl  alter  Sprachen  Vorderasiens,  die 
Spi'ache  der  achaemenidischen  Inschriften  zweiter  Gattung,  das  Altarmenische,  die  von 
Delitzsch  fälschlich  als  kossäisch  bezeichnete,  in  der  Kissia  heimische,  nichtseraitische 
Sprache,  ferner  zweifelnd  das  Hethitische  als  einem  von  ihm  als  alarodisch  bezeichneten 
Sprachstamme  angehörig  zusammengefasst  und  betrachtet,  wie  ähnlich  vorher  Sayce,  als  west- 
lichsten Ausläufer  dieser  alarodischen  Gruppe  das  Baskische  (s.  Bezold,  Lit.  S.  198  Anm.  2). 

Die  Frage,  ob  diese  „neu  in  unsern  Gesichtskreis"  tretende  ^Sprachfamilie"  in  irgend 
einem  Verhältniss  zum  Sumero-Akkadischen  stehe,  glaubt  Hommel  entschieden  bejahen^)  zu 
müssen,  „wenn  gleich  dies  entferntere  Verwandtschaftsverhältniss  uns  in  eine  Urzeit"  zurück- 
führe, „die  weit  noch  vor  der  Abzweigung  der  Sumerier  von  den  Turkstämmen  des  inneren 
Asiens  zu  liegen  scheint". 

Nun  hat  Hommel^)  nicht  ohne  Glück  den  Nachweis  versucht,  dass  mit  der  Sprache  der 
Keilschriften  zweiter  Gattung  das  heutige  Georgische  in  verwandtschaftlicher  Beziehung  steht. 
Und  andererseits  ist  Hommel  nicht  der  Erste  und  Einzige,  der  Verwandtschaft  des  Georgischen  mit 
dem  Baskischen  behauptet  hat^).  Da  nun  die  beiden  letztgenannten  Sprachen  nach  HoMMEL  dem 
alarodischen  Sprachstamm  angehören ,  dieser  aber  seinerseits  mit  den  Turksprachen  in  Urver- 
wandtschaft stehen  soll,  so  ergab  sich  als  unabweisbare  Folgerung  von  Hommel's  Aufstellungen, 
dass  auch  das  Georgische  und  Baskische  entfernt  und  ursprünglich  mit  den  Turksprachen  ver- 
wandt seien.  Dies  schien  Allem,  was  über  diese  Sprachen  bekannt  war*),  zu  widersprechen, 
und  ich  muss  gestehen ,  dass  ich  dies  als  das  Gewagteste  und  Gefährlichste  an  Hommel's 
Theorien  betrachtete.  Ich  vermuthe  w^ohl  nicht  mit  Unrecht,  dass  es  Anderen  ebenso  gegangen 
ist  und  dass  sich  daher  theilweise  die  manchmal  über  das  Maass  einer  gesunden  scharfen 
Kritik  hinausgehenden  Urtheile  schreiben,  welche  hier  und  dort  über  Hommel's  sprachverwandt- 
schaftliche Gedanken  zu  vernehmen  sind. 

Neuerdings  ist  nun  von  berufener  altai'stischer  Seite ^),  von  Winkler,  die  An- 
sicht ausgesprochen  worden,  dass  das  Baskische  ''ein  versprengtes  Glied  des  ural-altai'schen 
Sprachstamnies  sei,  das  zwar  in  vielen  Beziehungen  seinen  gesonderten  Weg  gegangen  sei, 
aber  dennoch  Spuren  ural-altaischer  Herkunft  noch  deutlich  und  in  genügender  Zahl  aufweise. 
So  erweist  sich  selbst  das,  was  bei  Hommel  am  Unwahrscheinlichsten  schien,  als  erwägungs- 
fähig und  wird  untersuchenswerth  sein,  wenn,  wir  wiederholen  es  nochmals,  seiner  Zeit  die 
Kenntniss  des  Sumerischen  um  einen  guten  Schritt  vorwärts  gegangen  sein  wird. 

Wie  sehr  aber  die  Dinge  hier  noch  unfertig  und  in  Gährung  sind,  zeigt  auch 
der  durch  den  Hinweis  auf  die  historischen  Zeugnisse  für  die  Herkunft  der  Iberer  aus  Vorder- 
asien interessante  Aufsatz  von  BoNNEL  „über  die  Verwandtschaft  der  ältesten  Bevölkerung 
Vorderasiens    mit  den  Iberern  Spaniens,    den  Vorfahren   der  Basken"    (S.  15)^).     Dieser  stellt 


1)  ZK  I  161,  330  ff.,  bes.  337. 

2)  Oesterr.  Monatsschrift  für  den  Orient  1884  Nr.  2.     ZK  I  162,  330  ff. 

3)  Th.  d'Abbadie  citiit  von  Bonnell,   Wiener  Congressacten,  Hochasiatische  Section  S.  10. 

4)  Whitney,  Lnnguage  and  the  study  of  language  p.  353  ff. 

5)  ZDMG  1884  S.  164. 
6]  S.  Anm.  3. 


Die  Chaldäer  semitisirte  Sumerier.  l'*5 

das  Baskische  in  directe  Parallele  mit  dem  Sumerischen ,  während  nach  Hommel  diese  beiden 
Sprachen  zu  zwei  sehr  verschiedenen  schon  vor  unvordenklichen  Zeiten  getrennten  Aesten  des 
ural-altai'schen  Spracbstammes  angehören. 

Zwei  Bemerkungen  zum  Schluss:  die  antisumerische  Behauptung,  dass  die  sumerische 
Sprache  in  den  Keilschriften  nicht  erwähnt  werde,  ist  oben  (S.  100  ff.)  als  irrig  erwiesen  worden, 
lieber  die  Pflege  der  altsumerischen  Cultur  durch  die  semitischen  Babylonier  haben  wir  bisher 
nur  sehr  unklare  Begriffe  und  müssen  auf  weitere  Aufschlüsse  durch  neues  Material  hoffen. 
Doch  ist,  wie  ich  hier  nur  andeuten  will,  während  genauere  Ausführung  an  anderer  Stelle 
bereits  in  Angriff  genommen  ist,  schon  jetzt  ein  wichtiger  Anhalt  zur  Aufhellung  dieser  Frage 
vorhanden,  der  bisher  unbeachtet  geblieben  ist.  Herodot,  der  trotz  Sayce  und  anderer  orien- 
talistischer Zweifler  in  Babylon  gewesen  ist  (vgl.  einstweilen  oben  S.  49  f.),  nennt  die  Bevöl- 
kerung Babyloniens,  das  er  als  einen  Theil  Assyriens  betrachtet,  BaßvXwvioi,  bezeichnet  dagegen 
die  Priester,  denen  er  seine  Mittheilungen  verdankt,  als  XaXöaloi^).  Ich  habe  oben  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Chaldäer  gerade  die  Gebiete  des  eigentlichen  alten  Sumer,  gerade  Ur,  das 
Centrum  der  altsumerischen  Cultur  besetzt  hielten.  Wir  wissen,  dass  bei  den  Persern  die 
Magier  ursprünglich  ein  bestimmt  umschriebener  iranischer  Stamm  war.  Ich  glaube,  dass  es 
sich  ähnlich  mit  den  Chaldäern  im  —  sagen  wir  zunächst  —  herodoteischen  Sinne  verhielt: 
die  sumerische  Cultur  (vergl.  oben  S.  120)  wurde  an  ihrem  ursprünglichen  Heerde  fortdauernd 
am  besten  gepflegt,  und  der  Süden  Babyloniens,  das  Gebiet  des  alten  Sumer,  versorgte  zunächst 
Babylon  dann  und  wahrscheinlich  auch  die  anderen  wichtigen  Stätten  des  Cultus  mit  tüchtig 
geschulten,  in  der  alten  Tradition  erzogenen  Priestern,  die  dann  ihrer  Herkunft  nach  ganz 
correct  als  Chaldäer  bezeichnet  Avurden^).  Oder,  wie  Herr  Dr.  Jensen  —  mit  dem  ich,  ohne 
von  seinen  diesbezüglichen  Studien  Kenntniss  gehabt  zu  haben,  im  Ergebniss  zusammentreffe  — 
sich  mündlich  mir  gegenüber  ausdrückte:  die  Chaldäer  sind  semitisirte  Sumerier. 

Und  schliesslich,  wer  nach  einem  anschaulicheren  und  handgreiflicheren  Beweise  sucht, 
als  er  durch  sprachliche  und  geschichtliche  Betrachtung  geboten  werden  kann,  der  vergleiche, 
wie  es  Hommel  bereits  zuvor  gethan,  die  wenigen  erhaltenen  Köpfe  von  Statuen  und  den  der 
sitzenden  Frauenfigur ^)  aus  Tello  mit  den  Gesichtern  und  Zügen  der  Gestalten  auf  assyrischen 
Sculpturen  eines  Asurnasirahal  und  Sargon.  Der  unbefangene  Beschauer  wird  nicht  umhin 
können,  zu  sehen,  dass  so  sicher  diese  unverkennbar  semitischen  Typus  aufweisen,  so 
zweifellos  jene  mit  grosser  Kunst  und  Sorgfalt  ausgeführten  südbabylonischen  Sculpturen 
alles  Andere  als  semitische  Vorbilder  wiedergeben. 

So  lässt  sich  auch  die  Dualität  der  Racen  darthun,  die  die  Voraussetzung  der  sprach- 
lichen Mischung  ist,   und  auf's  Neue  erkennen  wir: 

Es  hat  Sumerier,  es  hat  eine  sumerische  Sprache  gegeben. 


1)  Eine  Verwechslung  dieser  beiden  Namen  kommt  meines  Wissens  bei  Herodot  nicht  vor.  Nur 
soviel  an  dieser  Stelle  zur  sachlichen  Beurtheilung  des  eigenthümlichen  letzten  Absatzes  von  Winckleb's 
Abhandlung  Die  Stellung  der  Chaldäer  in  der  Geschichte,   UAG  S.  64. 

2)  Vgl.  hierzu  in  gewisser  Beziehung  jetzt  auch:  Gutbrod,  ZA  VI  S.  29  ff. 

3)  DE  Särzec:  Decouvertes  en  Chaldie  PI.  6  u.  12  und  Hommel,  Geschichte  S.  240  u.  244. 


I 


ZWEITER  THEIL. 


DIE  INSCHRIFTEN  UND  IHRE  DEUTUNG. 


I 


ZWEITER  THEIL. 

DIE  INSCHRIFTEN  UND  IHRE  DEUTUNG-. 


ERSTER  ABSCHNITT. 
Umschrift  und  Uebersetzung. 


Vorbemerkung. 

Eine  Anzahl  der  hier  zu  behandehiden  Inschriften  sind  im  Wortlaut  und  Inhalt 
einander  so  ähnlich,  dass  es  bei  dem  grossen  Umfang,  den  die  Arbeit  bereits  angenommen 
hat,  als  Raumverschwendung  angesehen  werden  müsste,  wollte  man  sie,  nachdem  sie  sämmtlich 
im  Originaltext  gegeben  sind,  nun  noch  alle  in  extenso  umschreiben  und  übersetzen. 

Es  muss  genügen ,  hier  aus  jeder  solcher  Gruppe  verwandter  Texte  einen  herauszu- 
greifen. Die  geringen  Abweichungen ,  welche  die  übrigen  zur  selben  Gruppe  gehörigen  In- 
schriften aufweisen,  wird  der  Commentar  hervorheben. 

Es  werden  deshalb  die  beiden  Steleninschi-iften  ÄsurhanabaVs  S^  und  S^  durch  die 
Inschrift  S^,  die  vier  Cylinderinschriften  desselben  Königs  (L^,  L^,  P^,  P^)  durch  L^  repäsentirt. 

Da  bei  dem  jetzigen  Stande  unserer,  oder  vielleicht  sage  ich  besser,  meiner  Kenntnisse 
von  den  Briefen  zumeist  eine  Umschrift  nur  zum  Theil,  eine  Uebersetzung  nur  an  einzelnen 
kürzeren  Stellen  möglich  ist,  so  wird  von  einer  Umschrift  und  Uebersetzimg  auch  dieser 
Documente  hier  zunächst  abgesehen. 

Selbst  in  der  solchergestalt  beschränkten  Zahl  der  voll  zu  umschreibenden  und  zu 
übersetzenden  Texte  wiederholen  sich  noch  ganze  Phrasen  und  Abschnitte.  Ich  werde  in  solchem 
Falle  nicht  sklavisch  die  einmal  gewählte  Uebersetzung  wiederholen,  sondern  im  Gegentheil 
mehrfach  die  Gelegenheit  benutzen,  eine  andere  ebensowohl  mögliche  Auffassung  oder  Bedeu- 
tungsnuance in  der  Uebersetzung  zur  Geltung  zu  bringen.  Sollte  mir  deswegen  von  irgend 
einer  Seite  der  Vorwurf  der  Inconsequenz  erwachsen ,   so  werde  ich  denselben  ruhig  ertragen. 

Bei  der  Transcription  der  Texte  befolge  ich  die  Methode  der  Umschrift  mit  Zeichen- 
abtheilung. Daneben  hat  der  Wunsch,  ein  Bild  der  babylonisch-assyrischen  Sprache,  wie  sie 
gesprochen  wurde,  zu  erlangen,  gewiss  seine  Berechtigung,  wiewohl  in  dieser  Hinsicht  weitere 
Forschungen  und  Funde  noch  Manches  klären  können,  während  Anderes  unaufgeklärt  bleiben 
wird.  Diesem  Bestreben  wird  dadurch  Rechnung  getragen,  dass  ich  im  Commentar  zu  Bil. 
die  einzelnen  Abschnitte  der  Inschrift  in  zusammenhängenden   Worten  umschreibe. 

Lehmann,  Samassumukin,  II.  \ 


2  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

Was  im  Uebrigen  die  Umschrift  anlangt,  so  ist  vieles  Dahingehörige  bereits  im  ersten 
Theil,  namentlich  in  den  die  Lautlehre  behandelnden  Abschnitten  des  vierten  Capitels  gegeben. 

Hier  hebe  ich  noch  Folgendes  hervor.  Ein  Hauptgrundsatz  ist  der,  Längenbezeich- 
nungen nur  da  zu  geben,  wo  sie  sicher  zu  sein  scheinen^).  Aus  dem  Fehlen  einer 
Lüngenbezeichnung  darf  also  nichts  weiter  geschlossen  werden ,  als  dass  ich  die  Länge  des 
Vocals  nicht  für  gesichert  hielt.  Aus  diesem  Grunde  umschreibe  ich  speciell  die  vocalische 
Pluralendung  ,der  nicht  mit  Feraininendung  versehenen  Nomina"*)  mit  kurzem  e.  Ich  be- 
zweifle nämlich,  dass  dieser  Vocal  der  „Pluralendung"  lang  gewesen.  Jedenfalls  gibt  es  bisher 
keinen  ganz  sicheren  Beweis  dafür.  Dass  bei  langem  Endvocal  im  Singular,  ruhü  (vgl.  o. 
Seite  101  Anm.  5),  mü^  auch  die  Pluralendung  ruM  (ru-bi-e),  nie  (geschr.  me-e),  lang  erscheint, 
ist  selbstverständlich  und  kein  Beweis. 

Aber  auch  die  Formen,  in  denen  ein  Nomen  im  Plural  mit  Suffix  verbunden  ist,  wie 
liu-ra-di-e-su ^  „seine  Krieger",  bi-e-li-e-a,  „meine  Herren"^),  erscheinen  mir  nicht  als  voll- 
gültige Beweise.  Denn  es  bleibt  hier  immer  noch  die  Frage  offen,  ob  die  Verlängerung  des 
Vocals  nicht  auf  Rechnung  des  angehängten  Suffixes  kommt,  sei  es,  dass  wirklich  eine  Vocal- 
verlängerung  eintritt,  sei  es,  dass  durch  die  Schreibung  der  Länge  nur  der  Accent  angedeutet 
werden  soll.  Wir  kennen  zu  wenig  phonetisch  geschriebene  Beispiele  von  vocalisch  auslauten- 
den Substantiven,  um  die  Sache  sicher  entscheiden  zu  können.  Aber  es  gibt  eine  Anzahl  von 
Erscheinungen,  welche  für  die  Annahme  eines  Einflusses  der  Suffixe  auf  die  vocalische  Nomi- 
nalendungen zu  sprechen  scheinen.  Um  dieselben  zu  erklären,  muss  Delitzsch*),  der  nicht 
geneigt  ist,  einen  solchen  Einfluss  anzuerkennen,  theilweise  zu  sehr  gewagten  und  weit  herge- 
holten Vermuthungen  seine  Zuflucht  nehmen. 

Ich  rechne  dahin: 

1)  Vor  Allem  die  sicher  bezeugte  Thatsache^),  dass  der  Schlussvocal  der  femininen 
Pluralendung  ätu,  äti{e)  bei  Anhängung  der  Suffixe  verlängert  geschrieben  erscheint  und  so 
gesprochen  sein  muss  z.  B.  ep-se-te-e-su  und  hi-fa-tu-u-a.  Delitzsch  meint  hier,  man  scheine 
„durch  die  Pluralformen  auf  e,  a,  ü  dermassen  gewöhnt  worden  zu  sein,  die  letzte  Silbe  eines  im 
Plural  stehenden  Substantivs  vor  dem  Pronominalsuffix  mit  langem  und  darum  betontem  Vocal 
zu  sprechen,  dass  man  diese  Aussprache  auch  auf  die  weibliche  Pluralform  äti  übertrug,  so 
dass  es  nun  den  Anschein  hat,  als  vereinigte  äte-su,  aiüa  in  sich  eine  doppelte  Pluralendung". 
Diese  „Vermuthung",  die  eine  so  viel  näher  liegende  Annahme  ersetzen  soll,  würde  schwerlich 
auf  Zustimmung  zu  rechnen  haben,  auch  wenn  nicht  gerade  die  Länge  der  masculinen  Plural- 
endung selbst  in  Frage  stünde. 

2)  Die  Schreibungen  von  Namen  wie  Nu-iir-u-a  „mein  Licht",  Ahi-e-a  spr.  ahfa 
„mein  Bruder",  Ah-la-ttia  (spr.  ahla^a)^)  lehren,  dass  vor  dem  Suffix  der  ersten  Person  sing, 
der  auslautende  Vocal  des  Nomens,  sogar  wenn  es  im  Singular  steht,  verlängert  wird  resp.  den 
Accent  erhält.  Sie  enthalten  nur  für  den  „manches  Räthsel",  der  sich  dieser  Lehre  verschliesst 
und  es  vorzieht,  darin  mit  Delitzsch  so  zweifelhafte  und  problematische  Dinge  wie  einen 
„Accusativ  mit  emphatisch  betonter  Casusendung"  (?)  zu  sehen  und  anzunehmen,  dass  aus 
diesem  Äplaa  —  obgleich  man  dafür  „Aplä  zu  sprechen  pflegte"  —  mit  Umlaut  von  ä  zu  i 
Aplea  hervorgegangen  sei. 


1)  Vgl.  ZA  11,  60,  Anm.  1. 

2)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatilt  S.  181. 

3)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  67  S.  181  ff.,  vgl.  §  29  S.  75  und  §  74  S.  198  ff. 

4)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  74  sub  1.  Anm.;  vgl.  die  folgende  Anmerkung. 

5)  Delitzsch,  a.  a.  0.  §  74  S.  202  f. 

6)  Siehe  zu  2)  Delitzsch,  Assyrische  Grammatik  §  74  sub  1.  Anm.  S.  200/1. 


Vorbemerkuntj.  3 

Die  von  Delitzsch  gestellte  Frage,  ob  diese  Namen  vielleicht  als  Ausrufe,  z.  B.  „o  über 
mein  Kind!",  zu  fassen  seien,  ist  gewiss  discutirbar,  soweit  die  Bedeutung  in  Betracht  kommt. 
Als  eine  Erklärung  der  Vocallänge  vor  dem  Suffix  scheint  mir  aber  auch  diese  Annahme  nicht 
bestehen  zu  können.  Statt  solcher  Häufung  unwahrscheinlicher  Vermuthungen  ist  denn  doch 
wohl  die  Erklärung,  die  sich  ungezwungen  bietet,  vorzuziehen,  nämlich,  da.S3  „die  Nominal- 
suffixe den  Ton  auf  die  die  Casusendung  enthaltende  letzte  Silbe  ziehen". 

3)  Ebenso  möchte  zu  erwägen  sein,  ob  nicht  die  „wenig  zahlreichen  Fälle"  ^j,  in 
welchen  das  Substantiv  vor  dem  Suffix  die  Mimation  behält,  lediglich  Zeugnisse  für  die  Ver- 
längerung des  Endvocals  vor  dem  Suffix  sind.  Da  m  =  t\  so  konnte  za-hu-tum-m-nu  zakutuv- 
hmii  und  daraus  leicht  s:akut{i-hmu  gelesen  werden,  ebenso  tiapis-tim-su-'nu^  *napiUiv-sunn 
für  napistl-hinii  stehen. 

4)  Ganz  besonders  beweisend  sind  aber  die  sehr  häufigen  Fälle ^j.  wo  der  anlautende 
Consonant  des  Suffixes  bei  der  Suffigirung  doppelt  geschrieben  erscheint,  wie  kirmassu 
, seine  Familie";  nüranni  „imser  Licht";  sirussu  „über  ihn".  Es  trifft  sich,  dass  in  den 
meisten  dieser  Fälle  das  Substantivum  im  Accnsativus  adverbialis  gebraucht  ist,  saptuhJcl  „auf 
deiner  Lippe"  etc.  Aber  es  fragt  sich,  ob  diese  syntaktische  Erscheinung  die  Ursache  der 
grammatisch-lautlichen  ist.  Delitzsch  nimmt  an,  es  sei  hier  zwischen  Nomen  und  Suffix 
eine  Postposition  u  eingetreten. 

Zunächst  ist  der  Ausdruck  Pt)stposition  im  Semitischen  sicher  nicht  glücklich  ge- 
wählt, aber  das  kann  man  ja,  wenn  man  will,  als  äusserlich  betrachten.  Es  kommt  auf  das 
Factum  an ,  ob ,  wenn  das  Nomen  nach  der  bekannten  Erscheinung ,  die  man ,  oberflächlich 
betrachtet,  als  Wegfall  der  Präposition  (Pognon  :  chüte  cVune  preposition)  bezeichnet  —  über 
die  eigentliche  syntaktische  Bedeutung  des  Vorgangs  spreche  ich  unten  im  Commentar  zu 
-BiZ.  —  im  Accusativus  adverbialis  steht,  dann  aus  irgend,  einem  Grunde  (Accentverlegung. 
Anhängung  einer  EnkliticaM?)  der  Endvocal  dieses  Nomens  lang  wird  resp.  den  Accent  erhält, 
woraus  dann  folgen  würde,  dass  die  durch  die  Doppelschreibung  ausgedrückte  Accentuirung 
resp.  Verlängerung  des  Vocals  nicht  auf  Rechnung  des  Suffixes ,  sondern  des  adverbialen 
Charakters  des  Nomens  zu  setzen  wäre.  Beweisend  wäre  dafür  allein  das  Vorkommen  von 
Substantiven  ohne  Suffix  in  derselben  synsaktischen  Stellung  im  Satze.  Li  der  That  führt 
Delitzsch  dafür  ein  dreimal  wiederholtes  Beispiel  an,  nämlich  lih-hu-u  (für  (ina)  libbi)  same 
„im  Himmel".  Aber  das  scheint  mir  die  Sache  nicht  zu  sichern;  ich  glaube  doch  eher,  dass 
die  Verstärkung  in  den  anderen  Fällen  dem  Pronomen  suffixum  zu  verdanken  ist.  Es  mag 
ja  immerhin  auffallend  erscheinen  und  könnte  für  Delitzsch  sprechen,  dass  gerade  in  diesen 
Fällen  als  Vocal  vor  dem  Suffix  regelmässig  u  erscheint,  während  man  mindestens  ebenso 
wahrscheinlich  a  oder  auch  i  zu  erwarten  hätte;  aber  solche  Fälle  finden  sich  auch  da,  wo 
von  einer  „adverbialen  Verwendung"  des  Nomens  nicht  die  Rede  ist:  a-hu-su  „sein  Vater". 
a-gu-Jca   „Deine  Krone"*).    Auch  wiegt  dieses  Bedenken  wenig  gegenüber  folgenden  Thatsachen: 

a)  Es  gibt  sichere  Fälle,  wo  die  besprochene  Erscheinung  eintritt,  ohne  dass  von 
einer  solchen  adverbialen  Verwendung  die  Rede  sein  könnte,  so  die  von  Delitzsch  ^)  angeführten 
Fälle  ina  hi-ri-in-ni  „zwischen  uns",  kin-na-as-su  gahhi  „seine  ganze  Familie",  Nu-ur-an-ni-ihi 
„unser  Licht  ist  Gott",  Nabü-re-su-u-a  „Nebo  ist  mein  Helfer".  Die  Erklärung,  dass  in  kinnassu 
gabbi   die  Betonung   und  Accentverlegung    „offenbar    durch    den  Satzton    beeinflusst   sei",    hat 


1)  Delitzsch,  Grammatik  a.  a.  0. 

2)  Vgl.  zu  4)  Delitzsch.  Grammatik  §  80  sub  e  S.  220  f.  mit  §  74  sub  1.  Anra.  S.  200  f. 

3)  Delitzsch,  GrammatU;  §  74  S.  200. 

4)  Delitzsch,  Grammatik  §  53  d.  Anni.  S.  127  und  jj  74,  1.  Amii.  S.  200. 

1* 


4  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

offenbar  keinen  anderen  Grund  und  keine  andere  Stütze,  als  Delitzsch's  Abneigung,  den  Ein- 
fluss  des  Suffixes  auf  die  Betonung  der  Schlusssilbe  des  Nomen  regens  zuzugestehen. 

b)  Dass  das  „enklitisch  angehängte  ma  den  Ton  auf  die  unmittelbar  vorausgehende 
Silbe  zieht",  wobei  dann  entweder  „ursprünglich  kurze  Vocale"  kurz  bleiben —  „natürlich  unter 
gleichzeitiger,  durch  den  Ton  veranlasster  Schärfung  des  m  von  ma  —  oder  diese  „Schärfung 
des  m  durch  Verlängerung  des  kurzen  Vocals  compensirt"  wird,  wird  von  Delitzsch  ausdrück- 
lich anerkannt.  Nun  fragen  wir:  was  für  ein  Grund  liegt  vor,  diese  sachgemässe  und  unge- 
zwungene Erklärung  in  den  Fällen,  wo  nicht  wm,  sondern  ein  Pronomen,  sei  es  am  Verbum 
({kJcHlassu)"^),  sei  es  am  Nomen:  birinni,  Mnnassu,  nüranni  suffigirt  wird,  zu  verwerfen? 
Delitzsch  wird  hier  in  seinem  Urtheil  offenbar  von  dem  Bestreben,  den  Gedanken  an  eine  Post- 
position (S.  3)  durchzuführen,  beeinflusst.  Wo,  wie  in  diesem  Falle,  graminatisch  und  syntak- 
tisch sehr  verschieden  geartete  Gruppen  äusserlich  betrachtet  genau  dieselbe  Erscheinung 
aufweisen,  hat  man  doch  allen  Grund,  die  Erklärung  für  diese  Erscheinung  auf  dem  Gebiete 
der  Sprachäusserung,  der  Aussprache  und  der  Betonung  zu  suchen. 

Ich  muss  desslialb  vorerst  an  der  Ansicht  festhalten,  dass  die  Verstärkung  des  Con- 
sonanten  (resp.  die  Verlängerung  des  Vocals ,  s.  soeben)  in  all  diesen  Fällen  lediglich  durch 
das  Suffix  hervorgebracht  ist,  dass  wir  es  also  hier,  wie  ich  es  früher  einmal  ausgedrückt 
habe^),  mit  einer  Art  von  assyrischem  Dagesch  forte  conjunctivum  zu  thun  haben. 

Da  somit  die  Pluralformen  der  Nomina  mit  Suffixen  als  Beweise  für  die  Länge  der 
Pluralendung  nicht  in  Betracht  kommen  können,  so  halte  ich  es,  bis  stricte  Beweise,  nament- 
lich klare  phonetische  Schreibungen  der  betreffenden  pluralischen  Nominalformen  ohne  Suffix, 
in  genügender  Anzahl  vorliegen,  für  gerathen,  den  Vocal  der  Pluralendung  nicht  als  lang 
anzusehen. 

Aber  selbst,  dass  diese  Pluralendung  überhaupt  mit  e  anzusetzen  ist,  und  weiter,  ob 
wir  hier  überhaupt  eine  eigentliche  Pluralendung  und  nicht  vielmehr  einen  collectiven  Gebrauch 
des  Singulars  zu  sehen  haben,  erscheint  mir  mit  Ernst  Müller*)  noch  sehr  zweifelhaft.  Denn 
so  sicher  mir  die  Existenz  eines  durch  Umlaut  aus  a  entstandenen  e  im  Assyrischen  erwiesen 
scheint  (siehe  Theil  I ,  Capitel  IV) ,  so  sehr  bedarf  es  meines  Erachtens  noch  der  Unter- 
suchung, ob  nicht  das  diesen  Laut  ausdrückende  Zeichen  ^j y  ausserdem  auch  da,  wo  ein  reiner 
i-Laut  vorlag,  mit  besonderer  Vorliebe  zur  Bezeichnung  der  Vocallänge  oder  auch  am  Wort- 
ende verwendet  wurde. 

Auch  kann  ich  weder  selbst  finden ,  noch  in  Haupt's  Ausführungen  den  Nachweis 
entdecken ,  dass  die  vermuthliche  Pluralendung  e  (e)  durch  Umlaut  entstanden  sei.  Die  — 
früher  wohl  in  Erwägung  gezogene  —  Erklärung  als  Verkürzung  aus  der  masculiuen 
Pluralendung  äni  ist  doch  eine  blose  Hypothese,  die  zudem  die  Länge  des  Plural-e  zur  Vor- 
aussetzung hat.  Die  Auffassung,  dass  der  eigentliche  Plural  durch  einen  collectiven  Gebrauch 
des  Singular  verdrängt  sei,  wird  um  so  weniger  befremden,  je  mehr  man  sich  davon  über- 
zeugt, dass  die  in  den  Keilinschriften  uns  überlieferte  assyrisch-babylonische  Sprache  in  Ein- 
klang  mit   den    historischen    Schicksalen    ihrer    Träger   bereits    eine   sehr   lange   Entwicklung 


1)  Grammatik  §  53  sub  d,  S.  126. 

2)  A.  a.  0.,  Paradigma  C.  S.  32  *. 

3)  In   meinen  Bemerkungen    zum    ersten  Heft  von  S.   A.   Smith,    Keilschrifttexte  ÄsurbanipaVs, 
ebenda  Heft  2,  S.  91. 

4)  In  seinen   ausgezeichneten  Grammatischen  Bemerkungen   zu  den  Annalcn  ÄsurnasirpaVs  ZA.  I, 
S.  349  ff.     Dort  wird   auch  (S.  364)  das  in   seiner  Vereinzelung  für  einen  Beweis  nicht  genügende  Beispiel 

*^XX    I  ^'*'*"^^It  hervorgehoben. 


^ 


I 


Vorbemerkunff.  5 

durchgemacht  hat^)  und,  was  den  Lautbestand  anlangt,  an  Alterthümlichkeit  und  Ursprüng- 
lichkeit z.  B.  nicht  mit  dem  sogenannten  Altarabischen  verglichen  werden  kann,  obgleich 
dessen  nähere  Kenntniss  für  uns  erst  mit  der  Zeit  ca.  ein  Jahrtausend  nach  dem  Untergang 
des  babylonischen  Reiches  beginnt. 

Wenn  also  in  der  vorliegenden  Arbeit  die  „Pluralendujig"  durchweg  mit  e  umschrieben 
wird,  so  geschieht  das  lediglich  der  Deutlichkeit  wegen,  um  Genitivus  singularis  und  Nomi- 
nativus  pluralis  durch  ein  äusseres  Merkmal  zu  unterscheiden. 

Schliesslich  sei  betreffs  der  Deuteideogramme  noch  bemerkt,  dass  ich  mich  hier, 
wo  es  sich  um  Transscription  von  Documenten  handelt ,  deren  keilinschriftlicher  Grundtext 
beigegeben  ist,  dem  Verfahren  anscliliesse,  welches  in  der  von  Eb.  Schrader  herausgegebenen 
keilinschrifüiclien  Sihliothek^)  eingeschlagen  wird.  Diese  Deuteideogramme  werden  nur  dann 
zum  Ausdruck  gebracht ,  wenn  dieses  aus  irgend  welchen  Gründen ,  z.  B.  im  Falle  eines 
möglichen  Missverständnisses,  geboten  erscheint^).  Dasselbe  gilt  von  der  der  Deutlichkeit  wegen 
bequemen  Unterscheidung  des  „Gottes-  und  Stadtnamens  Asur"  von  dem  , Landes-  und  Reichs- 
namens Ä.^sur'^,  für  deren  Durchführung  bei  den  Assyrern  sich  mancherlei  anführen  lässt,  wenn 
sie  auch  keineswegs  als  gesichert  betrachtet  werden  kann.  — 

Ergänzungen  sind  in  eckige  Klammern  geschlossen.  In  der  sumerischen  Fassung  der 
Bilinguis  ist  ausserdem  die  bei  einigen  Wörtern  der  gewöhnlichen  Wortform  beigefügte  „neu- 
sumerische"*)  Transcription  oder  eine  sonstige  Variante  der  Lesung  in  dieser  Weise  bezeichnet. 


1)  Siehe  Wright,  Arahic  Grammar  p.  IX,   Lehmann,  Dissertation  p.  52,  Thesis  V;  ZA  IE,  384  f. 
Bezold,   Wiener  Congress-  Verhandlungen  S.  77  u. 

2)  S.  dort  Band  I,  S.  VI. 

3)  Hiervon  ist  ausgenommen  die  Bilingwis  Samasmmukin's. 

4)  S.  o.  Theil  I,  Cap.  IV  bei  der  ,Dialectfrage'. 


Zweiter  Theil.  erster  Abschnitt. 


Die  zweisprachige  Inschrift. 

A)  Sumerisclie  Fassung. 

1.  -+  ::y  -<^  ^  -yy.^  ^y  lugai  ^y  ^yyy.^ 

Samassuinukin,  König     mächtiger, 

2.  lugal  Äm-na-nu{-ki)  lugal  Kä-dingir-ra{-ld) 
König    von  Amnanu,    König     von  Babylon, 

3.  {i)a-tuk  sa{g,  [&])    -kus-sä-e 
Kraft-habend,  (dessen)      Herz       ruhig  (ist). 

4.  siha  dimmer     Il-lü-l{al)       se-ga  dimmer      Utu        dimmer       \y^^^\-hi-da 
der  Hirt    des  Gottes       lUil,       der  Erhörte  des  Gottes  Utu  und  des  Gottes       Marduk, 

5.  lugal      Ki-in-gi    ^E^^-(ki-)ra  me-en 
König    von  Kingi     und  Ur(?)-ra    bin  ich. 

6.  Ki  SIG.ALAM         ama  mug-mu 
(Derjenige,  auf  welchen  an  dem)  Ort,  (wo  für  mich)  als  Sprössling  der  Mutter,  mich  gebärend, 

nam-en-na  lu-lu 

(zur)  Beherrschung  der  Menschen 

7.  UKU.GAL    dimmer-e-ne     dimmer     A-rü-ii-a 
die  Königin    der  Götter,    die  Göttin       Arua 

8.  mu  dug-ga  ge-en-sä-a 
einen  guten  Namen  gerufen  hatte, 

9.  tiku  hir-bir-ra  a-ha-ab-id-nl  giü-li-es 
die  Völker,  die  zerstreuten,  auf  dass  er  versammelte,    freudig 

10.  hi-in-gi     Urra{?){-M)-Md  dim-me-er  gal-gal  \fvid-^vtd'\-e-ne 
(im)  Lande  Akkad  die  Götter  die  grossen 

11.  i-de-       mu-un-  si-in-   har-am,  me-en. 
das  Auge       sie          es      richteten,  (der)  bin  ich. 

12.  Kus-hi  di-*^{??)-ib-hi  Jci-du-du  ga-lam-ma-bi 
Ihre  Gebote  wiederherzustellen  (und)  die  Satzungen,  die  vernichteten, 

13.  ul-li-es       gu-mu-un-sä-a-hi-ge-am 
frohlockend         sie  beriefen  ihn; 

14.  {li)lcir  Bdl-hi-ki    Tin-dir-ki-ta      zag-hi       gut      ge-en-ma-mä 

aus        As.sur      nach  Babylon  mit  ihm  freudig  zog 

15.  lugal        dimmer-e-ne     dimmer    A-*^t^\\\>~-\-ri-Tiid 
der  König     der  Götter,     der  Gott 


Bilinguis  Samassumukin'H  Z.  1 — 15. 


Die  zweisprachige  Inschrift. 

B)  Neubabylonische  Fassung. 

1.  Sams{u)-sum(u)-uMn  sarrii         dan-nu 

Samassumukin,       der  mächtige    König, 

2.  sar       Äm-na-mi,        sar        Ba-hi-lu 
König  von  Amnanu,  König  von  Babylon, 

3.  li-e-um      mu-un-dal-hu 
der  Starke,     Besonnene, 

V 

4.  ri-e-um  mi-gir  (ili)  Bei  (;ili)  Samsi 
der  Hirte,  der  Günstling    des  Bei,    des  Samas 

5.  u     (ili)  Marduh     sar  mäti  Su-me-ri        u       Äk-ka-di-i    a-na-ku. 
und    des  Marduk,   König  des  Landes  der  Sumerier  und  der  Akkadier  bin  ich. 

6.  Ä-sar  nah-ni-it  uni-mi  a-lit-ti-ia 
(Dahin,)  wo  als  (noch  ungeborenen)  Sprössling  der  Mutter,  die  mich  gebar, 


7.  a-na        e-nu-ut  ntse  su-mi  ta-bi-is 

zur   Beherrschung  der  Menschen  meinen  Namen  unter  günstigen  Vorzeichen 

8.  lu-u     ta-am-bi         sar-rat  iläni      (iltii)  E-ru-u-a 

verkündete  die  Königin  der  Götter  Erua 

9.  a-na  pu-uh-hur  nise  sap-ha-a-ti 
(und  wo)  zu  versammeln    die  zerstreuten  Bewohner 

10.    sa  mät  Ak-ka-di-i     iläni    rabüti 

des  Landes  Akkad  die  grossen  Götter 

IL     ha-dis   lu-u       ip-pal-su-in-ni-ma 
freudig  mich  ausersehen  hatten 

12.  a-na  sid-lum  parsi         u     ki-du-di-e  ma-m-tu 

(und  wohin)  zur  Wiederherstellung  der  Gebote  und  Satzungen,    die  in  Vergessenheit  ge- 

13.  ul-si-is       lu-u   im-bu-in-ni-ma  [rathen  waren, 
frohlockend            sie  mich  beriefen, 

14.  ul-tu        ki-rib  Bal-[be-]hi  a-na     su-bat        ba-la-tu 
(dahin)  aus  Assur       nach  dem  Sitz  des  Lebens 

15.  it-ti-ia     ha-dis    lu-u  ^i-i-ra         sar  iläni         (ilu)  A-sa-ri 
mit  mir  freudig              zog     der  König  der  Götter  Asari. 


8  Zweiter  Theil,  Erster  Abschnitt. 

16.  Uniun  gii-la       nr-sag\^gnd\    dimmer   *^t^\(,^>-]  ^^^  4^ 
Der  Herr,  der  grosse,    der  Held,     der  Gott  Marduk 

17.  E-sag-üa       e-gal  an-ki-a  bara{g)-a-ni 
in  Esagil  dem  Palast  von  Himmel  und  Erde    seinen  Sitz 

18.  el-la  zi-ih-hi-da-as  gu-mu-un-ni-in        -ri 
den  glänzenden        günstig  er       ihn      einnahm; 

19.  dim-me-ir   gal-gal  [Hml-^vtd]-e-ne  bara  M-dur-hi 

der  Götter,      der  grossen,  (welche)  auf  den  bara{g)  ihre  Sitze  (haben), 

20.  zag-tU-la         e-lmr-ra 
in  sämmtlichen    Tempeln 

21.  me  Tiol-kal  su  sig{?)-ga-e-ne         kus-hi  sug-ga-e-ne 

Gebote,      die  kostbaren,     ihre  Satzungen,  die  werthvoUen, 

22.  ki-bi-ku  ge-en-gi-gi 

an  ihren  Ort  brachte  er  zurück. 

23.  Ud-bi-a  bad       BAR.UL.RU.SA.A. 
Um  jene  Zeit  die  Feste 

24.  bad       UD.KIB.NUN.KI.  (mu)lu  kur-ra 
die  Burg        von  Sippar,          welche      der     Feinde 

25.  "C*^^  \J^^-e-ne    in-sig-ga       diri{g)-[gd] 

Angriffe  geschwächt,  zerstört  hatten, 

26.  [n{]n{'^)-ri-ga{?)-bi     ge-si-in      -gub-bi-en 

ihren  Verfall  (ihn)  richtete  er  auf, 

27.  nin-sig-ga-bi  HPhI   >^U]^-ge-a-am 
ihre  Schwäche  machte  er  zu  Kraft, 

28.  sag-bi  sagar-ta  liar-sag-dim 
ihr  Haupt  aus  dem  Staube    berg-gleich 

29.  ge-ni-ib  -il 

(es)       richtete  er  auf. 

30.  E-ne-ra  iir-sag  dun  dimmer  Ut{n) 
Für  (alle)  Zeit(?)  der  Held,  der  erhabene      Gott       Utu 

31.  e-gi-a-bi-da-kid      nin-ag-ag-da-mu 
mit  seiner  Braut  (auf)  meine  Thaten 

32.  gul-li-es     sag-sag  ide-        ba-ra-es-am 

freudig  huldvoll(?)   das  Auge        richte, 

33.  me-e-mu     >-^  t^]  '-<^  »^  "^TTÄ  ""^T 
für  micli(?),  Samassumukin, 

34.  ni  bid        en-zi-en 
den  demüthigen,  verehrend.     Euch 

35.  du-du-ne-ne  sag-ga-mu 
ihre  Worte  (?)  (seien)   meine  Gnade. 


Bilin''uJH  Snmasmmukin'H  Z.  16 — 35. 


'r> 


16.  Be-lum  ra-hu-u  kar-ra-du  (ilu)  Marduh 
Der  grosse  Herr,  der  Held,  Marduk, 

17.  ina  Esag{g)il{a)        e-lidl         same-e      u       ir-si-ti 

in       Esaggil,      dem  Palast  Himmels  und  der  Erde, 

18.  su-hat-su  .  el-li-ti  ta-his  lu-u         ir-mi 
seinen  Sitz  den  glänzenden  (unter)  günstigen  (Auspicien)  nahm  er  ein, 

19.  sa  iläni  rahüti  a-si-ib  pa-ra-ak-ka 

der  grossen  Götter,  (die  da)  thronen  auf  den  (heiligen)  Sitzen 

20.  sa  gi-im-ri  e-kur-ra 
sämmtlicher  Tempel, 

21.  par-si-su-nu       su-ku-ru-tu      hüi^yiu-du-su-nu 
Gesetzes(täfeln),  die  kostbaren,     (und)  Satzungen, 

22.  nu'us-su-ku-tu  a-na  as-ri-su-nu  lu-u  u-tir 

die  werthvollen,    an      ihren  Ort  brachte  er(?)  zurück. 

23.  I-nu-su       düru      BAR.UL.RU.SA.A. 
Um  jene  Zeit    an 

24.  du-u-ru      Si-ip-par        sa      ina   e-sa-a-ti      nak-ri 
der  Burg  von  Sippar,  welche    im    Ansturm  der  Feinde 

25.  i-ni-su  i-ku-bu 
geschwächt  (und)  eingestürzt  war, 

26.  mi-M-it-ta-su       lu-u  us-siz 

was  verfallen  war,  richtete  ich  auf, 

27.  en-su-us-su         lu-u    u-dan-ni-in 
was  schwach  war,  kräftigte  ich, 

28.  ri-si-su     ki-nia      sa-di-i 
ihre  Spitze    wie    einen  Berg 

29.  i-na        e-pi-ri        lu-u  ul-li 

aus    dem  Staube  Hess  ich  erstehen. 

V 

30.  Ä-na    [^salt-ti    kar-ra-du        id-lu     {ilu)  Samsit 

Für    alle  Zeit,     o  Held,     erhabener  Samas, 

31.  u  (iltu)     fy    ly         kal-la-ti         ip-se-ti-ia 
und  Du,  0   jy   jy,  seine  Braut,  meine  Werke, 

32.  dam-ka-a-ti     ha-dis    ljiap-]li-sa-ma 
die  ergebenen,  freudig    blicke  an  und 

V 

33.  sa   ia-a-ti  Sams{u)-sum(u)-ukm 

V 

für     mich,         Samassumukin, 

34.  as-ri  pa-lih-ku-nu 
den  demüthigen,  der  Euch  verehrt, 

35.  at-ma-a     du-um-Jci-ia 
sprich  aus        Gnade! 


Leb  mann,  Samassumukin,  IT. 


10  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt 


Die  Stelen-Inschrift  S^ 

(Siehe  Theil  I,  S.  22  f.  sub  2.     Originaltext  auf  Tafel  V— VII.) 

1.  A-na-ku 

V 

2.  [Sa]ms(u)-sum(u)-ukin  sarru  [dan-nu] 

3.  [sar]  Babili  sar  "^'^^  Sumeri  u  Akka[di] 

4.  [issak]ku  si-ru  re'u  ki-nu  pa-lih  bei   [beläni] 

5.  [sa]  ina  pali-su  bei  iläni  Marduk  sa-lim   [ir-su-u] 

6.  ina  ri-sa-a-te  a-na  Babili  i-ru-um-[ma] 

7.  ina  E-sag-il(a)  sa  da-rat  su-bat-su  ir-[me] 

8.  sat-tuk-ki  E-sag-gil  iläni  ™^*  Sumeri  u  Akkadi  u-kin-[nu] 

9.  [abi]l  Asur-ah-iddin  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  kissati,  sar  Assur 

10.  sar  ™^*  Sumeri  u  Akkadi,  bin-bin  Sin-ahe-irbä  sar  Assur 

11.  liplipi  Sar-kinu  sar  Assur  sar  ™**  Sumeri  u  Akkadi 

12.  ta-lim  Asur-ban-abli  sar  kissati  sar  Assur  sar  kib-rat  irbit-ti 

13.  läna  E-zi-da  sa  pali-e  sarri  malj-ri 

14.  la-ba-ris  il-lik-ma  i-ni-si  tim-rae-en-su 

15.  i-na  pali-e-a  an-hu-us-su  ud-dis-ma 

16.  u-za-ak-ki-ir  hur-sa-nis. 

17.  Man-nu  ina  sarräni  ar-ku-tu  able-e-a 

18.  sa  elam-ma  u-ma—a-ru  mäta 

19.  sa-lam-a  li-mur-ma  samnu  lip-su-us 

20.  ni-ka-a  lik-ki  sum-a  it-ti  sumi-su 

21.  lis-tur-ma  ip-se-ti-ia  lit-ta- -id 

22.  Na-bi-um  dup-sar  E-sag-gil 

23.  u-me  baläti-su  arküti  ina  dup-pi  lis-tur 

24.  si-mat  la-ba-ri  li-sim  si-mat-su 

25.  ina  ma-liar  Marduk  sar  iläni  ^-  damikta-su 

^  V 

26.  lit-tas-kar  ka-aia-an.     Sa  su-me  sat-ru 

27.  u  sum  ta-lim-ia  ina  si-pir  ni-kil-tu 

28.  i-pa-as-si-tu-ma  sa-lam-a  u-salj-hu-u 

29.  lu-u  a-sar-su  u-nak-ka-ru-ma 

30.  it-ti  sa-lam-i-su  la  i-sak-ka-nu 

31.  [Nabu]  bei  si-ru  ag-gis  lik-kil-me-su-ma 

32.  [sum-su  zejr-su  pi-ir-i-su  na-an-na-a[b-su] 

33.  [ina  pi  nise  di-sa-a]-ti  li-lial-lik-[ma] 

34.  [ai  ir-si]-su  ri-[e-mu]. 


Die  Stelen-Inschrift  S^  Z.  1—34.  11 


Die  Stelen-Inschrift  S^ 

(Siehe  Theil  I,  S.  22  f.  sub.  2.     Originaltext  auf  Tafel  V— VU.) 

1.  Ich, 

V 

2.  Samassnmukin,  der  mächtige  König,  der 

3.  König  von  Babylon,  König  des  Landes  der  Sumerier  und  Akkadier, 

4.  der  erhabene  Oberpriester,  der  treue  Hirte,  der  Verehrer  des  Herrn  der  Herren, 

5.  dem  während  seiner  Regierung  der  Herr  der  Götter,  Marduk,  Gnade  erwies, 

6.  indem  er  unter  Frohlocken  in  Babylon  einzog  und 

7.  in  Esagil  auf  ewig  seinen  Sitz  einnahm, 

8.  die  regelmässigen  Opfer  von  Esagil  für  die  Götter  Babyloniens  (wieder)  herstellte, 

9.  Sohn  Asurahiddin's,   des  grossen  Königs,    des  Königs  der  Völkerschaar,   König  von  Assur, 

10.  Königs  des  Landes  der  Sumerier  und  Akkadier,  Enkel  Sinaherba's,  Königs  von  Assur, 

11.  Urenkel  Sargon's,  Königs  von  Assur,  König  des  Landes  der  Sumerier  und  Akk£.dier, 

12.  Stiefbruder  Asurbanabals,    Königs   der  Völkerschaar,   Königs  von  Assur,    Königs  der  vier 
Weltgegenden, 

13.  habe  das  Gemäuer  von  Ezida,  welches  während  der  Regierung  eines  früheren  Königs 

14.  baufällig  geworden  war  und  dessen  Grundlagen  schwankten, 

15.  unter  meiner  Regierung  erneuert  und 

16.  seinem  oberen  Theil  das  Ansehen  einer  bewaldeten  Höhe  gegeben. 

17.  Wer  unter  den  späteren  Königen,  meinen  Söhnen, 

18.  der  zur  Herrschaft  erhoben  wird  (?)  und  das  Land  beherrscht, 

19.  mein  Bildniss  findet,  es  mit  Oel  salbt, 

20.  ein  Opferlamm  schlachtet,  meinen  Namen  neben  den  seinen 

21.  schreibt  und  meine  Thaten  (preisend)  erhebt, 

22.  dessen  Lebenstage  möge  Nebo,  der  Tafelschreiber  von  Esagil, 

23.  zu  langer  Dauer  auf  seiner  Tafel  vormerken, 

24.  ihm  ein  hohes  Alter  zum  Geschick  bestimmen, 

25.  und  vor  Marduk,  dem  König  der  Götter,  gnädige 

26.  Fürsprache  (für  ihn)  halten  immerdar !     Wer  aber  meine  Namensschrift 

27.  und  den  Namen  meines  ebenbürtigen  Bruders  in  boshafter  Absicht 

28.  zerstört,  mein  Bildniss  zertrümmert 

29.  oder  seinen  Standort  verändert, 

30.  es  nicht  neben  seinem  Bildniss  stehen  lässt, 

31.  den  möge  Nebo,  der  erhabene  Herr,  zornig  anschauen, 

32.  seinen  Namen,  seinen  Samen,  seine  Sprösslinge,  seine  Nachkommenschaft 

33.  aus  dem  Gedächtniss  der  reich  gesegneten  Menschen  ausrotten 

34.  und  ihm  keine  Gnade  gewähren! 


12  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

Die  Cylinder-Inschrift  LI 

(S.  Theil  I,  S.  24.     Originaltext:  Tafel  VIII— X.) 

1 si-ik  iläni  sa-ku-u  rau-tal-lura 

2 sa-nik  mit-hur-ti  mu-du-u  ka-la-mu 

3 par-si  sa  gu-um-mu-ru  te-ri-e-te 

4 atP^-su  sur-ru-ha-at  ki-bit-su 

5 bi  la  i-lam-nia-du  iläni  aia-um-ma 

6 na(?)-su-u  e-ni  na-su-u  zik-ri  ma-al-ku 

7 kussi  u  pale  mu-ki-in-nu  sari'u-u-ti 

8 a-na    ....     me(?)u-um  i-sar-ra-ku  da-na-nu  u  li-[i-]ti 

9 ti(?)  A-rü  sar-rat  i-lat  be-li-e-ti 

10.  a-si-ib  E[-zi-da  sa  ki-rib  Bar-(?)]zip  ma-iias(?)  ra-si(?)-pu  beli  rabü  beli-ia 

11.  a-na-ku  Sams(u)-sum(u)-ukin  sarru  dan-nu  sar  Babili  sar  ™^'  Su-me-ri  u  Akkadi 

12.  sakkanak u-ti  pa-lih  bei  beläni 

13 t[e]"U  as-rat  iläni  rabüti 

14.  mu-se-si-[ib  Babili  e-pis]  E-sag-il  za-nin  E-zida 

15.  sa  i-na   [pali-su  b]el  iläni  Marduk  sa-li-mu  ir-su-u 

16.  i-na  ri-sa-a-tu   [a-na]  Babili  i-ru-um-ma  i-na  E-sag-il  sa  da-rat  su-bat-su  ir-me 

17.  sat-tuk-ki  E-sag-il  iläni  ™'**  Sumeri  u  Akkadi  u-kin-nu 

18.  abli  Asur-ah-iddi(n)-na  sarru  dan-nu  sar  kissati  sar  As-sur 

19.  sakkanak  Babili  sar  ™^'  Su-me-ri  u  Ak-ka-di-i 

20.  ta-li-mu  Asur-ba-a-ni-abli  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  kissati  sar  As-sur 

21.  bin-bin  Sin-ahe-irbä  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  kissati  sar  As-sur 

22.  liplipu  Sar-kinu  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  kissati  sar  As-sur 

23.  zer  sarru-u-ti  da-ru-u  sa  Bel-ba-ni  abli  A-da-si  pir  u  Assur 

24.  a-na  balät  napsäti  arküt  ume  sa-lam  zeri  kün  pale  sa-kap  näkire 

25.  sa  Asur-ba-a-ni-abli  sar  As-sur  ahi  ta-li-mi-ia  u  ia-a-ti 

26.  [a-na]   balät  napsäti-ia  arküt  u-rae-ia  sa-lam  zeri-ia  kün  pale-ia  la  basi(?)-e  mursi(?)-ia 

V 

27.  .     .  ru  a-ha-mis  bit  MI-NAM-AB-UL-MES  E-zi-da  es-sis  u-se-pis-ma  u-zak-kir  hur-sa-nis 
28 [rubü]   arku-u  sa  ina  pali-e-su  si-pir  su-a-tu  in-na-lju  i-kas-su-u  ni-bit-tu 

29.  [an-hu-us-su  lu-]ud-di-is  su-me  it-ti  sumi-su  lis-tur  mu-sar-u-a  li-mur-ma 

30.  [samnu  lip-su-us]  nike  lik-ki  it-ti  mu-sar-e-su  lis-ku-un  ik-ri-bi-su  Na-bi-um  i-sim-me 

31.  [sa  su-me  sat-ru  u  sum  ta]-li-mi-ia  i-na  si-pir  ni-kil-ti  i-pa-as-si-tu 

32.  [mu-sar-u-a  i-ab-ba-tu  lu  a]-sar-su  u-nak-ka-ru-ma  it-ti  mu-sar-e-su  la  i-sak-ka-nu 

33.  [Na-bi-um  bei  si-ru  ag-gi]s  lik-kil-mi-su-ma  sum-su  zer-su  ina  mätäti  li-hal-lik. 


Die  Cylinder-Inschrift  L»  Z.  1—33.  13 

Die  Cylinder-Inschrift  L\ 

(S.  Theil  I,  S.  24,     Originaltext:  Tafel  VIII— X.j 

1 der  Götter,  der  Erhabene, 

2 der  Alles  (?)  weiss, 

3 Gesetze,  sämmtlicher  Orakel, 

4 dessen  Gebot  mächtig  ist, 

5 nicht  lernen  (?)  die  Götter  jemals, 

6 der  Augen  und  Gedanken  (?)  (zu  sich?)  erhebt,  der  Fürst, 

7 des  Throns  und  der  Herrschaft,  der  rechtmässiges  Königthum  verleiht, 

8 zum der  Tage,  spendet  Macht  und  Kraft, 

9 die  Göttin  Aru,  die  Königin  der  Beltis-Göttinnen ; 

10.  welcher  in  Ezida  zu  Borsippa  wohnt,     .     .  der  Vernichter (?),  der  grosse  Herr,  mein  Herr, 

11.  ich,  Samassumukin,  der  mächtige  König,    der  König  von  Babylon,   der  König  des  Landes 
der  Sumerier  und  Akkadier, 

12.  der  Statthalter  (?) der  da  fürchtet  den  Herrn  der  Herren, 

13 [der  aufsjucbt  die  Stätten  der  grossen  Götter, 

14.  der  Babel  wieder  besiedelte,  der  Erbauer  von  Esagil,  der  Nährherr  von  Ezida, 

15.  welchem  während  seiner  Regierung  der  Herr  der  Götter,  Marduk,  Gnade  erwies  (und) 

16.  unter  Frohlocken  in  Babylon  (wieder)  einzog  und  in  Esagil  für  ewig  seinen  Wohnsitz  gründete 

17.  und   die  Opfer    in  Esagil    für    die  Götter    des  Landes    der  Sumerier    und  Akkadier    wieder 
einsetzte, 

18.  Sohn  Asarhaddons,  des  mächtigen  Königs,  des  Königs  der  Völkerschaar,  des  Königs  von  Assur, 

19.  des  Statthalters  von  Babylon,  des  Königs  des  Landes  der  Sumerier  und  Akkadier;  — 

20.  ebenbürtiger   Bruder   des   Asurbanabal,    des    grossen   Königs,    des    mächtigen    Königs,   des 
Königs  der  Völkerschaar,  des  Königs  von  Assur; 

21.  Enkel  Sanherib's,  des  grossen  Königs,  des  mächtigen  Königs,  des  Königs  der  Völkerschaar; 

22.  Urenkel  Sargon's,  des  grossen  Königs,  des  mächtigen  Königs,  des  Königs  von  Assur; 

23.  später  Erbe  des  Königthums  Belbani's,  des  Sohns  Adasi's,  des  Sprösslings  von  Assur, 

24.  habe  für  das  Leben  der  Seele,  die  Länge  der  Tage,  das  Heil  der  Nachkommenschaft,  den 
Bestand  der  Herrschaft,  die  Vernichtung  der  Feinde 

25.  des  Asurbanabal,  Königs  von  Assur,  meines  ebenbürtigen  Bruders  und 

26.  für  das  Leben  meiner  Seele,  die  Länge  meiner  Tage,  das  Heil  meiner  Nachkommenschaft, 
den  Bestand  meiner  Herrschaft   und  das  Fernbleiben  (m)einer  Erkrankung  (?) 

27 gemeinsam  (?),  das  Heiligthum  MLNAM.AB.UL.MES  :u(?)  Ezida  neu 

erbaut  und  seiner  Bedachung  das  Ansehen  einer  Waldpflanzung  gegeben, 

28 [wenn?]  ein  späterer  Fürst,  in  dessen  Regierungszeit  dieser  Bau  hinfällig  und 

die  Aufschrift  unleserlich  (?)  wird, 

29.  die  verfallenen  Theile   erneuert ,    meinen  Namen  neben  den  seinen  schreiben  lässt .    meine 
Inschrift  aufsucht, 

30.  mit  Oel  salbt,    Opfer  (darüber)  bringt  und  sie  neben    seine  Inschrift  legen    lässt,    so  ^vird 
dessen  Gebete  Nebo  erhören. 

31.  Wer  dagegen  meine  Namensschrift    und  die  meines  Bruders  in  boshafter  Absicht  vertilgt, 

32.  meine  Inschrift  zerstört,    ihren  Standort  verändert,    statt  sie  neben  seiner  Inschrift  liegen 
zu  lassen, 

33.  den  möge  Nebo,  der  erhabene  Herr,  zornig  anblicken  und  seineu  Namen  und  seinen  Samen 
von  der  Erde  vertilgen! 


14  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

Die  Stelen-Inschrift  S*. 

(S.  Theil  I,  S.  25  sub  7.     Originaltext:  Tafel  XVII -XXII.  —  Vgl.  den  Lichtdruck  auf  dem  Titelblatt.) 

1.  A-na-ku 

2.  Asur-ban-abal 

3.  sarru  rabü  sarru  dan-nii 

4.  sar  kissati  sar  Assur 

5.  sar  kib-rat  irbit-ti 

6.  sar  sarräni  rubü  la  sa-na-an 

7.  sa  ina  a-mat  Asur  Samsi 

8.  u  Marduk 

9.  ul-tu  tam-dim 

10.  e-lit  a-di  tam-dim 

11.  sap-lit  i-be-lu-ma 

12.  gi-mir  ma-lik  u-sak-nis 

13.  se-pu-us-su  za-nin  E-sag-il(a) 

14.  e-kal  iläni  sa  ki-ma  si-tir  bu-ru-mu 

15.  u-nara-rair  ri(?)-sa-su 

16.  u  sa  es-ri-e-te  ka-li-si-na 

17.  hi-bil-ta-si-na  u-sal-lim 

18.  e-li  kul-lat  ma-lja-zi  u-kin  sulülu  (?) 

19.  sa  ip-se-tu-su  eli  kal  iläni  täbä  e-li 

20.  sal-mat  kakkadu  du-us-su-pat  re'-us-su 

21.  abil  Asur-aha-iddi(n)-na  sarru  rabü 

22.  sarru  dan-nu  sar  kissati,  sar  Assur  sakkanak  Babilu 

V 

23.  sar  ™'**  Su-me-ri  u  Akkadi  mu-se-sib  Babili 

24.  e-pis  E-sag-il(a)  mu-ud-dis 

25.  es-ri-e-te  kul-lat  raa-lja-zu 

26.  sa  ina  ki-rib-si-na  is-tak-kan 

27.  si-ma-a-ti 

28.  u  sat-tuk-ki-si-na  bat-lu-tu  u-ki-nu 

29.  par-si  k[i-d]u-di-e 

30.  ki-ma  la-bi-rim-[nia] 

31.  u-tir-[ru] 

32.  a-na  as-[ri-su-un] 

33.  bin-bin  Sin-[alje-irbä] 

34.  sarru  rabü  sarru  dan-[nu] 

35.  sar  kissati  sar  As[sur] 

36.  a-na-ku-ma  bei   [rabü] 

37.  Marduk  sa  ina  pal[i-e] 

38.  sarri  mah-[ri] 

39.  ina  ma-ljar  abi  ba-ni-[i-su] 

40.  u-si-bu  ina  ki-[rib] 

41.  Assur  ina  u-[me] 

42.  paliria  ina  ri-sa-t[i] 


Die  Steleninschrift  S^  Z.  1—42.  15 

Die  Stelen-Inschrift  S^ 

(S.  Theil  I,  S.  25  sub  7.     Originaltext:  Tafel  XVII-XXII.  —  Vgl.  den  Lichtdruck  auf  dem  Titelblatt.) 

1.  Ich  bin 

2.  Asurbanbal, 

3.  der  grosse  König,  der  mächtige  König, 

4.  der  König  der  Völkerschaar,   König  von  Assur, 

5.  König  der  vier  Weltgegenden, 

6.  der  König  der  Könige,  der  Fürst  ohne  Gleichen, 

7.  der  nach  dem  Geheiss  Assur's,  des  Samas 

8.  und  des  Marduk 

9.  vom  oberen 

10.  Meere  zum  unteren 

11.  Meere  herrscht  und 

12.  die  Gesammtheit  der  König  unter  seinen  Fuss 

13.  gebeugt  hat;  der  Esagil  versorgt, 

14.  den  Palast  der  Götter,  dessen  Spitze  er 

15.  wie  die  Zeichnung  (?)  des  Sternenhimmels  (?)  erglänzen  liess, 

16.  und  der  an  allen  Tempeln 

17.  die  Schäden  wiederherstellen  liess, 

18.  über  alle  Städte  schützend  waltet, 

19.  dessen  Verhalten  allen  Göttern  wohlgefällig, 

20.  dessen  Herrschaft  über  die  schwarzhäuptigen  Menschen  milde  ist; 

21.  der  Sohn  Asarhaddon's,  des  grossen  Königs, 

22.  des   mächtigen  Königs,    des  Königs   der  Völkerschaar,   des  Königs  von  Assur,    des  Statt- 
halters (?)  von  Babylon, 

23.  des  Königs  vom  Lande  der  Sumerier  und  Akkadier,  des  Neubesiedlers  von  Babylon, 

24.  des  Erbauers  von  Esagil,  der  erneuert  hat 

25.  die  Tempel  aller  Städte, 

26.  in  welchen  er  niedergelegt  hat 

27.  Weihgeschenke 

28.  und  deren  in  Abgang  gerathene  Opfer  er  wiederherstellte, 

29.  (wie  er  auch)  die  Gesetzes(tafeln)  und  Vorschriften 

30.  gleichwie  früher 

31.  zurückbrachte 

32.  an  ihre  Plätze; 

33.  Enkel  Sanherib's, 

34.  des  grossen  Königs,  des  mächtigen  Königs, 

35.  des  Königs  der  Völkerschaar,  Königs  von  Assur, 

36.  (ja,  der)  bin  ich.     Der  grosse  Herr 

37.  Marduk,  welcher  während  der  Regierung 

38.  eines  früheren  Königs 

39.  bei  dem  Vater,  der  ihn  erzeugt, 

40.  sich  niedergelassen  hatte  in 

41.  Assur,  zog  in  den  Tagen 

42.  meiner  Herrschaft  unter  Frohlocken 


IG  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

43.  a-na  Babili 

44.  i-ru-um-ma 

45.  sat-tuk-[ki] 

46.  E-sa2f-il 

47.  u  ilani  Babili 

48.  u-kin  ki-din-nu-tu 

49.  Babili  ak-sur 

50.  as-su  [dan]-nu  a-na 

51.  ensi  l[a  li]a-ba-lu, 

V  ^ 

52.  Saiiis(u)-sum(n)-ukin 

53.  aha  ta-li-me 

54.  a-na  sarru-u-tu 

55.  Ba[bili  a]p-kid 

56.  u  si-pir  E-sag-ila 

57.  sa  za-ru-u-a  la  u-ka-at-tu-u 

58.  a-na-ku  u-sak-lil  gussure 

59.  er-nu  u  sur-man  si-ru-ut  tar-bi-ti 

60.  Ha-ma-nu  u  Lab-na-nu  e-li-su 

61.  u-sat-ri-si  daläti  urkarinnu  raus-su[k]-kan 
02.  burasu  er-nu  u-se-pis-ma  u-ra[t-t]a-a 

63.  bäbäti-su  u-na-a-te  huräsu  kaspu  sipparu 

64.  parzillu  ise  u  abnä-ni(?)-ma  u-kin 

65.  ki-rib-su.     In[a  u]-me-su-ma  E-kar-za-gin-na 

66.  bit  [E-a]   sa  ki-rib  E-sag-ila  es-sis 

67.  u-se-pis.     E-a  sar  apsi  si-pir 

68.  su-a-ti   [ha-dis]   lippalis-ma  ia-a-ti   [Asur-ban]-abli 

69.  sar  Ass[ur  rubü]   pa-lih-su  a-mat  ^damikti-ia  lis-sa-kin 

70.  sap-tus-[su]   balät  u-me  rüküti  se-bi-e  lit-[tu-t]u 

71.  tu-ub  seri  u  hu-ud  lib-bi  li-sim  si-ma-ti 

72.  isid  kussi  sarru-u-ti-ia  ki-ma  sadi-i 

73.  li-[sar-sidl   it-ti  same  u  irsi-tim 

'•  V       ■ 

74.  lu-kin  pa[lu-u]-a  u  sa  Sanis(u)-sum(u)-[ukm] 

75.  sarri  Babili  ahi  ta-lim-ia  u-me-su 

76.  li-ri-ku  lis-bi  bu-'-a-ri.     Ma-[ti]-ma 

77.  ina  ah-rat  u-me  rubü  ar-ku-u  sa   [ina  u-rae  pa]li-su 

78.  si-pir  su-a-ti  in-na-hu  an-hu-us-su 

79.  [lu-u]d-dis  sa-lam  sarru-u-ti-ia  li-mur-ma 

80.  [saranu  lip]-su-us  nike  likki  it-ti 

81.  [sa-lam -i(?)] -SU  lis-kun  ik-ri-bi-su 

82.  E-a  i-sim-me  sa  su-me  sat-ru 

83.  [i-pa-as-si]-tu  sa-lam  sarru-u-ti-[ia] 

84.  [i-ab-ba-]tu 

85.  [lu]-u  [a]-sar-su 

86.  [u-na]k-k[a-ru] 

87.  [it]-ti  sa-[lam-su] 

88.  la  i-sak-[kan] 

89.  E-a  belu 


Die  Steleninschrift  S^  Z.  43—89.  17 

43.  in  Bal)ylon 

44.  wieder  ein; 

45.  die  Opferleistungen 

46.  für  Esagil 

47.  und  für  die  Götter  von  Babylon 

48.  richtete  ich(?)  wieder  ein  und  knüpfte  (?)  das   L^nterthanenverhältnisä(?j 

49.  Babylon's  wieder  fester. 

50.  Auf  dass  der  Mächtige  dem 

51.  Schwachen  nicht  schade, 

V 

52.  setzte  ich  den  Samassuraukin, 

53.  meinen  ebenbürtigen  Bruder, 

54.  zum  König 

55.  über  Babylon  ein, 

56.  und  den  Bau  von  Esagil, 

57.  welchen  mein  Erzeuger  nicht  vollendet  hatte, 

58.  führte  ich  zu  Ende:  mit  Balken 

59.  aus  Cedern  und  Cypressen   von  erhabenem  Wüchse  (?) 

60.  vom  Amanus-  und  Libanongebirge 

61.  deckte  ich  ihn,  mit  Thürflügeln  aus  Buxbaum-(V),  Palmen-, 

62.  Cypressen-,  Cedernholz  liess  ich  fertigen  und  errichten 

63.  seine  Thore,  Geräthe  aus  Gold,  Silber,  Kupfer, 

64.  Eisen,  Holz,  Gestein  stellte 

65.  ich   hinein.     Um  jene  Zeit  liess  ich  Ekarzaginna, 

66.  das  Heiligthum  des  Ea  in  Esagil, 

67.  neu  erbauen.     Ea,  der  Herr  des  Oceans,  möge  diesen 

68.  Bau  freudig  anschauen,  und  für  mich,   Asurbanabal, 

69.  den  König  von  Assur,    den  Fürsten,    der   ihn  verehrt,    möge   ein  Gnadengeheiss    erfunden 
werden 

70.  auf  seiner  Lippe;  langes  Leben,  reichliche  Nachkommenschaft, 

71.  körperliches  und  geistiges  Wohlergehen  möge  er  mir  zum  Geschick  bestimmen, 

72.  die  Grundlage  meines  königlichen  Thrones  wie  ein  Gebirge 

73.  fest  gründen  und  meiner  Dynastie 

74.  die  Dauer  von  Himmel  und  Erde  verleihen,  und  des  Samassumukin, 

75.  Königs  von  Babylonien,  meines  ebenbürtigen  Bruders  Lebeustagen 

76.  verleihe  er  lange  Dauer  und  gebe  ihm  reichliche  Nachkommenschaft!     Für  (alle)  Zukunft, 

77.  für  das  Ende  der  Tage:  wenn  ein  späterer  Fürst,  in  dessen  Regierungstagen 

78.  dieser  Bau  in  Verfall  geräth,  was  daran  verfallen, 

79.  erneuern,  nach  dem  Bilde  meiner  Majestät  suchen, 

80.  es  mit  Oel  salben,  Opfer  (darüber)  bringen 

81.  und  ihm  seinen  Platz  neben  dem  eigenen  Bildniss   anweisen  wird,    so  wird   dessen  Gebete 

82.  Ea  erhören.     Wer  dagegen  meine  Namensschrift 

83.  auslöscht,  mein  königliches  Bild 

84.  zerstört 

85.  oder  seinen  Standort 

86.  verändert, 

87.  ihm  neben  dem  eigenen  Bildniss 

88.  keine  Stelle  anweist, 

89.  den  möge  Ea,  der  erhabene 

Lehmann,  Samassumukin,  II.  3 


18  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

90.  si-i-ru 

91.  ag-gi-is 

92.  lik-kil-me-su-nia 

93.  kussi  saiTU-ti-su 

94.  li-sa-bal-kit-ma 

95.  li-di-ir 

96.  be-lut-su  sum-sa 

97.  zer-su  ina  mätäti 

98.  li-bal-lik-ma 

99.  ai  ir-si-su 
100.  ri-e-mu. 


Die  Cylinder-Inschrift  L'^. 

(S.  Theil  I,  S.  26  f.  sub  9  a— d.  —  Originaltexte  Tafel  XXV— XXVII.) 

1.  Asur-ban-abli  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  kissati  sar  Assur  sar  kib-rat  irbit-ti 

2.  sar  sarräni  rubü  la  sa-na-an  sa  ina  a-mat  iläni  ti-ik-li-su  ul-tu  tara-dim  e-lit 

3.  a-di  tam-dim  sap-lit  i-be-lu-ma  gi-mir  ma-lik  u-sak-nis  se-pu-us-su 

4.  abil  Asur-ali-iddi(n)-na  sarru  rabü  sarru  dan-nu  sar  Assur  sakkanak  Babili 

V 

5.  sar  '"^'^  Sumeri  u  Akkadi  mu-se-sib  Babili  e-pis  E-sag-ila 

6.  mu-ud-dis  es-ri-e-ti  kul-lat  ma-lja-zi  sa  ina  ki-rib-si-na  is-tak-kan  si-ma-ti 

7.  u  sat-tuk-ki-si-na  bat-lu-tu  u-ki-nu  binbin  Sin-ahe-irbä  sarru  rabü 

8.  sarru    dan-nu    sar  kissati    sar  Assur   a-na-ku-ma    ina    pali-e-a    belu    rabü  Marduk   ina 
ri-sa-a-ti 

9.  a-na  Babili  i-ru-um-ma  ina  E-sag-ila  sa  da-ra-ti  su-bat-su  ir-me 

10.  sat-tuk-ki  E-sag-ila  u  iläni  Babili  u-kin  ki-din-nu-tu  Babili 

V 

11.  ak-sur  as-su  dan-nu  a-na  ensi  la  ha-ba-li  San]s(u)-sum(u)-ukin  aha  ta-li-me 

12.  a-na  sarru-u-tu  Babili  ap-kid  u  si-pir  E-sag-ila  la  ka-ta-a 

13.  u-sak-lil  ina  kaspi  huräsi  ni-sik-ti  abni  E-sag-ila  az-nun-ma 

14.  ki-ma  si-tir  bu-ru-mu  u-nam-mir  E-ku-a  u  sa  es-ri-e-ti  ka-li-si-na 

15.  Iji-bil-ta-si-na  u-sal-lira  e-li  kul-lat  ma-ha-zi  u-sat-ri-si  sululum(?). 

16.  Ina  u-rae-su-ma  E-(bab-)bar-ra  ki-rib  Sippar  bit  Samsi  beli  rabi  beli-ia  sa  la-ba-ris 

17.  il-lik-u-nia  i-ku-bu  in-nab-tu  as-ra-ti-su  as-te-    ina  si-pir  ili   [SEG] 

_  V 

18.  es-sis  u-se-pis-ma  ki-ma  sadi-i  ri-e-si-i-su  ulli.     A-na  sat-ti  [Sams(u)] 


Die  Steleninschrift  S»  Z.  90—100.  —  Die  Cylindeiinschrift  L2  Z.  1—18.  19 


90.  Herr, 

91.  zornig 

92.  anblicken, 

93.  seinen  Königsthron 

94.  umstürzen   und 

95.  in  Bedrängniss  bringen 

96.  seine  Herrschaft,  ihn  selbst 

97.  und  seine  Nachkommen  aus  den  Landen 

98.  ausrotten 

99.  und  ihm  keine  Gnade 
100.  gewähren! 


Die  Cylinder-Inschrift  L-. 

(S.  Theil  I  S.  25  f.  sub  9  a— d.  —  Originaltexte  Tafel  XXV— XXVII.) 

1.  Asurbanabal,  der  grosse  König,    der  mächtige  König,  König  der  Völkerschaar,  König  der 
vier  Weltgegenden, 

2.  der  König  der  Könige,   der  Fürst  ohne  Gleichen,    der  nach  dem  Geheiss    der  Götter,    die 
ihn  beschützen,  vom  oberen  Meere 

3.  bis  zum  unteren  Meere  herrscht  und  alle  Könige  unter  seinen  Fuss  gebeugt  hat; 

4.  Sohn  Asarhaddon's,  des  grossen  Königs,  des  mächtigen  Königs,  des  Königs  von  Assur,  des 
Oberpriesters  von  Babylon, 

5.  des  Königs  von  Sumer  und  Akkad,  der  Babylon  wieder  besiedelt,   Esagil  erbaut, 

6.  die  Tempel  in  allen  Städten    erneuert    und    in   denselben  Weihgeschenke  niedergelegt   hat 

7.  und  ihre  in  Vergessenheit  geratheneii  Opferleistungen  wieder  eingerichtet  hat;  Enkel  San- 
herib's,  des  grossen  Königs, 

8.  des  mächtigen  Königs,  des  Königs  der  Völkerschaar  bin  ich.     Während  meiner  Regierung 
betrat  Marduk,  der  grosse  Herr,  unter  jubelndem  Zuruf 

9.  Babylon   wieder  und  bezog  in  Esagil  seinen  Wohnsitz  für  ewig, 

10.  die  Opferleistungen  für  Esagil  und  die  Götter  von  Babylon  richtete  ich  wieder  ein,  knüpfte 
in  Babylon  das  Unterthanenverhältniss(?)  wieder 

V 

11.  fester(?).    Auf  dass  der  Starke  den  Schwachen  nicht  schädige,  setzte  ich  den  San)assumukin, 
meinen  ebenbürtigen  Bruder, 

.12.  als  König  über  Babylon  ein,  und  den  unvollendeten  Bau  von  Esagil 

13.  brachte  ich  zu  Ende,  mit  Silber,  Gold  und  kostbaren  Steinen  stattete  ich  Esagil  aus, 

14.  liess  Ekua  wie  die  Zeichnung(?)  des  Sternenhimmels  erglänzen.     An  allen  Tempeln 

15.  liess    ich    die    schadhaften  Theile  wieder    herstellen  und  liess  alle  Städte  meine  schützende 
Fürsorge  erfahren. 

16.  In  jener  Zeit    suchte    ich    die  Stätte  von  Ebarra  in  Sippar,    dem  Tempel  des  Sanias,    des 
grossen  Gebieters,  meines  Herrn, 

17.  der  alt  und  baufällig  geworden  und  eingestürzt  war,    auf,  und  mit  der  Arbeit  des  [Back- 
stein] gottes 

18.  stellte    ich  ihn   neu  her,    berghoch  liess  ich   seinen    Gipfel   erstehen.     Für   alle   Zeit   möge 
Samas, 


20  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

19.  daiani  rabi  iläni  belu  rabü  beli-ia  ip-se-ti-ia  dam-ka-a-ti  lia-dis  lip-[pa-lis-ma] 

20.  a-na  ia-a-si  Asur-ban-abli  sar  Assur  rubi  pa-lih-su  balät  u-me  rüküti  se-bi-e   [lit-ta-tu] 

V 

21.  tu-ub  seri  u  Iju-ud  lib-bi  li-sim  si-ma-ti  u  sa  Sams(u)-sum(u)-uk[in] 

22.  sar  Babili  ahi  ta-lim-ia  u-me-su  li-ri-ku  lis-bi  bu--a-ri.     Ma-[ti-ma] 

23.  iiia  ah-rat  u-me  rubü  ar-ku-u  sa  ina  u-me  pali-su  si-pir  su-a-ti  in-na-h[u] 

24.  an-hu-us-su  lu-ud-dis  su-me  it-ti  sumi-su  lis-tur  mu-sar-u-a  li-mur[-ma] 

25.  samnu  lip-su-us  nikä  likki  it-ti  mu-sar-e-su  lis-kun  ik-ri-bi[-i-su] 

V 

26.  Samas  i-sim-me  sa  su-me  sat-ru  u  sum  ta-lim-ia  ina  si-pir  ni-kii-ti 

27.  i-pa-as-si-tu  su-me  it-ti  sumi-su  la  i-sat-ta-ru  mu-sar-u-a 

"       '  V 

28.  i-ab-ba-tu-ma  it-ti  mu-sar-e-su  la  i-sak-ka-nu  Sams(u)  bei  e-la-ti  u  sap-la-ti 

29.  ag-gi-is  lik-kil-me-su-ma  sum-su  zer-su  ina  mätäti  li-hal-lik. 


Die  Thontafel-Inschrift  L'^. 

(Siehe  Theil  I,  S.  27  sub  12.     Originaltext:  Tafel  XXXII  f.) 

Vorderseite. 


1.  Arba'ili  su-bat  Is-tar  bit  i-sin-na-a-ti  si 

2.  sa  ultu  ul-la  dür-su  la  ib-su  la  suk-lu-la  [sal-hu-u-su] 

3.  dür-su  ar-sip-ma  u-sak-lil  sal-hu-u-su  lu-li-e  [us-mal-li-e(?)] 

4.  bit  Istar  belti-ia  ina  kaspi  liuräsi  eri  u-nam-mir  kima  u-mi 

5.  '?"  su~ri-in-ni  bäb  bit  Is-tar  kaspu  huräsu  u-za-'-in-ma  az-kup 

6.  Mil(?)-ki-a  E-gal-ediu  mu-sab  Is-tar  an-hu-us-su  ud-dis 

7.  E.A  bit-su  ar-sip  alu  ina  gi-mir-ti-su  u-sak-lil 

8.  ina  ta-di-ir-ti  u  bi-ki-ti  sa  u-sal-pi-tu-su  nakru  käti-ia  um-mid  ina  hidäti  u-sak-lil 

9.  '?'^  .«u-ri-in-ni  bit  Nergal  sa  Tar-bi-si  sa  ultu  u-um  pa-ui  la  ibsü  ana-ku  az-kup. 

10.  Ul-tu  an-na-a  e-tap-pu-su  ag-mu-ru  sip-ri  a-mat  abi  ba-ni-ia  ul  pat-[ru!:']  at-ta-sar  ana-ku 

11.  Sam.s(u)-sum(u)-ukin  ahi-ia  ta-li-me  ana  sarru-ut  Kar-dun-ia-[as]  u-sad-gi-la  pa-nu-us-su  .  .  . 

12.  Asur-mu-kin-pale-ia  ahi-ia  kud-din-ni  ana  SIS.GAL-ut  ug-dal-lip  pän 

13.  Asur-etil-same-u-ersiti-bala(t)-su   ahi-ia  sihra   ana  SIS.GAL-ut  pän  Sin   a-sib  Harräni  ug- 
dal-lip  (?). 


Die  Cylinder-Inschrift  L2  Z.  19—29.  —  Die  Tliontafel-Inschrift  L^  Vorderseite   Z.  1  —  13.  -1 

19.  der  grosse  Richter  der  Götter,  der  grosse  Gebieter,  mein  Herr,  auf  meine  frommen  Werke 
freudig  blicken, 

20.  mir,  Äsurbanabal,   dem  König  von  Assur,    dem  Fürsten,   der  ihn  fürchtet,  Langlebigkeit, 
reichliche  Nachkommenschaft, 

V 

21.  körperliche  und  geistige  Gesundheit  verleihen;  und  Samabsumukin, 

22.  dem   König  von  Babylon,   meinem   ebenbürtigen  Bruder,   möge   er  lange  Tage   und  reich- 
liche Nachkommenschaft  zutheilen!     Für  die  Zukunft, 

23.  für  ferneste  Zeit:    Wenn    ein    späterer  Fürst,    in    dessen   liegierungstagen    dieser  .Bau   ver- 
fallen ist, 

24.  denselben  erneuert,    meinen  Namen    neben   dem   seinen  (in  seiner  Inschrift)  nennt,    meine 
Inschrift  aufsucht 

25.  und  mit  Oel  salbt,  ein  Opfer  darüber  bringt,  ihr  neben  seiner  Inschrift  einen  Platz  gönnt, 
so  wird  dessen  Gebete 

V 

26.  Samas    erhören;    wer   meines    Namens    Schrift    und    meines    Bruders    Namen    in   boshafter 
Absicht 

27.  austilgt,  meinen  Namen  neben  dem  seinen  in  seiner  Inschrift  nicht  erwähnt,  meine  Inschrift 

28.  zerstört,  ihr  keinen  Platz  neben  seiner  Inschrift  anweist,   auf  den  möge  Saraas,    der  Herr 
der  Höhe  und  der  Tiefe, 

29.  zornig  schauen,  seinen  Namen  und  Samen  von  der  Erde  vertilgen! 


Die  Thontafel-Inschrift  L^. 

(Siehe  Theil  I,  S.  27  sub  12.     Originaltext:  Tafel  XXXII f.) 

Vorderseite. 

1.  In  der  Stadt  Arbela,  dem  Wohnsitz  der  Istar,  dem   „Haus  der  Feste*  (?), , 

2.  deren  Mauer  seit  langer  Zeit  nicht  (mehr)  vorhanden,    [deren  Umwallung]   unvollendet  war, 

3.  richtete  ich  die  Mauer  auf  und  Hess  herstellen  ihre  Umwallung,   [füllte  sie?  mit]   hiU. 

4.  Den  Tempel  der  Istar,  meiner  Herrin,  Hess  ich  von  Silber,  Gold  und  Kupfer  taghell  erglänzen; 

5.  das  surinnu   des  Thors    am  Tempel    der  Istar    stattete    ich    mit  Silber    und  Gold    aus  und 
stellte  es  auf. 

6.  In  der  Stadt  Milkia(?)  erneuerte  ich  das  Verfallene  an  Egal-edin,  dem  Sitz  der  Istar, 

7.  E.A,  ihren  Tempel  richtete  ich  auf,  Hess  die  Stadt  in  ihrer  Gesammtheit  herstellen. 

8.  Was    zu  Betrübniss   und  Wehklagen    [der  Bevölkerung]    der   Feind    niedergeworfen    hatte, 
daran  legte  ich  Hand  und  vollendete  es  in  Freuden. 

9.  Das  surinnu  des  Nergal-Tempels  in  Tarbis,    welches   seit  Langem   nicht    mehr  vorhanden 
war,  richtete  ich  auf. 

10.  Nachdem  ich  dies  gethan,    die  Bauten  vollendet   hatte,    führte  ich  das  unverbrüchlich e(?) 
Wort  des  Vaters,  der  mich  erzeugte,  aus, 

11.  (indem)  ich  SamassumuMn,    meinen  ebenbürtigen  Bruder,    mit  der  Königswürde  von  Kar- 
dunias  belehnte, 

12.  den  Äsur-muMn-paU-ia ,    meinen   unrechtmässigen  Bruder,    mit   der  Grossbruderschaft  vor 
dem  Gotte  ....  bekleidete (?), 

13.  den  Asur-etil-same-u-ersiti-bala{t)-su,    meinen  jüngsten  (?)    Bruder,    mit   der   Grossbruder- 
schaft vor  Sin,  der  Harrän  bewohnt,  bekleidete  (?).j 


22  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

Rückseite. 

1.  A-di  ki-is-pi  na-ak  me  a-na  ekimnie   sarräni   aliküt(-ut)   mali-[ri(?j]    sa  sub-tu-lu  ar-ku-us 

2.  a-na  ili  ii  a-me-lu-tuin  ana  mitüti  u  baltüti  täbtu  epus(-us). 

3.  Am-me-ni  tnursu  limnu  lib-bi  ud-du-u  liu-lu-uk-ku-u  rit-ku-sa(??)  itti-ia 

4.  ina  niäti  ni-ta  ina  biti  pu-uh-pu-uh-hu-u  la  ip-pa-ra-su  it-[ti-ia(?)] 

5.  du-lu-ulj-lju-u  a-mat  limuttim(-tini)  su-ud-dii-ru-u-ni  ka-ala-an 
G.  la  tüb  lib-bi  la  tüb  seri  ik-ta-pa-ap  la-a-ni 

7.  ina  'u-a  ai  ag-da-mar  u-me 

8.  ina  u-um  ili  ali  u-uni  is-sin-ni  ana-ku  dal-ha-ku 

9.  u-kal-la-an-ni  mitu  u-sap-sa-ak 

10.  ina  kn-u-ri  ni-is-sa-ti  ui'-ra  u  musa  a-na-as-su-us 

11.  a-ta-na-ah  ila  ana  la  pa-li-hi  idin(-in)  lu-niur  nür-ka 

12.  bei  sadi  an-na-a-te  ip-pu-.sa-an-ni 

13.  ki-i  la  pa-li-ih  ili  u  ilti  ana-ku  ip-.sa[-ku?]. 


Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L*. 

(Siehe  Theil  I,  S.  27  f.  sub  13.     Originaltext:  Tafel  XXXIV— XXXIX.  —  Beachte  die  Berichtigungen  dazu.) 

Columne  I. 

Anfang  weggebrochen.  —  „Zeile  1"  verstümmelt. 

2.  [bin-bin]  Sin-ahe-irbä  sar   [kissati  sar  Assur] 

3.  [li-i]b-li-bi  Sar-kihu  sarru  rabü  sarru   [dan-nu  sar  kissati  sar  Assur] 

4.  [sakkanjak  Babili  sar  ™^*'   [Sumeri  u  Akkadi] 

5.  [sa  Asur?]   abi(?)  iläni  ina  lib-bi  ummi-ia  si-mat  sarrüti   [i-si-niu]      .... 

6.  .     .  NIN.LIL  ummu  rabitu(-tu)  a-na  be-lut  mäti  u  nise  tas-ku-ra 

7.  .     .     .  a  ''"  MAG.ALAM  kim-me-e  enu-u-ti  u-sap-pu-u 

8 el(?)-lu  as-su  e-pis  sarruti-ia  us-tak-li-uia  damiktu  it  .     .     . 

9 ba-ru-ut  si-bir(?)  la  in-nin-nu-u  u-mal-lu-u  kätu-u-a 

10.  [Mard]uk(?)  ab-kal-li  iläni  uz-nu  ra-pa-as-tu  ha-si-su  pal-ku-u  is-ru-ka  si-rik-te 

11.  Nabu  dup-sar  gira-ri  ih-zi  ni-rae-ki-su  i-ki-sa-an-ni  a-na  kis-ti 

12.  NIN.IB  Nergal  dun-ni  zik-ru-te  e-mu-ki  la  sa-na-an  u-sar-su-u  kat-ti 

Zeile  13—20  enthalten  zu  viele  Schwierigkeiten,  um  den  Versuch  einer  zusammenhiingenden  Umschrift  an  dieser  Stelle  zu  lohnen; 

siehe  die  Erläuterungen. 

21.  [ta]m-lja-ak  ziz(?)-pa-nu  u-su  u-§a-ap-ra-as  si-niat  kar-ra-du-ti 

22.  a-sal-lu  ki-ma  tar-ta-hi  as-ma-ra-ni-e  nu-ur-ru-tu-u-ti 

23.  sab-ta-ku  (masak)  a-sa-a-ti  ki-ma  as-sa-ri  u-sa-as-ljar  si-hi-ir   '^»^  ma-sa-ri 

24.  is-ta-na-as-bar  (?)  Jki-ma  kis(?)-kat-te-e  a-ra-a-te  ka-ba-ba-te 


Die  Thontafel-Inschrift  L»  Rückseite  Z.  1—13.  —  Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L*  Col.  I  Z.  1—24.    23 

Rückseite. 

1.  Zu  Speis-  und  Trankopfern    für   die  Manen  meiner  Vorgänger  gab  ich,   da  sie  ausser  Ge- 
brauch gekommen,  (erneute)  Anordnung. 

2.  Göttern  und  Menschen,  Todten  und  Lebendigen  that  ich   Wohlgefälliges. 

3.  Warum  muss  sich  (?)    mit   böser  Krankheit   mein  Herz   vertraut  machen  (?)  (und)  ist  Ver- 
derben an  mich  gekettet  (??)? 

4.  Bedrängniss  im  Lande,  Unfrieden  (?)  im  Hause  weichen  nicht  von  mir; 

5.  Irrsal,  böse  Rede  umgiebt  mich  beständig. 

6.  Was  schädlich  der  Seele,  was  schädlich  dem   Körper,  beugt  meine  Gestalt. 

7.  In  Weh  und  Ach  bringe  ich  meine  Tage  hin. 

8.  Am  Tage  des  Stadtgottes,  dem  festlichen  Tage,  bin  ich   betrübt; 

9.  es  umfängt  mich  der  Tod,  (und)  bedrängt  (?)  (mich) 

10.  In  schmerzlicher  Wehklage  jammere  ich  Tag  und  Nacht; 

11.  ich  seufze  zu  dem  Gotte:  vergönne  (mir),  dem  Gottlosen,  (dass)  ich  schauen  möge  dein  Licht! 

12.  Der  Herr  des  Ostens  (?)  hat  mir  dieses  gethan  ; 

13.  wie  Einem,  der  Gott  und  Göttin  nicht  fürchtet,  ergeht  (?)  es  mir. 


f 

Die  grosse  Thontafel-Inschrift  L\ 

(Siehe  Theil  I,  S.  27  f.  sub  13.     Originaltext:  Tafel  XXXIV  — XXXIX.  —  Beachte  die  Berichtigungen  dazu.) 

Columne  I. 

Anfang  weggebrochen.  —  „Zeile  1"  verstümmelt. 

2.  Enkel  Sanherib's,  des  Königs  der  Völkerschaar,  Königs  von  Assur, 

3.  Urenkel  Sargon's  des   [grossen]   Königs,   [Königs  der  Völkenschaar,  Königs  von  Assur], 

4.  Oberpriester  (?)  von  Babylon.  König  des  Landes  der  Sumerier  und  Akkadier, 

5.  welchen  Assur (?),   der  Vater    der    Götter,    (schon)    im    Mutterleibe    zur    Königswürde    be- 
stimmte      

6.  NIN.LIL  die  grosse  Mutter  zur  Herrschaft  über  Land  und  Leute  berief 

7 der  Gott  MAG.ALAM  Hess  mich  die  kimme  der  Herrschaft  schauen  (?) 

8 dass  ich  ausübte  die  Königsherrschaft,  erwies  er  sich  gnädig. 

9 gab  mir eine  unwiderstehliche  (?)  Streitkeule  (?  ?) 

in  die  Hand(?), 

10.  Mardnk ,   der  Weise  unter  den  Göttern  ,    verlieh    mir   ein   weites  Gehör    und    umfiissenden 
Verstand  als  Gabe. 

11.  Nebo,  der  Schreiber  des  Alls,  machte  mir  das  Verständniss  seiner  Weisheit  zum  Geschenke. 

12.  Ninib,  Nergal  gewährten  (?)  (mir)  die  Kraft  der  Männlichkeit  und  unvergleichlichen  Verstand. 

Zeile  13— '.'0  enthalten  zu  viele  Schwierigkeiten,  um  den  Versuch  einer  zusammenhängenden  Uebersetzung  an  dieser  Stelle  zu  lohnen 

siehe  die  Erläuterungen. 

21.  Ich  spannte  den  Bogen,  Hess  entschwirreu  den  Pfeil  als  Zeichen  meiner  Heldenkraft; 

22.  ich  entsandte  gleich  Wurfspiessen(?)  die  niederschmetternden  (?)  Lanzen  (?); 

23.  ich  ergriff  die  Zügel,  gleich  einem  Wagenlenker  (?)  wandte  ich  die  Deichsel  (?). 

24.  (? ?)  die  Bogen,  die  Schilde. 


24r  Zweiter  Theil,  erster  Abschnitt. 

25.  li-'-a-ku  sa  gi-mir  niu-nia-ui  ka-li-su-nu  i-nu-su-nu  ra-bu-u 

26.  is-te-nis  a-lam-niad  si-mat  belu-u-ti  al-ka-ka-te  at-ta-na-al-lak  sa  sarru-te 

27.  u-su-za-ku  nia-har  sarri  ba-iii-ia  te-e-mu  as-ta-nak-kan  a-na  rabüti 

28.  ba-lu-u-a  piliatu  ul  ip-pa-kid  saknu  nl  is-sa-kaii  lü-la-nu-u-a 

29.  it-ta-nap-la-as  abu  ba-nu-u-a  kar-ra-du-tu  sa  i-si-mu-in-ni  iläni  rabüti 

30.  ina  ki-bit  iläni  rabüti  puhur  ahe-ia ma-'a-dis  i-ra-man-ni 

31.  as-su  e-pis  sarru-ti-ia  im-ljur  Asur  sar  iläni  bei  gim-ri 

V 

32.  u-sal-li  NIN.LIL-Se-ru-u-a  ru-bat  i-la-a-ti  be-lit  istaräti 

V 

33.  [u-sa]-ap-pi  Samsu  Daddu  ba-ri-e  sa-ma-me  kak-kar  daiani  kib-ra-a-te 

34 Nabu  Marduk  na-di-nu-te  liatti  kussi  mu-kin-nu  sarru-ti 

(Zeile  35  unJ  36  '.  erstümmelt.) 

Columne  II. 

Anfang  weggebrochen.  —  „Zeile  1  und  2"  verstümmelt. 

3.  ina  arhi  A]ari  arali  Ea  bei  te-ni-se-e-ti  pa-ti-[ku  kalama?] 

4.  e-ru-um-ma  ina  Bit-ri-du-u-ti  a-sar  te-me  u  mil-[ki] 

5.  ina  ki-bit  Asur  abi  iläni  Marduk  bei  bei  bei  sar  il[äni] 

6.  n-sa-ka-an-ni  eli  able  sarri  su-me  iz-kur  ana  sarru-[ti] 

7.  e-kal  ina  e-ri-bi-ia  i(?)-ra(?)-as  gi-mir  karäsi  raa-Ii-ni   [hidäti] 

8.  ha-du-u  rube  »«"«'"  SU.PAR.SAG  u-pa-ku  zi-kir  sap[ti-iaV] 

9.  ma-har  sarri  abi  ba-ni-ia  sab-tak  ab-bu-su-nu  ana  pn(?)-su-(?)ris(?) 

10.  iläni  rabüti  ip-se-te-ia  damkäti  Ija-dis  ip-pal-su-ma 

11.  ina  ki-bi-ti-su-nu  sir-ti  u-sib  ta-a-bis  ina  kussi  abi  bani-ia 

12.  rube  ''"'«'"  SU.PAR.SAG  be-lu-ti  ih-su-hu  i-ra-mu  e-pis  sarru-ti-ia 

13.  ina  zi-kir  sumi-ia  kabti  lia-du-u  i-ri-su  kib-rat  irbit-tim 

14.  sarräni  sa  ti-amat  e-lit  sap-[lit]   ardäni  da-gil  pa-ni  abi   ba-ni-ia 

15.  as-su  e-pis  sarru-ti-ia  pu-su-rat  lia-[di-e]   is-tap-pa-rii  .... 

16.  kakke  na-ki-ri  ti-bu-te  ir-tab-su  rak-su  ip-tu-ru 


17.  i-nu-lju  ul-me-su-un  se-lu-u-ti  u-sap-si-lju  zizpane-su-un  ma-l[a-ti(?)] 

18.  ir-pu-pu  ak-su-ti  sa  a-na  la  ma-gi-ri-su-un  tu-ku-un-tu  tar 

19.  bi-rit  ali  u  biti  amelu  sal-mu-u  tap-pi-e-su  ul  e-kim  ina  da-na-[ni] 

20.  si-hi-ip  mätu  ka-la-raa  it-lu  e-du  hi-te-tu  ul  e-pu-us 

21.  a-lik  ur-lii  e-dis-si-su  ina  sul-[me]   ib-'a  har-ra-nu  ru-ki-e    .     .     . 

22.  ul  ib-si  sar-ku-tu  da-me  ul  ip-pa-rik  pi-rik[-tu] 

23.  as-ba  mätäti  sub-tu  ni  (?)-iU-[tu  ki-]ma  n-lu  sam-ni  tak-na  kib-rat  irbit-tim 

24.  sar  E-la-mu-u  a a-na  sa-'-al  sul-mi-ia  is-pu-ru-nira-ma  ardi(?)-su 

25.  ina  ki-bit  Marduk ul  ar-si  sa-ni-na  ul  ib-si  gi-ra-aja 

26.  Ina  mah-ri-e  pali-ia  sa  Marduk  sar  gim-ri  belu-ut u  käti-ia 


Die  grosse  'I'hontafel-Inschrift  L*  Col.  I  Z.  25  —  Col.  H  Z.  26.  25 

25.  Ich  war  Herr  über  die  Gesammtheit  der  Werkleute,  ihrer  aller  grosser  Gebieter  (?). 

26.  Ich  allein  lernte,    was  dem  Herrscher   geziemt,    und  wandelte   die  Pfade   des  Königthums. 

27.  Ich  stand  vor  dem  Könige,  meinem  Erzeuger,  indem  ich  Auftrag  ertheilte  an  die  Grossen; 

28.  ohne  mich  wurde  ein  Prüfect  nicht  ernannt,  kein  Statthalter  eingesetzt  ohne  mein  Zuthun. 

29.  Es  erschaute  mein  Erzeuger  die  Heldenkraft,  welche  mir  dit,  grossen  Götter  verliehen  hatten ; 

30.  auf  Geheiss  der  grossen  Götter  unter  (?)  meinen  Brüdern  .   .   .  liebte  er  mich  besonder.-5(?); 

31.  dass  ich  ausübte  die  Königsherrschaft,  ging  er  Asur,  den  König  der  Götter,  den  Herrn  des 
Alls  an; 

V 

32.  er(?)  betete  zur  NIN.LIL-Serüa,  der  Fürstin  unter  den  Göttinnen,  der  Herrin  aller  Astarten, 

V 

33.  er(?)  flehte   zu  Samas   (und)  Hadad ,    dem,    der  im  Himmel  (und)   auf  Erden  weissagt  (?), 
und  dem,  der  Richter  der   Welt  ist, 

34 Nebo  und  Marduk,  die  Scepter  (und)  Thron  vergeben   (und)  rechtmässiges 

Königthum  verleihen. 

(Zeile  35  und  36  verstümmelt.) 

Columne  II. 

Anfang  weggebrocben.  —  „Zeile  I  und  2"  verstümmelt. 

3.  Im  Monat  lyyär,    dem  Monat  des  Ea,    des  Herrn  der  Menschheit,    der  Alles  geschaffen  (?) 

4.  zog  ich  ein  in  Bitridüti,  die  (?  j  Stätte  der  Verkündigungen  und  Berathungen  ( ?), 

5.  auf  Geheiss  Asur's,  des  Vaters  der  Götter,  erhöhte  mich  Marduk,  der  dreimal  heilige  Bei, 
der  König  der  Götter, 

6.  über  die  Söhne  des  Königs  und  nannte  mich  als  (künftigen)  König. 

7.  Als  ich  den  Palast  betrat,  jauchzte  (?)  das  ganze  Feldlager,   war  voll(?)  von  Freude, 

8.  es    freuten  sich  die  Grossen,    die  Würdenträger   lauschten  auf  das  Wort   meiner  Lippe (?), 

9.  während  ich  vor  dem  Könige,  meinem   Erzeuger,  für  sie  eintrat 

10.  Die  grossen  Götter  schauten   wohlgefällig  auf  meine  frommen  Werke, 

11.  und  auf  ihr  erhabenes  Geheiss  bestieg  ich  (unter)  günstig(en  Auspicien)   den  Thron  meines 
Vaters; 

12.  die  Grossen,    die  Würdenträger  begehrten  nach  meiner  Herrschaft,    erwünschten  die  Aus- 
übung des  Königthums  durch  mich. 

13.  Ueber  dieNennung  meines  gewichtigen  Namens  freuten  sich  und  jubelten  die  vier  Weltgegenden. 

14.  Die  Könige  vom  oberen,  vom  unteren  Meere,  die  Vasallen  meines  Vaters, 

15.  auf  dass  ich  ausüben  könnte  die  Königsberrschaft,  sandten  sie  freudige  Botschaft, 

16.  Die  Waffen    der    herangerückten  Feinde    senkten    sich(?),    wer  (?)    gebunden    war,    wurde 
gelöst, 

17.  unthätig  blieben  ihre  scharfen(?)  ulme,  sie  setzten  in  Ruhe  ihre  (mit  Pfeilen)  geiüllten(?)  Bogen; 

18.  kraftlos  waren  die  Gewaltigen,  welche  unbotmässig  Kampf 

19.  In  Stadt   und  Haus    nahm  ein  Mensch  den  Besitz    seines  Genossen  nicht  wesr  mit  Gewalt; 

20.  still  lag(?)  das  Land  insgesammt,  kein  Mann  beging  eine  Missethat. 

21.  Wer  allein  seiner  Strasse  schritt,  zog  unbehelligt  einen  weiten   Weg; 

22.  es  gab  kein  Biutvergiessen,  keine  Gewaltthat  wurde  begangen, 

23.  es  bewohnten  die  Lande   eine  ruhige  Wohnung  (?),  wie  feines  (?)  Gel  waren  wohlbereitet  (?) 
die  vier  Weltgegenden. 

24.  Der  Elamiterkönig  ....  um  mir  seinen  Friedensgruss  zu  entbieten,  sandte  seinen  Diener(?). 

25.  Auf  Geheiss  des  Marduk gewährte  ich  nicht,    ihresgleichen  nicht 

hatten  meine  Feldzüge  (?). 

26.  Im  ersten  meiner  Regierungsjahre,   da  Marduk,  der  Weltenkönig,  die  Herrschaft  in  meine 
Hand   [legte], 

Lehmann,  Samassumukin,  IT.  4 


26  Zweitor  Theil,  erster  Abschnitt. 

27.  sit^sikti  ilu-ti-su  rabiti  a§-bat  as-te-'-a  as-ra-te-e-su 

28.  sa  a-lak  ilu-ti-su  bäni-a  u-sa-al-la  u-sa-ap-pa  rabu-ut  ilu[-ut]-su 

29.  hu-su-us  Babili  sa  ina  ug-pjat  lib-bi-ka  ta-bu-tu-su  at-ta 

oO.  a-na  E-sag-gil  e-kal  belu-ti-ka  ki-sad-ka  tir-ra  .su-ulj-lii-ra  pa-[an-ka(?)] 
81.  nia-si  ali-ka  te-e-zib  a-sar  la  si-ma-te-ka  ra-ma-ta  sub-tu 

32.  at-ta-ma(?)  bei  iläni  Marduk  ki-bi  a-lak  Babili 

22.  ina  pi-i-ka   [el(?)]-li  sa  la  su-[un-nu-u  li-]sa-kiu  e-rib  P]-sag--giI. 

Columne  III. 

Zeile  1  bis  4  sind  verstümmelt  und  lohnen  die  Umschrift  nicht 

V 

5.  .     .     .     Sams(u)-sum(u)-kin  ahn  ta-li-nie  sa  as-ru 

G.  .      .     .     kätä  ilu-ti-su  rabi-ti  sa-bit-ma  i-sa-di-lja-nia 

7.  .      .     .     ul-tu  käri  Assur  a-di  käri  Babili  a-.sar  i-sak-ka-nu 

8.  az-li  tu-ub-bu-hu  li-e  bu-ul-lu  ki  ar-man-ni  sur-ru-ku 

9.  mimma  suni-su  iiap-tan  se-e-ri  li-la-a-ti  u-talj-lju-u-ma  hi[-gal-lu  (?)] 

10.  ab-ri  nu-up-pu-hu  di-pa-ri   ki  e-du  a-na  isteni  kas-pu     ....     na-mir     .... 

11.  gi-mir    ummäni(-ni)-ia    ki-ma    AN.TIH  AN.NA    su-tas-hu-ru    u-mu    n    musa    sit-ku-nu 


12.  Beltu  sa  A-ga-de  Na-na-a  "^"'^)  U-sur-a-mat-sa  ""  Ha-ni-bi-ia  ""   A-da-nis(?  ?)-si 

13.  [ina]   kib-ru  näri  sub-tu  sit-ku-na-ma  u-ka-'-u  sar  iläni  Bei  Bei  Bei 

V 

14.  Nergal  dan-dan-ni  iläni  it-ta-sa-a  ul-tu  E.SID.LAM  .su-bat  ru-bu-ti-su 

15.  ina  ul-si  ri-sa-a-ti  ina  käri  Babili  ik-rib-ma  i-ti-lja-a  ina  sul-me 

16.  Nabu  ablu  sit-lu-tu  ul-tu  ki-rib  Bar-zip  us-te-se-ra  harräna 

V  .  *  .  .  .     .  ■  .^ 

17.  Samsu  iil-tu  Si-par  i-hi-sam-ma  a-na  Babili  un-däs-si-ra  sa-ru-ri 

V  ^ 

18.  iläni  ™'^*'  Sumeri    [ü(?)]   Akkadi  ki-ma  mu-ri-e  an-hu-te  pa-nu-us-su  it-ta-nak-ka-ru 

19.  ina  sip-pat  mu-sa-ri-e  ku-uz-bi  sa  Kar-za-gin-na  as-ri  el-ii 

20.  ma-har  kakkabe  sa-ma-[me]    E-a  Samsu 

Zeile  21  bis  30  verstümmelt. 

Columne  IV. 

1.  Ina  u-me-su-ma  u-[se-]pis-ma  närä  si-tir  .sunii-ia 

2.  sa-iani  iläni  rabüti  bele-ia  e-si-ka  si-ru-us-su 

3.  sa-lam  sarru-ti-ia  mu-sa-ap-pu-u  ilu-ti-su-un  ma-har-su-un  ul-ziz 

4.  ta-nit-ti  Marduk  beli-ia  ip-se-ti-ia  damkäti 

5.  si-ru-us-su  u-sa-as-tir-ma  a-na  ar-kat  u-me  e 


6.  ia-a-[ti] i-sim  sim-ti 

Zeile  7  nur  angedeutet.     Z.  8—19  s.  Erläuterungen. 


Die  grosse  Thontafelinschrift  L*  Col.  II  Z.  27  — Col.  IV  Z.  C  (19).  27 

27.  erfasste  ich  das  Gewand  seiner  grossen  Gottheit,  suchte  ich  auf  seine  HtätteCn), 

28.  sich  auf  den  Weg  zu  machen,  flehte  ich  ihn,  den  Gott,  der  mich  erzeugte,  an,  ich  betete 
zu  der  erhabenen  Gottheit: 

29.  „Gedenke  Babylon's,  das  Du  im  Zorne  Deines  Herzens  vernichtet  hast; 

30.  nach  Esaggil,  dem  Palast  Deiner  Herrscherhoheit,  kehre  Deia  Haupt  und  wende  Dein  Antlitz, 

31.  suche  auf  Deine  Stadt,  die  Du  verlassen  hattest,  um  an  einem  Orte,  der  Dir  nicht  geziemt, 
Wohnung  zu  nehmen, 

32.  und  gieb  Du,  o  Herr  der  Götter,  Marduk,  den  Befehl  zur  Fahrt  nach  Babylon ; 

33.  auf  Dein  erhabenes  Geheiss,  das  unabänderlich  ist,  geschehe  der  Eintritt  in  Esaggil  ..." 

Columne  III. 

Zeile  1  bis  4  verstümmelt  und  unübersetzbar. 

V  _  _ 

5 Samassumukin ,   mein  ebenbürtiger  Bruder,   der  demüthig 

6 erfasste  die  Hände  des  erhabenen  Gottes,  und  darauf  wandelte  (dies)er  und  . 

7 von  der  Burg  von  Asur  bis  zur  Burg  von   Babylon,   wo  er  sich  niederüess, 

8 wurden  Lämmer  (?)  geschlachtet,  Stiere  gefällt  (?),  ward  Weihrauch  gestreut    . 

9.  Opferschmaus  jeglicher  Art  Abends  und  Morgens  brachte  (V)  ich  (?)  dar   fin  Fülle?]. 

10.  Ich  sah  das  Aufleuchten  der  Fackeln:    für  jede  Wegstunde  war  eine  angezündet 

11.  Alle   meine  Truppen,    wie     ....     schlössen    sie    sich    zusammen  (?)  Tag    und    Xacht 
und  stellten  sich     .... 

12.  Beltis  von  Agade,  Nanaia,  Usur-amat-sa,  Hanibiia.  Adanis(??)-si, 

13.  am   Ufer  des  Flusses  hatten  sie  Stellung  genommen  und  erwarteten  den  König  der  Götter, 
den  dreimal  heiligen  Bei; 

14.  Nergal,    der  Gewaltige    unter    den  Göttern,    kam    hervor  aus  Esidlam,    seinem    erhabenen 
Wohnsitz ; 

15.  unter    Jauchzen    und    Frohlocken    näherte    er    sich    der    Burg    Babylon's    (und)     kam    in 
Frieden  heran ; 

16.  Nebo,  sein  (des  Marduk)  herrschgewaltiger  Sohn,  machte  sich  von  Borsippa  her  auf  den  Weg; 

17.  Samas  eilte  aus  Sippar  heraus  und  verliess  um   Babylon 's  Willen  die  (eigne)   Pracht  (?). 

18.  Die  Götter  von  Sumer  und  Akkad,  wie  winselnde  junge  Thiere  nahmen  sie  ein  verändertes 
(d.  i.  unterwürfiges)  Benehmen  ihm   gegenüber  an. 

19.  In  der  Pflanzung  des   „Gartens  des  Segens",  in  Ekarzagina,  der  glänzenden  Stätte, 

20.  vor  den  Sternen  des  Himmels  Ea,  Samas 

Zeile  '21   bis  30  verstümmelt. 

Columne  IV. 

1.  Um  jene  Zeit  iiess  ich  fertigen  einen  Stein  (?)  mit  meiner  Naniensschrift, 

2.  das  Bild  der  grossen  Götter,  meiner  Gebieter,  grub  ich  darauf  ein, 

3.  das  Bild   meiner  königlichen  Majestät  in  Anbetung  vor  ihrer  Gottheit  stellte  ich  davor  auf, 

4.  die  Erhabenheit  des  Marduk,  meines  Gebieter.-:,  und  meine  frommen   Werke 

5.  Hess  ich  darauf  verzeichnen;  für  immerdar 


6.  mir zum  Geschick    bestimmt, 

Zeile  7  nur  angedeutet.    Z.  8—19  s.  Erläuterungen. 


28  Zweiter  Theil,  zweiter  Absclinitt. 


ZWEITER  ABSCPINITT. 
Erläuterungen. 

1.  Zur  Bilinguis  Samassumukin's  0- 

Die  Lesung  der  Inschrift  war  zur  Zeit,  als  ich  an  dieselbe  herantrat,  wegen  Mangels 
ausreichender  Hilfsmittels  für  das  Studium  der  altbabylonischen  Schrift  mit  grossen  Schwierig- 
keiten verknüpft.  Inzwischen  hat,  namentlich  durch  Amiaud-Mi^CHINEäu's  Tahleau  compare, 
die  babylonisch-assyrische  Palaeographie  eine  sichere  Grundlage  gewonnen  und  ist  auf  diesem 
Gebiete  methodische  Betrachtung  angebahnt.  Die  Veröffentlichung  der  von  mir  angefertigten 
fünfspaltigen  vergleichenden  Liste  (Dissert.  p.  30)  alt-  und  neubabylonischer  Zeichenformen  ist 
dadurch  überflüssig  geworden.  Einige  Fehler,  die  ich  in  der  Identification  begangen,  sind 
ebenfalls  längst  verbessert,  so  dass  die  Lesung  völlig  feststeht.   — 

Die  sumerische  Fassung  ist  eine  Ueberzetzung  des  neubabylonischen  Grundtextes;  das 
ist  bei  künstlicher  Wiederbelebung  einer  todten  Sprache  schon  an  sich  selbsverständlich  und 
ergiebt  sich  ausserdem  unter  Anderem  namentlich  aus  syntactischen  Unregelmässigkeiten;  so  wird 
babylonisch -assyrisches  hi,  auch  wenn  es  affirmativ,  nicht  precativ  gebraucht  wird,  regelmässig 
durch  sumerisches  gu^  ge  wiedergegeben,  das  nur  precative  Bedeutung  hat;  auch  die  sklavische 
Regelmässigkeit,   mit  der  jedem  babyl.  ma  im  Sum.    lt*"n~  <^'^*  entspricht,  gehört  hieher. 

Beide  Fassungen  aber  lehnen  sich  vielfach  an  ältere  Inschriften  babylonischer  Könige 
an.  So  findet  sich  z.  B.  Z.  9  f.  wörtlich  so  bei  Hammurabi  (siehe  meine  Bemerkungen  ZA  II 
451  f.  sub  3)  und  für  Z.  22  der  sumerischen  Version  vgl.  z.  B.  Kurigalsu  I  R  4,  XIV  Nr.  2  u.  3 
Z.  17  f.  und  I  R  5,  XX  Z.  7,  9,  10,  für  Z.  28  f.  Samsu-Üuna  (ZA  III  157  und  UAG  S.  142), 
Col.  III  Z.  72  f.  u.  s.  w.  Die  Trennung  der  einzelnen  Theile  der  Inschrift  durch  starke,  tief 
in  den  Thon  eingegrabene  Linien  ahmt  Aeusserlichkeiten  der  ältesten  babylonischen  Inschriften 
[E-an-na-du,  Berliner  Mus.  u.  Fund  von  London,  Evetts,  PSBA  1890/91  p.  54  ff.,  150;  Gudea  etc.) 
nach.  Ebenso  entspricht  die  Schrift,  in  der  die  allerältesten  Zeichenformen  mit  neubabyloni- 
schen gemischt  sind  und  wechseln,  ganz  dem  Charakter  dieses  sonderbaren  Documeuts.  Ver- 
muthungen  über  die  Gründe  für  dessen  Abfassung  in  dieser  Form  haben  oben  Theil  I 
Cap.  III  S.  56  ihre  Aeusserung  und  Würdigung  gefunden.  Der  Erklärung  der  sumerischen 
Fassung  ist  durch  Theil  I  Cap.  IV  verschiedentlich  vorgearbeitet;  für  Weiteres  kann  auf  unser 
sumerisch-assyrisch-deutsches  Glossar  verwiesen  werden.  Es  bleiben  daher  im  Wesentlichen 
nur  die  lexicographisch,  syntactisch  und  sachlich  schwierigsten  Stellen  zu  besprechen  übrig. 


1)  Diese  Erläuterungen  wurden  im  Wesentlichen  und  zum  grösseren  Theil  bereits  Anfang  des 
Jahres  1887  im  Manuscript  fertiggestellt.  Ihre  jetzige,  für  den  Druck  nach  so  langer  Zeit  umgearbeitete 
Gestalt  haben  sie  im  Heybst  und  Winter  1890/91  erhalten. 


I 


^»äuterunj^on  zur  Bilinj^uis  Z.  1 — 4.  -" 

Die  Inschrift  zerfällt  in  drei  Abtheilungen: 

Abtheilung  I,   Zeile   1 — 5,  enthält  Namen   und  Titel  des   Königs; 

Abtheilung  II,  Zeile  G — 22,  zählt  auf  und  rühmt  die  Wohlthaten  Samassumukin  n 
für  Babylon  und   ganz  Bab^^lonien; 

Abtheilung  III,  Zeile  23  — 35,  berichtet  über  Verbesserungen,  die  speciell  m  Sippar, 
dem  Orte,  an  dem  die  Inschrift  niedergelegt  war,  vorgenommen  waren,  und  schliesst  rait  einer 
Anrufung  der  Schutzgötter  dieser  Doppelstadt. 

Erste  Abtheilnn^. 

Samas-sum-uMn  sarru  dannu,  sar  Ämnanu,  sar  Bahilu,  le  um  mundalku,  re  um  miyir 

V  ^  V 

Bel^  Samsi  u  Marduk,  sar  "*"''  Sumeri  u  Akkadi  anaku. 

,Samassuniukin,  der  mächtige  König,  König  von  Amnanu,  König  von  Babylon,  der 
Weise,  Besonnene,  der  Hirte,  den  Bei,  Samas  und  Marduk  begünstigen,  König  von  Sumer 
und  Akkad  (oder:  des  Landes  der  Sumerier  und  Akkadier)  bin  ich." 

Zeile  1.  ►^l  I Y  t^\\\\  =  dannu.  Jensen's  ansprechende  Vermuthung ,  dass  sume- 
risch lig-ga  zu  lesen  sei,  findet  sich  ZA  I  396  Anmerkung  4  ausführlich  begründet.  Dass 
(^9{y)(^    ^i^    sprechen    sei,    glaube    ich    nicht;    unmöglich    erscheint   mir  Sayce's   danya    {düngi) 

ZK  II  400  Nr.  5,  da  der  Lautwerth  dan  des  Zeichens  ^[[y,  dem  in  dieser  Aussprache  kein 
sumerischer  Begriffswerth  entspricht  (siehe  BrüNNOW  S.  266  ff.),  semitischer  Herkunft  und 
gerade  von  dem  Worte  dannu  hergenommen  sein  dürfte. 

2.  Ueber  Amnanu  siehe  Theil  I  Cap.  IV  S.  75  f.  und  vergl.  Cap.  III  S.  40.  Darauf, 
dass  meine  Lesung  Ah-na-mi  {Diss.  p.  18)  falsch  war,  hat  mich  zuerst  Amiaud  brieflich  auf- 
merksam gemacht  (s.  ZA  II  250). 

4.    Beu  =  siba  (S^  213;  V  R  13,  55a);  ferner  ASKT  38,  116  ^§J-ba  u.  S«  308  (nach 

Strassm.  6788)  su-u  =  reu.    Bedenkt  man  nun,  dass  das  Zeichen  ^'  nach  S*  344  (Strassm.  I.e.) 

den  Lautwerth  suli  hat,  vgl.  auch  ASKT  104,  19  und  105,  28:  ^^-gi-es,  und  dass  sowohl 
der  Wechsel  von  u  zu  i  wie  auch  der  von  g  und  g  zu  h  {v)  im  Sumerischen  bekannte  Erschein- 
ungen sind  (o.  Cap.  IV  zur  Lautlehre),  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  suh  (noch  weiter 
abgeschliffen  su)  und  sib  verschiedene  Formen  eines  und  desselben  Wortes  sind,  wobei  es  bis  auf 

Weiteres  noch  unbestimmt  bleibt,  ob  man  ^^|  >->^l  sib{b)a  lesen  will  oder  in  dieser  Gruppe 
den  graphischen  Ausdruck  einer  Mitiehtufe  sub(b)a  {stjb{b)a)  zu  erbhcken  ha,t.  —  Migir  =  sega. 
Magäru  schliesst  wie  damäkii  reciproke  Begriffe  in  sich:  „hören,  erhören"  —  „gehorchen"; 
„ergeben,  fromm  sein"  —  „gnädig  sein".  Ist  der  Mensch  gehorsam  unu  ergeben,  so 
erhört  die  Gottheit  seine  Gebete  und  erweist  sich  gnädig.  Vergleiche  die  deutschen  reci- 
proken  Begriffe  der  „Treue  und  Huld".  Migir  ist  daher  der,  welcher  gehorcht  und  (darum) 
erhört  wird;  die  Uebersetzung  „Günstling"  ist  nur  ein  Nothbehelf.  —  *^*\  I  als  eigent- 
licher Name  der  Sonne  und  des  Sonnengottes  ist  wohl  mit  Jensen,  ZA  II  194  f.  tau  auszu- 
sprechen. Vergleiche  ferner  ZA  I  390  Anm.,  ZA  II  200  ff.  und  Kosmologie  S.  108.  Ueber 
Lesung  und  Etymologie  von  *^*7~  ^►^ <  I  s.  Kosmol.  S.  242  f.,  wo  Jensen  darauf  aufmerksam 
macht,  „dass  der  Name  Marduk  und  das  dazu  gehörige  Ideogramm  in  wirklich  sumerischen 
Texten  nicht  gefunden  werden".  Das  letzte  Wort  über  Bedeutung  und  Herkunft  des  Namens 
ist  noch  nicht  gesprochen.  —  Man  bemerke,  dass  —  vielleicht,  weil  eine  appositive  Zusammen- 
stellung zweier  Nomina  wie  babyl.  rcum,  m>igir  im  Sumerischen  nicht  angängig  erschien, 
vielleicht  auch  in  Folge  von  Herübernahrae  einzelner  Abschnitte  älterer  Inschriften  (ver- 
gleiche Hammurabi  I  R  4,   XV,    1,    lOa)   —   die  Reihenfolge   der  Worte   in   der  sumerischen 


30  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

Uebersetzuiig  abweicht.  Hier  bezieht  sich  reum  migir  auf  alle  drei  genannten  Gottheiten; 
dort  dagegen  ist  siha  allein  dem  lllil  vorausgeschickt,  während  auf  se(/a  Bahhar  und  Marduk 
folgen,  eng  verbunden  durch  das  dem  assyrischen  u  „und"  entsprechende  bi-da.  Die  Post- 
position hi  (vgl.  ASKT  141  i;  11  Nr.  7)  deutet  an  sich  schon  eine  enge  Verbindung  au  und 
kann  durch  „mit"  übersetzt  werden.  Sie  hat  aber  auch  den  Werth  des  assyrischen  u  „und", 
so  II  40,  41  gh  iti-bi  u  mu-hi  =  arhu  ümu  u  sattu  „Monat,  Tag  und  Jahr",  wo  das  hi .  .  .  hi 
etwa  dem  lateinischen  et  ...  et  zm  entsprechen  scheint,  so  ferner  IV  12,  9/10,  15/16 
/////  NIN-LIL-fti  ^  5e/  II  NIN.LIL.     Die  Postposition    da    hat    ebenso    die  Bedeutung   „mit". 

8o  IV  R5,  54/56  r  (ASKT  141  §  11  Nr.  2)  '^'^^111  {^  ^]  =  itti  Ea,  mit  dem  Gotte 
Ea.  —  K  133  (ASKT  S.  80)  Obv.  1,  19,  20  Dinglr  lUü-fla  ^ag-di-a-na  gesdin  namdugga- 
e-da-na  =  itti  Anim  u  Bei  ina  sitnunisu  hurunna  ina  sutühisu  ^  „wenn  er  (NIN.IB)  mit 
Ann    und   Bei    in    der   Reifung   des   Weines    wetteifert".     In    getrennter    Function    finden    wir 

beide  Fostpositionen  neben  einander  z.  B.  IV  R  28,  21/22  a  >-+  ^"^III  ►^III  ^  SIT 
=  itti  Anim  u  Beli ,  wo  wohl  hi  dem  u  und  da  dem  itti  entspricht.  —  Derartige  Con- 
structionen  mögen  aber  den  üebergang  bilden  zu  einer  Häufung  der  beiden  Partikeln, 
mit  denen  wir  es  hier  zu  thun  haben.  Dieselbe  geht  noch  weiter ,  wenn  als  diitte  hinzu- 
tritt das  den  Genetiv  und  überhaupt  ein  Abhängigkeitsverhältniss   ausdrückende  ^I ||,    wie  in 

Zeile  30/31  unserer  Inschrift  dimmer  Bahhar  dimmer  Kn-nir-da  e-gi-a-^^^  t^I I  ^I I !  = 
Samsu  u  Ammitu  kallati,  wie  auch  sonst  in  neusumerischen  Texten,  so  IV  R  29,  19  a  u.  V  R 
51,  33  b  an-ki-hi-da->^\\]  ^^  same  u  ersitim.  Vorstehende  Erklärung  dürfte  der  an  sich  eben- 
falls möglichen  Auffassung  des  hi  als  Pron.  pers. :  ^Utu  mit  seinem  Marduk"  (Hommel)  vor- 
zuziehen sein.     Vgl.  jetzt  auch  Brünnow,  List  5153/4. 

5.  lieber  sar  *""'*  Siimeri  u  ATikadi  =  lugal  Kingi  Urra  =  „König  von  Sumer  und 
Akkad"   oder   „König  der  Sumerier  und  Akkadier"   siehe    oben  Theil  I  Cap.  IV  S.  74  ff. 

Zweite  Abtlieilungr. 

Asar  iiahnit  ummi  älitti-ia  ana  enüt  mse  sumi  täbis  lü  tambi  sarrat  ilani  Ertla,  ana 
puhlmr  mse  mphdti  sa  mäti  Akkadi  ilani  rabüti  hädis  lü  ippalsü-inni~ma  ana  sidlum  parsi 
u  kidude  raasütu  idsis  lü  imbü-inni-ma  idtu  kirih  Assiir  ana  subat  halatu  itti-ia  hädis  lü 
'ira  sar  ilani  Asari.  Bilum  rabü  karradu  Marduk  ina  Esagil  ekal{li)  samt  u  ersiti  su- 
batsu  elliti  täbis  lü  irmi.  Sa  ilani  rabüti  dsib  parakka  sa  gimri  ekiirra  parsisunu  süku- 
rütu  billudüsunu  nussiikütu  ana  asrisunu  lü  uiir. 

Freiere  deutsche  Uebersetzung:  „Wo,  als  ich  noch  ein  Kind  im  Mutterleibe  war, 
die  Königin  der  Götter  Erüa  meinen  Namen  und  mein  Leben  unter  günstigen  Vorzeichen  als 
die  eines  Völkerbeherrschers  verkündet  hatte,  dort  ersahen  mich  die  grossen  Götter  freudig 
zur  Wiedervereinigung  der  zerstreuten  Völker  des  Landes  Akkad  und  dorthin  beriefen  sie  mich 
frohlockend  zur  Wiederherstellung  der  vernachlässigten  Satzungen  und  üebuugen;  mit  mir 
aber  zog  aus  Assur  nach  dem  Sitze  des  Lebens  der  König  der  Götter  Asari  (=  Marduk).  Er, 
der  grosse  Herr,  der  heldenhafte  Gott  Marduk,  nahm  in  Esagil,  dem  Palaste  Himmels  und  der 
Erden  seinen  glänzenden  Sitz  unter  günstigen  Vorzeichen  ein.  Die  kostbaren  Gesetze  und 
werthvoUen  Verordnungen  der  grossen  Götter,  die  a':.f  den  heiligen  Sitzen  aller  Tempel  thronen, 
liess  ich  wiederherstellen". 

Wir  haben  zunächst  die  schwierigen  syntactischen  Verhältnisse  festzustellen.  Der 
Versuch,  die  ersten  drei  Zeilen  dieser  Abtheilung  als  selbständigen  Satz  zu  deuten,  musste  bald 
aufgegeben  werden,     gelbst  wenn    man    der  Grammatik  Gewalt    anthut    und   an   den  Sinn   die 


Erläuterungen  zur  Bilinguis  Z.  4— 5  und  6  ff.  'jI 

denkbar  geringsten  Anforderungen  stellt,  kann,  meiner  Ansicht  nach,  ein  annehmbares  Hrgeb- 
niss  nicht  erzielt  werden. 

Zeile  6 — 15  bilden  eine  grosse  Periode.  In  welche  Theile  die.selbe  zu  zerlegen  .sei, 
darüber  scheinen  mir  zwei  Auffassungen  möglich,  deren  einer  ich  oben  in  der  Interlinear- 
übersetzung (y.  7)  gefolgt  bin,  während  die  andere  in  der  dieser  Abtheilung  vorangeschickten 
Uebersetzuiig  zum  Ausdruck  gekommen  ist.  Nach  der  ersteren  (a)  bestända  die  Periode  aus 
drei  coordinirteii  Relativsätzen  als  Vordersätzen  (Z.  6  —  8,  9  —  11,  12 — 18)  und  dem  nach- 
folgenden Hauptsatz  (Z.  14 — 15).  Amr  (Z.  6)  wäre  adverbiale  Bestimmung  zum  Verbum 
'ira  (Z.  15),  von  welcher  als  Relativsätze  die  genannten  drei  Vordersätze  abhängen,  die  ohne 
nota  relationis  und  unter  Ausfall  der  auf  asar  zurückbezüglichen  adverbialen  Ortsbestimmung 
angeschlossen  werden.  Im  anderen  Falle  (b)  hätten  wir  es  mit  einem  asar  näher  bestimmen- 
den Relativsatz  (Z.  (3 — 8)  zu  thun ,  während  der  Nachsatz  aus  drei  coordinirten  Hauptsätzen 
(Z.  9  — 11,  12 — 13,  14 — 15)  besteht;  asar  gehörte  dann  als  adverbiale  Ortsbestimmung  sicher 
den  beiden  ersten  dieser  Hauptsätze  an,  während  man  nicht  gezwungen  wäre,  auch  den  letzten 
derselben  als  diesem  engsten  Verbände  zugehörig  zu  betrachten.  Nach  a)  ist  das  mu  der 
Zeilen  11  und  13  lediglich  emphatischer  Function;  nach  b)  dient  es  wirklich  zur  Satzverbin- 
dung. Nachdem  ich  bis  zuletzt  zwischen  beiden  Auffassungen  geschwankt  habe,  muss  ich 
gestehen,  dass  mir  syntactisch  die  letztere  den  Vorzug  zu  verdienen  scheint.  In  beiden  Fällen 
kommt  asar  eine  doppelte  Bedeutung  zu;  es  ist  Abkürzung  für  zwei  von  den  vier  Verbind- 
ungen,  welche  die  folgende  Formel  veranschaulicht: 

..  ina  1    V  .  V  'it^a  ]..,,■  n  ■  i  ■\  ^ 

Asar  =  \  asri  sa \  Itbbi  Ucirbiysu 

anal  ana  \ 

oder  im   Vergleich  mit  dem  Arabischen : 


l 


asar  =     ,^ 


|J! 


Im  ersteren  Falle  (a)  ist  asar  =  „dahin,  wo"  (Zeile  6,  9)  und  „dahin,  wohin"  (Z.  12), 
im  zweiten  (b)  =  „da,  wo"    (Z.  6,  9)  und    .dahin,  wohin"   (Z.  12). 

Diese  Verwendung  von  asar  kommt  zu  Stande  dadurch,  dass 

1)  im  Babylonisch-Assyrischen  in  gewissen  adverbialen  Bestimmungen,  speciell  auch 
solchen,  die  mit  dem  Worte  asm  gebildet  werden,  die  Präposition  fortfallen  oder  besser,  dass 
der  Accusativ,  resp.  nach  Delitzsch's  Auffassung  (vergl.  oben  S.  3  dieses  Theils),  das  nomcn 
mit  enclitisch  angehängtem  i(,    die  Stelle   des  Nomens  mit  einer  Präposition  einnehmen   kann: 

2)  dass  sich  an  dieses  asar  ohne  äusseren  Ausdruck  der  Beziehung  ein  Relativsatz 
anschliessen  kann.     (Vgl.  Delitzsch,  Ass.  Grammatik  §  147  sub  2  S.  355.) 

Zu  1)  vergleiche  Z.  21  f.  unserer  Inschrift  parsi-sunu  suhurütu  ....  ana  asrisimu 
lü  utir  und  S^  20,  21,  S^  29  parsi  Jcidude  ....   uiiru  ana  asrisun  mit  P^  9  parsi  kidiide 

utiru  asritssun,    Neb.  Grot.  II  50   simäti  ristäti  utir  .asrussun  und  Nah.  ^'  R  64, 

Col.  II,  46,  Col.  III,  10  utir  asrussu.  Diese  Erscheinung  ist  nicht  auf  asru  beschränkt.  Die 
von  den  Assyrerkönigen  so  häufig  gebrauchte  Phrase :  „ich  beugte  die  Könige,  die  Völker  unter 
meine  Füsse"  wird  z.  B.  von  Samsi-Eammän  I  R  29,  50 — 53,  Tiglatp'deser  7  I  R  14,  Col.  VI, 
Z.  36  f.,  Asurnasirahal  I  R  17,  Col.  I,  23  durch  us^knis  ana  sepe-ia{-su)  ausgedrückt.  Da- 
gegen bieten  unsere  Texte  S'^  7,  S^  1 ,  L^  4,  L*  3  gleichmässig  sa  gimir  malik  (malke) 
usaknis  sipussu,  desgleichen  Sank.  I  R  37,  15  und  III  R  13,  3  b,  Asarh.  Col.  IV  36  usahiis 
sepu-a{-su).  Aus  dieser  Zusammenstellung  sieht  man  deutlich,  dass  die  Construction  mit  dem 
Accusativ,   resp.  enclitischem  w,   die  jüngere  ist.      Hierher    gehört    ferner    die    häufige    Phrase 


32  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

amai  damikti-ia  Ussakin  saptiissu  (saptukka);  siehe  S*  40,  S^  68  —  70  und  vgl.  Nehucadnesar 
I  R  52,  26  b  sq.  ZA  I  42,  27—29;  für  weitere  Beispiele  siehe  Latrille  ZK  II  351  f.  z.  Z.  29. 
Hier  steht  saptussu,  saptukka  als  Ortsbestimmung  für  ina  sapti-{säpat-)su-{su),  sapti-ka:  ,ein 
Gnadengeheiss  für  mich  Averde  erfunden  auf  seinen  (deinen)  Lippen"  ;  statt  dessen  sagt  der- 
selbe König,  Latrille  ibid.  352  Abs.  1  a.  E.,  damgätü-a  Ussakin  ina  i^i-ka.  Dass  schliess- 
lich auch  die  gewöhnlichen  präpositionalen  Ausdrücke  kirih  und  lihhi  aus  den  ebenso  häufigen 
ina  {ana)  kirih,  ina  (ana)  lihhi  entstanden  sind,  bedarf  kaum  der  Erwähnung. 

Zu  2).  Dafür,  dass  sich  an  dieses  asar  ein  tielativsatz  ohne  nota  relutionis  anschliessen 
kann,  seien  nur  die  folgenden  Beispiele  angeführt .  da  vor  der  Veröffentlichung  dieser  Arbeit 
eine  ausführliche  Untersuchung  über  das  assyr.  Relativpronomen  in  Heft  2  von  Delitzsch's  und 
Haupt's  Beitr.  erschienen  sein  wird.  Aus  Istars  Höllenfahrt  AL^  (IV  R  31,  Obv.  Z.  5.  8) :  Istar 
uztrnsa  epus  ana  hiti  sei  erebiisu  la  asü  .  .  .  ■  asar  ipru  huhussunu,  akalsunu  titu  ....  für 

ana  asri  sa  ipru  huhussunu {ina)  kirihsu:    „Istar  machte  sich  auf  nach  dem  Haus, 

dessen  Eingang  keinen  Ausweg  kennt,  (an  den  Ort),  wo  Staub  ihre  (der  Seelen)  Speise, 
ihre  Nahrung  Koth  ist".  Sargon  Cyl.  52:  ekle  asar  panusunu  saknu  addinsunüti,  für  ina 
asre  sa  panusunu  saknu  ana  (oder  i»a?)  kiribsimu,  „Felder,  wo  sie  wollten  (eigentlich:  wo- 
hin sich  ihr  Antlitz  wandte),  gab  ich  ihnen."  Sanherih  VI  23 — 24  (vergleiclie  Hommel, 
ZDMGr  XXXII,  710):  munnarihsunu,  ....  asar  ikasadü  kirihswnu,  urasapü  ina  kakki  „ihre 
Flüchtlinge  (an  den  Orten),  wo  sie  sie  trafen,  durchbohrten  sie  mit  der  Waffe".  Besonders 
interessant  für  die  Erkenntniss  der  allmählichen  Annäherung  von  asar  an  ein  wirkliches  Relativ- 
pronomen ist  Asurhan.  R™  I  Col.  I,  23  ff.  ...  .  eruh  ina  Bit-ridüt  iparu{?)  naklu  markas  sarrüti 
sa  Sinaherhä  ahi  ahi  älidi-ia  ....  sarrütu  epusu  ina  lihhisu,  asar  Asuralnddin  ahu  banüa 
laldu  kirihsu.  Wie  hier  markas  sarrüti,  sa ina  lihhisu  steht,  so  würde  es  voll- 
ständig im  zweiten  Nebensatz  heissen  müssen  ina  asri  sa ina  lihhi {kirhi-)su.    Statt 

dessen    finden   wir    in    der    Construction    asar    .  .  .    kirihsu   eine  Art    Mittelweg   zwischen   der 
vollen  Ausdrucksweise  und  der  völligen  Verkürzung  zu  asar. 

Wieder  anders  liegt  die  Sache  in  Nehucadnezar  E.  I.  H.  II  17  urhiim  astütim 
padänim  pihuti  asar  kihsi  suprusu  sepe  lä  ihas{s)ü  ertedi  .Eii^eii  schwierigen  Weg,  ver- 
schlossene Pfade,  wo  das  Fortschreiten  behindert  ist,  die  Füsse  keinen  Halt  haben,  wandelte 
ich".  Hier  ist  asar  Apposition  zu  einem  Nomen  im  Accusativ  {padänim),  so  dass  von 
einem  Ausfall  einer  Präposition  nicht  die  Rede  sein  kann;  aber  asar  kihsi  suprusu  etc.  ist 
wiederum  eine  verkürzte  Ausdruckweise  für  asar  sa  kihsisu  suprusu  {u)  sa  sepe  lä  ihassü 
ina  lihhisu.  Diese  Construction  des  asar  ohne  folgendes  Relativ  ist  übrigens  wohl  nur  eine 
Weiterbildung  des  im  Assyrischen  herrschenden  Princips,  wonach  das  Abhängigkeitsverhältniss 
zweier  Nomina  entweder  durch  die  Verbindungsform  des  nomen  regens  oder  durch  dessen 
Genetivform  mit  folgendem  sa  ausgedrückt  wird.  Dies  zeigt  neben  der  in  allen  von  uns  an- 
geführten Beispielen  erscheinenden  St.  c.-Forra  asar  z.  B.  auch  ein  Vergleich  zwischen  den 
Phrasen  asar  lä  äri  und  same  sa  lä  äri.  Eine  Betrachtung,  wie  die  vorstehende,  verbreitet 
Licht  auch  auf  die  Entstehung  des  hebr.  Relativpronomens  "lli'K.  Sie  beweist,  dass,  wie  asar 
und  sa  ursprünglich  in  gänzlich  verschiedenen  Functionen  nebeneinander  in  der  Sprache  existiren, 
so  auch  ^  nicht  als  Verkürzung  aus  "Iti'X  aufgefasst  werden  kann.  Die  Bedenken  gegen  eine 
völlige  etymologische  Trennung  von  sa  und  U  einerseits,  von  asar  und  "lll'N  anderseits,  welche 
z.  B.  noch  Nöldeke  ZDMG  XL  S.  738  und  Die  semitischen  Sprachen  S.  40  hegt,  können 
schwerlich  mehr  aufrecht  erhalten  werden.     Siehe  bereits  Hommel  ZDMG  XXXII  S.  708  ff. 

Die  an  sich  schon  genügend  verwickelte  Structur  dieser  Periode  wird  nun  weiter 
noch  durch  die  ekliptische  Ausdrucksweise  innerhalb  des  ersten  (Relativ-)Satzes  complicirt. 
Die  Worte    nahnit    ummi    älitti-ia    beziehen   sich    auf   den    als   sprechend    gedachten  Sanias- 


Erläuterungen  zur  BilUtfßuis  Z.  6  tt".  33 

sunntlcin,  also  dieselbe  Person,  auf  die  sich  das  in  hom  enthaltene  Pronomen  pers.  1.  Ijezieht, 
Demnach  bilden  sie  eine  P^rläuterung  nicht  sowohl  zu  sunm,  als  vielmehr  zu  dem  Aecusativ 
des  Pron.  pers.  1.  {-hmi),  den  dieses  mmi  vertritt.  Dies  wird  klarer,  wenn  man  sich  —  wie 
es  gut  assyrisch  auch  heissen  könnte  —  geschrieben  denkt:  narrat  ilani  Erüa  nahmt  ina  ummi 
älitti-ia  ana  enüt  mse  lü  taniM-inni. 

Wie  hilft  sich  nun  der  Verfasser  der  Inschrift  in  der  sumerischen  Fassung,  die  ja  un- 
möglich diese  verwickelte  Construction  nachahmen  kann?  Es  scheint  mir,  dass  die  Abweichungen, 
die  die  sumerische  Fassung  zeigt,  möglicherweise  als  Anzeichen  für  den  Versuch  eines  syntae- 
tischen  Aufbaues  aus  dem  Geist  und  nach  den  Mitteln  des  Sumerischen  aufgefasst  werden 
können  —  ein  Versuch,  der  dem  sipparensischen  Schriftgelehrten ,  der  eine  sehr  anerkennens- 
werthe  Kenntniss  des  Sumerischen  zeigt,  wohl  zuzutrauen  wäre.  Mein  (Disseriat.  p.  33  sub  2) 
ausgesprochenes  Urtheil  dürfte,  wenigstens  was  diesen  Punkt  anlangt,   zu  scharf  gewesen  sein. 

Äsar  wird  durch  ki  „Ort"  wiedergegeben.  Dieses  hängt  ab  als  Ortsbestimmung  von 
dem  Verbalausdruck  ide-mun-sin-bar-am  =  ippalsü-imii-w.a  „die  grossen  Götter  blickten  mich 
an  an  dem  Ort".  Man  würde  erwarten  In-ku.  Dass  aber  eine  solche  „Postposition  auch 
weggelassen  werden  kann,  ist",  um  mit  Hommel,  ZK  I  325,  zu  reden,  „eine  im  Sumerischen 
ganz  gewöhnliche  Erscheinung".  So  findet  sich  statt  des  so  gewöhnlichen  Jci-bi-Jiii  ge-en-gi-gi 
=  ana  asrisii{nu)  utir  (s.  o.)  z.  B.  bei  Dungi  I  R  2,  Nr.  II,  sub  3  Z.  11  ki-bi  mu-na-gi 
und  I  R  5,  XX,  7  ki-bi  ne-in-gi-a  genau  dem  uür  asrussn{n)  entsprechend.  Semitischer 
Einfluss  auf  das  Sumerische  scheint  mir  hier  wahrscheinlicher,  als  der  entgegengesetzte 
Vorgang. 

Nahm  sich  nun  der  Verfasser  der  Inschrift  die  Freiheit,  das  Relativum,  wie  im  Semi- 
tischen, ohne  äusseren  Ausdruck  zu  lassen,  so  hatte  er  in  ki  ein  —  wie  immer  ungenügen- 
des —  Aequivalent  für  das  asar  der  babylonischen  Fassung  gefunden. 

Nun  steht  ferner  am  Ende  von  Zeile  11  ein  men  an  einer  Stelle,  an  der  ein  anäkit 
in  der  neubabylonischen  Fassung  nicht  zu  finden  ist;  dem  inni  in  ippalsü-inni  als  dem  casus 
obliquus  des  Personalfürworts  der  1.  Person  kann  aber  tnen  schwerlich  entsprechen.  In  den 
auf  dieses  men  folgenden  Zeilen  Vjemerkt  man  w^eiter  einen  Wechsel  der  Pei'son:  die  dritte 
Person  wird  gesetzt,  wo  das  Neubabylonische  die  erste  beibehält.  Z.  13:  (ju-mun-sä-a-bi-ge-am 
—  lü  imbtl-inni-ma ;  dem  bi-ge  entspricht  hier  das  itini  und  Z.  14  zag-bi  „an  seiner  Seite", 
„mit    ihm"  =  itti-ia   „mit  mir". 

So  wäre  es  möglich,  den  Versuch  einer  Nachahmung  des  Periodenbaues  in  folgender 
Construction  zu  erkennen:  „Ich  bin  {men)  derjenige,  welchen  (unausgedrückt)  an  dem  Ort  {ki), 
wo  für  mich  (unausgedrückt)  als  Sprössling  (SIG.ALAM)  der  Mutter  {ama),  die  mich  geboren 
hat  {mug{gä)-mu),  zur  Beherrschung  {nam-en-na)  der  Völker  {lu-lu)  die  Königin  {nku-gal)  der 
Götter  {dimmer-ene),  die  Göttin  A-ru  'u-a,  einen  guten  Namen  {mii  dugga)  gerufen  hat  [ge-en- 
sä-a),  auf  dass  er  versammelte  {aba-ab-iä-id)  die  zerstreuten  {birbirra)  Völker  {uku)  des  Landes 
Akkad  {Kingi   Ur-ge),   freudig    {giilli-es)   die   grossen  Götter  {dimmer  gal-gal-eue)    angeblickt 

haben  {ide-mun-sin-bar-  am) ;  ihn  beriefen  die  grossen  Götter und  mit  ihm  zoc 

aus  Assur  nach  Babel  der  Gott  Marduk".  Dadurch  hätte  der  ■  Verfasser  die  Loslösung  der 
Zeilen   12 — 15  von  der  Periode  erreicht. 

Nun  erst  können  wir  an  die  Besprechung  der  Einzelheiten  herantreten. 

6.  Dass  nahmt  ummi  älitti-ia  =  vabnit  ina  libbi  wnmi  alitti-ia  zeigen  die  unten 
S.  39  und  40  citirten  Stellen.  'gT_  ^^^^^  =  nabnUum  „Bau,  Bauwerk",  auch 
„Geschöpf,  Sprössling",  Name  der  bekannten  Serie  lexicographischer  Tafeln,  s.  Delitzsch.  W.B., 
S.  242f.;  Bezold,  Thontafels.  S.  762  [18],  Nr.  1;  PSBA  X  (1888),  p.  422  und  note  *:  und 
und  ZA  IV,  S.  431.     Für  die  Bedeutung  „Geburt,  Sprössling"  s.  besonders  ASKT  IIG,  9/10: 

Lehmann,  Saniassumukin    II.  c 


34  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

SIG.ALAM  sidi-kid  =  nmsfesirat  gimir  nabniti  „die  recht  leitet  alle  Geburt" ,  cf.  IV,  25 
Col.  III  -lo;  auch  durch  hurmanü  „Geschöpf"  wird  das  Ideogramm  wieder  gegeben,  z.B.  ASKT 

84/85  Z.  30.  Da  ^y^^^^rx^  =  alam  nur  das  „Bauwerk"  bezeichnet,  ^^J_  sig  dagegen 
meist  nur  A'om  „Zeugen,  Gebären"  gebraucht  erscheint,  während  nabnUu  beide  Bedeutungen 
vereinigt ,  so  scheint  die  Zusammensetzung  beider  Zeichen  semitischen  Einfluss  zu  verrathen ; 
sig  ist  gleichsam  ein  Determinativ,  dass  die  Auffassung  des  nabnUu  als  „Bauwerk"  verhin- 
dern soll.  Dieselbe  Ansicht  ist  inzwischen^)  von  Jensen  ZA  II  88  zu  43  ausgesprochen 
worden.  —  Unimn  =  ai)ia.  Die  Aussprache  ama  ►yy*"*^]-  ummii  „Mutter"  hat  Haupt,  SD  519 
scharfsinnig  durch  Vergleichung  von  V  R  12,  25— 28def,  V  R  12,  Nr.  3  (jetzt  AL^  129,  101), 
III  R  69  Nr.  5,  70,  S'^  V  8,  9  und  II  R  32,  52c  erschlossen.  Vergl.  auch  V  R  24,  G9gh, 
ZA  II  400.  Die  Sicherheit  dieser  Annahme  würde  noch  verstärkt,  wenn  wir  annehmen  dürften, 
dass  v-JT*^]  zu  den  complexen  Zeichen  gehört,  bei  denen  die  Aussprache  durch  den  Lautwerth 
des  in  den  äusseren  Rahmen  eingeschriebenen  Zeichen  angegeben  wird  (vgl.  Lehmann,  ZA  II 
S.  244  f.;  Bezold,  ZA  III,  203  Note  1).  Dann  wäre  eine  ältere  Form  an{a)  anzunehmen  (so 
auch  HoMMEL,  ZK  I  174),  aus  der  ain{a)  geworden  wäre,  wie  aus  alan:  alam(?).  Anderer 
Meinung  sind  Zimmern,  BB  100,  welcher  das  Ideogramm,  und  Delitzsch,  Prolegomena  S.  109,  1, 
welcher  auch  den  Lautwerth  am  für  semitisch  hält;  besonders  für  das  letztere  sehe  ich  den 
Grund  nicht  ein.  —  Alitti-ia  =  mug{(ja)-mu.  Für  die  scriptio  defectiva  des  Status  prolong. 
bei  angehängtem  Suffix  s.  Haupt,  SFG  27  sub  c.  Für  Wi?rf/  =  alädii  sind  mir  nur  Stellen  aus 
dem  enie-sal-Formen  aufweisenden  Text  IV  R  9  bekannt.  Wahrscheinlich  ist  die  S"  215 
für  alädu  erscheinende  Form  mud  eine  noch  jüngere  Form  dieses  Wortes.  Vergl.  Theil  I 
Seite  150  oben. 

7  und  8.  Ana  enüt  =  nam-en-na.  Das  na  kann  aufgefasst  werden  als  Ausdruck 
des  stat.  prol.  oder  aber  als  Postpo.sition  na  =  assyr.  ana.  (Siehe  über  diese  Haupt,  ASKT 
p.  141,  CV  p.  XXXII.)  Beispiele  IV  R  30,  20,  21c:  ki-a-na  sud  =  ana  ersitim  rüldi, 
ASKT  p.  115,  1:  za-e-na  =  ela  käti  „ausser  Dir".  Dieses  na  wird  auch  wie  hi  und  hu  {m) 
als  Zustandspostposition  zur  Bildung  von  Participien  und  Adverbien  benutzt,  ASKT  80,  17,  18, 
(jul-la-na  „in  Freude"  =  Mdis;  dur-a-na  „im  Sitzen"  =  ina  asäbi-sti,  wo  freilich  na  auch 
als  Pron.  pers.  dem  su  entsprechen  könnte,  mug-na  (oben  citirt)  sprich  mug{gä)-na  „im  Ge- 
bären" =  älid(u)  „gebärend".  Im  letzteren  Falle  wäre  nam-en-na  (sprich:  namennä-na)  zu 
vgl.  mit  nam-en-hi  (spr.:  namennä-hi)  Hammiirahi  I  R  4,  XV  Col.  II,  9.  —  Nise  =  lidu  vgl. 
ASKT  p.  115  Obv.  9  a-^a-lu-lu  =  teniseti  vgl.  II  R  24,  24ef  und  V  R  51,  65/66.  S.  Zimmern, 
BB  14  f.  Ist  dieses  lu  durch  „Accentverschiebung"  (?)  aus  gal(u)  neusum.  midu  entstanden? 
(Jensen,  ZA  II,  16  Nr.  2,  22  N.  1).  Oder  haben  wir  in  dem  Worte  lu ,  da  azalidu  IV  R 
19,  3/4  und  in  dem  Berliner  Vocah.  V.  A.  Th.  144  auch  durch  nammastu  „Gethier"  wieder- 
gegeben wird,  einen  anderen  Ausdruck  für  „lebendes  Wesen"  animal  zu  sehen?  —  Sunii  täbis 
lü  tambi  =  mu  dug{ga)  ge-en-sä-a.  Statt  suma  nabü  „Jemandes  Namen  nennen,  verkünden" 
(über  die  Bedeutung  siehe  sogleich)  braucht  der  Assyrer  auch  ana  sumi  nabü:  ana  sume-sin 
abbi,  Tiglatpileser  III  (II  R  67,  84). 

Derselbe  Wechsel  findet  sich  im  Sumerischen,  wie  ein  Vergleich  unserer  Stelle  mit 
Gudea  A  Col.  IV  3  (de  Sarzec  pl.  20),  C  (siehe  Amiaud  ZK  I,  156  letzte  Zeile,  vgl.  157 
Anm.  3),  H  Col.  III,  6  (ZA  II  289)  zeigt,  welcher  bei  der  Benennung  seiner  Statuen  sagt: 
mu-liu  mii-na-sä.   — 

Erüa  =  Ä-rii-u-a.  Ich  halte  Erüa  ^*^  t^]}  ^^^  ^ITI^  Tt  —  so  ist  zu  lesen 
nicht  etwa  mit  Zimmern,  BB  32  sarrat  iläni  same  rua  —  für  echtsemitisch,  das  A-rü-u-a 


1)  Vgl.  oben  S.»^8  Anm.  1. 


Erläuterungen  zur  Bilinguis  Z.  7  und  6.  —  Die  Göttin  Erüa.  35 

IY  f:^  t')  ]^^^  IT  tler  sumerischen  Fassung  dagegen  für  eine  künstliche  rebusartige 
Bildung.  Erüa,  die  Göttin  der  Schwangerschaft,  wird  nicht  zu  trennen  sein  von  Serüa, 
der  Göttin  der  Schwängerung.  Beide  Formen  sind  nomina  actionis  der  Form  I  1  und  III  1 
von  erü  lIN'a  (=  hehr.  T]'\r\).  Vax  serüa  statt  des  zunächst  zu  erwartenden  nürüa  s.  Delitzsch, 
Assijr.  Grammatik  §  113  bes.  S.  311  Abs.  1  a.  E.  Für  Serüa,  die  neben  Ahir  und  Bei 
von  Tiglatjnleser  III  (Lay.  17,  15)  genannt  wird,  siehe  den  Namen  der  Tochter  des  Asur- 
uballit  in  der  synchronistischen  Tafel  (II  R  65,  9):  Miihallitat-Serüa  „Seriia  ist  die  Spenderin 
des  Lebens".  Damit  ist  wohl  zunächst  das  Leben  der  Trägerin  des  Namens  gemeint,  dann 
aber  auch  im  weiteren  Sinne  eine  Hindeutung  auf  das  Wesen  und  die  Function  der  Göttin 
beabsichtigt. 

Ehe  wir  diese  Function  nach  den  inschriftlich  vorhandenen  Angaben  bestimmen,  sind 
einige  allgemeine  Bemerkungen  über  den  Charakter  der  weiblichen  Gottheiten  des  assyrischen 
Pantheons  am  Platze.  Li  der  Zeit  des  ausgebildeten  und  voll  entwickelten  Cultus,  in  welche 
unsere  Inschrift  uns  führt,  findet  man  zumeist  in  den  bedeutenderen  weiblichen  Gottheiten 
gewissermassen  eine  dreifache  Wesenheit  vereint.  Es  ist  das  das  Resultat  einer  Entwicklung, 
die  zu  verfolgen  und  darzustellen  hier  nicht  unsere  Aufgabe  ist.  Wir  müssen  uns  begnügen, 
das  in  diesen  drei  Richtungen  zu  Tage  liegende  Endergebniss  hervorzuheben. 

Die  weiblichen  Gottheiten  können  sein  und  sind  zumeist  1)  Erscheinungsformen  der 
Istar-^) Astarte ,  der  einen  grossen  semitischen  Göttin,  die  ursprünglich,  wie  TiELE^)  klar- 
gestellt hat,  die  Personification  der  irdischen  Fruchtbarkeit  ist,  weiter  das  weibliche  Princip 
in  der  Schöpfung  nach  jeder  Richtung  hin  vertritt  und  als  die  grosse  Mutter  angesehen  und  ver- 
ehrt wird,  L*  Col.  II  6;  vgl.  auch  Theil  I  S.  110  Anm.  5. 

2)  Hiemit  eng  verbunden  ist  die  Function  als  Bellt  (Beltis)  und  zwar  in  zweierlei 
Weisen : 

a)  Einmal  ist  die  Göttin  als  Gemahlin  eines  Gottes,  der  als  Herr,  Bdal-Bel,  des 
Ortes  seiner  Verehrung  betrachtet  wird,   die  Herrin,    die  Bellt  der  betreffenden  Cultusstätte*). 

b)  Neben  und  über  diesen  einzelnen  localen  Erscheinungsformen  wirkt  aber  die  Idee 
einer  obersten  und  mächtigsten  Gottheit  dahin,  dass  die  als  Bei  und  Bellt  einer  Oertlichkeit 
betrachteten  Gottheiten  zugleich  als  Bei  und  Belit  xöt'  iBo^i^v  angesehen  werden.  So  ist  die 
weibliche  Gottheit  die  grosse  Belit,  die  Herrin  und  Königin  der  Göttinnen  und  des  Himmels^). 


1)  So  ist  das  Zeichen  zu  lesen.  Die  Lesung  dar  {Dissert.  p.  18  und  47  n.  2)  ist,  wie  bereits  von 
mir  ZA  II  252  sub  108  bemerkt,  mit  allen  Schlussfolgerungen,  die  ich  daran  geknüpft  hatte,  falsch.  Für 
einen  Gott  Adar  fehlt  es  im  Assj'rischen  nach  wie  vor  an  jeglichem  sicheren  Anhalt,  da  der  Versuch,  dem 

Gottesnamen  ^^j~  >?~^1  I^zII  <iiese  Bedeutung  und  Aussprache  zu  vindiciren,  als  gescheitert  zu  be- 
betrachten ist.  (HoMMEL  Semiten  494  sub  237 ;  Lehmann,  Dissertat.  p.  47  sq.  u.  a.  2.,  und  bei  S.  A.  SiniH, 
Asurbanijml  Heft  2  S.  91  Abs.  2.    Jensen,  Kosmologie  457  f.) 

2)  Den  Namen  halte  ich  gegen  Delitzsch,  bei  (i.  Smith,  Chald.  Genesis  273,  der  ihn,  ehe  er  die 
Existenz  der  sumerischen  Sprache  leugnete,  für  sumerischer  Herkunft  erachtöte,  mit  Haitt,  ZDMG  XXXIV,  757 
entschieden  für  semitisch.  Vergl.  Eü.  Meyek,  Geschichte  §  14G.  Bekanntlich  leitet  Hommel  den  X\men 
'AqjQoöizt]  aus  dem  phönikischen  Namen  der  Astarte  unter  Annahme  folgender  Entwicklungsreihe  ab:  As- 
toret  :  Aftoret  :  Af rötet.  Es  dürfte  als  Beleg  für  die  Möglichkeit  eines  solchen  Wandels  —  namentlich, 
wenn  er  durch  volks etymologische  Erwägungen  gestützt  wird  —  von  Interesse  sein,  dass  ich  in  der 
Gegend  von  Sorrent  für  telegrafo  habe  telafric'^  sprechen  hören. 

3)  Leydener  Congressacten  II  495  ff. 

4)  Ed.  Meyer,  Geschichte  des  Alterthums  §  173  f. 

5)  SCHRADER:  „D/e  CCil'n  Hr'TtD  ""''  «'"'  aramäisch-assyrisches  Acqitivalent"  Sitzungsb.  der  Ber- 
liner AI:  d.    W.   1886  S.  477  ff.  —  .Die  Göttin  Istar  als  malkatii  und  sarrattt\  ZA  III  353  ff". :   ZX  IV  74. 


öo  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 


Gerade  unsere  Texte  bieten  Beispiele  dafür,    dass    eine   solche  Hauptgöttin   direct  als  Königin 
der  BcUis-G'öttumen  (L^  9),  ja  als  Herrin  aller  Astarten  (?)  genannt  wird  (L*  Col.  I  32). 

3)  Als  Drittes  kommt  hinzu  die  siderische  Function,  die  aus  der  Eigenart  der  baby- 
lonischen Religion  entspringt,  dass  man  sich  die  „Weltmächte"  in  den  Gestirnen  „wirkend 
dachte"  und  so  den  einzelnen  Planeten  „einige  der  Hau])tgötter  als  Schirmherren  zuwies"  ^). 
Als  Stern  der  Istar  gilt  die  Venus;  nach  einer  assjn-ischen  Angabe,  der  man  aber  vielleicht 
eine  zu  weittragende,  principielle  Bedeutung  beilegt,  wird  die  Venus  als  Morgenstern,  als 
Istat\  bezeichnet,  als  Abendstern  dagegen  heisst  sie  Bellt.  So  viele  Namen  und  Erscheinungs- 
formen der  Istar-Belit  es  nun  giebt,  mit  so  vielen  Namen  kann  man  demgemäss  das  Venus- 
gestirn bezeichnet  finden.  Sofern  aber  die  weiblichen  Gottheiten  als  Gemahlinnen  und  Mit- 
trägerinnen des  Wesens  der  ihnen  gesellten  männlichen  Gottheit  zu  gelten  haben,  hat  man 
sich  auch  von  den  Beziehungen  zwischen  Beiden  auf  dem  siderischen  Gebiete  Rechenschaft 
abzulegen.  Da  wären  denn  zweierlei  Wege  möglich.  Entweder  die  Göttin  bleibt  Gestirn  der 
Venus;  dann  wird  die  Venus  als  Gemahlin  und  Genossin  bald  des  einen,  bald  des  anderen 
Planeten  erscheinen.  Oder  aber  die  weibliche  Gottheit  würde  als  Herrin  des  von  ihrem  Ge- 
mahl beherrschten  Planeten  angesehen.  So  weit  mir  bekannt,  ist  zumeist  der  erstere  Weg  ein- 
geschlagen worden,  was  um  so  natürlicher  erscheint,  als  die  Eigentbümlichkeiten  des  Laufes 
der  Venus  ja  geradezu  dazu  einladen,  sie  zu  einigen  der  von  den  Babyloniern  als  Planeten  an- 
gesehenen Gestirne'*),  vor  allem  zu  Sonne  und  Mond,    in  besonders  nahe  Beziehung  zu  setzen. 

Die  babylonischen  Priester  haben  sich  die  aus  dieser  verwickelten  Sachlage  erwachsende 
gute  Gelegenheit  zu  theogonisch-mystischen  Speculationen  nicht  entgehen  lassen,  und  es  kann 
nicht  Wunder  nehmen ,  dass  es  oft  schwer  hält ,  über  die  Verwandtschafts-  und  Familien- 
Verhältnisse  der  babylonischen  weiblichen  Gottheiten  in's  Reine  zu  kommen^). 

V 

Das  Vorstehende  wird  genügen,  um  unsere  Auffassung  der  Eriia  bei  SanimassuniuJcin 
verständlich  zu  machen,  und  namentlich  die  aus  den  folgenden  inschriftlichen  Belegen  sich  er- 
gebende Gleichsetzung  einer  ganzen  Anzahl  verschieden  benannter  babylonisch-assyrischer 
Göttinnen  von  vornherein  in  das  richtige  Licht  zu  setzen. 

Die  EnUi  ist  nämlich: 

1)  zunächst  eine  mit  der  Sarpantt,  der  Gemahlin  des  Bel-MarduJc,  nahverwandte  oder 
identische  Gottheit  und  als  solche  eine  Erscheinungsform  der  grossen  Beltis,  wie  sie  in  Baby- 
lon als  oberste  weibliche  Gottheit  verehrt  wird. 

2)  Sie  ist  zweitens  als  Göttin  der  Schwangerschaft  eine  Erscheinungsform  der  Istar, 
der  Göttin  der  weiblichen  Fruchtbarkeit. 

3)  Drittens  bezeichnet  die  Enia  siderisch  als  Erscheinungsform  der  Istar-Belit  den 
Planeten  Venus.  Jensen  nimmt  an,  dass  Sarpamt  als  Gemahlin  des  Marduk,  des  Gottes  der 
Frtthsonne,  ursprünglich  die  weibliche  Personification  der  strahlenden  Frühsonne  gewesen  sei. 
Auf  diese  Bedeutung,  wenn  sie  überhaupt  noch  in  späterer  Zeit  in  Kraft  war,  scheint  in 
unserer  Inschrift  nicht  Bei;ug  genommen  zu  sein. 


'O     rs^ 


Zu  dem  bereits  angeführten  Namen  Muballitat-Seriia  fügen  wir  zunächst  L*  Col.  I  32 
NIN.LIL-Ämla  ruhat   ildti  hellt  nabnäti ^Serila  die  Herrin  der  Geburten".     Als 

Ä-i^   y-a  u-a  sarrat  erscheint  die  Eriia  in  der  Inschrift  des  Antiochus  V  R  66.  Col.  I  20,  II  6, 

während  unsere   Inschrift   L^  Z.  9   sie  als    fy  ^^^4^  y      sarrat  Hat   heleti    als    j,Aru    (vergl. 
II  R  24,  54e),  die  Königin  aller  J5e?^is-Göttinnen"   bezeichnet. 


1)  Ed.  Meter,  Geschichte  §  148. 

2)  Jensen,  Kosmologie  132. 

3)  Vgl.  Zimmern;  BB.  S.  490.  —  Jensen,  Kosmologie  273. 


Erläuterungen  zur  Bilimjuis  Z.  7  und  8.   —  Die  Göttin  Eriia.  37 

Diese  Stellen  zeigen  bereits  zur  Genüge ,  dass  wir  in  Erüa  und  Serita  in  der  aast^e- 
führten  Weise  eine  Erscheinungsform  der  Belit-lUar ,  und  zwar  eine  solche  zu  sehen  haben, 
in    welcher    deren  Function    als    grosse  Mutter,    als  Gebärerin ,    Schöpferin    und  Förderin   alles 

Lebens  betont  wird.  Dafür  spricht  weiter  V  U  46cd:  t-^  ^^II  [riTIfj^  Jf  (Jensen's  Er- 
gänzung ZA  I,  2G5)  =  Sar-pa-ni-him.  Die  Benennung  der  Gemahlin  des  Mardidc  als  Zer- 
haniti  (s.  Schrader  KAT*  282)  ,,die  Nachkommenschaft  erzeugt",  an  deren  Ursprünglichkeit 
TiELE,  532  Anm.  1,  und  Jensen  mit  Recht  seit  längerer  Zeit  zweifeln,  ist  lediglich  eine  Priester- 
etymologie, eine  Art  Wortwitz,  der  nur  durch  die  spätere  Wesensgleichheit  Belit-Sarpanit  mit 
der  Belit-Erüa  eben  in  ihrer  Eigenschaft  als  Erscheinungsformen  der  Istar  an  die  Hand 
gegeben  ist.  Den  Namen  Sarpanitu  betrachte  ich  als  fem.  einer  Form  faalänu  von  sarapu  P]~2i 
,,hell,  rein  sein",  auch  ,, läutern"^).  Ob  durch  den  Zusatz  sa  Dilmun  an  der  genannten  Stelle  Auf- 
schlüsse über  deren  ursprüngl.  Heimath  und  Function  zu  erlangen  sind,  muss  dahingestellt  bleiben. 
Die  Identität  der  Erüa  und  Sarpamt  beweist  ferner  noch  Nebuc.  E.I.H.  Col.  I,  23  f., 

wo  der  König  seine  Erzeugung  dem  *~^X  *^*\  ►ffiF  ^IIl^  IT  i^uschreibt.  Hier  las  man 
früher  Bil  dimmeriia  und  fasste  dimmerua  als  Lehnwort  aus  dem  Neusumerischen  mit  suf- 
figirtem  assyrischen  pron.  pers.  1 ,  also  ^^Bel ,  mein  Gott".  Dass  diese  Lesung  falsch  und 
definitiv  aufzugeben  sei,  habe  ich  Dissertat.  p.  44  n.  1  deutlich  ausgesprochen.  Trotzdem 
bleiben  Delitzsch,  Ass.  Gramm.  §  74  S.  200  und  Ball,  PSBA  X  p.  88,  91  bei  der  alten 
irrthümlichen  Uebersetzung.     Es   ist    zu    lesen    hil  '"'  Ir-u-a  Marduk   d.  i.    ,,der  Gemahl    der 

Erüa,  Marduk"'.  Beachte  ferner  die  Gleichung  i^^^f  \y  t^  y  =  si--^^E.  ''^"  SarpanUum 
V  R  44,  34  c  (Brünnow  11484). 

Die  folgenden  weiteren  Belege  für  unsere  Anschauung  über  den  Charakter  der  Göttin 
haben  zugleich  den  Zweck ,  in  ihrer  Zusammenstellung  und  Anordnung  einige  von  den  Er- 
wägungen hervorzuheben ,  die  bei  Bildung  des  sumerisch  sein  sollenden  Namens  A-ru-{n-ä) 
massgebend  gewesen  sein  oder  mitgewirkt  haben  können.  Etwas  Sicheres  darüber  anzugeben, 
ist  nicht  möglich ,  da  die  Tiefen  und  Irrgänge  altbabylonischer  Priesterweisheit  und  Mystik 
begreiflicherweise  nicht  immer  völlig  zu  erleuchten  sind. 

Es  giebt  eine  Gottheit  *^*T~  t^  T  *"'^1-  Dieselbe  kommt  u.  A.  vor  in  dem  ein- 
sprachigen protobabyl.  Text  K  138  +  K  3232  (Haupt,  ASKT  104  flF.;  Bezold,  Catal  p.  36) 
Rucks.  1.  2.  3.  5.  11.,  vgl.  Vorders.  19.  —  Dass  diese  Gottheit  eine  weibliche  ist  (oder  sein  kann), 

wird  deutlich  durch  den  Namen  'Q-  *"n  t^  f  ^|T  ^^^<^I  Ci^lly)  *"Ir  ?  Serüa-eterat, 
welchen  eine  Tochter   sowohl  des  Asarhaddon   (K  501,  27  s.  Tafel  XLIII)    wie   des   späteren 

Königs  Asur-etil-iläni-uMn-imii  (IH  R  IG,  Nr.  2)  führen.  ,,t^  I  ist  Schützerin",  vgl  Neh. 
E.I.H.  Col.  IV  35:    Gula   eterat   gamüat   napisti-ia.     Beachte   ferner  II  R  61,    Nr.  2,    14  b 

::yyyy  t^^{  »--^y,  n  R  eO,   16a.  BäU  ^^^]-na  und  HR  17,  17ef,  wo  t^'^y  die  Glosse 

rabtta  hat  (Theil  1  S.  110  Anm.  5).  Da  t^  j  =  cdin,  so  macht  das  na  des  stat.  prol.  in 
den  angeführten  Beispielen  diese  Aussprache  auch  für  den  Namen  der  Göttin  wahrscheinlich, 
und  wir  hätten  in  dieser  vielleicht  eine  Göttin  des  fruchtbaren  Gefildes,  der  Erde,  eine  assy- 
rische Demeter-Ceres  zu  sehen,  also  eine  Erscheinungsform  der  Istar,  bei  welcher  der  Nach- 
druck auf  deren  ursprünglicher  Function  als  Göttin  der  irdischen   Fruchtbarkeit  liegt. 


1)  Siehe  bereits  Lehmann,  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1891  Nr.  25  Sp.  794.  —  Vergl.  auch  Delitzsch, 
Beitr.  I,  S.  194,  der  ebenfalls  Zweifel  an  der  Ursprünglichkeit  von  Zer-banititm  ausspricht,  aber  nur  eine 
Herleitung  von  einem  Stamm  £"it  in  Erwägung  zieht.  Dagegen  stellt  ganz  neuerdings  Jkxsen,  ZA  VI  153, 
den  Namen  ebenfalls  unabhängig  zu  f\~\\i:  die  „Strahlentle"  d.  i.  die  „Göttin  des  erscheinenden  Tageslichts". 
HOMMEL,  Münchener  Neueste  Nachrichten  vom  28.  März  1891,  Morgenblatt,  leitet,  wie  mir  Bezolp  mittheilt, 
Zarpanitu  ab  „von  Zazpan,  Zarpan  »Bogen«". 


38 


Zweiter  Theil,  zweiter  Abselmitt. 


Die  (oder  eine)  Cultusstätte  dieser  Göttin  zu  bestimmen,  ermöglicht  uns  ein  Thontäfelchen, 
das  sich  im  Besitz  des  Uev.  Mr.  Hayes  Ward,  des  Leiters  der  ersten  amerikanischen  Expedition 
nach  Babylonien,  befindet  und  das  vom  Eigenthümer  in  Transcription  veröffentlicht  wurde 
Hchraica  Vol.  II  Nr.  2  p.  85.  Auf  meine  Bitte  sandte  mir  Herr  Ward  eine  Copie  des 
Textes  nach  Mr.  Pinches,  den  ich  mit  seiner  gütigen  Erlaubniss  hier  veröffentliche: 


1. 

^!  ^j  -m             m 

2. 

^y  iS^"  -W  c^^V  -^^T  :ll 

3. 

^i  1^^  ^m  <t^^  ^  }}  m 

4. 

^iis^i^M  -+  ^T     m 

Der  Text  beschäftigt  sich  (Z.  1)  mit  8ii)pm\  Z.  4  nennt  das  Sippar  des  Samas  und 
da  Z.  3,  Avie  wir  unten  (zu  Z.  24)  sehen  werden,  den  Namen  der  Burg  von  Sippar  nennt,  so 
bleibt  für  Z.  2  nicht  Anderes,    als  die  andere  Hälfte  der  Doppelstadt,   das  Sippar  der  Änunit 

(II  R  65,  Paradies  S.  209).  Dann  drücken  die  Zeiclien  t:^  y  *^'<^l  dasselbe  aus,  wie  sonst 
A-nu-ni-tiim:  die  Göttin  Äniinit.  Hierzu  stimmt,  dass  (nach  Strassmaier  AV  2172)  auf  der 
Tempelliste  II  R  61  Nr.  2  deutliche  weitere  Spuren   erhalten  sind,    die  berechtigen,  die  Zeile 


so  zu  erganzen: 


:ITTT  t^  ^T  -<^T  :  tTJT 


?^TT  T 


^I^? 


flffl  <m 


E-edinna  ist  also  ein  sipparensischer  Tempel  und  somit  *"n~  E^  T  *^'*^I  eine  jeden- 
falls in  Sippar  verehrte,  mit  der  Änunit  identische  oder  verwandte  Gottheit.  Auf  eine  ent- 
sprechende nahe  Beziehung  der  *^n~   t^'^y   *"^|    zur  Belit-Istar  weisen  das  _^-!4.     und  V"^I 

=  heltu  in  den  ideograph.  Schreibungen  »-»^  ^^   t^'^y   *^^]  und  »^Hp   "ir^I   Er^i^y   *^] 

II  R  59,  43  Rev.  ab.  Ferner  Zeile  Rev.  10  — 15,  wo,  je  zweimal  wiederholt,  auf  einander  folgen 
1)  *"*T~  *~^  ^^  E^  Ti  2)  I^t(^^'  und  3)  Belit  iläni.  Damit  ist  bereits  eine  Kette  inschriftlicher  Be- 
lege hergestellt,  die  in  unserem  Sinne  die  Wesensgleichheit  der  Göttinnen  *"n  E^  y,  Änunit 
und  JBelit-Istar  erweisen. 

Das  Zeichen  t^  y  hat  nun  bekanntlich  den  Lautwerth  ru  (und  vielleicht  auch  ri)^). 
So  konnte  die  ideographische  Bezeichnung  der  Göttin  des  fruchtbaren  Gefildes  den  babyloni- 
schen Priestern  ihre  Aufgabe  erleichtern ,  als  es  sich  darum  handelte ,  den  gut  semitischen 
Namen  der  Göttin  der  Schwangerschaft  Erüa  ein  möglichst  unsemitisches  Gepräge  zu  geben. 
Mit  dem  Nominalpräfix  a  ergab  sich  Ä-ru^   das  vielleicht  in  der  getrübten  Aussprache  später 

Zeit  bereits  an  E-ru  anklang;  vgl.  die  Glosse  ^I  [l  f  *~'  e-rnni  zu  *"*n  t^  y  ^~*  I  II  R  56, 
59c  (Brünnow  4524). 

Das  in  unserer  Inschrift  auf  Ä-rü  folgende  ^^^  fy  dürfte  nun  von  den  vorher- 
gehenden Zeichen  zu  sondern  und  nicht  mehr  als  blosser  Bestandtheil  der  den  Klang  des 
semitischen  Wortes  in  anderen  Zeichen  darstellenden  Gruppe  zu  betrachten  sein.    — 


1)  Strassmaieb^  ZK  I,  70  f. ;  Jensen,  ZA  I,  2G5  Anm.  3 ;  Zimmern,  BB  84. 


Erläuterungen  zur  Biliiujuis  Z.  7  und  8.  —  Die  Göttin  Eriia.  39 

Das  zeigt  neben  den  angeführten  Schreibungen  A-rü  und  A-ri  besonders  die  bei 
AntiocJms  erscheinende  Form  Ä-rii-a  u-a,  in  welcher  A-rii-a  bereits  zur  graphischen  Para- 
phrase von  Erüa  völlig  ausreichen  würde.  II  U  57,  14,  das  *"*t~  ^r^  gleich  •"*T~  IT  IT 
^  j^  py~  ^[y  setzt  (Strassmaier  4547),  bestätigt  diese  Ansicht  und  erklärt  gleichzeitig 
den  Zusatz. 

Ktine  ist  wohl   als  Gen.  sing,  oder   plur.    eines  Nomens   Jcum'i  Jjti  vom  Verbalstamm 

Jcanü^)  zu  betrachten;  daneben  ist  die  Möglichkeit  einer  Auffassung  als  Inf.  I  1  desselben 
Verbums  oder  als  Nomen  der  Form  fuullü  von  känu  vorhanden ;  in  den  beiden  letzteren 
Fällen  müsste  man  aber  defective  Schreibung  resp.  Auflösung  der  Verdoppelung  (für  kunnü) 
annehmen.  Jedenfalls  bezeichnet  sa  hune  die  Anunlt  als  Göttin  der  Erschaffung,  der  Lebens- 
spendung^).  Nun  ist  \ia  (s.  Zimmern,  BB  32  und  IIG)  luterjection  des  Schmerzes  „wehe", 
und  so  liegt  es  nahe,  in  dem  dem  Namen  der  Göttin  der  Schwangerschaft  und  der  Geburten 
hinzugesetzten  \i-a  einen  Hinweis  auf  die  Wehen  zu  sehen  ,  durch  welchen  sie  als  Göttin 
Wehmutter  (vgl.  die  Eileid^vlai)  bezeichnet  wurde  {Dissertat.  p.  47  u.  a.  1). 

Dass    in    den    beiden    letzten  Silben  des  Wortes  Erüa ,    dem  Klange  nach ,    das  Wort 

„Hirte",  ,, Genosse"  steckt,  während  ^rf^  Ideogramm  für  ,,Heerde"  und  sum.  ^il J^  IT  = 
reu  ,,Hirte"  ist,  mag  schliesslich  ebenfalls  bei  der  Zusammenschmiedung  des  Rebus  mit- 
wirkt haben. 

Als  Göttin  sa  Jcune  wird  bezeichnet  die  *"*^  \y  (y  die  Anunit,  die  Gemahlin  des 
Samas  von  Sippar ,    siderisch    die  Venus    als   Morgenstern^).     Nun   giebt  II  R  49,    12 ab    die 

Gleichung  C^^|»^>^  A-nii-ni-tum  =  *^*t~  Is-tar ,   II   R   49 ,     Hab    Is-tar   =   Dilbat.      Die 

Uebereinstimmung  von  Anunit  =  *^n~  E^'^T  ^'"^I  haben  wir  bereits  gezeigt.  Hier  schliesst 
sich  also  ein  zweites  Mal  die  Kette  inschriftlicher  Belege,  die  die  Anunit,  Istar,  Dilbat,  Erüa 
und  zwar  diesmal  auch  siderisch  als  wesensgleich,  als  Erscheinungsformen  und  Verkörperungen 
der  verschiedenen  Seiten  der  einen  is^ar- Venus  erweisen. 

Was  bedeutet  es  nun,  wenn  Samassiimulmi  sich  rühmt,  dass  /s^ar- Venus,  und  zwar 
in  ihrer  Function  als  ,, Göttin  der  Schwangerschaft",  ihn  als  „nahmt  der  Mutter,  die  ihn  o-e- 
boren,  freudig  angeschaut  habe"?  Dies  werden  uns  einige  von  vielen  parallelen  Stellen  aus 
babylonischen  und  assyrischen  Königsinschriften  erkennen  lassen.  Sank.  (Latard  38,  3):  '"" 
hellt  iläni  Bellt  nahniti  ina  lihhi  tarbasi  agarinni  alitti-ia  kenis  ippalis-anni-ma  usahhä  .,Die 
Herrin  der  Götter  JBeltis  hat  mich  als  Sprössling  im  Leibe  der  Mutter,  die  mich  geboren, 
treu  (d.  h.  wohl  ,,als  legitim")  angeschaut  und  betrachtet".  Nehm.  E.I.H.  I  23  ff. :  Istu 
ih-na-an-ni  bei  Ir-u-a  Marduk  ibsimu  nahniti  ina  umtnu  eniima  aldaku  abban-)  anaku  .... 
„Seitdem  mich  erschuf  3Iarduk,  der  Gemahl  der  Irua  (s.  o.  S.  37) ,  mich  als  Sprössling  im 
Mutterleibe  bereitete,  seitdem  ich  geboren  bin,  erschaffen  wurde  .  .  .  ."     Ferner  z.  B.  Asicrbon. 

R™  I  Col.  I  Z.  Iff. :  Asur-ban-ahlu  bimUii  Asiir  u  Btlit sa  Asnr   u  Sin  nltu  time 

rüküti  nibtt  sumisu  i^kurü  ana  sarrüti  n  ina  lihhi  umniihi  ibnii  ana  reut  Assur   ,,Asi(rhan- 

abal,   der  Sprosse  Astir's   und   der  Beltis ,den  Asur  und  Sin    seit   unvordenklicher 

Zeit  zur  Königsherrschaft  beriefen  und  im  (Leibe)  seiner  Mutter  zur  Beherrschung  von  Assur 
erschufen".  Und  dazu  vgl.  L*  Col.  IG:...  Nin-lil  mnmii  rabUii  ana  helüt  mdti  u  nise  taskura 
,,{Asurbanabal,    den)  Ninlil,   die  grosse  Mutter,   zur  Herrschaft  über  Land  und  Leute  berief". 


1)  Vgl.  Dissertation  p.  -47;  oben  Theil  I  S.  9  und  die  dort  Citirten. 

2)  Lenorbunt,   Origin.  II,  7;    Schrader,    KAT  280;   Hommel,   Semiten  242,  245  Anm.  1.  250.    — 

Verl,  oben  S.  3G  sub  3. 


40  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

Aus  dem  Vergleich  dieser  Stellen  geht  zunächst  mit  Deutlichkeit  hervor,  dass  nahmt 
iunmi  aliiti-ia  den  Ungeborenen,  den  Sprössling  im  Mutterleibe  bedeutet^).  Ferner  ist 
ihnen  allen  gemeinsam,  dass  ein  Hauptgott  und  die  Beltis  als  an  der  Erzeugung  und 
Geburt  des  Königs  betheiligt,  ja  geradezu  als  Eltern  des  Königs  bezeichnet  werden,  und  dass 
er  bereits  vor  seiner  Geburt  als  zum  König  prädestinirt  anzusehen  ist;  und  zwar  wird  diese 
Prädestination  regelmässig  ausgedrückt  durch  die  in  verschiedener  Form  sich  findende  Ver- 
sicherung, ,,dass  die  Gottheit  ^den  Namen'  des  Königs  zur  Herrschaft  berufen  oder  ihn  freund- 
lich, günstig  angeblickt  habe". 

Bei  SamasswnuJdn  Beides:  Die  Istar-Eräa  hat  seinen  Namen  als  den  eines  Herrscher.- 
verkündet,  ,,die  Götter  Babylons  haben  ihn  freudig  angeblickt".  Dass  in  dieser  behaupteten 
Betheiligung  der  Götter  der  cultische  und  gleichzeitig  staatsrechtliche  Beweis  der  Legitimität 
der  Herrschaft  enthalten  sei  und  dass  dies  namentlich  auch  hervorgehe  aus  der  regelmässigen 
Anwendung  von  Formen  vom  Stamme  pr  {Mnu  =  „legitim")  ist  oben  (Theil  I  S.  9  ff.)  bereits 
auso-eführt,  auch  die  Erklärung  des  Namens  Samashimulün  dai'an  geknüpft  worden.  —  Es 
erübrigt  hier  nur  noch,  dass  wir  uns  über  das  Wesen  dieser  ,, Berufung"  und  dieses  ,,Anschauens" 
klar  zu  werden  suchen.  Es  unterliegt  für  mich  keinem  Zweifel ,  dass  wir  es  dabei  nicht  mit 
einer  regelmässig  wiederkehrenden  inhaltslosen  Phrase  zu  thun  haben ,  sondern  dass  die  Er- 
kläruno- auf  dem  Gebiete  zu  suchen  ist,  auf  dem  die  Aeusserungen  des  göttlichen  Willens  nach 
babylonischer  Anschauung  dem  körperhchen  Auge  erkennbar  werden,  d.  h.  auf  astronomisch- 
astrologischem  Gebiet:  Die  {lstar-)Erüa  hat  SamassumuMn  Namen  (und  Existenz)  verkündet 
{tamhi).  Die  Istar-Yenns  heisst  u.  A.  ^  ^  Dilbat  (JeUcpar)  (Theil  1  S.  125);  ^  *^  aber 
wird  aber  durch  iial>ü  verkünden  erklärt*).  Nun  wissen  wir,  dass  in  Babylon  von  den  Chal- 
däern  (siehe  Theil  I  Seite  173)  unter  anderen  Künsten  der  W^eissagung  auch  das  Stellen 
des  Horoskops,  der  Nativität^)  eifrig  betrieben  wurde.  „Weissagen,  Weissagung"  wird  babyl. 
durch  einen  Stamm  f]ir'N  (^u*n?)  wiedergegeben,  zu  welchem  assapittu,  ussapu  gehören;  unter 

den  Ideogrammen    für    diese   Wörter    findet    sich  ]^   {]}) :    s.  H  R  15,   4  a;    Hill    ^|    '^^I 

IgJ  y^  =  hU  ussapi,  II  R  16,   62a;    t-]]]^    ^+    Ig   ^   ^=^^T  "3^  =  assap  rag-gu; 

'-^<]"^  t-]]]jt  «-»^  Ig  1}  =  as-sa-pu-tu,  IL  R  15,  5a  vgl.  6a  (vgl.  Brünnow  5118,  10523). 

Sehr  zu  beachten  ist  auch  II  R  55,  7 cd:  »^H^  J»-  ]}  \  t^   '^H  <]^  Ig  ]}  kar-rad  sa 

i-sa-ris  as-pu,    wo  also   ein  Gott,    der  den  Namen  „der  Sprecher"  führt,  bezeichnet  wird  als 

der  Held,  der  richtig  weissagt.     Die  Orakel  gewisser  Gottheiten  genossen  also,  wie  das  ja  als 
natürhch  zu  verrauthen,  besonderer  Achtung  und  Werthschätzung. 


1)  Ich  kann  deshalb  auch  Heinrich  Zimsiern  nicht  beistimmen,  der  vorschlägt,  Z.  6  flf.  zu  über- 
setzen: „am  Ort  des  Gebarens,  der  Mutter,  die  mich  gebar,  berief  meinen  Namen  .  .  .  die  Göttin  £'nfa% 
ein  Vorschlag,  der  mir  während  der  Gorrectur  des  vorigen  Bogens  zuging.  So  sehr  verlockend  die  dadurch 
gewonnene  grosse  Vereinlachung  der  Syntax  der  Z.  6  ff.  auf  den  ersten  Blick  erscheint,  insofern  wir  es  dann 
statt  des  verwickelten  Periodenbaus,  den  unsere  Analyse  S.  30  ff.  voraussetzt,  mit  vier  coordinirten  Haupt- 
sätzen zu  thun  hätten,  so  wenig  kann  ich  eine  Stelle  finden,  in  der  nabnitu  unzweideutig  den  Ort  des  Ge- 
barens bezeichnet.  Meines  "Wissens  bezeichnet  nabnitu  regelmässig  das  Geborene  oder  zu  Gebärende,  den 
Sprössling,  Embryo,  das  Kind.  Die  eine,  S.  33  f.  bereits  angeführte  Stelle  mustesirat  ginnr  nabuHi ,  ,die 
recht  leitet  alle  Geburt",  wo  man  nabnitu  sowohl  auf  das  zu  Gebärende,  wie  auf  den  Act  des  Gebarens  be- 
ziehen kann,  scheint  mir  nicht  zu  genügen,  um  eine  and:re  Auffassung  zu  rechtfertigen.  Auch  würde  bei 
ZiMMEKN's  Deutung  jede  Angabe  darüber  fehlen,  wo  sich  denn  dieser  ,Ort  des  Gebarens",  dieser  Geburts- 
ort befunden  hat,  während  offenbar  der  Nachdruck  des  ganzen  in  Z.  6  ff.  ausgesprochenen  Gedankens  darauf 
liegt,  dass  Samahhmiukin  als  König  an  den  Ort  gelangt  war,  wo  er  geboren  war  und  wo  man  vor  seiner 
Geburt  bereits  seine  Prädestination  zum  Herrscher  erkannt  hatte  (s.  Theil  I  S.  31). 

2)  Für  das  Folgende  s.  bereits  Dissert.  p.  44  sq. 

3)  S.  ZA  ni,  135  (Stkassm.),  ZA  IV,  78  f.,   169  f.  (Epping).  -  Ed.  Meyer,   Geschichte  §  148. 


Erläuterungen  zu  BUin/juis  Z.  6  bis  8.  —  Göttliche  Berufung  Snmaskumidin'a.  41 

Nun  lesen  wir  Neb.  Col.  II,  43  E-ku-a  papaha  Bell  Marduh  und  C'ol.  III,  24  ana  sultilu 
E-hua  papulja  htlüti-su.  BasH  E-kua  „Haus  oder  Zelle  der  Weissagung"  bedeutet,  hat  Opfert, 
EM  II,  271  f.  längst  erkannt;  Delitzsch's  und  Flemming's  Deutung  „Haus  der  Huhe"'  kann  dem 
gegenüber  nicht  als  ein  Fortschritt  bezeichnet  werden.   Da  nun  ausserdem  das  heilige  Schiff,  auf  dem 

die  jährliche  Procession  des  Gottes  auf  dem  Euphrat  stattfindet,  den  Namen  ^|  *^iyi  ]^]  ]j 
d.  i.  elij)  assapiiH  ,,das  Schiff  der  Weissagung"  führt  (/..  B,  L*  Col.  IV  18),  so  wird  man 
keinen  Fehlschluss  thun,  wenn  man  Marduh  für  Babylon  als  den  ili  assapüti,  den  Gott  der 
Weissagung  und  Schicksalsbestimnnmg  xar'  e^oxt']v  ansieht. 

Das  ergiebt  sich  auch  daraus,  dass  am  ZaJcmiiJcii-F est  im  Tempel  Esagila  unter  dem 
,, Vorsitz"  des  Marduh  die  Geschicke  für  die  Zukunft  in  Babylon  bestimmt  wurden^;,  wozu 
als  Bestätigung  zu  vergleichen  ist  das  über  den  parak  simäti  (zu  Z.  18)  und  über  die  Be- 
zeichnung des  Marduh  als  «7m  Äsari  (zu  Z.  15)  Bemerkte.  Es  .stimmt  damit  femer,  dass 
Marduh  von  Asurnasirahal  als  Bei  tirti  als  Herr  der  göttlichen  „Weisungen",  der  nieder- 
geschriebenen Orakel  und  Omina  bezeichnet  wird.  Demnach  ist  unsere  Annahme,  dass  Mar- 
duh   der    *"n      I^    IT   =  ^^*  assnpüti   ist,    genügend    gestützt,    auch  wenn   die  iuschriftliche 

Gleichung  [*^*i~J  iBj  IT  =  ^^"  Marduh,  von  der  Oppert's  Schlussfolgerungen  ausgingen, 
dadurch  in  Wegfall  kommen  sollte,  dass  in  II  R  59,  48b/c,  der  einzigen  Stelle,  die  mir  einen 
Anhaltspunkt   für    einen    solchen  Ansatz    zu    geben    scheint,    nach   den    bei  Strassmaier  5193 

mitgetheilten  Ergänzungen  das  vermeintliche  JhJ  |T  ^^^i^'  ^in  Rest  von  *"*t~  ^1^  IT  sein 
wird,  so  dass  Marduh,  wie  in  Spalte  a,  als  ,,Herr,  Gott  Himmels  und  der  Erde"  bezeichnet 
wird,  wie  unten  (Z.  17)  sein  Tempel  Esagil  als  ,, Tempel  Himmels  und  der  Erde".  Von  der 
Gemahlin  des  Marduh,  die  mit  ihm  in  demselben  Tempel  wohnte  und  mit  ilmi  gleichzeitig 
verehrt  wurde,  der  Sarpantt-Erüa,  wird  man  daher  füglich  annehmen  dürfen,  dass  auch  ihr  Ein- 
fluss  auf  die  Geschicke  der  Menschen  nicht  gering  angeschlagen,  dass  auch  ihre  Kundgebungen 
als  besonders  bedeutsam  betrachtet  wurden.  Wenn  also  Samassumuhin  sich  rühmt,  er  herrsche 
dort,  wo,  als  er  noch  ein  Kind  im  Mutterleibe  war,  die  Göttin  Erüa  seinen  Namen  und  seine 
Existenz  günstig  verkündet  habe ,  so  wird  das  bedeuten ,  dass  nach  dem  gestellten  Horoskop 
vor  seiner  Geburt  (oder  in  seiner  Geburtsstunde?)  die  Venus  in  einer  glückverheissenden  Con- 
stellation  stand,  aus  der  man  die  Geburt  eines  Herrschers  habe  erkennen  können.  Ganz  das- 
selbe drückt  in  anderen  Worten  Sanherih  in  dem  oben  citirten  Satze  aus.     Die  Angabe   aber, 

V 

dass  die  Götter  den  Samassumuhin,  um  die  zerstreuten  Völker  Akkad's  zu  sammeln,  freudig 
angeblickt  haben ,  bezieht  sich  offenbar  auf  eine  der  Thronbesteigung  nahe  vorhergehende, 
erneute  astronomisch-astrologische  Massnahme  mit  günstigem  Ausgange;  damit  erklärt  sich  auch 
die  scheinbar  etwas  ungewöhnliche  Verwendung  von  naplusu,  das  an  dieser  Stelle  eher  mit 
„ausersehen",  als  mit  „ansehen"  übersetzt  werden  kann  (vgl.  Latrille,  ZK  II,  352  sub  34), 
da  der  König  nicht  an  dem  Orte  der  Beobachtung,  in  Babylon,  anwesend  war.  Ich  glaube 
auch  noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  behaupten  zu  können,  dass  überall,  wo  die  Ad- 
verbia  täbis  und  hadis  in  den  genannten  oder  ähnlichen  Verbindungen  erscheinen .  es  zum 
Mindesten  sehr  wahrscheinlich  ist ,  dass  auf  Anspielen  und  astrologische  Massnahmen  Bezug 
genommen  wird:  tcibis  heisst  technisch  „unter  günstigen  Anspielen",  ilchn  hadis  ippalsu-Kini 
kann  häutig  bedeuten:  „die  Gestirne  haben  mir  gelächelt".  Eine  Bestätigung  der  vorstehend 
dargelegten  Autfassung  könnte  auch  darin  erblickt  werden,  dass  Satnassumuhht  in  seinen  neu- 
babylonisch abgefassten  und  daher  jedem  Lesekundigen  unmittelbar  verständlichen  Inschriften 
(siehe   Theil  I   Seite  5G)    von    seinen    von    der   Geburt    an    bestehenden    Ansprüchen    auf    die 


1)  Jensen,  Kosmol.  S.  87.     Siehe   die  inschriftlichen  Belege   ebenda  S.  84  tt'.     A'gl.  Zimmekn,   Zeit- 
schrift für  Alitest.    Wisseiisch.  XI  (1891)  IGOff. 

Leb  manu,  äamassumukin,  II.  6 


•42  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

Königswürde  entweder  gai'  nicht  redet  (S^)   oder  aber,    wie  in  L^  —  so    weit    ersichtlich   — , 

V 

Aveit  vorsichtiger  und  gedeckter,  als  in  der  Bilinguis.  Wann  immer  SamassumuMn  für  Äsur- 
hanabal  controlirbar  ist,  giebt  er  sich  nur  als  König  von  seines  Bruders  Gnaden :  die  Bilinguis 
ist  bestimmt,  ihn  als  König  von  der  Götter,  näher  von  MarduWs,  und  SarpanU-Erüa's  Gnaden 
hinzustellen  und  zu  verherrlichen. 

Dass  aus  dieser  Stelle,  deren  Auffassung  ich  nun  philologisch  und  sachlich  klargestellt 
zu  haben  hoffe,  mit  an  Sicherheit  grenzender  Wahrscheinlichkeit  folgt,  dass  SamassumuMn  in 
Babylon ,  wo  ihm  das  Horoskop  gestellt  war ,  und  zwar  von  einer  Babylonierin  geboren  ist, 
ist  bereits  (oben  Theil  I  S.  31)  ausgeführt  worden.  — 

9.     Ätin   pnhhur  =  sumerisch    aha-ah-ul-ul.      Dieses    ul   ist    wohl    identisch    mit    dem 

<T'^I@[I  »-^^TT  ul^  (sprich  «T,  yl,  Tli.  I  S.  149  sub  d),  das  in  dem  Vocabular  II  R  34,  Nr.  5, 
66 — 68  als  Aequivalent  von  pahäru  erscheint.  Die  Verdoppelung  des  Verbalstammes  finden 
wir  hier,  wie  an  vielen  anderen  Stellen  der  zweisprachigen  Texte  da,  wo  im  Assyrischen  die 
Intensivform  (II,  1)  gebraucht  ist  (z.  B.  IV  R  9,  59/60a,  mun-sub-sub  =  unassaku^  ib.  61/62a, 
mun-hi-lu  =  udassä).  —  Ab  ist  praefixuni  pronomirmlis  3.  Person;  ich  glaube  beobachtet 
zu  haben,  dass  die  auf  b  endigenden  Formen  sowohl  des  pronomen  personalis  {ab;  ib  statt  a«, 
am;  in,  im),  als  auch  des  incorporirten  Regimes  (nib  für  nin,  nini)  mit  Vorliebe,  wenn  auch 
durchaus  nicht  regelmässig,  vor  Verbalstämmen  mit  anlautendem  g,  v,  u,  i  gebraucht  werden, 
was  sich  aus  Theil  I  Seite  144  sub  2,  1  erklären  würde.  —  Das  diesem  ab  vorhergehende 
aba  möchte  ich  mit  dem  von  Jensen,  ZK  I  322  [41  —  43]  u.  1  als  Optativpartikel 
nachgewiesenen  aba  zusammenbringen.     Siehe  IV  R   12,  38 — 41    und  vergl.  ASKT  S.  88/89, 

XVI  48,  S.  96/97,  XXIV  7,  XXV  17:  sag-ga-na-aba-nin-gub  =  ina  risisu  lizziz  mit  S.  98/99 

XVII  42/43:  ga-ba-ran-gub-ba  =  lizziz,  woraus  folgt  a Ja  =  ^a  =  assyrisch  Zw.  Vgl.  Brünnow 
p.  548.  Jensen  hält  dieses  aba  für  verwandt  mit  dem  suffigirten  a{b)  des  Imperativ  (ASKT 
76  7/8)  =  du-ma-ab   =   ^bilV    (Imp.  I,  1.    2  p.  fem.  Vh^)).     Als  Bindeglied    betrachtet  er 

Constructionen ,  wie  das  in  den  Beschwörungsformeln  vorkommende  aba-ni-f^^I_\  =  rukus 
„binde".  Hommel,  ZK  I  217  [41]  und  Zimmern,  BB  60  s.  9  betrachten  das  b  des  Imperf. 
als  abgeschwächt  aus  bi:  dumab  für  ^dum-a-b{i)  „bringen  —  er  (sie)"  =  „bringe".  An 
unserer  Stelle  wäre  aba  die  Partikel  final  gebraucht:  uba-ab-iil-ul  „auf  dass  er  versammele" 
=  ana  puhlmr  „zum  Versammeln".  —  Für  s{s)apa}m  setzt  Lyon,  Sargonstexte  64,  31  unter 
Vergleichung  von  hebräischem  n£D  die  Grundbedeutung  „hinstrecken",  „hinbreiten"  und  „hin- 
gestreckt sein"  an;  also  dieselbe,  die  dem  Verbum  sahäpu  nach  Delitzsch,  Prol.  21,  Anm.  4 
(vo-1,  D.  H.  Müller,  ZK  I  358)  zukommen  soll.  Mit  Unrecht;  denn  im  Assyrischen  passt 
durchweg  die  Bedeutung  „sich  auflösen,  zerstreut  werden",  caus.  „etwas  Zusammenhängendes 
auflösen"  daher  „zerstören".  Sapähu  mit  seinem  Synonym  paräru  findet  sich  oft,  gerade  wie 
an  unserer  Stelle,  in  gegensätzlicher  Zusammenstellung  zu  pahäru,  j3M//7n<n<:  miipahhir  mät 
Manna itt  saplji  {Sarg.  Cjl  3));  cUiläii-sii  usappihma  upparrir  puhursu  „seine  Streitkräfte  zer- 
streute ich  und  zertrümmerte^)  (löste  auf)  sein  Aufgebot"  {Sanh.  IV  42).  So  wird  auch  die  von 
Lyon  citirte  Stelle  aus  „dem  Kampf  mit  der  Tiamat"'  klar:  hisri-sa  uptarrira  puliursa  is-sap-lia 
„(ihre  Verbindung  =)  was  verbunden  war,  wurde  getrennt,  (ihre  Versammlung  =)  was  zu- 
sammenhing, ward  aufgelöst",  nicht  mit  Lyon:  „ihre  Macht  ward  hingegossen".  Kisir  und 
pidmr,  pitarruru  und  naspuhu  entsprechen  einander  im  Parallelismus  membrorum.  Ist  etwa 
die   Grundbedeutung    „streuen"?    siehe    Höllenfahrt   Obv.  11    eli   daläti   u   sihkure   sa-pu-uh 


1)  Nicht:    „und  vernichtete   ihn  sammt  und  sonders"  Bezold,   KB  II,  S.  103,  col.  IV,  42.     S.  dazu 
Lehmann,  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1891  Nr.  25,  Sp.  790. 


Erläuterungen  zur  Bilinguis  Z.  9  bis  11.  43 

(Pernians.  I,  Form  jJü)  ipru  „auf  Thüren  und  Riegel  war  Staub  gestreut'.  Wie  man  sieht, 
schwankt  der  Zischlaut.  Bei  Saryon  und  im  Tiamat-Kampi'  bietet  sich  D,  man  könnte  daher 
geneigt  sein,  das  letztcitirte  sapiih  der  Höllenfahrt  einem  Verbum  sapähu  nVZ'  zuzutheilen,  das  mit 
jenem  nicht  unmittelbar  zusammenhinge.  Doch  giebt  es  noch  eine  Stelle,  an  der  es  zum  Mindesten 
zweifelhaft  ist,  ob  s  oder  s  zu  lesen  ist,  nämlich  Hammurabi,  Lou  ;re  Col.  II  Iff.  Jcalama  Sumcriim) 
u  AJcJcadim  nise-sunu  ^yt^}}}}-  ^)ap-ha-tim  lupahhir.  ^}t^y}jj  eigentlich  =  sah,  sah  hat 
nach  S^  1  Col.  III  =  V  R  38,  51ghi  in  der  Bedeutung  damcücu  die  Aussprache  sa;  damit 
ist  aber  nicht  gesagt,  dass  das  Zeichen  sag  und  saß,  wenn  es  für  die  Silben  verwendet  wird, 
denen    sein  Begriffswerth    nach  Verklingen    des    auslautenden   Consonanten    lautlich    entspricht. 

nicht  daneben    auch    den  Lautwerth  sa  gehabt  hat,   also  s{s)a-up-ha-tim.  —  i^^^  ^^^ 

^>^]\=sa2)häti.  Dafür,  dass  i^Cl^i:  hier  den  gewöhnlichen  Lautwerth  des  Zeichens  hir  hat, 
spricht  das  ra  des  Status  prolongat.    Bestätigt  wird  diese  Annahme  dadurch,  dass  V  R  15,  8 

iE]  -6^^^  -6^^^  ^^M  =  surrutu  ist,  während  dem  Verbum  sarätu  S^  59,  vergleiche 
III  R  70,   10,  im  Protobabylonischen  ebenfalls  bir  entspricht,    aber  als  Aussprache  eines  ganz 

anderen  Ideogrammes:  '^Il<y^|.  Die  Verdoppelung  des  Stammes  drückt  V  R  15,  8  cit.  die 
Intensivform  aus,  in  unserem  Falle  dient  sie  dagegen  wohl  eher  zur  Bezeichnung  des  Plurals. 

10.  Ueber  die  Verwendung  von  kingi  ^T^  zum  Ausdruck  von  mät  AJckadi  an 
dieser  Stelle  s.  Th.  I  S.  81  Anm.  3.  In  dimmer  gal-gal-e-ne  =  iläni  rahüti  ist  der  Plural  des 
Adjectivs  durch  Verdoppelung,  des  eine  Persönlichkeit  bezeichnenden  Nomens  (CV  13,  ZK  I  199 
u.  Anm.  1)  durch  angehängtes  e-ne  ausgedrückt;  beachte  dabei  die  Stellung  dieses  e-ne  hinter 
dem  Adjectiv,    getrennt  vom  Nomen:    Einschachtelung    (s.  Theil  I  S.  169).     Die  Stelluno-  des 

Mngi  CTirra  (?)-^|l  [  \ov  =  dimmer  gal-gal  {g''ul-g''id-)ene  ist  vom  Standpunkt  sumerischer 
Syntax  aus  nicht  zu  rechtfertigen:  es  heisst  pa-te-si  Sir-pur-la-t^\\  und  nicht  umgekehrt. 
Hier  scheint  der  Verfasser  sclavisch  dem  neu  babylonischen  Vorbild  gefolgt  zu  sein.  Die  Vor- 
ausnähme des  dem  babylonischen  hadis  entsprechenden  sumerischen  gidli-es  ist  wohl  o-ar  ledig- 
lich Rücksichten  der  Raumvertheilung  zuzuschreiben (?). 

11.  Ippalsü-inni^)  =  ide-mun-sin-bar.  iUfta«  Personalpräfix  3.  Pers.  „hier  pluralisch 
gebraucht;  vergleiche  Zeile  18  gu-mun-nin-ri  =  lu  irmi  „er  ihn  (den  Sitz)  einnahm";  siehe 
auch  ZK  I  169  u.  Anm.  1;  sin^)  incorp.  Verbalregime  3.  Pers.  bezieht  sich  auf  ide  „Auge*. 
Ueber  men  s.  Theil  II  S.  33. 


1)  So  zu  lesen.  Näheres  siehe  bereits  Lehmann,  ZA  II,  451  f.  —  Uebrigens  wäre  wegen  des 
sumerischen  Lautwandels  von  g  zn  b  (Th.  I  S.  144  sub  1)  noch  die  Möglichkeit  in  Betracht  zu  ziehen,  dass 
das  Zeichen  nicht  als  s(s}a,  sondern  als  s{s)ap  zu  fassen  wäre  und  das  folgende  ap,  wie  öfters,  nur  als 
phonetisches  Determinativ  fungirte :  s{s)ap-{ap)-ha-tim. 

2)  Für  naplusu  nimmt,  wie  früher  schon  Opfert,  Zimmern,  BB  18,  ein  Schwanken  des  Zischlauts 
an.  Von  den  zum  Beleg  angeführten  Stellen  kommt  die  aus  den  Sargonsannalen  nach  Winckler's  neuer 
Angabe  in  Wegfall,  und  was  das  Züricher  Vocabiilar  (Col.  IV,  25 sq.)  anlangt,  so  will  dieses,  so  scaeint 
es  mir,  gerade  das  GegentheU  von  dem  andeuten,  was  Zimmern  daraus  entnimmt.  Es  macht  darauf  auf- 
merksam, dass  in  naplastu  , Waage"  =  ^^J     [       —  auch    das  Ideogramm  ist  ja  von  ^J»-    >»|-  =  uaplusn 

grundverschieden  —  ein  anklingendes  Nomen  anderen  Stammes  (H^'PS  „wägen")  und  gänzlich  verschiedener 
Bedeutung  vorhanden  ist. 

3)  Meinen  Vorschlag,  die  Formen  sin,  sitn{b)  als  durch  Mouillirung  des  n  aus  uin  etc.  entstanden 
anzusehen,  wies  Herr  Prof.  Hommel,  wie  ich  zu  Th.  I  S.  148  nachträglich  bemerke,  brieflich  zurück,  indem  er 
auf  das  Vorkommen  der  s-Form  schon  in  den  Gudea-Inschriftcn  hinwies.    Ob  damit  die  Frage  erledigt  ist? 

6* 


•44  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

12.     Stdhon  =  di-ib-bi,  so  ist  7a\  lesen,  nicht  etwa,  wie  ieli  in  der  Umschrift  (S.  6) 

zweifehid  ijjethan,  di-^-ib-bi;  die  Form  *^^*^I|  des  gewöhnlich  j^]]  geschriebenen  Zeichens 
kommt  in  Texten  ans  selencidischer  nnd  arsacidischer  Zeit  mehrfach  vor.  —  Dib  oder  dim  (zu 
sprechen  wohl  div  Haupt,  CV  29,  7)  ist  eme  saZ-Form  des  Wortes  gim  =  sakänu,  banü^  kalämii, 
tiidhimn  .schaffen,  vollenden,  (neu)  herstellen"  etc.;  vgl.V  Rll,32ef.  Eine  interessante  Schreibung 

bietet  II  R  26  Nr.  1  Addenda  Strassm.  AV.  S.  269,  Nr.  1935  u.  S.  563,  Nr.  4525  geschrieben  I^Tf 

(Glosse  di-ib)  Ihlj'  während  ideographisch  ^^  =^  dib  =  sabntu  „fassen".  Ferner  siehe  IV  R 
30,  14c  idi  }U(=^diva  (geschrieben  di-ma)  mii-0u{?)-]cu{?)  =  ina  arhi  lä  musallimu  sattisu, 
IV  R  13,  3  b  di-zu-ia  ina  hdmi-Jca ,  vergl.  IV  R  1,  12  a  enenene  gim-ma  =^  simu  binüt^ 
IV  R  10,  44a,  39b  se-bi-da  dibbamn  =  Ißt  (djfü  ,,die  Sünde,  die  ich  gesündigt,  begangen 
hatte".  Aus  diesen  Stellen  ersehen  wir,  dass  dib  im  stat.  prol.  gewöhnlich  dib{b)a,  div{v)a, 
nicht  etwa  di-ib-bi  lautet,  und  deshalb  werden  wir  das  bi  als  Postposition  auffassen,  die,  wie  in 
Z.  6  das  na,  ohne  schriftlichen  Ausdruck  des  stat.  2^rol.  an  den  Stamm  angefügt  ist.  Zu  lesen 
wäre  dirä-bi  d.  i.  ,, Vollenden   —  zum"  =  ana  hdluni  ,,zur  Vollendung".  —  Das  Ideogramm 

0^*^*7-  ist,  wenn  =  2)(i*'SM  sa  ili,  wie  es  hier  der  Fall,  nach  V  R  19,  33cd  Jens  zu  sprechen.  — 
Kidude  =  Jxi-du-dn;  das  Wort  findet  sich  regelmässig,  wie  hier,  in  Verbindung  mit 
pard.  vergleiche  S*  20,  21,  S^  29 ,  P*  9;  Sanherib  Bellino  (Layard  G3  ,  35)  ist  Imdude 
nach  Delitzsch's  Mittheilung  Fehler  der  Ausgabe.  Kidudü  ist  wie  parakhu  und  hilludü 
Lehnwort  aus  dem  Sumerischen;  dafür  spricht  unter  anderen,  dass  diese  drei  auf  cultische 
Dinge  bezüglichen  Wörter  die  einzigen  sind,  welche  in  beiden  Fassungen  der  Bilinguis  an- 
gewendet erscheinen,  während  sich  in  der  neubabylonischen  Version  im  Allgemeinen  Neigung 
zum  Purismus  kund  thut  (siehe  die  Uebersetzung  von  Tindir  durch  sidtat  halätu  Z.  14  etc. 
vgl.  Theil  I  S.  105).  Da  du  im  Sumerischen  =  amü  ,, reden",  so  ist  ki-du-du  ,.Erlass,  Ge- 
bot" offenbar  aus  diesem  Stamm  gebildet  durch  Reduplication  und  Vorsatz  des  Präfixes  ki, 
das  nicht  nur  zur  Bildung  von  noniina  loci,  sondern  überhaupt  von  Abstractis  verwendet  wird 
{ki-ag{g)a  ,, Liebe")   Hommel,   ZK  I  196.  —    Masiitu  =  sumerisch   galammdbi.     Dieses  galant 

finden  wir  K  5157  (ASKT  181  sub  XII:  ^t^zf  >~t-'^-;su  ga-lam-ma  t]!]  ^  idjallik  mät-ka 
,,er  vernichtete  Dein  Land".  Zwischen  den  Begriffen  ,, zerstört  werden"  und  ,, vergessen"  d.  h. 
,,aus  dem  Gedächtniss  vertilgt  werden"  ist  eine  Brücke  leicht  geschlagen  (vergl.  bes.  S^  32), 
dahe)'    ist    unser   galammäbi  =  masiiti   sicher    dasselbe    sumerische  Wort.     Ich    habe    (Theil  1 

S.  145  o.)  Delitzsch  beigepflichtet,  der  in  galant  und  y'  -galamma  künstliche  Entlehnungen 
und  LTmformungen  aus  dem  assyrischen  huläku  und  sahluktu  erblickt.  Doch  will  ich  nicht 
versäumen,  auch  eine  gegentheilige  Ansicht  hier  zu  Worte  kommen  zu  lassen.     Hommel  macht 

darauf  aufmerksam,  dass  assyrischem  iläni  sahhikti  .  .  .  sumerisches  dimmer  na-im-]^\   na-ini- 

^^^'fj^-igil^lii]  entspricht  und  dass  IV  R  11,  21b  na-hn-^^'^'^'^-li-hn-^^]  imnia-nin-ma 
lautet,  so  dass  wir  in  22b  ergänzen  dürfen:  [sa-a]i-lu-]idt-ta  istakkan  ,,er  riciitete  Verderben 
an".  Nimmt  man  dazu  noch  V  R  11,  13def  na-im-gil  =  nam-gil  =  sahluktu,  so  ergeben 
sich  als  Aequivalente  für  haläku,  hulluku  seine  Ableitungen  und  Synonyuie  (mastl)  gil,  gilini 
und  unser  galant.  Hommel  sieht  diese  Formen  als  Modification  Eines  Stammes  an,  dessen 
ältere  Form  gal  wäre,  während  in  der  eme  sah  speciell  gil  erschiene  (vgl.  man  und  min  ,,zwei", 
sam  und  sim  ,,vier");  galant  und  gilini  wären  aus  dem  einfachen  Stamm  durch  Hinzutreten 
eines  formbildenden  Elementes  m  entstanden ,  tibex  dessen  Functionen  Näheres  noch  nicht 
auszusagen  ist.  —  Galanmia  ist  phonetisch  geschriebener  stat.  prolong. ,  an  welchen  sich  die 
Postposition  bi  knüpft.  Dieses  bi ,  welches  Adverbien  und  Participien  bildet,  liesse  sich 
als  Zustandspartikel  bezeichnen;  es  fügt  der  durch  den  Verbal-  oder  Nominalstamm  aus- 
gedrückten Thätigkeit   oder  Eigenschaft    den  Begriff  der    Dauer,    des  Beharrens    in    derselben 


Erläuterungen  zur  Bilinijuis  Z.  12  bis  15.  45 

"hinzu  und  ist  im  Grunde  identisch  mit  der  Postposition  hi  in  ßalam{m)ühi  „im  Zustande  der 
Vernachlässigunf^r,  vernachlässigt'',  (jal{lä)-hi  „in  der  Grösse,  gross"  (II  H  19,  24),  )iur{rä)-hi 
„in  der  Gewalt,  gewaltig".  Fernere  Beispiele  siehe  bei  Haupt,  SFG  30,  Anm.  3.  In  der- 
selben Weise  werden  die  Postpositionen  ku  und  na  verwendet,  lieber  erstere  siehe  bereits 
Theil  I  Seite  146 f.;  für  na  vergl.  Theil  II  S.  34  zu  7  und  8. 

13.  C/^m  =  sumerisch  ul-li-es;  vgl.  IV  K  17,   15a  (Brünnow  9138)  ul-li-es  =  elsis 

,, frohlockend",  S**  98,  99  wird  demgeraäss  Aussprache  für  das  Ideogramm  ^^|<  =  nllu,  ulsii 
in  der  linken  Columne  ul  einzusetzen  sein.  Dieses  ?(Z  scheint  mir  nicht  ganz  über  den  Ver- 
dacht einer  Entstehung  durch  Verkürzung  aus  dem  semitischen  idsu  erhaben.  Es  wäre  er- 
klärlich, wenn  gegenüber  dem  Reichthum  des  semitischen  Assyrisch  an  Worten  für  ,, Freude, 
Jauchzen,  Frohlocken"  diejenigen,  die  unter  veränderten  Verhältnissen  die  ärmere  alte  Sprache 
anzuwenden  für  nöthig  hielten,  sich  durch  Entlehnung  geholfen  hätten.  —  In  imhü-inni-ma 
=  sumerisch  gu-mun-sä-a-hi-ije-am  ist  nmn  pron.  2^crs.  3.  Pers.  (siehe  o.  zu  Z.  9),  „sie,  die 
Götter",  während  hi-ge  dem  inni  entsprechen  muss.  Freilich  wäre  die  Verwendung  des  sonst 
nur  als  Suffix  gebrauchten  bi  als  pron.  abs.  3.  Pers.  mit  angefügter  Postposition  ^t^  ^^^^ 
auffallig.     lieber  ^I^  =  ^rlJ!  vergleiche  u.  A.  Hommel,  ZK  I  169,  203,  323. 

14.  Ultu  Idrih  =  ^^lUI  {U)Jcir  (S''  253  und  257).     Wir  vermissen  ein   Aequivalent 

für  ulhi,  etwa  ,,^a";  —  *^>~-\^  {*^)  \]^]  =  Asur.  Der  Wegfall  des  sonst  nie  fehlenden  *^ 
in  der  neubabylon.  Fassung  ist  wohl  auf  ein  Versehen  des  Schreibers  zurückzuführen,  vergl.  zu 
Z.  32.  Das  Ideogramm  ist  jedenfalls  eine  spät  entstandene  Künstelei.  Bedeutet  es  Stadt  (ki) 
der  alten  (til)  Regierung,  des  alten  Regierungssitzes  (bal) :  Bal-til-{ki)  (s.  Tiele,  Gesch.  S.  84), 
so  könnte  diese  Benennung  erst  entstanden  sein ,  nachdem  die  Residenz  der  Assyrerkönige 
nach  Ninive  verlegt  war.  Die  üebersetzung  Tin-dir-ki  =  snbat  (dir  für  dtir  =  asäbii)  balätu 
(tin)  trifft  wohl  kaum  die  ursprüngliche  Bedeutung  (vgl.  Jensen,  ZA  I,  417);  fa  Postposition 
des  Ortes  und  der  Richtung  „woher"  und  ,, wohin"  (ASKT  140,  §  11) ;  hier  im  letzteren 
Sinne  (oder  etwa  combinirt  =  idtu  und  una?'?). 

15.  Itti-ia  =  2ag[gä-)bi\  itti  ,,mit",  ursprünglich  ,,zur  Seite",  ^t^^  =  idn^  ittu, 
ludu  (Brünnow  6476,  6480,  6434).  —  Zu  bi  (3.  Pers.)  =.iü  (1.  Pers.)  vergleiche  S.  33  u.  — 
In  gul  =  hadis  ist  das  Nomen  als  Adverb   gebraucht.     Vgl.  dagegen  Z.  9  u.  32  gidli-es.   — 

Lü  'fm  =  sumerisch  ge-en->^\  H^f.  Einer  beabsichtigten  und  seit  1887  (s.  S.  28  Anm.  1) 
im  Manuscript  fertig  gestellten  ausführlichen  Darlegung  über  Vorkommen  und  Bedeutung  des 
babylonisch-assyrischen  ärti  „sich  aiif  den  Weg  machen ,  vorwärtsschreiten"  bin  ich  durch 
Delitzsch,  Wörterbuch  358  ff",  überhoben.  Es  sei  daher  nur  gestattet  zu  bemerken,  dass  ich 
die  Bedeutung  bereits  in  meiner  Dissertation  1886  richtig  erkannt  hatte:  „progressus  est" 
p.  21  (vgl.  damit  Wörterbuch  304  Anm.  1),  dass  ich  aus  Delitzsch's  Zusammenstellung  ersehe, 
dass  mir  keine  der  wichtigen  Stellen  entgangen  war,  und  dass  ich,  im  Gegensatz  zu  Diss. 
p.  48,  wie  Delitzsch,  zur  Ansetzung  des  Stammes  als  "l^X  [mediae  infirmae)  gelangt  war,  von 
welchem  der  Stamm  Hll  (wovon  urü  ,,er  sandte")  wohl  zu  unterscheiden  ist:  während  Jensen, 
ZA  I  165 tf.  Anm.    1   Ableitungen   beider  Verbalstämme   unter   der  Wurzel  TIN  zu  vereinigen 

scheint,  mit  welcher  er  umair  =  \tvair  für  \iair  zusammenbringt.  —  Dass  der  durch  *"*T~ 
Asari  bezeichnete  Gott  Marduk  ist,  zeigt  die  protobabylonische  Fassung,  die  eine  der 
gewöhnlichen  Schreibweisen  des  Gottesnamens  bietet,  und  die  Fortsetzung  Zeile  16,  wo  der- 
selbe direct  als  *"n~  ^>~^^  I  bezeichnet  wird.  Wir  haben  (S.  44  zu  Z.  12)  bereits  hervorgehoben 
dass    alle    Bestandtheile    der    neubabylonischeu    Fassung,    wenn    sie    nicht    etwa    mit    den    ent- 


46  Zweiter  Theil,   zweiter  Abschnitt. 

sprechenden  AVörtern  der  sumerischen  Redaction  gleichhiuten,  von  vornherein  Anspruch  darauf 
haben,  als  echt  semitisch  angesehen  zu  werden.  Es  giebt  ein  assyrisches  Verbuni  asäru 
„binden",  davon  z.  B.  mesir  ,,das  Band"  etc.  Fassen  wir  unser  asaru  als  einen  Berufsnamen 
der  Form  fa"al  oder  fa"äl  (s.  Lhotzky,  ÄS2(rn.  S.  25),  so  würde  sich  als  Bedeutung  des  Namens 
ergeben:  „der,  der  berufsmässig  bindet",  der  ,, Banner,  Beschwörer"(?) ,  ein  Name,  welcher 
recht  wohl  passen  würde  für  Marduk,  den  Gott,  der  als  deus  averrimcus  v.ax'  i'%oyr(v,  als  Be- 
zwinger der  bösen  Geister  (vgl.  die  Legende  von  den  sieben  bösen  Geistern  ASKT  76,  26  ff.) 
bezeugt  und  bekannt  ist.  —  Freilich  wäre  bei  dieser  Annahme  namenthch  die  Schreibung  asaru 
statt  assaru  bedenklich,  um  so  mehr,  als  ein  Wort  assarti  offenbar  ganz  anderer  Bedeutung 
existirt,  das  uns  unten  (L*  Col.  I  23)  noch  weiter  zu  beschäftigen  haben  wird.  Im  Sumeri- 
schen entspricht  *^*T~  *^^y^T'^>4-  *^]]K]  ^ITI-  Dieser  Name  wird  —  mit  Weglassung  des 
letzten  Zeichens  —  als  der  fünfte  Name  des  Gottes  MarduJc  angegeben  auf  der  Liste  von 
Götternamen  II  R  55,  68 cd;  dabei  findet  sich  zwischen  den  beiden  Zeichen  eine  Glosse, 
deren    verstümmelte   Spuren    von    der    Mehrzahl    derer,    die    das   Original    geprüft    haben,    in 

üebereinstimmung   mit    der  Ausgabe    in  II  R,    als    \y   >^   ^TTl   a-sa-ru   gelesen  wird.     Eine 

Ausnahme    macht  Haupt    mit    der    Lesung    j*^  p^   "^11^    aus    der    zu    schliessen    wäre,    dass 

»-t^T^y>-y  mir  zu  lesen  sei.  Diese  Ansicht  ist,  trotz  Hommel,  dessen  Gründe  wir  unten  prüfen 
werden,  aufzugeben^).  Jenes  asaru  ist,  trotzdem  es  als  Glosse  in  der  linken  Spalte  eines 
Vocabulars  figurirt,  so  gut  ein  semitisches  Wort,  wie  das  auf  derselben  Tafel  Z.  48  als  Glosse 
erscheinende  akkado-assyrische  Wort  nagpu   (vergl.  Theil  I  S.  110  Anm.  5)   und  mit  unserem 

asari  sicher  identisch.  Um  eine  Lesung  für  >^^I<T>^y  sind  wir  nicht  in  Verlegenheit,  da 
S''  268  das  Zeichen  durch  sumeriches  silig  =  sagapuru  , Führer,  Oberster"  erklärt.  Ob  das  ri 
selbständigen  Sinnwerth  hat  oder  nur  eine  lautliche  Function  im  Anschluss  an  silig  [silig  : 
silig :  siligri  [sprich  silijiji)]  vgl.  Theil  I  Seite  104  Anm.  5  und  Seite  148  Anm.  4),  ist  nicht 
sicher  auszumachen.     Dieses  silig  kehrt  wieder  in  der  Z.  16  angewandten  Schreibung   unseres 

Gottesnamens  *-^   '"H^^'^i    ^►ffi   '^^  zieren  Erklärung  noch  nicht  geglückt  ist=^). 

16.  Belum  =  K.  Für  diese  Gleichung  siehe  besonders  den  neusumerischen  Text 
lY  R  9  und  die  weiteren  von  BküNNOW  8659  grösstentheils  aus  neusumerischen  Texten  zu- 
sammengestellten   Citate.     Das  Vocabular  V  R  36  Obv.  Col.  II,    11    giebt    auch    ausdrücklich 


1)  Hommel,  Semiten  492,  232,  Strassm.,  AV  564,  3135,  Zimmern,  Bß  49  zu  15,  Jensen,  ZK  II,  4, 
Haupt,  ASKT  37,  22. 

2)  Von  den  bisherigen  Versuchen,  diese  Bezeichnung  zu  erklären  (s.  Delitzsch,  AL^  60  Anm.  5, 
Jensen,  ZK  I  309,  Gdtakd,  Hernie  de  Thistoire  des  religions  Seite  270  f.),  scheint  mir  keiner  zu  befriedigen. 
Auch  ich  vermag  keinen  sichereren  und  besseren  Vorschlag  zu  machen ;  aber  vielleicht  läast  sich  wenigstens 

die  Richtung  angeben,  in  welcher  die  Lösung  zu  suchen  sein  kann.  Da  ^^yy  amelu  „Mensch"  als  Deter- 
minativ von  Berufanamen  und  dergleichen  verwendet  wird,  so  möchte  ich  unter  allem  Vorbehalt  darauf 
hinweisen,  dass  die  fragliche  Schreibung  den  Marduli  als  den  Obersten,  den  Führer  einer  durch  die  Gruppe 

^^m  i^  bezeichneten  BerufscIasse  hinstellen  könnte.  Dass  diese  am  Wahrscheinlichsten  unter  der 
Priesterschaft  zu  suchen  sein  würde,  ist  klar.  Aber  mir  ist  keine  Priesterciasse  bekannt,  deren  Angehörige 
als  ^^Sf  -^  bezeichnet  würden.  —  Wer  sehr  kühn  sein  wollte,  könnte  aber  darauf  hinweisen,  dass 
.^  Ideogramm  für  asäru  „rechtleiten"  ist  und  dass,  da  die  Ideogramme  semitischerseits  gern  für  ähnlich 
klingende  Wörter  verschiedenen  Ursprungs  verwendet  werden,  es  nicht  überraschen  würde,  wenn  eine 
Gleichung  .^  =  asäru  aufgefunden  würde,  die  uns  gestattete,  den  Asaru  =  Marduk  als  den  Obersten 
derjenigen,  welche  die  bösen  Geister  binden,  bannen,  beschwören,  den  Obersten  aller  Beschwörer  aufzu- 
fassen. 


Erliluteningen  zur  Bilirnjuis  Z.  15  bis  18.  47 

an,  dass  \  —  zu    sprechen    umim   (tivun)  —  speciell    der    enie   sal   angehöre.     So   steht  denn 

auch  IV  R  9,   1/2  ^|*^^^!|    »^   ^iTT  u-mti-im,    während  die  Wiederholun«^  in  den  folgenden 

Zeilen  \    bietet,    das    dann    elienfalls  umun    zu    lesen    ist.     Die   neusumerisch    abgefasste  Tafel 

IV  R  60,  21,  28b,  58d  schreibt  das  Wort  i"-^^^.  Vergl.  ferner  II  K  27,  43ab,  wo  mit 
Zimmern  zu   ergänzen   ist    [u-]mu-im   und  II  R  27,    57/8  =  ASKT  33,    707.     Dass    freilich 

dieses  \  in  der  Bedeutung  helu  auch  einfach  den  Lautwerth  ii  haben  kann ,  scheint  V  R  36 
Col.  I,  18  zu  lehren.  —  Wir  haben  hier  einen  von  den  Fällen,  wo  ein  Wort  der  älteren 
Sprache  im  Neusumerischen  durch  ein  etymologisch  grundverschiedenes  Wort  verdrängt  wird 
(vgl.  Theil  I  S.  162).  Dies  geht  so  weit,  dass  selbst  in  den  Götternamen  eine  Wandlung  ein- 
tritt, z.  B.  Midlil  {Mun-lil)  statt  Illil  (En-lil).  Man  kann  diese  Erscheinung  erklären  ent- 
weder durch  das  Eindringen  fremder  oder  sagen  wir  modificirender  Elemente  in  die  alte 
Sprache  oder  aus  der  linguistisch  vielfach  beobachteten  Thatsache,  dass  früher  seltene  und 
ungebräuchliche  Wörter  die  bisher  gebräuchlichen  verdrängen.  Für  letzteres  scheint  einen 
Anhalt  zu  bieten  die  von  Zimmern  aus  II  R  33,  3e,  HR  47,  54  ef,  V  R  37,  34  a  mit  Wahr- 
scheinlichkeit erschlossene  ältere  Form  tigun,  zu  der  uvun   als  neusumerisches  Correlat  stimmen 

würde.  —  ►^lIM  "^liR^  ^Hl^lU^-  ^i^  Aussprache  Esagil  gegenüber  der  noch  von 
ScHRADER,  KAT^  122  als  möglich  angesehenen,    in  der  englischen  Ausgabe  COT  I,  107  aber 

bereits  verworfenen  Lesung  E-sag-ga  ist  gesichert  durch  die  häufige  Form  ^if  |  j  ^' |^-  ^ZJ 
E-sag-gil,  siehe  z.  B.  S^  6,  L*  Col.  II  30,  V  R  56  Col.  II  22  und  in  Nabimaid's  sogenannten 
«Annalen"   (TSBA  VII  p.  157  ff.,   UAG  154  f.)  Obv.  Col.  II,   7,  12  Rev.  Col.  I,    17,  28.  — 

Same  u  irsiti  =  *~*^  \IbI  \y-  Sehr  gewöhnliche  Verbindung,  vergleiche  ASKT  42,  59b, 
IV  R  18,  30,  31b,  V  R  51,  50  b  etc.  vgl.  Brünnow  Nr.  437  p.  29.  Ueber  eine  andere  Art 
der  Verknüpfung  zweier  —  und  gerade  dieser  zwei   —  Nomina  s.  o.  bei  Z.  4.   — 

18.  Suhat  =  C^]2f.  Diesem  nach  S''  354  hara  zu  sprechenden  Zeichen  entspricht 
im  Assyrischen  gewöhnlich  das  Wort  imrahhu  und  so  auch  Z.  19  unserer  Inschrift.  Man  hat 
dieses  Wort  in  verschiedener  Weise  gedeutet,  a)  als  „Altar,  Schrein",  auch  wohl  „Opfer", 
b)  als  „Heiligthum",  c)  als  „abgeschlossener  Raum,  Gemach",  daher  „ Allerheiligstes,  Aller- 
innerstes, cella,  aövtov,  Schrein",  d)  als  „Sitz,  Thron",  e)  gewissermassen  durch  Combination 
der  Bedeutungen  sub  c  und  d  als  ,, Throngemach"  und  schliesslich  tritt  als  neueste  Deutung 
Winckler's  „Halle"  hinzu. ^).  Nach  meiner  üeberzeugung  ist  „Sitz,  Thron",  soweit  die 
ursprüngliche  Bedeutung  in  Betracht  kommt,    die    einzig   richtige  Uebersetzung.     Während  in 

der  Zeile  ^]Q  geradezu  den  Sitz  suhtu  wiedergiebt ,    folgt  in  Z.   19  der  sumerischen  Fassung 

auf  ^][pf  als  erklärende  Apposition  \l*-]  ]>-] :  Jci  (Ort),  dttr  (Sitz),  ,,Ort  des  Sitzens,  Sitz", 
dieselbe  Gleichung  findet  sich  II  R  35,  51/2  c  und  ASKT  75,  5  bara  kidur-bi,  und 
im  Einklang   damit  wird   II    R  49 ,    35ab,    IV  R   5,    48a,   IV  R  9,   24a,    V   R   16,    53ef, 

^]Q  überall  durch  kibtii  respective  gidlatum  „Sitz,  Niedei-lassung"  übersetzt.     II  R  35,  56  c 

lesen  wir  dagegen  ^]Q  M  diir-gar-ra  =  nimedu.  Hier  wird  bara  durch  ,.den  Ort  dessen, 
der  Sitz  macht  (==  Platz  nimmt)"  näher   bezeichnet;    nimedu   aber,    öfters  in  Verbindung  mit 


Ij  a)  Opfert,  Etudes  Ässyriemies  p.  97;  GGA  1884  S.  384.  Schr.aüer.  KAT-  579.  S.WCE,  TSBA 
III,  162.  —  b)  Flemming,  Nehuc.  S.  13.  —  c)  Delitzscu,  AL^  144.  Tiele,  Geschichte  444  u.  Anm.  2  ver- 
glichen mit  542  u.  Anm.  1.  —  d)  JENSEN,  Kosmol.  85,  235  u.  Anm.  1,  vergleiche  87  Anm.  2.  —  e)  Delitzsch, 
ZA  II,  420.  —  f)  WiNCKLEB,  KB  IIT,  2  S.  15  (Col.  111  1.  2).  „Säle"  S.  17,  Z.  57  ist  doch  wohl  nur  Druck- 
fehler für  , Halle". 


48  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

Ji-ussii ,  ist  der  erhabene  Sitz,  der  „Thron",  Ncbuc.  I  R  63  Col.  VIII  19  niinedu  sarrüti-ia; 
Sank.  Insclir.  von  Kaisarieh^)  ina  Jmssi  nimedi  tisib.    Vgl.  Evetts,  ZA  III  327.    Ferner  wird 

II  R  31,  51cd  (SträSSM.,  AV  6969)  ^][pf  dur-gar-ra,  „der  auf  dem  iora  Platz  nimmt",  und  ebenso 

in  der  folgenden  Zeile  desselben  Vocabulars  ein  complexer  Ausdruck,  in  welchem  ^I5f  ^*^PP^^^ 
vorkommt,    übersetzt   durch  usih  paraJcJci,    wie    in    unserer  Inschrift.     Sehr   deutlich   zeigt  die 

Bedeutung  „Sitz"  die  Stelle  VR  51,  31b  bara  yal-gal  {g^iil-g^ul-)la  an-hi-hi-da-*^]]]  e-ne-ir 
nwn-na-laij-gi-es  =  ina  jMraJcJci  sa  same  u  irsitim  säsu  ik^sazusu.  All  dies  beweist,  dass 
parakl'u  stets  in  Verbindung  mit  Worten,  die  „Sitz,  sitzen,  (sich)  setzen,  niederlassen"  bedeuten, 
dass  es  ein  Synonym  von  suhtti,  gullatu,  nimedu  ist.  Delitzsch's  Uebersetzung  ,, Throngemach" 
ist  bereits  oben  kritisirt  und  als  irrig  erwiesen  worden'^).  Es  könnte  nun  Jemand,  um  für 
paraJiku  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  den  Begriff  des  Raumes  und  Gemaches  —  u.  A.  der 
unmöglichen  Ableitung  von  paräJcu  „abtrennen"  zu  Liebe  —  zu  retten,  darauf  hinweisen,  dass 
subhi  und  gullatu  nicht  blos  ,,Sitz",  sondern  auch  ,, Wohnung,  Wohnsitz,  Niederlassung"  be- 
deutet. Darauf  sei  erwidert,  dass  zunächst  schon  die  synonyme  Verwendung  des  Wortes  ni- 
medu, dem  dieser  Doppelsinn  nicht  innewohnt,  eiu  Hereinziehen  dieses  Begriifs  für  die  ursprüng- 
liche Bedeutung  von  parakku  ausschliesst. 

Ferner  berichtet  Nebucadnesar  Col.  III,  1  ff.,  dass  er  den  parakku  rabü,  parak  sar- 
rüti,  parak  belüti  d.  h.  den  grossen  Thron,  den  Sitz  des  Königthums,  den  Sitz  der 
Herrschaft  des  Gottes  Marduk  (^nicht  dessen  Altar)  mit  Silber  und  Gold  habe  schmücken 
lassen.  Und  TiELE  {Geschichte  542),  mit  welchem  ich  in  der  Uebersetzung  von  parakku  als 
„heiliger  Sitz,  sedes  sacra^''  (Th.  I  S.  122)  zusammentreffe  (doch  siehe  sogleich),  hebt  mit  Recht 
hervor,  dass  unter  dem  paraklii,  da  er  ganz  aus  massivem  Silber  bestehen  konnte,  unmöglich 
ein  Gemach,  geschweige  denn  ein  Gebäude  (also  auch  keine  „Halle")  verstanden  werden  könne, 
und  dasselbe  wird  selbst  da  gelten  müssen,  wo  nur  von  einer  Verkleidung  und  Ausschmückung 
des  parakku  mit  kostbarem  Material  die  Rede  ist.  Auf  diese  Ausschmückung  mit  kostbarem 
Material  bezieht  sich  auch  die  häufige  wiederkehrende  Bezeichnung  des  parakku  als  ellu 
„strahlend  hell",  Parakki  elliti  führt  das  Vocabular  II  R  35  Nr.  2  auf;  von  dem  parakku 
ellu  der  Sarpanit  spricht  IV  R  18,  ll/12a;  vgl.  dazu  ASKT  119,  14/15  ina  kussi  elliti  tisib-i. 
,,auf  glänzendem  Throne  sass  er". 

Weiter  überliefert  uns  Sank.  (Col.  IV  23),  dass  er  die  Schutzgötter  des  Landes  JBit-Jäkin 
ina  parakkisunu  weggeführt  habe;  da  man  einen  Wohnraum,  ein  Gemach  nicht  fortbewegen 
kann,  so  wird  auch  hier  wieder  deutlich,  dass  parakku  nicht  „Gemach"  heissen  kann.  Bezold 
bietet  KB  II  Seite  97  und  101  die  Uebersetzung  ,, Schrein".  Mag  dieselbe  für  gewisse  Fälle,  wie 
wir  sehen  werden,  vielleicht  nicht  ganz  unzutreffend  sein,  als  Deutung  des  Wortes  parakku  in 
seiner  ursprünglichen  und  allgemeinen  Bedeutung  ist  sie  jedenfalls  zu  verwerfen^).  Nicht  nur 
wird  dabei  der  Begriff  des  ,, Sitzes"  zu  sehr  in  den  Hintergrund  geschoben,  sondern  es  wird 
gleichzeitig  die  Möglichkeit  ausgeschlossen,  den  parakku  als  Attribut  wie  des  Gottes,  so  des 
Königs  aufzufassen ,  also  der  Begriff  im  Widerspruch  mit  dem  ausdrücklichen  Zeugniss  der 
Inschriften  über  Gebühr  eingeengt.  Der  Sitz  des  Königs  ist  der  Thron.  Die  assyrischen 
Götterbilder  finden  wir  dargestellt  nicht  in  Schreinen,  sondern  frei,  stehend  oder  sitzend  auf 
einem  niedrigen  Sessel,  so  namentlich  auf  äusserst  zahlreichen  Darstellungen  der  Siegel- 
cylinder    und    auf   der  Cultustafel  von  Sippar,    die  uns  den  Sessel  oder  Schemel,    auf  dem  der 


1)  Vgl.  mit  Sayce,  PSBA  1882,  Dec. ;  1883,  Nov.     Amiaud,  ZA  I  91  ff. 

2)  Vgl.  hierzu  und  zum  Folgenden  Leumann,  Berliner  Phil.  Wochenschr.  1891,  Nr.  25,  Sp.  789. 

3)  Um  die  Uebersetzung  durch  englisch  shrine,   Bezold,  PSBA  XI,  97,   steht  es  anders.     Deutsch 
„Schrein"  deckt  sich  ab^  damit  nicht. 


Erläuterungen  zur  Bilimfuis  Zeile  18.  —   Parakku  flöttersitz.  49 

Sonnengott  thront,  in  kunstvoller  Ausführung  und  Verzierung  vor  Augen  führt^j.  Für  diese 
Sitze  der  Götterbilder,  wie  für  die  Throne  der  Könige  i.st  bara  =  paraldcu  die 
technische  Bezeichnung. 

Besondere  Beachtung  erfordert  in  diesem  Zusammenhang  ein  Abschnitt  aus  der  grossen 
Inschrift  Nehucnd^iesar's,  in  welcher  der  parak  simäti  des  Marduh  eine  Rolle  sjjielt  und  welcher 
mehrfach,  namentlich  von  Tiele  und  von  Jensen,  zur  Bestimmung  des  allgemeinen  BegriflFs 
des  parakliu  herangezogen  worden  ist,  aber,  wie  mir  scheint,  mangels  völliger  Klarheit  in  der 
Fragestellung  nicht  durchweg  mit  glücklichem  Erfolg. 

Die  Stelle  (I  R  54  Col.  II,  54 ff.)  besagt,  dass  der  König  den  v^'  ^TT  »^^e»  Duazaga" 
(resp.  Du-ku,  woher  möglicher  Weise  der  Name  Marduk  als  mär  Diiku,  Sohn  des  Diikii,  siehe 
Jensen,  Kosm.  S.  243),  „den  Ort  der  Geschicke  von  TJhhigina,  den  Sitz  der  Schicksal(sprüche),  auf 
(in?)  welchem  am  Zakmuku,  dem  Jahranfangsfest,  am  8.  und  11.  Tage  der  König,  der  Gott 
Himmels  und  der  Erde,  der  Gott-Herr,  sich  niederlässt,  und  wo  die  Götter  über  Himmel  und 
Erde  ihn  furchtsam  anschauen,  indem  sie  gebückter  Stellung  vor  ihm  stehen  (und  wo)  sie  auch 
mein  Schicksal  als  das  eines  Langlebigen  bestimmt  haben,  diesen  Sitz,  den  Sitz  des  König- 
thums,  den  Sitz  der  Herrschaft  des  Führers  der  Götter,  des  erhabenen  Marduk'^,  mit  Gold 
verkleidet  habe,  während  er  früher  nur  aus  Silber  hergestellt  war^). 

Jensen^)  zunächst  hat  nachgewiesen,  dass  der  Du-ku  und  der  Uhsiigina  im  Tempel 
Esagü  nur  Nachl)ildungen  von  Oertlichkeiten  sind  ,  die  in  den  kosmischen  Vorstellungen  der 
Babylonier  eine  Rolle  spielen ,  und  hat  aus  ihrem  Character  als  Bestandtheilen  des  Tempels 
Esagila  mit  Recht  Schlüsse  zu  ziehen  versucht  auf  die  Rolle,  die  sie  im  Weltenraum  spielen. 

und  auf  die  Bestimmung  ihrer  Lage  im  babylonischen  Kosmos.  Jensen  hält  für  V^'  ^TT 
die  Uebersetzungen  ,, herrlicher  (strahlender)  Hügel"  und  ,, herrliches  (strahlendes)  Gemach"  lür  mög- 
lich und  giebt  der  letzteren  Deutung  auf  Grund  unserer  Stelle  den  Vorzug.    Es  ist  nun  richtig, 

dass  \y^|  ^TT  sowohl  =  tülu  ellii,  wie  gleich  imrakku  ellu  sein  kann;  aber  durch  die 
von  Jensen  angenommene  falsche  üebersetzung  des  parakhu  als  ,, Gemach"  wird  Verwirr- 
ung   auch    in    die  Darstellung    und  Auffassung    der    für    die  Anlage    der    Räumlichkeit    maass- 

gebenden  kosmologischen  Vorstellungen  gebracht.  Der  \y^l  Kyy  steht  nach  Jensen  (2o6  f.) 
in  naher  Beziehung  zm  Berge  des  Ostens,  ja  aus  einer  Stelle  scheint  sich  zu  ergel)en,  dass  der 

■\y^I  ^YY  identisch  mit  dem  Berge  des  Ostens  ist.  Ein  ..Gemach''  kann  örtlich  mit  einem 
Berge  nur  so  in  Verbindung  gebracht  werden,  dass  es  in  oder  unter  den  Berg  verlegt  wird, 
wie  das  denn  auch  von  Jensen  geschieht.  Fasst  man  aber  parakku  als  Sitz  oder  Thron ,  so 
liegt,  wie  mir  scheint,  die  Annahme  ungleich  näher,  dass  der  Gott  der  Frühsonne  —  als  solcher 
wird  ja  Marduk  von  den  der  Kosmologie  Kundigen  angesehen  —  seinen  Sitz  auf  dem  Gipfel  des 
Berges  des  Ostens  hat,  während  schwerer  zu  verstehen  wäre,  was  er  unter  dem  Berge  zu  thun 


1)  Der  Sitz  des  sipparensischen  Sonnengottes  hat  keine  Lehne.  Doch  finden  sich  sehr  häuficr 
die  Götter  auf  Stühlen  dargestellt,  die  mit  Lehnen  versehen  sind,  und  namentlich  die  primitiven  Darstell- 
ungen auf  den  Siegelcylindern  geben  ein  unseren  heutigen  Rohrstühlen  ähnliches  Bild;  vgl.  z.  B.  den  auf 
dem  Titelblatte  des  Guide  of  the  Konyunjik  Gallert/   nachgebildeten  Siegelabdruck.     Es  scheint  mir  \icht 

ausgeschlossen,  dass  das  Zeichen  piT^   (s.   die   bisher  gefundenen   ältesten  Formen   bei  Ami.\ud-Mechixe.\u 
Nr.  125)  ursprünglich  (vgl.  Theil  l  S.  7  Anm.  5)  ein  rohes  Abbild  eines  solchen  Sitzes  gab. 

2)  \J^|  ^YY  ^^i''yiO'tn-tar-lar-e-ne  sa  üb-su-yin-na  parak  simäti  sa  iua  Zakmuku  res  satti  um  S 
um  11  Sarru  Dimmer  an-ki-a  Belli  iht  iramii  kiribsu  ihini  siU  §amc  ersiti  poUjis  utakküstt  kumsii  izzazü 
mahrussu  simat  ihn  darütim  simat  baläti-ia  isimt't  i»a  kirbi,  j^nrnÄ'^it  sii  parak  sarruti  parak  bcliiti  sa  asarid 
iläni  rubü  Marduk 

3)  Kosmologie  S.  234  tf.     Zijimekn-  a.  a.  0.  (S.  41  Anm.  1). 

Lehmann,  Samassumukin,  II.  7 


oO  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

haben  sollte.  Der  Uhsugwa^  der  Versammlungsraum,  in  dessen  Mittelpunkt  der  \^^|  ^yy 
steht,  würde  dann  der  obere  Theil  des  Berges,  der  Gipfel  sein,  auf  dem  sich  die  Götter  um 
den  auf  der  eigentlichen  Spitze  thronenden  Gott  schaaren.  Dass  der  Ubsiigina  nach  Jensen 
auch  zu  dem  öjijs«  Beziehungen  hat,  dürfte  kein  Hindernis  für  diese  Auffassung  sein,  da  ja 
auch  eine  Gegend  des  Himmels  als  a^;sM  gefasst  Averden  kann,  und  zwar  nach  Jensen,  Kos- 
mologie 88  gerade  die  Gegend  des  Himmels,  in  der  sich  die  Sonne  im  Frühjahr  befand  und 
aus  der  sie  im  Frühjahr  als  Blardvk  hervorging. 

Diese  Auffassung   empfiehlt  sich    weiter   auch    desshalb,    Aveil   sie   gestattet,   \i^l    ^YT 
in  dem  doppelten  Sinne  als  strahlenden  Sitz  und  strahlenden  Hügel  zu  fassen. 

Die  Ausschmückung  von  E-kua  (L*  14  vgl.  S*  9/10,  S^  14/15)  mit  Bildern  vom  ge- 
stirnten Himmel  würde    sich    unter  dieser  Voraussetzung  gerade  besonders  leicht  begreifen.   — 

Nun  zu  Tiele's  an  diese  Stelle  geknüpften  Schlüsse  über  den  parakku.  ParaJcktt 
deutet  TiELE,  wie  ich,  als  ,, geweihter  Sitz"  (S.  542);  er  bezeichnet  den  parakku  des  Mardnk 
aber  weiter  als  das  ,.Al]erheiligste"  und  erklärt  ihn  einmal  als  Adyton  oder  Arche  (S.  444), 
an  einer  anderen  Stelle  (542  Anm.  1)  als  eine  „cella"'  oder  ,^cista  mystica'^  Ob  damit  nicht  dem 
parakku  eine  zu  grosse,  seiner  deutlichen  Begriffsbestimmung  hinderliche  Vieldeutigkeit  gegeben 
wirdV  Zunächst  dürfte  die  Vorfrage  zu  erledigen  sein,  ob  a)  unter  dem  parakku,  von  welchem 
Xabiikudurrusur  spricht,  der  gewöhnliche  Gegenstand  dieser  Art  zu  verstehen  ist,  oder  ob 
b)  durch  imrak  simäti  eine  besondere  Art  von  Göttersitz  gekennzeichnet  werden  soll.  Tiele 
sagt,  der  Du-asag  ki-nam-tartar-ene,  der  heilige  Sitz,  die  Stätte  der  Schicksalsbestimmer,  sei 
das  AUerheiligste  des  Marduk,  der  dort  gewiss  beständig  weilte.  Wäre  das  richtig,  so 
wäre  auch  unsere  Frage  im  Sinne  von  a)  beantwortet.  Aber  der  König  sagt  ja  gerade,  dass 
Marduk  sich  am  Zagmiiku-F este  darauf  niederlässt  (iramü  kirihsu),  woraus  doch  wohl  zu 
schliessen  ist,  dass  er  sonst  einen  andern  Sitz  einnimmt,  und  diese  Anschauung  scheint  auch 
Tiele  selbst  ZA  H  S.  184  sub  2  und  sub  5  zu  vertreten.  War  demnach  der  parak  simäti 
ein  besonderer  für  die  Zwecke  der  Wahrsagung  eingerichteter  Sitz,  so  wäre  möglich,  dass  die 
Orakel  als  direct  vom  Munde  der  Gottheit  ausgehend  gelten  sollten;  für  diesen  Fall  musste 
das  Götterbild  den  Blicken  der  Uneingeweihten  entzogen  werden;  darauf  würde  die  Auffassung 
eines  solchen  besonderen  Sitzes  als  ,,aövTov'',  ^^cella'''  oder  ,,Schi'ein"  passen.  Oder  aber 
die  Priester  begnügten  sich  mit  verborgenen  Manipulationen,  zu  denen  ihnen  die  Einrichtung 
des  parakliu  die  Möglichkeit  gab,  Avährend  die  Götterstatue  frei  blieb;  dann  kommen  wir  auch 
hier  mit  der  Auffassung  als  ,,Sitz"  recht  wohl  aus.  Der  babylonische  Text  lä^st  keine  sichere 
Entscheidung  zu;  es  niüsste  denn  sein,  dass  man  das  ina  kirihsu  gegenüber  einem  ebenfalls 
möglichen  und  vielleicht  eher  zu  erwartenden  i^m  mtdjhi{eU-)su  urgiren  und  auf  eine  Um- 
schliessung  der  Götterstatue  durch  den  parakku  deuten  zu  müssen  glaubte.  Dass  aber  von 
einer  cista  mystica  die  Rede  wäre ,  scheint  mir  wenigstens  nach  den  aus  der  classischen 
Literatur  von  Otto  Jahn^)  zusammengestellten  Belegen  und  seinen  Ausführungen  dazu  in 
beiden  Fällen  ausgeschlossen.  Wenn  es  schon  als  Beweis  für  eine  aussergewöhnliche  Dimension 
der  cista  angesehen  wird ,  dass  ein  Kind  darin  verborgen  werden  kann ,  so  dürfte  eine 
Götterstatue  schwerlich  Platz  darin  finden  können,  und  ebensowenig  ist,  soweit  ich  sehe,  die 
Verwendung  der  cista  als  Sitz,  als  sedes  Sacra  bezeugt. 

Um  also  zusammenzufassen:  parakku  ist  der  heilige  Sitz  der  Gottheit,  und 
wie  der  König  nur  der  Statthalter  des  Gottes  im  Lande  ist,  so  theilt  er  mit  dem  Gotte  das 
Abzeichen  der  Herrscherwürde,  den  parakku,  den  Thron.  Es  ist  nicht  unmöglich,  jedoch 
durchaus  nicht  ausgemacht,  dass  speciell  unter  dem  parak  simäti  ein  Sitz  zu  denken  ist,  der 


Die  cista  tui/dica.    Hermes  III  S  317  ff. 


Erläuterungen  7,ur  Bilinf/ui.s  Zeile  18  und  19.  51 

die  Möglichkeit  bietet,  die  Götterstatue  den  Blicken  der  sicli  Nahenden  zu  entziehen,  also  ein 
Schrein,  ein  Allerheiligstes,  ein  äduror. 

Mit  der  vorstehenden  Ausführung  soll  nicht  geleugnet  werden,  dass  parakku,  das  ur- 
sprünglich nur  den  Sitz  göttlicher  Heiligkeit  oder  weltlicher  Majestät  bezeichnet,  in  späterer 
Entwicklung  auch  den  Raum,  in  welchem  solch  ein  parakku  sich  befindet,  und  schlies-slich 
auch  die  Person,  die  den  letzteren  einzunehmen  das  Recht  hat,  den  König  bezeichnet.  Man 
denke  an  den  ,, heiligen  Stuhl"  zu  Rom,  der  Bullen  erlässt,  Verträge  schliesst  etc.  Siehe 
II  R  31  Nr.  3  42  (vgl.  V  R  41,  4al)),  wo  pa-rak-ku  geradezu  =  samt  und  IV  R  46,  7a 
(Brünnow  G880),    wo  na-im-hara  =  samUii  gesetzt  wird. 

Siihat-su  =  sumerisch  hara{g)ä-ni  (Zeile  17).  Man  bemerke  die  Verwendung  des 
sumerischen  Pronominalsuffixes  ni ,  hier  wo  von  einer  Person  resp.  einem  als  persönlich 
gedachten  Wesen  die  Rede  ist.  Dies  ist  nach  AjiiäUD,  ZK  I,  245  ff.  die  dem  «-Stamm 
im  Sumerischen  zukommende  Function;  während  hi  für  Sachen  gebraucht  wurde.  —  Elliti 
=  clla\  letzteres  wohl  jedenfalls  Entlehnung  aus  babylonisch-assyrischem  ellu  (Stamm  hbr\ 
„leuchten").  (Vergleiche  Halevy,  ZK  I  77,  Allographie  6,7  p.  544  und  547.)  Für  die 
Gründe  solcher  Anleihe  vgl.  Theil  II  S.  45  zu  13.  Haupt  (ASKT  219  Nr.  106),  der  Ent- 
lehnung in  umgekehrter  Richtung  behauptet,  giebt  keinen  Grund  für  diese  Ansicht  an.  — 
Zu  zibhidas  =  tdhis  vergl.  Theil  I  S.  146  und  149  sub  f.  Das  zwischen  Stamm  und  Post- 
position eingeschobene  cht,  unklarer  Function,  findet  sich  auch  ASKT  121,  Nr.  18,  6/7: 
dul-diil-da-as  =  tillmiis    ,, hügelgleich".  —  Lü  irmü  =  gii-nm-nin-rl:   fürwahr   (gu)   er  (mii) 

ihn  [den  Sitz]  {nin)  einnahm  (n).  Für  raiml  =  *^tT^|  siehe  Brünnow  2573.  —  Ueber  die 
sachliche  und  historische  Bedeutung  der  Z.  14—18  und  der  parallelen  Stellen  aus  der  übrigen 
Inschrift  ist  in  Theil  I  S.  43  ausführlich  gehandelt  worden. 

19  u.  20.  Dem  dsib  parakka  entspricht  sumer.  hara  ki-dur-bi.  Da  aus  assyr.  parakka 
für  den  stat.  j)rol.  des  sumer.  Wortes  die  —  als  regelmässig  zu  erwartende  — Form  harag{g)a  folgt, 

so  ist  die  Möglichkeit  ausgeschlossen,  dass  ki  zu  ^]0  bara  zu  ziehen  und  etwa  barakki  zu  lesen 
wäre.  Man  darf  deshalb  nicht  daran  denken,  Jpj  ^^^  dur(ä)bi  als  Particip,  dem  äsib  ensprechend, 
aufzufassen,  was  ja  an  sich  sehr  wohl  möglich  wäi'e,  sondern  muss  ki-dur  (wie  dies  geschehen, 
s.  auch  Brünnow  9824)  als  Nomen  betrachten  und  construiren :  „Die  Gebote  (Z.  21)  der  grossen 
Götter  [dimmer  g^id-ghd-e-ne)  auf  (un  ausgedrückt,  s.  Theil  II  Seite  33)  den  barag  ihren 
Sitzen  (kiduräbi)  in  allen  Tempeln  {zag-tiUa  ekiirray.  —  Ekurra  hat  wie  parakka  die  sume- 
rische Form  des  stat.  j^f'ol.  beibehalten;  mit  semitischer  Pluralendung  findet  sich  das  Wort 
bei   Rammän-mräri   IV    R   44,    29    e-kur-ra-tim ,    eine   Stelle,   die  von   Delitzsch,   Paradies 

Seite  119,  der  nur  die  Schreibung  t^fl  ||  "V  [  ^^^*'  ^^J  anführt,  übersehen  worden  ist. 
Uebrigens  liegt  nicht  einmal  ein  Zwang  vor,  ekurra  als  Pluralform  anzusehen,  denn  {gimni) 
gimir  als  nomen  rcgens  nimmt  beachtenswerther  Weise  das  nomen  rectum  gern  im  Singular, 
gleichsam  coUectivisch  zu  sich  (vgl.  Ernst  Müller,  ZA  I  365  f.).  Derselbe  JRammän-nirdri  sagt 
(IV  R  44,  17/18)  gi-me-ir  ma-al-ku  (ob  Fehler  des  Steinmetzen .  für  ina-al-ki?  vergl,  Pognon, 
Journ.  Asiat.  1884  und  Peiser,  KB  I  Seite  5  Anmerkung  7).  Siehe  ferner  Snnh.  III  R  13.  13 
gimri  mal-ki ,    Asurban.    in    unserer  Inschrift  S'  4   gimir   Dialiki ,    S*  7,  S^  12,   L'^  4  gimir 

malik.  Vergl.  Cyrus  V  R  35,  28  naphar  t:E^w  ohne  Pluralzeichen,  also  wohl  iiaphar  sarri 
(so  auch  SCHRADER,  KB  III,  2  S.  124).  —  Ueber  ckur  in  seinen  verschiedenen  Bedeutungen 
handelt    Jensen,   Kosmologie  S.   185  ff.  —  Gimri  =  sag^    dem   sumerischen  Aequivalent    des 

assyrischen  gamäru  mit  seinen  Ableitungen;  siehe  Brünnow  1499  bis  1501.  ^^  zag  auch 
=  pätu   (siehe    oben  Seite  45    zu    15).      Wie   ein  Vergleich    mit  IV  R  12,    3    kur   kur  eay 


52  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

tilla  =  gitnir  p'U  äaäme  ,der  gesammte  Umfang  der  Länder"  (vergleiche  S"  233,  Tiglat- 
pUeser  I  Col.  V  30,  VI  85,  VII  40)  zeigt,  lautet  die  sumerische  Fassung,  als  ob  im  Neu- 
babylonischen stünde:   sa  pdt  gimri  (oder  giniir  pät)  eJairra. 

21.  Billndti  wird,  ähnlich  wie  Jcidudu,  meist  mit  parsu  zusammengenannt.  Eine 
schärfere  Bestimmung  und  Abgrenzung  dieser  Begriffe  wird  genaueren  Studien  über  den  baby- 
lonischen Cultus  und  Ritus  vorbehalten  bleiben  müssen.  Die  Aussprache  der  ersten  Silbe  ist 
übrigens  nicht  so  sicher ,  wie  man  meist  annimmt.  Oppert-Menant  {Documents  jiiridiques 
p.  330)  geben  an,  dass  in  dem  von  Loftus  zu  Warka  gefundenen,  von  ihnen  umschriebenen 
Documente  aus  der  Zeit  des  Selcukos  Philopator,   Zz.  3,  11,   12,    18    (ib.  pp.  301 — 2)    dieses 

Wort  til-lu-du  geschrieben  erscheine,  woraus  geschlossen  wird,  dass  ^^^^j  hier  mit  seinem 
Lautwerth  te  zu  lesen  sei.  Ausser  ^E^^-,  das  bekanntlich  II  R  48  die  Glosse  ti-il-la  hat, 
hier  aber  kaum  in  Betracht  kommen  wird ,  eignet  der  Lautwerth  til  nur  dem  Zeichen  *^. 
Ist  aber  in  dem  betreffenden  seleucidischen  Documente  unser  Wort  *~^  i^I]  ^f  geschrieben, 
so  bleibt ,  da  *^  til  und  &e,  ^-i^^j  hü  und  te  gelesen  werden  kann  ,  die  Lesung  zwischen 
tilludü  (feludii)  und  hilludtt  (beludü)  bis  auf  Weiteres  schwankend,  wenn  auch  die  letztere  als 

V 

die  wahrscheinlichere  zu  gelten  haben  wird.  —  Siikurütii  Permansivbildung  IV,  1  von  akäru, 
hebräisch  p-l\  äthiopisch  (DC^  ,Gold%  vgl.  Neh.  E.J.H.  Col.  VII,  13—15,  Neh.  I  R  52  Nr.  3, 
26a,  Nahun.  V  R  63,  22a.  —  Niissukütu  von  nasäku  „kostbar  sein,  glänzen",  aban  nisikti 
„Gestein  von  Werth"  oder  nisiktu  ahne  „Kostbares  von  Gestein  =  Edelsteine".  Wie  hier, 
stehen  sükuru  und  nussukii  als  Synonyma  I  R  7  E,  Z.  4  und  5. 

Was  ist  nun  unter  diesen  „kostbaren  Geheissen  und  werthvollen  Gesetzen"  zu  ver- 
stehen? Man  kann  schwanken,  ob  wir  es  hier  mit  den  abstracten  Begriffen  zu  thun  haben, 
oder  ob  von  etwas  Greifbarem  die  Rede  ist.  Wählt  man  das  letztere,  d.  h.  fasst  man  ana 
asrisunu  uttr  und  die  Adjectiva  „werthvoll"  und  „kostbar"  in  ihrer  ursprünglichen  sinnfälligen 
Bedeutung,  so  müssen  unter  parsi  und  hilludii  offenbar  Tafeln  aus  kostbarem  Material  ver- 
standen werden,  auf  denen  die  göttlichen  Gebote  und  rituellen  Vorschriften  eingegraben  sind  (vgl. 
Diss.  p.  14.)  Von  solcher  Ausschmückung  der  Tempel  mit  goldenen,  silbernen,  elfenbeinernen 
Tafeln  wussten  wir  schon  aus  den  Berichten  der  Alten;  so  erwähnt  Diodor,  (Oppert,  EM  I  175) 
eine    im    Belstempel    (Esagü)    befindliche    Tafel    aus    Gold;    die    Cultustafel    von   Sippar    zeigt 

V 

in  der  Abbildung  nahe  der  sitzenden  Statue  des  Samas  an  der  Wand  eine  Tafel  angebracht, 
die  vermuthlich  einer  an  der  betreffenden  Stelle  des  Tempels  befindlichen  entspricht.  — 
Dass  die  Tempelschätze  Babylons  von  Sanherih  geplündert  waren,  wissen  wir;  es  wäre  also 
ganz  natürlich,  dass  die  W^iederhersteller  Babylons,  Äsarhaddon  und  seine  Söhne,  sich  der 
Rückgabe  solcher  Schätze  rühmten.  Schliesslich  sei  noch  Siuf  Neh.  Grot.  I  50 — 53:  siniäti  restdti 
hüliidi  Jcudmütim  (Latrille,  ZK  II  348),  wo  die  hüludn  geradezu  mit  den  ursprünglichen 
„Ausschmückungen,  Abzeichen"  zusammen  genannt  werden,  ferner  die  dem  hilludii  bei  Anti- 
ochos  beigelegte  Bezeichnung  ellu  (vgl.  das  zu  paraklcu  ellu  Bemerkte  o.  S.  48),  hingewiesen. 
So  zwingend,  wie  ich  es  in  meiner  Dissertation  p.  14  hingestellt  habe,  sind  die  Gründe  für 
diese  Auffassung  jedoch  nicht.  Denn  ana  asri  utir  wird  auch  bildlich  gebraucht,  es  vereinigt 
in  sich  die  zurückgedrängte  ursprüngliche  und  die  übertragene  Bedeutung  unseres  deutschen 
„wiederherstellen"  (IV  R  10,  1,  2  ff.,  BB  Gl).  Man  kann  sich  auch  mit  der  Annahme  einer 
sehr  bilderreichen  Bezeichnung  der  göttlichen  Gebote  begnügen  und  dann  das  in  diesen  Zeilen 
Berichtete  auffassen  als  Ausführung  des  in  Z.  12/13  angedeuteten  göttlichen  Begehrs. — Ob  das 
iitir  sich  auf  den  als  sprechend  eingeführten  Hamassimmkin  oder  auf  3Iardi(k  bezieht,  ist 
grammatisch   nicht   sicher    auszumachen.      Dem    Sinn   nach   ist,    namentlich    für   den.    welcher 


Erläuterungen  zur  Bilinguis  Zeile  20  bis  23.  53 

der  abstracten  Auffassung  den  Vorzug  giebt ,    Beides    möglich.    —   Für  siViurtitu.  =  sumerisch 

::yy;f  ::yy;f  vgl.  zunächst  S^  173  ::yyr  JcaUa)  =  aUru. 

Niissukiltu  =  su()-(ja-e-ne;  die  Phiralendung  e-ne  ist  hier  bei  leblosen  Dingen  fälsch- 
lich angewandt  im  Gegensatz  zu  Zeile  18.    Sug  (und  si)  =  nasahn  auch  bezeugt  in  einem  fünf- 

spaltigen  Vocabular  (siehe  Theil  I  S.  163).     Die  Erklärung  des  auf  kal-lcal  folgende  st^-C^yyy- 

(ja-e-ne  dürfte  in  derselben  Richtung  zu  suchen  sein.  ►^lyy  TT^  kann  sa(j-(ja  und  siij-(ja 
gelesen  werden.  Letzteres  könnte  eine  Mittelstufe  zwischen  suy  und  si  darstellen;  Entwick- 
lungsreihe su('i  (si/fj) :  si<j  :  si.  Das  vorgesetzte  su  „  Hand  "  kann  Determinativ  sein  (siehe 
Theil  I  Seite  168  Anm.  3),  und  sti-sig-ga-e-ne  würde  bedeuten  „die  kostbar  gefertigten",  ddm 
sülcurütu  genau  entsprechend.  Dann  müsste  man  sich  aber  für  kal-Jial  nach  einer  anderen 
Erklärung  umsehen.  Wenn  dem  babylonisch-assyrischen  Worte  parsu  hier  an  sich  die  Bedeu- 
tung  „mit  göttlichen  Gesetzen  beschriebene  Tafel  aus  kostbarem  Material"   innewohnte,  die 

in  dem  sumerischen  j*"  me  „sprechen",  „Geheiss"  in  keiner  Weise  ausgedrückt  erscheint,  so 
wäre  denkbar,  dass  die  Combination  me  Jcal-kal  den  Begriff  parsu  in  dieser  Bedeutung  aus- 
drückte. Mit  der  pleonastischen  Ausdrucksweise  me  kdl-kal  {ßu-)si(j-(ja-e-ne  „Erlasse  auf  werth- 
vollem  Material  in  kostbarer  Bearbeitung"  hätte  sich  der  Verfasser  der  Inschrift  in  der  sume- 
rischen Version  nicht  eben  ungeschickt  aus  der  Verlegenheit  geholfen.  Ki-bi-ku  ge-en-gi-gi 
(=  assyrisch  ana  asrisunu  liltir)  aus  den  altbabylonischen  Backsteiuinschriften  wohlbekannte 
Phrase.  Ki  =  asri;  hi  =  siinu;  ku  Postposition  =  ana;  ge  =  lu;  en  Pronomen  3.  praef. ; 
gi-gi  =  türu. 

Dritte  Abtlieilung'. 

Neubabylonisch:  Inu  sü  dür  BAR.ÜL.RÜ(DÜ).SA.A.,  düH  Sippar  sa  ina  esäti 
nakri  inisu  ikiihu ,  mikitta-su  lü  usziz^  ensussu  hl  udannin,  risisu  kima  sadi  ina  epiri  lü 
idli.     Ana   satti   karradti  iflii  Samsu  Ammitu  kalläti  ipseti-ia  damkati  hadis  naplisa-ma  sa 

V 

ia-a-ti  Samas-suni-idciii  asri  palihkunii  atnid  dumki-ia. 

Deutsch:  Um  diese  Zeit  baute  ich  wieder  auf,  was  gestüzt  war  von  ....  der  Burg 
von  Sippar,  welche  unter  feindlichen  Angriffen  baufällig  und  wankend  geworden  war,  kräftigte, 
was  an  derselben  geschwächt  war  und  Hess  ihre  Spitze  sich  wie  eine  Berg  aus  dem  Staube 
erheben.  In  alle  Zeit  mögest  Du,  erhabener,  heldenhafter  Samas,  (und)  Du,  (seine)  Braut,  Ana- 
nitu,  meine  ergebenen  Werke  mit  Freuden  erschauen  und  für  mich,  Samassiimukin,  der  Euch 
in   Demuth  verehrt,  Gnade  verheissen  (gnädige  Fürbitte  einlegen). 

23.    In    ud-bi-a   ist   das    [y    wohl    mit   BrüNNOW  11365    als    Postposition    anzusehen, 

namentlich  auch  in  Hinblick  auf  V   R  22,    58  a  y  a-a .   .  =  ^^   •"['^y]   —  BAR. 

UL.RU.SA.A.,  Name  der  Burg  von  Sippar,  vgl.  das  Fragment  Ward  oben  S.  38  und  II  R 
55,  33.     Der  Name  wird  bedeuten:    „Samas   und  Anunit  haben  den  Bau  verkündet,   ihn   mit 

günstigen  Auspicien  begleitet"  (Dissert.  p.  48  s.  23).  Näheres  oben  S.  41.  Dass  \^y^  (n~^ 
eine  Bezeichnung  der  Anunit  von  Sippar  sei,  habe  ich  bereits  Diss.  p.  53  Thesis  VIII  aus- 
gesprochen und  zwar  hauptsächlich  auf  Grund  von  Nabon.  I  R  69,  28c  (Str.\ssmäier  51c>), 
wo   neben   einander   genannt  werden  E-bar-ra   bit  Samsi    sa  Sippar  und  E-ul-bar  blt  A-nii- 

ni-tum  sa  Siijpar.  Vergl.  ferner  IV  R  19  Nr.  3  Z.  49.  Ueber  den  Anlaut  von  ^  =  bann 
siehe  Theil  I  S.   152. 

24  und  25.     Esäti,  nicht,    wie  ich  Diss.  p.  23  fälschlich    angenommen    hatte,    „Feuer", 
sondern  „Erschütterungen,  Angriffe",  plur.  von  esltum.     Jensen,  Siirbu  p.  29,  15  n.  2;   ZiM- 


o4  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

MERN  70/71,  83  N.  2;  Sargou  Ann.  163;  ASKT  S.  75  Rev.  4;  120  Rev.  5/6;  Nahuhaliddin  \  R 
60  Col.  I  4.  Esdti  =  "ij^i^  C'Vif^:  so,  nicht  wie  ich  Biss.  p.  22  und' 29  siib  6  fälsch- 
lich las,  mu-mi,  s.  Brünnow  11209—11.  Vgl.  ferner  II  R  29,  50-53cd,  wo  *->{-<  ^^^ 
anauhi,  hüiuntu,  asgagu  —  Alles  in  gewissem  Grade  Synonyma  von  esUu  —  ausdrückt.  S.  auch 
Zimmern  a.  a.  0.  Delitzsch,  Wörterbuch  vennuthet  als  Aussprache  dieses  aus  doppeltem 
f/u  Zusammengesetzen  Zeichens:  gug^  was  ebenso  ansprechend  ist,  wie  seine  daran  geknüpften 
autisumerischen  Ausführungen  in  jeder  Beziehung  unhaltbar  und  unannehmbar  sind.  —  InisK 
rJN  =  insigga-hi  BrüNNüw  11869  0'.  Es  scheint  fast,  als  ob  hier  im  Sumerischen  das  Pron. 
pers.  3  sowohl  durch  praefigirtes  in  wie  durch  suffigirtes  hi  angedeutet  wäre,  eine  bedenkliche 
Unform.  —  Ilübu.  Den  Stamm  dieses  bekannten  Verbums  setze  ich  mit  D  an,  weil  ich  das 
Wort  Mbtu ,  Plur.  l-ibäti  als  demselben  zugehörig  betrachte  und  desshalb,  nachdem  Jensen, 
Kosmol.  S.  416  figd.  nachgewiesen,  dass  samütu  „Regen"  heisst,  die  Stelle  Sintfhdh  83  vgl.  40 
(vgl.  meine  Diss.  Thes.  IX)  muir  kukki  ina  lüäti  usaznanu  samütu  Icibäti  übersetzen  mochte: 
„wird  der,  welcher  den  Sturzregen  sendet,  am  Abend  einen  verderblichen  Regen  (resp.  Regen 
und  Verderben)  regnen  lassen".  Dass  es  passend  und  angängig  wäre,  kibäti  hier  von  kabätu 
„schwer  sein"  herzuleiten,  kann  ich  Jensen  nicht  zugestehen,  muss  allerdings  meinerseits  be- 
kennen, dass  mir  die  Beziehung  der  beiden  Nomina  zueinander  —  ob  stat.  cor/s^.-Verbindung 
(warum  dann  samntu?),  ob  asyndetische  Nebenordnung?  —  nicht  völlig  klar  ist.   — 

26.     3Iikitta-su  =  [*-]]<]]   *-]]<]  ^]]]i  t^.      Ich    habe    in    der    Umschrift   oben 

Seite  8  das  erste  Zeichen  zu  y  ergänzt,  was  den  Spuren  nach  an  sich  möglich  möglich  wäre; 
vgl.  die  Form  des  Zeichens  in  Z.  10   der  neubab.   Fassung.     Brünnow  2595  wird    aber  Recht 

haben,  wenn  er  *"|Hi    liest,  namentlich  im  Hinblick  auf  II  R  26  Nr.  1  add.,  wo  der  Gruppe 

^Il^y  *"nM  ^Ill<  ^i^^  ™it  mi  beginnendes  verstümmeltes,  aber  wohl  sicher  zu  mikittu  zu 
ergänzendes  Wort  entspricht.    Bestätigt  wird  dies  (vgl.  Bezold,  ZA  II,  459)  durch  S.  2148,  5.  6 

(Sayce,  ZK  II  p.  8),  wo  ^]]<\  ^]]<\  t-]]]\  =  usamkatu. 

28/29.  Die  Phrase  findet  sich  in  beiden  Fassungen  fast  genau  entsprechend  in  der 
sumerisch  und  semitisch  abgefassten  Inschrift  Samsu-üüna's  (Th.  I  S.  93  Anm.  6)  risisünu  kima 
sa-tu-im  ulU  (Col.  III  17  f.,  UAG  142)  =  sag-ne-ne  gar-sag-dim  mi-ni-ü  (Z.  73  [Col.  III]. 
Strassmater  ZA  III  156).  —  E^jiri  für  epri\  Eintritt  eines  Svarabhakti-Y ocah  vor  r;  über 
diese  Erscheinung  im  Assyrischen  handelt  Zimmern,  ZA  V  S.  381  ff.  —  Syntactisch  wird  der 
Satz  im  Sumerischen  folgendermassen  aufzufassen  sein:  „Die  Burg  von  Sippar  —  feindliche 
Menschen,  (durch)  ihre  Angriffe  war  sie  geschwächt,  gestürzt  —  ihren  Fall  richtete  er  auf, 
ihr  Haupt  aus  dem  Staube  wie  einen  Berg  erhob  er". 

30 — 35  enthalten  in  directer  Rede  die  am  Schlüsse  der  königlichen  Weihinschriften 
gewöhnliche  Bitte,  dass  die  Götter  auf  immerdar  auf  die  ergebenen  Werke  huldvoll  blicken 
und  ihnen  Gnade  gewähren  resp.  gnädige  Fürbitte  für  sie  einlegen  sollen. 

30.  Die  Ergänzung  ana  ^-ti  =  ana  satti  ist  absolut  sicher.  Vgl.  L^  18;  S'^  37; 
Nabim.  I  R  69,  36;  Äsurb.  Nebo- Inschrift  (Layard  86,  S.  A.  Smith  Heft  1  S.  112)  Z.  14. 
Sattu  bedeutet  nicht  blos  „Jahr",  sondern  auch  „Zeit",  (unbestimmte)  „Zeitdauer",  vergleiche 
Hal^vt,  ZK  II,  406  und  V  R  63,  48  mdtitan  saitisamma;  ferner  Lehmann,  Diss.  p.  49  und 
bei  S.  A.  Smith,  Heft  2  S.  96.  Für  e-ne-ra  als  Aequivalent  des  babylonischen  ana  satti  weiss 
ich  keine  Erklärung. 


Erläuterungen  zur  Bilhifjuis  Zeile  24  bis  34.  55 

31.  Kallati  , Braut"  =  e-gi-a.  Michaux-Stein ,  Col.  I,  15,  Opfert,  ZK  II,  299, 
Z.  12,  298;  II  R  32,  Nr.  5  add.  (Strassmaier  2159)  bietet  dieselbe  Gleichung.  Ob  man,  weil 
(ji-a  Ideogramm  für  das  an  kalldtu  anklingende  Jcalil  „zurückhalten"  ist,  in  e-cji-a  eine  mi.s.s- 
bräuchliche  Ideogramm  Verwendung  zu  sehen  hat  (Zimmern,  I3B  71  Anmerk.  1  und  die  dort 
Citirten),  erscheint  mir  zweifelhaft,  da  doch  das  ^llll,  das  Haus  (des  Mannes),  zu  dem  die 
Braut  „sich  wendet",  in  das  sie  geführt  wird,  ein  wesentliches  Element  dieser  Zeichengruppe  bilden 

dürfte.  Ueber  die  Verbindung  durch  hi-(la-t-\\\  vgl.  oben  S.  30  zu  Z.  4.  —  Ipseti-ia  =  nin- 
cKj-ag-äa-nm.    Vgl.  ASKT  209,  14  nin-ag-ag-da-ni      ipsetusu  V  R  52,  29b;  nin-ag-ag-da-bi 

=  ipsetusunii   IV  R    12,    15    in    derselben    Bedeutung.     Hierzu    und    zu    *"]2f         epesu  siehe 

Brünnüw  2778. 

32.  Warum  sag-sag  durch  gul-li-es  von  nin-ag-ag-da-mu  getrennt  ist,  entgegen  der 
der  Wortfolge  im  Neubabylonischen  ipseti-ia  damkäii  hadis,  ist  schwer  einzusehen.  Ich  habe 
den  Sinn  zu  retten  versucht ,  indem  ich  sag-sag  auf  Samus  und  Ananlt  bezog ,  welche  die 
Thateu  des  Königs  „freudig  und  huldvoll  ansehen"  sollten  —  vielleicht  zu  viel  Ehre  für  den 
Verfasser  der  Inschrift.  —  Auf  hadis  folgt  im  Text  li-sa-ma  =  ide-bar-ra-es-am  (Imp.  2.  Pers.). 
Ich  bin  fest  überzeugt,  dass  nap-li-sa-ma  zu  lesen  ist  und  dass  die  erste  Silbe  durch  ein 
Schreiberversehen  ausgelassen  ist,  wie  oben  Z.  14  *^  im  Ideogramm  der  Stadt  Asur.  Denn,  da 
ma  =  wie  sumerisch  |  T*"n  zeigt,  Partikel  ist,  so  bleibt  als  Verbalform,  und  zwar,  wegen  der 
directen  Rede  (s.  paUhhunu),  als  Imperativ,  nur  übrig  lisa.  Diese  Form  kann  nicht  richtig 
sein.  Denn  es  giebt  kein  Verbum  lasil  ^  von  welchem  lisa  Imperativ  sein  könnte,  während 
Zusammenhang    und  Parallelstellen    ein  Verbum    fordern,    das   „anblicken"   bedeutet,    und    im 

Sumerischen  \\*-  *y~  steht,  welches  diese  Bedeutung  hat  und  ganz  regellmässig  akkado-assy- 
rischem  iiaplusii  entspricht.  Für  die  Endung  a  des  2.  pers.  Imperativ  in  iiaplisa  s.  Delitzsch, 
Gramm,  S.  260  §  94  a.  E.  und  vergl.  L*  Col.  II  30  Jdsädka  firra  suhhira  päuka  (vgl.  auch 
IH  R  33,  Col.  VII,  18  tirra).  Die  Form  als  naplisä  als  2.  Pers.  plur.  fem.  zu  fassen,  empfiehlt 
sich  nicht.  Es  ist  weit  wahrscheinlicher,  dass  von  den  zwei  angerufenen  Gottheiten  nur  die 
männliche  in  Betracht  gezogen,  als  dass  beide  im  Plur.  fem.  gedacht  werden  {Diss.  51). 

33.  la-a-ti  =  me-e-mu.  Schon  Theil  I  S.  164  sub  4e  ist  die  Frage  gestellt  worden, 
ob  in  me-e-mu  die  von  Haupt,  CV  XL  g.  E.  nachgewiesene  Form  me-e  des  sumerischen  Pron. 
ahs.   1.  Pers.  steckt. 

34.  Asri  pälihhmm  „des  Demüthigen,  der  Euch  verehrt,  der  Euch  in^  Demuth  ver- 
ehrt";  nicht  asri  palählmnu  „am  Orte  Eurer  Verehrung",  wie  fälschlich  Diss.  p.  23.  Asrii 
lll'l  hatte  auch  im  Babylonisch-Assyrischen  das  1  im  Anlaut  noch  anfänglich  bewahrt,  s.  Th.  I 

S.  137.     Im  Uebrigen    siehe  Zimmern,  BB  Seite  96.  —  Da  i^4f  i"  ^^^'  Aussprache  ni  für 


Ij  HoMMEL,  Ocsterr.  Monatsschrift  für  den  Orient  15/III  8G,  will  ii--mtir  lesen.    Für  den  Lautwerth 
mur,  den  er  somit  dem  Zeichen  ^^j  vindicirt,  führt  er  als  weiteren  Beleg  an  III  E  38  Nr.  2  Eev.  63;  d<.rt 

steht  aber,  wie  bekannt,  [y  ►fff ;  und  wenn  man  ^yyy  hier  in  ^yyy  verändert,  das  dann  »iiir  gelesen  wer- 
den sollte,  so  erhält  man  statt  des  völlig  verständlichen:  ana  tahäzi  id  a-ir  (von  (hu,  o.  S.  45  z.  15  u.  Diss. 
p.  48)  ntnra  arkis  „zur  Schlacht  rückte  ich  nicht  vor,  (sondern)  wandte  mich  zurück*  ein  vollständig  unver- 
ständliches: a)(rt  (?)  toJjazi  ul  avuirl  —  Für  limitr  „er  möge  sehen"  ist  an  unserer  Stelle  kein  Kaum,  da  der 
Zusammenhang,  wie  bemerkt,  die  directe  Rede  gebieterisch  fordert.  —  Hommei/s  Gedankengang  wird  un- 
bewusst  durch  das  Bestreben  geleitet,  die  Lesung  nie-ir-ri  (statt  a-sa-ri)  der  Glosse  II  R  55,  62c  d  zu  retten; 
wäre  ^"yyy  =  mur,  mir,  so  könnte  ja  in  Z.  15  statt  Äsarii  Äm^rru  gelesen  werden. 


5(3  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

paldhu,   imluhtu   bezeugt  ist   (Brünnow  8366),  •^»^Mk  dagegen  auch  IV  R   17,  38/38 a  den 

Stamm  lü'l   in  der  Form  *^*^|  j  j^-ee^    ---  asris    ausdrückt   (BB  96),    so   ist  wohl    anzunehmen, 

dass  *"*^in<,  obwohl  es  an  zweiter  Stelle  erscheint,  dem  asri ,  ni  dagegen  dem  2>uWj  ent- 
sprechen soll.  Die  Verwendung  des  sumerischen  2^^'Oi^-  (i^sol.  cn-zi-en  (Theil  I  S.  143  Anm.  1) 
für  das  von  päUh  -^  ni  abhängige  hunu  muss  befremden. 

35.  Aimä  wie  naplisa  2.  Pars.  sing.  masc.  mit  (cohortativem)  a  vom  Quadrilitterum 
"'Dnx  atmil  s.  Sargon  Cyl.  72  Stierinschrift  haulät  lisäni  ahitu  atmi  Id  mitharti  „  Völker  (?) 
fremdartiger  Zunge  und  nicht  übereinstimmender  Rede".  Atmü  scheint  aus  ann^  nach  Art 
eines  Ifte'al  (I  2)  gebildet  zu  sein.  Es  direct  als  Form  I  2  zu  fassen,  verbietet  doch  wohl 
der    vor    dem    infigirten    at   erscheinende  Vocal    a  statt   i.     Wie  amü  wird   auch   atmü  durch 

*^^][^]  (sprich  r7?0  wiedergegeben;  so  V  R  30  Z.  9cd  (vgl.  II  R  48,  26gh);  vgl.  auch  V  R 
31,  7ef  usfammü  sa  dahabi.  Diimki-ia  hier  im  babyl.  Dialect  mit  m,  vgl.  Theil  I  S.  151  f. 
Anm.  sub  II  3;  in  sag-ga-mii  beachte  die  scriptio  plena  des  stat.  prol.  gegenüber  nnig-mu  für 
mug-(ja-mu  in  Z.  6.  In  der  Syntax  des  letzten  Satzes,  wie  ihn  die  sumerische  Fassung  bietet. 
Plan  und  Ordnung  zu  entdecken,  habe  ich  mich  vergeblich  bemüht.  Während  en-zi-en  „ihr'" 
klar  auf  directe  Rede  hindeutet,  ist  das  an  äu-du  angehängte  ne-ne  doch  Pron.  pers.  3.  pers. 
oder  einfach  „vollere  Form"  der  Pluralendung  e-we,  wie  IV  R  21  Nr.  1,  49,  wozu  s.  Hommel, 
ZK  I  199.  Da  nun  ferner  ide-bar-ra-es-am  schwerlich  anders  denn  als  3,  Person  und  zwar 
singularis  (Hommel,  Semiten  511  o.,  Zimmern,  BB  70  zu  54/55)  gefasst  werden  kann,  so  ist 
noch  die  gelindeste  Annahme,  dass  der  Archivrath  Samassumukin's  den  ganzen  Satz  im  Sume- 
rischen in  der  3.  Person  hat  fassen  wollen,  aber  in  Zeile  34  aus  der  Rolle  gefallen  und  in  die 
2.  Person  übergegangen  ist. 


2.  Zur  Steleninschrift  S^ 

1 — 16  if.  schien  es  mir  möglich,  als  eine  Periode  zu  fassen.  Zwischen  Z.  12  und  13 
ist  nicht  die  geringste  Andeutung  von  Anschluss  und  Neubeginn  zweier  Sätze.  ÄnäJai  ist 
dann  nicht  als  „ich  bin"  zu  fassen,  sondern  es  wird  damit  nur  die  in  uddis  und  usal'kir 
(Z.  15  f.)  bereits  ausgedrückte  erste  Person  hervorgehoben,  um  die  appositioneile  Beifügung  des 
Königsnamens  zu  ermöglichen.     Als  sicher  giebt  sich  diese  Auffassung  nicht. 

5.  Salim  irHi  (vgl.  salimii  irsü  L^  15)  „er  erwies  Gnade":  im  Hinblick  auf  diese 
beiden  Stellen  würde  ich  in  dem  Cylinder  Asarhad.  81,  6  —  7.  209  Z.  12  (Winckler,  KB  II 
120  f.  Anm.  1)  Marduk  ....  ana  Babilu  salimu  irsü  lieber  übersetzen:  „Marduk  Babj'lon 
Gnade  erwies  .  .  .  .",  als  mit  Winckler:  „Marduk  sich  Babylon  wieder  zuzuwenden  geneigt 
wurde".     Vgl.  auch  Brünnow,  ZA  V,  69  zu  21. 

6.  Ina  risäti;  man  wird  zweifeln  dürfen,  ob  sich  dieser  Ausdruck  auf  Marduk  und 
seine  Freude  über  die  Rückkehr  nach  Babylon  bezieht  oder  ob  er  auf  die  jubelnden  Zurufe 
geht,  die  ihm  die  Babylonier  entgegenbrachten;  dann  wäre  zu  übersetzen  „unter  dem  Froh- 
locken  (der  Bevölkerung)". 

16.  üsaJckir  hursänis  wird  gewöhnlich  übersetzt  „ich  erhöhte  gleich  einem  Wald- 
gebirge" oder  „berggleich".  Es  wird  hierin  die  technische  Bezeichnung  für  die  flachen  mit 
Bäumen  bepflanzten  Dächer  zu  sehen  sein,    von  denen  wir  wissen,   dass  sie  bei  babylonischen 


Erläuterungen  zu  .S^  Zeile  22—23  und  zu  L^  Zeile  1  —  10.  '>7 

Bauten  in  Gebrauch  waren.  Herr  J'rof.  SCHRADER  be.stätigt  mir  unter  Hiinvei.s  auf  Abtdekus 
(siehe  EuSEiiiUS  ed.  Schöne  p.  39),  dass  von  ihm  und  anderen  Gelehrten,  die  der  Begründung 
der  Assyriologie  näher  gestanden  haben,  der  Ausdruck  stets  in  diesem  Sinne  verstanden  worden 
ist.  Ich  habe  deshalb  an  Stelle  der  gebräuchlichen,  jedenfalls  etwas  farblosen  und  abgeblassten 
Wiedergabe  hier  und  au  parallelen  Stellen  eine  diesen  Sachverhalt  deutlich  kennzeichnende 
Uebersetzung  gewählt. 

22/23.  Peiser  stellt  ZA  III  S.  74  Anm.  1,  veranlasst  durch  Strassmaier,  Leyden 
Nr.  160  Z.  9,  die  Frage:  ,0b  die  für  spätere  Zeit  so  naheliegende  Vorstellung,  Lebenstage 
im  SchicJcsalshuche  als  zu  löschende  zu  denken,  auch  schon  bei  den  Babylonieru  existirt  haben 
mag?  Dass  es  gerade  Nabu  sein  muss,  der  Herr  des  erhabenen  Griffels,  der  die  zukünftigen  Tage 
liharrV  (=  „auslöschen  möge(?)"  Peiser,  vgl.  zu  dem  Verbum  auch  Zimmern,  BB  92  Anm.  1), 
„ist  jedenfalls  zu  beachten".  Die  bejahende  Antwort  giebt  der  vorliegende  Passus  unseres  Textes, 
in  welchem  Neho  deutlich  als  der,  welcher  die  Lebenstage  auf  seiner  Tafel  vermerkt,  bezeichnet 
wird.    Kann  er  sie  zu  langer  Dauer  vormerken,  so  wii-d  er  sie  auch  verkürzen  und  tilgen  können. 

33.  üeber  die  Ergänzung  siehe  Tafel  VII  Anm.  11.  Die  Uebersetzung  von  disäti, 
von  dam  „fett  sein",  durch   „reich  gesegnet"    befriedigt  in  diesem  Zusammenhang  nicht  völlig. 


3.    Zur  Cylinder-Inschrift  L^ 

Siehe  Theil  I  S.  24  sub  3.  Text:  Tafel  VIII  f.  Die  Verstümmelung  des  Eingangs 
dieser  Inschrift,  der  mehrfach  Interessantes  und  Ungewöhnliches  geboten  zu  haben  scheint, 
ist  besonders  bedauerhch.  Die  Zusätze  und  Berichtigungen,  die  sich  mir  bei  einer  erneuten 
Collation  der  Inschrift  im  October  1890  ergeben  haben,  siehe  Tafel  XL  VIT.  Die  Inschrift 
ist  dem  Nebo  geweiht  (Zeile  30) ,  und  auf  ihn  ist  zu  beziehen  und  passt  auch,  was  von  den 
Zeilen   1 — 8  übrig  ist. 

1.  Muttcdlum  ^=^  „mächtig,  erhaben"  (?);  vgl.  Asurn.  1  R  17,  5;  gehört  wohl  zum 
Stamme  '^'^'N'  „stark,  mächtig  sein",  welchen  Delitzsch,   Wörterhuch  S.  487  If.  behandelt. 

2.  Sänik  mithurti  (so,  mit  Opfert,  wohl  besser  als  mitharti),  das  ich  unübersetzt 
gelassen,  fasst  Jensen,  Kosmologie  S.  470  als:   „der,  welcher  die  Thüre  zuschliesst"(?).    An  der 

betreffenden  Stelle  (K  128  Obv.  1)  wird  ^*^  H^  (=  NIN.IB)  bezeichnet  als  daicni  Jadlati 
sänik  mithurti  eli  ildUi  munammir  düti,  „der  die  Thür  zuschliesst(?)  vor  der  Finsterniss,  der 
das  Dunkel  erhellt".     Ueber  Jcalamu  statt  Jcalama  s.  Zimmern,  BB  38. 

6.     Höchst  hypothetische  Deutung. 

9.  Statt  ^^^^^1  lies  ^Ij^k,^!!  Schreibfehler.  Ueber  die  Göttin  A-)^)  siehe  die  Er- 
läuterungen zur  Bilinguis  8  S.  85  ff 

10.  Die  Lesung  und  Ergänzung  verdanke  ich  grossentheils  Pater  Strassmaier;  «m-**^ 
ra-si-bii  heM  rabii,  „der  Vernichter (?),  der  Mächtige (?)"  (so  lies  o.  S.  12/13).  "Wenn  wir  es  hier 
überhaupt  mit  dem  Verbum  mahdsti  zu  thun  haben,    was  recht  fraglich,    so  müsste  wohl  für 

►>^  die  Lesung  Ijis  gewagt  werden  (vgl.  ASKT  174  §  18;  Bezold,  ZK  I  274  Anm.  1):  muhis: 
mit  mahas  wäre  kaum  etwas  anzufangen.  Rasihu ,  wenn  so  zu  lesen,  von  2"*""  «mächtig, 
herrlich  sein";  vgl.  rasibat^  Sarg.  Cyl.^A^  rasbii,  Sarg.  St.  57.     Eine  Ergänzung  dagegen  zu 

ra-*^]]-})^  (Sarg.  Ann.  209,  Pr.  84,  IV,  02)  „niederschmetternd,  vernichtend"  würde  wenig- 
stens  einen  maliäsu  verwandten  Begriff  ergeben.     Doch  ist  das  Alles  äusserst  unsicher. 

Lehmann,  Samabsumukin.  II.  8 


58  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

12.  *^II  *^II  *^Ii  i^anii  natürlich  gedeutet  werden  als  hei  belani  „Herr  der  Herren" 
(S^  4)  „Oberster  der  Belsgötter"  ;  mir  scheint  aber  erwägenswerth  ,  ob  nicht  durch  die  drei- 
malige Wiederholung  des  Zeichens  der  Gott  als  „dreimal  heilig",  als  zgiOfisyiarog  bezeichnet 
werden  soll. 

23.     Zur  Sache  vgl.  Theil  I  S.  29  u.  Anm.  5. 

27.  Das  Heiligthum  MIN.NAM.AB.UL.MES.  im  Tempel  Esida  von  Borsippa  (Z.  10) 
wird  meines  Wissens  hier  zum  ersten  Mal  erwähnt. 

28.  Ikassü  oder  irassü  =  „undeutlich,  unleserlich  werden",  ergiebt  der  Zusammen- 
hang:.    Belegen  kann  ich  das  Verbum  nicht. 


4.    Zum  Brief  Samassumukin's. 

Vergl.  Theil  I  Seite  25  sub  -4.  Text:  Tafel  XL  Im  Gegensatz  zu  Anm.  6  dortselbst 
möchte  ich  jetzt  in  Z.  15  das  letzte  Zeichen  doch  eher  als  ni  denn  als  sa  fassen.  Den  Sinn 
der  eigentlichen  Botschaft  zu  ergründen,  ist  mir  wegen  der  Dunkelheit  gerade  der  wesent- 
lichen Ausdrücke  nicht  gelungen.  Dass  S.  A.  Smith's  Erklärung  (PSBA  X  Seite  312  f.) 
befriedigen  wird,  bezweifle  ich.  — 

Umschrift:  ^  Ana  sarri  alji-ia  ^  egirtu  Sams(u)-sum{ii)-itkm  ^  In  sidmu  ana  ahi-ia 

*  adnnnis  Bei  Ämr  *^  (?)    ^  Nabu  u  Tasmetu  u  Nana  ^  ana  alii-ia  likruhii.    '  Sin-halä{t)- 

su-ikhi  ®  hannaka  (?)  ina  pän  ahi-ia   ^  ^-^ihhi  ihassi   ^^  ahit-a  likka  [liklis  ?)    ^^  adu  aharmsa-ni 

^^  minu  mlim{?)ti-ni  ^*  ana  ahi-ia  ^^  asapparannii^'^). 

1 — 5  enthalten  die  gewöhnliche  Grussformel:  An  den  König,  meinen  Bruder,  Botschaft 
des  Samassumnkin.  Heil  meinem  Bruder  in  Fülle!  Bei,  Asur ,  Neho ,  Tasniet  und  Nana 
mögen  meinen  Bruder  segnen. 

Damit  ist  aber  mein  Verständniss  zu  Ende;  für  jedes  weitere  wesentliche  Wort  ist 
eine  Fülle  von  Vermuthungen  nöthig.  —  Zu  adannis  (Z.  4)  s.  Delitzsch,  Beitr.  S.  188  f.  sub  12, 
Wörterbuch  166 f.,  Grammatik  §  80b;  adu  (Zeile  5)  etwa  für  adä  „nunmehr"?  —  3Iinu 
„wie?",  „warum"  Delitzsch,  Beiträge  I  S.  189  zu  Z.  14  ff. 


5.    Zum  Fragment  K  5579. 

Siehe  Theil  I  S.  25  sub  5.  Text:  Tafel  XH.  Berichtigungen  dazu:  Tafel  XLVH. 
Zu  fragmentarisch  für  Lesung  und  Deutung.  —  Ob  der  Verfasser  dieses  Briefes  mit  unserem 
König  identisch,  dessen  Namen  genau  wie  auf  diesem  Text  K  991  geschrieben  erscheint  (siehe 
Theil  I  S.  7),  ist,  wie  oben  ausgeführt,  unsicher.  Einen  schwerlich  mit  unserem  König  iden- 
tischen y  ^>^  t]  *^  >^  ^TTÄ  '"^I  liat  das  Briefchen  K  637  (Bezold,  Cat.  I,  144) 
zum  Verfasser,  das  ich  am   15.  October  1890  in  London  copirt  habe: 

■  T?  -^T  t^Sff  -  S^  ^EN  '  ^^]  -^t!  T  -f  ^T  ^  -^  -ITA  -^T 

^  ^  SP  tEl^  IfcT  m  "^^  '  T  -II  -TS  V  EtTI  '  ■^TT  V  Etil  ?f 
!^  TMIM  -II  IeU  -tu  -^TT  »  l^TT  --f  s^  ^  ^  V>^ 


Erläuterungen  zu  L^  Zeile  23  bis  S3  Zgile  26  und  S2  Zeile  10.  59 

^  Atia  sarri  beli-ia  *  aradka  Sams{u)-sum{u)-uldn  ^  Ui  hilnm  ana  sarri  heli-ia  *  Nabu 
Maräuk  ana  kirri  ^  heli-ia  liknihii  ^  iiten  sisü  '  sa  mal  liasajxiia  ^  isien  kirnt  kahsu  ^  m 
JSahü-hum-ahe.  —  Grussformel  (Z.  1  bis  5);  ^  „ein  Pferd  '  vom  Liinde  Resepli  **  ein  Füllen 
^  .  .  .  .  des  Nalii-häm-ahe. 


6  und  7.    Zu  den  Steleninschriften  S*  und  S^ 

Siehe  Theil  I  Seite  2G  sub  5  und  G.  Texte:  Tafel  XIII  bis  XXII.  S^  ist  dem 
Nebo^  S^  dem  Ea  ge^veiiit.  S^  berichtet  über  die  Herstellung  des  Neboheiligthums  Ezida 
in  Esa(j(jil  (Tiele,  ZA  II,  180);  S^  über  die  der  Kapelle  des  Ea  in  Esagyil,  deren  Namen 
(E)-kar-^agin-na  (Zeile  65)  wir  gleichzeitig  hier  und  ebenso  auch  L*  Col.  III  19  zuerst 
genannt  finden.  Siehe  darüber  Dissertation  p.  9  und  danach  TiELE  a.  a.  0.  und  Geschichte 
Seite  542  Anm.  3.  Gleichzeitig  wird  in  S^  die  Restauration  und  Ausschmückung  des  ganzen 
Terapelcomplexes  Esagil  etwas  ausführlicher  geschildert.  Die  hierin  begründete  Verschieden- 
heit der  beiden  Inschriften  kommt  in  den  Abschnitten  S*  33  bis  39  und  S^  56  bis  68  zum 
Ausdruck;  im  Uebrigen  lauten  die  beiden  Inschriften,  bis  auf  die  Götternamen  und  Attribute, 
wörtlich  gleich;  nur  graphische  Varianten  finden  sich  mehrfach.  —  Da  S'  transscribirt  und 
übersetzt  ist,  so  citiren  wir  im  Folgenden  diese  Inschrift  an  erster  Stelle. 

S^  1—36-=  S*  1—23  bilden  eine  Periode,  deren  Abschluss  äusserlich  durch  Wieder- 
holung des  den  Satz  beginnenden  anäku  angedeutet  wird  (vgl.  zu  S"^  Z.  1 — 16).  Das  folgende 
ma  dient  wohl  zur  emphatischen  Hervorhebung  dieser  Wiederholung,  nicht  etwa  als  Con- 
junctivspartikel.  Der  mit  helu  rahn  Maräuk  beginnende  Satz  dürfte  vielmehr  asyndetisch 
angereiht  sein. 

S^  15  =  S*  9.  Risa-su  habe  ich  mit  , Spitze"  übersetzt.  Im  Hinblick  auf  L"'^  Z.  9, 
wo  bei  im  Uebrigen  genau  gleichlautendem  Satze  E-kua  an  Stelle  von  risa-su  steht,  wird 
letzterer  Ausdruck  eher  mit  , Haupt,  Haupttheil"  zu  übersetzen  und  auf  E-kua  als  das  wich- 
tigste Heiligthum  des  gesammten  Tempelcomplexes  zu  beziehen  sein.  Vergl.  auch  zu  Bil. 
Z.  8  oben  S.  41.  Als  Spitze  von  Esagil  Aväre  doch  wohl  der  Terassenthurm ,  die  zikurat 
anzusprechen,  deren  uns  wohlbekannter  Name  E-temen-an-ki  (Tiele,  ZA  II  183)  in  unseren 
Inschriften   nicht  erwähnt  wird. 

S3  18  =  S^  12.  Ukhi  {U  15  usatrisi)  »^HP  K?^I  ^^-  Dieses  Ideogramm  findet 
sich  meines  Wissens  nirgends  erklärt.  Dass  es  „Schutz,  Schirm"  bedeuten  muss,  zeigt  der 
Zusammenhang.     Bei    Asurnasirahal   1 ,    44    findet    sich    in    entsprechender   Bedeutung    saluht 

phonetisch  geschrieben:  Samas  ....  sa-lul-su  tabu  cli-ia  iskun.    Die  Variante  hat  ^^f  jtt   ^ 

salul-su.    Sargon  Cylinder  6  (Pr.  13)  sagt,  dass  er  über  Harran  ^^f  [t^   »^^l-^^«  d.  i.  salula-su 

itrusu,  braucht  also  dasselbe  Verbum  wie  unser  L^  15  usatrisi  *^*T'  \T^I  \^^-  Asurhan.  R"^  I 
Col.  X  64  sagt:  die  Götter  su-hd-su-nu  tabu  scdida  (KUS-Za)-|M»i<  sa  Maine  itrusu  eli-ia, 
sie  „breiteten  ihren  Schutz  und  Schirm  der  Wohlfahrt  über  mich"  (vgl.  KB  II,  233).  Als 
weitere  Belegstellen  für  sululu  in  der  Bedeutung  „Bedachung,  Schutz,  Schirm"  siehe  Sarg. 
St.  54,    K  1795  Col.  IX  28   bei  S.  A.  Smitu,   Asurhan.  Heft  2  S.  19;   vergl.   auch  Asurhan. 

R"^  I  Col.  VIII,  83.  Da  nun  ferner  \y^|  ideographisch  katdmu  „bedecken,  verhüllen",  also 
einen  dem  „Beschatten"  verwandten  Begriff  ausdrückt  (BrüNNOW  9582)  und  das  phonetische 
Complement  lum  auf  b  als  dritten   Radical   des  gesuchten  Wortes  weist,    so  dürfte  die  Lesung 

sut[l)idu  resp.  salidu  für  ^n^   Kl^I   1^^  gerechtfertigt  sein. 

8* 


Gö  Zweiter  Thcil,  zweiter  Abschnitt. 

S^  19.     Vgl.  IV  R  12,   15  sa  ipsetusu  el  lllü  n  Nin-lü  tuhd  (fa-a-hn). 

S*  26  =  S'~   19.     Bemerke    in    istaJckan    das  Fehlen    des    überhängenden  Vocals  beim 
Verbum  des  Relativsatzes,  vgl.  Kraetzschmar  in  Seiir.  I  Heft  2  S.  405  ff. 

Zu  S»  30—32  =  S^  21/22  vergleiche  Erläuterungen  zu  Bil  Z.  21  f.  oben  S.  52. 

S^  37  ff.  =  S^  23  ff.  zur  Sache  siehe  Theil  I  S.  43  ff. 

S^  48  =  S^  29  Iddinniitii  aksur.  Dass  uMn  erste  Person  ist,  dürfte  aus  ahsur  und 
aijldd  folgen.  Was  mit  den  Worten  kidinmitu  Bähili  aksur  technisch  gemeint  ist,  ist  schwer 
zu  bestimmen.  Näher  als  Peiser,  Keilschriftliche  Actenstüclce  83  wird  man  dem  Sachverhalt 
einstAveilen  schwerlich  kommen  könren.  Pelser  führt  zu  I  R  42,  36;  44,  6G;  67,  6  Sarg., 
Ann.  des  Saales  XIV  Z.  5  (Winckler  S.  80/81)  und  Prunkinschr.  10  —  11  (Winckler  S.  96; 
KB  II  53)  aus:  „Wenn  sich  Sargon  als  Ordner  der  zakütu  aufspielt"  (nach  Peiser  =  gesetzliche 
Regelung  des  Besitzrechtes  [an  Grund  und  Boden])?,  so  hat  er  die  Stärkung  des  priesterlichen 
Elementes  im  Auge.  Der  Grund  und  Boden  sollte... ideell  den  Göttern  gehören.  Den  kidini  (Unter- 
thanen)  war  das  Land,  das  sie  hatten,  gleichsam  nur  verpachtet  (in  Erbpacht!?);  ihre  kidinüt 
(Unterthauenschaft)  war  in  unruhigen  Zeiten  wohl  in  Vergessenheit  geraten,  sie  waren  unab- 
hänsiser  geworden,  zahlten  die  Lasten  nicht,  die  auf  dem  Boden  ruhten,  bis  eben  Sargon  wieder 
Ordnung  stiftete.  Vergl.  auch  die  Art  und  Weise,  wie  er  (nach  Annalen  360 — 364,  Prunk- 
inschr. 135  bis  137)  in  Babylonien  verfährt,  nachdem  er  es  in  seine  Gewalt  gebracht  hat. 
Die  den  Babyloniern  schon  vor  langer  Zeit  durch  die  Suti  weggenommenen  Felder  giebt  er 
ihnen  wieder  (usadgilu  panüsun !).  So  ist  eine  kidinütu  wieder  vorhanden ,  der  er  die  in  Ab- 
gang gekommenen  Leistungen  (sattukki)  auferlegen  kann."  —  Dass  die  Stärkung  des  priesterlichen 
Elements  beabsichtigt  ist,  zeigen  auch  unsere  Inschriften  deuthch  durch  den  engen  Zusammen- 
hang, in  welchem  das  kiäinnidu  aksur  mit  der  Rückkehr  des  Gottes  und  der  Neuordnung  der 
sattukki  für  Esaggil  aufgeführt  wird.  Wenn  Jensen,  ZA  VI,  61  u.  N.  1  zakütu  als  „Steuer- 
freiheit" und  Mez  ebenda  es  als  „Immunität  überhaupt"  fasst,  „während  nach  ihm  kidinütu 
Etwas  wie  „Rechtsun mittelbarkeit"  bedeuten  solP),  so  zeigt  ein  Vergleich  dieser  mit  der  Peiser- 
schen  Ansicht  bereits  zur  Genüge,  dass  wir  noch  weit  von  der  zu  erstrebenden  völligen  Klarheit 
über  diese  Verhältnisse  sind.  Siehe  ferner  Winckler,  Sarg.  Glossar  S.  211 :  Jdclinnntu  der  Zustand 
eines  Unterthanen,  Unterthauenschaft,  Abhängigkeit;  das  Recht  eines  Unterthanen,  Verfassung; 
Opfert  vergleicht  hiezu  talm.  "["Dpnk'p  zuletzt  Oesterr.  Movatsschr.  f.  d.  Orient  1883  S.  91." 
Dass  daraus  auf  einen  semitischen  Stamm  für  kidinnu  ]l2p  zu  schliessen  wäre,  wie  ihn  Winckler 
fragend  ansetzt,  glaube  ich  nicht;  der  talmudische  Ausdruck  wird  babylonisches  Lehngut  sein. 
Lyon's  Lesung  kiienütu  (Sargon  59)  und  Herleitung  von  ]']2  ist  sicher  irrig. 

S^  50/51  ==  S^  30.  Zu  dem  Finalsatz  assii  ensi  ana  danni  lä  habäli  habe  ich  in  der 
Uebersetzung  als  Hauptsatz  das  folgende  Samsusumukin  ald-ia  tulinn  ana  sarriiti  Babili  apkid 
betrachtet.  Das  schien  mir  nach  den  Gebräuchen  der  assyrischen  Satzstellung  das  Wahr- 
scheinlichere.  Auch  bot  eine  derartige  Motivirung  der  Einsetzung  Sainassunmkin's  dem 
Assyrerkönige  Gelegenheit,  sich  in  den  Augen  der  Babylonier  als  Wahrer  und  Schirmherr 
des  Rechts,  den  Bruder  nur  als  das  von  ihm  zu  diesem  Zwecke  erkorene  W^erkzeug  hinzu- 
stellen. Doch  lässt  sich  auch  für  die  Zusammengehörigkeit  mit  dem  vorhergehenden  kidin- 
nütu  Bdbili  aksur  mancherlei  anführen.  So  lange  man  den  letzteren  Ausdruck  nicht  genau 
deuten  kann,  wird  die  Entscheidung  ausstehen  müssen.  Auch  aus  Sargon  Cyl.  54  kann  die- 
selbe nicht  entnommen  werden.     Denn  das  lä  habal  ense,   das  an  unsere  Stelle  erinnert,   wird 


1)    Es    ist    in    Verbindung    mit    dem    von  Jeksfn    und   Mez    a.  a.  0.   über  Harran  Ausgeführten 
bemerkenswerth,  dass  Babylon,  Asarh.  I  R  49  Cot.  IV  18  geradezu  als  dU  kidinni  bezeichnet  wird. 


Erläuterungen  zu  S^  Zeile  62—83  bis  L2  Zeile  18.  f>l 

zwar  zusammen  mit  dem  iiasm-  Jdtti  u  mimrl  uiul  dem  mttsur  lä  leo  als  Pflicht  des  gott- 
berufenen  Königs  aufgeführt,  aber  diese  Aufzählung  der  Pflichten  erfolgt  andererseits  gerade 
an  einer  Stelle,  die  sich  mit  den  auf  Regelung  des  Grundbesitzes  bezüglichen  Massnahmen  des 
Königs  beschäftigt. 

S^  62  iircUtä.  Das  Verbum  ritü  wird  regelmässig  in  Verbindung  mit  bäbu  gebraucht. 
Es  wird  die  Herstellung  (tisepis)  und  die  Errichtung  {iirattä)  der  Thore  ge.schildert.  Der  Aus- 
druck äaläti  nharrimm  etc.  ist  Accusativ:  usepis  mit  doppeltem  Accu.sativ  hei.sst  „etwas  ans 
etwas  herstellen,  zusammenfügen".  Entsprechend  sind  Sargon  Stierinsckr.  G(3,  Süberinschr.  34, 
Sanherib  VI  50  (vgl.  KB  II,   112)  zu  nehmen. 

§3  70  =  S^  41  sebe  littütu  übersetzte  zuletzt  Winckler,  ZA  I  345  Z.  20  und  II  136 
Z.  29  mit  „reichliche  Nachkommenschaft",  ohne  nähere  Begründung,  aber,  wie  mir  scheint,  mit 
Recht.  Der  häufigen,  an  entsprechenden  Stellen  (s.  S^  7G  =  S*  48)  vorkommenden  Phrase 
lübi  buari  wird  die  gleiche  Bedeutung  zukommen.  Littütu  wird  in  dieser  Verbindung  ge- 
wöhnlich mit  „Siegesfreude"  oder  ähnlich  übersetzt.  Für  buaru  giebt  Delitzsch,  AL^  139 
als  Bedeutng  „Freude,  Stolz".  T^ü!")  heisst  „stark  sein,  männliche  Kraft  haben";  mit  der 
Uebersetzung  „Manneskraft",  aus  der  sich  die  der  Nachkommen  ergiebt,  wird  man  dem  Sinn 
am  Nächsten  kommen;  buaru  wird  dasselbe  besagen,  vielleicht  mit  einer  der  voluptas  sich 
nähernden  Nuance  in  der  Bedeutung.  „Langes  Leben  und  reichliche  Nachkommenschaft" 
stehen  neben  einander  wie  sumu  und  zeru.,  die  eigene  Existenz  und  die  Nachkommenschaft. 

V 

S^  83  =  S"^  100.  Sunie  satrii  ist  wohl  mit  Kraetzschmar,  Beitr.  I  S.  430  syntactisch 
zu  fassen  als:    „mein  Name,  der  geschrieben  steht". 


Zu  den  Cylinder-Inschriften. 
8.    Zu  LI. 

Siehe  Theil  I  Seite  25  sub  8.     Text:  Tafel  XXXII  f. 

11.  üeber  die  nur  hier  und  in  Z.  9  dieser  Inschrift  bezeugte  Namensform  Samas- 
ukin  siehe  Theil  I  S.  7  sub  3. 

12.  Der  Name  E-tiir-kalama  „Tempel  des  Leibes  der  Erde"  für  den  Tempel  der 
Istar-Ncmä  findet  sich:  IV  R  11  (=  ASKT  Nr.  18  Obv.  32);  IV  R  GO,  40c  und  Nabon. 
TSBxl  VII  143.  Beachte  ferner  die  folgenden  von  Brünnow  2G67  und  Strassmaier  8080 
aufgeführten  Stellen:  K  212,  14,   wo  der  Tempel  als  bit  bellt  banini  (?)  und  II  IG,   17  g,   wo 

er  als  bit  55  sa  Babili  bezeichnet  wird.    Für  *^|  1 1  |^y    \-tur  =  tarbasii  siehe  Brünnow  2GG3  ff. 

0.    Zu  L2 

(s.  Theil  I  S.  25  f.  sub  9.  Texte:  Tafel  XXV  bis  XXVII;  auch,  bei  Abel-Win'CKLER,  Texte 
S.  31)  ist  zu  bemerken,  dass  diese  Inschrift  auch  von  Craig  und  Hari'ER,  Hebraica  Vol.  II 
Januar  188G  p.  87  bis  89  übersetzt  und  umschrieben  und  ferner  auch  von  Lyon,  An  As- 
sijrian  Manual  pag.  23  f.  umschrieben  und  analysirt  ist. 

Zu  Z.  14.     Ausschmückung  von  E-lcua  vgl.  o.  S.  59  zu  S^  15. 

In  Z.  18  beachte  im  Hinblick  auf  das  o.  S.  2  tt" .  Ausgeführte  die  Schreibung  ri-e-si-i-su, 
resi  ist  hier  zweifellos  Singular,  und  die  Verlängerung  des  finalen  i  kann  nur  auf  Rechnung 
des  pronominalen  Suffixes  kommen. 


62  Zweiter  Theil.  zweiter  Abschnitt. 

lO,    Zu  Pi. 

Siehe  Theil  I  Seite  26 f.  sub  10  a— d.     Text:  Tafel  XXVIII f.    Dovt  ist  in  Z.  11  das 

vierte  Zeichen  ►^JXfc    -/u    lesen    und    die  Zeilennummern    20,   25,    30    sind   je   um   eine  Zeile 
hinaufzurticken. 

17/18  werden  nur  durch  Inspection  des  archäisch  geschriebenen  Originals  resp.  der 
Photographie  im  Catalog  der  Sammlung  de  Clerq  festzustellen  sein;  III  R  16  giebt  keinen 
Anhalt  zu  einer  Reconstruction.  Nach  Oppert's  gütigen  Andeutungen  und  dem  Zusammen- 
hang nach  hat  hier  der  Name  eines  Heiligthums  in  Esagil  oder  eines  Theils  desselben  ge- 
standen, und  zwar,  da  die  Inschrift  sich  an  Maräuli  richtet,  vermuthlich  eines  solchen,  das 
zu  dem  Hauptgotte  in  näherer  Beziehung  stand.   — 

11.    Zu  pa. 

Siehe  Theil  I  S.  27  sub  11.  Text:  Tafel  XXX  f.  Ueber  den  Inhalt  der  Inschrift  s. 
Theil  I  S.  54  Abs.  4. 

10  vorletztes  Zeichen  lies  C^H^J. 

In  Z.  11  ist  das  fünftletzte  Zeichen  ki. 

23  fF.  In  der  Ergänzung  habe  ich  an  der  Stelle,  w^o  das  Segensversprechen  durch  die 
Fluchdrohung  abgelöst  wird,  die  —  wie  der  Imperativ  amur  zeigt  —  anfangs  directe  Anrede 
fallen  lassen.  Es  schien  mir  mehr  im  Sinne  des  Königs,  dass  er  die  Möglichkeit,  einer  seiner 
Nachfolger  könne  sich  eines  Sacrilegs  schuldig  machen,  mehr  allgemein  und  entfernt  ins  Auge 
fasste.  Möglich  Aväre  natürlich  die  Fortsetzung  in  directer  Rede,  in  welchem  Falle  es  dann 
heissen  müsste  tapassitu  und  taahbatu  (26)  und  liJikilme-ka,  sum-ka,  ser-ka  .  .  .  Wjallik  (27). 


12.  Zur  Thontafel-Inschrift  LI 

Siehe  Theil  1  S.  27  sub  12.  Text:  Tafel  XXII f.  Bei  der  Transscription  und  üeber- 
setzung  habe  ich  Jensen's  Bearbeitung  dieser  Inschrift  (abzüglich  des  Klagpsalms)  in  KB  II 
Seite  260/61  und  JOH.  Jeeemias'  Umschrift  und  Uebersetzung  des  Klagpsalms  (Die  Cultustafel 
von  Sippar^  Diss.  p.  32  Anm.  **)  mit  in  Betracht  ziehen  können.  Namentlich  letzterer  habe 
ich  viel  zu  verdanken. 

1.  Der  Sibilant  von  isinnu  wird  festgestellt  durch  Rucks.  8  is-sin-nu.  So  ist  auch 
Theil  I  S.  123  und  Anm.  5,  wo  über  den  Charakter  des  Wortes  als  eines  sumerischen  Lehn- 
wortes gehandelt  wird,  zu  lesen. 

5.    Für  surinnu  verweist  Jensen,  KB  II  261  Anm.  **)  auf  II  R  26  Nr.  1  (add.  Z.  32) 

Strassm.  AV  8562;  dort  .steht  ^^J  ^YTTT  su-nir  =  su-ri-in-nu,  dann  folgt  esretiim  „Tempel''. 
Zimmern  macht  mich  auf  Tafel  XII  des  Epos  von  Qilgamis  (früher  sog.  Nimrodepos)  aufmerk- 
sam,   wo  es  in  dem  Ueberrest  der  Col.  V  Z.  1  (Haupt,  Beiträge  I  S.  63)   heisst:    ki  siirinni 

damki,  sowie  darauf,  dass  das  Wort  unter  dem  Ideogramm  ^]  ^Yyyy  in  den  Gudea-Cylindern 
bei  den  Bauberichten  sehr  häufig  vorkommt.  ZiBiMERN  fügt  hinzu:  „es  ist  wohl  kaum  kalriniui 
zu  lesen;  dann  wäre  das  bekannte  kidrimm  „Ranchopfer"   dazu  zu  vergleichen'". 

8.  Jensen  übersetzt:  „Unter  Trauer  und  Weinen  darüber,  dass  der  Feind  es  zerstört". 
Ich  glaube  der  oben  gegebenen  Uebersetzung  den  Vorzug  geben  zu  sollen,  syntactisch  und 
sachlich.  In  dem  Moment,  da  das  vom  Feind  angerichtete  Unheil  wieder  gut  gemacht  wird, 
erscheint  Klagen  und  Weinen  darüber  Avenig  am  Platze. 


Erläuterungen  zu  pi  Zeile  17/18  bis  L^  Hückseite  Zeile  13.  03 

10.  An  die  Stelle  der  in  Th.  I  S.  42  gegebenen  Uebersetzung  dieser  Zeile  ist  der 
Wortlaut  aus  der  zusammenhängenden  Uebersetzung  Theil  II  8.  21  zu  setzen.  —  Ul  patru 
,unverl)rüclilich'' ;  patäni  (sa  sarri)  ist  in  den  cl  ^Warna-Briefen  stehender  Ausdruck  für 
,Verrath  (am  König)  üben"   (Jensen-Zimmern,  ZA  VI  24(j  f.,  Note  7). 

11  —  13.  Zum  sachlichen  Inhalt  siehe  Theil  I  8.  30  u.  42;  dort  siehe  auch  die  Be- 
gründung für  kuddinnu  „unrechtmässig".    Vgl.  Lehmann,  ZA  IV  292.  ZA  V  418  Anm.  2  u.  Berl. 

Phüol  Wochenschrift  1891  Nr.  25,  Sp.  792.    Zu  dem  aus  t^SK  ^IT<I  ^]^  zu  erschliessen- 

den  Stamm  kikipU  weiss  ich,  so   wenig  wie  Jensen,    KB  II,  262  Nr.  3   etwas  Näheres  anzu- 

geben.    Die  ungefähre  Bedeutung  ist  klar.    Bezold  schlägt  vor,  uTctalld  (von  Tcalälu)  zu  lesen. 

Rucks.  3.  Ämmeni  miirsi  lihhi  uddü.  Uddü  ist  phonetisch  zu  lesen  (Opi'ERT,  Zim- 
mern). Permansiv  II  1  von  ]}1^  „ist  bekannt,  vertraut,  muss  sich  vertraut  machen"  {Gihjamis- 
epos  66,  39  sa  müti  id  iiddii  iimi-hi).  Vgl.  Jes.  53,  3  ^^h  ))yv_  ....  t*''i^  „ein  Mann  mit 
Krankheit  vertraut"  (Zimmern).  Wenn  man  mit  Jeremias  ritkusa  itti-ia  liest,  was  ja  Vieles 
für  sich  hat  —  obgleich  das  finale  a  Bedenken  erregt,  s.  Delitzsch,  Grammatik  §  92  S.  254 
Z.  8  V.  u.  —  so  muss  man  ein  Schreiberversehen  annehmen;  denn  auf  dem  Original  steht,  wo- 

von  ich  mich  erneut  überzeugt  habe,  deutlich  ►^Pf-]- 

4:.  lieber  intu  „Bedrängniss"  siehe  Theil  I  Seite  139.  Pidjimhhü  bedeutet  wörtlich 
„Schnauben"  (Zimmern,  BB  8(3).  p]s  ist  auch  möglich  zu  construiren:  ,Bedrängni.ss  weicht  im 
Lande,   Unfrieden  (weicht)  im  Hause  nicht  von  mir". 

7.     Schon  bei  Zimmern,  BB  32  übersetzt, 

9.  TJkallanni  mitu  „es  umfängt  mich  der  Tod".  KaJü  findet  sich  IV  R  1,  30a  in  der 
Bedeutung  „zurückhalten"  (BB  50  zu  18);  hier  wäre  es  wohl  mit  „festhalten"  zu  übersetzen. — 
Usapsak:  supkdi{k)il  asar-sun  {Sarg.  Ann.  371)  vom  Stanmie  pli'£,  wovon  pasku  „beschwer- 
lich" Sarg.  Cijl.  11,  pasJds  K  2G75,  17  (S.  A.  Smith,  Asurh.  II  S.  13),  pusku  Cijrus  Cyl. 
V  R  35,  19. 

10.  Kiiru  „Schmerz"  s.  Zimmern,  BB  92  Anm.  1.  —  Nissatii  „Wehklage"  von  nasasii 
s.  ibidem  23  Anm.   1  und  92  unten. 

12.  Welcher  Gott  hier  unter  der  Bezeichnung  „Herr  des  Ostens"  zu  verstehen  ist, 
ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  bestimmen.  Am  Nächsten  liegen  Bel-Marduli  (vergl.  o.  Theil  II 
Seite  49)  und  Ninih,  der  nach  Jensen,  Kosmologie  S.  457  ff.  kosmisch  ursprünglich  „Gott  der 
Ostsonne". 

13.  Ipsaku;  diese  Ergänzung  befürwortet  auch  Zimmern.  Die  Uebersetzung  ebenfalls 
nach  Zimmern's  Vorschlag,  besser  als  das  von  mir  beabsichtigte:  ,weil  ich  ohne  Ehrfurcht  vor 
Gott  und  Göttin  gehandelt  habe". 


13.   Zur  grossen  Thontafel-Inschrift  L*. 

Wie  ich  bereits  Th.  I  S.  27  sub  13  angedeutet  habe,  bietet  dieser  Text  epigraphisch 
recht  grosse  Schwierigkeiten,  die  theilweise  in  dem  Erhaltungszustande,  zum  grösseren  Theil 
aber  in  der  Anlage  des  Originals  beruhen.  Der  Text  macht  in  mancher  Hinsicht  den  Ein- 
druck eines  Concepts,  das  später  in's  Reine  übertragen  werden  sollte.    Dass  ich  mich  (Theil  I 


04  Zweiter  Theil,  z-vreiter  Abschnitt. 

S.  27 f.)  über  meine  Ausgabe  zu  sanguinisch  ausgesprochen  hatte,  war  schon  aus  Tafel  XXXIV 
Anin.  1  zu  ersehen.  Erneute  fortgesetzte  Collationen,  bei  denen  mich  namentlich  Pater  Strass- 
MAlER  und  Dr.  Bezold  vielfach  unterstützten,  im  October  bis  December  1890,  haben  wiederum 
mehrere  Berichtigungen  ergeben,  von  denen  die  wesentlichen  auf  Tafel  XLVII  mitgetheilt  sind. 
Für  weitere  Nachlese  wird  immer  noch  genug  übrig  sein.  Hinter  den  Schwierigkeiten  der 
Lesung  stehen  die  der  Deutung  vielfach  nicht  zurück.  Meine  Uebersetzung  ist  als  ein  Versuch 
zu  betrachten.  Da  mir  die  Inschrift  später  bekannt  geworden  ist  als  die  übrigen  Texte,  so 
habe  ich  auch  nicht  dieselbe  Zeit  auf  ihre  Bearbeitung  haben  verwenden  können,  wollte  ich 
anders  nicht  die  ohnehin  verspätete  Vollendung  und  Herausgabe  der  Arbeit  noch  weiter 
verzögern.  — 

Ich  habe  betreffs  der  Interpretation  mit  verschiedenen  Fachgenossen  in  lebhaftem 
Meinungsaustausch  gestanden,  ganz  besonders  mit  Heinrich  Zimmern,  dem  an  der  Uebersetzung 
und  Erklärung  der  Inschrift,  Avie  sie  jetzt  vorliegt,  ein  sehr  wesentlicher  Antheil  zu- 
kommt, — 

Der  Text  behandelt  den  Regierunofsantritt  dei  Asurhanahal  und  berücksichtigt  nament- 
lieh  die  Massnahmen,  die  der  König  als  Suzerain  von  Babylonien  in's  Werk  setzte,  darunter 
besonders  die  Einsetzung  SamassumuMn's  (siehe  Theil  I  S.  37,  45.). 

7.  Kimniö  emiüti  usajjpü.  Ist  hierzu  zu  vergleichen  die  Stelle  aus  dem  in  vieler 
Beziehung  parallelen  Eingang  zur  Annaleninschrift  R"^  I  V  R  1,  38  hi-mu-a  e-tap-pa-lu  en- 
ni-ti-ia  (Var.  Ici-e-mn-a  etappälu  en-i-ti-ia)'^  Jensen,  KB  II  157  übersetzt  hier  „dafür  (?) 
planten  sie  mein  Wohl".  Das  ist  wohl  sicher  unzutreffend:  liini{')n)it  muss  Substantiv  sein 
und  etwas  mit  der  enütu  der  Herrschaft  zu  thun  haben.  —  Die  sehr  geringe  und  entfernte 
Möglichkeit,  an  unserer  Stelle  zu  lesen  hima  mc  helüti  usapxm  , machte  wie  (klares)  Wasser 
glänzend  meine  Herrschaft",  möchte  ich  um  so  weniger  in  Betracht  ziehen,  als  kima  sonst  in 
dieser  Inschrift  durchweg  phonetisch  geschrieben  erscheint. 

9.  Den  Anfang  dieser  Zeile  hätte  ich  besser  unübersetzt  gelassen:  das  Weggebrochene 

ist  nicht  sicher  zu  ergänzen.  Die  Lesung  U-bir  für  ^|*^  f  ist  äusserst  gewagt.  Innmnii  vou 
]2N  anänu  „widerstehen"  abzuleiten,  hat  ebenfalls  seine  sehr  grossen  Bedenken:  es  ist  wohl 
sicher  mit  Brünnow,  ZA  IV  22  zu  Col.  II,  6  an  IVi  von  n2N4  „ändern"  zu  denken,  innhwi 
für  ""a^yr  (vgl.   Antiochus  V   R  66,  25a).      La   ivninrn  wäre  dann  Relativsatz  abhängig  von 

.   .  .    ^I*^    I,  wie  satrii  in  sume  satrti  (o.  S.  61  zu  S^  83)  von  sume. 

10.  Am  Anfang  ist  auch  die  Ergänzung  [>^*7^]  [  statt  [*^*T~  ^>^]  ^\  möglich 
und   dem    vorhandenen  Räume    nach  wahrscheinlicher.     Es  würden   dann   in    derselben  Periode 

Samas  und,  wenn  ich  Z.  13  richtig  [^n;~  <>I^]  ^1  ergänze,  Marduh  als  ahkalli  ilani  be- 
zeichnet. —  Palhü  „weit,  umfassend"  Sargoncyl.  47,  48,  59.  K  2361  +  S.  389  Obv.  Col.  1 
Z.  33;  s.  Brünnow,  ZA  IV  236,  241.  Jensen,  Kosmologie  S.  318  sub  100.  Die  Bedeutung 
ist  schon  von  NoRRis  richtig  erkannt  Avorden. 

12.  Kat-ti.  Die  Annahme,  dass  Icaiti  für  liäti  zu  lesen  sei  „sie  gaben  in  meine 
Hand",  würde  sehr  gewagt  sein. 

13  bis  20.  Von  den  Zeilen  13  bis  20,  die  eine  Fülle  von  Schwierigkeiten  enthalten, 
gebe  ich  hier  zunächst  die  mir  am  Wahrscheinlichsten  erscheinende,  wenn  auch  durchaus  nicht 
in  jeder  Hinsicht  sichere  Transscription:  ' 

"  IlarduJc  ahkalli  a-da-si-ruC?)  alm^  nisirtu  katimti  hidlat  diipsarruti  ^*  inahttati 
same  u  ersitim  aniraku  sutadnvakii   ina   pidjur  ummcmi    ^^   siiiabidaku itti 


Erläuterungen  zu  L*  Col.  (  Zeile  7  bis  17.  <>5 

müdüni{?)  leüti  ^^  iqxdfar  I.GI.A.GIN.E,  id-(/H-rn-ii  m  kl  isü  jM  i)üni  ^^  antaKi  kumtnu  naldv 
sa  Sumeri  sullidu  Akkachi  ana  sutesuri  a.stu  '**  hadakui?'^)  sitasse  uhni  sa  lam  abubi  m 
kaJcku  sakku  ixdlu  '^  itti  Uli  naski  Amui  sa  ippusa  yimir  nme-ia:  ^^  Sitahhutaku  hvirniski 
rakpak  Ijissatis  e-%J  1 1   marüti. 

Eine  Besprechung  Zeile  für  Zeile  wird  dienlicher  sein  als  eine   üebersetzung. 

13.  Mit  a-da-si-ru  weiss  ich  nichts  anzufangen.  —  Ahiiz  nisirtu  katitnti  kuHat  diqj- 

sarrttti;  statt  t^\]\]-sar-ru-ti  wird  t^^]\\]-sar-ru-ti  zu  lesen  sein;  der  Anfang  des  Zeichens 
ist  undeutlich:  ich  eignete  mir  an  „das  verborgene  Geheimniss  (wörtlich:  die  verhüllte  Ver- 
borgenheit) der  gesaniniten  Schreibkunst".  —  L'eber  nisirtu  „Verborgenheit"  siehe  Jensen, 
Kosmologie  386  f.  und  die  dort  Citirten. 

14.  „In  den  Tempeln  Himmels  und  der  Erde  ward  ich  gesehen  und  sutadumiku  iu 
der  Versammlung  der  Männer  (Werkleute V).''  Amraku  1.  per.  Perm.  I  1  von  amäru  sehen.  — 
Sutudunaku  doch  nicht  etAva  von  ^n,  Permansiv  III  2  1.  pers.  „ich  entschied"?  Die  Ueber- 
legenheit  des  Königs  in  jedem  Fache  könnte  so  ausgedrückt  werden,  nur  der  Kundigste  kann 
richten,  entscheiden  (V?).     Vgl.  Col.  I,  25. 

15.  Sutabidaku,  nicht  sutapidaku:  „versatus  sum",  „ich  war  zu  finden",  „befand  mich" 
vergleiche  muttabilüt  ekalli-su  bei  Asurbanabal   sowohl    von    Geräthen    [nmiti)   wie   auch  von 

Personen,  die  sich  in  seinem  Palaste  befinden.  Mit  i^^i.  \  ^|  ^^j  V  weiss  ich  wiederum 
nichts  Rechtes  anzufangen.  Ein  Verbum  dürfte  wenigstens  in  einem  Theile  des  Zeichens 
stecken;  ist  a'l-fur  zu  lesen  und  mit  idgiirütim  Verbindung  zu  bringen?  Darf  »-TW  ^^  J»»»» 
als  pleonastische  Schreibung  aufgefasst  und  müdüni  „die  Kundigen"  mit  nominaler  Plural- 
endung gelesen  werden,  oder  ist  ►-^  für  sich  als  Ideogramm  zu  betrachten?  Im  letzteren 
Falle  würde  ich  >jpf-  am  Liebsten  als  Ideogramm  für  barü  „schauen,  weissagen"  und  dessen 
Ableitungen  (Brünnow  5314  f.,  Zimmern,  BB.  31.  67)  auffassen  und  auf  die  Opferschau  und 
die  Weissagung  aus  derselben  beziehen.     Zu  lesen  wäre  dann  also  etwa  müdnt  birdfi. 

16.  U-pa-tar  „ich  erklärte,  löste  auf";  aber  was  erklärt  wurde,  ist  leider  nicht  zu 
bestimmen;  der  Zusammenhang,  der  Schluss  dieser  und  die  ganze  folgende  Zeile  deuten  auf 
die  Interpretation  schwieriger  Orakel  oder  Texte.  In  sa  lä  isti  pU  päni  „deren  Mund  noch 
nicht  geöffnet  war",   könnte  ausgedrückt  sein  sollen,    dass  sie    bisher   unerklärt,    unverstanden 

geblieben  waren.  Der  Ausdruck  ^t=  •"IJ-oi.  Jy  ^J  ^Jy  ist  mir  völlig  räthselhaft,  dass  man 
sumerisch  igi  „Auge"  und  gin  unter  den  Componenten  der  Gruppe  erkennen  kann,  fördert 
das  Verständnis  des  Ganzen  nicht.  Ebensowenig  vermag  ich  für  idgiirüti  etwas  Aufhellendes 
beizubringen.  Das  Wort  idgurtu ,  mit  dem  es  jedenfalls  zusammenhängen  wird ,  ist  leider 
gleichfalls  dunkel  und  die  Zusätze,  durch  welche  die  verschiedenen  Arten  von  idgiirti  (zusammen- 
gestellt bei  Brünnow  7750 — 3  und  7756)  gekennzeichnet  werden,  sind  ihrer  Deutung  nach 
grossentheils  nicht  viel  sicherer.  Soviel  aber  scheint  mir  doch  aus  dem  Zusammenhang  her- 
vorzugehen, dass  idgurtu  nicht  „irgend  ein  schneidendes  Werkzeug"  (Jensen,  ZA  I  191  Anm.  l) 
bedeutet. 

17.  Astasi  „ich  las".  —  Was  ich  Theil  I  S.  90  aus  den  folgenden  Worten  ver- 
standen hatte,  kann  nicht  aufrecht  erhalten  werden.  Ich  glaubte,  dass  von  der  Geschicklich- 
keit (naklu  „geschickt"),  den  Sumerier  zu  schützen,  und  der  Tüchtigkeit,  den  Akkadier  zu 
lenken,  die  Rede  war.     Die  Deutung  von  asfu  „schwierig,  steil"   durch   „tüchtig"   geschah  auf 

Grund  von  ASKT  23,  457,    wo  es  mit  dämm  zusammen  als  Erklärung  des  Ideogramms  ^"t 

Lehmann,  Saniassumukin,  II.  9 


w6  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

sich  findet;  dämm  wird  aber  hier  weniger  in  der  Bedeutung  „mächtig"  als  vielmehr  „fest* 
gebraucht  sein.  Ferner  war  die  Syntax  des  Satzes  unklar,  und  rauss  es  überhaupt  als 
ein  Fehler  bezeichnet  werden,  dass  ich  die  Deutung  wagte,  ohne  zu  berücksichtigen,  dass 
nakJfi  auf's  Engste  mit  dem  ihm  unmittelbar  vorausgehenden,  auf  astasi  folgenden  kammu 
zusammenhinge.  Ueber  kammti  vermag  ich  nun  freilich  jetzt  so  wenig  wie  damals  etwas 
Bestimmtes  auszusagen.  Einiges  Licht  dürfte  aber  —  worauf  mich  Dr.  Jensen  hinweist  — 
auf  dieses  Wort  und  auf  den  ganzen  Satz  die  Stelle  IV  R  19  Nr.  2,  47a  werfen:  lisdnu 
mitharti  khna  isten  sumi  stitesir,  „eine  ein  Ganzes  bildende,  organisch  zusammengehörige 
Sprache  (vgl.  atmi  lä  mitharti  cit.  oben  S.  50  zu  35)  ordnest,  bemeisterst  Da,  als  wenn  es 
ein  Wort  wäre".  Wenn  auch  die  Uebersetzung  gerade  dieses  Hülfspassus,  wie  ich  sie  mit 
Jensen  gebe,  nicht  durchaus  befriedigt,  so  geht  wenigstens  soviel  aus  demselben  hervor,  dass 
stitcsiirii  in  Verbindung  mit  lischm  „Sprache"  etwas  wie  „bemeistern,  verstehen,  auffassen"  heisst, 
und  so  würde  die  Zeile,  wenn  man  für  kammu  auf  die  Bedeutung  Schriftstil  räth,  etwa  zu 
übersetzen  sein:  „Ich  las  den  kunstreichen,  verschmitzten  Schriftstil  der  dunklen  sumerischen 
Sprache   sowohl    wie   auch   akkadische    d.  i.  babylonische   Texte,    die    schwer   zu    bemeistern 

sind".  Ein  Ideogramm  für  naklu  „kunstreich"  ist  t^i^^-  (S''  362  Brünnow  4706).  Es  ist 
l)eachtenswerth,  dass  auf  dem  Berliner  Vocabnlar  (Theil  I  Seite  163  Anm.  1)  ein  Schriftstil  als 

'^►^jj^-y  ^^"^  t^II  6*"6  gud-da  bezeichnet  wird.  —  Sullidu  Perm.  11  1  von  '^^71  „schattig 
sein,  dunkel  sein",  sonst  (s.  oben  S.  59)  oft  =  „schirmen,  schützen";  hier  offenbar  adjectivisch 
„dunkel".  —  Aendert  sich  somit  auch  die  Uebersetzung  der  Stelle  wesentlich,  so  bleibt  doch 
als  das  Wichtigste  bestehen,  dass  hier  das  Nebeneinander  der  semitischen  Akkado-Babylonier 
und  der  Sumerier  klar  zu  Tage  tritt,  wenn  auch  nicht,  wie  ich  glaubte,  von  der  Bevölke- 
rung selbst,  sondern  nur  von  den  Schriftdenkmälern  die  Tiede  ist.  Dies  ist  auch  Jensen's  (in 
dieser  Hinsicht  gänzlich  selbständige,  siehe  Theil  I  S.  171)  Meinung.  —  Man  lasse  sich  nicht 
dadurch  beirren,  dass  wie  das  Sumerische  als  verschmitzt  und  dunkel,  so  das  Akkadische 
als  schwierig  zu  bemeistern  vom  Könige  bezeichnet  wird.  Dass  es  akkadische  d.  h.  semi- 
tisch-babylonische Texte  giebt,  die  schwieriger  zu  deuten  sind  als  manche  sumerische  Inschrift, 
namentlich  wenn  noch  archaistische  Schrift  angewendet  wird,  dafür  bilden  die  neubabylonische 
Fassung  unserer  Bilinyuis  und  weiter  z.  B.  Nahonid  V  R  63  interessante  Belege,  und  ein 
augenfälligeres  Zeugniss  dafür  als  den  Abschnitt  unserer  Inschrift,  bei  dem  wir  gerade  ver- 
weilen, wird  man  schwerlich  fordern  können. 

18.     Der  verstümmelte  Anfang  vor  ]p\    bietet   für  die  Lesung  grosse  Schwierigkeiten. 

Möglich  wäre  ^^~^|  [  (so  zuerst  Bezold);  daneben  wäre  auch  -^  ^11  zu  erwägen;  letztere 
Lesung  erschien  zuletzt  sowohl  Pater  Strassmaiek  ,  wie  Mr.  Pinches,  wie  mir  selbst 
epigraphisch  das  Wahrscheinlichere.  In  beiden  Fällen  hätten  wir  es  mit  der  1.  Person  Per- 
mansiv  I  1  des  Verbums  hadü  zu  thun.  Die  Form  hi-da-ku  ist  nun  grammatisch  nicht  über 
jeden  Einwurf  erhaben:  man  hätte  ha-da-kii  zu  erwarten  nach  Analogie  von  na-sa-ku  (It  R 
19,  54,  56.  Delitzsch,  Grammatik  §  110  a.  A.);  in  Formen  wie  peti  „er  ist  geöffnet",  hibi 
„es  ist  verlöscht"  ist  die  Imäle  doch  wohl  direct  durch  das  i  der  zweiten  Silbe  hervorgebracht: 
doch  genügt  das  vorhandene  Material  nicht  für  die  Entscheidung  dieser  Frage.     Als  mögliche, 

wenn  auch  durchaus  nicht  sichere  Lesung  bleibt  daneben  also :  -[^^  f  |  IhI  hadakii.  —  *^C^^*^|  ^^y 
wird   im  Hinblick    auf   das    astasi    der  vorigen  Zeile    und    auf  Grund   der  von  Brünnow   546, 

V 

702  und  754  angeführten  Stellen  mit  Zimmern  sitasse{-se)  zu  lesen  sein.  Sitassi  ahne  sa  lam 
ahuhi  „das  Lesen  von  Inschrift(steinen)  aus  der  Zeit  vor  der  Sintfluth".  Die  Lesung  und 
Deutung  der  Worte  lam  ahühi  rührt  von  Bezold  her,  was  ich  hier  auf  seinen  Wunsch  mit 
Bezug  auf  J.  Jeremias^  Izd.-Nimr.  S.  45  speciell  hervorhebe.  —  Das  auf  ahühi  folgende  Zeichen 


Erläuterun^'en  zu  L*  Col.  I  Zeile  17  hin  24.  67 

Y  ist  nicht  ganz  sicher;  auch  Jy  wäre  möglich.  —  Kakku  sakJcit,  ''allu  kann  ich  nicht 
erklären.  —  Darf  syntactisch  hadaJcu  sitassi  ahne  verbunden  und  darnach  übersetzt  werden: 
„ich  freute  mich  am  Lesen  von  Inschriften"  ? 

19.  Itti  ilH{?)  naski,  noch  zum  vorigen  Satze  geh"'>rig.  Hinter  näski  beginnt  ein 
neuer  Abschnitt.  Anna  sa  ip'pusa  gimir  ume-ia:  „Folgendes  (ist,  was  ich  that)  all  meine 
Tage",   , Folgendes  war  meine  tägliche  Beschäftigung". 

20.  Sitahhutalai  murniski  „ich  bestieg  das  (die)  Streitross(e)"  1.  Pers.  Perm.  III  2 
von  saljätu  „sich  niederlassen  auf"  vgl.  ina  sepe-ia  astahit  Sank.  III,  77.  Die  Form  si-tah- 
hu-tu  findet  sich  auch  auf  dem  Fragment  R""  345  (vgl.  Th.  I  S.  128  Anm.  6)  Z.  2.  —  Bakpak 
„ich  ritt"  Permansiv  I  1.  Die  Schreibung  rak-pa-ak  scheint  auf  p  für  den  dritten  Kadical 
des  assyrischen  Aequivalents  des  gemeinsemitischen  Stammes  V  31"!  zu  deuten.  Man  hat  bisher 
meines  Wissens  auch  assyrisches  :jr"l  rakähu  angesetzt,  da  bei  den  phonetischen  Schreibungen, 
so  weit  ich  sie  überblicke,  immer  die  Wahl  zwischen  h  und  /)  freistand.  Vielleicht  wird  man 
diesen  Ansatz  zu  modihciren  und  mit  assyrischem  rakcqoii  ^n  (mit  partieller  Assimilation  des 
tönenden  labialen  Verschlusslautes  h  an  den  tonlosen  „gutturalen"  Verschlusslaut  k)  zu  rechnen 
haben.  Möglich  ist  allerdings  auch,  dass  diese  Aenderung  sich  erst  innerhalb  des  Assyrischen 
vollzogen  hat  und  späterer  Zeit  angehört,  möglich  schliesslich  auch,  dass  das  2^  (vgl.  Theil  I 
S.  19)  nur  auf  Rechnung  des  Schreibers  kommt,  dessen  Orthographie  wohl  überhau})t  nicht 
völlig  einwurfsfrei  ist.  —  Hissatis  „freudig"   vgl.  II  R  43,  25 ab,  wo  hissatum  durch  iilhis  libbi 

„Jubel  des  Herzens"  erklärt  wird.  Zur  Edition  ist  hier  noch  zu  bemerken,  dass  ]  iis  auf  dem 
Original    klar    ist;    die  Schraffirung   käme    eher    dem    unteren    wagrechten  Keil    des   folgenden 

>-|Y  zu.  —  Was  auf  hissatis  folgt,  kann  ich  nicht  erklären. 

21.  Den  Bogen  *~<-pa-nu  lese  ich  sizpanii  auf  Grund  einer  mir  jetzt  entfallenen 
Stelle  des  Inschriftenwerkes,  auf  welche  mich  vor  Jahren  Herr  Dr.  Winckler  aufmerksam 
machte  und  wo  anscheinend  derselbe  BegriflF  durch  ga-us-pa-nu  ausgedrückt  war.  Auch 
HoMMEL  (s.  o.  S.  37  Anm.  1)    kennt    zazpanu    als    babylonisch-assyrisches  Wort  für  „Bogen". 

22.  Wenn  der  König  sich  rühmt,  dass  er  die  osmarani  (beachte,  im  Vergleich  mit 
Theil  II  S.  2  sub  1,  die  Längenschreibung:  ni-cl)  wie  tartuhi  geschwungen  hat,  so  soll  damit 
offenbar  eine  besondere  Kraftleistung  ausgedrückt  sein,  und  es  folgt  daraus,  dass  der  asmaru 
eine  schwerere  Waffe  sein  und  grössere  Kraftanstrengung  erfordern  muss,  als  der  tartahn; 
letzterer  ist  „der  Speei",  der  Wurfspiess" :  asmaru  wird  eine  gewöhnlich  nur  zum  Naclikampf 
gebrauchte  Waffe,  eine  Lanze  (im  Sinne  unserer  heutigen  cavalleristiscben  Bewaffnung) 
gewesen  sein.  —  Nurrutüti  wohl  eher  der  Permansivform  entsprechend  „widerspenstig,  schwer 
zu  handhaben"  (Jensen),  als  transitiv  „nieder  schmetternd";  vgl.  munarrifu  epes  ardüti-ia  „der 
sich  weigerte,  mir  zu  dienen".  —  Asallu:  zu  saUi  „entsenden"  in  Verbindung  mit  Waffen 
vergl.  R*^  I  Col.  I  almad  sa-li-i  kasti. 

23.  Zu  sabtaku  (masak)  asäti  vgl.  R"'  I  Col.  I,  84  sabat  (niasak)  asati.  Zu  asafi 
s.  Jensen's  Nachweise  zu  dieser  Stelle  KB  II  15G  Anm.  *). 

24.  Assarii  Berufsname;  dem  Zusammenhange  nach  „Wagenlenker*,  etwa  der,  der 
bindet,  anschirrt??  Vergleiche  oben  Seite  46.  —  Blasani  Bestandtheil  des  Wagens.  Wahr- 
scheinlich „Deichsel".  Vergleiche  Gilganiis-Epos  Col.  VI,  10  f.  (Haupt  S.  42),  wo  Istar  dem 
Gilganiis  verspricht,  sie  wolle  ihn  setzen  auf  einen  Wagen  von  iignu  und  Gold,  sa  niasnni-sa 
huräsu  .  .  .   „mit  goldener  Deichsel"    und  Freibrief  Neb.  1  Z.  26,  27;  36,  37,  wo  Hilprecht 

9* 


68  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

, Kader"  übersetzt.  Auch  Jensen  neigt  zu  dieser  Deutung  an  unserer  Stelle.  Und  dass  usashir 
sihiyti  ,ich  veranlasste  die  Drehung"  sich  wohl  auf  die  Räder  beziehen  lässt,  ist  nicht  zu 
verkennen.  Aber  an  keiner  der  mir  bekannten  Stellen  findet  sich  bei  masaru  auch  nur  die 
Andeutung  eines  Plurals,  und  bei  der  Kunst  des  Wagenlenkens,  auf  die  es  liier  ankommt, 
spielt  die  Deichsel  jedenfalls  eine  ungleich  grössere  Rolle  als  die  Räder.  —  Mit  istanasbar 
weiss  ich  nichts  anzufangen;  ein  Stamm  sabäru  ist  mir  nicht  bekannt.  —  Kis{'^)-Jcat-te-e; 
s.  dazu  das  Epos  von  Gügamis:  issima  Gügamü  ummäna  kis-hat-te-e  kali-sunu  ^Gügamis 
berief  zusammen  alle  seine  Werkleute".  —  Ardte  Plural  zu  aritu  „Bogen"  s.  Jensen,  Kos- 
mologie S.  58,  71  Anm.  2  und  151  und  KB  II  210  Anm.  *)  zu  R'"  I  Col.  VII  2  f :  ameJu  sahi 
isu  Jcasti  isu  ariti  ameln  uni-ma-a-ni  kit-kit-tu-u.  Letztere  Stelle  giebt  H.  Zimmern,  dem  ich 
diese  Hinweise  verdanke,  Anlass  zu  der  Vermuthung,  dass  kitkittu  irgendwo  identisch  mit 
kiskattü  sei.  Dies  gewinnt  durch  den  Vergleich  mit  unserer  Stelle,  wo  ebenfalls  vom  Bogen 
die  Rede  ist,  und  mit  dem  aus  dem  Gügamis-Epos  citirten  Passus,  wo  das  fragliche  Wort 
ebenfalls  in  nächster  Verbindung  mit  ummäni  „Werkleute"   erscheint,    an   Wahrscheinlichkeit. 

Vgl.  dann  weiter  K  2518,  9  (=  PSBA  X  hinter  p.  478  =  IV  R  60*  [67],  B)  anielu  *^  *^ 

ina  ki-kit-te-e  kisti  ul  iptur,  wozu  als  Commentar  gehört  V  R  47,  38  a  f.  ainelu  *T~   **1     ""' 

kit-kit-te-e  etc.;  kit-kit-tü  =  niinsi;  vgl.  für  den  omelu  »7-  »7-  auch  K  626,  Z.  11,  14,  23 
(s.  Tafel  XLIV)  und  Bezold,  ZA  V,  111,  Note  1.  Wir  hätten  demnach  drei  Formen  dieses 
jedenfalls  nichtsemitischen  Wortes:  kiskHtiX,  kitkitfü  und  kiklttu;  ob  2  oder  p  bleibt  unsicher, 
wie  die  genauere  Bestimmung  der  Bedeutung.  —  Kahahäte  Plural  von  kabdhu  „Schild"  {22p) 
Delitzsch,  AL^  Glossar  S.  145.    Vgl.  Sank.  III  ib.  S.  XIV  Var.  zu  Z.  35  vghd.  ga-ba-bi. 

25.  Leaku  kann  Permansiv  1.  Person  sein  zu  V^N':'  „vermögen,  können"  oder  ein- 
fach Perraansivbildung  zum  Nomen  leu  „Herr".  Hier  wohl  das  letztere,  da  sa  gimir  um- 
mäni nach  Art  eines  nomen  rectum  an  leu  als  regens  angeknüpft  erscheint.  Inu  =  emi 
„Herr"  ? 

27.  \_U-]su:saku.    Die  Ergänzung  ist  zweifellos,  wenn  auch  die  verstümmelten  Spuren 

auf  dem  Original  unabhängig  vom  Sinn  keinen  Leser  gerade  auf  ^|Il^  geführt  hätten.  Zu 
diesen  merkwürdigen  Bildungen  vom  Stamm  nuzäzu^  zu  denen  z.  B.  auch  das  usu^zti  Col.  I  25 
der  Antiochus-Inschrift  gehört,  welches  Peiseu,  KB  HI,  2  *)  Schwierigkeiten  macht,  siehe 
Delitzsch,  Gramm.  §   100  Schluss. 

28.  Balua  „ohne  mich";  zu  balu^  hala  s.  Delitzsch,  Gramm.  §  81  sub  b  a.  Ende 
S.  226.  —  TJllanua  „ohne  mein  Zuthun";  eigentlich  „fern  von  mir,  in  meiner  Abwesenheit" 
s.  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  450  unten  [Zimmern]. 

29  drückt  offenbar  die  Bevorzugung  AsurbanabaVs  vor  seinen  Brüdern  aus ;  s.  Col.  11  6 
und  vergleiche  Theil  I  S.  35. 

32/3Ji.  Usalli  und  usappi  wohl  eher  auf  Asarhaddon  als  auf  Asurbanabal  zu  be- 
ziehen,  also  als  8.  Person  zu  fassen.  —  Zu  Ninlil-Serüa  vergl.  oben  S.  36  f.  —  Z.  83  sind  die 
Namen   der   beiden  Götter   und   die  Attribute   wohl    mit  Bezold    als   chiastisch   gestellt   zu   be- 

V 

trachten:  Samas  ist  „Richter  der  Welt",  Hadad  „der,  der  im  Himmel  und  auf  Erden  weissagt". 

34.  Mukinnu  sarruti ;  beachte  den  Singular  im  zweiten  Gliede  der  Apposition  gegen- 
über nadimtte.  Zui  Uebersetzung  „die  rechtmässiges  Königthum  verleihen"  (nicht:  „die  fest- 
machen das  Königthi.im")  s.  Theil  I  S.  9. 


Erläuterungen  zu  L*  Col.  I  24  bis  Col.  II  25.  69 

Col.  II,  3.     Pati[lcu  kiilama];  Jensen'.s  Ergänzung,    KH  fl.  237,  wo  Z.  4 — 11  nach 

George  Smith,  Asiirb.  p.  9flF.  nmschrieben  unrl  übersetzt  .sinrl. 

4.  Ob  das  ganze  Bilridüti  hier  als  „Stätte  rler  Verküiuligungen  und  Berathungen* 
bezeichnet  werden  soll  oder  ob  sich  diese  Benennung  nur  auf  einen  Theil,  ein  Gemach  dieses 
Palasttheils  bezieht,  ist  nicht  ganz  klar;  in  letzterem  Falle  wäre  zu  übersetzen:  , betrat  ich 
in  BUrididi  die  Stätte  der  Verkündigungen  und   Berathungen*. 

7.  I-ra-as,  so  ist  Avahrscheinlich  mit  Stkassmaier  die  recht  verzwickte  Zeichengruppe 
zu   lesen;   von  li'S'l    „jauchzen".     Jensen's  Vorschlag,   i-da-as    , erzitterte",    verdient    ebenfalls 

Berücksichtigung.  Zu  \iEj  hI*^T  ^^  ^^^  lesen  (Strassmaier)  s.  Brünnow,  9767  cf.  9764/4. 
Mcdi-ni  [hiddti],  Zimmern's  Vorschlag. 

8.  Paku  , hinschauen,  Achtung  haben  vor",  davon  j)i<ku  V  11  65,  I,  1  vgl.  SCHEIL. 
ZA  V,  400. 

9.  Sahtak  ahhussunu  „ich  trat  für  sie  ein".  Siehe  Zimmern,  BB  59.  Delitzsch, 
Wörterbuch  22.  Meine  Uebersetzung  Theil  I  S.  38  „vor  meinem  Vater  nahm  ich  ihnen  die 
Verpflichtung  ab"  ist  falsch.  Bei  kätä  sabdtu,  das  sowohl  „helfen"  (Zimmern,  BB  25),  als 
auch  offenbar,  z.  B.  wenn  der  König  die  Hände  des  Gottes  erfasst  (Theil  I  S.  44),  „um  Hülfe 
oder  Segen  flehen"  heisst,  liegt  die  Sache  anders:  des  Änderen  Hand  erfasst  sowohl  der  Helfer 
wie  der  Hülfesuchende. 

10  und  11.  Beachte  Avieder  die  Correspondenz  des  hddis  naplusü  mit  dem  auf  die 
königlichen  Massnahmen  bezüglichen  täbis  (o.  S.  41   E.). 

16.  Raksu  iptiira  kann  nur  heissen  „der  (das)  Gebundene  löste":  (nicht:  .wurde 
gelöst");  Jensen  schlägt  vor  zu  ergänzen  ^si-in-di-su"'  (seine  Fessel V). 

17.  Ulme  Waffenname;  mir  sonst  nicht  bekannt.  —  Selilti  :  sehe  „.scharf,  spitzig" 
vgl.  Salm.  Mon.  H  42  sade  marsüti  sa  kima  seJüt  ijatri  ana  same  zikiptu  saJcmi  .beschwer- 
Hche  Berge,  die  wie  Dolchspitzen  (eigentlich  die  Spitze  eines  Dolches)  zum  Himmel  aufragen". 

18.  Irbubu  (nicht  irpiqni)  vgl,  Tigl.  I  Col.  V,  65  musimkit  lä  niägiri,  nmsarbibu 
kälis  multarhe;  ferner  Hammurabi,  Bd.  ra-bi-ba-Jca.  —  Aksu  V  K  21,    17;  S**  1,  18. 

19.  Zum  präpositionalen  Gebrauch  von  birit  vgl.  Delitzsch,  Gramm.  §  81  sub  b 
S.  225.  —  Salmu  verbessere  zu  mimmü:  "i?"  =  mim. 

20.  Sihip  von  saMpu  „niederwerfen,  darniederliegen",  Permansiv  dr-r  Form  Jjti. 
vgl.  Delitzsch,  Gramm.  §  97  S.  266  o.;  Lyon,  Manual  (Gram,  beim  Permansiv). 

23.     Asbu  Permansiv  I  1,   3.  fem.  von  asäbii.  —  Die  Zeichen  hinter  hibtu  sind    sehr 

schwer  zu  lesen;  dass  er  das  zweite  als  ^^^'^ffr  fi"sehe,  theilte  mir  Mr.  PiNCHES  in  London 
mit.  Zimmern's  unabhängig  davon  gemachter  Vorschlag,  ni-ih-t\i(\  zu  lesen,  empfiehlt  sich 
dem  Sinne  und  den  Spuren  nach  am  Meisten.  Vgl,  Ci/rus-Ci/linder  p,  39  subti  nihtim  it^e.^ib.  — 
Zu  tdu  „Bestes,  Feinstes",  sowie  zu  dem  ganzen  Vergleich  s.  Delitzsch,  Wörterbuch  S.  449 
und  458  sub  29  a. 

25.  Wohl  zu  ergänzen:  [ri-e-mu']  ul  arsi  „Gnade  gewährte  ich  nicht*  oder  ähnlich. 
Zur  Schreibung  gi-ra-ia  —  girii  statt  des  gewöhnlich.'u  girru  —  vgl,  Layärd,  15,  25  (KAT*  294). 

25  —  Col.  IJl  a.  E.  Kückführung  des  Mardukbildes  in  Procession  von 
Asur  nach  Esagil  in  Babylon.     Samassumukin  erfasst  die  Hände  BcVs,   s.  Theil  I 


70  Zweiter  Tlieil,  zweiter  Abschnitt. 

S.  51,  WO  jedoch  die  deutsche  Wiedergabe  dieser  Stelle  nach  der  im  Zusammhaiige  gegebenen 
Uebersetzung  oben  Theil  II  S.  27  zu  ergänzen  resp.  zu  verbessern  ist. 

31.     AliJca  tezih  Relativsatz  ohne  nota  relationis ;  s.  o.  S.  Gl  zu  mnn  safru. 

Col.  III  2  —  6.  Völlig  unklar  ist  mir  die  Bedeutung  der  Zahlen  zu  Anfang  der 
Zeilen.  Eine  Zeileuzählung  können  sie  unmöglich  ausdrücken  wegen  der  Folge  7,  10,  11,  7,  9. 
Es  macht  fast  den  Eindruck,  als  wären  sie  nur  zufällige  Ueberbleibsel  eines  Textes,  zu  dessen 
Niederschrift  die  Tafel  —  dann  ein  Palimpsest  —  früher  einmal  gedient  hatte.  —  Zu  ikt- 
dilia  s.  Theil  I  S.  51  u.  Anm.  3. 

11.  AN.TIR.AN.NA  —  sonst  Ideogramm  für   Urnk  —  kann  ich  hier  nicht  erklären. 

12.  Die  drei  letztgenannten  Gottheiten  kommen  an  dieser  Stelle  meines  Wissens  zum 
ersten  Mal  vor.  üsur-amat-sa  „Bewahre  ihr  Wort"  ist  sicher  eine  weibliche  Gottheit.  In  dem 
letzten  Namen  ist  zwischen  Ä-da  und  si  wahrscheinlich  noch  ein  schwer  bestimmbares  Zeichen 

W-  •)  einzuschieben,    so  dass  also  schwerlich  Ädasi  (vgl.   Theil  I  S.  29  Anm.  5)  zu  lesen  ist. 

18.  Dass  die  Götter  von  Sumer  und  Akkad  in  Babylon  den  Marduk  als  ihren  obersten 
Gott  begrüssen,  bestätigt  meine  Theil  I  besonders  S.  82  gegebene  Ausführung. 

19.  Die  Apposition  asri  elli  zu  kar-sagimm,  enthält  zugleich  eine  Uebersetzung  des 
sumerischen  Wortes  kar-zagin',  vgl.  Theil  I  S.  125.  —  Die  Uebersetzung  von  ittanakaru  nach 

Zimmern's   sehr    ansprechendem    Vorschlag.   —   *"n      *"t^IX    *"*"T^   ist   wohl    als   Bellt   baläti 

zu  lesen:   vergl.   Brünnow   1050  und    *^J]]]   *^i^lX  *^'^}^  *"^I  (Brünnow  1052).  —  Sollte  in 

sa  "4^*^777  üäni  "t^^^fff  phonetische  Schreibung  für  suf  „über"   sein? 

Die  verstümmelten  Zeilen  21 — 30  beschreiben  die  Niedersetzung  des  Götterlnldes  an 
seinen  Platz  in  Esaggil  und  die  reichen  Opfer,  welche  ihm  dort  dargebracht  werden: 

^^  Ina  si-pir  NUN.KA  **  erumma  .   .  .  .  u  irmä   ^^  cdpe  .   .  .  .  -te  hie  marüti  ak- 

kama     ** liigalli   apsi   utaljha  pamissu     '^^ sanine    usaznina   kima   rädi 

26 di-e   sadlüti   usamliira   kahrata     ^^ si-su   «"'^^"   AN.GUB.BA.MES 

maharsu  uhis  ^^  .  .  .  .  ummanüti  ha-sir{?)  ....  *^  ...  .  sa{?)bit  ijyparsu  ^°  .  .  .  .  klma. 

^^ **  betrat  er und  liess  sich  nieder.     ^^  Ochsen fette, 

feiste  opferte  ich   ^* den  Ueberfluss  des  Oceans  (einen  Ocean  von  Ueberfluss)  brachte 

ich  vor  ihn    ^^ Fett  liess  ich  niederströmen  gleich  einem  Sturzregen ^^  (?) 

^"^ stellte  vor  ihn :  28  bis  30  zu  stark  verstümmelt. 

27.  Zu  dem  Priesternamen  vergleiche  *"n~  ^^I  *^*^\  =  kaiatnämi  IV  R  28,  25  a 
und  ^SS  ^I   «-»^I  =  malM  II  R  32,  19  e. 

Col.  IV  1.  Narü',  Bezold  macht  mich  darauf  aufmerksam,  dass  die  Cat.  p.  260  auf- 
gezählten narü  alle  nicht  von  Stein  sind;  ich  glaube  aber  nicht,  dass  die  Bezeichnung  näru 
an 's  Material  gebunden  ist,  sondern  dass  jedes  Document,  welches  eine  Inschrift  trägt,  einerlei 
aus  welchem  Material,  als  nant  bezeichnet  werden  kann.  Nach  Jensen,  Kosmologie  349  f. 
Anm.  1  bedeutet  na-rü  ursprünglich  geradezu  Steinwerk.  (V^gl.  im  Uebrigen  auch  Kosm.  440.) 
Der  König  spricht  hier  von  einem  narü,  auf  dem  aas  Bild  der  Götter  eingegraben  ist;  dann 
erzählt  er,  dass  er  sein  Bild  in  Anbetung  der  Gottheit  davor  aufgestellt  habe.  Nun  haben  wir, 
wie  oben  gezeigt,  in  unseren  Stelen  S^  und  S'  zwei  Exemplare  von  solchen  Bildern,  wie  sie 
der  König  hier  in's  Auge  fasst.  Daraus  ist  erstens,  da  es  mehrere  sind  und  da  auch  von  dem 
Bild  des  grossen  Gottes  gesprochen  wird,    wohl  zu  schliessen,   dass  man  narü   pluralisch  oder 


Erläuterungen  zu  L*  Col.  11  31  bis  Col.  IV  19.  71 

collectivisch  „Inschriften (steine?)"  zu  fassen  hat,  und  zweitens  folgt  aus  dem  Umstand,  dass 
die  Stelen  des  Königs  aus  Stein  gefertigt  sind,  mit  einiger  Sicherheit,  dass  die  hier  erwähnten 
Götterbilder  nicht  aus  geringerem  Material  hergestellt  sein  werden. 

Der  äussere  Zustand  der  vierten  Columne  ist  es  hauptsächlich ,  der  Anlass  zu  der 
Vermuthung  giebt,  dass  der  Text,  wie  er  vorliegt,  ein  Concept  ist.  Oben  und  in  der  Mitte 
grosse  unbeschriebene  Stücke,  dann  am  Schluss  die  Zeilen  8 — 19,  merkwürdig  wegen  ihrer 
unverhältnissmässig  viel  kleineren  Schrift  und  ferner  wegen  der,  wie  es  scheint,  mit  dem  stumpfen 
Ende  des  Griffels  gezogenen,  auf  Tafel  XXXIX  angedeuteten  Linie,  die  sich  über  den  grösseren 
Theil  derselben  hinzieht  und  fast  den  Eindruck  einer  absichtlichen   Durchstreichung  macht. 

Ueber  den  Inhalt  der  Zeilen  ist  nichts  Sicheres  auszusagen.    Es  scheint  von  der  Ord- 

V 

nung  der  verwirrten  Zustände  von  Sumer  die  Rede  zu  sein.  Asurbanabal  und  Samahhimiildn 
werden  genannt  und  zum  Schluss  Avird  berichtet,  dass  etwas  auf  das  heilige  Schiff  Mä-ku-a 
gesetzt  ist.  Hierin  ist  Avahrscheinlich  eine  Hindeutung  auf  die  jährlich  am  Zagmuku-F este 
stattfindende  Procession  des  Mardukbildes  auf  dem  Euphrat  zu  sehen.  Und  so  scheint  der 
Text  in  dem  Beginn  eines  Berichtes  über  weitere  cultische  Massnahmen  unvollendet  abzu- 
brechen. Sind  die  Zeilen  8 — 19  vielleicht  als  Notizen  anzusehen,  die  sich  der  Schreiber  in 
seinem  Concept  für  die  Fortsetzung  auf  einer  anderen  Tafel  gemacht  hat? 

Was  umschrieben  werden  kann,  wäre  etwa:  ^  ....  ^  ...  .  dal-ha-ti  ^^  .  .  .  .  iläni 
m°ti  Sumeri  ^^  M  sa  .  .  .  -su  ^^  ia-a-ti  Äsur-ban-abli  ^^  .  ...  ik-m-nh  ^^  Sams{u)-sum{u)-Mn 
^^  .  .  .  .  pcdi'Su  ....  ^^  ....  '*•"  Ma-ku-a  ^^  .  .  .  .  ul-ziz. 


K,  991 

wird  mit  den  im  Nachtrag  gebotenen  verwandten  Texten  zusammen  behandelt  werden  (S.  72). 


72  Zweiter  Theil,  z-vveiter  Abschnitt. 


Zu  den  Nachträgen. 

^  V     V 

Zur  Backsteininschrift  Samassumukin's. 

Originaltext:  Tafel  XLH.  —  Eine  Umschrift  des  sumerischen  Textes  lohnt  sich  der 
vielen  Eigennamen  und  Ideogramme  wegen  nicht. 

Assyrisch  gelesen  (vgl.  Bezold,  ZA  HI,  416  und  Winckler  üAG  89)  Sit)para]a  C^) 
ana  sarrisu  Sams{u)-sum{iL)-t(kin  saJcJcanah  Bahili  sarri  mäti  Sumeri  u  Akkadi  ana  halatisu 
II  ana  halät  Asur-ban-abli  sarri  Ässur  ahi  talimisu  lipitta  {ina  agurri'i)  Ebarra  essis  iisepis. 

V 

Deutsch:  Der  Sipparenser  hat  seinem  Könige,  SamassumuTiin ^  dem  priesterlichen 
Statthalter  von  Babylon,  Könige  von  Sumer  und  Akkad,  für  sein  Leben  und  für  das  Leben  des 
Asiirbanabal ,  Königs  von  Assyrien ,  seines  ebenbürtigen  Bruders ,  die  Umfassungsmauer  des 
Tempels  (oder(?)  mit  glasirten  Ziegelsteinen  den  Tempel)  Ebarra  neu  erbaut. 

5  und  6.  Nam-ti-la-a-ni-hu  ti-la-bi-da  beachte  die  neusumerische  Form  und  die 
scriptio  lüena  des  stat.  prol.     Ueber  bi-da  als  Oonjunctivpartikel  s.  Theil  II  S.  30. 

7.  Ti-la-bi  sa  Äsiir-ban-abli:  Das  semitische  sa  ist  „für  das  Sumerische  der  Legende 
bezeichnend;  der  Uebersetzer  war  ausser  Stande,  eine  sumerische  Genitivverbindung  auszudrücken". 
So  mit  Recht  Winckler,  UAG  89  Anm.  3. 

10.  ^T   ^y  =  talimu  s.  Theil  I  S.  29. 

11.  Das  Ideogramm  in  Z.  11  bedeutet  zunächst  agurru,  s.  Delitzsch,  Wörterbuch 
S.  109.  Winckler's  Auffassung  (a.  a.  0.)  als  lipitiu  „Umfassungsmauer"  hat  die  Verwendung 
für  libittu,  „Backstein"  schlechthin,  zur  Voraussetzung.  (Vgl.  Theil  I  S.  110  Anm.  4).  Syn- 
taktisch verdient  sie  den  Vorzug. 


Zu  den  Briefen  und  Berichten 

habe  ich  Folgendes  vorauszuschicken. 

Das  Verständniss  dieser  Documente  hat  neuerdings  durch  Delitzsch's  Beiträge  zur 
Erklärimg  der  babylonisch-assyrischen  Brief literatur  ^  Beitr.  I  184  ff.,  613  ff.  eine  wesentliche 
Förderung  erfahren.  Und  doch  sieht  auch  Delitzsch  sich  vielfach  genöthigt,  auf  eine  Aeusse- 
rung  über  den  eigentlichen  Inhalt  der  betrefiFenden  Botschaft  zu  verzichten.  Eine  wirkliche 
systematische  Behandlung  der  Documente  und  ihre  Ausbeutung  für   die  Geschichte   kann   erst 


Erläuterungen  zur  Backsteininschrift  und  zu  K.  991.  73 

vorgenommen  werden,  wenn  alle  von  einem  Verfasser  herrührenden,  resp.  auf  einen  Gegen- 
stand, eine  Periode,  eine  Gruppe  von  Ereignissen  bezüglichen  Texte  des  ninivitischen  Archivs 
bekannt  und  l)enutzbar  sein  werden.  Dass  dies  in  absehbarer  Zeit  möglich  sein  werde,  war, 
als  diese  Arbeit  begonnen  wurde,  nicht  zu  hoffen.  Durch  Bezold's  Catalogisirung  der  Kuytin- 
dschiJc-Siimmlimfr  ist  die  Sachlage  verändert;  die  Bearbeitung  einzelner  Texte  vor  vollendeter 
Catalogisirung  kann  nichts  Vollkommenes  und  nur  in  seltenen  Fällen  Befriedigendes  zu  Tage 
fördern.  — 

Mit  der  in  den  Nachträgen  vorgenommenen  Zusammenstellung  der  in  Bezold's 
Catalogue  Vol.  I  aufgeführten  Texte,  welche  auf  SamaUnmukin  Bezug  haben  und  gleichzeitig 
mit  arösserer  oder  geringerer  Wahrscheinlichkeit  der  Friedenszeit  zuzuweisen  sind,  habe  ich 
daher  nur  die  einmal  mit  dieser  Arbeit  übernommene  Verpflichtung,  das  Material,  so  weit  es 
bekannt  und  zugänglich  ist,  vorzulegen,  erfüllen  wollen.  Dieselben,  gleich  den  übrigen  In- 
schriften, zu  übersetzen,  zu  umschreiben  und  zu  erklären  lag  um  so  weniger  in  meiner  Ab- 
sicht, als  mir  dieselben  erst  kurz  vor  dem  Abschluss  der  Arbeit  bekannt  geworden  sind  und  ein 
genaues  Studium  dieser  Inschriften  die  Veröffentlichung  noch  Aveiter  wesentlich  verzögert 
haben  würde  (vgl.  Theil  II  S.  64  oben). 

In  den  folgenden  Bemerkungen  kann  ich  daher  nur  bringen,  was  sich  mir  bei  ober- 
flächlicher Betrachtung  geboten  hat.  Eine  zusammenhängende  Umschrift  und  Uebersetzung 
habe  ich  nur  von  K.  501  versucht.  Transscriptionen  ohne  Uebersetzung  gebe  ich  ausserdem 
von  K.  1G8,  dem  grössten  der  nachgetragenen  Texte,  von  K  1118,  das  ziemlich  wohl  erhalten 
ist,  und  von  K.  1203  wegen  der  trotz  der  Verstümmelung  grossen  grammatischen  und  lexicali- 
schen  Durchsichtigkeit  der  erhaltenen  Hälfte.  Sprachliche  und  historische  Einzelbeobachtungen, 
namentlich  letztere  als  Bestätigung  unserer  in  Theil  I  Capitel  III  über  wichtige  Punkte 
geäusserten  Ansicht  bedeutsam,  liessen  sich  mehrfach  gewinnen. 

Der  Wortschatz  ist,  soweit  er  einigermassen  durchsichtig  erschien ,  dem  Glossar  I 
•einverleibt  worden. 


Zu  K.  991. 


Original:  Tafel  XL  f.  -  Siehe  Theil  I  S.  28  sub  14  und  vergleiche  soeben  S.  71. 
Bezold,   Cat.  p.  206.    Nachträgliches  zur  Edition  nach  erneuter  gütiger  CoUatiou  Dr.  Bezold"s: 

Zu  Vs.  4  bei  Anm.  2:  Auch  ►^Ilj   wäre  möglich,  selbst  ^llT- 

17  Anm.  5.     II  scheint  Bezold  wahrscheinlicher  als  du. 

Zu  Rs.  3.     ^^Y  könnte  auch   ^^fy  sein  oder  etwas  anderes. 

12  drittletztes  Zeichen  amelu  sehr  wahrscheinlich,  Anfang  aber  verwischt. 

13  A-ni-nu  sicher;  letztes  Zeichen  wahrscheinlich:  ^IJ.  Die  Form  des  Zeichens  nu 
in  den  Zeilen  8   und  17  ist  in  der  Wiedergabe  nicht  gut  getroffen. 

Z.  1 7  dieses  Textes  ist  {D)addu-sum-niiur  (resp.  Ramnimi-sum-usur)  genannt.  Von  diesem 
Manne  sind  in  der  Kuyiindschili-^ammlnng  nach  Bezold  ^)  wenigstens  sechzehn .  wie  er  mir 
neuerdings  mittheilt,   aber  wahrscheinlich  mehr  als  vierzig  Schreiben  erhalten,    derselbe  Mann 


1)  Die  IhontafelsammJuncjen  des  British  Bluseiivi.     Sitzungsber.  d.  Berl.  A};.  d.    11'.    Phil.-hist.  Cl. 
1888  Nr.  XXXIII  S.  U  [758]  ff. 

Lehmann,  Samas»umukin.  II.  10 


74  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

wird  ferner  in  einer  Anzahl  anderer  Briefe  erwähnt.  Delitzsch,  der  wie  Bezold  aus  gewissen 
Eigenthümlichkeiten  des  Stils  (namentlich  der  langen ,  in  überschwänglichen  Worten  ab- 
gefassten  Einleitung)  auf  die  Identität  der  Person  des  Namensträgers  schliesst  und  eine  An- 
zahl der  von  diesem  herrührenden  Briefe,  nämlich  K.  618,  K.  183,  K.  601,  K.  666,  K  583, 
K.  492  {Beitrüge  I,  1,  224  ff.,  I,  2,  61 7  ff.),  in  Umschrift  herausgiebt  und  behandelt, 
eharakterisirt  (S.  226)  nach  den  ihm  bekannten  Documenten  den  Piammän-sum-usur  als  einen 
,im  Dienste  des  königlichen  Hauses  ergrauten  Mann",  welcher  sich  „zur  assyrischen  Aristo- 
kratie" zählt  und  längere  oder  kürzere  Zeit  in  dienstlicher  Beziehung  zu  der  Tempelbehörde 
der   „Herrin  des  Gebots"   sowie  zur  Verwaltung  von   ,,hit  Imtalli  stand". 

Um  ein  wirkliches  Verständniss  unserer  Tafel  K.  991  zu  ermöglichen,  wäre  Kenntniss 
der  sämmtlichen  von  Daddu-sum-usur  herrührenden  und  auf  ihn  bezüglichen  Texte  nöthig. 
Ferner  müssten  die  Briefe  des  Arad-gula  ,  der  nach  Bezold  wahrscheinlich  als  Verfasser  des 
vorliegenden  Berichtes  (Vs.  Z.  2  \_Arad-]gii-la)  anzusehen  ist,  und  des  mit  beiden  Persönlich- 
keiten öfters  zusammengenannten  MardiiksaJdnhim  (Bezold  a.  a.  0.  Seite  15  [759]),  des  Ver- 
fassers unseres  Briefes  K.  626,  vorliegen.  Dann  würden  sich  vermuthlich  die  Lücken  ergänzen 
und  viele  der  Schwierigkeiten  heben  lassen.  Ich  muss  mich  hier,  ohne  den  Gesammtinhalt 
des  Schreibens  charakterisiren  zu  können,  auf  einige  kurze  Bemerkungen  beschränken. 

7 — 10.  Bid-lu  an-ni-ii  gab-bi-su  am-mar  sarri  ümu  22  u  ümu  an-ni-u  epusilni 
aninnu  gdbhu  nussasbit  u  diippäni  issinis  nissatar  .  .  .  Zimmern's  Vernmthung  (ZA  V,  143 
Anmerk.  3  zu  Biirnahurias-el  Amarnu  I  Rs.  17),  dass  sich  didla  epesu  auf  eine  religiöse 
Ceremonie,  welche  mit  der  Uebernahme  der  Verpflichtung  zu  einer  Leistung  verbunden  war, 
beziehe,  dürfte  durch  diese  Stelle  einige  Bestätigung  erfahren,  namentlich,  da  gleich  auf  den 
Bericht  von  der  vollständigen  Ausführung  des  dullu  die  Erwähnung  einer  Ausstellung  von 
irgendwelchen  Urkunden  (Schriftstücken)  folgt.  Vgl.  auch  K.  626.  33,  K.  1203,  6.  30.  Auch 
Z.  9  ist  grammatisch  klar ,  nur  dass  ein  Anhalt  zur  Bestimmung  der  technischen  Bedeutung 
von  sahätu  fehlt.  —  Ob  issinis  (vergl.  K.  432,  11)  für  istenis  steht?  So  auch  Delitzsch, 
Beiträge  S.  207. 

Beachte  die  verschiedenen  Formen,  die  unser  Text  für  das  Pron.  pers.  I  1  pl.  bietet; 
s.  die  Zusammenstellung  im  Glossar  I  s.   v. 


Zu  K.  432. 


Text:  Tafel  XLIL  —  Bezold,  Cat.  I  p.  106.  Die  eigentliche  Botschaft  muss  in  den 
Zeilen  8—13  Hegen;  es  wird,  wie  es  scheint,  berichtet,  dass  dem  Befehl  des  Königs  gemäss 
'*  minu  sa  surru  hell  ^^  iJcahhü-ni  („wie  uns  der  Herr  König  befohlen  hat")  etwas  für  den 
marsarru,  also  Asurbanabal,  von  den  Berichterstattern  vorgenommen  worden  ist,  für  Samas- 
sumuJihi  nicht.  Nipas  wird  doch  wohl  als  1.  plur.  einer  Form  I  1  ^on  epesu  herzuleiten 
sein.  —  Während  Asurbatiabal  hier  als  marsarru  (Theil  I  S.  34  ff.)  bezeichnet  wird ,  erhält 
SamassumuJän  diesen  Titel  nicht.  (Anders  in  K.  501.)  Zum  Anfang  der  Z.  18  vgl.  K.  1118 
Seitenrand  erste  Zeile. 


Zu  K.  501. 


Text:  Tafel  XLIII.  -   Bezold,  Cat.  I  p.   118. 

Umschrift:    '  Ana  sarri  beli-ia   ''  aradha  Arad-Nabi    ^  lü  suhnu  ana  sarri  beli-ia 
Asur,   Sin,  Samsu,    Mardiik,  "  Sarpanituni,  Nabu,  Tasmetum  "^  Istar  sa  Ninua,   Istar  sa 


Erläuterunr^en  zu  K.  991,  K.  432  und  K.  501.  /5 

Arhaüi  ''  iläni  anm'äe  rahüti  ^  raimiite  sarrütiha  '■*  100  sannti  ana  sarri  beli-ia  '"  liihalWü  "  hhi 
littiän  ana  sarri  htli-ia  '^  lumhhiü.  "  G IS. NUN  sulmi  haluti  '*  sa  sarri  heli-ia  Upkidu 
'^  wnu  ribii  sa  arah  Äiari  Nabu    '®  Tasmetum  ina  Bit  tenifii    "  erubü    '*  ina  res  samt .  .  . 

'"  irike ^°  ii '^'  iläni  Nabu  ..."  ii-ma-a-ti "  beli-ia 

^*  sa  sarri  be-eli  «...  ^^  nik^  sa  Asurbanabli  marsarri  (?)...  ^^  sa  Samasmmukin  marsarri 
Babili  {parakhil)  "  sa  Serua-eterat  ^^  sa  Asurmiikin-pale-ia  ^^  sa  Sar-same-u-ersiti-balä{t)su 
^"  ^ew«<  as-sa-kan  nikesunu  "  2<  .  .  .  .  iZawi  ^^i&ii  Tasmetum  ina  Bit  tenihi  ....  ^'  100  sanäti 
liballitusunu  "  ahlesunu  binbincsiinu  ^'^  uptatar  sianu  '"  sarn«  belu  emar.  — 

Uebersetzung:  An  den  König,  meinen  Herrn,  (von)  Aradka,  Deinem  Sklaven.    Heil 

V 

dem  König,  meinem  Herrn.  Asiir,  Sin,  Samas,  3farduk,  Sarpanit,  Nebo,  T(csmit,  Istar  von 
Niniveh,  Istar  von  Arbela  —  diese  grossen  Götter,  die  Dein  Königthum  lieben,  mögen  dem 
Könige,  meinem  Herrn,  ein  hundertjähriges  Leben  verleihen,  ihn  in  reichlichem  Lebensgennss 
sich  ersättigen  lassen. 

Am  vierten  Tage  des  Monats  Iiiyär  haben  Nebo  und  Tasmit  den  „Tempel  des  Ruhe- 

lagers"   betreten.     Im  Anfang  Deiner  Regierung  ....    Opfer die  Götter  Nebo    [und 

Tasmit']  .   .  .    die  TageC:*)   .   .  .    meines  Herrn   .   .   .    des  Königs,    meines  Herrn.     Betreffs  der 

V  

Opfer  des  Asurbanabal,  des  Kronprinzen des  Samassionukin,  des  Kronprinzen  von 

V  V 

Baby  Ion  (?),  der  Seriia-eterat ,  der  AsurmnkinjJateia,  des  Sar-same-u-ersiti-halä{t)su  ertheilte 
ich  Auftrag.    Ihre  Opfer  hat  man  dargebracht.    Nebo  und  Tasmit  in 's   „Haus  des  Ruhelagers" 

mögen  ihnen,    ihren  Kindern   und  Kindeskindern,    hundertjähriges  Leben  verleihen. 

Der  König,  der  Herr — 

Der  Text  stellt  einen  Bericht  an  Asarhaddon  über  die  Opfer  dar,  welche  im  Xamen 
von  dessen  fünf  Kindern,  des  Asurbanabal,  seinen  drei  uns  aus  L^  Ys.  Z.  11  — 13  (Theil  I 
Seite  31)  wohlbekannten  Brüdern  und  seiner  Schwester  Serua-eterat  dargebracht  sind.  Sehr 
bedeutsam  ist  als  Bestätigung  unserer  obigen  Ausführungen  (Theil  I  S.  34  ff.)  über  die  Um- 
stände,  welche  die  Thronbesteigung  Samassiimidcin's  bestimmt  haben,  dass  nicht  blos  Asur- 
banabal als  marsarru,  als  zur  Thronfolge  bestimmter  Prinz,  genannt  wird  (Zeile  25),  sondern 
dass  dieser  Titel  auch  dem  Samassumtikin  beigelegt  wird  (Zeile  26),  und  zwar  mit  einem  Zu- 
satz,   der    leider    nicht    mit    Sicherheit    zu    lesen    ist.      Zu    erwarten    wäre    am    Natürlichsten 

t^^  K.K  ^►^T  ^n~  markir  Babili  und  so  vermuthet  nach  erneuter  Collation  auch  Bezold. 
Ich  musste  seinerzeit  die  in  der  Autographie  gegebene  Lesung  =  marsar  mär  parakkiy'i) 
epigraphisch  als  das  Wahrscheinlichste  ansehen ;  und  bedenkt  man ,  dass  der  babylonische 
König  am  Zagvmku-Fest  durch  Erfassen  der  Hände  Bel-Mardiüis  die  Königswürde  empfängt 
und  bestätigt  erhält,  und  erinnert  man  sich  weiter,  welche  Rolle  der  parakku  des  Jlarduk 
(o.  Theil  II  S.  41)  beim  Zagmukic-F est  spielt,  so  läge  auch  eine  derartige  Bezeichnung  nicht 
ausser  dem  Bereich  der  Möglichkeit. 

Was  in  Z.  25  bei  Asurbanabal  auf  den  Titel  folgt,  ist  ebenfalls  unklar;  Bezold  ver- 
muthet: ,t^  «  ^HP<  (?)"  (?).  - 

Im  Einzelnen  sei  bemerkt:  Z.  16.  tj  ^^^^  =  irsu  (Brünnow  8980)  und  tenihu 
(Jensen,  ZK  II,  39)  „Bett,  Ruhelager'',  hier  Name  eines  Heiligthums.  —  Z.  18.  Ina  ri-es 
sar-ru[-ti-ka]?  —  Z.  22.  Ob  u-ma-a-ti  hier  Plural  zu  «wm  Tag,  v;'\q  Asurnas.  Col.  I,  13?  — 
Z.  33.  Statt  des  grammatisch  auffälligen  li-bal-lu-tu-su-nu  doch  auch  epigraphisch  „eher 
li-bal-U-tu-su-nu"  (Bezold). 


10* 


76  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt. 

Zu  K.  626. 

Text:  Tafel  XLIV.  —  Ueber  den  Verfasser  Marduk-sakin-sum  s.  o.  S.  73.  —  Bezold, 
Cat.  I  p.  142  s.  u.  bezeichnet  das  Document  als  „a  letter  .  .  .  on  müifary  ajfairs'^ .  Ich 
rauss  bekennen,  dass  ich  in  dem  schwierigen  Text  keine  Hindeutung  auf  militärische  An- 
gelegenheiten finden  kann.     Z.   7  ist  von  einem  siptu  limuttu  „einem  bösen  Fluch"   die  Rede. 

Dieser  steht  in  Verbindung  mit  dem  Worte  ni-pi-se.  In  Z.  11  und  14  wird  der  ^»jfyy  ^  *7- 
genannt,  der  V  R  47,  38  a  (siehe  o.  S.  68)  in  Verbindung  mit  hitkiftü  und  nipese  aufgeführt 

wird.     Für  den  ^^yy   *j-   *7^,    den  masmasu,   macht  Delitzsch,   Beiträge  218    die  Deutung 

und  Function  als  „Beschwörer"  wahrscheinhch  (bes.  S*  2  ^7-  =  dsipu).  Zeile  14  f.  unseres 
Textes  wird  gesagt,  dass  der  masmasu  lubustii  salimtu  ilahbis  „ein  schwarzes  Gewand  an- 
legen  und  ein  schwarzes  GIS.KUS  aufstellen"  (?)  soll.  Z.  25  wu'd  von  idätu  und  dem  irsit 
oder  fenilm  gesprochen  (was  einen  cultischen  Sinn  haben  kann,  vgl.  zu  K  501,  16.  31,  wenn 
auch  nicht  nothwendig  zu  haben  braucht)  und  Z.  34  f.  ist  wiederum  vom  diiUu  epesii  die  Rede 
(worüber  oben  S.  73).  All  das  scheint  mehr  auf  religiöse  Massnahmen  als  auf  militärische 
Angelegenheiten  als  Grundlagen  des  Berichtes  zu  deuten.  —  Herr  Dr.  Bezold  theilt  mir  noch 

mit,  dass  ihm  I'^HP  ^T'^ItJ  '^^.l^   ^^   T*"   *"Il  (Z-  7)  der  Name,  d.  h.  „der  Anfang  einer 
bestimmten  Beschwörung"   zu  sein  scheine,    „die  nach  Z.  32  recitirt  werden  soll  (*^i  I !    *^)' . 
Zu    beachten    ist  wieder    besonders ,    dass   in   der  Grussformel   neben  dem  König  auch 
Asurbanabal  und  Samassumukln  genannt  werden,  der  erstere  mit  deui  Titel  marsarru.  — 


Zu  K.  168. 


Text:  Tafel  XLV  t.  —  Von  mir  copirt  und  collationirt  November  1890.  Tafel  XLIV 
Anm.  1  gilt  auch  hier.  —  Erneute  Collation  von  Dr.  Bezold  April  1891.  —  Nach  letzterer 
trage  ich  noch  Folgendes  zur  Edition  nach: 

Z.  29  sechstes  Zeichen  hes  *"^^i!lj  (Schreibfehler).    Z.  37  ►^Jy  ist  zu  schraffiren;  ebenso 

in  Z.  41  ^]Pf.     Z.  45  füge  am  Schlüsse  hinzu:  *^g-     Z.  47   Anfang   ist  *^1 1    zu   schraffiren. 

TIS 
Zu  Z.  49  a.  E.  füge  |g.     Z.  59  (Seitenrand)  letztes  Zeichen  zu  schraffiren. 

Umschrift:  *  A-na  sarri  beli-ia  aräd-[ka\  .  .  .  '  [sul-mu  a-]na  sarri  beli-ia  ...  *  .  .  . 
[a-na]  sarri  beli-ia  lik-ru-bu  ...  *  tu-ub  seri  liu-iid  lib-bi  .  .  .  ^  a-ici  sarri  beli-ia  lis-ru-kn 
®  {mär  amelu)  SA.UD.DA   a-ga  ...  '^  sa  *""'  Assur  Bäbdi  .  .  .  ^  mätäti  ka-li-si-na  ip-  .... 

*  u  assat  ekallisu  mi-    .  .  .  .   ^'^  di-na-a-ni  sa  sarri   beli-ia "  .sa  8ams(u)-si(m{u)- 

idiin '''  a-na  pi-di-stt-tm  ne  ....  it-la-lak   ^^  btt  KI.MAG  ni-ta-pa-as-su  ii  assat 

ekalli-su  '*  dam-mu-ku  ka-an-nu-u  tak-li-ta-su-nu  '^  kal  ip-sat  ka-ah-ru  ba-ki-i-u  "^  sii-ru-ub 
tu-sar-pad  takViti  kdli-si-na  "  pa-as  sa  NAM.BÜL.BI  ma-'-du-te  '^  bit  rim-ki  blt  sa-la-me-e 
ni-pi-e-se  '®  sa  a-si-bu-iu  A.PAD.KU.KAR  ?'•  ^°  na{?)-ka-'>ia{'^)-a-te  sa  dvp-sar-ru-tu  ''  u-sa- 
li-mu  e-fap-su  sar  be-ili  hi-u-di  "...  ma-a  pa-na-at  ni-pi-es  an-nu-ti   "  ^-  ra-gi-in-ti  tar- 

tu-gu-mu  "*  a-iia  ]  Damikti-i  {mär  amelu)  SA.UD  tak-lum  "  ma-a  snrru-u-ti  ta-na{?)-as-si 
^^  u  ^'  ra-gi-in-te  ina  puljri  "  .90  mäti  tak-di-va-as-su  ma-a  KA.KI  su  *^  sar-ri-ik  ümit 
sa  beli-ia  nk-ta-si  ^^  ina  kätä  a-sa-kan-ka  NAM.BÜL.BI  ""  an-nu-ti  sa  ip-su-u-ni  i-sa- 
al-mu  ^*  a-dan-nis  lib-bu  sa  sarri  beli-ia  lufäb-su  ''-  '■""^'"  Ak-kad  [-a  ?]  -a  ip-tal-hu  libbu 
nu-sa-as-tar-sii-nu  ^^  it-iu-ri{?)  u  a-si-me  ma-a  '""^^"  SA.UD  p'-  ^*  {amelu)  ki-pa-a-ni  sa  Akkadt 


Erläuterungen  zu  K.  626,  K.  168  und  K.  1118.  77 

ip-tal-hu-ma  '''  Bdl  u  Nahii  iläni  kali-su-nu  ii-me  ^^  m  sarri  heli-ia  [li-'\ri-ku  u  iUu  (hi-ri(?) 

"  atali  Sm  te-ln-e  iläni  i-ha-as-si  ''  a-na ü-lak-sum-ma  parsu  '"  sarri  heli-ia  ma- 

liar  Jci-i  sa  ina  pa-ni-ti   '"  «'"*'"  sa-ak-lu  a-na  °"'*'"  SA.UD(?)-z«-^i  lu-u  *'  pa-ki-di  ina  pa-an 

haru   gi-nu-ii    lu-kar-rib     "  iiia  ihn  AB. AB  ina  sa-lam   ina   hlti   ina  eli  sa  na 

"  ilünii'^)  Ak-kad  lis-ru-ku  ki  ...*'..  .  sa-kan  "'^'  ÄkkarU  il-ta  ...*'...  di-na-ni  sarru 
heli-ia  lil  .  .  .  *V  .  .  us-su  li-zi-zi  "  .  .  .  sa  sarru  heli-ia  lis-li  ...  'V  .  .  nise  lu  ni-e 
''  .  .  .  P'-  -hi,  uhe-sii  ...  'V  .  .  i-ha-as-si  ...  ''  .  .  .  sa  pa-an  ...  ^^  V  ?  -u-ni  ina 
ku-nm-ns-su  sarri  he-ili  lip-ki-di. 

Das  Wichtigste  in  dem  Text  ist  wohl  die  Ankündigung  einer  Mondfin.sterniss  (Z.  37), 
mit  welcher  die  in  den  vorhergehenden  Zeilen  erwähnte  Furcht  der  Bewohner  und  der  Statt- 
halter von  Akkad-Babylonien  in  ursächli ehern  Zusammenhang  .stehen  dürfte.  Vorher  wird 
von  verschiedenen  günstig  ausgefallenen  Beobachtungen  oder  Massnahmen  berichtet.  Z.  14 
damnmku.  Dies  wird  noch  einmal  betont  in  Z.  30/31:  anniiti  sa  ipsthii  isalmit  adannis 
libbu  sa  sarri  heli-ia  lü  tdh-su.  Dann  geht  es  weiter:  «'"«'"  Ak-kad-da-aia{?)  ip-tal-hu  lihbu 
misastarsimii  „Die  Babylonier  sind  in  Schrecken  über  das,  was  (libbu?  vergl.  auch  Bezold, 
ZA  V  110  Anm.  2)  wir  ihnen  geschrieben  haben".  Ferner:  kepäni  sa  Akkadi  iptalhüma  Bei 
u  Nabu  iläni  kälisunu  üme  sa  sarri  beli-ia  lirikü  u  istu  dürii?)  atalü  Sin  te-hi-e  iläni  ihasi 
„die  Statthalter  von   Akkad  sind   in  Furcht,    Bei    und  Nebo,    alle  Götter    mögen    dem  König, 

meinem  Herrn  langes  Leben  verleihen eine  Verfinsterung  des  Sin,   des 

der  Götter,  wird  stattfinden".  —  Dass  dem  Verfasser  des  Berichts  diese  seine  Nachricht  nicht 
erfreulich  schien,  zeigt  wohl  die  Einflechtung  eines  erneuten  Segenswunsches  für  den  König, 
ehe  die  Finsterniss  erwähnt  wird. 

Das  Vorhergehende  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  erklären,  da  gerade  die  wesenthchen 
Ausdrücke  und  Ideogramme  unerklärt  sind.     Vermuthungen  unterdrücke  ich. 

V 

Z.  6.      Welches   Amt    durch    «'"*'"   SA.UD.DA    bezeichnet    wnrd ,    ist    mir    unbekannt. 

Bezold,  Caf.  45  ergänzt  die  Zeile  zweifelnd  zu  Ä-ga-[de-'''].  —  Z'Ä.  13  u.  15  ^1*^^111!  |>->->-*^ 
kälisina  wird  nach  Z.  13  taklitasumi  tahlätisimu  zu  lesen  sein.  Delitzsch  (vergl.  AL^  30 
Nr.  256)  giebt  als  Bedeutung:  „Gesicht,  Erscheinung".  —  ZZ.  17  und  19.  Es  giebt  nach 
Dr.  Bezold's  gütiger  Mittheilung  eine  Serie  NAM.BÜL.BI.MES  (Z.  17),  s.  z.  B.  IV  R  60  [67] 
und  eine  Serie  Bit  rimki  -Haus  des  Trankopfers",  Z.  19);  zu  letzterer  vgl.  K  155,  Cat.  40.  — 
Z.  21.  Sar  beli  lüdi  „der  König,  der  Herr,  möge  es  wissen".—  Z.  23  Eägintu  „die  Ruferin' 
muss  wohl  eine  Art  Prophetin  sein.  In  welcher  Richtung  sich  ihre,  wie  es  scheint,  günstige 
(Z.  24)  Prophezeiung  (tartugumu)  bewegte,  lässt  sich  vielleicht  aus  Z.  25  sarriiti  tanasi  und 
Z,  26  f.  ina  puhri  sa  mäti  takdinassu  .  .  .  entnehmen.  —  Z.  40  doch  wohl  «'""'"  SA.UD  (nicht 
U,  wie  autographirt)  vgl.  Z.  6  und  Z.  33. 


Zu  K.  1118. 


S.  Bezold,  Cat.  228.  —  Von  mir  copirt  und  collationirt  17.  und  19. /XI.  90.  Erreute 
Collation  von  Bezold  April  1891. 

Umschrift:'  Sid-mu  a-na  sarri  [heli-ia]  ..."  lib-bu  sa  [sarri  beli-ia]  '*  lü  tabu 
sa  sarri  ...  *  ma-a  ta-am-me-i  '  a-na  Daddu-sum{ii)-ii-siir  '^  nia-a:  a-ta-a  ik-bi  '  ma-a 
mar-sarru-ta{?)  Samas-sum-nkhi  *  ma-a:  Ä-dii  limu  22  sa  arah  Ti'sri  '  a-ua  ka-an-ni  la 
u-su-u  '"  ma-a  it-tu-ii  meme-ni-ni  e-ta-mar  "  as-sa-ap-ra  '*  ina  lihhi  ali  Äk-ka-di  '*  u-ta- 
me{?)  ...     *^   ina   lihhi  iläni  sa  sarru  it-te-sih     ^'^   ma-a  snm-ma   it-tu     ''    me-me-ni  a-mn- 


78  Zweiter  Theil,  zweiter  Abschnitt:  Erläuterungen  zu  K.  1118  und  K.  1208. 

m-u-ni  *^  ma-a:  a-du  100  üme  *^  u-mal-lu-u-ni.     Seitenrand:  ina  eli  sarri  pii-u-hiC^)  •  •  •  | 
a-t7a  sini'  .... 

Die  Spuren  am  Schluss  der  Zeile  3  sind  Reste  von  In  oder  id.  —  Ata  (Z.  6)  ist  nach 

V 

Delitzsch,  Beifr.  I  G23  zu  Z.  30  ff.   hervorhebende  Partikel.  —    Beachte  Z.  7  Samasswmikw 
marsarrii ! 


Zu  K.  1203. 


Bezold,  Cat.  243  f.  Copirt  und  collationirt  December  1890.  Erneute  jetzige  Colla- 
tion  von  Pinches.  — 

Die  Verstümmelung  gerade  dieses  Textes  ist  besonders  bedauerlich,  denn  allem  An- 
scheine nach  enthielt  er,  wie  er  babylonisch  geschrieben  ist,  nicht  nur  wichtige  Nachrichten 
über  babylonische  Angelegenheiten,  sondern  wäre  auch,  den  erhaltenen  Resten  nach  zu  ur- 
theilen,  zu  den  leichter  verständlichen   „Briefen"   zu  zählen  gewesen. 

Umschrift:  '  .  .  .  .  ru-ri   ^  .  .   .  .  az-si-zu-hi-nu-ti   ^  .  .  .  .  -sii-mi  a-na  eli  mrri 

bili-ia  *  .  .  .  .  ma-tu  u  alu  i-gah-ha-su-ma  ^  .  .  .  .  ina  lih-bi-su-nu  Samas-sum-ukin  ^  2  \ 

3  \  dul-lu  sa  ina  eli  ''  .  .  .  .  '""*^"  Bahüü  i-tib(^)-su-ma  ^  .  .  .  .  i-pi-lii-si-ma  Jci-i  ^  .  .  .  . 
[Sa?)i^s{ti)-sum{u)-uMn  ik-ta-ba-as-su-nu-tu  "  .  .  .  m  ahe-ku-nu  sa  ina  '^  .  .  .  a-na  tar-si-ku-nu 
'^  ?t  ii-tar-ru-su-nu-ti-ma  "  .  .  .  .  -is  kätä  i-nam-dii-su-mi-tu  'V  .  .  .  8ams{ti)-sum{u)- 

.  .  .  su-nu  ina  eli  Bahili  '^ Rückseite:  "  .  .  .  .  ?7(?)-/a(?)  .... 

ii  ma  {ba-)(?)lu-u    ^^  .  .  .  .  U  te(?)-en-su-nu  "°  .  .  .  .  Babili  ul  i-ru-ub   id  u-sa-a 

lä  i-pu-su-nu  id  ip-u-su-  -  "^'^  .  .  .  .  gab-bu-u  um-ma  ki-i  ^^  .  .  .  .  Sams(u)-sum{u)- 
uMn  u-sob-bi{':f)-su{?)-nu(?)-tu  (Pinches)  "  .  .  .  .  us-sa-bi-tu  a-na  "  .  .  .  .  able-su-nu  sa 
.  .  .   [m?]   sa-az-M-sii     "  .  .   .  .    hu   u  sit('?^)-ti  Babili-     ''^  .  .  .  .   u-bil   a-na  eli 

^'  .  .  .  .  sa  is-pu-ra-as-su-nu-tu  ^°  .  .  .  .  li-sal-ma  dul-lu  sa  eli  mdti  ^^  .  .  .  .  u 
ki-i  pat-ru-ma  ^^  .  .  .  .  sarru-u-tu  u  si-e-ni  ^^  .  .  .  .  i{?)-dib-bu-bii-ma 

Statt  \*~  HFf^I  Z.  30  wird  besser  V"  ^1  zu  lesen  sein,  wie  es  nach  PiNCHES  epi- 
graphisch möglich  ist. 


uktn  ^^ 

18 


a-na     " 
a-kan-ni 


79 


GLOSSAR  L 

Akkado-assyrisch  und  deutsch. 


Umfasät  nur  die  in  den  hier  edirten  Inschriften  vorkommenden  Wörter.  Für  die  Namen  und  für 
anderweitig  besprochene  Wörter  siehe  das  Namen-  und  Sachregister.  —  Aus  K.  991  und  den  nachgetragenen 
Texten  (Tafel  XL  bis  XL VII)  ist  nur  aufgenommen,  was  einigermassen  sicher  schien.  —  Bei  einer  Anzahl 
der  gewöhnlichsten  Wörter,  namentlich:  abii,  ablu,  ana,  ina,  u,  ul,  umu,  bclu,  bku,  dannit,  eli,  k'ssatu,  lä, 
lü,  ma,  rabii,  sa,  sarru,  sulmii  ist  von  der  im  Uebrigen  angestrebten  Vollständigkeit  der  Belegstellen  abge- 
sehen. —  Bei  Wörtern  unsicherer  Etymologie  enthalte  ich  mich  der  Ansetzung  eines  semitschen  Stammes, 
so  namentlich  bei  allen  sumerischen  Lehnwörtern  oder  sumerischer  Herkunft  verdächtigen  Wörtern. 

Bf.  =  Brief  Samassumukin's  Tafel  XI.  —  Rs.  =  Rückseite.  —  Vs.  =  Vorderseite.  —  L*  III  10  = 
Grosse  Thontafelinschrift  L*  Col.  III  Z.  10.  —  II  iplah,  III  iipallih,  IUI  usaplih,  IV  1  ippaUh;  12  iptalah, 
112  uptaUih,  III  2  ustaplili,  IV  2  ittaplih;  13  iptanalali,  IV  3  ittanaplah.  —  Imp.  =  Imperfect  (iplah).  — 
Praes.  =  Praesens  (ipalah).  —  Prec.  =  Precativ.  —  Perm.  =  Permansiv.  —  Imper.  =  Imperativ.  —  n.  a.  = 
noinen  actionis  {palahu).  —  Part.  =  Participium.  —  sg.  =  Singular.  —  pl.  =  Plural.  —  m.  =  Masculinum.  — 
f.  =  Femininum.  —  Adj.  =  Adjectiv.  —  1.  2.  3.  Personenbezeichnung:  sahätii  III  2  Perm,  1  sg.  ^=  1.  Person 

Singularis  Permansiv  des  Iftaal  von  sahätu:  sitahhiitaku.  —  Für  die  Zeichengruppen  [y  [y?  ^j  J  |C^  jy, 
!^]y  I y  etc.  verwende  ich  hier  im  Glossar  bereits  die  JÄGEB'sche  Umschreibung  aia,  uia  {uwa),  eia.  (S.  Nach- 
träge zu  Th.  I  S.  140.)  Die  arabischen  Ziffern  ohne  Zusatz  beziehen  sich  auf  den  ersten  Theil.  II  =  zweiter 
Theil.     A.  =  Anfang.     M.  =  Mitte.     E.  =  Ende.     Id.  =  Ideogramm. 


äbkallu 


tii  =  hebr.  i^*,  ^•2  =  n,  Ks  =  H,  d.  i.       ,  ^4  =  y,  d.  i.  p,  X5  =  ^2,  J-  i-  ^• 


cdu  allein,  einer:  e-du  L*  II  20,  III  10.  e-dis- 

si-sii  (er)  allein  L*  11  21. 

abu  Vater  S^  25.   S^  39.  L^  8.  Pi  8.  L3  10. 

L3  I  5.  29;  II  11.  14.  K.  991,  16. 

abiibii   Sturmfluth,    Sintfluth:   la-am   a-bu-bi 

vor  der  Sintfluth  L*  I  18. 

Entscheider  (?)  ab-kal-li  LM  13;  Id.  L*  I  10. 

ablu   stc.   abil  Sohn  S^  9.   IJ>  18.  23.  S2  14. 

S3  21.  L>  5.  L2  2.  P2  4.  L*  III  16  etc.,  able- 

ki-nu  K  501,  34.  K  1203,  24;  abli-ia  K  991,  16. 

versari  su-ta-bu-la-ku  L*  I  15. 

abnu  Stein,  Inschriftstein  ab-ni  L*  I  18.  pl. 

ahnäni  S^  64.    ni-sik-ti  abni  L^  13,  ni-sik-tu 

abni  P^  14  kostbares  Gestein. 


n^Xi     abätu  zu  Grunde  gehen,  zu  Grunde  richten; 
I,  1  i-ah-ba-tu  L5  32.    S^  66.    S^  84.    L^  22. 
Pi  31.  P2  26.  ta-bu-tu-su  L*  II,  29.  IV  1  iu- 
nab-tu  L2  17,  P2  17. 
j!1N     „lodern",  zürnen,   heftig  sein,   uggatu  Zorn: 
um   uff-gat  lib-bi-ka  L*  II  29.   aggis  zornig, 
ag-gis  L^  33.   P2  27;    ag-gi-i§  S^  73.    S^  91. 
L2  29.  Pi  32. 
"i:X     efl'i-tu  Botschaft,  Brief  Bf.  2- 
-|^'     adi  bis,  a-di  L^  Rs.  1.   L*  III  7.    K  626,  28 
und  29. 
adannis  sehr,    a-dan-nis  Bf.  4.  K  432,    1  bis.    K  991 
Vs.  6  bis.  K  168,  31. 
"1"IN     bedrängt  werden,  sich  verfinstern.  I  1  li-di-ir 


80 


Glossar  I. 


he-Jui-sn  S^  77.   S^  95. 
ina  ta-di-ir-ti  L^  8. 
a-da-si-ru  ?  ?  L*  I  13. 


tadirtu  Drangsal : 


nN2 


-IHN 
ekallu 


neu  sein,    11,  1  erneuern:    Imp.  3  sg.  ud-dis 
Si  16.  L3  6;  Iniper.  P2  23;   Prec.  lu-ud-di-Vs 
L»  29:  hi-ud-dis  S^  79.  S3  54.  L2  24.  /«-*§- 
(wa)   S2  36.    P^  27.    Part,  wu-ud-dis   S^  17. 
S3  24.    L^  6.    P2  6.  —  essit  neu,  Adv.  ess/s: 
es-sis  L5  27.  S^  66.  L^  14.  1.2  18.  pi  20. 
lassen,  verlassen:  te-e-zib   L*  II  31. 
azln  Lamm(?):  az-li  L*  III  8. 
ahn  Bruder:    ana  sarri  alii-ia    Bf.  1,  3,  14: 
ahii-um  Bf.  11.    cdji  ta-lim-ia   S^  47.    S^  75. 
LI  20.    L2   22.    Pi  25.     nha   ta-li-me    &  53- 
LI  12.   L2  12.  Pi  14.  P2  13.  L*  III  5.   ahiia 
ta-li-vie   Iß   Vs.  11.    (djiia  liu-din-ni   Iß   Vs. 
12.    —   PI.  ahe:  K  168,  49.  pu-hur  aljeia  L* 
I  30.  ahe-l-u-7iu  K  1203,  10. 
vznu  Ohr,  uz-7iu  L*  I  10. 
aJjazu  ergreifen,  nehmen,  erwerben,  erlernen 
I,  1  Imp.  a-liu-uz  L*  I  13.  —  ih-zi  ni-me-ki-su 
die  Erlernung  seiner  Weisheit  L*  I  11. 
ahratu  ferne  Zeit,   Zukunft  ina  ah-rat  u-me 
S2  49.  S3  77.  L2  23.  P'  25. 
iüu  erhaben,  männlich,  ii-hi  Bil,  30.    Mann 
L*  II  20. 

aia  nicht,  aia  ir-si-sit  ri-e-mu  S2  30.    S^  99. 
aia-um-ma  jemals  L^  5. 
äi'u  vorwärts  gehen  II  45:  I  1  Imp. 3.  'ir{a): 
'{i}-i-ra  Bil.  15. 
Palast  Bil.  17.  S2  8    S3  14.   L^  II  7.  L*  II  30. 


C- 


ekur 


ekalli-su  K  168,  9.  13. 

ekimmu    Manen,  pl.  ekimine  L^  Rs.  1. 

a-kan-ni('^)  K  120  3,  28. 

l^rXCi")     «^'Ä"  stark,  gewaltig;    pl.  ak-su-ti  L*  II  18. 
Tempel,  pl.  e-kur-ra  Bil.  20. 
td  nicht,  passim  z.  B.  L3  10.  L*  I  28,  II  19, 
20,  22,  25.  K  120  3,  21  u.  22. 
ilu    Gott   passim.     PI.   iläni    Bil.  19.    P^  11. 
P2  12.  L*  I  10;  II  1;  III  13;  IH  18.  K  501,  7. 
K  991,  3.  K  168,  35  u.  37  u.  s.  w.  iltu  Göttin 
L3  Rs.  13,  pl.  iläti  stc.  ihU:  i-lat  L^  9.   i-la- 
a-ti  L^  1  32.  —  ilütti  Gottheit,  i-lu-ti-su  L*  II 
27,  28.  III  6.     ilu-[ut('>)]-su  L*  II  28. 
alu   Stadt   L^  7.    L*  II  19,   31.    K  1023,  4. 
n?M-i<(V)  K  626,  9. 

hoch  sein,  aufsteigen,  sich  erheben.  I  1 
Imp.  3  "lamma  geschr.  DUL.DU.-Hm  S'  18 
II,  1.  hoch  aufrichten  ul-li  Bil.  29.  L2  18.  (V) 
I,  2  ni-ta-laa  K  991,  10.  —  elü  elitu  stc.  elit 
hoch ,  oder  tUtu  tam-dim-eUt  S2  5.  S-*  9. 
LI  3.  L2  2.  ü-amat  e-lit  L*I1  14.  Samm 
bei  ela-ti  u  sap-Ia-ti  L2  28.  —  eli  über, 
gegenüber,  im  Verhältniss  zu,  betreffs,  e-li 
S2  11.  S3  18.  L2  15.  e-li-su  S^  60.  Id.  MÜH.: 
S2  13.  S3  19.  L*  II,  6.  K  1203,  30.  ina  eli  K 
991,  12.  K  026,  7   18,  31.   K  1118  Seitenrand, 


fX 

nt5X4 


K  1203,  G,  15.  a-na  eli  K  1203,  3.  -  uUü 
fern,  entrückt;  rd-tu  id-la  seit  Langem  L3  2. 
idJänu  Ferne,  Abwesenheit:  td-la-nu-uia  in 
meiner  Abwesenheit,  ohne  mein  Zuthun  L* 
I  28.  —  «?«  Höchstes,  Bestes,  Feinstes,  ki-ma 
u-lu  sam-ni  wie  feinstes  Oel  L*  23. 
"p^i  aläkii  gehen,  reisen  stc.  alak:  n-lak  L^  II 
28,  32.  I  1  Imp.  3  m.  il-lik  S^  14.  il-lik-u-ma 
S2  17.  S3  34.  il-lik-kam-ma  P2  17.  Part,  a-lik 
L*  II  21.  pl.  stc.  sarruni  älikui  mahrih^ Rs.l. 
I  2:  it-ta-lak  K  168,  12.  I  3:  at-ta-na-al-lak 
L*  I  26.  —  alkakatn  Pfad,  al-ka-ka-te  at-ta- 
na-al-lak  sa  sarrüti  L*  I  26. 
^^i^     mut-tal-lum  erhaben  L^  1. 

7'7X2     ß''*f   f   ellitu;    sH-hat-su   el-li-ti   Bil.  18.    L* 

I  8.  as-ri  el-li  L*  111  19. 
ü-W^     L*  II  14. 

Q^i^     nlmii  eine  Waife,  td-me-su-un  L*  II  17. 

r'PXi    jauchzen,  tdsu  Freude,  Frohlocken:  ina  td-si 
L*  III  15.  td-si-is  Bil.  13. 
tdtu    s.  u.  iiitn. 
nDX4     stellen,    setzen,    erheben,    II  1  kätä  um-mid 

L3  Vs.  8. 

nt2X     sprechen,  amätu  Wort,  Befehl,  Geheiss  42  A. 

stc.  amat:  a-mat  S2  4.  S3  6.  S2  40.  S3  69.  1.3  10. 

L2  2.  —  I  2  a-ta-am-me-i  (?)  K  1118,  4. 

amelu     Mensch  L*  II  19;  als  Deuteideogr.  passim  — 

amelütu  Menschheit,    a-me-lu-tum  L3  Rs.  2. 

timmu     Mutter:  inn-ml  Bil.  6.    ummu  rahitu  L*  I  5. 

ina  lib-hi  umnii-ia  L*  I  5. 
ammeni  warum  L3  Rs.  2.  s.  u.  minii. 
ummänu  Herr,  Mannschaft,  Werkleute:   um-ma-ni  L* 
I  25;  um-ma-a-ni  L*  I  14.  ummäni-{ni-)ia  L* 

III  11.  mn-ma-nu-ti  L*  III  28. 

pDX     tief,    unergründlich    sein,     emuku   Weisheit, 

e-mu-ki  L*  I  12;  ina  e-mu-ku  P2  19. 
"iQXi     sehen;    I   1  Prec.  li-mur-ma    S^   19.    U>  29. 
S2  56.  S3  79.  L2  24.   Pi  27.    1  Pers.  lu-mur 
Iß  Rs.  11.  Imper.  2  a-viur  sich  P2  24.  Perm.  2 
am-ra-ku  ich  wurde  gesehen  L*  I  14.  — ('?)me- 
we-ni  a-mu-ru-u-ni  K  1118,  17.   in-na-vie-ru- 
u-ni  K  626,  33. 
ammar     so  viele  als('?)  K  991,  Vs.  3.  7.  Rs.  6.   12. 
ina     (Th.  I  117  Anm.  3  und  Nachtr.j  in  passim; 
phon.  i-na  Iß  15.  16.  31.  L*  I  14.  K  1203,  10. 
ana     (Theil  I  117  Anmerk.  3  und  Nachträge)  zu, 
passim ;    meist  ]3honetisch  geschrieben   a-ua 
z.B.  Bil.  9.  14.  22.  S^  6.  L*  II 18.  30.  III  17. 

IV  5.  Bf.  1.  3.  6.  14.  K  5579,  3.  L2  29.  12. 
20.  K  432,  8.  K  501,  1.  3.  K  991,  Vs.  3. 
Rs.  7.  8.  K  1203,  24.  25.  Id.  z.  B.  K  991,  16. 
K  626,  1.  3.  4.  5.  9.  38.  K  168,  1.  12.  24. 
K  1118,  1.  5.  9;  a-na  eli  K  1203.  3.  38. 

emi  Herr,  i-nu-hi-nu  L*  I  25.  —  enütu,  enu-u-ti 
L*  Col.  I,  7.  stc.  eniit  Herrschaft:  e-nu-ut 
Bil.  7. 


Akkado-assyrisch  und  deutsch. 


81 


•X33N 


annu 


niN 


-I3K 


n2N 


is-si-nis 

asmarii 
assaru 
apm 


MS«(?) 


Leb 


anni  wir:  a-ni-in-nu  K  991  V.s.  9.  14.  a-m- 
en-nu  K  991  Rs.  9.  a-ni-en-nu-ni  K  991  Bs.  14. 
a-ni-nu  K  991  Rs.  13. 

die.ser:  an-na-a  L^  10.  L*  I  19.  an-ni-u 
K  991,  7,  8.  rt»-Ht-i  K.432,  5,  a«-m  .... 
K  991  Vs.  3.  K  626,  31.  pl.  annüti:  an-nii- 
-u-te  K  501,  7,  an-nu-ti  K  168,  22,  30. 
.sipringen,  spriessen.  nannabu  Sprössling,  na- 
an-na-bu-su  S^  32. 

verfallen  II  Präs.  2.  in-na-hu  L^  28.  S3  78. 
S^  2.  \ß  23.  Pi  27.  P2  32.  —  rtw/aiiit  stc. 
aw/u(i  Verfall,  was  verfallen  ist:  an-hu-us-su 
Si'l5.  L5  29.  S2  35,  53.  L3  78.  L2  23.  Pi 
27.  P2  23.  L3  6. 

seufzen,  winseln,  Id-ma  mu-ri-e  an-hu-te  wie 
winselnde  junge  Thiere.  L*  IIl  18.  II 1  Präs.l 
a-ta-na-ah  L^  Rs.  11. 

anaku  ich,  a-na-ki(  S^  1.  L^  11.  S2  1.  S^  58. 
Pi  17.  P2  32.  a-na-ku-ma  S^  36.  S2  23.  L» 
79.  L2  8.  Pi  7.  P2  29.  awa-/cM  L3  Vs.  9,  10. 
L3  Rs.  8,  13. 

unutu,   plur.  Mwaii   Geräth:   u-va-a-te  S^  63. 
ändern,  IV  1:  lä  in-nin-nu-u  L*  19. 
schwach   sein,    schwach   werden,    II    i-ni-su 
Bil.  25.  S2  34.   i-ni-si  S^  14.     ensii  schwach, 
assu    dannu   ana    en-si  Id  habäli{u)    S2  30. 
S3  51.  L2  11.  pi  13.  P2  13.  ensütu  Schwäche: 
en-su-us-su  Bil.  27. 
Zügel,  pl.  asäti :  a-sa-a-ti  L*  I  23. 
K  991,  10.  K  432,  11.   (vgl.  istenis,  s.  Th.  II 
73  Abs.  3  E.) 

Lanze  ('?),  pl.  as-ma-ri-ni-e  L*  I  21. 
Wagenlenker (?),  kima  as-sa-ri  L*  I  2?. 
Ocean,  Th.  I  168  E.  Ea  sar  apsi  S^  67. 
ep{i)rn  Staub,  ina  e-pi-ri  Bil.  29. 
machen,  thun,  I  1  Inf.  epesu  stc.  epis:  epis 
snrrüti-ia  L*  18,  31;  II  12,  15.  —  Partie. 
episH  .stc.  ejjis:  L^  14.  S2  17.  S^  24.  L2  5. 
P2  5.  Impf.  I  1 ,  ip-pu-sa-an-ni  L^  Rs.  12, 
li-pu-us  K  626,  37  und  Seitenrand,  ip-su-ii-ni 
K  168,  30.  e-pii-su-ii-ni  K  991  Vs.  8.  lä  i-pu- 
su-su-nu  ul  i-pu-su-  K  1203,  21.  ij^pu-sa 
L*  I  19.  Perm.  1.  ip-m-kui?)  L3  Rs.  12.  — 
Gehören  die  Formen  ip-pa-as  K  626,  30,  ni- 
pa-as  K  432,  9,  11,  e-pa-a-se  K  626,  34  hier- 
her? (vgl.  pa-asK  168,  17).  12:  e-tap-pu-m 
Iß  10.  e-tap-su  K  168,  21.  1.  Pers.  ni-ta-pa-as 
K  168,  13.  III 1 :  u-se-pü  \ß  27.  S3  62,  67. 
L'  14.  L2  18.  P2  21.  L*  IV  1  —  epislu 
That,  Werk,  pl.  ep'seti:  ip-se-ti-in  .Bil.  31. 
S3  38.  Si  21.  LI  25.  Pi  21.  ip-se-te-ia  L2  19. 
L*  II  10.  IV  4:  ip-se-ti-su  S2  12.  ip-se-tti-su 
S3  19. 

isu  Holz,  pl.  ise  S^  64. 
Pfeil:  u-su  L*  I  21. 

urrti  Licht,  Tag,  ur-ra  u  musa  L2  Rs.  10. 
eintreten,  n.a. :  erebii :  ina  e-ri-bi-ia  L*II  7. 1 1 : 
i-ru-um-ma  S^  6.  L^  16.  S2  27.  S3  44.  L2  9. 
mann,  Samassumukin,  11. 


flNi 


Pi  10.  P2  10.  e-rn-um-ma  h*  II  4,  III  22.  ul 
i-ru-ub  K  1203,  20.  e-rn-bu  K  501,  17.  III  1: 
hu-ru-ub  K  168,  16. 

TIN     ^"■'^^'^  Sklave,  Diener,    ard(i)-Hu  L*  II  23.   pl. 

ardäni  L*  II  14.  nrad-ka  K  501,  2.  K  626,  2. 

K  168,  1 

mXü     schwanger    sein,     davon    E-ru-uia    {-uxca'i) 

Name  der  Göttin  der  Schwangerschaft  Bil.  6. 

niXi     '<'■['"  Weg,  Strasse,  ur-hi  L*  II  21. 

aritu     Bogen,  pl.  aräti:  u-ra-a-te  L*  I  24. 

-11X  lang  sein,  verlängern,  Prec.  u-me-su  li-ri-ku 
S2  48.  S3  76.  LI  20.  L2  12.  Pi  25  arku  lang, 
pl.  arküti  S^23.  —  arkiitu  Länge,  stc.  arküt 
L5  26. 

•n-|X  arkii  spät,  pl.  arküti,  rubü  ar-ku-u  Iß  28. 
S2  49.  S3  77.  L2  23.  P^  20.  P2  21.  mrräni 
ar-ku-tu  S^  17.  —  arkatu,  stc.  arkat  späte, 
ferne  Zukunft  <i-nn  ar-kat   —  L*  IV  5. 

armannu  Wohlgeruch,  ar-man-ni  L*  III  8. 

cr{in)nu  Ceder,  ir-nu  S3  58,  S3  62. 

ersihi  Erde :  ir-si-ti  Bil.  17.  it-ti  same  u  er- 
dtim  lukin  pulu-uia  S2  54  f.  S^  73.  L^  18. 
bitäti  same  u  ersitim  L*  I  14. 

U'INi  iisuBett,  Ruhelager  (vgl.  teH?/jw  nil)  K  626, 
25.  K  501,  16,  32. 

CnNi     begehren,    wünschen,      I  Imp.  3   pl.    erisü, 
i-ri-su  L*  III  2. 
assu     Finalpartikel :  auf  dass,  um  zu  S2  30.  S^  50. 
L2  11.    Pi  13.    P2  13,  18.   L*  I  8,  31,  II  15. 

"lU'kS'i     >^du  Fundament,  Grundlage  S2  43.  S3  73. 
ÜU'N'     f's^<  steil,  schwierig:  as-tu  L*  I  17. 

nil'S*  verwirren,  bedrängen,  esttu  Ansturm,  e-sa-a-ti 
Bil.  24. 

issakku  Priesterfürst  (?)  S^  4.  —  Th.  I  96. 

"Iti'Ni.  csru  Ort:  a-na  as-ri-su-nu  Bil.  22,  a-na  as- 
ri-su-un  S2  22.  S3  32.  Pi  20.  as-ri  el-li  L* 
III  19.  stc.  asar:  lii-ti  a-sar-su  ti-nak-ka-ru 
Si  29.  L5  32.  S2  67.  S3  85.  L^  22.  P^  32. 
a-S(tr  te-me  u  mil-ki  L*  II  4.  a-sar  la  si-ma- 
ie-ka  L*  II  31  an  einem  Ort,  der  dir  nicht  ge- 
ziemt. —  Relativ  gebraucht  Bil.  6,  Th.II  31  f.: 
vgl.  a-sar  i-sak-ka-nii  L*  III  7.  —  asirtu 
(Gnaden)-s=tätte,  Heiligthum,  pl.  asrdti:  as- 
ra-ti-'su  L-  17.    as-ra-te-e-su  L*  II  27. 

"Iti'Ns  esirttt  Tempel,  pl.  esreti:  es-ri-e-ti  S^  16,  25. 
P2  18.  es-ri-e-ti  S^  10,  17.  L2  6. 
issinnu  Fest,  pl.  issinrtäti:  is-si)>->H  Iß  Rs.  8.  i-sin- 
na-a-ti  L^  Vs.  1.  —  Th.  II  62. 
istu  mit  Wandel  des  s  zu  h  nltu  aus,  seit,  von: 
id-tu  Bil.  14.  S2  5.  S3  9.  LI  3.  L2  2. 
L*  III  7.  K  168,  36.  nl-tn  ki-rib  L*  III  16. 
id-tu  ul-la  seit  Langem  L3  Vs.  2.  Id.  ultu 
Ub-bi-ni  K  991,  15.  ultu  pa-tii-e-su  K  991 
Rs.  15.  ultu  a-hi-iu-ni  K  991  Rs.  9.  K  626, 
25.  Als  Conjunction:  seit,  seitdem  ul-tu 
an-na-a  e-tap-pu-su  L^  Vs.  IC. 

11 


82 


Glossar  T. 


isten     eins,    einer:    n-na   iste7i    l'as-pii   L*  III   10. 

iStenü  allein,  is-te-nis  L*  I  26.    vgl.  issinis. 

PX     atta  du:    at-tn  L*  II  29.    at-ta-ma  L*.  II  32. 

ata     dient  zur  Hervorhebnnof(?),  a-ta-aYi  1118,  6. 

nttalu     Finsternis« ,     attain    Sin    Mondfinsterniss    K 

168,  37. 
"ICHN     reden,    sprechen.     Quadril.   Imper.  2  m.  at- 
ma-a  Bil.  35. 


hehl  herrschen,  I  1  Imp.  i-be-lu-ma  S^  6. 
S3  11.  LI  3.  L2  3.  — belli  Herr,  bc-lum  Bil.  16. 
Id.  EN,   passim,  z.  B. :   Bein    rabü  Mardiik 

\ß  8.  Pi  17,  32.  P2  10.  5'rtHisM bei« 

rabxi  beli-ia  L^  19.  Na-bi-iim  (Nabu)  be'u 
si-ru,  t:a  bau  si-i-ru  S^  89.  L^  33.  S2  37. 
belu  rubt'i  P^  18.  ta-nit-ti  Mardiik  beli-ia 
Iß  IV  4.  [sarri)  bcli-ia  K  501,  1.  3.  9.  11. 
14.  23.  24.  K  626,  3.  4.  K  168,  1.  2.  3.  5. 
be-ili  K  432, 4.  K  .501, 36.  K  626, 1.  8.  Belu  Belu 
Belli  der  dreimal  heilige  Bel(?)  (TgiafisyioTog'} 
Th.  II  58  A.)  L5  12.  L*  11  5.  —  stc.  bei,  z.  B. 
bei  ildni  Marduk  Iß  15.  Mardulc  bei  Babüi 
P^  2.  Samhi  hei  e-la-ti  u  mp-la-ti  Iß  28. 
Bei  sadi  der  Herr  des  Ostens  L^  Rs.  12.  — 
beltii  Herrin ,  Istar  belti-ia  \ß  Vs.  4.  stc. 
helit:  be-lit  iUaruti  \ß  I  32  pl.  heleti:  be- 
li-e-ti  L^  9.  —  belütu  Herrschaft,  be-lu-ti  L* 
II  12.  stc.  belut:  a-na  be-lut  muH  u  nise  L* 
I  6.  hehi-ut  L*  11  26.  he-hit-su  S^  77.  S3  96. 
biiaru  Maimeskraft,  Vollkraft,  Lebensgenuss: 
bu-'-a-ri  S3  76.  bu-a-ri  S^  48.  \ß  22.  Pi  25—61. 
brt&u  Thor,  K  626,  28.  su-ri-in-ni  bäh  bit 
Ihtar  Iß  Vs.  5.  bdhdti-su  S^  63.  sibitti  bä- 
bäti  K  626.  17. 

kommen,  gehen,  Imp.  3  ih- a  L*  II  21. 
vernachlässigt  werden,  in  Vergessenheit  ge- 
rathen,  batlu,  pl.bat-lu-tu  S2  20.  8^28.  bat-lu-te 
L2  7.  III  1  Perm,  als  Adj.  mb-tu-lu  L^  Rs.  1. 
bitu  Haus,  Tempel  L^  4.  K  991,  16.  In 
Tempelnamen  passim:  bit  rim-Tii  bit  sa-la- 
me-eK  168,  18.  bit  n-Hn-na-a-ti  L^  1.  bit  Istar 
L3  4.  5.  9.  bit  Samsi  L2  16.  bit  Ea  sa  kirib 
Esagcjil  S^  66.  iiui  bttdti  same  u  ersitim  L* 
I  14. 

7122  bnku,  weinen,  bikitii  Weinen:  ina  bi-l;i-ti\j^ 
Vs.  8. 

n^D     bald  ohne,  ba-lu-uia  ohne  mich  L*  I  28. 
hilludii     (?  Th.  II  52  A.)  Satzung,  pl.  billudd:  bil-lu- 

du-sii-nu  Bil.  21. 
nr'l'^     umstürzen,  li-sa-hal-kit-ma  S^  76.  S^  94. 

D^D  baldtu  Leben,  su-bat  ba-la-tu  Wohnung  des 
Lebens  =  2i«f/«V-Babylon.  ba-la-ti  K  501,  13. 
stc.  baldt.  kl.  TIN  S^  23.  L^  24.  S^  41.  $3  70. 
L'  17.  L2  20.  Id.  TI  Pi  22.  itti  TI  bnld(t)-su 
K  991  Rs.  17.  baltu  {*bdlitu)  lebendig. 
ana   mitüti  u  baltüti  L^    Rs.  2.    II  1   li-bal- 


HiSaD 


-»-^ 


«12 

rö2 


n^2 


ballu : 

HDD 
1:232 


TOD 


V^-tn-hi-nu  K  501,  33  (II  75  A.).    lu-bal-U-tu 

K  501,  10. 

schlachten,  fallen?   az-li  tu-ub-bu-hu  li-e  bu- 

ul-lH(:i)  L*  III  8. 

kakkii  sakkii  ballu  {'^'?)  L*  I  18. 

bamdtu  Höhe,  Altar(?),  ba-ma-ti-sii  (?)  P^  19. 

binbinu  Enkel  S^  10.    L^  21.    S^  22.   S3  33. 

LI  7.     Pi    G.     P2   9.     L*  I  2.     binbinesunu 

K  501,  34. 

bann    bauen,    schaffen,    erzeugen,    abi  hdni- 

i-hi  L*  28.  nabnitu  (ungeborener)  Sprössling. 

stc.  nahmt:  nab-ni-it  Bil.  6.     Theil  II  40  u. 

Anm.  1. 


balariC})  ba-sa-ri  K  991  Vs.  11. 


bi-rit  all  u  biti 


ür\2 
nir'2 


hirtu     stc.    hirit   als  Präpos.    „in" 

L*  II  19. 
n"13     barü  schauen,    I  1  Imp.  1,    ab-ri  Iß  III  10. 

bdrii    Seher.      Daddu    ba-ri-e    sa-ma-me   L* 

I  33 ba-ru-ut{'^'>)    L*  I  9.    birtu,  pl. 

birdti  (??)    L*  I  15  (s.  Theil  II  65  M). 

hurumu  dunkelfarbig,  Himmel  (?),  ki-ma  si-tir 

bu-ru-mu  S^  9.  S^  14.  L2  14.  P2  15. 

hiirasu  Cypresse  S^  62. 

hasu  sein,  bestehen,  1 1  Präs.  i-ba-as-si  Bf.  9. 

K  626,-34.  K  168,  37.  50.  ta-bn-a's-si  K  168,  25- 

Imp.  Id  ib-su   U  Vs.  2.  Id  (GAL-)  ibsu-u  L^ 

Vs.  9.  ul  ib-si  L*  II  22.  25. 
pri2     abschneiden,  trennen,  bat-ku{?)  K  991  Rs.  10. 


N2:.     ^«^^«  ganz:  (jab-bu  K  991  Vs.9.  K  1203,  22. 
K  991  Rs.  6.  K  1203,  22. 
guzippiCi)  (fti-zip-pi  K  991  Rs.  3.    bat-kii-sa  ]^  gu- 
zip-pi-en-ni  ...  K  991  Rs.  10. 

"ID^  gamdru  vollenden,  ag-mu-ru-sip-ri  L^  10 ;  III 
Perm,  gu-um-mu-ru  te-ri-e-ti  L^  3.  12  1.  pers. 
ag-da-mar  L^  R'^7. — ^mr«f  Gesammtheit,  gi- 
im-ri  Bil.  20.  Nabu  dup-sar  gim-ri  Iß  I  11. 
Marduk  har  ildni  bei  gim-ri  L*  I  81.  Mar- 
duk sar  gim-ri  L*  II  26.  P2  27.  stc.  gimir: 
gi-mir  um-ma-{a-)ni  L*  I  19.  25;  III  11.  gi- 
mir ma-lik  S2  7.  S^  12.  L^  3.  gi-mir  ma-li-ki 
L^  4  (vgl.  Th.  II  51  E.).  —  gimirtu  Gesammt- 
heit,  gi-mir-ti-su  L^  7. 

"ItJ'J)     yuHiiru  Balken,  pl.  gusare  S^  58. 


di-ib-bi     Bf.  9. 

;;n     schauen,  da-gil  j3a-ni  Vasall  L*  II  14.   III  1: 
u-sad-gi-la  pa-nu-us-sn  ich  belehnte  ihn. 
idgurütui'^)  id-gu-ru-ti  L*  I  16. 
ad-guriVr^)  L*  I  15. 

-;T1     dum  Mauer,  Burg:  du-u-ru  Bil.  24.    dur-su. 
••^-1     Perm.  III  2  1p. (? ?)  su-ta-du-na-ku.  —  daiianu 
Richter.    L*  I  33.    L2  19. 


Akkado-assyrisch  iin'.l  deutsch. 


83 


i 


(lamikta-su   S^  25. 
K  168,  24.    ustak- 


^'1     (Mlu  s.  Th.  II  S.  73  M.  ihd-hi  K  991  Vs.  7. 
K  626,  33.  K  1203,  6,  SO. 

rh'^     stören,    verwirren,    I  1   Penn.    1    dal-ha-hu 
Iß    Rs.  8.   —   du-hi-Hh-hn-H    Verwirrung    L^ 
Rs.  5.  —  ddlhu  verwirrt,  dcd-ha-a-ti  L*  IV  9. 
^T     daltu  Thür,  pl.  daläti  S3  61.  P2  21. 
^•^     JrtW!»  Blut,  pl.  dame:  da-vie  L*  II  22. 

pCI  gnädig  sein,  ergeben  sein,  II  1(?)  dam-niu-ka 
K  167,  14.  damku,  fiomm,  ergeben,  huldreich, 
gnädig:  epsi'ti-ia  dani-ka-ct-ti  Bil.32.  L*  II 10. 
L2  18.  Pi  21.  ep-se-te-ia  damkäti  S^  38.  L^  15. 
L*IV4. — damikiu  Gnade,  a-mat  da-mi-ik-ti-ia 

S2  40 Ut-tas-kar   da-me-ik-ti  L^  46. 

a-mat  damiktüa  S^  69. 
a-na  damikti  K  5579,  7 
Hma  damiktu  L*  I  8. 
p"l  danänu  mächtig,  kräftig  sein,  da-na-nu 
Macht  Iß  8.  i»a  da-na-ni  Iß  II  19.  —  II  1 
kräftigen  u-dan-ni-in  Bil.  27.  n-dan-nin  L* 
Col.  II  2.  —  dannu  mächtig,  dan-nu  S^  2.  9. 
L5  11.  18.  20.  21.  22.  S2  2.  30.  S3  3.  50.  L^ 
5.  6.  11.  Iß  1.  11.  L2  4.  8.  Pi  1.  4.  6.  17. 
P2  3.  4.  9.  13.  L*  1  3  etc.  —  dunnu  Macht, 
dun-ni  zik-ru-te  L^l'[2.  —  dandannu  mächtig, 
Machthaber,  gewaltig,  dan-dan-ni  iläni  L* 
III  14. 
diparu    Fackel,  di-pa-ri  L*  III  10. 

n"l~l  darü  dauern,  darü  dauernd,  beständig,  da- 
ru-u  L^  23.  f  daritu,  pl.  dardti:  sa  da-ra-ti 
\ß  9.  sa  da-ra-te  P2  10.  da-rat  S^  7.  L^  16. 

ritJfl     süss  sein,   II  1  dii-su-pat  rc'ussu  S^  14.   du- 
us-su-2}at  re'ussu  S^  20. 


) 


"1     M  rUnd*  passim. 
IX    '«-«  ('"M-a)  Weh(klag)e  L^  Rs.  7. 

i^l^l     a&a/if  bringen,  u-hil  K  1203,  28  (?) 

"l'^l  gebären,  Part.  I  1  c'didu,  f.  älittu,  um-nii 
a-lit-ti-ia  Bil.  6. 

QDI  SMM<M  Abzeichen,  Weihgescbenk,  Spolia,  Ge- 
bührendes, stc.  siniat:  si-wat  bclu-u-ti  Ab- 
zeichen der  Herrschaft  L*  I  26.  si-mat  ka- 
ra-du-ti  L*  I  21.     plur.  simäti:  iUak-ka-nu 

si-ma-ia-)ti  S^  19.  S^  27.  L2  6 si-ma-a-te 

L^  7.  a-sar  la  si-nia-te-ka  an  einem  Ort,  der 
dir  nicht  geziemt  L*  II  31. 

{^*T^T  asü  herausgehen,  1  1  Imp.  id  u-sa-a  K  1203, 
21.  lu-H-sH-u  K  1118.  9.  I  2  it-ta-sa-a  L* 
III  14. 

-)pi  kostbar  sein,  III  1  bi'ikuru  kostbar:  jwr-si- 
su-nu  sii-ku-ru-tu  Bil.  21. 

nm     arhu  Monat  L*  I  3  bis.  K  501,  15.  K  1118,  8. 

2t!'1  asäbu  sitzen,  sich  niederlassen,  I  1  Impf. 
u-si-bu  S2  25.  S»  40.  P'  9.  u-§ib  L*  II  11. 
Perm.  plur.  3.  f.  tisbu:  ns-ba  mätäli  sitb-tu 
ni-ih-tu  L*II  23.  Part,  äsibu,  stc.  äsib:  a-si-ib 
Bil.'l9,  L5  10.  P2  2.  a-sib  L^  12.  pl.  ('mbüti, 


stc.  fdibtit:  a-si-bu-ut(tu)  K  168,  19.  IUI 
(neu)  besiedeln  Part,  mu-ge-si-ib  Babilu  L^ 
14.  iiw-HC-si-ib  S2  16.  S^  23.  L2  5.  P2  5.  12 
if-te-sib  K  1118,  15.  nt-ttt-hib{'i'i)  Kl  118,  14.— 
inbtu  Sitz,  Wohnung,  Aufstellung,  iluni  .  .  . 
sub-tu  s-it-ku-na-ma  hatten  Aufstellung  ge- 
nommen L*  III  13.  ra-ma-ta  sub-tti  du  hast 
deine  Wohnung  aufgeschlagen  L*  II  31. 
sub-tu  ni-ih-tu  L*  II  23.  stc.  iubat:  su-bat 
Bil.  14.  L3  1.  L*  III  14.  m-bnt-su  Bil.  17. 
S^  7.  L5  16.  L2  9.  P2  11.  —  w?<sa6w  Wohn- 
sitz, mu-hnb  Islar  L-*  Vs.  6. 

r)*j»T  (oder  riti'K?}  beschwören,  siptu  Beschwörung, 
hiptu  limuttu  K  626,  7.  27. 

IJ^TT  rtSJ-M  demüthig,  137.  —  Th.  II  55  E.:  as-ru 
L*  III  5.  a-sri  pa-lih-ku-nu  Bil.  33. 

1 

]X*     ausschmücken,  II 1  u-za-'-in-ma  L^  Vs.  5. 
ziz{'^}panH  Bogen,  ziz{'i)-pa-nu  \ß  I  21.  zizpane-su-nu 
I>  11  17.  —  II  67  M. 

nennen ,    erwähnen ,   iz-kur  L*  II  6.  —  zikru 
Nennung,    Erwähnung,    Geheiss,    itia    zi-kir 
sumiia  Jß  II  12.  zi-kir  kiptiia  L*  II  8. 
zikru  männlich,  zikrütu  Männlichkeit:  dun-ni 
zik-ru-te  L*  I  12. 

regnen,  III  1  regnen  lassen,  u-sa-az-ni-na  \ß 
111  25. 

ausstatten,  I  1  Imperf.  1.  Pers.  az-nun-ma 
Iß  13.  P-^  15.  Part,  zäninu,  stc.  zänin:  za-nin 
L5  14.  S2  8.  S3  13. 

aufrichten,  I  1  Irap.  1.  az-kup  L^  Vs.  5.  9. 
II  1,  erhöhen,  hoch  aufrichten,  u-zo-ak-ki-ir 
'  Si  16.  S2  36.  u-zak-kir  Iß  27. 
J^ill  säen,  zarü  .sator",  Erzeuger,  za-ru-uia  S^  57. 
pi  16.  —  zeru  Saame,  Nachkommenschaft, 
stc.  zcr;  zcr  sarrüti  da-ni-u  L^  23.  sumsu 
zersu  ina  mütCiti  Uhallik  S^  32.  L^  33.  S-  78. 
S3  97.  \ß  29.  Pi  33.  r^  27. 

n 

^2n  habälu  verderben,  schädigen,  os-su  dan-nu 
a-na  ensi  la  ha-ba-li{-Iu)  8^30.  S^  51.  L'  11. 
L2  11.  P'  13.  P2  13.  —  liibiUu  Schädigung, 
was  verdorben  ist:  hi-bil-fa-si-na  S"^  11.  S^  17. 
L2  15. 
higallu     Ueberfluss,  he-gal  L*  III  24. 

^in  fjodu  sich  freuen,  1  1  Perm.  3.  plur.  ha-du-u 
L*  I  8.  II,  13.  1.  sg.  hadakui-ku)  (hi-da-ku  ^).— 
pu-su-rat  ha-[di-e]  freudige  Botschaft  L* 
II  15.  Mdis  Adv.  freudig,  ha-di-i's  P'  21. 
ha-dis  Bil.  11,  32.  S^  68.  L'  15.  L^  19.  L* 
II  10.  —hud  libbi  Freude  de.-^  Herzens,  seeli- 
sches Wohlbehagen,  hu-ud  lib-bi  S-  42.  S^  71. 
L2  21.  P*  23.  K  168,  5.  hidiitu,  pl.  hiddti, 
Freude,  ina  hidäti  Iß  Vs.  8.  ma-U-ni  [hidäti] 
U  II  7. 

11* 


in 
irr 


-ipr 


84 


Glossar  I. 


t^n     ?*«??«  Griffel,  Scepter,  hatti  L*  I  34. 
NDn     hifjdi  Sünde,  Missethat,  hi-te-tu  L*  II  20. 
pSn     11  1  vernichten,  li-hal-lik  S'  33.  U  33.  L^  29. 
P'  33.    hulluM  Verderben:   hu-ul-hi-ku-u  L' 
Rs.  3. 
/i«wism(??  K  626,  12. 

It^n     eilen,  i-hi-sam-ma  L*  III  17. 
han)Hika{'?):  ha-an-na-ka  Bf.  8. 
DDn     denken,  gedenken,  I  1  Imper.  2.  m.  hu-su-us 
L*  II  29.     Prec.    3.  Pers.  li-ih-su-su  K  5579 
Obv.  8.  —  hissiitu:  hi-is-su-tn  K  5579  Obv.  6, 
Rev.  1. 
Dlfl     hursänu  bewaldete  Höhe,    Imr-sa-nis   S*  16. 
i/  27. 
harränu  Weg,  Strasse  L*  III  16.  har-ra-nu  L*  II  21. 
pn     WdsM  Gold,  Id.  S'  63.  L'  4.  5.  L'  13.  P'  14. 
nil'n     verlangen,   begehren,   l  1  Impf.   3.  plur.  ih- 
suhu:  ih-su-hu  ]J  II  12. 
hissatu    Freude,  hissatis  freudig:  hi-is-sa-tis  L*  I  20. 

QNÜ  ff»)«  Botschaft,  Auftrag,  pl.  tcme:  te-e-me 
L*  1  40,  te-e-mu  as-sa-kan  K  501,  30.  te-e-mu 
as-ta-nak-kan  L*  I  27  ich  ertheilte  Auftrag. 

n2L3  schlachten,  III  Perm.  3.  pl.  tuhhuhü:  tu-ub- 
bu-hu  L*  III  8. 

nnÜ  sich  nähern,  herankommen,  i-ti-ha-a  L*  III 15. 
II 1  nahe  bringen,  darbieten,  1.  sg.  u-tah-ha-a 
L*  III  24.  —  3.  pl.  u-tah-hu-u  L*  III  9.  —  Ge- 
hört hierher  tehüC^):  attalu  Sin  te-hi-e  iläni 
K  168.  37? 
21Ü  gut,  süss  sein,  Wohlgefallen,  Perm.  113.  sg. 
lü  täb-sH  K  168,  13.  3.  pl.  sa  ip-se-te-su  eli 
käl  iläni  tabä  S**  13.  S^  19.  II 1  n.  a.  tübu 
Wohlbehagen ,  stc.  tuh :  tii-ub  scri  u  hu-ud 
lib-bi  S''  42.  S'  71.  V  21.  P'  22.  K  168,  4. 
lä  tüb  libbi  lä  tüb  seri  L'  Rs.  6.  lü  tüb  sa 
sarri  K  1118,  3.  —  tabu  gut,  süss.  Adv.  täbis 
gut,  unter  günstigen  Auspicien  (Th.  II  41  E.), 
ta-a-bis  V  II  11.  ta-bis  Bil.  18.    * 


ia-a-ti  mir,  mich,  für  mich  Bil.  33.  S'  39.  S*  68. 
L*  IV  6,  12.  ia-a-si  U  20. 
-I^  ittii&e\te:it-tuKin8,  l6.it-tu-u{?)Kin8,lO. 
pl.  idäti:  i-da-tu-us-m-nu (J)  K  626,  25.  itti 
mit:  it-ti  S'  20,  30.  L*  29,  30,  32.  S' 58,  69. 
S^»  83.  L''  24,  25,  27,  28.  P'  24.  P*  I  19  (?). 
K  991  Rs.  17.  it-ti  samc  u  ersitim  lukin 
palu-uia  „möge  meiner  Dynastie  die  Dauer 
von  Himmel  und  Erde  verleihen"  S'*  44. 
S^  73.  L*  18.  it-ti-ia  Bil.  15.  Id.  KI:  rit-ku- 
sa(??)  itti-ia  V  Rs.  3. 
X4"l^  idü  wissen,  lu-u-di  K  168,  21.  III  dass.  er- 
fahren, sich  vertraut  machen,  am-me-ni  mursu 
limnu   lib-bi  ud-du-u  .warum  ist  mit  böser 


Krankheit  mein  Herz  vertraut  (?)  —  mudü 
weise,  kundig,  niu-du-u  L*  2.  pl.  müdüti 
[miUüni'i)  V  I  15  (??  s.  Theil  II  65  M.). 
□V  iimu  Tag,  Zeit,  meist  geschrieben  ■^j  >tS 
u-mu  [oder  x'imu{-mu)\,  ina  u-mu  an-ni-i 
K  432,  5.  sa  u-mu  an-ni  .  .  K  991  Vs.  3. 
Als  Monatsdatum:  K  991  Vs.  8,  13.  K  626,  31. 
K  1118,  8.  iimu  ribü  K  501,  15.  —  u-mu  u 
miUa  Tag  und  Nacht  L*  III  11.  stc.  um'- 
^1-um  L*  8.  ina  u-um  ili  u-um  is-sin-ni  L' 

Rs.8  am  Tage  des  Gottes,  am  Festtage;  ina  um 
ka-ba-a-teC^) K  168,20.  ina  ihn  AB.  AB  K 168, 41. 
Plural:  üme:  u-me  S^  23.  L'  Rs.  7.  ina  u-me 
pali-ia  S^  26.  S^  41.  P'  9.  ina  u-me  pali-su 
S''  50.  S^  77.  L'^  23.  P^  26  balät  u-me  ru- 
kilti  langes  Leben  S'^  41.  S'  70.  L'  17.  V  20. 
P'  22.  u-me-su  li-ri-ku  möge  ihm  langes 
Leben  geben  S'  47.  S^  75.  L'  20.  L*  22. 
P'  25.  u-me  sa  sarri  li-ri-ku  K  168,  36.  ina 
ah-rat  u-me  für  die  fernste  Zukunft  S*  49. 
S^  77.  L'  23.  Pi  26.  a-na  ar-kat  u-me  V 
IV  5.  100  u-me  K  1118,  18.  ina  u-me  su{-ma) 
S''  33.  S'  65.  L'  12.  L'  16.  P'  18.  P'  16. 
L*  IV  1.  u-me-ia  L^  26.  L*  I  19  PI.  umäti: 
u-ma-a-ti{'^)  K  501,  22.  umisamma  täglich, 
u-me-sam-ma  L'  16. 
1^^  III  2  gerade  machen,  us-te-se-ra  harräna  er 
schlug  den  Weg  ein  L*  III  16.  n.  a.:  a-na 
su-te-su-ri  as-tu  L*  I  17. 


DDD  treten,  i-kab-ba-su-ma  K  1203,  4. 
-\22  kibru  Ufer,  kib-ru  L*  III  13.  —  kibratu  Him- 
melsgegend, Weltgegend,  kib-rat  irbitti{m) 
die  vier  Weltgegenden  S»  12.  S'  3.  S'  5. 
L'  2.  P'  2.  P'  3.  L*  II  13.  23.  kib-ra-a-te 
L*  I  33. 

kab-ra-aC?):  u-sam-hi-ra-a  kab-ra-a  L*  III  26. 

n^r     schwer,    gewichtig,    bedeutsam,    ina  zi-kir 
sumi-ia  kab-ti  L*  II  13. 

kidudü  göttliche  Satzung,  Getot,  pl.  kidudu  und 
kidude:  ki-du-di-e  Bil.  12.  S'  20.  S^  29.  ki- 
du-du  r'  8.  —  II  44  M. 

kuddinnu  unebenbürtig,  illegitim  Th.  1  30  (vergl. 
Nachtr.),  Th.  II  63—  ahiia  kud-din-ni  L''l2. 

kidinnütu  Unterthanenschaft  (?)  (s.  Theil  II  Seite  60). 
ki-din-nu-tu  Babili  aksur  S^  29.  S^  48/49. 
L'  10.  S^  10.  ki-din-nu-u-tu  B.  a.  P*  12.  ^7- 
din-u-te  B.  a.  P'  12.  Dazu  (?)  (etwa  als  De- 
nominativ?) kaddnu :  tak-di-na-as-su  K  168,27. 
2'f2     kuzbu  strotzende  Kraft,  üeberfülle,   ku-uz-hi 

V  in  19. 

i;  ki  Partikel  denn,  weil:  At-tL^Rs.  13.  K  991,  13. 
K  1203,  8.  22.  31.  ki-i  sa  ina  pa-ni-ti  K  168, 
39  —  kima  wie,  fci-wm  Bil.  28.  S'  9.  S"  14. 
S»  7?.  S''  44.  L«  4.  L-  14,  18.  P"  8,  15.  L* 
122,  23.  in  11,  18,25,30.  ki-ma  u-hi  samnl 


Akkado-assyrisch  und  deutsch. 


85 


kakku 
kdllätii 

ri^2 


wie    feinstes    Oel   L*  II   23.    ki-ma   mi-i-nu 
K  626,  10. 
Ti;     III  anordnen,  einrichten,  rechtmässig  schaffen, 
u-ki-mi  S'  2.   S'  28.    L'  7.   ii-kin-nui'>)  S'  8. 
L*  17.  P^  7.    n-ki-in  L'  10.   u-kin  S*  12,  28. 
S»  18,  48,   64.  L''  10.    P'  11.  P^  12.     Part. 
mukinii:    mu-ki-in-nu   mrru-ti-ti   L^  7.     mu- 
kin-mi  sarru-ti    L*  I    34    der    rechtmässige 
Herrschaft  verleiht.  —  künu,  stc.  kün  Recht- 
mässigkeit.   Id.  GIN.  L*  26.  —  kinu  gerecht, 
rechtmässig,   legitim,    ki-rui  S' 4.  —  kaiian 
beständig,   ka-aia-a»  S'  26.  L^  Rs.  5. 
kiiru  Schmerz,  ku-u-ri  L^  Rs.  10. 
Waffe,  pl.  kakke  L*  II  16.  —  kakku:  ka-ak- 
ku  sa-ak-ku{?)  ballu  L*  I  18. 
kakkabu  Stern,  kakkabe  L*  III  20. 

zurückhalten,  umschliessen(?):  II  1  ii-kal-la- 
an-ni  mitu  L^  Rs.  9. 

Braut,  Genossin:  kal-la-ti  Bil.  31. 
kälü  ganz,  stc.  käl :  eli  käl  iläni  S^  13.  S^  19. 
käl  ip-sat  ka-ab-ru  K  168,  15.  ka-li-si-na 
S'^  16.  S»  10.  L^  14.  K  168,  8,  16;  gi-mir 
um-ma-a-ni  ka-U-su-nu  L*  I  25  iläni  ka-li- 
sii-HH  K  168,  35.  mätu  ka-la-ma  das  ganze 
Land  L*  II  20.  mu-du-u  ka-la-mu  der  Alles 
weiss  L*  2. 
taklitu  tak-li-ta-su-nu  K  168,  14.  ■^I"-^^!!!  ]*->->- 
kali-si-na  K  168,  16. 

vollenden:  u-sak-lil  S'  58.  L'  9.  L''  13.  P^  17. 
L'  Vs.  3,  7.  Perm,  suk-lu-la  L»  Vs.  2.  — 
knllatu  Gesammtheit.  stc.  kullat:  kul-lat  S'* 
11.  S'  18.  V  6,  15.  P''  6.  L*  I  13.  Vgl.  a. 
Th.  II  63  zu  11—13. 

IV  1  ansehen,  anblicken:  Prec.  lik-kil-me- 
sii-ma  S'  31.  S'  74.  S'  92.  V  29.  P^  27. 
lik-kil-mi-su-ma  L^  33.  III  2  von  sich  er- 
kennen lassen,  zeigen,  erweisen;  us-tak-li-ma 
L*  I  8. 

HTTC?)     bekleiden  mit  einer  Würde:  uk-tal-lip {?)  L* 
Vs.  12.  13  (s.  Th.  II  63  A.). 

kanimii:  kam-mu  L*  I  17.  s    Th.  II  66. 
ku-mu-us-su  K  168,  52. 
kim-me-e  enüti  L*  I  7. 

t!'3r     sich    beugen,    III  1    beugen,    unterwerfen: 
u-sak-nis  se-pu-iis-su  S^  7.  S^  12.  L^  4.  L^  3. 

kussii     Thron  L*  7.    S'*  43.  75.    S*  73.  93.    L*  I  34. 
II  11. 

haspu  Silber  S^  63;  ina  kaspi  V  12.  P-  14. 
L'  Vs.  4.  5. 

kispu  Speiseopfer :  ina  ki-is-pi  na-ak  me  mit 
Speise-  und  Trankopfern  L^  Rs.  1. 
beugen:   II  1  ik-ta-pa-ap  la-a-ni  L'  Rs.  6. 
Burg,  Landungsplatz  (?)  L*  III  7  bis.  L*  III  15. 
gnädig  sein,  segnen:  I  1  ik-ru-ub  L*  IV  13. 
lik-ru-bu  Brf.  6.  K  5579,  5.  K  626,  5.  K  168  3.  — 


^t)- 


D'?r 


F]D2 

F]Dr 

käru 

212 


ikribu  Gebet:   ik-ri-bi-Su  L'  30.  S'  81.  ik-ri- 
hi-i-Hu  S'  61.  S'*  25.  pi  30.  ik-ri-bi-ka  P*  25. 

lüT     kimrlii  Hals,  Nacken:  ki-md-ka  tir-ra  wende 
Dein  Haupt  L*  11  30. 
7W2^^)   vertilgen,  au-slöschenV  i-kas-üu-u  L*  28. 

kaspu     Wegstunde,  Meile:   kas-pu  L*  III  10. 

^\i^2     ki^mtu   (Völker)schaar:    sar  kissati    fgeschr. 

4^)  L'   1.  4.  L*  1.  4.  8.  P'  1.  4.  7.  P*  1.  9. 
L*  I  2.  3.  u  s.  w.  passim;  ge.schr.  J:  S*  9  12. 

S*  2.  S'  4.  F  3.  4.  geschr.  i]^  ^  tt-]] 
(sumer.  ki-sar-ra):  L*  18.  20.  21.  22. 
kiskattti:  kis-kat-te-e  L*  I  24  (Th.  II  68  A.). 
□nr     katämu,  verhüllen,  verbergen,  kätimu  f.  kä- 
timtu  verhüllt,  verborgen:  ni-sir-ti  ka-tim-ti 
kul'lat  dup-sar-ru-ti  L*  I  13. 


Nit? 


ni<i. 


2'7 


-\21> 


^2'. 


lü 


lulü : 


lä  nicht,  la-a  K  991  Vs.  12.  Rs.  7.  la  passim 
z.  B,  S'  30.  L'  26.  32.  S"  4.  30.  70.  S'  6. 
51.  57.  L'  8.  i:'  11.  12.  27.  28.  P'  17.  P'  13. 
L^  Rs.  4.  6.  11.  13  u.  s.  w.  —  lä  sa-na-an 
unvergleichlich  P'  13.  L*  I  12.  lä  palihiiili) 
gottlos;  lä  pa-li-hi  L^  Rs.  11.  lä  pa-li-ih  L' 
Rs.  13.  lä  mägiru  unbotmäs.sig:  lä  ma-gi-ri- 
SH-un  L*  II  18.  a-sar  lä  si-ma-te-ka  an  einem 
Ort,  der  dir  nicht  geziemt  L^  II  31.  sa  lä 
i-su-u  pi-it  pa-ni  L*  I  16  (s.  Th.  II  65  E.). 
stark,  (mannes)kräftig  sein :  li-'-a-ku  sa  gi- 
niir  iim-ma-ni  ich  war  Herr  über  die  Gesammt- 
theit  der  Mannen  L*I  25.—  /e'w  stark,  kräftig, 
weise:  li-e-uni  Bil.  3;  pl.  U'uti:  li-'-u-ti  L* 
1  15.  —  le'u  Stier,  pl.  le'-e:  li-e  L*  III  8. — 
litii  Macht :  da-na-ni  u  U-i-ti  L'  8.  —  littutu 
Manneskraft,  Nachkommenschaft  (Theil  II  61 
A.);  lit-tu-tu  S*  41.  S^  70.  L'  20.  Pi  22. 
libbu  Herz,  Inneres;  passim  z.B.  K  168,  31. 
K  1118,  13.  L^  Rs.  3.  K  5578,  2.  4.  —  tiib 
lib-bi  V  Rs.  6;  hu-ud  lib-bi  U  21.  P'  23. 
ina  ug-gat  lib-bi-ka  L*  II  29.  lib-bi-ni  K 
991  Vs.  15.  —  ina  libbi  in,  in  betreff;  ina 
lib-bi  um-mi-ia  L*  I  5 ;  i»a  lib-bi  abi-mi  K 
991,  16;  ina  Ub-bi-su  K  991  Rs.  20;  ina  lib- 
bi-ht-nu  K  1203,  5. 

labäru  alt  sein,  alt  werden:  si-mat  la-ba-ri 
S^  24;  la-ba-ris  il-lik  S'  14;  l.  il-lik-ii-ma 
S*  34.  S'  16 ;  /.  il-lik-kam-ma  P'  17.  —  labiru 
alt:  ki-ma  la-bi-rim-ma  wie  vor  Alters  S^  21. 
S^  30.  P'  8.  pl.  m.  labiruti:  la-bi-ru-ti  P*  19. 
sich  bekleiden :  i-lab-bis  K  626.  14.  lubtistu 
Id.  ibid. 

.\ffirmativ-  und  Optativpartikel  passim  z.  B. 
lu-u  Bil.  13.    15.    18.  26.    27.   29.    lü  hil-mu 
Brf.  3.    K  991,    12.    K  501,   3.     lu-u  sul-mu 
K  626.  3.  lü  tüb  K  1118,  3. 
niäti,  pl.  Abend:  li-la-a-ti  V  III  9. 
lu-li-e  V  Vs.  3. 


86 


Glossar  I. 


qS     hwi  vor:  Ux-cwi  a-bu-hi  L*  I  18.  (Th.  II  66  E.) 
lüh     Jamddn  lehnen:  i-lam-ma-dti  L*  5.  a-lam-mad 

L*  I  15. 
»12^     limnu  böse:  lii)i-7iu-i(  (?'?)  K  626,  9.  f.  limut- 
fu:    hip-tu    Umuttu    K  626,  7,  27.  — Umuttu 
Böses,    Id.  limuttim  L'  23;   a-mat  limuttim- 
i-tim)  V  Rs.  5. 
lä)ni     (Th.  I  150  Anni.  5)  Gemäuer,  Körper:  ik-ta- 
pa-ap  hi-a-ni  beugt  meinen  Körper  L^Rs.  6.  — 
Id.  S'  13.  S'  32. 
Jiplipu     Urenkel,  Spross:  [li]-ib-li-bi  L*  I  3.  Id.  SMl. 
nS"?     umstürzen:    III  1  u-sal-pi-tu-su  L^  Vs.  8.  — 
I  2  il-ta-pat-su  K  626,  11. 


n 


)2  Enclitica  «m.  Conjunctivpartikel  und  Em- 
phatica;  passira  z.B.  Bil.  11.  13.  32.  —  a-na- 
ku-n>a  U  8.  L^  13.  —  mä  selbständig,  bes. 
als  Einleitung  directer  Rede:  via-a  K  168, 
22.(?)  25.  27.  K  1118,  4.  6.  7.  8.  10.  16.  19. 
HNiD  ma'du  viel,  pl.  madtdi:  ma-'-a-du-te;  adv. 
maadis  viel,  besonders:  ma-a-dis  i-ra-man-ni 
V  I  30. 
-^X2D  marti  Kind.  —  marsarru{'?)  Th.  I  34  fif.;  Th.  II 
74  E.  75.  76.  78  A.)  Kronprinz  Id.  K  432,  9. 
K  501,  25.  26.  K  626,  5.  —  iuarsarrüta{?) 
K  1118,  7. 

"IND     II  1  leiten,   beherrschen:    u-ma- -a-ru  l?  17. 
ma-ga-did)  K  991,  11. 

~\yt2  verb.  recipr.  (Th. II  29  E.)  erhören,  gehorchen; 
a-na  lä  ma-gi-ri-si(-nu  L*  II  18  den  Unbot- 
mässigen;  migrii  der  gehorcht  und  deshalb  er- 
hört wird,  Günstling,  stc.  niigir:  mi-gir  Bil.  4=. 
1)2  mü  Wasser,  pl.  me:  na-ak  mc  Trankopfer 
L^  Rs.  1. 
tt'ICC'')    '»"S"  Nacht:  miiha  V  Rs.  10.  L*  III  10. 

niD  sterben,  mitu  todt:  mitüti  u  baltiiti  L'^  Rs. 
2.  —mitu  Tod:  u-kal-la-an-ni  mitu  L'  Rs.  9. 

TriD  mahazu  Stadt:  ma-ha-zu  S*  28.  ma-ha-zi 
S''  12.  18.  S"  18.  L'  6.  16.  P-  6. 

yUÜ     ma-7i,".?C??)  L^  10.     (Th.  II  57  E.) 

nriD  entgegen  sein,  entgegentreten,  empfangen; 
angehen,  anflehen:  im-hiir  Äsur  L*  II  31: 
TOa-Äir(?)  K  168,  39.  —  III  1  darbringen 
u-mm-hi-ra  L*  III  26.  —  mahrü  früher,  vor- 
hergehend, erster:  ina  mah-ri-e  paliia  L* 
II  26.  sarri  mah-ri  S'  13.  S'  24.  S^  38.  P^  8. 
eines  früheren  Königs.  —  vtahru  Vorderseite, 
stc.  mahar  vor:  L'  16.  L*  I  27,  II  9,  III  20; 
ma-har-su  L*  III  27.  ina  ma-har  S'  25.  S'^  24. 
S'  39.  L*  23.  —  mithurtu  Thür(V):  sa-ni-ik 
mit-hur-ti  der  die  Thür  zuschlie.'?st  (Th.  II  57) 
L*  2.  —  mi-ih-ri-e-su  Cr^)  K  991  Rs.  14. 

uuint  wie:  mi-i-nu  Bf.  13.  K  432,  12..  ina  Ub-bi 
mi-i-ni  K  991,  11.  —  ki-ma  mi-nu  K  626, 10.  — 
ammini  aus  atifi  mini  warum:  am-me-ni  L^ 
Rs.  2.    (Vgl.  mimini.) 


n'^Ö  wi«'"  voll  sein:  I  1  Perm.  3  sg.  malt:  ma- 
U[-7n]  L*  II  7;  mn-hi-u  K  1203,  18.  malü 
gefüllt:  zispane-SH-nu  via[-la-ti]  L*  II,  17 
II  1  füllen,  midlü  käta  Jemandes  Hand 
füllen,  ihm  etwas  verleihen:  u-vud-hi-n  kätu- 
uia  L*  I  9;  [u-mal-lu]-u  kätüa  L  II  26; 
ii-mal-lii-u-ni  K  1118,  19.  III/II  [t<s-w!a-?i-e]  (?) 
L'  Vs.  3. 
"l'7D  berathen,  entscheiden:  II  2  mit  sich  zu  Rathe 
gehen.  Part,  viundalku  besonnen,  verstän- 
dig: mu-un-dal-ku  Bil.  3.  —  milku  Rath, 
Berathungen:  a-sar  te-e-me  u  mil-ki  L*  I  4. 
inal(i)kii  Fürst:  ma-al-ku  IJ"  1 ;  gi-mir  via-lik 
S*  7.  S''  12.  L^  3. 

mimma  was,  geschr.  NIN:  minima  sum-su  L*  III  9. 
mimmü  Jemand:  mim-mu-u  tap-pi-e-su  ul 
e-kim  Niemand  beraubte  seine  Genossen. 

mimini    irgendwie  (?):    mi-mi-e-ni   K  991    Vs.  12.   — 
me-me-ni  a-mu-ru-u-ni  K  1118,  17. 
7Q     mannu  wer:  man-nu  S'  17. 

mussukkanu  Palme:  mus-suk-kan  S'  61. 
npD     fallen,  einstürzen:  mikittu  Einsturz,  das  Ver- 
fallene: mi-ki-it-ta-su  Bil.  26. 
NiüO     finden,    aufsuchen.     I   1    Imperat.    ma-si   L* 

II  31.  —  ma-as-sa-ni-ni{'i)  K  991  Rs.  13. 
NilD     marü  fett:  ma-ru-ti  L*  III  24.  vgl.(?)  L*  I  20. 

murM(?)  junges  Thier:  ki-ma  mu-ri-e  an-hu-te  wie 
winselnde  junge  Thiere  L*  II  20. 

murnisOiu  Ross,  Streitross;  mur-ni-is-ki  L*  I  20. 
yyO     tniirsu  Krankheit:    Id.  L'  Rs.  3.    —    lä  basi 

mursüa  L^  26. 
nii'D     vergessen  werden,  vergessen :  masü  vergessen, 
vernachlässigt,  pl.  via-su-tu  Bil.  12. 

ina  me-se-ti  K  626,  13. 
"Itt'D     masku  Haut.     Id.  L*  I  23. 

masmamCi)  geschr.  «"'«'«  MA§.MA§  K  626,  11.  14.  23. 
(vgl.  Th.  II  68  A.). 

masaru    Deichsel  ('>) :  '?«  ma-sa-ri  L*  I  23. 

mMs(s)arw Namensschrift  (sumer. Lehnwort:  mu^sumu 
Name ;  sar  =  satäru  schreiben) :  assj^r.  wird 
müsarwa  übersetzt  durch  suiiii  satru  mein 
Name,  der  (wie  oder  wo  er)  geschrieben 
steht,  vergl.  S^  63.  S^  82.  —  mit-Sar-uia  L^ 
29.  32.  L^  22.  V  24.  27.  Pi  23.  26.  28;  mu- 
sar-e-su  L*  30.  32.  L*  25.  28;  mu-sar-e-ka 
F'  24. 

musarü   Garten:   ina   zip-pat  mu-sa-ri-e  ku-uz-bi  L* 

III  19. 

Itt'D  verlassen,  II  2  un-d^s-se-ra  L*  III  17. 
mati-ma  für  immer:  ma-ti-ma  ina  ah-rat  it-me  L"  49. 
S'  77.  L'  22.  P'  25. 
HD  mätu  Land:  ma-tu{?)  K  1203,  4.  Id.  S'  18. 
L'  Rs.  4.  K  1203,  30;  si-Jii-ip  mätu  still  lag 
das  Land;  pl.  mätäti:  Id.  matäti  ka-li-si-na 
K  168.  27;  siim-su  zer-su  ina  mätäti  Uhallik 
S'  33.  L'  33.  S-  79.  S'  98.  L*  24.  L*  29.  P*  33. 
P'  27 ;  as-ba  mätäti  sub-tu  ni-ih-tu  es  bewohn- 
ten die  Lande  eine  ruhige  Wohnung  L*  II  23. 


Akkado-assyriach  und  deutsch. 


87 


*1XJ  erhaben  sein,  12  verherrlichen:  Prec.  1  ip- 
Se-ti-ia  lit-ta-'-id  S'  21.  —  tanittu  Erhaben- 
heit:   ta-nit-ti  L*  IV  4;    [ta-]nit-ü  L*  III  4. 

"li<23  näru  Fluss:  ina  kib-ri  nciri  am  Ufer  des 
Flusses  L*  III  13. 

"IKaJ     "»*'■«  Licht  L''  Rs.  11. 

Ni^i     nabü   verkünden,  berufen:  Impf.  I  1.   3   pl. 
c.  suft".  1  fg.  imbü-inni:   lu-u  im-hu-in-ni-ma 
Bil.  13;  3  t.  tanihi:  ta-am-bi  Bil.  8.  —  nibittu 
Name:  ni-bit-tu  IJ"  28. 
nubattu    Fest:  mi-bat-tu  {'i)  K  626,  30. 

rn3     werfen,  leeren:  lu-u  acl-dii??)  P'  20.     Siehe 

Th.  II  62  A. 
1~IJ     nadänu  geben:  I  1  Imper.  2  m.  icldin(-in)  U 
Rs.  11.     Part,  nudinu;    pl.  nädinüti:    na-di- 
nu-te  V  I  34. 
m^     nähu  ruhen:  I  1  Impf. 3.pl.  i-nu-hu  L*II  17.  — 
nihil  ruhig,    fem.  nihtii:   siib-tu   ni-ih-tu    L* 

II  23.  —  tenihu  Ruhebett:  bit  tenihi  (auch 
bit  irsi  zu  lesen)  K  501,  16. 

*Ti  sich  stellen,  Stellung  nehmen:  I  1  Prec.  li- 
iz-zi-iz-zu  K  991,  6;  U-zi-zi  K  168,  46.  — 
1.  Pers.  az-zi-zu-su-nu-ti  K  1203,  2.  III  1: 
[u-i]sa-az-zi-zu  K  1203.  26;  us-ziz  Bil.  26; 
ul-ziz  V  III  27.  L*  3,  19.  —  Perm.  1,  pers. 
der  Bildung  usiizzu:  [u-^su-za-ku  L*  I  27. 
"'i  -ni  unser:  Suff,  sarri-ni  K  991,  13;  lib-bi-ni 
K  991,  15. 
^22  nikiltu  Arglist,  Bosheit:  ina  si-inr  ni-kil-tu 
S'  27.  P'*  2<a.  —  naklu  kunstvoll,  verschmitzt: 

V 

as-ta-si  kam-mu  nak-lu  sa  Sunieri  sullidu 
(Th.  II  66). 
123  anders  sein,  feindlich  sein,  II  1  ändern: 
u-nak-ka-ru  S*  29.  S*  85;  u-nak-ka-ru-rna 
S'  29.  S*  68.  P'  32.  IV  3  it-ta-na-ka-ru  sie 
veränderten  sich  (ihr  Benehmen)  L*  III  18.  — 
nak{i)ru  Feind,  pl.  nakri:  nak-ri  Bil.  24. 
L^  Vs.  8.  —  kakke  na-ki-ri  V  II  16. 
NAM.BUL.BI.ME§  K  168,  17.  29. 

"103     liell  werden,  leuchten:  I  1  Perm,  na-mir  L* 

III  10.  —  II  1  glänzend  erscheinen  lassen, 
glänzend  machen:  Impf.  1.  pers.  u-nam-mir 
S'  29.  S'  15.  L^  4.  V  14.  P'^  15. 

nD3     herausreissen,    gewaltsam  fortführen:    in-na- 

sa-hu-ni  K  626,  29. 
DD3    .jammern:    I  1  Praes.    1.  pers.    a-na-as-su-us 

L^    Rs.   10.    —    nissatu   Jammer:    ni-is-sa-ti 

l?  Rs.  10. 
pDi       kostbar  sein:    I  2   Perm,    als  Adj.   nnssuku, 

pl.    ivissukütu;    nu-us-su-ku-tu    Bil.   22.    — 

nasku   kostbar ,    erlesen :    it-ti   U-li    na-as-ki 

L*  I  19.  —  ni-sik-tti  abne  P^  14.  ni-sik-ti  abnc 

L^  13  kostbares  Gestein. 
n£3     napähu  aufleuchten:    11  1  n.  a.  nu-up-pu-hu 

di-pa-ri  V  III  10. 


ni-pi-se    (vergl.  Theil  11  68  A.)  K  626,  7.  —  ui-pi-e-^e 
K  168,   18. 

li'SD  napiHu  Seele.  Id.  ZI,  pl.  yiapmli  L*  24;  naj)- 
mtiia  L^  26. 

npj  nahi  opfern,  au^giessen,  stc.  nak:  nn-ak  me 
Trankoi 'er  L*  Rs.  1.  —  niku  Opferdammj. 
Meist  vereinigt  in  der  Phrase  nikä  (resp.  pl. 
nike)  likki:  ni-ka-a  lik-ki  S'  20.  nikä  lik-ki 
L*  30.  —  (immeni)  nikä  BAL.-ki  S'  58.  S^  80. 
U  25.  P'  29.  Imperat.  mkä  iki  P'  24.  —  I  1 
Imperf.  1.  pers.  ak-ka-a  L*  III  23.  —  [imeru) 
nike  K  501.  19.  25.  —  nike-'su-nu  K  501,  30.  — 
na-ki-i-u  K  168,  15. 

närü    In.<chrift(stein)  LMV  1,  s.  Th.  II  70  E. 

"12iJ  bewahren,  beobachten,  schirmen:  II  1  a-mat 
abi  ba-ni-ia  ul  pat-ru  at-ta-snr  ana-ku  ich 
beobachtete ,  befolgte  das  unverbrüchliche 
Geheiss  meines  Vaters  L'  Vs.  10.  —  nidrtu 
Verborgenes,  Schatz:  a-hu-uz  ni-sir-ti  ka- 
tim-tu  kul-lat  dup-sar-ru-ti  ich  eignete  mir  an 
das  verhüllte  Geheimniss  aller  Schreibkunst. 

^13  widerspänstig  sein:  II  1  Perm,  als  Adj.  nur- 
rutu  widerspänstig,  schwer  zu  handhaben: 
as-ma-ra-ni-e  nu-ur-ru-tu-u-ti  L*  I  22. 

nisu  Volk,  pl.  niic  Menschen,  Leute  Bil.  9.  — 
K  168,  47.  —  tenisetii  Menschheit:  bei  te-ni- 
se-e-ti  L*  II  3. 
Ki^f]  erheben:  I  1  i-na-us-si (?)  K  991  Rs.  7.  — 
na-su-n  e-nl  na-su-u  zik-ri  L°  6.  —  nisii, 
stc.  nis  Erhebung:  ni-is  ini-a  meine  (?)  Augen- 
erhebung, Liebling  K  991,  12(?). 


is-ta-na 

"l-ID 

pnD 


sibitti  sieben:  sibitti  bäbäti  K  626,  17. 
«,s-ba/-(?)  L*  I  24. 

II  1  Perm,  su-ud-du-ru-u-ni  sie  umgeben 
mich  L'  Rs.  5. 

sahäpu  niederwerfen:  Penn.  I  1  d-hi-ip 
mätu  das  Land  lag  still  (?)  L*  II  20.  --  na- 
sa-hi-ip-pn-su  C^ '^)  K  626,  10. 
inD  nahäru  wenden,  sich  wenden,  umkreisen: 
II  1  Imper.  2.  m.  sg.  st(hl>r(a):  a-na  Esag- 
gil . .  .  ki-sad-ka  tir-ra  sii-uh-hi-ra  pa-a[)i-ka] 
L*  II  80.    —    III  1  Imperf.  1.  ii-sa-a.<-har  V 

I  23.  —  III  2  Permans.  3.  pl.  su-ta^-hu-ru  sie 
umgaben  L*  III  11.  —  sihru  Wendung,  stc. 
sihir:  ki-ma  as-sa-ri  u-sa-as-har  si-hi-ir  ma- 
sa-ri  wie  ein  Wagenlenker  bewerkstelligte 
ich  die  Wendung  der  Deichsel  (?)  L*  .  23. 
kak-kii  sa-ak-ku  ft«Z-/«  (?)  L*  I  18. 

II  1  beten,  liehen:  n-sa-(d-la  L*  I  26. 
sich  (gnädig,  hülfreich)  zuwenden:  i-sa-al- 
mn  K  168,  30.  —  II 1  (viell.  II  2)  Ksallimn 
(viell.  für  itstcdlimu):  u-sa-li-mu  K  168,  21. — 
salimn  Gnade:  xa-li-tnu  ir-sit-u  L*  15.  sa- 
lim  ir-su-u  S'  5. 

a-si-me    Bf.  10.  K  168,  33. 


sakku: 

ühü 


88 


Glossar  I. 


sissiltu 


P3D     drängen,   einengen,    verschliessen :  T  1  Part. 

säiükii,   stc.  sänik:  sa-nik  mit-hur-ti  der  die 

Thürl?)  zuschliesst  (Th.  II  57)  L*  2. 

Gewand,  Id.  L*  27. 

II  1  beten :  u-sa-ap-pi  L*  I  33,  u-sa-ap-pa  L* 

II  28.     Part,  mu-sa-ap-pu-u  L*  IV  8. 
n£D     (vgl.  nSt!')  zerstreuen:  snphu  zerstreut,    pl. 

saphcUi:  nise  snp-ha-a-ti  Bil.  19. 
siparrit    Bronze,  Id.  S^  63. 

P"1D     saräku    ausgiessen:    sarkiitu    darne  Blutver- 

giessen:  sar-ku-tu{?)  da-me  L*  II  22. 
sattukku  (regelmässige)  Opferleistungen,  pl.  sattukki: 

sat-tuk-ki  S'  8.    L*  17.   P'  11.  S"'  27.  S«  45. 

L'  10.    P'  11.     sat-tu-ki-si-na    S'  19.    S'  28. 

L*  7.  P'**  7.   sat-tuk-ki  E-sag-il  {u)  iläni  Ba- 

hili  V  17.  (L'  9). 


m£ 
nsns 


IS 

Nns 


nbs 


^oZm 


palkü 


0 


aufmerken,  lauschen:  II 1  Praes.  3  pl.  upäkü: 
H-pa-ku  V  II  8. 

freigeben:  pidü  Lösegeld;  a-na  pi-di-su-nui^) 
K  168,  12. 

puhpuhhü  Schnauben,   Unfrieden:  pu-uh-pu- 
uh-hu-u  L'  Rs.  4. 

sich  versammeln,  sich  schaaren,  II  1  ver- 
sammeln, zusammenrufen:  n.a.  piMiuru  stc. 
puhhur:  a-nn  pu-uh-hur  nise  sap-hn-a-ti 
Bil.  9.  —  puhru,  stc.  puhur  Versammlung: 
ina  puhur  um-nia-a-ni  L*  I  14.  ina  puhur 
K  168,  26.  puhur  ohe-ia  L*  I  30. 
Mund,  Rede,  Geheiss:  ina  pi-i-ka  [el-]li  L* 
II  33.  ina  pi  [nise  di-sa-a-ti]  S'  38. 
verschliessen,  umzirken.  pihätu,  pahatu: 
Verwaltungsbezirk,  Satrapie;  dann:  Ver- 
walter, Satrap  L*  I  28. 
zerreissen,  lösen:  I  1  Impf.  3  rak-su  ip-tu-ru 
der  Gebundene  löste  (sc.  seine  Bande?), 
nicht:  , wurde  gelöst"  L*  II  16.  —  a-mat 
abi  bäniia  ul  patru  das  unverbrüchliche  Ge- 
heiss meines  Vaters,  pat-ru-ma  K  1203,  32.  II 1 
u-pa-tar  L*  I  16.  —  II  2  up-ta-tar  K  1203,  32. 
fürchten,  verehren:  I  1  Praes.  1.  pl.  ni-ip- 
lah-u-ni  K  991  Vs.  4.  Part,  pälihu ,  stc. 
pälih:  im-lih  S*  4.  L^  12.  ruhü  pa-lih-su 
S'  39.  S^  69.  V  20.  pa-Uh-ku-nu  Bil.  34. 
/«  pälihu  gottlos:  ana  la  pa-li-hi  L^  Rs.  11. 
ki-i  la 2io,-li-ih  ili  u  iltiip-sa[-ku'\  1?  Rs.  18  — 
I  2  ip-tal-hu  K  168,  32.  ki-pa-a-ni  sa  Ak- 
kadi  ip-tal-hu-ma  K  168,  34. 
Regierung,  Dynastie.  Id.  PAL.  ina  pali-e 
S'  13.  L^  7.  S'  24.  S'  37.  P'  8.  P'  9;  ina 
pali-eia  S'  15.  S*  35.  S^  45.  U  8.  ina  u-me 
pali-ia  S^  41/42.  ina  u-me  pali-eia  S*  26. 
ina  pali-e-ka  P*  22.  ina  pali-su  L^  15.  ina 
üme  pali-su  L*  23.  P'  26. 
weit,  umfassend:  pal-ku-u  L*  I  10. 
(Zischlaut:  Th.  TI  43  Anm.  2)  IV  1  naplusu 


anblicken:  Imperf.  3  pl.  ippalsü:  ip-pal-su- 
in-ni  Bil.  11.  Prec.  3.  sg.  ip-pal-su-ma  L* 
II 10.  Up-pa-lis-ma  L*  15.  V  19.  Id.IGI.BAR: 
lippalis-ma  P^  21.  S*  68.  IV  3  it-ta-nap-las 
V  I  29. 
2)änu  Antlitz,  Vorderseite:  ul-tu  j)a-ni-e-m  K  991, 
15.  —  su-uli-hi-ra  pa^-an-ka'i]  wende  Dein 
Antlitz.  —  däcjH  pänu  Vasall :  da-gil  pa-ni 
abi  ba-ni-ia  L*  II  14.  sudyulu  pänu  be- 
lehnen :  u-sad-gi-la  pa-nu-us-su  L'  11.  Als 
Präposition:  vor  gebraucht  (ina)  pän{i):  ina 
pän  ahi-ia  Bf.  8.  K  168,  41.  — pa-ni,  pa-an 
K  168,  51.  j>a»  Sin  L''  Vs.  13.  2'««  *"  •  ■  • 
L"  Vs.  12.  u-tah-ha-a  pa-nu-us-su  brachte 
vor  ihn;  pa-nu-us-su  it-ta-nak-ka-ru  sie  ver- 
änderten ihr  Benehmen  vor  ihm  L*  III  18. 
panätu  Vorderseite,  frühere  Zeit:  pa-a-nat 
K  168,  22.  —  ina  pa-ni-ti  K  168,  39. 

pusuratu  Botschaft  (?):  pu-su-rat  ha-di-e  L*  II  15.  jm- 
su-ris  L*  11  9. 
"IpS  Acht  haben ;  Jem.  anbefehlen,  seiner  Obhut 
übergeben,  ihn  darüber  setzen:  I  1  Imperf.  1 
Samnssumukin  ana  sarrüti  Bahili  ap-kid: 
S*  32.  S'  55.  L'  12.  U  12.  P*  14.  desgl. 
ap-ki-id  P'  15.  Precat.  lip-ki-di  K  168.  52. 
3.  pl.  lip-ki-du  K  501 ,  14.  Part.  I  1  pa-ki- 
di  K  168,  41. 
N4"ID  piru  Spross,  Sprössling:  pi-ir-i-su  S*  32.  Id. 
pir'u  V  23. 

parzillu  Eisen  S^  64. 

parakku  heiliger  Göttersitz  (Th.  I  121  ff.;  Th.  II  47 ff.): 
pl.  p)arakka:  pa-ra-ak-ka  Bil.  19.  sum.  harä: 
ina  pa-an  bara-gi-nu-u  lu-kar-rib  K  168,41. 
etwas  begehen:  ul  ip-pa-rik  jn-rik-tu  keine 
Gewaltthat  wurde  begangen  L*  II  22. 
trennen,  hemmen:  IV  1  lä  ipparasii  sie 
werden  nicht  gehemmt,  hören  nicht  auf.  lä 
ip-pa-ra-su  L'  Rs.  4. 

befehlen:    I    1    Imp.    3.    p.    ip-par-suC^)    L* 
III    29.    —  p>arsu    göttliches  Gebot,    Gesetz, 
Gesetzestafeln?)  —  plur.   parse:   par-si    Bil. 
12.  21.  L'  8.  S''  21.  S*  29.  P'  8. 
fliegen:    III  1     fliegen   machen,    entsenden. 
Praes.  I  1  u-su  u-sa-ap-ra-as   ich   entsandte 
den  Pfeil  L*  I  21. 
nti^S     sich    beruhigen;     III  1    besänftigen,    ruhen 
lassen:    u-sap-si-hu   zizpane-su-nu    L*  II  17. 
JOtyS     auslöschen,    vertilgen:    i-pa-as-si-tu    S'    28. 
L^  31.    S'  64.    S'  83.    L'  21.    L''  26.    P'  30. 
P'  26. 
pyt£     III  1  beschwerlich  machen,    beschweren,  be- 
drängen: u-sap-sa-ak  L^  Rs.  1. 
ti^li^S    2)nMsu  salben:    1  1  Prec.  3.  lip-su-us  S'  19. 
L^  30.  S'  57.  S'  80.  L'  50.  P'  29.  —  Imperat. 
2.  m.  jJM-sM-J/s  P*  24. 
THS     naptanu  Mahl,   Schmaus:  nap-tan  L*  III  9. 
pnS     bilden,    schatten:    I  1  Part.    pa-ti-[ku  kala- 
«m?]  L*  II  3. 


ins 


D1S 


ps 


C'IS 


Akkado-assyrisch  und  deutsch. 


89 


31. 

ina 
Ge- 


n22i 


□^u 


fjenu  gut(?):  .si-c-m(?)  K  1203,  32. 
sim  Rücken;   als   Praepos. :   auf:  fii-ru-uS-su 
i*  IV  5. 

s<)M  erhaben:  .st-rw  S^  90.  si-i'u  S*  4 
L*  33.  Fem.  sirtu:  bi-ltu  sir-tu  L'  14. 
Ici-bi-ti-su-nu  m'-ti  auf  ihr  erhabenes 
heiss.  —  sintt  Erhabenheit,  Grösse:  gussure 
er-nu  u  §ur-man  si-ru-ut  tar-bi-ti  Balken  von 
Cedern-  und  Cypressenholz  von  erhabenem 
Wüchse  (wörtl.  eine  Erhabenheit  der  Grösse). 
6rt^r((({  fassen,  ergreifen;  atc.  ■sab at:  m-bat('^) 
k  626,  19.  I  1  Impf.  1,  as-bat  V  11  28.  — 
Perm.  1 :  sab-ta-kii  L*  I  23.  sab-tak  ab-bu- 
su-nu  ich  trat  für  sie  ein:  L*  II  9.    3.  pers. 

sa-bit{^^)  L*  III  29:  Samas-sum-iiMn 

käta  ilu-ti-su  rabUi{-ti)  sa-bit  §amassumukin 
erfasste  die  Hände  des  grossen  Gottes.  III  1 
(III  2?)  m-sa-bi-tic  K  1203,  24.  tis-sa-bi-su- 
nu-tu  K  1203,  23.  III  2(?):  1  pl.  mi-ns-sa- 
as-bit  K  991  Vs.  9. 
II  1  beten,  flehen:  u-sal-li  V  I  32. 
bedachen,  schirmen  II  1  Perm,  als  Adject. 
sulluhc  dunkele?):  su-ul-lu-lu  L*  I  17.  — 
sllulii  Schirm,  Schutz,  geschr.  AN.DUL.LUM 

S'  12.  S^  18.  L-  15. 

salmii,    fem.    mUmtu:    lubustu   mlimtu   ein 

schwarzes    Gewand    K  626,    13.    14.    salmät 

(seil,    silcnät    Delitzsch)    Icakkadi:    sal-mat 

kakkaäu{-du)  die  schwarzköpfigen  (Creaturen) 

S'  13.  S'  20. 

scilmu  Bild ;    stc.  salam :  sa-lam  L*  IV  2 

sa-lam  sarru-u-ti-ia   S^  54.  68    S*  79,  83.  — 

sa-lam-a   mein  Bildniss   S*  19.  28.    it-ti  sa 

lam-su  S^  69.    it-ti  sa-lavi-i-su  S^  30.   S* 

S^  81. 

II  1    offenbaren,     zeigen,     schauen    lassen: 
u-sap-pu-u  L*  I  7. 

sippatii    Pflanzung;    stc.   dppat:    sip-pat  mnsare   L* 

III  19. 


Ni^p  sprechen,  befehlen:  I  1  Imp.  ik-bi  K  1118,  6. 
Praes.  i-kab-bu-u-ni  K  432,  13.  Imperat. 
ki-bi  L"^  II  32.  II  1  ik-ta-ba-as-hi-nii-tu  K 
1203,  9.  —  kibitu  Befehl,  Geheiss:  ina  ki-bi- 
ti-su-nu  L*  II  11.  stc.  kibit:  ina  ki-bit  L* 
I  30.  L*  II  5.  L*  II  25. 

22p     kababu  Schild:  ka-ba-ba-te  L*  I  24. 

^ip  einstürzen:  I  1  Imp.  i-kii-bu  Bil.  25.  L*  17. 
'      P=^  17. 

mp  II 1  warten,  erwarten:  u-ka-'-ii  sie  erwarteten 
L*  III  13. 

kätii  Hand:  K  1203,  13.  ina  kdti  a-sa-kan  K 
168,  29.  kätä-ia  L^  Vs.  8.  u-mal-hi-n  kdtu-iiia 
V  1  9.  [u-mal-ht-]u  kdti-in  V  II  26. 

Leb  mann,  Samassumukin.  II. 


C'^U 


3; 


59. 


n£ii 


TP 

31P 


nnp 


tt'^P     schenken  I  1  Imperf.  ikis.  —  kistu  Geschenk : 
i-ki-sa-an-ni  a-na  kis-ti  machte  mir  zum  Ge- 
schenk L*  I  12. 
ana  ka-an-ni('f}  K  1118,  9. 

IJip  binden,  zusammenfügen:  I  1  Imperat.  1  sg. 
ich  kni'pfte  fest(er)V:  ki-(Un-nu-(u-)ttt{e)  Ba- 
bili  ak-sur  S''  29.  S'  48/49.  L*  10.  V  10. 
P*  12.  P''  12.  —  Imp.  1  plur.  ni-ik-sur  K 
991,  11. 

kc'im  Statthalter,  i)\.kepäni:  ke-pa-a-nim  Akkaäi 
K  168,  34. 

npD  /va/vfcoc?«  Haupt:  sal-mat  kakkadn{-du)  S*  13. 
S'  20. 

kakkaru  Erdboden:  kak-kar  L*  I  33. 
sich  nähern,  I  1  Praes.  3  i^kar-[rab"!^  K 
626,  18.  Imperf.  ik-ri-ib  K  991,  12.  ik-rib 
V  III  15,  II  1  hi-kar-rib  K  168,  37.  —  ^irbu 
Näheres,  Inneres,  stc.  kirib  als  präpositional 
(ina)  kirbi,  (ina)  kirib  in:  ina  ki-rib  Asur 
S'  25.  S'  41.  P'  9.  ki-rib  L'  10.  S'  66.  V  16. 
ina  kir-bi-si-na  S'*  18.  P'  6.  ina  ki-rib-si-na 
S'  26.  L*  7.  ultu  kirib  aus:  id-tu  ki-rib 
Bil.  14.  V  III  16. 

karradu    Held,    heldenhaft:     kar-ra-du    Bil. 
'       16,    30.  —  karradi'itu  Heldenkraft,  Helden- 
thum:  kar-ra-du-ti  V  I  21.    kar-ra-du-tu  L* 
I  29. 
kiskattti  i"^)  s.  kiskattti. 

^p,p  aufhören,  II  1  zu  Ende  bringen:  Impf.  3.  m. 
1a  u-ka-at-tu-u  S^  51.  L'  8.  P*  17.  —  katü 
vollendet:  la  ka-ta-a  L"  12. 


HNi")  '•<^''«  Hirt:  ri-^yyyy-H>n  Bil.  3;  Id.  S»  4. 
re'titu  Herrschaft:  dii-{us-)su-2Jat  re'u-us-su 
S'  14.  S^  20. 

Ui^z"]  lieben,  I  1  Praes.  3.  m.  sg.  irdm(u):  i-ra-mu 
L*  II  12.  i-ra-man-ni  L*  I  30.  —  Part,  ra'imn 
pl.  ra'imuti:  (ilani)  ra-i-mu-te  sar-rit-ti-ka 
K  501,  8.  —  rimu  Gna  le:  ri-e-mu  S*  34. 
S*  81.  S'  100. 

pXsl  rttku  fern:  baldt  ume  rfikuti  S*  41.  S^  70. 
L*  17.  L''  20.  ruku  Ferne:  har-ra-nu  ru-ki-e 
L*  II  21  ein  Weg  der  Ferne  =  eine  weite 
Reise. 

Ufj^il     Haupt,  Haupt(theil) ,  oberer  Theil,  Spitze: 
ri-e-5i-i-su   L*   18;    ri-si-su   Bil.  28;    n-^d-SM 
(■?  s.  Nachträge)  S*  10.  S^  15.  ina  ri-cs  sar- 
[ru-ti-ka]  K501,  18. 
22*1     rabdbu  hinstürzen:  ir-bu-bu  L*  II  18. 

tt'Nil  jauchzen :  t-rrt(?)-«s  L* II 7.  rikUu  pl.  Jauchzen : 
ina  rikUi  in  Freude  oder  imter  der  (zur) 
Freude  der  Bevölkerung:  ina  ri-ita-a-te  S*  16. 
P'  10.  —  i-na  ri-ia-a-tii  L*  16.  ina  ri-sa-a-ti 

12 


90 


Glossai'  1. 


nni 


IT' 


S'  26.  L^  8.  P'  20.  iiia  ri-sa-ti  S^  42.  üjrt 
»/-.st  ri-sa-a-ti  L*  III  15. 
gross  sein,  wachsen;  III  1  Penn,  als  Adj. 
stirbü:  bebt  sur-bu-u  S''  72.  L^  2. — rabü  gross: 
ra-bi(-(t  Bil.  16.  L*  I  25.  Id.  GAL  passim  z.  B. 
S-  2.  S'  3.  L*  I  3.  L'  1  etc.  Fem.  rabitu: 
iluH-SH  rabitii-ti)  L'  II  27.  III  G.  —  pl.  m. 
iläni  rabüti  Bil.  10.  19  etc.  —  rabntu  Grösse, 
stc.  rabiit:  rabu-ut  L*  II  28.  —  nihil  (Id. 
.  NUN)  erhaben,  Fürst  S''  i.  39.  S^  6.  69.  77. 
S'  49.  P-  21.  L-  20.  23.  P'  2G.  ritbu  la  sa- 
nan  der  Fürst  ohne  Gleichen:  rubi'i  la  sa- 
na-an  U  2.  L'  2.  P^  3.  pl.  ruhe  L*  II  12. 
f.  rubätu  stc.  riibat:  ru-bat  i-la-a-ti  L*  I  32.  — 
rubutu  Erhabenheit,  Majestät:  sii-bnt  rit-bu- 
ti-su  L*  III  14.  —  tarbitu  Grösse,  Wuchs: 
si-ru-ut  tnr-bi-ti  von  erhabenem  Wüchse 
S^  59. 

irbüti  vier:  sar  leibrat  irbitti{-ti)  König  der 
vier  Weltgegenden  S'  12.  S'  3.  S*  5.  L^  2. 
L^  1.  P'  2.  P'  3.  —  ribü  vierter:  ümu  ribü 
Id.  K  501,  15. 

sich  lagern,  ruhen:  I  2  zur  Ruhe  kommen 
3  pl.  ir-tab-su  L*  II  IG. 
rufen,  reden:  I  1  Part,  räfiimu,  f.  räcjintu: 
§AL  ra-c/i-in-ti  K  168,  23;  §AL  ra-r/i-in-te 
K  168,  26.  I  2  Imperf.  3  f.  tar-tu-yu-mu  K 
168,  23. 

binden,  anordnen:  I  1  Impf.  1  ar-ku-us  L^ 
Rs.  1.  II  1  Perm.  rit-lcii-sa{?'?)  L'  Rs.  3. 
ralcsii  gebunden:  rak-su  L*  II  16.  —  markasu 
Band,  Riegel,  atc.  rnarkas:  mar-kas  K991,  11. 

rakupu  (über  den  Labial  s.  Theil  II  S.  67) 

reiten:  I  1  Perm.  1  rak-jM-ak  L*  I  20. 

(subtil)  rannt  einen  Sitz  einnehmen :  1 1  Impf.  3 

irmi,  irmä:  ir-mi  Bil.  IS;  ir-me  S'  7.  L^  16. 

V  9.  P^  11;  ir-ma-a  L*  III  22.  —  Perm.  2  m. 

ra-ma-ta  sub-tu  L*  II  31. 

sich  hinstrecken,  sich  lagern:   III  2    2  Pers. 

tu-sar-pad  K  168,  16. 

rapsu  weit,  f.  raimstu:   ra-pa-as-tu  L*  I  10. 

fügen:  I  1  Imperf.  1  ar-sip  L'  Rs.  7. 

rasibu  mächtig,  gewaltig:  ra-si{?)-bu  L^  10. 

(fest)gründen :    Prec.  U-sar-sicl  S^  44.    S'  73. 

verleihen,    gewähren:    I  1    Imperf.    3    pers. 
ir-su-u  S'  5.  34.  L^  15.  ir-si-su  S''^  80.  S^  99.  -- 
1  p.  ^il   ar-si  L*  II  25.    III  1    u-sar-su-u  L* 
I  12. 
feststellen:  u-rat-ta-a  babäti-su  S*  62. 


UJ 


sa  nota  relationis.  Zum  Ausdruck  des  stat. 
constr.-Verhältnisses  passim  z.  B.  Bil.  19.  20. 
L*  23.  25.  V  III  12.  19.  K  626,  7.  17.  K  168, 
10.  11.  27.  K  1118,  2.  sa  da-ra-ti  su-bat-su 
ir-me  seinen  Sita  für  immer  (wörtl.  der  Ewig- 


keit) nahm  er  ein.  Zur  Einleitung  des  Re- 
lativsatzes passim  z.  B.  S'  5.  L*  28.  S''  4. 
S'  7.  66.  L^  6.  16.  L'  9.  L»  Vs.  7.  L*  II  26. 
K  626,  8.  34.  K  168,  30.  K  1203,  6.  10. 
U^  m  er,  jener:  m-u  K  168,  13.  su  K  991 
Ys.  11.  ina  ume  sn-nia  in  jener  Zeit  (wörtl. 
in  der  Zeit  von  dem). 

suatn  dieser:  sn-a-tu  L^  28.  si-pir  su-a-ti  S^  68.  78. 
P'  27. 

nN4tr     aufsuchen:  as-tc-u  L*  13.  as-te-'-a  L*  TI  27. 
as-te-    U  17. 
suu    feist,  fett :  su--e  L*  III  23. 

7K1II'  fragen:  sa'ulu  suhnu  Jemand  begrüssen: 
a-na  sa--al  sul-mi-ia  L*  II  27. 

INiJi'  s^'''"  Fleisch,  Körper.  Id.  KAM.  tüb  seri 
körperliches  Wohlbefinden:  tu-ub  seri  (Id. 
KAM)  S''  42.  S'  71.  V  21.  P'  22.  L'  Rs.  6. 
K  168,  4. 

"iNsli'     seru  Morgen:  se-e-ri  L*  III  9. 

bsiy\l?  scbtl  sich  sättigen,  satt  sein,  reichlich  haben. 
sebt  littütu  reichliche  Manneskraft,  reich- 
licher Lebensgenuss:  se-bi-e  lit-tu-tu  S^  41. 
S'  70.  V  20.  P'  22.  vgl.  K  501,  11.  Prec. 
.  I  1  lishü:  lis-bi  lit-tu-tu  L*  20.  lis-bi  bu-'-a-ri 
S'  76.  S-  22.  P'  25.  II  1  reichlich  geben: 
se-bi  lit-tu-tu  lu-sab-bi-u  sie  (die  Götter) 
mögen  reichliche  Manneskraft  geben  K 
501,  11. 

nie     wandeln,     (in    Procession)     einherschreiten : 

i-sa-di-ha-ma  L*  III  6. 
hlZ*     sadlu  weit(gedehnt),    zahlreich:    sad-lu-ii-ti 
L*  III  26. 

mit'     .srt^?i«    Berg:    sa-di-i    Bil.  28.    KUR-i    S"  44. 
S'  72.    L-  18.    —    sadii  Osten:    bei   sadt  l? 
Rs.  12. 
Sitf     .sejHt  Fuss:  n-sak-nis  se-pii-us-su  S^  7.  S^  13. 
L^  4.  U  3. 

II  1  zerstören:  u-sah-hu-u  S'  28. 
sich  niederlassen  (?):  III  2  Perm.  1  si-tah-hu- 
ta-ku  L*  I  20. 

satära  schreiben:  I  1  Imperf.  is-tur  L*  II  2. 
Prec.  listur:  lis-tur{-ma)  S'  21.  23.  L^  29. 
V  24.  P^  29.  Praes.  3  sg.  isatar:  la  i-sat- 
ta-ru  V  27.  1  sg.  (I  1  oder  II  1?)  ni-sa-tar 
K  991  Vs.  11.  Perm,  satir,  satru:  su-mc 
sat-ru  mein  Name,  der  (wie  oder  wo  er)  ge- 
schrieben steht  S*  26.  L^  31.  S*  63.  S'  82. 
L^  21.  L-  26.  P'  30.  P^  25.  III  1  schreiben 
lassen:  Imperf.  u-sa-as-tir-ma  L*  IV  5. 
Praes.  1  nu-sa-as-tar-su-nu  K  168,  32.  — 
sitru  Schrift,  stc.  sitir:  ki-nia  si-tir  bu-ru-mu 
wie  die  Himmelsschrift  (die  Sternbilder,  der 
Thierkreis)  S'"*  9.  S^  14.  L*  14.  P''  15. 
sämu  festsetzen,  bestimmen:  I  1  Imp.  3  pl. 
i-si-mu-in-ni.  —  simtu,  stc.  simat,  pl.  simäti, 
Schicksal,  Geschick:  i-siin  sim-ti  L*  IV  6. 
si-mat  sarrüti  i-si-7nu  L*  I  5.  Ii-si7n  si-ma-ti 


nnu 


nDtt^ 


Akkiido-assyrisch  und  deutsch. 


91 


S'  42.  S'  71.  L'  17.  L'^  21.  1"  23.  si-mat 
la-ba-ri  li-sim  si-mat-su  S'  24. 
?2Jjf  salumu  setzen,  lej^en,  niederlefifen :  I  1  Praes. 
isal^aniu):  i-ml-lca-nu  S'  30.  L^  32.  V  28. 
la  i-sal-lum  S'  88.  S"  70.  Prec.  lih-hu-un 
V-  30.  Ws-lun  S^  81.  L'  25.  P'  29.  li-is-lun 
S^  60.  Iraper.  2  ki-lcun  P*  24.  IV  1  nieder- 
gesetzt werden,  sich  niederlassen,  gefunden 
werden  a-mat  damikti-ia  Jis-ki-l'in  ^ctp-tuü-sii 
S'^  40.  S^  70.  U-m-län  e-rib  E-scuj-gil  L* 
II  33.  a-sar  i-saJc-ka-nu  wo  er  niedergesetzt 
wurde,  wo  er  sich  niederliess  (möglicher- 
weise I  1).    ü-sal--Jcan  K  62G,    15.    L*  I  28. 

II  1  niederlegen:  is-tal-lan  S^  15.  S^  26. 
L"  6.  is-tak-lcan-nii  P*  7.  te-e-mu  a5-m-kan 
(für  astakan)  ich  ertheilte  Auftrag  K  501,  30. 
ina  kätä  as-sa-kan-ka  K  168,  29  (vgl.  auch 
K   168,    44).     Perm.    3  sg.    sit-kn-va-ma   L* 

III  13,  pl.  sit-ku-nu  L*  III  11.  I  3  te-e-mu 
as-ta-nak-kan  a-na  rabüti  L*  I  27.  —  saknu 
Statthalter,  Id.:  saknu  nl  is-sa-kan  itl-la-nu- 
uici  L*  I  28  kein  Statthalter  wurde  ohne 
mein  Zuthun  eingesetzt. 

sakkanakku  Oberpriester (?),  priesterlicher  Statthalter 
der  Gottheit  (vgl.  Wincklek,  Sarcjon  XXXVI 
Anm.  6)  Id.  L^  12.  19.  L'  6.  P^  4.  P'^  4. 
L*  I  4. 

entsenden,   abschiessen: 
L*  I  22. 

selü  spitz,  scharf (?):   \A 
V  11  17. 

Wall,  äussere  Mauer :  scü-hu-u-su  l?  Vs.  2.  3. 
srt7-7m  P'  23.    Vgl.  P^  16,  wo  aber  vielleicht 
säl-lm\^u-sii\  zu  ergänzen  (?). 
mächtig,   siegreich  sein:  I  2  Perm,  als  Adj. 
Ut-hi-in  V  III  16. 

heil,  wohlbehalten  sein,  n.a.  sdämu  Heil, 
stc.  scilam:  (ana)  sa-lam  zeri-ia  L^  26;  vgl. 
hit  sa-la-me-e  K  1G8,  18.  — 11  1  heilmachen, 
wiederherstellen,  n.a.  suUumu,  stc.  sttJhtin: 
a-na  sal-him  par-si  etc.  Bil.  12.  Imperf.  1 
u-sal-lim  S'  11.  S^  17.  L'-*  15.  II  2lV)  u-sa-li-mu 
für  vstaUimu  (oder  von  salämu'^).  —  suhnu 
Heil,  Friede,  Friedensgruss:  sid-mu  Bf.  3. 
K  5579,  3.  K  432,  16.  K  626,  56.  K  1118,  1. 
hi{-ii)sul-mu  a-na  ...  K  991,    2.    K  626,  3. 

^y  "^fl-ff  s"^-'"*  ^«^"^'  K  501,  13. 
□'kir  suinu  Name,  Existenz,  Person  (Th.  111):  sii-mu 
K  501,  35.  stc.  hm  Id.  S'  27.  L'  31.  L2  21. 
P'  25.  sumi:  htm-ia  mein  Name:  fsn-me  L^  29. 
V  27.  V  II  6.  V  24.  P'  28.  su-me  sat-ru 
mein  Name,  (der)  wie  er  geschrieben  steht 
(Uebersetzung  des  sum.  musan'i)  S*  26.  L*31. 
S'^  63.  S'  82.  L'  21.  L"  26.  P'  30.  P'  25. 
suHi-TY  S'  20.  hnn{i)su  sein  Name:  sumi-su 
S'  20.  L^  29.  L"  24.  27.  P^  28.  iiim-su  zer-hi 
{ina  mütdti  li-hd-Uk)   seinen  Namen    (seine 


salMi 


I  1  Praes.    a-sal-lu 
m.  heluti:  se-lu-u-ti 


Person)  und  seine  Nachkommenschaft  S'  32. 
L*  33.  S'  78.    S^  96.    L*  24.    L*  29.    P'  33. 
P'**  27.  viimma  sum-sii  najHan  Schmaus  aller 
Art  L*  III  9. 
NiCw'     hören:    I  1    Praes.    3    isime:    i-si-me    L"  30. 

S'  61.  S^  82.  L''  26.  P'  30,  P*  25. 
nt2tt*     sannt   Himmel,    pl.   same  und  samdme:  m- 
ma-me  L*  I  33.  III  20.  mme{-e)  Bil.  17.    itti 
kimiie)  u  ersitim(-tim)  S''  45.  S'  73.    L'  18. 
bitäti  same  u  ersitim(-tim)  L*  I  14. 
TCiy     samnu   Oel.    ki-via  u-lu  samni  wie  feinstes 
Oel.     Id.  NI:    8'  19.    S''  56.    S'  80.    P^  29. 
PI.  samne  V  25.  P'  24.  V  III  25. 
^2tr     II  1  verändern;  Penn.  3:  sa  Ja  su{-nu-nu-u] 
L*  II  33. 
sattu     .Tahr,    Zeit;    ayia  satti  auf  immerdar:   a-na 
sat-ti  Bil.  40.    S'  37.  V  18.   P^  20.     PI.  sa- 
nate.     Id.  100  sandte  K  501,  33. 
'.yZ*    wetteifern,  bekämpfen,  rivalisiren:  Id  sandn 
ohne    Gleichen,     riihü  Ja  sandn  S^   4.    S^  6. 
L'  2.    V  2.  P*  3   der  Fürst   ohne  Gleichen; 
c-vm-Jd  Ja   sa-na-an  unvergleichliche  Weis- 
heit. — 
TlDV     schreien,    rufen  II  1  lesen:   as-ta-si  ich  las. 
n.a.  sitassii.  Id.  KA.SE.  sitassi{-se)  L*  I  18.  — 
(??)  is-si  K  991,  8. 
r«^t     sajytti    Lippe:    Jis-sa-kin     sap-tns-stt    S*    40. 
S'  70. 
nStt'     siehe  n£D 

^r'^     sapJa  tief;    f.  saj)iJtu.     sapJit:  tam-äim  sap- 
Jit  S*  6.  S^  10.  L'  3.  L''  3.  L*  II  24    (i)sap- 
Ja-an-ni  K  991,  15. 
"iSty     sapdru  senden,    schicken;  I  1  Imp.  3  ispitr: 
is-imr-an-vi    K  626,    8.    is-pii-ru-nim-ma   L* 
II  24.    is-2m-ra-as-su-mHu  K  1203,  29.     I  2 
is-tai)-2}a-ru    L*  II   15;    1.  Pers.   as-sa-ap-ra 
K  1118,  12.—  &■(>»•»  Werk,  Bau,  (opus):  sip-ri 
V  Vs.  10.  stc.  sipir:  si-pir  L'  28.  S'  51.  S' 
56.  67.  78.  L*  8.  L*  12.  23.   P'  16.  27.     ina 
sipri  L*  III  21.    ina  si-jnr  '"  §EG  mit  dem 
Werke    des    Backsteingottes    L'-  17.     P-  £0. 
ina    sipir  nikiJH  in  boshafter  Absicht:  i-na 
si-pir  ni-kiJ-ti{tn)  L'  31.  T  '  21.  L'  26.  P'  26. 
(S'  27). 
npkT     boch   sein;    II  1    erhöhen:    u-sa-l:a-an-ni  er 
erhöhte  mich   L*  I  6.  —  saA-«  hoch  erhaben: 
sa-1xu-ii  L^  1. 
Ipti'     (auch    "llw*?)    sprechen;    I  1  Imp.  3  f.    tas- 
kit-ra  L*  I  6;   IV  2   ausgesprochen  werden. 
Prec.  3  Jit-taH(tr  V  16.  24.  S*  26. 
nit!'     gewaltig,  mächtig  sein;  II  1  Perm.  3.  f.  sur- 
ru-lia-at  Jü-liit-su  L'  4. 
sitrman{n)u  Cypresse:  sitr-man  S^  59. 
siirinnu  Theil    des  Tempels!?):  •?"  sa-ri-in-ni  L'  Ys. 
5.  9. 
piU'     (und  nni!'"'')  schenken:   I  1  Imp.  is-ru-ka  L* 
I  10.     Prec.  3  pl.    Jis-ru-kii   K  168.    5.     Jis- 
ru-kii   K  168.    43.     Praes.   3   sg.  i-sar-ra-ku 

12* 


92 


Glossar  I. 


L^  8.  —  siriktii  Geschenk:  is-ru-ka  si-rik-te 
L*  I  10. 
"]jy  snrru  König:  sann  dannii  Bil.  1.  S^  1  und 
oft;  samt  rahü  sann  üanna  S^  2.  S^  3.  u. 
oft;  sarru  bi-ili  K  626,  8.  a-na  sarri  ahi-ia 
Bf.  1.  {a-na)  sarri  beli-ia  K  501,  1.  3.  9.  11. 
14.  24.  K  626,  3.  4.  K  168,  1.  2.  3.  5. 
stc.  sar.  Id.  passim  Marduk  sar  ildni  L* 
III  13.  Marduk  sar  gim-ri  Pi  27.  L*  II  26. 
pl.  sarräni  Iß  Rs.  1.  S^  3.  4.  L*  II  14;  sar 
sarrani  als  Titel  des  Assyrerkönigs :  L^  5. 
LI  2.  Ifi  2.  Pi  2.  P2  3.  sarri-ni  unser  König 
K  991,  13.  —  sarrat II  Königin,  stc.  sarrat: 
sar-rat  Bil.  8.  L^  9.  —  sarrütu  Königthum : 
sarru-u-tic  S^  54.  sarru-u-ti  L^  7.  23.  S^  32. 
mrru-n-te  P2  14.  K  168.  25.  sarru-ti  L*  II  6. 
al-ka-kd-tc  at-ta-na-al-lak  sa  sarru-te  ich 
wandelte  die  Pfade  des  Königthums  L*  I  26. 
kussi  sarru-ti-su  S^  75.  S^  93.  stc.  sarrilt : 
ana  sarru-ut  Kar-dun-ia-as  L^  Vs.  11.  a-na 
sarrH-u-iit{tu?)  Babili  Iß  12.  Pi  15.  [ildni) 
ra-i-mu-te  sarru-ti-ka  K  501,  8.  sarru-ti-ia 
S2  55.  65.  S3  72.  79.  83.  as-sii  e-pis  sarru- 
ti-ia  damit  ich  das  Königthum  ausübte  L* 
I  8.  31.  sa-lam  sarru-ti-ia  mein  königliches 
Bild  L*  IV  3. 
Iliy  saruru  Glanz,  Pracht (?):  un-das-sl-ra  sa- 
ru-ri  L*  III  17. 

n 

DNan  tiamtu,  tamdu:  ul-tii  tam-dim  e-lit  a-ditam- 
dim  sap-Iit  V  5,  6.  S^  9.  10.  L^  3  bis.  L2 
2.  3.    sarräni  ti-amat  e-lit  sap-lit  L*  II  14. 


te-hi-e : 


kommen,  herannahen  :  I  1  Praes.  3  (?)  i-ta-bi 
K  626,  11.  tehii  gekommen,  angerückt:  na- 
ki-ri  ti-bu-te  L*  II  16. 

ataln  Sin  te-hi-e  iläni'i  K  168,  37. 

tarn   sich  wenden  II  1    zurückbringen,   her- 
stellen: Imper.  Jt-iir-rn  S'^  21.  S^  31.  lu-u  u-tir 
Bil.  22.  u-te-ru  P^  8.  Praes.  u-tar-ru-su-nu-ti- 
ma  K  1203,  12. 
tiklu  Helfer:  ildni  ti-ik-li-su  L^  2. 

talimu,    stc.  talim,   ebenbürtig,  ebenbürtiger 
Bruder  (?)  Th.  I  33  M. :  ta-li-mu  Asur-ban-abli 
L-'  20.  aha  ta-li-me  S3  53.  L^  12.  Iß  12.  Pi  14. 
P2  13.  L*  III  5.  aha  talim  S^  31.  ta-lim  Asur- 
han-abli  S^  12.    sum  ta-li-nii-ia  L^  31.     sum 
ta-lim-ia  S^  27.    L^  21.    Iß  26.    P2  25.     aU 
ta-lim-ia  S2  47.  S^  75.  L^  20.  L^  22.  Pi  25. 
a-hi-ia  ta-li-me  L^  Vs.  11. 
riDn     tan}ähu  festfassen  (?) :  tam-ha-ak  ziz{?)-pa-nu 
ich  spannte  (?)  den  Bogen  L*  I  21. 
timmenin)!!,    Grundstein,    stc.    tirnmen:    tim-me-en-su 
Si  14.  S2  35. 
Genosse :  tap-pi-e-su  L*  II  19. 

tukumtu,  tukuntu  [tukundu  vgl.  Th.  I  S.  110 
Anm.  5.)  Auflehnung,  Gewalt:  tu-ku-un-tu 
L*  II  18. 

7pn  wohl  bereitet,  geordnet  sein :  I  1  Perm.  3.  f. 
taknd:  ki-ma  u-lu  sam-ni  tak-na  kib-rat  ir- 
hitti  L*  II  23. 

rrnn  gerade  stellen,  legen:  III  2  gussurc  .  .  .  .  • 
eli-su  u-sat-ri-si  S^  61.  u-sat-ri-si  sululum 
Iß  15.  —  tarsu  Eichtung,  Zeit,  Regierungs- 
zeit (?):  a-na  tar-si-ku-nu  K  1203,  10. 


tappü 

Dpn 


93 


GLOSSAR  IL 

Sumerisch,  akkado-assyrisch  und  deutsch. 


Enthält  ausser  dem  Wortbestand  der  Bilinguis  und  der  Backsteininschrift  [Est.]  auch  die  wichti- 
geren der  im  Verlauf  der  Arbeit  besprochenen  und  citirten  sumerischen  Wörter.  Lw.  =  Lehnwort;  ns.  = 
neusumerisch;  f.  =  für. 


A  Postposition  (?)  „in,    zu",    ud-hi-a  „um  jene  Zeit" 

Bil.  23.  11  53.     Vgl.  zu  an-ld-a. 
ah  (an,  am)  pron.  Verbalpraefix  3.  Bil.  9. 
aha  Verbalpraefix  mit  optativer  Bedeutung:  a-ba-ab- 

ul-itl  ana  puhhur  „um  zu  versammeln"  Bil.  9  II  42. 
abzu  (vgl.  za-ab)  apsü  (sum.  Lw.)  „Ocean"   168  E. 
ad  abu  „Vater"  115  sub  3. 
adar  (ns.  f.  agar)  eklu  „Feld"   149  E. 
ag  epesu  „machen,  thun" ;  nin-ag-ag-da-mu  epsetii^a 

„meine  Thaten"  Bil.  31.     II  55. 
agar  (ns.  adar)  eklu  „Feld"   149  E. 
alam  (urspr.   alan)  salmu,  nabnitu,   länu   „Bildniss, 

Bauwerk,  Gemäuer"   150  Anm.  6;  It  34  zu  6. 
am  ma  Partikel  Bil.  11.  13.  27.  32.     II  28. 
ama  ummu  „Mutter"  Bil.  6;  II  34. 
an  samü  „Himmel"  117  sub  1;  an-ki-a  „Himmel  und 

Erde"  Bil.  17;  II  47  M. 
anir  (ns.  aner,  geschr.  aser)  sign  „Klage"  148  sub  c  2. 
arali  arallu  (sum.  Lw.(?))  „Unterwelt"   127. 
as  „sechs":  as-sa-Jcu  „sechsmal"  129  u.  Anm.  3.  171  M. 
aser  (f.  aner,  ns.  f.  anir)  „Klage"   148  sub  c. 
a-za-lii-lu    tenisetu    „Menschheit" ,    nammastu     „Ge- 

thier":  „animal"('?)  II  34  zu  7  u.  8. 

Bad  düru  „Burg"  Bil.  23.  24. 

beul  matu  „sterben"  66. 

bal  palü  „Regierung,  Dynastie"   17  E. 

balaig)  pilakku  „Beil"  127  A. 

bi  pron.  suft'.  3.  p. 

bi  Postposition;  bi-da  mit  Bil.  4.  &t-(?a-^[  [  [  Bil.  31. 
II  30    55  A. 

bara(gga)  parakku  (sum.  Lw.)  subtu  „(heiliger)  Sitz, 
Thron" :  bara  (pl.)  parakka  Bil.  17.  bara{g)-a-ni 
subatsu  Bil.  18.  121  ff.  II  44  ff.  zu  18.  —  *bara- 


mag  zu  erschliessen  aus  paramahhu  „erhabenes 

Heiligthum"  124  E.  —  na-im-bara  sarrütu  „König- 

thum"   II  51  A. 
&ir  s(s)apahu  „zerstreuen";   sarätu  „zen-eissen":    uku 

bir-bir-ra  nise  saphäti  Bil.  9;  II  43. 
bul  asru,  pälih  „demüthig,  verehrungsvoll,  verehrend" : 

ni  bul  en-zi-en  asri  pälihkunu  Bil.  34;  II  55/56. 

Da  Postposition  itti  „mit"  und  „und"  II  30  zu  4.  — 

Mardnk-bi-da  Bil.   4.    e-gi-a-bi-da-^]J]  Bil.  31. 

ti-la-bi-da  Bst.  7. 
da  an  Nominalstämme  vor  Suffixen  angehängt:  nin- 
ag-ag-da-mu  Bil.  31;   zib-bi-da-as  täbis    Bil.  18; 

dnl-dul-da-as  tilänis  11  51  M. 
dab  „zwei"  s.  tab. 
dag  „zwei"  s.  tag. 

dagal  (ns.  damal)  rapsu  „weit"    144  sub  2,  1. 
dam  mütu,  assatu  „Gatte,  Gattin"   17.  66. 
damal  {da{g)val,  ns.  f.  dagal)  rapsu  „weit"  sub  2,  1. 
di{b)    (resp.  dim   spr.  div)   sullumu   „herstellen" :    di- 

ih-bi  ana  sullum  Bil.  12;  II  44. 
dib  sabätu  „fassen,  ergreifen"  II  44  zu  12  A. 
dt7(V)  (vgl.  dis)  edu  „eins"   12S  u.  Anm.  4. 
dil-bat  nabü  „verkünden"  II  40.    Name  des  Planeten 

Venus  ebda.  u.  I  125  E. 
dimmer  (ns.  f.  dingir)  ilu  „Gott" ;  dim-me-ir  Bil.  10.  19. 

Id.  Bil.  4.  7.  15.  16.  30;  dimmer-e-ne  Bil.  15.  — 

161.  164  sub  3.  4  a.  165  M. 
dim  (ns.  gim  sem.  Lw.??)   kima  „gleichwie"  Bil.  29. 

II  54. 
dim  „machen,    verfertigen   (la.°3en);    miin-na-dim  .er 

liess  verfertigen"  Bst.  18. 
dingir   (ns.    dimmer   w.  s.)    ilu    „Gott"    150   Anm.  7 

(150)  152  Anm.  sub  2;  erscheint  als  digirii  (sum. 


94 


Glossar  IL 


Lw.)  in  dem  Vocabular  K  2100.  —  S.  106  und 
Nachträge  dazu. 

di>ii()'^)  käbu  ^einstürzen":  (liri{(j)[-ffo]  ikfibu  Bil.  25. 

di^  (vgl.  dil)  edu  „eins"  128  u.  Anm.  4. 

dit  amü,  atmfi,  ustammü  , sprechen"  II  56  zu  35:  du- 
du-ne-ne  (atnia)  Bil.  35. 

du  (vgl.  ru  spr.  r"«)  banii  „Schäften"  152  A.  Bil.  23 
ein  Name  der  Burg  von  Sippar  (?). 

duh  (ns.  f.  guh)  nazäzu  „sich  niederlassen"    149  E. 

dug  (ns.  zib)  tabu  „gut":  dng-ga  Bil.  9;  151  Anm.; 
165  A. 

dul  tillu  „Hügel"  II  49:  duUM-da-os  tillanis  II  54. 

dum  abälu  „bringen"  II  42  zu  9  M. 

dum  (ns.  zim)  sakanu  „machen"   149. 

dumu  {dur^u)  aus  tur  „Kind"   12  ff.  152  A. 

dun  (ns.  suU)  itlu  „erhaben"  Bil.  30. 

dupsar,  dupsarra  (sum.  Lw.)  „Tafelschreiber"  125  M. 
126. 

dur  asabu  „sitzen"  110  Anm.  4:  l;i-diir  „Sitz(ort); 
'ki-dur-bi  subat-su;  Bil.  19.  II  47  f.  zu  15.  dur- 
gar „sich  setzen,  Platz  nehmen"  ebenda. 

E  (y  vgl.  S.  155). 

e  bitu  „Haus"   127. 

edin  .seru  „Ebene,  Gefilde". 

e-gal  {e  „Haus"  -{-  gal)  ekal(lu)  (sum.  Lw.)  „Palast" 

Bil.  17;  96  A.;  126  u.  Anm.  7. 
e-gi-a    (e    „Haus"    +  gi-a)    „sich    wenden";   kallätu 

„Braut,    Genossin",     e-gi-a-hi-da  ^T[|    Bil.  31. 

II  55  A. 
e1cur{ra)  („Berghaus"),  „Tempel":  e-hir-ra  Bil.  20.  — 

n  51  E. 
el{Ia)   (Lw.  aus?)   ellu   „glänzend":   bara{g)-a-su  el-la 

subatsu  elliti  Bil.  18. 
eine  lisanu  „Sprache"  100  ff.  —  cme  KU  80  E.  lOOff.  — 

eme  scd  161  ff. 
e-ne-)Y((?)  ana  satti  „für  alle  Zeit"  Bil.  30. 
en  belu,  enu  „Herrscher" ;  nam-en-na:  ana  enüt  Bil.  7. 

11  34. 

^^n-zi-en  attunu    „ihr"   143  Anm.  1.  —  ni  bul  enzi-en 

asri  palihkunu  Bil.  34;  TI  56  A. 
eh   {uH ,   qu-ys,    geschr.   pes)    salastu   „drei";    es-se-ku 

„dreimal"   128  u.  Anm.  7;  171  M. 
-es    {y$;    aus   a-hu)    kima    „wie"    u.  Adverbialendung 

146  M. 

Cr«  ulln  „erheben,  hoch  machen"  s.  u.  iL 

gal  (ns.  mul)   rabü    „gross";   dim-me-ir  gal-gal   [ffv^d- 

ovul{':')]-e-nt  Bil.  19.  —  124  E.  126  Anm.  7.  127. 
gal  (ns.  midu)  amelu  „Mensch".  V.  A.  Th.  144  Rs.  5. 

vgl.  7  in  Anm.  1  S.  163. 
gan  (Aar)  „Garten"  86.   138.  151  sub  6. 
</j7(m)(?)   zu   ()al{aiu)   halaku    „vernichten"   II  44   zu 

12  E. 

gi  täru  „wenden";  gi-gi  tviru  „zurückbringen,  wieder- 
herstellen" :  ge-en-gi-gi  lü  utir  Bil.  22. 

gis  (vgl.  wus  und  in)  uznu,  semü  „Ohr,  hören"  143. 
168  Anm.  3. 


gu  pü  „Mund"   168  Anm.  1. 

gid)  (ns.  didi)  nazäzu  III/II    , aufstellen,  aufrichten": 

gc-hi-in-gnb-bi-en  lü  usziz  Bil.  26.  —  149  E. 
gu{d)   alpu  „Stier"   124.     * gu-mag  aus  gumahhu  zu 

erchliessen  „grosser  Stier". 
gnd  (vgl.  ur-sag)  karradu  „Held"  Bil.  16. 
gtigC?)  esitu  „Ansturm,   Erschütterung";  kur-ra  gug- 

gug(^)-e-ne  ina  esäti  nakri  Bil.  25.  —  II  54. 
gug  „treten"  148  Anm.  3. 
gid{a)  m.  für  gal)  rabü  „gross";  g^d-la  Bil.  I6.     144, 

2  sub  1;    164  sub  2.   4  c.  II  51.   zu   19   u.  20  E, 
gusTiin  huräsu  „Gold"  127  A. 

c 

Gad  (ns.  {g)ivad,  geschr.  mn-n-a-ti  w.  s.)  hattu  (sum. 

Lw.?)  „Griffel,  Scepter  143  E. 
gal{am)    (vgl.  gil,   gilim)   halaku,  masü   „zu  Grunde 

gehen,     vernachlässigt    werden"  :     ga-lam-ma-bi 

masutu  Bil.  12.  —  145  A.     ^  -ga-lavi-ma  sah- 

laktu  145  A.     II  44  E. 
ga(n)  ß-ua  kii)  nünu    „Fisch"  116  A.    144  u.  Anm.  1. 
garsag  sadü  „Berg" :  gar-sag-dim  klma  sadi  Bil.  28.  — 

145.  II  54. 
ge  (aus  Jca -}-  e?)  Postposition  169  E. 
gu  lü  precativ  und  affirmativ  gebraucht,    gu  Bil.  18. 

ije  Bil.  8.  13.  14.  22.  26.  27.  —  II  28. 
gid  hadü  „sich  freuen,    freudig":  gul-K-es  hädis  BiL 

9.  32.  gul  hadis  Bil.  14/15. 

(Ja)  idu  „Hand,  Macht".  —  ia-tttk  le'u  „heldenhaft, 

stark"  Bil.  3. 
{i)a  hamistu  „fünf"  129.  Anm.  2    ia-a-ku  „fünfmal". 
iamar    (ns.  für  i{n)gar,    sera.  Lw.  aus  igaru'i)    länu 

„Gemäuer"   150  Anm.  6. 
*i7fi(?)    (seni.  Lw.?)    ablu   „Sohn"    17  ff.;    20  Anm.  3 

und  Nachträge. 
igi  (ns.  ide)  enu  „Auge"  149  E.;  164  sub  1. 
ide  (ns.  für  igi  w,  s.)   enu  „Auge":    i-de-mu-un-si-in- 

bar-am  „sie  richteten  das  Auge,  sie  blickten  an". 

ippalsü  Bil.  11.  ide-ba-ra-es-am  naplisama  Bil.  32. 
il    (ngl.  ga  und   gitr)    ullü    „erheben,    erhöben,    auf- 
richten": ge-ni-ib-il  lü  ulli  Bil.  29.  —  II  54. 
ilim   „neun":  i-iim-mu-ku  „neunmal"   129  u.  Anm.  6. 
immina  sibitti  „ziehen"   129  u.  Anna.  4. 
i{n)gar  (ns.  iamar;    aus   sem.  igaru   entlehnt?)    länu 

„Gemäuer"   150  Anm.  6. 
iti  (Hesych.  al8w)  arhu  „Monat"   125  E. 

Ka  Postposition  169  E. 

kal  akaru  „kostbar  sein  Bil.  19,  vgl.  II  53. 

kar  (vgl.  gan)  „Burg,  Stadt,  Garten"  86.  138.  151c. 
sub  6. 

ki  asru  „Ort":  ki-bi-ku  ana  asriSunu  Bil.  22.  ki-bi- 
in-gar-ra  „Stellvertreter"   150  Anm.  6.  II  33.- 

ki-du-du  kidudü  (sum.  Lw.)  „Erlass,  göttliches  Ge- 
bot" :  ki-du-du  ki-du-de  Bil.  12.  —  II  44. 

khuji{n)  (auch  khigir'V^  85  E.)  mätu  „Land":  ki-in-gi 
Bil.  5.  —  86  E.  91. 


Sumerisch,  akkado-assyrisch  un'l  deutsch. 


95 


Jär  (liJcir)  kirbu  „Iimeres" :  {li)Jcir  ultu  kirib  Bil.  14. 
II  44.  ' 

tu  (ns.  SU,  se)  Postposition  ana  ^zu'   114  sub  1  e. 

ku{a)  assapu,  asäaputu  „weissagen,  Weissagung"  110 
Anm.  4.  II  40  f. 

ku{a)  {(jcin)  nünu  „Fisch"  144. 

kur  nakru   „Feind"  :  mulu  kur-ra  Bil.  24. 

kus  parsu  „göttliches  Gebot"  Bil.  12.  billudu  „gött- 
liche Satzung" :  kus-bi  billudusunu  Bil.  21. 

Lag  „klar,  verständlich"  102  a.  152  sub  1.  160  Anm.  1. 

lag  nazäzu  „aufstellen,  niederlassen"  II  48  A. 

lal  sakälu  „wägen"  166  ff.  AB.LAL  naplastu  „Waage" 

II  43  Anm.  2. 
lam    (vgl.    lim)    irbitti    „vier" :   lam-mu-bi    „viermal" 

129  u.  Anm.  1. 
lig{?)-ga  dannu  „mächtig":  lugal  lüj(^?)-ga  Bil.  1.  ?i(/(?)- 

ga-tje-am  udannin  Bil.  27.  —  II  29. 
lim  (vgl.  lam)  livva  irbitti  „vier"  129  u.  Anm.  1  vgl. 

66  Anm.  4. 
lu  (vgl.  gal,  viuhi,   azalulu)   amelu  „Mensch":    lu-lu 

nise  Bil.  6.  —  168  Anm.  1.  II  34. 
lugal  sarru  „König"    Bil.  1.   2  bis.    15.     lugal-a-ni-ir 

Bst,  2. 
lug  sukkallu  „Bote"  101  A. 

JUa-ma  ä.ru    „sich  aufmachen,  vorrücken,   proficisci", 

ge-en-ma-ma  lü  'ira  Bil.  14/15. 
mag  „gross,  erhaben"   124  E.  148  Anm.  3. 
man  {mi)i)  sinä  „zwei"  128  u.  Anm.  5. 
martu    (echtsumerisch??)    abübu    „Sturmfluth"     164 

Anm.  1. 
min  (vgl.  man)  sinä  „zwei"   128  u.  Anm.  5. 
me  amü  „sprechen:   par.su  „Geheiss"  II  40  E.    53  A. 

me  kal-kal  su-sig(i)-ga-e-ne  parisunu  sukurütu. 
me-e-mu   ia-a-ti    „für  mich"    Bil.  33.  —  164   sub  4  b. 

II  55. 
men  anaku  „ich  bin" :    me-en  Bil.  5.  —  II  33.  43  E. 
mil  (aus  mun)  himtitu  „Flackern"   148  sub  c  6. 
mu  subätu  „Kleid"   114  sub  d. 
mu  sumu  „Name"  Bil.  8.  —  118  sub  2. 
mu    (geschr.  PA)    amelu    „Mensch".     V.  A.  Th.    144 

Rs.  6.     163  Anm.  1. 
mu-u-a-ti  (ns.  f.  gacl)  hattu  „Griffel,  Scepter"  143  E. 
mucl  (vgl.  mug)  alädu  „gebären"  II  34  zu  6. 
mug  (vgl.  mied)  alädu  „gebären" :  ama  mug-mu  ummi 

alittiia  Bil.  6.  —  II  34.! 
Mullil  (nl  f.  IlUl)  Bei  II  47. 
mun  (vgl.  mil)  himtitu  „Flackern"   148  sub  c  6. 
*mu-sar  mus(§)arü    „Namensschrift,   Namenszug,  In- 
schrift" 125  M.  s.  Glossar  I  S.  86. 
muru{b)  kirbu  „Mitte"  126  A. 
«IMS  (spi-.  vus  aus  9VUS'?  ns.  f.  gis)   uznu  „Ohr"   143. 

168  Anm.  3. 
viuscn  (und  muten)    issuru    „Vogel"  16  Anm.  sub  b. 
muten  s.  muse7i. 
kiritC^)  kirissu  16  Anm.  sub  b. 


ya  Pcstposition  Bil.  6(Vj   -  II  34  E.  45  A. 

na  rabä,.su  „ruhen"   137  E. 

nam-en  s.  u.  en. 

na-im-hara  s.  u.  hara. 

ner  v^oog  „sechshundert"   180. 

nesin  (aus  ninin  für  niin)-nin'i '*)    incorp.  Verbalreg. 

3  pl.  148  sub  c  5. 
ni  asru,  palih  „demüthig,   verehrungsvoll"    vgl.  hui: 

ni  bul  en-zi-en  asri  palihkunu  Bil.  34.  —  II  55/.56. 
nin  (vgl.  sin)  incorp.  Verbalreg.  3.     148  sub  c  4. 
ni{mi)n  arba'ä  „vierzig"  130  u.  Anm.  1. 
nimur  (ns.  semur)  kinunu  „Ofen"   148  sub  c  3. 
nin  (vgl.  nimin)  arba'ä  „vierzig"   130  u.  Anm.  1. 
ninnü   {nin  „vierzig"  -\-  u  „zehn")    hamsä    „fünfzig" 

130  u.  Anm.  2. 
nir  (ns.  ser)  „Fürst"   148  sub  c  1. 
nis  esrä  „zwanzig"   129  Anm.  8. 
nitag  zikaru  „männlich"   12. 
nun  {na.  zil"^)  rnhii  „erhaben,  gross"   116.  148  sub  c  6. 

PA{ga(l'i)-te-si  issakku  „Priesterfürst"  {(jaä{a)-te-si{^)) 

PA-te-is-si  95  E. 
pi  (s.  gis  und  mus)  „Ohr"  57;  vgl.  143.  168  Anm.  3. 
pes  {9wes,  es,  us)  salastu  „drei". 

Ra  Postposition  85. 

ri  ramü  „sich  niederlassen,  einen  Sitz  einnehmen": 
gu-mu-un-ni-in-ri  lü  irmi  Bil.  18.   —  II  51. 

ri  makätu  „f.illen":  ri-ri-ga-bi  mikittasu  „ihr  Ver- 
fall" Bil.  26.  —  II  54  zu  26. 

ru  {Vu  vgl.  du)  bann  „schaffen"   152  A. 

Sa   nabü    „verkünden":    ge-en-sa-a   lü   tarabi    Bil.  8. 

gu-mu-un-sa-a-bi-ge-am   lü  imbü-inni-ma  Bil.  13. 

II  33  M.  45  A. 
sag  resu  „Kopf,  Haupt"    118  f.  sub  3.     sag-bi  resisu 

Bil.  28.  —  II  26. 
sagar  ep(i)ru  „Staub":  sagar-ta  ina  epiri  Bil.  29. 
st  käsu  163  A. 
si  (aus  sug)  nasäku,   akäru    „kostbar  sein"   163  A.  — 

II  53  A. 
siba  (vgl.  sag)  re'u  „Hirte"   II  29  zu  4. 
sidi  isaru  „richtig,  gerade,  correct"  :  iltänu  „Norden" 

163  f.  Anm.  1. 
sig  enesu  „schwach  sein,  schwach  werden" :  in-sig-ga 

enisu    Biling.    25;     nin-sig-ga-bi    enäussu    „ihre 

Schwäche"  Bil.  27. 
sig  (ns.  f.  sug;  vgl.  si)  akäru  „kostbar  sein"  II  53  A. 

me  kal-gal  su-sig{?)-ga-e-ne   parsisunu  sükurutu. 
SIG.ALAM  nabnttu,  bunnanu  „Sprössling"  Bil.  6.  — 

II  33. 
silig  sagapuru  „Oberster"  II  46  zu  15  E. 
silim  (semit.  Lw.  ?)  sulum  „Friede"   109  E. 
sug  (vgl.  a.  sig:  si)  nasäku  „kostbar  sein"  sug-ga-e-ne 

nussukütu  Bil.  21.  —  163  A.  II  53  A. 
sug  {sub  ei)  vgl.  siba)  re'u  „Hirte"  II  29  sub  4. 
sum  nadäuu  „geben"   154/5  u.  Anm.  1. 


96 


Glossar  IL 


Sah  (ns.  f.  sag  -w.  s.)  libbu  ^Herz". 

mg  (ns.  sab,  sa\-)  libbu  ^Herz"   144  sub  2,  1. 

sag  damku  ^ergeben,   gnädig^   sag-sag nin- 

ag-ag-da-mu    epsetiia    damkäti    Bil.   32;    II    55. 

sag-ga-mu  dumkiia   , meine  Begnadigung,  Gnade 

für  mich". 
sar  aäoog  ,3600"  S.  130. 

scb  (ns.  für  scg)  libittu  , Backstein"   144  sub  2,  1. 
se{ga)   magaru  , erhören ,    günstig  sein" ;    sega   migir 

Bil.  4.  —  II  29. 
se(g):  sy{g)  für  sug  raiuaku  „giessen"   153. 
seg  (ns.  seh)  libittu  , Backstein"   144  sub  2,  1. 
seg  und  sed  rapü  s.  u.  sug. 

semur  (fiimur)  ns.  f.  timur  kinunu  „Ofen"  148  sub  c  3. 
sin  (iiin  aus  nin)  incorp.  Verbalreg.  3.  Bil.  11.  26.  — 

148  sub  c  4.     II  43  Anm.  3. 
sis  prüder"  Bst.  10. 

se  (cy)  ns.  f.  lu  Postposition  ana  „zu"   146  f.  155. 
se  {ze)  ns.  f.  si  napistu  .Seele"  153  sub  2  c. 
ser  (ner)  ns.  f.  nir  „Fürst"   148  sub  c. 
SH  katu  „Hand"   153  f.   2   sub  d.  168  Anm.  3;   II  53. 
SU  {cy  oder  se)   ns.  f.  kii  Postposition   ana  „zu"   113. 

114  sub  e,  144  sub  1  e,  146  f.  155. 
sug  (ns.  scg)  rapü  150  A.    sud  (ns.  sed)   rapü  150  A. 
sudid  ns.  f.  sudun. 

sudun  (ns.  sudid)  niru  „Joch"   150  A. 
sul  vgl.  dun  (s.  Nachträge  zu  149  sub  f.)  ifju  „mäch- 
tig, erhaben"  Bil.  30. 
sus  susu  „sechzig,  Schock"   127.  130- 

Ta  Postpos.  ina  „in",  ultii  „aus",  tin-dir-ta  ana  su- 
bat  balatu  Bil.  14.  —  11  45.  sagar-ta  ina  epiri 
„aus  dem  Staube"  Bil.  28/29. 

^jüh  (vgl.  tag)  sinä  „zwei"   128  Anm.  6.  144  sub  2,  1. 

tag  (vgl.  tah)  sinä  „zwei"  104  Anm.  5.  128  Anm.  6. 
144  .sub  2,  1. 

te  (ns.(V)  f.  tiig;  vgl.  mtt)  subätu  114  sub  d. 

te  {ty)  lakü   „nehmen"  154  E. 

tu  (ns.  f.  tili)  balatu  „Leben"   150  A.  164  sub  2. 

tin  (ns.  til)  balatu  „Leben",  nam-ti-la-ni-ku  „zu  seinem 


Leben"  Bst.  6.  ti-la-hi-da  Bst.  7.  —  148  A.   164 

sub  2.  165  M.  II  14.   Tin-dir  subat  baltäu  Bil.  14. 
tu(g)   (vgl.  te  und   nni)   subätu  „Kleid"    102  Anm.  3. 

144  sub  e. 
tur    (vgl.  dumti)    sihru    „klein",    märu  „Kind"   64  E. 

169  E.  ttir-tur-LAh  sihhirütu  149. 

U  eserit  „zehn"   129  u.  Anm.  7, 

i<(f?)  ümu  „Tag",  ud-hi-a  inu  su  „um  jene  Zeit"  Bil. 

23.  ndakku  „täglich"  114  sub  2  a.  146  f. 
UD.MA  talimu  „Genosse,  ebenbürtig"  sis.    UD.MA.bi 

Bst.  10.  —  29  A. 
ulat  ni§u  „Volk"  Bil.  9.     ÜKU.GAL    sarrat    „König" 

Bil.  7. 
7d  ulsu  „Jubel" :  td-li-es  ulsis  Bil.  13.  —  II  44. 
itl  puhhuru  „versammeln":   aha-ab-ul-id  ana  puhhur 

m.  9. 

*iigun  ältere  Form  f.  umun  belu  „Herr"  (?)  Bil.  16.— 
II  47  zu  16. 

nmun   (ns.  f.  ugim'i)   belu    „Herr"   Bil.  16.  —  II  47. 

iin-zi-en  attunu  „ihr"   143  Anm.  1. 

nr  amelu  „Mensch"  V.  A.  Th.  144,  1.  163  Anm.  1. 

nr-sag  (s.  a.  gttd)  karradu  „Held"  Bil.  16.  30. 

%iniä  Kupfer  127. 

US  sumanu  „acht":  ns-sa-lcu  „achtmal"  129  und  An- 
merkung 5. 

usu  {ys,  es)  salasä  „dreissig"   129  u.  Anm.  9. 

Ktu  samsu  „Sonne"  112  M.  IL  29  zu  4. 

Za  amelu  „Mensch"  V.  A.  Th.  144  Es.  3.  163  An- 
merkung 1. 

zag  idu,  ittu,  pätu  „Seite,  mit":  zag-bi  illi-ia  Bil. 
14.  15;    II  45.    zag-til-la  gimri  BiL  20;    II  51/2. 

zagimihu  res  satti  „Jahranfang(sfest)  125  M. 

zi  (vgl.  se)  napistu  „Seele"   153. 

zih  {div,  ns.  f.  dug)  tabu  „gut,  günstig" :  zi-ib-hi-da- 
as  täbis  Bil.  18;  II  51  Abs.  3  —  144,  2  sub  1. 
149  sub  f.  164  sub  2  und  4  d. 

zil  {nil;  ns.  f.  m<n??)  148  sub  c  6. 

zim  (rfm(?)  ns.  f.  dum)  sakänu  „machen"   147. 

zu-ah  apsü  „Ocean"  168  E. 


07 


Namen-  und  Sachregister. 


A.  Anfang.  —  Ass.  Assyrien.  —  Akk.-ass.  Akkado-assyrisch.  —  B.  Babylonien.  —  E.  Ende.  —  Fl.  Fluss.  — 
G.  Gott.  —    Gn.  Göttin.  —   Geb.  Gebirge.   —    K.  König.   —   L.  Land.   —   M.  Mitte.   —    St.  Stadt.  —   Sum. 

sumerisch.  —  V.  Volk,  Völkerschaft. 


A:  das  Zeichen  für  a,  auch  für  a,  m,  ai_  in  Verwen- 
dung 140  f.     Th.  II  112. 

ablu  ^Sohn",  Lautbestand  und  semitische  Etymologie 
17  ff.,  110.  —  II  107  M. 

Abydenus  2  Anra.  1  u.  5.     II  579. 

Achämeniden  103  A. 

A-da-nis(??)-si  L*  III  12  und  Berichtigungen  dazu 
Tafel  XLVII.  —  II  70. 

Adasi,  Vorvater  des  Sargonidengeschlechts  L*  23;  29  E. 

Adverbialendungen,  sura.  as,  as,  akk.-ass.  es  in  ihren 
Verhältnissen  zueinander  146  f. 

Aga-de  (oder  -ne?)  St.  L*  III  12;  hat  mit  dem  Namen 
Akkad  nichts  zu  thun  73  E.  87  A.  Könige  von 
Agade  93  M. 

Agu-(kak-rime) ;  Kassit,  K.  v.  B.  72  M.  73  A. 

aidk  bei  Hesych.  =  aialu  , Hirsch"   140  M. 

Amru  L*  II  3  Mt.  s.  u.  iyyar. 

Akkad  L.  mät  Akkadi  Bil.  10.  K  168,  34  u.  44;  ein- 
heimischer Name  Babyloniens  und  des  Babylonien 
bewohnenden  semitischen  Stammes  (45)  46  Anm.  5, 
57  Anm.  1,  68  ff.,  73  M.,  76,  77,  81,  82,  84,  87, 
88,  105.  Hat  mit  dem  Namen  der  St.  A-ga-de 
nichts  zu  thun  73  E.  87  A.  Nichtsemitischer 
Name  87.  —  Lugal  kingi  Urra(?)  =  sar  mat  §u- 
meri  u  Akkadi  siehe  u.  Sumeri.  —  Akkad  St. 
K  1118,  13;  73  E.  —  Akkadier  (Babylonier) 
amelu  Ak-kad  .  .  .  K  168,  32.  43;  72  M. 

Akurgal  patesi  v.  Sirpurla;  se.  Inschriften  108  A. 

Alarodische  Sprachen  171  ff. 

AUographie;  das  Sumerische  keine  semitisch-bab.  Al- 
lographie  60  ff.,  108  ff. 

Amanus  Geb.  s.  Hamanu. 

Amarna,  Fund  von  el  Amarna  16  Anm.  sub  b,  60  u. 
Anm.  1,  163  A. 

amelu  , Mensch"  Ideogramme  163  Anm.  1. 

Amat-Belit,  Tochter  des  Balätu  u.  der  Kasiä  II  108. 
Lehmann,  Samassumukin,  JI. 


Amenothes  (Amenophis)  III  K.  v.  Aegypten  63  A. 
Amenothes  (Amenophis)  IV  K.  v.  Aegypten  78  E. 
Ammananu  76  Anm.  2. 
Amnanu    L.  Bil.  2.    11   29.     Kein    babyl.  Theilreich; 

elamitische  Landschaft  (?)  49  E.  40.  75  f. 
Anu  G.     Name  nicht  semitisch  117  E. 
Anunit(u)    Gn.      Gemahlin    des    Samas    von    Sippar 

Bil.  31   B.     Als  KU-NIR.DA  Bil.  31   A.  —  Vgl. 

148  u.  Anm.  3. 
Arabisch;  ar.  Grammatiker  166  E.  —  Aussprache  des 


ar.  «  133  f.  Anm.  3. 


Palatalisation  des   k    in 


ar.  Dialecten  161   Anm.  2. 
Arba'ila  s.  Arbela. 
Arad-Gula(?)  K  991,  2;  II  73  M. 
Arad-?  K  626,  88. 

Arad-Nabi  Verfasser  des  Berichtes  K  501  (Z.  2). 
Aramäer  (Aramu)   im  südlichsten  Bab.    71  M.    81  A. 

85  A.    88  E.    92  E.    100  A.  —  Ar.  Sprache  132. 
Arbela  (Arba'ili)  St.  Provenienz  der  Inschrift  L''  (Z.  1) 

41.     Istar  von  Arbela  ausserdem  K  501,  6. 
Armenien  s.  Urastu  und  Urartu  157  Anm.  2,  159. 
Armenische  Inschriften  63  A.  66  E. 
Arrian  49  u.  Anm.  7. 
Arsaciden ;  bilinguer  Text  aus  der  Zeit  eines  Arsaci- 

den  85  A. 
Arzapi;  Sprache  von  Arzapi  63  A.  171  E.  u.  II  113. 
A-ru  Gn.  L'  9.     A-ru  u-a  Bil.  7  (s.  u.  Erwa). 
asar  (als  Relativ,  gebraucht:  da[hin],  wo[hin])  II31Ö'. 

II  113  E. 
Asarhaddon  s.  Asurahiddin. 
Asari  Name  des  Marduk  Bil.  B.  15;    li  41,    45  f.  55 

Anm.  1. 
Asaridin  s.  Asurahiddin. 

assapu  Beschwörer,  Priester  101  u.  Anm.  4.  —  II  40  E. 
Assur  L.   S'  9.    10.  11.  12.    LM8.  20.  21.  22.  23.  25. 

S-  2.  15.  23.  S'  4.  7.  22.  35.  69.  L>  1.  5.  7.  L'  1. 

13 


98 


Namen-  und  Sachregister. 


4.  8.  20.  P*  2.  i.  7.  P-  3.  4.  9.  L*  I  2.  3.  31. 
Bst.9.  168,  7.  47.  96.  11  5.    Patesi's  von  ASsur  I  96. 

Assyrische  Könige,  Oberherren  von  Babylonien  73.  78. 

Astarte  s.  Aphrodite,  Istar 

Astronomie  120. 

ASur  St.  (BAL.BE.KI)  ßil.  14.  S2  26.  S^  41.  L^  III  7.  — 
Th.  I  44.  52. 

Asurahiddin  K.  v.  Ass.  S^  9.  L*  18.  S^  14.  S3  21. 
L»  5.  82  4.  Pi  3.  P2  4.  —  3  M.  4  A.  31  M.  33. 
37  A.  39  M.  43  M.  44  M.  48  E.  50.  52.  54. 
55  M.  79.  —  Herkunft  107  E.  105  E.  Statthalter 
von  Babylonien  unter  Sanherib  6.  Anm.  6.  31. 
Thronbesteigung  und  Regierungszeit  5.  Ver- 
halten Babylonien  gegenüber  41.  99.  Bringt  die 
aus  Babylon  geraubten  Schätze  zurück  II  52. 
Nicht  eigentlich  König  von  Babylonien  45.  Muth- 
masslicher  Einfluss  seiner  bab.  Gattin ,  Samas- 
sumukin's  Mutter  41.  Aemtervertheilung  unter 
seine  Söhne  42.  Hat  niemals  abgedankt  33. 
Sein  Tod  50  g.  E.  II  102  E. 

Asurbanabal  K.  y.  Ass.  S^  12.  L^  20.  25.  S^  1.  89. 
S3  2.  68.  L'  1.  L2  1.  20.  P^  1.  P2  3.  K  991. 
Vs.  5.  K  501,  25.  —  2  A.  3  A.  4  A.  5.  6  M.  16. 
18  E.  28  A.  25.  28.  33.  34.  35.  36.  37.  38.  39. 
40.  41  E.  42.  43.  45.  46.  51.  53.  54.  55.  56.  71. 
75.  76.  81.  82.  84.  90.  121  Anm.  2.  154.  II  115.  — 
Aussprache  des  Namens  16  ff.  Thronbesteigung  34. 
II  60  E.  64  M.  Als  K.  v.  B.  Kandalanu  genannt  3. 
6  M.  84  Anm.  1.  Inschriften  25  bis  28.  Verwandt- 
schaftliches Verhältniss  zu  Samassurnukin  28 
bis  33.  Gotterwählter  K.  v.  Ass.  u.  B.  Zum 
Thronfolger  (raarsarru)  bestimmt  K  432 ,  9.  K 
501,  25.  K  626,  34  if.  II  73  E.  74.  75.  109  M.  Mit 
üebergehuug  seiner  Brüder  35.  II  68  zu  29.  Unter- 
könig von  Assyrien  unter  Asurahiddin  36  f.  — 
Wiederaufbau  von  Esagil  50  E.  Einsetzung 
äamassumukin  als  K.  in  B.  39  ff.  Staatsrecht- 
liches Verhältniss  zu  Samassumukin  u.  Politik 
Bab.  gegenüber  83.  84.  90.  121.  Anm.  2.  154. 

Asur-etil-same-u-ersiti-bala(t)-3u  Sohn  Asurbanabal's 
L3  13.  —  Th.  I  30.  Als  Sar-sami-u-ersiti-balä(t)-su 
K  501,  29. 

Asur-mukin-paleia  Sohn  Asui-banabal's  L^  12.  K  501, 
29.  -  30. 

Asurnädinsum  K.  v.  A.  47  M.  u.  Anm.  2. 

Agurnäsirabal  K.  v.  A.  22  E.  115.  173  E.  II  115. 

Asuruballit  K.  v.  A.  78  E. 

Aphrodite:  Ursprung  des  Namens  II  85  Anm.  2. 

B  Spiration(V)  des  b  im  Akk.-Ass.  15  f.  Anm.  5.  157 

Anm.  1, 
Babilu  Babylon  Bil.  2.  14.  S^  3.  6.  L^  11.  14.  16.  19. 

S2  15.  16.  27.  28.  30.  32.  47.  S^  22.  (KA.  J)  23. 

48.  47.  49.  55.  75.  L^  6.  9.  10.  12.  L2  4.  5.  9. 
10.  (bis.)  12.  22.  V  I  4.  II  29.  82.  K  626,  13. 
K  168,  7.  (Bab-'-i-hi!)  K  1203,  7.  15.  20.  27.  — 
44  M.    51  M.    52.  54  M.    55  E.    78.   79.   89.    — 


Ein  patesi  von  Babylon  95  sub  3.  Seit  Ham- 
murabi  Babylon  Hauptstadt  des  Reiches  von 
Akkad-Babylonien  78  A.  89.  93  E.  Aber  nicht 
immer  Residenz  der  Ke.  (?)  56  Anm.  1.  Zerstö- 
rung durch  Sanherib  44  u.  Anm.  1.  Vgl.  II  105. 
Wiederaufbau  durch  Asarhaddon,  der  hierher  den 
Sitz  der  Centralgewalt  verlegen  will  41.  99.  Asur- 
banabal's und  Sama§8umukin's  Bauthätigkeit  in 
B.  —  Auftreten  der  ersten  Perserkönige  in  Bab. 
49  f.     Herodot's  Aufenthalt  in  B.  49.  172  f. 

Babylonien  (vgl.  Akkad):  mät  Babili  72.  73.  Der 
Norden  B.'s  in  ältester  Zeit  von  Semiten  besetzt 
107.  Der  Süden  Hauptsitz  der  Sumerier  89.  108. 
Staatliche  Entwicklung  Babyloniens  44  ff.  Baby- 
lonien mit  Assyrien  in  Personalunion  45  ff.  Des- 
gleichen mit  Persien  49  f.  Unter  Sinaherba  ass. 
Provinz  47  M.    Seit  Xerxes  persische  Provinz  50. 

Babylonier  s.  Akkadier. 

Babylonische  Cultur  63  E.  107  E.  109.  Bab.  Dialect 
der  sem.  Sprache  161  A. 

Barsip,    Borsippa  L»  10.    L*  III  16.  —  51  E.    54  M. 

55  E.  II  58  zu  L5  27.    II  110. 
BAL.BE.KI  Bil.  14.     S.  Asur. 
Balätu,  männlicher  Eigenname  II  108. 
BAK.UL.RU.SA.A  Name  der  Burg  von  Sippar  II  38. 

53. 
Barth'sches  Gesetz  138.  151  sub  I  b. 
Baskische  Sprachen  172  A. 
Baukunst;  Anfänge  der  B.  in  Bab.   120. 
Baumpflanzungen   auf  den  Dächern  bab.  Gebäude  II 

56  f.  zu  16. 

Bedeutungsübergänge  im  Sum.  u.  Sem.  111  Anm.  1. 

Bei  G.  Bil.  B  4  (vgl.  Hlil).  K  168,  35.  II  35  2  sub 
a  und  b.  Bel-Marduk  s.  Marduk.  Bei  von  Nip- 
pur  80  A. 

Bei  sadi  „Herr  des  Ostens"  G.  L^  Rs.  12.     H  63. 

Belbänl  Vorfahr  der  Sargoniden  L^  23.  —  29  E. 

Belepus  K.  v.  B.  3  E. 

Belibni  K.  v.  B.  47  M. 

Belibus  s.  Belepus. 

Belit  Gn.  Ära  die  Königin  der  Beltis-Göttinnen  L^  9: 
Belit  Agade  L*  III  12.  —  Im  Allgemeinen  II 
35  ff.  sub  2.  — Vgl.  Anunit,  Dilbat,  Erü(u)a,  Istar, 
Nanaia,  Nin-lil  und  Sarpanit. 

Belkudurru.sur  K.  v.  Ass.  79  M. 

Beltis  s.  Belit. 

Beltu  s.  Belit. 

Berosus  2  Anm.  5. 

Beschwörungsformeln  102  M. 

Bildwerth  und  Silbenwerth  58  E. 

Bilinguis.  Samaäsumukin's  Gründe  für  deren  Ab- 
fassung in  dieser  Form  56.  Neusumerisch  be- 
absichtigt 164. 

Billudu:  Aussprache  unsicher  II  52. 

Bit-Jäkin  Kaldäerstaat  in  Südbab.  88.  101.  II  48  E. 

Ritridüti  Palast  in  Niniveh  L3  II  4.  —  37.  88.  II  69 
zu  4. 

Bit  rimki  Heiligthum  K  50  f. 


Namen-  und  Sachregister. 


99 


Borsippa  s.  Barsip. 
BUK  als  Id.  für  .zehn"    129  Anm.  7. 
Burnaburias  K.  v.  B.  II  73  M. 
Busspsalmen  111   A. 

Cambyses  s.  Kainbyses. 

Cerebralen  142  Anm.  3. 

Chanän  s.  Harrän. 

Chetitisch  G3.  171  E.  172  A. 

Chinesisch ;  Studium  des  Chin.  durch  die  Chinesen  1G6  E. 

Cissia  s.  Kissia. 

Consonanten    133  f.   Anm.  3.    126    Anm.  7    E.     Cons. 

des  Sum.   u.   des  Akk.-Ass.  133  ft'.  157  ff.;    sogen. 

emphat.  Consonanten  142  sub  5. 
Consonantische  Lautwandlungen  im  Sum.  144  ff. 
Cyrus  s.  Kyros. 

D;  Spiration  (Vj  des  d  im  Akk.-Ass.  15  f.  Anm.  sub  a; 

IGO  Anm.  1.     Palatalisation  des  d  im  Sum.  149. 
Daddu  G.  L*  I  33. 
Dadduniräri   (Rammän-nirari)  I    K.  v.  Ass.    158.    157 

Anm.  2.  D.  III  78.  94. 
Daddusumusur    (Rammänsumusur)    K  991  Rs.  8.    17. 

K  1118,  5.  II  73  A. 
Damascius  125. 

Darius  K.  v.  Persien  u.  Bab.  49  M.  50. 
AsX£(par  s.  Dilbat. 
Dentale  145.  157  Anm.  2.  159. 
Dibbarra  G.     Legende  von  D,  73. 
digirü    sum.   dingir    in    assyrisirter   Form    105    und 

Nachträge  dazu  S.  110  f. 
Dijäla  F.  55  M. 
Dilbat  =  AeXeqpar  125  E.    „Verkünderin"    Name    der 

Istar  als  Gn.  des  Planeten  Venus  II  39  f. 
Dilbat  St.  in  B.  164. 
Dilmun  Insel  107. 
Du-azag  s.  Duku. 
Duku  (Du-azag)  Sitz  des  Marduk   in  Esagil   und   im 

Weltenraum  II  49  f. 
Dungi  K.  von  Ur  und  des  gesammten  Zweistromlandes 

59.  76.  77.  78.  89.  92.  94.  98.    Dungi  sar  kibrat 

arba'i  93. 
Dür-Amnani  St.  in  Elam  40  M.  76. 

JS-Laut  im  Akk.-Ass.  154f. ;   Charakter  des   durch  e 

umschriebenen  sum.  Vocals  155. 
Ea  G.  S3  66.  67.  82.  89.  L*  II  3,  III  20.  -  54  M.  E. 

II  59  A.  u.  S.  115. 
E-an-na-du  patesi  v.  Sir-pur-la;  Inschr.  108  II  28. 
E(bab)barra  Sonnentempel  in  Sippar  L^  16.  —  55  E. 
Ebenbürtigkeit  33;   s.  Glossar  I  unter  talimu.    —  II 

107  f. 
Edin  Gn.  Erscheinungsform  der  Istar,  u.  A.  in  Sippar 

verehrt  II  37  f. 
E-edin  II  38. 

Egal-edin  Tempel  der  Edin  in  Mil(?)kia  L3  6.  II  115  M. 
Einschachtelung   als  gramm.  Erscheinung  des   Sum. 

I  169.  II  43  zu  10. 


ekal  Palast  96.     Etymologie  126  u.  Anm.  7. 

Ekarzagi(n)na  Heiligthum  des  Ea  in  Esaggil  S'  65.  — 
54.  II  59. 

E.KI.MAb  Tempel  K  168,  13. 

Ekua  Heiligthum  in  Esaggil  L^  14.  —  54  A.  Be- 
deutung des  Namens  II  41. 

Elam  L.  47  E.  48  E.  55  M.  73.  100  Anm.  2.  107. 
Semitische  Sprache  in  Elam  63. 

Elamiten  73.  Sarru  Elamu-uia  der  Eiemiterkönig 
L*  II  24.  —  Vgl.  Kissia. 

elilum  vTJjiio?  stammelnd?  103. 

eme  aal  Bezeichnung  des  Neu.sumerischen  161  ff.  Be- 
zeichnung des  Namens  161  f.  Anm.  3. 

Emphatische  Consonanten  132  sub  5. 

Endvocal  Verlängerung  (oder)  Accentuirung  des  E. 
bei  Anhängung  der  pronominalen  Suffixe  H  2  ff. 
61  E.  zu  L2  78. 

Entlehnungen  s.  Lehnworte. 

Erech  s.  Uruk. 

Erüa  (E-ru-uia,  E-ru-uwa?  140.  Vgl.  II  112)  Bil.  B.  8; 
als  A-ru-u-a  bezeichnet  Bil.  A.  8,  als  A-ru-a  u-a 
bei  Antiochus  11  39;  als  A-ru  L^  9.  Gn.  der 
Schwangerschaft  II  37.  39.  40.  Erscheinungsform 
der  Belit-Istar  und  Name  des  Planeten  Venus 
II  34  ff.      Vgl.  Serüa. 

Esagil(a)  Haupttempel  Babylons,  von  Sinaherba  zer- 
stört, von  Asurahiddin,  Asurbanabal  und  §ama§- 
sumukin  wiederhergestellt  Bil.  17. —  S^  7.  8.  22. — 
L5   14.    16.   17.  —  S2   17.   28.  —   S3   13.   24.   46. 


56.   66. 


LI   8.   9. 


L2  5.    9.    10.    12.    13.  — 


L*  II  30.  33.  —  34  E.   43  A.    46  A.    49  M.    50. 

51  A.  53  M.  54.  56.     II  47.    109  E. 
E.SID.LAM  Tempel  des  Nergal  L*  III  14.  —  94. 
Ezida  Tempel  des  Nebo  in  Borsippa  L^  10.  14.  27. — 

Heiligthum  des  Nebo  in  Esaggil  S'  13.  S^  33.  — 

50  A.    54  M.    55  A.  —  II  59  A.  —  Tempel  des 

Nebo  in  Kalha  34  Anm.  6. 

Frauensprache  s.  eme  aal. 

Cr  Spiration  (?)  des  g  im  Akk.-As-<.  15  f.  Anm.  2.  160 
Anm.  1.  —  g  für  k  im  bab.  Dialect  160  .\nm.  1. 
Labialisation  des  g  im  Sum.  143  f.  Uebergang 
von  g  in  d  im  Sum.  149  sub  3. 

g;  ob  dem  urspr.  sumerischen  Lautsystem  angehörig 
152.  Labialisation  des  g  143  sub  6b.  Ueber- 
gang von  g  in  d  150  A. 

gamälu  „Kameel"  nicht  sumerisch  190. 

Geierstele  23. 

Georgisch  172. 

Geschlecht;  Mangel  des  gramm.  G.  im  Sum.  12.  1G9. 

Gewichtsnormen  gemeine  und  erhöhte  (königliche) 
96  Anm.  2. 

Gewichtsstück  mit  Namen  eines  patesi  von  Babylon 
95  E. ;  mit  Königsnamen  96;  mit  trilinguer  In- 
schrift 59  M. 

13* 


100 


Namen-  und  Sachreffister. 


Gilgamis  Name  des  GlS.D U.BAR  II  62  zu  5.   63   zu 

Ks.  3. 
Gimri  (gimir):    nach  gimri  als  regens  einer  stc-Ver- 

bindung   steht    das    nomen    rectum  im  Singular 

II  51  E. 
Glossen:  semitische  Gin.  zu  sumerischen  Wörtern  in 

den  Vocabularen  110  u.  Anm.  5.  129  Anm.  9.  II 

28.  114. 
Göttersitz  s.  Glossar  I  u.  parakku. 
Göttinnen;  dreifache  Wesenheit  der  bab.  Gnn.  II  35 ff. 
Griechische  Wiedergabe  sum.  Wörter  bei  Damascius 

u.  Hesychius  125  ff. 
Grossbruderschaft  I.  30.  II  108. 
Gudea  patesi  von  Sir-pur-la  se.  Inschriften   67.  107. 

108.  120.  II  28. 
Gyges   K.  v.  Lydien  121  f.  Anm.  2.     Vergl.  Vorwort 

S.  VII. 

H  im  Akk.-Ass.  142.  156  Anm.  1. 

H  fehlt  dem  Sum.  142. 

Hagam  St.  in  Arabien  10  Anm.  3  sub  c. 

Halbvokale;  Begriff  133  £  Anm.  3. 

Hamanu  d.  Amanus-Gebirge  S^  60. 

Halula  Schlacht  bei  H.  46  M. 

Hamaranu  V.  55  M. 

Hammurabi  K.  v.  B.  40  A.  56  M.  59  A.  E.  60.  71. 
74.  77.  78.  80.  84.  85.  86.  87.  88.  89.  91.  91.  92. 
96.  97.  98.  99.  103  Anm.  1.  105  E.  107.  137.  164 
Anm.  1.  II  28,  29  E.     H.'s  Bilinguis  84. 

Hanibiia  G.  L*  III  12. 

Harrän  St.  L^  13.  —  51  M.  —  II  115. 

Harsagkalara(m)a  bab.  St.  95.  97.  98. 

Hebräer  73. 

Herodot  war  in  Babylon  172  f.  vgl.  49  f. 

Hesychius  125.  140. 

Hetitisch  s.  Chetitisch. 

Horoskop  31,  II  40. 

Humbahaldas  I  K.  v.  Elam  48  E. 

Humbahaldas  II  K.  v.  Elam  55  M. 

hursänis  II  56  zu  16. 

I;  Halbvocal  i  im  Akk.-Ass.  140  f. 

.Jahvre:    Name  nicht  etwa  sum.  Ursprungs  110.  111. 

Anm.  2. 
Ibilu  , Junges"  II  107.   Vgl.  I  20  Anm.  3. 
Ibn  Mukaffa  64. 
Ide-Anim  bab.  Tempel  164. 
Illegitim  s.  Unebenbürtigkeit. 
lUil  G.,  Name  des  Bei,  Bil.  A.  4.  II  47. 
Imperativform  mit  finalem  a  II  55  zu  32;  56  zu  35. 
Ina-Esaggil-ramat,    Tochter  des  Balätu  u.  der  Kassa 

II  108. 
Incorporation  s.  Einschachtelung. 
Inder;  ihr  Studium  der  eignen  Sprache  166  E. 
Indoiranische  Palatalreihe  146. 
Interregnum    in    Babylon    3.    4.    46    Abs.  3.    106  A. 

109  M. 
Isin  s.  Nisin. 


Istar  Gn.  38  A.  Göttin  der  irdischen  Fruchtbarkeit 
II  35  ff.  Ihre  Erscheinungsformen  ebenda.  Istar 
von  Ninive  K  .501,  5.  Istar  von  Arbela  L^  1.  4. 
5.  6.  K  501,  6.  Istar-Nini  von  Babylon  L^  13. 
14.  23.  =  Astarte,  Aphrodite  II  35  Anm.  2.  Vgl. 
Anunit,  Bellt,  Dilbat,  Erüa,  Nanaia,  Nin-lil, 
Sarpanit. 

lyyar  Monat  K  501,   15.  —  53  A. 

K;  Spiration(?)  des  k  im  Akk.-Ass.  15  f.  Anm.  sub  a. 

160  Anm.  1.     Palatalisation   des  k  im  Sum.  86. 

145  ff. 
K  wird  g  152  Anm.  sub  3.  160  Anm.  1. 
Ka-dingir(ra)  s.  Babilu. 
kakkab  misre  Stern  115. 
Kalha  St.  34  Anm.  6. 
Kaldäer  71.  78.  81.  88.  92.  100.  103.  173. 
Kaldu  s.  Kaldäer. 

Kambyses  K.  v.  Persien  und  B.  49  M. 
Kandalänu   Name  Asurbanal's   als  K.   v.  B.   4.   6  M. 

84  Anm.   1. 
Kardunias  L»  II.   —  79  u.  A.  2.  97.  99. 
Karzaginua  Heiligthum  des  Ea  in  Esaggil  L*  III  19. 

II  59.  vgl.  Ekarzaginna. 
Kas§ä  weiblicher  Eigenname  II  108. 
Kassü  Kassiten    63  Anm.  2.   71.   73.  79.  100  Anm.  2. 
Kehlkopfverschluss  142  E.  sub  5. 
Keilschrift    von    den   Sumeriern    erfunden,    von    den 

semitischen   Bab.   und  Ass.    zum  Ausdruck  ihrer 

Sprache  verwendet  107.  113.  120.  132  E.  II  115. 

KI.——  s.  kingi.  Akkadi.  Sumeri. 
BUK 

Kibrat  arba'i  (irbitti):  Bedeutung  und  Geltungs- 
bereich des  Titels  sar  kibrat  arba'i  (irbitti) 
78  A.  93—98. 

kibtu  Sturz,  Verderben  pl.  kibäti  II  54  zu  25. 

Kimmerier  121  f.  Anm.  2. 

Kineladanos  s.  Kandalann. 

RTTR 
kingi-mätu  Land    s.   Glossar  IL     Kingi   ^ryrr  (Urra) 

=  mät  Akkadi    Bil.  10.  —  81   E.   und   Anm.  3. 


„.      ...   BUR 
^^°^^  ^'  BÜR  '•  "• 


5umeri. 


kingii-a  (s.  Glossar  II  S.  94.). 

Kinzeros  s.  Nabükinzer. 

kisäatu:  der  Titel  sar  kissati  II  S.  116. 

Kissia  =  Elymais  03  u.  Anm.  2.  171. 

Konsonant  s.  Consonant. 

Korbträger  als  Motiv  bab.  Kunst  23  A.  . 

Kossäer  nicht  mit  Kassiten  zu  identificiren  63,  2.  67. 

Kossäisch;    die    fälschlich   so   benannte   Sprache   111 

Anm.  2. 
Kronprinz  s.  marsarru. 
Ktesias  II  105. 
Kryptographie  60.  Ol. 
Kudur-Mabuk  K.  v.  Elam  23  A.  59  E.  76. 
Kudurnanchundi  elamitischer  K.  71. 
KU.NIR.DA    sum.  Name   der  Anunit  Bil.  30.  148. 


Namen-  und  Sachregister. 


101 


Kunst:  semitische  K.  04. 
Kunstwörter  125  ff. 
Kutäer  V.  73. 
Kutha  St.  94.  95. 
KjTos  Eroberer  und  K.  v. 


B.    19  A.  50. 


li  tonloses  1  im  Akk.-Ass.  158  f.  L  vor  Dentalen  an 
Stelle  ursprünglicher  Sibilanten  im  Akk.-Ass. 
158  f.  Mouillirung  des  1.  im  Sum.  149  sub  d. 
Nasales  1  im  Sum. 

Labialisation  des  g  und  g  im  Sum.  143  snb  6a  u.  b. 
144  sub  2,   1.  152  E. 

Labnanu  Geb.  =  Libanon  S^  GO. 

länu  Gestalt,  Gemäuer  150  Anm.  5. 

Larsa  St.  59  E.  77  E.  98. 

Lautbestand  des  Akk.-Ass.  und  des  Sum.  133  ff.  bes. 
156—160. 

Lautgesetze   135.  II  111  E. 

Lautlehre:  zur  akk.-ass.  und  sum.  131  ff. 

Lautliche  Entwicklung  innerhalb  des  Sum.  59  A. 

Lautsystem :  radicale  Verschiedenheit  des  sum.  u.  d. 
akk.-ass.  L.  160  iF. 

Lautverschiebung:  zweite  deutsche  L.  135  A. 

Lautwandlungen:  consonantische  L.  im  Sum.  144  tf. 
Vocalische  L.  desgl.  154  fi".  s.  die  einzelnen  Laute. 

Laz  Gn.  95. 

Legitimität  s.  Ebenbürtigkeit. 

Lehnworte  109  ff.  120  ft^  bes.  125—126.  150  Anm.  5. 
vgl.  146  E.  ff".  L.  durch  beigefügte  gleichbedeu- 
tende Worte  der  entlehnenden  Sprache  erklärt 
125.  Im  Einzelnen  s.  besonders  arallu,  länu  und 
Glossar  I   unter  kidudü,    musarü,    parakku  etc. 

Lullubäer  V.  73. 

31;  lautliches  Verhalten  im  Akk.-Ass.  1501'.;  Anm.  7 
sub  I ;  als  Ausdrucksmittel  für  v  und  indirect  als 
Nothbehelf  für  radicales  w  im  Akk.-Ass.  135  f. 
Finales  m  statt  urspr.  n  im  Sum.  150  sub  5. 
152  Anm.  E.   Für  sum.  v  157  u.  Anm.  1,  vgl.  144. 

malähum  Schiffer  107  A. 

Mal-Amir :  Inschriften  v.  M.-A.  63. 

Manasse  K.  von  Juda  betheiligt  sich  am  Aufstand 
gegen  Asurbanabal  1. 

Marduk  Bil.  A.  4.  B.  5.  16.  —  S'  5.  25.  L^  15.  S'^ 
5.  23.  S3  8.  37.  L2  8.  L*  I  10  (?).  II  34.  36.  40. 
41.  49  E.  II  5.  25.  26.  32.  IV  4.  K  501,  4.  K  626,  4. 
43  E.  Anm.  44  E.  45.  46  E.  49  M.  50  A.  51. 
52  M.  82.  90.  95.  96.  —  Name  und  Namens- 
formen II  29.  II  46  und  Anm.  2.  II  53.  M.  ab- 
kalli  iläni  II  64  zu  10.  M.  dimmer  an-ki-a  164. 
Ursprünglich  Gott  der  Frühsonne  II  36.  49.  E. 
63  zu  12.  Gott  der  Weissagung  II  40.  Gemahl 
der  Sarpanit-Erüa  II  41.  —  Bcl-Marduk :  Das  bab. 
Königthum  eine  Herrschaft  von  Bel-Marduk's 
Gnaden  44  ff.  50.  95.  Ceremonie  des  Erfassens 
der  Hände  Bel's  44  ff.  90;  durch  Samassumukin 
vorgenommen  45.  51.  Wegführung  des  Marduk- 
bildes  durch  Sanherib  45  ff'.    Kückführung  durch 


^amassumukin  u.  Asurbanabal  43  ff.  51.  Weg- 
führung durch  Xerxes  49  f. 

Mardukabaliddin  II  K.  v.  B.  85.  88.  90.  97. 

Marduknädinahe  K.  t.  B.  44  E. 

Marduk.säkinsum  K  626.  2.  —  II  73  M.  II  75  A. 

Mardukzäkiräum  K.  v.  B.  46.  E.  47  M. 

Marlarim  Eponym  5  E. 

marsarru(V)  Kronprinz  36  ff'   II  73  E.  74  E.  75  M.  109. 

Mät  eme  KU  80  E. 

Medische  Ueberlieferung  als  Quelle  des  Ktesias  II  105. 

Merodachbaladan  s.  Mardukabaliddin. 

Mesesimordakos  s.  Musezib-Marduk. 

Metrisches  System  der  Babylonier  120. 

M;i(V)-ki-a  St.  L3  6. 

MI.NAM.AB.UL.MES  Heiligthum  im  Tempel  Ezida 
von  Borsippa  L^  27.  II  58. 

Minana  K.  von  Elam  47  E.  48. 

Mitanni  63.  Sprache  von  M.  63.  144  M.  171.  II  110. 

Mondfinsterniss  K  168,  37.  II  76  M. 

Mouillirung  s.  Palatalisation. 

Muballitat-Seruia    Tochter    des  Asuruballit   II  35  A. 

Muntefik  arab.  Stamm  161  Anm.  1. 

Musezib-Marduk  K.  v.  Bab.  4  M.  46  M.  47  M.  48  A. 
II  109  M. 

'S;  lautliches  Verhalten  des  n  im  Akk.-Ass.  150 f. 
Anm.  7  sub  II.  Tonloses  n  im  Akk.-Ass.  150 
150  Anm.  7.  —  Im  Sum.:  Uebergang  des  n  in  1 
150  sub  4.  Finales  n  wird  m  150  sub  5.  Mouil- 
lirung 148  sub  c).  —  Statt  m  als  Nominalpraefix 
in  sem.  Stämmen  mit  einem  Labial  als  Radical 
138.  151  sub  I  b. 

n  (ng)  im  Sum.  148  sub  5  und  Anm.  6.  Uebergang 
von  n  zu  m  86. 

Nabium  s.  Nabu. 

Nabonassar  s.  Nabixnasir. 

Nabonid  s.  Nabüna'id. 

Nabopolassar  s.  Nabübalu.sur. 

Nabu  (Nabium)  G.  S^  22.  31.  L^  30.  33.  Bf.  5.  S^ 
37.  62.  61.  L*  I  11.  34.  III  16.  K  501,  5.  15. 
20.  31.  K  626,  4.  K  168,  35.  —  50  M.  51  E. 
54  M.  55.  67  u.  Anm.  4.  166  E.  II  110.  —  Ver- 
merkt und  tilgt  die  Lebenstiii-'e  des  Menschen 
auf  der  Schiclisalstafel  II  57  zu  S^  22/23. 

Nabflbalusur  K.  v.  B.  4  A.  18  A.  56  Anm.  1. 

Nabügämillillika  K  626,  35. 

Nabünasir  K.  v.  B.  80. 

Nabüna  id  K.  v.  B.  49  A.  51  M.  76.  Anm.  2.  96  Anm.  4. 

Nabükinzer  K.  v.  R   15  A. 

Nabükudurrusu'-  I  K.  v.  B.  158  E. 

Nabukudurrusur  II  K.  v.  B.  18  E.  84.  146.  158. 

Nabüsumesir  (?)  patesi  v.  Babylon  95  E. 

Nanaia  Göttin  L*  HI  12.  45  E.  71.  95.  98  Anm.  1. 
140.  141. 

naplastu  Waage  II  43  Anm.  2. 

Naräm-Sin  K.  93.  94.  95.  96  Anm.  4.  107.  108. 

Nativität  s.  Horoskop. 

nawü  ^12  Verbalstamm  im  .\kk.-Ass.  137  ff*. 


102 


Namen-  und  Sachreorister. 


Nebo  s.  Nabu. 

Nebucadnezar  s.  Nabükudui-rusur. 

Nergal  G.  L^  9.  L*  I  12,  III  14.  94.  95. 

Nergalmusezib  K.  v.  B.  47  M. 

Nergalusezib  (Regebelos)  K.  v.  B.  4  M. 

NergalSarusur  K.  v.  B.  18  A.  34  Anm.  6. 

Neriglissar  s.  Nergalsarusur. 

Neusunierisch  162  ff. 

Nimrod  s.  GilgamiJ. 

NIN.IB  G.  LM  12. 

NIN.IB-abilekurra  K.  v.  A.  79. 

Ningal  Gn.  51  M. 

Ninive  Ninua:  Istar  sa  Ninua  K  501,  5.  —  Etymo- 
logie des  Namens  137  ff.  Assyrische  Gründung 
137.  Dungi's  in  N.  gefundene  Inschrift  93.  94. 
Zerstörung  2  Anm.  5.    II  105  f. 

NIN.KI.GAL  Gn.  K  432,  8. 

Nin-lil-Seru-uwa  L*  I  32. 

Nippur  St.  77.  78.  80.  Bei  v.  N.  84  Anm.  1.  Könige 
von  N.  98.  Schlacht  bei  N.  48  M. 

Nisan  Monat  53. 

Nisin  (vgl.  Isin)  St.  77  Anm.  2.  80.  Könige  von  N.  98. 

nitu  EinSchliessung  138  ff'.  II  63  zu  Rs.  4. 

nütu  s.  nitu. 

O-Laute;  im  Akk.-Ass.  zu  vermuthen  156  Anm.  1. 
'OftoQ{co)xa  126  Abs.  2.  —  II  111  M. 
Osenappar  =  Asur(ban)abal  I  19.    II  107. 

P;  Spiration(?)  im  Akk.-Ass.  157  Anm.  1.  Fehlt  im 
Sum.  128  E.  143.  144  M.    Fehlt  im  Mitanni  144. 

Palatalisation  145,  des  k  145  sub  2  a),  des  n  148 
sub  c),  des  1  148  sub  d),  des  r  148  sub  e),  des  d 
148  sub  b). 

Parallelismus  membrorum  90,  110. 

Patesi  (?  gad(a)-tesi)  95.  98- 

Pehlevl:  Analogien  des  P.  mit  der  akk.-ass.  Keil- 
schrift 64  ff.  132.  166  A. 

Permansiv  168  Anm.  2.  —  II  60  A.  zu  8^  19.  —  63 
zu  13.  —  65  zu  L*  I  14.  15.  —  66  zu  18.  —  67  zu 
20  u.  zu  23.  —  68  zu  25.  27.  —  69  zu  9.  20.  23. 

Perser  73. 

Phonetik:   Aufgabe    und  Wesen  der   P.  133  Anm.  3. 

pilakku  Beil  sum.  Lehnwort  127. 

Pluralendung  1,  Fraglichkeit  derselben  II  4.  Vocal- 
länge  jedenfalls  unbewiesen  II  2  ff. 

Polypbonie  der  Keilschriftzeichen:  einige  Gründe 
derselben  57  f  143.  148  E. 

Postpositionen  169.     Vgl.  Glossar  II  bi,  na,  ku. 

Praeassyrische  Herrscher  96  E. 

Procession  des  Marduk  51.  —  II  71. 

Protobabylonisch  s.  Sumerisch. 

Pülu  g.  Tuklatabilesarra  III. 

K;  Mouillirung  des  r  im  Sum.  149  sub  e.  159.  Na- 
sales r  151  E.  f.  Labiolabiales  r  152  A.  157. 
Aus  s  entstandenes  r  im  Akk.-Ass.  159  Anm. 

Rammän  G.  s.  Daddu. 

Rammänäumusur  s.  Daddusumusur. 


Rammänniräri  s.  Daddunirari. 

Rasappa  St.  Reseph  II  58  E.  113  A. 

Rechtswesen,  Anfänge  des  bab.  Rs.  mit  der  Religion 

verbunden  120. 
Regebelos  s.  Nergalusezib. 
Reibelaute  157  Anm.  2.  158. 
Relativsätze:  R.  durch  asar  eingeleitet  30  E.  ff".     R. 

ohne  nota  relationis  II  32  zu  2.  II  61  zu  S^  83. 

II  64  zu  9.  II  (iU  zu  31. 
Reseph  St.  s.  Rasappa. 
Rim-Aku(?)  elamitischer  K.  76. 
Rim-Sin  s.  Rim-Aku. 
Rückführung    von   geraubten   Götterbildern    76;    des 

Mardukbildes  nach  Babylon  82. 

S,  s,  s  Uebergang  in  1  im  Akk.-Ass.  158  f. 

S,  ob  dem  ursprüngl.  Lautsystem  des  Sumerischen 
angehörig'?  153  ff".  154  A. 

Sai  St.  140. 

Sala  Gn.  44  E. 

Salälu   Bedeutungen    des  Verbums  I  90.    II  66.    115. 

Salmanassar  s.  Sulmanasarid. 

Salmu  G.   10  u.  Anm.  3  sub  c. 

Samas  G.  Bil.  4.  30.  S2  4.  S^  7.  L^  16.  18.  26.  28. 
L*  I  33.  III  17.  20.  —  K  501,  4.  K  626,  32.  — 
I  8  A.     §.  abkalli  iläni  II  64  zu  10. 

Samassumukin  K.  v.  B.  Bil.  1.  33.  S^  2.  L^  11.  Bf  2. 
K  5579,  2.  S2  31.  46.  S^  52.  74.  Ifi  11.  21.  Pi 
14.  24.  Iß  11.  L*  III  4.  —  K  432,  7.  10.  K  501 
26.  P2  12.  K  626,  6.  K  168,  11.  K  1118,  7. 
K  1203,  5.  9.  14.  23.  —  Keilinschriftl.  Naiuens- 
formen  6  ff.  Samasukin  L^  11.  19.  7  sub  3. 
Bei  Ptolemäus :  Saosduchinos  2  ff.  12  ff.  Bei 
Eusebius:  Samnuges  3.  16.  Bedeutung  des  Na- 
mens 3  ff.  Sohn  einer  Babylonierin  41  M.  In 
Babylon  geboren  (?)  31.  Sein  Horoskop  31.  II  41. 
Ebenbürtiger  Stiefbruder  des  Asurbanabal  28  ff. 
Von  Asuraliiddin  zur  Thronfolge  in  B.  bestimmt 
39  ff.  Marsarru  K  501,  26.  K  1203,  7.  II  74  E. 
77  A.  109  M.  Sein  Regierungsantritt  und  dessen 
politische  Bedeutung  45  ff'.  II  60.  64  A.  Erfasst 
die  Hände  Bel's  45.  51  f.  II  69.  Rückführung  der 
Mardukstatue  und  der  übrigen  Götterbilder  82. 
Wiederherstellung  des  babylonischen  Königthums 
43  ff.  56.  60.  72.  König  von  Marduk's  und  Sar- 
panit.  —  Erü(u)a's  Gnaden  II  42.  §ar  Babili,  sar 
Suraeri  u  Akkadi  84.  97,  sar  Amnänu  39  E. 
40.  75.  Verhältniss  zu  Asurbanabal  nach  dem 
Regierungsantritt  42.  45  M.  55  A.  83.  84  A. 
Sein  Tod  I  S.  1  u.  Anm.  5  S.  6.  Vgl.  II  105.  Aus 
seiner  Regierung  datirte  Documente  6.  —  II  106. 
Motive  für  die  Abfassung  der  Bilinguis  in  der 
vorliegenden  Form  56.  60  M.  Seine  auf  den 
Regierungsantritt  bezüglichen  Inschriften  22—25. 
Herstellungsarbeiten  an  bab.  Tempeln  54  E.  f. ; 
an  den  Befestigungswerken  v.  Babylon,  Borsippa 
und  Sippar  55. 

Sammug(h)es  s.  Samassumukin. 


Namen-  und  Sachregister. 


10:J 


äamsi-Daddu  (Samsi-Raramän)   I  94.  S.  III  115.  S  IV 

115  A. 
Samsu-iluna  K.  v.  B.  93.  97.  —  II  28.  54  zu  28/29. 
Sangara  80.  90. 
Sanherib  s.  Sinaherbä. 
Saosduchin  s.  SamaSsumukin. 
Sarduri  K.  v.  Van  66  Anm.  5. 
Sardanapal  s.  Aäurbanabal. 
Sai-gani  p.  Sargon. 
Sargon  I  93.  96  Anm.  4.  107. 
Sargon  II  (Sar-kmu)   S'  11.    L^  22.   LM  3.  —  22  E. 

29  E.  37  M.  46  M.  55  M.  88.  93.  95.  98.  102  E.  173. 
Sargoniden  81.  98. 
Sarpanit  Gn.:  Sar-pa-ni-tum  K  501,  5. —  55  M.  II  37 

Anm.   1.  Il"41. 
§ar-same-u-ersiti-balä(t.)-su     (vergl.    Asur-etil-same-u- 

ersiti-balä(t)su)  K  501,  29. 
Scythen  113. 

Semiten :  Character  der  Semiten  63  f. 
Semitisch.     Semitische  Kunst  64.     Semitische  (akk.- 

as9.  Lehnwörter)  im  Sura.  17  f.  109  ff. 
§e-ru-u7a  vgl.Erüa  Gn.Ninlil-Sarua  L*  132.  98.  -  II  35. 
äerua-eterat  Tochter  des  Asurbanabal  K  501,  27. 
Siderische    Function    der    bab.-ass.    Gottheiten  II  36. 
Sin  6.  h^  13.  K  501,  4.  K  620,  32.  K  168,  37.  — 51M. 
Sinaherbä  K.  v.  Ass.  S^  10.  L^  21.  S2  22.  S^  33.  LW. 

L2  7.  Pi  6.  P2  9.  L*  I  2.  —  2  A.  3  A.  4  M.  5  M. 

29  E.  31.  37  A.  38  A.  41.  43  M.  44.  45  M.  46  A. 

78.  79  A.    80  E.    83  E.  88  E.  90  Anm.  2.  94  A. 

97  E.  101  A.    Macht  Babylonien  zur  assyrischen 

Provinz    und   führt   das    Mardukbild    nach  Asur. 

47.  48  E.  50.  51  A.     Plündert  Babylon  II  52. 
Sin-balä(t)su-ikbi  Bf.  7. 

Singasid  K.  v.  Uruk  und  Amnänu  40  M.  76. 
Sin-tabni-usur  82. 
Sippar  St.  Bil.  24.  L2  16.  L*  III  17.  55.  56  A.  u.  Anm.  1. 

97  A.  98  M.  122  A.    164  sub  4.  II  38.  53  zu  23. 
Sir-pur-la  98  M.  169  E. 
Sonnenfinsterniss :    von    einer    S.    bei    Asui-näsirabal 

nicht  die  Rede  II  115. 
Spiration    der    Begadkephath    im    Akk.-Ass.(V)    15  f. 

Anm.  5.  157  Anm.  1.  160  Anm.  1.    II  107  A. 
Spiritus  lenis   133  ff.    135  E.    141  M.;    vergl.  Stimm- 

bänderverschluss. 
Sprachbau   als   entscheidendes  Merkmal   für  Sprach- 
verwandtschaft 112.     Sp.  des  Sum.  165  ff. 
Sprachelement  131  Anm.  3. 
Status  constructus  165  A.  168.  II  31  E. 
Status  prolongationis   im  Sum.:    scriptio  plena  II  50 

zu  35;  scriptio  defectiva  II  34  zu  6. 
Sticken:  Kunst  des  St.  in  Bab    120. 
Stirn mbänderverschluss  100  Anm.  2. 
Strabo  49  u.  Anm.  8. 

SU.KI  Land  107  A.  und  Nachträge  dazu  S.  110. 
sukkallu  Bote  101. 
Sulmanasarid  I  K.  v.  Ass.  72. 
Sulmanasarid  II  K.  v.  Ass.  94.  95.  97.  98. 
Sulmanasarid  IV  K.  v.  Ass.  45  f.  Anm.  5. 


Titel  lugal  kingi  ki 


=  sar    mJlt  Sumeri   u 


§u-maä  Cbar-)tu  V.  73. 

§umer(i)  =  Kingi(n).  Ursprüngliche  Bedeutung  und 
Gebiet  von  Kingi-Sumer  86  f.  Sumer  etymo- 
logisch mit  KingiCn)-§umeri  verwandt  (^Vj  86  f. 
Phonetische  Schreibung  des  Namens  86  f.  Das? 
Vorkommen  von  Kingi-Sumeri  fa.st  ganz  auf  den 
BÜR 
BUK 

Akkadi  beskhrilnkt  68.  71.  90  Anm.  2.  Aus- 
nahmen: mät  EME.KU  =  mät  Sumeri  KX)  sub  b. 
102  M.  Der  Titel  von  Asarhaddon  geführt  S^  10. 
L5  19.  S2  16.  S»  23.  LI  6.  L'-*  5.  P^  5.  P2  5;  von 
Samassumukin  geführt  Bil.  5.  S*  3.  L^  IJ.  Bst.  5. 
Die  Namen  Sumeri  und  Akkadi  in  dem  Titel  geo- 
graphisch und  gentilicisch  aufzufassen  88.  Poli- 
tische Bedeutung  und  Geltungsbereich  des  Titels 
vor  Hammurabi  90  f.  Bedeutung  der  Namen  Sumeri 
und  Akkadi  bei  Hammui-abi  89.  Von  Hammu- 
rabi an  bis  in  die  späteste  Zeit  bedeutet  der 
Titel  die  Herrschaft  über  Gesammtbabylonien 
nicht  über  Südbabylonien  76  ff.  Desgleichen 
im  Wesentlichen  vor  Hammurabi  90  f.  Von 
Hammurabi  an  kommt  der  Titel  nur  dem  recht- 
mässigen König  von  Akkad-Babylonien  zn  81  ff. 

Sumerische  Sprache:  Existenz  56  ff.  Lebensdauer 
100  M.  103  Anm.  1.  Lautbestand  133  ff.  154  ff. 
156  ff.  Lautwandlungen  144  ff.  154  ff.  Wort- 
schatz 113.  Bau  des  Sum.  12.  105  ff.  168  E. 
Frage  nach  der  Zutheilung  zu  einem  grösseren 
Sprachstamm  noch  nicht  spruchreif  170  ff.  Er- 
wähnung der  sum.  Sprache  in  der  keilschrift- 
lichen Literatur  100  ff'. 

Suzub  s.  Musezib-Marduk. 

Sylbenwerth:  Verhältnisa  zum  ursprünglichen  Wort- 
und  Bildwerth  58  E.  143.  148  sub  c  6. 

T;  Spiration(?)  des  t  im  Akk.-Ass.  15  f.  Anm.  5.  156 
Anm.  157  Anm.  7. 

Tafeln:  Tafeln  aus  kostbarem  Mateiüal  in  babyloni- 
schen Tempeln  II  52  f. 

Tarbis  St.  L^  9.  —  38  E. 

Tasmit  Gn.  Bf.  5.  K  501,  5.  15.  [20.]  31. 

Tasritu  Monat  K  1118,  8. 

Teimä  arab.  St.  10  u.  Anm.  3. 

Telloh  59.  108. 

Thontafeln:  Unterschriften  der  T.  104. 

Thutmosis  III  K.  v.  Aeg.  86.  90. 

Tiglatpileser  s.  Tuklatabilesarra. 

TIN.DIR  s.  Babilu.' 

Tonlose  Laterale  158,  tonlose  Nasale  151  Anm.  s'.-b  I. 

Tuklatabilesarra  I  K.  v.  Ass.  97  M.  88  A.  158  E. 

Tuklatabilesarra  III  K.  v.  As^.  u.  B.  6  M.  45  E.  46  E. 
50  M.  78  M.  80  M.  81  A.  97  M. 

Tuklat-NIN.IB  K.  v.  Ass.  78.  79.  81. 

Turko-tatarische  Sprachen  170.  111  Anm.  1. 

U:  u  geht  im  Sum.  in  e  (y)  über  154  f.  Zeichen 
für  u  als  Ausdrucksmittel  für  v  und  w  135  f. 


104 


Namen-  und  Sachregister. 


ü:  Existenz  von  ü  im  bab.  Dialect  der  seni.  Sprache  (?) 

156  Anm.  1. 
Ubsugina   Versammlungsort    der    Götter    in    Esaggil 

und  im  Welteni-aum  II  49  f. 
Unebenbürtigkeit  31.  II  63  zu  11  —  13.    Vgl.  Glossar  I 

unter  kuddinnu  m.  Nachträge  II  S.  107  f. 
Unug  s.  Uruk. 
Ukinzer  s.  Nabükinzer. 
Ululaia  6.  M.  s.  Sulmanasarid  IV. 
Ur   St.    69.     Der   Besitz    von    Ur    ist    nicht    staats- 
«     rechtliche    Vorbedingung    für    die  Führung    des 

Titels    §ar    mät    Sunieri    u   Akkadi    76  tf.    82  E. 

89  M.  99  E.  91  Anm.  3.  93.  89.    Zweite  Dynastie 

von  Ur  93.  96. 
Ural-altaüsche  Sprachen  172. 
ürartu  Armenien  91. 
Ür-Bau  patesi  von  Sir-pur-la  67.  108. 
Urdu  85.  86. 
Ur-Gur  K.  v.  Ur  76  E.  92  M. 

RTTR 
Urra  Bil.  A.  5.    Aussprache  des  Id.  Kl.  ™r-  (?)  85.  86. 

Urtu  85.  91  E. 

Uruk  St.  48  M.  71.  75.  76.  84  Anm.  1.  85.  Könige  v. 
Uruk  98.  151.  II  70  zu  11.  II  109. 

Uru-ka-gina  K.  v.  Sir-pur-la  108  A. 

Usuramatsa  Gn.  L*  III  12.  —  II  70  A. 

Utu  (vergl.  Glossar  II  96)  sum.  Name  des  Sonnen- 
gottes (?)  Bil.  A.  4.  30.  —  II  29  zu  4. 

V  im  Akk.-Ass.  aus  b  und  m  entstanden  15  f.  Anm.  5 

135  M.  157  A.  u.  Anm.  1. 
Van,  Inschriften  von  Van  63. 
Verbum,  das  sumerische  Verbum  167. 
Verstärkung   des   dritten  Radicais   als  Merkmal   der 

Entlehnungsverdächtigkeit  106  Anm.  8. 


Vocabulai-e:  dreispaltige  Vocabulare  162  sub  1;  fünf- 

spaltige  Vocabulare  162  ff. 
Vocale:  Begriff  der  Vocale  133  f.  Anm.  3. 
Vocalharmonie  154  sub  B  Abs.  1.  169. 
Vocalsystem:  Verschiedenheit  des  sum.  u.  des  akk.- 

ass.  154  f.  156. 

W:  radicales  w  im  Akk.-Ass.    136  ff.    143  E.     Laut- 
liches Wesen  des  semitischen  w  131.  135  ff. 
Webkunst  in  B.  120. 

Xerxes    führt    das   Belsbild    aus  Babylon    fort    und 
macht  Babylon  zur  persischen  Provinz  49  f. 

Y   Vocal    des   Sum.  ,     gewöhnlich    durch    e    (i)   be- 
zeichnet 154  f. 

Z  im  Sum.  oft  als  z  zu  fassen  147  E.  148.  149  sub  f). 

153  sub  b)  und  c). 
Zab  Fl.  88. 
Zagmuku  Jahranfang(sfest)  51  M.    53  A.    125  (vergl. 

Glossar  II)  II  49.  50.  111  M. 
Zahlwörter:    sumerische   Z.    127  ff.    131;    akk.-ass.   Z. 

ebenda. 
Zeichenformen.     Fisch:    Zeichen   ga    115   E.  —  Sitz: 

Zeichen  bara-parakku  II  49  Anm.  1.  —  Blitz  (??): 

Zeichen  sir  7  f.  Anm.  5. 
Zeichennamen  12.  145  ff.  124  E.  125  A. 
Zersetzung:  lautliche  Zersetzung  des  Akk.-Ass.  134  u. 

Anm.  1. 
Zischlaute  im  Sum.  152.  153. 
Zitterlaute  im  Sum.  151  ff. 
Zustandspartikeln    im    Sum.  I  146.    II  34  zu  7  u.  8. 

44  E.  45. 
Zweistromland :  die  Staatswesen  des  Z.  98. 


lo: 


Nachträge  und  Berichtigungen. 
Zu  Theil  I. 

Zu  S.  2  Anm.  Abs.  3  a.  A.  —  Die  Selbstverbrennung  angesichts  der  Gefahr,  in 
Feindeshand  zu  fallen ,  scheint  ein  im  ganzen  Orient  verbreiteter  Brauch  gewesen  zu  sein. 
Ausser  der  keilinschriftlich  bezeugten  Selbstverbrennung  des  SamassumiiJcin  und  dem  durch  AßY- 
DENUS  überlieferten  selbstgewählten  Feuertode  des  letzten  Assyrerkönigs ,  sei  hier  nur  hin- 
gewiesen auf  die  Bewohner  von  Isaura  in  Pisidien,  die  von  Ferdikkas  (322)  bedrängt,  ihre 
Stadt  in  Brand  steckten  und  nach  heldenmüthiger  Vertheidigung  alle  den  Tod  in  den  Flammen 
suchten  (Diod.  XVIII  22.  Droysen,  Geschichte  des  Hellenismus  II,  S.  96f.). 

Zu  S.  2  Anm.  5  Abs.  3  g.  E.  —  Winckler,  Untersuchungen  S.  63  (vgl.  S.  121  Anm.  8) 
ist  der  Ansicht,  dass  —  entgegen  dem  Zeiigniss  des  Abtdenus  —  „Ninive  nicht  von  Nabo- 
polassar,  sondern  von  den  Medern  allein"  werde  niedergeworfen  sein,  ein  Sachverhalt,  der  auch 
bei  Herodot  I,  107  noch  zu  erkennen  sein  soll:  /.ai  xovg  ^Aoovqiovg  vnoyeiQiovg  inotr^oavTO 
TTXrjv  Baßclwviag  noiQrjg.  „Eine  Zerstörung  einer  solchen  Stadt",  meint  Winckler,  ,wäre 
schon  aus  religiösen  Rücksichten  für  einen  Babylonier  eine  Unthat  gewesen,  wie  die  Zerstörung 
Babylons  durch  Sanherib  eine  war". 

Diese  Ansicht  ist  irrig.  Zunächst  konnte  nur  ein  recht  starkes  Missverständniss  aus  der 
angeführten  Herodotstelle  [I,  106  i.  f.]  herauslesen,  dass  die  Babylonier  nicht  an  der  Eroberung 
Ninive's  Theil  genommen  hätten.  Es  steht  etwas  ganz  Anderes  da:  nämlich  „  .  .  .  und 
sie  (die  Meder)  nahmen  Ninive  ein  .  .  .  und  unterwarfen  Assyrien  (wörtlich :  die  Assyrier)  mit 
Ausnahme  des  Gebiets  von  Babylonien".  D.  h.  Herodot,  der  hier,  wie  regelmässig,  das  ganze 
Zweistrom land  unter  dem  Gesammtnamen  Assyrien  begreift,  schränkt  für  den  vorliegenden  Fall 
den  Begriff  dadurch  ein,  dass  Babylonien  nicht  mitunterworfen  worden  sei.  Winckler  hat  erstens 
fälschlich  die  durch  ttAtJj'  eingeleitete  Ausnahme  auf  das  Subject  des  Satzes,  die  Meder,  be- 
zogen und  scheint  dann  fiolga  statt  als  , Landestheil,  Gebiet",  als  „Heeresabtheilung,  Con- 
tingent"   gedeutet  zu  haben. 

Im  Uebrigen  darf  man  1)  Ninive  in  religiöser  Beziehung  gewiss  nicht  mit  Babylon 
in  eine  Linie  stellen.  Babylon  w^ar  auch  für  die  Assyrer  die  Stadt  uralter  heiliger  Tradition: 
nicht  so  Ninive  für  die  Babylonier.  Dann  kommt  2)  in  Betracht,  dass,  wie  oben  bemerkt, 
der  Kriegszug  der  Babylonier  vielleicht  zum  Theil  als  ein  Rachezug  für  die  Babylon  durch 
Sanherib  angethane  Schmach  betrachtet  werden  kann.  Hinzu  tritt ,  dass  bekanntlich 
Abtdenus'  Nachrichten  mehrfach  auf  Ktesias  zurückgehen;  vermuthlich  stammt  auch  die 
vorliegende  Nachricht  aus    dieser  Quelle.     Nun    lässt   es   sich,    wie   ich  an  anderer  Stelle  aus- 

L eh  mann,  äamassumukin,  II.  ^"* 


106  Nachträge  und  Berichtigungen   zu  Theil  I. 

führlicher  zu  zeigen  hoffe ,  walirscheinlich  machen ,  dass  Ktesias  vielfach  aus  medischer 
Ueberlieferung  geschöpft  hat.  Ich  treffe  in  dieser  Auffassung  mit  Nöldeke  zusammen  (siehe  dessen 
Untersuchungen  zur  persischen  Geschichte  S.  3  g.  E.  u.  S.  14.  Vergl.  auch  IvKUMBnoLZ,  Rhein. 
Mus.  N.  F.  Bd.  41  S.  332  ff.  und  Pracek,  Medien  und  das  Haus  des  Kyaxares  S.  19).  Wenn 
die  Meder  selbst  die  Babylonier  als  ihre  Bundesgenossen  nennen,  so  ist  gewiss  kein  Grund 
daran  zu  zweifeln.  Es  bleibt  also  dabei,  dass  AbydenüS  „an  diesem  Punkte  genauer"  ist  ,als 
Herüdot".     Siehe   auch  Ed.  Meyer.  Geschichte  des  Älterthums  §  481  vgl.  §  123. 

S.  3  Z.  10  V.  u.  und  S.  4  Z.  22  v.  o.  statt  allog  lies :  ÖEVT^qa  (seil.  IV/;).  Vgl.  a. 
S.  109  zu  46. 

S.  5  Z.  12  ff.  V.  u.  lies:  „Wie  wir  aber  im  dritten  Capitel  ausführlich  darthun  werden, 
hat  eine  besondere  Einsetzung  Samassumukin''s  und  zwar  —  mit  Umgehung  des  für  den 
feierlichen  Regierungsantritt  wahrscheinlich  allgemeinen  Termins  im  Nisan  —  im  lyyär  668 
stattgetunden".  —  (S.  Cap.  III  S,  52  f.)  Für  die  Zeit  des  Hegierungsantritts  vgl.  a.  Mahler, 
ZA  V  S.  52. 

Zu  S.  6  Z.  7  ff.  Inzwischen  sind  noch  weitere  Contracttafeln  mit  Datirungen  nach 
Regierungsjahren  SamassumuMn''s  zu  meiner  Kenntniss  gelangt.  Im  Ganzen  würde  sich  die 
Liste  jetzt  folgenderniassen  ausnehmen: 

Aus  dem  Antrittsjahr.  Document  im  British  Museum  (Mittlieilung  Pater  SträSSMAIER's). 
„  »2.  Jahre.  Document  im  Besitze  des  Herrn  Professors  D.  H.  Müller  in  Wien. 
„        „     9.       „  ,  im  Berliner  Museum  (V.  A.  Th.  81)  Peiser,   Verträge  I. 

,        „   10.        „  „  im  British  Museum  (Strassmaier). 

„   14.        „  ,  im  British  Museum  (Budge,  ZA  III  221  f. 

,   15.       ,  ,  im  Berl.  Mus.  (V.  A.  Th.  82)  Peiser,    Verträge  II. 

„        „    16.        „  ,  im  Metropolitan  Museum   zu  New  York;   ein    anderes   (Strass- 

maier) im  British  Museum. 
„        „17.        „  ,  desgleichen. 

„        „    17.        „  „  Mittheilung  von  Oppert. 

„         „   20.        „  „im  Handel. 

Zu  S.  6  Z.  3f.  des  Textes  v.  u.  Die  Schreibung  J  ^*^  t]  ^  >^  "^ITA  *-^J 
auch  auf  K  637  (s.  Theil  II  S.  58) 

Zu  S.  6  Anm.  6  vgl.  S.  31   Abs.  2. 

Zu  S.  7  hinter  Z.  15  füge  ein: 

6)  Die  Schreibung:  *^>^  ^J  *^^  *^  *"TT^  o^^e  *""^l  ^^^  Schlüsse  kommt  vor 
in  unserer  Inschrift  L*  Col.  Col.  IV  Z.  14  (s.  Tafel  XXXIX).  Herr  Dr.  Bezold  erinnert  sich, 
diese  Schreibung  auch  anderswo  gesehen  zu  haben.  Es  läge  demnach  eine  Abkürzung, 
nicht  etwa  eine  Verstümmelung  des  Textes  oder  ein  Schreiberversehen  vor. 

Zu  S.  7  Abs.  3  V.  u.  Ein  anderen  mit  *^*Y'  ^I  *^^  zusammengesetzten  Eigen- 
namen bietet  K.  475;  s.  Bezold,  Cat.  I  113. 

Zu  S.  7  Anm.  4.  Der  Nindar-Hymnus  (V.  A.  Th.  251)  ist  veröffentlicht  von  Abel- 
Winckler,  Keilschrifttexte  S.  60-61.  —  Vergl.  Bezold,  PSBA  XI  p.  45  ff.,  ZA  IV  S.  437 
Anm.  1,  Trübner's  Record  3<^  Series  Vol.  II  part  2  p.  51. 

Zu  S.  10  Anm.  3  sub  c  vergleiche  den  Namen  |Y  *-]^\  *^  ^^^  ^om  König  Biirra- 
burias  an  Amenophis  IV  gesandten  Boten.  Fund  von  el  Amarna  V.  A.  Th.  150  Z.  74 
und  34.  Lehmann,  ZA  III  S.  402,  397.  V/inckler  Sitzungsher.  Berl.  Ah.  1889  „Mit- 
theilungen aus  den  oriental.  Sammlungen  des  Berliner  Museums"   S.  6'*;  Zimmern,  ZA  V  144  f. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Theil  I.  ^''' 

Zu  S.  14  Abs.  1  vgl.  124  E.  f.  —  Zu  Abs.  3:  Zu  der  Ansicht,  dass  das  d  in  laoo- 
dot'/ivog  euphonischen  Ursprungs  sei,  bekennt  sich  jetzt  auch  Oppert,  ZA  VI  329. 

Zu  S.  15/16  Anm.  5  sub  a  wäre  vielleicht  noch  nachzutragen  II  R  .57,  28/29  cd 
a-ni-kiia-ni-Jm.  — Das  Beis\ne\  uptallihti  ist  zu  streichen,  wenn  anders  Delitzsch,  Beitr.  I  196 
mit  seiner  Lesung  uh-tal-li-tu^-su  „sie  haben  ihn  am  Leben  erhalten"  Recht  hat.  Statt  utta- 
kilkani  hest  Delitzsch  ufaJcJcukani  „die  dich  aufrecht  gehalten". 

S.  16  sub  b  Z.  7  der  Anm.  v.  u.  statt  sunu{t)i,  ka{t)i,  ia(t)i  lies:  sunittl,  Jcafi,  iati. 
Zur  Frage  der  Raphirung  der  n2r~I33  überhaupt  sind  zu  verzeichnen  die  inzwischen  er- 
schienenen Aeusserungen  von  Haupt,  The  Ässyrian  E-Voivel  p.  8;  Delitzsch,  Assyrische  Gram- 
matih  §  43  S.  102  f.;  Jensen,  ZA  V  S.  101  if.;  Tallqvist,  Die  Sprache  der  Contracte  Nahü- 
naids  2  f. 

S.  17  Z.  8  V.  0.  statt   „akkadistischen"   lies   „sumeristischen".  —  Vgl.  Cap.  IV  S.  61   u. 

S.  19  Z.  1.  Zu  ":£:dn*  =  Osenappar  wäre  erwägenswerth,  ob  nicht  eine  verkürzte 
Form  des  assyrischen  Namens,  etwa  Asur-ahal  zu  Grunde  liegt;  r  für  l  am  Ende  wäre,  da 
das  Wort  durch  den  Mund  der  Perser  gegangen,  leicht  erklärlich.  Für:  statt  "1  in  "IDN* 
wären  ausser  Schreiberversehen  und  Dissimilation  als  dritte  Möglichkeit  noch  absichtliche  A"er- 
stümmelung  des  assyrischen  Gottesuamens  durch  die  nachexilischen  jüdischen  Schriftsteller  in 
Betracht  zu  ziehen.  Vgl.  dazu  die  von  Köhler,  ZA  IV  46  ff.  an  den  Namen  der  Freunde 
des  Hiob  gelieferten  Belege. 

S.  20  Anm.  3  Z.  2  statt:    „im  stc."   lies:    „Segolatform". 

Hommel,  Geschichte  S.  451  Anm.  1  erklärt  ahlit  für  poetisch  und  will  es  auch  hier 
noch  von  dem  neusumerischen  ihilla  ableiten.  Mit  unrecht.  Zum  assyrisch-semitischen  ibilu 
„Junges"  vgl.  Zimmern,  ZA  V  387. 

Zu  S.  22  Abs.  2.  Die  Bilinguis  trägt  jetzt  in  der  Sammlung  A.  H.  82.  7  —  14  die 
Nummer  1038. 

Kurz  vor  Abschluss  dieses  Buches  sind  im  Journal  of  the  Boyal  Asiatic  Society  1891 
(XXIII)  p.  457 ff.  die  Inschriften  S*,  S^  (auszugsweise)  und  L^  in  Keilschrifttypen  edirt,  um- 
schrieben, übersetzt  und  kurz  erläutert  erschienen  von  S,  A.  Strong.  Herr  Strong  kennt  und 
citirt  meine  Dissertation,  in  welcher  ich  die  erste,  ausführlichere  Nachricht  von  dem  Vorhanden- 
sein dieser  Inschriften  gegeben  und  S^  in  Transscription  und  Uebersetzung  veröffentlicht  habe. 
Dagegen  scheint  er  übersehen  zu  haben,  dass  ich  gleichzeitig  die  Absicht,  die  sämmtlichen 
genannten  Inschriften  im  Originaltext  zu  publiciren,  deutlich  ausgesprochen  habe.  Herr  Th.  G. 
PiNCHES  aber,  dem  Herr  Strong  für  seine  Unterstützung  bei  der  Edition  dankt,  hat  aus  meinem 
eigenen  Munde  Ende  1890  erfahren,  dass  die  Autographieen  der  Originaltexte  zum  Samas- 
sumuMn,  unter  denen  sich,  wie  ihm  bekannt  war,  die  Inschriften  S*,  S^  und  L^  befanden, 
bis  auf  die  Nachträge  fertiggestellt  waren  und  dass  die  Veröffentlichung  des  Buches  nahe 
bevorstand.  Dass  in  einem  Gebiete,  in  welchem  das  unveröffentlichte  Material  mehr  als  die 
zehnfache  Zahl  der  gegenwärtigen  Arbeiter  auf  Jahre  hinaus  beschäftigen  könnte,  noch  fort- 
während derartige,  bei  einigem  guten  Willen  leicht  vermeidliche  Collisionen  vorkommen,  ist 
im   höchsten  Grade  bedauerlich. 

Zu  S.  28  Z.  3  V.  o.  füge  hinzu:  „Wird  bezeichnet  als  L*".  —  Zu  S.  28  sub  III  siehe 
die  Nachträge  Tafel  XLII— XLVII  und  Theil  II  S.  72  ff. 

Zu  S.  30  Abs.  3  u.  Anm.  1 :  Jeksen's  KB  2  S.  262  f.  Anm.  f  und  ff  geäusserte  irrige 
Ansicht  betreffs  des  Verwandtschaftsverhältnisses  der  beiden  Brüder  habe  ich  Berl.  Phil.  Wochen- 
schrift 1891  Nr.  25  bekämpft.  —  Zur  Erläuterung  von  talimu  und  von  Äsarhaddon's  Verhalten 

14* 


108  Nachträge  und  Berichtigungen   zu  Theil  I. 

SamassumuMii  gegenüber  verdient  es  Beachtung,  dass  Asarhaddon  selbst  nach  Abydenus  (bei 
EuSEBiUS  35)  nicht  von  derselben  Mutter  abstammte  wie  sein  Bruder,  der  Mörder  Sanherib^s 
(ex  eodem  patre  non  autem  ex  eadem  matre),  s.  Winckler,  UAG  S.  11  Anm.  1. 

Abs.  4.  Was  ich  über  huddinnu  als  „unebenbürtig"  geäussert  habe,  l)edarf  jeden- 
falls zum  Mindesten  erheblicher  Einschränkung.  Peiser,  Verträge  245  weist  in  Erwiderung 
meiner  Ausführungen  ZA  IV  292,  die  dem  Theil  I  S.  30  Dai'gelegten  entsprechen,  nach,  dass 
die  Atnat- Bellt,  die  in  dem  Vertrage  XXVI  Z.  11  als  martu  kuddinitum  der  Kassa  bezeichnet 
ist,  auch  Tochter  des  Balidu  (XXIV  Z.  6)  ist,  also  dieselben  beiden  Eltern  hat,  wie  ihre 
ältere  Schwester  Ina-Esoggil-ramat.  Damit  erscheint  allerdings  bewiesen ,  dass  kiiddinmt, 
kuddwnitu  von  dem  jüngeren  Kinde  gebraucht  wird.  Ob  es  aber  ursprünglich  und  ausschliess- 
lich die  technische  Bezeichnung  für  das  jüngere  Kind  ist,  möchte  noch  weiterer  Untersuchung 
werth  sein.  Die  Sache  darf  nicht  über's  Knie  gebrochen  werden ;  ich  möchte  hier  nur  an- 
deutungsweise einige  Punkte  berühren,  die  als  Material  bei  einer  späteren  Untersuchung  in 
Betracht  gezogen  werden  können: 

1)  Die  Vertheilung  des  Bodens  zwischen  den  beiden  Töchtern  des  Bälg^tu  und  der 
Kassa  geschieht  nach  dem  Verhältniss  2:1,  ein  Verhältniss,  das  sich  auch  an  anderer  Stelle 
findet  und  das,  wie  Peiser  hervorhebt,  für  die  Vertheilung  des  väterlichen  Vermögens  unter 
die  Kinder  aus  erster  und  zweiter  Ehe  geradezu  gesetzlich  vorgeschrieben  ist  (Br.  Mus.  82. 
7—14.  988  Col.  V;  Peiser,  Sitzimgsher.  der  Berl  Ale.  d.  W.  1889  25/VII  Nr.  XXXVIII 
S.  16  [828]).  Bei  nicht  vollbürtigen  Kindern  wird  die  Sache  naturgemäss  ebenso,  wenn  nicht 
noch  ungünstiger  liegen.  Ist  nun  dies  das  regelmässige  Verhältniss  bei  der  Erbtheilung 
zwischen  dem  älteren  und  jüngeren  Kinde  aus  derselben  Ehe  oder  geschieht  dieselbe  auch  im 
Allgemeinen  nur  nach  ähnlichen  Grundsätzen,  so  ist  darin  eine  Benachtheiligung  des  jüngeren 
Kindes  (der  jüngeren  Kinder?)  zu  erblicken,  die  einen  Uebergang  zwischen  den  Begriffen  der 
„jüngeren"   und  des  „nicht  vollbürtigen"   denkbar  erscheinen  Hessen. 

2)  Es  erscheint  mir  aber  im  Zusammenhang  damit  weiter  erwägenswerth  und  fraglich, 
ob  der  Ausdruck  kuddinnu  überhaupt  auf  den  statiis,  auf  die  Stellung  der  Familie  der  Geburt 
und  dem  Alter  nach  zu  beziehen  ist  und  nicht  vielmehr  blos  auf  die  Berechtigung  dem  väter- 
lichen Vermögen  gegenüber:  kuddinnu,  kuddinnitu  bedeutete  dann:  „nicht  vollberechtigt".  Die 
Gründe  dieser  minderen  Berechtigung,  die  verschiedener  Art  sein  könnten  (jüngere  Geburt, 
Herkunft  aus  einer  zweiten  oder  aus  einer  nicht  vollbürtigen  Ehe)  wären  in  dem  Worte  kud- 
dinnu selbst  nicht  inbegriffen.  Rabil ,  rahitu  bezeichnete  dann  entsprechend  zunächst  nicht 
den  „älteren",  sondern  den  „vollberechtigten"  Sohn  oder  Bruder,  die  „vollberechtigte"  Tochter 
oder  Schwester.     Und  dafür  scheinen  auch   Anhaltspunkte  in  den  Inschriften  vorzuliegen. 

Dass  z.  B.  in  marsarru  rabü  als  Bezeichnung  des  Asurbanabal  K°^  I  Col.  I  2  das 
rabü  nicht  als  „ältester"  zu  deuten  ist,  habe  ich  unter  Hinweis  auf  L*  29  II  6  (s.  Theil  H 
S.  35  und  Theil  II  S.  G8)  bereits  Jensen  (KB  11  262  f.)  gegenüber  geltend  gemacht  (Berl. 
Philol.  Wochenschrift  a.  a.  0.).  —  Und  wenn  Asarhaddon  in  der  von  Peiser  [Verträge  245 
Anm.  1)  angeführten  Stelle  I  R  49  Col.  II  22  von  seinen  ahe  rabüti  spricht,  so  wird  das 
namentlich,  Avenn  man  Asarhaddon's  Herkunft  berücksichtigt  (s.  soeben),  schwerlich  ein  Be- 
weis für  rabtl  als  „der  ältere"  sein:  es  sind  die  Brüder,  die  ihm  gleichberechtigt  sind.  Die 
Grossbruderschaft  (die  AR\J.RAB\j-utu  ist  ja  gerade  eine  Würde,  die  nach  L'  (s.  o.  Theil  I 
S.  30)  selbst  dem  ahu  kuddinnu  und  dem  ahu  siliru  beigelegt  werden  kann. 

Wenn  (Strassmaier,  hischriften  von  Nabonidus  Nr.  357  u.  546)  Rinder  und  (Nr.  915) 
Schafe  als  rabüti  und  kuddinnüti  unterschieden  werden,  so  liegt  allerdings  die  Deutung  „ältere" 
und  „jüngere"  am  Nächsten.  Aber  es  wäre  doch  nicht  ganz  ausgeschlossen,  dass  zunächst 
ein  Unterschied  in  der  Qualität  angedeutet  w^erden  sollte.     Da  übrigens  Alter  und  Berechtigung 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Theil  I.  109 

beim  Menschen ,  Alter  und  Qu3.1ität  bei  Thieren  in  ursächlichen  Beziehungen  zu  einander 
stehen,  so  wäre  es  nicht  undenkbar,  dass  die  Grenzen  zwischen  den  betreffenden  Begriffen  ver- 
wischt wären  und  Bedeutiingsübergänge  stHttgefunden  hätten. 

Zu  Anm.  5.  Zu  hudin{vv)  ^Maulthier"  und  „Bastard"  (vgl.  soeben)  hätte  ich  auf 
das  bekannte  Orakel  (Herodot  I  55):  c?/Z'  otav  r^iuiovog  ßaoilevg  Mr^doioi  ytvT]Tai  etc.  ver- 
weisen sollen. 

Zu  S.  33  ff.  sub  II  vgl.  jetzt  auch  Winckler,  ÜAG   133  f. 

Zu  S.  34  Abs.  3.  Ich  bedauere  sehr,  übersehen  zu  haben,  dass  S.  A.  Smith  in  den 
Verbesserungen  {Asurhampal  S.  133)  die  richtige  Lesung  mcirsarrüti-ia  und  die  üebersetznng 
„Prinzenherrschaft"   bereits  gebracht  hat. 

Zu  S.  34  Anm.  4.  Gegen  die  Existenz  eines  Infinitivs  der  Form  fail  spricht  sich 
Zimmern,   ZA  V  9  Anm.  1  unter  Verweis  auf  Delitzsch,  Gram.  §  32  E.,  §  65  sub  11  aus. 

Zu  S.  35  Anm.  2  Abs.  2.  Subjectswechsel  in  der  von  mir  hier  in  Betracht  gezogenen 
Weise  nimmt  auch  Jensen  an,  wie  KB  II  155  zeigt.  —  Z.  4  v.  u.  des  Textes  streiche  die 
Worte:    „ —  auch  hier  wird  von  ausdrücklicher  Verpflichtung  der  Beamten  gesprochen". 

Z.  36  Abs.  3  u.  Anm.  5.  Winckler,  UAG  133  führt  gewichtige  Gründe  an,  die  für 
eine  weit  ältere  Entstehungszeit  des  besprochenen  Briefes  sprechen. 

S.  38  Abs.  2  u.  Anm.  4.  Vgl.  mit  meiner  Auffassung  der  Periode  R™  I  Col.  X  7  51  ff. 
Jensen's  Uebersetzung  KB  II  Seite  231  f.  in  Absatz  3  ist  als  Berichtigung  zu  betrachten: 
Theil  II  69  zu  9. 

S.  39  o.  Zu  den  Ansführnngen  über  die  niär(?)sarriit  des  Asiirbanabdl  und  des 
SamassunmJdn  vergl.  als  Ergänzung:  Theil  II  S.  73  E.  74  E.  75  M.  Ein  mnelu  rabü  Jcisir 
mdr{'^)sarri  wird  in  der  von  Bezold  (PSBA  vol.  XI,  part  7,  plates  IV  and  V)  veröffentlichten 
list  of  officials  K.  1359  Col.  III,  38,  Col.  IV,  7—9  erwähnt. 

Zu  S.  45  Anm.  2.  Auch  in  der  erneuten  Erwähnung  dieses  wichtigen  Punktes  UAG 
S.  10  verfährt  Winckler  wie  in  ZA  II,  303. 

S.  46  Abs.  3  nicht  (vgl.  zu  S.  3  u.  4):  dßaoiXsvTog  (seil.:  yoövog)  ngiorog,  sondern: 
dßaollevTa  (seil.:  tTrj)  Ttgiöra  gemäss  dem  Codex  Laurentianus;  s.  SchRäder,  Sitzungsber.  der 
Berl.  Ah.  d.  W.  1887  p.  948  ff. 

Zu  S.  47  Anm.  5.  Ich  bedaure,  übersehen  zu  haben,  dass  Tiele  S.  322  das  S.  306  u. 
Anm.  2  Gesagte  berichtigt.  Er  findet  in  der  betreffenden  Chronikstelle  jetzt  ebenfalls  keine 
Hindeutung  auf  eine  Gefangennahme  und  Auslieferung  des  Mtisezib-3IardnJi. 

Zu  S.  48  Abs.  2.  Auch  Tiele  Geschichte  II  S.  301  fasst  etelmu  in  der  Chronikstelle 
passivisch  und  nimmt  daraufhin  an,  dass  die  Götter  und  Einwohner  Uriik's  von  den  Assyrern 
weggeführt  seien.  Von  den  übrigen,  oben  bereits  dagegen  geltend  gemachten  Gründen  ab- 
gesehen, scheint  mir  das  auch  deshalb  äusserst  unwahrscheinlich,  weil  die  Rückgabe  der  Götter- 
bilder von  Uruk,  einer  babylonischen  Stadt,  wie  sie  die  Chronik  (III  29)  vor  der  Ermordung 
Sanherib's  berichtet,  vom  Standpunkt  der  Politik  dieses  Königs  aus  ebenso  unverständlich  wäre, 
wie  es  andererseits  begreiflich  erscheinen  würde,  dass  der  Elamit,  sobald  er  sich  aus  irgend 
welchen  Gründen  (s.  Th.  I  S.  40  Abs.  3)  vor  den  Assyrern  sicher  fühlte,  sich  den  Babyloniern 
in  dieser  Weise  gefällig  erwies. 

S.  98  Abs.  3  lies:  die  Könige  und  patesi's  von   *^^   ^  y    *"^I- 


110  NachtriWe  und  Berichtiofuncren  zw  Theil  I 


o' 


Zu  S.  49  o.  vergl.  jetzt  auch  Tiele,  ZÄ  V  S.  300  g.  E.  —  S.  49  Anm.  6  füge  zu: 
,TlELE,  556  f."   hinzu:    „vgl.  ebenda  S.  Sf." 

Zu  S.  50  g.  E.  im  Vergleich  mit  39  sub  IV  B  Abs.  2.  Der  Tod  des  Äsarhaddon, 
so  nah  vor  der  Vollendung  der  Herstellung  von  Esaggil  und  der  damit  gleichzeitig  in  Aus- 
sicht genommenen  Verlegung  der  Centralregierung  des  Gesammtreiches  nach  Babylon  muss 
dem  Asiirhanahal  für  seine  speciell  assyrischen  Pläne  sehr  gelegen  gekommen  sein.  Ob  die 
Krankheit,  an  der  Asarhaddon  nach  der  Chronik  (IV  30/31)  starb,  völlig  natürliche  Ursachen 
gehabt  hat?  (?). 

Zu  S.  50  u.  und  Anm.  2  und  S.  51  o.:  L*  Col.  II  26  fr.  ist  in  Theil  II  S.  27  besser 
übersetzt.     Vgl.  auch  die  Erläuterungen  ebenda  S.  69  E. 

Zu  S.  51  Abs.  2.  Zur  ursprünglichen  Bedeutung  der  Ceremonie  des  Handerfassens 
(als  Sj^mbol  der  Adoption?)  vgl.  Peiser  ,  ZA  III  369.  Die  Ueberführung  des  Mardukbildes 
wird  (grösserentheils)  (s.  u.  Ber.  zu  L*  Col.  III  7)  zu  Wasser  erfolgt  sein.  Man  hat  sich  also 
eine  Procession  zu  Schiff  (vgl.  Th.  II  S.  71)  vorzustellen. 

Zu  S.  54  letzter  Absatz:  L*  dagegen  bezieht  sich  auf  den  JVeZ^o-Tempel  in  Borsippa. 
Deshalb  sind  S.  55  Abs.  3  die  Worte:  „ein  Heiligthum  des  Ncbo  erneuert  und"  sowie  die 
Anm.   1   zu  streichen. 

Zu  S.  55  Abs.  3  vgl.  auch  S.  83. 

S.  56  Abs.  2.  Hammurahi  ist  nicht  der  erste  Begründer  eines  gesammtbabylonischen 
Reiches;  vgl.  S.  77.  —  Zu  Anm.  7  vgl.  die  Originaltexte  in  den  Nachträgen  und  Th.  II  S.  72  ff. 

Zu  S.  63  Anm.  2  vgl.  S.  100  Anm.  2. 

Zu  S.  66  Anm.  4  vgl.  bereits  Haupt,  ASKT  665  §  8  i.  f.  —  Anm.  4  statt  sim,  sib, 
sib(b)a  lies:  lim,  lii\  liv{v)a;  vgl.  S.  129  Anm.  1. 

Zu  S.  67  Abs.  2  vgl.  S.  107  Abs.  5  und  Anm.  3. 

S.  68  Anm.  1  Z.  5  v.  o.  hinter  „Manuscript"   füge  ein:   „nahezu". 

Zu  S.  71  Anm.  1  siehe  vorher  bereits  Tiele,  Geschichte  S.  75  Anm.  2. 

Zu  S.  82  Abs.  2  vgl.  jedoch  L^  9,  wo  u  steht. 

Zu  83  Z.  1  u.  2.  Da  in  den  späteren  Theilen  des  alten  Testaments  „Chaldäer"  mehr- 
fach offenbar  für  „Babylonier"  steht,  so  könnte  man  auch  der  Bezeichnung  onU'r  TIN  der 
Genesis  die  Beweiskraft  absprechen.  WiNCKLER  hat  daher  vielleicht  recht  gethan ,  wenn  er 
vorsichtiger  Weise  diese  Bezeichnung  vorderhand  nicht  in  Betracht  zog. 

V 

Zu  S.  84  u.  Vgl.  jedoch  die  Schreibung  mada  Su-me-ra-am  bei  Nabuhalusur  ZA  IV 
107  (Col.  I,   11). 

Zu  S.  87  Anm.  2  vgl.   120  Anm.  3. 

S.  90  sub  3  (Abs.  2)  ist  zu  streichen.  Statt  dessen  gilt  das  Theil  II  S.  65 f.  (zu 
L*  I  17)  Ausgeführte. 

Zu  S.  96  Abs.  1  vgl.  auch  Tiele,  Geschichte  546  Abs.  2. 

Zu  S.  104  Abs.  2  und  Anm.  5  vgl.  noch  Säyce,  ZK  I  258.  Auch  Winckler,  Sar- 
gon  207  sieht  GAB.RI  für  ein  Lehnwort  an.  Dagegen  hält  Delitzsch,  Beiträge  I  S.  223  f. 
GAB.RI  „Abschrift"  und  „ebenbürtig",  das  gewiss  auch  gabrü  oder  gabarü  gesprochen  sei. 
für  engzusammengehörig  mit  gabrü  oder  gabarü  (ga-ba-ru-u)  „Antwortschreiben",  was  jeden- 
falls sehr  erwägenswerth. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Theil  I.  Hl 

Zu  S.  107  Abs.  1  und  Anm.  2.  Die  aus  der  Sprache  von  SU. KI  auf  der  Götterliste 
K  2100  angeführten  Wörter  finden  sich  nach  Sayce,  Acaderntj  1890  a,  a.  0.  und  Jensen, 
ZA  VI  58  f.  in  der  Sprache  von  Mitanni.  Und  es  folgt  daraus,  ,dass  Mitamii  entweder  mit 
SU  identisch  oder  ein  Teil  davon  ist  oder  dasselbe  einschliesst,  jedenfalls  aber  sich  teilweise  mit 
ihm  deckt".  —  Was  oben  über  dif/irü  ausgeführt  ist,  wird  jedoch  dadurch  nicht  berührt. 
Denn  digirü  (und  hilihü)  sollen  in  der  Liste  schwerlich,  wie  Opfert,  ZA  IV  172,  und  ihm 
folgend,  ich  oben  angegeben  hatten,  als  der  Sprache  von  SU.KI  angehörig  bezeichnet  sein; 
sondern  aus  den  Zeilen  9 — 12  der  Col.  IV 


ka-ad-mii 

di-yi-ru-u 

e-m  i:  II  SU.KI 


^■-[^^0 

II    ^   hi-li-bu-ti 
mp  ^  ]]  NUM.KI 


dürfte  vielmehr  nur  folgen,  dass  cne  (mitannisch  =  Gott)  der  Sprache  von  SU.KI,  naj)  der 
von  NUM.KI  angehört.  Kadmu,  üu,  digirü,  hilibü  tiagen  keine  besondere  Heimathsbezeich- 
nung  (wenn  nicht  in  Z.  10  b  eine  solche  weggebrochen),  sind  also  wohl  zunächst  als  im  Baby- 
lonisch-Assyrischen gebräuchliche  Wörter  anzusprechen,  seien  sie  nun  in  der  Sprache  heimisch 
oder  als  Lehnwörter  eingebürgert.  Auch  Jensen,  ZA  VI  60  führt  digirü  und  hüihii  nicht 
unter  den  der  Sprache  von  SU.KI  zugeschriebenen  Wörtern  auf.  —  Im  Uebrigen  sind  uns 
ja  weder  die  Verwandtschaftsverhältnisse  des  Mitamii  bekannt,  noch  wäre  es  bei  der  am  mitt- 
leren Euphrat  herrschenden  Sprachmischung  ausgeschlossen,  dass  ein  ursprünglich  sumerisches 
Wort  auf  dem  Umweg  über  Assyrien  seinen  Weg  nach  Mitanni  gefunden  hätte. 

S.  112  Abs.  2  a.  A.  statt:  „so  gut  wie  ausschliesslich"  lies:  „überwiegend".  Vergl. 
Th.  I  S.  165  Anm.  3. 

Anm.  3.  Arabisch  "v.^  und  assvrisch  ina  dürften  doch  schwerlich  etwas  miteinander 
zu  thun  haben.  —  Was  ana  anlangt,  so  werden  eine  Anzahl  bisherigerVersuche,  dasselbe  etymo- 
logisch zu  bestimmen,  von  Kkaetzschmär  ,  Beitr.  I,  2  S.  397  f.  aufgezählt.  Kräetzscumar 
selbst  erklärt  ina  und  ana  als  beide  entstanden  aus  „Deutewurzel '"  -f-  Deutewurzel  na,  die  später 
differenzirt  seien,    so  dass  ana  den   terminus  ad  quem,    ina  den  in  quo  bezeichnete. 

An  Stelle  von  S.  121  f.  Anm.  2  bitte  ich  Vorrede  S.  VII  Abs.  4  zu  lesen. 

S.  123  letzter  Abs.  u.  Anm.  5  statt:  „isinmi"  lies:  „is(.5)j«»«" ;  vgl.  L^  Hs.  8.  Siehe 
Theil  II  S.  62  zu  L^  1. 

S.  125  Abs.  a.  E.  Auf  Zag-mu-hu  =  res  satti  weist  —  worauf  ich  durch  Jensen, 
Kosmologie  87  Anm.  2  aufmerksam  werde  —  in  dem  hier  angedeuteten  Sinne  bereits  Amiaud, 
ZA  III,  41  hin. 

S.  126  Abs.  2  a.  E.  Jensen's  Erklärung  von  'OuoQto/.a  aus  3Iuru(J))ku  =  Kirhis-Tiamaf 
wird,  wie  überhaupt  die  Auffassung  des  Wortes  Kirhis  als  ersten  Bestandtheiles  eines  Doppel- 
namens, scharf  verurtheilt  von  Hommel  {Neue  kirchl.  Zeitschrift  1890  Heft  6  S.  405  Anm.  1). 
Hommel  bevorzugt  Delitzsch's  „Herbei/.iehung  der  ummu-chubur  (oder  vielleicht  bes.ser  uwmu- 
Chuburra-M  „Mutter  des  Tieflands,  der  Unterwelt,  des  Orkus")".  —  Erneute  Untersuchung 
empfiehlt  sich. 

S.  128  zu  Anm.  4  und  5  s.  noch  Haupt,  CV  S.  XXXIII  zu  S.  18.  Ferner  theilt  mir  Herr 
Dr.  Bezold  dazu  mit:    „Für  [   =  das   mag  die  Stelle  des  assyrischen  Hymnus  K.  3477  {Cat. 

p.  537)  obv.,  Z.  28  f.  in  Betracht  kommen:  la  iit-tak-Jca-rum  si-it  pi-i-sa hi  i(n-\-sa-lu  dan- 

nu-u-sa   „ihr  (Istar's)  Wort  ist  unabänderlich ihre  Macht  unteilbar"    {masdlu   „hälften", 


112  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Theil  I 


o^ 


Jensen,  ZA  II  S.  81".  Danach  wäre  neben  dis  „eins"  ein  das  in  Betracht  7ai  ziehen;  vgl. 
min  und  wm»  „zwei",  Um  und  hm  ^vier".     -  Zu  Anni.  8  s.  als  Ergänzung  S.  144  Anm.  2. 

Zu  S.  133  letzter  Abs.  ist  S.  160  Anm.  2  als  Berichtigung  zu  betrachten. 

S.  135  Abs.  2.  Zu  meinen  Bemerkungen  über  den  Werth  der  Lautgesetze  vgl.  jetzt 
auch  Jäger:  Beitr.  z.  Ass.  I  S.  444.  —  Abs.  4  Z.  3  statt:  „so  gut  wie  ausschliesshch"  lies: 
„überwiegend";  vgl.  S.  165   Anm.  3. 

S.  136  Abs.  2.  Statt  laldu  etc.  schlägt  Jäger,  Beitr.  z.  Ass.  I  S.  482*  vor,  'aldii  etc. 
zu  lesen;  es  seien   Permansi vformen  1,    1.     Ich  möchte  dem  beipflichten. 

S.  139  Z.  Iff  sind  die  Worte:  Aber  „bei  dem  Aufenthalt..."  bis  (Z.  6)  eine  „Hürde 
finden",  zu  streichen.  JRu'tu  hat  mit  reu,  rua  „Hirte",  „Genosse"  nichts  zu  thun;  ferner 
ist  nicht  nit,  sondern  nid  ruti  zu  lesen  und  also  nicht  von  einer  „Hürde",  freilich  auch  nicht, 
wie  Zimmern,  BB  meint,  vom  „Aufgeben  des  Geistes"  die  Rede,  sondern  Jensen  hat 
wohl  sicher  Recht,  wenn  er  zu  II  R  35,  42  auf  meine  Anfrage  brieflich  bemerkt:  ^rutu 
heisst  ganz  gewiss  nicht  „Geist"  m~l  (wie  es  auch  Delitzsch,  AL^  S.  146  erklärt)",  sondern 
ist  syrisch  K'Ä\:s-oi  =  „Schaum,  Speichel".  Riitu  =  kispu  =  ruhu  bedeutet  „Gift,  Speichel, 
Geifer".  Nid,  Form  (wie  7iis  von  nasü)  riiti  heisst  daher  eigentlich  „das  Werfen  von  Gift" 
{nadü   bekanntlich    auch    das    Wort   für    „begiessen,    mit    Wasser    bespritzen").     HR    35,    42 

scheint  aber  wegen  des  Ideogramms  .4^*^*~"f"7J  ein  Insect  gemeint  zu  sein.  Es  muss  demnach 
an  ein  Insect  gedacht  werden,  das   „Gift  auswirft". 

Zu  S.  140.     Nach   Drucklegung    meiner    aphoristischen    Ausführungen    über   ^    und   N, 

über  I Y  als  Ausdrucksmittel  auch  für  ya,  ay  und  über  die  Gruppe  ] y  [y  als  Bezeichnung  für 
a-ia,  ia-a  etc.  ist  in  den  Beitr.  für  Ass.  I.  Heft  2  S.  443  —  91  Martin  Jäger's  Abhandlung: 
„Der  Halbvocal  i  im  Assyrischen'^  erschienen.  Ich  freue  mich,  mit  Jäger  zusammenzutreffen 
in  dem  Hauptergebniss,  dass  (neben  dem  secundär  entwickelten  Spiranten  j)  auch  der  ursemi- 
tische Halbvocal  \  (vgl.  Th.  l  S.  133  f.  Anm.  3)  im  Assyro-Babylonischen  in  gewissen  Fällen 
erhalten  geblieben  ist.  Jäger  ist  bei  seinen  genauen  und  umfassenden  Untersuchungen  des 
gesammten  Mateiials  zu  dem  wichtigen  Resultat  geführt  worden,  dass  „bei  keiner  der  auf 
ursprüngliches  *  hinweisenden  Bildungen  neben  den  Schreibungen  mit  unseren  Zeichengruppen 

JY  lY  etc.  eine  Variante  sich  findet,  in  der  das  sonst  zur  Verdeutlichung  des  Hauchlauts 
dienende  Zeichen  zur  Verwendung  käme".  Damit  ist  dann  einerseits  erwiesen,  dass  ich  in  meinen 
Zugeständnissen  Haupt  gegenüber  zu  weit  ging,  wenn  ich  annahm,  dass  in  den  fraglichen 
Fällen    aus  ^   im   späteren  Assyrisch   K  geworden    war   und   demnach   zugab ,    dass   die  Gruppe 

lY  1y  auch  secundär  für  aa  (entstanden  aus  aia)  verwendet  worden  sei:  andererseits  wird 
neu  untersucht  werden  müssen,    ob  die  Art  und  Weise,    wie  Jäger  (S.  453)  und  ich  (Theil  I 

S.  141)  die  Entstehung  der  Verwendung  von  |y  iY  für  aia  erklären,  sicii  contradictorisch 
widersprechen  oder  sich  als  beide  Richtiges  enthaltend  vereinigen  lassen.  Das  finale  ff  in 
Bildungen  wie  E-ru-u-\\.,  Ni-nu-u-^^^  hat  eine  das  von  mir  (S.  141)  Gebotene  an  Ungezwungen- 
heit und  Klarheit  erheblich  übertrefiende  Erklärung  gefunden  durch  Jäger's  überzeugend  geführten 
Nachweis  (S.  453  und  Anm.  2),  dass  durch  die  Doppelzeichen  J^  Jf  t-^}  (Vf)?  t-\}  Jy» 
^1  y JC^  I|,  C^j yy^^  hIT^  ^^^  Lautverbindungen  am,  iia,  eia,  uia  (und  uwa  S.  482)  uiu  aus- 
gedrückt wurden,  so  dass  z.  B.  Ni-nu-t^]\\t^  \j,  Ni-nii-uia,  d.  i.  Nimiia  resp.  Nin^iiia  (oder 
auch  Ni-nu-uwa?)  E-ru-t-\]\t^  \y,  E-ru-u'^a  (Erutva,  Eruia)  zu  lesen  wären.  —  Vgl.  zu  der 
Frage  jetzt  noch  Y.  le  Gag,  ZA  VI  189  fi". 


Nacbträj,'e  und  lieiichti;^ungen   zu  Theil  I.  '^'^ 

Zu  S.  143  sub  Oa.    Ueber  ^]*^  ^]*-  mit  dem  Lautwerth  uwa  s.  Jäger,  Beitr.  S.  453. 
Zu  S.  145  Abs.  1   vgl.  Theil   II   44  E. 

Zu  S.  147  bei  Anm.  3.  x\eb.  1  li  52  Nr.  3  (so  lies)  Col.  I  19/20  fasst  auch  Wixckler, 
KB  III  2,  S.  57  Jca-aia-nak  (so  lies!)  lä  batlaJc  als  Permansive:  ,ich  bin  (Merodach  meinem 
Herrn)  treu,  lasse  nicht  nach". 

Zu  S.  148  sub  f  und    150  sub  4    ist  vielleicht   zu   fügen   sul  {itul  für  duVi)   aas  dun. 

i}t}]]}  ^  dun  und  .sXs)wZ(?).   -   Vgl.  Glossar  II  S.  96. 

Zu  S.  158  f.  (Anm.).  Erst  nachträglich  sehe  ich,  dass  Haupt,  Beitr.  I  S.  168  Anm.  **), 
an  Thesis  VII  meiner  Biss.  anknüpfend,  über  die  Vermittlung  des  Uebergangs  von  antedentalem 
.9  in  l  durch  r  sich  folgendermassen  äussert:  ,Es  lässt  sich  auch  nicht  leugnen,  dass  diese 
(fast  von  sämmtlichen  Assyriologen  getheilte)  Auffassung  in  phonetischer  Hinsicht  ihre  Schwierig- 
keit hat."  —  Zu  lüsiz  statt  usziz  s.  Allen's  von  Haupt,  Beitr.  I  S.  164  Anm.*)  mitgetheilte 
Ansicht. 

S.  171  Abs.  3.  Zu  Areapi  möchte  ich  im  Vorbeigehen  auf  den  in  der  Inschrift  von 
Liwyra  (Luschan  und  Petersen,  Reisen  im  südwestlichen  Kleinasien  II  69)  vorkommenden 
Namen  ■'2T1N  hinweisen,  der  die  Gestalt  eines  Gentiliciums  trägt.  Limyra  liegt  in  Lykien. 
Vielleicht  kann  diese  Notiz  zur  Bestimmung  der  Lage  von  Ärzapi  mithelfen.  Dass  Är^^api 
=  dem  biblischen  Reseph  (Hommel  bei  WiNCKLER,  Sitzungsher.  d.  Bai.  Äk.  d.  W.  1888 
13/XII  Nr.  LI  S.«9  [1349]),  glaube  ich  nicht;  für  diese  Stadt  ist  ja  die  lautlich  viel  besser 
stimmende  Namensform  Rasappa  (vgl.  mät  Ba-sa-pa-aia  K  637  Z.  7  Th.  II  S.  58  E.)  keii- 
inschriftlich  bezeugt. 

Zu  8.  171  (und  Cap.  IV  im  Ganzen).  Auf  folgende  Stelle  hat  mich  Mr.  Garnett 
aufmerksam  gemacht:  S.  Epiphanii  Adversus  Haeres.  Lib.  I  Tora.  I  cap.  V  (Patrologiae 
Graecae  Tom.  XLl  p.  183/4)  :  „Caeterum  Sennaar  hodie  in  Persarum  regione  sita  est 
quam  oiim  Assyrii  tenuerant.  Igitur  cum  in  eo  loco  consilium  habuissent  de  turri  urbeque 
illic  exstruenda  inter  se  statuerunt.  Qui  omnes  quod  ab  Europae  propinquo  tractu  in  Asiae 
interiora  penetrassent  insequenti  tempore  Scytharum  cognomen  adepti  sunt".  (Griech.  Ori- 
ginal: l47r6  Öe  rot'  y.XifAaTog  tov  ngog  Evqioniqv  slg  ^oiav  xexAf/orfg  entovoixaod-riaav  Tiavteg 
y.axd  if]v  yoovov  e7ri/.XrjOiv  2'zt^af.)  —  Ich  führe  diese  Stelle  lediglich  der  Vollständigkeit 
halber  und  als  Curiosum  an,  ohne  ihr  einen  grösseren  Werth  beizulegen  als  einer  derartigen 
bei  einem  Kirchenvater  sich  findenden  Notiz  zukommt  (vgl.  jedoch  Ed.  Meter,  Gesch.  §  123 
S.  150  g.  E.)  und  ohne  mich  auf  die  Frage  einzulassen ,  was  hier  unter  dem  vieldeutigen 
Namen  der  Scythen  zu  begreifen  ist. 

Wie  ich  nachträglich  aus  Winckler's  Aufsatz:  „Noch  einiges  über  die  Chaldaer", 
ZA  III  355  f.  ersehe,  nimmt  Delattre  an,  dass  das  Auftreten  der  Chaldäer  in  der  babyloni- 
schen Priesterschaft  mit  dem  späten  Durchdringen  des  chaldäischen  Einflusses  in  politischer 
Beziehung  zusammenhänge.  Winckler  hält  dem  gegenüber  an  seiner  oben  angefochtenen 
Ansicht  fest.     Dass  Beides  irrig,  werde  ich  an  anderer  Stelle  ausführlicher  zeigen. 

Auf  die  von  TiELE  {Geschichte  S.  486  f.)  berührte  Frage ,  ob  die  Sumerer  ihrer  eit^ 
ihre  Schrift  theilweise  wieder  einem  anderen  Volke  entlehnt  haben,  einzugehen,  lag  ausserhalb 
unserer  Aufgabe. 


Lehmann,  ^ama^sumukin,  II. 


il4  Nachträge  und  Bericlitigungcn  zu  Theil  II. 


Zu  Theil  IL 

Zu  S.  2  sub  1  vgl.  S.  (31  E.  zu  L*  18,  S*  sub  2.  Zu  den  Namen  wie  Ablaa  etc. 
s.  jetzt  die  Auseinandersetzungen  von  .Jäger,  JBeitr.  I  478. 

S.  25  Cül.  11  Z.  16  lies:  wer  gebunden  war,  löste  ....  Vergl.  S.  69.  —  Zur  Be- 
schreibung des  Friedens  und  der  gesegneten  Verhältnisse  unter  AsurhunahaVii  Regierung  (L* 
Col.  II  ff.)  vgl.  R«"  1  Col.  1   und  K.   183  Beiträge  I  617  ff. 

Zu  S.  27.  L*  Col.  III  Zeile  7  .statt  .Burg"  ist  beidemal  , Landungsplatz"  zu  lesen. 
Vgl.  0.  S.  110  zu  S.  51  Abs.  5.  Ueber  kam  „Quaimauer"  s.  Winckler,  ZA  II  75  und  121. 
Vgl.  auch  Opfert,  GGA  1884  S.  334. 

Zu  S.  32  sub  2.  Kraetzscümar,  ^Relativpronomen  und  Relativsatz  im  Assyrischen' 
Beitr.  I  Heft  2  S.  379  ff.  ist  mir  erst  nach  Fertigstellung  des  Reindrucks  von  Th.  II  Bogen  4  zu 
Gesicht  gekommen,  und  erst  durch  S.  432  Abs.  3  der  genannten  Abhandlung  l)in  ich  auf  desselben 
Verfassers  Aufsatz  über  asar  als  Relativum,  Hehraica  July  1890,  aufmerksam  geworden.  Ich 
hebe  dies  ausdrücklich  hervor,  weil  sich  Kräetzschmar's  und  meine  zum  grössten  Theil  bereit« 
1887  (s  S.  28  Anni.  1)  niedergeschriebenen  Ausführungen,  die  somit  gänzlich  von  einander 
unabhängig  sind,  dem  Gedankengange  und  den  angeführten  Beispielen  nach  auf's  üeber- 
raschendste  decken  —  eine  Uebereinstimmung,  die  sich  bis  auf  die  Lesung  asar  hibs'isu  suprttsu 
in  dem  irrigerweise  bisher  meist  anders  gefassten  Passus  Neb.  E.J.H.  Col.  II  17  f.  erstreckt. 

S.  29  zu  Z.  1 :  Delitzsch,  Beitr.  I  228  weist  auf  das  dem  Worte  danmi  svnonvme 
isJiU  „fest,  stark"  hin  und  bemerkt  (Anm.  *)  „Die  Glosse  e-si  (sie!)  bei  dem  Ideogramm 
abnn  ß^^  I  R  40 ,  25  d  wird  nach  obigen  Parallelstellen "  (II  66  Nr.  26  ina  jnli  eski  und 
Asarh.  C.  V  9  ina  "**"  pili  ahm  sadi  danni)  „als  ESI(G),  das  zahllose  Male  vorkommende 
Ideogramm  DAN.GA  als  ESIG.GA  zu  fassen  sein!  Vom  „sumerischen"  Gebäude  bröckelt 
Stein  auf  Stein  —  noch  wenige  Jahre  und  es  wird,  ohne  dass  man  weiter  eine  Hand 
regt,^)  zur  Ruine  geworden  sein!"  — Gemach!  gemach!  Wir  wollen's  abwälzten  und  zunächst 
nur  kurz  bemerken: 

1)  Dass  mit  dem  Begriff  der  Synonymität  in  der  assyriologischen  Forschung  nicht 
stets  mit  der  genügenden  Behutsamkeit  umgegangen  worden  ist  und  wird,  ist  von  verschiedenen 
Seiten  längst  erkannt  und  getadelt  worden.  Iskti,  ist  Synonym  zu  dannu  nur  in  der  Bedeutung 
,fest",  etwa  in  demselben  Maasse,  wie  auch  astii  Synonym  von  dannu  ist  (vgl.  Th.  II  S.  65  f. 
zu  L^  Z.  17  mit  Th.  I  S.  90).  So  wenig  wie  asiu  drückt  iskn  die  eigentliche  Bedeutung  von 
dannu,   nämlich    „mächtig"   aus.      „Der   mächtige  König*    heisst    niemals    sarru   isku,    sondern 

immer  nur  sarru  dannu  und  das  „zahllose  Mal"  vorkommende  Ideogramm  t^]]y  ^II!'^  DAN.GA 
findet  sich  in  den  sumerischen  Inschriften  am  AUerhäufigsten  in  der  Verbindung  higal  DAN.GA 
(lies  ligga?),  dem   Aequivalent  des  späteren  akkado-assyrischen  sarru  dannu. 

2)  E-si  II  R  40,  25 d  ist  Glosse  nicht  zu  DAN,  sondern  zu  «*"«  DAN;  wer  sagt 
uns,  dass  der  Name  des  also  bezeichneten  Steins  mit  dem  durch  seinen  Bestaudtheil  aus- 
gedrückten Begriff  identisch  gewesen  sei? 


1)   Von  mir  ge.^errt. 


Nachträge  und  Berichtigunj^en  zu  Theil  II.  11'^ 

3)  Demnach  fehlt  das  Band  zwischen  e-si  und  if^ku  und  damit  der  Grund  für  eine 
Ergänzun«?  von  e-si  zu  esig.  Ohne  das  ^  am  Schlüsse  ist  es  aber  mit  der  Einsetzung  von 
esifj  für  DAN  in  der  Gruppe  DAN.GA  nichts. 

4)  Sollte  trotzdem  Delitzsch  richtig  gemuthmasst  haben ,  da^s  e-si  aus  ishu  (die 
Zischlaute  sind  auch  nicht  gerade  dieselben)  verderbt  sei,  .so  »vürde  diese  semitische  Glo.s.se  so 
wenig  wie  zehn  und  hundert  derartige  Glossen  und  Semitismen,  wie  wir  das  Theil  I  Cap.  IV 
bes.  S.  Ulf.  120  und  170  Abs.  8  g.  E.  ausführlich  dargethan  haben,  irgend  etwas  gegen  die 
Existenz  des  Sumerischen  beweisen,  sondern  nur  zeigen,  dass  das  Sumerische,  wie  nicht  anders 
zu  erwarten  und  wie  es  von  Niemandem  geleugnet  wird,  namentlich  in  seiner  späten  künst- 
lichen Verwendung  stark  semitisch  beeinflusst  und  von  Semitismen  durchsetzt  ist.  Der  Kern 
der  Frage  bleibt,  wie  in  allen  entsprechenden  Fällen,  von   Delitzsch  völlig  unberührt. 

Zu  S.  38  M.     Vgl  aber  auch  den  Tempel  Egal-edin  m  Mil('^)kia  L^  Vs.  6. 

Zu  S.  48  Abs.  2.  Zu  parakJai  ellu  vgl.  noch  Herodot  I  183  oyaKf-ia  ixtya.  töv  Jiog 
e'vi  Y.acrifXEvov  xqvoeov xat  x6  ßäOgov  ol  y.al  6  ^^(jovog  XQvoeög  iori. 

Wenn  Diodor  II,  9  (nach  Kteslas)  recht  berichtete,  dass  die  Statue  des  babylonischen 
Hauptgottes  ein  Standbild  (vgl.  a.  Herodot  a.  a.  0.  dvÖQiag  dno6e-/.a  7crjyjcüv)  gewesen  sei, 
so  raüsste  die  Erklärung   von  paraJcJcu   für   diesen    und   entsprechende  Fälle   raodificirt   werden. 

Zu  S.  50  g.  E.  V^enn  in  K.  1794  Col.  X  Z.  27  f.  (S.  A.  Smith,  Asurhanipal  Heft  2 
S.  19)  die  Worte  eli  Mardiik  hell  rabi  sululsu  aprusma  ukin  tamasn  noch  auf  den  parakku 
mahhü  subat  ilütisu  sirti  (Z.  21)  zu  beziehen  ist,  was  wahrscheinlich,  wenn  auch  bei  der 
Verstümmelung  des  Textes  nicht  ganz  sicher,  ist,  so  ginge  daraus  hervor,  dass  wenigstens  bei 
einer  gewissen  Art  von  parakku  (mahlml)  die  Götterstatue  theilweise  von  dem  parakku  um- 
schlossen wurde.  — 

S.  59  Abs.  2.  Zu  S^.  Den  Namen  des  Gottes  *"n~  ^IlM  IT  li^^e  ich  Ea  um- 
schrieben mehr  aus  alter  Gewohnheit,  als  in  dem  Glauben,  dass  dies  die  richtige  Aussprache 
sei.  —  Dass  das  i^og  des  Damascius  unseren  Gott  E.A  bezeichnet,   ist,    wie  Jensen,    Kosmol. 

S,  271  mit  Hecht  bemerkt,  „gewiss*;  weniger  gewiss,  ob  es  auf  den  durch  *"*T"  ^III'  W 
ausgedrückten    Namen    desselben    zurückgeht    oder    nicht    vielmehr    lediglich  =  sumerisch    a 

, Wasser".  (*"*7")  ►^j  1 1|  |T  wird  zunächst  als  Rebus  „Haus  des  Wassers"  resp.  ,Gott  des 
Wasserhauses"  {Kosmol.  S.  246  Anra.  1  u.  271  Anm.  1)  zu  fassen  sein.  Die  richtige  Aus- 
sprache des  Gottesnamens  findet  sich  hoffentlich  einmal  ebenso  unerwartet  wie  für  den  ver- 
flossenen y^lz-dti-bar'^ .  Auf  eine  sehr  entfernte  Möglichkeit,  in  ^illl  IT  gleichzeitig  eine 
phonetische  Schreibung  zu  sehen,   möchte  ich  unter  allem  Vorbehalt   hinweisen.     Da   (y  auch 

für  ia  stehen  kann  und  ^llil,  wie  es  scheint,  mit  Vorliebe  in  den  ältesten  Texten  einen 
Hauchlaut  y  oder  N  in  der  Nachbarschaft  eines  i  auszudrücken  scheint  (vergl.  Theil  I  S.  141 
Abs.  1),  so  könnte  man  (^Yjxi  lesen  und  darin  das  Prototyp  für  l4ÖQ  sehen  (??). 

Zu  S.  59  letzter  Absatz  und  S.  66  Abs.  1.  Unsere  Inschriften  S*,  S^,  L^  und  L"*.  vgl. 
auch  die  eben  citirte  Stelle  aus  K.  1794,  liefern  wichtige  Aufschlüsse  über  Bedeutuiig  und 
Verwendung  des  assyrischen  Stammes  ^^1.,  mit  dessen  Interpretation  so  manche  Schwierig- 
keit und  Irrung  vei'knüpft  gewesen  ist.  (Vergl.  Th.  I  S.  90  mit  II  66).  Salälu  heisst  , finster 
sein",  aber  auch  „schattig  sein".  Der  Causativstamm  kann  , dunkel  machen,  verfinstern"  be- 
deuten, aber  auch  „beschatten,  beschirmen".  In  S^  und  S^  ist  deutlich,  dass  das  nkhi  suhihim 
sich  auf  Äsurbonabal  bezieht,  auf  einen  Menschen;  von  einer  Finsterniss  kann  also  nicht  die 
Rede  sein,  es  ist  der  König,  der  seinen  Schutz  und  Schirm,  seine  schützende  Hand  über  alle 
Städte    erstreckt.      In   L'^  steht    genau    in    derselben    Verbindung    ifrusu    an    Stelle    von    ukin. 

15* 


116  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Theil  II. 

Daraus  folgt  nun  al)er.  dass  bei  Sar(]on.  Cyl.  6,  Stier  9,  Bronze-Tnsclir.  13  sar  naphar  malki  sa  eli 

Harräni  ^^|  [^  »^^(-s?<  itrum nicht  mit  Opfert,  ZA  VI,  114  f.  zu  lesen  ist  manahtasu 

itrusu,  sondern  sllula{-ln)-sn  und  in"cht  zu  übersetzen:  , König  aller  Fürsten,  die  auf  ihn,  die 
Finsterniss,  die  Harran  betroffen  hat,  deuteten",  wie  es  Opfert  thut,  sondern  , König  aller 
Fürsten,  der  (auch)  über  Harran  seinen  Schutz  ei'streckte " .  Ueber  die  staatsrechtliche  Be- 
deutung des  Besitzes  von  Harran  als  Centrum  der  sarrüt  Jcissati  siehe  Winckler,  Beilage 
zur  Allgememen  Zeitung  1891  30.  Mai  (Beilage-Nr.  100).  —  „Absurde^  au  point  de  vue  des 
sens  et  des  mots"  (Opfert  a.  a.  0.  S.  115  Anm.  1)  ist  diese  Deutung  von  sHlulusii  itrusu  nur 
dann,    wenn    man    die    wörtliche    Uebersetzung    „ombre^    Schatten"    anwendet   und   nrgirt.  — 

V 

Daraus  folgt  nun  weiter,  dass  auch  die  vielberufene  Stelle  Asiirndsirahal  I  43  Samas  sa- 
lulasu  tabu  eliia  iskun  durchaus  nicht  nothwendiger  Weise  von  einer  Sonnenfinsterniss 
zu  verstehen  ist,  wie  es  ja  an  und  für  sich,  so  weit  der  Stamm  '7^'^  in  Betracht  kommt, 
philologisch  nicht  unmöglich  wäre,  sondern  nur  von  dem  Schutz  und  der  Begünstigung  des 
Königs  durch  den  Sonnengott.  Damit  fällt  jede  Nöthigung  weg,  das  Jahr  884  als  Antritts- 
jahr des  Asurndsirabal  wegen  Mangels  einer  Sonnenfinsterniss  zu  verwerfen,  die  im  Eponymen- 
canon  121  Jahre  nach  Asurndsirabal  unter  Asuretilili  angegebene  Finsterniss  von  763  auf 
809  V.  C.  zu  verlegen  und  die  aus  diesem  Grunde  von  Offert  geforderte  Lücke  im  Epony- 
mencanon  anzunehmen. 


Zu  den  Originaltexten. 

Nachträge:  S.  Tafel  XLII  bis  XL VII. 

Berichtigungen:   Tafel  XLVII  und  in  den  Erläuterungen. 


117 


Versehen  und  Druckfehler. 


In  Theil  I. 

S.  3  g.  E.  und  S.  4  M.  statt  ußaoiXsvzog  (sc.  XQO^'o?)  ä?dog  lies:  äßaai).evxa  (sc.  errj)  devTsga. 

S.  8  Anm.  3  lies:  flSeparatabdruck". 

S.  9  Z.  15  V.  0.  lies:  ^Mnu,  als".  —  Letzte  Zeile  des  Textes  streiche:  „und  damit  für  den". 

S.  14  Z.  13  des  Textes  v.  u.  lies:  ^Hesychios". 

S.  17  Z.  21  V.  0.  lies:   ,fiir  »Sohn«". 

S.  35  Z.  4  V.  0.  statt  , anleitet"  lies:  ^einleitet".  —  Z.  16  v.  o.  statt  , gebeten"  lies:  , gebetet". 

S.  36  Anm.  5  Z.  2  v.  u.  statt  „aber"  lies:  „also". 

S.  39  Abs.  2  V.  u.  lies:  „gesetzt"  und  hinter  „gesetzt",  „verliehen",  „versehen"  streiche  das  Wort  „habe". — 

Anm.  1  Z.  2  lies:  Siimeri,  Anm.  4  Z.  2  lies:  epusus-ma. 

S.  40  Z.  5  V.  0.  „und  werden"  lies:  „und  ein".  —  Abs.  1  g.  E.  lies:  „6'itmm"  und  „beruhen". 

S.  42  Z.  5  V.  0.  lies:   „Vater". 

S.  47  Anm.  5  statt  „806"  lies:  „306". 

S.  50  Z.  20  V.  o.  statt   „Strabo"   lies:   „Arrian"   und  streiche  Anm.  1. 

S.  52  Z.  20  V.  0.  füge  hinter  „Nationalgottes"  ein:  „in  Niniveh". 

S.  53  Z.  11  V.  0.  statt  „wie"  lies:  „da".  —  Z.  18  lies:  ^EsaggiV . 

S.  55  Abs.  3  streiche  die  Worte:    „ein  Heiligthum  des  Nebo  erneuert^)  und;  ferner  streiche  Anm.  1". 

S.  59  letzte  Zeile  des  Textes  lies:  „semitische". 

S.  60  Ann).  4  lies:   „den  jetzigen  Stand". 

S.  64  Z.  6  des  Textes  v.  u.  lies:  „erhören". 

S.  70  Z.  6  V.  u.  lies:    „ausserordentlichen". 

S.  77  Z.  7  v.o.  vor  „sich  beilegen"  füge  ein:  „  C/r". 

S.  80  Z.  14  des  Textes  v.  u.  lies:  „ergriff,  zur  Zeit". 

S.  83  Z.  17  V.  0.  statt  „S.  83"  lies:  „S.  52  f" 

S.  84  Anm.  1  Z.  3  hinter  „mit  Recht"   streiche:  „als". 

S.  95  Anm.  3  statt  „1886"  lies  „1885  p.  XII". 

S.  98  Z.  5  V.  0.  lies:   „Zufall". 

'  ^  ? 
S.  101  Anm.  5  lies:  jLxi. 

S.  103  Anm.  1  Z.  2  v.  o.  lies  „bis  in  verhältnissmässig".  —  Z.  14  u.  15  lies:  „de  pied  ferme". 

S.  104  Abs.  2  A.  vor  ^Assur"  streiche:  „''«". 

S.  107  Anm.  2  lies:   ^Acndeunj" . 

S.  108  Z.  4  V.  0.  lies:  „das  Sumerische". 

S.  109  Anm.  Z.  6  v.  u.  statt  „345"  lies:  „435". 

S.  117  Abs.  2  a.  E.  lies:   „unmöglich  einer  nicht  semitischen  Sprache". 

S.  123  Anm.  4  lies:   „TlNa". 

S.  127  Z.  14  V.  0.  hinter  .JOHANNES  Schmidt  lies:  ^)  statt  2).  —  Z.  1  der  Anm.  hinter  „Demotischen"  streiche 

die  Klammer. 
S.  128  Z.  3  des  Textes  v.  u.  statt  „kannten"  lies:  „kannte". 
S.  130  Z.  1  streiche  irhitti. 

S.  133  Anm.  3  Z.  8  statt  „Victor"  lies:  „Victor". 
S.  135  Abs.  3  Anf.     Vor  „Wir  beginnen  mit  T"    setze:  „D".  —  Abs.  S   letzte  Zeile  hinter  «'i   sohliesse   die 

Klammer. 
Auf  S.  138  ist  in  den  Zahlen,    die  auf  die  Anmerkungen  verweisen,   die  1)  zweimal  gezählt.     Die  Verweise 

sind  demgemäss  zu  berichtigen. 
S.  139  Anm.  7  lies:  Strassm. 
S.  140  Z.  8  V.  0.  lies:  „Possessivsuffix". 
S.  141  Z.  13  lies:  „n-'e-a-M/n^j".  —  Abs.  2  Z.  1  lies:  „SteindorffS)".  —  Anmerkungen  letzte  Zeile  statt  ,4)* 

lies:  „3)". 
S.  142  Z.  15  des  Textes  v.  u.  vor  „zum  Ausdruck"  streiche:  „die". 


118 


Versehen  und  Druckfehler. 


S.  144  letzte  Zeile  des  Textes  lies:    „nur  in  den\ 

S.  145  Z.  10  V.  0.  statt  , anzuführen"  lies:  „anführen". 

S.  148  Z.  10  V.  0.  Vor  „die  Mouillirung"  hätte  statt  „c)"  gesetzt  werden  müssen:  „L)",  und  so  fort  bis  „e)" 
statt  „f)"  auf  S.  149. 

S.  160  in  der  Tabelle  unter  Verschlusslaute  —  Oval  —  Tonlos:  J>\  A"  statt  „ — ". 

S.  163  Anm.  1  Abs.  2  lies:  „Wir  finden  darunter  nicht  blos  die  bekannten  Ideogramme  (Z.  1,  2,  7),  son- 
dern auch  die  Form  mn  (Z.  6),  welche  wohl  aus  dem  neusumerischen  viiäu  verkürzt  ist". 

S.  173  Z.  16  V.  u.  streiche:   „dann".  —  Z.  5  v.  u.  lies:   „auf  den  assyrischen  Sculpturen". 

In  Theil  II. 

S.  4  Z.  9  V.  0.  lies:  isJculassu. 

S.  6  Z.  12  streiche:  „M?"?)"-  —  Ueber  di-ib-bi  s.  S.  44  A. 

S.  14  Hess:  Bal-be-U. 

S.  8  Z.  25  lies  hi-sig-f/a.  —  Z.  26  lies  [r]i{'^)-ri-(fn-{?)bi  (vgl.  S.  54).     Ebenda  lies:  ge-si-in-gub[dub]-bi-en. 

S.  9  Z.  30  statt  Jd-lu"  lies:  Jt-lu\ 

S.  12  Z.  1  statt  „mu-tal-lum"  lies:    „mut-tal-lum".    —    Z.  10  statt  „rabü"  lies:    ,rabi".  —  Z.  10  lies:  ma-h*s 

(od.  -Sil?)  ra-si(V)-bu(?)  belu  rabü.  —  Z.  26  statt  ^basi(?)-e''  lies:  ,basi(?)-e",  —  Z.  33  statt  „bei"  lies:  „belu'. 
S.  13  Z.  1  vor  „der  Erhabene"  füge  ein  „der  Hohe".  —  Z.  10  lies:  „wohnt,  der  Vernichter  (?)  der  Mächtige". 

Vgl.  S.  57  E. 
S.  16  Z.  73  lies:   „er.si-tira".  —  Z.  80  lies:  „nikä  likki". 
S.  22  o.  Z.  12  lies:  „bei  sädi".  —  Z.  24  lies:  „ka-ba-ba-te". 
S.  23  L*  hinter  12  lies:  „lohnen". 

S.  24  Z.  19  statt  „sal-mu-u"  lies:  „mim-mu-u".  —  Z.  22  lies:  „sar-ku-tu". 
S.  26  Z.  7  V.  0.  statt  „22"  lies:  „32". 
S.  27  Co).  IIl  L.  19  statt  Ekarzagina  lies:  Karzagina. 


S.  31  Z.  15  V.  u.  lies:  nomen. 


Z.  25  statt 


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lies: 


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S.  32  Abs.  2  g.  E.  lies:  ^Bit-ridüti  paru  .  ..  .". 

S.  34  ist  die  Zeilenangabe  „7  und  8"  vor  Sumi  täbis  (in  Z.  10  v.  u.)  zu  verlegen. 

S.  37  Z.  20  V.  o.  statt  „'«""  lies:  „'«»". 

S.  49  Z.  14  V.  o.  lies:   „in  gebückter  Stellung". 

S.  50  Z.  15  V.  u.  lies:   ^cista  tnystica'^.  —  Z.  20  v.  o.  statt  „Schicksalsbestimmer"  lies:  „Schicksalsbestimmung". 

S.  51  Z.  8  V.  u.  lies:  „schwerlich  Fehler  des  Steinmetzen  für  ma-al-'ki,  vgl.  Pognon,  Journ.  Asiat.  1883  tom.  2. 

p.  360.  381". 
8.54  Z.  7  v.o.  lies:  „Wörterbuch  388  f.  Anm.  V.  —  Z.  8  v.  o.  vor  „geknüpften"  setze  ein:  „ebenda  Anm.  5". — 

Z.  9  streiche:  „in  jeder  Beziehung". 
S.  56  Z.  10  V.  0.  statt  „r(i"  lies:  „i".  —  Zu  S^  Abs.  1  Z.  2  statt  „Anschluss"  lies:  „Abschluss". 
S.  58.     Zu  27  lies:   „MI.NAM.AB.ÜL.MES".       ' 
S.  60  Z.  1  lies:  S^  19  =  S^  12/13. 
S.  79  in  der  üeberschrift  zu  X  lies:  {^4  =  j;i. 
S.  7!)  Z.  4  hinter  „?a"  füge  ein:   „Ziftfeu". 
S.  80  rechte  Spalte  Z.  27  v.  0.  lies:  aia  ir-si-su. 

S.  81  rechte  Spalte  Z.  1  statt  anni  lies:  «MmJ,;    statt  ^'^^f  und  nii'K  lies:  Z^Zi^  und  nü'N- 
S.  82  rechte  Spalte  Z.  3  v.  u.  lies:  Jtti  (II)  balät(t)-su'^ .  —  1.  Sp.  Z.  2  v.  o.  lies:  ^daäanu" . 
S.  85  Sp.  1  Z.  3   V.  u.   statt  „Burg"    lies:    „Quaimauer";   hinter  „Landung.splatz"    streiche  das   Fragezeichen. 

S.  Theil  n  S.  118. 
S.  96  linke  Spalte  Z.  2  v.  0.  lies:    „sM&at  balätu". 

S.  97  linke  Spalte  Z.  5  v.  o.  statt  „579"  lies:    „105".  —  Z.  10  v.  0.  lies:  „sum  as,  es". 
S.  100  linke  Spalte  Z.  17  v.  u.  lies:    „Halbvocal  i".   —  rechte  Spalte  Z.  21  v.  u.  lies:  „kihtn'^. 
S.  102  linke  Spalte  Z.  14  v.  u.  lies:  „Pluralendung  e".  —  rechte  Spalte  Z.  25  v.  u.  lies:   „Sammuges". 
S.  103  linke  Spalte  Z.  18  v.  0.  in  dem  Namen  lies:    „ersiti".    —   Ebenda  Z.  20  v.  0.  und  Zeile  5  v.  0.  sowie 
S.  99  Z.  27  V.  u.  füge  vor  den  Seitenzahlen  ein:    „II". 

Für  Versehen  und  Schreibfehler  in  den  Originaltexten 

s.  Tafel  XLVII  und  die  Erläuterungen. 


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