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SAMASSUMÜKO
KÖNIG VON BABYLONIEN
668-648 V. CHE.
INSCHRIFTLICHES MATERIAL ÜBER DEN BEGINN SEINER REGIERUNG
GROSSENTHEILS ZUM ERSTEN MALE HERAUSGEGEBEN
ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT
VON
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LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1892.
Assyriologische Bibliothek
herausgegeben von
Friedrich Delitzscli und Paul Haupt.
Achter Band.
Alle Hechte vorbehalten.
Druck der Akademischen Buchdruckerei von F. Straub in München.
DEM ANDENKEN
MEINES VATERS
D« EMIL LEHMAN^^
GEBOREN ZU HAMBURG AM 26. JULI 1823, GESTORBEN DASELBST AM 30. NOVEMBER 1S87
IN LIEBE UND DANKBARKEIT
GEWIDMET.
VORWORT.
Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung zunächst dem Interesse, welches die
zweisprachige Inschrift Samassumukhi's in mir erregte. Fesselte mich dieses Document, auf
welches mich gleich nach seiner Veröffentlichung in der zweiten Hälfte vom fünften Bande
des Londoner Inschriftenwerkes Herr Professor Schrader aufmerksam machte, zunächst als
genau datirbare Urkunde sumerischen Schriftthums aus unerwartet später Zeit, so gesellte sich
dazu bald das Interesse an der historischen Persönlichkeit des Königs, auf dessen Namen sie
lautete. Bisher war kein Document aus der Regierungszeit des SamassumuMn bekannt gewesen;
wohl aber zeigten die Annalen AsurhanabaVs deutlich genug, von welcher Bedeutung der
Krieg, welchen dieser gegen seinen aufständischen Bruder zu führen hatte, für die Schicksale
beider Reiche gewesen war.
Es war meine Absicht gewesen, das gesammte inschriftliche Material über das Verhält-
V
niss der beiden Brüder vom Regierungsantritt bis zum Kriege und zum Untergang Samassum-
uliin''s zu sammeln und zu behandeln, namentlich die Texte herauszugeben, welche George Smith
in seiner Ilistori/ of Ässurlanipal (Abschn. IX p. 151 ff.) nur citirt hatte. Die Nachforschungen
im British Museum, die, da ich selbst an der Reise verhindert wurde, Herr Dr. Winckler
Ostern 1885 in dankenswerther Weise für mich übernahm, ergaben jedoch ein so unerwartet
reichhaltiges Material schon für die Zeit des Regierungsantritts und des friedlichen Verhält-
nisses zwischen beiden Brüdern, dass ich beschloss, mich auf diese Zeit zu boschränken. Die
so entstandene Arbeit wurde zuerst in lateinischer Sprache der philosophischen Facultät der
Universität Berlin eingereicht, und ein Auszug daraus als Dissertation gedruckt unter dem
Titel: De inscriptionibiis mineatis qiiae pertinent ad SamasstimuJcin regis Babyloniae regni
initia. Monachii 1880.
Aus jener ersteren grösseren lateinischen Schrift ist die vorliegende Arbeit hervor-
gegangen, jedoch wesentlich modificirt und erweitert. Während eines Aufenthaltes in London
Ende 1886 wurden die Texte L* und L^ dem vorhandenen Material hinzugefügt. Dorch die
Liberalität der Averhoff-Stiftung in Hamburg und der Rudolf Virchow-Stiftung in Berlin,
deren Verwaltungen ich hiermit meinen aufrichtigen Dank ausspreche, wurde mir October bis
December 1890 eine weitere Reise nach London ermöglicht, als deren Ergebniss für die vor-
liegende Arbeit die erneute Collation der autographirten Texte (s. Tafel XLVIl) und die Auf-
VI Vorwort.
nähme der durch Bezold's Catalogue Vol. I bekannt gewordenen einschlägigen Inschriften in
die Nachträge (Tafel XLIl bis XL VII) sich darstellt. Ich freue mich der Gelegenheit, den
Herren vom Department of Egyptian and Assyrian Antiquities des British Museum für die
stetige Förderung meiner Arbeiten öffentlich danken zu können.
Von einer Vollständigkeit des Materials kann natürlich nicht die Rede sein. Die
weiteren Bände des Catologue zunächst werden voraussichtlich von einer grossen Anzahl
weiterer hierhergehöriger Texte Nachricht geben.
Die ausführhchen kritischen Hinweise zur Stütze der meist einfachen und für Sach-
kenner oftmals selbstverständlichen Ergänzungen in den hier veröffentlichten Inschriften werden
manchem Fachgenossen vielleicht überflüssig erscheinen. Bei dem vielfach verbreiteten Wider-
willen gegen die Anerkennung der Assyriologie als einer wissenschaftlichen Disciplin, der erst
in allerneuerster Zeit zu schwinden beginnt, schien mir jedoch ein Zuviel in dieser Richtung
dem Zuwenig bei Weitem vorzuziehen.
Was im Uebrigen den Inhalt der Arbeit anlangt, so bedarf das neu hinzugekommene
vierte Capitel, das dem Nachweise der Existenz der sumerischen Sprache gewidmet ist, einiger
erläuternder Worte.
Seitdem Friedrich Delitzsch sich als Anhänger der antisumerischen Lehre Halevy's
V
bekannt hatte, stand bei mir fest, dass ich die bilingue Inschrift Samassumiikinh nicht
behandeln konnte, ohne die sumerische Frage genau zu prüfen und nach geschehener Prüfung
meine gegentheilige Ueberzeugung klar und bestimmt auszusprechen und zu begründen. Eine
solche ausführliche Behandlung der Sache mit dem von Delitzsch geforderten ,viel mäch-
tigeren Apparat wissenschaftlicher Arbeit" bedingte bereits einen bedeutenden Umfang dieses
Capitels. Dazu kam weiter, dass der Versuch einer Klarstellung der bei Sumeristen und
Antisumeriern gleich wirren Vorstellungen über die Bedeutung der Namen Akkad(ier) und
Sumer(ier) — ich verweise mit Bezug darauf schon an dieser Stelle auf Theil I Seite 57
Anmerkung 1 — sich als unumgänglich erwies und ein weiteres Anwachsen veranlasste.
Schliesslich konnte eine Behandlung dieser Frage , deren Bedeutung weit über den engeren
Kreis assyriologi scher Specialforschung hin ausreicht , nur dann erspriesslich und nutzbringend
erscheinen , wenn sie in einer auch für Nichtassyriologen , namentlich also für Semitisten,
Sprachforscher, Historiker und Anthropologen verständlichen Weise gefasst wurde, wie ich das
auszufühi'en mich bemüht habe. Aus all diesen Gründen musste es erwägenswerth erscheinen,
ob nicht das vierte Capitel aus diesem in erster Linie der assyriologischen Forschung auf dem
Gebiete der Sprache und Geschichte dienenden Buche besser ausgeschieden und als gesonderte
Abhandlung herausgegeben würde. Die hierüber zwischen den Herausgebern der , assyriologi-
schen Bibliothek", der Verlagshandlung und dem Verfasser gepflogenen Verhandlungen haben
aber schliesslich zu dem Ergebniss geführt, es bei der Einfügung des vierten Capitels in
das vorliegende Buch zu belassen. Der Verfasser war es zwar einerseits zufrieden , dass die
Vollendung dieser nothwendigen, aber mühevollen und wenig lohnenden Arbeit mit der Fertig-
stellung der Gesanimtarbeit unlöslich verknüpft wurde, bedauert aber andererseits die grosse
Verzögerung der Vollendung und Herausgabe des Baches, die neben anderen widrigen Um-
ständen namentlich der Ausarbeitung und mehrfachen Umarbeitung des vierten Capitels zur
Last fällt.
Wird man somit der Schrift vielleicht nicht mit Unrecht den Mangel völliger Einheit-
lichkeit und zu grosse;^ Umfang des behandelten Stoffes vorhalten können, so hoffe ich, diesem
Vorwort. \ II
in ihrer Anlage und Entwicklung begründeteten Fehler durch Anfertigung ausführlicher Glossare
und Register entgegengewirkt und damit zugleich die Benutzbark eit des Buches erhöht zu haben.
Was ich den Arbeiten meiner Vorgänger und Fachgeno.s.sen verdanke, habe ich mich
überall gewissenhaft und deutlich hervorzuheben bemüht. Auch in dieser Richtung hätte ich
mich vielleicht ohne Schaden etwas mehr beschränken können , wenn ich nicht mit dem vor-
liegenden Buche gleichzeitig einen Protest gegen eine leider neuerdings wieder stärker hervor-
tretende Richtung in der Assyriologie hätte einlegen wollen, deren Anhänger der wissenschaft-
lichen Arbeit von Vorgängern und Gleichstrebenden die erforderliche Beachtung und Würdigung
angedeihen zu lassen versäumen.
Seitdem im Herbst 1888 der Druck begonnen worden — die Autographieen waren
grossentheils schon vorher fertiggestellt — sind auf assyriologischem Gebiete wichtige neue
Funde gemacht und bedeutsame Untersuchungen erschienen, in denen manche der in der vor-
liegenden Arbeit in Angriff genommenen Fragen theils berührt, theils ausführlich behandelt
sind. Wo immer möglich, habe ich diese Arbeiten berücksichtigt und, wie z. B. Winckler's
Utitersuchiingen zur alten Geschichte gegenüber, einen abweichenden Standpunkt genau begründet.
Auf einschlägige Aeusserungen aus der neuesten Literatur, die mir erst nach Druck-
legung der betreffenden Abschnitte bekannt geworden sind, habe ich in den Nachträgen und
Berichtigungen verwiesen. Dieselben geben ausserdem Rechenschaft über eine Anzahl von
Aenderungen in meiner Anschauung über schwierige Textstellen und Fragen. Im Verlauf
dreier Jahre kann natürlich, besonders in einer derartig im Fluss begriffenen Disciplin, Manches
in verändertem Lichte erscheinen. Ich empfehle deshalb die , Nachträge und Berichtigungen"
wie auch das Verzeichniss der .Versehen und Druckfehler" der eingehendsten Berücksichtigfuna
vor Benutzung des Buches.
Zu Theil I S. 121 f. Anm. 2 bemerke ich, dass Herr Dr. Jensen, nachdem er auf das
Versehen, welches ihm Kosmologie S. 158 Abs. 1 gegenüber meinen Bemerkungen ZA II 214
begegnet ist, aufmerksam geworden war, mir nicht nur sein Bedauern über diesen Irrthu
m
schriftlich ausgesprochen, sondern Alles getban hat, was in seiner Macht stand, um einer dahin
zielenden freimüthigen Erklärung Aufnahme in das dazu geeignete Fachorgan zu verschaffen.
Ich bedaure, dass der betreffende Bogen bereits im Reindruck vorlag, als mir Herrn Dr.
Jensen's Mittheilungen zugingen. Ich hätte andernfalls, statt Anm. 2 S. 121 f. zu drucken,
einfach die Mittheilung gebracht, dass Jensen seine Ausführungen, Kosmologie S. 158 A!)s. 1,
weil grossentheils irrtbümlich, nicht mehr aufrecht erhalte.
Bei Anfertigung der Arbeit habe ich mich gütiger Unterstützung :n den mannig-
faltigsten Richtungen und von den verschiedensten Seiten zu erfreuen gehabt. An der Be-
schaffung des Materials, der Copie und Collation der Inschriften haben sich die Herren Dr.
Bezold, von Ferkis, Dr. Jensen, Prof. Opfert, Pater Strassmaier und Dr. Wjnckler betheili^t.
Wichtige Fingerzeige zur Erklärung der Inschriften sind mir in verschiedenen Stadien der
Arbeit namentlich zugegangen von Herrn Prof. Hommel, Dr. Jensen, Prof. Schrader,
Dr. Zimmern. Allen diesen Herren, deren Antheile im Einzelnen an den betreffenden Stellen
möglichst genau verzeichnet sind, spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus. Derselbe gilt
nicht minder den Freunden, die mir bei Anfertigung des Namen- und Sachregisters hilfreich
zur Hand gegangen sind.
In ganz besonderem Maasse hat aber auf meine Dankbarkeit Anspruch Herr Dr. Carl
Bezold, der sich die grosse Mühe nicht hat verdriessen lassen, die zw^eite Correctur des gesammten
VIII Vorwort.
Buches zu lesen und dabei nicht blos auf den Druck seine Aufmerksamkeit gerichtet hat,
sondern einerseits aus dem Schatz seiner Copien und Sammlungen manche interessante Zu-
gabe beigefügt, andererseits durch Aeusserung von Fragen und Zweifeln mich öfters sei es zu
erneuter Prüfung meiner Ansichten, sei es zu klarerer Fassung im Ausdruck veranlasst hat.
Den Herausgebern der „Assyriologischen Bibliothek", den Herren Professoren Friedrich
Delitzsch und Paul Haupt, danke ich für das Entgegenkommen und die Liberalität, mit der
sie diese Arbeit trotz der darin vertretenen, den ihren vielfach entgegengesetzten Anschauungen
unter Belassung ihrer völligen Selbständigkeit in die „ Assyriologische Bibliothek"
aufgenommen haben.
BERLIN im October 1891.
C. F. LEHMANN^.
IX
Verzeichniss der Abkürzungen.
Ahhandl. [Sitziingsher.) Berl. Ak. d, W. : Ahhcmdlunyen (Sitzungsberichte) der Königlichen Akademie der
Wissenschafteil zu Berlin.
AUogrnphie: Apergu grammaticnl de l'allographie assyrienne. Actes du sixieme congres international des
Orientalistes tenu en 1883 a Leyde, Vol. II p. 535—568.
AL^: Assyrische Lesestücke, herausj^egeben von Friedrich Delitzsch, 3. Auflage. Leipzig 1885. — AL^
desgl. 2. Auflage. Leipzig 1878.
Amiaud-Mechineau s. Tableau compare.
AOV: Mittheilungen des Akademisch-orientalistischen Vereins zu Berlin. Berlin 1887 tf.
ASKT: Akkadische und sumerische Keilschrifttexte, herausgegeben von Paul Haupt, Lieferung I — IV,
Leipzig 1881 2 (Assyriologische Bibliothek, Bd. I).
Assurb(anipal): History of Assurhanipal, translated from the cuneiform inscriptions. By George Smith.
London 1871.
Asurbanipal (in Verbindung mit S. A. Smith): Die Keilschrifttexte Asurbanipals , Königs von Assyrien
(668-626 V. Chr.). Von Samuel Alden Smith. Heft I und II, Leipzig 1887. Heft III, Leipzig 1889.
AV s. Strass(maier).
JBavian: LHnscription de Bavian par H. Pognon, Paris 1879—80.
BB: Babylonische Busspsalmen, umschrieben, übersetzt und erklärt von Dr. Heinrich Zimmern, Leipzig 1885
(Assyi-iologische Bibliothek, Band VI).
Beitr{äge): Beiträge zur Assyriologie und vergleichenden semitischen Sprachwissenschaft, herausgegeben von
Friedrich Delitzsch und Paul Haupt. 1889 ff.
BMGW: üeher altbabylonisches Maass und Geicicht und deren Wanderung. Vortrag gehalten von C. F.
Lehmann, Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft. 1889. S. 256 — 328.
BOR: The Babylonian & Oriental Becord, edited by Terrien de Lacoüperie, Theo, G. Pinches etc. Lon-
don 1886 tf.
BuÜNNOW (List): A elassified List of all sinqyle and Compound cuneiform idcographs. Leiden 1889.
Brücke {Grundsüge): Grundzüge der Phänologie und Systematik der Sprachlaute. Zweite Auflage. "Wien.
Cat. : Catalogue of the cuneiform tablets in the Koyunjyk Collection of the British Museum. By C. Bezold.
London 1691. Vol. L
COT: The Cuneiform Inscription and the Old Testament by E. Schrader, translated by Owen G. White-
house. London 1885 u. 1888.
CV: Die akkadische Sprache (Vortrag gehalten auf dem fünften internationalen Orientalistencongresse zu
Berlin) von Paul Haupt, Berlin 1883.
Del.: Friedrich Delitzsch.
Diss. : Inauguraldissertation.
EM: J. Oppert, Expedition scientifique en Mesopotamie. I (1863), II (1859), Paris.
Flemming, Keb.: Die grosse Steinplatteninschrift Nebukadnezar's II, Göttingen 1883,
GOA: Göttinger gelehrte Anzeigen, unter der Aufsicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.
GGN: Nachrichten von der königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg- August- Universität zu
Göttingen.
Hebraica: Hebraica, a Quarterly Journal in the interests of Semitic Study. Chicago u. New Haven, 1884 ff,
HuaiaiEL, Geschichte: Geschichte Babyloniens und Assyriens von F. Hommel. Oncken'sche Sammlung 1885.
JRAS : Journal of the Royal Asiatic Society.
K: Kuyounjik Collection im British Museum.
Lehmann, Samassumukin. II
X ' Verzeichniss der Abkürzungen.
KATS: Die Keilinschriften und das alte Testament. Von Eberhard Schrader. Mit einem Beitrage von
Paul Haupt. 2. Auflage. Giessen 1883.
KB: KeiUnschriftliche Bibliothek, Sammlung von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und
Uebersetzung, in Verbindung mit Dr. L. Abel, Dr. C. Bezold, Dr. P. Jensen, Dr. F. E. Peiser,
Dr. H. WiNCKLEB, herausgegeben von Eberhard Schrader. Berlin 1889 ff.
KGF: Keilinschriften und Geschichtsforschung von Eberhard Schrader. Giessen 1878.
Kosmologie: Die Kosmologie der Bahylonier. Studien und Materialien. Von P. A. Jensen. Strassburg 1890.
Kossäer: Die Sprache der Kossäer. Linguistisch-historische Funde und Fragen von Friedrich Delitzsch.
Leipzig 1884.
LayabD: H. A. Latard, Inscriptions in the cuneiform character.^ London 1851.
Lehmann, Diss.: De inscriptionibus cuneatis quae pertinent ad Samas-sum-uMn regis Babyloniae regni initia.
Dissertatio inauguralis quam .... scripsit .... Carolus Fredericüs Lehmann. Monachii 1886.
lAt. : Kurzgefasstcr Ueberblick über die babylonisch-assyrische Literatur . . . herausgegeben von Gaul Bezold.
Leipzig 1886.
Lyon, Sargonstexte: Keilschrifttexte Sargons, Königs von Assyrien, 722-705 v.Chr. Nach den Originalien
herausgegeben, übersetzt und erklärt von Dr. David Gordon Lyon. Leipzig 1883. (Assyr. Bibliothek
Band V.)
Magie (in Verbindung mit Lenormant): Die Magie und Wahrsag elcunst der Chaldäer. Von FRANgois
Lenobmant. Jena 1878.
Melanges: Melanges de critique et d'histoire relatifs aux peuples semitiques par J. Halevy, Paris 1883.
Neb. EIH.: Die grosse Nebucadnezar-Inschrift auf der Steinplatte vormals im East-India House.. I R 59—64.
Neh. Ch'ot.: Die zuerst von Grotefend publicirte Inschrift Nebucadnezars. I ß 65—66.
PAOS : Proceedings of the American Oriental Society.
Pariiidies): Wo lag das Paradies? Eine biblisch-assyriologische Studie. Von Friedr. Delitzsch. Leipzig 1881.
PSBA: Proceedings of the Society of Biblical Archaeology, London.
R: The Cuneiform Inscriptions of Western Asia prepared for publication by Sir Henry C. Rawunson,
Vol. I— V. London 1861 ff.
Mecueil: Becueil des travaux relatifs ä Varcheologie egyptiennes et assyriennes.
BEJ: Bcüue des Etudes Juices.
S», S**, Sc Syllabare nach der Ausgabe in AL^.
Sanh.: Sechsseitiges Prisma Sanheribs, I R 37 — 42.
SD: lieber einen Dialect der sumerischen Sprache. Von Paul Haupt (GGN 1880, Nr. 17).
Semiten: Die semitischen Völlcer und Sprachen, als erster Versuch einer Encyklopädie der semitischen
Sprach- und Alterthumswissenschaft. Von Fritz Hommel. Erster Band. Leipzig 1883.
SFG: Die sumerischen Familiengesetze. Eine assyriologische Studie von Paul Haupt. Leipzig 1879.
Stbassm(AIEB), AV: Alphabetisches Verzeichniss der assyrischen und alclcadischen Wörter der Cuneiform
Inscriptions of Western Asia, Vol. II etc. Von J. N. Strassmaieb, S. J. Leipzig 1886 (Assyriologische
Bibliothek, Band IV).
Surbu: De incantamentorum Sumerico-Assyriorum scriei quae dicitur Surbu tabula sexta. Commentatio
philologica quam scripsit Petrus Jensen Nustrupensis. Monachii 1885. Separat und in ZK I 279 ff.,
II 15 ff.
Tdbleau comparS: Täbleau compare des ccritures babylonienne et assyrienne archaiques et modernes avec
classement des signes d'apres leur forme archaique par A. Amiaud et L. Mechineaü, S. J. Paris 1887.
TiELE, Geschichte: Babylonisch-Assyrische Geschichte von C. P. Tiele. 2 Theile. Gotha 1886. 1888.
TSBA: Transactions of the Society of Biblical Archeology, London.
UAG oder Untersuchungen: Untersuchungen zur altorientalischen Geschichte von Hugo Winckler.
Leipzig 1889.
V.A. Th.: Vorderasiatisches Thontafel-Inventar des Berliner Museums.
WiNCKLEB, Sa/)fg.,n: Die Keilschrifttexte Sargons, .... neu herausgegeben von Hugo Winckler. 2 Bde.
Leipzig 1889.
Wörterbuch: Assyrisches Wörterbuch von Friedrich Delitzsch. Leipzig 1887 ff.
ZA: Zeitschrift für Assyriologie und verivandte Gebiete, Bd. I ff. Leipzig 1886 ff.
ZA: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Alterthumskunde. Leipzig 1886 ff'.
ZDMG: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Leipzig.
ZK : Zeitschrift für Keilschriftforschtmg und verwandte Gebiete, Band I und II, Leipzig 1884 und 1885.
XI
Inhaltsübersicht.
ERSTER THEIL.
EINLEITENDE BEMERKUNGEN UND ALLGEMEINE ERGEBNISSE.
ERSTES CAPITEL.
V
Samassumukin, seine Person, sein Name, seine Regierungszeit. — Form und Aussprache
des Namens Asurbanabal (S. 1 — 21).
I. Erwähnung der königlichen Brüder in nicht keilinschriftlichen Quellen . . . . ,
IL Regierungszeit des Saosduchin
III. Die keilinschriftliche Form des Namens Saosduchin .
IV. Erklärung des Namens Samassumukin ............
V. Vergleichung der griechischen (und armenischen) Wiedergabe mit der babylonischen Form des
Königsnamens . . . . . . 12 — 16
VI. Aussprache des Namens Asurbanabal. — Lautbestand des Wortes ablu . : . . . 16 — 21
Seite
2-4
4—6
6—9
9—12
ZWEITES CAPITEL.
Die Monumente und Inschriften.
(Vgl. die Inhaltsübei-sicht für die Originaltexte.) S. 22—28.
I. Auf den Namen Samassumukin's lautende Inschriften
A. 1) Die zweisprachige Inschrift
B. Einsprachig neubabylonische Inschriften
2) Die Steleninschrift S^
3) Die Cylinderinschrift L^ . . . .
4) Der Brief Samassumukin's an Asurbanabal
5) Das Fragment K. 5579 ....
II. Auf den Namen Asurbanabal's lautende Inschriften
A. Steleninschriften
6) Die Steleninschrift S"^ ...
7) Die Steleninschrift S3 . . .
B. Cylinder-Inschriften .....
8) Die Cylinder-Inschrift L^ .
9) Die Cylinder-Inschrift L2 . . .
10) Die Cylinder-Inschrift P^ .
11) Die Cylinder-Inschrift P2 . . .
22—25
22
22-25
22—24
24
25
25
25—28
25
25
25
25—27
25
25—26
26
27
IV
XII
Inhaltsübersicht.
C. Thontafel-lnschriften .
12) Die Thontafel-Inschrift L^
13) Die grosse Thontafel-Inschrift L* . . . .
in. Berichte Dritter, in welchen die beiden Könige erwährt werden
14) Der Bericht K. 991
Seite
. 27-28
27
. 27 — 28
28
28
DRITTES CAPITEL.
Der geschichtliche Gewinn aus den Inschriften. (S. 28 — 56).
I. Das verwandtschaftliche Verhältniss zwischen Asurbanabal und Saraassumukin
II. Umstände, welche die Thronbesteigung Samassuraukin's herbeiführten
A. Die für die Thronbesteigung Asurbanabal's massgebenden Umstände
B. Die für die Thronbesteigung §amassumukin's direct massgebenden Umstände
III. Der Regierungsantritt §amassumukin's und seine politische Bedeutung .
28—33
33—42
34—39
39—42
43—56
YIEßTES CAPITEL.
V
Die Existenz der sumerischen Sprache (und die Bedeutung der Inschriften Sama¥sumukin's
als Beweismittel für dieselbe). (S. 57 — 173.)
Erster Abschnitt.
Widerlegung der gegen die Existenz des Sumerischen in's Feld geführten allgemeinen Gründe. (S. 62—
I. Ist die Annahme der Existenz eines nichtsemitischen Volks- und Sprachelementes (in
Babylonien) an sich unmöglich ? ...........
IL Sind stichhaltige positive Gegengründe gegen die (an sich als nicht unmöglich erwiesene)
Annahme einer Sprachmischung in Babylonien von den Antisumeriern in's Feld geführt?
Zur Geschichte und Bedeutung der Begriffe und Namen {mät) Aickadi und mdt
Sumeri u Äkkadi
a) Akkadü, med Alclcadi ...........
b) Die Zusammenstellung der beiden Namen in dem Titel sar viät Sumeri u
u AJckadi = lugal kinyi kl t^TTD ........
c) Die begriffliche Bedeutung des Titels ........
108.)
62—67
67—108
68—100
71—73
74—84
84—100
Zweiter Abschnitt.
Das Sumerische keine babylonisch-semitische Ailographie.
1) Schriftlehre und Wortschatz
Die sumerischen Zahlwörter ......
2) (Zur) Lautlehre
Die neusumei'ische Sprache ......
3) Zum Sprachbau .........
(S. 108—173.)
113—131
127—131
131—165
162-105
165-173
Inhaltsübersicht.
XIII
ZWEITEK THEIL.
DIE INSCHRIFTEN UND IHRE DEUTUNG.
ERSTER ABSCHNITT.
Umschrift und Uebersetzung. (S. 1
-27.)
Vorbemerkung
Die zweisprachige Inschrift
Die Stelen-Inschrift S»
Die Cylinder-Inschrift L^
Die Stelen-Inschrift S^
Die Cylinder-Inschrift L^
Die Thontafel-Inschrift L3
Die grosse Thontafel-Inschrift L*
Seite
1—5
6-9
10—11
12—13
1.5—19
18-21
20—23
22—27
ZWEITER ABSCHNITT.
Erläuterungen. (S. 28—71).
1. Zur ßilinguis Saniassumukin's
Erste Abtheilung
Zweite Abtheilung
Dritte Abtheilung
2. Zur Stelen-Inschrift S^ .
3. Zur Cylinder-Inschrift L^
4. Zum Brief Samas.sumukin's
5. Zum Fragment K. 5579 .
6. und 7. Zu den Stelen-Inschriften S^ und S^
Zu den Cylinder-Inschriften
8. Zu LI
9. Zu L2
10. Zu Pi
11. Zu P2
12. Zur Thontafel-Inschrift .
28-56
29-30
30-53
53-56
56-57
57—58
58
58—59
59-61
61—62
61
61
62
62
62-63
Zu den Nachträgen. (S. 72—78.)
Zu K. 991
Zu K. 432
Zu K. 501
Zu K. 626
Zu K. 108
Zu K. 1118
Zu K. 1203
73—74
74
74—75
75—76
76—77
77
77-78
Glossar I. Akkado-Assyrisch und deutsch 79—92
Glossar II. Sumerisch, akkado-assyrisch und deutsch 93 —96
Namen- und Sachregister 97 — 104
Nachträge und Berichtigungen • 105 — 116
Versehen und Druckfehler 117—118
XIV
Inhaltsübersicht.
Originaltexte.
(Tafel I— XXXIX.)
I. Auf den Namen Samassumukin's lautende Inschriften
A. Nr. 1. Die zweisprachige Inschrift
B. Einsprachig neubabylonische Inschriften.
Nr. 2. Die Steleninschrift S^
Nr. 3. Die Cjlinder-Inschrift L^ .
Nr. 4. Brief Samassumukin's an Asurbanabal
Nr. 5. Das Brieffragment K 5579
IL Auf den Namen Asurbanabal's lautende Inschriften
Nr. 6. Die Steleninschrift S2 . . .
Nr. 7. Die Steleninschrift S^ . . .
Nr. 8. Die Cylinder-Inschrift L^ .
Das Fragment des Duplicats 81. 2 — 1. 38
Nr. 9. a) Die Cylinder-Inschrift L^
b) und c) Fragmente von Duplicaten
d) Das Fragment des archaisch geschriebenen Duplicats
Nr. 10. Die Cylinder-Inschrift P' (in neubabylonischer Transscription)
Nr. 11. Die Cylinder-Inschrift P2
Nr. 12. Die Thontafel-Inschrift L^
Nr. 13. Die grosse Thontafel-Inschrift L*
III. Berichte (Dritter.) Nr. 14. K. 991
Tafel
I-XII
I-IV
V-VII
VIII-X
XI
XII
XIII— XXXIX
XIII-XVI
XVII— XXII
XXIII-XXIV
XXIV
XXV— XXVI
XXVI
XXVII
XXVIII-XXIX
XXX— XXXI
XXXII -XXIII
XXXIV-XXXIX
XL-XLI
Nachträge zu den Originaltexten.
(Tafel XLII— XLVII.)
Backsteininschrift Samassumukin's
Das Fragment K. 432
Der Bericht K. 501 .
Der Bericht K. 626 .
Der Bericht K. 168 .
Das Fragment K. 1118
Das Fragment K. 1203
Bericlitigungen zu den Originaltexten.
(Tafel XLVII.)
XLII
XLII
XLIII
XLIV
XLV— XLVI
XLVI
XLVI— XLVII
ERSTER THEIL.
EINLEITENDE BEMERKUNGEN UND
ALLGEMEINE ERGEBNISSE.
EESTER THEIL
EINLEITENDE BEMERKUNGEN UND ALLGEMEINE ERGIEBNISSE.
ERSTES CAPITEL.
Samassuinukiii, seine Person, sein Name, seine Regiernngszeit. — Form und
Aussprache des Namens Asurbanabal.
Die Annalen des Königs (!) *"n~ -^ HF- iT (Asurbanabal) in ihren verschiedenen Redac-
tionen^) sowie auch mannigfache Inschriften anderer Art wie Omentafehi, Briefe und Berichte^),
und Prunkinschriften •^) geben Nachricht von einem gewaltigen Aufstande, den sein Bruder
(|) ^n ^I *^^r^ *^ •"lI'Q^ *~^h cler von ihm zum König über Babylonien eingesetzt
worden sei, undankbarer Weise, gegen ihn angestiftet habe. Dieser Aufstand, welcher nicht
blos die alten Erbfeinde der Assyrer, die Elamiter, sondern die gesammten Assyrien unter-
worfenen Völker Yorderasiens und des Nillandes in Mitleidenschaft zog, und bei welchem sich
als einer der rebellischen Fürsten des Westlandes**) wahrscheinlich auch Manasse, König von
Juda , betheiligte , wurde mit Mühe niedergeschlagen , Babylon nach langwieiigen Kämpfen
erobert und zerstört; | *^*Y~ ^1 *^^r^ *^ nl-^ *~^1 fand seinen Tod in den Flammen,
welche seinen Palast verzehrten.^)
1) Rm I (V R) Col. III, 70 f. — IV, 109; vgl. Col. VIII. 32 und 40. — Cyl. A (ITT R 20 f.) Col. IV,
6— V, 43. — Cyl. B. (III R 30 f.) Col. VI, 96— VII, 87. — Vgl. Cyl. C 88—115 (s. auch III R 36, Nr. 6). —
Rm II, 455 (s. Bezold, Lit. S. 340). — Geokge Smith, History of Assitrbanipal IX, p. 151—204.
2) George Smith, a. a. 0.
3) Siehe namentlich IR8, Nr. 1 , -wo Asurbanabal sich rühmt, das Gewand .... das Abzeichen
der Königswürde seines unrechtmässigen und ungetreuen Bruders, sowie all seine Krieger und all seine
Habe, und Alles was sein Palast Begehrenswerthes barg, mit sich weggeführt zu haben.
4) Rm I Col. III, 103. — S. Schradek KAT 367 f.
5) R^l, Col. III, 46— 52 „die Götter -warien Samassumulin. meinen feindlichen Bruder, der
mich befehdet hatte, in das brennende Feuer und vernichteten sein Leben". Tielk, Babi/lo)iisch-Assijnsche
Geschichte II, S. 382 versteht die Stelle so, als ob die Bewohner Babylon's, durch Belagerung und Hungers-
noth zur Verzweiflung getrieben (ebenda Z. 41—43), den König in's Feuer geworfen hätten. Es ist zwar
nicht unmöglich, die Stelle so aufzufassen, allein namentlich im Hinblick auf Z. 55 IT., wo erzählt wird, wie
Asurbanabal mit den geistigen Urhebern des Aufstandes verfahren sei, „welche mit meinem feindlichen Bruder
diese üebelthaten ausgeheckt und diese Schändlichkeiten veranlasst hatten", — die aber wie ausdrücklich her-
L eh mann, Samassutuukin. 1
2 Erster Theil, erstes Capitel.
Noch ehe man den Namen unseres Königs richtig zu lesen verstand, hat man bereits
erkannt, dass das königliche Brüderpaar in verschiedenen aus dem Alterthum überlieferten
nicht keilinschriftlichen Quellen erwähnt und behandelt werde, was wir im Folgenden an der
Hand von Eberhard Schrader's grundlegenden Forschungen^) darlegen wollen.
I. Erwähnung der königlichen Brüder in nicht keilinschriftlichen Quellen.
A) Eusebius berichtet in seinem Chronicon (ed. SCHOSNE lib. I p. 27, 33 sq.):
„Etenim sub Ezekia regnavit Sinacherim, ut Polyhistor exponit annis XVIII et post eum
eiusdem filius annis VIII. Postea vero Sammuges annis XXI et eius frater annis XXI" und
ebendaselbst (p. 29, 14 sq.) heisst es: „Post Samniugem vero Sardanapallus Chaldaeis regnavit
annis XXL" — Alexander Polyhistor, dessen Nachrichten, wie Schrader unwiderleglich nach-
gewiesen hat, auf Berosns zurückgehen und demgemäss die babylonische (nicht etwa die
assyrische) Herrscherreihe betreffen, stellt also gemäss Eusebius die folgende Liste auf:
vorgehoben wird, den Tod gescheut hatten, weil sie ihr Leben zu lieb hatten, möchte ich mit Haupt an-
nehmen, dass hier von einer Selbstverbrennung des Saosduchin wirklich die Rede ist, und dass das Ja imkiitu
ina isäti'^, das von des Königs Anhängern ausgesagt und in der angegebenen Weise begründet wird, zu
übersetzen ist: „die sich nicht in's Feuer gestürzt hatten", — weil sie nämlich zu feige waren.
Dagegen vermag ich Haupt (ZK H 282 Anm. 4) in der Vermuthung nicht beizustimmen, dass der
Flammentod des Saosduchin den historischen Kern und Ausgangspunkt der „Sage" von der Selbstverbrennung
Sardanapal's bilde.
Es ist da vor Allem hei'vorzuheben , dass das Sagenhafte an dieser Nachricht weit weniger an
dem Factum der Selbstverbrennung des letzten Assyrerkönigs als in der Person des Königs liegt, an den
sich als den vermeintlich letzten Herrscher diese Tradition im späteren Alterthum knüpfte. Die Sage setzte
sehr natürlicher Weise an die Stelle eines unbedeutenden und unbekannten Sohnes oder Nachfolgers den
Namen desjenigen Herrschers, unter dessen Regierung das Assyrerreich zuletzt in voller Macht und Herr-
lichkeit bestanden hatte, des Sardanapal, dessen Pracht- und Kunstliebe auch sonst der Phantasie und
Sagenbilduug reichlichen Stoff bot. — Im Uebrigen ist uns die Selbstverbrennung des letzten assyrischen
Königs durchaus nicht blos aus der Sage bekannt, sondern wir finden dieselbe überliefert in demjenigen
Berichte, der, in diesem Punkte genauer als Herodot, uns davon Kunde giebt, dass mit den Medern
im Bunde die Babylonier den Sturz Assyriens und den Fall Ninive's herbeiführten, dem Berichte des Aby-
denus bei Eusebius und des Synkellos (s. den Wortlaut der lateinischen Uebersetzung und den griechischen
Text des Synkellos mit der berühmten GüxscHMiD'schen Emendation bei Schrader KAT 358 Anm.).
Dieser Bericht, weit davon entfernt, ein sagenhaftes Gepräge zu zeigen, — er redet z. B. richtig
nur von der Selbstverbrennung von Sardanapal's Nachfolger (so!) Saracus, nicht von der Sardanapal's —
wird vielmehr allgemein als historische Quelle für das betreffende Ereigniss angesehen, und dies besonders
aus dem Grunde, weil es feststeht, dass Abydenus im Allgemeinen (s. Ed. Meyer, Geschichte des Altcr-
thums, S. 150 § 123) und in diesem speciellen Fall (ebenda S. 577 § 481 Anm.) seine Nachrichten aus
Berosus geschöpft hat. Wie ungerecht und verkehrt es aber wäre, diesem, der sich als höchst unterrichteter
Kenner und glaubwürdiger Berichterstatter in Allem, was er über seine vaterländische d.i. babylonische
Geschichte berichtet, erwiesen hat, hier eine Verwechslung von Babylon und Ninive mi^j Allem was daran hängt
zur Last legen zu wollen, bedarf keiner weiteren Aasführung. Was hat es denn auch weiter Wunderbares,
dass erst die Assyrer Babylon in Brand stecken und der besiegte König es vorzieht, sich den Flammen zu
übergeben, als abzuwarten, welche Marter sein nach Rache dürstender Bruder in orientalischer Milde für
ihn ersinnen wird, und dass 40 .Jahre später ein Assyrerkönig, besiegt in einem Kriege, den man als Rachezug
für jene den Babyloniern angethane Schmach wohl ansehen kann, angesichts des gleichen Geschickes das
gleiche Ende -Ä^ählt? — Dafür, dass Ninive durch Feuer zu Grunde ging, sind ja die Brandspuren an den
Denkmälern und Schriftstücken, die wir jetzt in Händen haben, bessere Zeugen als alle geschriebenen Be-
richte aus alter Zeit. (Vergleiche bereits Nr. IV der meiner Dissertation angehängten Thesen.)
1) Eb. Schrader: KGF S. 521 ff. — Zur Kritik der historischen Angaben des Alexander Polyhistor
und Abydenus, Abh. de- sächs. Gesellsch. d. W. 1880 S. 1 ff. — KAT S. 368 ff. — Kineladan und Asur-
banipal ZK I S. 222 ff.
Die königlichen Brüder bei Eusebius und Ptolemiius.
Sanherib herrscht über Babylonien 18 Jahre
dessen Sohn « »i «. 8 ,
Sammufies , , , 21 ,
des Sammuges Bruder 21 Jahre ^jardanapallus 21 Jahre.
Daraus ergiebt sich:
a) (direct) : Der Bruder des Sammuges, welcher nach ihm 21 Jahre lang Babylonien
beherrschte, ist Sardanapal.
b) Die Keilinschriften nennen als Brüder den f *^*T~ -^ ^ IT (= Asiir-hayt-ulal)
und den | »^Hf- t] »^^^ »^ *^TT^ *"^l5 ersterer ist ein Sohn des J »^Hp iäk «V *^
= Äsurahiddin. Da bei der Thronfolge jedenfalls nur der männliche Stamm in Betracht
kommt , so war anzunehmen , dass auch dessen Bruder ein Sohn des Asarhaddon und beide
demnach Enkel des Sinaherbä = Sanherib sind, was jetzt durch die Inschriften zur Genüge
bestätigt ist.
c) Die babylonische Herrschaft des Samaiisumukin wird durch Asurhancüjcd zerstört;
von der Einsetzung eines neuen Herrschers ist in dessen Annalen nicht die Rede, wohl aber
zeigt das Thontäfelchen Sm. 324 des British Museum eine Datirung nach Jahren des Asur-
banabal als Königs von Babylonien.
Die Annahme, dass die Brüder, welche in der Tradition Berosus-Polyhistor-Eusebius
als Sardanapallus und Sammuges erscheinen, durch die keilinschriftlichen Namen: \ *^*7~^
C^ I Y und I *^^ ^1 *^^ *^ nT'^ *~^i bezeichnet wurden, erschien dadurch begründet.
B) Der dem grossen astronomischen Werke des Ptolemäus angehängte Canon, bekannt-
lich bis vor Kurzem die einzige verlässliche Quelle für die spätere babylonische Chronologie,
nennt als dreizehnten Herrscher, von Nabonassar an gerechnet, den l^oaQtöivog, d. i. augen-
scheinlich der Äsurahiddin piniDK, der von Alexander Polyhistor als Babylonierkönig genannte
Sohn des Sinaherbä.
Im Uebrigen scheinen freilich zwischen den Angaben des Eusebius und des Canon
starke Widersprüche obzuwalten, wie nachstehende Liste der auf Belibus ^ Elibus (Bel-epus)
folgenden Herrscher veranschaulichen Avird.
Berosus-Polyhistor-Eusebius. Ptolemäus.
Elibus • 3 Jahre
Asordanius, Sohn des Sanherib
Sanherib 18 Jahre
Dessen Sohn (= Asurachiddin) 8
Sammuges 2 1
Sardanapallus, sein Bruder 21
Nabupalsar 20
Belibus
3 Jahi-e
Aparanadios
6 ,
Regebelos
1 ,
Mesesimordakos
4 ,
^4ßaoik€VTog alXog
8 „
Asaridinos
13 ,
Saosduchinos
20 ,
Kineladanos
22 ,
Nabopolassaros
21
Diese Widersprüche sind jedoch nur scheinbare und lösen sich thatsächlich leicht, wie
folgt : Dass in beiden Ueberlieferungen den zwei Herrschern , welche dem Nabopolassar vor-
hergehen, zusammen 42 Jahre zugetheilt werden, wenn auch in einer um ein Jahr diöerirenden
Vertheilung, und dass man desshalb anzunehmen habe, in beiden Ueberlieferungen seien mit
verschiedenen Namen dieselben Könige gemeint, demgemäss ^aoodoLxn'og dieselbe Person, wie
1*
4 Erster Theil, erstes Capitel.
Sammuges, und Kivtjladavos identisch mit Sardanapallus , hat bereits Johannes Brandis^)
1853 erkannt und nach ihm A. VON GuTSCHMiD^) gegen M. von Niebuhr als sicher und un-
zweifelhaft dargethan. Es ist ferner mit Schrader hervorzuheben, dass, wenn man die Differenz
von einem Jahr bei Nahopolassar vorläufig ausser Acht lässt, die Summe der Regierungsjahre
von Sanhcrih bis zum Nabupalsar mit der Angabe des Polyhistor, dass der Zeitraum von
Sanherib bis zu Nabukodrosor, d. h. bis zu dessen Regierungsbeginn nach dem Ende der seines
Vaters Nabü-ahal-usur, im Ganzen 88 Jahre umfasse, auf's Beste stimmt. Ferner sind nach
dem Canon von Regebelos bis zum Regierungsbeginn des Saosduchin 26 Jahre verflossen,
und ebenso viele Jahre kommen bei Polyhistor auf Sanherib und dessen Sohn. Dass aber
dem Letzteren, dem Asurachiddin, als babylonischem Herrscher bei Polyhistor 8 und im Canon
13 Jahre zugetheilt werden, geht nicht mit rechten Dingen zu, sondern beruht, wie Schrader
schlagend nachgewiesen hat^) , auf einer von Polyhistor selbst herrührenden Verstellung der
Zahlen. Während nämlich dieser die ganze Zeit, in welcher Sanherib (Näheres s. u. in Cap. III)
thatsächlich die Oberherrschaft über Babylonien innegehabt hat, zusammenfasst und ihm
zurechnet, ist der Canon genauer, indem er auch die babylonischen Könige mit aufzählt, die
Sanherib in jener Zeit tlieils zu Gegnern hatte und besiegte, tlieils seinerseits einsetzte. Aus
der obigen Liste wird klar, dass dieselbe wenn man die im Canon genannten Regieruugszeiten
des Regebdos = Nergal-usezib und des MesesimordaJcos = Muse£!ib-3Iarduk von den eusebi-
schen 18 Jahren des Sanherib abzieht, folgendes Aussehen annehmen würde:
Nergal-usezib 1 Regebel 1
Musezib-marduk 4 Mesesimordak 4
Anarchie 13 Idßaailevzoq alXog 8
Asarhaddon 8 Asaridin 13
d. h. Alexander Polyhistor hat selbst das Versehen in der Weise begangen, dass er die Jahre
der Anarchie und der Regierungsdauer des Asarhaddon umstellte und jene mit in die Gesammt-
zahl der Jahre des Sanherib verrechnete; zu lesen ist also bei Polyhistor-Eusebius*): „Etenim
sub Ezekia regnavit Sinacherim annis XIII et post eum ejusdem filius annis XIII. " —
II. Regierungszeit des Saosduchin.
Hatte man sich sonach überzeugt, dass Polyhistor-Eusebius und der Canon in allem
Wesentlichen übereinstimmen , so konnte man bereits die Regierungsdauer der beiden Brüder
nach den babylonischen Angaben in der Hauptsache mit Sicherheit berechnen, noch ehe
die Angaben des Ptolemäischen Canon durch die neuaufgefundene keilinschriftliche baby-
lonische Königsliste ^) ihre glänzende Bestätigung, und, soweit der Canon die Nainen in ver-
stümmelter Form gab, ihre Berichtigung fanden; wenn auch die Zahlen in Folge eines
Bruches des Documents gerade bei Asarhaddon und seinen Nachfolgern versagen.
Weitere Bestätigung und klareres Licht hat dann vollends die für die spätere baby-
lonisch-assyrische Geschichte unschätzbare von PiNCHES^) signalisirte und „paraphrasirte", von
1) Rcrum absyriarum tempora emendata p. 33.
2) Jahrbücher für classische Philologie VI, 1860 S. 81. — Vergl. Schrader KGF 540.
3) Abh. Sachs. Ges. d. W. 1880. S. 2 f.
4) Eusebius-ScHÖNE J, 27 1. 31 n.
5) Veröffentlicht von Pinches PSBA VI 1883/84. pag. 193 ff. — Vgl. Bezold, Lit. §8, 2. — Für alles
Nähere s. Schrader: Die keilinschriftliche babylonische Köniysliste. Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1887 XXXI
(23/VI 87) S. 579 ft'.
6) PSBA VI 1S83/84, p. 198 ff.
Regierungszeit des SaoHduchin. 5
WiNCKLER ZA II S. 148 ff., 299 ff. veröffentlichte und übersetzte babyloni.sche Chronik gebracht,
die uns Ereignisse giebt statt blosser Kegierungsdaten. Ihre Angaben stehen durchgehende mit
denen des babylonischen und des ptoleniäischen Canons im Einklang, so dass für die Kegierungs-
dauer der Könige nicht von Belang ist, was im Uebrigen als eine Lücke von dem Historiker
auf's Schmerzlichste empfunden wird: der Verlust der Angaben über die Verwicklungen unter
Sargon und zu Beginn von Sanherib's Regierung und das Fehlen der Fortsetzung über den
Regierungsbeginn des Saosduchin hinaus.
Nach dem Canon des Ptolemäus sind von dem Beginn der Regierung Nahonassar's
bis zum Ende des dem AsarJiaddon voraufgehenden Interregnums 07 Jahre vergangen: damit
stimmt die babylonische Liste, die statt des Interregnums den Sanherib nennt und Regierungen
mit aufzählt, die weniger als ein Jahr gedauert haben. Rechnet man dazu die in der babyloni-
schen Liste ausgebrochenen 13 Jahre des Asaridin aus dem Canon des Ptolemäus, so ergiebt sich
für das Antrittsjahr des Saosduchin das 80**'® Jahr vom ersten Jahre des Nahonassar (747) an
gerechnet: d. h. 668. Dasselbe Datum erhalten wir durch die Betrachtung der von den babylo-
nischen Zeitangaben gänzlich unabhängigen assyrischen Eponymenlisten, die bekanntlich eine
Sonnenfinsterniss erwähnen, die man auf den 16. Juni 7G3 astronomisch berechnet hat. Während
des SS^***" Eponymats, von diesem Ereignisse an gerechnet, bestieg gemäss Canon I (vgl. Canon III)
Ästirahiddin den Thron Assyriens. Nach Abydenus , der nur die assyrische Herrscherreihe
berücksichtigt, folgt auf Axerdis sein Sohn SardanapaUus , wie in den Inschriften auf
Äsurachiddin Asurbanabal. Eine ausdrückliche Angabe über des Letzteren Regieruncfsbeerinn
(s. u. Cap. III) fehlt zwar in den Eponymenlisten , allein das Täfelchen III R 2 Nro. XXIV,
hottom edge und left hand edge, mit seiner Datirung aus der Regierung AsiirbanabaVs, Königs
von Assyrien, vom Monat Ab im Eponymat des Marlarim, der gemäss Canon 1 und V Epo-
nym des Jahres 668 ist, zeigt uns, dass Asurbanabal in diesem Jahre — demselben, welches
der ptolemäische Canon als Todesjahr des AsuraJjiddin an die Hand giebt — bereits als König
über Assyrien gebot. Genauer aber verhält sich die Sache folgendermassen :
Im Jahre 681 ward Sanherib ermordet (Eponymenlisten, Inschriften, Ptolemäischer
Canon , babylonische Königsliste , Chronik) und zwar nach Angabe der Chronik im Monat
Tebet. Im Monat Sivan, also im folgenden Jahre (680) bestieg Asarhaddon nach der Chronik
den Thron Assyriens, den er (Näheres s. unten in Cap. III) 12 Jahre lang inne hatte. Am
zehnten Marcheschvan des zwölften Jahres, also 10/VIlI 669, starb Asarhaddon (Chronik
Col. IV, 30/31).
Demgemäss ist der Anfall der Regierung an Asurbanabal noch in das Jahr 669 zu
setzen, und man würde auch den Regierungsbeginn des Samassumukin von diesem Jahre an
datiren, wenn man hier, wie in Assyrien, auch in Babylonien von einem einfachen Anfall der
Regierung reden könnte. Wie wir aber im dritten -»Capitel ausführlich darthan werden, hat
V
eine besondere Einsetzung Samassumukin''^ stattgefunden, und zwar, dem allgemeinen baby-
lonischen Brauche beim Regierungsantritt eines Königs folgend (s. u.), im ersten Monat des
nächsten vollen Kalenderjahres, also im Nisan 668.
V
Von dieser Zeit datirt der Regierungsbeginn SamassumuMn's, und die Inschriften, die
wir im Folgenden herausgeben, übersetzen und sprachlich wie geschichtlich erläutern werden,
sind, da sie alle diese Ereignisse voraussetzen, nach diesem Termin entstanden, und vor der
Mehrzahl derselben, welche direct mit Bezug auf dieses Ereigniss und zu dessen Feier und
Verherrlichung aufgesetzt sind, darf man verniuthen, dass ihre Abfassung auch nicht lange
nach diesem Termin erfolgt ist. —
Den „terminus pOSt quem non" bezeichnet, da die Inschriften alle uns die beiden
Könige im besten brüderlichen Einvernehmen zeigen, der Ausbruch des babylonischen Aufstandes;
es ist hier nicht unsere Aufgabe, die schwankende Chronologie einer genauen Untersuchung zu
6 Erster Theil, erstes Capitel.
unterziehen^). Wir bemerken nur, dass die Bedenken, welche Tiele'^) gegen die bisherige
Festsetzung dieses Ausbruches auf das Jahr 650 daraus herleitet, dass der nach der bisherigen
Annahme frühestens 046 geschriebene Cylinder B über den Fall Babylon's und den Tod des
Saosduchin vollständig schweigt, uns wohl begründet erscheinen und wir desshalb geneigt sind,
seinen Ansatz 652 für den richtigeren zu halten. Das Todesjahr SamaskwinJcins fällt nach
dem ptolemäischen Canon, der hier, da keilinschriftliche Königsliste und Chronik versagen, die
einzig zuverlässige Quelle ist, in das Jahr 648. Datirungen aus der Regierung des SamassimiuMn
sollen namentlich auf den aus Abu Habba = Sippar stammenden Täfelchen in grosser Zahl
erhalten sein ^) ; einige solche finden sich auf Contracttafeln im Berliner Museum (Sammlung
HoMSY I); ein Document aus dem 14. Jahre imseres Königs veröffentlicht BuDGE ZA III 221 f..
228 f. ; zwei von der Amerikanischen Wolfe-Expedition mitgebrachte und jetzt im Metropolitan
Museum zu New- York aufbewahrte Tafeln stammen aus dessen 16. und 17. Jahre ^); im Handel
habe ich eine Urkunde auf Stein mit Datirung aus dem 20. Jahre SmnssuimiJcm''s gesehen.
Sama.^snnin]dn''s, Nachfolger auf dem babylonischen Throjie ist Asurhanahal. Dieser
verhängte zwar, Avie Sanherib, ein Strafgericht über Babylon, aber er hat nicht, wie sein Gross-
vater, die Selbständigkeit des Landes vollständig vernichten wollen (s. u. Cap. III), sondern hat,
das lässt sich aus den Canones und Datirungen schliessen , in rechtmässiger Weise die Herr-
schaft über Babylonien angetreten. Mit seinem Bestreben, statt der factisch bestehenden Unter-
ordnung unter Assyrien, das Verhältniss möglichst als eine Personalunion erscheinen zu lassen,
wird es auch zusammenhängen, dass er als Babylonischer König seinen Namen änderte und
sich Kandal{anu)^) nannte (Königsliste und Contracttäfelchen), ebenso wie früher vermuthlich
aus den gleichen Gründen Tiglafpileser II sich in Babylonien Ptilu , Salmanassar IV sich
Ululai nannten^).
III. Die keilinschriftliche Form des Namens Saosduchin.
Wir betrachten nunmehr die keilinschriftliche Form und die babylonische Aussprache
unseres Königsnamens, um dann zu sehen, wie dieselben zu den vorstehend erwähnten griechischen
Schreibungen stimmen.
1) Die regelmässige und bis vor Kurzem einzige bekannte Schreibung des Königs-
namens ist I *"*7^ ^I *^^>^ *^ *^| I-Q^ *"^^I (Annalen AstirbanahaVs in den betreffenden
Berichten passim).
2) Das Zeichen *^\^i^ hat bekanntlich den Lautwerth sir; derselbe kommt aber auch
dem Zeichen ^ zu; so erscheint denn der Name auf der Tafel K. 991 Z. 5 als *"n~ ►^I
^ *^ ^^ll-^ *~*^1- Dass dies der Name gerade unseres Königs ist, dafür bürgt die Zu-
sammenstellung mit Asurhanahal (s. den autographirten Text unter Nr. 14).
1) George Smith : The Assyrian Eponym Canon p. 101 ff. ; ders. : History of Assurhanipal p. 200 ff.
Eduard Meyer, Geschichte da AUerthims § 457 Anm. >S. 550.
2) TiELE Geschichte II S. 388 f.
3) Schrader ZK I, 223. —
4) Nach gütiger Mittheilung Herrn Professor Lyon's, welche mir durch Herrn Professor Gottheil
aus New- York übermittelt wurde.
5) Schrader, ZK I, 222 f. — Oppert's gegen diese Identification der Personen des Asurbanabal
= Kandalanu vorgebrachten Gründen (siehe dessen Aufsatz. La vraie pcrsonnalitc et les dates du roi Chini-
ladan, Revue d' Assyriologie Vol. I p. 1 suiv. und Memoires divers relatifs ä V archcölogie assyrienne 1 p. 29)
vermag ich nicht beizustimmen.
6) Für Asarhaddon, von dem er annimmt, dass er bei Lebzeiten seines Vaters al?* Vicekönig von
Babylonien fungirt habt, vermuthet ganz neuerdings eire ähnliche Doppelncnnung Winckler ZA II, S. 806
Anmerkung 2.
Die keilinschriftlichen Namensformen. 7
Es dürfte dessluilb der ] ^*j~ ^I *4i *^ ^LIl^ *"*^lJ geschriebene Verf"a.s.ser des
Briefes an den König mit der Signatur K. 5579 (s. Cap. I[ Nr. 5 u. Tafel XII) ebenfall^J
mit unserem Saosducliin identisch sein (V).
3) Die Schreibung »^Hf- t] »^<^ •"IIA. "^^I ohne »^, die in der Inschrift L^
(Nr. 8 Tafel XXIII fg. der Autographie) an beiden Stellen erscheint^), wo der Name ge-
nannt wird (Z. 11 und Z. 19), ist eine der bekannten häufigen Verkürzungen babylonisch-
assyrischer Namen in der Schreibung und, wie das die griechische Wiedergabe z. B. bei Ptolemäus
mehrfach zeigt, auch in der Aussprache. p]inen zweimal wiederholten Schreibfehler (Herr Prof.
Opfert brieflich) anzunehmen, sehe ich keinen Grund.
4) Nach freundlicher, mir kurz vor Abschluss dieses Abschnittes zugegangener Mit-
theilung von Herrn Dr. Bezold findet sich in dem mir unbekannten babylonischen Brief
K. 1203, Z. 5 der Vorderseite die Schreibung »^»^ t] *^jäk.>-*- >^ t^] , während die
drittletzte Zeile die gewöhnliche Schreibung mit *"| |4k> *~* I am Schluss bietet.
5) In den Datirungen der Contracttäfelchen , die Rassam in Abu Habba fand, sowie
im babylonischen Canon findet sich für unseren Königsnamen die Schreibung f KK *^-
Was nun die Aussprache des durch diese Zeichen wiedergegebenen Namens anlangt, so
wird t^\ *^^^ II R 47, 49 durch samullu wiedergegeben; daher sich die von Opfert vorge-
schlagene Lesung Samul-sum-ukin, die sich über das vorausgestellte ^>^\ hinwegsetzt, nach ver-
schiedenen anderen Versuchen, die theilweise nichts weiter waren als die sylabisch-phonetische
Wiedergabe der als Ideogramme beabsichtigten Zeichen , am längsten erhalten hat. Die
richtige Lesung verdanken wir Friedrich Delitzsch^) , welcher Schrader die Copie eines
Syllabars mittheilte , welches das betreffende Gottesideogramm *"*t~ ^I ^^^^^ direct durch
Samas „und zwar in einem Eigennamen" erklärt. Dieses „von Rassam nach England gebrachte
Syllabar" ist kein anderes (vgl. a. ZK II, 361 Anm. 1), als die später V R 44 veröffentlichte Liste
protobabylonisch resp. ideographisch geschriebener Königsnamen mit ihren neubabylonischen
Aequivalenten, wo Col. III 50 der Name I <y@[ ^^ ^^ ^] •^<^ durch -»-f- ^]
^111^ »^I^ -Q^^= »Der Sonnengott beruft zusammen" erklärt wird.
Wesshalb nun jenem Zeichencomplex diese Bedeutung zukomme, ist ziemlich klar:
^I *^\^5= wird verschiedentlich, so II R 8, 10 und in dem dreispaltigen eme-sal Vocabular
(ASKT 113, 33 = V, 11, 38 = AL^ 127, 35) durch niiru ;_^ erklärt. ^*^ t^ •^<^ ist
also der Gott des Lichts.
Die Gruppe ^f *^^^ mit ihrer Variante >^] */~ kommt in dem Namen eines
Tempels der Stadt Ur >^\ *^i,^^ ^[*^^), ferner in dem so häufig erwähnten Stoinnamen ►ff-^y
>-| *^V^ ^1*^' „Stein des grossen Lichts"*) vor. Auch in dem Namen eines Vogels erscheint
dieselbe: ^I '^<^ Hf^I (V R 27 Nro. 3 Obv. 38)^).
1) Siehe C. F. Lehmann ZK II 360 ti.
2) Bei ScHRADEJi Ber. K. Sachs. Ges. d. W. 1880. S. 2, Anm. 3.
3) Vgl. Jensen: Surha ZK II 45 N. 1. — Pognon: Les inscriptions du Wadi Brissa p. 187 suiv.
4) Dei'selbe spielt u. a. eine Rolle in einem imveröffentlichten Hymnus an den Gott Nh)dar im
Berliner Museum.
5) HOUGHTON (TSBA VIII 67 ff.) erkennt in der altbabylonischen Form (Striehfigur) des Zeichens,
welche bekanntlich um 90^' von rechts nach links gedreht werden muss, wenn man dem ursprünglich beab-
sichtigten Bilde nahe kommen will, die rohe Darstellung eines feurigen vom Himmel herabkomnienden Blitzes
oder Meteors und erinnert an die Rolle, welche der Specht in der Mythologie verschiedener Völker als
8 Erster Theil, erstes Capitel.
V
Dass jedenfalls in dem ersten Theil des Namens der Sonnengott Samsu zu suchen sei,
zeigt zum Ueberfluss noch die (unter 5) angeführte Wiedergabe durch KK 20, die dem Sonnen-
gott geheiligte Zahl (s. z. B. V R 37 Col. I 33 ff.)- Dagegen bleibt unklar, warum in allen
bisher bekannten Schreibungen unseres Königsnamens Samas niemals in der gewöhnlichen
Schreibweise *^nr" l erscheint, zumal da doch der im Uebrigen ganz identische Name
►^^ '^I ►^ ^11 1^ -^^ ^) Samas-suni-u-7chi als babylonischer Personenname bezeugt ist.
Das nach *^*7^ ^j ^^^^ erscheinende *^ könnte man versucht sein , mit dem
nachfolgenden *^l J-^^ ^~^I (►^|) zusammenzuziehen und niuJcm zu lesen*). Der Ausfall des
*^ in der oben unter 3 angeführten Schreibung und noch mehr die Beibehaltung desselben in
der abgekürzten Namensform [ ^^ >^ verbieten dies: *^ muss ein selbständiges Element sein
lind ist demgemäss als Ideogramm für sumu Name zu fassen.
*^I |-<Si. *~*^1 nnd ^1 sind die sattsam bekannten Ideogramme für das Verbum kämi
und dessen verbale und nominale Ableitungen. Die Analogie anderer Namen lässt namentlich
zwei Auffassungen zu, die verbale tikw und die adjectivische Mmi, eine Alternative, die aus
den Versuchen, die Aussprache des Namens Sargon's mit dessen Schreibungen in Ueberein-
stimraung zu bringen , in steter und frischer Erinnerung ist. Man könnte demnach an sich
sowohl Samas-sum-uMn als Samas-him-Mnn lesen , und die Entscheidung wird dadurch nicht
erleichtert, dass phonetisch geschriebene Beispiele für beide Formen in verschiedenen Eigen-
namen vorliegen^). Vergl. mit Nabü-su-um-u-Jci-in (Strassm. Leyd. 87 Z. 4, vergl. 58, 79.)
Nahü-kmi-ii-hin (ebenda 89, 16), Marduk-him-u-hin (HR 64, 29, Strassm. AV. 5170), Samas-
>
sum-u-Mn (s. o.) einerseits, die Form Samas-sum-Jcin-nu (Strassm. Leyd. 90, 22.) andererseits.
Für den zuletzt angeführten Namen wäre freilich die Lesung Samas-mu-Jcin-nu = Samasmulcinu
reichlich so wahrscheinlich und so verständlich.
Hervorgehoben sei noch mit Bezug auf die durch die griechische Namensform an die
Hand gegebene Lesung Samas für Samsu und sum für sumu{a), dass ich mich der ziemlich
verbreiteten , aber unbewiesenen und widersinnigen Auffassung , als hätten die Assyrer und
Babylonier in Eigennamen an Stellen , wo von einem Annexionsverhältniss nicht die Rede ist,
die Verbindungsform (Status constructus) gewisser Nomina bevorzugt*), nicht anschliessen kann.
Bringer des himmlischen Feuers spielt. In ähnlicher Weise hatte sich vorher bereits Boscawen geäussert
(TSBA VI, 276; vgl. Hoüghton a. a. 0. 119). — Hommel, Semiten S. 506 zu 301 schlägt vor, ^J >^^
durch „Fackel" zu übersetzen.
1) S. Steassmaier AV. 7935 und Leydener Congress Nr. 42, 40. Haben wir hier vielleicht an eine
besondere Erscheinungsform etwa des sipparensischen Sonnengottes zu denken? Der Dienst des Sonnen-
gottes hatte in Babylon, soweit wir wissen, keine hervorragende Stätte. Wenn man auf die Herkunft der uns von
Samassumukin erhaltenenlnschriften sieht — was allerdings durchaus kein untrügliches Merkmal ist, da wir nicht
wissen, einen wie kleinen Bruchtheil der wirklich einst vorhandenen Weihinschriften die auf uns gekommenen
Documente repräsentiren — so könnte man wohl auf den Gedanken kommen, dass Sippar, die Hauptstätte
des Sonneucultus, von dem König, der, wie sein Name zeigt (vgl. Bil. Z. 6 u. unten), dem Sonnengott seine
legitime Geburt iiid Herrschaft verdankt, bevorzugt worden sei. Dass eine gewisse Pi-ivalität zwischen dem
babylonischen Beiyoul+us und dem sipparensischen Sonnendienst bestand, ist an sich natürlich und zudem
geradezu überliefert. Dem letzten babylonischen König Nabonid wird ausdrücklich eine Bevorzugung des
Hauptgottes von Sippar von den Babyloniern zum Vorwurf gemacht.
2) Vgl. im Allgemeinen Schrader ABK Seite 127. — Für unsern Königsnamen speciell: Opfert
GGA 1880 S. 1490 Anm.
3) Lehmann ZK H 361 und daraufhin neuerdings auch Halevy ^Notes semitiques 1. Zaoodov-
Xivog", Seperatabdruck aus den „Me'langes Kenier\ Paris 1886.
4) S. z. B. Lotz, TP. S. 79.
p]rklärunf,' des NamenH Samaääumuk'in. 9
Ich setze diese Verkürzung und Veränderung vielmehr auf Rechnung der Erscheinung, dass
in der späteren assyrisch-babylonischen Sprache, wie im Hebräischen, die Endvocale zu quies-
V
ciren begannen, wobei dann beim Zusammentreffen von zwei Consonanten wie in Sanis" durch
Dazwischentreten eines schwa-ähnlichen ganz schwachen Vocals Formen entstanden , die den
hebräischen Segolatformen entsprechen und natürlich in vielen Fällen mit den Status-con-
V
structus- Formen lautlich fast völhg zusammenfielen (Sam"^).
Ich komme auf diese Erscheinung unten bei Besprechung des Namens Asur-han-ahal
ausführlicher zurück.
IV. Erklärung des Namens Samassumukin.
Die Deutung des Namens macht Schwierigkeiten : denn Samas-him-uTcin einfach etwa
mit „Samas hat den Namen gegeben" zu übersetzen, geht nicht an, weil künu eben nicht
„geben" heisst, und auch eine wörtliche Uebersetzung, etwa „Samas hat den Namen festgesetzt",
ergäbe keine befriedigende Deutung. —
Bereits in meiner Dissertation^) habe ich darauf hingewiesen, dass die Intensivform
von liänu „festsetzen", hünu als Synonym von hushimu und salcänu nicht blos die Bedeutung
des Festsetzens hat, sondern auch besagt: „veranlassen, dass eine Sache das Attribut hinu
rechtmässig, gerecht, legitim, ordnungsmässig, in sich harmonisch' verdient", etwas „gut und
richtig zu Werke bringen", „als etwas Tüchtiges, Gediegenes, Existenzfähiges und Kräftiges
schaffen" ^).
Ferner ist seit Langem bekannt, dass das Wort sumu im Babylonisch- Assyrischen
nicht blos „Name" bedeutet, sondern „das sich offenbarende Wesen einer Sache", die „Existenz"
bezeichnet^); wir erinnern hier*) nur an den Beginn des bab. Schöpfungsberichtes enuma elis
lä nahü sainämu, saplis mätum suma Id i^aJckar, „als droben der Himmel nicht benannt war,
unten das Land noch keine Benennung hatte" d. i. „als droben noch kein Himmel existirte,
unten die Erde nicht geschaffen war". Man kann daher den Satz Samas-sum-uMn über-
V
setzen „Samas hat (den Namen und) das Wesen der benannten Person tüchtig und vortrefflich
geschaffen, hat ihr, (resp. wenn man sich statt des Namengebers den Benannten als redend
denkt, vgl. Bit. Z. 6 ff., mir) eine rechtmässige Existenz verliehen". — Um ein klareres Ver-
ständniss dieser Deutung anzubahnen, wird es an dieser Stelle (Ausführlicheres siehe in Cap. III)
genügen, darauf hinzuweisen, dass die besonders am Eingänge der assyrischen wie der baby-
lonischen Königsinschriften so häufig, ja fast regelmässig wiederkehrenden Anspielungen auf
die Betheiligung eines oder mehrerer Hauptgötter an der Erzeugung und Gebart des Königs
durchaus nicht blos religiöse Floskeln sind, sondern ihre sehr reale Bedeutung haben, indem
sie den Ausdruck für die Rechtmässigkeit der Geburt des Herrschers und damit für den
1) Zu der im Texte folgenden, wie ich glaube, richtigeren Deutung, hat mir die genaue Betrachtung
von Zeile 6 ff. der zweisprachigen Inschrift {Bil.) des Königs verholfen, weshalb ich auch in der Dissertation
(p. 46 f.) meine Deutung des Namens im Conunentar an die Erläuterung dieser Stelle angeschlossen habe.
Da ich in die Nothwendigkeit versetzt bin, schon hier in der Einleitung die Lesung des Namens, wie ich
sie durch das ganze Buch hindurch anwenden werde, zu vertheidigen und zu vertreten, so verweise ich dess-
halb einstweilen zur Stütze des oben Vorgebrachten auf p. 42 — 48, insbesondere p. 46 f., meiner Dissertation.
Näheres s. u. im Comraentar zu Bil., Z. 6 ff.
2) Zu ganz entsprechenden Ergebnissen sind inzwischen auf anderen Wegen gekommen Jkxsex
(ZA II S. 91 f.) bei seiner Besprechung des dem Jiiinu doch wohl verwandten Verbums I'iddiü und des Nomens
talcnitu und Wincklee (ZA II S. 299 f.), der vornehmlich durch geschichtliche Betrachtung zu der Erkenntniss
gelangt ist, dass sarru kinu nichts Anderes bedeutet als ,rex legitimus", „der rechtmässige König".
3) S. ScHRADER KAT^ 4, „einen Namen tragen und existiren sind für den Semiten correlative
Begriffe". Haupt SFG 31. — Lehmann, Diss. p. 45 sq.
4) Vgl. unten den Commeutar zu Bil. 6 ff.
Lehmann, Sauiassuniukin. ^
10 Erster Theil, erstes Capitel.
und damit für den Rechtsanspruch und die Grundlage seiner Herrschaft enthalten, — um die es
vielfach in Wahrheit recht zweifelhaft bestellt ist; und dass ferner die Namengebung und
Namensführung bei beiden Völkern unzertrennlich zusammenhängt mit dem Charakter ihrer
Relio-ion als eines Gestirndienstes und den daraus folgenden astrologischen Manipulationen vor
oder bei der Geburt eines Kindes. —
Ganz neuerdings hat nun Halevy in dem bereits angeführten speciell der Lesung und
Deutuno' unseres Königsnamens gewidmeten kleinen Aufsatz ^aooöovxtvog^) eine veränderte,
in vielen Punkten sehr beachtenswerthe Erklärung des Namens vorgeschlagen, V R 23 Nr. 1
Obv. Z. 29 werden bekanntlich neben einander als den gleichen Ideogrammen entsprechend und
als Synonyme genannt die Wörter ahlu, märu, sumu^). Dergleichen durch Nebeneinander-
stellunf als Synonyme gekennzeichnete Wörter decken sich bekanntlich nie völlig: schon märu
„Kind" ist ein weiterer Begriff als ablu „Sohn" und Halevy hat daher gewiss Recht, wenn
er für sumu die noch allgemeinere Bedeutung „Nachkommenschaft" fordert. Wenn er dann
freilich zur Stütze dieser Auffassung auf das Hebräische (Nahum I, 14) und das Aramäische
(Inschrift von Teimä Z. 14 und 22) Bezug nimmt, so bewegt er sich damit in einem circulus
vitiosus. Denn die Inschrift von Teimä, die in ihrer bildlichen Darstellung auf den ersten
Blick den assyrischen Einfluss erkennen lässt, erweist sich bei näherer Betrachtung auch dem
Inhalte nach als Denkmal einer von Assyrien zum Mindesten stark beeinflussten Cultur^);
namentlich die Sätze, in welchen ein späterer (Tebertreter des Gebotes oder Schädiger des
Documentes mit Flüchen bedroht wird, sind kaum etwas Anderes als eine fast wortgetreue
Nachbildung der bab.-assyr. Fluchformeln in der Gestalt , wie sie gerade am Ende der von
uns unten zu veröffentlichenden Inschriften erscheinen; der Ausdruck HDlt^ nyiT entspricht genau,
nur mit Umstellung der Nomina, dem in diesen Formeln stetig wiederkehrenden assyrischen
sum-su zer-su. Ebenso dürfte aber auch die Zusammenstellung dieser beiden Wortstämme in
Tipii'P VD'fr^'^ hei dem ohnehin mit Assyrien so genau bekannten und assyrischer Beeinflussung
nicht unverdächtigen Nahum'*) die assyrische Redeweise wiederspiegeln. Wir werden also
damit auf das Assyrische selbst zurückverwiesen.
1) Melanges Renier, Paris 1886.
2) Vergl. auch Jensen ZK II 309; ZA I 386.
3) Dies werde ich an anderer Stelle ausführlicher darzuthun suchen und bemerke hier nur kurz:
a) dass die Darstellung unverkennbar assyrisches Gepräge trägt, haben inzwischen bereits aus-
gesprochen Clermont-Ganneau, Bevue critique 1884, p. 442 auivv., Perrot und Chipiez , Histoire de Vart
dans l'antiquite. T. IV, p. 390 suivv.
b) der Tenor der Inschrift, namentlich (s. im Text) die Fluchformeln, haben so unverkennbar
assyrischen Typus, dass mir derselbe gleich bei der ersten cursorischen Leetüre auffiel; auch der Wort-
schatz weist theilweise (s. o.) nach Assyrien zurück ;
c) dass der Gott uh)^^ welcher in zwei verschiedenen Erscheinungsformen als u'7)l von Hagam und
□'p^i von Teimä in der Inschrift eine so grosse Rolle spielt, sich wohl als dem assyrischen oder sabäischen
Pantheon angehörig erweisen würde, hat ebenfalls bereits Clermont-Ganneaü ausgesprochen: Die assyrischen
Götterlisten weisen mehrfach eine Gottheit auf die bezeichnet wird als >^*n~ ^y^\^ ^rs^j das Zeichen
^I^^^I^^^S^ ist aber kein anderes als das Ideogramm für salmii „Bildwerk", das ausserdem nur
noch durch das Synonym dieses Wortes nabnitu „Bauwerk" met. „Erzeugniss" verlautlicht werden kann.
Die nächstliegende und sich natürlich darbietende Lesung für die Gruppe *"*7~ ^y^\t, ^^^ ^^^ ^^®^
ilu salmuii) der Bildgott, genau entsprechend dem Q^Ji '^if der Inschrift von Teimä; über den mytho-
logischen Charakter des assyrischen Bild -Gottes *^*Y~ ^y^\^-^^^^, ~ ?^''"" D^ll vermag ich zur
Zeit nichts Genaueres auszusagen; doch scheint er (s. III R 69, 67g; vgl. II R 48, 49a und dazu Brünnow,
List, Nr. 7298) eine besondere Erscheinungsform des Sonnengottes gewesen zu sein.
4) S. HrrziG S. 214; de Wette-Schrader Einleitung S. 469.
Sumu = , Nachkommenschaft". 11
Da ist denn zuerst hervorzuheben, dass wir auf die Grundbedeutung „Name" für
mmu in dieser Verbindung deshalb nicht verzichten können, weil Namen wie Mardiik-zikir-
isTiun und ähnliche mit dem gleichen Ausgange, welche offenbar entsprechende parallele
Bildungen sind, in dem Worte zilcrti ein unverkennbares Synonym zu himu aufweisen. Gerade
aus der Betrachtung des ziliriA in dieser Verbindung erwächst uns aber andererseits eine Be-
stätigung für die Möglichkeit der neuen von Halkvy vorgeschlagenen Fa.ssung. Denn die
Bedeutungsentwicklung des Stammes 12T und ^^ führt uns die Begriffe des „Namens" und
desjenigen Elements, welches das Fortleben des Namens und Wesens ermöglicht, des
Gedächtnisses nämlich, in engster Verbindung vor Augen. So werden wir auch in sumu
„Name" und sumu „Nachkommenschaft" nicht zwei sprachlich verschiedene und zu
trennende Wörter zu erblicken haben ^), vielmehr der Auffassung Raum geben dürfen, dass,
wenn sumu zugestandenermassen Name, Wesen und Existenz bedeutet, sich die „Nach-
kommenschaft" als die den Namen und das Wesen des Vaters weiter führende Fortsetzung
der Existenz ohne grossen Zwang in denselben Begriffskreis einfügt. Die so sich ergebende
von Hälevy vorgeschlagene Deutung: „Samas hat einen rechtmässigen Nachkommen geschaffen"
hat um so mehr Anspruch auf Beachtung , als sie zu den bei der Geburt des SamassmnuJun
muthmasslich vorliegenden Verhältnissen*) sehr wohl stimmt. Vergessen dürfen wir dabei
freilich nicht (vgl. o. S. 9), dass in diesem, wie in allen Fällen, wo mehrere nach fremdsprach-
licher Auffassung verwandte Begriffe in einem Worte zusammenfliessen, dem wir im Deutschen
ein Gleiches und Ebensolches besagendes Wort nicht an die Seite stellen können, die Uebersetzung
unzulänglich ist. Dem Gedankengange des Namengebers würden wir vielleicht näher kommen
mit einer Umschreibung, wie etwa der folgenden: „Der Sonnengott hat mir Heil widerfahren
lassen, indem er meinem Namen und meiner Existenz eine rechtmässige, glücklich veranlagte
Fortsetzung geschaffen hat". —
Aus demselben Grunde möchte ich zwischen der von mir vorgeschlagenen allijemeinen
Deutung „Samas hat eine rechtmässige Existenz geschaffen" und dem HALEVT'schen engeren
„Samas hat rechtmässige Nachkommenschaft geschaffen" keine definitive Entscheidung treffen.
Sprachlich und begrifflich sind sie, wie wir sahen, gleich berechtigt und, wenn die HALEVT'sche
Fassung vom Standpunkt des Namengebers, der in erster Linie in Betracht kommt, die grössere
Berechtigung hat, so ist doch andererseits nicht zu verkennen, dass gerade vieldeutige Namen
wie Samas-sum-uJcin und ähnliche , auch zu einer directen Anwendung und Erklärung auf
die Person des Benannten einladen, womit dann unsere ursprüngliche Deutung in ihre Rechte
tritt: „Samas hat mir eine rechtmässige Existenz gegeben", hat „mich legitim erschaffen"; —
dass eine solche Auffassung dem Könige selbst oder seinen schreibkundigen Beamten nahe
gelegen hat, scheint mir, wie bereits gesagt, durch Z. 6 f. der zweisprachigen Inschrift ange-
deutet zu werden; wir sind somit zum Ausgangspunkt unserer diesbezüglichen Betrachtung zu-
rückgekehrt.
Was die oben (s. S. 8) als möglich bezeichnete Lesung Satnas-sum-Jiinu anlangt, so
beeinflusst diese die Deutung in keiner Weise: wir müssten jedoch ein Verbum ergänzen, etwa
Samas-sum-liinu-iddin oder . . . ihm „Samas hat einen rechtmässigen Nachkommen gegeben";
schon aus diesem Grunde ist die andere Lesung, bei welcher uns "eine derartige Ergänzung er-
spart bleibt, vorzuziehen. — Ganz verwerfen dürfen wir jedoch jene Lesung nicht, da sie mit
der griechischen Namensform am Besten stimmt und wir aus anderen Beispielen wissen, dass
bei den Babyloniern selbst verschiedene Lesungen desselben Namens möglich waren: man
1) Derselben Ansicht scheint nach ZA. I, 386 Jensen zu sein.
2) S. u. in Capitel III.
o*
12 Erster Theil, erstes Capitel.
denke an Bel-ihni und Belhäni etc. Konnten wir somit Halevy's Förderung bei der schwie-
rio-en Namensdeutung dankbar anerkennen und seine Resultate uns zu eigen machen, so sehen
wir uns andererseits ausser Stande, ihm in dem Punkte beizustimmen, auf welchen seine ganzen
Ausführungen über unsern Königsnamen abzielen, d. i. in der Erklärung des in der griechischen
Wiedergabe des Namens Samas-sum-ukm durch ^aoodovxivog erscheinenden (Z-Lautes.
V. Vergleichung der griechischen (und armenischen) Wiedergabe mit der
babylonischen Form des Königsnamens.
I. In dem oben citirten Vocabular V R 23 Nr. 1, 29 b c d erscheint an der Stelle,
welche ahlu, märu, sumu als Synonyma zusammenfasst, in der zweiten Spalte das Ideogramm
für Sohn ^^^^J, d. i. „Kind" + „männlich", und diesem entspricht in der dritten, der
Erkläruno' der completen Zeichen gewidmeten Spalte der Ausdruck du-mu-ni-ta-ga-ku , d. h.
nichts anderes als dtimu + ^) nitag. Da nun v:ff-| in dem, was wir als „protobabylonische
Sprache" bezeichnen, Halevy (s. u. Cap. IV) als „hieratische" Schrift und Schreibung ansieht,
die Aussprache nitag hat, und das als Silbenzeichen tur zu lesende ^5^ hier als Ideogramm
für „Kind" in der Aussprache dumu erscheint, so schliesst Haleyy hieraus auf das Vorhanden-
sein eines vierten Synonyms dumu „Kind" (vgl. auch ZA I, 386). In dem Namen unseres Königs
habe man dann die Worte sumu „Nachkommen" und dumu „Kind" promiscue gebraucht, und
das d in ^aoodovxivog erkläre sich daraus, dass der Gewährsmann des Ptolemäus zufällig die
V
Namensform mit dumu angewendet und Samas-dum-uMn gesprochen habe.
Dagegen ist neben Anderem vornehmlich einzuwenden:
1) Bei solcher Annahme fällt der Zusammenhang des mittleren Namensbestandtheils
mit dem Worte sumu = Name fort, dessen Aufrechterhaltung wir (s. o. S. 11) als unerlässliche
Vorbedingung für die Annahme der HiLEVY'schen Namenserklärung erkannt hatten.
2) Es fiele, selbst wenn man in eine solche Trennung der Worte sumu „Name" und
sumu „Nachkommenschaft" wilHgen wollte, mit dem Gleichklang jeglicher Grund weg, das
mittlere Element durch *4^5 das Ideogramm für sumu, wiederzugeben. In unserem, wie in
allen gleich gebildeten Königsnamen erscheint dieser Bestandtheil stets >^ oder phonetisch
su-um geschrieben, nirgends findet sich du-um oder du-mu, die einzigen Schreibungen, die be-
weisend wären. Da aber Halevy das Ideogramm C^^ und ^5^>jp_[; das wir ahlu zu lesen
gewohnt sind, auch für dumu lesen zu dürfen glaubt, so würde er für die Eigennamen, in denen
dieses Ideogramm in Verbindung mit einer Ableitung des Stammes hänu vorkommt, vermuthungs-
weise diese Lesung in Anspruch nehmen können. Bei näherer Betrachtung der assyrisch-baby-
lonischen Eigennamen erweist sich eine solche Zusammenstellung aber als ausserordentlich selten^).
3) Drittens aber, und das ist die Hauptsache, ist dumu gar kein semitisch-
assyrisches Wort. Es findet sich weder jemals in semitischen zusammenhängenden Texten
noch auch in denjenigen Theilen und Spalten der Syllabare , in denen wir das semitische
Sprachgut zu suchen haben, sondern in der angeführten Hauptstelle des vierspaltigen Syllabars
steht es m der dritten, d. h. derjenigen Spalte, die uns überhaupt keine Wörter lexicalisch
mittheilt, sondern nur die Namen der Zeichen und ihre den Zeichengruppen entsprechenden
Zusammensetzangen angiebt. Diese Namen geben meistentheils den ursprünglichen also nicht-
semitischen Lautwerth oder den häufigsten Wortwerth des Zeichens wieder, oft unter Anfügung
1) Ueber die Postposition JpT ku auch in dieser Bedeutung s. u. (Cap. IV).
2) Vgl. (?) den Namen J ^^ ^] ^\\ ^T^^J.
Duvu ,Kind", lautliche Variante von tur. 13
einer seaiitischen Endung. Das Zeichen \\*- Auge protob. igi heisst igü (S* Col. II, 3 ff.) ; aber
nirgends findet sich igti, als wirklicher Bestandtheil der Sprache in einem Text; da.s Zeichen
t=f lY, ob es nun dan. kal, Hb oder gurus zu lesen ist, trägt immer den Namen gurusu
(S* III 15 — 18), nach welchem Worte man vergeblich in semitischen Texten suchen würde,
^iXH ^^"^"^ gemäss S-'^ II 26 ff. ni, te, pi{l), Jcum, ^alj, i2(i) gelesen werden ; in all diesen
Aussprachen behält es den einen semitisirten Namen izü, der kein in der Sprache lebendiges
Wort darstellt; so dürfen wir auch aus der Bezeichnung duniu-nitaga-ku für »-^ (Lautwerth
tur) >.yy | (nitag) nicht ein lebendiges Wort dimm herleiten, sondern nur dumu als Namen
des ^3^ entnehmen ^) ; derselbe Name erscheint für das Zeichen ^^^ noch II, 37, 54 e f
und mit a statt u in der ersten Silbe II, 40, 4 abc. Dass dieser Name sich aber, wie zu
erwarten, auf eine wirkliche Aussprache des ^{t gründet, zeigen die Glossen in der proto-
babylonischen Spalte der genannten beiden Stellen: wohlgemerkt aber: diese Glossen wollen
nur die Aussprache protobabylonischer („hieratischer") Wörter geben. — Meiner Ansicht
nach ist nun dieses dum respective dam{u) , das auch duv{u) respective dav{u) gesprochen
werden kann, nichts weiter als eine lautliche Variante des Wortes tur. Diese Vermuthung hege
ich, seit ich in Amerika und England beobachtet habe, wie häufig die Aussprache des eng-
lischen r in gewissen Dialecten, namentlich wohl im irischen, der des W bis zum Verwechseln
ähnelt. Es ist dies eine so häufige Erscheinung, dass die gelesenste New- Yorker humoristische
Zeitung'^) diese fehlerhafte diabetische Eigenheit in einer ständigen Rubrik geisselt, indem
sie jedes r, einerlei an welcher Stelle es erscheint, durch W wiedergiebt, also fwoni, deatv,
chüdwen statt fvom, dear, children druckt. An diesem „Lautwandel" ist nun durchaus nichts
Wunderbares. Das Charakteristische des r-Lautes ist die Vibration , und diese kann be-
kanntlich an verschiedenen Stellen des Mundes hervorgebracht werden : Es giebt daher (mit
Hoffory) verschiedene dentale y-Laute, und zwar interdentale und alveolare; ferner das
Uvulare r, das namentlich in Norddeutschland, Nördfrankreich und auf den dänischen Inseln
das dentale r verdrängt^). Man kann aber schliesslich auch mit den Lippen einen Zitterlaut
erzeugen, ein Laut, der, wenn er auch als Sprachlaut selten, theoretisch von Sieyers*) unter
den Substitutionszitterlauten aufgeführt wird, und den Hoffory genauer als labiolabiales r
(bezeichnet r") ansetzt. Für das Englische kommt nun noch als charakteristisch und den
Uebergang r : r* (r'") : w (engl.) erleichternd hinzu, dass das englische dentale r dadurch, dass
die Vibration bis auf ein Minimum reducirt ist , meistens zu einem unvollkommen articulirten
Laute wird. Ich glaube, dass die Wiedergabe des protobabylonischen Wortes ^J^ Kind durch
tur und duv^ auf die Existenz eines solchen r" resp. eines durch dessen Vermittlung aus r
entstandenen v deutet; wir werden weiter unten (Cap. IV) sehen, dass für dieselbe noch
weitere Anzeichen im Protobabylonischen vorliegen. Ist dies einmal festgestellt, so macht weder
der Wechsel von t und d zu Anfang einer geschlossenen Silbe im Protobabylonischen, noch das
Schwanken zwischen u und a in dem Worte Schwierigkeiten: für das Letztere wird mau im
vorliegenden Falle wenigstens kaum mit Jensen (ZA. I S. 386) einen wirklichen Lautwandel
anzunehmen haben: die Annahme eines „unreinen" nach o neigenden oder wirklich diesem
entsprechenden Lautes würde die zwiefache Wiedergabe hinreichend erklären. Ich glaube,
Vorstehendes wird genügen, um die Annahme eines ursprünglich semitischen assyrischen Wortes
1) Vgl. Delitzsch's auf diese Stelle gegründete Ergänzung in S» Col. V 332. AL^ 48 A. 7.
2) Puck, in den Auslassungen des Mr. Fitznoodle.
3) Hoffory.
4) Phonetik, zweite Auflage, § 12, 1 o. S. 90.
14 Erster Theil, erstes Capitel.
dumu „Kind'" als hinfällig zu erweisen. Wenn Jensen ZA I 386 auf 11 li 36, 57 verweist,
wo in einer Liste assyrischer Wörter, die dem märu gleichgesetzt werden, an elfter Stelle
da-mu erscheint, so bemerke ich darauf, dass es erstens nicht gesagt ist, dass dieses damu
mit der Variante damu der protobabylonischen Glosse dumu identisch ist, und dass zweitens,
selbst wenn dieser Zusammenhang anzunehmen sein sollte, hier einer von den nicht seltenen
Fällen vorliegen könnte, wo ein Priestergelehrter, dem es darauf ankommt, eine möglichst reiche
Liste von Synonymen eines Begriffes herzustellen, schliesslich , wenn ihm das echt-semitische
lebendige Material ausgeht, zu Formen der alten heiligen Sprache greift; — solchen künstlichen
lexicographischen Wiederbelebungen erweist man durch die Bezeichnung als „Lehnwort" noch
viel zu viel Ehre.
Fällt somit das babylonisch-assyrische Wort dumu, so ist auch Hälevt's Lesung
8amas-dum{u)-uMn und seine Erklärung des d in 2aooöovxivog als unhaltbar erwiesen, und das
d wird wohl noch fernerhin unerklärt bleiben resp. als eine einfache zufällige Corruption an-
gesehen werden müssen. Schräder^) nimmt an, dass das J beim Copiren in Folge undeut-
licher Schreibung von — in ^^O^^OYXINO^ entstanden sei; man darf aber nicht vergessen,
dass man eher mit C als mit ^ als handschriftlicher Form des oiy/xa zu rechnen hat.
Und was meine , ZK. II 360 ff., vorgeschlagene Erklärung des d als eines von den
Assyrern gesprochenen , resp. von den Griechen gehörten zwischengetretenen euphonischen
Elementes anlangt: (Savass^vukin : Saos'^vukin: Saosduchin) , so bin ich mit Halevy a. a. 0.
der Meinung, dass dieselbe auf sehr schwachen Füssen steht, wenn ich auch andererseits gerade
die Gründe, welche er als die vornehmsten gegen mich in's Feld führt, nicht als stichhaltig
anerkennen kann; denn dass die Griechen sem. 1 durch v, nicht durch v wiedergegeben haben
würden, mag richtig sein, aber der aus D entstandene spirantische babylonische Laut ist kein
1 {lo), sondern ein 2 (v)^), und dass innerhalb des griechischen, als einer indogermanischen
Sprache aus Of die Lautgruppe 0(p entstand , hat doch mit der Art und Weise , wie die
Griechen zur Zeit des Ptolemäus oder selbst mehrere Jahrhunderte früher, als ihr Digamma
längst verschwunden war, den auf einen Zischlaut folgenden spirantischen Lippenlaut eines
fremden, nicht sprachverwandten, semitischen Wortes wiedergaben, sehr wenig zu thun; ich
kann durchaus nicht zugeben, dass aus Savass^'vuMn oder selbst SavassvuMn ein ^aoo(povxiv(og)
hätte entstehen müssen.
Im Uebrigen braucht für die an sich schon leicht verständliche Wiedergabe des ersten
Namensbestandtheils Samas gesprochen Sav^s nur auf die zum Ueberdruss oft citirte Glosse
des Herychios oacog ' 6 ijhog ' BaßcXcovioi hingewiesen zu werden. Dass aus den zwei ersten
Siben von sum-ukin, zu sprechen suvuihin), oder vielleicht mit Schwächung des ersten u zu
Schwa s^vu einfach oov wurde, ist trotz der ziemlich starken Contraction ebenfalls begreiflich.
V
Die verkürzte Form Samas-uMn (s. o. S. 7 unter 2) andererseits hier als zu Grunde liegend
zu betrachten , dürfte sich wegen des 6 , das wohl sicher das s von sumu vertritt , nicht
empfehlen. Am Ungezwungensten würde sich die griechische Namensfonu aus Samas-sum-
Mnu — der Aussprache, die wir, wenn auch als selten und weniger wahrscheinlich, doch neben
Samas-sum-uMn als möglich bestehen lassen mussten (s. o. S. 8) — ergeben: SavasuvJcin und
2aoodovxiv{oc,) entsprechen sich in befriedigender Weise. Nur das x^Jc an dieser Stelle ist
nicht ohne Bedenken. —
Die correcte lautliche Wiedergabe der Form SamashimuMn würde zu der für ein
griechisches Auge wahrhaft monströsen Schreibung ^aooGOv{v)ovxLvog oder zum Mindesten :
^aoaovovxivog geführt haben. Vielleicht liegt aber doch eine ähnliche minder contrahirte Form
1) S. Lehmann, Diss. p. 5 n. 1.
2) Vgl. jetzt Haupt ZA. II S. 260 ft.
DaH ■/ in 2aoadov/ivo^. 15
der in ihrer vorliegenden Gestalt jedenfalls verderbten Schreibung ^aoadoih/ivov , wie sie
der Codex Paris. Graec. 2399 fol. 45 ^) bietet, zu Grunde. Denn, wenn auch im Uebrigen eine
Vergleichung der Lesarten der Königsnamen in diesem Codex , soweit sie Abweichungen von
dem HALMA'schen Text darbieten , durchgehends zu Ungunsten des ersteren aaslallt , so wäre
es doch nicht ausgeschlossen, dass in diesem Fall ein Anklang an eine einstige genauere
Wiedergabe unseres Namens uns erhalten wäre. —
Es bleibt nun noch zu besprechen die Wiedergabe des babylonischen k durch griechisches x;
es ist sehr möglich, dass wir hierin mit Haupt'^) die Andeutung einer spirantischen Aus-
sprache des babylonischen r zu sehen haben; es wäre hier nach den Gesetzen der übrigen
semitischen Sprachen, die diese Erscheinung theilen, ganz der richtige Ort dazu: nach einem
Vocal zu Anfang einer Silbe. Zur Vorsicht mahnt aber schon die Wiedergabe des babyloni-
schen Königsnamens >^\ *^^^) durch Xiv'QrjQog bei Ptolemäus: denn es ist weit wahrschein-
licher, dass dieser Km-zer gesprochen wurde, verkürzt aus einem Namen wie Nahü-hm-zer^),
als dass UMn-zer zu lesen wäre, da das verbum finitum besonders in Eigennamen fast rerjel-
massig am Ende steht. Und so darf man auf dieses Eine Beispiel nicht zu viel Gewicht
legen, bis eine umfassende Untersuchung, soweit es möglich ist, die Regeln der gi-iechischen
Wiedergabe der babylonisch-assyrischen und weiter der semitischen Sprachlaute überhaupt
festgestellt hat. Es wäre nach Analogie ähnlicher Fälle beim Uebergang sogar von einer
semitischen Spi^ache zur anderen wohl möglich, dass dem griechischen Ohre das einfache nicht
raphirte 2 schon so geklungen hätte, dass es in gewissen Fällen mehr dem x als griech. x
zu entsprechen schien^). X und r würden sich bekanntlich durchaus nicht decken, da jenes
eine Aspirata, dieses eine Spirans darstellt.
1) SCHRADER: Die Tceilinschriftliche babylonische Königsliste S. 28 [606] (nach Omont).
2) ZK. 11 S. 282 A. 1.
3) Chronik I, 18.
4) Natürlich wäre auch hier Spiration nach Wegfall einer mit Vocal endigenden Vorsilbe mög-
lich, z. B. Nabü-Mn-zer.
5) Immerhin darf in diesem Zusammenhange darauf hingewiesen werden, dass für die zuerst von
Haupt vermuthete spirantische Ansprache der nsrij^. wenigstens für ^ und pl, noch eine Anzahl weiterer
Anzeichen voi-liegen. Dahin rechne ich U.A.:
a) Für ^. Für die spätere babylonische Lautentwicklung sind einige der V R Teröffentlichten
sogen. „Semitic lists" desshalb von grosser Bedeutung, weil sie uns neben der alten historischen Schreibung
die graphische Darstellung der damaligen späteren Aussprache geben. Bekannt sind die Gleichungen
V R 28, Nr. 4, 87, 88 kti-u-u gleich kummü und su-u-ti gleich su)nnm, die natürlich nichts weiter ausdrücken
sollen, als dass das m durch v zu verlautlichen, dass kuvvii und suvvu zu sprechen sei. In einer solchen
Liste finden wir V R 28 Nr. 2 Rev. 25 die Gleichung ^a-ha-an ^ sa-];a-nic , das heisst m.ch meiner .\uf-
fassung: aus dem alten nomen verbi sakänu ist durch Quiesciren des Endvocals und Spiration des /.■
sahan: ptif geworden. — Weiter, wenn II R 27, 17 ab dem Verbum dakü ^^l „beissen", protobabylonisch f^
dah, entspricht, so ist das wohl kaum etwas Anderes, als eine künstliche Wiedergabe durch Verstümmelung
des semitischen Wortes, einer der Fälle des HALEVT'schen , Phonogramms" (s. Allograpkie, p. 5 suiv.). Warum
der Assyrer, der diese Wiedergabe auf dem Gewissen hat, daku zu dah verkürzte, wäre nicht abzusehen,
wurde aber dakii {dahü) i^T gesprochen, so ist Alles klar, und zum bestätigenden Vergleich sei auf dahudu
= f^^" dah ASKT 18, 311 verwiesen — eine Gleichung, die vermuthlich demselben Verfahren ihre Existenz
verdankt. Schliesslich sei noch eine Stelle aus einem babylonischen Briefe herangezogen ; V R 53, Nr. 4,
Rev. 48 ff. heisst es: iläni sa ntakkil-ka-ni , hmu up-tal-li-hu-hi. Trotz der Schwierigkeiten, welche der
Inhalt des Documents bietet, scheint mir dieser Satz verständlich: „die grossen Götter, welche Dich (den
König) geschützt haben, sie haben ihn: uptallikiV . Ein Verbum paläku ist mir unbekannt, dagegen würde
uptallihü ,.sie haben in Schrecken gesetzt" den passenden directeu Gegensatz zu utakkilka-ni (beachte die
16 Erster Tlieil, erstes Capitel.
II. Was nun schliesslich die durch den armenischen Eusebius überlieferte verstümmelte
Naraensform Sammuges s. o. anlangt, so wird man auch bei dieser nicht über Vermuthungen
hinauskommen. Halevy's Annahme (a.a.O.), dass Sammuges aus ... sum-uMn enstanden
sei, hat zwar viel Ansprechendes, aber die erste Silbe Sani klingt doch zu sehr an Samas an,
als dass man mit einem Ausfall dieses ersten und hauptsächlichen Namensbestandtheils rechnen
möchte. Meine ZK. II, 361, vermuthungsweise vorgeschlagene Erklärung: 2^MAI,0YrHN ,
dann mit Umstellung durch Schreiberversehen ^AM^NOYFH^ und daraus durch Zusammen-
ziehen oder Verlesen von ^N zu iU: ^^IMMOYFH^ dürfte auch kaum dauernd befriedigen.
Und Berosus eine halb phonetische, halb ideographische Lesung, etwa Sam[as]mugin{a), und
daraus Sammuges, aufzulasten, liegt ebenfalls kein zureichender Grund vor. —
Das Resultat unserer Betrachtungen ist also, dass mit grösster Wahrscheinlichkeit
unser Königsname 8amas-{siim-)uhin zu lesen ist, und dass ausserdem eine Möglichkeit für
eine daneben bestehende Lesung Samas-sum-Mnu bestehen bleibt. Wir wählen ein für allemal
die erstere Form und halten uns nach den vorstehenden ausführlichen Darlegungen und Erklär-
ungen für berechtigt, dieselbe auch in der Umschrift von Texten ohne die lediglich störende Wieder-
gabe der Determinative für den ganzen Zeichencomplex (j) *^n~ ^l *^\t^ *^ *~~\\'^*'^\
und die anderen keilinschriftlichen Schreibungen anzuwenden.
VI. Aussprache des Namens Asurbanabal. — Lautbestand des Wortes ablu.
Wir schliessen hieran einige Bemerkungen über Aussprache und Umschrift vom
Namen seines königlichen Bruders^) j *^*^ ^ ^ jy. Die Schwankungen, denen dieselbe
unterliegt, rühren daher, dass es
a) für den zweiten Theil des Namens, der zumeist ideographisch >-f- geschrieben
erscheint, zwei verschiedene phonetische Varianten 1) ba-ni (so Sm. 954 und K 131) resp. ba-a-ni
(so in meinem Cylinder L^ Z. 20 und 25; siehe Tafel IX) und 2) ba-an (so IV R 18, 32/33,
auffällige Form statt utakkilü-ka-ni\) darstellen. Ist aber wirklich an dieser Stelle die Silbe hu durch ku
ausgedrückt, so ersähe man daraus , dass zur Zeit der Abfassung des Documents ;2, wenigstens wenn es
zwischen zwei Vocalen stand, und n einander zum Verwechseln ähnlich klangen, d. h. dass ^ spirantisch
gesprochen wurde. —
b) Für n sind die Beispiele spärlicher und minder schlagend. Indessen dürften die Gleichungen
und Varianten protobabylonisch kirit = neubabylonisch kirissu (s. Pinches ZK 11 159 A. 1 und 264 A. 2)
und neubabylonisch nabasu neben nabati ebenfalls auf ein n hinweisen, da im Babylonischen s sowohl
graphisch wie lautlich dem n am Nächsten käme. Im Assyrischen dagegen würde s, gesprochen s, das
graphische Aequivalent für t sein; und so möchte ich auch das Nebeneinander von musen (sprich musen)
und muten (sprich muten) innerhalb des Protobabylonischen in assyrischer Tradition (s. Jensen ZK II, -119)
auf diese Erscheinung zurückführen. Mit Jensen einen Lautwandel von s zu t im Protobabylonischen anzu-
nehmen, scheint mir unstatthaft, und von der auf diese Annahme gegründeten ganz ungeheuerlichen Theorie
einer lautlichen und sachlichen Gleichsetzung von Sumer (Singir) mit Tindir (ebenda) wird ihr Urheber wohl
selbst längst zurückgekommen sein. — Somit hätte auch an sich Haupt's Vorschlag (a. a. 0.), dass Formen
wie sunusi (assyrisch gesprochen: sunusi), käsi (sprich käsi) neben kdti, ictsi (sprich iasi) neben iati mög-
licher Weise nur der unvollkommene graphische Ausdruck für sunu{t)i ka(t)i ia{t)i seien, also Assyrisch
gesprochenes (u^, geschriebenes jji, als Wiedergabe des ^i,> erschiene, viel Ansprechendes für sich; aber die
Sachlage wird dadurch verändert, dass die Schreibungen mit s z. B. auch in den Thontafeln von Teil el
Amarna, also in Texten unzweifelhaft alter babylonischer Sprache vorkommen, wo also s wirklich s zu
sprechen wäre.
1) Vgl. Lehivtann, ZK II S. 362 ff. Anm. 1 und derselbe bei S. A. Smith, Keilschrifttexte Asur-
hanipäls Heft II S. 90 f.
Eine Verkürzung von ahlu zu bal (pal) exifltirt nicht. 17
bei Nabünä'id V R 04, 47 und (Bezold) K. 8909, 1. 1) — beides stc.-Formen des Part. I, 1 von hanü
(für ban vergl. nas patri Dolchträger von nasü) — und da.s.s
b) bei dem gewöhnlichen assyrischen Wort für Sohn ahlu sowohl der Lautbe.stand zu
Zweifeln Anlass giebt, als auch die Zugehörigkeit zum semitischen Sprachschatz in Frage
gestellt wird. —
Beginnen wir mit dem letzteren Punkte: In dem ^yllabar S'' (307) hat ahlu als Aequi-
valent des Ideogramms t^^ ►flhl ^^^^ protobabylonische Entsprechung ihila. Früher, wo man im
akkadistischen Uebereifer (s. Cap. IV) trf)tz Oppert's Warnungen Alles, was in der linken Spalte der
Syllabare stand, für echt „sumerisch-akkadisch" und gleichklingendes semitisches Sprachgut für
„Lehnwort" erklärte, musste natürlich auch ibila das Prototyp des „Lehnworts" ahlu sein. Da-
durch fand dann die mangelhaft begründete Tradition, dieses Wort komme verkürzt in der Form
bal, pal vor, willkommene Nahrung. Denn war ahal, ibila ein sumerisch-akkadisches Wort, so war
es auch möglich, bal, bil als Wurzel und a, i als Nominalpraefix anzusehen, welches letztere even-
tuell fehlen konnte. Seitdem wir aber besonders dank Halvey's und Gutard's Bemühungen (s. u.)
eingesehen haben, dass die philologischen Arbeiten der babylonischen Priester durchaus kein
reines „Mustersumerisch" darbieten und dass die „Entlehnung", wo von einer solchen über-
haupt die Rede ist , sehr oft den entgegengesetzten Weg gegangen ist , seitdem ist auch der
Zwang fortgefallen, ibila als Grundform anzusehen. Und da es meines Erachtens absurd ist,
zu glauben, die semitischen Assyrer hätten ihr gewöhnliches, auch durch die fremdländische
Transscription ihrer Eigennamen gerechtfertigtes Wort für Sohn den Protochaldäern entlehnen
müssen — Haupt ^) freilich lässt sogar das ~|D der Aramäer aus jener mysteriösen Quelle
stammen — so dürfen wir bis zum Beweis des Gegentheils ahlu als semitisch ansehen. Hiezu
kommt, dass man von dem Echt-Protobabylonischen als einer Sprache, die das Geschlecht
nicht unterscheidet, wohl ein Wort für „Kind", tur, duvu, nicht aber ursprünglich solche für
„Sohn" und „Tochter" erwarten darf*), ebenso wie dam „Gatte" und „Gattin" heisst etc.; wozu
die ideographischen Bezeichnungen ^{^ ►■yy j „Kind männlich" = „Sohn" C^jJ: \^ „Kind
weiblich" = „Tochter" stimmen. Bei einem Worte semitischer Zunge wird man nun aber
den Abfall des ersten, wenn auch hauchlautigen Radicals, für den es ja Beispiele in den semiti-
schen Sprachen giebt ^), nur annehmen, wenn bindende Beweise vorliegen. Für eine aus abal, apal
verkürzte Form bal, pal giebt es solche nicht.*) Die biblischen Formen darf man desshalb nicht
anführen , weil bekanntlich die Trennung solcher Namen und Worte in ihre Bestandtheile
im hebräischen Bibeltext erst in späte Zeit fällt, und dazwischen stehende verbindende Vocale
leicht in Vergessenheit gerathen sein konnten. Ebenso kann weder dass der „Enkel" ideographisch
>^*^I■<^ »^►^f-^ bezeichnet wird, noch dass I R 5, XVII, 0* an einer übrigens verstümmelten
Stelle ►-»^I'^ steht, für beweisend gelten. Ob >^*^Ii^ bal hier „Sohn" heisst, isi sehr fraglich,
vielleicht (Winckler ZA II, 310) bedeutet es nur „aus der Dynastie" und ausserdem könnte,
selbst diese Bedeutung zugegeben, in bal und bal-bal eine lediglich ideographische Bezeichnung
in der Art des von Halevy sogen, phoncme monosyllabique vorliegen. xA.ber mit dieser negativen
Erklärung, dass für die Verkürzung bal aus ahlu keine Beweise vorliegen, brauchen wir uns zum
Glück nicht zu begnügen, sondern können uns auf positive Beweise vom Gegentheil berufen:
1) Hebraica I No. 4, April 1885, p. 224.
2) Vgl. Gustav Opfert : On the Classification of languages, p. 44, n. 44.
3) Für's Hebräische s. Halevy, Becherches bibhques, HI, S. 30 t'.
4) S. meine Bemerkungen ZK II 360 und bei S. A. Smith Asurbau. II. S. 90 f.
Leh mann, Samassumukin. **
18 Erster Theil, erstes Capitel.
Wenn es wirklich ein abgekürztes Wort pal gegeben hätte, so müsste das Wort „Sohn"
in den seltenen Fällen, wo es als Bestandtheil eines Eigennamens phonetisch geschrieben
erscheint, auch durch *^^^|<^ hal, pal wiedergegeben werden.
Wie nun aber, wenn wir noch in Rechtsurkunden der allerspätesten Zeit, aus der
Regierung der letzten babylonischen Könige Nergalsarrusur und Nnhüna'id'^), an solcher Stelle
deutlich ah-lu geschrieben finden , wie dies thatsächlich der Fall ist bei dem Namen Nabü-
ah-lu-id-di{n)-na. Dies ist um so mehr beweisend , als man naturgemäss und nach der
griechischen Wiedergabe annehmen muss, dass in solchen Fällen, wo dem ahlu ein vocalisch
auslautender Namensbestandtheil vorausging, eine Synaloephe stattfand, Nuhühalustir = Nabo-
polassar, "iliN*^:3N*D3 für ~!lix'?ZlK~122, trotzdem wird hier phonetisch deutlich ab-lu geschrieben.
In Namen wie Marduk-alal-iddin mit consonantisch auslautendem Wort vor ablu ist für
solche Verschmelzung keine Gelegenheit, und in der griechischen Wiedergabe müsste daher,
wenn mir mit unserer Behauptung Recht haben , auch das Anfangs-a von ablu erscheinen.
Und thatsächlich finden wir dasselbe , was bisher noch von keiner Seite bemerkt worden ist,
in dem einzigen Fall der griechischen Wiedergabe eines derartigen Namens , nämlich in dem
MaQÖoyiSfinalog des Ptolemäus (so ist statt MaQÖoy.eiunaöog natürlich zu lesen); der Name ist
zu trennen in IVlaQÖov.-e^na'k und entspricht so genau einer verkürzten Form des Namens
Marduli-abal-(iddin) ; in (.^nak = abal ist weder der vor der labialen Muta eingeschobene
Nasal schwer erklärlich, noch giebt das Erscheinen des £ an Stelle des N, das vielleicht eine
schon im Babylonischen vorhandene Nüancirung des «-Lautes (N wird X) wiedergiebt, zu ernsten
Bedenken Anlass. Dieses griechische Zeugniss zusammengehalten mit den erwähnten phone-
tischen Schreibungen beweist aber, dass nicht Marduk-bal-iddin gesprochen wurde, wie man,
namentlich gestützt auf die masorethische Schreibung, ]1X'73 "Tjl'lQ, bisher angenommen hatte,
sondern Marduk-a(e)bal-(iddin), und somit ist hoöFentlich die Sage von dem zu bal (pal) oder
gar bil verkürzten Worte ablu ein für allemal zu Grabe getragen. —
Warum aber statt des keilinschriftlichen deutlichen ab-lu im Griechischen und Hebrä-
ischen {a)bal (a)pal erscheint, bedarf noch der Untersuchung :
Man glaubt ja nun — mit welchem Rechte unserer Ansicht nach, ist bereits oben (S. 9)
angedeutet worden — dass die ßabylonier und Assyrer bei der Zusammensetzung ihrer Eigen-
namen die eigenthümliche Neigung gehabt hätten, die Verbindungsform der Nomina da anzu-
wenden, wohin sie nicht gehört. Wie lautet denn aber der status constructus von ablu?
Phonetisch geschrieben ist derselbe ganz ausserordentlich selten; ich kenne nur vier sichere
Beispiele, zwei in der Steinplatteninschrift Nebtikadrezar's II (I, 33 und VII, 28) Nabu a-bi-
il-su ki'i-num „Nebo, sein (des Marduk) rechtmässiger Sohn"*), ferner V R 34 , 41a und
[V R 20 Nr. 3, 3 (vgl. Latrille ZK II 261). Amiaud und Bezold (s. Lit. § 62 S. 109) handeln
daher wenigstens consequent, wenn sie Asttrbanapil etc. schreiben. Aber dieses i steht in ganz
unvereinbarem Widerspruch zu dem regelmässig in der griechischen Wiedergabe erscheinenden
a resp. o, mit welchem zusammengehalten auch das a der masorethischen Punctation , siehe
1) Strassmaier, L., Nro. 12, 20 und 37, 9.
2) Die namentlich in den älteren Contracten und auf Siegelcylindern ungemein häufigen Namen
(siehe besonders das Glossar zu Strassmaier, Altbabylonische Vertrüfje aus Warka in den Berliner Con-
gressacten) wie ApU-Sin, Apil-Marduk, Apil-Nini wird man kaum hierher zählen dürfen. Zwar giebt es
Namen, in denen der Benannte als Kind einer Gottheit deutlich bezeichnet wird, s. o. T X^^h ^^nT' \ IT
Mär-Istar oder zur Noth auch Abil-Istar (K. 480, 2 u. K. 539, 7 bei Stbassmaieu AV. 606) allein diese
kommen verhältnissmässig sehr selten vor. Und da sich für das apil dieser Namen eine ganze Anzahl
anderer Erklät-ungen darbieten (darüber anderen Orts) , so gebietet jedenfalls die Vorsicht , diese Namen
bei der Discussion über das Wort ablu einstweilen bei Seite zu lassen.
Ablu, „Segolatform" ai/al; »tc. abil. 19
]'^t?.?3~'Tl!ü"ip Merodaehbaladan, Nuhopolassar,, Osenappar^ Stütze und Bedeutung erhält (über
Tiglatpilcser s. u.); und Jensen's Ausweg (ZK II, 309), das a aus einer Verdumpfung des i
vor l zu erkläx'en , ist ungenügend, da für einen solchen Lautwandel (auf istu zu ultu kann
man sich nicht berufen) im Assyrischen keine Anhaltspunkte vorliegen.
Die bereits angeführte phonetische Schreibung Nabü-ab-lu-usur, ebenso wie E-sag-
gil-hi-in-ab-li^), M arduk-na-si-ir-ab-lu^) und Marduh-na-si-ir-ab-li^) zeigen nun aber deut-
lich, dass von einer Anwendung der stc.-Form überhaupt nicht die Rede war. Der Widerspruch
löst sich befriedigend und in sehr einfacher Weise, wenn man bedenkt, dass die griechische
und hebräische Wiedergabe der Namen aus einer Zeit stammt, wo die Endvocale des
Assyrisch-Babylonischen schon anfingen sich abzuschleifen und zu quiesciren: sobald nun aus
ahlu abl wurde, trat bei diesen Segolatformen wie im Hebräischen zwischen den zweiten und
a
dritten Vocal ein schwacher Halbvocal dem hebräischen Schwa entsprechend; dieser schwa-
ähnliche Vocal, der in der Nachbarschaft eines a der ersten Silbe und vor l
naturgemäss einen dunklen und dumpfen Klang hatte, ist es, den die Griechen
und Hebräer regelmässig durch kurzes a oder o wiedergeben. Natürlich deckt
sich in sehr vielen Fällen diese verkürzte Form des nomen absol. mit Hülfsvocal nahezu mit
V V V
dem stat. constr. desselben Nomens, so im Namen unseres Königs 8am"-s für Samsu^ stc. Samai. —
0
In ahlu^ verkürzt ahH, stc. aber abil., haben wir dagegen einen der Fälle vom Gegentheil.
Und dass wir mit dieser unserer Aufstellung das Richtige getroffen haben, dafür scheint auch
das alte Testament uns den Beweis darzubieten in der masorethischen Namensform: "IDK*?© 0*2.:;^,
denn dieser ist der einzige von allen in's Hebräische oder Griechische übergegangenen Namen,
in welchem ablu Sohn wirklich das nomen regens einer stc. -Verbindung ist; der Name
bedeutet „meine Hülfe ist der Sohn des Esarra-Tempels"; hier ist also die Verbindungsform
des Nomens am Platze, dieselbe lautete abil*) ; die biblische Form giebt dementsprechend i
{jtil) im Gegensatz dem « ^^ (b^) der sämratlichen anderen derartigen Namen , in welchen
ablu als selbständiges unverbundenes Nomen erscheint.
Wir haben nun weiter noch zu begründen, warum wir den zweiten Radical als 2 und
nicht als 5 anzusetzen geneigt sind. Die Untersuchung ist nicht einfach und die Entscheidung
schwer. Die Griechen geben tt, die Hebräer bei assyrischen Namen 2, bei dem Namen des
Babyloniers MarduJc-ablu-iddin 2: ]l'72 T[T1J2. Die Keilschrift giebt in den vier sicheren Bei-
spielen, von denen drei aus neubabylonischem Texte stammen, ebenfalls b. Worauf beruht diese
verschiedene Wiedergabe? Ein sogenanntes Schwanken zwischen p und h^) innerhalb des
Assyrischen und Assyrisch-Babylonischen ist ja bereits vielfach beobachtet. Zudem wissen wir,
dass das Babylonische vielfach die Neigung zu einer weicheren Articulation der Consonanten
zeigt; so ist es immer — in unserem Falle, wo sichere phonetische Schreibungen nur aus dem
Babylonischen überliefert sind — doppelt schwer zu entscheiden, ob im gegebenen Falle etymo-
logisch 2 oder 2 anzusetzen ist. Wir müssen uns daher nach anderweitigen Merkmalen um-
1) V R 44, 44'!, cit. von Pinches bei S. A. Smith, Asurbanipal, I S. 107.
2) Strassm., Leijden Nr. 171, Z. 16, 21, 31, Nr. 173, 4.
3) Ebenda 177, 16.
4) Freilich war auch die Genitivform abli für den stc. verwendbar, doch wird dieselbe vor einem
Vocal nach Möoflichkeit vermieden worden sein.
5) S. Haupt, Beiträge zur assyrischen Lautlehre, GGN. 1883, S. 102, A. 3. — üeber die wirklichen
lautphysiologischen Ursachen dieser Erscheinung und über die dabei in Betracht kommenden schwierigen
Fragen s. Hoffouy's ausgezeichnete Abhandlung Tennis und Media in Kuhn's Zeitschrift Bd. XXV S. 419 ff.
3*
20 Erster Theil. erstes Capitel.
sehen. Es wäre seltsam, wenn sich von einem in einer semitischen Sprache so häutigen Worte
wie ablu gar keine Spuren in den verwandten Zungen fänden: —
Zwar Oppert's Gleichsetzung mit dem biblischen Namen t'Dn versclilägt nicht viel, da
man ja über Herkunft und Bedeutung solcher Namen im Dunkeln ist und derselbe sehr
wohl aus Babylonien stammen könnte. Dagegen hat J. Barth i) schon vor längerer Zeit
eine sehr ansprechende Etymologie für ablu vorgeschlagen, die aber leider fast ganz unbeachtet
o-eblieben ist. Da die betreffende Schrift schwer zugängHch ist — ich selbst verdanke
deren Kenntniss und Besitz lediglich der Güte des Verfassers selbst — und da dem Urheber
dieser Etymologie nur daran liegen kann, dass sie weiter bekannt und angenommen werde, so
erlaube ich mir, die betreflFende Stelle wörtlich zu citiren'^j. Es handelt sich um Hiob 39, 3
njnjpll'ri Dn\'?Iin n^nipsn ]n"'"l'pi n^yn^Iil- Als exegetischer Nothbehelf allgemein angenommen
aber ungenügend und unzutreffend ist die Uebersetzung des letzten Versgliedes mit: „sie entledigen
sich ihrer Wehen", gegen welche Barth sich zunächst wendet, um dann fortzufahren: „Nachdem
nun aber in den assyrischen Keilschriften selbständig — ohne dass man diese lexicalische Ver-
wandtschaft kannte — das Wort habat für Sohn unzählige Male aufgefunden ist , kann es
meines Erachtens keinem Zweifel unterliegen, dass wir endlich das lange gesuchte hebräische
Aequivalent des assyrischen habal' in dem Worte Dn"''P3n gefunden haben und dass demnach
ferner die von SCHULTENS citirte Stelle der Hamäsa L.^Ls.f ^^^f^f Jua.j x^jöIo nicht zu
übersetzen ist: calamitas quae mejere facit matronas dolores suos\ sondern ^calamitas quae
parere facit gravidas foetus suos\ was auch die arabischen Lexicographen bestätigen. So
Muh.-al-Muh.\x. di.^. ^yj^^\ JLiLf ^'^.^f .... J]I2f^, wie ja auch eine Deutung der
Tradition: sXj^S d^L *aj ^ä ^ lautet: ^jjf j^J^f jJ^ ^f üiLÜI ^ Lo ^t
^j^Ä^-f jJ^^ -ixi^^ rX'-^ ^Ä ^f ^kJf ^ und das Denom. J^C. ^schwanger sein' bedeutet.
Bedürfte es noch einer weiteren Bestätigung , dass unser 1'2.T\ , entsprechend dem assyrischen
habal, Kind' bedeute, so mag noch daran erinnert werden, dass das etymologisch bisher nicht
zu erklärende bsn empfangen, gebären (Ps. 7, 15; HL. 8, 5) sich nun einfach als Denom.
von diesem h2T\ entpuppt. Zu übersetzen ist also : ^Sie beugen sich , gebären ihre Jungen,
werfen aus ihre Kinder ".
So weit Barth, dem ich mich hinsichtlich der Gleichsetzung von ass. ablu stc. abil
mit hebr. '?Iin, arab. Jus^ pl- JLCJii^l nur anschliessen kann. Man werfe uns nicht ein, dass
nach assyrischen Lautgesetzen nach einem ursprünglichen gX = der a-Vocal die Imäle zeigen
müsse. Denn es giebt auch sonst eine Anzahl anderer Wörter, die sich den a-Vocal in
gleichem Falle erhalten haben, so z. B. alibu = ^^::^ „Milch", absanu, annu (pn) etc.^)
Ist nun aber ablu = J.aä., so stellt sich auch der Name '?Iin Abel mit Wahrschein-
lichkeit als Entlehnng aus dem Babylonischen zu einer Zeit dar, da das n = ^ sich schon
zu verflüchtigen begonnen hatte, aber noch nicht ganz zu N geworden war, so dass es dem
hebräischen Ohre noch als n vernehmbar war.
I
1) Beiträge zur Erklärung des Buches Job, S. 26 f. — Vgl. Schrader KAT^ S. 45***).
2) Berührt und ganz kurz wiedergegeben habe ich dieselbe schon bei S. A. Smith, Äsurbanipal 11, 90.
3) Die „sumerisch" sein sollende ünform ibila des Syllabars könnte schliesslich allerdings auch
nach einer späteren Aussprache des Wortes ablu (im stc. eb^l) gebildet sein. Doch spricht dagegen die
fremdländische Wieder^ ibe (s. c), die für den eingeschobenen schwa-ähnlichen Vocal der zweiten Silbe eine
dunkle Färbung a oder ) verlangt.
Ählu = Jul^ 21
Die griechische Wiedergabe des zweiten Radicals durch 7r in assyrisch-babylonischen
Namen, der die hebräische durch 2 bei assyrischen Namen entspricht, legt es nahe, dass das
b der Babylonier und noch mehr der Assyrer in diesem Worte von dem entsprechenden Laute
jener fremden Sprachen verschieden, dass es eine sogenannte reducirte Media^J war
oder sich einer solchen näherte, d, h. dass der für die „Media" charakteristische sonantische
Charakter auf ein Miniraum reducirt war, so dass sich dieselbe als sogenannte Flüstermedia
nur schwer von der entsprechenden Muta unterscheiden liess. Vielleicht ist es aber nicht
einmal nöthig , die Schwankungen der Wiedergabe in dieser Weise als Wiederspiegelungen
lautlicher Verschiedenheiten anzusehen und genügt der Hinweis darauf, dass es sich bei unserer
Ausnahme der Form mit quiescirendem Endvocal um die Gruppe bl handelt und dass bei
solchen consonantischen Gruppen es für ein fremdes Ohr weit schwerer zu unterscheiden ist,
ob in einem bestimmten Falle bl oder pl gesprochen wird , als wenn zwischen bal und pal
die Entscheidung gefordert würde.
Das Ergebniss dieser unserer Untersuchung über das assyrische Wort für „Sohn" ist also:
1) Der zweite Radical ist mit grosser Wahrscheinlichkeit als 2, der erste als ursprüng-
lich n = anzusetzen ; ablu: ^2i< = Juä..
2) Die Babylonier schreiben das Wort ablu als Namensbestandtheil phonetisch ab-lic
oder ab-U. Wir haben uns darin natürlich nach ihnen zu richten und wenden daher, wo ein
mit ablu zusammengesetzter Name innerhalb eines assyrischen Textes zu umschreiben
ist, die Form ab-lu, nb-li an (es sei denn, dass wirklich der stc gefordert würde).
3) Wir haben aber gleichzeitig erkannt, dass diese phonetische Schreibung nur eine
unvollkommene Wiedergabe der wirklichen Aussprache darstellt, dass diese mit Abfall des
Endvocales vielmehr abH, abal gelautet hat; und wir schreiben daher abal^ wo immer wir in
deutscher Darstellung einen so zusammengesetzten Namen als den einer historischen etc.
Persönlichkeit zu gebrauchen haben.
4) Der Status constructus von ablu lautet abil.
Setzen wir nun ablu in dieser Form in den Namen ] *"*7~ -6^ >Jf- [ y ein, so ergiebt
sich bei Anwendung der stc. -Form ban Amr-ban-abli für die Textunischrift, Asurbanabal für
die deutsche mundgerechte Wiedergabe , letztere mit sehr durchsichtiger Entstehung der Ab-
a d
weichungen {^sur-ban-abH = ^agöava/taX)^) de.m griechischen ^aQÖavan:a(X)Xog entsprechend.
Schwieriger ist die Entscheidung bei der Zusammensetzung mit bäni: die einzig berechtigte
Wiedergabe, wo phonetisch ba-ni geschrieben steht, ist Äsur-bdni-abli. Aber auf die Dauer
ist kaum Asurbänt-abal gesprochen worden. Es wäre möglich, dass bei einer Synaloephe das
i über das n den Sieg behalten hätte, also Äsurbanibal; vgl. Nabü{6)balusur {ü\6] aus ü -\- a
s. o.) — Man könnte (V) aber auch eine Stufenreihe Asur-bän{i)-abal : Asur-biiny-abal : Asur-
ban-abal denken, die dann ebenfalls mit Asur-ban-abal geendet hätte.
Wir wenden nach dem Vorstehenden als Namensform ein für allemal einfach Asur-
banabal an, bedienen uns in der Umschrift von Texten mit Vernachlässigung der genügend
erklärten Determinative etc. der Form Asur-ban-abU und setzen Asur-bäm-abli nur, wo aus-
drücklich ba-{a)-ni vorgeschrieben ist.
1) Näheres s. Hofeoky: Kohn's Zeitschrift Bd. XXV S. 429 (Vgl. S. 19 Anm. 5.)
2) Vgl. Lehmann ZK 11 S. 361.
22 Erster Theil, zweites Capitel.
ZWEITES CAPITEL.
Die Monumente und Inschriften.
V
Ueber die Vorgänge bei der Thronbesteigung Samassumuhhi's, waren wir bis vor Kurzem
nur durch den III R 16 Nr. 5 herausgegebenen, sehr verstümmelten Cylinder Asurbanabal's und
durch des Letzteren Angaben in den Annalen (s. o. S. 1 Anra. 1) unterrichtet. Das Material
hat sich, besonders durch die neuesten englischen Ausgrabungen, erhebhch vermehrt," und be-
steht, so weit wir es übersehen, aus folgenden von uns zu veröffentlichenden und zu erklären-
den Inschriften.
I. Auf den Namen Samassumukin's lauten:
A. 1. Die zweisprachige Inschrift, eingegraben auf einem von Rassam zu Abu
Habba, der Ruinenstätte der altberühmten Sonnenstadt Sippar^ gefundenen und, wie die
Signatur A. H. 82, 7—14 zeigt, von dort am 14. Juli 1882 in das Britische Museum ver-
brachten Cylinder in Fässchenform aus weissem Thon. Derselbe ist 1^1%^) lang, der Durch-
messer des Seitenkreises (= Fassbodens) beträgt 2^8', der des mittleren grössten Kreises
(= Fassbauches) ca. S^/s'. Für die Zeilen sind Linien gezogen , je zwei oder drei Zeilen
werden durch tiefer in den Thon eingeschnittene Linien getrennt. Zwischen der proto-
babylonischen Fassung, die die linke Seite des Documentes einnimmt, und auf dessen
rechter Seite befindlichen Wiedergabe läuft eine doppelte Trennungslinie. Die bilingue
Inschrift , welche ich abgekürzt durch Bil, bezeichne , ist sehr sorgfältig und kunstvoll ein-
gegraben; bei Zeilen mit vielen Zeichen erscheint die Schrift freilich recht eng und gedrängt.
Der bis auf wenige kleine durch Riss oder Bruch beschädigte Stellen ausgezeichnet erhaltene Text
ist von PiNCHES V R 62 Nr. 2 fehlerlos herausgegeben, wovon sich sowohl Herr Dr. WiNCKLER
14./4. 85 als ich selbst 26. /lO. 86 durch eine Collation überzeugt haben. An einzelnen Stellen
sind die Zeichenformen des Originals in Pinches' Ausgabe nicht ganz getroffen ; ich habe mich
bemüht, dieselben in der Autographie (Tafel I — IV) genauer wiederzugeben. Vgl. Bezold Lit.
§ 69 S. 125 u. S. 350 und S. 7 meiner Dissertation.
B. Einsprachig neubabylonische Inschriften.
2. Die neubabylonische Inschrift auf einer zu Babylon gefundenen Stele des briti-
schen Museums aus rothem Sand(?)stein. Dieselbe hat, wie die Darstellung in Lichtdruck
(auf unserm Titelblatt links) zeigt, in sehr verkleinertem Masstabe die stereotype Form der
Stelen mit Weihinschriften und Bildern der Könige oder complicirten bildlichen Darstel-
lungen, wie wi" sie in den ältesten Zeiten an der Geierstele^) in ihrer höchst scharfsinnig und
überzeugend dargethanen Reconstruction durch Heuzey^) und später z. B. auf dem grossen
Monolithen AsurnasirahaVs'^) aus Nimrud und der auf Cypern gefundenen Stele Sargon^s
1) ' = inch.
2) DE Sarzec pl. 2 u. 3.
3) „La Stele des vautours", Bevue Archeologiqtte IX p. 166 ff.
4) S. Layari> ; Monuments of Niniveh, second series pl. 4.
Die Stele SamaSSumukln's. 23
des Berliner Museums '), nicht minder auch an dem Mesastein und an den egyptischen Stelen
finden. — Die Höhe bis zur Erhebung des Bogens beträgt nicht ganz 12', die Breite unten
ca. 6^/4', die Tiefe ist nicht viel geringer, so dass die Grundfläche nahezu ein Quadrat bildet.
Die Vorderseite zeigt in Relief das Bild eines Mannes , der mit den erhobenen Händen einen
Korb, den er auf dem Kopfe trägt, an beiden Seiten gleichmässig zu stützen scheint. Ganz
ähnliche Körbe''') tragen in der Darstellung der Geierstele') die mit der Bestattung der im
Kampfe Gefallenen oder mit den Vorbereitungen dazu beschäftigten Arbeitern auf den Köpfen.
Dazu macht Heuzey*) die folgenden interessanten auch für unsere Stele und die zwei Stelen
ÄsurhanubaVs (s. u.) zutreffenden Bemerkungen: „Die Gestalt des Korbträgers oder der Trägerin
war ein populäres Motiv chaldäischer Kunst. Es findet sich wieder in einer ganzen Reihe
von Bronzestatuetten, von denen die sogenannte Karyatide des Königs Kudur-Mahuk') das
älteste bekannte Exemplar ist. Herr de Sarzec hat drei andere Figuren ^) dieser Art entdeckt,
von denen die eine eine Frau, die beiden anderen Männer in kurzer Joppe darstellen, ähnlich
denen der archäischen Geierstele und, wie diese, auf dem Kopfe einen gehäuft vollen Korb
haltend Kein Zweifel, dass diese Bildwerke eben so viele Personificationen des religiösen
oder des Todteuopfers waren". Der Korb soll höchst wahrscheinlich das als Opfergabe häufig
verwandte Mehl oder Getreide enthalten.
Auf unserer Stele nun ist es der König selbst, der eine solche Opfergabe an dem
Altar des Gottes Nebo, dem die Inschrift gewidmet ist, bringt. Zwar daraus, dass in dieser
Inschrift keine andere Person als der König genannt ist , kann ein absolut sicherer Schluss
nicht gezogen werden, denn, um wieder mit Heuzey zu reden, „es wäre nicht das erste Mal,
dass auf den Denkmälern Assyriens und Chaldäa's die bildliche Darstellung und Inschrift nur
in einer sehr allgemeinen , eine Erklärung der einen durch die andere nicht zulassenden
Beziehung zu einander ständen" '''). Die männliche Gestalt auf unserer Stele stimmt aber mit
den Reliefdarstellungen auf den beiden unten zu besprechenden Stelen Äsurbanahal's, von denen
die eine auf dem Titelblatt in Lichtdruck ebenfalls nachgebildet ist und von denen wir aus
des Königs eigner Thontafelinschrift L* (s. u. Cap. III) wissen , dass sie ihn selbst „die
Götter anbetend" darstellen, fast vollständig überein: nur dass, während die letzteren die
königliche Tiara tragen, an deren oberen Theil der Korb hinten aufgestützt ist, die Stele
Saosduchin's an Stelle dieser Kopfbedeckung eine Lücke aufweist. Form und Grösse derselben
lassen jedoch deutlich erkennen, dass die Gestalt auf dem unbeschädigten Monument ebenfalls
V
mit einer solchen Kopfbedeckung versehen war, demgemäss den König Saniassumukin selbst
darstellt. Nun ist es aber kaum möglich, hier eine zufällige Verstümmelung durch Bruch oder
Abbröckelung anzunehmen, wie sie im Uebrigen diese Stelen an verschiedenen Stellen zeigen, son-
dern die genaue Umgränzung der Lücke und ihre glatten Flächen und scharfen Kanten legen
den Schluss nahe, dass die Tiara, das Zeichen der königlichen Würde, absichtlich mit einem
scharfen Instrumente, Meissel oder dergleichen, nachträglich entfernt worden ist. Dann dürfte
aber auch die Verstümmelung des Gesichtes gerade auf dieser Stele nicht unabsichtlich ent-
standen sein, und Mr. Pinches' Vermathung, dass diese Verstümmelung eine Art Racheact
1) Abbildungen, veröffentlicht von L. Ross, Hellenika I, 1846, und von Schbadeb in Riehm's
BealwöHerhuch des biblischen Alterthums, S. 1374, a.
2) Die assyrische Bezeichnung für diese Tragkörbe von Rohr ist wahrscheinlich mnsill'ii. S. Lyon,
Sarg. 59 u. 72. Tiele, II 402.
3) Fragment b, Vorderseite. — Heüzey, a. a. 0. p. 172.
4) A. a. 0. p. 177.
5) Vgl. Bezold, Lit. S. 52 § 27, 3 bis b.
6) Vgl. jetzt DE Sarzec, Decoucertes en Chaldee pl. 28.
7) A. a. 0. p. 180.
24 Erster Theil, zweites Capitel.
war, verübt nach der Niederwerfung und dem Untergange Saosdnchins an der Statue des
rebellischen Königs, der als solcher fürder nicht im Andenken der Ueberlebenden angesehen
werden sollte — eine Handlungsweise, für welche ja Analogien genug in der Geschichte des
alten Orients zur Verfügung stehen — enthält jedenfalls einen beachtenswerthen Erklärungs-
versuch. Dass die Sieger andererseits das Denkmal nicht ganz zerschmetterten oder zum Min-
desten aus dem Heiligthum entfernten, beides Gefährdungen, die in den Fluchformeln am
Schlüsse der Weihinschriften regelmässig mit vorgesehen und bedroht sind, dafür waren viel-
leicht unter anderen Gründen Bedenken des Ritus und der Pietät massgebend. Uebrigens war
Näheres über den Fundort dieser und der beiden anderen Stelen im Britischen Museum nicht
zu erfahren.
Die Rückseite wird durch eine theilweise verwitterte und lädirte Inschrift in gemischter
neubabylonisch-assyrischer Schrift, wie sie bei den Sargoniden nichts Ungewöhnliches
ist, ausgefüllt. Diese Inschrift, über welche ich die ersten Nachrichten bei Bezold Lit. S. 125
u. Diss. p. 7 sq. sub 2 gegeben habe, veröffentliche ich zum ersten Male in Autographie
(auf Tafel V — VII). Der Edition liegt ein mir gütigst von Herrn Le Page-Renouf zur Verfügung
gestellter Papierabklatsch der Inschrift zu Grunde; ausserdem die Copie von Herrn Dr.
WiNCKLER (Frühjahr 1885), aus welcher ich die Inschrift zuerst kennen lernte und bei deren Col-
lation Herr Dr. Jensen sich betheiligte, und meine eigene Collation vom 22. /lO. 1886. —
Ich bezeichne diese Inschrift mit S^ ^), wie ich überhaupt der Gleichmässigkeit wegen die in
meiner Dissertation gewählten Bezeichnungen beibehalte. —
3. Die neubabylonische Inschrift auf einem stark verstümmelten Cylinder der
Rassamsammlung, signirt A. H. 82, 7 — 14; die Anfänge der Zeilen und der Name des Königs
sind verloren, und die erhaltenen Schriftzeichen waren vielfach durch Silicate unleserlich
V
geworden; gleichwohl war deren Abfassung unter Samassumuktn gleich bei der ersten flüchtigen
Prüfung unverkennbar. Zu dieser Prüfung veranlasste mich eine Bemerkung Dr. Winckler's,
dem die Aehnlichkeit der Form dieses Cylinders, der unbeachtet im Assyrian Room des British
Museum stand, mit der des Pariser Cylinders der Bibliotheque nationale, den er für mich
copirt hatte (s. u. Nr. 11), auffiel. —
Meiner Ausgabe liegen zu Grunde: meine Copie vom Ende December 1886, eine
Copie von Herrn Dr. Winckler nach der auf meine Bitte von Mr. PiNCHES im Januar 1887
freundlichst veranlassten Säuberung auf chemischem Wege, und eine Copie von Herrn Dr. Be-
zold, die er, da unsere beiden Copien nur als , flüchtige" bezeichnet werden konnten, im
October 1887 auf meine Bitte um eine Collation freundlichst anfertigte und mir zur Verfügung
stellte. — Abgekürzt bezeichne ich diese Inschrift — abgesehen von den Steleninschriften die
fünfte in der Reibe der mir nach und nach bekannt gewordenen Londoner Inschriften — mit L^
und veröffentliche den Text zum ersten Male auf Tafel VIII ff. der autographirten Originaltexte.
1) Die schwarze Stele im Nimroud Central Saloon (Nr. 104), welche schon mit der Sammlung
PtiCH in das Britische Museum verbracht wurde, wird von Pinches verrauthungsweise dem Samassuimdin oder
einem andern babylonischen Könige der assyrischen Dynastie zugeschrieben ; die Stellung und Abzeichen
des Königs, der, an der Tiara kenntlich, nach rechts gewandt in Basrelief auf der Vorderseite dargestellt ist,
sowie die Emb]^r..e, die in der Höhe des Gesichts und der Tiara ihm gegenüber angebracht sind, erinnern
in der That an die assyrische Königsstelen, namentlich an die Berliner Sargonsstele; auch im Mateiüal, dem
schwarzen, theilweise stark verwitterten Steine, scheint sich das Londoner Document mit dem der Sargons-
stele (Gabbro) zu berühren. In der nicht vollständig eingegrabenen oder erhaltenen Inschrift der rechten
Seite in neubabylonischer Schrift und Sprache, die auf dem dunkeln Stein eben wegen der Verwitterung
überhaupt nicht zu lesen und auf einem für mich angefertigten Abklatsch nur mit ziemlicher Schwierigkeit
zu entziffern ist, habe ich aber weder den Namen Samaiisumukin's . noch irgend eines anderen Königs ent-
decken können. — Hiernach sind die Angaben der Note auf S. 8 meiner Dissertation, die geschrieben war,
bevor ich selbst in London das Monument in Augenschein genommen hatte, zu berichtigen. — üeber den
Inhalt der Inschrift amiern Orts.
Stelen und Cylinder Asurbanabal's. 25
4. Schon bei Strassmaier AV 6702 und wiederum von S. A. Smith, Proc. 8oc. ßibl.
Arch. X, p. 312 f. vollständig^ mitgetheilt ist ein Brief Samasmmukin'H mit der Signatur 80.
7 — 19. 17. Es ist mir jedoch wegen der Schwierigkeit des Inhalts nicht möglich, mit
Sicherheit zu bestimmen, ob derselbe wirklich noch in die Zeit, da Frieden zwischen beiden
Brüdern herrschte, einzuordnen ist. Vgl. Diss. 13 N, 1. — Copie und Collation von Winckler
30./4. und 1./5. 85; eigene Collation 24./ 11. 86. — S. Tafel XI der Autographien.
5. An letzter Stelle führen wir das Täfelchen K 5579 auf, das einen »^»^ t^] *y^
*^ *~[\\^k. *""^|j zum Verfasser hat. Was datür spricht, diesen Verfasser mit dem König
SamasmmuMn zu identificiren, ist bereits oben (S. 7) angeführt. Sicher ist die Gleichsetzung
nicht und noch unbestimmter die Einreihung unter die Documente der Friedenszeit. Von mir
copirt 22. u. 23./10. 86. Ich publicire den Text auf Tafel XII der Autographien.
II. Auf den Namen AsurbanabaFs lautende Inschriften.
A) Stelen-Inschriften.
6. Die 16' hohe, 6' breite Stele AsurhunahaVs aus rothem Sandstein, in Babylon
gefunden; mit der Signatur 80. 6 — 17 im britischen Museum aufbewahrt; was Form und
Darstellung betrifft, der oben unter 2. beschriebenen Stele Saosduchin's ähnlich, trägt auf der
Vorderseite und der linken Schmalseite (von vorn gerechnet) eine sehr schön und deutlich
eingehauene Inschrift in gemischt assyrisch-babylonischen Zeichen, von welcher ich die
erste Nachricht bei Bezold Lit. § 63, 3 d Seite 113, 114 N. 1 und S. 347 und in meiner Disser-
tation p 8 sq. gegeben habe. In Transscription veröfiFentlichte ich dieselbe mit vollständiger
Herstellung der Lücken gemäss den parallelen Stellen der übrigen Inschriften, Diss. p. 24 sq. nach
einer Copie von Herrn Dr. Wjnckler (10. /5. 85), bei deren Collation sich Herr Dr. Jensen bethei-
ligte. Die Ausgabe des Originaltextes, die ich zum ersten Mal in diesem Buche (Tafel XIII - XVI)
bringe, stützt sich neben der erwähnten Copie, die ich am 22. u. 23. /lO. 86 einer erneuten
Collation unterzogen habe, auf den mir von Herrn le Page Renouf gütigst zur Verfügung
gestellten Abklatsch. Ich bezeichne diese Inschrift mit S'^.
7. Eine grösseren Theils mit S^ wörtlich übereinstimmende Inschrift vom gleichen
Schriftcharakter, aber in noch grösseren Zeichen ausgeführt, zeigt eine andere grössere Stele
desselben Königs, von 15^/2' Höhe und 9' Breite. Dieselbe vertheilt sich auf alle vier Seiten
des Monuments. Eine Abbildung von dessen Vorderseite giebt unser Titelblatt, den Text (S^)
gebe ich zum ersten Mal heraus Tafel XVII f. Copie von Winckler. Eigene Collation 27. /lO. 86.
Abklatsch. — S. Diss. p. 9 und vgl. Bezold Lit. a. a. 0. S. a. S. 23 u. vgl. u. Cap. III s. III.
B) Cylinder-Inschriften.
8. a) Cylinder des British Museum aus gelblich weissem Thon ohne Signatur Auf
dem Holzgestell die Aufschrift: „Terracotta-cylinder referring to the completion ofE-sagila at
Babylon by Asurbani-apli king of Assyria [Babylon] B. C. 640". — Ich gebe den bisher un-
veröfiFentlichten Text (Tafel XV und XVI) , den ich mit L'^ bezeichne , nach einer Copie von
Herrn Dr. Winckler (13. /4. 85) und meiner eigenen Collation 26. /lO. 86. — Vergl. meine
Angaben ZK II 360 f. und Anm. 1; Diss. p. 10 sub 5 und bei Bezold Lit. § 64, 3^ S. 113.
b) Ein nach Inhalt, Wortlaut, Form der Zeichen und Vertheilung der Zeilen ab-
solut übereinstimmendes Duplicat dieser Inschrift trug, nach dem Erhaltenen zu urtheilen, ein
Cylinder des britischen Museums mit der Signatur 81. 2 — 1. 38, von dem ich das von
Dr. Winckler aufgefundene Fragment nach dessen Copie auf Tafel XXIV veröffentliche.
9. a) Mit L^ bezeichne ich die von Pinches V R 62 Nr. 1 fehlerlos herausgegebene
Inschrift in grossen, aber nicht sehr deutlichen neubabylonischen Zeichen, auf einem von Ras-
sam zu Abbu Habba gefundenen Cylinder. Signatur: 82, 4—14, A: Bezold Lit. § 64, 3'
Lehmann, Samassumukin. 4
26 Erster Theil, zweites Capitel.
S. 113 u. 349. Man findet den Text auf Tafel XXV f. nach Pinches' Ausgabe, einer Collation
von WlNCKLER und meiner eigenen Collation (27./10. 86).
b) Von einem anderen dieselbe Inschrift in schöner Ausführung tragenden Cy lind er
gleicher Herkunft, wie die Signatur A. H. 82. 7 — 1* zeigt, ist ein kleines Fragment erhalten,
das Theile der Zeilen 10 — 17 ohne nennenswerthe Varianten bietet und das ich nach Winckler's
Copie vom 15./4. 87 gebe (Tafel XXVI sub b).
c) Nur der Vollständigkeit wegen wird mit beigebracht (Tafel XXVI sub c) ein unsig-
nirtes Fragment, enthaltend Theile aus der Mitte der vier letzten Zeilen vom Schlüsse ver-
muthlich derselben Inschrift, das Herr Dr. Winckler in London copirt hat^).
d) Von demselben Document ist auch eine Niederschrift in archaischen, bisweilen nicht
mehr ganz deutlichen Charakteren auf dem ebenfalls mit A. H. 82. 7 — 14 bezeichneten P'rag-
ment eines Cylinders erhalten. Ich gebe Herrn Dr. Winckler's Copie auf Tafel XXVII wieder.
10. Nach George Smith, Ässurhan. p. 201, und dem Passus bei Bezold Lit. § 64, 3*,
der mir vom Verfasser gütigst schon in den Aushängebogen zur Verfügung gestellt war, sollte sich
der Cylinder mit dem Original der III R 16 Nr. 5 veröffentlichten Inschrift im Louvre befinden.
Herr Dr. Winckler erfuhr jedoch während seines Pariser Aufenthaltes von Herrn Ledrain,
dass ein solcher Cylinder im Louvre weder bekannt noch auffindbar sei. Aus Herrn Prof.
Oppert's Mittheilungen wusste ich dagegen , dass die Sammlung des Herrn de Clerq einen
Cylinder mit einem der III R 16 Nr. 5 veröffentlichten Inschrift sehr ähnlichen Texte ent-
hielte; so lag der Schluss nahe, dass die beiden Documente identisch seien. Die Erlaubnis«,
den Cylinder de Clerq in Augenschein zu nehmen, war für Herrn Dr. Winckler bedauerlicher
Weise nicht zu erlangen. Eine Vergleichung der Ausgabe III R 16 Nr. 5 aber mit Oppert's
mir mit grosser Liebenswürdigkeit zur Verfügung gestellten Umschrift der Inschrift des Cylinders
DE Clerq, die er bereits vor langen Jahren angefertigt hatte, ergab folgendes Resultat:
a) III R 16 Nr. 5 giebt. was inzwischen auch Oppert erkannt hatte, thatsächlich
den Text des Cylinders DE Clerq wieder. Wort für Wort, Zeile für Zeile stimmen
überein, so dass kein Zweifel betreffs der Identität obwalten kann. Vielleicht war der Cylinder
zeitweilig im Louvre ausgestellt (?), was den Anlass der erwähnten irrthümlichen Angabe
über den Aufbewahrungsort gegeben haben könnte.
b) Meine, Diss. p. 11 sub 7 ausgesprochene, auf die Mängel der Edition gegründete
Schlussfolgerung, dass das Original von III R 16 Nr. 5 nicht, wie es nach dieser Ausgabe
scheinen musste, in neuassyrischen Charakteren geschrieben sei, bestätigt sich. Der Text ist in
archaisch-babylonischen und zwar nach den mir von Oppert mitgetheilten Proben zu urtheilen
in recht verwickelten, denen der Inschrift von Bit. und L^d) verwandten Zeichen geschrieben.
c) Es ergab sich ferner, dass, im Gegensatze zu dem mangelhaften Ausfall der von
George Smith herrührenden Ausgabe in neuassyrischer Umschrift, die Inschrift schon vor
Jahren von Oppert fast durchweg richtig gelesen und entziffert war. An vielen Stellen, wo
Smith dui-ch Schraffirung eine Lücke im Thon und Text anzudeuten scheint, sind oder waren
die Zeichen vorhanden und von Oppert richtig gedeutet.
d) Schliesslich bestätigte sich, dass meine auf Vergleichung der verwandten Inschriften
l)eruhenden Verbesserungen, von denen ich die wichtigeren Diss. p. 1 1 sub 7 mitgetheilt habe,
sämmtlich richii«; waren.
Gern hätte ich die Inschrift — die ich abgekürzt mit P^ bezeichne — im Original-
text vorgelegt, wie es im Plane dieses Buches liegi.. Da jedoch auch hierzu Herrn DE Clerq's
1) Unter den von der amerikanischen WoLFE-Expedition mitgebrachten und im Metropolitan
Museum in New York aufbewahrten Fundstücken befindet sich auch nach einer gütigen mir durch meinen
Freund Dr. R. Gottul.'l aus New York übermittelten Mittheilung Dr. Lyon's ein ferneres kleines Fragment,
das Theile von 2 Zeilen der Abu Habba-Inschrift, entsprechend V R 62 Nr. 1 Z. 11/12 enthalten soll.
Thontafel-Inschriften Asurbanabal's. 27
Zustimmung höchst bedauerlicher und befremdlicher Weise nicht zu erlangen war, so bleibt mir
nichts übrig, als eine neubabylonische Umschrift mit den erwähnten Verbesserungen zu geben
(Tafel XXVIII und XXIX). Der Cylinder wird, wie mir Herr Prof. Opfert mittheilt, in
dem Catalog der DE ÜLERQ'schen Sammlung photographirt erseheinen und die Inschrift darin
von Opfert übersetzt und besprochen werden.
11. Die Inschrift des Cylinders der Bibliotheque nationale zu Paris, abgekürzt P'*.
Von dieser Inschrift erhielt ich zuerst dadurch Kenntniss, dass mir auf die ZK II 360
gedruckte Erwähnung meiner Arbeit hin J. von Ferkis eine Copie derselben zusandte, jedoch
ohne bestimmte Angabe, wo das Original aufbewahrt sei. Die Inschrift ist jedoch, wie sich
bald an der Identität gewisser Zeilen feststellen Hess, dieselbe, welche Strassmaier AV an sehr
vielen Stellen als NB. (= Bibliotheque Nationale, s. AV S. IV) 5929 citirt. Dass ein solcher
sehr verstümmelter Cylinder Asurbanabal's in der Bibliotheque Nationale zu Paris aufbewahrt
werde, war mir andererseits schon aus Pognon's Werk L'inscription de Bavian p. 122 und
ebenda n. 1 bekannt.
Die mir liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellten Copien von J. VOK Ferkis,
Pater SträSSMAIER und Dr. Winckler, auf welche sich meine Ausgabe der Inschrift P^
stützt, stimmen denn auch unter sich und mit Pognon's Citaten derartig überein , dass kein
Zweifel an der Identität des Originals statthaben kann. — Ausgabe nach diesen drei Copien
Tafel XXX und XXXI.
C) Thoniafel - Inschriften.
12. Die fast 4' lange und über 2' breite Tafel K. 891 trägt eine in babylonischen
Zeichen sehr schön und deutlich ausgeführte Inschrift Asurbanabal's, die von Pinches, Texts
p. 17 f. fehlerlos herausgegeben ist, wie ich dies bei meiner Collation (26./ 11. 86) nachzuprüfen
Gelegenheit hatte. Ein Theil des Textes war schon herausgegeben I R 8 Nr. 2 und der Beginn
desselben von Opfert EM I p. 282 übersetzt worden. Ich wiederhole den Text dieser Inschrift,
die ich mit L^ bezeichne, Tafel XXXII fg. der Autographie. Vgl. Lit. S. 114 § 64s u. S. 7
§ 4 Anni. 2.
13. Die grosse Thontafel-Inschrift K. 3050 und K. 2694. — George Smith,
Assurbanipal, p. 9 f., erwähnt die Tafel K. 3050, die Sardanapal und Saosduchin, wie III R 16
Nr. 5, als in gutem Einvernehmen stehend darstelle. 9 Zeilen derselben (vgl. Lit. p. 112 § 63 f.)
sind von George Smith, Assurb. p. 9, veröffentlicht und von Menant, Amiales des rois d'Assyrie
p. 251 übersetzt. Im Uebrigen war über diese Inschrift nichts weiter bekannt, als dass sie
eine „sehr lange Schilderung enthalte". Inzwischen hat sich herausgestellt, dass mit K. 3050
das Fragment K. 2694 zusammengehöre. Die beiden Fragmente bilden eine grosse Tafel aus
blassrothem Thon, von der glücklicher Weise an der Bruchstelle nur wenig verloren gegangen
ist, während am oberen wie am unteren Rande der Tafel grössere Theile fehlen, so dass sie
ihr jetziges Mass (6|') in etwas überschritten haben muss; in der Breite (6-|-') dagegen ist sie
vollständig erhalten. —
Die Tafel ist auf beiden Seiten in je zwei Spalten mit neuassyrischen Zeichen
ziemlich eng beschrieben, an manchen Stellen sind Schreibercorrecturen zu bemerken, viel-
fach ist die Schrift beschädigt oder die ganze Oberfläche so nachgedunkelt, dass die Zeichen
schwer zu erkennen sind. Meine im November-December 1886 vorgenommene Copie dieses
sprachlich wie sachlich sehr wichtigen Textes wurde zudem durch die Ungunst der Witterung
erheblich erschwert, und es stand fest, dass meiner ersten am 15./ 12. 86 beendeten Collation
mindestens noch eine zweite bei hellerem Wetter zu folgen haben werde. Da ich an der
Vornahme derselben verhindert war, so hat Herr Dr. Winckler sich der Mühe unterzogen, eine
zweite selbständige Copie anzufertigen, die mit der meinigen im AVesentlichen übereinstimmt,
.so dass ich hoffen darf, meine auf diese beiden Copien gestützte Ausgabe (Tafel XXXIV ff.)
4*
28 Erster Theil, drittes Capitel.
werde dem Texte gerecht werden, ohne behaupten zu wollen, dass nicht Jemand, der später,
gestützt auf diese Ausgabe, die Inschrift von Neuem mit dem Original durcharbeitet, noch
hier und da Verbesserungen werde hinzufügen können.
III. Berichte Dritter, in welchen die beiden Könige erwähnt werden.
Von diesen Berichten ist mir nur bekannt:
14. Die Inschrift der Tafel K. 991, auf die mich Mr. PiNCHES freundlichst aufmerksam
gemacht hat. Genaueres über den Inhalt konnte ich bei dem verstümmelten Zustande des
(3' langen, If , breiten) Fragments bis jetzt nicht ermitteln, daher auch die Einordnung unter
die Documente der Friedenszeit nicht mit Sicherheit erfolgen kann. Ich gebe den Text nach
meiner Copie und Collation (18. u. 19./ 11. 86) in Autographie unter Nr. 14.
DRITTES CAPITEL.
Der geschichtliche Gewinn aus den Inschriften.
I. Das verwandtschaftliche Verhältniss zwischen Asurbanabal und Samassumukin.
V
Es ist zunächst das verwandtschaftliche Verhältniss zwischen Äsurbanahal und Samas-
sumuMn näher und klarer zu bestimmen.
Das ahu talimii, das als Bezeichnung des Babylonierkönigs von Seiten Sardanapal's in
den bisher bekannten Inschriften einmal III 16 Nr. 5, 50 (s. u. P^) vorkommt, hat man ge-
meinhin mit „leiblicher Bruder" übersetzt, ohne sich recht darüber klar zu werden, was denn
mit dieser Deutung eigentlich gemeint sein soll.
Im Deutschen redet man von „leiblichen Brüdern" erstens entweder, wenn man die
schon in dem Worte Bruder ausgedrückte nahe Verwandtschaft besonders betonen will, oder
aber zweitens, man braucht den Ausdruck im technischen Sinne. In letzterem Falle wird
die Verwandtschaft vom Mutterleibe her besonders hervorgehoben, und zwar kann dies
geschehen
a) auch bei gemeinsamer Abstammung vom selben Vater, in Fällen, wo die mütter-
liche (cognatische) Verwandtschaft von Wichtigkeit ist und mit Nachdruck hervorgehoben
werden soll; oder
b) — und das ist das gewöhnlichere — es soll damit ausdrücklich gesagt werden, dass
die Kinder Söhne nur derselben Mutter, aber verschiedener Väter, dass sie „uterini'^ sind.
Welche Bedeutung liegt in unserem Falle vor? Friedrich Delitzsch^), auf den diese Ueber-
setzung zurückgeht, weist hin auf das samaritanische teUm, Petermann tellem, für welches
Petermann^) klar die Uebersetzung frater uterinus, also die (zweite) technische Bedeutung
fordert. Wenn aber dann Delitzsch weiter auf das palästinensisch-aramäische ahhi tela-
min (Targum Pseudo- Jonathan zu Genes. 49, 5) hinweist und dann den Ausdruck mit „leib-
liche Brüder" übersetzt, so kann an dieser Stelle von der technischen Bedeutung (2 b) nicht
die Rede sein; denn die so bezeichneten Brüder „Simeon und Levi" haben Vater und
Mutter gemeinsam (sind beide Söhne des Jacob und der Lea), Gen. 29, 33 u. 34. Also stände
diese Stelle, wie Delitzsch sie fasst, gleich im Gegensatz zu der von Petermann vorge-
schriebenen Bedeutung des samaritanischen Wortes. Ich glaube aber überhaupt nicht, dass
1) Beigaben zur deutschen Ausgabe von Geokge Smith's Chaldäische Genesis. S. 272 A. 1.
2) Brems hnijuae Samaritanae grammatica. p. 81.
Ahu talimu heisst nicht „leiblicher Bruder". 29
sich das telamtn des Targum zu Gen. 49, 5 auf das verwandtschaftliche Verhältni.~s der
Brüder bezieht, sondern, gerade wie schon der hebräische Text an die Hand giebt, dass die
durch Abstammung Verbrüderten auch Brüder der „Sinnesart und Haudhingsweise nach" sind^)
(wegen der Gen. 34, 25 ff. erzählten Gewaltthaten) , so will auch der Erklärer durch das te-
lamtn ihre Zusammengehörigkeit als Genossen der Uebelthat , als böse Gesellen , als ein
,par nobile fratrum'^ erläutern.
Die Bedeutung „Geselle, Genosse" geben auch die a.ssyrischen Belegstellen für talimu
weit eher an die Hand, als „leiblich". Es ist da zunächst zu beachten, dass das Wort durch-
aus nicht an ahu gebunden ist, sondern als selbständiges nomen substantivum , so gerade in
der von Delitzsch ausgezogenen Stelle der Beltis-Inschrift H R 66, 3 : Belit ..... m Jdrna
ili Samas ta-li-me, „Beltis die, wie Samas ihr brüderlicher Genosse" ... ., IV 13 Nr, 2: iläni-
talimu-Jca, „die Götter, Deine brüderlichen Genossen"; die Anunit wird talimtu (ili) Samas
genannt^); in dem Vocabular K. 206 P) lesen wir | ^[ = ta-li-mu.
Auch in folgenden Stellen unserer Inschriften steht talim{u) selbständig als Substantiv:
V
S^ 12 Samas-sum-ukin, .... talim Asur-bän-abli; S^ 27 sa sumi satru u sum talim-ia;
V
S* 29 Samas- sum-uMn talimu Äsur-ban-abli ; L* Rucks. Col. I, 5, wo Asurbanabai sagt:
V
SamassumuMn, talimi .sa . . . ."
Dagegen wird Marduk ahu talimu der Istar genannt, und in unseren Inschriften
wird an Stellen, die ganz den eben angeführten entsprechen, meist ahu talimu gesagt.
Talimu und ahu talimu sind also nahezu gleichbedeutende Begriffe; daraus folgt, dass
talimu und ahu Synonyma sind. Die Stellen, wo „ein Gott und eine Göttin" als talimu und
talimtu von einander genannt werden, legen schon nahe, dass talimu den „Bruder" in weiterem
Sinne bezeichnet; „denjenigen (vgl. o. das zur Targumstelle Gesagte) , der mit einem anderen
eine enge Gemeinschaft, ein Paar bildet", den „Genossen"; und dies wird besonders klar durch
die Stelle Nimrodepos 15, 34, auf die mich bereits Haupt zur Begründung seiner Auffassung
von talimu als „Genosse", die wir im Vorhergehenden bestätigt gefunden haben, aufmerksam
machte. *"*i ^J IH^ *\ ib-ri ta-li-me-Jca kann nichts anderes heissen , als „dein
Freund und Bruder (Genosse)" ; so übersetzt auch Delitzsch*) die Stelle, indem er mit dem
eingefügten „und" zugesteht, dass der Auffassung dieser Worte als zweier Substantiva in
Apposition vor der Ansetzung als Nomen mit attributivem Adjectiv der Vorzug zu geben ist.
Eine üebersetzung „leiblich" aber wird durch keine der angeführten Stellen erforder-
lich. — Man sieht, mit sprachlichen Erörterungen kommen wir nicht aus; wenn ahu tali^nu etwas
anderes ist, als ein pleonastischer Ausdruck, wenn es eine technische Bedeutung hat, so müssen
unsere Inschriften die beste Gelegenheit bieten, um dieselbe auf historischem Wege festzustellen.
Von vornherein steht Eines fest: uferini, leibliche Brüder im techaischen Sinne
(S. 28 unter 2 b) sind Sardanapal und Saosduchin nicht. Letzterer ist — wie sein assyrischer
Bruder — nach seinen eigenen Inschriften S^ 9 ff. und L^ 20 ff. abli Asiirahiddin , binbin
Sinaherbä, liplipu Sarhini, talim Asurbanabli: Sohn des Asarhaddon, Enkel des Sanherib,
Urenkel des Sargon, Bruder des Asurbanabai; in der Inschrift L* fügt er sogar noch die
ürvorväter des Sargoniden geschlechtes Belbäni und Adasi hinzu*)".
1) Dillmann, Die Genesis^, S. 452.
2) TiELE, Geschichte S. 526, n. 4. Sayce, Hibbekt Lectures, p. 184.
3) Haupt ASKT 202, 19.
4) Assyrisches Wörterbuch S. 52.
5) Dies ist, soviel mir bekannt, die dritte Stelle, an der diese Tradition erwähnt wird. Vergl.
WiNCKLEE ZA II, S. 388.
30 Erster Theil, drittes Capitel.
Die Bezeichnung „leibliche Brüder" passt überhaupt nicht auf die beiden Könige,
denn wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit nachweisen, dass sie nicht von derselben
Mutter stammen, dass sie also nicht ^uterini" , sondern nur y^consanguinei" sind.
In der Arbela- Inschrift (L*) berichtet Asurbanabal von den Aemtern (s. u. die
Uebersetzung und den Commentar), mit welchen er seine Brüder betraut hat. Ausser Samas-
sumuMn, der die Herrschaft über Babylon erhält, verleiht er zwei andern Brüdern die
„Grossbruderschaft", d. h. wohl die Würde eines Bruders des Königs, mit der eine Statthalter-
schaft und hohe Priesterwürde^) verbunden zu sein scheint 'i der eine derselben erhält diese
Würde für Harrän.
Dabei sind nun die Benennungen, mit denen er seine Brüder bezeichnet, wohl zu
beachten; den SamassumuMn nennt er auch hier ahi-ia talimi, den Asur-mu-Jcin-pali-ia be-
zeichnet er als alji-ia »^ ^12 >jpf- uad den Ästir-e-tü-sa'me-u-ersiti-halä(t)-su^) als ahi-ia »-^
sihru. Dieses »^ ^15 V^' ^^^ nicht tartinni oder siltitini^), sondern kuddivni zu lesen ist,
erscheint in der Liste II R 29, 64 a hinter dem Ausdruck A^ A^ ^]*^ = ^►fflF< ^r iP^
sis-gal-lumC?) (vergl. die eben erwähnte „ Grossbruderschaft " ^HPff< ^I^^ D- Da somit einer-
seits ein Zusammenhang mit dem Begriife „Bruder" anzunehmen war, andrerseits die Ver-
wandtschaft und Ideogramm-Gemeinschaft des Wortes Jcuddinnu mit Mdinnu „ünterthan" klar
war, so stellte Jensen*) die Auffassung als „jüngerer Bruder", oder nur allgemein als „Unter-
gebener, Höriger", zur Wahl, weil ein entscheidender zusammenhängender Text fehle. —
Thatsächlich lag und liegt jedoch dieser geforderte Text in unserer Inschrift vor und
zeigt uns, dass sich in dem Worte thatsächlich die Begriffe des „Bruders" und des „Hörigen"
vereinigen; ahu ktiddimiu ist, wie ich hier zum ersten Mal auszusprechen glaube, der Sohn
einer Hörigen, einer unebenbürtigen Frau, ist terminus technicus für den „uneben-
bürtigen Bruder"; und wir werden uns nicht zu wundern haben, wenn wir huddinnu eines
Tages, allein oder in Verbindung mit aWi, auch als terminus technicus für den „uneben-
bürtigen Sohn" in den Inschriften finden; Tiudditimi drückt das positiv aus, was wir, da Mmi
erwiesenermassen legitim, „rechtmässig" bedeutet, in assyrischer Sprache durch lä ktnu aus-
gedrückt zu finden erwarten dürfen.
Da nun ahu sihru wohl nur „jüngerer Bruder" heisst, also sich nur auf das Alter
bezieht, so ist anzunehmen, dass der Ausdruck ahu talimu zu ahu Jcuddinnu^) in einem directen
Gegensatz steht, so dass — wenn wir zudem bedenken, was wir über die Bedeutung des Wortes
talimu als auf gleicher Stufe stehend „gleichgestellt" ermittelt haben — wir ahu talimu kaum
anders wiedergeben können, als durch „gleichgestellter, dem Range nach gleicher, d. h. eben-
bürtiger Bruder". Warum aber bedarf es der ausdrücklichen Hervorhebung dieser Eben-
bürtigkeit?
Wenn die Könige Brüder von denselben Eltern wären, so wäre dieselbe unverständlich.
Nun sagt aber SamassumuMn in seiner zweisprachigen Inschrift (Z. 6): „die Götter
hätten Ihn zur Wiedervereinigung der zerstreuten Bewohner des Landes Akkad dahin berufen,
1) Vgl. TiELE II, 354, Anni. 1.
2) Zu ergänzen wohl zu: Asur-ctil-sainc-u-ersiti-lalä{t)-su[-ikM].
3) TiELE a. a. 0.
4) ZA 1 391 f.
5) Ob das sehr ähnlich klingende kudin ^Maulthiev" [Pinches u. Sachad (PSBA 1882 vol. IV, p. 117i]
mit diesem kuddinnu /usammenhängt, möchte ich nicht entscheiden. — Die Bedeutungsentwickelung und der
Zusammenhang wären genau dieselben, wie bei dem modernen Worte „Bastard".
§amaSäumukin, Sohn einer Babylonierin. 31
wü ihm, als er noch ein Kind im Mutterleibe war, (die Erüa), der Pianet Venus seine Existenz
als die eines Völkerbeherrschers in glückverheissender Weise verkündiget habe* *). Das heis-st:
Swnia.ssumuMn kommt als Herrscher nach Babylon, derselben Stätte, wo ihm bereits vor
oder in seiner Geburtsstunde das Horoskop gestellt worden und aus dem Stande der Gestirne,
namentlich einer günstigen Constellation der Venus, die Herrscherwürde geweissagt worden
ist. Wem aber in Babylon das Horoskop gestellt worden ist, von dem darf man annehmen,
dass er in besonderen Beziehungen z\i Babylon steht; einem in Ninive von einer Assyrierin
Geborenen würde in Babylon kaum das Horoskop gestellt worden sein. Der Schluss ist kaum
abzuweisen, dass er eine Babylonierin zur Mutter hatte. Möglich wäre es ja nun, da.ss
eine Babylonierin in Ninive, vom Harem des Assyrerkönigs aus, noch die alten Beziehungen
zum Cultus und den Priestern ihres Heimathlandes unterhielt, und ihrem zu erwartenden, oder
bereits geborenen Sprössling in der Heimathstadt, die zugleich die in beiden Ländern ange-
sehensten Heiligthümer barg, das Horoskop stellen Hess. —
Weit natürlicher aber erklärt sich dieser Vorgang , wenn SamassumuMn wirklich in
Babylon geboren war; und für diese Annahme ist der Boden geebnet, seitdem'') in hohem
Grade wahrscheinlich geworden ist, dass Asarhaddon während der Regierung seines Vaters
Sanherih Babylonien als Provinz des assyrischen Reiches (während des zweiten Interregnums
s. u.) verwaltet hat. Dafür spricht nicht blos, worauf zuerst PiNCHES hingewiesen hat^), die
Widmung auf dem steinernen Löwenhaupt aus Babylon, mit der Inschrift: ^Sanherih, dem
Könige der Völkerschaar .... Asarhaddon. sein Sohn . . . .^, sondern auch die aus TH R 16
Nr. 3 hervorgehende Namensänderung*), die bei einem assyrischen Herrscher regelmässig in
Verbindung mit babylonischen Angelegenheiten erscheint (vgl. o. S. 6 bei Anm. 6) . . . . Sin-
ahe-irbä .... ana Äsur-ahi-iddina abli-ia, sa arJcänu Asiir-etü-ukin-ahli sum-su nahü, „dem
Asarhaddon, seinem Sohne, der später Asur-etil-uJcin-abli genannt wurde".
Es ist nun weiter eine bekannte und vielfach bezeugte Gewohnheit der AssyrerkÖnige,
dass sie nach Eroberung einer Stadt die vornehmen Frauen, namentlich die Töchter der be-
siegten Herrscher und Fürsten in ihrem Harem aufnahmen. Sanherih, der mit Babylon wie
mit einer feindlichen Stadt verfuhr, hat sicher auch dessen Frauen nicht verschont: bei der
Vertheilung solcher Beute sind zweifellos auch die königlichen Prinzen nicht leer ausgegangen.
Nimmt man an — strict bewiesen kann es nicht werden — dass die Mutter des Samassum-
uMn eine solche vornehme, vielleicht gar aus königlichem Geschlechte stammende Babylonierin
war, welche Asarhaddon sich zur Gattin erkor, und mit welcher er in Babylon als
Statthalter residirte , so würde dies Verhältniss nicht blos vom Standpunkte der Politik San-
herib's höchst verständlich sein, sondern auch die Zeitumstände würden sehr gut stimmen. —
Babylon wurde wahrscheinlich 689 zerstört^). SamassumuMn wäre dann bei seinem Regierungs-
antritte höchstens 21 Jahre alt gewesen — und auf das Verhalten der Brüdei zu einander,
wie auf die Entwicklung der Geschicke beider Länder unter ihrer Herrschaft würde dadurch
ein vielfach aufklärendes Licht fallen. —
Ist nun das Letztere nur eine Vermuthung, der man eine gewisse Wahrscheinlichkeit nicht
wird absprechen können, so dürfen wir als nahezu sicheres, durch Saosdiichin^s Inschrift selbst
V
an die Hand gegebenes Resultat jedenfalls festhalten, dass Samassumukin's Mutter eine Baby-
1) Die sprachliche und syntactische Erklärung und Begründung dieser üebersetzung der äusserst
schwierigen Stelle s. u. im Commentar.
2) S. WiNCKLEB ZA II 306 u. 307.
3) PSBA 1883 14 f.
4) S. WiNCKLER ZA 11 a. a. 0.
5) ZA II 304.
32 Erster Theil, drittes Capitel.
lonierin war, dass also die beiden Brüder nur den Vater gemeinsam hatten, nicht leibliche
Brüder waren. ^)
Demnach scheint ahu talimu den, von einer anderen, aber als ebenbürtig
areitenden, Frau stammenden Bruder zu bezeichnen, der deshalb, im Gegensatze zum
ahu kuddinnu, stets besonders als ahu talimu, als „auf gleichet- Stufe stehender Bruder" be-
zeichnet wird. — Dass dieses Verhältniss der „ahm telamin'^ (des Targum) wirklich als das
einer vollständigen Gleichberechtigung betrachtet wurde, wird besonders deutlich dadurch, dass
SamassumuMn seinerseits den Asurhanahal als seinen ahu talimu bezeichnet (s die oben S. 29
bereits citirten Stellen).
Diese Auffassung erhält eine weitere Stütze durch das folgende argumentum ex con-
trario: Es ist auffällig, dass, sobald von dem Ausbruche der Feindseligkeiten in den Au-
nalen AsurbanahaVs die Rede ist (B"" I) , der Ausdruck ahu talimu verschwindet und au
seine Stelle die Ausdrücke ahu lä Mnu und ahu naicru treten. Man hat diesen ersteren Aus-
druck verschiedentlich durch „illegitimer Bruder" übersetzt, so namentlich Eduard Meyer^).
Im Allgemeinen war man dagegen geneigt, die Ausdrücke lä Mnu und nakru ihrem Wort-
sinne nach als „treulos, ungerecht" und „feindlich" zu übersetzen und sie auf das aufrühre-
rische und verrätherische Verhalten des SamassumuMn seinem Bruder gegenüber zu beziehen.
— Da beide Auffassungen dem Sinne nach in jenen Wörtern liegen, so hat die so oder
ähnlich zuerst von Herrn Prof. Haupt mündlich mir gegenüber geäusserte Auffassung viel An-
sprechendes, dass das lä Mnu sich sowohl auf die Geburt, wie auf die später bewiesene Gesin-
nung beziehe; indem es bei solcher unbestimmten Andeutung jedem Lesenden überlassen blieb,
einen ursächlichen Zusammenhang zwischen beiden anzunehmen, die letztere als unausbleib-
liche Folge der ersten zu betrachten. —
Mir scheint, dass uns die Inschriften die Möglichkeit an die Hand geben, noch weiter
zu gehen. —
In der Annalenredaction des Cyl. R™ I (V R 3, 87) wird berichtet über die Ge-
sandtschaft, welche SamassumuMn (der hier zum ersten Male und gleich mit dem Beisatze
ahu lä Mnu [Z 70] genannt worden war), an Asurbanabal geschickt hatte, um ihn, kurz vor
dem Ausbruche des grossen Aufstandes, in Sicherheit einzulullen. Asurbanabal resp. der unter
seinen Namen schreibende Verfasser der Annalen ergreift hier die Gelegenheit, zu versichern,
dass „die Götter dem Könige ein günstiges Geschick vorausbestimmt" und ihn in „Recht und
Ordnung erzeugt" hätten {sa iläni rahüti simat damihtim isimus. ihnüsu ina kittl u
misari). — Vergleicht man hiermit, was unten des weiteren ausgeführt ist über die Bedeutung
der Redewendungen , in denen den Göttern eine Mitwirkung bei der Erzeugung und Geburt
eines Königs — und zwar regelmässig unter Anwendung des Verbums känu im Fiel oder von
Ableitungen dieses Stammes — zugeschrieben wird, so wird man mit uns geneigt sein, in der
angeführten Stelle eine starke Betonung der legitimen Geburt des Assyrerkönigs gegenüber der
Unebenbürtigkeit seines Bruders zu sehen. — Folgen wir dieser Auffassung, so werden wir
dazu geführt, das dem Saosduchin beigemessene lä Mnu, als im Gegensatze zu dieser Ver-
sicherung stenend , zu betrachten, und somit wieder mit grösserem Nachdrucke auf die Ab-
stammung des Königs zu beziehen. Hat aber „ahu lä ktnu" die Bedeutung „illegitimer,
unebenbürtiger Bruder", so dass es, wie wir erwarteten (S. 30), wirklich synonym zu kuddinnu ist,
1) Derselben Ansicht Opfert und Haupt, s. Diss. p. 17 n. 1. — Andrer Meinung Tiele, Ge-
schichte S. 615.
2) Geschichtt des Alterthums § 391 S. 477.
AHarhaddon hat niemals abgedankt. 33
und haben früher zur Zeit des guten Einvernehmens sowohl Asurbanabal den Samassumukin,
wie auch umgekehrt dieser den Ersteren als ahu talimu bezeichnet, so scheint es mir sehr
wohl denkbar und mit der vorher bereits aus anderen Stellen festgestellten Bedeutung des
talimu, „Geselle, Genosse" vereinbar, dass talimu in dieser Verbindung wirklich die Bedeutung
, ebenbürtig" hat. —
Ehe wir unter Berücksichtigung der Umstände, welche die Thronbesteigung Samas-
sumukin's veranlassten, auseinandersetzen, warum wir es für möglich, ja wahrscheinlich halten,
dass die Könige sich erst gegenseitig als , ebenbürtige" Brüder bezeichnen , und dass dann
später der Assyrer vom Babylonier das Gegentheil behauptet, fassen wir die bisherigen Er-
gebnisse unserer Untersuchung über talimu zusammen:
V
1. Asurhanahal und Samassumukin sind in keinem Sinne leibliche Brüder: .sie
sind „ consanguinei " .
2. Die Bedeutung „leiblich" passt überhaupt für talimu, talimtu an keiner ein-
zigen der Stellen, an welchen das Wort bis jetzt im Assyrischen nachweisbar ist.
3. Talimu, talimtu bezeichnet den „Gesellen", „Genossen", „Bruder" im weiteren
Sinne, den „Freund", den „nahe und gleich Stehenden".
4. Mit dieser Bedeutung würde eine Auffassung des Ausdrucks dim talimu als „eben-
bürtiger Bruder" wohl stimmen.
II. Umstände, welche die Thronbesteigung Samassumukin's herbeiführten.
Man hat bis vor Kurzem auf Grund von Cylinder A und R™ I Col. I, 1 ff. , ziemlich
allgemein angenommen, dass Asurahiddin freiwillig die Zügel der Regierung niedergelegt habe,
so dass bei seinen Lebzeiten und also nach seiner Bestimmung seine Söhne, der eine in
Assyrien, der andere in Babylonien, die Herrschaft übernahmen. Die babylonische Chronik
macht diese Annahme unmöglich, indem sie (Col. IV, 30/31) ausdrücklich berichtet, dass
Asurahiddin als assyrischer König auf der Reise gestorben sei; und auch ohne diese
bestimmte Nachricht konnte bei einer genaueren Betrachtung des einleitenden Passus der An-
nalen (Cylinder A und R™ I) nicht zweifelhaft sein, dass von einer Abdankung des Königs
darin nicht die Rede war').
Demnach ist auch der Gedanke einer directen Uebergabe der Herrschaft aus den
Händen des lebenden Asurahiddin an seine beiden Söhne aufzugeben. Wohl aber ist es für
uns von Wichtigkeit zu untersuchen, ob und in welcher Weise der Wille und die Bestimmungen
Asarhaddon's auf die Thronbesteigung SamasSumukhi''s von Einfluss gewesen sind. Da wir
V
unsere Anschauungen und Schlüsse über die die Thronbesteigung SamassumuMn''s veranlassen-
den und begleitenden Umstände grösstentheils aus den Berichten AsurbanahaVs über seine
Bestimmung zur Thronfolge und seine Thronbesteigung zu entnehmen haben werden, das
Verständniss und die Auffassung dieser Berichte aber, auch nachdem TiELE das gröbste Miss-
verständniss beseitigt hat, unserer Ueberzeugung nach noch immer in wichtigen Punkten der
Verbesserung bedürftig ist, so ist eine Besprechung dieser für die Thronbesteigung Asurbanabal's
massgebenden Berichte für uns nicht zu umgehen.
1) Dies hat inzwischen bereits Tiele im zweiten Bande seiner ausgezeichneten Babifloniiich-assy-
rischen Geschichte ausgesprochen. Derselbe kam mir erst zu Händen, als das vorliegende Capitel schon lange
geschrieben war, aber frühe genug, um mir bei einer Ueberarbeitung eine nachträgliche Berücksichtigung
von Tiele's Anschauungen zu ermöglichen.
Lehmann, Saniassumukin. "
34 Erster Theil, drittes Capitel.
A. Die für die Thronbesteigung Asurbanabal's massgebenden Umstände.
Asurbanabal berichtet in seinen Annalen^), Asarhaddon habe am 12. Ijjär , einem
günstigen Tage , in Ausführung eines göttlichen Gebotes — welches Thema fast in jeder
dritten Zeile variirt wieder erscheint — die Bewohner Assur's gross und klein vom oberen
und vom unteren Meere zusammenberufen (V R 1, 18, TU R 17, 17) upahhir nise "»«' Ässur
rahä{ti) u sihrä(ti) sa tamdim eliti u sapliti, dann läuft der Text, indem zuerst der Zweck
dieses Aufgebotes ausgesprochen, wird, weiter ^^ ana nasir märsarrüti-ia ^® u arJcänu sarrütu
mdt j^§§^r epis ade sum iläni ^^ usaskir-sunüti udannina riksäti.
Eberhard Schrader*) und darnach genau so S. A. Smith übersetzen hier: „versammelte
die Assyrer -^^ um mein Königthum anzuerkennen ^^ und darnach übernahm
ich die Herrschaft über Assyrien". Diese üebersetzung ist unrichtig, und auf ihr beruht das
Mährchen von der Abdankung Asarhaddon's.
Zunächst steht nicht da, dass die Bewohner Assur's berufen wären, um „die Herrschaft
des Asurbanabal anzuerkennen", sondern, was sie nasir sollen, ist seine »-^ fcE>jppF *^\i'
es ist schwer begreiflich, wie S. A. Smith, welcher in Zeile 2 und 26 richtig erkannt hat,
dass die Zeichengruppe t^Ü^ ^^C^ und das zugehörige Nomen abstractum Ein Begriff sind,
indem er unüberlegt an Schrader's , nur das Ideogramm umschreibende Lesung tur (?) sar-
rüti-ia sich anschliesst und dann das tür einfach unübersetzt lässt, sich das Verständniss dieser
Stelle verschlossen hat; t-^ fcE>W' dessen von Latrille ZK H 849, A. 1 und Smite vorge-
schlagene Lesung märsarru natürlich nur den Werth einer Vermuthung hat, bedeutet, wie das
Ideogramm zeigt, den Königssohn. Diese „Königssohnschaft" ^) ist eine Würde, wie die
oben erwähnte „Grossbruderschaft" und bezeichnet, wie noch des Näheren klar werden wird,
technisch einen bestimmten Königssohn, nämlich den zur Thronfolge Berechtigten, den
Kronprinzen. Die Assyrer sind zusammenberufen, um das Kronprinzenthum des
Asurbanabal zu wahren, zu beschützen, ihn in seiner Würde als Thronfolger
anzuerkennen und diese Anerkennung darch Treueide zu besiegeln.
Ferner: Schrader übersetzt epis „ich übernahm", wörtlich „ich machte"; ihm folgt
S. A. Smith*), und auch Tiele^) behält diese unrichtige Deutung bei. Aber die erste Person
Sing. Imperf. I, 1 von epesu heisst epus mit u in der zweiten Silbe und niemals anders.
Epis kann nur sein^): entweder Partie. I, 1, was hier nicht passt, oder stc.-Form des Infinitivs
vom einfachen Verbalstamm, wie nasir ste. von nasäru (?)').
1) Rm I Col. I 1 ff., Cyl. A. Col. 1 ff.
2) KAT2 333 f. = COT, Vol. II p. 19.
3) Die Deutung „kleine — d. h. Unterkönigsherrschaft", die Tiele Geschichte a. a. 0. neben der
schon von ihm gefundenen richtigen Deutung „Würde als Königssohn" zur Wahl stellt , ist zu verwerfen.
„Kleine Königsherrschaft" würde, entspi-echend ausgedrückt, höchstens heissen: ^^^jpiq^ | »-{Ji-
4) Keilschrifttexte AsurhanipaVs S. 4 Z. 21.
5) Geschichte 369/370 Anm. 2.
6) So ^st es auch aufzufassen an den beiden Stellen, auf welche sich Schrader KAT^ 334 zur
Vertheidigung dieses epis statt des regelrechten epus (ehus) beruft. In der Inschrift Neriglissars I R 8
(nicht 7) Nr. 6 die da lautet: Nergal-sar-usur sar ""H( Bäbili niuddts Esagil u Ezida, e-bi-is damgäti „Neri-
glissar, König von Babylonien, der Erneuerer von Esagila und Ausführer frommer Werke", steht cbis dem
muddis parallel, und ist stc. des Participiums des einfachen Stammes von ebesu (f. *'dpis), wie muddis
(f. muaddis) machen, die gleiche Form des Intensivstannues von edesu erneuern darstellt. — Und in
der Inschrift des Asur-etil-ilävi (I R 8 Z. 5) j e-pis Ezida sa kirib äli Kdlha bedeutet mm epis Ezida
zur Erbauung von Ezida; epis ist stc. des Nomen verbi des einfachen Stammes von epesu.
7) Ueber die Form vasir als stc. des Infinitivs nasdru s. Opfert, Elements de la grammaire assy-
Proclamation AHurhanabal'« zum Thronfolger. •»•^
Es steht also nicht da „und darnach übte ich die Königsherrschaft über Assur aus",
sondern „und später die Königsherrschaft auszuüben".
Endlich ist noch wohl zu beachten, dass arJcänu gerade nicht ein unmittelbar folgen-
des Ereigniss anleitet, sondern zumeist angiebt, dass vor dem Eintritt des neu zu Berichten-
den eine gewisse Zwischenzeit verstrichen ist, also eher mit „später", „nachmals" wieder-
zugeben ist^).
Es ergiebt sich also: Asarhaddon hat eine Versammlung berufen, dieser den Asur-
banal als den zur Thronfolge berechtigten Prinzen vorgestellt und ihr die Verpflichtung ab-
genommen, ihn später als König von Assyrien anzuerkennen und in seinem Rechte zu
schützen. Von einem sofortigen üebergang der Königswürde vom Vater auf den Sohn ist
nicht die Rede^). —
Dieses aus den Annalen allein gewonnene Ergebniss wird nun bestätigt und noch
näher bestimmt durch die Angaben der Thontafelinschrift L* (s. o. S 27 sub 13), die sich in-
haltlich sehr nahe mit den eben besprochenen Stellen der Annalen berührt. Aus derselben^)
geht hervor, dass Asurhanahal, nachdem er vorher fortwährend zu den Göttern um eine Er-
hebung zum Thronerben gebeten hat, das Orakel des Marduk, des Gottes der Weissagungen,
befragt und von ihm (d. h. von den Priestern) erlangt, dass er als kommender König genannt
wird, und zwar, wie er uns selbst klar und naiv mittheilt, „indem er über die
anderen Söhne des Königs erhoben wird"*), d. h. unter Uebergehung anderer unter
seinen Brüdern oder Halbbrüdern, die gleichfalls durch ihre Geburt Ansprüche auf die Thron-
folge hatten oder solche geltend machten. — Jedenfalls zeigen diese feierlichen Maassnahmen, —
auch hier wird von ausdrücklicher Verpflichtung der Beamten gesprochen — dass Asurbanabal
sich keinenfalls sicher in seinen Rechten als Thronfolger fühlte. —
Es wird uns nun auch verständlicher, warum die betreffenden Berichte des assyrischen
Herrschers so sehr freigebig sind mit der Versicherung , dass die Götter ihn erzeugt , ihn
Henne p. 44 und Eknst Müller ZA. I 375 Anm. 1. Vielleicht hat man es aber bei diesen Formen mit
ursprünglichem Jut» zu thun.
1) Siehe z. B. R"i I Col. I, 18 und vergleiche die Schlussformeln unserer Inschriften: Matima an<i
arkat üme: rubü arki'i. ,Für immer, für späteste Zeit: ein späterer Fürst "; ferner z. B. R"' I
Col. IV, 3.
2) Trotzdem somit der sachliche Inhalt der Stelle klar ist, bleibt dieselbe syntactisch eine crux.
Am Meisten für sich hat es noch. Alles in Allem, ade als Object von epis aufzufassen (vgl. [?] dazu K. 646, 15
citirt bei Strassmaier AV. 165) und dann zu construiren: ^upnhhhir nise "'"''' Assur ana
epis ade, sum iUini usaskir-sunuti, udanniva riksäti er versammelte die Bewohner von Assur, um ein feier-
liches Abkommen abzuschliessen , Hess sie den Namen der Götter anrufen und Hess sie die so geknüpften
Bande bekräftigen". Der Zweck solchen Bündnisses oder Abkommens aber wäre ausgedrückt durch den von
epis ade abhängigen Zwischensatz ana nasir ^j^ k-^^^:^ *^\^ ^^IT " ß'*^'««" sarriitu '"a'' Assur. Da
aber bei der Einschachtelung des einen Finalsatzes ana — ana nasir u sarriitu epes — ade die Unzuträg-
lichkeit sich ergeben hätte, dass zweimal dasselbe ana hintereinander hätte wiederholt werden müssen, so
hätte man sich mit einmaliger Setzung der Finalpartikel begnügt, wie solches auch sonst wohl vorkommt.
Will man dagegen epis zu sarrütii ziehen, wofür namentlich Z. 26 geltend gemacht werden kann,
so kommt man — da dieses epis sarrutu „die Königswürde ausüben", nicht etwa ,sie ausüben lassen",
bedeutet — ohne die Annahme einer Art von Wechsel des zu den Infinitiven der Finalsätze hinzuzu-
denkenden Subjects kaum aus; die Assyrer wären dann zusammenberufen, damit sie den .\surbanabal al.-*
Thronfolger anerkennen und damit er später die Herrschaft über Assyrien ausübe. —
Beide Erklärungen haben grosse Härten; aber sicher ist, wie ich nochmals betone, dass epis
nicht heissen kann: „ich übte aus".
3) L*, Col. II 2 f.
4) umkanni eli able sarri L* Col. 11 6.
5*
36 Erster Theil, drittes Capitel.
schon im Mutierleibe zum Könige bestimmt hätten , dass er die Götter um sein Königthum
angefleht habe, dass sie ihn erhört, ihm die Herrschaft zugesprochen hätten. Es ist ihm darum
zu thun, sich als den gotterwählten, von den Göttern vorher bestimmten, von ihnen erkorenen,
gutgeheissenen und bestätigten Herrscher, als den König von der Götter Gnaden hinzustellen. Das
sichert ihn gegen die berechtigten und unberechtigten Ansprüche anderer Prätendenten, gegen die
Ränke, Machinationen und Palastintriguen, die bei der Hareraswirthschaft im Orient nirgends
fehlen, wo es sich um die Bestimmung des Thronfolgeberechtigten handelt; und ein Blick auf
die Eingangsformeln der übrigen Königsinschriften lehrt uns^), dass wir es hier mit einer
allgemeinen Erscheinung zu thun haben. Die Könige, Assyrer wie Babylonier, beginnen ihre
Inschriften regelmässig mit dergleichen Versicherungen göttlicher Betheiligung an ihrer Er-
zeugung, Geburt, Berufung zur Herrscherwürde und Einsetzung zum König. Und was bisher
wohl meist als blumenreiche Phrase ohne tieferen Sinn angesehen worden ist, gewinnt so Farbe,
Leben und Bedeutung. Darauf, dass die in den betreffenden Worten ausgedrückten Anschau-
ungen auch von den Unterthanen höchsten und niederen Ranges getheilt werden und dass sie,
soweit dabei auf religiöse Ceremonien, Orakel u. s. w. zurückgegriffen wird, den wirklich ge-
schehenen Ereignissen entsprechen , beruhen , wie die Geschichte Assyriens und Babyloniens
zur Genüge lehrt, Thron und Leben des königlichen Urhebers der Lischrift.
Für Äsurbanabal, dessen Stellung der Thronfolge in Assyrien gegenüber wir bisher
für gesichert hielten und jedenfalls für relativ günstiger ansehen mussten , als die Ansprüche
seines Bruders auf den Thron Babyloniens, ist also erwiesen, dass es zu seiner Erhebung und
Anerkennung als Thronfolger einer speciellen, von einer feierlichen Verkündigung und Be-
kräftigung begleiteten Verfügung des Äsarhaddon bedurft hat, und dass dabei andere Söhne
des Königs, die ebenfalls Ansprüche auf die Thronfolge zu haben glaubten, übergangen sind. —
Dass dem also prädestinirten Thronfolger eine hervorragende Stellung neben dem
Vater eingeräumt wurde, ist selbstverständlich. In diesem einzelnen Falle scheint es sogar,
wie TiELE hervorhebt, dass Äsarhaddon wirklich seinem Sohne während seiner C^^ ^^^jf^p ^]
einen Theil des Reiches, nämlich Assyrien, als Unterkönigthum überliess, während er selbst
als König von Babylonien gelten wollte, wohin er den Schwerpunkt des Reiches und den Sitz
der Centralregierung zu verlegen gedachte^). Als gewichtiges Zeugniss dafür, dass zu irgend
einer Zeit ein solches Verhältniss bestanden haben muss, wird von TiELE^) mit Recht der von
George Smith*) veröffentlichte Brief K. 2641 angeführt. Denn so verstümmelt derselbe ist, so
geht doch, da Smith's Copie, nach freundlicher Mittheilung von Herrn Dr. Bezold, das Ori-
ginal ganz richtig wiedergiebt, daraus hervor, dass von einem Assyrer, der sich König von
Assur nennt, gerichtet ist an seinen Vater, den er als König von Babylonien anredet, und
nach Allem, was wir über die Verhältnisse Assyriens zu Babylonien wissen, kann dieser Brief
kaum anders als an Äsarhaddon von Asurhanabal gerichtet sein^).
Ist es somit wahrscheinlich, dass Äsarhaddon den >-^ ^»jppp Asurhanabal zu einer
Zeit zum Unterkönig von Assyrien gemacht hat, so möchte ich doch davor warnen, die Be-
1) Vgl. jetzt auch Tikle Geschichte II, S. 492.
2) TiELE Geschichte S, 330, 352.
3) Geschichte S. 352, 370 Anm. 2.
4) Asurbanipal 12 f. ... . rabi sar kissati sar Bäbili 2 . . . . Harri abi-ia kibi-ma ^ . . . . u sar
kissnti sar mat Assur abli-ka-a-ma * rabüti su ^ _ dannis lu sitlmu ^ a-ma
ia. Rest of obverse lost. — Reverse ^ ban-abal 2 Assur.
5) Dafür kann man dann noch weiter anführen die Spuren des Namens Asurbanahal auf dem Re-
vers, die sicher zu üem bekannten Archivvermerk gehören, aber für sich allein für die Bestimmung des
Verfassers des Briefes nicht beweisend wären.
Der ^^ fc^HPff ^^^ nicht ohne Weiter«« Mitregent. 37
richte über die Proclamation /.um t^*^: tE>W ^^^ aufzufassen, als ob mit dieser Würde geradezu
ein Unterkönig thum selbstverständlich und als ein wesentliches. Anrecht verbunden wäre.
Dagegen scheinen uns in den besprochenen wie in anderen Inschriften ziemlich deutliche Be-
weise vorzuliegen. —
1) Asurhanabal berichtet nämlich, dass er unmittelbar nach der geschilderten Pro-
clamation in den Palast Blt-ridüti eingezogen sei, in welchem Sinaherbä, sein Grossvater, die
Königssohnschaf't^) und die Königsherrschaft ausgeübt habe, in welchem Asarhaddon, sein
Vater, geboren und aufgewachsen sei und die Königsherrschaft über Assur ausgeübt habe*).
Also Sanherih hat ebenfalls die Königssohnschaft ausgeübt, von einer Mitregent-
schaft des Sanherih unter SargorCa Herrschaft , über die wir doch im Allgemeinen recht gut
unterrichtet sind, ist meines Wissens aber nichts überliefert. Bei Asarhaddon hingegen, von dem
es sehr wahrscheinlich ist, dass er als Statthalter der Provinz Babylonien an der Regierung
betheiligt war, — wenn auch seine Stellung, da Babylonien als Provinz galt, keineswegs
als Königsherrschaft oder Unterkönigthum zu bezeichnen ist — , wird von einer „Königs-
sohnschaft" gar nicht gesprochen, sondern nur von seiner Geburt, seinem Aufwachsen
und seinem Königthum. Da wir nun wissen, dass Asarhaddon nicht vorher zum König
bestimmt war, sondern nur durch sein energisches Auftreten gegen seine vatermörderischen
Brüder Herr der Situation wurde, so bestätigt diese Nichterwähnung seiner Königs-
sohnschaft ebenfalls arguraento ex contrario unsere Auffassung, dass die Proclamation der
>~^ fc^>jppF I an und für sich nichts weiter ist , als die Anerkennung eines Königssohnes
als Thronberechtigten.
2) Hiefür erhalten wir aus dem Eingang der Cylinder A und R'" 1 sowohl wie aus
unserer Inschrift L^ noch weitere Bestätiguno-.
Sowohl die Annalen, wie L* sprechen in fast unmittelbarem Anschluss an die Schil-
derung der Proclamation von der Thronbesteigung des öffentlich zum Thronfolger Ausge-
rufenen (R'^I, Cyl. A. L'*), so dass es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat,
dass diese Proclamation und der factische Regierungsantritt zeitlich einander unmittelbar
gefolgt, ja geradezu zusammengefallen seien. Bei näherem Eingehen erkennt man jedoch,
dass auch eine gegentheilige Auffassung möglich und wahrscheinlich ist: Asurhanabal bestrebt
sich, wie alle assyrischen und babylonischen Könige (s. o. S. 35 f.) im Eingang ihrer Inschriften
sich als den legitimen und allein rechtmässigen König hinzustellen. Dazu gehört zweierlei:
erstens, dass er zur Thronfolge berechtigt ist, und zweitens, dass der Regierungsantritt
rechtmässig und ordnungsmässig erfolgt ist. Demgemäss gliedert sich der ganze langath-
mige Passus, der in den Cylindern der Schilderung des ersten Feldzuges vorangeht, in zwei
grössere Satzgebilde. Die ganzen ersten vierzig Zeilen bilden eine einzige Periode , die
feststellen und begründen sollen, was in deren beiden letzten Zeilen ausgesprochen ist^): dass
Asurhanabal rechtmässiger, thronfolgeberechtigter Sprössling aus rechtmässigem Königshause
ist. Der Abschluss der Periode wird äusserlich kenntlich gemacht durch Wiederholung
des den Satz beginnenden anähu*') an letzter Stelle (Zeile 40). Der zweite Satz bringt dann
den Bericht über die wirkliche Thronbesteigung. Die Erwähnung erneuter göttlicher Mit-
1) Natürlich ist statt »^^y ^^^jpp^ '*' | V R 1, 26 zu lesen ^Jf: ^^»jppf *" [ • wie auch S. A.
Smith Asurb. S. 2 an der betreffenden Stelle auf Grund seiner CoUation märHarrü-ut liest.
2) ina bit ndüti paru naklu markas sarrüti sa Sin-ahe-irbä abi nbi alidi-ia ^*Sl fc^^^W ^ |
(( kirnüu epusu ina libhi-su amr Asurahiddina ahn hanü-ri kirihün i'aldu, irhii. epHsu beliit ""'' ^4ss»r
3) Rni I Col. l, 39 f. zikaru kardu naräm Asur u Istar liplipi sarrüti nnäku.
4) Näheres über diese syntactisch wichtif^e Erscheinung s. u. im Commentar zu S''^ u. S^
38 Erster Theil, drittes Oapitel.
Wirkung, die nach der Auffassung des Königs nöthig war und ihm zu Theil wurde, scheint
mir dafür zu sprechen, dass zwischen der Berufung zur Thronfolgerschaft und der wirk-
lichen Thronbesteigung eine Zwischenzeit anzunehmen ist; dazu stimmt auch, dass seine
Ausübung der Königswürde erst für später (arkänu s. o. S. 35) in Aussicht genommen war.
Der Nachdruck des ganzen einleitenden Abschnittes der Annalen Hegt auf der unter günstigen
Vorzeichen vollzogenen Thronbesteigung, die eine Periode des allseitigen Gedeihens und
des Segens für das Land inaugurirte ^) ; die vorhergegangene Berufung zur Thronfolger-
schaft wird recapitulirend vorher berichtet. —
Die gleiche Trennung der Thronbesteigung von der Erhebung zum Thronfolger findet
sich gegen Ende der Cylinderinschrift R"^ I bei dem Bericht über den Neubau und die Erweiterung
von BU-ridüti^). Das Gerippe des betrefi'enden Satzes, wieder ein Musterbeispiel des assy-
rischen Periodeubaues^), nimmt sich folgendermassen aus: Um jene Zeit*) Bti-ridüti , den
Palast in Ninive, der erhabenen, von Istar geliebten Stadt, welchen Sinaherbä mein Grossvater
sich zur königlichen Residenz erbaut hatte, dieses BU-ridüti, das verfallen war und
dessen Mauern baufäüig geworden waren, sintemal in dem genannten BU-ridüti ich aufge-
wachsen war und die Götter (darin) meine Thronfolgerschaft anerkannt hatten, mich
gnädig geschirmt und geschützt haben und sintemal in diesem Palaste , seitdem ich den
Thron bestiegen hatte und die Herrschaft über ausgedehnte Lande und Völkerschaften
ausübte, meine Träume auf nächtlichem Lager glückverheissend waren , (von diesem
Palast) räumte (?) ich, Asurhanabal, der grosse König, die verfallenen Theile weg
und riss ihn behufs Erweiterung in seinem ganzen Umfange nieder. —
Und ähnlich tritt diese Trennung der beiden zur Herrschaft führenden Acte hervor
in der grossen Thontafelinschrift L*. Der sehr ausführliche Bericht über die nach göttlichem
Willen geschehene Proclamation und Verpflichtung der Grossen schliesst (Col. H Z. 9) mit
den Worten: „Vor meinem Vater nahm ich ihnen die Verpflichtung ab". Dann heisst
es weiter: „Die grossen Götter (Z. 10 f.) sahen meine frommen Werke mit Freuden, und
auf ihren erhabenen Befehl setzte ich mich unter günstigen Vorzeichen auf den Thron
Assyriens". Also auch hier die Nachricht über erneutes göttliches Eingreifen, das der
Thronbesteigung vorangeht, nachdem die Proclamation der t-^ t^*^ ^] erledigt ist!
Dieses erneute göttliche Eingreifen ist, so scheint mir aus der Fassung der Inschrift hervor-
zugehen , bedingt durch erneute fromme Werke und ferneres den Göttern (und Priestern)
genehmes Verhalten des bereits zum Thronfolger erkorenen Prinzen. —
3) Den schlagendsten Beweis aber dafür, dass, wenn Asurhanahal während eines Theils seiner
C^ ^^^^ 1 als König von Assyrien gegolten haben mag, dies keinenfalls immer und von
Anfang an der Fall gewesen ist, liefern uns die Backsteininschriften des Asarhaddon aus dem
Palast '/.n Tarbis, den er nach Ausweis dieser Inschriften als König von Assyrien und von
1) Rn» I Col. IT, 4 f. ultu Äsur Sin tnbis mesibü-inni ina kussi abi bavi-ia,
2) R«-' I Col. X, 51 ff.
3) Vgl. oben S. 37 Anm. 4 und s. meine Bemerkungen ZA. IIb Heft 4.
4) Ina üme-su-ma BU-ridüti te-ni-e ekcü sa ki^-ib Ninua äli siri naräm «'" Nin-kid, sa Sinaherbä
sar »'äti Assur abi abi bani-ia epusu ana müsab sarrüti-su, BU-ridüti suatti labans xllik enahä läne-su
Asurbanabal, sar kibrat irbittim, asm kirib-su arbä, Asur, Sin, Samas *^öfi fc^>-fff'""''
ismrü suluUunu täba salulä-sunu sa salame itrum eli-ia, ultu ina kussi abi bäni-ia ü§ibu itenepusu belüt
mätäti u nise rapsäti ina maial musi dumwukä sunäti-ia anhussu adki-ma ana rupptts
tallaktisu ina sihirtisu akkur.
Asarhaddon's Verfün^ng über die Thronfolpfe in Babylonien. ^"
Babylonien seinem Sohne Äsurbanahal erbaut hat^), den er bezeichnet als »-^ \K , grossen
Königssohn von Bitriduti, Sprössling meines Herzens", aber ihm weiter keinen Titel beilegt!
Wir recapituliren : In Asarhaddon'a Beisein hat eine feierliche Froclamation des
Asurhanahal zum Thronfolger unter Hintansetzung anderer Söhne des Königs stattgefunden.
Es spricht Mancherlei dafür, dass Asarhaddon in der That d<!m >-Öt t^^W Asurhanahal
Assyrien als theilweise selbständiges Königthum übergeben hat. Eine solche wirkliche Aus-
übung der Herrschaft ist aber mit der >^*^ ^^^^^ \ keineswegs selbstverständlich ver-
bunden und der wirkliche Antritt der Königswürde ist von der Erwählung zum ^jj t^jJPff
sachlich und zeitlich zu trennen.
B. Die für die Thronbesteigung Samassumul<Tn's direct massgebenden Umstände.
Asurhanahal versichert in den Annalen sowohl wie in allen von uns zu veröffent-
lichenden Inschriften (s.u.), dass er seinen Bruder zum König über Babylon eingesetzt
und dort installirt habe, was, wie wir sehen werden, mit den factischen Ereignissen stimmt.
Eine andere Frage ist aber, ob er dies freiwillig gethan habe, wie zum Beispiel
TiELE annimmt. TiELE, der in der Politik AsurhanahaVs die directe Umkehr der Politik
Asarhaddon' s sieht^), worin ich ihm nur beistimmen kann^), glaubt, dass Asurhanahal, der
übrigens Babel wieder zum zweiten Range herabsinken Hess, dem Lande „eine grössere Selbst-
ständigkeit verliehen habe, indem er ihm in seinem leiblichen Bruder Samassumukin einen
eigenen König gab'. Uns scheint, dass eine Bestimmung Asarhaddon^ über die Thronfolge
in Babylonien vorlag, der Asurhanahal durch die wirkliche Installirung seines Bruders
nachkam, aber wahrscheinlich, wie wir unten sehen werden, in einer Weise und mit einer
Beschränkung, die den Absichten seines Vaters völlig zuwiderlief.
In den Annalen sagt Asurhanahal , dass er seinem Bruder wohlgethan , ihn als
König über Babylon getetzt habe, ihm die Abzeichen der Herrscherwürde verliehen habe, ihn
mit Truppen, Rossen und Streitwägen versehen habe und ihm an Städten, Feldern und Gärten
und deren Bewohnern mehr gegeben habe, als sein Vater befohlen hatte'*). Einen
deutlicheren Hinweis auf eine väterliche Verfügung kann man sich nicht wünschen, und dass
diese Verfügung sich nicht blos etwa auf das private Besitzthum bezieht, zeigt die Erwähnung
von Städten in diesem Zusammenhang. —
TiELE*), dem diese Stelle nicht entgangen sein wird, nimmt — theilweise vermuth-
V
lieh zu deren Erklärung — an , dass SamassumuMn schon bei seines Vaters Lebzeiten mit
einer kleineren Herrschaft, dem Fürstenthum Amnanu belehnt worden sei. Dazu ist zu be-
merken: Allerdings nennt sich Samassumukin in der zweisprachigen Inschrift (Z. 2) König
von Amnanu, König von Babylon". Die Angaben der Bilinguis sind aber, namentlich was
1) I R 48 Nr. 5 u. Nr. 6 (vgl. Nr. 8), Nr. 51 Anäku Ahirahiddin sarru rabü 2) sarni dannu. sar
kissati sar "•«*«' Ässilr sakkanak 3) Bäbili, sar "»«< Sumen *j u Akkadi sar sarräni "*^** Musur, ^) '»äti Patu-
risi ""*'• Küst ^) ekallu (?) sa kirih «'' Tarbis ') ana müsab Amrbaimbli 8) ^^^^ rabu sa Bit-ridtiti ^) niäri
Sit libbi-ia ^^) arsip nsaklil.
2) Geschichte II, 352 f.
3) Vgl. auch SCHRADER ZA. III 256.
4) Rm 1 (V R 3) Col. III 77 vhgd. tf., vgl. Cyl. A (III R 20) Col. IV Z. 11 ff. {sa täbtu epuhts as-
kunus ana sarrut Bäbili siindti sa sarrüti epusus ma adinsu sdbe sise narkaodti aksur-nia iimallä
kätussu, ah'mi ekldti kire nike äsih libbisunu nsatir-ma eli sa abu bd)ii-ia ikbti adin-su.
b) Geschichte S. 353 Änm. 1 u. S. 615 z. S. 367, Z. 7.
40 Erster Theil, drittes Capitel.
Titel etc. anlangt, mit grosser Vorsicht aufzunehmen, denn es ist sicher (s. u.), dass dieselbe
ein vielfach aus Bestandtheilen älterer Inschriften zusammengestoppeltes Machwerk ist, und
sehr wahrscheinlich, dass SamassumuMn respective der in seinem Namen schreibende Priester
die schwer verständliche Schriftart wählte, um, von seinem Bruder ungestört und uncontrolirt,
seinem Streben nach absoluter Selbständigkeit Ausdruck geben und werden Denkmal setzen
zu können^). Da mochten auch wohl längst vergessene Titel der Babylonierkönige aus der
Zeit des Hammurahi und seiner Vorgänger mit aufgenommen werden. Die Angaben der Bilinguis,
die zur Zeit, als Tiele seine Geschichte schrieb, die einzige eigene Inschrift Saosduchin''s war,
lassen sich jetzt durch die von uns herauszugebenden Inschriften auf der Stele und dem
Cylinder desselben Königs controliren*). In keiner derselben wird Amnanu im Titel des
Königs erwähnt; er nennt sich dort (S^ 3, L^ 11) „König von Babylon, König von Sumer
und Akkad". Bekanntlich bezeichnet sich der uralte König Singäsid von UruJc (I R 3, VIII,
Nr. 1 und 2, IV R 35, 3, Babyl. Becord I, p. 8 ff.) auch als König von Amnanu. Hier-
auf gestützt nimmt Winckler^) an, dass in alter Zeit in Babylonien zwischen dem nördlichen
Reiche von Babel und dem südlichen von Sumer und Akkad noch als drittes das Reich von
Uruk-Amnanu bestanden habe. Da dasselbe „schon zu Hammurahi's Zeiten seine Rolle aus-
gespielt zu haben scheint" und kein Herrscher sich wieder als König von Amnanu bezeichnet
hat , so sei wohl anzunehmen , dass das Wiedererscheinen des Titels bei Saosduchin nichts
weiter ist, als eine Wiederbelebung einer längst verschollenen und im Staube der Archive
begrabenen Bezeichnung. Ich möchte mich dieser Ansicht anschliessen. Auffällig ist freilich
die Voranstellung des Titels sar Amnanu vor sar Bäbilu. Denn so, und nicht, wie Winckler
irrthümlich angiebt, umgekehrt sar Bdbiltt, sar Amnanu .... sar Sumeri u AJcJcadi, lautet
die betreffende Stelle; aber diese Voranstellung mag ebenfalls auf Nachahmung einer alten
Vorlagen beruhe und in jener eine Bedeutung gehabt haben, die ihr in SamassumuMn's In-
schrift nicht zukommt. Dass TlELE^) zur Stütze seiner Auffassung auf die bei Asurhanabal
gelegentlich seines elami tischen Feldzuges genannte Stadt Dür-Amnani mit ihrem Bezirke
hinweist, soll übrigens nicht unerwähnt bleiben.
Man wird zugeben, dass die „Belehnung Saosduchin's mit dem Fürstentum Amnanu''
ausserordentlich zweifelhaft erscheint und den Eindruck, den man bei einer ersten unbe-
fangenen Leetüre der entscheidenden Stelle , R™ I Col. III, 70 f. gewinnt , für den richtigen
halten, dass nämlich Asurhanahal, indem er sich über die Einsetzung Saosduchin's, als König
von Babylonien äussert, von einer nach seiner Anschauung liberalen Ausführung einer väter-
lichen Verfügung redet. Wie wir uns diese Verfügung ihrer Art und ihren Motiven nach zu
denken haben, darüber fehlen bestimmte Nachrichten. Einige, wenn auch schwache Anhalts-
punkte bieten aber erstens die bereits erwähnte Angabe Samassumukin''s, dass ihm vor seiner
Geburt schon die Königswürde über Babylonien prophezeit sei, und zweitens die oben S. 34 f.
besprochenen ausführlichen Angaben über die Ausrufung AsurhanahaVs, zum Thronfolger in
Assyrien.
a) Es hiesse das Wesen der Priesterschaft und der Orakel, das zu allen Zeiten und
aller Orten die gleichen Züge aufweist, verkennen, wollte man annehmen, dass eine derartige
Prophezeiung über einen zukünftigen Herrscher von den babylonischen Priestern nicht im
Einklang m^t ihren eigenen Wünschen und unter Berücksichtigung aller für die betreffenden
Verhältnisse massgebenden Bedingungen ausgesprochen worden sei. Zu diesen gehörte aber
1) Siehe bereits Diss., S. 17 und vgl. jetzt Tiele, Geschichte II S. 353.
2) S. 0. S, 22 f. sub 2, S. 24 f. sub 3.
3) Mittheüwrgen des Akadetnisch-Orientalistischen Vereitis zu Berlin S. 13 sub 3.
4) Geschichte II S. 353, Anm. 1. U^ I, Col. V, 45.
Muthmasslicher Einfluss einer babyl. Unal)hiin^igkeit8partei auf Asarhaddon und auf SamaöSumukin. 41
in erster Linie auch der Wille des Königs oder /-uni Mindesten eine den Priestern wohl-
bekannte Geneigtheit, die eigenen Pläne nach dem Inhalt der Prophezeihung zu gestalten. —
Nun wissen wir von Asarhaddon aus dessen eigenen Inschriften^) und finden es jetzt
durch die Aussagen seiner Söhne bestätigt, dass er sein Augenmerk besonders auf Babylonien
richtete, dass er mit Umsicht und Sorgfalt darauf bedacht war, die Wunden, welche sein Vater
Sanherib dem Lande geschlagen hatte, zu heilen und den an Babylon, der heiligen Stadt,
durch Zerstörung der Tempel und Raub der Götterbilder begangenen Frevel zu sühnen.
Bereits in meiner Dissertation (p. 18) habe ich ausgesprochen, dass ich nicht glaubte, dass der
Edelsinn des Königs und die abstracte Gottesfurcht und Religiosität, die gewiss bei diesem
Bestreben bedeutend mitwirkten, dessen alleinige Ursachen gewesen seien, dass da^«selbe viel-
mehr eine stark sachliche und reelle Unterlage habe. — Wollte Asarhaddon sich die Ober-
herrschaft über Babylonien dauernd sichern , so kam es vor allen Dingen darauf an . die in
diesem theokratischen Staate übermächtigen Priester zu versöhnen, d. h. sie in ihre Aeniter
und Würden wieder einzusetzen und besonders ihnen ihre Einkünfte wieder zu verschaffen.
Durch die Priester konnte man dann hoffen , auf die Vornehmen und das Volk einzuwirken
und dieselben mit der neuen Lage der Dinge zu versöhnen. Denn ein assyrischer Herr-scher.
der Sohn Sanherib's, der Babylon zerstört hatte, seine Heiligthümer geschändet, seine Unab-
hängigkeit vernichtet hatte , musste bei den Babyloniern einen schweren Stand haben . selbst
wenn er^) in richtiger Erkenntniss der Babylonien innewohnenden grösseren Lebensfähigkeit
den Schwerpunkt der Regierung dorthin verlegen und Babylon zur Hauptstadt des Doppel-
reiches machen wollte.
b) Nachdem nun die zweisprachige Inschrift SamassumuJcin'H mit hoher Wahrschein-
lichkeit gezeigt hat (s. o. S. 30 f.), dass eine Babylonierin , die Mutter des späteren Königs,
im Harem des Asarhaddon lebte und eine bevorzugte Stellung genoss (siehe auch die Nach-
richt über den Tod der Gattin des Königs (Asarhaddon) in der babylonischen Chronik
flV, 22), so ist es angesichts der Thatsache, dass man im Orient, wie allerorten sonst,
bei einem Gewebe von Hanken in der kleineren wie in der grossen Politik die Betheiligung
von Frauenhänden anzunehmen hat, wohl kaum zu gewagt, zu vermuthen . dass eine baby-
lonische Unabhängigkeitspartei die eigenen Pläne und Bestrebungen mit den Wünschen einer
ehrgeizigen königlichen Mutter klug in Einklang zu bringen verstand, so dass Asarhaddon
für die Gedanken und Absichten, die ihm seine eigene religiöse Gesinnung und seine politische
Einsicht eingaben, auch von dieser mehr persönlichen Seite Unterstützung und Bestärkung fand.
Das Verlangen der Babylonier war wie stets auf möglichste Unabhängigkeit gerichtet. Die
persönlichen Wünsche der Babylonierin kann man ausdrücken durch die Worte „Bevorzugung.
Ebenbürtigkeitserklärung meines Sohnes und Bestimmung desselben zum Nachfolger Asarhad-
don's als König eines unabhängigen babylonischen Reiches".
V
Für Samassumukin können wir sonach mutatis mutandis vermuthen, was wir i'ür Asitr-
hanabal aus seinen eigenen Inschriften nachgewiesen haben. Wie dort eine Erklärung zum Thron-
folger unter Benutzung der Orakel und unter Hintansetzung anderer, vermuthlich ebenfalls thron-
berechtigter Brüder (s. o. S. 35), so hier eine Erhebung der babylonischen Gemahlin zum Range
der rechtn:!ässigen Gattin und die Erklärung des Saniasstimtdcin zum -legitimen ebenbürtigen
Königssohn als Vorbedingung für und unter Hinweis auf seine künftige Thronbesteigung.
Und was wir im Vorstehenden aus den übrigen Quellen theils direct dargethan, theils
wahrscheinlich gemacht haben, giebt den Schlüssel zu einer schwierigen Stelle der Arbehx-
Inschrift, die ihrerseits wiederum das bisher gewonnene Ergebniss bestätigt. Asnrhanahal
1) I R 49. Layard, Iiiscriptioiis. 19a.
2) TiELE Geschichte S. 3.52.
Leb in 311 II, Samassumukin.
42 Krster Tlieil. drittes Capitel.
berichtet eingangs über Herstellungsarbeiten an Bauwerken in verschiedenen assyrischen Städten.
Dann folgt (Vorder«. Z. 10 tt.) ein Satz, dessen hier folgende, grammatisch und lexicalisch
unten genauer zu rechtfertigende Ueberset/.ung sachlich kaum einer weiteren Erläuterung
bedarf: „Nachdem ich dieses vollbracht, den Bau vollendet hatte, erfüllte ich das Wort,
das der Vaters, der mich erzeugte, nicht eingelöst hatte und setzte den f>amassumt(M>i, meinen
ebenbürtigen (y) Bruder als König über Babylonien etc." (folgt die Bekleidung zweier anderer
Brüder mit der Würde der „Grossbruderschaft", siehe oben Seite 30). Amäiu „Wort" kann
erstens gefasst werden als — einseitiges — Gebot, Befehl, Erlass. feierliche Verfügung, und
zweitens als zweiseitiges „Abkommen, Bündniss", als Verfügu)ig mit entsprechender Verpflichtung
desjenigen , von dem die Ausführung der Anordnung erwartet wird. — Mit noch grösserer
Sicherheit als vorher können wir nun behaupten, dass eine feierliche Verfügung des Asarhaddoii
bestand, durch welche dem Sama.ssumukhi die babylonische Königswürde, zwei anderen Brü-
dern, von denen der eine unebenbürtig war, hohe priesterliche Aeniter bestimmt wurden, eine
Verfütfunff, deren Verwirklichung wahrscheinlich Asarhaddoii selbst noch hatte einleiten wollen.
Der durch diese väterliche Verfügung geschaffene Stand der Dinge würde auf's Beste
stimmen zu dem, was wir oben (S. 32 f.) über die Bedeutung des Wortes ahu talhnu und über sein
Verschwinden in denjenigen Inschriften AsurhanabaV^^ die nach dem Ausbruch des Bruderkrieges
abgefasst sind, ausgeführt haben. Asurbanabal befindet für gut, die Politik und die Wünsche
seines Vaters wenigstens insoweit zu achten, dass er den Bruder als ebenbürtig anerkennt und
zum König über Babylonien einsetzte. Suosdachin andrerseits hat ebenfalls ein Kecht, sich als
ebenbürtig zu betrachten; so sprechen beide Brüder von einander als von dem ahu talimu, dem
brüderlichen Genossen, dem gleichberechtigten, ebenbürtigen Bruder. Sowie aber die Feindselig-
keiten ausbrechen, also die nothdürftig gekitteten Risse sich wieder öffnen und die Achtung des
väterlichen Willens sich für Asurbanabal als nutzlos erweist, da bricht auch des Assyrerkönigs
wahre Herzensmeinung durch, da erklärt er die künstlich geschaffene, brüderliche Legitimität
für nichtig, da ist der Babylonier der ahu lü Jchiu, der unberechtigte, illegitime, ungerechte
und feindliche Bruder. — Den Ausbruch der Feindseligkeiten werden wir aber in erster Linie
weit weniger der persönlichen Neigung, der Verrätherei und Treulosigkeit des Saosduchin, als
dem Wirken der babylonischen Unabhängigkeitspartei , den Priestern und Vornehmen , zu-
t<chreiben haben ^), die bei dem Sohne fortsetzten, was sie bei der Mutter begonnen hatten,
indem sie bei dem als Halbbabylonier ihren Einflüsterungen leichter geneigten König behufs
Erreichung vollständiger Unabhängigkeit den Ehrgeiz weckten und zu nähren suchten , ein
völlig, nicht blos dem Namen nach, unabhängiges Königthum mit der Hegemonie über ganz
Vorderasien zu verbinden, das er in den Aufstand gegen Assyrien, die herrschende Obmacht.
verwickelte. Hamashmmkhi hat sein Verhalten mit dem Tode büssen müssen; aber die
Babylonier haben , wenn auch zunächst Babylon schAver unter erneuter assyrischer Heim-
suchung leiden musste , doch ihr Ziel erreicht. Denn die Zerstörung Ninive's und da.s
Wiederemporkommen des neubabylonischen Reiches , Avären , wenn auch andere auf dem Ge-
biete der grossen Völkerbewegungen liegende Gründe dabei mitwirkten, kaum denkbar ohne
die Schwächung des Assyrerreichs , das die Einbusse an Macht und Ansehen, die ihm der
Kampf gegei: die Aufständischen kostete, nie wieder einzubringen vermochte. Das Verhältniss
und die Vorgänge zwischen Asurbanabal und SamashimuMn verdienen nicht blos an und für
sich geschichtlich und menschlich unsere Aufmerksamkeit und Theiluahme in hohem Gi-ade.
sondern haben auch deshalb Anspruch auf bescndere Beachtung, weil sie den Beginn und
in mancher Beziehung die Ursache zu dem tragischen Ausgange des Sargonidengeschlechts und
dem Sturze des as.syrischen Weltreichs bilden.
1) V<^1. im me DisfierUüum p. Ki sq.
Wef^führung des Mardukbildos von Babel nach Assnr durch hanherib. 4^^
III. Der Regierungsantritt Samassumukin's und seine politische Bedeutung.
Die Mehrzahl der in die.ser Arbeit vereinigten Inschriften handelt an hervorragender
Stelle über den Kegierung.santritt de.s >SamassumuJcvi . Die.s rechtfertigt gleichzeitig den für
dieses Buch von nn.s gewählten Titel. (Vgl. o. S. 5.)
Von Asiirhanahal\ Inschriften berichten die mei.sten j^erade/.u über die Einsetzunj;
SamassumuMn'a und die Neuordnung der Verhältni.s.se in Babylonien^). Zweck dieser Ma.s.s-
regel i.st nach AsurhaiiahaV^ Angabe, den Schwachen gegen den Starken zu schützen^;. In
unmittelbarem Anschluss an die Einsetzung des Königs wird in mehreren dieser Inschriften
die Rückkehr des Mardukbildes in den wiederhergestellten Tempel Esayyil berichtet'); wo
dies nicht geschieht, wird — mit Ausnahme von L^ — wenig-stens diese Wiederherstellung
hervorgehoben^).
SamashmmHn beschränkt sich, soweit ersichtlich, darauf, zu versichern, da.ss er von
den Göttern zur Herrschaft und zur Herstellung der Ordnung in Babylonien berufen sei^) und
sich der (jnade zu rühmen, die ihm Mardiih, der mit ihm von Assur nach Babylon gezogen
sei''), durch diese seine Rückkehr erwiesen habe^). -- Thatsächlich stehen, wie wir im
Folgenden zeigen wollen, der Wiederaufbau von Esaagil, die Rückkehr des Mardukbildes,
die Wiederherstellung der Selbständigkeit Babyloniens und die Einsetzung Samassumuuin's in
einem ursächlichen und unzertrennlichen Zusammenhange. Sie bilden zusammen die Fortsetzung
und den Abschluss der Bestrebungen Asurhaddons, die sich auf Abhülfe der durch Sanherib
geschaffenen Missstände richteten.
Was zunächst die Rückführung des Mardukbildes anlangt, so ist dieselbe bereits in
der schwierigen Stelle der Bihnguis (Z. 6) deutlich ausgesprochen. Klarer und ausführlicher .sind
jedoch die übrigen Inschriften, namentlich S* und S'^: Unter AsurhanahaVs Regierung ist
darnach Mardtik, welcher unter der Regierung eines früheren Königs^) sich ,vor dem Ange-
sicht des Vaters, der ihn erzeugt hatte", in der Stadt Assur niedergelassen hatte, nach Babylon
zurückgekehrt. I). h. das Bild des Marduh^ der bekanntlich als Bei, Sohn des Bel^ als der
jüngere Bei betrachtet und betitelt wird'-^), war nach Assur verbracht worden in den Tempel
seines Vaters. Das würde zunächst auf einen Tempel des Bei in Assur weisen. Dieser Bel's-
Tempel ist aber vielleicht von dem Tempel des Nation algottes Asur nicht zu trennen; au
mehreren Stellen der Götterlisten ^'^j werden Asur und Bei in unmittelbarer Verbindung ge-
nannt; ja Asur wechselt mit Bd, und Belit gilt als die Gemahlin Asurs^^). Wir haben es
1) R"i I Col. IIL 72; S2 31 tg.; S'^ 52 f. : L^ 12; L'^ 11: Pi 14. 1'"^ 13: L^ H; L* ''ol. III 5 ff .
2) Äsm dainm aiia eiisfi In hahäli.
3) S2 23—27; S^^ 37-44: L^ 9—10: l'i 7—10; 1'2 10—11; \A t'o!. U 26 bis Col. III 22.
4) LI 8-9.
5) Bil. 6-13.
6) Bil. 15.
7) saliin{u) irm.
8) S2 24 f. ; S^ 391'.; ina jxtli sarri niahri: dass das folgende inaluir (thi bäni nicht, wie nun
bisher aus der Stelle III R 16 Nr. 5 (34) schliessen konnte (v»l. Tikle ö. 352 Anm.). nähere Bestimmung /u
sarri ist ,in der Regierung eines meinem Vater vorangehenden Königs", sondern adverbiale Bestim-
mung zu lUibu . zeigen jetzt die Steleninscliriften (a. a. 0.1 mit ihrem hani-su ,vov dem Vater, der ihn.
den Gott, erzeugt hatte", d. h. vor dem Ootte Brl in ^4.s',s»r.
9) SCHRADKR KAT2 174 t.
10) S. z. B. III R 66 d. 20, f. 11; TiKLE 584 Anm. 1.
11) Tietj:, Geschichte S. 534 Anm. 1.
6*
44 Erster Theil, drittes Oapitel.
also hier, wenn nicht mit dem Tempel des Nationalgottes, so jedenfalls eines diesem nahe ver-
wandten Gottes in Assiir zu thnn.
Der Name des früheren Königs, der diese Entführung veranlasst hatte, wird wohl-
weislich verschwiegen. Dass es der Grossvater der beiden Könige war, der in seinem Zorne
Babylon zerstörte, die Götterbilder wegführte und dessen Frevelthaten durch die Rückführung
der Götter ihre theilweise Sühne erfuhren, war unter allen Umständen eine höchst unliebsame
Erinnerung, die nach Möglichkeit vertuscht werden sollte^).
Wir sind betreffs des Raubes der Götterbilder nicht auf blosse Vermuthungen ange-
wiesen; denn wenn auch die babylonische Chronik die Zerstörung Babylon 's mit Stillschweigen
übergeht, so wissen wir doch aus Sunhenb'a bei Bavian in den Fels gehaueneu Inschriften,
wie der König mit den Götterbildern umgegangen ist^). Er rühmt sich dort, den König Suzub
= Musezib- MarduJc gefangen genommen und die Schätze BaheVs seinen Kriegern zur Plün-
derung überlassen zu haben, und sagt dann: „Der Götter, welche in ihr (der Stadt Babel)
wohnten, bemächtigten sich meine Leute und zerbrachen sie ihre (der Tempel) Schätze
raubten sie". Nach diesem Wortlaut der Stelle könnte es scheinen, als wären die Götterbilder
vollständig zerschmettert worden. Vor diesem Schicksal sind jedenfalls nach unseren neueren
Inschriften die Hauptgottheiten verschont geblieben , sodass bezüglich dieser der Nachdruck
auf das erste, eine gewaltsame Inbesitznahme ausdrückende Verbura (Jcasädu) zu legen ist. Da
jedoch auch Asurahiddin später (I R 49 Col. IV; s. u.) von der Wiederherstellung der Götter-
bilder spricht, so ist anzunehmen, dass die übrigen Götterbilder ebenfalls nur ihres Schmuckes
und ihrer aus kostbarem Material gefertigten Bestandtheile beraubt und dabei gewiss wenig
glimpflich behandelt, nicht aber vollständig vernichtet worden sind.
Natürlich Avurde solche Entweihung der Heiligthümer und Entführung der nationalen
Götter als schwerste Demüthigung empfunden ; desshalb sehen wir sie die Ässyrerkönige fort-
während bei ihren Eroberungen ausüben, wie sie es andererseits immer als eine ihrer grössten
Ruhmesthaten priesen, wenn es ihnen gelang, durch Zurückführung geraubter assyrischer
Gottheiten eine früher erlittene Schmach zu sühnen. So berichtet bekanntlich Sanherib , dass
er den Babyloniern nach 418 Jahren die von MarduJc-nädin-ahe geraubten Bilder des Ranimärt
und der Sala^), A. stirb an abal^), dass er den Elamiten das vor 1635 Jahren entführte Bild der
Nmm wieder abgenommen habe , wobei die genauen Daten zeigen , wie lebendig sich das
Gefühl der erlittenen Schande im Gedächtniss erhalten hatte. — Den babylonischen Standpunkt
in dieser Hinsicht kennzeichnet denn auch die Chronik (Col. IV, 34), wenn sie die Rückkehr
BeVs, und der (andern) Götter Babylon's mit dem genaunen Datum verzeichnet.
Aber die diesem Ereigniss allseitig beigemessene Wichtigkeit beruht doch nicht allein
auf diesen religiösen und allgemein nationalen Gesichtspunkten , sondern hat auch einen ganz
bestimmten und genau zu kennzeichnenden politischen Hintergrund:
Es ist Winckler's^) Verdienst, erkannt zu haben, dass durch die Ceremonie des sabätn
kätä kl ''' Beli,, des „Erfassens der Hände BeVs*^, der rechtmässige Regierungsantritt eines baby-
lonischen Herrschers eingeleitet wird, und dass, wenn von Assyrerkönigen die Vornahme dieser
1) Die Nichterwähnung des Sanherib wird man also nicht mit Tiele 352 Anm. als auffallend zu
bezeichnen habsn, sondern unter den gegebenen Verhältnissen sehr erklärlich tinden.
2) iSanh. Bav. Z. 47: iläiii asib libhi-sii kätä nise-in ik8i({s)-SHnnti-mn usabhiru-ma buM-
hi-nu ilkuni. — Vergl. El). Mkyer, Geschichte § 385 Aninerk. S. 471. — Pognon, L'inscription de Bavian
p. 18 f. und 88 f.
3) III R 14. 48 ff.
4) K. 2631. Vgl. auch Tiei.e, Geschichte 394. Anm. 1.
5) Thesis 4 der Beilage zu seiner Inauguraldissertation ^De inscripttoiie Sanjonis regis Assyriae
quae vocatur annaliuur und jetzt auch ausführlich ZA II, 301 ff.
I
Asarhaddon nicht eigentlich „Könij^ von Babylonien''. ^•>
Cerenionie berichtet wird, das «gleichbedeutend ist mit einer Krönung des assyrischen Königs
zum rechtmässigen König über Babylonien.
Wir behaupten nun, dass die Zurückfuhrung des Mardukbildes desshall> von so grosser
Bedeutung war, weil sie die Wiederherstellung der politischen Selbständigkeit des babyloni-
schen Staates bezeichnete, weil sie die liemedur der Mass'-egel war. mit der Sanherib die
Vernichtung der Selbständigkeit und Herabwürdigung Babylons zu einer .issyrischen Provinz
besiegelt hatte. So lange das Bild des MarduJc von Babylon, fern war, war das P^rfassen
der Hände BeVs und damit der ordnungsmässige Antritt der rechtmässigen Königswürde von
Babylonien unmöglich geworden. Samassumukin hat thatsächlich die Hände BeVx,
erfasst: die grosse Thontafelinschrift^j AsurhanahaV^ berichtet: Samas.^umukin
>
kätä ilüti-hi rahtti sabit ^Sama.ssitmukin erfasste die Hände seiner (des Marduk) grossen
Gottheit".
Ehe wir aber darauf näher eingehen, haben wir einem Einwurf zu begegnen, der
vermuthlich von vielen Seiten gegen diese Auffassung erhoben werden wird. Hat Sinaherbä
das Mardnkbild weggeführt , und ist das Erfassen der Hände BeV^ in Babylon Vor- und
Grundbedingung für den Regierungsantritt eines als rechtmässigen babylonischen König
anzuerkennenden Herrschers, so kann in der Zwischenzeit bis zur Zurückführung des Bildes
durch Asurbanabal und Saosduchm Babylonien keinen rechtmässigen König gehabt haben.
Damit steht aber in Widerspruch , dass Asuraljiddin nach Ptolemaeus, Berosus, seiner
eigenen Inschrift und denen AsurbanabaVa König sowohl von Assyrien wie von Babylonien
war''^). Darauf antworten wir: es ist richtig, dass Asarhaddon sich selbst König von Babylonien
nennt, es ist ebenso unzweifelhaft, dass die hier veröffentlichten Inschriften seiner Söhne ihn
ebenfalls als solchen bezeichnen — aber es steht ebenso unleugbar fest, dass die babylonische
Chronik den Asurahiddin nirgends als König von Babylonien bezeichnet, sondern ledig-
lich als König von Assyrien. So heisst es namentlich in dem Resume über die Kegierungs-
dauer: 12 Jahre lang herrschte Asurahiddin als König über Assyrien)^. Dagegen bei
Tiglatpileser III, der während eines Theiles seiner Regierung als König von Assyrien auch
die Herrschaft über Babylonien innegehabt, aber nach Aussage der Eponymenliste erst in
seinem vorletzten Jahre die Hände BeVa erfasst hatte, macht die Chronik*) genau die ent-
sprechenden Angaben: Gesammtdauer der Regierung 22 Jahre, als („wirklich gekrönter")
König von Babylonien 2 Jahre*). Es ist also klar, dass der Chronist, der vom babylonischen
1) L* Col. III, 5 fgd.
2) Dieser Einwand ist thatsächlich mir u^egenüber von Herrn Dr. Wisckler mündlich erhoben
worden, als ich ihm über meine oben vorgetragene Ansicht zum ersten Mal Mittheilung machte. Gleich am
folgenden Tage theilte er mir mit, dass er, nach Einsicht der Chronik, die Asarhaddon nicht als König
von Babylonien kenne, seine Bedenken zurücknehmen und meiner Auffassung beipflichten müsse. Er fügte
hinzu, dass er dieser neuen Anschauung sogleich in seinem gerade in Arbeit befindlichen Commentar zur baby-
lonischen Chronik Ausdruck gegeben und meiner Urheberschaft dabei gedacht habe. Ich würde
etwas so Selbstverständliches nicht erwähnen , wenn nicht Herr Dr. Winckler im Gegensatz zu seinen
eigenen Worten in der Publication (ZA II, 303) diese Anschauung, ohne meiner auch nur mit
einem Worte zu erwähnen, als sein geistiges Eigen thum vortrüge! Es ist dies leider ni'^ht
das einzige Mal, dass ich in die höchst peinliche Lage versetzt bin, gegen eine ähnliche Schmälerung
meines Rechtes Verwahrung einlegen zu müssen.
3) Chronik IV 32: 12 mnäti Atiurahiddin sarrüt "»«'' Ashir epiis.
4) Chronik I 2-5, 26 : 32 sanuti Tukläti-abil-esarra sarrüt '"«'* Alkadi n ""«'' Assiir epus, 2 sanati ina
miiti Akkadi epus.
5) Mit dieser Auffassung dürfte sich denn auch die von Schk.\dek, Die keiliuschriftUche babylo-
nische Königsliste, S. 16 N. 1 aufgeworfene Frage erledigen, warum in der babylonischen Steinurkunde
des Berliner Museums (V.A. 209) Sulmana^arid IV, der doch König von .Assyrien und von Babylonien war,
46 Erster Theil. drittes L'apitel.
Staiuipuukt aus schreibt, den Asarhaddon nicht als König von Babylonien betrachtet. Der
(jrund dafür Hegt eben darin, dass, wie ans den von mir hier verüffenthchten Inschriften her-
vorgeht und wie ich, lange ehe die Chronik veröffentlicht war, (Diss. p. 14 sq.) y.uerst
ausgesprochen habe^), die Beistatue von Sanherih weggeführt war, und so lange diese von
Babel fernblieb. Asarhaddon die Ceremonie des Handerfassens nicht ausführen, daher nicht
legitimer König von Babylon werden konnte. Da er aber Alles dai'an setzte, um die Rück-
führung des Bildes zu ermöglichen, wozu in erster Linie der Wiederaufbau des Tempels Esagcjü
bis zum Allerheiligsten, dem Sitze des Gottes (s u.), gehörte, so konnte er, der thatsächlich im
Besitz der Macht war, im Bewusstsein seiner gewissenhaften Absichten das Resultat anti-
cipiren und seinerseits den Titel der , Könige von Babylonien" für sich in Anspruch nehmen.
Weiter aber wird die Richtigkeit unserer Auffassung dadurch bewiesen, dass die Chronik über-
haupt in der ganzen Zeit von der Zerstörung Babylons — diese wird freilich nicht erwähnt,
sondern nur die ihr vorausgehende Schlacht von Halide — bis zu Saosduchin gar keinen
König von Babylonien kennt. Der Letzte, der die Hände BeVs erfassen konnte, war 3Iuse£ih-
Mardtik; er ist auch der Letzte, den die Chronik als König von Bal)ylonien vor der grossen
Lücke anführt^), die erst durch SamaskmniJcin^s Regierungsantritt ihren Abschluss erhält. .
Durch die Erkenntniss dieser Thatsache wird das Verhältniss Assyriens zu Babylonien
seit Sanherih in ein neues Licht gerückt und bisher Unvei*standenes erklärt, und da anderer-
seits die politische Bedeutung von Samassumukin's Regierungsantritt ohne eine richtige An-
schauung über die vorhergegangenen Ereignisse und die dadurch geschaffenen Verhältnisse
nicht richtig gewürdigt werden kann , so gehört die Betrachtung derselben — obgleich sie
seitab zu liegen scheint — mit zu unserer Aufgabe^).
Bekanntlich folgt im ptolemäischen Canon auf den Tod Sargon's, , der rechtmässiger
König von Babylonien durch Vornahme der Ceremonie des Handerfassens geworden war*),
das erste Interregnum {oßaoiXscTog ytQwrog), während die babylonische Königsliste ^) an dessen
Stelle den Sinaherbä , Marduhzäkirmm und Marduk-ahal-iddin nennt (womit auch die An-
gaben des Berosus stimmen).
Damals war nun die Statue des Bei noch in Babylon, und es genügt für die Erklärung
der Angabe des Ptolemäus nicht etwa, anzunehmen, Sinaherbä sei in diesen zwei Jahren nicht nach
Babylonien gekommen. Denn damit würde ebensowenig wie zu Tiglatpileser's IH, Salmanasser'slX .
Asarhaddon's Zeiten der gänzliche Mangel eines Herrschers in den Augen der Babylonier
eingetreten sein. Die genannten Assyrerkönige galten als Souveräne von Babylonien. noch
ehe , oder auch , ohne dass sie wirklich in Babylon zu Königen von Babylonien — so zu
sagen — gekrönt waren. Dieses Souveränitätsverhältniss der Assyrerkönige zu Babylonien vor
nur den Titel „König von Assur" führt und nicht auch „Künicr von Akkad" heisst. Die Chronik
(Col. I, 17) nennt bei dem Regierungsantritt auch nur Assyrien, dagegen heisst es (Col. I, 30) bei der An-
gabe der Gesaramtregierungsdauer 5 sanüti Sulnianasarid harrnt '""t' Akh'ädi n "'"'' Aihir epiis. Wir ersehen
daraus, dass der formelle Regierungsantritt in Babylon erst in der Zwischenzeit erfolgt sein muss und dass
die Urkunde in die Zeit vor der Anwesenheit des Königs in Babylonien zu setzen sein wird, so dass wir als
„terrainus ante quem non" für diese Anwesenheit und die Vornahme der Ceremonie des „ Handerfassens "
das H. .Tahr des Hen*schers als Königs von Assyrien erhalten.
1) Dies gegen Winckler (ZA FI 303 n. 2), der die bezüglichen Ausführungen in meiner ihm be-
kannten Dissertation „zu erwähnen v'ergisst" ! (Vgl. o. Anm. 1.)
2J Chronik 111 12 u. 24.
3) Zum ersten Male habe ich mich über die im Folgenden dargestellten Anschauungen geäussert
in einem Vortrage, den ich am I.November 1887 im Akademisch-Orientalistischen Verein zu Berlin hielt.
(S. den Jahresbericht desselben.)
4) TiELE, 243. 276. Winckleh, ZA II, 302.
5) S. die veri,'leichende Tabelle bei Schk.xükk a. a. 0. S. 29.
Habylonien durch Sanherib zur assHyrirtchen Provinz, h^'nibj^ewürdijft. ^'
der Lej^itimirung durch das Erfassen der Härule Bel's , liat — natürlich ist der Verjjjleicli
cum f^rano salis aufzufassen — eini<^e Aehnlichkeit mit der Htellun«^ , welche die deut.-<'hen
Könige , ehe sie /u Rom ebenfalls durch die Hände eines l*riesters zu Kaisern gekri'mt
waren, gegenüber den italienischen Landen, deren Souveräne sie waren, einnahmen. — Der sehr
radical babylonisch gesinnte Gewährsmann des Ptolemäus mu.ss also andere Gründe gehabt
haben, diese Zeit als eine königslose aufzufassen, wenn man nicht einfach annehmen will, er
habe an dem späteren Verhalten (s. u.) des Sariherih Anlass genonnnen. schon die ersten zwei
•lalire als königslose Zeit zu bezeichnen.
WiNCKLER^) wird daher wohl Recht haben, wenn er — wenn ich ihn richtig verstehe —
annimmt, dasä Sanherib in dieser Zeit in Babylon gewesen sei. aber die Hände liel's nicht
erfasst und überhaupt durch sein Auftreten gezeigt habe, da.ss er den Babyloniern in keiner Weise
günstig gesonnen sei"''); Winckleb bezieht darauf das im rel)rigen dunkle *^*~~]<' TT^^ BV
der Königsliste.
Die Chronik nennt nach der kurzen Regierung des Mardukzäkirsiim und des Marduk-
ahaliddin, den Belihm, Asurnädinmm (Sohn des Sanherih). Neryalmu^ezib und Mu^esib-Marduk.
die sie sämmtlich als Könige von Babylonien ausdrücklich bezeichnet. Dann folgt — die
Chronik versagt hier leider — in der Königsliste Ä'^aZ/cr/^a, bei Ptolemäus dmx aßaoi'keviog öev-
[£Qog. Und liier ist die Bezeichnung der königslosen Zeit wirklich an ihrem Platze; denn
Sanherih hat nicht nur selbst niemals König von Babylonien sein wollen und
sich niemals als solchen bezeichnet^), sondern er hat nach der Eroberung Babylon's that-
sächlich die Unabhän gigkeit Babyloniens vernichtet und das Land, was noch nie geschehen
war, zu einer Provinz des assyrischen Reiches herabgedrückt. Die Wegführung der Götter-
bilder wurde meiner Ueberzeugung nach von Sunheril) mit Plan und Bewusstsein in's
Werk gesetzt, eben um diesen Zweck zu erreichen und zu kennzeichnen. Die
Ceremonie des Handerfassens in Babylon war unmöglich, sobald das Bild des Marduk fern
war; die Niedersetzung des Gottes Marduk^ des jüngeren Bel^ vor seinem Vater, dem älteren
Bel^ in der altlieiligen Stadt Ässur (s. o.) veranschaulicht .s^mibolisch die Unterwerfung des
assyrischen Gottes und Reiches unter Assur
Auch Eb. Schraüer's*) Versuch, das zweite Interregnum zu erklären, dürfte hierdurch
seine Erledigung finden. Denn ich glaube nicht, dass die Chronik uns hier Anlass giebt. auf ein
freundschaftliches Verhältniss zwischen Ässur und Fdam zu schliessen. und kann desshalb der
Auffassung nicht beipflichten , als hätten während der fraglichen 8 Jahre des Interregnums
die Elamiter unter stillschweigender oder ausdrücklicher Billigung des Sanherib die thatsäch-
liche Herrschaft über Babylonien ausgeübt. Im Gegentheil ist auch hier, wie zu allen Zeiten
der Geschichte dieser drei Reiche, das Verhältniss so, dass Elam das von Assur geknechtete
Babylonien gegen die verhassten Oberherren unterstützt. Die Autfassung, dass Musezih-Marduk
von seinem früheren Verbündeten Minamt von Elam geschlagen , gefangen genonnnen und
an die Assyrer ausgeliefert wäre — was allerdings auf ein freundliches Verhältniss zwischen
Assur und Elam würde schliessen lassen — beruht auf einem vollständigen Missverständniss
der betreffenden Chronikstelle (III 20fif.)^). Dieselbe berichtet lediglich von einer Krankheit.
1) ZA II 302.
2) Chronik II 23 u. 29, II 30 u. 43, II 44/45. III 12 u. 23/24. Bei Asunuhlinsnw, Sanherib's Sohn, steht.
dass Sanherih ihn installirte : und das hier wiederum erscheinende >->^ li- tt^ ^__^ ^ I *^ ^^'' Königsliste
(WiNCKLKR a. a. 0.) lässt durchblicken, dass es bei dieser (ielejrenheit ebenfalls für das Gefühl der Babv-
lonier nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
durch Miiiatnt an.
3) WiNCKLKU ZA II 303 n. 1, Schr.xdkk a. a. 0. 6.
4) Die l'eiliiischriftlichc iKthi/lonische Köinf;sUste S. 20 tl.
5) Auch TiELE II 806 Anm. 2 nimmt irrthümlicher Weise eine Gefangennahme des Mutn'zih-Mtirdid:
48 Erster Theil, drittes Capitel.
die den Elamiter am 14. Nisan (>92 des vierten Regierungsjahres des Musesih-Mardul- befallen
hätte. Dann folgt (Z. 22) die Nachricht, dass am ersten Kislev, d. h. nahezu R Monate später,
Babylon gefallen und MuHezib-Mardnl: gefangen weggeführt sei. Dass irgend ein Causalnexus
zwischen diesen, drei Monate auseinander liegenden Ereignissen bestände, ausser dass — viel-
leicht — durch die Erkrankung des Minami den Babyloniern ein wichtiger Bundesgenosse
verloren ging, wird mit keinem Worte gesagt und ist nicht anzunehmen. Auch Winckler's
Uebersetzung fasst demgemäss die beiden Berichte als absolut unabhängige, nach Art der
Chronik asyndetisch hinter einander folgende Sätze.
Mit der, ebenfalls von Schrader als Beweis für ein bestehendes Einvernehmen zwischen
Assur und mam angeführten Zurückführung der Götter von Uriik dürfte es sich ebenfalls
anders verhalten. Die Chronik berichtet (Col. II 48, III 1 tf.) , Arah Dü2U ümu I sähe '""''
Assur ana Urnk erubuni, ile sa supur C^) Uriik u nisS-ki ihfabttl, Nergal-usezib arku '""*^'
Elumü illikamtna ile supm- {^) J'ruk u nise-su iteknni u. s. w. (folgt der Bericht von der für
Nergalusesih unglücklichen Schlacht bei JSippur). Die Stelle ist bisher nicht richtig ver-
standen worden^). Es ist hier offenbar von zwei verschiedenen mit den Götterbildern von
Erech vorgenommenen Handlungen die Rede: einmal werden sie von den Assyrern geplün-
dert, damit ist nicht sicher ausgesprochen, dass die Bilder selbst weggeführt und geraubt
wurden , sondern nur die kostbaren Theile (Gewandung, Schmuck etc.) wurden vermuthlich
entfernt^). Dann aber folgt Nergalusesib, der vor den Assyrern flüchtet, den ihm
verbündeten Elamitern ; und dabei wird von ihm in seinem Verhalten zu den Bewohnern
und den Göttern der Ausdruck gebraucht: etekmu. Das bedeutet meiner Ansicht nach, dass
Nergaltisezib seine erechitischen ünterthanen und deren Götterbilder mit sich weggeführt
{ekemu 3. Pers. sing. Imperf. Ifteal) und unter den Schutz der den Babyloniern verbündeten
Elamiter stellte. Da dann die Schlacht bei Nippur unglücklich für den^ Babylonier ausfiel,
so verblieben die Götterbilder in den Händen der Elamiter; und es ist lediglich eine für die
Babylonier verbindliche, durchaus aber nicht aus Beweggründen der Freund-
schaft für die Assyrer hervorgegangene Handlungsweise, wenn Hmnbahaldas I die
Götter der Stätte ihres Cultus zurückerstattet^) — nota bene, wenn die verstümmelte Stelle der
Chronik überhaupt in diesem Sinne zu deuten ist.
Dagegen darf die Frage wohl gestellt werden , ob nicht das kecke Auftreten des
Humbahaldas in Babylonien erst in seinem achten Regierungsjahre*), demselben, in welchem
Sanherib sechs Monate später ermordet wurde, etwa mit der Vorbereitung zu der von den Söhnen
des Assyrerkönigs angezettelten Verschwörung zusammenhängt. Ihre Bejahung wird wahr-
scheinlich dadurch, dass Asarhaddon, der Rächer seines Vaters, gleich nach Niederwerfung des
Aufstandes gegen Elam zog und auch dort ein Strafgericht über den gleichnamigen Nachfolger
des inzwischen gestorbenen Humbahaldas abhielt (Chronik III, 39 f.).
Angesichts dieses Sachverhaltes müssen wir auch die von Schrader^) als Stütze seiner
Anschauung besonders hervorgehobene Thatsache , dass sich die achtjährige Regierung des
Humbahaldas zeitlich mit dem achtjährigen „Interregnum" deckt, als ein für unsere Frage
bedeutungsloses Spiel des Zufalls ansehen. Es bleibt dabei : Sanherib hat mit der Wegführung
der Mardukststue die Vernichtung des selbständigen babylonischen Staates besiegelt, der Mangel
1) S. WiNCKLEK ZA II 155 u. 304.
2) Vgl. 0. S. 43 f.
3) Chronik Col. III 29 t.
4) Während der ersten 7 Jahre seiner Regierung tritt //iimbahahhts, soweit aus der Chronik er-
ersichtlich, durchaus iu keine Beziehung zu Babylonieu.
5) A. a. 0. S. 21.
Wegführung des liOr-j-Bildeg durch Xerxes. 49
eines Herrschers ist ein bewiisst «ijewollter. ISabj'ionien war assyrische Provinz, für deren Be-
herrschung durch den Elamiterkönig weder Bedürfniss noch Raum^) vorhanden war. Die
Chronik, die zwischen Musezib-Marduh und SamasKumuhin keinen König von Babylonien
kennt, bestätigt unsere Auffassung der Wegführung und der Rückkehr des Mardukbildes als
eines Ereignisses von hoher politischer Bedeutung.
Eine weitere Bestätigung und Beleuchtung für diese unsere Auffassung bietet das
Verhalten der Perserkonige in diesem Punkte zu Babylonien.
Cyrus, der Eroberer Babylons, hat sich völlig als König von Babylonien gerirt und
wenn auch in den erhaltenen Stücken seines Cylinders^) und der sogenannten Annalen ^) Nahü-
naid's nicht dicect die Ceremonie des sabätu kcitä sich erwähnt findet, so können wir doch,
da aus seinem ganzen Verhalten hervorgeht , dass er sich wie die einheimischen Könige als
König von BeV?, Gnaden betrachtete und betrachten durfte, sicher sein, dass er auch die
Vornahme der Ceremonie nicht verabsäumt hat. Das Gleiche gilt von seinem Sohne Kamhyses,
der schon bei Lebzeiten seines Vaters im siebenten (oder acliten) Jahre nach der Eroberung
Babyloniens in rechtmässiger Weise feierlich die babylonische Königswürde erworben haben muss*).
Anders dagegen steht es nach Herodot's Zeugniss mit Barius und Xerxes. Herodot*)
erzählt nämlich , dass er bei seiner Anwesenheit in Babylon den Tempel des Bei . d. h. also
Esaggil^) besucht habe, von dem er eine Beschreibung giebt. In dem Tempel, so sagte
man ihm, habe früher ausser dem goldenen Bilde, das er dort vorfand, noch eine andere
goldene Statue gestanden ; derselben hätte schon Barius sich bemächtigen wollen , aber er habe
es nicht gewagt. Xerxes dagegen , sein Sohn , habe sie geraubt und den Priester , der ihm
untersagt habe, die Statue von der Stelle zu bewegen, getödtet. — Bekanntlich ist man vielfach
im Zweifel, ob Herodot wirklich in Babylon gewesen ist, namentlich wegen des Widerspruchs,
der zwischen der Angabe Herodot's, dass er den Tempel noch gesehen habe, undArrian'') und
Strabo^j besteht, nach deren Bericht Alexander der Grosse den Tempel, der von Xerxes zer-
stört sei {y.axtoy.aipEv)^ habe wieder aufbauen wollen, und Tiele sieht in der angeführten Angabe
über die goldene Statue einen Hauptgrund gegen die Glaubwürdigkeit des hei'odoteischen Berichtes.
Ich darf mich auf die Hauptfrage, ob die anscheinenden Widersprüche in den Angaben der classi-
schen Autoren sich erklären und beseitigen lassen, hier nicht einlassen^). Soviel aber scheint mir
festzustehen, dass der Bericht Herodot's über das Belsbild, weit entfernt, gegen seine Glaubwürdig-
keit zu sprechen, vielmehr für die Richtigkeit seiner Angaben ein gewichtiges Zeugniss ablegen.
TiELE schreibt :^*^)
„Wesshalb liess Xerxes jenes goldene Menschenbild wegnehmen? Wenn aus Hab-
sucht, warum liess er dann alle jene anderen goldenen Gegenstände unberührt, obgleich er
diese bis auf das Sitzbild des Gottes hätte bekommen können , ohne dabei auf sonderlichen
Widerstand zu stossen und genöthigt zu sein, den Priester zu tödten? Wenn ihm bildliche
Darstellungen der Gottheit ein Aergerniss waren , wesshalb liess er dann das andere Bild an
1) ^gl-. was 0. S. 37 über die muthmassliche Verwaltung der Provinz Babylonien durch Äsarhaddon
bemerkt ist.
2) VR 35. Vgl. a. Winckler ZA II, 304 Anm.
3) TSBA VII, 153 fg.
4) Vgl. Tiele, Geschichte S. 438 ff.
5) I, 181.
6) S. Tiele, 556 f. ; den Gründen, die Tiele gegen Oi'I'eiit's Annahme, als könne hier der Nebo-
Tempel in Borsippa gemeint sein, vorbringt, muss ich beipflichten.
7) Arrian Anabasis III, 16, 5 u. VII, 17.
8) Strabo XVI, c. I § 5.
9) Darüber anderen Orts.
10) Geschichte 556 f.
Lehmann, Sumassumukin. '
50 Erster Theil, drittes Capital.
seiner Stelle? Denn wenn es auch ein Menschenbild heisst, so muss es doch das Bild eines
Gottes in menschlicher Gestalt «gewesen sein, und Bildsäulen von Königen waren nie aus purem
Golde verfertigt." — Soweit TiELE.
Ich antworte : Das fehlende goldene Menschenbild war die Statue des Bel-MarduTi. Den
Perserkönigen lag desshalb so viel an der Entfernung dieses Bildes , weil von derselben die
vollständige Unterwerfung Babyloniens, die definitive Vernichtung der Selbständigkeit des
Landes abhing; so lange das Bel'sbild in Babel blieb, so lange war Babylonien nur mit
Persien in Personalunion vereinigt. Weil es eine eminent politische Angelegenheit war, des-
halb bleiben die Schätze des Tempels und auch das andere Götterbild , vermuthlich das des
Nebo in der Zelle EHda {sa kirib Esaggil) im Uebrigen unberührt oder konnten ersetzt
werden. Der Zweck der Perserkönige war erreicht, wenn Bel-Marduh nicht mehr in Babylon
weilte. Zu dem grossen Unabhängigkeitssinn und Fanatismus, den wir an den Babyloniern
kennen, passt es vollständig, dass Darius, obgleich ihm daran lag, die Statue wegzunehmen,
es nach Herodot nicht gewagt hat (oi;z h6lf.iriOe)\ er hatte eben einen allgemeinen Auf-
stand oder dergleichen zu befürchten ; dazu passt weiter , dass Xcrxes , um seinen Zweck
zu erreichen, erst den Priester tödten musste, der so als Vertheidiger seines Gottes und
seines Vaterlandes gefallen ist. Demnach scheint mir gerade hier Herodot besonders gut
unterrichtet zu sein.
Thatsächlich ist es also nicht Cyrus, sondern Xerxes, der Babyloniens Selbständigkeit
endo-ülticr vernichtet hat, und sehr charakteristisch ist es, dass dies nach Strabo^) auf der
Rückkehr vom Feldzuge gegen Griechenland geschehen sei. War es dem Despoten nicht
gelungen , die Griechen zu züchtigen , so kühlte er nun sein Müthchen an den Babyloniern,
indem er auch den letzten Schein einer Selbständigkeit ihres Staates vernichtete.
In der Zeit von Tiglatinleser III bis auf Xerxes ist also mit der Vernichtung der
Existenz Babyloniens, als eines (wenn auch nur scheinbar) selbständigen Staates, zweimal
wirklich Ernst gemacht worden, von Sanherih und von Xerxes. Xerxes' Verhalten besiegelt
den Untergang, nachdem Scmherih's Errungenschaften durch Asarhaddon rückgängig gemacht
worden waren.
Asarhaddon, der über Babylonien, dem er die Selbständigkeit zurückgegeben hat, die
thatsächhche Herrschaft gleich einem rechtmässigen Könige ausübte, hat unzweifelhaft den
Wunsch gehabt, selbst wirklich legitimer König von Babylonien zu werden. Doch dies
gelang ihm nicht. Denn dazu war nöthig, dass in Babylon dem zurückzuführenden Gotte
seine Stätte im AUerheiligsten von Esaggil geziemend bereitet wurde (o. S. 45).
Da Asarhaddon, wie deutlich aus unseren Inschriften hervorgeht, die Vollendung des
eifrigst betriebenen Baues nicht mehr erlebte, so konnte auch seine feierliche Thronbesteigung,
die er gewiss nur unter peinlicher Einhaltung alles dessen, was den Babyloniern durch Tradi-
tion geheiligt erschien, vollzogen haben würde, nicht stattfinden. Als er starb, muss er dem
Zeitpunkt, da die Vollendung das Werk seines Lebens krönen sollte, ziemlich nahe gewesen
sein, da Asurhanabal in der Zeit vom Marcheschwän 669, wo Asarhaddon starb, bis zum
Jyyär 668, wo die Götter zurückgeführt wurden, also in sechs Monaten den Bau voll-
enden konnte.
Kehren wir nunmehr zu dem Berichte zurück , den L* über die Thronbesteigung
Samassumuktn's giebt (o. S. 44).
Darnach ist Asurhanabal in seinem ersten Regierungsjahre in Assur vor Marduh
hingetreten und hat zu ihm gebetet, dass er nach Babylon zurückkehren möge'-). „Gedenke
1) L. XVI c. l § 5.
2) L* Col.II 2€ff.
§ama§§umukiii erfasst die Hände bel'H. 51
Babylons, das Du im Zorne Deines Herzens vernichtet hattest; nach Esaggil, der hehren Be-
hausung Deiner Gottheit, wende Dein Haupt! an einem Ort, der Dir nicht geziemt,
hast Du Deinen Wohnsitz genommen! Befiehl Du, o Herr der Götter, Marduk, die Ueber-
siedlung nach Babylon an " ; so lautet die Auftbrderung in dem schönen Gebet des Königs.
Der Ort, der dem Gotte nicht geziemt, ist eben (s. o.) der Beistempel in Assur, wohin er von
Sanherih verbracht worden war. Leider sind die folgenden Zeilen (Schluss der zweiten und
Anfang der dritten Colunme) theils ganz verloren, theils traurig verstümmelt. Die erste, dem
Zusammenhang nach wieder klare Stelle enthält die bereits angeführte Nachricht, dass Samas-
SunmJciii die Hände des Gottes erfasst habe.
Nun fragt es sich zunächst: ist an dieser Stelle wirklich von der Ceremonie im tech-
V
nischen Sinne als der Vorbedingung und Grundlage der Regierung SamaSsumiikin's die Kede?
Dies darf nicht als selbstverständlich gelten. Denn die Ceremonie des sabätu kätä sa Bcli
ist in ihrer Verwendung durchaus nicht auf den Regierungsantritt des Königs beschränkt.
Im Gegentheil: wahrscheinlich alljährlich im Monat Nisan beim Zagmuku-Feste erfasste der
König die Hände des Gottes, sodass man die staatsrechtliche Bedeutung der Ceremonie besser
negativ so ausdrückt: Niemand wurde als rechtmässiger König von Babylonien angesehen, bevor
er nicht wenigstens einmal die Hände BcVs erfasst hatte. Weiter aber: was ist denn ursprünglich
die Bedeutung dieser Ceremonie? Aus dem Umstände einerseits, dass sich wahrscheinlich an
die Ceremonie die Procession des Gottes anschloss und dass andererseits z. B. Nuhmnd bei der
Ueberführung anderer Götter, des Sin und der Ningal etc., aus Babylon in ihren alten Tempel
zu Charrati ebenfalls als Vorbereitung zu dieser Ueberführung berichtet, dass er die Hände der
betreffenden Gottheit erfasst habe^), möchte ich verrauthen, dass diese Ceremonie ursprünglich
nichts weiter ist als ein symbolischer Ausdruck der an die Gottheit (also nicht blos an Marduk)
gerichteten Aufforderung sich auf den Weg zu begeben. Dies träfe für unseren Fall aufs
Genaueste zu. Asiirhanahal betet zu MarduJc, dass er den Befehl zur Uebersiedlung nach Babylon
geben möge. Samashmm'km erfasst die Hände des Gottes, und dann beginnt die Procession.
Denn dass der ganze Weg von Assur bis nach Bahel^ wo Marduh niedergesetzt wurde, nach
L* als eine grosse Procession aufzufassen ist, zeigt ausser dem Verbum isaddiha^), das tech-
nisch das Bewegen in Procession bezeichnet, der Bericht über die reichen Opfer, die auf dem
Wege dargebracht worden sind, und über den Empfang des Gottes durch andere Götter (Neho
von Borsippa etc.), die ihm entgegengetragen wurden. An der Procession nahmen sowohl
SamassumuJdn als, wie es scheint, auch A stirb an ah al'^) Theil.
Es könnte daher behauptet werden , die betreffende Handlung sei hier nur als Ein-
leitung der Ueberführung des Götterbildes aufzufassen und entbehre der vorstehend präcisirten
technischen Bedeutung.
Daraufist zu antworten: Wenn es lediglich darauf ankam, die Rückkehr des Gottes
zu veranlassen, warum erfasst Asiirhanahal nicht selbst die Hände BeVs, da er doch das
Gebet gesprochen hat, in welchem der Gott zur Rückkehr aufgefordert wird und da er sich
doch in den zu Babylon aufgestellten Steleninschriften selbst der Rückführung des 3Iarduk
rühmt? Das lässt sich eben, zusammengehalten mit der Thatsache, dass das Erfassen der
Hände BeVs nur ein babylonischer Brauch ist, der nur von einem Könige vorgenommen
werden kann, und dass Saniassumi(kin , der die Ceremonie ausführt, wirklich der zukünftige
1) TiELE S. 442, 444. WiNCKLER, ZA II, 303 sq. u. Anm. 3.
2) Nabonid V R 64 Col. II, 18 vgl. m. Col. I, 11 ff.
3) moMalju ,Procession\ II U 33, 13. Neb. E. I. H V. 14. V. 40 und 41 (Str.\ssm. AV 5209
Delitzsch AL^ S. 146).
4) L* Col. III, 10 f.
52 Erster Theil, drittes Capitel.
König von Bab^^lon ist , nicht anders erklären , als dass die Ceremonie von Asurhanohal von
keiner, für Samassunmltin aber von der grössten Bedeutung war, von der Bedeutung eines
rechtsbegründenden Actes.
Dass SamasHumuMn bereits als König galt, als er mit dem Gotte in Babylon einzog,
scheint auch die Chronik zu bestätigen, wenn sie sagt: „Im Anfangsjahr des Saosduchin
im Monat Jyyär verliessen Bei und die Götter AJckad's die Stadt Asstir, am lll^J' (?) Jyyär
zogen sie in Babylon ein" ^). Wäre die Ueberführung der Thronbesteigung vorausgegangen, so
hätte der Chronist sich, was die Zeitbestimmung anlangt, wohl anders auszudrücken gewusst.
Ebenso stimmen dazu SaniaSsumuUn's eigene Angaben: ausser der bereits angeführten Stelle
der Bilinguis , die Steleninschrift (S^ 5 f.) und die Cylinderinschrift: „ SamassumuMn,
während dessen Regierungszeit der Herr der Götter sich gnädig erwies und in Babylon wieder
einzog
Während nun die Ceremonie ordnungsmässig in Babylon zu erfolgen hat, geschah sie
in unserem Falle in Assur.
Hier könnte man sich mit der Erklärung genügen lassen, dass, da der Gott einmal
in Assur war, die Ceremonie als Einleitung zu der Ueberführung auch in Assur vorgenommen
werden musste und dass es in den Augen der Babylonier genügte , dass der Gott mit dem
König zurückkehrte, ihn gleichsam selbst einführte. Es ist aber auch eine weniger harmlose
Auffassung dieser Abweichung möglich: Dass die Niedersetzung des babylonischen National-
gottes die Erniedrigung und Vernichtung Babyloniens besiegelte und symbolisch bezeichnete,
haben wir oben (S. 47) auseinandergesetzt. Wenn nun Asurhanabal Babylonien in seinem
Bruder einen Herrscher giebt, aber die für diesen Regierungsantritt unerlässliche Ceremonie
an dem dem babylonischen Gotte „nicht geziemenden Orte vollziehen lässt" und dann erst
unter AsurhanahaVs Augen und in seinem Beisein die Ueberführung des Gottes stattfindet, so
dass der ganze Einzug als eine von Assur ausgehende Procession sich darstellt , so ist zu be-
denken, ob nicht dadurch Asurhanahal absichtlich und deutlich hat kennzeichnen wollen, dass
das babylonische Köuigthum nicht mehr eine selbständige Herrschaft von Bel-3Iardu1c's Gnaden
ist, sondern dass dessen Verleihung in letzter Instanz vom Willen des älteren Bei (von Assur)
abhängt, der deshalb auch in AsurbanahaVs hierher gehörige Inschriften stets als der Vater
des babylonischen Gottes bezeichnet wird.
Wir sind, wie gesagt, weit entfernt, diese Auffassung als sicher hinzustellen — was
wäre denn überhaupt Sicheres an unserer Kenntniss des babylonischen Cultus und der damit
zusammenhängenden rechtlichen Verhältnisse? — dass aber nicht etwa eine Wiederholung
der Ceremonie, oder sagen wir, die eigentliche Ceremonie in Babylonien vorgenommen worden
ist , scheint mir sicher. Denn die im Uebrigen so ausführlichen Inschriften beider Brüder
erwähnen davon nichts. Und Samassunmkin wenigstens hätte doch ein grosses Interesse daran
gehabt, diese Thatsache zu verzeichnen und hervorzuheben.
Wie die Ceremonie dem Herkommen zuwider ausserhalb Babylons stattgefunden hat,
so ist auch der Zeitpunkt ihrer Vornahme nicht mit den babylonischen Bräuchen im Einklang:
Die Chronik^l nennt nicht blos als Tag des Einzugs der Götterbilder den 11. (?) Jyyär, son-
dern berichtet auch, dass dieselben Assur im Monat Jyyär verlassen hätten, was ja auch mit
der Entfernung von Assur nach Babylon stimmt. Da L* die Uel)ersiedlung des Gottes unmittel-
1) Col. IV, 34-6 Salin vis Samati-mm-uldn ina arah Aiaru ''" Belu u iläni sn "i<i^> Akicadi
ultu «'«' Assur milnim»!« ina arah Aiaru umn XI(V) atia Bahili cruhniti.
2) TiKLK ZA 11 184 u. 187. Winckler ZA II 303.
Regierungsantritt §ama§§umukin's im Monat lyyär. 53
V
har auf die Vornahme der Ceremonie durch SamaHsicmukin folgen lilsst, so ersieht sich daraus,
dass die Ceremonie im Jyyär stattgefunden hat, während sie nach babylonischem Ritus — so
viel wir wissen — im Nisan zu erfolgen hatte. Ist dies ein ZnfallV Waren vielleicht die
Herstellungsarbeiten und die Vorbereitungen zur Aufnahme in Esaggil (s. o. S. 45) nicht eher
zum Abschluss zu bringen gewesen? Möglich gewiss. — Oder aber ist auch diese Abweichung
eine bewusst gewollte?
Asurhanahal konnte dadurch erstens auf's Neue zeigen, dass die babylonischen Bräuche
für ihn nicht massgebend seien. Dann aber konnte durch die Wahl gerade des Jyyär, des
auf den Nisan folgenden Monats, noch etwas Anderes erreicht werden. Der Assvrer konnte
nicht hindern, dass Sama.inimuMn, wenn er einmal König von Babylonien war, in allen
folgenden Jahren die Ceremonie des Handerfassens am Za(/mu?M-Feste vornahm. Dann lag
die Gefahr nahe, dass das erste Mal, wie Sama^sumuMn wirklich in Babylon die Ceremonie
vornahm, diese in der Vorstellung der Babylonier als die eigentliche Krönungsceremonie angesehen
wurde. Wollte Asurhanahal dies verhindern, so gab es kein besseres Mittel, als dass bis zur
Wiederkehr der Ceremonie ein möglichst langer Zeitraum verstrich, dass SamassumuJcin fast
11 Monate vor der nächsten jährlichen Wiederkehr des Zaytnuku-F estes nach Babylon kam
und während dieser Zeit als in Assur gekrönter König über Babylonien herrschte^).
Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass ausser dem unfertigen Zustande von Esagyil
und neben den eben angeführten Erwägungen noch andere Gründe Asurhanahal veranlassten,
die Einsetzung Samak^umnkin''s zu verschieben und dann im Jyyär vorzunehmen.
Ob man nun in der Beurtheilung des von Asurhanahal eingeschlagenen Verfahrens
die mildere Auffassung Avählt oder (mit uns) der schärferen zuneigt, so viel ist in jedem Falle
klar , dass durch die Bevormundung , die Asurhanahal seinem Bruder zu Theil werden Hess,
seine persönliche Anwesenheit und Mitwirkung bei der Rückkehr des Gottes und der Wieder-
besetzung des Thrones, ein Zwitterzustand geschaffen wurde, der den Babyloniern Anlass zu
einem Streben nach Aenderung der Sachlage geben musste, weil er dem ersehnten alten Zu-
stande nahe genug kam , um seine volle Herstellung als möglich erscheinen zu lassen, und
ihnen zugleich stetig die alte Schmach in's Gedächtniss rief.
Das ist die verhängnissvolle Saat, als deren Frucht der babylonische Aufstand erkeimt,
das ist der Anfang vom Ende des assyrischen Reiches. —
Zu dem eben geschilderten Verhältniss der beiden Brüder geben nun unsere Inschriften
mit ihren Uebereinstimmungen wie mit ihren Widersprüchen die beste Illustration.
Da die Vollendung des Tempels Esaggil die Vorbedingung für die Rückkehr des
Gottes und dadurch mittelbar für den Regierungsantritt Samashtmukin'^ war, so muss die-
selbe von Asurhanahal als Oberherrn von Babylon im Anschluss an die Arbeiten seines
1) Nicht ohne Interesse wäre es, wenn das Datum des Wiedereinzugs der Götterbilder sicher be-
stimmt werden könnte. Wincklkr ZA TI 161 zu (^hron. IV, 36 umschreibt ihiiu XI(?) kau. In Stuass-
maier's Autographie ZA II 168 — und ebenso bei Pinches IRAS XIX 664 (Bezolp) — ist von den Zeielien
für Tag und Datum nichts wiedergegeben. Da nun der 12. lyyär als Tag der Proclamation Asurha)iabars
zum Thronfolger als ein günstiger und glückverheissender Tag bezeichnet wird, somit vielleicht ein hoher
assyrischer Feiertag ist und da ohne Weiteres klar ist, wie kränkend für das Gefühl der Babylonier
die Verlegung der Procession, soweit diese für Babylon in Betraclit kam, von dem für dieselbe bestimmten
und durch die Tradition geheiligten babylonischen Festtag auf einen assyrischen Festtag wäre, so lag die
Frage nahe, ob vielleicht Clironik IV, 36 statt der XI eine XII zu lesen isi. In Beantwortung derselben
theilt mir Herr Dr. Bezold liebenswürdigerweise mit. dass die Spuren des Zahlzeichens sich mindestens
ebenso gut zu ^[[ als zu ^| ergänzen lassen, eine sichere Entscheidung sei aber nicht möglich. Die
Zeichen "^ J und *^Ä^ sind vollkommen deutlich.
54 Erster Theil, drittes Capitel.
Vaters betrieben und durchgeführt sein. Daher denn aucli den Tbatsachen gemäss nur
Asnrhanahal sich das Verdienst dieser Tbat zuschreibt, während Samasstimiikin hierüber
schweigt.
„Den Bau von Esagyil, den mein Vater nicht vollendet hatte, Hess ich zu Ende
führen", sagt Asnrhanahal und betont sachgemäss (o. S. 44) besonders die Wiederherstellung
von Ekiia^), des Hauptbaues von Esaygil. Interessant und sehr zu bemerken ist die Notiz
>
des Asnrhanahal-)^ dass er um die Zeit der Einsetzung SanisswimJcw''s „das Bild seiner Majestät,
in Anbetung ihrer Gottheit, aufgestellt und die Hoheit des Gottes Marduh und seine frommen
Werke auf denselben verzeichnet habe". Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass wir
zwei von diesen Standbildern in den Stelen AsurhanahaVs (S^ u. S^) besitzen. Die
Beschreibung „anbetend vor den Göttern" passt genau zu der oben (S. 23; vgl.
unser Titelblatt) geschilderten Darstellung des Königs, der den Opferkorb tragend
der Gottheit naht. — Es sind jedenfalls dieser Stelen noch mehrere gewesen, da die In-
schriften S^ und S^ sich nur auf die in Esagyil belegenen kleineren Heiligthümer des
Neho und des Ea (s. u.), Ezida und Ekar^agimia beziehen; und der König, was er den
Nebengottheiten des Tempels gegenüber für nöthig hielt, den Hauptgottheiten (Märduk und
Sarpanit) gegenüber keinesfalls versäumt haben wird.
Auch mit Asarhaddon'a eigenen Angaben stimmen AsurhanahaVs, Berichte. Was speciell
den Wiederaufbau von Esaggil anlangt, so erwähnt Asarhaddon wohl diesen, aber nirgends
dessen Vollendung. Ebenso erklärt Asarhaddon, er habe den Göttern die heiligen Sitze
bereitet^); auch spricht er von der „Erneuerung" der Götterbilder, damit sind vermuthlich
Reparaturen an den von Sanherih''s Kriegern beschädigt zurückgelassenen (vielleicht auch an
den nach Assur entführten) Götterbildern gemeint; aber von einer Rückführung dieser Letz-
teren ist nicht die Rede*).
Die Erneuerung der Befestigungswerke Sahylon''s, zu deren Verherrlichung die Cylindei--
inschrift P^ aufgesetzt ist, ist ebenfalls als Fortsetzung und Vollendung der von Asarliaddon
begonnenen Herstellungsarbeiten anzusehen^). Die Tragik der Ereignisse wird uns besonders
klar, wenn wir bedenken, dass Asnrhanahal wenige Jahre später diese von ihm hergestellten
Befestigungen zu belagern und einzunehmen hatte^). —
Weitere Restaurationsarbeiten nahm Asnrhanahal am Tempel der Istar-Nini von Baby-
lon (L^) vor.
Wie bereits gesagt, ist es den Thatsachen gemäss, dass Samassumnkhi über die Voll-
endung des Hauptbaus von Esaggil schweigt.
In Collision gerathen die Brüder dagegen bei Ezida , dem in Esaggil belegenen
Heiligthume des Neho. Denn beide Brüder (S* und S*) reden von diesem und nicht etwa
von dem gleichnamigen Haupttempel des Neho in jBorsij^pa^'). Dafür spricht bei Asnrhanahal
ausser dem Fundorte (o. S. 25) seine eigene Erwähnung der Stelen und der Umstand, dass
auf der Stele S^, zu welcher S'^ ohne Frage ein Pendant ist, ausdrücklich zu lesen steht, dass
sie in Ekarza'p.n{n)a., der Zelle des Ea in Esaggil, aufgestellt war. —
1) Vgl. u. A. L2 14, S2 9/10, S3 1.5.
2) L*. Rev. Col. II Z. 1 f.
3) parahhcNunu iisarmä I K 49 (.'ol. IV, 26. Vgl. u. Commentar zu Bil.
4) Anders irrthümlich Tiele, Geschichte S. 332.
5) I R 49, IV, 27. Lay. 19 a, Z. 4.
6) Rm l col. IV, 70 tf'. TiELE 382.
7) Vgl. TiELE ZA II, 180.
Herstellungsarbeiten in Sippar. 55
V
Bei Sama.ssumukin bürgt die Bezeichnung des Nebo als dupsar J'Jsar/yil .Schreiber
von EsaggiV dafür, dass mit Ezida nur der diesen Namen führende Theil von Esayi/il ge-
meint sein kann.
Das Verhältniss wird so zu denken sein, dass Asurbunahal in allen Heiligthünjem
des Tempels Esaggil seine Stelen und Inschriften aufstellte , a.ich wenn die Arbeiten nicht
völlig vollendet waren, und dass seinem Bruder die definitive Vollendung und Ausschmückung
einzelner unter denselben verblieb. Die Stele Saosduchins ist daher vielleicht um Einiges
später im iVeio-Heiligthume von Esagyil aufgestellt worden, als die seines Bruders.
Auch bei den Herstellungsarbeiten in Sippar scheiden sich die Antheile der Brüder
in ähnlicher Weise. Das Haupt bau werk, den Sonnentempel Ebarra, hat nach seinem
Bericht in der Cylinderinschrift L^ Äsurbanabal restaurirt; SamassumtiJcin hat ein Heiligthum
des Nebn erneuert^) und die Befestigung von Sippar^) wieder aufgebaut, die in „feindlichem
Ansturm vernichtet worden und eingestürzt war*.
Welcher feindliche Ansturm hier speciell gemeint ist, ist nicht sicher zu entscheiden.
Sippar ist unter keinem der Vorgänger 8amashimukm''s aus sargonidischem Geschlechte von
feindlicher Misshandlung verschont geblieben. Von Sargon z. B. werden die Hamaranu, eine
nahe dem Euphrat wohnende aramäische Völkerschaft, die sich nach Sippar geflüchtet hatte,
unterworfen^); später ist unter demselben König von einer Eroberung durch die Sutü*), die
Bewohner der Steppe ostwärts vom Flusse Dijälä^), die Rede. — In Sinaherba's Zeit fällt die
Eroberung der Stadt durch den König Hallusu von Elam, der in Babylonien einfiel, während
Sinaherbä im Seelande beschäftigt war, in Sippar ein Blutbad anrichtete und den babyloni-
schen Unterkönig Asurnadinsum gefangen wegführte^). Unter Asarhaddon endlich hatte die
Stadt unter dem Einfall des Königs von Elani, Humbahaldas IL, schwer zu leiden, so dass
die jährliche Procession des Sonnengottes nicht stattfinden konnte, und die Götter der anderen
Stadthälfte in die Hand des Eroberers fielen. Wir müssen uns mit der allgemeinen Vorstellung
begnügen , dass die Befestigungswerke von Sippar unter diesen fortwährenden Angriffen iu
Verfall geriethen und, wenn auch in der Zwischenzeit nothdürftig wiederhergestellt, doch der
gründlichen Restauration bedurften , die ihnen Samassiimuhtn zu Theil werden liess. Auch
Sippar hatte später, wie Babylon und Borsippa, die Stärke dieser neuen Befestigungen gegen
Äsurbanabal zu erproben, der die Stadt erst nach längerer Belagerung einnahm'). —
Es bedarf nun keiner grossen Combinationsgabe, um sich vorzustellen, dass bei dieser
Sachlage in Babylonien neben einer Unabhängigkeitspartei auch eine der nie und nirgends
fehlenden Parteien vorhanden war , deren Anhänger den Mantel nach dem Wind hängen
und in merkwürdiger Weise ihren Patriotismus und ihre bessei'e Einsicht mit dem Hauche,
der herweht von der Stelle, welche die Gewalt inne hat, in Einklang zu bringen wissen. An
Leute dieses Schlages dürfte sich auch Äsurbanabal in seiner bekannten , nach Ausbruch der
Feindseligkeiten an die Babylonier erlassenen Proclamation^) vornehmlich wenden. Dass die
Vertreter dieser Partei auch unter der Priesterschaft zu finden waren, ist so gut wie selbst-
verständlich , und so wird namentlich das Auftreten 8amassu7nuJcin'i> von den Anhängern des
1) L5 27.
2) Bil. Z. 23 ft'. Uebor den Namen der Feste s. u. den Coramentar.
3) Annalen 304 — 8. Winckler, J)c iiiacriptione Sarf/onis regis Assyriae qnae vocatitr annaUtim.
p. 14. — TiELE, Geschichte 244. 273. — Delitzsch, Paradies 238 fF.
4) Annalen 3.59—364. Winckler a. a. 0. p. 15. Tikle, I 246.
5) Delitzsch, Paradies 235 f.
6) Saiih. Const. I 77 ff. — Babylonische (Jhroiiil\ Col. II 39 ff. — Tiele. S. 300.
7) Rra I col. IV, 70 ff. Tiele 382.
8) IV R 52 Nr. 1.
56 Erster Theil, drittes Capitel.
Assyrers wohl überwacht und controlirt worden sein. In Sippar dagegen, der mehr abseits
gelegenen und vermuthlich fremden Einflüssen minder zugänglichen Stadt, Hesse sich eine
freiere Entfaltung der eigentlichen Gesinnungen der babylonischen Partei denken , und mir
scheint, dass die sipparensischen Inschriften Samassumuhifi's diese Auffassung bestätigen^).
Die Cylinderinschrift (L^) ist leider in dem ihr allein eigenthümlichen Eingangspassus arg
verstümmelt , es scheint aber doch — nach den erhaltenen Theilen — als ob SamashimiiMn
hier Gelegenheit genon)men hätte, seine eigenen Beziehungen zu dem Gotte, der die , recht-
mässige Herrschaft verleiht"^), in etwas helleres Licht zu setzen, wenn er auch iui weiteren
Verlaufe geziemend seinen Bruder nennt, allerdings, wie es scheint, unter besonderer Betonung
ihrer Gleichstellung (?) ^).
In der Bilinguis dagegen ist von Asurbanabal durchaus gar nicht die Rede*) ; hier
geberdet sich Samassunmkin als souveräner Herrscher. Die Inschrift enthält ferner eine An-
zahl von Titehi und Redewendungen, die an die Verhältnisse und die Inschriften aus der Zeit
HammurahVs^) ^ des Begründers des gesamratbabylonischen Reiches, erinnern. An diese ge-
mahnt auch die zweisprachige Redaktion, und, damit zusammengehalten, darf man vielleicht
vermuthen, dass die Anwendung der ausserordentlich verwickelten, schon damals jedenfalls nur
mit Schwierigkeit zu lesenden Schriftart nicht blos aus antiquarischer Neigung in Nachahmung
jener alten Inschriften erfolgte, sondern auch den Zweck hatte, den revolutionären Inhalt
der Inschrift möglichst der Controle der Anhänger und der Söldlinge des brüderlichen Ober-
königs zu entziehen. Die Abfassung ist dem Priester sauer genug geworden, wie das Auf-
tauchen ganz moderner cursiver Formen mitten zwischen solchen von gesuchtester Alterthüm-
lichkeit zur Genüge zeigt ^).
Lieber die Zeit der Vorbereitung des grossen Kampfes, die allmähliche Verschärfung
der geschilderten Gegensätze und ihre Zuspitzung zur offenen Feindschaft fehlt nähere Kunde
bis jetzt. Die weitere Erschliessung und Erforschung der Sammlungen des British Museum^)
wie fernere glückliche Ausgrabungsfunde werden hoffentlich eines Tages auch über diese Periode
klareres Licht verbreiten und Bestätigung oder Richtigstellung erbringen für die einzelnen
Züge des Bildes , das wir aus den Angaben und Andeutungen der Inschriften nach bestem
Wissen entworfen haben.
1^ Dass übrigens Babylon vor Nnhupahtsur nicht die ausschliessliche Residenz der babylonischen
Könij^e gewesen und dass unter den übrigen Städten namentlich Sippar in Betracht kommt, hebt,' wie ich
nachträglich sehe, Tiele (S. 442) hervor. Vielleicht trifft dies auch für Saviassuvntkin zu.
2) L'' 7 nnikinit samiti.
3) L^' 27 ahdniis.
4) S. niss. S. 17 und jetzt auch Tiele II S. 353.
5) Vgl. o. S. 40; meine Bemerkungen ZA II 452. Wincklek 1. s. c. Im Einzelnen s. unten den
Commentar.
6) Vgl. Diss. S. 31.
7) Die Kuyunjik-Sammlung wird wahrscheinlich noch eine ganze Anzahl von Briefen derselben
Art enthalten, wie die hier von mir veröffentlichten Proben, die in ihrer Vereinzelung nicht zu historischen
Schlüssen verwendet werden können. Vgl. Bezold, Die Thontafelsammlungen des Britischen 3Iuseuws
Sitzungsber. der Berl. Ak. 5/VII 88. S. 758 ff.
Erster Theil, viertes Capitel. — Die Existenz der sumeri'ichen Sprache. ö7
VIERTES CAPITEL.
Die Existenz der sumerischen Sprache nnd die Bedeutung der Inschriften
Samassumukin's als Beweismittel für dieselbe.
Im vorigen Capitel haben wir die geschichtlichen Ergebnisse aus den auf die
V
Thronbesteigung SamassumuMn's bezüglichen Inschriften zusammengestellt. Das vorliegende
ist der Behandlung einer Frage gewidmet, die von der grössten Bedeutung für die vorder-
asiatische wie für die gesammte antike Culturgeschichte ist, der Frage nach der Existenz
V
der sumerischen^) Sprache, zu deren Beantwortung die Documente HamaMumuhin's einen
wichtigen Beitrag liefern, da namentlich eines derselben (s. Bil.^ S. 22 s. 1) eine Inschrift
trägt, welche neben der neubabylonischen Fassung auch eine Redaction in eben der Erschein-
ungsform der Sprache zeigt, welche wir als Aeusserungen eines von dem Semitischen vöUig
verschiedenen Sprachgeistes ansehen, während unsere Gegner in dieser Frage darin nichts als
eine gekünstelte Geheimschrift sehen. Daneben haben wir, wie von Sargon*), auch eine Back-
V
Steininschrift Samaksurnukin'^^) in nichtsemitischer Fassung.
Vergegenwärtigen wir uns zunächst, wie man denn eigentlich dazu gekommen ist,
das Vorhandensein einer solchen nichtsemitischen Sprache anzunehmen. Wir glauben das
Wesentliche dieser Erwägungen nicht besser ausdrücken zu können als mit den Worten
Oppert's, der an der Entdeckung und Erforschung dieser Sprache in der hervorragendsten
Weise betheiligt war *) :
,,Die Unmöglichkeit", sagt Oppert, ,,den semitischen Assyrern" (und Babyloniern)
,den Ursprung der Schrift zu vindiciren, erhellte, seit 1854^), aus folgenden documentarisch
dargethanen Thatsaclien" :
1) ,Die Keilschrift selbst war nur eine Deformation einer ursprünglichen Bilderschrift.
Bei einer ziemlich grossen Anzahl von ideographisch bekannten Zeichen hatte sich das frühere
ursprüngliche Bild noch vollkommen unverkennbar erhalten. Da aber alle diese unbestreit-
baren Bilder auch sichere Silbenwerthe vorstellten, so trat nun an die Forscher eine ganz
neue Frage heran: „Ihr weist nach, sagte man ihnen, dass im Assyrischen der Buchstabe,
den ihr Im lest, aus dem Bilde des Fisches entstanden sei, und dieses scheint nicht unbe-
gründet, da er auch ,, Fisch" bedeutet. Dann soll er aber nach euch nun ausgesprochen
werden. Das Bild des Ohres soll phonetisch pi^ und wenn es ,,Ohr'* bedeutet uznu lauten.
1) Um von vornherein Klarheit in die Terminologie zu bringen, hebe ich die folgenden Punkte
hervor, die erst im Verlauf der Untersuchung ihre Begründung finden werden :
a) Die nichtsemitische Sprache, deren Existenz ich vertrete und die in den vorigen Ca-
piteln noch mehrfach als „protobaby Ionisch" bezeichnet ist, nenne ich: sumerisch.
b) Der Name akkadisch kommt nur der semitischen Sprache Babyloniens zu.
c) Da mithin akkadisch den directen Gegensatz zu sumerisch bedeutet, so ist die Bezeich-
nung der ,,protobabvlonischen Sprache" als sumerisch-akkadisch ein Unding und abso'ut
zu verwerfen.
d) Aus demselben Grunde können die Namen „sumerisch"* und , akkadisch" niemals als
Bezeichnungen etwaiger sprachlicher („dialectischer") Entwicklungsforraen der nichtsemiti-
schen Spi-ache verwendet werden.
2) WiNCKLER Sargon l 193; Jensen ZA II 213 f.; Ami.\üd ZA II 316; Le:im.vxn ZA II 450.
3) Zuerst herausgeg. von Bezold, ZA III 416. — Vgl. den Nachtrag zu unseren Autographien.
4) GGA 1877, S. 1411. — Revue des ctudesjuivcs [REJ], Janvier-Mars 1889. p. 142 — 144 u. 146 suiv.
5) S. a. Oppeut, Ktudes sumcriennes p. 1 suiv. Näheres s. bei Bezold, IM. § 107. S. 197 tf.
Lehmann, Saniassumukin. 8
58 Erster Theil, viertes Ca^jitel.
So ist hl „Hand'\ . . . nir ,,Fuss'\ Jca „Miind" und diese Zeichen spricht man, wenn sie
die Begriffe selbst ausdrücken kätu, sepii^ pü. Hier findet man also gar keine Aehnlichkeit
zwischen den unleugbaren Sylbenlauten und den ebenso sicheren Wortausdrücken für die ur-
sprünglichen Bilder. Im Aegyi)tischen ist dieses anders. Dort entspricht dem ägyptischen Worte,
welches das Bild ausdrückt, auch der durch dieses Bild ausgedrückte Buchstabe.^)"
„Dieser Einwurf war vollständig gegründet, wurde aber durch folgendes Factum ergänzt.
2) „Dasselbe System diente nicht allein den Assyrern, sondern es war festgestellt, dass
die zweite Gattung der Achämenideninschriften, ferner die Texte von Susa, die Documente in
altarmenischer Sprache, dasselbe System anwandten, dass überall der ,, Fisch" ha und das
,.Ohr" pi den Sylbenlaut vertraten, und doch noch ausserdem ,, Fisch" und ,,Ohr" bedeuteten.
Natürlich mussten sie doch in den verschiedenen Sprachen auch verschieden ausgesprochen
werden. Das Zeichen 4 bedeutet überall das Quadrat von 2, aber es spricht sich doch vier,
quatuor, arba, dort aus.
„Alle diese Sprachen können doch unmöglich die Keilschriften erfunden haben; eine
hat sie als Urproduct besessen, die anderen haben sie nur angenommen. Die Autorsprache
kann aber nur diejenige sein, in der die Sylbenlaute mit den Ausdrücken für die Bilder zu-
sammenfallen. Dieses ist aber nicht das Assyrische, noch überhaupt ein semitisches Idiom,
auch kein Arisches ". So Opfert.
Es ist also nicht eine Laune, ein willkürlicher Einfall, eine aus der Luft gegriffene
Behauptung, welche von den „Sumeristen" vertreten wird, sondern die Annahme der Exi-
stenz einer von den semitischen Babyloniern grundverschiedenen Sprache hatte
sich mit Notwendigkeit aus dem Befunde der Keilschrift, wie sie auf die Sprache
der rein semitischen Texte Assyriens und Babyloniens angewendet erscheint, als
einzig mögliche Erklärung von deren Eigenthümlichkeiten ergeben^), und diese
Erklärung hätte als wissenschaftliche Hypothese bestehen bleiben müssen, auch Avenn nicht
, schon 1851 Rawlinson in Ninive selbst die Syllabare entdeckt hätte, die auf eine frühere
Ursprache hindeuten konnten", bis Opfert „1854 sie als eine entschieden bestehende Sprache
aufstellte, da er auch im Juli 1855 die Suffixe dieser Sprache entdeckte." Auf diese Sprache
konnte man das Prinzip der Ableitung der Sylbenwerthe aus den ursprünglichen, das Bild
bezeichnenden Worten zurückführen. ^) Denn in diesem Idiom entsprach dem Bilde der Hand
^1 semitisch lidtu^ idu, das vornehmlich zum Ausdruck der Sylbe su im Assyrischen verwendet
wird, das Nomen su; entsprach dem Zeichen ^■^^I Himmel, sanm, m.it dem S3^lbenwerth an, das
Wort an(na); dem Zeichen ] „Sonne, Tag, leuchten", samhi, uinu, namdru, dessen Laut-
werthe bar, ut, Iah sind, die Wörter, ut(u), har(bar), la^" . —
Als dann religiöse und rituelle Texte gefunden wurden, die dieselbe Sprachform zeigten
und in welchen dieselben Zeichen, welche in den assyrischen Documenten als Ideogramme
erschienen, in der gleichen Bedeutung verwendet wurden*), aber in der Aussprache, die
1) Ick führe hier Oppert's Worte an, ohne auf die Incongruenzen einzugehen, die sich, wie mir
inein Freund T)r, öteindorff mittheilt, zwischen vielen der ältesten Bildwerthe und deren Silbenwerthen im
Aegyptischen herausstellen und die früher oder später zu neuen Untersuchungen über den Ursprung der
ägyptischen Hieroglyphenschrift führen müssen.
2) Näheres s. u. unter „Schriftentstehung".
3) Opfert GGA 1877, S. 1414.
4) Dies wird namentlich durch die zum Ausdruck des status prolongationis angehängten Sylben
erwiesen, z. B. ^^J ^[ [ [y ^y = aba-su „seinen Vater" II R 9, 30/31 c. ^^J ist Ideogramm
für „«?>«" Vater S*» 93; sein alleiniger Sylbenwerth in der semitisch-assyrischen Schrift ist ad, at (a). s. z. B.
Mehrsprachif^e Köniffsinschritten. oO
ihnen ihrem Zeichenvverthe nach /.ukommt, da hielt man sich um so mehr von dem Bestehen
dieser Sprache überzeuf^t, als die meisten dieser Texte Zeile für Zeile mit einer assyrischen
Interlinearübersetzung versehen waren. Als weitere Beweise haben sich dann in den letzten
Jahren die Spuren organischer lautlicher Entwicklung (s. u.) innerhalb dieser neugefundenen
Sprache, und die einsprachigen Inschriften ältester Zeit aus der Ruinenstütte Teil oh in Süd-
babylonien gefunden.^)
Alle diese Documenta aber werden an Beweiskraft noch übertroffen durch die in
in zweisprachiger Redaction abgefasste Inschrift des wohlbekannten altbabylonischen Königs
Hammiirahi (2264—2210 v. C.'^)). Diese Inschrift giebt neben einander ein und denselben
Text in bekannter semitischer Sprache und in einer Fassung, die ein durchaus uns emitische s
Gepräge trägt, dagegen genau im Einklang steht mit dem Sprachbilde, das uns die Sylla-
bare und bilinguen Texte darbieten. 3) Daneben hat derselbe, ursprünglich nordbabylonische
Herrscher einen andern Text auf verschiedenen Documenten theils rein semitisch, theils in der
fremdartigen Sprache abfassen lassen.*) Und schon bei dem mehrere Jahrhunderte vor ihm
lebenden König Dungi von Ur, dessen Inschriften zumeist nichtsemitisch abgefasst sind, ist in
Nordbabylonien die Abfassung einer semitischen Inschrift^) nachweisbar.
Wenn ein König Inschriften und Documente in mehreren Sprachen herstellen lässt, so
ist heutzutage, wie jederzeit, der nächstliegende Schluss der, dass er ünterthanen verschiedener
Zunge beherrscht. Wenn die Perserkönige ihre Inschriften in persischer, neususischer(?)^)
und babylonischer Sprache erlassen und wenn z. B. auch auf Gewichtsstücken'') diese drei
Sprachen erscheinen, so wissen wir, dass sie sich an ihre ünterthanen die Perser, Su-
sianer und Babylonier wendeten, und wissen weiter, dass sie zur Vereinigung dieser Völker
unter ihrem Scepter durch Vernichtung der Selbständigkeit von mindestens einem derselben
gekommen waren. König Hammiirahi von Nordbabylonien gelangte dadurch, dass er
*^Vl *-*^i ^IL *^^\\ [ßim-agii'^], den Sohn Kudur-Mahuk's, König von Larsa und König
von Kincß hi ^t^^^), schlug, zur Herrschaft über Gesammtbabylonien. Er liess seitdem
Inschriften in zwei Sprachen setzen. Daraus wird jeder Unbefangene den Schluss ziehen,
dass mit den Angehörigen semitischer Zunge auch solche, welche eine nichtsemitische
Sprache redeten, unter seinem Scepter vereinigt waren. ^)
Wenn wir dann weiter beobachten, dass nach Hammiirahi diese Sprache in officiellen
Documenten nur noch vereinzelt erscheint, während die herrschende Sprache durchweg das
emi tische Babylonisch ist, wie es die Herrscher der kassitischen Dynastie im 15. Jahr-
in ^^yta-piil attapul (unsere Inschrift L'^ Z. 10). In der dem aha-su entsprechenden Gruppe ad-da-a-ni des
nicht-semitischen Textes, sowie in einer grossen Anzahl anderer Beispiele (Brünnow 4166) zeigt das dem
►-^1 folgende da, dass ad{d)äni zu sprechen ist. dass also in der nichtsemitischen Sprache der „Vater", genau
dem Lautwerth des Zeichens entsprechend, a{d) heisst.
1) De Sarzec, Decouvertes en Chaldee.
2) Nach WiNCKLEK, UAG 35.
3) S. Amiadd, Recueil 1, 180 suiv.
4) ThonkegeUnschriften herausgegeben von Winckler ZA II S. 118 ff.
5) SCHBADER ZDMG 29 (1875) S. 37. Amiaud ZA III S. 94 ff.
6) S. Weisbach, Die Achümenideninschriften zweiter Gattung. Diss. Leipzig und 9. Band der
Assyriölogischen Bibliothelc.
7) BüDGE PSBA 1888, p. 464 ff.
8) IR 5, XXV. HOMMEL Semiten 344; Tiele Geschichte 119; Winckler AOV 1887 S. 8: UAG 37.
9) Näheres unten. «
8*
60 Erster Theil, viertes Capitel.
hundert im Verkehr mit den Aegypterkönigen verwenden^) und wie es um jene Zeit in ganz
Vorderasien als internationales Verständigungsmittel im Gebrauch ist, so werden wir daraus
schliessen, dass diese nichtsemitische Sprache schon zur Zeit des Hammurahi auch in ihrem
eigentlichen Gebiete im Rückgange begriffen war. (Näheres unten.) Wir werden weiter in
der Beobachtung, dass H\mmen und religiöse Texte bis in späte Zeiten im Gebrauch waren
und mit semitischer Interlinearübersetzung versehen wurden , eine Bestätigung der Annahme
sehen, dass diese Sprache die Sprache der alten Religion und Cultur ist, die im Ritus und
Cultus, den conservativsten Elementen des Volkslebens, festgehalten warde, während sie im
wirklichen Leben längst in Vergessenheit gerathen war*). Weiter: Von Hammurahi bis auf
Sanherib hat der Staat Babylonien in wechselnden Geschicken in grösserer oder geringerer Macht,
Assyrien und den Nachbarvölkern gebietend oder von ihnen beeinflusst, aber immer, so viel wir
wissen unter Wahrung wenigstens einer gewissen Unabhängigkeit, bestanden. Sanherib vernichtete
dieses Staatswesen (s. o. S. 44). SamassumuJmi kann sich in der Rolle eines restitutor iniperii Bahy-
lonici fühlen und gefallen. Seine zweisprachige Inschrift enthält Sätze, die geradezu den In-
schriften Hamtnurabi's entnommen zu sein scheinen.^) Wenn er nun seine Inschrift, wie sein Vor-
ganger, in den beiden Sprachen abfasst, so ist es das Nächstliegende, in der Anwendung jener
nichtsemitischen Sprache eine künstliche Wiedererweckung von Maassregeln zu sehen, die,
1800 Jahre früher zu IJammiirahi's Zeit, durch die thatsächlichen Umstände geboten waren, und
darin ist dann gleichzeitig eine Bestätigung zu erkennen für ein früher vorhandenes Bedürfnis
zur Anwendung der nichtsemitischen Sprache, veranlasst durch das Vorhandensein eines Volks-
elements, das sich dieser Sprache bediente. Und das ist unsere Ansicht und die Ansicht der
Mehrzahl derjenigen, die sich seit Opfert über die Frage geäussert haben. Nach der gegne-
rischen Ansicht aber, mit der zuerst Halevy*) allein stand, bis sich ihm GuYARD^), dann POGNON^)
anschlössen und zu denen sich jetzt Friedrich Delitzsch') gesellt, der klar und deutlich
erklärt , dass ,, Joseph Halevy nebst seinen Anhängern in dem viele Jahre hindurch gegen
Jules Oppert und dessen Anhängern geführten wissenschaftlichen Streite als Sieger anzu-
erkennen sein wird" — nach Ansicht der Genannten existirt jene nichtsemitische Sprache nur
in der Einbildung der modernen Gelehrten, während in Wirklichkeit ein kryptographisches
System vorliegt.
1) Fund von el Amarna, s. C. F. Lehmann ZA III S. 386. Verl. Winckler Sitzungsber. Berl. Ale.
1888 13/XII.
2) Noch aus der Arsacidenzeit sind uns bekanntlich bilingue Hymnen erhalten, s. Winckleu ZA II 350.
3) Oben S. 56; Lehmann Diss. 32; ZA II 452; Peisee ZA II 317.
4) In zahlreichen Schriften, von denen als die letzten dem jetzigen Stand der vielfach gewandelteu
Anschauungen des Verfassers am Bestimmtesten da'-legenden zu nennen sind: In erster Linie Aper^'u (/rani-
matical de Vallographie assyro-hahylonienne, Leydener Congressacten S. 535—568. — Ferner Documents religieux
de VAssyrie et de la Babylonie (1882), mehrere grössere und einige kleinere Aufsätze in den Mclanges de
critique et d'histoire (1883). — Weiter die Uecensionen über Jensen ^Surhu'^ und über Hummel „Die sume-
rische Sp^'ache^^ Revue critique 1885, p. 45 suiv. ; Notes de lexicographie assyrienne ZK I 75; 180; 262 ff. ;
Notes assxjriologiques ZA II 397 ft.; III 186; 332 ff. IV 52, 205 ff. — La religion des auciens Babxjloniens
et son plus recent historien M. Sayce. Extrait de la Revue de Vhistoire des religions 1888. Les tracaux de
M.Jeremias et M. Haupt sur la religion et la langue des anciens Assyriens, ebenda 1888, p. 338— 48 und
die Reponse auf Oppert's Declaratiou, REJ. 1889, p. 144 — 146.
5) La question sumcro-accadienne in der Revue de l'hist. des rel. 1882 p. 270. Questions sumero-
accadiennes, ZK. I, 96 — 114.
6) Revue critique 1884, Nr. 29, p. 47 n. 1, Wadi Brissa S. 7 n. 1, 41 n. 1.
7) Zusatzbemerkungen zu Zimmern BB. Seite 113 f. Assyrisches Lexicon passim; besonders aber
Assyrische Gnnnmatik TAG.] § 25 S. 61 ff'. Vergleiche § 49a Anm. S. 115; § 65 Nr. 39 Anm. S. 178; § 73
Anm. S. 195 tf.
Das Sumerische keine Kryptoj^raphie. *>1
Irgend ein Grund für einen solchen Brauch ist nicht ersichtlich und wird uns auch
nicht durch die folgende Auseinandersetzung geboten, in welcher Hal^vy seine AuflFassung
dieses , hieratischen" Systems — so nennt Hal^vy seine , Kryptographie", unsere sumerische
Sprache — zusammenfasst: ^)
„Im Gegensatz zum „demotischen System" (d. h. ii HALfiVY's Terminologie zum
babylonisch-semitischen System), welches die Worte der wirklichen Aussprache gemäss aus-
drückt, stellt das „hieratische" System dieselben künstlich dar, sei es durch Ideogramme,
sei es durch Phonogramme , sei es endlich durch eine Combination beider. Diese Art der
ideophonischen Darstellung wendet sich weit mehr an den Verstand der Leser, als an
ihr Ohr. Die hieratisch gruppirten Zeichen geben , wenn man sie mit ihren phonetischen
Werthen liest , selten die volle Form des Wortes wieder , welches sie ausdrücken sollen ; die
Worte sind vielmehr zumeist unter so seltsamen Formen versteckt, dass die Mehrzahl der
Assyriologen darin den Ausdruck einer nichtsemitischen Sprache zu erblicken geglaubt haben,
die von ihnen akkadisch oder sumerisch genannt wird. Seit Kurzem hat man sogar zwei
Dialecte dieser Sprache unterscheiden wollen ^) und hat den einen als den akkadischen , den
anderen als den sumerischen Dialect bezeichnet. Ein gründliches Studium der Originaltexte
vernichtet jedoch diese irrigen Auffassungen : es handelt sich nicht um ein fremdes Idiom
und noch weniger um zwei Dialecte dieses Idioms, sondern um ein redactionelles System
(Systeme de redaction), das orthographische Verschiedenheiten zum Ausdruck bringt und
dessen Grundlage die einzige wirkliche Sprache bildet, die Sprache, welche die Semiten
Assyriens und Babyloniens sprachen".
Das ist in seinen eigenen Worten Halevy's Auffassung der zwiefachen Redaction von mehr
als 10,000 babylonisch-assyrischen Texten. Ohne jedes Bedürfniss, rein um der Spielerei willen,
haben sich die Babylonier angelegen sein lassen, das, was sie einmal verständlich und deutlich
gesagt haben, noch einmal möglichst undeutlich und unverständlich in einer Weise zu sagen,
dass die verblendete Mehrzahl der Assyriologen diese Texte als Zeugnisse für eine nichtsemi-
tische Sprache angesehen haben. Für die Existenz von Geheimschriften führt Halevy^) mehrere
interessante Beispiele an, und wer wollte überhaupt bestreiten, dass es deren gegeben hat. —
Dass aber — um in unserer Sprache zu reden — eine ganze reiche Literatur solchen Firle-
fanzereien ihre Existenz verdanken soll, dafür giebt es kein Beispiel, besonders auch nicht
dafür, dass die Verfasser solcher Geheiminschriften und -Documente das, was sie kryptographisch
ausgedrückt hatten, noch einmal gleich daneben in der gewöhnlichen, allgemein verständlichen
Sprache niederschrieben und dadurch, indem sie ihre wichtigen Geheimnisse selbst verriethen,
die Geheimschrift überflüssig machten! Und dazu sollen sich nicht bloss die Priester hergegeben
haben, sondern auch die Könige sollen diesem Sport gehuldigt haben, was, wie TiELE*) mit Recht
bemerkt, nur durch die Annahme erklärt werden könnte, dass sie verrückt gewesen seien.
Wir nehmen nun im Folgenden, in der Ueberzeugung, dass die antisumerische Be-
wegung — sie wird gewöhnlich fälschlich „antiakkadistische" genannt, während gerade akka-
dis tisch die richtige Bezeichnung für diese Richtung wäre, die in einseitiger Uebertreibung
dem akkadischen, d. h. dem semitisch-babylonischen Element um jeden Preis mehr zutrauen
will, als ihm gebührt^) — ein Unding ist und Unheil nicht bloss für die Assyriologie, sondern für
1) Allographie § 1 (p. 537 suiv.).
2) Meine Ansicht über die , Dialecte" siehe im zweiten Abschnitt und vgl. S. 57 .\nm. 1, d.
3) Mclanges S. 247 suiv.
4) Geschichte p. 68 f.
5) Bei dieser Gelegenheit will ich ein für alle Mal bemerken, dass ich mich im Interesse der
Sache enthalte, den triumphirenden, manchmal an's Höhnische streitenden Ton, mit welchem Halevy (siebe
62 Erster Theil, viertes Capitel.
die gesammten Anschauungen über die Entstehung, Wirkung inid Verbreitung der altbabylo-
nischen Cultur mit sich führt, die mühevolle und wenig lohnende Aufgabe auf uns, das Vor-
handensein eines nichtsemitischen Elements in der ältesten Schicht der babylonischen
Bevölkerung und die Existenz einer nichtsemitischen Sprache als dessen Zengniss gegen-
über den Leugnern dieser Sprache aufrecht zu erhalten. Dabei ist zur deutlichen Bestim-
mung unseres Standpunkts von vornherein hervorzuheben, dass wir die Angegriffenen sind,
dass wir diejenige Ansicht vertreten, welche sich organisch und ungesucht sowohl aus dem
Studium der Keilschrift als solcher, wie aus dem der literarischen Documente ergeben hat
(S. 58). Unseren Gegnern liegt daher die Last des Beweises auf. An ihnen ist es, darzu-
thun, dass in dieser scheinbar natürlichen und ungezwungenen Entwicklung der Anschauungen
ein Fehler gemacht worden ist. Dazu genügt nicht, zu zeigen, dass an manchen einzelnen
und untergeordneten Punkten auch eine andere Erklärung als die auf unserer Anschauung
beruhende möglich ist, sondern nur der Nachweis der Unrichtigkeit und Unmöglichkeit
unserer Gesammtanschauung würde die Annahme der Existenz der sumerischen Sprache
zu Fall bringen. Einen solchen Nachweis zu erbringen, haben die Gegner nicht einmal versucht.
Nach dem soeben festgestellten Gesichtspunkt zerfallen nun unsere Betrachtungen in
diesem Capitel in zwei Hauptabschnitte, deren erster, mehr defensiver, der Würdigung der
von den Antisumeriern gegen die Existenz der sumerischen Sprache als solche vorgebrachten
Argumente gewidmet ist, während der zweite, mehr offensiv gehaltene, den Nachweis zu führen
bestimmt ist, dass das, was die Gegner an die Stelle der sumerischen Sprache setzen wollen,
nämlich ein System der semitischen Kryptographie oder Allographie, abgesehen von
der inneren Unhaltbarkeit einer solchen Ansicht , nur mit Hülfe von fortwährenden Ver-
stössen und Gewaltacten nicht nur gegen den factischen Befund der babylonisch-assyrischen
Lischriften, sondern auch gegen die Grundregeln der Sprachwissenschaft aufgestellt werden
konnte und aufrecht erhalten wird.
ERSTER ABSCHNITT.
Widerlegung der gegen die Existenz des Sumerischen in's Feld geführten
allgemeinen Gründe.
Diese Gründe können von zweierlei Art sein : es wäre möglich , dass man die An-
nahme solcher Sprach- und Schriftmischung , wie sie mit der Annahme der Existenz des
Sumerischen Hand in Hand geht, in sich für undenkbar hielte. Man könnte zweitens
specielle und positive Gründe anführen, die einer solchen an sich möglichen Anschauung für
die in Betracht kommenden babylonischen Verhältnisse direct hindernd in den Weg träten.
Nach diesen beiden Fragen gliedert sich dieser erste Abschnitt in zwei Unter-
al)theilungen.
I. Ist die von uns vertretene Annahme der Existenz eines nichtsemitischen Volks-
und Sprachekments an sich unmöglich?
Wir antworten: Nein.
1) Denn erstens sind, wie bereits hervorgehoben, in alter Zeit nachweislich in Vorder-
asien und zwar in nächster Nachbarschaft von Babylonien Sprachen im Gebrauch gewesen.
z. B. Allographie 568, cf. ZA III 195, ZA IV 195 suiv.) die Annahme der Existenz einer sumerischen Sprache
und ihre Vertreter behandelt, in entsprechender Weise zu beantworten. Ich werde, wie ich hotte, durch ruhige
Argumentation denjenigen, die aufgeklärt sein wollen, zeigen, aul welcher Seite das Recht und das gesunde
Urtheil liegen.
Nichtseniiten und Nichtarier in VorderaHJen. O.i
die weder uiit den semitischen noch mit den indogermanischen Sprachen irgendwelche Ver-
wandtschaft aufweisen, die theiiweise aber, genau wie in Babylonien, neben semitischen und
indogermanischen Sprachen in einem und demselben Lande in Gebrauch sind. Ein Beispiel
bietet vielleicht Cissia-hlyma'is^). Die älteren susischen Inschriften^), die elamitischen Back-
steininschriften, vor allen aber die der zweiten Gattung der ac^ämenidischen Inschriften, das
^Neiisusische" (o. S. 59 u. Anm. (3), und die Inschriften von Mal-Amir'^) sind unzweifelhaft
in nichtsemitischer und nichtarischer Sprache abgefasst; daneben aber existirte vielleicht, nach
Opfert's Vermuthung*), in Elam eine semitische Sprache. Neben den bereits erwähnten, in
der Nähe von Van gefundenen armenischen Inschriften erinnern wir ferner an die jüng-t
durch den Fund von el Amarna bekannt gewordenen Sprachen von ArsapP) ^ dessen König,
vermutlilich der Beherrscher eines chetiti sehen Stammes, an Amenothes III von Aegypten
in einer sicher nichtsemitischen, in seiner Structur an das Sumerische erinnernden Sprache
schreibt und an die einheimische Sprache des Landes von Mitani-Naharina ^). Warum also gerade
die fruchtbare Niederung des Euphrat und Tigris von den Völkerschaften dieses Stammes
oder dieser Stämme — ihre sprachliche und ethnische Zusammengehörigkeit ist ebensowenig
bis jetzt erwiesen, wie es thunlich ist, eine solche Annahme von vornherein von der Hand zu
weisen — warum, sagen wir, diese Stämme das Zweistromland ängstlich gemieden haben sollten,
ist absolut nicht einzusehen. Es ist also an sich nicht blos nicht unmöglich, sondern sogar
wahrscheinlich, dass in Babylonien Angehörige eines von Semiten wie von Indogermanen gründ-
lich verschiedenen Sprachstammes anzutreffen sind.
2) Auf ein zweites Argument, dass nämlich gewisse Elemente der babylonischen Cultur.
namentlich diejenigen Errungenschaften , welche nur durch eine nüchterne , von allem phan-
tastischen Beiwerk freie, man darf wohl sagen, wissenschaftliche Beobachtung der Naturvor-
gänge zu erzielen waren, wie z. B. Astronomie'), Mathematik, Ordnung von Maass und
Gewicht^), wenig zu dem Bilde stimmen wollen, welches uns Charakter und Anlage der Semiten
im Uebrigen bietet — auf dieses Argument verzichten wir. Denn derlei allgemeine Urtheile
über den Charakter eines Volksstammes sind doch immer sehr problematischer Natur und
1) Opfert, Les inscriptions en langue susienne. Mcmoires du congrcs iuternationnl des Orienta-
listes. Paris 1873.
2) Ich muss mich hier mit aller Entschiedenheit für die von Opfert (ZA. III, 421) geäus^serte und
begründete Ansicht aussprechen, dass dem Namen des Volkes und Landes der Kasaü das griechische Ktoaia
(nicht Koooaioi) entspricht, d. h. Elymais-Susiana, oder wohl eher ein Theil des später so bezeichneten
Gebietes, dessen bestimmte Begrenzung nach den classischen und den keilinschriftlichen Nachrichten noch
vorgenommen werden muss. Es konnte nur infolge ungenügender Berücksichtigung der classischen Nach-
richten geschehen, dass die Kossäer, ein Bergvolk, das erst von Alexander dem Grossen, und nur auf kiu-ze
Zeit (die Citate s. bereits bei Opfert), zu sesshaftem Leben gezwungen werden konnte, dessen Sitze zudem
gar nicht an Babylonien anstossen, von den Assyriologen mit den den Babyloniern benachbarten Ka'xhu identi-
ficirt wurden, von denen eine Dynastie Jahrhunderte lang mächtig und segensreich über Babylonien geherrscht
hat. Die namentlich von Delitzsch {Die Sprache der Kossäer) vertretene irrige Ansicht ist trotz H.^levy,
ZA. IV S. 208f., entschieden aufzugeben.
3) A. H. Sayce, Leydencr Congressacten II, p. 639 ff.
4) Revue d'AssTjriologie, Vol. I, p. 45 suiv.
5) WiNCKLER, Sitzuvysber. der Berl. AI;. 1888 13./XII. S. 9 u. Tatel VI.
6) WiNCKLER, ZÄ 1889 S. 62; Königliche Museen zu Berlin: Vcrzeichniss der rorderasiotischen
Altertümer und Ggpsabgüsse S. 107 sub Th. 422. - Vgl. auch S. 109 sub Th. 422.
7) S. EppinG: „Astrononnsches aus Babylon" , Stimmen aus Maria Laach. Ergänzungsheft Nr. 41.
8) Siehe C. F. Lehmann, Ueber altbabylonisches Maass und Gen-icht und deren Wandet ung. Verli.
der Berl. anthropol. Ges. 1889 16./ni [BMGW] S. 245—328, bes. 305 ff. und 319 ff.
64 Erster Theil, viertes Capitel.
meist recht einseitig^). Und unsere unvollkommenen Anschauungen würden eben, wenn die
Babylonier reine Semiten wären, in der erwähnten Beziehung eine Veränderung erfahren
müssen. Da somit die Frage, die wir hier erst entscheiden sollen, gewissermassen die Frage
nach der geistigen Veranlagung der Semiten in sich schliesst, so könnte man uns andernfalls
eine petitio principii vorwerfen.
Das gilt aber mindestens in demselben Grade von dem von Halevy in's Feld geführten
Argument, dass der Character der babylonischen Kunst*) mit der Annahme ihres semitischen
Ursprungs nicht unverträglich sei. Die ganze vorderasiatische Kunst zeigt so entschiedene
Beeinflussung und Abhängigkeit von der babylonisch(-assyrischen), dass man von einer selbst-
ständigen, von Babylonien und Assyrien (einerseits und von Aegypten andererseits)^) unab-
hängigen semitischen Kunst kaum sprechen kann. Demnach kann die Frage, ob die
babylonische Kunst, als Bestandtheil der babylonischen Cultur, rein semitischen Ursprungs ist,
nicht nach der Kunst der von Babylonien beeinflussten semitischen Völker entschieden werden.
3) Um so bedeutungsvoller ist dagegen die Beantwortung einer anderen Unterfrage:
Ist die Erscheinung, welche uns zur Entdeckung der sumerischen Sprache geführt hat, ohne
Analogie? Ist es unerhört, dass eine Sprache durch eine Schrift dargestellt wird, die ur-
sprünglich für eine nicht verwandte, gänzlich fremde Sprache bestimmt war, und dass daher
scheinbar Wortkörper, welche dieser fremden Sprache angehören, als Ausdrucksmittel für die
Begriffe der diese Schrift entlehnenden Sprache beibehalten Averden?
Auch hier dürfen wir mit einem zuversichtlichen Nein antworten. Denn verhältniss-
mässig nicht allzufern von dem Herde der babylonischen Cultur können wir eine sehr ähnliche
Erscheinung nachweisen im Pehlevi, einer eranischen Sprache, die in einer von der aramä-
ischen abgeleiteten Schriftart geschrieben wird und in deren Schriftdenkmälern Wortkörper
erscheinen, welche direct aus dem Aramäischen hergenommen sind.*) Ich gebe die folgende
Charakteristik dieser Schrift in NöLDEKE's Worten:
,Der gelehrte Ihn Mukaffa sagt uns, dass die Perser etwa 1000 Wörter hätten,
welche sie ganz anders schrieben, als sie sie in persischer Sprache läsen ^). Sie schrieben, sagt
er, für „Brot" LHMA [d. i. aramäisch lahma], sprächen es aber nun [d. i. das gewöhn-
liche persische Wort dafür], schrieben für „Fleisch" BSRA [aramäisch hesrd], sprächen es
(jösht [persisch] .... Wie man also im Englischen £. d. i. lihra schreibt und pound spricht,
im Deutschen und Englischen & (Ligatur aus et) schreibt und und resp. and spricht, so machte
man es einst im Persischen, nur in weit ausgedehnterem Maasse." Und so machten es, fügen
wir hinzu, in ähnlich ausgedehntem Maasse die Babylonier und Assyrer, wenn sie mt
„nicht" schrieben und lä aussprachen, wenn sie für märu „Kind" tur setzten, wenn sie magäru
„hören" durch seg wiedergaben.
Nun setzen wir einmal den Fall, die semitischen Sprachen wären ausgestorben, die
eranischen Sprachen aber wären uns nur in Schriftzeichen eigener Erfindung überliefert und es
würden jetzt zum ersten Mal Pe^Zev^-Inschriften gefunden , deren Entzifferung durch das Zu-
sammenwirken glücklicher Umstände und menschlichen Scharfsinns gelänge, wie bei den Hiero-
glyphen und bei der Keilschrift. Bei der Entdeckung der fremden Wortkörper, deren persische
1) Vgl. NöLDEKE, Die semitischen Sprachen S, 12, 14. Ed. Meyer, 6A. § 172, Anm. S. 209.
2) Mäamies S. 390 (Mitte) sub 2.
3) Im Allgemeinen siehe Perrot et Chipiez, Histoire de Vart dans l'antiquite IL — Babelon,
Manuel d'arcMologie Orientale, p. 5 suiv. — Ueber Spuren babyl.-assyrischer Einflüsse auf altaramäischen
Denkmälern s. o. S. 10 und Anm. 3.
4) NöLDEKE, Pehleci, Aufsätze zur persischen Geschichte S. 150 S".
5) Dies auch gegen Halevy, Melanges, p. 390 sub 3.
Keilschrift und Pehlevi. 65
Lesung durch Varianten dargeboten wurde , würde der erste Schlu.ss der sein : Die Pehlevt-
Inschriften sind in einer unbekannten Schrift geschrieben, die für die erani.schen Sprachen
nicht erfunden ist, sondern für eine Sprache, von der sich Ueberbleibsel noch erhalten
haben in der Wiedergabe einer Anzahl von Begriffen durch Wortcomplexe, die den eranischen
und weiter den indogermanischen Sprachen vollständig fremd s'nd. Weitere Nachforschungen
und Glücksfälle würden zur Auffindung des Verzeichnisses, welches die PeÄ7ef<-Schreibung mit
der persischen Aussprache enthält^), geführt haben und der Pa^ewd-Texte, die die Umsetzung
der PeJdevi-Texte nach der wirklichen Aussprache in die wohlbekannte Schrift , mit welcher
die heiligen Bücher selbst geschrieben werden^), bietet. Damit würde ausser allen Z.veifel
gestellt , dass die fremden Wortkörper nicht Theile der PeAZm-Sprache bilden , sondern nur
Ideogramme sind, und dass es eine Sprache gegeben haben muss, in welcher diese Wort-
körper als organische, gesprochene Bestandtheile verwendet wurden. Weiter würden dann echt
aramäische Inschriften, einsprachige sowohl wie solche mit Interlinearübersetzungen in Päzend,
gefanden sein. Dann würde man sagen: „Hier haben wir nun thatsächlich die gesuchte ältere
Sprache. Die Interlinearübersetzung bietet eine Präsumption dafür, dass wirklich, was aramäisch
geschrieben ist, auch so gelesen wurde". Die Möglichkeit wäre freilich vorhanden, dass in
der ältesten Zeit der Pe/iZen-Literatur, was persisch gelesen, ganz mit aramäischen Wörtern
geschrieben wurde. Niemals aber würde man über dieser Möglichkeit vergessen, dass aus
dieser Verwendung der aramäischen Schrift für die persische Sprache mit unabweisbarer Be-
stimmtheit folge, dass an irgend einem Orte und zu irgend einer, wohl noch älteren Zeit, diese
Sprache volles Leben gehabt hat, und dass man von deren Existenz durch directe schriftliche
Denkmäler Kunde zu erhalten hoffen dürfe.
Und nun denke man sich, dass, nachdem man mit Aufwand grosser Mühe und vielen
Scharfsinns zu dieser sachgemässen Erklärung der Schwierigkeiten gelangt wäre, ein Gelehrter
aufträte, welcher behauptete, dass die Sprache der Erfinder der aramäischen Schrift , nicht ein
fremdartiges Idiom" sei, sondern „ein redactionelles System, das zur Grundlage die einzige
wirkliche Sprache habe", die Sprache, welche die indogermanischen Eranier sprachen (o. S. 61).
Wie würden die Entdecker der richtigen Erklärung und wie eine spätere Zeit , die durch
weitere Funde sichere Kunde von der Existenz einer oder mehrerer semitischer Sprachen
erhielte, diesen Gelehrten beurtheilen?
Was beim Pehlevi nicht der Fall war, weil die Verhältnisse eben anders und günstiger
lagen , das hat sich thatsächlich Schritt für Schritt bei der Entzifferung der babylonischen
Keilinschriften zugetragen. Man braucht in der vorstehenden hypothetischen Darstellung nur
für „Pehlevi": „Babylonisch" und für „Aramäisch": „Sumerisch" zu setzen, so erhält man
ein Bild der thatsäch liehen Vorgänge bei der Entdeckung und nachfolgenden Leugnung der
sumerischen Sprache. Statt eines Glossars haben wir hunderte, statt der P«^e»f?- Texte Tausende
von bilinguen Inschriften, und die einzige berechtigte Frage, nämlich ob die bisher gefundenen
Denkmäler in die Zeit zurückreichen, in welcher die sumerische Schrift noch Ausdruck für die
lebende sumerische Sprache war, wird mit der Frage, ob diese Sprache überhaupt existirt
habe, in kläglicher Unklarheit vermengt^). Die letztere wird verneint, weil die erstere noch
nicht mit völliger Sicherheit zu bejahen sei (vgl. u.) , während logisch nur der eine Schluss
möglich ist: die Sprache ist in Spuren vorhanden, die auf ein früheres volles Leben derselben
deuten; sie muss also existirt haben.
1) NöLDEKE a. a. 0. S. 152.
2) NöLDEKE S. 154. Dass diese Schrift ursprünglreh auch aus semitischem Vorbild abgeleitet ist,
thut hier nichts zur Sache.
3) Vgl. Zimmern, BB. S. 5.
Lehmann, Samassumukin. 9
66 Erster Theil, viertes Capitel.
Richtig ist, dass wir die sumerische Schrift und ganze sumerische Sätze als ideo-
graphisches Ausdrucksmittel für das semitische Idiom verwendet finden. Aber grundfalsch
ist es , wenn Delitzsch auf Grund dieser Beobachtung die Natur des Sumerischen als einer
selbständigen Sprache in Frage zieht. „Schon der Umstand," so äussert sich Delitzsch^),
,dass wir mitten in den echtesten semitisch-assyrischen Texten, welche Abschrift von etwaigen
sumerischen Originalen ausschliessen, ganz die nämlichen sumerischen Wortformen, wie dani-na,
seine Frau', al-hir, er wird verringert werden', ba-bad, er wird sterben' lesen, ist
höchst auffallend. Sollten die semitischen Tafelschreiber .... so weit gegangen sein , voll
ausgeprägte sumerische Wörter mitsammt ihren Bildungseleraenten als Ideogramme für ihre
eigenen Wortformen zu benützen, so dass man also etwa schrieb : ^der Hausherr niourra, dieses
moiirra aber doch nur ein Ideogramm darstellte für ^er wird sterben'?"
Um die Haltlosigkeit dieses Einwurfs zu erkennen, braucht man nur auf die Fälle im
Fchlevi hinzu blicken, wo die P^A/m-Schriftsteller „so weit gegangen sind, ein voll ausgeprägtes"
semitisches „Wort mitsammt seinem Bildungselement als Ideogramm für ihre eigenen Wort-
formen zu benützen", so z. B. ntt'£3D für „selbst" (pers. ch"'at)^). Zwischen der Verwendung
einer solchen Form als Ideogramm und der ideographischen Benützung einer Bildung, wie
sumerisch dam-na für semitisch-babylonisch assa{f)-su ^seine Frau , besteht höchstens ein gra-
dueller Unterschied^).
Ebenso ist es richtig, dass es, da theoretisch die Möglichkeit vorliegt, einen anscheinend
durchaus sumerisch geschriebenen Text semitisch zu lesen, im einzelnen Falle, wenn nicht andere
Anhaltspunkte für den Zeitpunkt der Abfassung und für die Herkunft desselben vorhanden sind,
schwer oder unmöglich ist, zu entscheiden, ob wir einen solchen Text sumerisch oder semitisch
zu lesen haben. — Zumeist verräth sich die semitische Abfassung allerdings durch das Auf-
tauchen untrüglich semitischer phonetischer Coniplemente etc.*).
Wie unrichtig und geradezu absurd derjenige verfahren würde, der hieraus den Schluss
ziehen würde, dass die sumerische Sprache überhaupt nicht existirt habe, dafür möge neben dem
Pehlevi noch ein anderer analoger Vorgang aus älterer Zeit zum Vergleich und zum Beweise
herangezogen werden: Die altarmenischen Könige begannen bekanntlich Inschriften nach dem
Muster der assyrischen abfassen zu lassen. Die ältesten dieser armenischen Königsinschriften sind
vollständig assyrisch abgefasst^); die späteren dagegen sind armenisch geschrieben und zeigen —
abgesehen von der Form der Schriftzüge — die Abhängigkeit von Assyrien nur noch durch
die ausgedehnte Verwendung assyrischer Wortcomplexe als armenischer Ideogramme. Daraus
ist mit nahezu völliger Sicherheit zu schliessen, dass auch die erste, ein rein assyrisches An-
sehen bietende Inschrift armenisch zu lesen war. Nun stelle man sich vor, Jemand wollte
1) Assyrische Grammatik S. 69.
2) NöLDEKE, Aufsätze zur persischen Geschichte S. 152.
3) Schon ScHRADEH, KGF. S. 58f. , hat gegen Gütschmid, Beiträge zur Gesch. des alten Orients
welch' letzterer auf Haug's Ansichten gestützt, aus dem Pehlevi Capital gegen die Auflassung von dem
nichtsemischen Charakter der Keilschrift zu schlagen suchte , im Wesentlichen diejenige Ansicht ausge-
sprochen, welche jetzt durch die Forschungen Westekgaard's, Nöldeke's u. A. als den thatsächliclien Ver-
hältnissen genau entsprechend erwiesen ist. — Den Vergleich mit dem Pehlevi möchten wir namentlich
allen Fernerstehenden, die leicht geneigt sind, sich der antisumerischen Anschauung anzuschliessen, aufs
Angelegentlichste zur Prüfung empfehlen.
4) Dahin gehört jedoch nicht die Schreibung ^^ ^►—•J ^^^ Zahlworts „vier", die noch immer als
eine der furchtbarsten Waft'en von Zeit zu Zeit von den Antisumeriern aus ihrer Rüstkammer hervorgeholt
wird. Diese Gruppe ist nicht ar-ha zu lesen, sondern ba ist sumerisches phonetisches Complement zu
dem Zahlwoit Um, kih (sprich si{v)va'i), vgl. Lehmann, ZA I, 226.
5) Sayce, Th'f cuneiform inscriptions nf Van, .TRAS XIV, p. 451, 453. (Inschriften Sarditri's.)
Fehlen positiver Gründe für die Leugnung der «umerischen Sprache. 67
behaupten: Die in Armenien crefundene, scheinbar assyrischen Inschriften sind armenisch zu
lesen, folglich sind alle assyrischen Inschriften armenisch zu lesen, folglich giebt es über-
haupt keine assyrische Sprache!!^)
Wer die Inschriften Gudea's und Ur-Baii's semitisch-babylonisch lesen will, dem kann
einstweilen nicht streng bewiesen werden, dass er unrichtig verfahrt (doch «• u.). Wer aber
auf Grund dieser Möglichkeit die sumerische Sprache überhaupt leugnet, der bleibt an
Absurdität der Schlussfolgerung in keiner Weise hinter demjenigen zurück, der auf Grund
des Altarmenischen und des Pehlevi die Existenz des Assyrischen und Aramäischen
in Abrede stellen würde (S. 65).
Die Antwort auf Frage I (vgl. S. 62) lautet also zusanmiengefasst: Weit entfernt, in
sich unhaltbar zu sein, wird die Annahme der Existenz einer nichtsemitischen Be-
völkerung und Sprache in Babylonien vielmehr durch die thatsächlichen ethni-
schen und linguistischen Verhältnisse Vorderasiens in jeder Weise gestützt.
Wir gelangen nunmehr zur zweiten Abtheilung des ersten Abschnittes, nämlich zur
Beantwortung der Frage:
II. Sind stichhaltige positive Gegengründe gegen die als an sich nicht unmöglich erwiesene
Annahme einer Sprachmischung in Babylonien von den Antisumeriern in's Feld geführt?
Die Antwort lautet wiederum: Nein.
Das hauptsächlichste, besonders in jüngster Zeit mehrfach hervorgehobene Argument,
welches als unter diese Kategorie entfallend angesehen werden könnte, ist: ,dass der nicht-
semitischen Sprache nirgends in der keilinschriftlichen Literatur Erwähnung geschähe"^). „Die
semitischen Babylonier", sagt Friedrich Delitzsch^), „werden Recht behalten, wenn sie ihrem
Gott Nebo^) die Erfindung der Schreibkunst beilegen, und dass sie nie und nirgends neben den
Kossäern auch noch eines dritten , sumerisch-akkadischen Volkes Erwähnung thun , wird sich
am Ende daraus erklären, dass ein solches Volk überhaupt nicht existirt hat*. Diese allge-
meine Versicherung Avird weiter durch den Hinweis auf ein besonderes Document gestützt, eine
neugefundene Wörterliste , welche aus verschiedenen Nachbarsprachen der Babylonier (und
Assyrer) das Aequivalent für das Wort ilu „Gott" (resp. den Namen eines Gottes aus solchen
Nachbarsprachen) anführt. In dieser Liste fehle, so behaupten Halevy und Delitzsch, jede
Erwähnung und jeder Hinweis auf die sumerische Sprache, daraus folge, dass dieselbe über-
haupt nicht existirt habe. —
Von demjenigen nun, der behaupten will, dass ein Gegenstand, welcher Natur er
immer sei , nicht erwähnt sei , ist vor allen Dingen zu verlangen , dass er sich über die
Benennung dieses Gegenstandes klar ist. In diesem Punkte herrscht bei den Antisumeriern
nicht minder wie bei den Sumeristen eine ganz heillose Verwirrung. Delitzsch gedenkt der
Sprache, deren Existenz er leugnet, wie es fast allgemein geschieht, als der sumerisch-
akkadischen. Unsere erste Aufgabe wird sein, uns über die Bedeutung der Namen Sumer
und Akkad und ihrer sprachlichen und ideographischen Aequivalente möglichste Klarheit zu
1) Noch drastischer verfahrt Oppkrt [Becne des etudes jiäves, 1889, p. 142 suiv.), -wenn er zeif't.
dass man mit Halevy's Methode der Argumentation aus dem Bestehen der ScHiLLEii'schen üebersetzung
von Racine's Phklre nachweisen könnte, dass die vermeintlich französische Tragödie niemals existirt habe . . .,
und dass Phaedra nichts anderes als ein deuts<'.hes Stück sei.
2) Halevy, ZA III, 194 f.
3) Assyrische Grammatik S. 71 a. E.
4) Dass der Gott Nebo ursprünglich ein semitischer Gott ist, darf man aus der Namensform
(Nabu, ältere Form: Nabium, Part. I, 1 von tuibii ^23 ., verkünden") doch wohl nicht ohne Weiteres
schiiessen. Ueber Charakter und Herkunft des JVe&o-Dienstes, s. Tiele, Geschichte S. 532 f., vgl. 207. 211.
9*^
68 Erster Theil. vierten Capitel.
verschaffen \). Erst dann können die angeführten gegnerischen Argumente auf ihre Berechtigung
geprüft werden.
V
I) Zur Geschichte und Bedeutung der Begriffe und Namen (mät) hkkadi und mät Sumeri u Akkadl.
Selten sind wohl in einer Frage so viele verschiedene Ansichten geäussert worden,
selten wohl ist nach längerer Discussion mit so verhängnissvoller Sicherheit die allerverkehr-
teste Auffassung angenommen und jahrelang von einer grossen Anzahl von Gelehrten als
Axiom betrachtet worden, wie in dem vorliegenden Falle.
3Iät Sumeri u Akkudi, wie nach der phonetischen Schreibung auszusprechen ist (ver-
gleiche unten), kann man übersetzen: entweder „Land Sumer und Akkad" oder „Land der
Sumerier und Akkadier". Diese beiden Möglichkeiten hatten die älteren Gelehrten, so Opfert
und Lenormant*), aufgestellt und behielten sie nebeneinander im Auge.
Dies änderte sich, nachdem PoGNON^) mit grosser Bestimmtheit erklärt hatte, Sumer
und Akkad könnten nur als geographische Bezeichnungen von Theilen Babyloniens aufgefasst
werden. Und da man an verschiedenen Stellen der assyrischen Inschriften Akkad als
Schauplatz von Ereignissen genannt sah, die sich in nordbabylonischen Gegenden zuge-
tracren hatten (S. 71), so identificirte man Akkad mit Nordbabylonien und schloss nun, con-
sequent auf Grund der von Pognon gewiesenen Voraussetzungen, dass Sumer Südbabylonien sei.
Dass diese Auffassung zwar nicht durchaus irrig ist, aber doch dem wahren Sachverhalt für die
spätere Zeit nicht völlig entspricht, werden wir sehen. Haupt hat dann in seiner Abhand-
lung über einen Dialect der sumerischen Sprache*) äusserst vorsichtig die Vermuthung
mehr angedeutet als ausgesprochen, dass diese „ diabetische " Trennung der „geographischen
Theiluno- Babyloniens in Sumer und Akkad" entspräche. Diese Vermuthung ist dann in
Haupt's*) weiteren Arbeiten mit immer grösserer Bestimmtheit wiederholt worden und von
Delitzsch^) sowohl wie von Hommel"^), wie sehr auch im Uebrigen namentlich der Letztere
betreffs der Zutheilung der Dialecte (siehe unten) von Haupt abwich, als unumstösslich
sichere Thatsache hingestellt worden^).
Als ich die Frage zu prüfen begann, kam ich dagegen zu einem abweichenden Resultat,
das in dem folgenden Satze gipfelte:
Es ist kein Grund vorhanden, die Differenzirung innerhalb der sumerischen Sprache,
die zudem allem Anscheine nach weit weniger eine dialectisch-locale Scheidung darstellt, als
1) Während der Pause, welche zwischen der Vollendung des Druckes der ersten drei Capitel dieses
Buches (Ende 1888) und dem Beginn des vorliegenden vierten Capitels liegt, erschienen H. Wincklek's
Untersuchungen zur altorientalischen Geschichte, die ich also ebenso, wie desselben Verfassers Keilschrifttexte
Sargon's, für die drei ersten Capitel nur in den , Nachträgen" berücksichtigen kann. Die hier in Betracht
kommenden Abschnitte des vierten Capitels waren bereits einmal im Manuscript fertiggestellt, als mir
WiNCKLEK's Untersuchungen zum ersten Mal zu Gesicht kamen (27. IX. 89). Ein von mir gefertigter Auszug,
der die Ergebnisse und den Gang der Argumentation dieses Capitels abgekürzt wiedergab, wurde bereits am
2. IX. 89 der semitischen Section P des Congresses zu Stockholm von Hrn. Prof SCH rader vorgelegt und wird
in den Acten dis Congresses erscheinen. Ich bin, wie man sehen wird, durch eingehende Prüfung von
Wikckler's Untersuchungen in meinen vielfach, und in sehr wichtigen Punkten, durchaus abweichenden
Ansichten nur bestärkt worden.
2) Opfert, z. B. in Etudes sumer., p. 30 suiv., GGA, 1877, S. 1415f. Lenormant, Magie, S. 390ff.
3) Bavian S. 131.
4) GGN. 1880, S. 527 ff.
5) Sintfluthbericht S. 22 Anm.3; CV S. If. ; Uowmn's Language p. 69.
6) Paradies S. 199.
7) Semiten S. 286.
8) Dies ist mi; Rücksicht auf das S. 69 f. Anm. 1 Darzulegende besonders zu beachten.
Die sogenannten Dialecte haben mit Sumer und Akkad nichts zu thun. 69
sie das Ergebniss einer sprachlichen Entwickhing ist (siehe unten), mit der angeblichen Thei-
lung Babyloniens in einen nördlichen Theil, Akkad, und einen südiichen, Siimer. in Verbin-
dung zu setzen. Als ich diese, damals noch von keiner Seite geäusserte Ansicht verschiedenen
Fachgenossen mittheilte , stiess ich bei denselben auf selbständig entwickelte oder sich ent-
wickelnde, identische oder doch nahe entsprechende Ansichten, so namentlich bei Herrn Dr. Jeksen,
ähnlich auch bei Herrn Professor Hommel. Das bald nachher erfolgte Erscheinen von Tiele's
ausgezeichneter Geschichte Babyloniens und Assyriens belehrte mich , dass auch dieser Ge-
lehrte, vermuthhch lange ehe ich oder ein Anderer daran gedacht hatten, zu einer ähnlichen
Kritik der herrschenden Ansicht gekommen war^).
1) So liegt die Sache, und so habe ich sie bereits in meiner Dissertation dargestellt, indem ich
neben meiner selbständigen Urheberschaft ausdrücklich die Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Aeus-
serungen von Hommel, Jensen und Tiele hervorhob. Ich hatte daher geholit, der, Autor wie Leser
ermüdenden und die Wissenschaft in keiner Weise fördernden Mühe einer Neuerörterung dieser Betheili-
gungsfrage überhoben zu sein. Da aber leider theils missverständliche , theils geradezu entstellte und
entstellende Darstellungen in Umlauf gesetzt sind, so sehe ich mich genöthigt, noch einmal auf die .Sache
einzugehen. Jensen ZA II, 199 bringt einen Beleg ,für die immer mehr um sich greifende An.sicht, dass
vrir das Sumerische und Akkadische" [so nennt Jensen die beiden Dialecte] , nicht streng nach Zeit und
Ort sondern dürfen". Hierzu setzt er dann als Anmerkung: „Dies hat Pinches zuerst vermuthet (siehe
Journal Roy. As. Soc. XVI, pt. 2, p. 4 des Sonderabdrucksj. Vor mehr als einem Jahre habe ich, auf sichern
Gründen fussend, die in Zukunft einmal veröffentlicht werden, in einem vor dem Berliner Orientalisten-
Vereine gehaltenen Vortrage dieselbe Ansicht vertreten. Zuletzt hat sich darüber in ähnlichem Sinne
Hommel, Lehmann citirend, geäussert (s. Lehmann, de inscr. cun. p. 35 u. ann. 1)". Diese Darstellung ist
ein wenig missverständlich; denn zu der Zeit, als der genannte Artikel erschien (3. April 1887), hatte sich
nicht „Hommel, Lehmann citirend," zuletzt geäussert, sondern die letzte und zugleich die einzige mit Gründen
belegte ausführlichere diesbez. Darstellung war die in meiner (am 13. Oct. 1886) publicirten Diss. gegebene.
Auf diese letztere weist ja auch Jensen durch den Zusatz in Klammern am Schluss der mitgetheilten Note
hin. Es ist hieraus wohl zu schliessen, dass das Manuscript der JENSEN'schen Abhandlung vor Erscheinen
meiner Dissertation fertiggestellt war, so dass der Hinweis auf dieselbe erst nachträglich eingefügt wurde.
Ich würde deshalb auf die jENSEN'sche Aeusserung auch gar nicht eingehen, wenn nicht, an dieselbe an-
knüpfend, Herr WiNCKLER am Eingang seiner Abhandlung: ^Summei' und Akkad {Mittheil, des akademisch-
orientalistischetiVereins zti Berlin)" [AOV] 1887 S. 6 Gelegenheit genommen hätte, sich folgendermassen aus-
zusprechen: „Man hat im Allgemeinen Sumer und Akkad mit Süd- und Nordbabylonien oder auch umge-
kehrt identificirt und hat danach sogar die beiden „Dialecte" den sumerischen und akkadischen genannt,
eine Ansicht, von der aber jüngst Hommel wieder abgekommen ist, indem er in den beiden Dialecten nur
zwei zeitlich, nicht örtlich verschiedene Formen der sumerischen Sprache erblickt". Dazu fügt Winckler
als Anmerkung bei dem Namen Hommel : „Doch siehe ZA II, 200, Anm. 1, wo Jensen d'e Priorität und
erste wissenschaftliche Begründung dieser Ansicht für sich reclamirt". Durch diese Darstellung wird nicht
nur in einer wichtigen Frage, zu deren jetzt bei den Sumerologen wohl allgemein anerkannter Lösung ich
völlig selbständig die Initiative ergriffen hatte, mein Name und mein Antheil einfach verschwiegen,
sondern es muss auch, wer die Darstellung in meiner Dissertation mit den WiNCKLER'schen Aeusserungen
zusammenhält, den Eindruck gewinnen, als entbehrte mein Anspruch auf einen selbständigen Antheil an
der Lösung dieser Frage der Berechtigung, als maasste ich mir fremdes Eigenthum an, indem an derselben
nur Jensen und Hommel wirklich betheiligt gewesen wären. Da meine Dissertation zur Zeit der Ver-
öffentlichung des WiNCKLER'schen Aufsatzes längst vollendet vorlag und da zudem, wie ich mit Bestimmtheit
behaupten kann, keiner unter den Assyriologen über meine Ansichten so genau unterrichtet war, wie mein
damaliger Vereinsgenosse Herr Winckler, so liegt in dieser Ignorirung eine, kaum unbewusste, Ent-
stellung des Thatbestandes (vergl. oben S. 45 Anmerk. 2), der gegenüber ich nur zur thatsächlichen
Richtigstellung Folgendes bemerke:
I) Zu Anfang des Wintersemesters 1885/86 theilte ich meine neue Ansicht von der Unhaltbarkeit
der bisherigen Annahme, welche die sprachliche Trennung mit der angeblichen geographischen Eintheilung
Babyloniens in Verbindung setzt, wie bemerkt, mündlich v-'rschiedenen Herren mit, u. A. Hrn. Prof. Schraper
und Hrn. Dr. Jensen. Der Letztere antwortete mir in unserer diesbez. Unterredung, die, wie ich ausdrück-
lich hervorhebe, geraume Zeit vor jenem von Jensen gehaltenen und oben erwä,hnten Vortrage stattfiind.
dass ihm dies nichts Neues sei, er habe es bereits selbst gefunden. Ich habe deshalb und
70 Erster Theil, viertes Capitel.
Erst durch die von mir und Anderen angebahnte resp. aufgenommene Hinwegräumung
jener irrigen, aber als sicher betrachteten Anschauungen wurde die Nothwendigkeit und Mög-
lichkeit erneuter Untersuchung gezeigt und der Weg für dieselbe eröffnet, den dann zunächst
Amiaud^) und Winckler^) in sehr verschiedener Weise beschritten haben. Beide haben die
Frage an ihrem Theile gefördert; ich glaube die Lösung derselben gefunden oder vielmehr
wegen des bald darauf gehaltenen Vortrages auf den selbständigen Antheil Dr. Jensen's an der Lösung
dieser Frage in meiner Dissertation hingewiesen. Die Initiative der Mittheilung ging aber in jener
Unterredung, wie ich nochmals betone, von mir aus.
II) Anfangs Januar 1886 (s. Dissert. p. 35 ann. 1) schrieb ich gleichzeitig an Herrn Prof. Hommel
und an Herrn Dr. Bezold Briefe, in denen ich unter anderen Mittheilungen den oben angeführten, die
„sumerische Frage" betreffenden Satz aussprach. Herr Dr. Bezold antwortete mit wendender Post (8.1.86),
indem er sich erbot, die hauptsächlichsten Punkte meines Briefes im „Sprecbsaal" der Zeitschrift für Assyrio-
logie zu veröffentlichen. Diesen freundlichen Vorschlag lehnte ich mit der Begründung ab, dass ich
meine Ansicht erst noch weiter ausreifen lassen wollte, bevor ich sie veröffentlichte.
Von Herrn Professor Hommel, gegen dessen Semiten S. 286 vorliegende letzte Aeusserung in der betreffenden
Frage meine Mittheilung vornehmlich gerichtet war, erhielt ich zunächst keine directe Antwort, sondern erst
einige Wochen später ersuchte derselbe Herrn Dr. Abel brieflich, mir mitzutheilen : dass sich auch ihm die
Angaben dafür mehrten, dass als Ursache der sprachlichen Verschiedenheit innerhalb des Protobabylonischen
eher eine im Laufe der Zeit hervorgebrachte Entwicklung, denn eine örtliche dialektische Trennung anzusehen
sei. Dabei schlug Herr Professor Hommel gleichzeitig für die als imisal bezeichnete Fonu der Sprache
den Namen „neusumerisch" vor. Diese indirecte Antwort auf meinen Brief war die erste Nachricht,
die ich überhaupt davon erhielt, dass Herr Professor Hommel im Widerspruch zu seiner bisherigen Ansicht
(s. S. 68) sich zu derselben Anschauung bekannt habe, wie ich.
Bald darauf erschien in der Oesterreichischen Monatsschrift für den Orient vom 15. März 1886 eine
Recension Hommel's über Delitzsch, Ass. Lesestücke, 3. Aufl. Hier sagt Hommel unter dem 8. Februar 1886 —
also einen Monat nach Empfang meines Briefes — in einer Note: „Noch richtiger wäre der Ausdruck
„neu-sumerisch'' für die Sprache der allerdings nur in Akkad (Nord- und Mittelbabylonien) entstandenen,
in Rede stehenden Texte; darauf, dass das Verhältniss der sogenannten Imisal-Sprache zum eigentlichen
Sumerischen zunächst ein rein zeitliches, erst in zweiter Linie ein locales ist, also von Dialecten am besten
gar nicht dabei geredet wird, ist unabhängig von mir, kürzlich auch mein Freund Dr. Lehmann gekommen".
Der Context der Recension enthält von der neuen Anschauung noch nichts, sondern die Mittheilung über
die Wandlung in Hommel's Anschauungen ist, wie gesagt, in eine Note verwiesen. Ganz dasselbe Verhält-
niss waltet ob in den betreffenden Parthien in Hommel's Geschichte Babyloniens und Assyriens. Auch
hier bewegt sich der 1885 geschriebene Text (Seite 235 ff.) durchaus in den alten, von Hommel in den
Semiten vertretenen Anschauungen. In den Noten erst (S. 230 Anm. 3) erscheint dann unverinittelt die
neue Anschauung, die doch wohl kaum, wie es Hommel darstellt, eine consequente Weiterentwicklung, son-
dern eine recht wesentliche Aenderung seiner früheren, mit grosser Bestimmtheit geäusserten Anschauung
(oben S. 68) ist.
Dies wird genügen, um das zu erreichen, worauf es mir allein ankommt: der WiNCKLEK'schen
Entstellung des Thatbestandes gegenüber deutlich zu machen, dass auch hier die Initiative der Mittheilung
von mir ausgegangen ist und dass die bei Hommel vorhandenen Keime zu einer Aenderung seiner früher
abweichenden Anschauung durch diese meine Mittheilung in der Entwicklung gefördert sind. (Vgl. nochmals
Z. 1 — 3 dieser Anm.)
Uebrigens bieten noch in dem Augenblick, da ich von diesen Ausführungen die Revision vor
dem Abruck lese (10. III. 1890), pp. 35 — 41 meiner Dissertation die einzige ausführliche und näher begrün-
dete Darlegung der jetzt so gut wie allgemein angenommenen Ansicht. Es darf daher nun wohl erwartet
werden, dass diejenigen, denen es um die wissenschaftliche Wahrheit ohne Nebenrücksichten zu thun ist,
bei einer etwaigen Besprechung dieser Frage sich meines Antheils an ihrer Lösung erinnei'n werden, wie
dies in vollem Maasse auch der allzu früh verstorbene Amiaud BOR I, 120, gethan hatte. Es wäre zu
wünschen, dass die mit aussser ordentlicher Tüchtigkeit und ganz hervorragenden Leist-
ungen gepaarte Bescheidenheit und die ehrenhafte Gerechtigkeit gegen seine Vorgänger
und Mitarbeiter, welche diesen Gelehrten auszeichneten, auch in Deutschland allseitige Nach-
ahmung fänden.
1) The various names of Sunt er and Akkad. BOR I, I20ff.; 129ft'.
2) Sumer und Akkad, AOV 1887, S. 6 ff.
Akkadü, Name der semitischen Babylonier. 71
wiedergefunden zu haben; denn, wie in so vielen fundamentalen Fragen, wird sich hier wieder
einmal zeigen, dass Oppert's Scharfblick im Grossen und Ganzen das Richtige getroffen hatte.
Von den beiden Namen Akkadü und Humeru ist der letztere so gut wie völlig auf
den Titel sar mät Siimeri u Akkadl^) beschränkt. Suchen wir uns daher zunächst über den
Namen und Begriff Akhad klar zu werden.
a) Akkadü, mät Akkadi.
Bei dieser Betrachtung ziehen wir aus Gründen , die sich im Fortgang der Tnter-
suchung ergeben werden , das Erscheinen dieses Namens bei Hammurahi vorläufig nicht in
Betracht. Vor Hammurahi erscheint der Landesname resp. sein ideographisches Aequivalent
\JbJ >^^^ niemals allein.
Bekannt sind nun namentlich die fünf Stellen aus Inschriften assyrischer Könige, aus
denen man sich bemüht hat, zu beweisen, dass, da die betreffenden, als zum Lande Akkad ge-
hörig bezeichneten Localitäten im Norden Babyloniens belegen seien, Akkad Nordbabjlonien
bezeichnen raüsse^). Diesen Schluss zog man aber nur deshalb, weil man sich gezwungen
glaubte, überall, wo man Akkad genannt fand, als Gegensatz und geheimes Widerspiel da-;
Land Sumer vorauszusetzen. Dies ist, wie soeben ausgesprochen und wie sich im Verlauf der
Untersuchung deutlicher herausstellen wird, für die verhältnissmässig späte Zeit des Auf-
blühens der assyrischen Macht falsch. — Mät Akkadi muss als für sich allein bestehen-
der Begriff betrachtet werden und, um das Ergebniss solcher Betrachtung gleich vorweg zu
nehmen, Akkad ist für die Assyrier, wie für die Babylonier selbst, nichts anderes als die Be-
zeichnung für das babylonische „Reich in seiner politischen Gesammtheit und Ein-
heit". Akkadü sind die Angehörigen dieses Staates, die Bewohner von dessen Gebiet.
Akkadier ist der einzige einheimische Name des semitischen Stammes, der das von uns
Babylonien genannte Gebiet bewohnt; seine semitisch en(?) Nachbarstämme sind im
Norden die Assyrer, im Osten die Kassü"^), im Süden die Kuldu^) und Aramu.
Dies geht aus folgenden Erwägungen hervor. Bekanntlich führte König AsurhanahaJ
das Bildnifs ^ex (jötim Nana\a, das vor 1635^) Jahren diQX Wi-Aimi Kudurnanchiindi weggeführt
hat, in ihren Tempel nach Uruk-Erech zurück^). Hier sagt Asurhanabal ausdrücklich, dass
diese Wegführung geschehen sei, als Kudurnanchundi seine Hände an die Tempel von Akkad
legte; also gehörte nach AsttrhavalaVa Vorstellung Erech zu Akkad^), und zwar in sehr
alter Zeit. Da man nun Akkad nur als Bezeichnung für Nordbabylonien auffasste, so ver-
ursachte es viel Kopfbrechens, dass diese Stadt trotz ihrer südlichen Lage noch zu Nordbaby-
lonien gehören sollte'^). Schon daraus hätte der Schluss gezogen werden können, dass Akkad
den Assyrern in dieser Zeit doch etwas anderes bedeute, als eben nur Nordbabylonien.
Ferner: wenn heutzutage der deutsche Kaiser einen Feldzug gegen Kussland zu unternehmen
hätte , so würde in den Berichten vom Kriegsschauplatz nicht von Ueberschreitung der pol-
1) Siehe oben S. 68 f., vergleiche aber auch unten. — Dass bei Samsi-Bammän das Zeichen jT>-f
absolut nichts mit mät Sumeri zu thun hat, hält Amiaud, BOR 1. c, mit Recht gegen Pognon, Baria»,
p. 130 u. n. 2 aufrecht.
2) ScHRADER, KGF 296; 533f. — Delitzsch, Paradies 137 f.; 199. — Hommel, Setniteti 249ff.
3) Oben S. 63 u. Anm. 5.
4) Delattre, Les ChaUUens, Paris 1877; Winckleu, UAG. S. 47 ff.
5' Oder 1535, wie verschiedene, nicht parallel laufende Texte nach Herrn Dr. Bezolp's
gütiger Mittheilung angeben.
6) Cyl. A, Col. VII, 16, R"» I, Col. VI, 107. 111 R 38 Nr. 1 etc.
7) Siehe z. B. Hommel, Semiten S. 263. Winckler, Sumer und Akkad S. 13; i'ittersuchuiufe»
S. 74. Im Uebrigen vgl. unten.
72 Erster Theil, viertes Capitel.
iiischen Grenze die Rede sein , noch von Versuchen , nach Petersburg in Ingermanland vor-
zudringen, sondern es würde von üeberschreitung der russischen Grenze, von einem Vor-
marsch auf die russische Hauptstadt gesprochen werden. Ebenso wird Sulmanasarid IP),
wenn er berichtet , er sei in seinem neunten Regierungsjahre zum zweiten Male nach dem
Lande AkJcad gezogen, damit nicht allein Richtung und Ziel seines Feldzuges haben an-
geben, sondern auch den Staat, den er bekriegte, d. i. Babylonien, nennen wollen.
Genau so aber bezeichnet für die Babylonier selbst mät Akkadi Babylonien als
Reich, als politische Einheit. Dies geht mit voller Sicherheit aus der babylonischen Chronik*)
hervor, die als Gegensatz zum Lande Assur nur das Land Akkad, und ebenso nur Könige
von Assur und Könige von Akkad oder, wo Personalunion eintritt, von Assur und Akkad kennt.
V
Dazu stimmt weiter, dass Samassumukm sich rühmt, er sei berufen, die zerstreuten
Völker des Landes Akkad wieder zu vereinigen, worauf wir noch zurückkommen. Die Chronik
zeigt zugleich unwiderleglich, dass in mät Akkadi nicht etwa bloss, wie VVinckler'), dem diese
Verwendung des Namens mät Akkadi auch nicht entgangen ist, meint, eine geographische
Bezeichnung für Gesammtbabylonien zu sehen ist. Li Babylon wird die Königswürde über
Akkad erworben.
Was aus Babylonien kommt, Babylonien eigenthümlich ist, wird als akkadisch be-
zeichnet; so ist die Rede von einem passuru Akkadii, einer elippu Akkadttum, einer akka-
dischen d. i. babylonischen Opferschale, einem akkadischen Schiff*).
Die Bewohner dieses Landes, die Glieder dieses Staatswesens nennen sich Akkadü^
Akkadier. ,Ein Babylonier" heisst {amelu) Akkada]a oder (amilu) Akkadt'i{?), und da das
Land mehrfach mit der gentilicischen Endung als V ^E^W IT IT ^'^^ Akkada\u be-
zeichnet wird, so wird die an sich schon wahrscheinlichere Auffassung, dass das Volk dem
Lande den Namen gegeben hat (siehe unten), nicht etwa umgekehrt, geradezu an die Hand
gegeben. —
Dass jedenfalls Akkadü der Name des Babylonien bewohnenden Volksstammes ist,
zeigt weiter der Titel des Kassiten Aguikakrime) ^ der Babylonien beherrschte. Derselbe be-
zeichnet sich als sar Kas-si-i u Ak-ka-di-i^). Winckler^) fasst hier Akkadi als Landesname
und nennt dieses als das erste Beispiel dafür, dass Akkad als Bezeichnung für Gesammtbabylonien
vorkomme. Er spricht davon, „dass an dieser Stelle die Bezeichnungen ungenaue, von den
gesetzmässigen abweichende sind" und meint, ,der kossäische (muss heissen: „kassitische")
König scheint die Bedeutung der Titel, welche er sich beilegt, selbst nicht gekannt zu haben".
Wenn man aber, Avie Winckler es, grossentheils mit Recht, thut (siehe unten), aus
den Titeln der babylonischen Herrscher die weittragendsten Schlüsse über deren Herrschafts-
gebiet und Machtstellung zieht und damit zeigt, dass man diese Titel als wichtige, sehr genau
abgewogene Ausdrucksmittel für die Rechte des Herrschers auf den Thron (vergleiche oben
S. 9 f.) ansieht, so darf man nicht plötzlich von einem dieser Herrscher annehmen, dass er die
Bedeutung seiner Titel nicht gekannt habe. Agu{kakrime) besonders, respective der in seinem
Namen schreibende Schriftgelehrte, hat sehr genau gewusst, was er that, als er sich sar Kasst
u Akkadi nannte. Weder vor Kassi noch vor Akkadi steht das Länderdeterminativ. Dasselbe
findet sich erst in dem Ausdruck sar mät JBabili rapastim. Es ist daher deutlich, dass die
1) Obelisk Z. 73 ff. KB I S. 135 ff. Hommel, Semiten 251.
2) Vgl. auch IV R 34, Nr. 2 und dazu Tiele, Geschichte S. 145 u. Anni. 1. Hommel, Gesch. 156.
3) Untersuchungen S. 74 Anm. 3.
4) II R 46, 51 ef; II R 46, 4cd, vorher elippu Assuritum assyrisches Schiff, elippu Uritum Schiff
von Ui: Strassmatek. AV. Nr, 329 S. 58.
5) V R 33, 3if.
Akkad nicht von ^Agade* herzuleiten. '3
beiden Bezeichnungen sar Kassi u Akkadi und sar mät Bahili rapa.itim sich in der Weise
unterscheiden, dass die erstere die von dem Könige beherrschten Volkselemente, die zweite
das beherrschte Gebiet und Staatswesen geographisch und politisch bezeichnet.
Ä(ju{kakrime) herrscht über Kussiien und Bahylonier und nennt sich, diesem Verhält-
niss genau entsprechend, König der Kassiten und Akkadier^). Das beherrschte Gebiet nennt
er mät Babihi, Babylonien, nach der Hauptstadt des Gebietes; es ist bedeutungsvoll, dass die.-e
Bezeichnung hier, wo sie meines Wissens zum ersten Male als Landesname auftaucht, von
einem fremden Dynasten gebraucht wird. Die fremden Völker, nachweislich also zuerst
die Kassiten, dann die Hebräer und die Perser (Ächämenideninschriften), benannten das Land
nach seiner grossen und heiligen Hauptstadt; das beigefügte rapastim ist nicht etwa eine
blosse Phrase, sondern soll besagen, dass im Gegensatz zu dem engeren Gebiet der Stadt
Babylon, das ganze von den vorher genannten Akkadiern bewohnte Land und Staatswesen
gemeint ist (dasselbe, welches die Akkadier selbst als Land Akkadi bezeichnen)*).
Schliesslich sei zum Beweise der Richtigkeit dieser Auffassung noch auf die Stelle in
der Legende ^von den Grossthaten des Gottes Bibbara"' verwiesen, wo gesagt wird: dass die
Völker der Seeküste, die Su-mas{bar)-ttc, die Assyrer, Elamiten, Kassiten, Sutäer, Kutäer,
LuUubäer .... „Land wider Land, Haus wider Haus, Mensch wider Mensch, Bruder wider
Bruder gegen einander aufstehen und sich gegenseitig unterjochen sollen, bis schliesslich Akkadü
komme und sie sämmtlich zu seinen Füssen lege" ^). — lieber alle seine (semitischen?) lirüder-
und Nachbarstämme soll der Volksstamm der Akkadier erhoben werden. Es ist eine baby-
lonische, in semitischem Babylonisch geschriebene Legende, in welcher diese, offenbar einem
lebhaften Nationalbewusstsein entsprungene Verkündigung sich vorfindet. Die Akkadier sind
somit, wie es ähnlich OPPERT*) schon vor Jahren erkannt hat. die Bahylonier.
Wie man die Bedeutung von Akkadü meistentheils gröblich verkannt hat, so hat
man auch für diesen doch wohl semitischen Namen eine , sumerische" Ableitung angenommen.
Akkad soll aus Agade, wie man den Namen der Stadt jy ^III'^ ^-^^^j statt des näher
liegenden Agane — ans keinem anderen Grunde als eben um ihn zur Identificirung mit J.yvÄ*arf
tauglich zu gestalten — liest ^), entstanden sein. Nach meiner Ueberzeugung haben die beiden
Namen nichts mit einander zu thun^). Mit dieser Herleitung werden natürlich auch die
daran geknüpften weitgehenden Schlüssen hinfällig; so ist es z. B. durchaus irrig, wenn Hommel^),
der überhaupt die Gleichung Agade = Akkad viel zu sehr als sicher ausgemacht behandelt,
behauptet: „der Landesname Akkad könne nur zu einer Zeit entstanden sein, wo Babel noch
nicht die oberste Rolle spielte, sondern noch Agade der Vorort Babyloniens war" (vgl. u. S. 87).
Dass Akkad sich lautgesetzlich ungezwungen aus Agade herleite, kann (gegen Hommel) ebenfalls
nicht zugegeben werden; selbst wenn man den Wandel von g in k im Inlaut passiren lassen
will 8). so bleibt doch die Verdoppelung oder Verschärfung des Consonanten, die dtirch die regel-
mässige Schreibung Ak-ka-di-i, soweit mir bekannt, nie: A-ka-di-i^), gewährleistet ist, bei dieser
Annahme unerklärt. Uebrigens giebt es ja auch eine Stadt ^ tT^ <J^ Akkadi^^) inBabylonien.
1) So übrigens, wie ich nachträglich sehe, bereits Ed. Meyer, Geschichte § 141 S. 171.
21 In meiner Auffassung von mal Alclcadi als Bezeichnung des ganzen babylonischen Reichs treffe
ich zu meiner Freude auch mit Tiele {Geschichte S. 75 ff.) zusammen.
3) Chaldäische Genesis S. 115 Col. IV 9—18. Paradies S. 234.
4) Etudes sumeriennes, p. 38.
5) So auch noch Winckler, AOV 1887, S. 13; UAG S. 74 kommt er jedoch davon zurück; s. u. S.87.
6) Ebenso Tiele, Geschichte S. 76.
7) Geschichte S. 204 Anm. 1, vgl. S. 220, 234 und schon Ausland 18S0. 17. Mai, S. 381 ft\
8) Hommel, ZK I 176 f.
9) Herr Dr. Bezold theilt mir allerdings gütigst mit. dass auch ^~]3 I^T" ^^ vorkomme an
einer Stelle, wo ein Schreiberversehen kaum wahrscheinlich sei.
10) V R 56, 50; siehe Winckleb, UAG S. 74 u. vgl. AOV 1887, S. 13 Anm. 1.
Lehmann, Samassumukin. 10
74 Erster Theil, viertes Capitel.
b) Die Zusammenstellung der beiden Namen in dem Titel sar niät Sumeri u
ÄJckadi = lugal hingi Jci ^t'^^'^).
Da Hamnmrahi , nachdem er durch die Eroberung Südbabyloniens Herr über Ge-
sammtbabylonien wurde, diesen Titel annahm, so glaubte man, es wäre in demselben bei
dessen Nachfolgern allmählich die ursprüngliche Bedeutung, nämlich die Bezeichnung einer
südbabylonischen Herrschaft verwischt worden und an deren Stelle die Vorstellung des
thatsächlich von ihnen beherrschten Gesammtreiches getreten, mit einem Worte, man sah in
mät Sumeri u Akkadi eine Bezeichnung für Gesammtbabylonien. So auch noch WiNCKLER
in seinem Artikel „Sumer und Akkad".
In dem Aufsatz „Die altmesopotamischen Reiche"^) dagegen vertritt WiNCKLER die ent-
gegengesetzte Ansicht. Er sucht nachzuweisen , dass die Mehrzahl der verschiedenen Titel,
welche sich die assyrischen sowohl wie die babylonischen Herrscher beilegen , auf ein Gebiet
Bezug haben, welches in ältererer Zeit eines der kleineren Sonderreiche bildete, die so häufig
im Orient die Vorgänger und die späteren Bestandtheile der grösseren Reiche sind. Diese
Reiche hatten in dem Sitz und in der Verehrung eines besonderen Gottes ihren religiösen
und politischen Mittelpunkt, dessen Ermittlung Winckler sich angelegen sein lässt. Es würden»
von Norden angefangen, namenthch folgende Reiche in Betracht kommen: 1) Das Reich Ässur^
2) das Reich der Kissatu. 3) das Reich der vier Weltgegenden: sarrüt kibrat arhai {irbitti)^
4) das Reich Babylon, 5) das Reich Ämnmiti, 6) das Reich von Sumer und Akkad.
Babylonien speciell bestünde aus den unter Nr. 3 — 6 genannten Reichen, die in einem
so losen Zusammenhange stehen sollen, dass jedes dieser Reiche — mit Ausnahme des Reiches
von Babylon, das eine Sonderstellung einnimmt — von Babylonien getrennt werden kann und
als solches einzelnes Reich z. B. zu Assyrien geschlagen werden kann. Nach dem oben
(S. 71 f.) Dargelegtem wird sich Jedem zunächst die Frage aufdrängen: wo bleibt das Reich
Akkad'^ Und mit dieser Frage ist der Kern der Sache getroffen und der WmCKLER'schen
Anschauung das Urtheil gesprochen.
Denn so scharfsinnige und glückliche Beobachtungen und Einzelbetrachtungen Winckler
auch in der Untersuchung: „Die altmesopotamischen Reiche" vorbringt, die Grundanschauung,
von der er ausgeht und die Ergebnisse, zu welchen er gelangt, so weit dieselben überhaupt bei
der Unklarheit und dem nicht völlig ausgereiften Zustande, in welchem die Arbeit uns vor-
gelegt wird, greifbar erkannt und wiedergegeben werden können, sind grossentheils als
irrig zu verwerfen. —
Um zunächst die Ursachen dieser Unklarheit und dieser Irrthümer' allgemein zu
charakterisiren, so schiesst
1) Winckler in dem Bestreben, zu jedem Titel ein altbabylonisches kleines
Einzelreich zu finden, über das Ziel hinaus. Es darf nicht vergessen werden, dass wir mit
unserer ältesten Kunde bereits an dem Höhepunkte einer Entwicklung stehen^), deren Dauer
zu schätzen uns jeder Anhaltspunkt fehlt, die sich aber, nach ihren Früchten zu schliessen,
auf viele Jahrhunderte belaufen muss. In dieser Zeit ist die staatliche Entwicklung bereits
über die Einzelreiche hinausgekommen. Es wird sich zeigen, dass unter den Titeln, die wir
in den ältesten altbabylonischen Inschriften finden, bereits solche sind, die auf complicirtere
staatliche Gebilde Bezug nehmen.
1) Ueber die Schreibung >-^Tt>-T Jp| für Sumeri siehe unten.
2) ÜAG S. 65 ff. Siehe' vorher bereits Bezold, Lit. S. 54 f.
3) Vgl. Ed. Meyer, Geschichte Aegyptens S. 2 und Winckler, UAG S. 48.
Irrthümer in Winckler's Auflassung der staatlichen Entwicklung BaV^yloniens. 75
2) Ferner begeht Winckler den Fehler, das.s er einen Vorgang ausser Acht lässt
oder doch nicht genügend in Betracht zieht, der sich in der Entwicklung wohl eines jeden
Staatswesens wiederfindet und der sich auch in Babylonien und Assyrien deutlich beobachten
lilsst: die weltliche Macht trennt sich von der geistlichen Gewalt, die cultischen und rituellen
Functionen, die früher einen Theil vom Inhalt und Wesen de.- (Priester-)Künigthums ausge-
macht haben, und die Cereraonien , welche damit verbunden waren, werden zur Form, An
dieser wird streng festgehalten: ihre Erfüllung gilt als Vorbedingung und Grundlage der
Herrscherwürde, aber, davon abgesehen, wandeln Politik und Staatswesen immer sicherer ihre
eigenen Bahnen.
Assur und Akkad haben sich im Kampfe und Wetteifer unter einander und mit
anderen Nachbarvölkern zu einheitlichen Staatswesen zusammengeschlossen. So stehen sie
einander als gleichberechtigte Nationalitäten und Staatskörper mit kräftig ausgeprägtem Be-
wusstsein gegenüber, nicht als Conglomerate aus stets wieder ablösbaren Theilen.
3) Schlimmer noch als die genannten Fehler aber ist der Mangel an Einheitlichkeit
der Anschauung in Winckler's Aufsatz. In seinem früheren Artikel hatte WiNCKLER die
Ansicht vertreten, dass die verschiedenen Königstitel in späterer Zeit mehr durch die Tradition
geheiligte Reminiscenzen darstellten , als dass sie reale Bedeutung gehabt hätten, üie neue
Untersuchung ist bestimmt , den gegentheiligen Standpunkt zur Geltung zu bringen und zu
begründen. Statt dass aber die Abhandlung ,Die altmesopotamischen Reiche" einheitlich auf
Grund dieser neuen Anschauung aus- resp. umgearbeitet wäre, zeigt sich vielfach ein Schwanken
zwischen beiden Ansichten , wobei natürlich Unklarheiten und irrige Schlüsse nicht aus-
bleiben können.
Am Deutlichsten tritt dies hervor bei den Aeusserungen über das vermeintliche babv-
lonische Reich Ämnunu mit der Hauptstadt Urtik, von welchem Winceler (vergleiche auch
oben Seite 40) nachgewiesen zu haben glaubt, dass es einmal eine selbständige Rolle gespielt
hat. Auf S. 74 der Untersuchungen wiederholt Winckler im Wesentlichen, was er in dem
V
Artikel Sumer und Akkad beigebracht hatte. „Erst Samas-sum-ukin nennt sich wieder sar
Am-na-nu^ -wdiS aber nichts weiter als eine archäologische Reminiscenz bedeutet"^).
Auf Seite 87 f. aber, wo er erwägt, ob das nach Asurhunahal datirte Täfelchen aus üi'itk
nach dem zwanzigsten Jahr AsurbanabaVs überhaupt oder nach seinem zwanzigsten Jahr
als König von Babylonien datirt sei, sagt Winckler: ,Für die letztere Annahme spricht, dass
Saosduchin sich in seiner Bilinguis König von Amnanu also Uruk nennt; in den letzten
Jahren vor Niederwerfung des Aufstandes müsste man also vielleicht in Uruk noch eine
Datirung nach ihm erwarten"^). Diese beiden Aeusserungen enthalten einen offenbaren
Widerspruch. Entweder der Titel sar Atnnanu bei Samassumukhi ist „nichts als eine
archäologische Reminiscenz" — dann darf man keine Schlüsse auf das von jenem beherrschte
Gebiet darauf aufbauen, oder aber er ist der Ausdruck einer wirklichen Herrschaft, dann ist
er eben mehr als eine archäologische Reminiscenz. Dass Winckler's ältere Ansicht die
richtigere ist, wird bereits dadurch klar, dass Assurhanahal selbst Uruk einfach zu Akkad
rechnet (s. o. S. 71), und wird weiter bestätigt durch den Vergleich der Titel in der Bilinguis
mit denen der anderen Inschriften Saosduchin''s (S^ und L^). In beiden nennt er sich sar
Bahüi^ sar mät Sumeri ii Akkadi. Hätte in jener Zeit zwischen diesen beiden vermeintlichen
„Reichen" das Reich Amnanu gelegen, so wäre es nicht übergangen worden. Das Erscheinen
dieses Titels in der Bilinguis ist allem Anscheine nach lediglich eine Folge der künstlichen
Nachahmung älterer Inschriften und älterer Herrscherherrlichkeit.
1) Von mir gesperrt.
2) Zur Sache selbst s. unten S. 84 Anm. 1.
10«
76 Erster Theil, viertes Capitel.
Ich glaube aber, wie ich hier (gleichzeitig als Nachtrag zu S. 40 oben) bemerken
muss, überhaupt nicht, dass Amnanu jemals als ein babylonisches Reich zu betrachten war.
Smgasicl, König von JJruh^ bezeichnet sich weiter als König von Amnanu. Bei den
bei babylonischen und assyrischen Herrschern an zweiter Stelle erscheinenden Titeln ist es durch-
aus nicht, wie Winckler^) zu denken scheint, die nächstliegende Annahme, dass sie die Herr-
schaft über die Landschaft bezeichnen im Gegensatz zu der Stadt, die den Mittelpunkt der
Herrschaft bildet, sondern sie tragen einen accessorischen Charakter, zeigen an, dass ausser der
im ersten Titel ausgedrückten, Stadt und eigenes Land umfassenden Herrschaft dem König
noch eine andere Würde, eventuell die Herrschaft über ein anderes Land zukommt. Wir sind
also durchaus nicht genöthigt, Amnanu für die um Erech belegene Landschaft, für ein mittel-
babylonisches Reich zu halten. Und wenn Assurhanabal, worauf TiELE hinweist (s. o. S. 40),
in dem Berichte über seinen elamitischen Feldzug unter einer grossen Anzahl von ihm eroberter
elamitischer Städte auch Dur- Amnanu nennt, so scheint mir das Nächstliegende, ja das einzig
Gebotene zu sein, dass Amnanu^) ein an Babylonien grenzender elamitischer Bezirk ist. So
gut wie elamitische Herrscher z, B. Rim-AJcu, Sohn des KudurmahuJc, über Theile von Baby-
lonien als Eroberer herrschen^), so gut kann auch Singasid einen elamitischen District in
seine Gewalt gebracht haben.
Nachdem somit das Reich Amnanu für die Zeit, von welcher wir reden, abgethan ist,
bleiben von den vier „Reichen", aus welchen sich Babylonien zusammensetzen soll, ausser der
sarrüt Jcibrat irbitti., aufweiche wir später zurückkommen, noch übrig: die sarrüt JBabili und
V
die sarrüt mät Sumeri u AJckadi. Sind dieselben nun , wie Winckler zu glauben scheint,
trennbare coordinirte Bestandtheile des Staates und Gebietes von Babylonien?
Eine Betrachtung des gesammten zur Zeit vorliegenden Materials, in die wir nunmehr
V
eintreten , lehrt das Gegentheil. Sie zeigt , dass sar mät Sumeri u AJcJcadi die Bezeichnung
für die Herrschaft über Gesammtbabylonien ist; der König von AMad, und nur er, kann sich
sar mät Sumeri u Altkadi nennen; wie sich das erklärt und welche Bedeutung die Führung
des Titels für die spätere Zeit hat, werden wir unten sehen.
Hören wir zunächst Winckler's Ansicht über die ältere Zeit*):
„Wir finden den in Rede stehenden Titel zuerst bei den Königen von Ur, Ur-Gur
und Dungi , welche sich „König von JJr"' und „König von Kingi und Akkad'^ nennen (I R
1 u. 2). Ersteres bezeichnet die Stadt, welche Hauptsitz ihrer Macht ist, letzteres am ein-
fachsten*) die Landschaft, welche sie beherrschen. Wir haben nun von vornherein
kein Recht ^), diese letztere sich weiter ausdehnen zu lassen, als wir Spuren dieser „ersten
Dynastie" von Ur finden, d. i. aber nur Südbabylonien oder ein Theil davon*) ....".
Winckler sucht dann nachzuweisen, dass die Herrschaft über das südbabylonische
Reich von Kingi ki ^e^W ^^^' dann erworben werden konnte, wenn man die Königswürde
über ür besass, und er vermuthet, dass die Erwerbung dieser Würde von der Vornahme irgend-
welcher religiöser Ceremonien in ähnlicher Weise abhing, wie in Babylon dazu das „Erfassen
der Hände BeVs'^ nöthig war.
1) AOV 1887 S. 7.
2) Ob das bei Nabonid, Annalen Obv. Col I ii (TSBA VII p. 154) genannte "V Ammananu mit
unserem Amnanu identisch ist, wie Hommel (brieflich) vermuthen möchte, lässt sich nicht entscheiden.
3) Die Nachweise Untersuchungen S. 37.
4) AOV 1887 S. 6 ff. ; ÜAG S. 65 ff.
5) Von mir gesperrt.
Die Herrschaft über Sumer und Akkad rechtlich nicht an den Besitz von Ur {geknüpft. tl
Diese WiNCKLER'sche Ansicht beruht, wie man sieht, auf folj^ende» Voraussetzungen:
1) Dass die Herrschaft der ersten Dynastie von Ur nicht über Südbabylonien
hinausreichte.
2) Dass es das Nächstliegende sei, den Titel der Könige von Ur auf die von ihnen
beherrschte Landschaft im Gegensatz zu der Stadt Ur als Hauptsitz ihrer Macht zu beziehen.
3) Dass, weil die Herrscher anderer Dynastien, welche den Titel luyal Kingi Ici ^e^W
führen, regelmässig den Titel lugal (oder t^j ] [^ |y) sich beilegen, die Würde, welche diesem
Titel entspricht, an Ur geknüpft war.
Die erste dieser Voraussetzungen ist grundfalsch, die beiden anderen sind unwahr-
scheinlich.
1) Nachdem er uns in „Svmer und Al{lca(V Seite 7 versichert hat, dass sich Spuren
der ersten Dynastie von Ur nicht über Südbabylonien hinaus finden, theilt uns Winckler auf
S. 11 desselben Aufsatzes mit: „. . . so z. B. lässt es sich für Diingi'^ (also den einen
der beiden uns bekannten Vertreter der ersten Dynastie von Ur) „nachweisen, dass er auch
über Nordbabylon ien herrschte"^). Die erste und vornehmste Voraussetzung für Winckler's
neue Erklärung der Bedeutung des Titels beruht also auf einer unverzeihlichen Flüchtigkeit.
2) Wir haben soeben gezeigt (S. 76), dass, wenn man bei einem Herrscher im Zwei-
stromland mehrere Titel findet, von denen der erste den Sitz des Herrschers nennt, es nicht,
wie Winckler annimmt, das Einfachste und Nächstliegende ist, den zweiten Titel als
Ausdruck für die beherrschte Landschaft im Gegensatz zu deren Centrum, der Stadt anzu-
sehen. Im Gegentheil, nach Allem, was wir wissen, bezeichnet der erste Titel die Herrschaft
über Stadt und Landschaft, der zweite etwas Neues, von der eigentlichen Herrschaft zu
Trennendes. — Die Herrschaft über Assur z. B. wird durch den einen Titel sar mät Assur
genügend charakterisirt. Dass der gekrönte , König von Babylon" die Herrschaft über Land-
schaft und Reich. AJckad ausübt , zeigt uns die Chronik aufs Deutlichste (Seite 72). Es ist
also gegenüber direct widersprechenden Zeugnissen (s. sogleich) kein Grund vorhanden, den
Titel lugal Kingi ki ^e^^^ auf die Landschaft um Ur zu beziehen !
3) Es ist richtig , dass die Könige der Dynastie von Nisin ^) sowohl wie von Larsa
nie versäumten, vor dem Titel lugul Kingi ki ^e^'^ den Titel König (oder „Nährherr") von
Ur zu setzen. Aber der daraus gezogene Schluss ist falsch. — Wenn die Herrscher von Ur
gleichzeitig Beherrscher von Kingi ki ,^ ' ^ waren und eine andere Dynastie in den Besitz
der Würden gelangte, die jene früher besessen, so ist das ohne eine kriegerische Action mit
unglücklichem Ausgang für Ur nicht denkbar. Da ist es denn ganz natürlich , dass sie als
Eroberer die Titel in der alten Reihenfolge beibehielten. Dies berechtigt aber nicht zu
dem Schluss, dass die Herrscher von Larsa, Nippur etc. gerade in ihrer Eigenschaft als
Herren von Ur die Herrschaft von Kingi ki >^t^ inne hatten. Man kann, glaube ich,
sogar das Gegentheil beweisen. Denn, wenn die Herrschaft über Ur die Vorbedingung für die
Herrschaft über Kingi ki ,^ ▼ ^ gewesen wäre, so würden erstens die Herrscher der soge-
nannten zweiten Dynastie von Ur (u. S. 96) gewiss nicht versäumt haben, sich den Titel lugul
Kingi kl ^E^^^ beizulegen und würde zweitens Hammurahi ebenso wenig unterlassen hoben,
seinen Titeln den Titel eines Königs von Ur zuzufügen.
1) Winckler, AOV 1887 S. 10; UAG S. 66. Vgl. unten S. 93ff.
2) Im Assyrisch-Babylonischen später mit bekanntem Lautwandel Ixhi gesprochen gemäss dem
Hymnus 80. 7—19, 126 s. Bkzold, ZA IV S. 430 Nr. 4; Irilbuer's Record Ser. 3 Vol. I pt. 6 p. 187 [BezoldJ.
78 Erster Theil, viertes Capitel.
Aber genau wie Dungi sich König von Ur, König von Kingi M ^e^^ und „König
von ?7r, König der vier (Welt)gegenden'' nennt, so finden wir bei Hammurahi die Titel
„König von Babel, König der vier (We]t)gegenden'' und „König von Babel, König von Kingi
ki >^ T '^, König der vier (Welt)gegenden'' ^).
Daraus folgt nur, dass, wie früher der König von ür, so jetzt der König von Babel als
solcher gleichzeitig die Herrschaft und die Würden inne hat, welche die Voraussetzung für die
Führung der Titel lugal Kingi Jci ^ t T^ == sar Sumeri'" u AJcJcadt"' und liigal UB.DA
silba = sar Jcibrat arbai bilden.
Und so ist es seit Hamnmrabi allezeit geblieben. Wenn der Titel überhaupt er-
scheint, so ist er an die Herrschaft und den Besitz über ^-AheX-Ahhad geknüpft. Er kann
nur von demjenigen geführt werden, der sar Babili, Beherrscher des Landes AJcJcad ist oder
als solcher angesehen werden will.
V
Die Auffassung, dass der Titel sar med Sumeri u AJckadt, in späterer Zeit die Herrschaft
über ein südl)abylonisches „Reich" bedeute und an den Besitz von (und die Vornahme religiöser
Handlungen in) Ur (oder Nippur) geknüpft sei und dass ein König den Titel sar mät Sumeri
u Akkadi führen könne , während gleichzeitig ein Anderer König von Babylon und damit
König des Landes Akkad sei, wie sie WiNCKLER vertritt, beruht auf einer soeben als falsch
erwiesenen Grundlage und wird mit Gründen gestützt, die einer näheren Prüfung in keiner
Weise Stand halten.
Die assyrischen Herrscher, die eine Oberhoheit über Babylonien hatten, wurden ent-
weder selbst durch Erfüllung der nöthigen Ceremonien in Babylon König oder sakkanak von
Babylon und damit dann auch Beherrscher des Landes Akkad, dann konnten sie auch den
Titel sar mät Sumeri u Akkadi führen , oder aber sie beliessen dem in Babylon gekrönten
und residirenden Könige von Babylon die Herrschaft und begnügten sich damit, durch Opfer
in allen wichtigen Tempeln sich als Günstlinge der babylonischen Götter und factische Ober-
herrn zu bezeichnen : in diesem Falle war und blieb der König von Babylon König von Akkad-
Babylonien und nur er hätte — wofür aber bis jetzt aus der Zeit nach der kassitischen
Herrschaft bis auf Tiglatpileser III aus dem spärlichen Material keine Zeugnisse vorhanden
sind (vgl. S. 81 Abs. 2) — sich sar mät Sumeri u Akkadi nennen können. Ob dazu etwa wiederum
die Erfüllung von ceremoniellen Vorschriften für den König von Babylon-^/c^ac?, der sich den
Titel sar mät Sumeri u Akkadi beilegt, die Vorbedingung bilden, entzieht sich unserem Urtheil.
Nach Winckler's Darstellung freilich würde es scheinen , als hätten mindestens
zwei assyrische Könige den Titel sar mät Sumeri u Akkadi geführt, während gleichzeitig
ein anderer sar Babili als König von Babylon geherrscht hätte. Es ist entschieden eine petitio
j^rincipii , wenn Winckler von TwÄ;Za^-NIN.IB, den Ramman-nirari „sar Assur , sar mät
V
Sumeri u Akkadi" nennt, sagt: „dass Jemand, der den äussersten Süden beherrschte, auch
das übrige Babylonien in seiner Hand hatte, ist selbstverständlich". Der Titel sar mät Sumeri
u Akkadi kommt hier überhaupt zum ersten Mal bei einem Assyrerkönig vor, und es soll
ja gerade untersucht werden, was er bedeutet, statt dass man ihn ohne irgend welche Be-
weise als Bezeichnung der Herrschaft über Südbabylonien ansieht.
Winckler sagt uns: „Mit Babylon, um das herum sich also seine Macht erstreckte,
hat Tuklat-^llS AB auf gutem Fusse gestanden, da er als ein Zeichen seiner Freundschaft, wie
es auch Assur-ubalUt mit Amenopliis IV that, das Siegel, welches noch Sanherib wieder vor-
fand, dem damaligen Könige schenkte. Hier sind zwei unbewiesene Behauptungen vereinigt.
1) Vgl. z. ß. Jie Inschrift der Nagelcylinder ZA II 118 fi'. und I K 4, XV, 2 mit I K 4, XV, 1.
Kein König von Babylon neben dem Könige von KiirduniaS. < 9
nämlich erstens, dass das Siegel ein Geschenk sei und zweitens, dass es ein Geschenk an
den König von Babylon sei.
In der Inschrift Sanherib's , die über die fiückführung des Siegels nach Assyrien be-
richtet, heisst es: kunukhu annü istu mät AUur ana mät Äkkadi (NBI vergl. oben S. 72).
Y ^^ilM *^Kl^ t^In *^- J^it ^^^ Lesung garri iktadin, die man bisher angenommen
hatte, ist allerdings kaum etwas anzufangen^), und der Vorschlag Winckler's, sarik zu lesen
(Permansiv des einfachen Stammes von saräku , schenken" „widmen"), hat allerdings viel Be-
stechendes.
Mit tadin könnte man aber doch hier nur etwas beginnen, wenn man es als Schreib-
fehler für ittadin ,es wurde gegeben" ansieht. Aber nehmen wir selbst an. das Siegel sei
nach Babylon geschenkt oder gestiftet worden, nicht das geringste Zeugniss ist dafür vorhan-
den, dass ein König in Babylon gewesen sei, dem TtJtZa^-NIN.IB dies Siegel schenken konnte.
Als Beherrscher der Akkadier-Babylonier kennen wir in jener Zeit nur die kassitischen Könige,
die als Könige von Kardumas (Kaldu-L-dnd)^) auch über Babylonien herrschen. Diesem aber
ein Siegel zu schenken, auf dem der Assyrer sieb Eroberer von Kardunias nennt, wäre eine
eigenthümliche Zumuthung gewesen. Wahrscheinlich war aber zu der Zeit, wo sich Tuklat-
NIN.IB als "V *^\\ wiät Kardunias bezeichnet, sowenig wie ein besonderer König von Babylon-
Akkad, überhaupt ein anderer König neben TwA'^a^-NIN.IB vorhanden.
Von Asarhaddon, der sich "V *^\^ mät Musur u Küsi nennt, wissen wir, dass er
Aegypten erobert und zum assyrischen Reich geschlagen hat; TwA-^a^-NIN.IB hat Baby-
lonien erobert, ist Beherrscher von ganz Babylonien und führt desshalb die Titel "V *^K
mät Kardu und sar mät Sumeri u Akkadi , für welch letzteren Titel die Herrschaft" über
Bahel-Akkad die nothwendige Voraussetzung ist.
Da Winckler's Annahme betreffs des Siegels durchaus falsch ist, so bleiben hier nur
zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt mitTiELE^) an, dass in dem Kriege, den die Baby-
lonier gegen seine Nachfolger Bel-kudiir-usur und '^\^.\^-ahü-ekurra geführt, wahrschein-
lich in dem mit Belkudurusur's, Niederlage endigenden Feldzug, T«<Zi"Zrt^-NIN.IB's Insiegel
von den Babyloniern mitgenommen worden sei als Wahrzeichen dafür, dass sie den Assyrern
nicht mehr zu gehorchen hatten und dass die Schmach getilgt war. Dies scheint mir, wenn
man von der Inschrift absieht, historisch immer noch die wahrscheinlichste Annahme zu sein.
Wenn die Assyrerkönige sich der Rückführung eines solchen Besitzthums wie einer Götterstatne
oder hier eines Siegels rühmen, so hat das fast immer die politische Bedeutung, dass eine alte
Schmach getilgt wird (vgl. oben S. 44). Oder aber das Siegel ist nach Babylon gestiftet:
dann muss es von TwArZai-NIN.IB in einem Tempel niedergelegt sein zum Zeichen, dass er,
der „Eroberer von Kardu'^, auch Beherrscher von Babylon und damit von Akkad sei. — Warum
dann Sanherih es aus Babylon wieder fortnahm, erscheint mir weniger verständlich.
Der „König von Babylon", mit dem Tt(A7a^-NIN.IB auf gutem Fuss gestanden haben
soll, ist also jedenfalls ein WiNCKLER'sches Phantasiegebilde!
Wie steht es nun mit Winckler's entsprechender Annahme für Tiqlatpileser IIJ?
Nach WiNCKLER*) hat dieser König sich auf seinem ersten Feldzug gegen Babylonien, also
1) Danach wäre garri , Krieg" (?) siehe Tiele, Geschichte Seite 147; ferner Scurader und Peiser,
KB I Seite 10 f. A. 5; iktadin abzuleiten von l<ad(hiu{^), zu vergl. kidinuu {'}?).
2) WiNCKLER, UAG S. 135 f. Auf diese Erklärung des Namens Kardunias war auch ich einmal
gekommen, hatte aber den Gedanken nicht weiter verfolgt.
3) Geschichte S. 142 f.
4) Untersuchungen S. 70.
80 Erster Theil, viertes Capitel.
als noch ein König in Babylon {Nahonassar) vorhanden war und lange ehe er selbst König
von Babylon wurde, in Nippitr, dem Endpunkt dieses Zuges, die Berechtigung zur Führung
des Titels sar mät Sumeri u Akkadl erworben. ^Tiglat-Püeser" , so schreibt Winckler, „der
ohnehin jedenfalls genug zu thun hatte, um die Aramäerstämme niederzuwerfen, war daher
sicher froh , wenn man ihm sagte , dass auch Bei von Nippur ihn zum Könige von Sumer
und ÄJcJcad machen könne und verzichtete darum wahrscheinlich gern auf eine nicht ungefähr-
liche militärische Wallfahrt nach dem Nannarheiligthume [in Ur (S. 77)], wenn er mit einigem
Scheine des Rechtes die Früchte bequemer haben konnte".
Nehmen wir einmal an, Winckler hätte Recht, die Annahme des Titels sei auf dem
ersten babylonischen Zuge erfolgt, so ruhte die Behauptung, dass derselbe mit der speciell
südbabylonischen Herrschaft etwas zu thun hätte, auf keiner besseren Grundlage, als bei Tiiklat-
NIN.IB (Seite 78 f.). Nicht der geringste Anhaltspunkt ist dafür vorhanden. Dass bei der
Dynastie von Nisin (Isiu), die auch den Titel lugal Kingi hi ^^ t T^ führt, deren Fürsten also
einmal die Oberrschaft über Sumer und ÄJcJcad gehabt haben, Nippur an hervorragender Stelle
genannt wird, hat mit der Führung des Titels lugal Kingi Jci ^^^ nichts zu thun. Zudem
ist auch die Lage von Nippur^ verhältnissmässig weit nördlich nach Babylon zu, einer solchen
Auffassung durchaus nicht günstig.
Aber Winckler ist auch darin im Unrecht, dass dieser Titel aus der dem babyloni-
schen Feldzug unmittelbar nachfolgenden Zeit herstamme. Ein solcher Schluss könnte doch
nur dann aus dieser Inschrift gezogen werden, wenn dieselbe nachweislich in dieser frühen Zeit
abgefasst wäre. Wenn sie dagegen aus der Zeit herrührte, wo Tiglatpileser III nach Erfassen
der Hände BeV?, König von Babylon und Babylonien geworden war, so konnte natürlich jeder
der Titel, die ihm als solchem zukamen, auch in Inschriften verwendet werden, die ausschliess-
lich Ereignisse aus früheren Jahren behandeln, ohne dass irgend ein anderer Schluss daraus
zu ziehen erlaubt wäre, als der, er habe diesen Titel kraft seines Rechtes als König von
Babylonien geführt. Winckler führt nun nicht nur nichts zum Beweise für eine solche frühe
Abfassungszeit an, sondern erwähnt nicht einmal, dass eine direct entgegengesetzte Ansicht existirt.
Denn TlELE^) hält die Inschrift Layard 17 für wahrscheinlich nicht viel älter „als II R 67 und
das paralelle Fragment", die nach seiner Ansicht in oder nach dem 17. Regierungsjahre geschrieben
sind, d. h., da Tiglatpileser in diesem Jahr (729) die Hände BeV& ergriflF*) zur Zeit oder nach
der Thronbesteigung Tiglatpileser'' s in Babylonien. Ich kann Tiele^) nur beistimmen, wenn er
gegen die Ansicht Schrader's, dass das Document Latard 17, das allerdings nur die Ereignisse
der ersten 2 — 3 Jahre behandelt, bereits in dieser frühen Zeit („vor 742") niedergeschrieben
sei, „ernste Bedenken" hegt. — Tiele sagt u. A. ausdrücklich, dass es nicht wahrscheinlich
sei, dass der Assyrer sich selbst „König von Sumer und Akkad" genannt habe, ohne noch
Herr von Babel zu sein.
Es ist also durchaus nicht nachzuweisen und der ganzen Lage der Sache nach un-
V
denkbar, dass die Titel sar mät Sumeri u AJcJcadi und sar Bahili gleichzeitig von zwei ver-
schiedenen Personen getragen werden konnten. Nur der König von Babylon , der sar Ba-
bili, als Nachfolger HammtirahV^ konnte auch den Titel sar mät Sumeri u ÄJcJcadi führen.
Fragt man nun nach der Bedeutung des letzteren für diese spätere Zeit, so ist in Erwägung
zu ziehen , einmal dass die Bezeichnung eines südbabylonischen Landstriches als "V ^^Jl^
bei SanJierib (siehe unten) deutlich zeigt, dass man noch recht wohl wusste, wo das
1) Geschichte S. 225 u. Anni. 1.
2) Eponymen -anon B; KAT 486.
I
Nur der König von Akkad-Babylonien kann den Titel sar mät Sumeri u Akkadi führen. 81
alte Snraer zu suchen sei , und zweitens , dass der Titel zumeist nur von solchen Herrschern
geführt wird, die durch Bekämpfung der südbabylonischen Aramäer- und Kaldäerstämme
V
ihre Macht auf das Gebiet des alten Kinyi = Sumer ausgedehnt hatten (so die kassitischen
Könige von Kardunias, TwAZa^-NIN.IB, Ti(jlatpileser III, die Saryoniden).
Ich möchte daher zur Erwägung stellen , ob nicht ir. der Führung des alten Titels
V
sar mät Sumeri u Akkadi eine Art Programm ausgesprochen ist: wer sich denselben beilegt,
schreibt die Wiederherstellung von NammurabVs Reich in seinem ganzen Umfange auf seine
V
Fahne und verkündet damit den Kaldäern und Aramäern, die das Gebiet von Sumer occupirt
haben, den Streit. Freilich finden wir, soweit unser, allerdings äusserst lückenhaftes in-
schriftliches Material reicht, die Vertreter dieses Prograrames nur unter den assyrischen Königen
von Baljel-Akkad.
Die Verhältnisse der Sargonidenzeit stimmen hiezu durchaus, wie uns zunächst die
V
Inschriften AsurbaHabaVs und SamussumuMn^s deutlich zeigen. Es ist hier zu beachten:
V
1) Samassamuktn nennt sich in seinen sämmtlichen vier^) Inschriften sar mät
V
Sumeri u Akkadi. während sich Äsurbanabal nie so bezeichnet.
V
2) Äsurbanabal spricht stets nur von einer Einsetzung Samassumukins zum sar
Böhm und damit im Zusammenhang nur von der, zugleich auch mit der Rückhehr des
Mardukbildes in Verbindung stehenden Wiederherstellung der sattukM iläni Babili; Samas-
sumukin dagegen — dies ist besonders zu beachten — gebraucht an der entsprechenden
Stelle den Ausdruck sattukhi Esaggil iläni mät Sumeri u Akkadi.
Wie sind diese Verhältnisse zu erklären? Winckler^) — der übrigens den letzt-
erwähnten Unterschied in den Inschriften der beiden Brüder nicht kennen konnte — geht
V
auch hier von der AuÖassung aus, dass die sarrüt Sumeri u Akkadi die Herrschaft über ein
V
südbabylonisches Reich bedeute und glaubt, dass die Inschriften, in denen sich Samassumukin
„die Herrschaft über Sumer-Akkad anmasst", erst in die Zeit nach dem Abfall zu setzen seien.
Die Inschriften Samassumukin' s bestätigen aber durchaus, dass sich derselbe als König
V
von Akkad-Babylonien, und zwar vor dem Aufstand sar mät Sumeri u Akkadi nannte.
V
Namentlich bedeutungsvoll und beweisend ist hiefür Bil. 9 sq., wo Samassumukin von seinem Be-
ruf zur Wiedervereinigung der zerstreuten Völker von Akkad spricht. Hier entspricht nun dem
babylonischen mät Akkadi ein sumerisches kingi >^tT^ ki. Da einerseits kingi=mätuh2t.nd.
ist, andererseits mät Akkadi „Babylonien" in seiner politischen Einheit bezeichnet (S. 71),
so konnte das kingi ki ^ ▼ T^, das in der alten Vorlage sicher das Aequivalent von Sumer
und Akkad ausdrücken sollte, zum Ausdruck für mät Akkadi allein verwandt werden'). —
1) WiNCKLER freilich berücksichtigt in seinen Untersuchungen nur zwei Inschriften Samassuniukin's.
obgleich ihm das Vorhandensein zweier anderer bekannt ist (meine Dissertation p. 7 sub 2; oben Seite 22
sub 2 und 24 sub 3; ZA II 388). Nach den Grundsätzen historischer Forschung hätte zum Mindesten auf
die Existenz dieser Quellen verwiesen und die Möglichkeit hervorgehoben werden müsÄen, dass dieselben
die Dinge in verändertem Lichte erscheinen liessen. (Vergleiche oben Seite 45 Anmerkung 2 und Seite 69 f.
Anmerkung 1).
2) Untersuchungen S. 88f.
3) Die Bemerkung, welche Winckler, AOV 1887 S. 6 A. 2, zu der betretfenden Stelle in meiner
früheren Uebersetzung der Bilinguis macht: , Lehmann falsch: Sumer et Akkad" hätte er sich sparen
können. Ich wusste natürlich damals sogut wie heute — und kann dies durch Vorlegung des ungedruckten
lateinischen Commentars zur Bilinguis (vgl. Dissertation p. 42) beweisen — , dass kingi = viätu ist, hatte dem-
gemäss auch die abweichende Verwendung der Worte kingi ^ T ^ ki wohl bemerkt. Wenn ich dennoch
.„Sumer et Accad' übersetzte, so wollte ich damit das ausdrücken, was jetzt im Text über die Nachahmung
Lehmann, Samassumukin. 11
82 Erster Thcil, viertes Capitel.
Die Chronik will offenbar dasselbe sagen, wenn sie von der Rückkehr BeVs, und der
Götter des Landes Äkkad spricht. Vergleicht man nun die Stelle in der Bilinyiiis: ana puhhur
nise saphäti sa mät Äkkadi mit der bei Hammurahi; ^\\y Siimeri"' u Akkadi"" nise-sunu
suphdtim lüpahhir und wiederum die Chronik {Bei u iläni mät Äkkadi) mit der Stelen- und
Cylinderinschrift Sumassumukin's {sattiikki Esaggil iläni mät Sumeri u Äkkadi), so wird
V
man kaum mehr daran zweifeln können, dass mät Akkadi und mät Sumeri u Äkkadi hier
in der Hauptsaclie gleichbedeutend sind und dass , da mät Äkkadi das Land Babylonien in
seiner Gesammtheit und politischen Einheit bezeichnet , im Wesentlichen dieselbe Bedeutung
auch der Bezeichnung mät Sumeri u Äkkadi innewohnt
Besonders ist noch zu beachten, dass nach Samassumukhi's Angabe die Wiederein-
setzung der Götter von V Sumeri u Äkkadi aufs Engste mit der Ordnung der satttikki
Esaggil in Verbindung steht ^); man bemerke das Fehlen der Conjunction u. In Babylon wird
durch Erfassen der Hände BiVs die Königswürde zunächst über Babylon erworben; der in
Babel in dieser Weise rechtmässig „gekrönte" König ist aber gleichzeitig König von ganz
Babylonien, vom Lande Äkkad (S. 78).
Samassumukin spricht ferner von der Rückkehr der Götter des "V Sumeri u Äkkadi
mit Marduk genau in demselben Sinne, wie er in der Bilinguis betont, dass er durch
die Götter zur Sammlung der zerstreuten Völker des Landes Äkkad berufen sei. Hieraus
geht doch wohl hervor, dass der Cultusmittelpunkt für die Götter des "V Sumeri u Akkadi
mit dem des "V Äkkadi zusammenfällt.
Was nun ferner die Inschriften ÄsurhanahaVs betrifft , so findet Winckler , immer
ausgehend von der falschen Voraussetzung , dass m,ät Sumeri u Äkkadi ein südbabylonisches
„Reich" bedeute, es verwunderlich, dass der Assyrerkönig sich nicht „König von Sumer und
V
Akkad" nenne, während Samassumukin sich in der Bilinguis und in der Backsteininschrift-)
diesen Titel beilegt. Er findet auch hier die Erklärung darin , dass diese Inschriften erst
V
nach dem Abfall Samassumukin'' ii abgefasst seien, eine Annahme, die offenbar nur ad hoc
V
gemacht wird, um zu zeigen, dass Äsurhanahal, der sich vor der Niederwerfung Samassumu-
kin^s nie sar mät Sumeri u Äkkadi nannte, doch vorher schon Beherrscher dieses vermeint-
lichen südbabylonischen Reiches gewesen sei.
Winckler führt dafür noch an, dass Äsurbanabal in Ur einen Statthalter (den
Sintahni-usur) gehabt habe, der bei Ausbruch des Aufstandes zu Samassumukin übergingt).
Wenn zu jener Zeit mit dem Besitz von Ur der Titel des sar mät Sumeri u
Äkkadi verknüpft gewesen wäre, so hätte Äsurbanabal, der sich dieses Besitzes erfreute,
sich sicher auch diesen Titel beigelegt. Dass er es nicht thut, könnte, wenn es dessen noch
bedürfte, als ein weiterer Beweis gegen jene irrige WiNCKLER'sche Auffassung angeführt
werden. Ob aber damals Ur überhaupt politisch zu Babylonien gerechnet werden konnte,
erscheint mir sehr zweifelhaft. Denn wenn die Kaldäerstaaten vom Meere aus in Inland irgend
welche Ausdehnung gewannen, so musste das Gebiet von Ur als eines der ersten ihrem Gebiete
alter Vorlagen ausgesprochen ist. Ich konnte dies um so eher thun, als ja in meiner Uebersetzung der
neubabylonischen Fassung deutlich ^terrae Accad'* zu lesen steht. Zudem hatte ich mich gegen alle der-
artigen Vorwürfe geschützt durch die Worte {Dissertation 1. c.) : ,Cum inscriptio singularum rerum inter-
pretatione egeat, imprimis in versione protobabylonica, ubi versionis interlinearis angustiis con-
strictus unum tantum sensum saepe significavi, cum possit fluctuari inter diverses doleo equidem quod
commentarium a me compositum totum quominus adstruam prohibeor".
1) Näheres unten im Commentar.
2) Bezold, ZA IIT 416.
3) George Smtth, Assurbanipal p. 184, 185. — Wincklek, Untersuchungen S. 89.
Asurbanabal's Stellung als Oberherr Babyloniens. 83
einverleibt werden. Dieses Verhältniss spiegelt sich wohl auch in der bekannten, von Winckler
nicht in Betracht gezoü;enen alttestanientlichen Bezeichnung C^liyr "'.IX wieder.
Wie diese, so sind auch Winckler's andere Aufstellungen und Schlussfolgerungen
hinfällig. Wenn man die Verhältnisse richtig auffassen will, so darf man freilich nicht mit
dem genannten Autor ^) annehmen, dass „ Assurbanipal, erzog ni im Geiste des Vaters und
in der Ehrfurcht vor den Geistesschätzen BaVjylons, des Vaters Wiederherstellungswerk gekrönt
habe, indem er die alten Verhältnisse wieder einrichtete*.
Wohl „erhielt Babylon wieder seinen eigenen König, der unter dem Schutze As.syriens
regierte" aber; dass von einer Krönung des väterlichen Herstellungswerkes bei Asurhunabal
nicht die Rede ist, dass im Gegentheil Asurhanuhal von der väterlichen VVillensäusserung so-
viel unausgeführt Hess, wie nur irgend mit der Sicherheit seiner Krone verträglich war, glaube
ich im vorigen Capitel gezeigt zu haben (S. 52 ff.).
AsurhanahaVs, Verhalten Babylonien gegenüber ist vielmehr weit eher, wie es bereits
TiELE gesagt hat, als eine verwässerte Fortsetzung der Politik Sanherib's zu bezeichnen. Die
ganze Wiederherstellung eines babylonischen Königthums war durchaus nicht im Einklang mit
Asurbanabal's Plänen und Wünschen. Deshalb zögerte er zunächst überhaupt mit der Aus-
führung der väterlichen Verfügung (s. o. S. 83). Und als er sich zur Ausführung derselben
«ntschloss, nahm er sie in der denkbar engsten und beschränktesten Weise vor. Er gibt
JBabylon und damit dem Lande Akkad einen König, dessen Abhängigkeit von Assyrien aber
in jeder Weise deutlich zur Darstellung kommt, so, wie es nie zuvor gewesen war. Er
möchte Akkad, wie es unter Sanherib gewesen war, unter directer Herrschaft des Königs
von Assyrien halten ; deshalb zieht er mit nach Babylonien, deshalb opfert er in den Haupt-
städten des Landes und schreibt sich die Herstellung der Tempel zu; deshalb ist Samassiimu-
kin verpflichtet, in seinen Lischriften jedesmal seinen Bruder zu nennen ^), und eben diese Er-
wähnung ist ein deutliches Zeichen dessen, dass die betreffenden Inschriften (S^, L^ und die
Backstein inschrift) noch während der Dauer dieses Verhältnisses, d. h. mindestens vor dem
offenen Bruche gesetzt sind. Zwischen der Aufstellung von AsurbanabaVs Inschriften und
denen seines Bruders mag dabei immerhin ein mehr oder minder ausgedehnter Zeitraum verflossen
sein (vergl. S. 55 Abs. 2). Die Bilinguis möchte ich dagegen, der WiNCKLER'schen Anregung
folgend, in Ergänzung des oben (S. 56) über die Abfassung dieser Urkunde Gesagten in die Zeit
nach, oder besser vielleicht, kurz vor der Eröffnung der Feindseligkeiten setzen. Ihre revolu-
tionäre Tendenz zeigt sich sowohl in der völligen Ignorirung AstirbanabaVs^) , wie in der
Betonung von Samassumukm''s Berufung zur Wiedervereinigung der zei'streuten Völker ^Ä:-
kad^s. Der Titel sar mdt Sumeri n Akkadi hat mit dieser chronologischen Zuweisung der
Inschriften nicht das Mindeste zu thun , da er in allen vier Inschriften Samassumukin's er-
scheint. Vielmehr wird die Sache etwa so liegen :
Der von Asurbanabal geschaffene Zwitterzustand, der, wie bemerkt, nicht mit etwaigen
früheren Fällen assyrischer Oberhoheit auf eine Stufe gestellt werden darf, sondern eine Neuerung,
den Versuch einer Rückkehr zur Politik SanheriVs darstellt, war unhaltbar. Mit der Vorspiege-
lung eines Scheines von Selbständigkeit begnügten sich die Babylonier nicht. In der zwanzig-
ährigen Periode des scheinbar guten Einvernehmens werden sich allmählich die Machtbefugnisse
Samassumukhi's ausgedehnt haben. Asurbanabal musste es, so möchte ich annehmen, ge-
schehen lassen , dass jener sich den stolzen Titel eines sar mät Sumeri u Akkadi beilegte.
Und, wenn unsere diesbezügliche Annahme (S. 81) richtig ist, so war damit ausgesprochen,
1) Untersuchungen ö. 86.
2j Gegen Winoklkk, Untersuchungen S. 89.
3) Dissert. p. 17 von mir zuerst hervorgehoben; Winckler. U)ttersuchu)ujen S. SS.
11*
84 Erster Theil, viertes Capitel.
V
Samassumnkin dass sich dem Rechte nach auch als Oberherrn derjenigen südbabylonischen Ge-
biete betrachtete, die in den Händen der Kaldäer und Aramäer waren.
Vielleicht bezieht sich auf diese Erweiterung von 8amassnmukin''s Machtbefugnissen
V
die in dem Bericht über den Aufstand 8amashimtiMn\ von Äsurbanahal geäusserte Behaup-
tung, dass er dem Bruder mehr gegeben habe, als die väterliche Verfügung vorschrieb (siehe
oben S. 39). Äsurbanahal musste zufrieden sein, wenn er nur von dem Bruder als Oberherr
oder als quasi Mitherrscher ^) jedesmal mitgenannt wurde.
Wenn ich nun noch darauf aufmerksam mache, dass, nachdem Sanherib Babylonien
V
zerstört hatte , die beiden Titel sar Bahili und sar mät Sumeri u Akkadi verschwinden und
zusammen wieder erscheinen bei Äsarhaddon, der in seiner Titulatur das, was er erreichen
will, vorweg nimmt, so wird wohl der Beweis als erbracht anerkannt werden, dass die Titel
sar Bahili und sar mät Sumeri u Akkadi niemals gleichzeitig zwei verschiedenen Herrschern
zukommen können. Wer einen derselben führt, hat als Erbe Hammurabi's auch auf den
anderen Anspruch. Die WiNCKLER'sche Theorie von dem südbabylonischen „Reiche" „mät Sumeri
u Akkadi" ist falsch. Mit Südbabylonien hat die Führung dieses Titels nur insofern etwas zu
thun, als dieselbe möglicherweise eine aggressive Tendenz gegen die feindlichen Stämme in
V
sich schliesst, die das Gebiet der alten Landschaft Sumer occupirt haben.
Diese spätere, politische Bedeutung des Titels erklärt sich durch die begriffliche
Bedeutung der Namen, aus denen er sich zusammensetzt.
V
c) Die begriffliche Bedeutung des Titels sar mät Sumeri u ÄJckadi =
lugal kingi{n) ki ,^ ^ ^.
Für die Bestimmung der Bedeutung ist Klarheit über Lesung und Aussprache nothwen-
dige Voraussetzung. Dass "V Sumeri und 'V Akkadi genau dem älteren kingin und ki ^^T^
entsprechen, ersehen wir aus der Bilinguis Hammiirabi''ii, wo die beiden Namensformen in
der semitischen und in der sumerischen Fassung in derselben Weise neben einander
stehen, wie in der Bilinguis Samassumukin's. Die beiden Namen erscheinen dort mit Mima-
V
tion als Su-me-ir-im und Äk-ka-di-im. Der Königstitel lautet später phonetisch geschrieben
sar mät Su-me-ri u Ak-ka-di-i'^). Die Form Aklcadü mit langem u erscheint gesichert; die
Schreibung Ak-had-i^) wird als scriptio defectiva anzusehen sein.
V
Bei Sumeru scheint das Gegentheil der Fall zu sein*). Es kommt einmal die Form
V
Su-me-ir ohne Schlussvocal bei Nebucadnezar 11^) vor und weiter scheint der Umstand, dass im
V V
Falle der Mimation fast regelmässig nicht Su-me-ri-im, sondern Formen Avie Su-me-er-im^)^
1) Da somit Aswbanabal dem Rechte nach Oberherr über Babylonien blieb und eine Selbst-
ständigkeit Babyloniens nur widerwillig anerkannte, so konnte in Städten oder von Beamten, die der assy-
rischen Partei zuneigten (s. o. S. 55 f.) mit Recht als nach Regierungsjahren AsurbanabaVs als Königs von
Assyrien datirt werden; wir haben Beispiele dafür aus Erech (vgl. o. S. 71) und Nippur (siebe Hilprecht
ZA IV 167 f. Anm. 2). Mit Winckler anzunehmen, dass mit der Datirung aus dem 20. Jahre Asurbana-
baVs das zwanzigste Jahr nach dem Regierungsantritt in Babylon gemeint sei, erscheint mir unmög-
lich. — Es beruut das wieder auf der Annahme eines vom übrigen Babylonien getrennten „Reiches Babylon";
dort soll nach Wincklek Aswbanabal den Namen Randalanu geführt haben, im Uebrigen aber Babylonien
seinen assyrischen Namen beibehalten haben, eine Behauptung, die ebenso irrthümlich ist, wie Winckler
sie als „natürlich" hinstellt.
2) V R 35, 20. Delitzsch, Paradies S. 196. Strassmaier, AV. 329.
3) V R 29, 47 cf. Paradies a. a. 0.
4) Paradies a. a. 0.; Strassmaier, AV. 8481; Brünnow 1679.
5) Neb. Orot. II i6.
V
6) Hammurabi Louvre I. Louvre II Col. II, 1 allerdings Su-me-n-ivi ; Recueil II p. 78; Delitzsch,
Paradies S. 196.
K]^] ,^T ^ wahrscheinlich nicht Urdu zu sprechen. 85
Su-me-rim ^) erscheinen , darauf /.u deuten , dass man auch nur den Schein einer Vocallänge
am Schlüsse ängstlich vermieden hat.
Wie aber Äkkadü an sich ohne Determinativ sowohl Land esname wie Gentilicium
V V
sein kann, so gilt dies auch für Sumer(u); Sunierü wäre hier den Völkernamen wie Ärabü,
Äramü etc. zu vergleichen. Für die ältere Form des Namens ist die Aassprache kingi
(ki-in-gi, ki-en-gi) zweifellos. Daneben erscheint die Form hingin.
In dem von Winckler^) theilweise veröffentlichten Berliner bilinguen Text erscheint
die Schreibweise kin-gi-ra , welcher semitisch mätum entspricht; daraus würde man auf eine
Form kwgir schliessen können, wenn man mit Bestimmtheit wüsste, dass das ra nicht etwa
Postposition ist; leider ist bei der späten Al)fassungszeit des Textes (unter einem Ärsaciden),
die die allergrösste Sprach verderbniss befürchten lässt, eine solche Entscheidung nicht mög-
lich. — Immerhin sind die Formen ki7igi und kingin gesichert.
Schwieriger ist die Sache bei ki ^ T ^ Hier ist man nur darüber sicher und einig,
dass der Name Akkad für den durch dieses Ideogramm ausgedrückten Beerriff erst seit Harn-
murahi nachweisbar ist. Für die ältere sumerische Aussprache schwankt man zwischen
?7r(r)^ und Urdu. Letztere Form wird von Winckler^) als die allein berecht'gte ange-
sehen. So bestimmt, wie er sie darstellt, liegt die Sache aber durchaus nicht.
Wenn zunächst II R 48, 13cd (und darnach erst ergänzt S*» 74) ^^^^ = urtü
(nicht urtu, wie Winckler giebt) gesetzt wird, so wird dadurch eine semitische Aussprache
geboten ; die die sumerische Aussprache wiedergebende Glosse lautet Ulla , abgesehen davon,
dass es bei dem Fehlen des Länderdeterminativs vor dem Ideogramm gar nicht sicher ist, ob
wir es hier mit einem Landesnamen zu thun haben. — Diese Angabe ist also so gut wie gar
kein Zeugniss für das, was sie bezeugen soll. Die Ansicht von Delitzsch*) und Hommel^),
dass TJrtü , wenn überhaupt ein Gebiet , einen nordbabylonischen District bezeichne . hat
mindestens ebenso viel für sich. Bleibt als weiteres Zeugniss nur das Citat bei Strassmäier^),
wo t:E»Jpff \itrj fc^^ff *"II'^ Ifcl K^l = sar mdt Sumeri u Akkadt gesetzt wird.
Wenn hier die Spuren ^g zu ^| zu ergänzen sind, was ja das Nächstliegende ist (vgl. aber
S. 86 o.), hätten wir allerdings ein Zeugniss für die Aussprache Urdu des Namens innerhalb
des Königstitels. Die Verstümmelung dieser einzigen Angabe trifft sich recht unglücklich.
Wie die Sachen liegen , scheint mir für die Aussprache DV(r)' eine grössere Wahr-
scheinlichkeit vorzuliegen. Einmal wird III R 70, 154 ^ ▼ "^ in der nichtsemitischen
Spalte durch u-ri erklärt '^). Dann aber lautet Zeile 5 a der Bilinguis Samassumukin's lugal
ki-in-gi ^e^^ \l^-ra me-en = sar med 8m)ieri u Akkadt anaku. Da das ra hier als
Postposition schwerlich zu erklären ist (ich drücke mich absichtlich so vorsichtig ans) , so
bleibt nur die Auffassung, dass das ra zum Namen gehört und dass, wie in den Namen
f^i ^<2^T ^Bf ^y Ur, ^<2<l! <IiI ^TIT^ Erech^X die den Status prolongafioms{?)
andeutende Silbe , welche den Schlussconsonanten des Wortstammes wiederholt , hinter das
1) Merodachbaladan II, s. Wincklek, Untersuchungen S. 33.
2) AOV. 1887 S. 20.
3) AOV. 1887 S. 12, 20; Untersuchungen 74.
4) Paradies S. 197, 200, 234.
5) Semiten 250 Anm.
6) AV. 4854. Aus einem unnumcrirten Fragment der Kuyundschik-'^umvalnng.
7) Darnach die Ergänzung in S^ 72 bei Delitzsch, AL.3 54 A. 7.
8) Vgl. Dklitzsch, Paradies S. 221, 226.
86 . Erster Theil, viertes Capitel.
stumme Ortsdeterminativ M gesetzt wird ^). Daraus folgt dann für ^e^^^ ein mit r schliessender
Name, was für die durch 111 R 70, 154 an die Hand gegebene Aussprache Ur(i) zutrifft. —
Es wäre daher der Mühe werth, zu prüfen, ob nicht etwa das Original der von Strässmaier
citirten Angabe anstatt ►^^^ als »»^|$ gefasst werden kann, was die Ergänzung zu t^n
ermögHchen würde. Jedenfalls ist, so scheint mir, bei der vorhandenen Unsicherheit einstweilen
der Form Ur{ry der Vorzug zu geben.
Suchen wir nun nach einer etwaigen Verbindung, einem lautlichen Uebergang von
der alten Namensformen zu der seit Hammurabi gebräuchlichen , so ist zwischen dem alten
Namen für »^ ▼ ^, mag man Ur{r)a oder Urdu lesen , und dem späteren Äkkadü die An-
nahme eines Zusanmienhangs schlechterdings unmöglich.
Dagegen hat Hommel*) darauf hingewiesen, dass es nicht unmöglich wäre, die Form
V
Sumer streng lautgesetzlich aus kwgin herzuleiten :
Dass für den Ä:-Laut im Sumerischen vor i und t-verwandten Vocalen eine Pala-
talisation zu c, s stattfindet, habe ich zuerst ausgesprochen^) und werde ich unten noch aus-
führlich beweisen. — Der Uebergang von ng zu m ist sattsam bekannt. Ein Uebergang von
n zu r im Sumerischen ist nachweisbar (zum Beispiel von TJnug zu Uruk^)^ von gan ^Garten"
zu kar? etc.), so dass schon dadurch ohne Zuhülfenahme der fragwürdigen Form kingir{d) der
Endconsonant r in Sumer erklärt werden könnte. — Die Wandlung von i zu u vor m bietet
ebenfalls keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Und dass im Assyrisch-Babylonischen der
^'-Laut sich vor r gern in e verwandelte, ist eine von Haupt ^) beobachtete Erscheinung. Zwischen
kingi": und Sumer würde das biblische ly^tt' und das S^ngara Thutmosis' HP) die Mittelstufe
bilden. — Die Möglichkeit des Zusammenhanges ist also zuzugeben, wenn auch allerdings die
Häufung all dieser Lautwandlungen in dem einen Worte Bedenken erregen muss. —
Ueber die Bedeutung der Namen lautet die Ansicht, welche man gegenwärtig wohl
als die herrschende bezeichnen kann , obgleich bereits von verschiedenen Seiten Einwürfe er-
hoben und abweichende Anschauungen geäussert worden, in ihrer neuesten durch Winckler
vorgetragenen Phase etwa folgendermaassen.
Kingi{n) ist nachgewiesenermaassen = ma^w „Land"''), , Tiefland". Für die Bedeu-
tung des Titels lugal kingi ki >^t "^ stellt Winckler — wie wir sehen werden, mit Unrecht —
zur Erwägung, ob derselbe nicht einfach, wie sar kihrat arbai^ ein allgemeiner Titel ist, wie
in der Bedeutung des Hoch- und Tieflandes d. h. der Welt, und erst später Beschreibung der
Landschaft geworden ist.
Wie nun die Veränderung der Namen und damit der Gestalt des Titels in den semi-
tischen Texten bei und nach Hammurabi zu Stande kommt und was sie bedeutet, darüber
in's Klare zu kommen, ist bis jetzt nicht gelungen.
Winckler^) z. B. findet sich folgendermaassen mit dieser Frage ab. Er glaubt einen
Unterschied feststellen zu sollen, , dessen Nichtbeobachtung den ganzen Irrthum und die Streit-
1) HOMMEL brieflich. Delitzsch, AL.^ S. 54 Anm. 8.
2) Geschichte S. 234.
3) ZK. n S. 99 ff.
4) C. F. Lehmann, PAOS. 1884, Boston, p. 8 f., Johns Hopkins University Circulars Vol. III
Nr. 33; vergl. Hummel, ZK. II, 102 f.
5} l'he Assyrian E-Vowel. American Journal of Philology, Vol. III, p. 287 [23 des S.-A.].
6) TiELE, Geschichte S. 189, 145. . .
7) Siehe II R 39, 9; V R 29, 45—47 und AOV. 1887, S. 20 Nr. 7.
8) Untersuchungen S. 74.
►
Eindeutif^keit des Namens Akkadü. • 87
frage über Sumer und Akkad als Süd- und Nordbabylonieii verursacht' habe. ^Sumer (Hvgi)
allein", so sagt er, „findet sich nie" (s. S. 71). „Sumirt u Akhadt = kingi-iirdu" (o. S. 85)
„bezeichnet stets das Reich von Südbabylonien, aber nicht als landschaftlichen Begriff, sondern
lediglich als Sitz einer Königswürde; Akkadü allein dagegen ist häufige, sowohl in babyloni-
schen als assyrischen Inschriften sich findende geographische Bezeichnung dessen , was wir
Gesaninitbabylonien nennen" (oben Seite 72). „Wir haben daher eine ursprüngliche
Verschiedenheit von Akkad (urdu) im ersteren und Akkad im letzteren Sinne
anzunehmen, obgleich es noch nicht nachgewiesen ist, wodurch die Vermengung
der beiden Begriffe entstanden ist^). Der nordbabylonischen Stadt Akkad möchte ich
dabei, ebenso wenig wie Agade, grossen Einfluss einräumen" (s. o. 8. (>5), „die Lösung des
Räthsels wird aber wohl schliesslich eine der vielen willkürlichen, meist auf äusserlichen An-
klängen beruhenden Schreibweisen sein". So Winckler.
Dass diese Anschauung auf völlig unsicherem Grunde ruht und dass „des Käthsels"
Lösung an ganz anderer Stelle zu suchen ist, gedenke ich nunmehr zu zeigen.
Der Name AJcJcadi erscheint in der babylonischen Geschichte und Literatur zum ersten
Mal bei Hanimnrahi. Die Möglichkeit, den Namen in der nichtsemitischen Aussprache
des Ideogramms ^E^^ Ur{ry (Urdu?) wiederzufinden, ist vollständig ausgeschlossen (S. 86),
während sie bei kinyi{n) ^= Sumer vorhanden ist. Namnmrabi , als Beherrscher eines semi-
tischen Volkes, bedient sich der semitischen Sprache; es ercheint in seinen semiti-
schen Inschriften ein Name, der nicht nur in allen späteren Zeiten der babylonischen Literatur
als ein organischer Bestandtheil der semitischen Sprache anzusehen ist, sondern sogar, wie
oben gezeigt, der eigentliche und als solcher stetig verwandte Name des semitischen,
von uns als Babylonier bezeichneten Volksstammes ist.
Daraus ergibt sich bei Annahme der WiNCKLER'schen Erklärung die Absurdität, dass
der Name bei seinem ersten Auftreten, und nur bei diesem, eine Bedeutung aufwiese, die
er niemals wiedererlangt, ohne dass sich auch nur im Mindesten zwischen Hammiirahi und
seinen Nachfolgern eine Unterbrechung der ruhigen und stetigen Entwicklung beobachten
Hesse, die allein eine solche Wandlung mühsam erklärlich scheinen Hesse. Diese falsche Annahme
beruht auf einem Fehler in der Methode, einem Verstoss gegen den bekannten Grundsatz der
historischen Forschung, der verlangt, dass man bei Untersuchungen über die Entwicklung
menschlicher Verhältnisse vom bekannten Ende zum unbekannten Beginne zurückschreitend
und sichtend vordringen muss, nicht aber vom Standpunkte einer mehr oder minder suppo-
nirten Urannahme aus das Gewordene und am Ende der Entwicklung verhältnissmässig klar
zu Tage Liegende beurtheilen; — eine Forderung, die auf der immer deutlicher zu Tage tretenden
Stetigkeit der menschHchen Entwicklung beruht^). Und wenn WiNCKLER von einer Wande-
rung*) des Namens Akkad spricht, so ist darauf zu erwiedern, dass die erwähnte Erschei-
nung auf Namen ganz besonders ihre Anwendung findet; die Namen wandern wohl, aber
gemeinhin nur mit ihren Trägei'n, den Gegenständen oder Begriffen.
1) Von mir gesperrt.
2) Einen neuen Beitrag zur Erkenntniss dieser Stetigkeit glaube ich in meiner Abhandlung: ,Ueber
altbabylonisches Maass und Gewicht und deren Wanderung" (s. o. S. 63 Anm. 9) (s. bes. S. 245 f.. 267 — 269,
326) gegeben zu haben; vergl. dazu ViucHOW, Correspondenzblatt der dcntschoi GeseUsch. f. Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte 20. Jahrg., Nr. 9, Sept. 1889, S. 92f., 94. Siehe ferner Lehmann, Verhdlg. der
Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte vom 19. /X. 1889, S. 630 — 648 und vom
18./I. 1890.
3) Untersuchungen S. 136.
88 Erster Theil, viertes Capitel.
Als Grundbedingung einer riclitigen Beurtheilung der vorliegenden Frage ^) — das
ergiebt sich als kategorische Forderung — ist die Einheit und ün Veränderlichkeit der
Bedeutung des Namens Alka du anzusehen.
Wir betrachten daher zunächst die Zeit von Hammurabi an. Wie oben (Seite 68)
bereits betont worden, kann man die Namen Siimeri und Akhadi in dieser Zusammensetzung
sowohl als Ländernamen, wie als gentilicia auffassen. Wie sich diese beiden Auffassungen in
den Fällen , wo ein Volksstamm und das von ihm bewohnte Gebiet denselben Namen tragen,
überhaupt nicht trennen lassen, so glaube ich zeigen zu können, dass auch in unserem Falle
beide Auffassungen in einander laufen und halte es für eine der Hauptquellen der vielen
Schwierigkeiten, die man in der Erklärung dieses Titels gesehen hat, dass man seit PoGNON
(s. o. S. 68) die nationale, gentilicische Auffassung gänzlich bei Seite geschoben hat, während
doch schon die spätere gewöhnliche Form des Titels, wo beide Namen zwischen den Determi-
nativen V" und \]^ eingeschlossen erscheinen und nicht etwa vor Ahkadi das Determinativ "V
wiederholt wird, zeigt, dass hier eine engere Verbindung als die blosse Nebeneinanderstell-
ung zweier Ländernamen ausgedrückt werden soll.
Dass freilich die geographische Auffassung auch für die Zeit, von der wir reden,
nicht ganz zu verwerfen ist, dafür spricht das allerdings seltene^) Vorkommen der Form V >^|
I*" ^^n^I V ,^ T T^ xIeJ, mit Wiederholung des "V. Und die Auffassung, dass man nicht
V
mehr gewusst hätte, was mät Sunieri im Gegensatz zu Akkadi bedeute, kann ebenfalls vor
der Thatsache nicht bestehen , dass zur Zeit Sargon's II eine Aenderuug in der Form des
V V
Titels für uns erkennbar wird, die sich eben auf den Namen Sumeri bezieht; statt Sumeri er-
scheint *^^^T>-| |p|. Namen, bei denen man sich nichts mehr denkt, die nur noch als Namen, als
heilige Ueberlieferungen bewahrt werden, pflegt man nicht zu ändern; denn dadurch beraubt
man sie ihrer Existenzberechtigung. Solche Aenderung beweist entweder, dass man sich doch
etwas daruuter dachte, oder dass, wenn man eine Zeit lang keine bestimmte Vorstellung mit
den betreffenden Namen verbunden hatte, man wieder anfing, sich etwas darunter zu denken.
Was mät Akkadi bedeutet, wissen wir (S. 71 f.). Singular Akkada]a , Akkadü{?),
Plural AJckadü sind die semitischen Babylonier, V' Akkadi ist Babylonien, d. h. das Baby-
lonien, das in der Zeit, in welcher wir es kennen, geographisch, nicht politisch (s.u.), im
Norden durch den unteren Zah , im Süden dagegen durch die Kaldäer- und Aramäerstaaten
begrenzt wird. Wäre die Beschränkung durch die letzteren nicht eingetreten , so hätte das
ganze Gebiet bis zum Meere als zum Staate Babylonien gehörig als mät Akkadi bezeichnet
werden können.
Es ist desshalb auch nicht möglich, die Südgrenze des Gebietes von ki ^^T^
V
(in seinem älteren, beschränkt geographischen Sinne) gegen kingi = Sumer zu bestimmen und zu
sagen, ob das Gebiet des letzteren ursprünglich enger oder weiter war als der Landstrich, den
wir in späterer Zeit von den Kaldäern und Aramäern besetzt finden. Dass diese Gebiete
sich wenigstens zum Theil decken, zeigt der Umstand , dass wir die Legende "V *"^Jl!zf IS
bei Sanlierib gerade als Ortsbezeichnung zu der Darstellung eines Ereignisses, das sich in
dem Kaldäerstaat JBit-Jakin, dem Stammsitz Merodachbaladan''s, zugetragen hat, beigeschrieben
finden^).
1) Da der Gang der Darstellung mich erst später auf Amiaud's Versuche zur Lösung dieser Frage
führt, will ich nicht versäumen, schon hier hervorzuheben, dass ich grossentheils durch Amiaud's Ausfüh-
rungen auf die neue, wie ich glaube, richtige Auffassung der Frage hingeleitet worden bin.
2) Siehe z. B. Stjv chronistische Tafel, Col. IV, 28; UAG S. 151. Vgl. Paradies S. 196.
3) PiNCHES, siehe Hommel, Semiten S. 252.
Hammurahi König der Sumerier und Akkadier. 89
V V
Sar mdt Sumeri u Akkadi kann also heissen — und ist so thatsächlich schon bei den
Babjloniern und As.syi*ern aufgefasst worden — : König von Humer ^ einer Landschaft Südbabj-
loniens, und von Akkad^ dem wohlbekannten und -bestimmten Lande und Staate. Wie wir
aber gesehen haben , verbindet sich mit Akkadü in gleichem oder in noch hervorragenderem
Maasse die Bedeutung als gentüicium. Es ist daher /u vermu*^^hen , dass auch mit Kingi =
Sumer dasselbe der Fall ist. Hammurahi, von dem wir wissen, dass er ein babylonischer Herrscher
ist, dass er sich in den Inschriften vor der Besiegung des Rim-Sin der babylonischen d. i. der
akkadischen Sprache bedient, fasst von dem Moment an, wo er durch diesen Sieg die sarrüt
Kingi ki ^^ ^ ^ erringt und sich Beherrscher des ^|TT Humeri"^ u Akkadi"^ nennt, seine Inschriften
in zwei Sprachen ab ; bereits vorher sind von Dunyi Inschriften in semitischer Sprache in
Nordbabylonien neben den südbabylonischen nichtsemitischen Inschriften gefunden worden. Für
die Abfassung eigentlich zweisprachiger Inschriften ist aber die Inschrift Hummurahi'H das erste
Beispiel in der ganzen Weltgeschichte. Und da die eine dieser Sprachen eine nichtsemi-
tische ist, während wir wissen, dass in der semitischen Sprache die akkadische Sprache uns
vorliegt, so ist für jeden unbefangen Denkenden der Schluss ein absolut unabweisbarer, dass
jene andere Sprache die Sumerische ist. Hat aber das Land Sumer eine von den semitischen
Akkadiern verschiedene Sprache, so gehören auch seine Bewohner einer anderen Nationalität an;
und so ist auch für Sumeri die Möglichkeit einer gentilicischen neben der geographischen
Auffassung gegeben.
Dass diese an sich so natürliche Spaltung und Vermischung der Begriffe wirklich
stattgefunden hat, lässt sich, wie ich glaube ebenfalls darthun. Mangels positiver directer Beweise
ist eine Annahme nie besser gerechtfertigt, als wenn, in ihrem Lichte betrachtet, Verhält-
nisse, die widerspruchsvoll und unverständlich erschienen, verständlich und erklärlich werden.
Ueber sar mät Sumeri u Akkadi gegenüber lugal Kingi ki ^^^ habe ich schon
gesprochen (S. 84).
1) Bei Hammurahi kommt der Titel in dieser Form überhaupt nicht vor , sondern
der König sagt, dass die Götter ihm ^|Yy Sumeri^ u Akkadi"'' in die Hand gegeben hätten.
Da ^[yy sowohl uku= ntsu ^Volk" als auch kalama = mätu „Land" wiedergiebt, so lässt der
Ausdruck, wie schon von Menant^) betont, keine sichere Entscheidung zu. Da in derselben In-
schrift noch einmal von den Bewohnern {ntse) des »^lyy Sumeri^^ u Akkadi"' die Rede ist, so
ist sicher, dass ►^'yy als mätu aufgefasst werden konnte; ob das überall der Fall war, ist
fraglich. Jedenfalls zeigt aber die nur einmalige Schreibung des ^fyy als gemeinsame Be-
stimmung für beide Namen, dass diese Schreibweise das Vorbild für das spä^ere "V Sumeri
u Akkadi \|p| gewesen ist, und, wie dieses, kann auch die Schreibung bei Hammurahi,
-_Y TT * ,
wenn man »-'yy als motu auffasst , gedeutet werden als „Land Sumer und Akkad^ oder als
„Land der Sumerier und Akkadier".
2) Das alte Testament (Gen. 10, 10 etc.) bezeichnet das Land, in welchem Babel, Erech,
Äkkad und Kalneh liegen , mit dem Namen 1^2'^* (= Kingi" = Sumer o. S. 86). Der V-^r-
fasser der betreffenden Abschnitte nennt also dasselbe Land "1^31!' {*Singir-Sumer) , das im
Assyrisch-Babylonischen später geographisch und politisch als Akkad bezeichnet wird , dessen
Könige Könige des Landes Akkad sind und sich sar Babili und sar mät Sumeri « Akkadi
somit liegt z. B. Babylon selbst nach den Keilschriften im Lande Akkad, nach dem
1) Recueil II p. 83.
Lehnianu, Samassumukin. 12
90 Erster Theil, viertes Capitel.
V
alten Testament dagegen im Land Sin ear {=*Sumcr)^). Ganz dasselbe gilt von der bei Thut-
mosis III sich findenden Form S^ngara, welche nach der herrschenden Ansicht Babylonien
bezeichnet. Man hat die verzweifeltsten Anstrengungen gemacht, diesen Widerspruch zu er-
klären. Fasst man Sumer und Akhad als geographische Bezeichnungen zweier verschiedener
Gebiete, so ist eine solche Erklärung unmöglich, während es sich wohl verstehen Hesse, dass
bei zwei Völkerschaften, die dem Staatswesen zusammen seinen Namen geben, bald der Name
der einen, bald der der anderen zur abgekürzten Bezeichnung des Landes gewählt wurde.
3) Das von mir in dieser Arbeit neu zugänglich gemachte Material liefert, wie schon
mehrmals für Fragen von allgemeiner Bedeutung, so auch für die vorliegende Frage, wie ich
glaube, wichtige neue Aufschlüsse. In der Inschrift L* (Col. I, 17, Tafel XXXV) heisst es
von Asurhanahal naMu sa *'^l^*~] IF[ sullulu AMadü ana{?) sutesuri
astu. Setzt auch die Stelle dem vollen Verständuiss erhebliche Schwierigkeiten entgegen , so
ist doch so viel klar, dass von der Geschicklichkeit *"^jT||q ^^[ zu schützen und der Tüch-
tigkeit zur Lenkung von Äkhadü die Rede ist. Zunächst ist dies meines Wissens die einzige
Stelle^) der gesammten keilinschriftlichen Literatur, wo die beiden Namen *^>~^*^ |FI und
Ak'kadü zwar neben einander, aber ausserhalb ihrer stereotypen Verbindung und als Objecte
verschiedener Verba erscheinen. Könnte man diese Trennung nun auch dem gehobenen —
man kann getrost sagen — poetischen Styl der Inschrift zuschreiben , so entzieht sich jeden-
falls einer solchen Deutung der weitere Umstand, dass beide Namen ohne Länderdeterminativ
erscheinen, was, zusammengehalten mit der bisher, wenn überhaupt, so jedenfalls sehr selten be-
zeugten Form Alikadü^) (Nominativ), kaum anders aufzufassen ist, als dass wir es hier mit
nomina gentilicia zu thun haben: der (die) Sumerier und der (die) Akkadier sollen kraft-
voll geschützt und regiert werden.
V
4) Noch deutlicher ist die Verwendung der Namen Sumeri u AJikadi als gentilicia
in der Inschrift einer neugefundenen Stele Merodachbaladan''s II im Berliner Museum. Dort
rühmt sich der König, dass ihm Bel-Marduk verliehen habe hatti isarti sibirru musallim nise
V
und ihm anvertraut habe milik Sumeri^ u AhkadV^ purussü kissat nise^).
Wie hier hatti isarti, das gerechte Scepter, deutlich im Parallelismus membrorum zu
sibirru musallim nise steht, so steht auch zu purussü kissat nise, der „ Richterschaft über die
V
Völkerschaaren", in demselben Verhältniss der Ausdruck milik Sumeri"^ u Akkadf"^ und ist
zu übersetzen: die Lenkung, Regierung der Sumerier und Akkadier. Offenbar gehen also
seit Hammurabi die geographische und die gentilicische Bedeutung in den beiden Namen
neben einander her. —
Es fragt sich nun: haben die Namen Kingi Jci ^^▼^ vor Hammurabi dieselbe Be-
deutung?
In Akkadi gegenüber dem C/r(r)a (?) zu sprechenden \iEj >^^^ haben wir jedenfalls
V
eine Veränderung des Namens zu sehen , während Sumeri mit Kingi{n) , wie oben (Seite 86)
gezeigt, möglicherweise in Verbindung gesetzt werden kann.
1) Dass Jensen's Versuch, Tindir lautlich und sprachlich mit Sumer zu identificiren, unannehmbar
ist, habe ich bereits oben S. 15/16 Anm. 5 sab b hervorgehoben.
2) "V" *"^IlEI IpT allein (ohne Äkkadi) kommt ausser in der bekannten Legende bei Sanherib
allem Anscheine nach auch in unserer Inschrift L* Col. IV Z. 10 vor (s. Tafel XXXIX).
3) NB. wenn richtig gelesen ; der Text ist ar.f der Thontafel undeutlich.
4) WiNCKLEB. Untersuchungen S, 33.
^Vt^ {]^ nicht ,Ho<•.hland^ 91
Da nicht der mindeste Grund für die Annahme vorliegt, das« der Zusammenhang ge-
waltsam zerrissen worden wäre, im Gegentheil Alles dafür spricht, dass Hainmurabi als sar HTT
Sumeri"" u AhhadiT Nachfolger der früheren Träger des Titels lugal Kinrji ki ^^^ ist (S. 87),
so ist bis zum Beweise des Gegentheils (der, wie ich die Sache übersehe, niemals erbracht werden
wird) anzunehmen, dass Hammurahi mit Alchadi im Wesentlichen dasselbe bezeichnet hat. was
jene älteren Könige mit hi ^^"^ benannten , dass er also den einheimischen Namen an die
Stelle des sumerischen Namens setzte. Und das zeigt uns die stete Verwendung von ^ ▼ ^ <^Bj
für mät ÄkJcadi bis in die späteste Zeit. Damit zusammengehalten, erhält auch die Angabe
des Vocabulars (V R 29 Nr. 4) , der man neuerdings als einer reinen Zerlegung des Titels
in seine sprachlichen Bestandtheile die Beweiskraft hat absprechen wollen , die Bedeutung
eines vertrauenswerthen Zeugnisses.
V
Bei Kingi = Siimeri liegt die Sache entsprechend. Eine Verschiedenheit der Mei-
nungen wird hier allerdings entstehen , je nachdem man die lautliche Identificirung (siehe
Seite 86) der beiden Formen des Namens annimmt oder verwirft. Im ersteren Falle ist
V
Sumeri die sumerische Namensform, wie sie im Munde der Semiten, vermu^hlich im Anschluss
an eine innerhalb des Sumerischen vorgegangene lautliche Entwicklung, sich ausnahm, im
V
zweiten Fall ist Sumer die semitische Bezeichnung dessen , was in der einheimischen Sprache
als Kingi bezeichnet wurde.
Dadurch nun, dass Hammurahi für das Königreich von Babylon die Suprematie über
Babylonien eroberte, war zugleich der Sieg der Akkadier über die Sumerier entschieden. Wir
sind zu diesem Ergebniss von der Voraussetzung aus gelangt, dass der Name Akkadü überall,
wo er vorkommt, im Wesentlichen dasselbe bezeichnen muss.
Das Ideogramm ki ^E ' "^ ward zuerst von Hammurahi für mdt Akkadi verwandt,
während es früher nachweislich eine andere Aussprache gehabt hat. Dass \^^| ^e'^^ = Ur(r)a
= mät Akkadi = ,^ v ^ <Jf| im Wesentlichen dasselbe bezeichnen, ist sicher; aber fraglich
ist, ob nicht etwa mit der Namensänderung eine Erweiterung und Verschiebung des Begriffes
Hand in Hand ging.
Die Frage ist nicht ganz leicht zu entscheiden. Dass kingi = mätu „Land" bedeutet,
wissen wir (S. 87). In dem Berliner zweisprachigen Text (s. o. S. 85) steht es in Gegensatz
zum Gebirge, bedeutet also Tiefland. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass es immer
gerade Tiefland, Ebene bezeichnet. Nun bedeutet aber ^e^W \i^\ »eben 7)iät Akkadi
auch mät Urartu „Armenien" und man ist, als man für beide nach einem tertium compara-
tionis suchte, auf die Hochlandsnatur als gemeinsame Eigenthümlichkeit der beiden Länder
verfallen. Armenien ist nun allerdings ein Hochland; aber in Akkad , wie wir es geogra-
phisch bestimmt haben , vermag ich kein solches zu entdecken ^). Ich halte es vielmehr für
wahrscheinlich*), dass hier die specielle Uebertragung des Ideogramms auf ürarfn auf einen
einfachen Namensanklang zurückgeht (^ ▼ ^ = Urtü, s. o. S. 85)^).
1) Gegen Tiele, Geschichte S. 76f. : ^Äkkad, das ohne Zweifel ein Hochhxnd ist'.
2) So, wie ich nachträglich sehe, bereits Delitzsch, Paradies S. 197.
3) Damit fällt auch der Versuch Wincklek's, Kingi ki ^tX^ als „Hochland und Tiefland' zu
erklären, weg, der lediglich seine Entstehung der irrigen Voraussetzung verdankt, dass Kingiki ^ T y eine
südbabylonische Landschaft um Ur bedeute. Warum die Könige von Ur als Beherrscher eines der flachsten
und tiefstgelegenen Länder der Welt sich als Könige des Hochlandes und des Tieflandes hätten bezeichnen
sollen, ist schlechterdings nicht einzusehen. Nur der Beherrscher eines gebirgigen Landes wäre darauf ver-
fallen, sich solch einen Titel beizulegen, selbst wenn derselbe in ähnlicher Weise die gesammte Welt be-
12*
92 Erster Theil, viertes Capitel.
Fällt dieser Ansatz weg, so ist es naheliegend, dass die einheimische Bevölkerung
das von ihr speciell bewohnte Land als das Land Kar' s^oxriv, als das Heimathland bezeichnete.
Dies ist vor Kurzem auf's Neue von Amiaud betont worden. Aber desshalb im Gegensatz hierzu
in M ^^ T T^ das Land der Fremden suchen zu wollen, halte ich für verfehlt*). Ki ^E^W
ist, wie das vorangestellte ki zeigt, ebenso wie Kinyi in erster Linie ein geographischer Begriff;
von all den vielen, diesem Ideogramm gewidmeten Erklärungsversuchen scheint mir nur der
eine einiger Beachtung werth, wonach ki j^^ ^ das Land der beiden Ströme sein soll: denn
wir wissen, dass [y „Wasser" neben a auch hur gesprochen wird, und wir finden thatsächlich
in assyrischen officiellen Documenten*) (die für die Annahme künstliqher Spielereien verhältniss-
mässig am Wenigsten Handhabe bieten) die Schreibung "V ff if für "V ^^^^ \1^ {dX&o
mdt BUR.BÜR für mät bur(?))- Abgesehen vom Mündungsgebiet, treten ja die beiden Ströme
gerade dei ihrem Laufe durch das Akkad zugehörige (Seite 95) Gebiet nördlich von Babylon
am nächsten zusammen.
Kingi und> ki ^E^^^ sind daher in erster Linie geographische Begriffe.
Zuzugeben ist aber die Möglichkeit, dass schon in dem Titel eines Dungi die Namen
daneben bereits als Bezeichnungen der Nationalitäten verwandt wurden. Waren nämlich die beiden
Landschaften Kiiigi und ki ^E^'^^ von Völkern verschiedener Nationalität bewohnt, so wird deren
Vereinigung unter einem Scepter (nachweisbar seit TJr-gur) auch der Mischung, dem comm-
hium und commercium^ Vorschub geleistet haben (die natürlich längst vorher eingeleitet sein
musste)^). Und wenn so gewissermaassen die Grenzen aufgehoben wurden, so lag es nahe,
dass mit den beiden Namen statt der Vorstellung nunmehr ungetrennter Gebiete die in ihrer
Dualität immer noch deutlich zu unterscheidenden Nationalitäten in den Vordergrund traten.
Aber die eigentliche Hervorhebung und Betonung des nationalen Gesichtspunktes möchte ich
V
doch erst Hammurabi zuschreiben, der aus dem babylonischen Reiche von Sumer und Akkad,
V
in welchem Sumer als Sitz der ältesten Herrscher und der älteren Cultur als Bezeichnung
des Stammlandes der herrschenden Nationalität voransteht, definitiv ein national-akkadisch-
semitisches Reich schuf, dessen Centrum in dem von den Semiten bewohnten Landstriche lag.
Bei Hammurabi begegnen wir auch dem Namen der Akkadier zuerst; und so weit
dieses von ihm gestaltete semitisch-babylonische Reich sich ausdehnte , so weit reichte auch
der Name des Landes der Akkadier. Man wird daher mit der Möglichkeit der Erweiterung
des Begriffes "V ^E^"^ ki = mät Äkkadi gegenüber dem alten ki ^E-W ^lu rechnen
haben und würde deshalb irren, wenn man das Gebiet des Landes Akkad und die Verwendung
des Namens Akkad für Babylonien aus dem durch die Occupation der Aramäer und Kaldäer
veranlassten Wegfall des alten Gebietes von Sumer (vergleiche jedoch schon o. S. 88) gewisser-
maassen durch ein Subtractionsexenipel erklärte: Kingi ki ^:j'^ minus Kingi = Sumer deckt
zeichnen sollte, wie sar Tcibrat arbai (siehe oben S. 86) — was, wie schon gezeigt wurde und weiter noch
giezeigt werden wird, durchaus nicht der Fall ist.
1) Amiaud's bor. 123 f. mit grosser Reserve ausgesprochenen Vorschläge, hurbur mit ßägßagog einer-
seits und mit einem vielleicht in Babel steckenden b^^lb'^J, (Gen. 11, 9) andererseits in Zusammenhang zu
bringen, bezeichnen sich selbst nur als reine Hypothesen, entbehren aber, selbst als solche betrachtet, der
Klarheit in der Begründung und in der Darlegung.
2) Siehe die von Bezold, PSBA., May 1889, herausgegebene Jist of officials" (81, 2—4, 187) Obv.
Z. 11 f., 22 f., Rev. Z. 11. Vgl. Amiaud (n. Strassmaier) BOR. I 124, n. 8.
3j Vgl. auch WiNCKLEK, UAG. S. 48 Anm. 1.
Die ^nrrüt kihrat arha'i. 93
sich durchaus nicht mit V >^t^ \^^| ! Das als mut Akkadi bezeichnete Reich ist das
babylonische Nationalreich, dessen Herrscher auch den Titel sar mdt Sumeri u Akkadi führen.
Und so wenig wie im Süden darf man aus der Ausdehnung des Gebietes von Akkad,
wie es sich nach Hammurahi darstellt, ohne Weiteres Schlüsse ziehen auf die nördliche Aus-
dehnung des Gebietes von ki >^ ▼ V und damit auf die etwaige Abgrenzung des Reiches von
Kinyi ki ^e^^ gegen die alte sarrüt kihrat arbai.
In Winckler's Aeusserungen über Bedeutung und Gebiet der sarrüt kihrat arhai
(irhitti) finden wir wiederum (vgl. S. 71) eine Mischung von richtigen Beobachtungen mit un-
richtigen oder doch unklaren Schlussfolgerungen. Winckler hat richtig gesehen, dass die
sarrüt kihrat arhai in alter Zeit ein im Norden Babyloniens gelegenes Reich ist^). Er hat
ferner scharfsinnig erkannt , dass die Führung des Titels sar kihrat irhitti bei den Assyrern
wahrscheinlich mit einer thatsächlichen Oberherrschaft über einen Theil Babyloniens (d. h.
des Landes Akkadi^ wie es sich, seinem geographischen Umfange nach, seit Hammurahi
gestaltet hatte) verbunden ist. Aber die von Winckler vorgetragene Auffassung der sarrüt
kihrat arhai als eines auch in späterer Zeit noch gleichsam trennbaren babylonischen Theil-
reiches ist unklar und unrichtig.
Suchen wir zunächst den objectiven Thatbestand nach den Inschriften zu geben,
wobei sich zu dem von WiNCKLER beigebrachten Material einige Ergänzungen fügen lassen:
Wir finden den Titel sar kihrat arhai bei Naräm-Sin. Derselbe nennt sich auf der
Vaseninschrift ^) nur sar kihrat arhai. Sein Vater Sargäni , der Stadtkönig von ]j ^iM'^
►-.^Äp^h dei' älteste Herrscher, von dem wir überhaupt Kunde haben, nennt sich dagegen nur
König der Stadt, König von |y ^II!-^ ►^^4^1 ^)- Aber in der Omentafel, welche sich auf
Sargon von A-ga-^^^^] uud Naräm-Sin bezieht, wird zweimal erwähnt, „dass Sargon die
vier Weltgegenden " erobert habe*), woraus man wenigstens soviel schliessen kann, dass die
Führung des Titels von Naräm-Sin auf eine Erweiterung des väterlichen Machtbereiches
zurückgeht, so dass es nicht überraschend wäre, wenn sich einmal Inschriften von Sargon von
IT ^II 1^ ^^^54p| fänden, in denen derselbe den Titel König der vier Weltgegenden führte.
Dann schweigt längere Zeit jede Kunde, bis wir Dungi, König von Lr , als König
der vier Weltgegenden wiederfinden; die semitische Inschrift, auf der er sich so betitelt, ist
in Ninive gefunden (s. u. S. 94 f.)
Nach einer Pause von wieder mehreren Jahrhunderten finden wir den Titel bei den
Königen der sogenannten zweiten Dynastie von C/r, die sich „König von Ur , König der
vier Weltgegenden" nennen. — Nicht viel später erhalten wir Kenntniss von der Entwickhmg
eines Königreiches, dessen Herrscher sich „Könige von Babylon" nennen (sieht unten S. 95).
Hummurahi^).^ der erste dieser Könige, von welchem uns Inschriften erhalten sind, führt neben
dem Titel eines Königs von Babel auch den des „Königs der vier Weltgegenden" ; dasselbe
gilt auch von seinem Sohn Samsu-ihma^).
1) Andere Aufiassun<?en siehe z. B. bei Tielk, Geschichte 73, 78. Vgl. jetzt auch Tielk, ZA IV,
423, Abs. 1 g. E.
2) I E 3, Nr. VII.
3) Siehe z. B. PSBA 1883/84 p. 11 u. 12.
4) III R 60. HOMMEL, Geschichte S. 304 f.
5) Oben S. 78 und Anm. 1.
6) Sumerische Inschrift auf einem Thoncylinder, publicirt von Strassmater, ZA III, Seite 153f.,
vgl. 140. Semitische Fassung desselben Textes auf einer Steintafel des Berliner Museums, in Umschrift
veröflentlicht von Winckler, Untersuchungen S. 140.
94 Erster Theil, viertes Capitel.
Aus dem folgenden Jahrtausend ist keine Nachricht über den Titel erhalten. Der erste, der
ihn wieder führt, ist, soweit ich sehe, der Assyrerkönig Tiglatpileser J. Es folgt Salmunasar 11^
der sich nicht nur selbst sar kissati sar mät Assur sor kibrat irhitti nennt , sondern der
auch, worauf ich besonders hinweisen möchte, sowohl von seinem Sohne Samsi-Ramniän^ wie
von seinem Enkel Bammdn-nirari III als sar kibrat irhitti bezeichnet wird, ohne dass ihm
ein weiterer Titel beigelegt würde. ^e\i Tiglatpileser III iühxen dann die sämmtlichen
Assyrerkönige, auch Sanherib (s. u.), den Titel sar kibrat irhitti {arhai). — Die Bedeutung
desselben zu ermitteln, stehen uns nur wenige Hilfsmittel zu Gebote.
Der Titel, wie er sich darstellt, ist zunächst wesentlich von allen übrigen Titeln
babylonischer Könige verschieden. Während in diesen allen — mit alleiniger Ausnahme von
sar kissati, einem Titel, der für uns von vornherein aufs Engste mit sar mät Assur verknüpft
erscheint und der wegen der spärlichen erhaltenen Nachrichten hier ausser Betracht bleiben
muss — die Herrschaft über eine Stadt oder ein grösseres geographisches Gebiet genannt
wird, ist in sar kibrat arha i eine solche Localisirung nicht ausgedrückt. Dass die ,vier
Gegenden" nicht etwa vier Gebiete, eine Art von Tetrapolis bezeichnen, woran man wohl
denken könnte, ersieht man aus der Nebenform des Titels: sar kullat kibrat irhitti, , König
der Gesammtheit der vier Weltgegenden". Es wird mit dem Titel dem Anscheine nach der
Anspruch auf eine Art von Weltherrschaft^) erhoben.
Aber an welchen thatsächlichen Besitz knüpft sich dieser Anspruch? Denn daran,
dass dieser Titel in ältester Zeit mit einer bestimmten Herrschaft verbunden war, möchte ich
im Anschluss an Winckler's Ausführungen *) und besonders im Hinblick auf die Eroberung
,der vier Weltgegenden" (?) durch Naräm-Sin (S. 93) festhalten.
Die Titel lugal Kingi ki ^^ ^ "^ und sar kibrat arhai begegnen uns bei einem und
demselben Herrscher und zwar schon bei Dunyi , gleichzeitig dem ältesten Könige, der den
erstgenannten Titel führt. Es sind die beiden einzigen Titel , die schon äusserlich dadurch,
dass sie nicht eine Stadt als Sitz der Herrschaft nennen, auf ein grösseres Herrschaftsgebiet
zu verweisen scheinen. Die beiden Herrschaften müssen also einmal neben einander bestanden,
ihre Gebiete, wenigstens zum grösseren Theil, eines das andere ausgeschlossen haben ^).
Da nun Südbabylonien und ein wesentlicher Theil von Nordbabylonien auf das Reich von
Kingi ki ^^ t ^ = Sumer und Akkad kommen, so bleibt für das Gebiet der sarrüt kibrat
irhitti keine andere Annahme übrig , als dass deren Machtsphäre nach Norden , nicht nach
Süden gravitirt hat, dass es die weiten Strecken von der Nordgrenze von ki ^^ t ^ im vor-
hammurabischen Sinne (o. S. 92 f.) nordwärts umfasst habe, soweit Angehörige des das Zwei-
stromland besiedelnden semitischen Stammes dort sesshaft geworden waren.
Bekanntlich ist diejenige der beiden Inschriften Dungi''s, in welcher er sich sar Uri
u sar kihrätim arha im nennt, ohne der Herrschaft über Kingi ki ,^ t "^ zu gedenken, in
Ninive gefunden (o. S. 59). Man hat dieselbe für verschleppt halten wollen , gegen welche
Annahme sich TiELE erklärt. Seitdem Amiaud die Inschrift neu herausgegeben, steht fest, dass
sie sich auf den Bau eines (iVer^al-)Tempels E-sid-lam, wahrscheinlich in Kutha, bezieht.
Amiaud hält damit die Frage zu Gunsten der Verschleppungstheorie für entschieden. Sie wird
jedoch auch ferner als offen zu behandeln sein. Wenn Diingi der Erbauung des Tempels
1) Vgl. TiELE, Geschichte S. 73.
2) Anderer Meinung Tiele, ZA. IV, S. 423 Abs. 1 a. A.
3) Vollständig irrig ist es, wenn Hummel, Geschichte S. 305 Anni. 1 die l'ibrat arbai als Syno-
nym von kingi ki ^TTIT bezeichnet.
Ein Monument aus der Zeit der Patesi'n von Babylon (?). 95
in Kutha eine grosse Bedeutung beimass , so konnte er sich auch ausserhalb Kuthas der-
selben rühmen.
Wie nun die sarrüt hihrat arhai und von Kinfji Jci ^e^W n^S^^ einander abzu-
grenzen sind, ist nicht zu entscheiden. Die Zeit der selbständigen Existenz der sarrüt kibrat
arhai fällt ja vor Sargon und Naräm-Sin, also in eine Zeit, lus der uns keine Nachrichten
über das Reich von Kinyi ki ^e^^ erhalten sind. Grenzverschiebungen und Gebietsverän-
derungen müssen jedenfalls in Betracht gezogen werden.
Indess lassen sich zu dieser Frage immerhin die folgenden Beobachtungen machen:
Man thut gut , sich zunächst nach dem Cultus umzusehen , mit welchem dieser
Titel vor Alters verknüpft ist und nach dem Orte, wo jener seinen Mittelpunkt hat.
WiNCKLER stellt die ansprechende Vermuthung auf, dass der Cultusmittelpunkt der alten
sarrüt Mrhat irbitti die Stadt Harsag-Tcalama in Nordbabylonien sei, weil die Assyrerkönige,
namentlich Salmanasar II und Tiylatpileser III, in dieser Stadt opfern und weil es „ein-
leuchtend ist", dass als „religiöser Mittelpunkt des Reiches der vier Weltgegenden die Stadt galt,
welche als Cultussitz des Berges der Länder gedacht wurde. Näheres über die Lage dieser
Stadt ist uns aber nicht bekannt".
Dass Kutha zum alten Reich der vier Weltgegenden gehört habe, wie Winckler an-
nehmen möchte, ist zwar möglich, folgt aber nicht aus der Nennung der Hauptgötter der
Stadt des Nergal und der Laz in dem Berichte Tiglatpileser''s III; denn dann müsste z. B. auch
Babylon, dessen Göttin Nana\a ebenfalls erwähnt wird, in der ältesten Zeit ein Theil der sarrüt
'kibrat arbai gewesen sein, was, wie sich sogleich zeigen wird, wahrscheinlich nicht der
Fall war.
3) Dass Babylon sich einmal aus einer Prt^esi-schaft zum selbständigen Königthum
entwickelt hat, hat man bereits seit Langem vermuthet, und es dürfte sich jetzt beweisen lassen.
Gleichzeitig damit wird wahrscheinlich , dass diese Ablösung von dem Reich von Kingi ki
burbur, nicht aber von dem der sarrüt hihrat irhitti erfolgt ist, mit anderen Worten, dass
Babylon und seiii Gebiet schon zu ki ,^ ^ ^ im vorhammurabischen Sinn gehört hat.
Ein für den ersten Punkt möglicher Weise sehr wichtiges Document ist schon seit
längerer Zeit veröffentlicht, aber so gut wie unbeachtet geblieben. Die amerikanische Wolfe-
Expedition hat aus Babylonien ein Gewichtsstück mitgebracht, dem wir in metrologischer^),
geschichtlicher und sprachlicher'^) Hinsicht wichtige Aufschlüsse verdanken. Die darauf
eingegrabene Legende lautet nach W. H. Ward's Publication ^) :
fo TU gi-na
ekal Nabü-sum-esir (isarii)
ahli I)a-lat(?)
^ pa-te-is-si ''" Mardiik
d. i. „|- [Mine in] Schekeln [ausgedrückt]*), Palast des Nabü-siim-esiri^), Priesterfürsten des
Marduh" .
1) Siehe C. F. Lehmann, Verh. d. Berliner anthr. Ges. 16./III. 1889 S. 256.
2) Lehmann, ZA IV. 292.
3) PAOS. New York, October 1886.
4) Oder etwa Ein Drittelsgewicht, TU = sikhi(??) in der allgemeinen Bedeutung ,. Gewicht",
„Gewichtseinheit" genommen (V). Ueber solche verschiedenartige Verwendung eines und desselben Maass-
oder Gewichtsnamens vgl. Lehmann, BMGW S. 253; auch Opfert, ZA IV, 372.
96 Erster Theil. viertes Capitel.
Für Mardiih kennen wir als ursprünglichen Cultussitz nur Babylon; in MardiiTi's
Namen maelit Hammurahi seine Eroberungen. Den pates{s)i des Marduk könnte man nun
freilich für einen priesterlichen Beamten halten, der auch unter dem Königthum functionirt
hätte. Dagegen spricht aber zunächst schon , dass sich die Könige von Babylonien und
Assyrien selbst den Titel eines patesi resp. issalcku beilegen^); die unabhängigen Könige
sind eben die Nachfolger der alten patesi. In etwas gemindert wird dieser Zweifel ferner
dadurch, dass von einem elxol dieses patesi die Rede ist; ekal „Palast" finden wir in der Regel
doch wohl nur als Wohnstätte eines gebietenden Fürsten verwendet. Das vorliegende Gewicht
ist seiner Inschrift nach^) der genau entsprechende Vorgänger der späteren königlichen und
mit dem Namen eines Königs versebenen (Maasse und) Gewichte, die, wie alles zum könig-
lichen Haushalt Gehörige, als Signatur die Worte tragen^): ekal NN. sar Babili respective
sar Assnr. Sind unsere Schlüsse richtig, so gehört das Gewicht in die Zeit, da Babylon noch
von patesi''s beherrscht wurde, also vor Begründung der sogenannten ersten babylonischen
Dynastie*).
Mit dieser ersten babylonischen Dynastie sind nun, wie Winckler^) wahrscheinlich ge-
macht hat, die Herrscher der sogenannten zweiten Dynastie von Ur etwa gleichzeitig. Diese
Könige von Ur nennen sich „König von Ur , König der vier Weltgegenden ", aber, wie
WiNCKLER hervorhebt, nicht König von Kingi Jci ^E^^' obgleich sie über Ur herrschen,
V
also jedenfalls einen Theil der südbabylonischen Landschaft Kingi = Sumer im Besitz haben.
Sollte sich nicht, nach dem oben (Seite 88) Dargelegten, das bisher unverständliche Fehlen des
Titels daher schreiben, dass, nachdem Babylon sich unabhängig gemacht hatte, ein wich-
tiger Theil der Landschaft ki >^ ▼ ^ nicht mehr der Botraässigkeit der Herrscher von Ur
unterstand und diese d esshalb sich nicht als Könige von Kingi ki ,^ t '^ bezeichnen konnten?
Diese Annahme darf, so lange zwar nicht weitere Zeugnisse dafür, aber auch keine
directe Beweise dagegen vorliegen, als Hypothese bestehen bleiben; denn sie enthält die unge-
zwungene Erklärung für verschiedene bisher ungelöste Schwierigkeiten und stimmt zu den
übrigen bereits gezogenen Schlüssen.
WiNCKLER^) hat scharfsinnig aus verschiedenen Anzeichen geschlossen, dass die zweite
Dynastie von Ur aus Nordbabylonien stamme. Unsere Annahme lässt das Bestehen derselben
deutlich als eine Etappe in dem fortschreitenden Kampfe des Nordens gegen den Süden, des
Semitismus gegen den Sumerismus erscheinen. Es sind nordbabylonische oder, wenn
unsere Auffassung der sarrüt kibrat arhdi richtig ist, so zu sagen ^praeassyrische" Herrscher,
die über Babylonien bis nach dem Süden hin herrschen, während sich gleichzeitig von dem
babylonischen Gesammtreich von Kingi ki ^e^^ im Gebiete von ki ^E^^ der Staat un-
abhängig macht, in welchem binnen Kurzem die beiden älteren Staatengebilde aufgehen sollen.
1) S. z. B. Neb. EJH I, 5. Sargon, Nimnul-Inschrift (Layard, 33, KB 2 S. 34 f.), Z. 1.
2) Metrologisch dagegen besteht ein Unterschied zwischen der älteren gemeinen Norm und der
durch spätere E,rhöhung entstandenen königlichen Norm. Näheres s. Lehmann, BMGW 270ff.
3) Vgl. Brandis, Bas Münz-, Maass- und Gewichtsivesen in Vorderasien bis auf Alexander den
Grossen S. 46, 49 ff.
4) Dass Naräm-Sin und Sargon von || C^lli/ ^Z^pJ schon Könige von Babylon gewesen
sein sollten, wie es nach Nabtina' id's Angabe (V K 64 Col. II, 59) scheinen könnte, wird von Winckleb
(Unterstichungen S. 77) in Zweifel gezogen und scheint auch mir — vorausgesetzt, dass diese Könige wirk-
lich, wie Nabonid angiebt, 32 Jahrhunderte vor ihm gelebt haben — nach der ganzen Entwicklung und
Lage der Dinge im höchsten Grade unwahrscheinlich.
5) Untersuchvngen S. 71, vgl. AOV 1887 10.
Bedeutung des Titels sar kibrat irbitti in assyrischer Zeit. 97
Wenn also auch auf eine genaue Abgrenzung der beiden Reiche von Kingi ki ^^TTy
und der kibrat arha i einstweilen verzichtet werden muss , so wird man in den Umrissen
ungefähr das Richtige treffen , wenn man in der alten sarrüt kibrat arba^i das , in etwas
nach Süden (nicht über Sippar hinaus) erweiterte Gebiet des späteren Assyrien erkennt, in dem
Doppelreich von Kingi ki ^e^^ dagegen — wir sprechen von der Periode vor hammn-
rabi — das entsprechend im Norden etwas beschränkte und verminderte Gebiet des späteren
Babylonien (im weitesten Sinne, den Süden bis zum persischen Golf mit eingeschlossen).
Sicher aber ist somit, dass man von dem Reiche der kibrat irbitti als einem trenn-
baren Theile Babyloniens überhaupt nicht, und ganz besonders nicht in der späten Zeit nach
der Consolidirung des Staates Akkad^ reden darf, wie es WiNCKLER thut^. Sondern der von
WiNCKLER wahrscheinlich gemachte Zusammenhang des Titels sar kibrat irbitti mit dem Besitz
eines Theiles von Babylonien erklärt sich vermuthlich aus dem Bestreben der Assyrerkönige, sich
als Erben der alten Krone der vier Weltgegenden zu betrachten, d. h. des Reiches, von welchem
Assur, da es noch unter patesVs stand, ein abhängiger Theil gewesen sein muss. Dazu wird
der Besitz einer Cultusstätte (vielleicht Harsagkala{m)mah) nöthig gewesen sein, die in ältester
Zeit zum Gebiete der sarrüt kibrat irbitti gehörte, späterhin aber gemäss der Gestaltung der
Dinge nach Hammurabi und nach Abtrennung des assyrischen Reiches zum Gebiete von Akkad-
Babylonien zu rechnen war. Darum wohl das Ringen der Assyrerkönige nach dem Besitz des
nördlichsten Theiles von -4Ä;7i;a(Z-Babylonien , in welchem diese Stadt gelegen ist. In diesem
Sinne drehen sich allerdings die in der sogenannten synchronistischen Geschichte geschilderten
Kämpfe um die sarrüt kibrat irbitti. Tiylatpileser I und Salmanasar II sind diejenigen, denen
es im Kriege gegen Babylonien oder vielmehr gegen die Beherrscher von Kardioiias, die auch
Akkad unter ihrer Herrschaft hatten, am besten glückt, und gerade sie erscheinen in den assyri-
schen Inschriften als „sar kibrat irbitti'^ ^) besonders deutlich bezeichnet. Später, nachweislich
von Tiglatpileser III an, ist sar kibrat irbitti ein selbstverständlicher Bestandtheil des Titels
der assyrischen Könige. Die Grenzregulirungen, Theilungen und Gebietsabtretungen, von denen
die synchronistische TafeP) redet, haben dazu geführt, dass der nördliche Theil Babyloniens,
d. h. des Landes Akkad, politisch als zu Assyrien gehörig betrachtet wird. Jener Titel konnte
somit nur von den Assyrerkönigen in Anspruch genommen werden; er ist so völlig assyrisch,
dass selbst Sanherib, der doch von einem selbständigen Babylonien nichts wissen wollte (o. S. 47)
und desshalb weder den Titel sar Babili, noch den eines sar mäti Sitmeri u Akkadi jemals geführt
hat, sich den Titel sar kibrat irbitti beilegte. Desshalb darf man auch in keinem Falle auf
eine aussergewöhnliche Beschränkung der Herrschaft über Babylonien bei Merodachbaladan II
und SamassiimuMn^) daraus schliessen, dass diese Könige sich nur sar Babili, sar niät Su-
meri u Akkadi nennen. Dass die sarrüt kibrat irbitti in jener Zeit ein selbstverständliches
Attribut der Assyrerkönige war, wird dadurch weiter bestätigt, dass wir nach Samsnilwia,
Hammurabi's Sohn , überhaupt von keinem babylonischen Könige wissen, der sich Avieder sar
kibrat irbitti genannt hätte.
Als einen weiteren Punkt, der zur Stütze unserer Anschauung von dem alten Gebiete
der sarrüt kibrat arbai (Seite 92) dienen kann — einer Anschauung, welche, wenn sie sich
bewahrheiten sollte, neues Licht auf die Geschichte und die Entwicklung der beiden nah
1) Wie ich aus Heft 4 von ZA IV (S. 423) ersehe, das mir unmittelbar vor Absendung des vor-
liegenden Abschnitts zum Druck zugeht, treffe ich in diesem Urtheil im Wesentlichen mit Tiele zusammen.
2) Oben S. 94.
3) Z.B. Col. 1, 28 ff.; III, 18 ff.
4) Gegen Winckler, Untersuchungen S. 86 f.
Lehmann, Saniassumukin. 13
98 Erster Theil, viertes Capitel.
verwandten und einander stets feindlichen Nachbarstaaten werfen würde — möchte ich die
kaum zufällige Wiederaufnahme des Namens des uralten Königs von jf ^H [^ ►^^5^^!' Sarcjon^
der die vier Weltgegenden eroberte, und dessen Sohn als Beherrscher der vier Weltgegenden
bekannt ist (s. o. S. 93), durch den assyrischen Usurpator Sargon II anführen. Die Identität
der Namen dürfte hier umsoweniger auf Zufall beruhen, als ja die Sargoniden — mit
welcher Berechtigung kann Niemand wissen — ihr Geschlecht auf uralte Könige (?) Assyriens
zurückführen (s. o. S. 29 u. Anm. 5).
Ferner ist in dieser Hinsicht die Versicherung Tiglatpileser's, I merkwürdig, dass
Assur ihn zur Beherrschung der vier Weltgegenden berufen habe^), nicht minder auch die
von WiNCKLER hervorgehobene Thatsache, dass Salmanasar II in Harsaghalama ^ einer geo-
V
graphisch zu Akhad gehörigen Stadt, unter Anderem auch dem As&ur und der Serüa opferte.
Fassen wir schliesslich nochmals zusammen, was diese erneute Untersuchung über die
Entwicklung und die politische und ethnische Zusammensetzung der beiden grossen Staats-
wesen des Zweistromlandes ergeben hat:
An der Spitze der Entwicklung stehen die kleinen Reiche , bestehend aus der Stadt,
die das Heiligthum des Hauptgottes enthält, und deren Gebiet, deren Beherrscher sich, wenn
sie selbständig waren, „Könige" lugal = sarru, wenn sie einen anderen König als Oberherrn
anerkennen mussten , patesi's nannten. Wir kennen von solchen bis circa 2000 vor Christus
herab, von Süden nach Norden gerechnet, die patesVs von *"\^ ^ T *"^Ii die Könige von
Ut\ Nisin, Nippur, Larsa, Erech, die patesi's und Könige von Babylon, die Stadtkönige von
Sippar-]} ^y 1 1-^ ^^^^Hi ^^^ patesi's von Assur.
Daneben finden wir aber bereits in frühester Zeit zwei*) Titel, die einen wesentlich
anderen Charakter tragen, die keinen Stadtnamen in sich schliessen, sondern die Bezeichnungen
weiterer Herrschaftsgebiete enthalten und die, wie sie nacheinander von den verschiedenen
Kleinkönigen in Anspruch genommen werden , wenn sie das Uebergewicht in Babylonien
erlangen, offenbar die Herrschaft über ein grösseres Machtgebiet, eine Hegemonie bedeuten.
Während der eine dieser Titel, lugal Kingi ki ^E^'^ , deutlich zwei geographisch oder
doch ethnisch bestimmbare Elemente in sich schliesst, ist der andere, sar kibrat irbitti, König
der vier Weltgegenden , ein allgemeiner Ausdruck für den Anspruch auf die Herrschaft über
die ganze Welt. Der letztere ist in Nordbabylonien localisirt, wird bereits in ältester Zeit
nur von rein semitischen Herrschern geführt, und deutet also wahrscheinlich auf ein semitisches
Reich, dessen Könige sich als Herren der Welt bezeichnen, wie wir das später namentlich bei
den assyrischen und persischen Königen wiederfinden.
Die ältesten Beherrscher von Kingi ki ^^ ^ ^ schreiben sumerisch, sie bezeichnen
sich „König von f/r, König von Kingi ki »^ tT^". Die Herrschaft von Kingi ki ^^V'y
geht an die Dynastie von Nisin, dann an die von Larsa über, deren Macht hinter der der
ersten Dynastie von Ur zurückbleibt. Zur Zeit der letzteren finden wir dann die sarrüt kibrat
irbitfi, nachdem sie unter der sogenannten zweiten Dynastie von Cfr mit der Herrschaft über
Ur verbunden gewesen war, bei einem anderen neu emporgekommenen Reiche, dem von
Babylon, dessen Beherrscher Hammurabi nun auch durch Besiegung des Königs von Larsa
die Herrschaft über Kingi ki ^^^, über die t^lyT Sunieri"' u Akkadi'" erringt und damit
1) Im Sinne der Assyrer scheint, wenn diese Schlüsse richtig sind, -wahrscheinlich auch, da die
Nanaiia von Babylon an derselben Stelle genannt wird, die Oberhoheit über Babylon mit dem Titel des §ar
kibrat irhitti verbunden gewesen zu sein. Schlüsse für die ältere Zeit dürfen jedoch hieraus nicht gezogen
werden (vgl. oben S. 95).
2) Von der sarrüt kissati sehen wir hier ab (s. oben S. 94).
Rückblick auf die Entwicklung des babylonischen StaatswcHens. 99
die Herrschaft Dungi'fi unter einem Scepter wiedervereini^^t. Es ist irrig, Hammiirahi.
wie es vielfach geschieht, als denjenigen darzustellen, der Babylonien zum ersten Mal /u einem
Gesammtreiche vereinigt hat (vergleiche oben Seite 60 Anmerkung 3). HammuraU'A Sieg i>t
eine Etappe in dem Vorrücken des Schwerpunkts der Herrschaft und der Cultur von Süden
nach Norden, er bezeichnet den Sieg der Semiten über die Angehörigen der anderen Kace,
der Akkadier über die Sumerier, ein Ziel, zu dessen Erreichung bereits die Unter-
werfung t/r's durch die nördliche Dynastie der Herrscher der vier ^Veltgegenden (Seite 96)
den Weg gebahnt haben muss.
Das sumerische Reich Dunc/i's und das akkadische Reich HammurahVi haben
nach Allem, was wir wissen, die gleiche Ausdehnung: sie umfassen ganz Babylonien im
weitesten Sinne und erstrecken sich wahrscheinlich auch über Mesopotamien, über das spätere
Gebiet Assyriens hin.
Wie sich das Dunkel lichtet, das über den auf Hammurahi folgenden Jahrhunderten
lagert, finden wir an Stelle des einen zwei semitische Reiche, Alckad (-Kardunias, s.o. S. 79)
und Assur^ im Kampfe mit einander, in dessen Verlauf ein immer weiteres Vordringen Ässur's
stattfindet. Wenn man überhaupt von dem Fortleben der früheren Idee eines einheitlichen
semitischen Reiches sprechen kann, so sind deren Träger die Assyrer. Die Assyrerkönige, und
nur diese, beanspruchen und führen den Titel sar kihrat irhitti, Assyrer sind es auch, die, so-
weit wir sehen können, nachdem sie in den Besitz Babyloniens gekommen sind, den zuletzt
von den Kassiten geführten Titel sar mät Sumeri u Alikadi aufnehmen und damit, .so schien
es uns (S. 81) möglich, die Herstellung des Reiches in seiner alten Ausdehnung auch nach
Süden auf ihr Programm setzen. Das Streben nach Wiederherstellung des alten Einheits-
reiches gipfelt in Asarhaddon's muthmasslichem Plan (o. S. 41), den Sitz der Centralgewalt
nach Babylonien zu verlegen.
Dass ich Recht hatte, wenn ich Winckler's hierhergehörige Aufstellungen als ein
seltsames Gemisch von richtigen und von irrigen Beobachtungen und Begründungen bezeich-
nete, mag folgende Zusammenstellung noch einmal zeigen.
Es ist richtig, dass, wie WiNCKLER behauptet, das Erscheinen der altbabylonischen
Herrschertitel in der Titulatur der späteren Könige einer staatsrechtlichen Bedeutung nicht
völlig entbehrt; es ist aber falsch, für die spätere Zeit von verschiede neu Reichen zu
sprechen, aus denen sich Babylonien zusammensetze. Es ist richtig, dass der Titel lugcd
Kingi ki ^^^ zuerst bei den Herrschern von Ur auftritt; es ist falsch, dass durch
Kingi ki ^e '^'^ eine südbabylonische Herrschaft um Ur bezeichnet werde, und nicht er-
wiesen, dass für die Führung des Titels der Besitz von Ur Vorbedingung sei; es ist daher
V
erst recht falsch, die sarrüt mät Sumeri u Akhadi als die Herrschaft über ein ,süd baby-
lonisches Reich" zu bezeichnen, während es möglich erscheint, dass die Führung des Titels
in späterer Zeit das Programm einer Erweiterung Babyloniens nach Süden auf den Umfang
seiner alten Machtsphäre darstellte. Es ist Avahrscheinlich, und darin liegt das bedeut-
samste positive Ergebniss der WiNCKLER'schen Untersuchungen, dass es politisch von Bedeutung^
ist, wenn die Assyrerkönige sich den Titel sar kihrat irhitti beilegen und ebenfalls wahrschein-
lich, dass, weil zur Führung dieses Titels der Besitz gewisser geographisch in Nordbabylonien
gelegener Heiligthümer nothwendig war, mit demselben die Oberhoheit über Theile von Nord-
babylonien in Akkad im nach-haramurabischen Sinne verknüpft ist, aber diese Landestheile
machen nicht das Reich der vier Weltgegenden aus und auch kein politisch trennbares Glied
eines aus mehreren solchen gleichstehenden Gliedern zusammengesetzten Staatsganzen, ^^'ahr
ist in gewissem Sinne, dass die Titel sar kihrat irhitti und sar mat Sumeri u Akkadi geführt
13*
100 Erster Theil, viertes Capitel.
werden, um alte Herrschaftsansprüche zu erneuern oder in ihrer Fortdauer darzustellen, aber
sie sind in ihrem Wesen und ihrer Bedeutung durchaus nicht als adaequat zu behandeln.
Es ist ferner gewiss richtig, dass zeitweise, wenn Theile von Nordbabylonien politisch
zu Assyrien gehörten (S. 97), während im südlichen Zweistromlande die kaldäischen und ara-
mäischen Staaten immer mehr an Ausdehnung gewannen, das Reich Babylonien, mät AJckadi,
ein recht kleines Gebiet einnahm. Es ist aber durchaus irrig, zu behaupten, dass das Stadt-
gebiet von Babylon ein kleines ideelles Reich für sich gebildet habe , das bestehen geblieben
wäre, während die Assyrerkönige über Babylonien herrschten, und ist folglich auch falsch die
Möglichkeit in's Auge zu fassen , dass ein König von Babylon in Babylon als gesondertem
Reiche einen anderen Namen geführt habe, als im übrigen Babylonien (siehe o. S. 84 und
Anm. 1). Der König von Babylon ist im Gegentlieil, so weit wir sehen können, allezeit
König von Akkad-Bskhylonien geblieben, mögen im Uebrigen seine Befugnisse und seine
Herrschaft durch die Assyrer, die sich als seine Oberherrn betrachtet wissen wollten, noch so
sehr geschwächt und eingeengt worden sein.
Nach diesem ausführlichen, aber zur Klärung allgemein sowohl, wie speciell für unsere
Frage nöthigen Excurse kehren wir zu unserem Hauptthema zurück und beantworten die
Frage H:
Ist die gegnerische Behauptung von der Nichterwähnung einer anders
gearteten Sprache beweiskräftig oder auch nur thatsächlich richtig?
1) Sie hat, selbst wenn sie thatsächlich richtig wäre, keine Beweiskraft.
Denn wenn, wie aus dem Dargelegten hervorgeht, die sumerische Sprache bereits in
uralter Zeit im Schwinden begriffen war^) und ihr Leben nur noch in den religiösen Ge-
bräuchen und in der Kunde der Priester und Schriftgelehrten fristete , so lag absolut kein
zwingender Grund vor , derselben in den Texten Erwähnung zu thun , die die Heldenthaten
der Könige berichten und im Wesentlichen nur di& zur Zeit der Abfassung bestehenden Ver-
hältnisse berücksichtigen.
2) Sie ist thatsächlich unrichtig.
a. Ich glaube oben gezeigt zu haben , dass in den älteren Texten deutliche Spuren
von einer neben den Akkadiern , als der semitischen Bevölkerung Babyloniens, vorhandenen
Bevölkerung anderer Sprache und anderer Nationalität, den Sumeriern, nachweisbar sind.
Nehmen wir aber einmal an, der Beweis wäre nicht gelungen: dass in keinem Falle
die zuversichtliche Behauptung, es werde nirgends in den keilinschriftlichen Texten neben
den „Kossäern"^) einer Bevölkerung anderer Nationalität gedacht, aufgestellt werden kann,
geht aus den obigen Betrachtungen mit Sicherheit hervor.
b) Wir haben oben (S. 88) bereits darauf hingewiesen, dass die blosse Thatsache der
Aenderung des Namens Sumeri in *^^]j*^ iE] ein Beweis dafür ist, dass man mit Sumeri
noch bestimmte Vorstellungen verband.
Der Name ist aber geradezu ein Beweis für die Existenz der sumerischen Sprache und
ist als solcher auch von Delitzsch^), ehe er sich Halievy bedingungslos anschloss, ausdrücklich
"anerkannt worden. *^^J^ ist bekanntlich Ideogramm für lisänu, „Sprache". Es wird hier
also deutlich der Name Sumeri durch einen Ausdruck vertreten , dessen eines Element das
1) Oben S. 60/
2) Muss heissen Kassiten, die zudem wahrscheinlich gerade der Elam bewohnende semitische
Stamm waren (vgl. oben S. 63 Anm. 2 und siehe neuerdings Opfert, ZA V, S. 106 f,).
3) Paradies S. 196.
»"^TTm J^Jj Sprache der Beschwörunj^. 101
Wort für , Sprache" bildet. Da ]^ resp. ]^ ]j^) unter Anderem = a.9.sa/)M , Beschwörer,
Priester" ist, so war die erste Deutung, welche Oppert'*) für *"^Jt^ IeJ vorschlug, , Sprache
der Anbetung, Beschwörung, heilige Sprache".
Zu "V ^^j[t>-^ ]^ gehört nach der der Darstellung der Feldzüge Sanherif/n beigefügten
Legende jedenfalls Bit-Jakin, der im äussersten Süden Babyloniens gelegene Aramäerstaat; als
Ueberschrift zur parallelen Darstellung eines in Nordbabylonien vorgekommenen Ereignisses
erscheint dort die Gruppe V *^^Jl3f ^IIK tH- -A-Js diese Ueberschriften bekannt geworden
waren, schloss man, da *^t^^*-| ^J für Sumeri steht, so müsse *~^Jl^ ^I In TT^ für Akkadt
zu setzen sein. Opfert fasste dann *"^Jllq ^1 |H TT^ ß*^^^ ^HW^ ^^^ limn sukkalli „Sprache
der Sklaven", eine Bezeichnung, die im Gegensatze zu V *^^]m^ ^l stehen sollte, dessen
bisherige Deutung „Land der Sprache der Beschwörungen" nunmehr aufgegeben und durch
„Land der Herrensprache" wiedergegeben wurde, wozu die Anwendung von ]^ als Ideogramm
für ruhii^) die Möglichkeit zu bieten schien. Haupt*) jedoch wies später darauf hin, dass
t^I I [^ = sukkallu nicht den „Sklaven", sondern den „Boten" bezeichnet und rubü zwar „hehr",
aber nicht „Herr" bedeute^) und dass desshalb die üebersetzung „Herrensprache" und „Diener-
sprache" zu verwerfen sei.
Amiaud^) hat dann in scharfsinniger Combination darauf aufmerksam gemacht, dass ]^
als Ideogramm für tukultu mit \l^^^>^n I wechselt und dass es daher möglich sei, dass ]^
auch die übrigen Bedeutungen des letzteren Ideogrammes in sich schliesse , nämlich kasäpu
„incantare", ittu^ Plur. idäti, „augurium, Orakel, Beschwörungsformel", hani „schauen", „eine
Vision haben". Zu Gunsten dieser Gleichsetzung wird von Amiaud femer angeführt, dass IeJ
= tenm und sipnt „Botschaft" ist und dass Orakel und Träume als göttliche Sendungen auf-
gefasst werden. Sodann ist II R 21b, 39 >jhe-| l^ (d. i. „Mann der Beschwörung") kalü,
und Amiaud meint, dass dies blos eine dialectische (?) Schreibung für >.yy | \|*"^>_in aba-
rakku „Priester" '') ist, eine Annahme, die ihr Urheber weiter noch stützt durch den Hinweis
auf die Aussprache se, die dem Zeichen \|*"^^I j [ zukommt und die auch die jüngste Form
der Aussprache für die Postposition iEJ ist (s. u.).
Für V »^^Jt^ IH] ergiebt sich also die Deutung „Land der Sprache der Orakel,
1) II, 24, 24a assapu; II, 15, 4a Ut ussappi (Brünnow 10523).
2) Ettides sumeriennes p. 7.
3) Brünnow 10547.
4) ZK II, 269.
5) Auch das ist nicht ganz correct: rubii kommt, so viel ich weiss, nur als Substantiv vor, ,der
Fürst", „der Grosse", und das stimmt zu der von Delitzsch, Assyr. Grammatik § 65 S. 157 geäusserten Be-
obachtung, dass die Formen Jk*i höchst wahrscheinlich nur Nomina bilden. Dazu stimmt auch der Plural nibe
(statt des adjectivischen 7-ubuti). Es ist daher eine Inconsequenz, wenn Delitzsch an einer anderen Stelle
der Assyr. Grammatik (§ 68 S. 185 Abs. 1) rube als Plural eines Adjectivums aufführt. Desshalb kann ich
auch die von mir, Diss. p. 52 Thesis VI, vorgeschlagene Üebersetzung von "V" ^C^n*n JpT als „Land der
hehren, der heiligen Sprache'' nicht aufrecht erhalten. Dem Sinne nach hatte ich allerdings, und zwar, ehe
ich von Oppert's älterer Deutung Kenntniss hatte, das nichtige getroffen.
6) Babylonian and Oriental Becord I, Nr. 9, July 1887, p. 129 f.
7) Delitzsch, Wörterbuch S. 68 f.
102 Erster Theil, viertes Capitel.
der Beschwörungen'' — „der Priesterschaft ". V *^^JlH ^IlK iH (Seite 101) liest Amiaud
mät eme lag-ga und deutet es als „Land der klaren, der verständlichen Sprache". —
Es fragt sich nun zunächst: ist eine andere Deutung des den Begriff ^^Jt^ Sprache
näher bestimmenden iEJ mit unseren jetzigen Mitteln möglich? Dies ist zu verneinen. Weder
der Begriff der „Kleidung"^), noch der des „Sitzens", die für iBj zur Wahl stehen, können
mit „Sprache" in irgend eine verständige Beziehung gesetzt werden*). Und was Halevy's
Lesung kamitu anlangt, welches er als ein Femininum eines Babylonien zukommenden Namens
kam(ii)^) fasst, so kann dieselbe, als auf gänzlich irrigen Voraussetzungen beruhend, nicht
ernsthaft discutirt werden.
Es bleibt also dabei : mit den uns heute zu Gebote stehenden Mitteln gelangen wir
zu keiner anderen Erklärung für *^^Jt^ IeJ , als Sprache der „Orakel" oder der „Be-
schwörunsfen." Und wenn man diesen Namen mit der Thatsache zusammenhält, dass die
sumerische, von HalöVY geleugnete Sprache sich im Ritus und Cultus am Längsten erhalten
hat, und dass es Zauber- und Beschwörungsformeln sind*), die uns diese Sprache in ihrer
reinsten und unverfälschtesten Form zeigen, so wird, wer unbefangen urtheilt, zugeben müssen,
dass der Begriff sich mit dem Namen auf's Beste deckt. Dafür, dass das Ideogramm wirklich
auf eine Sprache und zwar die sumerische deutet, hat sich jüngst eine glänzende Bestä-
tigung ergeben durch Bezold's Auffindung eines bilinguen Texts, in welchem ^^Jj^ |p|
geradezu durch lisän Sumeri wiedergegeben wird^).
Freilich ergiebt sich dann hier eine weitere Frage: In dem Augenblicke, wo für mät
Sumeri die Bezeichnung "V *"^Tt>-| ]^ eingeführt wurde, muss die Kenntniss, dass die Sprache
der Beschwörungen in Südbabylonien , in Sumer, ihre eigentliche Heimath hatte, noch vor-
handen gewesen sein. Es mussten, wenn nicht Reste dieser Sprache selbst, so doch Ueber-
lieferungen und Anhaltspunkte erkennbar sein, die berechtigten, eben in jenen südbabylonischen
Landstrichen die Sprache der alten Cultur zu localisiren. Das Ideogramm tritt bekanntlich
zuerst bei Sargon II auf. Es lässt sich nicht entscheiden, ob das Ideogramm schon in älterer
Zeit geschaffen wurde und nur seit der Sargonidenzeit erst in regelmässige Verwendung kam
oder ob es wirklich erst in dieser Zeit geschaffen wurde. Wir haben oben (S. 81) als mög-
1) Brünnow 10533/4 und 10523 vgl. sogleich Anm. 3.
2) Freilich kommen gerade in Verbindung mit >^t^TjV-| Bezeichnungen vor, die zum Ausdruck
von , uns einstweilen oft unverständlichen grammatisch-philologischen termini technici dienen. (S. unten
zur jDialectfrage".) Die Gruppe >-^Tt>-T 1^\ aber, die meines Wissens stets nur in historischen resp.
geographischen Texten erscheint, dürfte nicht unter diesem Gesichtspunkte zu betrachten sein.
3) Wenn ^C^^^j \^^^ (<^[) wirklich Sumer, Südbabylonien, bedeutet (Satce, Accadian
Phonology 14; Schkäder, KGF 294; Haupt, CV XXXI; Hummel, Semiten 258; 289; 465; 471), so wird dies
als eine ideographische Schreibung aufzufassen sein; ob entstanden aus >-^T*^T T*^ für >-^h>-T (Hummel)??
Die Lesung tu für ^^| kommt niemals in der gesammten keilinschriftlichen Literatur als Silbenwerth vor,
sondern ist eine abgeschliffene Form des sumerischen Wortes für Kleidung tug, assyr, stibätu (vergleiche
Jensen, Surbu p. 28 sq.).
4) Haupt ; Hommel, Semiten 302 ff.
5) ZA IV, Heft 4, S. 434, Z. 6/7 des bilinguen Textes. Vergleiche auch ebenda in Anmerk. 2 die
beiden Zeilen aus Sm. 1538, in deren zweiter die Ergänzung [Ji-sa-an Su-me]-7'i sa d-ih-ri gegenüber dem
^:*"^n^ IP| ^»Jp^ ^>^ IT^^ ^^^ ersten Zeile, wenn auch „unsicher" (Bezold), doch sehr
wahrscheinlich ist.
^^^T>-] ^1 keilinschriftlich geradezu durch lisän Sumeri wiederge^jeben. 103
lieh erkannt, dass die Verwendung des Titels sar mdt Humeri u Akkadi eine aggressive Tendenz
hatte, dass es ein ^gardez" war, welches den Kaldäern, die sich auf dem Boden des alten Kxngi
= Sumer festgesetzt hatten, zugerufen wurde. Geographisch und politisch war vom alten Sumer
nichts mehr übrig; es Hesse sich denken, dass die Xamensänderung aus dem Bestreben hervor-
gegangen ist, jenes Gebiet unmissverständlich durch ein ihm charakteristisches Merkmal zu
bezeichnen; als solches hätte sich die lebende oder in der Erinnerung lebendige Sprache ge-
boten, ^) — Dies ist natürlich nur eine Vermuthung.
Jedenfalls steht soviel fest: das Factum, dass für Kingi = Stimer und dessen Bewohner
eine Bezeichnung erscheint, deren Hauptelement das Zeichen für Sprache ist, eine Bezsich-
nung, welche kaum anders gedeutet werden kann, als „Sprache der Orakel oder der Beschwö-
rungen" und welche thatsächlich übersetzungsweise in der keilinschriftlichen Literatur als
Sprache von Suraer oder der Sumerier bezeichnet wii-d, lässt die zuversichtliche Behaup-
tung, dass nie und nirgends in der keilinschriftlichen Literatur eine fremd geartete Sprache
erwähnt werde, als völlig unberechtigt erscheinen.
c) Als weiteres Beweismittel für die Unrichtigkeit dieser gegnerischen Behauptung
kommt vielleicht die Stelle 11 R 30, 17 b (Strassmaier, AV 231) in Betracht, auf welche Amiaud*)
aufmerksam gemacht hat. Hier wird *^^^*^| ^ ▼ T^ \lB^ *"*^T^ ^[t durch elilum er-
klärt. Da nun *"^^lj »^^^f-^ *^*^T^ ^|T^) durch miäamü „sprechend" gedeutet w^'rd, so
kann der obige keilinschriftliche Ausdruck kaum etwas Anderes bedeuten, als „die Sprache von
Akhad reden". Sein assyrisches Aequivalent vergleicht Amiaud scharfsinnig und ansprechend
mit t'lPlj;, dem hebräischen Wort für vi^Jicog „unmündig". Er glaubt daher, dass in '^'^)^'^ =
elilum der Begriff des Stammeins, der unverständlichen Rede liege. Ist dies richtig, so er-
giebt sich die Gleichung: „die Sprache von Ahl:ad sprechen = stammeln", „unverständlich
reden"*). Das Vocabular, welches uns die Gleichung überliefert, muss wie alle diese Hilfsmittel
1) Wenn ich somit, gleich Oppeiit, Lenokmäxt und Sayce, die Möglichkeit in's Auge fasse, dass
das Sumerische sich in gewissen Gegenden Südbabyloniens als Volkssprache noch bis verhältnissmässig
späte Zeit erhalten habe (vgl. auch das unten über »-j^n [ ] <Tp[ Gesagte), so ändert das Nichts an meiner
Ansicht, dass man nach Hammurahi „die Fortexistenz des sumerischen Elementes in maassgebenden
Schichten der babylonischen Bevölkerung nicht lange 'mehr werde annehmen dürfen (ZA IV, 387)".
Desshalb ist es unrichtig, wenn Halevy (ZA IV, 221) mir vorwirft, ich hätte vergessen, dass die soeben Ge-
nannten „soutiennent la persistance vivante de l'accadien (muss heissen du sumerien oben S. 71) jusqu'ä
l'epoque des Achemenides". Im Uebrigen halte ich mich durch die Ausführungen in dem vorliegenden
Capitel dieses Buches der Nothwendigkeit überhoben , auf die sich grossentheils mit meinen Ausführungen
ZA III, S. 386 ff. beschäftigenden Darlegungen Halevy's, ZA IV, 205 ff., widerlegend einzugehen. Ich gebe
gerne zu, dass die Form, in welcher ich meine Ansichten äusserte, einem so scharfen Dialektiker, wie es
Halevy ist, Angriffspunkte und Gelegenheit zu scheinbaren Widerlegungen geben konnte: der Kern der
Sache, den ich im Vorliegenden herausgeschält zu haben hoffe, bleibt davon unberührt. Halevy schliesst
seinen Artikel mit dem folgenden Satze (Seite 221 f.): ,M. Delitzsch et moi , nous attendons de ferme
pied l'arrivee du nouveau lutteur qui sera bientöt un partisan, car l'antiaccadisme n'a pour ad-
ver sai res que ceux qui le connaissent insuffisamment". Ich -begnüge mich dem gegenüber
damit, auf meine Bemerkung oben S. 61/62 zu verweisen und Herrn Halevy zu versichern, dass, soweit i'^h
die keilinschriftliche Literatur und das Material für die Entscheidung der sumerischen Frage überblicke,
es mir dauei'nd unmöglich sein wird, mich seiner Partei anzuschliessen. Dem Urtheile der Wissenschixft
bleibt die Entscheidung darüber anheimgestellt, ob meineVertretung der Existenz der sumerischen Sprache
auf ungenügender Kenntniss der antisumerischen Denk- und Kampfesweise beruht.
2) Babylonian and Oriental Becord I, Nr. 8, June 1887, p. 123.
3) II 7, 32 b. Vgl. II 7, 31c, II 30, 22 c (Brünnow 283).
4) Nur soweit vermag ich Amiaud zu folgen, während ich seine weiteren Schlussfolgerungen nicht
anerkennen kann. Amiaud nämlich — ausgehend von der alten Anschauung, die überall, wo Akkad er-
104 Erster Theil, viertes Capitel.
zum Studium der sumerischen Sprache, welche gleichzeitig für deren einstige Existenz wie für
ihr Aussterben und für das Aufhören ihrer Verständlichkeit Beweise liefern, natürlich in ver-
hältnissmässig später Zeit entstanden sein. Dann darf man, wie oben (Seite 71 ff.) gezeigt,
wenn Akkadü erwähnt wird, nicht mehr ein ungenanntes Sumeri als Gegensatz vermuthen,
sondern "V >^ t ^ KiH] = '>nät Akkadi heisst nichts weiter als Babylonien. Dann ist
*^^i^ ^^V \IeJ *^^^|^ HT nichts weiter als Ideogramm für den Ausdruck: ^die"
oder „eine Sprache Babyloniens sprechen" und zwar eine Sprache, die durch die Erklärung
elilum, wenn anders Amiaud Recht hat, als unverständlich, fremdartig bezeichnet wird. Stammt
diese Bezeichnung von den Assyrern, worauf die Beschaffenheit des Vocabulars zunächst schliessen
lässt, so ist sie wohl verständlich. Das sumerische Idiom, soweit es noch gesprochen oder
künstlich erhalten wurde , gehörte jedenfalls nur Babylonien (im weitesten Sinne) an und
konnte daher von den Assyrern als das dem Lande Äkkad, d. i. Babylonien, eigenthümliche,
fremdartige Idiom hingestellt werden. Aber auch vom Standpunkte der Babylonier erschiene
es zur Noth erklärlich, dass sie eine Sprache, die ausschliesslich ihrem Lande angehörte, als
speciell in Äkkad, d. i. Babylonien, heimisch bezeichneten, indem sie sich als Gegensatz die
semitische Sprache dachten, welche ihnen mit den Assyrern gemeinsam war.
Aehnlich steht es mit den berühmt gewordenen Tafelunterschriften, in welchen Tafeln
V
von Ässur neben Tafeln von Akkad (III R 55, 12) Tafeln von Sumer und Äkkkad^) genannt
werden. Ki pi duppe u telmedi lahirüti GAB.RI. Assur u Akkadi und ki pi dnppe.^"..Assu9\
V
mät Sumeri u Akkadi. Dass mit diesen Bezeichnungen auf die Sprachverschiedenheit Bezug
genommen wird, ist nicht gesagt und erscheint unwahrscheinlich. Schon Lenormant hat hervor-
gehoben, dass gerade die letzterwähnte Unterschrift unter einem einsprachig-semitischen
Text steht. Dass t^ *"InI GAB.RI., assyrisch maljiru, saninu,^) nicht, wie ScHKADER vor-
geschlagen hatte, „in Columnen getheilt" bedeutet, zeigen ebenfalls die Fälle, wo dieses Ideo-
gramm unter einsprachigen Texten erscheint, bei denen von solcher Tbeilung in Parallel-
columnen nicht die Rede sein kann.^) Eri^ *"| n! bedeutet „andere, gleichlautende Niederschrift",
„Vorlage", „Duplicat"*). Also: „gemäss alten gleichlautenden, genau entsprechenden assyri-
schen und babylonischen Tafeln"; nicht: „gemäss den alten in Parallelcolumnen
getheilten Tafeln von Assur und AkJcad'^ ^).
wähnt wird, als ungenannten Gegensatz, ein Sumer wittert — glaubt, dass wir es hier mit einer Bezeichnung
zu thun haben, welche die alten Sumerier ihren fremdgearteten Nachbarn resp. den Mitbewohnern ihres
Landes gegeben hätten. Ki bur-bur, „Land der unverständlichen Rede* (vgl. S. 92 Anm. 1), hätten die Sumerier
das vornehmlich von den Semiten bewohnte nördliche Gebiet genannt. Die Semiten hätten dann diesen an
sich wenig schmeichelhaften Namen acceptirt, ein Verfahren, wofür es allerdings in der Geschichte Analogien
genug giebt (Geusen!) und hätten diese Bezeichnung nach ihrer Weise und für sich passend umgedeutet.
1) ScHBADER, ZDMG. 29, 46. Delitzsch, Ass. Studien S. 3 Anm., S. 126 ff. Lenormant, 3Iagie 380 ff.
2) Delitzsch, Assyrische Studien, 101 ff. ; Brünnow 4497 bis 4506.
3) Z. B. III R 64, 32 b U pz t] ^^U >-]<] ^^TT dllT t^ '^!T<I ^''^'^'■
4) HoMMEL, Geschichte 402 f. Teloni, Libri Documenti e Biblioteche nelV antica Mesopotamia
(Firenze 1890; p. 48 sq. n. 4, vgl. p. 8 n. 4.
5) In dem Ideogr. ff^ ^IlM ^^^ ^^^^ ^^^ Bedeutung von , zweiter, gleicher" zu suchen. Nun
heisst „zwei" im Sumerischen tab, Nebenform tag, dag (s. u. bei den Zahlwörtern) und eben dieser Lautwerth
tag, dag eignet dem Zeichen 5^. Die Verlängerung c'ar auf g endigenden Wortstämme durch eine mit r
beginnende Silbe ist mehrfach beobachtet (vgl. Haupt, Akk. Sprache 29 sub 7) ; das auf r folgende i gegenüber
der Nebenform jfv<^ ^^T |' GAB. RA (Delitzsch, a. a. 0.) kann auf eine Mouillirung deuten. Ich stelle
deshalb zur Erwägung, ob 5^ *"IK| nicht dag-ri i. e. daggi, dajj'', düjj^ zu lesen ist. Ich habe diese
Vermuthung, die W(^hl den ersten Vorschlag zur Lesung des Ideogramms enthält, bereits Januar 1886
(s. 0. S. 70 Anm. sub II) Herrn Dr. Bezold brieflich mitgetheilt.
Halävy's aus der ^Götterliste" gezogene TrugtchlÜHfe. 105
Der Gegensatz ist klilrlich der, dass sich gegenüberstehen die a»N3'ri.schen und die
babylonischen Tafeln , welch' letztere als aus mät AkkwJi oder aus mat Sunieri u Akhacli
stammend bezeichnet werden. Es sind dies in erster Linie geographische Bezeichnungen^).
So scheint denn auch in dem Kolophon des von Bezold'') veröffentlichten astrologischen Berichtes
83, 1 — 18, 223 dieses deutlich in semitischem Babylonisch (Z. \ a.ljumi.^, Z. 3 ^Ijasasü) abge-
fasste Document als li\i Akkadü bezeichnet zu werden').
Selbt wenn man aber in etwaigen derartigen Unterschriften bilinguer Tafeln durch-
aus eine Hindeutung auf die sprachliche Verschiedenheit der Texte linden wollte — was
meines Erachtens nur gezwungen geschehen könnte — so würde daraus nichts weiter zu fol-
gern sein, als dass, wie die Tafeln, so mittelbar die Sprache nach dem Lande, in welchem sie
heimisch ist, bezeichnet wird, sie ist Babylonien eigentümlich, welches mit gleichem Rechte
(siehe das Nähere o. S. 78 ff.) als müt Akkadi und mat tinmeri u Akkadi bezeichnet werden
kann. Zu Schlüssen über den eigentlichen Namen der fremdartigen Sprache resp. des diese
verwendenden Volksthums dürfen diese Angaben in keinem Falle herangezogen werden. An
der Verwirrung, welche so lange die richtige Bedeutung des Gegensatzes zwischen S um erlern
und Akkadiern verschleiert hielt, trägt gerade die irrige Verwerthung dieser Tafelunter-
vschriften zu einem guten Theil die Schuld,
Was nun speciell die aus der Götterliste K. 2100 gezogenen Schlüsse anlangt, so veran-
lasst dieses Document — es ist, nachdem PiNCBES, der zuerst darauf hingewiesen hatte, einige
Auszüge veröffentlicht hatte, inzwischen von Bezolp veröffentlicht worden*) — Halevt'J zu
folgendem Ausruf: ,Wie kommt es, dass die einzige Sprache, welche fehlt, gerade die von
Sumer und Akkad" [d.h. also, nach jetzt festgestellter Terminologie, die sumerische] „ist, welche,
gemäss der von den Begründern der Ässyriologie geschaffenen Tradition, von Rechtswegen den
Ehrenplatz in den „zweisprachigen" Inschriften einnahm, die Sprache, in welcher die ältesten
Texte der babylonischen Könige abgefasst sind und welche kein semitischer Text entbehren
konnte? Und doch war die Gelegenheit für den Schreiber, seine Pflicht als Linguist zu
erfüllen , so schön und verlockend (engageante). L'nd zu welchem Danke hätte er uns ver-
pflichtet, wenn er die folgenden in hohem Grade instructiven Zeilen hingeschrieben hätte:
din-gir ilu mat sumerim (ki-en-gi)
dim-mer \\ mat Akkadim, {bur-hur-ki)
Für die Anti-Akkadisten" [gemeint sind also die Antisumerier, die Akkadi>ten], „ist die
Erklärung dieses hartnäckigen Stillschweigens die denkbar einfachste {des plus simples): der
Schreiber hat eine Sprache nicht erwähnen können, die niemals existirt hat.'
Ueber den allgemeinen Werth eines solchen Argumentes ex silentio ist oben S. 100
sub 1) das Nöthige gesagt.
Wenn das Sumerische für das Gros der Babylonier nach Hammurahi eine ausge-
storbene Sprache war, so lag nicht der mindeste Grund vor, in eine Liste, welche für ein
babylonisches Wort die Aequivalente aus den lebenden Nachbarspracheu aufzählt, auch
die sumerische Wiedergabe dieses Wortes mit aufzunehmen, ^^'ürden wir etwa heutzutage
in ähnhchem Falle — abgesehen von gelehrter Forschung — neben dem französischen, eng-
Hschen, dänischen, russischen, italienischen Worte etc. auch das lateinische und griechis-he
1) So auch Lenormant, Magie S. 380.
2) ZA. V Heft 1, S. 108 f.
3) Wenn anders sich die Worte u li'u AJcl-pM sa Sarru Uddinunasi au*" eben das vorliesende
Document beziehen.
4) PSBA IX, p. 377; ZK II, 165/6; PSBA March 1889, Bkzold. Catahgue p. 406.
5) ZA III, 193 ff.
Lehmann, Samassumukin '■'*
106 Erster Theil, viertes Capitel.
Aequiviilent anführen? Und würde ein Forscher, der sich im Jahre des Heils 4890 mit dem
19. Jahrhundert p. C. beschäftiote und dessen Kenntniss höchstens — nehmen wir an —
in die Zeit, welche wir heute Mittelalter nennen, zurückreichte, nicht einen gewaltigen Fehl-
schluss thun, wenn er ans dem Fehlen des Lateinischen in einer solchen Liste entnähme, dass
diese Sprache, deren Spuren ihm sonst auf Schritt und Tritt in unserer Cultur begegnen müssen,
niemals existirt habe? Zudem steht aber das Sumerische zu Babylonien nicht durchaus in
dem Verhältniss einer Nachbarsprache. Es kann aufgefasst werden als eine in Babylo-
nien {Äkkad im weitesten Sinne) einheimische Sprache. Und so wenig heutzutage der soeben
bereits erwähnte Verfertiger eines Lexikons der heutigen Nachbarsprachen Deutschlands ver-
pflichtet wäre, die im Aussterben begriffene wendische Sprache des Spreewalds mit zu
berücksichtigen , so wenig war von dem Verfasser einer babylonisch-assyrischen lexikalischen
Liste eine Einbeziehung des Sumerischen zu verlangen und so wenig wären aus dem
Mangel einer Berücksichtigung derartige weitgreifende , die Existenz der Sprache leugnende
Folgerungen erlaubt.
Nun sind aber deutliche Spuren des Sumerischen in dieser Liste nachweisbar; das
Wort digirii ist nichts anderes, als die semitisirte Form des sumerischen Wortes für
,Gott" dingir^). Es gehört zu den handgreiflichen Irrthümern , durch welche die Anti-
sumerier ihre an sich schon schiefe Position selbst noch schwächen, wenn Halevy^) das
Wort digirü als echtsemitisch von einer assyrischen Wurzel n:n dagäru ableitet, für die er
als einzigen Beleg die Form nindagara^) anführt, während es längst bekannt ist, dass diese
Form zur Wurzel magäru „hören", reciprok „sich verständigen" gehört als erste Person
Plur. IIi, mit bekanntem Lautwandel*) aus *nimtagara. '^nitndagara entstanden^) „wir wollen
uns verständigen". — Delitzsch^) secundirt Halevy hier mit folgenden Worten: „Ist doch
sogar das charakteristischste ^sumerische' Wort dingir ^Gott' durch die ganz neuerdings von
Bezold mitgetheilte Vocabularangabe di-gi-ru-u = Iji-li-MMi = ilu als bestassyrisch-semitisch
Erwiesen worden", eine Auslassung, gegen welche mit Recht bereits Schrader Verwahrung
eingelegt hat"). Glaubt denn Delitzsch wirklich, dass die blosse Anführung eines Wortes in
der babylonischen Spalte eines Syllabars genügt, um diesem Worte den Anspruch auf Aner-
kennung seines reinen Semitismus zu verleihen: giebt es keine Anleihe einer Sprache bei
einer anderen? Dass ein rein semitisch-assyrisches Wort die Form "JLxi ^-eigen konnte, müsste
zudem doch erst durch Nachweis dieser Nominalform im Babylonisch-Assyrischen erwiesen
werden^). Und es trägt wahrlich nicht dazu bei, den Semitismus der beiden Wörter in den
Augen kritischer Beobachter zu heben, dass neben digirü in hilihü ein Wort von genau der-
selben verdächtigen Form erscheint.
Dazu kommt aber, dass, wie Opfert^) mit Recht hervorgehoben hat, nach der ganzen
Anlage der Liste auf die drei Wörter digirü^ hilibtX ijj. 10, 11) und ene sich der Zusatz
1) Vgl. a. Opfert ZA IV, S. 173.
2) ZA II, 400.
3) Assnrhan. Rm I, Col. I, 125.
4) Halävy, ZA. III, 187 f., freilich leugnet diesen Lautwandel. Mit Unrecht; s. u.
5j Oppekt, GGA 1868, S. 122; ZA IV, 172.
6) Assyrische Grammatik § 25 Anm. S. 67 f.
7) ZA IV, 194.
8) Delitzsch, Ass. Grammntik § 65 s. 38 S. 177 f. führt ausser äifiirü und InUhn noch an egirrü
„Träumerei" (?), igisü und iddissu. Von diesen (vgl. Delitzsch, Wörterbuch s. vv.) ist zum mindesten igisii
sumerischen Ursprungs verdächtig, während egirrCi und iddissu, als Nomina semitischer Herkunft betrachtet,
nicht die Form fi'ilü, sondern t^"ilü oder fi"illü haben, also Verstärkung mindestens eines Rudicals zeigen,
wie wir sie regelmässig bei den u-haltigen Substantivis dieser Form finden, vgl. purussii, sulutnmu etc.
9) Z\ IV, 172.'
Sumerisches Sprachgut in der , Götterliste * nachwei9h)ar. 107
»^^JT ^]^ (Z. 11) bezieht. Durch denselben werden dieselben ausdrücklich als Wörter
einer fremden Sprache, der Sprache von SU. KI bezeichnet, ebenso wie z. B. (Z. 12) das Wort
malahum durch den Zusatz t^\\*~ \1bI al'^ fremdländisches bezeichnet wird. Die drei dieser
Sprache angehörigen Wörter zeigen, dass ^^tnj j \it=J ein Gebiet sein muss, wo das Sumerische
oder ein ihm nahe verwandter Dialect gesprochen wurde. Ob die Nomina wirklich in der semi-
tisirten Form, wie sie die Liste zeigte, verwandt wurden oder ob die Semitisirung auf Rech-
nung des Lexicograplien kommt, lässt sich nicht entscheiden. Auch in der V R 4(» Nr. 2
veröflFentlichten Liste werden verschiedene Ausdrücke für ein und denselben Götternamen durch
die Zusätze ::||- <Ig[ (Z. 22/23), -^JT <Ig[ (Z. 24/25), -^U A^]]] <IU (Z. Hj, C?^
It ^]^] (Z. 39), und <^T^) ^10 (Z. 46) unterschieden. Die beiden letzten Namen. Dihnun
und Elam(y) weisen nach dem Süden und Südosten Babyloniens'^j.
Alles in Allem sehen wir, dass die mit so vielem Nachdruck vorgetragene Behaup-
tung von dem Fehlen jeder Spur der Erwähnung einer nichtsemitischen Sprache in der keil-
inschriftlichen Literatur in Nichts zerfällt.
Damit ist denn der Beweis erbracht, dass an und für sich nicht der mindeste Grund
vorliegt, die Existenz einer älteren Sprache, die sich organisch und ungesucht aus dem Stuiiium
der Keilschrift und dem der literarischen Documente ergeben hat (S. 62), in Zweifel zu ziehen.
Noch ein Punkt sei zum Schlüsse dieses Abschnittes ausdrücklich hervorgehoben.
Wir haben oben (S. 66 Abs. 3) bereits betont, dass es eiuigermassen schwierig ist zu ent-
scheiden, ob ein Text sumerisch geschrieben ist oder als ideographisch geschriebenes semiti-
sches Babylonisch anzusehen sei, haben aber dabei deutlich gezeigt, dass der Versuch, ein
Argument gegen die Existenz der sumerischen Sprache aus dem Bestehen dieser Schwierigkeit
herzuleiten, unberechtigt ist.
Aber dem erwähnten Argument geben unsere Gegner ein grösseres Gewicht durch
folgende Ueberlegung: , Bereits um 3800 v. Chr. haben wir sicher semitische Inschriften in
Babylonien gefunden, die Inschriften Sargon^ä 1 und Nardm-Shis. Die ältesten („scheinbar")
sumerischen Inschriften Gudea's und seiner Vorgänger sind nachweisbar aus späterer Zeit.
Da es ältere semitische Lischriften in Babylonien giebt, so hindert nichts, selbst diese ältesten
„sumerischen" Inschriften semitisch zu lesen" — Halevt^) hat neuerdings diesen ganz instruc-
tiven, aber, wie gesagt, gar nichts beweisenden Versuch ausgeführt — „wo bleibt dann Raum
für die echt sumerischen Inschriften und für die sumerische Cultur, deren Zeugen diese sein
sollen?" • — So die Gegner.
W^ir antworten: Erstens ist Avieder und wieder daran zu erinnern, dass wir unsere
Vorstellungen von dem Beginn der ältesten Culturentwicklung in Babylonien (und Aegypten)
durchaus zu Gunsten der Annahme höheren als des bisher angenommenen Alters zu verändern
haben. Wenn Nuräm-Sin im 38. Jahrhundert vor Christi Geburt zum Ausdruck der semiti-
schen Sprache die von den Sumeriern erfundene Keilschrift verwendete, so ist daraus eben
zu schliessen, dass man schon früher und zwar Jahrhunderte lang vorher angefangen hatte,
die sumerische Sprache in den Schriftzeichen aufzuzeichnen, aus denen sich die Keilschrift
entwickelte. Zweitens aber ist im Anschluss an das eben Dargelegte zu erwiedern: Nach
Allem, was wir wissen, ist zu der Zeit, in welche unsere älteste Kunde reicht, der Norden
Babyloniens fast völlig von Semiten besetzt, nicht aber in demselben Maasse der Süden.
1) So nach Bezold das Oricrinal.
2) Vgl. Halevt, ZA in, 193 ff. und [Bezold] Sayce. Accadenn/ 1S90. Nr. 939, p. 805. (Mir zur Zeit
unzugänglich.)
8) Eecueil XI p. 171 suiv.
14*
108 Erster Theil, viertes Capitel.
Der nordbabylonisch-akkadische Herrscher Hamniurahi erobert Südbabylonien , und in Folge
dieses Ereignisses erscheinen /.um ersten Mal seuiitisch-akkadische und sumerische Sprache
in einer Inschrift neben einander. Daraus ergiebt sich völlig natürlich der Schluss, dass in Süd-
babylonien das Sumerische heimisch, das Semitische dagegen ein Eindringling ist (o. S. 89).
Demnach sind die in Südbabylonien gefundenen Inschriften aus der Zeit vor Hammurabi als
sumerisch abgefasst 7X\ betrachten, wenn nicht ganz bestimmte Anzeichen auf die gegentheilige
Auffassung gebieterisch hinweisen. Soviel ich weiss — ich muss mich hier, da ich den
Inschriften von Tello ein nennenswerthes selbständiges Studium nicht habe widmen können,
grösserentheils auf die Wahrnehmungen anderer Gelehrten ,. namentlich Akthur Amiaud's
stützen — sind derartige Anzeichen bisher in den Inschriften E-an-na-du's, ÄkitrgciVs,
Uni-ka-gina'ä , Giideas , Ur~baus mit Nichten gefunden. Dass diese Inschriften nach den
Beobachtungen Zimmern's und Jensen's^) in ihrem Wortschatze bereits die Nachbarschaft
und das Zusammenleben mit den Semiten durch Entlehnungen bemerken lassen, stimmt ganz
zu dem Bilde, das wir uns von Südbabylonien gegen Ende des Jahrtausends machen müssen,
welches von den Zeiten Naräm-Sin''s bis auf Gudea verstrichen ist^).
Nunmehr, da wir die von den Gegnern gegen die Annahme der Existenz der sumeri-
schen Sprache vorgebrachten Argumente widerlegt haben, gehen wir daran, die Unhaltbarkeit
der Annahme einer sogenannten babylonisch-semitischen Allographie, die sie an Stelle der
sumerischen Sprache setzen wollen, zu erweisen.
ZWEITER ABSCHNITT.
Das Sumerische keine babylonisch-semitische „Allographie"'.
Wir haben gesehen, dass die Existenz einer nichtsemitischen und nichtarischen Sprache
als Idiom der Erfinder der Keilschrift organisch und nothwendig aus dem Charakter und
der Anlage eben dieses Schriftsystems selbst folgt (oben S. 58) ; wir haben gefunden , dass
diese Sprache in den Keilinschriften selbst als die sumerische bezeichnet wird. Wir haben
nachgewiesen, dass keiner der allgemeinen Gründe, welche von den Gegnern gegen die Existenz
der sumerischen Sprache vorgebracht ist, Stich hält. Dennoch wird von einer stets wachsen-
den Zahl von Gelehrten behauptet, dass wir es nicht mit einer sumerischen Sprache, sondern
mit einer semitisch-babylonischen „Allographie"^) zu thun haben.
Ursache und Förderungsmittel dieser Erscheinung sind leicht zu erkennen. Und diese
Erkenntniss schliesst bereits zum grossen Theil die Wiederlegung der gegnerischen Aufstel-
lungen in sich*).
1) ZiMMEKN, ZA III, S. 98 f. sub 7; Jensen und Zimmern, ZA III, S. 208 f. sub 12.
2) WiNCKLER, UAG S. 48 Anm. 1.
3) Einige Assyriologen, so namentlich Jastrow (ZA V S. 31 A. 1) gestehen zu, dass die Semiten die
Keilschrift nicht erfunden haben können, begeben sich aber im Uebrigen wegen der Verwirrung und Unsicher-
heit, die in den bisherigen Aufstellungen über das „Sumero-Akkadiscbe" vorherrschen, einstweilen jeder
weiteren Meinungsäusserung. Ich hoffe, dass die vorliegenden Ausführungen, wie sie zur Klärung beizu-
tragen sich bemühen und die Scheidung zwischen Sumerisch einerseits und Babylonisch-akkadisch anderer-
seits strict durchführen, auch diese Gelehrten zu einer bestimmteren Stellungnahme in der Richtung des
OPPERT'schen ^Sumerien oii rien'^ veranlassen werden.
4) Die einzige Arbeit, welche im vergangenen Jahrzehnt der Würdigung und Widerlegung der
HALEVY'schen Theorien im Zusammenhange gewidmet worden ist, ist Eb. Schrader's Abhandlung: ..Zur Frage
nach dem Urspruini der habyl. Cidtiir''. Ahh. d. Berl. Ak. d. W. 1884. Meine Ausführungen werden sich
Fehler der Sumeristen.
109
Kein Verständiger wird leugnen, dass gegenüber der sumerischen Theorie, bei
ihrem ersten Auftreten, vorsichtige Prüfung und ein gutes Quantum Skepsis wohl angebracht
war. Denn schwerlich ist eine tiefer eingreifende Veränderung unserer Anschauungen über
die ältesten Anfänge unserer Cultur denkbar, als die Entdeckung, dass die babylonische
Cultur nichtsemitischen Ursprungs war. Dass diese Ske^jsis bei eifrigen Semitisten am
weitesten ging, war begreiflich; sie fand bald reichliche Nahrung an dem Verfahren der Su-
meristen. Denn statt mit den — besonders anfänglich — immerhin nur spärlichen Beweisgründen
langsam sichtend und sichernd vorzugehen, wurde im Fluge der Begeisterung dem Sumerismus
weit mehr zugetheilt als ihm gebührte.
Das Zusammenleben zweier Völker hat Sprachmischungen zur Folge. Mit den Be-
griffen werden die Namen von der einen Sprache in die andere übernommen.^) Bei einer
Einwanderung minder cultivirter Stämme in ein Land, dessen Bewohner es bereits in längerer
Sesshaftigkeit zu einer höheren Culturentwicklung gebracht haben, werden, wofern eine Ent-
lehnung stattfindet, die letzteren zumeist die Geber wie der Culturerrungenschaften, so auch
der Bezeichnungen für dieselben sein. So hat die semitisch-babylonische Sprache auch eine
Anzahl sumerischer Lehnwörter. Aber die alte Sprache eines dergestalt überflutheten
Landstrichs stirbt nicht in einem Tage aus. Es müssen in der Zeit des Zusammenlebens der
sumerischen und der semitisch-akkadischen Bevölkerung auch semitische Bestandtheile
in die im Rückgang begriffene sumerische Sprache eingedrungen sein. Und in der späten
Zeit, da die alte Sprache nur noch die Sprache der Beschwörungen und des Cultus blieb, wird,
wo sich ein semitischer Priester, ein Akkadier, an die Abfassung eines Hymnus in sumerischer
Sprache wagte, eine Lücke im Wortschatz durch eine kühne Anleihe bei der eigenen Sprache
ausgeführt woi'den sein ; auch das Mönchslatein enthält ja Germanismen. Ganz ebenso sind
Entlehnungen hinüber und herüber von vornherein anzunehmen bei der Anfertigung von lexi-
calischen Listen; vgl. o. S. 14 Abs. l. Solche wechselseitige Beeinflussung konnte sich dann über
den Wortschatz hinaus auch auf Grammatik und Satzbau erstrecken, während andererseits die
Schrift, namentlich was die Verwendung der Ideogramme anlangt, naturgemäss die Beweg-
ungen auf dem Gebiete des Wortschatzes mehr oder minder deutlich nachahmt (vgl. S. 112).
Hier ist nun von übereifrigen Sumeristen der schwere Fehler begangen worden,
dass — um zunächst beim Wortschatze stehen zu bleiben — unter gänzlicher Vernach-
lässigung der Kehrseite der Sache überall , wo in beiden Fassungen eines bilinguen Texte
oder in beiden Spalten einer Wörterliste Wortgebilde vorkamen, deren ursprüngliche Identität
unzweifelhaft war , ohne weitere Prüfung angenommen wurde , die betreffenden Wörter seien
semitische Entlehnungen aus der sumerischen Sprache. Die Möglichkeit, dass die Ent-
lehnung den entgegengesetzten Weg gegangen wäre, wurde gar nicht in Betracht gezogen.
Darnach wurde der semitische Begriff, welchen die Wurzel ü'^Z* ausdrückt, für sumerisch
erklärt, nur weil sich im Syllabar S'^ Z. 180 die Gleichung si-U-im KlH-i Sul-mii^) findet. Hier
sind allerdings höchst wahrscheinlich beide Wortformen identisch, aber sicher ist dann silini dem
sulmu^ stc. Im/?<w nachgebildet; umgekehrt nimmermehr ! ^) So mus^te (/a mal u, das Kameel, für
welches doch wohl niemand die Münduugsniederung des Euphrat- und Tigris als Urheimath in
Anspruch nehmen wird, aus entsprechendem Grunde von den Sumeriern benannt sein'*). Ja,
daher vornehmlich gegen die seither erschienenen Schriften von Halevy und Delitzsch richten. Für die
Literatur vgl. ausserdem bes. Bezold. Lit. § 107 p. 197— 200, und dazu Z.\ IV, S. 345. Oppert's letzte
Aeusserung liegt vor in der Becue des Etudcs Juices 1889 p. 142 suiv. (o. S. 67 Anm. 1).
1) S. oben S. 87 und Mehreres unten bei den Lehnwörtern.
2) Vgl. oben S. 14, Absatz 1.
3) Vgl. Halevy ZK I, S. 182 f. sub 5.
4) Haupt : Die sumerischen Familieiujesetze, S. 9 Note.
110 Erster Theil, viertes Capitel.
der hebräisclie Gottesname, das „Tetragramm" nin'^), von dessen drei Consonanten, beiläufig be-
merkt, nicht einer im Sumerischen nachweisbar ist, wurde von Delitzsch, demselben Forscher,
der jetzt die Existenz des Sumerischen überhaupt leugnet, für s u m e r i s c h erklärt. Dass ahlu
,,Sohn" ein gutseniitisches Wort und kein sumerisches Lehnwort ist, ist bereits oben (S. 16 — 21)
dargelegt. Obgleich nun Opfert (GGx4), so gerade bei dem letzteren Wort, mehrfach seine
Stimme warnend erhob, ging man auf der betretenen falschen Bahn fort, und gelangte
consequent dazu, schliesslich auch die characteristisch semitische Dichtweise des ParaUelisnm&
mcmhrorum für sumerisch zu erklären.'^)
Es ist das grosse und unbestri ttene Verdienst Halevy's, hier zuerst hemmend
und berichtigend eingegriffen zu haben. ^) Halevy und Guyard, der sich ihm bald zugesellte,
zeigten, dass ein einmaliges Citiren in dem sumerischen Theil eines bilinguen Textes oder
einer Wörterliste nicht genüge, um einem Worte oder einer ganzen Wörterfamilie (Seite 109),
die sich durch alle semitischen Sprachen verbreitet und verzweigt findet, die semitische Her-
kunft abzusprechen. Sie wiesen nach, dass die Bezeichnung ähnlich klingender, aber
dem Begriffe nach grundverschiedener Wörter durch ein und dasselbe Ideogramm nur aus dem
Semitischen erklärlich sei, weil eben nur im Semitisch-Babylonischen dieser Gleichklang vor-
komme*), sowie ferner, dass die Glossen sumerischer Wörter, die den Anschein erwecken, als
wollten sie die sumerische phonetische Aussprache von Zeichengruppen und Ideogrammen
geben, mehrfach deutlich oder verkappt ein semitisch-babylonisches (:= akkadisches)
Wort darbieten.^) Ja selbst in der Bildung der Ideogramme wurde semitischer Einfluss klar-
gelegt, indem sich das Ideogramm oder die Ideogrammgruppe durch die sonstigen Lautwerthe
der betreffenden Zeichen als Entstellung eines assyrischen Wortes^) kundgibt, wohin auch
1) Delitzsch, Paradies S. 164. Dagegen mit Recht Philippi, Zeitschrift für Völker ps]icliologie
und Sprachicissenschaft XIV, 175 ff.
2) S. z. B. ScHKADER, ZDMG 29, S. 50.
3) Die Dienste, die Halevy durch seine Kritik der Assyriologie gethan bat, sind von Zimmern,
Babylonische Busspsalmen S. 3—8, klar und übersichtlich dargelegt. Ich muss mich hier begnügen, die
Hauptpunkte kurz hervorzuheben und im Uebrigen für ausführlichere Belege auf Zimmern verweisen.
4) Z. B. "^^55 = lihittu „Ziegelstein" und lipittu „ümfangmauer". Weitere Beispiele bei Zimmern
a. a. 0, S. 6 Anm. 2 und bei Halevy, Alhnjraphie § 7 sub 5 S. 547 suiv. (wenn auch nicht alle zweifellos zu-
zutreffend). Gehört hierher etwa auch JpT = assapii „Priester", „Beschwörer" und asahii ,, sitzen"? Da
,, sitzen" sumerisch dur ist, der Lautwert kii dagegen dem Begriff iiadii „besprengen, reinigen, beschwören'"
eignet, so müsste assapu Beschwöi-er (s. o. S. 101) als das Ursprüngliche, asahu ,, sitzen'' als das Secundäre
angesehen werden. Doch wird die Sache dadurch complicirt, dass auch der Zusammentall ursprünglich ver-
schiedener Zeichen in Betracht zu ziehen ist (s. Lehmann ZA. II S. 242 f.) und so der Gleichklang auf Zufall
beruhen kann. Ein ebenfalls hierhergehöriges Beispiel „missbi'äuchlicher" Ideogrammverwendung -wäre,
wenn Zimmern ZA V S. 158 f. Anm. 1 Recht hat, die Verwendung von ^[ ^^^ij = />■'''" ,.Aue" für
kiru „Gefäss" in den Texten von el Amarna.
5) So IV R 47, 15 ef die Glosse ^^~~[ j ^~^ t:^] j j zum Zeichen ffu^ y = mcitäti, wo, was meines
Wissens noch nicht bemerkt, rabita als Acc. zu rabitn, fem. von rahii gross (vgl. Theil II im Comm. zu Bil. 8)
zu fassen ist. So ferner die Glosse tukundi zu ^[ ^ f^jj; [ ^_^ in der Ueberschrift der „sumeri-
schen Familiengesetze", das von Haupt SFG 22 f. als sumerisches Wort angesprochen wurde und doch nichts
weiter ist, als das semitische Wort tukmatu, *tukuintii, tuknndii gen. tukitucU, was ich in meiner Dissertation
p. 53 Thesis X ausgesprochen habe, ohne zu wissen, dass mir Halevy, Melnnges p. 341 darin vorausge-
gegangen war. Vgl. zu dieser Anmerkung Zimmern a. a. 0. S. 5 sub. 1 und Anm. 1.
6) Hal6vy, Alloriraphie, 543 sub b; Zimmern a. a. 0. S. 6 sub 1 b bei Anm. 2. — Am schlagend-
sten ist Guyard's Beiapiel (ZK I, 97), dass das Ideogramm für das Wort titalu ,, Flamme" wahrscheinlich
semitisch ^I^i^^| ^1 i ^I ^^"*^^ [ti-tal) zu lesen ist und also einfach den status constr. des Wortes wiedergiebt.
Semitische Eindringlinge beweisen nicht die semitische Herkunft des Sumerischen. Hl
flie von Halevy's als Rebus bezeichneten Fälle gehören "^j. Es zeigte sich schliesslich im Ver-
folg dieser kritischen Bewegung, dass nicht bloss ganze Phrasen semitisch-babylonischen Gepräges
sich innerhalb „sumerischer Texte" finden, sondern dass eine ganze Reihe von bilinguen Texten,
so u. A. die Busspsalmen, so deutUch in semitischer Denk- und Anschauungsweise sich bewegen,
dass die sumerische Fassung erst der semitischen als Interlinearübersetzung erscheinenden
Version nachgebildet sein konnte. Hierher gehört auch als datirbares und spätes Zeugniss
solcher Verwendung der todten , älteren Sprache die Bilinguis Samusmmukmfi mit ihrer
sumerischen Fassung.
Wäre Halevy hier stehen geblieben, so würde er als einer der grössten Förderer assyrio-
logischer Forschung wohl allseitig dankbar anerkannt werden. Aber damit begnügte er sich nicht,
sondern er benutzte die von ihm in den als sumerisch betrachteten Documenten nachgewiesenen
Semitismen als Operationsbasis, um nun die ganze sumerische Literatur als semitischen Ur-
sprungs zu erklären. Der Gang seiner Beweisführung, da wo sie oberflächlicher Betrachtung
am meisten plausibel erscheint, ist regelmässig der folgende. Zuerst der Nachweis, dass ein
früher von den Sumeristen als sumerisch betrachtetes Wort unverkennbar semitisches Gepräge
trägt, also aUu, sulmu, oder dergl. Statt dann, wie es richtig gewesen wäre, den Sumeristen
vorzuhalten, dass sie unkritisch zu Werke gingen, indem sie die Möglichkeit einer Sprach-
mischung ausser Acht Hessen, begeht er denselben Fehler in entgegengesetzte^ Rich-
tung und in weit umfassenderem Maasse. Ihm und GuYARD genügen die semitischen Be-
standtheile im Sumerischen, um das ganze „Sumerische" als ein semitisches Geistes- und Kunst-
product anzusprechen. Und Delitzsch, der plötzlich aus einem sumeristischen Saulus zu einem
semitistischen (,,akkadistischen") Paulus geworden ist, nebst seineu Anhängern, sieht in dem
Sturze seiner kühnsten und weitgehendsten Behauptungen eine Vernichtung der ganzen Idee,
der er so lange thatkräftige Gefolgschaft geleistet hat, während in Wahrheit gerade nach Ent-
fernung der Auswüchse Gedeihen und Entwicklung der sumerischen Forschung gesichert sind.
Wer sich den ruhigen ßhck bewahrt hat , kann in dieser Umkehr nur die Wirksamkeit des
Gesetzes von Action und Reaction*) erkennen. Musste erst Alles, was nicht semitisch
1) Dass auch das Ideogramm nicht selten dem bab. -assyrischen Stamme in den specifisch semiti-
schen Bedeutungsübergängen folgt (Halevy, Guyard, Zimmern BB S. 6 f. sub 3 und Anm. 1), ist richtig.
Aber mit der Behauptung, dass ein solcher Bedeutungsübergang specifisch semitisch sei, ist man oft viel
zu schnell bei der Hand. So hat man z. B. verschiedentlich die übertragene Bedeutung von , Gewalt,
Macht" für idn „Hand" als specifisch semitisch bezeichnet, und hat in dem Vorkommen desselben Bedeutungs-
übergangs im Sumerischen (so z. B. Legende von den 7 bösen Geistern ASKT 77, 43/44 a-ni-ka a-hci ni-ih-
gi-gi-es = ana i-di-su-nti iit-tir-ni "sie brachten in ihre Gewalt") .semitischen Einfluss erkennen wollen. Hommel
wendet dagegen (brieflich) gewiss mit Recht ein, dass dieser Uebergang sich auch in den Turksprachen finde
und also keineswegs specifisch semitisch sei. Man braucht aber, um dies einzusehen, weder die Chaldäer zu
befragen, noch die Tuvkotartaren zu beunruhigen. Im römischen Recht ist mamis die Gewalt des Vaters
über den Sohn, des Herrn über den Sklaven. Im deutschen Recht bedeutet „Hand" die persönliche Gewalt
über eine Sache, den Besitz.
2) Delitzsch's unerwartete Erklärung zu Gunsten Halevy's hat b^i dem grossen Ansehen, welches
dieser Gelehrte mit Recht geniesst, natürlich das grösste Aufsehen erregt, und der Neigung der Ferner-
stehenden, die sumerische „Theorie" als ein leeres Hirngespinnst einiger verrannter Assyriologen anzusehen,
neue Nahrung zugeführt. Da ist denn der Hinweis nicht zu umgehen, dass Delitzsch gerade in wichtigen
sprachwissenschaftlichen Fragen bereits mehrfach schwerwiegende Irrthümer begangen hat. Dahin gehört ausser
der sumerischen Herleitung des Gottesnamens niH^ tlie Behauptung, dass Interjectionen in allen Sprachen
gleich seien (bei Zimmern BB S. 116 zu S. 32 f.), was bekanntlich durchaus nicht der Fall. Ebenso hat
Delitzsch versucht {Kossäer S. 40 f.) zu beweisen, dass das von ihm sogen. „Kossäische" in keinerlei verwandt-
schaftlicher Beziehung zum Sumerischen stünde, indem er zeigte, dass eine Anzahl der gewöhnlichsten Be-
griffe in beiden Sprachen ganz verschiedene Benennungen haben. Eine solche Schlussfolgerung ist sprach-
wissenschaftlich vollkommen unzulässig, und Haitt hat (Ändover Eecicw 1884 p. 89 f.) dafür eine schlagende
112 Erster Theil, viertes Capitel.
niet- und nagelfest war , sumerisch sein , so ist nun Alles Sumerische semitisch. Die einzig
richtige Antwort wäre gewesen und bleibt: zuzugestehen, dass im Sumerischen semitische
Eindringlinge in reichlicher Anzahl vorhanden sind, wie nicht anders zu erwarten.
Diesem Zugeständnisse) musste und muss sofort eine Verwahrung des Inhalts hinzugefügt
werden, dass diese klärlich semitischen Eindringlinge nicht zu Schlussfolgerungen
über den Character der sumerischen Texte verwendet werden dürfen, dass sie
aus dem discutirbaren Material völlig ausgeschieden werden müssen. Damit wird
dann der antisumerischen Bewegung schon zum grössten Theil der Boden entzogen, von dem
aus sie ihre scheinbar wirksamsten Angriffe ins Werk setzte. Denn neun Zehntel aller der
von Halevy, Güyard und Delitzsch für den Semitismus des Sumerischen ins Feld geführten
Beweise knüpfen an solche Uebertragung semiti^icher Wörter in die sumerischen Texte und
W^örterlisten oder an semitische missbräuchliche Verwendung der Ideogramme an , berühren
also den Kern der Frage, was es mit dem Sumerischen auf sich hat, überhaupt nicht. Diese
Eindringlinge würden nicht zur Entscheidung über dieselbe herangezogen werden dürfen, selbst
wenn ihre Zahl zehnmal und zwanzigmal den jetzigen Bestand überstiege*). Von der Zuwei-
sung des W^ ort seh atz es ist die Frage der Schrifterfindung nicht zu trennen. In
irgend einer Weise muss, wie wir oben Seite 57 f. in Uebereinstiramung auch mit Halevy
und Delitzsch gezeigt haben, der Lautwerth eines Zeichens von dem Namen des durch das-
selbe angedeuteten Begriffs hergenommen sein : so dass die Frage nach der Entstehung des
Lautwerthes von der Bestimmung der sprachlichen Zugehörigkeit des betreffenden Wortes ab-
hängt. Also, um auf unsere oben gegebenen Beispiele zurückzugreifen, wenn z. B. das Sonnen-
zeichen den Lautwerth iit hat, und sich in den Keilschriften für ,, Sonne" u. a. das W^ort iitu
findet, so ist mit der Frage: ist m^w ,, sumerisch" oder ist es ,, semitisch" die sumerische oder
semitische Entstehung des Zeichens ^\ entschieden.
In der Beweisführung der Antisumerier spielen Lexicon und Schriftlehre eine viel zu
grosse Rolle. Delitzsch's Argumentationen namentlich bewegen sich so gut wie ausschliesslich auf
diesem Boden Und doch ist es eine längst anerkannte Wahrheit, die zu einer der Grundregeln
der Sprachwissenschaft^) geworden ist, dass nicht das Lexicon sondern in erster Linie der Bau
einer Sprache für den Character derselben und ihre Zutheilung zu einer der grösseren Sprach-
stämme entscheidend ist. Der Einwurf, es solle ja gerade bewiesen Averden, dass die vermeint-
liche Sprache keine Sprache, sondern eine Schrift sei, würde nichts verschlagen. Denn die
Schrift oder das „allographische System" muss natürlich genau die Eigentümlichkeiten der
Sprache wiedergeben, so dass die Sache schliesslich auf dasselbe hinauskommt. Das hat denn
auch Halevy erkannt und uns deshalb sein System der Allographie in dem Gewände eines
Apergu grammatical vorgelegt. Dass aber auch bei den grammatischen Betrachtungen die
Hauptargumente auf ähnlichen Trugschlüssen wie bei den Dai'legungen auf dem Gebiete des
Schriftwesens und des Lexicons basiren , werden wir später sehen , wenn wir nach den —
aus genanntem Grunde an erster Stelle zu behandelnden — Argumenten aus 1) dem Gebiete
der Schriftlehre und des Wortschatzes zur Betrachtung 2) der Lautlehre und 3) des Sprach-
baus im weitesten Sinne kommen.
Illustration geliefert, indem er zeigte, dass eben diese Begriffe im Arabischen und im Aet hiopi sehen ,
zwei Sprachen, deren nahe Verwandtschaft Niemand leugnen kann, völlig verschieden benannt sind.
1) S. bereits Lehmann ZA III ,S. 387 Anm. 2.
2) Gegen Delitzsch, Assyrische Grammatik § 25 S. 62 unten und 63.
3) Pott ZDMG. VI 287 ff. , IX 40 ff.; Saycs ZA II, 341 ff".
4) Allographie § 2 p. 539.
Kritik der, Schriftlehre und Wortschatz betreffenden antinuinerischen Auf^tellunoren. 113
1) Schriftlehre und Wortschatz.
Die ganze Argumentation der Antisumerier auf diesem Gebiete läuft darauf hinaus,
nachzuweisen, dass die Keilschrift eine semitische Erfindung ist, dass also (s. S. 112, Abs. 1 ) die Be-
griffs- und die Lautwerthe aus den semitischen Bezeichnungen der Begriffe hergeleitet sind.
Ein derartiger Beweis kann nur unter Beobachtung der folgenden kategorischen
und keinerlei Einschränkung erduldenden Bedingungen geführt werden.
1) Wenn dargethan werden soll , dass der Lautwerth eines gewissen Zeichens aus
dem ideographischen Wort- und Bildwerth des Zeichens abgeleitet ist, so ist Vorbedingung,
dass dieses Zeichen auch wirklich als Ideogramm für den betreffenden Begriff in Verwendung
ist. Also, um ein HALEVY'sches^j Gleichniss zu wählen, wenn ein Zeichen im Französischen
die Lautwerthe jwis und poi hätte und behauptet würde, dieselben leiteten sich aus dem
Worte poisson ,, Fisch" her, so raüsste sicher bekannt sein oder klar belegt werden, dass eben
dieses Zeichen für den ,, Fisch" poisson in Verwendung wäre.
2) Zweitens muss auch der Lautwerth, welcher hergeleitet werden soll, dem Zeichen
in der Weise eignen, dass er in den unzweifelhaft semitischen Texten als Ausdruck für
die betreffende Silbe wirklich nachgewiesen werden kann. Erscheint er nur in den umstrittenen
Theilen der bab.-assyr. Literatur, also etwa der linken Columne eines Sj^llabars oder als Glosse
zu einem nicht unzweifelhaft semitischen W^ort, so ist er zur Beweisführung untauglich.
3) Ebenso muss die Beweisführung an die wirklich gebräuchlichen und ursprüng-
lichen Lautwerthe anknüpfen. Sie darf nicht diese übergehen, um das ganze Gewicht der
Argumentation an eine seltene sporadische und secundäre Erscheinung zu hängen.
4) Die Worte, aus denen ein Zeichenwerth als semitisch hergeleitet wird, müssen
nachweislich und sicher babylonisch-assyrisch sein. Die Keilschrift wird für die babylonisch-
assyrische Sprache verwendet, nicht für eine als gemein- oder ursemitisch zu bezeichnende
Sprache noch auch für irgend eine der anderen semitischen Einzelsprachen. Es nützt also
durchaus gar nichts, uns zu zeigen, dass ein Zeichen einen Sinnwerth hat, dem in irgend einer
semitischen Sprache ein Wort oder eine Wurzel entspricht , aus der man mit Mühe und
Noth den Lautwerth herleiten kann, den das betreffende Zeichen im Babylonisch- Assyri-
schen hat.
5) Ferner ist zu beachten, dass ein W^ort damit noch nicht als semitisch erwiesen ist,
dass es ausser im Bab. -Assyrischen auch in anderen semitischen Sprachen vorkommt. Denn es
sind Entlehnungen der semitischen Sprachen untereinander in Betracht zu ziehen; und wenn
die Babylonier ursprünglich nichtsemitisches Sprachgut mit sich führten, so konnte solches auch
in die entlehnende Sprache übergehen (S. u. und vgl. o. S. 109).
Die antisuraerische Beweisführung widerstreitet diesen Forderungen auf Schritt und Tritt.
Als Belege für seine Theorie der Entstehung der Lautwerthe führt Häl^vy ^ fünf
Beispiele an.
1) Dem Zeichen Jeu ]>-} vindicirt er die Bedeutungen snhtu, dimi „Wohnung", humn
„Ort", suhätu „Kleidung", aus denen sich die Lautwerthe lium, hü, dtir und zu herleiten sollen.
Dazu ist zu bemerken :
a) Es gibt zwei assyrische Nomina /fcMmfw?)«: Z*««>j«/?< ,, Grossbau"*) und das als Präpo-
sition verwendete hum „an Stelle von, anstatt". Da Halövy für sein humu die Bedeutung
,,ZteM" giebt, scheint er das letztere im Auge zu haben.
1) Allograpkie, § 2 p. 539.
2) Sb 83 und V R 39, 5 e f. durch <^y ::yy| Y R 39, 6 e f. und IV R 2. 36 b durch t-J]] »^ffPf
ideographirt. Vgl. Jensen, Kosmologie, S. 236 o.u. S.491. Ich verdanke diese Hinweise Heinrich ZTMMERN'sOüte.
Leb mann, Samaäsumukin. 15
114 Erster Theil, viertes Capitel.
Jedenfalls wird weder das eine noch das andere kum(in)u jemals durch ]^ ideographisch
wiedergegeben; es liegt daher in der behaupteten Herleitung des Lautwerthes hi für dieses
Zeichen ein Verstoss gegen Forderung 1.
b) Eine Stelle, in der ^| in einem semitischen oder überhaupt in einem keilinschrift-
lichen Text den Lautwerth kum hat, ist mir nicht bekannt.
c) Es giebt allerdings ein bab.-assyr. Wort düru "l"n, dasselbe heisst aber „Mauer"
und ,Burg", „Schloss", niemals „Wohnung" ; sein sumerisches Aequivalent ist bad. Der
Lautwerth diir, duru{na), welchen ]^ als Ideogramm für asäbu „sitzen" hat, hat also weder
mit dem semitischen asäbu, subtu, noch mit dem Worte düru einen verwandtschaftlichen Zu-
sammenhang : Verstoss gegen Forderung 1 und 4.
d) subätu ,, Kleidungsstück" wird allerdings ideographisch durch ]^\ ausgedrückt,
aber nach ausdrücklicher Angabe von V R 14, 32 ff. hat iE] in der Bedeutung subätu die
Werthe tiig, tu, te und nm, von denen die drei ersten sicher und der vierte delleicht nur
lautliche Abwandlungen des ursprünglichen tug darstellen. Folglich ist die Herleitung des Laut-
werths su (mit T) für ]^] aus dem ideographischen Werth subätu (mit ]i) des Zeichens ku
ein Verstoss gegen unsere Forderung 2.
e) Letztens hat |P] überhaupt in semitischen Texten nicht den Lautwerth 011, sondern
es wird ihm nur in der linken Columne der Syllabare, d. h. also in den strittigen Spalten
und den ihnen entsprechenden Theilen der Texte die Aussprache ^i zuertheilt, ausserdem er-
scheinen in derselben Weise su und se als Werthe von jp|, aber niemals in assyrisch-semiti-
schen (Hal^VY's sogenannten demotischen) Texten, niemals in irgend einer Beziehung
zu dem Worte subätu „Kleid". Weiter unten wird gezeigt werden, dass alle diese drei Werthe
nur lautliche Wandlungen des einen Wortes ku sind.
Das Ergebniss dieser Prüfung ist also , dass , abgesehen von anderen nachgewiesenen
Unrichtigkeiten, bei keinem der dem Zeichen ku zukommenden Werthe die Herleitung aus der
semitisch-assyrischen Sprache gelungen ist.
2) An zweiter Stelle exemplificirt Halevt auf das polyphone Zeichen J, indem er
eine Ableitung von dessen Lautwerthen ud, u, tarn, babar, par unter Nichtberücksichtigung
der ebenfalls als unzweifelhaft zu nennenden Iah, Ins (von pir pur ganz zu geschweigen) und
unter Hinzufügung eines weiteren mir als „demotischen" Silben werth dieses Zeichens J
nicht bekannten Werthes sam versucht.
Er giebt als semitisch-ideographische Werte des Zeichens an: udu „Tag" , samsu
„Sonne", päru, babbaru „Klarheit", tamtu „Meer", woraus sich dann die Werthe tid {u), sam
par und tarn mit Leichtigkeit und unbedenklich zu ergeben scheinen.
Aber: a) udu ist gar kein assyrisches Wort für „Tag", sondern aus einem ursprüng-
lich sumerischen Adverb udakku „täglich" erschlossen (s. u.), in welchem das „hieratische"
Wort für Tag, ud, mit einer Postposition verbunden ist, und das einige wenige Male in den
„demotischen" Texten vorkommt Verstoss gegen Beorderung 2.
Das assyrische Wort für „Tag" ist üniu, woraus sich allenfalls der hierhergehörige Werth
u herleiten Hesse, wenn dieser nicht eben nachweislich, was auch Halevy {,ud, ^<") als be-
kannt vorauszusetzen scheint, durch Abschleifung aus ud entstanden wäre.
b) samsu „Sonne" wird allerdings ideographisch durch f ausgedrückt, aber den Laut-
werth sam hat diese« Zeichen nach des Verfassers Kenutniss in den assyr. Texten nirgends.
Die Lautwerthe von ^j, ^J- ^^j sumeriHchen Ursprungs. 115
Dass die Schreibung f (.]*^ LJD.SI für samsi , Sonne", z. B. im Namen des Königs Samsi-
Bammän IV nicht für einen Lautwerth sam beweist, dass K]*^ hier vielmehr einfach phone-
tisches Complement ist, welches anzeigt, da?s von den verschiedenen Werthen des Ideogramms
I der mit der Silbe si , mit dem Hadical tl' endigende - nicht also etwa ümu — zu
wählen ist, nniss doch Halävy so gut wie allen übrigen Assyriologen bekannt sein: zu lesen
ist samsi [si), nicht sam-si. SoW sam- si phonetisch, mit Silbenabtheilung geschrieben werden,
so erscheint die Schreibung ^HIC^ M*^^); denn dem Zeichen ^|||^ kommt der Lautwerth
sam zu, nicht aber dem Zeichen "^^f-
c) I steht niemals als Ideogramm für ^Meer" tamtu, dessen erste Silbe, wenn
das Wort phonetisch geschrieben erscheint, es allerdings unzählige Male bezeichnet. Verstoss
gegen Forderung 1.
Halevy hat allerdings in diesem Falle einen Rückhalt an Opfert, der irrigerweise an
der berühmten Asurnäsirabal-Stelle, die zu den Discussionen über den kakJcah miste Anlass
gegeben hat, die Gruppe f j^^*"»- ^| als „Meere" deutete. Hiergegen haben mit Recht
ScHRADER und Jensen^) energisch Einspruch erhoben, denn da j niemals Ideogramm für
„Meer" ist, so erschiene hier, wie Jensen sehr richtig bemerkt, der Lautwerth tarn in den
Plural gesetzt; in Wahrheit ist T ] >>■>> jt\, da l Ideogramm für ümu Tag ist, ümäte
zu lesen: es ist mit dem Pluralzeichen und mit dem Zeichen te als phonetischem Complement
versehen, um anzudeuten, dass ümu hier den femininen Plural ümäti gegenüber dem gewöhn-
lichen üme hat, ganz wie im Hebräischen niDV und □"'D\ im Syrischen ^.oacu und r<'^Ö3CU.
Also das Resultat ist wiederum, dass HäLi^vy bei keinem einzigen der wirklich existirenden Laut-
werthe der Nachweis der semitischen Herkunft von f geglückt ist.
3) Nicht besser stellt sich das dritte Beispiel dar. Denn wenn Halevy als ideogra-
phische Entsprechungen von C^^I die Wörter adu „Bündniss" und ahu „Vater" nennt und
daraus die Lautwerthe ad und a ableitet, von denen in rein assyrischen Texten überhaupt nur
der erstere vorkommt, so genügt dagegen die Bemerkung, dass das häufige assyrische Wort
adü niemals durch t^Cil ideographirt wird, dass demgemäss wiederum ein Verstoss gegen
unsere Forderung 1 vorliegt.
Die Ansicht, dass in der Sprache der Erfinder der Keilschrift der Vater „ad^ hiess
und dass daher das den Vater {ahu) in assyr. Texten unzählige Mal bezeichnende ^^f einen
Lautwerth ad hat, muss bestehen bleiben. Aus ahu wäre niemals ad geworden.^)
4) Sehr schlimm steht es nun gar um das vierte Beispiel. Das Zeichen yy^, das
namentlich in seiner ältesten Form, wie allbekannt, noch deutlich das rohe Bild eines Fisches
erkennen lässt*), hat den Lautwerth Im und steht ideographisch für ]^^ „Fisch" (assyr. nünn).
1) So im Namen des Königs Sanm-Bammän III E 3 Nro. 9 (vgl! Bezold, LH., § 40 S. 60). Vgl.
auch die Schreibung Sa-am-si-Hammun für den ersten (Priester-)König dieses Namens I R 6, Nro. 1, Z- 1.
2) ZA I 245.
3) S. bereits oben S. 58 Anm. 4 und vgl. Jensen ZA 1 402 f. („Nichts ist so sehr geeignet, auch
den Laien davon zu überzeugen, dass das Sumerische, so sehr es auch die bab. Gelehrten in späterer Zeit
in „Wort und Bild'' misshandelt haben, ursprünglich nicht assyrischen Herkommens ist. als die Thatsache.
dass . . die Sumerer „Vater" wie viele andere Völker mit einem einen Dental enthaltenden Namen be-
nannten, während die Semiten dazu nur einen Labial verwandten ")
4) S. Amiaud-Mechinsau, Tableau comparc, p. 110 Nro. 262; vgl. p. 63 No. 107 und Lehm.^nn ZA. II
252 sub 109 [w).
15*
116 Erster Theil, viertes Capitel.
Ha und nun haben sicher lautlich nichts gemeinsam, und unserer Erklärung, dass diejenigen,
die das Zeichen für ha verwendeten, den Fisch mit ]m oder ähnlich benannten, wird dadurch in
keiner Weise erschüttert, dass Halevy das Wort häm „Furcht, Ehrfurcht", das niemals durch
77^ ideographirt wird, bei dem Zeichen 77^ anführt, ohne uns mitzutheilen, in welcher Weise er sich
die Beziehungen zwischen dem semitischen Abstractum und dem Zeichen für den „Fisch" denkt.
Dabei macht dann Halävy weiter noch folgenden Fehlschluss. Er erinnert sich, dass
es ein Zeichen mit dem Lautwerth nun giebt, das ideographisch für rnhü „gross" und riibü
„der Fürst, der Grosse" verwendet wird, bedenkt aber nicht, dass dies das Zeichen ^^ynT und
nicht 77^ ist, und versucht den jenem Zeichen zukommenden Silbenwerth mm von nünu
„Fisch" herzuleiten, indem er demselben den Begriff „grosser Fisch" unterlegt, um dann vom
grossen „Fisch" zu jedem Grossen, zum Begriff „gross" zu gelangen: nünu Fisch aber wird
durch 77^ und nicht durch *• j ] jj ideographirt. In der Verwendung von *^ jf zum Ausdruck
des Wortes „Fisch" und des Gottes der Gewässer ^a^) liegt ursprünglich keine Ideographie
vor, sondern phonetische Schreibung: der Status constructus des semitischen Nomens nünu,
nun konnte natürlich durch das Silbenzeichen *"tTTT ^^^^^^ ausgedrückt werden.
Sehr befremdlich ist es, Delitzsch gerade hier Halövy Gefolgschaft leisten zu sehen,
indem er allen Ernstes die Behauptung aufstellt, dass der Name des Fisches vom Begriff des
„Gewimmels" hergenommen ist. Dieser Begriff wird zunächst aus dem Begriff der durch
*^jjjj ausgedrückten „Grösse" und „Vielheit" mit Mühe geradezu herausgequetscht; dann wird
supponirt — denn Belege können nicht erbracht werden — dass *"TTTT ^Gewimmel besonders
von Fischen" bezeichne, und so glücklich eine Brücke vom Begriff der „Grösse" zu dem
des „Fisches" geschlagen, die beschreiten möge, wer Muth hat. Es ist wohl nicht zu viel
gesagt, wenn ich behaupte, dass durch diese Methode jedwede zwei Begriffe, mögen sie so
disparat sein wie sie wollen , in Verbindung gesetzt werden können. Wir werden die Anti-
sumerier noch öfters mit dieser Methode sprachwissenschaftlicher Untersuchung operiren sehen*).
Was nun Delitzsch's allgemeine Argumentation in dieser Frage anlangt, so ist der
Kern derselben in den folgenden Sätzen ^) niedergelegt.
„Indess kommt es auf die Menge überhaupt nicht an — schon drei Syl benzeichen wie
an, mu, sag (saJc, sah) mit den ideographischen Bedeutungen „Himmel", „Name", „Haupt",
reichen hin zur Stellungnahme für oder wider semitischen Ursprung der baby Ion. -assyrischen
Keilschrift. Wer der Ansicht ist, dass sich assyr. anu „Himmel", Anu „Himmelsgott, Gott
überhaupt" (Fem. An-tu, nom. abstr. Anütu „Gottheit") als semitisches Wort vortrefflich be-
greift (vergl. St. n^y „entgegen sein", wovon auch die Präposition ana , verwandt ^wc; der
Himmel benannt als das dem aufblickenden Auge entgegenstehende; vgl. de Lagarde's Com-
bination von ^N mit dem St. H'PN, (wovon die mit assyr. ana gleichbedeutende Präposition t'N),
ja dass es wegen seines y im hebr. HiJ?. Tl.^öiJ?. sogar als ein gemeinsemitisches, nicht spe-
cifisch babylonisches Wort angesehen werden muss; wer ferner überzeugt ist, dass mu (inü)
„Name" schon wegen seines Wechsels mit nie (me) und ma (mä) nur ein semitisches Wort
sein kann und der Thatsache, dass wirklich in echtassyrisch-semitischen Texten mü, Gen. me
als Synonym von sumu erscheint . . . ., vorurtheilsfrei ins Auge schaut, beachte auch, dass
das ideographisch nicht nur für „Name", sondern dann auch für „nennen", „sprechen" und
weiter zu sinniger Umschreibung des Pron. suff. der 1. Person als der „sprechenden", verwendete
1) Bkünnow, List 2625, 2627, 2620.
2) Vgl. unten S. 121 bei parakku.
3) Assyrische G^rammatik § 25 S. 62 f.
Die Lautwerthe von yy^ und *"*7~ sumerischen Ursprungs. 117
Zeichen mu im Plural „unser" den assyrisch -semitischen Plural m& bildet (vj^l. mü , Wasser',
PI, »we); wer sich endlich nicht entschliessen kann, den assyrischen Stamm salcü „hoch sein"
(ßnkliü^ suskü „erhöhen") für entlehnt aus sumerisch sag „Haupt" zu halten oder in dem
lautlichen Zusammentreffen von assyr. sakü „Hochstehender, Officier" (Syn. reüu) und jenem sarj,
sag „Haupt, Spitze, Oberster" ein Spiel des Zufalls zu erblicken , der muss den semitischen
Ursprung der babylonisch-assyrischen Keilschrift von A bis Z zugestehen, denn er benöthigt
diese Lautwerthe beim Lesen sogenannter sumerischer Texte auf Schritt und Tritt. — Alle
übrigen Beweise für den semitischen Ursprung der babylonischen Keilschrift haben mehr
secundären Werth, wenigstens desshalb, weil die Möglichkeit vorhanden ist, sich ihrer Beweis-
kraft durch allerlei Sophistik zu entziehen". — —
Ich mache zunächst darauf aufmerksam, dass hier von Delitzsch bei der Beweis-
führung ein ganz irrthümlicher Standpunkt eingenommen wird. Es kommt nicht darauf an
(vgl. o. S. 62), zu zeigen, dass sich Erscheinungen in den umstrittenen Texten vom semiti-
schen Standpunkt aus „vortrefflich" (??) begreifen, sondern es müsste dargethan werden, das.s
diese Erscheinungen unmöglich einer semitischen Sprache entsprungen sein können.
Auch ist es kein gutes Zeichen, dass Delitzsch gerade an den unsichersten Stellen
(vgl. bereits o. S. 106 Abs. 3) sich in Superlativen, übermässig bestimmten Versicherungen
und rhetorischen Fragen bewegt, die einem kritischen Auge die Schwäche der also verthei-
digten Stellung doch nicht verhüllen können.
Was Delitzsch uns bietet, ist nicht Sprachwissenschaft, sondern wird von Sayce^)
mit Recht als „rahhinical tendencies'^ entsprungen bezeichnet und kommt der von Delitzsch
hereingezogenen „Sophistik" doch recht nahe.
1) Der Himmel heisst im Babylonisch -Assyrischen samü^ eine Bezeichnung, die es mit
den übrigen semitischen Sprachen theilt. Wäre das Zeichen *"*T~ „Himmel" ursprünghch
von den Semiten angewandt worden, so müsste es den Lautwerth sam (oder einen ähnhchen)
haben. Es lautet aber an. Ami ist der Himmelsgott*). Es ist zunächst doch wohl eine
Präsumption dafür vorhanden, dass er dem Pantheon des Volkes angehörte, das den Himmel
an nannte. Dies Volk muss um jeden Preis aus der Welt geschafft werden, also muss Ami
„Himmel" für den Semitismus gerettet werden. Dazu muss nun die „gemeinsemitische" Wurzel
njy, „entgegen sein", herhalten. Es mag dahingestellt bleiben, ob dem hebräischen niy,
„antworten, entgegnen", wirklich die Bedeutung des einfachen „Entgegenseins", zu Grunde
liegt und nicht etwa die Bedeutung des Redens, der menschlichen Stimmäusserung untrennbar
damit verbunden ist. Jedenfalls ist auf babylonisch-assyrischem Gebiete (Forderung 4, S. 113)
für dieses problematische HJy, entgegen sein, nicht der geringste Anhalt vorhanden. Denn
kein Sprachforscher wird den ja gerade zur Frage stehenden Gottesnamen Ann und die Prä-
position ana , Delitzsch's alleinige Belege , als halbwegs genügende Anhaltspunkte für die
Ansetzung eines babylonisch-assyrischen Stammes njy anerkennen. Als Begründung für y als
ersten Radical von ana „zu" muss z. B. die höchst problematische Verwandtschaft dieser
Präposition mit dem arabischen ^^ „von" ^) gelten.
1) ZA II, 343.
2) S. jetzt Jensen, Kosmologie an den im Kegister S. 522 aufgezählten Stellen.
« -
3) Wenn man für das arabische ^^wä im Babylonisch-Assyrischen eine etymologische Ent-
sprechung sucht, so würde dieselbe allenfalls in ina zu suchen sein, das die Begriffe ,in'' und »von" ver-
einigt. Vgl. Jensen, Surhu ZK I, 305, ferner Bil. 29 ina epiri ,aus dem Staube" und die Worte sumsu zcr'su
ina mätäti lihallik in den Schlussformeln unserer Inschriften. Für ana möchte ich dann noch eher an eine
Verbindung mit hebr. fX. ^"^X, arab. ^^\ denken, denen es in der Bedeutung einigermassen entspricht.
Der Wandel der Liquida, für den es ja im Semitischen und speciell auch im Assyrischen Beispiele giebt
118 Erster Theil, viertes Capitel.
Mit diesem dergestalt glücklich auf Krücken gestellten babyl.-assyr. nay werden die
beiden Eigennamen H^y. und '?|.'?Ö3J7.-') , über deren Bedeutung man doch sehr wenig — um
nicht zu sagen: ,gar nichts" — weiss, verbunden und nunmehr als gemeinsemitisches, im
Babylonisch-Assyrischen belegbares Sprachgut erklärt.
Von diesem nonexistenten HiJ? soll Ann der „Himmel" kommen, als „das dem auf-
blickenden Auge Entgegenstehende", während der oder das Entgegenstehende von einem baby-
lonisch-assyrischen nij; doch zum Mindesten anu heissen müsste, eine Namensform, die
mir für den Himmelsgott unbekannt ist. — Ich glaube kaum, dass de Lagarde den von
Delitzsch gezogenen Vergleich dieser Aufstellung mit seiner Combination von ^ti mit n'?K
gutheissen wird: denn es besteht zwischen beiden der kleine Unterschied, dass de Lagarde
das zweifellos .semitische Wort ^^ mit einem zweifellos semitischen Stamm H/N in Verbindung
setzt, während Delitzsch einen babylonischen Gottes n amen höchst unsemitischen Gepräges
aus einer im Babylonischen überhaupt nicht nachweisbaren und für das „Gemeinsemitische" in
der ihm vindicirten Bedeutung doch wohl noch zu erhärtenden Wurzel herleitet.
2) ,Name" heisst im Babylonisch-assyrischen sumu (Dl!') und zihrii (TT), vergl. o.
Seite 12. Das Ideogramm für „Name" ^4^ müsste also, wenn es semitischer Erfindung wäre,
etwa die Lautwerthe sum und zilc haben. Statt dessen kommt ihm der Lautwerth mu zu
und dieses selbe *^ kommt an einer grossen Anzahl von Stellen bilinguer Texte^) der nicht-
semitischen Fassung als Aequivalent des semitischen sumu vor. In einem einzigen Falle be-
gegnet uns mü in der Bedeutung „Name" in einem semitisch-assyrischen Text und wii'd hier
wie ein assyrisches Wort flectirt. Dass dieses mu „Name" nicht anders entstanden sein kann,
als dadurch, dass der Verfasser jenes Textes^), um ein Synonym für sumu für die Zwecke des
Parallelismus membrorum zu schaffen, das sumerische AVort für „Name" in semitisirter Form
entlehnte, ist klar.
Gerade das echtsemitische wm, Plur. me (0''0), Wasser, welches Delitzsch zum Ver-
gleiche heranzieht, ist ein Beweis gegen die semitische Herkunft des Substantivs mü „Name" :
gegen zwei vollständig identische Nomina für zwei so gewöhnliche Begriffe wie „Wasser" und
„Name" hätte sich bald genug der in solchen Fällen bekanntlich stets sehr rege sprachliche
DiflFerenzirungstrieb erhoben.
3) „Haupt, Kopf" heisst assyrisch resu, Imlikadu. Das Ideogramm "^[T^z hat die
Lautwerthe sag (sag) und ris. Letzteres ist natürlich eine sem. Bildung (vgl. S. 119 Anm. 4).
(vgl. Lehmann, PAOS, May 1884, p. VIII sq. und bei Barth, ZA III, 57 ff.), könnte hier durch das Bedürf-
niss der Dissimilation gegenüber der Präposition eli, ela „über" vom Stamm ^^y veranlasst sein. Für üu
jGott", wenn man mit de Lagakde dessen Zugehörigkeit zum Stamm ^'^X annimmt, war ein solches
Bedürfniss der Dissimilation nicht vorhanden, da keine Gefahr der Verwechslung mit eli „über" vorlag. —
Hälevy, ZA IV, 62 f. setzt babyl.-assyr. ana und ina, die er als Ableitungen einer und derselben Wurzel
ansehen Tnöchte, gleich dem talmudischen jX- Wer, wie wir, mehr dazu neigt, die beiden Stämme ge-
trennt zu halten, wird vielleicht eine Reihe arabisch-hebr. '^^^ ^t, talm. 7X> babyl.-assyr. ana nicht ausser
allem Betracht liegend erachten. — Zur Aeusserung der vorstehenden ausserordentlich hypothetischen Ver-
muthung veranlasst, mich nur die bestimmte Art, wie Delitzsch die noch mehr problematische, nach meiner
Ansicht sicher irrige Beziehung von babyl.-assyr. ana zu arab. y£. vorbringt.
1) Da man O^VIDD seit Halevy's Nachweisen, ZA II, 401 f., nicht mehr mit Sippar identificiren
kann, vielmehr die Stadt gar nicht mehr in Assyrien zu suchen hat, so fallt auch jeder Grund weg. den
Namen des Gottes dieser Stadt als Bezeichnung einer specifisch babylonisch-assyrischen Gottheit an-
zusprechen. Vgl. jetzt auch Jensen, Kosmologie S. 457 f.
2) S. Bkünnow 1235.
3) IV R 67 TCr. 2, 51 f. a s. Delitzsch, Wörterbuch S. 140 u. vgl. S. 272.
Die Lautwerthe von ^-^ und *^jjäl Humerischen UrHprungs. 119
Dagegen entspricht dem semitischen Worte rem in der sumerischen Fassung regelmässig *^| ' tt
und die Zusatzsilbe ^pF-P) zeigt nach Jensen*), dass hier san(/(g)a (sag(g)a) zu sprechen ist.
Delitzsch ,kann sich nun nicht entsch Hessen", assyrisch sakü „hoch sein" aus dem sumerischen
sag entlehnt zu halten. Wir würden es ihm auch sehr verdanken , wenn er sich zu solcher
grundirrigen Annahme entschlösse. Aber er muthe uns andererseits nicht zu, das sumerische
Wort für „Kopf" aus dem babylonisch-assyrischen Wort für „hoch sein" herzuleiten. Ist denn
der Kopf genügend charakterisirt, wenn man ihn bezeichnet als „das, was hoch ist", und ist
Delitzsch wirklich der Grundsatz gesunder sprachwissenschaftlicher Forschung entfallen , den
Max Müller in den Wortwitz: soiind etyniology has nothing to do with sound gekleidet hat?
Zudem ist es denn doch selbst um den Gleichklano^ der beiden Wörter recht mant'elhaft
bestellt. Die ursprüngliche Form des Wortes für Kopf ist höchst wahrscheinlich sag;
babylonisch-assyrisch „hoch sein" heisst npti' mit s und k\ — Es bleibt dabei: der
dem Zeichen *^[[^p ursprünglich eignende Lautwerth sag ist aus dem Semitischen nicht
zu erklären; wer in dem Zusammentreffen von sumerischem sag „Haupt", „Oberstes" mit
semitischem sokü „hochstehender" mehr als einen blossen Zufall sehen will, der sei daran
erinnert, dass die Beamtennaraen zu der Classe von Wörtern gehören, unter denen man
sumerische Entlehnungen zu suchen hat. Natürlich bot einem semitisirten sagü das echt
semitisch-assyrische sakü einen bequemen Anhaltspunkt. Niemals aber wird, das ist beson-
ders zu betonen, sakü „Officier" durch *^]|^^ ideographirt^). Verstoss gegen Forde-
rung 1 S. 113.
So steht es um die Beispiele , welche die Führer der antisumerischen Bewegung
HäL^vy und Delitzsch selbst als typisch hinstellen für die Methode, mit welcher sie die Ab-
leitung der keilinschriftlichen Lautwerthe von rein semitischen Worten und damit die Erfindung
der Keilschrift durch die Semiten beweisen wollen, um das Hauptargument der Gegner, „neben
dem alle übrigen nur secundären Werth haben"! „So man das thut am grünen Holze, was
will am dürren werden?"*) Mit der Mehrzahl der übrigen Fälle, in denen die Herleitung
der sumerischen („allographischen") Lautwerthe aus dem Semitisch-Babylonisch-Assyrischen
versucht wird^), steht es ebenso oder noch schlimmer.
Es sollen nun aber nicht blos diejenigen Wörter als semitisch erklärt werden, von
denen Lautwei-the abgeleitet sind, sondern es muss der Beweis geführt werden, dass es über-
haupt keine sumerischen Wörter giebt. Namentlich müssen die Bestandtheile des babylo-
nisch-assyrischen Wortschatzes, welche als sumerische Entlehnungen bezeichnet werden, als
echtsemitisch erwiesen werden. Es muss gezeigt werden, dass, um mit Halevy^) zu reden,
„das Assyrische bis auf Cyrus rein von jedem fremdartigen Element" geblieben ist, „während
eine Vermengung so heterogener Racen auch eine Vermischung der Idiome beider Völker zur
Folge haben müsste", wie es nach unserer Ansicht auch der Fall gewesen ist.
1) Nachweise bei Brünnow 3522.
2) Vgl. Snrhii 208 [2] und ZA II, 306.
3) *^yT^ -^41" "^^ "^TI^-^ ►ff-T stehen für saM sa resi (Brünnow 3554 und 3585): ,das
Haupt hochtragen". Das sind die einzigen Fälle, wo *^||ti[z und sah'i zu einander in Beziehung stehen:
beide Male aber ist resu, das eigentliche Aequivalent von *^[ jfx: sak, mitgenannt.
4) Die wichtigsten Lautwerthe, die wirklich erst von den Semiten aus ihrer Sprache dem von
den Sumeriern übernommenen Bestand an Lautwerthen zugefügt sind, zählt Haupt, ASKT S. 172 f. § 17 auf.
5) HALfeVY, Allographie § 6, 544; 3ielanges p. 274: p. 392 sub 1.
6) Mäanges p. 390 sub 4.
120 Erster Theil. viertes Capitel.
Bei dieser versuchten Beweisführung wird nun von Halkty und DELITZSCH
lediglich die Worttonu in Betracht gezogen und auf äussere Anklänge hin, mit mehr oder
minder starker Beugung des Wortsinns, die Seraitisirung eines solchen fraglichen Wortes vor-
genommen. Ueber solche Methode lexicalisch-etvmologischer Forschung hat aber die Sprach-
wissenschaft längst den Stab gebnxrhen; und namentlich ist anerkannt, dass bei der Frage
nach der Herkunft eines möglicher Weise nicht einheimischen Wortes nicht die Wortform in
erster Linie zu entscheiden hat. sondern die Heimath der Sache oder des Begriffes, den die-
selbe bezeichnet *) (o. S. 87 a. E.),
Wir. die wir die leberzeuguug gewonnen haben, dass die Keilschrift von einem Volke
nichtsemitisohen Sprachstammes erfunden ist. müssen damit gleichzeitig den Einfluss dieses
Volkes auch auf anderen Gebieten der Cultur in der Sprache ausgedrückt zu finden erwarten.
Die Schrift, und diese Schrift vor Allem, ist nur denkbar als Besitz einer Priesterschaft,
die einer Religion mit ausgebildetem Cultus und Ritus dient. Ein wesentliches Element der
uralten babylonischen Religion und Kosmologie bildet eine genaue Beobachtung und Kenntniss
der Erscheinungen am gestirnten Himmel. Die Antange der Astronomie der Babylonier. für
deren hohe Entwicklung sich die aus einheimischen Documenten gewonnenen Belege stetig
mehren *^, sind daher ebenfalls in unabsehbar alte Zeit zu setzen. Hand in Hand mit der Him-
melsbeobachtunsj ging die Rejjelung von Maass und Gewicht: das babvlonische metrische
System . wie es uns schon zu den Zeiten eines Gudea fertig entgegentritt, verdient selbst im
Lichte der heutigen Wissenschaft das Lob hoher Vollkommenheit ^).
^^ as in späterer Ausbildung gesondert als öffentliches und privates Recht er-
scheint, steht in Babylonien wie wohl überall in den früheren Stadien menschlicher Entwick-
luncf in ensrer Verbindunsr niit der Religion.
Ohne die Tempel . die Stätten der göttlichen Verehrung und priesterlichen Wirkens
ist die babylonisohe Religion nicht denkbar: es musste daher die Baukunst zur Zeit, da die
Semiten in Berührung mit den Snmeriem kamen, über die ersten AnßLnge hinaus sein. Fralt
und von der Baukunst in der Omamentirung bereits bei sehr alten Werken nachgeahmt war
die Kunst des Webens und Stickens in Babylonien: eine ganze Anzahl verwandter Hand-
fertigkeiten und Künste mü^en gleichzeitig eifrig betrieben worden sein.
Im Vorstehenden sind nur einige der wichtigsten Gebiete andeutend genannt, auf denen,
wenn die Schrift von einem fremden, dem sumerischen Volke herstammt, sumerische
Lehnwörter innerhalb des Babylonisch-Assyrischen zu erwarten sind.
Da ist es nun doch höchst eigenthfimlich und für die antisumerische Anschauung verhäng-
nissvoll, dass in den meisten Fällen, in denen ein Wort durch seine Form und durch den Umstand,
dass es dem sumerischen i^nach Halevy allographischen) und dem .demotischen' System offenbar
gemeinsam ist, zu Erhebungen über seine Herkunft Anlass giebt, es einem der genannten, wenn
ich so sagen darf, entlehnungsverdächtigen Gebiet angehört, wozu dann noch in den meisten
Fällen andere reinsprachüche Erscheinungen als weitere Verdachtsgründe in 's Gewicht fallen.
Ein solches typisches Wort, das auch Delitzsch*^ an die Spitze seiner diesbezüglichen
Ansfuhrungan stellt, ist parakku, sumerisch bara^).
1) Vgl. Weiss. Zeitsdtr. f. Vmerp^ydtologie «. S^radb«-iss«>ii«dka/r, Bd. Xm 8. 233f. O. SrwBni«.
Sprpckrtrgleiduimp mmd Cr^fsek^ S. 303 & Fbäkksu Die armmiisthem ^VfaNfirörf«r im Ajnbiadten. S. XVI f.
2 Zuletzt : Epphcg, Astroitomisdtes aus Btä^jf^om, Stimmen aoa Maiia Laaoh. Erg-Äimmgdieft Nr. 44.
jEfSKX. Kogmtoiogie pasäm: vg!. ZA. V. 21 ff.
3^ BkaKDIS, a. a. 0. S. 1 ff. Lzhma>->- an den S. 87 Anmerk. 2 citirten Stellen and in den Verk.
der F%^kaiisd^eH ötstUsdkoft zu Bfriin 1889. 22. November, Seite 81—101.
4) J^yri^o^ Grammatik § 73 Anm. S. 195.
5) S»» 3^ n. s, Brüssow. Xisf 6878.
Parallcu sumerbchea Lehnwort. 121
Lassen wir zunächst DELITZSCH selbst reden :
.Annierkungsweise ein Wort zu den zahlreichen und noch immer ziemlich
rätbselhaften^) babyl-assyrischen Substantiven wie yu-mah-hu ^gro&ser Stier'. para-mah(h)u
^erhabenes Heiligthuni'. ]ci^aUuh{h)u ^Fussbodensalber' (V R 13, 1 — 4b Fem. kisailuhatu). tup-
sarru Tafelschreiber'. Dass Wörter wie diese, welche man insgemein für ^sumerische' Composita
und Lehnwörter zu halten pflegt, wirklich als Wörter dienten'), also nicht etwa nur
ideographischen Werth besassen. ist ebenso unzweifelhaft, wie dass viele derselben in der That
nur als Composita sich begreifen. Wer sich aber nicht dazu verstehen kann' warum nicht?],
tassyr. parakku (und damit hebr. rr"'t;. vgl. auch syr. kIatä) mit seinem denkbar besten^)
assyrisch-semitischen Etymon für ein Lehnwort aus einem vermeintlichen sumerischen bara{g)
zu halten, vielmehr in dem dem Ideogramm für parnkku als Glosse beigeschriebenen und auch
als Silben werth verwendeten bara (para) nur eine Abkürzung aus parakhi {ba-rak-ku Sanh.
Kuj. 4, G, 8 u. ö.) zu erblicken vermag, der muss das ganze pa-ra-ma-hu. para-m(ih{h)u (Sarg.
Cyl. 49. Stier-Inschr. 47) als ein Wort semitischer Prägung anerkennen und zwar mit
so zwingender Xothwendigkeit, dass dabei nach der Herkunft von mnhhu gar
nicht erst gefragt zu werden braucht^). Das assyrische paramahu trägt den Stempel
eines von Semiten geprägten Kunstworts. Solcher künstlich gebildeten Wörter giebt es
im Assyrischen eine Menge, doch hat nur eine verhältnissmässig geringe Minderheit Aufnahme
in die lebende Sprache gefunden."
In dieser Argumentation wird das, was bewiesen und erklärt werden soll, nämlich
dass bara eine Abkürzung aus parakku ist, femer der Zweck, den eine solche nicht-ideogra-
phische Abkürzung haben sollte und der Grund, warum man sich nicht soll dazu verstehen
können, parakku für ein sumerisches Lehnwort zu halten — all dieses in den die Voraus-
setzung enthaltenden Vordersatz gesetzt. Dabei können freilich die gewünschten Schlüsse
leicht genug als Folgerungen und Behauptungen im Xachsatz erscheinen.
Diese Art der Argumentation ist typisch für Delitzsch's .antisumerische* Kampfes-
weise. Das einzige wirklich in Betracht zu ziehende Argument ist das von Delitzsch be-
hauptete «denkbar beste assyrisch-semitische (vgl. S. 117 Abs. 3) Etymon". Wie verhält
es sich nun hiermit?
Dass bara-parakku etwas mit dem Cultus zu thun hatte, stand fest und zwar musste
es nach der Verbindung, in welcher es vorkam, zu schliessen, in örtlicher Beziehung zu
einem Gott resp. einem Götterbild stehen. Da nun als semitische Wurzel sich paräku
, trennen , versperren " ■•^) bot, so deutete man parakku als .abgeschlossener Raum, Nische.
1) Von mir gesperrt.
2) Zu paräku sei eine beiläufige Bemerkung pro domo gestattet: Bekanntlich giebt es ausser
paräku ^abschliessen* im Assyrischen noch ein Verbum paräku ina pän .... „Jemand etwas antbun'.
ünkenntniss dieses letzteren hat mich vor einigen Jahren zu der berüchtigten Missdeutung der Stelle
Asurbanabal R"" I Col. II, 121 f. veranlasst, indem ich, statt usapriki't: usabrikü ^tür usabriku) lesend, über-
setzte: ,sie (die Götter) Hessen herniederblitzen" und darin Hindeutung auf einen Meteorstein loder
eine Blitzröhre) sah. (S. ZA II, 214 und bei S. A. Smith, KethrJirifttexte AsurbanipaVs Heft 2 S 941.1
Wenn Jensen, Kosmologie S. 158 Abs. 1, es unternahm, diesen alten, in Fachschriften geäusserten und von mir
alsbald (s. ZA II, 356 Anm. 2) zurückgenommenen Fehler einem weiteren Leserkreise bekannt zu geben, so
war das gewiss in hohem Grade danken s werth. Indessen dürfte doch der Missgriff an sich so grob
gewesen sein, dass es nicht nöthig war, ihn zu vergrössern, indem man den Inhalt meiner Aeusserungen
vollständig verdrehte. Ich habe niemals die Albernheit begangen, zu behaupten, dass der König Gi/ges durch
einen Meteorstein resp. eine Blitzröhre getödtet worden sei, wie es Herr Dr. Jessen hinstellt, sondern habe
lediglich und ausschliesslich von einer üblen Vorbedeutung gesprochen, welche dem TOr dem König .her-
niederblitzenden' Zeichen beigelegt sei und welche dem Tod des Königs , sei es in der Schlacht mit den
Lehmann, Saniasäumakin. 16
122 Erster Theil, viertes Capitel.
abgeschlossenes Gemach", woraus denn, wenn man den in dieser Etymologie vollständig un-
berücksichtigten Gott in das Gemach hineinsetzte, die Bedeutung , Allerheiligstes" mit Leich-
tigkeit folgte. Im Jahre 1886 machte ich aber durch die Uebersetzung sedes sacra in BiL
Z. 19^) darauf aufmerksam, dinss parakhu höchst wahrscheinlich eigentlich „heiliger Sitz, Götter-
sitz" heisse, d, h. zunächst den niedrigen Sessel bezeichnet, auf dem, wie uns die Darstellung
aus dem Sonnentempel zu Sippar und hunderte von Siegelcylindern zeigen, die Gottheiten fast
regelmässig sitzend dargestellt werden.
War dies richtig, so war es mit der Herleitung \ on paräJcu „trennen" ein für allemal aus.
Delitzsch übersetzte nun'^) Ende 1886 — nach Erscheinen meiner Dissertation — vielleicht selbst-
ständig, vielleicht durch diese auf die angezogene Stelle aufmerksam geworden, paraJcku durch
„Throngemach". Hier kommt also zur Bedeutung des „abgeschlossenen Gemaches" noch der
, Thron" hinzu; offenbar ist das ein Versuch, unter Anerkennung der Bedeutung des „Sitzens"
doch das „Gemach" und damit die Verbindung mit bab.-ass. pnräku zu retten (vgl. Seite 116
Abs. 3). Aber pardkku heisst ursprünglich nicht „Throngemach", sondern „heiliger Sitz,
Göttersitz" ; ist es später Bezeichnung für den geweihten Raum, in welchem die Götterstatue
stand, für das „Allerheiligste" geworden, so ist das secundär. Mit der ursprünglichen Be-
deutung, welche für die Etymologie allein in Betracht kommen kann, ist parälcu „abtrennen,
versperren" in keiner Weise in Verbindung zu bringen.
Dazu kommen nun zweitens Form und Flexion des Wortes.
Das Nomen erscheint regelmässig mit doppeltem (respective verstärktem) dritten
Radical. Nun soll nicht geleugnet werden, dass es im Babylonisch- Assyrischen echtsemitische
Wörter giebt, die eine Verstärkung des dritten Radicals^) in der Schrift aufweisen. Wohl
aber ist es unleugbar , dass diese Verschärfung des dritten Radicals in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle bei solchen Substantiven auftritt, bei denen eine Reihe anderer Verdachts-
gründe gegen ihre semitische Herkunft vorliegt. Die Verstärkung erklärt sich einfach daher,
dass im Sumerischen der Ton auf der letzten Silbe lag und im status prolongationis der
Schlussconsonant verstärkt erschien, barä{g), st. prol. barägga.
In der Bilinguis Saniassumukin''s (Zeile 19) erscheint nun als Plui-al von paraJiJcK
pa-rak-Jca, d. h. eine durchaus unsemitisische Form statt parakkäni oder parakke. Das Wort
hat innerhalb der semitischen Sprache die fremdsprachige Form beibehalten: es ist der sume-
rische status prolongationis haraggu durch Ersetzung der tönenden durch die entsprechen-
den tonlosen Verschlusslaute semitisirt. Also:
1) parakku klingt an das sumerische (alias „allographische") Wort bara an;
2) ist ein Wort aus dem Gebiete des religiösen Cultus;
Kimineriern, sei es in anderer Weise während ihres Einfalls („vor seine Feinde ward sein Leichnam geworfen")
nahe vorausgegangen war. Es war daher höchst unangebracht, wenn Herr Jensen seinen inhaltlich verkehrten,
dem Tone nach zum Mindesten nicht — geschmackvollen Ausfall mit folgender Tirade schloss: „Es wäre
Dr. Lehmann zu raten, sich ein anderes Mal vorher über das Phänomen einer Blitzröhre zu informiren, ehe
er wieder einen König Gyges durch eine solche sterben lässt". Ich hatte ZA IL 217 Anm. 1 deutlich ge-
sagt, dass eine Blitzröhre erst durch „das Einschlagen des Blitzes in geeigneten Boden entsteht".
Wenn nicht eher, hätte daraus Herr Dr. Jensen ersehen müssen, dass ich sehr gut wusste, was eine Blitzröhre
ist und unmöglich glauben konnte, irgend Jemand könne durch eine solche erschlagen werden. (Natürlich
kann auch vom „Niederblitzen" bei diesem Phänomen nur in der Auffassung roher, in der Naturbeobach-
tung ungeschulter Phantasie die Rede sein.) „Es wäre" Herrn Dr. Jensen „zu rathen, sich ein anderes Mal
vorher" über den Inhalt der Schriften, über die er aburtheilen will, „zu informiren, ehe er wieder" einem
Fachgenossen Ansichten unterschiebt, die dieser selbst niemals gehegt oder verlautbart hat!
1) S. Diss. p. 20/21 und u. Theil II den Commentar zu Bit. 19. Tiele, Geschichte S. 444 Anm. 2.
2) ZA II S. 420.
3) Delitzsch, Assyrische Grammatik § 65 II sub Nr. 20—23 S. 167. — Vgl. jetzt auch Zimmern.
ZA V, 388 ff".
Sumerinche Lehnwörter auf -akku nnd -in»». 12^^
3) hat keine semitische Etymologie;
4) erscheint regehnässig mit verstärktem dritten Kadical;
5) zeigt innerhalb eines semitischen Textes unsemitische Eigenthüralichkeiten in
der Flexion.
Wenn auch vielleicht keines dieser fünf Merkmale allein genommen würde als Beweis
der Entlehnung eines assyrischen Wortes aus einer fremden, d. h. eben der sumerischen
Sprache gelten hönnen, so wird durch deren Zusammentreifen bei parakhu die Entlehnung aus
dem Sumerischen unwiderleglich bewiesen. Und so bei einer ganzen Anzahl anderer Wörter.
Ein entlehnter Beamtenname ist z. B. aharakJm, „Grossvezier* ^), mit seiner Endung an
parakJcti anklingend. W^ährend aber bei 2)arakku das kh der Endung -akku nach den Anti-
sumeriern zum semitischen Stamme gehören soll, müsste in aharakku wohl die „babylonisch-
assyrische" Endung -akku herhalten, um dieses Wort vor der Annahme der Entlehnung zu
schützen. Diese Endung -akku soll zugleich adverbiale und nominale Endung sein; ersteres
wird einzig und allein, und zwar sogar von Zimmern, aus udakku (s. u.) „täglich" geschlossen,
das alles Andere ist, als eine semitische Bildung. Und ebensowenig existirt die nominale
Endung -akku im Semitischen: wie aus harägga parakku^ so muss aharakku aus einem sume-
rischen * aharägga oder ähnlich entstanden sein.
Ebensowenig dürfte isakku^) „Priesterfürst" semitischen Stammes sein. An sein
sumerisch-ideographisches Aequivalent ^^ *)t\ *^\\ knüpft sich einer der handgreiflichsten
und für die Methode der Antisumerier bezeichnendsten Fehler Halevy's: Er will ►^ '^j *^[ j
lesen und darin einen Rebus für isakku sehen ^), was ihm unmöglich hätte beikommen können,
wenn er bedacht hätte, dass das Wort sehr häufig in altbabylonischen Zeichen geschrieben
erscheint und dass in dieser Schrift das Zeichen i^'I unmöglich mit ^ J verwechselt werden
kann. Halevy liest ►p "^^ i-sak (Rebus für isakku) und erklärt f *^I j für purement com-
pUmeutaire. Gegen eine solche AujEfassung protestirt neben allem Andern noch die (oben
S. 95) erwähnte Variante ^^ "i^] ^] *^n, die deutlich auf phonetische Lesung wenigstens
des Endes der Gruppe weist.
Eine andere Gruppe, auf deren Glieder fast regelmässig die Merkmale der Entleh-
nungsverdächtigkeit zutreff*en, bilden die Wörter auf -innu. Beispielsweise A;itc7c7r»nM „illegi-
tim", agarinnu*) „Mutter", isinnu^) „Fest", surinnu s. L^ Zeile 5 und 9), teminnu „Grund-
.stein" (Bau und Cultus).
1) Delitzsch, Wörterbuch S. 68fF.
2) Zimmern, Babylonische Busspsalmen S. 84 f. Die dort erwogene Auffassung als fi"al(l)u von
pli'U (j'sfcit , stark") scheint mir ausgeschlossen wegen phonetischer Schreibungen wie is-sa-ak-ku etc. (nie ku)
ä. Strassmaiek, AV 3914.
3) Siebe das Nähere ZA III, 384; dagegen bereits Lehmann, ZA IV, 292.
4) Halevy, ZA IV, 64 (vgl. Delitzsch, Wörterbuch S. 118) will agarinnu von a'äru ableiten, dem
er die Bedeutung „sprossen" beilegt (s. Theil 11 Commentar zu Bil. Z. 15). Abgesehen davon, dass diese
Bedeutung für das Verbum nur mit Hülfe höchst fragwürdiger Etymologien {*aiarii. eru .Kind", tarifum
„Schwangere"; — letzteres doch sicher vom Stamme "ItXi s- Thl. II Comment. zu Bil. Z. 8) zu Stande kommt,
ist Halevy's Annahme ZA IV S. 56 ff. aub 18, dass K resp. ^ im Semitisch-Babylonischen durch g ausge-
drückt würde, unrichtig.
5) Isinnu hat keine semitische Etymologie, es müsste denn sein, dass man Halevy's Zusammen-
stellung dieses lediglich das „Fest" bezeichnenden Wortes mit hebräisch »iDS* ^Tod", ursprünglich ^eiene-
ment fixe d'avance par la sort ou par la divinite", wie "lylC r^est" von "1];^ „zutheilen, fixiren", für an-
nehmbar hielte!
16*
124 Erster Theil, viertes Capitel.
Edi{n)mi , Ebene, Niederung" ist sicher Lehnwort aus sumerisch edin. Das baby-
lonische Wort ist seru \y^p. Delitzsch^) betrachtet edinu als altes echtseniitisches Synonym
von serti, von welchem es aus der lebendigen Sprache ganz verdrängt worden zu sein scheine,
jedoch erhalten (!) sei in den Syllabaren, in der auf die älteste Sprachperiode''(? !) „zurückgehenden
ideographischen Schrift, welche seru ganz gewöhnlich durch edin-na wiedergiebt, sowie wahr-
scheinlich auch in dem hebr. ^Ij; Gen. 2, 8". Das heisst, vom Antisumerischen ins Deutsche
übersetzt, edhi, das in den „ allographischen * Theilen der bab}^ Ionischen Literatur als Aequi-
valent für siru steht, entbehrt im Semitischen jeglicher Etymologie und aller Existenzberech-
tigung, es ist ein Lehnwort, und zwar, soweit directe Zeugnisse reichen, nur eine künstliche
lexicographische Entlehnung. Das ]nj; der Genesis würde allerdings sein Bestehen in der
lebendigen Sprache beweisen. Hängt ]'1^_ mit edin zusammen, so ist es im Hebräischen eine
sumerisch-babylonische Entlehnung.
Das n in -innu dürfte wie das g, das dem -akku zu Grunde liegt, ein sumerisches
nominales Bildungselement mit vorhergehendem betontem Vocale sein. Als weitere, dem Ge-
biete des Cultus entnommene Worte, die die Verdoppelung des dritten Radicals zeigen, seien
noch genannt sathtkku, regelmässige „ Opferleistung "(?), sowie die Dämonen- und Geniennamen
ekimmu, utukku^ lamassu.
Dies nur eine kleine Blumenlese aus den auf Schritt und Tritt uns begegnenden
sumerischen Lehnwörtern innerhalb der babylonisch-assyrischen Sprache. —
Mit parakku stellt nun Delitzsch zusammen paramahhu — mit Recht; aber nicht
abzusehen ist, wie bei semitischer Herleitung aus paräku der Wegfall des D erklärt werden
sollte. Er behauptet , wer parakku semitisch erklärt , muss paramahhu als ein Wort semiti-
scher Prägung anerkennen, und zwar mit so zwingender Nothwendigkeit, „dass dabei nach der
Herkunft von mahhu gar nicht erst gefragt zu werden braucht".
Diese letztere Behauptung verdient ganz besonders hervorgehoben zu werden;
denn sie proclamirt in zuversichtlichem Tone und ohne Begründung ein im höchsten Grade
anfechtbares Verfahren, das von den Antisumeriern sehr häufig angewendet wird''); ein
sumerisches Wort oder ein Bestandtheil eines solchen wird einfach für semitischer Herkunft
erklärt, ohne dass auch nur der Versuch gemacht würde, zu zeigen, wie denn eigentlich die
Semiten zur Bildung oder zur Verwendung desselben gekommen sind. Also das wall ist
semitisch , es wird decretirt und wir müssen es glauben. Es ist natürlich nur eine Regung
zweifelsüchtigen Fürwitzes, wenn wir aus gumahhu „grosser Stier" und paramahhu „erhabenes
Heiligthum" auf sumerisches mag „gross, erhaben" schiiessen, um so mehr als das mehrfach
bezeugte Wort gu{d) „Stier" noch Niemand mit den semitischen Wöi-tern derselben Bedeutung
hat in Verbindung setzen können! Von den übrigen, nach denselben, soeben als irrig erwiesenen,
Gesichtspunkten aufzufassenden Wörtern, welche DELITZSCH aufzählt, ist die grosse Mehrzahl
ebenfalls mit mag oder mit gal „ gross " zusammengesetzt. Es ist ein höchst geschickter
Kunstgriff Delitzsch's, dass er gleich hinter dieser höchst anfechtbaren Versicherung die
wirklich als Kunstwörter zu bezeichnenden und in der That als solche von Niemand ge-
leugneten Namen der Schriftzeichen und Zeichengruppen in's Gefecht führt (vgl. oben S. 12 f.
sub 3 f.). Es sind Memorialwörter, ganz ähnlich wie die Assyriologen sie sich heutzutage
1) Wörterbuch S. 106.
2) So z. B. giebt Halevy bei den Pronominibus jeglicher Art nur in den wenigsten Fällen (wie
sumer. e-ne „er" aus bab.-assyr. annü „dieser"!!) an, wie er sich die betreffenden von den bab.-assyr.
grundverschiedenen allographischen Bezeichnungen aus dem Semitischen entstanden denkt (siebe AUographie
§§ 10-12, 20).
Sumerische Wörter in griechischer Ueberlieferung. 125
bilden, um sich die verschiedenen Lautwerthe eines Zeichens zu merken. Sie werden manch-
mal mit einer semitischen Nominalendvmg versehen, oft aber auch kleiden sie sich in sumeri-
sches Gewand^); sie sind nicht als wirkliche Bestandtheile weder der einen noch der anderen
Sprache zu betrachten und sind daher von jeglicher Entscheidung über Existenz, Charakter und
Beziehung der beiden Sprachen vollständig auszuscheiden (vgl. S. 113 sub 2). Gegen die
Gleichstellung und Vermengung dieser homunculi unter den Sprachkörpern mit wirklichen
Bestandtheilen der lebendigen Sprache ist auf das Entschiedenste Verwahrung ein-
zulegen.
Nichts ist nun ein besserer Beweis dafür, dass ein Wort entlehnt ist und als fremd
empfunden wird, als wenn ihm zur Erklärung ein gleichbedeutendes Wort der entlehnenden
Sprache beigefügt wird. Dafür giebt es auch im Assyrischen Beispiele: musarü^) bedeutet
in den Schlussformeln der königlichen Weihinschriften die , Namensschrift, den Namenszug",
dann die ganze Urkunde^); diesem Wort wird an mehreren Stellen^) als „Apposition" hinzuge-
fügt sitir sumi, d. h. das genaue babylonisch-assyrische Aequivalent des Fremdwortes, sumerisch
mu = assyrisch sumu „Name"; sumerisch sar = assyrisch mtaru „schreiben". DELITZSCH*)
fragt: „erweckt dies nicht den Anschein, als habe musarü trotz seines häufigen Gebrauchs fort-
gefahren, den Eindruck eines seltsamen, erklärungsbedürftigen Wortes zu machen?" Wir
können diese Frage nur mit einem emphatischen „ja" beantworten. Es war ein fremder Körper
innerhalb der semitischen Sprache. Was die Semiten selbst geschaffen hatten, hätten sie nicht
zu erklären brauchen, und ein Kunstwort da zu schaffen, wo ein guter Ausdruck für den
Begriff vorhanden war, dafür waren die Babylonier, die unsere Cultur begründet haben,
viel zu verständige Leute. Das Wort gehört, wie dupsar (S. 126), dem Gebiete der Schrift-
kunde an , auf dem das Fehlen von Entlehnungen geradezu überraschend sein würde. Ganz
dasselbe ist der Fall, wenn Zagmuhu „das Jahresanfangsfest", also ein Wort aus dem Gebiete
des religiösen Ritus, durch res satti „Beginn des Jahres" erklärt wird.
Aber nicht bloss die babylonischen Keilinschriften haben uns sumerische Wörter
erhalten : wir haben fremde Berichte über Babylonien und Assyrien , die uns Wörter, die
lediglich als aus „allographischen* Bestandtheilen der keilinschriftlichen Literatur erhalten
bekannt sind , neben echtsemitischen babylonisch-assyrischen Wörtern und Bezeichnungen
und als mit diesen gleichberechtigt anführen. Dadurch wird durchaus jeder Zweifel aus-
geschlossen , dass wir es hier mit wirklich lebendigen Bestandtheilen der Sprache zu thun
haben, nicht mit künstlichen, nur der Schrift angehörigen Bildungen. Wir meinen nament-
lich die mythologischen und lexikalischen Aufzeichnungen des Damasciiis und Hesi/chios, auf
welche neuerdings durch Jensen's Studien in seiner Kosmologie viel neues Licht gefallen ist.
Hesychios nennt oavrj, aawg = same und Samas, also reinsemitische Wörter, als baby-
lonische Bezeichnungen des „Himmels" und der „Sonne". Er nennt aber auch J eXicpaT = Dil-
hat den sumerischen Namen der Js^ar- Venus als Morgenstern. Er kennt als einen babylo-
nischen Namen des Mondes aldio, ein Wort, welches Jensen*) wohl richtig mit dem nur in
der „allographischen" Literatur bezeugten iti „Monat", assyrisch arliu^ in Verbindung setzt-
Er führt als Namen des Merkur ^eyM an, worin Jensen den SaJ'as wiederfindet, die nur in
der linken, „allographischen" Columne bezeugte^) Benennung dieses Planeten. Er bezeichnet
1) Vgl. unten zur Palatialisirung des it-Lautes.
2j Siehe unsere Inschriften gegen Ende passivK
3) Delitzsch, Assyrische Grammatik § 73 Anm. S. 196 g. E.
4) Jensen, Kosmologie 118 AsXe<par; 102 alScö.
5) II B 49, 34 J^ ^'^^^; II ^ 26, 13 gh. Näheres Jensen, Kosmologie 124. vgl. 503 f.
126 Erster Theil, viertes Capitel.
schliesslich als den chaldäischen Namen des Planeten Jupiter (.loloßoßaQ , genau entsprechend
der sumerischen, nie in semitischen Texten vorkommenden Bezeichnung muhi-bahbar^).
Damascius nennt als Namen der Herrscherin über die ur weltlichen Ungeheuer Qavaxiy"^)
= babylonisch tiamat, tämat Dinn das „Meer", ein echtsemitisches Wort. Aber daneben er-
scheinen als Namen , deren keilinschriftliche Aequivalente lediglich aus den nichtsemitischen
, allographischen " Theilen bilingaer Texte bekannt sind, llXivog d. i. Il-liP)^ der sumerische
Name des Bei; ^axrj und Aayoq, babylonisch Luh-ha und La-ha-mu; Kiooaqr^ = ki-sar-ra
(vgl. L^ Z. 18, 20 — 22) und ^Ou6Q{io)Y.a ^ der sumerische Name der Kirbis-Tiamat; von
Jensen*) scharfsinnig und überzeugend mit dem sumerischen Aequivalent von kirbis „in der
Mitte" = muru{b)ku identificirt.
Da es eine gesprochene Allographie nicht geben kann, so wird nichts übrig
bleiben, als diese wohlbezeugten Wörter als wirkliche ßestandt heile einer nichtsemitischen
und zwar der sumerischen Sprache anzuerkennen^).
Von diesen ursprünglich sumerischen Wörtern sind nun auch einige als wirkliche
Lehnwörter in die semitischen Sprachen übergegangen, so aram. "1D2D „Schreiber", aus baby-
lonisch-assyrisch dup-sar „Tafelschreiber", wovon dupsarrütti „Schreibkunst" (vergleiche das
zu mtisarü oben Bemerkte).
Ferner sem. ekal „Palast", ein im Bab.-Assyr. , wie die Form ^Iill ^r ">^ ekal-
luni der zusammenhängenden Texte zeigt, wirklich gebrauchtes Wort, aus dem hebr. und aram.
tTM, arab. JjCaP^), für das jeder Versuch einer sem. Etymologie vergeblich ist und bleiben wird'').
1) II R 49, Nr. 30 etc. t^^|>->^ ^T; "i^J "^J = viulu-bahbar Epping a. a. 0. und Jensen, Kos-
mologie S. 125 f.
2) So zu lesen für Oakdrß' (Lenokmant) Jensen, Kosmologie S. 300 Nr. 1.
3j V K 37, 21 Col. II. Jensen, Surbu 33 ann. 1, Kosmologie 271. Zimmern, BB 19. Lehmann,
ZA I 228, Anm. 1.
4) Kosmologie S. 270 f.
5) Hiemit vergleiche man nun HALEVY'ri Behauptung (Mäanges p. 391 sub 5) : Que tous les noms
propres habyloniens, geographiques et autres que nous ont transmis les anciens auteurs portent invariable-
ment une physiognomie semitiqiie'^ .
Von den keilinschriftlich überlieferten geographischen Namen sollen ebenfalls alle, auch
die südbabylonischen nicht ausgenommen, semitische Form haben. Mit der HALEVY-DELiTZSCH'schen
Methode ist es allerdings ein Leichtes, auch Namen wie Dilmun, Ur, Larsa, Uruk, Kridu semitisch zu er-
klären. Es genüge hier, Halevy's Etymologie für "lj;3tr = Sumer anzuführen: er erklärt es für ^visible-
ment contracte de ^^ijf ^deux" et "ly pour D^iy „villes*" (l).
6) S. Fkänkel, Die aramäischen Fremdwörter im Arabischen S. 274.
7) Der letzte von Delitzsch, Wörterbuch 341 ff". Anm. 1, stammende Versuch ist nicht minder
missglückt als alle seine Vorgänger. Wenn zunächst Delitzsch sagt (S. 343): „Assyriscli-Hebräisch-Ara-
bisch lehren im Verein, dass dieses Quadrilitterum" (t'D^aN) „von alters her den semitischen Sprachen eig-
nete", so ist das ein völliger Fehlschluss, ein Verstoss gegen unsere Forderung 5 (Seite 113). — ,Dass der
hebräische Buchstabenname t<n seiner Bedeutung und Etymologie nach" „noch völlig dunkel" ist
„und doch niemand an seinem semitischen Ursprung zweifelt", ist sehr richtig. Grundfalsch ist es aber,
diese Gleichung mit unendlich vielen Unbekannten dadurch zu lösen, dass man x = <;'?/, einem ad hoc ge-
schaffenen alten babylonisch-semitischen [sie!!) Worte für „Behältniss, Behausung, Haus" setzt, dessen künf-
tige Entdeckung prophetisch angekündigt wird. — Auf die „sehr gewichtigen Gründe", die „für gal gula
den semitischen Ursprung (s. u. t)*?)!) recht wahrscheinlich machen", sind wir sehr gespannt; einstweilen
kennen wir ein Wort galu, das in zweifellos semitischen Texten selbständig vorkäme, überhaupt nicht und
sind ausser Stande, uns den Lautwandel von gal zu gid (Svul) und von da zu mul (sprich vul) aus dem
Semitischen zu erklären. (Vgl. auch Schkader, Zur Frage nach dem Ursprung der babylonischen Cultur
S. 18 ff.) Delitzsch findet es ferner bedenklich und unbegreiflich , dass dem sumerischen g von e-gal im
Babylonisch-Assyrischen elcal{lu) regelmässig ein h entsprechen sollte. Die häufige Wiederkehr der Er-
scheinung, dass statt der tönenden Consonanten zu Anfang sumerischer (hieratischer) geschlossener Silben
Die sumerischen Zahlwörter. 127
Es ist [Opfert] entstanden ans sumerisch e „Haus" und yal , gross" — ein echtes und
rechtes Lehnwort ans dem Gebiet des Bauwesens. —
Ganz besonders aber hervorzuheben sind zwei Wörter, die, wie Pkaetorius, DE La-
GARDE , HOMMEL erkannt haben und wie jetzt durch die Untersuchungen von Johannes
Schmidt^) bestätigt und sicherer bestimmt ist, in die indot, ermanischen Sprachen einge-
drungen sind, und zwar vielleicht ehe die Scheidung in die Einzelsprachen vollendet war,
nämlich pilaJcku „Beil", Bezeichnung eines der ältesten Handwerkszeuge, ein Wort, das auch
in seiner Form die Mehrzahl der auf S. 122 f. aufgeführten Verdachtsgründe aufweist, sume-
risch hala{y)^ griechisch rttXeAvg^ sanskrit pnragü-s. Und ferner die Bezeichnung des Kupfers,
sumerisch urud, altbulgarisch ruda, lateinisch nmdus, altnordisch raudi, pehlevi rod , kymr.
elydr^)^ sanskrit (abweichend) löhä-s.
Dazu gesellen sich vielleicht sumerisch guskin „Gold", armenisch oa/.i; sumerisch arali
(babylonisch-assyrisch arallu), armenisch ^qaXeg, (de Lagakde) imd besonders sumerisch süs
„sechzig", welches sich nach Johannes Schmidt's^) höchst scharfsinnig begründeter Vermuth-
ung möglicherweise im deutschen „Schock" Aviederfindet.
Damit sind wir denn zu den Zahlwörtern gelangt, die wegen ihrer Bedeutung für die
vorliegende Frage in diesem dem Wortschatz gewidmeten Abschnitt an letzter Stelle eine ge-
gesonderte Besprechung erfahren sollen.
Die sumerischen Zahlwörter.
Die babylonischen Priester wussten offenbar aus ihren linguistischen Studien , dass
Gemeinsamkeit imd Gleichklang der Zahlwörter ein entscheidendes Merkmal bei der
Frage nach der Verwandtschaft zweier Sprachen bildet. Denn man kann ihnen das
Zeugniss nicht versagen , dass sie bei Ausführung des teuflischen Planes , ihre semitische
Sprache in möglichst unkenntlicher Weise schriftlich zu fixiren, den Zahlwörtern eine Form
und Verkleidung gegeben haben, unter der auch der eifrigste Semitophile wohl schwerlich
eine Spur ihrer ursprünglichen semitischen Form erkennen wird.
Halevy, der den „allographischen" Bezeichnungen der Zahlwörtern eine gesonderte
Betrachtung*) gewidmet hat, kann diese Semitisirung nur unternehmen unter fortwährenden
Verstössen gegen unsere (S. 113 formulirten) unerlässlichen Forderungen. Ausserdem bezieht
sich Halevy theils auf ganz unbezeugte Formen — was allerdings grösstentheils nicht ihm,
sondern seinen Gewährsmännern zur Last fällt — theils sucht er, wie auch sonst öfters, das
Sprachliche auf das Gebiet der Graphik hinüberzuspielen, indem er Zerlegungen der Zahlzeichen
oder Umstellungen derselben vornimmt, die niemals in der keilinschrif fliehen Literatur vor-
im Bab.-Ass. -Demotischen) der entspi-echende tonlose Consonant erscheint, s. u., hat er also hier aus den
Augen verloren. —
Dass Delitzsch derartige Ausführungen in sein Wörterbuch aufnimmt, ist bedauerlich. Wenn
Delitzsch bedächte, dass von all dem nichts in dem Werke gestanden hätte, dass im Gegentheil das-
selbe einen durchaus sume ristischen Anstrich erhalten haben -würde, wenn es der ersten Absicht nach,
früher, sagen wir, bereits vor 5 bis 10 Jahren, erschienen wäre, so müsste ihm doch die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen erscheinen , dass er in einem Jahrzehnt wiederum anders denkt. Der Ausdruck des
dringenden Wunsches, dass Delitzsch seine antisumerischen Ausführungen (wie übrigens auch die Edi-
tion lexicalisch wichtiger Texte) aus dem Wörterbuch in event. Beigaben oder in die Beiträge zur Assi/rio-
logie verweisen möge, kommt vielleicht für die folgenden Lieferungen noch nicht zu spät.
1) Die Urheimath der Indogermanen und das europäische Zahlensi/stem. Abhandig. der Berliner
Akademie d. W. 1890.
2) DE Lagarde, GGN 1882 S. 164.
3) Das Nähere siehe bei JoH. Schmidt a. a. 0. S. 46 f. und S. 22 Anm. 1.
4) Melanges pp. 410— 421.
128 Erster Tlieil, viertes Capitel.
kommen. Schrader's ausführliche Kritik dieser Aufstellungen^) wird uns zum grossen Theil er-
neute eingehende Gegenausführungen ersparen. Doch sind seither mehrfache Fortschritte in der
Kenntniss der sumerischen Zahlwörter zu verzeichnen, namentlich durch die Würdigung und
Benützung des V R 36/37 veröffentlichten Textes'^). Wir geben im Folgenden die Liste der
Zahlwörter, für die die sumerische — alias hieratisch-allographische — Lesung authentisch vor-
geschrieben ist, mit Angabe der Belegstellen.
Delitzsch hat sich zur Sache nicht geäussert.
Eins I "iriN babylonisch-assyrisch edu^), isten, sumerisch dis*).
Zwei II ^2t!* babylonisch-assyrisch si»2a. Sumerisch mm, man^); zweimal: minnahi.
Ferner: dab, tab , mit der Variante dag^ tci§^) (über die Lautabwechslung von b und g im
Auslaut s. u.)
Drei f J ], U*'?ti^, ^i^JLj, babyl.-assyr. salastu, salaltu; sumerisch pis; und es, aus es-se-ku
, dreimal". Ferner erscheint als Schlusselement eines leider verstümmelten Wortes mus (vms)').
Weiter unten wird gezeigt werden, dass das Sumerische überhaupt den p-Lo-wi nicht kannten,
sondern dass die Semiten Zeichen, die einen sum. tönenden Laut ('^^;?) enthielten, für ihren p-Laut
verwendeten. Man wird daher nicht pis zu lesen haben, sondern Hvis, weP), wobei sich auch
1) Zur Frage nach dem Ursprung der babylonischen Cidtur S. 36 — 46.
2) Lehmann, ZA I, 222. Die vorher erschienen Angaben von Pinches, Academy 1. Sept. 1888, p. 145,
sind wie ich ZA I, 222 Anm. 1 vermuthete, diesem Texte entnommen.
3) Beiläufig bemerkt, hätte Delitzsch die Formen a-ha-da-a-ta a-ha-da-at a-ha-
da-at „die einen .... die andern .... die dritten" nicht mehr 1889, Ässyr. Grammatik § 77 S. 208, an-
führen dürfen, nachdem bereits 1887, ZA IT, S. 232, Peiser und Müller eine fraglos richtige Erklärung der
betreffenden Stelle, Asurnasirabal I, 31, gegeben hatten, in der die genannten Formen als Ableitungen des
Verbums hadü „wollen" {ma-a hadät{a)) erwiesen werden. Vergl. Bezold, Lit. Ctrlbl. 1888, Col. 1080 und
Athenaeum 1888, Nr. 4538, p. 584.
4) Bezeugt durch Sm. 954 Rev. 5/6. AL^ 136 JI^ [ ^Z^ = H-te-nis (für istenis) „allein" ; im Hin-
blick auf den Lautwerth dis des Zeichens T ^ 1 das-bi oder dis-bi zu sprechen. Die Verwendung des Zeichens
►— für „eins" ist wohl zunächst nur graphischer Natur ; sucht man aber unter den Lautwerthen des Zeichens
nach einem Worte für eins, so bietet sich dil dar, das sich mit (i/s ungezwungen lautlich verknüpft. Für 1,
*~- = as, das von Allen, die sich zur Sache geäussert haben, als sicher angeführt wird, vermag ich einstweilen
nirgends einen Anhaltspunkt zu entdecken (vgl. Jensen, ZA I, 188). Der Werth gi, der dem Zeichen [;
wenn es = samt, zukommt, beweist, wie Scheader a. a. 0. S. 38 mit Recht betont, nichts für J = 1 = gi,
hätte daher nicht von Halevy und besonders nicht von Jensen, ZA I, 187 angeführt werden dürfen. Das-
selbe gilt von ^-^^^XI ~ I ~ *^"'"%^ ^ -^ ^^' ^^ ^Q^; mit Schrader gegen Hal6vy u. Jensen a. a. 0.
Es scheint mir deshalb unrichtig zu sein, wenn Jensen für das Wort eins eine mit g anlautende
Foi*m als die ursprüngliche annimmt.
5) ma-an, mi-in- beides = si-na V R 37 Col. I Spalte I, 28, 34; für min s. ferner Tj-nafti, min-
na-bi ib. 24 Sp. 2 IV R 2, 28 b u. öfters (Hommel, ZK I, 211), s. ZA II, 223.
6) Geschrieben ^ tab II R 39, 9ef: >^C^I^| t^ „sprechen -]- 2" = ass. sunni „wiederholen"
Schrader a. a. 0. S. 40. — t^^ dag, tag nach Pinches PSBA 1882 p. 112 auf R™ 345, einem Duplicat
zu II R 39. üeber das muthmasslich hierhergehörige ff^ *"IKI "^ mähiru s. o. S. 104 Anm. 5.
7) ^|{< pis = salastu S« 124 vgl. II R 39, 10 ef (Pinches a. a. 0.); JJty(?)-»m-«s= UJ = salasti
V R 12, 34ef (Hommel, ZK 1. 211); <« "i^ J§[ es-se-ku dreimal V R 37, 42 Col. II Spalte 2 (Lehmann,
ZA II, 223). Ueber Halevy's in jeder Beziehung unglücklichen Versuch das Zeichen ^Ty^ in ^~y bi „zwei" (??)
und ►— as „eins" zu zerlegen, siehe bereits Schrader a. a. 0. S. 40.
8) Vis will auch Hommel ZK I, 211 gesprochen wissen.
Die sumerischen Zahlwörter für 1-10, 20 und 30. 129
erklärt, wie sich wis, wu.^ und es als nach sumerischen Lautverhältnissen wohl verständliche
Varianten des Einen Wortes darstellen, mit denen sich usu, wolil = us ('•'>) -(- u (10) „dreissig",
leicht verknüpfen.
Vier Y ])2~\, babylonisch-assyrisch arbai und irhitti, sumerisch limmw, lamnmhi,
limmuku „viermal" ^).
Fünf yy ITCD babylonisch-assyrisch hatnistu^ sumerisch ia aus ia-a-ku"^) , fünfmal*,
vermuthlich verwandt mit ^C^, sumerisch ia, i „Hand". Vgl. die Namen für „sechs* bis ,neun".
Sechs yyr iiniJ', sumerisch a.v^).
Sieben V^ ]^2Ü, babylonisch-assyrisch siba, sibitti, sumerisch i-min-nu d. i. (5 -]- 2)
aus i-min-na-ku „siebenmal"*).
Acht TJy |Ct:', babylonisch-assyrisch sumanu(Y), sumerisch us aus us-sa-ku „achtmal" ^).
Neun ^ yon, sumerisch ilim d.i. „fünf -f- vier" aus i-lim-mic-ku^) „neunmal*.
Zehn K nti*y, babylonisch-assyrisch eserit"^), sumerisch u.
Zwanzig \\, babylonisch-assyrisch esrd, sumerisch nis^).
Dreissig ^^\, babylonisch-assyrisch s^lusä, sumerisch usu, es (ys)^).
1) Aus V R 19, 59—60 folgt, dass lam-mu-hi „viermal". Jensen ZA 1, 181. Daher ist V R 37,
Col. II, 16 ^1*- >^ lini-mu und lim-viu-ku , nicht 5i-mu und si-mu-ku zu lesen, wie ich ZA I, 224 und
leider auch oben S. 66 Anm. 4 gethan habe. ^^ *^*~"1 ^^^ weder mit Halevy semitisch ar-ba noch tnb^
tab-ba zu lesen, wie Pinohes und Haupt vermutheten, sondern \^>- Urn-ba, sprich livva. — Nin für „vier"
ist nirgends belegt, sondern nur aus dem Lautwerth nin des Zeichens ^ erschlossen.
2) VR 37 col. II 23 Sp. 2 t^]}-n-kH ZA II 223, 227 c. Wo im Sumerischen „fünf" durch ^^f
ausgedrückt wird, was seitdem Pinches, PSBA 1882 p. 112 f. es als tvell established bezeichnet hat, in fast
allen Aeusserungen über die sumerischen Zahlwörter erwähnt wird, kann ich nicht entdecken.
3) V R 37 col. II 27 Sp. 5 ^ ^ J^. Vgl. Pinohes a. a. 0. Die Längenausetzung äs ist
nur Vermuthung. Gegen Halevy's Erklärung, Melanyes 418, ^:^-\-*- [a -\- ah) ^= ^^ (was nie vorkommt)
äs, s. bereits Schkadek a. a. 0. 43.
4) V R 37 col. II 24 Sp. 2 Lehmann a. a. 0. An Lenokmant's ^*- ^^^ *^\ ^'s'»««, aufge-
nommen von HoMMEL, ZK 1 212, Zimmern, BB 19, Jensen, Kosmologie 92, ist wohl bis zum Erscheinen
sicherer Angaben ein Zweifel am Platze. Vgl. bereits Halevy, Mclanges p. 418.
5) V R 37 col. II 25 Sp. 2. Lehmann a. a. 0.
6) V R 37 col. II 26 Sp. 2. Jensen, ZA I, 7 u. 181. Lehmann a. a. 0. Vgl. o. Anm. 1.
7) V R 36 col. I, Z. 1 mit der Glos^se ^llJC^ n = e-'ae-rif; Hommel, ZK I, 213, giebt an: [wjnn,
gun\ gu; dial. umun (spr. uvun), un und schliesslich blos u\ von wannen kommt ihm diese Kunde? Wenn
II R 21, 11 ^^ »^IT^ "lit Opfert, Etalon 84, als „10 mal" zu deuten .sein .sollte ~ für ^^ J^
s. u. — so dürfte man daraus doch kaum auf sum. btir = 10 schliessen. In diesem Falle wäre wohl nur eine
missbräuchliche Verwendung der Silbe bia\ die phonetisch den Namen des Zeichens ^ bnr wiedergiebt. an-
zunehmen. Dieser Name dürfte kaum anders zu erklären sein, als, nach Schrader, von einem semiti-
schen Worte bCiru „Höhlung. Loch", St. 1X3 (V).
8) V R 37 col. I 25 m-i.s = ^^ = es-ra-a. Pinohes, PSBA a. a. 0. 113 schliesst aus snssaua =
■6 0 = h sanabi = jig = |, ismna = 3 X 60 -|- 20 auf ein saua „zwanzig", was wohl möglich.
9) V R 37, 50 K-su = «< = sa-la-sa-a. Pinohes' fragm. (PSBA 116) t^Jy <«. c-es, kaum mit
Hommel e-sin zu sprechen. Lehmann a. a. 0. Für ^^^ in der Bedeutung 5alasä findet sich V R 37 nicht,
wie ich ZA l, 226 und Jensen Z.\ II 81 Anm. 3 g. E. fälschlich angeben, die Glosse si-in; diese kommt dem
Zeichen nur in der Bedeutung *-»^ {^^■(^^Siii und mislu „Hälfte", d. h. „Halbmond", zu. Da dieses viisln
Lehmann, §amassumukin. 17
130 Erster Theil, viertes Capitel.
Vierzig Y , babylonisch-assyrisch '^.rhaü, irbitti, sumerisch nimin und nin'^).
Fünfzig <<, babylonisch-assyrisch hansä, sumerisch nimm ^ d. i. wohl nin „vierzig
4- 11 „zehn" ^).
Sechzig I, erste höhere Einheit des babylonischen Sexagesimalsystems su-{us-)5u.
Stisu wird im Babylonisch- Assyrischen als Nomen gebraucht und, wie es scheint, flectirt. Du
es zudem an den semitischen Stamm für , sechs" ^1^ anklingt, so scheint die Möglichkeit
semitischer Herleitung nicht ausgeschlossen, so dass hier — ein seltener Fall — HäLEVY und
Opfert einer Meinung sind. Und doch hält diese x4nnahme einer eingehenden Prüfung
nicht Sticht).
Nach HäLEVY*) ist sitittti „imc legere Variante du numeral assyrien usuel sissä soixante'^ .
a) Dieses mimeral usuel für 60 kommt überhaupt gar nicht vor; wir finden nur susu.
b) Wir kennen nicht einmal das babylonisch -assyrische Wort für sechs. Doch
lautete dasselbe allem Anscheine nach abweichend vom Geraeinsemitischen ^) mit s D statt
mit 6' li' an.
c) Diese Unregelmässigkeit bei Seite gelassen , hätte das Wort sussu aus sudsu die
Form Jäii, die bei den babylonischen Zahlwörtern nicht vorkommt®).
d) Wollten wir auch hierüber noch hinwegsehen, so kämen wir bei einem derartigen
Nomen immer nur auf die Bedeutung der „sechs", nicht der „sechzig", auf die es allein
ankommt.
e) Fünftens macht die griechische Wiedergabe ocZooog wahrscheinlich, dass der Vocal
in hisu lang war, und dass, wenn m-us-su geschrieben erscheint, in der Consonantenverdoppe-
lung in bekannter Weise (Theil H, 4 sub b) nur eine graphische Bezeichnung der Vocal-
länge zu sehen ist. — Freilich wäre auch die gegentheilige Annahme möghch (wenn auch
weniger wahrscheinlich) , dass aus sussu für sudsu durch Ersatzdehnung süsu geworden sei.
Ich halte es daher für wahrscheinlicher, dass wir in siis ein sumerisches Wort
haben, das als Nomen süsu in's Akkado- Assyrische'') übergegangen ist, um so mehr, da die
Namen für die höheren Einheiten des babylonischen Sexagesimalsystems sicher nicht semiti-
schen Ursprungs sind.
Es sind dies: 600 ner, griechisch vtjQog, 3600 sär, griechisch oagog.
Halevy's Heranziehung von assyrisch niru „Joch" für jenes, säru = semitisch —
nicht einmal babylonisch-assyrisch — 1J;l^• für dieses, mit ihren! Verstössen gegen unsere For-
derungen 2 und 4 (S. 113), „richtet sich selbst". (Schrader a. a. 0. S. 45.)
auch durch ba-a ausgedrückt wird, ►-*^| l>a aber sumerisch für zä^u „theilen" steht (Jensen a. a. 0.), so
wird man in V R 37 Col. II 43 ha-a := \^\ ^ salasa „dreissig" wohl auch nur eine Uebertragung dieses
Wortes auf die Zahl, kein eigentliches Zahlwort zu sehen haben (V).
1) V R 37 Col. 11 7 ni-mi-in = V^ar-ba-a (Lehmann); ni-in Pinches' fraqment a. a. 0. Zwischen
ni{mi)n „vierzig" und lim ist eine lautliche Verbindung denkbar.
2) V R 37 Col. II 15 nin-nu-u = v/ = ha-an-sa-a (Lehmann), »V/A^ •jA ^= [)H-i]n-)u( Pinches'
fragment.
3) Delitzsch, Soss Ner Sar, ZÄ. 1878 S. 56 f. Schradeb a. a. 0. 44. Lehmann, Verh. d. Berh
anthrop. Ges. 1889 19/X. S. 643.
4) Melanges p. 415 sub 5.
5) Delitzsch, Assyrische Grammatil; § 75 S. 204, auf die auch für die Angaben über die übrigen
babylonisch-assyrischen Zahlwörter zu verweisen ist.
6) Peisek, Keilinschriftliche Actenstücke umschreibt das nie phonetisch geschriebene ^(-sm), „ein
Sechstel", in den Texten und im Glossar durch sussu, was irrig und irreleitend ist.
7) Es wird gut sein, um die richtige Bedeutung von „Akkad, akkadisch" einzuschärfen, diese
Ausdrücke häufiger statt „Babylonien, babylonisch" zu gebrauchen.
Uebersicht über die sumerischen Zahlwörter. — Lautlehre. 131
Es wird von Nutzen sein, wenn ich hier die gewonnenen sicheren Ergebni.sse noch
einmal übersichtlich /usammenzustelle, um den Vergleich mit den früher von SCBRADER und
mir aufgestellten Listen und die Erkenntniss der wesentlichen Veränderungen und P'ortschritte
in unserer Kenntniss der sumerischen Zahlwörter zu erleichtern:
eins
dis
zwanzig
nis
zwei
min
dreissig
um
drei
{iiv)es, US
vierzig
ni(mi)n
vier
l^m
fünfzig
nimm
fünf
ia
sechzig
V ^ V
aus
sechs
as
sechshun
dert
ner
sieben
imin
dreitausend
sechsh
undert
sär
acht
Hs{sa)
ein Dritt
el
(U)
hissana
neun
ilim
zwei Dri
tte
1 iU)
sanabi
zehn
u
Dass in dieser Liste Alles klar und vertrauenerweckend wäre, soll niclit behauptet
werden. Ln Gegentheil giebt namentlich in der Bildung der Zehner und in ihrer Unterscheid-
ung von den Einern mancherlei zu Zweifeln an der Reinheit des in spätbabylonischer Tradi-
tion uns vorliegenden sumerischen Sprachguts Anlass. Aber soviel ist jedenfalls gewonnen,
dass weder fernerhin behauptet werden kann^), dass von der Mehrzahl der Zahlwörter jedes
durch sehr verschiedene Wörter ausgedrückt werde, noch dass „der grössere Theil der Einer"
nichts gemeinsam mit den Zehnern habe, noch auch dass ein Theil der Zahlwörter rein assy-
rische Wörter seien. Die Möglichkeit, in diesen sämmtlich durch phonetische Schreibungen
bezeugten Wörtern Anklänge an die semitischen Zahlwörter zu endecken, erscheint nunmehr
endgültig abgeschnitten.
Nachdem so auf dem gesammten Gebiete des Wortschatzes und der Schriftlehre
die antisumerischen Aufstellungen als haltlos erwiesen sind , gehen wir zur Betrachtuno- der
Lautlehre über.
2) Lautlehre.
Da das allographisch-hieratische System als semitischen Ursprungs erwiesen werden
soll, so kommt es den Antisumeriern darauf an, darzuthun, dass das Sumerische sich in
lautlicher Hinsicht durchaus mit dem Babylonisch-Assyrischen decke'').
Soweit diese Behauptung auf die Identität der Schriftzeichen und die grosse Zahl der
beiden Systemen gemeinsamen Lautwerthe gegründet wird, ist sie ohne jeden Werth. Denn
so sicher es ist, dass, wenn beide Systeme sich im Lautbestande glichen, auch die Ausdrucks-
mittel für die Laute, also die Zeichen und ihre Lautwerthe dieselben sein müssten, so ein-
leuchtend erscheint es , dass eine Umkehrung dieses Satzes völlig unstatthaft wäre. Denn
genau dasselbe müsste auch der Fall sein, wenn die Semiten eine Schrift, die ursprüno-lich
nicht für ihre Sprache erfunden war, zum Ausdruck der Elemente dieser Sprache^) wählten.
Die bemängelte Schlussfolgerung stände auf keiner anderen Stufe, als wenn Jemand auf Gr lud
1) Halevy, Melanges 412.
2) Halevy, Mclancjes p. 391 g. E. Allographic § 3 p. G des Separatabzugs.
3) Der Ausdruck „ Sprachelement ", der nach Flodstköm in Bkzzenberger's Beitrügen zur Kunde
der indogcrm. Sprachen VIII, 1 ff. und Hoffory, Professor Sievers und die Principien der Sprachphi/siologie.
Eine Streitschrift, S. 12—14, im Grunde genommen dem missverständlichen ^Laut* vorzuaiehen ist, scheint
mir häufigerer Anwendung werth.
17*
132 Erster Theil, viertes Capitel.
der Verwendung des Aramäischen für das Pehlevi (o. S. (34 f.) folgern wollte, Aramäisch
und Partho-persisch verhielten sich lautlich identisch. Dagegen ergiebt sich als natürliche
Folge solcher Anpassung, dass die Semiten zum Ausdruck derjenigen Elemente ihrer Sprache,
für welche sich in der fremden, der sumerischen Sprache kein genaues Aequivalent fand, zu
allerhand Auswegen und Nothbehelfen greifen mussten. Namentlich mussten sie entweder
neue Zeichen erfinden, oder, was häufiger geschehen ist, sie mussten statt der Zeichen für
genau entsprechende Laute respective Lautgruppeu solche Zeichen wählen, die (genetisch)
verwandte oder doch (akustisch) anklingende*) Laute respective Lautgruppen bezeichneten.
War das der Fall, so muss eine aufmerksame vergleichende Betrachtung beider „Systeme'
Spuren solcher verschiedenartiger Verwendung zu Tage fördern. Es kann sich demnach in
dem Kampf zwischen Antisumeriern und Sumeristen lediglich um die Frage handeln,
ob derartige Anzeichen ungleichartigen lautlichen Verhaltens vorhanden sind oder
nicht. Auch diese Frage müssen wir bestimmt bejahen. Wir behaupten, dass nachweislich
die sumerische Sprache („das allographische System") einen von dem des Akkado- Assyri-
schen grundverschiedenen Lautbestand besitzt , eine Thatsache , die sich äussert und nach-
weisen lässt
1) an dem — so weit erkennbar — ursprünglichen Lautbestand des Sumerischen im
Vergleich mit dem Akkado- Assyrischen;
2) an den Lautwandlungen innerhalb des Sumerischen, die zumeist eine von den
semitischen Verhältnissen wesentlich abweichende Richtung nehmen. —
Die Methode , mit welcher die Gegner die Zeugnisse , auf welche sich diese Behaup-
tungen srründen , zu entkräften suchen , charakterisirt sich ausser dem bereits für werthlos
erklärten Schluss aus der Identität der Zeichen und Lautwerthe namentlich durch folgende
irrige Arten der Argumentation:
1) Aus dem Mangel geeigneter Ausdrucksmittel für ein charakteristisches Element der
semitischen Sprachen wird auf das völlige Fehlen derselben geschlossen.
2) Es werden lautliche Vorgänge für specifisch semitisch erklärt, die nachweislich
durchaus nicht blos den semitischen Sprachen eigen sind. (Vgl. auch oben S. 111 Anm. 1.)
3) Lautliche Erscheinungen des Sumerischen, die zwar im äusseren Ergebniss mit
solchen der semitischen Sprachen übereinstimmen oder ihnen ähnlich sind, während sie auf
grundverschiedenem Wege zu Stande gekommen sind, werden für identisch erklärt.
4) Wo auf lautlichem Gebiet auf keine Weise eine Vindication der zu erklärenden
Vorgänge für das Semitische herbeizuführen ist, werden lautliche Erscheinungen, welche an
sich durchaus erklärlich und aus anderen Sprachen wohl bekannt sind, für graphischer Natur
erklärt. Der nach dem Charakter der Keilschrift unerlässliche Beweis jedoch, dass für diese
rein graphischen Wandlungen auch stetig dieselben Varietäten graphischer Bilder , dieselben
Zeichen(gruppen) '^) erscheinen, wird niemals angetreten und könnte nicht erbracht werden.
Wenn wir in der folgenden Einzelbetrachtiing der Uebersichtlichkeit wegen Laut-
bestand und Lautwandel scheiden, so vergessen wir dabei keineswegs, dass die Erscheinungen
beider Gebiete einander vielfach ergänzen und beleuchten. Wir verfolgen zunächst die conso-
nantischen, dann die vocalischen Erscheinungen der beiden Kategorien:
1) üeber diese Unterscheidung s. sogleich S. 133 f. Anm. 3 a. E.
2) S. hierzu die Ausführungen bei Schrader, Zur Frage nach dem Ursprung der hobylonischen
Cultur S. 18.
Verjjleich den sumerischen und des akkado-assyrischen Lautbestandes. lo'^
A. Consonanten.
1) Consonantischer Lautbe.stand.
Wir beginnen mit drei Sprachelementen, welche das soeben S. 132 sub 1 Gesäße be-
sonders deutlich illustriren. mit \ 1, X. Hali^.vy schreibt K wie dem , demotischen", so auch
seinem , allographischen " System /u , während beide Systeme seiner Ansicht nach in dem
Fehlen der durch 1 und ^ semitisch bezeichneten Sprachelemente übereinstimmen. In Wahrheit
dagegen finden sich alle drei Sprachelemente im Akkado-Ässyrischen, während sie im Sumeri-
schen nicht vorhanden sind.
Die Leugnung des 1 und "" für das Akkado-Assyrische ist freilich nicht ursprünglich auf
Halevt's Kechnung zu setzen, sondern es kommen hier diesem Gelehrten die irrigen Schlüsse
zu Gute, welche Haupt aus dem Keilschriftsystem in Verkennung seiner handgreiflichen
Üntauglichkeit zum Ausdruck einer semitischen Sprache zieht. Hier arbeitet — ohne es zu
wollen — der Sumerist dem Antisumerier in die Hände. Denn spricht man dem Akkado-
Assyrischen mehrere der charakteristisch-semitischen Sprachelemente ab, so wird natürlich die
von den Antisumeriern angestrebte lautliche Identification beider Systeme wesentlich erleichtert.
Delitzsch aber thut , indem er sich in seiner Grammatik (§ 41 S. 96 f.) Haupt anschliesst,
gleichzeitig einen Schritt vorwärts auf der Bahn des Antisumerismus.
Die durch V 1, N bezeugten Sprachelemeute gehören im semitischen Sinne , wie das
unter Anderem die Grammatik der Araber zeigt, zu den Consonanten, soweit überhaupt von
Consonanten und Vocalen nach semitischer Auffassung die Rede sein kann^).
Sprachphysiologisch ist N sicher kein Consonant, sondern der Spiritus lenis , der
tönende Laut zu unserem A, das als tonloser Vocal aufgefasst werden kann'-*). 1 und ' dagegen
bezeichnen wahrscheinlich Halbvocale^). In den semitischen Sprachen zeigen diese drei Laute
1) Diese Unterscheidung ist, wie Brücke,, Grundzüge der Phonologie und Systematik der Sprach-
Inute"^ S. 135, hervorhebt, erst von den abendländischen Sprachforschern in die arabische Grammatik hinein-
getragen. Die letztere weiss bekanntlich nur von Bewegungszeichen und von Sprachelementen, welche be-
wegt werden oder ruhen.
2) Brücke S. 11 u. 135. Hoffory's Streitschrift S. 24.
3) Zur Klärung sei bemerkt, dass in dem Streite über die Principien der Phonetik, welcher zwischen
SiEVEUS einerseits und Hoffory, als Vertreter und Förderer der Lehren Brücke's, andrerseits, entbrannt ist, ich
durchaus auf Seiten des letzteren stehe. Nur wenn die Phonetik die Sprache als , genetisches Produet'' be-
trachtet, kann sie zu gesunden und klaren Ergebnissen führen. Stevers' Phonetik ist anerkanntermassen in
hohem Grade anregend und enthält eine Fülle scharfer Beobachtungen und oi-igineller Gesichtspunkte. .\ber
die Grundlage, auf welcher sein System ruht, die Methode, welche die Sprachlaute nach ihrem akustischen
Gesammtwerth und gleichzeitig genetisch nach der Art ihrer Entstehung (Exspiration, Hemmung. Keso-
nanz) zu fassen sucht, ist unklar und hat daher vielfach Unklarheit gefördert. Das wird jetzt, wo die Se-
mitisten der Phonetik, ihre Wichtigkeit erkennend, grössere Aufmerksamkeit schenken, besonders deutlich.
Schwanken und Unklarheit in dieser Hinsicht zeigt z. B. Philippi in seiner Untersuchung über die semiti-
schen Laute 1 und ^ (ZDMG XL, S. G39 ff.), wie dies namentlich hervorgeht aus S. 646 Anm. 1, wo der Ver-
fasser die auf akustischer Grundlage beruhende Eintheilung der Laute mit Sievers als für den Sprach-
forscher besonders günstig hinstellt, gleichzeitig aber auf die „mehr rein genetische" Betrachtunr der
Sprachlaute bei Victor hinweist. Haupt ferner (Beiträge 1, 1 S. 298 Anm. 5) empfiehlt zwar den Semitisten.
ihre phonetischen Studien mit Brücke's Grundzügen und nicht mit Sievers' Phonetik zu beginnen, verräth
aber ebenfalls eine unrichtige und unklare Auffassung von Aufgabe und Wesen der Phonetik, wenn er
(Beiträge I, 1 S. 294) es für möglich und wünschenswerth hält, in den semitischen Sprachen zwar die alte
Unterscheidung zwischen Vocalen und Consonanten beizubehalten, in den indogermanischen Sprachen
dagegen ein anderes Eintheilungsprincip zu bevorzugen. — Die Phonetik hat die Aufgabe, möglichst
alle einfachen Sprachlaute, welche durch das menschliche Sprachorgan hervorgebracht werden können,
genetisch, d. h. nach der Art ihrer Hervorbringung, zu detiniren und systematisch zu ordnen, unbeküm-
134 Erster Theil, viertes Capitel.
eine nahe Verwandtschaft, indem Ueberg'änge sowohl von "1 und ■* zu N wie auch umgekehrt
von N zu ") oder "* mehrfach vorkommen, wie Haupt, ZA II, 274 mit Recht hervorhebt. So
ist es denn auch zweifellos, dass im Assyrischen vielfach 1 und '' in den Spiritus lenis über-
gegangen sind.
Eine ganz andere Frage aber ist es, ob diese Sprachelemente dem Akkado- Assyrischen,
soweit es uns in literarischen Zeugnissen vorliegt, völlig fehlen. Es wäre dies ja, da das
Akkado-Assyrische in der Zeit, aus denen die meisten unserer ausführlicheren literarischen
Quellen stammen, sich bereits auf einer ziemlich vorgeschrittenen Stufe lautlicher Zersetzung
befand, an sich sehr Avohl möglich^). Von sämmtlichen Assyriologen, die sich neuerdings zur
Sache geäussert haben, mit Ausnahme von Haupt und Delitzsch, wird diese Frage jedoch
verneint. Man glaubt vielmehr, das scheinbare Fehlen dieser Sprachelemente auf Rechnung
der Unvollkommenheit der Keilschrift setzen zu sollen und kann gleichzeitig nicht umhin, in
der babylonisch-assyrischen Literatur deutlich schwerfällige Versuche zur Abhülfe dieses Mangels
zu erkennen, wie sie in andei'en Fällen (siehe unten bei //) gerade von Haupt nachgewiesen
mert um ihr Vorkommen in den einzelnen Sprachen (Hoffouy, Streit sclirift S. 14 it. 20). Für jede einzelne
Sprache ist erst nach vollendeter Aufstellung des Systems zu untersuchen, welche von den möglichen ein-
fachen Lauten (und welche etwaigen Combinationen einfacher Laute) jedesmal erscheinen und nachweisbar
sind. — Was nun die Frage betreffs der Consonanten und Vocale anlangt, so kann, meiner Ansicht nach,
die Beibehaltung und strenge Durchführung dieser Unterscheidung für die allgemeine Pho-
netik als das allein Richtige angesehen werden. Es ist darnach mit Brücke (Grmidziu/e S. 40) und Hofkory
(Kuhn's Zeitschrift für verpleichende Sprachforschung XXIU, 552) zu definiren: einConsonant als ein Laut
bei dem sich an irgend einer Stelle der Mundhöhle eine Enge oder ein Verschluss vorfindet, ein Vocal
dagegen als ein Laut, bei dem der Mundcanal in seiner ganzen Länge offen steht. Hieraus ergiebt sich,
dass als Halbvocale nur die wahren Zwischenstufen zwischen Consonant und Vocal bezeichnet werden
können. Laute, bei denen ,die Verengung lockerer als bei den Consonanten, aber enger als bei den Vocalen
ist" (HoFFORY a. a. 0.). Daraus folgt nun, worauf es mir speciell ankoumit, dass es nicht genau und nicht
genügend ist, wenn Haupt (ZA II, S. 260) nur zwischen dem Halbvocal n und dem (, labialen Spiranten")
w (französ. r) unterscheidet. Der labiale Spirant, d. h. der tönende labiale Reibelaut w'^ (nach Brücke der
Correspondent des f^) wird labiodental gebildet. Es giebt aber auch eine Art, das /"und das ic ohne
Mitwirkung der Zähne und nur durch Annäherung der Lippen an einander herzustellen, das lal)iolabia]e
(/"und) IV, Brücke's iv'^ (Grundzüge S. 47f.). Wenn wir nun „vom Vocale u, wo noch keine eigentliche
Verengung vorhanden, zum nächstliegenden tönenden Consonanten", eben jenem ic^ übergehen, so kann dies
nicht geschehen, ohne eine „Stufe zu passiren, die weder Consonant noch Vocal ist, sondern zwischen
beiden liegt". (Entsprechend beim Uebergang von i zu y'^) Hoffory a. a. 0. S. 553. Nur dieser Zwischen-
laut (w) ist als Halbvocal zu bezeichen und von w^ (v) sowohl, wie von tc^ zu trennen. Die Entscheidung
nun, ob im einzelnen Falle der Consonant w'^ oder der Halbvocal u gesprochen wird, dürfte schon bei
lebenden Sprachen nicht einfach sein, namentlich da locale und individuelle Verschiedenheiten in Betracht
kommen werden. Auch in der Aussprache des arabischen . zeigen sich z. B. nach Glaser (s. Philippi
a. a. 0. S. 645) derlei Schwankungen. Da es mir sonach gewagt erscheint, das 1 (und >) der semitischen,
zum Theil also todter, Sprachen mit allzu grosser Bestimmtheit zu definiren, so habe ich im Text der Be-
zeichnung Halbvocale aus Vorsicht ein „wahrscheinlich" beigefügt. — Im Uebrigen werde ich, da eine
eingehende Untersuchung über den Charakter der semitischen Sprachlaute hier nicht versucht werden
kann und soll, die Bezeichnung „radicales" 1 (und ^) verwenden und habe dabei, wie ausdrücklich betont
sei, natürlich nur die Sprachperiode ausgebildeter Triradicalität im Auge. —
Wo übrigens, wie in dem vorliegenden Abschnitt, vielfach der Uebergang und die Uebernahme
von Elementen und Körpern einer Sprache in eine andere zu behandeln ist, tritt natürlich die akustische
Betrachtungsweise in ihre Rechte; denn hier ist nicht von organischer Entwicklung die Rede, sondern von
Vorgängen, die das Gehör vermittelt; dieselben unterliegen, wenn überhaupt, jedenfalls nur sehr indirect
der Beurtheilung der Phonetik.
1) S. u. Theil II S. 4 f. Die Schrift ist diesem Zersetzungsprocess jedenfalls nicht hinderlich,
wahrscheinlich sogar förderlich gewesen. Vgl. Lehmann, ZA III, S. 386 Anm. 1.
Uadicules 1 im Akkado-AHsyrischen. 1-5''
worden sind. Dies ist auch unsere seit Langem gehegte und andeutungsweise bereits (ZA Jll,
382) geäusserte Ansicht.
Haupt's Abneigung, die an sich .so klar und naturgemässe Thatsache einer histori.schen
und histori.sch nachweisbaren iauthchen Entwickhnig auf diesem Gebiete anzuerkennen, erklärt
sich offenbar aus dem unbewussten Bestreben, dem Satz voj\ der ünverletzlichkeit der Laut-
gesetze Geltung zu verschaffen. Dazu gehört aber vor Allem, dass der Begriff" des , Laut-
gesetzes" richtig gef'a.s.st werde. Es darf nicht verge.ssen werden , das» die Aufstellung eines
Lautgesetzes doch nicht das Höchste ist, was wir zu erstreben haben. Denn mit derselben
ist sehr oft stillschweigend das Bekenntniss verbunden, dass wir zwar über Aussranc und
Endpunkt einer lautlichen Entwicklung unterrichtet sind, von den Zwischenstufen dagegen
keine sichere Kunde haben. Von einem Gesetz kann nur gesprochen werden, wenn die
Entwicklung abgeschlossen ist. So lange sie sich vollzieht , scheint Unregelmässigkeit und
Unsicherheit zw herrschen. Wo wir einen Einblick in die Periode des Werdens und der Ent-
wicklung erhalten , da müssen wir dankbar sein für diese Bereicherung unseres Wissens und
nicht durch vorzeitiges Statuiren eines Gesetzes die dargebotene Erkenntniss entwerthen. Die
Germanisten können die Entwicklung und Ausbreitung der Erscheinung, welche als zweite
deutsche Lautverschiebung bezeichnet wird, genau verfolgen^). Uns wird, im kleineren Maass-
stabe, im Akkado-Assyrischen etwas Aehnliches geboten.
Wir beginnen mit 1^). Dass 1 in N übergegangen ist, ist wie bemerkt keine Frage.
War dies immer der FallV Wenn die Akkado-Assyrer das 1 als Element ihrer "Sprache hatten,
aber in dem übernommenen Schriftsystem kein Ausdrucksmittel für dasselbe fanden, so mussten
sie naturgemäss zur Aushülfe die Zeichen für die nächstverwandten Elemente ihrer Sprache
wählen, für Avelche die Schrift annähernde Ausdrucksmittel bot. Diese waren der labiodentale
tönende Reibelaut w^ (Haupt's „labialer Spirant v") und der Vocal u. Ersterer hat sich in
der akkado-assyrischen Sprache secundär aus m und durch Spiration des h entwickelt und
wird in Folge dessen durch die Zeichen für m- und ft-haltige Silben ausgedrückt. Diese
Ausdrucksmittel für v (tc*) treten nun mehrfach an Stellen auf, an denen die üinigen semiti-
schen Sprachen radicales 1 aufweisen. Ist nun auch richtig, was Haupt betont, dass b und
m direct nur für v .stehen, so wird dieser Einwand hinfällig, sobald man unter völligem
Zugeständniss dieser Thatsache auf die Nothlage hinweist, in welche die Akkado-Assyrer
durch die Mängel der übernommenen Schrift sich versetzt sahen: M und b drücken zunächst
V aus, ganz richtig; aber eben dieses v und seine Ausdrucksmittel ersetzen der akkado-assy-
rischen Schrift gleichzeitig die fehlenden Zeichen für das radicale 1 (= Halbvocal m, resp.
Consonant w^. Dasselbe gilt von u, wenn es im W^echsel mit m und b = v erscheint.
Unter die Fälle, in denen m (= v) für radicales 1 verwandt wird, lassen sich vor der
Hand auch die Schreibungen mit \*^ einordnen , da dieses Zeichen u. a. den Lautwerth nia
hat. Es ist jedoch hervorzuheben, dass gerade ]^ so gut wie ausschliesslich an Stellen er-
scheint, Avo die verwa-ndten Sprachen radicales 1 aufweisen. Die Ursachen hiefür. welche in dem
Charakter des sumerischen durch |*^ ausgedrückten Lautes begründet .^ind , werden sich
später herausstellen.
Dass nun ferner sowohl intervocalisches v, verniuthlich durch die Zwischenstufe u,
in den spiritus lenis übergeht, als auch umgekehrt sich aus einem intervocalischen ' secundär
ein u — wie Haupt, ZA II, 286 sub 4 ausdrücklich zugiebt — oder ein v entwickelt, wie in
1) Braune, AlthocMeiitsche Gravimatik z. B. S. 65 § 87 sub b g. E.
2) Baupt, ZA II 259 Ü Beiträge S. 293. Delitzsch, Assyrische G-rammatik § 4 sub a S. 96 f.
sub b S. 100. Latrille, ZK II, 239. Zimjiern, BB 16; ZA V, 85 ff. Jensen, ZDMG XLIII. 200 Anm. 1.
136 Erster Theil, viertes Capitel.
hauir resp. Ijamir, geschrieben ha-mi-ir, aus hair^ ist völlig richtig. Ist aber, so fragen wir nach
dem soeben Ausgeführten, an Stellen, wo die Ausdrucksmittel des v sich im Inlaut da finden,
wo in den übrigen semitischen Sprachen radicales 1 erscheint, die Annahme gerechtfertigt und
wahrscheinlich, dass y.uerst T in N übergegangen ist und dann wieder N in 1? Zu einer solchen,
an sich ja nicht unmöglichen Annahme wird man sich doch nur dann entschliessen , wenn
keine anderen Spuren später Erhaltung des radicaleu T vorhanden wären. Sonst aber muss das
Naheliegende, dass nämlich hier die Zeichen für v und u unbehülfliche Ausdrucksmittel für
"1, deui die intervocalische Stellung einen besonders guten Schutz geboten haben würde, dar-
stellen, auch als das Richtige gelten, umsomehr, als in solchen Fällen das Zeichen \*^
mit Zeichen für diejenigen Silben wechselt, die m, b und u. = v enthalten.
Damit im Zusammenhang bleibt die Frage often, ob nicht mehrfach im Akkado-Assyri-
schen an Stellen, wo wir ein N angedeutet finden, in Wahrheit ein 1 gesprochen worden ist. Die
babylonischen Priester, die durch den Zwang zur Beherrschung und Verwendung zweier durch
die Schrift eng verknüpfter Sprachen früh zu sprachlicher und lautlicher Beobachtung geführt
worden sein müssen, und denen in dieser Beziehung weniger als den Arabern und den Indern zu-
zutrauen kein Grund vorliegt, können die in ihrer Sprache als einem semitischen Idiom vorhan-
dene Neigung des 1 (wie des ^) zum Uebergang in die Spirans N erkannt und deshalb neben
>i und V auch das Zeichen für N zum Ausdruck des 1 verwendet haben, auch wo sich dieser
Lautwandel noch nicht oder noch nicht völlig vollzogen hatte. (Vgl. unten \) Wir können
nicht wissen, ob nicht z. B. in i-(-)al-du (für *yanwallidn 3. pers. Impf. IV) alädii, j^J., stets
oder vielfach iwaldn (oder iwwaldu) gesprochen worden ist; ob man nicht in u-ka--i ,er er-
wartete" {i^lp) das radicale 1 vielfach gehört hat. Und wir sind, wenn in späterer Zeit
u-ka-ma-an-ni für ukaanni ,er erwartete mich" geschrieben erscheint, durchaus nicht zu
dem Schlüsse gezwungen, dass dieses m = v (für m) nicht der Ausdruck eines alterhaltenen,
sondern eines secundär entwickelten u ist. Dabei kommt ja auch noch die Frage nach dem
Alter des üebergangs von m zu v in Betracht. Dieser scheint einer späten Zeit anzuge-
hören ; ehe er sich vollzogen hatte , war man in der Auswahl auch für die indirecten Aus-
drucksmittel des radicalen 1 noch weit mehr beschränkt als später und auf X als Nothbehelf
geradezu angewiesen.
Ohne auf dem letzteren Punkt bestehen zu wollen, führe ich im Folgenden als sichere
Beispiele für die Beibehaltung (nicht: secundäre Neuentstehung) des gemeinsemitischen radi-
calen 1 nur die Fälle an, in denen die Etymologie so völlig sicher erscheint, dass kein "anderer
Ausweg vorhanden ist, und ferner solche, wo \*^ sei es allein in sehr alten oder doch, dem
Aeusseren wie dem Inhalt nach, archai'sirenden Texten, sei es im Wechsel mit mehreren der
verschiedenen Ausdrucksmittel für v erscheint.
Akkado- assyrisches ta-mu-u ^]] *^ t-]]] ='^1^ Ex. 35, 25. 26^). Haupt weiss
hier nichts Anderes anzuführen, als dass HID babyloniscben Ursprungs sein kann. Für solch'
eine Annahme spricht weiter gar nichts, als dass sie Haupt's Theorie günstig ist. Be-
trachtet man die Tliatsache ganz abgesehen von der Theorie , so ist diese Entlehnung in
hohem Grade unwahrscheinlich =^). Somit bleibt nichts übrig, als dass hier babylonisch-
assyrisches m = V aus den angeführten Gründen zum Ausdruck des radicalen 1 geschrieben
erscheint. Ganz dasselbe gilt von lamü = T]^'l ^umgeben", das ausser mit m auch noch mit
1) Jenskn, Surhu 73. — Haupt, ZA II, S. 274.
2) Ebenso Jensen, ZDMG XLIII, 200 Anm. 1. — Zimmern, ZA V S. 85 f.
Der Name Niniveh nomen loci vom Stamme ''^2 137
b: la-a-bP) für la-me und mit ]*- geschrieben erscheint, Hiezu gesellen sich \^-si-ih,
wäsib von amhu Dtt'"' sitzen (Zimmern) und \*^-a-li-du tv'^ (/Jammurabil), i^-as-rw wa-
us-ru (ZA II p. ß9) bei Nabübalusur in einer altbabylonisch geschriebenen Inschrift, die wie
bereits von Winckler, ihrem Herausgeber, hervorgehoben, mit wirklich altbabyl. Inschriften,
speciell denen Hammurabi'i^, nahe, auf bewussten Anschluss deutende Berührungen zeigt. Da-
neben ist auf das von Amiaud angeführte Beispiel ►+- ^ ^iTi (I R 52 Nr. 4a, 3) hinzu-
weisen und dazu, wie ich denke, wiederum heranzuziehen HR 27, 7c (BrüNNOW o5G4)
►^ ^^1 mit der Glosse i^ ^^llV •^TT = Ci-ru, wo Text der linken Spalte: wa-rim,
Glosse dazu: iva-ri-im und rechte Spalte: aru doch wohl alle drei nur Ausdrucksweisen für den
Infinitiv des semitischen Verbums {iv)arü sind. — Und schliesslich und vor Allem fällt in\s
Gewicht die von Zimmern, ZA V 55 ff. umfassend nachgewiesene Vertretung des semitischen
Stammes ^W, hebr. mti' „gleich sein", im Assyrischen durch Formen wie su-u-u (II, 2 Inf.),
suvvü für suuuii, tu-sa- ]*^, u-sa- ]*^, u-sa-\*~, u-sa-t^] I Ich kann Zimmern nur vollständig
beistimmen, dass nur ein durch eine vorgefasste Theorie getrübter Blick gegenüber dieser
Fülle von Varianten, die alle den einen Laut ausdrücken sollen, hier eine Entwicklung von
ursemitischem iv zu babylonisch-assyrischem ' und daraus wieder späterbabylonisch-assyrischem
w, (w), V erblicken kann*).
Einen ferneren , bisher unbeachteten Beweis für die Existenz eines radicalen 1 im
Babylonisch- Assyrischen scheint mir der Name der Stadt Niniveh zu bieten. Die Erklärung
des Namens ^yy *^ \y aus dem Sumerischen als „Gottesruhe" hat Delitzsch selbst aufge-
gegeben. Es liegt unserer Ansicht nach kein Grund vor, die Angabe zu bezweifeln, dass
Niniveh von den Assyrern gegründet sei. Warum die Assyrer, welche doch zweifellos ein
unverfälschter semitischer Stamm sind , sich für Städtegründungen sumerischer Namen hätten
bedienen sollen, wäre nicht einzusehen. Und der Norden schon Babyloniens zeigt so frühe
Spuren semitischer Besiedlung, dass auch Schrader's Erwägung, die Assyrer könnten den Namen
an dem vielleicht seit Uralters bestehenden Orte haftend vorgefunden haben, kaum sehr viel
Wahrscheinlichkeit für sich hat^). Ich halte die alte Herleituncr vom Stamm "'Ti, hebr ni2.
„Stätte", „Niederung", für die richtige*). Wenn in dem Namen Ni-na-a sich für na das Zeichen
y^^zsX -^^ geschrieben findet, welches Ideogramm für rabäsu „ruhen, sich niederlassen" ist.
so ist darin ein Hinweis zu erblicken, dass auch die Assyrer sich der ursprünglichen Bedeutung
1) Amiaud, ZA II p. 206.
2) Sehr erwägen swerth erschiene weiter zunächst ]^~~ >^] ive-du V R 12, 31 ef (Amiaud a. a. 0.)
,eins", sonst e-dii. Das . kann secundär im Assyrischen entwickelt sein (Haupt). Assyrisches e-du und
we-du, arabisch JcäI und tXi»L , lassen daneben aber auch die Frage berechtigt erscheinen, ob nicht die
mit k beginnende Nebenform schon in's Gemeinsemitische zurückreiche. Die Frage betreffs der Herleitung
von a-vie-lu, bei welchem die verschiedenen Schreibungen der zweiten Silbe auf 1 als Eadical deuten könnten,
scheint mir zunächst noch nicht spruchreif; s. Zimmern, BB. 16, Haupt, ZA H 283 tt.
Dagegen möchte ich namärii und andere Verben, die sich in ihrer Flexion ganz regelmässig ver-
halten, wie starke Verben, deren einer Radical Q ist [n-nain-inir etc.), nicht mit in die Frage hinein-
gezogen wissen. Vgl. Haupt, ZA II S. 282 sub 4. Das wäre zu weit gegangen. Es darf nicht vergessen
werden, dass sowohl 1 wie Q nach Lagarde, Symmicta 127 zu den Consonanten gehören, die, wenn sie an
zweiter oder dritter Stelle eines dreiconsonantigen Stammes erscheinen, im Semitischen nicht ursprünglich
wTirzelhaft zu sein brauchen.
3) Genesis 10. 11. KAT2 102.
4) S. bereits bei Hommel, Geschichte S. 280 Anm. 1.
Lehmann, Samassumukin. 18
138 Erster Theil, viertes Capitel.
des Namens als „Niederlassung" bewnsst waren. Mit Delitzsch aber hier eine ideographische
Schreibung zu erblicken , die noch eine besondere Erklärung des tJ^ als eines ideographi-
schen Bestandtheiles erfordern würde, halte ich für irrig. Die Mannigfaltigkeit der Schreib-
ungen für die zweite und dritte Silbe schliesst dies aus : ^yy \^^ ^zix i T ^) ist eine halb
rebusartige phonetische Schreibung. Aus der ideographischen Schreibung C^^tT<| \]^]
, Fisch-Stadt" ist für die Bedeutung kaum etwas zu gewinnen. Dasselbe wird vielmehr vornehm-
lich der leichten Assonanz von Ninua an nnnu „Fisch", dessen Ideogramm den inneren Bestand-
theil des Zeichens bildet, seine Entstehung verdanken. Ob ausserdem etwa religiöse oder
mythologische Beziehungen im Spiele sind, müsste besonders untersucht werden.
In welcher Weise würde sich nun ni22 , das sich lautlich sehr wohl mit assyrisch
Ni-mt-a, Ni-nu-u, Ni-na-a deckt ^), als Herleitang vom Stamm ''la auflassen lassen? Nicht
anders, denn als Nomen, gebildet durch Präfizirung eines 2. Da ein nomen acüonis vom
Niphal-Stamme eines solchen Verbums sich gerade durch das Fehlen des n im Anlaut aus-
zeichnen Avürde, so bleibt nur die, im öebrigen auch für einen Ortsnamen passendste Erklärung
als nomen loci übrig, so dass das 3 an Stelle eines gemeinsemitischen D präfigirt wäre.
Ein solches «-Präfix erscheint aber nach dem BARTH'schen Gesetz (ZA IT, 111 ff.) nur
bei Stämmen, deren einer Radical ein labialer Consonant ist: dies führt für Ninua, da der
erste (3) und dritte Radical ('^) als Labiale ausgeschlossen sind, unabweisbar auf 1 als radi-
calen labialen Consonanten: Ninwü resp. Ninwiia, Ninwi" aus *Nimviyu für ^Manwayu.
Auf den muthmasslichen Einwand , dass ein Stamm "'"iJ im Assyrischen bis jetzt nicht nach-
gewiesen sei, wäre zunächst zu antworten, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn ein Stamm
mit zwei schwachen und einem dritten, im Assyrischen wenigstens als halbschwach anzusehen-
den Radical, sich im Kampf um's Dasein als widerstandsunfähig erwiesen hätte und frühzeitig
von der Sprache aufgegeben worden wäre. Aber der Stamm '''13 ist nicht völlig verschwunden. Ich
glaube im Gegentheil Ableitungen desselben im Babylonisch-Assyrischen nachweisen zu können.
Zunächst in den Substantiven nütii und nitu. Jensen*) leitet diese von einem Stamme natu
respective natu ab. Natu ist ausgeschlossen wegen ni-i-tum, Sank. III R 14, 44, und auch für
nutu deutet das nu-tu-us-su des Schöpfung sherichts'^) nicht auf Länge des Endvocals, sondern
ist nach Theil II S. 3 f. sub 4 a dieser Arbeit zu beurtheilen. Dass das t überhaupt radical
gewesen sei, erscheint mir und, nach brieflicher Mittheilung, auch H. Zimmern, äusserst un-
wahrscheinlich. Lyon*) zieht auch bereits einen Stamm nK3 in Betracht und Delitzsch^)
setzt N"'3 an. Das erstere möchte ich, unter näherer Bestimmung des {>? als Xe = 1, also Stamm
''13, um so eher annehmen, als auch die Bedeutung, die nttu und nütu zuzukommen scheint,
zum hebr. m3 und assyrischen * ninwü „Niederlassung, Stadt" sehr wohl stimmt. „Einhegen"
und „sich niederlassen", „Einschliessung", „begrenzter Raum", „Niederlassung", „Stadt" sind
engverwandte Begriffe. Man denke an deutsch „Zaun", holländisch tuin „Garten", englisch
toum „Stadt". Auch sumerisches gan „Garten" und har „Burg, Stadt", deren letzteres auch
Ideogramm für vttum sa lami, wären heranzuziehen, wenn sie, was möglich (Haupt, Jensen),
etymologisch verwandt sind. — Im Hebräischen bedeuten die Nomina ni3 und m3 beide so-
J » ..f TT
wohl , menschliche Wohnung" wie „Weideplatz, Trift für das Vieh". In der Denkweise und
1) Ueber das jy am Schlüsse s. u. S. 141.
2) Kosmologie S. 250 f.
3) Tafel IV 148, Kosmologie S. 288.
4) An Assyrian Manual p. 122.
5) Assyrische Grammatik § 114 S. 313.
Der Stamm "^13 im AsHyriHchen. 139
Sprache von Nomaden ist beides nicht /u trennen. Aber bei dem Aufenthalt für das Vieh
ist der Zusammenhang mit der „Ein/.äunung", dem , Gehege" noch deutlicher ausgeprägt und
desshalb ist es von Bedeutung, dass wir neben dem Ocean, der als mitu und tiitu, als ,Ein-
schliessung" der Erde bezeichnet wird, und neben einigen Stellen, in denen nifu in Verbin-
dung mit lamü von der feindlichen Einschliessung einer S^adt gebraucht wird*;, auch eine
ni-it ru--ti^ ein „Gehege" für die Heerde, eine „Hürde" finden ''j. Ich möchte also nütu und
nUu als fulatu resp. fuultu und filatu resp. fiiltu von assyrisch nawü ^13 = hebr. 7\M ansehen.
Als weit weniger wahrscheinlich bietet sich , was ich noch hinzuzufügen habe. Es
giebt ein Substantivum nitu „Bedrängniss, Unglück". Es steht natürlich Jedem frei, dasselbe
von einem besonderen Stanniie ^""3 abzuleiten. Aber erwägenswerth ist, dass sich aus der (feind-
lichen) „Einschliessung" die „Beengung, Bedrängiiiss" metaphorisch ungezwungen entwickelt.
Bedeutungsvoll ist hierfür vielleicht auch die Syllabarangabe ni-it libbi „ Bedrängnis« (?) des
Herzens"^). — Ferner kommen in Betracht die Verbalformen mu-ni-\ a-ni-*)' tu-na-^). Als
Bedeutung giebt Delitzsch a. a. 0. „hemmen, entgegentreten, befehden". Aus zusammen-
hängenden Texten sind nur die beiden ersten Formen entnommen. Beide finden sich dort
in Verbindung mit irtu „Brust", mum irat Kakme amelu nakru limrvi und ina hakke Asur
Mli-ia u tih tahäsi-ia iratsun am-ma sulßiurtasunu uskun. Winckler übersetzt: „der die Brust
des Landes Kakme, feindlicher, böser Menschen, erschütterte". Die Brust schädigt man aber am
Schwersten nicht durch Erschütterung, sondern durch Zusammenpressen, Einengen, Emschnüren,
die die Athmung hindern; auf diese Bedeutung, mit der sich auch Delitzsch's „hemmen" ver-
einigen lässt, führt auch das zu ani im Parallelismus membrorum stehende suhhurta askun
„ich umzingelte", „schloss ein". Von nitu „Bedrüngniss" dürfte daher dieses Verbum mu
schwerlich zu trennen sein. Und für denjenigen, der geneigt ist, nUu „Bedrängniss", wie
oben, mit mtu „Einschliessung" in Zusammenhang zu bringen, wäre dann mu „einengen"
mit mu „umgeben, einhegen" mi zu verbinden. Die Formen würden zu einer solchen Her-
leitung sämmtlich stimmen: mii-ni-\ wmf??' St. cstr. von muniu für mimawwiyu; tu-na-\ tuna
{*tunway) H, 1 Praes. Man halte uns in Bezug auf am nicht entgegen, dass, da das Im-
perfectum von Verbis mediae 1 u hat (aktin von känu), die Form anic zu erwarten wäre; es
handelt sich nicht um einen Stamm ""13, sondern um "'13, um ein sogenanntes eigentliches
Verbum med. 1: anwiy wird am. V7ir fassen zusammen: die Wurzel ^13 ist im Assyrischen
vertreten durch die Substantiva nütu, nitu und das nomen loci ninwü. welches sich in Ninua,
Niniveh erhalten hat; als Grundbedeutung für das Assyrische und Hebräische scheint sich
„einhegen, einschliessen" zu ergeben^); möglicher, aber fraglicher Weise gehört zu derselben
Wurzel das Verbum niu „einengen, hemmen, bedrängen" und seine Ableitungen'). — Die Form
ninwü = Ninua beweist schon an sich die Existenz eines consonantischen 1 im ältesten Assy-
rischen; im Verein mit den übrigen angeführten Belegen macht sie fürdere Leugnung derselben
auch für eine spätere Zeit unmöglich.
1) Ausser der von .Iknsen angefüluten Stelle siehe z. B. Sanh. I R 41, 13 tii-tii))) nlnii-sii-ma und
Sanh. III R 14, 44 ala ni-i-ti ahm.
2) II R 35, 42, Strassmaier 6375.
3) II R 37, 75 ff., Strassmaier 6375.
4) Sargon. Nlmr.-Inschr. 9. Sanh. Col. V, 66. Siehe Winckler, Sargon S. 170 ff.
5) V R 45, Col. II, 50.
6) Ob und wie dieses "'«li = n")3 mit arabisch ^«j zusammenhängt und ob sich im Bejahungsfalle
für diesen, dann gemeinsemitischen. Stamm eine Wanderung in der Bedeutungsentwicklung ergeben würde,
mögen Berufenere untersuchen.
7) Ueber mu-ni-'-e K 514, 15 u. 28, bei Srtassm., A.V. 5446, beidemal in Verbindung mit sipparru,
ist wohl schwerlich etwas auszumachen.
18*
140 P>ster Theil, viertes Capitel.
2) Für das von Haupt, Delitzsch^) und Halevy geleugnete radicale "^ gilt Entsprechen-
des wie für 1. Den neuerlichen ausführlichen Darlegungen Schkader's (ZA III, 1 ff.) kann ich
mich in allem Wesentlichen^) nur anschliessen und hebe in Kürze hervor:^)
a) Das Zeichen ►^^ | Y i durchsichtig in seiner Entstehung aus ^^ -j- \j , kommt in
alten nichtsemitischen Texten gar nicht vor*) , entbehrt eines ursprünglichen Begriffwerthes
und ist offenbar nur geschaffen, um den «-verwandten Laut \ y (f) auszudrücken. Und zwar
drückt es denselben nicht nur aus in assyrisch geschriebenen Fi-emdnamen, sondern in echt-
assyrischen Wörtern, beispielsweise und namentlich beim Possesivsuffix ?'«, das in allen semi-
tischen Sprachen '-haltig ist und das nicht zu lesen, wie es sich ungezwungen bietet, nur für
denjenigen Grund vorhanden ist, der von irrigen theoretischen Erwägungen ausgehend, das
^ um jeden Preis dem Assyrischen abzusprechen sucht.
b) Ebenso kann kein ernstlicher Zweifel mehr daran bestehen, dass durch die Gruppe
lY lY ein ^/-haltiger Lautcomplex bezeichnet wurde.
Die Entscheidung erscheint hier zunächst schwieriger, weil kein directer äusserer Hin-
w^eis auf i oder y vorhanden ist und man natürlich a -\- a, auch a-a oder ä lesen könnte.
Wenn aber der Monatsname |Y |Y *>1II nur Aru oder -£aru gesprochen würde, so hätten
die Hebräer schwerlich auf T'N verfallen können , das auf Äyaru oder gar Ayijaru deutet;
Avurde die Göttin *^\ *~^I 1 Y Uy) ausschliesslich Nana oder Nanaa gesprochen, hiess der
, Hirsch" Jy IY A^I] vesp. JY ^^IY l&J akkado-assyrisch älu oder aälu^ so würde uns
Hestchius diese Wörter sicher nicht als Navaia und aidl^) überliefern. Andererseits
würden die Assyrer das ägyptische Sai kaum durch »^fl JY |Y wiedergeben haben, wenn
nirgends eine Hindeutung auf ein i oder y in dieser Zeichen- oder Lautgruppe gelegen hätte.
Wenn das Wort „Rückkehr", Stamm "lin, bald ta-]y\y-ar-tu, bald ta-t^^\y-ar-iu, bald ein-
fach ta-\y-ar-tu geschrieben erscheint, so haben wir daraus nicht zu schliessen, dass tdartu
oder tärtu die einzig berechtigte Aussprache sei, sondern haben darin Beispiele für eine Stufen-
folge lautlicher Entwicklung (o. S. 135) zu sehen von ^ zu t^ und von da zum Ersatz des Aleph
durch Verlängerung des vorausgehenden Vocals, die uns aus anderen semitischen Sprachen wohl
bekannt ist. Haupt ^) hat ganz Recht darin, dass K und "^ (ähnlich wie N und l) eine nahe
Verwandtschaft zeigen und dass, namentlich in den Lautgruppen äia und aa, die und d'e,
N von "^ schon früh schwer zu unterscheiden gewesen sein muss').
In dieser Hinneigung des "^ zu X sehe ich auch die Erklärung für die Verwendung
des Zeichens JY lY für eine ''-haltige Lautgruppe. Um dies einzusehen, bedarf es einer Be-
trachtung der Ausdrucksmittel für N und ihrer Entstehung, an die wir, da sie ohnehin im
Plane des vorliegenden Abschnitts liegt, sogleich herantreten.
3) Die gewöhnliche Bezeichnung für '; 'a, 'i, \(; a', i, ii ist ^Si.*"**]. Dieses Zeichen
kommt niemals in sumerischen Texten aus alter Zeit vor. Ihm fehlt sowohl im Sumerischen
1) Assyrische Grammatik § 41 b Seite 97 und §§ 12 — 14. Doch beachte dazu auch die Vorrede
Seite VIII g. E.
2) Haupt's Einwände, Beitr. S. 295 ff., wenn auch theilweise berechtigt, treffen in keinem Punkte
das Wesentliche der Frage.
3) Derselben Meinung Jensen, ZA V 96 tf. und Kosmologie S. 111 f. Anm. 1.
4) S. Amiaud-Mechineau Nr. 97. — Brünnow, List p. 186.
5) So für dcü?. mit WiNCKLEK, Diss. Thesis 6.
6) ZA II, 275 Anm. 3. Beiträge S. 296.
7) Doch wird man diese Verwischung des Unterschiedes zwischen beiden Lauten doch schwerlich
als von vorneherein bestehend betrachten dürfen.
jY als AuHdrucksmittel für ti- 141
wie im Akkado-Assyrischen jeglicher Begriifswerth '), Es geliOrt also nicht zu dem ur-
sprünglichen Küstzeug der Keilschrift, sondern die Semiten haben es erfunden, um für den in
ihrer Sprache unentbehrlichen Laut ' ein Ausdrucksmittel zu finden. Es ist ofienbar aus dem
Zeichen .4i,*^*"TTT' ^'^^ ™ Sumerischen durch mehrere Begriffswerthe vertreten ist, die Laut-
werthe ay, ig, ug hatte und von den Semiten für ihre Lc»ute a/i, ih, uh verwendet wurde
(siehe u. S. 142) , durch eine Art von Küri^ung geschaffen. In der altbabylonischen Schrift
sind beide Zeichen ja überhaupt nicht getrennt. Ist somit das Zeichen -4l*"^' , babylonisch
^k^*'*^^ verhältnissmässig später Entstehung, so lässt sich, glaube ich, in babylonischen Texten
und in altüberlieferten Formen eine andere unbehülfliche Ausdrucksweise des N nachweisen,
die bisher wenig beachtet worden ist. Es findet sich nämlich das zum Ausdruck des Vocals
a bestimmte Zeichen jy an Stellen, wo ein a absolut keinen Sinn hat, wo dagegen ein X
nicht nur verständlich, sondern, sei es radical, sei es als Vertreter eines radicalen *, geradezu
zu fordern war. So ri-t^J [ j |"|Y-2(m, ra-bi-\'^-um, li->^\\\\~\'^-um. Mit ri-e-a-tint, ?i-^'l|r
if-am, ra-bi-a-um, li-e-a-um kann nur rubilum, leiUm gemeint sein. Ebenso ist es mir seit
Langem unzweifelhaft, dass in Bildungen von Wurzeln tertiae infirmae, namentlich in alten
Eigennamen, wie Ni-nu-{ii)-\j , E-ru-{u)-\j , Se-ru-(u)-]j ^ das ff zum Schutze des dritten
Badicals, ob er nun ursprünglich ' oder aus 1 oder ^ zu ' verflüchtigt war, geschrieben wurde.
Zweifelhaft kann nur sein, ob jy hier direct für ' oder allenfalls 'a steht, so dass z. B. Ni-nu-
oder Ni-nu-a zu lesen wäre, oder ob diese Formen als Accussative zu fassen sind, so dass
Ni-nu-a, Ninua {*Nimüa siehe S. 138) zu sprechen wäre. Dann wäre das Aleph, der zwischen
dem aus ^radicalem" w entwickeltem u und a zu erwartende Hiatus, in der Schrift unausge-
drückt geblieben.
Für die erstgenannte Auffassung spricht, dass Steindorff*) — zu erwünschter Bestäti-
gung unserer ganzen Beobachtung — unabhängig auf Grund der babylonischen Schreibung ägyp-
tischer Namen wie Ni-im-mu-ri-i(a) etc. gefunden hat, dass fy zum Ausdruck des ägyptischen '
verwendet wird. Es erscheint mir daher wahrscheinlich , dass im Babylonischen , nament-
lich in den der ältesten Periode angehörigen semitisch-babylonischen Texten , dem Zeichen
lY nicht nur der Lautwerth a, sondern ferner ', 'a, a und ya, ay zukommt. Die Gruppe
ly jy konnte dann Combinationen zur zweiten Classe aus jedem der genannten Elemente aus-
drücken. Sie wäre demnach für diese älteste Zeit aus der Reihe der zum Ausdruck einfacher
Lautwerthe bestimmten Zeichen überhaupt zu streichen. Aus dieser Periode würde es sich
dann herschreiben, wenn jy fy für a-ia und ia-a mit ' an Stelle des und in Abwechslung
mit dem radicalen ^ erscheint. Da niemals mit Bestimmtheit zu entscheiden ist, wo und wann
das radicale "^ noch hörbar war und wo es dem einfachen Hauchlaut die Stelle räumte, so habe
ich in der vorliegenden Arbeit in solchem Falle oft (nicht immer consequent) die Schreibung
Uta gewählt, also Nanata etc. geschrieben. Ob |y [y jemals einfach ai zu sprechen ist, unter-
liegt für mich starken Zweifeln. So muss ich z. B. Haupt darin Recht geben, dass das Genti-
licium Na-ha-]\ Iy-ia-^a-|y fy nicht mit Schrader iVa&ai^ai- gelesen werden kann; es ist
Na-ba-a{-)ia-ta-a{-)i(a) oder Na-ba-a{-)'a-ta-a{-)\a) zu lesen. Die letztere Form ist aber
nicht mit Haupt als die allein richtige und ursprüngliche zu bezeichnen, sondern nur als
secundäre Entwicklung aus der ersteren zu betrachten.
1) Amiaüd-Mechineau Nr. 191, 193. Brünnow, List p. 342.
2) Bi-e-a-um Bammurabi, Neb. ßors. Col. I, 2 ; li-e-a-um ASKT 185, 25. Zur Sache s. a. Bezold
Diss. S. 24. Anm. 1.
4) Beitrcuje zur Assyriologie Bd. 1 Heft 1 S. 335.
142 Erster Theil, viertes Capitel.
Also: die durch N, 1, ^ ausgedrückten Sprachelelemente fehlen dem sumerischen (dem
allographischen) System, während sie alle drei im Babylonisch-Assyrischen nachweisbar sind,
eine Thatsache, an der dadurch nichts geändert wird, dass sowohl 1 wie ^ früh und vielfach
in N übergegangen sind.
4) Von X wendet sich der Blick zu den gutturalen Consonanten (nach semititischer
Auffassung). Von den charakteristisch semitischen Lauten , j;,. c, p findet sich lediglich •
durch besondere Zeichen lautlich ausgedrückt. Daraus aber zu schliessen, dass sie dem Assy-
rischen überhaupt und von Anfang an gefehlt haben, ist um vso weniger erlaubt, als diese
Laute sich noch in ihrer Einwirkung auf den Vocalismus erkennen lassen. Es ist sehr wohl
möglich, dass sie in der Sprache noch geraume Zeit unterschieden blieben, ohne dass man
dies in der Schrift nachzuweisen vermöchte, in welcher sie alle durch N ausgedrückt sind. Es
gilt hierfür analog das oben S. 136 Angeführte.
Aber nicht einmal der Laut /(, für den die Zeichen aus dem ursprünglichen keilinschrift-
lichen System entnommen sind und den Hal^vy daher dem allographischen System zuschreibt,
findet sich im Sumerischen. Dies folgt, wie von Haupt ^) seit Langem vertreten wird, zur
Evidenz aus dem Vergleich von Schreibungen wie babylonisch -assyrisch ii-ma-ah-hi-ra mit
sumerisch (, allographisch ") lah-ga neben dalj-rP) u. ä.
hl beiden Fällen soll (s. o. S. 58 Anm. 5) durch den Schlusslaut der ersten und den
Anfangslaut der zweiten Silbe derselbe Consonant ausgedrückt werden. Im Akkado-Assyrischen
finden sich in solchem Falle an zweiter Stelle stets nur Zeichen, deren Lautwerthe mit h an-
lauten. Der im Sumerischen erscheinende ^-Anlaut zeigt, dass wir es statt mit dem tonlosen h,
mit einem tönenden (stimmhaft) gesprochenen Consonanten zu thun haben; dies wird durch die
zweite Variante h-r bestätigt und zugleich gezeigt, dass dieser Consonant den Zitterlauten nahe-
steht. Die genannten Eigenschaften passen auf den durch y zu bezeichnenden Laut (holländisch g,
arabisch a)- Dieser kommt also der sumerischen Sprache zu; die zum Ausdruck des akkado-
assyrischen tonlosen h wurde aus dem Lautbestand des Sumerischen der ihm genetisch und
akustisch nächstverwandte tönende Laut gewählt ; die Zeichen für Silben, die im Sumerischen
ein g enthielten, wurden zum Ausdruch /i-haltiger Silben verwendet. Ein entsprechendes Ver-
fahren lässt sich mehrfach beobachten.
Zunächst 5) bei den sogenannten emphatischen Consonanten oder, um mit Haupt
diesen Lauten einen ihrem wirklichen Charakter entsprechenden Namen zu geben , den
Consonanten mit Kehlkopfverschluss*). Halevy*) behauptet, dass sie alle im Sumeri-
schen (seinem allographischen System) zu finden seien; — aus keinem anderen Grunde,
als dem völlig unzureichenden (oben Seite 131 f.) der Identität der Schriftzeichen. Haupt,
ASKT Seite 167 ff. § 11 — 16 hat so klar und erschöpfend dargethan, dass die Zeichen,
welche für die 10 ü p enthaltenden Silben sämmtlich im Sumerischen, sofern sie überhaupt mit
entsprechenden Lauten in dem „allographischen System" vorkommen, ausschliesslich die ohne
Kehlkopfverschluss gesprochenen tönenden Consonanten d, ^, g oder in selteneren Fällen die
tonlosen /, s, k bezeichnen, dass ich mich mit dem einfachen Hinweise auf Haupt's Aus-
1) ASKT 165 f. § 9. CV 7 und 29 zu 7.
2) Vgl. 0. S. 104 Anm. 5.
3) S. Beitr. S. 251 ff. Dass die Bezeichnung als Emphaticne im Grunde genommen unzutreffend,
betont Haupt mit Recht. Indess möchte ich doch für Beibehaltung des Namens aus denselben Gründen
plaidiren, welche Brücke, Grundzüge^ Seite 51 sub 2 bei den indischen , Cerebralen" geltend macht. Beide
Namen bezeichnen die betreffende Lautclasse so, dass ein Missverständniss so gut wie ausgeschlossen ist.
4) Allographie §.3 p. 540.
Dem Sumerischen fehlen die sogenannten emphatlHchen ConHonanten und da« p. l4o
führungen begnügen kann^). Dazu kommen dann noch die überhaupt erst von den Semiten
den betreffenden Zeichen beigelegten Lautwerthe is (aus isu y]3j für t^' .sumeri.sch gis „Holz"
und id, it, it (aus idu T) für ^^^T sumerisch (i)a „Hand".
6) Auch manche Sumeristen wird es vielleicht überraschen, wenn ich den Nachweis
versuche, dass dem sumerischen Lautsystem das p gefehlt hat. — Von den in Betracht kommen-
den Zeichen können, da '^j^*^ = hu, pii und diejenigen, welche zum Ausdruck geschlossener Silben
dienen, gleichzeitig für h und p im Akkado- Assyrischen in Verwendung sind, nur ►t pa und
1*^ pi zur Entscheidung herangezogen werden.
a) ^ |*~ hat die Lautwerthe |?i, a, ma und we (s. o. S. 135 u. 128 f. Zahlwörter 3 u. 30).
Der Lautwerth pi-i kommt nur im Syllabar S* vor*), welches der Aufzählung der im semitisch
Akkado-Assyrischen verwendeten Lautwerthe gewidmet ist. [ *" hat im Sumerischen die alleinige
Bedeutung „Ohr". — Wo ein Zeichen mehrere Lautwerthe hat, denen im Sumeri-
schen keine wesentlich verschiedenen oder verschieden benannten ursprünglichen
Begriffswerthe entsprechen, ist die Frage nach einem gemeinsamen etymolo-
gischen Ursprung und sonach lautlichen Zusammenhang dieser Lautwerthe
besonders berechtigt, ein Princip, das wir noch mehrfach werden anzuwenden
haben. — „Hören", wörtlich „Ohr haben", heisst im Sumerischen gis-tuk^ neusumerisch
vtis-hih (ASKT 42 Z. 8), „Ohr" also (Hommel ZK I 168 u. 220 Anra. 1) gis, neusumerisch
durch Labialisation (S. 144 f.) vus, Entwicklungsreihe etwa gis {gys) : g"'ys : ivus (wys). War
zu der Zeit, da die sumerische Schrift, zunächst von den sumerischen Schriftgelehrten (Haupt
ASKT S. KU § 6), den semitischen Lauten angepasst wurde, die Labialisation des g in gis
bereits begonnen, so dass nunmehr das Wort mit einem dem tönenden Verschlusslaut der indo-
g-Reihe etwa entsprechenden g*" anlautete, und war gleichzeitig das auslautende s schon im
Verklingen begriffen (vergl. SFG Seite 47 sub 17, 18), so erscheint es verständlich, dass der
labialisirte tönende Consonant g"' sowohl als Nothbehelf zum Ausdruck des labial tönenden
Reibelauts tv wie des labialen tonlosen Verschlusslauts p der semitischen Sprache verwendet
wurde. So erklären sich die Werthe we und pi , während bei iva, ma, a der Vocal noch
Schwierigkeiten bereitet.
b) Ein Gleiches lehrt die Betrachtung des Zeichens ^. Wir finden dasselbe ebenfalls
zur Bezeichnung des radicalen 1 in Verwendung (oben Seite 137). Der Lautwerth pa wird
S* IV, 23 angeführt, ausserdem in S** 211, als Aequivalent von a-ru , wo mit Hinblick auf
HR 27, 7c (o. S. 137) zweifelhaft sein kann, ob wir es nicht mit einer phonogrammatischen
Verkürzung sms wa-m zu thun haben. Der alleinige Begriffswerth ist „Griffel, Scepter", sume-
risch </ac?, und daraus entlehnt (?) babyl.-assyr. hattu. In der Glosse mu-u-a-ti zu pa V R 46,
Nr. 2 Rev. 49 kann man daher kaum etwas Anderes sehen, als eine Entwicklung aus einem
gtvuat{i), gvat(i), dass seinerseits aus gad{t) durch Labialisirung des g entstanden ist; als Zwischen-
stufe dürfte gttd^) anzusehen sein; Entwicklungsreihe gad : g'^'ad : iv{u)ad. Zu beachten ist
ferner aus dem Berliner Vocabular V. A. Th. 240 die Zeile ^^ (mu) = amelu. Hier ist ^p
1) Dass speciell C^^j f im Sum. gleich z, zeigt AL^ S. 72 die von Delitzsch u. V R 27 Nr. 5
veröffentlichte Liste der verschiedenen Formen des sum. Aequivalents von assyr. attimu „ihr"; M»i-^^||-eH,
ew-C^^lj-eH etc. Das pron. pers. 2 lautet sumerisch mit ^ an, za-e, Suffix sa. Es ist klar, dass in ^^|[-en,
zen derselbe Stamm ausgedrückt ist.
2) Brünnow, List Nr. 7965 ,und 7969.
3) *-}i] ^] Glcsse zu t^ in K. 40 IV, 1 und V, 42, 46 c. Bbünnow 5661.
144 Erster Theil, viertes Capitel.
nicht etwa Ideogramm für amchi, sondern phonetische Schreibung einer Verkürzung aus
dem neusumerischen muln , Mensch". Sumerisch (j"a(d) wäre somit zum Ausdruck des semi-
tischen pa verwendet worden, entsprechend wie g^''y{s) zur Aushülfe für pi dienen rausste,
während zugleich (?) die Bezeichnung des „Griffels" in der erhaltenen älteren Form gad als
hatfii in's Akkado- Assyrische überging. '
Ein Analogon möchte ich in den lautlichen Erscheinungsformen des Zeichens yyK
ga{t}) , Fisch" erblicken. Aus sumerischem ga{n) entsteht der babylonisch-assyrische Lautwerth ha.
Daneben erscheinen aber kua, ku und a als Lautwerthe des Zeichens^). Dies dürfte auf eine
doppelte Entwicklungsreihe deuten :
i 1) kua, ku
I 2) wa, a.
Jedenfalls spricht Alles, was über die ursprünglichen Lautwerthe von f*^ und tt
zu ermitteln ist, gegen die Existenz eines p im Sumerischen. Ich schlage desshalb vor, das-
selbe vor der Hand aus dem Lautbestand dieser Sprache zu streichen*), und thue dies mit
um so grösserer Zuversicht, als jüngst mitten in meine diesbezüglichen Erwägungen hinein
die Nachricht, dass auch das Mitanni, eine nichtsemitische und nichtarische, vorder-
asiatische Sprache, den j?-Laut nicht kennt (ZA V 76 ff.), bestätigend und mancherlei weitere
Gedanken anregend drang.
Mit Vorstehendem ist schon bewiesen, wie sehr verschieden das akkado-assyrische und
sumerische Lautsystem ist. Weitere Differenzen werden sich ergeben , wenn wir betrachten
2) die consonantischen Lautwandlungen.
Von den lautlichen Erscheinungen , die ganzen Lautclassen oder mehreren Lauten
gemeinsam sind, haben wir soeben bereits berührt
1) die Labialisation. Am deutlichsten im Anlaut: gal „gross", assyrisch rabü,
erscheint als gula und mid; Entwicklungsreihe: g"^ul : ^wul : vuP). Im Inlaut: dagal^ assy-
risch rapsu „weit", wird damal. Auch im Auslaut oder besser vor dem a des Stat. prol.
dürften Wandlungen wie sag{ga), assyrisch lihhu „Herz", zu sab{ba)., seg(ga) = libittu „Back-
stein" zu seb{ba), und zib(ba) slus dug{ga) — wo ausserdem noch andere später zu besprechende
Lautwandlungen in Betracht kommen — dug: dib : sib = .s^w, hierher zu rechnen sein. In Fällen,
in denen, wie bei ^ag und fab „zwei" (o. S. 128 Anm. 6), g und b mit einander wechseln,
ist die Form mit g wohl die ältere*), so dass Wandel von g zu ^"', tv, v vorliegt. Möglich
ist aber auch, dass der umgekehrte Fall, Gutturaralisation des Labials vorliegt. —
Halevy*) äussert über diese gesammte Erscheinung: „Grdce ä une prononciutioniy)
gutturale dont nous nous rendons difficilement compte(l) , m pouvait aussi expritner
le son{\) g^. Wir haben dem nichts hinzuzusetzen. Delitzsch^) findet das in der babyloni-
schen Schrift zwischen m und g zu beobachtende Wechselverhältniss noch „wenig klar". Hätte
er nicht wenigstens betonen sollen, dass dieses „Wechselverhältniss" nur in der „allographi-
1) Sa I 36, 38 vergl. 37. — V R 23, 5 a. Vergl. auch die Aussprache Icu für nünn d. i. wohl g"u
aus ga. Brünnow 11815—9; 3844.
2) Wie ich nachträglich sehe, bezweifeln auch Hommel, ZK I 164 und Jensen, ZK 1, 182 Anm. 1
die Existenz eines p im ursprünglichen sumerischen Lautsystem, letzterer bereits mit Bezugnahme auf die
Wandlungen des Zahlwortes „drei" und die Glosse mu-u-a-ti zu X^-
3) Haupt, SD 516 CV 3, Hommel, ZK 167 f.; Jensen. Surhu 17; Lehmann, Diss. 37 sub c.
4) Pinches, PSBA 1882 p. 111 ff. Haupt, CV XXXIII zu S. 18.
5) Alloyraphie § 3 g. E. p. 541.
6) Grammatik § 49 a Aniu. S. 115.
Palatalisation des k im Sumerischen. l^o
sehen" Bestandfcheilen der babylonischen Literatur ,zu beobachten" i.st und hätten wir nicht
von einer sachgeniässen Darlej^unor des Thatbestandes andere Beispiele erwarten dürfen, als
häläku : ha-lam-ma und salduktu : sa-lia-luin-ma, wo dieser Wandel bei der Uebemahme eines
semitisch-assyrischen Wortes in's Sumerische stattfindet und als Mittel zur äusseren Sumeri-
sirung verwendet wird? Gegen hiir-sam:hnr-sag^ Delitzsch. s einziges anderes Beispiel, haben
wir einzuwenden, dass durch die Lesung hur statt des näherliegenden har das sumerische Wort
für „Berg", in welchem sich allerdings dieser Wandel findet, offenbar dem semitischen Wort
liursänii^ das mit harsag gar nichts zu thun hat (Verstoss gegen Forderung l S. 113) und
übrigens nicht „Gebirge", auch kaum „Waldgebirge", sondern „bewaldete Höhe" bedeutet, ähn-
lich gemacht werden soll. Warum nicht gal : mul anzuführen, um so mehr, als doch Delitzsch
für dessen semitischen Ursprung gewichtige Gründe beizubringen in der Lage ist (oben S. 126
Anmerkung 7)? Zu der von Delitzsch, Beiträge I, 202 völlig mit Unrecht in antisumeri-
schem Sinne ausgebeuteten Schreibung i-sah-kan-ga (für isakamma) siehe unten.
2) Einen noch grösseren Umfang hat die Palatalisation oder Mouillirung. Wie
die Labialisation zumeist an die Nachbarschaft eines u geknüpft ist, so erscheint die Palatali-
sation am Häufigsten in Fällen, wo dem palatalisirten Consonanten der palatale Vocal i oder
ein dem i der Articulation nach nahestehender Vocal folgt. Die Palatalisation kann sämmt-
liche Sprachelemente der Dentalclasse treff'en; die mouillirten Dentale sind einfache Laute ^),
bei denen zur Bildung von Verschluss oder Enge ein grösserer Theil der Zunge thätig
ist, während bei den nicht-mouillirten nur eine Stelle der Zunge in Action tritt. Bei der
Palatalisirung von Sprachelementen der Zc-Reihe tritt ein Vorrücken der Articulation nach dem
Dentalgebiet zu ein^). Aus k wird t (polnisch c, italienisch c vor /, e). Soviel als Ein-
leitung und zum Verständniss des Folgenden.
a) Auf die Palatalisation des A- im Sumerischen ist von mir zuerst hingewiesen worden
in einem Briefe an Prof. Hommel, den dieser ZK H S. 99 veröffentlicht hat. Ich sprach
dort aus, dass in den beiden der Postposition iE] zukommenden Aussprachen ku und su ety-
mologisch ein und dasselbe Wort zu sehen sei, dass aus ku'. su (tg) und si geworden sei.
Zunächst war gegen Haupt, der SFG S. 17 ff. nur su gesprochen wissen wollte, nachzuweisen,
dass die ursprüngliche Aussprache der Postposition wirklich ku war. Von den damals von
Hommel angeführten Belegen war einer werthlos , da nach gütiger Mittheilung Delitzsch's
IV R 22, 20b (Haupt SFG 20) nicht I^^ ItJ Igf steht, sondern statt Ih] vielmehr
*^^|) also dagal-la-ku nicht dagal-lik-h'u.
Dagegen fallen jetzt statt einer sechs von den Stellen der Syllabaro, in welchen die
Zeichen nach ihrer Zusammensetzung benannt werden, beweisend in's Gewicht. Wenn die
Zeichengruppe I Y*^*t~ von den babylonischen Gelehrten als a-ana-]^ bezeichnet wird, so steht
I^ hier in der Bedeutung „zu, plus", d. h. die Gruppe besteht aus den Zeichen a -^ an. Er-
scheint nun für \]^ >~-^^\ ki -\- izü der Name ki-i-za-cJ^'-]^ , so zeigt das vor ][^
erscheinende afe, das wirkhch h'u zu lesen ist, und so entsprechend in den übriger fünf
Fällen 3).
1) F. H. DU Bois-Ketmond, Kadmus S. 217 ff. Lepsius, Standard Alphabet 70 ff. Hoffoky, Phone-
tische Streitfragen in Kuhn's Zeitschr. für vergl. Sprachf. XXIII S. r)28 f. gegen Brücke, Grund:ii(je S. 81 ff.
Ebenso Sieveks, Phonetik'^ S. 142 § 23 sub 1 Abs. 2.
2) HoFKOUY, a. a. 0. ; vgl. Brücke, Grundzüge S. 85. Sievers, S. 143 g. E.
3) S. jetzt Brünnow, List 5640, 9687, 2931 9646, 11710, 968, vgl. p. 573 s.
Lehmann, Sauiaijsumukin. 29
146 Erster Theil, viertes Capitel.
Weiter sind sebi* zu beachten die auf \iH.| \iF] endigenden Zeichennamen.
Diese kommen, wie jetzt auch die Uebersicht bei Brünnow p. 572 zeigt, nur Zeichengruppen
zu, welche an letzter Stelle ein \^^| aufweisen; so heisst die Zeichengruppe f yiEj
u-tti-y]^ \1eJ, d. h. tid + ki- Ich halte daher in \iBj \IpI das erste \iEj für den Aus-
druck des Zeichennamens ki, das zweite dagegen für die durch Vocalwandel — wegen des vor-
hergehenden li — veränderte, phonetisch geschriebene Postposition: ki für ku, also wieder ein
Beweis, dass die Postposition ursprünglich mit Je anlautete. Dass wir mit einem solchen
Vocalwandel als Anlass oder jedenfalls als wesentlichem Element der Palatalisation zu rechnen
hätten (vgl. soeben S. 145), hatte ich auf Grund und nach Analogie von Collitz's^) Darleg-
ungen über die indoiranische Palatalreihe von vornherein angenommen und erklärt, dass in
SU (aus hl) das u wahrscheinlich bereits eine Neigung zu i (//, siehe unten) gezeigt, also etwa
ty (siehe unten) gelautet habe, noch ehe ich beachtet hatte, dass thatsächlich unsere Post-
position sich in der Form '^^) se {sij, ti/) vorfindet, so dass die Reihe ku'.ki {ky):{ty) su:{sy)
se geschlossen erscheint. —
Die palatalisirte Form des Jeu versteckt sich auch in den sumerischen Adverbial-
endungen, vielleicht in *^ aP) und sicher in es'^). Aus uädakku d. i. ud{a)-{-ku „täglich",
„pro Tag" hätte werden können tiddassy, dann tiddas, sowie aus ada-na-Jcu „seinem Vater" :
adanas, aus dugga-{da-)ku: eibhi-{da-)as^ JBü. Z. 13.
War nun in der Postposition die Palatalisirung des Vocals begonnen und verwandelte
sich, aus diesem oder einem anderen Grunde, das derselben unmittelbar vorhergehende a des stat.
prol. in e (//), so wurde aus a-Jcu e-se (y-sij); die letztere Aussprache giebt die Glosse V R 37, 59
geradezu für |p[ in der Bedeutung Mnm „wie"; für gul-li-es „freudig" {Bil. 9) wäre also z. B.
als ursprüngliche Form gula{k)Jcu anzusehen.
Die assyrische Adverbialendung is lautet nun an dieses aus a-Jcii, i-Jcu, i-ty entstan-
dene es so nahe an, dass die Frage sich aufdrängt, ob diese beiden Adverbialendungen gemein-
samen Ursprungs sind oder ob der Zusammenklang, wie so häufig, nur das zufällige Ergebniss
einer gänzlich verschiedenen Entwicklung ist.
1) Die letztere Möglichkeit kann nicht von vornherein von der Hand gewiesen werden.
Es könnte in der assyrischen Adverbialendung is das verkürzte assyrische pronom. pers. der
3. Person su stecken: tähis aus tabi-su^).
Es wäre dann noch erwägenswerth, ob nicht der zufällige Gleichklang der sumerischen
Adverbialendung an seinem Theile dazu mitgewirkt hat, dass sich an das anfänglich nur
sporadische Auftreten von Formen wie tähis aus tabi-su die Bildung einer allgemeinen und
durchgehenden Adverbialendung knüpfte.
2) Entscheidet man sich dagegen für gemeinsamen Ursprung der beiden Endungen,
so ist eine Anleihe des Assyrischen bei dem Sumerischen anzunehmen.
1) In Bezzenberger's Beiträgen zur Kunde der indogermanischen Sprachen III, 177 fif.
2) Haupt, ASKT S. 141 § 11. Hommel, ZK II lOl. — Vgl. S^ I 26 u. Var.
3) Schon von Haupt, SFG 36 ff. in Erwägung gezogen, aber verworfen unter Bevorzugung der jetzt
aufzugebenden Lesung ru für das postponirte *^-
4) Jensen, ZA I, 93, Lehmann, Diss. 39.
5) Oppert. Haupt, SFG 36 A. 2 vergleicht äthiopisch höra te.Mzü „er ging traurig fort" (Dill-
MAMN, Aethiop. Gramm. S. 7 b). — S. Delitzsch, Gramm. § 80b Anm. S. 217 f.
Ursprung der assyrischen Adverbialendung -is unsicher. 147
Dafür spräche vornehmlich:
a) Das Erscheinen des lexicographisch und grammatisch rein sumerisch gebildeten
Ausdrucks tidakJcu „täglich" (siehe oben) innerhalb der babylonischen Inschriften eines Nehi-
kadnezar^).
ß) Die Bildung von Adverbien durch Anhängung von a-Tm an rein assyrische Wörter:
mar-sa-ku für marsis , schmerzlich" und za-za-ku für zazis ,in Fülle'*). —
Haupt's Anschauung (SFG 36), dass die assyrische Adverbialendung ü das Prototyp
der sumerischen es sei, kann nur der beipflichten, der sumerisch a-kii etymologisch von as
und es vollständig trennt. Solche Trennung ist aber angesichts der oben S. 14ß angeführten
Thatsachen kaum angängig.
Zimmern a. a. 0. ist der Ansicht, dass für das Assyrische eine Adverbialendung -ku,
-k „nicht länger geleugnet werden kann". Er führt dafür an: uddakku^ marsaku, zazaku,
„sodann wohl auch känak la batlak^) und vielleicht auch das häufige -^-m der Zeichennamen".
Letzteres ist oben bereits als höchst un assyrisch erwiesen worden. Kunah und hatlak aber
sind doch wohl Permansi vformen „indem ich beharre, ohne aufzuhören". Ein assyrisches udu
„Tag", ausserhalb der Verbindung udakku, soll noch nachgewiesen werden (S. 114 sub 2a);
nddakkii sowie das ebenfalls in einem assyrischen Text erscheinende iiddes sind Entlehnungen
aus dem Sumerischen. Bleiben nur marsaku und zazahii neben regelmässigem marsis und
zazis; in ihnen ist die Adverbialbialbildung ebenfalls entlehnt: von einer assyrischen Adverbial-
endung -hu -k kann keinenfalls die Rede sein.
Delitzsch*) sagt, marsaku sei gewiss ursprünglich Adjectiv; diese Annahme bei einem
ofi'enkundigen und unzweifelhaften Adverbium erklärt sich doch wohl nur aus dem Bestreben,
das adverbiale -akkii mit der vermeintlichen semitischen Nominalendung -akkii (S. 122 f.) in
Verbindung zu setzen.
Ganz unerfindlich ist mir, wie Delitzsch^) aus dieser Uebereinstimmung der neu-
snmerischen und assyrischen Adverbialendung Capital für den Antisumerismus zu schlagen
versuchen kann. Sollen etw^a die babylonischen „Geheimschreiber" semitisches is rein zum
Zwecke der Allographie in ise und dann in a-ku verwandelt haben? Oder ist es nach assy-
rischen Lautverhältnissen möglich, einen Wandel von aku zu as und es zu erklären? Dis-
cutirbar sind meiner Ansicht nach nur die sub 1) und 2) zur Darstellung gebrachten
Anschauungen. Eine Entscheidung zwischen beiden zu treffen, scheint mir. wie Jensen^), vor
der Hand unmöglich.
Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass auch der Lautwerth zi des Zeichens JirJ'^
kaum etwas Anderes ist, als eine Erscheinungsform der palatalen Form des ku\ z hat hier,
wie oft im Sumerischen nicht den Laut des T, sondern den des ■:^), ist also tönender Reibe-
1) I R 52 Nr. 3, 22 a ud-da-ak-lai. In iid-da-kam Neb. E.I.H. IV 34 scheint nominale Flexion des
ganzen entlehnten adverbialen Ausdrucks mit Anhängung des enclitischen «m vorzuliegen, analog den aus
ümis gebildeten Adjectiv umisamma, Nabon. I, 16, 5. Delitzsch, Gramui. § 80 b/?.
2) IV R 61, 10/11 u. 45. Zimmern, BB 94.
3) Neb. 1 R 52 Col. 1, 20. Nerg. I, 17.
4) Grammatik § 80b/? Anm. S. 218.
5) Grammatik § 25 S. 70.
6j Kosmologie 266 u. 302 Anm. 1.
7) Brünnow, Nr. 10519. Vgl. auch Jensen, ZA I 62.
8) Vgl. Haui'T, GGN 1883 S. 107 Anm. 2 a. E.
19*
148 Erster Theil, viertes Capitel.
laut gleicher Articulationsstelle wie s^). Der Ausdruck ^Y *^Il^ (s- o. S. 129 Anm. 7),
wenn mit Opfert als „zehnmal", also als für py" ]^ stehend, zu fassen, wäre eine Be-
stätigung dieser Auffassung. Soviel über die Palatalisirung des Ä;-Lautes in der Postposition ku.
Weitere Beispiele dieser von Halevy und Delitzsch überhaupt nicht berührten Er-
scheinung sind :
1) tjä- kid und sid"").
2) die Glosse V^^) .^^ I^ in dem Namen der Göttin KU.NIR.DA.
3) Die Aussprache se neben ku für das Ideogramm \| *^^>^I ff = tukidtu (siehe
o. S. 101)*).
c) Die Mouillirung des n. 1) Neben nir , Fürst" erscheint se-ir sir {si/r)y 2) neben
a-nir{-ra) „Klage" a-se-ir-ra^).
Nach einem gründlich misslungenen Erklärungsversuch von meiner Seite ^) haben
HOMMEL und Jensen (ZK II 103), unabhängig von einander, die Erklärung dieser auf den
ersten Blick überraschenden Erscheinung in einer Palatalisirung des n erkannt. Aus nir wird
nir, dann zir; si steht hier wiederum für H (siehe oben).
So richtig aufgefasst, fügt sich der Wandel von n zu s (i) , den Delitzsch') für
lautphysiologisch unmöglich hält, in die Reihe der phonetisch vöUlig begreiflichen
und in lebenden Sprachen vielfach belegbaren lautlichen Erscheinungen ein.
Als weitere Beispiele für diesen Lautwandel seien angeführt:
3) fiy -^^= ni-mur und '^ -oiL,^ se-nmr {ni-mur) = kinunu^).
4) Die Form sin des incorporirten Verbalregimes 3. Pers. sing, nin; 'nin:zin.{?)
5) Die Form nesin ^^5^^| \|*^ ^^H"ff desgl. 3. Pers. plur. für * ninin : nizin
aus m{n)-nin^){'^). Und endhch
6) erscheint es mir erwägenswerth , ob nicht der Lautwerth zil des Zeichens
► I 1 1 j (akkado- assyrisch auch für sil verwendet) mit dessen anderem Werthe
nun gleichen etymologischen Ursprungs ist. Für -im zu -il wäre zu
vergleichen mun und mil = himtitii (siehe Seite 150 sub 4); ;s wäre z, also
1) S. dazu auch ^i ►^TT i^ und s« ^T>- beide napistu , Seele" und die weiteren von Hommel ZK I 171
angeführten entsprechenden Fälle. Eine Stufeufolge zi : si : si, wie sie Hommel hier erkennen möchte, ist
schwerlich anzunehmen.
2) Jensen, ZA I 183 f. Siehe dort auch berechtigte Einwände gegen Zimmern, BB 27 o.
3) II R 57, 26 a; so zu lesen nach Jensen, ZA I 398 f.
4) Hommel ZK I 167 nimmt einen Wandel von g und y zu j an. Dieser würde nach der von uns
gegebenen Definition der Palatalisation keine eigentliche Palatalisation darstellen, sondern für den tönenden
Verschlusslaut g nur den üebergang in einen tönenden Reibelaut der Ä"-Reihe, für den tönenden Reibelaut
des hinteren Gebietes der A:-Reihe <j den üebergang in den tönenden Reibelaut j des vorderen Gebietes der
Ä;-Reihe, also ein Vorrücken der Articulationsstelle und insofern allerdings einen der Palatalisation
der fc-Reihe analogen Vorgang bezeichnen. Doch scheinen mir die von Hommel beigebrachten Beispiele
mag-e „gross", gug-e „treten", in-ag-e „er misst" diesen Lautwandel nicht sicher zu stellen, da über die
Natur des angehängten ^Ty e (ob stat. prol. oder besonderer grammatischer Function) doch wohl noch
Zweifel obwalten können.
5) Haupt, Sintflutk 25 Anm. 16. CV. 3 u. 30 sub 8.
6) PAOS May 1884 Boston p. VHI f. Johns Hoplcim University Circulars Vol. HI Nr. 83 Baltimore
July 1884.
7) Assyrische Grammatik S. 68 Anm. *).
8) V R 42, 25 ab, V R 12, 7/8 ab. B. M. 82. 8—16. 1, rev. 18 bei S. A. Smith, 3Jisc. Texts p. (26).
9) ASKT S. 145 § 19 a. E.
Mouillirung von n, 1, r, d und Ueberganj»' von (j zu d im SumenHchen. 149
nun:nü:zil. Mit Rücksicht auf das S. 143 snb a) ausgesprochene Princip
bemerke man, dass *"||TT "^^ tlen einen ursprünglichen Begriffswerth , gross"
und dessen Nuancen zu haben scheint^).
d) Auf Mouillirung des l (und möglicherweise weiteren Uebergang in j) schliesst
Jensen, ZK I 246 sq. aus dem nicht seltenen Vorkommniss, dass ein Wort der Form x -j- il
im stat. prol. als x -f ^^ + I erscheint, wo | wegen des i des Wurzelworts nicht lal be-
deuten kann , während die verschiedenen weiteren Arten der Verwendung des ' für einen
Werth li resp. l zu sprechen scheinen, •^"^j J^J^ ^III I wäre also Illü zu lesen.
e) Mouillirung des r ebenfalls mit weiterem Uebergang des r in j nimmt Hommel
(ZK I 171 f.) an auf Grund von Schreibungen wie in-mr-i und in-sar-X^]"^ = isatar „er
schreibt" ; tur->^\\ = sikru und tur-tur-] d. i. tiir-tur-{l)i respective tur-tur-ji = sihJjiriitu.
HoMMEL nimmt hier als Mittelstufe l an. Ich halte das nicht für geboten. Uebergang von
r zu l im Auslaut ist zwar im Sumerischen sicher nachweisbar: gar und (jal == saJcämt
, machen"; aber da die Mouillirung sämmtliche dentale Verschluss-, Reibelaute und
Zitterlaute ergreifen kann^), so Hegt kein Grund vor, für die Mouillirung des dentalen
tönenden Zitterlautes r den Umweg über dentalen lateralen Reibelaut anzunehmen. Auch
tur-iur-\ = siljMrütii ist kein sicherer Beweis für HOMMEL, da aus l, wie es durch [ lal
bezeichnet wird, _; geworden zu sein scheint, kann [ auch ^' direct ausgedrückt haben, so
dass tur-tujji zu lesen möglich wäre. Auch im Italienischen wechseln ja, z. B. in der dem
lateinischen -arius entsprechenden Endung, noch heute r und j : calsolaro und caholajo
, Schuhmacher".
f) Auf Palatalisirung möchte ich schliesslich den scheinbaren Wandel von d z\x z
äug: zib = täbu^ der Anlaut ausgedrückt durch ►^^[1, und dum : gim = salcänu^) hinweisen, um
so mehr, als in beiden Fällen gleichzeitig ii in i [y, ü) gewandelt erseheint. Die Entwäck-
V V
lungsreihe ist äug '. div '. ziv \ dum: dim : zim. Meine frühere Ansicht (Dissertat. p. 39 sub 4),
dass hier das d in den Reibelaut d (Brücke's f/* arabisch J>, englisch th in the) übergegangen
sei, gebe ich auf. Mit Delitzsch a. a. 0. von einer lautphysiologischen Unmöglichkeit zu
reden, liegt wiederum nicht der mindeste Grund vor.
War aber wenigstens in diesem und dem Falle sub c) durch die Unbehülflichkeit der
Schrift die Erklärung des lautlichen Wandels erschwert, so muss es doch in ganz anderem
Maasse befremden, Aveun Delitzsch dieselbe Behauptung bezüglich
3) des Uebergangs von g zu d aufstellt, den wir als ersten unter den Wandlungen hervor-
heben, die nur einzelne consonantische Sprachelemente betreffen. Aus so manchem Kinder-
mund, der seine ersten Sprachversuche macht, tönt uns an Stelle eines Je ein t,
an Stelle eines g ein d entgegen, und da soll der Uebergang eines g in d laut-
physiologisch unmöglich sein?! Und es sollen, wenn aus igi (akkado-assyrisch = inu)
,Auge" ide, aus agar (akkado-assyrisch eliti) „Feld" adar, aus gub (akk.-assyrisch nazäzu)
„sich niederlassen" diä)^) wird, babylonisch-semitische Synonyma vor- und „zu Grande liegen".
Ein einfacher Blick in Sievers' Phonetik'^ § 37 sub 3 S. 203 hätte Delitzsch darüber belehren
Ij Vgl. BiiüNNOW, List 125 f.
2) HüFFORY, Phonetische Streitfragen S. 528.
3j V R 11, 31d s. ZiMMKRN, BB 21 und Anm. 3 zu HOMMEL, ZK I 170.
4) Haupt, SD 538 f. CV 251 [3]. ASKT 134 § 2. Hommel, ZK I 167 f.
lt'>0 Erster Theil, viertes Capitel.
können, dass die Uebergänge von sogen. Gutturalen zu Palatalen und Dentalen geradezu als
paradigmatiseli für sporadische Lautwandlungen im Consonantensysteni angesehen werden können
und werden! — Wie g gelit auch g , wenigstens im Auslaut, in d über. Vergleiche mu(j
und nmd = aladu (s. unten), *~^^| sug und seg {syg) neben sud und hd. (syd)^) = raptt.
4) ^^'eiter ist wichtig der Uebergang deis dentalen nasalen Verschlusslauts n in den
tönenden lateralen Reibelaut l, und zwar zunächst wohl den nasalen /, dann den oralen l.
Tiff.til, akkado-assyrisch baldfu, „Leben"; sudtin : sudul , akkado-assyrisch niru , „Joch";
Idigna : Idigla Tigris^). Zu diesen und anderen bekannten Beispielen fügen wir mmi : mil =
himtifu^). — Dies ist einer der Fälle, wo nach Halevy*) Ja loi de Vhomplionie est ponssee au
pohit de confondre Jes consonnes d\m meme organe/ \ als solche werden n. A. angeführt 1,17,1'.
Dass derartige lautliche Wandlungen , die nur in einer gesprochenen Sprache vorkommen
können, und thatsächlich sowohl in den indogermanischen, wie in den ural-altai'schen, wie
auch in gewissen Fällen in den semitischen Sprachen vorkommen, den Charakter des Sumeri-
schen als einer Allographie energisch in Frage stellen, beachtet Hali?;vy nicht.
5) Der Uebergang von auslautendem n in w, von HOMMEL, ZK I 173flf. , an einer
ganzen Reihe von Beispielen nachgewiesen: alan „Bildwerk, Statue" wird alani^), girin „Frucht"
■wird girim etc. Hommel stellt hierzu den Uebergang von ng in mm wie in dingir Gott zu
dinimer. Mau kann hier zweifeln, ob nicht vielmehr Labialisirung des g vorliegt, es kommt
darauf an, ob man in ng wirklich einen Doppellaut sehen will oder eine Ausdrucksweise für
den tönenden nasalen Guttural in n^): für letzteres würde die oben (S. 106) behandelte Form
digirü sprechen. Wenn Halevi diesen lautlichen Vorgang mit den Fällen identificirt, in
denen im Assyrischen n in m übergeht, so genügt schon eine sehr oberflächliche Betrachtung,
um zu zeigen, dass diese im Resultat identischen Vorgänge') ihrer Entstehung nach grund-
verschieden sind (oben S. 132 sub 3).
1) Zimmern, BB. 27.
2) Haupt, SD 541. Hommel, ZK I 172 f.
3) 82. 8—16. 1. Rev. Z. 14: mu-nu, Z. 10: me-il.
4) Alloyrophie § 3 Abs. 3 p. 541.
5) ^Yi^^^^^ ^^^'^ mehrfach durch la-a-nu „Gestalt" wiedergegeben (Bkünnow 7299). Ist
länu „Gestalt, Gemäuer" Lehnwort aus sum. {a-)lan'i Mit hebr. yh , Söller", dem es verglichen worden ist,
hat es schwerlich etwas zu thun.
6) Die Existenz eines n auch im Anlaut sumerischer Wörter verficht Jensen mit vielem Scharfsinn.
Bis die ZK II 306 in Aussicht gestellten umfassenderen Beweise für ^y^j = ha, nicht ga, erschienen sind,
sind wir auf Jensen's Ausführungen a. a. 0. und ZA I 405 f. angewiesen, wo namentlich aus Id-hi-^ -ra
und ki-hi-in-yr -ra „an seine Stelle tretend", „Stellvertreter" und aus ki-in-^ -ra Jci-^ -ra auf y"
n(gar) , nicht gar, geschlossen wird. Ohne die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit dieser Anuiihme
bestreiten zu wollen, möchte ich doch darauf aufmerksam machen, dass solche durch Zerlegung von
zusammengesetzten Wörtern gewonnene Schlüsse nicht als völlig concludent gelten können. Es wäre auch
möglich, dass das n nur der Ausdruck und eventuell das Ergebniss einer vor g nicht unerklärlichen
Nasalirung des Vocals, i wird 1 (Brücke, Seite 36 fl'.; Sievers § 11 Seite 80f.), wäre, dass ki-bt-gar-ra,
ki-gar-ra, kibwgar{r)a, kingar{r)a geschrieben und vielleicht zuletzt auch gesprochen wäre. In etwas ver-
stärkt würde dieser Verdacht durch das von Jensen für seine Ansicht angeführte ^|||| "^^^^^ = '»J/'"'-
neusumerisch (i)amar, wenn mit Zimmern, BB 6 Anm. 1 dieses Wort für ein semitisches Lehnwort im Su-
merischen anzusehen wäre, an dem sich dann allerdings, sei es wii-klich in der lebenden Sprache, sei es
künstlich in der Hand des Lexicographen, der Uebergang des g in m vollzogen hätte: ist igarti ein akkado-
assyrisches Wort vom Stamm "ljn> so ist die sumerische Form ingar nur durch Nasalirung des Vocals,
also igar zu erklären.
7) Als Beispiel führt Halevy, Allographie § 4 a. E. an din-gir für dim-gir und vergleicht akkado-
Wesentliche Verschiedenheit des Uebergangs von n zu m im Assyrischen und im Sumerischen, l-^l
6) Bei den Zitterlanten wäre hervorzuheben, dass aus dem Uebergang von n zu r, z. B.
in gan : Jcar „Garten, Burg" (o. S. 138 unten), Umuj : rn(Ä: = Erech (Lehmann, PAOS May 1884
p. VIIT und ZA II S. 101 Anm.) vielleicht auf die Existenz eines tönenden dentalen nasalen
assyrisches hansu für hamhi, dunlcu für dumki. Wäre dingir für Oimcßr so richtig, wie es unbelegt und
irrig ist — dieser Ansatz beruht auf einer längst aufgegebenen Etymologie, — so würde dies kein Beispiel
für den Uebergang eines finalen n in »n sein, sondern für den eines m vor g. An einer anderen Stelle
(§ 5 a. E.) sagt Halevy: „Der Buchstabe m wird oft elidirt: hieratisch dug , Gutes" für dumuk, demotisch
dumku'^. Sumerisch c/hy/ = „gut, Gutes" hat aber mit duviku nicht das Mindeste zu tfaun; niemals wird
letzteres durch .^^ ^| j j^, das Ideogramm des ersteren, wiedergegeben. Verstoss gegen Forderung 1,
S. 113. — Ueber die mit den sumerischen in keiner Weise in Vergleich zu setzenden lautlichen Vorgänge
der akkado-assyrischen Sprache siehe Delitzsch, Gramm. § 49 sub b und c S. 115 0'. und Bezold, Prolego-
niena zu einer hahyl.-assyr. Grammatik {Verhandl. d. 8. internat. Orient. -Congr.) S. 80. Da, namentlich in
letzterer Schrift, mehr eine Aufzählung der einzelnen lautlichen Wandlungen, denn eine Darstellung der-
selben ihrem inneren Zusammenhang und ihrer Entwicklung nach zu finden ist, so möchte ich das Folgende
zur Formulirung der betreffenden Abschnitte der akkado-assyrischen Grammatik beitragen.
I. Der nasale dentale tönende Verschlusslaut hat, wenn vocallos, Neigung, sich
dem unmittelbar folgenden Consonanten zu assimiliren. Ist der letztere tonlos, so ist als
Zwischenstufe tonloses n (N) (Hoffory, Phonetische Streitfragen S. 546 ff.) anzunehmen (vergl. im Allge-
meinen auch SiEVERS, Phonetik'^ §40 a. E.) *madantii : madaNtu : madattu. Dieser Wandel ist strict durch-
geführt beim Niphal und (Delitzsch) bei den Verbis primae 2. Wo im Uebrigen vocalloses n sich
vor folgendem Consonanten erhält, werden sich — abgesehen von historischer Orthographie — in
den meisten Fällen besondere Gründe für diese Beibehaltung finden lassen. Dergleichen sind :
a) die Neigung, das n als dritten Radical vor dem t der femininen Nominalendung zu erhalten;
vgl. mit sukuttu (von sakämi) und iibittu (von labunu) einerseits Formen wie nidintu (von nadänu), a)iantu
„Widerstand" (von anänu) naspantu für *maspantu (von sapdnu) andererseits. Uebrigens mag gerade in
diesen Beispielen das zweimal in den Radicalen , einmal im Praefix nochmals vertretene n mitgewirkt
haben. Vgl. auch unten sub II, 2 letzter Abs. Desgleichen vor Suffixen: vgl. mit li-il-bi-im-ma, Us-kum-ma
(für lilhin-ma, Uskun-tna) einerseits — al-bi-in-ma , az-nun-ma andererseits (Delitzsch).
b) Das Bestreben, den lautlichen Zusammenfall von Wörtern verschiedener Bedeutung zu ver-
meiden. Drei interessante Beispiele dieser Art, auf die meines Wissens bisher die Aufmerksam-
keit nicht gelenkt worden ist, sind: enzu „Ziege"", ensu „schwach", inbu „Frucht", welche bei Assimilation
des n von ezzu „gewaltig", essic „neu", {*edsu) und ibbu „weiss" nicht zu unterscheiden gewesen wären. — Die
Assimilation des vocallosen n an ein folgendes m ist nur ein Unterfall dieser Hauptregel. Eine Ausnahme
bildet nannaru (für manmaru , woraus nach Barth's Gesetz nanmaru), wo das n in progressiver Assimila-
tion durch das anlautende n gestützt, das folgende m zur Assimilation gezwungen hat. Beim Zusammen-
treffen von n mit b sind zwei Arten der Assimilation möglich, entweder die nach Kegel I: aus nb wird bb,
so im Niphal und bei den Verbis pi-imae 2, oder aber, was das häufigere, der tönende labiale orale Ver-
schlusslaut b zwingt den tönenden dentalen nasalen Verschlusslaut n zum Uebergang in den tönenden
labialen nasalen Verschlusslaut m; s. tambi für tanbi ('32), Bil. Z. 7. Aus inbu „Frucht" hätte somit
auch imbu werden können, in welchem Falle Gefahr des Zusammenfalls mit Formen des Verbums nabn
voi'lag. —
II. Der tönende labiale nasale Verschlusslaut m
1. wandelt mit assimilatorischer Kraft einen folgenden tonlosen dentalen Verschlusslaut in den
entsprechenden tönenden dentalen Verschlusslaut,
2. wird dagegen von unmittelbar folgenden Verschlusslauten der Dentalreihe und deren sibilan-
tischen Reibelauten zumeist zum Uebergang in die Dentalreihe gezwungen. Der so entstandene tönende
dentale Nasal zeigt, sofern er sich nicht unverändert erhält, dasselbe Verhalten wie ursprüngliches «,
unterliegt demnach den sub I gegebenen Regeln, z. B. hamisuihamsii -.hansu -.hassu „Fünfter".
Es ist eine Folge des Zusammentreffens der Fälle sub I 1 und II 2 und deshalb nicht mit Bezold,
a.a.O. S. 80 sub 5 b unbestimmt als eine „Art von Assimilation" zu bezeichnen, dass m folgendes t zum
Uebergang in d veranlasst (nach 1), dann aber seinerseits (nach 2) in n übergeht. Die Stufenfolge ist
also 1) mumtahm, 2) *miimdahsu, 3) mundahsu, nicht etwa umgekehrt 1) mumtahsu, 2) *muntahsu, 8) mu)i-
dahsu, denn aus nt kann nach I niemals nd werden, sondern, wenn überhaupt Assimilation stattfindet, nur tt.
Vgl. Delitzsch, Grammatik § 49, S. 113, sub a, wo auch sichere Beispiele angeführt sind. Die Mittelstufe
md ist wenigstens in Einem, mir leider zur Zeit nicht erinnerlichen Beispiel noch belegbar.
152 Erster Theil, vieites Capitel.
Zitterlantes r zu schliessen ist. Ferner sei zu dem bereits oben (S. 13) besprochenen r"^) (er-
schlossen aus tur'.duvu „Kind") auf die drei verschiedenen Angaben für die Aussprache von
sumerisch >Jp- = hanü hingewiesen, nämlich ru, du und hdii^)^ in denen vielleicht unbehülfliche
Versuche, den aus dem tonenden dentalen Zitterlaut entstandenen tönenden labiolabialen
Zitterlaut r" auszudrücken, erblickt werden dürfen.
Die fundamentale Verschiedenheit des akkado-assyrischen und des sumerischen Con-
sonantensystems wird durch das Vorstehende klargestellt sein. Dass wir das letztere gründlich
und in allen seineu Eigenthümlichkeiten kennen, soll damit allerdings durchaus nicht behauptet
sein. Im Gegentheil, wir stehen hier in den Anfängen des Anfangs. So harren beispiels-
weise die folgenden Punkte noch genauerer Untersuchung und Aufklärung.
1) Gehört g dem ursprünglichen sumerischen Lautsystem an; oder ist es lediglich
secundär aus g entwickelt? Dass g vielfach auf diesem Wege entstanden ist, scheint unzweifel-
haft. Vergleiche Schreibungen, wie das auf ursprüngliches lag-ga deutende log-ga, ferner die
Formen des Precativprälix gan (1. Pers.) neben gu, gß^)- Weiter spricht dafür sein in vielen
Fällen mit g identisch lautliches Verhalten; so sind die Labialisation (oben S. 144) und der
Uebergang in d (S. 149 sub 3) z. B. beiden Consonanten geraeinsam. Ob aber jedes g im
Sumerischen secundär entwickelt ist, steht dahin.
Es ist also überall, wo das dem aus m entstandenen n folgende Zeichen mit t oder mit cl an-
lautend gelesen werden kann, ohne Frage d zu lesen; also z. B. Bil. 3 mu-un-dal-lui, nicht muntalliu, wie
wohl von der Mehrzahl der Assyriologen gelesen wird.
Nur das t der femininen (vgl. oben sub I) Nominalendung scheint in vielen Fällen der assimila-
torischen Kraft des m einen besonders zähen Widerstand entgegenzusetzen und ohne den Ton anzunehmen,
m sofort zum Uebergang in n zu zwingen. Vergl. mit tukuncU (o. S. 110 Anm. 5), salandu (saläniu), sandte
„Schohamstein'', „der dunkle, graue" (Delitzsch, Faradies S. 61 u. 131 sub 27), einerseits, tukuntu (Dpn)i
nakantu .Haufen" Dpi V K 13, 20 a ragintu von ragämu (K 168 Zz. 23, 26, s. Tafel XLV) pentu „Kohle"
hebr. DPIS s. (Zimmern, BB 76 Anm. 1 und als weitere Belegstelle 82. 8—16. 1 v. Z. 22) andererseits. Das
so entstandene n zeigt aber deutlich seine Entstehung aus m darin, dass es sich seinerseits jeglicher
weiteren Assimilation an t widersetzt; oder mit anderen Worten: das aus m entstandene behält vor n
der Femininendung tu stets den Stimmton. Wenigstens ist mir nicht ein einziges Beispiel bekannt,
dass aus ursprünglichem dritten Radical in -\- (fem.) tu : -ttu geworden wäre, also etwa *tukuttii wie
iiikuttu. In Betracht zu ziehen wäre hier aber auch (vergl. Delitzsch § 49 a Seite 113 ,in der Aussprache
gewiss stets, zumeist aber auch in der Schrift"), ob nicht in Folge einer Art schreiberlichen Aberweisheit
das feminine t geschrieben wurde, obgleich xtian auch hier d sprach, dann folgte in nt das n der wirk-
lichen Aussprache, t dagegen wäre historische Orthographie und die Gruppe nt hätte in Wahrheit nie bestan-
den (?). — Halevy, der den völlig durchsichtigen und sicher bezeugten Wandel von nii zu nd leugnet, schafft
sich aus nivdagara für nimtagara, Stamm ^^^J2< einen Stamm Ij"!» von dem das „semitische" Wort digirü
„Gott" herkommen soll (oben S. 106). Es hält schwer, sich eines Lächeln zu ei-wehren, wenn man sieht,
dass andererseits Gü.yard dingir unter Ansetzung von timgir (also Form tif'ilu, die im Akkado-Assynschen
nicht vorkommt!) gerade von magäru ableitet (s. Schrader, Ursprung d. hob. CuUur S. 34).
3. Vor k (Brücke's k^, Grundzüge S. 60) kann sich n in den tönenden (?) nasalen Verschlusslaut
h (vmd zwar h^} wandeln, der dem k^ (n) und dem g^ entspricht; cmku-.eiiku „weise" ; dumku : duitkn „Gnade"
(Delitzsch, Grammatik Seite 113 g. E.). Im Babylonischen dagegen, wo an Stelle des k^ (k, n) der ent-
sprechende tönende Verschlusslaut g^ {g, etwa ^v in der heutigen ägyptischen Aussprache) getreten ist, erhält
sich das m: damgäti; dumku (Bil. 35). — Nach diesen Darlegungen wird wohl Niemand mehr den Ueber-
gang von n zu m in sumerisch alan : alam den äusserlich ähnlichen semitischen Lautvorgängen identisch
erachten wollen.
1) Dazu noch Brücke Grundzüge 49, Sievers, Phonetik"^ § 12, 1 sub e S. 90.
2) HoMMEL ZK I 170 sieht hier einen Uebergang von r in d. Bdu von Jensen, Bissertat. Tliesis
Nr. 4, erschlossen aus der Glosse iarahdu zu .^^ »»y •
3) Weitere Bekge s. bei Hommel, ZK I 169.
Zweifel an dem Vorhandensein eines s iin ursprünglichen Lautbestand des Sumerischen. 15-3
2) Wir sind über den Charakter der sumerischen Zischlaute noch durchaus nicht
völlig im Klaren. Es ist wohl möglich, dass dieselben in Wahrheit von den semitisch-assyri-
schen sich noch wesentlich weiter unterscheiden , als wir es im Vorstehenden zu vertreten
unternommen haben ^). Dass, was nach semitischer Zeichenlesung als z (l) erscheint, im Sume-
rischen sehr häufig als z aufzufassen ist, haben wir gesehen (S. 147). Ist dies für das Sume-
rische die Regel? Oder haben wir ein z und ein z neben einander anzusetzen? Wenn ja, ist
dann z immer oder nur vielfach aus Palatalisation enstanden? Haben wir ausser z und z auch
ein d (o. S. 149 sub e) ursprünglich oder als später entwickelt anzunehmen? Und wie vertheilen
sich die im Assyrischen für Silben mit (anlautendem) ^, .s, s und s (T, ü, D, 5!^) verwendeten
Zeichen auf die sumerischen Laute der Sibilanten classe? All diese Fragen bedürfen genauerer
Untersuchung und mit ihnen die weitere, ob dem Sumerischen überhaupt ein s als
ursprünglich zuzusprechen ist?
Wir haben gesehen, dass die Zeichen, die im Assyrischen mit s anlauten, im Sume-
rischen mehrfach zweifellos den entsprechenden tönenden Reibelaut z andeuten. Dass dies für
das ursprünglich sumerische Lautsystem nicht die Regel gewesen wäre, ist mindestens nicht
nachweisbar. Eine Betrachtung der Zeichen für sa, se, li, hi ergiebt ein höchst zweifelhaftes,
man kann beinahe sagen, negatives Resultat:
a) Der Lautwerth sa für y ist zugestandenermassen semitischen Ursprungs. Sume-
rische Lautwerthe sind gar und nin. Vergleiche Brünnow, List p. 480 f.
b) \I*^ als Ideogramm für „Auge" heisst igi ^ nicht si. Angesichts der neusumeri-
schen Form ide darf der semitische Lautwerth si nicht als durch Palatalisation (direct igi:izi
V
oder ige : ide : idi : izi) entstanden, an diesen Begriffswerth geknüpft werden, in welchem Falle
übrigens ja \|*^ als zi nicht als si zu fassen wäre. Stammt der Lautwerth, was wahrschein-
licher, von der neusumerischen Form des Wortes zi „Seele" (oben S. 147 Anm. 8), so ist das-
selbe der Fall; \I*^ =^ napistu muss zi sein.
c) "i^ stehen als anklingende sumerische Begriffswerthe nur seg(a) = magäru
und sug : seg : se = ramäku gegenüber, die für einen ursprünglichen Lautwerth se nicht
herangezogen werden können. Der Umstand , dass als neusumerische Entwicklungsformen
von hu sowohl "^ se {sy) als auch *^| ["^ == zi erscheinen und dass i^ se neusumerisch für
»"II"!«^ „Seele" steht, dass ferner neben V^ (^III<) für magäru auch *"Ii'i^ als Ideogramm
vorkommt*) , machen eine nahe Verwandtschaft dieser beiden Zeichen und ihrer Lautwerthe
wahrscheinlich imd Professors Hommel^) steht deshalb nicht an, "^^ geradezu als eine graphische
Abkürzung aus *"I f"^ zu betrachten, wogegen auch die älteste Form beider Zeichen*) keinen
Widerspruch erheben würden. Als Beleg für ursprüngliches s im Sumerischen kann daher
auch IJ^ nicht angesehen werden. Und es erscheint erwägenswerth , ob nicht die definitive
Differenzirung der Zeichen ^f |^ und ^ den Semiten resp. ihrem Einfluss auf die Entwick-
lung der späteren sumerischen Schriftweise auf Rechnung zu setzen ist.
d) Bleibt als Bollwerk für die Existenz eines ursprünglichen ^ im Sumerischen nur
^1 sw, mit dem sumerischen Begriffswerth: „Hand", für welchen eine andere Wiedergabe, etwa
1) Vgl. bereits Lehmann, ZA I, 228 Anm. i) a. E.
2) V B 21, 19g; Brünnow, List 2317.
3) Für mich bestimmte briefliche Mittheilung an Dr. L. Abel vom 2./1IL 1886.
4) Amiaud-Mechineau, TabJeau compare Nr. 269 und Nr. 176.
Lehmann, Samassumukin. 20
154 Erster Theil, viertes Capitel.
211 {zu) meines Wissens im Sumerischen nicht bezeugt ist. Su als Entwicklungsforra der Post-
position Ä'u, deutet ebenfalls auf einen tonlosen Reibelaut: die Nebenformen si/ (zy) und H
zeigen aber auch hier, dass im weiteren Verlauf der Entwicklung bei der Palatalisation der
tonlose Consonant den Stimmton angenommen hat; und man steht somit wiederum vor der
Frage , ob in der Entwickluugsreihe ku: tu: au: zu : zy : si das zweite oder das dritte Glied
durch ^I (resp. \ — letzteres in den ältesten Inschriften überhaupt nicht belegt — ) ausge-
drückt sein soll. Die Existenz eines s im sumerischen ursprünglichen Lautsystem erscheint
demnach zum Mindesten zweifelhaft,
B. Vocale.
Vocalischer Lautbestand und vocalische Lautwandlungen^).
In der akkado-assyrischen Schrift kommen die Vocale a, i, m, e kurz und lang zum
Ausdruck; die semitischen Diphthonge ai und aw erscheinen dagegen nur als 2 und w, während
etwaige später entwickelte o- und w-Laute nur vermuthet, nicht nachgewiesen werden können.
Dieselben Schriftzeichen finden sich im sumerischen („ allographischen ") System für vier ver-
schiedene vocalische Sprachelemente verwendet. Ist nun der vocalische Lautbestand „in beiden
Systemen" identisch? Durchaus nicht. Wir erinnern zunächst wieder an S. 132 und treten
dann , indem wir zunächst von der Vocalharmonie , als mehr in das Gebiet des Sprachbaus
gehörig, absehen, den Beweis an, dass ^|y und die den entsprechenden Vocal enthaltenden
Silbenzeichen im Sumerischen und im Baby Ionisch- Assyrischen durchaus nicht dieselben
Laute bezeichnen. Dass ^j | [^ und t^]y im Sumerischen häufig in einer und derselben Wurzel
wechseln, hat Haupt (SFG 51 ff.) dargethan. Dass die Formen ^jy hier die jüngeren sein
müssten und dass t^\j unmöglich als e aufgefasst werden könne, hat besonders Hommel aus-
gesprochen^).
Im Akkado- Assyrischen drückt dieses Zeichen, wie von Opfert stets festgehalten und
von Haupt ^) neuerdings ausführlich und klar bewiesen ist, den semitischen Laut e aus, lang natür-
lich nur (gegen Haupt's frühere Auffassung) bei angedeuteter oder grammatisch zu folgernder
Länge. Auch nachdem dieses e in den meisten Fällen mit i zusammengefallen war, scheint
sich dieser Vocal nach Haupt's Nachweisen aus den Inschriften z. B. AsurbanabaVs, z. B. vor r
(umdassera), sei es erhalten, sei es neu entwickelt, zu haben. Daraus folgt nicht, dass der
sumerische Vocal derselbe gewesen ist, wohl aber haben wir insofern ein wichtiges Merk-
merkmal für die Bestimmung des sumerischen Lautes, als derselbe dem e soweit zum Mindesten
akustisch (oben Seite 134 Anm. g. E.) verwandt gewesen sein muss, um die Semiten, resp.
vorher die die semitische Sprache schriftlich fixirenden sumerischen Schriftgelehrten*) zu ver-
anlassen, ihn als Nothbehelf zum Ausdruck des semitischen e zu verwenden.
Für das Verhalten dieses Lautes innerhalb des Sumerischen ist charakteristisch: die
nahe phonetische Verwandtschaft mit u, die ausser durch den erwähnten Lautwandel noch deutlich
wird aus der Contraction der Lautgruppe u -\- t^]j zu u (m?). Vergl. z. B. {su-)te-us = üdkü
,sie nehmen": Stamm ist li^f te = lakü^ te-us steht für te-es (ty-ys); ferner in-su-mu-us für
1) Die Trennung der beiden Kategorien (S. 132) erweist sich für die Vocale als unpraktisch.
2) Semiten S. 463; vergl. ZK I, 74. Vergl. ferner Bezold ibidem. Ueber meine Hadpt gegenüber
mündlich geäusserten Bedenken siehe Dissertation p. 35 s. sub 2.
3) The Assyrian E- Vowel. Americ. Journ. of Philology VIII p. 265 IF. Dort ist auch p. 265 [3]
die frühere Literatur zu der Frage aufgeführt.
4) Haupt, ASK^ S. 161 § 6.
^N
►- t im Sumerischen nicht = e.
15
oo
insuni-es (= insiimys)^) und die Formen des Tmperativpräfixes mu-t^]j-ni, mu-ni und mtin.
Andererseits ist auch innerhalb des Sumerischen ein Hinneigung zu i bemerklich, wofür Bei-
spiele von HOMMEL, ZK I, 72 aufgeführt werden.
Demnach bezeichnete ►^jy ursprünglich im Sumerischen einen Laut, der sprachphysio-
logisch dem u und dem i verwandt ist und akustisch dem e nahe steht; ich habe ZK I, 99
diesen Vocal beschrieben als Mittellaut zwischen ü und ö und ihn, wie auch Jensen (ZK I 280),
durch y bezeichnet. Jensen hat später (ZA I 178), wohl im Gedanken an den etwas frag-
würdigen sogenannten unbestimmten Vocal '■'), die Bezeichnung « angenommen. Ein Blick auf
das SwEET-BELi/scbe System der Vocale, das auf rein physiologischer Grundlage beruhend
den Vorzug vor allen anderen Systemen verdient und sowohl von SiEVERS wie von HoFEORT
anerkannt wird^), zeigt uns die „palatalen Vocale" in folgender Anordnung:
Palatale Vocale*).
Labialisirt (gerundet)
geschlossen
weit
geschlossen
weit
i^' (in sie)
i^ (norddeutsch Fisch)
y^ (über)
y'^ (Schützen)
e^ (in See)
e* (Männer)
•
9^ (schön)
a* (französisch peuple)
€e (englisch air)
Cß* (englisch man)
1 ö3^ (schwedisch för)
Cß^
Der Mittellaut zwischen ü und ö wird hier also durch 9 bezeichnet. Nun steht u seiner-
seits als gutturaler Vocal auf derselben Stufe, wie y als palataler Vocal, und so zeigt z.B. die Post-
position Icu in ihrem Uebergang zu ty Palatalisation, wie des Consonanten, so auch des
Vocals. Die Stufenfolge wäre: Jcu:ty:id. Letztere Aussprache muss ungefähr dem ^[feigen
gewesen sein zu der Zeit, als man begann, es zum Ausdruck für das semitische e {ce) zu verwenden.
Eine genauere Bestimmung des Vocals und seiner etwaigen Nuancen^) ist unmöglich; ob ►^ly
nur aus u entwickelt ist oder auch dem ursprünglichen sumerischen Lautsystem augehörte, ist
bis jetzt nicht zu bestimmen.
Die Umschrift durch e, für das frühere Akkado- Assyrische dem Sachveriialt entsprechend,
für die spätere Zeit als historische Umschrift richtig, ist für das Sumerische höchstens zu
entschuldigen, nicht zu rechtfertigen. Berechtigt sind nur y und 9 als zwei muthmass-
liche Entwicklungsstufen dieses Lautes; wir wählen ?/, da wir im Allgemeinen die historische
Orthographie bevorzugen.
Soviel zum Beweise der fundamentalen Differenzen zwischen den Vocalsystemen des
Akkado-Assyrischen und des Sumerischen.
1) ASKT p. 53 Nr. 31 {m-)te-us, p. 46 Z. 18—20 insumiis.
2) Lepsius, Standard Alphabet p. 48 f., Brücke, Grundzüge p. 30 f.
3) Sweet, Handboolc of Fhonetics p. 8 fF.
4) Sie VERS, Phonetik^ 95.
5) Vgl. im Allgemeinen Sievers, Phonetik S. 103 sub o § 11.
20*
156
Erster Theil, viertes Capitel.
Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen fassen wir zusammen, indem wir die
einfachen Spraclielemente , welche im Akkado-Assyrischen und diejenigen, welche im Sumeri-
schen nachweisbar sind, übersichtlich neben einander aufführen und zwar nach BrüCKE-Hoffory's
System. Sprachelemente, die sicher oder mit Wahrscheinlichkeit nur als spätere Entwick-
lungen innerhalb des Lautbestandes einer der beiden Sprachen zu betrachten sind , sind in
Klammern geschlossen; solche, die zwar in dem ursprünglichen Lautsystem einen Platz hatten,
aber früh aus demselben verschwunden sind, sowie solche, die nur (als nothwendige Mittelglieder
einer lautlichen Entwicklungsreihe) zu erschliessen sind, sind durch die gewöhnliche Textschrift
wiedergegeben.
Vocale^).
Akkado-Assyriscb
Sumerisch
tönend
tonlos
tönend
tonlos
Oral
Nasal
a, i, (e), u
h
a, i, u, y
Halbvocale'').
Akkado- Assyrisch
Sumerisch
tönend
tonlos
tönend
tonlos
Oral
Nasal
■
u. i
—
—
1) Vocale. Akkado-Assyrisch. Die Existenz von o-Lauten ist wahrscheinlich, aber nicht
nachweisbar; die eines ü (y), wenigstens für den akkadisch-babylonischen Dialect, ist mit Wahrschein-
lichkeit zu erschliessen aus Fällen wie urkitu „grün' für *ur'katu BB. Seite 37; früher siehe bereits Oppekt
z. ß. GGA. 1878. St. 33, S. 1035. — H ist Zeichen für sämmtliche tonlose Vocale, Hoffoky, Phonet. Streit-
fragen S. 556; es giebt so viele h, wie es Vocale giebt. Dieselbe Vieldeutigkeit gebührt demnach dem im
Hebräischen durch n ausgedrückten Laut. Dass dieser Laut bereits zur Zeit der ältesten babylonisch-
semitischen Inschriften in der Sprache durchaus in ' übergegangen war, glaube ich nicht (s. oben S. 142).
Anderer Meinung ist Delitzsch, Gramm. § 42 S. 100.
2) Halbvocale. Akkado-assyrisches 1 und \ als solche mit der S. 133 f. Anni. 3 begründeten
Beschränkung aufzufassen.
Vergleichende Uebersicht des akkado-assyrischen und des sumerischen Lautsystems.
Gonsonanteii.
157
Erste Reihe: Die Unterlippe bildet mit der Oberlippe und den Schneidezähnen
Verschluss oder Enge (Labialreihe)^).
Akkado-Assvrisch
•>
Sumerisch
tönend
tonlos
tönend
tonlos
Verschlusslaute
Reibelaute
Zitterlaute
Oral
Nasal
Oral
Nasal
Oral
Nasal
b
m
{v)
1
h
m
iv)
—
Zweite Reihe: Der vordere Theil der Zunge bildet mit den Zähnen oder dem
Gaumen Verschluss oder Enge (Dentalreihe).
a) Bei Bildung von Verschluss oder Enge ist nur eine Stelle der Zunge thätig^).
.
Akkado-Assyrisch
Sumerisch
tönend
tonlos
tönend
tonlos
Verschlusslaute
Oral
Nasal
n
N
d
n
t
Reibelaute I (Sibilanten)
Oral
Nasal
Z, (f?)
s, s
z{?)
S
Reibelaute II (Laterale)
Oral
Nasal
l
L
1
•
1
Zitterlaute
Oral
Nasal
r
r
r
—
1) Consonanten. Labialreihe: Bkücke S. 43 f. Akkado-assyrisch: Ein (/") 2 wäre anzu-
setzen , falls die Annahme , dass die durch die Formel ri£nj2 bezeichneten Verschlusslaute sich in
gewissen Fällen in die entsprechenden Reibelaute gewandelt hätten (oben S. 15 f. Anm. 2 ; Delitzsch, äss.
Grammatik § 43 S. 101 f.), sich richtig erwiese. Das v ist aus m entwickelt, ausserdem aus {< und'event.
(vgl. zu 2) =5- — Sumerisches v ebenfalls aus m entwickelt und wahrscheinlich aus g durch Vermitt-
lung von ry« (oben S. 144). lieber r" siehe oben S. 151 f.
2) Näheres über die Articulationsstelle der einzelnen Dentalen (Brücke, Grundzüge S. 50 tf.) kann
natürlich bei einer todten Sprache nicht eruirt werden. Nach Analogie des Arabischen hätten t und t
beide die Articulationsstelle des f^ mit den von Brücke, Gnindzüge S. 137 dargelegten Unterschieden. — Ein
d liegt möglicherweise vor in Fällen wie hi-im-\^^^-tu von hamätu (siehe oben S. 148 und Anmerkung 7),
wo hi-im-ti-tu, aber auch hi-im-di-tu gelesen werden kann, in welch' letzterem Falle das d wohl zu-
nächst als d zu fassen wäre. — Ob p und ~i t und d (Brückr's *'* und z*) vorkamen, ist zweifelhaft. —
158 Erster Theil, viertes Capitel.
Auf den tönenden Correspondenten des .s im babylonischen Dialect der semitischen Sprache deutet viel-
leicht die Anwendung von ^|[ i^ zi für k^[ | schon in den ältesten babylonischen Inschriften. — Ton-
loses l (JL, Brücke, Grundziuje S. 56 f.) lag nach meiner Ueberzeugung dann vor, wenn im Akkado-Assyrischen
s vor < in 7 überging. Ich muss zur Begründung dieser Ansicht etwas weiter ausholen. Bekanntlich nimmt man
in diesem Falle durchgehends zwischen l und s die Mittelstufe r an (Pinohes, PSBA, Vol. III, April 1881, pp. 82ff.;
Delitzsch, Gramm. § 51, S. 120). Ich habe bereits in meiner Dissertation p. 53 Thesis VII ausgesprochen, dass
ich diese Annahme für in-ig halten, vielmehr einen directen Uebergang annehmen zu müssen glaubte. Dass
ein derartiger Uebergang sprachphysiologisch wohl möglich sei, darauf bin ich zuerst durch eine Bemer-
kung Prof. HoFFORY's in seinen Vorlesungen über Phonetik aufmerksam geworden. In den Sibilanten und
Lateralen liegen in Wahrheit zwei Classen von dentalen Reibelauten vor, die sich folgendermassen
unterscheiden. Bei den Sibilanten ist die Mundhöhle an den Seiten verschlossen, und die Enge, durch
welche die Luft ausströmt, liegt in der Mitte der Mundhöhle. Bei den Lateralen hingegen ist die Mundhöhle
in der Mitte verschlossen, aber an der Seite geöffnet, so dass die ausströmende Luft an der Innenseite der
Backen entlang und so zum Munde hinausstreicht. (Brücke, Grundzüge S. 35 und Hoffory, Phon. Streit-
fragen S. 540). — Ein bei sehr verengter Oeffnung der Mundhöhle gesprochener Sibilant kommt dem mit
sehr erweiterter (seitlicher) Oeffnung der Mundhöhle gesprochenen Z-Laut mit im Uebrigen entsprechender
Articulationsstelle sehr nahe. Ein Uebergang von der einen Classe in die andere kann als Erleichterung
der Aussprache empfunden werden, wenn auf den Sibilanten ein dentaler Verschlusslaut folgt. Denn
in solchem Falle würde dadurch, dass die Luft an den Seiten statt zur Mitte der Mundhöhle herausstreicht,
die Möglichkeit gegeben, den Verschluss schon bei dem dem Verschlusslaut vorausgehenden Reibelaut ein-
treten zu lassen. Es käme damit eine Assimilation zu Stande , ein combinatorischer Lautwandel durch
zeitliche und zugleich räumliche Verschiebung (s. Sievers § 39). Dieser Fall scheint mir im Assyrischen
vorzuliegen. Da nun sowohl s wie t tonlose Consonanten sind, so muss, wenn die vorhergehende Darlegung
richtig ist, das l zunächst (Sievers § 40 a. E.) ebenfalls tonlos gebildet sein als L (Brücke 55 f., Hoffort
a. a. 0. S. 541 ff.; Sievers § 12 S. 112.) — Dass dann weiter dieses l wenigstens zuweilen auch den Stimm-
ton annahm, zeigt -neuhabyloiihches ga-dil-du-us-su, g^adildussu {iiv l'^adiltussii aus kadistüt-su (V R 25, 10 d)
neben ga-di-is-tum (g^adistum) drei Zeilen vorher (Zeile 7 d) im selben Text. Findet sich dagegen dieser
Uebergang vor d, wie in Kaldu neben Kasdii, so wird das l, sofern es nicht von Anfang an mit Stimmton
gebildet wurde, diesen jedenfalls sehr bald erworben haben. In der grossen Mehrzahl der Fälle ist der
von diesem Wandel betroffene Sibilant s (•^). Delitzsch meint {Grammalik § 51 Seite 519), man könnte
versucht sein, zu schliessen, dass dieser Lautwandel specifisch assyrisch sei, indess fänden sich, wenigstens in
der jüngeren babylonischen Zeit, z.B. in den Texten Nehucadnezar\ II Formen mit eben diesem Laut-
wandel. Wäre dieser Lautwandel in der That nur assyrisch , so würde , da im späteren Assyrisch s in s
übergegangen ist, zu erwägen sein, ob wir es dabei nicht mit dem Uebergang von s zu l (nicht s : l) zu
thun haben. Aber Delitzsch's thatsächliche Angaben sind hier nicht ganz genau. Denn l statt s vor t
findet sich ebensowohl in babylonischen wie in assyrischen Texten sehr alter Zeit, bei dem Babylo-
nier Nebucadnezar I (siehe dessen Freibrief ed. Hilprecht : ulteshir Col. I Zeile 41 neben istalal Zeile 48,
iltaknu {sukänu) Col. II 32, iltatru {satärii) Zeile 33 neben Zeile 60 lisdud), wie bei den Assyrern Bam-
männiräri I. — siehe istu — rapalti; Bezold, Literatur Seite 63 § 35 Anm. — und Tiglatpileser I — siehe
ultaspirti Col. I 33, multaspiru Col. VII 50 {sapäru)-. altanan {sanänu) Col. I 55, 76, III 77; altalcan {sakdnu);
ultalUtu (salätu) Col. IV 47 etc. — , Herrschern aus dem 15. — 12. Jahrhundert v. Chr. Demnach mqphte der
Wandel, als dem Babylonisch-Assyrischen gemeinsam, in seinen Ursprüngen in die Zeit zu verlegen sein, in
der auch im Assyrischen ij' noch s gesprochen wurde. (Beachte allerdings die augenscheinlich grössere
Regelmässigkeit im Auftreten des Wandels bei Tiglatpileser I.) — Ich möchte glauben, ohne dies bei meiner
geringen Schulung in praktischer Phonetik bestimmt aussprechen zu wollen , dass unter diesen Umständen
sich der Lautwandel auch leichter erklärt. Bei den mouillirten Lauten wirkt nach Hopfory (s. o. S. 145)
ein grösserer Theil der Zunge bei Bildung von Verschluss oder Enge mit, und die zur Bildung des /-Lautes
erforderliche, nach der Mitte der Mundhöhle zu gelegene Wandung der seitlichen Canäle. durch welche die
Luft herausstreicht, wäre also bereits theilweise voi-handen. — In Fällen wie alsi für assi, läziz für usziz, in
denen der Lautwandel vor anderen Reibelauten derselben sibilantischen Classe eintritt, also bei dem auf s
folgenden Consonanten der Verschluss wegfällt, sind die Gründe für den Wandel wohl vornehmlich in dem
Bedürfniss der Dissimilation nah verwandter Consonanten zu suchen. Für diese Fälle wäre allerdings noch
zu erkunden, ob sie nicht auf das Assyrische allein beschränkt sind, wobei dann alsi für assi, ulziz für usziz
stände. Erweisen sich dagegen auch diese Fälle als dem Assyrischen und dem Babylonischen gemeinsam,
so dürfte auch hier die — unserer Vermuthung nach — dem Wandel günstige Stellung der Zunge auf die
Dissimilation fördernd mitgewirkt haben. — Auf den Einwand, dass doch die Mittelstufe r durch Beispiele
belegt sei, hätte ich zu antworten: Gegenüber der Thatsache, dass s und l fortwährend neben einander
Directer üebergang der Zischlaute in die Z,-Laute im Akkado-Assyrischen. — Die raouillirten Dentale. lo9
b) Bei Bildung von Verschluss oder Enge ist eine grössere Strecke der Zunge thätig.
(Mouillirte Dentale) i).
Akk ad o-As syrisch
! Sumerisch
tönend
tonlos
tönend
tonlos
Verschlusslaute
Reibelaute I (Sibilanten)
Reibelaute II (Laterale)
Zitterlaute
Oral
Nasal
Oral
Nasal
Oral
Nasal
Oral
Nasal
s
\
1
!
1
V
n
W(?)
t
.9(?)
erscheinen, wofür sich eine grosse Anzahl von Beispielen und zwar vielfach aus einem und denselben Text
(siehe soeben) anführen lässt, ist die Zahl von drei Beispielen für einen Üebergang von s in r vor den-
talen Verschlusslauten so gering, dass sie nicht hinreichen können, uns zu zwingen, an Stelle eines
phonetisch völlig erklärlichen einfachen Uebergangs eine coraplicirte Entwicklungsreihe s : r : I anzu-
nehmen. Es wird daher nach einer anderen Erklärung für das sporadische Auftreten des r zu suchen sein.
Als beweisende Beispiele gelten den Vertretern der Erklärung dieses Wandels durch Vermittlung eines r:
1) Urartu neben Urastii „Armenien", Bei diesem fremden Eigennamen kann Niemand witsen, ob nicht der
scheinbare Wandel in Eigenthümlichkeiten der einheimischen armenischen Aussprache seinen Grund hat,
sei es, dass ein wirklicher Lautwandel im Armenischen vorläge, sei es, dass in den beiden im Assyrischen
erscheinenden Formen nur zwei Versuche vorliegen, einen und denselben dem Assyrischen fremden Laut
wiederzugeben (vgl. o. S. 134 AnmOCi?). Eine Form Uraltu aber kommt überhaupt nicht vor, so dass, falls der
Wandel auf Rechnung, des Assyrischen käme, das Beispiel nur einen vereinzelten üebergang des s in r
belegte. — 2) Bestechender erscheint das zweite Beispiel; ischidu und irdudu in einem und demselben (neu-
babylonischen) Text, wozu sich Formen wie usaldida {Sargonsstier I 35) stellen, so dass wenigstens alle
Glieder der behaupteten Reihe belegt sind Nicht belegt und nicht bewiesen aber ist ihre Anordnung in
der Folge s : r :l. Es ist nach dem über die Verwandtschaft der Sibilanten und Lateralen Dargelegten
sehr wahrscheinlich , dass zwei Reihen s : l und s : r ohne Zusammenhang neben einander hergehen. Die
letztere bliebe zu erklären. Man könnte hier und in irtanü neben istanü V R 31, 40 ef s. Z.\ I 388 Rota-
cismus annehmen. Doch wäre auch Folgendes erwägenswerth. Der Text, dem die beiden Formen isdudu
und irdudu entstammen, ist neubabylonisch. In einem neubabylonischen Text (V R 39, 67 c) aberfinden
wir für martii, in der durch das Ideogramm ^Ör ^^ gesicherten Bedeutung „Tochter", inastu geschrieben
(gegenüber Delitzsch's Lesung rtuxrtii, ZA II, 101 bestätigt von Bezold u. Pinches, ZA II, 460; IV, 436 Anm. 1).
Das ist wohl schwerlich anders zu erklären (a. M.Jensen, ZA I, 388 Abs. 2 a. E.), als dass der dentale tönende
Zitterlaut r vor dem tonlosen dentalen Verschlusslaut r mouillirt worden ist und vielleicht dann durch die
Mittelstufe B, (d. i. tonloses r) s wui"de. Hatte aber im Neubabylonischen r vor Dentalen die Neigung zur
Mouillirung und zum üebergang in s (resp. s), so wäre es schliesslich auch denkbar, dass in nicht allzu
sorgfältiger Schreibung tr für is, ar für «s etc. geschrieben worden ist (vgl. auch Jensen, ZA I, 388 a. E.). —
3) Für das dritte Beispiel, den Pflanzennamen mastalal, daneben martalal und nialtakal, würde, sofern er
akkado-assyrisch und nicht etwa sumerisch ist, dasselbe gelten. — Jedenfalls halte ich es für sicher,
dass im Akkado-Assyrischen ein directer Üebergang von der einen Classe der dentalen R eibe laute (den
Sibilanten) zu den entsprechenden Consonanten der anderen Classe (den Lateralen) vorliegt. Delitzsch
selbst verweist ja auf das Vorkommen des Lautwandels von s zu / in italienischen Dialecten; vgl. Teloni,
ZA IV, 396. Es ist wohl kaum nachzuweisen und wird auch von Delitzsch nicht behauptet , dass z. B.
zwischen pisanisch vista und vilta ein virta die Mittelstufe bilde.
1) Vgl. oben S. 145.
160
Erster Abschnitt, viertes Capitel.
Dritte Reihe: Die Mitte oder der hintere Theil der Zunge bildet mit dem Gaumen
Verschluss oder Enge (fälschlich sogenannte Gutturalreihe)*).
Akk ad 0- Assyrisch
Sumerisch
tönend
tonlos
tönend tonlos
Verschlusslaute
Reibelaute
Zitterlaute
Oral
Nasal
Oral
Nasal
Oral
Nasal
9 (^)
(Ä)
/j
9
n(?)
9
k
Hierzu kommen noch für das Akkado-Assyrische das N*) und für das Sumerische die
labialisirten Consonanten g"' und g"^^), welch' letztere wohl als zusammengesetzte Consonanten zu
betrachten sind und deshalb in der Tabelle der einfachen Sprachelemente keine Aufnahme
gefunden haben.
Das Vorstehende, zusammengefasst und in den Tabellen veranschaulicht, wird genügen,
um die radicale Verschiedenheit des sumerischen und des akkado-assyrischen Lautsystems
darzuthun. Auf Vollständigkeit in der Aufzählung der lautlichen Erscheinungen des Sumerischen
erhebt unsere Darstellung keinen Anspruch; eine sumerische Lautlehre zu schreiben war nicht
unsere Aufgabe. Immerhin haben sich unsere Ausführungen, da die Verschiedenheit der
beiden Systeme nur durch Eingehen*) auf die Natur sowohl der semitischen wie der sumeri-
1) Bkücke, Grundzüge S. 59 ff. K entspricht Brückk's li^, Grundzüge S. 64; der tönende Correspon-
dent desselben g {g^) erscheint im babylonischen Dialect der semitischen Sprache vielfach an Stelle des k:
gätu für kätu, damgäti für damkäti (o. S. 152 Anm. sub 3; vgl. Lehmann, ZA III, 383). — Für ein eventuelles
g 3 gilt das zu S und 2 Gesagte. Delitzsch, Grammatik § 43 a. E. S. 103, glaubt, dass man vom anti-
sumerischen Standpunkt für ;; „ allographische " Schreibungen wie ^ag-ga etc. geltend machen könnte. Mit
Unrecht. lieber n (in duhku) s. S. 152 Anm. sub 3.
2) Der Stimmbänderverschluss ist, wie die übrigen „gutturales verae'^, also auch , ,:,, c, p,
C C ^ ^
die dem ursprünglichen Bestand der assyrischen Spi-aclie ebenfalls zuzurechnen sein werden, von Brijcke
nicht mit in sein System aufgenommen worden {Grundzüge S. 7 ff., S. 137 o.). Dass dieses ein Fehler ist, hat
HOFFOKT indirect bereits anerkannt, indem er dem h seine Stelle als tonlosen Vocal im System anwies.
Ich habe mich oben (S. 133) mit viel zu grosser Bestimmtheit über ^ ausgesprochen. Bkücke S. 136 sagt
nur: „man könnte sagen, das sogenannte consonantische Alif sei der tönende Laut zu unserem h, das
auch nicht unter die Consonanten gehört." Aber auch so dürfte die Erklärung nicht zutreffen. Denn wenn
h mit HoFFOEY als Zeichen für alle verschiedenen tonlosen Consonanten anzusehen ist, so sind dessen
tönende Aequivalenten doch wohl die (tönenden) Vocale. Ob und wie Brijcke's Aufstellungen in diesem
Punkte der Verbesserung und Ergänzung bedürftig und fähig sind, kann hier nicht näher erörtert werden.
Doch sei so viel bemerkt, dass für die allgemeine Phonetik die von Brücke (S. 90) vermiedene Ansetzung
des Kehlkopfes als eines besonderen Articulationsgebietes schwerlich zu umgehen sein wird
3) Als zusammengesetzte Consonanten wären nach Brücke S. 144 auch das arabische ^ (also auch
wohl das assyrische h) und c anzusehen.
4) Dass ich dabei Gefahr lief, den Unwillen Derjenigen zu erregen, nach deren Ansicht es , Auf-
gabe der Sumerologen" ist, „einen sumerischen Text lesen zu lernen, nicht in Lautph3'siologie und Ver-
wandtschaftstheorien heramzuplätschern'' (Winckler, Berl. Phil. Wochenschr. 1886, Nr. 47; Bezold, Zk II.
Das Neusumerische, *"^ITm[ "V?". IGl
sehen Sprachelemente deuthch werden konnte, zu Beiträgen zur akkado-a.s.syrischen wie zur
sumerischen Lautlehre gestaltet, denen ich zum Schlüsse noch eine Bemerkung hinzufügen möchte.
Neben der durchgehenden und unüberbrückbaren. Kluft zwischen den Lautsystemen
der beiden Sprachen haben wir in der Entwicklung des Akkado-Assyrischen und zwar nament-
lich im babylonischen Dialect einige Eigenthümlichkeiten lemerkt, die mit lautlichen Er-
scheinungen des Sumerischen einige Verwandtschaft zu haben scheinen. Man könnte hierher
rechnen: die Verwendung der tönenden Consonanten h für^, g für k (S. 152 Anm. 3) und s für s im
Anlaut babylonischer Wörter, die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines ü im babyl. Dialect,
vielleicht auch die Mouillirung(?) des r resp. (V) den sporadischen Uebergang des s in r (S. 159
Anmerk.). Die Antisumerier könnten geneigt sein, an diese übrigens nur secundär auftretenden
Erscheinungen wieder Argumente zu knüpfen, welche für die Identität der gesammten Laut-
systeme sprechen sollen. Desshalb sei an die mehrfach beobachtete Thatsache erinnert, da.ss
selbst, wenn eine Sprache vollständig ausstirbt, sich deren lautliche Eigenthümlichkeiten auf das
Idiom, durch welches sie verdrängt wird, übertragen. So sind meines Wissens einige Sprach-
forscher geneigt, in der Aussprache des italienischen casa als chasa im Toscanischen ein etruski-
sches Erbtheil zu erblicken. Vielleicht sind die genannten Eigenthümlichkeiten des babylonischen
Dialects der semitischen Sprache der sumerischen Einwirkung zuzuschreiben'). Das würde sich
um so leichter erklären, als die Bevölkerung Babyloniens, wenn auch äusserlich semitisirt, doch
der Race nach zum grossen Theil sumerisch geblieben sein muss*). Noch weniger hat es
natürlich zu bedeuten, wenn ein babylonischer Schreiber, sumerische Reminiscenzen {dingir:
dimmer) in's Babylonische übertragend, isuJcJcanga für isahkamma setzt (o. S. 145).
Als gleichzeitiges Resultat unserer Betrachtung der Lautwandlungen des
Sumerischen ergiebt sich, dass wir es thatsächlich mit Erscheinungen einer wirklich
gesprochenen Sprache zu thun haben, für deren jede aus den verschiedensten jetzt oder
vormals lebenden Sprachen vielfache Analogieen zu finden sind, und dass von einer Allographie
und einer lediglich graphischen Veränderung absolut nicht die Rede sein kann.
Dieses Argument ist an sich so stark, dass ich es vorgezogen habe, die Erscheinungen,
auf welche es sich stützt, zunächst für sich selbst sprechen zu lassen und nun erst ein weiteres
Factum hervorzuheben, durch welches es noch wesentlich verstärkt wird.
Die vorgedachten Lautwandlungen kommen — mit wenigen Ausnahmen — nicht
promiscue in Texten einer und derselben Gattung vor, sondern gehören einer besonderen Er-
scheinungsform der sumerischen Sprache an, die in den babylonischen Documenten deut-
lich von der gewöhnlichen sumerischen Sprache unterschieden wird. In den W^örterlisten etc.
wird diese Sprache als >~t^^>-\ "VP"^) bezeichnet. Die Bezeichnung dieser Erscheinungsform
455, Anm. l), war mir wohl bewusst. Soweit mir jedoch bekannt, gilt als feststehend, dass Texterklärung
ohne Grammatik undenkbar ist und dass — namentlich bei einer an lautlichen Wandlungen so reichen
Sprache wie dem Sumerischen — ohne ein gründliches Studium der Lautlehre keine völlig zureichende
Kenntniss von Grammatik und Wortschatz gewonnen werden kann. — Auch Str.-vssmaier's Bemerkungen
ZA IV S. 113 und die ironischen Seitenblicke auf die die Weibersprache etc. betreftenden Forschungen
{Nabonidtexte , Heft II, Umschlag, S. 3) stehen nicht im Einklang mit der Weite des Blickes, die diese
Forscher im Uebrigen auszeichnet.
1) Vielleicht verdient es in dieser Hinsicht Beachtung, dass sich heutzutage bei den Babylonien
bewohnenden Araberstämmen das A; palatalisirt findet; vergl. den Namen des Stammes ^iXÄXXje Muntefik
sprich Montefic.
2) Für die Constanz der Racen vgl. z. B. Johannes Ranke, Der Mensch Bd. II S. 254 ff.
3) Den Namen >-^|^>-^ \>~ hat man, da "^ = asmtu „Frau^ als „ Frauensprache ' gedeutet.
Sicher ist das nicht. Sollten sich aber weitere Bestätigungen dafür ergeben, so möchte ich Folgendes —
allerdings sehr hypothetisch — zur Erwägung stellen.
Lehmann, Samassumukin. 21
162 Erster Theil, viertes Capitel.
der Sprache als „Dialect" muss als sehr wenig zAitreffend aufgegeben werden. Wir benennen
sie mit Hommel als
Neusumerische Sprache.
Neben den lautlichen Wandlungen , die das wesentliche Merkmal der >^^Tt>-| "^
bilden, erscheint eine verschwindende Minderheit lexicalischer Unterschiede.
Ausserdem zeigen die in *^^Jt>-| vF" abgefassten Texte regelmässig als äussere Merk-
male die Form t^^If ^) des Zeichens ra und weisen vielfach zwischen den durch weitere Zwischen-
räume getrennten Zeichen die bekannten langen Verbindungslinien auf. Ihrem Inhalte nach
stehen diese Texte, meist in Hymnen und Busspsalmen bestehend, dem semitischen Anschau-
ungskreise wesentlich näher, als die altsumerischen Legenden und Beschwörungsformeln^).
Nachdem auf das Vorhandensein dialectischer Varianten sporadisch und vage von
Lenormant und PiNCHES hingewiesen war, h?t H\UPT in seiner Abhandlung Ueber einen Dialect
der sumerischen Sprache unabhängig von den Genannten die Existenz und die Merkmale dieser
Form der sumerischen Sprache klargelegt; — an sich ein grosses Verdienst, das dadurch keinen
Abbruch erleidet, dass Haupt den von ihm sogenannten Dialect irrthümlich und wenig glück-
lich als die ältere Form der Sprache bezeichnete. Dass die Verschiedenheiten der beiden
Formen der sumerischen Sprache nicht auf dem Gebiete der Graphik, sondern auf dem der
Sprach äusserung liegen, dass deshalb nicht mit Halevy^) von verschiedenen Stilarten die
Rede sein kann, dürfte im vorhergehenden Abschnitt zur Genüge dargethan sein. Als beson-
ders handgreifliche weitere Beweismittel dafür sind aber hervorzuheben:
1) Die dreispaltigen Listen, die je in einer Spalte die altsumerische und die neu-
sumerische i*^t^^'n \^) Form eines Wortes und die semitisch-babylonische LTebersetzung
neben einander nennen; über diese braucht für unseren Zweck nach Haupt's^) ausführlichen
Darlegungen kein Wort mehr verloren zu werden.
2) Um so mehr bedürfen die f ünfspaltigen Vocabulare eines erklärenden und
nachdrücklichen Hinweises.
Ihre Kenntniss verdanken wir Haupt*). Da die gleichzeitig mit der Publication
in Aussicht gestellte nähere Erklärung aber noch aussteht, so wird ein Beitrag zu einer solchen
von anderer Seite nicht unwillkommen sein.
Beim Beginn des Connubium zwischen Semiten und Sumeriern, können die letzteren aus dem
Munde ihrer sumerischen Frauen zuerst die von der Sprache der heiligen Texte abweichende, veränderte
Form des Idioms kennen gelernt und diese Sprachform , die vielleicht noch durch semitische (oder kassi-
tische(?j, Hommel, Semiten 350 Anmerk., Lehmann, Dissertation 41 sub 2) Einwirkung in Aussprache und
Wortschatz modificirt gewesen sein mag, als Frauensprache bezeichnet haben. Vergleiche hiezu die theil-
weise entsprechenden Anschauungen von Sayce, s. CV 2, Pkätoriüs, ZDMG XXXV Seite 763 und Haupt,
CV 2 und 27 sub 2. Doch ist, wie bemerkt, die Deutung dieser termini technici höchst ungewiss. Ein
assyrisches nakhn resp. nagpn in die Frage hineinzuziehen. Hegt kein Grund vor, da auf K. 247 nicht mit
Delitzsch >-^]jTf "^»^j sondern einfach »-^^jj^ "^ zu lesen ist. (S. Bezold, PSBA Nov. 1888 und
die dort Citirten, Cat. I p. 64 note *.
1) Haupt, CV. 2.
2) Lenormant, Mar/ie. Haupt, Sint(hith 23. Hommel, Semiten 274, 286, 302. Zimmern, BB 1.
3) SD 513 ff.
4) ASKT 185. CV IX bis XVI.
Die fünfspaltigen Vocabulare.
Als Beispiel wählen wir K 4225 Z. 20 f.:
163
VIT 1 ^J!
MI y-T<T -^!T ^Sii -tu
:!! ' -tfcJTf JT
^M -^T
*^^
Si
SU(j
lussukka
SI ! Msu \
SUÖ nasäku
Das ist:
Diese Zeilen sagen dem Leser: „Sumerisch suy ist = nasäku; im Neusumerischen
(oder einer sonstigen Entwicklungsform der sumerischen Sprache) wird aus diesem su(j
(wohl durch die Mittelstufe suj) si. Sowohl das altsumerische suy (Spalte 2) wie das neu-
sumerische si (Spalte 1) sind = nasäku. Es giebt aber auch, ein altsumerisches si, das
die Bedeutung käsu (Spalte 3 und 4) hat. Hüte Dich, dass Du diese beiden si, die absolut
nichts mit einander zu thun haben, nicht verwechselst! Und, um Dich davor zu bewahren,
wird in den beiden letzten Spalten die Gleichung siig = nasäku noch einmal wiederholt,
während (in Spalte 3), um auszudrücken, dass, wie sug, so auch das daraus entwickelte si gleich
nasäku ist, nicht der einfache Infinitiv, sondern eine Precativform des assyrischen Yerbums
mit Suffix verwendet wird".
Ein entsprechendes Verfahren ist durch das ganze Document hin angewendet. All-
gemeiner ausgedrückt: das Vocabular stellt diejenigen neusumerischen Wörter zusammen, welche
altsumerischen Wörtern völlig anderer Bedeutung in Form und Schreibung gleich geworden
sind, um eine Verwechslung zu verhüten, oder mit anderen Worten: es will altsumerische
Wörter und Ideogramme von gleichlautenden und gleichbezeichneten phonetischen Schreib-
ungen der neusumerischen Sprache trennen und liefert somit den handgreiflichen Beweis, dass
wir es im Sumerischen mit einem sprachlicher Entwicklung fähigen Product des menschlichen
Geistes, mit einer Sprache zu thun haben^).
1) Anders zu beurtheilen ist dagegen die lexikalische Tafel, Berliner Museum V. A. Tb. 144, von
welcher Rucks. 1 — 7 folgendermassen lauten :
ItT
ff
Es werden hier verschiedene Aequivalente des Wortes amelu ideographisch aufgeführt. Wir
finden darunter nicht blos die bekannten Ideogramme (1, 2, 7), sondern auch die Formen In Zeile 5 und
mu Z. 6, ersteres wahrscheinlich, letzteres wohl sicher aus dem neusumerischen muht verkürzt; dagegen
kommt die Bezeichnung >-^Tt>-T '^~ in dem ganzen Text nicht vor. Daraus besonders erhellt, dass das
Document nicht in erster Linie sprachliche Erscheinungen des Sumerischen in's Auge fasst, sondern die
verschiedenen ideographischen Ausdrucksmöglichkeiten des Wortes amelu aufzählen will. Hier werden
also in der That durch ^^^^M graphische Unterschiede, verschiedene Stilarten bezeichnet. Derjenige
21*
164: Erster Theil, viertes Capitel.
Zu der Zeit, da die neusumerischen Sprachformen von Haupt nachgewiesen wurden,
glaubte man, wie bekannt, in den Sumeriern und Akkadiern zwei Glieder des Einen
nichtsemitischen Volkes sehen zu müssen (oben Seite 68). Haupt hielt den neuen Dialect
für den von Sumer. also für den südbabylonischen und älteren, was irrig war. Hommel
erkannte und sprach zuerst öffentlich aus, dass die neugefundene Sprachform die jüngere
sei. Er sagt aber ausdrücklich: Ein Resultat, schon für sich allein von unermesslicher
Tragweite, war ja gleich von Haupt erkannt worden: dass der bisher nur für geographisch
gehaltenen Zweitheilung von Sumer und Akkad die dialectische Zweitheilung der sume-
rischen Sprache und Literatur entspricht. Von diesem „Resultat von unermesslicher Trag-
weite" ist mit Anderen Hommel selbst zurückgekommen, und wie wenig diese Anschauung
aufrecht erhalten werden kann, haben wir oben S. 68 ff. darzulegen versucht.
Richtig ist allerdings, dass da, wo eine öi'tliche Zutheilung der Namen und Documente,
welche die charakteristischen Merkmale des Neusumerischen zeigen, möglich ist, die ersteren
mehr auf den Norden Babyloniens weisen {Bissertat. p. 37 s.). Einige der wichtigsten Fülle
dieser .4rt sind:
1) Der Name Ide-Atnm (o. S. 149 sub 3) statt Igi-Anini, des Tempels der nahe bei
Babylon gelegenen Stadt Dilbaf^), den Nahükudurriisur nennt.
2) Die von demselben König, Col. Hl, 54, genannten Tempelnamen E-GiiJa, E-tila,
E-ziha-tüa\ Gula (sprich H'ula) aus gal , gross", tila für tin\ ziba für diigga , sämmtlich
neusumerische Formen (S. 144 sub 1)*).
3) Die Bezeichnung des MarduJc als dim-me-ir an-ki-a ebenda Col. H, 58.
4) Die Bilinguis Saniasswnn]cm''s , in welcher die sumerische Sprache, soviel wir
wissen, zum letzten Male eine Auferstehung in einem officiellen Document und zu politischen
Zwecken feiert und die somit indirect ein untrügliches Beweismittel für die Existenz der
sumerischen Sprache darstellt, ist der Absicht nach neusumerisch gehalten und weist, da
sie in Sippar abgefasst und niedergelegt war , für das Neusumerische ebenfalls auf den
Norden Babyloniens. Sicher neusumerisch sind folgende Formen:
a) dim-me-ir für dingir (Z, 10 u. 19) (o. S. 150 sub 5),
b) i-de für igi (Z. 11 u. 32),
c) gu-la (Z. 16) für gal.
d) In zi-ib-hi-da-as (Z. 16) für älteres diig-ga-Jc{u) haben wir zwei charakteristische
ueusumerische Formen: zib{bi) für dug{ga) und wahrscheinhch die als Adverbialendung fun-
girende Postposition s für se aus k(u). Letzteres trifft ebenfalls zu für gu-li-es (Z. 9 u. 11)
= liadis und idli-cs = idsis (Z. 13).
e) In me-e-mu = babylonisch ia-a-ti steckt vielleicht die neusumerische Form me
(mg) des älteren mu.
Stil, in v:elchem amelu durch ^A, das gewöhnliche, ihm besonders eigene Ideogramm bezeichnet wird,
heisst eme sidi, d. i. doch wohl Hsänu isartu, „der correcte Stil". Dass *P| | ^j^f^ ^^^^ ^1^ , Norden" zu
fassen (Hommel, Bkzold), glaube ich nicht. Zu gud{da) (Zeile 1, 2) vergl. auch Theil II Erläuterungen zu
L* Col. 1 19. Dass diese ideographischen Ausdrucksweisen sich theilweise an die sprachlichen Entwick-
lungsstadien des sumerischen Wortes für , Mensch" anschliessen, bedarf nach allem Ausgeführten keiner
Erklärung.
1) Neb. Grot. II, 46. Delitzsch, Paradies p. 213, 25. Hommel, Semiten S. 246, 1. Lehmann,
Dissertation S. 37. Dagegen ist sehr zweifelhaft, ob bei IJammurahi (Bil.) marte für martu ahubu „Sturni-
fluth" zu lesen ist {Semiten S. 300f.). Amiadd {Tableau compare Nr. 201) hält das betreffende Zeichen für
eine Form von tu.
2) Lehmann, Diitsertation p. 89.
Zum Sprachbau. 105
Dass wir daneben Z. 8 die altsumerische Form dufjga und in Z. 0 das Nominalpräfix
*"I<I .^ nam statt des im Neusumerischen gewöhnlicheren *~^\ CX^^^[[ na-im (na-em)^) finden,
hindert nicht, den Text im Ganzen der Absicht nach als neusumerisch abgefasst zu be-
trachten.
Auch in anderen neusumerischen Texten kommt z. B. die Gruppe dugga vor. die dann
als eine Art von Ideogramm betrachtet und doch neusumerisch zibha ausgesprochen worden
sein mag. Die spätere Tradition führte also, das ist richtig und wird namentlich durch die
Bilinguis bewie.sen, auf das Neusumerische für Nordbabylonien.
Aus dieser Nachweisbarkeit neusumerischer Namensformen in Nordbabylonien nun
aber den Schluss zu ziehen, dass diese Form der sumerischen Sprache nur Nordbabylonien
zugehörte, die ältere und ursprüngliche Form dagegen nur dem Süden zuzuweisen sei, würde
ein grosser Irrthum sein. Und dass die ältere Sprachform in Nordbabylonien ebenfalls
in Gebrauch gewesen , ist mit Pinches und Haupt*) zu schliessen aus den Namen der Stadt
Babylon t^] >-^ t"^]] <IgJ Kä-dmgir{ra) und <!< <;^ Tin-dir. ^^ ^t^] kann
nur dhiffir-ra gelesen werden, weil zu neusumerisch dimmer kein Status prolongationis dimmera
nachzuweisen ist. In Tindir, nach Auffassung der babylonischen Etymologen = subat baldti,
haben wir die alte Form tin für neusumerisch til.
Also beide Sprachformen finden sich im Norden Babyloniens und müssen dort zeit-
lich auf einander gefolgt sein.
Andererseits lassen sich Spuren des Neusumerischen nach den Andeutungen verschie-
dener Sumeristen auch im Süden Babyloniens nachweisen und würden wahrscheinlich in reich-
licherer Zahl zu finden sein, wenn nicht einestheils das erhaltene resp. veröffentlichte, dem
Entstehungsorte nach sicher bestimmbare Material so spärlich wäre und wenn nicht anderen-
theils .schon in früher Zeit mit der Herrschaft in Babylonien auch der Schwerpunkt der
Cultur von Süden nach Norden vorgerückt wäre.
Wir stehen am Ende des die Lautlehre behandelnden Abschnitts, der uns gezeigt hat,
dass der akkado-assyrische und sumerische Lautbestand von einander grundverschieden sind,
dass die lautliche Entwicklung in beiden Sprachen völlig unvereinbare Wege wandelt, dass
innerhalb der sumerischen Sprache eine organische Entwicklung vornehmlich des Lautwesens
stattfindet, die nur in einer lebenden Sprache möglich i.st, und dass schliesslich bestimmte Docu-
mente ihrem Inhalt und ihrer Anlage nach als directe Beweisstücke für das Bestehen einer
solchen organischen Differenzirung innerhalb der sumerischen Sprache angesehen werden müssen.
3) Zum Sprachbau.
Die Grammatik: Lautlehre, Formenlehre und Syntax, sind (Seite 112) bei sprach-
wissenschaftlichen Untersuchungen in erster Linie zur Entscheidung heranzuziehen. Die Laut-
lehre haben wir besprochen ; von einer eigentlichen Formenlehre kann bei einer geschlechts-
und flexionslosen Sprache nicht die Lehre sein. Die Erscheinungen, die an deren Stelle treten,
fassen wir mit dem Wenigen, was über die Syntax im eigentlichen Sinne zu sagen ist, unter der
Bezeichnung „Sprachbau" zusammen. Wie schon bemerkt, sind Halevy und Delitzsch gerade dieser
Seite der Frage durchaus nicht gerecht geworden^). Betrachten wir zunächst die von Delitzsch
1) Haupt. SD 530. Jensen, ZA I 12 ff.
2) American Journal of Philology V p. 72.
3) Allerdings ist es zuviel gesagt, wenn ich (oben S. 112) behauptete, dass Delitzsch's Argumen-
tation sich so gut wie ausschliesslich auf dem Boden des Lexicons und der Schriftlehre bewegen. An-
10(> Erster Theil, viertes Capitel.
vorgebrachten Argumente. Derselbe knüpft zunächst an das Auftreten sumer. Wortformen wie
ha-had= imüt etc. als Ideogramme innerhalb akk.-ass. Texte die Aeusserung von Bedenken, deren
völlige Haltlosigkeit wir bereits oben (S. 66 Abs. 1) unter Hinweis namentlich auf das Pehlevi
dargethan haben. Dann heisst es Gramm. (S. 69 letzte Zeile): „Das ,Sumerische' gebraucht den
echtsemitischen Mechanismus des Status constructus, unterscheidet ganz die nämlichen Tempora
wie das Assyrische, es hat im Verbum einen Iw-Stamm und einen ^a-an-Stamm". Dann folgt
der Hinweis auf die gemeinsame Adverbialendung es (worüber o. S. 146 f.), ferner wird richtig
bemerkt, dass in dem Gebrauch von sumerisch gUy ge für akkado-assyrisch lü sowohl in
seiner precativen , wie in seiner affirmativen Bedeutung ein Semitismus vorliegt. Dass der-
gleichen Semitismen , wenn sie noch dazu in Texten so später künstlicher Anfertigung, wie
die BiUngiäs (Theil H S. 28) erscheinen, mit der Frage nach der Existenz des Sumerischen
nichts zu thun haben, ist ebenfalls oben (S. QQ, Ulf.) des Ausführlichen auseinandergesetzt. Die
nun folgende Hauptausführung Delitzsch's lautet: „Wir haben Listen (vgl. die von Bertin
im JRAS. XVIT. Part 1 veröffentlichte), in welchen die sog. sumerischen Bildungselemente
auf das Allergenaueste analysirt, als Präformative , Informative oder Aflformative bezeichnet
werden (z. B. ne und hi-i = ana suati ; in-na-ni-rii = anäku siiati suati [sie!] ü
anähi suasum ) — wie wunderbar, dass die Babylonier so bis ins Kleinste unter-
richtet waren von dem Bau der sumerischen Sprache! waren die Sumerier selbst solche
Kenner ihrer Sprache, dass sie die Semiten so bis in das Einzelnste hinein unterrichten konnten,
oder eruirten die Semiten selbst all jene Bedeutungen durch vergleichendes Studium der sume-
rischen Texte? Es ist iingleich glaubhafter, dass Listen wie diese rein graphische Zwecke
verfolgten, nämlich lehren sollten, welche Bedeutung man mit den mannichfachen Sylben und
Sylbenzusammensetzungen verband . die man zur ideographisshen Umschreibung der semiti-
schen Formen verwendete. Es liegt zur Zeit noch gar kein Grund vor daran zu
verzweifeln^), dass auch diese scheinbaren Wortbildungselemente sich als ideographische
Künsteleien der semitischen Schrifterfinder werden begreifen lassen. Auch hier wird das
Wort gelten: dies diem docet. Die Bertin'sche Liste beweist bereits so viel, dass in ,sumeri-
schen' Wörtern wie inmcnlal^ baninlal ,er wog es' (iskulsu) nicht, wie man allgemein annimmt,
nan, nin dem pron. sutf. su entspricht, sodass wir also im , Sumerischen' ein incorporirtes
Pronomen hätten, sondern dass vielmehr an-lal, in-lal == i-skul ist, inna und hani aber das
(im Assyrischen ja gewöhnlich dem Verbum vorausgehende) Object symbolisirt (= etwaigem
assyr. suati sü iskul ,selbiges er wog'). Damit bricht abermals eine Stütze des ,Sumerismus'.
Ich längne nicht , dass noch immer , gerade was diese vermeintlichen sumer. Formen betrifl^t,
Räthsel zu lösen bleiben, aber keines ist darunter, welches unsere bisherige Beweisführung
ernstlich zu erschüttern vermöchte." Was dann mit Bezug auf Nebo, den Delitzsch als deus
ex machina zum Beschluss anführt, gesagt ist, hat bereits oben (S. 67) seine kritische Wür-
digung gefunden. —
Zunächst sind Delitzsch's allgemeine Argumente in keiner Weise stichhaltig. Ange-
sichts der Thatsache, dass die Chinesen, die Inder, die Araber durch genaues Studium der
eignen Sprache zu höchst achtungswerther Kenntniss von deren Bau und Eigenthümlichkeiten
gekommen sind , kann es nur befremden , wenn man Delitzsch das Vorhandensein solcher
Kenntniss bei den Sumeriern in Zweifel ziehen sieht. Und wer mit Delitzsch die Möglichkeit
leugnet, dass die Semiten durch vergleichendes Studium der sumerischen Texte in die
Eigenthümlichkeiten der sumerischen Sprache eindringen konnten , der handelt und argu-
gesichts der Ausführungen, die Delitzsch, GrammatUc S. 69 giebt, hätte ich sagen sollen: in überwiegen-
dem Maasse.
1) Von mir gesperrt.
Die Incorporation des pronominalen Verbalrecfimes im Sumerischen. 167
mentiert nicht viel anders, als die modernen Forscher, die sich jahrzehntelang jfeweigert
haben . die Ergebnisse der Keilschriftforschung anzuerkennen oder auch nur zu prüfen ; nur
dass die semitischen Bal)ylonier weit dringenderen Anlass und erheblich bessere Mittel zum
Studium des Sumerischen hatten , als sie den europäischen Gelehrten des neunzehnten Jahr-
hunderts den keilinschrif'tlichen Documenten gegenüber zur Verfügung standen und stehen.
Delitzsch glaubt, es liege zur Zeit gar kein Grund vor, daran zu verzweifeln, dass
sich die scheinbaren Wortbildungselemente als ideographische Künsteleien semitischer Herkunft
werden begreifen lassen.
Wer „nicht verzweifelt", der wünscht und hofft; die Wissenschaft hat es
aber nicht mit Wünschen und Hoffnungen zu thun, sondern mit Thatsachen. Sehen wir zu,
wie die Thatsachen sich zu der Auffassung und den Deutungen der Antisumerier fügen:
Das sumerische Verbum, auf das sowohl Delitzsch wie Hälevy für ihre Anschau-
ung exemplificiren, besteht aus einem unwandelbaren Stamm, dem die Personenbezeichnungen
zumeist präfigirt werden. Deutet dieser Umstand schon nicht gerade auf eine Wesensgleichheit
mit dem semitischen Verbum, das besonders durch vocalischen Wandel flectirt wird
und bei welchem die sowohl zu Beginn wie am Ende erscheinenden Personalbezeichnungen
mit dem Verbum verwachsen, d. h. eine wirkliche Flexion stattfindet, so bildet es eine tiefe
in keiner Weise überbrückbare Kluft , dass im Sumeiischen das pronominale Verbalregime
zwischen Personalpronomen und Verbalstamm eingeschoben, incorporirt wird. Der Kern-
punkt der antisumerischen Ausführungen, welche bestimmt sind, diese Differenz schwinden zu
lassen und hinwegzuleugnen , ist bei Halevy und bei Delitzsch derselbe. Im Akkado-Assy-
rischen ist die Stellung der Satztheile zumeist Subject, Object, Prädicat und diese Stellung
ahme, so meinen unsere Gegner, das allographische Verb nach. Brauchen wir wirklich die
Antisumerier erst darauf hinzuweisen , dass sie sich mit ihrer Argumentation in einem hand-
greiflichen Trugschlüsse bewegen, dass die die Stellung der Satztheile im Assyrischen betreffende
Regel nur für den Fall gilt, dass das Object ein Nomen ist, dass hingegen, avo ein Pro-
nomen als Object auftritt, die Regel heisst: Subject, Prädicat und dann das Object, dem
Verbum suffigirt? Glauben die Antisumerier wirklich, die babylonischen Schriftgelehrten
hätten, als der Schaffensdrang, dem wir die „hieratische Allographie" verdanken sollen, in
ihnen erwachte, sich gesagt: „In unserer Sprache (dem Akkado- Assyrischen) ist die Normal-
stellung der Satztheile: Subject, Object, Prädicat. Dass ein pronominales Object dem Verbum
folgt, ist eine Inconsequenz , die wir in dem zu schaffenden Meisterwerk vermeiden wollen.
Und darum zerlegen wir — siehe Delitzsch's oben angeführte Ausführungen — isJiul ,er
wog" zunächst in seine Bestandtheile i und skid (sie!), geben das eine durch in, das andere
durch lal (warum? vermögen uns auch die Antisumerier nicht zu sagen) wieder und schieben
als consequente Sprachkenner das pronominale Object su, dem wir, der Zierde halber, die
Form nan verleihen wollen, zwischen in und lal ein". So ist in-nan-lal = i-su-shd. Seraitisten
hört's und staunt! — Hälevy aber sagt allen Ernstes:^) sotis ce rapport Vhiendique est encore
plus assyrien que V assyrien lui-mSme'^). Das ist die denkbar schärfste Verurtheilung
von Halevy's eigener Ansicht: „assyrischer als assyrisch", das heisst nicht mehr und nicht
assyrisch sein !
Die BERTiN'sche Liste aber, welche Delitzsch als Beweismittel für seine Ansicht an-
führt, beweist gerade das Gegentheil. Wenn die Akkado- Assyrer das sumerische Verb mit
incorporirtem Regime analysiren und jedem Theil dieser grammatischen Einheit ein assyrisches
Wort entsprechen lassen wollten, so mussten natürlich unassyrische Wortstellungen heraus-
1) AUographie § 20 p. 563.
2) Von mir gesperrt.
108 Erster Theil, viertes Caijitel.
kommen; diese sind nicht anders zu beurtheilen, als wenn in manchen lateinischen und franzö-
sischen Schulgramraatiken bei den Aufgaben zum IJebersetzen aus dem Deutschen in die fremde
Sprache unsere Muttersprache syntactisch auf das Schauderhafteste missliandelt wird, um den
Schüler zur Anwendung der richtigen Wortstelhmgen in der Uebersetzung zu veranlassen.
Nie würde ein Assyrer darauf verfallen sein, statt anielu isJcul-su zu sagen anielu
suatu SU islul, wenn er nicht eben durch die Nachahmung fremdsprachiger Wortstellung
dazu gezwungen gewesen wäre. Diese unmögliche Wortstellung aber zu erfinden, um dann das
vorgestellte suatu durch Incorporirung des Verbalregimes zu ^symbolisiren", dazu müsste es
eben in Babylonien schon — Antisumerier gegeben haben. Es ist betrüblich, Delitzsch von
dieser seiner Erklärung in dem Grade befriedigt zu sehen, dass er ausruft: „Damit bricht eine
Stütze des Sumerismus!" — Mit nichten! Die Form in-nan-lal gegenüber iskul-su wird wie
zur Zeit, auch fürderhin, jeglichem Erklärungsversuch aus dem Semitischen Stand halten^). —
Um gleich beim Verbum zu bleiben, so ist Deutzsch's Behauptung*), dass das ,allo-
graphische" Verb, wie das akkado-assyrische einen sw-Stamm und einen ^a-Stamm habe, voll-
ständig hinfällig.
Zunächst existirt ein SM-Stamm, der also dem Safel {suplulm) des Akkado- Assyrischen
entsprechen sollte, im Sumerischen überhaupt nicht, wie Hommel^) längst hervorgehoben
hat. Dagegen wird allerdings im Sumerischen eine Modification der Verbalbedeutuug durch
ein dem Verbalstamm vorgesetztes ta ausgedrückt*). Aber warum verschweigt Delitzsch,
dass neben ta auch da und ra in entsprechender Function im Sumerischen angetroffen werden?
Doch lediglich, wenn auch unbewusst, desshalb, weil damit von vornherein die Möglichkeit
ausgeschlossen erschiene, dieses ta mit dem infigirten(!) t des Ifte'^al etc. in Verbindung zu
bringen. Einen d- und r-Stamm hat das Assyrische so wenig, wie irgend eine andere semi-
tische Sprache. —
Und nun endlich der Status constriictus^ den Delitzsch dem allographischen System
vindicirt? Das ursprüngliche Wesen dieser Erscheinung besteht doch darin, dass durch eine
äusserlich wahrnehmbare, auf dem Gebiet der Flexion liegende Veränderung des nomen
regens dessen nahe grammatische Verknüpfung mit dem folgenden nomen rectum angedeutet
wird. Da das Sumerische nicht flectirt, so fällt die Möglichkeit weg, diese „ echtsemitische "
Eigenthümlichkeit im „allographischen " System zum Ausdruck zu bringen. Was übrig bliebe,
wäre also höchstens, dass das nomen regens dem nomen rectum voransteht, eine Thatsache,
die doch kaum genügen würde, um die betreffende Sprache den semitischen zuzuzählen. Aber
in dieser Ordnung liegt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht einmal die eigentliche ursprüngliche
sumerische Wortstellung vor, denn bekanntlich*) sind Beweise dafür vorhanden, dass z. B. das
Ideogramm *">^ll ^H »Ocean" nicht blos apsü (semitisirt und triradicalisirt aus sumerisch
ab-2u) gesprochen wurde, sondern dass daneben auch eine Aussprache suahihu) vorhanden gewesen
1) Vgl. bereits Schradek, Zur Frage nach dem Ursprung der hahylonischen Cultur S. 46 fF.
2) Delitzsch's Behauptung, dass das Sumerische «ganz die nämlichen Tempora wie das Assyrische"
unterscheide, erweist sich ebenfalls als irrig. Wo bleibt, von sehr vielem Anderen abgesehen, das sume-
rische Aequivalent des akkado-assyrischen sogenannten Permansivs?
3) ZK I 220 Anm. 1. „Ein su-Stamm (Delitzsch, Haupt) existirt nicht, da in den betreffenden
Formen (Verba des Nehmens, Ergreifens etc.) das als Object vor den Verbalpräfixen stehende hi ein Sub-
stantiv (= „Hand") ist und also ganz auf gleicher Linie steht mit den mit igi „Auge", gü „Mund", gis
„Ohr" . . . zusammengesetzten Verbis, wie in . . . gü-gib-gi „er möge beantworten" . . . Wer also in sü-
nin-ti „er nahm" . . . einen s-Stamm sehen will , der müsste consequenterweise auch von einem .9?<-Stamm
u. s. w. reden, was niemand einfallen wird."
4) Hadpt, ASKT S. 138 § 6; Hommel, ZK 1 220.
5) S. zuletzt Jeäsen, Kosmologie 243.
Verschiedenheiten im Bau des Sumerischen und Akkado- Assyrischen. ' 109
ist^). Aller Wahrscheinlichkeit nach muss die letztere, da sie der Zeichenfolge entspricht, die
ursprüngliche gewesen sein, und dann ist, mag dieser Name des Oceans nun ursprünglich ,Haus
der Tiefe" oder „Haus der Weisheit" bedeutet haben, die Voranstellung des numen regens: ah
(„Haus") vor das nomen rectum erst der Einwirkung semitischer Auffassung auf das Sumerische
zuzuschreiben. Damit sind die wesentlichen Beweisgründe, weiche Halevy und Delitzsch dafür
anführen, dass das Sumerische in seinem Bau durchaus den semitischen Sprachgeist zeige, als
haltlos und irrig erwiesen.
Soweit unsere Widerlegung der gegnerischen Aufstellungen. Wir stellen nun in
Kürze die wichtigsten Punkte zusammen , in welchen das Sumerische seinem Bau nach von
dem Akkado- Assyrischen, das alle wesentlichen den semitischen Sprachen gemeinsamen Züge
aufweist, so gründlich verschieden ist, dass von einer Verwandtschaft oder Identität der beiden
Sprachen absolut nicht die Rede sein kann.
1) Das Akkado-Assyrische flectirt, das Sumerische agglutinirt.
2) Im Akkado-Assyrischen sind die Vocale das wichtigste Mittel zum Ausdruck und
zur Differenzirung der aus einem Wortstamm entwickelten Formen. Beim Sumerischen da-
gegen sind als Erscheinungen , die solcher Function der Vocale direct widerstreiten , zu ver-
zeichnen: a) die starre Unveränderlichkeit des Stammes, wovon natürlich die Lautwandlungen
als äusserliche, mit der Bedeutung und der Formentwicklung in keinerlei Verbindung stehende
Factoren zu trennen sind: b) die bis zu einem gewissen Grade nachweisbare Vocalharmonie^j.
3) Das Akkado-Assyrische hat ein grammatisches Geschlecht, das Sumerische
ist geschlechtslos^). Bekanntlich wird diese Unterscheidung als eine der wichtigsten ange-
sehen und von mehreren Sprachforschern geradezu zum Haupteintheilungsprincip für säramt-
liche Sprachen und Sprachstämme des Erdballs erhoben^).
4) Das Akkado-Assyrische hat Präpositionen, im Sumerischen finden sich nur
Postpositionen.
5) Die gründliche Verschiedenheit des sumericheu von dem akkado-assyrischen Zeit-
wort ergiebt sich grossentheils bereits aus Punkt 1 bis 3. Dazu kommt, wie eben ausführ-
lich dargethan, die Incorporirun g des pronominalen Objects gegenüber der suffixalen
Anhängung desselben im Akkado-Assyrischen. —
Dies nur die Hauptzüge.
Eingehendere Forschungen werden auch im Einzelnen die zwischen beiden Sprachen
herrschende Verschiedenheit des Baus und der Auffassung immer deutlicher hervortreten
lassen. Und wir würden diesem Ziele wahrscheinlich bereits um ein Wesentliches näher
gerückt sein, wäre nicht Amiaud's Forschungen so frühe ein Ziel gesetzt worden. Die scharf-
sichtigen und feinsinnigen Untersuchungen über das dem Nomen im Nominativ und Accusativ an-
gehängte t^]y e, über die functionelle Verschiedenheit der Postpositionen *~C^i^ ka und ^| [ f (je,
die sich ihrerseits nach Amiaud's Annahme dadurch erklärt, dass ge als secundäre Bildung
aus ka -\- e entsanden ist, sowie der damit gleichzeitig geführte Nachweis, dass das syntac-
tische Princip der Einschachtelung eine weit über das Gebiet der Incorporirung des pro-
nominalen Verbalregimes hinausgehende Geltung hat (z. B. clu{r) patesi Sirpurla-ki-ka-ge
für du(r) ]}atesi-{Sirimrla-ki-ka)-ka-e „der Sohn des x>atesi von SirpurJa" (wörtlich: ,Sohn
1) S. zuletzt Jenskn, Kosmologie 243.
2) Näheres s. Haupt, CV 7; Hommel, ZK I 165 f.
3) S. bereits oben S. 17, wo auf Gustav Oppert's Werk: On the Classification of lauguage hinge-
wiesen ist. Vgl. Lepsius, Standard Alphabet p. 89.
L e li m a n u , Samassumukin. 22
170 Erster Theil, viertes Capitel.
patesi (Sirpida — von) des der")^): — alles dies, wird den, der sehen will, noch weiter da-
von überzeugen, dass von semitischem Spracheiste im reinen Sumerischen kein Hauch zu ver-
spüren ist.
Wir stehen am Schlüsse.
Wir haben — und zwar, wie wir denken, mit dem von DELITZSCH*) geforderten „viel
mächtigeren Apparat wissenschaftlicher Arbeit" — aufs Neue gezeigt, dass für die Bekämpfung
der Annahme, dass die Keilschrift von einem nichtsemitischen und nichtarischen Volke erfunden
worden sei und diesem Volke die Grundschicht der babylonischen Cultur zuzuschreiben sein
müsse — einer Annahme, die sich natürlich und ungezwungen aus dem Studium des Wesens
der Keilschrift ergab — nicht nur jeder vernünftige Grund fehlt, dass vielmehr diese ursprüng-
liche Annahme durch das historisch und philologisch nachweisbare und inschriftlich bezeugte Vor-
handensein einer Völker- und Sprachmischung in Babylonien erwiesen ist. Wir haben dargethan,
dass 1) in Schriftlehre und Wortschatz, 2) in der Lautlehre und 3) im Sprachbau die erhaltenen
literarischen akkado-assyrischen und sumerischen Documente so durchgehende und tiefgreifende
Verschiedenheiten zeigen, dass es unmöglich ist, die sumerischen Schriftdenkmäler als Ergeb-
nisse einer sinnlosen allographischen Paraphrase der akkado-assyrischen Sprache aufzufassen.
Wir haben zugegeben, dass das Sumerische in der späten Form, in der es uns erhalten ist,
in Schriftlehre, Lautlehre und Sprachbau vielfache Einwirkungen des semitischen, näher des
akkado-assyrischen Sprachgeistes verräth. Wir haben aber gleichzeitig mit aller Bestimmtheit
betonen müssen, dass. wie dies bereits im Begriffe der Entlehnung liegt, diese Entlehnungen
weit entfernt, den Semitismus des Sumerischen zu beweisen, vielmehr jeden Anspruchs auf
Beachtung als Beweismaterial baar sind. Und wir fordern, dass, wer fürderhin die Existenz
der sumerischen Sprache leugnen will, den Kern der Frage in Angriff nehme, d. h. beweise,
dass das, was als sumerische Sprache erkannt und bezeichnet ist, im innersten Wesen semitisch
sei. W^ir halten uns und unsere Fachgenossen, denen die Existenz des Sumerischen als ge-
sichertes Ergebniss der Wissenschaft gilt, für berechtigt, fortan solchen Argumentationen
gegenüber , die sich nur auf den neuen Nachweis eines oder einzelner aus dem semitischen
hergeleiteter, in sumerischen Texten verwendeter Lautwerthe oder auf das Vorkommen eines
oder einzelner semitischer Wörter, oder auch vereinzelter Semitismen selbst im syntactischen
Aufbau der uns erhaltenen sumerischen Texte stützen, Stillschweigen zu bewahren. —
Eine nähere Prüfung der Frage, ob die Zuweisung der sumerischen Sprache zu einem
der grossen bekannten Sprachstämme zur Zeit bereits möglich sei, liegt nicht in unserer Auf-
gabe. Nur Folgendes sei bemerkt: In der Beurtheilung von Hommel's Versuch, das Sumerische
als den turko-tatarischen Sprachen verwandt zu erweisen, muss ich mich völlig mit Heinrich
ZiMMEKN einverstanden erklären^). So wenig wie Zimmern, bin ich in der Lage, Hommel's
Aufstellungen, soweit sie sich auf dem Gebiete der turko-tatarischen Sprachen bewegen, selbst-
ständig prüfen zu können. Auch ich muss anerkennen, dass namentlich auf dem Gebiete der
Wortvergleichung eine Anzahl recht überraschender Coincidenzen von Hommel aufgezeigt
werden*) Aber andererseits zeigt Hommel theils auf sehr schwankendem Boden ein viel
zu sicheres Auftreten, theils ist er doch hin und wieder in seiner Auffassung des Sumerischen
von vornherein durch seine Theorie unbewusst beeinflusst. In einem der wichtigsten Punkte
hat er allerdings in Folge von Zimmern's Einspruch bereits einen vorsichtigeren Standpunkt
1) Amiaud, ZK I 236 ff.; ZA III 32 ff.
2) Bei Zimmern, BB S. 114.
3) Vgl. auch Bbzold, ZK II S. 430.
4) ZK I 168 u. 330; Geschichte S. 246; am üebersichtlichsten Journal of the Royal As. Soc, N. S.,
Vol. XVIII (1886), pp. 351tf.
Verfrühte Versuche zur sprachwissenschaftlichen Classification des Sumerischen. 171
eingenommen. Er behauptet nicht mehr, dass die Verbalformen mit präfigirtem und in-
figirtem pronominalen Subject und Object erst secundär entwickelt seien, während die ur-
sprüngliche sumerische Conjugation^) postpositiven Typus zeige, sondern sieht nunmehr gerade
umgekehrt und richtig die postpositive Conjugation als das später Entwickelte an und meint:
„wenn das in ein und derselben Sprache innerhalb vielleicht kaum eines Jahrtausends sich voll-
ziehen konnte, um wie viel weniger darf eine solche Stellungsverschiebung hindernd in
Betracht kommen bei der viele Jahrtausende betragenden zeitlichen Kluft zwischen „dem
Sumerischen" und den Turksprachen, wie wir letztere seit circa 1050 kennen"^).
In anderen Fällen können nach den neueren Forschungsergebnissen HoMMEL's positive
Angaben aus dem Sumerischen nicht mehr als richtig anerkannt werden; so namentlich bei den
Zahlwörtern, die eine der wichtigsten Stützen für Homjiel's Verwandtschaftstheorie Inldeten^J.
Denn von all den Vergleichen, die Hummel aufstellt, können wir nur als sumerisch er-
seits „über allen Zweifel erhaben" und daher erwägenswerth anerkennen: sumerisch: "^icus,
ys „drei", türkisch iö (jak, üs, tschuwassisch visse) und as „sechs", „vielleicht türkisch alty'^ .
Und was, um noch ein Beispiel anzuführen, die auffallende Uebei'einstimmung anlangt, dass
sowohl im Sumerischen wie in den Turksprachen gerade n^ h und ^ als Pronominalstämme der
dritten Person verwendet erscheinen, so muss wohl auch hier vorsichtige Prüfung darauf hin-
weisen, dass das s nach dem oben S. 148 sub c 4 u. 5 Angeführten in den meisten Fällen
vielleicht gar keinen selbständigen Pronominalstamm bezeichnet, sondern eine lautliche Ent-
wicklung aus dem »«-Stamm darstellt; erst wenn nachgewiesen wäre, dass in den Turksprachen
das 1 in denselben Fällen ebenfalls aus n durch die Mittelstufe n\ z enstanden wäre, erst dann
dürfte man von einer Coincidenz beider Sprachen reden.
Damit sind wir denn bereits auf den Punkt geführt, in welchem ich vorderhand das
Heil der sumerologischen Forschung gerade im Hinblick auf eine spätere gesicherte Ver-
gleichung und Angliederung erkennen muss, im Ausbau der Grammatik unter besonderer Be-
tonung der Lautlehre (S, 160 A.nra.), im Studium der Texte und weiter in einer sorgfältigen
Vergleichung mit den Resten anderer altasiatischer Sprachen, bei denen nicht eine Jahrtausende
lange Trennung der als Vergleichsmaterial dienenden Literaturerzeugnisse auch nur das An-
setzen der Sonde auf's Aeusserste erschwert. So wird man bei dem soeben erst entdeckten
und in Angriff genommene Mitanni*), wie auch bei der Sprache von Arzapi') hoffenthch
im Verständniss und in der Kenntniss weit genug gelangen, um die Frage nach etwaiger Ver-
wandtschaft mit dem Sumerischen entscheiden zu können.
Dass HoMMEL sich in seiner Geschichte (251 f.) dazu verstiegen hat, den Grund für
die fachgenössische Kritik seiner überraschenden Aufstellungen der Missgunst oder der unbe-
rechtigten Beeinflussung sonst selbständig arbeitender Gelehrten zuzuschreiben, ist bedauerlich.
HOMMEL meint, Aeusserungen, welche die sumerisch-turksprachliche Vergleichung als verfrüht
bezeichnen, gehörten, wenn man genau zusehe, nur in's Gebiet der Phrase. Er behauptet, es
sei so viel von sumerischer Grammatik und sumerischem Wortschatz bekannt, dass die Frage
spruchreif sein müsse. Unserer Ansicht nach ist dagegen von der sumerischen Sprache zwar
Vieles bekannt, aber es fehlt noch so Vieles, dass die Frage vorderhand nicht spruchreif ist.
Sollte sich dann später durch Forschungen , die von besser gesichertem Boden aus-
gehen, ergeben, dass das Sumerische wirklich in näherer Beziehung zu den Turksprachen
1) ZK I 215 flf.
2) Geschichte S. 249 Anm. 1.
3) ZK I 213 f. u. 329. Geschichte 246 Anm. 1.
4) ZA V, Heft II- III.
5) WiNCKLEU, SiUimgsber. d. Berliner A'kademie d. Wisseiisch. 1888, Nr. LI, S. 1348 ff.
22*
172 Erster Theil, viertes Capitel.
steht, so wird HoMMEL das Verdienst bleiben, trotz unzureichender Mittel und ungenügenden
Materials das Richtige scharfsichtig erkannt zu haben.
Die richtige Würdigung dessen, was Hommel selbst als die Hauptsache in seinen Auf-
stellungen betrachtete, wurde übrigens, wie mir scheint, noch durch einen anderen Umstand
beeinträchtigt.
Hommel ist nicht dabei stehen geblieben, das Sumerische für die Turksprachen in
Anspruch zu nehmen, sondern er hat weiter eine Anzahl alter Sprachen Vorderasiens, die
Spi'ache der achaemenidischen Inschriften zweiter Gattung, das Altarmenische, die von
Delitzsch fälschlich als kossäisch bezeichnete, in der Kissia heimische, nichtseraitische
Sprache, ferner zweifelnd das Hethitische als einem von ihm als alarodisch bezeichneten
Sprachstamme angehörig zusammengefasst und betrachtet, wie ähnlich vorher Sayce, als west-
lichsten Ausläufer dieser alarodischen Gruppe das Baskische (s. Bezold, Lit. S. 198 Anm. 2).
Die Frage, ob diese „neu in unsern Gesichtskreis" tretende ^Sprachfamilie" in irgend
einem Verhältniss zum Sumero-Akkadischen stehe, glaubt Hommel entschieden bejahen^) zu
müssen, „wenn gleich dies entferntere Verwandtschaftsverhältniss uns in eine Urzeit" zurück-
führe, „die weit noch vor der Abzweigung der Sumerier von den Turkstämmen des inneren
Asiens zu liegen scheint".
Nun hat Hommel^) nicht ohne Glück den Nachweis versucht, dass mit der Sprache der
Keilschriften zweiter Gattung das heutige Georgische in verwandtschaftlicher Beziehung steht.
Und andererseits ist Hommel nicht der Erste und Einzige, der Verwandtschaft des Georgischen mit
dem Baskischen behauptet hat^). Da nun die beiden letztgenannten Sprachen nach HoMMEL dem
alarodischen Sprachstamm angehören , dieser aber seinerseits mit den Turksprachen in Urver-
wandtschaft stehen soll, so ergab sich als unabweisbare Folgerung von Hommel's Aufstellungen,
dass auch das Georgische und Baskische entfernt und ursprünglich mit den Turksprachen ver-
wandt seien. Dies schien Allem, was über diese Sprachen bekannt war*), zu widersprechen,
und ich muss gestehen , dass ich dies als das Gewagteste und Gefährlichste an Hommel's
Theorien betrachtete. Ich vermuthe w^ohl nicht mit Unrecht, dass es Anderen ebenso gegangen
ist und dass sich daher theilweise die manchmal über das Maass einer gesunden scharfen
Kritik hinausgehenden Urtheile schreiben, welche hier und dort über Hommel's sprachverwandt-
schaftliche Gedanken zu vernehmen sind.
Neuerdings ist nun von berufener altai'stischer Seite ^), von Winkler, die An-
sicht ausgesprochen worden, dass das Baskische ''ein versprengtes Glied des ural-altai'schen
Sprachstamnies sei, das zwar in vielen Beziehungen seinen gesonderten Weg gegangen sei,
aber dennoch Spuren ural-altaischer Herkunft noch deutlich und in genügender Zahl aufweise.
So erweist sich selbst das, was bei Hommel am Unwahrscheinlichsten schien, als erwägungs-
fähig und wird untersuchenswerth sein, wenn, wir wiederholen es nochmals, seiner Zeit die
Kenntniss des Sumerischen um einen guten Schritt vorwärts gegangen sein wird.
Wie sehr aber die Dinge hier noch unfertig und in Gährung sind, zeigt auch
der durch den Hinweis auf die historischen Zeugnisse für die Herkunft der Iberer aus Vorder-
asien interessante Aufsatz von BoNNEL „über die Verwandtschaft der ältesten Bevölkerung
Vorderasiens mit den Iberern Spaniens, den Vorfahren der Basken" (S. 15)^). Dieser stellt
1) ZK I 161, 330 ff., bes. 337.
2) Oesterr. Monatsschrift für den Orient 1884 Nr. 2. ZK I 162, 330 ff.
3) Th. d'Abbadie citiit von Bonnell, Wiener Congressacten, Hochasiatische Section S. 10.
4) Whitney, Lnnguage and the study of language p. 353 ff.
5) ZDMG 1884 S. 164.
6] S. Anm. 3.
Die Chaldäer semitisirte Sumerier. l'*5
das Baskische in directe Parallele mit dem Sumerischen , während nach Hommel diese beiden
Sprachen zu zwei sehr verschiedenen schon vor unvordenklichen Zeiten getrennten Aesten des
ural-altai'schen Spracbstammes angehören.
Zwei Bemerkungen zum Schluss: die antisumerische Behauptung, dass die sumerische
Sprache in den Keilschriften nicht erwähnt werde, ist oben (S. 100 ff.) als irrig erwiesen worden,
lieber die Pflege der altsumerischen Cultur durch die semitischen Babylonier haben wir bisher
nur sehr unklare Begriffe und müssen auf weitere Aufschlüsse durch neues Material hoffen.
Doch ist, wie ich hier nur andeuten will, während genauere Ausführung an anderer Stelle
bereits in Angriff genommen ist, schon jetzt ein wichtiger Anhalt zur Aufhellung dieser Frage
vorhanden, der bisher unbeachtet geblieben ist. Herodot, der trotz Sayce und anderer orien-
talistischer Zweifler in Babylon gewesen ist (vgl. einstweilen oben S. 49 f.), nennt die Bevöl-
kerung Babyloniens, das er als einen Theil Assyriens betrachtet, BaßvXwvioi, bezeichnet dagegen
die Priester, denen er seine Mittheilungen verdankt, als XaXöaloi^). Ich habe oben darauf
hingewiesen, dass die Chaldäer gerade die Gebiete des eigentlichen alten Sumer, gerade Ur, das
Centrum der altsumerischen Cultur besetzt hielten. Wir wissen, dass bei den Persern die
Magier ursprünglich ein bestimmt umschriebener iranischer Stamm war. Ich glaube, dass es
sich ähnlich mit den Chaldäern im — sagen wir zunächst — herodoteischen Sinne verhielt:
die sumerische Cultur (vergl. oben S. 120) wurde an ihrem ursprünglichen Heerde fortdauernd
am besten gepflegt, und der Süden Babyloniens, das Gebiet des alten Sumer, versorgte zunächst
Babylon dann und wahrscheinlich auch die anderen wichtigen Stätten des Cultus mit tüchtig
geschulten, in der alten Tradition erzogenen Priestern, die dann ihrer Herkunft nach ganz
correct als Chaldäer bezeichnet Avurden^). Oder, wie Herr Dr. Jensen — mit dem ich, ohne
von seinen diesbezüglichen Studien Kenntniss gehabt zu haben, im Ergebniss zusammentreffe —
sich mündlich mir gegenüber ausdrückte: die Chaldäer sind semitisirte Sumerier.
Und schliesslich, wer nach einem anschaulicheren und handgreiflicheren Beweise sucht,
als er durch sprachliche und geschichtliche Betrachtung geboten werden kann, der vergleiche,
wie es Hommel bereits zuvor gethan, die wenigen erhaltenen Köpfe von Statuen und den der
sitzenden Frauenfigur ^) aus Tello mit den Gesichtern und Zügen der Gestalten auf assyrischen
Sculpturen eines Asurnasirahal und Sargon. Der unbefangene Beschauer wird nicht umhin
können, zu sehen, dass so sicher diese unverkennbar semitischen Typus aufweisen, so
zweifellos jene mit grosser Kunst und Sorgfalt ausgeführten südbabylonischen Sculpturen
alles Andere als semitische Vorbilder wiedergeben.
So lässt sich auch die Dualität der Racen darthun, die die Voraussetzung der sprach-
lichen Mischung ist, und auf's Neue erkennen wir:
Es hat Sumerier, es hat eine sumerische Sprache gegeben.
1) Eine Verwechslung dieser beiden Namen kommt meines Wissens bei Herodot nicht vor. Nur
soviel an dieser Stelle zur sachlichen Beurtheilung des eigenthümlichen letzten Absatzes von Winckleb's
Abhandlung Die Stellung der Chaldäer in der Geschichte, UAG S. 64.
2) Vgl. hierzu in gewisser Beziehung jetzt auch: Gutbrod, ZA VI S. 29 ff.
3) DE Särzec: Decouvertes en Chaldie PI. 6 u. 12 und Hommel, Geschichte S. 240 u. 244.
I
ZWEITER THEIL.
DIE INSCHRIFTEN UND IHRE DEUTUNG.
I
ZWEITER THEIL.
DIE INSCHRIFTEN UND IHRE DEUTUNG-.
ERSTER ABSCHNITT.
Umschrift und Uebersetzung.
Vorbemerkung.
Eine Anzahl der hier zu behandehiden Inschriften sind im Wortlaut und Inhalt
einander so ähnlich, dass es bei dem grossen Umfang, den die Arbeit bereits angenommen
hat, als Raumverschwendung angesehen werden müsste, wollte man sie, nachdem sie sämmtlich
im Originaltext gegeben sind, nun noch alle in extenso umschreiben und übersetzen.
Es muss genügen , hier aus jeder solcher Gruppe verwandter Texte einen herauszu-
greifen. Die geringen Abweichungen , welche die übrigen zur selben Gruppe gehörigen In-
schriften aufweisen, wird der Commentar hervorheben.
Es werden deshalb die beiden Steleninschi-iften ÄsurhanabaVs S^ und S^ durch die
Inschrift S^, die vier Cylinderinschriften desselben Königs (L^, L^, P^, P^) durch L^ repäsentirt.
Da bei dem jetzigen Stande unserer, oder vielleicht sage ich besser, meiner Kenntnisse
von den Briefen zumeist eine Umschrift nur zum Theil, eine Uebersetzung nur an einzelnen
kürzeren Stellen möglich ist, so wird von einer Umschrift und Uebersetzimg auch dieser
Documente hier zunächst abgesehen.
Selbst in der solchergestalt beschränkten Zahl der voll zu umschreibenden und zu
übersetzenden Texte wiederholen sich noch ganze Phrasen und Abschnitte. Ich werde in solchem
Falle nicht sklavisch die einmal gewählte Uebersetzung wiederholen, sondern im Gegentheil
mehrfach die Gelegenheit benutzen, eine andere ebensowohl mögliche Auffassung oder Bedeu-
tungsnuance in der Uebersetzung zur Geltung zu bringen. Sollte mir deswegen von irgend
einer Seite der Vorwurf der Inconsequenz erwachsen , so werde ich denselben ruhig ertragen.
Bei der Transcription der Texte befolge ich die Methode der Umschrift mit Zeichen-
abtheilung. Daneben hat der Wunsch, ein Bild der babylonisch-assyrischen Sprache, wie sie
gesprochen wurde, zu erlangen, gewiss seine Berechtigung, wiewohl in dieser Hinsicht weitere
Forschungen und Funde noch Manches klären können, während Anderes unaufgeklärt bleiben
wird. Diesem Bestreben wird dadurch Rechnung getragen, dass ich im Commentar zu Bil.
die einzelnen Abschnitte der Inschrift in zusammenhängenden Worten umschreibe.
Lehmann, Samassumukin, II. \
2 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
Was im Uebrigen die Umschrift anlangt, so ist vieles Dahingehörige bereits im ersten
Theil, namentlich in den die Lautlehre behandelnden Abschnitten des vierten Capitels gegeben.
Hier hebe ich noch Folgendes hervor. Ein Hauptgrundsatz ist der, Längenbezeich-
nungen nur da zu geben, wo sie sicher zu sein scheinen^). Aus dem Fehlen einer
Lüngenbezeichnung darf also nichts weiter geschlossen werden , als dass ich die Länge des
Vocals nicht für gesichert hielt. Aus diesem Grunde umschreibe ich speciell die vocalische
Pluralendung ,der nicht mit Feraininendung versehenen Nomina"*) mit kurzem e. Ich be-
zweifle nämlich, dass dieser Vocal der „Pluralendung" lang gewesen. Jedenfalls gibt es bisher
keinen ganz sicheren Beweis dafür. Dass bei langem Endvocal im Singular, ruhü (vgl. o.
Seite 101 Anm. 5), mü^ auch die Pluralendung ruM (ru-bi-e), nie (geschr. me-e), lang erscheint,
ist selbstverständlich und kein Beweis.
Aber auch die Formen, in denen ein Nomen im Plural mit Suffix verbunden ist, wie
liu-ra-di-e-su ^ „seine Krieger", bi-e-li-e-a, „meine Herren"^), erscheinen mir nicht als voll-
gültige Beweise. Denn es bleibt hier immer noch die Frage offen, ob die Verlängerung des
Vocals nicht auf Rechnung des angehängten Suffixes kommt, sei es, dass wirklich eine Vocal-
verlängerung eintritt, sei es, dass durch die Schreibung der Länge nur der Accent angedeutet
werden soll. Wir kennen zu wenig phonetisch geschriebene Beispiele von vocalisch auslauten-
den Substantiven, um die Sache sicher entscheiden zu können. Aber es gibt eine Anzahl von
Erscheinungen, welche für die Annahme eines Einflusses der Suffixe auf die vocalische Nomi-
nalendungen zu sprechen scheinen. Um dieselben zu erklären, muss Delitzsch*), der nicht
geneigt ist, einen solchen Einfluss anzuerkennen, theilweise zu sehr gewagten und weit herge-
holten Vermuthungen seine Zuflucht nehmen.
Ich rechne dahin:
1) Vor Allem die sicher bezeugte Thatsache^), dass der Schlussvocal der femininen
Pluralendung ätu, äti{e) bei Anhängung der Suffixe verlängert geschrieben erscheint und so
gesprochen sein muss z. B. ep-se-te-e-su und hi-fa-tu-u-a. Delitzsch meint hier, man scheine
„durch die Pluralformen auf e, a, ü dermassen gewöhnt worden zu sein, die letzte Silbe eines im
Plural stehenden Substantivs vor dem Pronominalsuffix mit langem und darum betontem Vocal
zu sprechen, dass man diese Aussprache auch auf die weibliche Pluralform äti übertrug, so
dass es nun den Anschein hat, als vereinigte äte-su, aiüa in sich eine doppelte Pluralendung".
Diese „Vermuthung", die eine so viel näher liegende Annahme ersetzen soll, würde schwerlich
auf Zustimmung zu rechnen haben, auch wenn nicht gerade die Länge der masculinen Plural-
endung selbst in Frage stünde.
2) Die Schreibungen von Namen wie Nu-iir-u-a „mein Licht", Ahi-e-a spr. ahfa
„mein Bruder", Ah-la-ttia (spr. ahla^a)^) lehren, dass vor dem Suffix der ersten Person sing,
der auslautende Vocal des Nomens, sogar wenn es im Singular steht, verlängert wird resp. den
Accent erhält. Sie enthalten nur für den „manches Räthsel", der sich dieser Lehre verschliesst
und es vorzieht, darin mit Delitzsch so zweifelhafte und problematische Dinge wie einen
„Accusativ mit emphatisch betonter Casusendung" (?) zu sehen und anzunehmen, dass aus
diesem Äplaa — obgleich man dafür „Aplä zu sprechen pflegte" — mit Umlaut von ä zu i
Aplea hervorgegangen sei.
1) Vgl. ZA 11, 60, Anm. 1.
2) Delitzsch, Assyrische Grammatilt S. 181.
3) Delitzsch, Assyrische Grammatik § 67 S. 181 ff., vgl. § 29 S. 75 und § 74 S. 198 ff.
4) Delitzsch, Assyrische Grammatik § 74 sub 1. Anm.; vgl. die folgende Anmerkung.
5) Delitzsch, a. a. 0. § 74 S. 202 f.
6) Siehe zu 2) Delitzsch, Assyrische Grammatik § 74 sub 1. Anm. S. 200/1.
Vorbemerkuntj. 3
Die von Delitzsch gestellte Frage, ob diese Namen vielleicht als Ausrufe, z. B. „o über
mein Kind!", zu fassen seien, ist gewiss discutirbar, soweit die Bedeutung in Betracht kommt.
Als eine Erklärung der Vocallänge vor dem Suffix scheint mir aber auch diese Annahme nicht
bestehen zu können. Statt solcher Häufung unwahrscheinlicher Vermuthungen ist denn doch
wohl die Erklärung, die sich ungezwungen bietet, vorzuziehen, nämlich, da.S3 „die Nominal-
suffixe den Ton auf die die Casusendung enthaltende letzte Silbe ziehen".
3) Ebenso möchte zu erwägen sein, ob nicht die „wenig zahlreichen Fälle" ^j, in
welchen das Substantiv vor dem Suffix die Mimation behält, lediglich Zeugnisse für die Ver-
längerung des Endvocals vor dem Suffix sind. Da m = t\ so konnte za-hu-tum-m-nu zakutuv-
hmii und daraus leicht s:akut{i-hmu gelesen werden, ebenso tiapis-tim-su-'nu^ *napiUiv-sunn
für napistl-hinii stehen.
4) Ganz besonders beweisend sind aber die sehr häufigen Fälle ^j. wo der anlautende
Consonant des Suffixes bei der Suffigirung doppelt geschrieben erscheint, wie kirmassu
, seine Familie"; nüranni „imser Licht"; sirussu „über ihn". Es trifft sich, dass in den
meisten dieser Fälle das Substantivum im Accnsativus adverbialis gebraucht ist, saptuhJcl „auf
deiner Lippe" etc. Aber es fragt sich, ob diese syntaktische Erscheinung die Ursache der
grammatisch-lautlichen ist. Delitzsch nimmt an, es sei hier zwischen Nomen und Suffix
eine Postposition u eingetreten.
Zunächst ist der Ausdruck Pt)stposition im Semitischen sicher nicht glücklich ge-
wählt, aber das kann man ja, wenn man will, als äusserlich betrachten. Es kommt auf das
Factum an , ob , wenn das Nomen nach der bekannten Erscheinung , die man , oberflächlich
betrachtet, als Wegfall der Präposition (Pognon : chüte cVune preposition) bezeichnet — über
die eigentliche syntaktische Bedeutung des Vorgangs spreche ich unten im Commentar zu
-BiZ. — im Accusativus adverbialis steht, dann aus irgend, einem Grunde (Accentverlegung.
Anhängung einer EnkliticaM?) der Endvocal dieses Nomens lang wird resp. den Accent erhält,
woraus dann folgen würde, dass die durch die Doppelschreibung ausgedrückte Accentuirung
resp. Verlängerung des Vocals nicht auf Rechnung des Suffixes , sondern des adverbialen
Charakters des Nomens zu setzen wäre. Beweisend wäre dafür allein das Vorkommen von
Substantiven ohne Suffix in derselben synsaktischen Stellung im Satze. Li der That führt
Delitzsch dafür ein dreimal wiederholtes Beispiel an, nämlich lih-hu-u (für (ina) libbi) same
„im Himmel". Aber das scheint mir die Sache nicht zu sichern; ich glaube doch eher, dass
die Verstärkung in den anderen Fällen dem Pronomen suffixum zu verdanken ist. Es mag
ja immerhin auffallend erscheinen und könnte für Delitzsch sprechen, dass gerade in diesen
Fällen als Vocal vor dem Suffix regelmässig u erscheint, während man mindestens ebenso
wahrscheinlich a oder auch i zu erwarten hätte; aber solche Fälle finden sich auch da, wo
von einer „adverbialen Verwendung" des Nomens nicht die Rede ist: a-hu-su „sein Vater".
a-gu-Jca „Deine Krone"*). Auch wiegt dieses Bedenken wenig gegenüber folgenden Thatsachen:
a) Es gibt sichere Fälle, wo die besprochene Erscheinung eintritt, ohne dass von
einer solchen adverbialen Verwendung die Rede sein könnte, so die von Delitzsch ^) angeführten
Fälle ina hi-ri-in-ni „zwischen uns", kin-na-as-su gahhi „seine ganze Familie", Nu-ur-an-ni-ihi
„unser Licht ist Gott", Nabü-re-su-u-a „Nebo ist mein Helfer". Die Erklärung, dass in kinnassu
gabbi die Betonung und Accentverlegung „offenbar durch den Satzton beeinflusst sei", hat
1) Delitzsch, Grammatik a. a. 0.
2) Vgl. zu 4) Delitzsch. Grammatik § 80 sub e S. 220 f. mit § 74 sub 1. Anra. S. 200 f.
3) Delitzsch, GrammatU; § 74 S. 200.
4) Delitzsch, Grammatik § 53 d. Anni. S. 127 und jj 74, 1. Amii. S. 200.
1*
4 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
offenbar keinen anderen Grund und keine andere Stütze, als Delitzsch's Abneigung, den Ein-
fluss des Suffixes auf die Betonung der Schlusssilbe des Nomen regens zuzugestehen.
b) Dass das „enklitisch angehängte ma den Ton auf die unmittelbar vorausgehende
Silbe zieht", wobei dann entweder „ursprünglich kurze Vocale" kurz bleiben — „natürlich unter
gleichzeitiger, durch den Ton veranlasster Schärfung des m von ma — oder diese „Schärfung
des m durch Verlängerung des kurzen Vocals compensirt" wird, wird von Delitzsch ausdrück-
lich anerkannt. Nun fragen wir: was für ein Grund liegt vor, diese sachgemässe und unge-
zwungene Erklärung in den Fällen, wo nicht wm, sondern ein Pronomen, sei es am Verbum
({kJcHlassu)"^), sei es am Nomen: birinni, Mnnassu, nüranni suffigirt wird, zu verwerfen?
Delitzsch wird hier in seinem Urtheil offenbar von dem Bestreben, den Gedanken an eine Post-
position (S. 3) durchzuführen, beeinflusst. Wo, wie in diesem Falle, graminatisch und syntak-
tisch sehr verschieden geartete Gruppen äusserlich betrachtet genau dieselbe Erscheinung
aufweisen, hat man doch allen Grund, die Erklärung für diese Erscheinung auf dem Gebiete
der Sprachäusserung, der Aussprache und der Betonung zu suchen.
Ich muss desslialb vorerst an der Ansicht festhalten, dass die Verstärkung des Con-
sonanten (resp. die Verlängerung des Vocals , s. soeben) in all diesen Fällen lediglich durch
das Suffix hervorgebracht ist, dass wir es also hier, wie ich es früher einmal ausgedrückt
habe^), mit einer Art von assyrischem Dagesch forte conjunctivum zu thun haben.
Da somit die Pluralformen der Nomina mit Suffixen als Beweise für die Länge der
Pluralendung nicht in Betracht kommen können, so halte ich es, bis stricte Beweise, nament-
lich klare phonetische Schreibungen der betreffenden pluralischen Nominalformen ohne Suffix,
in genügender Anzahl vorliegen, für gerathen, den Vocal der Pluralendung nicht als lang
anzusehen.
Aber selbst, dass diese Pluralendung überhaupt mit e anzusetzen ist, und weiter, ob
wir hier überhaupt eine eigentliche Pluralendung und nicht vielmehr einen collectiven Gebrauch
des Singulars zu sehen haben, erscheint mir mit Ernst Müller*) noch sehr zweifelhaft. Denn
so sicher mir die Existenz eines durch Umlaut aus a entstandenen e im Assyrischen erwiesen
scheint (siehe Theil I , Capitel IV) , so sehr bedarf es meines Erachtens noch der Unter-
suchung, ob nicht das diesen Laut ausdrückende Zeichen ^j y ausserdem auch da, wo ein reiner
i-Laut vorlag, mit besonderer Vorliebe zur Bezeichnung der Vocallänge oder auch am Wort-
ende verwendet wurde.
Auch kann ich weder selbst finden , noch in Haupt's Ausführungen den Nachweis
entdecken , dass die vermuthliche Pluralendung e (e) durch Umlaut entstanden sei. Die —
früher wohl in Erwägung gezogene — Erklärung als Verkürzung aus der masculiuen
Pluralendung äni ist doch eine blose Hypothese, die zudem die Länge des Plural-e zur Vor-
aussetzung hat. Die Auffassung, dass der eigentliche Plural durch einen collectiven Gebrauch
des Singular verdrängt sei, wird um so weniger befremden, je mehr man sich davon über-
zeugt, dass die in den Keilinschriften uns überlieferte assyrisch-babylonische Sprache in Ein-
klang mit den historischen Schicksalen ihrer Träger bereits eine sehr lange Entwicklung
1) Grammatik § 53 sub d, S. 126.
2) A. a. 0., Paradigma C. S. 32 *.
3) In meinen Bemerkungen zum ersten Heft von S. A. Smith, Keilschrifttexte ÄsurbanipaVs,
ebenda Heft 2, S. 91.
4) In seinen ausgezeichneten Grammatischen Bemerkungen zu den Annalcn ÄsurnasirpaVs ZA. I,
S. 349 ff. Dort wird auch (S. 364) das in seiner Vereinzelung für einen Beweis nicht genügende Beispiel
*^XX I ^'*'*"^^It hervorgehoben.
^
I
Vorbemerkunff. 5
durchgemacht hat^) und, was den Lautbestand anlangt, an Alterthümlichkeit und Ursprüng-
lichkeit z. B. nicht mit dem sogenannten Altarabischen verglichen werden kann, obgleich
dessen nähere Kenntniss für uns erst mit der Zeit ca. ein Jahrtausend nach dem Untergang
des babylonischen Reiches beginnt.
Wenn also in der vorliegenden Arbeit die „Pluralendujig" durchweg mit e umschrieben
wird, so geschieht das lediglich der Deutlichkeit wegen, um Genitivus singularis und Nomi-
nativus pluralis durch ein äusseres Merkmal zu unterscheiden.
Schliesslich sei betreffs der Deuteideogramme noch bemerkt, dass ich mich hier,
wo es sich um Transscription von Documenten handelt , deren keilinschriftlicher Grundtext
beigegeben ist, dem Verfahren anscliliesse, welches in der von Eb. Schrader herausgegebenen
keilinschrifüiclien Sihliothek^) eingeschlagen wird. Diese Deuteideogramme werden nur dann
zum Ausdruck gebracht , wenn dieses aus irgend welchen Gründen , z. B. im Falle eines
möglichen Missverständnisses, geboten erscheint^). Dasselbe gilt von der der Deutlichkeit wegen
bequemen Unterscheidung des „Gottes- und Stadtnamens Asur" von dem , Landes- und Reichs-
namens Ä.^sur'^, für deren Durchführung bei den Assyrern sich mancherlei anführen lässt, wenn
sie auch keineswegs als gesichert betrachtet werden kann. —
Ergänzungen sind in eckige Klammern geschlossen. In der sumerischen Fassung der
Bilinguis ist ausserdem die bei einigen Wörtern der gewöhnlichen Wortform beigefügte „neu-
sumerische"*) Transcription oder eine sonstige Variante der Lesung in dieser Weise bezeichnet.
1) Siehe Wright, Arahic Grammar p. IX, Lehmann, Dissertation p. 52, Thesis V; ZA IE, 384 f.
Bezold, Wiener Congress- Verhandlungen S. 77 u.
2) S. dort Band I, S. VI.
3) Hiervon ist ausgenommen die Bilingwis Samasmmukin's.
4) S. o. Theil I, Cap. IV bei der ,Dialectfrage'.
Zweiter Theil. erster Abschnitt.
Die zweisprachige Inschrift.
A) Sumerisclie Fassung.
1. -+ ::y -<^ ^ -yy.^ ^y lugai ^y ^yyy.^
Samassuinukin, König mächtiger,
2. lugal Äm-na-nu{-ki) lugal Kä-dingir-ra{-ld)
König von Amnanu, König von Babylon,
3. {i)a-tuk sa{g, [&]) -kus-sä-e
Kraft-habend, (dessen) Herz ruhig (ist).
4. siha dimmer Il-lü-l{al) se-ga dimmer Utu dimmer \y^^^\-hi-da
der Hirt des Gottes lUil, der Erhörte des Gottes Utu und des Gottes Marduk,
5. lugal Ki-in-gi ^E^^-(ki-)ra me-en
König von Kingi und Ur(?)-ra bin ich.
6. Ki SIG.ALAM ama mug-mu
(Derjenige, auf welchen an dem) Ort, (wo für mich) als Sprössling der Mutter, mich gebärend,
nam-en-na lu-lu
(zur) Beherrschung der Menschen
7. UKU.GAL dimmer-e-ne dimmer A-rü-ii-a
die Königin der Götter, die Göttin Arua
8. mu dug-ga ge-en-sä-a
einen guten Namen gerufen hatte,
9. tiku hir-bir-ra a-ha-ab-id-nl giü-li-es
die Völker, die zerstreuten, auf dass er versammelte, freudig
10. hi-in-gi Urra{?){-M)-Md dim-me-er gal-gal \fvid-^vtd'\-e-ne
(im) Lande Akkad die Götter die grossen
11. i-de- mu-un- si-in- har-am, me-en.
das Auge sie es richteten, (der) bin ich.
12. Kus-hi di-*^{??)-ib-hi Jci-du-du ga-lam-ma-bi
Ihre Gebote wiederherzustellen (und) die Satzungen, die vernichteten,
13. ul-li-es gu-mu-un-sä-a-hi-ge-am
frohlockend sie beriefen ihn;
14. {li)lcir Bdl-hi-ki Tin-dir-ki-ta zag-hi gut ge-en-ma-mä
aus As.sur nach Babylon mit ihm freudig zog
15. lugal dimmer-e-ne dimmer A-*^t^\\\>~-\-ri-Tiid
der König der Götter, der Gott
Bilinguis Samassumukin'H Z. 1 — 15.
Die zweisprachige Inschrift.
B) Neubabylonische Fassung.
1. Sams{u)-sum(u)-uMn sarrii dan-nu
Samassumukin, der mächtige König,
2. sar Äm-na-mi, sar Ba-hi-lu
König von Amnanu, König von Babylon,
3. li-e-um mu-un-dal-hu
der Starke, Besonnene,
V
4. ri-e-um mi-gir (ili) Bei (;ili) Samsi
der Hirte, der Günstling des Bei, des Samas
5. u (ili) Marduh sar mäti Su-me-ri u Äk-ka-di-i a-na-ku.
und des Marduk, König des Landes der Sumerier und der Akkadier bin ich.
6. Ä-sar nah-ni-it uni-mi a-lit-ti-ia
(Dahin,) wo als (noch ungeborenen) Sprössling der Mutter, die mich gebar,
7. a-na e-nu-ut ntse su-mi ta-bi-is
zur Beherrschung der Menschen meinen Namen unter günstigen Vorzeichen
8. lu-u ta-am-bi sar-rat iläni (iltii) E-ru-u-a
verkündete die Königin der Götter Erua
9. a-na pu-uh-hur nise sap-ha-a-ti
(und wo) zu versammeln die zerstreuten Bewohner
10. sa mät Ak-ka-di-i iläni rabüti
des Landes Akkad die grossen Götter
IL ha-dis lu-u ip-pal-su-in-ni-ma
freudig mich ausersehen hatten
12. a-na sid-lum parsi u ki-du-di-e ma-m-tu
(und wohin) zur Wiederherstellung der Gebote und Satzungen, die in Vergessenheit ge-
13. ul-si-is lu-u im-bu-in-ni-ma [rathen waren,
frohlockend sie mich beriefen,
14. ul-tu ki-rib Bal-[be-]hi a-na su-bat ba-la-tu
(dahin) aus Assur nach dem Sitz des Lebens
15. it-ti-ia ha-dis lu-u ^i-i-ra sar iläni (ilu) A-sa-ri
mit mir freudig zog der König der Götter Asari.
8 Zweiter Theil, Erster Abschnitt.
16. Uniun gii-la nr-sag\^gnd\ dimmer *^t^\(,^>-] ^^^ 4^
Der Herr, der grosse, der Held, der Gott Marduk
17. E-sag-üa e-gal an-ki-a bara{g)-a-ni
in Esagil dem Palast von Himmel und Erde seinen Sitz
18. el-la zi-ih-hi-da-as gu-mu-un-ni-in -ri
den glänzenden günstig er ihn einnahm;
19. dim-me-ir gal-gal [Hml-^vtd]-e-ne bara M-dur-hi
der Götter, der grossen, (welche) auf den bara{g) ihre Sitze (haben),
20. zag-tU-la e-lmr-ra
in sämmtlichen Tempeln
21. me Tiol-kal su sig{?)-ga-e-ne kus-hi sug-ga-e-ne
Gebote, die kostbaren, ihre Satzungen, die werthvoUen,
22. ki-bi-ku ge-en-gi-gi
an ihren Ort brachte er zurück.
23. Ud-bi-a bad BAR.UL.RU.SA.A.
Um jene Zeit die Feste
24. bad UD.KIB.NUN.KI. (mu)lu kur-ra
die Burg von Sippar, welche der Feinde
25. "C*^^ \J^^-e-ne in-sig-ga diri{g)-[gd]
Angriffe geschwächt, zerstört hatten,
26. [n{]n{'^)-ri-ga{?)-bi ge-si-in -gub-bi-en
ihren Verfall (ihn) richtete er auf,
27. nin-sig-ga-bi HPhI >^U]^-ge-a-am
ihre Schwäche machte er zu Kraft,
28. sag-bi sagar-ta liar-sag-dim
ihr Haupt aus dem Staube berg-gleich
29. ge-ni-ib -il
(es) richtete er auf.
30. E-ne-ra iir-sag dun dimmer Ut{n)
Für (alle) Zeit(?) der Held, der erhabene Gott Utu
31. e-gi-a-bi-da-kid nin-ag-ag-da-mu
mit seiner Braut (auf) meine Thaten
32. gul-li-es sag-sag ide- ba-ra-es-am
freudig huldvoll(?) das Auge richte,
33. me-e-mu >-^ t^] '-<^ »^ "^TTÄ ""^T
für micli(?), Samassumukin,
34. ni bid en-zi-en
den demüthigen, verehrend. Euch
35. du-du-ne-ne sag-ga-mu
ihre Worte (?) (seien) meine Gnade.
Bilin''uJH Snmasmmukin'H Z. 16 — 35.
'r>
16. Be-lum ra-hu-u kar-ra-du (ilu) Marduh
Der grosse Herr, der Held, Marduk,
17. ina Esag{g)il{a) e-lidl same-e u ir-si-ti
in Esaggil, dem Palast Himmels und der Erde,
18. su-hat-su . el-li-ti ta-his lu-u ir-mi
seinen Sitz den glänzenden (unter) günstigen (Auspicien) nahm er ein,
19. sa iläni rahüti a-si-ib pa-ra-ak-ka
der grossen Götter, (die da) thronen auf den (heiligen) Sitzen
20. sa gi-im-ri e-kur-ra
sämmtlicher Tempel,
21. par-si-su-nu su-ku-ru-tu hüi^yiu-du-su-nu
Gesetzes(täfeln), die kostbaren, (und) Satzungen,
22. nu'us-su-ku-tu a-na as-ri-su-nu lu-u u-tir
die werthvollen, an ihren Ort brachte er(?) zurück.
23. I-nu-su düru BAR.UL.RU.SA.A.
Um jene Zeit an
24. du-u-ru Si-ip-par sa ina e-sa-a-ti nak-ri
der Burg von Sippar, welche im Ansturm der Feinde
25. i-ni-su i-ku-bu
geschwächt (und) eingestürzt war,
26. mi-M-it-ta-su lu-u us-siz
was verfallen war, richtete ich auf,
27. en-su-us-su lu-u u-dan-ni-in
was schwach war, kräftigte ich,
28. ri-si-su ki-nia sa-di-i
ihre Spitze wie einen Berg
29. i-na e-pi-ri lu-u ul-li
aus dem Staube Hess ich erstehen.
V
30. Ä-na [^salt-ti kar-ra-du id-lu {ilu) Samsit
Für alle Zeit, o Held, erhabener Samas,
31. u (iltu) fy ly kal-la-ti ip-se-ti-ia
und Du, 0 jy jy, seine Braut, meine Werke,
32. dam-ka-a-ti ha-dis ljiap-]li-sa-ma
die ergebenen, freudig blicke an und
V
33. sa ia-a-ti Sams{u)-sum(u)-ukm
V
für mich, Samassumukin,
34. as-ri pa-lih-ku-nu
den demüthigen, der Euch verehrt,
35. at-ma-a du-um-Jci-ia
sprich aus Gnade!
Leb mann, Samassumukin, IT.
10 Zweiter Theil, erster Abschnitt
Die Stelen-Inschrift S^
(Siehe Theil I, S. 22 f. sub 2. Originaltext auf Tafel V— VII.)
1. A-na-ku
V
2. [Sa]ms(u)-sum(u)-ukin sarru [dan-nu]
3. [sar] Babili sar "^'^^ Sumeri u Akka[di]
4. [issak]ku si-ru re'u ki-nu pa-lih bei [beläni]
5. [sa] ina pali-su bei iläni Marduk sa-lim [ir-su-u]
6. ina ri-sa-a-te a-na Babili i-ru-um-[ma]
7. ina E-sag-il(a) sa da-rat su-bat-su ir-[me]
8. sat-tuk-ki E-sag-gil iläni ™^* Sumeri u Akkadi u-kin-[nu]
9. [abi]l Asur-ah-iddin sarru rabü sarru dan-nu sar kissati, sar Assur
10. sar ™^* Sumeri u Akkadi, bin-bin Sin-ahe-irbä sar Assur
11. liplipi Sar-kinu sar Assur sar ™** Sumeri u Akkadi
12. ta-lim Asur-ban-abli sar kissati sar Assur sar kib-rat irbit-ti
13. läna E-zi-da sa pali-e sarri malj-ri
14. la-ba-ris il-lik-ma i-ni-si tim-rae-en-su
15. i-na pali-e-a an-hu-us-su ud-dis-ma
16. u-za-ak-ki-ir hur-sa-nis.
17. Man-nu ina sarräni ar-ku-tu able-e-a
18. sa elam-ma u-ma—a-ru mäta
19. sa-lam-a li-mur-ma samnu lip-su-us
20. ni-ka-a lik-ki sum-a it-ti sumi-su
21. lis-tur-ma ip-se-ti-ia lit-ta- -id
22. Na-bi-um dup-sar E-sag-gil
23. u-me baläti-su arküti ina dup-pi lis-tur
24. si-mat la-ba-ri li-sim si-mat-su
25. ina ma-liar Marduk sar iläni ^- damikta-su
^ V
26. lit-tas-kar ka-aia-an. Sa su-me sat-ru
27. u sum ta-lim-ia ina si-pir ni-kil-tu
28. i-pa-as-si-tu-ma sa-lam-a u-salj-hu-u
29. lu-u a-sar-su u-nak-ka-ru-ma
30. it-ti sa-lam-i-su la i-sak-ka-nu
31. [Nabu] bei si-ru ag-gis lik-kil-me-su-ma
32. [sum-su zejr-su pi-ir-i-su na-an-na-a[b-su]
33. [ina pi nise di-sa-a]-ti li-lial-lik-[ma]
34. [ai ir-si]-su ri-[e-mu].
Die Stelen-Inschrift S^ Z. 1—34. 11
Die Stelen-Inschrift S^
(Siehe Theil I, S. 22 f. sub. 2. Originaltext auf Tafel V— VU.)
1. Ich,
V
2. Samassnmukin, der mächtige König, der
3. König von Babylon, König des Landes der Sumerier und Akkadier,
4. der erhabene Oberpriester, der treue Hirte, der Verehrer des Herrn der Herren,
5. dem während seiner Regierung der Herr der Götter, Marduk, Gnade erwies,
6. indem er unter Frohlocken in Babylon einzog und
7. in Esagil auf ewig seinen Sitz einnahm,
8. die regelmässigen Opfer von Esagil für die Götter Babyloniens (wieder) herstellte,
9. Sohn Asurahiddin's, des grossen Königs, des Königs der Völkerschaar, König von Assur,
10. Königs des Landes der Sumerier und Akkadier, Enkel Sinaherba's, Königs von Assur,
11. Urenkel Sargon's, Königs von Assur, König des Landes der Sumerier und Akk£.dier,
12. Stiefbruder Asurbanabals, Königs der Völkerschaar, Königs von Assur, Königs der vier
Weltgegenden,
13. habe das Gemäuer von Ezida, welches während der Regierung eines früheren Königs
14. baufällig geworden war und dessen Grundlagen schwankten,
15. unter meiner Regierung erneuert und
16. seinem oberen Theil das Ansehen einer bewaldeten Höhe gegeben.
17. Wer unter den späteren Königen, meinen Söhnen,
18. der zur Herrschaft erhoben wird (?) und das Land beherrscht,
19. mein Bildniss findet, es mit Oel salbt,
20. ein Opferlamm schlachtet, meinen Namen neben den seinen
21. schreibt und meine Thaten (preisend) erhebt,
22. dessen Lebenstage möge Nebo, der Tafelschreiber von Esagil,
23. zu langer Dauer auf seiner Tafel vormerken,
24. ihm ein hohes Alter zum Geschick bestimmen,
25. und vor Marduk, dem König der Götter, gnädige
26. Fürsprache (für ihn) halten immerdar ! Wer aber meine Namensschrift
27. und den Namen meines ebenbürtigen Bruders in boshafter Absicht
28. zerstört, mein Bildniss zertrümmert
29. oder seinen Standort verändert,
30. es nicht neben seinem Bildniss stehen lässt,
31. den möge Nebo, der erhabene Herr, zornig anschauen,
32. seinen Namen, seinen Samen, seine Sprösslinge, seine Nachkommenschaft
33. aus dem Gedächtniss der reich gesegneten Menschen ausrotten
34. und ihm keine Gnade gewähren!
12 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
Die Cylinder-Inschrift LI
(S. Theil I, S. 24. Originaltext: Tafel VIII— X.)
1 si-ik iläni sa-ku-u rau-tal-lura
2 sa-nik mit-hur-ti mu-du-u ka-la-mu
3 par-si sa gu-um-mu-ru te-ri-e-te
4 atP^-su sur-ru-ha-at ki-bit-su
5 bi la i-lam-nia-du iläni aia-um-ma
6 na(?)-su-u e-ni na-su-u zik-ri ma-al-ku
7 kussi u pale mu-ki-in-nu sari'u-u-ti
8 a-na .... me(?)u-um i-sar-ra-ku da-na-nu u li-[i-]ti
9 ti(?) A-rü sar-rat i-lat be-li-e-ti
10. a-si-ib E[-zi-da sa ki-rib Bar-(?)]zip ma-iias(?) ra-si(?)-pu beli rabü beli-ia
11. a-na-ku Sams(u)-sum(u)-ukin sarru dan-nu sar Babili sar ™^' Su-me-ri u Akkadi
12. sakkanak u-ti pa-lih bei beläni
13 t[e]"U as-rat iläni rabüti
14. mu-se-si-[ib Babili e-pis] E-sag-il za-nin E-zida
15. sa i-na [pali-su b]el iläni Marduk sa-li-mu ir-su-u
16. i-na ri-sa-a-tu [a-na] Babili i-ru-um-ma i-na E-sag-il sa da-rat su-bat-su ir-me
17. sat-tuk-ki E-sag-il iläni ™'** Sumeri u Akkadi u-kin-nu
18. abli Asur-ah-iddi(n)-na sarru dan-nu sar kissati sar As-sur
19. sakkanak Babili sar ™^' Su-me-ri u Ak-ka-di-i
20. ta-li-mu Asur-ba-a-ni-abli sarru rabü sarru dan-nu sar kissati sar As-sur
21. bin-bin Sin-ahe-irbä sarru rabü sarru dan-nu sar kissati sar As-sur
22. liplipu Sar-kinu sarru rabü sarru dan-nu sar kissati sar As-sur
23. zer sarru-u-ti da-ru-u sa Bel-ba-ni abli A-da-si pir u Assur
24. a-na balät napsäti arküt ume sa-lam zeri kün pale sa-kap näkire
25. sa Asur-ba-a-ni-abli sar As-sur ahi ta-li-mi-ia u ia-a-ti
26. [a-na] balät napsäti-ia arküt u-rae-ia sa-lam zeri-ia kün pale-ia la basi(?)-e mursi(?)-ia
V
27. . . ru a-ha-mis bit MI-NAM-AB-UL-MES E-zi-da es-sis u-se-pis-ma u-zak-kir hur-sa-nis
28 [rubü] arku-u sa ina pali-e-su si-pir su-a-tu in-na-lju i-kas-su-u ni-bit-tu
29. [an-hu-us-su lu-]ud-di-is su-me it-ti sumi-su lis-tur mu-sar-u-a li-mur-ma
30. [samnu lip-su-us] nike lik-ki it-ti mu-sar-e-su lis-ku-un ik-ri-bi-su Na-bi-um i-sim-me
31. [sa su-me sat-ru u sum ta]-li-mi-ia i-na si-pir ni-kil-ti i-pa-as-si-tu
32. [mu-sar-u-a i-ab-ba-tu lu a]-sar-su u-nak-ka-ru-ma it-ti mu-sar-e-su la i-sak-ka-nu
33. [Na-bi-um bei si-ru ag-gi]s lik-kil-mi-su-ma sum-su zer-su ina mätäti li-hal-lik.
Die Cylinder-Inschrift L» Z. 1—33. 13
Die Cylinder-Inschrift L\
(S. Theil I, S. 24, Originaltext: Tafel VIII— X.j
1 der Götter, der Erhabene,
2 der Alles (?) weiss,
3 Gesetze, sämmtlicher Orakel,
4 dessen Gebot mächtig ist,
5 nicht lernen (?) die Götter jemals,
6 der Augen und Gedanken (?) (zu sich?) erhebt, der Fürst,
7 des Throns und der Herrschaft, der rechtmässiges Königthum verleiht,
8 zum der Tage, spendet Macht und Kraft,
9 die Göttin Aru, die Königin der Beltis-Göttinnen ;
10. welcher in Ezida zu Borsippa wohnt, . . der Vernichter (?), der grosse Herr, mein Herr,
11. ich, Samassumukin, der mächtige König, der König von Babylon, der König des Landes
der Sumerier und Akkadier,
12. der Statthalter (?) der da fürchtet den Herrn der Herren,
13 [der aufsjucbt die Stätten der grossen Götter,
14. der Babel wieder besiedelte, der Erbauer von Esagil, der Nährherr von Ezida,
15. welchem während seiner Regierung der Herr der Götter, Marduk, Gnade erwies (und)
16. unter Frohlocken in Babylon (wieder) einzog und in Esagil für ewig seinen Wohnsitz gründete
17. und die Opfer in Esagil für die Götter des Landes der Sumerier und Akkadier wieder
einsetzte,
18. Sohn Asarhaddons, des mächtigen Königs, des Königs der Völkerschaar, des Königs von Assur,
19. des Statthalters von Babylon, des Königs des Landes der Sumerier und Akkadier; —
20. ebenbürtiger Bruder des Asurbanabal, des grossen Königs, des mächtigen Königs, des
Königs der Völkerschaar, des Königs von Assur;
21. Enkel Sanherib's, des grossen Königs, des mächtigen Königs, des Königs der Völkerschaar;
22. Urenkel Sargon's, des grossen Königs, des mächtigen Königs, des Königs von Assur;
23. später Erbe des Königthums Belbani's, des Sohns Adasi's, des Sprösslings von Assur,
24. habe für das Leben der Seele, die Länge der Tage, das Heil der Nachkommenschaft, den
Bestand der Herrschaft, die Vernichtung der Feinde
25. des Asurbanabal, Königs von Assur, meines ebenbürtigen Bruders und
26. für das Leben meiner Seele, die Länge meiner Tage, das Heil meiner Nachkommenschaft,
den Bestand meiner Herrschaft und das Fernbleiben (m)einer Erkrankung (?)
27 gemeinsam (?), das Heiligthum MLNAM.AB.UL.MES :u(?) Ezida neu
erbaut und seiner Bedachung das Ansehen einer Waldpflanzung gegeben,
28 [wenn?] ein späterer Fürst, in dessen Regierungszeit dieser Bau hinfällig und
die Aufschrift unleserlich (?) wird,
29. die verfallenen Theile erneuert , meinen Namen neben den seinen schreiben lässt . meine
Inschrift aufsucht,
30. mit Oel salbt, Opfer (darüber) bringt und sie neben seine Inschrift legen lässt, so ^vird
dessen Gebete Nebo erhören.
31. Wer dagegen meine Namensschrift und die meines Bruders in boshafter Absicht vertilgt,
32. meine Inschrift zerstört, ihren Standort verändert, statt sie neben seiner Inschrift liegen
zu lassen,
33. den möge Nebo, der erhabene Herr, zornig anblicken und seineu Namen und seinen Samen
von der Erde vertilgen!
14 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
Die Stelen-Inschrift S*.
(S. Theil I, S. 25 sub 7. Originaltext: Tafel XVII -XXII. — Vgl. den Lichtdruck auf dem Titelblatt.)
1. A-na-ku
2. Asur-ban-abal
3. sarru rabü sarru dan-nii
4. sar kissati sar Assur
5. sar kib-rat irbit-ti
6. sar sarräni rubü la sa-na-an
7. sa ina a-mat Asur Samsi
8. u Marduk
9. ul-tu tam-dim
10. e-lit a-di tam-dim
11. sap-lit i-be-lu-ma
12. gi-mir ma-lik u-sak-nis
13. se-pu-us-su za-nin E-sag-il(a)
14. e-kal iläni sa ki-ma si-tir bu-ru-mu
15. u-nara-rair ri(?)-sa-su
16. u sa es-ri-e-te ka-li-si-na
17. hi-bil-ta-si-na u-sal-lim
18. e-li kul-lat ma-lja-zi u-kin sulülu (?)
19. sa ip-se-tu-su eli kal iläni täbä e-li
20. sal-mat kakkadu du-us-su-pat re'-us-su
21. abil Asur-aha-iddi(n)-na sarru rabü
22. sarru dan-nu sar kissati, sar Assur sakkanak Babilu
V
23. sar ™'** Su-me-ri u Akkadi mu-se-sib Babili
24. e-pis E-sag-il(a) mu-ud-dis
25. es-ri-e-te kul-lat raa-lja-zu
26. sa ina ki-rib-si-na is-tak-kan
27. si-ma-a-ti
28. u sat-tuk-ki-si-na bat-lu-tu u-ki-nu
29. par-si k[i-d]u-di-e
30. ki-ma la-bi-rim-[nia]
31. u-tir-[ru]
32. a-na as-[ri-su-un]
33. bin-bin Sin-[alje-irbä]
34. sarru rabü sarru dan-[nu]
35. sar kissati sar As[sur]
36. a-na-ku-ma bei [rabü]
37. Marduk sa ina pal[i-e]
38. sarri mah-[ri]
39. ina ma-ljar abi ba-ni-[i-su]
40. u-si-bu ina ki-[rib]
41. Assur ina u-[me]
42. paliria ina ri-sa-t[i]
Die Steleninschrift S^ Z. 1—42. 15
Die Stelen-Inschrift S^
(S. Theil I, S. 25 sub 7. Originaltext: Tafel XVII-XXII. — Vgl. den Lichtdruck auf dem Titelblatt.)
1. Ich bin
2. Asurbanbal,
3. der grosse König, der mächtige König,
4. der König der Völkerschaar, König von Assur,
5. König der vier Weltgegenden,
6. der König der Könige, der Fürst ohne Gleichen,
7. der nach dem Geheiss Assur's, des Samas
8. und des Marduk
9. vom oberen
10. Meere zum unteren
11. Meere herrscht und
12. die Gesammtheit der König unter seinen Fuss
13. gebeugt hat; der Esagil versorgt,
14. den Palast der Götter, dessen Spitze er
15. wie die Zeichnung (?) des Sternenhimmels (?) erglänzen liess,
16. und der an allen Tempeln
17. die Schäden wiederherstellen liess,
18. über alle Städte schützend waltet,
19. dessen Verhalten allen Göttern wohlgefällig,
20. dessen Herrschaft über die schwarzhäuptigen Menschen milde ist;
21. der Sohn Asarhaddon's, des grossen Königs,
22. des mächtigen Königs, des Königs der Völkerschaar, des Königs von Assur, des Statt-
halters (?) von Babylon,
23. des Königs vom Lande der Sumerier und Akkadier, des Neubesiedlers von Babylon,
24. des Erbauers von Esagil, der erneuert hat
25. die Tempel aller Städte,
26. in welchen er niedergelegt hat
27. Weihgeschenke
28. und deren in Abgang gerathene Opfer er wiederherstellte,
29. (wie er auch) die Gesetzes(tafeln) und Vorschriften
30. gleichwie früher
31. zurückbrachte
32. an ihre Plätze;
33. Enkel Sanherib's,
34. des grossen Königs, des mächtigen Königs,
35. des Königs der Völkerschaar, Königs von Assur,
36. (ja, der) bin ich. Der grosse Herr
37. Marduk, welcher während der Regierung
38. eines früheren Königs
39. bei dem Vater, der ihn erzeugt,
40. sich niedergelassen hatte in
41. Assur, zog in den Tagen
42. meiner Herrschaft unter Frohlocken
IG Zweiter Theil, erster Abschnitt.
43. a-na Babili
44. i-ru-um-ma
45. sat-tuk-[ki]
46. E-sa2f-il
47. u ilani Babili
48. u-kin ki-din-nu-tu
49. Babili ak-sur
50. as-su [dan]-nu a-na
51. ensi l[a li]a-ba-lu,
V ^
52. Saiiis(u)-sum(n)-ukin
53. aha ta-li-me
54. a-na sarru-u-tu
55. Ba[bili a]p-kid
56. u si-pir E-sag-ila
57. sa za-ru-u-a la u-ka-at-tu-u
58. a-na-ku u-sak-lil gussure
59. er-nu u sur-man si-ru-ut tar-bi-ti
60. Ha-ma-nu u Lab-na-nu e-li-su
61. u-sat-ri-si daläti urkarinnu raus-su[k]-kan
02. burasu er-nu u-se-pis-ma u-ra[t-t]a-a
63. bäbäti-su u-na-a-te huräsu kaspu sipparu
64. parzillu ise u abnä-ni(?)-ma u-kin
65. ki-rib-su. In[a u]-me-su-ma E-kar-za-gin-na
66. bit [E-a] sa ki-rib E-sag-ila es-sis
67. u-se-pis. E-a sar apsi si-pir
68. su-a-ti [ha-dis] lippalis-ma ia-a-ti [Asur-ban]-abli
69. sar Ass[ur rubü] pa-lih-su a-mat ^damikti-ia lis-sa-kin
70. sap-tus-[su] balät u-me rüküti se-bi-e lit-[tu-t]u
71. tu-ub seri u hu-ud lib-bi li-sim si-ma-ti
72. isid kussi sarru-u-ti-ia ki-ma sadi-i
73. li-[sar-sidl it-ti same u irsi-tim
'• V ■
74. lu-kin pa[lu-u]-a u sa Sanis(u)-sum(u)-[ukm]
75. sarri Babili ahi ta-lim-ia u-me-su
76. li-ri-ku lis-bi bu-'-a-ri. Ma-[ti]-ma
77. ina ah-rat u-me rubü ar-ku-u sa [ina u-rae pa]li-su
78. si-pir su-a-ti in-na-hu an-hu-us-su
79. [lu-u]d-dis sa-lam sarru-u-ti-ia li-mur-ma
80. [saranu lip]-su-us nike likki it-ti
81. [sa-lam -i(?)] -SU lis-kun ik-ri-bi-su
82. E-a i-sim-me sa su-me sat-ru
83. [i-pa-as-si]-tu sa-lam sarru-u-ti-[ia]
84. [i-ab-ba-]tu
85. [lu]-u [a]-sar-su
86. [u-na]k-k[a-ru]
87. [it]-ti sa-[lam-su]
88. la i-sak-[kan]
89. E-a belu
Die Steleninschrift S^ Z. 43—89. 17
43. in Bal)ylon
44. wieder ein;
45. die Opferleistungen
46. für Esagil
47. und für die Götter von Babylon
48. richtete ich(?) wieder ein und knüpfte (?) das L^nterthanenverhältnisä(?j
49. Babylon's wieder fester.
50. Auf dass der Mächtige dem
51. Schwachen nicht schade,
V
52. setzte ich den Samassuraukin,
53. meinen ebenbürtigen Bruder,
54. zum König
55. über Babylon ein,
56. und den Bau von Esagil,
57. welchen mein Erzeuger nicht vollendet hatte,
58. führte ich zu Ende: mit Balken
59. aus Cedern und Cypressen von erhabenem Wüchse (?)
60. vom Amanus- und Libanongebirge
61. deckte ich ihn, mit Thürflügeln aus Buxbaum-(V), Palmen-,
62. Cypressen-, Cedernholz liess ich fertigen und errichten
63. seine Thore, Geräthe aus Gold, Silber, Kupfer,
64. Eisen, Holz, Gestein stellte
65. ich hinein. Um jene Zeit liess ich Ekarzaginna,
66. das Heiligthum des Ea in Esagil,
67. neu erbauen. Ea, der Herr des Oceans, möge diesen
68. Bau freudig anschauen, und für mich, Asurbanabal,
69. den König von Assur, den Fürsten, der ihn verehrt, möge ein Gnadengeheiss erfunden
werden
70. auf seiner Lippe; langes Leben, reichliche Nachkommenschaft,
71. körperliches und geistiges Wohlergehen möge er mir zum Geschick bestimmen,
72. die Grundlage meines königlichen Thrones wie ein Gebirge
73. fest gründen und meiner Dynastie
74. die Dauer von Himmel und Erde verleihen, und des Samassumukin,
75. Königs von Babylonien, meines ebenbürtigen Bruders Lebeustagen
76. verleihe er lange Dauer und gebe ihm reichliche Nachkommenschaft! Für (alle) Zukunft,
77. für das Ende der Tage: wenn ein späterer Fürst, in dessen Regierungstagen
78. dieser Bau in Verfall geräth, was daran verfallen,
79. erneuern, nach dem Bilde meiner Majestät suchen,
80. es mit Oel salben, Opfer (darüber) bringen
81. und ihm seinen Platz neben dem eigenen Bildniss anweisen wird, so wird dessen Gebete
82. Ea erhören. Wer dagegen meine Namensschrift
83. auslöscht, mein königliches Bild
84. zerstört
85. oder seinen Standort
86. verändert,
87. ihm neben dem eigenen Bildniss
88. keine Stelle anweist,
89. den möge Ea, der erhabene
Lehmann, Samassumukin, II. 3
18 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
90. si-i-ru
91. ag-gi-is
92. lik-kil-me-su-nia
93. kussi saiTU-ti-su
94. li-sa-bal-kit-ma
95. li-di-ir
96. be-lut-su sum-sa
97. zer-su ina mätäti
98. li-bal-lik-ma
99. ai ir-si-su
100. ri-e-mu.
Die Cylinder-Inschrift L'^.
(S. Theil I, S. 26 f. sub 9 a— d. — Originaltexte Tafel XXV— XXVII.)
1. Asur-ban-abli sarru rabü sarru dan-nu sar kissati sar Assur sar kib-rat irbit-ti
2. sar sarräni rubü la sa-na-an sa ina a-mat iläni ti-ik-li-su ul-tu tara-dim e-lit
3. a-di tam-dim sap-lit i-be-lu-ma gi-mir ma-lik u-sak-nis se-pu-us-su
4. abil Asur-ali-iddi(n)-na sarru rabü sarru dan-nu sar Assur sakkanak Babili
V
5. sar '"^'^ Sumeri u Akkadi mu-se-sib Babili e-pis E-sag-ila
6. mu-ud-dis es-ri-e-ti kul-lat ma-lja-zi sa ina ki-rib-si-na is-tak-kan si-ma-ti
7. u sat-tuk-ki-si-na bat-lu-tu u-ki-nu binbin Sin-ahe-irbä sarru rabü
8. sarru dan-nu sar kissati sar Assur a-na-ku-ma ina pali-e-a belu rabü Marduk ina
ri-sa-a-ti
9. a-na Babili i-ru-um-ma ina E-sag-ila sa da-ra-ti su-bat-su ir-me
10. sat-tuk-ki E-sag-ila u iläni Babili u-kin ki-din-nu-tu Babili
V
11. ak-sur as-su dan-nu a-na ensi la ha-ba-li San]s(u)-sum(u)-ukin aha ta-li-me
12. a-na sarru-u-tu Babili ap-kid u si-pir E-sag-ila la ka-ta-a
13. u-sak-lil ina kaspi huräsi ni-sik-ti abni E-sag-ila az-nun-ma
14. ki-ma si-tir bu-ru-mu u-nam-mir E-ku-a u sa es-ri-e-ti ka-li-si-na
15. Iji-bil-ta-si-na u-sal-lira e-li kul-lat ma-ha-zi u-sat-ri-si sululum(?).
16. Ina u-rae-su-ma E-(bab-)bar-ra ki-rib Sippar bit Samsi beli rabi beli-ia sa la-ba-ris
17. il-lik-u-nia i-ku-bu in-nab-tu as-ra-ti-su as-te- ina si-pir ili [SEG]
_ V
18. es-sis u-se-pis-ma ki-ma sadi-i ri-e-si-i-su ulli. A-na sat-ti [Sams(u)]
Die Steleninschrift S» Z. 90—100. — Die Cylindeiinschrift L2 Z. 1—18. 19
90. Herr,
91. zornig
92. anblicken,
93. seinen Königsthron
94. umstürzen und
95. in Bedrängniss bringen
96. seine Herrschaft, ihn selbst
97. und seine Nachkommen aus den Landen
98. ausrotten
99. und ihm keine Gnade
100. gewähren!
Die Cylinder-Inschrift L-.
(S. Theil I S. 25 f. sub 9 a— d. — Originaltexte Tafel XXV— XXVII.)
1. Asurbanabal, der grosse König, der mächtige König, König der Völkerschaar, König der
vier Weltgegenden,
2. der König der Könige, der Fürst ohne Gleichen, der nach dem Geheiss der Götter, die
ihn beschützen, vom oberen Meere
3. bis zum unteren Meere herrscht und alle Könige unter seinen Fuss gebeugt hat;
4. Sohn Asarhaddon's, des grossen Königs, des mächtigen Königs, des Königs von Assur, des
Oberpriesters von Babylon,
5. des Königs von Sumer und Akkad, der Babylon wieder besiedelt, Esagil erbaut,
6. die Tempel in allen Städten erneuert und in denselben Weihgeschenke niedergelegt hat
7. und ihre in Vergessenheit geratheneii Opferleistungen wieder eingerichtet hat; Enkel San-
herib's, des grossen Königs,
8. des mächtigen Königs, des Königs der Völkerschaar bin ich. Während meiner Regierung
betrat Marduk, der grosse Herr, unter jubelndem Zuruf
9. Babylon wieder und bezog in Esagil seinen Wohnsitz für ewig,
10. die Opferleistungen für Esagil und die Götter von Babylon richtete ich wieder ein, knüpfte
in Babylon das Unterthanenverhältniss(?) wieder
V
11. fester(?). Auf dass der Starke den Schwachen nicht schädige, setzte ich den San)assumukin,
meinen ebenbürtigen Bruder,
.12. als König über Babylon ein, und den unvollendeten Bau von Esagil
13. brachte ich zu Ende, mit Silber, Gold und kostbaren Steinen stattete ich Esagil aus,
14. liess Ekua wie die Zeichnung(?) des Sternenhimmels erglänzen. An allen Tempeln
15. liess ich die schadhaften Theile wieder herstellen und liess alle Städte meine schützende
Fürsorge erfahren.
16. In jener Zeit suchte ich die Stätte von Ebarra in Sippar, dem Tempel des Sanias, des
grossen Gebieters, meines Herrn,
17. der alt und baufällig geworden und eingestürzt war, auf, und mit der Arbeit des [Back-
stein] gottes
18. stellte ich ihn neu her, berghoch liess ich seinen Gipfel erstehen. Für alle Zeit möge
Samas,
20 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
19. daiani rabi iläni belu rabü beli-ia ip-se-ti-ia dam-ka-a-ti lia-dis lip-[pa-lis-ma]
20. a-na ia-a-si Asur-ban-abli sar Assur rubi pa-lih-su balät u-me rüküti se-bi-e [lit-ta-tu]
V
21. tu-ub seri u Iju-ud lib-bi li-sim si-ma-ti u sa Sams(u)-sum(u)-uk[in]
22. sar Babili ahi ta-lim-ia u-me-su li-ri-ku lis-bi bu--a-ri. Ma-[ti-ma]
23. iiia ah-rat u-me rubü ar-ku-u sa ina u-me pali-su si-pir su-a-ti in-na-h[u]
24. an-hu-us-su lu-ud-dis su-me it-ti sumi-su lis-tur mu-sar-u-a li-mur[-ma]
25. samnu lip-su-us nikä likki it-ti mu-sar-e-su lis-kun ik-ri-bi[-i-su]
V
26. Samas i-sim-me sa su-me sat-ru u sum ta-lim-ia ina si-pir ni-kii-ti
27. i-pa-as-si-tu su-me it-ti sumi-su la i-sat-ta-ru mu-sar-u-a
" ' V
28. i-ab-ba-tu-ma it-ti mu-sar-e-su la i-sak-ka-nu Sams(u) bei e-la-ti u sap-la-ti
29. ag-gi-is lik-kil-me-su-ma sum-su zer-su ina mätäti li-hal-lik.
Die Thontafel-Inschrift L'^.
(Siehe Theil I, S. 27 sub 12. Originaltext: Tafel XXXII f.)
Vorderseite.
1. Arba'ili su-bat Is-tar bit i-sin-na-a-ti si
2. sa ultu ul-la dür-su la ib-su la suk-lu-la [sal-hu-u-su]
3. dür-su ar-sip-ma u-sak-lil sal-hu-u-su lu-li-e [us-mal-li-e(?)]
4. bit Istar belti-ia ina kaspi liuräsi eri u-nam-mir kima u-mi
5. '?" su~ri-in-ni bäb bit Is-tar kaspu huräsu u-za-'-in-ma az-kup
6. Mil(?)-ki-a E-gal-ediu mu-sab Is-tar an-hu-us-su ud-dis
7. E.A bit-su ar-sip alu ina gi-mir-ti-su u-sak-lil
8. ina ta-di-ir-ti u bi-ki-ti sa u-sal-pi-tu-su nakru käti-ia um-mid ina hidäti u-sak-lil
9. '?'^ .«u-ri-in-ni bit Nergal sa Tar-bi-si sa ultu u-um pa-ui la ibsü ana-ku az-kup.
10. Ul-tu an-na-a e-tap-pu-su ag-mu-ru sip-ri a-mat abi ba-ni-ia ul pat-[ru!:'] at-ta-sar ana-ku
11. Sam.s(u)-sum(u)-ukin ahi-ia ta-li-me ana sarru-ut Kar-dun-ia-[as] u-sad-gi-la pa-nu-us-su . . .
12. Asur-mu-kin-pale-ia ahi-ia kud-din-ni ana SIS.GAL-ut ug-dal-lip pän
13. Asur-etil-same-u-ersiti-bala(t)-su ahi-ia sihra ana SIS.GAL-ut pän Sin a-sib Harräni ug-
dal-lip (?).
Die Cylinder-Inschrift L2 Z. 19—29. — Die Tliontafel-Inschrift L^ Vorderseite Z. 1 — 13. -1
19. der grosse Richter der Götter, der grosse Gebieter, mein Herr, auf meine frommen Werke
freudig blicken,
20. mir, Äsurbanabal, dem König von Assur, dem Fürsten, der ihn fürchtet, Langlebigkeit,
reichliche Nachkommenschaft,
V
21. körperliche und geistige Gesundheit verleihen; und Samabsumukin,
22. dem König von Babylon, meinem ebenbürtigen Bruder, möge er lange Tage und reich-
liche Nachkommenschaft zutheilen! Für die Zukunft,
23. für ferneste Zeit: Wenn ein späterer Fürst, in dessen liegierungstagen dieser .Bau ver-
fallen ist,
24. denselben erneuert, meinen Namen neben dem seinen (in seiner Inschrift) nennt, meine
Inschrift aufsucht
25. und mit Oel salbt, ein Opfer darüber bringt, ihr neben seiner Inschrift einen Platz gönnt,
so wird dessen Gebete
V
26. Samas erhören; wer meines Namens Schrift und meines Bruders Namen in boshafter
Absicht
27. austilgt, meinen Namen neben dem seinen in seiner Inschrift nicht erwähnt, meine Inschrift
28. zerstört, ihr keinen Platz neben seiner Inschrift anweist, auf den möge Saraas, der Herr
der Höhe und der Tiefe,
29. zornig schauen, seinen Namen und Samen von der Erde vertilgen!
Die Thontafel-Inschrift L^.
(Siehe Theil I, S. 27 sub 12. Originaltext: Tafel XXXII f.)
Vorderseite.
1. In der Stadt Arbela, dem Wohnsitz der Istar, dem „Haus der Feste* (?), ,
2. deren Mauer seit langer Zeit nicht (mehr) vorhanden, [deren Umwallung] unvollendet war,
3. richtete ich die Mauer auf und Hess herstellen ihre Umwallung, [füllte sie? mit] hiU.
4. Den Tempel der Istar, meiner Herrin, Hess ich von Silber, Gold und Kupfer taghell erglänzen;
5. das surinnu des Thors am Tempel der Istar stattete ich mit Silber und Gold aus und
stellte es auf.
6. In der Stadt Milkia(?) erneuerte ich das Verfallene an Egal-edin, dem Sitz der Istar,
7. E.A, ihren Tempel richtete ich auf, Hess die Stadt in ihrer Gesammtheit herstellen.
8. Was zu Betrübniss und Wehklagen [der Bevölkerung] der Feind niedergeworfen hatte,
daran legte ich Hand und vollendete es in Freuden.
9. Das surinnu des Nergal-Tempels in Tarbis, welches seit Langem nicht mehr vorhanden
war, richtete ich auf.
10. Nachdem ich dies gethan, die Bauten vollendet hatte, führte ich das unverbrüchlich e(?)
Wort des Vaters, der mich erzeugte, aus,
11. (indem) ich SamassumuMn, meinen ebenbürtigen Bruder, mit der Königswürde von Kar-
dunias belehnte,
12. den Äsur-muMn-paU-ia , meinen unrechtmässigen Bruder, mit der Grossbruderschaft vor
dem Gotte .... bekleidete (?),
13. den Asur-etil-same-u-ersiti-bala{t)-su, meinen jüngsten (?) Bruder, mit der Grossbruder-
schaft vor Sin, der Harrän bewohnt, bekleidete (?).j
22 Zweiter Theil, erster Abschnitt.
Rückseite.
1. A-di ki-is-pi na-ak me a-na ekimnie sarräni aliküt(-ut) mali-[ri(?j] sa sub-tu-lu ar-ku-us
2. a-na ili ii a-me-lu-tuin ana mitüti u baltüti täbtu epus(-us).
3. Am-me-ni tnursu limnu lib-bi ud-du-u liu-lu-uk-ku-u rit-ku-sa(??) itti-ia
4. ina niäti ni-ta ina biti pu-uh-pu-uh-hu-u la ip-pa-ra-su it-[ti-ia(?)]
5. du-lu-ulj-lju-u a-mat limuttim(-tini) su-ud-dii-ru-u-ni ka-ala-an
G. la tüb lib-bi la tüb seri ik-ta-pa-ap la-a-ni
7. ina 'u-a ai ag-da-mar u-me
8. ina u-um ili ali u-uni is-sin-ni ana-ku dal-ha-ku
9. u-kal-la-an-ni mitu u-sap-sa-ak
10. ina kn-u-ri ni-is-sa-ti ui'-ra u musa a-na-as-su-us
11. a-ta-na-ah ila ana la pa-li-hi idin(-in) lu-niur nür-ka
12. bei sadi an-na-a-te ip-pu-.sa-an-ni
13. ki-i la pa-li-ih ili u ilti ana-ku ip-.sa[-ku?].
Die grosse Thontafel-Inschrift L*.
(Siehe Theil I, S. 27 f. sub 13. Originaltext: Tafel XXXIV— XXXIX. — Beachte die Berichtigungen dazu.)
Columne I.
Anfang weggebrochen. — „Zeile 1" verstümmelt.
2. [bin-bin] Sin-ahe-irbä sar [kissati sar Assur]
3. [li-i]b-li-bi Sar-kihu sarru rabü sarru [dan-nu sar kissati sar Assur]
4. [sakkanjak Babili sar ™^*' [Sumeri u Akkadi]
5. [sa Asur?] abi(?) iläni ina lib-bi ummi-ia si-mat sarrüti [i-si-niu] ....
6. . . NIN.LIL ummu rabitu(-tu) a-na be-lut mäti u nise tas-ku-ra
7. . . . a ''" MAG.ALAM kim-me-e enu-u-ti u-sap-pu-u
8 el(?)-lu as-su e-pis sarruti-ia us-tak-li-uia damiktu it . . .
9 ba-ru-ut si-bir(?) la in-nin-nu-u u-mal-lu-u kätu-u-a
10. [Mard]uk(?) ab-kal-li iläni uz-nu ra-pa-as-tu ha-si-su pal-ku-u is-ru-ka si-rik-te
11. Nabu dup-sar gira-ri ih-zi ni-rae-ki-su i-ki-sa-an-ni a-na kis-ti
12. NIN.IB Nergal dun-ni zik-ru-te e-mu-ki la sa-na-an u-sar-su-u kat-ti
Zeile 13—20 enthalten zu viele Schwierigkeiten, um den Versuch einer zusammenhiingenden Umschrift an dieser Stelle zu lohnen;
siehe die Erläuterungen.
21. [ta]m-lja-ak ziz(?)-pa-nu u-su u-§a-ap-ra-as si-niat kar-ra-du-ti
22. a-sal-lu ki-ma tar-ta-hi as-ma-ra-ni-e nu-ur-ru-tu-u-ti
23. sab-ta-ku (masak) a-sa-a-ti ki-ma as-sa-ri u-sa-as-ljar si-hi-ir '^»^ ma-sa-ri
24. is-ta-na-as-bar (?) Jki-ma kis(?)-kat-te-e a-ra-a-te ka-ba-ba-te
Die Thontafel-Inschrift L» Rückseite Z. 1—13. — Die grosse Thontafel-Inschrift L* Col. I Z. 1—24. 23
Rückseite.
1. Zu Speis- und Trankopfern für die Manen meiner Vorgänger gab ich, da sie ausser Ge-
brauch gekommen, (erneute) Anordnung.
2. Göttern und Menschen, Todten und Lebendigen that ich Wohlgefälliges.
3. Warum muss sich (?) mit böser Krankheit mein Herz vertraut machen (?) (und) ist Ver-
derben an mich gekettet (??)?
4. Bedrängniss im Lande, Unfrieden (?) im Hause weichen nicht von mir;
5. Irrsal, böse Rede umgiebt mich beständig.
6. Was schädlich der Seele, was schädlich dem Körper, beugt meine Gestalt.
7. In Weh und Ach bringe ich meine Tage hin.
8. Am Tage des Stadtgottes, dem festlichen Tage, bin ich betrübt;
9. es umfängt mich der Tod, (und) bedrängt (?) (mich)
10. In schmerzlicher Wehklage jammere ich Tag und Nacht;
11. ich seufze zu dem Gotte: vergönne (mir), dem Gottlosen, (dass) ich schauen möge dein Licht!
12. Der Herr des Ostens (?) hat mir dieses gethan ;
13. wie Einem, der Gott und Göttin nicht fürchtet, ergeht (?) es mir.
f
Die grosse Thontafel-Inschrift L\
(Siehe Theil I, S. 27 f. sub 13. Originaltext: Tafel XXXIV — XXXIX. — Beachte die Berichtigungen dazu.)
Columne I.
Anfang weggebrochen. — „Zeile 1" verstümmelt.
2. Enkel Sanherib's, des Königs der Völkerschaar, Königs von Assur,
3. Urenkel Sargon's des [grossen] Königs, [Königs der Völkenschaar, Königs von Assur],
4. Oberpriester (?) von Babylon. König des Landes der Sumerier und Akkadier,
5. welchen Assur (?), der Vater der Götter, (schon) im Mutterleibe zur Königswürde be-
stimmte
6. NIN.LIL die grosse Mutter zur Herrschaft über Land und Leute berief
7 der Gott MAG.ALAM Hess mich die kimme der Herrschaft schauen (?)
8 dass ich ausübte die Königsherrschaft, erwies er sich gnädig.
9 gab mir eine unwiderstehliche (?) Streitkeule (? ?)
in die Hand(?),
10. Mardnk , der Weise unter den Göttern , verlieh mir ein weites Gehör und umfiissenden
Verstand als Gabe.
11. Nebo, der Schreiber des Alls, machte mir das Verständniss seiner Weisheit zum Geschenke.
12. Ninib, Nergal gewährten (?) (mir) die Kraft der Männlichkeit und unvergleichlichen Verstand.
Zeile 13— '.'0 enthalten zu viele Schwierigkeiten, um den Versuch einer zusammenhängenden Uebersetzung an dieser Stelle zu lohnen
siehe die Erläuterungen.
21. Ich spannte den Bogen, Hess entschwirreu den Pfeil als Zeichen meiner Heldenkraft;
22. ich entsandte gleich Wurfspiessen(?) die niederschmetternden (?) Lanzen (?);
23. ich ergriff die Zügel, gleich einem Wagenlenker (?) wandte ich die Deichsel (?).
24. (? ?) die Bogen, die Schilde.
24r Zweiter Theil, erster Abschnitt.
25. li-'-a-ku sa gi-mir niu-nia-ui ka-li-su-nu i-nu-su-nu ra-bu-u
26. is-te-nis a-lam-niad si-mat belu-u-ti al-ka-ka-te at-ta-na-al-lak sa sarru-te
27. u-su-za-ku nia-har sarri ba-iii-ia te-e-mu as-ta-nak-kan a-na rabüti
28. ba-lu-u-a piliatu ul ip-pa-kid saknu nl is-sa-kaii lü-la-nu-u-a
29. it-ta-nap-la-as abu ba-nu-u-a kar-ra-du-tu sa i-si-mu-in-ni iläni rabüti
30. ina ki-bit iläni rabüti puhur ahe-ia ma-'a-dis i-ra-man-ni
31. as-su e-pis sarru-ti-ia im-ljur Asur sar iläni bei gim-ri
V
32. u-sal-li NIN.LIL-Se-ru-u-a ru-bat i-la-a-ti be-lit istaräti
V
33. [u-sa]-ap-pi Samsu Daddu ba-ri-e sa-ma-me kak-kar daiani kib-ra-a-te
34 Nabu Marduk na-di-nu-te liatti kussi mu-kin-nu sarru-ti
(Zeile 35 unJ 36 '. erstümmelt.)
Columne II.
Anfang weggebrochen. — „Zeile 1 und 2" verstümmelt.
3. ina arhi A]ari arali Ea bei te-ni-se-e-ti pa-ti-[ku kalama?]
4. e-ru-um-ma ina Bit-ri-du-u-ti a-sar te-me u mil-[ki]
5. ina ki-bit Asur abi iläni Marduk bei bei bei sar il[äni]
6. n-sa-ka-an-ni eli able sarri su-me iz-kur ana sarru-[ti]
7. e-kal ina e-ri-bi-ia i(?)-ra(?)-as gi-mir karäsi raa-Ii-ni [hidäti]
8. ha-du-u rube »«"«'" SU.PAR.SAG u-pa-ku zi-kir sap[ti-iaV]
9. ma-har sarri abi ba-ni-ia sab-tak ab-bu-su-nu ana pn(?)-su-(?)ris(?)
10. iläni rabüti ip-se-te-ia damkäti Ija-dis ip-pal-su-ma
11. ina ki-bi-ti-su-nu sir-ti u-sib ta-a-bis ina kussi abi bani-ia
12. rube ''"'«'" SU.PAR.SAG be-lu-ti ih-su-hu i-ra-mu e-pis sarru-ti-ia
13. ina zi-kir sumi-ia kabti lia-du-u i-ri-su kib-rat irbit-tim
14. sarräni sa ti-amat e-lit sap-[lit] ardäni da-gil pa-ni abi ba-ni-ia
15. as-su e-pis sarru-ti-ia pu-su-rat lia-[di-e] is-tap-pa-rii ....
16. kakke na-ki-ri ti-bu-te ir-tab-su rak-su ip-tu-ru
17. i-nu-lju ul-me-su-un se-lu-u-ti u-sap-si-lju zizpane-su-un ma-l[a-ti(?)]
18. ir-pu-pu ak-su-ti sa a-na la ma-gi-ri-su-un tu-ku-un-tu tar
19. bi-rit ali u biti amelu sal-mu-u tap-pi-e-su ul e-kim ina da-na-[ni]
20. si-hi-ip mätu ka-la-raa it-lu e-du hi-te-tu ul e-pu-us
21. a-lik ur-lii e-dis-si-su ina sul-[me] ib-'a har-ra-nu ru-ki-e . . .
22. ul ib-si sar-ku-tu da-me ul ip-pa-rik pi-rik[-tu]
23. as-ba mätäti sub-tu ni (?)-iU-[tu ki-]ma n-lu sam-ni tak-na kib-rat irbit-tim
24. sar E-la-mu-u a a-na sa-'-al sul-mi-ia is-pu-ru-nira-ma ardi(?)-su
25. ina ki-bit Marduk ul ar-si sa-ni-na ul ib-si gi-ra-aja
26. Ina mah-ri-e pali-ia sa Marduk sar gim-ri belu-ut u käti-ia
Die grosse 'I'hontafel-Inschrift L* Col. I Z. 25 — Col. H Z. 26. 25
25. Ich war Herr über die Gesammtheit der Werkleute, ihrer aller grosser Gebieter (?).
26. Ich allein lernte, was dem Herrscher geziemt, und wandelte die Pfade des Königthums.
27. Ich stand vor dem Könige, meinem Erzeuger, indem ich Auftrag ertheilte an die Grossen;
28. ohne mich wurde ein Prüfect nicht ernannt, kein Statthalter eingesetzt ohne mein Zuthun.
29. Es erschaute mein Erzeuger die Heldenkraft, welche mir dit, grossen Götter verliehen hatten ;
30. auf Geheiss der grossen Götter unter (?) meinen Brüdern . . . liebte er mich besonder.-5(?);
31. dass ich ausübte die Königsherrschaft, ging er Asur, den König der Götter, den Herrn des
Alls an;
V
32. er(?) betete zur NIN.LIL-Serüa, der Fürstin unter den Göttinnen, der Herrin aller Astarten,
V
33. er(?) flehte zu Samas (und) Hadad , dem, der im Himmel (und) auf Erden weissagt (?),
und dem, der Richter der Welt ist,
34 Nebo und Marduk, die Scepter (und) Thron vergeben (und) rechtmässiges
Königthum verleihen.
(Zeile 35 und 36 verstümmelt.)
Columne II.
Anfang weggebrocben. — „Zeile I und 2" verstümmelt.
3. Im Monat lyyär, dem Monat des Ea, des Herrn der Menschheit, der Alles geschaffen (?)
4. zog ich ein in Bitridüti, die (? j Stätte der Verkündigungen und Berathungen ( ?),
5. auf Geheiss Asur's, des Vaters der Götter, erhöhte mich Marduk, der dreimal heilige Bei,
der König der Götter,
6. über die Söhne des Königs und nannte mich als (künftigen) König.
7. Als ich den Palast betrat, jauchzte (?) das ganze Feldlager, war voll(?) von Freude,
8. es freuten sich die Grossen, die Würdenträger lauschten auf das Wort meiner Lippe (?),
9. während ich vor dem Könige, meinem Erzeuger, für sie eintrat
10. Die grossen Götter schauten wohlgefällig auf meine frommen Werke,
11. und auf ihr erhabenes Geheiss bestieg ich (unter) günstig(en Auspicien) den Thron meines
Vaters;
12. die Grossen, die Würdenträger begehrten nach meiner Herrschaft, erwünschten die Aus-
übung des Königthums durch mich.
13. Ueber dieNennung meines gewichtigen Namens freuten sich und jubelten die vier Weltgegenden.
14. Die Könige vom oberen, vom unteren Meere, die Vasallen meines Vaters,
15. auf dass ich ausüben könnte die Königsberrschaft, sandten sie freudige Botschaft,
16. Die Waffen der herangerückten Feinde senkten sich(?), wer (?) gebunden war, wurde
gelöst,
17. unthätig blieben ihre scharfen(?) ulme, sie setzten in Ruhe ihre (mit Pfeilen) geiüllten(?) Bogen;
18. kraftlos waren die Gewaltigen, welche unbotmässig Kampf
19. In Stadt und Haus nahm ein Mensch den Besitz seines Genossen nicht wesr mit Gewalt;
20. still lag(?) das Land insgesammt, kein Mann beging eine Missethat.
21. Wer allein seiner Strasse schritt, zog unbehelligt einen weiten Weg;
22. es gab kein Biutvergiessen, keine Gewaltthat wurde begangen,
23. es bewohnten die Lande eine ruhige Wohnung (?), wie feines (?) Gel waren wohlbereitet (?)
die vier Weltgegenden.
24. Der Elamiterkönig .... um mir seinen Friedensgruss zu entbieten, sandte seinen Diener(?).
25. Auf Geheiss des Marduk gewährte ich nicht, ihresgleichen nicht
hatten meine Feldzüge (?).
26. Im ersten meiner Regierungsjahre, da Marduk, der Weltenkönig, die Herrschaft in meine
Hand [legte],
Lehmann, Samassumukin, IT. 4
26 Zweitor Theil, erster Abschnitt.
27. sit^sikti ilu-ti-su rabiti a§-bat as-te-'-a as-ra-te-e-su
28. sa a-lak ilu-ti-su bäni-a u-sa-al-la u-sa-ap-pa rabu-ut ilu[-ut]-su
29. hu-su-us Babili sa ina ug-pjat lib-bi-ka ta-bu-tu-su at-ta
oO. a-na E-sag-gil e-kal belu-ti-ka ki-sad-ka tir-ra .su-ulj-lii-ra pa-[an-ka(?)]
81. nia-si ali-ka te-e-zib a-sar la si-ma-te-ka ra-ma-ta sub-tu
32. at-ta-ma(?) bei iläni Marduk ki-bi a-lak Babili
22. ina pi-i-ka [el(?)]-li sa la su-[un-nu-u li-]sa-kiu e-rib P]-sag--giI.
Columne III.
Zeile 1 bis 4 sind verstümmelt und lohnen die Umschrift nicht
V
5. . . . Sams(u)-sum(u)-kin ahn ta-li-nie sa as-ru
G. . . . kätä ilu-ti-su rabi-ti sa-bit-ma i-sa-di-lja-nia
7. . . . ul-tu käri Assur a-di käri Babili a-.sar i-sak-ka-nu
8. az-li tu-ub-bu-hu li-e bu-ul-lu ki ar-man-ni sur-ru-ku
9. mimma suni-su iiap-tan se-e-ri li-la-a-ti u-talj-lju-u-ma hi[-gal-lu (?)]
10. ab-ri nu-up-pu-hu di-pa-ri ki e-du a-na isteni kas-pu .... na-mir ....
11. gi-mir ummäni(-ni)-ia ki-ma AN.TIH AN.NA su-tas-hu-ru u-mu n musa sit-ku-nu
12. Beltu sa A-ga-de Na-na-a "^"'^) U-sur-a-mat-sa "" Ha-ni-bi-ia "" A-da-nis(? ?)-si
13. [ina] kib-ru näri sub-tu sit-ku-na-ma u-ka-'-u sar iläni Bei Bei Bei
V
14. Nergal dan-dan-ni iläni it-ta-sa-a ul-tu E.SID.LAM .su-bat ru-bu-ti-su
15. ina ul-si ri-sa-a-ti ina käri Babili ik-rib-ma i-ti-lja-a ina sul-me
16. Nabu ablu sit-lu-tu ul-tu ki-rib Bar-zip us-te-se-ra harräna
V . * . . . . ■ .^
17. Samsu iil-tu Si-par i-hi-sam-ma a-na Babili un-däs-si-ra sa-ru-ri
V ^
18. iläni ™'^*' Sumeri [ü(?)] Akkadi ki-ma mu-ri-e an-hu-te pa-nu-us-su it-ta-nak-ka-ru
19. ina sip-pat mu-sa-ri-e ku-uz-bi sa Kar-za-gin-na as-ri el-ii
20. ma-har kakkabe sa-ma-[me] E-a Samsu
Zeile 21 bis 30 verstümmelt.
Columne IV.
1. Ina u-me-su-ma u-[se-]pis-ma närä si-tir .sunii-ia
2. sa-iani iläni rabüti bele-ia e-si-ka si-ru-us-su
3. sa-lam sarru-ti-ia mu-sa-ap-pu-u ilu-ti-su-un ma-har-su-un ul-ziz
4. ta-nit-ti Marduk beli-ia ip-se-ti-ia damkäti
5. si-ru-us-su u-sa-as-tir-ma a-na ar-kat u-me e
6. ia-a-[ti] i-sim sim-ti
Zeile 7 nur angedeutet. Z. 8—19 s. Erläuterungen.
Die grosse Thontafelinschrift L* Col. II Z. 27 — Col. IV Z. C (19). 27
27. erfasste ich das Gewand seiner grossen Gottheit, suchte ich auf seine HtätteCn),
28. sich auf den Weg zu machen, flehte ich ihn, den Gott, der mich erzeugte, an, ich betete
zu der erhabenen Gottheit:
29. „Gedenke Babylon's, das Du im Zorne Deines Herzens vernichtet hast;
30. nach Esaggil, dem Palast Deiner Herrscherhoheit, kehre Deia Haupt und wende Dein Antlitz,
31. suche auf Deine Stadt, die Du verlassen hattest, um an einem Orte, der Dir nicht geziemt,
Wohnung zu nehmen,
32. und gieb Du, o Herr der Götter, Marduk, den Befehl zur Fahrt nach Babylon ;
33. auf Dein erhabenes Geheiss, das unabänderlich ist, geschehe der Eintritt in Esaggil ..."
Columne III.
Zeile 1 bis 4 verstümmelt und unübersetzbar.
V _ _
5 Samassumukin , mein ebenbürtiger Bruder, der demüthig
6 erfasste die Hände des erhabenen Gottes, und darauf wandelte (dies)er und .
7 von der Burg von Asur bis zur Burg von Babylon, wo er sich niederüess,
8 wurden Lämmer (?) geschlachtet, Stiere gefällt (?), ward Weihrauch gestreut .
9. Opferschmaus jeglicher Art Abends und Morgens brachte (V) ich (?) dar fin Fülle?].
10. Ich sah das Aufleuchten der Fackeln: für jede Wegstunde war eine angezündet
11. Alle meine Truppen, wie .... schlössen sie sich zusammen (?) Tag und Xacht
und stellten sich ....
12. Beltis von Agade, Nanaia, Usur-amat-sa, Hanibiia. Adanis(??)-si,
13. am Ufer des Flusses hatten sie Stellung genommen und erwarteten den König der Götter,
den dreimal heiligen Bei;
14. Nergal, der Gewaltige unter den Göttern, kam hervor aus Esidlam, seinem erhabenen
Wohnsitz ;
15. unter Jauchzen und Frohlocken näherte er sich der Burg Babylon's (und) kam in
Frieden heran ;
16. Nebo, sein (des Marduk) herrschgewaltiger Sohn, machte sich von Borsippa her auf den Weg;
17. Samas eilte aus Sippar heraus und verliess um Babylon 's Willen die (eigne) Pracht (?).
18. Die Götter von Sumer und Akkad, wie winselnde junge Thiere nahmen sie ein verändertes
(d. i. unterwürfiges) Benehmen ihm gegenüber an.
19. In der Pflanzung des „Gartens des Segens", in Ekarzagina, der glänzenden Stätte,
20. vor den Sternen des Himmels Ea, Samas
Zeile '21 bis 30 verstümmelt.
Columne IV.
1. Um jene Zeit iiess ich fertigen einen Stein (?) mit meiner Naniensschrift,
2. das Bild der grossen Götter, meiner Gebieter, grub ich darauf ein,
3. das Bild meiner königlichen Majestät in Anbetung vor ihrer Gottheit stellte ich davor auf,
4. die Erhabenheit des Marduk, meines Gebieter.-:, und meine frommen Werke
5. Hess ich darauf verzeichnen; für immerdar
6. mir zum Geschick bestimmt,
Zeile 7 nur angedeutet. Z. 8—19 s. Erläuterungen.
28 Zweiter Theil, zweiter Absclinitt.
ZWEITER ABSCPINITT.
Erläuterungen.
1. Zur Bilinguis Samassumukin's 0-
Die Lesung der Inschrift war zur Zeit, als ich an dieselbe herantrat, wegen Mangels
ausreichender Hilfsmittels für das Studium der altbabylonischen Schrift mit grossen Schwierig-
keiten verknüpft. Inzwischen hat, namentlich durch Amiaud-Mi^CHINEäu's Tahleau compare,
die babylonisch-assyrische Palaeographie eine sichere Grundlage gewonnen und ist auf diesem
Gebiete methodische Betrachtung angebahnt. Die Veröffentlichung der von mir angefertigten
fünfspaltigen vergleichenden Liste (Dissert. p. 30) alt- und neubabylonischer Zeichenformen ist
dadurch überflüssig geworden. Einige Fehler, die ich in der Identification begangen, sind
ebenfalls längst verbessert, so dass die Lesung völlig feststeht. —
Die sumerische Fassung ist eine Ueberzetzung des neubabylonischen Grundtextes; das
ist bei künstlicher Wiederbelebung einer todten Sprache schon an sich selbsverständlich und
ergiebt sich ausserdem unter Anderem namentlich aus syntactischen Unregelmässigkeiten; so wird
babylonisch -assyrisches hi, auch wenn es affirmativ, nicht precativ gebraucht wird, regelmässig
durch sumerisches gu^ ge wiedergegeben, das nur precative Bedeutung hat; auch die sklavische
Regelmässigkeit, mit der jedem babyl. ma im Sum. lt*"n~ <^'^* entspricht, gehört hieher.
Beide Fassungen aber lehnen sich vielfach an ältere Inschriften babylonischer Könige
an. So findet sich z. B. Z. 9 f. wörtlich so bei Hammurabi (siehe meine Bemerkungen ZA II
451 f. sub 3) und für Z. 22 der sumerischen Version vgl. z. B. Kurigalsu I R 4, XIV Nr. 2 u. 3
Z. 17 f. und I R 5, XX Z. 7, 9, 10, für Z. 28 f. Samsu-Üuna (ZA III 157 und UAG S. 142),
Col. III Z. 72 f. u. s. w. Die Trennung der einzelnen Theile der Inschrift durch starke, tief
in den Thon eingegrabene Linien ahmt Aeusserlichkeiten der ältesten babylonischen Inschriften
[E-an-na-du, Berliner Mus. u. Fund von London, Evetts, PSBA 1890/91 p. 54 ff., 150; Gudea etc.)
nach. Ebenso entspricht die Schrift, in der die allerältesten Zeichenformen mit neubabyloni-
schen gemischt sind und wechseln, ganz dem Charakter dieses sonderbaren Documeuts. Ver-
muthungen über die Gründe für dessen Abfassung in dieser Form haben oben Theil I
Cap. III S. 56 ihre Aeusserung und Würdigung gefunden. Der Erklärung der sumerischen
Fassung ist durch Theil I Cap. IV verschiedentlich vorgearbeitet; für Weiteres kann auf unser
sumerisch-assyrisch-deutsches Glossar verwiesen werden. Es bleiben daher im Wesentlichen
nur die lexicographisch, syntactisch und sachlich schwierigsten Stellen zu besprechen übrig.
1) Diese Erläuterungen wurden im Wesentlichen und zum grösseren Theil bereits Anfang des
Jahres 1887 im Manuscript fertiggestellt. Ihre jetzige, für den Druck nach so langer Zeit umgearbeitete
Gestalt haben sie im Heybst und Winter 1890/91 erhalten.
I
^»äuterunj^on zur Bilinj^uis Z. 1 — 4. -"
Die Inschrift zerfällt in drei Abtheilungen:
Abtheilung I, Zeile 1 — 5, enthält Namen und Titel des Königs;
Abtheilung II, Zeile G — 22, zählt auf und rühmt die Wohlthaten Samassumukin n
für Babylon und ganz Bab^^lonien;
Abtheilung III, Zeile 23 — 35, berichtet über Verbesserungen, die speciell m Sippar,
dem Orte, an dem die Inschrift niedergelegt war, vorgenommen waren, und schliesst rait einer
Anrufung der Schutzgötter dieser Doppelstadt.
Erste Abtheilnn^.
Samas-sum-uMn sarru dannu, sar Ämnanu, sar Bahilu, le um mundalku, re um miyir
V ^ V
Bel^ Samsi u Marduk, sar "*"'' Sumeri u Akkadi anaku.
,Samassuniukin, der mächtige König, König von Amnanu, König von Babylon, der
Weise, Besonnene, der Hirte, den Bei, Samas und Marduk begünstigen, König von Sumer
und Akkad (oder: des Landes der Sumerier und Akkadier) bin ich."
Zeile 1. ►^l I Y t^\\\\ = dannu. Jensen's ansprechende Vermuthung , dass sume-
risch lig-ga zu lesen sei, findet sich ZA I 396 Anmerkung 4 ausführlich begründet. Dass
(^9{y)(^ ^i^ sprechen sei, glaube ich nicht; unmöglich erscheint mir Sayce's danya {düngi)
ZK II 400 Nr. 5, da der Lautwerth dan des Zeichens ^[[y, dem in dieser Aussprache kein
sumerischer Begriffswerth entspricht (siehe BrüNNOW S. 266 ff.), semitischer Herkunft und
gerade von dem Worte dannu hergenommen sein dürfte.
2. Ueber Amnanu siehe Theil I Cap. IV S. 75 f. und vergl. Cap. III S. 40. Darauf,
dass meine Lesung Ah-na-mi {Diss. p. 18) falsch war, hat mich zuerst Amiaud brieflich auf-
merksam gemacht (s. ZA II 250).
4. Beu = siba (S^ 213; V R 13, 55a); ferner ASKT 38, 116 ^§J-ba u. S« 308 (nach
Strassm. 6788) su-u = reu. Bedenkt man nun, dass das Zeichen ^' nach S* 344 (Strassm. I.e.)
den Lautwerth suli hat, vgl. auch ASKT 104, 19 und 105, 28: ^^-gi-es, und dass sowohl
der Wechsel von u zu i wie auch der von g und g zu h {v) im Sumerischen bekannte Erschein-
ungen sind (o. Cap. IV zur Lautlehre), so liegt die Vermuthung nahe, dass suh (noch weiter
abgeschliffen su) und sib verschiedene Formen eines und desselben Wortes sind, wobei es bis auf
Weiteres noch unbestimmt bleibt, ob man ^^| >->^l sib{b)a lesen will oder in dieser Gruppe
den graphischen Ausdruck einer Mitiehtufe sub(b)a {stjb{b)a) zu erbhcken ha,t. — Migir = sega.
Magäru schliesst wie damäkii reciproke Begriffe in sich: „hören, erhören" — „gehorchen";
„ergeben, fromm sein" — „gnädig sein". Ist der Mensch gehorsam unu ergeben, so
erhört die Gottheit seine Gebete und erweist sich gnädig. Vergleiche die deutschen reci-
proken Begriffe der „Treue und Huld". Migir ist daher der, welcher gehorcht und (darum)
erhört wird; die Uebersetzung „Günstling" ist nur ein Nothbehelf. — *^*\ I als eigent-
licher Name der Sonne und des Sonnengottes ist wohl mit Jensen, ZA II 194 f. tau auszu-
sprechen. Vergleiche ferner ZA I 390 Anm., ZA II 200 ff. und Kosmologie S. 108. Ueber
Lesung und Etymologie von *^*7~ ^►^ < I s. Kosmol. S. 242 f., wo Jensen darauf aufmerksam
macht, „dass der Name Marduk und das dazu gehörige Ideogramm in wirklich sumerischen
Texten nicht gefunden werden". Das letzte Wort über Bedeutung und Herkunft des Namens
ist noch nicht gesprochen. — Man bemerke, dass — vielleicht, weil eine appositive Zusammen-
stellung zweier Nomina wie babyl. rcum, m>igir im Sumerischen nicht angängig erschien,
vielleicht auch in Folge von Herübernahrae einzelner Abschnitte älterer Inschriften (ver-
gleiche Hammurabi I R 4, XV, 1, lOa) — die Reihenfolge der Worte in der sumerischen
30 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Uebersetzuiig abweicht. Hier bezieht sich reum migir auf alle drei genannten Gottheiten;
dort dagegen ist siha allein dem lllil vorausgeschickt, während auf se(/a Bahhar und Marduk
folgen, eng verbunden durch das dem assyrischen u „und" entsprechende bi-da. Die Post-
position hi (vgl. ASKT 141 i; 11 Nr. 7) deutet an sich schon eine enge Verbindung au und
kann durch „mit" übersetzt werden. Sie hat aber auch den Werth des assyrischen u „und",
so II 40, 41 gh iti-bi u mu-hi = arhu ümu u sattu „Monat, Tag und Jahr", wo das hi . . . hi
etwa dem lateinischen et ... et zm entsprechen scheint, so ferner IV 12, 9/10, 15/16
///// NIN-LIL-fti ^ 5e/ II NIN.LIL. Die Postposition da hat ebenso die Bedeutung „mit".
8o IV R5, 54/56 r (ASKT 141 § 11 Nr. 2) '^'^^111 {^ ^] = itti Ea, mit dem Gotte
Ea. — K 133 (ASKT S. 80) Obv. 1, 19, 20 Dinglr lUü-fla ^ag-di-a-na gesdin namdugga-
e-da-na = itti Anim u Bei ina sitnunisu hurunna ina sutühisu ^ „wenn er (NIN.IB) mit
Ann und Bei in der Reifung des Weines wetteifert". In getrennter Function finden wir
beide Fostpositionen neben einander z. B. IV R 28, 21/22 a >-+ ^"^III ►^III ^ SIT
= itti Anim u Beli , wo wohl hi dem u und da dem itti entspricht. — Derartige Con-
structionen mögen aber den üebergang bilden zu einer Häufung der beiden Partikeln,
mit denen wir es hier zu thun haben. Dieselbe geht noch weiter , wenn als diitte hinzu-
tritt das den Genetiv und überhaupt ein Abhängigkeitsverhältniss ausdrückende ^I ||, wie in
Zeile 30/31 unserer Inschrift dimmer Bahhar dimmer Kn-nir-da e-gi-a-^^^ t^I I ^I I ! =
Samsu u Ammitu kallati, wie auch sonst in neusumerischen Texten, so IV R 29, 19 a u. V R
51, 33 b an-ki-hi-da->^\\] ^^ same u ersitim. Vorstehende Erklärung dürfte der an sich eben-
falls möglichen Auffassung des hi als Pron. pers. : ^Utu mit seinem Marduk" (Hommel) vor-
zuziehen sein. Vgl. jetzt auch Brünnow, List 5153/4.
5. lieber sar *""'* Siimeri u ATikadi = lugal Kingi Urra = „König von Sumer und
Akkad" oder „König der Sumerier und Akkadier" siehe oben Theil I Cap. IV S. 74 ff.
Zweite Abtlieilungr.
Asar iiahnit ummi älitti-ia ana enüt mse sumi täbis lü tambi sarrat ilani Ertla, ana
puhlmr mse mphdti sa mäti Akkadi ilani rabüti hädis lü ippalsü-inni~ma ana sidlum parsi
u kidude raasütu idsis lü imbü-inni-ma idtu kirih Assiir ana subat halatu itti-ia hädis lü
'ira sar ilani Asari. Bilum rabü karradu Marduk ina Esagil ekal{li) samt u ersiti su-
batsu elliti täbis lü irmi. Sa ilani rabüti dsib parakka sa gimri ekiirra parsisunu süku-
rütu billudüsunu nussiikütu ana asrisunu lü uiir.
Freiere deutsche Uebersetzung: „Wo, als ich noch ein Kind im Mutterleibe war,
die Königin der Götter Erüa meinen Namen und mein Leben unter günstigen Vorzeichen als
die eines Völkerbeherrschers verkündet hatte, dort ersahen mich die grossen Götter freudig
zur Wiedervereinigung der zerstreuten Völker des Landes Akkad und dorthin beriefen sie mich
frohlockend zur Wiederherstellung der vernachlässigten Satzungen und üebuugen; mit mir
aber zog aus Assur nach dem Sitze des Lebens der König der Götter Asari (= Marduk). Er,
der grosse Herr, der heldenhafte Gott Marduk, nahm in Esagil, dem Palaste Himmels und der
Erden seinen glänzenden Sitz unter günstigen Vorzeichen ein. Die kostbaren Gesetze und
werthvoUen Verordnungen der grossen Götter, die a':.f den heiligen Sitzen aller Tempel thronen,
liess ich wiederherstellen".
Wir haben zunächst die schwierigen syntactischen Verhältnisse festzustellen. Der
Versuch, die ersten drei Zeilen dieser Abtheilung als selbständigen Satz zu deuten, musste bald
aufgegeben werden, gelbst wenn man der Grammatik Gewalt anthut und an den Sinn die
Erläuterungen zur Bilinguis Z. 4— 5 und 6 ff. 'jI
denkbar geringsten Anforderungen stellt, kann, meiner Ansicht nach, ein annehmbares Hrgeb-
niss nicht erzielt werden.
Zeile 6 — 15 bilden eine grosse Periode. In welche Theile die.selbe zu zerlegen .sei,
darüber scheinen mir zwei Auffassungen möglich, deren einer ich oben in der Interlinear-
übersetzung (y. 7) gefolgt bin, während die andere in der dieser Abtheilung vorangeschickten
Uebersetzuiig zum Ausdruck gekommen ist. Nach der ersteren (a) bestända die Periode aus
drei coordinirteii Relativsätzen als Vordersätzen (Z. 6 — 8, 9 — 11, 12 — 18) und dem nach-
folgenden Hauptsatz (Z. 14 — 15). Amr (Z. 6) wäre adverbiale Bestimmung zum Verbum
'ira (Z. 15), von welcher als Relativsätze die genannten drei Vordersätze abhängen, die ohne
nota relationis und unter Ausfall der auf asar zurückbezüglichen adverbialen Ortsbestimmung
angeschlossen werden. Im anderen Falle (b) hätten wir es mit einem asar näher bestimmen-
den Relativsatz (Z. (3 — 8) zu thun , während der Nachsatz aus drei coordinirten Hauptsätzen
(Z. 9 — 11, 12 — 13, 14 — 15) besteht; asar gehörte dann als adverbiale Ortsbestimmung sicher
den beiden ersten dieser Hauptsätze an, während man nicht gezwungen wäre, auch den letzten
derselben als diesem engsten Verbände zugehörig zu betrachten. Nach a) ist das mu der
Zeilen 11 und 13 lediglich emphatischer Function; nach b) dient es wirklich zur Satzverbin-
dung. Nachdem ich bis zuletzt zwischen beiden Auffassungen geschwankt habe, muss ich
gestehen, dass mir syntactisch die letztere den Vorzug zu verdienen scheint. In beiden Fällen
kommt asar eine doppelte Bedeutung zu; es ist Abkürzung für zwei von den vier Verbind-
ungen, welche die folgende Formel veranschaulicht:
.. ina 1 V . V 'it^a ]..,,■ n ■ i ■\ ^
Asar = \ asri sa \ Itbbi Ucirbiysu
anal ana \
oder im Vergleich mit dem Arabischen :
l
asar = ,^
|J!
Im ersteren Falle (a) ist asar = „dahin, wo" (Zeile 6, 9) und „dahin, wohin" (Z. 12),
im zweiten (b) = „da, wo" (Z. 6, 9) und .dahin, wohin" (Z. 12).
Diese Verwendung von asar kommt zu Stande dadurch, dass
1) im Babylonisch-Assyrischen in gewissen adverbialen Bestimmungen, speciell auch
solchen, die mit dem Worte asm gebildet werden, die Präposition fortfallen oder besser, dass
der Accusativ, resp. nach Delitzsch's Auffassung (vergl. oben S. 3 dieses Theils), das nomcn
mit enclitisch angehängtem i(, die Stelle des Nomens mit einer Präposition einnehmen kann:
2) dass sich an dieses asar ohne äusseren Ausdruck der Beziehung ein Relativsatz
anschliessen kann. (Vgl. Delitzsch, Ass. Grammatik § 147 sub 2 S. 355.)
Zu 1) vergleiche Z. 21 f. unserer Inschrift parsi-sunu suhurütu .... ana asrisimu
lü utir und S^ 20, 21, S^ 29 parsi Jcidude .... uiiru ana asrisun mit P^ 9 parsi kidiide
utiru asritssun, Neb. Grot. II 50 simäti ristäti utir .asrussun und Nah. ^' R 64,
Col. II, 46, Col. III, 10 utir asrussu. Diese Erscheinung ist nicht auf asru beschränkt. Die
von den Assyrerkönigen so häufig gebrauchte Phrase : „ich beugte die Könige, die Völker unter
meine Füsse" wird z. B. von Samsi-Eammän I R 29, 50 — 53, Tiglatp'deser 7 I R 14, Col. VI,
Z. 36 f., Asurnasirahal I R 17, Col. I, 23 durch us^knis ana sepe-ia{-su) ausgedrückt. Da-
gegen bieten unsere Texte S'^ 7, S^ 1 , L^ 4, L* 3 gleichmässig sa gimir malik (malke)
usaknis sipussu, desgleichen Sank. I R 37, 15 und III R 13, 3 b, Asarh. Col. IV 36 usahiis
sepu-a{-su). Aus dieser Zusammenstellung sieht man deutlich, dass die Construction mit dem
Accusativ, resp. enclitischem w, die jüngere ist. Hierher gehört ferner die häufige Phrase
32 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
amai damikti-ia Ussakin saptiissu (saptukka); siehe S* 40, S^ 68 — 70 und vgl. Nehucadnesar
I R 52, 26 b sq. ZA I 42, 27—29; für weitere Beispiele siehe Latrille ZK II 351 f. z. Z. 29.
Hier steht saptussu, saptukka als Ortsbestimmung für ina sapti-{säpat-)su-{su), sapti-ka: ,ein
Gnadengeheiss für mich Averde erfunden auf seinen (deinen) Lippen" ; statt dessen sagt der-
selbe König, Latrille ibid. 352 Abs. 1 a. E., damgätü-a Ussakin ina i^i-ka. Dass schliess-
lich auch die gewöhnlichen präpositionalen Ausdrücke kirih und lihhi aus den ebenso häufigen
ina {ana) kirih, ina (ana) lihhi entstanden sind, bedarf kaum der Erwähnung.
Zu 2). Dafür, dass sich an dieses asar ein tielativsatz ohne nota relutionis anschliessen
kann, seien nur die folgenden Beispiele angeführt . da vor der Veröffentlichung dieser Arbeit
eine ausführliche Untersuchung über das assyr. Relativpronomen in Heft 2 von Delitzsch's und
Haupt's Beitr. erschienen sein wird. Aus Istars Höllenfahrt AL^ (IV R 31, Obv. Z. 5. 8) : Istar
uztrnsa epus ana hiti sei erebiisu la asü . . . ■ asar ipru huhussunu, akalsunu titu .... für
ana asri sa ipru huhussunu {ina) kirihsu: „Istar machte sich auf nach dem Haus,
dessen Eingang keinen Ausweg kennt, (an den Ort), wo Staub ihre (der Seelen) Speise,
ihre Nahrung Koth ist". Sargon Cyl. 52: ekle asar panusunu saknu addinsunüti, für ina
asre sa panusunu saknu ana (oder i»a?) kiribsimu, „Felder, wo sie wollten (eigentlich: wo-
hin sich ihr Antlitz wandte), gab ich ihnen." Sanherih VI 23 — 24 (vergleiclie Hommel,
ZDMGr XXXII, 710): munnarihsunu, .... asar ikasadü kirihswnu, urasapü ina kakki „ihre
Flüchtlinge (an den Orten), wo sie sie trafen, durchbohrten sie mit der Waffe". Besonders
interessant für die Erkenntniss der allmählichen Annäherung von asar an ein wirkliches Relativ-
pronomen ist Asurhan. R™ I Col. I, 23 ff. ... . eruh ina Bit-ridüt iparu{?) naklu markas sarrüti
sa Sinaherhä ahi ahi älidi-ia .... sarrütu epusu ina lihhisu, asar Asuralnddin ahu banüa
laldu kirihsu. Wie hier markas sarrüti, sa ina lihhisu steht, so würde es voll-
ständig im zweiten Nebensatz heissen müssen ina asri sa ina lihhi {kirhi-)su. Statt
dessen finden wir in der Construction asar . . . kirihsu eine Art Mittelweg zwischen der
vollen Ausdrucksweise und der völligen Verkürzung zu asar.
Wieder anders liegt die Sache in Nehucadnezar E. I. H. II 17 urhiim astütim
padänim pihuti asar kihsi suprusu sepe lä ihas{s)ü ertedi .Eii^eii schwierigen Weg, ver-
schlossene Pfade, wo das Fortschreiten behindert ist, die Füsse keinen Halt haben, wandelte
ich". Hier ist asar Apposition zu einem Nomen im Accusativ {padänim), so dass von
einem Ausfall einer Präposition nicht die Rede sein kann; aber asar kihsi suprusu etc. ist
wiederum eine verkürzte Ausdruckweise für asar sa kihsisu suprusu {u) sa sepe lä ihassü
ina lihhisu. Diese Construction des asar ohne folgendes Relativ ist übrigens wohl nur eine
Weiterbildung des im Assyrischen herrschenden Princips, wonach das Abhängigkeitsverhältniss
zweier Nomina entweder durch die Verbindungsform des nomen regens oder durch dessen
Genetivform mit folgendem sa ausgedrückt wird. Dies zeigt neben der in allen von uns an-
geführten Beispielen erscheinenden St. c.-Forra asar z. B. auch ein Vergleich zwischen den
Phrasen asar lä äri und same sa lä äri. Eine Betrachtung, wie die vorstehende, verbreitet
Licht auch auf die Entstehung des hebr. Relativpronomens "lli'K. Sie beweist, dass, wie asar
und sa ursprünglich in gänzlich verschiedenen Functionen nebeneinander in der Sprache existiren,
so auch ^ nicht als Verkürzung aus "Iti'X aufgefasst werden kann. Die Bedenken gegen eine
völlige etymologische Trennung von sa und U einerseits, von asar und "lll'N anderseits, welche
z. B. noch Nöldeke ZDMG XL S. 738 und Die semitischen Sprachen S. 40 hegt, können
schwerlich mehr aufrecht erhalten werden. Siehe bereits Hommel ZDMG XXXII S. 708 ff.
Die an sich schon genügend verwickelte Structur dieser Periode wird nun weiter
noch durch die ekliptische Ausdrucksweise innerhalb des ersten (Relativ-)Satzes complicirt.
Die Worte nahnit ummi älitti-ia beziehen sich auf den als sprechend gedachten Sanias-
Erläuterungen zur BilUtfßuis Z. 6 tt". 33
sunntlcin, also dieselbe Person, auf die sich das in hom enthaltene Pronomen pers. 1. Ijezieht,
Demnach bilden sie eine P^rläuterung nicht sowohl zu sunm, als vielmehr zu dem Aecusativ
des Pron. pers. 1. {-hmi), den dieses mmi vertritt. Dies wird klarer, wenn man sich — wie
es gut assyrisch auch heissen könnte — geschrieben denkt: narrat ilani Erüa nahmt ina ummi
älitti-ia ana enüt mse lü taniM-inni.
Wie hilft sich nun der Verfasser der Inschrift in der sumerischen Fassung, die ja un-
möglich diese verwickelte Construction nachahmen kann? Es scheint mir, dass die Abweichungen,
die die sumerische Fassung zeigt, möglicherweise als Anzeichen für den Versuch eines syntae-
tischen Aufbaues aus dem Geist und nach den Mitteln des Sumerischen aufgefasst werden
können — ein Versuch, der dem sipparensischen Schriftgelehrten , der eine sehr anerkennens-
werthe Kenntniss des Sumerischen zeigt, wohl zuzutrauen wäre. Mein (Disseriat. p. 33 sub 2)
ausgesprochenes Urtheil dürfte, wenigstens was diesen Punkt anlangt, zu scharf gewesen sein.
Äsar wird durch ki „Ort" wiedergegeben. Dieses hängt ab als Ortsbestimmung von
dem Verbalausdruck ide-mun-sin-bar-am = ippalsü-imii-w.a „die grossen Götter blickten mich
an an dem Ort". Man würde erwarten In-ku. Dass aber eine solche „Postposition auch
weggelassen werden kann, ist", um mit Hommel, ZK I 325, zu reden, „eine im Sumerischen
ganz gewöhnliche Erscheinung". So findet sich statt des so gewöhnlichen Jci-bi-Jiii ge-en-gi-gi
= ana asrisii{nu) utir (s. o.) z. B. bei Dungi I R 2, Nr. II, sub 3 Z. 11 ki-bi mu-na-gi
und I R 5, XX, 7 ki-bi ne-in-gi-a genau dem uür asrussn{n) entsprechend. Semitischer
Einfluss auf das Sumerische scheint mir hier wahrscheinlicher, als der entgegengesetzte
Vorgang.
Nahm sich nun der Verfasser der Inschrift die Freiheit, das Relativum, wie im Semi-
tischen, ohne äusseren Ausdruck zu lassen, so hatte er in ki ein — wie immer ungenügen-
des — Aequivalent für das asar der babylonischen Fassung gefunden.
Nun steht ferner am Ende von Zeile 11 ein men an einer Stelle, an der ein anäkit
in der neubabylonischen Fassung nicht zu finden ist; dem inni in ippalsü-inni als dem casus
obliquus des Personalfürworts der 1. Person kann aber tnen schwerlich entsprechen. In den
auf dieses men folgenden Zeilen Vjemerkt man w^eiter einen Wechsel der Pei'son: die dritte
Person wird gesetzt, wo das Neubabylonische die erste beibehält. Z. 13: (ju-mun-sä-a-bi-ge-am
— lü imbtl-inni-ma ; dem bi-ge entspricht hier das itini und Z. 14 zag-bi „an seiner Seite",
„mit ihm" = itti-ia „mit mir".
So wäre es möglich, den Versuch einer Nachahmung des Periodenbaues in folgender
Construction zu erkennen: „Ich bin {men) derjenige, welchen (unausgedrückt) an dem Ort {ki),
wo für mich (unausgedrückt) als Sprössling (SIG.ALAM) der Mutter {ama), die mich geboren
hat {mug{gä)-mu), zur Beherrschung {nam-en-na) der Völker {lu-lu) die Königin {nku-gal) der
Götter {dimmer-ene), die Göttin A-ru 'u-a, einen guten Namen {mii dugga) gerufen hat [ge-en-
sä-a), auf dass er versammelte {aba-ab-iä-id) die zerstreuten {birbirra) Völker {uku) des Landes
Akkad {Kingi Ur-ge), freudig {giilli-es) die grossen Götter {dimmer gal-gal-eue) angeblickt
haben {ide-mun-sin-bar- am) ; ihn beriefen die grossen Götter und mit ihm zoc
aus Assur nach Babel der Gott Marduk". Dadurch hätte der ■ Verfasser die Loslösung der
Zeilen 12 — 15 von der Periode erreicht.
Nun erst können wir an die Besprechung der Einzelheiten herantreten.
6. Dass nahmt ummi älitti-ia = vabnit ina libbi wnmi alitti-ia zeigen die unten
S. 39 und 40 citirten Stellen. 'gT_ ^^^^^ = nabnUum „Bau, Bauwerk", auch
„Geschöpf, Sprössling", Name der bekannten Serie lexicographischer Tafeln, s. Delitzsch. W.B.,
S. 242f.; Bezold, Thontafels. S. 762 [18], Nr. 1; PSBA X (1888), p. 422 und note *: und
und ZA IV, S. 431. Für die Bedeutung „Geburt, Sprössling" s. besonders ASKT IIG, 9/10:
Lehmann, Saniassumukin II. c
34 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
SIG.ALAM sidi-kid = nmsfesirat gimir nabniti „die recht leitet alle Geburt" , cf. IV, 25
Col. III -lo; auch durch hurmanü „Geschöpf" wird das Ideogramm wieder gegeben, z.B. ASKT
84/85 Z. 30. Da ^y^^^^rx^ = alam nur das „Bauwerk" bezeichnet, ^^J_ sig dagegen
meist nur A'om „Zeugen, Gebären" gebraucht erscheint, während nabnUu beide Bedeutungen
vereinigt , so scheint die Zusammensetzung beider Zeichen semitischen Einfluss zu verrathen ;
sig ist gleichsam ein Determinativ, dass die Auffassung des nabnUu als „Bauwerk" verhin-
dern soll. Dieselbe Ansicht ist inzwischen^) von Jensen ZA II 88 zu 43 ausgesprochen
worden. — Unimn = ai)ia. Die Aussprache ama ►yy*"*^]- ummii „Mutter" hat Haupt, SD 519
scharfsinnig durch Vergleichung von V R 12, 25— 28def, V R 12, Nr. 3 (jetzt AL^ 129, 101),
III R 69 Nr. 5, 70, S'^ V 8, 9 und II R 32, 52c erschlossen. Vergl. auch V R 24, G9gh,
ZA II 400. Die Sicherheit dieser Annahme würde noch verstärkt, wenn wir annehmen dürften,
dass v-JT*^] zu den complexen Zeichen gehört, bei denen die Aussprache durch den Lautwerth
des in den äusseren Rahmen eingeschriebenen Zeichen angegeben wird (vgl. Lehmann, ZA II
S. 244 f.; Bezold, ZA III, 203 Note 1). Dann wäre eine ältere Form an{a) anzunehmen (so
auch HoMMEL, ZK I 174), aus der ain{a) geworden wäre, wie aus alan: alam(?). Anderer
Meinung sind Zimmern, BB 100, welcher das Ideogramm, und Delitzsch, Prolegomena S. 109, 1,
welcher auch den Lautwerth am für semitisch hält; besonders für das letztere sehe ich den
Grund nicht ein. — Alitti-ia = mug{(ja)-mu. Für die scriptio defectiva des Status prolong.
bei angehängtem Suffix s. Haupt, SFG 27 sub c. Für Wi?rf/ = alädii sind mir nur Stellen aus
dem enie-sal-Formen aufweisenden Text IV R 9 bekannt. Wahrscheinlich ist die S" 215
für alädu erscheinende Form mud eine noch jüngere Form dieses Wortes. Vergl. Theil I
Seite 150 oben.
7 und 8. Ana enüt = nam-en-na. Das na kann aufgefasst werden als Ausdruck
des stat. prol. oder aber als Postpo.sition na = assyr. ana. (Siehe über diese Haupt, ASKT
p. 141, CV p. XXXII.) Beispiele IV R 30, 20, 21c: ki-a-na sud = ana ersitim rüldi,
ASKT p. 115, 1: za-e-na = ela käti „ausser Dir". Dieses na wird auch wie hi und hu {m)
als Zustandspostposition zur Bildung von Participien und Adverbien benutzt, ASKT 80, 17, 18,
(jul-la-na „in Freude" = Mdis; dur-a-na „im Sitzen" = ina asäbi-sti, wo freilich na auch
als Pron. pers. dem su entsprechen könnte, mug-na (oben citirt) sprich mug{gä)-na „im Ge-
bären" = älid(u) „gebärend". Im letzteren Falle wäre nam-en-na (sprich: namennä-na) zu
vgl. mit nam-en-hi (spr.: namennä-hi) Hammiirahi I R 4, XV Col. II, 9. — Nise = lidu vgl.
ASKT p. 115 Obv. 9 a-^a-lu-lu = teniseti vgl. II R 24, 24ef und V R 51, 65/66. S. Zimmern,
BB 14 f. Ist dieses lu durch „Accentverschiebung" (?) aus gal(u) neusum. midu entstanden?
(Jensen, ZA II, 16 Nr. 2, 22 N. 1). Oder haben wir in dem Worte lu , da azalidu IV R
19, 3/4 und in dem Berliner Vocah. V. A. Th. 144 auch durch nammastu „Gethier" wieder-
gegeben wird, einen anderen Ausdruck für „lebendes Wesen" animal zu sehen? — Sunii täbis
lü tambi = mu dug{ga) ge-en-sä-a. Statt suma nabü „Jemandes Namen nennen, verkünden"
(über die Bedeutung siehe sogleich) braucht der Assyrer auch ana sumi nabü: ana sume-sin
abbi, Tiglatpileser III (II R 67, 84).
Derselbe Wechsel findet sich im Sumerischen, wie ein Vergleich unserer Stelle mit
Gudea A Col. IV 3 (de Sarzec pl. 20), C (siehe Amiaud ZK I, 156 letzte Zeile, vgl. 157
Anm. 3), H Col. III, 6 (ZA II 289) zeigt, welcher bei der Benennung seiner Statuen sagt:
mu-liu mii-na-sä. —
Erüa = Ä-rii-u-a. Ich halte Erüa ^*^ t^]} ^^^ ^ITI^ Tt — so ist zu lesen
nicht etwa mit Zimmern, BB 32 sarrat iläni same rua — für echtsemitisch, das A-rü-u-a
1) Vgl. oben S.»^8 Anm. 1.
Erläuterungen zur Bilinguis Z. 7 und 6. — Die Göttin Erüa. 35
IY f:^ t') ]^^^ IT tler sumerischen Fassung dagegen für eine künstliche rebusartige
Bildung. Erüa, die Göttin der Schwangerschaft, wird nicht zu trennen sein von Serüa,
der Göttin der Schwängerung. Beide Formen sind nomina actionis der Form I 1 und III 1
von erü lIN'a (= hehr. T]'\r\). Vax serüa statt des zunächst zu erwartenden nürüa s. Delitzsch,
Assijr. Grammatik § 113 bes. S. 311 Abs. 1 a. E. Für Serüa, die neben Ahir und Bei
von Tiglatjnleser III (Lay. 17, 15) genannt wird, siehe den Namen der Tochter des Asur-
uballit in der synchronistischen Tafel (II R 65, 9): Miihallitat-Serüa „Seriia ist die Spenderin
des Lebens". Damit ist wohl zunächst das Leben der Trägerin des Namens gemeint, dann
aber auch im weiteren Sinne eine Hindeutung auf das Wesen und die Function der Göttin
beabsichtigt.
Ehe wir diese Function nach den inschriftlich vorhandenen Angaben bestimmen, sind
einige allgemeine Bemerkungen über den Charakter der weiblichen Gottheiten des assyrischen
Pantheons am Platze. Li der Zeit des ausgebildeten und voll entwickelten Cultus, in welche
unsere Inschrift uns führt, findet man zumeist in den bedeutenderen weiblichen Gottheiten
gewissermassen eine dreifache Wesenheit vereint. Es ist das das Resultat einer Entwicklung,
die zu verfolgen und darzustellen hier nicht unsere Aufgabe ist. Wir müssen uns begnügen,
das in diesen drei Richtungen zu Tage liegende Endergebniss hervorzuheben.
Die weiblichen Gottheiten können sein und sind zumeist 1) Erscheinungsformen der
Istar-^) Astarte , der einen grossen semitischen Göttin, die ursprünglich, wie TiELE^) klar-
gestellt hat, die Personification der irdischen Fruchtbarkeit ist, weiter das weibliche Princip
in der Schöpfung nach jeder Richtung hin vertritt und als die grosse Mutter angesehen und ver-
ehrt wird, L* Col. II 6; vgl. auch Theil I S. 110 Anm. 5.
2) Hiemit eng verbunden ist die Function als Bellt (Beltis) und zwar in zweierlei
Weisen :
a) Einmal ist die Göttin als Gemahlin eines Gottes, der als Herr, Bdal-Bel, des
Ortes seiner Verehrung betrachtet wird, die Herrin, die Bellt der betreffenden Cultusstätte*).
b) Neben und über diesen einzelnen localen Erscheinungsformen wirkt aber die Idee
einer obersten und mächtigsten Gottheit dahin, dass die als Bei und Bellt einer Oertlichkeit
betrachteten Gottheiten zugleich als Bei und Belit xöt' iBo^i^v angesehen werden. So ist die
weibliche Gottheit die grosse Belit, die Herrin und Königin der Göttinnen und des Himmels^).
1) So ist das Zeichen zu lesen. Die Lesung dar {Dissert. p. 18 und 47 n. 2) ist, wie bereits von
mir ZA II 252 sub 108 bemerkt, mit allen Schlussfolgerungen, die ich daran geknüpft hatte, falsch. Für
einen Gott Adar fehlt es im Assj'rischen nach wie vor an jeglichem sicheren Anhalt, da der Versuch, dem
Gottesnamen ^^j~ >?~^1 I^zII <iiese Bedeutung und Aussprache zu vindiciren, als gescheitert zu be-
betrachten ist. (HoMMEL Semiten 494 sub 237 ; Lehmann, Dissertat. p. 47 sq. u. a. 2., und bei S. A. SiniH,
Asurbanijml Heft 2 S. 91 Abs. 2. Jensen, Kosmologie 457 f.)
2) Den Namen halte ich gegen Delitzsch, bei (i. Smith, Chald. Genesis 273, der ihn, ehe er die
Existenz der sumerischen Sprache leugnete, für sumerischer Herkunft erachtöte, mit Haitt, ZDMG XXXIV, 757
entschieden für semitisch. Vergl. Eü. Meyek, Geschichte § 14G. Bekanntlich leitet Hommel den X\men
'AqjQoöizt] aus dem phönikischen Namen der Astarte unter Annahme folgender Entwicklungsreihe ab: As-
toret : Aftoret : Af rötet. Es dürfte als Beleg für die Möglichkeit eines solchen Wandels — namentlich,
wenn er durch volks etymologische Erwägungen gestützt wird — von Interesse sein, dass ich in der
Gegend von Sorrent für telegrafo habe telafric'^ sprechen hören.
3) Leydener Congressacten II 495 ff.
4) Ed. Meyer, Geschichte des Alterthums § 173 f.
5) SCHRADER: „D/e CCil'n Hr'TtD ""'' «'"' aramäisch-assyrisches Acqitivalent" Sitzungsb. der Ber-
liner AI: d. W. 1886 S. 477 ff. — .Die Göttin Istar als malkatii und sarrattt\ ZA III 353 ff". : ZX IV 74.
öo Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Gerade unsere Texte bieten Beispiele dafür, dass eine solche Hauptgöttin direct als Königin
der BcUis-G'öttumen (L^ 9), ja als Herrin aller Astarten (?) genannt wird (L* Col. I 32).
3) Als Drittes kommt hinzu die siderische Function, die aus der Eigenart der baby-
lonischen Religion entspringt, dass man sich die „Weltmächte" in den Gestirnen „wirkend
dachte" und so den einzelnen Planeten „einige der Hau])tgötter als Schirmherren zuwies" ^).
Als Stern der Istar gilt die Venus; nach einer assjn-ischen Angabe, der man aber vielleicht
eine zu weittragende, principielle Bedeutung beilegt, wird die Venus als Morgenstern, als
Istat\ bezeichnet, als Abendstern dagegen heisst sie Bellt. So viele Namen und Erscheinungs-
formen der Istar-Belit es nun giebt, mit so vielen Namen kann man demgemäss das Venus-
gestirn bezeichnet finden. Sofern aber die weiblichen Gottheiten als Gemahlinnen und Mit-
trägerinnen des Wesens der ihnen gesellten männlichen Gottheit zu gelten haben, hat man
sich auch von den Beziehungen zwischen Beiden auf dem siderischen Gebiete Rechenschaft
abzulegen. Da wären denn zweierlei Wege möglich. Entweder die Göttin bleibt Gestirn der
Venus; dann wird die Venus als Gemahlin und Genossin bald des einen, bald des anderen
Planeten erscheinen. Oder aber die weibliche Gottheit würde als Herrin des von ihrem Ge-
mahl beherrschten Planeten angesehen. So weit mir bekannt, ist zumeist der erstere Weg ein-
geschlagen worden, was um so natürlicher erscheint, als die Eigentbümlichkeiten des Laufes
der Venus ja geradezu dazu einladen, sie zu einigen der von den Babyloniern als Planeten an-
gesehenen Gestirne'*), vor allem zu Sonne und Mond, in besonders nahe Beziehung zu setzen.
Die babylonischen Priester haben sich die aus dieser verwickelten Sachlage erwachsende
gute Gelegenheit zu theogonisch-mystischen Speculationen nicht entgehen lassen, und es kann
nicht Wunder nehmen , dass es oft schwer hält , über die Verwandtschafts- und Familien-
Verhältnisse der babylonischen weiblichen Gottheiten in's Reine zu kommen^).
V
Das Vorstehende wird genügen, um unsere Auffassung der Eriia bei SanimassuniuJcin
verständlich zu machen, und namentlich die aus den folgenden inschriftlichen Belegen sich er-
gebende Gleichsetzung einer ganzen Anzahl verschieden benannter babylonisch-assyrischer
Göttinnen von vornherein in das richtige Licht zu setzen.
Die EnUi ist nämlich:
1) zunächst eine mit der Sarpantt, der Gemahlin des Bel-MarduJc, nahverwandte oder
identische Gottheit und als solche eine Erscheinungsform der grossen Beltis, wie sie in Baby-
lon als oberste weibliche Gottheit verehrt wird.
2) Sie ist zweitens als Göttin der Schwangerschaft eine Erscheinungsform der Istar,
der Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit.
3) Drittens bezeichnet die Enia siderisch als Erscheinungsform der Istar-Belit den
Planeten Venus. Jensen nimmt an, dass Sarpamt als Gemahlin des Marduk, des Gottes der
Frtthsonne, ursprünglich die weibliche Personification der strahlenden Frühsonne gewesen sei.
Auf diese Bedeutung, wenn sie überhaupt noch in späterer Zeit in Kraft war, scheint in
unserer Inschrift nicht Bei;ug genommen zu sein.
'O rs^
Zu dem bereits angeführten Namen Muballitat-Seriia fügen wir zunächst L* Col. I 32
NIN.LIL-Ämla ruhat ildti hellt nabnäti ^Serila die Herrin der Geburten". Als
Ä-i^ y-a u-a sarrat erscheint die Eriia in der Inschrift des Antiochus V R 66. Col. I 20, II 6,
während unsere Inschrift L^ Z. 9 sie als fy ^^^4^ y sarrat Hat heleti als j,Aru (vergl.
II R 24, 54e), die Königin aller J5e?^is-Göttinnen" bezeichnet.
1) Ed. Meter, Geschichte § 148.
2) Jensen, Kosmologie 132.
3) Vgl. Zimmern; BB. S. 490. — Jensen, Kosmologie 273.
Erläuterungen zur Bilimjuis Z. 7 und 8. — Die Göttin Eriia. 37
Diese Stellen zeigen bereits zur Genüge , dass wir in Erüa und Serita in der aast^e-
führten Weise eine Erscheinungsform der Belit-lUar , und zwar eine solche zu sehen haben,
in welcher deren Function als grosse Mutter, als Gebärerin , Schöpferin und Förderin alles
Lebens betont wird. Dafür spricht weiter V U 46cd: t-^ ^^II [riTIfj^ Jf (Jensen's Er-
gänzung ZA I, 2G5) = Sar-pa-ni-him. Die Benennung der Gemahlin des Mardidc als Zer-
haniti (s. Schrader KAT* 282) ,,die Nachkommenschaft erzeugt", an deren Ursprünglichkeit
TiELE, 532 Anm. 1, und Jensen mit Recht seit längerer Zeit zweifeln, ist lediglich eine Priester-
etymologie, eine Art Wortwitz, der nur durch die spätere Wesensgleichheit Belit-Sarpanit mit
der Belit-Erüa eben in ihrer Eigenschaft als Erscheinungsformen der Istar an die Hand
gegeben ist. Den Namen Sarpanitu betrachte ich als fem. einer Form faalänu von sarapu P]~2i
,,hell, rein sein", auch ,, läutern"^). Ob durch den Zusatz sa Dilmun an der genannten Stelle Auf-
schlüsse über deren ursprüngl. Heimath und Function zu erlangen sind, muss dahingestellt bleiben.
Die Identität der Erüa und Sarpamt beweist ferner noch Nebuc. E.I.H. Col. I, 23 f.,
wo der König seine Erzeugung dem *~^X *^*\ ►ffiF ^IIl^ IT i^uschreibt. Hier las man
früher Bil dimmeriia und fasste dimmerua als Lehnwort aus dem Neusumerischen mit suf-
figirtem assyrischen pron. pers. 1 , also ^^Bel , mein Gott". Dass diese Lesung falsch und
definitiv aufzugeben sei, habe ich Dissertat. p. 44 n. 1 deutlich ausgesprochen. Trotzdem
bleiben Delitzsch, Ass. Gramm. § 74 S. 200 und Ball, PSBA X p. 88, 91 bei der alten
irrthümlichen Uebersetzung. Es ist zu lesen hil '"' Ir-u-a Marduk d. i. ,,der Gemahl der
Erüa, Marduk"'. Beachte ferner die Gleichung i^^^f \y t^ y = si--^^E. ''^" SarpanUum
V R 44, 34 c (Brünnow 11484).
Die folgenden weiteren Belege für unsere Anschauung über den Charakter der Göttin
haben zugleich den Zweck , in ihrer Zusammenstellung und Anordnung einige von den Er-
wägungen hervorzuheben , die bei Bildung des sumerisch sein sollenden Namens A-ru-{n-ä)
massgebend gewesen sein oder mitgewirkt haben können. Etwas Sicheres darüber anzugeben,
ist nicht möglich , da die Tiefen und Irrgänge altbabylonischer Priesterweisheit und Mystik
begreiflicherweise nicht immer völlig zu erleuchten sind.
Es giebt eine Gottheit *^*T~ t^ T *"'^1- Dieselbe kommt u. A. vor in dem ein-
sprachigen protobabyl. Text K 138 + K 3232 (Haupt, ASKT 104 flF.; Bezold, Catal p. 36)
Rucks. 1. 2. 3. 5. 11., vgl. Vorders. 19. — Dass diese Gottheit eine weibliche ist (oder sein kann),
wird deutlich durch den Namen 'Q- *"n t^ f ^|T ^^^<^I Ci^lly) *"Ir ? Serüa-eterat,
welchen eine Tochter sowohl des Asarhaddon (K 501, 27 s. Tafel XLIII) wie des späteren
Königs Asur-etil-iläni-uMn-imii (IH R IG, Nr. 2) führen. ,,t^ I ist Schützerin", vgl Neh.
E.I.H. Col. IV 35: Gula eterat gamüat napisti-ia. Beachte ferner II R 61, Nr. 2, 14 b
::yyyy t^^{ »--^y, n R eO, 16a. BäU ^^^]-na und HR 17, 17ef, wo t^'^y die Glosse
rabtta hat (Theil 1 S. 110 Anm. 5). Da t^ j = cdin, so macht das na des stat. prol. in
den angeführten Beispielen diese Aussprache auch für den Namen der Göttin wahrscheinlich,
und wir hätten in dieser vielleicht eine Göttin des fruchtbaren Gefildes, der Erde, eine assy-
rische Demeter-Ceres zu sehen, also eine Erscheinungsform der Istar, bei welcher der Nach-
druck auf deren ursprünglicher Function als Göttin der irdischen Fruchtbarkeit liegt.
1) Siehe bereits Lehmann, Berl. Phil. Wochenschr. 1891 Nr. 25 Sp. 794. — Vergl. auch Delitzsch,
Beitr. I, S. 194, der ebenfalls Zweifel an der Ursprünglichkeit von Zer-banititm ausspricht, aber nur eine
Herleitung von einem Stamm £"it in Erwägung zieht. Dagegen stellt ganz neuerdings Jkxsen, ZA VI 153,
den Namen ebenfalls unabhängig zu f\~\\i: die „Strahlentle" d. i. die „Göttin des erscheinenden Tageslichts".
HOMMEL, Münchener Neueste Nachrichten vom 28. März 1891, Morgenblatt, leitet, wie mir Bezolp mittheilt,
Zarpanitu ab „von Zazpan, Zarpan »Bogen«".
38
Zweiter Theil, zweiter Abselmitt.
Die (oder eine) Cultusstätte dieser Göttin zu bestimmen, ermöglicht uns ein Thontäfelchen,
das sich im Besitz des Uev. Mr. Hayes Ward, des Leiters der ersten amerikanischen Expedition
nach Babylonien, befindet und das vom Eigenthümer in Transcription veröffentlicht wurde
Hchraica Vol. II Nr. 2 p. 85. Auf meine Bitte sandte mir Herr Ward eine Copie des
Textes nach Mr. Pinches, den ich mit seiner gütigen Erlaubniss hier veröffentliche:
1.
^! ^j -m m
2.
^y iS^" -W c^^V -^^T :ll
3.
^i 1^^ ^m <t^^ ^ }} m
4.
^iis^i^M -+ ^T m
Der Text beschäftigt sich (Z. 1) mit 8ii)pm\ Z. 4 nennt das Sippar des Samas und
da Z. 3, Avie wir unten (zu Z. 24) sehen werden, den Namen der Burg von Sippar nennt, so
bleibt für Z. 2 nicht Anderes, als die andere Hälfte der Doppelstadt, das Sippar der Änunit
(II R 65, Paradies S. 209). Dann drücken die Zeiclien t:^ y *^'<^l dasselbe aus, wie sonst
A-nu-ni-tiim: die Göttin Äniinit. Hierzu stimmt, dass (nach Strassmaier AV 2172) auf der
Tempelliste II R 61 Nr. 2 deutliche weitere Spuren erhalten sind, die berechtigen, die Zeile
so zu erganzen:
:ITTT t^ ^T -<^T : tTJT
?^TT T
^I^?
flffl <m
E-edinna ist also ein sipparensischer Tempel und somit *"n~ E^ T *^'*^I eine jeden-
falls in Sippar verehrte, mit der Änunit identische oder verwandte Gottheit. Auf eine ent-
sprechende nahe Beziehung der *^n~ t^'^y *"^| zur Belit-Istar weisen das _^-!4. und V"^I
= heltu in den ideograph. Schreibungen »-»^ ^^ t^'^y *^^] und »^Hp "ir^I Er^i^y *^]
II R 59, 43 Rev. ab. Ferner Zeile Rev. 10 — 15, wo, je zweimal wiederholt, auf einander folgen
1) *"*T~ *~^ ^^ E^ Ti 2) I^t(^^' und 3) Belit iläni. Damit ist bereits eine Kette inschriftlicher Be-
lege hergestellt, die in unserem Sinne die Wesensgleichheit der Göttinnen *"n E^ y, Änunit
und JBelit-Istar erweisen.
Das Zeichen t^ y hat nun bekanntlich den Lautwerth ru (und vielleicht auch ri)^).
So konnte die ideographische Bezeichnung der Göttin des fruchtbaren Gefildes den babyloni-
schen Priestern ihre Aufgabe erleichtern , als es sich darum handelte , den gut semitischen
Namen der Göttin der Schwangerschaft Erüa ein möglichst unsemitisches Gepräge zu geben.
Mit dem Nominalpräfix a ergab sich Ä-ru^ das vielleicht in der getrübten Aussprache später
Zeit bereits an E-ru anklang; vgl. die Glosse ^I [l f *~' e-rnni zu *"*n t^ y ^~* I II R 56,
59c (Brünnow 4524).
Das in unserer Inschrift auf Ä-rü folgende ^^^ fy dürfte nun von den vorher-
gehenden Zeichen zu sondern und nicht mehr als blosser Bestandtheil der den Klang des
semitischen Wortes in anderen Zeichen darstellenden Gruppe zu betrachten sein. —
1) Strassmaieb^ ZK I, 70 f. ; Jensen, ZA I, 2G5 Anm. 3 ; Zimmern, BB 84.
Erläuterungen zur Biliiujuis Z. 7 und 8. — Die Göttin Eriia. 39
Das zeigt neben den angeführten Schreibungen A-rü und A-ri besonders die bei
AntiocJms erscheinende Form Ä-rii-a u-a, in welcher A-rii-a bereits zur graphischen Para-
phrase von Erüa völlig ausreichen würde. II U 57, 14, das *"*t~ ^r^ gleich •"*T~ IT IT
^ j^ py~ ^[y setzt (Strassmaier 4547), bestätigt diese Ansicht und erklärt gleichzeitig
den Zusatz.
Ktine ist wohl als Gen. sing, oder plur. eines Nomens Jcum'i Jjti vom Verbalstamm
Jcanü^) zu betrachten; daneben ist die Möglichkeit einer Auffassung als Inf. I 1 desselben
Verbums oder als Nomen der Form fuullü von känu vorhanden ; in den beiden letzteren
Fällen müsste man aber defective Schreibung resp. Auflösung der Verdoppelung (für kunnü)
annehmen. Jedenfalls bezeichnet sa hune die Anunlt als Göttin der Erschaffung, der Lebens-
spendung^). Nun ist \ia (s. Zimmern, BB 32 und IIG) luterjection des Schmerzes „wehe",
und so liegt es nahe, in dem dem Namen der Göttin der Schwangerschaft und der Geburten
hinzugesetzten \i-a einen Hinweis auf die Wehen zu sehen , durch welchen sie als Göttin
Wehmutter (vgl. die Eileid^vlai) bezeichnet wurde {Dissertat. p. 47 u. a. 1).
Dass in den beiden letzten Silben des Wortes Erüa , dem Klange nach , das Wort
„Hirte", ,, Genosse" steckt, während ^rf^ Ideogramm für ,,Heerde" und sum. ^il J^ IT =
reu ,,Hirte" ist, mag schliesslich ebenfalls bei der Zusammenschmiedung des Rebus mit-
wirkt haben.
Als Göttin sa Jcune wird bezeichnet die *"*^ \y (y die Anunit, die Gemahlin des
Samas von Sippar , siderisch die Venus als Morgenstern^). Nun giebt II R 49, 12 ab die
Gleichung C^^|»^>^ A-nii-ni-tum = *^*t~ Is-tar , II R 49 , Hab Is-tar = Dilbat. Die
Uebereinstimmung von Anunit = *^n~ E^'^T ^'"^I haben wir bereits gezeigt. Hier schliesst
sich also ein zweites Mal die Kette inschriftlicher Belege, die die Anunit, Istar, Dilbat, Erüa
und zwar diesmal auch siderisch als wesensgleich, als Erscheinungsformen und Verkörperungen
der verschiedenen Seiten der einen is^ar- Venus erweisen.
Was bedeutet es nun, wenn Samassiimulmi sich rühmt, dass /s^ar- Venus, und zwar
in ihrer Function als ,, Göttin der Schwangerschaft", ihn als „nahmt der Mutter, die ihn o-e-
boren, freudig angeschaut habe"? Dies werden uns einige von vielen parallelen Stellen aus
babylonischen und assyrischen Königsinschriften erkennen lassen. Sank. (Latard 38, 3): '""
hellt iläni Bellt nahniti ina lihhi tarbasi agarinni alitti-ia kenis ippalis-anni-ma usahhä .,Die
Herrin der Götter JBeltis hat mich als Sprössling im Leibe der Mutter, die mich geboren,
treu (d. h. wohl ,,als legitim") angeschaut und betrachtet". Nehm. E.I.H. I 23 ff. : Istu
ih-na-an-ni bei Ir-u-a Marduk ibsimu nahniti ina umtnu eniima aldaku abban-) anaku ....
„Seitdem mich erschuf 3Iarduk, der Gemahl der Irua (s. o. S. 37) , mich als Sprössling im
Mutterleibe bereitete, seitdem ich geboren bin, erschaffen wurde . . . ." Ferner z. B. Asicrbon.
R™ I Col. I Z. Iff. : Asur-ban-ahlu bimUii Asiir u Btlit sa Asnr u Sin nltu time
rüküti nibtt sumisu i^kurü ana sarrüti n ina lihhi umniihi ibnii ana reut Assur ,,Asi(rhan-
abal, der Sprosse Astir's und der Beltis ,den Asur und Sin seit unvordenklicher
Zeit zur Königsherrschaft beriefen und im (Leibe) seiner Mutter zur Beherrschung von Assur
erschufen". Und dazu vgl. L* Col. IG:... Nin-lil mnmii rabUii ana helüt mdti u nise taskura
,,{Asurbanabal, den) Ninlil, die grosse Mutter, zur Herrschaft über Land und Leute berief".
1) Vgl. Dissertation p. -47; oben Theil I S. 9 und die dort Citirten.
2) Lenorbunt, Origin. II, 7; Schrader, KAT 280; Hommel, Semiten 242, 245 Anm. 1. 250. —
Verl, oben S. 3G sub 3.
40 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Aus dem Vergleich dieser Stellen geht zunächst mit Deutlichkeit hervor, dass nahmt
iunmi aliiti-ia den Ungeborenen, den Sprössling im Mutterleibe bedeutet^). Ferner ist
ihnen allen gemeinsam, dass ein Hauptgott und die Beltis als an der Erzeugung und
Geburt des Königs betheiligt, ja geradezu als Eltern des Königs bezeichnet werden, und dass
er bereits vor seiner Geburt als zum König prädestinirt anzusehen ist; und zwar wird diese
Prädestination regelmässig ausgedrückt durch die in verschiedener Form sich findende Ver-
sicherung, ,,dass die Gottheit ^den Namen' des Königs zur Herrschaft berufen oder ihn freund-
lich, günstig angeblickt habe".
Bei SamasswnuJdn Beides: Die Istar-Eräa hat seinen Namen als den eines Herrscher.-
verkündet, ,,die Götter Babylons haben ihn freudig angeblickt". Dass in dieser behaupteten
Betheiligung der Götter der cultische und gleichzeitig staatsrechtliche Beweis der Legitimität
der Herrschaft enthalten sei und dass dies namentlich auch hervorgehe aus der regelmässigen
Anwendung von Formen vom Stamme pr {Mnu = „legitim") ist oben (Theil I S. 9 ff.) bereits
auso-eführt, auch die Erklärung des Namens Samashimulün dai'an geknüpft worden. — Es
erübrigt hier nur noch, dass wir uns über das Wesen dieser ,, Berufung" und dieses ,,Anschauens"
klar zu werden suchen. Es unterliegt für mich keinem Zweifel , dass wir es dabei nicht mit
einer regelmässig wiederkehrenden inhaltslosen Phrase zu thun haben , sondern dass die Er-
kläruno- auf dem Gebiete zu suchen ist, auf dem die Aeusserungen des göttlichen Willens nach
babylonischer Anschauung dem körperhchen Auge erkennbar werden, d. h. auf astronomisch-
astrologischem Gebiet: Die {lstar-)Erüa hat SamassumuMn Namen (und Existenz) verkündet
{tamhi). Die Istar-Yenns heisst u. A. ^ ^ Dilbat (JeUcpar) (Theil 1 S. 125); ^ *^ aber
wird aber durch iial>ü verkünden erklärt*). Nun wissen wir, dass in Babylon von den Chal-
däern (siehe Theil I Seite 173) unter anderen Künsten der W^eissagung auch das Stellen
des Horoskops, der Nativität^) eifrig betrieben wurde. „Weissagen, Weissagung" wird babyl.
durch einen Stamm f]ir'N (^u*n?) wiedergegeben, zu welchem assapittu, ussapu gehören; unter
den Ideogrammen für diese Wörter findet sich ]^ {]}) : s. H R 15, 4 a; Hill ^| '^^I
IgJ y^ = hU ussapi, II R 16, 62a; t-]]]^ ^+ Ig ^ ^=^^T "3^ = assap rag-gu;
'-^<]"^ t-]]]jt «-»^ Ig 1} = as-sa-pu-tu, IL R 15, 5a vgl. 6a (vgl. Brünnow 5118, 10523).
Sehr zu beachten ist auch II R 55, 7 cd: »^H^ J»- ]} \ t^ '^H <]^ Ig ]} kar-rad sa
i-sa-ris as-pu, wo also ein Gott, der den Namen „der Sprecher" führt, bezeichnet wird als
der Held, der richtig weissagt. Die Orakel gewisser Gottheiten genossen also, wie das ja als
natürhch zu verrauthen, besonderer Achtung und Werthschätzung.
1) Ich kann deshalb auch Heinrich Zimsiern nicht beistimmen, der vorschlägt, Z. 6 flf. zu über-
setzen: „am Ort des Gebarens, der Mutter, die mich gebar, berief meinen Namen . . . die Göttin £'nfa%
ein Vorschlag, der mir während der Gorrectur des vorigen Bogens zuging. So sehr verlockend die dadurch
gewonnene grosse Vereinlachung der Syntax der Z. 6 ff. auf den ersten Blick erscheint, insofern wir es dann
statt des verwickelten Periodenbaus, den unsere Analyse S. 30 ff. voraussetzt, mit vier coordinirten Haupt-
sätzen zu thun hätten, so wenig kann ich eine Stelle finden, in der nabnitu unzweideutig den Ort des Ge-
barens bezeichnet. Meines "Wissens bezeichnet nabnitu regelmässig das Geborene oder zu Gebärende, den
Sprössling, Embryo, das Kind. Die eine, S. 33 f. bereits angeführte Stelle mustesirat ginnr nabuHi , ,die
recht leitet alle Geburt", wo man nabnitu sowohl auf das zu Gebärende, wie auf den Act des Gebarens be-
ziehen kann, scheint mir nicht zu genügen, um eine and:re Auffassung zu rechtfertigen. Auch würde bei
ZiMMEKN's Deutung jede Angabe darüber fehlen, wo sich denn dieser ,Ort des Gebarens", dieser Geburts-
ort befunden hat, während offenbar der Nachdruck des ganzen in Z. 6 ff. ausgesprochenen Gedankens darauf
liegt, dass Samahhmiukin als König an den Ort gelangt war, wo er geboren war und wo man vor seiner
Geburt bereits seine Prädestination zum Herrscher erkannt hatte (s. Theil I S. 31).
2) Für das Folgende s. bereits Dissert. p. 44 sq.
3) S. ZA ni, 135 (Stkassm.), ZA IV, 78 f., 169 f. (Epping). - Ed. Meyer, Geschichte § 148.
Erläuterungen zu BUin/juis Z. 6 bis 8. — Göttliche Berufung Snmaskumidin'a. 41
Nun lesen wir Neb. Col. II, 43 E-ku-a papaha Bell Marduh und C'ol. III, 24 ana sultilu
E-hua papulja htlüti-su. BasH E-kua „Haus oder Zelle der Weissagung" bedeutet, hat Opfert,
EM II, 271 f. längst erkannt; Delitzsch's und Flemming's Deutung „Haus der Huhe"' kann dem
gegenüber nicht als ein Fortschritt bezeichnet werden. Da nun ausserdem das heilige Schiff, auf dem
die jährliche Procession des Gottes auf dem Euphrat stattfindet, den Namen ^| *^iyi ]^] ]j
d. i. elij) assapiiH ,,das Schiff der Weissagung" führt (/.. B, L* Col. IV 18), so wird man
keinen Fehlschluss thun, wenn man Marduh für Babylon als den ili assapüti, den Gott der
Weissagung und Schicksalsbestimnnmg xar' e^oxt']v ansieht.
Das ergiebt sich auch daraus, dass am ZaJcmiiJcii-F est im Tempel Esagila unter dem
,, Vorsitz" des Marduh die Geschicke für die Zukunft in Babylon bestimmt wurden^;, wozu
als Bestätigung zu vergleichen ist das über den parak simäti (zu Z. 18) und über die Be-
zeichnung des Marduh als «7m Äsari (zu Z. 15) Bemerkte. Es .stimmt damit femer, dass
Marduh von Asurnasirahal als Bei tirti als Herr der göttlichen „Weisungen", der nieder-
geschriebenen Orakel und Omina bezeichnet wird. Demnach ist unsere Annahme, dass Mar-
duh der *"n I^ IT = ^^* assnpüti ist, genügend gestützt, auch wenn die iuschriftliche
Gleichung [*^*i~J iBj IT = ^^" Marduh, von der Oppert's Schlussfolgerungen ausgingen,
dadurch in Wegfall kommen sollte, dass in II R 59, 48b/c, der einzigen Stelle, die mir einen
Anhaltspunkt für einen solchen Ansatz zu geben scheint, nach den bei Strassmaier 5193
mitgetheilten Ergänzungen das vermeintliche JhJ |T ^^^i^' ^in Rest von *"*t~ ^1^ IT sein
wird, so dass Marduh, wie in Spalte a, als ,,Herr, Gott Himmels und der Erde" bezeichnet
wird, wie unten (Z. 17) sein Tempel Esagil als ,, Tempel Himmels und der Erde". Von der
Gemahlin des Marduh, die mit ihm in demselben Tempel wohnte und mit ilmi gleichzeitig
verehrt wurde, der Sarpantt-Erüa, wird man daher füglich annehmen dürfen, dass auch ihr Ein-
fluss auf die Geschicke der Menschen nicht gering angeschlagen, dass auch ihre Kundgebungen
als besonders bedeutsam betrachtet wurden. Wenn also Samassumuhin sich rühmt, er herrsche
dort, wo, als er noch ein Kind im Mutterleibe war, die Göttin Erüa seinen Namen und seine
Existenz günstig verkündet habe , so wird das bedeuten , dass nach dem gestellten Horoskop
vor seiner Geburt (oder in seiner Geburtsstunde?) die Venus in einer glückverheissenden Con-
stellation stand, aus der man die Geburt eines Herrschers habe erkennen können. Ganz das-
selbe drückt in anderen Worten Sanherih in dem oben citirten Satze aus. Die Angabe aber,
V
dass die Götter den Samassumuhin, um die zerstreuten Völker Akkad's zu sammeln, freudig
angeblickt haben , bezieht sich offenbar auf eine der Thronbesteigung nahe vorhergehende,
erneute astronomisch-astrologische Massnahme mit günstigem Ausgange; damit erklärt sich auch
die scheinbar etwas ungewöhnliche Verwendung von naplusu, das an dieser Stelle eher mit
„ausersehen", als mit „ansehen" übersetzt werden kann (vgl. Latrille, ZK II, 352 sub 34),
da der König nicht an dem Orte der Beobachtung, in Babylon, anwesend war. Ich glaube
auch noch einen Schritt weiter gehen und behaupten zu können, dass überall, wo die Ad-
verbia täbis und hadis in den genannten oder ähnlichen Verbindungen erscheinen . es zum
Mindesten sehr wahrscheinlich ist , dass auf Anspielen und astrologische Massnahmen Bezug
genommen wird: tcibis heisst technisch „unter günstigen Anspielen", ilchn hadis ippalsu-Kini
kann häutig bedeuten: „die Gestirne haben mir gelächelt". Eine Bestätigung der vorstehend
dargelegten Autfassung könnte auch darin erblickt werden, dass Satnassumuhht in seinen neu-
babylonisch abgefassten und daher jedem Lesekundigen unmittelbar verständlichen Inschriften
(siehe Theil I Seite 5G) von seinen von der Geburt an bestehenden Ansprüchen auf die
1) Jensen, Kosmol. S. 87. Siehe die inschriftlichen Belege ebenda S. 84 tt'. A'gl. Zimmekn, Zeit-
schrift für Alitest. Wisseiisch. XI (1891) IGOff.
Leb manu, äamassumukin, II. 6
•42 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Königswürde entweder gai' nicht redet (S^) oder aber, wie in L^ — so weit ersichtlich — ,
V
Aveit vorsichtiger und gedeckter, als in der Bilinguis. Wann immer SamassumuMn für Äsur-
hanabal controlirbar ist, giebt er sich nur als König von seines Bruders Gnaden : die Bilinguis
ist bestimmt, ihn als König von der Götter, näher von MarduWs, und SarpanU-Erüa's Gnaden
hinzustellen und zu verherrlichen.
Dass aus dieser Stelle, deren Auffassung ich nun philologisch und sachlich klargestellt
zu haben hoffe, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit folgt, dass SamassumuMn in
Babylon , wo ihm das Horoskop gestellt war , und zwar von einer Babylonierin geboren ist,
ist bereits (oben Theil I S. 31) ausgeführt worden. —
9. Ätin pnhhur = sumerisch aha-ah-ul-ul. Dieses ul ist wohl identisch mit dem
<T'^I@[I »-^^TT ul^ (sprich «T, yl, Tli. I S. 149 sub d), das in dem Vocabular II R 34, Nr. 5,
66 — 68 als Aequivalent von pahäru erscheint. Die Verdoppelung des Verbalstammes finden
wir hier, wie an vielen anderen Stellen der zweisprachigen Texte da, wo im Assyrischen die
Intensivform (II, 1) gebraucht ist (z. B. IV R 9, 59/60a, mun-sub-sub = unassaku^ ib. 61/62a,
mun-hi-lu = udassä). — Ab ist praefixuni pronomirmlis 3. Person; ich glaube beobachtet
zu haben, dass die auf b endigenden Formen sowohl des pronomen personalis {ab; ib statt a«,
am; in, im), als auch des incorporirten Regimes (nib für nin, nini) mit Vorliebe, wenn auch
durchaus nicht regelmässig, vor Verbalstämmen mit anlautendem g, v, u, i gebraucht werden,
was sich aus Theil I Seite 144 sub 2, 1 erklären würde. — Das diesem ab vorhergehende
aba möchte ich mit dem von Jensen, ZK I 322 [41 — 43] u. 1 als Optativpartikel
nachgewiesenen aba zusammenbringen. Siehe IV R 12, 38 — 41 und vergl. ASKT S. 88/89,
XVI 48, S. 96/97, XXIV 7, XXV 17: sag-ga-na-aba-nin-gub = ina risisu lizziz mit S. 98/99
XVII 42/43: ga-ba-ran-gub-ba = lizziz, woraus folgt a Ja = ^a = assyrisch Zw. Vgl. Brünnow
p. 548. Jensen hält dieses aba für verwandt mit dem suffigirten a{b) des Imperativ (ASKT
76 7/8) = du-ma-ab = ^bilV (Imp. I, 1. 2 p. fem. Vh^)). Als Bindeglied betrachtet er
Constructionen , wie das in den Beschwörungsformeln vorkommende aba-ni-f^^I_\ = rukus
„binde". Hommel, ZK I 217 [41] und Zimmern, BB 60 s. 9 betrachten das b des Imperf.
als abgeschwächt aus bi: dumab für ^dum-a-b{i) „bringen — er (sie)" = „bringe". An
unserer Stelle wäre aba die Partikel final gebraucht: uba-ab-iil-ul „auf dass er versammele"
= ana puhlmr „zum Versammeln". — Für s{s)apa}m setzt Lyon, Sargonstexte 64, 31 unter
Vergleichung von hebräischem n£D die Grundbedeutung „hinstrecken", „hinbreiten" und „hin-
gestreckt sein" an; also dieselbe, die dem Verbum sahäpu nach Delitzsch, Prol. 21, Anm. 4
(vo-1, D. H. Müller, ZK I 358) zukommen soll. Mit Unrecht; denn im Assyrischen passt
durchweg die Bedeutung „sich auflösen, zerstreut werden", caus. „etwas Zusammenhängendes
auflösen" daher „zerstören". Sapähu mit seinem Synonym paräru findet sich oft, gerade wie
an unserer Stelle, in gegensätzlicher Zusammenstellung zu pahäru, j3M//7n<n<: miipahhir mät
Manna itt saplji {Sarg. Cjl 3)); cUiläii-sii usappihma upparrir puhursu „seine Streitkräfte zer-
streute ich und zertrümmerte^) (löste auf) sein Aufgebot" {Sanh. IV 42). So wird auch die von
Lyon citirte Stelle aus „dem Kampf mit der Tiamat"' klar: hisri-sa uptarrira puliursa is-sap-lia
„(ihre Verbindung =) was verbunden war, wurde getrennt, (ihre Versammlung =) was zu-
sammenhing, ward aufgelöst", nicht mit Lyon: „ihre Macht ward hingegossen". Kisir und
pidmr, pitarruru und naspuhu entsprechen einander im Parallelismus membrorum. Ist etwa
die Grundbedeutung „streuen"? siehe Höllenfahrt Obv. 11 eli daläti u sihkure sa-pu-uh
1) Nicht: „und vernichtete ihn sammt und sonders" Bezold, KB II, S. 103, col. IV, 42. S. dazu
Lehmann, Berl. Phil. Wochenschr. 1891 Nr. 25, Sp. 790.
Erläuterungen zur Bilinguis Z. 9 bis 11. 43
(Pernians. I, Form jJü) ipru „auf Thüren und Riegel war Staub gestreut'. Wie man sieht,
schwankt der Zischlaut. Bei Saryon und im Tiamat-Kampi' bietet sich D, man könnte daher
geneigt sein, das letztcitirte sapiih der Höllenfahrt einem Verbum sapähu nVZ' zuzutheilen, das mit
jenem nicht unmittelbar zusammenhinge. Doch giebt es noch eine Stelle, an der es zum Mindesten
zweifelhaft ist, ob s oder s zu lesen ist, nämlich Hammurabi, Lou ;re Col. II Iff. Jcalama Sumcriim)
u AJcJcadim nise-sunu ^yt^}}}}- ^)ap-ha-tim lupahhir. ^}t^y}jj eigentlich = sah, sah hat
nach S^ 1 Col. III = V R 38, 51ghi in der Bedeutung damcücu die Aussprache sa; damit
ist aber nicht gesagt, dass das Zeichen sag und saß, wenn es für die Silben verwendet wird,
denen sein Begriffswerth nach Verklingen des auslautenden Consonanten lautlich entspricht.
nicht daneben auch den Lautwerth sa gehabt hat, also s{s)a-up-ha-tim. — i^^^ ^^^
^>^]\=sa2)häti. Dafür, dass i^Cl^i: hier den gewöhnlichen Lautwerth des Zeichens hir hat,
spricht das ra des Status prolongat. Bestätigt wird diese Annahme dadurch, dass V R 15, 8
iE] -6^^^ -6^^^ ^^M = surrutu ist, während dem Verbum sarätu S^ 59, vergleiche
III R 70, 10, im Protobabylonischen ebenfalls bir entspricht, aber als Aussprache eines ganz
anderen Ideogrammes: '^Il<y^|. Die Verdoppelung des Stammes drückt V R 15, 8 cit. die
Intensivform aus, in unserem Falle dient sie dagegen wohl eher zur Bezeichnung des Plurals.
10. Ueber die Verwendung von kingi ^T^ zum Ausdruck von mät AJckadi an
dieser Stelle s. Th. I S. 81 Anm. 3. In dimmer gal-gal-e-ne = iläni rahüti ist der Plural des
Adjectivs durch Verdoppelung, des eine Persönlichkeit bezeichnenden Nomens (CV 13, ZK I 199
u. Anm. 1) durch angehängtes e-ne ausgedrückt; beachte dabei die Stellung dieses e-ne hinter
dem Adjectiv, getrennt vom Nomen: Einschachtelung (s. Theil I S. 169). Die Stelluno- des
Mngi CTirra (?)-^|l [ \ov = dimmer gal-gal {g''ul-g''id-)ene ist vom Standpunkt sumerischer
Syntax aus nicht zu rechtfertigen: es heisst pa-te-si Sir-pur-la-t^\\ und nicht umgekehrt.
Hier scheint der Verfasser sclavisch dem neu babylonischen Vorbild gefolgt zu sein. Die Vor-
ausnähme des dem babylonischen hadis entsprechenden sumerischen gidli-es ist wohl o-ar ledig-
lich Rücksichten der Raumvertheilung zuzuschreiben (?).
11. Ippalsü-inni^) = ide-mun-sin-bar. iUfta« Personalpräfix 3. Pers. „hier pluralisch
gebraucht; vergleiche Zeile 18 gu-mun-nin-ri = lu irmi „er ihn (den Sitz) einnahm"; siehe
auch ZK I 169 u. Anm. 1; sin^) incorp. Verbalregime 3. Pers. bezieht sich auf ide „Auge*.
Ueber men s. Theil II S. 33.
1) So zu lesen. Näheres siehe bereits Lehmann, ZA II, 451 f. — Uebrigens wäre wegen des
sumerischen Lautwandels von g zn b (Th. I S. 144 sub 1) noch die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass
das Zeichen nicht als s(s}a, sondern als s{s)ap zu fassen wäre und das folgende ap, wie öfters, nur als
phonetisches Determinativ fungirte : s{s)ap-{ap)-ha-tim.
2) Für naplusu nimmt, wie früher schon Opfert, Zimmern, BB 18, ein Schwanken des Zischlauts
an. Von den zum Beleg angeführten Stellen kommt die aus den Sargonsannalen nach Winckler's neuer
Angabe in Wegfall, und was das Züricher Vocabiilar (Col. IV, 25 sq.) anlangt, so will dieses, so scaeint
es mir, gerade das GegentheU von dem andeuten, was Zimmern daraus entnimmt. Es macht darauf auf-
merksam, dass in naplastu , Waage" = ^^J [ — auch das Ideogramm ist ja von ^J»- >»|- = uaplusn
grundverschieden — ein anklingendes Nomen anderen Stammes (H^'PS „wägen") und gänzlich verschiedener
Bedeutung vorhanden ist.
3) Meinen Vorschlag, die Formen sin, sitn{b) als durch Mouillirung des n aus uin etc. entstanden
anzusehen, wies Herr Prof. Hommel, wie ich zu Th. I S. 148 nachträglich bemerke, brieflich zurück, indem er
auf das Vorkommen der s-Form schon in den Gudea-Inschriftcn hinwies. Ob damit die Frage erledigt ist?
6*
•44 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
12. Stdhon = di-ib-bi, so ist 7a\ lesen, nicht etwa, wie ieli in der Umschrift (S. 6)
zweifehid ijjethan, di-^-ib-bi; die Form *^^*^I| des gewöhnlich j^]] geschriebenen Zeichens
kommt in Texten ans selencidischer nnd arsacidischer Zeit mehrfach vor. — Dib oder dim (zu
sprechen wohl div Haupt, CV 29, 7) ist eme saZ-Form des Wortes gim = sakänu, banü^ kalämii,
tiidhimn .schaffen, vollenden, (neu) herstellen" etc.; vgl.V Rll,32ef. Eine interessante Schreibung
bietet II R 26 Nr. 1 Addenda Strassm. AV. S. 269, Nr. 1935 u. S. 563, Nr. 4525 geschrieben I^Tf
(Glosse di-ib) Ihlj' während ideographisch ^^ =^ dib = sabntu „fassen". Ferner siehe IV R
30, 14c idi }U(=^diva (geschrieben di-ma) mii-0u{?)-]cu{?) = ina arhi lä musallimu sattisu,
IV R 13, 3 b di-zu-ia ina hdmi-Jca , vergl. IV R 1, 12 a enenene gim-ma =^ simu binüt^
IV R 10, 44a, 39b se-bi-da dibbamn = Ißt (djfü ,,die Sünde, die ich gesündigt, begangen
hatte". Aus diesen Stellen ersehen wir, dass dib im stat. prol. gewöhnlich dib{b)a, div{v)a,
nicht etwa di-ib-bi lautet, und deshalb werden wir das bi als Postposition auffassen, die, wie in
Z. 6 das na, ohne schriftlichen Ausdruck des stat. 2^rol. an den Stamm angefügt ist. Zu lesen
wäre dirä-bi d. i. ,, Vollenden — zum" = ana hdluni ,,zur Vollendung". — Das Ideogramm
0^*^*7- ist, wenn = 2)(i*'SM sa ili, wie es hier der Fall, nach V R 19, 33cd Jens zu sprechen. —
Kidude = Jxi-du-dn; das Wort findet sich regelmässig, wie hier, in Verbindung mit
pard. vergleiche S* 20, 21, S^ 29 , P* 9; Sanherib Bellino (Layard G3 , 35) ist Imdude
nach Delitzsch's Mittheilung Fehler der Ausgabe. Kidudü ist wie parakhu und hilludü
Lehnwort aus dem Sumerischen; dafür spricht unter anderen, dass diese drei auf cultische
Dinge bezüglichen Wörter die einzigen sind, welche in beiden Fassungen der Bilinguis an-
gewendet erscheinen, während sich in der neubabylonischen Version im Allgemeinen Neigung
zum Purismus kund thut (siehe die Uebersetzung von Tindir durch sidtat halätu Z. 14 etc.
vgl. Theil I S. 105). Da du im Sumerischen = amü ,, reden", so ist ki-du-du ,.Erlass, Ge-
bot" offenbar aus diesem Stamm gebildet durch Reduplication und Vorsatz des Präfixes ki,
das nicht nur zur Bildung von noniina loci, sondern überhaupt von Abstractis verwendet wird
{ki-ag{g)a ,, Liebe") Hommel, ZK I 196. — Masiitu = sumerisch galammdbi. Dieses galant
finden wir K 5157 (ASKT 181 sub XII: ^t^zf >~t-'^-;su ga-lam-ma t]!] ^ idjallik mät-ka
,,er vernichtete Dein Land". Zwischen den Begriffen ,, zerstört werden" und ,, vergessen" d. h.
,,aus dem Gedächtniss vertilgt werden" ist eine Brücke leicht geschlagen (vergl. bes. S^ 32),
dahe)' ist unser galammäbi = masiiti sicher dasselbe sumerische Wort. Ich habe (Theil 1
S. 145 o.) Delitzsch beigepflichtet, der in galant und y' -galamma künstliche Entlehnungen
und LTmformungen aus dem assyrischen huläku und sahluktu erblickt. Doch will ich nicht
versäumen, auch eine gegentheilige Ansicht hier zu Worte kommen zu lassen. Hommel macht
darauf aufmerksam, dass assyrischem iläni sahhikti . . . sumerisches dimmer na-im-]^\ na-ini-
^^^'fj^-igil^lii] entspricht und dass IV R 11, 21b na-hn-^^'^'^'^-li-hn-^^] imnia-nin-ma
lautet, so dass wir in 22b ergänzen dürfen: [sa-a]i-lu-]idt-ta istakkan ,,er riciitete Verderben
an". Nimmt man dazu noch V R 11, 13def na-im-gil = nam-gil = sahluktu, so ergeben
sich als Aequivalente für haläku, hulluku seine Ableitungen und Synonyuie (mastl) gil, gilini
und unser galant. Hommel sieht diese Formen als Modification Eines Stammes an, dessen
ältere Form gal wäre, während in der eme sah speciell gil erschiene (vgl. man und min ,,zwei",
sam und sim ,,vier"); galant und gilini wären aus dem einfachen Stamm durch Hinzutreten
eines formbildenden Elementes m entstanden , tibex dessen Functionen Näheres noch nicht
auszusagen ist. — Galanmia ist phonetisch geschriebener stat. prolong. , an welchen sich die
Postposition bi knüpft. Dieses bi , welches Adverbien und Participien bildet, liesse sich
als Zustandspartikel bezeichnen; es fügt der durch den Verbal- oder Nominalstamm aus-
gedrückten Thätigkeit oder Eigenschaft den Begriff der Dauer, des Beharrens in derselben
Erläuterungen zur Bilinijuis Z. 12 bis 15. 45
"hinzu und ist im Grunde identisch mit der Postposition hi in ßalam{m)ühi „im Zustande der
Vernachlässigunf^r, vernachlässigt'', (jal{lä)-hi „in der Grösse, gross" (II H 19, 24), )iur{rä)-hi
„in der Gewalt, gewaltig". Fernere Beispiele siehe bei Haupt, SFG 30, Anm. 3. In der-
selben Weise werden die Postpositionen ku und na verwendet, lieber erstere siehe bereits
Theil I Seite 146 f.; für na vergl. Theil II S. 34 zu 7 und 8.
13. C/^m = sumerisch ul-li-es; vgl. IV K 17, 15a (Brünnow 9138) ul-li-es = elsis
,, frohlockend", S** 98, 99 wird demgeraäss Aussprache für das Ideogramm ^^|< = nllu, ulsii
in der linken Columne ul einzusetzen sein. Dieses ?(Z scheint mir nicht ganz über den Ver-
dacht einer Entstehung durch Verkürzung aus dem semitischen idsu erhaben. Es wäre er-
klärlich, wenn gegenüber dem Reichthum des semitischen Assyrisch an Worten für ,, Freude,
Jauchzen, Frohlocken" diejenigen, die unter veränderten Verhältnissen die ärmere alte Sprache
anzuwenden für nöthig hielten, sich durch Entlehnung geholfen hätten. — In imhü-inni-ma
= sumerisch gu-mun-sä-a-hi-ije-am ist nmn pron. 2^crs. 3. Pers. (siehe o. zu Z. 9), „sie, die
Götter", während hi-ge dem inni entsprechen muss. Freilich wäre die Verwendung des sonst
nur als Suffix gebrauchten bi als pron. abs. 3. Pers. mit angefügter Postposition ^t^ ^^^^
auffallig. lieber ^I^ = ^rlJ! vergleiche u. A. Hommel, ZK I 169, 203, 323.
14. Ultu Idrih = ^^lUI {U)Jcir (S'' 253 und 257). Wir vermissen ein Aequivalent
für ulhi, etwa ,,^a"; — *^>~-\^ {*^) \]^] = Asur. Der Wegfall des sonst nie fehlenden *^
in der neubabylon. Fassung ist wohl auf ein Versehen des Schreibers zurückzuführen, vergl. zu
Z. 32. Das Ideogramm ist jedenfalls eine spät entstandene Künstelei. Bedeutet es Stadt (ki)
der alten (til) Regierung, des alten Regierungssitzes (bal) : Bal-til-{ki) (s. Tiele, Gesch. S. 84),
so könnte diese Benennung erst entstanden sein , nachdem die Residenz der Assyrerkönige
nach Ninive verlegt war. Die üebersetzung Tin-dir-ki = snbat (dir für dtir = asäbii) balätu
(tin) trifft wohl kaum die ursprüngliche Bedeutung (vgl. Jensen, ZA I, 417); fa Postposition
des Ortes und der Richtung „woher" und ,, wohin" (ASKT 140, § 11) ; hier im letzteren
Sinne (oder etwa combinirt = idtu und una?'?).
15. Itti-ia = 2ag[gä-)bi\ itti ,,mit", ursprünglich ,,zur Seite", ^t^^ = idn^ ittu,
ludu (Brünnow 6476, 6480, 6434). — Zu bi (3. Pers.) =.iü (1. Pers.) vergleiche S. 33 u. —
In gul = hadis ist das Nomen als Adverb gebraucht. Vgl. dagegen Z. 9 u. 32 gidli-es. —
Lü 'fm = sumerisch ge-en->^\ H^f. Einer beabsichtigten und seit 1887 (s. S. 28 Anm. 1)
im Manuscript fertig gestellten ausführlichen Darlegung über Vorkommen und Bedeutung des
babylonisch-assyrischen ärti „sich aiif den Weg machen , vorwärtsschreiten" bin ich durch
Delitzsch, Wörterbuch 358 ff", überhoben. Es sei daher nur gestattet zu bemerken, dass ich
die Bedeutung bereits in meiner Dissertation 1886 richtig erkannt hatte: „progressus est"
p. 21 (vgl. damit Wörterbuch 304 Anm. 1), dass ich aus Delitzsch's Zusammenstellung ersehe,
dass mir keine der wichtigen Stellen entgangen war, und dass ich, im Gegensatz zu Diss.
p. 48, wie Delitzsch, zur Ansetzung des Stammes als "l^X [mediae infirmae) gelangt war, von
welchem der Stamm Hll (wovon urü ,,er sandte") wohl zu unterscheiden ist: während Jensen,
ZA I 165 tf. Anm. 1 Ableitungen beider Verbalstämme unter der Wurzel TIN zu vereinigen
scheint, mit welcher er umair = \tvair für \iair zusammenbringt. — Dass der durch *"*T~
Asari bezeichnete Gott Marduk ist, zeigt die protobabylonische Fassung, die eine der
gewöhnlichen Schreibweisen des Gottesnamens bietet, und die Fortsetzung Zeile 16, wo der-
selbe direct als *"n~ ^>~^^ I bezeichnet wird. Wir haben (S. 44 zu Z. 12) bereits hervorgehoben
dass alle Bestandtheile der neubabylonischeu Fassung, wenn sie nicht etwa mit den ent-
46 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
sprechenden AVörtern der sumerischen Redaction gleichhiuten, von vornherein Anspruch darauf
haben, als echt semitisch angesehen zu werden. Es giebt ein assyrisches Verbuni asäru
„binden", davon z. B. mesir ,,das Band" etc. Fassen wir unser asaru als einen Berufsnamen
der Form fa"al oder fa"äl (s. Lhotzky, ÄS2(rn. S. 25), so würde sich als Bedeutung des Namens
ergeben: „der, der berufsmässig bindet", der ,, Banner, Beschwörer"(?) , ein Name, welcher
recht wohl passen würde für Marduk, den Gott, der als deus averrimcus v.ax' i'%oyr(v, als Be-
zwinger der bösen Geister (vgl. die Legende von den sieben bösen Geistern ASKT 76, 26 ff.)
bezeugt und bekannt ist. — Freilich wäre bei dieser Annahme namenthch die Schreibung asaru
statt assaru bedenklich, um so mehr, als ein Wort assarti offenbar ganz anderer Bedeutung
existirt, das uns unten (L* Col. I 23) noch weiter zu beschäftigen haben wird. Im Sumeri-
schen entspricht *^*T~ *^^y^T'^>4- *^]]K] ^ITI- Dieser Name wird — mit Weglassung des
letzten Zeichens — als der fünfte Name des Gottes MarduJc angegeben auf der Liste von
Götternamen II R 55, 68 cd; dabei findet sich zwischen den beiden Zeichen eine Glosse,
deren verstümmelte Spuren von der Mehrzahl derer, die das Original geprüft haben, in
üebereinstimmung mit der Ausgabe in II R, als \y >^ ^TTl a-sa-ru gelesen wird. Eine
Ausnahme macht Haupt mit der Lesung j*^ p^ "^11^ aus der zu schliessen wäre, dass
»-t^T^y>-y mir zu lesen sei. Diese Ansicht ist, trotz Hommel, dessen Gründe wir unten prüfen
werden, aufzugeben^). Jenes asaru ist, trotzdem es als Glosse in der linken Spalte eines
Vocabulars figurirt, so gut ein semitisches Wort, wie das auf derselben Tafel Z. 48 als Glosse
erscheinende akkado-assyrische Wort nagpu (vergl. Theil I S. 110 Anm. 5) und mit unserem
asari sicher identisch. Um eine Lesung für >^^I<T>^y sind wir nicht in Verlegenheit, da
S'' 268 das Zeichen durch sumeriches silig = sagapuru , Führer, Oberster" erklärt. Ob das ri
selbständigen Sinnwerth hat oder nur eine lautliche Function im Anschluss an silig [silig :
silig : siligri [sprich silijiji)] vgl. Theil I Seite 104 Anm. 5 und Seite 148 Anm. 4), ist nicht
sicher auszumachen. Dieses silig kehrt wieder in der Z. 16 angewandten Schreibung unseres
Gottesnamens *-^ '"H^^'^i ^►ffi '^^ zieren Erklärung noch nicht geglückt ist=^).
16. Belum = K. Für diese Gleichung siehe besonders den neusumerischen Text
lY R 9 und die weiteren von BküNNOW 8659 grösstentheils aus neusumerischen Texten zu-
sammengestellten Citate. Das Vocabular V R 36 Obv. Col. II, 11 giebt auch ausdrücklich
1) Hommel, Semiten 492, 232, Strassm., AV 564, 3135, Zimmern, Bß 49 zu 15, Jensen, ZK II, 4,
Haupt, ASKT 37, 22.
2) Von den bisherigen Versuchen, diese Bezeichnung zu erklären (s. Delitzsch, AL^ 60 Anm. 5,
Jensen, ZK I 309, Gdtakd, Hernie de Thistoire des religions Seite 270 f.), scheint mir keiner zu befriedigen.
Auch ich vermag keinen sichereren und besseren Vorschlag zu machen ; aber vielleicht läast sich wenigstens
die Richtung angeben, in welcher die Lösung zu suchen sein kann. Da ^^yy amelu „Mensch" als Deter-
minativ von Berufanamen und dergleichen verwendet wird, so möchte ich unter allem Vorbehalt darauf
hinweisen, dass die fragliche Schreibung den Marduli als den Obersten, den Führer einer durch die Gruppe
^^m i^ bezeichneten BerufscIasse hinstellen könnte. Dass diese am Wahrscheinlichsten unter der
Priesterschaft zu suchen sein würde, ist klar. Aber mir ist keine Priesterciasse bekannt, deren Angehörige
als ^^Sf -^ bezeichnet würden. — Wer sehr kühn sein wollte, könnte aber darauf hinweisen, dass
.^ Ideogramm für asäru „rechtleiten" ist und dass, da die Ideogramme semitischerseits gern für ähnlich
klingende Wörter verschiedenen Ursprungs verwendet werden, es nicht überraschen würde, wenn eine
Gleichung .^ = asäru aufgefunden würde, die uns gestattete, den Asaru = Marduk als den Obersten
derjenigen, welche die bösen Geister binden, bannen, beschwören, den Obersten aller Beschwörer aufzu-
fassen.
Erliluteningen zur Bilirnjuis Z. 15 bis 18. 47
an, dass \ — zu sprechen umim (tivun) — speciell der enie sal angehöre. So steht denn
auch IV R 9, 1/2 ^|*^^^!| »^ ^iTT u-mti-im, während die Wiederholun«^ in den folgenden
Zeilen \ bietet, das dann elienfalls umun zu lesen ist. Die neusumerisch abgefasste Tafel
IV R 60, 21, 28b, 58d schreibt das Wort i"-^^^. Vergl. ferner II K 27, 43ab, wo mit
Zimmern zu ergänzen ist [u-]mu-im und II R 27, 57/8 = ASKT 33, 707. Dass freilich
dieses \ in der Bedeutung helu auch einfach den Lautwerth ii haben kann , scheint V R 36
Col. I, 18 zu lehren. — Wir haben hier einen von den Fällen, wo ein Wort der älteren
Sprache im Neusumerischen durch ein etymologisch grundverschiedenes Wort verdrängt wird
(vgl. Theil I S. 162). Dies geht so weit, dass selbst in den Götternamen eine Wandlung ein-
tritt, z. B. Midlil {Mun-lil) statt Illil (En-lil). Man kann diese Erscheinung erklären ent-
weder durch das Eindringen fremder oder sagen wir modificirender Elemente in die alte
Sprache oder aus der linguistisch vielfach beobachteten Thatsache, dass früher seltene und
ungebräuchliche Wörter die bisher gebräuchlichen verdrängen. Für letzteres scheint einen
Anhalt zu bieten die von Zimmern aus II R 33, 3e, HR 47, 54 ef, V R 37, 34 a mit Wahr-
scheinlichkeit erschlossene ältere Form tigun, zu der uvun als neusumerisches Correlat stimmen
würde. — ►^lIM "^liR^ ^Hl^lU^- ^i^ Aussprache Esagil gegenüber der noch von
ScHRADER, KAT^ 122 als möglich angesehenen, in der englischen Ausgabe COT I, 107 aber
bereits verworfenen Lesung E-sag-ga ist gesichert durch die häufige Form ^if | j ^' |^- ^ZJ
E-sag-gil, siehe z. B. S^ 6, L* Col. II 30, V R 56 Col. II 22 und in Nabimaid's sogenannten
«Annalen" (TSBA VII p. 157 ff., UAG 154 f.) Obv. Col. II, 7, 12 Rev. Col. I, 17, 28. —
Same u irsiti = *~*^ \IbI \y- Sehr gewöhnliche Verbindung, vergleiche ASKT 42, 59b,
IV R 18, 30, 31b, V R 51, 50 b etc. vgl. Brünnow Nr. 437 p. 29. Ueber eine andere Art
der Verknüpfung zweier — und gerade dieser zwei — Nomina s. o. bei Z. 4. —
18. Suhat = C^]2f. Diesem nach S'' 354 hara zu sprechenden Zeichen entspricht
im Assyrischen gewöhnlich das Wort imrahhu und so auch Z. 19 unserer Inschrift. Man hat
dieses Wort in verschiedener Weise gedeutet, a) als „Altar, Schrein", auch wohl „Opfer",
b) als „Heiligthum", c) als „abgeschlossener Raum, Gemach", daher „ Allerheiligstes, Aller-
innerstes, cella, aövtov, Schrein", d) als „Sitz, Thron", e) gewissermassen durch Combination
der Bedeutungen sub c und d als ,, Throngemach" und schliesslich tritt als neueste Deutung
Winckler's „Halle" hinzu. ^). Nach meiner üeberzeugung ist „Sitz, Thron", soweit die
ursprüngliche Bedeutung in Betracht kommt, die einzig richtige Uebersetzung. Während in
der Zeile ^]Q geradezu den Sitz suhtu wiedergiebt , folgt in Z. 19 der sumerischen Fassung
auf ^][pf als erklärende Apposition \l*-] ]>-] : Jci (Ort), dttr (Sitz), ,,Ort des Sitzens, Sitz",
dieselbe Gleichung findet sich II R 35, 51/2 c und ASKT 75, 5 bara kidur-bi, und
im Einklang damit wird II R 49 , 35ab, IV R 5, 48a, IV R 9, 24a, V R 16, 53ef,
^]Q überall durch kibtii respective gidlatum „Sitz, Niedei-lassung" übersetzt. II R 35, 56 c
lesen wir dagegen ^]Q M diir-gar-ra = nimedu. Hier wird bara durch ,.den Ort dessen,
der Sitz macht (== Platz nimmt)" näher bezeichnet; nimedu aber, öfters in Verbindung mit
Ij a) Opfert, Etudes Ässyriemies p. 97; GGA 1884 S. 384. Schr.aüer. KAT- 579. S.WCE, TSBA
III, 162. — b) Flemming, Nehuc. S. 13. — c) Delitzscu, AL^ 144. Tiele, Geschichte 444 u. Anm. 2 ver-
glichen mit 542 u. Anm. 1. — d) JENSEN, Kosmol. 85, 235 u. Anm. 1, vergleiche 87 Anm. 2. — e) Delitzsch,
ZA II, 420. — f) WiNCKLEB, KB IIT, 2 S. 15 (Col. 111 1. 2). „Säle" S. 17, Z. 57 ist doch wohl nur Druck-
fehler für , Halle".
48 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Ji-ussii , ist der erhabene Sitz, der „Thron", Ncbuc. I R 63 Col. VIII 19 niinedu sarrüti-ia;
Sank. Insclir. von Kaisarieh^) ina Jmssi nimedi tisib. Vgl. Evetts, ZA III 327. Ferner wird
II R 31, 51cd (SträSSM., AV 6969) ^][pf dur-gar-ra, „der auf dem iora Platz nimmt", und ebenso
in der folgenden Zeile desselben Vocabulars ein complexer Ausdruck, in welchem ^I5f ^*^PP^^^
vorkommt, übersetzt durch usih paraJcJci, wie in unserer Inschrift. Sehr deutlich zeigt die
Bedeutung „Sitz" die Stelle VR 51, 31b bara yal-gal {g^iil-g^ul-)la an-hi-hi-da-*^]]] e-ne-ir
nwn-na-laij-gi-es = ina jMraJcJci sa same u irsitim säsu ik^sazusu. All dies beweist, dass
parakl'u stets in Verbindung mit Worten, die „Sitz, sitzen, (sich) setzen, niederlassen" bedeuten,
dass es ein Synonym von suhtti, gullatu, nimedu ist. Delitzsch's Uebersetzung ,, Throngemach"
ist bereits oben kritisirt und als irrig erwiesen worden'^). Es könnte nun Jemand, um für
paraJiku in seiner ursprünglichen Bedeutung den Begriff des Raumes und Gemaches — u. A. der
unmöglichen Ableitung von paräJcu „abtrennen" zu Liebe — zu retten, darauf hinweisen, dass
subhi und gullatu nicht blos ,,Sitz", sondern auch ,, Wohnung, Wohnsitz, Niederlassung" be-
deutet. Darauf sei erwidert, dass zunächst schon die synonyme Verwendung des Wortes ni-
medu, dem dieser Doppelsinn nicht innewohnt, eiu Hereinziehen dieses Begriifs für die ursprüng-
liche Bedeutung von parakku ausschliesst.
Ferner berichtet Nebucadnesar Col. III, 1 ff., dass er den parakku rabü, parak sar-
rüti, parak belüti d. h. den grossen Thron, den Sitz des Königthums, den Sitz der
Herrschaft des Gottes Marduk (^nicht dessen Altar) mit Silber und Gold habe schmücken
lassen. Und TiELE {Geschichte 542), mit welchem ich in der Uebersetzung von parakku als
„heiliger Sitz, sedes sacra^'' (Th. I S. 122) zusammentreffe (doch siehe sogleich), hebt mit Recht
hervor, dass unter dem paraklii, da er ganz aus massivem Silber bestehen konnte, unmöglich
ein Gemach, geschweige denn ein Gebäude (also auch keine „Halle") verstanden werden könne,
und dasselbe wird selbst da gelten müssen, wo nur von einer Verkleidung und Ausschmückung
des parakku mit kostbarem Material die Rede ist. Auf diese Ausschmückung mit kostbarem
Material bezieht sich auch die häufige wiederkehrende Bezeichnung des parakku als ellu
„strahlend hell", Parakki elliti führt das Vocabular II R 35 Nr. 2 auf; von dem parakku
ellu der Sarpanit spricht IV R 18, ll/12a; vgl. dazu ASKT 119, 14/15 ina kussi elliti tisib-i.
,,auf glänzendem Throne sass er".
Weiter überliefert uns Sank. (Col. IV 23), dass er die Schutzgötter des Landes JBit-Jäkin
ina parakkisunu weggeführt habe; da man einen Wohnraum, ein Gemach nicht fortbewegen
kann, so wird auch hier wieder deutlich, dass parakku nicht „Gemach" heissen kann. Bezold
bietet KB II Seite 97 und 101 die Uebersetzung ,, Schrein". Mag dieselbe für gewisse Fälle, wie
wir sehen werden, vielleicht nicht ganz unzutreffend sein, als Deutung des Wortes parakku in
seiner ursprünglichen und allgemeinen Bedeutung ist sie jedenfalls zu verwerfen^). Nicht nur
wird dabei der Begriff des ,, Sitzes" zu sehr in den Hintergrund geschoben, sondern es wird
gleichzeitig die Möglichkeit ausgeschlossen, den parakku als Attribut wie des Gottes, so des
Königs aufzufassen , also der Begriff im Widerspruch mit dem ausdrücklichen Zeugniss der
Inschriften über Gebühr eingeengt. Der Sitz des Königs ist der Thron. Die assyrischen
Götterbilder finden wir dargestellt nicht in Schreinen, sondern frei, stehend oder sitzend auf
einem niedrigen Sessel, so namentlich auf äusserst zahlreichen Darstellungen der Siegel-
cylinder und auf der Cultustafel von Sippar, die uns den Sessel oder Schemel, auf dem der
1) Vgl. mit Sayce, PSBA 1882, Dec. ; 1883, Nov. Amiaud, ZA I 91 ff.
2) Vgl. hierzu und zum Folgenden Leumann, Berliner Phil. Wochenschr. 1891, Nr. 25, Sp. 789.
3) Um die Uebersetzung durch englisch shrine, Bezold, PSBA XI, 97, steht es anders. Deutsch
„Schrein" deckt sich ab^ damit nicht.
Erläuterungen zur Bilimfuis Zeile 18. — Parakku flöttersitz. 49
Sonnengott thront, in kunstvoller Ausführung und Verzierung vor Augen führt^j. Für diese
Sitze der Götterbilder, wie für die Throne der Könige i.st bara = paraldcu die
technische Bezeichnung.
Besondere Beachtung erfordert in diesem Zusammenhang ein Abschnitt aus der grossen
Inschrift Nehucnd^iesar's, in welcher der parak simäti des Marduh eine Rolle sjjielt und welcher
mehrfach, namentlich von Tiele und von Jensen, zur Bestimmung des allgemeinen BegriflFs
des parakliu herangezogen worden ist, aber, wie mir scheint, mangels völliger Klarheit in der
Fragestellung nicht durchweg mit glücklichem Erfolg.
Die Stelle (I R 54 Col. II, 54 ff.) besagt, dass der König den v^' ^TT »^^e» Duazaga"
(resp. Du-ku, woher möglicher Weise der Name Marduk als mär Diiku, Sohn des Diikii, siehe
Jensen, Kosm. S. 243), „den Ort der Geschicke von TJhhigina, den Sitz der Schicksal(sprüche), auf
(in?) welchem am Zakmuku, dem Jahranfangsfest, am 8. und 11. Tage der König, der Gott
Himmels und der Erde, der Gott-Herr, sich niederlässt, und wo die Götter über Himmel und
Erde ihn furchtsam anschauen, indem sie gebückter Stellung vor ihm stehen (und wo) sie auch
mein Schicksal als das eines Langlebigen bestimmt haben, diesen Sitz, den Sitz des König-
thums, den Sitz der Herrschaft des Führers der Götter, des erhabenen Marduk'^, mit Gold
verkleidet habe, während er früher nur aus Silber hergestellt war^).
Jensen^) zunächst hat nachgewiesen, dass der Du-ku und der Uhsiigina im Tempel
Esagü nur Nachl)ildungen von Oertlichkeiten sind , die in den kosmischen Vorstellungen der
Babylonier eine Rolle spielen , und hat aus ihrem Character als Bestandtheilen des Tempels
Esagila mit Recht Schlüsse zu ziehen versucht auf die Rolle, die sie im Weltenraum spielen.
und auf die Bestimmung ihrer Lage im babylonischen Kosmos. Jensen hält für V^' ^TT
die Uebersetzungen ,, herrlicher (strahlender) Hügel" und ,, herrliches (strahlendes) Gemach" lür mög-
lich und giebt der letzteren Deutung auf Grund unserer Stelle den Vorzug. Es ist nun richtig,
dass \y^| ^TT sowohl = tülu ellii, wie gleich imrakku ellu sein kann; aber durch die
von Jensen angenommene falsche üebersetzung des parakhu als ,, Gemach" wird Verwirr-
ung auch in die Darstellung und Auffassung der für die Anlage der Räumlichkeit maass-
gebenden kosmologischen Vorstellungen gebracht. Der \y^l Kyy steht nach Jensen (2o6 f.)
in naher Beziehung zm Berge des Ostens, ja aus einer Stelle scheint sich zu ergel)en, dass der
■\y^I ^YY identisch mit dem Berge des Ostens ist. Ein ..Gemach'' kann örtlich mit einem
Berge nur so in Verbindung gebracht werden, dass es in oder unter den Berg verlegt wird,
wie das denn auch von Jensen geschieht. Fasst man aber parakku als Sitz oder Thron , so
liegt, wie mir scheint, die Annahme ungleich näher, dass der Gott der Frühsonne — als solcher
wird ja Marduk von den der Kosmologie Kundigen angesehen — seinen Sitz auf dem Gipfel des
Berges des Ostens hat, während schwerer zu verstehen wäre, was er unter dem Berge zu thun
1) Der Sitz des sipparensischen Sonnengottes hat keine Lehne. Doch finden sich sehr häuficr
die Götter auf Stühlen dargestellt, die mit Lehnen versehen sind, und namentlich die primitiven Darstell-
ungen auf den Siegelcylindern geben ein unseren heutigen Rohrstühlen ähnliches Bild; vgl. z. B. den auf
dem Titelblatte des Guide of the Konyunjik Gallert/ nachgebildeten Siegelabdruck. Es scheint mir \icht
ausgeschlossen, dass das Zeichen piT^ (s. die bisher gefundenen ältesten Formen bei Ami.\ud-Mechixe.\u
Nr. 125) ursprünglich (vgl. Theil l S. 7 Anm. 5) ein rohes Abbild eines solchen Sitzes gab.
2) \J^| ^YY ^^i''yiO'tn-tar-lar-e-ne sa üb-su-yin-na parak simäti sa iua Zakmuku res satti um S
um 11 Sarru Dimmer an-ki-a Belli iht iramii kiribsu ihini siU §amc ersiti poUjis utakküstt kumsii izzazü
mahrussu simat ihn darütim simat baläti-ia isimt't i»a kirbi, j^nrnÄ'^it sii parak sarruti parak bcliiti sa asarid
iläni rubü Marduk
3) Kosmologie S. 234 tf. Zijimekn- a. a. 0. (S. 41 Anm. 1).
Lehmann, Samassumukin, II. 7
oO Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
haben sollte. Der Uhsugwa^ der Versammlungsraum, in dessen Mittelpunkt der \^^| ^yy
steht, würde dann der obere Theil des Berges, der Gipfel sein, auf dem sich die Götter um
den auf der eigentlichen Spitze thronenden Gott schaaren. Dass der Ubsiigina nach Jensen
auch zu dem öjijs« Beziehungen hat, dürfte kein Hindernis für diese Auffassung sein, da ja
auch eine Gegend des Himmels als a^;sM gefasst Averden kann, und zwar nach Jensen, Kos-
mologie 88 gerade die Gegend des Himmels, in der sich die Sonne im Frühjahr befand und
aus der sie im Frühjahr als Blardvk hervorging.
Diese Auffassung empfiehlt sich weiter auch desshalb, Aveil sie gestattet, \i^l ^YT
in dem doppelten Sinne als strahlenden Sitz und strahlenden Hügel zu fassen.
Die Ausschmückung von E-kua (L* 14 vgl. S* 9/10, S^ 14/15) mit Bildern vom ge-
stirnten Himmel würde sich unter dieser Voraussetzung gerade besonders leicht begreifen. —
Nun zu Tiele's an diese Stelle geknüpften Schlüsse über den parakku. ParaJcktt
deutet TiELE, wie ich, als ,, geweihter Sitz" (S. 542); er bezeichnet den parakku des Mardnk
aber weiter als das ,.Al]erheiligste" und erklärt ihn einmal als Adyton oder Arche (S. 444),
an einer anderen Stelle (542 Anm. 1) als eine „cella"' oder ,^cista mystica'^ Ob damit nicht dem
parakku eine zu grosse, seiner deutlichen Begriffsbestimmung hinderliche Vieldeutigkeit gegeben
wirdV Zunächst dürfte die Vorfrage zu erledigen sein, ob a) unter dem parakku, von welchem
Xabiikudurrusur spricht, der gewöhnliche Gegenstand dieser Art zu verstehen ist, oder ob
b) durch imrak simäti eine besondere Art von Göttersitz gekennzeichnet werden soll. Tiele
sagt, der Du-asag ki-nam-tartar-ene, der heilige Sitz, die Stätte der Schicksalsbestimmer, sei
das AUerheiligste des Marduk, der dort gewiss beständig weilte. Wäre das richtig, so
wäre auch unsere Frage im Sinne von a) beantwortet. Aber der König sagt ja gerade, dass
Marduk sich am Zagmiiku-F este darauf niederlässt (iramü kirihsu), woraus doch wohl zu
schliessen ist, dass er sonst einen andern Sitz einnimmt, und diese Anschauung scheint auch
Tiele selbst ZA H S. 184 sub 2 und sub 5 zu vertreten. War demnach der parak simäti
ein besonderer für die Zwecke der Wahrsagung eingerichteter Sitz, so wäre möglich, dass die
Orakel als direct vom Munde der Gottheit ausgehend gelten sollten; für diesen Fall musste
das Götterbild den Blicken der Uneingeweihten entzogen werden; darauf würde die Auffassung
eines solchen besonderen Sitzes als ,,aövTov'', ^^cella''' oder ,,Schi'ein" passen. Oder aber
die Priester begnügten sich mit verborgenen Manipulationen, zu denen ihnen die Einrichtung
des parakliu die Möglichkeit gab, Avährend die Götterstatue frei blieb; dann kommen wir auch
hier mit der Auffassung als ,,Sitz" recht wohl aus. Der babylonische Text lä^st keine sichere
Entscheidung zu; es niüsste denn sein, dass man das ina kirihsu gegenüber einem ebenfalls
möglichen und vielleicht eher zu erwartenden i^m mtdjhi{eU-)su urgiren und auf eine Um-
schliessung der Götterstatue durch den parakku deuten zu müssen glaubte. Dass aber von
einer cista mystica die Rede wäre , scheint mir wenigstens nach den aus der classischen
Literatur von Otto Jahn^) zusammengestellten Belegen und seinen Ausführungen dazu in
beiden Fällen ausgeschlossen. Wenn es schon als Beweis für eine aussergewöhnliche Dimension
der cista angesehen wird , dass ein Kind darin verborgen werden kann , so dürfte eine
Götterstatue schwerlich Platz darin finden können, und ebensowenig ist, soweit ich sehe, die
Verwendung der cista als Sitz, als sedes Sacra bezeugt.
Um also zusammenzufassen: parakku ist der heilige Sitz der Gottheit, und
wie der König nur der Statthalter des Gottes im Lande ist, so theilt er mit dem Gotte das
Abzeichen der Herrscherwürde, den parakku, den Thron. Es ist nicht unmöglich, jedoch
durchaus nicht ausgemacht, dass speciell unter dem parak simäti ein Sitz zu denken ist, der
Die cista tui/dica. Hermes III S 317 ff.
Erläuterungen 7,ur Bilinf/ui.s Zeile 18 und 19. 51
die Möglichkeit bietet, die Götterstatue den Blicken der sicli Nahenden zu entziehen, also ein
Schrein, ein Allerheiligstes, ein äduror.
Mit der vorstehenden Ausführung soll nicht geleugnet werden, dass parakku, das ur-
sprünglich nur den Sitz göttlicher Heiligkeit oder weltlicher Majestät bezeichnet, in späterer
Entwicklung auch den Raum, in welchem solch ein parakku sich befindet, und schlies-slich
auch die Person, die den letzteren einzunehmen das Recht hat, den König bezeichnet. Man
denke an den ,, heiligen Stuhl" zu Rom, der Bullen erlässt, Verträge schliesst etc. Siehe
II R 31 Nr. 3 42 (vgl. V R 41, 4al)), wo pa-rak-ku geradezu = samt und IV R 46, 7a
(Brünnow G880), wo na-im-hara = samUii gesetzt wird.
Siihat-su = sumerisch hara{g)ä-ni (Zeile 17). Man bemerke die Verwendung des
sumerischen Pronominalsuffixes ni , hier wo von einer Person resp. einem als persönlich
gedachten Wesen die Rede ist. Dies ist nach AjiiäUD, ZK I, 245 ff. die dem «-Stamm
im Sumerischen zukommende Function; während hi für Sachen gebraucht wurde. — Elliti
= clla\ letzteres wohl jedenfalls Entlehnung aus babylonisch-assyrischem ellu (Stamm hbr\
„leuchten"). (Vergleiche Halevy, ZK I 77, Allographie 6,7 p. 544 und 547.) Für die
Gründe solcher Anleihe vgl. Theil II S. 45 zu 13. Haupt (ASKT 219 Nr. 106), der Ent-
lehnung in umgekehrter Richtung behauptet, giebt keinen Grund für diese Ansicht an. —
Zu zibhidas = tdhis vergl. Theil I S. 146 und 149 sub f. Das zwischen Stamm und Post-
position eingeschobene cht, unklarer Function, findet sich auch ASKT 121, Nr. 18, 6/7:
dul-diil-da-as = tillmiis ,, hügelgleich". — Lü irmü = gii-nm-nin-rl: fürwahr (gu) er (mii)
ihn [den Sitz] {nin) einnahm (n). Für raiml = *^tT^| siehe Brünnow 2573. — Ueber die
sachliche und historische Bedeutung der Z. 14—18 und der parallelen Stellen aus der übrigen
Inschrift ist in Theil I S. 43 ausführlich gehandelt worden.
19 u. 20. Dem dsib parakka entspricht sumer. hara ki-dur-bi. Da aus assyr. parakka
für den stat. j)rol. des sumer. Wortes die — als regelmässig zu erwartende — Form harag{g)a folgt,
so ist die Möglichkeit ausgeschlossen, dass ki zu ^]0 bara zu ziehen und etwa barakki zu lesen
wäre. Man darf deshalb nicht daran denken, Jpj ^^^ dur(ä)bi als Particip, dem äsib ensprechend,
aufzufassen, was ja an sich sehr wohl möglich wäi'e, sondern muss ki-dur (wie dies geschehen,
s. auch Brünnow 9824) als Nomen betrachten und construiren : „Die Gebote (Z. 21) der grossen
Götter [dimmer g^id-ghd-e-ne) auf (un ausgedrückt, s. Theil II Seite 33) den barag ihren
Sitzen (kiduräbi) in allen Tempeln {zag-tiUa ekiirray. — Ekurra hat wie parakka die sume-
rische Form des stat. j^f'ol. beibehalten; mit semitischer Pluralendung findet sich das Wort
bei Rammän-mräri IV R 44, 29 e-kur-ra-tim , eine Stelle, die von Delitzsch, Paradies
Seite 119, der nur die Schreibung t^fl || "V [ ^^^*' ^^J anführt, übersehen worden ist.
Uebrigens liegt nicht einmal ein Zwang vor, ekurra als Pluralform anzusehen, denn {gimni)
gimir als nomen rcgens nimmt beachtenswerther Weise das nomen rectum gern im Singular,
gleichsam coUectivisch zu sich (vgl. Ernst Müller, ZA I 365 f.). Derselbe JRammän-nirdri sagt
(IV R 44, 17/18) gi-me-ir ma-al-ku (ob Fehler des Steinmetzen . für ina-al-ki? vergl, Pognon,
Journ. Asiat. 1884 und Peiser, KB I Seite 5 Anmerkung 7). Siehe ferner Snnh. III R 13. 13
gimri mal-ki , Asurban. in unserer Inschrift S' 4 gimir Dialiki , S* 7, S^ 12, L'^ 4 gimir
malik. Vergl. Cyrus V R 35, 28 naphar t:E^w ohne Pluralzeichen, also wohl iiaphar sarri
(so auch SCHRADER, KB III, 2 S. 124). — Ueber ckur in seinen verschiedenen Bedeutungen
handelt Jensen, Kosmologie S. 185 ff. — Gimri = sag^ dem sumerischen Aequivalent des
assyrischen gamäru mit seinen Ableitungen; siehe Brünnow 1499 bis 1501. ^^ zag auch
= pätu (siehe oben Seite 45 zu 15). Wie ein Vergleich mit IV R 12, 3 kur kur eay
52 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
tilla = gitnir p'U äaäme ,der gesammte Umfang der Länder" (vergleiche S" 233, Tiglat-
pUeser I Col. V 30, VI 85, VII 40) zeigt, lautet die sumerische Fassung, als ob im Neu-
babylonischen stünde: sa pdt gimri (oder giniir pät) eJairra.
21. Billndti wird, ähnlich wie Jcidudu, meist mit parsu zusammengenannt. Eine
schärfere Bestimmung und Abgrenzung dieser Begriffe wird genaueren Studien über den baby-
lonischen Cultus und Ritus vorbehalten bleiben müssen. Die Aussprache der ersten Silbe ist
übrigens nicht so sicher , wie man meist annimmt. Oppert-Menant {Documents jiiridiques
p. 330) geben an, dass in dem von Loftus zu Warka gefundenen, von ihnen umschriebenen
Documente aus der Zeit des Selcukos Philopator, Zz. 3, 11, 12, 18 (ib. pp. 301 — 2) dieses
Wort til-lu-du geschrieben erscheine, woraus geschlossen wird, dass ^^^^j hier mit seinem
Lautwerth te zu lesen sei. Ausser ^E^^-, das bekanntlich II R 48 die Glosse ti-il-la hat,
hier aber kaum in Betracht kommen wird , eignet der Lautwerth til nur dem Zeichen *^.
Ist aber in dem betreffenden seleucidischen Documente unser Wort *~^ i^I] ^f geschrieben,
so bleibt , da *^ til und &e, ^-i^^j hü und te gelesen werden kann , die Lesung zwischen
tilludü (feludii) und hilludtt (beludü) bis auf Weiteres schwankend, wenn auch die letztere als
V
die wahrscheinlichere zu gelten haben wird. — Siikurütii Permansivbildung IV, 1 von akäru,
hebräisch p-l\ äthiopisch (DC^ ,Gold% vgl. Neh. E.J.H. Col. VII, 13—15, Neh. I R 52 Nr. 3,
26a, Nahun. V R 63, 22a. — Niissukütu von nasäku „kostbar sein, glänzen", aban nisikti
„Gestein von Werth" oder nisiktu ahne „Kostbares von Gestein = Edelsteine". Wie hier,
stehen sükuru und nussukii als Synonyma I R 7 E, Z. 4 und 5.
Was ist nun unter diesen „kostbaren Geheissen und werthvollen Gesetzen" zu ver-
stehen? Man kann schwanken, ob wir es hier mit den abstracten Begriffen zu thun haben,
oder ob von etwas Greifbarem die Rede ist. Wählt man das letztere, d. h. fasst man ana
asrisunu uttr und die Adjectiva „werthvoll" und „kostbar" in ihrer ursprünglichen sinnfälligen
Bedeutung, so müssen unter parsi und hilludii offenbar Tafeln aus kostbarem Material ver-
standen werden, auf denen die göttlichen Gebote und rituellen Vorschriften eingegraben sind (vgl.
Diss. p. 14.) Von solcher Ausschmückung der Tempel mit goldenen, silbernen, elfenbeinernen
Tafeln wussten wir schon aus den Berichten der Alten; so erwähnt Diodor, (Oppert, EM I 175)
eine im Belstempel (Esagü) befindliche Tafel aus Gold; die Cultustafel von Sippar zeigt
V
in der Abbildung nahe der sitzenden Statue des Samas an der Wand eine Tafel angebracht,
die vermuthlich einer an der betreffenden Stelle des Tempels befindlichen entspricht. —
Dass die Tempelschätze Babylons von Sanherih geplündert waren, wissen wir; es wäre also
ganz natürlich, dass die W^iederhersteller Babylons, Äsarhaddon und seine Söhne, sich der
Rückgabe solcher Schätze rühmten. Schliesslich sei noch Siuf Neh. Grot. I 50 — 53: siniäti restdti
hüliidi Jcudmütim (Latrille, ZK II 348), wo die hüludn geradezu mit den ursprünglichen
„Ausschmückungen, Abzeichen" zusammen genannt werden, ferner die dem hilludii bei Anti-
ochos beigelegte Bezeichnung ellu (vgl. das zu paraklcu ellu Bemerkte o. S. 48), hingewiesen.
So zwingend, wie ich es in meiner Dissertation p. 14 hingestellt habe, sind die Gründe für
diese Auffassung jedoch nicht. Denn ana asri utir wird auch bildlich gebraucht, es vereinigt
in sich die zurückgedrängte ursprüngliche und die übertragene Bedeutung unseres deutschen
„wiederherstellen" (IV R 10, 1, 2 ff., BB Gl). Man kann sich auch mit der Annahme einer
sehr bilderreichen Bezeichnung der göttlichen Gebote begnügen und dann das in diesen Zeilen
Berichtete auffassen als Ausführung des in Z. 12/13 angedeuteten göttlichen Begehrs. — Ob das
iitir sich auf den als sprechend eingeführten Hamassimmkin oder auf 3Iardi(k bezieht, ist
grammatisch nicht sicher auszumachen. Dem Sinn nach ist, namentlich für den. welcher
Erläuterungen zur Bilinguis Zeile 20 bis 23. 53
der abstracten Auffassung den Vorzug giebt , Beides möglich. — Für siViurtitu. = sumerisch
::yy;f ::yy;f vgl. zunächst S^ 173 ::yyr JcaUa) = aUru.
Niissukiltu = su()-(ja-e-ne; die Phiralendung e-ne ist hier bei leblosen Dingen fälsch-
lich angewandt im Gegensatz zu Zeile 18. Sug (und si) = nasahn auch bezeugt in einem fünf-
spaltigen Vocabular (siehe Theil I S. 163). Die Erklärung des auf kal-lcal folgende st^-C^yyy-
(ja-e-ne dürfte in derselben Richtung zu suchen sein. ►^lyy TT^ kann sa(j-(ja und siij-(ja
gelesen werden. Letzteres könnte eine Mittelstufe zwischen suy und si darstellen; Entwick-
lungsreihe su('i (si/fj) : si<j : si. Das vorgesetzte su „ Hand " kann Determinativ sein (siehe
Theil I Seite 168 Anm. 3), und sti-sig-ga-e-ne würde bedeuten „die kostbar gefertigten", ddm
sülcurütu genau entsprechend. Dann müsste man sich aber für kal-Jial nach einer anderen
Erklärung umsehen. Wenn dem babylonisch-assyrischen Worte parsu hier an sich die Bedeu-
tung „mit göttlichen Gesetzen beschriebene Tafel aus kostbarem Material" innewohnte, die
in dem sumerischen j*" me „sprechen", „Geheiss" in keiner Weise ausgedrückt erscheint, so
wäre denkbar, dass die Combination me Jcal-kal den Begriff parsu in dieser Bedeutung aus-
drückte. Mit der pleonastischen Ausdrucksweise me kdl-kal {ßu-)si(j-(ja-e-ne „Erlasse auf werth-
vollem Material in kostbarer Bearbeitung" hätte sich der Verfasser der Inschrift in der sume-
rischen Version nicht eben ungeschickt aus der Verlegenheit geholfen. Ki-bi-ku ge-en-gi-gi
(= assyrisch ana asrisunu liltir) aus den altbabylonischen Backsteiuinschriften wohlbekannte
Phrase. Ki = asri; hi = siinu; ku Postposition = ana; ge = lu; en Pronomen 3. praef. ;
gi-gi = türu.
Dritte Abtlieilung'.
Neubabylonisch: Inu sü dür BAR.ÜL.RÜ(DÜ).SA.A., düH Sippar sa ina esäti
nakri inisu ikiihu , mikitta-su lü usziz^ ensussu hl udannin, risisu kima sadi ina epiri lü
idli. Ana satti karradti iflii Samsu Ammitu kalläti ipseti-ia damkati hadis naplisa-ma sa
V
ia-a-ti Samas-suni-idciii asri palihkunii atnid dumki-ia.
Deutsch: Um diese Zeit baute ich wieder auf, was gestüzt war von .... der Burg
von Sippar, welche unter feindlichen Angriffen baufällig und wankend geworden war, kräftigte,
was an derselben geschwächt war und Hess ihre Spitze sich wie eine Berg aus dem Staube
erheben. In alle Zeit mögest Du, erhabener, heldenhafter Samas, (und) Du, (seine) Braut, Ana-
nitu, meine ergebenen Werke mit Freuden erschauen und für mich, Samassiimukin, der Euch
in Demuth verehrt, Gnade verheissen (gnädige Fürbitte einlegen).
23. In ud-bi-a ist das [y wohl mit BrüNNOW 11365 als Postposition anzusehen,
namentlich auch in Hinblick auf V R 22, 58 a y a-a . . = ^^ •"['^y] — BAR.
UL.RU.SA.A., Name der Burg von Sippar, vgl. das Fragment Ward oben S. 38 und II R
55, 33. Der Name wird bedeuten: „Samas und Anunit haben den Bau verkündet, ihn mit
günstigen Auspicien begleitet" (Dissert. p. 48 s. 23). Näheres oben S. 41. Dass \^y^ (n~^
eine Bezeichnung der Anunit von Sippar sei, habe ich bereits Diss. p. 53 Thesis VIII aus-
gesprochen und zwar hauptsächlich auf Grund von Nabon. I R 69, 28c (Str.\ssmäier 51c>),
wo neben einander genannt werden E-bar-ra bit Samsi sa Sippar und E-ul-bar blt A-nii-
ni-tum sa Siijpar. Vergl. ferner IV R 19 Nr. 3 Z. 49. Ueber den Anlaut von ^ = bann
siehe Theil I S. 152.
24 und 25. Esäti, nicht, wie ich Diss. p. 23 fälschlich angenommen hatte, „Feuer",
sondern „Erschütterungen, Angriffe", plur. von esltum. Jensen, Siirbu p. 29, 15 n. 2; ZiM-
o4 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
MERN 70/71, 83 N. 2; Sargou Ann. 163; ASKT S. 75 Rev. 4; 120 Rev. 5/6; Nahuhaliddin \ R
60 Col. I 4. Esdti = "ij^i^ C'Vif^: so, nicht wie ich Biss. p. 22 und' 29 siib 6 fälsch-
lich las, mu-mi, s. Brünnow 11209—11. Vgl. ferner II R 29, 50-53cd, wo *->{-< ^^^
anauhi, hüiuntu, asgagu — Alles in gewissem Grade Synonyma von esUu — ausdrückt. S. auch
Zimmern a. a. 0. Delitzsch, Wörterbuch vennuthet als Aussprache dieses aus doppeltem
f/u Zusammengesetzen Zeichens: gug^ was ebenso ansprechend ist, wie seine daran geknüpften
autisumerischen Ausführungen in jeder Beziehung unhaltbar und unannehmbar sind. — InisK
rJN = insigga-hi BrüNNüw 11869 0'. Es scheint fast, als ob hier im Sumerischen das Pron.
pers. 3 sowohl durch praefigirtes in wie durch suffigirtes hi angedeutet wäre, eine bedenkliche
Unform. — Ilübu. Den Stamm dieses bekannten Verbums setze ich mit D an, weil ich das
Wort Mbtu , Plur. l-ibäti als demselben zugehörig betrachte und desshalb, nachdem Jensen,
Kosmol. S. 416 figd. nachgewiesen, dass samütu „Regen" heisst, die Stelle Sintfhdh 83 vgl. 40
(vgl. meine Diss. Thes. IX) muir kukki ina lüäti usaznanu samütu Icibäti übersetzen mochte:
„wird der, welcher den Sturzregen sendet, am Abend einen verderblichen Regen (resp. Regen
und Verderben) regnen lassen". Dass es passend und angängig wäre, kibäti hier von kabätu
„schwer sein" herzuleiten, kann ich Jensen nicht zugestehen, muss allerdings meinerseits be-
kennen, dass mir die Beziehung der beiden Nomina zueinander — ob stat. cor/s^.-Verbindung
(warum dann samntu?), ob asyndetische Nebenordnung? — nicht völlig klar ist. —
26. 3Iikitta-su = [*-]]<]] *-]]<] ^]]]i t^. Ich habe in der Umschrift oben
Seite 8 das erste Zeichen zu y ergänzt, was den Spuren nach an sich möglich möglich wäre;
vgl. die Form des Zeichens in Z. 10 der neubab. Fassung. Brünnow 2595 wird aber Recht
haben, wenn er *"|Hi liest, namentlich im Hinblick auf II R 26 Nr. 1 add., wo der Gruppe
^Il^y *"nM ^Ill< ^i^^ ™it mi beginnendes verstümmeltes, aber wohl sicher zu mikittu zu
ergänzendes Wort entspricht. Bestätigt wird dies (vgl. Bezold, ZA II, 459) durch S. 2148, 5. 6
(Sayce, ZK II p. 8), wo ^]]<\ ^]]<\ t-]]]\ = usamkatu.
28/29. Die Phrase findet sich in beiden Fassungen fast genau entsprechend in der
sumerisch und semitisch abgefassten Inschrift Samsu-üüna's (Th. I S. 93 Anm. 6) risisünu kima
sa-tu-im ulU (Col. III 17 f., UAG 142) = sag-ne-ne gar-sag-dim mi-ni-ü (Z. 73 [Col. III].
Strassmater ZA III 156). — E^jiri für epri\ Eintritt eines Svarabhakti-Y ocah vor r; über
diese Erscheinung im Assyrischen handelt Zimmern, ZA V S. 381 ff. — Syntactisch wird der
Satz im Sumerischen folgendermassen aufzufassen sein: „Die Burg von Sippar — feindliche
Menschen, (durch) ihre Angriffe war sie geschwächt, gestürzt — ihren Fall richtete er auf,
ihr Haupt aus dem Staube wie einen Berg erhob er".
30 — 35 enthalten in directer Rede die am Schlüsse der königlichen Weihinschriften
gewöhnliche Bitte, dass die Götter auf immerdar auf die ergebenen Werke huldvoll blicken
und ihnen Gnade gewähren resp. gnädige Fürbitte für sie einlegen sollen.
30. Die Ergänzung ana ^-ti = ana satti ist absolut sicher. Vgl. L^ 18; S'^ 37;
Nabim. I R 69, 36; Äsurb. Nebo- Inschrift (Layard 86, S. A. Smith Heft 1 S. 112) Z. 14.
Sattu bedeutet nicht blos „Jahr", sondern auch „Zeit", (unbestimmte) „Zeitdauer", vergleiche
Hal^vt, ZK II, 406 und V R 63, 48 mdtitan saitisamma; ferner Lehmann, Diss. p. 49 und
bei S. A. Smith, Heft 2 S. 96. Für e-ne-ra als Aequivalent des babylonischen ana satti weiss
ich keine Erklärung.
Erläuterungen zur Bilhifjuis Zeile 24 bis 34. 55
31. Kallati , Braut" = e-gi-a. Michaux-Stein , Col. I, 15, Opfert, ZK II, 299,
Z. 12, 298; II R 32, Nr. 5 add. (Strassmaier 2159) bietet dieselbe Gleichung. Ob man, weil
(ji-a Ideogramm für das an kalldtu anklingende Jcalil „zurückhalten" ist, in e-cji-a eine mi.s.s-
bräuchliche Ideogramm Verwendung zu sehen hat (Zimmern, I3B 71 Anmerk. 1 und die dort
Citirten), erscheint mir zweifelhaft, da doch das ^llll, das Haus (des Mannes), zu dem die
Braut „sich wendet", in das sie geführt wird, ein wesentliches Element dieser Zeichengruppe bilden
dürfte. Ueber die Verbindung durch hi-(la-t-\\\ vgl. oben S. 30 zu Z. 4. — Ipseti-ia = nin-
cKj-ag-äa-nm. Vgl. ASKT 209, 14 nin-ag-ag-da-ni ipsetusu V R 52, 29b; nin-ag-ag-da-bi
= ipsetusunii IV R 12, 15 in derselben Bedeutung. Hierzu und zu *"]2f epesu siehe
Brünnüw 2778.
32. Warum sag-sag durch gul-li-es von nin-ag-ag-da-mu getrennt ist, entgegen der
der Wortfolge im Neubabylonischen ipseti-ia damkäii hadis, ist schwer einzusehen. Ich habe
den Sinn zu retten versucht , indem ich sag-sag auf Samus und Ananlt bezog , welche die
Thateu des Königs „freudig und huldvoll ansehen" sollten — vielleicht zu viel Ehre für den
Verfasser der Inschrift. — Auf hadis folgt im Text li-sa-ma = ide-bar-ra-es-am (Imp. 2. Pers.).
Ich bin fest überzeugt, dass nap-li-sa-ma zu lesen ist und dass die erste Silbe durch ein
Schreiberversehen ausgelassen ist, wie oben Z. 14 *^ im Ideogramm der Stadt Asur. Denn, da
ma = wie sumerisch | T*"n zeigt, Partikel ist, so bleibt als Verbalform, und zwar, wegen der
directen Rede (s. paUhhunu), als Imperativ, nur übrig lisa. Diese Form kann nicht richtig
sein. Denn es giebt kein Verbum lasil ^ von welchem lisa Imperativ sein könnte, während
Zusammenhang und Parallelstellen ein Verbum fordern, das „anblicken" bedeutet, und im
Sumerischen \\*- *y~ steht, welches diese Bedeutung hat und ganz regellmässig akkado-assy-
rischem iiaplusii entspricht. Für die Endung a des 2. pers. Imperativ in iiaplisa s. Delitzsch,
Gramm, S. 260 § 94 a. E. und vergl. L* Col. II 30 Jdsädka firra suhhira päuka (vgl. auch
IH R 33, Col. VII, 18 tirra). Die Form als naplisä als 2. Pers. plur. fem. zu fassen, empfiehlt
sich nicht. Es ist weit wahrscheinlicher, dass von den zwei angerufenen Gottheiten nur die
männliche in Betracht gezogen, als dass beide im Plur. fem. gedacht werden {Diss. 51).
33. la-a-ti = me-e-mu. Schon Theil I S. 164 sub 4e ist die Frage gestellt worden,
ob in me-e-mu die von Haupt, CV XL g. E. nachgewiesene Form me-e des sumerischen Pron.
ahs. 1. Pers. steckt.
34. Asri pälihhmm „des Demüthigen, der Euch verehrt, der Euch in^ Demuth ver-
ehrt"; nicht asri palählmnu „am Orte Eurer Verehrung", wie fälschlich Diss. p. 23. Asrii
lll'l hatte auch im Babylonisch-Assyrischen das 1 im Anlaut noch anfänglich bewahrt, s. Th. I
S. 137. Im Uebrigen siehe Zimmern, BB Seite 96. — Da i^4f i" ^^^' Aussprache ni für
Ij HoMMEL, Ocsterr. Monatsschrift für den Orient 15/III 8G, will ii--mtir lesen. Für den Lautwerth
mur, den er somit dem Zeichen ^^j vindicirt, führt er als weiteren Beleg an III E 38 Nr. 2 Eev. 63; d<.rt
steht aber, wie bekannt, [y ►fff ; und wenn man ^yyy hier in ^yyy verändert, das dann »iiir gelesen wer-
den sollte, so erhält man statt des völlig verständlichen: ana tahäzi id a-ir (von (hu, o. S. 45 z. 15 u. Diss.
p. 48) ntnra arkis „zur Schlacht rückte ich nicht vor, (sondern) wandte mich zurück* ein vollständig unver-
ständliches: a)(rt (?) toJjazi ul avuirl — Für limitr „er möge sehen" ist an unserer Stelle kein Kaum, da der
Zusammenhang, wie bemerkt, die directe Rede gebieterisch fordert. — Hommei/s Gedankengang wird un-
bewusst durch das Bestreben geleitet, die Lesung nie-ir-ri (statt a-sa-ri) der Glosse II R 55, 62c d zu retten;
wäre ^"yyy = mur, mir, so könnte ja in Z. 15 statt Äsarii Äm^rru gelesen werden.
5(3 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
paldhu, imluhtu bezeugt ist (Brünnow 8366), •^»^Mk dagegen auch IV R 17, 38/38 a den
Stamm lü'l in der Form *^*^| j j^-ee^ --- asris ausdrückt (BB 96), so ist wohl anzunehmen,
dass *"*^in<, obwohl es an zweiter Stelle erscheint, dem asri , ni dagegen dem 2>uWj ent-
sprechen soll. Die Verwendung des sumerischen 2^^'Oi^- (i^sol. cn-zi-en (Theil I S. 143 Anm. 1)
für das von päUh -^ ni abhängige hunu muss befremden.
35. Aimä wie naplisa 2. Pars. sing. masc. mit (cohortativem) a vom Quadrilitterum
"'Dnx atmil s. Sargon Cyl. 72 Stierinschrift haulät lisäni ahitu atmi Id mitharti „ Völker (?)
fremdartiger Zunge und nicht übereinstimmender Rede". Atmü scheint aus ann^ nach Art
eines Ifte'al (I 2) gebildet zu sein. Es direct als Form I 2 zu fassen, verbietet doch wohl
der vor dem infigirten at erscheinende Vocal a statt i. Wie amü wird auch atmü durch
*^^][^] (sprich r7?0 wiedergegeben; so V R 30 Z. 9cd (vgl. II R 48, 26gh); vgl. auch V R
31, 7ef usfammü sa dahabi. Diimki-ia hier im babyl. Dialect mit m, vgl. Theil I S. 151 f.
Anm. sub II 3; in sag-ga-mii beachte die scriptio plena des stat. prol. gegenüber nnig-mu für
mug-(ja-mu in Z. 6. In der Syntax des letzten Satzes, wie ihn die sumerische Fassung bietet.
Plan und Ordnung zu entdecken, habe ich mich vergeblich bemüht. Während en-zi-en „ihr'"
klar auf directe Rede hindeutet, ist das an äu-du angehängte ne-ne doch Pron. pers. 3. pers.
oder einfach „vollere Form" der Pluralendung e-we, wie IV R 21 Nr. 1, 49, wozu s. Hommel,
ZK I 199. Da nun ferner ide-bar-ra-es-am schwerlich anders denn als 3, Person und zwar
singularis (Hommel, Semiten 511 o., Zimmern, BB 70 zu 54/55) gefasst werden kann, so ist
noch die gelindeste Annahme, dass der Archivrath Samassumukin's den ganzen Satz im Sume-
rischen in der 3. Person hat fassen wollen, aber in Zeile 34 aus der Rolle gefallen und in die
2. Person übergegangen ist.
2. Zur Steleninschrift S^
1 — 16 if. schien es mir möglich, als eine Periode zu fassen. Zwischen Z. 12 und 13
ist nicht die geringste Andeutung von Anschluss und Neubeginn zweier Sätze. ÄnäJai ist
dann nicht als „ich bin" zu fassen, sondern es wird damit nur die in uddis und usal'kir
(Z. 15 f.) bereits ausgedrückte erste Person hervorgehoben, um die appositioneile Beifügung des
Königsnamens zu ermöglichen. Als sicher giebt sich diese Auffassung nicht.
5. Salim irHi (vgl. salimii irsü L^ 15) „er erwies Gnade": im Hinblick auf diese
beiden Stellen würde ich in dem Cylinder Asarhad. 81, 6 — 7. 209 Z. 12 (Winckler, KB II
120 f. Anm. 1) Marduk .... ana Babilu salimu irsü lieber übersetzen: „Marduk Babj'lon
Gnade erwies . . . .", als mit Winckler: „Marduk sich Babylon wieder zuzuwenden geneigt
wurde". Vgl. auch Brünnow, ZA V, 69 zu 21.
6. Ina risäti; man wird zweifeln dürfen, ob sich dieser Ausdruck auf Marduk und
seine Freude über die Rückkehr nach Babylon bezieht oder ob er auf die jubelnden Zurufe
geht, die ihm die Babylonier entgegenbrachten; dann wäre zu übersetzen „unter dem Froh-
locken (der Bevölkerung)".
16. üsaJckir hursänis wird gewöhnlich übersetzt „ich erhöhte gleich einem Wald-
gebirge" oder „berggleich". Es wird hierin die technische Bezeichnung für die flachen mit
Bäumen bepflanzten Dächer zu sehen sein, von denen wir wissen, dass sie bei babylonischen
Erläuterungen zu .S^ Zeile 22—23 und zu L^ Zeile 1 — 10. '>7
Bauten in Gebrauch waren. Herr J'rof. SCHRADER be.stätigt mir unter Hiinvei.s auf Abtdekus
(siehe EuSEiiiUS ed. Schöne p. 39), dass von ihm und anderen Gelehrten, die der Begründung
der Assyriologie näher gestanden haben, der Ausdruck stets in diesem Sinne verstanden worden
ist. Ich habe deshalb an Stelle der gebräuchlichen, jedenfalls etwas farblosen und abgeblassten
Wiedergabe hier und au parallelen Stellen eine diesen Sachverhalt deutlich kennzeichnende
Uebersetzung gewählt.
22/23. Peiser stellt ZA III S. 74 Anm. 1, veranlasst durch Strassmaier, Leyden
Nr. 160 Z. 9, die Frage: ,0b die für spätere Zeit so naheliegende Vorstellung, Lebenstage
im SchicJcsalshuche als zu löschende zu denken, auch schon bei den Babylonieru existirt haben
mag? Dass es gerade Nabu sein muss, der Herr des erhabenen Griffels, der die zukünftigen Tage
liharrV (= „auslöschen möge(?)" Peiser, vgl. zu dem Verbum auch Zimmern, BB 92 Anm. 1),
„ist jedenfalls zu beachten". Die bejahende Antwort giebt der vorliegende Passus unseres Textes,
in welchem Neho deutlich als der, welcher die Lebenstage auf seiner Tafel vermerkt, bezeichnet
wird. Kann er sie zu langer Dauer vormerken, so wii-d er sie auch verkürzen und tilgen können.
33. üeber die Ergänzung siehe Tafel VII Anm. 11. Die Uebersetzung von disäti,
von dam „fett sein", durch „reich gesegnet" befriedigt in diesem Zusammenhang nicht völlig.
3. Zur Cylinder-Inschrift L^
Siehe Theil I S. 24 sub 3. Text: Tafel VIII f. Die Verstümmelung des Eingangs
dieser Inschrift, der mehrfach Interessantes und Ungewöhnliches geboten zu haben scheint,
ist besonders bedauerhch. Die Zusätze und Berichtigungen, die sich mir bei einer erneuten
Collation der Inschrift im October 1890 ergeben haben, siehe Tafel XL VIT. Die Inschrift
ist dem Nebo geweiht (Zeile 30) , und auf ihn ist zu beziehen und passt auch, was von den
Zeilen 1 — 8 übrig ist.
1. Muttcdlum ^=^ „mächtig, erhaben" (?); vgl. Asurn. 1 R 17, 5; gehört wohl zum
Stamme '^'^'N' „stark, mächtig sein", welchen Delitzsch, Wörterhuch S. 487 If. behandelt.
2. Sänik mithurti (so, mit Opfert, wohl besser als mitharti), das ich unübersetzt
gelassen, fasst Jensen, Kosmologie S. 470 als: „der, welcher die Thüre zuschliesst"(?). An der
betreffenden Stelle (K 128 Obv. 1) wird ^*^ H^ (= NIN.IB) bezeichnet als daicni Jadlati
sänik mithurti eli ildUi munammir düti, „der die Thür zuschliesst(?) vor der Finsterniss, der
das Dunkel erhellt". Ueber Jcalamu statt Jcalama s. Zimmern, BB 38.
6. Höchst hypothetische Deutung.
9. Statt ^^^^^1 lies ^Ij^k,^!! Schreibfehler. Ueber die Göttin A-)^) siehe die Er-
läuterungen zur Bilinguis 8 S. 85 ff
10. Die Lesung und Ergänzung verdanke ich grossentheils Pater Strassmaier; «m-**^
ra-si-bii heM rabii, „der Vernichter (?), der Mächtige (?)" (so lies o. S. 12/13). "Wenn wir es hier
überhaupt mit dem Verbum mahdsti zu thun haben, was recht fraglich, so müsste wohl für
►>^ die Lesung Ijis gewagt werden (vgl. ASKT 174 § 18; Bezold, ZK I 274 Anm. 1): muhis:
mit mahas wäre kaum etwas anzufangen. Rasihu , wenn so zu lesen, von 2"*"" «mächtig,
herrlich sein"; vgl. rasibat^ Sarg. Cyl.^A^ rasbii, Sarg. St. 57. Eine Ergänzung dagegen zu
ra-*^]]-})^ (Sarg. Ann. 209, Pr. 84, IV, 02) „niederschmetternd, vernichtend" würde wenig-
stens einen maliäsu verwandten Begriff ergeben. Doch ist das Alles äusserst unsicher.
Lehmann, Samabsumukin. II. 8
58 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
12. *^II *^II *^Ii i^anii natürlich gedeutet werden als hei belani „Herr der Herren"
(S^ 4) „Oberster der Belsgötter" ; mir scheint aber erwägenswerth , ob nicht durch die drei-
malige Wiederholung des Zeichens der Gott als „dreimal heilig", als zgiOfisyiarog bezeichnet
werden soll.
23. Zur Sache vgl. Theil I S. 29 u. Anm. 5.
27. Das Heiligthum MIN.NAM.AB.UL.MES. im Tempel Esida von Borsippa (Z. 10)
wird meines Wissens hier zum ersten Mal erwähnt.
28. Ikassü oder irassü = „undeutlich, unleserlich werden", ergiebt der Zusammen-
hang:. Belegen kann ich das Verbum nicht.
4. Zum Brief Samassumukin's.
Vergl. Theil I Seite 25 sub -4. Text: Tafel XL Im Gegensatz zu Anm. 6 dortselbst
möchte ich jetzt in Z. 15 das letzte Zeichen doch eher als ni denn als sa fassen. Den Sinn
der eigentlichen Botschaft zu ergründen, ist mir wegen der Dunkelheit gerade der wesent-
lichen Ausdrücke nicht gelungen. Dass S. A. Smith's Erklärung (PSBA X Seite 312 f.)
befriedigen wird, bezweifle ich. —
Umschrift: ^ Ana sarri alji-ia ^ egirtu Sams(u)-sum{ii)-itkm ^ In sidmu ana ahi-ia
* adnnnis Bei Ämr *^ (?) ^ Nabu u Tasmetu u Nana ^ ana alii-ia likruhii. ' Sin-halä{t)-
su-ikhi ® hannaka (?) ina pän ahi-ia ^ ^-^ihhi ihassi ^^ ahit-a likka [liklis ?) ^^ adu aharmsa-ni
^^ minu mlim{?)ti-ni ^* ana ahi-ia ^^ asapparannii^'^).
1 — 5 enthalten die gewöhnliche Grussformel: An den König, meinen Bruder, Botschaft
des Samassumnkin. Heil meinem Bruder in Fülle! Bei, Asur , Neho , Tasniet und Nana
mögen meinen Bruder segnen.
Damit ist aber mein Verständniss zu Ende; für jedes weitere wesentliche Wort ist
eine Fülle von Vermuthungen nöthig. — Zu adannis (Z. 4) s. Delitzsch, Beitr. S. 188 f. sub 12,
Wörterbuch 166 f., Grammatik § 80b; adu (Zeile 5) etwa für adä „nunmehr"? — 3Iinu
„wie?", „warum" Delitzsch, Beiträge I S. 189 zu Z. 14 ff.
5. Zum Fragment K 5579.
Siehe Theil I S. 25 sub 5. Text: Tafel XH. Berichtigungen dazu: Tafel XLVH.
Zu fragmentarisch für Lesung und Deutung. — Ob der Verfasser dieses Briefes mit unserem
König identisch, dessen Namen genau wie auf diesem Text K 991 geschrieben erscheint (siehe
Theil I S. 7), ist, wie oben ausgeführt, unsicher. Einen schwerlich mit unserem König iden-
tischen y ^>^ t] *^ >^ ^TTÄ '"^I liat das Briefchen K 637 (Bezold, Cat. I, 144)
zum Verfasser, das ich am 15. October 1890 in London copirt habe:
■ T? -^T t^Sff - S^ ^EN ' ^^] -^t! T -f ^T ^ -^ -ITA -^T
^ ^ SP tEl^ IfcT m "^^ ' T -II -TS V EtTI ' ■^TT V Etil ?f
!^ TMIM -II IeU -tu -^TT » l^TT --f s^ ^ ^ V>^
Erläuterungen zu L^ Zeile 23 bis S3 Zgile 26 und S2 Zeile 10. 59
^ Atia sarri beli-ia * aradka Sams{u)-sum{u)-uldn ^ Ui hilnm ana sarri heli-ia * Nabu
Maräuk ana kirri ^ heli-ia liknihii ^ iiten sisü ' sa mal liasajxiia ^ isien kirnt kahsu ^ m
JSahü-hum-ahe. — Grussformel (Z. 1 bis 5); ^ „ein Pferd ' vom Liinde Resepli ** ein Füllen
^ . . . . des Nalii-häm-ahe.
6 und 7. Zu den Steleninschriften S* und S^
Siehe Theil I Seite 2G sub 5 und G. Texte: Tafel XIII bis XXII. S^ ist dem
Nebo^ S^ dem Ea ge^veiiit. S^ berichtet über die Herstellung des Neboheiligthums Ezida
in Esa(j(jil (Tiele, ZA II, 180); S^ über die der Kapelle des Ea in Esagyil, deren Namen
(E)-kar-^agin-na (Zeile 65) wir gleichzeitig hier und ebenso auch L* Col. III 19 zuerst
genannt finden. Siehe darüber Dissertation p. 9 und danach TiELE a. a. 0. und Geschichte
Seite 542 Anm. 3. Gleichzeitig wird in S^ die Restauration und Ausschmückung des ganzen
Terapelcomplexes Esagil etwas ausführlicher geschildert. Die hierin begründete Verschieden-
heit der beiden Inschriften kommt in den Abschnitten S* 33 bis 39 und S^ 56 bis 68 zum
Ausdruck; im Uebrigen lauten die beiden Inschriften, bis auf die Götternamen und Attribute,
wörtlich gleich; nur graphische Varianten finden sich mehrfach. — Da S' transscribirt und
übersetzt ist, so citiren wir im Folgenden diese Inschrift an erster Stelle.
S^ 1—36-= S* 1—23 bilden eine Periode, deren Abschluss äusserlich durch Wieder-
holung des den Satz beginnenden anäku angedeutet wird (vgl. zu S"^ Z. 1 — 16). Das folgende
ma dient wohl zur emphatischen Hervorhebung dieser Wiederholung, nicht etwa als Con-
junctivspartikel. Der mit helu rahn Maräuk beginnende Satz dürfte vielmehr asyndetisch
angereiht sein.
S^ 15 = S* 9. Risa-su habe ich mit , Spitze" übersetzt. Im Hinblick auf L"'^ Z. 9,
wo bei im Uebrigen genau gleichlautendem Satze E-kua an Stelle von risa-su steht, wird
letzterer Ausdruck eher mit , Haupt, Haupttheil" zu übersetzen und auf E-kua als das wich-
tigste Heiligthum des gesammten Tempelcomplexes zu beziehen sein. Vergl. auch zu Bil.
Z. 8 oben S. 41. Als Spitze von Esagil Aväre doch wohl der Terassenthurm , die zikurat
anzusprechen, deren uns wohlbekannter Name E-temen-an-ki (Tiele, ZA II 183) in unseren
Inschriften nicht erwähnt wird.
S3 18 = S^ 12. Ukhi {U 15 usatrisi) »^HP K?^I ^^- Dieses Ideogramm findet
sich meines Wissens nirgends erklärt. Dass es „Schutz, Schirm" bedeuten muss, zeigt der
Zusammenhang. Bei Asurnasirahal 1 , 44 findet sich in entsprechender Bedeutung saluht
phonetisch geschrieben: Samas .... sa-lul-su tabu cli-ia iskun. Die Variante hat ^^f jtt ^
salul-su. Sargon Cylinder 6 (Pr. 13) sagt, dass er über Harran ^^f [t^ »^^l-^^« d. i. salula-su
itrusu, braucht also dasselbe Verbum wie unser L^ 15 usatrisi *^*T' \T^I \^^- Asurhan. R"^ I
Col. X 64 sagt: die Götter su-hd-su-nu tabu scdida (KUS-Za)-|M»i< sa Maine itrusu eli-ia,
sie „breiteten ihren Schutz und Schirm der Wohlfahrt über mich" (vgl. KB II, 233). Als
weitere Belegstellen für sululu in der Bedeutung „Bedachung, Schutz, Schirm" siehe Sarg.
St. 54, K 1795 Col. IX 28 bei S. A. Smitu, Asurhan. Heft 2 S. 19; vergl. auch Asurhan.
R"^ I Col. VIII, 83. Da nun ferner \y^| ideographisch katdmu „bedecken, verhüllen", also
einen dem „Beschatten" verwandten Begriff ausdrückt (BrüNNOW 9582) und das phonetische
Complement lum auf b als dritten Radical des gesuchten Wortes weist, so dürfte die Lesung
sut[l)idu resp. salidu für ^n^ Kl^I 1^^ gerechtfertigt sein.
8*
Gö Zweiter Thcil, zweiter Abschnitt.
S^ 19. Vgl. IV R 12, 15 sa ipsetusu el lllü n Nin-lü tuhd (fa-a-hn).
S* 26 = S'~ 19. Bemerke in istaJckan das Fehlen des überhängenden Vocals beim
Verbum des Relativsatzes, vgl. Kraetzschmar in Seiir. I Heft 2 S. 405 ff.
Zu S» 30—32 = S^ 21/22 vergleiche Erläuterungen zu Bil Z. 21 f. oben S. 52.
S^ 37 ff. = S^ 23 ff. zur Sache siehe Theil I S. 43 ff.
S^ 48 = S^ 29 Iddinniitii aksur. Dass uMn erste Person ist, dürfte aus ahsur und
aijldd folgen. Was mit den Worten kidinmitu Bähili aksur technisch gemeint ist, ist schwer
zu bestimmen. Näher als Peiser, Keilschriftliche Actenstüclce 83 wird man dem Sachverhalt
einstAveilen schwerlich kommen könren. Pelser führt zu I R 42, 36; 44, 6G; 67, 6 Sarg.,
Ann. des Saales XIV Z. 5 (Winckler S. 80/81) und Prunkinschr. 10 — 11 (Winckler S. 96;
KB II 53) aus: „Wenn sich Sargon als Ordner der zakütu aufspielt" (nach Peiser = gesetzliche
Regelung des Besitzrechtes [an Grund und Boden])?, so hat er die Stärkung des priesterlichen
Elementes im Auge. Der Grund und Boden sollte... ideell den Göttern gehören. Den kidini (Unter-
thanen) war das Land, das sie hatten, gleichsam nur verpachtet (in Erbpacht!?); ihre kidinüt
(Unterthauenschaft) war in unruhigen Zeiten wohl in Vergessenheit geraten, sie waren unab-
hänsiser geworden, zahlten die Lasten nicht, die auf dem Boden ruhten, bis eben Sargon wieder
Ordnung stiftete. Vergl. auch die Art und Weise, wie er (nach Annalen 360 — 364, Prunk-
inschr. 135 bis 137) in Babylonien verfährt, nachdem er es in seine Gewalt gebracht hat.
Die den Babyloniern schon vor langer Zeit durch die Suti weggenommenen Felder giebt er
ihnen wieder (usadgilu panüsun !). So ist eine kidinütu wieder vorhanden , der er die in Ab-
gang gekommenen Leistungen (sattukki) auferlegen kann." — Dass die Stärkung des priesterlichen
Elements beabsichtigt ist, zeigen auch unsere Inschriften deuthch durch den engen Zusammen-
hang, in welchem das kiäinnidu aksur mit der Rückkehr des Gottes und der Neuordnung der
sattukki für Esaggil aufgeführt wird. Wenn Jensen, ZA VI, 61 u. N. 1 zakütu als „Steuer-
freiheit" und Mez ebenda es als „Immunität überhaupt" fasst, „während nach ihm kidinütu
Etwas wie „Rechtsun mittelbarkeit" bedeuten solP), so zeigt ein Vergleich dieser mit der Peiser-
schen Ansicht bereits zur Genüge, dass wir noch weit von der zu erstrebenden völligen Klarheit
über diese Verhältnisse sind. Siehe ferner Winckler, Sarg. Glossar S. 211 : Jdclinnntu der Zustand
eines Unterthanen, Unterthauenschaft, Abhängigkeit; das Recht eines Unterthanen, Verfassung;
Opfert vergleicht hiezu talm. "["Dpnk'p zuletzt Oesterr. Movatsschr. f. d. Orient 1883 S. 91."
Dass daraus auf einen semitischen Stamm für kidinnu ]l2p zu schliessen wäre, wie ihn Winckler
fragend ansetzt, glaube ich nicht; der talmudische Ausdruck wird babylonisches Lehngut sein.
Lyon's Lesung kiienütu (Sargon 59) und Herleitung von ]']2 ist sicher irrig.
S^ 50/51 == S^ 30. Zu dem Finalsatz assii ensi ana danni lä habäli habe ich in der
Uebersetzung als Hauptsatz das folgende Samsusumukin ald-ia tulinn ana sarriiti Babili apkid
betrachtet. Das schien mir nach den Gebräuchen der assyrischen Satzstellung das Wahr-
scheinlichere. Auch bot eine derartige Motivirung der Einsetzung Sainassunmkin's dem
Assyrerkönige Gelegenheit, sich in den Augen der Babylonier als Wahrer und Schirmherr
des Rechts, den Bruder nur als das von ihm zu diesem Zwecke erkorene W^erkzeug hinzu-
stellen. Doch lässt sich auch für die Zusammengehörigkeit mit dem vorhergehenden kidin-
nütu Bdbili aksur mancherlei anführen. So lange man den letzteren Ausdruck nicht genau
deuten kann, wird die Entscheidung ausstehen müssen. Auch aus Sargon Cyl. 54 kann die-
selbe nicht entnommen werden. Denn das lä habal ense, das an unsere Stelle erinnert, wird
1) Es ist in Verbindung mit dem von Jeksfn und Mez a. a. 0. über Harran Ausgeführten
bemerkenswerth, dass Babylon, Asarh. I R 49 Cot. IV 18 geradezu als dU kidinni bezeichnet wird.
Erläuterungen zu S^ Zeile 62—83 bis L2 Zeile 18. f>l
zwar zusammen mit dem iiasm- Jdtti u mimrl uiul dem mttsur lä leo als Pflicht des gott-
berufenen Königs aufgeführt, aber diese Aufzählung der Pflichten erfolgt andererseits gerade
an einer Stelle, die sich mit den auf Regelung des Grundbesitzes bezüglichen Massnahmen des
Königs beschäftigt.
S^ 62 iircUtä. Das Verbum ritü wird regelmässig in Verbindung mit bäbu gebraucht.
Es wird die Herstellung (tisepis) und die Errichtung {iirattä) der Thore ge.schildert. Der Aus-
druck äaläti nharrimm etc. ist Accusativ: usepis mit doppeltem Accu.sativ hei.sst „etwas ans
etwas herstellen, zusammenfügen". Entsprechend sind Sargon Stierinsckr. G(3, Süberinschr. 34,
Sanherib VI 50 (vgl. KB II, 112) zu nehmen.
§3 70 = S^ 41 sebe littütu übersetzte zuletzt Winckler, ZA I 345 Z. 20 und II 136
Z. 29 mit „reichliche Nachkommenschaft", ohne nähere Begründung, aber, wie mir scheint, mit
Recht. Der häufigen, an entsprechenden Stellen (s. S^ 7G = S* 48) vorkommenden Phrase
lübi buari wird die gleiche Bedeutung zukommen. Littütu wird in dieser Verbindung ge-
wöhnlich mit „Siegesfreude" oder ähnlich übersetzt. Für buaru giebt Delitzsch, AL^ 139
als Bedeutng „Freude, Stolz". T^ü!") heisst „stark sein, männliche Kraft haben"; mit der
Uebersetzung „Manneskraft", aus der sich die der Nachkommen ergiebt, wird man dem Sinn
am Nächsten kommen; buaru wird dasselbe besagen, vielleicht mit einer der voluptas sich
nähernden Nuance in der Bedeutung. „Langes Leben und reichliche Nachkommenschaft"
stehen neben einander wie sumu und zeru., die eigene Existenz und die Nachkommenschaft.
V
S^ 83 = S"^ 100. Sunie satrii ist wohl mit Kraetzschmar, Beitr. I S. 430 syntactisch
zu fassen als: „mein Name, der geschrieben steht".
Zu den Cylinder-Inschriften.
8. Zu LI.
Siehe Theil I Seite 25 sub 8. Text: Tafel XXXII f.
11. üeber die nur hier und in Z. 9 dieser Inschrift bezeugte Namensform Samas-
ukin siehe Theil I S. 7 sub 3.
12. Der Name E-tiir-kalama „Tempel des Leibes der Erde" für den Tempel der
Istar-Ncmä findet sich: IV R 11 (= ASKT Nr. 18 Obv. 32); IV R GO, 40c und Nabon.
TSBxl VII 143. Beachte ferner die folgenden von Brünnow 2G67 und Strassmaier 8080
aufgeführten Stellen: K 212, 14, wo der Tempel als bit bellt banini (?) und II IG, 17 g, wo
er als bit 55 sa Babili bezeichnet wird. Für *^| 1 1 |^y \-tur = tarbasii siehe Brünnow 2GG3 ff.
0. Zu L2
(s. Theil I S. 25 f. sub 9. Texte: Tafel XXV bis XXVII; auch, bei Abel-Win'CKLER, Texte
S. 31) ist zu bemerken, dass diese Inschrift auch von Craig und Hari'ER, Hebraica Vol. II
Januar 188G p. 87 bis 89 übersetzt und umschrieben und ferner auch von Lyon, An As-
sijrian Manual pag. 23 f. umschrieben und analysirt ist.
Zu Z. 14. Ausschmückung von E-lcua vgl. o. S. 59 zu S^ 15.
In Z. 18 beachte im Hinblick auf das o. S. 2 tt" . Ausgeführte die Schreibung ri-e-si-i-su,
resi ist hier zweifellos Singular, und die Verlängerung des finalen i kann nur auf Rechnung
des pronominalen Suffixes kommen.
62 Zweiter Theil. zweiter Abschnitt.
lO, Zu Pi.
Siehe Theil I Seite 26 f. sub 10 a— d. Text: Tafel XXVIII f. Dovt ist in Z. 11 das
vierte Zeichen ►^JXfc -/u lesen und die Zeilennummern 20, 25, 30 sind je um eine Zeile
hinaufzurticken.
17/18 werden nur durch Inspection des archäisch geschriebenen Originals resp. der
Photographie im Catalog der Sammlung de Clerq festzustellen sein; III R 16 giebt keinen
Anhalt zu einer Reconstruction. Nach Oppert's gütigen Andeutungen und dem Zusammen-
hang nach hat hier der Name eines Heiligthums in Esagil oder eines Theils desselben ge-
standen, und zwar, da die Inschrift sich an Maräuli richtet, vermuthlich eines solchen, das
zu dem Hauptgotte in näherer Beziehung stand. —
11. Zu pa.
Siehe Theil I S. 27 sub 11. Text: Tafel XXX f. Ueber den Inhalt der Inschrift s.
Theil I S. 54 Abs. 4.
10 vorletztes Zeichen lies C^H^J.
In Z. 11 ist das fünftletzte Zeichen ki.
23 fF. In der Ergänzung habe ich an der Stelle, w^o das Segensversprechen durch die
Fluchdrohung abgelöst wird, die — wie der Imperativ amur zeigt — anfangs directe Anrede
fallen lassen. Es schien mir mehr im Sinne des Königs, dass er die Möglichkeit, einer seiner
Nachfolger könne sich eines Sacrilegs schuldig machen, mehr allgemein und entfernt ins Auge
fasste. Möglich Aväre natürlich die Fortsetzung in directer Rede, in welchem Falle es dann
heissen müsste tapassitu und taahbatu (26) und liJikilme-ka, sum-ka, ser-ka . . . Wjallik (27).
12. Zur Thontafel-Inschrift LI
Siehe Theil 1 S. 27 sub 12. Text: Tafel XXII f. Bei der Transscription und üeber-
setzung habe ich Jensen's Bearbeitung dieser Inschrift (abzüglich des Klagpsalms) in KB II
Seite 260/61 und JOH. Jeeemias' Umschrift und Uebersetzung des Klagpsalms (Die Cultustafel
von Sippar^ Diss. p. 32 Anm. **) mit in Betracht ziehen können. Namentlich letzterer habe
ich viel zu verdanken.
1. Der Sibilant von isinnu wird festgestellt durch Rucks. 8 is-sin-nu. So ist auch
Theil I S. 123 und Anm. 5, wo über den Charakter des Wortes als eines sumerischen Lehn-
wortes gehandelt wird, zu lesen.
5. Für surinnu verweist Jensen, KB II 261 Anm. **) auf II R 26 Nr. 1 (add. Z. 32)
Strassm. AV 8562; dort .steht ^^J ^YTTT su-nir = su-ri-in-nu, dann folgt esretiim „Tempel''.
Zimmern macht mich auf Tafel XII des Epos von Qilgamis (früher sog. Nimrodepos) aufmerk-
sam, wo es in dem Ueberrest der Col. V Z. 1 (Haupt, Beiträge I S. 63) heisst: ki siirinni
damki, sowie darauf, dass das Wort unter dem Ideogramm ^] ^Yyyy in den Gudea-Cylindern
bei den Bauberichten sehr häufig vorkommt. ZiBiMERN fügt hinzu: „es ist wohl kaum kalriniui
zu lesen; dann wäre das bekannte kidrimm „Ranchopfer" dazu zu vergleichen'".
8. Jensen übersetzt: „Unter Trauer und Weinen darüber, dass der Feind es zerstört".
Ich glaube der oben gegebenen Uebersetzung den Vorzug geben zu sollen, syntactisch und
sachlich. In dem Moment, da das vom Feind angerichtete Unheil wieder gut gemacht wird,
erscheint Klagen und Weinen darüber Avenig am Platze.
Erläuterungen zu pi Zeile 17/18 bis L^ Hückseite Zeile 13. 03
10. An die Stelle der in Th. I S. 42 gegebenen Uebersetzung dieser Zeile ist der
Wortlaut aus der zusammenhängenden Uebersetzung Theil II 8. 21 zu setzen. — Ul patru
,unverl)rüclilich'' ; patäni (sa sarri) ist in den cl ^Warna-Briefen stehender Ausdruck für
,Verrath (am König) üben" (Jensen-Zimmern, ZA VI 24(j f., Note 7).
11 — 13. Zum sachlichen Inhalt siehe Theil I 8. 30 u. 42; dort siehe auch die Be-
gründung für kuddinnu „unrechtmässig". Vgl. Lehmann, ZA IV 292. ZA V 418 Anm. 2 u. Berl.
Phüol Wochenschrift 1891 Nr. 25, Sp. 792. Zu dem aus t^SK ^IT<I ^]^ zu erschliessen-
den Stamm kikipU weiss ich, so wenig wie Jensen, KB II, 262 Nr. 3 etwas Näheres anzu-
geben. Die ungefähre Bedeutung ist klar. Bezold schlägt vor, uTctalld (von Tcalälu) zu lesen.
Rucks. 3. Ämmeni miirsi lihhi uddü. Uddü ist phonetisch zu lesen (Opi'ERT, Zim-
mern). Permansiv II 1 von ]}1^ „ist bekannt, vertraut, muss sich vertraut machen" {Gihjamis-
epos 66, 39 sa müti id iiddii iimi-hi). Vgl. Jes. 53, 3 ^^h ))yv_ .... t*''i^ „ein Mann mit
Krankheit vertraut" (Zimmern). Wenn man mit Jeremias ritkusa itti-ia liest, was ja Vieles
für sich hat — obgleich das finale a Bedenken erregt, s. Delitzsch, Grammatik § 92 S. 254
Z. 8 V. u. — so muss man ein Schreiberversehen annehmen; denn auf dem Original steht, wo-
von ich mich erneut überzeugt habe, deutlich ►^Pf-]-
4:. lieber intu „Bedrängniss" siehe Theil I Seite 139. Pidjimhhü bedeutet wörtlich
„Schnauben" (Zimmern, BB 8(3). p]s ist auch möglich zu construiren: ,Bedrängni.ss weicht im
Lande, Unfrieden (weicht) im Hause nicht von mir".
7. Schon bei Zimmern, BB 32 übersetzt,
9. TJkallanni mitu „es umfängt mich der Tod". KaJü findet sich IV R 1, 30a in der
Bedeutung „zurückhalten" (BB 50 zu 18); hier wäre es wohl mit „festhalten" zu übersetzen. —
Usapsak: supkdi{k)il asar-sun {Sarg. Ann. 371) vom Stanmie pli'£, wovon pasku „beschwer-
lich" Sarg. Cijl. 11, pasJds K 2G75, 17 (S. A. Smith, Asurh. II S. 13), pusku Cijrus Cyl.
V R 35, 19.
10. Kiiru „Schmerz" s. Zimmern, BB 92 Anm. 1. — Nissatii „Wehklage" von nasasii
s. ibidem 23 Anm. 1 und 92 unten.
12. Welcher Gott hier unter der Bezeichnung „Herr des Ostens" zu verstehen ist,
ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Am Nächsten liegen Bel-Marduli (vergl. o. Theil II
Seite 49) und Ninih, der nach Jensen, Kosmologie S. 457 ff. kosmisch ursprünglich „Gott der
Ostsonne".
13. Ipsaku; diese Ergänzung befürwortet auch Zimmern. Die Uebersetzung ebenfalls
nach Zimmern's Vorschlag, besser als das von mir beabsichtigte: ,weil ich ohne Ehrfurcht vor
Gott und Göttin gehandelt habe".
13. Zur grossen Thontafel-Inschrift L*.
Wie ich bereits Th. I S. 27 sub 13 angedeutet habe, bietet dieser Text epigraphisch
recht grosse Schwierigkeiten, die theilweise in dem Erhaltungszustande, zum grösseren Theil
aber in der Anlage des Originals beruhen. Der Text macht in mancher Hinsicht den Ein-
druck eines Concepts, das später in's Reine übertragen werden sollte. Dass ich mich (Theil I
04 Zweiter Theil, z-vreiter Abschnitt.
S. 27 f.) über meine Ausgabe zu sanguinisch ausgesprochen hatte, war schon aus Tafel XXXIV
Anin. 1 zu ersehen. Erneute fortgesetzte Collationen, bei denen mich namentlich Pater Strass-
MAlER und Dr. Bezold vielfach unterstützten, im October bis December 1890, haben wiederum
mehrere Berichtigungen ergeben, von denen die wesentlichen auf Tafel XLVII mitgetheilt sind.
Für weitere Nachlese wird immer noch genug übrig sein. Hinter den Schwierigkeiten der
Lesung stehen die der Deutung vielfach nicht zurück. Meine Uebersetzung ist als ein Versuch
zu betrachten. Da mir die Inschrift später bekannt geworden ist als die übrigen Texte, so
habe ich auch nicht dieselbe Zeit auf ihre Bearbeitung haben verwenden können, wollte ich
anders nicht die ohnehin verspätete Vollendung und Herausgabe der Arbeit noch weiter
verzögern. —
Ich habe betreffs der Interpretation mit verschiedenen Fachgenossen in lebhaftem
Meinungsaustausch gestanden, ganz besonders mit Heinrich Zimmern, dem an der Uebersetzung
und Erklärung der Inschrift, Avie sie jetzt vorliegt, ein sehr wesentlicher Antheil zu-
kommt, —
Der Text behandelt den Regierunofsantritt dei Asurhanahal und berücksichtigt nament-
lieh die Massnahmen, die der König als Suzerain von Babylonien in's Werk setzte, darunter
besonders die Einsetzung SamassumuMn's (siehe Theil I S. 37, 45.).
7. Kimniö emiüti usajjpü. Ist hierzu zu vergleichen die Stelle aus dem in vieler
Beziehung parallelen Eingang zur Annaleninschrift R"^ I V R 1, 38 hi-mu-a e-tap-pa-lu en-
ni-ti-ia (Var. Ici-e-mn-a etappälu en-i-ti-ia)'^ Jensen, KB II 157 übersetzt hier „dafür (?)
planten sie mein Wohl". Das ist wohl sicher unzutreffend: liini{')n)it muss Substantiv sein
und etwas mit der enütu der Herrschaft zu thun haben. — Die sehr geringe und entfernte
Möglichkeit, an unserer Stelle zu lesen hima mc helüti usapxm , machte wie (klares) Wasser
glänzend meine Herrschaft", möchte ich um so weniger in Betracht ziehen, als kima sonst in
dieser Inschrift durchweg phonetisch geschrieben erscheint.
9. Den Anfang dieser Zeile hätte ich besser unübersetzt gelassen: das Weggebrochene
ist nicht sicher zu ergänzen. Die Lesung U-bir für ^|*^ f ist äusserst gewagt. Innmnii vou
]2N anänu „widerstehen" abzuleiten, hat ebenfalls seine sehr grossen Bedenken: es ist wohl
sicher mit Brünnow, ZA IV 22 zu Col. II, 6 an IVi von n2N4 „ändern" zu denken, innhwi
für ""a^yr (vgl. Antiochus V R 66, 25a). La ivninrn wäre dann Relativsatz abhängig von
. . . ^I*^ I, wie satrii in sume satrti (o. S. 61 zu S^ 83) von sume.
10. Am Anfang ist auch die Ergänzung [>^*7^] [ statt [*^*T~ ^>^] ^\ möglich
und dem vorhandenen Räume nach wahrscheinlicher. Es würden dann in derselben Periode
Samas und, wenn ich Z. 13 richtig [^n;~ <>I^] ^1 ergänze, Marduh als ahkalli ilani be-
zeichnet. — Palhü „weit, umfassend" Sargoncyl. 47, 48, 59. K 2361 + S. 389 Obv. Col. 1
Z. 33; s. Brünnow, ZA IV 236, 241. Jensen, Kosmologie S. 318 sub 100. Die Bedeutung
ist schon von NoRRis richtig erkannt Avorden.
12. Kat-ti. Die Annahme, dass Icaiti für liäti zu lesen sei „sie gaben in meine
Hand", würde sehr gewagt sein.
13 bis 20. Von den Zeilen 13 bis 20, die eine Fülle von Schwierigkeiten enthalten,
gebe ich hier zunächst die mir am Wahrscheinlichsten erscheinende, wenn auch durchaus nicht
in jeder Hinsicht sichere Transscription: '
" IlarduJc ahkalli a-da-si-ruC?) alm^ nisirtu katimti hidlat diipsarruti ^* inahttati
same u ersitim aniraku sutadnvakii ina pidjur ummcmi ^^ siiiabidaku itti
Erläuterungen zu L* Col. ( Zeile 7 bis 17. <>5
müdüni{?) leüti ^^ iqxdfar I.GI.A.GIN.E, id-(/H-rn-ii m kl isü jM i)üni ^^ antaKi kumtnu naldv
sa Sumeri sullidu Akkachi ana sutesuri a.stu '** hadakui?'^) sitasse uhni sa lam abubi m
kaJcku sakku ixdlu '^ itti Uli naski Amui sa ippusa yimir nme-ia: ^^ Sitahhutaku hvirniski
rakpak Ijissatis e-%J 1 1 marüti.
Eine Besprechung Zeile für Zeile wird dienlicher sein als eine üebersetzung.
13. Mit a-da-si-ru weiss ich nichts anzufangen. — Ahiiz nisirtu katitnti kuHat diqj-
sarrttti; statt t^\]\]-sar-ru-ti wird t^^]\\]-sar-ru-ti zu lesen sein; der Anfang des Zeichens
ist undeutlich: ich eignete mir an „das verborgene Geheimniss (wörtlich: die verhüllte Ver-
borgenheit) der gesaniniten Schreibkunst". — L'eber nisirtu „Verborgenheit" siehe Jensen,
Kosmologie 386 f. und die dort Citirten.
14. „In den Tempeln Himmels und der Erde ward ich gesehen und sutadumiku iu
der Versammlung der Männer (Werkleute V).'' Amraku 1. per. Perm. I 1 von amäru sehen. —
Sutudunaku doch nicht etAva von ^n, Permansiv III 2 1. pers. „ich entschied"? Die Ueber-
legenheit des Königs in jedem Fache könnte so ausgedrückt werden, nur der Kundigste kann
richten, entscheiden (V?). Vgl. Col. I, 25.
15. Sutabidaku, nicht sutapidaku: „versatus sum", „ich war zu finden", „befand mich"
vergleiche muttabilüt ekalli-su bei Asurbanabal sowohl von Geräthen [nmiti) wie auch von
Personen, die sich in seinem Palaste befinden. Mit i^^i. \ ^| ^^j V weiss ich wiederum
nichts Rechtes anzufangen. Ein Verbum dürfte wenigstens in einem Theile des Zeichens
stecken; ist a'l-fur zu lesen und mit idgiirütim Verbindung zu bringen? Darf »-TW ^^ J»»»»
als pleonastische Schreibung aufgefasst und müdüni „die Kundigen" mit nominaler Plural-
endung gelesen werden, oder ist ►-^ für sich als Ideogramm zu betrachten? Im letzteren
Falle würde ich >jpf- am Liebsten als Ideogramm für barü „schauen, weissagen" und dessen
Ableitungen (Brünnow 5314 f., Zimmern, BB. 31. 67) auffassen und auf die Opferschau und
die Weissagung aus derselben beziehen. Zu lesen wäre dann also etwa müdnt birdfi.
16. U-pa-tar „ich erklärte, löste auf"; aber was erklärt wurde, ist leider nicht zu
bestimmen; der Zusammenhang, der Schluss dieser und die ganze folgende Zeile deuten auf
die Interpretation schwieriger Orakel oder Texte. In sa lä isti pU päni „deren Mund noch
nicht geöffnet war", könnte ausgedrückt sein sollen, dass sie bisher unerklärt, unverstanden
geblieben waren. Der Ausdruck ^t= •"IJ-oi. Jy ^J ^Jy ist mir völlig räthselhaft, dass man
sumerisch igi „Auge" und gin unter den Componenten der Gruppe erkennen kann, fördert
das Verständnis des Ganzen nicht. Ebensowenig vermag ich für idgiirüti etwas Aufhellendes
beizubringen. Das Wort idgurtu , mit dem es jedenfalls zusammenhängen wird , ist leider
gleichfalls dunkel und die Zusätze, durch welche die verschiedenen Arten von idgiirti (zusammen-
gestellt bei Brünnow 7750 — 3 und 7756) gekennzeichnet werden, sind ihrer Deutung nach
grossentheils nicht viel sicherer. Soviel aber scheint mir doch aus dem Zusammenhang her-
vorzugehen, dass idgurtu nicht „irgend ein schneidendes Werkzeug" (Jensen, ZA I 191 Anm. l)
bedeutet.
17. Astasi „ich las". — Was ich Theil I S. 90 aus den folgenden Worten ver-
standen hatte, kann nicht aufrecht erhalten werden. Ich glaubte, dass von der Geschicklich-
keit (naklu „geschickt"), den Sumerier zu schützen, und der Tüchtigkeit, den Akkadier zu
lenken, die Rede war. Die Deutung von asfu „schwierig, steil" durch „tüchtig" geschah auf
Grund von ASKT 23, 457, wo es mit dämm zusammen als Erklärung des Ideogramms ^"t
Lehmann, Saniassumukin, II. 9
w6 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
sich findet; dämm wird aber hier weniger in der Bedeutung „mächtig" als vielmehr „fest*
gebraucht sein. Ferner war die Syntax des Satzes unklar, und rauss es überhaupt als
ein Fehler bezeichnet werden, dass ich die Deutung wagte, ohne zu berücksichtigen, dass
nakJfi auf's Engste mit dem ihm unmittelbar vorausgehenden, auf astasi folgenden kammu
zusammenhinge. Ueber kammti vermag ich nun freilich jetzt so wenig wie damals etwas
Bestimmtes auszusagen. Einiges Licht dürfte aber — worauf mich Dr. Jensen hinweist —
auf dieses Wort und auf den ganzen Satz die Stelle IV R 19 Nr. 2, 47a werfen: lisdnu
mitharti khna isten sumi stitesir, „eine ein Ganzes bildende, organisch zusammengehörige
Sprache (vgl. atmi lä mitharti cit. oben S. 50 zu 35) ordnest, bemeisterst Da, als wenn es
ein Wort wäre". Wenn auch die Uebersetzung gerade dieses Hülfspassus, wie ich sie mit
Jensen gebe, nicht durchaus befriedigt, so geht wenigstens soviel aus demselben hervor, dass
stitcsiirii in Verbindung mit lischm „Sprache" etwas wie „bemeistern, verstehen, auffassen" heisst,
und so würde die Zeile, wenn man für kammu auf die Bedeutung Schriftstil räth, etwa zu
übersetzen sein: „Ich las den kunstreichen, verschmitzten Schriftstil der dunklen sumerischen
Sprache sowohl wie auch akkadische d. i. babylonische Texte, die schwer zu bemeistern
sind". Ein Ideogramm für naklu „kunstreich" ist t^i^^- (S'' 362 Brünnow 4706). Es ist
l)eachtenswerth, dass auf dem Berliner Vocabnlar (Theil I Seite 163 Anm. 1) ein Schriftstil als
'^►^jj^-y ^^"^ t^II 6*"6 gud-da bezeichnet wird. — Sullidu Perm. 11 1 von '^^71 „schattig
sein, dunkel sein", sonst (s. oben S. 59) oft = „schirmen, schützen"; hier offenbar adjectivisch
„dunkel". — Aendert sich somit auch die Uebersetzung der Stelle wesentlich, so bleibt doch
als das Wichtigste bestehen, dass hier das Nebeneinander der semitischen Akkado-Babylonier
und der Sumerier klar zu Tage tritt, wenn auch nicht, wie ich glaubte, von der Bevölke-
rung selbst, sondern nur von den Schriftdenkmälern die Tiede ist. Dies ist auch Jensen's (in
dieser Hinsicht gänzlich selbständige, siehe Theil I S. 171) Meinung. — Man lasse sich nicht
dadurch beirren, dass wie das Sumerische als verschmitzt und dunkel, so das Akkadische
als schwierig zu bemeistern vom Könige bezeichnet wird. Dass es akkadische d. h. semi-
tisch-babylonische Texte giebt, die schwieriger zu deuten sind als manche sumerische Inschrift,
namentlich wenn noch archaistische Schrift angewendet wird, dafür bilden die neubabylonische
Fassung unserer Bilinyuis und weiter z. B. Nahonid V R 63 interessante Belege, und ein
augenfälligeres Zeugniss dafür als den Abschnitt unserer Inschrift, bei dem wir gerade ver-
weilen, wird man schwerlich fordern können.
18. Der verstümmelte Anfang vor ]p\ bietet für die Lesung grosse Schwierigkeiten.
Möglich wäre ^^~^| [ (so zuerst Bezold); daneben wäre auch -^ ^11 zu erwägen; letztere
Lesung erschien zuletzt sowohl Pater Strassmaiek , wie Mr. Pinches, wie mir selbst
epigraphisch das Wahrscheinlichere. In beiden Fällen hätten wir es mit der 1. Person Per-
mansiv I 1 des Verbums hadü zu thun. Die Form hi-da-ku ist nun grammatisch nicht über
jeden Einwurf erhaben: man hätte ha-da-kii zu erwarten nach Analogie von na-sa-ku (It R
19, 54, 56. Delitzsch, Grammatik § 110 a. A.); in Formen wie peti „er ist geöffnet", hibi
„es ist verlöscht" ist die Imäle doch wohl direct durch das i der zweiten Silbe hervorgebracht:
doch genügt das vorhandene Material nicht für die Entscheidung dieser Frage. Als mögliche,
wenn auch durchaus nicht sichere Lesung bleibt daneben also : -[^^ f | IhI hadakii. — *^C^^*^| ^^y
wird im Hinblick auf das astasi der vorigen Zeile und auf Grund der von Brünnow 546,
V
702 und 754 angeführten Stellen mit Zimmern sitasse{-se) zu lesen sein. Sitassi ahne sa lam
ahuhi „das Lesen von Inschrift(steinen) aus der Zeit vor der Sintfluth". Die Lesung und
Deutung der Worte lam ahühi rührt von Bezold her, was ich hier auf seinen Wunsch mit
Bezug auf J. Jeremias^ Izd.-Nimr. S. 45 speciell hervorhebe. — Das auf ahühi folgende Zeichen
Erläuterun^'en zu L* Col. I Zeile 17 hin 24. 67
Y ist nicht ganz sicher; auch Jy wäre möglich. — Kakku sakJcit, ''allu kann ich nicht
erklären. — Darf syntactisch hadaJcu sitassi ahne verbunden und darnach übersetzt werden:
„ich freute mich am Lesen von Inschriften" ?
19. Itti ilH{?) naski, noch zum vorigen Satze geh"'>rig. Hinter näski beginnt ein
neuer Abschnitt. Anna sa ip'pusa gimir ume-ia: „Folgendes (ist, was ich that) all meine
Tage", , Folgendes war meine tägliche Beschäftigung".
20. Sitahhutalai murniski „ich bestieg das (die) Streitross(e)" 1. Pers. Perm. III 2
von saljätu „sich niederlassen auf" vgl. ina sepe-ia astahit Sank. III, 77. Die Form si-tah-
hu-tu findet sich auch auf dem Fragment R"" 345 (vgl. Th. I S. 128 Anm. 6) Z. 2. — Bakpak
„ich ritt" Permansiv I 1. Die Schreibung rak-pa-ak scheint auf p für den dritten Kadical
des assyrischen Aequivalents des gemeinsemitischen Stammes V 31"! zu deuten. Man hat bisher
meines Wissens auch assyrisches :jr"l rakähu angesetzt, da bei den phonetischen Schreibungen,
so weit ich sie überblicke, immer die Wahl zwischen h und /) freistand. Vielleicht wird man
diesen Ansatz zu modihciren und mit assyrischem rakcqoii ^n (mit partieller Assimilation des
tönenden labialen Verschlusslautes h an den tonlosen „gutturalen" Verschlusslaut k) zu rechnen
haben. Möglich ist allerdings auch, dass diese Aenderung sich erst innerhalb des Assyrischen
vollzogen hat und späterer Zeit angehört, möglich schliesslich auch, dass das 2^ (vgl. Theil I
S. 19) nur auf Rechnung des Schreibers kommt, dessen Orthographie wohl überhau})t nicht
völlig einwurfsfrei ist. — Hissatis „freudig" vgl. II R 43, 25 ab, wo hissatum durch iilhis libbi
„Jubel des Herzens" erklärt wird. Zur Edition ist hier noch zu bemerken, dass ] iis auf dem
Original klar ist; die Schraffirung käme eher dem unteren wagrechten Keil des folgenden
>-|Y zu. — Was auf hissatis folgt, kann ich nicht erklären.
21. Den Bogen *~<-pa-nu lese ich sizpanii auf Grund einer mir jetzt entfallenen
Stelle des Inschriftenwerkes, auf welche mich vor Jahren Herr Dr. Winckler aufmerksam
machte und wo anscheinend derselbe BegriflF durch ga-us-pa-nu ausgedrückt war. Auch
HoMMEL (s. o. S. 37 Anm. 1) kennt zazpanu als babylonisch-assyrisches Wort für „Bogen".
22. Wenn der König sich rühmt, dass er die osmarani (beachte, im Vergleich mit
Theil II S. 2 sub 1, die Längenschreibung: ni-cl) wie tartuhi geschwungen hat, so soll damit
offenbar eine besondere Kraftleistung ausgedrückt sein, und es folgt daraus, dass der asmaru
eine schwerere Waffe sein und grössere Kraftanstrengung erfordern muss, als der tartahn;
letzterer ist „der Speei", der Wurfspiess" : asmaru wird eine gewöhnlich nur zum Naclikampf
gebrauchte Waffe, eine Lanze (im Sinne unserer heutigen cavalleristiscben Bewaffnung)
gewesen sein. — Nurrutüti wohl eher der Permansivform entsprechend „widerspenstig, schwer
zu handhaben" (Jensen), als transitiv „nieder schmetternd"; vgl. munarrifu epes ardüti-ia „der
sich weigerte, mir zu dienen". — Asallu: zu saUi „entsenden" in Verbindung mit Waffen
vergl. R*^ I Col. I almad sa-li-i kasti.
23. Zu sabtaku (masak) asäti vgl. R"' I Col. I, 84 sabat (niasak) asati. Zu asafi
s. Jensen's Nachweise zu dieser Stelle KB II 15G Anm. *).
24. Assarii Berufsname; dem Zusammenhange nach „Wagenlenker*, etwa der, der
bindet, anschirrt?? Vergleiche oben Seite 46. — Blasani Bestandtheil des Wagens. Wahr-
scheinlich „Deichsel". Vergleiche Gilganiis-Epos Col. VI, 10 f. (Haupt S. 42), wo Istar dem
Gilganiis verspricht, sie wolle ihn setzen auf einen Wagen von iignu und Gold, sa niasnni-sa
huräsu . . . „mit goldener Deichsel" und Freibrief Neb. 1 Z. 26, 27; 36, 37, wo Hilprecht
9*
68 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
, Kader" übersetzt. Auch Jensen neigt zu dieser Deutung an unserer Stelle. Und dass usashir
sihiyti ,ich veranlasste die Drehung" sich wohl auf die Räder beziehen lässt, ist nicht zu
verkennen. Aber an keiner der mir bekannten Stellen findet sich bei masaru auch nur die
Andeutung eines Plurals, und bei der Kunst des Wagenlenkens, auf die es liier ankommt,
spielt die Deichsel jedenfalls eine ungleich grössere Rolle als die Räder. — Mit istanasbar
weiss ich nichts anzufangen; ein Stamm sabäru ist mir nicht bekannt. — Kis{'^)-Jcat-te-e;
s. dazu das Epos von Gügamis: issima Gügamü ummäna kis-hat-te-e kali-sunu ^Gügamis
berief zusammen alle seine Werkleute". — Ardte Plural zu aritu „Bogen" s. Jensen, Kos-
mologie S. 58, 71 Anm. 2 und 151 und KB II 210 Anm. *) zu R'" I Col. VII 2 f : ameJu sahi
isu Jcasti isu ariti ameln uni-ma-a-ni kit-kit-tu-u. Letztere Stelle giebt H. Zimmern, dem ich
diese Hinweise verdanke, Anlass zu der Vermuthung, dass kitkittu irgendwo identisch mit
kiskattü sei. Dies gewinnt durch den Vergleich mit unserer Stelle, wo ebenfalls vom Bogen
die Rede ist, und mit dem aus dem Gügamis-Epos citirten Passus, wo das fragliche Wort
ebenfalls in nächster Verbindung mit ummäni „Werkleute" erscheint, an Wahrscheinlichkeit.
Vgl. dann weiter K 2518, 9 (= PSBA X hinter p. 478 = IV R 60* [67], B) anielu *^ *^
ina ki-kit-te-e kisti ul iptur, wozu als Commentar gehört V R 47, 38 a f. ainelu *T~ **1 ""'
kit-kit-te-e etc.; kit-kit-tü = niinsi; vgl. für den omelu »7- »7- auch K 626, Z. 11, 14, 23
(s. Tafel XLIV) und Bezold, ZA V, 111, Note 1. Wir hätten demnach drei Formen dieses
jedenfalls nichtsemitischen Wortes: kiskHtiX, kitkitfü und kiklttu; ob 2 oder p bleibt unsicher,
wie die genauere Bestimmung der Bedeutung. — Kahahäte Plural von kabdhu „Schild" {22p)
Delitzsch, AL^ Glossar S. 145. Vgl. Sank. III ib. S. XIV Var. zu Z. 35 vghd. ga-ba-bi.
25. Leaku kann Permansiv 1. Person sein zu V^N':' „vermögen, können" oder ein-
fach Perraansivbildung zum Nomen leu „Herr". Hier wohl das letztere, da sa gimir um-
mäni nach Art eines nomen rectum an leu als regens angeknüpft erscheint. Inu = emi
„Herr" ?
27. \_U-]su:saku. Die Ergänzung ist zweifellos, wenn auch die verstümmelten Spuren
auf dem Original unabhängig vom Sinn keinen Leser gerade auf ^|Il^ geführt hätten. Zu
diesen merkwürdigen Bildungen vom Stamm nuzäzu^ zu denen z. B. auch das usu^zti Col. I 25
der Antiochus-Inschrift gehört, welches Peiseu, KB HI, 2 *) Schwierigkeiten macht, siehe
Delitzsch, Gramm. § 100 Schluss.
28. Balua „ohne mich"; zu balu^ hala s. Delitzsch, Gramm. § 81 sub b a. Ende
S. 226. — TJllanua „ohne mein Zuthun"; eigentlich „fern von mir, in meiner Abwesenheit"
s. Delitzsch, Wörterbuch S. 450 unten [Zimmern].
29 drückt offenbar die Bevorzugung AsurbanabaVs vor seinen Brüdern aus ; s. Col. 11 6
und vergleiche Theil I S. 35.
32/3Ji. Usalli und usappi wohl eher auf Asarhaddon als auf Asurbanabal zu be-
ziehen, also als 8. Person zu fassen. — Zu Ninlil-Serüa vergl. oben S. 36 f. — Z. 83 sind die
Namen der beiden Götter und die Attribute wohl mit Bezold als chiastisch gestellt zu be-
V
trachten: Samas ist „Richter der Welt", Hadad „der, der im Himmel und auf Erden weissagt".
34. Mukinnu sarruti ; beachte den Singular im zweiten Gliede der Apposition gegen-
über nadimtte. Zui Uebersetzung „die rechtmässiges Königthum verleihen" (nicht: „die fest-
machen das Königthi.im") s. Theil I S. 9.
Erläuterungen zu L* Col. I 24 bis Col. II 25. 69
Col. II, 3. Pati[lcu kiilama]; Jensen'.s Ergänzung, KH fl. 237, wo Z. 4 — 11 nach
George Smith, Asiirb. p. 9flF. nmschrieben unrl übersetzt .sinrl.
4. Ob das ganze Bilridüti hier als „Stätte rler Verküiuligungen und Berathungen*
bezeichnet werden soll oder ob sich diese Benennung nur auf einen Theil, ein Gemach dieses
Palasttheils bezieht, ist nicht ganz klar; in letzterem Falle wäre zu übersetzen: , betrat ich
in BUrididi die Stätte der Verkündigungen und Berathungen*.
7. I-ra-as, so ist Avahrscheinlich mit Stkassmaier die recht verzwickte Zeichengruppe
zu lesen; von li'S'l „jauchzen". Jensen's Vorschlag, i-da-as , erzitterte", verdient ebenfalls
Berücksichtigung. Zu \iEj hI*^T ^^ ^^^ lesen (Strassmaier) s. Brünnow, 9767 cf. 9764/4.
Mcdi-ni [hiddti], Zimmern's Vorschlag.
8. Paku , hinschauen, Achtung haben vor", davon j)i<ku V 11 65, I, 1 vgl. SCHEIL.
ZA V, 400.
9. Sahtak ahhussunu „ich trat für sie ein". Siehe Zimmern, BB 59. Delitzsch,
Wörterbuch 22. Meine Uebersetzung Theil I S. 38 „vor meinem Vater nahm ich ihnen die
Verpflichtung ab" ist falsch. Bei kätä sabdtu, das sowohl „helfen" (Zimmern, BB 25), als
auch offenbar, z. B. wenn der König die Hände des Gottes erfasst (Theil I S. 44), „um Hülfe
oder Segen flehen" heisst, liegt die Sache anders: des Änderen Hand erfasst sowohl der Helfer
wie der Hülfesuchende.
10 und 11. Beachte Avieder die Correspondenz des hddis naplusü mit dem auf die
königlichen Massnahmen bezüglichen täbis (o. S. 41 E.).
16. Raksu iptiira kann nur heissen „der (das) Gebundene löste": (nicht: .wurde
gelöst"); Jensen schlägt vor zu ergänzen ^si-in-di-su"' (seine Fessel V).
17. Ulme Waffenname; mir sonst nicht bekannt. — Selilti : sehe „.scharf, spitzig"
vgl. Salm. Mon. H 42 sade marsüti sa kima seJüt ijatri ana same zikiptu saJcmi .beschwer-
Hche Berge, die wie Dolchspitzen (eigentlich die Spitze eines Dolches) zum Himmel aufragen".
18. Irbubu (nicht irpiqni) vgl, Tigl. I Col. V, 65 musimkit lä niägiri, nmsarbibu
kälis multarhe; ferner Hammurabi, Bd. ra-bi-ba-Jca. — Aksu V K 21, 17; S** 1, 18.
19. Zum präpositionalen Gebrauch von birit vgl. Delitzsch, Gramm. § 81 sub b
S. 225. — Salmu verbessere zu mimmü: "i?" = mim.
20. Sihip von saMpu „niederwerfen, darniederliegen", Permansiv dr-r Form Jjti.
vgl. Delitzsch, Gramm. § 97 S. 266 o.; Lyon, Manual (Gram, beim Permansiv).
23. Asbu Permansiv I 1, 3. fem. von asäbii. — Die Zeichen hinter hibtu sind sehr
schwer zu lesen; dass er das zweite als ^^^'^ffr fi"sehe, theilte mir Mr. PiNCHES in London
mit. Zimmern's unabhängig davon gemachter Vorschlag, ni-ih-t\i(\ zu lesen, empfiehlt sich
dem Sinne und den Spuren nach am Meisten. Vgl, Ci/rus-Ci/linder p, 39 subti nihtim it^e.^ib. —
Zu tdu „Bestes, Feinstes", sowie zu dem ganzen Vergleich s. Delitzsch, Wörterbuch S. 449
und 458 sub 29 a.
25. Wohl zu ergänzen: [ri-e-mu'] ul arsi „Gnade gewährte ich nicht* oder ähnlich.
Zur Schreibung gi-ra-ia — girii statt des gewöhnlich.'u girru — vgl, Layärd, 15, 25 (KAT* 294).
25 — Col. IJl a. E. Kückführung des Mardukbildes in Procession von
Asur nach Esagil in Babylon. Samassumukin erfasst die Hände BcVs, s. Theil I
70 Zweiter Tlieil, zweiter Abschnitt.
S. 51, WO jedoch die deutsche Wiedergabe dieser Stelle nach der im Zusammhaiige gegebenen
Uebersetzung oben Theil II S. 27 zu ergänzen resp. zu verbessern ist.
31. AliJca tezih Relativsatz ohne nota relationis ; s. o. S. Gl zu mnn safru.
Col. III 2 — 6. Völlig unklar ist mir die Bedeutung der Zahlen zu Anfang der
Zeilen. Eine Zeileuzählung können sie unmöglich ausdrücken wegen der Folge 7, 10, 11, 7, 9.
Es macht fast den Eindruck, als wären sie nur zufällige Ueberbleibsel eines Textes, zu dessen
Niederschrift die Tafel — dann ein Palimpsest — früher einmal gedient hatte. — Zu ikt-
dilia s. Theil I S. 51 u. Anm. 3.
11. AN.TIR.AN.NA — sonst Ideogramm für Urnk — kann ich hier nicht erklären.
12. Die drei letztgenannten Gottheiten kommen an dieser Stelle meines Wissens zum
ersten Mal vor. üsur-amat-sa „Bewahre ihr Wort" ist sicher eine weibliche Gottheit. In dem
letzten Namen ist zwischen Ä-da und si wahrscheinlich noch ein schwer bestimmbares Zeichen
W- •) einzuschieben, so dass also schwerlich Ädasi (vgl. Theil I S. 29 Anm. 5) zu lesen ist.
18. Dass die Götter von Sumer und Akkad in Babylon den Marduk als ihren obersten
Gott begrüssen, bestätigt meine Theil I besonders S. 82 gegebene Ausführung.
19. Die Apposition asri elli zu kar-sagimm, enthält zugleich eine Uebersetzung des
sumerischen Wortes kar-zagin', vgl. Theil I S. 125. — Die Uebersetzung von ittanakaru nach
Zimmern's sehr ansprechendem Vorschlag. — *"n *"t^IX *"*"T^ ist wohl als Bellt baläti
zu lesen: vergl. Brünnow 1050 und *^J]]] *^i^lX *^'^}^ *"^I (Brünnow 1052). — Sollte in
sa "4^*^777 üäni "t^^^fff phonetische Schreibung für suf „über" sein?
Die verstümmelten Zeilen 21 — 30 beschreiben die Niedersetzung des Götterlnldes an
seinen Platz in Esaggil und die reichen Opfer, welche ihm dort dargebracht werden:
^^ Ina si-pir NUN.KA ** erumma . . . . u irmä ^^ cdpe . . . . -te hie marüti ak-
kama ** liigalli apsi utaljha pamissu '^^ sanine usaznina kima rädi
26 di-e sadlüti usamliira kahrata ^^ si-su «"'^^" AN.GUB.BA.MES
maharsu uhis ^^ . . . . ummanüti ha-sir{?) .... *^ ... . sa{?)bit ijyparsu ^° . . . . klma.
^^ ** betrat er und liess sich nieder. ^^ Ochsen fette,
feiste opferte ich ^* den Ueberfluss des Oceans (einen Ocean von Ueberfluss) brachte
ich vor ihn ^^ Fett liess ich niederströmen gleich einem Sturzregen ^^ (?)
^"^ stellte vor ihn : 28 bis 30 zu stark verstümmelt.
27. Zu dem Priesternamen vergleiche *"n~ ^^I *^*^\ = kaiatnämi IV R 28, 25 a
und ^SS ^I «-»^I = malM II R 32, 19 e.
Col. IV 1. Narü', Bezold macht mich darauf aufmerksam, dass die Cat. p. 260 auf-
gezählten narü alle nicht von Stein sind; ich glaube aber nicht, dass die Bezeichnung näru
an 's Material gebunden ist, sondern dass jedes Document, welches eine Inschrift trägt, einerlei
aus welchem Material, als nant bezeichnet werden kann. Nach Jensen, Kosmologie 349 f.
Anm. 1 bedeutet na-rü ursprünglich geradezu Steinwerk. (V^gl. im Uebrigen auch Kosm. 440.)
Der König spricht hier von einem narü, auf dem aas Bild der Götter eingegraben ist; dann
erzählt er, dass er sein Bild in Anbetung der Gottheit davor aufgestellt habe. Nun haben wir,
wie oben gezeigt, in unseren Stelen S^ und S' zwei Exemplare von solchen Bildern, wie sie
der König hier in's Auge fasst. Daraus ist erstens, da es mehrere sind und da auch von dem
Bild des grossen Gottes gesprochen wird, wohl zu schliessen, dass man narü pluralisch oder
Erläuterungen zu L* Col. 11 31 bis Col. IV 19. 71
collectivisch „Inschriften (steine?)" zu fassen hat, und zweitens folgt aus dem Umstand, dass
die Stelen des Königs aus Stein gefertigt sind, mit einiger Sicherheit, dass die hier erwähnten
Götterbilder nicht aus geringerem Material hergestellt sein werden.
Der äussere Zustand der vierten Columne ist es hauptsächlich , der Anlass zu der
Vermuthung giebt, dass der Text, wie er vorliegt, ein Concept ist. Oben und in der Mitte
grosse unbeschriebene Stücke, dann am Schluss die Zeilen 8 — 19, merkwürdig wegen ihrer
unverhältnissmässig viel kleineren Schrift und ferner wegen der, wie es scheint, mit dem stumpfen
Ende des Griffels gezogenen, auf Tafel XXXIX angedeuteten Linie, die sich über den grösseren
Theil derselben hinzieht und fast den Eindruck einer absichtlichen Durchstreichung macht.
Ueber den Inhalt der Zeilen ist nichts Sicheres auszusagen. Es scheint von der Ord-
V
nung der verwirrten Zustände von Sumer die Rede zu sein. Asurbanabal und Samahhimiildn
werden genannt und zum Schluss Avird berichtet, dass etwas auf das heilige Schiff Mä-ku-a
gesetzt ist. Hierin ist Avahrscheinlich eine Hindeutung auf die jährlich am Zagmuku-F este
stattfindende Procession des Mardukbildes auf dem Euphrat zu sehen. Und so scheint der
Text in dem Beginn eines Berichtes über weitere cultische Massnahmen unvollendet abzu-
brechen. Sind die Zeilen 8 — 19 vielleicht als Notizen anzusehen, die sich der Schreiber in
seinem Concept für die Fortsetzung auf einer anderen Tafel gemacht hat?
Was umschrieben werden kann, wäre etwa: ^ .... ^ ... . dal-ha-ti ^^ . . . . iläni
m°ti Sumeri ^^ M sa . . . -su ^^ ia-a-ti Äsur-ban-abli ^^ . ... ik-m-nh ^^ Sams{u)-sum{u)-Mn
^^ . . . . pcdi'Su .... ^^ .... '*•" Ma-ku-a ^^ . . . . ul-ziz.
K, 991
wird mit den im Nachtrag gebotenen verwandten Texten zusammen behandelt werden (S. 72).
72 Zweiter Theil, z-vveiter Abschnitt.
Zu den Nachträgen.
^ V V
Zur Backsteininschrift Samassumukin's.
Originaltext: Tafel XLH. — Eine Umschrift des sumerischen Textes lohnt sich der
vielen Eigennamen und Ideogramme wegen nicht.
Assyrisch gelesen (vgl. Bezold, ZA HI, 416 und Winckler üAG 89) Sit)para]a C^)
ana sarrisu Sams{u)-sum{iL)-t(kin saJcJcanah Bahili sarri mäti Sumeri u Akkadi ana halatisu
II ana halät Asur-ban-abli sarri Ässur ahi talimisu lipitta {ina agurri'i) Ebarra essis iisepis.
V
Deutsch: Der Sipparenser hat seinem Könige, SamassumuTiin ^ dem priesterlichen
Statthalter von Babylon, Könige von Sumer und Akkad, für sein Leben und für das Leben des
Asiirbanabal , Königs von Assyrien , seines ebenbürtigen Bruders , die Umfassungsmauer des
Tempels (oder(?) mit glasirten Ziegelsteinen den Tempel) Ebarra neu erbaut.
5 und 6. Nam-ti-la-a-ni-hu ti-la-bi-da beachte die neusumerische Form und die
scriptio lüena des stat. prol. Ueber bi-da als Oonjunctivpartikel s. Theil II S. 30.
7. Ti-la-bi sa Äsiir-ban-abli: Das semitische sa ist „für das Sumerische der Legende
bezeichnend; der Uebersetzer war ausser Stande, eine sumerische Genitivverbindung auszudrücken".
So mit Recht Winckler, UAG 89 Anm. 3.
10. ^T ^y = talimu s. Theil I S. 29.
11. Das Ideogramm in Z. 11 bedeutet zunächst agurru, s. Delitzsch, Wörterbuch
S. 109. Winckler's Auffassung (a. a. 0.) als lipitiu „Umfassungsmauer" hat die Verwendung
für libittu, „Backstein" schlechthin, zur Voraussetzung. (Vgl. Theil I S. 110 Anm. 4). Syn-
taktisch verdient sie den Vorzug.
Zu den Briefen und Berichten
habe ich Folgendes vorauszuschicken.
Das Verständniss dieser Documente hat neuerdings durch Delitzsch's Beiträge zur
Erklärimg der babylonisch-assyrischen Brief literatur ^ Beitr. I 184 ff., 613 ff. eine wesentliche
Förderung erfahren. Und doch sieht auch Delitzsch sich vielfach genöthigt, auf eine Aeusse-
rung über den eigentlichen Inhalt der betrefiFenden Botschaft zu verzichten. Eine wirkliche
systematische Behandlung der Documente und ihre Ausbeutung für die Geschichte kann erst
Erläuterungen zur Backsteininschrift und zu K. 991. 73
vorgenommen werden, wenn alle von einem Verfasser herrührenden, resp. auf einen Gegen-
stand, eine Periode, eine Gruppe von Ereignissen bezüglichen Texte des ninivitischen Archivs
bekannt und l)enutzbar sein werden. Dass dies in absehbarer Zeit möglich sein werde, war,
als diese Arbeit begonnen wurde, nicht zu hoffen. Durch Bezold's Catalogisirung der Kuytin-
dschiJc-Siimmlimfr ist die Sachlage verändert; die Bearbeitung einzelner Texte vor vollendeter
Catalogisirung kann nichts Vollkommenes und nur in seltenen Fällen Befriedigendes zu Tage
fördern. —
Mit der in den Nachträgen vorgenommenen Zusammenstellung der in Bezold's
Catalogue Vol. I aufgeführten Texte, welche auf SamaUnmukin Bezug haben und gleichzeitig
mit arösserer oder geringerer Wahrscheinlichkeit der Friedenszeit zuzuweisen sind, habe ich
daher nur die einmal mit dieser Arbeit übernommene Verpflichtung, das Material, so weit es
bekannt und zugänglich ist, vorzulegen, erfüllen wollen. Dieselben, gleich den übrigen In-
schriften, zu übersetzen, zu umschreiben und zu erklären lag um so weniger in meiner Ab-
sicht, als mir dieselben erst kurz vor dem Abschluss der Arbeit bekannt geworden sind und ein
genaues Studium dieser Inschriften die Veröffentlichung noch Aveiter wesentlich verzögert
haben würde (vgl. Theil II S. 64 oben).
In den folgenden Bemerkungen kann ich daher nur bringen, was sich mir bei ober-
flächlicher Betrachtung geboten hat. Eine zusammenhängende Umschrift und Uebersetzung
habe ich nur von K. 501 versucht. Transscriptionen ohne Uebersetzung gebe ich ausserdem
von K. 1G8, dem grössten der nachgetragenen Texte, von K 1118, das ziemlich wohl erhalten
ist, und von K. 1203 wegen der trotz der Verstümmelung grossen grammatischen und lexicali-
schen Durchsichtigkeit der erhaltenen Hälfte. Sprachliche und historische Einzelbeobachtungen,
namentlich letztere als Bestätigung unserer in Theil I Capitel III über wichtige Punkte
geäusserten Ansicht bedeutsam, liessen sich mehrfach gewinnen.
Der Wortschatz ist, soweit er einigermassen durchsichtig erschien , dem Glossar I
•einverleibt worden.
Zu K. 991.
Original: Tafel XL f. - Siehe Theil I S. 28 sub 14 und vergleiche soeben S. 71.
Bezold, Cat. p. 206. Nachträgliches zur Edition nach erneuter gütiger CoUatiou Dr. Bezold"s:
Zu Vs. 4 bei Anm. 2: Auch ►^Ilj wäre möglich, selbst ^llT-
17 Anm. 5. II scheint Bezold wahrscheinlicher als du.
Zu Rs. 3. ^^Y könnte auch ^^fy sein oder etwas anderes.
12 drittletztes Zeichen amelu sehr wahrscheinlich, Anfang aber verwischt.
13 A-ni-nu sicher; letztes Zeichen wahrscheinlich: ^IJ. Die Form des Zeichens nu
in den Zeilen 8 und 17 ist in der Wiedergabe nicht gut getroffen.
Z. 1 7 dieses Textes ist {D)addu-sum-niiur (resp. Ramnimi-sum-usur) genannt. Von diesem
Manne sind in der Kuyiindschili-^ammlnng nach Bezold ^) wenigstens sechzehn . wie er mir
neuerdings mittheilt, aber wahrscheinlich mehr als vierzig Schreiben erhalten, derselbe Mann
1) Die IhontafelsammJuncjen des British Bluseiivi. Sitzungsber. d. Berl. A};. d. 11'. Phil.-hist. Cl.
1888 Nr. XXXIII S. U [758] ff.
Lehmann, Samas»umukin. II. 10
74 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
wird ferner in einer Anzahl anderer Briefe erwähnt. Delitzsch, der wie Bezold aus gewissen
Eigenthümlichkeiten des Stils (namentlich der langen , in überschwänglichen Worten ab-
gefassten Einleitung) auf die Identität der Person des Namensträgers schliesst und eine An-
zahl der von diesem herrührenden Briefe, nämlich K. 618, K. 183, K. 601, K. 666, K 583,
K. 492 {Beitrüge I, 1, 224 ff., I, 2, 61 7 ff.), in Umschrift herausgiebt und behandelt,
eharakterisirt (S. 226) nach den ihm bekannten Documenten den Piammän-sum-usur als einen
,im Dienste des königlichen Hauses ergrauten Mann", welcher sich „zur assyrischen Aristo-
kratie" zählt und längere oder kürzere Zeit in dienstlicher Beziehung zu der Tempelbehörde
der „Herrin des Gebots" sowie zur Verwaltung von ,,hit Imtalli stand".
Um ein wirkliches Verständniss unserer Tafel K. 991 zu ermöglichen, wäre Kenntniss
der sämmtlichen von Daddu-sum-usur herrührenden und auf ihn bezüglichen Texte nöthig.
Ferner müssten die Briefe des Arad-gula , der nach Bezold wahrscheinlich als Verfasser des
vorliegenden Berichtes (Vs. Z. 2 \_Arad-]gii-la) anzusehen ist, und des mit beiden Persönlich-
keiten öfters zusammengenannten MardiiksaJdnhim (Bezold a. a. 0. Seite 15 [759]), des Ver-
fassers unseres Briefes K. 626, vorliegen. Dann würden sich vermuthlich die Lücken ergänzen
und viele der Schwierigkeiten heben lassen. Ich muss mich hier, ohne den Gesammtinhalt
des Schreibens charakterisiren zu können, auf einige kurze Bemerkungen beschränken.
7 — 10. Bid-lu an-ni-ii gab-bi-su am-mar sarri ümu 22 u ümu an-ni-u epusilni
aninnu gdbhu nussasbit u diippäni issinis nissatar . . . Zimmern's Vernmthung (ZA V, 143
Anmerk. 3 zu Biirnahurias-el Amarnu I Rs. 17), dass sich didla epesu auf eine religiöse
Ceremonie, welche mit der Uebernahme der Verpflichtung zu einer Leistung verbunden war,
beziehe, dürfte durch diese Stelle einige Bestätigung erfahren, namentlich, da gleich auf den
Bericht von der vollständigen Ausführung des dullu die Erwähnung einer Ausstellung von
irgendwelchen Urkunden (Schriftstücken) folgt. Vgl. auch K. 626. 33, K. 1203, 6. 30. Auch
Z. 9 ist grammatisch klar , nur dass ein Anhalt zur Bestimmung der technischen Bedeutung
von sahätu fehlt. — Ob issinis (vergl. K. 432, 11) für istenis steht? So auch Delitzsch,
Beiträge S. 207.
Beachte die verschiedenen Formen, die unser Text für das Pron. pers. I 1 pl. bietet;
s. die Zusammenstellung im Glossar I s. v.
Zu K. 432.
Text: Tafel XLIL — Bezold, Cat. I p. 106. Die eigentliche Botschaft muss in den
Zeilen 8—13 Hegen; es wird, wie es scheint, berichtet, dass dem Befehl des Königs gemäss
'* minu sa surru hell ^^ iJcahhü-ni („wie uns der Herr König befohlen hat") etwas für den
marsarru, also Asurbanabal, von den Berichterstattern vorgenommen worden ist, für Samas-
sumuJihi nicht. Nipas wird doch wohl als 1. plur. einer Form I 1 ^on epesu herzuleiten
sein. — Während Asurbatiabal hier als marsarru (Theil I S. 34 ff.) bezeichnet wird , erhält
SamassumuJän diesen Titel nicht. (Anders in K. 501.) Zum Anfang der Z. 18 vgl. K. 1118
Seitenrand erste Zeile.
Zu K. 501.
Text: Tafel XLIII. - Bezold, Cat. I p. 118.
Umschrift: ' Ana sarri beli-ia '' aradha Arad-Nabi ^ lü suhnu ana sarri beli-ia
Asur, Sin, Samsu, Mardiik, " Sarpanituni, Nabu, Tasmetum "^ Istar sa Ninua, Istar sa
Erläuterunr^en zu K. 991, K. 432 und K. 501. /5
Arhaüi '' iläni anm'äe rahüti ^ raimiite sarrütiha '■* 100 sannti ana sarri beli-ia '" liihalWü " hhi
littiän ana sarri htli-ia '^ lumhhiü. " G IS. NUN sulmi haluti '* sa sarri heli-ia Upkidu
'^ wnu ribii sa arah Äiari Nabu '® Tasmetum ina Bit tenifii " erubü '* ina res samt . . .
'" irike ^° ii '^' iläni Nabu ..." ii-ma-a-ti " beli-ia
^* sa sarri be-eli «... ^^ nik^ sa Asurbanabli marsarri (?)... ^^ sa Samasmmukin marsarri
Babili {parakhil) " sa Serua-eterat ^^ sa Asurmiikin-pale-ia ^^ sa Sar-same-u-ersiti-balä{t)su
^" ^ew«< as-sa-kan nikesunu " 2< . . . . iZawi ^^i&ii Tasmetum ina Bit tenihi .... ^' 100 sanäti
liballitusunu " ahlesunu binbincsiinu ^'^ uptatar sianu '" sarn« belu emar. —
Uebersetzung: An den König, meinen Herrn, (von) Aradka, Deinem Sklaven. Heil
V
dem König, meinem Herrn. Asiir, Sin, Samas, 3farduk, Sarpanit, Nebo, T(csmit, Istar von
Niniveh, Istar von Arbela — diese grossen Götter, die Dein Königthum lieben, mögen dem
Könige, meinem Herrn, ein hundertjähriges Leben verleihen, ihn in reichlichem Lebensgennss
sich ersättigen lassen.
Am vierten Tage des Monats Iiiyär haben Nebo und Tasmit den „Tempel des Ruhe-
lagers" betreten. Im Anfang Deiner Regierung .... Opfer die Götter Nebo [und
Tasmit'] . . . die TageC:*) . . . meines Herrn . . . des Königs, meines Herrn. Betreffs der
V
Opfer des Asurbanabal, des Kronprinzen des Samassionukin, des Kronprinzen von
V V
Baby Ion (?), der Seriia-eterat , der AsurmnkinjJateia, des Sar-same-u-ersiti-halä{t)su ertheilte
ich Auftrag. Ihre Opfer hat man dargebracht. Nebo und Tasmit in 's „Haus des Ruhelagers"
mögen ihnen, ihren Kindern und Kindeskindern, hundertjähriges Leben verleihen.
Der König, der Herr —
Der Text stellt einen Bericht an Asarhaddon über die Opfer dar, welche im Xamen
von dessen fünf Kindern, des Asurbanabal, seinen drei uns aus L^ Ys. Z. 11 — 13 (Theil I
Seite 31) wohlbekannten Brüdern und seiner Schwester Serua-eterat dargebracht sind. Sehr
bedeutsam ist als Bestätigung unserer obigen Ausführungen (Theil I S. 34 ff.) über die Um-
stände, welche die Thronbesteigung Samassiimidcin's bestimmt haben, dass nicht blos Asur-
banabal als marsarru, als zur Thronfolge bestimmter Prinz, genannt wird (Zeile 25), sondern
dass dieser Titel auch dem Samassumtikin beigelegt wird (Zeile 26), und zwar mit einem Zu-
satz, der leider nicht mit Sicherheit zu lesen ist. Zu erwarten wäre am Natürlichsten
t^^ K.K ^►^T ^n~ markir Babili und so vermuthet nach erneuter Collation auch Bezold.
Ich musste seinerzeit die in der Autographie gegebene Lesung = marsar mär parakkiy'i)
epigraphisch als das Wahrscheinlichste ansehen ; und bedenkt man , dass der babylonische
König am Zagvmku-Fest durch Erfassen der Hände Bel-Mardiüis die Königswürde empfängt
und bestätigt erhält, und erinnert man sich weiter, welche Rolle der parakku des Jlarduk
(o. Theil II S. 41) beim Zagmukic-F est spielt, so läge auch eine derartige Bezeichnung nicht
ausser dem Bereich der Möglichkeit.
Was in Z. 25 bei Asurbanabal auf den Titel folgt, ist ebenfalls unklar; Bezold ver-
muthet: ,t^ « ^HP< (?)" (?). -
Im Einzelnen sei bemerkt: Z. 16. tj ^^^^ = irsu (Brünnow 8980) und tenihu
(Jensen, ZK II, 39) „Bett, Ruhelager'', hier Name eines Heiligthums. — Z. 18. Ina ri-es
sar-ru[-ti-ka]? — Z. 22. Ob u-ma-a-ti hier Plural zu «wm Tag, v;'\q Asurnas. Col. I, 13? —
Z. 33. Statt des grammatisch auffälligen li-bal-lu-tu-su-nu doch auch epigraphisch „eher
li-bal-U-tu-su-nu" (Bezold).
10*
76 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt.
Zu K. 626.
Text: Tafel XLIV. — Ueber den Verfasser Marduk-sakin-sum s. o. S. 73. — Bezold,
Cat. I p. 142 s. u. bezeichnet das Document als „a letter . . . on müifary ajfairs'^ . Ich
rauss bekennen, dass ich in dem schwierigen Text keine Hindeutung auf militärische An-
gelegenheiten finden kann. Z. 7 ist von einem siptu limuttu „einem bösen Fluch" die Rede.
Dieser steht in Verbindung mit dem Worte ni-pi-se. In Z. 11 und 14 wird der ^»jfyy ^ *7-
genannt, der V R 47, 38 a (siehe o. S. 68) in Verbindung mit hitkiftü und nipese aufgeführt
wird. Für den ^^yy *j- *7^, den masmasu, macht Delitzsch, Beiträge 218 die Deutung
und Function als „Beschwörer" wahrscheinhch (bes. S* 2 ^7- = dsipu). Zeile 14 f. unseres
Textes wird gesagt, dass der masmasu lubustii salimtu ilahbis „ein schwarzes Gewand an-
legen und ein schwarzes GIS.KUS aufstellen" (?) soll. Z. 25 wu'd von idätu und dem irsit
oder fenilm gesprochen (was einen cultischen Sinn haben kann, vgl. zu K 501, 16. 31, wenn
auch nicht nothwendig zu haben braucht) und Z. 34 f. ist wiederum vom diiUu epesii die Rede
(worüber oben S. 73). All das scheint mehr auf religiöse Massnahmen als auf militärische
Angelegenheiten als Grundlagen des Berichtes zu deuten. — Herr Dr. Bezold theilt mir noch
mit, dass ihm I'^HP ^T'^ItJ '^^.l^ ^^ T*" *"Il (Z- 7) der Name, d. h. „der Anfang einer
bestimmten Beschwörung" zu sein scheine, „die nach Z. 32 recitirt werden soll (*^i I ! *^)' .
Zu beachten ist wieder besonders , dass in der Grussformel neben dem König auch
Asurbanabal und Samassumukln genannt werden, der erstere mit deui Titel marsarru. —
Zu K. 168.
Text: Tafel XLV t. — Von mir copirt und collationirt November 1890. Tafel XLIV
Anm. 1 gilt auch hier. — Erneute Collation von Dr. Bezold April 1891. — Nach letzterer
trage ich noch Folgendes zur Edition nach:
Z. 29 sechstes Zeichen hes *"^^i!lj (Schreibfehler). Z. 37 ►^Jy ist zu schraffiren; ebenso
in Z. 41 ^]Pf. Z. 45 füge am Schlüsse hinzu: *^g- Z. 47 Anfang ist *^1 1 zu schraffiren.
TIS
Zu Z. 49 a. E. füge |g. Z. 59 (Seitenrand) letztes Zeichen zu schraffiren.
Umschrift: * A-na sarri beli-ia aräd-[ka\ . . . ' [sul-mu a-]na sarri beli-ia ... * . . .
[a-na] sarri beli-ia lik-ru-bu ... * tu-ub seri liu-iid lib-bi . . . ^ a-ici sarri beli-ia lis-ru-kn
® {mär amelu) SA.UD.DA a-ga ... '^ sa *""' Assur Bäbdi . . . ^ mätäti ka-li-si-na ip- ....
* u assat ekallisu mi- . . . . ^'^ di-na-a-ni sa sarri beli-ia " .sa 8ams(u)-si(m{u)-
idiin ''' a-na pi-di-stt-tm ne .... it-la-lak ^^ btt KI.MAG ni-ta-pa-as-su ii assat
ekalli-su '* dam-mu-ku ka-an-nu-u tak-li-ta-su-nu '^ kal ip-sat ka-ah-ru ba-ki-i-u "^ sii-ru-ub
tu-sar-pad takViti kdli-si-na " pa-as sa NAM.BÜL.BI ma-'-du-te '^ bit rim-ki blt sa-la-me-e
ni-pi-e-se '® sa a-si-bu-iu A.PAD.KU.KAR ?'• ^° na{?)-ka-'>ia{'^)-a-te sa dvp-sar-ru-tu '' u-sa-
li-mu e-fap-su sar be-ili hi-u-di "... ma-a pa-na-at ni-pi-es an-nu-ti " ^- ra-gi-in-ti tar-
tu-gu-mu "* a-iia ] Damikti-i {mär amelu) SA.UD tak-lum " ma-a snrru-u-ti ta-na{?)-as-si
^^ u ^' ra-gi-in-te ina puljri " .90 mäti tak-di-va-as-su ma-a KA.KI su *^ sar-ri-ik ümit
sa beli-ia nk-ta-si ^^ ina kätä a-sa-kan-ka NAM.BÜL.BI "" an-nu-ti sa ip-su-u-ni i-sa-
al-mu ^* a-dan-nis lib-bu sa sarri beli-ia lufäb-su ''- '■""^'" Ak-kad [-a ?] -a ip-tal-hu libbu
nu-sa-as-tar-sii-nu ^^ it-iu-ri{?) u a-si-me ma-a '""^^" SA.UD p'- ^* {amelu) ki-pa-a-ni sa Akkadt
Erläuterungen zu K. 626, K. 168 und K. 1118. 77
ip-tal-hu-ma ''' Bdl u Nahii iläni kali-su-nu ii-me ^^ m sarri heli-ia [li-'\ri-ku u iUu (hi-ri(?)
" atali Sm te-ln-e iläni i-ha-as-si '' a-na ü-lak-sum-ma parsu '" sarri heli-ia ma-
liar Jci-i sa ina pa-ni-ti '" «'"*'" sa-ak-lu a-na °"'*'" SA.UD(?)-z«-^i lu-u *' pa-ki-di ina pa-an
haru gi-nu-ii lu-kar-rib " iiia ihn AB. AB ina sa-lam ina hlti ina eli sa na
" ilünii'^) Ak-kad lis-ru-ku ki ...*'.. . sa-kan "'^' ÄkkarU il-ta ...*'... di-na-ni sarru
heli-ia lil . . . *V . . us-su li-zi-zi " . . . sa sarru heli-ia lis-li ... 'V . . nise lu ni-e
'' . . . P'- -hi, uhe-sii ... 'V . . i-ha-as-si ... '' . . . sa pa-an ... ^^ V ? -u-ni ina
ku-nm-ns-su sarri he-ili lip-ki-di.
Das Wichtigste in dem Text ist wohl die Ankündigung einer Mondfin.sterniss (Z. 37),
mit welcher die in den vorhergehenden Zeilen erwähnte Furcht der Bewohner und der Statt-
halter von Akkad-Babylonien in ursächli ehern Zusammenhang .stehen dürfte. Vorher wird
von verschiedenen günstig ausgefallenen Beobachtungen oder Massnahmen berichtet. Z. 14
damnmku. Dies wird noch einmal betont in Z. 30/31: anniiti sa ipsthii isalmit adannis
libbu sa sarri heli-ia lü tdh-su. Dann geht es weiter: «'"«'" Ak-kad-da-aia{?) ip-tal-hu lihbu
misastarsimii „Die Babylonier sind in Schrecken über das, was (libbu? vergl. auch Bezold,
ZA V 110 Anm. 2) wir ihnen geschrieben haben". Ferner: kepäni sa Akkadi iptalhüma Bei
u Nabu iläni kälisunu üme sa sarri beli-ia lirikü u istu dürii?) atalü Sin te-hi-e iläni ihasi
„die Statthalter von Akkad sind in Furcht, Bei und Nebo, alle Götter mögen dem König,
meinem Herrn langes Leben verleihen eine Verfinsterung des Sin, des
der Götter, wird stattfinden". — Dass dem Verfasser des Berichts diese seine Nachricht nicht
erfreulich schien, zeigt wohl die Einflechtung eines erneuten Segenswunsches für den König,
ehe die Finsterniss erwähnt wird.
Das Vorhergehende kann ich nicht mit Sicherheit erklären, da gerade die wesenthchen
Ausdrücke und Ideogramme unerklärt sind. Vermuthungen unterdrücke ich.
V
Z. 6. Welches Amt durch «'"*'" SA.UD.DA bezeichnet wnrd , ist mir unbekannt.
Bezold, Caf. 45 ergänzt die Zeile zweifelnd zu Ä-ga-[de-''']. — Z'Ä. 13 u. 15 ^1*^^111! |>->->-*^
kälisina wird nach Z. 13 taklitasumi tahlätisimu zu lesen sein. Delitzsch (vergl. AL^ 30
Nr. 256) giebt als Bedeutung: „Gesicht, Erscheinung". — ZZ. 17 und 19. Es giebt nach
Dr. Bezold's gütiger Mittheilung eine Serie NAM.BÜL.BI.MES (Z. 17), s. z. B. IV R 60 [67]
und eine Serie Bit rimki -Haus des Trankopfers", Z. 19); zu letzterer vgl. K 155, Cat. 40. —
Z. 21. Sar beli lüdi „der König, der Herr, möge es wissen".— Z. 23 Eägintu „die Ruferin'
muss wohl eine Art Prophetin sein. In welcher Richtung sich ihre, wie es scheint, günstige
(Z. 24) Prophezeiung (tartugumu) bewegte, lässt sich vielleicht aus Z. 25 sarriiti tanasi und
Z, 26 f. ina puhri sa mäti takdinassu . . . entnehmen. — Z. 40 doch wohl «'""'" SA.UD (nicht
U, wie autographirt) vgl. Z. 6 und Z. 33.
Zu K. 1118.
S. Bezold, Cat. 228. — Von mir copirt und collationirt 17. und 19. /XI. 90. Erreute
Collation von Bezold April 1891.
Umschrift:' Sid-mu a-na sarri [heli-ia] ..." lib-bu sa [sarri beli-ia] '* lü tabu
sa sarri ... * ma-a ta-am-me-i ' a-na Daddu-sum{ii)-ii-siir '^ nia-a: a-ta-a ik-bi ' ma-a
mar-sarru-ta{?) Samas-sum-nkhi * ma-a: Ä-dii limu 22 sa arah Ti'sri ' a-ua ka-an-ni la
u-su-u '" ma-a it-tu-ii meme-ni-ni e-ta-mar " as-sa-ap-ra '* ina lihhi ali Äk-ka-di '* u-ta-
me{?) ... *^ ina lihhi iläni sa sarru it-te-sih ^'^ ma-a snm-ma it-tu '' me-me-ni a-mn-
78 Zweiter Theil, zweiter Abschnitt: Erläuterungen zu K. 1118 und K. 1208.
m-u-ni *^ ma-a: a-du 100 üme *^ u-mal-lu-u-ni. Seitenrand: ina eli sarri pii-u-hiC^) • • • |
a-t7a sini' ....
Die Spuren am Schluss der Zeile 3 sind Reste von In oder id. — Ata (Z. 6) ist nach
V
Delitzsch, Beifr. I G23 zu Z. 30 ff. hervorhebende Partikel. — Beachte Z. 7 Samasswmikw
marsarrii !
Zu K. 1203.
Bezold, Cat. 243 f. Copirt und collationirt December 1890. Erneute jetzige Colla-
tion von Pinches. —
Die Verstümmelung gerade dieses Textes ist besonders bedauerlich, denn allem An-
scheine nach enthielt er, wie er babylonisch geschrieben ist, nicht nur wichtige Nachrichten
über babylonische Angelegenheiten, sondern wäre auch, den erhaltenen Resten nach zu ur-
theilen, zu den leichter verständlichen „Briefen" zu zählen gewesen.
Umschrift: ' . . . . ru-ri ^ . . . . az-si-zu-hi-nu-ti ^ . . . . -sii-mi a-na eli mrri
bili-ia * . . . . ma-tu u alu i-gah-ha-su-ma ^ . . . . ina lih-bi-su-nu Samas-sum-ukin ^ 2 \
3 \ dul-lu sa ina eli '' . . . . '""*^" Bahüü i-tib(^)-su-ma ^ . . . . i-pi-lii-si-ma Jci-i ^ . . . .
[Sa?)i^s{ti)-sum{u)-uMn ik-ta-ba-as-su-nu-tu " . . . m ahe-ku-nu sa ina '^ . . . a-na tar-si-ku-nu
'^ ?t ii-tar-ru-su-nu-ti-ma " . . . . -is kätä i-nam-dii-su-mi-tu 'V . . . 8ams{ti)-sum{u)-
. . . su-nu ina eli Bahili '^ Rückseite: " . . . . ?7(?)-/a(?) ....
ii ma {ba-)(?)lu-u ^^ . . . . U te(?)-en-su-nu "° . . . . Babili ul i-ru-ub id u-sa-a
lä i-pu-su-nu id ip-u-su- - "^'^ . . . . gab-bu-u um-ma ki-i ^^ . . . . Sams(u)-sum{u)-
uMn u-sob-bi{':f)-su{?)-nu(?)-tu (Pinches) " . . . . us-sa-bi-tu a-na " . . . . able-su-nu sa
. . . [m?] sa-az-M-sii " . . . . hu u sit('?^)-ti Babili- ''^ . . . . u-bil a-na eli
^' . . . . sa is-pu-ra-as-su-nu-tu ^° . . . . li-sal-ma dul-lu sa eli mdti ^^ . . . . u
ki-i pat-ru-ma ^^ . . . . sarru-u-tu u si-e-ni ^^ . . . . i{?)-dib-bu-bii-ma
Statt \*~ HFf^I Z. 30 wird besser V" ^1 zu lesen sein, wie es nach PiNCHES epi-
graphisch möglich ist.
uktn ^^
18
a-na "
a-kan-ni
79
GLOSSAR L
Akkado-assyrisch und deutsch.
Umfasät nur die in den hier edirten Inschriften vorkommenden Wörter. Für die Namen und für
anderweitig besprochene Wörter siehe das Namen- und Sachregister. — Aus K. 991 und den nachgetragenen
Texten (Tafel XL bis XL VII) ist nur aufgenommen, was einigermassen sicher schien. — Bei einer Anzahl
der gewöhnlichsten Wörter, namentlich: abii, ablu, ana, ina, u, ul, umu, bclu, bku, dannit, eli, k'ssatu, lä,
lü, ma, rabii, sa, sarru, sulmii ist von der im Uebrigen angestrebten Vollständigkeit der Belegstellen abge-
sehen. — Bei Wörtern unsicherer Etymologie enthalte ich mich der Ansetzung eines semitschen Stammes,
so namentlich bei allen sumerischen Lehnwörtern oder sumerischer Herkunft verdächtigen Wörtern.
Bf. = Brief Samassumukin's Tafel XI. — Rs. = Rückseite. — Vs. = Vorderseite. — L* III 10 =
Grosse Thontafelinschrift L* Col. III Z. 10. — II iplah, III iipallih, IUI usaplih, IV 1 ippaUh; 12 iptalah,
112 uptaUih, III 2 ustaplili, IV 2 ittaplih; 13 iptanalali, IV 3 ittanaplah. — Imp. = Imperfect (iplah). —
Praes. = Praesens (ipalah). — Prec. = Precativ. — Perm. = Permansiv. — Imper. = Imperativ. — n. a. =
noinen actionis {palahu). — Part. = Participium. — sg. = Singular. — pl. = Plural. — m. = Masculinum. —
f. = Femininum. — Adj. = Adjectiv. — 1. 2. 3. Personenbezeichnung: sahätii III 2 Perm, 1 sg. ^= 1. Person
Singularis Permansiv des Iftaal von sahätu: sitahhiitaku. — Für die Zeichengruppen [y [y? ^j J |C^ jy,
!^]y I y etc. verwende ich hier im Glossar bereits die JÄGEB'sche Umschreibung aia, uia {uwa), eia. (S. Nach-
träge zu Th. I S. 140.) Die arabischen Ziffern ohne Zusatz beziehen sich auf den ersten Theil. II = zweiter
Theil. A. = Anfang. M. = Mitte. E. = Ende. Id. = Ideogramm.
äbkallu
tii = hebr. i^*, ^•2 = n, Ks = H, d. i. , ^4 = y, d. i. p, X5 = ^2, J- i- ^•
cdu allein, einer: e-du L* II 20, III 10. e-dis-
si-sii (er) allein L* 11 21.
abu Vater S^ 25. S^ 39. L^ 8. Pi 8. L3 10.
L3 I 5. 29; II 11. 14. K. 991, 16.
abiibii Sturmfluth, Sintfluth: la-am a-bu-bi
vor der Sintfluth L* I 18.
Entscheider (?) ab-kal-li LM 13; Id. L* I 10.
ablu stc. abil Sohn S^ 9. IJ> 18. 23. S2 14.
S3 21. L> 5. L2 2. P2 4. L* III 16 etc., able-
ki-nu K 501, 34. K 1203, 24; abli-ia K 991, 16.
versari su-ta-bu-la-ku L* I 15.
abnu Stein, Inschriftstein ab-ni L* I 18. pl.
ahnäni S^ 64. ni-sik-ti abni L^ 13, ni-sik-tu
abni P^ 14 kostbares Gestein.
n^Xi abätu zu Grunde gehen, zu Grunde richten;
I, 1 i-ah-ba-tu L5 32. S^ 66. S^ 84. L^ 22.
Pi 31. P2 26. ta-bu-tu-su L* II, 29. IV 1 iu-
nab-tu L2 17, P2 17.
j!1N „lodern", zürnen, heftig sein, uggatu Zorn:
um uff-gat lib-bi-ka L* II 29. aggis zornig,
ag-gis L^ 33. P2 27; ag-gi-i§ S^ 73. S^ 91.
L2 29. Pi 32.
"i:X efl'i-tu Botschaft, Brief Bf. 2-
-|^' adi bis, a-di L^ Rs. 1. L* III 7. K 626, 28
und 29.
adannis sehr, a-dan-nis Bf. 4. K 432, 1 bis. K 991
Vs. 6 bis. K 168, 31.
"1"IN bedrängt werden, sich verfinstern. I 1 li-di-ir
80
Glossar I.
he-Jui-sn S^ 77. S^ 95.
ina ta-di-ir-ti L^ 8.
a-da-si-ru ? ? L* I 13.
tadirtu Drangsal :
nN2
-IHN
ekallu
neu sein, 11, 1 erneuern: Imp. 3 sg. ud-dis
Si 16. L3 6; Iniper. P2 23; Prec. lu-ud-di-Vs
L» 29: hi-ud-dis S^ 79. S3 54. L2 24. /«-*§-
(wa) S2 36. P^ 27. Part, wu-ud-dis S^ 17.
S3 24. L^ 6. P2 6. — essit neu, Adv. ess/s:
es-sis L5 27. S^ 66. L^ 14. 1.2 18. pi 20.
lassen, verlassen: te-e-zib L* II 31.
azln Lamm(?): az-li L* III 8.
ahn Bruder: ana sarri alii-ia Bf. 1, 3, 14:
ahii-um Bf. 11. cdji ta-lim-ia S^ 47. S^ 75.
LI 20. L2 22. Pi 25. nha ta-li-me & 53-
LI 12. L2 12. Pi 14. P2 13. L* III 5. ahiia
ta-li-vie Iß Vs. 11. (djiia liu-din-ni Iß Vs.
12. — PI. ahe: K 168, 49. pu-hur aljeia L*
I 30. ahe-l-u-7iu K 1203, 10.
vznu Ohr, uz-7iu L* I 10.
aJjazu ergreifen, nehmen, erwerben, erlernen
I, 1 Imp. a-liu-uz L* I 13. — ih-zi ni-me-ki-su
die Erlernung seiner Weisheit L* I 11.
ahratu ferne Zeit, Zukunft ina ah-rat u-me
S2 49. S3 77. L2 23. P' 25.
iüu erhaben, männlich, ii-hi Bil, 30. Mann
L* II 20.
aia nicht, aia ir-si-sit ri-e-mu S2 30. S^ 99.
aia-um-ma jemals L^ 5.
äi'u vorwärts gehen II 45: I 1 Imp. 3. 'ir{a):
'{i}-i-ra Bil. 15.
Palast Bil. 17. S2 8 S3 14. L^ II 7. L* II 30.
C-
ekur
ekalli-su K 168, 9. 13.
ekimmu Manen, pl. ekimine L^ Rs. 1.
a-kan-ni('^) K 120 3, 28.
l^rXCi") «^'Ä" stark, gewaltig; pl. ak-su-ti L* II 18.
Tempel, pl. e-kur-ra Bil. 20.
td nicht, passim z. B. L3 10. L* I 28, II 19,
20, 22, 25. K 120 3, 21 u. 22.
ilu Gott passim. PI. iläni Bil. 19. P^ 11.
P2 12. L* I 10; II 1; III 13; IH 18. K 501, 7.
K 991, 3. K 168, 35 u. 37 u. s. w. iltu Göttin
L3 Rs. 13, pl. iläti stc. ihU: i-lat L^ 9. i-la-
a-ti L^ 1 32. — ilütti Gottheit, i-lu-ti-su L* II
27, 28. III 6. ilu-[ut('>)]-su L* II 28.
alu Stadt L^ 7. L* II 19, 31. K 1023, 4.
n?M-i<(V) K 626, 9.
hoch sein, aufsteigen, sich erheben. I 1
Imp. 3 "lamma geschr. DUL.DU.-Hm S' 18
II, 1. hoch aufrichten ul-li Bil. 29. L2 18. (V)
I, 2 ni-ta-laa K 991, 10. — elü elitu stc. elit
hoch , oder tUtu tam-dim-eUt S2 5. S-* 9.
LI 3. L2 2. ü-amat e-lit L*I1 14. Samm
bei ela-ti u sap-Ia-ti L2 28. — eli über,
gegenüber, im Verhältniss zu, betreffs, e-li
S2 11. S3 18. L2 15. e-li-su S^ 60. Id. MÜH.:
S2 13. S3 19. L* II, 6. K 1203, 30. ina eli K
991, 12. K 026, 7 18, 31. K 1118 Seitenrand,
fX
nt5X4
K 1203, G, 15. a-na eli K 1203, 3. - uUü
fern, entrückt; rd-tu id-la seit Langem L3 2.
idJänu Ferne, Abwesenheit: td-la-nu-uia in
meiner Abwesenheit, ohne mein Zuthun L*
I 28. — «?« Höchstes, Bestes, Feinstes, ki-ma
u-lu sam-ni wie feinstes Oel L* 23.
"p^i aläkii gehen, reisen stc. alak: n-lak L^ II
28, 32. I 1 Imp. 3 m. il-lik S^ 14. il-lik-u-ma
S2 17. S3 34. il-lik-kam-ma P2 17. Part, a-lik
L* II 21. pl. stc. sarruni älikui mahrih^ Rs.l.
I 2: it-ta-lak K 168, 12. I 3: at-ta-na-al-lak
L* I 26. — alkakatn Pfad, al-ka-ka-te at-ta-
na-al-lak sa sarrüti L* I 26.
^^i^ mut-tal-lum erhaben L^ 1.
7'7X2 ß''*f f ellitu; sH-hat-su el-li-ti Bil. 18. L*
I 8. as-ri el-li L* 111 19.
ü-W^ L* II 14.
Q^i^ nlmii eine Waife, td-me-su-un L* II 17.
r'PXi jauchzen, tdsu Freude, Frohlocken: ina td-si
L* III 15. td-si-is Bil. 13.
tdtu s. u. iiitn.
nDX4 stellen, setzen, erheben, II 1 kätä um-mid
L3 Vs. 8.
nt2X sprechen, amätu Wort, Befehl, Geheiss 42 A.
stc. amat: a-mat S2 4. S3 6. S2 40. S3 69. 1.3 10.
L2 2. — I 2 a-ta-am-me-i (?) K 1118, 4.
amelu Mensch L* II 19; als Deuteideogr. passim —
amelütu Menschheit, a-me-lu-tum L3 Rs. 2.
timmu Mutter: inn-ml Bil. 6. ummu rahitu L* I 5.
ina lib-hi umnii-ia L* I 5.
ammeni warum L3 Rs. 2. s. u. minii.
ummänu Herr, Mannschaft, Werkleute: um-ma-ni L*
I 25; um-ma-a-ni L* I 14. ummäni-{ni-)ia L*
III 11. mn-ma-nu-ti L* III 28.
pDX tief, unergründlich sein, emuku Weisheit,
e-mu-ki L* I 12; ina e-mu-ku P2 19.
"iQXi sehen; I 1 Prec. li-mur-ma S^ 19. U> 29.
S2 56. S3 79. L2 24. Pi 27. 1 Pers. lu-mur
Iß Rs. 11. Imper. 2 a-viur sich P2 24. Perm. 2
am-ra-ku ich wurde gesehen L* I 14. — ('?)me-
we-ni a-mu-ru-u-ni K 1118, 17. in-na-vie-ru-
u-ni K 626, 33.
ammar so viele als('?) K 991, Vs. 3. 7. Rs. 6. 12.
ina (Th. I 117 Anm. 3 und Nachtr.j in passim;
phon. i-na Iß 15. 16. 31. L* I 14. K 1203, 10.
ana (Theil I 117 Anmerk. 3 und Nachträge) zu,
passim ; meist ]3honetisch geschrieben a-ua
z.B. Bil. 9. 14. 22. S^ 6. L* II 18. 30. III 17.
IV 5. Bf. 1. 3. 6. 14. K 5579, 3. L2 29. 12.
20. K 432, 8. K 501, 1. 3. K 991, Vs. 3.
Rs. 7. 8. K 1203, 24. 25. Id. z. B. K 991, 16.
K 626, 1. 3. 4. 5. 9. 38. K 168, 1. 12. 24.
K 1118, 1. 5. 9; a-na eli K 1203. 3. 38.
emi Herr, i-nu-hi-nu L* I 25. — enütu, enu-u-ti
L* Col. I, 7. stc. eniit Herrschaft: e-nu-ut
Bil. 7.
Akkado-assyrisch und deutsch.
81
•X33N
annu
niN
-I3K
n2N
is-si-nis
asmarii
assaru
apm
MS«(?)
Leb
anni wir: a-ni-in-nu K 991 V.s. 9. 14. a-m-
en-nu K 991 Rs. 9. a-ni-en-nu-ni K 991 Bs. 14.
a-ni-nu K 991 Rs. 13.
die.ser: an-na-a L^ 10. L* I 19. an-ni-u
K 991, 7, 8. rt»-Ht-i K.432, 5, a«-m ....
K 991 Vs. 3. K 626, 31. pl. annüti: an-nii-
-u-te K 501, 7, an-nu-ti K 168, 22, 30.
.sipringen, spriessen. nannabu Sprössling, na-
an-na-bu-su S^ 32.
verfallen II Präs. 2. in-na-hu L^ 28. S3 78.
S^ 2. \ß 23. Pi 27. P2 32. — rtw/aiiit stc.
aw/u(i Verfall, was verfallen ist: an-hu-us-su
Si'l5. L5 29. S2 35, 53. L3 78. L2 23. Pi
27. P2 23. L3 6.
seufzen, winseln, Id-ma mu-ri-e an-hu-te wie
winselnde junge Thiere. L* IIl 18. II 1 Präs.l
a-ta-na-ah L^ Rs. 11.
anaku ich, a-na-ki( S^ 1. L^ 11. S2 1. S^ 58.
Pi 17. P2 32. a-na-ku-ma S^ 36. S2 23. L»
79. L2 8. Pi 7. P2 29. awa-/cM L3 Vs. 9, 10.
L3 Rs. 8, 13.
unutu, plur. Mwaii Geräth: u-va-a-te S^ 63.
ändern, IV 1: lä in-nin-nu-u L* 19.
schwach sein, schwach werden, II i-ni-su
Bil. 25. S2 34. i-ni-si S^ 14. ensii schwach,
assu dannu ana en-si Id habäli{u) S2 30.
S3 51. L2 11. pi 13. P2 13. ensütu Schwäche:
en-su-us-su Bil. 27.
Zügel, pl. asäti : a-sa-a-ti L* I 23.
K 991, 10. K 432, 11. (vgl. istenis, s. Th. II
73 Abs. 3 E.)
Lanze ('?), pl. as-ma-ri-ni-e L* I 21.
Wagenlenker (?), kima as-sa-ri L* I 2?.
Ocean, Th. I 168 E. Ea sar apsi S^ 67.
ep{i)rn Staub, ina e-pi-ri Bil. 29.
machen, thun, I 1 Inf. epesu stc. epis: epis
snrrüti-ia L* 18, 31; II 12, 15. — Partie.
episH .stc. ejjis: L^ 14. S2 17. S^ 24. L2 5.
P2 5. Impf. I 1 , ip-pu-sa-an-ni L^ Rs. 12,
li-pu-us K 626, 37 und Seitenrand, ip-su-ii-ni
K 168, 30. e-pii-su-ii-ni K 991 Vs. 8. lä i-pu-
su-su-nu ul i-pu-su- K 1203, 21. ij^pu-sa
L* I 19. Perm. 1. ip-m-kui?) L3 Rs. 12. —
Gehören die Formen ip-pa-as K 626, 30, ni-
pa-as K 432, 9, 11, e-pa-a-se K 626, 34 hier-
her? (vgl. pa-asK 168, 17). 12: e-tap-pu-m
Iß 10. e-tap-su K 168, 21. 1. Pers. ni-ta-pa-as
K 168, 13. III 1 : u-se-pü \ß 27. S3 62, 67.
L' 14. L2 18. P2 21. L* IV 1 — epislu
That, Werk, pl. ep'seti: ip-se-ti-in .Bil. 31.
S3 38. Si 21. LI 25. Pi 21. ip-se-te-ia L2 19.
L* II 10. IV 4: ip-se-ti-su S2 12. ip-se-tti-su
S3 19.
isu Holz, pl. ise S^ 64.
Pfeil: u-su L* I 21.
urrti Licht, Tag, ur-ra u musa L2 Rs. 10.
eintreten, n.a. : erebii : ina e-ri-bi-ia L*II 7. 1 1 :
i-ru-um-ma S^ 6. L^ 16. S2 27. S3 44. L2 9.
mann, Samassumukin, 11.
flNi
Pi 10. P2 10. e-rn-um-ma h* II 4, III 22. ul
i-ru-ub K 1203, 20. e-rn-bu K 501, 17. III 1:
hu-ru-ub K 168, 16.
TIN ^"■'^^'^ Sklave, Diener, ard(i)-Hu L* II 23. pl.
ardäni L* II 14. nrad-ka K 501, 2. K 626, 2.
K 168, 1
mXü schwanger sein, davon E-ru-uia {-uxca'i)
Name der Göttin der Schwangerschaft Bil. 6.
niXi '<'■['" Weg, Strasse, ur-hi L* II 21.
aritu Bogen, pl. aräti: u-ra-a-te L* I 24.
-11X lang sein, verlängern, Prec. u-me-su li-ri-ku
S2 48. S3 76. LI 20. L2 12. Pi 25 arku lang,
pl. arküti S^23. — arkiitu Länge, stc. arküt
L5 26.
•n-|X arkii spät, pl. arküti, rubü ar-ku-u Iß 28.
S2 49. S3 77. L2 23. P^ 20. P2 21. mrräni
ar-ku-tu S^ 17. — arkatu, stc. arkat späte,
ferne Zukunft <i-nn ar-kat — L* IV 5.
armannu Wohlgeruch, ar-man-ni L* III 8.
cr{in)nu Ceder, ir-nu S3 58, S3 62.
ersihi Erde : ir-si-ti Bil. 17. it-ti same u er-
dtim lukin pulu-uia S2 54 f. S^ 73. L^ 18.
bitäti same u ersitim L* I 14.
U'INi iisuBett, Ruhelager (vgl. teH?/jw nil) K 626,
25. K 501, 16, 32.
CnNi begehren, wünschen, I Imp. 3 pl. erisü,
i-ri-su L* III 2.
assu Finalpartikel : auf dass, um zu S2 30. S^ 50.
L2 11. Pi 13. P2 13, 18. L* I 8, 31, II 15.
"lU'kS'i >^du Fundament, Grundlage S2 43. S3 73.
ÜU'N' f's^< steil, schwierig: as-tu L* I 17.
nil'S* verwirren, bedrängen, esttu Ansturm, e-sa-a-ti
Bil. 24.
issakku Priesterfürst (?) S^ 4. — Th. I 96.
"Iti'Ni. csru Ort: a-na as-ri-su-nu Bil. 22, a-na as-
ri-su-un S2 22. S3 32. Pi 20. as-ri el-li L*
III 19. stc. asar: lii-ti a-sar-su ti-nak-ka-ru
Si 29. L5 32. S2 67. S3 85. L^ 22. P^ 32.
a-S(tr te-me u mil-ki L* II 4. a-sar la si-ma-
ie-ka L* II 31 an einem Ort, der dir nicht ge-
ziemt. — Relativ gebraucht Bil. 6, Th.II 31 f.:
vgl. a-sar i-sak-ka-nii L* III 7. — asirtu
(Gnaden)-s=tätte, Heiligthum, pl. asrdti: as-
ra-ti-'su L- 17. as-ra-te-e-su L* II 27.
"Iti'Ns esirttt Tempel, pl. esreti: es-ri-e-ti S^ 16, 25.
P2 18. es-ri-e-ti S^ 10, 17. L2 6.
issinnu Fest, pl. issinrtäti: is-si)>->H Iß Rs. 8. i-sin-
na-a-ti L^ Vs. 1. — Th. II 62.
istu mit Wandel des s zu h nltu aus, seit, von:
id-tu Bil. 14. S2 5. S3 9. LI 3. L2 2.
L* III 7. K 168, 36. nl-tn ki-rib L* III 16.
id-tu ul-la seit Langem L3 Vs. 2. Id. ultu
Ub-bi-ni K 991, 15. ultu pa-tii-e-su K 991
Rs. 15. ultu a-hi-iu-ni K 991 Rs. 9. K 626,
25. Als Conjunction: seit, seitdem ul-tu
an-na-a e-tap-pu-su L^ Vs. IC.
11
82
Glossar T.
isten eins, einer: n-na iste7i l'as-pii L* III 10.
iStenü allein, is-te-nis L* I 26. vgl. issinis.
PX atta du: at-tn L* II 29. at-ta-ma L*. II 32.
ata dient zur Hervorhebnnof(?), a-ta-aYi 1118, 6.
nttalu Finsternis« , attain Sin Mondfinsterniss K
168, 37.
"ICHN reden, sprechen. Quadril. Imper. 2 m. at-
ma-a Bil. 35.
hehl herrschen, I 1 Imp. i-be-lu-ma S^ 6.
S3 11. LI 3. L2 3. — belli Herr, bc-lum Bil. 16.
Id. EN, passim, z. B. : Bein rabü Mardiik
\ß 8. Pi 17, 32. P2 10. 5'rtHisM bei«
rabxi beli-ia L^ 19. Na-bi-iim (Nabu) be'u
si-ru, t:a bau si-i-ru S^ 89. L^ 33. S2 37.
belu rubt'i P^ 18. ta-nit-ti Mardiik beli-ia
Iß IV 4. [sarri) bcli-ia K 501, 1. 3. 9. 11.
14. 23. 24. K 626, 3. 4. K 168, 1. 2. 3. 5.
be-ili K 432, 4. K .501, 36. K 626, 1. 8. Belu Belu
Belli der dreimal heilige Bel(?) (TgiafisyioTog'}
Th. II 58 A.) L5 12. L* 11 5. — stc. bei, z. B.
bei ildni Marduk Iß 15. Mardulc bei Babüi
P^ 2. Samhi hei e-la-ti u mp-la-ti Iß 28.
Bei sadi der Herr des Ostens L^ Rs. 12. —
beltii Herrin , Istar belti-ia \ß Vs. 4. stc.
helit: be-lit iUaruti \ß I 32 pl. heleti: be-
li-e-ti L^ 9. — belütu Herrschaft, be-lu-ti L*
II 12. stc. belut: a-na be-lut muH u nise L*
I 6. hehi-ut L* 11 26. he-hit-su S^ 77. S3 96.
biiaru Maimeskraft, Vollkraft, Lebensgenuss:
bu-'-a-ri S3 76. bu-a-ri S^ 48. \ß 22. Pi 25—61.
brt&u Thor, K 626, 28. su-ri-in-ni bäh bit
Ihtar Iß Vs. 5. bdhdti-su S^ 63. sibitti bä-
bäti K 626. 17.
kommen, gehen, Imp. 3 ih- a L* II 21.
vernachlässigt werden, in Vergessenheit ge-
rathen, batlu, pl.bat-lu-tu S2 20. 8^28. bat-lu-te
L2 7. III 1 Perm, als Adj. mb-tu-lu L^ Rs. 1.
bitu Haus, Tempel L^ 4. K 991, 16. In
Tempelnamen passim: bit rim-Tii bit sa-la-
me-eK 168, 18. bit n-Hn-na-a-ti L^ 1. bit Istar
L3 4. 5. 9. bit Samsi L2 16. bit Ea sa kirib
Esagcjil S^ 66. iiui bttdti same u ersitim L*
I 14.
7122 bnku, weinen, bikitii Weinen: ina bi-l;i-ti\j^
Vs. 8.
n^D bald ohne, ba-lu-uia ohne mich L* I 28.
hilludii (? Th. II 52 A.) Satzung, pl. billudd: bil-lu-
du-sii-nu Bil. 21.
nr'l'^ umstürzen, li-sa-hal-kit-ma S^ 76. S^ 94.
D^D baldtu Leben, su-bat ba-la-tu Wohnung des
Lebens = 2i«f/«V-Babylon. ba-la-ti K 501, 13.
stc. baldt. kl. TIN S^ 23. L^ 24. S^ 41. $3 70.
L' 17. L2 20. Id. TI Pi 22. itti TI bnld(t)-su
K 991 Rs. 17. baltu {*bdlitu) lebendig.
ana mitüti u baltüti L^ Rs. 2. II 1 li-bal-
HiSaD
-»-^
«12
rö2
n^2
ballu :
HDD
1:232
TOD
V^-tn-hi-nu K 501, 33 (II 75 A.). lu-bal-U-tu
K 501, 10.
schlachten, fallen? az-li tu-ub-bu-hu li-e bu-
ul-lH(:i) L* III 8.
kakkii sakkii ballu {'^'?) L* I 18.
bamdtu Höhe, Altar(?), ba-ma-ti-sii (?) P^ 19.
binbinu Enkel S^ 10. L^ 21. S^ 22. S3 33.
LI 7. Pi G. P2 9. L* I 2. binbinesunu
K 501, 34.
bann bauen, schaffen, erzeugen, abi hdni-
i-hi L* 28. nabnitu (ungeborener) Sprössling.
stc. nahmt: nab-ni-it Bil. 6. Theil II 40 u.
Anm. 1.
balariC}) ba-sa-ri K 991 Vs. 11.
bi-rit all u biti
ür\2
nir'2
hirtu stc. hirit als Präpos. „in"
L* II 19.
n"13 barü schauen, I 1 Imp. 1, ab-ri Iß III 10.
bdrii Seher. Daddu ba-ri-e sa-ma-me L*
I 33 ba-ru-ut{'^'>) L* I 9. birtu, pl.
birdti (??) L* I 15 (s. Theil II 65 M).
hurumu dunkelfarbig, Himmel (?), ki-ma si-tir
bu-ru-mu S^ 9. S^ 14. L2 14. P2 15.
hiirasu Cypresse S^ 62.
hasu sein, bestehen, 1 1 Präs. i-ba-as-si Bf. 9.
K 626,-34. K 168, 37. 50. ta-bn-a's-si K 168, 25-
Imp. Id ib-su U Vs. 2. Id (GAL-) ibsu-u L^
Vs. 9. ul ib-si L* II 22. 25.
pri2 abschneiden, trennen, bat-ku{?) K 991 Rs. 10.
N2:. ^«^^« ganz: (jab-bu K 991 Vs.9. K 1203, 22.
K 991 Rs. 6. K 1203, 22.
guzippiCi) (fti-zip-pi K 991 Rs. 3. bat-kii-sa ]^ gu-
zip-pi-en-ni ... K 991 Rs. 10.
"ID^ gamdru vollenden, ag-mu-ru-sip-ri L^ 10 ; III
Perm, gu-um-mu-ru te-ri-e-ti L^ 3. 12 1. pers.
ag-da-mar L^ R'^7. — ^mr«f Gesammtheit, gi-
im-ri Bil. 20. Nabu dup-sar gim-ri Iß I 11.
Marduk har ildni bei gim-ri L* I 81. Mar-
duk sar gim-ri L* II 26. P2 27. stc. gimir:
gi-mir um-ma-{a-)ni L* I 19. 25; III 11. gi-
mir ma-lik S2 7. S^ 12. L^ 3. gi-mir ma-li-ki
L^ 4 (vgl. Th. II 51 E.). — gimirtu Gesammt-
heit, gi-mir-ti-su L^ 7.
"ItJ'J) yuHiiru Balken, pl. gusare S^ 58.
di-ib-bi Bf. 9.
;;n schauen, da-gil j3a-ni Vasall L* II 14. III 1:
u-sad-gi-la pa-nu-us-sn ich belehnte ihn.
idgurütui'^) id-gu-ru-ti L* I 16.
ad-guriVr^) L* I 15.
-;T1 dum Mauer, Burg: du-u-ru Bil. 24. dur-su.
••^-1 Perm. III 2 1p. (? ?) su-ta-du-na-ku. — daiianu
Richter. L* I 33. L2 19.
Akkado-assyrisch iin'.l deutsch.
83
i
(lamikta-su S^ 25.
K 168, 24. ustak-
^'1 (Mlu s. Th. II S. 73 M. ihd-hi K 991 Vs. 7.
K 626, 33. K 1203, 6, SO.
rh'^ stören, verwirren, I 1 Penn. 1 dal-ha-hu
Iß Rs. 8. — du-hi-Hh-hn-H Verwirrung L^
Rs. 5. — ddlhu verwirrt, dcd-ha-a-ti L* IV 9.
^T daltu Thür, pl. daläti S3 61. P2 21.
^•^ JrtW!» Blut, pl. dame: da-vie L* II 22.
pCI gnädig sein, ergeben sein, II 1(?) dam-niu-ka
K 167, 14. damku, fiomm, ergeben, huldreich,
gnädig: epsi'ti-ia dani-ka-ct-ti Bil.32. L* II 10.
L2 18. Pi 21. ep-se-te-ia damkäti S^ 38. L^ 15.
L*IV4. — damikiu Gnade, a-mat da-mi-ik-ti-ia
S2 40 Ut-tas-kar da-me-ik-ti L^ 46.
a-mat damiktüa S^ 69.
a-na damikti K 5579, 7
Hma damiktu L* I 8.
p"l danänu mächtig, kräftig sein, da-na-nu
Macht Iß 8. i»a da-na-ni Iß II 19. — II 1
kräftigen u-dan-ni-in Bil. 27. n-dan-nin L*
Col. II 2. — dannu mächtig, dan-nu S^ 2. 9.
L5 11. 18. 20. 21. 22. S2 2. 30. S3 3. 50. L^
5. 6. 11. Iß 1. 11. L2 4. 8. Pi 1. 4. 6. 17.
P2 3. 4. 9. 13. L* 1 3 etc. — dunnu Macht,
dun-ni zik-ru-te L^l'[2. — dandannu mächtig,
Machthaber, gewaltig, dan-dan-ni iläni L*
III 14.
diparu Fackel, di-pa-ri L* III 10.
n"l~l darü dauern, darü dauernd, beständig, da-
ru-u L^ 23. f daritu, pl. dardti: sa da-ra-ti
\ß 9. sa da-ra-te P2 10. da-rat S^ 7. L^ 16.
ritJfl süss sein, II 1 dii-su-pat rc'ussu S^ 14. du-
us-su-2}at re'ussu S^ 20.
)
"1 M rUnd* passim.
IX '«-« ('"M-a) Weh(klag)e L^ Rs. 7.
i^l^l a&a/if bringen, u-hil K 1203, 28 (?)
"l'^l gebären, Part. I 1 c'didu, f. älittu, um-nii
a-lit-ti-ia Bil. 6.
QDI SMM<M Abzeichen, Weihgescbenk, Spolia, Ge-
bührendes, stc. siniat: si-wat bclu-u-ti Ab-
zeichen der Herrschaft L* I 26. si-mat ka-
ra-du-ti L* I 21. plur. simäti: iUak-ka-nu
si-ma-ia-)ti S^ 19. S^ 27. L2 6 si-ma-a-te
L^ 7. a-sar la si-nia-te-ka an einem Ort, der
dir nicht geziemt L* II 31.
{^*T^T asü herausgehen, 1 1 Imp. id u-sa-a K 1203,
21. lu-H-sH-u K 1118. 9. I 2 it-ta-sa-a L*
III 14.
-)pi kostbar sein, III 1 bi'ikuru kostbar: jwr-si-
su-nu sii-ku-ru-tu Bil. 21.
nm arhu Monat L* I 3 bis. K 501, 15. K 1118, 8.
2t!'1 asäbu sitzen, sich niederlassen, I 1 Impf.
u-si-bu S2 25. S» 40. P' 9. u-§ib L* II 11.
Perm. plur. 3. f. tisbu: ns-ba mätäli sitb-tu
ni-ih-tu L*II 23. Part, äsibu, stc. äsib: a-si-ib
Bil.'l9, L5 10. P2 2. a-sib L^ 12. pl. ('mbüti,
stc. fdibtit: a-si-bu-ut(tu) K 168, 19. IUI
(neu) besiedeln Part, mu-ge-si-ib Babilu L^
14. iiw-HC-si-ib S2 16. S^ 23. L2 5. P2 5. 12
if-te-sib K 1118, 15. nt-ttt-hib{'i'i) Kl 118, 14.—
inbtu Sitz, Wohnung, Aufstellung, iluni . . .
sub-tu s-it-ku-na-ma hatten Aufstellung ge-
nommen L* III 13. ra-ma-ta sub-tti du hast
deine Wohnung aufgeschlagen L* II 31.
sub-tu ni-ih-tu L* II 23. stc. iubat: su-bat
Bil. 14. L3 1. L* III 14. m-bnt-su Bil. 17.
S^ 7. L5 16. L2 9. P2 11. — w?<sa6w Wohn-
sitz, mu-hnb Islar L-* Vs. 6.
r)*j»T (oder riti'K?} beschwören, siptu Beschwörung,
hiptu limuttu K 626, 7. 27.
IJ^TT rtSJ-M demüthig, 137. — Th. II 55 E.: as-ru
L* III 5. a-sri pa-lih-ku-nu Bil. 33.
1
]X* ausschmücken, II 1 u-za-'-in-ma L^ Vs. 5.
ziz{'^}panH Bogen, ziz{'i)-pa-nu \ß I 21. zizpane-su-nu
I> 11 17. — II 67 M.
nennen , erwähnen , iz-kur L* II 6. — zikru
Nennung, Erwähnung, Geheiss, itia zi-kir
sumiia Jß II 12. zi-kir kiptiia L* II 8.
zikru männlich, zikrütu Männlichkeit: dun-ni
zik-ru-te L* I 12.
regnen, III 1 regnen lassen, u-sa-az-ni-na \ß
111 25.
ausstatten, I 1 Imperf. 1. Pers. az-nun-ma
Iß 13. P-^ 15. Part, zäninu, stc. zänin: za-nin
L5 14. S2 8. S3 13.
aufrichten, I 1 Irap. 1. az-kup L^ Vs. 5. 9.
II 1, erhöhen, hoch aufrichten, u-zo-ak-ki-ir
' Si 16. S2 36. u-zak-kir Iß 27.
J^ill säen, zarü .sator", Erzeuger, za-ru-uia S^ 57.
pi 16. — zeru Saame, Nachkommenschaft,
stc. zcr; zcr sarrüti da-ni-u L^ 23. sumsu
zersu ina mütCiti Uhallik S^ 32. L^ 33. S- 78.
S3 97. \ß 29. Pi 33. r^ 27.
n
^2n habälu verderben, schädigen, os-su dan-nu
a-na ensi la ha-ba-li{-Iu) 8^30. S^ 51. L' 11.
L2 11. P' 13. P2 13. — liibiUu Schädigung,
was verdorben ist: hi-bil-fa-si-na S"^ 11. S^ 17.
L2 15.
higallu Ueberfluss, he-gal L* III 24.
^in fjodu sich freuen, 1 1 Perm. 3. plur. ha-du-u
L* I 8. II, 13. 1. sg. hadakui-ku) (hi-da-ku ^).—
pu-su-rat ha-[di-e] freudige Botschaft L*
II 15. Mdis Adv. freudig, ha-di-i's P' 21.
ha-dis Bil. 11, 32. S^ 68. L' 15. L^ 19. L*
II 10. —hud libbi Freude de.-^ Herzens, seeli-
sches Wohlbehagen, hu-ud lib-bi S- 42. S^ 71.
L2 21. P* 23. K 168, 5. hidiitu, pl. hiddti,
Freude, ina hidäti Iß Vs. 8. ma-U-ni [hidäti]
U II 7.
11*
in
irr
-ipr
84
Glossar I.
t^n ?*«??« Griffel, Scepter, hatti L* I 34.
NDn hifjdi Sünde, Missethat, hi-te-tu L* II 20.
pSn 11 1 vernichten, li-hal-lik S' 33. U 33. L^ 29.
P' 33. hulluM Verderben: hu-ul-hi-ku-u L'
Rs. 3.
/i«wism(?? K 626, 12.
It^n eilen, i-hi-sam-ma L* III 17.
han)Hika{'?): ha-an-na-ka Bf. 8.
DDn denken, gedenken, I 1 Imper. 2. m. hu-su-us
L* II 29. Prec. 3. Pers. li-ih-su-su K 5579
Obv. 8. — hissiitu: hi-is-su-tn K 5579 Obv. 6,
Rev. 1.
Dlfl hursänu bewaldete Höhe, Imr-sa-nis S* 16.
i/ 27.
harränu Weg, Strasse L* III 16. har-ra-nu L* II 21.
pn WdsM Gold, Id. S' 63. L' 4. 5. L' 13. P' 14.
nil'n verlangen, begehren, l 1 Impf. 3. plur. ih-
suhu: ih-su-hu ]J II 12.
hissatu Freude, hissatis freudig: hi-is-sa-tis L* I 20.
QNÜ ff»)« Botschaft, Auftrag, pl. tcme: te-e-me
L* 1 40, te-e-mu as-sa-kan K 501, 30. te-e-mu
as-ta-nak-kan L* I 27 ich ertheilte Auftrag.
n2L3 schlachten, III Perm. 3. pl. tuhhuhü: tu-ub-
bu-hu L* III 8.
nnÜ sich nähern, herankommen, i-ti-ha-a L* III 15.
II 1 nahe bringen, darbieten, 1. sg. u-tah-ha-a
L* III 24. — 3. pl. u-tah-hu-u L* III 9. — Ge-
hört hierher tehüC^): attalu Sin te-hi-e iläni
K 168. 37?
21Ü gut, süss sein, Wohlgefallen, Perm. 113. sg.
lü täb-sH K 168, 13. 3. pl. sa ip-se-te-su eli
käl iläni tabä S** 13. S^ 19. II 1 n. a. tübu
Wohlbehagen , stc. tuh : tii-ub scri u hu-ud
lib-bi S'' 42. S' 71. V 21. P' 22. K 168, 4.
lä tüb libbi lä tüb seri L' Rs. 6. lü tüb sa
sarri K 1118, 3. — tabu gut, süss. Adv. täbis
gut, unter günstigen Auspicien (Th. II 41 E.),
ta-a-bis V II 11. ta-bis Bil. 18. *
ia-a-ti mir, mich, für mich Bil. 33. S' 39. S* 68.
L* IV 6, 12. ia-a-si U 20.
-I^ ittii&e\te:it-tuKin8, l6.it-tu-u{?)Kin8,lO.
pl. idäti: i-da-tu-us-m-nu (J) K 626, 25. itti
mit: it-ti S' 20, 30. L* 29, 30, 32. S' 58, 69.
S^» 83. L'' 24, 25, 27, 28. P' 24. P* I 19 (?).
K 991 Rs. 17. it-ti samc u ersitim lukin
palu-uia „möge meiner Dynastie die Dauer
von Himmel und Erde verleihen" S'* 44.
S^ 73. L* 18. it-ti-ia Bil. 15. Id. KI: rit-ku-
sa(??) itti-ia V Rs. 3.
X4"l^ idü wissen, lu-u-di K 168, 21. III dass. er-
fahren, sich vertraut machen, am-me-ni mursu
limnu lib-bi ud-du-u .warum ist mit böser
Krankheit mein Herz vertraut (?) — mudü
weise, kundig, niu-du-u L* 2. pl. müdüti
[miUüni'i) V I 15 (?? s. Theil II 65 M.).
□V iimu Tag, Zeit, meist geschrieben ■^j >tS
u-mu [oder x'imu{-mu)\, ina u-mu an-ni-i
K 432, 5. sa u-mu an-ni . . K 991 Vs. 3.
Als Monatsdatum: K 991 Vs. 8, 13. K 626, 31.
K 1118, 8. iimu ribü K 501, 15. — u-mu u
miUa Tag und Nacht L* III 11. stc. um'-
^1-um L* 8. ina u-um ili u-um is-sin-ni L'
Rs.8 am Tage des Gottes, am Festtage; ina um
ka-ba-a-teC^) K 168,20. ina ihn AB. AB K 168, 41.
Plural: üme: u-me S^ 23. L' Rs. 7. ina u-me
pali-ia S^ 26. S^ 41. P' 9. ina u-me pali-su
S'' 50. S^ 77. L'^ 23. P^ 26 balät u-me ru-
kilti langes Leben S'^ 41. S' 70. L' 17. V 20.
P' 22. u-me-su li-ri-ku möge ihm langes
Leben geben S' 47. S^ 75. L' 20. L* 22.
P' 25. u-me sa sarri li-ri-ku K 168, 36. ina
ah-rat u-me für die fernste Zukunft S* 49.
S^ 77. L' 23. Pi 26. a-na ar-kat u-me V
IV 5. 100 u-me K 1118, 18. ina u-me su{-ma)
S'' 33. S' 65. L' 12. L' 16. P' 18. P' 16.
L* IV 1. u-me-ia L^ 26. L* I 19 PI. umäti:
u-ma-a-ti{'^) K 501, 22. umisamma täglich,
u-me-sam-ma L' 16.
1^^ III 2 gerade machen, us-te-se-ra harräna er
schlug den Weg ein L* III 16. n. a.: a-na
su-te-su-ri as-tu L* I 17.
DDD treten, i-kab-ba-su-ma K 1203, 4.
-\22 kibru Ufer, kib-ru L* III 13. — kibratu Him-
melsgegend, Weltgegend, kib-rat irbitti{m)
die vier Weltgegenden S» 12. S' 3. S' 5.
L' 2. P' 2. P' 3. L* II 13. 23. kib-ra-a-te
L* I 33.
kab-ra-aC?): u-sam-hi-ra-a kab-ra-a L* III 26.
n^r schwer, gewichtig, bedeutsam, ina zi-kir
sumi-ia kab-ti L* II 13.
kidudü göttliche Satzung, Getot, pl. kidudu und
kidude: ki-du-di-e Bil. 12. S' 20. S^ 29. ki-
du-du r' 8. — II 44 M.
kuddinnu unebenbürtig, illegitim Th. 1 30 (vergl.
Nachtr.), Th. II 63— ahiia kud-din-ni L''l2.
kidinnütu Unterthanenschaft (?) (s. Theil II Seite 60).
ki-din-nu-tu Babili aksur S^ 29. S^ 48/49.
L' 10. S^ 10. ki-din-nu-u-tu B. a. P* 12. ^7-
din-u-te B. a. P' 12. Dazu (?) (etwa als De-
nominativ?) kaddnu : tak-di-na-as-su K 168,27.
2'f2 kuzbu strotzende Kraft, üeberfülle, ku-uz-hi
V in 19.
i; ki Partikel denn, weil: At-tL^Rs. 13. K 991, 13.
K 1203, 8. 22. 31. ki-i sa ina pa-ni-ti K 168,
39 — kima wie, fci-wm Bil. 28. S' 9. S" 14.
S» 7?. S'' 44. L« 4. L- 14, 18. P" 8, 15. L*
122, 23. in 11, 18,25,30. ki-ma u-hi samnl
Akkado-assyrisch und deutsch.
85
kakku
kdllätii
ri^2
wie feinstes Oel L* II 23. ki-ma mi-i-nu
K 626, 10.
Ti; III anordnen, einrichten, rechtmässig schaffen,
u-ki-mi S' 2. S' 28. L' 7. ii-kin-nui'>) S' 8.
L* 17. P^ 7. n-ki-in L' 10. u-kin S* 12, 28.
S» 18, 48, 64. L'' 10. P' 11. P^ 12. Part.
mukinii: mu-ki-in-nu mrru-ti-ti L^ 7. mu-
kin-mi sarru-ti L* I 34 der rechtmässige
Herrschaft verleiht. — künu, stc. kün Recht-
mässigkeit. Id. GIN. L* 26. — kinu gerecht,
rechtmässig, legitim, ki-rui S' 4. — kaiian
beständig, ka-aia-a» S' 26. L^ Rs. 5.
kiiru Schmerz, ku-u-ri L^ Rs. 10.
Waffe, pl. kakke L* II 16. — kakku: ka-ak-
ku sa-ak-ku{?) ballu L* I 18.
kakkabu Stern, kakkabe L* III 20.
zurückhalten, umschliessen(?): II 1 ii-kal-la-
an-ni mitu L^ Rs. 9.
Braut, Genossin: kal-la-ti Bil. 31.
kälü ganz, stc. käl : eli käl iläni S^ 13. S^ 19.
käl ip-sat ka-ab-ru K 168, 15. ka-li-si-na
S'^ 16. S» 10. L^ 14. K 168, 8, 16; gi-mir
um-ma-a-ni ka-U-su-nu L* I 25 iläni ka-li-
sii-HH K 168, 35. mätu ka-la-ma das ganze
Land L* II 20. mu-du-u ka-la-mu der Alles
weiss L* 2.
taklitu tak-li-ta-su-nu K 168, 14. ■^I"-^^!!! ]*->->-
kali-si-na K 168, 16.
vollenden: u-sak-lil S' 58. L' 9. L'' 13. P^ 17.
L' Vs. 3, 7. Perm, suk-lu-la L» Vs. 2. —
knllatu Gesammtheit. stc. kullat: kul-lat S'*
11. S' 18. V 6, 15. P'' 6. L* I 13. Vgl. a.
Th. II 63 zu 11—13.
IV 1 ansehen, anblicken: Prec. lik-kil-me-
sii-ma S' 31. S' 74. S' 92. V 29. P^ 27.
lik-kil-mi-su-ma L^ 33. III 2 von sich er-
kennen lassen, zeigen, erweisen; us-tak-li-ma
L* I 8.
HTTC?) bekleiden mit einer Würde: uk-tal-lip {?) L*
Vs. 12. 13 (s. Th. II 63 A.).
kanimii: kam-mu L* I 17. s Th. II 66.
ku-mu-us-su K 168, 52.
kim-me-e enüti L* I 7.
t!'3r sich beugen, III 1 beugen, unterwerfen:
u-sak-nis se-pu-iis-su S^ 7. S^ 12. L^ 4. L^ 3.
kussii Thron L* 7. S'* 43. 75. S* 73. 93. L* I 34.
II 11.
haspu Silber S^ 63; ina kaspi V 12. P- 14.
L' Vs. 4. 5.
kispu Speiseopfer : ina ki-is-pi na-ak me mit
Speise- und Trankopfern L^ Rs. 1.
beugen: II 1 ik-ta-pa-ap la-a-ni L' Rs. 6.
Burg, Landungsplatz (?) L* III 7 bis. L* III 15.
gnädig sein, segnen: I 1 ik-ru-ub L* IV 13.
lik-ru-bu Brf. 6. K 5579, 5. K 626, 5. K 168 3. —
^t)-
D'?r
F]D2
F]Dr
käru
212
ikribu Gebet: ik-ri-bi-Su L' 30. S' 81. ik-ri-
hi-i-Hu S' 61. S'* 25. pi 30. ik-ri-bi-ka P* 25.
lüT kimrlii Hals, Nacken: ki-md-ka tir-ra wende
Dein Haupt L* 11 30.
7W2^^) vertilgen, au-slöschenV i-kas-üu-u L* 28.
kaspu Wegstunde, Meile: kas-pu L* III 10.
^\i^2 ki^mtu (Völker)schaar: sar kissati fgeschr.
4^) L' 1. 4. L* 1. 4. 8. P' 1. 4. 7. P* 1. 9.
L* I 2. 3. u s. w. passim; ge.schr. J: S* 9 12.
S* 2. S' 4. F 3. 4. geschr. i]^ ^ tt-]]
(sumer. ki-sar-ra): L* 18. 20. 21. 22.
kiskattti: kis-kat-te-e L* I 24 (Th. II 68 A.).
□nr katämu, verhüllen, verbergen, kätimu f. kä-
timtu verhüllt, verborgen: ni-sir-ti ka-tim-ti
kul'lat dup-sar-ru-ti L* I 13.
Nit?
ni<i.
2'7
-\21>
^2'.
lü
lulü :
lä nicht, la-a K 991 Vs. 12. Rs. 7. la passim
z. B, S' 30. L' 26. 32. S" 4. 30. 70. S' 6.
51. 57. L' 8. i:' 11. 12. 27. 28. P' 17. P' 13.
L^ Rs. 4. 6. 11. 13 u. s. w. — lä sa-na-an
unvergleichlich P' 13. L* I 12. lä palihiiili)
gottlos; lä pa-li-hi L^ Rs. 11. lä pa-li-ih L'
Rs. 13. lä mägiru unbotmäs.sig: lä ma-gi-ri-
SH-un L* II 18. a-sar lä si-ma-te-ka an einem
Ort, der dir nicht geziemt L^ II 31. sa lä
i-su-u pi-it pa-ni L* I 16 (s. Th. II 65 E.).
stark, (mannes)kräftig sein : li-'-a-ku sa gi-
niir iim-ma-ni ich war Herr über die Gesammt-
theit der Mannen L*I 25.— /e'w stark, kräftig,
weise: li-e-uni Bil. 3; pl. U'uti: li-'-u-ti L*
1 15. — le'u Stier, pl. le'-e: li-e L* III 8. —
litii Macht : da-na-ni u U-i-ti L' 8. — littutu
Manneskraft, Nachkommenschaft (Theil II 61
A.); lit-tu-tu S* 41. S^ 70. L' 20. Pi 22.
libbu Herz, Inneres; passim z.B. K 168, 31.
K 1118, 13. L^ Rs. 3. K 5578, 2. 4. — tiib
lib-bi V Rs. 6; hu-ud lib-bi U 21. P' 23.
ina ug-gat lib-bi-ka L* II 29. lib-bi-ni K
991 Vs. 15. — ina libbi in, in betreff; ina
lib-bi um-mi-ia L* I 5 ; i»a lib-bi abi-mi K
991, 16; ina Ub-bi-su K 991 Rs. 20; ina lib-
bi-ht-nu K 1203, 5.
labäru alt sein, alt werden: si-mat la-ba-ri
S^ 24; la-ba-ris il-lik S' 14; l. il-lik-ii-ma
S* 34. S' 16 ; /. il-lik-kam-ma P' 17. — labiru
alt: ki-ma la-bi-rim-ma wie vor Alters S^ 21.
S^ 30. P' 8. pl. m. labiruti: la-bi-ru-ti P* 19.
sich bekleiden : i-lab-bis K 626. 14. lubtistu
Id. ibid.
.\ffirmativ- und Optativpartikel passim z. B.
lu-u Bil. 13. 15. 18. 26. 27. 29. lü hil-mu
Brf. 3. K 991, 12. K 501, 3. lu-u sul-mu
K 626. 3. lü tüb K 1118, 3.
niäti, pl. Abend: li-la-a-ti V III 9.
lu-li-e V Vs. 3.
86
Glossar I.
qS hwi vor: Ux-cwi a-bu-hi L* I 18. (Th. II 66 E.)
lüh Jamddn lehnen: i-lam-ma-dti L* 5. a-lam-mad
L* I 15.
»12^ limnu böse: lii)i-7iu-i( (?'?) K 626, 9. f. limut-
fu: hip-tu Umuttu K 626, 7, 27. — Umuttu
Böses, Id. limuttim L' 23; a-mat limuttim-
i-tim) V Rs. 5.
lä)ni (Th. I 150 Anni. 5) Gemäuer, Körper: ik-ta-
pa-ap hi-a-ni beugt meinen Körper L^Rs. 6. —
Id. S' 13. S' 32.
Jiplipu Urenkel, Spross: [li]-ib-li-bi L* I 3. Id. SMl.
nS"? umstürzen: III 1 u-sal-pi-tu-su L^ Vs. 8. —
I 2 il-ta-pat-su K 626, 11.
n
)2 Enclitica «m. Conjunctivpartikel und Em-
phatica; passira z.B. Bil. 11. 13. 32. — a-na-
ku-n>a U 8. L^ 13. — mä selbständig, bes.
als Einleitung directer Rede: via-a K 168,
22.(?) 25. 27. K 1118, 4. 6. 7. 8. 10. 16. 19.
HNiD ma'du viel, pl. madtdi: ma-'-a-du-te; adv.
maadis viel, besonders: ma-a-dis i-ra-man-ni
V I 30.
-^X2D marti Kind. — marsarru{'?) Th. I 34 fif.; Th. II
74 E. 75. 76. 78 A.) Kronprinz Id. K 432, 9.
K 501, 25. 26. K 626, 5. — iuarsarrüta{?)
K 1118, 7.
"IND II 1 leiten, beherrschen: u-ma- -a-ru l? 17.
ma-ga-did) K 991, 11.
~\yt2 verb. recipr. (Th. II 29 E.) erhören, gehorchen;
a-na lä ma-gi-ri-si(-nu L* II 18 den Unbot-
mässigen; migrii der gehorcht und deshalb er-
hört wird, Günstling, stc. niigir: mi-gir Bil. 4=.
1)2 mü Wasser, pl. me: na-ak mc Trankopfer
L^ Rs. 1.
tt'ICC'') '»"S" Nacht: miiha V Rs. 10. L* III 10.
niD sterben, mitu todt: mitüti u baltiiti L'^ Rs.
2. —mitu Tod: u-kal-la-an-ni mitu L' Rs. 9.
TriD mahazu Stadt: ma-ha-zu S* 28. ma-ha-zi
S'' 12. 18. S" 18. L' 6. 16. P- 6.
yUÜ ma-7i,".?C??) L^ 10. (Th. II 57 E.)
nriD entgegen sein, entgegentreten, empfangen;
angehen, anflehen: im-hiir Äsur L* II 31:
TOa-Äir(?) K 168, 39. — III 1 darbringen
u-mm-hi-ra L* III 26. — mahrü früher, vor-
hergehend, erster: ina mah-ri-e paliia L*
II 26. sarri mah-ri S' 13. S' 24. S^ 38. P^ 8.
eines früheren Königs. — vtahru Vorderseite,
stc. mahar vor: L' 16. L* I 27, II 9, III 20;
ma-har-su L* III 27. ina ma-har S' 25. S'^ 24.
S' 39. L* 23. — mithurtu Thür(V): sa-ni-ik
mit-hur-ti der die Thür zuschlie.'?st (Th. II 57)
L* 2. — mi-ih-ri-e-su Cr^) K 991 Rs. 14.
uuint wie: mi-i-nu Bf. 13. K 432, 12.. ina Ub-bi
mi-i-ni K 991, 11. — ki-ma mi-nu K 626, 10. —
ammini aus atifi mini warum: am-me-ni L^
Rs. 2. (Vgl. mimini.)
n'^Ö wi«'" voll sein: I 1 Perm. 3 sg. malt: ma-
U[-7n] L* II 7; mn-hi-u K 1203, 18. malü
gefüllt: zispane-SH-nu via[-la-ti] L* II, 17
II 1 füllen, midlü käta Jemandes Hand
füllen, ihm etwas verleihen: u-vud-hi-n kätu-
uia L* I 9; [u-mal-lu]-u kätüa L II 26;
ii-mal-lii-u-ni K 1118, 19. III/II [t<s-w!a-?i-e] (?)
L' Vs. 3.
"l'7D berathen, entscheiden: II 2 mit sich zu Rathe
gehen. Part, viundalku besonnen, verstän-
dig: mu-un-dal-ku Bil. 3. — milku Rath,
Berathungen: a-sar te-e-me u mil-ki L* I 4.
inal(i)kii Fürst: ma-al-ku IJ" 1 ; gi-mir via-lik
S* 7. S'' 12. L^ 3.
mimma was, geschr. NIN: minima sum-su L* III 9.
mimmü Jemand: mim-mu-u tap-pi-e-su ul
e-kim Niemand beraubte seine Genossen.
mimini irgendwie (?): mi-mi-e-ni K 991 Vs. 12. —
me-me-ni a-mu-ru-u-ni K 1118, 17.
7Q mannu wer: man-nu S' 17.
mussukkanu Palme: mus-suk-kan S' 61.
npD fallen, einstürzen: mikittu Einsturz, das Ver-
fallene: mi-ki-it-ta-su Bil. 26.
NiüO finden, aufsuchen. I 1 Imperat. ma-si L*
II 31. — ma-as-sa-ni-ni{'i) K 991 Rs. 13.
NilD marü fett: ma-ru-ti L* III 24. vgl.(?) L* I 20.
murM(?) junges Thier: ki-ma mu-ri-e an-hu-te wie
winselnde junge Thiere L* II 20.
murnisOiu Ross, Streitross; mur-ni-is-ki L* I 20.
yyO tniirsu Krankheit: Id. L' Rs. 3. — lä basi
mursüa L^ 26.
nii'D vergessen werden, vergessen : masü vergessen,
vernachlässigt, pl. via-su-tu Bil. 12.
ina me-se-ti K 626, 13.
"Itt'D masku Haut. Id. L* I 23.
masmamCi) geschr. «"'«'« MA§.MA§ K 626, 11. 14. 23.
(vgl. Th. II 68 A.).
masaru Deichsel ('>) : '?« ma-sa-ri L* I 23.
mMs(s)arw Namensschrift (sumer. Lehnwort: mu^sumu
Name ; sar = satäru schreiben) : assj^r. wird
müsarwa übersetzt durch suiiii satru mein
Name, der (wie oder wo er) geschrieben
steht, vergl. S^ 63. S^ 82. — mit-Sar-uia L^
29. 32. L^ 22. V 24. 27. Pi 23. 26. 28; mu-
sar-e-su L* 30. 32. L* 25. 28; mu-sar-e-ka
F' 24.
musarü Garten: ina zip-pat mu-sa-ri-e ku-uz-bi L*
III 19.
Itt'D verlassen, II 2 un-d^s-se-ra L* III 17.
mati-ma für immer: ma-ti-ma ina ah-rat it-me L" 49.
S' 77. L' 22. P' 25.
HD mätu Land: ma-tu{?) K 1203, 4. Id. S' 18.
L' Rs. 4. K 1203, 30; si-Jii-ip mätu still lag
das Land; pl. mätäti: Id. matäti ka-li-si-na
K 168. 27; siim-su zer-su ina mätäti Uhallik
S' 33. L' 33. S- 79. S' 98. L* 24. L* 29. P* 33.
P' 27 ; as-ba mätäti sub-tu ni-ih-tu es bewohn-
ten die Lande eine ruhige Wohnung L* II 23.
Akkado-assyriach und deutsch.
87
*1XJ erhaben sein, 12 verherrlichen: Prec. 1 ip-
Se-ti-ia lit-ta-'-id S' 21. — tanittu Erhaben-
heit: ta-nit-ti L* IV 4; [ta-]nit-ü L* III 4.
"li<23 näru Fluss: ina kib-ri nciri am Ufer des
Flusses L* III 13.
"IKaJ "»*'■« Licht L'' Rs. 11.
Ni^i nabü verkünden, berufen: Impf. I 1. 3 pl.
c. suft". 1 fg. imbü-inni: lu-u im-hu-in-ni-ma
Bil. 13; 3 t. tanihi: ta-am-bi Bil. 8. — nibittu
Name: ni-bit-tu IJ" 28.
nubattu Fest: mi-bat-tu {'i) K 626, 30.
rn3 werfen, leeren: lu-u acl-dii??) P' 20. Siehe
Th. II 62 A.
1~IJ nadänu geben: I 1 Imper. 2 m. icldin(-in) U
Rs. 11. Part, nudinu; pl. nädinüti: na-di-
nu-te V I 34.
m^ nähu ruhen: I 1 Impf. 3.pl. i-nu-hu L*II 17. —
nihil ruhig, fem. nihtii: siib-tu ni-ih-tu L*
II 23. — tenihu Ruhebett: bit tenihi (auch
bit irsi zu lesen) K 501, 16.
*Ti sich stellen, Stellung nehmen: I 1 Prec. li-
iz-zi-iz-zu K 991, 6; U-zi-zi K 168, 46. —
1. Pers. az-zi-zu-su-nu-ti K 1203, 2. III 1:
[u-i]sa-az-zi-zu K 1203. 26; us-ziz Bil. 26;
ul-ziz V III 27. L* 3, 19. — Perm. 1, pers.
der Bildung usiizzu: [u-^su-za-ku L* I 27.
"'i -ni unser: Suff, sarri-ni K 991, 13; lib-bi-ni
K 991, 15.
^22 nikiltu Arglist, Bosheit: ina si-inr ni-kil-tu
S' 27. P'* 2<a. — naklu kunstvoll, verschmitzt:
V
as-ta-si kam-mu nak-lu sa Sunieri sullidu
(Th. II 66).
123 anders sein, feindlich sein, II 1 ändern:
u-nak-ka-ru S* 29. S* 85; u-nak-ka-ru-rna
S' 29. S* 68. P' 32. IV 3 it-ta-na-ka-ru sie
veränderten sich (ihr Benehmen) L* III 18. —
nak{i)ru Feind, pl. nakri: nak-ri Bil. 24.
L^ Vs. 8. — kakke na-ki-ri V II 16.
NAM.BUL.BI.ME§ K 168, 17. 29.
"103 liell werden, leuchten: I 1 Perm, na-mir L*
III 10. — II 1 glänzend erscheinen lassen,
glänzend machen: Impf. 1. pers. u-nam-mir
S' 29. S' 15. L^ 4. V 14. P'^ 15.
nD3 herausreissen, gewaltsam fortführen: in-na-
sa-hu-ni K 626, 29.
DD3 .jammern: I 1 Praes. 1. pers. a-na-as-su-us
L^ Rs. 10. — nissatu Jammer: ni-is-sa-ti
l? Rs. 10.
pDi kostbar sein: I 2 Perm, als Adj. nnssuku,
pl. ivissukütu; nu-us-su-ku-tu Bil. 22. —
nasku kostbar , erlesen : it-ti U-li na-as-ki
L* I 19. — ni-sik-tti abne P^ 14. ni-sik-ti abnc
L^ 13 kostbares Gestein.
n£3 napähu aufleuchten: 11 1 n. a. nu-up-pu-hu
di-pa-ri V III 10.
ni-pi-se (vergl. Theil 11 68 A.) K 626, 7. — ui-pi-e-^e
K 168, 18.
li'SD napiHu Seele. Id. ZI, pl. yiapmli L* 24; naj)-
mtiia L^ 26.
npj nahi opfern, au^giessen, stc. nak: nn-ak me
Trankoi 'er L* Rs. 1. — niku Opferdammj.
Meist vereinigt in der Phrase nikä (resp. pl.
nike) likki: ni-ka-a lik-ki S' 20. nikä lik-ki
L* 30. — (immeni) nikä BAL.-ki S' 58. S^ 80.
U 25. P' 29. Imperat. mkä iki P' 24. — I 1
Imperf. 1. pers. ak-ka-a L* III 23. — [imeru)
nike K 501. 19. 25. — nike-'su-nu K 501, 30. —
na-ki-i-u K 168, 15.
närü In.<chrift(stein) LMV 1, s. Th. II 70 E.
"12iJ bewahren, beobachten, schirmen: II 1 a-mat
abi ba-ni-ia ul pat-ru at-ta-snr ana-ku ich
beobachtete , befolgte das unverbrüchliche
Geheiss meines Vaters L' Vs. 10. — nidrtu
Verborgenes, Schatz: a-hu-uz ni-sir-ti ka-
tim-tu kul-lat dup-sar-ru-ti ich eignete mir an
das verhüllte Geheimniss aller Schreibkunst.
^13 widerspänstig sein: II 1 Perm, als Adj. nur-
rutu widerspänstig, schwer zu handhaben:
as-ma-ra-ni-e nu-ur-ru-tu-u-ti L* I 22.
nisu Volk, pl. niic Menschen, Leute Bil. 9. —
K 168, 47. — tenisetii Menschheit: bei te-ni-
se-e-ti L* II 3.
Ki^f] erheben: I 1 i-na-us-si (?) K 991 Rs. 7. —
na-su-n e-nl na-su-u zik-ri L° 6. — nisii,
stc. nis Erhebung: ni-is ini-a meine (?) Augen-
erhebung, Liebling K 991, 12(?).
is-ta-na
"l-ID
pnD
sibitti sieben: sibitti bäbäti K 626, 17.
«,s-ba/-(?) L* I 24.
II 1 Perm, su-ud-du-ru-u-ni sie umgeben
mich L' Rs. 5.
sahäpu niederwerfen: Penn. I 1 d-hi-ip
mätu das Land lag still (?) L* II 20. -- na-
sa-hi-ip-pn-su C^ '^) K 626, 10.
inD nahäru wenden, sich wenden, umkreisen:
II 1 Imper. 2. m. sg. st(hl>r(a): a-na Esag-
gil . . . ki-sad-ka tir-ra sii-uh-hi-ra pa-a[)i-ka]
L* II 80. — III 1 Imperf. 1. ii-sa-a.<-har V
I 23. — III 2 Permans. 3. pl. su-ta^-hu-ru sie
umgaben L* III 11. — sihru Wendung, stc.
sihir: ki-ma as-sa-ri u-sa-as-har si-hi-ir ma-
sa-ri wie ein Wagenlenker bewerkstelligte
ich die Wendung der Deichsel (?) L* . 23.
kak-kii sa-ak-ku ft«Z-/« (?) L* I 18.
II 1 beten, liehen: n-sa-(d-la L* I 26.
sich (gnädig, hülfreich) zuwenden: i-sa-al-
mn K 168, 30. — II 1 (viell. II 2) Ksallimn
(viell. für itstcdlimu): u-sa-li-mu K 168, 21. —
salimn Gnade: xa-li-tnu ir-sit-u L* 15. sa-
lim ir-su-u S' 5.
a-si-me Bf. 10. K 168, 33.
sakku:
ühü
88
Glossar I.
sissiltu
P3D drängen, einengen, verschliessen : T 1 Part.
säiükii, stc. sänik: sa-nik mit-hur-ti der die
Thürl?) zuschliesst (Th. II 57) L* 2.
Gewand, Id. L* 27.
II 1 beten : u-sa-ap-pi L* I 33, u-sa-ap-pa L*
II 28. Part, mu-sa-ap-pu-u L* IV 8.
n£D (vgl. nSt!') zerstreuen: snphu zerstreut, pl.
saphcUi: nise snp-ha-a-ti Bil. 19.
siparrit Bronze, Id. S^ 63.
P"1D saräku ausgiessen: sarkiitu darne Blutver-
giessen: sar-ku-tu{?) da-me L* II 22.
sattukku (regelmässige) Opferleistungen, pl. sattukki:
sat-tuk-ki S' 8. L* 17. P' 11. S"' 27. S« 45.
L' 10. P' 11. sat-tu-ki-si-na S' 19. S' 28.
L* 7. P'** 7. sat-tuk-ki E-sag-il {u) iläni Ba-
hili V 17. (L' 9).
m£
nsns
IS
Nns
nbs
^oZm
palkü
0
aufmerken, lauschen: II 1 Praes. 3 pl. upäkü:
H-pa-ku V II 8.
freigeben: pidü Lösegeld; a-na pi-di-su-nui^)
K 168, 12.
puhpuhhü Schnauben, Unfrieden: pu-uh-pu-
uh-hu-u L' Rs. 4.
sich versammeln, sich schaaren, II 1 ver-
sammeln, zusammenrufen: n.a. piMiuru stc.
puhhur: a-nn pu-uh-hur nise sap-hn-a-ti
Bil. 9. — puhru, stc. puhur Versammlung:
ina puhur um-nia-a-ni L* I 14. ina puhur
K 168, 26. puhur ohe-ia L* I 30.
Mund, Rede, Geheiss: ina pi-i-ka [el-]li L*
II 33. ina pi [nise di-sa-a-ti] S' 38.
verschliessen, umzirken. pihätu, pahatu:
Verwaltungsbezirk, Satrapie; dann: Ver-
walter, Satrap L* I 28.
zerreissen, lösen: I 1 Impf. 3 rak-su ip-tu-ru
der Gebundene löste (sc. seine Bande?),
nicht: , wurde gelöst" L* II 16. — a-mat
abi bäniia ul patru das unverbrüchliche Ge-
heiss meines Vaters, pat-ru-ma K 1203, 32. II 1
u-pa-tar L* I 16. — II 2 up-ta-tar K 1203, 32.
fürchten, verehren: I 1 Praes. 1. pl. ni-ip-
lah-u-ni K 991 Vs. 4. Part, pälihu , stc.
pälih: im-lih S* 4. L^ 12. ruhü pa-lih-su
S' 39. S^ 69. V 20. pa-Uh-ku-nu Bil. 34.
/« pälihu gottlos: ana la pa-li-hi L^ Rs. 11.
ki-i la 2io,-li-ih ili u iltiip-sa[-ku'\ 1? Rs. 18 —
I 2 ip-tal-hu K 168, 32. ki-pa-a-ni sa Ak-
kadi ip-tal-hu-ma K 168, 34.
Regierung, Dynastie. Id. PAL. ina pali-e
S' 13. L^ 7. S' 24. S' 37. P' 8. P' 9; ina
pali-eia S' 15. S* 35. S^ 45. U 8. ina u-me
pali-ia S^ 41/42. ina u-me pali-eia S* 26.
ina pali-e-ka P* 22. ina pali-su L^ 15. ina
üme pali-su L* 23. P' 26.
weit, umfassend: pal-ku-u L* I 10.
(Zischlaut: Th. TI 43 Anm. 2) IV 1 naplusu
anblicken: Imperf. 3 pl. ippalsü: ip-pal-su-
in-ni Bil. 11. Prec. 3. sg. ip-pal-su-ma L*
II 10. Up-pa-lis-ma L* 15. V 19. Id.IGI.BAR:
lippalis-ma P^ 21. S* 68. IV 3 it-ta-nap-las
V I 29.
2)änu Antlitz, Vorderseite: ul-tu j)a-ni-e-m K 991,
15. — su-uli-hi-ra pa^-an-ka'i] wende Dein
Antlitz. — däcjH pänu Vasall : da-gil pa-ni
abi ba-ni-ia L* II 14. sudyulu pänu be-
lehnen : u-sad-gi-la pa-nu-us-su L' 11. Als
Präposition: vor gebraucht (ina) pän{i): ina
pän ahi-ia Bf. 8. K 168, 41. — pa-ni, pa-an
K 168, 51. j>a» Sin L'' Vs. 13. 2'«« *" • ■ •
L" Vs. 12. u-tah-ha-a pa-nu-us-su brachte
vor ihn; pa-nu-us-su it-ta-nak-ka-ru sie ver-
änderten ihr Benehmen vor ihm L* III 18.
panätu Vorderseite, frühere Zeit: pa-a-nat
K 168, 22. — ina pa-ni-ti K 168, 39.
pusuratu Botschaft (?): pu-su-rat ha-di-e L* II 15. jm-
su-ris L* 11 9.
"IpS Acht haben ; Jem. anbefehlen, seiner Obhut
übergeben, ihn darüber setzen: I 1 Imperf. 1
Samnssumukin ana sarrüti Bahili ap-kid:
S* 32. S' 55. L' 12. U 12. P* 14. desgl.
ap-ki-id P' 15. Precat. lip-ki-di K 168. 52.
3. pl. lip-ki-du K 501 , 14. Part. I 1 pa-ki-
di K 168, 41.
N4"ID piru Spross, Sprössling: pi-ir-i-su S* 32. Id.
pir'u V 23.
parzillu Eisen S^ 64.
parakku heiliger Göttersitz (Th. I 121 ff.; Th. II 47 ff.):
pl. p)arakka: pa-ra-ak-ka Bil. 19. sum. harä:
ina pa-an bara-gi-nu-u lu-kar-rib K 168,41.
etwas begehen: ul ip-pa-rik jn-rik-tu keine
Gewaltthat wurde begangen L* II 22.
trennen, hemmen: IV 1 lä ipparasii sie
werden nicht gehemmt, hören nicht auf. lä
ip-pa-ra-su L' Rs. 4.
befehlen: I 1 Imp. 3. p. ip-par-suC^) L*
III 29. — p>arsu göttliches Gebot, Gesetz,
Gesetzestafeln?) — plur. parse: par-si Bil.
12. 21. L' 8. S'' 21. S* 29. P' 8.
fliegen: III 1 fliegen machen, entsenden.
Praes. I 1 u-su u-sa-ap-ra-as ich entsandte
den Pfeil L* I 21.
nti^S sich beruhigen; III 1 besänftigen, ruhen
lassen: u-sap-si-hu zizpane-su-nu L* II 17.
JOtyS auslöschen, vertilgen: i-pa-as-si-tu S' 28.
L^ 31. S' 64. S' 83. L' 21. L'' 26. P' 30.
P' 26.
pyt£ III 1 beschwerlich machen, beschweren, be-
drängen: u-sap-sa-ak L^ Rs. 1.
ti^li^S 2)nMsu salben: 1 1 Prec. 3. lip-su-us S' 19.
L^ 30. S' 57. S' 80. L' 50. P' 29. — Imperat.
2. m. jJM-sM-J/s P* 24.
THS naptanu Mahl, Schmaus: nap-tan L* III 9.
pnS bilden, schatten: I 1 Part. pa-ti-[ku kala-
«m?] L* II 3.
ins
D1S
ps
C'IS
Akkado-assyrisch und deutsch.
89
31.
ina
Ge-
n22i
□^u
fjenu gut(?): .si-c-m(?) K 1203, 32.
sim Rücken; als Praepos. : auf: fii-ru-uS-su
i* IV 5.
s<)M erhaben: .st-rw S^ 90. si-i'u S* 4
L* 33. Fem. sirtu: bi-ltu sir-tu L' 14.
Ici-bi-ti-su-nu m'-ti auf ihr erhabenes
heiss. — sintt Erhabenheit, Grösse: gussure
er-nu u §ur-man si-ru-ut tar-bi-ti Balken von
Cedern- und Cypressenholz von erhabenem
Wüchse (wörtl. eine Erhabenheit der Grösse).
6rt^r((({ fassen, ergreifen; atc. ■sab at: m-bat('^)
k 626, 19. I 1 Impf. 1, as-bat V 11 28. —
Perm. 1 : sab-ta-kii L* I 23. sab-tak ab-bu-
su-nu ich trat für sie ein: L* II 9. 3. pers.
sa-bit{^^) L* III 29: Samas-sum-iiMn
käta ilu-ti-su rabUi{-ti) sa-bit §amassumukin
erfasste die Hände des grossen Gottes. III 1
(III 2?) m-sa-bi-tic K 1203, 24. tis-sa-bi-su-
nu-tu K 1203, 23. III 2(?): 1 pl. mi-ns-sa-
as-bit K 991 Vs. 9.
II 1 beten, flehen: u-sal-li V I 32.
bedachen, schirmen II 1 Perm, als Adject.
sulluhc dunkele?): su-ul-lu-lu L* I 17. —
sllulii Schirm, Schutz, geschr. AN.DUL.LUM
S' 12. S^ 18. L- 15.
salmii, fem. mUmtu: lubustu mlimtu ein
schwarzes Gewand K 626, 13. 14. salmät
(seil, silcnät Delitzsch) Icakkadi: sal-mat
kakkaäu{-du) die schwarzköpfigen (Creaturen)
S' 13. S' 20.
scilmu Bild ; stc. salam : sa-lam L* IV 2
sa-lam sarru-u-ti-ia S^ 54. 68 S* 79, 83. —
sa-lam-a mein Bildniss S* 19. 28. it-ti sa
lam-su S^ 69. it-ti sa-lavi-i-su S^ 30. S*
S^ 81.
II 1 offenbaren, zeigen, schauen lassen:
u-sap-pu-u L* I 7.
sippatii Pflanzung; stc. dppat: sip-pat mnsare L*
III 19.
Ni^p sprechen, befehlen: I 1 Imp. ik-bi K 1118, 6.
Praes. i-kab-bu-u-ni K 432, 13. Imperat.
ki-bi L"^ II 32. II 1 ik-ta-ba-as-hi-nii-tu K
1203, 9. — kibitu Befehl, Geheiss: ina ki-bi-
ti-su-nu L* II 11. stc. kibit: ina ki-bit L*
I 30. L* II 5. L* II 25.
22p kababu Schild: ka-ba-ba-te L* I 24.
^ip einstürzen: I 1 Imp. i-kii-bu Bil. 25. L* 17.
' P=^ 17.
mp II 1 warten, erwarten: u-ka-'-ii sie erwarteten
L* III 13.
kätii Hand: K 1203, 13. ina kdti a-sa-kan K
168, 29. kätä-ia L^ Vs. 8. u-mal-hi-n kdtu-iiia
V 1 9. [u-mal-ht-]u kdti-in V II 26.
Leb mann, Samassumukin. II.
C'^U
3;
59.
n£ii
TP
31P
nnp
tt'^P schenken I 1 Imperf. ikis. — kistu Geschenk :
i-ki-sa-an-ni a-na kis-ti machte mir zum Ge-
schenk L* I 12.
ana ka-an-ni('f} K 1118, 9.
IJip binden, zusammenfügen: I 1 Imperat. 1 sg.
ich kni'pfte fest(er)V: ki-(Un-nu-(u-)ttt{e) Ba-
bili ak-sur S'' 29. S' 48/49. L* 10. V 10.
P* 12. P'' 12. — Imp. 1 plur. ni-ik-sur K
991, 11.
kc'im Statthalter, i)\.kepäni: ke-pa-a-nim Akkaäi
K 168, 34.
npD /va/vfcoc?« Haupt: sal-mat kakkadn{-du) S* 13.
S' 20.
kakkaru Erdboden: kak-kar L* I 33.
sich nähern, I 1 Praes. 3 i^kar-[rab"!^ K
626, 18. Imperf. ik-ri-ib K 991, 12. ik-rib
V III 15, II 1 hi-kar-rib K 168, 37. — ^irbu
Näheres, Inneres, stc. kirib als präpositional
(ina) kirbi, (ina) kirib in: ina ki-rib Asur
S' 25. S' 41. P' 9. ki-rib L' 10. S' 66. V 16.
ina kir-bi-si-na S'* 18. P' 6. ina ki-rib-si-na
S' 26. L* 7. ultu kirib aus: id-tu ki-rib
Bil. 14. V III 16.
karradu Held, heldenhaft: kar-ra-du Bil.
' 16, 30. — karradi'itu Heldenkraft, Helden-
thum: kar-ra-du-ti V I 21. kar-ra-du-tu L*
I 29.
kiskattti i"^) s. kiskattti.
^p,p aufhören, II 1 zu Ende bringen: Impf. 3. m.
1a u-ka-at-tu-u S^ 51. L' 8. P* 17. — katü
vollendet: la ka-ta-a L" 12.
HNi") '•<^''« Hirt: ri-^yyyy-H>n Bil. 3; Id. S» 4.
re'titu Herrschaft: dii-{us-)su-2Jat re'u-us-su
S' 14. S^ 20.
Ui^z"] lieben, I 1 Praes. 3. m. sg. irdm(u): i-ra-mu
L* II 12. i-ra-man-ni L* I 30. — Part, ra'imn
pl. ra'imuti: (ilani) ra-i-mu-te sar-rit-ti-ka
K 501, 8. — rimu Gna le: ri-e-mu S* 34.
S* 81. S' 100.
pXsl rttku fern: baldt ume rfikuti S* 41. S^ 70.
L* 17. L'' 20. ruku Ferne: har-ra-nu ru-ki-e
L* II 21 ein Weg der Ferne = eine weite
Reise.
Ufj^il Haupt, Haupt(theil) , oberer Theil, Spitze:
ri-e-5i-i-su L* 18; ri-si-su Bil. 28; n-^d-SM
(■? s. Nachträge) S* 10. S^ 15. ina ri-cs sar-
[ru-ti-ka] K501, 18.
22*1 rabdbu hinstürzen: ir-bu-bu L* II 18.
tt'Nil jauchzen : t-rrt(?)-«s L* II 7. rikUu pl. Jauchzen :
ina rikUi in Freude oder imter der (zur)
Freude der Bevölkerung: ina ri-ita-a-te S* 16.
P' 10. — i-na ri-ia-a-tii L* 16. ina ri-sa-a-ti
12
90
Glossai' 1.
nni
IT'
S' 26. L^ 8. P' 20. iiia ri-sa-ti S^ 42. üjrt
»/-.st ri-sa-a-ti L* III 15.
gross sein, wachsen; III 1 Penn, als Adj.
stirbü: bebt sur-bu-u S'' 72. L^ 2. — rabü gross:
ra-bi(-(t Bil. 16. L* I 25. Id. GAL passim z. B.
S- 2. S' 3. L* I 3. L' 1 etc. Fem. rabitu:
iluH-SH rabitii-ti) L' II 27. III G. — pl. m.
iläni rabüti Bil. 10. 19 etc. — rabntu Grösse,
stc. rabiit: rabu-ut L* II 28. — nihil (Id.
. NUN) erhaben, Fürst S'' i. 39. S^ 6. 69. 77.
S' 49. P- 21. L- 20. 23. P' 2G. ritbu la sa-
nan der Fürst ohne Gleichen: rubi'i la sa-
na-an U 2. L' 2. P^ 3. pl. ruhe L* II 12.
f. rubätu stc. riibat: ru-bat i-la-a-ti L* I 32. —
rubutu Erhabenheit, Majestät: sii-bnt rit-bu-
ti-su L* III 14. — tarbitu Grösse, Wuchs:
si-ru-ut tnr-bi-ti von erhabenem Wüchse
S^ 59.
irbüti vier: sar leibrat irbitti{-ti) König der
vier Weltgegenden S' 12. S' 3. S* 5. L^ 2.
L^ 1. P' 2. P' 3. — ribü vierter: ümu ribü
Id. K 501, 15.
sich lagern, ruhen: I 2 zur Ruhe kommen
3 pl. ir-tab-su L* II IG.
rufen, reden: I 1 Part, räfiimu, f. räcjintu:
§AL ra-c/i-in-ti K 168, 23; §AL ra-r/i-in-te
K 168, 26. I 2 Imperf. 3 f. tar-tu-yu-mu K
168, 23.
binden, anordnen: I 1 Impf. 1 ar-ku-us L^
Rs. 1. II 1 Perm. rit-lcii-sa{?'?) L' Rs. 3.
ralcsii gebunden: rak-su L* II 16. — markasu
Band, Riegel, atc. rnarkas: mar-kas K991, 11.
rakupu (über den Labial s. Theil II S. 67)
reiten: I 1 Perm. 1 rak-jM-ak L* I 20.
(subtil) rannt einen Sitz einnehmen : 1 1 Impf. 3
irmi, irmä: ir-mi Bil. IS; ir-me S' 7. L^ 16.
V 9. P^ 11; ir-ma-a L* III 22. — Perm. 2 m.
ra-ma-ta sub-tu L* II 31.
sich hinstrecken, sich lagern: III 2 2 Pers.
tu-sar-pad K 168, 16.
rapsu weit, f. raimstu: ra-pa-as-tu L* I 10.
fügen: I 1 Imperf. 1 ar-sip L' Rs. 7.
rasibu mächtig, gewaltig: ra-si{?)-bu L^ 10.
(fest)gründen : Prec. U-sar-sicl S^ 44. S' 73.
verleihen, gewähren: I 1 Imperf. 3 pers.
ir-su-u S' 5. 34. L^ 15. ir-si-su S''^ 80. S^ 99. --
1 p. ^il ar-si L* II 25. III 1 u-sar-su-u L*
I 12.
feststellen: u-rat-ta-a babäti-su S* 62.
UJ
sa nota relationis. Zum Ausdruck des stat.
constr.-Verhältnisses passim z. B. Bil. 19. 20.
L* 23. 25. V III 12. 19. K 626, 7. 17. K 168,
10. 11. 27. K 1118, 2. sa da-ra-ti su-bat-su
ir-me seinen Sita für immer (wörtl. der Ewig-
keit) nahm er ein. Zur Einleitung des Re-
lativsatzes passim z. B. S' 5. L* 28. S'' 4.
S' 7. 66. L^ 6. 16. L' 9. L» Vs. 7. L* II 26.
K 626, 8. 34. K 168, 30. K 1203, 6. 10.
U^ m er, jener: m-u K 168, 13. su K 991
Ys. 11. ina ume sn-nia in jener Zeit (wörtl.
in der Zeit von dem).
suatn dieser: sn-a-tu L^ 28. si-pir su-a-ti S^ 68. 78.
P' 27.
nN4tr aufsuchen: as-tc-u L* 13. as-te-'-a L* TI 27.
as-te- U 17.
suu feist, fett : su--e L* III 23.
7K1II' fragen: sa'ulu suhnu Jemand begrüssen:
a-na sa--al sul-mi-ia L* II 27.
INiJi' s^'''" Fleisch, Körper. Id. KAM. tüb seri
körperliches Wohlbefinden: tu-ub seri (Id.
KAM) S'' 42. S' 71. V 21. P' 22. L' Rs. 6.
K 168, 4.
"iNsli' seru Morgen: se-e-ri L* III 9.
bsiy\l? scbtl sich sättigen, satt sein, reichlich haben.
sebt littütu reichliche Manneskraft, reich-
licher Lebensgenuss: se-bi-e lit-tu-tu S^ 41.
S' 70. V 20. P' 22. vgl. K 501, 11. Prec.
. I 1 lishü: lis-bi lit-tu-tu L* 20. lis-bi bu-'-a-ri
S' 76. S- 22. P' 25. II 1 reichlich geben:
se-bi lit-tu-tu lu-sab-bi-u sie (die Götter)
mögen reichliche Manneskraft geben K
501, 11.
nie wandeln, (in Procession) einherschreiten :
i-sa-di-ha-ma L* III 6.
hlZ* sadlu weit(gedehnt), zahlreich: sad-lu-ii-ti
L* III 26.
mit' .srt^?i« Berg: sa-di-i Bil. 28. KUR-i S" 44.
S' 72. L- 18. — sadii Osten: bei sadt l?
Rs. 12.
Sitf .sejHt Fuss: n-sak-nis se-pii-us-su S^ 7. S^ 13.
L^ 4. U 3.
II 1 zerstören: u-sah-hu-u S' 28.
sich niederlassen (?): III 2 Perm. 1 si-tah-hu-
ta-ku L* I 20.
satära schreiben: I 1 Imperf. is-tur L* II 2.
Prec. listur: lis-tur{-ma) S' 21. 23. L^ 29.
V 24. P^ 29. Praes. 3 sg. isatar: la i-sat-
ta-ru V 27. 1 sg. (I 1 oder II 1?) ni-sa-tar
K 991 Vs. 11. Perm, satir, satru: su-mc
sat-ru mein Name, der (wie oder wo er) ge-
schrieben steht S* 26. L^ 31. S* 63. S' 82.
L^ 21. L- 26. P' 30. P^ 25. III 1 schreiben
lassen: Imperf. u-sa-as-tir-ma L* IV 5.
Praes. 1 nu-sa-as-tar-su-nu K 168, 32. —
sitru Schrift, stc. sitir: ki-nia si-tir bu-ru-mu
wie die Himmelsschrift (die Sternbilder, der
Thierkreis) S'"* 9. S^ 14. L* 14. P'' 15.
sämu festsetzen, bestimmen: I 1 Imp. 3 pl.
i-si-mu-in-ni. — simtu, stc. simat, pl. simäti,
Schicksal, Geschick: i-siin sim-ti L* IV 6.
si-mat sarrüti i-si-7nu L* I 5. Ii-si7n si-ma-ti
nnu
nDtt^
Akkiido-assyrisch und deutsch.
91
S' 42. S' 71. L' 17. L'^ 21. 1" 23. si-mat
la-ba-ri li-sim si-mat-su S' 24.
?2Jjf salumu setzen, lej^en, niederlefifen : I 1 Praes.
isal^aniu): i-ml-lca-nu S' 30. L^ 32. V 28.
la i-sal-lum S' 88. S" 70. Prec. lih-hu-un
V- 30. Ws-lun S^ 81. L' 25. P' 29. li-is-lun
S^ 60. Iraper. 2 ki-lcun P* 24. IV 1 nieder-
gesetzt werden, sich niederlassen, gefunden
werden a-mat damikti-ia Jis-ki-l'in ^ctp-tuü-sii
S'^ 40. S^ 70. U-m-län e-rib E-scuj-gil L*
II 33. a-sar i-saJc-ka-nu wo er niedergesetzt
wurde, wo er sich niederliess (möglicher-
weise I 1). ü-sal--Jcan K 62G, 15. L* I 28.
II 1 niederlegen: is-tal-lan S^ 15. S^ 26.
L" 6. is-tak-lcan-nii P* 7. te-e-mu a5-m-kan
(für astakan) ich ertheilte Auftrag K 501, 30.
ina kätä as-sa-kan-ka K 168, 29 (vgl. auch
K 168, 44). Perm. 3 sg. sit-kn-va-ma L*
III 13, pl. sit-ku-nu L* III 11. I 3 te-e-mu
as-ta-nak-kan a-na rabüti L* I 27. — saknu
Statthalter, Id.: saknu nl is-sa-kan itl-la-nu-
uici L* I 28 kein Statthalter wurde ohne
mein Zuthun eingesetzt.
sakkanakku Oberpriester (?), priesterlicher Statthalter
der Gottheit (vgl. Wincklek, Sarcjon XXXVI
Anm. 6) Id. L^ 12. 19. L' 6. P^ 4. P'^ 4.
L* I 4.
entsenden, abschiessen:
L* I 22.
selü spitz, scharf (?): \A
V 11 17.
Wall, äussere Mauer : scü-hu-u-su l? Vs. 2. 3.
srt7-7m P' 23. Vgl. P^ 16, wo aber vielleicht
säl-lm\^u-sii\ zu ergänzen (?).
mächtig, siegreich sein: I 2 Perm, als Adj.
Ut-hi-in V III 16.
heil, wohlbehalten sein, n.a. sdämu Heil,
stc. scilam: (ana) sa-lam zeri-ia L^ 26; vgl.
hit sa-la-me-e K 1G8, 18. — 11 1 heilmachen,
wiederherstellen, n.a. suUumu, stc. sttJhtin:
a-na sal-him par-si etc. Bil. 12. Imperf. 1
u-sal-lim S' 11. S^ 17. L'-* 15. II 2lV) u-sa-li-mu
für vstaUimu (oder von salämu'^). — suhnu
Heil, Friede, Friedensgruss: sid-mu Bf. 3.
K 5579, 3. K 432, 16. K 626, 56. K 1118, 1.
hi{-ii)sul-mu a-na ... K 991, 2. K 626, 3.
^y "^fl-ff s"^-'"* ^«^"^' K 501, 13.
□'kir suinu Name, Existenz, Person (Th. 111): sii-mu
K 501, 35. stc. hm Id. S' 27. L' 31. L2 21.
P' 25. sumi: htm-ia mein Name: fsn-me L^ 29.
V 27. V II 6. V 24. P' 28. su-me sat-ru
mein Name, (der) wie er geschrieben steht
(Uebersetzung des sum. musan'i) S* 26. L*31.
S'^ 63. S' 82. L' 21. L" 26. P' 30. P' 25.
suHi-TY S' 20. hnn{i)su sein Name: sumi-su
S' 20. L^ 29. L" 24. 27. P^ 28. iiim-su zer-hi
{ina mütdti li-hd-Uk) seinen Namen (seine
salMi
I 1 Praes. a-sal-lu
m. heluti: se-lu-u-ti
Person) und seine Nachkommenschaft S' 32.
L* 33. S' 78. S^ 96. L* 24. L* 29. P' 33.
P'** 27. viimma sum-sii najHan Schmaus aller
Art L* III 9.
NiCw' hören: I 1 Praes. 3 isime: i-si-me L" 30.
S' 61. S^ 82. L'' 26. P' 30, P* 25.
nt2tt* sannt Himmel, pl. same und samdme: m-
ma-me L* I 33. III 20. mme{-e) Bil. 17. itti
kimiie) u ersitim(-tim) S'' 45. S' 73. L' 18.
bitäti same u ersitim(-tim) L* I 14.
TCiy samnu Oel. ki-via u-lu samni wie feinstes
Oel. Id. NI: 8' 19. S'' 56. S' 80. P^ 29.
PI. samne V 25. P' 24. V III 25.
^2tr II 1 verändern; Penn. 3: sa Ja su{-nu-nu-u]
L* II 33.
sattu .Tahr, Zeit; ayia satti auf immerdar: a-na
sat-ti Bil. 40. S' 37. V 18. P^ 20. PI. sa-
nate. Id. 100 sandte K 501, 33.
'.yZ* wetteifern, bekämpfen, rivalisiren: Id sandn
ohne Gleichen, riihü Ja sandn S^ 4. S^ 6.
L' 2. V 2. P* 3 der Fürst ohne Gleichen;
c-vm-Jd Ja sa-na-an unvergleichliche Weis-
heit. —
TlDV schreien, rufen II 1 lesen: as-ta-si ich las.
n.a. sitassii. Id. KA.SE. sitassi{-se) L* I 18. —
(??) is-si K 991, 8.
r«^t sajytti Lippe: Jis-sa-kin sap-tns-stt S* 40.
S' 70.
nStt' siehe n£D
^r'^ sapJa tief; f. saj)iJtu. sapJit: tam-äim sap-
Jit S* 6. S^ 10. L' 3. L'' 3. L* II 24 (i)sap-
Ja-an-ni K 991, 15.
"iSty sapdru senden, schicken; I 1 Imp. 3 ispitr:
is-imr-an-vi K 626, 8. is-pii-ru-nim-ma L*
II 24. is-2m-ra-as-su-mHu K 1203, 29. I 2
is-tai)-2}a-ru L* II 15; 1. Pers. as-sa-ap-ra
K 1118, 12.— &■(>»•» Werk, Bau, (opus): sip-ri
V Vs. 10. stc. sipir: si-pir L' 28. S' 51. S'
56. 67. 78. L* 8. L* 12. 23. P' 16. 27. ina
sipri L* III 21. ina si-jnr '" §EG mit dem
Werke des Backsteingottes L'- 17. P- £0.
ina sipir nikiJH in boshafter Absicht: i-na
si-pir ni-kiJ-ti{tn) L' 31. T ' 21. L' 26. P' 26.
(S' 27).
npkT boch sein; II 1 erhöhen: u-sa-l:a-an-ni er
erhöhte mich L* I 6. — saA-« hoch erhaben:
sa-1xu-ii L^ 1.
Ipti' (auch "llw*?) sprechen; I 1 Imp. 3 f. tas-
kit-ra L* I 6; IV 2 ausgesprochen werden.
Prec. 3 Jit-taH(tr V 16. 24. S* 26.
nit!' gewaltig, mächtig sein; II 1 Perm. 3. f. sur-
ru-lia-at Jü-liit-su L' 4.
sitrman{n)u Cypresse: sitr-man S^ 59.
siirinnu Theil des Tempels!?): •?" sa-ri-in-ni L' Ys.
5. 9.
piU' (und nni!'"'') schenken: I 1 Imp. is-ru-ka L*
I 10. Prec. 3 pl. Jis-ru-kii K 168. 5. Jis-
ru-kii K 168. 43. Praes. 3 sg. i-sar-ra-ku
12*
92
Glossar I.
L^ 8. — siriktii Geschenk: is-ru-ka si-rik-te
L* I 10.
"]jy snrru König: sann dannii Bil. 1. S^ 1 und
oft; samt rahü sann üanna S^ 2. S^ 3. u.
oft; sarru bi-ili K 626, 8. a-na sarri ahi-ia
Bf. 1. {a-na) sarri beli-ia K 501, 1. 3. 9. 11.
14. 24. K 626, 3. 4. K 168, 1. 2. 3. 5.
stc. sar. Id. passim Marduk sar ildni L*
III 13. Marduk sar gim-ri Pi 27. L* II 26.
pl. sarräni Iß Rs. 1. S^ 3. 4. L* II 14; sar
sarrani als Titel des Assyrerkönigs : L^ 5.
LI 2. Ifi 2. Pi 2. P2 3. sarri-ni unser König
K 991, 13. — sarrat II Königin, stc. sarrat:
sar-rat Bil. 8. L^ 9. — sarrütu Königthum :
sarru-u-tic S^ 54. sarru-u-ti L^ 7. 23. S^ 32.
mrru-n-te P2 14. K 168. 25. sarru-ti L* II 6.
al-ka-kd-tc at-ta-na-al-lak sa sarru-te ich
wandelte die Pfade des Königthums L* I 26.
kussi sarru-ti-su S^ 75. S^ 93. stc. sarrilt :
ana sarru-ut Kar-dun-ia-as L^ Vs. 11. a-na
sarrH-u-iit{tu?) Babili Iß 12. Pi 15. [ildni)
ra-i-mu-te sarru-ti-ka K 501, 8. sarru-ti-ia
S2 55. 65. S3 72. 79. 83. as-sii e-pis sarru-
ti-ia damit ich das Königthum ausübte L*
I 8. 31. sa-lam sarru-ti-ia mein königliches
Bild L* IV 3.
Iliy saruru Glanz, Pracht (?): un-das-sl-ra sa-
ru-ri L* III 17.
n
DNan tiamtu, tamdu: ul-tii tam-dim e-lit a-ditam-
dim sap-Iit V 5, 6. S^ 9. 10. L^ 3 bis. L2
2. 3. sarräni ti-amat e-lit sap-lit L* II 14.
te-hi-e :
kommen, herannahen : I 1 Praes. 3 (?) i-ta-bi
K 626, 11. tehii gekommen, angerückt: na-
ki-ri ti-bu-te L* II 16.
ataln Sin te-hi-e iläni'i K 168, 37.
tarn sich wenden II 1 zurückbringen, her-
stellen: Imper. Jt-iir-rn S'^ 21. S^ 31. lu-u u-tir
Bil. 22. u-te-ru P^ 8. Praes. u-tar-ru-su-nu-ti-
ma K 1203, 12.
tiklu Helfer: ildni ti-ik-li-su L^ 2.
talimu, stc. talim, ebenbürtig, ebenbürtiger
Bruder (?) Th. I 33 M. : ta-li-mu Asur-ban-abli
L-' 20. aha ta-li-me S3 53. L^ 12. Iß 12. Pi 14.
P2 13. L* III 5. aha talim S^ 31. ta-lim Asur-
han-abli S^ 12. sum ta-li-nii-ia L^ 31. sum
ta-lim-ia S^ 27. L^ 21. Iß 26. P2 25. aU
ta-lim-ia S2 47. S^ 75. L^ 20. L^ 22. Pi 25.
a-hi-ia ta-li-me L^ Vs. 11.
riDn tan}ähu festfassen (?) : tam-ha-ak ziz{?)-pa-nu
ich spannte (?) den Bogen L* I 21.
timmenin)!!, Grundstein, stc. tirnmen: tim-me-en-su
Si 14. S2 35.
Genosse : tap-pi-e-su L* II 19.
tukumtu, tukuntu [tukundu vgl. Th. I S. 110
Anm. 5.) Auflehnung, Gewalt: tu-ku-un-tu
L* II 18.
7pn wohl bereitet, geordnet sein : I 1 Perm. 3. f.
taknd: ki-ma u-lu sam-ni tak-na kib-rat ir-
hitti L* II 23.
rrnn gerade stellen, legen: III 2 gussurc . . . . •
eli-su u-sat-ri-si S^ 61. u-sat-ri-si sululum
Iß 15. — tarsu Eichtung, Zeit, Regierungs-
zeit (?): a-na tar-si-ku-nu K 1203, 10.
tappü
Dpn
93
GLOSSAR IL
Sumerisch, akkado-assyrisch und deutsch.
Enthält ausser dem Wortbestand der Bilinguis und der Backsteininschrift [Est.] auch die wichti-
geren der im Verlauf der Arbeit besprochenen und citirten sumerischen Wörter. Lw. = Lehnwort; ns. =
neusumerisch; f. = für.
A Postposition (?) „in, zu", ud-hi-a „um jene Zeit"
Bil. 23. 11 53. Vgl. zu an-ld-a.
ah (an, am) pron. Verbalpraefix 3. Bil. 9.
aha Verbalpraefix mit optativer Bedeutung: a-ba-ab-
ul-itl ana puhhur „um zu versammeln" Bil. 9 II 42.
abzu (vgl. za-ab) apsü (sum. Lw.) „Ocean" 168 E.
ad abu „Vater" 115 sub 3.
adar (ns. f. agar) eklu „Feld" 149 E.
ag epesu „machen, thun" ; nin-ag-ag-da-mu epsetii^a
„meine Thaten" Bil. 31. II 55.
agar (ns. adar) eklu „Feld" 149 E.
alam (urspr. alan) salmu, nabnitu, länu „Bildniss,
Bauwerk, Gemäuer" 150 Anm. 6; It 34 zu 6.
am ma Partikel Bil. 11. 13. 27. 32. II 28.
ama ummu „Mutter" Bil. 6; II 34.
an samü „Himmel" 117 sub 1; an-ki-a „Himmel und
Erde" Bil. 17; II 47 M.
anir (ns. aner, geschr. aser) sign „Klage" 148 sub c 2.
arali arallu (sum. Lw.(?)) „Unterwelt" 127.
as „sechs": as-sa-Jcu „sechsmal" 129 u. Anm. 3. 171 M.
aser (f. aner, ns. f. anir) „Klage" 148 sub c.
a-za-lii-lu tenisetu „Menschheit" , nammastu „Ge-
thier": „animal"('?) II 34 zu 7 u. 8.
Bad düru „Burg" Bil. 23. 24.
beul matu „sterben" 66.
bal palü „Regierung, Dynastie" 17 E.
balaig) pilakku „Beil" 127 A.
bi pron. suft'. 3. p.
bi Postposition; bi-da mit Bil. 4. &t-(?a-^[ [ [ Bil. 31.
II 30 55 A.
bara(gga) parakku (sum. Lw.) subtu „(heiliger) Sitz,
Thron" : bara (pl.) parakka Bil. 17. bara{g)-a-ni
subatsu Bil. 18. 121 ff. II 44 ff. zu 18. — *bara-
mag zu erschliessen aus paramahhu „erhabenes
Heiligthum" 124 E. — na-im-bara sarrütu „König-
thum" II 51 A.
&ir s(s)apahu „zerstreuen"; sarätu „zen-eissen": uku
bir-bir-ra nise saphäti Bil. 9; II 43.
bul asru, pälih „demüthig, verehrungsvoll, verehrend" :
ni bul en-zi-en asri pälihkunu Bil. 34; II 55/56.
Da Postposition itti „mit" und „und" II 30 zu 4. —
Mardnk-bi-da Bil. 4. e-gi-a-bi-da-^]J] Bil. 31.
ti-la-bi-da Bst. 7.
da an Nominalstämme vor Suffixen angehängt: nin-
ag-ag-da-mu Bil. 31; zib-bi-da-as täbis Bil. 18;
dnl-dul-da-as tilänis 11 51 M.
dab „zwei" s. tab.
dag „zwei" s. tag.
dagal (ns. damal) rapsu „weit" 144 sub 2, 1.
dam mütu, assatu „Gatte, Gattin" 17. 66.
damal {da{g)val, ns. f. dagal) rapsu „weit" sub 2, 1.
di{b) (resp. dim spr. div) sullumu „herstellen" : di-
ih-bi ana sullum Bil. 12; II 44.
dib sabätu „fassen, ergreifen" II 44 zu 12 A.
dt7(V) (vgl. dis) edu „eins" 12S u. Anm. 4.
dil-bat nabü „verkünden" II 40. Name des Planeten
Venus ebda. u. I 125 E.
dimmer (ns. f. dingir) ilu „Gott" ; dim-me-ir Bil. 10. 19.
Id. Bil. 4. 7. 15. 16. 30; dimmer-e-ne Bil. 15. —
161. 164 sub 3. 4 a. 165 M.
dim (ns. gim sem. Lw.??) kima „gleichwie" Bil. 29.
II 54.
dim „machen, verfertigen (la.°3en); miin-na-dim .er
liess verfertigen" Bst. 18.
dingir (ns. dimmer w. s.) ilu „Gott" 150 Anm. 7
(150) 152 Anm. sub 2; erscheint als digirii (sum.
94
Glossar IL
Lw.) in dem Vocabular K 2100. — S. 106 und
Nachträge dazu.
di>ii()'^) käbu ^einstürzen": (liri{(j)[-ffo] ikfibu Bil. 25.
di^ (vgl. dil) edu „eins" 128 u. Anm. 4.
dit amü, atmfi, ustammü , sprechen" II 56 zu 35: du-
du-ne-ne (atnia) Bil. 35.
du (vgl. ru spr. r"«) banii „Schäften" 152 A. Bil. 23
ein Name der Burg von Sippar (?).
duh (ns. f. guh) nazäzu „sich niederlassen" 149 E.
dug (ns. zib) tabu „gut": dng-ga Bil. 9; 151 Anm.;
165 A.
dul tillu „Hügel" II 49: duUM-da-os tillanis II 54.
dum abälu „bringen" II 42 zu 9 M.
dum (ns. zim) sakanu „machen" 149.
dumu {dur^u) aus tur „Kind" 12 ff. 152 A.
dun (ns. suU) itlu „erhaben" Bil. 30.
dupsar, dupsarra (sum. Lw.) „Tafelschreiber" 125 M.
126.
dur asabu „sitzen" 110 Anm. 4: l;i-diir „Sitz(ort);
'ki-dur-bi subat-su; Bil. 19. II 47 f. zu 15. dur-
gar „sich setzen, Platz nehmen" ebenda.
E (y vgl. S. 155).
e bitu „Haus" 127.
edin .seru „Ebene, Gefilde".
e-gal {e „Haus" -{- gal) ekal(lu) (sum. Lw.) „Palast"
Bil. 17; 96 A.; 126 u. Anm. 7.
e-gi-a (e „Haus" + gi-a) „sich wenden"; kallätu
„Braut, Genossin", e-gi-a-hi-da ^T[| Bil. 31.
II 55 A.
e1cur{ra) („Berghaus"), „Tempel": e-hir-ra Bil. 20. —
n 51 E.
el{Ia) (Lw. aus?) ellu „glänzend": bara{g)-a-su el-la
subatsu elliti Bil. 18.
eine lisanu „Sprache" 100 ff. — cme KU 80 E. lOOff. —
eme scd 161 ff.
e-ne-)Y((?) ana satti „für alle Zeit" Bil. 30.
en belu, enu „Herrscher" ; nam-en-na: ana enüt Bil. 7.
11 34.
^^n-zi-en attunu „ihr" 143 Anm. 1. — ni bul enzi-en
asri palihkunu Bil. 34; TI 56 A.
eh {uH , qu-ys, geschr. pes) salastu „drei"; es-se-ku
„dreimal" 128 u. Anm. 7; 171 M.
-es {y$; aus a-hu) kima „wie" u. Adverbialendung
146 M.
Cr« ulln „erheben, hoch machen" s. u. iL
gal (ns. mul) rabü „gross"; dim-me-ir gal-gal [ffv^d-
ovul{':')]-e-nt Bil. 19. — 124 E. 126 Anm. 7. 127.
gal (ns. midu) amelu „Mensch". V. A. Th. 144 Rs. 5.
vgl. 7 in Anm. 1 S. 163.
gan (Aar) „Garten" 86. 138. 151 sub 6.
</j7(m)(?) zu ()al{aiu) halaku „vernichten" II 44 zu
12 E.
gi täru „wenden"; gi-gi tviru „zurückbringen, wieder-
herstellen" : ge-en-gi-gi lü utir Bil. 22.
gis (vgl. wus und in) uznu, semü „Ohr, hören" 143.
168 Anm. 3.
gu pü „Mund" 168 Anm. 1.
gid) (ns. didi) nazäzu III/II , aufstellen, aufrichten":
gc-hi-in-gnb-bi-en lü usziz Bil. 26. — 149 E.
gu{d) alpu „Stier" 124. * gu-mag aus gumahhu zu
erchliessen „grosser Stier".
gnd (vgl. ur-sag) karradu „Held" Bil. 16.
gtigC?) esitu „Ansturm, Erschütterung"; kur-ra gug-
gug(^)-e-ne ina esäti nakri Bil. 25. — II 54.
gug „treten" 148 Anm. 3.
gid{a) m. für gal) rabü „gross"; g^d-la Bil. I6. 144,
2 sub 1; 164 sub 2. 4 c. II 51. zu 19 u. 20 E,
gusTiin huräsu „Gold" 127 A.
c
Gad (ns. {g)ivad, geschr. mn-n-a-ti w. s.) hattu (sum.
Lw.?) „Griffel, Scepter 143 E.
gal{am) (vgl. gil, gilim) halaku, masü „zu Grunde
gehen, vernachlässigt werden" : ga-lam-ma-bi
masutu Bil. 12. — 145 A. ^ -ga-lavi-ma sah-
laktu 145 A. II 44 E.
ga(n) ß-ua kii) nünu „Fisch" 116 A. 144 u. Anm. 1.
garsag sadü „Berg" : gar-sag-dim klma sadi Bil. 28. —
145. II 54.
ge (aus Jca -}- e?) Postposition 169 E.
gu lü precativ und affirmativ gebraucht, gu Bil. 18.
ije Bil. 8. 13. 14. 22. 26. 27. — II 28.
gid hadü „sich freuen, freudig": gul-K-es hädis BiL
9. 32. gul hadis Bil. 14/15.
(Ja) idu „Hand, Macht". — ia-tttk le'u „heldenhaft,
stark" Bil. 3.
{i)a hamistu „fünf" 129. Anm. 2 ia-a-ku „fünfmal".
iamar (ns. für i{n)gar, sera. Lw. aus igaru'i) länu
„Gemäuer" 150 Anm. 6.
*i7fi(?) (seni. Lw.?) ablu „Sohn" 17 ff.; 20 Anm. 3
und Nachträge.
igi (ns. ide) enu „Auge" 149 E.; 164 sub 1.
ide (ns. für igi w, s.) enu „Auge": i-de-mu-un-si-in-
bar-am „sie richteten das Auge, sie blickten an".
ippalsü Bil. 11. ide-ba-ra-es-am naplisama Bil. 32.
il (ngl. ga und gitr) ullü „erheben, erhöben, auf-
richten": ge-ni-ib-il lü ulli Bil. 29. — II 54.
ilim „neun": i-iim-mu-ku „neunmal" 129 u. Anm. 6.
immina sibitti „ziehen" 129 u. Anna. 4.
i{n)gar (ns. iamar; aus sem. igaru entlehnt?) länu
„Gemäuer" 150 Anm. 6.
iti (Hesych. al8w) arhu „Monat" 125 E.
Ka Postposition 169 E.
kal akaru „kostbar sein Bil. 19, vgl. II 53.
kar (vgl. gan) „Burg, Stadt, Garten" 86. 138. 151c.
sub 6.
ki asru „Ort": ki-bi-ku ana asriSunu Bil. 22. ki-bi-
in-gar-ra „Stellvertreter" 150 Anm. 6. II 33.-
ki-du-du kidudü (sum. Lw.) „Erlass, göttliches Ge-
bot" : ki-du-du ki-du-de Bil. 12. — II 44.
khuji{n) (auch khigir'V^ 85 E.) mätu „Land": ki-in-gi
Bil. 5. — 86 E. 91.
Sumerisch, akkado-assyrisch un'l deutsch.
95
Jär (liJcir) kirbu „Iimeres" : {li)Jcir ultu kirib Bil. 14.
II 44. '
tu (ns. SU, se) Postposition ana ^zu' 114 sub 1 e.
ku{a) assapu, asäaputu „weissagen, Weissagung" 110
Anm. 4. II 40 f.
ku{a) {(jcin) nünu „Fisch" 144.
kur nakru „Feind" : mulu kur-ra Bil. 24.
kus parsu „göttliches Gebot" Bil. 12. billudu „gött-
liche Satzung" : kus-bi billudusunu Bil. 21.
Lag „klar, verständlich" 102 a. 152 sub 1. 160 Anm. 1.
lag nazäzu „aufstellen, niederlassen" II 48 A.
lal sakälu „wägen" 166 ff. AB.LAL naplastu „Waage"
II 43 Anm. 2.
lam (vgl. lim) irbitti „vier" : lam-mu-bi „viermal"
129 u. Anm. 1.
lig{?)-ga dannu „mächtig": lugal lüj(^?)-ga Bil. 1. ?i(/(?)-
ga-tje-am udannin Bil. 27. — II 29.
lim (vgl. lam) livva irbitti „vier" 129 u. Anm. 1 vgl.
66 Anm. 4.
lu (vgl. gal, viuhi, azalulu) amelu „Mensch": lu-lu
nise Bil. 6. — 168 Anm. 1. II 34.
lugal sarru „König" Bil. 1. 2 bis. 15. lugal-a-ni-ir
Bst, 2.
lug sukkallu „Bote" 101 A.
JUa-ma ä.ru „sich aufmachen, vorrücken, proficisci",
ge-en-ma-ma lü 'ira Bil. 14/15.
mag „gross, erhaben" 124 E. 148 Anm. 3.
man {mi)i) sinä „zwei" 128 u. Anm. 5.
martu (echtsumerisch??) abübu „Sturmfluth" 164
Anm. 1.
min (vgl. man) sinä „zwei" 128 u. Anm. 5.
me amü „sprechen: par.su „Geheiss" II 40 E. 53 A.
me kal-kal su-sig(i)-ga-e-ne parisunu sukurütu.
me-e-mu ia-a-ti „für mich" Bil. 33. — 164 sub 4 b.
II 55.
men anaku „ich bin" : me-en Bil. 5. — II 33. 43 E.
mil (aus mun) himtitu „Flackern" 148 sub c 6.
mu subätu „Kleid" 114 sub d.
mu sumu „Name" Bil. 8. — 118 sub 2.
mu (geschr. PA) amelu „Mensch". V. A. Th. 144
Rs. 6. 163 Anm. 1.
mu-u-a-ti (ns. f. gacl) hattu „Griffel, Scepter" 143 E.
mucl (vgl. mug) alädu „gebären" II 34 zu 6.
mug (vgl. mied) alädu „gebären" : ama mug-mu ummi
alittiia Bil. 6. — II 34.!
Mullil (nl f. IlUl) Bei II 47.
mun (vgl. mil) himtitu „Flackern" 148 sub c 6.
*mu-sar mus(§)arü „Namensschrift, Namenszug, In-
schrift" 125 M. s. Glossar I S. 86.
muru{b) kirbu „Mitte" 126 A.
«IMS (spi-. vus aus 9VUS'? ns. f. gis) uznu „Ohr" 143.
168 Anm. 3.
viuscn (und muten) issuru „Vogel" 16 Anm. sub b.
muten s. muse7i.
kiritC^) kirissu 16 Anm. sub b.
ya Pcstposition Bil. 6(Vj - II 34 E. 45 A.
na rabä,.su „ruhen" 137 E.
nam-en s. u. en.
na-im-hara s. u. hara.
ner v^oog „sechshundert" 180.
nesin (aus ninin für niin)-nin'i '*) incorp. Verbalreg.
3 pl. 148 sub c 5.
ni asru, palih „demüthig, verehrungsvoll" vgl. hui:
ni bul en-zi-en asri palihkunu Bil. 34. — II 55/.56.
nin (vgl. sin) incorp. Verbalreg. 3. 148 sub c 4.
ni{mi)n arba'ä „vierzig" 130 u. Anm. 1.
nimur (ns. semur) kinunu „Ofen" 148 sub c 3.
nin (vgl. nimin) arba'ä „vierzig" 130 u. Anm. 1.
ninnü {nin „vierzig" -\- u „zehn") hamsä „fünfzig"
130 u. Anm. 2.
nir (ns. ser) „Fürst" 148 sub c 1.
nis esrä „zwanzig" 129 Anm. 8.
nitag zikaru „männlich" 12.
nun {na. zil"^) rnhii „erhaben, gross" 116. 148 sub c 6.
PA{ga(l'i)-te-si issakku „Priesterfürst" {(jaä{a)-te-si{^))
PA-te-is-si 95 E.
pi (s. gis und mus) „Ohr" 57; vgl. 143. 168 Anm. 3.
pes {9wes, es, us) salastu „drei".
Ra Postposition 85.
ri ramü „sich niederlassen, einen Sitz einnehmen":
gu-mu-un-ni-in-ri lü irmi Bil. 18. — II 51.
ri makätu „f.illen": ri-ri-ga-bi mikittasu „ihr Ver-
fall" Bil. 26. — II 54 zu 26.
ru {Vu vgl. du) bann „schaffen" 152 A.
Sa nabü „verkünden": ge-en-sa-a lü tarabi Bil. 8.
gu-mu-un-sa-a-bi-ge-am lü imbü-inni-ma Bil. 13.
II 33 M. 45 A.
sag resu „Kopf, Haupt" 118 f. sub 3. sag-bi resisu
Bil. 28. — II 26.
sagar ep(i)ru „Staub": sagar-ta ina epiri Bil. 29.
st käsu 163 A.
si (aus sug) nasäku, akäru „kostbar sein" 163 A. —
II 53 A.
siba (vgl. sag) re'u „Hirte" II 29 zu 4.
sidi isaru „richtig, gerade, correct" : iltänu „Norden"
163 f. Anm. 1.
sig enesu „schwach sein, schwach werden" : in-sig-ga
enisu Biling. 25; nin-sig-ga-bi enäussu „ihre
Schwäche" Bil. 27.
sig (ns. f. sug; vgl. si) akäru „kostbar sein" II 53 A.
me kal-gal su-sig{?)-ga-e-ne parsisunu sükurutu.
SIG.ALAM nabnttu, bunnanu „Sprössling" Bil. 6. —
II 33.
silig sagapuru „Oberster" II 46 zu 15 E.
silim (semit. Lw. ?) sulum „Friede" 109 E.
sug (vgl. a. sig: si) nasäku „kostbar sein" sug-ga-e-ne
nussukütu Bil. 21. — 163 A. II 53 A.
sug {sub ei) vgl. siba) re'u „Hirte" II 29 sub 4.
sum nadäuu „geben" 154/5 u. Anm. 1.
96
Glossar IL
Sah (ns. f. sag -w. s.) libbu ^Herz".
mg (ns. sab, sa\-) libbu ^Herz" 144 sub 2, 1.
sag damku ^ergeben, gnädig^ sag-sag nin-
ag-ag-da-mu epsetiia damkäti Bil. 32; II 55.
sag-ga-mu dumkiia , meine Begnadigung, Gnade
für mich".
sar aäoog ,3600" S. 130.
scb (ns. für scg) libittu , Backstein" 144 sub 2, 1.
se{ga) magaru , erhören , günstig sein" ; sega migir
Bil. 4. — II 29.
se(g): sy{g) für sug raiuaku „giessen" 153.
seg (ns. seh) libittu , Backstein" 144 sub 2, 1.
seg und sed rapü s. u. sug.
semur (fiimur) ns. f. timur kinunu „Ofen" 148 sub c 3.
sin (iiin aus nin) incorp. Verbalreg. 3. Bil. 11. 26. —
148 sub c 4. II 43 Anm. 3.
sis prüder" Bst. 10.
se (cy) ns. f. lu Postposition ana „zu" 146 f. 155.
se {ze) ns. f. si napistu .Seele" 153 sub 2 c.
ser (ner) ns. f. nir „Fürst" 148 sub c.
SH katu „Hand" 153 f. 2 sub d. 168 Anm. 3; II 53.
SU {cy oder se) ns. f. kii Postposition ana „zu" 113.
114 sub e, 144 sub 1 e, 146 f. 155.
sug (ns. scg) rapü 150 A. sud (ns. sed) rapü 150 A.
sudid ns. f. sudun.
sudun (ns. sudid) niru „Joch" 150 A.
sul vgl. dun (s. Nachträge zu 149 sub f.) ifju „mäch-
tig, erhaben" Bil. 30.
sus susu „sechzig, Schock" 127. 130-
Ta Postpos. ina „in", ultii „aus", tin-dir-ta ana su-
bat balatu Bil. 14. — 11 45. sagar-ta ina epiri
„aus dem Staube" Bil. 28/29.
^jüh (vgl. tag) sinä „zwei" 128 Anm. 6. 144 sub 2, 1.
tag (vgl. tah) sinä „zwei" 104 Anm. 5. 128 Anm. 6.
144 .sub 2, 1.
te (ns.(V) f. tiig; vgl. mtt) subätu 114 sub d.
te {ty) lakü „nehmen" 154 E.
tu (ns. f. tili) balatu „Leben" 150 A. 164 sub 2.
tin (ns. til) balatu „Leben", nam-ti-la-ni-ku „zu seinem
Leben" Bst. 6. ti-la-hi-da Bst. 7. — 148 A. 164
sub 2. 165 M. II 14. Tin-dir subat baltäu Bil. 14.
tu(g) (vgl. te und nni) subätu „Kleid" 102 Anm. 3.
144 sub e.
tur (vgl. dumti) sihru „klein", märu „Kind" 64 E.
169 E. ttir-tur-LAh sihhirütu 149.
U eserit „zehn" 129 u. Anm. 7,
i<(f?) ümu „Tag", ud-hi-a inu su „um jene Zeit" Bil.
23. ndakku „täglich" 114 sub 2 a. 146 f.
UD.MA talimu „Genosse, ebenbürtig" sis. UD.MA.bi
Bst. 10. — 29 A.
ulat ni§u „Volk" Bil. 9. ÜKU.GAL sarrat „König"
Bil. 7.
7d ulsu „Jubel" : td-li-es ulsis Bil. 13. — II 44.
itl puhhuru „versammeln": aha-ab-ul-id ana puhhur
m. 9.
*iigun ältere Form f. umun belu „Herr" (?) Bil. 16.—
II 47 zu 16.
nmun (ns. f. ugim'i) belu „Herr" Bil. 16. — II 47.
iin-zi-en attunu „ihr" 143 Anm. 1.
nr amelu „Mensch" V. A. Th. 144, 1. 163 Anm. 1.
nr-sag (s. a. gttd) karradu „Held" Bil. 16. 30.
%iniä Kupfer 127.
US sumanu „acht": ns-sa-lcu „achtmal" 129 und An-
merkung 5.
usu {ys, es) salasä „dreissig" 129 u. Anm. 9.
Ktu samsu „Sonne" 112 M. IL 29 zu 4.
Za amelu „Mensch" V. A. Th. 144 Es. 3. 163 An-
merkung 1.
zag idu, ittu, pätu „Seite, mit": zag-bi illi-ia Bil.
14. 15; II 45. zag-til-la gimri BiL 20; II 51/2.
zagimihu res satti „Jahranfang(sfest) 125 M.
zi (vgl. se) napistu „Seele" 153.
zih {div, ns. f. dug) tabu „gut, günstig" : zi-ib-hi-da-
as täbis Bil. 18; II 51 Abs. 3 — 144, 2 sub 1.
149 sub f. 164 sub 2 und 4 d.
zil {nil; ns. f. m<n??) 148 sub c 6.
zim (rfm(?) ns. f. dum) sakänu „machen" 147.
zu-ah apsü „Ocean" 168 E.
07
Namen- und Sachregister.
A. Anfang. — Ass. Assyrien. — Akk.-ass. Akkado-assyrisch. — B. Babylonien. — E. Ende. — Fl. Fluss. —
G. Gott. — Gn. Göttin. — Geb. Gebirge. — K. König. — L. Land. — M. Mitte. — St. Stadt. — Sum.
sumerisch. — V. Volk, Völkerschaft.
A: das Zeichen für a, auch für a, m, ai_ in Verwen-
dung 140 f. Th. II 112.
ablu ^Sohn", Lautbestand und semitische Etymologie
17 ff., 110. — II 107 M.
Abydenus 2 Anra. 1 u. 5. II 579.
Achämeniden 103 A.
A-da-nis(??)-si L* III 12 und Berichtigungen dazu
Tafel XLVII. — II 70.
Adasi, Vorvater des Sargonidengeschlechts L* 23; 29 E.
Adverbialendungen, sura. as, as, akk.-ass. es in ihren
Verhältnissen zueinander 146 f.
Aga-de (oder -ne?) St. L* III 12; hat mit dem Namen
Akkad nichts zu thun 73 E. 87 A. Könige von
Agade 93 M.
Agu-(kak-rime) ; Kassit, K. v. B. 72 M. 73 A.
aidk bei Hesych. = aialu , Hirsch" 140 M.
Amru L* II 3 Mt. s. u. iyyar.
Akkad L. mät Akkadi Bil. 10. K 168, 34 u. 44; ein-
heimischer Name Babyloniens und des Babylonien
bewohnenden semitischen Stammes (45) 46 Anm. 5,
57 Anm. 1, 68 ff., 73 M., 76, 77, 81, 82, 84, 87,
88, 105. Hat mit dem Namen der St. A-ga-de
nichts zu thun 73 E. 87 A. Nichtsemitischer
Name 87. — Lugal kingi Urra(?) = sar mat §u-
meri u Akkadi siehe u. Sumeri. — Akkad St.
K 1118, 13; 73 E. — Akkadier (Babylonier)
amelu Ak-kad . . . K 168, 32. 43; 72 M.
Akurgal patesi v. Sirpurla; se. Inschriften 108 A.
Alarodische Sprachen 171 ff.
AUographie; das Sumerische keine semitisch-bab. Al-
lographie 60 ff., 108 ff.
Amanus Geb. s. Hamanu.
Amarna, Fund von el Amarna 16 Anm. sub b, 60 u.
Anm. 1, 163 A.
amelu , Mensch" Ideogramme 163 Anm. 1.
Amat-Belit, Tochter des Balätu u. der Kasiä II 108.
Lehmann, Samassumukin, JI.
Amenothes (Amenophis) III K. v. Aegypten 63 A.
Amenothes (Amenophis) IV K. v. Aegypten 78 E.
Ammananu 76 Anm. 2.
Amnanu L. Bil. 2. 11 29. Kein babyl. Theilreich;
elamitische Landschaft (?) 49 E. 40. 75 f.
Anu G. Name nicht semitisch 117 E.
Anunit(u) Gn. Gemahlin des Samas von Sippar
Bil. 31 B. Als KU-NIR.DA Bil. 31 A. — Vgl.
148 u. Anm. 3.
Arabisch; ar. Grammatiker 166 E. — Aussprache des
ar. « 133 f. Anm. 3.
Palatalisation des k in
ar. Dialecten 161 Anm. 2.
Arba'ila s. Arbela.
Arad-Gula(?) K 991, 2; II 73 M.
Arad-? K 626, 88.
Arad-Nabi Verfasser des Berichtes K 501 (Z. 2).
Aramäer (Aramu) im südlichsten Bab. 71 M. 81 A.
85 A. 88 E. 92 E. 100 A. — Ar. Sprache 132.
Arbela (Arba'ili) St. Provenienz der Inschrift L'' (Z. 1)
41. Istar von Arbela ausserdem K 501, 6.
Armenien s. Urastu und Urartu 157 Anm. 2, 159.
Armenische Inschriften 63 A. 66 E.
Arrian 49 u. Anm. 7.
Arsaciden ; bilinguer Text aus der Zeit eines Arsaci-
den 85 A.
Arzapi; Sprache von Arzapi 63 A. 171 E. u. II 113.
A-ru Gn. L' 9. A-ru u-a Bil. 7 (s. u. Erwa).
asar (als Relativ, gebraucht: da[hin], wo[hin]) II31Ö'.
II 113 E.
Asarhaddon s. Asurahiddin.
Asari Name des Marduk Bil. B. 15; li 41, 45 f. 55
Anm. 1.
Asaridin s. Asurahiddin.
assapu Beschwörer, Priester 101 u. Anm. 4. — II 40 E.
Assur L. S' 9. 10. 11. 12. LM8. 20. 21. 22. 23. 25.
S- 2. 15. 23. S' 4. 7. 22. 35. 69. L> 1. 5. 7. L' 1.
13
98
Namen- und Sachregister.
4. 8. 20. P* 2. i. 7. P- 3. 4. 9. L* I 2. 3. 31.
Bst.9. 168, 7. 47. 96. 11 5. Patesi's von ASsur I 96.
Assyrische Könige, Oberherren von Babylonien 73. 78.
Astarte s. Aphrodite, Istar
Astronomie 120.
ASur St. (BAL.BE.KI) ßil. 14. S2 26. S^ 41. L^ III 7. —
Th. I 44. 52.
Asurahiddin K. v. Ass. S^ 9. L* 18. S^ 14. S3 21.
L» 5. 82 4. Pi 3. P2 4. — 3 M. 4 A. 31 M. 33.
37 A. 39 M. 43 M. 44 M. 48 E. 50. 52. 54.
55 M. 79. — Herkunft 107 E. 105 E. Statthalter
von Babylonien unter Sanherib 6. Anm. 6. 31.
Thronbesteigung und Regierungszeit 5. Ver-
halten Babylonien gegenüber 41. 99. Bringt die
aus Babylon geraubten Schätze zurück II 52.
Nicht eigentlich König von Babylonien 45. Muth-
masslicher Einfluss seiner bab. Gattin , Samas-
sumukin's Mutter 41. Aemtervertheilung unter
seine Söhne 42. Hat niemals abgedankt 33.
Sein Tod 50 g. E. II 102 E.
Asurbanabal K. y. Ass. S^ 12. L^ 20. 25. S^ 1. 89.
S3 2. 68. L' 1. L2 1. 20. P^ 1. P2 3. K 991.
Vs. 5. K 501, 25. — 2 A. 3 A. 4 A. 5. 6 M. 16.
18 E. 28 A. 25. 28. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39.
40. 41 E. 42. 43. 45. 46. 51. 53. 54. 55. 56. 71.
75. 76. 81. 82. 84. 90. 121 Anm. 2. 154. II 115. —
Aussprache des Namens 16 ff. Thronbesteigung 34.
II 60 E. 64 M. Als K. v. B. Kandalanu genannt 3.
6 M. 84 Anm. 1. Inschriften 25 bis 28. Verwandt-
schaftliches Verhältniss zu Samassurnukin 28
bis 33. Gotterwählter K. v. Ass. u. B. Zum
Thronfolger (raarsarru) bestimmt K 432 , 9. K
501, 25. K 626, 34 if. II 73 E. 74. 75. 109 M. Mit
üebergehuug seiner Brüder 35. II 68 zu 29. Unter-
könig von Assyrien unter Asurahiddin 36 f. —
Wiederaufbau von Esagil 50 E. Einsetzung
äamassumukin als K. in B. 39 ff. Staatsrecht-
liches Verhältniss zu Samassumukin u. Politik
Bab. gegenüber 83. 84. 90. 121. Anm. 2. 154.
Asur-etil-same-u-ersiti-bala(t)-3u Sohn Asurbanabal's
L3 13. — Th. I 30. Als Sar-sami-u-ersiti-balä(t)-su
K 501, 29.
Asur-mukin-paleia Sohn Asui-banabal's L^ 12. K 501,
29. - 30.
Asurnädinsum K. v. A. 47 M. u. Anm. 2.
Agurnäsirabal K. v. A. 22 E. 115. 173 E. II 115.
Asuruballit K. v. A. 78 E.
Aphrodite: Ursprung des Namens II 85 Anm. 2.
B Spiration(V) des b im Akk.-Ass. 15 f. Anm. 5. 157
Anm. 1,
Babilu Babylon Bil. 2. 14. S^ 3. 6. L^ 11. 14. 16. 19.
S2 15. 16. 27. 28. 30. 32. 47. S^ 22. (KA. J) 23.
48. 47. 49. 55. 75. L^ 6. 9. 10. 12. L2 4. 5. 9.
10. (bis.) 12. 22. V I 4. II 29. 82. K 626, 13.
K 168, 7. (Bab-'-i-hi!) K 1203, 7. 15. 20. 27. —
44 M. 51 M. 52. 54 M. 55 E. 78. 79. 89. —
Ein patesi von Babylon 95 sub 3. Seit Ham-
murabi Babylon Hauptstadt des Reiches von
Akkad-Babylonien 78 A. 89. 93 E. Aber nicht
immer Residenz der Ke. (?) 56 Anm. 1. Zerstö-
rung durch Sanherib 44 u. Anm. 1. Vgl. II 105.
Wiederaufbau durch Asarhaddon, der hierher den
Sitz der Centralgewalt verlegen will 41. 99. Asur-
banabal's und Sama§8umukin's Bauthätigkeit in
B. — Auftreten der ersten Perserkönige in Bab.
49 f. Herodot's Aufenthalt in B. 49. 172 f.
Babylonien (vgl. Akkad): mät Babili 72. 73. Der
Norden B.'s in ältester Zeit von Semiten besetzt
107. Der Süden Hauptsitz der Sumerier 89. 108.
Staatliche Entwicklung Babyloniens 44 ff. Baby-
lonien mit Assyrien in Personalunion 45 ff. Des-
gleichen mit Persien 49 f. Unter Sinaherba ass.
Provinz 47 M. Seit Xerxes persische Provinz 50.
Babylonier s. Akkadier.
Babylonische Cultur 63 E. 107 E. 109. Bab. Dialect
der sem. Sprache 161 A.
Barsip, Borsippa L» 10. L* III 16. — 51 E. 54 M.
55 E. II 58 zu L5 27. II 110.
BAL.BE.KI Bil. 14. S. Asur.
Balätu, männlicher Eigenname II 108.
BAK.UL.RU.SA.A Name der Burg von Sippar II 38.
53.
Barth'sches Gesetz 138. 151 sub I b.
Baskische Sprachen 172 A.
Baukunst; Anfänge der B. in Bab. 120.
Baumpflanzungen auf den Dächern bab. Gebäude II
56 f. zu 16.
Bedeutungsübergänge im Sum. u. Sem. 111 Anm. 1.
Bei G. Bil. B 4 (vgl. Hlil). K 168, 35. II 35 2 sub
a und b. Bel-Marduk s. Marduk. Bei von Nip-
pur 80 A.
Bei sadi „Herr des Ostens" G. L^ Rs. 12. H 63.
Belbänl Vorfahr der Sargoniden L^ 23. — 29 E.
Belepus K. v. B. 3 E.
Belibni K. v. B. 47 M.
Belibus s. Belepus.
Belit Gn. Ära die Königin der Beltis-Göttinnen L^ 9:
Belit Agade L* III 12. — Im Allgemeinen II
35 ff. sub 2. — Vgl. Anunit, Dilbat, Erü(u)a, Istar,
Nanaia, Nin-lil und Sarpanit.
Belkudurru.sur K. v. Ass. 79 M.
Beltis s. Belit.
Beltu s. Belit.
Berosus 2 Anm. 5.
Beschwörungsformeln 102 M.
Bildwerth und Silbenwerth 58 E.
Bilinguis. Samaäsumukin's Gründe für deren Ab-
fassung in dieser Form 56. Neusumerisch be-
absichtigt 164.
Billudu: Aussprache unsicher II 52.
Bit-Jäkin Kaldäerstaat in Südbab. 88. 101. II 48 E.
Ritridüti Palast in Niniveh L3 II 4. — 37. 88. II 69
zu 4.
Bit rimki Heiligthum K 50 f.
Namen- und Sachregister.
99
Borsippa s. Barsip.
BUK als Id. für .zehn" 129 Anm. 7.
Burnaburias K. v. B. II 73 M.
Busspsalmen 111 A.
Cambyses s. Kainbyses.
Cerebralen 142 Anm. 3.
Chanän s. Harrän.
Chetitisch G3. 171 E. 172 A.
Chinesisch ; Studium des Chin. durch die Chinesen 1G6 E.
Cissia s. Kissia.
Consonanten 133 f. Anm. 3. 126 Anm. 7 E. Cons.
des Sum. u. des Akk.-Ass. 133 ft'. 157 ff.; sogen.
emphat. Consonanten 142 sub 5.
Consonantische Lautwandlungen im Sum. 144 ff.
Cyrus s. Kyros.
D; Spiration (Vj des d im Akk.-Ass. 15 f. Anm. sub a;
IGO Anm. 1. Palatalisation des d im Sum. 149.
Daddu G. L* I 33.
Dadduniräri (Rammän-nirari) I K. v. Ass. 158. 157
Anm. 2. D. III 78. 94.
Daddusumusur (Rammänsumusur) K 991 Rs. 8. 17.
K 1118, 5. II 73 A.
Damascius 125.
Darius K. v. Persien u. Bab. 49 M. 50.
AsX£(par s. Dilbat.
Dentale 145. 157 Anm. 2. 159.
Dibbarra G. Legende von D, 73.
digirü sum. dingir in assyrisirter Form 105 und
Nachträge dazu S. 110 f.
Dijäla F. 55 M.
Dilbat = AeXeqpar 125 E. „Verkünderin" Name der
Istar als Gn. des Planeten Venus II 39 f.
Dilbat St. in B. 164.
Dilmun Insel 107.
Du-azag s. Duku.
Duku (Du-azag) Sitz des Marduk in Esagil und im
Weltenraum II 49 f.
Dungi K. von Ur und des gesammten Zweistromlandes
59. 76. 77. 78. 89. 92. 94. 98. Dungi sar kibrat
arba'i 93.
Dür-Amnani St. in Elam 40 M. 76.
JS-Laut im Akk.-Ass. 154f. ; Charakter des durch e
umschriebenen sum. Vocals 155.
Ea G. S3 66. 67. 82. 89. L* II 3, III 20. - 54 M. E.
II 59 A. u. S. 115.
E-an-na-du patesi v. Sir-pur-la; Inschr. 108 II 28.
E(bab)barra Sonnentempel in Sippar L^ 16. — 55 E.
Ebenbürtigkeit 33; s. Glossar I unter talimu. — II
107 f.
Edin Gn. Erscheinungsform der Istar, u. A. in Sippar
verehrt II 37 f.
E-edin II 38.
Egal-edin Tempel der Edin in Mil(?)kia L3 6. II 115 M.
Einschachtelung als gramm. Erscheinung des Sum.
I 169. II 43 zu 10.
ekal Palast 96. Etymologie 126 u. Anm. 7.
Ekarzagi(n)na Heiligthum des Ea in Esaggil S' 65. —
54. II 59.
E.KI.MAb Tempel K 168, 13.
Ekua Heiligthum in Esaggil L^ 14. — 54 A. Be-
deutung des Namens II 41.
Elam L. 47 E. 48 E. 55 M. 73. 100 Anm. 2. 107.
Semitische Sprache in Elam 63.
Elamiten 73. Sarru Elamu-uia der Eiemiterkönig
L* II 24. — Vgl. Kissia.
elilum vTJjiio? stammelnd? 103.
eme aal Bezeichnung des Neu.sumerischen 161 ff. Be-
zeichnung des Namens 161 f. Anm. 3.
Emphatische Consonanten 132 sub 5.
Endvocal Verlängerung (oder) Accentuirung des E.
bei Anhängung der pronominalen Suffixe H 2 ff.
61 E. zu L2 78.
Entlehnungen s. Lehnworte.
Erech s. Uruk.
Erüa (E-ru-uia, E-ru-uwa? 140. Vgl. II 112) Bil. B. 8;
als A-ru-u-a bezeichnet Bil. A. 8, als A-ru-a u-a
bei Antiochus 11 39; als A-ru L^ 9. Gn. der
Schwangerschaft II 37. 39. 40. Erscheinungsform
der Belit-Istar und Name des Planeten Venus
II 34 ff. Vgl. Serüa.
Esagil(a) Haupttempel Babylons, von Sinaherba zer-
stört, von Asurahiddin, Asurbanabal und §ama§-
sumukin wiederhergestellt Bil. 17. — S^ 7. 8. 22. —
L5 14. 16. 17. — S2 17. 28. — S3 13. 24. 46.
56. 66.
LI 8. 9.
L2 5. 9. 10. 12. 13. —
L* II 30. 33. — 34 E. 43 A. 46 A. 49 M. 50.
51 A. 53 M. 54. 56. II 47. 109 E.
E.SID.LAM Tempel des Nergal L* III 14. — 94.
Ezida Tempel des Nebo in Borsippa L^ 10. 14. 27. —
Heiligthum des Nebo in Esaggil S' 13. S^ 33. —
50 A. 54 M. 55 A. — II 59 A. — Tempel des
Nebo in Kalha 34 Anm. 6.
Frauensprache s. eme aal.
Cr Spiration (?) des g im Akk.-As-<. 15 f. Anm. 2. 160
Anm. 1. — g für k im bab. Dialect 160 .\nm. 1.
Labialisation des g im Sum. 143 f. Uebergang
von g in d im Sum. 149 sub 3.
g; ob dem urspr. sumerischen Lautsystem angehörig
152. Labialisation des g 143 sub 6b. Ueber-
gang von g in d 150 A.
gamälu „Kameel" nicht sumerisch 190.
Geierstele 23.
Georgisch 172.
Geschlecht; Mangel des gramm. G. im Sum. 12. 1G9.
Gewichtsnormen gemeine und erhöhte (königliche)
96 Anm. 2.
Gewichtsstück mit Namen eines patesi von Babylon
95 E. ; mit Königsnamen 96; mit trilinguer In-
schrift 59 M.
13*
100
Namen- und Sachreffister.
Gilgamis Name des GlS.D U.BAR II 62 zu 5. 63 zu
Ks. 3.
Gimri (gimir): nach gimri als regens einer stc-Ver-
bindung steht das nomen rectum im Singular
II 51 E.
Glossen: semitische Gin. zu sumerischen Wörtern in
den Vocabularen 110 u. Anm. 5. 129 Anm. 9. II
28. 114.
Göttersitz s. Glossar I u. parakku.
Göttinnen; dreifache Wesenheit der bab. Gnn. II 35 ff.
Griechische Wiedergabe sum. Wörter bei Damascius
u. Hesychius 125 ff.
Grossbruderschaft I. 30. II 108.
Gudea patesi von Sir-pur-la se. Inschriften 67. 107.
108. 120. II 28.
Gyges K. v. Lydien 121 f. Anm. 2. Vergl. Vorwort
S. VII.
H im Akk.-Ass. 142. 156 Anm. 1.
H fehlt dem Sum. 142.
Hagam St. in Arabien 10 Anm. 3 sub c.
Halbvokale; Begriff 133 £ Anm. 3.
Hamanu d. Amanus-Gebirge S^ 60.
Halula Schlacht bei H. 46 M.
Hamaranu V. 55 M.
Hammurabi K. v. B. 40 A. 56 M. 59 A. E. 60. 71.
74. 77. 78. 80. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 91. 91. 92.
96. 97. 98. 99. 103 Anm. 1. 105 E. 107. 137. 164
Anm. 1. II 28, 29 E. H.'s Bilinguis 84.
Hanibiia G. L* III 12.
Harrän St. L^ 13. — 51 M. — II 115.
Harsagkalara(m)a bab. St. 95. 97. 98.
Hebräer 73.
Herodot war in Babylon 172 f. vgl. 49 f.
Hesychius 125. 140.
Hetitisch s. Chetitisch.
Horoskop 31, II 40.
Humbahaldas I K. v. Elam 48 E.
Humbahaldas II K. v. Elam 55 M.
hursänis II 56 zu 16.
I; Halbvocal i im Akk.-Ass. 140 f.
.Jahvre: Name nicht etwa sum. Ursprungs 110. 111.
Anm. 2.
Ibilu , Junges" II 107. Vgl. I 20 Anm. 3.
Ibn Mukaffa 64.
Ide-Anim bab. Tempel 164.
Illegitim s. Unebenbürtigkeit.
lUil G., Name des Bei, Bil. A. 4. II 47.
Imperativform mit finalem a II 55 zu 32; 56 zu 35.
Ina-Esaggil-ramat, Tochter des Balätu u. der Kassa
II 108.
Incorporation s. Einschachtelung.
Inder; ihr Studium der eignen Sprache 166 E.
Indoiranische Palatalreihe 146.
Interregnum in Babylon 3. 4. 46 Abs. 3. 106 A.
109 M.
Isin s. Nisin.
Istar Gn. 38 A. Göttin der irdischen Fruchtbarkeit
II 35 ff. Ihre Erscheinungsformen ebenda. Istar
von Ninive K .501, 5. Istar von Arbela L^ 1. 4.
5. 6. K 501, 6. Istar-Nini von Babylon L^ 13.
14. 23. = Astarte, Aphrodite II 35 Anm. 2. Vgl.
Anunit, Bellt, Dilbat, Erüa, Nanaia, Nin-lil,
Sarpanit.
lyyar Monat K 501, 15. — 53 A.
K; Spiration(?) des k im Akk.-Ass. 15 f. Anm. sub a.
160 Anm. 1. Palatalisation des k im Sum. 86.
145 ff.
K wird g 152 Anm. sub 3. 160 Anm. 1.
Ka-dingir(ra) s. Babilu.
kakkab misre Stern 115.
Kalha St. 34 Anm. 6.
Kaldäer 71. 78. 81. 88. 92. 100. 103. 173.
Kaldu s. Kaldäer.
Kambyses K. v. Persien und B. 49 M.
Kandalänu Name Asurbanal's als K. v. B. 4. 6 M.
84 Anm. 1.
Kardunias L» II. — 79 u. A. 2. 97. 99.
Karzaginua Heiligthum des Ea in Esaggil L* III 19.
II 59. vgl. Ekarzaginna.
Kas§ä weiblicher Eigenname II 108.
Kassü Kassiten 63 Anm. 2. 71. 73. 79. 100 Anm. 2.
Kehlkopfverschluss 142 E. sub 5.
Keilschrift von den Sumeriern erfunden, von den
semitischen Bab. und Ass. zum Ausdruck ihrer
Sprache verwendet 107. 113. 120. 132 E. II 115.
KI.—— s. kingi. Akkadi. Sumeri.
BUK
Kibrat arba'i (irbitti): Bedeutung und Geltungs-
bereich des Titels sar kibrat arba'i (irbitti)
78 A. 93—98.
kibtu Sturz, Verderben pl. kibäti II 54 zu 25.
Kimmerier 121 f. Anm. 2.
Kineladanos s. Kandalann.
RTTR
kingi-mätu Land s. Glossar IL Kingi ^ryrr (Urra)
= mät Akkadi Bil. 10. — 81 E. und Anm. 3.
„. ... BUR
^^°^^ ^' BÜR '• "•
5umeri.
kingii-a (s. Glossar II S. 94.).
Kinzeros s. Nabükinzer.
kisäatu: der Titel sar kissati II S. 116.
Kissia = Elymais 03 u. Anm. 2. 171.
Konsonant s. Consonant.
Korbträger als Motiv bab. Kunst 23 A. .
Kossäer nicht mit Kassiten zu identificiren 63, 2. 67.
Kossäisch; die fälschlich so benannte Sprache 111
Anm. 2.
Kronprinz s. marsarru.
Ktesias II 105.
Kryptographie 60. Ol.
Kudur-Mabuk K. v. Elam 23 A. 59 E. 76.
Kudurnanchundi elamitischer K. 71.
KU.NIR.DA sum. Name der Anunit Bil. 30. 148.
Namen- und Sachregister.
101
Kunst: semitische K. 04.
Kunstwörter 125 ff.
Kutäer V. 73.
Kutha St. 94. 95.
KjTos Eroberer und K. v.
B. 19 A. 50.
li tonloses 1 im Akk.-Ass. 158 f. L vor Dentalen an
Stelle ursprünglicher Sibilanten im Akk.-Ass.
158 f. Mouillirung des 1. im Sum. 149 sub d.
Nasales 1 im Sum.
Labialisation des g und g im Sum. 143 snb 6a u. b.
144 sub 2, 1. 152 E.
Labnanu Geb. = Libanon S^ GO.
länu Gestalt, Gemäuer 150 Anm. 5.
Larsa St. 59 E. 77 E. 98.
Lautbestand des Akk.-Ass. und des Sum. 133 ff. bes.
156—160.
Lautgesetze 135. II 111 E.
Lautlehre: zur akk.-ass. und sum. 131 ff.
Lautliche Entwicklung innerhalb des Sum. 59 A.
Lautsystem : radicale Verschiedenheit des sum. u. d.
akk.-ass. L. 160 iF.
Lautverschiebung: zweite deutsche L. 135 A.
Lautwandlungen: consonantische L. im Sum. 144 tf.
Vocalische L. desgl. 154 fi". s. die einzelnen Laute.
Laz Gn. 95.
Legitimität s. Ebenbürtigkeit.
Lehnworte 109 ff. 120 ft^ bes. 125—126. 150 Anm. 5.
vgl. 146 E. ff". L. durch beigefügte gleichbedeu-
tende Worte der entlehnenden Sprache erklärt
125. Im Einzelnen s. besonders arallu, länu und
Glossar I unter kidudü, musarü, parakku etc.
Lullubäer V. 73.
31; lautliches Verhalten im Akk.-Ass. 1501'.; Anm. 7
sub I ; als Ausdrucksmittel für v und indirect als
Nothbehelf für radicales w im Akk.-Ass. 135 f.
Finales m statt urspr. n im Sum. 150 sub 5.
152 Anm. E. Für sum. v 157 u. Anm. 1, vgl. 144.
malähum Schiffer 107 A.
Mal-Amir : Inschriften v. M.-A. 63.
Manasse K. von Juda betheiligt sich am Aufstand
gegen Asurbanabal 1.
Marduk Bil. A. 4. B. 5. 16. — S' 5. 25. L^ 15. S'^
5. 23. S3 8. 37. L2 8. L* I 10 (?). II 34. 36. 40.
41. 49 E. II 5. 25. 26. 32. IV 4. K 501, 4. K 626, 4.
43 E. Anm. 44 E. 45. 46 E. 49 M. 50 A. 51.
52 M. 82. 90. 95. 96. — Name und Namens-
formen II 29. II 46 und Anm. 2. II 53. M. ab-
kalli iläni II 64 zu 10. M. dimmer an-ki-a 164.
Ursprünglich Gott der Frühsonne II 36. 49. E.
63 zu 12. Gott der Weissagung II 40. Gemahl
der Sarpanit-Erüa II 41. — Bcl-Marduk : Das bab.
Königthum eine Herrschaft von Bel-Marduk's
Gnaden 44 ff. 50. 95. Ceremonie des Erfassens
der Hände Bel's 44 ff. 90; durch Samassumukin
vorgenommen 45. 51. Wegführung des Marduk-
bildes durch Sanherib 45 ff'. Kückführung durch
^amassumukin u. Asurbanabal 43 ff. 51. Weg-
führung durch Xerxes 49 f.
Mardukabaliddin II K. v. B. 85. 88. 90. 97.
Marduknädinahe K. t. B. 44 E.
Marduk.säkinsum K 626. 2. — II 73 M. II 75 A.
Mardukzäkiräum K. v. B. 46. E. 47 M.
Marlarim Eponym 5 E.
marsarru(V) Kronprinz 36 ff' II 73 E. 74 E. 75 M. 109.
Mät eme KU 80 E.
Medische Ueberlieferung als Quelle des Ktesias II 105.
Merodachbaladan s. Mardukabaliddin.
Mesesimordakos s. Musezib-Marduk.
Metrisches System der Babylonier 120.
M;i(V)-ki-a St. L3 6.
MI.NAM.AB.UL.MES Heiligthum im Tempel Ezida
von Borsippa L^ 27. II 58.
Minana K. von Elam 47 E. 48.
Mitanni 63. Sprache von M. 63. 144 M. 171. II 110.
Mondfinsterniss K 168, 37. II 76 M.
Mouillirung s. Palatalisation.
Muballitat-Seruia Tochter des Asuruballit II 35 A.
Muntefik arab. Stamm 161 Anm. 1.
Musezib-Marduk K. v. Bab. 4 M. 46 M. 47 M. 48 A.
II 109 M.
'S; lautliches Verhalten des n im Akk.-Ass. 150 f.
Anm. 7 sub II. Tonloses n im Akk.-Ass. 150
150 Anm. 7. — Im Sum.: Uebergang des n in 1
150 sub 4. Finales n wird m 150 sub 5. Mouil-
lirung 148 sub c). — Statt m als Nominalpraefix
in sem. Stämmen mit einem Labial als Radical
138. 151 sub I b.
n (ng) im Sum. 148 sub 5 und Anm. 6. Uebergang
von n zu m 86.
Nabium s. Nabu.
Nabonassar s. Nabixnasir.
Nabonid s. Nabüna'id.
Nabopolassar s. Nabübalu.sur.
Nabu (Nabium) G. S^ 22. 31. L^ 30. 33. Bf. 5. S^
37. 62. 61. L* I 11. 34. III 16. K 501, 5. 15.
20. 31. K 626, 4. K 168, 35. — 50 M. 51 E.
54 M. 55. 67 u. Anm. 4. 166 E. II 110. — Ver-
merkt und tilgt die Lebenstiii-'e des Menschen
auf der Schiclisalstafel II 57 zu S^ 22/23.
Nabflbalusur K. v. B. 4 A. 18 A. 56 Anm. 1.
Nabügämillillika K 626, 35.
Nabünasir K. v. B. 80.
Nabüna id K. v. B. 49 A. 51 M. 76. Anm. 2. 96 Anm. 4.
Nabükinzer K. v. R 15 A.
Nabükudurrusu'- I K. v. B. 158 E.
Nabukudurrusur II K. v. B. 18 E. 84. 146. 158.
Nabüsumesir (?) patesi v. Babylon 95 E.
Nanaia Göttin L* HI 12. 45 E. 71. 95. 98 Anm. 1.
140. 141.
naplastu Waage II 43 Anm. 2.
Naräm-Sin K. 93. 94. 95. 96 Anm. 4. 107. 108.
Nativität s. Horoskop.
nawü ^12 Verbalstamm im .\kk.-Ass. 137 ff*.
102
Namen- und Sachreorister.
Nebo s. Nabu.
Nebucadnezar s. Nabükudui-rusur.
Nergal G. L^ 9. L* I 12, III 14. 94. 95.
Nergalmusezib K. v. B. 47 M.
Nergalusezib (Regebelos) K. v. B. 4 M.
NergalSarusur K. v. B. 18 A. 34 Anm. 6.
Neriglissar s. Nergalsarusur.
Neusunierisch 162 ff.
Nimrod s. GilgamiJ.
NIN.IB G. LM 12.
NIN.IB-abilekurra K. v. A. 79.
Ningal Gn. 51 M.
Ninive Ninua: Istar sa Ninua K 501, 5. — Etymo-
logie des Namens 137 ff. Assyrische Gründung
137. Dungi's in N. gefundene Inschrift 93. 94.
Zerstörung 2 Anm. 5. II 105 f.
NIN.KI.GAL Gn. K 432, 8.
Nin-lil-Seru-uwa L* I 32.
Nippur St. 77. 78. 80. Bei v. N. 84 Anm. 1. Könige
von N. 98. Schlacht bei N. 48 M.
Nisan Monat 53.
Nisin (vgl. Isin) St. 77 Anm. 2. 80. Könige von N. 98.
nitu EinSchliessung 138 ff'. II 63 zu Rs. 4.
nütu s. nitu.
O-Laute; im Akk.-Ass. zu vermuthen 156 Anm. 1.
'OftoQ{co)xa 126 Abs. 2. — II 111 M.
Osenappar = Asur(ban)abal I 19. II 107.
P; Spiration(?) im Akk.-Ass. 157 Anm. 1. Fehlt im
Sum. 128 E. 143. 144 M. Fehlt im Mitanni 144.
Palatalisation 145, des k 145 sub 2 a), des n 148
sub c), des 1 148 sub d), des r 148 sub e), des d
148 sub b).
Parallelismus membrorum 90, 110.
Patesi (? gad(a)-tesi) 95. 98-
Pehlevl: Analogien des P. mit der akk.-ass. Keil-
schrift 64 ff. 132. 166 A.
Permansiv 168 Anm. 2. — II 60 A. zu 8^ 19. — 63
zu 13. — 65 zu L* I 14. 15. — 66 zu 18. — 67 zu
20 u. zu 23. — 68 zu 25. 27. — 69 zu 9. 20. 23.
Perser 73.
Phonetik: Aufgabe und Wesen der P. 133 Anm. 3.
pilakku Beil sum. Lehnwort 127.
Pluralendung 1, Fraglichkeit derselben II 4. Vocal-
länge jedenfalls unbewiesen II 2 ff.
Polypbonie der Keilschriftzeichen: einige Gründe
derselben 57 f 143. 148 E.
Postpositionen 169. Vgl. Glossar II bi, na, ku.
Praeassyrische Herrscher 96 E.
Procession des Marduk 51. — II 71.
Protobabylonisch s. Sumerisch.
Pülu g. Tuklatabilesarra III.
K; Mouillirung des r im Sum. 149 sub e. 159. Na-
sales r 151 E. f. Labiolabiales r 152 A. 157.
Aus s entstandenes r im Akk.-Ass. 159 Anm.
Rammän G. s. Daddu.
Rammänäumusur s. Daddusumusur.
Rammänniräri s. Daddunirari.
Rasappa St. Reseph II 58 E. 113 A.
Rechtswesen, Anfänge des bab. Rs. mit der Religion
verbunden 120.
Regebelos s. Nergalusezib.
Reibelaute 157 Anm. 2. 158.
Relativsätze: R. durch asar eingeleitet 30 E. ff". R.
ohne nota relationis II 32 zu 2. II 61 zu S^ 83.
II 64 zu 9. II (iU zu 31.
Reseph St. s. Rasappa.
Rim-Aku(?) elamitischer K. 76.
Rim-Sin s. Rim-Aku.
Rückführung von geraubten Götterbildern 76; des
Mardukbildes nach Babylon 82.
S, s, s Uebergang in 1 im Akk.-Ass. 158 f.
S, ob dem ursprüngl. Lautsystem des Sumerischen
angehörig'? 153 ff". 154 A.
Sai St. 140.
Sala Gn. 44 E.
Salälu Bedeutungen des Verbums I 90. II 66. 115.
Salmanassar s. Sulmanasarid.
Salmu G. 10 u. Anm. 3 sub c.
Samas G. Bil. 4. 30. S2 4. S^ 7. L^ 16. 18. 26. 28.
L* I 33. III 17. 20. — K 501, 4. K 626, 32. —
I 8 A. §. abkalli iläni II 64 zu 10.
Samassumukin K. v. B. Bil. 1. 33. S^ 2. L^ 11. Bf 2.
K 5579, 2. S2 31. 46. S^ 52. 74. Ifi 11. 21. Pi
14. 24. Iß 11. L* III 4. — K 432, 7. 10. K 501
26. P2 12. K 626, 6. K 168, 11. K 1118, 7.
K 1203, 5. 9. 14. 23. — Keilinschriftl. Naiuens-
formen 6 ff. Samasukin L^ 11. 19. 7 sub 3.
Bei Ptolemäus : Saosduchinos 2 ff. 12 ff. Bei
Eusebius: Samnuges 3. 16. Bedeutung des Na-
mens 3 ff. Sohn einer Babylonierin 41 M. In
Babylon geboren (?) 31. Sein Horoskop 31. II 41.
Ebenbürtiger Stiefbruder des Asurbanabal 28 ff.
Von Asuraliiddin zur Thronfolge in B. bestimmt
39 ff. Marsarru K 501, 26. K 1203, 7. II 74 E.
77 A. 109 M. Sein Regierungsantritt und dessen
politische Bedeutung 45 ff'. II 60. 64 A. Erfasst
die Hände Bel's 45. 51 f. II 69. Rückführung der
Mardukstatue und der übrigen Götterbilder 82.
Wiederherstellung des babylonischen Königthums
43 ff. 56. 60. 72. König von Marduk's und Sar-
panit. — Erü(u)a's Gnaden II 42. §ar Babili, sar
Suraeri u Akkadi 84. 97, sar Amnänu 39 E.
40. 75. Verhältniss zu Asurbanabal nach dem
Regierungsantritt 42. 45 M. 55 A. 83. 84 A.
Sein Tod I S. 1 u. Anm. 5 S. 6. Vgl. II 105. Aus
seiner Regierung datirte Documente 6. — II 106.
Motive für die Abfassung der Bilinguis in der
vorliegenden Form 56. 60 M. Seine auf den
Regierungsantritt bezüglichen Inschriften 22—25.
Herstellungsarbeiten an bab. Tempeln 54 E. f. ;
an den Befestigungswerken v. Babylon, Borsippa
und Sippar 55.
Sammug(h)es s. Samassumukin.
Namen- und Sachregister.
10:J
äamsi-Daddu (Samsi-Raramän) I 94. S. III 115. S IV
115 A.
Samsu-iluna K. v. B. 93. 97. — II 28. 54 zu 28/29.
Sangara 80. 90.
Sanherib s. Sinaherbä.
Saosduchin s. SamaSsumukin.
Sarduri K. v. Van 66 Anm. 5.
Sardanapal s. Aäurbanabal.
Sai-gani p. Sargon.
Sargon I 93. 96 Anm. 4. 107.
Sargon II (Sar-kmu) S' 11. L^ 22. LM 3. — 22 E.
29 E. 37 M. 46 M. 55 M. 88. 93. 95. 98. 102 E. 173.
Sargoniden 81. 98.
Sarpanit Gn.: Sar-pa-ni-tum K 501, 5. — 55 M. II 37
Anm. 1. Il"41.
§ar-same-u-ersiti-balä(t.)-su (vergl. Asur-etil-same-u-
ersiti-balä(t)su) K 501, 29.
Scythen 113.
Semiten : Character der Semiten 63 f.
Semitisch. Semitische Kunst 64. Semitische (akk.-
as9. Lehnwörter) im Sura. 17 f. 109 ff.
§e-ru-u7a vgl.Erüa Gn.Ninlil-Sarua L* 132. 98. - II 35.
äerua-eterat Tochter des Asurbanabal K 501, 27.
Siderische Function der bab.-ass. Gottheiten II 36.
Sin 6. h^ 13. K 501, 4. K 620, 32. K 168, 37. — 51M.
Sinaherbä K. v. Ass. S^ 10. L^ 21. S2 22. S^ 33. LW.
L2 7. Pi 6. P2 9. L* I 2. — 2 A. 3 A. 4 M. 5 M.
29 E. 31. 37 A. 38 A. 41. 43 M. 44. 45 M. 46 A.
78. 79 A. 80 E. 83 E. 88 E. 90 Anm. 2. 94 A.
97 E. 101 A. Macht Babylonien zur assyrischen
Provinz und führt das Mardukbild nach Asur.
47. 48 E. 50. 51 A. Plündert Babylon II 52.
Sin-balä(t)su-ikbi Bf. 7.
Singasid K. v. Uruk und Amnänu 40 M. 76.
Sin-tabni-usur 82.
Sippar St. Bil. 24. L2 16. L* III 17. 55. 56 A. u. Anm. 1.
97 A. 98 M. 122 A. 164 sub 4. II 38. 53 zu 23.
Sir-pur-la 98 M. 169 E.
Sonnenfinsterniss : von einer S. bei Asui-näsirabal
nicht die Rede II 115.
Spiration der Begadkephath im Akk.-Ass.(V) 15 f.
Anm. 5. 157 Anm. 1. 160 Anm. 1. II 107 A.
Spiritus lenis 133 ff. 135 E. 141 M.; vergl. Stimm-
bänderverschluss.
Sprachbau als entscheidendes Merkmal für Sprach-
verwandtschaft 112. Sp. des Sum. 165 ff.
Sprachelement 131 Anm. 3.
Status constructus 165 A. 168. II 31 E.
Status prolongationis im Sum.: scriptio plena II 50
zu 35; scriptio defectiva II 34 zu 6.
Sticken: Kunst des St. in Bab 120.
Stirn mbänderverschluss 100 Anm. 2.
Strabo 49 u. Anm. 8.
SU.KI Land 107 A. und Nachträge dazu S. 110.
sukkallu Bote 101.
Sulmanasarid I K. v. Ass. 72.
Sulmanasarid II K. v. Ass. 94. 95. 97. 98.
Sulmanasarid IV K. v. Ass. 45 f. Anm. 5.
Titel lugal kingi ki
= sar mJlt Sumeri u
§u-maä Cbar-)tu V. 73.
§umer(i) = Kingi(n). Ursprüngliche Bedeutung und
Gebiet von Kingi-Sumer 86 f. Sumer etymo-
logisch mit KingiCn)-§umeri verwandt (^Vj 86 f.
Phonetische Schreibung des Namens 86 f. Das?
Vorkommen von Kingi-Sumeri fa.st ganz auf den
BÜR
BUK
Akkadi beskhrilnkt 68. 71. 90 Anm. 2. Aus-
nahmen: mät EME.KU = mät Sumeri KX) sub b.
102 M. Der Titel von Asarhaddon geführt S^ 10.
L5 19. S2 16. S» 23. LI 6. L'-* 5. P^ 5. P2 5; von
Samassumukin geführt Bil. 5. S* 3. L^ IJ. Bst. 5.
Die Namen Sumeri und Akkadi in dem Titel geo-
graphisch und gentilicisch aufzufassen 88. Poli-
tische Bedeutung und Geltungsbereich des Titels
vor Hammurabi 90 f. Bedeutung der Namen Sumeri
und Akkadi bei Hammui-abi 89. Von Hammu-
rabi an bis in die späteste Zeit bedeutet der
Titel die Herrschaft über Gesammtbabylonien
nicht über Südbabylonien 76 ff. Desgleichen
im Wesentlichen vor Hammurabi 90 f. Von
Hammurabi an kommt der Titel nur dem recht-
mässigen König von Akkad-Babylonien zn 81 ff.
Sumerische Sprache: Existenz 56 ff. Lebensdauer
100 M. 103 Anm. 1. Lautbestand 133 ff. 154 ff.
156 ff. Lautwandlungen 144 ff. 154 ff. Wort-
schatz 113. Bau des Sum. 12. 105 ff. 168 E.
Frage nach der Zutheilung zu einem grösseren
Sprachstamm noch nicht spruchreif 170 ff. Er-
wähnung der sum. Sprache in der keilschrift-
lichen Literatur 100 ff'.
Suzub s. Musezib-Marduk.
Sylbenwerth: Verhältnisa zum ursprünglichen Wort-
und Bildwerth 58 E. 143. 148 sub c 6.
T; Spiration(?) des t im Akk.-Ass. 15 f. Anm. 5. 156
Anm. 157 Anm. 7.
Tafeln: Tafeln aus kostbarem Mateiüal in babyloni-
schen Tempeln II 52 f.
Tarbis St. L^ 9. — 38 E.
Tasmit Gn. Bf. 5. K 501, 5. 15. [20.] 31.
Tasritu Monat K 1118, 8.
Teimä arab. St. 10 u. Anm. 3.
Telloh 59. 108.
Thontafeln: Unterschriften der T. 104.
Thutmosis III K. v. Aeg. 86. 90.
Tiglatpileser s. Tuklatabilesarra.
TIN.DIR s. Babilu.'
Tonlose Laterale 158, tonlose Nasale 151 Anm. s'.-b I.
Tuklatabilesarra I K. v. Ass. 97 M. 88 A. 158 E.
Tuklatabilesarra III K. v. As^. u. B. 6 M. 45 E. 46 E.
50 M. 78 M. 80 M. 81 A. 97 M.
Tuklat-NIN.IB K. v. Ass. 78. 79. 81.
Turko-tatarische Sprachen 170. 111 Anm. 1.
U: u geht im Sum. in e (y) über 154 f. Zeichen
für u als Ausdrucksmittel für v und w 135 f.
104
Namen- und Sachregister.
ü: Existenz von ü im bab. Dialect der seni. Sprache (?)
156 Anm. 1.
Ubsugina Versammlungsort der Götter in Esaggil
und im Welteni-aum II 49 f.
Unebenbürtigkeit 31. II 63 zu 11 — 13. Vgl. Glossar I
unter kuddinnu m. Nachträge II S. 107 f.
Unug s. Uruk.
Ukinzer s. Nabükinzer.
Ululaia 6. M. s. Sulmanasarid IV.
Ur St. 69. Der Besitz von Ur ist nicht staats-
« rechtliche Vorbedingung für die Führung des
Titels §ar mät Sunieri u Akkadi 76 tf. 82 E.
89 M. 99 E. 91 Anm. 3. 93. 89. Zweite Dynastie
von Ur 93. 96.
Ural-altaüsche Sprachen 172.
ürartu Armenien 91.
Ür-Bau patesi von Sir-pur-la 67. 108.
Urdu 85. 86.
Ur-Gur K. v. Ur 76 E. 92 M.
RTTR
Urra Bil. A. 5. Aussprache des Id. Kl. ™r- (?) 85. 86.
Urtu 85. 91 E.
Uruk St. 48 M. 71. 75. 76. 84 Anm. 1. 85. Könige v.
Uruk 98. 151. II 70 zu 11. II 109.
Uru-ka-gina K. v. Sir-pur-la 108 A.
Usuramatsa Gn. L* III 12. — II 70 A.
Utu (vergl. Glossar II 96) sum. Name des Sonnen-
gottes (?) Bil. A. 4. 30. — II 29 zu 4.
V im Akk.-Ass. aus b und m entstanden 15 f. Anm. 5
135 M. 157 A. u. Anm. 1.
Van, Inschriften von Van 63.
Verbum, das sumerische Verbum 167.
Verstärkung des dritten Radicais als Merkmal der
Entlehnungsverdächtigkeit 106 Anm. 8.
Vocabulai-e: dreispaltige Vocabulare 162 sub 1; fünf-
spaltige Vocabulare 162 ff.
Vocale: Begriff der Vocale 133 f. Anm. 3.
Vocalharmonie 154 sub B Abs. 1. 169.
Vocalsystem: Verschiedenheit des sum. u. des akk.-
ass. 154 f. 156.
W: radicales w im Akk.-Ass. 136 ff. 143 E. Laut-
liches Wesen des semitischen w 131. 135 ff.
Webkunst in B. 120.
Xerxes führt das Belsbild aus Babylon fort und
macht Babylon zur persischen Provinz 49 f.
Y Vocal des Sum. , gewöhnlich durch e (i) be-
zeichnet 154 f.
Z im Sum. oft als z zu fassen 147 E. 148. 149 sub f).
153 sub b) und c).
Zab Fl. 88.
Zagmuku Jahranfang(sfest) 51 M. 53 A. 125 (vergl.
Glossar II) II 49. 50. 111 M.
Zahlwörter: sumerische Z. 127 ff. 131; akk.-ass. Z.
ebenda.
Zeichenformen. Fisch: Zeichen ga 115 E. — Sitz:
Zeichen bara-parakku II 49 Anm. 1. — Blitz (??):
Zeichen sir 7 f. Anm. 5.
Zeichennamen 12. 145 ff. 124 E. 125 A.
Zersetzung: lautliche Zersetzung des Akk.-Ass. 134 u.
Anm. 1.
Zischlaute im Sum. 152. 153.
Zitterlaute im Sum. 151 ff.
Zustandspartikeln im Sum. I 146. II 34 zu 7 u. 8.
44 E. 45.
Zweistromland : die Staatswesen des Z. 98.
lo:
Nachträge und Berichtigungen.
Zu Theil I.
Zu S. 2 Anm. Abs. 3 a. A. — Die Selbstverbrennung angesichts der Gefahr, in
Feindeshand zu fallen , scheint ein im ganzen Orient verbreiteter Brauch gewesen zu sein.
Ausser der keilinschriftlich bezeugten Selbstverbrennung des SamassumiiJcin und dem durch AßY-
DENUS überlieferten selbstgewählten Feuertode des letzten Assyrerkönigs , sei hier nur hin-
gewiesen auf die Bewohner von Isaura in Pisidien, die von Ferdikkas (322) bedrängt, ihre
Stadt in Brand steckten und nach heldenmüthiger Vertheidigung alle den Tod in den Flammen
suchten (Diod. XVIII 22. Droysen, Geschichte des Hellenismus II, S. 96f.).
Zu S. 2 Anm. 5 Abs. 3 g. E. — Winckler, Untersuchungen S. 63 (vgl. S. 121 Anm. 8)
ist der Ansicht, dass — entgegen dem Zeiigniss des Abtdenus — „Ninive nicht von Nabo-
polassar, sondern von den Medern allein" werde niedergeworfen sein, ein Sachverhalt, der auch
bei Herodot I, 107 noch zu erkennen sein soll: /.ai xovg ^Aoovqiovg vnoyeiQiovg inotr^oavTO
TTXrjv Baßclwviag noiQrjg. „Eine Zerstörung einer solchen Stadt", meint Winckler, ,wäre
schon aus religiösen Rücksichten für einen Babylonier eine Unthat gewesen, wie die Zerstörung
Babylons durch Sanherib eine war".
Diese Ansicht ist irrig. Zunächst konnte nur ein recht starkes Missverständniss aus der
angeführten Herodotstelle [I, 106 i. f.] herauslesen, dass die Babylonier nicht an der Eroberung
Ninive's Theil genommen hätten. Es steht etwas ganz Anderes da: nämlich „ . . . und
sie (die Meder) nahmen Ninive ein . . . und unterwarfen Assyrien (wörtlich : die Assyrier) mit
Ausnahme des Gebiets von Babylonien". D. h. Herodot, der hier, wie regelmässig, das ganze
Zweistrom land unter dem Gesammtnamen Assyrien begreift, schränkt für den vorliegenden Fall
den Begriff dadurch ein, dass Babylonien nicht mitunterworfen worden sei. Winckler hat erstens
fälschlich die durch ttAtJj' eingeleitete Ausnahme auf das Subject des Satzes, die Meder, be-
zogen und scheint dann fiolga statt als , Landestheil, Gebiet", als „Heeresabtheilung, Con-
tingent" gedeutet zu haben.
Im Uebrigen darf man 1) Ninive in religiöser Beziehung gewiss nicht mit Babylon
in eine Linie stellen. Babylon w^ar auch für die Assyrer die Stadt uralter heiliger Tradition:
nicht so Ninive für die Babylonier. Dann kommt 2) in Betracht, dass, wie oben bemerkt,
der Kriegszug der Babylonier vielleicht zum Theil als ein Rachezug für die Babylon durch
Sanherib angethane Schmach betrachtet werden kann. Hinzu tritt , dass bekanntlich
Abtdenus' Nachrichten mehrfach auf Ktesias zurückgehen; vermuthlich stammt auch die
vorliegende Nachricht aus dieser Quelle. Nun lässt es sich, wie ich an anderer Stelle aus-
L eh mann, äamassumukin, II. ^"*
106 Nachträge und Berichtigungen zu Theil I.
führlicher zu zeigen hoffe , walirscheinlich machen , dass Ktesias vielfach aus medischer
Ueberlieferung geschöpft hat. Ich treffe in dieser Auffassung mit Nöldeke zusammen (siehe dessen
Untersuchungen zur persischen Geschichte S. 3 g. E. u. S. 14. Vergl. auch IvKUMBnoLZ, Rhein.
Mus. N. F. Bd. 41 S. 332 ff. und Pracek, Medien und das Haus des Kyaxares S. 19). Wenn
die Meder selbst die Babylonier als ihre Bundesgenossen nennen, so ist gewiss kein Grund
daran zu zweifeln. Es bleibt also dabei, dass AbydenüS „an diesem Punkte genauer" ist ,als
Herüdot". Siehe auch Ed. Meyer. Geschichte des Älterthums § 481 vgl. § 123.
S. 3 Z. 10 V. u. und S. 4 Z. 22 v. o. statt allog lies : ÖEVT^qa (seil. IV/;). Vgl. a.
S. 109 zu 46.
S. 5 Z. 12 ff. V. u. lies: „Wie wir aber im dritten Capitel ausführlich darthun werden,
hat eine besondere Einsetzung Samassumukin''s und zwar — mit Umgehung des für den
feierlichen Regierungsantritt wahrscheinlich allgemeinen Termins im Nisan — im lyyär 668
stattgetunden". — (S. Cap. III S, 52 f.) Für die Zeit des Hegierungsantritts vgl. a. Mahler,
ZA V S. 52.
Zu S. 6 Z. 7 ff. Inzwischen sind noch weitere Contracttafeln mit Datirungen nach
Regierungsjahren SamassumuMn''s zu meiner Kenntniss gelangt. Im Ganzen würde sich die
Liste jetzt folgenderniassen ausnehmen:
Aus dem Antrittsjahr. Document im British Museum (Mittlieilung Pater SträSSMAIER's).
„ »2. Jahre. Document im Besitze des Herrn Professors D. H. Müller in Wien.
„ „ 9. „ , im Berliner Museum (V. A. Th. 81) Peiser, Verträge I.
, „ 10. „ „ im British Museum (Strassmaier).
„ 14. „ , im British Museum (Budge, ZA III 221 f.
, 15. , , im Berl. Mus. (V. A. Th. 82) Peiser, Verträge II.
„ „ 16. „ , im Metropolitan Museum zu New York; ein anderes (Strass-
maier) im British Museum.
„ „17. „ , desgleichen.
„ „ 17. „ „ Mittheilung von Oppert.
„ „ 20. „ „im Handel.
Zu S. 6 Z. 3f. des Textes v. u. Die Schreibung J ^*^ t] ^ >^ "^ITA *-^J
auch auf K 637 (s. Theil II S. 58)
Zu S. 6 Anm. 6 vgl. S. 31 Abs. 2.
Zu S. 7 hinter Z. 15 füge ein:
6) Die Schreibung: *^>^ ^J *^^ *^ *"TT^ o^^e *""^l ^^^ Schlüsse kommt vor
in unserer Inschrift L* Col. Col. IV Z. 14 (s. Tafel XXXIX). Herr Dr. Bezold erinnert sich,
diese Schreibung auch anderswo gesehen zu haben. Es läge demnach eine Abkürzung,
nicht etwa eine Verstümmelung des Textes oder ein Schreiberversehen vor.
Zu S. 7 Abs. 3 V. u. Ein anderen mit *^*Y' ^I *^^ zusammengesetzten Eigen-
namen bietet K. 475; s. Bezold, Cat. I 113.
Zu S. 7 Anm. 4. Der Nindar-Hymnus (V. A. Th. 251) ist veröffentlicht von Abel-
Winckler, Keilschrifttexte S. 60-61. — Vergl. Bezold, PSBA XI p. 45 ff., ZA IV S. 437
Anm. 1, Trübner's Record 3<^ Series Vol. II part 2 p. 51.
Zu S. 10 Anm. 3 sub c vergleiche den Namen |Y *-]^\ *^ ^^^ ^om König Biirra-
burias an Amenophis IV gesandten Boten. Fund von el Amarna V. A. Th. 150 Z. 74
und 34. Lehmann, ZA III S. 402, 397. V/inckler Sitzungsher. Berl. Ah. 1889 „Mit-
theilungen aus den oriental. Sammlungen des Berliner Museums" S. 6'*; Zimmern, ZA V 144 f.
Nachträge und Berichtigungen zu Theil I. ^'''
Zu S. 14 Abs. 1 vgl. 124 E. f. — Zu Abs. 3: Zu der Ansicht, dass das d in laoo-
dot'/ivog euphonischen Ursprungs sei, bekennt sich jetzt auch Oppert, ZA VI 329.
Zu S. 15/16 Anm. 5 sub a wäre vielleicht noch nachzutragen II R .57, 28/29 cd
a-ni-kiia-ni-Jm. — Das Beis\ne\ uptallihti ist zu streichen, wenn anders Delitzsch, Beitr. I 196
mit seiner Lesung uh-tal-li-tu^-su „sie haben ihn am Leben erhalten" Recht hat. Statt utta-
kilkani hest Delitzsch ufaJcJcukani „die dich aufrecht gehalten".
S. 16 sub b Z. 7 der Anm. v. u. statt sunu{t)i, ka{t)i, ia(t)i lies: sunittl, Jcafi, iati.
Zur Frage der Raphirung der n2r~I33 überhaupt sind zu verzeichnen die inzwischen er-
schienenen Aeusserungen von Haupt, The Ässyrian E-Voivel p. 8; Delitzsch, Assyrische Gram-
matih § 43 S. 102 f.; Jensen, ZA V S. 101 if.; Tallqvist, Die Sprache der Contracte Nahü-
naids 2 f.
S. 17 Z. 8 V. 0. statt „akkadistischen" lies „sumeristischen". — Vgl. Cap. IV S. 61 u.
S. 19 Z. 1. Zu ":£:dn* = Osenappar wäre erwägenswerth, ob nicht eine verkürzte
Form des assyrischen Namens, etwa Asur-ahal zu Grunde liegt; r für l am Ende wäre, da
das Wort durch den Mund der Perser gegangen, leicht erklärlich. Für: statt "1 in "IDN*
wären ausser Schreiberversehen und Dissimilation als dritte Möglichkeit noch absichtliche A"er-
stümmelung des assyrischen Gottesuamens durch die nachexilischen jüdischen Schriftsteller in
Betracht zu ziehen. Vgl. dazu die von Köhler, ZA IV 46 ff. an den Namen der Freunde
des Hiob gelieferten Belege.
S. 20 Anm. 3 Z. 2 statt: „im stc." lies: „Segolatform".
Hommel, Geschichte S. 451 Anm. 1 erklärt ahlit für poetisch und will es auch hier
noch von dem neusumerischen ihilla ableiten. Mit unrecht. Zum assyrisch-semitischen ibilu
„Junges" vgl. Zimmern, ZA V 387.
Zu S. 22 Abs. 2. Die Bilinguis trägt jetzt in der Sammlung A. H. 82. 7 — 14 die
Nummer 1038.
Kurz vor Abschluss dieses Buches sind im Journal of the Boyal Asiatic Society 1891
(XXIII) p. 457 ff. die Inschriften S*, S^ (auszugsweise) und L^ in Keilschrifttypen edirt, um-
schrieben, übersetzt und kurz erläutert erschienen von S, A. Strong. Herr Strong kennt und
citirt meine Dissertation, in welcher ich die erste, ausführlichere Nachricht von dem Vorhanden-
sein dieser Inschriften gegeben und S^ in Transscription und Uebersetzung veröffentlicht habe.
Dagegen scheint er übersehen zu haben, dass ich gleichzeitig die Absicht, die sämmtlichen
genannten Inschriften im Originaltext zu publiciren, deutlich ausgesprochen habe. Herr Th. G.
PiNCHES aber, dem Herr Strong für seine Unterstützung bei der Edition dankt, hat aus meinem
eigenen Munde Ende 1890 erfahren, dass die Autographieen der Originaltexte zum Samas-
sumuMn, unter denen sich, wie ihm bekannt war, die Inschriften S*, S^ und L^ befanden,
bis auf die Nachträge fertiggestellt waren und dass die Veröffentlichung des Buches nahe
bevorstand. Dass in einem Gebiete, in welchem das unveröffentlichte Material mehr als die
zehnfache Zahl der gegenwärtigen Arbeiter auf Jahre hinaus beschäftigen könnte, noch fort-
während derartige, bei einigem guten Willen leicht vermeidliche Collisionen vorkommen, ist
im höchsten Grade bedauerlich.
Zu S. 28 Z. 3 V. o. füge hinzu: „Wird bezeichnet als L*". — Zu S. 28 sub III siehe
die Nachträge Tafel XLII— XLVII und Theil II S. 72 ff.
Zu S. 30 Abs. 3 u. Anm. 1 : Jeksen's KB 2 S. 262 f. Anm. f und ff geäusserte irrige
Ansicht betreffs des Verwandtschaftsverhältnisses der beiden Brüder habe ich Berl. Phil. Wochen-
schrift 1891 Nr. 25 bekämpft. — Zur Erläuterung von talimu und von Äsarhaddon's Verhalten
14*
108 Nachträge und Berichtigungen zu Theil I.
SamassumuMii gegenüber verdient es Beachtung, dass Asarhaddon selbst nach Abydenus (bei
EuSEBiUS 35) nicht von derselben Mutter abstammte wie sein Bruder, der Mörder Sanherib^s
(ex eodem patre non autem ex eadem matre), s. Winckler, UAG S. 11 Anm. 1.
Abs. 4. Was ich über huddinnu als „unebenbürtig" geäussert habe, l)edarf jeden-
falls zum Mindesten erheblicher Einschränkung. Peiser, Verträge 245 weist in Erwiderung
meiner Ausführungen ZA IV 292, die dem Theil I S. 30 Dai'gelegten entsprechen, nach, dass
die Atnat- Bellt, die in dem Vertrage XXVI Z. 11 als martu kuddinitum der Kassa bezeichnet
ist, auch Tochter des Balidu (XXIV Z. 6) ist, also dieselben beiden Eltern hat, wie ihre
ältere Schwester Ina-Esoggil-ramat. Damit erscheint allerdings bewiesen , dass kiiddinmt,
kuddwnitu von dem jüngeren Kinde gebraucht wird. Ob es aber ursprünglich und ausschliess-
lich die technische Bezeichnung für das jüngere Kind ist, möchte noch weiterer Untersuchung
werth sein. Die Sache darf nicht über's Knie gebrochen werden ; ich möchte hier nur an-
deutungsweise einige Punkte berühren, die als Material bei einer späteren Untersuchung in
Betracht gezogen werden können:
1) Die Vertheilung des Bodens zwischen den beiden Töchtern des Bälg^tu und der
Kassa geschieht nach dem Verhältniss 2:1, ein Verhältniss, das sich auch an anderer Stelle
findet und das, wie Peiser hervorhebt, für die Vertheilung des väterlichen Vermögens unter
die Kinder aus erster und zweiter Ehe geradezu gesetzlich vorgeschrieben ist (Br. Mus. 82.
7—14. 988 Col. V; Peiser, Sitzimgsher. der Berl Ale. d. W. 1889 25/VII Nr. XXXVIII
S. 16 [828]). Bei nicht vollbürtigen Kindern wird die Sache naturgemäss ebenso, wenn nicht
noch ungünstiger liegen. Ist nun dies das regelmässige Verhältniss bei der Erbtheilung
zwischen dem älteren und jüngeren Kinde aus derselben Ehe oder geschieht dieselbe auch im
Allgemeinen nur nach ähnlichen Grundsätzen, so ist darin eine Benachtheiligung des jüngeren
Kindes (der jüngeren Kinder?) zu erblicken, die einen Uebergang zwischen den Begriffen der
„jüngeren" und des „nicht vollbürtigen" denkbar erscheinen Hessen.
2) Es erscheint mir aber im Zusammenhang damit weiter erwägenswerth und fraglich,
ob der Ausdruck kuddinnu überhaupt auf den statiis, auf die Stellung der Familie der Geburt
und dem Alter nach zu beziehen ist und nicht vielmehr blos auf die Berechtigung dem väter-
lichen Vermögen gegenüber: kuddinnu, kuddinnitu bedeutete dann: „nicht vollberechtigt". Die
Gründe dieser minderen Berechtigung, die verschiedener Art sein könnten (jüngere Geburt,
Herkunft aus einer zweiten oder aus einer nicht vollbürtigen Ehe) wären in dem Worte kud-
dinnu selbst nicht inbegriffen. Rabil , rahitu bezeichnete dann entsprechend zunächst nicht
den „älteren", sondern den „vollberechtigten" Sohn oder Bruder, die „vollberechtigte" Tochter
oder Schwester. Und dafür scheinen auch Anhaltspunkte in den Inschriften vorzuliegen.
Dass z. B. in marsarru rabü als Bezeichnung des Asurbanabal K°^ I Col. I 2 das
rabü nicht als „ältester" zu deuten ist, habe ich unter Hinweis auf L* 29 II 6 (s. Theil H
S. 35 und Theil II S. G8) bereits Jensen (KB 11 262 f.) gegenüber geltend gemacht (Berl.
Philol. Wochenschrift a. a. 0.). — Und wenn Asarhaddon in der von Peiser [Verträge 245
Anm. 1) angeführten Stelle I R 49 Col. II 22 von seinen ahe rabüti spricht, so wird das
namentlich, Avenn man Asarhaddon's Herkunft berücksichtigt (s. soeben), schwerlich ein Be-
weis für rabtl als „der ältere" sein: es sind die Brüder, die ihm gleichberechtigt sind. Die
Grossbruderschaft (die AR\J.RAB\j-utu ist ja gerade eine Würde, die nach L' (s. o. Theil I
S. 30) selbst dem ahu kuddinnu und dem ahu siliru beigelegt werden kann.
Wenn (Strassmaier, hischriften von Nabonidus Nr. 357 u. 546) Rinder und (Nr. 915)
Schafe als rabüti und kuddinnüti unterschieden werden, so liegt allerdings die Deutung „ältere"
und „jüngere" am Nächsten. Aber es wäre doch nicht ganz ausgeschlossen, dass zunächst
ein Unterschied in der Qualität angedeutet w^erden sollte. Da übrigens Alter und Berechtigung
Nachträge und Berichtigungen zu Theil I. 109
beim Menschen , Alter und Qu3.1ität bei Thieren in ursächlichen Beziehungen zu einander
stehen, so wäre es nicht undenkbar, dass die Grenzen zwischen den betreffenden Begriffen ver-
wischt wären und Bedeutiingsübergänge stHttgefunden hätten.
Zu Anm. 5. Zu hudin{vv) ^Maulthier" und „Bastard" (vgl. soeben) hätte ich auf
das bekannte Orakel (Herodot I 55): c?/Z' otav r^iuiovog ßaoilevg Mr^doioi ytvT]Tai etc. ver-
weisen sollen.
Zu S. 33 ff. sub II vgl. jetzt auch Winckler, ÜAG 133 f.
Zu S. 34 Abs. 3. Ich bedauere sehr, übersehen zu haben, dass S. A. Smith in den
Verbesserungen {Asurhampal S. 133) die richtige Lesung mcirsarrüti-ia und die üebersetznng
„Prinzenherrschaft" bereits gebracht hat.
Zu S. 34 Anm. 4. Gegen die Existenz eines Infinitivs der Form fail spricht sich
Zimmern, ZA V 9 Anm. 1 unter Verweis auf Delitzsch, Gram. § 32 E., § 65 sub 11 aus.
Zu S. 35 Anm. 2 Abs. 2. Subjectswechsel in der von mir hier in Betracht gezogenen
Weise nimmt auch Jensen an, wie KB II 155 zeigt. — Z. 4 v. u. des Textes streiche die
Worte: „ — auch hier wird von ausdrücklicher Verpflichtung der Beamten gesprochen".
Z. 36 Abs. 3 u. Anm. 5. Winckler, UAG 133 führt gewichtige Gründe an, die für
eine weit ältere Entstehungszeit des besprochenen Briefes sprechen.
S. 38 Abs. 2 u. Anm. 4. Vgl. mit meiner Auffassung der Periode R™ I Col. X 7 51 ff.
Jensen's Uebersetzung KB II Seite 231 f. in Absatz 3 ist als Berichtigung zu betrachten:
Theil II 69 zu 9.
S. 39 o. Zu den Ansführnngen über die niär(?)sarriit des Asiirbanabdl und des
SamassunmJdn vergl. als Ergänzung: Theil II S. 73 E. 74 E. 75 M. Ein mnelu rabü Jcisir
mdr{'^)sarri wird in der von Bezold (PSBA vol. XI, part 7, plates IV and V) veröffentlichten
list of officials K. 1359 Col. III, 38, Col. IV, 7—9 erwähnt.
Zu S. 45 Anm. 2. Auch in der erneuten Erwähnung dieses wichtigen Punktes UAG
S. 10 verfährt Winckler wie in ZA II, 303.
S. 46 Abs. 3 nicht (vgl. zu S. 3 u. 4): dßaoiXsvTog (seil.: yoövog) ngiorog, sondern:
dßaollevTa (seil.: tTrj) Ttgiöra gemäss dem Codex Laurentianus; s. SchRäder, Sitzungsber. der
Berl. Ah. d. W. 1887 p. 948 ff.
Zu S. 47 Anm. 5. Ich bedaure, übersehen zu haben, dass Tiele S. 322 das S. 306 u.
Anm. 2 Gesagte berichtigt. Er findet in der betreffenden Chronikstelle jetzt ebenfalls keine
Hindeutung auf eine Gefangennahme und Auslieferung des Mtisezib-3IardnJi.
Zu S. 48 Abs. 2. Auch Tiele Geschichte II S. 301 fasst etelmu in der Chronikstelle
passivisch und nimmt daraufhin an, dass die Götter und Einwohner Uriik's von den Assyrern
weggeführt seien. Von den übrigen, oben bereits dagegen geltend gemachten Gründen ab-
gesehen, scheint mir das auch deshalb äusserst unwahrscheinlich, weil die Rückgabe der Götter-
bilder von Uruk, einer babylonischen Stadt, wie sie die Chronik (III 29) vor der Ermordung
Sanherib's berichtet, vom Standpunkt der Politik dieses Königs aus ebenso unverständlich wäre,
wie es andererseits begreiflich erscheinen würde, dass der Elamit, sobald er sich aus irgend
welchen Gründen (s. Th. I S. 40 Abs. 3) vor den Assyrern sicher fühlte, sich den Babyloniern
in dieser Weise gefällig erwies.
S. 98 Abs. 3 lies: die Könige und patesi's von *^^ ^ y *"^I-
110 NachtriWe und Berichtiofuncren zw Theil I
o'
Zu S. 49 o. vergl. jetzt auch Tiele, ZÄ V S. 300 g. E. — S. 49 Anm. 6 füge zu:
,TlELE, 556 f." hinzu: „vgl. ebenda S. Sf."
Zu S. 50 g. E. im Vergleich mit 39 sub IV B Abs. 2. Der Tod des Äsarhaddon,
so nah vor der Vollendung der Herstellung von Esaggil und der damit gleichzeitig in Aus-
sicht genommenen Verlegung der Centralregierung des Gesammtreiches nach Babylon muss
dem Asiirhanahal für seine speciell assyrischen Pläne sehr gelegen gekommen sein. Ob die
Krankheit, an der Asarhaddon nach der Chronik (IV 30/31) starb, völlig natürliche Ursachen
gehabt hat? (?).
Zu S. 50 u. und Anm. 2 und S. 51 o.: L* Col. II 26 fr. ist in Theil II S. 27 besser
übersetzt. Vgl. auch die Erläuterungen ebenda S. 69 E.
Zu S. 51 Abs. 2. Zur ursprünglichen Bedeutung der Ceremonie des Handerfassens
(als Sj^mbol der Adoption?) vgl. Peiser , ZA III 369. Die Ueberführung des Mardukbildes
wird (grösserentheils) (s. u. Ber. zu L* Col. III 7) zu Wasser erfolgt sein. Man hat sich also
eine Procession zu Schiff (vgl. Th. II S. 71) vorzustellen.
Zu S. 54 letzter Absatz: L* dagegen bezieht sich auf den JVeZ^o-Tempel in Borsippa.
Deshalb sind S. 55 Abs. 3 die Worte: „ein Heiligthum des Ncbo erneuert und" sowie die
Anm. 1 zu streichen.
Zu S. 55 Abs. 3 vgl. auch S. 83.
S. 56 Abs. 2. Hammurahi ist nicht der erste Begründer eines gesammtbabylonischen
Reiches; vgl. S. 77. — Zu Anm. 7 vgl. die Originaltexte in den Nachträgen und Th. II S. 72 ff.
Zu S. 63 Anm. 2 vgl. S. 100 Anm. 2.
Zu S. 66 Anm. 4 vgl. bereits Haupt, ASKT 665 § 8 i. f. — Anm. 4 statt sim, sib,
sib(b)a lies: lim, lii\ liv{v)a; vgl. S. 129 Anm. 1.
Zu S. 67 Abs. 2 vgl. S. 107 Abs. 5 und Anm. 3.
S. 68 Anm. 1 Z. 5 v. o. hinter „Manuscript" füge ein: „nahezu".
Zu S. 71 Anm. 1 siehe vorher bereits Tiele, Geschichte S. 75 Anm. 2.
Zu S. 82 Abs. 2 vgl. jedoch L^ 9, wo u steht.
Zu 83 Z. 1 u. 2. Da in den späteren Theilen des alten Testaments „Chaldäer" mehr-
fach offenbar für „Babylonier" steht, so könnte man auch der Bezeichnung onU'r TIN der
Genesis die Beweiskraft absprechen. WiNCKLER hat daher vielleicht recht gethan , wenn er
vorsichtiger Weise diese Bezeichnung vorderhand nicht in Betracht zog.
V
Zu S. 84 u. Vgl. jedoch die Schreibung mada Su-me-ra-am bei Nabuhalusur ZA IV
107 (Col. I, 11).
Zu S. 87 Anm. 2 vgl. 120 Anm. 3.
S. 90 sub 3 (Abs. 2) ist zu streichen. Statt dessen gilt das Theil II S. 65 f. (zu
L* I 17) Ausgeführte.
Zu S. 96 Abs. 1 vgl. auch Tiele, Geschichte 546 Abs. 2.
Zu S. 104 Abs. 2 und Anm. 5 vgl. noch Säyce, ZK I 258. Auch Winckler, Sar-
gon 207 sieht GAB.RI für ein Lehnwort an. Dagegen hält Delitzsch, Beiträge I S. 223 f.
GAB.RI „Abschrift" und „ebenbürtig", das gewiss auch gabrü oder gabarü gesprochen sei.
für engzusammengehörig mit gabrü oder gabarü (ga-ba-ru-u) „Antwortschreiben", was jeden-
falls sehr erwägenswerth.
Nachträge und Berichtigungen zu Theil I. Hl
Zu S. 107 Abs. 1 und Anm. 2. Die aus der Sprache von SU. KI auf der Götterliste
K 2100 angeführten Wörter finden sich nach Sayce, Acaderntj 1890 a, a. 0. und Jensen,
ZA VI 58 f. in der Sprache von Mitanni. Und es folgt daraus, ,dass Mitamii entweder mit
SU identisch oder ein Teil davon ist oder dasselbe einschliesst, jedenfalls aber sich teilweise mit
ihm deckt". — Was oben über dif/irü ausgeführt ist, wird jedoch dadurch nicht berührt.
Denn digirü (und hilihü) sollen in der Liste schwerlich, wie Opfert, ZA IV 172, und ihm
folgend, ich oben angegeben hatten, als der Sprache von SU.KI angehörig bezeichnet sein;
sondern aus den Zeilen 9 — 12 der Col. IV
ka-ad-mii
di-yi-ru-u
e-m i: II SU.KI
^■-[^^0
II ^ hi-li-bu-ti
mp ^ ]] NUM.KI
dürfte vielmehr nur folgen, dass cne (mitannisch = Gott) der Sprache von SU.KI, naj) der
von NUM.KI angehört. Kadmu, üu, digirü, hilibü tiagen keine besondere Heimathsbezeich-
nung (wenn nicht in Z. 10 b eine solche weggebrochen), sind also wohl zunächst als im Baby-
lonisch-Assyrischen gebräuchliche Wörter anzusprechen, seien sie nun in der Sprache heimisch
oder als Lehnwörter eingebürgert. Auch Jensen, ZA VI 60 führt digirü und hüihii nicht
unter den der Sprache von SU.KI zugeschriebenen Wörtern auf. — Im Uebrigen sind uns
ja weder die Verwandtschaftsverhältnisse des Mitamii bekannt, noch wäre es bei der am mitt-
leren Euphrat herrschenden Sprachmischung ausgeschlossen, dass ein ursprünglich sumerisches
Wort auf dem Umweg über Assyrien seinen Weg nach Mitanni gefunden hätte.
S. 112 Abs. 2 a. A. statt: „so gut wie ausschliesslich" lies: „überwiegend". Vergl.
Th. I S. 165 Anm. 3.
Anm. 3. Arabisch "v.^ und assvrisch ina dürften doch schwerlich etwas miteinander
zu thun haben. — Was ana anlangt, so werden eine Anzahl bisherigerVersuche, dasselbe etymo-
logisch zu bestimmen, von Kkaetzschmär , Beitr. I, 2 S. 397 f. aufgezählt. Kräetzscumar
selbst erklärt ina und ana als beide entstanden aus „Deutewurzel '" -f- Deutewurzel na, die später
differenzirt seien, so dass ana den terminus ad quem, ina den in quo bezeichnete.
An Stelle von S. 121 f. Anm. 2 bitte ich Vorrede S. VII Abs. 4 zu lesen.
S. 123 letzter Abs. u. Anm. 5 statt: „isinmi" lies: „is(.5)j«»«" ; vgl. L^ Hs. 8. Siehe
Theil II S. 62 zu L^ 1.
S. 125 Abs. a. E. Auf Zag-mu-hu = res satti weist — worauf ich durch Jensen,
Kosmologie 87 Anm. 2 aufmerksam werde — in dem hier angedeuteten Sinne bereits Amiaud,
ZA III, 41 hin.
S. 126 Abs. 2 a. E. Jensen's Erklärung von 'OuoQto/.a aus 3Iuru(J))ku = Kirhis-Tiamaf
wird, wie überhaupt die Auffassung des Wortes Kirhis als ersten Bestandtheiles eines Doppel-
namens, scharf verurtheilt von Hommel {Neue kirchl. Zeitschrift 1890 Heft 6 S. 405 Anm. 1).
Hommel bevorzugt Delitzsch's „Herbei/.iehung der ummu-chubur (oder vielleicht bes.ser uwmu-
Chuburra-M „Mutter des Tieflands, der Unterwelt, des Orkus")". — Erneute Untersuchung
empfiehlt sich.
S. 128 zu Anm. 4 und 5 s. noch Haupt, CV S. XXXIII zu S. 18. Ferner theilt mir Herr
Dr. Bezold dazu mit: „Für [ = das mag die Stelle des assyrischen Hymnus K. 3477 {Cat.
p. 537) obv., Z. 28 f. in Betracht kommen: la iit-tak-Jca-rum si-it pi-i-sa hi i(n-\-sa-lu dan-
nu-u-sa „ihr (Istar's) Wort ist unabänderlich ihre Macht unteilbar" {masdlu „hälften",
112 Nachträge und Berichtigungen zu Theil I
o^
Jensen, ZA II S. 81". Danach wäre neben dis „eins" ein das in Betracht 7ai ziehen; vgl.
min und wm» „zwei", Um und hm ^vier". - Zu Anni. 8 s. als Ergänzung S. 144 Anm. 2.
Zu S. 133 letzter Abs. ist S. 160 Anm. 2 als Berichtigung zu betrachten.
S. 135 Abs. 2. Zu meinen Bemerkungen über den Werth der Lautgesetze vgl. jetzt
auch Jäger: Beitr. z. Ass. I S. 444. — Abs. 4 Z. 3 statt: „so gut wie ausschliesshch" lies:
„überwiegend"; vgl. S. 165 Anm. 3.
S. 136 Abs. 2. Statt laldu etc. schlägt Jäger, Beitr. z. Ass. I S. 482* vor, 'aldii etc.
zu lesen; es seien Permansi vformen 1, 1. Ich möchte dem beipflichten.
S. 139 Z. Iff sind die Worte: Aber „bei dem Aufenthalt..." bis (Z. 6) eine „Hürde
finden", zu streichen. JRu'tu hat mit reu, rua „Hirte", „Genosse" nichts zu thun; ferner
ist nicht nit, sondern nid ruti zu lesen und also nicht von einer „Hürde", freilich auch nicht,
wie Zimmern, BB meint, vom „Aufgeben des Geistes" die Rede, sondern Jensen hat
wohl sicher Recht, wenn er zu II R 35, 42 auf meine Anfrage brieflich bemerkt: ^rutu
heisst ganz gewiss nicht „Geist" m~l (wie es auch Delitzsch, AL^ S. 146 erklärt)", sondern
ist syrisch K'Ä\:s-oi = „Schaum, Speichel". Riitu = kispu = ruhu bedeutet „Gift, Speichel,
Geifer". Nid, Form (wie 7iis von nasü) riiti heisst daher eigentlich „das Werfen von Gift"
{nadü bekanntlich auch das Wort für „begiessen, mit Wasser bespritzen"). HR 35, 42
scheint aber wegen des Ideogramms .4^*^*~"f"7J ein Insect gemeint zu sein. Es muss demnach
an ein Insect gedacht werden, das „Gift auswirft".
Zu S. 140. Nach Drucklegung meiner aphoristischen Ausführungen über ^ und N,
über I Y als Ausdrucksmittel auch für ya, ay und über die Gruppe ] y [y als Bezeichnung für
a-ia, ia-a etc. ist in den Beitr. für Ass. I. Heft 2 S. 443 — 91 Martin Jäger's Abhandlung:
„Der Halbvocal i im Assyrischen'^ erschienen. Ich freue mich, mit Jäger zusammenzutreffen
in dem Hauptergebniss, dass (neben dem secundär entwickelten Spiranten j) auch der ursemi-
tische Halbvocal \ (vgl. Th. l S. 133 f. Anm. 3) im Assyro-Babylonischen in gewissen Fällen
erhalten geblieben ist. Jäger ist bei seinen genauen und umfassenden Untersuchungen des
gesammten Mateiials zu dem wichtigen Resultat geführt worden, dass „bei keiner der auf
ursprüngliches * hinweisenden Bildungen neben den Schreibungen mit unseren Zeichengruppen
JY lY etc. eine Variante sich findet, in der das sonst zur Verdeutlichung des Hauchlauts
dienende Zeichen zur Verwendung käme". Damit ist dann einerseits erwiesen, dass ich in meinen
Zugeständnissen Haupt gegenüber zu weit ging, wenn ich annahm, dass in den fraglichen
Fällen aus ^ im späteren Assyrisch K geworden war und demnach zugab , dass die Gruppe
lY 1y auch secundär für aa (entstanden aus aia) verwendet worden sei: andererseits wird
neu untersucht werden müssen, ob die Art und Weise, wie Jäger (S. 453) und ich (Theil I
S. 141) die Entstehung der Verwendung von |y iY für aia erklären, sicii contradictorisch
widersprechen oder sich als beide Richtiges enthaltend vereinigen lassen. Das finale ff in
Bildungen wie E-ru-u-\\., Ni-nu-u-^^^ hat eine das von mir (S. 141) Gebotene an Ungezwungen-
heit und Klarheit erheblich übertrefiende Erklärung gefunden durch Jäger's überzeugend geführten
Nachweis (S. 453 und Anm. 2), dass durch die Doppelzeichen J^ Jf t-^} (Vf)? t-\} Jy»
^1 y JC^ I|, C^j yy^^ hIT^ ^^^ Lautverbindungen am, iia, eia, uia (und uwa S. 482) uiu aus-
gedrückt wurden, so dass z. B. Ni-nu-t^]\\t^ \j, Ni-nii-uia, d. i. Nimiia resp. Nin^iiia (oder
auch Ni-nu-uwa?) E-ru-t-\]\t^ \y, E-ru-u'^a (Erutva, Eruia) zu lesen wären. — Vgl. zu der
Frage jetzt noch Y. le Gag, ZA VI 189 fi".
Nacbträj,'e und lieiichti;^ungen zu Theil I. '^'^
Zu S. 143 sub Oa. Ueber ^]*^ ^]*- mit dem Lautwerth uwa s. Jäger, Beitr. S. 453.
Zu S. 145 Abs. 1 vgl. Theil II 44 E.
Zu S. 147 bei Anm. 3. x\eb. 1 li 52 Nr. 3 (so lies) Col. I 19/20 fasst auch Wixckler,
KB III 2, S. 57 Jca-aia-nak (so lies!) lä batlaJc als Permansive: ,ich bin (Merodach meinem
Herrn) treu, lasse nicht nach".
Zu S. 148 sub f und 150 sub 4 ist vielleicht zu fügen sul {itul für duVi) aas dun.
i}t}]]} ^ dun und .sXs)wZ(?). - Vgl. Glossar II S. 96.
Zu S. 158 f. (Anm.). Erst nachträglich sehe ich, dass Haupt, Beitr. I S. 168 Anm. **),
an Thesis VII meiner Biss. anknüpfend, über die Vermittlung des Uebergangs von antedentalem
.9 in l durch r sich folgendermassen äussert: ,Es lässt sich auch nicht leugnen, dass diese
(fast von sämmtlichen Assyriologen getheilte) Auffassung in phonetischer Hinsicht ihre Schwierig-
keit hat." — Zu lüsiz statt usziz s. Allen's von Haupt, Beitr. I S. 164 Anm.*) mitgetheilte
Ansicht.
S. 171 Abs. 3. Zu Areapi möchte ich im Vorbeigehen auf den in der Inschrift von
Liwyra (Luschan und Petersen, Reisen im südwestlichen Kleinasien II 69) vorkommenden
Namen ■'2T1N hinweisen, der die Gestalt eines Gentiliciums trägt. Limyra liegt in Lykien.
Vielleicht kann diese Notiz zur Bestimmung der Lage von Ärzapi mithelfen. Dass Är^^api
= dem biblischen Reseph (Hommel bei WiNCKLER, Sitzungsher. d. Bai. Äk. d. W. 1888
13/XII Nr. LI S.«9 [1349]), glaube ich nicht; für diese Stadt ist ja die lautlich viel besser
stimmende Namensform Rasappa (vgl. mät Ba-sa-pa-aia K 637 Z. 7 Th. II S. 58 E.) keii-
inschriftlich bezeugt.
Zu 8. 171 (und Cap. IV im Ganzen). Auf folgende Stelle hat mich Mr. Garnett
aufmerksam gemacht: S. Epiphanii Adversus Haeres. Lib. I Tora. I cap. V (Patrologiae
Graecae Tom. XLl p. 183/4) : „Caeterum Sennaar hodie in Persarum regione sita est
quam oiim Assyrii tenuerant. Igitur cum in eo loco consilium habuissent de turri urbeque
illic exstruenda inter se statuerunt. Qui omnes quod ab Europae propinquo tractu in Asiae
interiora penetrassent insequenti tempore Scytharum cognomen adepti sunt". (Griech. Ori-
ginal: l47r6 Öe rot' y.XifAaTog tov ngog Evqioniqv slg ^oiav xexAf/orfg entovoixaod-riaav Tiavteg
y.axd if]v yoovov e7ri/.XrjOiv 2'zt^af.) — Ich führe diese Stelle lediglich der Vollständigkeit
halber und als Curiosum an, ohne ihr einen grösseren Werth beizulegen als einer derartigen
bei einem Kirchenvater sich findenden Notiz zukommt (vgl. jedoch Ed. Meter, Gesch. § 123
S. 150 g. E.) und ohne mich auf die Frage einzulassen , was hier unter dem vieldeutigen
Namen der Scythen zu begreifen ist.
Wie ich nachträglich aus Winckler's Aufsatz: „Noch einiges über die Chaldaer",
ZA III 355 f. ersehe, nimmt Delattre an, dass das Auftreten der Chaldäer in der babyloni-
schen Priesterschaft mit dem späten Durchdringen des chaldäischen Einflusses in politischer
Beziehung zusammenhänge. Winckler hält dem gegenüber an seiner oben angefochtenen
Ansicht fest. Dass Beides irrig, werde ich an anderer Stelle ausführlicher zeigen.
Auf die von TiELE {Geschichte S. 486 f.) berührte Frage , ob die Sumerer ihrer eit^
ihre Schrift theilweise wieder einem anderen Volke entlehnt haben, einzugehen, lag ausserhalb
unserer Aufgabe.
Lehmann, ^ama^sumukin, II.
il4 Nachträge und Bericlitigungcn zu Theil II.
Zu Theil IL
Zu S. 2 sub 1 vgl. S. (31 E. zu L* 18, S* sub 2. Zu den Namen wie Ablaa etc.
s. jetzt die Auseinandersetzungen von .Jäger, JBeitr. I 478.
S. 25 Cül. 11 Z. 16 lies: wer gebunden war, löste .... Vergl. S. 69. — Zur Be-
schreibung des Friedens und der gesegneten Verhältnisse unter AsurhunahaVii Regierung (L*
Col. II ff.) vgl. R«" 1 Col. 1 und K. 183 Beiträge I 617 ff.
Zu S. 27. L* Col. III Zeile 7 .statt .Burg" ist beidemal , Landungsplatz" zu lesen.
Vgl. 0. S. 110 zu S. 51 Abs. 5. Ueber kam „Quaimauer" s. Winckler, ZA II 75 und 121.
Vgl. auch Opfert, GGA 1884 S. 334.
Zu S. 32 sub 2. Kraetzscümar, ^Relativpronomen und Relativsatz im Assyrischen'
Beitr. I Heft 2 S. 379 ff. ist mir erst nach Fertigstellung des Reindrucks von Th. II Bogen 4 zu
Gesicht gekommen, und erst durch S. 432 Abs. 3 der genannten Abhandlung l)in ich auf desselben
Verfassers Aufsatz über asar als Relativum, Hehraica July 1890, aufmerksam geworden. Ich
hebe dies ausdrücklich hervor, weil sich Kräetzschmar's und meine zum grössten Theil bereit«
1887 (s S. 28 Anni. 1) niedergeschriebenen Ausführungen, die somit gänzlich von einander
unabhängig sind, dem Gedankengange und den angeführten Beispielen nach auf's üeber-
raschendste decken — eine Uebereinstimmung, die sich bis auf die Lesung asar hibs'isu suprttsu
in dem irrigerweise bisher meist anders gefassten Passus Neb. E.J.H. Col. II 17 f. erstreckt.
S. 29 zu Z. 1 : Delitzsch, Beitr. I 228 weist auf das dem Worte danmi svnonvme
isJiU „fest, stark" hin und bemerkt (Anm. *) „Die Glosse e-si (sie!) bei dem Ideogramm
abnn ß^^ I R 40 , 25 d wird nach obigen Parallelstellen " (II 66 Nr. 26 ina jnli eski und
Asarh. C. V 9 ina "**" pili ahm sadi danni) „als ESI(G), das zahllose Male vorkommende
Ideogramm DAN.GA als ESIG.GA zu fassen sein! Vom „sumerischen" Gebäude bröckelt
Stein auf Stein — noch wenige Jahre und es wird, ohne dass man weiter eine Hand
regt,^) zur Ruine geworden sein!" — Gemach! gemach! Wir wollen's abwälzten und zunächst
nur kurz bemerken:
1) Dass mit dem Begriff der Synonymität in der assyriologischen Forschung nicht
stets mit der genügenden Behutsamkeit umgegangen worden ist und wird, ist von verschiedenen
Seiten längst erkannt und getadelt worden. Iskti, ist Synonym zu dannu nur in der Bedeutung
,fest", etwa in demselben Maasse, wie auch astii Synonym von dannu ist (vgl. Th. II S. 65 f.
zu L^ Z. 17 mit Th. I S. 90). So wenig wie asiu drückt iskn die eigentliche Bedeutung von
dannu, nämlich „mächtig" aus. „Der mächtige König* heisst niemals sarru isku, sondern
immer nur sarru dannu und das „zahllose Mal" vorkommende Ideogramm t^]]y ^II!'^ DAN.GA
findet sich in den sumerischen Inschriften am AUerhäufigsten in der Verbindung higal DAN.GA
(lies ligga?), dem Aequivalent des späteren akkado-assyrischen sarru dannu.
2) E-si II R 40, 25 d ist Glosse nicht zu DAN, sondern zu «*"« DAN; wer sagt
uns, dass der Name des also bezeichneten Steins mit dem durch seinen Bestaudtheil aus-
gedrückten Begriff identisch gewesen sei?
1) Von mir ge.^errt.
Nachträge und Berichtigunj^en zu Theil II. 11'^
3) Demnach fehlt das Band zwischen e-si und if^ku und damit der Grund für eine
Ergänzun«? von e-si zu esig. Ohne das ^ am Schlüsse ist es aber mit der Einsetzung von
esifj für DAN in der Gruppe DAN.GA nichts.
4) Sollte trotzdem Delitzsch richtig gemuthmasst haben , da^s e-si aus ishu (die
Zischlaute sind auch nicht gerade dieselben) verderbt sei, .so »vürde diese semitische Glo.s.se so
wenig wie zehn und hundert derartige Glossen und Semitismen, wie wir das Theil I Cap. IV
bes. S. Ulf. 120 und 170 Abs. 8 g. E. ausführlich dargethan haben, irgend etwas gegen die
Existenz des Sumerischen beweisen, sondern nur zeigen, dass das Sumerische, wie nicht anders
zu erwarten und wie es von Niemandem geleugnet wird, namentlich in seiner späten künst-
lichen Verwendung stark semitisch beeinflusst und von Semitismen durchsetzt ist. Der Kern
der Frage bleibt, wie in allen entsprechenden Fällen, von Delitzsch völlig unberührt.
Zu S. 38 M. Vgl aber auch den Tempel Egal-edin m Mil('^)kia L^ Vs. 6.
Zu S. 48 Abs. 2. Zu parakJai ellu vgl. noch Herodot I 183 oyaKf-ia ixtya. töv Jiog
e'vi Y.acrifXEvov xqvoeov xat x6 ßäOgov ol y.al 6 ^^(jovog XQvoeög iori.
Wenn Diodor II, 9 (nach Kteslas) recht berichtete, dass die Statue des babylonischen
Hauptgottes ein Standbild (vgl. a. Herodot a. a. 0. dvÖQiag dno6e-/.a 7crjyjcüv) gewesen sei,
so raüsste die Erklärung von paraJcJcu für diesen und entsprechende Fälle raodificirt werden.
Zu S. 50 g. E. V^enn in K. 1794 Col. X Z. 27 f. (S. A. Smith, Asurhanipal Heft 2
S. 19) die Worte eli Mardiik hell rabi sululsu aprusma ukin tamasn noch auf den parakku
mahhü subat ilütisu sirti (Z. 21) zu beziehen ist, was wahrscheinlich, wenn auch bei der
Verstümmelung des Textes nicht ganz sicher, ist, so ginge daraus hervor, dass wenigstens bei
einer gewissen Art von parakku (mahlml) die Götterstatue theilweise von dem parakku um-
schlossen wurde. —
S. 59 Abs. 2. Zu S^. Den Namen des Gottes *"n~ ^IlM IT li^^e ich Ea um-
schrieben mehr aus alter Gewohnheit, als in dem Glauben, dass dies die richtige Aussprache
sei. — Dass das i^og des Damascius unseren Gott E.A bezeichnet, ist, wie Jensen, Kosmol.
S, 271 mit Hecht bemerkt, „gewiss*; weniger gewiss, ob es auf den durch *"*T" ^III' W
ausgedrückten Namen desselben zurückgeht oder nicht vielmehr lediglich = sumerisch a
, Wasser". (*"*7") ►^j 1 1| |T wird zunächst als Rebus „Haus des Wassers" resp. ,Gott des
Wasserhauses" {Kosmol. S. 246 Anra. 1 u. 271 Anm. 1) zu fassen sein. Die richtige Aus-
sprache des Gottesnamens findet sich hoffentlich einmal ebenso unerwartet wie für den ver-
flossenen y^lz-dti-bar'^ . Auf eine sehr entfernte Möglichkeit, in ^illl IT gleichzeitig eine
phonetische Schreibung zu sehen, möchte ich unter allem Vorbehalt hinweisen. Da (y auch
für ia stehen kann und ^llil, wie es scheint, mit Vorliebe in den ältesten Texten einen
Hauchlaut y oder N in der Nachbarschaft eines i auszudrücken scheint (vergl. Theil I S. 141
Abs. 1), so könnte man (^Yjxi lesen und darin das Prototyp für l4ÖQ sehen (??).
Zu S. 59 letzter Absatz und S. 66 Abs. 1. Unsere Inschriften S*, S^, L^ und L"*. vgl.
auch die eben citirte Stelle aus K. 1794, liefern wichtige Aufschlüsse über Bedeutuiig und
Verwendung des assyrischen Stammes ^^1., mit dessen Interpretation so manche Schwierig-
keit und Irrung vei'knüpft gewesen ist. (Vergl. Th. I S. 90 mit II 66). Salälu heisst , finster
sein", aber auch „schattig sein". Der Causativstamm kann , dunkel machen, verfinstern" be-
deuten, aber auch „beschatten, beschirmen". In S^ und S^ ist deutlich, dass das nkhi suhihim
sich auf Äsurbonabal bezieht, auf einen Menschen; von einer Finsterniss kann also nicht die
Rede sein, es ist der König, der seinen Schutz und Schirm, seine schützende Hand über alle
Städte erstreckt. In L'^ steht genau in derselben Verbindung ifrusu an Stelle von ukin.
15*
116 Nachträge und Berichtigungen zu Theil II.
Daraus folgt nun al)er. dass bei Sar(]on. Cyl. 6, Stier 9, Bronze-Tnsclir. 13 sar naphar malki sa eli
Harräni ^^| [^ »^^(-s?< itrum nicht mit Opfert, ZA VI, 114 f. zu lesen ist manahtasu
itrusu, sondern sllula{-ln)-sn und in"cht zu übersetzen: , König aller Fürsten, die auf ihn, die
Finsterniss, die Harran betroffen hat, deuteten", wie es Opfert thut, sondern , König aller
Fürsten, der (auch) über Harran seinen Schutz ei'streckte " . Ueber die staatsrechtliche Be-
deutung des Besitzes von Harran als Centrum der sarrüt Jcissati siehe Winckler, Beilage
zur Allgememen Zeitung 1891 30. Mai (Beilage-Nr. 100). — „Absurde^ au point de vue des
sens et des mots" (Opfert a. a. 0. S. 115 Anm. 1) ist diese Deutung von sHlulusii itrusu nur
dann, wenn man die wörtliche Uebersetzung „ombre^ Schatten" anwendet und nrgirt. —
V
Daraus folgt nun weiter, dass auch die vielberufene Stelle Asiirndsirahal I 43 Samas sa-
lulasu tabu eliia iskun durchaus nicht nothwendiger Weise von einer Sonnenfinsterniss
zu verstehen ist, wie es ja an und für sich, so weit der Stamm '7^'^ in Betracht kommt,
philologisch nicht unmöglich wäre, sondern nur von dem Schutz und der Begünstigung des
Königs durch den Sonnengott. Damit fällt jede Nöthigung weg, das Jahr 884 als Antritts-
jahr des Asurndsirabal wegen Mangels einer Sonnenfinsterniss zu verwerfen, die im Eponymen-
canon 121 Jahre nach Asurndsirabal unter Asuretilili angegebene Finsterniss von 763 auf
809 V. C. zu verlegen und die aus diesem Grunde von Offert geforderte Lücke im Epony-
mencanon anzunehmen.
Zu den Originaltexten.
Nachträge: S. Tafel XLII bis XL VII.
Berichtigungen: Tafel XLVII und in den Erläuterungen.
117
Versehen und Druckfehler.
In Theil I.
S. 3 g. E. und S. 4 M. statt ußaoiXsvzog (sc. XQO^'o?) ä?dog lies: äßaai).evxa (sc. errj) devTsga.
S. 8 Anm. 3 lies: flSeparatabdruck".
S. 9 Z. 15 V. 0. lies: ^Mnu, als". — Letzte Zeile des Textes streiche: „und damit für den".
S. 14 Z. 13 des Textes v. u. lies: ^Hesychios".
S. 17 Z. 21 V. 0. lies: ,fiir »Sohn«".
S. 35 Z. 4 V. 0. statt , anleitet" lies: ^einleitet". — Z. 16 v. o. statt , gebeten" lies: , gebetet".
S. 36 Anm. 5 Z. 2 v. u. statt „aber" lies: „also".
S. 39 Abs. 2 V. u. lies: „gesetzt" und hinter „gesetzt", „verliehen", „versehen" streiche das Wort „habe". —
Anm. 1 Z. 2 lies: Siimeri, Anm. 4 Z. 2 lies: epusus-ma.
S. 40 Z. 5 V. 0. „und werden" lies: „und ein". — Abs. 1 g. E. lies: „6'itmm" und „beruhen".
S. 42 Z. 5 V. 0. lies: „Vater".
S. 47 Anm. 5 statt „806" lies: „306".
S. 50 Z. 20 V. o. statt „Strabo" lies: „Arrian" und streiche Anm. 1.
S. 52 Z. 20 V. 0. füge hinter „Nationalgottes" ein: „in Niniveh".
S. 53 Z. 11 V. 0. statt „wie" lies: „da". — Z. 18 lies: ^EsaggiV .
S. 55 Abs. 3 streiche die Worte: „ein Heiligthum des Nebo erneuert^) und; ferner streiche Anm. 1".
S. 59 letzte Zeile des Textes lies: „semitische".
S. 60 Ann). 4 lies: „den jetzigen Stand".
S. 64 Z. 6 des Textes v. u. lies: „erhören".
S. 70 Z. 6 V. u. lies: „ausserordentlichen".
S. 77 Z. 7 v.o. vor „sich beilegen" füge ein: „ C/r".
S. 80 Z. 14 des Textes v. u. lies: „ergriff, zur Zeit".
S. 83 Z. 17 V. 0. statt „S. 83" lies: „S. 52 f"
S. 84 Anm. 1 Z. 3 hinter „mit Recht" streiche: „als".
S. 95 Anm. 3 statt „1886" lies „1885 p. XII".
S. 98 Z. 5 V. 0. lies: „Zufall".
' ^ ?
S. 101 Anm. 5 lies: jLxi.
S. 103 Anm. 1 Z. 2 v. o. lies „bis in verhältnissmässig". — Z. 14 u. 15 lies: „de pied ferme".
S. 104 Abs. 2 A. vor ^Assur" streiche: „''«".
S. 107 Anm. 2 lies: ^Acndeunj" .
S. 108 Z. 4 V. 0. lies: „das Sumerische".
S. 109 Anm. Z. 6 v. u. statt „345" lies: „435".
S. 117 Abs. 2 a. E. lies: „unmöglich einer nicht semitischen Sprache".
S. 123 Anm. 4 lies: „TlNa".
S. 127 Z. 14 V. 0. hinter .JOHANNES Schmidt lies: ^) statt 2). — Z. 1 der Anm. hinter „Demotischen" streiche
die Klammer.
S. 128 Z. 3 des Textes v. u. statt „kannten" lies: „kannte".
S. 130 Z. 1 streiche irhitti.
S. 133 Anm. 3 Z. 8 statt „Victor" lies: „Victor".
S. 135 Abs. 3 Anf. Vor „Wir beginnen mit T" setze: „D". — Abs. S letzte Zeile hinter «'i sohliesse die
Klammer.
Auf S. 138 ist in den Zahlen, die auf die Anmerkungen verweisen, die 1) zweimal gezählt. Die Verweise
sind demgemäss zu berichtigen.
S. 139 Anm. 7 lies: Strassm.
S. 140 Z. 8 V. 0. lies: „Possessivsuffix".
S. 141 Z. 13 lies: „n-'e-a-M/n^j". — Abs. 2 Z. 1 lies: „SteindorffS)". — Anmerkungen letzte Zeile statt ,4)*
lies: „3)".
S. 142 Z. 15 des Textes v. u. vor „zum Ausdruck" streiche: „die".
118
Versehen und Druckfehler.
S. 144 letzte Zeile des Textes lies: „nur in den\
S. 145 Z. 10 V. 0. statt , anzuführen" lies: „anführen".
S. 148 Z. 10 V. 0. Vor „die Mouillirung" hätte statt „c)" gesetzt werden müssen: „L)", und so fort bis „e)"
statt „f)" auf S. 149.
S. 160 in der Tabelle unter Verschlusslaute — Oval — Tonlos: J>\ A" statt „ — ".
S. 163 Anm. 1 Abs. 2 lies: „Wir finden darunter nicht blos die bekannten Ideogramme (Z. 1, 2, 7), son-
dern auch die Form mn (Z. 6), welche wohl aus dem neusumerischen viiäu verkürzt ist".
S. 173 Z. 16 V. u. streiche: „dann". — Z. 5 v. u. lies: „auf den assyrischen Sculpturen".
In Theil II.
S. 4 Z. 9 V. 0. lies: isJculassu.
S. 6 Z. 12 streiche: „M?"?)"- — Ueber di-ib-bi s. S. 44 A.
S. 14 Hess: Bal-be-U.
S. 8 Z. 25 lies hi-sig-f/a. — Z. 26 lies [r]i{'^)-ri-(fn-{?)bi (vgl. S. 54). Ebenda lies: ge-si-in-gub[dub]-bi-en.
S. 9 Z. 30 statt Jd-lu" lies: Jt-lu\
S. 12 Z. 1 statt „mu-tal-lum" lies: „mut-tal-lum". — Z. 10 statt „rabü" lies: ,rabi". — Z. 10 lies: ma-h*s
(od. -Sil?) ra-si(V)-bu(?) belu rabü. — Z. 26 statt ^basi(?)-e'' lies: ,basi(?)-e", — Z. 33 statt „bei" lies: „belu'.
S. 13 Z. 1 vor „der Erhabene" füge ein „der Hohe". — Z. 10 lies: „wohnt, der Vernichter (?) der Mächtige".
Vgl. S. 57 E.
S. 16 Z. 73 lies: „er.si-tira". — Z. 80 lies: „nikä likki".
S. 22 o. Z. 12 lies: „bei sädi". — Z. 24 lies: „ka-ba-ba-te".
S. 23 L* hinter 12 lies: „lohnen".
S. 24 Z. 19 statt „sal-mu-u" lies: „mim-mu-u". — Z. 22 lies: „sar-ku-tu".
S. 26 Z. 7 V. 0. statt „22" lies: „32".
S. 27 Co). IIl L. 19 statt Ekarzagina lies: Karzagina.
S. 31 Z. 15 V. u. lies: nomen.
Z. 25 statt
„^c\J (-
lies:
«^JJI-
S. 32 Abs. 2 g. E. lies: ^Bit-ridüti paru . .. .".
S. 34 ist die Zeilenangabe „7 und 8" vor Sumi täbis (in Z. 10 v. u.) zu verlegen.
S. 37 Z. 20 V. o. statt „'«"" lies: „'«»".
S. 49 Z. 14 V. o. lies: „in gebückter Stellung".
S. 50 Z. 15 V. u. lies: ^cista tnystica'^. — Z. 20 v. o. statt „Schicksalsbestimmer" lies: „Schicksalsbestimmung".
S. 51 Z. 8 V. u. lies: „schwerlich Fehler des Steinmetzen für ma-al-'ki, vgl. Pognon, Journ. Asiat. 1883 tom. 2.
p. 360. 381".
8.54 Z. 7 v.o. lies: „Wörterbuch 388 f. Anm. V. — Z. 8 v. o. vor „geknüpften" setze ein: „ebenda Anm. 5". —
Z. 9 streiche: „in jeder Beziehung".
S. 56 Z. 10 V. 0. statt „r(i" lies: „i". — Zu S^ Abs. 1 Z. 2 statt „Anschluss" lies: „Abschluss".
S. 58. Zu 27 lies: „MI.NAM.AB.ÜL.MES". '
S. 60 Z. 1 lies: S^ 19 = S^ 12/13.
S. 79 in der üeberschrift zu X lies: {^4 = j;i.
S. 7!) Z. 4 hinter „?a" füge ein: „Ziftfeu".
S. 80 rechte Spalte Z. 27 v. 0. lies: aia ir-si-su.
S. 81 rechte Spalte Z. 1 statt anni lies: «MmJ,; statt ^'^^f und nii'K lies: Z^Zi^ und nü'N-
S. 82 rechte Spalte Z. 3 v. u. lies: Jtti (II) balät(t)-su'^ . — 1. Sp. Z. 2 v. o. lies: ^daäanu" .
S. 85 Sp. 1 Z. 3 V. u. statt „Burg" lies: „Quaimauer"; hinter „Landung.splatz" streiche das Fragezeichen.
S. Theil n S. 118.
S. 96 linke Spalte Z. 2 v. 0. lies: „sM&at balätu".
S. 97 linke Spalte Z. 5 v. o. statt „579" lies: „105". — Z. 10 v. 0. lies: „sum as, es".
S. 100 linke Spalte Z. 17 v. u. lies: „Halbvocal i". — rechte Spalte Z. 21 v. u. lies: „kihtn'^.
S. 102 linke Spalte Z. 14 v. u. lies: „Pluralendung e". — rechte Spalte Z. 25 v. u. lies: „Sammuges".
S. 103 linke Spalte Z. 18 v. 0. in dem Namen lies: „ersiti". — Ebenda Z. 20 v. 0. und Zeile 5 v. 0. sowie
S. 99 Z. 27 V. u. füge vor den Seitenzahlen ein: „II".
Für Versehen und Schreibfehler in den Originaltexten
s. Tafel XLVII und die Erläuterungen.
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