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Full text of "Anglia"

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A  N  G  L  I  A. 


Z  KITSCH  RIFT 


KUU 


EN&LISCHE  PHILOLO&IE. 


UNTKR   MITWIRKUNG    VON    KWALI)    FLUUEL 

HKUAlTSGKdKBKN 
VON 

KUUKN    KINKNKEL. 


NKU8T   KINKM    HKIBLA'IT    HKUAUSliKÜKIJKN    VON    MAX    FR.  MANN. 


BAND  XXIX.     NEUE  FOLGE  BAND  XVII. 


HALLE  A.  S. 

MAX    NIEMEYEB. 


BAND-INHALT. 


Seite 

H.  Gnskar,  Fletcbers  Monsieur  Thomas  und  seine  quellen.   II.   .    .  1 

C.  Heck,  Die  quanti täten   der  accentvokale   in  ne.  offenen  silben 

mehrsilbiger  nicht-germanischer  lehnwörter 55 

Engen  Einenkel,  Die  dänischen  elemente  in  der  sjrntax  der  eng- 
lischen spräche      120 

Wilhelm  Hörn,  Textkritische  bemerkungen 129 

Ludwig  Diehl,  Englische  Schreibung  und  ausspräche  im  Zeitalter 

Shakespeares,  nach  briefen  und  tagebttchem 133 

C.  Heck,   Die  quantitäten  der  accentvokale  in   ne.  offenen  silben 

mehrsilbiger  nicht-germanischer  lehnwörter.    11 205 

Frederick  Morgan  Padelford,   The  Relation  of  the  1812  and 

1815—1816  Editions  of  Surrey  and  Wyatt 256 

Fr.  Klaeber,  Notizen  zu  Cynewulfs  Elene 271 

Fr.  Klaeber,  Berichtigung 272 

Frederick  Morgan  Padelford,  The  Manuscript  Poems  of  Henry 

Howard,  Earl  of  Surrey 273 

K.  Luick,  Beiträge  zur  englischen  grammatik.  lY 339 

C.  Heck,   Die  quantitäten  der  accentvokale  in  ne.  offenen  silben 

mehrsilbiger  nicht-germanischer  lehnwörter.   m 347 

Fr.  Klaeber,  Notizen  zum  Beowulf 378 

Otto  Ritter,  'Charlie  He's  My  Darling'  and  other  Burns'  Originals  383 

W.  Heuser,  Eine  vergessene  handschrift  des  Surteespsalters  und  die 

dort  eingeschalteten  mittelenglischen  gedichte 385 

Irene  F.  Williams,  The  Language  of  Sawles  Warde 413 

Wilhelm  Pfand  1er,  Die  Vergnügungen  der  Angelsachsen     .    .    .  417 

Karl  Luick,  Zu  ae.  dn 527 

H.  Oskar  Sommer,  On  Dr.  Douglas  Bruce*s  article:   "The  Middle 

English  Romance  *Le  Morte  Arthur*,  Harl.  MS.  2252"  etc.     .    .  529 

W.  J.  Lawrence,  Shadwell's  Opera  of  "The  Tempest"      ....  539 

E.  Einenkel,  Nachträge  zum  "Englischen  Indefinitum"     ....  542 


162361 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND 

SEINE  QUELLEN. 


m. 

Die  Quellen. 

A. 

Die  Hanpthandlnng. 

Man  ist  erstaunt,  wie  umfassend  Fl.  die  literatur  seiner 
zeit  für  seine  zwecke  herangezogen  hat.  Er  hat  sich  keines- 
wegs etwa  mit  Paint.  1, 27  und  1, 47  als  quellen  für  seine  haupt- 
handlung  begnügt,  wie  Koeppel  annimmt  (Beitr.  XI,  p.  96 — 98) ; 
auch  die  von  Koeppel  abgelehnte  novelle  Dec.  X,  8  ist  benutzt. 
Ja  es  ergibt  sich  uns  bei  eingehender  forschung,  dafs  Fl. 
überdies  noch  eine  ganze  reihe  von  dichtwerken  im  köpfe 
gehabt  hat,  die  sämtlich  wie  die  erwähnten  drei  quellen  mit 
unserem  drama  das  gleiche  thema  in  den  verschiedensten 
Variationen  behandeln:  Die  liebe  eines  jungen  mannes  zu  der 
verlobten  (gattin)  seines  freundes  (vaters,  gebieters)  mit  dem 
daraus  erwachsenden  konflikt  zwischen  liebe  und  treue,  und  dessen 
weitere  folgen  (eine  gewisse  ausnähme  bildet  allein  Saph.). 
Alle  erreichbaren  geschichten  dieser  art  sollten  mit  ihrem  besten 
teil  zu  jener  hohen  Wirkung  beisteuern,  die  Fl.  an  Sh.'s  M.  f.  M. 
bewunderte. 

1. 
Dec.  X,  8  und  Euph. 

(Exposition.) 

Mit  dem  nachweis  zweier  ähnlicher  quellen  aus  Paint.*) 
ist  also  jene  dritte,  die  Weber  in  der  geschichte  von  Tito  und 


»)  cf.  Beitr.  XI,  p.  96—98. 

AnRlU.    N.  F.    XVU. 


2  H.  QUSKAK, 

Gisippo  (Dec.  X,  8)  beigebracht  hat,  bei  einem  werke  FLs  noch 
lange  nicht  abgewiesen;  vielmehr  ergibt  sich  hier  schon  aus 
dem  Zusammenhang  der  übrigen  entlehnungen,  0  dafs  unser 
dichter  diese  novelle  sehr  wohl  gekannt  hat.  Ein  sorgfältiger 
vergleich  zeigt  uns  denn  auch,  dafs  es  sich  in  keiner  anderen 
der  liier  in  betracht  kommenden  geschichten  wie  in  unserem 
drama  um  einen  liebeskranken  freund  handelt,  zu  dessen 
gunsten  der  verlobte  verzieht  leistet  Dieser  edelmut  der 
freundschaft,  in  dessen  beleuchtung  unsere  handlung  bis 
gegen  den  schlufs  gehalten  ist,  kann  also  lediglich  durch  obige 
novelle  angeregt  sein;  auch  ist  nirgends  sonst  die  güterge- 
meinschaft  der  freunde  hervorgehoben,  die  in  unserem  drama 
ebenso  den  gast  zu  besonderer  dankbarkeit  verpflichten  soll 
(M.  Th.  I,  1  p.  315  =  Dec.  X,  8  p.  186).  Nach  dieser  quelle 
wii'd  ferner  dem  liebeskranken  Francis  gerade  durch  die  Vor- 
bereitungen zur  hochzeit  besonders  tiefer  schmerz  bereitet 
(M.  Th.  II,  1  p.  330  =  Dec.  X,  8  p.  179, 180)  und  dem  verlobten 
dann  die  harte  aufgäbe  zugeteilt,  der  liebe  seines  rivalen 
bewuTst  das  wort  zu  reden  (M.  Th.  11, 1  p.  344  =  Dec.  X,  8 
p.  185).  Damit  wiederholt  sich  zugleich  in  unserem  drama 
die  entrüstung  der  braut  über  die  bereitwilligkeit  des 
bräutigams ,  ihre  liebe  zu  verhandeln  (M.  Th.  n,  1  p.  344  = 
Dec.  X,  8  p.  190). 

Soweit  die  exposition  nicht  dieser  novelle  folgt,  sind 
einzelheiten  aus  Euph.  übernommen. 

Wie  in  Euph.  die  beiden  fi'eunde  haben  Valentin  und 
Francis  sich  auf  reisen  kennen  gelernt  (M.  Th.  1, 1  =  Euph. 
p.  196),  und  dieselbe  Zurückhaltung,  mit  der  die  höflich- 
keiten  des  Euphues  von  der  braut  seines  freundes,  Lucilla, 
erwidert  werden,  bringt  hier  Cellide  dem  jungen  fremdling 
entgegen  (M.  Th.  1, 1  p.  318  ==  Euph.  p.  200),  um  wie  Lucilla 
später  einen  herzlicheren  ton  anzuschlagen.  Offenbar  soll  in 
beiden  fällen  damit  die  heifse  liebe  des  Jünglings  begründet 
werden.  Auch  die  herzlosigkeit  Cellidens  —  "Ye  shall  be 
both  my  triumphs"  (M.  Th.  II,  1  p.  344)  — ,  die  recht  wenig  zu 
dem  sonstigen  wesen  der  Jungfrau  pafst,  führt  sich  zweifellos 


0  cf.  B.  12  flf. 


FLETCH£KS  MONSIBÜR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  3 

auf  den  einflufs  des  Euph.  zurück,  wo  zum  sclilufs  Lucilla 
ebenso  beiden  freunden  mit  höhn  begegnet. 

Dem  einflufs  des  Stiles  im  Euph.  konnte  Fl.  natürlich 
ebensowenig  entgehen  wie  viele  seiner  Vorgänger  und  Zeit- 
genossen. Es  finden  sich  in  unserem  drama  namentlich  in 
der  hauptscene  in,  1  zwischen  Francis  und  Cellide  zahllose 
euphuismen.  Aus  dem  ungeheuerlichen  Wortschwall  des  Euph. 
herausgesucht  sind  z.  b.  die  worte  Franzens,  mit  denen  er 
Cellide  zur  pflicht  zurückruft  (p.  351) : 


Whose  breath  is  but  your  bubble  —  Can  you,  dare  you, 

Must  you  cast  off  this  man,  ( )  without  baseness, 

Without  the  stain  of  honour?   shall  not  people 
Say  liberally  hereafter,  'There's  the  lady 
That  lost  her  father,  friend,  herseif,  her  faith  too, 
To  fawn  upon  a  stranger,'  —  for  aught  you  know 
As  faithless  as  yourself, ?" 

Dem  entspricht  etwa  aus  der  langen  selbst  -  anklage  des 
Euph.  (p.  209/10) : 

And  catist  thou  wretch  he  false  to  htm  that  is  faiihfull 
to  thee  ?  Shall  hys  curtesie  he  cause  of  thy  crueltie  ?  Wilt 
thou  violate  the  league  of  fayth,  to  enherite  the  land  of  folly  ? 
Shal  affectiö  he  of  more  force  then  friendshippe ,  loue  then 
law,  lust  then  loyaltie?  .... 

und  aus   den  Worten,  mit  denen  Lucilla  die   erklärung  des 
Euqhues  erwidert  (p.  221) : 

But  God  shielde  Lucilla,  that  thou  shouldest  he  so 
carelesse  of  thine  honour  as  to  commit  the  state  thereoff  to 
a  stranger, 

und  (p.  222) : 

But  alas  Euphues,  what  truth  can  there  he  found  in  a 
trauayler?  what  stay  in  a  stranger? 

Die  bemerkung  "for  aught  you  know",  mit  der  beide 
stellen  in  der  rede  des  Francis  verflochten  sind,  fällt  ganz  aus 
dem  Zusammenhang  des  dialoges  mit  Cellide  heraus  und  läfst 
sich  nur  aus  der  quelle  erklären. 


4  H.  QUSKAB, 

2. 

Paint.  I,  27  und  Saph. 

(Steigende  handlnng.) 

Die  wichtigste  quelle  ist  allerdings  die  von  Koeppel 
herangezogene  novelle  Paint.  I,  27.  Hier  ist  es  auch  die 
auserwählte  (gattin)  des  eigenen  vaters,  zu  der  das  herz  des 
jungen  mannes  in  liebe  entbrannt  ist,  wie  in  unserem  drama, 
wo  diese  beziehung  freilich  bis  gegen  das  ende  verschwiegen 
wird.  Sonst  ist  aber  nur  die  steigende  handlung  mit  einer 
fülle  von  einzelheiten  aus  dieser  geschichte  ausgestattet:  der 
Jüngling,  der  seine  neigung  selbst  verurteilt  und  geheim  hält, 
wird  krank,  und  sein  leiden  verschlimmert  sich,  je  mehr  er 
die  liebe  seines  nebenbuhlers  und  das  fi-eundliche  mitleid  der 
geliebten  erfahren  muf s ;  wie  sehr  man  aber  in  ihn  dringt,  er 
ist  entschlossen,  sich  niemand  zu  verraten  (Paint.  I,  27  p.  102 — 
106  =  M.  Th.  I,  1  p.  318  und  H,  1  p.  329—331).  Der  arzt 
Erasistratus  in  Paint.  (p.  105)  —  vwwyng  and  beholding  all 
the  partes  of  the  yonge  gentlemans  hody,  and  perceiuing  no 
signe  of  sickenes,  eyther  in  Ms  urine  or  other  accident  —  kann 
die  Ursache  der  krankheit  nicht  finden,  ganz  ebenso  nicht  in 
M.  Th.  II,  4  die  drei  ärzte,  die  sich  'mth  an  urinal'  in  der 
hand  über  den  fall  herumstreiten.  Die  physiologischen  Symp- 
tome, die  der  arzt  bei  Paint.  (p.  106  u.  107)  weiter  beobachtet, 
sind  von  Fl.  geschickt  verwertet.    Eras.  findet: 

so  sone  as  the  yonge  man  sawe  [the  Queene]  comming  toward 
htm,  sodainly  the  poulse  which  were  weake  and  fehle,  began 
to  reuive  through  mutation  of  the  bloud  ^)  ,  .  ,  .  his  poulces 
receiued  vigor,  and  began  to  leape,  and  so  still  continuLcd. 
When  she  departed  the  force  and  vigor  of  the  poulce  de- 
parted  also, 

Valentin  in  M.  Th.  11, 1  nimmt  das  an  Francis  wahr,  ohne 
den  Zusammenhang  zu  begreifen: 

"His  pulse,  like  the  slow  dropping  of  a  spout, 
Scarce  gives  his  function.", 


0  Es  ist  interessant,  welche  anfmerksamkeit  man  dem  blntkreislauf 
bereits  in  jener  zeit  kurz  Tor  seiner  entdecknng  durch  Harwey  (1619)  zu- 
wendete. 


FLETCHERS  MONSIBUB  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  5 

und,  wie  Cellide  sich  tröstend  dem  kranken  nähert: 

Val.:  "Hot,  very  hot:  his  pulse  beats  like  a  drum  now  — 
Feel,  sister,  feel  —  feel,  sweet." 

Auch  die  Wirkung  dieser  berührung  auf  Francis: 
"How  that  touch  stung  me" 

ist  nach  Paint.  105: 

Änd  who  doubteth  btit  that  he  feling  him  seif  to  he 
touched  with  those  lier  delicate  handes,  .  .  .,  but  he  was 
marueilously  tormenied  .  .  . 

Überhaupt  das  ganze  verhalten  Cellidens  gegenüber  dem 
kranken  entspricht  Paint.  p.  105: 

the  Queene  her  seife  oftentimes  visited  him,   and  with  her 
own  handes  serued  him  with  meates  and  drinkes:  .  .  . 

Danach  Cellide  in  ihrer  fürsorge  (M.  TL  p.  331): 

Cell.:    "I  have  such  cordialls, 

That 

ril  fetch  you  up  again." 


Cell:    "And  those  juleps  in  the  window!"  etc. 

Man  bringt  dann  den  zusammenbrechenden  Francis  zu 
bett,  wie  den  jüngling  in  Paint.  1, 104. 

Die  weitere  rolle  jenes  arztes  Eras.  in  Paint.  I,  27 ,  der 
schlief slich  den  wahren  grund  der  krankheit  erkennt,  über- 
nimmt in  unserem  drama  der  puritanische  nachbar  Michael, 
ohne  dafs  man  irgend  erfährt,  auf  welche  weise  dieser  zu 
seiner  erkenntnis  kommt.  Wie  Eras.  dem  könig  gegenüber, 
schildert  er  dem  Valentin  den  tötlichen  ernst  der  krankheit, 
um  sich  von  seiner  opferwilligkeit  zu  überzeugen 

Val.:    "May  all  I  have  restore  him  — 
....  —  yea,  my  life  too  — " 

(Der  könig  in  Paint.  I,  p.  108: 
—  thoughe  it  coste  me  all  my  goodes  and  realme  to,) 

und  um  dann  ebenso  ihm  schonend  mitzuteilen,  dafs  der  grund 
nichts  anderes  sei  als  unglückliche  liebe.  Val.  begreift  sofort, 
dafs  es  sich  um  seine  verlobte  handelt. 

In  Paint.  I,  p.  108  dagegen  gibt  der  arzt  zunächst  vor, 
dafs  seine  eigene  gattin  der  gegenständ  der  liebe  sei,  und 


6  H.  QU6KAK, 

fordert  damit  die  ganze  Überredungskunst  des  königs  heraus, 
bis  dieser  zuletzt  versichert: 

I  would  , , .  he  were  in  loue  with  my  best  beloued  Stratonica, 

...  2  would  render  Jier  into  his  hands  . . . ; 
dann  erst  klärt  er  ihn  auf,  dafs  eben  sie,  die  junge  königin, 
das  ziel  der  wünsche  des  kranken  sei. 

Diese  kluge  taktik  ist  von  Fl.  auf  Valentin  gegenüber 
seiner  verlobten  Cellide  übertragen  (M.  Th.  II,  5).  Er  stellt 
ihr  vor,  dafs  die  liebe  zu  einer  ihrer  freundinnen,  deren  herz 
einem  anderen  gehöre,  die  krankheit  verursacht  habe,  und 
dafs  ihr  einflufs  diese  freundin  für  Francis  gewinnen  könnte. 
Wie  sie  dann  alle  die  Vorzüge  des  edlen  Jünglings,  die  sie  ins 
feld  führen  wolle,  schildert  (wie  der  könig  bei  Paint.)  und 
jene  freundin  schilt  wegen  ihrer  grausamkeit  gegen  den,  der 
alle  liebe  verdiene  —  "nay,  were  it  myself",  da  teilt  er  ilir 
endlich  mit,  dafs  sie  es  selber  ist,  die  die  Sehnsucht  Franzens 
entfacht  hat  und  ihm  die  gesundheit  wiedergeben  kann. 

Im  bau  dieser  scenen  hat  sich  Fl.  an  Lylys  drama  *Sapho' 
angelehnt,  das  als  einzige  ausnähme  nicht  eigentlich  in  diesen 
kreis  von  geschichten  hineingehört.  Die  beiden  liebenden  — 
Sappho,  die  prinzessin,  und  Phao,  der  von  Venus  mit  Schönheit 
begabte  fährmann  —  sind  hier  nicht  durch  die  beziehungen 
zu  einem  dritten,  sondern  lediglich  duixh  den  unterschied  des 
Standes  von  einander  ferngehalten.  Doch  dafür  war  hier  Fl. 
für  die  pathologie  der  liebe  um  so  mehr  geboten.  Sappho, 
die  den  schönen  fährmann  gesehen  hat,  liegt  krank  darnieder, 
und  die  von  ihi'er  Umgebung  zerbrechen  sich  die  köpfe  in 
Saph.  m,  1 : 

Trach.:  Sapho  is  fdlne  sodenly  sich,  I  cannot  guesse  ihe  cause, 
Mileta:  Some  colde  belike  or  eis  a  womans  qualme. 

So  beginnt  auch  M.  Th.  II,  1 : 

Cell.:    "Indeed  he  is  much  chang'd,  extremely  alter'd 
His  colour  faded  strangely  too." 

Val.:    "The  air, 

The  Sharp  and  nipping  air  of  our  new  climate, 
I  hope,  is  all;  . . ." 

Dann  streitet  man  sich  in  Saph.  III,  1  weiter  über  die 
kränkelt  (wie  die  ärzte  in  M.  Th.  II,  4) , .  bis  plötzlich  Enge, 
•hereinstürzt: 


FLETCHERS  MONSIEUK  THOMAS  UND  SEIN£  QUELLEN.  7 

Euge.:    Mileta!   Isinena!  Mileta!    Come  away,  my  Lady  is 

in  a  sotone! 
Mileta:  Äye  me! 
Isme.:     Come,  let  us  mdke  haste.    [Exeunt  £.,  Jf.,  2.] 

Ganz  ebenso  wird  die  Unterredung  Valentins  mit  Michael 
unterbrochen  (M.  Th.  II,  5): 

Enter  Alice:  "Oh,  dear  brother! 

The  gentleman,  if  ever  you  will  see  him 

Alive,  as  I  think  — " 
Enter  Cell.:    "Oh,  he  faints!  for  Heaven-sake, 

For  Heaven-sake,  sir  — " 
Val.:    "Go  comfort  him,  dear  sister."    [Exit  Alice.] 

Die  art,  me  man  sich  um  den  kranken  Francis  bemüht, 
erinnert  gleichfals  an  Saph.  M.  Th.  II,  1  p.  331: 

Alice:    "Some  warm  broths 

To  purge  the  blood,  and  keep  your  bed  a  day,  sir, 
And  sweat  it  out." 


VaL:      "My  gown  there!" 

Das  ist  nach  Saph.  III,  3  p.  396 ,  wo  Milita  kleider  her- 
zuträgt : 
Mileta:   Madame,  I  thinJce  it  good  you  haue  niore  clothes, 
and  sweate  it  out 
(Sapho  seufzt  wie  oben  Francis.) 
Mil.  p.  398 :  . . . ,  will  you  haue  a  litle  broth  to  comfortc  you  ? 

Sapho  aber  (p.  392  u.  398)  weigert  sich  irgend  welche 
medizin  zu  nehmen  (danach  auch  Francis,  der  in  III,  1  die 
drei  ärzte  vergebens  von  sich  abzuhalten  sucht),  nur  der 
heilkundige  Phao  soll  zu  ihr  kommen  und  ihrer  krankheit 
linderung  schaffen. 

3. 

Look.-Glass  p.  135,  136  und  Paint.  I,  47 
in  xM.  Th.  HI,  1. 

(Umschwung  der  handlung.) 

Die  scene  des  Umschwunges  (M.  Th.  III,  1)  ist  genau  ebenso 
gebaut  wie  M.  f.  M.  III,  1  *) :  die  personen  kommen  und  gehen 


»)  cf.  Anglia,  N.  F.  XVI,  heft  4  (teU  U,  a). 


8  H.  GüSKARy 

wie  dort  mit  ganz  entsprechenden  Wendungen,  und  wie  der 
herzog  ist  hier  Valentin  heimlicher  zeuge  der  Vorgänge.  Dem 
inhalt  nach  ist  fast  aus  jeder  quelle  dieser  handlung  etwas 
darin  zu  finden,  aber  weit  gründlicher  verarbeitet  und  schwerer 
zu  scheiden  als  in  allen  übrigen  teilen  des  dramas. 

Zunächst  ist  die  scene  eingeleitet  nach  der  entsj)rechenden 
scene  in  Saph.  (III,  4).  Francis  wie  Sapho  liegen  Uebeskrank 
auf  ihr  lager  gebettet,  da  tritt  hier  Cellide,  wie  Phao  zu  Sapho, 
herein  in  der  absieht  die  krankheit  mit  ihren  mittein  zu  heben. 
Nachdem  dort  die  aufwartenden  frauen  und  entsprechend  hier 
die  ärzte  veranlafst  sind  hinauszugehen,  sind  sie  allein;  aber 
Francis  begreift  zuerst  nicht  besser  als  Phao,  worauf  die  Jung- 
frau mit  ihren  andeutenden  worten  hinaus  will. 

Fl.  hat  hier  zugleich  an  Look.-Glass  p.  135,  136  gedacht, 
wo  die  königin  Alvida  gerade  mit  dem  unterkönig  von  Cilicien 
buhlt,  als  der  könig  selbst  herzukommt.  Francis  kann  sich 
der  liebkosungen  Cellides  ebenso  wenig  wie  dort  der  unter- 
könig derer  der  Alvida  erwehren,  während  Valentin  heimlich 
hereintritt  und  zeuge  seines  edelmutes  wird. 

Man  vergleiche  folgende  stellen: 

(Look.-Glass,  p.  136.) 

Alvida:       

Blushing  I  teil  thee,  fair  Cilician  prince, 
None  bttt  thyself  can  merit  such  a  grace, 

K.  of  CiL :    Madam,  I  hope  you  mean  not  for  to  mock  me, 

Alv. :  No,  läng,  fair  hing,  my  meaning  is  to  yolce  thee. 

How  sweet  he  looks! 

[Kisses  him 

And  thus,  and  thtis,  and  thus,  thus  much  I  love  thee, 

[Kisses  him. 

K.  of  CiL :    For  all  these  vows,  heshretv  me,  If  I  prove  ye : 
My  faith  unto  my  hing  shall  not  he  fals'd. 

Alv. :  Good  Lord,  how  men  are  coy  when  tliey  are  crav*d! 

K.  of  Cil. :    Madam,  hehold  our  hing  approacheth  nigh. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN. 

Dazu  M.  Th.  III,  1 : 

Franc:   "Bless  me,  what  beams 

Flew  from  these  angel  eyes!  .  .  .    [Aside 
...  —  Dare  you  sit  by  me?" 

Gel.:       "I  would  be  sorry,  sir,  my  charity, 

,  should  merit 

So  Stubborn  a  construction.    Will  it  please  you 
To  taste  a  little  of  this  cordial? 


»> 


Franc:   "Of  wliicli,  lady?  — 

....  —  Why  do  you  blush  so?" 

Cell.:      "Do  you  not  understand?   of  this,  this  cordiaL" 

[Kisses  him. 

Die  quelle  für  den  eigentlichen  höhepunkt  in  dieser  scene 
hat  KoeppelO  in  der  geschichte  von  Galgano  and  Madonna 
Minoccia  (Paint.  I,  47)  festgestellt.  Galg.  ist  glücklich,  nach 
langen  Werbungen  bei  Min.  gegenliebe  zu  finden,  erfährt  aber 
dann  aus  ihrem  munde,  dafs  sie  ihm  erst  auf  das  lob  des 
gatten  hin  ihr  herz  geschenkt,  und  reifst  sich  aus  ihren  armen 
los:  Shall  I  he  traytor  to  him,  tluit  frendly  hath  commended 
me  ?  (Paint.  I,  47  p.  7). 

Francis  äufsert  ganz  ähnliche  worte,  als  er  vernimmt, 
dafs  Cellide  auf  wünsch  des  hochherzigen  freundes  ihm  ihre 
liebe  entgegen  bringt: 

Franc  (p.  348) :  "Hold,  for  Heaven-sake ! 

Must  my  friend*s  misery  make  me  a  triumph? 
Bear  I  that  noble  name,  to  be  a  traitor?" 

Er  fügt  hinzu :  "I  am  resolv'd  to  die  first."  aus  der  haupt- 
quelle Paint.  I,  27  p.  104:  And  determlning  raiher  to  die,  thcn 
to  yelde  to  such  tvicked  laue  .... 

Doch  hat  er  jetzt  wie  Galg.  die  kraft  der  seele  wieder- 
gefunden. 

Die  breiten  tiraden  im  ausgange  dieser  scene  haben  mehr- 
fache anklänge  an  Euph.    [cf.  s.  3.] 


»)  cf.  Beitr.  XI,  p.  97. 


10  H.  GUSKAR, 

4. 

Paint.  I,  37  und  M.  f.  M. 

(Umkehr  der  handlang.) 

Im  zweiten  teil  von  M.  Th.  III,  1  wiederholt  sich  dann 
das  motiv  des  höhepunktes  noch  einmal  in  der  Version  von 
The  Earl  of  Ängiers  (Paint.  I,  37),  wo  der  graf  und  die  gattin 
des  fem  im  kriege  weilenden  königssohnes  sich  in  einer  ähn- 
lichen Situation  beisammen  finden  —  who  heyng  sette  downe 
together  uppon  a  bedde  (whiche  she  desired)  alone  in  a  chaniber 
—  und  die  prinzessin  vergeblich  den  getreuen  Statthalter  unter 
tränen  für  ihre  Sehnsucht  zu  gewinnen  sucht  (Paint.  I,  p.  158) : 

I  beseche  you,  for  the  loue  that  I  beare  unto  you,  that 
you  will  not  denye  me  your  loue  and  frendship,  and  that  you 
will  haue  pitie  upon  my  young  yeares,  whiche  doubtles  do 
consume  for  you,  as  I  see  against  the  fierie  flames. 

Eine  gleiche  begehrlichkeit  wird  Cellide  in  den  mund  ge- 
legt (p.  349): 

" Alas,  consider, 

Play  but  the  woman  with  me,  and  consider, 

,  what  misery  — 

What  loss  of  youth, 

What  everlasting  banishment  from  that 

Our  years  do  only  covet  to  arrive  at, 

Equal  affections,  [flamed]^)  and  shot  together!" 

Franc,  weist  sie  das  zweite  mal  schärfer  zurück  (nach 
dem  Vorbild  des  grafen): 

Franc:   "Pray,  stay  there: 

Methinks  you  are  not  fair  now;  ..." 

In  Paint.  I,  p.  158  heilst  die  entsprechende  stelle : 

pushing  her  from  hym,  as  shee  was  about  to  clepe  him  aboute 
the  necke,  and  swoore  great  otJies,  tlmt  rather  hee  woulde 

be  drawen  in  peces  then  consent  to  suche  a  thing, , 

against  the  honour  of  his  Lorde  and  maister. 

Doch  während  Cell,  dadurch  ihr  eigenes  selbst  wieder- 
findet und  mit  ihren  empfindungen  zurückhält,  während  sie 


^)  Dyce  interpoliert  wenig  poetisch  "[bom]"  und  zerstört  das  beab- 
sichtigte bild  (s.  queUe:  as  I  see  against  the  fierie  flames). 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  11 

jetzt  erst  von  wirklicher,  inniger  liebe  zu  dem  edlen  jüngling 
ergriffen  wird  (eine  hübsche  erflndung  des  dichters),  verwandelt 
sich  die  verschmähte  leidenschaf t  der  prinzessin  in  wilden  hafs ; 
durch  verläumdung  will  sie  ihre  selbst  verschuldete  schmach 
an  dem  grafen  rächen,  und  er,  um  sie  zu  schonen,  räumt  ihr 
das  feld.  Noch  ehe  die  aufgeregte  menge  seinen  palast  er- 
reicht, reitet  er  eiligst  davon  und  schifft  sich  nach  England 
ein.  Aber  gerade  durch  diesen  edelmut  lenkt  er  den  schlimmen 
verdacht  seines  gebieters  auf  sich. 

Eine  derartige  glänzende  Wendung  wollte  sich  Fl.  um 
keinen  preis  für  seine  handlung  entgehen  lassen.  Auch  Franc, 
mufs  sich  aus  edler  rticksicht  auf  Cellides  beschämung  wie  der 
graf  heimlich  zu  pferde  aufmachen  (p.  870),  um  zu  schiffe  das 
weite  zu  suchen  (p.  385).  Doch  eine  Verdächtigung  des  Jüng- 
lings nach  dem  Vorbild  der  quelle  liefs  sich  ohne  trübung  des 
bisherigen  eindruckes  nicht  mit  der  rolle  Valentins  vereinbaren, 
und  das  ganz  und  gar  nicht,  nachdem  ihn  der  dichter  zu  mög- 
lichster Steigerung  des  höhepunktes  (III,  1)  dort  als  heimlichen 
beobachter  hinzugezogen  hatte.  Fl.  half  sich  darum  mit  jenem 
technischen  mittel ,  das  er  von  Sh.'s  M.  f.  M.  her  kannte : ») 
überall,  wo  ihm  die  handlung  ins  stocken  zu  kommen  droht, 
da  führt  er  den  getreuen  nachbar  Michael  (=  herzog)  als  den 
deus  ex  machina  herein,  der  hinter  der  scene  alles  gesehen 
hat,  was  den  andern  im  stücke  entgehen  mufs,  der  überall 
noch  einen  ausweg  weifs,  der  knoten  schürzt  und  wieder  löst, 
ganz  wie  es  einem  dichter  vonnöten  ist. 

Mich,  übernimmt  fortan  das  gegenspiel  Valentins,  der  keinen 
gi*öf seren  wünsch  hat  als  die  rückkehr  Franzens,  aber  untätig  die 
dinge  geschehen  läfst;  und  der  allgegenwärtige  Mich,  kommt 
auch  gerade  dazu,  wie  Francis  ein  schiff  besteigen  will  (IV,  5). 
Um  den  flüchtling  zurückzuhalten,  läfst  er  ihn  festnehmen, 
zunächst  in  wohlwollender  absieht,  wie  der  herzog  die  Isabella 
in  M.  f.  M.  V,  1.  Indessen  eine  Verdächtigung  Franzens,  wie  sie 
nach  Paint.  1, 37  ihm  vorschwebte,  erwies  sich  dem  dichter  immer 
noch  als  wirkungslos  für  den  Zuschauer,  der  ja  Val.  als  hilfs- 
bereiten zeugen  des  Sachverhaltes  kennt:  Franc,  mufs  sich 
darum  selbst  bei  Mich,  in  den  verdacht  des  diebstahls  setzen. 


Ö  cf.  AngUa,  N.  F.  XVI,  heft  4  (teU  U,  a). 


12  H.  GUSKAB, 

Nur  um  zum  schein  seine  rauhe  handlungsweise  zu  recht- 
fertigen, hält  der  treue  anwalt  Val.'s  dem  jüngling  vor,  dafs 
er  seinen  hochherzigen  freund  um  das  herz  seiner  geliebten 
gebracht  und  ihm  das  pferd  entwedet  habe.  Franc,  aber,  im 
trotz  über  sein  Schicksal,  reicht  ihm  die  Juwelen,  die  er  seit 
frühster  kindheit  an  sich  trägt,  und  gibt  an,  auch  diese  ge- 
stohlen zu  haben.  Mich,  ist  bestürzt  ob  einer  solchen  uner- 
warteten entdeckung  (IV,  5  u.  9)  und  läfst  Franc,  mit  dieser 
anklage  zu  Val.  zurückbringen  (V,  5). 

Dort  beginnt  er  wie  der  herzog  am  schluTs  von  M.  f.  M.  zu 
gericht  zu  sitzen,  um  durch  ein  verhör  —  als  moment  der  letzten 
Spannung  —  die  vermeintliche  schuld  Franzens  zu  erweisen, 
und  leitet  damit  die  entwirrung  des  knotens  ein  (V,  10  p.  406). 

5. 
Dec.  II,  6  und  Fr.  Bac. 

(Lösung  des  konfliktes.) 

Die  Juwelen  des  Franc,  die  Mich,  zu  seiner  belastung 
vorzeigt,  werden  von  Val.  und  seiner  Schwester  wieder  erkannt 
als  die,  welche  man  einst  dem  nach  einem  seekampfe  ver- 
schollenen kinde  VaUs  (1,1:  "lost  at  sea  among  the  Genoa 
galleys"')  angelegt  habe  —  ein  motiv,  das  seit  den  narben 
des  Odysseus  unzählige  male  in  den  literaturen  der  Völker 
wiederkehrt. 

Die  weitere  lösung  des  rätseis  erfolgt  nach  Dec.  II,  6 ,  der 
geschichte  von  den  Schicksalen  des  Gottfried.  Dieser,  als  kind 
in  den  wiirnissen  eines  bürgerkrieges  von  seinem  vornehmen 
vater,  dann  auch  von  seiner  mutter  getrennt  und  von  See- 
räubern nach  Genua  (s.  oben)  geschleppt  (Dec.  n,  6  p.  209), 
wird  schliefslich  nach  langen  jähren  unerkannt  in  das  haus 
Conrads  verschlagen,  wohin  inzwischen  auf  anderen  wegen 
auch  die  mutter  gelangt  ist,  ohne  dafs  sie  sich  wiedererkennen. 
Obgleich  in  dienender  Stellung,  findet  der  schöne  jüngling  die 
liebe  der  tochter  seines  herrn,  Ihre  heimlichen  beziehungen 
werden  aber  entdeckt,  und  man  führt  Gottfried  in  ketten  ab 
(wie  auch  Franc,  in  M.  Th.  IV,  5  u.  9).  Als  aber  bald  darauf 
die  partei  seines  vaters  wieder  zur  herrschaft  gelangt  ist, 
entdeckt  er  seine  edle  herkunft  dem  kerkermeister ,  der  die 
künde  hiervon  vor  seinen  herrn  Conrad  bringt.     Die  jetzt 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  13 

erfolgende  wiedererkennungsscene  zwischen  mutter  und  söhn 
ist  von  Fl.  auf  Franc,  und  seinen  vater  Val.  übertragen: 

Zuerst  sieht  sich  Conrad  den  Jüngling  genauer  an  (Dec 
11,6  p.  215): 

Questo  udendo  Currado,  avvisd,  lui  dovere  esser  desso,  .  .  . 

(p.  216) : 

E  trovando  per  dssai  manifesti  indizj,  lui  veramente  esser 
Giusfredi  figltuolo  d'Ärrighetto  Capece,  gli  disse ;  . . . 

So  ist  Alice  die  erste,  die  die  ähnlichkeit  Franzens  er- 
kennt (M.  Th.V,  10  p.  407): 

"FU  pawn  my  life  on't; 

And  this  is  he.  —  Come  hither,  Mistress  Dorothy, 
And  Mistress  Mary:  who  does  that  face  look  like? 
And  view  my  brother  well." 

Das  klingt  zugleich  an  Dec.  p.  221  an,  wo  das  verhalten 
der  mutter  geschildert  wird: 

AI  quäle  Madama  Beritola  per  le  parole  da  Currado  udite 
cominciö  a  riguardare,  e  da  occulta  viriü  desta  in  lei  alcuna 
rammemorazione  d^  puerili  lineamenii  del  viso  del  suo  fig- 
liuolo,  .  .  .,  con  le  braccia  aperte  gli  corse  all  collo;  ne  la 
soprabondante  pietä,  ei  allegrezza  maierna  le  permisero  di 
potere  alcuna  parola  dire,  .  .  . 

Valentin  (V,  10)  ist  ebenso  starr  vor  erregung,  und  Alice 
übelnimmt  es,  den  Jüngling  zu  fragen,  wie  er  in  den  besitz 
der  Juwelen  gekommen  sei.  Franc,  beginnt  genau  so  wie 
Gottfr.  dem  kerkermeister  gegenüber: 

Franc:  "Now  TU  teil  you, 

Because  blind  Fortune  yet  may  make  me  happy." 

cf.  Dec.  II,  6  p.  215 : 

posso  io  omai  sicuraniente  manifestare,  poi  nel  pericolo  mi 
veggio,  .  .  . 

und  erzählt  dann  weiter,  was  wir  in  Dec  über  das  Schicksal 
Gtottfr.'s  am  anfang  erfahren: 

"...    I  heard  a  merchant  say  that  bred  me, 


.    .    .,  an  infant  in  the  Genoa  galleys,  .  .  ., 
I  was  taken  in  a  sea-fight,  and  from  a  mariner, 


14  H.  GUSKARy 

Out  of  his  manly  pity,  he  redeem'd  me: 
He  told  me  of  a  nurse  that  waited  on  me:" 

cf .  Dec.  II,  6  p.  209 : 

I  corsariy  li  quali  avevano  a  Fomo  preso  il  legno,  .  .  .,  a 
Genova  n'andarono,  e  quivi  tra! padroni  della  galea  d'msa 
la  preda,  tocco  per  avventura  tra  Valtrc  cose  in  sorie  ad  un 
Messer  Guasparrin  d'Oria  la  balia  ...  et  i  due  fancitilli 
con  lei. 

Und  hat  Gottfried  als  Jüngling  (Dec.  ü,  6  p.  211)  auch  an 
den  seeräubereien  seines  ersten  herrn  Guasp.  teilgenommen,  bis 
er  zuletzt  auf  mannigfach  verschlungenen  wegen  in  das  haus 
Conrads  gelangt  ist,  so  schliefst  hier  ebenso  der  bericht  Franzens: 

"The  wars  was  my  retreat  then,  and  my  travel, 
In  which  I  found  this  gentlemen's  free  bounty,  ..." 

Nach  der  wiedererkennungsscene  erfolgt  in  Dec.  II,  6  die 
Verlobung  mit  der  tochter  Konrads,  die  der  versöhnte  vater 
jetzt  gleichfalls  aus  dem  kerker  holt. 

In  unserer  handlung  aber  gilt  es  jetzt,  noch  weitere 
Schwierigkeiten  zu  überwinden.  Cellide  ist  nach  der  scene  mit 
Franc,  ins  kloster  geflohen,  um  dort  in  ihrer  liebe  trost  und 
die  ruhe  ihrer  seele  zu  fiiiden,  und  wenn  das  irgend  ernst 
genommen  und  wirksam  sein  soll,  so  ist  damit  ein  tragischer 
ausgang  unvermeidlich,  solange  an  den  bisherigen  Charakteren 
mit  konsequenz  festgehalten  wird. 

Fl.  hat  deshalb  noch  im  letzten  akt  eine  neue  kombination 
des  konfliktes  geschaffen,  indem  er  den  beiden  der  nebenhand- 
lung  in  die  haupthandlung  hereinzieht.  Thomas  übernimmt 
es  aus  abenteurerlust,  die  verzweifelte  Cell,  aus  dem  kloster 
zu  holen  und  für  diese  weit  zu  retten ; »)  er  führt  damit  eine 
Wendung  herbei,  die  aus  Greene's  Friar  Bacon,  einem  weiteren 
exemplar  unserer  gruppe,^)  hergenommen  ist: 

In  Fr.  Bac.  wird  Margarete  von  dem  prinzen  geliebt, 
während  sie  selbst  dem  boten  seiner  Werbung,  Lacy,  ihr  herz 
zuwendet.  Der  prinz  ist  darob  erzürnt,  sieht  aber  im  zauber- 
spiegel  die  heifse  liebe  Marg.'s  zu  Lacy  und  leistet  grofsmütig 
verzieht.    Indessen,  Marg.  verzweifelt  zuletzt  an  der  treue 

»)cf.  B.  42ff.  «)cf.  8,  1. 


FLETCHBRS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  15 

ihres  geliebten,  und  Lacy  und  seine  genossen  finden  sie  in 
nonnenkleidern.  Man  überredet  sie  jedoch,  ihr  gelübte  zu 
brechen  und  sich  zwischen  dem  kloster  und  Lacy  zu  entscheiden; 
es  siegt  ihre  liebe  zu  Lacy  (cf.  Fr.  Bac.  p.  176). 

Nach  diesem  Vorbild  ist  die  äufserst  wortkarge  rolle 
Cellidens  in  M.  Th.  V,  10  gedacht,  wie  wenig  anklänge  auch 
bei  den  beiden  einzigen  äufserungen  Cell.'s  zu  diesem  schritt 
nachzuweisen  sind;  die  beiden  Stadien  der  wiedererkennungs- 
scene  Franzens  kommen  in  ihrer  Wirkung  auf  Cell,  zum  aus- 
druck  in  den  Worten  (p.  407): 

„Oh,  where  have  I  bestow'd  my  faith?  in  neither  — " 

und  p.  409 : 

"Now,  sir,  I  come  to  you  — " 

Dem  entsprechen  in  den  langatmigen  reden  Marg.'s  etwa 
folgende  stellen  (Fr.  Bac.  p.  176): 

Marg.:  llie  vain  illtisions  of  this  flaitering  world 
Seem  odiotis  to  the  thoughts  of  Margaret, 
.    .    .    .    I  leave  the  world, 


Marg.:   ....    wlicn  he  conies  with  his  encha^iting  face, 
.    .    .    .    I  cannot  say  htm  nay. 

Die  Verlobung  und  die  frohe  lust  der  beteiligten  schliefst 
in  beiden  fällen  die  handlung  ab. 


Zu  dieser  haupthandlung  unseres  dramas  heifst  es  in 
Beitr.  XI  p.  97 :  „Es  ist  zu  bedauern ,  dafs  Fl.  es  nicht  ver- 
standen hat,  mit  diesem  gediegenen  stof^  hauszuhalten,  dafs  er 
die  ruhige  entwicklung  durch  allerlei  einschaltungen  gestört 
hat"  Damit  trifft  Koeppel  zugleich  auch  die  besondere  art, 
in  der  Fl.  ganz  anders  wie  Shakesp.  von  quellen  abhängig  ist. 
Nicht,  was  von  seiner  handlung  gefordert  wird  und  sie  be- 
sondei's  herausheben  kann,  trägt  unser  dichter  zusammen, 
nicht  das  innere  wesen  der  einen  handlung,  die  ihn  erwärmt 
hat,  gibt  ihm  den  mafsstab  für  die  wähl  seiner  Stoffe,  — 
sondern  alles  was  ihm  an  anderen  geschichten  besonders  ge- 
faUen  hat,  das  sucht  er  aufzustapeln,  soweit  es  sich  irgend  zu 
einem  ganzen  fügt 


16  H.  GUSKAB, 

B. 

Die  Nebenhandlung. 

FL's  neigung,  schätze  zu  häufen,  anstatt  sie  kunstvoll 
auszugestalten,  zeigt  sich  weit  mehr  noch  als  in  der  ersten 
handlung  in  der  nebenhandlung  unseres  dramas,  die  sich  eigent- 
lich nur  aus  erborgten  episoden  zusammensetzt.  Die  ganze 
positive  betätigung  des  beiden  besteht  hier  in  nichts  anderem 
als  in  einer  reihe  von  anschlagen  gegen  den  widerstand  Marys 
und  ihre  tugend,  und  nur  nebenbei  wehrt  er  zugleich  Sebastian 
und  Hylas  von  sich  ab,  die  in  ganz  anderen  angelegenheiten 
an  ihn  herantreten.  Der  konflikt  zwischen  Thomas  und  Mary 
tritt  uns  also  als  selbständiger  kern  der  nebenhandlung  ent- 
gegen, während  die  übrigen  personen  mit  ihren  episoden  als 
störendes  beiwerk  mitgeführt  sind. 

l. 
Der  eigentliche  l(onflil(t  der  nebenhandlung. 

(The  baffl.  Kn.  u.  Alph.) 

Für  den  konflikt  zwischen  einem  an  welsche  leichtfertig- 
keit  gewöhnten  Jüngling  und  seiner  tugendsamen  geliebten  in 
der  heimat  hat  der  dichter  in  der  bailade  "The  baffled  Knight" 
(Percy  p.  731 — 763)  *)  die  anregung  gefunden.  Nach  dieser 
bailade,  die  den  lustigen  krieg  zwischen  einer  ränkevollen 
Jungfrau  und  einem  nach  ihrer  liebe  lüsternen  ritter  behandelt, 
werden  auch  in  M.  Th.  die  schlimmen  absiebten  des  liebhabers 
durch  die  list  des  mädchens  immer  wieder  vereitelt :  es  spielen 
jedoch  nur  gelegentlich  kleine  einzelheiten  in  die  handlung 
selbst  hinein.  2) 

Weit  deutlicher  läfst  sich  der  einflufs  von  Greene's  Alph. 
erkennen : 

Alphonso  bei  dreene  kämpft  um  die  band  der  sultans- 
tochter  Iphigena  in  blutigen  schlachten ;  und  grimmig  weist  es 
der  sultan  von  sich  ab,  dafs  er  im  zauberschlafe  selbst  die 
bevorstehende  ehe  seiner  Iph.  mit  Alph.  gepriesen  haben  soll: 
eher  wolle  er  sie  töten.    Auch  Iphig.  schwört  immer  wieder, 


0  cf.  Chüd  IV,  495. 
»)  cf.  8. 21  u.  22. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  17 

dafs  sie  lieber  in  den  tod  gehen,  als  in  diese  ehe  willigen 
werde,  und  Alph.  droht,  sie  zu  seiner  konkubine  zu  machen. 
Fl.  hat  den  träum  des  sultans  klug  auf  Mary  übertragen 
(M.  Th.  I,  3) :  wie  der  sultan  will  auch  Mary  nichts  davon 
wissen,  dafs  sie  von  dem  "Good,  dear,  sweet  Tom!"  geträumt 
und  die  taute  dabei  umarmt  und  gar  geküfst  habe.  Sie  bleibt 
fest  darauf  bestehen  (wie  Iph.),  dafs  Thomas  ihr  nicht  nahen 
dürfe,  bis  er  sich  nach  ihren  wünschen  geändert  habe:  "I'U 
be  hang'd  first",  und  es  gelingt  ihr  auch,  alle  seine  anschlage 
auf  ihre  tugend  zu  vereiteln.  ^)  Das  spielt  sich  in  einer  reihe 
eingeschobener  episoden  ab,  in  denen  hauptsächlich  novellen 
Boccaccios  und  seiner  englischen  bearbeiter  Verwendung  ge- 
funden haben. 

a)  Dec.  1, 1  und  II,  1. 

(Die  erste  episode.) 

Die  list  des  abgewiesenen  Thomas,  durch  Verstellung  eine 
ausspräche  mit  Mary  herbeizuführen,  erweist  sich  als  ver- 
quickung zweier  novellen  aus  Dec: 

In  Dec.  I,  1  will  ein  sterbender  bösewicht  (Ciapp.)  den 
guten  ruf  zweier  kaufleute,  die  ihn  bewirten,  nicht  schädigen, 
und  es  gelingt  ihm,  sich  trotz  seines  lasterhaften  lebens  bei 
dem  beichtvater  ins  beste  licht  zu  setzen.  Die  ihn  bewirtenden 
brüder  hinter  der  türe  vergessen  fast  den  ernst  der  läge,  wie 
der  fromme  f rater  dem  alten  Sünder  trost  zuspricht,  und  wie 
dieser  dann  reumütig  beichtet,  dafs  er  das  wasser  ebenso 
gierig  getrunken  habe,  als  ob  es  wein  wäre,  dafs  er  unachtsam 
in  die  kirche  gespuckt,  und  dafs  er  als  kind  sogar  einmal 
seiner  mutter  geflucht  habe.  Allen  trost  des  priesters  lehnt 
er  ab,  als  ob  ihm  solche  taten  niemals  könnten  verziehen 
werden;  und  über  seiner  reinheit  ergriffen,  erteilt  ihm  der 
mönch  fi-eudig  die  absolution  und  läfst  ihn  nach  dem  tode 
heilig  sprechen. 

Ein  eben  solcher  meister  in  der  Verstellung  ist  Mart.  in 
Dec.  II,  1.  Er  möchte  trotz  des  gedränges  mit  zwei  anderen 
die  leiche  des  heiligen  sehen  und  stellt  sich  krank,  um  von 
den  beiden  freunden  geführt  durch  den  menschenknäuel  hin- 


*)  Weitere  entlehnnngen  s.  s.  27. 

AngliA.    N.  F.    XVU. 


16  B.  GU8ILAR, 

darchzukommen.  Mit  ganz  verzerrtem  gesiebt  und  verdrehten 
gliedmafsen  über  den  heiligen  toten  gelegt,  beginnt  er  alsbald 
die  verzogenen  muskeln  wieder  auszustrecken,  und  alle  stehen 
in  heiligem  staunen  ob  dieser  wunderbaren  heilung.  Da  aber 
wird  er  von  einem  landsmann  in  der  nähe  erkannt;  man  ent- 
larvt ihn,  und  er  entgeht  mit  knapper  not  der  wut  der  em- 
pörten menga 

Nach  dem  vorbild  dieser  beiden  novellen  nimmt  Thomas 
seine  Zuflucht  zur  heuchelei  (M.  Th.  HI,  1  p.  358) : 

Im  krankenzinmier  des  Francis  hinter  dem  verhäng  ver- 
borgen, stellt  er  sich  gleichfalls  krank,  um  die  frauen  durch 
mitleid  an  sein  lager  zu  locken.  Alice  und  Mary  (wie  die 
beiden  brttder,  Dec.  1, 1)  hören  ihn  stöhnen  und  über  seine 
sflnden  klagen: 

Thom.:  "No,  no,  I  have  no  hope:  nor  is  it  fit,  friends, 
(My  life  has  been  so  lewd,  my  loose  condition, 
Which  I  repent  too  late,  so  lamentable) 
That  any  thing  but  curses  light  upon  me;" 

Vgl.  Dec.  1, 1  p.  49 :  Ciapp.  zu  den  beiden  brüdem : 

lo  ho  vivendo  tante  ingiurie  fatte  a  Domenedio,  che  . . .  Dann 
zu  dem  ihn  tröstenden  priester:  er  habe  zu  wenig  seine 
Sünden  gebeichtet,  tanta  e  stata  la  noja,  che  la  infermitä 
m'ha  data. 

Franc,  schüttelt  den  köpf: 

"What  a  Strange  fellow's  this!" 

(Dec.  1, 1  p.  61.  Die  beiden  kaufleute  hinter  der  tür:  Che 
uomo  i  costui,  il  quäle  ne  .  .  .), 

und  als  die  beiden  frauen  ihn  um  auskunft  bitten,  antwortet 
Franc  ganz  im  Stile  der  heuchlerischen  beichte  des  Ciapp.: 

"He  came  to  me,  to  ask  free  pardon  of  me 

For  some  things  done  long  since,  which  his  distemper 

Made  to  appear  like  wrong,  but  'twas  not  so," 

Alle  trostworte,  die  man  inzwischen  von  Hylas  und  Sam 
hinter  dem  Vorhang  hört,  weist  Thom.  ab ;  er  habe  keine  hof f- 
nung  mehr  auf  gnade  bei  Mary: 

"I  have  a  virtuous  sister,  but  I  scorn'd  her: 
A  mistress  too,  a  noble  gentlewomen, 


FLETCHER8  MOKSIEtJR  THOMAS  CKD  8EIKB  QUELLEN.  Id 

For  goodness  all  out-going  — 


WWch  these  eyes,  friends,  my  eyes,  must  never  see  more." 

(Dec.  1, 1  p.  58;  Ciapp.:  Sappiate,  che,  quando  io  era  picco- 
Uno,  io  bestemmiai  una  volta  la  matnma  mia:  .  .  .  und 
vorher  klagt  er  ob  dieser  Sünde:  e  parmi  essere  tnolto 
certo  che  Iddio  mai  non  avrä  misericordia  di  me  per  questo 
peccato.) 

Hylas  spricht  ihm  zu: 

^one  hour's  goodness 
Strikes  off  an  infinite  of  ills." 

(Der  priester  in  Dec.  1, 1  p.  58:  8e  tutti  %  peccati,  . . ,,  mentre 
che  il  mondo  durer ä,  fosser  tutti  in  uno  uom  solo,  et  egli 
ne  fosse  pentuto,  e  contrito,  come  io  veggio  te,  A  e  tanta 
la  henignitä,  et  la  misericordia  di  Dio,  checonfessandogli  egli, 
gliele  perdonerebbe  liberamente;  .  .  .) 

Die  beiden  frauen  sind  gerührt,  und  Francis  bemerkt 
fOr  sich: 

"How  exactly 
This  cunning  young  thief  plays  his  part!" 

Ähnlich  äufsem  sich  die  beiden  kaufleute  hinter  der  tür,  aber 
auch  der  landsmann  in  Dec.  U,  1  p.  135 ,  als  er  den  heuchler 
erkennt, 

subitamente  comincib  a  ridere,  et  a  dire :  Domine  falle  tristo, 
chi  non  avrebbe  creduto,  veggendol  venire,  che  egli  fosse  stato 
attratto  da  dovero? 

Thomas  hinter  dem  Vorhang  bereitet  sich  indes  zum  sterben, 
und  da  die  frauen  in  tränen  ausbrechen,  glaubt  der  heuchler 
sein  spiel  gewonnen  und  will  hervorkommen: 

Thomas  (zu  den  beiden  freunden): 

"Come,  lead  me  to  my  friend,  to  take  his  farewell;" 

(Mart.  in  Dec.  II,  1  p.  133 :  Io  mi  contraffarö  a  guisa  d!uno 
attratto,  e  tu  dalV  un  lato,  e  Stecchi  dalV  altrOj  come  se  io 
per  me  andare  non  potessi,  mi  verrete  sostenendo,  facendo 
sembianti  di  volermi  la  menare,  .  .  .) 

aber  die  frauen  hören  auch,  wie  er  den  beiden  zuraunt: 

"How  does  it  shew?" 

2* 


20  H.  GUSKAR, 

und  in  höchster  entrüstong  gehen  sie  ihm  davon: 

Mary:    "And  are  you  there,  my  juggler? 
Away!  we  are  abus'd,  Alice." 

Vgl.  die  über  den  heuchler  empörte  menge  in  Dec.  IL,  1  p.  135 : 

Sia  preso  quesio  traditore,  . . .,  per  ischernire  il  nostro  Santo, 
e  not,  qut  a  guisa  d!aUraUo  e  venuto. 

Man  sieht,  dafs  diese  scene  nicht  blofs  aus  dem  gedächtnis, 
sondern  direkt  an  der  hand  von  Bocc.  entworfen  ist 

b)  Dec.  111,3  — VII,4  — Vm,  7  und  balladen 

in  M.  Th.  HI,  3. 

(Die  zweite  episode.) 

Eine  weitere  Benutzung  Boccaccios  hat  Koeppel  für  die 
nächstfolgende  episode  richtig  nachgewiesen.  0  Es  treten  aber 
hier  aufser  Dec.  VII,  4  noch  andere  novellen  und  eine  ganze 
reihe  von  balladen  auf,  die  z.  t  von  dem  Sedier  als  sein  repertoire 
hergezählt  werden.  Gleich  die  erste  ballade,  die  der  Sedier 
anstimmt,  hat  unserm  dichter  auch  das  grundmotiv  für  diese 
ständchenscene  hergegeben:  wie  der  liebhaber  von  "The 
Merchant's  Daughter"^)  seiner  angebeteten  nicht  anders  nahen 
kann,  als  dafs  er  nachts  mit  der  fiedel  sie  durch  süfse  weisen 
an  ihr  fenster  lockt,  so  hier  Thomas.  Im  sinne  unseres  beiden 
freilich  mufs  das  unter  wüstem  lärm  geschehen,  und  dazu  sind 
ihm  hier  eine  anzahl  genossen  und  ein  Sedier  beigesellt.  In 
toller  folge  werden  unter  dem  fenster  der  geliebten  bruch- 
stücke  aus  den  verschiedensten  balladen  aufgespielt,  die  auch 
Dyce  vergebens  zu  bestimmen  sucht.  Dann  wieder  ist  ein 
motiv  aus  Dec.  VIII,  7  (p.  265)  3)  eingestreut :  eines  der  mädchen 
übernimmt  es,  vom  fenster  her  den  lärmenden  liebhaber  mit 
der  liebe  ihrer  herrin  zu  verspotten,  während  diese  schadenfroh 
dahinter  steht.  Zwischen  dem  mädchen  und  Thom.  wird  so- 
gleich wieder  in  sang  und  gegensang  ein  stück  einer  ballade  *) 
abgesungen,  bis  Thom.  das  fenster  zu  erklettern  beginnt  — 


0  cf.  Beitr.  XI,  p.  95. 

»)  BaU.  IV,  p.  328. 

8)  In  Paint.  H,  31  wörtlich  tibersetzt. 

*)  Sie  ist  offenbar  nirgends  gedmckt. 


FLBTCHERS  MOKSIEÜR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  21 

wie  das  (nach  Dec.  in,  3)  oft  in  der  englischen  literatur  jener 
tage  begegnet.  Nach  dem  muster  aber  von  "The  bafQed 
Knight"  >)  wird  der  anschlag  des  Thora.  im  letzten  augenblick 
vereitelt:  durch  eine  teuf elsmaske  erschreckt,  fällt  ei> herunter; 
und  wie  der  ins  wasser  gestofsene  ritter 

The  bottom  faire  he  sounded. 
Then  rising  up,  he  cried  amain, 
Help,  helpe,  or  eise  Fm  drowned! 

so  schreit  auch  Thom.,  ohne  dafs  er  sich  irgend  schaden 
getan,  um  Ulfe: 

"oh,  my  leg, 
Broken  in  twenty  places!" 

Mary,  durch  diese  list  erschreckt,  kommt  herunter  (wie 
in  Dec.  Vn,  4  p.  118).  Sie  entlohnt  den  fiedler,  der  noch  auf 
bezahlung  gewartet  hat,  während  alle  anderen  nach  einem 
Wundarzt  davongelaufen  sind ;  und  sobald  sie  mit  Thom.  allein 
ist,  erhebt  sich  der  schelm  heil  und  gesund,  um  mit  ihr  ins 
hyis  zu  kommen.  Sie  willigt  scheinbar  mit  freuden  ein,  wie 
das  mädchen  in  The  bafQ.  Kn.  (25—40): 

0  go  with  me  to  my  father^s  hall; 


And  ril  your  chamberlain  bee,  sir, 

To  lier  father^s  Jiall  tJiey  arrived  strait; 
'Twas  moated  round  about-a; 
She  slipped  herseif  toithin  the  gate, 
And  lockt  the  knight  without-a. 

Here  is  a  silver  penny  to  spend, 
And  take  it  for  your  pain,  sir; 
And  two  of  my  father^s  men  Fll  send 
To  wait  on  you  back  again,  sir, 

FL,  der  dieser  stelle  folgt ,  hat  aber  zugleich  Dec.  VII,  4 
(p.  118)  im  äuge,  wo  die  aufmerksamkeit  des  mannes  durch 
den  ins  wasser  geworfenen  stein  abgelenkt  wird.  2)    So  läfst 


0  Percy  p.  732. 

»)  cf.  Beitr.  XI,  p.  95. 


22  H.  GU8KAB, 

auch  Mary  heimlich  ihr  tuch  fallen,  und  während  Thom.  danach 
sucht,  schläpft  sie  schnell  hinein,  um  den  ausgeschlossenen  von 
oben,  wie  jenes  mädchen  den  ritter  (Here  is  a  silver  penny  to 
spend,  etci  s.  o.)  zu  verhöhnen : 

"Though,  to  save  your  credit,  I  discharg'd  your  fiddler, 
I  must  not  satisfy  your  foUy  too,  sir, 


The  surgeons  will  be  here  straight;  roar  again,  boy,  ..." 
und  Thom.  macht  sich  mit  einer  schlufsstrophe  aus  dem  staube. 

Die  frage,  die  Koeppel  hier  noch  aufwirft,  ob  vielleicht 
an  stelle  von  Dec.  Vn,  4  dessen  englische  version  West.  no.  3 
p.  37  als  quelle  gedient  hat,  ist  nicht  leicht  zu  beantworten, 
da  nur  eine  kurze  kabale  aus  der  gemeinsamen  geschichte  ver- 
wendet ist.  Aber  ganz  davon  abgesehen,  daf s  West  schwerlich 
früher  ist  als  M.  Th., »)  tritt  uns  bei  Bocc.  der  listige  schachzug 
der  frau  viel  knapper  und  viel  mehr  in  der  weise  entgegen, 
wie  er  in  M.  Th.  dargestellt  ist,  während  wir  ihn  in  West.  p.  43 
mit  vielerlei  fremdem  beiwerk  durchsetzt  finden.  Da  läfst  die 
frau  den  mann  erst  eine  zeit  lang  am  brunnen  schreien,  bevor 
sie  vom  fenster  ein  lebenszeichen  von  sich  gibt;  dann  giefst 
sie  ihm  den  Inhalt  eines  gewissen  gefälses  über  den  köpf  und 
lockt  ihn  weiter  an  das  fenster  in  (he  lower  room,  um  ihn 
dort  zu  mifshandeln.  Schliefslich  läfst  sie  noch  ihre  freunde 
durch  einen  knaben  besonders  herbeirufen,  um  dem  überlisteten 
in  deren  gegenwart  die  meinung  zu  sagen.  In  Dec.  VII,  4 
tut  sie  das,  wie  in  M.  Th.  HI,  3,  sobald  sie  oben  angelangt  ist; 
ebenso  kommen  hier  schon  auf  den  verübten  lärm  hin  die 
helfershelfer  und  die  Sippschaft,  vor  deren  nahen  in  unserem 
drama  Thom.  das  feld  räumt. 

c)  Hept.  IV,  1  und  Dec.  H,  9— IV,  2— VII,  8  — VHI,  4. 

(Die  dritte  episode.) 

Als  letzten  versuch,  gegen  Mary  aufzukommen,  unternimmt 
es  unser  held,  sich  in  ihr  Schlafzimmer  einzuschmuggeln;  und 
hierfür  hat  Koeppel  Dec.  VIII,  4  als  quelle  angeführt.  ^)    In 


*)  cf.  West.  Preface  by  Halliw. 
«)  cf.  Beitr.  XI,  p.  95. 


FLETCHEB8  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  23 

dieser  novelle  jedoch  bringt  es  der  frater  einfach  durch  Über- 
redung dahin,  dafs  ihm  das  pf Örtchen  offen  gelassen  wird:  es 
fehlt  also  gerade  das  wichtigste  motiv,  das  Thom.  erst  die 
möglichkeit  schafft,  in  die  kammer  der  geliebten  hereinzu- 
kommen. FL's  motiv  der  Verkleidung  tritt  uns  dafür  in  einer 
ähnlichen  geschichte,  Dec.  IV,  2,  entgegen,  wo  der  frater  als 
engel  zutritt  erlangt.  Erst  diese  list,  die  hier  mit  erfolg  ge- 
krönt ist,  wird  dann  in  unserem  drama  nach  der  weise  von 
Dec.  Vin,  4  vereitelt.  Das  ist  aber  eine  Verknüpfung  beider 
novellen,  wie  sie  sich  ebenso  bereits  in  Whetstone's  Hept  IV,  1 
vorfindet. 

In  dieser  englischen  Version  kündigt  der  Fryer  Inganno 
einer  frommen  landschönen  an,  dals  sie  zur  nacht  die  türen 
offen  lassen  solle,  da  ihr  St.  Fraunces  aus  dem  himmel  in 
seiner  gestalt  erscheinen  werde.  Doch  die  leichtgläubige  schöne 
kann  ihre  freude  nicht  bei  sich  behalten,  und  der  pfarrer,  der 
davon  hört,  durchschaut  den  betrug  und  klärt  sie  auf.  An 
ihrer  stelle  wird  dann  eine  hälsliche  magd  in  ihr  bett  gelegt, 
und  kaum  ist  im  heimlichen  dunkel  der  nichtsahnende  frater 
an  deren  seite,  da  kommen  der  pfarrer  mit  der  bäuerin  und 
andere  mit  fackeln  herein,  um  den  erschreckten  liebhaber  zu 
verspotten  und  sich  an  seinen  verzweifelten  ausrufen  zu  er- 
götzen. 

Es  scheint  mir  ausgeschlossen,  dals  Fl.  etwa  unabhängig 
von  Whetstone  auf  genau  die  gleiche  art  der  Verschmelzung 
der  beiden  novellen  geraten  sein  sollte.  Da  vielmehr  alle  be- 
sonderheiten ,  die  Whetstone  aus  eigener  erfindung  in  seine 
sonst  recht  bündige  darstellung  hineingebracht  hat,  sämtlich 
auch  in  unserem  drama  nicht  fehlen,  so  ergibt  sich  eben,  dals 
unser  dichter  dieser  englischen  bearbeitung  unmittelbar  und 
zunächst  gefolgt  ist,  ohne  freilich  einzelne  brauchbare  momente 
aus  Dec.  selbst  unbenutzt  zu  lassen. 

In  Hept  IV,  1  verläfst  sich  z.  b.  der  frater  einfach  auf 
das  dunkel  der  nacht ,  während  er  in  Dec.  IV,  2  sich  erst  in 
das  haus  einer  gewissen  freundin  begibt,  um  eine  wirkliche 
Verkleidung  vorzunehmen  und  dann  als  engel  bei  der  geliebten 
einzutreten  (p.  215). 

So  lälst  sich  auch  Thom.  bei  seiner  Schwester  in  deren 
kleider  stecken  (M.  Th.  IV,  6).    Diese  verwahrt  sich  aber  gegen 


24  H.  GUSKAR, 

irgend  welche  übergrifEe  des  bruders,  ähnlich  wie  die  witwe 
in  Dec.  VIII,  4  (p.  234) ,  und  da  sie  schliefslich  seine  schliche 
durchschaut  (wie  der  priester  in  Hept.  IV,  1) ,  läf st  sie  Mary- 
heimlich  mitteilung  machen  (cf.  Dec.  VIII,  4  p.  235 :  E  detto 
loro  cid,  die  il  Proposto  verso  lei  operava,  .  .  .). 

Nach  Hept,  wo  eine  häfsliche  magd  an  die  stelle  der 
schönen  tritt,  wird  jetzt  Kate,  eine  mohrin,  eiligst  in  Marys 
bette  untergebracht  (IV,  7  und  V,  2),  und  der  verkleidete 
Schelm  findet  ebenso  wie  der  frater  die  türen  offen  und  steigt 
hinauf  (=  Hept.  p.  3). 

M.  Th.  V,  2 :  Inzwischen  haben  sich  Dorothea  und  Mary 
auf  die  lauer  gestellt  (=  Dec.  IV,  2  p.  219),  und  Thom.  wird 
scheinbar  als  freundin  der  herrin  von  einem  mädchen  ins 
schlafzinmier  geführt. 

Doch  während  in  den  drei  erwähnten  quellen  der  ein- 
dringling  kurzer  band  ins  bette  steigt,  erinnert  jetzt  der 
aufenthalt  unseres  beiden  am  orte  seiner  Sehnsucht  nach  seiner 
ganzen  atmosphäre  und  auch  in  einzelheiten  an  eine  ähnliche 
Situation  in  Dec.  II,  9  p.  306,  wo  der  liebhaber  in  einer  kiste 
verborgen  in  die  kammer  der  geliebten  gelangt  ist.  Beim 
trüben  schein  einer  kerze  stöbert  Thomas  lange  im  zimmer 
umher:    (Er  sieht  die  teufelsmaske) 

"And  view  that  stormy  face  that  has  so  thunder'd  me.  — 
A  coldness  crept  over't  now?  —  By  your  leave,  candle, 
And  next,  door,  by  yours  too:  so.  — " 

cf .  Dec.  n,  9  p.  306 : 

chetamente  nella  camera  uscl,  nella  quäle  un  lume  acceso  avea. 
Fer  la  quäl  cosa  egli  il  sito  della  camera,  le  dipi?iture,  et 
ogni  altra  cosa  notabile,  che  in  quella  era^  comincib  a  ragtiar- 
dare,  .  .  . 

Thomas  nähert  sich  dem  bette: 
"In  what  a  flgure 
The  little  fool  has  pull'd  itself  together! 


....    She  sleeps  soundly." 

cf.  Dec.  n,  9  p.  306 : 

Quindi  avmcinatosi  al  letto,  e  sentendo,  che  la  donna,  et  una 
piccola  fanciulla,  die  con  lei  era,  donnivan  forte,  pianamente 
scopertala  tutta,  vide,  .  .  . 


FLBTCHERS  MONSIEUR  THOBIAS  UND  SEINE  QUELLEN.  25 

Er  zögert  noch  immer  und  versenkt  sich  in  betrachtungen : 

".    .    .,  how  I  shall  thrum  you! 

Your  *Fie!  away,  good  servant!  as  you  are  a  gentleman! 

Out  upon  you,  Thomas! 

.    .    .    ni  call  the  house  up!  .  .  .' 

.    .    .    shall  not  serve  you,  .  .  . 

If  I  do  hang  for't, 

Yet  TU  be  quarter'd  here  flrst. 


...    —  Ah,  pretty,  pretty, 

Shall  I  now  look  upon  you  ?  —  By  this  light,  it  moves  me !  ** 

cf .  Dec.  n,  9  p.  307 : 

e  cid  veduto,  chetamente  la  ricoperse,  come  che,  cost  bella 
vedendola,  in  de&iderio  avesse  di  mettere  in  avventura  la  vita 
sua,  e  coricarlesi  allato,  Ma  pure  avendo  tcdito,  lei  essere 
cost  cruda,  et  alpestra  intorno  a  quelle  novelle,  non  s^arris- 
chio;  .  .  . 

Der  weitere  verlauf  der  scene  folgt  zunächst  wieder 
Hept.  IV,  1  p.  4 : 

but  hee  liad  not  hlessed  Leaydaes  lyppes,  hefore  tlie  Priest, 
Far,,  and  others,  entred  with  Taper  .  . ,  singing  Salue  Saincte 
Francisce:  .  .  ora  pro  nohis. 

The  poore  Fryer,  ,  ,  .,  heing  hoth  intrapt,  and  imbraste 
by  a  Hag  of  Hei,  cryed  from  his  hart: 

A  dolore  inferni,  libera  me  Domine. 

Fl.  hat  einen  ganzen  teufel  daraus  gemacht  (darum  eine 
mohrin)  und  sonst  diesen  passus,  der  in  den  anderen  quellen 
fehlt,  einfach  ins  dramatische  und  modernere  umgesetzt: 

Mary  (tritt  im  letzten  augenblick  dazwischen) : 

"Much  good  may  it  do  you,  sir!" 

Thomas  (wird  seinen  irrtom  gewahr): 

"Holy  saints  defend  me! 

The  devil,  devil,  devil!  ho,  the  devil!" 

Mary  and  Dor.: 

"Ha,  ha,  ha,  ha!  the  devil!  oh,  the  devil!" 

Thomas  sieht  sich  inzwischen  nach  einem  ausweg  um  und 
rettet  sich  eiligst  ins  freie,  wie  der  frater  in  Dec.  IV,  2  p.  219. 


26  H.  OU8KAB, 

Vorher  aber  läfst  ihn  Fl.  mit  schlagen  von  der  mohrin 
abschied  nehmen: 

Thom.:  "Devil,  good  night!  ..."      [Beats  Kate. 

Kate:  "Oh!" 

Thom.:  "Eoar  again,  devil,  roar  again." 

Kate:  "Oh,  oh,  sir!" 

Kate  erfährt  somit  das  Schicksal  einer  anderen  Vertreterin 
in  Dec.  VIT,  8 ,  wo  die  magd  im  bette  ihrer  herrin  alle  die 
puffe  des  hausherm  auf  sich  nehmen  muXs,  die  der  treulosen 
ehegattin  selbst  zugedacht  sind  (p.  157): 

prese  la  (ante,  e  (.  .  ,)  tante  pugna,  e  tanti  calci  le  diede, 
tanto  che  tutto  il  viso  Vammaccb;  ...  La  fante  piagneva 
forte,  .  .  .  Oime,  Merce  per  Dio,  o,  Non  piü,  .  .  .  Die 
herrin  dann  (p.  158)  trovb  la  fante  sua  tutta  pesta,  che 
piagneva  forte.    La  quäle,  come  pofe  il  meglio,  racconsolb,  . . . 

So  suchen  auch  Mary  und  Dorothea  die  mifsbandelte  zu 
trösten: 

Kate:     ".  .  .  .  you  may  bake^)  me  now, 

For,  o'  my  conscience,  he  has  made  me  venison." 
Mary:    "Alas,  poor  Kate!" 

Doch  während  bei  Bocc.  die  ganze  stelle  eines  gewissen 
humors  nicht  entbehrt  und  vor  allem  zu  konsequenzen  führt, 
erscheint  sie  bei  Fl.  als  ganz  unsinnige  zutat,  die  im  besten 
falle  auf  die  rohheit  seiner  zuschauer  berechnet  ist.  Höchstens 
auch  als  bülmenteclmisches  Zugeständnis  ist  weiterhin  die  an- 
weisung  entschuldbar,  die  nach  dieser  quelle  Mary  in  den  mund 
gelegt  wird : 

"Draw  in  the  bed,  maids. 

And  See  it  made  again;  put  fresh  sheets  on,  too,  .  ." 

cf.  Dec.  Vn,  8  p.  158 : 

E  come  la  fante  nella  sua  camera  rimessa  ebbe,  cost  prestor 
mente  il  letto  della  sua  rifece,  e  quella  tutta  racconcib,  e 
rimisc  in  ordine,  come  se  quella  notte  niuna  persona  gia^ciuta 
vi  fosse,  .  .  . 


^)  Eine  spafsige  yerwechselnng  von  "pesta,  blau  geschlagen"  mit  ital. 
pasta,  engl,  pasty. 


lü  ■_ 


FLETCHERS  MONSIECJB  THOBCAS  UND  SEINB  QUELLEN.  27 

Bocc.  hat  damit  wieder  im  unterschiede  zu  FL  eine  ganz 
bestimmte  folge  beabsichtigt. 

Nach  der  oben  behandelten  quelle  Dec.  VIII,  4  wird  Kate 
nun  auch  durch  geschenke  entschädigt: 

Mary:   ".  .  .   TU  give  thee  a  new  petticoat." 
Der.:     "And  I  a  waistcoat,  wench." 

cf .  Dec.  Vm,  4  p.  238 : 

se  tu  mi  vuai  fare  un  servigio  stanotte,  io  ti  donerö  una 
beüa  camiscia  nuova  .  .  .  .  io  voglio,  che  tu  giaccia  stanotte 
con  uno  uomo  entro  il  letto  mio,  .  .  .;  e  poscia  io  ti  darb 
la  camiscia. 

Dann  zum  schlufs  überlassen  sich  Mary  und  Dor.  ihrer 
freude  über  den  gelungenen  streich: 

Mary:   "...-—  Come,  wench,  let's  laugh  an  hour  now." 

nach  dem  vorgange  von  Hept.  IV,  1 : 

After  ihe  Prieste  and  the  rest  of  the  companye,  toere  toearye 
of  laughinge :  etc. 

(Der  abschlufs  des  konfliktes.) 

Um  dieses  endlose  intriguenspiel  zum  abschlufs  zu  bringen, 
greift  Fl.  wieder  auf  Alph.  zurück: 

Iphig.  hat  dort  als  amazone  den  freier  im  Zweikampfe 
fiberwunden  und  höhnt  ihn.  Wie  aber  Alphonso  zuletzt  (man 
erfährt  nicht  auf  welche  weise)  doch  sieger  ist,  trägt  sie  selbst 
ihm  ihre  hand  an,  und  jetzt  weist  der  held  sie  unerbittlich 
zurück,  bis  sein  vater  vermittelt  und  ihn  bewegt,  sie  und  ihre 
kröne  anzunehmen. 

Mary  in  unserer  handlung  triumphiert  ebenso  umsonst: 
Thomas  ändert  sich  nicht.  So  toll  und  unberechenbar  wie 
dort  Alphonso  treibt  er  sein  wesen  weiter  und  sprengt  damit  die 
knoten,  die  in  der  haupthandlung  andÄe  verwirrt  haben.  Zu- 
letzt (wie  Alphonso)  herr  der  Situation,  schlägt  auch  er  stolz  die 
hand  aus,  die  Mary  jetzt  einlenkend  ihm  bietet;  er  will  auf 
reisen  gehen.  Aber  der  alte  Sebastian  ist  versessen  auf  solche 
nachkommenschaft  wie  Thomas.  Er  legt  sich  ins  mittel,  und 
Thomas  gibt  dem  vater  nach  —  getreu  seinem  muster  Alphonso. 


28  H.  GUSKAR, 

2. 

Die  quellen  für  einzelne  personen. 

a)  Grobianus. 

(Sebastian  und  Launcelot.) 

Dem  für  den  abschlufs  so  notwendigen  vater  Sebastian 
moTste  auch  in  der  nebenhandlung  selbst  ein  platz  geschaffen 
werden,  und  Fl.  wufste  sich  nicht  anders  rat,  als  dafs  er  ihn 
der  sittsamen  Mary  und  ihrer  freundin  in  der  weise  der  alten 
Moral  Plays  als  Vice  gegenüberstellte  und  ihm  entsprechende 
eigenschaften  beilegte:  er  stempelte  ihn  zum  feinde  aller  sitte. 
Hierfür  aber  war  dem  dichter  in  der  1605  enschienenen  eng- 
lischen Übersetzung  des  lateinischen  Grobianus  ein  geeignetes 
Vorbild  dargeboten :  >) 

Der  alte  Grobianus  bei  Dedekind,  ein  ironischer  typus 
gröbster  unflätigkeit,  sucht  die  aufgäbe  seines  lebens  darin, 
sich  einen  zahlreichen  nachwuchs  von  anhängern  zu  schaffen, 
in  denen  seine  art  fortleben  und  in  alle  zukunft  sich  forterben 
soll.  Deshalb  predigt  er  „seinen  lieben  kinden"  (Scheidt)  die 
gepfefferten  lehren  und  musterbeispiele,  in  denen  der  deutsche 
dichter  seine  Satire  gegen  die  groben  sitten  seiner  zeit  ver- 
steckt hält. 

Eine  solche  satire  pafste  natürlich  nicht  auf  englische 
Verhältnisse  und  wurde  in  England  nicht  als  solche  verstanden. 
In  der  englischen  literatur  jener  tage  ist  Grobianus  nicht  als 
blofse  Aktion,  sondern  als  ein  exzentrisches  gegenstück  zu  den 
gulls  aufgefafst,  welche  die  namentlich  unter  Jacob  I.  auf- 
kommende französisch  -  italienische  sitte  auf  serlich  und  über- 
treibend sich  anzueignen  suchten; 2)  den  gebildeten  Engländern 
erschien  er  etwa  als  ein  Sonderling  von  der  kategorie  ihrer 
gegner,  der  feinde  neumodisch-gesitteten  benehmens,  und  gar 
manche  der  in  der  satire  gegeifselten  Unsitten  mochten  in 
der  tat  dem  echten  sich  breit  machenden  Engländer  als  rühm- 
lich gelten. 


0  Grobianus  ist  schon  früher  im  englischen  Schauspiel  aufgetreten. 
So  sind  die  famosen  lehren  des  Vice,  die  Cush.  (p.  90  oben)  aus  Maria  Magd. 
(1567)  anführt,  wörtlich  aus  Dedekind's  Grobiana  übersetzt.  Rühl  irrt  also, 
wenn  er  Grob.  ca.  1640  zum  ersten  mal  auf  der  bühne  zu  finden  glaubt 
(cf.  Grob.  p.  LI). 

>)  cf.  Grob.  Einführung  p.  LIX  bis  LXI. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  DND  SEINE  QUELLEN.  29 

Nach  dieser  richtung  umgedeutet,  ohne  jede  satirische  ab- 
sieht, aber  immer  noch  mit  der  gleichen  verkehrung  des  sitt- 
lichen instinktes  taucht  Grobianus  auch  bei  Fl.  in  der  Vice- 
rolle  als  Sebastian  auf. 

Excnrs:  Ich  befinde  mich  hier  im  gegensatz  sowohl  zu  Cnsh.  wie 
zu  Eck.,  die  beide  die  sippe  Devil-Vice-Fool  fast  wie  in  quellen-verhältniBsen 
sich  fortpflanzende  generationen  behandeln.  Sie  suchen  nach  ähnlichen  zügen 
von  fall  zu  fall  und  wollen  daraufhin  die  verwandschaft  beurteilen.  Dieser 
weg  kann  aber  schon  darum  nicht  richtig  sein,  weil  sie  beide  zu  ganz  ent- 
gegengesetzten resultaten  gelangen. 

Indem  Eck.  von  der  definition  einer  „lustigen  person"  ausgeht,  ver- 
gifst  er,  dafs  uns  in  einem  drama  lediglich  eine  reihe  von  geschehnissen 
dargeboten  werden,  die  wir  aus  dem  schätze  unserer  eigenen  phantasie 
widerspruchslos  auf  gewisse  Charaktere  beziehen  können.  Darum  kann  uns 
auch  seine  Scheidung  zwischen  äufserer  und  innerer  Situation  in 
keinem  punkte  weiterführen.  Denn  beides  ist  in  bezug  auf  den  von  uns  ge- 
dachten Charakter  eines  und  dasselbe,  lediglich  von  zwei  gesichtspunkten  aus 
gesehen:  in  diesem  falle  (i.  S.),  wie  wir  ihn  uns  auch  im  leben  vorstellen 
würden,  in  jenem  (ä.  S.),  wie  wir  ihn  als  solchen  speziell  an  der  handlung 
des  dramas  beteiligt  sehen ;  und  beides  ist  nichts  anderes  als  die  eine  mo- 
tivierte beziehung  der  fingierten  person  zu  dem  aufbau  der  handlung,  wie 
sie  im  geiste  des  dichters  entsteht. 

Überhaupt  ist  das  komische  in  einem  drama  nichts,  was  an  Charakteren 
für  sich  zu  suchen  wäre,  sondern  es  ergibt  sich  erst  aus  der  beleuchtung, 
in  welche  die  von  uns  gedachte  person  durch  den  verlauf  der  Vorgänge 
gerückt  wird.  Die  komik  ist  wie  die  tragik  eine  art,  in  der  die  poetische 
gerechtigkeit  auf  uns  wirkt,  indem  wir  den  humor  des  dichters  gleichsam 
miterleben;  sie  bedeutet  eine  befreiung,  eine  Steigerung  unseres  lebens- 
gefühls,  eine  hebung  unserer  eigenen  persönlichkeit.  Will  man  also  die 
entwickelnng  der  personen  untersuchen,  die  sich  der  dichter  mit  Vorliebe 
als  ventil  seiner  guten  laune  (aktiv  oder  passiv)  auswählt,  so  hat  man 
nicht  nach  ihrem  Charakter  zu  fragen,  sondern  nach  ihrer  immer  wieder- 
kehrenden Stellung  im  stück. 

Cush.  hat  ganz  recht,  wenn  er  jede  charakter-ähnlichkeit  in  den  typen 
Devil,  Vice  und  Fool  leugnet.  In  diesem  sinne  besteht  aber  auch  weiterhin 
keine  identität  zwischen  den  einzelnen  Vertretern  der  typen  selbst  Cush. 
bedenkt  hier  ebensowenig  wie  Eck.,  dafs  es  einem  dichter  unendlich  schwerer 
wird,  einen  gegebenen  Charakter  für  eine  neue  handlung  festzuhalten,  als 
aus  der  idee  seiner  handlung  den  erforderlichen  Charakter  herauszustellen 
(Falstaff) ;  eine  wiederaufnähme  des  Charakters  würde  genau  genommen  die 
idee  der  handlung  wiederholen.  Gewifs  lag  es  nahe,  dafs  bei  einer  ähn- 
lichen aufgäbe  gelegentlich  züge  aus  früheren  dramen  berübergenommen 
worden,  wo  die  eigene  Schöpferkraft  des  dichters  nicht  ausreichte ;  aber  die 
entwickelnng,  um  die  es  Eck.  und  Cush.  zu  tun  ist,  vollzog  sich  gerade 
dadurch,  dafs  die  dichter  stet»  neues  herzubrachten. 

Was  sich  also  von  drama  zu  drama  forterbte  und  eine  entwickelnng 
erleben  konnte,  sind  nicht  Charaktere,  sondern  das  ist  die  technik  der 


30  H.  GUSKAR, 

dramatischen  konzeption;  and  hier  ist  z.  b.  in  der  technik  der  Moral  Plays 
fllr  den  Vice  dauernd  eine  stelle  vorgesehen.  Indem  die  dichter  diese  roUe 
mit  immer  nenen  zügen  ans  dem  leben  ausfüllten,  nahm  der  Vice  immer 
konkretere  gestalt  an;  durch  Spaltung  seiner  rolle  und  indem  die  dichter 
ihn  schliefslich  immer  mehr  durch  figuren  aus  der  epischen  literatur  er- 
setzten, entwickelte  sich  aus  dem  Vice  der  Fool  (cf.  Tavemer  in  The  Natnre 
of  the  4  £lem.,  den  Collier  in  Like  will  to  L.,  Thersytes  etc.). 

Dazu  stimmt  auch  eine  annähme,  die  Cush.  mit  guten  gründen  wahr- 
scheinlich macht,  dafs  nämlich  die  allgemeine  bezeichnung  Vice  erst  von 
schauspielern  nachträglich  eingeführt,  d.h.  also,  dafs  sie  mit  bewuTstsein 
für  eine  bestimmte  schauspieler-roUe  gebraucht  worden  ist 

Von  diesem  gesichtspunkte  aus  sind  femer  alle  die  ausnahmen,  die 
Eck.  kummer  bereiten,  mit  einem  schlage  beseitigt  (cf.  p.  121  etc.):  Eck. 
hat  sich  eben  immer  wieder  durch  seine  definition  irre  leiten  lassen.  Er 
hätte  einfach  der  sich  entwickelnden  technik  nachgehen  und  schritt  für 
schritt  verfolgen  sollen,  welche  Wandlungen  die  einzelne  rolle  in  ihrem 
Verhältnis  zum  gesamtspiel  allmählich  an  sich  erfährt,  ganz  gleichgiltig, 
ob  sie  zunächst  mehr  mit  tragischem  oder  mit  komischem  humor  gehandhabt 
ist;^)  und  soweit  die  geschieh te  der  entwickelung  des  Fool  von  Eck.  be- 
handelt ist,  hat  er  tatsächlich  auch  selbst  diesen  weg  beschritten. 

Grobianus-Sebastian  in  der  Vice-rolle  unseres  Stückes  weifs 

gleich  bei  seinem  ersten  auftreten  (1, 1)  seinen  schönsten  witz 

anzubringen,  als  Launcelot  nach  damals  französischer  manier 

die  achseln  zuckt: 

Seb.:  "Sirrah,  no  more  of  your  French  shrugs,  I  advise  you: 

If  you  be  lousy,  shift  youi'self." 

Das  wird  in  Grob.  p.  141  als  beispiel  angeführt,  wie  man 
trotz  seines  grobianischen  benehmens  gegen  einen  feingesitteten 
Scholaren  aufkommen  kann;  sobald  er  sich  nachdenklich  hinter 
den  obren  kratzt,  soll  man  sagen: 

I  pray,  sir,  teil  me,  if  as  yet  those  lice  about  you  bee, 

.    .    .    .   the  Poticarie  .  .  . 

.     .  hath  as  many  powrefull  salves  as  many  man  can  seil. 

Von  Thomas  hinters  licht  geführt,  klagt  Sebastian,  dafs  die 
lasterhaftigkeit  seines  geschlechtes  jetzt  ein  ende  nehme: 
(p.  321)  "my  name  and  quality 

Has  kept  my  land  three  hundred  years  in  madness:  .  ." 


')  Der  witz  ist  z.  b.  nur  aUmählich  mehr  an  die  stelle  der  prügelscenen 
getreten,  und  wo  später  dem  dichter  der  witz  noch  nicht  ausreichte,  mufsten 
immer  noch  prügel  ausgleich  und  Vergeltung  üben.  Ihrer  technischen 
steUung  nach  sind  die  prügelscenen  durchaus  identisch  mit  dem  humor, 
vieUeicht  gelegentlich  auch  tragischem  humor  bei  Shakespeare. 


FLETCHER8  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  31 

Vgl.  Grob.  p.  58 : 

men  tvith  one  foote  in  the  grave 

Brag  of  those  vices  whick  they  in  their  youth  commiited  have. 

und  wirft  Launcelot  zugleich  vor: 
'Thou  hast  wrought  him 
Clean  to  forget  what  'tis  to  do  a  mischief,  .  ." 

Es  betrübt  ihn,  dals  Thomas  jetzt  bildung  angenommen  hat : 

"First,  to  read  perfectly,  which  on  my  blessing 
I  warn'd  him  from,  .  .  ." 

vgl  Grob.  p.  56 : 

Änd  OS  for  knowledge  and  good  consaence,  they  do  boih  detest. 

und  er  bemüht  sich,  den  verlorenen  söhn  wieder  zu  bekehren, 
indem  er  ihm  die  alten  Schandtaten  ins  gedächtnis  zurück- 
ruft (11,3  p.336): 

"What  say  you  to  the  gentleman  that  challeng'd  you 
Before  you  went,  and  the  fellow  you  feil  out  with?" 

vgl  Grob.  p.  100 : 

Those  quarrells  which  amongst  you  have  a  long  Urne  beene  forgot, 

Becall  afresh  againe,  .  .  . 

Er  erinnert  ihn  an  den  sport  (p.  335) : 

Seb.:  "Tom,  when  is  the  horse-race?  etc." 

vgl.  Grob.  p.  57 : 

How  ready  and  how  api  he  was  to  sundry  kind  of  plaies: 

How  cunningly  his  hobbie-horse  in  those  daies  he  could  drive,  etc, 

Thomas  will  von  dem  allen  nichts  wissen  ("Spoird  for 
ever!")  und  ärgert  ihn  besonders,  indem  er  immer  wieder  den 
hut  abnimmt  : 

Seb.  (IV,  2  p.  378):   "Good  gentleman,  be  cover'd." 

(p.  379) : 

Seb.:  "Nay,  I  beseech  you  cover." 

vgl.  Grob.  p.  41 : 

But  let  your  cap,  for  feare  of  cold,  cover  your  head  and  haire. 

Zu  der  sekte  der  grobianer  gehört  ebenso  der  diener  Laun- 
celot, der  als  zweiter  Vice  dem  beiden  beigesellt  ist ;  und  wenn- 
gleich er  in  verdacht  gerät,  seine  pflicht  nicht  getan  zu  haben : 

Seb.  (p.  334) :  "I  was  accurs'd  to  send  thee :  thou  wert  ever 

Leaning  to  laziness  and  loss  of  spirit;  .  .  ." 


32  H.  GÜ8KAR, 

befolgt  er  doch  getreulich  die  Vorschriften  seines  meisters.  Er 
ist  gef räfsig,  wie  sich's  gebührt ;  und  wo  sein  herr  ganz  andere 
plane  hat,  da  fällt  ihm  ein  (HI,  3): 

"Do  something  of  some  savour  suddenly, 

That  we  may  eat,  and  live:  I  am  almost  starv'd;  .  ." 

vgl.  Grob.  p.  27 : 

Say  you  have  waited  long  enough,  and  are  ev'n  starv'd  for  meate, 

And  its  a  hard  casCy  if  that  now  you  may  not  freely  eate. 

Vor  allem  weifs  er  sich  bei  Sebastian  ins  beste  licht  zu 
setzen,  indem  er  zu  dem  bericht  von  der  lärmscene  vor  Mary's 
fenster  (Grob.  p.  102:  It  is  thy  dutie,  tohich  didst  note  his 
manners  yestemight,  \  To  publish  it  hefore  his  friends,  and 
bring  it  all  to  light)  noch  einen  der  nächtlichen  schwanke 
hinzulügt,  die  dem  grobianer  vorgeschrieben  sind  (IV,  2  p.  374) : 

Laune:    ".    .    .   oh,  the  noise, 
The  noise  we  made!'' 

vgl.  Grob.  p.  99 : 
Beginne  tvith  doublet  showts  and  shriekings  homeward  to  depart 

p.  100 : 

But  with  thy  stirre  thy  neighbours  from  their  rest  have  care 

to  keep, 

Launcelot  fügt  besondere  einzelheiten  bei,  die  dem  ohr  des 
alten  angenehm  klingen: 

"The  Windows  clattering. 

And  all  the  chambermaids  in  such  a  whubub, 

One  with  her  smock  half-off,  .  ." 

(vgl.  aus  dem  kapitel  über  Grobiana  p.  151 : 
Your  tender  dugges  and  snow-white  necke  micst  be  beheld  of 

actfy  •  •  . )  ^ 

auch  eine  kurze  reminiszenz  aus  Dec.  IX,  2 ')  ist  ganz  nach 
seinem  sinne: 

".    .    .    .,  another  in  haste 

With  a  serving-man's  hose  upon  her  head  — ", 

und  dann  berichtet  er  weiter: 
".    .    .    .   now  singing, 
Now  beating  at  the  door,  .  .  .  ." 


0  cf.  Beitr.  XI,  p.  95. 


FLETCHERS  MOKSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  33 

Vgl.  Grob.  p.  100 : 

The  man  that  would  with  cluhs  and  stones  his  neibors  tvindow 

strike 
At  midnighty  when  the  doores  are  fast,  1  would  not  much  mislike, 

Laune:    "But  to  the  silent  streets  we  turn'd  our  furies: 

A  sleeping  watchman  here  we  stole  the  shoes  from, 
There  made  a  noise,  at  which  he  wakes,  and  foUows; . ." 

vgl.  Grob.  p.  100 : 

Committing  this,  if  thoii  the  cittie  tvatch  encounter  can, 


But  if  thou  he  so  luckie  that  thou  chance  to  scape  the  watch, 
And  no  nian  for  these  knavish  prankes  dares  venture  thee  to 

catch,  .  .  . 

Auch  Thomas  verrät  uns  seine  grobianische  abstammung 
überall  in  seinen  Uten  (p.  324;  Mary:  "They  are  grounded 
liereditary  in  him  from  his  father.").  Selbst  wo  er  den  alten 
ärgert,  indem  er  sich  gesittet  stellt,  handelt  er  ganz  und  gar 
nach  seinen  grundsätzen  (Grob.  p.  41): 

Then  yeelde  to  none,  hut  scome  thou  all,  of  none  respectfull 

he,  .  ,  . 

und  scheut  sich  nicht  im  geringsten,  ihn  selbst  einmal  seine 
faust  spüren  zu  lassen  (IV,  6). 

Zu  dem  kranken  P>ancis  in  III,  1  kommt  er,  um  ihn  zum 
trinken  zu  ermuntern  und  dann  die  ärzte  zu  verspotten,  vgl. 
Grob.  p.  56 : 

Thdr  onely  care  is  now  and  then  in  mirth  to  drink  a  health  . . 
And  all  their  life  in  sporiive  plaies  and  trickes  they  use  to  speyid. 

Wie  die  frauen  dem  kranken  ihren  besuch  anmelden,  hat 
er  sofort  an  den  diener  die  frage: 

"What  gentlewomen  are  these?" 

vgl.  Grob.  p.  66 : 

First,  of  the  hoy  that  comes  to  hid  you,  many  questions  aske, . . . 
Whetlier  his  maister  to  that  feast  did  any  virgins  call. 

Vor  allem,  indem  er  den  diener  mit  schlagen  bedroht  und  die 
mohrin  mifshandelt,  befolgt  er  die  lehren  in  Grob.  p.  101,  u.  a.  m. 

Da  Hylas  dem  beiden  alles  nachmacht,  so  hat  er  als  guU 
auch  hier  schon  manches  grobianische,  wie  später  in  Decker's 

AnglU.    N.  F.    XVII.  3 


34  H.  GUSKAB, 

"The  Gull's  Hornebook".    In  HI,  3  möchte  z.  b.  auch  er  seine 
stimme  zur  geltang  bringen: 
Hyl.:    "May  we  sing  too? 

For  there's  my  master-piece." 

vgl.  Grob.  p.  81: 

With  cheerefull  singing  lift  thy  chanting  voice  beyond  the  skie. 

Immer  wieder  betätigt  er  sich  ausgiebig  nach  Grob.  p.  81 : 
And  of  thy  love  repeate  a  dittie  thats  an  houre  long 


Teil  tales  of  dances,  of  young  tvenches,  .  .  .    etc. 

b)  Parasitaster. 

(Hylas,  Sam.) 

Koeppel  stellt  sich  bei  der  figur  des  Hylas  die  frage,  ob 
Marston's  Par.  oder  Ovid's  Amor.  11,  4  als  eigendliche  quelle 
gedient  habe,  und  er  glaubt,  dafs  der  in  der  bühnenwelt  lebende 
dichter  weit  eher  mit  Marston  bekannt  sein  konnte.  *)  Wir 
müssen  aber  daran  festhalten,  dafs  Fl.  ebenso  sehr  wie  Marston 
humanistisch  geschult  war,  und  dafs  er  gelegentlich  selbst 
(M.  Th.  II,  5)  einen  vers  aus  Ovid,  Met.  I  zitiert ;  zum  mindesten 
ist  er  noch  durch  Par.  HI,  1  (Nym.:  .  .  .  for  mine  own  parte 
I  am  a  perfect  Ovidian)  auf  jene  elegie  aufmerksam  geworden. 
Ebenso  wenig  kann  es  für  Marston  etwas  beweisen,  dafs  sich 
bei  Fl.  keine  anklänge  an  Ovid  nachweisen  lassen,  die  nicht 
auch  in  Par.  zu  finden  wären,  da  ja  hier  jener  passus  fast 
gänzlich  ausgeschrieben  ist. 

Aber  dafs  zwei  dichter  unabhängig  von  einander  gerade 
auf  eine  kurze  stelle  bei  Ovid  verfallen  und  obendrein  dabei 
zwei  so  ähnliche  gestalten  entstanden  sein  sollten,  wird  gewifs 
niemand  annehmen,  selbst  wenn  man  sich  noch  so  sehr  gegen- 
wärtig hält,  wie  die  elisabethanische  literatur  alles  und  jedes 
dramatisch  zu  erfassen  suchte.  Von  einer  kleinen  skizze  zu 
einer  dramatischen  figur  ist  ein  grofser  schritt,  der  nach  sehr 
verschiedenen  selten  hin  gerichtet  sein  kann.  Wenn  z.  b.  Ovid 
die  unbezwingbarkeit  seiner  liebe  damit  heraushebt,  dafs  er 
gleich  zu.  anfang  sein  moralisches  gewissen  hervorkehrt,  so 
eignet  sich  gerade  ein  solcher  kontrast  für  dramatische  effekte, 
wie  sie  einen  Fl.  sehr  wohl  hätten  anlocken  können.    Dennoch 


»)  cf.  Beitx.  XI,  p.  96. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  85 

ist  diese  glänzende  mögliclikeit  von  FL  unberücksichtigt  ge- 
blieben, ganz  wie  bei  Marston,  und  er  betont  statt  dessen  mit 
Marston  die  lüsternheit,  die  bei  Ovid  ganz  und  gar  verschwiegen 
ist ;  sein  Hylas  sowohl  wie  Marston's  Nymphadoro  rühmen  sich 
ihrer  erfolge,  wovon  Ovid  nichts  erwähnt.  Alles  das  läfst 
keinen  zweifei,  dafs  Fl.  den  Hylas  von  Marston  als  fertige 
figur  übernommen  hat,  ohne  vielleicht  auch  nur  flüchtig  an 
Ovid  zurückzudenken. 

Man  findet  aber  dafür  noch  eine  reihe  wörtlicher  belege : 

Ovid  rühmt  ganz  unpersönlich  alle  die  Vorzüge  der  frauen,  die 

ihn  entzücken  können.    Hj^las  und  Nymphadoro  hingegen  wissen 

direkt  von  einer  hohen  zahl  ihrer  auserwählten  zu  berichten : 

(Par.  1, 1  p.  15) 

Nym.:  .  .  /  doe  now  love  threescore  and  nine  ladies  .  .  . 

Später  ist  er  auffallend  bescheidener,  als  ihm  eben  ein 
korb  in  aussieht  steht: 

(Par.  III,  1  p.  50) 
Nym.:  I  doe  love  at  this  instant  some  nineteene  ladies,  .  .  . 

Ähnlich  schwankt  auch  Hylas  in  seinen  angaben: 

(M.  Th.  1, 1  p.  318) 
Hyl.  (wo  er  allein  ist):  "A  devil  take  it, 
.  .,  to  have  fifteen  now  in  liking  .  .  . 
But  what's  fifteen,  or  fifteen  score,  to  my  thoughts?" 

und  später  (M.  Th.  11,  3),  als  Thomas  ihn  fragt:    "hast  thou 
made  up  twenty  yet?" 

Hyl.:  ". .  .  The  last  I  feil  in  love  with  scor'd  sixteen." 

Wärend  Ovid's  blinde  liebe  an  den  frauen  hier  immer  nur 
ihre  besonderen  reize  sieht,  können  Hylas  und  Nymphadoro 
in  bezug  auf  ihre  qualität  manchmal  sehr  skeptisch  sein: 

(Par.  I,  2  p.  14) 
Nym.:  Is  there  a  mayd  found  at  twenty- foiir ? 

und  Hyl.  (M.Th.n,  3): 

".    .    .   if  'twere  possible  I  might  get  a  maid, 
To  what  use  should  I  put  her?  .  ." 

Von  besonderem  Interesse  ist  es  vielleicht,  zu  beobachten, 
wie  eine  sinnlose  bemerkung,  die  Marston  absichtlich  dem 
alten  herzog  Gon.  in  den  mund  legt,  bei  Fl.  sich  in  eine 
Sentenz  auflöst: 

3* 


34  H.  GUSKAB, 

"The  Guirs  Hornebook".    In  HI,  3  möchte  z.  b.  auch  er  seine 
stimme  zur  geltnng  bringen: 
Hyl.:    "May  we  sing  too? 

For  there's  my  master-piece." 

vgl.  Grob.  p.  81: 

With  cheerefull  singing  lift  thy  chanting  voice  beyond  the  skie. 

Immer  wieder  betätigt  er  sich  ausgiebig  nach  Grob.  p.  81: 
Änd  of  thy  love  repeate  a  dittie  thats  an  houre  long 


Teil  tales  of  dances,  of  young  tvenches,  .  .  .    etc. 

b)  Parasitaster. 

(Hylas,  Sam.) 

Koeppel  stellt  sich  bei  der  figur  des  Hylas  die  frage,  ob 
Marston's  Par.  oder  Ovid's  Amor.  II,  4  als  eigendliche  quelle 
gedient  habe,  und  er  glaubt,  dafs  der  in  der  btihnenwelt  lebende 
dichter  weit  eher  mit  Marston  bekannt  sein  konnte.  >)  Wir 
müssen  aber  daran  festhalten,  dafs  Fl.  ebenso  sehr  wie  Marston 
humanistisch  geschult  war,  und  dafs  er  gelegentlich  selbst 
(M.  Th.  n,  5)  einen  vers  aus  Ovid,  Met.  I  zitiert ;  zum  mindesten 
ist  er  noch  durch  Par.  ni,  1  (Nym. :  .  ,  ,  for  mine  own  parte 
I  am  a  perfect  Ovidian)  auf  jene  elegie  aufmerksam  geworden. 
Ebenso  wenig  kann  es  für  Marston  etwas  beweisen,  dafs  sich 
bei  Fl.  keine  anklänge  an  Ovid  nachweisen  lassen,  die  nicht 
auch  in  Par.  zu  finden  wären,  da  ja  hier  jener  passus  fast 
gänzlich  ausgeschrieben  ist. 

Aber  dafs  zwei  dichter  unabhängig  von  einander  gerade 
auf  eine  kurze  stelle  bei  Ovid  verfallen  und  obendrein  dabei 
zwei  so  ähnliche  gestalten  entstanden  sein  sollten,  wird  gewifs 
niemand  annehmen,  selbst  wenn  man  sich  noch  so  sehr  gegen- 
wärtig hält,  wie  die  elisabethanische  literatur  alles  und  jedes 
dramatisch  zu  erfassen  suchte.  Von  einer  kleinen  skizze  zu 
einer  dramatischen  figur  ist  ein  grofser  schritt,  der  nach  sehr 
verschiedenen  selten  hin  gerichtet  sein  kann.  Wenn  z.  b.  Ovid 
die  unbezwingbarkeit  seiner  liebe  damit  heraushebt,  dafs  er 
gleich  zu.  anfang  sein  moralisches  gewissen  hervorkehrt,  so 
eignet  sich  gerade  ein  solcher  kontrast  für  dramatische  effekte, 
wie  sie  einen  Fl.  sehr  wohl  hätten  anlocken  können.    Dennoch 


^)  cf.  Beitx.  XI,  p.  96. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  85 

ist  diese  glänzende  möglichkeit  von  Fl.  unberücksichtigt  ge- 
blieben, ganz  wie  bei  Marston,  und  er  betont  statt  dessen  mit 
Marston  die  lüsternheit,  die  bei  Ovid  ganz  und  gar  verschwiegen 
ist;  sein  Hylas  sowohl  wie  Marston's  NjTnphadoro  rühmen  sich 
ihrer  erfolge,  wovon  Ovid  nichts  erwähnt.  Alles  das  läfst 
keinen  zweifei,  dals  Fl.  den  Hylas  von  Marston  als  fertige 
figur  übernommen  hat,  ohne  vielleicht  auch  nur  flüchtig  an 
Ovid  zurückzudenken. 

Man  findet  aber  dafür  noch  eine  reihe  wörtlicher  belege : 

Ovid  rühmt  ganz  unpersönlich  alle  die  Vorzüge  der  frauen,  die 

ihn  entzücken  können.   Hj- las  und  Nymphadoro  hingegen  wissen 

direkt  von  einer  hohen  zahl  ihrer  auserwählten  zu  berichten : 

(Par.  1, 1  p.  15) 

Nym.:  .  .  /  doe  now  love  threescore  and  nine  ladies  .  .  . 

Später  ist  er  auffallend  bescheidener,  als  ihm  eben  ein 
korb  in  aussieht  steht: 

(Par.  m,  1  p.  50) 
Nym.:  I  doe  love  at  this  instant  some  ninetcene  ladies,  .  .  . 

Ähnlich  schwankt  auch  Hylas  in  seinen  angaben: 

(M.  Th.  1, 1  p.  318) 
Hyl.  (wo  er  allein  ist):  "A  devil  take  it, 
.  .,  to  have  flfteen  now  in  liking  .  .  . 
But  what's  fifteen,  or  fifteen  score,  to  my  thoughts?" 

und  später  (M.  Th.  II,  3) ,  als  Thomas  ihn  fragt :    "hast  thou 
made  up  twenty  yet?" 

Hyl.:  ". .  .  The  last  I  feil  in  love  with  scor'd  sixteen." 

Wärend  Ovid's  blinde  liebe  an  den  frauen  hier  immer  nur 
ihre  besonderen  reize  sieht,  können  Hylas  und  Nymphadoro 
in  bezug  auf  ihre  qualität  manchmal  sehr  skeptisch  sein: 

(Par.  I,  2  p.  14) 
Nym.:  Is  there  a  mayd  found  at  twenty-four? 

und  Hyl.  (M.Th.11,3): 

".    .    .  if  'twere  possible  I  might  get  a  maid, 
To  what  use  should  I  put  her?  .  ." 

Von  besonderem  interesse  ist  es  vielleicht,  zu  beobachten, 
wie  eine  sinnlose  bemerkung,  die  Marston  absichtlich  dem 
alten  herzog  Gon.  in  den  mund  legt,  bei  Fl.  sich  in  eine 
sentenz  auflöst: 

3* 


36  H.  GÜSKAB, 

(Par.  II,  1  p.  43) 
A  horse  hut  yet  a  coli  may  leave  his  trot  .  .  . 

(M.  Th.  1, 1  p.  316) 
Hyl. :  "a  pacer,  that,  lay  the  bridle  on  her  neck,  will  travel : 

•   •••••••••• 

These  young  colts  are  too  skittish." 

Ebenso  stellen  sich  gewisse  scenische  elemente,  die  sich 
an  die  figur  des  Hylas  knüpfen,  als  entlehnungen  aus  Par. 
heraus.  Wenn  Hylas  die  gewohnheit  hat,  jedes  weibliche 
wesen,  das  mit  ihm  bekannt  gemacht  wii'd,  zu  küssen,  um  es 
auf  die  brauchbarkeit  hin  näher  zu  prüfen  (M.  Th.  1, 1  p.  315), 
so  ist  das  schon  bei  Marston  zu  finden  (Par.  V,  1),  wo  der  narr 
Dondolo  aufgefordert  wird,  sich  von  der  qualität  der  Garbetza, 
die  er  kennen  lernt,  durch  einen  kufs  zu  überzeugen.  Das 
geschieht  mit  fast  derselben  wendung: 

(M.  Th.  1, 1) 
Val.:     ".    .    .    'Tis  my  sister; 
Pray  you,  know  her,  sir." 

(Par.  V,  1  p.  90) 
Herod.:  .  .  .  be  acquainted  with  this  lady  to;  sha^s  of  a 
very  Jwnest  nature,  I  assure  thee,  >) 

Auch  von  den  Schicksalen  des  Nymphadoro  ist  Hylas  mit 
einem  erbteil  bedacht.  In  Par.  III,  1  (p.  50)  tritt  Nymphadoro 
an  die  prinzessin  mit  besonders  feuriger  Werbung  heran,  wie 
sie  gerade  herzukommt,  und  wird  schnell  abgefertigt: 

Nym.:    By  the  vow  of  my  heart,  you  are  my  most  onely 

elected  and  — 
Dulc:     There's  a  shippe  of  fooles  going  out!  .  .  .     Thou 

maist  he  maisters  mate. 

Einen  ebensolchen  korb  holt  sich  Hylas  vor  den  äugen 
Sams  und  Marys  von  der  Dorothea  (M.  Th.  V,  9  p.  404) :  "The 
man*s  foolish." 

Doch  hat  Fl.  das  in  einer  ganzen  scene  behandelt,  indem 
er  hier  noch  einer  weiteren  quelle  folgt. 

Fl.  hat  also  Marston  und  nicht  Ovid  benutzt.  Wie  sollte 
er  überhaupt  selbständig  in  seiner  handlung  zu  einer  solchen 


0  cf .  Anglia,  N.  F.  XVI,  lieft  4  (teü  U,  b). 


FLETCHERg  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINS  QUELLEN.  37 

figur  gekommen  sein?  Marston  brauchte  den  Nym.  als  kontrast 
zu  dem  fischblütigen  Tiberio.  Hylas  aber  ist  durch  keine 
künstlerische  notwendigkeit  bedingt.  Sein  "humour  of  loving 
the  whole  sex''  führt  zu  keiner  konsequenz  in  der  eigentlichen 
handlung.  Ja,  die  scenen,  die  mit  seiner  person  eingeflochten 
sind,  dienen  nur  dazu,  den  konflikt  zu  verschleppen.  Hylas  ist 
in  dem  drama  fast  gewaltsam  untergebracht  und  mufs  ganz 
zufällig  das  Interesse  unseres  dichters  gefunden  haben. 

Was  Fl.  zu  Par.  geführt  hat,  ist  darum  ganz  wo  anders 
zu  suchen;  die  spuren  lassen  sich  dort  auch  noch  deutlich 
wiedererkennen.  Gleich  in  der  exposition  der  haupthandlung 
(M.  Th.  1, 1)  hören  wir  aus  dem  munde  Alicen's  die  worte : 
"Love  and  high  rule  allow  no  rivals." 
Auf  unser  drama  ist  diese  sentenz  gar  zu  wenig  abge- 
stimmt. Man  kann  den  Wortlaut  nicht  anders  begreifen,  als 
dafs  er  unter  dem  eindruck  von  Par.  niedergeschrieben  ist; 
und  tatsächlich  ist  er  aus  einem  monolog  des  herzogs  herüber- 
genommen : 

(P.  in,  1  p.  62) 
.  .  .  fathers  or  friends,  a  crowne  and  love  hath  none,  but 
are  allied  to  theniselves  alone. 

Zugleich  wird  die  instinktive  liebe  Valentins  zu  Francis  ganz 
entsprechend  erwähnt,  wie  die  des  alten  herzogs  zu  seinem  söhne: 
(M.  Th,  m,  1  p.  349) 

".  .  .  his  aim  teo 
Leveird  at  you,  for  your  good?" 
(Par.  III,  3  p.  61) 
His  life,  that  onely  Uves  to  your  sole  good! 
ebenso  der  altersunterschied  der  freunde: 
(Par.  II,  1  p.  28) 
Der  herzog  über  sich:  such  a  saplesse  .  .  .  old  dotard 
Val.  (M.  Th.  II,  1  p.  344): 

" —  sear  winter 
Hath  seaVd  that  sap  up;" 

Auch  die  liebe  zu  der  jugendlichen  auserwählten  wird  mit 
ganz  demselben  worte  gekennzeichnet: 
(M,  Th.  L  1  p.  314) 
Alice:  "Believe  she  is  so  much  yours,  and  won  by  miracle 
(Which  is  by  age)  .  .  .  ." 


38  H.  GUBKAR, 

(Par.  III,  1  p.  62) 
a  monstrous  love,  .  .  .,  and  followed  onely  for  the  mir  ade 
in  the  obtaining. 

Es  zeigt  sich  also,  dals  Fl.  zunächst  durch  die  rivalität 
zwischen  vater  und  söhn  angelockt  ist,  0  d.  h.  diese  dichtung 
wurde  als  ein  weiteres  beispiel  mit  jener  Sammlung  von  ge- 
schichten  verwoben,  die  der  haupthandlung  als  quellen  zu  gründe 
liegen.  Auf  diesem  wege  erst  ist  dann  unser  Hylas  und  mit  ihm 
manches  andere  in  die  nebenhandlung  hereingekommen. 

So  soll  Sam  offenbar  als  freund  des  Hylas  dem  genossen 
des  Nym.,  Herod,  entsprechen.  Herod  z.  b.  fährt  den  narren 
an  (Par.  I,  2  p.  15) : 

The  marWs  out  of  my  mouth,  Dondolo. 
Dieselben  worte  hören  wir  von  Sam,  als  Hylas  Alice  ein- 
gehender besichtigt  (M.  Th.  II,  3  p.  339): 

"The  mark's  in  her  mouth  still." 

Selbst  Thomas  ist  aus  dem  nachlals  des  Par.  nicht  leer 
ausgegangen.  Alle  jene  heldentaten,  die  der  vater  frohlockend 
aus  ihm  herausfrägt  (IV,  2  p.  380),  sind  schon  sämtlich  in 
Par.  n,  1  (p.  32)  aufgezählt: 

Why,  many  men  corrupt  other  mens  wives,  some  their  maides, 
others  their  neighbours  daughters;  .  .  . 
Alles  dessen  soll  auch  unser  held  sich  rühmen  können. 

3. 
Die  quellen  für  einzelne  episoden. 

Die  aufnähme  neuer  nebenpersonen  in  unsere  handlung 
hatte  natürlich  eine  reihe  weiterer  episoden  zur  folge.  Indessen 
erweisen  sich  hier  die  quellen  weit  geschickter  und  freier 
verarbeitet  als  vorher. 

a)  Orl.  Für. 

Zwischen  dem  verliebten  Hylas  und  dem  verkleideten 
Thomas  schien  unserem  dichter  eine  verkleidungsscene  recht 
geeignet,  die  er  in  Greene's  Orl.  Für.  vorfand  (cf.  Orl.  Für. 
p.  102) : 

0  cf.  s.  1. 


FLETCHERS  HONSIEÜR  THOMAS  UND  SEINE  QUEIiLRN.  39 

Orlando,  aus  eifersacht  in  raserei  geraten,  hat  seinem 
diener  den  dringenden  anftrag  gegeben,  ihm  Angelica  herbei- 
zuschaffen. Orgalio  weifs  sich  nicht  anders  zu  raten,  als  Tom 
in  die  kleider  der  Angelica  zu  stecken,  und  der  irre  Orl.  hält 
nun  wirklich  den  unrasierten  barschen  für  seine  geliebte: 
Tom:  I  think  I  had  best  go  back  and  shave  my  beard. 

Die  komik  dieses  Vorganges  hat  FL  denn  in  der  tat 
glücklich  ausgebeutet  in  M.  Th.  V,  3 : 

Hylas,  der  sich  mit  anschlagen  gegen  Dorothea  herumträgt, 
hat  dem  verkleideten  Thomas  aufgelauert  und  beginnt  nun 
der  vermeintlichen  Dor.  regelrecht  die  cour  zu  machen.  Die 
küsse  kratzen  ihm  zwar  empfindlich  die  haut  —  "methinks 
her  mouth  still  is  monstrous  rough;"  —  aber  er  weifs  sich  zu 
trösten  —  "but  they  have  ways  to  mend  it";  durch  die 
bärtigen  lippen  des  Thomas  läfst  er  sich  ebenso  wenig  von 
seinem  Irrtum  abbringen,  wie  Orlando. 

Fl.  hat  die  scene  noch  weiter  zu  steigern  gewufst,  indem 
er  auch  Sebastian  und  Launcelot  hineinzieht.  (Sie  sind  in 
ähnlicher  weise  beteiligte  zuschauer  wie  Prince  Edw.  vor  Ba- 
cons  Zauberspiegel :  cf.  Fr.  Bac.  p.  160  ff.)  Seb.  ist  hinterdrein 
geschlichen,  ob  denn  Thomas  wirklich  nach  seinem  wünsche 
sich  zu  einem  '^handsome  mischief"  hat  aufschwingen  können, 
und  da  er  Thomas  immer  noch  für  Dorothea  hält  und  sich  arg 
enttäuscht  glaubt,  läfst  er  an  Launcelot  seine  wut  aus.  Zugleich 
wird  für  uns  durch  die  kleinlauten  einwände  Launcelots  die 
wahre  Situation  immer  wieder  in  kontrast  gebracht,  bis  wir 
zuletzt  mit  höchstem  ergötzen  Laune,  selbst  in  die  allgemeine 
täuschung  verstrickt  sehen. 

Diesem  so  glänzend  verarbeiteten  Zwischenfall  aus  Orl. 
hat  Fl.  aber  noch  einiges  weitere  zu  verdanken.  Der  schelm 
Tom  in  den  kleidern  der  Angelica  berichtet  hier  Orgalio,  wie 
er  schon  unterwegs  einem  gesellen  mitgespielt  habe: 

Tom.:  Why,  he  comes  to  mc  and  said,  ^ Gentlewoman,  wili 
please  you  take  a  pint  or  a  quari?"  ^No  gentle- 
woman",  said  I,  ^but  your  friend  and  Bority^\ 

Hier  war  für  Fl.  die  technik  dargeboten,  mit  der  er  alle 
verwandten  scenen  angereiht  und  gehandliabt  hat.  So  be- 
gegnet der  verkleidete  Thomas  in  M.  Th.  IV,  G  (p.  387)  dem 
Sebastian  und  in  IV,  8  dem  Valentin,  und  diese  werden  dann. 


40  H.  GüSKAR, 

wie  nach  ihnen  Hylas  und  Laune,  in   ihrer  eigenen   ange- 
legenheit  an  der  nase  herumgeführt. 

In  dem  gleichen  bericht  Tom*s  (Orl.  Für.)  finden  wir 
auTserdem  noch  die  namen  Tom  und  Dority  bei  einander  — 
Tom  als  den  schelm  in  mädchenkleidem  und  Dority,  als  welche 
er  sich  ausgibt.  Die  geschwister  "Thomas"  und  "Dorothea", 
die  von  Fl.  in  ganz  denselben  beziehungen  verwertet  sind, 
haben  also  zweifellos  nach  dieser  quelle  auch  ihre  namen  er- 
halten, wenn  nicht  etwa  eine  Greene  und  Fl.  gemeinsame 
quelle  anzunehmen  ist.  Die  ganz  unvermittelte  erwähnung 
eines  namens  Dority  bei  Greene,  obendrein  im  Zusammenhang 
mit  einer  überflüssigen  episode  hinter  der  scene,  könnte  das 
im  höchsten  grade  wahrscheinlich  machen.  Mir  steht  aber 
leider  Sir  John  Harrington's  Engl.  Version  of  Ariost's  Orlando 
Furioso  (1591)  nicht  zur  Verfügung. 

b)  The  Marriage  of  W.  a.  Sc. 

Die  narrenposse  des  Thomas  mit  Hylas  führte  Fl.  zu  einer 
weiteren  scene.  Es  lag  nahe,  dafs  die  Zurückweisung  des  Nym. 
in  Par.  III,  1  ("There^s  a  shippe  of  fooles  going  out!")*)  un- 
serem dichter  das  schon  erwähnte  Moral  Play  of  W.  a.  Sc.  ^) 
in  erinnerung  bringen  mufste,  wo  an  einer  stelle  diese  komik 
weit  drastischer  hervortritt  (W.  a.  Sc.  p.  37 — 40) : 

Wit  ist  dort  dem  Idlenes  in  die  bände  gefallen  und  wäh- 
rend des  müfsigen  schlafes  von  dem  schlimmen  in  narrenkleider 
gesteckt.  Ohne  irgend  etwas  davon  zu  merken,  kommt  er 
dann  herbei,  um  seine  verlobte  Science  zu  begrüfsen.  Den 
mann  in  der  narrenkappe  kennt  Science  nicht  und  ist  höchst 
befremdet  über  die  zudringliche  art,  in  der  er  sie  anredet.  Wit 
meint  ihre  augenscheinliche  befangenheit  bald  durchbrechen 
zu  können,  indem  er  sich  immer  mehr  mit  Vertraulichkeiten 
überbietet ;  er  muf s  aber  immer  ärgere  Zurückweisung  von  ihr 
und  auch  von  ihrer  begleiterin  erfahren  (the  foole  is  niad!)^ 
bis  zuletzt  Science  gar  mit  bitteren  vorwürfen  über  seine  an- 
mafsung  davongeht. 

Fl.  hat  sich  das  nicht  entgehen  lassen,  um  den  konflikt 
mit  Hylas  fortzuspinnen.  Die  einzelheiten  sind  von  ihm  ledig- 
lich präziser  gefafst  und  für  seine  handlung  zugestutzt: 

1)  cf.  8.  36.  •*)  cf.  Anglia,  N.  F.  XVI,  heft  4  (teil  H,  b). 


FLETCHEßS  HONSIEÜR  THOMAS  UND  SEIKE  QUELLEN.  41 

Hylas,  der  sich  mit  dem  verkleideten  Thomas  in  allerlei 
heiratspläne  eingelassen  und  Sam  in  seine  neueste  errungen- 
schaft  eingeweiht  hat,  begegnet  am  morgen  der  Dorothea 
selber,  die  natürlich  die  vertrauliche  begrüfsung  des  fremden 
nicht  begreift: 

HyL:    "How  smart  the  pretty  tliief  looks! 

•        ••••••• 

Sam:    "How  Strange  she  bears  it!" 

(Wit:   Youre  dartes  at  me  so  strangely  be  shotf) 

Auch  versteht  sie  nicht,  wie  er  sie  im  hinblick  auf  die 
hochzeitsfeierlichkeiten  an  die  verabredeten  schritte  mahnt, 

Dor.:  "How,  sir!" 

(Science:  Uere  ye  wliat  termes  this  foole  heere  luxth  got?) 

Vergebens  sucht  er  sie  zu  der  erwarteten  Vertrauensselig- 
keit anzufeuern,  indem  er  ihr  all  die  Vorbereitungen  zuflüstert, 
die  er  selbst  schon  getroffen: 

"There's  a  bed  up  to  play  the  game  in,  Dorothy:" 
(Wit:  Änd  play  the  goodfelowe  wyth  thy  lover!) 

Seine  auff orderung : 

"And  now,  come  kiss  me  heai'tily." 
(Wit :  Cum  now,  a  bas,  my  nowne  proper  sparlyng  f) 

wird  schmählich  zurückgewiesen: 

Dor.:    "The  man's  foolish.  — " 

(Sir:    What  wylt  (how,  arrande  foole?  hence,  fool,  I  say!) 

Hylas  wird  jetzt  ernsthaft: 

"Come,  yott  may  speak  now  boldly; 
There's  none  but  friends,  wench." 
rWit:    /  wylbe  bolde  wyth  my  notvne  darlyng! 


I  praye  the  now,  good  swete  ladye  Science, 
All  this  Strange  maner  now  hyde  and  cover.) 

Da  er  immer  noch  nicht  begriffen  wird,  erinnert  er  jetzt  an 
die  intimen  beziehungen,  die  er  angeknüpft  zu  haben  wähnt: 

"Did  not  the  priest  .  .  .  tie  our  hands  fast?" 
(Wit :  Dooth  not  my  pycture  my  parson  shoow  ye  ?) 

Er  zieht  auch  ihre  begleiterin  Mary  hinzu: 
"Did  not  I  court  you,  Coming  from  this  gentlewoman's?" 


42  H.  GUSKAR, 

Das  hilft  aber  ganz  und  gar  nichts: 

Mary:    "Good  sir,  go  sleep;  .  .  . 

She  was  in  my  arms  then  a-bed." 
(Experience:  As  she  sayth,  so  say  I!) 

Mit  einer  letzten  Zurechtweisung  (ganz  wie  Science  und  Ex- 
perience) gehen  sie  beide  von  dannen, 

Hylas,  der  ihnen  verblüfft  nachschaut: 

"Is  the  devil  stirring?" 
(Wyt  allein:    .  .  what  have  we  here,  a  dyvyll?) 

Das  einzige,  was  Fl.  aus  dieser  scene  nicht  brauchbar 
erschien,  war  der  Shame  with  his  whyppe,  der  schliefslich  im 
Moral  Play  sich  über  Wji;  hermacht. 

c)  "A  C  mery  Talys".») 
^Of  John  Adroyns  in  the  dyvyVs  appareW 

Die  letzte  heldentat  des  Thomas  ist  die  für  die  haupthand- 
lung  unternommene  entführung  der  Cellide  aus  dem  kloster.*) 
Hier  wird  der  verkleidete  wicht,  der  sich  mit  den  nonnen 
herumhetzt,  für  den  leibhaftigen  teufel  gehalten.  Das  ist  eine 
äufserst  glückliche  erfindung  Fl.'s,  ganz  im  sinne  der  aber- 
gläubischen nonnen,  die  in  jeder  regung  des  fleisches  die  hölle 
witteiii.  Aber  das  lustige  einer  solchen  scene,  wo  jemand 
ohne  seine  absieht  anderen  als  der  wahrhaftige  Gottseibeiuns 
erscheint,  hat  Fl.  schon  vorgefunden: 

Eine  alte  Sammlung  "A  C  mery  Talys"  aus  dem  anfang 
des  16.  Jahrhunderts  enthält  eine  launige  erzählung:  Of  X 
Adroyns  in  the  dyvyVs  apparell  Adroyns,  der  darsteller  des 
devil  im  Miracle-spiel,  klopft  nachts  auf  dem  heimwege  in  seiner 
maske  an  die  tür  des  nachbarn,  um  ihm  von  einem  diebstahl 
zu  berichten,  den  man  soeben  bei  ihm  versucht  hat.  Die 
beiden  diener,  die  ihn  einlassen  sollen,  fahren  entsetzt  zurück, 
ja  der  zweite  von  ihnen  öffnet  gar  nicht  erst  .  . 

—  Jetzt  fehlen  in  dem  einzigen  uns  erhaltenen  exemplar  acht  seilen, 
die  nichts  anderes  enthalten  hahen  konnten,  als  irgend  welche  furcht- 
same Verhandlungen  dieses  dieners  gegenüber  dem  vermeintlichen  teufel, 
denn  der  Zusammenhang  wird  durch  das  fehlende  überhaupt  nicht  nnter- 


')  Vor  1535,  cf.  Coli.  IT,  anm.  p.  187. 
^)  cf.  s.  14. 


FLETCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  BEINE  QUELLEN.  43 

brochen.  Es  liegt  auf  der  band,  dafs  hier  lediglicb  eine  bescbwönings- 
formel  herausgescbnitten  ist,  von  jemand,  der  sie  im  notfalle  bei  sieb 
haben  wollte,  etwa  als  Talisman  etc.  — 

.  .  .  und  berichtet,  es  sei  "tJie  devyll  in  dede'\  Der  um  seine 
Seele  besorgte  hausherr  ruft  nach  seinem  kaplan  ''and  sayd 
Ici  a  candell  he  light  and  gette  holy  water  ,  .  .",  und  so 
spielt  sich  die  beschwörung  bis  zur  erkennungsscene  weiterhin 
in  der  weise  ab,  wie  es  Fl.  wiedergegeben  hat. 

Auch  die  beiden  nonnen  berichten  hier  der  äbtissin: 

"Oh,  madam, 
There  is  a  stränge  thing  like  a  gentlewoman 
...  (I  think  the  fiend)" 

und  die  äbtissin: 

"Give  me  my  holy-water  pot!" 

Sie  spricht  eine  beschwörungsformel,  wie  sie  Fl.  offenbar 
aus  obiger  erzählung  entnommen  hat,  nach  seiner  gewohnheit 
vielleicht  ein  wenig  abgeändert. 

Darauf  erscheint  Thomas,  indem  er  Cellide  herbeizerrt: 

Cell:    "What  are  you?  speak,  speak  gently; 
And  next,  what  would  you  with  me? 


What  make  you  here? 

(Der  herbeigenifene  kaplan  in  obiger  erzählung:  In  the 
name  of  the  fatJier,  sonne,  and  holy  ghost  I  commande,  and 
Charge  the  in  the  holy  name  of  God  to  teil  nie  wherefore 
thou  comesie  hyther?) 

Thomas  antwortet: 

"I  am  a  holy  friar.'', 

worauf  er  von  der  äbtissin  erkannt  wird  und  sein  anliegen 
vorbringt. 

Ganz  ähnlich  gibt  sich  Adroyns  zu  erkennen: 

Nay  feare  not  me  for  I  am  a  good  devyll,   I  am  John 
Adr.  your  ncighhour  in   this   toicne  .  ., 

um  dann  zu  berichten,  was  ihn  hergeführt  hat. 


Bei  allem  mangel  an  einem  fortschreitenden  geschehen 
in  der  nebenhaudlung,  bietet  gerade  hier  unser  drama  eine 


44  H.  GUSKAR, 

fülle  z.  t.  geschickt  herausgefeilter  Stoffe,  die  sich  zu  einem 
wirksamen  bühnenwerk  für  sich  ausbauen  liefsen,  die  freilich 
in  unserer  handlung  den  konflikt  nahezu  zu  erdrücken  scheinen. 
Man  würde  dennoch  unserem  dichter  einen  sicheren  blick  und 
ein  überraschendes  gedächtnis  für  die  Schönheiten  der  literatur 
nicht  absprechen  können;  aber  es  liegt  nichts  so  nahe  als 
die  Vermutung,  dafs  er  an  der  band  seiner  lektüre  sorgfältige 
aufzeichnungen  gemacht  und  für  spätere  Verarbeitung  ge- 
ordnet hat. 


IV. 

Die  abfassungszeit. 

a)  M.  Th.  und  Ben  Jonson's  Epicoene. 

M.  Th.  steht  in  auffallender  beziehung  zu  Ep. : 
In  beiden  stücken  findet  es  sich,  dafs  ein  alter  Sonderling 
die  grille  hat,  einen  lebensfrohen  Jüngling  ohne  stichhaltige 
gründe  zu  enterben,  und  hier  wie  dort  wird  dieses  vorhaben 
des  alten  durchkreuzt,  indem  eine  mannsperson  in  frauen- 
kleidern  die  entscheidende  rolle  spielt.  Der  entschlufs  der 
beiden  alten,  zu  heiraten,  um  sich  einen  besseren  erben  zu 
verschaffen,  wird  dabei  mit  den  gleichen  worten  zum  aus- 
druck  gebracht: 

M.  Th.  p.  336. 

Seb.:     „Any  woman: 

I  care  not  of  what  colour  or  complexion; 
Any,  that  can  bear  children.  — ", 

und  in  Ep.  p.  409  r  wird  von  Morose  erzählt,  dafs  er  ein  schweig- 
sames weib  nehmen  wolle: 

be  she  of  any  form,  or  any  qualUy,  so  she  he  able  to  bear 
children:  .  .  . 

Ein  quellen -Verhältnis  ist  hier  ganz  gewifs  vorhanden; 
•aber  wer  von  den  beiden  dichtem  hat  den  andern  benutzt? 

Es  ist  von  vornherein  unwahrscheinlich,  dafs  ein  motiv, 
wie  es  in  Ep.  als  kern  des  dramas  in  ausgiebigster  weise  durch- 
geführt ist,  gleich  darauf  von  einem  dichter  in  abgeschwächter 
form  verwendet  würde,  lediglich,  um  eine  überflüssige  seeue 


FLBTCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  45 

einzuschieben;  und  wir  müssen  schon  deshalb  in  Ep.  eine 
Steigerung  der  bei  Fl.  nur  nebenher  und  mehr  zufällig  be- 
handelten intrigue  vermuten.  Dann  aber  kennzeichnet  sich 
auch  die  stumme  Zeichensprache  zwischen  Morose  und  seinem 
diener  in  Ep.  II,  1  als  eine  erweiterte  nachahmung  der  spafsigen 
art,  wie  Sebastian  und  Thomas  in  M.  Th.  IV,  2  (p.  380)  sich 
kurz  verständigen.  Was  hier  von  Thomas  erst  noch  witzig 
hinzuerfunden  wird  (zwei  finger,  fünf  finger),  das  tritt  in  Ep. 
schon  als  direkt  verabredet  auf,  und  jener  witz  des  Thomas 
mit  den  zeichen  noch  mehr  zu  sagen,  als  der  alte  erwartet, 
wiederholt  sich  dann  in  Ep.,  indem  der  diener  den  einen  finger 
zu  näherer  bestimmung  krümmt. 

Wenn  femer  in  M.  Th.  IV,  6  der  alte  Sebastian,  der  den 
verkleideten  Thomas  für  seine  tochter  hält  und  ins  haus  zu- 
rücktreiben will,  dabei  erleben  mufs,  dafs  er  niedergeschlagen 
wird  "like  a  calf '',  so  widerfährt  die  gleiche  Überraschung  dem 
griesgram  Morose,  denn  die  vermeintliche  Weibsperson  Ei)icoene, 
die  er  nur  von  oben  her  behandelt,  erweist  sich  plötzlich  als 
ein  ganz  gefährlicher  drache,  der  ihn  von  scene  zu  scene  in 
immer  gröfsere  Verzweiflung  bringt.  Das  ist  ohne  frage  die 
weiterentwickelung  des  bei  Fl.  nur  im  keim  vorhandenen 
motivs.  Wäre  Ep.  früher  anzusetzen,  so  hätten  sich  Fl.  bei 
Ben  Jonson  ganz  gewifs  kleine  züge  genug  zur  ausbeutung 
geboten,  und  er  hätte  niemals  zu  night -spells  Zuflucht  zu 
nehmen  brauchen,  um  die  angefangene  Situation  auszufüllen. 

Für  eine  beeinflussung  Ben  Jonson's  durch  M.  Th.  spricht 
sodann  die  in  dem  verliebten  La  Foole  noch  gesteigerte  angst 
unseres  Hylas  vor  der  blanken  klinge  (M.  Th.  IV,  4).  Dieser  von 
Fl.  nur  flüchtig  berührte  zug  ist  in  Ep.  IV  zu  einer  ganzen  scene 
erweitert,  indem  La  Foole  noch  ein  zweiter  hasenfufs  Daw 
gegenübertritt.  Vergleicht  man  weiter  den  bericht  des  Hylas 
(V,  6)  über  das  ergebnis  seines  anschlages  gegen  den  ver- 
kleideten Thomas  ("Off  goes  her  maidenhead"  V,  1)  mit  Ep.  V,  1, 
wo  La  Foole  und  Daw  sich  ihrer  erfolge  bei  der  masculine 
bride  um  die  wette  rühmen  (La  F.:  Sir  John  liad  her  niai- 
denhead,  indeed.),  so  ist  auch  hier  ausgeschlossen,  dafs  M.  Th. 
später  sein  könnte.  Es  wäre  sinnlos  anzunehmen,  dafs  ein 
dichter  ein  eben  verwendetes  motiv  wieder  aufnehmen  wollte, 
ohne  es  zum  mindesten  in  der  Wirkung  um  einiges  zu  be- 
reichern.    Wenn  Fl.  vorgefunden  hätte,  wie  La  Foole  von 


46  H.  GÜSKAR, 

dem  verkleideten  manne  behauptet:  Sir  John  had  her  mal- 
denheadj  indced,  so  hätte  er  an  dieser  konsequenz  der  Situation 
unmöglich  vorbeikommen  können,  und  das  umso  weniger,  als 
sie  sich  sehr  wohl  im  munde  des  flunkernden  Hylas  anbringen 
liefse.  Statt  dessen  berichtet  Hylas  einfach,  er  sei  "all-to-be- 
married",  und  gesteht:  "Not  a  bit  before-hand." 

Ep.  erweist  sich  also  in  allen  berührungspunkten  auf  einer 
stufe  höherer  entwickelung  als  M.  Th. 

Um  noch  ein  übriges  zu  tun,  wollen  wir  in  betracht  ziehen, 
in  welchem  zusammenhange  eine  heute  nicht  mehr  bekannte 
redensart  bei  beiden  dichtem  sich  wiederfindet: 

In  M.  Th.  IV,  2  (p.  376)  will  Sebastian  sehen,  ob  Thomas 
auch  klettern  kann 

"Like  a  most  complete  gentleman,  come  from  Tripoly." 

und  in  Ep.  V,  1  p.  452  sagt  La  F. : 

you  come  as  high  from  Tripoly  as  I  do,  .  ,  , 

Diese  wendung  hat  man  mehrfach  als  eine  Umschreibung 
von  gesckicklichkeit  zu  deuten  gesucht,  ohne  dafs  man  sich 
aber  dabei  besser,  als  auf  blof se  Vermutungen  gestützt  hätte.  *) 
Der  ausdruck  ist  ganz  zweifellos  auf  die  zeit  der  kreuzzüge 
zurückzuführen,  wo  bekanntlich  die  heimkehrenden  ritter,  an 
alle  Strapazen  gewöhnt,  eine  neue  bildung  und  welt-erfahrung 
aus  dem  morgenlande  mit  brachten.  Dieser  ruf  ist  natürlich 
noch  spät  an  dem  letzten  üben-est  aus  jenem  Zeitalter,  an 
dem  Johanniter -Orden,  haften  geblieben,  der  ja  bis  1551  in 
Tripolis  seinen  sitz  hatte.  In  unserem  drama  jedenfalls  soll 
der  ausdruck  "Come  fiom  Tripoly"  bezug  nehmen  auf  die 
allgemeine  durchbildung  und  weltgewandtheit  ("complete 
gentleman"),  die  Thomas  wie  jeder  junge  Engländer  vornehmen 
Standes  auf  reisen  gesucht  hat.  2)  Im  sinne  des  bildungsfeind- 
lichen Sebastian  aber  konnte  allgemeine  durchbildung  nur 
körperliche  gewandtheit  bedeuten;  und  wenn  dann  La  Foole 
in  Ep.  ebenso  im  anschlufs  an  die  phrase  auf  besondere  ge- 
lenkigkeit  zu  sprechen  kommt,  so  gibt  das  etwa  keinen  anhält 
für  ihre  deutung,  sondern  es  handelt  sich  hier  tatsächlich  nm 


*)  cf.  M.  Th.  anm.  p.  376. 

«)  cf.  Anglia,  N.  F.  XVI,  s.  418. 


FLBTCHEBS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  47 

eine  erwiderung  auf   ein  entsprechendes  zwiefaches  kompli- 
melit  Da  WS: 

Daw:  Not  I,  str.  I  have  no  discourse  —  and  then  you 
have  activity  beside. 

LaFl. :  /  protest,  Sir  John,  you  come  as  high  from 
Tripoly  as  I  do,  every  whit  —  >)  and  lift  as  many  joined 
stools,  and  leap  over  them,  if  you  woüld  use  it. 

Somit  ergeben  sich  bei  dieser  auffassung  in  Ep.  wie  in 
M.  Th.  höchst  humorvolle  f einheiten ,  wo  nach  der  bisherigen 
erklärung  nichts  anderes  übrig  bliebe  als  unnützes  geschwätz.^) 

Wie  aber  Ben  Jonson  gerade  auf  diese  betonung  von 
activity  im  engsten  anschlufs  an  die  phrase  gekommen  ist, 
das  Heise  sich  psychologisch  nur  mit  der  bekanntschaft  von 
jener  stelle  in  M.  Th.  erklären ,  wo  ja  eine  solche  gedanken- 
verknüpfung  durchaus  mit  der  figur  des  Sebastian  gegeben  ist. 

Indessen  würde  es  dem  Charakter  Ben  Jonson's  wider- 
sprechen, dafs  er  etwa  ein  ihm  vorgelegtes  manuskript  ausge- 
beutet hätte ;  es  drängt  sich  uns  vielmehr  schon  bei  der  ganzen 
art  der  entlehnungen  die  Vermutung  auf,  dafs  Ep.  unter  dem 
mehr  unbewufsten  einflufs  einer  aufführung  von  M.  Th.  ent- 
standen ist,  und  da  wir  wissen,  dafs  Ep.  schon  1609  aufgeführt 
und  auch  im  selben  jähre  noch  im  druck  erschienen  ist,  3)  so 
ergibt  sich,  dafs  Ben  Jonson  unser  drama  spätestens  in  der 
zweiten  hälfte  des  jahres  1608  auf  der  bühne  gesehen  hat. 

b)  Zeit  und  folge  der  abfassung. 

In  M.  Th.  p.  375  berichtet  Launcelot  dem  alten  Sebastian : 
"Oh,  the  brave  cry  we  made  as  high  as  Aldgate!" 

Dieses  vergleichsbild  bezieht  sich  auf  das  neuerrichtete 
tor  von  Aldgate,  das  allgemeines  aufsehen  gemacht  hat.  Stow 
berichtet  uns  darüber: 


>)  Ich  interpongiere  hier  anders  aU  Cnniüngham. 

')  Der  dritte  fiaU  der  verwendoiig  dieser  phrase  iu  der  englischen  liter., 
B.  Jonson's  Epigr.  115,  liegt  ganz  ebenso  und  erscheint  als  eine  reminiszenz 
des  dichters  an  seine  figor  des  La-Foole. 

*)  cf.  £p.  einleitong  p.  402. 


48  H.  GUSKAR, 

Äldgate  hegan   to  he  tahen  down  in  1606,  and  was  very 
worthily  and  famously  finished  in  1609.  etc.^) 

Wenn  also  hiernach  das  alte  gebäude  von  Aldgate  erst 
1606  niedergerissen  wurde,  so  konnte  das  neue  tor  unmöglich 
vor  ende  1607  soweit  wieder  aufgebaut  sein,  dafs  es  dem 
dichter  anlafs  gab,  auf  seine  erstaunliche  höhe  anzuspielen. 

Da  wir  andererseits  gefunden  haben,  dafs  M.  Th.  bereits 
in  der  zweiten  hälfte  1608  auf  der  bühne  gespielt  wurde,  so 
ist  jetzt  für  uns  erwiesen,  dafs  Fl.  noch  in  der  ersten  hälfte 
des  Jahres  1608  letzte  band  angelegt  hat. 

M.  Th.  ist  aber  nichts  weniger  als  ein  werk  aus  einem 
gufs.  Ja  die  beiden  scenengruppen  sind  nicht  einmal  aus  einer 
einheitlichen  idee  einer  handlung  herausgewachsen,  sondern 
geradezu  aus  entgegengesetzten  Stoffgebieten  hergenommen: 

B2)  schildert  einen  hergang  aus  dem  leben,  A  ist  ganz 
und  gar  aus  literatur -werken  zusammengesucht.  Wenn  man 
ferner  die  geschlossenheit  der  quellen  innerhalb  der  beiden 
handlungen  und  namentlich  den  ganz  verschiedenartigen  geist^ 
in  dem  sie  behandelt  sind,  3)  in  betracht  zieht,  so  können  sie 
unmöglich  zugleich  abgefalst  sein,  ja  man  ist  geradezu  ver- 
sucht, an  zwei  verschiedene  Verfasser  zu  denken.  Indessen  ist 
der  bericht  des  ersten  herausgebers,  *)  der  Fl.  als  einzigen 
Verfasser  rühmend  anführt,  nicht  anzuzweifeln.  Wir  kommen 
also  nur  zu  dem  schlufs,  dafs  unser  dichter  von  der  abfassungs- 
zeit  der  einen  handlung  bis  zu  der  der  anderen  sich  sehr 
geändert  hat,  d.  h.  dafs  ein  ganzer  Zeitraum  der  entwickelung 
dazwischen  liegt. 

Wenn  man  weiter  die  primitive  technik  von  B  mit  der 
fein  durchgebildeten  und  technisch  weit  geschickter  aufge- 
bauten haupthandlung  in  vergleich  bringt,  so  zeigt  sich,  dafs 
B  auf  einer  erheblich  tieferen  stufe  von  Fl.'s  dichterischem 
können  steht  als  A,  dafs  also  die  nebenhandluug  zeitlich  weit 
früher   anzusetzen   ist.     Aber   auch    für   sich   allein   ist   die 


*)  cf.  Ep.  anm.  p.  407. 

*)  Ich  zitiere  fortan  nach  den  abschnitten,  in  denen  die  betreffenden 
bestandteiie  des  dramas  behandelt  sind. 
•)  s.  teil  II,  a  und  b. 
*)  Erste  4to  by  Brome  1639. 


FLETCHBB8  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN.  49 

nebenhandlung  so  wenig  ein  einheitliches  ganzes,  dafs  auch 
deren  elemente  wieder  nach  und  nach  angefügt  sein  müssen. 

Da  B,  1  eine  durchaus  selbständige  quellengruppe  bildet, 
die  sich  zu  einer  geschlossenen  handlung  abrundet,  ohne  dafs 
die  übrigen  quellen  irgendwie  hineinspielen,  so  löst  sich  eben 
der  konflikt  zwischen  Thomas  und  Mary  als  der  älteste  be- 
standteil  unseres  dramas  heraus;  ja  die  magere  behandlung 
des  Stoffes  und  die  geringe  Selbständigkeit  gegenüber  den 
quellen  kennzeichnet  diesen  teil  geradezu  als  erstlings-arbeit 
des  dichters,  und  zwar  nach  eigenen  erlebnissen  im  anschlufs 
an  seine  bildungs-reise ,  die  wir  bei  ihm  als  dem  söhn  eines 
pairs,  des  bischofs  von  London,  ohne  frage  anzusetzen  haben.  0 
Er  wufste  jedoch  nicht  für  eine  umstimmung  der  Mary,  wo 
sich  noch  jetzt  eine  lücke  zeigt, ')  die  rechten  motive  zu  finden. 
Noch  viel  weniger  ergab  sich  dann  die  gewünschte  abrundung, 
als  er  später  mit  dem  erscheinen  des  Grob.  1605  die  figur 
des  Sebastian  hinzunahm  (B,  2.  a) ,  und  in  dieser  f assung  ist 
das  fragment  etwa  1605  liegen  geblieben. 

Fl.  ist  dann  natürlich  eifrig  bemüht  gewesen,  sich  vorerst 
gehörig  zu  vervollkommnen  und  den  grofsen  meistern  seiner 
zeit  ihre  kunst  des  dramatischen  aufbaues  abzulauschen,  und 
dabei  verfiel  er  eben  vor  allen  dingen  auf  Shakespeares  M.  t  M., 
dessen  scenengerippe  er,  wie  wir  gesehen  haben,  mit  neuem 
Inhalt  auszufüllen  begann  (cf.  II,  a). 

Aber  inzwischen  war  mit  Fl.  eine  ernste  Wandlung  vor 
sich  gegangen.  Nach  einer  zeit  überscliäumenden  jugendmutes, 
vde  er  in  obigem  fragment  zum  ausdruck  kommt,  hatte  er 
sich  jetzt  einer  mehr  asketisch  gestimmten  puritanischen  welt- 
betrachtung  zugewendet,  und  in  diesem  geiste  ist  die  handlung 
A  niedergeschrieben.  Indessen  hat  er  aus  dem  spiel  lebens- 
unfähiger innen-menschen  keinen  ausweg  gewufst.  Nur  mühsam 
und  mit  unmotivierten  Seitensprüngen  hat  er  sich  von  der 
fallenden  handlung  ab  weitergefunden, ')  bis  ihm  schlief slich 
eine  figur  fehlte  von  der  lebenspraxis  des  Thomas,  der  die  aus 
der  handlung  ausgeschiedene  Cellide  wieder  hereinzen-t,  *)  und 


»)  cf.  Auglia,  N.  F.  XVI,  s.  418. 

«)  cf.  8.  27. 

»)  cf.  8.  11  ff. 

♦)  cf.  8.  U. 

AnglU.    N.  F.    ZVIL 


50  H.  GUSKAR, 

aus  diesem  gründe  hat  dann  das  fragment  mit  Thomas  als 
nebenhandlung  in  unserem  drama  nachträglich  aufnähme  ge- 
funden. 

Zu  gleicher  zeit  ist  unserem  dichter  der  puritanismus 
über  geworden,  offenbar  auch  wegen  der  neuen  überspannten 
f orderungen  der  sekte  (gesetz  "On  Oaths  in  Plays")  und 
namentlich  wohl  unter  dem  einflufs  des  satirischen  dramas 
"The  Puritan".  Jedenfalls  gewinnt  jetzt  Thomas  gerade  auch 
als  gegner  des  puritanismus  die  Oberhand.  Wie  sehr  Fl.  fortan 
von  seinem  früheren  Standpunkt  abweicht,  tritt  selbst  darin 
zu  tage,  dafs  sein  bisheriges  heldenideal  Francis  in  den  neuen 
der  Verknüpfung  dienenden  scenen  plötzlich  ein  ganz  anderer 
ist.  In  m,  1,  wo  er  mit  dem  neuen  beiden  Thomas  zusammen- 
gebracht wii'd,  ist  er  einem  tüchtigen  trunke  nicht  abgeneigt, 
scheut  sich  nicht,  auch  einmal  gehörig  zu  lügen  (p.  359), 
und  wird  uns  durch  den  spott  des  Thomas  beinahe  lächerlich 
gemacht. 

Da  die  gegnerschaft  gegen  den  puritanismus  sich  in 
einzelheiten  direkt  an  Pur.  anschliefst  (cf.  II),  so  ist  uns 
damit  ein  anhält  geboten  für  die  zeit,  in  der  unser  dichter 
die  beiden  handlungen  vereinigt  hat:  The  Pur.  was  entered 
at  Stationers"  Hall  hy  G.  Eid,  Äug,  6,  1607,^)  Wenn  man 
damit  die  oben  festgestellten  daten  in  beziehung  bringt,  so 
ist  die  uns  vorliegende  fassung  unseres  dramas  von  der  zweiten 
hälfte  1607  bis  zur  ersten  hälfte  1608  entstanden. 

In  diesem  letzten  Stadium  ist  schliefslich  auch  noch  die 
figur  des  Hylas  mit  seinen  episoden  aus  einer  quelle  der 
haupthandlung  in  die  nebenhandlung  hereingekommen  (cf.  B 
2,  b  und  3),  und  wir  können  an  diesem  schlufsstein  erkennen, 
dafs  das  Interesse  des  dichters  von  der  einen  handlung  bis 
in  die  fundamente  der  anderen  hinüberreicht,  d.  h.  wir  finden 
darin  den  direkten  beweis,  dafs  Fletcher  keinen  mitarbeiter 
gehabt  hat. 


*)  cf.  Einleitung  Pur. 


FLBTCHERS  MONSIEUR  THOMAS  UND  SEINE  QUELLEN. 


51 


V. 

Zusammenfassendes  ergebnis  der  abhandlang 

und  schlufs. 

Fl.'s  kulturhistorische  komödie  M.  Th.  ist  nicht  im  jähre 
1609,  wie  Koeppel  aus  unbekannten  gründen  ansetzt,  >)  ent- 
standen, sondern  in  vier  Stadien  von  den  jähren  vor  1605  bis 
zur  ersten  hälfte  des  Jahres  1608. 

In  dieser  langen  zeit  hat  der  dichter  erbarmungslos  zu- 
sammengeschrieben, was  seiner  feder  erreichbar  war. 

Nicht  nur  die  bei  Koeppel  (Beitr.  XI,  p.  94  ff.)  ange- 
führten quellen, 

1.  Dec.  Vn,  4 s. 

2.  „    VIII,  4 

3.  „    IX,  2 

4.  Par 

5.  Paint.  I,  27 

6.  n      1,47 

auch  die  von  Weber  beigebrachte   und  von  Koeppel  abge- 
lehnte novelle 

7.  Dec.  X,  8 s.  1. 

ist  benutzt;  aufserdem  aber  noch  eine  grofse  reihe  anderer: 


n 


n 


n 


w 


n 


20,  21,  22. 

22,  24,  27. 

32. 

34. 

4,  9. 

9. 


8.  Dec.  1, 1   . 
11,1 
11,6 

n,9 

111,3 
IV,  2 

vn,8 
vni,  7 

16.  Paint  I,  37 

17.  Hept.  IV,  1 

18.  Greene's  Saph. 

19.  „  Look.-Glass 

20.  „  Fr.  Bac. 

21.  „  Alph. 

22.  „  Orl.  Für. 


9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 


n 


n 


n 


w 


n 


n 


n 


n 


s.  17. 
17. 
12. 
24. 
21. 

23,  24,  25. 
26. 
20. 
10. 

23,  24,  25,  27. 
6,  8. 
8. 
14. 

16,  27. 
38. 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


n 


»» 


n 


w 


n 


n 


n 


»)  cf.  Beitr.  XI  p.  94. 


52  H.  GUSKAR, 

23.  Euph s.  2,  9. 

24.  M.  f.  M „  7,  11. 

25.  W.  a.  Sc •....„  40. 

26.  Grob „28. 

27.  "ACmeryTalys"      „42. 

28.  Ballade:  The  baffled  Knight  .    .    .    .    „  16,  21. 

29.  „        The  Merchant's  Daughter     .    „  20. 

Eine  solche  unzahl  von  quellen,  die  sich  für  einen  einzigen 
theater-abend  zusammenfinden  sollten,  kennzeichnet  so  recht 
den  jungen  dichter,  der  nur  auf  hinreichenden  Stoff  ängstlich 
bedacht  war.  Zum  segen  konnte  das  der  dichtung  ebenso 
wenig  gereichen,  wie  jede  andere  maTslosigkeit.  In  der  reichen 
fülle  von  gegenständen,  die  FL  hier  zu  einem  bunten  konglo- 
merat  vereinigte,  fand  sich  keiner,  dem  er  mit  ganzer  seele 
nachgehangen  hätte.  Er  unternimmt  nicht  etwa,  das  Innen- 
leben irgend  eines  beiden  mit  warmem  herzen  bis  zur  tat  zu 
steigern,  sondern  mit  plötzlichen  ausflüssen  edelmütigster  ge- 
sinnung  oder  tollwütiger  tatkraft  sollen  die  hauptpersonen  auf 
uns  wirken,  oder  mit  grofssprecherischen  phrasen,  die  der 
dichter  niemals  empfunden  hat:  ein  nach  liebe  schmachtender 
held  behauptet  uns  mit  einem  male,  lieber  zu  sterben,  als  die 
liebe  anzunehmen,  und  das  ist  dann  der  höhepunkt.  Ein  wirk- 
lich dramatisches  geschehen  findet  sich  fast  nirgends,  sondern 
tiberall  ein  verwirrendes  durcheinander  unvermuteter  ereignisse, 
die  wohl  in  den  quellen  sehr  viel  zu  bedeuten  haben,  die  uns 
aber  in  unserem  drama  höchstens  bestürzt  machen  und  niemals 
hinreiTsen  können. 

Aus  der  Vielheit  der  quellen  erklären  sich  auch  die  mehr- 
heiten  der  handlung,  mit  denen  der  dichter  die  armseligkeiten 
seines  dramas  immer  von  neuem  aufzuputzen  sucht.  Mit  jedem 
neuen  konfiikt  sind  zugleich  die  personen  wieder  andere,  höch- 
stens dürftig  motiviert  mit  Verstellung  (Thomas)  oder  als 
kriegslist  (Michael)  oder  indem  ihnen  gar  rollen  zugewiesen 
werden  (III,  1). 

Überhaupt  scheint  es,  als  hätte  es  der  dichter  lediglich 
darauf  abgesehen,  glänzende  scenen  auf  die  bühne  zu  bringen. 
Denn  hier  hat  er  in  der  tat,  und  vornehmlich  in  den  komischen 
scenen,  überraschendes  geleistet  und  diese  oft  trefüich  und 


FLETCHER8  MONSIEUR  THOliAS  UND  SEINE  QUELLEN.  53 

mit  grofsem  geschick  zu  steigern  gewofst.  Darüber  hinaus 
aber  geht  sein  künstlerisches  streben  nicht:  die  scenen  sollen 
nicht  der  durchftthrung  eines  dramas  dienen,  sondern  höchstens 
wieder  eine  weitere  scene  ermöglichen,  und  zu  diesem  zwecke 
erst  scheint  dem  dichter  eine  gewisse  handlung  angebracht. 

Innerhalb  der  scenen  werden  gar  auch  probleme  aufgerollt, 
um  aber  mit  dem  beginn  der  nächsten  meistens  wieder  zu  ver- 
schwinden. Der  ganze  verlauf  der  handlung  böte  z.  b.  eine 
treffliche  folie  für  Valentin,  wie  er  nur  aus  eigennutz  das 
wohl  anderer  im  sinne  hat  und  darin  dann  vor  unseren  äugen 
eine  katharsis  erlebt;  das  taucht  indessen  nur  einmal  in  der 
exposition  auf,  um  niemals  wieder  berührt  zu  werden.  Ebenso 
wird  die  lebensunfähigkeit  des  Francis,  die  ein  tragisches 
Schicksal,  etwa  wie  das  des  Hamlet,  unvermeidlich  macht,  in 
der  zweiten  hälfte  einfach  tibergangen,  ohne  dafs  der  dichter 
irgend  durchblicken  läfst,  wie  bei  allem  reichtum  an  gemüt 
und  edler  gesinnung  auch  Widerstandskraft  und  festigkeit  den 
menschen  auszeichnen  soll,  wie  der  harmonische  mensch  der 
rechte  ist. 

Das  einzige  motiv,  das  immer  wiederkehrt,  ist  der  konflikt 
zwischen  strenger  puritanischer  und  höfisch -zügelloser  welt- 
und  lebensauffassung.  Hier  hatte  der  dichter  weit  ausgegriffen 
bis  in  die  äufsersten  gegensätze,  die  das  leben  seiner  zeit  be- 
herrschten, um  die  beiden  so  grundverschiedenen  demente 
seines  dramas  zusammenzuhalten.  Aber  dieser  konflikt  spielt 
eigentlich  nur  in  den  Worten  der  parteien  eine  rolle  und  dient 
dazu,  den  dialog  gewisser  scenen  wirksam  zuzuspitzen.  Man 
streitet  sich  um  lebensanschauung  und  lebensziele,  doch  man 
handelt  zuletzt  nach  vielerlei  unnützem  lärmen  um  andere, 
kleine  bedürfnisse  des  herzens ;  Thomas  ganz  allein  bleibt  auf 
seinem  frivolen  Standpunkt  beharren.  Die  übrigen  lassen  end- 
lich den  spafs  beiseite  und  kommen  fi-ohgemut  und  friedlich 
in  das  lager  des  leichtfertigen  lebens-genusses  herüber. 

Der  dichter  hat  es  also  nicht  vermocht,  sich  von  dem 
zwange  der  umgebuno:  frei  zu  machen:  er  venuittelt  nicht, 
sondern  er  richtet  parteiisch.  Er  möchte  fast  der  puritanischen 
gesittung  die  gröfsere  achtuug  erweisen,  aber  er  predigt  die 


54      GUSKAR,  FLETCHEBS  MONSIEUR  THOMAS  U.  SEINE  QUELLEN. 

anschauungen  des  hofes  und  weist  ohne  jede  malsregelung  den 
sieg  dem  teile  zu,  der  skrupellos  alles  feinere  empfinden  mit 
füfsen  tritt.  Der  konflikt  zwischen  puritanismus  und  liber- 
tinismus  ist  nicht  gelöst,  sondern  unterdrückt. 

Damit  aber  ist  uns  Fl.  die  grofse  dichterische  tat  schuldig 
geblieben.  Hier  hätte  er  als  einer,  der  mit  Shakespeare  um 
die  palme  rang,  mit  starker  band  durchgreifen  sollen :  in  harm- 
losem spiel  oft  pflegt  ein  grofser  geist  die  Strömungen  seiner 
zeit  in  die  rechten  bahnen  zu  leiten  und  vielleicht  manchmal 
an  einem  blutbade,  wie  der  englische  bürgerkrieg,  vorbeizu- 
führen ;  und  ob  gewif s  nicht  jedes  lustspiel  eine  gewisse  gröf se 
und  tragweite  in  sich  bergen  soll,  die  einmal  aufgenommenen 
Spannungen  müssen  zum  austrag  gebracht  und  die  verirrten 
zurechtgewiesen  werden.  Der  dichter  hat  in  jedem  falle  den 
dargestellten  konflikt  poetisch  zu  überwinden  —  nicht  nach 
der  alltagsmoral  der  zeit,  sondern  so,  wie  er  ihn  in  seiner 
gröfseren  seele  zu  ende  gelebt  hat. 

Wenn  uns  aber  Fl.  blofs  schildern  wollte,  wie  die  gegen- 
sätze  jener  tage  gemeinhin  zu  verkehren  pflegten,  dann  hätte 
er  das  mit  wenigen  erzählenden  Worten  besser  abmachen 
können;  wenn  es  ihm  nicht  gelang,  zu  zeigen,  wie  der  mils- 
klang  aufzulösen  und  zu  harmonischem  abschluls  zu  bringen 
sei,  —  dann  hätte  er  uns  nicht  fünf  lange  akte  hindurch  zu 
bemühen  brauchen. 

Halle  a/S.  H.  Guskar. 


DIE  QUANTITÄTEN 

DER  ACCENTVOKALE  IN  NE.  OFFENEN  SILBEN 

MEHRSILBIGER  NICHT-GERMANISCHER 

LEHNWÖRTER.  0 


Ich  kam  auf  diese  Studien,  als  ich  mir  so  meine  gedanken 
machte  über  die  schwankenden  quantitäten  der  heutigen  accent- 
vokale  in  den  verschiedensten  entlehnungsgestalten  gleich- 
stammiger  lehn  Wörter,  cf.: 

grave,  deprave  (e*)  ^)  :  gravity,  depravity  (ae) ;  severe,  sphere 
(T)  :  severity,  spherical  (e);  line,  crime,  define  (a*)  :  lineal,  cri- 
minal,  definitive  (i);  dose  (o"*)  :  closet  (o).  —  naiurej  nation, 
matron  (e')  :  natural,  national,  matronise  (ae);  legal,  female, 
hngeval  (T)  :  legacy,  feminine,  longevity  (e) ;  final,  finite,  primal, 
primate,  title  (9*)  :  finitive,  finitude,  primitive,  titular  (i);  domal, 
modus,  deposal,  local,  novum  (o°)  :  domical,  modulate,  depository, 
depositor,  locular,  novity  (o)  u.  a. 

Diese  auffallenden ,  überaus  zahlreichen  erscheinungen 
können  zu  der  annähme  führen,  dals  die  kürzen  in  den 
zweiten  fällen  durch  das  hinzutreten  einer  neuen  silbe  her- 
vorgerufen worden  seien,  und  verführen  dann  leicht  zu  der 
hypothese,  dafs  nicht  nur  alle  derartigen  fälle  sondern  überhaupt 
die  merkwürdigen  Schwankungen  der  quantitäten  der  offenen 


1)  Im  auBzuge  ist  diese  arbeit  als  Berhner  dissertation  1904  unter 
folgendem  titel  erschienen:  Zur  Geschichte  der  nicht-germanischen  Lehn- 
wörter im  Englischen.  A.  Die  Quantitäten  der  Accentvokale  in  ne.  offenen 
Silben  mehrsilbiger  Lehnwörter  (Kommissionsy erlag  Mayer  u.  Müller,  Berlin). 

*)  Die  lautwerte  werden  nur  im  allgemeinen  mit  den  im  N.  E.  D.  ver- 
wendeten zeichen  wiedergegeben.  Für  die  citate  aus  Ellis  spez.  wurde 
dessen  transkription  beibehalten. 


56  C.  HECK, 

accentvokale  mehrsilbiger  lehnwörter  samt  und  sonders  durch 
die  schwere  oder  leichtigkeit  der  auf  die  accentsilben 
folgenden  Silben  bedingt  seien.  In  der  tat  liegt  diese  hypo- 
these  den  meisten  mir  bekannten  traditionellen  erklärungen 
zu  gründe. 

Man  sieht  aber  bei  einer  eingehenden  nachprüfung  dieser 
hypothese  sofort,  dafs  sie  auf  einer  sehr  oberflächlichen  be- 
trachtung  des  gegenständes  beruht.  Stellen  wir  z.  b.  nur  ein- 
mal ein  paar  der  nicht  minder  zahlreichen  fälle  zusammen,  wo 
die  endungen,  die  kürze  bewirken  sollen,  den  nicht  kürze 
hervorrufenden  an  schwere  gleichkommen,  fälle  derart  wie: 
loquacious  (e*)  :  loquacity  (ae),  species  CT)  :  special  (e),  clinal 
(aO  :  clinic  (i),  prosodial  (o")  :  prosoä^cal  (o)  usw.,  oder  pro- 
gram (o")  neben  process  (o)  und  ähnliche.  Ist  etwa  -nie 
schwerer  als  -nal,  oder  -gram  leichter  als  -cess? 

Schon  äufserst  gewagt  ist  es,  in  den  fällen  durch  sufflxbe- 
einflussung  etwas  erklären  zu  wollen,  wo  die  quantitäten  ver- 
schiedener accentvokale  trotz  gleicher  endung  ungleich 
sein  können.  Man  denke  an  -dian,  wo  vorausgehendes  a,  e 
stets  lang,  vorausgehendes  i  dagegen  stets  kurz  ist  [canadian 
(eO,  intermedian  (I)  —  meridian  (i)],  oder  an  -tion  [nation  (e*), 
completion  (T)  —  expedition  (i)]  und  viele  andere  mehr. 

Ganz  willkürlich  wäre  es  aber,  bei  solchen  erschei- 
nungen  wie:  patent  (e*,  ae),  pedal  (T,  e),  provost  (o"",  o),  wo 
also  der  accentvokal  desselben  wortes  eine  doppelte  quan- 
tität  besitzt,  dieses  gesetz  zur  erklärung  in  anwendung  zu 
bringen. 

Und  als  ganz  und  gar  verfehlt  stellt  es  sich  heraus,  wenn 
man  einmal  die  Wörter  gleichen  Stammes  zusammenstellt,  bei 
denen  vor  schwerer  endung  (schwerem  suffix)  länge,  vor 
leichter  dagegen  kürze  erscheint:  a>cademian,  academial, 
scenery  (I)  :  academiCj  scenic  (e),  ionian  (o^)  :  ionic  (o)  und 
viele  andere. 

Eine  zweite  theorie  ist  die:  Bestimmte  endungen  be- 
wirken kürze,  andere  länge.  So  ausgesprochen  kann  dieser 
satz  falsch  und  richtig  sein.  Er  besagt  ja  an  und  für  sich 
nichts  weiter  als  eine  allbekannte  tatsache,  für  die  die  belege 
massenhaft  zu  erbringen  sind,  er  wird  nur  falsch  oder  richtig 
durch  das,  was  man  sich  dabei  denkt.  Liegt  es  in  den  wesen 
der  verschiedenen  endungen,  dafs  sie  das  eine  oder  andere 


DIÄ  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  57 

ton,  oder  liegt  es  in  etwas  anderem,  wobei  diese  endongen 
selbst  nur  etwas  historisch  zufälliges  sind?  Das  ist  das  ent- 
scheidende für  die  erklärung,  und  nach  der  mufs  man  doch 
suchen ! 

Eine  dritte  theorie  ist  die  Luick'sche.  Cf.  Anglia  XX, 
335  ff.  etc. 

L.  behandelt  in  diesem  aufsatz  die  quantitierung  der 
accentvokale  überhaupt.  Die  lehnwörter  —  zunächst  die  rom.- 
französischen,  dann  aber  auch  die  lateinischen  und  griechischen 
—  geben  ihm  aber  „den  stärksten  beweis  für  die  richtigkeit 
seiner  gesetze  ab".    Er  stellt  die  bekannten  drei  stufen  auf  : 

Stufe  1  (für  das  dreisilbige  wort):  ä  =  [kurzer  vokal 
in  offener  silbe],  stufe  2  (für  das  zweisilbige  wort):  ab,  ä  = 
[kurzer  vok  +  kurzer  kons.,  oder  langer  vok.  in  offener  silbe], 
stufe  3  (für  das  einsilbige  wort):  ab,  abb,  ab  =  kurz.  vok. 
+  lang,  kons.,  oder  kurz.  vok.  +  2  kons.,  oder  lang.  vok.  -f- 
kurz.  kons.]. 

Er  geht  dabei  von  der  richtigen  beobachtung  aus,  dafs 
alle  englischen  Wörter,  gleichviel  ob  ein-  oder  mehrsilbig,  das 
bestreben  haben,  sich  auf  ein  durchschnittsmafs  zu  bringen, 
d.h.,  dafs  bei  einsilbigen  tendenz  zur  längung,  bei  mehr- 
sibigen  tendenz  zur  kürzung  sich  bemerkbar  macht. 

Er  läfst  sich  aber  dadurch,  dafs  er  diese  kürzungstendenz 
speziell  auf  eine  silbe,  die  accentsilbe  konzentriert,  zur  auf- 
stellung  von  gesetzen  hinreifsen,  die  für  die  lehnwörter  un- 
zutreffend sind. 

Ohne  ihnen  zwang  anzutun,  kann  er  eigentlich  nur  die 
einsilbigen  lehnwörter  in  sein  Schema  (stufe  3)  einreihen. 
Decken  »diese  etwa  seine  theorie  ?  Ich  wage  darüber  nicht 
zu  entscheiden.  Wer  will  feststellen,  was  an  der  Quantität 
dieser  Wörter  etymologisch  zu  erklären  ist  und  was  durch  die 
englische  art  der  quantitierung  einsilbiger  Wörter  hinzuge- 
kommen oder  weggenommen  worden  ist? 

Aber  schon  die  zweisilbigen  hätten  Luicks  glauben  an 
die  lehnwörter  erschüttern  sollen.  Nach  seinen  typus  wäre 
für  sie  länge  des  offenen  accentvokals  das  normale.  Auf- 
fallenderweise ist  aber  fast  ausnahmslos  kürze  die  regel: 
cHy,  pity ,  maiin  usw.  Das  gesetz  ist  also  durchbrochen. 
L.  hat  eine  erklärung  dafür.    In  anlehnuug  an  body,  heaven 


58  C.  HECK, 

erklärt  er  alle  diese  Wörter  —  also  fast  alle  zweisilbigen 
französischen  lehnwörter  —  für  expiratorisch  einsilbig  nnd 
stellt  somit  das  normalmafs  der  einsilbigen  für  sie  her. 

Diese  erscheinung  so  zu  erklären  ist  natürlich  nur  mög- 
lich, wie  L.  selbst  ausführt,  wenn  die  endgiltige  quantitierung 
der  französ.  lehnwörter  erst  nach  dauernder  Zurückziehung 
des  accents  erfolgt  ist,  also  etwa  „im  ausgehenden  Mittel- 
englischen". Ist  nun  das  der  fall?  Ohne  den  beweis  hier 
in  der  einleitung  gleich  erbringen  zu  können,  glaube  ich  mit 
vollem  recht  „nein"  sagen  zu  dürfen.  Wie  wir  später  nach- 
weisen werden,  sind  nämlich  die  quantitäten  dieser  vokale  von 
anfang  an  gegeben  und  in  der  regel  im  ganzen  Me.  sich  gleich 
geblieben,  und  von  dieser  erkenntnis  ausgehend,  muls  man  na- 
türlich eine  erklärung  verwerfen,  die  so  ausgesprochen  zwei- 
silbige Wörter  wie  me.  mdner,  mdiin,  pröverb,  prövince,  cdröl, 
söldce,  bdldd,  vdlör  —  ich  zitiere  absichtlich  nicht  city,  pity  — 
expiratorisch  einsilbig  ausgesprochen  hören  will  und  darauf 
sich  aufbaut.  Dafür  war  die  zweite  silbe,  zumal  wo  sie 
noch  den  accent  tragen  konnte,  viel  zu  schwer.  Ich  finde 
sogar  heute  noch,  darf  man  solche  Wörter  nicht  mit  body  und 
heaven  zusammenbringen. 

Das  gesagte  spricht  schon  stark  gegen  L.'s  anwendung 
seiner  theorie  auf  die  zweisilbigen  lehnwörter.  Sollte  es  uns 
aber  gar  gelingen,  die  paar  zweisilbigen  frz.  lehnwörter  mit 
langem  accentvokal,  die  typus  II  scheinbar  normal  ausfüllen, 
nicht  als  reguläre  fälle,  sondern  als  anormalitäten  zu  er- 
klären, so  wäre  der  volle  beweis  geliefert,  dafs  L.'s  gesetze 
auf  die  zweisilbigen  lehnwörter  nicht  in  anwendung  gebracht 
werden  dürfen.  In  der  tat  wird  uns  dieser  nachweis  nicht 
schwer  fallen. 

In  bezug  auf  die  dreisilbigen  romanischen  lehnwörter 
sagt  L.  wie  folgt :  „Besonders  zu  beachten  sind  die  dreisilbigen 
lehnwörter.  In  der  tat  sehen  wir  in  ihnen  das  gesetz  durch- 
geführt. Hierher  gehören  die  der  elementargrammatik  so 
wohl  bekannten  zahlreichen  fälle,  wie  criminal  gegenüber 
crime,  severity  gegenüber  severe  usw.  und  die  bekannte  regel, 
dafs  länge  des  vokals  in  mehrsilbigen  Wörtern  gewöhnlich  über 
die  zweitletzte  silbe  nicht  hinausgeht." 

War  bei  den  zweisilbigen  lehnwörtern  die  mehrzahl  der 
fälle  gegen  L.'s  typ,  so  ist  es  hier  bei  den  dreisilbigen  wieder 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  59 

umgekehrt.  In  der  tat  füllen  ihn  die  meisten  dreisilbigen 
lehnwörter  aus.  Aber  der  typ  ist  nicht  der  bestellte  und  auf 
den  leib  zugeschnittene  anzug,  sondern  nur  ein  zufällig 
passender:  die  kürze  der  accentvokale  im  dreisilbigen  lehn- 
wort  ist  nämlich  in  einem  ganz  anderen  Zusammenhang  zu 
erklären.  Sie  beruht  auf  demselben  gesetz,  das  auch  den 
zweisilbigen  kürze  mitgab,  also  da  entgegen  dem  gebot  des 
typs,  einem  gesetz,  das  aber  mit  einheimischen  tendenzen 
nichts  zu  tun  hat.    Doch  darüber  später. 

Aufgefallen  ist  mir  noch  bei  L.'s  behandlung  der  drei- 
silbigen lehnwörter  ein  Circulus  vitiosus,  der  für  seine  ganze 
theorie  leicht  gefährlich  werden  kann.  Dadurch,  dafs  er  näm- 
lich die  meisten  der  zu  den  zweisilbigen  gehörigen  lehnwörter 
für  expiratorisch  einsilbig  erklärt  hat,  mufs  er  konsequenter 
weise  mit  den  zwei  ersten  silben  der  dreisilbigen  Wörter  das- 
selbe tun,  und  also  alle  dreisilbigen  Wörter  auf  phone- 
tisch zweisilbige  reduzieren.  —  Er  stützt  sich  dabei  auf 
zwei  erscheinungen :  1.  den  nebenaccent,  2.  die  synkope. 

Durch  den  nebenaccent,  der  in  vielen  hierher  gehörigen 
Wörtern  früher  deutlicher  zu  tage  trat  als  heute  (cf.  seine 
belege  aus  den  Orthoepisten),  zerlegt  er  dreisilbige  Wörter  wie 
verity  in  zwei  Sprechtakte:  veri  +  fij,  und  gelangt  dadurch 
auf  den  normaltsrpus  3  (für  die  einsilbigen  Wörter)  für  jeden 
der  beiden  Sprechtakte:  veri  =^  ab,  ty  =:  ab.  —  In  den 
fällen,  wo  kein  nebenaccent  die  Zerlegung  in  zwei  Sprechtakte 
gestattet,  hebt  die  synkope  die  Schwierigkeit  auf,  die  ent- 
steht, wenn  er  ohne  weiteres  die  zwei  ersten  silben  in  einem 
Worte  wie  remnant  für  expiratorisch  einsilbig  erklären  würde ; 
denn  durch  das  hinzutreten  der  endung  -nant  würde  ja  das 
normalmafs  für  die  accentvokale  der  zweisilbigen  um  eine 
kürze  überschritten  (ab  und  nicht  ab).  Durch  die  synkope 
wird  jedoch  das  normalmafs  gerade  ausgefüllt. 

Die  konsequenz,  die  hieraus  zu  ziehen  ist,  ist  natürlich 
die:  alle  dreisilbigen  lehnwörter,  die  nicht  auf  die  eine  oder 
andere  weise  auf  zweisilbige  reduziert  werden  können,  sind 
nicht  volkstümlich,  und  stehen  also  aufser  dem  bereich  der 
Wirkung  der  gesetze,  die  die  Volkssprache  regeln. 

L.  hat  diese  konsequenz  auch  gezogen.  Er  sagt  aus- 
drücklich: Jedes  einfache  dreisilbige  wort  erleidet  im 
lauf  der  englischen  Sprachentwicklung  synkope  des 


60  C.  HECK, 

mittelvokals,  wofern  nicht  künstliche  einflösse  sie 
hemmen,  und  wofern  die  lautliche  gestaltung  des 
Wortes  sie  zuläfst,  und  er  erklärt:  alle  nicht  zweisilbig 
gewordenen  lehnwörter  sind  gelehrte  Wörter,  sie  sind  „höher- 
stehende Wörter,  die  vorwiegend  in  der  literatur  und  im  munde 
klassisch  gebildeter  gebraucht  werden,  und  daher  beständig 
der  beeinflussung  durch  die  schrift  und  durch  die  lateinische 
etymologie  ausgesetzt  sind". 

Nun  schliefst  sich  der  circulus  vitiosus  bei  der  frage: 
wie  konnte  L.,  wenn  er  in  den  dreisilbig  gebliebenen  lehn- 
wörtern  gelehrte  bildungen  erblickt,  die  auf  serhalb  des  be- 
reichs  englischer  Sprachgesetze  liegen,  noch  ausrufen:  „Be- 
sonders zu  beachten  sind  die  dreisilbigen  lehnwörter"  {criminal 
gegenüber  crime)  und:  „dafs  unser  gesetz  bezüglich  der  drei- 
silbigen Wörter  hier  so  deutlich  zu  tage  tritt,  möchte  ich 
als  einen  der  stärksten  beweise  für  seine  richtigkeit 
ansehen".  Hat  sich  da  L.  nicht  selbst  um  den  stärksten 
Beweis  gebracht? 

Nebenbei  gesagt,  kommt  mir  das  heranziehen  der  synkope 
zur  erklärung  der  kürze  des  accentvokals  auch  noch  sehr 
gewagt  vor.  Die  synkope  trat  doch  zum  grofsen  teil  schon  ein, 
als  die  erste  silbe  im  dreisilbigen  worte  noch  lange  nicht  als  für 
alle  Zeiten  geaichte  accentträgerin  galt,  ja  wo  die  letzte  silbe 
noch  immer  den  vorzug  hatte.  Machen  wir  es  beim  flüchtigen 
sprechen  im  Deutschen  denn  nicht  auch  so  ?  Wenigstens  ich  er- 
tappe mich,  wenn  ich  schnell  spreche,  regelmäfsig  dabei,  dafs 
ich  der  kap(i)tän,  der  gen(e)ral  sage.  Das  unbetonte  i  und  e 
fällt  eben  weg,  weil  das  ganze  nach  dem  ende  drängt  und 
daher  hindernisse,  wenn  es  irgend  geht,  aus  dem  weg  geräumt 
werden  müssen.  Nicht  aber  deshalb,  weil  irgend  ein  quan- 
titätsgesetz  für  die  ersten  silben  speziell  etwas  zu  regeln 
hätte;  und  so  wird  es  auch  bei  dem  englischen  captain  und 
remnant  etc.  gewesen  sein. 

Hiermit  sind  wir  mit  der  kurzen  Übersicht  über  die  bis- 
herigen erklärungen  der  quantitierung  der  accentvokale  in 
ne.  offenen  silben  mehrsilbiger  lehnwörter  zu  ende.  Fragen 
wir  uns,  an  welchen  methodischen  fehlem  sie  leiden,  so  kommen 
wir  zu  den  drei  folgenden:  1.  das  lehnwortmaterial  ist 
nicht  vom  einheimischen  gesondert  betrachtet  wor- 
den; 2.  es  fehlte  an  der  Vollständigkeit  des  materials 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENT VOKALE  ETC.  61 

und  3.  es  ist  niemals  eine  saubere  trennung  des  lehn- 
wortmaterials  nach  seinem  Ursprung  (frz.,  lat.  etc.) 
vorgenommen  worden. 

Nur  dadurch,  dafs  wir  diese  fehler  vermeiden,  können  wir 
zu  richtigen  ergebnissen  kommen,  d.  h.  für  1.  positiv  ausge- 
drückte, dadurch,  dafs  wir  heimische  quantitierungstendenzen 
bei  Seite  lassen  und  für  2.  dadurch,  dafs  wir  das  gesamte 
lehnwortmaterial  untersuchen,  so  wie  es  jetzt  vorliegt,  und 
wie  es  uns  durch  historische  kriterien  für  frühere  Jahrhunderte 
bezeugt  ist. 

Die  darstellung  der  historischen  kriterien  wird  natürlich 
einen  grofsen  räum  einnehmen ;  auch  müssen  wir,  ehe  wir  mit 
der  eigentlichen  arbeit  beginnen  können,  die  etwas  kompli- 
zierte methode  entwickeln  und  darstellen,  die  uns  die  ge- 
wünschte erkenntnis  bringen  soll.  Beides  schicken  wir  in 
einem  ersten  buch  der  hauptarbeit  voraus. 

Für  diese  selbst  erfordert  die  fülle  des  materials  eine 
weitere  einteilung  in  bücher,  und  zwar  in  fünf,  für  jedes 
der  vokalbilder  a,  e,  i  (y),  o,  u  (ou)  je  ein  buch. 

Ich  will  hier  gleich  bemerken,  dafs  ich  diese  gesamt- 
arbeit nicht  als  ein  abgerundetes  ganze,  sondern  als  den  aus- 
gang  für  eine  Untersuchung  mindestens  des  gesamtvokalismus 
der  englischen  lehnwörter,  event.  auch  noch  des  konso- 
nantismus  aufgefafst  wissen  möchte.  Wie  aus  unserer  vor- 
liegenden arbeit  unzweifelhaft  hervorgehoben  wird,  stehen 
nämlich  die  quantitäten  der  nebenaccentuierten  und 
unaccentuierten  vokale  zunächst  unter  denselben  ge- 
setzen  wie  die  quantitierungen  der  ne.  accentvokale, 
die  doch  ihre  Stellung  als  accentträger  so  oft  nur  einer  ge- 
wissen historischen  Willkür  verdanken.  Es  wird  sich  daher 
die  darstellung  dieser  quantitierungen  auf  derselben  bahn 
bewegen  müssen  und  sich  als  die  f  ortsetzung  vorliegender 
arbeit  ergeben.  Für  alle  diese  weiteren  Studien  sind  aber 
meine  vorarbeiten  kaum  über  den  anfang  gediehen,  und  ich 
kann  mich  daher  hier  nicht  eingehender  darüber  äufsern, 
zumal  das  auch  über  den  rahmen  vorliegender  arbeit  hinaus- 
gehen würde. 


62  C.  HECK, 

I.  Buch. 

Die  historischen  kriterien. 
Das  ne.  wortmaterial ;  darstellung  und  kritik 

unserer  methode. 

I.  TeU. 
Die  historischen  kriterien. 

Wir  behandeln  sie  in  drei  abteilungen: 

I.  Kriterien  für  die  meJ)  periode. 

II.  Kriterien  für  die  ne.  periode. 

III.  Aufserhalb  der  englischen  spräche  gegebene  kriterien. 

Hierbei  zu  gewinnende  resultate  sollen  uns  die  beiden  für 
unsere  Untersuchung  wichtigen  fragen  beantworten :  1.  Greben 
uns  die  historischen  vokalkriterien  überhaupt  aufschluls 
über  frühere  Quantitäten  unserer  accentvokale  und  welchen? 
2.  Lälst  sich  aus  den  historischen  kriterien  etwas  über  die 
quantitierungsgesetze  herauslesen  und  was? 

Abteilung  I. 
Die  historischen  kriterien  für  das  ME. 

1.  Die  me.  reime. 

Dies  kostbarste  kriterium  für  alle  me.  lautuntersuchungen 
fällt  für  unsere  arbeit,  die  sich  gerade  mit  den  vokalen  be- 
fafst,  welche  nicht  in  den  letzten  Silben  stehen,  fast  so  gut  wie 
ganz  weg,  weil  bei  den  lehnwörtern  im  Me.  in  der  regel  nur 
die  letzten  silben  den  reim  tragen  (pite,  cite  etc.).  Nur  ver- 
hältnismäf sig  wenige  lehnwörter  könnten  herangezogen  werden, 
in  denen  auch  die  vorletzten  silben  mitreimen,  so  1.  die  auf 
muta  +  liqu.  +  voc.  :  able  :  fable  :  table  usw.  und  2.  die 
wenigen  :  glory  :  consistorie,  memorie,  oratorie,  victorie  usw. 
Aber  auch  diese  reime  sind  belanglos  für  die  Quantitäten, 
da  sie  keine  qualitativen  differenzen  darstellen,  und  im  Me. 


0  Das  ae.  fäUt  fast  ganz  weg.  Es  bedarf  keiner  besonderen  behand- 
lung  hier  in  der  einleitong.  Später  werden  wir  auf  einzelne  erscheinnngen 
zu  sprechen  kommen. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  63 

länge  auf  kürze  reimen  kann.  Für  dreisilbige  lehnwörter 
wäre  noch  der  sogenannten  gleitenden  reime  zu  gedenken, 
aber  diese  treffen  kaum  lehnwörter,  und  wären. auch,  wenn 
sie  es  täten,  aus  dem  gleichen  grund  wie  die  wenigen  zwei- 
silbigen reime  belanglos.  —  Erst  beim  Übergang  ins  Ne.,  wo 
mit  quantitativen  auch  qualitative  differerenzen  öfters 
schon  zusammengehen  (1  =  9^  1  =  !  usw.) ,  finden  wir  einige 
spärliche  beweisende  reime,  die  aber  wiegen  ihrer  Seltenheit 
hier  keiner  zusammenhängenden  darstellung  bedürfen. 

2.  ME.  Schreibungen  (resultate). 

Die  bearbeitung  dieses  wertvollen  kapitels,  so  wie  sie  in 
meinem  manuskript  vor  mir  liegt,  mufs  deshalb  als  nicht  ge- 
nügend bezeichnet  werden,  weil  die  Zusammenstellung  des 
materials  für  alle  fälle,  die  das  N.  E.  D.  noch  nicht  gebracht 
hat,  eine  äufserst  lückenhafte  ist.  Zwar  habe  ich  es  an  fleifs 
nicht  fehlen  lassen,  aber  die  hilfsmittel,  die  mir  zu  geböte 
standen,  w^aren  doch  zu  unvollkommen.  Ehe  ich  nun  diese 
unvollkommene  Studie  zum  abdruck  bringe,  ziehe  ich  doch  das 
scheinbar  gröfsere  übel  vor  und  bringe  nur  die  gefundenen 
gesamtresultate.  Diese  sind  in  der  f ormulierung ,  wie  ich  sie 
hier  bringe,  zuverlälslich  und  rechtfertigen  das  vorläufige 
auslassen  der  einzelbehandlung.  Diese  werde  ich  nachliefern, 
sobald  mir  das  vollendete  N.  E.  D.  unter  die  arme  greifen  wird. 

Die  sich  ergebenden  gesamtresultate  sind  folgende:  L  Wir 
haben  in  den  me.  Schreibungen  sichere  kriterien, 
allerdings  fast  ausnahmslos  für  heutige  kürzen. 
IL  Die  me.  Schreibungen  allein  sind  nicht  ausrei- 
chend zur  feststellung  der  quantitätsgesetze:  1.  w^eil 
sie  i.  d.  r.  nur  kürzen  bezeichnen,  und  nur  in  wenigen 
fällen,  und  2.  weil,  mit  ausnähme  von  ein  paar  Wör- 
tern, nur  franz.  entlehnungen  Schreibungskriterien 
aufweisen.  Die  ende  des  15.  jahrh.  schon  in  die  hun- 
derte gehenden  latein.  entlehnungen  und  die  zahl- 
reichen neubildungen  an  latein.  Vorbilder,  sowie  die 
entlehnungen  aus  den  übrigen  sprachen  weisen  keine 
spez.  Schreibkriterien  auf. 

Angesichts  dieser  leicht  nachzuweisenden  tatsache,  wird 
man  also  die  me.  Schreibungen  immer  nur  als  Stützpunkt 
für  eine  Untersuchung  der  vokale  in  mehrsilbigen  lehnwörtern. 


64  C.  HECK, 

sofern  sie  nicht  unbetont  sind  und  im  reim  stehen,  benutzen, 
sie  aber  nicht  zum  ausgangspunkt  einer  selbständigen 
Untersuchung  machen  können. 

3.  Liefert  die  me.  verschleifung  auf  der  hebung  ein 
sicheres  kriterium  für  vokalquantitäten? 

Es  bleibt  uns  für  das  Me.  nur  noch  ein  kriterium:  das 
rythmische  der  verschleifung  auf  der  hebung.  Sie 
wird  fast  in  allen  me.  dichtungen  angewandt,  und  sie  könnte 
daher  das  wichtigste  kriterium  für  uns  werden,  wenigstens 
zur  darstellung  me.  kürzen.  Ob  das  der  fall  ist,  kann  nur 
eine  eingehende  kritik  dieser  erscheinung  feststellen. 

Was  ist  verschleifung  auf  der  hebung  ?  Ten  Brink  sieht 
in  ihr  „eine  gemäfsigte  synkope;  der  verschleifte  vokal 
schwindet  nicht  durchaus,  wird  jedoch  dermafsen  reduziert, 
daTs  er  mit  der  einen  vorhergehenden  und  der  folgenden  silbe 
zusammen  das  zeitmafs  eines  metrischen  taktteils  nicht  über- 
schreitet". Nach  dieser  definition  geht  nur  mit  der  zweiten 
Silbe  etwas  vor;  die  erste  bleibt  unberührt,  kann  lang  oder 
kurz  sein,  das  wird  nicht  erwähnt ;  die  ganze  erscheinung  hat 
überhaupt  nichts  wesenhaftes,  sie  ist  eine  gemäfsigte  Syn- 
kope. Wäre  diese  definition  richtig,  so  könnte  von  der  ver- 
schleifung als  metrischem  kriterium  für  vokalquantitäten  keine 
rede  sein.  Nach  unserer  ansieht  jedoch,  die  mit  der  definition, 
welche  Brandl  in  seinen  Vorlesungen  gibt,  übereinstimmt,  han- 
delt es  sich  um  eine  reduktion  beider  silben  und,  tritt  diese 
erscheinung  nur  dann  ein,  wenn  auf  einen  kurzen  betonten 
vokal  ein  einfacher  konsonant,  und  auf  diesen  noch 
ein  kurzer  vokal  im  selben  worte  folgt  (body  etc.). 
Erkennen  wir  also  in  der  kürze  beider  elemente  das  wesen 
der  verschleifung,  so  sind  wir  berechtigt,  in  ihr  ein  sicheres 
kriterium  für  vokalkürze  zu  sehen,  falls  wir  sie  selbst  sicher 
bezeugt  finden. 

Wir  greifen  aus  der  überfülle  des  materials  Chaucer 
heraus:  1.  weil  er  ein  vorzüglicher  lythmiker  und  2.  weil  er 
im  allgemeinen  gut  und  reichlich  überliefert  ist,  und  ziehen 
aus  den  ergebnissen  einer  Untersuchung  seiner  verse  mit 
ziemlich  ruhigem  gewissen  folgerungen  für  die  gesamtheit 
me.  dichtens. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACGENT VOKALE  ETC.  65 

Zu  gnmde  gelegt  haben  wir  unseren  nntersuchungen  die 
Globe  Edition.  Doch  wurden  erst  folgende  textkorrekturen 
vorgenommen. 

C an t.  Tales,  i.  Prot.  514:  Alle  hss.  aufser  Petw.  haben 
not  a.  Sk.  setzt  nach  Petw.  no.  Man  synkopiert  besser  das  e 
in  merc(e)narie  und  skandiert  miscärie:  mercenärie,  dadurch 
wird  der  vers  ohne  textverbesserung  normal.  —  J2,  Kn,  T,  1205 : 
lies  mit  Sk.  withoute.  —  3.  Kn,  T.  1497:  Arcite  statt  Arcita 
mit  Sk.  —  4.  M,  L.  T.  916 :  Sk.  setzt  in-to  ship  nach  allen 
hss.  aufser  EUesm.  und  Cambr.  Jedenfalls  ist  der  vers  nicht 
einwandsfrei  und  darf  daher  nicht  in  die  Untersuchung  hinein- 
gezogen werden.  —  5.  Shipm.  T.  1367  lies  mit  Sk.  to  für  un-to 
oder  verschleife  buxom  unto.  —  6.  W.  B.  T.  Pr.  55 :  lies  Abram 
für  Abraham.  —  7.  W.  B,  T.  Pr.  750 :  kann  man  ruhig  mit 
EUesm.  upon  lassen  und  verschleifung  in  der  Senkung  anneh- 
men: Lyma^hir.  —  8.  W.  B,  T.  1027:  hier  würde  ich  they'd 
lesen,  nicht  wie  Sk.  das  had  auslassen,  da  es  in  allen  hss.  der 
6-text  edition  steht  und  daher  nicht  ohne  sehr  zwingende 
gründe  gestrichen  werden  dart  —  9,  Merch.  T.  1966 :  Sk.  läf st 
den  vers  wie  er  ist.  Liest  er  ev(e)n  song?  Ich  lese:  they 
moste  ryse.  —  10.  Frkl  T.  1218:  man  setze  mote  have  reste. 

—  11.  FrJcl.  T.  1473 :  per  aunter  für  per  aventure.  —  1^.  Frkl. 
T.  1600:  this  (T.  Brink.  Sk.)  =  this  is.  —  13.  See.  N.  T.  431: 
to  für  unto.  —  14.  C.  Y.  Pr.  703 :  setze  rise  für  arise,  nicht  wie 
Sk. :  arise  game.  —  15.  C.  Y.  T.  1228 :  Nur  Ellesm.  hat  eek. 
Sk.  behält  es  auch  bei.  Ich  glaube  aber,  man  kann  es  ruhig 
streichen.  —  16.  Manc.  T.  185:  das  him  in  Ht.  sowohl  als  das 
that  der  übrigen  hss.  ist  nicht  nötig. 

D.  Bl.  D.  1.  213:  Ah  für  Alias  mit  Sk.?  —  2.  328:  Sk. 
streicht  das  of.  Doch  die  hss.  bezeugen  es  alle.  Jedenfalls 
kann  der  vers  nicht  gebraucht  werden  für  unsere  Untersuchung. 

—  3.  516:  Lange's  vorschlagt  and  grette  him  ist  eine  dem 
sinne  nach  jedenfalls  bessere  grammatische  koordination  zu: 
I  did  of  myn  hood.  Aus  metrischen  gründen  ist  aber  diese 
Verbesserung  nicht  notwendig.  Der  vers  wird  auch  normal, 
wenn  wir  einfach  grette  lesen.  —  4.  731:  streiche  man  eek. 

—  5.  750:  man  lasse  mit  Koch  shalt  aus.  —  6.  792:  Sk.  läfst 
den  text  stehen,  bemerkt  aber,  man  solle  for  für  for  why 
setzen.     Das  ist  nicht  nötig,  wenn  wir  why^I  in  einander 

AngU«.    N.  F.    XVU.  5 


66  C.  HECK, 

Übergeben  lassen,  wie  in  story^I  in  der  Leg.  1825.  —  7.  S27\ 
man  streicbe  das  zweite  of .  —  8.  H2S :  Sk.'s  Streichung  des  is  in 
beaven  ist  nicbt  nötig.  Lies:  any^otber.  Der  irrtom,  die 
sonne  für  einen  planeten  zu  balten  oder  wenigstens  auszu- 
geben, ist  in  diesem  zusammenbang  dem  dicbter  zu  yerzeiben. 

—  .9.  8:#.V :  bet  mit  Sk.  ?  —  10.  1019 :  nolde  für  wolde  not  mit 
Kocb.  —  IL  lOoff:  Soll  man  all  oder  the  auslassen?  Auch 
diesen  vers  habe  ich  wegen  seiner  fraglichkeit  nicht  berück- 
sichtigt. —  lJ<i.  1127:  Sk.  streicht  all,  ich  setze  to  herse.  — 
IH.  1154:  Man  streiche  for.  Sk.  läfst  den  text,  fragt  aber: 
omit  "but  for"?  —  14,  1187:  Hier  setzt  Sk.  konsequent  nach 
204,  wo  er  auch  korrigiert,  die  Globe  Edition  aber  inkonse- 
quent (cf.  I  am  204)  nam.  Alle  hss.  haben  an  beiden  stellen 
am.  Durch  diese  grammatische  korrektur  wird  der  normale 
vers  noch  unnormal.  Warum  das  ?  Es  ist  doch  näherliegend 
anzunehmen,  dafs  zu  Cb.'s  zeit  das  but  auch  allein  die  Voll- 
ständigkeit des  zustandes  ausdrücken  konnte,  zumal  eine 
negation  als  geradezu  sinnentstellend  empfunden  werden  mufste, 
nachdem  die  ursprüngliche  negative  bedeutung  „nichts -als" 
der  positiven  „ganz"  platz  gemacht  hatte. 

Leg.  G.  W.  i.  141:  [in]  preysing.  —  2  657:  aunture 
für  aventure.  —  3.  1825  [but].  —  4.  2337:  Sk.  läfst  to  aus, 
doch  to^his  macht  den  vers  auch  schon  richtig. 

H.  F.  L  1 11:  [why]  mit  Sk.  —  2  124:  B.  hat  the, 
die  übrigen  hss.  haben  her.  Soll  man  mit  Sk.  das  her  aus- 
lassen ?  Auch  diesen  vers  habe  ich  wegen  seiner  Inkorrektheit 
nicht  in  die  Untersuchung  aufgenommen.  —  5.  III 427:  [is] 
mit  Sk.  —  4,  III 437:  Sk.  setzt  für  das  in-to  aller  hss.  in. 
Ich  lese:  in-to  the  halle. 

Bai.  that  Ch.  made  24:  setze  thynk  statt  thinketh. 

Compl.  Mars  8.9:  man  lasse  nicht  nigh  sondern  this  aus. 

Compl.  F.  A.  129:  man  streiche  she. 

Rom.  Rose:  i.  286:  Sk.  bemerkt  nichts  zu  diesem  vers. 
Man  lese:  she  +  n'?  —  ^.  991:  Sk.  streicht  and.  —  3.  1980: 
setze  on  für  upon.  —  4.  2185:  to  für  unto.  —  5.  2446: 
man  streiche  das  zweite  thou  mit  Sk.  —  6.  2750:  Soll 
man  das  zweite  in  streichen?   —   7.  2784:   tide  für  betide? 

—  8.  2796:  Kaluza  und  Sk.  setzen  thought  wie  in  2799. 
Pole  i*echtfertigt  dagegen  thenkyng  durch  2815.    Was  tun, 


DIB  QUANTITÄTEN  DBR  ACCENTVOKALE  ETC.  67 

sprach  Zeus!  Auch  dieser  vers  wurde  ausgelassen.  —  9.  2809: 
fore  für  a-fore.  —  10.  2829:  man  lasse  das  zweite  of  aus. 

—  It  2973:  to  für  unto.  —  12.  3115:  rise!  so  auch  Sk.  — 
13.  3209:  Sk.  [ifj?  —  14.  3560:  Sk.  bemerkt  zu  amiss  seines 
textes:  read  miss.  Könnte  man  nicht  auch  ohne  änderung 
regelrechtigkeit  erzielen  durch  die  lesung:  ye'^harme?  — 
15.  4072:  lies  in  oder  to.  —  IG.  4276:  a  für  any  oder  miss 
für  amiss.  —  17.  4333:  ich  lasse  hier  also  stehen.  — 
18.  4465:  Man  streiche  gif.  —  19.  5620:  Streiche  mit  Sk. 
or.    —    20.  5730:    no  für  not  a.   —   21.  5788:  to  für  unto. 

—  22  5821:  [for]  Sk.   —   23.  5821:  ich  lese  nyl'nt  assayle. 

—  24.  6667:  [have]  mit  Sk.  —  25.  6232:  ist  may  in  oder 
cloth(e)s  zu  lesen?  —  26.  6797:  lasse  mit  Sk.  that  aus.  — 
27.  7127:  lies:  versity  mit  synkope  des  i.  —  28.  7159:  Sk. 
setzt  on.  Besser  wäre  ryse  für  aryse.  —  29.  7241 :  man  lasse 
mit  Sk.  may  weg.  —  30.  7459:  setze  Austins. 

Nachdem  wir  so  versucht  haben,  in  hier  einschlägigen 
fällen  den  text  von  möglichen  schlechten  Überlieferungen  zu 
reinigen,  können  wir  nunmehr  die  kritik  der  verscUeifung 
auf  der  hebung*)  beginnen.  Sie  wäre  ihrem  wesen  nach  an 
allen  stellen  des  yersinnern  möglich.  Sie  jedoch  sicher  fest- 
zustellen, ist  dadurch  so  aufserordentlich  erschwert,  dafs  an 
der  einen  oder  anderen  stelle  des  verses  auch  noch  die  mög- 
lichkeit  vorliegen  kann  von  einer:  1.  doppelten  Senkung, 
2.  Synkope,  3.  epischen  cäsur.  Es  ist  daher  unbedingt  er- 
forderlich, alle  diese  erscheinungen  zusammen  zu  betrachten, 
und  ihr  Verhältnis  zu  einander  zu  prüfen.  Dabei  mufs  man 
für  Ch.  folgenden  weg  einschlagen,  um  zu  einigermafsen  sicheren 
ergebnissen  zu  gelangen.  Es  sind :  I.  die  einzelnen  dichtungen 
für  sich  zu  behandeln ;  in  den  C.  T.  zunächst  auch  sogar  die 
einzelnen  erzählungen  gesondert  Es  ist  dann  U.  festzustellen, 
ob,  und  wie  oft,  in  den  einzelnen  dichtungen:  1.  eine  sichere 
doppelte  Senkung,  2.  eine  sichere  synkope,  3.  eine  sichere 
epische  cäsur  vorkommt  (fragliche  fälle  sind  mit  (?)  anzumerken). 


*)  Die  dieser  yerwandte  erscheinuiig  der  Terschleifung  iu  der  Senkung, 
zumeist  -el,  -er,  -en  +  vok. ,  aber  auch  -ul  -f-  Tok.  wie  in  Manc.  T.  347: 
dissimul,  gehört  nicht  hierher.  Auch  alle  fälle,  wo  es  fraglich  ist,  ob  eine 
Terschleifung  auf  der  hebung  oder  in  der  Senkung  anzusetzen  ist,  sind  als 
unsicher  ausgelassen  worden. 

6* 


Dann  sind  ITI.  alle  fälle,  wo  eine  verschleifung  vorzuliegen 
scheint,  in  den  einzelnen  dichtungen  nach  folgenden  fi-agen 
zH  ordnen:  Stehen  sie  an  einer  stelle,  wo  auch  1.  doppelte 
Senkung,  2,  synkope,  3,  epische  cäsur  möglich  und  belegt  ist? 
Und  nur  erst  dann,  wenn  etwa  in  einer  dichtuug  kein  einziger 
Hicherer  fall  von  doppelter  Senkung,  wohl  aber  20  mögliche 
fälle  von  verscUleifung  an  derartiger  stelle  zu  konstatieren 
sind,  könnte  man,  bestimmt  durch  das  Wahrscheinlich- 
keitsverhältnis 20  :  0,    von   einer   sicheren   verschleifuug 


Ehe  wir  unsere  Untersuchung  beginnen  können,  müssen 
wir  uns  vorher  noch  über  einiges  verständigen.  Zunächst 
über  die  fi-age:  Was  ist  „sichere"  doppelte  Senkung  usw.  Bei 
sicherer  doppelter  Senkung  habe  ich  drei  an  sicherlieit  abneh- 
mende stufen  unterschieden:  /.  stufe:  zwei  satzunbetonte  wört- 
chen treffen  in  der  senknng  zusammen,  etwa:  artikel  mit  Prä- 
position [in  the],  pronomen  mit  adverb  [hjTu  on],  pronomen  mit 
hilfsverb  [hit  is]  (hier  ist  auch  konti-aktion  möglich),  kon- 
junktion  mit  pronomen  [that  I]  usw.  —  ^.  stufe:  ein  satzon- 
betontes  einsilbiges  wörtchen  trifft  mit  der  ersten  unbetonten 
Silbe  eines  darauffolgenden  mehrsilbigen  wertes  in  der  Senkung 
zusammen:  the  du-chesse  D.  Bl.  1059.  —  3,  stufe:  die  zweite 
unbetonte  sübe  eines  zweisübigen  Wortes  trifft  mit  einem  un- 
betonten wörtchen  in  der  Senkung  zusammen,  wenn  synkope 
ausgeschlossen  ist;  cf.  R.  R.  4465  (vorausgesetzt,  dafs  man 
yit  nicht  emendiert):  glädly  she  wölde.  —  Sichere  epische 
cäsur  ist  an  bekannter  stelle  nui*  für  zweisilbige  Wörter  mit 
langer  accentsilbe  anzusetzen.  ~  Sichere  synkope  ist  im 
gegensatz  zur  epischen  cäsur  nur  für  dreisilbige  Wörter  und 
im  gegensatz  zur  verschleifung  nur  für  dreisilbige  mit  langer 
accentsilbe  anzusetzen,  Fälle  wie  rather,  die  T.  Brink  auch 
als  synkope  auffafst,  sind  m.  e.  zumeist  doppelte  Senkungen 
der  Stufe  IH. 

Hier  anschliefsend  ist  noch  folgendes  zu  erwähnen.  In 
den  abhandlungen  über  me.  metrische  freiheiten  darf  man  mit 
dem  konstatieren  von  synkopen  nicht  zu  schnell  bei  der  band 
sein.  In  vielen  fällen  liegen  nur  scheinsynkopen  vor:  eme 
volkstümliche  zweisilbige  lautung  wird  nur  durch  die  ur- 
sprüngliche oder  neue  gelehrte  dreisilbige  Schreibung  wieder- 
gegeben,    Wenn  daneben  auch  die  dreisilbige  lautung  dieser 


DIE  flüAtlTlTÄTEK  DEB  ACCENT VOKALE  ETC. 


69 


Wörter  in  derselben  dichtung  durch  das  versmafs  bezeugt  wird, 
so  darf  der  vorsichtige  metriker  nur  konstatieren,  dafs  in  den 
me.  dichtlingen  ursprüngliche  oder  gelehrte  dreisilbigkeit  und 
volkstilnitiche  zweiailbigkeit  der  lehnwörter  je  nach  bedarf 
promiscue  verwandt  werden  konnte.  Dasselbe  gilt  auch  für 
das  ansetzen  von  versclileifungen  im  dreisilbigen  lehnwort. 
Zumeist  handelt  es  sich  in  den  dreisilbigen  Wörtern  um  Syn- 
kope oder  verschleifung  des  mittelvokals  e.  aber  auch  um  i,  o 
und  manchmal  wohl  auch  a.  Wer  will  da,  namentlich  bei  den 
Wörtern  mit  dem  mittelvokal  e.  feststellen,  ob  trotz  der  drei- 
silbigen Schreibung  der  dichter  die  zweisilbige  ausspräche 
haben  will?  ^\'egen  dieser  grofsen  unzuverl&fslichkeit  aller 
dieser  Wörter,  habe  ich  dalier  alle  dreisilbigen  Wörter  mit  dem 
mittelvokal  e  nicht  in  die  Untersuchung  hineingezogen.  Auch 
die  dreisilbigen  Wörter  mit  verschleifung  oder  synkoi)e  eines 
andern  mittelvokals  als  e  hätte  ich  ausgelassen,  wenn  nicht: 

1.  das  verschwindend  geringe  vorkommen  solcher  redu- 
zierter fonnen  gegenüber  den  zahlreichen  belegen  für  drei- 
silbige ausspräche  und  2.  in  manchen  fällen  der  bau  dieser 
Wörter,  der  keine  rednktion  zuläfst,  mich  zur  annähme  der 
hier  in  betracht  kommenden  metrischen  synkope  und  ver- 
schleifung  bestimmt  hätten.  —  Es  wurden  femer  nicht  be- 
rücksichtigt einzelheiten  wie  Jerusalem  =  Jerealem,  Signi- 
ftcavit  etc.,  Wörter  wie  sorrow  neben  sorwe,  die  wohl  bald  ein- 
bald  zweisilbig  gesprochen  werden  konnten,  und  auch  nicht 
ever,  heven  und  ähnliche. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  ('.  T.  Es  wurde  der  Unter- 
suchung der  einzelnen  dichtungen  immer  folgendes  Schema  zu 
gründe  gelegt:  A  =  Unebenheiten  aufaer  verschleifung: 
AI  doppelte  senkang,  A2  metrische  synkope,  A3  epische 
cäsur.  —  B  =  mögliche  verschleifungr  Bl  an  stelle  von 
doppelter  Senkung.  B  2  von  synkope,  B  3  von  epischer  cä£ur. 

I.  Prol.  860  verse,  ffinf-takter,  paarweise  gereimt.  A 1 :  0, 
2:  0,  3:  0;  Bl:  Canterbury  16,  2:  0,  3:  parishe  491.  Canter- 
bury  22.  —  Ergebnis:  1.  Eine  verschleifung  an  stelle  von 
doppelter    Senkung,    0  doppelte   senknng;    Verhältnis  1  :  0. 

2.  Zwei  verschleifungeu  an  stelle  von  epischer  cäsur,  0  epische 
cäsur;  Verhältnis  2  :  0.  Also  einigennafsen  berechtigt  könnte 
man  nur  für  parish  491  und  Canterbury  22  verschleifung  an- 
nehmen.   Canterbury  16   ist  unsicher.   —    FI.  Kn.  T.  paar- 


70  C.  HECK, 

weise  gereimte  fünf  takter,  2250  verse.  AI:  0,  2:  0,  3:  0. 
Bl:  1167positif,  2:  positif  1167,  3:  visage  1401.  Ergebnis: 
beide  fälle  sind  unsicher.  —  III.  Mill.  T.  paarw.  ger.  fflnftakter. 
742  verse.  AI:  0,  2:0,  3:lever3751;  Bl:  0,  2:  amorous 
3657,  3:  redy  3720.  Ergebn.:  unsicher.  —  IV.  Reeve's  T. 
paarw.  ger.  fünftakter.  470  verse.  A1:0,  2:0,  3:0; 
Bl:  Pperilous  3961,  2:  ?perilous  3961,  3:  0.  Erg.  fragl.  — 
V.  Cook's  T.  paarw.  ger.  fünftakter,  98  verse:  0.  —  VT, 
M.  L.  T.  Siebenzeil.  Strophen.  AI:  0,  2:  0,  3:  mayden  692; 
Bl:  ?naturelly  298,  2:  0,  3:  0.  —  VII.  Shipm.  T.  paarw. 
ger.  fünftakter,  462  verse.  A1:0,  2:0,  3:0;B1:  naturelly 
1363,  2:  dominus  1625,  oder  3:  dominus  (Land.:  dompnus). 
Erg.  fi-agl.  —  Vni.  Prioress  T.,  siebenzeil.  Strophen:  0.  — 
IX.  Sir  Top.:  0.  —  X.  Monks  T.,  achtzeilige  Strophen :  0. — 
XI.  Priest 's  T.,  fünftakter,  696  verse:  0.  —  XH.  D.  T.,  292 
fünftakter:  0.  —  XIII.  Pard.  T.,  682  fünftakter.  AI:  0, 
2:  traytorous  (oder  traytours)  896,  pardoner  932  (viell.  keine 
metr.  synk.),  3:0;  B 1. 2. 3 :  0.  —  XIV.  W.  B.  T.,  1264  fünftakter. 
AI:  0,  2:  temporel  (o)  1132,  3:  0;  Bl:  naturelly  1134,  2:  0, 
3:  0.  —  XV.  Friar's  T.,  400  fünftakter:  0.  —  XVI.  Sumn.  T., 
630  fünftakter:  0.  —  XVII.  Cl.  Oxf.  T.,  160  siebenzeil.  Stro- 
phen +  6  sechszeilige.  A 1. 2. 3 :  0 ;  B 1 :  seven  780  oder  (which), 
2:  0,  3:  0.  —  XVIH.  Merch.  T.,  1204  fünftakter.  AI.  2.  3:  0; 
Bl:  0,  2:  amorous  (es  findet  sich  auch  -e-  in  den  hss.)  1680, 
Salamon  2242  [hier  and  nicht  streichen!],  3:  Geminis  2222. 
Ergeb. :  Möglicher  weise  sind  amorous  und  Salamon  verscUei- 
fungen.  —  XIX.  Sq.  T.,  662  fünftakter.  AI.  2.  3:  0;  Bl:  va- 
nysshe  328,  2.  3:  0.  —  XX.  Fr  kl.  T.,  944  fünftakter:  0.  — 
XXI.  S.  N.  T.,  79  siebenzeil.  Str.:  0.  -  XXH.  C.  Y.  T.,  928  fünf- 
takter: 0.  —  XXm.  Prol.  M.  T.,  104  fünftakter.  AI.  2:  0, 
3:  manciple  76;  Bl.  2.  3:  0.  —  XXIV.  Manc.  T.:  0.  — 
XXV.  Prol.  Pars.  T.:  0.  —  Gesamtergebnis:  Diese  einzelbe- 
trachtung  der  C.  T.  führt  zu  dem  negativen  ergebnis :  Es  lälst 
sich  kein  einziger  vollständig  sicherer  fall  von  ver- 
schleifung  feststellen.  Die  wenigen  der  gestaltung  nach  mög- 
lichen fälle  lassen  sich  mit  demselben  recht  auch  als  doppelte 
Senkung,  synkope  oder  epische  cäsur  erklären. 

Doch  lassen  die  C.  T.  noch  eine  zweite  ebenso,  vielleicht 
noch  sicherere  kritik  zu,  die  zu  einem  günstigeren  resultate 
führt.    Wenn  auch  einzelne  dichtungen  aus  früheren  zeiten 


DIE  QUANTITÄTEK  DER  ACCENTVOKALB  ETC.  71 

stammen,  bei  der  Verarbeitung  in  die  G.  T.  hat  sie  der  reife 
dichter  sicherlich  einer  durchsieht  unterzogen  und  an  ihnen 
gefeilt  was  ging.  Wir  gehen  daher  nicht  fehl,  wenn  wir 
wenigstens  die  fttnftakter  alle  zusammen  betrachten,  und  das 
ergebnis  dieser  Untersuchung  als  das  sicherere  ansehen.  Auch 
die  strophischen  dichtungen  werden  wir  noch  einmal,  und 
zwar  im  Zusammenhang  mit  den  übrigen  strophischen  dich- 
tungen betrachten. 

Bei  der  gesamtbetrachtung  der  fünftakter  der  C.  T.  ergibt 
sich  folgendes  Verhältnis:  AI:  0,  2:  pardoner  Pard.  T.  932 
(doch  ist  dies  fraglich,  cf.  oben),  temporel  W.B.T.  1132,  3:  lever 
Mül.  T.  3758.  B 1 :  1)  Canterbury  Prol.  16 ,  2)  positif  Kn.  T. 
1167,  3)  naturelly  K  L.  T.  298,  4)  naturelly  Shipm.  T. 
1313,  5)  naturelly  W.  B.  T.  1134,  6)  vanysshe  Sq.  T.  328, 
2:  1)  amorous  Mill.  T.  3857,  2)  amorous  Merch.  T.  1680, 
3)  Salamon  Merch.  T.  2242  (diesen  fall  könnte  man  auch  unter 
1  setzen) ,  4)  perilous  Reeve's  T.  3961 ,  3:1)  parisshe  Prol. 
491 ,  2)  Canterbury  Prol.  22,  3)  visage  Kn.  T.  1401,  4)  redy 
MilL  T.  3720,  5)  Geminis  2222. 

Es  ergibt  sich  also  die  auffällige  tatsache,  dafs  bei  fast 
völliger  reinheit  von  abteilung  A,  eine  grofse  anzaU  metrischer 
freiheiten  unter  abteilung  B  fallen.  Und  zwar  ergeben  sich 
folgende  Wahrscheinlichkeitsverhältnisse : 

für  1  0  :  6  +  1  fragl.  fällen, 
für  2  1  ev.  2  :  3  +  1  fragl.  fällen, 
für  3         1        :  5. 

Für  1  und  3  können  wir  also  mit  ziemlich  ruhigem  gewissen 
verschleifung  ansetzen,  wodurch  vielleicht  kürze  des  accent- 
vokals  in  den  me.  formen  folgender  lehn  Wörter  nachgewiesen 
wäre:  positif,  natural,  vanish,  perilous  (?),  parish,  visage, 
Geminis.  Da  keine  sichere  synkope  von  -a-  vorliegt,  mag  auch 
Salamon  verschliffen  sein.  Der  fall  amorous  ist  zu  unsicher, 
um  ihn  hier  anzuführen. 

D.  El.  D.,  1333  paarweise  gereimte  Viertakter.  AI:  1)  in 
the  und  of  the  659,  2)  Sk.'s  in  mid  point  nicht  nötig,  3)  by 
the  991,  4)  hit  is  1309;  2:  0;  3:  1)  goddesse  268,  2)  better 
843?,  3)  after  1104,  4)  lady  101  (Sk.'s  she  ist  nicht  nötig), 
5)  fenix  981  (oder  ist  soleyn  verschliffen?),    6)  lady   1179, 


72  C.  HECK, 

7)  teile  hir  1188  [right  stehen  lassen].  —  Bl:  0,  2:  0,  3: 
1)  Visage  894  (Sk/s  [but]  ist  nicht  nötig),  2)  erande  134, 
3)  redy  780. 

Im  gegensatz  zu  dem  aus  den  fünftaktem  der  C.  T.  haben 
wir  hier  das  interessante  ergebnis:  Al:4,  2:0,  3:7; 
B1:0,  2:0,  3:  3.  —  Die  drei  möglichen  verschleifungen 
an  stelle  von  epischer  cäsur  sind  daher  mit  gröfserer  Wahr- 
scheinlichkeit (verh.  7  :  3)  ebenfalls  als  epische  cäsuren  auf- 
zufassen. —  Compl.  unto  Pite:  0.  —  ABC:  0.  —  Compl. 
Mars,  A  1.  2.  3:  0;  BL:  naturel  122,  2.  3:  0.  Von  der 
gesamtbetrachtung  Ch.'scher  metrik  in  strophischen  dich- 
tungen  ausgehend,  die  ich  zum  schlufs  dieser  Untersuchung 
angestellt  habe,  möchte  ich  dieses  natural  nur  dann  als  ver- 
schleifung  gelten  lassen,  wenn  diese  stelle  durchaus  nicht 
korrigiert  werden  kann,  was  doch  in  anbetracht  des  schlech- 
ten Sinnes  (natural  day!)  nötig  wäre.  —  Compl.  to  his 
Lady:  0.  —  Compl.  F.  A.  liefert  auTser  einer  epischen  cäsur, 
die  ganz  gut  sogar  mit  Sk.  durch  streichen  von  she  noch 
beseitigt  werden  kann,  keine  hierher  gehörigen  Unebenheiten. 
-^  Pari.  F.,  98  Siebenzeil.  Str.  +  1  sechszeil:  0.  —  Troil.  and 
Criseyde:  Dieses  grofsartig  gebaute  gedieht  mit  seinen  1577 
Siebenzeil.  Strophen  weist  keine  einzige  hierher  gehörige  un- 
regelmäfsigkeit  auf.  Ein  einziger  fall  wäre  I  405  savory, 
doch  mufs  hier  unbedingt  korrigiert  werden,  was  durch  das 
einsetzen  der  substantivform  savour  auch  leicht  geht.  — 
Ch.'s  Words  unto  Adam:  0.  —  H.  of  F.  (2170  paarweise 
gereimte  viertakter)  hat  ebenfalls  keine  Unebenheiten.  Zwei 
verdächtige  stellen  sind  zu  verbessern.  1.  in  427 :  streiche 
mit  Sk.  is,  und  2.  II  404  ist  vollständig  zu  ändern.  Die  stelle 
ist  korrupt.  Ein  zeichen  sehen  zu  wollen  von  dem,  wovon 
man  auf  erden  spricht,  ist  jedenfalls  unsinnig.  Dies  zeichen 
hätte  man  doch  nur  hören  können.  Und  überhaupt,  was  soll 
das  ganze?  Sk.  sucht  daher  ganz  richtig  die  stelle  zu  ver- 
bessern. Nur  ist  er  dabei  irre  geleitet  worden  durch  den 
versuch  einer  änderung,  der  sich  in  Pepys'  hs.  befindet.  Er 
setzt  das  an  und  für  sich  sinnvolle:  or  ought  thou  knowest 
yonder  doun  in  seinen  text  und  korrigiert  toun  für  das  token 
aller  hss.  Diese  änderung  gibt  aber  auch  die  der  Situation 
entsprechende  frage  nicht  wieder.  Nach  toun  usw.  wurde  der 
in  die  lüfte  versetzte  schon  einmal  gefragt,  als  er  der  erde 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKAT.E  ETC.  73 

noch  SO  nahe  war,  dafs  er  das  wirklich  sehen  konnte.  Jetzt 
aber  ist  er  so  weit  in  den  lüften,  dafs  ihm  die  erde  nur  noch 
als  „punkt"  vorkommt,  und  da  ist  nur  etwa  folgende  frage 
möglich:  Siehst  du  überhaupt  noch  etwas  von  dem,  was  du 
da  unten  zu  sehen  gewohnt  warst.  Übersetzen  wir  diese  frage 
rhythmisch,  so  haben  wir  die  stelle  ganz  sinnvoll  ausgefüllt 
bei  metrischer  korrektheit:  and  seyde:  seestow  any  thing, 
vielleicht  auch :  and  seyd(e) :  seestow  still  any  thing  of  ought 
you  were  on  earth  seeing,  oder  vielleicht  auch  mit  kontraktion 
von  you  were  >  youYe:  of  ought  that  on  earth  you^were 
seeing.  —  Leg.  G.  W.,  unvollendet,  2723  paarweise  gereimte 
fünf  takter.  AI.  2:  0,  3:  Antony  701;  Bl:  Plover  1554,  Pa- 
lamon  420,  wenn  man  nicht  al  streichen  will,  2:  sicher  0. 
Fraglich  ob  1  oder  2:  amorous  1102  (in  den  hss.  auch  statt 
-0-  :  -a-  und  -e-),  3 :  0.  Erg. :  Für  Palamon  und  lover  könnte 
man  eventuell  verschleifung  annehmen.  —  Von  den  späteren 
Minor  poems  hat  nur  Eos.  neben  sonstiger  korrektheit  eine 
verschleifung:  revel  6,  doch  ist  in  diesem  vers  wahrscheinlich 
that  zu  streichen. 

Rom.  Eose:  7698  paarweise  gereimte  viertakter.  — 
I.  Fragm.  A  >  ungef.  v.  1705;  Ch.  IL  Fragm.  B  >  v.  5810; 
nicht  von  Ch.    III.  Fragm.  C  >  ende;  fraglich  ob  von  Ch. 

L  Fragm.  A.  AI:  of  an  98,  2:  ?in  the  103;  3:  0. 
Bl:  0;    2:  0;    3:  water  124.    Ergebn.:  0. 

II.  Fragm.  B.  AI:  1)  Pthere  is  4494,  2)  werof  I  2050, 
3)  shalt  have  2945,  4)  wol  me  con-  4609;  stufe  III,  5)  e-sy 
prisoun  4745,  6)  worship  is  it  3529  oder  (a)gain;  2:  disor- 
dinat  desiryng  4876 ;  3 :  1)  4026  [wo  man  ruhig  to  make  stehen 
lassen  kannj  semblant  where  thoü,  2)  discordance  that  can 
4715,  3)  fourty  were  seeke  5733,  4)  cürteis  and  voide  2352, 
5)  gredy  the  sothe  5791,  6)  enchösoun  to  gone  2504,  7)  fetures 
he  shall  2813,  8)  rfeoun  and  thüs  3034?,  9)  moder  she  5417? 
B  1  oder  2:  memory  2412,  5752?  3:  1)  tarye  3242,  2)  dis- 
honest  (cf.  T.  Br.  Ch.  Gr.  -est)  4262,  3)  weder  4336,  4)  aqui- 
taunce  4704,  5)  abite  4914,  6)  woman  5051,  7)  bisy  5294. 
Erg.:  Auch  hier  läfst  sich  mit  Sicherheit  keine  verschleifung 
konstatieren. 

IIL  Fragm.  C.  AI:  1)  that  I  6797,  2)  of  the  6969, 
3)  hooly  wommen  (stufe  III);    2:  versity  7127;    3:  0.    Bl: 


74  C.  HECK, 

another  5934 ;   2:0;    3 :  solas  6340.    Auch  hier  kein  sicheres 
ergebnis. 

Das  gesamtergebnis  unserer  untersachong  über  dieme. 
verschleifung  auf  der  hebnng  ist  also  ein  negatives;  wir 
können  nur  sagen,  dafs  die  möglichkeit  von  verschlei- 
fungen  besteht,  sie  aber  sicher  zu  bestimmen,  fast 
immer  unmöglich  ist.  Nur  einige  ganz  wenige  fälle 
machen  eine  ausnähme  (für  den  heut,  accentvokal  -i-  liefert 
Ch.  z.  b.  nur  den  einen  fall:  visage  Kn.  T.  1401,  und  auch 
dieser  ist  noch  fraglicher  natur). 

Was  für  Ch.  gilt,  kommt  sicherlich  ohne  einschränkung 
auch  auf  seine  schüler  in  anwendung,  und,  vielleicht  noch  mit 
mehr  berech tigung ,  auf  die  me.  volkstümlichen  dichtungen. 
Wir  dürfen  daher,  und  das  ist  für  uns  das  wichtige,  in  der 
regel  die  im  Me.  mögliche  verschleifung  nicht  als  quan- 
titätskriterium  für  vokale  in  anwendung  bringen. 

Hiermit  wären  wir  mit  unserer  Untersuchung  zu  ende 
gekommen.  Ich  kann  nun  aber  nicht  umhin,  noch  ein  paar 
bemerkungen  über  Ch.'s  gebrauch  rhythmischer  freiheiten  an- 
zuknüpfen. Sie  gehören  eigentlich  ja  nicht  in  den  rahmen 
dieser  arbeit,  sind  aber  durch  die  vorhergehende  analyse  so 
zwingend  gegeben,  dafs  die  kleine  abschweifung  vom  thema 
entschuldbar  wird.  Es  handelt  sich  1.  um  eine  prüfung  der 
anwendung  metrischer  freiheiten  in  den  einzelnen  werken 
gleichen  rhythmusses,  und  2.  um  eine  darstellung  des  Verhält- 
nisses dieser  metrischen  freiheiten,  wie  sie  bei  den  verschie- 
denen rhythmischen  gattungen  zur  anwendung  kommen. 

A.  Die  paarweise  gereimten  viertakter:  i.  D.  Bl. 
1134  verse.*  AI:  4,  2:  0,  3:  7.  Bl:  0,  2:  0,  3:  3,  im 
ganzen  14  Unebenheiten.  Zeit  der  entstehung  kurz  nach  1369. 
—  ^.  K  F.  2170  verse:  0  Unebenheiten.  Kurz  vor  1383 
vielleicht  angefangen,  dann  weiter  bearbeitet  nach  Troil.  u. 
Cris.  —  3.  R,R.  Fragm,  A  1705  verse.  AI:  1,  2:  0?,  3:  0. 
B 1 :  0,  2:0,  3:1.  2  Unebenheiten.  —  Fragm.  C  1888  verse. 
AI:  3,  2:  1,  3:  0.  Bl:  1,  3:  1.  6  Unebenheiten.  — 
JPVa^fw.  .B  4105  verse.  AI:  6,  2:  1,  3:  9.  Blöder  2:  1,  3:  7. 
Also  24  Unebenheiten. 

Aus  dieser  Übersicht  können  wir  zunächst  folgende  ab- 
stufung  der  reinheit  der  konstruktion  und  mit  ihr  eventuell 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCBNTVOKALE  ETC.  75 

datierungskriterien  ablesen:  1.  Das  H.F.  erweist  sich  durch 
sein  konsequentes  abweisen  metrischer  freiheiten  als  das 
vollendetste  werk  dieser  gattung.  2.  Ihm  am  nächsten  an 
reinheit  der  konstruktion  steht  vom  R.  R.  Fragm.  A  mit  zwei 
doppelten  Senkungen  und  einer  mögl.  verschleifung.  3.  Dann 
folgt  R.  R.  Fragm.  C  mit  drei  doppelten  Senkungen,  einer 
Synkope  und  zwei  mögl.  verschleifungen,  dann  4.  D.  Bl  und 
5.  R.  R.  Fragm.  B. 

Aus  der  obigen  Übersicht  geht  zweitens  hervor:  ein  auf- 
fallender unterschied  im  gebrauch  metrischer  freiheiten  in  den 
einzelnen  fragmenten  des  R.  R.  Während  Fragment  A  und  C 
metrisch  ungefähr  gleich  gut  und  ziemlich  vollendet  gebaut 
sind ,  so  dafs  sie  ungefähr  in  der  mitte  zwischen  D.  Bl.  und 
H.  F.  stehen  —  was  für  die  datierung  des  R.  K  Fragm.  A 
von  bedeutung  ist  — ,  fällt  Fragm.  B  sehr  stark  ab,  sodafs 
wir  es  zunächst  auf  alle  fälle  aus  dem  Zusammenhang  mit  A 
uud  C  herausnehmen  müssen.  Unmöglich  konnte  derselbe 
dichter  zur  selben  zeit  sich  auf  einmal  so  gehen  lassen.  Es 
wäre  daher  mindestens  zunächst  eine  rückdatierung  etwa  auf 
die  abfassungszeit  und  stufe  des  D.  Bl  anzunehmen.  Quan- 
titativ sind  ja  die  unregelmäfsigkeiten  dieser  beiden  dichtungen 
so  ziemlich  gleich.  Aber  betrachten  wir  sie  einmal  qualitativ. 
1.  dopp,  Senkungen :  A.  D.  Bl. :  in  the,  of  the,  by  the,  hit  is. 
B.  RR.  Fragm.  B:  there  is,  where  of,  shalt  have,  wol  me, 
esy  prisoün.  —  2.  Synkopen :  A.  D.  Bl.  0 !  B.  R  R.  Fragm.  B : 
disordinat.  —  3.  epische  cäsuren:  A.  D.  BL:  goddesse,  better, 
after,  lady,  fenix?  B.  R.  R.  Fragm.  B:  discordance,  curteis, 
fourty,  gredy,  enchesoun,  fetures,  r6soun,  moder.  —  4.  mögl. 
verscJdei fangen:  A.  D. Bl.:  visage,  erande,  redy.  B.  RR. 
Fragm.  B :  memory,  tarye,  dishonest,  weder,  aquitance,  abite, 
woman,  bisy. 

Daraus  ergibt  sich:  1.  dafs  die  doppelten  Senkungen  im 
R  R.  Fragm.  B  in  der  regel  schwerere  wörtchen  treffen  als 
in  D.  Bl. ;  2.  dafs  die  epischen  cäsuren  in  D.  Bl.  gewöhnlich 
auf  leichte  silben  fallen,  vokale  e,  y;  im  R  R.  Fragm.  B 
dagegen  in  der  regel  auf  sehr  schwere  silben.  3.  In  bezug 
auf  verschleifungen  deren  auffallende  häufigkeit  im  R.  R. 

Namentlich  aus  1  und  2  ergibt  sich  für  mich,  dafs  der 
R  R.  Fragm.  B  nicht  nur  nicht   etwa  eine   frühere  in  das 


76  C.  HECK, 

spätere  ganze  eingeflochtene  Studie  ist,  die  etwa  technisch 
auf  der  höhe  des  D.  Bl.  stände,  sondern  dafs  Fragm.  B  auch 
aus  metrischen  gründen  für  unecht  zu  erklären  ist.  Es  ist 
das  werk  eines  bedeutend  ungeschickteren  metrikers  als  es 
selbst  der  junge  Chaucer  war.  —  Fragm.  C  liefse  sich  ans 
rhythmisch-metrischen  gründen  allein  Ch.  nicht  absprechen. 

B.  Von  den  paarweise  gereimten  fünftaktern  be- 
sitzen wir  kein  Jugend  werk,  wir  können  hier  also  Ch.'s  Werde- 
gang nicht  verfolgen,  sondern  begegnen  ihm  gleich  auf  der 
höhe  seines  könnens.  Da  ist  es  nun  interessant  zu  sehen,  dafs 
er  nicht  so  rein  ausarbeitet  wie  im  H.  F.,  oder  gar  so 
vollendet  wie  in  den  noch  zu  besprechenden  strophischen 
dichtungen.  Zwar  vermeidet  er  konstant  doppelte  Senkung, 
gebraucht  sehr  selten  epische  cäsur  und  synkope,  doch  ist  er 
nicht  so  kärglich  mit  möglichen  und  wirklichen  verschlei- 
fungen.  Hätte  er  die  C.  T.  und  die  Leg.,  die  beide  auf  gleicher 
stufe  •stehen,  nicht  so  rein  bauen  können  wie  H.  F.  oder 
Troilus?  Gewifs  er  hätte  es  gekonnt,  aber  er  hat  es  nicht 
gewollt.  Das  wii'd  es  sein.  Für  ihn  war  der  fünftakter  vor 
allen  der  populäre  vers,  durch  den  sich  zu  unser  aller  ent- 
zücken nicht  nur  der  gemeine  mann,  sondern  auch  die  gemeine 
frau  äufsert,  und  da  war  manchmal  eine  kleine  ungeschlifEen- 
heit  der  form  stilvoll.  Gerade  die  tatsache,  dafs  die  strophi- 
schen dichtungen  der  Cant.  T.  fast  ausnahmslos  rein  gebaut 
sind,  macht  mir  diese  annähme  sehr  wahrscheinlich. 

C.  Indem  wir  uns  nun  zu  den  strophischen  dichtungen 
wenden,  betreten  wir  Ch,'s  klassisches  heiligtum.  Hier  finden 
wir  reinheit  der  form  von  anfang  bis  zu  ende.  —  Wenn  wir 
bedenken,  dafs  die  99  Strophen  des  Pari.  F.,  Troilus  mit 
seinen  1577  Strophen,  die  meisten  kl.  dichtungen,  die  acht- 
zeiligen  Strophen  der  C.  T.  und  fast  alle  von  den  sieben- 
zeiligen  der  C.  T.  absolut  rein  gebaut  sind,  dann  müssen  uns 
die  wenigen  stellen,  wo  nach  der  Überlieferung  Unebenheiten 
vorliegen,  sehr  verdächtig  vorkommen.  Es  sind  im  ganzen  nur 
drei ,  zwei  davon  in  den  C.  T.  Es  sind :  1.  mayden  M.  L.  T. 
692 ;  2.  naturally  M.  L.  T.  298 ;  3.  natural  Compl.  M.  122. 
ad  1.  für  mayden  setze  mayd.  ad  2.  und  3.  Hat  vielleicht 
eine  nebenform  nature-ly  im  Me.  existiert?  Und  wenn  auch 
diese  stellen  nicht  zu  ändern  wären,  so  schränken  sie  das  oben 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  77 

gesagte  über  die  ei-staunliche  reinheit  der  arbeit  in  den  stro- 
phischen dichtungen  nicht  im  geringsten  ein. 

Es  wäre  noch  eine  dankbare  aufgäbe,  in  einer  gesamt- 
untersuchung ,  die  auch  die  hier  nicht  berücksichtigten  me- 
trischen freiheiten  mit  behandeln  müfste,  Ch.'s  kämpf  und 
sieg  über  die  form  nachzugehen,  leider  müssen  wir  darauf 
verzichten. 

Wir  sind  nun  mit  den  kriterien  fürs  Me.  zu  ende  mit  dem 
gesamtergebnis ,  dafs  wir  das  Me.  nicht  zum  ausgang 
unserer  Untersuchung  machen  können,  wenn  es  uns 
auch  im  einzelnen  wichtige  Stützpunkte  abgibt  — 
Wir  sind  also  gezwungen,  uns  nunmehr  zunächst  auf  das 
Frühne.  (16. — 18.  jahrh.)  zurückzuziehen.  Wir  betrachten  in 
abteilung  11  die  historischen  kriterien  für  diese  zeit. 

Abteilung  IL 
Die  historischen  l(riterien  für  das  Frühneuenglische. 

Die  pflege  der  gelehrten  Studien  (humanismus,  reformation, 
neuere  Philosophie),  der  stetig  an  ausdehnung  zunehmende 
verkehr  mit  den  übrigen  Völkern  Europas,  Englands  rapid 
wachsende  politische  grofse  (2/5  der  erde  gehört  heute  Eng- 
land), und,  last  not  least,  moderne  naturwissenschaft,  medizin 
und  technik  werfen  in  dieser  periode  eine  solche  hochflut  von 
lehn  Wortmaterial  in  das  englische  sprachgut,  dafs  darunter 
der  einheimische  Wortschatz,  wenigstens  in  den  hauptsächlich 
betroffenen  gebieten,  so  gut  wie  völlig  verschwindet. 

Welche  kriterien  liefert  uns  nun  diese  zeit  zur  fixierung 
der  Quantitäten  der  accentvokale  in  diesen  tausenden  von 
neuen  und  den  aus  dem  Me.  mit  ins  Ne.  übernommenen  lehn- 
wörtem  ? 

Zunächst  sind  es  dieselben  wie  fürs  Me.  Von  diesen  be- 
darf das  rhythmische  der  verschleifung  auf  der  hebung 
keiner  darstellung  mehr.  Er  erweist  sich  fürs  Ne.  als  ebenso 
unbrauchbar  wie  fürs  Me.  —  Auch  die  reime  sind  von  wenig 
belang.  Zunächst  werden  sie  meistens  vom  einheimischen 
Wortmaterial  geliefert,  und,  wo  lehnwörter  vorkommen,  werden 
sie  in  der  regel  wie  im  Me.  behandelt  Immerhin  bietet  sich 
aber,  namentlich  für  zweisilbige  lehnwörter,  eine  ganze  reihe 


78  C.  HECK, 

beweisender  reime.  Sofern  diese  für  unsere  Untersuchung 
von  bedeutung  sind,  werden  sie,  soweit  sie  mir  zugänglich 
waren,  bei  der  einzelbehandlung  der  Wörter  herangezogen 
werden.  Einer  eigenen  darstellung  im  Zusammenhang  bedürfen 
sie  aber  nicht. 

Anders  verhält  es  sich  mit  den  ne.  Schreibungen  der 
lehnwörter.  Diese  sind  noch  nicht  erforscht,  und  wir  müssen 
sie  deshalb  hier  einer  eingehenden  kritik  unterziehen. 

1.  Schreibungen  aus  dem  16.  bis  18.  jahrh.  als 

kriterien  für  die  Quantitäten  der  vokale  in  ne.  off. 

accentsilben  mehrsilbiger  lehnwörter. 

(Zosammengestellt  ans  dem  N.  E.  D.) 

Aus  meinem  umfänglichen  material  habe  ich  bis  jetzt  nur 
die  Wörter  zusammengestellt,  die  Schreibungskriterien  für  die 
lautungen  der  vokalzeichen  i,  y  in  ne.  ofE.  accentsilben,  sofern 
sie  nicht  die  letzten  silben  sind,  aufweisen.  Absichtlich 
habe  ich  mich  dabei  —  allerdings  zu  meinem  grofsen  leid- 
wesen  —  nur  auf  die  angaben  des  N.  E.  D.  beschränkt  Da- 
durch habe  ich  manche  wertvolle  Zeugnisse  aus  anderen 
Wörterbüchern  usw.  unberücksichtigt  lassen  müssen  (z.  b.  die 
Schreibung  mimmic  in  Sh.'s  Folios).  Der  grund  zu  meiner 
einschränkung  liegt  in  der  unvollständigkeit  aller  angaben 
in  frühne.  quellen  aufser  dem  N.  E.  D. 

Ich  legte  dieser  Untersuchung  folgende  einteilung  zu 
gründe:  A,  rom.-f ranz,  lehnwörter ;  B.  lat.  lehnwörter;  C.  neu- 
bildungen  an  franz.,  latein.  etc.  wurzeln ;  D.  die  übrigen  lehn- 
wörter. —  Innerhalb  dieser  hauptgruppen  schien  mir  die 
folgende  einteilung  die  zweckmäf sigste  zu  sein :  I.  Quantitäts- 
kriterien durch  vokalzeichen:  a)  e,  h)  u  etc.,  c)  zwei  vokale, 
ä)  stütz-  oder  Infinitiv -e.  II.  Quantitätskriterien  durch  kon- 
sonantische zeichen :  a)  kürzen,  b)  längen.  IIL  Kriterien,  ge- 
geben durch  volkstümliche  Umbildungen. 

A.    Die  romanisch-französischen  lehnwörter. 

Soweit  die  vokalischen  kriterien  in  betracht  kommen, 
sollen  hier  alle  von  der  heutigen  Schreibung  abweichenden 
fälle  untersucht  werden,  so  viele  ich  deren  gefunden  habe.    Von 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  79 

den  konsonantischen  kriterien  kann  ich  die  doppelkonsonanz 
auslassen;  sie  ist  ja  ein  sicheres  kriterium  und  bedarf  daher 
keiner  Untersuchung  an  dieser  stelle. 

A  1  a.  Der  modern-englische  i-laut  wird  durch  e 
dargestellt!  Welcher  laut  liegt  jedesmal  vor?  Das  ist  in 
vielen  fällen  doch  recht  schwer  festzustellen.  Im  allgemeinen 
sind  folgende  möglichkeiten  vorhanden :  a)  es  liegt  der  Schrei- 
bung etymol.  ein  frz.  e  zu  gründe.  Es  entspricht  also  min- 
destens die  Schreibung  vielleicht  aber  auch  der  laut  einem  e. 
b)  Es  handelt  sich  um  angleichung  an  andere  Wörter  mit  e, 
was  namentlich  bei  Wörtern  mit  nahe  verwandten  suffixen 
leicht  vorkommen  konnte  (Wörter  auf  -itic  z.  b.  konnten  unter 
solche  auf  -etic  geraten),  c)  Me.  unbetontes  i  der  lehnwörter 
konnte  durch  seine  offene  ausspräche  leicht  als  e  gehört  und 
von  nichtkennern  der  franz.  Schreibung  auch  so  wiedergegeben 
werden,  d)  Es  liegt  höchst  wahrscheinlich  eine  frtthme.  deh- 
nung  von  1  >  ^  vor,  wie  sie  Luick  in  den  Wiener  Beitr.  17 
auch  f ftr  die  lehnwörter  andeutet,  die  zur  zeit  dieser  dehnung 
schon  im  Englischen  heimisch  waren,  e)  Es  konnte  in  lehn- 
wörtem  des  16.  jahrh.  e  ein  I  der  Ursprache  wiedergeben. 

Wenn  ich  nun  die  folgenden  lehnwörter  (auch  die  lat. 
und  die  neubildungen  unter  B  und  C)  unter  diese  gruppen 
verteile,  geschieht  dies  unter  allem  vorbehält.  In  ermangelung 
bestimmender  kriterien  kommt  man  bei  der  geringen  zahl  der 
fälle  über  disciplinierte  Vermutungen  meist  nicht  hinaus. 

Die  folgenden  Wörter  setze  ich  unter  a):  1.  chevalerie: 
6 '),  und  chevalrous  6—7,  für  ne.  reg.  chivalerie  und  chivalrous. 
e  <  frz.  cheval-!  J2,  cresom:  6  für  mod.  engl,  chrisom.  Fürs 
Me.  werden  keine  e-f ormen  bezeugt !  Das  e  stammt  wohl  aus 
5  cresme,  6  chresme  =  afz.  cresme.  3.  gesier  für  mod.  engl, 
gizzard  ist  vollständige  wiedergäbe  von  nfz.  gesier.  4.  fameliar 
=  frz.  famelier.  5.  Das  6  enquesytor  ist  wohl  wie  das  5  en- 
quesitif  mit  me.  enquere-  zusammengebracht  worden.  6,  Ebenso 
das  delutour  für  dilatour  mit  delay.  •.  6 — 7  fregate  <  frz. 
fregate.  Die  e-form  ist  hier  die  regelrechte.  Woher  stammt 
wohl  das  i,  etwa  durch  volkstümliche  Umbildung?    S.  Das  6 


')  Jahrhundertangaben  des  N.  E.  D. ,  das  immer  zum  vergleich  heran- 
zuziehen ist. 


80  C.  HECK, 

creticke  für  *critic  =  frz.  cretique.  9.  7  geron  für  sonst 
durchgehendes  giron  =  frz.  geron  neben  giron?  Vielleicht 
steht  es  aber  auch  unter  dem  einfluTs  der  e- formen  von 
gyro'nny.  10.  Die  e-formen  in  Irigandine^  die  aus  dem  Me. 
stammen  —  cf.  auch  6  bregandier  —  lassen  sich  vielleicht  auf 
das  prv.  bregan  zurückführen,  das  in  der  frühme.  hof spräche 
wohl  vorkommen  konnte.  IL  6  freprie  <  afz.  freperie? 
1J2.  6  begin  =  frz.  beguin.  Das  mod.  engl,  i  ist  umbüdung. 
13,  6  artheiyke  entspricht  (wenigstens  der  Schreibung  nach) 
me.  und  afz.  artetyke.  14,  6  fenys  ist  ein  letzter  (vielleicht 
nur  noch  graph.)  ausläufer  des  me.  fenys  <  afz.  fenis-. 

In  allen  diesen  fällen  wäre,  wenn  die  beeinflussung  auch 
auf  die  lautung  sich  erstreckt  hätte,  und  das  ist  doch  wohl 
zumeist  anzunehmen,  eine  6-aussprache  anzusetzen.  Wie  lange 
diese  ausspräche  gedauert  hat,  ist  fraglich,  da  andere  als 
graphische  kriterien  fehlen. 

Für  gruppe  b  finden  sich  unter  den  frz.  lehnwörtem 
keine  belege.  Die  für  c  ev.  in  betracht  kommenden  fälle  will 
ich  im  anschlufs  an  d  betrachten. 

d)  Frühme.  1  >  ^  gedehnt.  Auch  hierüber  lassen  sich 
zumeist  nur  Vermutungen  vortragen.  Im  me.  sprachgut  sind 
solche  e-formen  im  Verhältnis  zum  ne.  ungemein  zahlreich, 
und  L.  hat  ganz  recht,  wenn  er  hinter  diesen  Schreibungen 
einen  lautlichen  Vorgang  erblickt.  Zu  den  von  ihm  zitierten 
beispielen  in  Wien.  Beitr.  17  kann  ich  noch  einige  hinzufügen, 
wie  gesagt,  ohne  etwas  bestimmtes  aussagen  zu  wollen,  denn 
gar  oft  Uefse  sich  das  e  auch  aus  seiner  Stellung  als  unbe- 
tontes i  erklären,  wo  es  regelrecht  dem  verfall  in  8  ausgesetzt 
war.  Die  beispiele  stammen  aus  dem  N.  E.  D.,  Stratmann  und 
Cent.  Dict.  chimer :  4  chemer.  Citizen :  5  cetizen,  (setsayne). 
civy:  5  ceue,  ceuy.  disguisy:  4  gesye.  division:  4  deveseoun. 
figure:  fegure.  fillet:  4 — 5  feiet,  gipon:  4  gepoun.  hideous: 
4^5  hedous.  humidity:  5  humedite,  oder  unbetontheit  bei 
accentuieruug  der  ersten  silbe.  imagery:  5  emagerie,  wohl 
eher  unbetontes  i  >  e.  image  hat  nämlich  keine  e-formen. 
imprisoun:  4  presone.  livery:  leuere  D.  Arth.  241,  3078. 
mirror :  merrour  Curs.  M.  2386 ,  hier  wohl  auch  unbetontes  i 
durch  doppelkonsonanz  wahrscheinlich,  pillar:  pelare  Alex. 
(Sk.)  4707.      pity:  petie  D.  Troy.  8686.      prisoner:   presoner 


DIE  QUANTITÄTEN  DEK  ACCENT VOKALE  ETC.  81 

Stratm.  privy:  previ  Stratm.;  previest  (superl.)  C.  XDL  98. 
privete:  prevate  Alex.  (Sk.)  4997.  riuer:  reuer,  reuerer  et 
Cent.  Dict.  scrivener  cf.  Cent.  Dict.  sirens:  (e)  Rom.  R.  C.  D. 
s^iuet :  seuet  C.  D.  spirit :  sperit  C.  D.,  me.  formen  sprit  machen 
auch  hier  ein  dumpfes  unbetontes  e  wahrscheinlicher,  trinity : 
trenete  Laj.  2799.  villain:  velain  Alex.  (Sk.)  4164.  visage: 
vesage  Alex.,  wesag  Mätzner,  Sprachprob,  vital:  vetaille 
Lax.  3320. 

Es  müf sten  erst  ganz  bedeutend  umfassende  Untersuchungen 
vorliegen,  ehe  man  klar  sehen  kann.  Auch  noch  eins  ist  ent- 
scheidend bei  der  frage.  Die  dehnung  von  i  >  e  trat  doch 
im  einheimischen  sprachgut  nur  in  accentsilben  ein.  Die  rom. 
lehnwörter  betonten  aber  im  13.  jahrh.  doch  wohl  mit  Vorliebe 
noch  die  endsilbe,  wodurch  das  i  doch  mindestens  nebentonig 
wurde.  —  Von  den  e- belegen  aus  dem  Ne.  könnten  natürlich 
nur  solche  in  diese  abteilung  eingereiht  werden,  für  die  wir  aus 
dem  Frühme.  schon  belege  haben,  also  spätestens  aus  dem 
14.  jahrh.;  belege  aus  dem  15.  jahrh.  liefern  sehr  unsicheres 
material. 

Ich  nehme  nun  für  die  folgenden  Wörter  dehnung  von 
i  >  e  an,  falls  sich  das  e  nicht  als  me.  unbetontes  9  <  i  er- 
klären läfst.  1.  Ein  sehr  fragliches:  6  gresle,  5  gresel  (Th. 
Erceld.).  Der  dial.  form  greistled  liegt  wohl  volksetymol.  an- 
bildung  an  grey  zu  gründe.  ^.  6  sliemar  für  ne.  regelm. 
chimer,  chimere.  Auch  hier  liegt  sehr  nahe  die  unbetontheit 
des  i  zur  erklärung  heranzuziehen.  3.  6  denere  für  dinner. 
Im  Schottischen  haben  wir  heute  noch  allerdings  gekürztes  e :  Sc. 
dennar,  denner.  4,  dicket :  4 — 6  cleket.  5.  dty.  Die  e-schrei- 
bungen  gehen  vom  14.  bis  ins  16.  jahrh.,  dann  sterben  sie  aus. 
Gill  hat  zwar  city  nicht,  er  bezeugt  aber  für  Citizen  nur  die  1- 
aussprache.  6'.  ditty:  auch  hier  sterben  im  Frühne.  me.  e- 
formen  aus.  Gill  kennt  nur  1  in  dit  für  ditty.  —  In  detany 
für  dittany  ist  das  e  wohl  im  15.  jahrh.  aus  den  e-formen  von 
ditty  eingedrungen.  7.  Für  gihhet  haben  wir  e-formen  schon 
im  13.  jahrh.,  daneben  wird  1  durch  doppelkonsonanz  schon 
für  das  14.  jahrh.  sicher  gestellt.  Die  e-formen  sterben  auch 
graphisch  im  17.  jahrh.  aus.  8.  Für  chisel  haben  wir  seit 
dem  14.  jahrh.  i-  und  e-formen.  Für  das  16. — 18.  jahrh.  be- 
steht die  Schreibung  chessel,  die  dial.  form  chee'sil  scheint 
für  eine  frühme.  dehnung  von  !  >  ^,  die  sich  durch  orthoepist. 

AnglU.    N.  r.    XVII.  Q 


82  C.  HECK, 

Zeugnisse  auch  für  das  Frühne.  noch  nachweisen  läfst,  d  p.  109, 
sehr  zu  sprechen. 

Sehr  fraglich  ist  es,  ob  die  folgenden  Wörter  hierher 
gehören :  5—  6  conceder  für  consider,  5—6  deligent,  deligence 
für  diligent,  diligence,  6  frevol(l)  und  5  frewall  für  +  fri  •  vol. 
—  6  deresioun  für  derision  mag  wiedergäbe  eines  T  sein,  dann 
ist  dies  wort  aber  keine  frz.  entlehnung,  sondern  eine  lat., 
wie  wir  später  sehen  werden.  Der  fall  wäre  aber  sehr  ver- 
einzelt ! 

In  vier  fällen  stofsen  wir  auf  e-schreibungen,  deren  heutige 
entsprechungen  a^  gelautet  werden:  1,  ne.  giant  weist  vom 
Me.  bis  ins  Ne.  des  16.  jahrh.  zahlreiche  ge- formen  auf; 
^.ebenso:  environ  (e^);  ferner  3.  andiron,  im  15.  und  16.  jahrh. 
4.  fi'ant  (für  letzteres  bezeugt  Gill  die  9* -ausspräche).  — 
ad  1.  Es  ist  wohl  sicher  anzunehmen,  dafs  im  16.  jahrh. 
auch  die  9*-aussprache  in  giant  durchgedrungen  war,  nachdem 
das  aus  dem  Afz.  entlehnte  geant  an  das  lat.  gigantem  ange- 
bildet worden  war.  geant  ist  m.  e.  wohl  nur  noch  ein  gra- 
phischer rest  der  alten  form.  —  ad  2.  Wenn  wir  für  ne. 
environ  (9*),  für  das  auch  im  17.  jahrh.  die  9*  -  ausspräche 
bezeugt  ist  [Cooper,  Ellis  1007],  im  16.  jahrh.  noch  enveron 
finden,  so  mag  diese  e-darstellung  noch  ursprünglich  kurzes, 
i  wiedergeben,  das  in  unbetonter  Stellung  zu  9  geworden  war, 
wie  auch  spätme.  enverron  etc.  Es  wird  wohl  im  16.  jahrh. 
die  neue  ausspräche  neben  der  alten  hergegangen  sein.  — 
ad  3.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  andiron.  Für  16.  jahrh. 
anderen  ist  m.  e.  ebenso  kürze  anzusetzen,  wie  in  den  frühne. 
Schreibungen  anderm,  handern  etc.  Die  durch  volkstümliche 
Umbildung  an  e.  iron  entstandenen  9^ -formen  haben  also  im 
16.  jahrh.  die  ursprünglichen  formen  mit  accentuation  der 
ersten  silbe  und  kurzem  e  <  i  der  zweiten  silbe  noch  nicht 
vollständig  verdrängt.  —  ad  4.  Wie  ist  wohl  das  16.  jahrh. 
feance  zu  erklären?  Etwa  accentuation  der  zweiten  silbe, 
wodurch  das  unbetonte  i  >  e  wurde,  wie  so  oft  in  der  endung 
-tion  >  -teon? 

Ergebnis :  Die  e-schreibungen  im  Frühne.  scheinen  in  der 
regel  auch  e-laute  darzustellen,  die  verschiedener  herkunft  sind. 
In  keinem  falle  läfst  sich  nachweisen,  dafs  sie  als  Schreibungen 
für  betontes  kurzes  i  aufzufassen  wären.  Wir  haben  also  in 
diesen  Schreibungen  keine  kriterien  für  die  Quantitäten  der 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCKNTVOKALE  ETC.  83 

i-accentyokale  in  unsern  lehnwörtern,  wofern  sie  nicht  zu  den 
allerältesten  me.  entlehnungen  gehören.  Hierfür  liefert  aber 
das  gesamte  material  nur  ein  paar  verschwindend  wenige  und 
dazu  noch  nicht  absolut  sichere  belege. 

Alb.  Ne.  i  wird  mit  u  wiedergegeben  nur  in  vier 
fällen:  1.  im  17.  jahrh.  gublet  für  na  giblet.  Diese  form  scheint 
aus  einen  südlichen  dialekte  zu  stammen.  2.  3,  Wie  erklärt 
sich  das  u  in  fruel  [18.  jahrh.]  für  frivol  und  in  fuant  [18. 
jahrh.]  für  flaut?  4.  Das  u  beruht  wahrscheinlich  auf  einer 
franz.  vorläge  in  frühne.  famular  für  heutiges  familiär,  cf. 
afz.  famulier. 

Aufser  u  und  e  finden  wir  keine  differenzen  von  mod. 
engl.  1  in  frz.  lehnwörtem.  9 

Vokalische  kriterien  für  T  (e*).  Ale.  Durch  zwei 
vokale.  Die  wiedergäbe  des  ne.  diphthongs  (9*)  durch  ie, 
ye  war  den  druckem  geläufig  in  einheimischen  Wörtern  wie 
die,  lie  etc.,  femer  in  den  infinitivformen  franz.  und  lat.  lehn- 
wörter  wie :  defie  etc.  und  drittens  in  den  endungssilben  mehr- 
silbiger lehnwörter  wie  maladie,  ye  etc.  Von  hier  aus  drang 
wahrscheinlich  diese  diphthongbezeichnung  auch  in  einigen 
wenigen  fällen  in  die  accentuierten  silben  mehrsilbiger  lehn- 
wörter ein.  Wir  finden  für  mod.  e:  1.  briber  im  16.  jahrh. 
brieber.  2.  diet:  16.  jahrh.  dieat,  dyeat.  3.  desirous:  16. 
jahrh.  desierous.  4.  hydropsy:  16.  jahrh.  hie-  und  hyedropsy. 
5.  bycoket:  16.  jahrh.  bye-. 

ie  konnte  aber  auch  den  langen  e-laut  darstellen,  und 
diese  fälle  sind  von  den  obigen  wohl  zu  scheiden.  Es  sind 
1.  das  durch  ea-  und  ee-schreibungen  sicher  gestellte  caliever 
des  17.  jahrh.  und  2.  chiego  für  chigoe  (1),  das  neben  den 
formen  mit  kurzem  i  für  das  18.  jahrh.  vereinzelt  bezeugt 
wird.  —  Dem  bis  ins  19.  jahrh.  ausschliefslich  herrschenden 
entierty  etc.  für  jetziges  entirety  liegt  franz.  entierte  zu  gründe. 
Die  lautgebung  mag  sich  allerdings  bald  der  von  entire  ange- 
glichen haben. 

Aufser  ie,  ye  kommen  keine  längebezeichnungen  für  i  in 
betracht.     geeget  [17.  jahrh.]   neben  gigget  [frz.  gigot]  und 


')  chammarre  etc.  [16.  jahrh.]  für  chimer  =  afz.  chamaire. 

6* 


84  C.  HECK, 

cheesil  [16.— 18.  jahrh.]  sind  vielleicht  dialektischen  Ursprungs 
und  als  solche  wertvolle  kriterien  für  die  oben  besprochene 
frühme.  dehnung  von  I  >  e.  geobet  [16.  17.  jahrh.]  ist  wohl 
nur  graphisch  durch  schott.  geobet  beeinflufst. 

Aid.  Die  spätme.  und  frühne.  wiedergäbe  einer  vokal- 
länge durch  ein  sog.  stütz-e  finden  wir  in  drei  fällen  vor, 
1.  in  desireous  des  16.  jahrh.  [17.  jahrh.  desierous!]  in  an- 
lehnung  an  desire;  2.  in  desireable  für  desirable  und  3.  in 
dem  durch  das  ganze  Ne.  gebrauchten  deviseable  neben 
devisable. 

Erg.  1.  Im  allgemeinen  ist  in  bezug  auf  die  vok.  kriterien 
für  vokallängen  zu  bemerken,  dafs  der  prozefs  im  wachsen 
begriffen  ist.  [Fürs  Me.  habe  ich  nämlich  nur  die  eine  form 
ireous  neben  irrous  für  irous  gefunden.]  2.  Für  unsere  gesamt- 
untersuchung  geben  sie  allerdings  kaum  eine  stütze  ab.  3.  Für 
datierungszwecke  ist  wichtig  festzustellen,  dafs  durch  sie  länge 
vor  folgenden  endungen  bewiesen  wird:  1.  vor  -ber  im  16. 
jahrh.:  brieber;  2.  vor  -rous:  desireous  16.  jahrh.;  3.  -sable: 
deviseable  16.  jahrh.;   4.  -rable:  desireable  17.  jahrh. 

A  II  a.  Kriterien  durch  konsonantische  zeichen 
für  kürze  (doppelschreibung).  Im  allgemeinen  sind  die 
tatsachen  hierüber  ja  bekannt.  Der  grofse  versuch,  in  frz.- 
rom.  lehnwörtem  kürze  des  vokals  durch  darauf  folgende 
doppelkonsonanz  auszudrücken,  ist  nicht  konsequent  durch- 
geführt worden.  Am  grofsartigsten  gestaltete  er  sich  im  aus- 
gehenden Me.  und  anfang  des  Ne.  Aber  da  setzte  auch  schon 
die  reaktion  durch  die  französ.  und  lat.  Vorbilder  ein.  Im 
späteren  Ne.  hat  diese  reaktion,  wo  sie  möglich  war,  einen  fast 
durchschlagenden  erfolg  errungen.  Doppelkonsonanz  erhielt 
sich  fast  nur  in  den  Wörtern,  deren  franz.  Vorbilder  nicht  mehr 
klar,  oder  nur  noch  wenigen  bekannt  waren. 

Die  erscheinung  selbst  hier  zu  behandeln,  wäre  unnötig, 
da  sie  an  sich  ja  klar  steht.  Ich  zitiere  nur  einige  wert- 
volle fälle,  die  wieder  zur  datierung  der  Quantitäten  vor  ge- 
wissen endungen  dienen  sollen.  Wir  finden  durch  sie  kürze 
bewiesen  vor  folgenden  endungen:  1.  -niac  durch  codinniac 
des  17.  jahrh.  für  heutiges  codiniac.  2.  -sion  durch  incission 
des  17.  jahrh.  für  incision.  3.  -city  durch  schott.  feliscity  des 
16.  jahrh.    4.  4ity  durch  facillity  des  16.  jahrh.,  gentillity  des 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCBNTVOKALE  ETC.  85 

16. — 17.  jahrhs.  und   festillity   und   imbecillity  des  16.— 18. 
jahrhs. 

A  II  b.  In  anlehnung  an  fälle  wie  might ,  light  wurde 
im  16.  und  17.  jahrh.  manchmal  nicht  nur  in  endbetonten 
franz.  lehnwörtem  (delight),  sondern  auch  im  innem  des 
Wortes  länge  des  vokals  i  durch  die  Schreibung  -gh(t) 
ausgedrückt.  Wir  finden  dies  1.  in  der  form  endightour,  in- 
dighter  des  16.  jahrh.  für  mod.  engl,  indicter  (a^)  und  2.  für 
das  heute  nicht  mehr  gelautete  inditer  in  den  Schreibungen 
-dighter  des  16. — 17.  jahrh.  Durch  diese  Schreibungen  haben 
wir  ein  weiteres  datierungskriterium  gewonnen  für  die  Quan- 
tität des  i  vor  der  endung  -ter:  länge  also  schon  im  16.  jahrh.! 

A  in.  Auch  volkstümliche  Umbildungen  geben  uns 
ein  paar  sichere  Quantitäten.  So  ist  für  heutiges  arbitrament 
im  17.  jahrh.  ebenfalls  I  anzusetzen  in  arbitterment  (e.  bitter) 
und  für  mod.  e.  bickem  kürze  im  18.  jahrh.:  bickhorn  [+  hörn]. 
Letzterer  fall  bietet  zur  erforschung  des  entstehens  einer 
doppelten  Quantität  des  i  in  dem  präfix  bi-  (zwei)  (bigamy 
bicycle)  eine  gute  stütze.  —  Auch  eine  länge  wird  durch 
volkstümliche  darstellung  bezeugt  in  guidehome  (17.  jahrh.!) 
für  guidon. 

Hiermit  sind  die  ne.  schrei bungs-kriterien  für  franz.  lehn- 
wörter  erschöpft.  Wir  kommen  also  zu  dem  folg.  gesamt- 
ergebnis.  1.  Im  allgemeinen  liegen  die  ne.  Schreibungen  vom 
16.  jahrh.  ab  in  ihrer  heutigen  gestalt  vor,  sie  weisen  also 
in  der  regel  keine  schreibkriterien  auf.  2.  Die  doppelkon- 
sonanz  und  die  wenigen  vokal,  kriterien  machen  eine  regel- 
rechte entwicklung  innerhalb  der  ne.  zeit  wahrscheinlich  und 
zeigen  noch  reste  aussterbender  me.  lautungen.  3.  In  die 
gesetze  der  Quantitierung  der  frz.  lehnwörter  gewinnen  wir 
keinen  einblick  durch  diese  Schreibungen. 

B.  Die  lateinischen  lehnwörter. 

Für  die  lateinischen  lehnwörter  finden  wir  die  näm- 
lichen Schreibungen  im  Frühne. 

Bla:  e  für  mod.  engl.  I.  Die  beispiele  lassen  sich 
unter  die  obigen  gruppen  (s.  79)  einordnen ,  wobei  derselbe 
vorbehält  gemacht  werden  mufs.  a)  Es  liegt  der  Schreibung 
ein  wirkliches  e  zu  gründe:   1.  7  derigible  für  dir-.    Liegt 


86  C.  HECK, 

angleich ung  an  derect  für  direct  vor?  2.  diagredium  des 
17.  jahrh.  für  heut,  diagrydium  ist  wohl  anbildung  an  frz. 
diagrede.  3.  delatory  für  dilatory  <  delay.  4.  betomen  statt 
I  <  prov.  betumen?  5.  eremetical  statt  -itical  durch  Wörter 
auf  -etic.  6.  impossession  des  16.  jahrh.  für  imposition  durch 
lat.  possessio.  7.  bezantine  (16.  jahrh.)  statt  1  durch  besant. 
8.  cecily  (18.  jahrh.)  für  cicely  =  lat.  seselis.  9.  6  gravedity 
<  gravety  <  grave?  —  b)  e  entsteht  aus  unbetontem  t  1.  In 
frühne.  emperic.  Die  gekürzte  form  emprick  macht  das  sehr 
wahrscheinlich.  Im  17.  jahrh.  war  ja  empiric  die  reguläre 
betonung.  2.  Vielleicht  in  antecipate  des  16.  jahrh.  für  anti-, 
wenn  man  eine  accentuierung  der  ersten  silbe  annehmen 
dürfte.  Gill  spricht  allerdings  anti-.  Vielleicht  liegt  der  e-f orm 
aber  auch  angleichung  an  lat.  ante  zu  gründe.  —  c)  e  = 
lat.  I  des  16.  jahrh.  Diese  fälle  sind  alle  fraglich,  da  keine 
weiteren  belege  vorhanden  sind.  Es  gehören  vielleicht  hier- 
her: 1.  6  felial  für  fllial;  2.  6—7  equevalent  für  equivalent; 
3.  6—7  ille'terate  für  illiterate. 

B  I  b.  Aufser  e  kommt  noch  je  eine  u-,  a-,  o-schreibung 
vor.  u  =  gr.  V  und  im  17.  jahrh.  kürze  in  coUurium  für 
collyrium.  Die  form  6  calaginous  für  cali'ginous  und  9  fes- 
tology  für  festilogy  kann  ich  mir  nicht  deuten. 

B  I  c.  Durch  ie  wird  in  lat.  lehnwörtem  länge  des 
vokals  niemals  ausgedrückt.  In  zwei  fällen  aber  weist  die 
Schreibung  ei  (urspr.  wiedergäbe  des  griech.  ei;  heute  nicht 
ungewöhnlich)  auf  sichere  länge  hin:  1.  im  17.  jahrh.  in 
eidyl  für  idyll;  2.  im  17.— 19.  jahrh.  in  cheiromancy  neben 
chiromancy. 

B  I  d.  Länge  durch  stütz-e  wird  aufser  in  dem  ne. 
irreconcileable  im  18.  jahrh.  in  indiviseable  für  heutiges  in- 
divisible  [lat.  indlvlsibilis]  angezeigt. 

B  n  a.  Kurzes  i  wird  durch  darauf  folgende  doppel- 
konsonanz  im  auffallenden  unterschied  zu  franz.  entlehnungen 
nur  in  verschwindend  wenig  fällen  wiedergegeben.  Es  sind 
mir  eigentlich  nur  drei  sichere  fälle  begegnet :  1.  6  inibbit  für 
inhibit;  2.  6  siccatrize  f ür  cicatrize ;  3.  7  itterate  für  iterate. 
Die  übrigen ,  die  das  N.  E.  D.  als  lat.  entlehnungen  angibt, 
zeigen  m.  e.  gerade  durch  ihre  doppelkonsonanz,  daXs  sie  franz. 
entlehnungen   sind,    oder    mindestens    als    solche    aufgefafst 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  87 

wurden.  Es  sind:  1.  7  cinnick,  cynnick  für  cynic;  2.  7  crittick 
für  critic;  3.  7  immitate  für  Imitate;  4.  6—7  sillinder  für 
cy linder;    5.  7  bittumen  für  bitumen. 

Bub.  Eine  längebezeichnung  des  i  durch  folgendes 
gh(t)  ist  nicht  belegt. 

Ergebnis.  Die  kriterien  für  die  frühne.  Quantitäten  in 
lat.  lehnwörtern  sind  also  noch  bedeutend  dürftiger  wie  die 
in  franz.  entlehnungen.  Sie  reichen  nur  aus  zur  datierung 
der  Quantitäten  vor  ein  paar  endungen:  länge  vor  -solle  in 
8  indiviseable ,  kürze  vor  1.  -nie  in  7  cynic;  2.  -mitate  in 
7  imitate;    3.  -bit  in  6  inhibit;    4.  -terate  in  7  itterate. 

C.  Die  neubildungen. 

In  einigen  wenigen  fällen  haben  wir  auch  schreibkriterien 
für  die  neubildungen. 

C  I  a.  Die  wenigen  e-schreibungen  sind  schwer  zu  deuten. 
1.  6  felyssour  für  fllacer.  2.  6  demissory  für  di-  <  ?  3.  8 
demmity  für  dimity,  dem  ein  5  demite  entspricht.  4.  6  hebretian 
für  hebritian,  das  vielleicht,  wie  das  N.  E.  D.  vermutet,  durch 
anbildung  an  Grecian  entstanden  sein  kann.  5.  Sehr  schwer 
ist  zu  sagen,  welchen  laut  e  wiedergibt  in  7  emperial,  impe- 
ryal,  emperial  und  imperial(l)  neben  empyreal.  Die  form 
imperial  macht  wahrscheinlich,  dafs  unter  einflufs  von  imperial 
eine  umlautung  des  accentvokals  stattgefunden  hat  und  e  =  i 
anzusetzen  ist.  5.  Ebenso  stellt  e  den  laut  l  dar  in  der 
Schreibung  analetical  [lat.  e]  für  analytical.  6.  Was  mag 
wohl  das  vereinzelte  desard  neben  schon  früh  bezeugtem  9'  in 
dicer  bedeuten? 

C I  b.  Aufser  den  wenigen  e-schreibungen  kommt  für 
das  Ne.,  soweit  das  N.  E.  D.  reicht,  nur  noch  eine  o-schrei- 
bung  in  betracht:  6  controvar  für  contriver.  Dies  o  ist  wohl 
als  wiedergäbe  des  afz.  controveur,  nfz.  controuveur  aufzu- 
fassen und  stellt  bei  accentuierung  der  ersten  silbe  (?)  wohl 
einen  dumpfen  dem  o  und  u  nahestehenden  laut  dar. 

C  I  c.  Längebezeichnung  des  i  durch  die  Schreibung 
ie  liegt  m.  e.  vor  in  7  inquiery  für  inquiry. 

Cid.  Durch  ein  stütz-e  wird  länge  unter  beein- 
flussung  durch  einsilbige  entlehnungen  dargestellt  in:  1.  7  as- 
criveable    (heute    ascribable);    2.    ö  dicear    (heute    dicer); 


88  C.  HECK. 

3.  6  Schott,  guydear  für  guider,  und  in  Wörtern,  in  denen 
es  sich  bis  heute  erhalten  hat,  so  7—9  adviseable  und  fineable 
neben  finable. 

G  n  a.  Doppelkonsonanz  als  kürzebezeichnungen: 
1.  in  dem  schon  ens^ähnten  dimety:  7  dimmety,  2.  in  filacer: 
6  filliser,    3.  in  7  cittiner,  cyttenere  für  mod.  engl,  citiner, 

4.  in  6  figgent  für  figent,  5.  in  dem  auffallenden  schott.  gydder 
neben  allgemeiner  länge  und  6.  in  6—8  acquittal. 

C II  b.  Für  dieses  letztere  wort  findet  sich  auch  im 
16.  jahrh.  die  länge  -gh(t):  acquyghtall.  Das  9»  ist  hier  ganz 
sicher.  Es  haben  demnach  im  16.  jahrh.  wohl  noch  beide 
formen  neben  einander  bestanden,  acquyghtal  entspricht 
der  regelmäfsigen  bildung  dieses  wertes  aus  dem  me.  infi- 
nitiv  acwite  etc.,  acquittal  dagegen  einer  bildung  aus  dem 
aus  dem  part.  unregelmälsig  gebildeten  späteren  Infinitiv 
acquit.  Diese  neubildung  verdrängt  dann  die  alte  form 
noch  ganz.  —  Längebezeichnung  durch  gh(t)  hat  auch  noch 

6  despightal. 

Das  ergebnis  für  die  neubildungen  ist  also  auch  ein 
äufserst  dürftiges.     Datierungskriterien  werden  uns  geliefert 
I.  für  kürze:  durch  6—8  dimmity,  IL  für  länge  durch  1.  -ry 

7  inquiry.     2.  -cer:  6  dicear.     3.  -der:  6  guidear.     4.  -^able 

7  ascribable.  5.  -sable:  adviseable.  6.  -tal:  6  aquyghtal, 
despyghtal. 

D.  Die  übrigen  lehnwörter. 

Die  Schreibungskriterien  für  die  übrigen  lehnwörter 
stellen  zumeist  den  ne.  laut  I  (e)  dar  und  fallen  daher  unter 
die  behaudlung  des  buchstabens  e.  Hierher  gehört  nur: 
6  apathaton  für  -pitheton  und  6  schott.  cietey  für  citey.  — 
Von  den  in  ihrer  etymologie  noch  nicht  aufgeklärten  ne. 
dizzard,  dizen,  divot  weisen  die  vielen  doppelschreibungen 
auf  franz.  Ursprung  hin. 

Gesamtergebnis:  Das  gesamtergebnis  unserer  Unter- 
suchung der  frühne.  Schreibungen  des  lautes  i,  9» 
ist  also  ein  negatives  in  bezug  auf  ihre  Verwertung  als 
basis  einer  erforschung  der  quantitäten  der  lehnwörter  mit  dem 
accentvokal  i.  Nicht  \iel  besser  wird  es,  wie  ich  aus  meinem 
material  schon  ersehen  kann,  für  die  übrigen  vokale. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  89 

Wir  ständen  daher  mit  unseren  kriterien  fürs  Ne.  ebenso 
verlassen  da  wie  fürs  Me.,  wenn  uns  nicht  die  orthoepistischen 
angaben  zu  hilfe  kämen.  Allerdings  reichen  auch  sie  nicht 
aus  zum  vollen  Verständnis  der  quantitierung  der  lehnwörter, 
doch  geben  sie  uns  wenigstens  nach  zwei  selten  hin  be- 
friedigenden aufechlufs:  1.  Sie  beantworten  die  frage  nach 
der  datierung  unserer  quantitäten  im  allgemeinen,  und  zwar 
nach  ihrem  terminus  ante  quem.  2.  Sie  geben  uns  im  allge- 
meinen klarheit  über  die  frage  nach  der  quantitierungsge- 
schichte  innerhalb  des  NE. 

Unter  diesen  gesichtspunkten  werden  wir  die  orthoepisten 
nach  Ellis  >)  0.  K  E.  P.  IH,  VIII,  IX,  X  behandeln. 

2.   Die  Orthoepisten. 

In  den  angefülirten  kapiteln  aus  Ellis'  Werk  stofsen  wir 
auf  drei  verschiedene  quellen  für  unser  vornehmen:  I.  Ex- 
cerpte  aus  oder  völlige  abdrucke  von  orthoepisti- 
schen versuchen  und  zwar  a)  ausspracheregeln,  allein, 
oder  in  gi*ammatiken,  oder  als  einleitungen  und  erläuterungen 
zu  Wörterbüchern:  (Webster,  Steele,  Kenrick,  Lediard  :  18. 
jahrh.  —  0  :  17.  jahrh.  —  Salesbury  :  16.  jahrh.);  b)  Zu- 
sammenstellungen von  Words  Like  and  Unlike  (0  :  18. 
jahrh.  —  Hodges,  Owen  Price,  Cooper:  17.  jahrh.  —  Butler: 

16.  jahrh.);  c)  phonetische  transkriptionen  (Franklin: 
18.  jahrh.  —  Wilkins:  17.  jahrh.  —  Hart,  Bullokar,  Gill, 
Butler:  16.  jahrh.).  11.  Quantitätsbezeichnungen  durch 
accente  in  Lediard's  (18.  jahrh.)  starkem  und  schwachem 
accent  (langer  oder  kuizer  accentsilbe).  III.  Die  von  Ellis 
zusammengestellten    Pronouncing-Vokabularies    des   16., 

17.  und  18.  jahrh. 

I  und  II  können  uns  gemäfs  ihrer  natur  auf  unsere  beiden 
fragen  oben  keine  ausreichende  antwort  geben,  obwohl  sie 
uns  wertvolles  material  liefern.  Wohl  aber  kann  es  III,  da 
ihm  das  prinzip  der  Vollständigkeit  unterlegt  ist,  nämlich 
Vollständigkeit  in  der  angäbe  aller  von  der  jetzigen 


^)  Jiriczek's  (iill-Aasgabe  war,  als  ich  dies  kapitel  schrieb,  uoch  uicht 
erschieuen,  sie  konnte  aber  zu  den  folgenden  ausfühmngeu  noch  herange- 
zogen werden. 


90  C.  HECK, 

abweichenden  aussprachen,  soweit  sie  dem  emsigen 
forscher  erreichbar  waren.  Das  ist  es  aber  gerade,  was  wir 
brauchen.  Das  ergebnis  nun  einer  prüfung  des  Verhält- 
nisses von  übereinstimmen  und  nichtUbereinstimmen 
der  in  den  listen  gegebenen  Quantitäten  mit  den  jetzigen 
quantitierungen,  wird  unter  berücksichtigung  der  tatsache, 
dafs  die  vielen  (es  sind  die  mehrzahl  aller  lehn  Wörter)  in 
gesetzlichem  Zusammenhang  mit  ihren  heutigen  lau- 
tungen  stehenden  Wörter  in  den  vocabularies  nicht  an- 
geführt werden,  ausschlaggebend  sein  für  die  beantwor- 
tung  unserer  ersten  obigen  frage. 

Dieses  ergebnis  könnte  man  hier  nun  gleich  mitteilen,  und 
seine  richtigkeit  der  nachprttfung  überlassen.  Doch  mülste 
man  dann  auch  die  ausnahmen  kategorisch  au&tellen.  Da 
nun  das  nicht  angeht,  so  werde  ich  zunächst  eine  kritik  der 
ausnahmen  vornehmen.  Hier  hinein  sind  auch  die  aus- 
nahmen unter  I  und  II  zu  ziehen,  zumeist  belege  für  die 
vocabularies,  aber  auch  nicht  in  diesen  vorkommende  Wörter 
aus  orthoepisten  (Webster,  Lediard)  enthaltend,  auf  die  Ellis 
erst  nach  Vollendung  seines  vocabulary*s  fürs  18.  jahrh.  stiefs. 
Durch  diese  kritik  wird  zu  gleicher  zeit  auch  unsere  zweite 
frage  oben  beantwortet. 

über  die  näheren  titel  der  quellen  cf.  Ellis;  ebenso  über 
die  Charakteristik  der  orthoepisten  im  allgemeinen:  hier  nur 
einige  charakteristische  züge  aus  Ellis'  angaben  darüber,  und 
aus  seinen  erörterungen  über  die  Schwierigkeiten  einer  rich- 
tigen deutung  des  materials,  das  ihm  vorlag. 

I.  Quellen:  18.  jahrh.  1.  W(ebster)  1789 (?).  2.  Ex- 
pert  orthographist  (0)  1704.  3.  D(yche)  1710.  4.  B(uchanan) 
1766.  5.  F(ranklin)  1768.  6.  Sh(eridan)  1780.  7.  Led(iard) 
1725. 

17.  jahrh.  1.  C(ooper)  1685.  2.  English  Scholar  (E) 
1687.  3.  J(ones)  1701.  4.  M(iege)  1688.  5.  Fr(ice)  1688. 
6.  W(allis)  1653.     7.  Wilkins  (WLJ  1668.    8.  H(odges)  1643. 

16.  jahrh.  1.  Butler  (Bt)  1633.  2.  Bull(okar)  1580. 
3.  CAf^ßie;  1550.  LG(ül)  1&21,  h,H(art)lhm,  6,  P(alsgrave) 
1530.     7.  S(mith)  1568.     8.  Sa(lesbury)  1547  und  1567.0 

0  Einige  änderuugeu  au  Ellis'  abktirzungen  sind  gemacht  worden, 
um  yerwirrung  zu  vermeiden. 


DIE  QUANTITÄTEN  DBB  ACCENTVOKALE  ETC.  91 

IL  Zur  kritik  der  quellen  der  vocabularies.  (cf.  immer 
Ellis,  den  ich  hier  meist  wörtlich  zitiere.) 

18.  jahrh.:  0  =  "S'^*  rate  schoolmaster  in  London."  — 
^  D  merely  describes  the  sounds  in  the  accented  syllables  of  a 
few  words,  and  does  not  symbolise  them  with  sufficient 
accuracy.  The  words  [there]  given  are  rather  guesses  than 
transcripts  in  several  cases."  —  B:  "  its  completeness  and  early 
date  .  .  rendered  it  necessary  to  go  through  the  whole,  and 
select  such  words  as  on  any  account  seemed  worthy  of 
preservation.''  —  Fr.  Von  ihm  sind  "a  few  words"  in  den  voc. 
"their  orthography  corrected".  Sh.  "all  the  words  taken 
from  B  have  been  compared  with  Sh."  Er  ist  der  modernste. 
Led,  ist  besonders  durch  seine  wiedergäbe  der  laute  in  deutschen 
lautzeichen  wertvoll  und  W  durch  seine  hinweise  auf  die 
amerikanische  ausspräche  seiner  zeit. 

17.  jahrh.  "These  writers  (mit  ausnähme  von  Wilkins) 
have  more  or  less  precise  or  lax  methods  of  representing 
individual  sounds,  but  very  rarely  combine  their  Symbols  so 
as  to  spell  out  complete  words.  —  1.  W.  "the  vowels  in  [his] 
accented  syllables  may  be  depended  upon."  2.  Wk  wird  im 
voc.  korrigiert  angeführt.  3.  Pr,  uncertain:  sometimes  even 
the  accented  syllables  [man  vergleiche  seine  Zusammenstellungen 
p.  1024  fL;  ich  habe  daher  Pr.  in  der  regel  nicht  zitiert]. 
4.  H.  besser.  5.  C.  "very  strict  but  very  peculiar."  6.  Über 
M,  cf.  Ellis.  7.  J.  "the  most  extensive  list,  and  most  re- 
markable,  because  he  has  chronicled  numerous  unrecognised 
or  "abusive"  pronunciations  besides  those  which  were  customary 
or  fashionable.  I  have  not  always  feit  perfectly  confident  of 
the  correctness  of  my  Interpretation." 

16.  jahrh.:  1.  "the  position  of  the  accent  is  always  hypo- 
thetical,  except  for  the  words  of  Gill  128—138."  2.  "great 
difflculty  in  determining  the  length  of  the  words."  P.  does 
not  note  the  length.  Sa,  not  consistent.  H,  G.  generally 
use  diacritical  signs,  Bull  does  so  in  many  cases,  [butj  the 
diacritical  sign  is  often  omitted,  and  it  is  difficult  to  know 
in  any  given  case,  whetlier  it  ought  to  be  added  or  not  .  . 
bei  Bull  wii'd  1  und  langes  I  =  (1,  ee)  verwechselt  und  in  G, 
i  (I)  und  j  (9*)  "in  his  book  is  very  perplexing".  3.  CA.'s  words 
have  not  been  transliterated,  they  are  printed  in  italics. 


92  C.  HBCK, 

Nach  welcher  methode  ist  nun  zu  verfahren,  um  öher  dij 
inögtichkeit  oder  uniDCglichkeit  gewisser  quantititten  (das  gü 
namentlich  von  den  phonetischen  transkriptionen  und  Led.' 
accentsetzungen) ,    oder   über  die    Verbreitung    vom   Ne. 
weichender  lautungen,  wo  über  diese  selbst  kein  zweifei  sei 
kann,  ins  klare  zu  kommen?    Ich  habe  so  verfahren:  T.  hal 
ich  alle  ausnahmen   (die  Wörter,  bei  denen  auch  accentvi 
Schiebung  vorliegt,  fallen  hier  zunächst  weg)  von  den  heuti 
quantitiiten  nach  den  accentvokalen  geordnet  und  hieranter 
einordnung  nacli  auffixen  getroffen  nach  dem  in  teil  II  dar- 
zustellenden prinzip  meiner  anordnung  des  gesamten  materials; 
II.  die  so  geordneten  Wörter  auf  die  einzelnen  Jahrhunderte 
verteilt;  III.  alle  regelrecht  bezeichneten  lautungen  derselben 
Wörter:  a)  an  anderen  stellen  bei  denselben  orthoepisten,  b)  bei 
anderen  orthoepisten  desselben  jahrhdts.,  c)  bei  anderen  ortho- 
episten   verschiedener  Jahrhunderte,  soweit   sie   in   Ellis   zii 
finden  waren,  in  die  liste  eingetragen  und  ferner  noch  IV.  alle 
Wörter  mit  gleichem  accentvokal  und  gleichem  sufftx,  soweit 
sie   in  Ellis    belegt  waren   (analogieen) .  hinzugefügt.     Ei 
unter  berucksichtigung  aller  dieser  faktoren  und  unter  steter' 
beachtung  der  persönlichkeit  der  orthoepisten  und  der  korrekt- 
heit  ihrer  arbeit,   und   femer   unter  hinzuziehung  sonstiger 
kriterien    (frühne.  Schreibungen  usw.)    können   wir    uns    ein 
einigermafsen  klares   bild  über  frühne.  quantitütsdifferenzeu 
und  deren  Verbreitung  machen. 

Leider  liefsen  mich  so  oft  alle  diese  kriterien  im  stich, 
wodurch  mir  viele  transkriptionen  undeutlich  geblieben  sind. 
Meine  listen,  nach  denen  die  folgenden  ausführungen  vor  sich 
gehen,  der  besseren  nachpriifung  wegen  hier  abzudrucken, 
schien  mir  nicht  notwendig  zu  sein. 

Die  lautwiedergaben  habe  ich  nicht  uniformiert.  Ich  gel 
die  mod.  engl  laute  nach  dem  N.  E.  D.,  setze  aber  Ellis'  bezeich- 
nungen  für  das  16. — 18.  jahrh.  Von  den  phon.  transkriptionen 
ganzer  Wörter  gebe  ich  in  der  regel  nur  die  der  accentvokale 
wieder,  um  es  dem  leser  bequem  zu  machen,  doch  sind  Ellis' 
völlige  Umschreibungen  beständig  nachzusehen.  Die  belege 
aus  den  vocabularies  werden,  um  sie  von  den  andern  zu 
unterscheiden,  mit  einem  *  versehen.  Ich  werde  im  folgenden 
Öfters  von  ..gesetzlich  richtigen"  gegenüber  „gesetzlieh  falschen" 
lautuugen  sprechen.     Ich  bitte  dies  vorläufig  hinnehmen  za 


eit^H 
ter^l 

I 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  93 

wüllea.    Den  beweis  der  richtigkeit  dieser  behauptung  kann 
ich  erst  auf  späteren  Seiten  liefern-    Nun  zur  sache! 

Accentvokal  a: 

mod.  e.  qua-drant  (o-)  =  queedrant  *B.  (Buchanan) 
und  *S1l  (Sheridan),  cf.  aber  Webster  (Ellis  p.  1067,  sp.  2, 
absatz  1 ,  in  der  mitte) :  authors  differ ,  some  give  the  flrst 
[sound]  (ee),  some  the  second  (ae)  and  others  the  fifth  sound  (o). 
Aus  W.'s  bemerkung  sehen  wir  also,  dafs  *B.  und  *Sh.  uns 
nicht  einen  allgemein  angenommenen  tatbestand  überliefern. 
W.'s  "authors  that  differ"  sind  Kenrick,  Bums,  Perry,  Scott, 
nicht  B.  u.  Sh.  Da  aber  nun  B.  und  namentlich  Sh.  in  erster 
linie  die  lautungen  der  vornehmen  weit  geben,  so  können  wir 
annehmen,  dafs  die  ee-aussprache  event.  nur  eine  fashionable 
neuerung  vorübergehender  art  der  vornehmen  weit  bedeutet. 
Leider  fehlen  fürs  ganze  Ne.  weitere  belege,  doch  bestärkt 
mich  das  geschick  von  quadrate  und  matron,  patron  (cf.  diese) 
in  dieser  annähme.  Gesetzlich  richtig  wäre  nur  ae  resp.  o. 
Letzteres  ist  aus  seiner  zeitweiligen  Verbannung  heute  wieder 
in  die  Londoner  salons  zurückgekehrt  und  hat  seine  neben- 
buhler  wieder  ganz  verdrängt. 

mod.  e.  ta'bard  («')  =  tee*bard:  *B.  Weitere  belege 
für  die  ne.  zeit  kommen  in  Ellis  nicht  vor.  Me.  Schreibungen 
mit  -bb-  deuten  auf  ursprüngliche  und  reguläre  kürze.  Sie 
wird,  das  ist  wohl  anzunehmen,  auch  im  18.  jahrh.  neben  B.*s 
(ee*)  fortbestanden  haben.  Später  hat  sie  sich  wieder  zur 
alleinigen  geltung  gebracht 

mod.  e.  anarch  (se*).  Ebenso  ist  *B.'s  eenarch  eine 
nicht  allgemein  anerkannte  lautung,  cf.  *Sh.'s  »narch.  Dies 
wort  hat  wohl  mit  tabard  ein  gleiches  geschick  gehabt.  Auch 
hier  fehlen  weitere  belege.  Regulär  wäre  nur  aenarch,  wie 
wir  es  heute  aussprechen. 

mod.  e.  qua'drate  (o.):  Diesem  wort  gibtLediard  (p.  1041, 
unter  a  I)  neben  auffallendem  many  (mähni)  die  ausspräche 
quähdrähte  (deutsches  langes  ä,  et  ähre).  Aber  p.  1041  V 
verwendet  er  es  als  beleg  der  ausnähme  von  der  o-aussprache 
des  a  und  gibt  ihm  da  den  laut  (ae).  Also,  ohne  es  vielleicht 
zu  wollen,  —  das  geläufigere  war  ihm  wohl  die  „fashionable" 


94  C.  HEOK, 

läDge  —  bezeugt  er  auch  die  kürze.    Zweifelsohne  verhält  es 
sich  mit  diesem  wort  wie  mit  quadrant  oben. 

able  (e*).  Gills  kürze  able  ist  sicher  ein  druck-  oder 
Schreibfehler.  *  G.  65  und  an  anderen  stellen,  *  Bull,  *  S.  im 
16.  jahrh.  und  *Pr.,  *C.  nebst  Hodges  —  der  es  in  seinem: 
Words  Like  and  Unlike  Abel  gegenüberstellt  —  im  17.  jahrh^ 
haben  ausnahmslos  länge.  Jiriczek's  Gill  hat  dies  fehlerhafte 
able  auf  s.  84,0.    cf.  die  vielen  äbl  s.  74,g_2s  etc. 

aged  (e').  Ebenso  scheint  mir  ein  druckfehler  vorzu- 
liegen in  Gill*s  aged  (a)  Jir.  s.  II25.  Es  ist  nur  einmal  belegt 
age  ist  öfters  transkribiert  mit  ä  und  auch  da  schleicht  sich 
einmal  der  fehler  a  ein:  s.  11726.  Also  warum  auch  nicht 
in  aged? 

apparel  (£).  Dagegen  scheint  mir  in  Jir.  Gills  Sli^ 
apparel  (a)  kürze  vorzuliegen,  vielleicht  mit  accentuation  der 
ersten  silbe,  wie  die  Schreibung  6  apperell  wahrscheinlich 
macht,  vielleicht  aber  auch  bei  der  heutigen  accentuation,  wo- 
für wieder  die  Schreibung  7  parrel  zu  sprechen  scheint. 

A'men  (e*  und  a).  In  seinem  Credo  und  Vater  Unser  hat 
Wilkins  beidesmal  ^-men  [p.  998  und  999].  Weitere  belege 
fehlen  fürs  Frühne.  Gill  hat  zwar  einmal  Amen,  doch  ist  es 
an  der  betreffenden  stelle  kursiv  gedruckt  und  scheint  nicht 
transkribiert  zu  sein.  cf.  Jir.  Gill  393i.  Man  kann  daher 
ruhig  mit  Ellis  in  Wilkins  transkription  eine  ungenauigkeit 
erblicken  und  mit  ihm  iEae'men  korrigieren. 

parents  (e).  Diesem  gibt  *G.  an  zwei  stellen  (nach 
Jir.-G.  7722  u.  7812)  dem  mod.  e.  entsprechend  länge.  Einmal 
allerdings  auch  kürze:  Jir.-G.  IO85.  Das  hat  Ellis  nicht 
bemerkt,  oder  wohl,  wie  ja  auch  wohl  anzunehmen,  einen 
druckfehler  darin  gesehen.  In  Ellis'  auszug  aber  von  Bull.'s 
'*Book  at  Large"  [p.  843]  begegnen  wir  nur  pa'rents  mit  kürze. 
Liegt  hier  wirklich  kürze  vor  oder  sind  es  auch  fehlerhafte 
wiedergaben?  Bull,  bezeichnet  in  der  regel  die  länge  des  a 
durch  den  accent  [aj,  doch  verfährt  er  damit  nicht  sehr  genau. 
Die  längen  in  einheimischen  einsilbigen  Wörtern  werden  aller- 
dings ausnahmslos  bezeichnet.  In  den  einsilbigen  lehnwörtern 
ist  es  auch  die  regel,  doch  schleichen  sich  hier  öfters  druck- 
oder  Schreibfehler  ein.  cf.  place  =  plas  84 le,  grace  =  gras 
841,  2.  zeile  von  unten,  misplaced  (a)  8425  neben  richtigem 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  95 

misplaa-sed  842 1,  von  unten,  save  (a)  83929,  30  gegenüber 
saa'fguard  84829.  Wenn  also  Bull,  bei  den  zweisilbigen  die- 
selben druckfehler  hätte  durchgehen  lassen,  so  könnte  man 
das  zweimal  belegte  parent  ja  auf  diese  weise  erklären. 
Doch  dem  ist  nicht  so.  Bull,  gibt  nämlich  bei  den  zweisilbigen 
lehnwörtem  der  quantität  der  accentvokale  überhaupt  keine 
transkription.  Warum  er  es  nicht  tut,  kann  ich  nicht  er- 
gründen. Seine  angaben  sind  dadurch  aber  unbrauchbar  für 
unsere  Untersuchungen.  —  Es  wird  also  in  unserm  fall  für 
das  16.  jahrh.  jedenfalls  das  zweimal  bei  6ill  belegte  paarent 
anzusetzen  sein. 

caper  (e>)  *G.  37  capers  (Jir.  SO^)!  Fürs  17.  jahrh.  be- 
zeugt *C  die  länge  CEE'per.  Aber  Schreibungen  mit  pp  vom 
Me.  bis  ins  17.  jahrh.  bezeugen  auch  eine  form  mit  kurzem  a. 
Die  scheint  mir  auch  hier  vorzuliegen.  Übrigens  erklärt  sich 
die  doppelform  aus  einer  zweifachen  entlehnuug  dieser  Wörter. 
Die  ä-form  entspricht  dem  lat.,  die  ä-form  dem  franz.  vorbild. 

fragile  (ae*):  18.  jahrh.  free* gile  *B,  fra'gile*Sh.  Wei- 
tere belege  fehlen.  Über  die  Verbreitung,  die  dieses  irreguläre 
[ee-]  in  der  Schriftsprache  erlangt  hat,  läfst  sich  daher  nichts 
sagen. 

rapine:  (ae*).  Ebenso  wenig  läfst  sich  über  die  zeitliche 
und  räumliche  Verbreitung  von  *B.'s  raeae'pine  [hier  nicht  ee!] 
feststellen,  da  weitere  belege  nicht  vorhanden  sind. 

basin  (e^).  Wenn  wir  für  basin  (e^)  neben  18.  jahrh.  *B. 
*Sh.  bee-sin,  sowie  17.  jahrh.  *C  bEE'sin  bei  Pr.,  der  in  seinen 
Words  Like  and  Unlike  die  tollsten  gegenüberstellungen  macht, 
bae'sin  finden,  so  ist  das  eine  sehr  zweifelhafte  angäbe.  Die 
spätme.  -SS -Schreibungen,  die  nochmals  im  18.  jahrh.  wieder- 
kehren [ — 8  bassin],  weisen  allerdings  auf  kürze  hin,  und  es 
ist  möglich,  dafs  Pr.  diese  noch  kannte  und  fixierte,  aber  seine 
ungenauigkeit  lälst  eben  keinen  sicheren  schlufs  zu. 

rapier  (e**).  In  Lediards  räpier  ['  =  kurzer,  *  =  langer 
accent,  gleichbedeutend  mit  kurzer  und  langer  accentsilbej  liegt 
wahrscheinlich  ein  irrtum  vor,  wie  so  häufig  bei  seiner  accent- 
setzung  [cf.  diese],    cf.  auch  *B.  *Sh.  reepier. 

b rasier  (e*)  weist  noch  im  17.  jahrh.  alte  reguläre  kürze 
auf  im  *J.*s  "sometimes"  braesher;  zugleich  aber  sehen  wir 


96  C.  HECK. 

durch  das  "sometimes",  dafs  die  neuerung  *  J.  braeae'sier  schon 
zu  Jones'  zeit  die  herrschaft  gewonnen  hat. 

native  (e*).  Bull.  84235,42,  843 ,0  =  na'tive,  Weitere 
belege  sind  fürs  Frühne.  nicht  vorhanden.  Gill  hat  allerdings 
unbetontes  nativity  (Jir.  G.  15  5),  cf.  oben. 

Vary  (e).  16.  jahrh.  Bull.  8IO17  va-ry  [et  parentsj.  FrkL's 
ve'ries  [1062  21]  ist  ein  Schreibfehler,  cf.  edsch  1062 19  für  age 
(ee.).  Länge  wird  fürs  Frühne.  sicher  bezeugt  durch  *C.'s 
VEE'ry  im  17.  jahrh. 

squadron  (0.):  *B.  swaeae'dron,  *Sh.  skwAAdron.  Wei- 
tere belege  fehlen. 

capon  (e^).  Zu  capon  (ä)  bemerkt  Gill  (cf.  Jir.  33 e):  sed 
Mopsae  kepn  et  fere  kXpn! 

apron  (e*).  Für  dieses  interessante,  in  seiner  heutigen 
lautung  irreguläre  wort  finden  wir  nur  aus  dem  18.  jahrh. 
belege.  *0.  *Sh.  geben  ee-pron,  *B.  dagegen  gibt  die  alte 
reguläre  form  sepron.  Bis  ins  16.  jahrh.  bezeugen  doppel- 
konsonantische Schreibungen  eine  ursprüngliche  kürze.  Sie 
mufs  sich  nach  B.'s  zeugnis  bis  ins  18.  jahrh.  erhalten  haben. 
Im  19.  jahrh.  ist  sie  ganz  in  die  dialekte  verwiesen,  dort  aber 
herrscht  sie  noch  ziemlich  ausgedehnt,  wie  uns  die  dialekt- 
kriterien  zeigen  werden. 

matron,  patron:  (e'  u.  ae).  In  diesen  beiden  Wörtern 
hat  sich  die  längung,  die  im  18.  jahrh.  vor  sich  ging,  bis  heute 
neben  der  ursprünglichen  kürze  behauptet.  B.  und  Sh.  werden 
wohl  beide  die  ee*- formen  haben,  weil  sie  im  vocabulary 
nicht  erwähnt  werden ;  letzterer  hat  sie  sicher,  cf .  Ellis  III  76. 
Webster  [1068  II  unten]  spricht  sich  wie  folgt  aus:  Many 
people  in  America  [d.  h.  wohl  fast  alle,  denen  die  ausspräche 
der  Engländer  nicht  bekannt  war,  also  die  einfachen  leute  in 
erster  linie]  say  pat-ron,  mat-ron,  whereas  the  English  say 
either  pa-tron  or  pat-ron,  ma-tron  or  mat-ron.  Sh.  gibt  der 
irisch-englischen  ausspräche  seiner  zeit  ebenfalls  ausschliefs- 
lich  kürze  [cf .  III  73] ,  während  er  für  die  englische  lautung 
nur  ee  kennt  oder  kennen  will.  Wir  stehen  also  vor  der  tat- 
sache,  dafs  das  volk  in  Amerika  und  Irland  —  vielleicht  auch 
das  volk  in  England  —  noch  ausschlielslich  die  kürze  benutzt, 
dals  aber  die  feine  oder  gebildete  weit  [Sh.  kennt  für  das 


DIE  QUANTITÄTEN  DEB  ACCBNTVOKALE  ETC.  97 

engl.  Englisch  nur  ee !]  länge  hat.    Worauf  die  länge  beruht, 
davon  später. 

ague  (e*),  Gill-Jir.  ägv  9626,  a?v  99 7,  agv  9733.  Was 
ist  nun  das  richtige  ?  Historisch  korrekt  wäre  agv.  Es  fehlen 
weitere  Zeugnisse  aus  dem  Frühne. 

nature  (e*).  Länge  wird  bezeugt:  1.  im  18.  jahrh.  —  dort 
ausschlief slich :  *0.,  *B.,  *Sh.;  2.  im  17.  jahrh.;  ebenfalls  aus- 
schlief slich :  *C.,  *M.,  *J.  Für  das  16.  jahrh.  zitiert  nun  das 
Vocab.:  naature  *Bull.,  nature?  *G.  21.  Das  zitat  aus  Bull, 
raufs  Ellis  wohl  verbessert  haben,  denn,  wie  wir  oben  sahen, 
gibt  Bull,  in  mehrsilbigen  lehnwörtern  keine  längeangaben. 
Giirs  zitat  ist  richtig  wiedergegeben,  cf.  Jir.-Gill  104s,  aber 
es  scheint  ein  druckfehler  zu  sein.  cf.  nä'ture  in  Gill-Jir. 
120  3.  Es  ist  also  wohl  fürs  ganze  Frühne.  nature  mit  länge 
anzusetzen. 

cla'mour  (ae*).  Für  dies  wort  gibt  Sh.  HI  767  die  aus- 
spräche 36*  als  die  in  Irland,  die  ausspräche  aeae  als  die  für 
die  gebildete  englische  weit  giltige.  Die  länge  hat  sich  nicht 
behaupten  können,  cf.  auch  die  Schreibung  claymour  im  17. 
jahrh.  Liegt  ihr  etwa  volksetymologische  Umbildung  zu  gründe? 

favour  (e*).  GUI  hat  dies  wort  zweimal  und  beidemal 
mit  kurzem  a.  Auch  Bull,  hat  fa'vour,  doch  ist  seine  angäbe 
nicht  zu  gebrauchen.  Für  das  17.  jahrh.  bezeugt  *J.  die 
heutige  länge:  faeae'vour.  —  Das  wort  hatte  ursprünglich 
kurzes  a,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dafs  Gills  transkriptionen 
noch  diese  alte  reguläre  a-aussprache  belegen.  Wir  finden 
sie  heute  noch  in  den  dialekten.  cf.  auch  das  — 9  favver  im 
N.  E.  D.  Daneben  wird  aber  auch  schon  durch  die  Schreibung 
faveor  für  das  16.  jahrh.  länge  bezeugt.  Gill  scheint  sich  als 
konservativer  headmaster  of  St.  Paul's  school  noch  zur  alten 
traditionellen  ausspräche  zu  bekennen. 

famous:  neben  ä  in  famous,  das  dreimal  belegt  ist,  hat 
Gill  einmal  den  komparativ  famuser:  Jir.  48  lo«? 

navy  (e'*)  Vom  17.  jahrh.  bis  zur  gegen  wart  wird  für 
navy  länge  bezeugt:  *C.,  *Sh.  —  *B.  dagegen  hat  ne*vy,  wohl 
gemerkt:  nicht  nae'vy.  Liegt  hier  eine  persönliche,  etwa 
durch  den  dialakt  hervorgerufene  eigentümlichkeit  vor?  cf. 
auch  *B.'s  appereL 

Anglift.    N.  F.    XYII.  7 


98  C.  HBCK, 

arable  (aeae)  gibt  8h.,  der  feine,  gebildete  mann,  mit  ae 
wieder.  *0.  [C  ist  wohl  ein  druckfehler]  dagegen,  der  Lon- 
doner 3"^**  rate  schoolmaster ,  vertritt  die  —  wahrscheinlich 
volkstümliche  —  neuerung :  e,  die  sich  dann  im  weiteren  ver- 
lauf allgemein  eingebürgert  hat. 

carabine  (ae-).  *Sh.'s  caBaerbine  neben  *B.'s  cae'rabine 
ist  die  lautung  für  obs.  carbine  und  gehört  nicht  hierher. 

macer ate  (ae*).  Lediard's  mäcerate  (e)  für  ne.  ae  steht 
vereinzelt  da,  und  ist  höchst  wahrscheinlich  ein  druckfehler. 
Auch  Ellis  kommt  es  fraglich  vor.  cf.  volüptuary  desselben 
absatzes  und  andere  versehen. 

complacency  (e').  Sehr  wichtig  ist  es,  für  dieses  in 
der  mitte  des  17.  jahrh.  zuerst  belegte  wort  bei  *B.  noch  die 
reguläre  lautung  (ae*)  zu  finden,  die  *Sh.  schon  nicht  mehr 
kennt,  und  die  auch  heute  allgemein  verdrängt  ist. 

majesty  (ae).  GilPs  mäjesty:  Jir.  374  steht  einem  ma'jesty 
38;  gegenüber.  Was  ist  das  richtige?  Weitere  belege  füre 
Frühne.  fehlen.  *Sa.'s  ma'jesty  kann  nicht  herangezogen 
werden,  da  es  von  Ellis  konstruiert  ist  [cf.  Sa.'s  traktat]. 

Asia  (e*).    *B.  hat  noch  die  reguläre  kürze! 

allen  (e*).  Für  dieses  finden  wir  im  18.  jahrh.  der  heu- 
tigen lautung  entsprechend  bei  *B.  und  *Sh.  ee,  *0.  hat  da- 
gegen ae!  Diese  reguläre  kürze  wird  durch  die  volkstümlich 
umgelautete  Schreibung  alliant  des  17.  jahrh.  gestützt  Sie, 
hat  sich,  da  '^B.  und  *Sh.  sie  nicht  kennen,  wie  scheint  nur 
in  mehr  niederen  Volksschichten  erhalten:  0.  =  der  arme, 
stundengebende  3''*  rate  schoolmaster! 

sacrifice  (ve):  p.  1068,  2.  spalte,  5.  absatz  geht  aus 
Websters  bemerkung  hervor,  dafs  erst  zu  seiner  zeit  in  Eng- 
land von  den  hervorragendsten  rednern  die  heutige  ae'-ans- 
sprache  eingeführt  worden  ist,  und  dafs  diese  in  Amerika  noch 
nicht  bekannt  war. 

ratio  (e*)  wird  im  18.  jahrh.  von  *B.  noch  korrekt  rsB'tio 
gelautet    *Sh.  hat  schon  reetio. 

-ation  (eO.  Belege  von  kürzen  für  die  Wörter  auf  -ation 
finden  wir  bei  orthoepisten  des  16.  jahrh.  1.  bei  BulL  na'sion 
841 1^  und  noch  fünfmal,  occasion  8394$«  843 1«,  843)).  occa- 
pation  8d9«t*    abbreviation  (a)  842 1   und  aspira'tion  842|7. 


DCB  QUANTITÄTEK  DBB  ACCBNTVOKALB  ETC.  99 

Also  alle  seine  -ation,  und  so  oft  sie  belegt  sind,  haben  ä. 
Dies  hängt  aber  mit  seinem  allgemeinen  verfahren  zusammen. 
Was  ihn  nur  dazu  bestimmt  mag  haben,  in  mehrsilbigen 
lehnwörtem  keine  quantitätsdifferenzen  anzugeben?  Waren  sie 
ihm  wirklich  so  unsicher  und  schwankend?  2.  Bei  Hart  im 
16.  jahi'h.:  confirma'tion  79825,  pronuncia'tion  79924,  802  24, 
802 14,  79832,  na-sion  79821,  79827.  Ein  druckfehler  wie  in 
hav  80323  ^  gewöhnliches  haav,  pla'ses  79827  ^^  pl^as 
801 16  liegt  bei  dem  durchgehenden  fehlen  der  länge  wohl 
schwerlich  vor.  Hat  Hart  etwa  dieselbe  Unsicherheit  em- 
pfunden wie  Bull?  Ellis'  auszug  liefert,  um  dies  feststellen 
zu  können,  kein  weiteres  material  mit  langem  a.  Liegt  viel- 
leicht eine  fashionable  art  der  ausspräche  vorübergehender 
natur  vor?  Gill  kennt  sie  nicht.  Er  hat  für  die  vielen 
Wörter  auf  -ation,  die  er  bringt,  durchgehend  länge.  Das 
einzige  expectation  (a)  855  20  ist  wohl  ein  druckfehler.  cf. 
naa-tion  85534,  855  30,  8565,  855  n,  meditaa'tion  85746. 
3.  salvaa'tion  85522  etc.,  8563,  foundaa-tion  85623,  857 12, 
habitaation  85623,  857 n,  occaasion  etc. etc.  —  Im  späteren 
Ne.  treffen  wir  in  der  regel  auch  nur  auf  längen :  cf .  z.  b. 
*Pr.'s  naa'sion,  *B.'s  und  *S/s  adulation  [ee]  und  acclamation 
|eej,  Kenrick's  reputation  [ee-]  etc.  Frkl.'s  reforme -tion  1062, 
pronuncie'tion  1062  30  sind  entweder  als  ungenaue  wiedergaben 
oder  als  persönliche  eigentiimlichkeiten  aufzufassen  und  nicht 
als  kurze  a.  Diese  transkribiert  er  mit  ae*,  cf.  1061 25 :  nae'turaL 
Auch  Wk.'s  temptaß'sion  ist  keine  kürze.  Es  liegt  ein  druck- 
fehler vor!  —  Kurz  ist  nur  Steele's  naß -tion  [p.  1055],  wo  er 
ausdrücklich  sagt:  e  is  long  in  may,  make  and  short  in 
nae'tion!  Jedoch  erklärt  sich  dies  o)  am  natürlichsten  als 
kürzung  durch  nae'tional,  da  GilVs  und  Pr.*s  naation  und 
nseaesion  die  länge  fürs  Frühne.  doch  wohl  als  allgemeingiltig 
hinstellen. 

capricorn  (ae)  *B.  cee'pricom,  *Sh.  cae'pricom.  et 
quadrant  etc. 

Patriot,  patriotism  (ae*).  Webster  1062  115:  "In  Pa- 
triot, patriotism  the  English  give  a  its  long  sound,  but  a  great 
part  of  the  Americans  its  short  sound."  Unter  "the  English" 
ist  sicherlich  nur  zu  verstehen:  die  kreise,  die  er  kannte, 
"the  great  part  of  the  Americans"  ist  wohl  gleichbedeutend 
mit  denen,  die  die  englische  ausspräche  nicht  kannten,  also 

"4^ 


100  C.  HECK, 

den  gewöhnlichen  bürgerkreisen  und  dem  volk.  Das  (unge- 
setzliche) e,  welches  wahrscheinlich  eine  vorübergehende 
neuerung  vertritt,  wird  sonst  nicht  erwähnt. 

bestiality  (ae*)  *B/s  bestiAA'lity  hat  in  der  Schrift- 
sprache wohl  wenig  Verbreitung  gefunden.  *Sh.  hat  bestia'lity. 
Für  das  wort  selbst  finde  ich  keine  weiteren  belege,  aber  die 
analogen  Wörter  haben  alle  kürzen:  so  im  18.  jahrh.  Lediard's 
causality,  Led.'s  und  Webster's  quality  (o,  se),  im  17.  jahrh.  *  C.'s 
qujß'lity,  im  16.  jahrh.  Gill's  qua'lity,  frugality  und  persona'lity. 

casualty  (se-)?  *B.  und  *Sh.  im  18.  jahrh.  haben  dem 
mod.  E.  entsprechend  ae.  Fürs  17.  jahrh.  bezeugt  *  J.  durch 
sein  "sometimes"  caeae'sualty  eine  vorübergehende  analogie- 
bildung. 

vacuous:  für  mod.  E.  ae  hat  *B.  hier  wieder  ee. 

amatory:  Ebenso  in  amatory.  Beide  fallen  unter  das 
oben  gesagte.    *Sh.  hat  in  beiden  fällen  ae. 

Accentvokal  e  [T,  e]. 

Eine  eigentümlichkeit  der  lautwiedergabe  Buchanans  mufs 
vorausgeschickt  werden.  Er  bezeichnet  in  der  regel  den  vokal 
e  so,  dafs  Ellis  die  länge  mit  [ii] ,  die  kürze  mit  [e]  wieder- 
geben kann.  Daneben  hat  er  aber  noch  die  dritte  bezeich- 
nung  [i] ,  und  zwar  sowohl  da ,  wo  Sh.  und  das  mod.  E.  [iij 
haben,  als  auch  da,  wo  bei  ihnen  [e*]  vorliegt.  So  setzt  er 
z.  b.  in  adhere,  machine,  oblique,  serene  [ii] ,  wie  die  andern 
orthoepisten ,  dagegen  in  Wörtern  gleicher  art  wie  fatigue, 
extreme,  wo  *Sh.  und  *0.  ebenfalls  [ii]  haben,  [i].  Es  ist 
nun  ganz  ausgeschlossen,  dafs  dieser  1-aussprache  allgemeinere 
giltigkeit  zukommt,  das  beweist  ja  schon  *Sh.'s  und  *0.'s 
transkription.  Es  liegt  vielmehr  Buchanan's  transkription 
scheints  heimischer  einfiufs  zu  gründe,  und  es  kann  daher  bei 
der  betrachtung  der  lautung  der  frühne.  Schriftsprache  diese 
eigentümlichkeit  übergangen  werden. 

idea  (T*).  Frkl.'s  idea  =  9^dia  für  ii  ist  wohl  unkorrektheit 
der  phonetischen  transkription.  [cf.  10622  huü  für  huuüI, 
10622  i-ven  für  iiven,  1062 12  titshiq  für  tiiching.]  Übrigens 
bezeugt  Led.  die  länge  ii,  p.  1041  [e  I  3] :  eidiha,  und  gibt  da 
dJQ  allgemeine  regel,  dals  e  vor  folgendem  vokal  lang  ist 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTTOKALE  ETC.  101 

equal  (I-).  Gill-Jir.  hat  6  =  e  91  lo  und  Squal  123n. 
6  scheint  das  richtige  zu  sein,  denn  auch  die  Schreibungen  se 
des  16.  und  17.  jahrh.  deuten  auf  länge  und  auch  Led.  im 
18.  jahrh.  hat  ih'qual. 

pedant  (e)  hat  irreguläre  länge  im  17.  jahrh.  bei  *J. 
Weitere  belege  fehlen.    Gill-Jir.  hat  pedante. 

pleasant  (e.)  *G.  142  plee-sant.    cf.  pleasure  s.  104. 

treble  (e*),  das  sich  im  16.  jahrh.  durch  doppelkonsonan- 
tische formen  als  kürze  ausweist,  und  das  auch  durch  Bull, 
beständig  als  kürze  behandelt  wird,  hat  bei  *J.  tree'ble. 
Sonst  findet  sich  diese  form  nicht  mehr.  Kenrick  hat  treble 
p.  1054. 

recent,  decent(T).  recent  hat  Led.  mit  dem  acuten 
accent  (6  =  6).  Sonst  ist  das  wort  nicht  belegt.  Man  könnte 
geneigt  sein,  einen  druckfehler  anzunehmen,  wenn  nicht  Led, 
für  das  analoge  decent  die  beiden  transkriptionen  dess-ent 
und  diessent  hätte  [104911],  woraus  hervorgeht,  dafs  im 
anfang  des  18.  jahrh.  beide  lautungen  neben  einander  bestanden. 
Hierdurch  wird  das  rß'cent  sehr  wahrscheinlich.  Ob  auch 
schon  die  irreguläre  länge  damals  gesprochen  wurde? 

present  (e*)  hat  einmal  e  in  Gill-Jir.  785  gegenüber 
zwei  6 -belegen:  91 32,  91 31;  das  subst.  presence  hat  nur  6. 
Hierdurch  wird  das  e  sehr  unwahrscheinlich.  Auch  bei  andern 
orthoepisten  ist  nur  6  anzutreffen. 

precept  (ii).  Led.'s  pr6cept  (e*)  [regulär!]  steht  ohne 
weitere  deckung  da,  und  mufs  daher  in  anbetracht  der  un- 
genauen darstellung  Led.'s  mit  einem  fragezeichen  versehen 
werden. 

leper  (e).  Mit  diesem  wort  beschäftigen  sich  namentlich 
die  orthoepisten  des  17.  jahrh.  1.  Cooper:  I.  eandem  pronun- 
ciationem  habent  .  .  .  leper  [leprosus]  :  leaper  [saltator]. 
2.  Hodges :  I.  alike  in  sound  .  .  leapers  (that  can  leap)  :  lepers 
(füll  of  leprosy).  Soll  man  dem  leper  ein  langes  e  geben? 
Cooper  ist  zwar  sehr  genau  und  doch  hat  er  unter  I.  auch  car'd 
=  cared  gegenüber  card  gestellt,  und  Hodges  stellt  unter 
L  bad  :  bade,  Easter  :  Hester,  holy  :  wholly  und  nament- 
lich ceasing  :  cessing  gegenüber.  Also  16  per  ist  nicht  ein- 
wandsfrei. 


102  C.  HECK, 

leaver  (T,  e).  Bezeugt  wird  im  Frühne.  nur  die  aus- 
spräche e.  et  *C.  iB'ver  und  *M.  le-ver:  a  est  cont6  pour 
rien  [cf.  auch  m  §  3  p.  81  ff.]. 

egress  (T).    Led.  6gress  =  6? 

secret  (T).  Led.*s  s6cret  (6)  ist  wieder  fraglich  wegen 
der  ungenauigkeit  seiner  transkription. 

nephew  (e*).  *J.  gibt  ee  und  e,  ohne  sich  weiter  zu 
äufsern,  welche  von  beiden  aussprachen  die  gewöhnlichere  sei. 

tenet  (e).  tenet  ist  im  17.  und  18.  jahrh.  als  länge  be- 
zeugt durch  *J.'s  tee'net,  *B.'s  ti[iijnet,  *SL's  tii'net. 

athle-tic  (e*)  hat  *Sh.  wie  heute.  *B.  hat  athlii'tic. 
In  wie  weit  dieser  wahrscheinlich  an  das  Substantiv  ange- 
glichenen form  allgemeinere  giltigkeit  zukommt,  und  wie  weit 
ii  vor  -tic  überhaupt  möglich  war,  läfst  sich  durch  Ellis' 
material  nicht  nachweisen.  Er  hat  keine  analogen  fälle 
auf  -etic. 

edict  (T-).    Led.'s  6dict  ist  wieder  fraglicher  natur. 

raisins  (e*),  das  me.  resins  mufste  sich  regulär  zu  ea  >  ii 
(peace)  entwickeln,  fiel  also  mit  reason  zusammen.  Wir  fijiden 
es  noch  im  17.  jahrh.  in  *Pr.,  *C.,  *M.  cf.  auch  Cooper: 
eandem  pron.  :  raisin  (uva)  :  reason  (ratio).  Im  18.  jahrh. 
kommt  die  neue  lautung  auf.  Led.  vertritt  sie  schon,  p.  1044  I 
unter  ai. 

plevine  (e):  *  J.  hat  plee'vine.  Sonst  ist  das  wort  nicht 
belegt. 

precinct  (l).    Led.'s  pr6cinct  (e*)? 

crevice  (e).  *J.  hat  creevice.  cf.  auch  die  Schreibung 
cray-  im  16.  jahrh. 

cherish  (e*).  131 31  hat  Gill.-Jir.  e  und  132 10  6.  Frühne. 
Schreibungen  -ee-  und  -ea-  neben  cherrish  bieten  belege  für 
das  nebeneinanderbestehen  zweier  quantitäten.  Welche  Gill 
meint,  ob  die  eine  oder  andere,  oder  beide,  ist  wieder  nicht 
möglich  festzustellen. 

credit  (e*)  hatte,  so  wie  heute,  auch  im  Me.  e.  Im  16. 
jahrh.  trat  längung  ein,  die  sich  in  Schreibungen  wie  6  crea- 
dyte,  7  creadit  niederschlägt,  und  die  wir  gesichert  finden  in 
*J.'s  cree'dit  Wie  viel  boden  sich  diese  neue  lautung  er- 
rungen hat,  lälst  sich  nicht  nachweisen.    Gills  zweifach  belegte 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  103 

kürze  zeigt,  dafs  er  sich  zur  alten  lautung  bekennt    Bull's 
credit  843  ^g  ist  fraglich. 

out-herod  (e*).  Hat  Sh.  out-herod(e)  oder  out-hee*rod 
gesagt?  *C.  gibt  Heerod,  und  * J.  HI  85  gibt  allen  "scrip- 
tural  names"  mit  e  in  offener  silbe  den  laut  I. 

reason  (T-)  wird  von  allen  orthoepisten  aller  drei  jahrh. 
in  den  vocabularies  und  auch  sonst  als  länge  citiert.  Es  ist 
daher  BuU.'s  re'soun  840  44  sicher  ein  druckfehler.  et  dazu 
sein  ree-soun  843 19.  Auch  Harts  beide  citate  803 14, 21  sind 
wohl  ungenauigkeiten ,  die  bei  ihm  auch  sonst  vorkommen: 
cf.  799, t  ther  neben  gewöhnlichem  theere  79924,27  etc. 

endeavour  (e*):  1.  Länge:  16.  jahrh.  (ee*)  *Gill  82. 
17.  jahrh.  (ee)  *Pr.  18.  jahrh.  (ii)  *0.  2.  Kürze:  16.  jahrh.  0. 
17.  jahrh.  *C.  (e*),  m  822i.  18.  jahrh.  *B.  *Sh.  Wir  sehen 
also,  dafs  die  länge  des  16.  jahrh.,  wo  sie  noch  von  einem  ge- 
bildeten ersten  grades  vertreten  wird,  im  17.  jahrh.  schon 
nicht  mehr  von  einem  gelehrten  wie  Cooper  gekannt  wird, 
und  dafs  sie  im  18.  jahrh.  im  allgemeinen  scheints  überhaupt 
aus  der  feinen  weit  verschwindet  und  sich  mehr  im  volke  er- 
hält (0.,  der  schoolmaster !). 

venue  (e).  *J.  hat  ein  irreguläres  vee'nue.  Ich  finde 
keine  weiteren  belege  bei  den  orthoepisten. 

Cherub  (e*):  17.  jahrh.  *W.  che'rub,  *J.  chee*rub.  — 
Auffallend  sind  Jones'  viele  längen  für  mod.  e.  kürzen ;  da  sie 
aber  meist  ohne  andere  frühne.  belege  stehen,  läfst  sich  nicht 
feststellen,  in  wie  weit  diese  angaben  glauben  verdienen.  Für 
unseren  fall  hier  haben  wir  nur  einen  weiteren  beleg  für  das 
17.  jahrh.  in  W.*s  lautung  und  diese  hat  6.  Das  mufs  uns 
warnen,  Jones'  ee  zu  viel  zuzutrauen. 

prepuce  (T*).    Led.  hat  pröpuce! 

ferule  (e),  für  das  die  volkstümliche  Schreibung  6  ferrall 
auch  kürze  im  Frühne.  belegt,  hat  bei  *J.  ebenfalls  ee. 

schedule  (e*)  wird  von  allen  orthoepisten  mit  e  wieder- 
gegeben: 18.  jahrh.:  e  *ß.,  e  *Sh.  17.  jahrh.  *P.,  *J.,  *E. 
16.  jahrh.  kein  beleg.  Allen  diesen  Zeugnissen  steht  nur  Hodges 
länge  ganz  vereinzelt  aber  sicher  gegenüber,    cf.  1023  4. 

tenure  (e)  wurde  nach  Sh.  [III  92  3^]  in  Irland  zu  seiner 
zeit  (e),    dagegen  von  der  gebildeten  weit  Englands  ii  ge- 


104  C.  HECK, 

sprochen.  Dieses  irische  (e),  welches,  wie  EUis  richtig  be- 
merkt, eine  im  mutterlande  früher  einmal  allgemein  übliche 
lautung  bezeugt,  mrd  zu  Sheridans  zeit  auch  in  den  niederen 
ständen  Englands  weiter  bestanden,  und  sich  von  da  aus  wieder 
zur  alleinherrschaft  emporgeschwungen  haben. 

leisure  (e').  Hochinteressant  ist  das  Schicksal  von  leisure, 
wie  wir  es  aus  den  orthoepisten  lesen.  —  Für  das  16.  jahrh. 
fehlen  belege.  Im  17.  jahrh.  herrscht  allgemein  länge:  *P., 
*M.,  *J.  Ebenso  haben  im  18.  jahrh.  die  hervorragendsten 
orthoepisten  länge :  *  0.,  *  B.,  *  Sh.  Ihren  angaben  stehen  nun 
im  18.  jahrh.  vier  interessante  Zeugnisse  gegenüber.  1.  Das 
-e-  des  deutschen  grammatikers  Lediard.  2.  Frkl.'s,  des 
Amerikaners  (e*):  1063;  und  im  vok.  3.  Websters  bemerkung 
[1067  unten]:  Leisure  is  sometimes  pronounced  leesure  and 
sometimes  leshure :  the  latter  is  the  most  general  pronunciation 
in  America.  4.  Sheridans  zeugnis  [III  92],  dafs  zu  seiner 
zeit  auf  irischem  boden  6  gesprochen  wurde.  —  Also  das 
amerikanische  volk  sprach  e.  Nur  leute,  die  mit  Engländern 
in  berührung  kamen  und  sich  an  ihnen  aufbesserten,  sprachen 
-ii-.  Der  patriotische  Frkl.,  der  sich  auch  sonst  noch  als 
hartnäckischer  konservative!*  erweist,  behielt  sein  amerik.  e. 
Ebenso  liegen  die  Verhältnisse  in  Irland.  Wo  hat  nun  der 
Deutsche  Lediard  sein  e  her  ?  Doch  weder  aus  Amerika  noch 
aus  Irland.  Es  mufs  also  auch  in  England  selbst  im  18.  jahrh. 
noch  eine  6-aussprache  existiert  haben,  die  allerdings  in  einem 
solchen  verruf  gestanden  haben  mufs,  dafs  sie  selbst  von  *0. 
nicht  gewünscht  oder  gekannt  wird.  Dieses  verpönte  e  hat 
sich  dann  im  laufe  des  19.  jahrh.  wieder  zu  ehren  gebracht. 

measure  (e*).  Gill  hat  unmesurably  134,,  (Jir.).  Wei- 
tere belege  fehlen. 

pleasure  (e*).  Gill-Jir.  147,6,  96i5>  dis-  130-24  hat  e  =  f . 
Gill  bezeugt  also  noch  die  regelrechte  ausspräche  für  dieses 
wort.  Im  17.  jahrh.  herrscht  schon  fast  allgemein  kürze: 
*Pr.,  *C.,  *  J.  Nur  *  W.  hat  noch  plee'sure.  Diese  kürze  be- 
zeugt auch  Led.  im  18.  jahrh.  [cf.  unter  ea] ,  und  sie  hat  sich 
bis  heute  einzig  behauptet.  Auch  für  pleasant  wird  durch 
Gill  länge  bezeugt,  die  ebenfalls  im  17.  jahrh.  wenigstens  von 
J.,  dem  einzigen  orthoepisten,  der  pleasant  gibt,  nicht  mehr 
gekannt  wird  [cf.  J.  III  86,9]. 


DIB  QÜANTITÄTEK  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  105 

treasure:  Ob  im  16.  jahrh.  länge  gesprochen  wurde, 
geht  ans  Gills  angaben  nicht  hervor.  Er  hat  e  auf  865  und 
ö  auf  130  26-  Fürs  17.  und  18.  jahrh.  wird  von  J.  und  Led. 
kflrze  angegeben. 

endeavour  (e).  16.  jahrh.  Gill-Jir.  8929  hat  6  =  ee. 
17.  jahrh.  R:  endeevour.  18.  jahrh.  *0.  ii,  *B.  und  ♦Sh.  6. 
Die  kürze  ist  also  erst  im  18.  jahrh.,  wahrscheinlich  von  oben 
nach  unten,  eingeführt  worden. 

jealous  (e-),  das  regulär  nur  6  hätte  haben  sollen,  wird 
im  17.  jahrh.  von  *E.  je-lus  [Ellis:  ii,  ee?]  transkribiert. 
Schreibungen  des  16.  jahrh.  weisen  auf  länge  hin,  doch  Gill 
gibt  jealousy  wiederholt  nur  mit  6  wieder.  Hat  es  im  16. 
jahrh.  also  eine  länge  gegeben  oder  nicht?  Es  ist  möglich, 
dafs  es  sie  gegeben  hat,  und  der  konservative  Gill  sie  nicht 
anerkennt.  Mehr  läfst  sich  nicht  sagen.  Kenrick  im  18.  jahrh. 
hat  ebenfalls  kürze. 

zealous.  Dieses  wort,  das  jealous  wahrscheinlich  vorüber- 
gehend gelängt  hat,  verlor  später  durch  das  kurze  jealous 
umgekehrt  seine  eigene  länge.  Dafs  zealous  noch  im  18.  jahrh. 
in  England  im  volke  und  in  Amerika,  noch  dazu  in  der  ge- 
bildeten weit,  länge  hatte,  geht  aus  Websters  bemerkung 
[p.  1068  II  abs.  5]  hervor.  Und  mit  diesem  zeugnis  stimmen 
auch  wieder  Sh.'s  angaben  über  die  ausspräche  dieses  Wortes 
in  Irland  überein.  p.  988:  ir.-engL  ziilous,  engl,  ze'lous.  Also 
die  reguläre  länge  läfst  sich  noch  bis  spät  ins  18.  jahrh. 
nachweisen. 

zealot  (e*).  Diesem  käme  gesetzmäfsig  kürze  zu.  Es 
hat  sie,  wie  wir  später  sehen  werden,  auch  ursprünglich  ge- 
habt. Seine  heutige  kürze  erweist  sich  aber  nicht  als  die 
entsprechung  dieses  frühen  e,  sondern  als  eine  neukürzung 
eines  durch  analogie  entstandenen  zealot  (ee,  l).  Das  lange 
zealot  wird  im  18.  jahrh.  nur  noch  von  unserem  3*^**  rate 
schoolmaster  *  0.  ii  gesprochen,  *  B.  und  *  Sh.  dagegen  kennen 
nur  [e*]  als  feines  Englisch.  Ich  betone  feines  Englisch,  denn 
Sh.  kennt  sehr  wohl  auch  die  lautung  [ii]  von  Irland  her 
[cf .  in  93] ,  er  verwirft  sie  aber ,  wenn  er  Standard  English 
spricht. 

te  nable  (e*).  Die  einzigen  belege  für  das  Frühne.  sind 
im  18.  jahrL  *Sh.'s  und  *B.'s  tii*  nable.    War  das  die  einzige 


106  C.  HECK, 

ausspräche?  Und  woher  dann  ne.  reguläres  6?  Sh.'8  be- 
merkung  über  das  irische  Englisch  seiner  zeit  hilft  uns  auch 
hier  wieder  zu  einer  richtigen  beurteilung.  et  Ellis  HI  92 : 
Er  hat  da  te* nable,  und  so  mag  wohl  auch  das  volk  in  Eng- 
land noch  gesprochen  haben.  Das  S  hat  sich  im  laufe  des 
19.  jahrh.  wieder  zur  alleinherrschaft  emporgeschwungen. 

heinous  (e*).  Die  ne.  lautung  (e*)  ist  die  reguläre  ent- 
wicklung  für  ein  me.  ai.  Sie  wird  belegt  im  18.  jahrh.  durch 
Led.'s  äh  [cf.  unter  ai  s.  1044]  und  im  17.  jahrh.  durch  *C.'s 
hEEnous,  wobei  sich  dessen  bemerkung  "negligenter"  wohl  auf 
den  Übergang  des  diphthongs  zum  monophthong  bezieht,  den 
er,  der  konservative  herr,  noch  nicht  ganz  anerkennt.  Auf 
diesen  diphthong  des  16.  jahrh.  weisen  auch  volkstümliche 
Schreibungen  wie  hayghnous,  heighnous  hin.  Neben  dieser 
regulären  entwicklung  für  me.  ai  finden  wir  aber  neben  Led.'s 
äh  und  dem  ee  des  *  B. ,  das  ebenfalls  mod.  e.  e*  entspricht, 
bei  *Sh.  hii'nous,  und  dieses  wird  gestützt  im  17.  jahrh.  durch 
*J.'s  hee'uous.  Welchen  Ursprungs  ist  diese  form?  Darüber 
später. 

preamble  (ö).  Für  Lediards  pröamble  =  e  ist  pre- 
amble  zu  setzen,  cf.  seine  allgemeinbemerkung  über  e,  dafs 
dieses  vor  folgendem  vokal  lang  sei  =  ih.  cf.  auch  J.'s  pre 
=  pree! 

amphitheatre  (!•).  Aus  demselben  gründe  ist  Led's 
amphithöater  (e)  falsch,    cf.  dazu  noch  sein  richtiges  theatre! 

• 

feodary  (jü).  Die  geschichte  dieses  wortes  bietet  grofse 
Schwierigkeiten.  Wahrscheinlich  durch  die  schon  vom  14. 
jahrh.  ab  bezeugte  Schreibung  eo  veranlafst,  setzt  das  N.  E.  D. 
entlehnung  aus  dem  Lat.  an.  Dem  entspricht  auch  die  heutige 
lautung.  Daneben  begegnen  wir  im  18.  jahrh.,  wo  *S1l  die 
lautung  [iu]  vertritt,  bei  *0.  und  *B.  [ii],  eine  lautung,  die 
auch  durch  die  frühne.  Schreibungen  eo,  ea,  se  gestützt  wird. 
Ob  hier  die  me.  Schreibung  eo  zur  lautung  ee  >  ii  veran- 
lassung war,  oder  ob  wir  es  mit  einer  anpassung  an  me.  fede 
zu  tun  haben,  darüber  später.  —  Wir  finden  noch  eine  dritte 
lautung  im  17.  jahrh.  in  *C.'s  fEdary,  dem  ein  me.  6  ent- 
sprechen müXste.    Auch  hierüber  später. 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  AGCENTVOKALB  ETC.  107 

eternize  (T*).  Led.'s  6teniize  (e*)  ist  höchst  wahrschein- 
lich wieder  durch  accentverwechslung  zu  erklären,  cf.  auch 
die  frtihne.  Schreibung  6 — 7  ae,  die  als  wiedergäbe  des  lat.  ae 
auf  länge  hinweist. 

academial  (I).  Im  18.  jahrh.  hat  *Sh.  regelrechtes,  und 
dem  mod.  E.  entsprechendes  [ii],  '*'B.  dagegen  acade'mial. 
Weitere  belege  sind  nicht  vorhanden. 

heterogenial  (T*).  *B.  und  *Sh.  haben  fii'],  und  nur 
noch  das  volkskind  *0.  hat  die  regelrechte  kürze  (e). 

material  (T).  Gills  nur  einmal  belegtes  material  (6*).  ist 
deshalb  fraglich. 

angelical.  Ebenso  sein  einmal  belegtes  angelical,  dem 
noch  dazu  die  Schreibung  angellical  des  16.  jahrh.  gegenüber 
steht. 

obedience  (T*).  Bull.'s  obei'dience  84325  ist  scheints  an 
obey  oder  obeissance  angeglichen. 

inconvenience  (T*).  Frkl.'s  inconvi'nience  p.  1061  ff.  ist 
vielleicht  keine  unkorrektheit  der  wiedergäbe,  sondern  stellt 
seine  persönliche  ausspräche  dar,  eine  ausspräche,  die  wohl 
amerik.  dialektischer  herkunft  ist.  Dafs  in  England  dagegen 
inconvii'nience  gesprochen  wurde,  geht  aus  der  transkription 
seiner  freundin  Miss  Stevenson  hervor,  die  an  der  einen  stelle, 
wo  sie  das  wort  gebraucht  [1061  nj  inconvii'nience  setzt. 

cornelian,  -ion  (!•).  Sowohl  -ion  als  auch  das  heute 
geläufigere  -ian  sind  neubildungen  für  me.  camelin.  Wie  die 
Schreibung  carnellion  des  16.  jahrL  bezeugt,  scheint  füi-  diese 
neubildung  das  regelrechte  g  zunächst  erhalten  geblieben  zu 
sein.  Wir  finden  es  auch  noch  im  18.  jahrh.  in  *ß.'s  camelion. 
*Sh.  hat  dagegen  den  dem  mod.  E.  entsprechenden  laut. 

inferior  und  superior  haben  im  16.  jahrh.  noch  allgemein 
regelrechtes  kurzes  e.  Belege  finden  sich  bei  Bull.:  8393^,41, 
84321, 25?  26  lind  auch  bei  Gill.  cf.  Jir.  445.  Es  trat  dann 
längung  ein,  die  ende  des  18.  jahrh.  von  *B.  und  *Sh.  für  die 
gebildete  weit  als  alleinherrschend  angegeben  wird. 

aequinox  (e*).  Es  ist  wichtig  zur  beurteilung  des  wertes 
von  Schreibungen  im  Frühne.  für  ein  cb  der  schrift  bei  Led. 
fcf.  unter  cb]  den  laut  6  zu  finden.    Die  Schreibung  cb  stammt 


108  C.  HECK, 

aus  dem  16.  jahrh.  und  mag  eine  ursprüngliche  länge  ver- 
treten. 

cele'brious  (e*).  Led.'s  celebrious  ist  wohl  wieder  eine 
accentverwechslung.    cf.  sein  cel6brity. 

ingenious  (T*).  *G.'s  ingenious  (6)  wäre  regulär.  Doch, 
da  es  nur  einmal  vorkommt,  hilft  es  uns  wenig.  Auch  Coopers 
und  Hodges'  gegenüberstellung  von  ingenious  und  ingenaoos 
unter  II  ist  kein  sicheres  kriterium  für  6. 

devious  (T).  Für  diese  reguläre  quantität,  die  auch 
durch  *Sh.  bezeugt  wird,  hat  *B.  devious. 

caecity  (l*)  =  6  bei  Lediard;  die  heutige  ausspräche 
aber  und  Schreibungen  bis  ins  18.  jahrh.  bezeugen  eine  länge, 
die  wohl  nie  ganz  ausgestorben  sein  kann.  Led.  wird  wohl 
nur  eine  der  beiden  aussprachen  vertreten. 

bezoar  (e,  T).  Die  mod.  e.  länge,  die  sich  in  frühne. 
Schreibungen  wiederspiegelt,  wird  von  orthoepisten  nicht  an- 
gegeben.   Die  kürze  hat  *J. 

memoir  (e,  T)  wurde  im  18.  jahrh.  auch  noch  auf  der 
letzten  silbe  accentuiert  (*B.  und  Led.'s  memoir).  Für  das 
wort  mit  accentuation  der  ersten  silbe,  gibt  *Sh.  ii,  dem  mod.  E. 
entsprechend,  daneben  hat  er  mee'moir. 

heroisme  (I).    *Sh.  hat  noch  regelrechtes  6. 

ebony  (e').  Ein  irreguläres  iibony  neben  ebon(E)  hat  *S1l 

breviary  (T*).  Spätestens  vom  Frühne.  schlich  sich  in 
dieses  wort  langes  ee  >  ii  ein.  Das  regelrechte  br6v-  findet 
sich  aber  im  17.  jahrh.  noch  einmal  in  der  verkürzten  form 
bre'vary  (e*)  bei  *J.  wieder.  *J.'s  "sometimes"  zeigt  uns 
neben  schriftzeugnissen  zur  genüge,  dafs  das  bre'vary  in  Un- 
gnade gefallen  war.  Im  weiteren  verlauf  des  Ne.  ist  es  dann 
auch  ganz  verschwunden. 

Accentvokal  i. 

image  (!•)•  GriH's  o^'mage  (Jir.-G.)  ist  sicher  ein  ver- 
sehen, cf.  sein  i'mage  und  sein  imagine.  Er  hat  dies  fehler- 
hafte (j)  z.  b.  auch  in  infamy  (Jir.  123,5). 

vital.  Auch  wird  ein  Irrtum  vorliegen  in  seinem  vltaL 
Er  hat  z.  b.  auch  Sion  (I)  gegenüber  lion  mit  dem  diphthong. 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  109 

ptisan  (1*).  Die  ne.  regelrechte  ausspräche  dieses  wortes 
hat  bei  unseren  autoren  des  18.  jahrh.  keine  entsprechung. 
Sh.  hat  ptisan*  —  accent  auf  der  zweiten  —  allerdings  mit  I, 
*B.  dagegen  hat  ein  ganz  irreguläres  pte^'san.  Weitere  be- 
lege fehlen. 

private  (9**).  BulL's  private  88233  ist  nicht  zu  ge- 
brauchen, wie  überhaupt  BulL's  i-angaben  deshalb  nicht  citiert 
werden  können,  weil  er  den  accent,  der  sein  längezeichen  ist, 
bei  i  beständig  wegläfst.  cf.  Ellis'  einleitung  zum  voc.  und 
den  transkriptionen  BulL's. 

Chi  sei  (!•).  Für  dies  wort,  das  wir  auch  schon  unter 
den  ne.  Schreibungen  antrafen,  treffen  wir  auf  eine  bestätigung 
der  längebezeichnung  durch  die  Schreibung  in  den  angaben 
*  J.'s  und  Bull.'s.  Beide  haben  ii.  Diese  lautung  bestätigt  wohl 
unsere  Vermutung,  in  dem  me.  cliesel  eine  dehnung  von  1  >  ^ 
sehen  zu  können. 

silent,  silence:  Gill  hat  beim  adj.  einmal  den  diphthong 
(Jir.  1589)  und  zweimall  :  116  5,  147 1.  Das  subst.  silence  hat 
er  nicht,  wohl  aber  einmal  das  v.  silence  und  das  auch  mit  1 
Also  drei  1-angaben  gegenüber  einem  diphthong.  Andere  belege 
fehlen.  Ich  neige  zur  annähme,  dafs  in  allen  fällen  der 
diphthong  zu  setzen  ist,  vielleicht  nur  nicht  im  verb,  wenn  es 
den  accent  noch  auf  der  letzten  silbe  trug. 

eider:  Auch  das  si'der  des  Gill  ist  unsicher.  Kommt 
eider  irgend  wo  im  reime  vor  im  Frühne.? 

diverse  (a^*)-  Dieses  wort,  das  in  seinen  lautungen  öfters 
umgestaltet  worden  ist,  ist  im  16.  jahrh.  leider  recht  unglück- 
lich belegt.  BulL's  diverse  kommt  überhaupt  nicht  in  betracht. 
Hart  hat  zwei  belege,  setzt  aber  nur  einmal  das  längezeichen, 
so  dafs  man  nun  nicht  weifs,  was  er  eigentlich  haben  will 
[79826  0),  8028  {d%  und  *Gill  hat  das  wort  nur  an  einer 
stelle  und  zwar  mit  dem  ursprünglich  regulären  1 ;  doch  da  er 
sich  öfters  ungenauigkeiten  beim  laut  -i-  zu  schulden  kommen 
läfst,  so  ist  auch  dieser  beleg  nicht  einwandfrei.  Bis  zum 
18.  jahrh.  fehlen  weitere  belege.  Dann  hat  *B.  und  *SL 
da^'vers. 

quiet  (9*).  Hierfür  hat  *S.  im  16.  jahrh.  qweit.  Bull. 
875 19  qua*  et;  *G.  88  hat  nun  wieder  quiet,  ebenfalls  eine 
nngenanigkeit 


110  C.  HECK, 

phthisis  (9*):  *B.  phtisis,  *Sh.  (9*')-    ^^  deren  phtisan. 

decisive  (a*):  *B.  hat  anormales  decisive,  *Sh.  hat 
dec9**sive. 

hyssop  (!•)•  Dieses  wort,  dem  doppelkonsonantische 
formen  auch  im  16.  jahrh.  kürze  sichern,  gibt  Gill  mit  9* 
(Jir.  j)  wieder.  DaXs  Gill  irrtümlicher  weise  nicht  nur  für 
9*  1  setzt,  sondern  auch  umgekehrt  9*  für  1,  zeigt  seine  tran- 
skription  von  infamy;  es  kann  daher  nur  ein  beleg  keine 
Sicherheit  garantieren. 

tyrannize,  tyrannous,  tyranny  (1*).  Diese  Wörter 
mit  tyrant  zusammen,  haben  eine  bewegte  Vergangenheit.  Die 
deutung  der  einzelnen  laute  und  deren  Wechsel  mufs  ich  mir 
für  später  aufbewahren ;  hier  nur  die  tatsachen  aus  der  frühne. 
zeit.  Bis  zum  18.  jahrh.  fehlen  die  belege,  dann  finden  wir 
1.  tyrannize  (9^  *B.,  e  *Sh.);  2.  tyrannous  (9^  *B.,  e  *Sh.); 
3.  tyranny  (1  *B.,  e  *Sh.).  Interessant  ist  es  nun,  hiermit 
wieder  Webster's  bemerkung  auf  s.  1068  II  zu  vergleichen. 
Es  geht  daraus  hervor,  dafs  zu  B.'s  und  W.'s  zeit  (Sh.  schrieb 
später)  das  1  in  tyranny  künstlich  eingeführt  wurde,  und  dafs 
die  gewöhnlichen  leute  in  England,  und  in  Amerika  jedermann, 
an  der  alten  länge  festhielt.  Sh.'s  e  erklärt  sich  wohl  als 
dialektische  entwicklung. 

diary  (9'-).  17.  jahrh.:  *J.  dee'ry  "occ."  und  Ow.  Price's 
gegenüberstellung  von  diary :  dairy  gehört  nicht  ganz  hierher, 
da  in  dieser  form  des  wertes  eine  accentverschiebung  vorliegt. 

diligent  (1).  Led.'s  1  =  9*  ist  in  beiden  fällen  zweifel- 
hafter natur.    cf.  auch  Gills  allerdings  nur  einmal  belegtes  1! 

effi'gies  (!•).  Für  effigies  gibt  *Sh.  efii-gies,  *B.  da- 
gegen eff-igies  mit  betonung  der  ersten  silbe. 

vi'cious  (r).  Ebenso  wird  vi'cious  (1),  diesmal  von 
beiden  bezeugt,  mit  vii'cious  wiedergegeben.  Wie  ist  diese 
eigentümliche  längung  zu  erklären?  War  sie  allgemein  giltig? 
Für  efö'gies  jedenfalls  nicht,  denn  *B.  kennt  sie  nicht.  Aber 
auch  nicht  für  das  von  beiden  bezeugte  vicious.  Dies  beweist 
Led.'s  vissche-ous.  Wörter  analoger  endung  haben  ebenfalls 
immer  1.  cf.  18.  jahrh.  *B.,  *Sh.:  capri'cious  (!•),  17.  jahrh. 
*J.  judi-cious  (1),  ambi'cious  (!•).  Aus  alle  dem  scheint  her- 
vorzugehen, dals  wir  es  in  diesem  werte  mit  einer  fashionablen 


DIE  QUANTITÄTEN  DSB  ACCENTTOKALB  ETC.  111 

neu-  resp.  aDbildong  zu  tun  haben,  die  aber  nicht  allgemein 
angenommen  wurde,  und  die  sich  bald  wieder  verloren  hat. 

typify  (I*):  *Sh.  ti-pify,  *B.  ta^'pify. 

supinity  (1*).  Es  ist  wichtig  zu  konstatieren,  dafs  vor 
-nity  noch  im  18.  jahrh.  eine  länge,  wenn  auch  nur  vorüber- 
gehend, eindringen  konnte:  *B.  hat  supa^nity  gegenüber 
*Sh.'s  supi'nity. 

ivory  (a**)-  *G.'8  i'vory  ist  nur  einmal  belegt  und  daher 
fraglicher  natur. 

dimissory.    Led.  hat  dimissory.? 

Accentvokal  o. 

solace  (ö).  Für  mod.  e.  o  wird  neben  regelrechter  kürze 
bei  Gill  (EUis  852  ,i)  durch  Butler  875  5  sooiace  belegt.  Wegen 
der  kürze  des  auszugs  läfst  sich  über  Butlers  genauigkeit  der 
transkription  nichts  sagen.  Die  lautung  -oo-  wäre  als  solche 
wohl  möglich.  GUIs  solace  (0)  kommt  ja  nur  einmal  vor  und 
könnte  vielleicht  eine  ungenauigkeit  sein. 

oral  (ö).  Led.  [1043  links  oben]  hat  0!  Das  wort  ist 
sonst  nicht  belegt. 

noble  (ö").  Bei  Gill  einmal  Ö  gegenüber  dreimaligem  00! 
Also  wohl  falsch. 

sober  (ö").  Gills  so'ber  (0)  (Jir.  973«)  steht  ein  söber  (ö) 
(Jir.  152 13)  gegenüber,    cf.  *S.'s  soober  149. 

omen  (0").  Led.'s  omen  (ö)  [cf.  unter  0]  steht  ohne 
weitere  belege. 

grocer  (o^*-)-  Bis  ins  16.  jahrh.  stofsen  wir  für  grocer 
auf  Schreibungen  mit  -ss-,  die  kürze  andeuten.  Von  da  ab 
gibt  es  nur  noch  einkonsonantische.  Orthoepistische  belege 
fehlen  bis  ins  18.  jahrh.;  dort  treffen  wir  noch  beide  aussprachen. 
*Sh.  hat  groo'cer,  *B.  das  alte  reguläre  gro'cer. 

Chol  er  (0).  Auffallend  ist  *B.'s  coo'ler  für  mod.  e.  choler. 
Bis  ins  17.  jahrh.  hineinreichende  Schreibungen  bezeugen  kürze, 
und  diese  wird  von  Orthoepisten  aller  drei  jahrh.  bestätigt: 
im  16.  jahrh.:  *G.  38  coier;  im  17.  jahrh.  stellt  Cooper  unter 
I.  choller :  coUar  gegenüber,  und  dasselbe  tut  Hodges.  Im  18. 
jahrh.  hat  "^Sh.  choier.    Es  ist  daher  unwahrscheinlich,  dab 


112  C.  HECK, 

""B.'s  chooier  zeitlich  und  örtlich  eine  weite  ansdehnaag  ge* 
fanden  hat 

honour  (o).  Hodges'  honour:  owner  nnter  II.  ist  be- 
langlos. Das  wort  hat  sonst  im  Ne.  eine  aUgemeiu  bezeugte 
kürze. 

proverb  (o.):  proverb  erhielt  [cf.  White:  Sh-'s  works  3, 
226  auf  p.  1068  II  unten]  im  Frühne.  eine  durch  analogie  ge- 
wonnene länge,  die  keine  allgemeine  anerkennung  gefunden  za 
haben  scheint,  wie  aus  der  entwicklung  dieses  wertes  hervor- 
geht. Soll  man  White  glauben  schenken,  wenn  er  behauptet, 
dals  das  a-  nur  "still  lingers  in  New  England"? 

profile  (o").  Led.'s  pro-  (o)  wäre  regulär,  doch  ist  Led. 
leider  ja  so  nnzuverlässig.    Andere  belege  fehlen. 

Colon  (o").  Von  den  drei  im  N.  E.  D.  citierten  colon's 
käme  nur  einem  regelrecht  länge  zu,  die  andern  sollten  o 
haben.  Ob  eins  von  diesen  beiden  in  *B.'s  co'lon  gemeint  ist, 
kann  ich  nicht  erkennen.  Ebenso  wenig  gebt  aas  dem  zitat 
*Sh.'s  coo'lon  hervor,  dafs  er  oo  für  alle  drei  hat. 

obit  (o",  o).  Für  mod.  e.  obit  (o",  o)  scheint  Led.  nur  die 
kürze  zu  kennen. 

cohort  (o")  ist  noch  einsilbig  bei  *  J.  ^  cnurt  <  afz.  cort 

dolour  (o",  3):  hierfür  scheint  man  im  17.  jahrh.  noch 
nur  das  reguläre  o  zu  kennen,  cf.  Hodges  unter  I.  [die  o- 
zitate  haben  bei  ihm  alle  gleiche  quantitäten!]:  dolour  :  dollar. 

chorous  (ö").  Im  18.  jahrh.  hat  *Sh.  dem  mod.  E.  ent- 
sprechendes coorous,  *B.  dagegen  hat  noch  das  regelmäfsige 

COTOUS. 

cony  (o",  9).  Die  o"- ausspräche  dieses  wortes  wird  im 
Frühne.  nie  belegt,  wohl  aber  geht  die  a-aussprache  durch  alle 
Jahrhunderte.  16.  jahrh.  Gill  857«  (u);  17.  jahrh.  *Pr.,  *J. 
(a);  18.  jahrh.  *B.,  'Sh.,  Led.  (a).  IMe  o'-anssprache  erweist 
sich  somit  als  eine  erst  im  19.  jahrh.  zur  geltung  gekommene. 

crony  (ö"),  crony  (university  slang),  das  erst  nach 
1660 — 65  in  der  literatur  auftritt,  hat  heute  nur  die  eine  aus- 
spräche 0".  Diese  bezeugt  *Sh.  auch  für  das  18.  jahrh.  in 
seinem  croony.  In  andern  gesellschaftskreisen  jedoch  und 
etwas  früher  war  noch  das  alte  u  ~  a  im  18.  jahrh.  nicht 
verpönt:    *B.  hat  noch  crg'uy.     Dieses  entspricht   lautlich 


<^ 


DIB  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKAI.E  ETC.  113 

einem  me.  cruiiee  (gekrönt).  Diese  etymologie,  die  im  N.  E.  D. 
angedeutet  wird,  findet  in  *B.'s  9  also  eine  gate  stutze. 

astonied  (0):  *G.  129  0,  *C.  00.  Ob  bei  C.  ein  O-laut 
vorliegt,  ist  fraglich.  Auf  kürze,  die  zu  Gills  zeit  herrschte, 
deuten  auch  Schreibungen  wie  5—6  astonnied. 

glory  (ö).  Wilkins  gUry  SQS^s  ist  falsch.  Man  korri- 
giere mit  Ellls  AA.    cf.  Gill  und  öfters:  gloo'ry  etc. 

notable  (0")  wird  im  17.  jahrh.  von  *C.  noch  nach  seiner 
ursprünglichen  lautung  gegeben  (a').    cf.  aber  sein  no'tary  (0°). 

ocean  (o°-)-  Für  ne.  o"  hat  Led.  sicher  o'cean  gehört 
[cf.  dasselbe  unter  vok.  0  und  unter  den  konsonanten] :  "Er 
gibt  osche-au,  ohne  das  Längezeichen  (oh)  für  0.  Da£s  man 
aber  allgemein  kürze  sprach,  ist  sehr  anwahrscheinlich;  *C, 
*J.  und  Hodges  geben  nämlich  diesem  wort  übereinstimmend 
länge.  (Hodges  und  Cooper  stellen  es  unter  I.  notion  gegenüber  I) 

foliage  (0"):  die  durch  Schreibungen  wie  folliage  ange- 
deutete kürze  wird  noch  im  18.  jahrh.  durch  *B.'s  fa'liage 
neben  *Sh.'s  foo-liage  belegt. 

zodiac  (o"')-  *G.  29  zodiac  ist  irregulär.  Es  ist  sonst 
nicht  belegt. 

prodigal  (o').    Gill's  prö'digal  ebenfalls. 

associate  (0").    Auch  so  Led.'s  ö! 

folio  (o"')  gibt  *B.  noch  in  seiner  regulären  lautung 
fa'lio.    *Sh.  hat  schon  00. 

commodious  (o").  *G.  30  commo-dious  ist  unsicher 
(cf.  z.  b.  sein  no!  in  der  regel  hat  er  no,  doch  noo  854^!  und 
ebenso  sein  go,  wo  doch  sicher  die  länge  gemeint  ist). 

glorious  (5).  Aus  denselben  gründen  ist  auch  sein 
glorious  fraglich,  cf.  sein  gloo'ry,  wo  er  auch  einmal  irrtüm- 
licher weise  H  hat. 

noto'rious  (ö').  Harts  noto'rious  802ij  ist  auch  un- 
sicher,   cf.  sein  so  für  soo  in  derselben  zeile. 

bomily  (3')-  Und  ebenso  belanglos  ist  Hodges'  gegenüber- 
gteUung  TOD  bomely  :  homily  unter  II  seiner  Words  Like  and 
Unlike. 


114  C.  HECK, 

Accentvokal  u. 

courage  (9).  Allgemein  finden  wir  es  im  Frtthne.  als 
kürze:  18.  jahrh.  Lei,  Buch.  160 24;  17.  jahrh.  *C.,  *J.  (zwei 
aussprachen:  9,  u),  Pr.  15729  etc.;  16.  jahrh.  *Bt.  Dagegen 
hat  Gill  einmal  uu  und  einmal  ou.  Zweifelsohne  liegt  hier 
eine  längung  vor.  Ich  finde  sie  auch  gestützt  durch  die 
Schreibung  coreage  (e  =•  längezeichen)  des  15.  jahrh.  Sie 
mufs  aber  nicht  allgemein  bekannt  gewesen  sein,  da  nicht 
nur  die  frühne.  orthoepisten,  sondern  auch  die  frühne.  Schrei- 
bungen allgemein  auf  Seiten  der  kürze  sind.  Welchen  laut- 
wert dieses  uu,  ou  hat,  ist  zweifelhaft  gemacht  durch  die  nur 
je  einmal  belegte  form.  Beides,  oder  nur  das  eine  oder  das 
andere  ?  Ich  neige  zu  der  ansieht,  daf s  Gill  nur  ou  =  ne.  a" 
meint. 

sugar  (u).  Für  sugar  hat  *Bull.  im  16.  jahrh.  noch  regel- 
rechtes syy-gar,  das  wir  weiter  verfolgen  können  bis  ins  18. 
jahrh.  *J.  shuugar  (cf.  sure),  *B.  shuu'gar.  *Sh.'s  su'gar 
vertritt  mit  dem  mod.  Engl,  eine  im  17.  jahrh.  gekürzte  fonn. 
Worauf  geht  wohl  *C.'s  facilitatis  causa:  sh9ger  zurück? 

couple  (9').  na  couple  (9)  hatte  wie  oben  courage  spä- 
testens im  ausgehenden  Me.  länge  [uu  >  ou  >  9"].  Darauf 
weisen  Schreibungen  wie  5  cowpylle  und  5 — 6  cowple  hin,  und 
diese  werden  gestützt  durch  *S.'s  cou-pel.  Ob  daneben  auch 
noch  eine  länge  uu  (cf.  courage)  bestanden  hat  f*C.  hat 
coopled],  kann  nicht  gesagt  werden.  Hier  wären  reimkri- 
terien  heranzuziehen. 

rural,  prudent  (ü).  Gills  pru'dent  ist  wie  sein  ru*ral 
zweifelhafter  natur.  cf.  z.  b.  sein  Ju*da  85633,  Pluto  848  j,  wo 
er  auch  u  für  uu  hat. 

fu'mitory,  numerous,  innu'merable.  Sollten  Gill's  u 
wirklich  =  ü  sein?  Möglich  wäre  es  durch  analogie  an  die 
lat.  ausspräche  dieser  Wörter. 

cucumber  (ju).  Diese  lautung  scheint  erst  ein  produkt 
des  19.  jahrh.  zu  sein.  Im  18.  jahrh.  sprach  man  noch  all- 
gemein (9''):  *0.,  *B.,  *Sh.,  Kenrick.  Dieses  (9''),  das  sich 
heute  noch  in  den  dialekten  erhalten  hat,  wird  auch  durch 
das  ganze  Frühne.  sicher  gestellt  durch  Schreibungen  mit  cow-. 
cf.  N.  E.  D. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENT VOKALE  ETC.  115 

usury  (ju).  Für  ne.  ju  —  18.  jahrh.  *B.,  *Sh.  hat  eben- 
falls ju  —  hat  *C.  wahrscheinlich  neben  ju  ein  barbare 
jeusury! 

Hiermit  sind  wir  mit  der  kritik  der  frühne.  quantitativen 
differenzen  von  heutigen  lautungen  zu  ende  gekommen.  Um 
es  noch  einmal  kurz  zusammenzufassen,  haben  wir  es 

1.  in  vielen  fällen  überhaupt  nicht  mit  ausnahmen  son- 
dern mit  ungenauigkeiten  oder  diuckf ehlern ,  manchmal  auch 
mit  persönlichen  eigentümlichkeiten  zu  tun. 

2.  könnte  man  in  sehr  vielen  fällen  eine  berechtigte 
quantitätsdifferenz  erkennen,  wenn  sie  uns  nicht  durch  so  viele 
umstände  unsicher  gemacht  wäre. 

3.  haben  wir  wirkliche  differenzen  zu  konstatieren  und 
zwar:  a)  aussterbende,  ursprünglich  korrekte  lautungen; 
b)  vorübergehende  an-  und  Umbildungen,  zeitlich  und  gesell- 
schaftlich beschränkt;  c)  neubildungen,  die  sich  mit  der  zeit 
dauernd  eingebürgert  und  die  alten  gesetzmälsigen  lautungen 
an  zweite  stelle  gerückt  oder  ganz  verdrängt  haben. 

Die  wirklichen  quantitätsdifferenzen  nun,  von  denen  uns 
die  unter  c  vor  übereilter  rekonstruktion  aus  dem  heutigen 
Ne.  warnen  sollen,  sind  aber  ihrer  zahl  nach  so  gering  gegen- 
über den  über  1300  angaben  EUis',  wo  die  frühne.  entspre- 
chungen  heutiger  accentvokale  mit  diesen  quantitativ  überein- 
stimmen, dafs,  in  anbetracht  der  methode  Ellis',  in  seinen 
vocabulaiies  nur  frühne.  differenzen  von,  nicht  aber  die  mehr- 
zahl  frühne.  kongruenzen  mit  der  heutigen  ausspräche  anzu- 
führen, wir  die  folgenden  Schlüsse  ziehen  können:  I.  Zu 
anfang  des  16.  jahrh.  sind  für  alle  bis  dahin  aufgenom- 
menen lehnwörter  und  neubildungen  in  der  regel  die  quanti- 
täten  unserer  vokale  schon  fixiert,  und  sie  erfahren  inner- 
halb des  Ne.  keine  wesentliche  Veränderung  mehr. 
IL  Die  quantitäten  unserer  vokale  in  den  entlehnungen  und 
neubildungen  aus  frühne.  zeit  (16.  — 19.  jahrh.)  sind  auch 
in  der  regel  von  anfang  an  unverändert  geblieben. 

Nach  welchen  prinzipien  aber  diese  quantitierungen  vor 
sich  gegangen  sind,  darüber  läfst  sich  aus  den  orthoepisten 
allein  ebenfalls  nichts  bestimmtes  sagen. 

8* 


116  C   HECK, 

Zur  geschichte  der  quantitierung  unserer  vokale  leisten 
uns  die  orthoepisten  aufserdem  noch  besonders  gate  dienste 
dadurch,  dafs  sie  uns  gewisse  Quantitäten  vor  gewissen 
endungen  bis  ins  16.  jahrh.  bezeugen.  Hierfür  wäre  es  sehr 
erwünscht  gewesen,  wenn  Ellis  alle  frühne.  orthoepistischen 
angaben,  die  überhaupt  aufzutreiben  sind,  abgedruckt  hätte. 
Immerhin  liefern  aber  seine  angaben  schon  hunderte  von 
sicheren  fällen.  Ich  will  hier  nur  ein  paar  zitieren.  Es  wird 
bezeugt:  1.  länge  vor  -nal  (a'):  1580  BuU^  1621  Gill  (final); 
vor  -rouse  (»'):  156Ö  Hart  (desirous).  2.  Kürze  vor: 
-sick(i):  Gill  1621  (phtisick);  -city(i):  Bull.  1580  (felicity); 
-lity  (i):  Bull.  1580(ability),  Gill  1621  (ineivility), (serviUty) usw. 


Betrachten  wir  nnn  in  dem  folgenden  kapitel  noch  kurz 
das  letzte  durch  die  engl  spräche  selbst  gegebene  gröCsere 
kriterium,  die  ne.  dialekte. 

3.  Welche  anhaltspnnkte  geben  uns  die  dialekte 
zur  geschichte  der  quantitierung  der  vokale  in  oft 
accentsilben  mehrsilbiger  lehnwörter? 
Hierüber  läfst  sich  jetzt  noch  kaum  etwas  sagen  und 
zwar  deshalb,  weil  man  unter  diesem  gesichtapunkte  die  dia- 
lekte noch  nicht  durchforscht  hat.  Aus  der  anläge  von  Ellis' 
V.  band  ergibt  sich  eine  für  eine  derai-tige  Untersuchung  nur 
ganz  ungenügende  berücksichtigung  des  lehnwörtermaterials, 
die  kleineren  dialekt-wörterbücher  und  -abhandlungen  behan- 
deln eigentlich  nur  speziell  englisches  sprachgut,  und  auch 
das  grofse  dialekt-wörterbuch  bringt  kaum  mehr  zitate  als 
Ellis.  Ehe  man  nun  gewisse  quantitative  differenzen  vom 
Schriftenglischen  für  unsere  zwecke  verwerten  könnte,  müfsten 
erst  die  lautlichen  Verhältnisse  der  einzelnen  dialekte  klar 
gestellt  sein ,  und  erst  dann ,  wenn  sich  gewisse  diSereuzen 
vom  Schiiftenglischen  nicht  als  speziell  lokale  erschelnungen 
erweisen,  könnten  sie  als  Zeugnisse  früherer  lautnngen 
verwendet  werden.  Über  einige  der  hier  zur  spräche  kom- 
menden fälle  ist  es  auTser  zweifei,  dats  sie  niederschlage 
früherer  lautnngen  sind,  so  das  diaL  sepron  für  ne.  e''pron 
(apron)  und  ca'"cumber  für  ne.  cju'cumber  (cucnmber)  n.  a. 
Ich  begnüge  mich  damit,  desea  geUflt  hier  nni-  am 


DIE  QUANTITÄTEN  DEK  ACCENTVOKALE  ETC.  117 

deuten,  indem  ich  charakteristische  erscheinungen  aas 
EULs  y  alphabetisch  vortrage. 

able:  jfeb'l  neben  fi'as  für  face,  p]eez  für  place  und 
biak'n  für  hacon:  Mid  South,  p,  60,  89.  —  jivble  kurz  im 
gegensatz  zu  langem  fias  {face)  East  North,  p.  526  etc.  — 
JEb'l  North  Northern  677  —  ebenso  meist  in  West-North.  — 
auch  South.  West.  —  etc. 

agent:  ä  South.  Low).  719;  aber  nicht  die  reguläre  kürze 
des  a.    Diese  ist  vielmehr  e.    cf.  este'blish,  fe'brik  etc. 

apron  ist  iu  den  dialekten  fast  durchweg  kurz:  cf. 
jae'pron  gegenüber  pleez  (place)  Mid  South.  CO,  89,  106; 
a  West  South.  155;  hE"  North  Eastern  259;  a  North.  Midi.  328, 
388,  399;  South.  Midi.  480,  487;  ja  im  gegensatz  zu  ia  (fias 
=  face)  East  North.  526;  a  East  North.  532  etc.  etc.;  e  South. 
Lowl.  719. 

bacon:  yy'se,  cf.  dagegen  ple'ass  (plaee)7  Mid  South. 
106;  ia  im  gegensatz  zu  6i  oder  6e«  in  place:  Bord.  South, 
p.  120. 

baron:  aa,  weder  e  noch  ee:  South.  Lowl.  712. 

camel:  ee  South.  Lowl.  719. 

carrot:  aa  Mid  South.  60;  (E(e  Mid  South.  105. 

civil:  e'  South.  Lowl.  720.  —  cii-  vUise  hat  da  dieselbe 
lautung  wie  grief  und  baptise  etc. 

cravat;  aa,  weder  e  noch  ee!  South.  Lowl.  720. 

creature:  i  neben  ii  in  scheme  etc. 

cu'cumber:  au  Mid  South.  60;  oo  Mid  South.  68;  so'u 
Mid  South  83;  je'u  Mid  South.  89;  ao'ah  Mid  South.  107; 
ja'u  Bord.  South.  120;  eu  West  South.  155;  au,  iu  North 
East  259;  au  East  Eastem  268;  au-  East  Eastern  276; 
aa  North.  Midi  350 ;  ah  North.  Midi.  402;  au  North.  Midi.  408 ; 
uu  East  North.  526. 

discretion:  e  South.  Lowl.  720. 

dragon:  ee  South.  Lowl.  719. 

draper:  e  South.  Lowl.  719. 

dubious:  juu  Mid  South.  50. 

tamine:  ee  South.  Lowl.  719. 

fatal:  -att-  Mid  North.  Lowl.  785.  fat'l  nicht  ei  South. 
LowL  719. 

ar;  -avv-  North  Midi.  324. 


118  C.  HECK, 

female:  e  North  Northern  677. 

foreign:  a  wie  in  tum  (a)  Mid  South.  50. 

foolish:  u  neben  uu  in  fool  ICast  South.  141. 

gracious:  a,  der  accent  liegt  wohl  auf  der  zweiten  silbe : 
East  Celtic  South.  35. 

Jacobite:  aa  nicht  ee  South.  Lowl.  719. 

labour:  e  neben  aa  (wie  command),  doch  nicht  ee! 

labourer:  a,  e.  labour  hat  kein  kurzes  a!  South.  Lowl.  719. 

leisure:  e*:  "F.,  unknowTi  to  H."  East  Eastem  268; 
ee  South.  Lowl.  713,  720. 

library:  1  Ebenso  aber  auch  in  polite  neben  ai  in 
denial  etc.  und  ii  in  chastice  etc. 

matron:  aa,  nicht  ee. 

measure:  i  Border  South.  128,  North  Western  187; 
mizzoiir  Mid  North.  Lowl.  785. 

mu'sic:  o,  oo  East  Eastern  287;  au  neben  iu  Mid  & 
East  Midi.  447;   d'  neben  98  in  surc  North.  Ins.  Lowl.  820. 

national:  e^  East  Eastern  284,  ee  South.  Lowl.  715 
(rational  hat  dagegen  aa). 

obedient:  ai  South.  Lowl.  719. 

pageant:  e  =^  zeichen  für  a  wie  in  labour  oben. 

paper:  i-e  nicht  wie  face,  cf.  dieses;  aber  wie  gardeJil 
Mid  South.  83. 

Patriarch:  aa  nicht  ee!  South.  Lowl.  720.  (Wie  aus 
p.  71835  hervorgeht,  ist  die  aa-,  a-aussprache  die  alte,  ee,  e 
die  neue.) 

patron:  aa  nicht  ee,  South.  Lowl.  720. 

pleasure:  (e^,  vde  flau,  Mid  Eastern  210. 

precious:  ee  South.  Lowl.  713. 

prelacy:  ii  South.  Lowl.  712  wie  in  grieve  aber  auch  in 
civilise. 

punish:  oh  Mid  South.  107.    0  East  Eastern  287. 

rations:  aa  South.  Lowl.  719,  ebenso  rational. 

reason:  aai:  Celt.  South.  31,  aaai  Mid  South.  106,  e*,  ee 
Avie  in  flml  und  pleasure  Mid  East.  210.  e  South,  and  Mid 
North.  Lowl.  763. 

river:  a  (harver)  Mid  South.  91. 

sapient:  a  nicht  e  South.  Lowl.  719. 

sacrifice:  e  South.  Lowl.  719. 

satin:  aa  Border  Midi.,  Mid  East.;  nicht  ee! 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  119 

saga'cious:  aa  South.  Lowl.  719. 

season:  yy'ao  wie  in  moisture  Mid  South,  sizzon  Mid 
North.  Lowl.  784. 

Spaniard:  ee  South.  Lowl.  719. 

spirit:  ee  North.  Midi,  and  South.,  North.  Lowl.  755. 

Statue:  ee  South.  Lowl.  720. 

stature:  ee  South.  Lowl.  720. 

stomach:  9,  nicht  o*  wie  in  proper  Mid  South,  p.  58. 

strata:  aa  nicht  ee!   South.  Lowl.  719. 

table:  Tu  cf.  aber  pleeus,  ple'is  =  place  Bord.  South. 
120;  ii  aber  T«  (face)  South.  Midi.  480. 

?tailor:  i'  South.  Lowl.  719. 

tavern:  ee  wie  ee  in  nation  South.  Lowl.  720. 

treasure:  se,  measure  hat  dagegen  e:  South.  Lowl.  720. 

vagabond:  i-?  South.  Lowl.  719. 

vacance:  i-?  South.  Lowl.  719. 

vivid:  ii  wie  civilise  und  grief  South.  Lowl.  713. 

visible:  ii,  wie  in  vivid  South.  Lowl.  712. 

Es  wären  noch  manche  Wörter  anzuführen,  doch  geschieht 
dies  besser  später  in  einem  andern  Zusammenhang. 

Frankfurt  a/Main- Bockenheim.  C.  Heck. 


dip:  dänischen  Elemente  in  der  syntax 
der  englischen  sprache. 


Vierzehn  tage  nach  dem  ausdruck  meines  artikels  "Zum 
englischen  Indefinit  um  II''  erhielt  ich  von  meinem  buchhändler 
Jespersens  "Growth  and  Structui-e  of  the  English  Langaage^ 
zugesandt.  Mit  den  ausfährungen  dieses  buches  kann  ich  mich 
im  ganzen  und  grofsen  einverstanden  erklären:  ich  halte  es 
neben  H.  Bradleys  "The  Making  of  English"  für  die  reifste 
frucht  des  unschätzbaren  materials,  das  in  dem  herrlichen 
Oxford  Dictionary  aufgespeichert  vor  uns  liegt.  Einige  an- 
gaben des  "Growth  etc."  finden  jedoch  meinen  beifall  nicht  und 
lassen  mich  es  bedauern ,  dafs  das  buch  nicht  schon  während 
der  abfassung  meines  oben  erwähnten  artikels  in  meine  bände 
geriet.  Wenn  es  mir  nun  auch  auf  diese  weise  nicht  möglich 
war,  die  ausführungen  meines  artikels  nach  einer  bestimmten 
Seite  hin  zu  vervollständigen,  so  dürften  meine  ausstellungen 
auch  jetzt  noch  und  an  dieser  stelle  nicht  aufser  platze  noch 
ohne  allen  wert  sein. 

Dafs  der  Verfasser  des  *Growth'  in  den  an  die  behand- 
lung  der  lexikalischen  beeinflussungen  sich  anschliefsenden 
besprechungen  der  synt-aktischen  einflüsse  nur  das  dänische 
und  das  lateinisch -griechische  element  bedenkt,  das  norman- 
nische element  jedoch  mit  stillschweigen  übergeht,  daraus 
will  ich  betreffs  der  zwischen  uns  bestehenden  meinungsver- 
schiedenheiten  keine  Schlüsse  ziehen,  weder  für  ihn  noch  gegen 
ihn.  Seine  behandlung  des  dänischen  dementes  in  der  syntax 
der  englischen  spräche  ist  es  jedoch,  die  ich  nicht  ohne  einige 
bemerkungen  passieren  lassen  kann. 


EINENKEL,  DIE  DÄNISCHEN  ELEMENTE  IN  D.  SYNTAX  ETC.      121 

Jespersen  hält  freilich  in  bezug  auf  die  von  ihm  aufge- 
führten Übereinstimmungen  eine  beeinflussung  seitens  des 
Dänischen  nur  für  möglich  und  ist  in  dieser  beziehung  um 
einen  grad  weniger  positiv  als  ich,  der  ich  in  meinem  falle 
die  beeinflussung  des  Englischen  durch  das  Normannisch- 
Französische  im  prinzip  für  wahrscheinlich  halte.  Da  der  Ver- 
fasser des  ^Growth'  jedoch  mit  verschiedenen  graden  der 
möglichkeit  operiert,  so  nehmen  in  gewissen  fällen  seine 
gleichungen  eine  so  positive  färbung  an,  dafs  sie  sich  im 
gründe  nicht  wesentlich  von  meinen  gleichungen  unterscheiden 
und  dafs  auch  dort,  wo  ihre  berechtigung  sich  in  abrede 
stellen  läfst,  der  laie  eher  den  einxlruck  einer  behauptung 
erhält,  als  den  einer  Vermutung.  Es  dürfte  nicht  unangezeigt 
sein,  dies  hervorzuheben  angesichts  seines  Verhaltens  gegen- 
über dem  verfahren,  das  ich  in  einigen  fällen  und  bei  einigen 
gleichungen  anwenden  zu  müssen  glaubte  und  das  Jespersen 
seiner  zeit  mit  den  worten  bemängelte:  Bisweilen  ist  auch 
die  Sache  so  diplomatisch  dargestellt,  dafs  man  aus  seinen 
[Einenkels]  ausdrücken  nicht  leicht  ersehen  kann,  ob  er  das 
Altfranzösische  als  eigentliche  quelle  annimmt  oder  blos  als 
parallele  hinstellt  (Engl.  St.  XXXIV  p.  166). 

Dies  im  allgemeinen.  Im  besonderen  möchte  ich  darauf 
hinweisen,  dafs  nicht  alle  dänisch  -  englischen  gleichungen 
Jespersens  berechtigt  sind,  ja  dafs  im  gegenteil  nur  bei  sehr 
wenigen  es  zugestanden  werden  kann,  dafs  mehr  als  eine 
ganze  zufällige  ähnlichkeit  ihnen  zu  gründe  liegt.  Sehen  wir 
sie  uns  näher  an. 

"It  is  true,  for  instance",  heilst  es  auf  s.  82  des  Growth, 
"tliat  relative  clauses  without  any  pronoun  are  found  in  very 
rare  instances  in  Old  English ;  but  they  do  not  become  common 
tili  the  Middle  English  period  when  they  abound." 

Dies  ist  in  der  tat  der  fall.  Aber  erstens  durfte  gerade 
Jespersen  sich  auf  das  argument  des  seltenen  Vorkommens  im 
Altenglischen  nicht  stützen,  er,  der  mich  auf  das  eindringlichste 
davor  gewarnt  hat,  voreilige  Schlüsse  daraus  zu  ziehen  (Progress 
in  Language  p.  171)  und  zweitens  hat  er  sich  die  erklämng  der 
im  ganzen  richtig  beobachteten  häufigkeit  der  konstruktion  im 
Mittelenglischen  viel  leichter  gemacht,  als  sie  den  tatsächlichen 
Verhältnissen  nach  ist.  Ich  habe  mich  seiner  zeit  (Anglia 
Xm  pp.  348  ff.  und  XIV  pp.  122  ff.)  wiederholentlich  eingehend 


122  EUGEN  EINENKEL, 

mit  der  entstelmng  dieser  interessaDten  satzbindung  beschäf- 
tigt und  hätte  darum  einiges  anrecht  gehabt,  in  dieser  frage 
gehört  zu  werden.  Da  Jespersen  dies  ignorierte,  so  werde 
ich  selber  wohl  oder  übel  mich  nochmals  dazu  äufsem 
müssen. 

Die  sogenannte  satzbindung  ano  xoivov  war  im  ganzen 
Mittelenglischen  überaus  beliebt,  im  gegensatz  zum  Alteng- 
lischen (über  welches  wir  jedoch  nach  Jespersens  ansieht  nicht 
viel  oder  doch  nicht  genug  wissen!).  Die  mittelenglischen 
belege  der  konstruktion  scheiden  sich  nun  je  nach  ihrer  her- 
kunft  in  zwei  beinahe  schai'f  getrennte  klassen.  Die  belege 
aus  nördlichen  Schriftwerken  treten  um  ungefähr  einhundert 
jähre  früher  und  zwar  in  viel  gröfserer  häufigkeit  auf  als 
die  belege  aus  südlichen  Schriftwerken,  die  sich  auch  dadurch 
noch  von  den  ersteren  unterscheiden,  dals  in  ihnen  die  djto 
XOIVOV  gesetzten  Satzteile  in  der  satzfuge  (zwischen  den 
beiden  gebundenen  Sätzen)  stehen,  während  sie  bei  den 
ersteren  meist  oder  fast  immer  an  die  spitze  der  beiden  sätze 
treten.  Es  ist  klar  ersichtlich,  dafs  wir  bei  dieser  Sachlage 
mit  einer  einheitlichen  erklärung  nicht  durchkommen.  Denn 
die  südenglisclie  konstruktion  als  fortsetzung  der  nordeng- 
lischen anzusprechen,  geht  schon  deshalb  nicht  an,  weil  die 
erstere  mit  ihrer  eigentümlichen  Stellung  des  gemeinsamen 
Satzteiles  einen  viel  älteren  dem  Ursprünge  der  konstruktion 
viel  näher  stehenden  entwicklungszustand  darstellt  als  die 
letztere  mit  ihrer  loslösung  des  betreffenden  Satzteiles  von 
der  satzfuge.  Da  nun  wegen  der  zeitlichen  Verhältnisse  die 
annähme,  die  nordenglische  konstruktion  sei  die  Weiterent- 
wicklung der  südenglischen,  ebenso  unannehmbar  ist,  so  bleibt 
uns  nui-  die  Vermutung,  dafs  beide  konstruktionen  eine  ge- 
sonderte entstehung  gehabt  haben  müssen.  Für  die  entstehung 
der  südenglischeu  konstruktion  habe  ich  die  strukturell  genau 
entsprechende  normannisch  -  altfranzösische  als  von  grolsem 
einflufs  in  Vorschlag  gebracht,  einem  einflufs,  den  wir  als 
gröfser  oder  geringer  normieren  können,  je  nachdem  wir  dem 
Altenglischen,  dessen  belege  zur  südenglischen  kategorie  ge- 
hören, eine  gröfsere  oder  ebenso  geringe  bekanntschaft  mit 
der  konstruktion  zutrauen,  als  uns  die  uns  überlieferten  denk- 
mäler  gewährleisten.  Was  nun  die  nordenglische  konstruktion 
angeht,  die  von  der  altenglischen  eben  so  weit  abweicht,  wie 


DIE  DÄNISCHEN  ELEMENTE  IN  D.  SYNTAX  D.  ENOL.  SPRACHE.     123 

von  der  stidmittelenglisch- romanischen,  so  würde  ihr  gegenüber 
in  der  tat  die  von  Jespersen  für  die  konstruktion  überhaupt 
befürwortete  entstehung  aus  dem  Dänischen  in  frage  kommen 
können.  Aber  auch  in  diesem  beschränkteren  umfange  ruht 
die  annähme  einer  dänischen  herkunft  auf  sehr  schwankender 
grundlage.  Um  sie  zu  befestigen,  müfste  erst  noch  bewiesen 
werden,  dafs  das  vor -mittelenglische  Altnordische  die  kon- 
struktion in  einem  annähernd  so  grofsen  umfange  kannte,  dafs 
eine  beeinflussung  der  mittelenglischen  konstruktion  schon 
äufserlich  erklärbar  scheinen  würde,  weiterhin  müfste  gezeigt 
werden,  dafs  bereits  im  Altnordischen  die  konstruktion  jene 
merkmale  progressiver  entwicklung  aufweise,  die  für  die 
nordenglische  konstruktion  von  so  charakteristischer  bedeutung 
sind,  und  —  last  not  least  —  müfste  erklärt  werden,  wie  bei 
dieser  art  der  entstehung  der  nordenglischen  konstruktion  es 
kommen  konnte,  dafs  diese  in  dem  Ormulum,  dem  werke  des 
dänischsten  aller  llittel-Engländer ,  sich  auch  nicht  in  einem 
einzigen  belege  vertreten  findet. 

Ks  ist  bedauerlich,  dafs  E.  A.  Kock  sein  am  Schlüsse 
seiner  English  Relative  Pronouns  (Lund  1897)  gegebenes  ver- 
sprechen, bei  gelegenheit  die  auslassung  des  relativs  behandeln 
zu  wollen,  bis  jetzt  nicht  eingelöst  hat.  Er  ist  gemäfs  seiner 
herkunft,  vor  allem  aber  auf  gruud  seiner  Vorstudien,»)  einer 
von  den  wenigen,  die  zu  einer  so  schwierigen  Untersuchung 
befälügt  sind,  und  würde  gewifs  auch  in  die  frage  der  ent- 
stehung und  entwicklung  der  konstruktion  genügendes  licht 
gebracht  haben.  So  lange  uns  aber  eine  derartige  Vorunter- 
suchung fehlt,  ist  es  verfrüht,  ist  es  voreilig,  eine  bestimmte 
meinung  zu  äufsern. 

Dafs  "in  ninety  out  of  a  hundred  instances  where  an 
Englishman  leaves  out  the  relative  pronoun,  a  Dane  would 
be  able  to  do  likewise  and  vice  versa",  spricht  unter  diesen 
umständen  natürlich  ebensowenig  für  die  dänische  herkunft 
der  konstinktion ,  wie  die  gleiche  beobachtung  betreffs  des 
Altfranzösischen  für  eine  romanische  herkunft  oder  beein- 
flussung sprechen  würde;   und  dafs   "the  preposition  in  both 


')  Aul'ser  der  erwähiiteu  disi*ertatioii  verdanken  wir  ihm :  ''Die  deutschen 
llelalivprononien'*  Liind  19l)t  nnd  "Die  NioderdtMitsdien  Relativj>ron(»nien" 
Lund  1904. 


124  EI.TGEN  SINENKEI,, 

laDguages  comes  last  in  t)ie  clause",  beweist  auch  nichts,  dal 
auf  grunil  einer  allgemeinen  regel  die  verben  an  dem  sehlufs  1 
des  relativsatzes  stehen  und  mit  beginn  der  mittelenglischen  [ 
Periode,  auf  grund  einer  allgemeinen  bewegung,  in  den  neben-  | 
Sätzen  die  präpositialadrerbien,  wie  alle  adverbialeu  bestim-  | 
mungen  überhaupt,  hinter  ihre  verben  zu  rucken  beginnen. 

"The  ruies  for  the  Omission  or  reteution  of  the  con- 
junction  (hat  are  nearly  identical."  Dasselbe  läfst  sich  auch.  J 
von  dem  romanischen  que  sagen  (Pauls  Grundrifs  §  165^168).  | 
Dies  gilt  aber  von  dem  que  der  mittelenglischen  zeit,  J 
während  Jespersen  von  der  modernen  dänischen  konjunktion  1 
spricht,  die  bei  den  starken  englischen  einfliissen  der  neuem  1 
zeit  sich  sehr  wohl  nach  der  neuenglischen  konjunktion  that  | 
gerichtet  haben  kann. 

"The  nse  of  will  and  shall  in  Bliddle  English  corresponds  I 
pretty  nearly  with  Scandinavian."    Das  mag  sein,  ist  aber  | 
trotzdem  uicht  mehr  als  ein  zufall,  da  der  gebrauch  von  wiU  ' 
und  shall  schon  im  Ältenglischen  sich  im  sirne  der  späteren 
entwicklimg  zu  regeln  beginnt,  wie  sich  Jespei-sen  leicht  aus 
K.  Lätgens,   "Über  Bedeutung  und  Gebrauch  der  Hilfsverba 
im  frühen  Altenglischen:   Sculan  und  WiUan,  Wismar  1888" 
fiberzeugen  kann.    Dafs  bei  der  grundbedeutung  dieser  Wörter  ] 
die    entwicklung  ihrer    futui-alen   Verwendung    im    heutigen  ] 
sinne  unvermeidlich  wai-,   ist  besonders  deutlich   aus  Grafs  j 
"Das  Futurum   und  die  Entwicklung  von  sluä  und  wil   zq  ] 
futurischen  Tempusbildern  bei  Chaucer,  Flensburg  1893" 
erkennen.    Die  ansieht ,  dals  wiüan  zum  auadruck  des  futara  1 
im  Altenglischen  selten  gebraucht  wurde,  scheint  JesperBen  | 
aus  Kochs  Grammatik  geholt  zn    haben,   der  ein  wHian  - 
d.  'werden'   überhaupt  nicht  gelten  läfst.     Sie  ist  gänzlich  1 
falsch  (sieh  Lütgens  a.  a.  o.  und  Wülfing,  Syntax  Aelfreds  etc.  1 
§  414).     Auch   die   übrigen   im   anschlufs   hieran  erwähntai  1 
gleichungen  sind  unberechtigt:   Das  Shaksperesche  Besides  it\ 
ekould  appear  (Merch.  lil  2,  289)  erklärt  sich  nicht  als  nach-  J 
komme  einer  aus  dem  modernen  dänischen  det  skulde  synes  1 
zn  erschlieCsenden  altnordischen  formel.    Es  ist  nichts  anderes 
als  das  selbständig  gewordene  früher  von  einem  begriffe  des 
'glaubens'  abhängige  altenglische  wende  ic  pixt  ptt  pij  wcerra 
tveoräan   sceoldc  md  so3fmsUtm  etc.   Jul.  425,    ond  }te  wende 
fiiii  kf  stceltan  nceotde  Beda  241  u.  ö.,  das  auf  dem  wege  über 


DIE  DÄNISCHEN  ELEMENTE  IN  D.  SYNTAX  D.  ENGL.  SPRACHE.      125 

die  asyndese  (he  wende  he  sweltan  sceolde)  und  die  paren- 
thetische einschiebung  des  hauptsatzes  {he,  wende  he,  sweltan 
sceolde)  erreicht  wurde.  Im  übrigen  ist  auch  im  Deutschen 
dieses  identische  'sollte'  (meist  von  *doch'  begleitet,  z.  b.:  'er 
sollte  doch  ein  bruder  von  ihm  sein')  ein  so  wenig  selten  zu 
hörendes  idiom,  dafs  auch  in  dieser  spräche  jene  Shakspere- 
stelle  wörtlich  wieder  gegeben  werden  könnte.  Da  nun  kaum 
angenommen  werden  kann,  dafs  unser  'sollte'  dem  altnor- 
dischen ahnen  jenes  dänischen  shilde  entsammt,  so  bleibt  uns 
nichts  als  die  annähme,  dafs  unser  'sollte',  wie  das  dänische 
skulde  und  ebenso  das  englische  sJiould  selbständig  inner- 
halb der  eigenen  sprachen,  und  zwar  auf  dem  oben  skizzierten 
wege,  sich  gebildet  hat.  Noch  einfacher  liegt  die  sache  bei 
der  gleichung:  Where  (he  devil  should  he  leam  cur  language? 
Sh.,  Temp.  II  2,  69  =  dänisch  Hwor  Fanden  skulde  Jian  leere 
vort  sprog?  Es  ist  dies  das  'sollte'  der  unwilligen  frage, 
das  sich  auch  im  Deutschen  ganz  gewöhnlich  findet,  und  das 
ich  in  Pauls  Grundrifs  §  104  x  vom  Altenglischen  an  bis  in 
die  moderne  zeit  hinein  (jetzt  wotild^)  belegt  habe  (ein  wei- 
terer ae.  beleg  ist  Htai  ne  sceolde  me  swa  Öincan  ?  Boeth.  308). 
Auch  hier  ist  die  selbständige  Weiterentwicklung  gemein- 
germanischer keime  für  alle  drei  sprachen  die  unumgängliche 
annähme. 

Auch  das  Shaksperesche  perchance  I  will  kann  sehr  wohl 
ein  rest  des  altenglischen  futurischen  willan  sein.  Da  ich 
aber  bis  jetzt  einen  genau  entsprechenden  altenglischen  aus- 
druck  nicht  nachweisen  kann,  so  mag  vor  der  band  hier  die 
idee  von  der  abhängigkeit  des  Englischen  von  dem  Dänischen 
noch  bestehen  bleiben. 

"jffe  could  have  done  it  agrees  with  han  künde  have  gjort 
det  as  against  er  hätte  es  tun  können"  Hier  ist  zunächst 
festzustellen,  dafs  unser  deutsches  'können'  für  'gekonnt' 
steht,  eine  form,  die  das  ältere  Deutsche  nicht  kennt  und 
die  das  spätere  Deutsche  nur  bildete,  um  zu  der  oben  be- 
legten handlichen  ausdrucksweise  zu  gelangen.  Das  Eng- 
lische hat  es  sich  (im  13.  und  14.  und  noch  im  15.  jahrh.) 
ehrliche  mühe  kosten  lassen,  dasselbe  zu  erreichen.  Es  hat 
ein  gekonnt,  gewollt,  gemocht  etc.  versucht,  genau  wie  das 
Deutsche,  da  es  aber  damit  nicht  durchdringen  konnte,  so 
mniste  es  sich  doch  schliefslich  mit  dem   alten  ungelenken 


126  EUGEN  EIKENKEL, 

hilfsmittel  zufrieden  geben  und  das  perfektische  Verhältnis, 
das  sonst  in  der  zeitform  des  regierenden  verbs  ausgedruckt 
zu  werden  pflegt,  in  dem  infinitiv  zum  ausdruck  bringen. 
Ähnlich  wird  die  sache  im  Dänischen  liegen.  Was  diese  in 
den  historischen  Verhältnissen  begründete  gleichheit  des  aus- 
druckes  mit  einer  abhängigkeit  der  einen  spräche  von  der 
anderen  zu  schaffen  hat,  vermag  ich  nicht  einzusehen. 

"The  Scotch  idiom  He  wad  na  wrang'd  the  vera  Deil 
(Bums),  ye  wad  thought  Sir  Arthur  had  a  pleasure  in  it 
(Scott)  wliere  an  Englishman  cannot  omit  havc,  has  an  exaet 
parallel  in  Danish  vilde  gjorC  Auch  hier  wieder  dieselbe 
nichtbeachtung  der  historischen  Verhältnisse,  dasselbe  raten 
ins  blaue  hinein.  Die  auslassung  des  have  kommt  erstlich 
nicht  nur  im  Schottischen  vor,  sondern  (wenigstens  früher) 
auch  im  Süden,  zweitens  findet  sie  sich  nicht  nur  nach  wouldj 
sondern  auch  nach  might  und  shotild  (so  z.  b.  noch  bei  Shak- 
spere)  und  zwar  können  wr  sie  zurückführen  bis  zu  einer 
zeit,  wo  das  im  tief  ton  stehende  have  schon  ganz  gewöhn- 
lich zu  einem  einfachen  a  zusammen  schwindet  Dies  ist 
sicher  kein  zufall:  Das  zusammentreten  des  would  etc.  mit 
einem  part.  prät.  stellt  offenbar  die  letzte  stufe  einer  ent- 
wicklung  dar,  die  mit  der  Schrumpfung  des  infinitivs  Juive  zu  a 
(von  1300  an  etwa)  beginnt  (für  belege  sieh  Pauls  GrundriXs 
§  129  f,  die  dort  allerdings  nicht  an  der  richtigen  stelle  stehen, 
sondern  nach  §  131  zu  transferieren  sind).  Von  einer  auslassung 
ist  deshalb  hier  gar  nicht  zu  reden,  ebenso  wenig  wie  bei  dem 
amerikanischen  Slang-ausdrucke  /  done  it  von  einer  auslassung 
zu  reden  sein  würde,  sondern  richtiger  von  einem  Schwund. 
Wie  sich  das  dänische  vilde  gjort  entwickelt  hat,  weifs  ich 
nicht,  ebensowenig  weifs  ich,  was  es  mit  der  entwicklung  der 
englischen  ausdrücke  zu  tun  hat. 

Von  den  übrigen  vom  Verfasser  nur  in  völlig  hypothe- 
tischer weise  vorgeschobenen  belegen  des  ^Scandinavian  in- 
fluence'  erwähne  ich  nur  noch  "the  universal  position  of  the 
genitive  case  before  its  noun  (where  Old  English  like  German 
placed  it  very  often  after  it)",  ein  item,  welches  Jespersens 
nicht  ganz  einwandfreie  kenntnis  sowohl  des  Altenglischen 
wie  des  Deutschen  (des  modernen  Deutschen,  ein  anderes 
kann  hier  nicht  gemeint  sein)  offenbart.  Denn  erstens  steht 
nach  Kubes  statistischen  feststellungen  (Wortstellung  in  der 


DDE  DÄNISCHEN  ELEMENTE  IN  D.  SYNTAX  D.  ENGL.  SPBAOHE.      127 

Sachsenchronik,  Jena  1886)  der  attributive  synthetische  ge- 
nitiv,  wenn  er  nicht  partitiv  ist,  bereits  im  Altenglischen 
fast  ausnahmslos  vor  seinem  beziehungswort« ,  gleichviel,  ob 
er  allein  steht  oder  ein  zu  letzterem  gehöriges  attribut  vor 
sich  hat,  und  läfst  sich  daher  schon  im  Frühmittelenglischen 
die  nachstellung  dieses  genitivs  kaum  noch  nachweisen;  und 
zweitens  ist  im  heutigen  Deutschen  die  nachstellung  des  ge- 
nitivs so  zur  regel  geworden,  dafs  ausnahmen  davon  nur  in 
der  poesie  und  in  gehobener  rede  anzutreffen  sind.  Das  Alt- 
englische und  das  Neuhochdeutsche  in  diesem  punkte  auf  eine 
linie  zu  stellen,  ist  also  durchaus  uuangängig  und  die  Ver- 
hältnisse, die  das  Altenglische  uns  zeigt,  stellen  genau  die 
Vorstufe  dar  des  zustandes,  den  uns  in  dieser  beziehung  das 
spätere  Englisch  darbietet. 

Dies  sind  Jespersens  dänisch-englische  gleichungen! 

Ich  mufs  gestehen,  dafs  mich  die  Unzulänglichkeit  dieser 
spuren  skandinavischen  einflusses  in  der  englischen  syntax 
nicht  wenig  enttäuscht  hat,  enttäuscht  und  überrascht  zu- 
gleich, weil  ich  von  jemand,  der  andere  vor  allzu  grofsem 
sanguinismus  auf  diesem  schwierigen  gebiete  zu  wanien  sich 
berechtigt  glaubte,  eine  weit  gröfsere  Zurückhaltung  erwartet 
hätte,  als  es  die  ist,  welche  sich  in  den  obigen  gleichungen 
ausspricht.  Vernachlässigung  des  Altenglischen,  Überschätzung 
des  einflusses  der  fremden  spräche,  Unterschätzung  der  fähig- 
keit  selbsttätiger  entwicklung,  alle  die  fehler,  deren  er  andere, 
mit  welchem  rechte,  mag  hier  hingestellt  bleiben,  mit  grofsem 
eifer  geziehen  hat,  hier  sehen  wir  sie  von  ihm  selbst  be- 
gangen, von  ihm,  der  sie  —  of  all  men  —  unter  keinen  um- 
ständen hätte  begehen  dürfen.  Jespersens  Unvorsichtigkeit  ist 
mir  hier  um  so  unverständlicher,  als  für  seinen  fall  und  zum 
beweise  seiner  these  vollberechtigte  gleichungen  in  noch  viel 
gröfserer  anzahl  vorlagen,  als  er  sie  uns  in  seinem  letzten 
buche  vorgelegt  hat.  Kluge  in  Pauls  Grundrifs,  ich  ebenda, 
in  meinen  Streifzügen  und  meinem  Indefinitum  und  zuletzt 
noch  Björkman  in  seinen  Loan  Words,  haben  ihm  ein  material 
zur  Verfügung  gestellt,  mit  hilfe  dessen  er  den  skandina- 
vischen einflufs  auf  die  englische  syntax  in  der  tat  hätte 
wahrscheinlich  machen  können,  und  zwar  ohne  sich  in  den 
ruf  eines  phantasten  zu  bringen. 

In  seinem  früheren  buche,  dem  "Progi-ess  in  Language", 


128      EINENKEL,   DIE  DÄNISCHEN  ELEMENTE  IN  D.  SYNTAX  ETC. 

auf sert  sich  Jespersen  an  einer  gegen  mich  gerichteten  stelle : 
M  little  knowledge  0  of  Scandinavian  languages  would,  for 
example,  with  regard  to  many  points  have  convinced  Einenkel 
that  these  present  the  very  same  phenomena  which  when 
occurring  in  English  he  explains  from  Old  French/  In  meiner 
obenerwähnten  entgegnung  "Zum  englischen  Indefinitum  II", 
in  der  ich  diese  äufserung  niedriger  zu  hängen  mir  erlaubte, 
fügte  ich  ihr  die  anmerkung  bei:  "Dafs  der  Verfasser  diesen 
[seil.  Scandinavian  languages !]  gegenüber  in  derselben  Zwangs- 
lage sich  befinden  würde,  in  der  er  mich  dem  Altfranzösischen 
gegenüber  vermutet,  scheint  ihm  gänzlich  entgangen  zu  sein" 
(AngUa  XXVni  p.  495). 

Der  Verfasser  des  "6ix)wth"  hat  als  kenner  der  skandi- 
navischen sprachen  die  aufliellung  ihres  syntaktischen  einflusses 
auf  die  englische  spräche  selbst  unternommen,  und  er  hat  sich 
meiner  voraussage  entsprechend  genötigt  gesehen,  die  Zwangs- 
lage, in  die  er  sich  damit  begeben,  konsequenter  weise  anzu- 
erkennen. Dafs  er  sich  aber  dieser  Zwangslage  gewachsen 
gezeigt  hat,  mehr  oder  auch  nur  ebenso  gewachsen  gezeigt 
hat,  wie  ich  der  meinen,  wird  er  jetzt  wohl  selbst  nicht  mehr 
behaupten. 

Zum  schluf s  eine  stelle  aus  Jespersens  mehrfach  erwähntem 
artikel  (Engl.  St.  p.  161) ,  die  ich  ohne  kommentar  und  ohne 
Sperrdruck  hierhersetze: 

"Derjenige,  der  meine  eignen  syntaktischen  versuche  (auf 
englischem  und  nordischem  gebiete)  kennt,  wird  bemerkt  haben, 
dafs  das  für  mich  entscheidende  die  möglichst  allseitige  er- 
wägung  der  verschiedenen  formalen  und  psychologischen  mo- 
mente  ist,  die  in  jedem  einzelnen  fall  von  bedeutung  sein 
können." 


^)  WoUte  Jespersen  sich  die  mühe  nehmen,  meine  Schriften  darauf  hin 
dorchzusehn,  so  würde  er  finden,  dafs  ich  trotz  meiner  '  geringen  kenntnis 
der  nordischen  sprachen*  weit  mehr  für  die  klarstellung  ihres  einflusses  auf 
die  englische  syntax  geleistet  habe,  als  er  selber.  Hier  noch  ein  paar  meiner 
gleichungen:  [ae.  lüeJüian  nur  mit  genitiv  des  Objektes];  me.  ne.  med.  to 
laugh  at  =  an.  hl(tja  af;  me.  ne.  mod.  (phrase)  many  is  the  Urne  etc. 
(sieh  Indef .  §  250)  =  an.  m^rg  'ro  dags  augo  H^v.  81  *. 

Halle  a/S.  Eugen  Eutenkel. 


TEXTKRITISCHE  BEMERKUNGEN. 


I. 

Im  zweiten  Walderebruchstück  v.  23  f.  steht  in  der 
handschrift:  ....  unmcegas  eft  on  ^innaÖ  mecum  ^e  metaö  . . ., 
d.  h.  eft  on^innaÖ,  mecum  ^emetaä.  Gegen  diese  handschrift- 
liche lesart  mit  ihrer  parataktischen  fügung  ist  m.  e.  nichts 
einzuwenden.  Trautmann,  Bonner  Beiträge  zur  Anglistik  V, 
182  meint  jedoch:  „Statt  gemetaö  wird  ein  von  ongynnaä  ab- 
hängendes gemetan  einzusetzen  sein."  In  seinem  kritischen 
text  heilst  es  dann :  . . .  .  unmmgas  eft  onginnaä  mecum  ge- 
metan, ....    Ebenso  bei  Kluge,  Ägs.  Lesehuch\  s.  130.^) 

Dabei  ist  aber  übersehen,  dafs  die  konjektur  mit  dem 
Sprachgebrauch  nicht  in  einklang  steht,  on^innan  wird, 
wie  im  Ulfilas  (Streitberg,  Beitr.  XV,  109)  und  Heliand  (Be- 
haghel,  Syntax  des  Heliand ^  s.  100  und  185),  so  auch  im 
Beowulf  und  in  der  ags.  Genesis  nur  mit  simplicien 
verbunden.  Und  das  hat  ja,  wie  Streitberg  nachgewiesen 
hat,  seinen  tiefen  grund. 

Die  bedeutung  des  onginnan,  dem  die  aufgäbe  zufiel, 
imperfektive  verba  perfektiv  zu  machen,  wird  oft  verkannt. 
So  bemerkt  McKnight  zu  King  Hörn  (Neuausgabe  der  E.  E,  T.  S, 
1901)  V.  55  stverd  hi  gunne  gripe,  dieses  gunne  sei  „=  'did' 
intensive  as  frequently". 

Der  unterschied  zwischen  imperfektiver  und  perfektiver 
aktionsart  spielt  in  der  englischen  syntax  eine  ähnliche  rolle 
wie  in  der  deutschen.    Hier  sei  nur  vorläufig  darauf  hinge- 


»)  Kögel,  Geschichte  der  deutschen  Literatur  I  (1894),  237  übersetzt: 

»wenn  üble  Unmagen  wieder  daznsclireiten  mir  mit  ihren  Schwertern  zu 
hegegnen<L. 

Anglia.    N.  V.    XVII.  (J 


130  WILHELM  HÖRN, 

wiesen,  dafs  die  von  Einenkel  §  136,  a  (Pauls  GrAr,  I^  1079) 
zusammengestellten  frühme.  intransitiven  verba,  die  ihre  per- 
fektumschreibung  mit  Inave  bilden,  imperfektive  verba  sind 
(vgl.  zu  dieser  erscheinung  Behaghel,  icÄ  hotbt  geschlafen, 
Zs.  f.  d.  Phil  XXXII,  64  ff.  und  Paul ,  Die  Umschreibung  des 
Perfekts  im  Deutschen  mit  haben  und  sein,  in  Äbh,  d.  hair. 
Akademie  d,  Wiss.,  phil.-hiM,  Cl,  XXII). 


IL 

Zu  Beo  wulf  V.  69ff.  vgl.  meine  bemerkungen  Archiv  CXIV, 
363  (mit  weiteren  literaturnachweisen),  wo 

....  Him  on  möd  hearn, 
pcet  heal-reced  hätan  wolde, 
medo-cem  micel  men  gewyrcean, 
pone  yldo  hearn  cefre  gefrUnon 

als  konstruktionsmischung  betrachtet  wird,  wie  sie  sich  gerade 
beivergleichungen  häufig  einstellen.  Ich  sehe  keinen  grund, 
in  der  Beowulfstelle  von  der  überlieferten  konstruktion  abzu- 
gehen. Die  mischung  kann  sehr  wohl  ursprünglich  sein.  Be- 
kanntlich hat  sich  ja  sogar  der  scharfdenkende  Lessing  von 
kontaminationen  nicht  frei  halten  können  („Wie  wild  er  schon 
war,  als  er  nur  hörte,  dafs  der  prinz  dich  jüngst  nicht  ohne 
milsfallen  gesehen!"  Emilia  Galotti  II,  6  =  nicht  ohne 
gefallen  +  nicht  mit  milsfallen);  wir  brauchen  somit  kein 
bedenken  zu  tragen,  einem  angelsächsischen  dichter  eine  kon- 
stniktionsmischung  zuzumuten.  Unsere  kritischen  ausgaben 
sollen  die  spräche  nicht  ^logischer'  gestalten  als  der  dichter 
selbst.  Diese  '  Unklarheit  des  gedankens'  (vgl.  Trautmann, 
Beowulf  s.  V)  ist  und  war  so  weit  verbreitet,  dafs  wir  daran 
keinen  anstofs  nehmen  dürfen.  Im  Heliand  sind  kontamina- 
tionen (besonders  bei  vergleichungen)  sehr  oft  anzutreffen 
(Behaghel,  Syntax  des  Heliand,  s.  374). »)      Und   ein  grofser 

')  Die  lateinischen  vergleichungen  ininus  guimlecim  dies  sunt,  minus 
quam  quindecim  diebus  sunt  halte  ich  auch  für  kontaminationen ,  vgl.  Idg, 
Forsch.  XVII,  100.  Und  ebenso  erklärt  sich  im  Griechischen  die  scheinbare 
auslassung  des  //.  0.  Schwab,  Historisclie  Syntax  der  griech.  Comparaiion, 
11,84  legt  gewicht  darauf,  dafs  die  konjunktion  nur  vor  Zahlwörtern 


TEXTKRITISCHE  BEMERKUNGEN.  131 

teil  der  ^ Sprachdummheiten',  die  z.  b.  von  W.  B.  Hodgson, 
Errors  in  the  Use  of  English  »1881,  U896  zusammengestellt 
werden,  beruht  auf  der  Vermischung  von  gleichbedeutenden 
Wendungen. 

Darum  billige  ich  die  änderungen  nicht,  die  neuerdings  an 
unserem  satz  vorgenommen  worden  sind.  Trautmann  schreibt 
in  seiner  ausgäbe  (1904): 

Him  on  möd  be-arn, 

J^aet  [he]^  heal-reced  hätan  wolde, 
medo-aern  micel  mä  gewyrcean, 
\>ou  yldo  bearn  sefre  gefrünon, 

und  er  übersetzt: 

Ihm  kam  in  den  sinn, 

dafs  er  einen  Hallbau  heilsen  wollte, 

ein  grofses  Methaus,  ein  gröfseres  errichten, 

als  die  Kinder  der  Menschen  je  gekannt  hatten. 

Und  Holthausen,  Beowulf  (1905)  gibt  dem  satz  einen  ähn- 
lichen Wortlaut  (vgl.  auch  seine  erörterung  Änglia- Beiblatt 
X,266): 

Him  on  möd  be-arn, 

J^aet  [he]  heal-reced  hätan  wolde, 

medo-aern  märe  men  gewyrcean, 

J?on[n]e  ylda  bearn  sfre  gefrünon. 


fehlt.  Das  erklärt  sich  einfach:  gerade  das  zahlwort  hat  aus  dem 
einen  satz  in  den  anderen ,  aus  dem  einen  geleise  in  das  andere  hinüber- 
geführt : 

Minus  quindeeim  diebus  sunt  (est) 


minus  quam  quindeeim  dies  sunt. 
Minus  quam  quindeeim  dies  sunt 


minus  quindeeim  diebus  sunt  (est). 

')  Die  zusetzung  dieses  he  halte  ich  nicht  fiir  gerechtfertigt,  vgl. 
den  schlufs  dieses  artikels. 


132  WILHELM  HOBN,  TEXTKBITISCHE  BEMERKUNGEN. 

III. 

Havelok  v.  247: 

244    Änd  sauteres  deden  he  manie  reden, 
pat  god  seif  schulde  his  soule  leden 
into  hevene  bifom  his  sone 

247    and  Per  wit[h\uten  (h)ende  wone. 

In  einer  anmerkung  zu  dieser  stelle  sagt  Holthausen,  man 
sei  versucht,  die  letzte  zeile  mit  v.  245  zu  verbinden,  'which 
however  makes  nonsense':  god  kann  natürlich  nicht  Subjekt 
des  letzten  abhängigen  satzes  sein.  Der  herausgeber  fragt 
daher:  'May  we  conjecture  Per  withut  ende  for  to  toone?^ 
Ich  möchte  diese  frage  verneinen.  Die  konstruktion,  wie  wir 
sie  in  diesem  Satzgefüge  vorfinden,  ist  in  der  älteren  spräche 
nicht  selten.  Das  Subjekt  des  letzten  satzes  ist  aus  dem  objekt 
des  vorhergehenden  (his  soule)  zu  ergänzen.  Vgl.  z.  b.  William 
of  Shoreham  51, 1442  und  dazu  Konraths  anmerkung:  ^he  to 
be  understood  from  the  preceding  oblique  case  hyne\  Früh- 
neuenglische  belege  bei  H.  Spies,  Studien  zur  Geschichte  des 
engl,  Pronomens,  s.  49. 

Die  gleiche  erscheinung  finden  wir  auch  im  älteren 
Deutschen.  Paul,  Mittelhochdeutsche  Grammatik,  §  378:  'In 
einem  mit  unde  angeknüpften  satze  kann  das  Subjekt  fehlen, 
wenn  es  sich  aus  einem  obliquen  kasus  des  vorhergehenden 
Satzes  ergänzen  läfst'.  Als  beispiel  greife  ich  heraus:  men 
vert  in  (den  weg)  äne  des  Ifbes  not  und  (er)  leitet  üf  den 
ewigen  tot. 

Die  nichtSetzung  des  pronominalen  Subjekts  hat  auch  sonst 
zu  unberechtigten  Verbesserungsvorschlägen  veranlafst,  vgl. 
z.  b.  Mätzners  anmerkung  zu  King  Uorn,  v.  25  {Sprachproben 
1, 1,  209).  Ich  stimme  Holthausen,  Beoivulf  s.  VII »)  bei,  wenn 
er  (in  Übereinstimmung  mit  Pogatschers  Untersuchung  Änglia 
XXIII)  die  zusetzung  des  pronominalen  Subjekts  an  gewissen 
stellen  des  Beowulftextes  für  überflüssig  hält;  nur  würde  ich 
statt  Miberflüssig'  sagen  ^unberechtigt'. 

GIESSEN.  Wilhelm  Hobn. 


ENGLISCHE  SCHREIBUNG  UND  AUSSPRACHE 
IM  ZEITALTER  SHAKESPEARES, 

NACH  BRIEFEN  UND  TAGEBÜCHERN. 


Einleitung. 

Zur  feststellung  der  frühneuenglischen  ausspräche  hat  man 
seither  in  erster  linie  die  angaben  der  alten  phonetiker  zu 
rate  gezogen,  weniger  die  reime  der  dichter  und  die  Ortho- 
graphie. Soweit  man  überhaupt  letztere  in  das  gebiet  dieser 
Untersuchungen  hereingezogen  hat,  hat  man  sich  bis  jetzt  fast 
immer  darauf  beschränkt,  denkmäler  literarischen  werts  und 
inhalts  zu  behandeln.  Interessantere  resultate  als  diese  fördert 
die  Untersuchung  von  denkmälern  zu  tage,  die  nicht  für  den 
druck  bestimmt  waren,  deren  Orthographie  also  wenig 
oder  noch  gar  nicht  beeinflufst  war  von  der  unifor- 
mier ung,  die  sich  bei  der  drucklegung  bemerkbar  macht 
(vgl.  Morsbach's  Vortrag  [Verhandlungen  der  43.  deutschen 
Philologen- Versammlung  1895]  und  Römstedt,  Schriftspr.  bei 
Caxton).  Ich  meine  hier  in  erster  linie  tagebücher  und 
privatbriefe. 

Ich  lege  meiner  Untersuchung  folgende  quellen  zu  gründe : 

1.  The  Diary  of  Philip  Henslowe  from  1591  to  1609 
(citiert :  Hensl.);  ed.  by  J.  Payne  Collier  (Shakesp.  Soc.) 
London  1845.  Die  neue  ausgäbe  von  W.  W.  Grey 
(I,  London  1904)  ist  erst  nach  abschlufs  der  Untersuchung 
erschienen. 

Henslowe  war  ein  mann  von  geringer  bildung,  der  im  all- 
gemeinen schrieb,  wie  er  sprach.  Er  war,  wie  aus  seinen  auf- 
zeichnungen  hervorgeht,  ein  äufserst  >ielseitiger  mann:  Wie 
Collier  auf  s.  X  der  einl.  feststellt,  ist  er  zunächst  färber  ge- 

AnglU.     NF.     XVII.  10 


134  LUDWIG  DIEHL, 

wesen.  Später  finden  wir  ihn  zusammen  mit  seinem  "step- 
daughters  husband"  engaged  in  a  starch  manufactory  (s.  X). 
Auch  scheint  er  "pawnbroker"  (pfandleiher)  und  besitzer  des 
"Paris  Garden"  gewesen  zu  sein,  in  dem  baren-  und  Stier- 
kämpfe aufgeführt  wurden.  Seine  hauptaufmerksamkeit  hat 
er  dem  theater  zugewandt:  zusammen  mit  seinem  Schwieger- 
sohn Eduard  AUeyn  war  er  zunächst  interessiert  am  Rose 
Theatre,  dann  am  Hope  Theatre  und  schliefslich  haben  beide 
das  Fortune  Theatre  gebaut  (s.  X).  Und  gerade  als  theater- 
intendant  hat  er  ganz  unabsichtlich  sich  grofse  Verdienste  er- 
worben, indem  er  durch  seine  aufzeichnungen  sowohl  sehr 
wertvolle  anhaltspunkte  über  die  Chronologie  zeitgenössischer 
dramen  gegeben,  als  auch  durch  die  eigenttimlichkeit  seiner 
Orthographie  wichtiges  material  für  die  lautgeschichte  geliefert 
hat.  Zur  kennzeichnung  seiner  bildung  seien  hier  die  bemer- 
kungen  des  hsg.  über  ihn  wiedergegeben  (s.  XV):  "Henslowe 
was  an  Ignorant  man,  even  for  that  time  in  which  he  lived, 
and  for  the  Station  he  occupied:  he  wrote  a  bad  band,  adopted 
any  orthography  that  suited  his  notions  of  the  sound 
of  the  words,  especially  of  proper  names  ....,  and  he 
generally  used  his  own  pen,  but,  as  we  have  stated,  in 
some  places  the  band  of  a  scribe  or  clerk  is  visible."  Genaueres 
über  ihn  bietet  das  Dictionary  of  National  Biography,  unter 
Philip  Henslow. 

2.  Memoires  of  Edward  Alleyn  (citiert:  AU.M«),  ed. 
by  J.  Payne  Collier  (Shakesp.  Soc),  London  1841. 

Sie  reichen  von  1590  bis  etwa  1616.  Darin  sind  enthalten 
briefe,  notizen  und  dokumente  von  verschiedenen  männem,  wie 
z.  b.  Henslowe,  Alleyn  und  dessen  frau  Jone  Alleyn,  von  lite- 
rarischen gröfsen  und  Staatsmännern.  Die  einzelnen  Schrift- 
stücke sind  natürlich  von  sehr  verschiedenem  werte,  je  nach 
der  person  des  Verfassers  und  nach  dem  Charakter  der  auf- 
zeichnung.    Von  ungefähr  derselben  art  sind: 

3.  The  Alleyn  Papers  (citiert:  All.  P.),  ed.  by  J.  P. 
Collier  (Shakesp.  Soc),  London  1843. 

Die  darin  enthaltenen  briefe  erstrecken  sich  auf  die 
jähre  1580 — 1661,  und  stammen  ebenfalls  von  verschiedenen 
leuten. 


ENOL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKE8P.     ISf) 

4.  The  Diary  of  Henry  Machyn  (Citizen  and  Merchant- 
Taylor  of  London)  (citiert:  Mach.),  from  1550—1563 
ed.  by  J.  G.  Nichols  (Camden  Soc),  London  1848. 

Der  Verfasser  dieses  interessanten  buches  war  nach  der 
ansieht  des  hsg.  (einl.  s.  V)  "a  Citizen  of  London,  of  no  great 
scholarship  or  attainments,  as  bis  language  and  cacography 
plainly  testify"  ....  "In  the  absence  of  any  direct  proof  of 
his  occupation,  I  rather  tbink,  that  his  business  was  in  that 
department  of  the  trade  of  a  merchant-taylor  which  we  now 
call  an  undertaker  or  furnisher  of  funerals"  (s.  XI).  Vgl.  dazu 
Dictionary  of  National  Biogr.,  unter  Machin.  Auffallend  ist, 
dafs  dieser  "Citizen  of  London"  in  seiner  ausspräche  nicht  in 
allen  punkten  mit  dem  anderen  bauptgewährsmann  für  die 
Londoner  ausspräche,  mit  Henslowe,  übereinstimmt,  sondern  in 
verschiedenen  wichtigen  fällen  von  ihm  abweicht. 

5.  The  Egerton  Papers  (citiert:  Eg.)>  ^  coUection  of 
public  and  private  Documents,  chiefly  illustrative  of 
the  times  of  Elizabeth  and  James  I  from  the  original 
Manuscripts,  ed.  by  J.  P.  Collier  (Camden  Soc),  London 
1840. 

Ihren  namen  führt  die  Sammlung  nach  dem  "Solicitor- 
General"  Egerton,  alias  Lord  Ellesmere,  der  im  jähre  1581 
zu  seiner  hohen  Stellung  gelangte  und  1617  starb  (einl.  s.  VI). 
Die  briefe,  die  nicht  alle  originale  sind,  sondern  z.  t.  abdrucke 
von  kopien  (die  aber  meist  aus  der  regierungszeit  der  Elisa- 
beth stammen),  rühren  von  verschiedenen  Verfassern  her  und 
tragen  deshalb  auch  keinen  einheitlichen  sprachlichen  Cha- 
rakter. 

6.  The  Loseley  Manuscripts  (citiert:  Los.):  Manu- 
scripts and  other  rare  documents,  illustrative  of  some 
of  the  more  minute  particulars  of  English  history, 
biography  and  manners  from  the  reign  of  Henry  VIII. 
k)  that  of  James  L,  ed.  byA.  J.  Kempe,  London  1836. 

Diese  Sammlung  (im  besitz  der  familie  Loseley)  enthält 
briefe  und  dokumente  verschiedenen  inhalts.  Sie  scheinen  alle 
originale  zu  sein  und  erstrecken  sich  über  die  zeit  von  1539 — 
1621.  Sie  rühren  her  von  den  verschiedensten  autoren  (könig 
Heinrich  VIII.,  seiner  gemahlin,  Staatsmännern  und  dichtem) 
und  sind  dementsprechend  sehr  verschieden  an  wert. 

10* 


136  LUDWIG  DIEHL, 

7.  Original  Letters  of  eminent  literary  Men  (citiert: 
Lit.  Men)  of  the  sixteenth,  seventeenth  and  eighteenth 
centuries,  ed.  by  Henry  Ellis  (Camd.  Soc),  London  1843. 

Von  diesen  briefen,  welche  sich  bis  weit  ins  18.  jahrh. 
hinein  erstrecken ,  sind  nur  die  früheren  herangezogen  worden. 
Als  Verfasser  derselben  treten  uns  literarisch  bekannte  namen 
wie  Udall,  Cheke,  Bernard,  Gilpin,  Ascham,  Nowell,  Dee, 
Stubbes,  Ocland,  Bodley  und  andere  entgegen. 

8.  Letters  of  Queen  Elizabeth  and  King  James  VI 
of  Scotland  (citiert:  El.  and  J.);  some  of  them  printed 
from  Originals  in  the  profession  of  ....  and  others 
from  a  M.  S.,  which  formerly  belonged  to  Sir  Peter 
Thompson,  ed.  by  John  Bruce  (Camd.  Soc),  London 
1843. 

Leider  haben  wir  auch  hier  nicht  überall  originale,  der 
hsg.  sagt  s.  I  der  Introd.  "Of  the  Letters  for  which  we  are 
indebted  to  Mr.  Ryder,  thirty-two  are  Originals,  written  whoUy 
by  the  hand  of  queen  Elizabeth ;  six  are  Originals  of  an  official 
character  written  by  a  secretary  but  signed  by  queen  Elizabeth, 
two  are  contemporary  copies  of  letters  of  king  James  and  two 
are  drafts  or  copies  in  his  majesty's  handwriting."  über  die 
Orthographie  der  Elisabeth  sagt  der  hsg.  s.  XXII  der  Introd. : 

"Her  majesty's  orthography  is  often  very  stränge "    "We 

have  endeavoured  . . .  to  present  her  exact  spelling,  which  in 
a  first  publication  is,  in  our  judgment,  the  best  course."  "When 
Elizabeth  writes  ^swarve',  ^desarve',  ^aduansing*,  *skars'  (for 
scarse),  ^wacking'  (for  waking),  and  ^vacabond';  or  James 
^aither',  'yow',  ^airt',  and  ^uillaine'  or  Charles  I.  ^Agust'  pro- 
nounced  'ägust';  we  can  scarcely  doubt  that  we  are  informed 
of  the  very  way  in  which  those  words  ordinarily  feil  from 
the  royal  lips."  Die  schottischen  briefe  (könig  Jakobs)  sind 
unberücksichtigt  geblieben. 

9.  The  Camden  Miscellany  I  (Cand.  Soc),  London 
1847. 

Dieser  Samraelband  enthält  verschiedene  denkmäler,  meist 
historischen  Inhalts,  die  sich  auf  das  15.,  16.  und  17.  jahrh. 
erstrecken. 

Hervorgehoben  seien  daraus: 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKE8P.     137 

a)  Journal  of  the  siege  of  Rouen  1591  (citiert: 
Camd.  1:  Bouen),  by  Sir  Thomas  Coningsby,  ed.  by 
J.  G.  Nichols,  London  1847. 

Coningsby  (f  1625)  war  "muster-master"  (heerscliau-auf- 
seher)  im  englischen  heer,  das  vor  Rouen  lag  (einl.  s.  5).  Sein 
"Journal"  scheint  er  in  briefform  angefertigt  und  an  einen 
freund  geschickt  zu  haben:  "It  appears  to  have  been  written 
in  the  form  of  letters,  which  were  dispatched  to  some  friend 
at  a  distance,  and  afterwards  transcribed  in  a  consecutive 
form"  (einl.  s.  3). 

b)  Letter  from  George  Fleetwood  to  his  father 
giving  an  account  of  the  battle  of  Lützen  and  the  death 
of  Gustavus  Adolphus  (citiert:  Camd.  I:  Lfitzen),  ed. 
by  Ph.  de  Malpas  Grey  Egerton,  London  1847. 

Der  autor  des  briefes  war  ein  Engländer,  der  in  Schweden 
general  und  baron  geworden  war.  Er  schrieb  den  brief  an 
seine  verwandten,  aber  ^ir  haben  auch  leider  hier  wieder 
nicht  das  original:  "the  Fleedwood  letter  is  clearly  a  copy". 
"The  character  of  the  writing  testifies  that  the  copy  cannot 
be  of  much  more  recent  date  then  the  original;  but 
that  it  is  not  in  the  handwriting  of  the  author  is  evident 
from  the  occurence  of  many  blanks  where  the  original  was 
either  defective  or  illegible"  (einl.  s.  3).  Wenn  wir  demnach 
auch  nicht  gerade  das  original  haben,  so  weist  doch  der  brief 
die  Orthographie  eines  kopisten  aus  den  30er  jähren  des 
17.  jahrh.  auf. 

The  Camden  Miscellany  II  (Camd.  Soc),  London  1853. 

a)  Household  Expenses  of  the  Princess  Elizabeth 
during  her  residence  at  Hatfield  (Oct.  1.  1551  to  Sept. 
W,  1552)  (citiert:  Camd.  II:  Honsehold),  ed.  by  Vis- 
count  Strangford,  London  1853. 

Zwar  gibt  uns  der  hsg.  in  der  einleitung  keinen  direkten 
hinweis  darauf,  dafs  seine  Veröffentlichung  einen  getreuen 
abdruck  des  Originals  bietet,  aber  nach  der  Orthographie  und 
dem  ganzen  äufseren  zu  schliefseu,  scheint  es  nichts  anderes 
als  ein  diplomatischer  abdruck  zu  sein.  Die  einträjre,  von 
denen  manche  mit  künstlerisch  ausgeführten  initialen  vei-sehen 


138  LUDWIG  DIEHL, 

sind,  sind  von  Elisabeth  und  ihrem  "Chamberlain  Sir  Walter 
Buckler"  unterzeichnet  resp.  *counter-signed'. 

b)  The  request  and  suite  of  a  true-hearted  English- 
man,  written  by  William  Cholmeley  Londyner  in  the 
year  1553  (citiert:  Camd.  II:  Gholm.),  ed.  from  the 
original  M.  S.  by  W.  J.  Thoms,  London  1853. 

Also  der  brief  eines  "Londyners"  nach  dem  original  von 
1553  herausgegeben. 

10.  The  private  Diary  of  Dr.  John  Dee  (citiert:  Dee)^ 
and  the  catologue  of  his  library  of  Manuscripts  from 
the  original  Manuscripts  in  the  Ashmolean  Museum 
at  Oxford  and  Trinity  College  Library,  Cambridge,  ed. 
by  J.  0.  Halliwell  (Camd.  Soc),  London  1842. 

Dee's  Diary  setzt  sich  zusammen  aus  einem  englisch  ge- 
schriebenen tagebuch  (von  1554—1601)  und  einem  lateinisch 
geschriebenen  Inhaltsverzeichnis  seiner  bibliothek,  welches  201 
nummern  aufweist.  Leider  lälst  sich  aus  dem  tagebuch  für 
unseren  zweck  wenig  entnehmen,  da  der  Verfasser,  ein  ge- 
bildeter mann,  sehr  korrekt  schreibt  Auf  s.  7  und  11  bedient 
er  sich  für  einige  zeilen  des  griechischen  alphabets. 

11.  Gossip  from  a  Muniment  Room  (citiert:  Man.),  ed. 
by  Lady  Newdigate-Newdegate,  1.  Aufl.    London  1898. 

In  diesem  buch  finden  wir  den  diplomatischen  abdruck 
einer  Sammlung  von  briefen,  die  sowohl  wegen  ihres  Inhalts 
(einzelheiten  aus  dem  leben  der  Mary  Fitton)  als  auch  in 
sprachgeschichtlicher  beziehung  Interesse  verdienen.  Vgl.  dazu 
A.  Schröer,  E.  St.  XXVII,  124. 

12.  Kutland  Papers  (citiert:  Ruth):  Original  documents 
illustrative  of  the  courts  and  times  of  Henry  VII.  and 
Henry  VIII.  Selected  from  the  private  Archives  of  his 
Grace  the  duke  of  Rutland,  ed.  by  William  Jordan 
(Camd.  Soc),  London  1842. 

Leider  hat  auch  in  diesem  falle  der  hsg.  verschwiegen, 
ob  er  sich  streng  an  das  original  hält,  oder  nicht.  Allem 
anscheine  nach   ist   ersteres  der  fall,   da  die  spräche  darauf 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKB8P.      139 

schliefsen  läfst,  und  aufserdem  eine  anmerkung  (s.  29)  darauf- 
hin zu  weisen  scheint:  "The  words  whithin  have  been  added, 
the  original  being  without  a  title." 

13.  Plumpton  Correspondence  (citiert:  PI.),  a  series  of 
letters  chiefly  domestick,  written  in  the  Reigns  of 
Edward  IV.,  Richard  IIL,  Henry  VII.,  and  Henry  VIII, 
ed.  by  Th.  Stapleton  (Camd.  Soc),  London  1839. 

Die  vorliegenden  briefe  und  dokumente  geben  nicht  die 
originale  wieder,  sondern  kopien,  die  von  einem  gewissen 
Dodsworth  in  der  zeit  von  1612 — 1626  angefertigt  worden 
sind  (vgl.  einl.  s.  III).  Die  Sammlung  verliert  dadurch  be- 
deutend an  wert,  sie  zeigt  vorgeschritteneren  lautstand  und 
dient  mehr  dazu,  resultate  aus  früheren  aufzeichnungen  zu 
bestätigen. 

Nur  mehr  gelegentlich  herangezogen  werden  folgende 
Veröffentlichungen,  weil  sie  nicht  auf  originale  zurückgehen, 
oder  auch,  weil  nicht  genau  festgestellt  werden  konnte,  welcher 
zeit  sie  angehören: 

1.  The  Chronicle  of  Calais  (citiert:  Cal.),  in  the  reigns 
of  Henry  VII  and  Henry  VIII  to  the  year  1540,  ed. 
by  J.  G.  Nichols  (Camd.  Soc),  London  1846. 

Ks  ist  dies  nm*  ein  '^transcript"  des  '^honest  John  Stowe", 
der  nach  dem  Dict.  of  Nat.  Biogr.  (unter  "iStowe")  von  1525— 
1605  lebte. 

2.  Histoire  of  the  arrival  of  Edward  IV  (citiert: 
Edw.  IV),  in  England  and  the  ftnall  recouerye  of  his 
kingdomes  from  Henry  VI.  A.  D.  MCCCCLXXI,  ed.  by 
John  Bruce  (Camd.  Soc),  London  1838. 

p]benfalls  kopie  des  John  Stowe. 

3.  A  Chronicle  of  the  first  thirteen  years  of  the 
reign  of  king  Edward  IV  by  John  Warkworth. 
(Master  of  St.  Peters  College,  Cambridge)  ed.  by  J.  0. 
Halliwell  ((^amd.  Soc),  London  1839. 

Kopie  eines  ''common  scribe'",  Introd.  XXIII. 


140  LUDWIG  DIKHL, 

4.   Aus  Camden  Miscellany  I: 

a)  Chronicle  of  the  Rebellion  in  Lincolnshire 
(1470)  (citiert:  Camd.  I:  Reb.),  ed.  by  J.  G. 
Nichols,  London  1847. 

b)  Bull  of  Pope  Innocent  Vni.  (citiert:  Gaind.I: 
Bull.),  ed.  by  J.  P.  Collier,  London  1847. 

Ein  druck  Caxton's  von  einer  englischen  Übersetzung  einer 
lateinischen  päpstlichen  bulle. 

Die  übrigen  in  dieser  Sammlung  enthaltenen  werke  wurden 
nicht  berücksichtigt,  weil  sie  entweder  lateinisch  geschrieben 
waren,  oder  unserem  Zeitraum  nicht  angehören. 

Aufser  den  bisher  erwähnten  werken  sind  folgende  quellen 
literarischen  inhaltes  und  wertes  untersucht  und  gelegentlich 
zur  ergänzung  herangezogen  worden: 

Kynge  Johan  (citiert:  Kynge  Joh.),  A  play  in  two 
parts  by  John  Bale  (um  1552),  ed.  by  J.  P.  Collier 
(Camd.  Soc),  London  1838. 

Roger  Ascham:  The  Schoolemaster  (cit.:  Ascham: 
Schoolni.)  in  Arber's  Reprints  (1563 — 68.  1.  Ausg. 
1570). 

Thomas  Dekker:  The  Schoemaker's  Holiday  (ci- 
tiert: Schoeniaker's  Holiday),  entstanden  1599, 
hsg.  von  K.  Warnke  und  L.  Proescholdt,  Halle 
1886. 

Ben  Jonson:  Every  Man  in  his  humor  (citiert: 
Ben  Jouhoh:  Kvery  Man).  Abdruck  der  Quarto 
von  1601  von  Grabau  im  Shakespeare -Jahrbuch 
Bd.  38. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     141 


Vokalismus. 


Kurze  vokale. 

Me.  ä. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.    Spontane   entwicklung. 

Für  me.  ä  geben  die  frühne.  phonetiker  a  und  daneben 
(V  an.  Die  grammatiker  des  16.  jahrh.  und  der  ersten  hälfte 
des  17.  jahrh.  konstatieren  nur  einen  quantitativen  unterschied 
zwischen  a  und  d.  Erst  Cooper  1685  deutet  eine  differenzie- 
rung  des  a  >  e  hin  an  (vgl.  Ellis  I.  69)  und  Mi^e  1688  spricht 
es  klar  aus  mit  den  werten:  D'ailleurs  a  se  pronounce  en  ai 
bref  ou  en  e  ouvert,  lorsqu'il  se  trouve  entre  deux  Consonnes, 
au  milieu  des  Monosyllabes ;  comme  haty  cap,  mad  (Ellis  I.  71 
und  Sweet:  H.  E.  S.  214). 

In  unseren  texten  findet  es  sich  geschrieben: 

1.  gewöhnlich  a;  aber  auch 
o    p  . 

cdes  =  acts  Hensl.  137*3  (1598);  Artur  Lengworth  =-  Lang- 
tvortli  Hensl.  212  ^  (1595)  (wenig  beweisend,  weil  Henslow  mit 
den  eigennamen  sehr  willkürlich  verfährt;  sein  eigner  name 
kommt  in  etwa  zehn  verschiedenen  formen  vor) ;  Bd.  at  Velya 
^--  Valien*^  Hensl.  47^  anm.  (1594);  cremer  =  Cranmer  Mach. 
90'^«  anm.  (1555);  at  stren  --  at  Strand  Mach.  72»  anm.  (1554); 
Freniyngham  chyrche  =  Framlingliam  Mach.  70^  anm.  (1554); 
the  better  ^  hatt^^r  Cami.l:  Ronen  39 -^  anm.  (vor  1625);  ketteil 
Los.  339  (1551);  famylyerite  Kynge  Joh.  la»"»  (betonung?). 

e  mag  z.  t.  aus  südländischen  mundart^n  stammen,  die 
ags.  (e  lautgesetzlich  zu  c  gewandelt  haben :  so  in  heck  on  beck 
Rutl.  i)^  (1485).  In  den  übrigen,  jüngeren  belegen  aber  scheint 
die  Schreibung  mit  e  darauf  hinzuweisen,  dafs  der  wandel 
ä    -  r  viel  älter  ist,  als  ihn  die  grammatiker  bezeugt  haben. 

A  u  mer  kungeil :  1.  ÜuUhed  Hensl.  11  ^  12'  u.  öfter  j,a*ht  auf  eine 
nebenform  */)ecrnfi  zurück,  die  ent<pr«Mh«*n<l  deut^elitMii  fiechn 
neben  Dftvh  bestauden  biibcn  iisa^^  (vgl.  aucli  Lunnuert  IJ;). 


142  LUDWIG  DIEHL, 

2.  Jenewary  Hensl.  17*  u.  67*  hat  schou  afz.  e  (vgl.  Schwan- 
Behrens  §  85). 

3.  meny  Rutl.  5  *"  u.  öfter  und  Temstreii  =  Thames  sireet 
Mach.  174' 1.  z.  nnd  Los.  306^"  sind  die  regelrechten  formen. 
Die  heutige  schreihnng  Thames  ist  gelehrt. 

4.  Beispiele  für  a  statt  l  siehe  unter  v. 

3.  ai  {ai  —  a  vgl  Hoelper  s.  31); 

sheyffes  of  arowes  =  shafts  Mach.  146**;  claid  toith  stolen 
goodes  =  clad:  part.  von  clothe  Eg.  232^6  (1594);  caycth  Mach. 
183-^  anm.;  cornwayll  Butl.  117  l.z.  (hier  könnte  einfliifs  des 
Simplex  Wales  vorliegen);  a  great  meyne  Mach.  102 3,  28*' 
(1553)  (\ielleicht  stellt  dieses  ey  nur  ein  aus  altem  menigo\ 
herrührendes  v  dar);  maysk  Los.  43«  (1550)  u.  71 »;  Cal.  14'« 
gayffelins  =  javelins  Mach.  12  *  (vielleicht  a), 

Anmerkung:  Oh  ay  in  sayly  =  saUy  port  Cal.  125  *•  (anm.) 
nicht  auf  air.  saiUir  zurückgeht,  muTs  dahin  gestellt  bleiben, 
da  sich  das  alter  dieser  afr.  analogieformen  nicht  bestimmt 
feststellen  läJst,  vgl.  Schwan-Behrens  §  172  anm.  u.  §  348,  2  c 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

1.    ü  +  l. 

Zwischen  ä  und  l  ist  früh  ein  u  eingetreten,  das  mit  dem 
vorausgehenden  a  den  diphthong  au  bildete.  In  der  Verbindung 
au  +  l  +  kons,  ist  dann  ziemlich  früh  l  gefallen.  Den  ersten 
hinweis  dafür  gibt  Mulcaster  1582  (Kluge,  Pauls  Grdr.  I  859), 
spätere  angaben  finden  sich  in  einer  frz.  gramm.  1625,  bei 
Butler  1633,  Hodges  1644.  Vgl.  dazu  Luick,  Anglia  XVI 462  ff., 
Ellis  I  193 ff.;  Sweet  266;  Hörn,  Untersuchungen  s.  11. 

An  Schreibungen  sind  zu  verzeichnen: 

a)  ä  +  ausl.  l  (II). 

a)  al,  belege  überflüssig; 
ß)  aul: 

haule  Rutl.  94  öfters  (1522),  Eutl.  11  »2  (1485);  to  faule  El.  and 

J.  3  •'*'  (1583),  Ascham:  Schoolm.  32  »,  Kynge  Joh.  46  >"  (1555); 

faul  Ascham:  Schoolm.  39;  sniaull  Lit.  Men.  13*  1.  z.  (1553)  und 

die  vom  Infinitiv  beeiuflutsten  foimen  cauled  Rutl.  119  2«  (1553), 

Los.  32*^6  (1551);    faidne  Mun.  106  »^  u.  117»  1.  z.;    mit  aw: 

liawly  =  Raleigh  Dee  20  K 

Anmerkung:  smalc  Mun.  13 *^  27^  u.  85'**  neben  amauü  geht 
wohl  auf  eine  alte  obliquusform  mit  ä  zurück.  —  hayU  Los.  98 
«ifters  (vgl.  hales  Los.  98")  =  hall  ist  wohl  verschreibung. 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     143 

7)  oll. 

Für  oll,  das  schon  bei  Tindale  vorkommt  (vgl  Sopp  s.  7), 
habe  ich  keine  beispiele  gefunden. 

d)  =  owl. 

bednowle  =  Bethnall  Hensl.  183^2  (1600);  camowlle  =  car- 
dinal  Hensl.  193  ^ 

b)  äl  +  dental. 

Nach  Luicks  Untersuchungen  (Anglia  XVI,  465  ff.)  ist  in 
der  Verbindung  aul  +  dental  in  der  Schriftsprache  l  erhalten 
geblieben.  In  den  fällen,  in  denen  /  gefallen  ist,  liegt  ent- 
weder franz.  einflufs  vor,  oder  es  handelt  sich  um  den  schon 
von  grammatikern  (Salesbury,  Mulcaster,  Wallis)  erwähnten 
dialektischen  Schwund  des  l  vor  dental  (vgl.  Hörn,  Unter- 
suchungen s.  19). 

auter  --  altar  Cal.  95  ^«  (1521),  Mach.  190  ^  u.  öfter;  owtter 
Mach.  42  ^9;  Fuuater  ---.  Fitzwater  Mach.  76  ^^  80*  (in  Cal.  10« 
mit  l) ;  Odham  Water  =^  Woodham  Walter  Mach.  80  *  anm.  (frz. 
Wanter,  Gautier);  faute  ^  fault  Los.  375'*,  Eg.  31»«  (vgl. 
Koppel,  Sp.-P.  13  und  Hörn,  Untersuchungen  s.  21);  fasshele  = 
falsely  Mach.  103*  1.  z.  und  umgekehrt  Haulton  =-  Haughton 
Hensl.  170 »». 

c)  äl  +  labial. 

In  äL  bezw.  aul  +  labial  ist  nach  grammatikern  l  um 
die  wende  des  16.  und  17.  jahrh.  geschwunden.  Der  konser- 
vative Gill  sagt  schon  1621:  "Proinde  licet  frequetius  dic^mus 

föky  fdty  häm,  häfetc in  pJlk,  fält,  balm,  half  (vgl.  Grill, 

ed.  Jiriczek  s.  15).  Dafs  dieser  Schwund  aber  schon  viel  früher 
ist,  als  ihn  der  grammatiker  bezeugt,  dafür  sprechen  folgende 
Schreibungen : 

a  hafe  Los.  166  M.z.  (1550—60),  Hensl.  10  2»  (1592);  amoste 
Los.  255  l.z.  (1580):  [behaufe  --  behalf  oder  behoof?  PI.  87^ 
(1612— 25)j:  hopene  Mach.  243  M.  z.  (1560)  (hier  schon  mo- 
nophthongierung des  au). 

Anmerkung:  Schwund  des  /  in  franz.  Wörtern  liegt  vi»r  in  Haffe, 

Hauff  .=.  Jialpfi  ileiii^l  178'  (159G),  Mach.  10'«  u.  öfters;  saufe 

-  safe  Eg.  150*,   C'al.  Ül";    awmer  =  almoncr  Mach.  11)2**, 

\W  (15%):    fi  nahe  —-  an  alhr   Mach,  (^i»  l.z.  (1554).   vgl. 

Koppel :  Sp.  Pr.  U). 


144  LUDWIG  DIEHX., 

Auf  grund  obiger  Schreibungen  läfst  sich  der  von  Gill 
zugegebene  schwund  des  l  um  60—70  jähre,  also  bis  um 
1550—60  zurückverlegen.  Daneben  treten  jedoch  noch  lange 
(sogar  bis  heute)  formen  mit  l  auf: 

alffe  Mach.  13  1.  z.  (1551),  Hensl.  8«  u.  öfter;  alpeny  Mach. 
7  ^»;  salf  Eg.  14 « 1.  z.  (1550);  haulf  Los.  151 20  (1547);  caulme 
=  calm  Lit.  Men.  8  »*  (1549);  holberts  =  halherts  Hensl.  205  ". 

d)  äl  +  guttural. 

Für  den  schwund  des  l  in  äl  +  guttural  haben  wir  als 
erstes  Zeugnis  die  angäbe  Gills  aus  dem  jähre  1621.  Jedoch 
besteht  neben  wdk  auch  noch  die  anspräche  walk  (tarnen  docti 
aliqui  walk).  Eine  franz.  grammatik  aus  dem  jähre  1625  gibt 
ebenfalls  den  schwund  des  l  in  walk  und  ialk  an  (Phon.  Stnd. 
III,  189). 

Belege  für  den  schwund  von  l  habe  ich  in  englischen 
Wörtern  nicht  gefunden.  Französisch  sind:  fawconers  =  fal- 
coners  Cal.  122'"  (1532);  fachyons  r  -  falchions  Mach.  84 1* 
(1555);  fachon  =  falcon  Fair  Maid  39  »3. 

Da  in  diesen  Wörtern  der  schwund  des  l  sich  schon  auf 
franz.  boden  vollzogen  haben  kann,  so  sind  sie  für  uns  nicht 
beweisend. 

In  englischen  Wörtern  ist  l  noch  erhalten:  tauJk  Lit 
Men.  13'»  (1552),  Ascham:  Schoolm.  17  2. 

2.  re  +  nasal. 

a)  ä  +  nasal  allein. 

In  ^  +  nasal  ist  a  im  allgemeinen  geblieben.  Jedoch 
kommt  vorübergehend  auch  0  vor. 

monn  All.  Mem.  32%  Mach.  39^  1.  z.;  mony  Mach.  33«, 
39  ^  u.  öfter. 

Anmerkung:    onijy  nni  und  eni  weisen  auf  dialektische  yer- 
scliiedenheiten  hin. 

h)  ä  +  n  +  d,  /,  s 

a)  in  germanischen  Wörtern  ist  im  allgemeinen  ge- 
blieben; dagegen  zu  0  geworden: 

from  YmßondeCdX.  75^(1513),  E^.  43'^  (1566),  Lit.  Men.  12»«, 
Henslow  schreibt  ausschlicfslicli  Fmijland^    Ondronicus  Hensl, 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKESP.    '  145 

33«;  Northumherlondc  Wark.  1 ";  Scotlonde  Wark.  1 1.  z.;  londe 
Wark.  25,  Cal.  29  2'';  to  stond  Cal.  29  »3;  understond  PI.  46 »», 
Camd.  I:  Reb.  12  i2;  ,9^rond  Kyd:  Spanish  Tragedy  1, 1 2»;  not- 
ivythstonding  Camd.  I :  Reb.  6  •'  1.  z. 

ß)  in  frz.  Wörtern  neben  a  meist 

1.  au,  aw  geschrieben:  John  of  Gaunt  All.  P.  25^;    de- 

maundes  Hensl.  191  ^^j  covenauntes  Hensl.  191  *•;  commawnde- 

ment  Wark.  6  *^,  11  *';  lawndes  =  laund  od  lands?  hinter  einer 

lücke  All.  M.  199 « ;    Fraunce  Eg.  2  '^ ;    auncient  Eg.  4  M.  z.    In 

anlehnung  an  das  Afrz.  tritt  aun  auch  in  germ.  Wörtern  auf: 

tvaunt  Mun.  16  ^  1.  z.  =  altn.  vant ;  aunswered  Lit.  Men.  94  *«. 

Anmerkung:  Nach  N. E. D.  wird  die  form  aunswer  Dest.  Troy 
XX.  8274  zum  ersten  mal  belegt.  Luick,  Anglia  XVI.  489 
und  Sweet:  H.  E.  Ö.  s.  247  sehen  aunswer  für  answer  als 
lautsubstitution  innerhalb  der  spräche  an.  Doch  vgl.  Hom, 
Untersuchungen  52. 

2.  0 :  commonde  PI.  4  ^ ;  the  Queeh's  grace  Jcept  her  monde 
=  maundy  Mach.  230  ^»  (1560);  ontt  ^  aunt  Mach.  61  »^  anm.; 
servont  Kjnge  J oh,  Ai^\,z.  Bei  den  letzten  formen  könnte 
unbetontheit  mitgewirkt  haben. 

Vgl.  über  a  vor  nasal  in  frz.  lehn  Wörtern  Luick,  Anglia 
XVI,  479  ff. 

c)  ä  +  ndz. 

a)  aun. 

chaunged  Wark.  4^6,  Eg.  3*';  daneben  chounge  Wark.  11 '^S; 
straunge  Hensl.  170»»;   daungars  Edw.  IV  39". 

ß)  ain. 

chainge  Los.  9  »*  (1539);  duingers  Los.  364  ^^  (1608);  dai7igerous 
Eg.  434^*  (vor  1600)  u.  ö.;  rainge  Camd.  I:  Rouen36«  (1591); 
arraignmmt  Eg.  47P7  (1615);  exchainger  Eg.  433  ^^  u.  ^J» ;  vgl. 
Luick,  Anglia  XVI,  485 :  aunge  >  änge  >  ainge. 

3.   ö  +  8h. 

Vor  sh  ist  ä  dialektisch  zu  e  geworden :  to  wesh  ^=  wash 
Cal.  128*^'  (1532).  Vgl.  Wright,  Grammar  of  Windhill  §59: 
a  followed  by  s  has  become  e:  wes,  to  wash,  Morsbach,  Me. 
Gr.  §  87  anuL  2  und  Napier,  A.  f.  d.  A.  XX  (1894),  s.  32.  Auch 
Hoffmann  s.  13  bestätigt  die  erhöhung  des  ä  vor  s. 


146  LUDWIG  DIEHU 

4.    w  +  ö. 

Der  erste  phonetiker,  der  die  verdunkelnde  Wirkung  des 
w  deutlich  bezeugt,  ist  Cooper  1685  (s.  43  seiner  grammatik). 
Jedoch  liegen  die  anfange  dieser  entwicklung  weiter  zurück, 
wie  auch  Kluge,  Pauls  Grdr.  I,  877  anm.  annimmt:  „es  müssen 
schon  zwischen  1550 — 1650  ausätze  dazu  vorhanden  gewesen 
sein,  dem  a  nach  w  eine  eigne  färbung  zu  geben."  Darauf 
deutet  auch  die  Schreibung:  she  dyd  tvosse  her  fett  =  tcash 
her  feet  Mach.  230^2  (1560). 

5.   ä  >  d  gedehnt  vor  auslautendem  r,  r  +  kons.: 

Dayrsse  =-  Darcy  PI.  187  *^.  Gemeint  ist  offenbar  ob  <  c^, 
vor  r  gedehnt.  Dafs  die  Schreibung  ai  vor  r  ein  er  bezeichnen 
soll,  zeigt  auch  Cooper's  angäbe ;  "ai  ante  r  scribitur  pro  a  in 
affairs  res,  airy  aereus  ..."  (vgl.  Sweet  s.  244). 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

In  unbetonter  Stellung  ist  ä  häufig  abgeschwächt  worden. 
Geschrieben  wird  es:  6,  /,  o,  u:  phisitions  Eg.  255»;  Ldncostur 
Mach.  172  1.  z.;  emongs  Lit.  Men.  25  s,  Eg.  195^3;  orphenes 
Hensl.  160  ^^;  Sucres  =  Zachary's  Mach.  286^  (anm.);  to  wherd 
---  towards  Mach.  110 1^;  pynnes  =  pinnace  Mach.  29^1  (kommt 
aufserdem  noch  in  der  form :  pennous  Mach.  34  ^  und  pennoys 
Mach.  96  2»  anm.  vor) ;  elexander  Hensl.  79 « ;  Jejfte  =  J^htah 
Hensl.  220 19  j  imhassadores  Cal.  113*»;  victelling  =  victtuUling 
Los.  303 1».  Auf  Verwechselung  des  a  und  des  e  scheint  die 
form  malencoly  zurückzugehen  Hensl.  39  ^o.  Es  könnte  auch  a 
in  unbetonter  silbe  abgeschwächt  sein :  mdlincoly  All.  P.  88  ^  1.  z. 

Die  gleiche  entwicklung  wie  unter  dem  hochton  zeigt  das 
nebentonige  ä  in  vdryaunce  Wark.  6  2^. 

Die  franz.  endung  -age  tritt  neben  age  auf  in  der  form: 
-eg,  'Idge,  -aige,  -ich,  -eag:  carege  Hensl.  13^0;  mareg  =  niarriage 
Mun.  792;  sowiedge  =  soutage  Hensl.  242";  niarrige  All.  P. 
15  "  1.  z.;  und  umgekehrt:  hioivlage  =  hnowledge  Camd. I:  Reb. 
8^;  messaigez  Camd.I:  Eeb.  18 ^ ;  langwaige  Mun.  19 ^^j  maraige 
PI.  175";  uictirrich  =  encourage  All.  P.  16*»;  Icnowleage  Eg. 
42  8.  —  have  an  unbetonter  satzstelle  wurde  zu  a:  to  afUotoed 
---  to  have  folloived  Camd.  I:  Reb.  12  »^  anm.;  they  couthc  have 
a  declared  Camd.  I:  Reb.  15  *&;  shuld  a  bene  MacL  192**;  he 
ivold  a  sayd  Mach.  211 7;  I  shtid  a  sold  it  PL  257  '3  usw. 


ENGL.  BCHKBIB.  U.  AUS8PRACHB  IM  ZKITALTBR  SHAKBSP.     147 

Me.  e. 

I.   In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  e  entspricht  im  Ne.  halboffenes  e.  —  Geschrieben 
findet  es  sich: 

1.  gewöhnlich  e, 

2.  ea  (vgl.  auch  Sopp  s.  15  und  Rudolf  s.  6) : 

to  feache  Hensl.  105 3;  forgeatting  Mun.  11  U.Z.;  yeaOIun.  10«, 

42  Ä  u.  45 1»  (1596);  leat  Lit.  Men.  2  »^  u.  Hensl.  177  «  (siehe  unter 

kürzungen);  the  blind  beager  Hensl. 65^;  reast  (ruhe)  Mun.  117  ** ; 

6%6?a^6ZZ  =  CÄe«Ze  Hensl.  220»;  himsealf  Hensl  236  \  ags.:  56öi/; 

me.:  ^eZ/';    ealm  =  eiw  Hensl.  18*'  (1591);    be  eanded  Hensl. 

256  '«;   seante  ^  sent  Hensl.  177  ». 

Aumerkung:  ea  findet  sieb  in  einigen  früh  gekürzten  formen: 
leat  Lit.  Men.  2*^  Hensl.  177*,  ags.:  laian,  me.:  l^te  (Kluge- 
Lutz).  Wurde  das  CB  im  Ags.  gekürzt,  dann  entstand  Utt, 
wurde  es  me.  gekürzt,  dann  let.  Erstere  form  begegnet  All.  M. 
177  «V 

3.  ei,  ey,  ay: 

at  leingth  Eg.  145  »*  (1591);  jayloxis  =  gelous  Eg.  79  »>  (1579); 
fleysh  Dee  43  30;  togaüher  Los.  172  »  (1550);  feytched  Mach.  27  ^; 
perfaicted  Cal.  132^  (1535);  französischer  einflufs:  parfait; 
feyleship  =  felowship  Mach.  2  3»  (1553). 

Die  Schreibung  et,  ai  soll  wohl  auch  nur  einen  e-laut  be- 
zeichnen, denn  schon  sehr  früh  ist,  wie  wir  später  sehen 
werden,  ei  ^=  f  gesprochen  worden. 

4.  a: 

strangth  Mun.  137«  (1615);  I  gatt  Los.  46233  (c.  1620);  pro- 
grasse  All.  M.  177''  (1624);  Nebucadonizer ,  nabycadncuser  ^=-- 
Neb  . . .  Hensl.  83  und  84  (1596) ;  fatch  Kynge  Joh.  97  i«  (1555). 
Diese  formen  sind  als  umgekehrte  Schreibungen  aufzu- 
fassen und  bilden  zusammen  mit  den  auf  s.  141  angeführten 
fällen  einen  weiteren  beweis  dafür,  dafs  ä  bedeutend  früher 
als  1685  (Cooper)  zu  e  geworden  sein  mufs.  Sopp  und  Röm- 
stedt  belegen  bei  Tindale  und  Caxton  a  statt  e  nur  vor  r. 

Anmerkung:  Als  kürzung  eine«  ags.  ^  ist  a  anzusehen  in: 
lait  =  let  All.  M.  177",  vgl.  oben;  laß  =  ags.  lafde  Rutl. 
118"  (1553);  lasse  and  lasse  Wark.  22»  1.  z.  (1473);  ags.  l<sssa, 
anlasse  Camd.  I:  Reb.  9'^  (1470). 


148  LUDWIG  DIBHL; 

5.  ee: 

in  einigen  fällen  ist  e  sogar  durch  ee  wiedergegeben:  yeet 
Mun.  75  »ö;  beest  Rutl.  70  21  (1522) ;  weel  Los.  405 H  Vielleicht 
liegt  in  weel  die  me.  form  wel  vor,  die  heute  dialektisch  als 
tvil  auftritt  (Holthausen,  Beibl.  zur  Anglia  13,  1902,  s.  16). 
ee-schreibungen  für  e  belegt  auch  Sopp  s.  16  für  Tindale. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

1.   e>i. 

Sehr  häufig  ist  der  Übergang  von  e  >  i.  Luick  hat  in 
seinen  „Studien  zur  englischen  Lautgeschichte",  s.  190  ft,  ans 
nordengl.  und  schott.  texten  material  zusammengetragen^ 
auf  das  er  folgende  regeln  gründet: 

i  tritt  ein  für:  a)  me.  ^,  welches  durch  Verkürzung  ans 
(^  od.  ?  hervorgegangen  ist,  mag  diese  länge  alt  oder  erst  durch 
dehnung  entstanden  sein: 

b)  me.  e  vor  gedecktem  nasal, 

c)  me.  g  zwischen  r  und  einem  dental  {d,  t,  s,  p,  tS,  l,  n), 

d)  me.  e  zwischen  y,  g  (vielleicht  auch  k  ?)  einerseits  und 
einem  dental  (wie  oben)  andrerseits. 

Beispiele  aus  unseren  quellen ,  zu  a) :  divell  All.  M.  206  *, 
Lit.  Men.  47^3;  diuelishe  El.  and  J.  113  **;  hritheme  ags.  hrither 
Edw.  IV  6  1.  z.,  Wark.  1  *,  Cal.  9  ^ ;  sildome  me.  seldom  Shakesp. 
Temp.  II,  1  'ö^;  bryst  ags.  br^ost  Kynge  Joh.  40^3;  men  fylle 
down  =  praet.  von  fall  =  ags.  feol  >  fd  dann  gekürzt 
Wark.  23  24. 

Zu  b):  fro  Ynglonde  Cal.  75»,  Eg.  43 2  und  Hensl.  öfters; 
Ynglishe  Cal.  2  3,  Hensl.  261 1^;  bynch  Mach.  165  23  anm.  (1557); 
Hinchlie  Hensl.  15^^  u.  öfters;  byndo  and  Richardo  =  Bendo 
Hensl.  24»'  anm.  In  der  unbetonten  silbe:  messinger  Mun. 
67  1.Z.;  Eg.  1482t. 

Zu  c):  für  diesen  fall  habe  ich  keine  belege  gefunden. 
Im  gegenteil  finde  ich  stets  e  zwischen  r  und  dental.  So  z.  b.: 
refresshing  Camd.  I:  Reb.  17  2;  distressed  Camd.  I:  Reb.  10«*; 
prtsenily  Hensl.  95";  leather  dreaser  =  dresser  (Bereiter) 
Hensl.  71 ". 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.     149 

Zu  d):  altogither  Eg.  42  ^  u.  öfters;  togither  Eg.  241^0  und 
Camd.  H:  Cholm.  1  »^  (1553),  El.  and  J.  17  ^  und  26  l.z.;  yit 
Camd.  I:  Reb.  5i-  und  El.  and  J.  14  2«;  ^7  PI.  108 »  u.  50»^ 

Es  fehlen  demnach  in  unseren  texten  beispiele  für  die 
gruppe  c,  während  andrerseits  eine  reihe  von  beispielen  vor- 
liegt, die  sich  in  keine  der  vier  gi'uppen  einreihen  lassen: 

William  Cicells  =  Ceäl  Ascham:  Schoolm.  17;  Chivelor  = 
Chevalier  Eg.  2682«  u.  268  »2  (auch  Höfer  s.  9:  chivalry  schwan- 
ken zw.  e  und  i);  Mr.  Dicker  =  Dekker  Hensl.  118  u.  öfter; 
requysted  =  requested  Los.  234  ^«,  Behrens  s.  89 ;  Chiveot  = 
Cheviot  Eg.  278»'  me.  f? 

Es  ist  daher  fraglich,  ob  die  Luick'sche  regel  auch  auf 
südengl.  gebiet  unumschränkt  anwendung  finden  kann. 

Anmerkung:  Zu  parfitly  =  perfectiy  vgl.  afrz.  perfit,  parfit 
sylf  geht  auf  ags.  sylf  zurück.  In  lift  statt  left  liegt  die 
mittelländ.  form  für  ags.  *lyfi  vor.  Das  i  in  blyssed  =  blessed 
ist  aus  dem  subst.  bliss  hereingekommen  (Luick,  Studien  s.  190). 
wither  =  tcether  beruht  anscheinend  auf  Verwechselung  mit 
dem  danebenstehenden  whiiher  (ags.  htcider).  Erhöhung  des  ^ 
zu  i  findet  sich  auch  häufig  in  der  endung  -ed  (darüber  vgl. 
unter  unbetont).  bridtJi  =  breadth  All.  M.  79  5»°  steht  für  brMth 
aus  brfdth  =  me.  br^de  +  tk  nach  length. 

2.   e  +  r. 

a)  ausl.  er  oder  er  +  kons,  ist  schon  früh  zu  ar  geworden. 
Tindale  1525  schreibt  star  me.  sterre,  dark  me.  derk,  vgl.  Sweet 
§  789  und  Sopp.  s.  15. 

In  germ.  Wörtern:  the  harte  Eg.  55 2»  (1570);  thi^s  warkes 
=  works  Cal.  83  ^  u. »,  ags.  weorc  >  were  >  wäre  (die  heutige 
Schreibung  mit  0  ist  bedingt  durch  das  vorausgehende  u?); 
Barnardo  Hensl.  59  ^  (1595);  sward  =  sword  Mach.  68  »«  (1554), 
ags.  sweord,  swerd. 

In  rom.  Wörtern:  clark  Eg.  185^  (c.  1590).  (Wenn  man 
heute  gelegentlich  er  spricht,  so  ist  dies  auf  den  eintiufs  der 
Schrift  auf  die  ausspräche  zurückzuführen,  vgl.  Koeppel,  Sp. 
P.  37).  parsons  Eg.  8*  u.  öfters;  I  have  desarved  PI.  136  *S; 
jyresarviny  All.  P.  88  ^^ ;  resarve  All.  M.  183  2*;  concarning  Hensl. 
107^;  sarvant  Eg.  380  ^<^;  sarve  Mun.  40*;  parchement  =  per- 
gament  Hensl.  70 -^^ ;  auch  in  uubet.  Stellung:  Robarte  Hensl. 
10322  und  104». 

AnglU.     N.  F.     XVII.  U 


150  LUDWIG  niEIIL, 

l^mgekelirt  findet  sich  c  auch  da  gesclirieben,  wo  etymo- 
logisch nur  ein  a  berechtigt  wäre :  mcrhett  ^=nmrkei'Eig.  117  ^^ 
(1584),  afrz.  marchc;  ptrticulerlie  =  particularly  Hensl.  191  *3; 
cherye  Cal.  86  ^^  (1520);  Erhxirie  =  Arhury  Mnn.  76»;  the 
Widowes  Cherme  ---  Chann  Hensl.  224"  anm.;  perdon  Ascham: 
Schoolm.  49 '. 

Aum erkling:  Iii  to  lect'e  tcherc,  werc  =  trar  Camd.  I:  Beb.  9*' 
(1470),  Edw.  IV  12^  Cal.  163»*  (1522)  liegen  noch  die  alten 
formen  mit  e  vor. 

Auf  grund  dieser  zahlreichen  Schreibungen  sind  wir  zu 
dem  Schlüsse  berechtigt,  dafs  im  16.  jahrh.  or  für  er  viel  weiter 
verbreitet  gewesen  ist,  als  heute.  Wenn  man  heute  in  vielen 
fällen  er  spricht,  so  hat  auch  hier  wieder  die  schritt  ihren 
einflufs  auf  die  ausspräche  ausgeübt. 

b)  er  =^-  nr,  yr ,  geschr.:  für  =  far  (me.  ferre,  fer)  El. 
and  J.  104  e,  58 »» (1590),  (Cheke:  far  =  für  1550);  hyrtye  tJianks 
Lit.  Men.  43'  (1580);  Jtir  gud  ladyship  PI.  17»  (1612  —  25); 
surmon  =  sermon  Mach.  112  ^^  (1556). 

In  späterer  zeit,  als  das  lautgesetz  er  >  ar  zu  wirken 
aufgehört  hatte ,  wui'de  die  Verbindung  er  zu  p,  und  zwar  ist 
dieser  Übergang  unseren  Schreibungen  zufolge  schon  in  der 
zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  erfolgt. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

e  in  unbetonter  Stellung  ist  meist  geblieben. 

Einigemale  erscheint  es  jedoch  als  i :  binifitts  All.  P.  84  ^ ; 
bitween  Rutl.  73 »» ;  Alisander  Cal.  10 ».  Ziemlich  häufig  findet 
sich  statt  der  enduug  -es,  -ed:  -is,  -id:  usid  Dee  18**;  apperid 
Dee  25  2^;  wagis  Dee  20^0;  resortith  Eg.  4  2»;  be  clerid  und 
deseruid  El.  and  J.  3  *^  und  1^;  kepys  Mach.  226  ^*;  commondyd 
Mach.  226^2;  lemydman  Mach.  252  2"  (vgl.  die  heutige  aus- 
spräche :  leamid  man)  raynyd  Mach.  41  **. 

Statt  der  eudung  -er  findet  sich  bisweilen  -ur :  odur  Mach. 
183  24;  cJuxmbur  Mach.  179  -^4;  tapurs  Mach.  179  2»,  177  1.  z.  u. 
öfters. 

Das  unbetonte  e  des  artikels  ist  vor  vokalisch  anlauten- 
dem wort  oft  gefallen:  th'odur  Mach.  64  %  PI.  131 2,  CaL9"; 
Tharchebnysshop  of  Coloyn  Butl.  52«;  therle  Rutl.  3 2;  tliestaie 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     151 

Rutl.  4  •^ ;    by  thandes  =  the  hancles  Rutl.  22  2» ;    thend  All.  M. 
42  3<» ;  thofficers  Eg.  15  ^  usw. 

Dafs  thother  für  ^Ae  ö^Aer  so  häufig  vorkam,  dafs  es  zu 
einer  festen  Verbindung  geworden  war,  geht  aus:  was  Jier 
thuder  =  her  other  Mach.  65  ^  hervor. 


Me.  i. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  I  ist  im  Ne.  erhalten  geblieben.  Es  findet  sich  ge- 
schrieben : 

1.  gewöhnlich  i, 

2.  e :  Der  erhöhung  des  e>  i  (vgl.  oben  s.  148  ff.)  steht  eine 
Senkung  des  ^  >  e  gegenüber.  Sie  soll  nach  Luicks  Studien 
zur  engl,  lautgeschichte  z.  t.  eine  folge  der  vokaldehnung  in 
offener  silbe,  und  nicht  der  konsonantischen  Umgebung  (wie 
Römstedt  s.  13  annimmt)  sein,  i  erscheint  auch  in  unseren 
quellen  häufig  als  e. 

a)  in  geschl.  silbe: 

Wedsondaie  Eg.  Sdl  ^'\  If  aus  l  gekürzt;  comession  Eg. 
209  7(1595);  vessyons  Usich.  3i^^;  Mwfe«  All.  P.  54^1;  wel 
=  M;iW  Rutl.  16*^;  beld  =  ftw?7d  Mach.  215  "  anm.;  shellenges 
Hensl.  66  ^  und  92 1&;  cheldren  Hensl.  112  20,  Mach.  24 » ;  aprell 
Hensl.  331^;  selver  Mach.  28  2';  Cornelle  =  Cornhill  MacL 
186»»;  bell  Hensl.  8  3;  bellowes  (me.  Ulwe)  El.  and  J.  29*  1.  z.; 
tvhech  Eg.  173*;  grenwheclie  Hensl.  178  2;  veffelers  =  whifflers 
Mach.  84  «6;  gefte  Hensl.  158'^%  tember  Hensl.  18»;  Olempeo 
=  Olympio  Hensl.  56 »  und  57  2* ;  begennyng  Hensl.  70  *,  99 »« 
und  1001**:  hendrance  Los.  266«;  sence  All.  M.  51  »2  u.  öfter; 
prented  Eg.  172  >^;  pennes  =  ^>m5  Hensl.  17  »^  und  skenes  = 
skins  (sg.  sHn)  Hensl.  246  2^;  enstruments  Hensl.  154«;  tensell 
Hensl.  104  J2;  ^^^^er  Mach.  38  »3;  hestory  Hensl.  247  &;  aZi  is 
not  gowld  that  glesters  Hensl.  185 ';  resest  Dee  35  ^t»;  shepps  Cal. 
152  7  und  Mach.  22*;  gossep  (god  +  sib)  PI.  63*;  worshephul 
Mach.  100»«;  U7^5Äe  Eg.  131^1;  ÄecAm  Los.  11^^  und  12«,  Rutl. 
402«  und  Camd.  II:  Household  2  »2;  Rechard  Mach.  8  1.  z.;  rege 
tylles  =-  ridge  Hensl.  17  »2;  beshop  Hensl.  263«. 

11* 


152  LUDWIG  DIEHI^ 

b)  in  offener  silbe: 

to  wete  Rutl.  11*,  Dee  9^  PL  25  »^  u.  ö.;  pete  MacL  9« 
(1551);  cete  Mach.  10  l.z.  (1551);  ^  vesette  All.  M.  31";  fe«c 
Edw.  IV  28  22,  Mun.  17  und  76  (könnte  auch  kent.  sein);  ihe 
petesf  -TT.  most  piteous  Mach.  311  ^ß;  wretyn  Wark.  1^;  sper- 
ethes  =  spirits  HensL  243  2,  einflufs  von  frz.  esperit?;  ded 
saye  Kynge  Joh.  3 2"  (kent.?);  conseder  Kynge  Job.  33 S; 
wed^w,  wedow  Mach.  AQ'^\  PL  123 21 ;  God  forbede  =  forhid 
Camd.  I:  Bull,  of  In.  6*^  {forhid  ist  kontamination  von  ags. 
forbeodan  und  forbiddan,  me.  forbede  Kluge-Lutz);  MedelUm 
=  Middleton  HensL  227  5;  thether  Eg.  293  »S  Mach.  30  «o,  PL 
142  s;  hether  All.  P.  85  3,  Eg.  111^4;  empresonment  PL  34», 
Mach.  31  ß;  presonner  PL  142  8,  Wark  13  1.  z.;  offeserse  Mach. 
39  *•'»;  fereri/  Mach.  191  *^;  lererer  Mach.  27  2«;  leveray  MacL  6  2?; 
treplesetie  =-  Triplicity  HensL  119*-»anm.;  Sollecitor  Generali 
Eg.  117  1®;  fejsyssyoun  Mach. 33  **;  presoun  LitMen.  3^;  phezick 
Mun.  76^4  und  »«,  140  ^  2>revy  PL  235»;  fet;6  All.  P.  19"; 
screvener  HensL  184^^;  sevelle  HensL  136*^;  pelers  me.  pülers 
Mach.  16«;  possebelety  All.  P.  15^1;  nobelyte  Kynge  Joh.  23*o; 
yelevors  =■  yiUiflowers,  afr.  girofle  nelke  Mach.  203  2»;  veZyn« 
=  vilains  Mach.  82  Lz.;  [^ecie^  Eg.  90  <^;  Oserecke  =  Osrick 
HensL  240 «  und  '-»] ;  meieZ  PL  159  ^;  checkyngs  =  chickens  Mun. 
142  ^  1.  z. ;  preckets  -^  prickets  Los.  13  ^ ;  [inde/feren^  PL  141  ^\ 
116»»];  ferne«  =  Zimi^  PL  1891^;  /ewe^A«  HensL  176»;  Äienc« 
HensL  246  2" ;  Trenety  PL  117  » » ;  fewen  do^/t^  Rutl.  41 1»;  opcnyon 
Kynge  Joh.  50 13;  ^0  contenew  All.  M.  50^4,  HensL  257«;  rcWne 
=  ribbon  Mun.  147  2. 

Anmerkung:  Altes  e  kann  vorliegen  in  thes  =  fÄt«  PL  47"; 
tÄewA;€<7t  Rutl.  118 »^  betwext  Eej\all09^\  RutL75*;  ^eu«  (ags. 
gefan)  El.  and  J.  2*^  Los.  30**  und  fargeveness  Lit.  Men.  2". 
In  hesentss  Mach.  4*^  haben  wir  kentisches  e.  VieUeicht  anch 
in  dem  oben  erwähnten  thenketh.  Zweifelhaft  ist  es,  ob  in 
clieckyngs  =  chickens  Mun.  142  e  in  offener  oder  geschlossener 
silbe  steht:  ags.  cicnu,  cicen.  Umgekehrte  Schreibung  zeigt: 
ihe  west  ewiges  =  Indies  Hensl.  185  "  und  **  (^  +  i^  >•  ifj  daher 
hier  i)}  =  e  geschr.) ,  ebenso  in  frenged  =  fringed  Los.  49 ', 
afrz.  frenge.    you  wol  t=  will  ist  neubildung  aus  wolde. 

3.  ^  =  ea  geschrieben:  yeald  hall  =  Guild  hall  HensL 
10»  anm.;  geaftes  =  gifts  AlL  M.  30  20;  geaveth  Eg.  290"; 
iheas  Eg.  198  »» ;  freashe  HensL  7026;  scance  AlL  M.  28"  (1596). 


ENGL.  SCHBEIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     153 

Die  Schreibung  mit  ea  soll  wohl  auch  nur  ein  zu  e  „herab- 
gestimmtes ^"  (Römstedt  s.  13)  bezeichnen. 

i,  t  =  ee  geschrieben:  leeved  Eg.  56^0  (1570);  geeve  me 
Lit.  Men.  98^9  und  Eg.  53»^  (1570);  heegar  =  higger  Mun. 
17M.Z.;  unfeete  =  unß  Lit.  Men.  33 »«  (1574). 

Anmerkung:  geive  =  give  Mnn.  24*  und  apriel  Hensl.  111  *• 
sind  offenbar  kompromifsschreibungen.  Alte  nebenformen  sind 
whuch  =  which  Cal.  206  **  (schon  Lajamon  und  Ancre  Riwle) 
und  dud  =  ags.  dyde  Rut.  20  ".  latame  =  litany  Rut.  15'  1.  z. 
und  16 '  und  waffders  =  whiffelers  Mach.  202 '  anm.  sind  wohl 
verschreibungen  ? 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

i  +  r. 

t  +  r  ist  über  er  zu  9,  jenem  „gemischten  laut"  geworden, 
dessen  artikulation  derjenigen  des  ausl.  deutschen  e  (in  gäbe) 
nahesteht  (vgl.  Ellis  IV  1122).  Cooper  1685  idenfiziert  den 
laut  ir,  er  mit  ur  (vgl.  Sweet  §904).  Mason  1622  setzt  ir 
=  er  (Brotanek  s.  XXVI).    An  Schreibungen  finden  sich  : 

a)  er  :  ferste  Hensl.  1582»  (1599);  therty  All.  P.  32 1^; 
cJicrch  Wark.  18  ^*;  ser  Mach.  10  »  (1551);  conferme  Hensl.  177  «<> 
(1593)  u.  ö.;  to  stere  =  siir  Kynge  Joh.  91  ^^  (1555);  scertes  = 
Shirts  Hensl.  220  '^  anm.  (1602). 

b)  ea  :  sceartes  =  Shirts  Hensl.  128  24  anm.  (1598); 
mearth  =  mirth  All.  P.  88  ^  1.  z. 

c)  ur  :  fürst  Rutl.  2-^»,  Camd.  II:  Household  46»  (1551), 
Mach.  76 '^2  (1554);  </mr/y  All.  P.  23  '«  (1601);  shurte  =  shirt 
Rutl.  23»",  Mach.  155  *  (1557). 

d)  or  :  clwrche  Cal.  114»«  (1527). 

In  vielen  der  erwähnten  fälle  liegt  ags.  ff  vor,  das  im 
Südwesten  zu  u,  ü,  in  Kent  zu  e  und  im  mittelland  und  norden 
zu  i  wurde.  Es  können  daher  eine  ganze  reihe  von  diesen 
fällen  dialektische  entwicklung  aufweisen.  Ausgeschlossen 
aber  ist  das  in  confirm,  (frz.)  ser  und  thirty.  Diese  nötigen 
uns  zu  dem  schlufs,  dafs  schon  in  der  zweiten  hälfte 
des  IG.  jahrh.  ?>  >  er  >  o  geworden  war  (vgl.  auch  ur 
s.  158).    [Vgl.  auch  Anglia  XXVIII,  482  IT.] 


Ib. 


154  LUDWIG  DIEHL, 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

In  unbetonter  Stellung  ist  i  vielfach  >  e  abgeschwächt 
worden,  z.  b.:  ojfes  =  office  All.  M.  75»®;  treplesetie  HensL 
119*^;  shellenges  Hensl.  66^  u.  öfter;  etdlyan  =  lialian  HensL 
1632;  worsheful  Mach.  106  3;  Mandevell  ^  MandeviUe  Hensl. 
28*3;  sune-elaw  =  son  in  law  Mach.  303  3<>. 

Me.  ö. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Für  me.  ö  bestanden  in  frühne.  zeit  zwei  aussprachen,  die 
ursprünglich  verschiedenen  dialektgruppen  angehörten:  q  und 
ä  (vgl.  Korn,  Untersuchungen  s.  26  ff.). 

In  den  durchgesehenen  texten  findet  sich  für  me.  ö  ge- 
schrieben:  1.  meist  0. 

2.  a  in :  a  platte  of  ground  =  plot  Hensl.  177  *  (1593) ; 
caffen  =  coffin  ^-  sarg  Mach.  120  *^3  (1556)  anm.;  stap  =  stop 
El.  and  J.  64  ^  (1590);  /  showlde  give  you  the  plate  (plot)  = 
plot?  Los.  41  »6;  hars  =  horse  Mach.  12 2*  (1552)  anm.;  Suffoke 
Basset  =  Dorset  Mach.  57  *'  anm.;  marow  =  morow  Mach.  47  '<^. 

Anmerkung:  nat  =  not  Rutl.  117"  (1550)  natwiihstancfyng 
Rutl.  118"  (1550)  und  halbjdaya  Los.  23«*  (1550)  können  frühe 
kürzungen  sein  aus  ags.  näwiht,  hdligdaeg.  Saveraigne  = 
Sovereign  Eg.  337*'  (1601)  hat  ursprünglich  em  u;  über  das 
heute  geschriebene  o  vgl.  Koeppel ,  Sp.-P.  55.  henorable  = 
honorable  Hensl.  183^  beruht  anscheinend  auf  verschreibang. 

Durch  diese  Schreibungen  werden  die  grammatiker,  die  a 
für  0  bezeugen  (das  erste  zeugnis  aus  dem  jähre  1580),  be- 
stätigt (vgl.  auch  Pauls  Grdr.  I.  883). 

B.   Kombinatorische  entwicklung. 

1.  ö  +  l  (vgl.  Luick,  Anglia  XVI,  462). 

Zwischen  ö  +  l  hat  sich  früh  ein  w  (oft  w  geschrieben) 
entwickelt. 

a)  bl  =  oul,  owl  :  Mr,  of  the  lioulls  Eg.  13-^  l.z.  (1550); 

lowlltes  =  holts  =  riegel  Hensl.  16^^  (1593);  scafotvldH&n&l. 

241 10  (1602). 

Anmerkung:   fowlo wetfi  Hensl .  G( > ^'  ( 1594)  ist  wohl  verschrei- 
bung.    sJcullors  —  scholara  Mach.  227 '®  (loGO)  s.  unt<jr  ti  >►  o. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.     155 

b)  In  Öl  +  guttural  oder  labial  ist  l  geschwunden. 
Schon  der  konservative  Gill  1621  schreibt  „fok'^  statt  föUc 
(vgl.  ausg.  von  Jiriczeck  s.  15),  aber  er  setzt  hinzu  „tarnen 
quia  e  primis  illis  omnes  eruditi  non  eiiciunt  l".  Wallis  1653 
hat  yo'he  statt  yolk  (vgl.  Anglia  XVI,  463),  aber  auch  mit  der 
einschränkung,  dafs  nicht  alle  in  seinen  erwähnten  beispielen 
l  fallen  lassen :  Süffoke-Dasset  =  Suffolk  Dorset  Mach.  57  *  * 
(1553);  Nörfokc  Mach.  4  2^  (1551):  ser  Foke  GryffylU  Mach. 
219  »3  (1559)  anni.  und  Fowk  =  Fulk  Mun.  76'  (1605);  Lincom- 
shire  Mun.  122  M.  z. ;  Chamley  =  Chohnley  Mach.  43  i"  (1553) 
anm. 

Anmerknng:  In  Suffolk,  Norfolk  und  Lincohishire  könnte  die 
unbetonte  silbe  mitgewirkt  haben.  Der  schwund  des  l  in 
Chamley  beruht  vielleicht  auf  dissiinilation  des  ersten  l. 

Auf  grund  obiger  Schreibungen  hätten  wir  demnach  den 
Schwund  des  l  vor  guttural  und  labial  schon  für  die  mitte  des 
16.  jahrh.  anzusetzen.  Das  N.  E.  D.  verzeichnet  die  form  foke 
schon  in  der  ersten  hälfte  des  15.  jahrh.  (Alexander  3053). 

Hier  seien  auch  die  verschiedenen  formen  für  would, 
should,  could  erwähnt,  die,  weil  meist  satzunbetont,  von  der 
regelrechten  entwicklung  abweichen  (vgl.  Luick,  Anglia  XVI, 
471).  Neben  would  kommt  vor:  wold  Mach.  211',  All.M.  32  ^ 
u.  ö.;  tcoold  El.  and  J.  157  «"  (1586)  (gedehnt?);  woulld  All.  P. 
15^«;  wiilde  Wark.  19  2^  (1500);  wod  he  All.  P.  16  2";  u:ad  PI. 
2302*  und  2382.  Aufser  regelmäfsigem  should:  shold  Mun. 
8  M.  z.,  Hensl.  80  »^  (1596),  All.  M.  37 »  u.  ö.;  shulde  Cal.  73 »; 
shuld  Mach.  192 24,  Camd.  I:  Reb.  11»;  sheulde  Cal.  29^  (1521); 
shud  PI.  257  ^'^  Für  could  findet  sich  dem  ags.  cape  entspre- 
chend cotähe  Camd.  I:  Reb.  11 '«;  cowhte  Edw.  IV  6'  und  7» 
(auch  in  ne.  mundarten  vorhanden:  z.  b.  schottisch  coup 
Wright:  Dial.Dict.);  mit -Je:  conde'Wavk.9'^',  20 »;  coude  Ca\. 
87'';  mit  aus  sholde,  wolde  angeglichenem  l:  coW  All.  M.  31  ^^ 

2.  ö  +  r. 

Geschrieben  finden  >\ir  0  und  00:  forme  Eg.  99»^;  order 
Eg.  96  öfters;  forthe  Eg.  96  usw.:  soort  Cal.  73»;  aboord  = 
on  hord  Eg.  68»^  (1578).  Der  reim  lot  :  port  Los.  208  2  l.z. 
deutet  auf  schwache  artikulation  des  r  hin. 


156  LUDWIG  DIEHL, 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Unbetontes  ö  ist  abgeschwächt  worden  (geschrieben  o,  c), 
oder  es  ist  geschAvunden. 

La:  priar  =  prior  Mach.  174 »».  In  präpositionen :  they 
are  a  writtinge  =  on  Hensl.  155  •  (vgl.  heutiges  to  go  a  kunting); 
aboord  the  shippes  Eg.  68  »^  (1578);  a  crysmcLS  ene  =  on  HensL 
3^  und  108»;  4  aclock  Los.  463 1«;  VI  a! docke  Camd.  I:  Bouen 
161»  (1591);  my  lorde  a  Pembrocke  =  of  AÜ.M.  32  ^K 

2.  e:  godfrey  of  hüllen  =  Boulogne  Hensl.  37  2*;  can- 
feser  Hensl.  32*';  ferfette  =  forfeit  Hensl.  261  *9;  commenplecis 
=  common  plays  Eg.  60  ^\ 

Me.  u. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  ü  ist  im  Ne.  zu  dem  few^-laut  (t?)  entrundet  worden. 
Schon  1580  wird  u  von  einem  franz.  grammatiker  dem  frz.  0 
gleichgesetzt  (vgl.  Hörn,  Litbl.  1905,  sp.  10),  dann  auch  1622 
von  dem  Franzosen  Mason  (hsg.  von  Brotanek,  s.  XXXVLIi). 
Von  Engländern  macht  zuerst  Hodges  1644  einen  unter- 
schied zwischen  dem  ü  in  hut  und  hush  (vgl.  E.  St.  30,  372), 
ohne  sich  über  die  beschaffenheit  desselben  auszusprechen. 
Genauere  angaben  hierüber  gibt  erst  Wallis  1653,  der  sagt, 
der  vokal  werde  „sono  obscuro"  hervorgebracht;  er  sei  gleich 
dem  eu  in  franz.  serviteur  und  unterscheide  sich  von  dem  frz. 
weibl.  €  nur  durch  geringere  mundöffnung  (vgl.  EUis  1, 172). 

In  unseren  texten  findet  sich  u  geschrieben: 

1.  meist  =  u\ 

2.  0 

a)  in  german.  Wörtern: 

«)  geschl.  Silbe:  hot  Eg.  4062»  (1606),  Butl.  117^2^  RutL 
118  6  (1550;;  lockes  =  hucks  Mach.  UV^^  (1557);  Sothwarhe 
Hensl.  151«  (1591);  Aö^iamZ  Mach.  23  ^  (1552;  und  Cal.  72«* 
(1512)  für  ü,  das  aus  u  gekürzt  ist;  shott  Mach.  212**  (1559) 
und  Schott.  Wark.  16  ^^  anm.;  /wnrfred  Mach.  30»*^  (1553);  hone 
=^  anm.:  hun  me,hu7ine  =  rosinenkuchen  Mach.  141 10  (1557); 
hondell  Hensl.  15'»  (1591);  ron7m'  =■■  rmis  Beusl.  143  ^  (1598); 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKB8P.    157 

drome  Hensl.  164««  (1599),  Los.  33 »«;  potte  All.  M.  37  »*;  sonday 
Camd.  I:  Eeb.  7 '^2;  honting  Camd.  I:  Eouen  52»»;  soch  Eg.  5»", 
Eg.  52ft,  Los.  2326  (1560);  moche  Eg.  270*^2  (1597),  Lit.  Men. 
163  (1553); 

ß)  in  offener  silbe:  done  Mach.  65^  (^1554);  brodur  MacL 
57  2.^  com  All.  M.  26 «" ;  come«  All.  M.  28  « ;  a  bove  All.  M.  28  ^O; 
sons  (filii)  Dee33>*; 

b)  in  roman.  Wörtern: 

cosen  Mun.  80»»  (1608),  Hensl.  16»;  tocheth  Lit.  Men.  48^3 
(1590);  troble  Lit.  Men.  12 »  und  »,  Eg.  26  1.  z. ;  kopjyeboorde  Cal. 
73  0;  rfoftZe  Eg.  26  » ;  sodenly  Eg.  31 32;  norrish  Eg.  422;  fostchm 
=  fustian  Hensl.  3*;  coran^  Hensl.  261 »';  dossm  Hensl.  12*, 
207  21;  5opcr  Mach.  149»»;  tnotun  Mach.  2426;  5om6  Hensl. 
1012";  contrey  Hensl.  2  2;  sofferacan  =  suffragan  (weihbischof) 
Mach.  78  2». 

Die  Schreibung  0  für  t*  in  diesen  Wörtern  ist  auf  die  fran- 
zösische Orthographie  zurück  zu  führen.  Von  hier  aus  könnte 
das  0  dann  auch  in  germ.  Wörter  eingedrungen  sein. 

Neumann  §  431  meint  auf  grund  von  Schreibungen,  u  sei 
schon  im  15.  jahrh.  auf  dem  wege  zu  »  gewesen.  Jedenfalls 
läfst  sich  aber  aus  der  orthogi-aphie  hier  nichts  bestimmtes 
erschliefsen.  Manche  von  den  Wörtern  mit  0  sind  mit  der  von 
Luick,  Studien  s.  2  ff.  eingehend  behandelten  dehnung  in  Zu- 
sammenhang zu  bringen. 

3.  00: 

woone  =  won  Lit.  Men.  5  »2;  soodcn  Lit.  Men.  5  ^3;  soon 
sdtc  Lit.  Men.  6*;  toonc  =  -  tun  Camd.  II:  Household  8  »*;  noons 
Camd.  I:  Eouen  54«"^  (1591);  doon  Camd.  I:  Reb.  52;  asmooche 
FA\y.  IV  3»';  gootis  Edw.  IV  18  2^;  bcgoone  Lit.  Men.  21»« 
(1563);  woorshyppe  Eg.  135  und  136  öfters,  dehmmg?  Keim: 
love  :  moove  Mun.  93»»'20;  schliefslich :  ü  =  oa  geschrieben: 
they  had  doane  Camd.  I :  Ronen  15  2. 

4.  ou,  ow: 

Vereinzelt  finden  sich  auch  ou,  ow,  besonders  in  franz. 
Wörtern:  couller  Lit.  Men.  92^;  /  trowble  Eg.  99»^;  abowffe 
Hensl.  177'^»;  honnderd  Hensl.  182»^;  cowrtt  All.  P.  5*;  and 
whcn  that  evyngsong  was  down  =  done  Mach.  135^  anm. 

5.  Einzelne  fälle: 

dl  loeck  =  ///  lud'  All.  P.  322  in  dem  mundartlichen 
briet   eines  William  Fawnte,   der   sich   durch   seine   „rustic 


158  LUDWIG  DIEHL, 

writing,  orthograpliy  and  phraseology"  auszeichnet  (vgl.  anm. 
des  hrsg.).  —  rmne  =  run  Wark.  24  ^  Cal.  86*';  overrennffng 
Cal.  129  2»i  und  129  'o  (1532)  gehen  auf  me.  rinne  zurück.  — 
was  kam  =  come  PI.  14  '^  Mach.  126  »» (1557)  part.  perf.  durch 
praet.  ersetzt?  —  kevered  —  covered  (part.)  Mach.  242  '"^  (1560) 
ist  offenbar  unter  dem  einflufs  von  afrz.  cuevre  entstanden.  — 
shut  =  ags.  scyttan  kommt  den  verschiedenen  dialekten  ent- 
sprechend in  folgenden  formen  vor:  he  shitt  (part.)  Cal.  140 ^» 
und  1402«  (1533);  shett  (part.)  Edw.  IV  14»;  sehet  Wark.  14  »i; 
sehott  Wark.  16 ««. 

B.   Kombinatorische  entwicklung. 

1.  ü  +  L 

Labial  +  ü  +  l  bleibt  im  Ne.  erhalten:  lafuU  Hensl.  111«; 
wolf,  pull  usw. 

Auch  in  diesem  falle  findet  sich  o  geschrieben:  boles  ^ 
btdls  All.  P.  322, 5  und  hooU  All.  P.  32  **,  in  dem  auffällig  ge- 
schriebenen brief. 

Zu  shuder  =  Shoulder  Mach.  134^1  vgl.  Koeppel,  Sp.-P.  62. 
Die  form  ohne  l  kommt  auch  in  heutigen  engl,  dialekten  vor 
(N.  E.  D.). 

2.  ü  +  r. 

ur  ist  zu  9  geworden,  ist  also  mit  tr  und  (?r  zusammen- 
gefallen. 

Geschrieben  findet  es  sich  ur,  our\  er:  wurship  Lit  Men. 
87  26  und  88  ^  (1596) ;  Wurcester  =  Worcester  Rutl.  73  2«  (1522) ; 
further  Hensl.  111*^3  (1598);  ferther  =  further  Los.  9*  könnte 
auch  die  Weiterbildung  von  fer  —-  ags.  feor  sein;  farniture 
Los.  33"  vei'schreibung?;  jornye,  jorne,  jorney,  joumey  Mun. 
30  ^  41 't,  bl^^ 

Die  0-  und  o?(- Schreibung  ist  frz.  Umgekehrte  Schrei- 
bungen: !/•  =  ur  vgl.  s.  153  und  er  =  ur  s.  150. 

Daraus  geht  hervor,  dafs  ür,  ir  und  er  vor  kons,  und  im 
ausl.  schon  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  zu  a  ge- 
worden sind. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Unbetontes  ü  ist  abgeschwächt  worden.  Gelegentlich  wird 
dafür  «  geschrieben:  ajpon  ^^  upon  Cal.  99 ^*^  und  Mach«  2 ^ 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     159 

In  der  nebenvortonsilbe  findet  es  sich  einmal  als  e  ge- 
schrieben: enderstdnd  PI.  164  2. 

Umgekehrt  findet  sich  in  der  endsilbe  -er  öfters  ur  ge- 
schrieben, vgl.  s.  150. 


Lange  vokale. 

Me.  ü. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.   Spontane  entwicklung. 

Me.  a  ist  über  f,  f,  ^'  Keute  zu  ?»  geworden.  Die  erste 
andeutung  dafür,  dafs  ä  nicht  mehr  als  reine«  a  gesprochen 
wurde,  ist  in  dem  Lambethfragment  aus  dem  jähre  1528  ent- 
halten: E  is  pronounced  „a  lytel  hyer  in  the  throte  there 
proprely  where  the  englysshe  man  soundeth  his  a"  (Ellis  III, 
875).  Du  Guez  1532  (Ellis  I,  61)  und  franz.  grammatiken  aus 
den  Jahren  1595  und  1625  stellen  a  gleich  mit  dem  e-laut  in 
frz.  estre  (vgl.  Luick ,  Anglia  XIV,  268  ff.).  Eine  grammatik 
aus  dem  jähre  1580  gibt  zum  ersten  male  ä  =^  e  an  (Hom). 
Da  gleichzeitig  englische  grammatiker  wie  Palsgrave,  Sales- 
bury,  Hart  und  andere  a  bezeugen,  so  kommt  Luick,  a.  a.  0. 
[doch  vgl.  Unters.  171  ff.]  zu  dem  schlufs,  dafs  zwei  richtungen 
neben  einander  hergehen,  eine  „höfische"  und  eine  mehr  in 
den  „mittleren  und  niederen  ständen"  verbreitete. 

In  unseren  texten  findet  es  sich  geschrieben: 

1.  gewöhnlich  als  a; 

2.  e: 

oregns  Mach.  196  '^^  (1559) ;  your  orenge  coUrd  Stockens 
All.  M.  28  ^^  (Sa.  transkribiert  oreint^^ysi  Ellis  L  99);  Jemcs  Hensl. 
9^  (1595),  184 '••  (1600)  und  211»^  (1601);  Damanes  Clor  = 
Cläre  Mach.  123  ^«  (1567),  Arkodian  virgen  Hensl.  161^-*  (1599), 
Gods  sefe  El.  and  J.  166^»  (1590)  (zu  sdfe  vgl.  Anglia  XVI, 
472  ff.  und  Kai.  §  235  anm.  1) ;  Fonesciones  rUlet  =  Pmihis 
Pilute  Hensl.  207 »»  (1601)  anm.;  the  pyrete  Hensl.  231"  (1602) 
(in  den  beiden  letzt  erwähnten  formen  liegt  vielleicht  unbe- 
tontes a  vor);  perchest  anm.  — -  purcJuised?.  es  ist  von  einem 
feuer  die  rede,  das  „perchest  II  Imcses""  Mach.  265*^''  (1561). 


160  LUDWIG  DIEHL, 

Die  meisten  der  erwähnten  Schreibungen  stammen  aus  der 
feder  des  ungebildeten  Henslow,  des  Vertreters  der  „mittleren 
und  niederen  stände".  Da  aber  gleichzeitige  und  später  lebende 
orthoepisten  (Gill)  noch  a  verzeichnen,  so  haben  wir  hierin 
einen  beweis  für  die  trennung  in  eine  fortschrittliche  und  eine 
konservative  richtung  zu  erblicken,  von  der  bei  Luick,  Anglia 
XIV  s.  270  die  rede  ist. 

3.  ae  oder  ea\ 

shaer  All.  M.  962*  (vor  1600);  saeffe  Kepyng  Los.  93  ** 
(1553);  ÄÄcarc  Heusl.  102 -i  (1597),  All.  P.  19  »»(1593);  Ärceadian 
Hensl.  16125  (1599);  Jeames  Hensl.  69  >»  (1595).  Auch  diese 
Schreibungen  weisen  auf  eine  differenzierung  des  a  nach  e  hin. 

4.  ai,  ei;  ay,  ey. 

we  huiff  =  have  Eg.  406  2»,  Camd.  I :  Reb.  11 1«,  wahrschein- 
lich liegt  hier  die  form  mit  ä  vor,  vgl.  behäve ;  to  dedaire  El. 
and  J.  44  23  (1586),  sai/Los.2442t  (1569),  toi*enEg.400«(1604); 
Tindaile  Eg.  279  »";  spaire  Los.  30  »^  (1591);  maid  =  made  PL 
238  29 ;  welfaire  PI.  140  23  nnd  63  1.  z. ;  prepaired  Rutl.  53  «i 
(1521).  Umgekehrte  Schreibungen:  atixrai  siehe  unter  ai. — 
ay:  hayffe  Mach.  II920;  layce  me.  las  Hensl.  237^7  (1602); 
nayme  PL  177««;  gayff'e  Mach.  221  (1550);  grayffe  MacL  183»^ 
und  120"  (1556);  layte  AlL  P.  17  «^  (1592),  PL  141»;  dayi 
PI.  190 »3;  fayerwell  All.  M.  25«  (1593);  stayffes  —  staffs  Mach. 
l^K  —  ey:  consydereysyon  Los.  61*2  (1553)5  Arthur  feil  sick, 
stiiffed,  with  cold  fleym  =  flanie  oder  fleam?  Dee  720;  reyff  = 
rave  Eg.  23324  (L597). 

Anmerkung:  ä  vor  ng  >>  ai  siehe  nuter  kombinatorischem  laut- 
Wandel.  Auffallend  ist  die  form  flattme,  flaicme  =  afr.  flämtne, 
me.  flämc  =  schweif  eines  kometen  Wark.  22",  22". 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

ä  +  r  ist  im  Ne.  auf  der  stufe  ?r  stehen  geblieben.  Da 
aber  ein  unterschied  zwischen  ä  +  r  und  ä  vor  irgend  einem 
anderen  konsonant  erst  in  der  zweiten  hälfte  des  18.  jahrh. 
bezeugt  wird,  somit  aufserhalb  unserer  periode  liegt,  so  kommt 
er  für  uns  nicht  in  betracht. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

ä  in  unbetonter  Stellung  wird  stets  gekürzt  und  tritt 
dann  in  denselben  formen  auf  wie  ä  (siehe  dieses). 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.     161 

Me.  e. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  f  erscheint  friUine.  von  anfang  an  als  l.  Im  IG.  jahrh. 
bezeugt  zuerst  Palsgrave  1530  den  i-laut  (vgl.  EUis  I,  77  fi), 
dann  Salesbury,  Bullokar  usw.  (vgl.  Sweet,  H.  E.  S  §817  ff. 
und  Vietor  §  57  anm.  6). 

In  unseren  texten  findet  sich  denn  auch  i  neben  gewöhn- 
lichem e  sehr  häufig: 

1.  i,  y. 

a)  i  :  forsine  El.  and  J.  90  1.  z,  (1593);  hin  Eg.  4  »3  (1524), 
Eg.  161 9  (1592)  u.  öfters  in  All.  P.;  wike  El.  and  J.  112^»  (1596) 
(vielleicht  auf  ags.  wXcu,  me.  wike  zurückgehend);  helive  Lit. 
Men.  176  (1553)^  El.  and  J.  17  2t  (1585),  El.  and  J.  48^2  (1588), 
El.  and  J.  50^;  grivous  El.  and  J.  19  21  (1585);  Irifely  Edw.IV 
330;  ther  safe  kiping  El.  and  J.  23»»  (1585),  El.  and  J.  40»«; 
hiffe  =-.  beef  Rutl.  26  2 1.  z.  (1514);  besieh  PI.  224 »,  251 23  (1546), 
Lit.  Men.  17  »3,  El.  and  J.  53  3*  (1588);  redimer  Mun.  136»* 
(1601);  ecsiding  well  Mun.  81 »'  (1608);  filde  Cal.  1*,  7'  (vor 
1523);  estime  Mun.  101'  1.  z.  (1601);  nideful  El.  and  J.  27 ' 
(1586);  prists  Camd.  II:  Discovery  44«  (1627);  forfit  PI.  72  »*; 
ivmi  El.  and  J.  30  23;  spidy  El.  and  J.  4022  (1586);  dides  EL 
and  J.  712  i^,  (1593);  agried  El.  and  J.  11 25  (1585);  frind 
All.  P.  4820^  All.  M.  181 5;  chifest  Los.  181 21 

Anmerkung:  1.  saying  thise  words  =  these  Rutl.  18 *^  plural- 
bildung:  ihis  +  e  >  thise.  2.  Auffallend  ist,  dal's  Henslow 
keinen  einzigen  fall  von  f  =  /  aufzuweisen  hat.  Er  gibt  sein 
f  durch  e,  ee,  ea,  ei  wider.  3.  me.  fri'ml  ist  früh  gekürzt 
worden  zu  frtnd^  oder  es  ist  zu  frind  geworden  und  dann  trat 
kürzung  ein.    So  auch  bei  rae.  h^n  >  hin  >•  Inn. 

b)  y  :  syne  Los.  61 « (1558),  Mach.  89  '3  (1555);  wyke  Mach. 
236»«  (1560);  relyve  Eg.  150»«  und  150  »^  ehyff  Mach.  155»« 
(1557);  qwyne  Mach.  11  ^  (1552);  agryment  Eg.  357  1.  z.  (1602); 
spyre  =  sphere  Los.  68'^  (1547);  a  sahne  in  mitre  ^^  metre 
Mach.  228 »2  (1560)  anm.;  wyne  and  byer  Cal.  50»";  ff'rynd 
Mun.  41  und  76;  percyve  Cal.  151 »»  (1533). 

Die  zahlreichen  «-,  2/ -Schreibungen  bestätigen,  dafs  ?  im 
16.  jahrh.  in  weitem  umfang  zu  i  geworden  war. 


162  LUDWIG  DIEHL. 

2.  ie: 

wieke  Cal.  158-^8  (1533);  chieff'  Los.  181 2»;  piers  =  pair 
Ruth  13  8  (hier  ist  das  e  vielleicht  dem  silbebildenden  einflofs 
des  r  zuzuschreiben.  Auch  Gill  transkribiert  here  =  hier  nnd 
Mason:  chiers)\  agried  El.  and  J.  11",  20 »^  (1585)  (e  kann  zur 
endung  gehören);  thies  many  years  Lit.  Men.  11  **  (kompromils- 
form  zwischen  tMse  und  thesey 

Die  Schreibungen  sind  nach  dem  vorbild  französischer 
Wörter  entstanden,  die  mit  ie  für  f  geschrieben  worden. 

3.  ee: 

yeeld  Eg.  265 1»;  greevously  PI.  29  »O;  greefEg.  53  »•  (1570); 
greeved  Eg.  66  33;  Meeve  Eg.  813i;  cheef  B,\itll20  ^  \  Shreefes 
All.  M.  69  22 ;  deere  ags.  d^or  Eg.  139  2 1.  z.,  El.  and  J.  4 1» ;  ^wec^ 
Mun.  59  »3;  /o  Äeer  me.  Mre  Mun.  76  ^*  1.  z.;  cfeere  HensL  191  *^; 
wi£;e  =  we  Hensl.  214 »«;  ^0  6ee  Hensl.  214 1* ;  ^eegfc  Rutl.  9*^ 

4.  ei: 

seige  Rutl.  4*<>;  ^  mei  =  me  Hensl.  179  »s;  ^Äm  Eg.  5", 
728;  a  hreif  noat  All.  M.  91«  (1609),  Mun.  29  «Lz.;  peices 
All.  P.  3  20;  /reintfe  AU.  P.  519,  Eg.  106»;  theives  Eg.2S2^^ 
releive  Eg.  235  »3  und  32«;  feild  Eg.  246 1»,  Lit  Men.  90" 
mischief  Eg.  37^2;  greive  Eg.  392 »;  betweyne  Lit.  Men.  8«o 
yeiW  Lit.  Men.  108  ^;  sinceire  Cal.  116  *i;  M;e?Ä:e  Cal.  149»;  seyne 
Warkw.  22 »;  neice  =  niece  Mun.  80  2 1.  z.;  seich  =  äw*,  me. 
sßk  <  seoÄ  Ascham:  Schoolm.  50*  1.  z.;  meyter  =  meeter  PL 
202*8  ^=  komp.  zu  mee^  passend?;  cheyse  Mach.  149®  (1557). 

Die  schi'eibung  ei  für  me.  ^  ist  durchaus  nicht  auffällig 
in  jener  zeit.  Sie  wird  auch  von  Römstedt  s.  18  für  Skelton, 
Tyndale,  Surrey,  Ascham,  Shakespeare  bezeugt. 

5.  ea: 

a)  gemeinenglisches  f:  seo^e  =  Äte^e  Hensl.  47  *•;  yeare 
sleavfe  =  liair  sleeves,  ags.  slffe  Hensl.  105  25  anm.;  keaping 
Hensl.  80  *,  ags.  c^pan,  ccepan ;  a  weacke  =  week  Hensl.  55  **, 
56»,  662«;  sheates  Hensl.  253  20^  ags.  sci;te,  ahd.  sc6s\  bear  = 
beer  Eg.  344  M.z.  (1602),  Cal.  94  so  (1521);  yeald  ags.  ^^Idan 
Eg.  98'^',  Mun.  43  ^  1.  z.,  62  5;  extreame  Cal.  112  ^o  (1527);  srrcaw 
Mun.  20  »4;  seameth  El.  and  J.  273;  proceadings  El.  and  J.  74^*, 
Eg.  48  1.  z.;    bcscach  El.  and  J.  782«;   peo/^eZ  =  peoble  AlL  M. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHK  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     163 

28  22;  hear  =  here  All.  M.  96^4  (vor  1600),  All.  P.  19 1»;  scadc 
=  sich  AU.  M.  28  2T; 

b)  auf  westgerm.  a  zurückgehend:  streat  =  street 
Hensl.  121  ^  121 «;  skaj^e  Hensl.  70^0;  fear  Eg.  53^';  yeare 
Hensl,  267  2t  (1602). 

In  den  unter  b)  bezeichneten  fällen  ist  die  Schreibung 
mit  ea  für  aus  westgerm.  ä  entstandenes  dialektisches  ?  leicht 
erklärlich.  In  den  fällen  unter  a)  aber  findet  sich  ea  ge- 
schrieben für  englisches  ?. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

e  +  r. 

ie  in  piers^  frz.  pairs  Rutl.  13  ® ; 

ea  in  hear  =  beer  Eg.  344  ^  1.  z.,  Cal.  94^0^  ags  heor\  hear 
=  here  AlLM.  96^4,  AU.P.  19  »s  ags.  her. 

In  hard  =  heard  Eg.  27  ^  liegt  e  aus  urspr.  f  vor ,  das 
dann  vor  r  zu  a  geworden  ist.  Auch  Gill,  Bull,  und  Cheke 
bezeugen  diese  form  mit  a. 

Anmerkung:   Black  Frerys  =  Black  Friars  Wark.  13®  zeigt 
noch  die  me.  form  fr^es. 

II.  In  unbetonter  Stellung 

ist  f  gekürzt  worden  zu  ^,  vgl.  dieses. 


Me.  f. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.   Spontane  entwicklung. 

Me.  ?  ist  bis  um  die  mitte  des  17.  jahrh.  ?  geblieben; 
dann  wird  es  zu  f  und  gegen  mitte  des  18.  jahrh.  >  i  (vgl. 
Vietor  §  57  anm.  6). 

Aulser  gewöhnlichem  e  findet  es  sich  geschrieben: 

1.  ea: 

speaketh  Camd.  I:  Ronen  44^2;  feaste  Camd.  II:  House- 
hold of  El.  30  >*  und  Los.  10  ' ;  ready  Hensl.  98  »'  u.  öfter;  p^eati 
Mun.  106^  vielleicht  kürzung  aus  ags.  ce;  greasyan  =  grecian 
Hensl.  48^*  usw. 


164  LUDWIG  DIKHL, 

2.  ai,  ei,  {ay)  ey: 

gayre  =  gear  Mach.  89  ^  anm. ;  spayrers  =  spears  Mach. 
79 *ö  (1554)  anm.;  in  Ute  mayne  Urne  =  mean  Mach.  183 '*; 
eich  =  euch  PL  213  »*;  deith  =  death  PI.  132  1.  z.;  jretYe  RutL 
224  und  24*;  femie  RutL  23^3;  ceyse  =  cease  Wark  8^6. 
breyd  =  bread  CaL  134^6;  heyring  =  bearing  Mach.  2**  und 
43  (1550);  ^Äe  weyll  =  weal  =  uealth?  PL  184 2;  speyke 
RutL  992-  (1522)  u.  öfter;  took  ys  leyff  =  leave  Mach.  29" 
(1553). 

Die  ei-,  ey-  und  ai-schreibungen  für  ^  weisen  darauf  hin, 
dafs  ai  schon  um  jene  zeit  (mitte  des  16.  jahrh.)  =  ?  ge- 
sprochen wurde  (vgL  unter  ai).  Beachtenswert  ist,  daTs  sich 
bei  Henslow  keine  formen  für  ^  =  ei,  ai  finden,  wohl  aber 
bei  Machyn. 

3.  a: 

privy  sale  Mach.  79 '^  (1554),  me.  s^l,  afz.  seel;  to  stale 
Ben  Jonson:  Every  Man.  17*";  grat  Mun.  76»  (1607),  Edw.  IV 
18  ^  Los.  314  ^0  (1591)  ags.  gr^t,  me.  gr^t.  NeuengL  dialekte 
weisen  gekürztes  me.  ?  auf,  vgL  Wrightll  714;  brocke  faste 
HensL  212 12  (1600). 

Diese  fonnen  sind  wohl  als  umgekehrte  Schreibungen  an- 
zusehen. Da  für  tt  in  jener  zeit  oft  e  geschrieben  wurde,  so 
wird  hier  umgekehrt  für  f  ein  a  geschrieben. 

4.  ee: 

greete  AlL  M.  80^5  (1600),   Los.  45«  (1552);    insteede  EL 

and  J.  47  (1582);  meen  time  Mun.  24»»,  63  L  z.  (1599);   the  see 

=  sea  CaL  129^6  (1532);  weere  =  to  wear  Los.  28»»  (1551). 

Anmerkung:  Wegen  see  =  sea  vgl.  teu  Brink  b.  19.    instecul  = 
in  +  stede  (ags.  stede)  zeigt  heute  verkürzten  Stammvokal. 

Diese  Schreibungen  mit  ?  =  ee  geschrieben,  verglichen 
mit  den  s.  162  verzeichneten  fällen,  in  denen  f  durch  ea  wieder- 
gegeben ist,  zeigen,  dafs  die  Scheidung  von  f  und  p  in  der 
Orthographie  (ersteres  gewöhnlich  =  ee,  letzteres  =  ea,  e) 
nicht  völlig  konsequent  durchgeführt  war. 

5.  /,  y: 

pryche  =  preach  Mach.  3  23  und  ^^  (1550),  131 »»  (1557)  und 
2791«  (1562);  spyhe  Mach.  24*  (1552)  und  279*  (1561);  lyve 
==■-  Icavc  Camd.  I:  Keb.  6**'  anm.;  for  h-yking  upon  =■-  hreaking 


£KGL.  SCHREIB.  Ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     165 

open  Mach.  109  2*  (1556)  anm.;  bryJctng  Mach.  230  l.z.  (1560); 
having  heen  hytien  =  beaten  Eg.  2282»  (1596);  hors  lytter  = 
Uader  Mach.  225^6  (1560);  yche  Mach.  18^3  (1552)  und  Kynge 
Joh.  69  K 

Da  f  erst  im  18.  jahrh.  zu  %  geworden  ist  (Lediard  1725, 
König  1748,  vgl.  Vietor  §57  anm.  6),  so  kann  es  sich  hier 
wohl  kaum  um  einen  lautgesetzlichen  wandel  zu  i  handeln. 
Es  bleibt  die  möglichkeit,  einen  frühen  dialekt.  Übergang  von 
f  >  f  anzunehmen,  vgl.  Kluge  in  Pauls  Grdr.  I^,  1041  anm. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

f  +  r  bleibt  erhalten. 

Da  diese  erscheinung  sich  erst  bei  der  Weiterentwicklung 
des  ?  >  f  im  18.  jahrh.  deutlich  hervorhebt,  so  können  wir 
sie  übergehen. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Wo  f  in  unbetonter  Stellung  vorkommt,  wird  es  zu  ^ 
gekürzt. 

Me.  l. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  l  erscheint  frühne.  als  diphthong,  daneben  wird  in 
der  frühesten  zeit  von  grammatikem  noch  l  bezeugt.  Ver- 
treter der  ersten  richtung  sind  Salesbury  1547,  Smith  1568, 
Hart  1569,  Vertreter  der  zweiten  PaJsgrave  1530,  BuUokar  1580 
(vgl  Ellis  1, 104  ff.,  Sweet  §  810  und  Vietor  §  49  anm.  8). 

Neben  i  finden  wir  es  in  unseren  texten  geschrieben: 

1.  eiy  ey. 

receined  =  resigned?  PI.  178  *»;  confeined  PL  249 »  (1544); 
Shropsheire  Eg.  419^»;  Herfordsheirc  Eg.  419^0;  Glocestershire 
Eg.  41931;  Wilsheire  Eg.  4i»  (1524);  areise  Camd.  I:  Reb.  7»; 
leyke  All.  P.  32  »3,  Mach.  230^4  (1560);  deseyre  All.  P.  32  *; 
deyed  =  died  All.  M.  28^1  u.  öfters;  bey  PL  198 ^^  (bwy  Eg. 
335*"),  me.  We,  ags.  byögan;  feyre  Mach.  41  *«  (1553)  anm. 
und  Los.  94 «  (1553) ;  the  meyturs  =  mitres  (d.  Bischöfe)  Mach. 

AnglU.    H.F.    XVn.  12 


166  LUDWIG  DIEHL, 

77  27  (1554);  freyers  Hensl.  276^5  (1598);  a  fley  Hensl.  246* 
(1602);  she  leys  =  lies  (iacet)  Mach.  146 1»  (1557);  sheyrs 
Mach.  27528  (1561),  Eg.  218»»  (1594);  Ä-wey/f  Mach. 284«o  (1562); 
seyn  =  sign  Mach.  127  3«  (1556);  weyff  Mach.  113»  (1556); 
they  muse  =  thy  All.  M.  41^0.  —  Und  umgekehrt  ai  =  i:  I 
prise  =  praise  El.  and  J.  33  ^^  (1586). 

t  ist  demnach  in  der  zweiten  liälfte  des  16.  jahrh.  in 
weitem  umfang  =  ei  gesprochen  worden. 

2.  e,  ee. 

Trebon  =  Trihau  (stadt  in  Böhmen)  Lit.  Men.  46 «»  (1588) 
anm.;  Sir  Leoyiel  Bücket  his  unkend  letter  Dee  6»®  (1579); 
leke  Los.  60 » (1558);  leeknes  Eg.  53  »«  (1570);  depreve  Los.  222  »^ 
(1604),  Mach.  200»»  (1559);  bysshope  of  CarleUe  =  Carlisle 
Mach.  1032-  (1556);  expereng  =  anm.:  conspiring  Mach.  107' 
(1556);  deewer  Mach.  138  5,  me.diner,  noch  nicht  gekürzt;  heher 
=  higher  Mach.  1611. z.  (1557)  könnte  die  alte  form  sein; 
Dämon  and  Pethias  =  Pythias  Hensl.  165  *»  und  166  ";  enterly 
PI.  62  22,  me.  enlire ;  London  Florentene  =  Florentine  Hensl. 
229'  (1602)  accent? 

Unter  den  erwähnten  fällen  finden  sich  eigennamen,  in 
denen  leicht  verschreibung  möglich  ist.  Li  den  übrigen  Schrei- 
bungen aber  ist  e  für  t  wohl  so  zu  erklären :  Neben  den  nen- 
auftretenden  diphthongischen  ausspr.  bestand  immer  noch  die 
lautung  J ;  da  nun  andrerseits  f  in  jener  zeit  auch  schon  wie 
i  gesprochen  wurde,  so  hat  man  umgekehrt  i  durch  e  wieder- 
gegeben. 

Anmerkung:  ags.  wifman  >  wimman  >  woman  (ygl.  KaL 
217.  e)  tritt  in  folgenden  formen  auf:  wimen  Cal.  27**  und  *• 
u.  öfters ;  wemen  Rutl.  37  "  und  Hensl.  141';  wymmen  Butl.7  *»; 
a  womoans  gowne  Hensl.  143*°;  woemeix  Los.  247**. 

3.  Auffällige  Schreibungen,  die  teils  auf  kontamination, 
teils  auf  verschreibung  zurückzuführen  sein  mögen,  sind: 

heayred  =  hired  Hensl.  256^  (1597);  asseagned  Los.  30  *0; 
lief=  liefe  Los.  122 »,  Eg.  27  »^  u.  28 «»;  yise  =  ice  Wark.  3  "; 
Jeylle  =  isle  Hensl.  259 ' :  eylle  98  *  und  Jylle  94  \ 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

i  +  n 

fr  ist  zu  eir,  resp.  eier  geworden.  Der  einschub  eineB  a 
vor  r,  der  dem  silbenbildenden  Charakter  des  r  zuzuschreiben 


ENGL.  SCHREilB.  U.  AUSSPUACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.    16? 

ist,  findet  sich  schon  bei  Tindale  (Sopp  23).  Auch  das  N.  E.  D. 
belegt  für  das  16.  jahrh.  hiare,  hyer  und  für  das  16. — 17.  jahrL 
hier,  vgl.  auch  Hoelper  s.  27. 

larland  Hensl.  3*  (1592);  fyer  Hensl.  199««;  Jörne  Hensl. 
20*,  253»«;  yem  Dee24i»  (1587);  eyom  Hensl.  273  «•  (1598); 
desiar  El.  and  J.  13  3  (1585),  Eg.  57 »;  hier  PI.  20^8;  fryer  Hensl. 
20  w;  freyers  276^». 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Vor  r  ist  unbetontes  l  >  X  gekürzt  worden  und  ergab  dann 
a :  sere  =  sir  Wark.  1 » ;  ebenso  angehängtes  -shlre  (ags.  sölre). 

l  unterm  nebenton  wurde  manchmal  da  diphthongisch,  wo 
die  heutige  spräche  es  als  zwischenlaut  zwischen  i  und  e  (be- 
sonders in  der  endung  -y,  -ly)  erhalten  hat:  y$  contray  Mach. 
473,  All.  M.  32  *;  esey  =  easy  All.  P.  32 »;  mersey  All.  M.  32  «»; 
yerley  All.  M.  32^2;  französisch  verey  für  very  Los.  45*^,  56^; 
aney  of  mey  boles  =  any  of  my  hulU  All.  P.  32  20. 

Erhalten  hat  sich  die  diphthongierung  in  der  nebentonigen 
Silbe  in:  to  s'tefeiotv  =  to  certify  yau  Los.  40*». 

Me.  ö. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.    Spontane   entwicklung. 

In  spontaner  entwicklung  erscheint  me.  ?  seit  frühester 
ne.  zeit  als  u,  vgl.  Ellis  I,  93  f f . ,  Sweet  §831  ff.  und  Luick, 
Anglia  XIV,  230  ff. 

1.  ^  findet  sich  häufig  als  00  geschrieben: 
r€prooveM\m.98^,  101  ^3.  IqqJcc  Hensl.  111 22;  a  hood  cape 

=  haube  Hensl.  115»«  (1597);  good  All.  M.  26  öfters;  poore 
All.  M.  28  öfters;  booke  Hensl.  233  is  u.  öfter. 

2.  u: 

so  sune  =  soon  Mach.  7  "  (1551)  u.  160^0  (1557),  Edw.  IV. 
1035^;  gudes  Mach.  207  «  (1559)  anm.;  hir  gud  Ladyship  PL  17 », 
18  ^  281.Z.,  38";  gudwife  Dee38«  (1591);  in  einer  griech. 
transskription :  ße  o(p  yvö  x^Qt  =  he  of  good  chere  Dee  7** 
(1580);  stud  Eg.  175*  (1592);  uther  Cal.  141^8  (1533);  bind  Dee 
361«  (1590);  ruffs  =  roofs  Los.  104*  (1549);  munth  TjOS.  422» 

12* 


168  LUDWIG  DIEHL, 

(1621);  monday  Hensl.  85  und  86;  the  kukes  hall  =  Cooks 
Mach.  662  (1554)  anm.;  shuemaker  Mdich,  92»  (1555);  fulles  = 
fools  Mach.  28 »3  (1553)  anm.;  shute  =  shoot  El.  and  J.  17*2; 
shuting  Mach.  125  20  (1556),  Mach.  14  "^  Cal.  71—  Ferner  die 
umgekehrte  Schreibung  troth  =  tndh  (me.  trßuthe)  Lit.  Men. 
57  »3  (1590)  und  El.  and  J.  50-  (1588),  dessen  ßu  resp.  iu  offen- 
bar schon  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  zu  u  redu- 
ziert war  [doch  vgl.  me.  trouthe], 

Anmerkung:  Zu  chuse  =  chose  Lit.  Men.  8",  Eg.  233»  (1597) 
vgl.  Vietor  §  41  anm.  5.  Ferner  finden  sich  die  formen  cheyse 
Lit.  Men.  68'^  auf  me.  ch^e  =  ceosan  zurückgehend ,  ckuyse 
Mach.  17'^;  choyssen  Mach.  24';  chewae  Mun.  45^  L  z.  und 
cheeose  Mun.  14^  1.  z. ,  das  man  als  kontamination  von  cheese 
und  chose  anzusehen  haben  wird. 

3.  QU,  ow: 

prouf  Lit.  Men.  4  2»;  louked  Eg.  386 'o  (1601);  doune  = 
done  Mun.  78  H.  z. ;  bloudde  Mun.  106  2 1.  z. ;  woulle  Camd.  11 : 
Cholm.  2";  roufe  Camd.  I:  Eouen  50^  (1590);  thouse  Eg.  36» 
(1562);  boouke  All.  P.  25 1';  m?äom?  Los.  41^0;  sowne  =  «oon 
Lit.  Men.  14  22  (1558). 

Bei  Caxton  und  Tyndale  finden  sich  auch  ou-schrelbangen 
für  me.  g  (vgl.  Rudolf,  s.  20). 

4.  ew: 

shewemaker  Eg.  346 '. 

Im  allgemeinen  deutet  ew  auf  eine  ausspräche  iu  hin,  da 
aber  für  geschriebenes  ew  auch  die  ausspräche  ü  bestand  (ygL 
EUis  186) ,  so  dürfen  wir  auch  für  obigen  fall  die  lautong  ü 
annehmen. 

5.  Kürzungen: 

Me.  ö  hat  im  verlauf  seiner  entwicklung  mehrfach  kürzong 
erfahren.  Wurde  ?  vor  seinem  Übergang  zu  ü  gekürzt,  so 
ergab  es  ö  (röd,  shöd);  trat  die  kürzung  ein  nach  dem  Über- 
gang in  Uj  aber  vor  dem  Übergang  von  t*  >  »,  so  entwickelte 
sich  der  »-laut  (blood,  mother).  Geschah  die  kürzung  endlich 
zu  einer  zeit,  da  dieses  gesetz  aufgehört  hatte  seinen  einflab 
auszuüben,  so  ergab  sich  ü  (bock). 

t*^ÄerCal.l4128(1533);  WwdDee 36^^1590),  Mun.l06«Lz.; 
munth  Los.  422»;  munday  Hensl.  85  u.  86;  stud  Eg.  175  *  (1592). 


BNGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRÄCHE:  IM  ZEITALTER  SHAEJISP.     169 

In  allen  diesen  fällen  liegt  der  w-laut  vor,  ob  aber  schon 
kürzung  eingetreten  war,  läfst  sich  aus  der  Schreibung  nicht 
ersehen. 

Anmerkung:  Die  doppelkonsonans  in  ruffs  =  roofs  Los.  104* 
und  fuUs  =  fools  Mach.  28'^  anm.  gewährt  keinen  bestimmten 
anhält  bezüglich  der  kürzung,  da  anderwärts  doppelkonsonans 
nach  sicher  langem  vokal  vorkommt. 

Einzelne  fälle. 
jyroff  Eg.  291  ^;  [zu  prevede  Wark.  27  2*  und  remewed  = 
removed  Warkw.  2"  vgl.  Frz.  Stud.  V,  252];  meaved  =  moved 
Camd.  I:  Reb.  15**  verschreibung?  alsoe,  noe,  doe  Eg.  169^, 
170*,  170'  (1592);  soe  Hensl.  191*2;  doyst  thow  =  dost 
Mach.  852;  iq^Jc  =  took  Hensl.  97  7;  hedes  =  hoods  Mach.  73  ** 
(1554)  anm. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

1.  5  +  r 

(vgl.  Luick,  Anglia  XVI,  461  und  Hörn,  Untersuchungen  s.  39). 

hordom,  hordunie  =  whoredom  Mach.  156  2»,  160**  (1557); 
the  onest  höre  Hensl.  232  »» (1604);  pore  men  Mach.  185  **  (1559); 
poore  All.  M.  28  und  öfter;  j^oure  Camd.  I:  Reb.  10  '•'^;  thepowre 
rnen  Mach.  133  *^  (1557).  poure,  powre  und  wolil  auch  poore 
weisen  auf  eine  ausspräche  pur,  hordom,  höre  und  j;ore  viel- 
leicht auf  ör  hin. 

2.  ö  +  l. 

Auf  Schwund  des  l  in  der  gruppe  ö  +  l  +  dental  weisen 
hin :  Woudeti  =  Woolden  Hall  PI.  241 2»  anm.  und  die  umge- 
kehrte Schreibung  childhold  (ags.  hdd,  me.  h^d)  El.  and  J.  56  2*. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

ö  ist  in  unbetonter  Stellung  abgeschwächt  worden  oder 
auch  ganz  gefallen. 

neighhorhad  PI.  17  22;  Uvclhtids  PI.  20  ^  livelyhed  PI.  27  2*; 
snrtied  Camd.  I :  Reb.  10  \ 

Me.  'hüd  hat  in  unbetonter  Stellung  geschlossenen  vokal 
angenommen. 

havc  a  doo  =  have  to  do  FAw,  IV.  112*. 

Bekannt  ist  f  für  to  vor  vokalisch  anlautenden  Wörtern, 
z.  b.  he  claymeth  tappoyntc  Rutl.  119  *^ 

Schwund  des  0  in  bame  =  laron  Mach.  61  ^  anm. 


170  LUDWIG  DIEHL, 

Me.  o. 

I.   In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

Me.  (J  ist  über  ?  (gegen  1650)  zu  ne.  o"  geworden  (vgl. 
EUis  I,  93  ff.;  Sweet  §  837  ff.). 

Greschrieben  findet  es  sich  in  unseren  texten  aufser  o 

1.  oa. 

rodbe  All.  P.  11^^  m*;  Äc  roade  Hensl.  110»  (1590);  noat 
All.  M.  91  •  (1609),  Camd.  I:  Eouen  29 «  (1591);  soales  =  soles 
(Seezunge)  Eg.  352«  (1602);  aloane  Eg.  228"  (1596);  hoame 
Lit.  Men.  46^;  moaste  Edw.  IV.  1  »^  hoale  =  whole  Camd.  EE: 
Household  1 2 1.  z.  (1551);  he  stroaJc  Camd.  I:  Lützen  8 *»  (1632); 
my  hoape  Los.  60»  (1558). 

Alle  diese  formen  weisen  auf  eine  offene  ausspräche  des 
0  hin.  oa  ist  ein  neues,  seit  dem  13.  jahrh.  vereinzelt^  später 
häufiger  auftretendes  zeichen  für  jj  (Sopp.  s.  27  und  Rudolf  18). 

2.  00. 

Dafs  me.  0  und  p  nicht,  wie  man  anzunehmen  geneigt  ist, 
in  der  Schreibung  streng  durch  00  einerseits  und  oa  andrerseits 
geschieden  wurden,  beweisen  folgende  Schreibungen:  oonly 
Lit.  Men.  3^«;  poojJe  =  Pope  Hensl.  22 »;  coote  Rutl.  23 1^; 
roose  Hensl.  236 »;  I  hoop  All.  M.  30^0,  32^1  (1593)  und  51 » 
(1598). 

3.  oe. 

noething  Camd.  I:  Rouen29»  (1591),  Eg.  431*;  soery  = 
sorry  Mun.  90  »2;  hoeth  Rutl.  43»,  Camd.  II:  Cholm.  3*3;  toeken 
=  ags.  tdcen  El.  and  J.  2  ^ß. 

4.  o«<?. 

ow/Äe  =  oaih  Mach.  155 'i ;  gowing  =  sfotwgf  Edw.  IV.  14*. 

5.  Kürzungen. 

Me.  hghj  ist  im  Ne.  gekürzt  worden  zu  höli  Ob  diese 
kürzung  schon  durch  die  form  hollye  Los.  321  *  ausgedrückt 
sein  soll,  ist  nicht  klar  (Sa.  und  Gill  geben  noch  länge  an). 
Es  ist  dies  um  so  mehr  zweifelhaft,  als  Verdoppelung  des  kon- 
sonanten  in  unseren  texten  für  gewöhnlich  nicht  als  quanütäts- 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     171 

bezeichnung  anzusehen  ist.  Ebenso  wird  wohl  auch  in  notte 
=  noie  Hensl.  94  *  nicht  8  gesprochen  worden  sein,  haledays 
Mach.  18 '®,  50  ^*  usw.  können  ae.  kürzungen  sein  (vgl.  Rudolf  19). 

Das  heutige  one  =  ags.  an  kommt  in  verschiedenen  formen 
vor.  Aufser  one  als:  on  Mach.  129^3  (1557),  Mach.  204  *•;  oon 
Los.  10*  (1553);  oons  Lit.  Men.  32»  (1550);  wo»  Mun.  76  >» 
(1605/6),  Mach.  12520  (1557)  und  vielleicht  Mach.  16"  (1552). 

Zur  entwicklung  dieses  wort  es  vgl.  Luick,  Untersuch- 
ungen §  85. 

Anmerkung:  Die  bedeutnng  des  /,  y  in  botthe  Bntl.  43'*  und 
boythe  "MAch.  8^^  129^^  ist  nicht  klar.  Die  grammatiker  be- 
zeugen keine  derartige  formen. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

1.  ö  +  l. 

Zwischen  p  und  l  hat  sich  ein  u  eingeschoben.  In  „Hymn 
of  the  Virgin"  1500  findet  sich  otcld,  howld  für  old,  hold 
transskribiert  (vgl.  Sweet  842). 

a)  oti:  comW  Los.  269«  (1583),  Hensl.  131 2»  (1598);  bouldnes 
Eg.  182 J^  neben:  lolld  All.  P.  16^0;  totild  Eg.  189»;  behould 
Lit.  Men.  90  l.z.;  hould  Mun.68  2l.z.;  ould  All.  P.  16 1*;  gould 
Eg.  189». 

b)  oto:  otcld  Hensl.  16  »s;  sowld  Hensl.  66 1»,  69  «3;  gotcld 
Hensl.  71  u.  öfters. 

ow  könnte  im  letzten  wort  auch  die  ausspräche  a,  die  sich 
frühne.  findet  und  auf  me.  gold  zurückgeht,  bezeichnen. 

2.  1«?  +  5 

ist  schon  me.  >  w  -{-  ö  geworden  (Hempl:  Journal  of  Germ. 
Phil.  I,  14).  In  der  Verbindung  kons.  +  ?r  +  p  ist  w  ge- 
schwunden (vgl.  unter  w):  ioo  =  tivo  Eg.  58 3,  336 ^  (1570), 
Los.  461 '^  ßutl.  54 «2,  Hensl.  222 1>;  toc  Los.  141  »o  (1554); 
^oireEg.  347»  (1602)  verschreibung? 

3.  ö  +  r. 

Vgl.  die  bemerkung  zu  f  +  r. 


172  LUDWIG  DIEHL, 

Me.  u. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.  Spontane  entwicklung. 

In  spontaner  entwicklung  ist  me.  ü  über  uu,  ou  zu  au 
geworden  (vgl.  Ellis  1, 163  ff.,  Sweet  §  826  ff.  und  Luick,  Anglia 
XIV,  283).  Nach  Luick  ist  noch  1582  (Mulcaster)  monophthon- 
gisch gesprochen  worden.    An  Schreibungen  finden  sich: 

1.  ou, 

mouse  All.  M.  25*  (1593),  25  ^  und  öfter;  tvithout  All.  M. 
30  34  (brief  HensL's) ;  round  Mach.  26  1.  z.  (1552) ;  housekeper 
Mach.  27 »  (1552) ;  roume  Lit.  Men.  2  K 

2.  ow  viel  häufiger: 

owt  Hensl.  193 »  und  öfter;  poumde  Hensl.  4,  15  und  AlL 
M.  37  9 ;  withowt  Hensl.  59  »» u.  öfter ;  abowt  Hensl.  9 »»,  17  ^,  19  «», 
Mach.  12110;  howse  Hensl.  252  ^  Mach.  115  ^s;  the  prowde 
womon  Hensl.  193  2",  194^0;  thowssen  AlL  M.  37®;  owre  =  our 
Mach.  117  ö;  roivnd  Hensl.  20  3;  rowme  Eg.97^,  me.  ü  bis  heute 
erhalten  geblieben  (vgl.  Sweet  829). 

3.  au: 

hause  All.  M.  28  *i  ohne  datum  in  einem  brief  HensL's. 

Kürzungen: 

Me.  u  ist  öfters  zu  ü  gekürzt  worden  und  hat  dann,  wie 
dieses,  die  entwicklung  zu  v  mitgemacht:  hushande  AlL  M.  29 2«, 
3120,  32^6;  huswifPl  14  2b. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 

ü  +  r. 

a)  im  ausl.  ür  wird  unter  dem  einflufs  des  ausl.  r  zn 
auer:  ouer  All.P.  15  2»;  oiver  All.  M.  49»  u.  51 »«  (brief  Hensl.'8); 
in  M  oweres  All.  P.  16  '».  —  owre  Mach.  117»  (1556);  the 
Lowlar  towre  =  Lollard*s  tower  Mach.  118*. 

b)  i7r  +  kons,  ür  +  kons,  wird  zu  beginn  des  18.  jahrh. 
>  ör  (vgl.  Luick,  Anglia  XVI,  456). 


ENGL.  SCHBEIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     173 

Geschrieben  findet  es  sich  meist  als  ou,  ow,  die  anf  die 
ausspräche  u  hinweisen.    So  z.  b. : 

courie  Mach.  117  ^\  Eg.  93, 102, 103  und  öfter;  cowrtt  A11.P. 
5  '^;  course  All.  P.  6  «^  El.  and  J.  73  ^K 

Einige  male  erscheint  es  als  or: 

cort  Hensl.  96'*  und  viell.  All.  M.  28»«  und  32»;  Äe  hath 
hrowght  you  a  corte  coherd  resp.:  cobert, 

II.  In  unbetonter  Stellung 
Unbetontes  ü  wird  gekürzt. 


Diphthonge. 

Me.  ai,  ei. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.   Spontane  entwicklung. 

Me.  ai,  ei  ist  über  f,  p  zu  ^^  ^  geworden. 

ai  und  ei,  die  schon  bei  Chaucer  im  reime  miteinander 
gebunden  werden  (vgl.  ten  Brink  s.  59  §  89,  und  Luick,  Anglia 
XR^,  273),  werden  auch  in  unseren  texten  promiscue  gebraucht. 

In  seiner  Weiterentwicklung  zum  Ne.  hin  ist  me.  ai,  ei 
mit  dem  langen  a  zusammengefallen.  Für  den  endgiltigen  zu- 
sammenfall setzt  Luick  a.a.O.  s.  279  das  ende  des  17.  jahrh.  an. 

Geschrieben  findet  es  sich: 

1.  a. 

to  repare  unto  you  =  repair  Los.  30^*  (1551);  was  pro- 
clamid  Mach.  17  21  (1552);  plahyng  Mach.  33»^  (1553)  u.  Mach. 
221 9  (1560);  waters  =  M7ai7er5  Mach.  42 »  (1554)  anm.;  tha  = 
they  Mach.  52  &  (1554);  was  slane  =  slain  Mach.  228«  (1560); 
Frankfurt  on  the  Mane  Dee  30  »^  (1589);  tratorus  Eg.  144 »' 
(1591);  remane  El.  and  J.  66  »2  (1591)  und  Warkw.  10*;  com- 
planant  Eg.  234  »1  (1597);  for  a  valle  =  veil  Hensl.  117  «3  (1597); 
with  hrade  coper  lace  =  braid  flechten?  Hensl.  70 2  (1595),  140* 
(1598);  pament  Hensl.  206  2«  (1601),  208 » (1600)  u.  öfter;  dalie 
All.  M.  70»",  150  7  (nach  1600),  Eg.  358*^1602);  ade  All.  M. 
76  »0  (c.  1605);  unacquanted  All.  P.  34 3«  (1608);  sath  PL  112"; 
fialer  =  nailer  PI.  103^7;  clame  PI.  43 »";  a  par  PI.  51 1*;  fale 
=  fail  PI.  207  2«;  percaue  Eg.  381  »2;  recauit  El.  and  J.  45  '\ 


174  LUDWIG  DIEHL, 

ai,  a  hatte  aber  in  jener  zeit  schon  den  lantwert  e  und 
zwar  wohl  f,  wie  aus  folgenden  Schreibungen  hervorgeht: 

2.  e. 

a)  in  german.  Wörtern:  there  book  =  tlieir  Lit  Men.  15  ^^ 
(1553)  (vielleicht  liegt  Verwechslung  vor  mit  there  „dort",  das  in 
derselben  zeile  vorkommt),  sed  Mach.  257' ^  (vor  1562),  Dee 
3 »2  (1577);  Lece^^er  Dee  2 25  (1577);  nebors  kW.lLZl^^  (1593) 
(Brief  Henslow's) ;  Thomas  Hetvode  Hensl.  229»  (1602).  —  ecs 
=  eyes  Mach.  204»«  (1559)  vgl.  Luick,  Anglia  XIV,  272. 

Anmerknng:  Kontamination  von  me.  eye  und  ge  steUt  die  form 
yeie  Camd.  II :  Cholm.  15  "*  dar. 

Umgekehrt  findet  sich  me.  e  =^  ei,  ey,  ai  geschrieben.     Bei- 
spiele siehe  unter  e  s.  147,  unter  ?  s.  162  und  unter  f  s.  164. 

b)  in  roman.  Wörtern.  Die  Schreibung  e  für  et  in  frz. 
Wörtern  kann  z.  t.  auf  frühe  (schon  me.)  monophthongierung  des 
franz.  ei  zurückzuführen  sein  (vgl.  Behrens,  Paulis  Grdr.  I,  823). 

pentyd  Mach.  17 «  (1553);  weites  =  anm.:  waists  „Taille" 
Mach.  731«  (1554);  a  pere  =  pair  Mach.  302 »  (1563)  anm.; 
grett  presse  =  praise  Mach.  129^0  (1567)  anm.;  heres  =  heirs 
AU.  P.  1 9  (1580);  recevcd  Hensl.  18  i'  (1595),  107*;  to  deseave 
the  desever  Hensl.  140^1  (1598);  in  fulpemente  Hensl.  149 '* 
(1600);  remcnyng  Rutl.  68  ^^\  purveors  Rutl.  78*^»;  entertengne- 
ment  Rutl.  51  »*. 

3.  ea,  a^  geschrieben: 

remeane  Mun.  17  ^  (1598) ;  praer,  praeinge  =  praying  Mach. 
1198  (1556)  und  All.  M.  9632;  iricke  leaers  Eg.  348«  (1602); 
discleame^Vi\i,\0\^%  dilrz,  claimer ;  saed  Mun,  79*,  All.  M.  132  30 
(1616),  Mach.  275  J^;  Bernhard  ofWeamer  =  Weimar  Camd.  I: 
Lützen  629  (1632);  compleane  PI.  80  ^»:  eather  =  either  HensL 
127  20  (1598),  All.  M.  145  *.  Vielleicht  liegt  hier  die  me.  neben- 
form  mit  e  vor,  für  das  sich  auch  sonst  öfters  ea  geschrieben 
findet  (vgl.  dieses),  reccave  Mun.  85  ^  1.  z.  und  14  *  1.  z.,  Hensl. 
80  \  All.  P.  73^3 ;  perceaving  Camd.  I :  Lützen  5  \  Mun.  88 '  L  z. ; 
perceave  Eg.  88^3;  conceaved  Mun.  105». 

Fassen  wir  unsere  ergebnisse  in  bezug  auf  ma  at,  ei  zu- 
sammen, so  ergibt  sich,  dafs  ai  schon  um  die  mitte  des  16. 
jahrh.  mit  ä  zusammengefallen  war  und  wohl  dessen  lant- 
wert f  angenommen  hatte. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.     175 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 
ai,  et  +  r  ist  auf  der  stufe  ?  +  r  stehen  geblieben. 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Unbetontes  me.  ai,  ei  ist  häufig  abgeschwächt  worden. 
Geschrieben  finden  wir  es  meist  =  e. 

forennars  El.  and  J.  72  »^  (1592);  foreen  Los.  126 1*  Camd.  11: 
Household  1^;  sente  gorges  daye  Hensl.  99^;  agen  Hensl.  98*, 
99^,  öfter  auch  ageanst  geschrieben;  sed  Mach.  275  ^\  Dee  3  *^. 

Anmerknng:  Die  beiden  letzten  formen  beruhen  anf  yerkürznng 
des  aus  ei  entstandenen  f  zu  e,  ygl.  Luick,  Unters.  §  338  u.  376. 

Aber  auch  mit  i,  y:  pallis  =  palace  El.  and  J.  90^*,  me. 
paleis \   Chamhcrlyne'Eg.  m^^. 

Me.  eu.  eil. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.   Spontane  entwicklung. 

Me.  CK  und  ^u  sind  streng  getrennt  gewesen.  ?w  ist  am 
ende  des  17.  jahrh.  über  pw  zu  in  geworden,  ^u  dagegen  ist 
an  der  wende  des  14.  und  15.  jahrh.  mit  franz.  ü  zusammen- 
gefallen und  hat  nach  den  grammatikerzeugnissen  (der  erste 
hinweis  schon  1528  im  Lambethfragment,  EUis  III,  815)  iu  er- 
geben (vgl.  Luick  Anglia  XFV^  289).  Auch  Mason  1622  gibt 
iu  an^  vgl.  einl.  s.  XLIV. 

Über  die  geschichte  des  eu  vgl.  Luick,  a.  a.  o.  287  ff.  Ge- 
schrieben finden  vdr: 

1.  M,  uw: 

tcue  Mach.  293  2  (1562)  anm.;  vue  Lit.  Men.  202S;  usid  Dee 
18 3,  18 iß;  nuse  Mun.  50*1.  z.;  exequutors  Eg.  136';  execudon 
Eg.  25«;  nuw  Mach.  7  1»  (1552),  227  i*;  nuly  Mach.  432*»,  432» 
(1553);  waluw  Mach.  33»«;  a^^wred  All.  M.3228;  gaynt  Maihuw 
Mach.  15  »ö  (1552). 

Ob  M,  uw  hier  den  laut  ü  darstellt,  läfst  sich  nicht  er- 
kennen. 

2.  eu,  etü. 

deiv  Los.  10«  (1553);  dcuiy  Eg.  282»i  (1598);  contynewal 
Eg.  5";     ü  is  treuth  Camd.  II:  Cholm.  15 2»;    vew  Dee  58 »^ 


176  LUDWIG  DIEHL, 

Eg.  283  *  * ;  dewTcs  Mnn.  59  ^ ;  ensewe  =  insue  Eg.  56  * ;  forteune 
All.  P.  16«;  tewesday  Hensl.  70";  Jenewary  HensL  70  öfter. 

3.  tr. 

t55M7e  Edw.  IV.  82;  endwsed  Edw.  IV.  3  »». 

4.  iu,  you,  iew, 

renyetve  Eg.  27 «  (1553);  /br^mne  El.  and  J.  27  ^f  (1586); 
wel  ny  fiue  =  few  El.  and  J.  44 »  (1587)  und  Asch.  Schoolm. 
423;  yousedly  =  usually  Los.  371**  (um  1600)  anm.;  for  the 
yousse  of  the  Company  =  use  Hensl.  186*2  (1601);  reveniues 
Eg.  37420  (1603);  fiewel  =  fuel  (Brennmaterial  =  me.  fouaile, 
afrz.  fouaille,  lat.  focalia)  Cal.  162  *»  (dat.  viell.  1522). 

Aus  der  letzten  gruppe  von  beispielen  geht  hervor,  dafs 
die  ausspräche  iu  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh. 
neben  (dem  von  den  grammatikern  bezeugten)  ü  gebräuch- 
lich war. 

B.   Kombinatorische  entwicklung. 

Nach  r,  l,  d  (zu  d  vgl.  dial.  dooty,  duty)  ist  iu  zu  u  re- 
duziert worden.    Geschrieben  wird: 

a)  ow:  rowles  Mun.  103  *ö;  valotv  PI.  6822;  dowties  Los. 
313«  (1579),  PI.  7129. 

b)  u\  ffruts  Mun.  142  ^  z.;  truice  =  truce,  ruhe,  frist 
Eg.  231*0;  iiuw  Mach.  13 «  (1522),  79»  (1554);  sluse  =  sluice 
schleuse  Cal.  129  *0;  the  superfluesche  Hensl.  70  2^  (1596)  auch 
Suffix  vertauschung ;  they  thruw  =  threw  Mach.  12  *<^  (1551). 

Umgekehrt  eu  für  berechtigtes  u  in  condetid  =  condude 
Mun.  79  \ 

Es  scheint  demnach,  als  ob  schon  in  der  zweiten  hälfte 
des  16.  jahrh.  nach  r,  l,  d  der  Schwund  des  i  eingetreten, 
aber  noch  nicht  konsequent  durchgeführt  worden  sei.  Aber  nicht 
nur  in  dieser  konsonantischen  Umgebung,  sondern  —  und  darauf 
könnten  auch  die  Schreibungen  s.  175  deuten  —  auch  nach  an- 
deren  kons,  ist  i  gefallen.  Überhaupt  ist  die  monophthongierung 
früher  weiter  gegangen  als  heute,  was  uns  auch  durch  die 
angaben  der  gram.  (Lediard,  Johuston)  bezeugt  wird*)  (vgL 
Hörn,  Untersuchungen  40).  In  Amerika  hat  sich  monophthon- 
gierung noch  bis  in  unsere  zeit  in  weiterem  umfang  erhalten. 
Vgl.  die  ausspräche  Nu  York  statt  Niu  York, 


')  [Vgl.  auch  Holthausen,  Engl.  Ausspr.  n,  55  u.  62.    W.  H-l 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HARE8P.     177 

Auffallende  Schreibungen. 

Dreimal  findet  sich  ü  als  e.  Owen  teder  =  Owen  Tudor 
Hensl.  163»  anm.;  Inglesche  fegetives  =  fugitives  Hensl.  168**; 
tlw  feneralle  =  funeral  Mach.  27 ».  —  N.  E.  D.  hat  die  form 
fegetyff  schon  fürs  15.  jahrh.  belegt. 

Vielleicht  ist  in  diesen  formen  ü  zu  i  entrundet  worden? 

nmet  =  mute  Mun.  102^1. z.  läfst  frz.  einflufs  erkennen; 
(he  Streites  stroyd  with  =  strewed  Mach.  186^'  anm.? 

II.  In  unbetonter  Stellung. 

Unbetontes  eu  ist  abgeschwächt  worden :  wetelle  =  victuals 
Mach.  36»»  (1553)  anm.. 

Me.  au. 

I.  In  betonter  Stellung. 

A.   Spontane  entwicklung. 

Me.  au  ist  monophthongiert  worden  zu  p.  Und  zwar  sind 
EUis  1, 146  und  Viätor,  Phon.  Std.  HI,  92  und  Phonetik  §  45 
anm.  6  der  ansieht,  dafs  au  über  ö  zu  p  (im  18.  jahrh.)  ge- 
worden sei.  Auf  grund  der  Schreibungen  aber  darf  man  wohl 
eine  doppelentwicklung  au  >  a  einerseits  und  au  >  ^  andrer- 
seits annehmen,  da  p-schreibungen  gleichzeitig  neben  «-Schrei- 
bungen vorkommen. 

Neben  gewöhnlichem  au  und  aw  findet  sich: 

1.  au  =  o: 

Fostose  =  Faustus  Hensl.  42«,  43  ^  44*3  (1594);    fosstes 

Hensl.  6424  (1595);    Horton  =  Haughton  Hensl.  104  3  (1597); 

hopene  MacL  243  3»  (1560);  Connoght  Eg,  147^8,  149^7;  nothe- 

boke,  noythy  =  naughty  Mach.  69**,  261®;    a  nobe  =  an  albe 

Mach.  62  30  (1554);  holberts  =  halberts  Hensl.  205  »*. 

Anmerknng:  Za  Fowües  Crosse  =  Pauls  Mach.  41,  44,  46,  49, 
73  usw.  (schon  1553)  liegt  nach  Hörn ,  Untersuchungen  s.  26, 
me.  Fol  aus  afrz.  Fol  vor. 

Umgekekrt  findet  sich  au  für  o  geschiieben:  caumplet  = 
complete  Mach.  12  25  (1551). 

Diese  beispiele  sichern  das  vorkommen  der  ausspräche  ^ 
für  au  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh. 

Wegen  0  für  a{u)  vor  nasal  vgl.  unter  ä. 


178  LtTDWlG  DlEHl^, 

Daneben  erscheint  aber  auch: 

2.  au  =  a, 

scraling  =  scrawling  Mun.  85  * ;  becase  Los.  256  *•  (1580) ; 

laful  Hensl.  258  2  (1597)  und  öfter;  drane  =  drawn  Mach.  41 »», 

10724  und  öfter;  drae  hryge  Mach.  52^0;  agmmtyd  Mach.  268  ** 

(1562);    Shaa  =  SJiaw  Hensl.  102 ^  und  öfter;   aguste  Hensl. 

1«,  1»;  VagJmn,  Waglian  =  Vaughan  Mach.  60^0  und  ««. 

Anmerkung:  Den  Schwund  des  u  in  atoritie  AU.  M.  76'^  in 
august  und  augment  haben  wir  wohl  dem  schwachen  accent 
zuzuschreiben.  Vgl.  schon  yglt  agustu  und  ferner  Luick, 
Anglia  XIV ,  269. 

Neben  diesen  Schreibungen  ist  es  vor  allem  die  wiedergäbe 
des  au  durch  ar,  die  für  eine  ausspräche  a  spricht  Dabei  ist 
für  r  eine  möglichst  schwache  artikulation ,  oder  vielmehr 
Schwund  vorauszusetzen  (vgl.  dazu  unter  r  s.  193).  Diese 
Schreibungen  stützen  die  grammatikerangaben,  die  auch  ar 
für  au  bezeugen: 

Harton  =  Haughton  Hensl.  165^  (1599),  166  und  öfter; 
Warghhan  =  Vaughan  PL  166 1^;  darghter  =  daughter  Mun. 
27  3 1.  z.,  29  »3,  43  8. 

Diese  doppelheit  in  der  wiedergäbe  des  au  durch  q  einer- 
seits und  durch  a  andrerseits  beruht  nach  Hom  auf  einer 
dialekt.  Verschiedenheit  in  der  entwicklung,  die  sich  in  der 
schiiftsprache  wiederspiegelt.  Gesiegt  hat  dann  die  lautong 
p  (vgl.  Hörn,  Untersuchungen  24). 

Anmerkung:  aciours  =  authors  Mach.  79'  zeigt  gelehrten 
einfluTs. 

B.  Kombinatorische  entwicklung. 
au  aus  ä  vor  l,  vor  nasal  und  dental  siehe  unter  ä. 

Me.  Ol. 

Für  oi  der  heutigen  Schriftsprache  finden  wir  bei  fröhne. 
grammatikern  teils  oi,  teils  ui  (vgl.  Luick,  Anglia  XIV,  294  ft). 
Geschrieben  finden  wir  es: 

1.  oi,  oy. 
choice  All.  M.  12«;  roiall  Eg.  14";   appointe  Eg.  17*.  — 
hoye  Hensl.  110  ^^  (1597);  embraydered  All.  M.  20»*;  r^aysingt 
All.  M.  28";  ioy  PI.  12  2<;  appoynte  Eg.  16^1  usw. 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AüSSPBACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.    179 

2.  o: 

embrodered  Eg.  252»^  und  11  ^T;  tolle  =  toil  Eg.  12». 

Anmerkung :  lotheryng  =  loiiering  Mach.  69'  u.  *  anm.  geht 
zurück  auf  holländ.  Unteren  =  zögern. 

3.  ui,  uy,  wy: 

for  kuynnyng  =  coining  Mach.  165*  (1558)  anm. ;  tJie  quene*s 
qwyne  =  coin  Mach.  276'  (1562)  anm.;  qwynnyng  =  coining 
Mach.  69 »  (1554)  anm. 

4.  w: 

junnyng  =joining  Mach.  265 2«  (1561)  anm.;  ftiste  =  foist 
Mach.  294»»  (1562)  anm.;  huwysse  =  hoys  Mach.  1292«  (1567) 
anm. 

5.  y: 

ryall  =  royally  Mach.  117  2«  anm.  und  umgekehrt:  oy  f ür 
t  moynes  Eg.  16-6,  i62t^  ygL  dazu  Littbl.  1904,  spalte  15 
und  Hörn ,  Untersuchungen  92.  ryall  wohl  reial  gesprochen 
steht  für  uiy  das  über  vi  >  ei  geworden  ist.  moynes  =  mines 
ist  dann  eine  umgekehrte  Schreibung  dazu. 

Schliefslich  kommt  oi  noch  vor  als  ou  und  a  in  emhroudered 
Los.  151 9,  151  l.z.  und  imbrader  Hensl.  113 '3,  1151«  und  öfter 

Me.  ou  und  ou. 

Frühne.  ()m  ist  nach  Luick,  Anglia  XVI,  452  ff.  durch  ver- 
stummung der  zweiten  komponente  ums  jähr  1700  zu  ?  ge- 
worden. Aber  schon  im  16.  jahrh.  „schien  das  zweite  element 
des  QU  lautschwach  zu  sein'*  (Brotanek,  Einl.  zu  Mason  XXXVII). 
Die  wallisischen  phonetiker  (H.  Vg.  und  Sa.)  weisen  auch  da- 
rauf hin  (Sweet  883).  Sichere  angaben  haben  wir  bei  Mason 
1622  und  Wallis  1653  (Sweet  805). 

Zeugnis  für  den  Schwund  des  u  in  der  zweiten  hälfte 
des  16.  jahrh.  geben  folgende  Schreibungen: 

Honsley  =  Ilounslow  Mach.  127  ^^^  (allerdings  eigennamen); 
blohyng  =  blowing  (me.  blQive)  Mach.  18  ^^,  19  ^  (1552) ;  rohyng 
=  rowing  Mach.  73*  (1554);  Itkinh  hee  woiild  other  throo  up 
=  throw?  All.  P.  328;  oner  =  owner  Rutl.  84 3o. 

Als  umgekehrte  Schreibung:  gowing  =  going  Edw.  IV.  14'; 
mowe  =  me.  wp  Edw.  IV.  23  »>  und  Dee  38»«  (1591);  /  dow  = 
do  All.  P.  23  7  (1601);  two  and  frowe  =  to  and  fro  Hensl.  234  ". 


180  LUDWIG  DIEHL, 

Auch  Bernigau  s.  113  kommt  zu  dem  schlnfs,  dafs  die 
monophthongierung  schon  ins  ende  des  16.  jahrh.  fällt 

ou  vor  h(gh)  wird  zu  u:  thrugh  Mach.  62»,  33«,  37  ^i, 
66»»,  105  w 

In  unbetonter  silbe  ist  ou  abgeschwächt  worden:  feJ^i- 
ship,  feloship  Edw.  IV.  5  ^%  34,  39 » * ;  ferner  zeigt  sich  auch  hier 
der  Schwund  der  zweiten  komponente:  windo  Hensl.  253^"; 
foloe,  foloer  Lit.  Men.  4  ^s,  Rutl.  6  ^ ;  sorroful  Lit.  Men.  42  ^\ 


Zn  nie.  ü. 

Me.  ü  ist  öfters  zu  i  entrundet  worden  (t,  y  geschr.). 

minüions  Eg.  69  ^^ ;  rysses  =  rushes  Mach.  264  »"^ ;  shitt  = 
shut  iscyttan)  Cal.  140 »»  und  140 " 

Für  ü  trat  e  ein:  1.  shett  Edw.  IV.  14«,  Wark.  14*  1.  z. 
—  2.  fegetives  =r  fugitives  Hensl.  168»*;  ^efer  =  Tudor  HensL 
1638;  fenerall  =  funeral  Mach.  27»  (vgl.  s.  177).  —  3.  [mekel 
=  mycel  PL  159 »] ;  besenes  Mach.  4  *  1.  z.  Vgl  auch  oben 
s.  175  f.  über  ü  und  iu. 


Konsonantismus. 


Labiale. 

1.  p  ist  eingetreten  als  übergangslaut  zwischen  m  und  91, 
m  und  2. 

a)  Zwischen  m  und  n :  solempne  Los.  33  ^,  Eg.  38  ^^  u.  38  »*, 
Rutl.  41  u.  56  27 ;  indempnitie  Eg.  239  2 ;  dampnified  Eg.  263  * ; 
dampnahle  King  Joh.  87  1.  z.  und  88^8;  condempnable  Kjuge 
Joh.  9018;  ympne  =  Äywn  ßutl.  152». 

b)  Zwischen  m  und  2  nach  ausfall  des  n:  ^oZempi^  ==5 
solemnly  Camd.  I :  Reb.  14  •  1.  z. 


ENGL.  SCHHBIß.  U.  AUSSPUACHB  IM  ZBFrALTER  SHAKESP.    ISl 

2.  Phonetische  Schreibung  gegenüber  der  heutigen  etymo- 
logischen haben  wir  in:  Cupid  siches  =  Cupid  and  FsycJie 
Hensl.  170*,  »i;  a  sahne  of  Davyd  =  psalm  Mach.  191 2»  und 
228*2;  salmes  Rutl.151.  z.  und  17  2;  ferner  in  Wörtern  franz. 
Ursprungs :  receyi  =  receipt  Eg.  226  **  u.  232  ^2;  receats  Camd.  II : 
Disco verj'  24  \ 

Umgekehrt  haben  wir  etyniol.  p,  wo  es  die  Schriftsprache 
nicht  mehr  hat,  in:  niepce  =  niece  Eg.  46^7  (me.  n^ce,  vlt. 
neptia)  und  p  an  stelle  von  etymologischem  b  in:  doupt  EL 
and  J.  140  »*. 

Anmerknng:  /"ist  geschrieben  in  goode  helfe  =  help  All.  P. 
15*°;  was  keft(h)  =  kept  Mach.  138  •,  141»  und  222»  und  um- 
gekehrt p  statt  f  in:  mth  a  Crosse  peyche  guUes  =  fit^y 
Mach.  126»  anm.  und  vielleicht:  a  skarpe  =  lautanm.:  scarf 
=  frz.  escharpe  Mach.  180". 

b. 

1.  b  ist  zu  p  geworden: 

a)  im  auslaut:  wardrope  Ca\.  bb  \  Hensl.  234",  Mun.  553. 
wardrop  findet  sich  auch  bei  Chettle,  Dekker,  Haughton,  vgl. 
Hörn,  Gutturallaute  s.  45  und  Litbl.  1903,  sp.  371. 

b)  vor  tenuis:  optained  =  obtained  Edw.  IV.  39 2''. 

2.  b  ist  geschwunden  nach  m: 

lyms  Mun.  5215  (1602);  a  Urne  Mach.  571»  (1554)  anm.; 
tome  of  Guido,  tome  of  Dido  Hensl.  273^  (1598);  clyme  Kinge 
Joh.  82^;  corme  =  Combe  Abbey  Mun.  57*1  anm.;  Northomer^ 
land  =  Northumberland  Camd.  I:  Reb.  12 1^.  Als  umgekehrte 
Schreibung  haben  wir  anzusehen:  CrombweU  Cal.  173**  anm. 

3.  Phonetische  Schreibungen: 

dowtte  Los.  13329,  Dee  91*,  Lit.  Men.  48  «3;  undouted 
Camd.  I:  Bull  5",  AU.  P.  4»^  und  öfter;  dette  Eg.  365  *«, 
A11.P.  25  »8,  Mun.  13  »^  Dee  343«,  El.  and  J.  13  »2;  deatte 
HensL  109  20. 

Anmerkung:  Schon  me.  ist  die  form  soüe  =  subtile  Ascham.: 
Schoolm.  55  ^  Beachte  die  Schreibung  /  dought  £1.  and  J. 
115 '^  All.  M.  102 '^f  siehe  unter  gh.  In  sogeUea  =  subjects 
Mach.  53  '*  liegt  frz.  st^ets  vor. 

AngUa.    N.  F.    XYU.  13 


182  LUDWIG  DIEHL, 

/. 

f  findet  sich  nicht  selten  als  /f,  sowohl  im  anlaut,  als 
auch  im  in-  und  auslaut. 

a)  anlautend :  ifayle  Mun.  9  ^ ;  ffulffill  Mun.  9  * ;  ffrom  Man. 
93 ;  ffashion  Mun.  9 " ;  ffather  Mun.  9  »». 

b)  inlautend:  deffend  Mun.  9 2;  6^/fore  Mun.  9«;  wiffe 
Hensl.  75  *^^;  wyeffes  Mach.  74*;  &^y/fe5  =  fteerc^  Mach.  11  ^\ 

c)  auslautend:  y/f  Mun.  9*^  und  öfter;  chey/füL^LCh.  2®, 
Camd.  II:  Cholm.  15  2*;  wyff  Mach.  2  s. 

Aus  der  ganz  willkürlichen  und  planlosen  Verwendung 
von  ff  für  die  stimmhafte  sowohl  wie  für  die  stimmlose  spirans 
geht  hervor,  dafs  keine  Unterscheidung  durch  die  Orthographie 
beabsichtigt  war. 

In  der  ungeläuflgen  konsonantenverbindung  ist  f  gefallen ; 
twelt  =  twelft{h)  PI.  207  Hz.;  feyth  =  fifth  Mach.  74  *  (1554) 
anm. 

Suffixvertauschung  liegt  vor  in:  baylles  =  bailiffs  Mach. 
3110;  baly  PL  129  2;  vgl.  auch  balisMp  PI.  27  2. 

1.  Für  V  tritt  häufig  f  und  ff  ein. 

a)  f  geschrieben : 

a)  im  anlaut:  Fenlawe  =  Venloo  Cal.  8^;  ser  Hare  Bene- 
feldy  feechamberlayn  =  vice  Mach.  162 \ 

ß)  im  inlaut:  the  fifepound  Hensl.  208  *';  our  selfes  Hensl. 
213*^  einflufs  des  Singulars?;  5ra/lf  Hensl.  257 »;  srafiusday  = 
Shrove  Tuesday  Hensl.  50*2^  65'^,  73*  einfluTs  der  folg.  tenois; 
lofyng  All.  M.  69  23. 

7)  im  auslaut:  Iwöld  hafPl.  7»",  Wark.  20*;  re^^efMach. 
95";  excessyfe  Camd.  II:  Cholm.  12  2». 

b)  ff  geschrieben : 

a)  im  inlaut :  mgraffed  Mun.  4  5  ^ ;  Grayffhend  =  Oravesend 
Mach.  199 ';  geyffcn  Mach.  25432;  (her  wher  dryffyn  Mach.  25*; 
shreyffyng  Mach.  33  *3. 

ß)  im  auslaut:  he  gayff  Mach.  221  und  25^;  he  Uyff  ■= 
livts  Mach.  32  2;  abowffe  Hensl.  177  2*;  grayffe  Mach  120»  ISS^^j 


fiKGL.  SCtiRBtB.  Ü.  AUSSt^RACfiE!  IM  2£tTALtEK  SHAR^SP.     18^ 

Shroyff  monday  Mach.  301';  romowyffe  Mach.  120 1*;  a  holyff- 
tre  =  olive-tree  Mach.  116»«  anm.;  gyff  Cal.  74  »^  luff  Wark. 
22  "^ ;  droff  oute  Wark.  8 » ;  shryff  =  sherif  (me.  schtrreve)  Mach. 
944,  942*. 

Anmerknng:  Das  stimml.  f  der  heutigen  schriftspr.  in  diesem 
wort  ist  analogiebildung  nach  haiüif. 

2.  V  geschwunden  vor  n  und  m: 

crysnias  ene  =  even  Hensl.  3';  lord  ofDenshire  =  Devon- 
shire  Mach.  118 20  anm.;  pament  =  pavement  Wark.  21»;  op- 
proment  =  approvement  PL  88 «. 

Anmerkung:  Der  Schwund  des  v  iRveUet  =  velvet lAxai.  101", 
lOSM.z.;  Los.  46",  78",  151»  ist  entweder  der  unbet  silbe 
zuzuschreiben,  oder  es  liegt  totale  dissimilation  vor.  —  twecUU 
hundred  AU.  M.  32*^  scheint  verschreibung  zu  sein,  ebenso 
fye  =  five  AU.  P.  3  ". 

3.  t;  =  «;  geschrieben: 

wyhalls  =  viols  Mach.  282«,  89**  (1555)  anm.;  wargkhan 
=  Vaughan  PI.  1661»;  Waghan  Mach.  60  2»;  wehet  Mach  6  2«, 
19  «0,  242*7;  waltiw  Mach.  33»»;  wetelle  =  victuals  Mach.  36'» 
anm.;  wue  Mach.  293 2;  wengonce  Kyng  Joh.  12 **;  wessells  = 
vtsors,  masques  Mach.  99» '  anm.;  a  woue  =  vow  Wark.  8 2*; 
wergers  =  virgers  Mach.  141  \  —  Im  inlaut:  ower  MacL  101 '; 
slewe  =  sleeve  Mach.  32 2  anm.;  dewour  Kyng  Joh.  17»^;  rey- 
welles  =  revels  Mach.  157  1.  z.;  lowley  PI.  50  1.  z.;  velwet  Rutl. 
42d,  Cal.  96  »2;  adivertis  Los.  40  2»;  sylwer  Kynge  Joh.  28"; 
nwwing  Asch. :  Schoolm.  49 » ;  newys  =  nephews  Mach.  302  2». 
Umgekehrt  kommt  öfters  v  für  w  vor  (vgl.  unter  w). 

Dieser  Wechsel  zwischen  v  und  w  ist  begründet  in  einem 
dial.  Übergang  des  v  >  w,  der  sich  besonders  auf  den  Süden 
und  Osten  (Kent,  Essex,  Norfolk  und  einen  teil  von  Suffolk) 
erstreckt  (vgl.  Paul's  Grdr.  I,  831  und  980).  Darauf  beruht 
auch  die  in  Witzblättern  häufig  verspottete  ausspräche  'a  wery 
igh  vindow'  für  'a  very  high  window\ 

W. 

Me.  w  ist  im  allgemeinen  erhalten  geblieben. 

1.  Nur  in  einigen  fällen  erscheint  es  als  v:  veffeler  = 
whifflers  Mach.  84  »•  (1555)  anm. ;  veyver  =  weaver  Mach.  83 « 
(1554)  anm.;  Volsake  =  Woolsack  Mach.  91 2«  (1555);  bysshope 

13* 


184  LUDWIG  DIEHL, 

ofVosseter  =  Worcester  Mach.  102  3*;    men  and  vamen  Mach. 
139  '^ ;  vodys  =  woods  anm. :  t.  e.  wild  men  Mach.  73  •. 

2.  In  kons.  +  tv  +  velar.  vok.  ist  tr  gefallen.  Dieser 
Schwund  tritt  sowohl  im  ags.  (swuster  >  suster)  als  im  me. 
{twp  >  to)  als  auch  im  ne.  (stcörd  >  sürd)  auf. 

/oo  =  two  Eg.  583,  3364  (1570),  Los.  461 1«,  RutL54»«, 
Hensl.  222  »';  toe  Los.  141  »o  (1554);  towe  Eg.  347»  (1602)  ver- 
schreibung?;  sorde  Hensl.  72  «o  (1596),  272  2»  (1598),  AlL  P.  16  ^ 
(1591).    Und  umgekehrt  two  and  frowe  Hensl.  234  *i. 

Zur  geschichte  des  ne.  sword  vgl.  Koeppel,  Sp.-Pr.  25. 
Ferner  begegnen  von  diesem  wort  die  auf  sweard,  swerd  zu- 
rückgehenden  formen:  swerds  Rwtl  2i^^,  Cal.  28»*  (1520); 
swaerd  Mach.  28*^4  (1553);  sward  Mach.  68»«  (1554). 

3.  w  ist  eingeschoben :  langwaige  Mun.  19 '  (Koeppel, 
Sp.-P.  25). 

L  wr  >  r  (Lummert  59):  to  rite  All.  P.  16  »•  (in  einem 
undatierten  brief  John  AUeyn's,  der  aus  der  zeit  stammt,  da 
AUeyn  „employed"  war  im  Bear-garden,  d.  L  um  die  mitte 
der  90er  jähre  des  16.  jahrh.);  Iryette  A11.P.  15  2"  (in  demselben 
brief);  when  you  next  ritt  to  him  Mun.  81  ^^  (1608);  all  is 
rong  =  wrong  PI.  Introd.  XXXIX »».  —  Umgekehrte  Schrei- 
bung: I  shall  he  content  to  grant  the  wranging  you  =  ranging? 
Eg.  226  20  (1596)  aus  dem  Zusammenhang  nicht  zu  ersehen. 

Demnach  ist  schon  ums  jähr  1595  wr  >  r  geworden,  also 
bedeutend  früher  als  das  erste  sichere  zeugnis  (Jones  1701) 
angibt  (vgl.  Sweet  919). 

5.  Geschwunden  ist  w  in  unbetonter  silbe :  ansere,  ansäure 
All.  P.  16  »^  El.  and  J.  87^0,  Los.  403  &;  Lodicke  =  Lodwick 
Hensl.  123»  a. 

W?l. 

Ags.  hw  ist  zu  einem  einheitlichen  laut,  dem  stimmlosen 
w  geworden.  Li  der  heutigen  Orthographie  wird  dieser  lant 
mit  wh  bezeichnet. 

Geschrieben  finden  wir  dafür  aufser  wh: 

a)  w:  warfor  ags.  hwaer  Mach.  194^  (1559);  Wytsonwjfhe 
=  hwü  Mach.  283  «^  (1562),  Eg.  337 1»  (1601);  warff  =  wharf 


ENGL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKESP.     185 

Mach.  20^0  (1552);    wat  Warkw.  2*3;    wome  =  who  Mach. 
233 13  anm.  (1560). 

Umgekehrte  Schreibungen:  he  whent  Mach.  15 »  (1552), 
233»'  (1560);  wher  =  were  Mach.  15»;  tvher  =  wore  (to 
wear)  Mach.  31^*.  In  den  beiden  letzten  beispielen  ist  die 
möglichkeit  einer  Verwechslung  mit  where  'wo*  nicht  aus- 
geschlossen. 

b)  Ä  (siehe  unter  h  s.  198):  to  home  =  whom  All.  M.  110^ 
(a  1612). 

ni. 

ist  geblieben.  Auf  altes  frd  (praep.)  zurückgehendes  fro  er- 
scheint öfter:  PI.  104 3,  CaL71",  Wark.51.z.;  vgl.  dazu  Kaluza 
II,  s.  19,  anm.  1. 

Dentale. 

t. 

Im  allgemeinen  ist  t  erhalten  geblieben. 

1.  Frühne.  i  ist  geschwunden  zwischen  stimmloser  spirans 
und  m,  n,  l  crysmas  ene  Hensl.  3 ',  81 ",  108 ».  Das  N.  E.  D. 
belegt  brisle,  brissle,  brissei  für  bristle  im  16.  jahrh. 

2.  Schwund  des  t  in  ungeläufigen  konsonantengruppen  wie 
rsth,  stk,  fts,  rtg  zeigen:  Foskue  =  Fortescue  Mach.  301*^; 
waiÄCO^c Hensl.  108 ^<^  u. öfter ;  iuyffs  =  tufts  Mach.  84**  anm.; 
morgaged  =  mortgaged  Dee  49  ^o  (findet  sich  auch  in  ne.  aus- 
spräche); weaschester  =  Westchester  Hensl.  47  »0,  48*,  49*. 

Auch  ist  t  gefallen  in :  Änwarpe  =  Antwerp  Hensl.  194  ^^, 
201*2,  Camd.  11:  Cholm.  3^*.  Daneben  kommt  auch  Ändtverp 
vor  CaL  102  1.  z. ;  femer  findet  sich  d  statt  t :  servand  EL 
and  J.  5  »0. 

3.  t  tritt  an  an  auslautendes  s  und  n. 

a)  an  ausl.  n:   surgantt  =  surgeon  Mach.  116  *  anm. 

b)  an  ausl.  s :  mychellmaste  =  Michelmas  Hensl.  69  **. 

Umgekehrt  findet  sich  auch:  the  vyles  tcoman  =  vüest 
Mun.  79  ^ ;  Henges  =  Hengist  Hensl.  89  ^\ 


186  LUDWIG  DIEHL, 

4.  t  +  i>t6: 

fusclien,  fusthen,  f ostchen  Hensl.  3*  (1592);  70*;  203 «  be- 
weisen, dafs  ti  —  wenigstens  im  Londoner  dialekt  —  gegen 
ende  des  16.  jahrh.  schon  zu  is  geworden  war. 

Weitere  belege  (naiure,  picture  usw.)  sind  mir  nicht  be- 
gegnet (vgl.  di  s.  187). 

5.  t  geschwunden:  pattyne=j)ai€nt'HeTisi2b5^  anm.  und 
in  unbetonter  Stellung:  to  sencaterens  =^ saint  Catherins  Hensl. 
108*;  Seynjohns  =  Saint  Johns  Eg.  173  >». 

d. 

1.  Schwund. 

a)  Im  auslaut  nach  n:  thousen  Hensl.  4, 11, 17, 20,  AlL  M. 
37»,  PI.  184;  wei;er5fanwe5«Z/Äll.P.16i3u.20undöfter;  stannyng 
Mach.  1232»  abgeleitet  aus  dem  inf.;  they  must  he  bune  =  baund 
Mach.  17  2»;  grown  =  ground  Hensl.  151  ^-;  rowne  HensL  275  *♦, 
277  >8;  lord  of  Urmon  =  Ormond  Miach.  2033«;  hlyne  Mach. 
1052';  the  monyth  myn  =  mind  Mach.  29  25  (1553). 

Anmerkung:  rehijns  =  ribands  Mach.  33^  zeigt  die  alte  frans, 
form  riban.  —  Auf  suffixTertauschung  beruht  wyswer  =  wieiird 
Mach.  32*  anm.  (vgl.  aixsicer).  —  Dave  =  David  Mach.  143" 
dürfte  verschrcibung  sein. 

b)  Geschwunden  ist  d  ferner  in  folgenden  Verbindungen: 
nds,  ndsh,  ndl,  ndf,  dm:  graynser  PI.  151**,  Mach.  164 2*;  hancs 
=  hands  All.P.  lö^i;  hansom  AHM.  63 ^^  Los.  456»»;  Winser 
Hensl.  234»,  All.  M.  49^;  frenship  Hensl.  220  '»;  unkynly  Mun. 
79»;  granfathcr  Eg.  32^;  commonmcnt  =  commendement  Mach. 
99  1.  z. 

c)  Assimilation  liegt  vor  in  myssomere  =  midsummer 
Wark.  6»;  afrz.  formen  dagegen  zeigen:  ammeraltie  Lit  Men. 
72»*,  Cal.  87,  Mach.  239  6;  avancement  Camd.  ü:  Cholm.  2*»; 
avauncyng  Camd.  I:  Reb.  10  »^ 

Auf  lautsubstitution  beruht  der  ersatz  der  ungelän- 
flgen  konsonantengi'uppe  dn  durch  n  (vgl.  Hörn,  Untersuchungen 
75):  WennysdayWsLYkAb^^,  DeeSo^«,  Mun.  142»»,  HensL  86  «S; 
carnotvld,  carnalle  =  card(i)nal  Hensl.  189  »0,  193»,  196", 
198^«;  vgl.  die  umgekehrte  Schreibung:  Ardnold  =  Arnold 
Hensl.  2541*. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKESP.     187 

2.  Zusatz. 

Demgegenüber  steht  anschub,  resp.  einschub  eines  d  in: 
mynde  =  mine  Mun.  76®;  scrmond  All.  M.  142  **,  und  besonders 
an  den  unbetonten  unbestimmten  artikel  vor  vok.  anlautendem 
folgendem  wort:  the  party  scnt  io  and  honour  ö/*  El.  and  J. 
4430.  ./^  earnest  of  and  Etalleyon  tragedie  Hensl.  250  3;  to  mdke 
and  end  Hensl.  192  ^^;  to  Icnow  and  onest  man  Hensl.  44«,  62  2®; 
and  alderman  Mach.  1  'Ö;  and  nodur  Mach.  255^0  anm.;  the  one 
docke  was  and  aslie  colerd  vellvet  Hensl.  136  ^  (vgl.  Lummert  56). 

Für  Schwund  des  d  in  and  vor  consonanz  (vgl.  Greiffenhan 
1721  s.  21)  habe  ich  keine  belege  gefunden. 

3.  Ausl.  d  oft  zu  t. 

hundret  Rutl.  OO^O;  carett  =  carried  Mach.  98^8;  hat  PI. 
49^*;  assuretly  El.  and  J.  5^«;  dysgratt  Mach.  81 20  anm. 

Phonetische  Schreibung  gegenüber  der  historischen,  noch 
heute  gebräuchlichen  haben  wir  in:  laste  Camd.  I:  Ronen  18 2«; 
haiü  =  happed  Lit.  Men.  11^3;  prickt  Mun.  101*«;  souffert 
El.  and  J.  72  30;  confest  El.  and  J.  12 1.  z.;  finisht  All.  P.  59  «,612; 
forct  All.  P.  61  ^  tvisht  All.  P.  72  ^ ;  senst  =  censed  Mach.  107  »' 
anm.;  dispacht  PI.  253 '«;  desendit  to  PL  249  ^\  angleichung  an 
die  folgende  tenuis. 

4.  Vokal  +  d  +  er  früh  >  Ö  (vgl.  Sweet  931). 

father  All.  M.  32  2«  u.  öfter,  ags.  fdder  \  mother\  together  Eg. 
1172^;  hithcr;  consitheringe  Eg.  57^  usw. 

Daneben  begegnet  noch  die  alte  form  mit  d:  thidre 
Camd.  I:  Reb.  6%  Wark.  9";  whider  Rutl.  56»;  hider  PI.  2  ^«; 
fof/erferc  Wark.  4 * ,  Rutl.  54»-;  godmoder  Mdich.  216^^]  fadre 
Camd.  I:  Bull.  5*;  ifarfredWark.  4»,  Cal.  13in,  Mach.  305*. 

5.  rf  +  i. 

dx  ist  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  zu  dz  geworden 
(vgl.  Sweet  727,  Hörn,  Untersuchungen  87) :  soger  =  soldier 
Hensl.  72  *  (1596)  und  72 »«;  satcgyars  Mach.  202  '  und  302  1.  z.; 
daneben  aber  auch  soudyours  Wark.  19 'Ö;  Enges  =  Indies 
Hensl.  185  >S  186  22,  188  ^ 

Anmerkung:  Gelegentlich  vorkommendes  dd  für  d  hat  wohl 
wohl  ebenso  wie  ff  (vgl.  dieses)  keinerlei  lautliche  bedeutung 
gehabt.  —  a  hundrcthe  Los.  163^*,  Hensl.  71'*  usw.  steUt  eine 
alte  form  dar.  —  he  was  condemnyih  Mach.  4"  verschreibung: 
präsensendung  au  stelle  der  part.-endung  -ed. 


lÜiy.: 


188  LUDWIG  DIEHL, 

8. 

Über  den  unterschied  zwischen  stimmhaftem  und  stimm- 
losem s  läfst  sich  aus  unsern  Schreibungen  nichts  ersehen,  wie 
folgende  fälle  beweisen:  one  that  never  mincb  =  mindes  EL 
and  J.  45 « ;  Skotz  El.  and  J.  45  >*;  Spaniardz  El.  and  J.  50 «; 
spiritz  El.  and  J.  51  ^ ;  ivares  and  merchandizes  Cal.  102  ^^  und 
öfter;  a  sysse  =»  assize  Mach.  281^3;  the  tvindz  El.  and  J.  53  ^^; 
in  midz  =  in  midst  El.  and  .T.  53'-^*;  subjeciz  El.  and  J.  54«; 
cauze  =  cause  Lit  Men.  5  * ;  banismentz  El.  and  J.  109  ^\ 

Phonetische  Schreibungen  zeigen:  Ilondes  Eg.  147";  the 
ylle  of  Whyth  Mach.  11 » ;  Jeylle  Hensl.  94  \  98  *,  259  * ;  Carlel 
=  Carlisle  PI.  113»*;  Ellyngtun  =  Islington  Mach.  267  »s. 

Den  Schwund  von  s  in :  ansitors  =  ancestors  PI.  164  ^ ; 
TTorcefre  Wark.  9^3;  Leyceire  Wark.  14^3  will  Pogatscher, 
E.  Std.  XXVII,  275  als  „eine  junge,  kaum  vor  dem  13.  jahrh. 
entstandene  französische  lautung"  angesehen  wissen,  die  neben 
der  heimischen  mit  s  bestehe. 

Auf  franz.  einflufs  beruhen  ferner:  Duresm  =  Durhatn 
PI.  115  1.  z.;  esvidence  PI.  151 »«;  tenstes  =  tents  Mach.  158  * 
anm.;  irritaste  El.  and  J.  23  2^;  Swisserland  Eg.  SP»;  hopetaü 
Mach.  255  2«. 

Anmerkung:  formeit  =  foremost  Mach.  182"  anm.;  resiting 
=  resisting  Los.  303  **  und  anwer  =  cmswer  sind  offenbar  ver- 
schreibungen. 

V 

S. 

Wohl  nur  Schreibungen  sind  folgende  formen  mit  s,  ss 
für  s:  bisso2)rike  of  Durham  El.  and  J.  67**;  Inglas  man  EL 
and  J.  203  (vgl.  Sweet  §  735);  flesse  Mach.  4  «i;  fyse  Mach. 
243 '3;  fysmongers  Msich,  22^'^;  ptinyssed  Mach.  21  *8;  Marsalsay 
Mach.  39  lö 5  assesse  Mach.  50  »0.  fenyssed  Mach.  90 •;  Gressem 
Mach.  116^*;  fresse  Mach.  243^^;  green  rysses  =  rushes  Mach. 
26427  anm.;  ftan/Äincn^^El.  and  J.  10933;  accomplissedRiiiL22^''; 
she  dyd  wosse  =  wash  Mach.  280  22 ;  wisses  =  wishes  AlL  M. 
51»;  cossens  =  ctishions  Mach.  102  3o  usw. 

Anmerkung:  Der  scbwnnd  des  c  in  sal  für  shaüEg.  24**,  Los. 
320  ^',  El.  and  J.  46»«  wird  von  Sweet  §  735,  Morebach,  ürspr. 
d.  Sehr.  96  und  Hom ,  Gnttnrale  28  der  nnbetontheit  zuge- 
schrieben. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  8HAKESP.      189 

Umgekehrt  findet  sich  sh  für  s:    shuch  AlLP.  32^^;    ad- 
vertishing  El.  and  J.  111  ^i ;  had  purdiashed  Wark.  25  *^ ;  shepter 
=  sce])ier  Mach.  46'^;  preveshalle  =  privy  seal  Mach.  286  ^ 
Anmerkung:  welclie  =  Wehh  dentet  auf  Z<5>tö. 

S  +  |. 

si  ist  heute  zu  ,s'  geworden.  Die  ersten  Zeugnisse  dafür 
geben  Hodges  1644,  Wallis  1653  (vgl.  Ellis  I,  215)  und  vor 
allem  Cooper  1685  (vgl.  Hom,  Untersuchungen  76  und  Sweet 
§  915). 

Gewöhnlich  findet  es  sich  in  unseren  texten  noch  ti,  st, 
ci  geschrieben :  commandations  PI.  253  ® ;  compationately  Mun. 
123M.  z.;  physition  Dee5  2i;  miniiions  Eg.  69";  espetiall  Eg. 
22122;  provüion  Eg.  345^;  ntesure  Mun.  25  "^  1.  z. ;  Ccssions  = 
Session  Eg.  156  2*^;  Vencsyones  =  Venetians  Hensl.  70  2;  leysor 
=  leastire  Lit.  Men.  13^®;  stacioners  Eg.  13931.  z.;  correpcion 
Lit.  Men.  2^*;  adycyons^^^addition  Hensl.  71^^;  adminestracyon 
Hensl.  9  >«. 

Dafs  daneben  jedoch  schon  ausätze  zu  dem  lautwandel 
si  >  s  vorhanden  waren,  beweisen :  comishiners  PI.  252  ^^,  253  ^ 
(1612—25);  sufichent  =  sufficient  PI.  2522«. 

Auf  grund  weiteren  materials,  besonders  aus  den  Cely 
Papers  1475—88,  kommt  Hom,  Untersuch.  81  zu  dem  schlufs, 
dafs  der  wandel  sogar  bis  ins  15.  jahrh.  zurückgeht. 

Anmerkung:  isshue  Eg.  52 "  (1570)  und  Edw.  IV.  17 »»  ist  nach 
Hörn,  Untersuchungen  81  nicht  als  beweis  für  unseren  laut- 
wandel anzusehen. 

ts  nnd  dz. 

1.  ts. 

Neben  gewöhnlichem  ch  findet  sich  ti  (altes  ch)  mit  ich 
geschrieben  (auch  bei  Tindale  vgl.  Sopp  35  und  Sweet  927): 
featchenge  Hensl.  72  **;  Matchevell  =  Macchiavell  Hensl.  22  2; 
sutch  All.  P.  92  »7. 

Anmerkung:  vcenches  in  der  form  wenssys  Mach.  33"  deutet 
Wühl  auf  ntl  >  »i5,  cf.  Hom,  Gutturallaute  61. 

2.  dl 

dz  erscheint  in  den  verschiedenartigsten  Schreibungen: 
9^  h  ^9»  ^Ä- 


190  LUDWIG  DIEHL, 

g:  JcnowlaigeUxxÜ.Ti^^;  rc^omyd  Mach. 50^;  for  kungeryng 
=  conjuring  Mach.  261*;  sargefites  Hensl.  9^^;  carege  HensL 
13 1'^;  Brig  Hensl.  212»';  ahiowlege  Hensl.  114». 

j :  the  unfortunet  Jenerall  Hensl.  248  ^ ;  Seynjohns  =  Saint 
Johns  Eg.  173  »y;  junnyng  =^joining  Mach.  2652«;  umgekehrt: 
goine  =  join  Hensl.  214  '. 

dg:  knotüledge  All.P.  92 »,  Hensl.  111 20;  coUedge  All.  P. 
92 12;  judge  All.  P.  7  «6;  %  /«rarf^e  =  edge  All.  M.  30 1*  (1593); 
chardge  Eg.  23  2 ;  lardge  Eg.  29  :i« ;  sowtedge  Hensl.  242 ". 

ch :  chanche  El.  and  J.  50 » ^ 

Es  geht  aus  alledem  hervor,  dafs  man  allgemein  dz  sprach 
in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  Die  form  chanche  für 
change  beruht  auf  (orthogr.?)  angleichung  des  dJ  an  das 
anl.  eh.     Über  den  wandel  von  stimml.  c/*  zu  stimmk  d?  in 

me.  hiQidechCy  Greeicich  vgl.  Sweet  §  928. 

S  niid  [). 

Auch  hier  läfst  sich  ein  unterschied  zwischen  stimm- 
hafter und  stimmloser  postdentaler  spirans  nach  der  Ortho- 
graphie nicht  machen. 

1.  th  wechselt  mit  t 

s)  th  =  t  geschrieben: 

trall  r-  thrall  El.  and  J.  91 21  (1593);  faterlcsse  Kynge  Job. 
6  '•*;  auicrivyse  Mach.  226  l.z.;  ivhet-in  =  whithin  Mach.  134^, 
26820.  —  Vkriiendragon  =  Uther  Pendragon  HensL  87  *^  anm.; 
Arture  Hensl.  211  >«,  Kynge  Joh.  23 ". 

Anmerkung:  atoritic  All.  M.  76 ^*  und  anteme  =  anthem  Mach. 
229»',  Rutl.182«  haben  heute  gelehrtes  um  1700  eingedrun- 
genes th  für  t.  Ursprüngliches  t  hat  &ixt  Mun.  85  •;  fifte 
Oamd.  II:  Household  1»;  twelt  =  twdfth  PI.  207*';  heutiges 
ih  in  diesen  formen  ist  analogie  nach  tenih  usw.  aencaterens 
(St.  Catherine)  Hensl.  108*,  die  heutige  ausspräche  ist  Spellin^> 
Pronunciation. 

b)  ^  =  th  geschrieben: 
condyth  =  conduit  Mach.  245^3.^  comforth  Pl.54^  116»% 
Camd.  I:  Reb.832;  Sathan  El.  and  J.  62  »^;  requisith  Camd.  II: 
Cliolm.  18 3^;  commithing  Mun.  15  l.z.;  buthes  =^  hutts  Mach. 
152*^  anm.;  ther  howth  Mach.  152  2^  und  aboythe  =  aboui  Mach. 
42  ^;  thow  =  ttvo  MacL  228  2";  lotheryng  =  loitering  Mach.  69*. 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AU8SPBACHE  IM  ZBITALTEB  SHAKESP.    191 

2.  th  wechselt  mit  d, 

a)  th  =  d. 

der  Mach.  102*  (1556)  anm.;  7iodur'nor  =  neither-nor 
Mach.  193**  anm.  (ags.  nd-hwaeöer  >  ndwöer  >  me.  nou(her)\ 
a  dyssyd  =  at  iJiis  side  Mach.  137*^  (1557)  anm.;  the  dodur 
Mach.  231  *•'  anm.,  Kutl.  40 1.  z.;  doys  III  days  =  those  Mach. 
282 2^;  with  a  Uden  gyrdyll  Mach.  311^^  anm.;  hredurne 
Mach.  3  7,  PI.  87  3;  hrodur  Mach.  3*^^  Rutl.  88  ^  fardyngs  Mach. 
7 20;  federbeddes  Rutl.  94  öfter;  his  farder  griefs  Lit.  Men.  48 S; 
furderance  Lit.  Men.  27^*»;  Foderynghay  =  Fotheringhiy 
Camd.  I :  Eeb.  7  " ;  fardingalls  =  farthingale  Hensl.  236  **  ist 
roman.  Ursprungs. 

ihn  >  dn  zeigt:  bedfiell  green  =  Bethndll  Hensl.  171  *,  180  *^ 

b)  rf  =  fA  (vgl.  unter  <?). 

gunpotcther  Mach.  36»«  (1553);  chyWieryn  Mach.  87  «2; 
e«Aer  Mach.  103*2;  consitheration  Eg.  57  ^  335  24,  33622; 
condemnyth  Mach.  42«;  ^äc  prynche  of  Swaytlien  =  Swede 
Mach.  213 2,  214»«,  Camd.  I:  Lützen89;  althenien  Mach.  62*', 
63»*;  aidheiur  Mach.  25  *3;  Jaron  of  Burforth  =  Burford 
Cal.  10  21. 

Dieser  durchaus  nicht  systematisch  durchgeführte 
Wechsel  zwischen  th  und  t,  d  ist,  wie  aus  den  beispielen  zu 
ersehen  ist,  keineswegs  auf  die  Umgebung  von  r  und  l  be- 
schränkt. 

Gelegentlich  erscheint  f  für  th  (vgl.  Hörn,  Guttural- 
laute und  Untersuchungen  58) :  frust  yt  =  thrust  Mach.  21*^ 
anm.;  ffrust  Mach.  121 1. z.  anm.  und  134 ^  anm.;  at  Quen  heyff 
=  Qiieenhithe  Mach.  205  **  anm 

Schwund  des  th  in  einer  schwersprechbaren  konsonanten- 
gruppe  liegt  vor  in:  rotwistanding  Los.  155 2';  vgl.  Würzner, 
Orthogr.  von  Sh.'s  Sommernachtstraum,  Progr.  Wien  1893,  s.  15. 

ght  für  th  siehe  s.  196. 

OlTenbar  verschreibungen  sind  die  formen:  the  good  lade 
dcd  of  a  thoivgh  =  died  of  a  cough  Mach.  259 2^  anm.;  shurih 
=  Shirts  Mach.  230**  anm.;  sthrone  =  throivn  Mach.  232^0; 
Sant  Mare  Wolnars  =^  H'oolnoth  Mach.  225  *<>  anm. 


192  LUDWIG  DIEHL, 

n. 

In  unbetonter  silbe  ist  n  geschwunden :  ahoord  the  shippes 
Eg.  68*3  (1578);  tvestmester  =  tvestminster  HensL  49®;  pre- 
soment  Mach.  226**  (angleichung  des  n  an  w);  coformytU 
Los.  171.  Nach  m  ist  n  weggefallen  in  solem  =  solemn 
Mun.  58  ". 

Tn  vielen  fällen  ist  das  n  des  unbestimmten  artikels  zu 
dem  folgenden  mit  vokal  anlautenden  Substantiv  gezogen 
worden:  a  narow  Mach.  136  'ß;  a  nother  Los.  33  *<*;  my  ncbunis 
PL  1923;  at  a  nend  Mach.  265«;  a  noneste  man  HensL  43  ^«; 
a  nore  =  an  hour  Mach.  29*«,  39*«;  a  nold  man  Mach.  35  •; 
a  notyme  =  anatomy  Mach.  273  •«  anm.  Hier  ist  irrtümlicher- 
weise die  erste  silbe  des  wortes  als  unbestimmter  artikel  auf- 
gefaXst  worden. 

Zu  einem  festen  bestandteil  des  wortes  ist  n  (ähnlich  wie 
in  nickname  =  an  ekename)  in  for  the  nangle  =  the  angle? 
Dee  42  ^2  geworden. 

Ähnlich  wie  in  ne.  nightingale  ist  einschub  eines  n  erfolgt 
in:  portynggalles  =  Portugal  Mach.  237 2«  (vgl.  Jespersen, 
E.  St.  XXXI,  s.  239,  Luick,  Archiv  CXI V,  76  und  Hom,  Unter- 
suchungen 63).  Frz.  ist  thensample  =  the  example  LitMen.  3'^, 
vgl.  Frz.  Stud.  V,  193.  Altes  n  haben:  beforn  Edw. IV.  5«  und 
aforne  Edw.  IV.  5  "^  (ae.  beforan). 

An  ausl.  n  tritt  häufig  t,  d  an  (vgl.  s.  185  und  187). 

l. 

l  ist  im  allgemeinen  erhalten  geblieben. 

Nach  ä  und  ö  hat  sich  vor  folgendem  l  ein  übergangslaat 
w  gebildet  (vgl.  unter  ä  und  ö). 

Schwund  des  l: 

a)  im  auslaut:  sinkefoy  =  cinquefoil  Mun.  97^*;  Carley 
==  Carlide  Mach.  200  1.  z.  anm. ;  Meluin  =  Sir  MelviU  El. 
and  J.  91 1'  anm. 

Anmerkung:  Bristo  =  Bristol  HensL  220*^  nnd  Fair  Maid  of 
Bristow  (hsg.  von  A.  H.  Quinn  in  Publ.  of  the  University  oif 
Pennsylvania  Philad.  1902)  geht  znrttck  anf  ae.  Brye^ioWf 
vgL  Holthansen,  J.  F.  XV,  8. 275. 


ENOL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.      193 

b)  Im  inlaut:  wordt  =  world  Mun.  79'*;  Freniyngham 
=  Framlingham  Mach.  70  ^  anm. ;  Cheshey  =  Chelsea  Mach. 
159  ®  anm. ;  Jierseyff  Mach.  253  1.  z. ;  Chemford  =  Clielmsford 
Mach.  1541  Der  Schwund  des  l  in  diesen  formen  ist,  falls 
er  nicht  einfach  als  verschreibung  anzusehen  ist,  nicht  klar. 

he  tvas  swone  =  stcoln  Mach.  266  *>  anm.  (1561);  hier 
liegt  der  umgekehrte  Vorgang  wie  in  kiln  (ags.  cyln  =  darren) 
vor,  das  heilst,  hier  ist  In  zu  n  geworden. 

good  Sr.  Fowk  =  Fulkc  Mun.  76  ^  (1605)  mit  Schwund  des 
l  vor  k  Wegen  Schwund  vor  lab.  und  dent.  s.  a,  ö,  ?.  Beachte 
auch  Haulion  für  Haughton  s.  196. 

realm,  über  dessen  geschichte  Luick,  Anglia  XVI,  499 
ausführlich  handelt,  kommt  in  den  verschiedensten  formen 
vor:   r^ame  PI.  2172t,  Wark.  12  «0,  Cal.  79 S  Eg.  33613;    reim: 

realme  :  dreame  Kynge  Joh.  72  ^"^  (1555);  reme  Mach.  51  *>  (1554), 
246»«  (1560);  raywc  Mach.  51  »^  (1554);  roywe  Edw.  IV.  1  »O; 
roylme  Edw.  IV.  4^0;  reuym  Mach.  122'«  (1556).  Die  di'ei 
letzten  dieser  formen  sind  durch  das  Franz.  beeinflulst. 

In  der  unbetonten  mittelsilbe  ist  l  gefallen  in:  payer 
of  canstyks  =  candlesticks  Los.  168*^. 

r. 

Im  auslaut  und  vor  kons,  ist  r  oft  abgeschwächt  worden 
oder  es  ist  ganz  gefallen  (vgl.  auch.  Kalu2a  §  424). 

John  Foskew  =  Fortescue  Cal. 3'«  anm.;  Lorde  Dacy  = 

Darcy  Cal.  12«  anm. ;  saynt  Bathellmuw  Mach.  3  »3,  32  >»;  Bassett 

=  Dorset  Mach.  57>>,  61'»;    wheafore  =  wherefore  PI.  25*«; 

/  will  rest  faythfull  yos  Mun.  60**;  the  rewaid  =  reward  Los. 

193  *<^;    to  travis  =  traverse  Los.  255  ^4;    buglare  =  burglary 

Mach.  251 2  anm.;  the  quen's  cott  Mach.  184*;  allame  Eg.  19'*; 

Janewaye  =  January  Hensl.  30  »^  xmii  öfter;  reim:  lot :  port 
Los.  208  »i '32. 

Anmerkung:  woc  =  morc  Eg.  379»,  Cal.  73»«,  Butl.  30»,  PL 
12"  geht  auf  ags.  mä  zurück,  not  mowe  Edw.  IV.  23", 
Dee  38  ". 

Umgekehrt  tritt  r  ein,  wo  es  nicht  berechtigt  ist:  thom- 
dering  =  thundering  Mach.  209  **  anm..  Mach.  25»;  Corme  = 
Combe  Äbbey  Mun.  57>»  anm.;  horton  =  Haughton  Hensl.  104 ', 
158  >*;  darghter  Mun.  27 » L  z.,  29  »3,  43 »;  Warghan  =  Vaughan 
PL  166  »8  (vgl.  s.178). 


194  LUDWIG  DIEHL, 

r  wechselt  mit  dem  ihm  verwandten  h 

a)  r  für  l\ 

ärmere  =  almonry  Mach.  254  ^  (1561);  the  plays  ofValteger 
=  Vortigern?  Hensl.  76^^,  83*  anm.;  coroyiell  =  colonel  All.  M. 
106  2*.    r  für  Z  in  diesem  wort  reicht  bis  ins  Me.,  Frz.  zor&ck. 

b)  l  für  r: 

at  the  Falles  Garden  =  Paris  All.  P.  31  ^^  anm. ;  to  cayllyng 

Cross  =  Charing  Gross  Hensl.  108  ^    (hier    könnte   l  durch 

dissimilation    entstanden   sein),    yerdhall  =  Otäldkall  Mach. 
882»  (1555). 

Gutturale. 

Jen  nnägn. 

kn  und  gn  sind  über  tn,  g  zu  n  geworden  (vgL  Hom^ 
Gutturallaute).  In  unseren  denkmälern  ist  noch  überall  kn, 
gn  geschrieben. 

Anmerkung:  Die  in  „The  wares  of  Cyrus"  (Shakesp.  Jahrb. 
XXXVII,  41,  vers  1097)  vorkommende  fonn  [tJiehaue  Ineither 
seene  nor  knoione  tili]  know  =  now  ist  unter  dem  einflnfs  des 
voraufgehenden  knoione  entstanden. 

ng. 

1.  Der  Übergang  von  rjg  >  jj  kommt  in  der  Orthographie 
nicht  zum  ausdruck. 

2.  'ing  >  -in.  Für  die  alte  part.  praes.-endung -twcfe  ist 
früh  das  suffix  des  Verbalsubstantivs  -ijig  eingetreten.  Dafür 
erscheint  in  allen  heutigen  mundarten  -in.  Man  nahm  wohl 
an,  dieses  -m  gehe  auf  -mrfe  zurück.  Es  besteht  jedoch  ein 
lautgesetz,  nach  dem  -ing  zu  -m  werden  muTste.  Das  be- 
weisen neben  den  vielen  -m-schreibungen  vor  allem  die  umge- 
kehrten fälle,  in  denen  für  -in  im  subst.  -hig  geschrieben  steht 
(vgl.  Gutturallaute). 

a)  Verbalformen: 

for  the  carrien  Los.  41*  (1555);  dorne  Mun.  98n.  z.;  I  am 
holldyn  Cal.  75^3  (1515);  rydyn  Mach.  183  ^  (1558);  standyn 
Mach.  191 20  (1559);  for  gyffyn  Mach.  235  »^  (1560);  for  hryngen 
und  hryngyn  Hensl.  10  »^  U",  121  ^  253  lo  (1603);  for  makjin 


»NGL.  SCHEEIB.  Ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKB8P.     195 

Hensl.2466  (1602);  belongine  Ben^im *  (1593);  5y«yn  Mach. 
33^®  (1553);  wherin  =  wearing  whyt  and  gren  velvet  Mach.  59 ^^^ 
anm.;  a  here  heyiyn  =  bear  ftartmgr  Mach.  78^1  (1554);  m  voidin 
=  in  avoiding  PL  245  ^o;  it  ivas  gettin  PI.  36*^". 

b)  Nicht  -  verbalformen : 

ten  shellens  =  Shillings  Hensl.  92 1^;  nothin  of  right  All.  M. 
137  20  (1604);  tydans  =  iidings  Mach.  2463«  (1560);  Abenton 
=  Äbingdon  Hensl.  146  ^  anm. 

und  umgekehrte  Schreibungen: 
Mr.  Allinge  =  Alleyn  All.  P.  47  *^  (1611) ;  checkynges  =  chickens 
Mun.  142  5 1.  z.  (1617). 

ffh. 

gh  zeigt  doppelte  entwicklung:  entweder  ist  es  gefallen, 
oder  es  ist  zu  f  geworden.  Genaueres  über  die  geschichte 
dieses  lautes  vgl.  Luick,  Anglia  XVI,  490  ff.  und  Hörn,  Unter- 
suchungen s.  45  ff. 

1,  gh  im  ne.  auslaut. 

a)  gh  gefallen: 

alle  which  doe  waye  =  weigh  Eg.  68  ^^  (1578),  El.  and  J.  23 »«; 
hey  All.  M.  30  «^  (1593)  (Gill  hci)\  hye  Wart  52«,  Edw.  IV.  30'^«; 
nye  Cal.  72  '«,  Sa.  und  Gill  nikh,  neikh-,  tho  =  though  Fair  Maid: 
vers  265  und  345 ;  Knaresborou  =  Knaresborough  PI.  31^2,  32  »t 
anm.;  Hew  Daveses  =  Hugh  Hensl.  17*  anm.,  19^1;  thorowc 
Mun.  104  6;  liawly  =  lialeigh  Dee  20*;  Brandenborowe  =-- 
Brandenburg  Kutl.  54  ^^  (1520);  Bowes  ^=  boughs  Los.  95  •', 
sg.  bough  =  Ast;  inowe  =  enough  Lit.  Men.  57^3  (1590), 
plural  (vgl.  Sweet  §  889).  —  Umgekehrte  schi^eibungen :  Blea- 
chingleighe  —  Blechingly  Los.  162",  175  4  j  conveighe  Eg.  112  «' 
(1585);   overthroughe  =  overthrow  All.  P.  20  •2. 

Demnach  war  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrh.  ausL 
gh  gefallen. 

l>)  9^>  f  (1568  durch  Smith  bezeugt,  vgl.  Luick,  Anglia 
XVI,  494) : 

thof=  though  PI.  2  2t,  7*^^  116 1«  (1612—24);  umgekehrt 
gh  für  f:  Hawghman  =  Hoffmann  Hensl.  229"  (1602)  (an- 
merkung  des  Hsg.:  „no  doubt  the  tragedy  Hoffmann,  anonym- 
ously  printed  1631"). 


196  LUDWIG  DIEHL, 

An  ausl.  gh  tritt  t  an:  thnight  iJie  hüll  Mach. 5^  (1551); 
all  thowght  Los.  41  »5;  Edenburght  Eg.  406  2^;  thorowgte  Los. 
234  »8;  /  nowt  =  enough  Cal.73^ 

2.  gh  im  inlaut. 

strait  El.  and  J.  17  ^3,  Los.  27  ^^ ;  browt  Mach.  35»,  Cal.  74 i*, 
Mach.  96  1.  z.;  «eyi«r  Mach.  99 1«,  278'»;  Fa/wiw  Hensl.  177» 
(1593);  slauterman  Kynge  Joh.  92  2« ;  yt  mytt  =  might  CaL72* 
und  '2;  a  gooclly  shyte  —  sight  Mach.  130^*  anm.;  nostyleving 
=  naughty  living  Mach.  282»  (1582)  anm.;  und  vor  allem  die 
verschiedenen  Schreibungen  tuv  Haughton:  Harton  Hensl.  93^\ 
165^;  Hawton  Hensl.  96  2;  Horton  Hensl.  104  3;  flauen  HensL 
15923;  Haulton  Hensl.  170»«. 

Anmerkung:  hiness  =:  highness  Los.  61  •  und  weied,  toeymg  = 
weighed,  weighing  Ilg.  i^  ^^,  Dee48»,  AU.  P.  3"  sind  von 
einfachem  hye,  wey  für  high,  weigh  abgeleitet.  Frz.  sind  deliU 
=  delight  (afrz.  deHit)  Lit.  Men.  6*  und  hawty  =  haugJ^  (trt. 
hautain)  AU.  M.  209  '*». 

Demgegenüber  wird  gh  geschrieben,  wo  es  nicht  berechtigt 
ist :  tvrighting  ==  writing  All.  P.  67  3»  und  70  2,  Eg.  298  2*,  26  ^^; 
whyght  Los.  13*  (1556)  und  39^;  that  I  were  ought  of  ihe 
town  Los.  231^«  (1570);  dboughie  Camd.I:  Ronen  13«  (1591), 
Cal.  2930  (1520);  no  dought  Camd.  II:  Cholm.  61*,  EL  and  J. 
115^7^  All.  M.  102  35;  weights  =  waits  All.  M.  199^0;  in  despight 
of  All.M.  14428;  is  indighted  Eg.l5624  (1591). 

Demnach  war  inl.  gh  gefallen. 

3.  ght  =  th  geschrieben. 

she  was  hrowth  Mach.  5»  (1551)  und  25  ^•;  hroyht 
Mach.  1120  (1551),  All.M.  32 »,  Hensl.  177«*;  they  foyih  = 
f ought  Mach. 95*^  (1555)  anm.;  fowyth  Mach.  134«;  boythe  = 
bought  Mach. 21  ^5  (1552)  anm.;  wrothe  =  wrought  Mach. 97" 
und  173  »7;  yle  ofWyth  Mach.  104  5  u.  ^^  shuld  feythe  Mach. 
172s  (1553);  a  goodly  shyih  =  sight  Mach.  24 «»  anm.;  hryth 
harness  «=  bright  Mach.  124^  (1557)  anm.;  ihe  wheyth  =  weight 
Mach.  169  •>  anm.  und  272 2?  anm.;  after  mydnyth  Mach.  246  ** 
(1580)  anm.;  fortnyth  PI.  211^2;  noythy  =  naughty  Mach.  69» 
261*;  a  man  with  II  pyges,  rede  dythe  =  pigs,  ready  dight 
d.  h.  dressed  anm.  Mach.  101 20;  J  thowthe  not  CaL  733«;  oÄ- 
mithe  A11.P.  I621;  lythenyng  Mach.  231  «s.    daughter  hommt  in 


ENOL.  SCHREIB,  ü.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.     197 

folgenden  formen  vor :  dather  All.  P.  15  3«  (1591) ;  dater  All.  P. 
1525  (1591);  datier  AllF.  15^7  (c.  1592);  do«;Ä^er  Mach.  113 »«, 
146 1*;  dowghte}'  Dee57  2»;  darghter  Mun.27  3l.z.,  29  »^  43». 

Umgekehrte  Schreibungen:  trewghts  suplication  =  truth 
HensL  163  »<;  Wm.  Smyght  =  Smith  Hensl.  8^«;  Hell  mought 
=  mouth  Hensl.  273 «. 

Bei  der  grofsen  anzahl  von  fällen  ist  die  annähme,  dals 
verSchreibungen  vorliegen  könnten,  ausgeschlossen.  Es  mufs 
hier  anscheinend  ein  lautgesetz  gewirkt  haben,  dessen  umfang 
und  Verbreitung  noch  zu  ermitteln  wäre  (vgl.  auch  Kluge, 
Pauls  Grdr.  1, 1008). 

Anmerkung:  Für  Gowth  =  Gough  Mach.  269"  anm.  liefse 
sich,  wenn  nicht  einfach  yerschreibnng  vorliegt,  vieUeicht  die 
von  Brotanek  für  couih  =  cough  (Mason  s.  XLyill)  gegebene 
erklämng  anwenden :  —  gh  ist  seit  1568  als  f  belegt  (Smith). 
Aber  anch  für  th  kommt  gelegentlich  f  vor  (vgl.  oben  s.  191). 
So  ist  es  denn  nicht  nnmöglich,  dafs  die  schreibang  Gowth  die 
ausspräche  Gouf  darstellt.  —  throwth-owi  =  throughout  Mach. 
247*  ist  verschreibung. 

h  statt  gh  liegt  vor  in: 

a  lykt  =  alight  Mach.  183";  layTce  =  laugh  Mach.  124 1» 
(1557)  anm. 

the  lenghs  =  length  El.  and  J.  85  22 ;  strenghes  =  strenghts 
(plur.)  Camd.  I:  Reb.  16*'  dürfte  vielleicht  durch  anglei- 
chung  des  th  an  das  plur.-^  entstanden  sein  (im  ersten  falle 
liegt  sg.  vor). 

h. 

h  ist  geschwunden. 

1.  In  betonter  silbe. 

In  frühne.  zeit  ist  anl.  h  in  ziemlich  weitem  umfang  stumm. 
Heute  spricht  man  es  fast  überall  wieder.  Dabei  ist  der  ein- 
flufs  der  schrift  auf  die  ausspräche  wirksam  gewesen  (vgl. 
MacKnight,  Anglia  XX,  300 ff.,  Grüning  s.  3  ff.  und  Koppel, 
Sp.-P.  s.  4  ff.). 

a  alpeny  =  halfpetmy  Mach.  7*^;  master  Argylles  = 
Hartgill  Mach.  125  *^  anm. ;  JRd,  at  the  comodey  of  Umers  = 
Humors  Hensl.  87 2',  88«  und  öfter;    otver  =  hour  PI.  53 '; 

Anglia.    N.  F.    XVU.  14 


198  LUDWIG  DIEHL, 

alff  a  7iore  Mach.  29 »«,  39 ««;  Arford  =  Hereford  Mach.  58«; 
ys  elmet  =  hehnet  Mach.  1  *;  /rom  -4mfon  courte  =  HaimpUm 
Mach.  9*;  and  yt  Mm  =  ä?^  Mach.  121 J*  anm.;  ard  =  hard 
Mach.  107  ". 

Anmerkung:  In  Wörtern  fhs.  herknnft  bietet  der  schwand  des 
h  nichts  auffallendes,  z.  b.  um5Zy  Eg.  272'®;  aroleb  =  heralds 
Mach.  85*^  (ursprünglich  aus  dem  germ.  ins  fn.  eingednmgen) ; 
or5ese  =  herbs  Mach.  264";  on^j^f  All.  M.  90'^;  ears  und  ers 
=  heirs  Hensl.  190",  191«;  opetaUe  Henal.  187  •;  oort  =  hoai 
Camd.  I:  Beb.  10"  usw. 

2.  In  unbetonter  stellang. 

i^  =  his  PI.  123»,  Mach.  1»,  64^;  /  would  a  hyn  All.  P. 
27  32;  to  a  filowed  Camd.  I:  Reb.  12««,  Mach.  192 2*,  211  \  PL 
257  *3;  ym  Mach.  15  •  und  öfters;  ade  =  had  Mach.  5«.  Auch 
in  Grenelle  =  Greenhül  Mach.  113";  Comelle  Mach.  186«. 

h  ist  angetreten: 

1.  In  betonter  Stellung. 

heldest  Wark.  427;  j^able  LitMen.  3««,  Eg.  36,  116,  195 
I  shall  make  an  hende  =  end  Cal.  743^5  kernest  AlL  P.  15« 
holy/f  tre  —  olive  free  Mach.  116 ««;  Äoy^Ä  =  oatt  Mach.  25^* 
ys  here  =  Ai5  ear  Mach.  27 **  anm.,  42  «7;  Haiesander  = 
^iearander  Mach.  121 20;  Hotland  =  Oatlands  Mach.  92  **  aiun.; 
Äu55ear5  =  ushers  Mach.  146*«  anm. 

2.  In  unbetonter  Stellung. 

the  counceles  pleasure  his  =^-  is  Los.  40  20  5  /  kam  AlL  P.  28  *• 

Anmerkung:  Das  h  in gahyng  =  ^om^ Mach.  153 '  hat  keine  laut- 
liche bedeutung ;  ygl.  ähnliches  blohyng  für  blowing  Mach.  19*. 

wh  für  h  (vgl.  A  für  wA  s.  53). 

whom  =  home  PL  214»,  Camd.  II:  Chohn.  11  *•  (1553); 
whot  =--  hat  Dee  122»  (1581);  wholme  =  holm  Los.  32  L  z. 
(1551);  whelpe  ^.  help  All.  P.  162»  (1591). 

Altes  A  (heute  wh  geschrieben)  zeigen  die  formen:  hoole 
(ags.  Aa'O  Camd.  I:  Keb.  921,  Edw.  IV.  8',  CaL4Lz.,  HensL 
159  «S  Lit.  Men.  13  23  (1553),  Mun.  23  ^  L  z.,  Mach.  132 » 
(1557);  höre  (ags.  höre)  Hensl.  232  «^  (1604),  Mach.  156»  und 
160«*  (1557). 


ENGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.    199 

Dieser  Wechsel  zwischen  wh  und  h  geht  nach  Koppel  s.  8 
auf  eine  im  16.  jahrh.  weit  verbreitete  dialekt.  lautung  wh 
für  h  zurück,  die  sich  auch  in  der  Schriftsprache  jener  zeit 
geltung  verschafft  hat.  In  der  ne.  ausspräche  sind  keine 
spuren  mehr  davon  zurückgeblieben,  wohl  aber  in  der  schrift : 
whole,  wJiore  (vgl.  Luick,  Untersuchungen  §  85). 


Synkope  des  unbetonten  mittelvokals  resp. 
mittelsilbe  (vgl.  Luick,  Anglia  XX). 

II  payer  of  canstykes  =  candlestickes  Los.  168  '*;  Weyns- 
day  Dee  352«,  Mun.  142 1»,  HensL  86  »2;  exslmtly  Mun.  138  3; 
Pastral  =  pastoral  Hensl.  154 1®;  Sarsunhed  =-  a  Saracefi's 
head  Mach.  20^;  dimond  =  diamond  Hensl.  71  >^;  SayJbere  = 
Salisbury  Mach.  232»«;  Alls  Perce  -^-'-  Allice  Hensl.  116«*; 
Master  Cryster  =r=  Chrystopher  Mach.  260 1*. 

Schwund  der  unbetonten  anl.  silbe: 

venterer  =-■  adventurer  Mach.  116  2®;  squior  ^^  esquire  Cal. 
174  20 ;  su^iers  =^  esquire  Camd.  I :  Reb.  10  ^^  und  16  * ;  prentyships 
^=  apprenticeship  Lit.  Men.  16  *«;  so  fraid  =■-  affraid  Mach.  231  ^^ 
anm.;  ^Äe  Jr;o^7y?^w^a9  =  apo5<Z6-wia55  Mach.  61  *^  anm.;  secturs 
—  exectdors  Mach.  139 2«  anm.;  sali  ■—  assault  Mach.  282 2»; 
red  the  jyystxjl  -  -  epistle  Mach.  193*«;  it^  ihe  cheyJcer  =  Ex- 
chequer  Mach.  96^0  anm.;  sensing  =  incensing  Mach.  183 ^*; 
hath  sJcaped  ■■■-  escaped  El.  and  J.  70  •. 

Suffixvertauschung. 

super flueshe  =  super fluous  Hensl.  70^';  Hannybaü  and 
Sepius  Hensl.  174 2»;  Leckmolle  —  Lewhier  Mach.  108«  anm.; 
Blechyng-led  =  Blechingley  Mach.  225  ^  1.  z.  anm. ;  brygendar 
=  brigantine  Mach.  232  *'  anm. ;  patizuntes  =  partisanes  Eg. 
70 1*;  neckercher,  handkercherDee  bO^^^^  57  ^^  (wird  von  frühne. 
gramm.  bezeugt  und  findet  sich  noch  heute  in  diaL). 


14* 


200  LUDWia  DIEHL, 

Znsammenfassang. 

Kurze  vokale. 

ä  a)  Der  Übergang  von  ä  >  ce  wird  durch  Schreibungen 
für  die  zweite  hälfte  des  16.  jahrh.  wahrscheinlich 
gemacht  (vgl.  s.  141  und  147). 

ß)  äl  +  ient  zeigt  gelegentlich  Schwund  des  {  (vgl. 
s.  143). 

7)  In  öi  4-  lab.  ist  Schwund  des  l  (von  Gill  bezengt 
1621)  in  den  50er  jähren  des  16.  jahrh.  vorhanden 
(s.  143). 

d)  wä  >  wg  (1685  von  Cooper  notiert)  wird  schon 
1560  belegt  (s.  146). 

e     Unsere  texte  zeigen  eine  weitgehende  vertauschong 

von  e  und  K 

i      a)  i>  e  (vgl.  oben  unter  ^). 

ß)  Xr  wird  in  der  zweiten  hälfte  des  16.  jahrhu  mit  ür 
und  iir  vertauscht  (s.  153). 

ö  a)  ö  >  a  wird  durch  unsere  Schreibungen  bestätigt 
(s.  154). 

ß)  öl  +  gutt.  und  lab.  weist  um  die  mitte  des  16. 
jahrh.  Schwund  des  l  auf  (s.  155). 

ü     ür  vgl.  ir. 

Lange  vokale. 

a  a)  ä  >  e  f ür  die  50er  jähre  des  16.  jahrh.  bestätigt 
(s.  159). 

e  a)  f  >  I  wird  durch  häufige  Schreibungen  bestätigt 
(s.  161). 

ß)  f  und  ?  werden  in  der  Orthographie  nicht  ausein- 
andergehalten:  €€,  das  gewöhnliche  zeichen  fftr  ^ 
kommt  für  ^  und  f  vor  und  ebenso  ea,  das  zeichen 
für  f  (s.  162  und  164). 

f     ?,  öfters  i,  y  geschrieben,  deutet  wohl  auf  frühen  &ber- 

gang  von  f  >  f  hin  (s.  164). 
i      Die  gruppe  ir  wird  zu  eür  (s.  166). 


BKGL.  SCHREIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKESP.    201 

o     a)  ö>  ü  bestätigt  (s.  167). 
ß)  ^r>  ür>  ör?  (s.  169). 

p     one  (=  ags.  an)  kommt  1557  und  1605/6  in  der  form 
won  vor  (s.  171). 

ü     ü  z.  t.  entrundet  zu  i?  (s.  180). 

Diphthonge. 

ai,  ei     Monophthongierung  wird  für  unsere  zeit  schon 
bezeugt  (s.  174). 

eil    fu  ist  vor  ablauf  des  16.  jahrh.  zu  iu  geworden  (s.  176). 

an    a)  Die  monophthongierung  fällt  schon  in  die  mitt« 
des  16.  jähr.  (s.  177). 

ß)  Gleichzeitig  auftretende  Schreibungen  von  au=^  a 
und  au^^o  bezeugen  eine  doppelentwicklung 
des  diphthongen  (s.  178). 

of     Durch  vereinzelte  Schreibungen  wird  zusammenfall 
von  oi  und  di  (aus  i)  bezeugt  (s.  179). 

mi,  fw^    Schwund  der  zweiten  komponente  ist  schon  im 
16.  jahrh.  vorhanden  (s.  179). 

Konsonanten. 

p,  b     u)  h  >  p  im  auslaut  (s.  181). 

iS)  b  geschwunden  nach  m  (s.  181). 

/;  r      a)  V   geschwunden    vor   m  und  n    (ene  =  evefi) 
(s.  183). 
ß)  V  >  w,  eine  dialektische  eigenheit,  findet  sich 
auch  in  unsern  texten  (s.  183). 

w    a)  w  =  V  geschrieben  (vgl.  unter  t-). 

ß)  In  der  lautgruppe  kons.  +  w   +  velar  vok.  ist 
w  gefallen  {sorde)  (s.  184). 

y)  wr  >  r  (Jones   1701)   wird  schon  1565    bezeugt 
(s.  184). 

t     a)  t  geschwunden  zwischen  stimmloser  spirans  und  m, 
n,  l  (s.  185). 
ß)  t  tritt  an  an  auslautendes  s  und  n  (s.  185). 
r)  t  +  k>  t^  ifostchen)  1592  (s.  186). 


202  LUDWIG  DIEHLy 

d     a)  d  schwindet  und  tritt  an  nach  n  (blyne  =  blind, 
minde  =  mine)  (s.  186/7). 

ß)  ausL  d>  t  (s,  187). 

r)  d+i>  dß  (8.  187). 

»^      s  +  i>  s  (s.  189). 

th    a)  th  wechselt  mit  d  (s.  190). 

ß)  Grelegentlich  erscheint  f  für  th  (s.  191). 

l      Schwund  des  l  (vgl.  unter  ä,  o,  ?). 

r      r  ist  abgeschwächt  oder  geschwunden  im  auslaat  und 
vor  kons.  (s.  193). 

krif  gn     In  kn,  gn  wird  der  guttural  noch  gesprochen 
(s.  194). 

Uff     Unbetontes  i?j  >  in  (s.  194  ff.). 

gh     «)  gh  ist  z.  t.  gefallen  im  ausl.  und  im  inl.  (s.  195  ff.). 

ß)  Ausl.  gh  >  f  (s.  195). 

/)  ght  findet  sich  häufig  als  th  geschrieben.    Laut- 
wandel ?  (s.  196). 

h       Häufiger  seh  wund  des  h  (s.  197  ff.). 

Auf  grund  der  Schreibungen  war  es  möglich,  manche  schon 
bekannte  tatsachen  der  lautgeschichte  zu  bestätigen  und  laut- 
veränderungen,  die  von  grammatikem  bezeugt  werden,  zuräck- 
zudatieren.  Gerade  für  die  bestimmung  der  zeit  von  lautver- 
änderungen  bieten  sclireibungen ,  wie  sie  in  unseren  quellen 
vorliegen,  wertvolle  anhaltspunkte.  Die  orthoepisten  hinken 
meist  den  lautwandlungen  um  ein  beträchtliches  nach.  Da- 
gegen hält  der  Schreiber,  zumal  der  wenig  gebildete,  in  jener 
zeit,  in  der  die  Orthographie  noch  wenig  einheitlich  war,  viel 
eher  gleichen  schritt  mit  der  lautentwicklung. 


ENGL.  SCHBBIB.  U.  AUSSPRACHE  IM  ZEITALTER  SHAKE8P.     203 

Literaturverzeichnis. 

Die  folgenden  Schriften  werden  mit  den  namen  der  Ver- 
fasser citiert: 

Bernigan,  K. :  Orthographie  und  Aussprache  in  Richard  Stany- 
hursts  engl.  Übersetzung  der  Aneide  1582.     Marburg  1904. 

Ellis,  A.  J.:  On  Early  English  Pronounciation.  5  Bde.  London 
1869—1889. 

Grünin g,  B.:  Schwund  und  Zusatz  von  Konsonanten  in  den  ne. 
Dialekten.     StraTsburger  Diss.  1904. 

Hoffmann,  A.:  Laut-  und  Formenlehre  in  Reginald  Pekocks 
„Repressor".     Greifswalder  Diss.  1900. 

II  öl  per,  F.:  Die  engl.  Schriftsprache  in  Tottels  Miscellany  und  in 
TottePs  Ausgabe  von  Brooke's  Romeus  und  Jullet.  Strafs- 
burger  Diss.  1904. 

Ilorn,  W.:  Beiträge  zur  Geschichte  der  engl.  Gutturallaute.  Berlin 
1901.     (=  Gutturallaute.) 

—  Untersuchungen  zur  neuenglischen  Lautgeschichte.  (Quellen  u. 
Forschungen  98.)    Strafsburg  1905.    (^=  Untersuchungen.) 

Kaluza,  M.:  Historische  Grammatik  der  engl.  Sprache.  U.  Berlin 
1901. 

Koeppel,  K. :  Spelling-Pronunciations.  (Quellen  u.  Forschungen  89.) 
Strafsburg  1901. 

Löwisch,  M. :  Zur  engl.  Aussprache  von  1650 — 1750.  Jenenser 
Diss.  1889. 

Luick,  K. :  Untersuchungen  zur  engl.  Lautgeschichte.  Strafs- 
burg  1896. 

Lummert,  A. :  Orthographie  der  I.  Folio-Ausg.  der  Shakespeare'- 
schen  Dramen.     Halle  1883. 

Mason,  Gramniairc  angloise  1622,  hsg.  von  R.  Brotanek. 
Halle  1905. 

Morsbach,  L. :  über  den  Ursprung  der  ne.  Schriftsprache.  Heil- 
bronn 1888. 

Neu  mann,  G.:  Die  Orthographie  der  Paston  Letters  von  1422 — 
1461.     Marburg  1904. 


204    DISHL,  ENGL.  SCHREIB.  U.  AU8SP&.  IM  ZBITALTEB  8HAKBBP. 

Römstedt,  H.:   Die  engl.  Schriftsprache   bei   Caxton.     Göttinger 
Diss.  u.  Preisschrift  1881. 

Rudolf,  E.:    Die  englische  Orthographie   ypn  Caxton  bis  Shake- 
speare.    Marburger  Diss.  1904. 

Sopp,  W. :    Orthographie  und  Aussprache  der  neuengl.  Bibelüber- 
setzung von  William  Tyndale.     Marburger  Diss.  1889. 

Sweet,  H.:  A  History  of  English  Sounds.     Oxford  1888. 

ten  Brink,  B. :    Chaucers   Sprache   u.   Verskunst     Leipzig    1889. 
2.  Aufl.  1899. 

Vietor,  W.:  Elemente  d.  Phonetik.     5.  Aufl.     Leipzig  1903. 

Wille,  Justus:    Die   Orthograpliie   in   Roger  Ascham's  Toxophilus 
u.  Scholemaster.     Marburger  Diss.  1889. 

GIESSEN.  Ludwig  Dibhl. 


DIE  QUANTITÄTEN 

DER  ACCENTVOKALE  IN  NE.  OFFENEN  SILBEN 

MEHRSILBIGER  NICHT -GERMANISCH  ER 

LEHNWÖRTER. 

n. 


Abteüung  HL 
Aufserenglische  kriterien. 

Wir  sind  mit  den  gröfseren  historischen  kriterien,  soweit 
sie  durch  das  englische  wortmaterial  geliefert  werden,  zu  ende. 
Ihre  Prüfung  ergibt  also  das  negative  ergebnis,  dafs  die 
gesetze  der  quantitierung  der  ne.  accentvokale  in 
offenen  silben  mehrsilbiger  lehnwörter  durch  histo- 
rische kriterien  nicht  erkannt  werden  können. 

Von  den  beiden  haupttatsachen  nun,  die  sie  uns  klar  legten 
(cf.  Angl.  XVII  s.  115),  weist  die  eine  [in  den  bis  zum  anfang 
des  16.  jahrh.  aufgenommenen  lehnwörtern  sind  zu  dieser  zeit 
schon  die  quantitäten  fixiert]  unserer  Untersuchung  neue  wege. 
Der  durch  sie  fixierte  endtermin  gewährt  zwar  den  bis  dahin 
übernommenen  frz.-rom.  lehnwörtern  immerhin  noch  einen 
grofsen  Spielraum,  fällt  aber  für  die  grofse  mehrzahl  der  bis 
zu  dieser  zeit  entlehnten  lat.  Wörter  mit  deren  auftreten  im 
Englischen  ungefähr  zusammen.  Es  wird  uns  dadurch  die 
bedeutsame  annähme  nahe  gelegt,  dafs  die  quantitierungen 
wenigstens  dieser  um  den  anfang  des  16.  jahrh.  entlehnten 
lat.  Wörter  mit  deren  aufnähme  ins  Englische  zusam- 
menfallen, und  dafs  sie  mit  den  im  Lateinischen  gel- 
tenden quantitäten  im  Zusammenhang  stehen  könnten. 
Diese  mutmafsung  führt  uns  zur  betrachtung  eines  weiteren 


206  C.  HECK, 

kriterionis,  das  uns,  wie  kein  anderes,  den  weg  zum  Verständnis 
der  quantitierungen  der  lehnwörter  ebnen  wird.  Es  ist  die 
englische  ausspräche  der  lat  vokale.  <) 

Wir  werden  diese  Untersuchung  in  zwei  abteilmigen  vor- 
nehmen. Zunächst  behandeln  wir  im  folgenden  kapitel  die 
haupttatsachen. 

1.  Zur  geschichte  der  engl,  ausspräche  der 

lat  vokale. 

Zwei  unmittelbare  quellen  sind  uns  zugänglich  gewesen: 
1.  Zeugnisse  über  die  lat  ausspräche  im  16.  jahrh.')  2.  Die 
heutige  ausspräche.^)  Zu  diesen  gesellen  sich  indirekte  kri- 
terien  in  den  ne.  lautungen  —  auch  frühne.  lautungen,  sofern 
sie  sicher  bezeugt  sind  —  mittelenglischer  entlehnungen :  a)  ans 
dem  Lateinischen  direkt,  b)  indirekt  in  der  form  frz.  lehn- 
wörter. 

^)  Die  hier  angestellten  betrachtungen  gelten  zunächst  niir  für  die 
vokale  in  offenen  silben,  sofern  sie  nicht  in  der  letzten  silbe  stehen,  dann 
aber  auch  für  diese,  in  durch  ausnahmegesetze  beschränkter  ausdehniuigy 
und  ebenso  für  die  vokale  in  geschlossenen  silben. 

')  Für  die  vokale  der  letzten  silben  können  auch  gewisse  reime,  na- 
mentlich im  Me.y  herangezogen  werden.  Doch  reichen  diese  angaben  nicht 
aus,  um  die  ausspräche  des  Lat.  in  früheren  jahrh.  nach  quantität  und 
qualität  wirklich  verstehen  zu  können. 

')  Mein  gewährsmann  hierfür  ist  mein  freund  Fred  Bradshaw,  M.  A. 
Oxford,  der  sich  unlängst  durch  ein  buch  über  die  soziale  entwicklon^ 
Kanadas  einen  namen  gemacht  hat.  Ich  machte  die  bekanntschaft  dieses 
vortrefflichen  mannes  vor  vier  jähren,  als  er  nach  vorzüglich  bestandenem 
examen  in  den  classics  auf  ein  dadurcli  erhaltenes  Stipendium  in  Berlin 
nationalökouomie  studierte.  Die  gründlichkeit  seiner  kenntnis  der  alten 
sprachen,  und  der  opferfreudige  ernst,  mit  dem  er  mir  bei  diesen  stndien 
behilflich  war,  stellen  mir  die  grol'se  mehrzahl  seiner  angaben  auTser  iweifeL 
Bei  unseren  Studien,  denen  wir  den  kl.  Georges  zu  gründe  legten,  war  es 
unser  bemühen:  1.  alle  einüüBse  der  „italian  pronunciation''  auszuschalten 
und  2.  innerhalb  der  alten  traditionellen  ausspräche  in  erster  linie  die  auf 
den  kleinen  schulen  gepflegte  zu  geben,  weil  dort  m.  e.  die  alten  gepflogen- 
heiten  eher  unbeeinflufst  gebliebeu  sind,  als  auf  den  Universitäten  nnd 
gröfsereu  institutcn.  In  wie  weit  es  mir  gelungen  ist,  die  ältesten  ans* 
sprachen  zu  fixieren,  darüber  mag  die  kritik  entscheiden.  Möchten  doch 
gerade  durch  die  unvoUkommenheit  meiner  Studien  sich  viele  veranlalst 
sehen,  bald  und  emsig  mitzuarbeiten  an  der  darstellung  eines  der  ge- 
waltigsten dokumente  zur  geschichte  der  engl,  spräche, 
noch  ehe  es  uns  durch  die  moderne  tendenz  der  „italian 
pronunciation''  verloren  gegangen  ist 


DIE  QUANTITÄTES  DEK  ACCBNTVOKiLE  ETC. 


207 


Ellis  hat  die  ergebnisse  der  zeiig:nisse  aus  dem  16.  jahrb. 
(nr  die  vokale  a,  e,  i,  (y).  o,  richtig  vorgetragen  in  O.E.E.Pr. 
p.  843  ff.  Er  gibt  Urnen  die  folgenden  lautwerte :  1.  aa,  a :  (ä,  ä) ; 
2.  ee,  e:  (e,  e,  ae);  3.  ii  >  s',  e',  i:  (I,  T);  4.  oo,  o:  (ö,  Ö). 
Diesen  entsprechen  die  heutigen  laute:  1.  e',  »,  a  (a,  ä);  2.  l,  e 
(e,  ?);   3.  3',  i  (I,  1);   4.  0",  0  (ö,  ö). 

Den  lauten  ü,  fi  gibt  E.  die  lautung  yy,  u,  entsprechend 
heutigem  jü,  u.  Wenu  auch  alle  beispiete,  die  er  auf  p.  844,  fj 
citiert,  diese  yy-aussprache  für  alle  längen  bezeugen,  so  hätte 
ihm  doch  nicht  entgehen  dürfen,  dafs  auch  die  kürzen  (lat.  ti) 
diesen  yj--  und  nicht  den  u-laut  haben  können,  wie  die  von 
ihm  citierten  transkriptionen  cucuUum,  fugiunt,  cumulavit  u.  s.  f. 
üeigen.  —  Ferner  wird  für  die  länge  0  noch  eine  zweite 
au-ssprache  sicher  bezeugt,  die  E.  aber  in  seiner  darstellong 
auf  p.  844  mit  bewnfstsein  nicht  vorträgt,  obwohl  er  die  Zeug- 
nisse darüber  an  anderer  stelle  abdruckt  (p.  166  ff.).  Es  sind 
die  angaben  des  orthoepisten  Sir  Thomas  Smith  nach  denen 
lat.  ü  aucl»  ü  gelautet  wurde.  —  AVii'  haben  also  für  ü  und  ü 
je  zwei  aussprachen  im  16.  jahrh.  anzusetzen:  1.  u  —  a  und  yy; 
2.  ri  =^  u  und  yy,  ohue  zunächst  sagen  zu  können,  in  welcher 
beziehung  diese  zu  einander  stehen.  — 

Aus  den  ne.  lautungen  und  diesen  Zeugnissen  aus  dem 
16.  jahrh.,  ergibt  sich  nun  der  folgende  tatbestand:  Spätestens 
vom  16.  jahrh.  ab  sind  lange  und  kürze  unterschieden 
worden,  und  diese  quantitierungen  haben  sich,  mit 
ausnähme  von  ü  =  ü,  bis  heute  erhalten  und  wie  die 
entsprechenden  englischen  vokale  weiter  entwickelt. 

Mit  diesem  eig:ebni8  ist  aber  noch  wenig  gewonnen.  In 
das  eigentliche  prinzip  der  engl,  ausspräche  der  lat.  vokale 
sind  wir  noch  nicht  eingedrungen.  Es  bleiben  uns  die  quali- 
täten  der  lante  unverständlich,  und  auch  die  frage,  ob  die 
Quantitäten  (iSnge  und  kurze)  in  früh-  und  spätme.  zeit 
unterschieden  wurden,  bleibt  unbeantwortet. 

Um  hierüber  ins  klare  zu  kommen,  bedarf  es  aus  mangel 
an  genügenden  Zeugnissen  einer  hypothese,  auf  die  uns  die 
folgende  Überlegung  f ühit :  Wäre  die  lat.  ausspräche  von 
frühester  zeit,  oder  wenigstens  vom  Frühme.  ab,  nach 
Quantität  und  qualität  korrekt  gewesen,  so  hätte  unsere  ne. 
lat.  ausspräche  folgende  laute:  1.  e',  £e  ^=  (ft,  ä);  2.  T,  e,  (16 
jahrh.  ebenfalls  i,  e)  =  (e,  f;  e  =  vulg.  lat  ?!);   8.  a',  i  = 


(I,  I);  4.  a,  0  =  (ö,  ft;  ö  =  vulg.  lat.  o!);  5.  s"-,  3,  u  =  (fl,  ü). 
Von  diesen  hat  aber  das  Ne.  nur  die  entsprechungen  für  die 
sozusagen  neutralen  laute  a  und  i.  Die  tatsächliche  lautang 
aber  der  übrigen  vokale  (cf.  oben)  beweist,  dafs  unsere  theo- 
retisch angesetzten  korrekten  lautungen  im  Me.  nicht 
existiert  haben. 

Immerhin  konnte  aber  im  Me.  nicht  darauf  los  gelantat, 
sondern  es  mufste  auch  damals  nach  gewissen  prinzipien  ver- 
fahren worden  sein.  Welches  waren  nun  die  prinzipiell,  die 
die  me.  ausspräche  der  lat.  vokale  regelten?  —  Meine  gedanken 
hierüber  stützen  sich  auf  dreierlei:  1.  auf  die  tatsache,  daXs 
im  M.  Ä.  die  führenden  engl,  gelehrten  (die  voi-nehmen  geist- 
lichen) —  wenigstens  während  der  entsiheidungs vollen  frilhme. 
zeit  —  entweder  Franzosen  (Normannen)  waren,  oder  doch 
wenigstens  ihi-e  blldung  in  Frankreich  empfangen  hatten. 
(Paris:  die  zentrale  der  gelehrtenweit;  Änselm:  in  der  kloster- 
schule zu  LeBec;  Lanfrank.  erzbischof  von  Canterbury.)  2.  auf 
die  heutigen  und,  soweit  sie  auch  bezeugt  sind,  friihne.  qua- 
litäten  der  vokale  in  offenen  silben  (spez.  accentsüben)  mehr- 
silbiger frz.  lehuwörter  im  Englischen.  [Zunächst  komme^. 
dabei  nur  diejenigen  Wörter  in  betracht,  die  auch  im  . 
gelehrt  waren,  die  sich  also  als  dii-ekte  entlehnungen  aus  dei 
Lateinischen  der  damaligen  zeit  erweisen,  wie  piiy,  drewm-' 
äsion  usw.,  dann  aber  auch  die  anderen.]  3.  auf  das  für  die 
vokale  der  frz.  lehuwürter  geltende  quantitierungsgesetz, 
auf  das  ich  hier  verweisen  muTs  (cf.  s.  237). 

Aus  2  ergibt  sich  für  alle  e  und  o  in  offenen  Silben  ■ 
die  in  der  letzten  silbe  machen  öfters  eine  ausnähme  —  di^ 
offene  ausspräche,  für  alle  u  [dafs  lat.  u  ^  ü  ist  in  gelehrten 
frz.  entlehnungen  aus  dem  Lat.,  beruht  auf  den  lautverhält- 
uissen  im  Afz.]  die  ausspräche  jü.  Setzen  wir  diese  qualitäten 
in  unser  konstruiertes  Schema  ein  (die  übrigen  vokale: 
stimmen  ebenfalls),  so  ist  die  heutige  engl,  aussprachlä 
der  lat.  vokale  in  offenen  silben  nach  qualität  geJ 
geben,  und  auch  die  tatsache  ist  erklärt,  dafs  fast  all4( 
lat  it  in  offenen  silben  die  jo-aussprache  haben. 

Vergegenwärtigen  wir  uns  dazu  die  tatsache  1,  daüs  < 
me.  Latein  (wenigstens  in  der  wichtigen  ersten  zeit)  gai 
unter  dem  banne  frz.  gelehrter  stand,  so  können  vrir  ru) 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC. 


209 


den  schlurf)  ziehen,  dal's  die  heutigen  Qualitäten  der  lat. 
vokale  in  der  engl,  ausspräche  (sie  siai  zunächst  ohne 
quantitative  divergenz  anzusetzen)  sich  als  ein  erbgnt 
der  afz.  ausspräche  des  Lateinischen  erweisen.') 

Und  die  quantitätea?  Darüber  kann  kein  zweifei  sein, 
daTs  vom  frühen  M.  A.  ab  die  'Quantitäten  der  lat.  vokale 
gekannt  wurden,  wenn  auch  mit  mehr  oder  weniger  grofser 
Sicherheit,  je  nach  der  blute  der  gelehrsamkeit  zu  den  ver- 
schiedenen Zeiten  und  an  den  verschiedenen  orten.  Ob  man 
aber  eine  spez.  zum  dichten  von  zumeiat  hexameteni  erwor- 
bene theoretische  erkenntnis  auch  in  praxi s  umgesetzt 
hat,  ist  eine  andere  frage,  die  sieb  schwer  allgemein  beant- 
worten läfst. 

Diese  frage  ist  uns  nun  8pez.  wichtig  für  die  frz.  aus- 
spräche des  Lat.  im  IL  und  12.  jabrh.,  unter  deren  bann  ja 
die  frühme.  ausspräche  des  Lat.  gestanden  hat.  Schliefen 
wir  aus  den  quanlitäten  frz.  gelehrter  lehnwnrter  ans  dem 
Lat.,  die  während  des  Me.  ins  Engl,  aufgenommen  wurden 
(cf.  8.  237),  so  ergibt  sich  das  eine,  was  auch  durch  die  lau- 
tungen  gelehrter  afz.  entlehnungen  im  Modemfrz.  bestätigt 
wird,  dafs  das  Afz.  i.  d.  R.  keine  länge  für  die  vokale 
solcher  Wörter  kannte,  die  bei  korrekter  ausspräche 
länge  hätten  haben  müssen  (cf.  ne.:  anthörity  (o),  afz.: 
autorite  (o),  lat.:  auctoritatem  (ö)  usw.,  usw.). 

Aber  damit  ist  weiter  noch  nichts  gesagt,  als  dafs  die 
afz.  qnantitätsverhältnisse  den  lehnwörtem  aus  dem  Lat.  nicht 
mehr  die  differenzierung  nach  länge  und  kürze  gestatteten, 
die  für  die  Urbilder  aller  dieser  lehnwörter  innerhalb  der 
afz.  ausspräche  des  Lat.  ev.  doch  eingehalten  worden  ist. 

Ebenso  wenig  wie  über  die  riuantitierung  in  der  afz.  aus- 
spräche des  Lat-,  die,  wie  gesagt,  für  die  offizielle  ausspräche 
des  Lat.  im  Frühme.  anzusetzen  ist,  lälst  sich  über  die 
praktisch  ausgeübte  quantitierung  der  lat.  vokale  im 
späten  Me.  etwas  bestimmtes  sagen,  obwohl  auch  für  diese 
zeit  über  die  theoretische  keuutnis  der  lat.  quantitierung  kein 
zweifei  sein  kann.  (Renaissance:  Gower's  lat.  Dichtungen  usw.) 


>)  Unerklärt  bleibt  dabei  unr  die  s-anstprache  für  urgpr.  fi  in  einigen 
«ffenen  ulben  (studj)  und  in  den  geschloueuen  silben.    Doch  darfiber  aplter. 


210  C.  HECK, 

Die  heutigen  qualitativen  divergenzen  (Itt  If  ^^  i,  lat. 
T  =^  9',  usw.),  die  die  quantitativen  zur  folge  hatten,  and 
auch  die  Zeugnisse  aus  dem  IG.  jahrh.  machen  es  nun  gew 
dafs  zu  beginn  der  neuzeit  (hunianismus)  regelrech 
dilferenzierung  ausgebildet  war. 

Man  kann  nun  darin  (genauere  Zeugnisse  fehlen)  einen* 
durch  die  Uumanisten  zur  reife  gebrachten,  aber  schon  durch 
das  ganze  M.  E.  zu  immer  gröfserer  klarheit  kommen- 
den prozeTs  erblicken,  es  ist  aber  auch  möglich,  ja  sogar 
wahrscheinlich  (cf.  Erasmus:  De  recta  pron.  serm.  lat.), 
dafs  erst  von  den  humanisten  ab  die  lat.  quantitäten 
wieder  korrekt  ausgesprochen  wurden,  eine  gewaltige 
neuerung  fürwahr,  die  für  die  ausspräche  der  englischen  lehn- 
wörter  epochemachend  werden  sollte. 

Ob   damals  die  vokale  allgemein   auch   einer  reform 
bezug  auf  ihre  Qualitäten  unterzogen  wurden,  oder  ob  i 
wenigstens  einen  versuch  damit  gemacht  hat,  darüber  fefalai 
frühne.  Zeugnisse  fast  ganz,  und  aus  der  heutigen  aussprad 
Heise  sich  nur  das  gerade  gegenteil  erschliefsen.    Für  die  i 
erster  linie  in   betracht  kommenden  vokale  e  und  o 
die  lautuugeu  der  damaligen  zeit  einer  reform  nicht  günstig: 
der    e  -  livut    ging    gerade    in    i    über    und    das    geschlossene 
Q  war  soeben  zu  ü  geworden.     Dafs  aber  wenigstens  für  n 
eine  gewisse  reform  angebahnt  wui'de,  scheint  aus  orthoepist£ 
sehen  zeuguLsseu  hervorzugehen.     Zunächst  was  u  anbetrifll 
so  gibt  z.  b.  Thomas  Hart  [der  grofse  Staatsmann  und  spracl^ 
gelehrte,  ein  liumanist  vom  reinsten  wasser,  1531  B.  A.  CambrJ 
diesem  laut  die  ausspräche  tl  und  nicht  ü  =  yy.    cf.  Ellis  167: 
a  Latinam  {=  u)  apertissimam  habemus  Angli,  quamvis  illam 
non   agnoscimus,    jani  longo    tempore   a   Gallig   magistris 
decepti ')  (cf.  auch  Ellis  p.  166,  zweite  hälfte).     Aus  diesen 
citaten  geht  aber  nicht  hervor,   dafs  dieser  fi-laut  anch  i 
offenen  ailben  lat.  Wörter  tl  und  nicht  yy  wurde;  die  tatsäd 
lieh  überlieferten  lautungen  (cf.  Ellis  p.  844)  kennen  da  i 
die  gu-aussprache.    Vielleicht  denkt  Hart  dabei  nur  an  die  \ 
in  geschlossenen  silben.    Für  diese  ii-ausspiache  braucht  i 


')  Die»eB  citat  bestätigt  abrigena  nnaere  bjpothese  Über  die  hani&- 
niBtUcbe  lantumgestaltung  einer  früheren  fri.  aaBspracbe,  nuui  bedenke: 
ioago  t^mfore  r  GsJlis  magifltriB  deceptL 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCBNTVOKALE  BTC. 


111 


aber  nicht  in  erster  linie  &n  eine  ohne  zuBammenhang'  mit 
dem  Englischen  eingeführte  umlautung  zu  denken,  sie  konnte 
einfach  au»  dem  Englischen,  wo  ja  geschlossenes  ii  in  lehn- 
wöilem  im  15.  jahrh.  zu  u  wird  (ne.  just  usw.),  hinüberge- 
drungen sein.  Allerdings  Hegen  die  Verhältnisse  in  diesen  lehn- 
wörtern  ebenfalls  noch  nicht  klar,  und  eventuell  ist  dieser 
Vorgang  im  engl,  lehnwortmaterial  erst  die  folge  einer  reform 
der  tl-auss|iraclie  im  Lateinischen,  die  dort,  wie  Hart  bezeugt, 
der  kurze  ü  den  lant  u  gab;  doch  weisen  aber  schon  frühme. 
reime  wie  Titus:  iis  usw.  eher  auf  Vorgänge  innerhalb  des 
Englischen  hin.  —  In  offenen  silben  hat  sich,  wie  gesagt, 
korrektes  ü  nicht  halten  können.  ^\'ir  finden  es  nur  in  einigen 
wenigen  fällen,  von  denen  study  (a)  neben  Student  (ja)  das 
bekannteste  ist. 

Was  lat.  a  anbetrifft,  so  könnte  man  in  Cheke's  fl  =^  o" 
ebenfalls  eioe  humanistische  neuerimg  zur  herstellung  einer 
richtigen  qnalität  des  a  sehen,  doch  auch  mit  ebenso  wenig 
Biclierlieit ')  — 

Obwohl  im  grofsen  und  ganzen  noch  heute  diese  huma- 
nistische korrekte  ausspräche  der  lat.  quantitäten  in  der  engl 
ausspräche  des  Lat.  vorherrscht,  haben  sich  doch  im  laufe  der 
Jahrhunderte  und  selir  wahrscheinlich  in  vielen  fällen  schon 
von  anfang  an  ungenauigkeiten  eingeschlichen,  (änio  =  e'mo) 
nicht  in  erster  linie  durch  schlechte  kenntnis  der  quantitäten, 
sondern  durch  einen  formzwang.  Die  erkläning  aller  dieser 
erscheinungen  ist  für  die  geachichte  der  einzelnen  lehnwörter 
von  derselben  Wichtigkeit,  wie  die  darstellung  der  prinzipien, 
die  die  engl,  ausspräche  des  Lat.  regelten,  für  das  Verständnis 
der  quantitierung  der  lehnwörter  überhaupt.  Wir  wenden  uns 
daher  in  einem  zweiten  kapitel  zur  darstellnng  dieser  er- 
scheinungen. 

2.  Formzwang  innerhalb  der  humanistischen, 
quantitierenden  ausspräche  der  lateinischen  vokale. 
Dieser  formzwang    wird    ausgeübt:    1.    durch    das    laL 
I  aprachgat;    2.  durch  das  engl,  lehnwortmaterial.    Eine  klar- 

>)  JeUt  wird  die  qnalitatiTe  reform,  die  im  16.  JAhrh.  wegen  ungfln- 
iliger  Tokalverbfiltuisse  scfaeiterle,  in  der  log.  italian  prou.  wiedei  Torge- 
numnien,  nnd,  wie  uunnehmeu  'M,  init  darcbgeheiideni  erfolge. 


212  C.  HECK, 

stelloDg  dieser  mannigfacli  verzweigten  analogieen  ist  dabör 
nnr  möglich  auf  einer  einsieht  in  die  quantitierimg  des  g^ 
samten  lat.  sprachguts  und  des  gesamten  engL  lehnwortma- 
terials.  Ich  behandle  liier  nur  die  analogie-quantitieningea 
für  das  den  hauptaccent  tragende  lat.  i.  Allerdings  hätten 
zur  erklärung  vieler  eng!.  Quantitäten  (cf.  z.  b.  silence)  auch 
die  lat,  anbetonten  und  nebenbetonten  i  untersucht  werden 
müssen,  doch  dachte  ich  vor  vier  jähren,  als  ich  diese  stndien 
machte,  noch  nicht  so  weit.  Ich  muCs  auf  später  damit  vei 
trösten. 

Wann  die  einzelnen  analogieen,  die  hier  zu  untersuchei 
sind,  zuerst  aufgetreten  sind,  Urst  sich  nicht  bestimmen,  i 
historische  Zeugnisse  fast  immer  fehlen.  Fürs  16.  jalirh.  hat 
EUis  belege  (cf.  0.  E.  E.  P.  p.  844,  45).  "\'on  diesen  fallen  nur 
zwei  auf  i:  nämlich  die  aussprachen  dico  (d'),  tibi  (a'),  gegen 
die  Salesbury  polemisiert. 

Die  inkorrekten  quantitierungen  für  die  lat.  accentvokÄle 
a,  e,  0,  u,  deren  besprechung  ich  vornehmen  werde,  sobald  ich 
das  hierzugehörige  engl.  lehnwortmaterial  geordnet  habe, 
schicke  ich  zunächst  voraus,  mit  der  bitte  um  nachprüfang' 
und  ev.  korrekturen. 

Die  anordnung  des  materials  erfolgte  nach  der  auf  s.  25i 
darzustellenden  Ordnung  des  engl,  lehnwort  materials. 

Abteilung  I. 

Inkorrekte  quantitierungen  fOr  die  lat.  accentvokale  a,  e,  o,  q 
in  offenen  sUben  mehreilbiger  'wÖrter. 

Accentvokal  a. 

a)  In  paroxytonis. ') 
■ba:  fäba  (e'),  Säba  (e');  -ca:  bsca  (ae);  -ga:  plSga  {e')J 
ma:  Zäma  (e'),  dama  (k);  -sa:  cäsa  (e*);  -ta:  Säbräta  (e')ji 
■ta:  spätha  (e',  se);  -lam:  pälam  (e'),  pro-pälam  (e');  -grans: 
flägrans  (e');  -mans:  amans  (e'),  per-ämans  (e');  -gax:  sägax 
(e')j  -lax:  ^]ax(e');  -j""::  räpas(e*),  cäpax(e'};  -ge.  väge(e'); 
-le:  mälö  (e');  -re:  märe  (e');  -»wen:  flftmen{Ee),  examen  (ael); 
■gens:  ägens  (e');  -lens:  vaietts(e');  -rens:  pärens  (ae,  e);  -tens 
patens(e'),  lätens(eO;  -ber:  scäber(e'),  Cäläber{e'),  gl&ber(et)i. 


■)  d.  b.  Dach  der  engl,  ausspräche  des  Lat. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALB  ETC.  213 

cer:  &l&cer,  mäcer  (e'),  M&cer  (e*),  säcer  (e');  -fer:  väfer  (e'); 
-2)er:  äper  (eO,  cäper(e');  -ter:  päter  (ae,  e*),  quäter  (e^);  des: 
Arcädes(e');  -les:  Cäles  (e*),  Päles(e*);  -mes:  fämes  (e');  -res: 
D&res  (e);  -fex:  lätex  (eO;  hri:  Calabri  (e*)?;  -si:  quasi  (e*); 
'tim:  stätim  (e^);  -cris:  Trinäcris  (e*);  -bis:  Nabis?  (e*);  -gis: 
Agis  {&),  m&gis  (e);  -nis:  cänis  (e'  selten  se);  -pis:  läpis  (e*), 
äpis  (e^);  -ris:  bim&ris  (e);  -sis:  Parrhäsis  (ßf),  phräsis  (e*,  ae), 
bäsis(e');  -tis:  nätis  (eO,  s&tis  (e',  ae);  -vis:  ävis  (e*),  gravis 
(e*),  per -gravis  (e'),  prae- gravis  (eO;  -trix:  nätrix  (e*); 
-60:  läbo  (e^),  scäbo  (e*),  str&bo  (e*);  -co:  dr&co  (e'),  Dräco 
(e*?);  'Cro:  s&cro  (e*)  und  resä<5ro  (e*);  -go:  vigo  (e*);  -gro: 
flägro  (e*),  con-fl&gro  (e*),  p6r-ägro  (e*);  -ho:  tr&lio  (e*), 
ebenso:  per-,  ex-,  de-,  dis-,  pro-,  con-,  at-;  -lo:  &lo  (ae  und 
e');  -mo:  ämo  (e^);  -wo:  cäno  (e*),  oc-c&no  (e*);  -ro:  &ro  (e^, 
ex-,  circum-,  päro  (e),  re-,  aequi-;  -to:  cäto  (e*),  näto  (e*), 
super-,  in-,  de-,  e-,  Pläto  (e*);  -tro:  l&tro  (e*);  -vo:  cävo 
(e*),  con-,  ingrävo  (e%  de-,  lävo  (e*),  circum-;  -bor:  l&bor 
(ae,  vielleicht  aber  auch  e*);  -dor:  vädor  (e');  -gor:  frägor 
(e*),  vägor  (e*),  per-,  e-;  -lor:  cälor  (e*);  -mor:  ämor  (e*); 
'por :  väpor  (e*),  s&por  (e*) ;  -tor :  dätor  (e'),  s&tor  (e') ,  St&tor 
(e');  -vor:  fävor  (e*),  pävor  (eO;  -os:  ch&os  (e^);  -bos: 
läbos  (e');  -mos:  Sämos  (e*);  -phos:  Päphos  (e');  -ros:  Phäros 
(e');  'brum:  labrum  [beide]  (e*);  -dum:  vädum  (e*);  -gum: 
sägum  (e^);  -lum:  mälum  (e'),  sälum  (e*);  -rum:  pärum  (e*); 
'tur:  sätur  (e');  -cus:  äcus  (e*);  -dus:  grädus  (e'),  Pädus  (e*); 
-gus:  mägus(e^),  vägus(e'),  circum-;  -Ins:  malus (e'),  pälus(e*), 
sälus  (e');  -nus:  planus  (e*),  mänus(e*);  -rus:  seärus  (e);  -tus: 
cätus  (e^),  öculätus  (e'),  sätus  (e*,  ae),  Status  (e*) ;  -vus :  ävus  (e*), 
c&vus  (eO,  fövus  (e*). 

b)  in  Proparoxytonis. 

-mea:  främea  (e*);  -nea:  castänea  (e*);  -vea:  cävea  (e*); 
'heo :  häbeo  (e*) ;  -ceo :  fäceo  (e*),  jaceo  (e'),  circum-,  pläceo  (ae,  e*), 
com-;  -leo:  väleo  (e^),  prae-;  -neo:  mäneo  (e*),  re-,  per-;  -teo: 
l&teo(e'),  inter-,  päteo (ae und e^,  scäteo(e');  -reo:  cäveo,  prae-, 
fäveo  (e'),  päveo  (e*);  -seus:  carbäseus  (e*);  -bia:  Aräbia  (e^); 
bria :  Calabria  (e*) ;  -cria :  Trin&cria  (e') ;  -dia :  Arcädia  (e*) ; 
'dria:  Hädria  (e*);  -lia:  Thessälia  (e%  castälia  (e*);  -nia: 
Dardänia  (e^);  -pia:  S&läpia  (e*);  -ria:  Sämäria  (6),  bar- 
bäria  (ae,  e);   -sia:  Parrhäsia  (e^,  Äsia(e*);   -iia:  Palätia(e*), 

AnglU.     N.  F.    XVU.  15 


214  C.  HECK, 

Dalmätia  (e*);  -tua:  pätaa  (ae,  e*);  -frica:  Africa  («);  -rica: 
falarica  (ae);  -lias:  alias  (e*);  -tias:  sätias  (e^;  -clftas:  ca- 
päcitas  (ae),  dicacitas  (e\  ae) ;  Utas :  qualitas  (e*  und  o) ;  -niieis : 
vänitas  (ae);  -rie:  värie  (e);  -piefis:  sapiens  (ae,  e*);  -tiens: 
pätiens  (ae,  e^;  im-;  -clfer:  bacif er  (ae  oder  e*) ;  -viger:  nftviger 
(ae);  4iter:  äliter  (e*);  -crit^:  äcriter  (e^oderae);  -des:  äcies 
(e*  oder  ae),  mäcies  (e*);  -nies:  sänies  (e*);  -6tt:  F&bii  (e*); 
'hilis:  häbüis  (ae  und  e^,  in-,  st&bilis  (e*),  in-;  -cto:  gl&cio 
(e*),  con-,  jäcio  (ae!),  ad-jäcio  (e*),  super -j&cio  (e*);  -die: 
r&dio  (e*);  -Uo:  älio  (e*),  sälio  [beide]  (e*),  bamb&lio  (e*); 
-nio:  länio  (e');  -pio:  capio  (e^undae),  ante-capio  (e*),  räpio 
e*  und  ae) ,  säpio  (e*) ;  -rio :  pärio  (e  und  aS) ,  värio  (ö) ;  -Uo : 
ratio  (eO,  sätio  sb.  (e'),  sätio  v.  (e*),  ex-,  dätio  (e*),  stätio  (e*); 
'Vio:  pävio  (e*);  -vigo:  navigo  (ae),  circum-,  prae-,  in-,  6-,  i-e-; 
-mino:  contamino  (ae),  exämino  (ae);  -gito:  flagito  (ae);  -mito: 
declämito  (ae,  e*);  -Hon:  Deucälion  (e*);  -tior:  spätior  (e'),  ex-, 
p&tior  (ae  und  e^);  -ricor:  praeväricor  (ae);  -nitor:  janitor  (ae); 
'bium:  labium  (e');  -chium:  brächium  (ae);  -dium:  gl&diom  (e^ 
und  ae),  Stadium  (e*);  -gium:  plägium  (e*),  naufrägium  (ae,  e'); 
'Sitim:  gymnäsium  (e') ;  -liwu:  spätium  (e'),  L&tium  (e*) ;  -vium: 
Patävium  (e*);  -niciim:  pänicum  (ae);  -eins:  Atr&cius  (e'); 
'Crhis:  Trinäorius  (e*);  •dius:  glädius  (e*  und  ae),  Arcädius 
(e*),  rädius  (e*);  -Uus:  älius  (e*,  ae),  Castälius  (e*) ;  -nitis:  Dar- 
dänius  (e');  'rkis:  varius  (e),  agrärius  (e),  Icärius  (ae,  eX  MÄ- 
rius  (e);  'Sius:  (Jaucäsius  (e');  -fricus:  Africus  (ae);  -ticus: 
fanäticus  (ae),  Asiäticus  (ae),  pTräticus  (ae);  -ridiis:  aridns 
(ae);  -möcles:  Dämocles  (ae);  -polis:  Neäpolis  (&);  -logus:  ge- 
nealogus  (ae) ;  -gorus:  proägorus  (ae);  -nua:  janua(8e);  -cula: 
bäcula  (ae  und  e') ;  -jmla:  cräpula(ae);  -cuo:  äcuo(e*?);  -puloi 
väpulo  (ae);  -biilor:  päbulor  (ae);  -tulor:  gratulor  (ae),  con-; 
'bulum :  päbulum  (ae) ;  -cülum :  öräculum  (e*  und  ae),  obstacolum 
(ib),  cenaculum  (ae),  coägulum  (ae);  -nulu^:  anulus  (ae). 

Accentvokal  e. 

a)  In  Paroxytonis. 

-a:  Tegea  (I),  propterßa  (l!);  -dra:  cathMra  (xaO-ddQo) 
(T);  'tnu:  thtfma  (I);  -na:  gena,  ae  (T),  convßna  (T),  draconi- 
ggna  (I);  -pa:  nepa  (T);  -qua:  equa  (T);  -ra:  h6ra(T),  8Sra(t); 
'f(is:  nefas  (i);    -fas:   ebriötas  (T);    -max:  Smax  (T);    -nax: 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTYOKALE  ETC.  215 

tßnax  (T);  -quax:  s6quax  (T?);  -rax:  fgrax  (T);  -de:  Andro- 
mfide  (T);  -ne:  b6ne  (T),  aber  benedico  hat  6;  -re:  före  (T); 
-mel;  s6mel(T);  -cens:  d6cens(T),  r6cens(T);  -men:  f6men(T?); 
-gens:  ßgens  (T);  -mens:  Clemens  (g);  -nens:  anguitönens  (T); 
-pens:  rgpens  (T);  quens:  frgquens  (T),  sgquens  (I);  -ler: 
c61er  (T);  -des:  pgdes  (T);  -nes:  p6nes  (T);  -qaes:  feques  (T?); 
-res:  Cßres  (T),  t6res  (T);  -ses:  rßses  (T);  -cet:  cond6cet  (T); 
-nex:  sßnex  (T);  -n:  h6ri  (I);  -nim:  6nim(T);  -bris:  maliSbris 
(T) ;  -mis :  Th6mis  (e,  T) ;  -sis :  th6sis  (T) ;  -o :  80  (T),  ad-,  ante-, 
flfeo  (T,  e),  I60  (T),  m6o  (T),  cr6o  (T),  qufeo  (T);  -co:  n6co  (6,  T); 
'do:  Mo  (6),  edo  (T)  (werden  unterschieden);  -do:  rep6do  (T); 
-go :  nggo  (T),  de-,  de-t6go  (I),  rggo  (T,  6) ;  -ho :  v8ho  (T),  e-,  ad-, 
de-,  in-,  con-;  -lo:  congSlo  (I),  re-;  -mo:  6mo  (T),  cr6mo  (1), 
con-,  ggmo  (e  und  1),  frgmo  (e  und  T);  -no:  g6no  (T  oder  e), 
r6no  (I) ;  -po :  röpo  (6) ,  e- ,  ar- ;  -ro :  ggro  (6  aber  auch  I), 
N6ro  (T) ,  s6ro  (1) ,  con- ,  aber  consßro  (8)  (besäen) ,  tßro  (T) ; 
'to:  demgto  (l),  p6to  (e,  T),  r6p6to  (T?),  expßto  (T),  compßto  (T), 
v6to  (T);  'tro:  rStro  (T);  -vo:  reKvo  (I);  -on:  C16on  (T); 
'lops:  Pelops(l);  -or:  r6or(T);  -cor:  dfecor  (I?),  prßcor  (T), 
de-,  com-;  -hör:  circumv6hor  (T);  -quor:  söquor  (T),  pro-, 
ex-,  in-,  con-,  ob-;  -rar:  qufror  (e,  T),  con-;  -pos:  ?pos  (ixog) 
(T),  ngpos  (T),  abnöpos  (T),  NÖpos  (T);  -rox:  förox  (T);  -dum: 
PÖdum  (T);  -tum:  fretum  (1);  -trum:  mgtrum  (I);  -cur:  jficur 
(T  und  e) ;  -mur :  f Ömur  (I) ;  -us :  dßus  (T,  e) ,  möus  (T) ,  röus 
(I),  corporöus  (!'),  -a,  -um;  -Ins:  utrapßlus  (l');  -drus:  cedrus 
(T)  (xiÖQoc:) ;  -mus :  nemus  (T,  e) ,  RÖmus  (i) ;  -niis :  ggnus  (T), 
quat^nus  (l),  protßnus  (f),  aliquatönus  (l'),  hactßnus  (f), 
penus  (I),  v6nus  (I) ;  -quus :  fequus  (T) ;  -ras :  förus  (T),  hßrus  (I), 
m6rus(T);  -tus:  mötus  (T);  -dux:  r6dux  (T). 

b)  In  Proparoxjrtonis. 

'paro:  söparo  (e);  -atrum:  amphltheatrum  (T) ;  -gasus:  Pe- 
gasus (e);  -naetis:  -dera:  h6dera(e, T);  -legans:  elegans(e),  in-; 
'heniens:  vßhemens  (1);  -beo:  hSbeo  (T);  -ceo:  döceo  (T);  -deo: 
s6deo  (T),  circum-,  per-;  -geo:  6geo  (I);  -neo:  t^neo  (I);  -queo: 
ngqueo  (I);  -reo:  mSreo  (e,  T);  -bäo:  hfebeto  (T?);  4evo: 
e-levo  (e);  -deor:  mödeor  (I);  -reus:  sidßreus  (T);  -bia: 
Tröbia  (e,  i);  -dia:  inedia(e,  T);  -wia:  venia  (T),  Arminia  (T); 
'ria:  macgria  (e?),  Egßria  (T),  CamSria  (T),  matßria  (T,  e); 
'dica ;  p?dica  (T) ;  'tiam :  6tiam  (T,  e) ;  -ritas :  fßritas  (I),  auste- 

15* 


216  C.  HECK, 

ritas  (T,  e),  -gie :  egrggie  (T) ;  -dens :  dßciens  (i) ;  -niens :  convS- 
niens  (T);  -videns:  evidens  (e);  -minens:  eminens  (e);  -mifer: 
semifer  (e?);  -briter \  muliöbriter  (I);  -des:  spScies  (T);  -ries: 
s6ries  (I);  -cio:  intern6cio  (T);  -dio:  praepßdio  (T),  ex-;  -/io: 
obsolßfio  (T);  -gio:  16gio  (T),  rögio  (I);  -nio:  v6mo  (T),  ante-« 
e-  und  andere  kompos.  dis-,  con-,  ob-,  in-,  de-,  ad-,  circnm-; 
-no:  föiio(I?);  -primo:  dSprimo  (e,  T);  -dior:  congr^ior  (T?); 
'lior:  mSlior  (T);  -nior:  senior  (I);  -rior:  dextSrior  (I,  e), 
detSrior  (T  ?) ,  införior  (I),  intSrior  (T),  supßrior  (T),  expSrior 
(T),  postgrior  (T),  extßrior  (T);  -non:  Hyperion  (I);  -tion: 
agtion  (T);  -ditor:  creditor  (e);  -dmm:  mSdium,  -us  (T); 
-nium :  ingßnium  (I),  sSnium  (I) ;  -quium :  obsSquium  (T) ;  -ni«M : 
impgrium  (I),  magistSrium  (l),  adult6rium  (T) ;  -tium:  manuprS- 
tium(T);  -Wtim:  ministörium  (i) ;  -dituni:  creditum  (e);  -brius: 
febrius  (T);  -cius:  Döciiis(T);  -dius:  Pgdius  (I);  -gius:  egrggios 
(I);  'lins:  mSlius  (T);  -nius:  Arm6nius  (I),  gSnius  (T);  -nius: 
Parthßnius  (i);  -rius:  extgrius  (T),  aßrius  (I),  detSrios  (T?), 
aethSrius  (i),  ulterius  (1),  Tib6rius  (I);  -fictis:  veneficus  (e); 
-micus:  acadömicus  (e);  -thictis:  ethicus  (e),  arithmeticus  (e); 
'Odern:  Öodem  (I);  -loqueus:  eloqueus(e);  -dula:  acrMula  (e?), 
monedula  (e);  -nue:  instrenue  (e);  -cuki:  necubi  (e);  -julo: 
ejulo  (e);  -nuus:  strönuus  (e)  in-;  -gulus:  regulus  (T,  e),  Re- 
guius  (e). 

Accentvokal  o. 

a)  In  Paroxytonis. 

-ga:  t8ga(o");  -la:  flli81a(o"),  gloriöla  (o"),  memoriSla (o^), 
bestiöla  (o"),  areöla  (o^),  möla  (o"),  schöla  (o'*),  810^(0");  --ma: 
cöma  (o");  -na:  ausona  (o"),  Mona  (o"),  IliÖna  (o^*);  -pa:  pöpa 
(o'*);  -ra:  möra  1  (ö),  möra  2  (ö);  -sa:  rÖsa  (o^);  -to:  nSta  (o^), 
röta  (o");  -ad:  quö-äd  (o");  -mas:  NÖmas  (o'*),  drömas  (o'*); 
-nians:  cömans(o");  -caa::  prÖcax(o");  -lax:  cÖlax  (o'*);  -quax: 
löquax  (o");  -lae:  deliciölae  (o");  -be:  probe  (o'*);  -le:  sub- 
döle  (o^);  -pe:  pröpe  (o");  -ve:  növe  (o^);  -vem:  növem  (o^); 
-Uns:  cölens  1  (o",  o),  cölens  2  (o",  o),  völens  (o^);  -tensi 
pötens  (o");  -cer:  «öcer  (o^);  pröcer  (o");  -ces:  Cappadöces 
(o");  -mes:  cömes  (o^  o);  -nes:  AusÖnes  (o^),  LingÖnes  (o^); 
-pes:  Öpes  (o,  o^),  AethiÖpes  (o^);  -cri:  LÖcri  (o*);  -wr: 
dudvir  (o");    -cris:  Pröcris  (o"),  mediöcris  (o");    -m:  föris  (ö), 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENT VOKALE  ETC.       217 

fÖrifi,  bifÖris  (ö);  -tis:  pötis  (o");  -nis:  HjrperiÖnis  (o");  -m: 
Ovis  (o'»),  bovis  (o");  -o:  inchöo  (o");  -bo:  conglöbo  (o^), 
pröbo  (o'')  und  die  kompos.  com-,  ap-,  ex-;  -co:  löco  (o'*), 
e-,  vöco  (o")  und  die  kompos.  ad-,  con-,  a-,  de-,  pro-,  re-, 
e-;  'do:  modo  (o™);  -vo:  renövo  (o");  -go:  rögo  (o"),  ir-  und 
die  kompos.  inter-,  ob-,  cor-,  de-,  e- ;  -lo :  cölo  (o**,  o)  und  die 
kompos.  prae-,  re-,  ex-,  circum-,  dölo  1  (o"),  dölo  2  (o^),  e-, 
interpölo  (o"),  völo  1  (o^),  völo  2  (o**)  und  die  kompos.  in-,  e-, 
pro-,  ad-,  con-,  circum-,  a-,  de-,  praeter-,  mölo  (o'*) ;  -mo :  vömo 
(o",  o) ,  con-  und  die  kompos.  pro- ,  inter- ,  e- ,  re- ,  hömo  (o'*), 
domo  (o"),  e-;  -no:  söno  (o")  und  die  kompos.  con-,  re-,  in-, 
töno  (o^*)  und  die  komp.  at-,  circum-,  de-,  in-;  -quo:  cöquo 
(o",  o)  und  die  komp.  ex-,  re-,  con- ;  -ro :  decö'ro  (ö),  vöro  (o"), 
de- ;  'to :  Cröto  (o"),  nöto  (o")  und  die  komp.  an-,  de-,  e-,  röto 
(o");  -tho:  Ötho  (o");  -vo:  Ovo  (o^),  nÖvo  (o"),  in-;  -Ion:  SÖlon 
(o") ;  -cor :  jÖcor  (o"),  procor  (o") ;  -dar :  Ödor  (o") ;  -lor :  Ölor  (o"), 
cölor  (o^*),  dis-,  con-,  dolor  (o"),  -por:  sftpor  (o'*);  -quor:  löquor 
(o"),  prae-,  pro-,  ob-,  col-,  inter- ;  -ror:  möror(ö);  -xo5 :  öxos  (o) ; 
•cul:  procul  (o");  -6»t<w:  pröbrum  (o");  -cum:  cröcum  (o"); 
'dum:  propemödum  (o^*);  -lum:  balneftlum  (o"),  saviölum  (o'*), 
navigiftlum  (o"),  doliölum  (o"),  gladiölum  (o"),  sßlum  (o^); 
-mm:  forum  (ö);  -bus:  glöbus  (o"),  pröbus  (o");  -ctis:  föcus 
(o"),  locus  (o^,  o),  jöcus  (o^*),  procus  (o'»);  -diu^:  paröchus 
(o");  'dus:  modus  (o'*);  -gus:  prolÖgus  (o"),  rögus(o");  -lus: 
calceölus  (o"),  araneölus  (o'*),  aureölus  (o^),  alveölus  (o'*), 
filiolus  (o"),  ancillariölus  (o^),  librariolus  (o"),  bölus  (o"), 
cölus  (o"),  dolus  (o^),  sub-,  pölus  (o");  -mus:  auricömus  (o"), 
glömus  (o^),  dömus  (o^);  -nus:  onus  (o",  o),  bönus  (o"), 
per-,  sönus  (o'*)  und  die  kompos.  dis-,  con-,  clari-,  circum-, 
alti-,  armi-;  -jms:  trfipus  (o"),  opus  (o,  o")  aber  opei-is  (ö); 
-quus:  cöquus  (o");  -ru^:  förus  (ö),  chörus  (ö),  tftrus  (ö); 
'tus:  notus  (o"),  leuconötus  (o");  -vus:  növus  (o'*);  -nyx: 
önyx  (o"). 

b)  In  Proparoxytonis. 

-crates:  Söcrates  (o);  -pago:  propago  (ö);  -rator:  örator 
(o!);  'talum:  crötalum  (o'»);  -crea:  ftcrea  (o");  -lea:  sölea  (o^), 
ölea  (o") ;  -reas :  böreas  (ö) ;  -decim :  duödecim  (o") ;  -ceo :  döceo 
(o'*)  und  die  komp.  ad-,  per-,  de-,  e- ,  nöceo  (o") ;  -deo :  pröd-eo 
(ö?);    -leo:  döleo  (o"),  re-,  öieo  (o"),  söleo  (o");    -neo:  möneo 


218  C.  HECK, 

(o")  und  die  komp.  ad-,  e-,  con-,  de-,  per-;  -veo:  vöveo  (o""), 
de-;  'leum:  oleum  (o^);  -reum:  castöreum  (ö);  -ceus:  cröcens 
(o");  -leus:  öleus  (o"),  grave-;  -reus:  aequöreus  (ö);  -seus: 
röseus  (o");  -itus:  intrftitus  (o");  -pula:  cOpula  (o);  -pulo: 
cöpulo  (o);  -fnulus:  Römulus  (o);  -pultis:  pöpulus(o);  -nymus: 
Hierönymus  (o);  -bia:  Zenöbia  (o");  -da:  CappadScia  (o"); 
-nia:  harmftnia  (o"),  Caledfinia  (o^),  Ausönia  (o'),  Maeönia 
(o"),  Macedönia  (o");  -pia:  inöpia  (o");  -sia:  ambrösda  (o**); 
-via:  Gergftvia  (o");  -nias:  pagönias  (o^*);  -biUis:  pröbitas 
(o"),  im-;  -nita^:  bßnitas  (ö,  o);  -ritas:  auctöritas  (o);  -vitas: 
növitas  (o");  -nidae:  ausfinidae  (o");  -prie:  pröprie  (C); 
-nifer:  cönifer  (o^j;  -pifer:  Öpifer  (o");  -rifer:  sopOrifer  (o); 
-biter:  ftbiter  (o");  -ties:  töties  (o"),  quöties  (o");  -nides: 
Simonides  (o);  -pifex:  öpifex  (o,  o");  -cilis:  döcilis  (o,  o"); 
-cio:  socio  (o")  und  die  komp.  con-,  de-:  -lio:  spölio  (o") 
und  die  komp.  ex-,  de-;  -pio:  con-söpio  (o^*,  o);  -mino: 
abömino  (o);  -cito:  vöcito  (o");  -gito:  cögito  (o)  und  die 
komp.  re-;  -mitto:  ap-prömitto  (o);  -lior:  a-mölior  (o),  ad-; 
-pior:  pröpior  (o^*);  -rior:  ex-örior  (o),  mörior  (ö);  -tior: 
potior  (o'*);  -litor:  Ölitor  (o");  -dium:  ftdium  (o»);  -gium: 
elogium  (o");  -Uum:  spölium  (o"),  sölium  (o");  -quium:  coUÖ- 
quium  (o"),  elöquium  (o");  -nium:  Scönium  (o^);  -rium:  cö- 
rium  (ö),  empörium  (ö);  -cius:  söcius  (o"),  CappadÖcins  (o"); 
-chixis:  Antiöchius  (o");  -dlus:  mödius  (o");  -nius:  Pannönius 
(o"),  Haemönius  (o"),  Macedönius  (o") ;  -pius:  EutrÖpius  (o''); 
-prius:  proprius  (o"),  im-;  -rius:  Ambrösius  (o°);  -tius:  pö* 
tius  (o");  -micus:  cömicus  (o);  -nicus:  Amazönicus  (o**);  -picus: 
hydröpicus  (o);  -vidus:  imprövidus  (o);  -lidtis:  Slidus  (o"); 
-ridus:  floridus  (o);  -cinus:  crßcinus  (o");  -ittis:  cSItns  (o*); 
-bitiis:  öbitus  (o"). 

Accentvokal  u. 

a)  In  Paroxytonis. 

'ba:  tuba(ju),  pronüba  (ju);  -bra:  cölilbra  (ju) ;  -ga:  fügfa 
(ju),  Irans-;  -In:  güla  (ju),  puellüla  (ü),  litteriila (ü) ;  -pa:  Ittpa 
(ü);  -ra:  satilra;  -gax:  fftgax  (ju);  -ens:  Mens  (ü);  -bens: 
rübens  (u) ;  -dens :  püdens  (ju),  ritdens  (ü) ;  -er :  püer  (ju) ;  -6cr : 
rüber  (ü),  coltiber  (ju) ;  -cer :  volttcer  (ju) ;  -per:  sÜper  (ju),  in-, 
de-;  -ter:  i1ter(ju),  fiter  (ju),  pilter  (ju) ;  -es:  sträes(ü),  lttes(a); 


DIE  QUANTITÄTEN  DEB  ACCBNTVOKALE  ETC.  219 

-res :  Cures  (ja),  Astüres  ( ju) ;  -let :  lÜbet  (a) ;  -det :  dis-püdet  (ju) 
und  die  komp.  sup-,  de-;  -lex:  cülex  (ju);  -plex:  dttplex  (ju); 
'tex:  frtttex  (ü);  -f:  nii  (ju);  -6i:  tibi  (ju),  aliübi  (ju);  -dis: 
rüdis  (ti);  -gis:  quadrijttgis  (ju);  -iis:  cutis  (ju);  -o:  düo  (ju), 
füo  (ju),  flüo  (ju),  super-,  luo  (ü),  inter-,  e-,  pltto  (ju),  im-, 
ruo  (ü),  e-,  pro-,  spöo  (ju),  ex-,  stto  (ju),  in-,  struo  (ü);  -ho: 
cübo  (ju)  und  die  kompos.  ac-,  ex-,  re-,  se-;  in-nttbo  (ü),  sttbo 
(ju);  'CO:  edüco  (ju);  -do:  rüdo  (ü);  -go:  fiigo  (ju),  jugo  (ii), 
con-;  'lo:  consülo  (ju);  -mo:  hiimo  (ü),  absiimo  (ju);  -pro: 
stüpro  (ju),  con-;  -to:  pttto  (ju)  1  und  2  und  die  komp.  de-, 
dis-,  re-,  am-,  com-,  ex-;  -tro:  ütro  (u);  -vo:  jüvo  (ju), 
prae-;  -or:  frttor  (ü),  crüor  (tt);  -bor:  rÜbor  (ü);  -cror: 
lücror  (ü);  -dar:  püdor  (ju);  -mor:  tiimor  (ju);  -por:  aucü- 
por  (ju),  Stupor  (ju);  -mr:  fttror  (ju);  -crum:  lücrum  (ü); 
-gum:  jügum  (ju);  -prum:  stttprum  (ju);  -tum:  arbtttum  (ju), 
defrütum  (ü),  lütum  (a?);  -trum:  vütrum  (ü);  -us:  tüus  (ju); 
'bus  rubus  (ü),  tubus  (ju);  -gus:  multijügus  (ju);  -mus:  hümus 
(il);  'pus:  lÜpus  (ü);  -plus:  dttplus  (ju);  -rus:  nilrus  (ü),  pro-; 
'tus:  piitus  (ju),  semirtttus  (ü). 

b)  In  Proparoxytonis. 

-mena:  crümena  (ü);  -mera:  ciimera  (ju);  -pera:  süpera 
(ju);  'teal:  püteal  (ju);  -pedans:  quadrüpedans  (ü);  -peri:  srt- 
peri  (ju);  -ter-vis:  üter-vis  (ü);  -eo:  füeo  (ju),  tfieo  (ju),  clüeo 
(ii);  -fceo:  rubeo(a);  -cleo:  enticleo(a);  -dco:  ptideo(ju),  stüdeo 
(ü);  -meo'.  tiimeo  (ju);  -neo:  ciineo  (ju);  -peo:  stttpeo  (ju),  as-; 
'tnero :  nttmero  (ju)  und  die  komp.  di-,  e-,  an- ;  -pero :  recupero 
(ju),  söpero  (ju),  ex-,  vitttpero  (ju);  -cor:  tüeor  (ju)  und  die 
komp.  con-,  in-;  -venor:  jüvenor  (ju);  -heus:  nibeus  (0); 
'Cletis:  nticleus  (ju);  -leus:  aesciUeus  (ju),  caerttleus  (ü); 
-neus:  cüneus  (ju);  -teus:  arbttteus  (ju),  Ittteus  (ü),  pü- 
teus  (ju),  plttteus  (ü);  -mertis:  hümerus  (ju),  numerus  (ju); 
'perus:  süperus  (ju);  -terus:  Uterus  (ü);  -ria:  filria  (ju),  cen- 
ttlria  (ju),  luxuria  (ü),  decüria  (ju);  -sia:  Bandüsia  (ju), 
Perftsia(a);  -via:  redüvia  (ju),  plüvia  (ü);  -nica:  tttnica  (ju); 
'hlica:  res  publica  (ü);  -iica:  tttica  (ü),  scütica  (ju);  -mida: 
Numida  (ju);  -tto:  pitüita  (ju);  -hital:  cübital  (ju);  -gitans: 
fügitans  (ü);  -itas:  vacüitas  (ju),  assidüitas  (ju),  vidüitas  (ju), 
ambigüitas  (ju),  exigüitas  (ju),  ingeuüitas  (ju),  tenüitas  (ju), 
fatttitas  (ju),  perpetüitas  (ju),  strenuitas  (ju);   -Utas  sedülitas 


220  C.  HECK, 

(ju),  credtllitas  (ju);  'fnitas:  incolümitas  (0);  -ritas:  satfi- 
ritas  (ja);  -hiae:  manübiae  (ja),  excttbiae  (ja);  -diae:  Ru- 
diae  (a);  -viae:  exüviae  (ü);  -hie:  dÜbie  (ja);  -blice:  pu- 
blice (ü);  'pide:  cüpide  (u);  -giens:  fägiens  (ju);  -piens: 
cÜpiens  (ju),  con-;  -Her:  mttlier  (ja);  -brifer:  colfibrifer  (ü); 
'iter:  tentliter  (ja);  -vies:  dilüvies  (a),  ölüvies  (ü),  coUüvies 
(ü),  alluvies  (ü),  prolüvies  (ü),  inglttvies  (ö);  -cio:  crücio  (ü) 
und  die  kompos.  dis-,  ex-;  -dio:  repüdio  (ju),  triptldio  (ju), 
erttdio  (ü);  -gio:  fttgio  (ju),  inter-,  au-,  dif-,  re-,  pro-,  con-, 
per-,  ef-,  de-,  trans-;  -nio:  conmuuio  (ju);  -pio:  ciipio  (ju) 
und  die  komp.  per-,  dis-;  rio:  fiirio  (ju),  pertitürio  (ju),  cen- 
türio  (U),  partürio  (a),  luxürio  (ü),  esürio  (ü),  decürio  (ju), 
proscriptürio  (ju);  -sio:  lüsio  (ü);  -tio:  re-,  per-,  con-,  prae^, 
de-,  ex-,  dis-,  re-,  in-,  suc-,  cütio  (ju),  evolÜtio  (ü) ;  -vio :  elttyio 
(ü)  und  al-,  di-,  circum-;  'plico:  diiplico  (ju),  con-,  pttblico  (u); 
•tilo:  mtttilo  (U),  rütilo  (ü);  -ito:  fortüito  Qu),  flttito  (ü),  gra- 
tüito  (ju);  -bito:  dubito  (ju),  ad-,  cilbito  (ju),  subito  (u);  -gito: 
fügito  (ju);  'ticor:  früticor  (ü);  -bitor:  excübitor  (ju);  mitor: 
Nttmitor  (ju);  -bhim:  prolübium  (U);  -dium:  stÜdium  (U),  pro- 
püdium  (ju)  und  komp.;  -gium:  sufügium  (ju)  und  trans-, 
re- ,  ef- ,  dif- ,  per- ,  con- ,  conjtigium  (jü) ;  -rium :_  augttrium 
(ju);  'Sium:  Canusium  (Ü);  'rimum:  plUrimum  (ü);  -vium: 
proflttvium  (u),  ef-,  complüvium  (U),  im-,  Lanttvium  (ju), 
dilüvium  (ü),  simpüvium  (ju);  -bitum:  cübitum  (ju);  -Inus: 
concilbius  (ju),  dübius  (ju),  in-;  -blius:  Pttblius  (tt);  -cius: 
MlnÜcius  (ju);  -rius:  Mercürius  (ju),  augürius  (ju),  spfirius 
(ju),  vultürius  (ü),  Titiirius  (ju);  -viu^:  flüvius  (tt),  plfiyius 
(U);  'blicus:  püblicus  (u);  -dicus:  piidicus  (ju),  im-;  -idus: 
fliiidus  (ü);  -bidus:  riibidus  (Q);  -midus:  tiimidus  (ju);  -pidus: 
cüpidus  (jtt)  und  die  komp.  per-,  prae-;  -vidus:  flüvidos 
(U);  'Sillt^:  per-pusillus  (ju);  -tilus  mütilus  (ju),  rÜtilns 
(ü),  sub-;  -binus:  coneübinus  (ju);  -itus:  circfiitus  (ju), 
contiiitus  (ju),  fortrtitus  (ju);  -bitus:  concttbitus  (ju),  dis-, 
ex-,  sttbitus  (u);  -bula:  ttibula  (ju);  -cüla:  sücula  (ju); 
'tula:  scutula  (ju);  -tuo:  effütuo  (ju);  'gnlo:  jÜgulo  (ju); 
'lulo:  ululo  (ju);  -mulo:  tümülo  (ju),  con-,  accttmulo;  -gulumi 
jügulum  (ju);  'Ctdtis:  cuculus  (ju);  -mulus:  cumulus  (ju),  ttt- 
mulus  (ju). 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  221 

Abteilung  n. 

Zur  erkläning  inkorrekter  Quantitäten  in  der 
englischen  auBspraohe  des  lat.  accentvokales  t  in  offenen 

Silben  mehrsilbiger  Wörter. 

1.  d!*ca  0,  a^):  Die  irreguläre  form  da^ca  ist  als  analogie 
zu  erklären,  möglicher  weise  an  die  ins  englische  sprachgut 
eingedrungenen  Wörter  auf  -ica:  pica  (a*  =  lat.  T)  [16.  jahrL 
schon  bezeugt] ,  mica  (a*  =  lat.  l) ,  erica  und  ähnliche,  oder, 
was  wahrscheinlicher  ist,  an  die  zahlreichen  -Ica  innerhalb  des 
Lateinischen  selbst:  amlca  etc.,  und  die  adj.  auf  -Tcus,  -a,  -um. 

2.  plla  (a^):  Hier  könnte  man  zunächst  auch  an  beein- 
flussung  durch  lateinische  lehn  Wörter  im  Englischen  denken: 
strobila  (a*),  hyla  (a*)  usw.  Doch  scheint  mir  analogie  an  lat. 
pila  (a^)  näher  zu  liegen. 

3.  paglna,  Mutina,  machina  (I;  nicht  aM):  In  pruina, 
regina,  farina  hat,  nach  meinem  freund  Bradshaw,  die  „Ital. 
Pron."  die  alte  a*  -  ausspräche  schon  ganz  verdrängt.  Für 
farina  als  englisches  lehnwort  gibt  das  N.  E.  D.  noch  beide 
aussprachen.  Möglicher  weise  werden  auch  für  das  lat  farina 
beide  aussprachen  noch  anzusetzen  sein,  obwohl  Bradshaw  nur 
die  eine  (l)  kennen  will.  —  Unter  einflufs  dieser  i-formen 
erlitten  nun  längung  mit  I-  und  nicht  a*- ausspräche:  pagIna 
(i  ist  accentuiert  I)  und  Mutina.  Es  schliefst  sich  ilinen  an, 
wahrscheinlich  zunächst  durch  seine  englische  entsprechung, 
die  ihrerseits  wieder  unter  französischem  einflufs  steht,  beein- 
flufst,  das  lat.  machina  [cf.  engl,  machine  (l)].  —  Für  die 
übrigen  längen  kennt  Bradshaw  nur  die  ausspräche  (a*): 
Aeglna  (a*),  Caecina  (a*),  discipllna (a'),  Camarlna  (a%  usw.; 
und  auch  die  ins  Englische  eingedrungenen  lateinischen  lehn- 
wörter  haben,  mit  ausnähme  von  farina  (a',  i),  nur  die  aus- 
spräche (a*):  carina  (a*),  vagina  (a*)  usw. 

4.  pyra  (a*)  hat  länge  (a^)  durch  analogie  an  englische 
lehnwörter  auf  -ira,  -yra  wie  palmyra,  spirogyra,  lyra  (a*), 
oder  auch  an  lateinische  Wörter  gleicher  endung  wie  ira  usw.; 
femer  ist  auch  analogie  an  die  vielen  adjektiva  auf  -irus, 
-Ira  uud  auch  an  gewisse  verb-fonnen  möglich :  cf.  suspira  < 
suspiro. 


222  c.  HSCK, 

5.  Ita  (9^):  Möglich  wäre  analogie  an  die  englischen  lehn- 
wörter  auf  -ita,  die  alle  (9^  haben.  Sie  sind  allerdings  sehr 
ungewöhnlich,  und  es  kann  ihnen  daher  keine  grofse  fonn- 
wirkung  zugeschrieben  werden.  Es  liegt  daher  näher,  diese 
längung  durch  systemzwang  innerhalb  der  englischen  aus- 
spräche des  Lateinischen  zu  erklären.  Die  substantiva  auf 
-Ita  sind  allerdings  auch  da  selten  (requisita  etc.),  aber  um 
so  häufiger  sind  die  part.  perf.,  und  die  daraus  gebildeten 
adjectiva  auf  -Ttus,  -a,  -um. 

6.  cltra  (i,  a'):  Das  unregelmäfsige  (a*)  neben  regulärer 
kürze  kann  ich  mir  nur  durch  den  einflufs  von  mitra  (e*)  ent- 
standen denken;  mitra  selbst  verdankt  seine  länge  dem  engl, 
mitre.  Vielleicht  könnte  auch  der  einflufs  von  Wörtern  auf 
-dra  (hydra)  vorliegen. 

7.  dicax  (i,  e^)  ist  in  seiner  9^-aussprache  an  dico  ange- 
bildet worden. 

8.  Glgas  (9^)  verdankt  sein  (9^)  dem  engl,  giant  (9^),  das 
sich  seinerseits  unter  den  einflufs  englischer  lautgesetze  (deh- 
nung  in  offener  silbe)  aus  dem  lat.  1,  das  in  diesem  wort  ur- 
sprünglich frz.  e  verdrängte,  herangebildet  hat. 

9.  minax  (9^):  Endungsanalogie  ist  hier  ausgeschlossen. 
M.  e.  ist  das  (9^  in  minax  durch  die  einwirkung  von  minor  (a^) 
entstanden,    cf.  dieses. 

10.  pylae  (9*).    cf.  pTla  etc.  und  deren  plurale. 

11.  mlnae  (9*).    cf.  die  auf  -Ina. 

12.  maledlce  (9*).    cf.  dico. 

13.  cüplde  (9^).    cf.  cupido. 

14.  sine  (9*)  erklärt  sich  als  anpassung  an  divlne  usw. 
und  andere  auf  -inis,  -ine! 

pridem  (I):  wahrscheinlich  durch  das  auch  ins  Ehiglische 
eingedrungene  !dem  mit  kürze  und  anormaler  länge  an  Idem. 
cf.  auch  pridie. 

15.  invlcem  (9*).    cf.  vlcis. 

16.  Item  (9^)  ist  durch  die  ausspräche  dieses  als  lehnwort 
ins  Englische  eiDgedrungenen  Wortes  zu  erklären.  Über  dieses 
später. 

17.  llbens,  per-  (9*).    cf.  llbeo. 


t    .      ^.A*l 


DIE  QUANTITÄTEN  DBB  AGCENTVOKALE  ETC.  223 

18.  llcens  (e*).    et  llceo  (a*). 

19.  trldens  (a*).  Diese  länge  hätte  ebenfalls  durch 
endungsanalogie  (cf.  (fi-dens)  hervorgerufen  werden  können. 
M.  e.  ist  sie  das  aber  nicht  worden,  sondern  sie  ist  vielmehr 
das  Produkt  der  englischen  9^  -  ausspräche  des  präflxes  tri-  in 
zahlreichen  lehnwörtem. 

20.  rlgens  (9*).    cf.  rlgeo. 

21.  nltens  (e*).    cf.  nlteo. 

22.  blceps  (a*):  dieselbe  erscheinung  wie  tri-. 

23.  blfer  (e*):  wie  in  blceps. 

24.  Liger  (o^),  nlger  (o*),  plger  (i,  9*):  Endungsana- 
logie innerhalb  des  Lateinischen  ist  nicht  wahrscheinlich;  sie 
ist  im  englischen  sprachgut  zu  suchen,  cf.  tiger  und  andere, 
cf.  auch  die  englische  9*-aussprache  lateinischer  Wörter  auf  -gor, 
in  denen  ja  heute  -gor  so  unbetont  gesprochen  wird,  dafs  man 
sie  als  mitwirkend  auf  die  quantitierung  dieses  -ger  heran- 
ziehen kann.  —  plger  hat  neben  der  unregelmäfsigen  länge 
noch  seine  kürze  aufzuweisen. 

25.  plper  (a^).  Aus  dem  lateinischen  sprachgut  allein 
läfst  sich  diese  längung  ebenfalls  nicht  erklären.  Ich  sehe 
darin  eine  rein  mechanische  beeinflussung  durch  die  englischen 
Wörter  auf  -per,  vor  allem  aber  durch  das  lautlich  gleiche 
englische  piper  (pipe). 

26.  Sil  er  (9*).  Innerhalb  des  Lateinischen  ist  hierfür 
analogie  ebenfalls  ausgesclüossen.  Die  länge  wurde  durch  das 
tonbild  der  englischen  Wörter  auf  -1er:  smiler  etc.  auch  für 
die  lateinischen  Wörter  auf  -1er  zwingend. 

27.  mlser  (9'):  Das  (9^)  entstand  durch  den  einflufs  der 
vielen  englischen  Wörter  auf  -ser ;  cer :  ad  viser,  guiser,  dicer  u.  s.f. 

28.  Iter  (9»).  Br.  kennt  nur  (9*).  Das  N.E.D.  gibt  für 
das  auch  ins  Englische  gedrungene  wort  (i  und  9*)  Das  (9*) 
erklärt  sich  durch  analogiebildung  an  die  englischen  wöi-ter 
auf  -Her:  reciter  usw. 

29.  fldes  (i,  9*).  Das  9*  kommt  wohl  aus  dem  verb  fido 
und  spez.  den  formen,  die  dem  fides  nahe  kommen.  Endungs- 
analogie ist  sowohl  innerhalb  des  Lateinischen  (etwa  Aristides 
etc.),  als  auch  durch  englische  lehnwörter  aus  dem  Lateinischen 
[etwa  ides  (9*)]  sehr  unwahi-scheinlich. 


224  C.  HECK, 

30.  Phrjges  (a^  ?. 

31.  bldens  (9')  22. 

32.  llbet  (aO  cf.  libeo. 

33.  Hcet  (9*)  cf.  Ifceo. 

34.  plget  (i  und  9*).  Das  (9')  ist  vielleicht  ans  piger  ein- 
gedrungen, oder  aus  verben  wie  f rlgeo :  3.  pers.  frlget  etc. 

35.  Sil  ex  (9*):  So  erscheint  es  auch  im  Englischen.  Liegt 
etwa  analogie  an  lat.  Tlex  vor? 

36.  nlsi  (9^:  Das  ebenfalls  mit  der  9^-aussprache  ins  eng- 
lische wortmat^rial  geraten  ist,  erkläre  ich  mir  aus  den  so 
häufig  ins  ohr  klingenden  -Isi-formen  von  verben  wie  video : 
visi,  rideo  :  risi,  mitto  :  misi  usw. 

37.  nihil  (d^).  Dies  (9^)  läfst  sich  durch  endungsanalogie 
innerhalb  des  Lateinischen  nicht  erklären.  Die  länge  scheint 
vielmehr  aus  dem  englischen  lehnwort  nihil  (cf.  N.  E.  D.)  in 
die  ausspräche  des  Lateinischen  geraten  zu  sein.  Im  E^lischen 
hat  das  wort  nach  dem  N.  E.  D.  drei  lautungen:  1.  (1)  und  (9*) 
bei  zweisilbigkeit,  2.  9^  bei  einsilbigkeit;  und  dieses  aus  einem 
ev;  französischen  Vorbild  (cf.  annihil)  durch  Schwund  des  h 
und  ersatzdehnung  des  i  entstandene  nll  hat  m.  e.  dem  latei- 
nischen Vorbild  das  1  aufgezwungen. 

38.  acquilTbris  (i):  ist  wohl  durch  ein  Wirkung  von 
acquilTbritas  (!)  entstanden,    cf.  dieses. 

39.  vKcis  (a*):  durch  endungsanalogie  der  -Icis :  fellcis,  e 
etc  [vice  voce!]  usf. 

40.  musllis  (9^).  (!)  wurde  durch  die  Übermacht  der  im 
Lateinischen  fast  allein  herrschenden  Wörter  auf  -Uis  (exllis, 
juvenilis,  servllis  etc.)  erdrückt. 

41.  n!mis  (9^)  erklärt  sich  als  analogiebildung  an  lat 
subllmis,  primis  etc.  [cf.  auch  den  dat.  plur.  derer  anf 
-imus  usw.]. 

42.  c!nis  (9^):  durch  analogie  an  finis,  recllnis,  afflnis. 

43.  Erlnys  (9^):  hier  setzt  Br.  !,  wohl  durch  das  griedu 
*EQivvvg  beeinflufst. 


DIE  QUANTITÄTEN  DEB  AGCENTVOKALE  ETC.  225 

44.  crlsis  (a*):  wohl  durch  analogiezwang  der  im  eng- 
lischen sprachgut  so  häufigen  entlehnungen  und  neubildungen 
auf  -isis:  phtisis,  lysis,  rhinocleisis  etc. 

45.  sitis  (9^).  Wahrscheinlich  doppelte  analogiewirkung. 
1.  durch  englische  lehnwörter:  bronchitis,  nephritis  und  deren 
griechische  Vorbilder.  2.  durch  lateinische  Wörter  wie  vTtis, 
mitis,  oceanitis,  immunitis,  mephltis. 

46.  b!bo  und  ctbo  (a^.  Das  9^  läfst  sich  durch  den  ein- 
flufs  von  Wörtern  wie  llbo,  scribo  und  dessen  kompositis  etc. 
erklären. 

47.  vlbro  (9*):  cf.  iTbro  und  auch  engl,  vlbrate,  Vibration. 

48.  dlco  (9*):  cf.  dTco. 

49.  refrlco  (i,  9^,  pico  (9^,  pllco  (9*):  cf.  die  englischen 
entlehnungen  auf  -ico,  die  alle  (9^)  haben,  cervlco  etc.,  für 
plico  auch  engl,  plica  (9').  Man  kann  aber  auch  an  dativformen 
und  adverbform  der  adjectiva  auf  -icus,  -a,  -um  denken. 

50.  mlgro  (9^),  dazu  die  composita:  cf.  engl,  migrate  (9'). 
Von  den  compositis  haben  nur  emigro  und  remigro  die  regel- 
mäfsige  kürze,  was  mehr  auf  die  einwirkung  des  engl,  emigrate 
zurückzuführen  ist,  als  auf  die  korrekte  beobachtung  der 
ursprünglichen  quantität  gerade  nur  in  diesen  beiden  kom- 
positis. 

51.  nlgro  (9*).    Stammt  dies  (9*)  aus  niger? 

52.  llgo,  r!go  (9^:  Bei  dieser  längung  könnten  lehn- 
wörter aus  dem  Lateinischen  wie  vertigo,  respigo  usw.  mitbe- 
teiligt gewesen  sein,  doch  ist  das  in  anbetracht  ihrer  Selten- 
heit unwahrscheinlich.  Dagegen  konnte  innerhalb  des  Latei- 
nischen sehr  leicht  formzwang  entstehen  durch  die  grofse  zahl 
der  -Igo  [cf.  affllgo,  afflgo,  castlgo,  profllgo,  orlgo,  calTgo  usw.]. 

53.  Hno  (9^),  sino  (9*):  Möglicher  weise  sind  diese  längen 
in  beiden  Wörtern  aus  dem  perfektum  ins  praesens  übernommen 
worden.  Sie  lassen  sich  aber  auch  durch  systemzwang  derer 
auf  -Tno  erklären,  cf.  clTno,  festlno,  divTno,  propTno.  Femer 
mögen  lateinisch-englische  formen  wie  salino  etc.  und  auch 
gewisse  formen  der  lateinischen  Wörter  auf  -Inus  mitgewirkt 
haben. 

54.  comprimo  (9^):  cf.  primo  adv.  und  primus  im  dat 


226  C.  HKCK, 

55.  cito  and  comp.  (9^):  Vielleicht  ging  hier  die  längnng 
vom  compos.  excito  aus,  das  anter  dem  einflols  von  engl  exdte 
steht  Aber  auch  llto  hat  (a*),  möglicher  weise  darch  analogie 
an  andere  lateinische  Wörter  wie  quirlto,  vlto,  und  gewisse 
formen  derer  auf  -Itus  (inflnitus).  cf.  auch  die  englischen  auf 
'to:  infinlto  (a*),  indefinito  (a*). 

56.  cj^clops  (9^.  Dies  wort  verdankt  seine  länge  der 
mod.  engl.  8^-aussprache  des  griech.  v. 

57.  ylgor,  rigor  (a*).  Liegt  etwa  analogie  an  frlgos, 
-oris  vor  ?  Es  mufs  eine  starke  analogie  sein,  die  diese  länge 
hervorgerufen  hat,  da  das  engl.  adj.  vigorous  mit  seiner  kfkrze 
des  i  sie  nicht  aufhalten  konnte. 

58.  nigror  (a^.    Analogie  an  niger.    cf.  dieses. 

59.  timor  (a^):  cf.  lat.  primor,  rimor.  Elnglischer  einflnÜB 
ist  ausgeschlossen. 

60.  minor  (a*):  cf.  opTnor,  peregrlnor  etc.  Möglicher 
weise  ging  die  längung  auch  von  minus  aus.  Hierfflr  cf.  -mos, 
-Ina  etc. 

61.  machlnor  (I).  Von  anderen  -nor  hat  nur  noch 
machlnor  länge  und  zwar  I.  Dies  erklärt  sich  durch  den 
einflufs  des  engl,  machine. 

62.  concitor  (a^):  cf.  das  dem  sinne  entsprechende  engl 
excite. 

63.  nitor  (a^):  wahrscheinlich  durch  analogiebildung  an 
die  zahlreiche  -Ttor-klasse:  (finitor,  petitor,  molTtor  usw.);  auch 
sind  wohl  die  englischen  lehnwörter  auf  -itor  (definitor,  de- 
partitor),  und  vielleicht  auch  die  auf  -iter  mit  zur  erklärung 
der  längung  heranzuziehen,  auch  lat.  nitor. 

64.  llquor  (a^)  steht  m.  e.  unter  dem  einfluls  des  deponenz 
liquor,  das  engl,  liquour  hat  dem  ursprünglichen  lat  1  ent- 
sprechend 1 

65.  aequillbrum  (I).    cf.  aequillbritas. 

66.  fascinum  (a^):  cf.  die  englischen  auf -num  mit  durch- 
gehendem diplithong  (a*):  antishi'num,  gluci'num  etc.,  vor 
allem  aber  die  lateinischen  Wörter  auf  -Inum:  Urblnum,  VTHum, 
salTnum,  iTnum  usw.,  ferner  die  adjectiva  auf  -Inus,  a^  unt 


DIB  QUANTITATEN  DER  ACGENTVOKALE  ETC.  227 

67.  plrum,  us  (9^):  cf.  die  auf  -ras:  mirus,  a,  um  usw.; 
cf.  auch  nimiram. 

68.  clbus,  trlbtts  (9*):  cibus  ist  m.  e.  an  trTbus  (9*)  ange- 
bildet worden ;  dieses  selbst  verdankt  sein  (9O  dem  engl  tribe. 


Proparoxytonis. 

69.  ubrquoque  (9^):  Das  (9^)  stammt  aus  dem  simplex 
ubl,  wo  es  wie  in  nisi  im  auslaut  gelängt  wurde. 

70.  pyramis  (i):  et  das  engl,  pyramide. 

71.  llnea  (T):  für  -inea  hat  innerhalb  des  Lateinischen 
kein  systemzwang  bestanden:  tinea  hat  1,  vlnea  hat  9^  Die 
umquantitierung  in  linea  erfolgte  wahrscheinlich  durch  das 
engl,  linear,  das,  scheints,  von  gröfserem  einflufs  auf  dies  wort 
war,  als  das  simplex  line. 

72.  llceo  (9*,  i),  wegen  der  9^-aussprache  cf.  engl,  licence, 
lat.  licentia  (9^). 

73.  Video  (9^).  Das  9*  stammt  entweder  aus  dem  perfekt 
oder  ist  durch  systemzwang  innerhalb  derer  auf  -Ideo:  rldeo, 
strTdeo  etc.  entstanden.  Dieser  systemzwang  erstreckt  sich 
aber  nicht  auf  alle  -Ideo.    So  hat  z.  b.  resideo  sein  I  behalten. 

74.  rtgeo  (9')  ist  m.  e.  durch  frlgeo  zu  erklären.  Von 
rlgeo  aus  drang  das  (9*)  auch  in  rigor  ein.  Auffällig  ist  mir, 
dafs  Br.  für  vigeo  regelrecht  I  ansetzt,  obwohl  er  für  vigor 
(9*)  gibt.  Wahrscheinlich  ist  da  Br.  durch  seine  genaue 
kenntnis  der  lateinischen  quantitäten  beeinflufst.  Das  in  vIgeo 
mögliche  (9*)  wäre  ebenso  wie  das  9*  in  rlgeo  zu  erklären, 
und  von  einem  *vIgeo  (9*)  aus  kann  das  (9*)  auch  in  vIgor 
eingedrungen  sein. 

75.  timeo  (9*)  und  comp.:  cf.  timor  (9*). 

76.  sUeo  (9^):  cf.  lat  silentia  und  engl,  silence. 

77.  mineo  (e*):  cf.  vielleicht  minae. 

78.  llqueo  (iund90:  cf.  llquor. 

79.  vireo  (a*):  cf.  vires  (?). 

80.  niteo  (9*)  etc.  cf.  nitor.  Eine  analogie  an  -Tteo-formen 
ist  nicht  möglich,  da  solche  nicht  existieren. 


228  C.  HECK, 

81.  dellbero  (t).  Wie  iTbero  mit  (e*)  zeigt,  ging  in  de- 
iTbero  mit  (!)  der  systemzwang  nicht  vom  Lateinischen  ana. 
Wahrscheinlich  stammt  das  1  aus  dem  engl,  dellberate. 

82.  considero  (i):  Für  das  simplex  sldero  sowie  fOr  das 
comp,  desidero  setzt  Br.  (e')  an.  Das  !  in  considero  mag  des- 
halb nicht  durch  systemzwang  innerhalb  des  Lateinischen  zu 
erklären  sein.  Es  wird  wohl  durch  das  engl,  consider,  con- 
siderate  seine  erklärung  finden. 

83.  llceor  (d\  i):  cf.  liceo. 

84.  vlreus  (9^):  cf.  vlreo. 

85.  tibia  (1):  Dies  wort  ist  auch  englisches  lehnwort 
Aus  dem  citat  in  Cent.  Dict.  geht  hervor ,  da£s  es  nicht  ans 
dem  Lateinischen,  sondern  aus  dem  Italienischen  ins  Englische 
gelangt  ist.  Aus  dem  Italienischen  brachte  es  sein  I  mit,  und 
dieses  i  ist  dann  auch  in  die  englische  ausspräche  der  latei- 
nischen Urform  eingedrungen,  sicherlich  nicht  ohne  befördernde 
hilfe  aller  englischen  lehnwörter  auf  -ibia,  die  ja  alle  kfirze 
haben. 

86.  vicinia  (!•):  Ini  Englischen  steht  vor  suffix  -nia 
immer  kürze:  Virginia,  polynia,  olodynia  und  viele  mehr. 
Von  da  aus  mag  die  kürze  in  dies  lateinische  wort  über- 
gegangen sein.  Innerhalb  des  Lateinischen  wirkt  kein  all- 
gemeiner systemzwang.  Es  stehen  sich  gegenüber:  igno- 
mlnia  (i)  mit  kürze  und  Bithynia  mit  länge  (o^).  Die  tatsache, 
dals  die  auf  -Inia  im  Lateinischen  weit  zahlreicher  sind  als 
die  auf  -Inia,  bestärkt  mich  darin,  unsere  kürzen  ans  dem 
Englischen  zu  erklären.  Aufser  den  englischen  auf  -nia  mOgen 
auch  noch  die  auf  -nian  und  -nious  usw.  mitgewirkt  haben. 
cf.  engl,  vici- nious. 

87.  polltia,  inscTtia,  imperltia  (1).  Hier  liegt  wieder 
umgekehrt  analogie  innerhalb  des  Lateinischen  vor;  dort  ist 
kürze  vor  -tia  die  regel  (cf.  lat.  milltia,  justltia,  laetlüai 
divftia,  tristitia  u. s. f.),  und  diese  kürze  wurde  in  der  eng- 
lischen ausspräche  auf  alle  -itia  übertragen. 

88.  läse  1  via  (1):  cf.  ne.  lasclvious;  lat.  analogie  liegt 
nicht  vor. 

89.  aequillbritas  (1):  ist  durch  engl,  aeqoilibrity  um- 
gelautet worden. 


.  i 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  229 

90.  felT'citas,  pernl'citas  (!•):  deren  kürzen  lassen 
sich  durch  beeinflussung  innerhalb  des  Lateinischen  nicht  er- 
klären. Die  -citas  sind  überhaupt  verschwindend  selten. 
Aufser  diesen  beiden  Wörtern  begegnen  uns  nur  noch  zwei, 
und  diese  behalten  ihre  ursprüngliche  quantität :  apricitas  (a^) 
und  simpllcitas  (1).  Für  die  1- ausspräche  in  fellcitas  und 
pemTcitas  müssen  wir  daher  eine  erklärung  aulserhalb  des 
lateinischen  sprachgutes  suchen.  Sie  ist  nicht  schwer  zu  finden: 
cf.  das  ne.  felicity  und  pernicity;  cf.  auch  pemicious. 

91.  vernllitas  (!,  a*),  gentllitas  (I),  puerllitas  (!), 
subtilitas  (!  und  e^),  exilitas  (!).  Umgekehrt  lassen  sich 
diese  kürzen  allein  durch  analogie  innerhalb  des  Lateinischen 
erklären.  Dort  sind  nämlich  die  auf  -Uitas  und  auch  auf 
-illitas  bei  weitem  an  zahl  und  bedeutungsschwere  den  -llitas 
überlegen  (cf.  nobllitas,  debllitas,  gracllitas,  fragllitas,  hum- 
llitas  u.  s.  f.) ,  so  dafs  von  diesen  sicherlich  analogie  Wirkung 
ausgeübt  wurde.  Dieser  prozefs  des  systemzwangs  vor  -Utas 
wurde  bestärkt  durch  einwirkung  der  englischen  Wörter  auf 
-ility  mit  durchgehender  kürze.  Allerdings  ist  der  system- 
zwang nicht  immer  eingetreten.  Ihre  alte  länge  behalten: 
civTlitas,  aedTlitas,  anllitas,  vllitas.  Hier  hat  nur  eine  stärkere 
analogie  innerhalb  des  Lateinischen  das  I  vor  dem  allgemeinen 
Schicksal  bewahrt:  nämlich  die  Wirkung  der  adjectiva  civilis, 
aedllis,  vilis  usw.  mit  ihrem  langen  i. 

92.  afflnitas  (I),  vicinitas  (1),  peregrlnitas  (1),  di- 
vlnitas  (1).  Im  Lateinischen  sind  die  -initas  ebenso  zahlreich 
wie  die  -Initas.  Man  kann  daher  nicht  ohne  bedenken  beein- 
flussung innerhalb  dieser  beiden  annehmen.  Es  wird  auch 
hier  \^ieder  das  englische  wortmaterial  zur  erklärung  heran- 
gezogen werden  müssen.  —  Obwohl  nun  alle  ne.  -inity  kui-z 
sind,  finden  wir  doch  länge  in  den  lateinischen  entsprechungen 
für  e.  latinity,  infinity,  peregrinity  (lat.  Lati-,  infl,  und  pere- 
grf-nitas).  Hier  haben  wohl,  wie  bei  civilitas  u.  s.  f.,  andere 
lateinische  formen  die  länge  gehalten. 

93.  obllquitas  (I).  Das  1  erklärt  sich  auch  nur  durch 
das  engl,  obliquity  und  ähnliche,  da  innerhalb  des  Lateinischen 
für  die  -iquitas  kein  systemzwang  bestand:  cf.  antiquitas  und 
inlquitÄS  mit  regelrechtem  (a^. 

▲nglU.   N.  F.   xvn.  16 


230  C.  HECK, 

94.  proclTvitas,  acclTvitas,  captTvitas  (1).  Im  La- 
teinischen haben  alle  -Ivitas  länge  des  i.  Diese  behält  die 
englische  ausspräche  des  Lateinischen  bei,  jedoch  gibt  sie  I  in 
proclTvitas,  acclTvitas  und  captTvitas.  Diese  kürzungen  er- 
klären sich  wieder  durch  den  zwang  der  englischen  lehnwörter 
auf  -ivity:  proclivity,  acclivity,  captivity.  Regelrechte  länge 
hat  nach  Br.  neben  acclTvitas  mit  kürze  declTvitas,  wohl  weil 
kein  englisches  pendant  vorhanden  ist,  und  auch  cTvitas  und 
tempestTvitas. 

95.  pridie  (T).    cf.  quotTdie  (!). 

96.  quotTdie  (1):  hier  hinein  ist  wohl  die  kürze  aus 
dem  engl,  quotidian  geraten,  und  quotidie  mag  wohl  prTdie 
beeinflufst  haben. 

97.  ITquide  (a^)  neben  regelrechtem  1:  cf.  liqueo. 

98.  sTquidem  (1).    Vielleicht  durch  komp.  mit  ubl-. 

99.  tTbTcen  (T).    cf.  tTbia  (t). 

100.  dTligens  (1)  und  komp.  cf.  ne.  diligent. 
lOL  iTniger  00  ?. 

102.  felTciter,  pernTciter  (1):  Möglich  wäre  analogie 
an  lateinische  Vorbilder  wie  simpliciter.  Doch  ist  wahrschein- 
licher einwirkung  von  felicity  und  pernicity  und  auch  von  fe- 
licious,  pemicious  usw.  anzusetzen. 

103.  puerTliter  (1),  incTvTliter  (1),  juvenTliter  (a* 
und  1).  [Auffallend  ist  incTvTliter  (1)  neben  cTvTliter  (e^)! 
Liegt  etwa  ein  Irrtum  Br.'s  vor?]  Diese  kürzen  lassen  sich 
vneder  als  analogieen  innerhalb  des  Lateinischen  erklären,  wo 
die  -lliter  bei  weitem  zahlreicher  sind  als  die  -Tliter.  Es 
haben  aber  auch  zweifelsohne  puerility,  incivility  einen  einflufs 
ausgeübt,  sowie  auch  die  engl,  -ility.  Länge  haben  behalten: 
anTliter,  exTliter,  civTliter,  hostTliter,  servTliter,  vemTliter. 

104.  empT'rici  (1):  cf.  ne.  empiric. 

105.  per-vlridus  (9^):  cf.  vlreo. 

106.  suspT'cio  (!)  sb.:  Hier  liegen  wieder  zwei  möglich- 
keitenvor:  1.  englische  analogie:  suspicion,  suspicious.  2.  Ana- 
logie innerhalb  des  Lateinischen :  suspTcio  v.,  prosplcio,  efflcio, 
elTcio,  insplcio,  alle  mit  der  T-aussprache. 


DIE  QUANTITATBK  DER  ACCBKTVOKALE  ETC.  231 

107.  occTdio,  fastTdio  (I):  cf.  obsldio  usw.  und  die 
englischen  lehn  Wörter  auf  -dion:  excidion  usw.,  cf.  auch  die 
englischen  lehn  Wörter  auf  -dious:  fastl'dious! 

108.  opinio  (1)  ist  auch  eher  durch  die  einwirkung  des 
engl,  opinion  zu  erklären  als  durch  systemzwang  innerhalb 
des  Lateinischen.  Dort  ist  allerdings  -Inio  in  der  mehrzahl. 
Doch  die  tatsache,  dafs  mit  ausnähme  von  opinio  die  wenigen 
längen  ihre  ursprüngliche  quantität  beibehalten  [cf.  finio  u.  s. 
komp.  deflnio],  macht  systemzwang  innerhalb  des  Lateinischen 
unwahrscheinlich. 

109.  scTpio  V.  (I):  cf.  inclpio  usw.,  deslpio  usw. 

110.  -isio  (1):  Die  Wörter  auf -isio  hatten  im  Lateinischen 
alle  I.  In  einer  grofsen  anzahl  von  Wörtern  nun,  wo  deren 
englische  ausspräche  kürze  hat,  ist  diese  kürze  zweifelsohne 
durch  die  einwirkung  der  englischen  Wörter  auf  -ision  ent- 
standen, die  ja  alle  kürze  haben.  Es  sind  die  folgenden  Wörter  : 
1.  vTsio(!):  e.  Vision;  2.  provTsio(l):  e.  Provision;  3.  irrlsio  (1): 
e.  irrision ;  4.  inclsio  (!) :  e.  incision ;  5.  decTsio  (1) :  e.  decision ; 
6.  occTsio  (1) :  e.  occision ;  7.  praecisio  (I) :  e.  praecision ;  8.  con- 
flsio  00 :  allgemeine  einwirkung  der  engl,  -isions;  9.  collTsio 
(!):  e.  collision;  10.  ellsio(!):  e.  elision;  11.  divTsio:  e.  division. 
Länge  behalten  nach  Br.  nur  noch  arrlsio,  concisio  und  ab- 
scisio.  Sollte  hierin  eine  ungenauigkeit  Br.'s  vorliegen,  und 
hierfür  nicht  auch  kürze  zu  setzen  sein?  Wenn  so,  dann 
stehen  wir  vor  der  auffallenden  erscheinung,  dafs  durch  den 
systemzwang  englischer  Wörter  auf  -ision  alle  lateinischen  ent- 
sprechungen  vollständig  umquantitiert  worden  sind. 

111.  -itio  (I).  Umgekehrt  ist  die  kürzung  der  auf  -Ttio 
zunächst  wieder  durch  systemzwang  innerhalb  des  Lateinischen 
zu  erklären,  wo  die  -Itio  bei  weitem  in  der  überzahl  waren, 
cf.  composltio,  deposltio,  edltio,  traditio,  transltio,  redltio  etc.  etc. 
Durch  deren  einflufs  und  unter  mitwirkung  der  englischen 
lehnwörter  auf  -ition  wurden  in  der  englischen  ausspräche  des 
Lateinischen  alle  langen  -Ttio  gekürzt.  Zu  kürzen  wurden  auf 
diese  weise:  erudltio,  expedltio,  impedltio,  conditio  [hierfür 
gab  Br.  auch  (a*)],  audltio,  largltio,  amolltio,  molltio,  per- 
polTtio,  expolTtio,  polltio,  demolltio,  communitio,  munltio  und 
comp.,   inflnltio,   poenTtio,  definltio,   finltio,  punltio,  esurltio, 

16* 


232  C.  HECK, 

conquisTtio,  ligusTtio,  disquisTtio,  quaesTtio,  inquisTtio,  appetltio, 
partTtio,  petTtio,  repetltio. 

112.  oblTvio  (i)  wurde  gekürzt  durch  engl,  oblivion  etc. 

113.  lasclvio  (!).    cf.  e.  lascivious. 

114.  mitigo  und  comp.  (1).    cf.  engl,  mitigate. 

115.  iTtigo  (1)  ?. 

116.  sTbilo  (!).    cf.  engl,  sibilant,  sibilation  etc. 

117.  f ebrlcito  (i).  cf.  engl,  febricitate  und  auch  andere 
englische  lehnwörter  auf  -icitate:  felicitate.  cf.  auch  die  lat 
-Icitatus,  a,  um. 

118.  visito  (1):  cf.  engl,  visit,  visitant,  Visitation. 

119.  perlclitor  (!)  ?. 

120.  conquT'sitor  (I)  und  inqul'sitor  (1),  die  schon 
durch  das  beibehalten  dieser  betonung  englischen  einflufs  ver- 
raten, sind  in  ihrer  quantitierung  durch  das  Englische  umge- 
bildet worden,    cf.  engl,  inqui'sitor,  vi'sitor  usw. 

121.  convT'cium,  conventicium,  laserplcium  (1) 
stehen  unter  beeinflussung  der  bedeutend  zahlreicheren  -Icium 
(beneflcium,  dellcium,  sacriflcium  usw.].  Länge  behalten  nach 
Bradsh.  nur  epinlcium  und  iTcium. 

122.  excT'dium,  matri-  etc.  -cTdium,  fastidium  (1). 
Ebenso  werden  excidium,  matri-,  patri-  cldium  durch  lateinische 
kürzen  wie  subsldium,  praesldium,  discldium  usw.  vornehmlich 
gekürzt  Wegen  fastidium  cl  auch  fastidio,  und  das  englische 
lehnwort  fastidious. 

123.  fastigium  (mit  i  neben  a^)  erklärt  sich  als  ana- 
logie  an  prodlgium,  navlgium.  Liegt  etwa  auch  englischer 
einflufs  vor?  etwa  durch  engl,  -igious?  Vor  den  bekannten 
Wörtern  behält  nach  Br.  im  Lateinischen  nui^  vestigium  länge 
(etwa  durch  den  einflufs  von  vestlgo?). 

124.  -Ilium  (1).  Die  auf  -ilium  sind  im  Lateinischen  in 
der  regel  kurz  [concllium,  domicilium,  auxllium  usw.].  An  die 
kürzen  werden  die  wenigen  längen  angeglichen:  perystylium 
(1),  conchylium  (1),  lllium  (1).  Für  die  kürzung  des  lllium 
wird  auch  engl,  lily  heranzuziehen  sein. 

125.  -inium:  In  der  regel  bleiben  hier  die  ursprunglichen 
quantitäten  bewahrt:    1.  Kürzen:  tlroclnium  (i),   flamXniam, 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  AGCENTVOKALE  ETC.  233 

dominium.  2.  Längen:  tricllnium,  Aeglnium,  conflnium. 
Kürzung  hat  Br.  nur  für  Laclnium  (1),  (et  Laclnia?)  und 
reclnium  (1)?. 

126.  -Tvium.  oblTvium  (Y),  convivium  (T).  Man  denke 
an  engl,  oblivion,  convivial. 

127.  blvium  (9*).  Das  (9*)  stammt  aus  dem  engl,  bi- 
(zwei)  in  seiner  9*-lautung. 

128.  nihil  um  (9*).    cf  nihil. 

129.  -icius:  Die  fast  durchgehende  kürzung  aller  -Icius 
läXst  sich  durch  analogie  innerhalb  des  Lateinischen  wiederum 
nicht  genügend  erklären,  da  sich  dort  die  -Icius  und  -Icius  in 
bezug  auf  häufigkeit  und  bedeutungsschwere  die  wage  halten. 
Das  englische  Sprachmaterial  (-icious :  f elicious  etc.)  ist  es  auch 
hier  wieder  gewesen,  das  die  umquantitierung  besorgt  hat. 
Gekürzt  wurden  nach  Br.:  aedilTcius,  perpessicius,  missTcius, 
collectlcius,  commenticius,  adventicius,  ascriptlcius,  multatlcius, 
insitTcius,  deditTcius,  nutricius,  meretrTcius,  novicius,  invec- 
tlcius.  Länge  behalten  nach  Br.:  tracticius,  congestlcius, 
aedificius,  translatlcius,  tribunlcius. 

130.  -ilius:  Hier  sind  im  allgemeinen  in  der  englischen 
ausspräche  die  ursprünglichen  quantitäten  beibehalten  worden. 
1.  Kürze:  Aemllius,  Publllius  usw.  An  diese  mag  Racilius 
und  Lucilius  angeglichen  worden  sein,  ebenso  auch  Attilius  (I) 
und  Mandilius  (1).  2.  Länge :  vllius,  Hostilius,  filius,  Manilius. 
Die  englischen  Wörter  auf  -ilious  mit  durchgehender  kürze 
haben  sich  also  nicht  stark  genug  erwiesen,  um  normalisierung 
innerhalb  des  Lateinischen,  ähnlich  wie  bei  denen  auf  -icious 
u.  a.  hervorzurufen. 

131.  -inius:  Bei  denen  auf  -inius  ist  ebenfalls  kein  durch- 
greifender systemzwang  zu  stände  gekommen :  1.  (1) :  Flamlnius, 
Aslnius,  Armlnius  usw.  2.  (9*):  CanTnius,  Gablnius  usw. 
Wegen  der  kürze  in  Virginius  cf.  engl,  und  lat  Virginia. 
Plinius  (!)  ist  wahrscheinlich  an  die  kürzen  (Flamlnius  etc.) 
angegUchen  worden. 

132.  mimicus,  pantomlmicus  (I)  cf.  engl,  mimic  u.s. f. 

133.  polTticus  (!).  Diese  kürzung  wird  wohl  auch 
wieder  durch  die  englischen  Wörter  gleichen  Stammes  (politics. 


234  C.  HECK, 

politician  usw.)  und  die  übrigen  englischen  Wörter  auf  -tic 
mit  durchgehender  kürze  hervorgerufen  worden  sein.  Mög- 
licher weise  hat  auch  das  lat.  crlticus,  das  einzige  aber  sehr 
geläufige  wort  mit  t*,  einen,  wenn  auch  bescheidenen  einflufs 
ausgeübt  In  parasiticus  blieb  die  länge  durch  anlehnung  an 
das  engl,  parasite  und  die  übrigen  lateinischen  Formen  dieses 
Wortes  erhalten. 

134.  frlgidus  (i  und  9*):  Das  1  entstammt  dem  engl, 
frigid  usw.,  cf.  auch  lat.  rlgidus,  engl,  rigid. 

135.  blfldus  (9^.  Einflufs  des  engl,  praeflxes  bi-  mit 
der  9^-aussprache. 

136.  nitidus  (9*):  cf.  nltor  (9'). 

137.  llvidus  (1):  et  engl,  livid  auch  vivid,  obwohl  für 
dessen  lateinisches  vorbild  Br.  (9*)  beibehält. 

138.  sTbilus  (1):  cf.  slbilo. 

139.  radlcitus  (t):  cf.  expllcitus,  soUlcitus. 

140.  llcitus  (9*):  cf.  licet. 

141.  divlnitus  (X):  cf.  engl,  divinity  etc. 

142.  conquisitus  (t):  cf.  die  englischen  Wörter  auf 
-quisite:  exquisite  etc.  und  auch  conquisitor  (t). 

143.  blcornis  (9*),  blcolor  (9*),  blcorpor  (9*  und  i). 
Wiederum  einflufs  des  engl,  bi-  (zwei)  mit  9*-aussprache.  [Über 
die  erklärung  dieser  doppelten  ausspräche  des  i  in  engl,  bi- 
(bicycle,  bigamy)  cf.  später.] 

144.  frlvolus  (1):  cf.  engl,  frivolous. 

145.  fibula  (9^  und  1).  Das  i  kann  durch  angleichung 
an  englische  Wörter  auf  -ibular  entstanden  sein ;  cf.  aber  auch 
lat.  exclpula. 

146.  -icula  (1  und  9*):  bei  denen  auf  -cula  tritt  in  der 
regel  kein  systemzwang  ein:  1.  Kürze  (1):  aurlcula,  ovicula, 
sorticula  usw.  2.  Länge  (9^):  cervicula,  sicula,  comicula, 
conciliatrTcula.  Doch  tritt  umquantitierung  ein,  m.  e.  durch 
beeinflussung  englischer  entsprechungen  auf  -cula,  -cular, 
culous  usw.  in:  1.  febrlcula  (1),  2.  radlcula  (t),  3.  canicula 
(I  und  9'),    4.  lectlcula  (I),    5.  nutrlcula  (1),    6.  meretrlcula, 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  235 

7.  clavlcula  (1).  Die  tatsache,  da£s  umgekehrt  keine  längung 
ursprünglicher  kürzen  vorliegt,  bestätigt  die  annähme,  da£s 
diese  sieben  Wörter  nicht  durch  systemzwang  innerhalb  der 
lateinischen  ausspräche,  sondern  durch  englischen  einflufs  ent- 
standen sind. 

147.  biduum  (!)  wird  gekürzt  durch  die  überzahl  der 
-Iduum:  divlduum,  vlduum,  reslduum,  asslduum,  indivlduum. 

148.  perTculum  (e'  und  1):   cf.  engl,  periculous. 


n.  Teil. 

Das  NE.  wortmateriaL  —  Darstellung,  entwioklung 

und  kriük  der  methode. 

(Eingeschlossen  sind:  „Die  grundzüge  der  accentuation 

der  lehn  Wörter.") 

Durch  die  aufserenglischen  kriterien*)  wird  unsere  spe- 
zielle frage  nach  den  allgemeinen  gesetzen  der  quantitierung 
der  heutigen  accentvokale  in  offenen  Silben  mehrsilbiger  lehn- 
wörter  äufserst  scharf  präzisiert,  und  zwar  auf  die  beiden 
folgenden  formulierungen :  1.  Sind  bei  den  entlehnungen  aus 
lebenden  sprachen  die  ursprünglichen  quantitäten  dieser  vokale 
beibehalten  worden?  2.  Sind  die  ui-sprünglichen  und  künst- 
lich wieder  eingeführten  quantitäten  unserer  vokale  in  lehn- 
wörtern  aus  dem  Lateinischen  und  Griecliischen  und  aus  den 
anderen  toten  sprachen  mit  übernommen  worden?*) 

')  Es  ist  ferner  für  die  griecliischen  entlehnungen  hinzuzufügen,  dafs 
auch  die  ne.  ausspräche  des  Griechischen  von  anfang  an  (cf.  auch  Ellis)  in 
der  regel  die  dort  auch  graphisch  zum  ausdnick  kommenden  quantitäts- 
differenzen  ausgedrückt  hat,  wenn  auch  die  qunlitüt  gewisser  laute  (so  z.  b. 
ov  =  9"  (diphthong)  in  frUhue.  zeit,  -—  ü  heute)  gewechselt  hat  und  noch 
wechselt  {tt  =  heutigem  a»  und  i;.  Nur  r,  für  das  durch  Hart  die  frühere 
ausspräche  yy  =  ue.  ju  bezeugt  wird,  und  das  heute  i  lautet  oder  auch 
8^,  wenn  es  den  acuten  accent  (r)  trägt,  macht  eine  ausnähme.  —  Für  die 
entlehnungen  aus  dem  Französischen  und  den  übrigen  lebenden  sprachen 
kommen  femer  als  kriterieu  die  heutigen  lautnugcn  der  urwörter  dieser 
entlehnungen  hinzu  und  femer  historisch  festgestellte  frühere  lautungen 
dieser  urwörter. 

')  Es  sei  nochmals  ausdrücklich  betont,  dafs  die  accentvokale  vor  den 
anderen  wesentlich  nichts  voraushaben.  Warum  wir  sie  trotzdem  ge- 
sondert behandeln,  wird  sich  aus  den  weiteren  ausfühmngeu  ergeben. 


236  C.  HECK, 

Da  uns  nun  die  historischen  kriterien  die  antwort  selbst 
schuldig  bleiben,  so  bleibt  uns  nun  nichts  anderes  übrig,  als 
den  letzten  schritt  rückwärts  zu  tun,  und  uns  auf  die  heutigen 
lautungen  der  lehnwörter  zurückzuziehen. 

Gehen  wir  nun  an  der  band  des  New  Engl.  Dict.  und  des 
Cent.  Dict.  das  ganze  ne.  wortmaterial  durch,  unter  anwendung 
aller  durch  die  historischen  kriterien  gegebenen  direktiven,  so 
wird  uns  die  allgemeine  beantwortung  der  beiden  obigen  fragen 
in  den  mund  gelegt  und  auch  die  grundgesetze  für  die  quan- 
titierungen  der  neubildungen  aus  aulserenglischem 
sprach-  und  formmaterial,  die  das  weitaus  gröfste  kon- 
tingent  des  nicht  urenglischen  Wortschatzes  stellen,  liegen  klar 
vor  unseren  äugen. 

Damit  ist  jedoch  noch  wenig  erreicht,  ja  die  eigentliche 
Untersuchung  fängt  erst  an.  Auf  jeder  seite,  ja  jeder  spalte 
des  N.  E.  D.  und  des  C.  D.  stofsen  wir  nämlich  auf  durch- 
brechungen  der  grundgesetze  der  quantitierung  des  lehnwort- 
materials  und  der  neubildungen,  und  diese  —  sie  gehen  in 
die  tausende  —  sowie  auch  die  durch  orthoepistische  Zeugnisse 
und  die  übrigen  historischen  kriterien  sicher  gestellten  frühne. 
und  me.  ausnahmen  von  den  grundgesetzen  müssen  erst  er- 
klärt werden,  ehe  diese  selbst  einwandsfrei  dastehen. 

Da  uns  aber,  wie  gesagt,  alle  historischen  kriterien  dabei 
im  stich  lassen,  so  ist  eine  klarstellung  aller  dieser  erschei- 
nungen  —  natürlich  unter  Verwertung  aller  durch  die  histo- 
rischen kriterien  gewonnenen  einsichten  —  nur  durch  eine 

Rekonstruktion 

aus  dem  heutigen  Ne.  möglich.  Die  methodische  berech- 
tigung  dieser  rekonstruktion  ergibt  sich  daraus,  dafs  die  vom 
Spätme. »)  und  Frühne.  ab  anzusetzenden  quantitativen  diffe- 
renzen  in  unseren  vokalen  von  dieser  zeit  ab  bis  heute  keine 
wesentlichen  änderungen  mehr  erfahren  haben,  die  notwen- 
dig keit  derselben   aus  der  beklagenswerten  tatsache,  dals 


^)  Sollte  sich  durch  weitere  nntersuchnngen  sicher  ergeben,  dafs  das 
Lateinische  auch  im  F rühme,  schon  quantitativ  korrekt  gesprochen  wurde, 
was  unwahrscheinlich  ist,  so  bliebe  sich  das  für  unsere  rekonstruktion 
gleich,  da  es  uns  in  erster  linie  auf  die  tatsache  der  ununterbrochenen  ent- 
wicklung  ankommt. 


DIE  QUANTITÄTEK  DER  AGCENTVOKALE  ETC.  237 

ohne  sie  bei  dem  fast  vollständigen  versagen  der  historischen 
kriterien  die  ganze  Untersuchung  unmöglich  wäre. 

Wie  ist  diese  rekonstruktion  nun  vorzunehmen?  Um 
mich  hierüber  verständlich  äufsem  zu  können,  femer  um  die 
spätere  darstellung  im  hauptwerke  klar  und  übersichtlich  zu 
bekommen,  sehe  ich  mich  genötigt,  die  durch  die  rekonstruk- 
tion gewonnenen  resultate  vorwegzunehmen  und  sie  zusammen 
mit  den  hauptquantitierungsgesetzen  hier  einzuflechten. 

A.  Das  hauptgesetz: 

I.  der  quantitierung  der  accentvokale  in  offenen  Silben 

mehrsilbiger  lehnwSrter: 

In  entlehnungen  aus  fremden  sprachen  werden 
die  ursprünglichen  quantitäten  dieser  vokale  mit 
übernommen  und  beibehalten. 

Das  bedeutet  für  die  zwei  hauptsächlichsten  gruppen  der 
lehnwörter : 

a)  für  die  aus  dem  Französischen  alter  und 
neuerer  zeit,  dafs  in  ihnen  diese  vokale  nur  kürzen 
haben,  mit  ausnähme  des  u  <  frz.  ü,  das  aus  bekann- 
ten gründen  zu  ja  wird.  0 

b)  für  die  aus  dem  Lateinischen,  dafs  für  sie  je 
nach  ihrer  ursprünglichen  quantitierung^)  länge  und 
kürze  unterschieden  wird. 


*)  Für  die  betreffenden  vokale  in  einsilbigen  Wörtern,  und  in  den 
letzten  silben  mehrsilbiger  Wörter  ergab  dasselbe  gesetz  länge,  und  zwar 
deshalb,  weil  diese  vokale  im  Afz.  schon,  ebenso  wie  heute,  lang  ausge- 
sprochen wurden.  Hieraus  ergeben  sich  die  unterschiede  wie:  crime  (9*), 
criminal  (t)  etc.  Wenn  einsilbige  Wörter  offen  waren,  dann  trat  aUerdings 
englischer  einflufs  ein,  da  kürzen  in  offenen  silben  einsilbiger  wörtchen  in 
der  regel  im  Englischen  nicht  geduldet  werden. 

')  Nach  unserer  hypothese  über  die  geschichte  der  englischen  aus- 
spräche des  Latein  ist  dieses  korrekte  beobachten  der  lateinischen  quan- 
titäten in  England  def.  erst  durch  die  humanisten  eingeführt  worden,  nach- 
dem es  ev.  schon  die  renaissance  angestrebt  hatte.  Mindestens  bis  zur 
renaissance  jedoch  hat  die  englische  ausspräche  des  Lateinischen  m.  e.  nur 
kürzen  für  alle  diese  vokale  gekannt  (u  =  frz.  ü  natürlich  ausgenommen). 
Demnach  wären  dann  auch  für  alle  englische  entlehnungen 
aus  dem  Lateinischen  bis  zu  dieser  zeit  nur  kürzen  anzu- 
setzen.   In  wie  weit  das  zutrifft,  mag  die  weitere  diskussion  über  dies 


238  C.  HECK, 

II.  für  die  quantierung  der  betreffenden  vokale  In  den 

neubildungen : 

In  neubildungen  aus  aufserenglischen  Wörtern 
mit  aulserenglischen  endungen  (manchmal  auch  eng- 
lischen) werden  die  quantitäten  der  betreffenden 
vokale  der  urwörter  beibehalten. 

B.  Die  ausnahmegesetze : 

Die  ausnahmen  sind  in  der  regel  als  analogiebil- 
dungen  zu  erklären.  9 

I.  Für  die  betreffenden  accentvokale  in  lateinischen 
lehnwörtern  sind  die  folgenden  analogieen  zu  konstatieren: 

a)  Diese  vokale  standen  in  bezug  auf  ihre  quan- 
titäten schon  bei  ihrer  aufnähme  ins  Englische  oder 
später  (dauernd  oder  vorübergehend)  unter  dem  sy- 
stemzwang innerhalb  der  humanistisch  korrekten 
ausspräche  des  Lateinischen. 

b)  Es  liegen  analogieen  an  vokalquantitäten 
nichtlateinischer  Wörter  vor,  und  zwar:  1.  Franzö- 
sischer lehnwörter;  2.  neubildungen,  zumeist  gleicher 
endung,  aber  auch  gleichen  präfixes;  3.  griechischer, 
italienischer  u.  s.  f.  lehnwörter  oder  Vorbilder;  4.  ver- 
wandter Wörter  gleichen  Stammes  innerhalb  des  Eng- 
lischen aus  dem  Lateinischen  oder  Französischen; 
5.  durch  volkstümliche  Verwechslungen. 

n.  Die  regulären  kürzen  in  französischen  lehnwör- 
tern gehen  zum  teil  verloren: 

a)  ev.  schon  seit  der  renaissance,  sicher  seit  der 
zweiten  hälfte  des  15.  jahrh.,  durch  1.  den  einflufs 
lateinischer    Vorbilder    (frühme.  *na'ture  >   15.  jahrh. 


thema  entscheiden.  Aus  mangel  au  Bichereu  kriterien  im  Me.  wird  fdch 
wohl  kaum  etwas  definitives  darüher  sagen  lassen.  Ich  selbst  habe  kein 
beispiel  gefunden,  das  meiner  annähme  widerspräche.  Natürlich  kommen 
auch  im  Frühme.  lange  vokale  an  entsprechender  stelle  vor,  doch  sind  diese 
dann  unorganisch  und  fallen  unter  B. 

^)  Für  die  längung  eines  kurzen  accentvokals  vor  folgenden  vokal  ist 
nur  fUr  die  fUlle,  wo  diese  länge  nicht  normal  oder  durch  analogie  ent- 
standen ist,  heimischer  d.  h.  germanischer  spracheinflufs  anzusetzen. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALB  ETC.  239 

■ 

naa'ture  durch  lat.  natura;  natural  dagegen  hat  seine  ursprüng- 
liche reg.  kürze  behalten.  Ebenso  nation,  national  und  viele 
andere);  2.  durch  endungs-  und  präfixzwang,  den 
a)  lateinische  lehnwörter  im  Englischen,  b)  englische 
neubildungen  auf  sie  ausgeübt  haben. 

b)  daneben  gehen  durch  die  me.  und  ne.  zeit  von 
anfang  an  umquantitierungen  1.  durch  den  einflufs 
stammverwandter  Wörter  a)  im  Französischen,  6)  fran- 
zösischer lehnwörter  im  Englischen,  c)  lateinischer 
Vorbilder,  d)  lateinischer  lehnwörter  im  Englischen, 
2.  durch  volkstümliche  Verwechslungen. 

ni.  Die  ausnahmen  vom  grundgesetz  für  neubil- 
dungen erklären  sich  aus  denselben  Ursachen  wie  die 
unter  I  und  n  citierten  ausnahmen.  Sie  sind  aber  bei 
weitem  zahlreicher,  was  in  der  natur  der  sache  liegt. 

IV.  Die  übrigen  lehnwörter  bewahren  ihre  ur- 
sprünglichen quantitäten  fast  durchgehend.  Umbil- 
dungen erfolgen,  wo  sie  möglich  sind,  nach  der  einen 
oder  anderen  der  in  I — III  angegebenen  analogie- 
wirkungen  oder  nach  solchen  durch  Vorbilder  inner- 
halb jeder  der  einzelnen  sprachen.  Für  die  griechi- 
schen lehnwörter  ist  noch  zu  bemerken,  dafs  wenig- 
stens in  der  modernen  ausspräche,  griechisches  v  mit 
dem  akuten  accent  im  gegensatz  zu  v  gelängt  wird, 
und  zwar  zu  (öO-O 

Die  rekonstruktion. 

Unsere  nunmehrige  aufgäbe  ist  es,  den  beweis  für  alle 
diese  gesetze  zu  erbringen.  Die  hauptgesetze  werden  bewiesen 
sein,  wenn  wir  die  nebengesetze  bewiesen  haben.  Wir  richten 
daher  unser  augenmerk  zunächst  auf  diese.  Es  handelt  sich 
dabei  um  die  schwierige  aufgäbe,  die  jeweilig  wirkende, 
nicht  nur  mögliche,  analogie  für  jeden  einzelnen  fall 
herauszuarbeiten.  Hierfür  haben  wir  unser  gesamtes  mate- 
rial  in  zweckmäfsige  anordnungen  zu  bringen. 

')  Ich  habe  hier  absichtlich  vermieden,  beispiele  zu  zitieren.  Für  den 
acccutvokal  i  finden  sich  belege  in  der  eiulcitung  zum  U.  buch. 


240  C.  HECK, 

Ehe  wir  uns  zu  deren  besprechung  wenden  können,  müssen 
wir  noch  einmal  auf  die  Anglia  XXIX  s.  60  fiE.  hingestellten 
Voraussetzungen  für  das  gelingen  unseres  Unternehmens  zurück- 
greifen. Die  erste  bedarf  keiner  weiteren  erklärung  mehr.  In 
wie  weit  wir  aber  die  zweite  und  dritte  für  vorliegende  arbeit 
erfüllen  konnten,  darüber  noch  ein  paar  worte. 

Zunächst  was  die  Vollständigkeit  des  lehnwortma- 
terials  aller  zeiten  (natürlich  nur  soweit  es  für  unsere 
vokale  in  betracht  kommt)  angeht,  so  habe  ich  wenigstens 
versucht,  dem  ideal  nahe  zu  kommen.  Soweit  das  N.  E.D. 
reicht,  war  das  verhältnismäfsig  einfach.  Viel  schwerer  war 
es  für  den  rest  des  alphabets.  Hierfür  habe  ich  für  die  ne.  zeit 
die  angaben  des  Cent.  Dict.,  Skeat's,  Johnson's,  Levins'  u.s.  t, 
für  die  me.  zeit  die  angaben  Stratmann's  und  Behrens'  und 
zahlreicher  spezial  -  Wörterbücher  ausgezogen.  Wenn  dabei 
auch  von  absoluter  Vollständigkeit  nicht  im  entferntesten  die 
rede  sein  kann,  so  bin  ich  doch  sicher,  dafs  von  den  bedeutungs- 
und  wirkungsvollsten  Wörtern  wohl  kaum  eins  ausgelassen 
worden  ist. 

Der  einteilung  des  gesamten  materials  nach  etymo- 
logieen,  unserer  dritten  Voraussetzung,  habe  ich,  soweit  dieses 
reicht,  die  angaben  des  N.  E.  D.  zu  gründe  gelegt.  Die  ein- 
teilung der  übrigen  Wörter  erfolgte  nach  den  etymologischen 
angaben  des  Cent.  Dict. ,  Grieb-Schröer's,  Skeat's  usw.  —  Es 
bedarf  wohl  keiner  weiteren  erwähnung,  dafs  man  durch  Un- 
kenntnis der  quantitätsgesetze  gerade  mit  etymologischen  an- 
gaben in  bezug  auf  die  lehnwörter  vieles  verfehlt  hat.  Selbst 
ein  werk  wie  das  N.  E.  D.  strotzt  von  ungenauigkeiten 
und  direkten  fehlem.  Meine  einteilung  konnte  daher  für 
sehr  viele  fälle  nur  eine  provisorische  sein. 

In  bezug  auf  die  anordnung  des  materials  zur  erklärung 
der  einzelnen  analogiewirkungen  ist  zunächst  zu  sagen,  dafs 
wir  sie  innerhalb  der  einteilung  nach  etymologieen 
vorgenommen  haben,  damit  uns  bei  allen  noch  so  subtilen  Unter- 
abteilungen und  anordnungen,  wie  wir  sie  gleich  vorzutragen 
haben,  immer  die  grolsen  hauptgesetze  der  quantiterungen  der 
lehnwörter  und  neubildungen,  wie  sie  sich  aus  ihrem  Ursprung 
ergeben,  klar  vor  äugen  geblieben  sind. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  241 

Die  meisten  ausnahmen  von  den  hauptgesetzen,  hervorge- 
rufen durch  analogiewirkungen,  sind  dadurch  entstanden,  dals 
die  auf  die  betreffenden  vokale  folgenden  wortteile  —  wir 
wollen  sie  der  kürze  halber  endungen,  suffixe  nennen  — 
gleich  waren.  Man  kann  diesen  systemzwang  der  kürze 
halber  endungs-  oder  suffixzwang  nennen,  wenn  diese  be- 
zeichnung  auch  nicht  gerade  korrekt  gewählt  ist. 

Die  zur  einsieht  in  diesen  systemzwang  getroffene  anord- 
nung  des  materials  können  wir  jedoch  erst  vortragen,  wenn  wir 
uns  noch  über  eine,  wenn  auch  nicht  gerade  zwingende,  jedoch 
äuTserst  wichtige  Voraussetzung  zu  dieser  erscheinung  klarheit 
verschafft  haben.  Da  das  Verständnis  dieser  erscheinung  auch 
zur  richtigen  beurteilung  der  übrigen  analogieen  von  un- 
schätzbarem wert  ist,  so  kann  sie  auch  aus  diesem  gründe 
schon  nicht  umgangen  werden. 

Der  systemzwang  der  gleichmachung  verschiedener  quan- 
titäten  vor  gleicher  endung  (lat.  traditio,  expeditio  haben 
beide  im  Englischen  -Ition  mit  kurzem  i)  kann  sich  nämlich 
nicht  so  wirkungsvoll  gedacht  werden,  ohne  die  Voraussetzung, 
dals,  von  der  zeit  ab  wenigstens,  zu  der  eine  allgemein  be- 
wufste  differenzierung  von  quantitäten  ins  englische  lehnwort- 
material  eindrang,  also  spätestens  gegen  ausgang  des  Me.,  die 
vor  den  gleichen  endungen  stehenden  silben  stärker  accen- 
tuiert  worden  sind,  als  die  übrigen,  und  dafs  sie  von  dieser 
zeit  ab  diese  bevorzugte  Stellung  immer  beibehalten  haben. 
Wie  steht  es  mit  dieser  Voraussetzung? 

Die  allgemeine  beantwortung  dieser  frage  fällt  ja  nicht 
schwer,  und  sie  ist  auch  schon  längst  bekannt.  Für  unseren 
zweck  ist  aber  eine  allgemeine  beantwortung  nicht  genügend. 
In  sehr  vielen  fällen  sind  fürs  Frühne.  andere  accentuationen 
bezeugt,  als  wie  sie  die  betreffenden  Wörter  heute  besitzen,  und 
auch  heute  noch  haben  hunderte  von  Wörtern  doppelte  oder 
mehrfache  accentuationen.    Welches  sind  da  die  berechtigten  ? 

Diese  frage  lälst  sich  nur  im  Zusammenhang  mit  der 
allgemeinen  frage  nach  den  prinzipien,  die  das  setzen  des 
hauptaccentes  in  lehnwörtern  und  neubildungen  regelten,  be- 
antworten, und  ich  sehe  mich  daher  genötigt,  das  wesentliche 
hierüber  hier  einzuflechten. 


242  C.  HECK, 

Nach  welchen  Prinzipien  wird  der  hauptaccent 
in  englischen  lehnwSrtern  und  neubildungen  aus  aulserenglischem 

Sprachmaterial  gesetzt? 

Zu  einer  eingehenden  darstellung  dieses  riesenprozesses 
würde  eine  noch  weit  gröfsere  spezialarbeit  gehören,  als  die, 
wie  wir  sie  uns  für  die  klarstellung  und  durcharbeitung  unserer 
quantitätsgesetze  auferlegt  haben.  Die  von  uns  angesteUten 
Sammlungen  genügen  nui*  dazu,  die  allgemeinen  prinzipien, 
die  ihn  regelten,  zu  erkennen.  Ich  gebe  daher  nur  diese 
wieder.  Ob  ich  jemals  zeit  finden  werde,  den  ganzen  Vorgang 
bis  in  seine  oft  äulserst  komplizierten  einzelerscheinungen  zu 
vei*folgen,  kann  ich  noch  nicht  absehen. 

I.  Das  hauptgesetz  für  die  romaniaoh-franzöBiaohen 
entlehnungen  aller  zelten,  sowie  der  entlehnungen  aus  den 

übrigen  romanischen  sprachen: 

Der  ursprüngliche  hauptaccent  rückt  in  allen 
diesen  Wörtern  (verba  eingeschlossen)  mehr  oder  we- 
niger schnell  auf  die  ersten  silben  (germanische 
accentuierungstendenz!).  Die  menge  der  auf  diese 
folgenden  silben  übt  dabei  keinerlei  hemmenden  ein- 
flufs  aus  (cf.  ce-metery  u.  s.f.). 

Innerhalb  der  romanischen  machtsphäre  wurde  dieses  ge- 
setz  an  seiner  Wirkung  nur  durch  zweierlei  gehemmt: 

1.  Durch  wiederkehrende,  oder  stetige,  oder  vorüber- 
gehende beeinflussung  durch  die  romanischen  Vorbilder  dieser 
entlehnungen,  eine  erscheinung,  die  in  Sonderheit  an  den  lehn- 
wörtem  aus  dem  Italienischen  und  Spanischen  hervortritt,  und 
dort  das  hauptgesetz  kaum  zum  durchbruch  kommen  läfst  (et 
aber  heutiges  bal'cony  für  früheres  balcony  <  itaJ.  balcöne). 

2.  Durch  gegenseitige  beeinflussung  von  Simplexen  und 
kompositen  (*invisible  >  invisible  durch  vi'sible). 

Das  obige  gesetz  für  die  französisch-romanischen  etc.  ent- 
lehnungen, ist  nicht  nur  nicht  durchgeführt  worden,  sondern 
sogar  in  seinen  ansätzen  stecken  geblieben,  durch  den  über 
wältigenden  einfluls,  den  die  accentuation  des  lateinischen 
lelinwortmaterials  auf  sie  ausgeübt  hat. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTYOKALE  ETC.  243 

n.   Die  gesetze  der  aooentuierung  (hauptaooentsetzimg) 

in  lateinisohen  lehnwörtem.  >) 

A.  Während  für  die  französischen  entlehnungen  erst  in 
künstlicher  weise  eine  accentuierung  geschaffen  werden  mufste, 
die  das  germanische  accentgefühl  befriedigte,  so  war  für  eine 
grolse  hauptgruppe  der  lateinischen  entlehnungen  in  ihrem 
lateinischen  hauptaccent  etwas  passendes  gegeben,  und  in 
der  tat  wurde  dieser  übernommen.  Dafs  es  allerdings  den 
gelehrten  —  von  diesen  ging  in  der  regel  die  Übernahme 
aus  —  in  erster  linie  daran  lag,  korrekte  lateinische,  nicht 
aber  germanische  accentuation  dabei  zu  beobachten,  ist 
zweifelsohne.  Dafs  aber  das  volk,  in  das  die  entlehnungen 
bald  drangen,  diese  lateinische  acc^ntuierung  nicht  umstürzte 
und  alle  diese  Wörter  wie  die  romanischen  lehnwörter  behan- 
delte (d.  h.  deren  erste  silbe  betonte ,  auch  da ,  wo  die  latei- 
nische accentuation  die  zweite  u.  s.  f.  hervorhob),  mag  sekundär 
an  der  stetigen  neubelebung  dieser  Wörter  durch  die  eifrigst 
gepflegte  klassische  ausspräche  ihrer  Vorbilder  liegen,  primär 
aber  lag  es  daran,  dafs  das  volk  in  seinem  naiven  empfinden 
an  stelle  der  hauptaccente  stammaccente  empfand,  und  sich 
so  befriedigt  fühlte.  —  Um  einige  beispiele  aus  unserem 
gebiet  zu  eitleren,  erklärt  sich  auf  diese  weise  die  erhaltung 
der  lateinischen  accentuation  des  i  in  lateinischen  lehnwörtem 
auf  -inic,  -isic,  -itic,  -icula  u.  s.  f. 

Die  folge  davon  war  natürlich,  dafs  diese  lateinischen 
lehnwörter  mit  französischen  lehnwörtem  gleichen  Stammes 
oder  gleicher  endung  in  einen  streit,  ja  in  einen  richtigen 
krieg   um    die   accentherrschaft  geraten   mufsten.      Bei  der 


*)  Die  korrekte  betouung  der  lateinischen  Wörter  maTs,  wie  die 
poetischen  versuche  lehren,  vom  frühen  mittelalter  ab  gekannt  worden  sein, 
genau  so  wie  die  Quantität  der  vokale.  Ob  sie  aber  beim  mündlichen 
gebrauch  der  spräche  beobachtet  wurde,  ist  wohl,  wenigstens  für  die  mittel- 
alterliche frz.  ausspräche  des  Lateinischen,  mindestens  fraglich.  Entschie- 
den wird  die  frz.  oxytonale  betonung  (cf.  heutiges  dominus  *  vobiscum  *) 
mindestens  von  einigem  einflufs  auf  sie  gewesen  sein,  wenn  sie  sie  nicht 
sogar  ganz  beherrscht  haben  sollte.  Ähnliches  wäre  dann  wohl  auch  noch 
für  die  accentuation  des  Lateinischen  im  frühen  Me.  anzusetzen.  Bald 
aber  Wird  sich  da  die  ursprüngliche  accentuation  ausgebildet  haben.  Völlige 
korrektheit  wird  man  aber  auch  erst  seit  der  humanisteu-zeit  beobachtet 
haben. 


244  C.  HECK, 

fülle  des  materials  mnfs  dieser  konflikt  ein  gewaltiger  gewesen 
sein.  Geendet  hat  er  mit  dem  fast  durchschlagenden  sieg  der 
lateinischen  accentuation ')  [cf.  z.  b.  die  unorganische  accen- 
tuatiou  der  zweiten  silben  statt  der  ersten  in  viersilbigen 
französischen  lehnwörtern  auf  'icious,  -tsion,  -iäty,  -inity,  -igion, 
-idily,  -inVy  usw.]. 

Umgekehrt  ist  aber  auch  in  manchen  fällen  die  französisch- 
euglische  accentuation  siegreich  geblieben.  Beispiele  lassen 
sich  schwer  eiuwandsfrei  erbringen,  bevor  nicht  das  ganze 
material  gesichtet  ist.  ev.  ist  history  ein  solcher  fall:  Levins 
(16.  jahrh.)  hat  noch  hiato-ry  (lat.  histo-ria).  Doch  wäre  auch 
an  beeinflussung  dui-ch  story  zu  denken. 

B.   Den  lateinischen  hauptaccent  mit  hinüber  zu  nehmen  1 
war  aber  nur  so  einfach  für  solche  Wörter,  bei  denen  in  der  j 
gestalt,  in  der  sie  übernommen  wurden,   der  accent  nicht  1 
auf  die   letzte  silbe   fiel.     Was  tat  man  aber  mit  den  | 
Wörtern,  bei  denen  das  der  fall  war?    Unmöglich  konnte  doch 
die  ursprüngliche  lateinische  accentuation  ganz   aufgegeben 
werden,  und  andererseits  empfand  man  es  auch  durchaus  un- 
zulässig auf  der  letzten  silbe  betonen  zu  müssen.    Wie  half 
man  sich  ans  diesem  dilemna?    Man  nahm  einfach  eine  am- 
accentuierung  vor,  die  das  germanische  accentgefühl  be- 
friedigte und   auch  das  lateinische  gewissen   nicht  gröblich 
verletzte,  und  zwar  derart,  dals  man  füi'  die  diesen  Wörtern  | 
zukommende   accentuation    die   einer  anderen   form  des-  | 
selben   wortes,    oder    die    eines    verwandten    lateini- 
schen Wortes  einsetzte.')  —  Man  setzte  ein: 


>)  Ob  sich  dieser  konSikt  schon  im  Frübme.  entsponnea  hnt,  iit  schwer 
zu  sagen,    M.  e.  ist  es  nicht  der  fall  gewesen,  und  ist  damals  für  die  direkten 
Iftteinisehen  eutlehnnogeü  dasselbe  prjnzip  der  accentnierung  wie  für  die 
fra.  eDtlehnangen  aiiEnsetiteD  (cf.  der'mitorj'  u.  s,  f.).     Erst  mit  der  kor- 
rekten beobochtnDg  der  lat.  ausspräche,  also  ev.  schon  von  der  renaissonce 
ab,  sicher  von  der  humanistenzeit  ab,  hat  sich  dieser  koaflikt  entsponnen.  I 
Da  aber  nun  anfang  des  16.  jahrh.  (Levins)  dieser  prozefs  im  wesentlichen  f 
schon  abgeschlossen  vor  nns  liegt,  so  drängt  sich  der  kämpf  um  d 
tnation  anf  einen  verhüll nismarsig  kleinen  zeitniiini  EUsammen  nnd  läfst  nna  1 
dadurch   ahnen,   mit   welcher  energie  der  hnmauismus   reinigend  einge-J 
griffen  hat. 

>)  Der  nraprüngliche  hauptaccent  erhielt  sich  mit  sleta  abnehmender 
st&rke  als  uebenaccent,  der  auf  die  ijnantit£ten  der  vokale  der  ihn  trageu- 
den  silben  bewahrend  gewirkt  hat.   (cf.  änite  n.  a.  t) 


UIE  QUANTITÄTEK  DEtt  AOCENTVOKALE  ETC.  245 

a)  In  den  sog.  reg;elinäfsigeii  verben,  die  in  ihrer  form 
als  part.  perf.  übernommen  worden  (einerlei,  ob  in  ilirer  be- 
dentung  als  verb,  adj.  oder  subst.),  die  accentuation  ihrer 
stammbetiOnten  formen  (cf.  mi'Utate  iL  8.  f.). 

b)  Für  die  snbstantiva  und  adjektiva,  die  in  ihrer  accu- 
sativform  usw.  übernommen  ^vurden,  die  accentnation  des  no- 
minativs  (expedi  ■  tion  u.  s.  f.). 

c)  Für  verba,  snbstantiva  und  adjektiva,  die  nicht  unter 
a  und  b  fallen,  die  entsprechende  accentuierong  eines  anderen 
wertes  gleichen  Stammes  (cf.  engl,  invi'dions  statt  invidious' 
<  lat  invidio'sos  durch  lat.  invi'dia,  raate-rial  statt  material* 
durch  lat.  mate'ria). 

d)  Für  alle  fälle,  wo  keine  anderen  Wörter  gleichen  Stam- 
mes da  waren,  die  accentuation  anderer  entlehnnngen  gleicher 
endung;  eine  erscheinung,  die  für  lateinische  lehnwörter  jedoch 
nicht  so  sehr  häufig  zu  konstatieren  ist 

Diese  zweite  hauptgruppe  der  umaccentuierten  lateinischen 
entlehnungeu  kämpfte  natürlich  denselben  accentkonflikt  durch 
mit  französischen  und  ev.  frühme.  lateinischen  entlehnnngen 
gleichen  Stammes  und  gleicher  endung,  oder  blols  gleichen 
Stammes,  oder  gleicher  endung,  und  zwar  mit  demselben  er- 
gebnis  wie  die  erste  hauptgruppe  [cf.  hierzu  die  unorgani- 
schen accentuierungen  in  folgenden  viersilbigen  französischen 
entlehnungen :  certificate  statt  cer'tificate;  magniftcence  statt 
magnificence;  effi'cient  statt  eff'icient;  conti'uual  statt  con- 
tinual;  parti'cular  statt  par-ticalar;  cathe-dral  statt  ca'thedral, 
das  noch  im  16.  jahrh.  belegt  wird  u.s.  f.,  u.  s.f.]. 

C.  Eine  dritte  abteilung  bildeten  die  lateinischen  ent- 
lehnungen, in  denen  bei  ihrer  übernähme  der  hauptaccent  auf 
der  letzten  silbe  stand,  die  man  aber  nicht  umaccentuierte, 
weil  man  nicht  konnte,  und  zwar: 

a)  weil  alle  tamilien-glieder  dieser  Wörter  gerade  diese 
Silben  betonten  (cf.  severe-  <  lat.  seve-rus  und  nicht  se'vere 
durch  seve'ritas  u.  s.  f.,  und  ebenso  serene-  etc.); 

b)  weil  noch  zu  dem  unter  a)  gegebenen  grnnd  hinzukam, 
dab  bei  einer  ev.  umaccentuierung  die  silbe  unbetont  geworden 

^^jrtie,  die  man  gerade  so  recht  als  stamraesträger  sich  einge- 
^^^Britgt  hatte.    Konnte  z.  b.  jemals  ein  kenner  der  lateinischen 


246  C.  HECE, 

Sprache  zugeben,  daTs  das  o  in  adopt  den  accent  za  gnnsten 
der  ersten  silbe  verlieren  sollte?  Und  wenn  auch  die  Volks- 
sprache darnach  dräng^te,  um  keinen  preis  konnte  ein  akade- 
misch gebildeter  solche  nachlässigkeiten  zulassen  I  Es  blieben 
also  —  mit  geringen  ausnahmen  —  die  part.  perl  der  latei- 
nisch unregelmäfsigen  verba,  soweit  sie  ins  Englische  ein- 
drangen, bei  ihrer  organischen  accentuation,  ja  auch  dann 
noch,  wenn  sie  im  verlauf  ihi-er  entwicklung  als  lehnwörter 
zu  adjektiven  und  Substantiven  geworden  waren.  (In  fällen 
wie  con-duct  (subst.)  neben  conduct'  (verb)  usw.  sind  die 
accentuationen  der  substantiva  anders  zu  erklären.  Zumeist 
sind  sie  die  französischen  entlehnungen  regelrecht  zukommenden 
accentuationen  (et  con'gress),  öfters  auch  analogieen.) 

Es  liegt  natürlich  auf  der  band,  dafs  auch  diese  dritte 
gmppe  die  accentuation  des  entsprechenden  französischen  lehn- 
Wortmaterials  beeinflussen  mnXste,  wenn  auch  nach  der  natur 
der  dinge,  mit  nicht  so  durchschlagendem  erfolg. 

m.   Die  Booentnation  der  grleohlBohen  und  der  fibrigen 

lehswörter. 

Was  die  accentuation  der  griechischen  lehnwörter  nnd  der 
entlehnungen  aus  den  vielen  oben  nicht  angeführten  enro- 
päischen  und  aufser-europäischen  sprachen  aller  zelten  anbe- 
trifft, so  ist  das  hauptgesetz  hierfür  das  folgende:  Wo  eine 
accentuation,  die  nicht  die  letzte  silbe  traf,  vorlag, 
wurde  diese  in  der  regel  beibehalten.  Traf  die  ur- 
sprüngliche accentuation  die  letzte  silbe,  so  konnte 
nach  dem  beispiele  der  französisch  -  romanischen 
lehnwörter  eine  umaccentuierung  vor  sich  gehen.  — 
Ausnahmen  erklären  sich  in  der  regel  als  analogie- 
bildnngen. 

Es  reihen  sich  an: 

IV.  Sie  Prinzipien  der  hauptaooentaetnmg 
in  den  neubildungen. 
Für  sehr  viele  dieser  Wörter  sind  die  piinzipien  ihrer 
accentsetzung  schon  unter  I — HI  gegeben.    Die  meisten  neu- 
bildungen entstanden  nämlich  dadordi,  -'"'''■  ' 'tische,  la-  i 


DIE  QÜAKTITATEK  DEE  ACCEHTVOKALB  ETC.  247 

teinische,  griechische  usw.  stÄmme  mit  endungen  verbunden 
worden,  die  entlehnungen  aus  diesen  sprachen  herangebildet 
hatten.  Dadurch  waren  natürlich  auch  ihre  accentuationen 
gegeben.  Neu  ist  nur  folgendes  gesetz:  Neubildungen  an 
einsilbige  urwörter  behalten  deren  accent  bei,  sofera  nicht 
analogieen  stärker  wirken. 

Die  accentuationen  der  neubildungen,  die  ja  den  gröfsten 
teil  des  nicht  urenglischen  Wortschatzes  ausmachen,  sind 
natürlich  auch  nicht  ohne  folge  für  die  übrigen  Wörter, 
namentlich  die  französischen  Ursprungs  geblieben,  wenn  auch 
ihre  Wirkung  nicht  so  fundamental  gewesen  ist,  wie  die  der 
lateinischen  lehnwörter. 


V.   Kleinere  aooentuieningB-tendenseii. 
Zo  den  grofsen  accentuierungstendenzen  unter  I — IV  ge- 
sellen sich  noch  einige  kleinere: 

a)  Volkstümliche  Umbildungen  und  angleichungen 
an  einheimische  Wörter  erleiden  dabei  öfters  accent- 
wechsel  (cf.  andi-ron). 

b)  Gegenüberstellungen  werden  öfters  durch  die 
accentsetznng  hervorgehoben  (compose-  :  decompose). 

c)  Es  handelt  sich  um  Verdeutlichungstendenzen. 

Mit  dem  ansetzen  der  letzteren  kann  mau  aber  nicht  vor- 
sichtig genug  sein.  Viele  der  bis  jetzt  durch  diese  tendenzen 
erklärten  erscheinungen  (cf.  confidenf  und  con'fident,  pre-ce- 
dent  und  prece'dent,  levant*  und  le'vant  u.  s.  f.)  sind  m.  e. 
weiter  nichts  als  durch  die  eine  oder  die  andere  der  vielen 
grofsen  accentuierungstendenzen  hervorgerufenen  doppelent- 
wicklungen,  die  sich  geschichtlich  nun  einmal  so  ergeben 
haben. 

Auch  in  der  gegenüberstellung  von  verb  und  Substantiv 
gleicher  form  durch  verschiedene  accentuation  (cf.  to  detail* 
aber  de'tail  n.s.  f.),  möchte  ich  zunächst  auch  nur  eine  ge- 
aetzmäfsig  entstandene  differenz,  nicht  aber  eine  be- 
wnlBte  differenzierung  sehen.  Für  die  accentuierung  der 
ntetantive  dieser  art  lassen  sich  wohl  immer  gesetze  aus 
H-IT  geltend  macheu. 

17* 


248  C.  HBCK, 

Es  wäre  nun  vermessenheit,  ohne  ganz  genaue  siclitung 
des  gesamtmatei'ials  mit  bezug  auf  die  accentuätion  eines  jeden 
einzelnen  wortes  sagen  zu  wollen:  das  verhält  siiih  so  und 
das  so.  Allerdings  kann  man  in  vielen  fällen  von  vom  herein 
ziemlich  sicher  sein  (cf.  z.  b.  origiiiator  und  nicht  origina"tor 
durch  ori'ginal  u.a.!;  —  es  heilst  accumula'tion  aber  accu- 
molator  durch  accu-mulate  u.  s.  f.). 


Hiermit  sind  wir  mit  den  accentgesetzen  zu  ende.  Wir 
gingen  aus  von  der  frage  (cf.  s.  241),  ob  die  heutigen  accent- 
vokale  vor  gewissen  endungen,  so  wie  -tion,  -cious  etc.,  von 
anfang  an  diese  bevorzugte  Stellung  innegehabt  haben.  DaCs 
das  nicht  der  fall  ist,  darüber  kann  nach  den  obigen  dar- 
stellungen  kein  zweifei  mehr  bestehen.  Es  ist  auch  nicht  so 
sehr  wichtig.  Viel  wichtiger  ist,  ob  von  der  zeit  ab,  wo 
bewuTste  quantitätswahrung  für  lateinische  wJJrter,  also  von 
der  humanistenzeit  ab,  die  heutigen  accentvokale  ihre  bevor- 
zugte Stellung  eingenommen  haben.  Denn  durch  das  bewnXste 
beobachten  der  ursprünglichen  lateinisclien  Quantitäten  trat 
ja  überhaupt  erst  die  grofse  Spaltung  in  mehi-silbigen  Wörtern 
nach  kurzen  und  langen  offenen  accentvokalen  ein,  und  erst 
von  der  zeit  ab,  wo  das  geschah,  konnte  der  systemzwang 
durch  endungagleichheit  (-itio,  -Itio  >  Ition)  zur  Wirkung 
kommen.  Also  das  15.  und  16.  jahrh.  werden  hier  die  ent^ 
Scheidung  herbeigeführt  haben.  Ist  nun  seit  dem  15.  jahrh. 
(16.  jahrh.)  die  heutige  accentuierung  der  lelmwörter  fest- 
gesetzt? Wörterbücher,  grammatiken  des  16.  jahrh.,  vor 
allem  aber  Peter  Levins'  Manipulus  Vocabulorum  geben  uns 
allgemein  befriedigenden  aufschluls  darüber.  In  der  tat  hat 
sich  in  den  meisten  fällen  vom  Spätme.  ab  die  heutige  accen- 
tuierung schon  festgesetzt,  und  wir  können  also  im  allgemeinen 
mit  Sicherheit  annehmen,  dafs  vom  Spätme.  ab  die  vokale  vor 
gewissen  endungen  z.  b.  ä-  vor  -tion  (-ation),  1-  vor  -cious 
(-icious)  sich  gegenseitig  beeinäufst,  und  die  heutigen  analogie- 
wirkungen  hervorgerufen  haben. 

Aber  auch  hier  können  wir  uns  wieder  nicht  mit  dem 
allgemeinen  tatbestand  abfinden.  Wir  müssen  ja  jede  ein- 
zelne analogiewirkung  herausschälen ,  und  da  müssen  wir 
über  die  accentverhältnisse  jedes  einzelnen  wortes  eigentlich 
im  klaren   sein.     Hunderte  von  Wörtern  hatten  im  Frühne. 


DIE  QÜANTTTATEK  DER  ACOBNTVOKAI.E  ETC. 


24!> 


I 

ii 

■ 
I 

V 


eine  abweichende  accentuatioD,  und  es  sind  viele  darunter,  die 
dadurch  anch  froher  andere  quantitätsverhältnisse  aufwiesen 
(so  z.  b,  cathedral  ■=  cathedral  mit  knrzem  e  bei  Levins, 
hente  cathe-dral  mit  langem  f).  Alle  diese  Wörter  müssen 
wir  zusammensuchen.  Die  wenigen,  die  ich  im  folgenden  gebe, 
sind  nicht  ausreichend.  Auch  hierfür  ist  zu  beklagen,  dafs  da.s 
N.  E.  D.  noch  nicht  fertig  ist,  das  ja  sehr  viele  vom  mod.  E. 
abweichende  accentuationen  bringt. 

Die  fälle,  die  hier  angeführt  werden,  stammen  aus  Levins 
und  aus  Ellis.  Levins  verdiente  eine  arbeit  für  sich.  Sie  ißt 
auch,  wie  ich  von  herrn  prof.  Morsbach  erfahren  habe,  von 
einem  seiner  schüler  schon  uni«rnommen  worden,  aber  nicht 
im  druck  erschienen.  In  der  hoffnung,  dafs  dies  bald  geschieht, 
beschränke  ich  mich  darauf,  hier  nur  die  von  den  heutigen 
abweichenden  accentuierungen  Levins',  so  weit  sie  für  die  an- 
ordnung  meines  materials  von  Wichtigkeit  sind,  zu  citieren. 
Auf  die  eine  grofse  gefahr  mui's  immer  wieder  aufmerksam 
gemacht  werden,  dafs  man  bei  abweichender  angäbe  zu  leicht 
seine  znflucht  zu  druck-  oder  Schreibfehlern  nimmt :  eher  alles 
andere  als  dasl  Bei  Levins'  angaben  z.  b.  könnte  man  m.  e.  nur 
erst  dann  von  druck-  und  schreibfehlem  reden,  wenn  dasselbe 
wort  in  derselben  bedeutung  dreimal  belegt  ist,  und  mindestens 
durch  zwei  belege  die  heutige  accentuation  feststeht,  oder 
wenn  durch  mehrere  gleichzeitige  Zeugnisse  eine  andere  an- 
gäbe als  die  Levins'  als  allgemein  giltig  dasteht.  So  wurde 
ich  z.  b.  noch  nicht  mit  Sicherheit  behaupten,  iudi'visible  II  ( 
ist  falsch,  weil  129,1,  indivi'Sible  bezeugt  wird.  Da  steht  nur 
eins  gegen  eins.  Vielleicht  sprach  man  beides.  Jede  der 
beiden  lautungen  liefse  sich  rechtfertigen  nach  dem  einen  oder 
dem  anderen  der  accentgesetze.  Dasselbe  würde  gelten  fUr 
na'tural  14,1  gegenüber  supematural  15jo. 

Ferner  sind  bei  Levins  die  accente  über  den  e  sehr  ver- 
fänglich. Er  setzt  sie  da  sehr  oft  nui'  zur  darstellung  des 
lautes  ?,  wie  anch  im  heimischen  sprachgut,  und  zeigt  uns 
dadurch,  dafs  in  lehnwörtem  neben  den  regulären  ^-lauten 
auch  geschlossen  ^-laute  hergehen,  was  für  die  beurteilung 
der  quantitierung  speziell  der  lateinischen  werter  sehr  wert- 
Toll  ist 

Ich  finde  diese  ?-bezeichnung  in  den  folgenden  Wörtern 
liese  accente  sind  also  qualitAtszeichen  und  fallen  für  eine 


250 


C.  HKCK, 


antersucliiing  der  accentuierung  der  lehnwörter  weg):  1.  die- 
tarie  (die  belegstellen  entnehrae  man  aus  dem  index  des  buches). 
2.  prßcipitate.  3.  rfithoric  (der  zweite  accent  erst  ist  der 
wortaccent),  4.  cement  (et  im  18.  jahrh.  Buchauau's  cii'ment!). 
5.  döfective.  6.  dßfeneory?.  7.  döfile.  8.  delectable.  9.  dÄ- 
sist.  10.  pröferment.  11.  recommend.  12.  Sequester.  13.  in- 
convenient. 

Die  folgenden  voni  mod.  Engl,  abweichenden  angaben 
Levins'  sind  ni.  e.  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  h'ähne.  accen- 
tuationen.  Wie  gesagt,  sind  nur  die  citiert,  die  t&r  unsere 
Untersuchung  (ne,  offene  accentsilben  mehrsilbiger  Wörter!) 
heranzuziehen  sind.  Ich  habe  folgendermalsen  eingeteilt:  Unter 
I  bringe  ich  die  Wörter,  die  heute  wie  damals  offene  accent- 
silben hatten;  riui-  wurde  damals  eine  andere  silbe  betont; 
unter  II  die,  welche  damals  eine  offene  silbe  accentuierten, 
heute  aber  den  accent  auf  einer  geschlosseneu  silbe  tragen. 
Diese  Wörter  wäiden,  wenn  wir  die  frühne.  differenzen  nicht 
aufgezeichnet  gefunden  hätten,  einfach  bei  unserer  rekonstruk- 
tion  aus  dem  Mod.  Engl,  wegfallen.  Wir  sehen  da  einmal  die 
gefahr  der  konstruktionen  und  werden  vorsichtig.  Unttr  m 
bringe  ich  die  Wörter,  die  nach  Levins  eine  geschlossene  silbe 
betonten,  und  die  heute  den  accent  auf  einer  geschlossenen 
silbe  tragen.  Auch  diese  fälle  dienen  uns  zur  Warnung,  wie 
überhaupt  alle  die  frübue.  divergenzen  uns  auf  das  gefahrvolle 
unseres  Unternehmens  anfmerksani  machen.  Aber  besser  mit 
irrtümern  zur  erkenntnie  zu  gelangen,  als  ohne  sie  sich  blofs 
mit  allgemeinen  Vermutungen  zu  begnügen.  —  Für  die  beleg- 
stellen cf.  den  index  zur  Maa  Voc. 

I.  1.  a'uimal  adj.  (angleichung  an  andere  auf  -imal?). 
2.  aväri-tious  (frz.  avare?).  3.  cätlie-dra!  (dies  ist  noch  die  re- 
guläre accentuation  für  dieses  wort,  das  Ja  frz.  Ursprungs  ist. 
Das  mod.  e.  eathe^dral  ist  eine  analogiebilduiig  (gr.  sea&iäQo) 
sowohl  nach  accentuation  als  auch  in  bezug  auf  die  Quantität 
des  e.  Die  accentuation  ca'thedral  habe  ich  übrigens  auch 
sonst  noch  getroffen.  4.  divisible  (bz.  engl  accent),  auch  so 
einmal  indivisible  gegenüber  einmaligem  indivisibiL  5.  e-vi- 
dence  (lat.  vi-deo?),  6.  hilmi-dity  (frz.  engl,  accent).  7.  pl6o-  ' 
re"ticke:  cf.  plöurisy.  8.  pröpi^tiatory  ^=  adj.  (das  subst.  hat  | 
propi-tiatory)?.    9.  qnädripartite  (frz.  engl,  accent,  vielleicht 


I 

■ 
■ 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  251 

auch  in  analogie  an  qua'dripede).  10.  re*th6ric  (cf.  retho'rical). 
11.  spi'ritnal  (cf.  16.  jahrh.  spirite!.  Auch  analogiebildung  an 
die  Wörter  mit  -itual  mag  vorliegen).  12.  S^o-nical  (cf.  Simon, 
symony). 

n.  1.  Ädolescency  (frz.).  2.  cardi'nal  als  adj.  (ev.  durch 
angleichung  an  die  Wörter  auf  -inal),  aber  als  subst.  cärdinal. 
3.  divert  (analogiebildung?).  4.  his'töry  (cf.  lat.  histö'ria,  die 
heutige  accentuierung  ist  die  frz.  englische).  5.  sätisfactöry 
(noch  regelrecht  wie  die  lat.  composita  mit  zweisilbigem  ersten 
glied.  cf.  circum-fcio ;  die  betonung  -6ry  entspricht  dem  lat 
-örium).  6.  vill'änie  (anpassung  an  solche  auf  -any  oder  an 
frz.  vilain?  cf.  aber  villanous).  7.  arithme'tical,  cf.  arithmetick. 
8.  to  cöndition  (?.  Led.  hat  das  wort  als  subst  aber  ohne 
accent).  9.  to  contribute  (frz.  engl,  betonung,  oder  analogie 
an  solche  mit  c6n-).  10.  cönvenient  (frz.  engl?  cf.  9,  cf.  auch 
inconv6*nient;  doch  ist  dieser  accent  eine  e-bezeichnung). 
11.  a  cörier  (engl.  frz.  accentsetzung).  12.  dishonoür  sb., 
dishönour  v.  (?).  13.  to  endevöur  v.  (cf.  das  sb.  end6*vour, 
hier  mag  6  =  e.  sein).  14.  enrolement  (das  wäre  gesetzlich 
richtig;  cf.  das  v.  enröll).  15.  excusable  (regelrechte  frz.  engl, 
betonung).  16.  a  flagön  (anlehnung  ans  Frz.).  17.  a  fünda- 
tion?  (sonst:  occasion,  oration  usw.).  18.  legäte  (lat.).  19.  mäg- 
nific  (regelrechte  frz.  engl,  ausspräche).  20.  to  manifest  (lat), 
cf.  dagegen  das  adj.  mä'nifest  (frz.  engl,  accentuierung). 
21.  mäyntenance  (regelr.  frz.  engl.  acc).  22.  parent  (lat  acc., 
das  wort  ist  auch  sonst  noch  fürs  Frühne.  belegt,  cf.  pären- 
tage).  23.  pat^rne  (lat.  paternus).  24.  principality  (einflufs 
von  principal?).  25.  proclamation  ?  (cf.  procläme).  26.  pro- 
sperity  (cf.  prosper,  prösperous).  27.  to  quarel  v.,  cf.  das  sb. 
quärel  (angleichung  ans  Französische?).  28.  to  recögnise  (cf. 
recögnisance).  29.  reverend  neben  reverent  (reverend  =  lat. 
rever6ndus).  30.  sälvation  (?  frz.  engl.  acc).  31.  to  sol6mnise 
(auch  solemnity).    32.  incömparable  (regelr.  frz.  engl.  acc.). 

Es  wären  hieran  Lediard's  accentangaben  anzureihen, 
et  darüber  Ellis  an  der  betreffenden  stelle. 

Von  den  übrigen  durch  die  orthoepisten  gegebenen  accent- 
differenzen  sind  die  hauptsächlichsten: 


252  C.  HECK, 

1.  andiron  (s')  Bull.  2.  aaylum:  B.  se',  Sh.  asylmn 
3.  balcoo-ny  8h.  (cl  Led.).  i.  cadet:  cee'det  B.,  cadet-  Sh. 
5.  cadi  (cee'di  Sh.  wie  heute;  B.  hat  cadii-).  6.  catairh, 
cje'tarrh  B.,  catarrh'  Sh.  7.  cement:  ce'meDt  (ü,  e)  B.,  SL 
ci  Led.  8.  cobrron:  co'biron  und  cobi-ron  (17.  jahrh.). 
9.  contrary:  contree-ry  C.  17.  jahrh.  (heute  noch  volkstümlich 
und  mit  besonderer  bedeutung).  Led.  hat  C0D*trary  (in  diesem 
wort  liegen  im  Früline.  noch  die  lat.  und  franz.  accentaatton 
im  streit).  10.  cohort  =  cuurt  im  17.  jahrh.  11.  coroaer  (o") 
cr9'''ner  J.  17.  jahrh.,  cra^ner  D.  18.  jahrh.,  coToner  Sh,  18. 
jahrh.  12.  diocesan:  diocesanB.,  diocesanSh.  13.  European: 
Amerika  hat  zu  Websters  zeit  noch  European  als  regelrechte 
ausspräche,  European  ist  nach  ihm  eine  fashionable  neuemng 
seiner  zeit.  14.  geography:  ge'graphy  "sometimea"  J.  15.  gco- 
metry:  gcmetry  J.  "sometimes",  cf.  Led.  geo'metry.  16.  gri- 
diroQ:  17.  jahrh.  gri'diron.  17.  hyacinth:  dshse'sinth  17.  jahrh. 
18.  mani'ac:  ma'niacSb.  18.  jahrh.  mani-ac(3')B.  19.  petard: 
p6tard,  peetard-  Sh.  20.  quadrille:  queedriUe  R,  quadrUle  Sh. 
21.  renard:  re-nard  SL,  renard'  B.  22.  stiletto:  ata'ietto  B., 
stiletto  Sh.  23.  supine:  supine-  B.,  shnnpine  sb.,  shapine 
adj.  Sh. 

Alle  diese  accentdifierenzen  innerhalb  des  Ne.  sind  abo* 
im  vei^leich  zur  grotsen  mehrzahl  der  Übereinstimmungen  mit 
der  mod.  engl,  accentuation  so  gering  an  zahl,  dafs  sie  uns  im 
groFsen  und  ganzen  unsere  elntellung  nach  mod.  eng.  accent- 
vokalen  als  einwandsfrei  erkennen  lassen,  wenn  sie  ans  auch 
wie  gesagt  zur  vorsieht  bei  der  rekonstruktion  mahnen. 

Nachdem  wir  uns  nun  aber  die  allgemeinen  Voraus- 
setzungen zu  jeder  einzelnen  von  ihnen  verständigt  haben, 
können  wir  uns  nun  zur  darstellung  unserer  rekonstmktioDen 
wenden.  Wir  binnen,  wie  gesagt,  mit  der  rekonstruktion 
der  ausgedehntesten  analogiewirkung:  dem  systemzwang  in 
folge  von  gleichheit  der  auf  die  heutigen  accentsUben  folgen- 
den Silben. 

Hierzu  wurde  I.  das  gesamte  material  eingeteilt  nach  den 
einzelnen  vokalbildern  der  accentsilben:  a,  e,  ttf,  o,  u. 
—  Wegen  zweifelhafter  fälle  moTs  auf  die  einzelbehandlung 
der  worter  bei  der  ausarbeitung  verwiflseD  w^en. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  253 

Unterabteilung  nach  heutigen  längen  und  kürzen  wäre  für 
eine  klare  ausarbeitung  hinderlich,  eine  solche  nach  ur- 
sprünglichen längen  und  kürzen  unmethodisch  und  undurch- 
führbar gewesen. 

Innerhalb  jeder  dieser  haupteinteilungen  erfolgte  ü.  die 
wchtige  anordnung  nach  den  auf  die  accentsilben  fol- 
genden Silben  (endungen,  suffixe)  cf.  z.  b.  -tional:  national. 
Zunächst  ergaben  sich  hierfür  die  haupteinteilungen  nach  der 
zahl  der  endungssilben.  Fälle,  wo  frühne.  zweisilbige 
endungen  heute  einsilbig  und  dreisilbige  zweisilbig  sind  etc., 
wurden  nach  der  ursprünglichen  zahl  eingeordnet  (na-tion 
ist  demnach  in  der  anordnung  unter  den  zweisilbigen  zu 
suchen).  Nur  in  seltenen  fällen  wurde  dies  prinzip  durch- 
brochen. 

Innerhalb  dieser  einteilung  wurde  dann  die  Ordnung 
der  endungen  vorgenommen  und  zwar  nach  folgenden  sche- 
matas: 

a)  Schema  für  die  anordnung  der  einsilbigen 
endungen:  Zunächst  erfolgte  alphabetische  anordnung  nach 
ihren  vokalen  (besser  vokalbildern) :  a,  e,  i  y,  o,  u  (ou),  wobei 
für  Wörter  wie  pity  (me.  pite)  deren  ursprüngliche  lautung 
zu  gründe  gelegt  wurde.  Innerhalb  jeder  einzelnen  der  so 
entstandenen  fünf  hauptgruppen  wurde  dann  alphabetisch  nach 
den  endkonsonanten  geordnet,  und  innerhalb  dieser  anord- 
nungen  zum  schluls  alphabetische  Ordnung  nach  den  anfangs- 
konsonanten  getroffen.  Die  ganze  anordnung  wickelt  sich 
demnach  nach  dem  folgenden  Schema  ab:  -a,  -ab,  -ac  >  -ojs; 
'Jba,  -bab,  -bac  >  -baz;  ca  >  -caz  usw.  >  -zaz-,  dann  folgt 
-e  >  'Zejs,  -I  >  -zu,  usw.  >  -zuz. 

b)  Schema  für  die  anordnung  der  zweisilbigen 
endungen:  1.  Die  erste  anordnung  erfolgte  zunächst  nach 
den  vokalbildern  der  ersten  silben  in  fünf  hauptgruppen  hinter- 
einander, wie  bei  den  einsilbigen.  2.  Innerhalb  jeder  dieser 
fünf  gruppen  erfolgte  die  Ordnung  der  vokale  der  zweiten 
Silben  nach  demselben  prinzip.  Von  jeder  einzelnen  dieser 
gruppen  wurde  3.  nach  den  endkonsonanten  der  zweiten  silben, 
innerhalb  dieser  Ordnungen  4.  nach  deren  anfangskonsonanten, 
und  5.  innerhalb  jeder  dieser  letzten  anordnungen  nach  den 
anfangskonsonanten  der  ersten  silben  geordnet. 


254  C.  HSGK, 

c)  Schema  für  die  dreisilbigen  endungen:  1.  An- 
ordnung der  vokalbilder  der  ersten  Silben  der  endungen  als 
hanpteinteilung.  2.  Innerhalb  dieser  dieselbe  anordnung  der 
vokalbilder  der  zweiten  Silben.  3.  Hierunter  in  gleicher  weise 
die  der  dritten  Silben,  dann  für  jede  dieser  vokalgruppen 
4.  alphabetische  Ordnung  der  endkonsonanten  der  letzten  silben; 
hierin  5.  alphabetische  Ordnung  der  anfangskonsonanten  der 
letzten  silben  u.  s.  f.  — 

■ 

In  analoger  weise  erfolgte  die  Ordnung  der  viersilbigen 
endungen  usw.  — 

Durch  diese  umgekehrte  alphabetische  Ordnung  der  vokale 
und  konsonanten  wurde  nun  das  material  in  der  übersieht- 
liebsten  weise  zusammengestellt.  Doch  war  es  damit  noch 
nicht  fertig  zur  bearbeitung.  Es  muTste  noch  die  letzte  und 
wichtigste  anordnung  erfolgen,  eine  anordnung,  ohne  die  alles 
erklären  die  basis  verloren  hätte,  nämlich  die  chronologische 
anordnung  der  einzelnen  Wörter  innerhalb  jeder  einzelnen 
Unterabteilung  der  anordnung  nach  sufflxen.  —  Die  Schwierig- 
keiten, die  gerade  diese  anordnung  machte,  waren  enorm. 
Zunächst  war  immer  zu  beachten,  dafs  mit  den  ersten  belegen 
in  den  schriftlichen  dokumenten  das  erste  auftreten  von  Wör- 
tern in  der  gesprochenen  spräche  nicht  zusammenfällt,  wodurch 
sogar  alle  ziemlich  genauen  angaben  des  N.  E.  D.  für  noch 
nicht  genau  genug  angesehen  werden  mufsten.  Wie  schwer 
mulste  dann  aber  gar  die  unvoUständigkeit  in  der  Chronologie 
aller  der  Wörter  auf  uns  lasten ,  die  das  N.  E.  D.  noch  nicht 
gebraclit  hat,  und  deren  zeitlich  ersten  belege  wir  uns  mühsam 
aus  den  verechiedensten  quellen  heraussuchen  mufsten,  soweit 
es  überhaupt  möglich  war. 

Man  wird  mir  an  dieser  stelle  mit  recht  einwerfen,  ich 
hätte  besser  getan,  mit  meinen  ausarbeitungen  dann  doch  min- 
destens bis  zur  Vollendung  des  N.  E.D.  zu  warten.  Auch  ich 
habe  das  öfters  erwogen,  aber  ich  habe  mich  aus  den  folgenden 
gründen  doch  dazu  entschlossen,  jetzt  schon  die  Veröffentlichung 
zu  wagen,  1.  weil  immerhin  die  möglichkeit  vorliegt,  dafs 
das  N. KD.  überhaupt  nicht  zur  Vollendung  kommt,  und  2. 
weil  meine  Untersuchungen  gerade  dem  rest  des  N.  E.  D.  noch 
zu  gute  kommen  können.    Für  die  bis  jetzt  darin  behandelten 


DIE  QUANTITÄTEK  DER  ACCENTYOKALE  ETC.  255 

lehnwörter  sind  leider  die  zum  grofsen  teile  ungenügenden 
und  direkt  falschen  angaben  nicht  mehr  zu  beseitigen. 

Hiermit  sind  wir  mit  der  darstellung  der  methode  fertig. 
Ich  will  hier  nur  noch  erwähnen,  dafs  für  die  zahlreicheren 
kleineren  analogiebildungen  (präfixzwang  usw.)  das  dies- 
bezügliche material  in  einer  hierfür  notwendigen  Ordnung  zu- 
sammengetragen werden  mufste,  einer  Ordnung,  die  aber  wegen 
ihrer  durchsichtigkeit  hier  nicht  erst  dargestellt  zu  werden 
braucht. 

Frankfurt  a/Main-Bockenheda.  C.  Heck. 


THE  RELATION  OF  THE  1812  AND  1815—1816 
EDITIONS  OF  SURREY  AND  WYATT. 


In  1815—1816  George  Frederick  Nott  brought  out  his 
elaborate  edition  of  the  works  of  Surrey  and  Wyatt.  In  a 
bibliography  of  the  editions  of  Tottel's  Miscellany  and  of  the 
poems  of  Surrey  and  Wyatt,  a  contemporary,  John  Haselwood, 
who  was  no  admirer  of  Dr.  Nott,  comments  upon  this  edition 
as  f  oUows :  *  The  works  of  Earl  Surrey  and  Sir  Thomas  Wyatt^ 
omitting  the  uncertain  authors,  were  "edited  by  Geo.  Fred. 
Nott,  D.  D.,  F.  S.  A.,  late  fellow  of  All  Souls  College,  Oxford ''j 
in  two  quarto  volumes,  under  the  bulk  of  which  the  modern 
bookstalls  are  now  groaning. ' »)  Readers  generally  have  been 
inclined  to  criticize  the  bulkiness  and  pedantry  of  this  edition, 
but  it  has  always  been  conceded  that  Nott  was  a  faithful 
investigator,  who  accumulated  an  immense  amount  of  material 
bearing  on  Surrey  and  Wyatt.  In  running  through  the 
editions  of  these  poets  at  the  British  Museum,  however,  I 
have  chanced  upon  a  few  pages  of  notes  which,  on  comparison, 
prove  to  be  almost  identical,  in  some  cases  actually  identical 
for  entire  paragraphs,  with  the  corresponding  notes  in  Nott's 
Surrey. 

These  notes,  which  are  only  a  few  pages  saved  from 
what  must  have  been  a  very  füll  body  of  notes,  together 
with  a  reprint  of  Tottel's  Miscellany,  constitute  a  volmne 
which  was  acquired  by  the  Museum  on  June  28,  1879.  The 
book  is  not  in  the  original  Covers,  it  lacks  title-page  and 


^)  Ms.  note  in  a  copy  of  the  1717  edition  of  the  Mi8ceUany\  British 
Museum  Catalogue,  1077.  g.  13  (1.)- 


PADSLFORD,  THE  1812  AND  1815—6  ED.  OF  BURBEY  AND  AYATT.  257 

preface,  and  of  itself  offers  no  clue  to  its  identity.  In  tl\.e 
catalogue  it  is  attributed  to  Dr.  John  Nott  of  Bristol,  an 
eminent  physician,  a  man  well  known  for  bis  classical  and 
Italian  scbolarsbip,  and  tbe  nncle  of  George  Frederick  Nott 
Tbe  entry  in  tbe  catalogue  is  as  foUows:  — 

'Songs  and  Sonnets  of  tbe  Earl  of  Surrey'  (of  Sir  T. 
Wyatt,  tbe  eider,  of  uncertain  autbors,  of  Nicbolas  Grim- 
oald).    [Edited  by  J.  Nott,  M.  D.]    pp.  72.  367. 

[Bristol,  1812.]    40.  11607.  i.  7. 

Without  title-page,  and  all  the  preface  after  p,  72,  *^Th\s 
intended  edition  was  nearly  destroyed  in  Bensley's  fire^\' 

Tbe  notes  are  bere  wrongly  entered  as  *  preface',  and  tbere 
are  only  fifty  pages  of  tbem,  for  pages  25—40  inclusive,  are 
lacking.  Tbe  quotation  about  tbe  destruction  of  tbe  edition 
is  from  a  ms.  note  on  tbe  inside  of  tbe  cover  of  anotber 
copy. 

Tbree  otber  copies  of  tbis  edition  —  so  far  as  I  can 
leam,  tbe  only  copies  in  existence,  are  also  in  tbe  Museum. 
Tbey  are  tbus  catalogued:  — 

*  [Anotber  copy.]  11604.  ff.  4. 

Without  title-page.  "Just  as  it  was  completed  all  but  the 
preface,  a  fire  destroyed  the  whole  impression"  Ms.  note 
prefixed.    There  is  a  cancel  ofsheet  H.,  pp,  49 — 56  prefixedJ* 

*  [Anotber  copy.]    Copious  Ms.  notes  [by  J.  Nott].    11623.  ff.  2. 

Interleaved,  With  a  volume  in  8^  of  Ms.  collation  of  the 
Songs  and  Sonnets.' 

*  [Anotber  copy.]  11623  ff.  1. 

Imperfect;  containing  only   the  Songs  and  Sonnets  of  the 

*  Earl  of  Surrey.  pp.  1 — 48.  Interleaved  unth  Ms.  notes  by 
J,  Nott.    With  Portrait  inserted. '  • 

Hereafter  tbe  four  copies  will  be  designated  A.,  B.,  C, 
and  D.,  respectively.  Like  tbe  flrst,  no  one  of  tbe  otber  tbree 
copies  bas  preserved  cover,  title-page,  or  preface,  to  teil 
tbe  autbor,  tbe  place  of  publication,  or  tbe  date,  and  tbe 
catalogue  is  not  to  be  trusted,  for  it  contradicts  itself  as  to 


tiMta. 


258  FREDERICK  MORGAN  PADELFOBD, 

these  details.  Thus,  it  assigns  the  book  to  'Bristol',  and  yet 
says  that  it  was  destroyed  in  *Bensley's  Are'.  Bensley  was  a 
London  printer,  and  if  the  edition  was  destroyed  in  his  fire, 
he  doubtless  was  the  printer  of  it.  The  Suggestion  offers 
itself  that  the  book  may  have  been  printed  at  Bristol,  and 
then  sent  to  Bensley  for  distribution  in  London.  To  be  sure, 
Bensley  did  seil  books  at  his  shop,  but,  according  to  B.,  this 
book  was  not  ready  for  distribution,  for  the  preface  was  still 
lacking.  If  the  work  had  been  printed  at  Bristol  it  would 
doubtless  have  been  done  by  Gutch,  the  printer  and  publisher, 
who  brought  out  Dr.  John  Nott's  Sehet  Poems  of  the  Hesperid^s 
in  1808,  and  his  The  GvlVs  Uornhook  in  1842,  and  Gutch 
would  have  taken  out  some  copies  for  local  sale,  before 
sending  the  balance  of  the  edition  to  London.  'Bristol', 
I  take  to  be  a  mere  guess  on  the  part  of  the  cataloguer. 
The  conjecture  that  the  ms.  note  is  right  in  stating  that  the 
edition  was  destroyed  in  Bensley's  fire*)  is  strengthened  by 
the  fact  that  Dr.  George  Frederick  Nott's  edition  of  1815, 
based  upon  this  earlier  edition,  as  I  shall  show,  was  printed 
by  Bensley. 

As  the  Information  given  by  the  catalogue  is  so  dubious, 
one  next  asks,  How  can  we  teil  that  it  was  Dr.  John  Nott, 
rather  than  his  nephew,  Dr.  George  Frederick  Nott,  who 
prepared  this  early  edition  ?  The  question  is  a  pertinent  one, 
for  the  publications  of  these  men  are  frequently  confused; 
thus,  the  British  Museum  catalogue  assigns  to  G.  F.  Nott, 
the  translation  of  Petrarch  which  was  done  by  his  uncle,  and 
calls  him  the  Translator  of  Catullus\  though  this  translation 
was  the  very  best  thing  that  John  Nott  ever  did. 

It  is  Strange,  one  says,  that  if  G.  F.  Nott  was  the  editor, 
he  does  not  mention  this  earlier  edition  in  the  preface  to  his 
1815  edition.  But  it  would  be  quite  as  surprising  if  he  were 
to  adopt  Wholesale  the  notes  of  another  man,  without  credit 


*)  Bensley  evidently  snffered  from  two  g^reat  firea,  the  firet,  presmnably 
in  1812,  and  the  second  after  1815.  In  the  preface  to  vol.  4  of  bis  edition 
of  the  Fosihumous  Letters  of  tJie  Bev,  W.  Huntington j  he  speaks  of  the 
delay  of  this  volume  being  occasioned  by  '  the  tremendons  conflagration  by 
which  the  extensive  printing  Offices  of  the  editor  were,  in  the  space  of  a 
few  hours,  reduced  to  ashes'.  I  cannot  find  any  first-hand  testimony 
regarding  the  earlier  fire,  thongb  it  is  recognized  in  the  D.  N,  B. 


THE  1812  AND  1815—6  EDITIONS  OF  SURBET  AND  WYATT.      259 

This  must  be  confessed:  either  he  was  the  editor  of  the  so- 
called  1812  edition,  or  he  was  unlruthful,  for  in  his  preface, 
after  acknowledging  the  kindness  of  those  who  had  loaned 
him  manuscripts,  he  says:  *Whatever  assistance  I  have  re- 
ceived  from  other  quarters  toward  Clearing  up  the  difficulties 
in  particolar  passages,  and  whatever  suggestions  I  have 
adopted,  these  have  all  been  scrupulously  pointed  out  as  they 
occur  in  the  Notes.  The  amount  is  so  small  that  it  would 
seem  like  affectation  were  I  here  to  mention  the  particolar 
instances.'  But,  notwithstanding  the  fact  that  Dr.  6.  F.  Nott 
was  an  ecclesiastic  in  good  Standing,  we  will  not  end  the 
investigation  here. 

We  turn  to  the  D.  KB.,  to  see  if  it  can  help  us.  In 
the  list  of  the  works  of  Dr.  John  Nott,  no.  19  is  as  foUows: 
*  "Songs  and  Sonnets  of  Henry  Howard,  Earl  of  Surrey,  Sir 
Thomas  Wyatt,  and  others",  [1812].  A  fire  at  the  printers 
destroyed  nearly  the  whole  impression,  and  the  work,  which 
included  only  the  text  of  the  poems,  and  is  to  be  distinguished 
from  the  exhaustive  edition  of  Surrey  and  Wyatt  by  Nott's 
nephew,  was  not  published.  In  two  copies  at  the  British 
Museum  there  are  copious  ms.  notes  by  Nott'  It  is  evident 
that  this  note  was  merely  deduced  from  the  Museum  catalogue, 
and  that,  too,  prior  to  the  acquisition  of  A.,  for  A.  disproves 
the  Statement  that  only  the  poems  were  printed.  It  seems 
to  be  a  current  idea  that  the  edition  was  merely  a  reprint 
of  the  poems,  for  one  runs  across  the  Statement  in  various 
places. 

W.  Munk  is  a  careful  Compiler,  and  in  The  Roll  of  the 
Royal  College  of  Physicians,  in  enumerating  the  works  of 
Dr.  John  Nott ,  he  makes  no  mention  of  the  edition.  ^  Had 
he  a  reason  for  leaving  it  out,  or  was  he  Ignorant  of  its 
existence  ? 

The  Siationer^  Rolls  suggest  themselves  as  a  possible 
source  of  information,  but,  on  searching  them,  no  record  of 
this  edition  is  found.  If  anything,  this  favors  the  theory 
that  John  Nott  was  the  editor,  for  he  never  took  the  trouble 
to  register  any  of  his  books,  whereas  his  nephew  did  register 


»)  Vol.  in,  p.  344—6. 


ükh. 


260  FKBDBBICS  HOBQAN  FADBLFOSD, 

the  edition  of  1815 — 1816,  immediately  npon  its  appearance.  <) 
This  testimony  is  worth  little,  however,  for  the  1812  edition 
was  apparently  not  readj  for  entry  at  the  time  when  it 
was  destroyed. 

Lowndes  seems  to  have  thougbt  tbat  G.  F.  Nott  was 
the  editor,  for  in  the  Bibliographer's  Mcmual,  1857 — 1864,  he 
comments:  'This  is  a  reprint  of  the  edition  of  R  Tottel,  1557, 
and  was  intended  as  the  basis  of  the  Works  of  the  B^l  of 
Sorrey  and  Sir  Thomas  Wyatt,  by  Dr.  Nott.  Nearly  all  the 
copies,  however,  were  destroyed  by  Are.  A  copy  agredng 
with  the  above  collation  is  in  the  British  Museum.  [5.  2548.]' 
He  then  speaks  of  another  copy,  interleaved  with  ma.  notes, 
as  being  oHered  in  a  bookseller's  catalogne.  C,  which  the 
Museum  has  long  possessed,  is  the  copy  alluded  to  as  being 
in  the  Museum,  and  D.,  acquired  July  23,  1873,  is  probably 
the  copy  offered  by  the  bookseller.  In  the  light  of  the  copy 
with  printed  notes,  of  which  Lowndes  was  ignorant,  it  wonld 
be  absurd  to  entertain  the  theory  tbat  the  earlier  edition 
was  'to  serve  as  a  basis  for  the  later  edition',  for  the  fifty 
pages  of  notes  cover  less  than  fourteen  of  the  three  hundred 
and  thirty-eight  pages  of  the  poetry,  and  no  publisher  wonld 
bring  out  so  elaborate  an  edition  as  this  first  one  must  bare 
been,  to  follow  it  sliortly  with  another  even  more  elaborate. 

Arber  recognizes  the  edition,  but,  wMle  copying  the  other 
details  from  the  Museum  catalogue,  assigns  the  edition, 
apparently  without  reason,  to  G.  F.  Nott.  As  he  took  no  heed 
of  the  copies  with  notes,  either  printed  or  ms.,  it  is  evident 
that  he  gave  the  question  no  studied  consideration. 

Auother  possible  source  of  help  is  the  collection  of  mss. 
letters  in  the  Museum.  On  examination  there  are  found  to  be 
many  letters  from  the  pens  of  John  Nott  and  of  G.  F.  Nott, 
but  few  that  have  any  bearing  upon  the  point  in  question. 
However,  a  letter  addressed  to  Philip  Bliss,  Librarian  at 
Oxford,  under  date  of  Feby.  29,  1811,  demonstrates  that  6. 
F.  Nott  was  then  gathering  material  for  a  memorial  of  the 
Earl  of  Surrey.  He  inquires  abont  a  Ms.  containing  an  account 
of  the  household  expenses  of  the  Duke  of  Norfolk  (Thomas 
Howard,  father  of  Henry)  from  1515—1523,  and  asks  further 

')  See  p.  ITl,  of  the  toI.  of  eutries  firom  Jon;.  15, 1816— June  S7,  i817> 


THE  1912  AND  I&IS— fi  EDITIONS  OF  SÜBHEY  AND  WVATT.     261 

;  there  is  any  reference  to  Hundsdou  iu  Hertfordshire  or 
Hutloa  in  Yorkshire,  for  "I  have  asceitained  that 
wtli  these  places  wei-e  occasionally  tbe  residence  of  the  Duke 
t  Norfolk'e  family,  and  that  my  Hera  passed  part  of  each 
during  his  infancy.  at  Hunsdon'. ')  In  tUe  notes  on 
Q).  XI — XU  of  G.  F.  Nott's  Memoirs  of  Siirrey  are  embodied 
findings  of  the  Ms.  concerning  which  lie  was  writing. 
ÜLt  first  blush  this  letter  would  seem  to  favor  assig:niiig  the 
"1812  edition  to  G.  F.  Nott,  biit.  on  the  other  band,  it  seems 
that  tbis  edition  did  not  contain  a  memoir  of  Surrey;  such 
events  of  his  life  as  bore  upon  tbe  poerns  are  fully  disciissed 
Wpi  tlie  Rotes,  and  the  implication  is  that  no  coanected  acconnt 
Bf  bis  life  was  given  in  the  volume.  The  two  men  might  well 
nave  been  working  upon  Sun'ey  at  the  same  time,  the  one 
editing  his  iioetry,  and  the  otber  preparing  Iiis  biography. 
Indeed,  John  Nott,  who  was  his  neijbew's  literary  mentor, 
may  have  directed  bim  t^u  tbe  task,  for,  in  the  preface  to  his 
ßeled  Poems  from  the  Ucsperides,  tbe  eider  Nott  thus  espresses 
mself:  'Had  ottr  late  learned  poetick  biograpber  but  pie- 
srved  and  illustrated  the  wi-itings  of  those  earlier  bards, 
who,  on  examinatJon ,  pi-ove  to  be  the  sources  from  whence 
many  of  our  öist  Euglish  poets  of  the  last  Century  drew 
sonie  of  their  most  delicious  stores,  liow  would  be  have  served 
the  cause  of  inith,  and  literature.  Praiseworthy  indeed  had 
been  liis  pen,  if,  iustead  of  recording  the  names  of  Sprat, 
Blackmore,  Duke,  Yalden,  Watt*,  with  siiuilar  otbei"s,  wbose 
rays  of  genius  so  dimly  shlne,  it  had  given  further  pubUcity 
to  such  as  Ihose  of  Surrey,  Wyat,  Raleigh,  Marlow,  \\'ither, 

ICarew,  and  Herrick.'*) 
,       In   this  same  year  John  Nott   also  was  writing  to  Mr. 
pUss,   but  his  lettera   all  concem   a   reprint   of  The  GulVs 
^ornbook,  which  he  was  soon  to  bring  out,  and  which  Mr.  Bliss 
pKd  transcribed  for  bim.  s)    One  otber  letter  should  be  noted 

')  Add.  m.  34.  567-  f- 190. 

>)  n.  F.  Nott  wu  inclined  to  biography.    In  1806  he  had  read;  für  tbe 
pnu  a  biograpby  of  Lord  Nelson,  the  publication  o[  wtuch  was  fraBtal«<l 
f  the  Royal  Belectiun  oE  a  Hr.  Clarke  u  tbe  biographer,    See  lett«r  from 
Btt  to  Eul  NelHOD,  AM.  Ms.  34,992.  f.  U4. 
*i  Add.  Ma.  34.567.  ff.  171,  182,  201,  etc. 


262  FKEDKBICK  HOBOAN  PADILFOBD, 

for  its  possible  bearing.  Under  date  of  April  30,  1811,  G.  F. 
Nott  wrote  to  Thomas  Hill  as  follows:  'The  Rev'd  Dr.  Nott 
received  the  favour  of  Mr.  Hill's  note  this  moming  and  would 
have  sent,  or  called  himself,  with  the  Ms.  Mr.  Hill  wishes  to 
have  retarned,  in  the  course  of  the  day,  had  not  he  been 
prevented  by  mnch  bosiness  ....'■)  Now  this  may  be  the 
so-calied  Hill  Ms.,  wMch  contained  poems  by  Snrrey,  and 
which  is  conBtantly  referred  to  in  the  notea  both  of  the  1812 
and  of  the  1815  editions.  It  would  seem  that  Gr.  F.  Nott  had 
been  working  with  this  Ms.  Yet  he  need  not  necessarily  have 
been  nsing  it  in  the  preparation  of  an  edition  of  the  poems 
of  Surrey,  for  he  might  have  been  Consulting  it  for  bis 
Memoir.  It  is  also  possible  that  he  had  borrowed  the  Ms. 
for  bis  uncle;  what  more  natural  than  for  John  Nott  to  secure 
throngh  his  nephew  the  loan  of  a  book  owned  by  a  London 
gentleman?  That  G.  F.  Nott  was  careless  in  retuming  Mss. 
is  only  too  well  attested  by  the  history  of  the  so-called  Doke 
of  Bevonshire  Ms.,i)  which  he  never  retumed  to  its  owner, 
and  which  was  secured  by  the  Museum  at  the  sale  of  the 
Nott  library. 

This  exbausts,  so  f ar  as  I  know,  the  eztemal  eridence 
bearing  upon  the  qnestion  of  the  authorship  of  tbe  1812 
edition.  Clearly  it  leaves  the  problem  unsolved.  We  mnst 
resort,  then,  to  internal  evidence.  Here  we  shall  qnickly  find 
oorselves  on  önner  ground.  Tbe  copy  called  C.  has  been 
described  as  containing  the  poems  and  interleaved  pages.  On 
examination  the  poems  are  found  to  be  a  reprint  of  the  third 
edition  of  Tottel's  Miscellany,  and  the  inter-leaved  pagea,  as 
well  as  the  margins  of  the  printed  pages,  to  contain  many 
ms.  notes,  and  these,  in  two  bandwritings,  tbe  one,  ronnd  and 
neat,  the  other,  loose,  running,  and  less  careful.  In  the  flrst 
band,  opposite  the  poems  of  Wyatt  and  Surrey,  are  entered 
the  variants  trom  the  Uarringion  Ms.  No.  2  3),  Harleian  Ms.  78, 
and  the  Nugae  AnUquae,   with   occasional   comments,    and 


')  Add.  Ms.  20,082.  f.  28. 

*)  AM.  Ms.  17,492. 

■)  A  ma.  that  was  in  the  pouesiion  of  Dr.  Harrin^D  of  Btth,  that 
Guntaiaed  poems  b;  Surrej',  Wyatt,  Hurington,  and  othen;  a  cop;  !■  in 
the  Brituh  HDBeiuu. 


THE  1611  AND  IBIB— ß  EDITI0II8  OF  BUKREY  AND  WXATT.     263 

citatious  from  other  poets;  and,  on  the  margins  of  tbe  pages 
which  coDtaiD  tbe  poems  of  Uncertain  Aathors  and  Nicbolas 
Grimoald,  tlie  variants  from  the  editions  of  1564  [5],  1567,  and 
1574.  Thtae  last  ai'e  written  in  black,  red,  and  blae  ink, 
respectively.  In  tbe  otber  band,  notes  to  sources,  parallelisms, 
and  the  like,  are  written  wherever  there  chances  to  be  a 
blank  Space.  These  notes  are  profuse  for  the  poems  of  Snrrey 
and  Wyatt,  and  only  very  occasional  for  the  remaining  poems. 

Comparing  these  last  notes  with  the  fifty  pages  of  printed 
notes  in  A.,  we  find  that  the  ins.  notes  comprise  briefs  of  all 
the  printed  uotes,  and  some  fresh  notes  in  addition.  On 
toming  to  G.  F.  Nott's  edition,  we  find  that  all  of  these  notes, 
both  tbose  drawn  from  the  printed  pages  and  the  additional 
notes,  have  been  included. 

We  tum  to  B.,  whicli  contains  the  poems  of  Surrey  only, 
and  find  on  the  blank  pages,  written  in  the  neat  band,  a 
transcript  from  'Mr.  Hills  Ms.',  and,  on  the  margins,  variants 
corresponding  to  those  on  the  Unknown  Authors  and  Nicholas 
Grimoald  in  the  other  copy  (C).  This  volnme  lias  only  one 
note  in  the  other  handwriting:  at  the  top  of  tlie  first  page 
of  poems,  a  key  to  the  variants,  as  follows:  'N.  B.  1564  — 
black;  1567  —  red;  1574  —  blue.' 

A  comparison  of  these  two  handwritings  with  those  of 
the  extant  letters  of  John  Nott  and  G.  F.  Nott  leaves  no 
room  for  donbt  that  the  neat  liand  is  that  of  John  Nott.  and 
the  other,  of  bis  nepliew.  As  the  notes  of  John  Nott  were 
written  first  —  for  the  others,  as  stated,  are  written  where 
blank  Spaces  happen  to  be  left  —  it  seems  probable  that  he 
was  the  original  owner  of  these  copies,  and  presumably  the 
author  of  the  edition.  Yet  the  evldence  thus  far  is  not 
absolutely  conclusive.  for  one  inay  propose  that  G.  F.  Nott 
was  the  editor,  bnt  secured  the  assistance  of  his  nncle  for 
the  correlating. 

This  last  donbt  is  put  at  rest  by  a  happy  note  which 
identifles  the  writer  of  the  neaüy- written  notes  with  the 
aatborship  of  the  edition.  To  undei-stand  the  note,  we  mnst 
flnt  print  tbe  poem  to  which  it  relates: 

'Right  tme  it  is,  and  said  füll  yore  ago; 

"Take  beed  of  him  that  by  the  back  tbee  claweth." 


2i))  FBKDEKICK  UORGAN  PADELPOBD, 

For  tione  is  worse  than  is  a  friendly  foe. 

Tbougli  thee  seem  good,  all  thing;  that  tbe  delighteth, 
Yet  know  it  well,  that 

in  thy  bosotn  creepeth: 

For  many  a  man  such  fire  oft-times  he  kindleth, 
That  with  the  blaze  his  beard  himself  he  8ing:eth.' 

The  note  reads  thus :  '  N.  B.  Thls  piece  is  writtea  as  pnblished 
in  the  several  Pfprinted]  editious,  nor  is  there  anytMng  in 
the  Mss.  that  justifies  my  conjectnre.  —  Still  the  seuse  is  so 
confused,  I  appreheud  there  must  be  some  error:  as  it  is,  it 
is  written  as  if  it  formed  pari  of  "what  word  is  that  that 
changeth  not".'<)  That  is,  a  break  in  liaes  5  and  6  is  con- 
jectured,  though  all  the  printed  editiona  give  these  two  half 
lines  as  one  complete  liue,  'Yet  know  it  well  that  in  tby 
bosom  creepeth'. 

John  Nott  was,  tben,  as  the  tradition  bas  it,  tbe  editor 
of  the  1812  edition.  He  maj  have  copied  the  variants  and 
mss.  readings  into  his  interleaved  copies  merely  for  his  own 
satisf action ,  though  it  is  more  probable  that,  after  the  de- 
struction  of  the  first  edition,  he  commenced  the  preparation 
of  another,  which  should  take  advantage  of  tbe  Mss.,  and  so 
give  the  more  genuine  readings.  If  my  last  conjecture  be 
rigbt,  when  the  work  of  reediting  was  only  parüy  flnished, 
he  turned  tbe  task  over  to  bis  nephew.  One  natnrally  asks, 
Why  do  this,  after  expending  so  much  labour?  Any  answer 
most  be  mere  conjecture.  He  was  already  in  failing  health; 
if  tbe  readings  were  to  be  changed  —  and  he  had  probably 
come  to  feel  that  Tottel's  vei-sion  was  too  faulty  to  serve  for 
the  definitive  edition,  the  task  of  reediting  would  be  an 
irksome  one;  and  his  nephew  was  stronger,  a  carefol  scholar, 
and  already  an  authority  on  Surrey,  with  a  Memoir  ready  for 
the  press.  Why  not  tum  all  of  tbe  material  over  to  bim, 
and  let  bim  make  if  it  what  he  could?  It  is  to  be  noted 
that  Dr.  John  Nott  published  nothing  more  after  tbis  ül- 
fated  edition.  Bat  again  one  asks,  Wby  did  not  0-.  F.  Nott 
acknowledge  the  Services  of  bis  uncle?  It  may  have  been 
bis  uDcle's  wish  that  he  should  not  do  so.    At  any  rate  tbe 


')  pp.  62-68. 


THE  1812  AHD  1615—6  EDITION9  OF  6UBBET  AND  WTATT.     265 

men  remained  friends,  for  tbe  nephew  was  appointed  esecator 
of  bis  OQcIe's  wULi) 

In  the  light  of  the  discovery,  it  is  interesting  U>  note  the 
manoer  in  whicb  tlie  material  of  tbe  older  notes  has  been 
used.  In  the  1812  edition,  the  introdnctory  note  on  tbe  first 
poem,  'The  stm  hath  twice  bronght  forth  his  tender  green', 
reads  as  follows; 

'Thongh  this  piece  in  Mr.  Hill's  Ms.  as  well  as  all  the 
printed  copies,  Stands  the  first  of  Snrrey's  poems,  we  caonot 
tbence  conclnde,  that  in  point  of  time  it  was  tbe  flrst  of 
Smrey's  compositions:  it  muat  however  have  been  written  by 
bim  at  a  very  early  period.  The  subject  is  evidently  his  nn- 
bappy  passion  for  the  Fair  Greraldine;  and  he  describes  himself 
as  having  loved  her  nearly  two  years:  nnfortimately  there  is 
Dothing  that  ascertains  wben  the  attachment  begao.  Some 
conjecture  however  may  be  foimed  from  the  date  of  Snrrey's 
marriage  with  the  Lady  Frances  Vere.  An  original  instrument 
in  the  Duke  of  Norfolk's  possession  informs  ns  Snrrey  was 
affianced  to  that  Lady  Feb.  13,  -1532 ;  at  whicb  time  he  could 
not  have  been  more  than  fifteen.  It  is  probable,  however, 
the  marriage  was  not  solemnized  tili  1536,  or  1537,  when  he 
was  nineteen,  or  twenty.  As  Suirey  was  of  a  serious,  and 
religions  tnm  of  mind,  it  is  not  to  be  supposed  he  wonld 
have  addressed  the  fair  Geraldine  in  so  empassioned  a  manner, 
witb  such  "eamest  suit  to  rue  on  his  dying  heart",  if  actually 
married  to  ajiotber:  we  may  therefore  infer,  this  poem  was 
written  by  Snrrey  previous  to  his  union  with  the  Lady 
Frances  Vere;  consequently  when  he  was  about  seventeen 
or  eighteen. 

'That  Surrey  at  so  early  an  age  sbould  have  formed  a 
style,  both  in  language  and  versification ,  which  succeeding 
writera  imitated  as  their  model,  and  left  so  litüe  for  sub- 
sequent  improvement,  is  a  circumstance  that  justly  canses 
admiration  of  his  Tast«,  and  Genius.  In  some  of  his  later 
pieces,  Snrrey's  versification  is  even  still  more  correct  and 
pcdished  than  in  the  present.  In  this  however  it  is  remarkable 
tot  it8  sweetness  uid  variety;  and  though  a  few  lines  are 
ObMore,  t^e  langnage  in  general  is  elegant  and  perspicnons. 


266  FBEDERICK  UOROAN  PADELFORD, 

The  sentiments  are  everywbere  delicate  and  natoral;  josüy 
conceived,  and  feelingly  expressed.  The  whole  Ib  written  in 
imitation  of  the  Italian  school,  and  contains  so  mucfa  of  the 
Italian  idiom,  we  might  almost  suspect  it  to  he  a  translation 
from  that  langraage.  I  apprehend  however,  that  the  piece  is 
not  a  translation,  thongh  in  writing  it,  Snrrey  had  eTidently 
in  view  two  poems  of  Petrarch,  the  one  beginning 

A  (inalnnque  aninial[e]  alberga  in  terra;  —  Com.  3.  the 
other, 

Di  peosier  in  pensier;  di  monte  in  monte.  —  Ganz.  30. 
Yet  on  comparison  it  will  be  found  there  is  not  any  one  line 
in  Sorrey's  poem  that  can  be  considered,  strictly  spealdng, 
borrowed  from  Petrarch. 

'The  measure  Surrey  has  chosen  is  what  the  Italians 
call  Terza  Bima,  their  favonrite  measure,  of  whicb  Dante  is 
considered  the  inventor.  Not  only  Surrey  and  Wyatt,  bat 
after  them,  Milton  attempted  to  introduce  it  into  onr  lai^oage, 
though  withont  snccess.  The  piece  is  now  first  printed  in 
the  form  the  Terza  Eima  onght  to  bear. 

'Tbis  piece  occurs  entire  in  Mr.  Hill's  Ms.  at  p.  115. 
Only  the  nine  Örst,  and  the  last  fourt«en  linea  of  it,  ar« 
preserred  in  the  Harrington  Ms.  The  leaf  containing  the  other 
part  of  the  poem  has  beea  cut  away.  Such  variations  as 
are  of  importance,  whicb  are  but  few,  will  be  fonnd  in  the 
notes.'») 

In  the  1815  edition,  tbis  is  the  readJng:  — 

'  This  piece  in  Mr.  Hill's  Ms.  and  in  all  the  printed  copies, 
Stands  the  first  of  Snrreys  poems.  It  is  probably  one  of  bis 
earliest  compositions:  at  all  events  it  is  the  first  which  he 
wrote  on  the  snbject  of  his  passion  for  the  Fair  Geraldine. 
We  may  conjecture  therefore  that  it  was  written  abont  the 
year  1541,  when  Surrey  was  abont  foor  or  five  and  twenty 
years  old. 

'That  Surrey  at  that  early  period  should  have  written 
with  so  much  elegance  and  propriety;  and  have  (onnad  ■ 
style,  which  teft  little  room  for  subsequent  improvement^  is  a 
circumstance  which  leade  ns  to  admire  i 


ir«  wyiilly  b'"  judgmei^.^J 


THB  1S12  AHD  ISIS— 6  EDITIOHS  OF  BUBKET  AND  WTATT.     267 

uid  bis  taste.  His  versiflcation  indeed  in  some  of  bis  later 
poems  is  more  correct  and  polished  than  in  tfais.  In  tliis 
however  it  is  remarkaWe  for  both  its  sweetness  and  ite 
variety.  The  sentiments  are  uniformly  delicate  and  natural: 
are  Jnatly  conceiTed,  and  feelingly  expressed.  The  style  and 
tarn  of  tbonght  which  reigns  throughout  the  whole  piece, 
bears  so  great  a  resemblance  to  that  of  the  Italian  poets,  that 
we  might  almost  suspect  it  to  be  a  translation;  espedally  as 
we  änd  in  many  passages  a  good  deal  of  the  Italian  idiom. 
Nevertheless,  I  apprehend  that  it  is  an  original  composition; 
altbougb  Sorrey  had  evidently  two  Canzoni  of  Petrarch  in 
view  when  he  wrote  it.  Tbe  one  begiiming  "A  qualnnque 
animale  alberga  in  terra".  Camone  3.  and  tbe  other,  "Di 
pensier'  in  pensier,  di  monte  in  monte".  Camone  30.  but 
tbere  is  no  Single  line  in  either  of  tbose  ödes  which  Surrey 
can  be  said  to  have  borrowed.  He  has  contented  himself 
with  imitating  generally,  and  transfusing  into  his  own  poem 
the  spirit,  and  the  character  of  his  masters. 

'The  measure  adopted  is,  what  the  Italians  call,  Terza 
Rima;  their  favourite  measnre,  of  which  Dante  is  generally 
considered  to  have  been  the  iuventor.  Not  only  Surrey  and 
Wyatt,  but  many  of  oui'  early  wiiters,  and  Milton  himself, 
attempted,  though  without  success,  to  introduce  it  into  oor 
langua^e.  The  piece  is  now  first  printed  in  the  form  whicb 
tbe  Terza  Rima  ought  to  bear.  It  occurs  in  Mr.  Hill's  Ms. 
In  the  Harrington  Ms.  only  tbe  first  oine  and  the  last  fourteen 
lines  are  preserved.  Tbe  leaf  containing  tbe  otber  part  of 
tbe  poem  has  been  destroyed. '  ■) 

It  will  be  noted  that  tbe  two  editors  disagree  as  to 
Surrey's  age  at  the  time  of  writing  the  poem,  the  one  placing 
it  at  seventeen  er  eighteen,  tbe  other  at  twenty-five.  G.  F. 
Nott  does  not  argue  the  point  here,  as  he  has  already  thrasbed 
it  over  in  the  Memoir.  In  general  he  differs  from  bis  uncle 
in  points  of  biography;  in  fact,  it  is  the  only  notable  respect 
in  which  they  do  differ.  Tbns,  John  Nott  thinks  that  Surrey 
irrote  the  poem  begiiming: 

'So  cmel  prison,  how  conld  betide,  alas! 
Aa  pnnid  Windsor?' 


IP 


s-  TinöscT.    G.  F.  Nott  Ute 
ir   i-rsi  -Kie  b-t;  vritteii  untü  1546. 
c  ^CTbtdsor  in  1541  at  alL 


i=^    iiizn-   >   -sarLT  what  we  shoold 
~-i     -a*»-   -=""5HEiT  mide  so  mnch  more 

ud  it  mjght  be  dted 
-m-yrt  eridence  were 
ihe  1812  edition. 


-tr--rj:-   r-   ^emai.-^   rc^mparison  of  the 

■-"^■^..^      ---•    •^TOr  :rii7?sztr  asd  characteristic 

-"■■--'-  --         ~.'     '  r      c    .  irT     TIt   .'pening  sentence. 

-   -     -     :^-    -*-"*.?r   -cnt    i-  "TTTffsr  4a.f  involred,  is  re- 

■  --    1-     T'-rz::-    —:  rfr  •-   ttl-^   -    arr^niise  the  sabjects  of 

-r     _       :       ~.^   i!.?:-;^  •  i.-anirma  —  John  Xott  avoided 

'-.-      ~  — .":  I  •  jr:-      Tri"\r   —  n  "j«*  Äflic-nc«  begüuiiiig 

~-r   - ..  '   :    1 —  -:•:      -  -^ir.iJfi  n  ü«f  IjTer  version.   In 

-r    -t.  -:  -  ••^■-   *>r"^"    Uli  "^jir:  — \  one  is  un- 

*'— r.     ".-..--     :-      'jj^'jz -^r,^  X     tit.'iri   withoat   success' 

..     --:  1--  u    ..  ir      :-   -    >irr^T  xad  Wratt   as  weil 

"--    :.^'   _-     -     : — rr*.     Tni^  üsc  -irü^s  is  a  besetting 

:iz   T- -_       _:     .  -.     7:.iw     ii    ioi  riuar  :*«.*»  we  find  the 

-  '.   Tz^  z«>.-i.^z^  -c^  •Ta».'?      ria:  s.  -^oh  enviable  sighs 

zr    :_-..-    r  :n     jlk    i*rir:     !•.•:  Lfci^-aring  ander  the 

'  --r--L--    :   ^  .^  T     :ir  i^ti:n£  ^rni  ir-f«  and  tenderness, 

Mi:  T"Tr-  ^.z.".  -— "^if '       Vw  j«i:ca!«  is  reiised  to  read: 

"^i-s"  --     *•:-  :  ,^:"  li«:  TZ~u:i»*  >«:ti>  as  bespeak  a  heart 

..±  :•  L.-'Z-r    iZ'i-:'    ut    -irüssirf    :f   >.rn?w;    bat    rather 

•TT_-::r  T-.--1  1  7r  LZM  ".czc-rTi-rsSw  iz-i  cTerT  gentle  feelingV) 

I  ?z:    1."   ?irr   -Jii:   *Jii*  Ijls::  i>  -srij:  John  Nott  meant  to 

■  v^  -  -        • 

*,«.  ^      . .    _^    ZI  «  '_     -•r .  ■*"-  -^-^^t^ 

A  :zr::z^  jls'xz:^  .:  :hr  older  Nott's  inabilitj  to  present 
1«-  .Itü  Tzei'iTflv  :5  rnmishcü  br  the  following:  — 

A  lidv's  sltrvc  worn  on  these  occadons  was  considered 
: .  ':r  5-:  p^werfol  a  chann.  that  the  coorteous  knight  regarded 
i:.  \i  he  obtained  the  prize.  as  the  sole  canse  of  his  success. 
Bayard.  the  famons  Chevalier  ~sans  peor,  et  sans  reproche**, 

')  71.  ')  p.  349. 


y 
I 


THE  1812  AND  1^15—6  EDITI0N8  OF  SÜBREY  AND  WYATT.     269 

once  held  a  tournament  at  Carignan  in  Piemont,  in  honour 
of  La  Dame  de  Fluxas,  who  had  given  him  one  of  her 
sleeves  to  wear.  Bayard  was  declared  unanimously  to  have 
won  the  prize:  but  he  modestly  declined  taking  it,  alleging; 
"that  the  victory  was  owing  solely  to  the  virtue  of  the 
Lady's  Sleeve".  The  sleeve  was  consequently  restored  to  La 
Dame  de  Fluxas,  who  took  from  it  a  ruby,  valued  at  an 
hundred  ducats,  and  with  her  husband's  permission  gave  it  to 
le  Seigneur  de  Mondragon,  the  person  who  had  distinguished 
himself  next  after  Bayard.  "A  l'egard  du  manchon",  she 
continued,  "puisqu'  ainsi  est  que  Monsieur  de  Bayard  me  fait 
ce  bien  de  dire  que  mon  manchon  lui  a  fait  gagner  le 
prix,  je  le  garde  —  "V)  ^^^  here  the  last  page  of  the  extant 
notes  ends. 

Gr.  F.  Nott  rewrites  the  entire  paragraph,  to  read  as 
foUows:  — 

*  The  sleeve  wom  upon  these  occasions  was  considered  by 
the  courteous  kniglit,  if  he  obtained  the  prize,  to  be  the  sole 
cause  of  his  success.  The  Chevalier  "Sans  peur,  et  sans  re- 
proche",  at  a  tournament  which  he  held  in  honour  of  his 
Mistress  who  had  given  him  one  of  her  sleeves  to  wear,  was 
declared  unanimously  to  have  won  the  prize.  He  modestly 
declined  receiving  it;  saying,  "that  the  victory  was  owing 
solely  to  the  virtue  of  his  Lady 's  sleeve".  The  sleeve  was 
consequently  restored  to  the  Lady.  She  took  from  it  a  ruby, 
valued  at  an  hundred  ducats,  and  gave  it  to  the  Seigneur 
Mondragon,  who  had  distinguished  himself  next  after  Bayard. 
"A  Tegard  du  manchon",  she  continued,  "puis  qu'  ainsi  est  que 
Monsieur  de  Bayard  me  fait  ce  bien  de  dire  que  mon  manchon 
lui  a  fait  gagner  le  prix,  je  le  garderai  toute  ma  vie  pour 
l'amour  de  lui".' 2) 

In  general  it  may  be  said  that  John  Nott  did  not  know 
liow  to  organize  his  sentences;  sometimes  they  are  bafOingly 
complex,  sometimes  so  loose  as  to  be  almost  incoherent.  G.  F. 
Nott,  on  the  other  band,  makes  compact  and  clean-cut 
sentences,  and  his  writing  is  more  direct  and  rapid.  In  want 
of  better  evideuce,  we  could  prove  from  the  sentence-structure 

>)  p.  72.  «)  p.  350. 


268  7SEDEBICK  HOKQAN  FADEUOSD, 

in  1541,  while  in  conflnement  at  Windsor.  G.  F.  Nott  takes 
pains  to  prove  that  the  poem  was  not  writteo  nntil  1546, 
and  that  Surrey  was  not  conlbied  at  Windsor  in  1541  at  all 
Dlsagreement  on  these  points  is  exactly  what  we  shonld 
expect  from  one  who  had  evidently  made  so  mach  more 
thorough  a  study  of  tbe  life  of  Surrey,  and  it  migbt  be  dted 
as  additional  evidence  —  if,  indeed,  more  evidence  were 
needed  —  ttiat  0.  F.  Nott  did  not  prepare  the  1812  edition. 

As  to  style,  a  sentence  by  sentence  comparison  of  the 
second  paragraps  reveals  some  interesting  and  characteristic 
differences.  I  will  point  out  a  few.  The  opening  sentence, 
which  in  the  earlier  edition  is  clumsy  and  involved,  is  re- 
worked  with  an  eye  to  cleamess  and  simpUcity.  One  bas  to 
read  the  original  sentence  twice,  to  determine  tbe  subjects  of 
'left'  and  'is'.  The  omitted  conjunction  —  John  Nott  avoided 
the  conjunction  when  possible  —  in  the  sentence  beginning 
'The  whole  is  written',  is  supplied  in  the  later  version.  In 
the  sentence  'Not  only  Surrey  and  Wyatt  — ',  one  is  un- 
certain  whether  the  qualiflcation  'thougli  without  success' 
applies  to  Milton  alone,  or  to  Surrey  and  Wyatt  as  well 
Thjs  fault  also  is  corrected.  Tbis  last  offeuce  is  a  besetting 
sin  with  John  Nott.  Thus,  on  another  page,')  we  find  the 
following  misleading  sentence:  'That  is,  "such  enviable  sigbs 
as  come  lightly  from  tbe  heart,  not  labouring  under  the 
pressure  of  sorrow;  but  swelling  with  hope  and  twideraess, 
and  every  gentle  feeling".'  The  sentence  is  revised  to  read: 
'That  is.  "such  light  and  enviable  sighs  as  bespeak  a  beart 
not  labouring  under  the  pressure  of  sorrow ;  but  rather 
swelling  with  hope  and  tendemess,  and  every  gentle  fe^ing".'^) 
I  am  not  sure  that  this  last  is  what  John  Nott  meant  to 
say,  but  it  is  much  better  English. 

A  curious  instance  of  the  older  Nott's  inability  to  present 
bis  ideas  effectively  is  fumished  by  the  following:  — 

'A  lady's  sleeve  worn  on  these  occasions  was  considered 
to  be  so  powerful  a  charm,  that  the  coorteous  knight  regarded 
it,  if  he  obtained  the  prize,  as  the  sole  cause  of  bis  t 
Bayard,  the  famous  Chevalier  "sans  peur,  et  8 

')  71.  ')  p.  3«. 


THE  1812  AND  1^15—6  EDITIONS  OF  SÜBRET  AKD  WYATT.     269 

once  beld  a  tonmament  at  Carignan  in  Piemont,  in  honour 
of  La  Dame  de  Fluxas,  who  had  given  him  one  of  her 
sleeves  to  wear.  Bayard  was  declared  unanimously  to  have 
won  the  prize:  but  he  modestly  decUned  taking  it,  alleging; 
"that  the  victory  was  owing  solely  to  the  virtne  of  the 
Lady's  Sleeve".  The  sleeve  was  consequently  restored  to  La 
Dame  de  Fluxas,  who  took  from  it  a  ruby,  valned  at  an 
bnndred  ducats,  and  with  her  husband's  permission  gave  it  to 
le  Seigneur  de  Mondragon,  the  person  who  had  distinguished 
himself  next  after  Bajard.  "A  l'egard  du  manchon",  she 
continued,  "puisqu'  ainsi  est  que  Monsieur  de  Bayard  me  fait 
ce  bien  de  dire  que  mon  manchon  lui  a  fait  gagner  le 
prix,  je  le  garde  — " ', ')  and  her«  the  last  page  of  the  extant 
notfö  ends. 

Gr.  F.  Nott  rewrites  the  entire  paragraph,  to  read  as 
loUows:  — 

'The  sleeve  wom  upon  these  occasions  was  considered  by 
the  courteous  knight,  if  he  obtained  the  prize,  to  be  the  sole 
cause  of  his  success.  The  Chevalier  "Sans  peur,  et  sana  re- 
proche",  at  a  toomantent  which  he  held  in  honour  of  his 
Mlstress  who  had  given  him  one  of  her  sleeves  to  wear,  was 
declared  unanimously  to  have  won  the  prize.  He  modestly 
declined  receiving  it;  saying,  "that  the  victorj'  was  owing 
solely  to  the  virtue  of  his  Lady's  sleeve".  The  sleeve  was 
consequently  restored  to  the  Lady.  She  took  from  it  a  ruby, 
valned  at  an  hundred  ducats,  and  gave  it  to  the  Seigneur 
Mondragon,  who  had  distinguished  himself  next  after  Bayard. 
"A  l'egard  du  manchon",  she  continued,  "puis  qu'  ainsi  est  que 
Monsieur  de  Bayard  nie  fait  ce  bien  de  dire  que  mon  manchon 
lui  a  fait  gaguer  le  prix,  je  le  garderai  toute  ma  vie  pour 
l'amour  de  lui".'') 

In  general  it  may  be  said  that  .Tohn  Nott  did  not  know 
how  to  organize  his  sentences;  sometimes  they  are  baSlingly 
complez,  sometimes  so  loose  as  to  be  almost  incoherent.  G.  F. 
Nott,  OD  the  other  haud,  makes  compact  and  clean-cut 
MQtences,  and  bis  writing  is  more  direct  and  rapid.  In  want 
of  better  evidence,  we  conld  prove  from  the  sentence-structure 


^^v^ 
^ 


*)  p.360. 


270  PADELFORD,  THE  1812  AND  1815—6  ED.  OF  SURRET  AHD  WTATT. 

alone,  that  the  1812  edition  was  the  work  of  the  eider  Nott, 
rather  than  of  the  younger. 

Another  characteristic  difference  is  in  spelling.  John  Nott 
uses  here,  as  in  his  other  works,  many  archaic  spellings;  these 
his  nephew  changes  for  the  more  modern;  thus,  antient^  — 
ancient^);  Pierce  Plowmann^)  —  Piers  Plowman*);  and 
the  like. 

G.  F.  Nott  takes  over  whole  pages  of  the  citations  from 
earlier  poets  who  had  iufluenced  Surrey,  and  from  the  later 
poets  who  were  his  debtors.  It  would  be  idle  to  quote 
illustrations  of  this.  He  never  differs  from  his  uncle  in  matters 
of  taste,  and,  as  we  have  seen,  usually  copies  his  comments 
with  trifling  variations. 

Such,  in  brief,  are  the  findings  relative  to  one  of  the 
most  surprising  cases  of  'literary  borrowing'  in  the  history  of 
oui*  literature.  On  the  ethics  of  the  case  no  comment  is 
needed.  Let  os  trust  that  the  morals  of  the  twentieth  Century 
would  forbid  such  conduct. 


*)  P-  72.  «)  p.  300.  ^)  p.  70.  *)  p.  348. 

British  Museum,  September  30,  1905. 

Frederick  Morgan  Padelford. 


NOTIZEN  ZU  CYNEWULFS  ELENE. 


21  f.  Wenn  wir  mit  Zupitza  die  Hugos  aufnehmen,  warum 
nicht  zugleich  die  Hettvare,  die  dem  dichter  jedenfalls  aus  dem 
heldenepos  in  ihrer  Verbindung  mit  Frysan,  Francan,  Hugos 
bekannt  waren  (Beow.  2912  ff. ,  2363)  ?  Also  etwa :  foron 
fyrdhtvate  Froncan  and  Hugos,  /  swylce  Hetware ;  wosron  hwate 
weros  I  gearwe  to  guöe.  So  erklärt  sich  die  lücke  wohl  leichter 
(zumal  wenn  wir  Hetworan  lesen)  als  bei  den  sonstigen  er- 
gänzungen,  und  der  einfache,  unveränderte  schlufssatz  scheint 
mir  stilistisch  etwas  passender  zu  sein. 

311.  gedweolan  lifdon.  Gegen  die  notwendigkeit  der  ein- 
schaltung  von  in  (Sievers)  liesen  sich  Jul.  410:  Jxet  monpeowum 
(MS.  mon-)  minum  lifge,  Beow.  2144:  ßeowum  lyfde,  ib.  99: 
dreamum  lifdon,  Gren.  73 :  heo  helltregum  /  werige  tvunodon  und 
vielleicht  noch  andre  stellen  anführen. 

667.  Man  übersetzt:  för  nydßearfe  ^aus  notdurft'  (Grein), 
*from  very  need'  (Holt)  u.  dergl.  und  übersieht  dabei  den  Zu- 
sammenhang, der  eine  dem  lat.  ^vere,  domina,  quia  conscripta 
sunt'  entsprechende  gedankenfolge  erfordert.  So  fasse  man  den 
durch  ond  angereihten  satz  als  einen  fall  loser  parataxe,  ähn- 
lich den  Anglia  XXV  276  besprochenen,  und  übei-setze:  *wir 
haben  jenen  krieg  notwendigerweise  im  gedächtnis,  da  wir  die 
ereignisse  aufgezeichnet  haben'. 

979.  (. . .  wcds  ludeum  gnomsorga  mcest  . . .)  P(Br  hie  hit 
for  worulde  wendan  meahton,  j  cristenro  gefean.  Die  rückseite 
der  handschriftlichen  lesart  ergibt  sich  aus  Jul.  570 :  (}>cdt  jHim 
weligon  wces  weorc  to  ßolian,)  Posr  he  hit  for  worulde  wendan 
medhte.  Die  funktion  des  durch  ^cer  eingeführten  Satzes  ist 
vielleicht  analog  der  der  Beowulfstelle  2573  f. :  dodr  he  Py  fyrste 
forman  dogore  j  wealdan  moste,  welche  ich  an  anderem  orte 
als  eine  spezielle  art  der  formel  gif  he  (ic)  wealdan  mot  erklärt 
habe.  Also:  ^ falls  sie  es  hätten  ändern  können',  oder  ^in  dem 
gedanken  dafs  . . .'.  Nicht  unmöglich  wäre  es,  dafs posr  geradezu 
in  die  bedeutung  von  'utinum'  übergetreten  ist  (Cosijn,  Strunk). 


1^ 


272  FR.  KLAEBBR,  NOTIZEN  ZU  CYNEWULF8  ELSKS. 

Noch  möchte  ich  zwei  älteren  emendationen  das  wort  reden, 
die  unverdientermarsen  in  den  hintergrund  gedrängt  sind. 

629  ff.  Der  sinn  ist  natürlich :  ^  sei  es,  dafs  er  sowohl  das 
irdische  als  das  himmlische  leben  preisgäbe,  oder  dafs  er  das 
kreuz  zeigte'.  Die  konjekturen  swa  niode  (Grein,  Bright,  Mod. 
Lang.  Notes  II,  sp.  164)  und  swa  mede  (Holthausen)  tragen  zum 
mindesten  einen  überflüssigen  gedanken  in  den  text  hinein; 
zudem  wäre  die  bedeutung  von  niode  ziemlich  problematisch. 
Dagegen  fügt  sich  das  von  Cosijn  vorgeschlagene  samod  aufs 
glatteste  in  den  Zusammenhang;  nur  müfste  man  statt  hylU 
etwa  hyhtwynne  schreiben  (cf.  sigorlean  in  swegle  623,  eord 
mid  englum  622) :  ge  lie  Jieofonrices  hyhtwynne  samod  /  ond  pis 
andwearde  anforlete  /  rice  under  rode^'um,  ge  he  da  rode  tcehte. 

646.  Das  statt  eines  komparativs  vor  Panne  ein  positiv 
stehen  kann,  ist  sattsam  erörtert  worden  (Grein,  Bugge,  Wülker, 
Nader,  Cosijn,  Koeppel;  Hörn,  H.  Archiv  CXIV  362  f.).  Aber 
welches  adjektivum  könnte  hier  in  frage  kommen?  Sicher 
nicht  mycel  oder  open,  und  eald  scheidet  wegen  seiner  stellimg 
selbstverständlich  auch  aus.  Um  nun  den  hier  einzig  passenden 
gedanken :  'der  Trojanerkrieg  ist  viel  länger  her  (cf.  648:  geara 
gongum)  als  die  kreuzesgeschichte'  zu  gewinnen,  genfiglr  die 
änderung  von  f(er  mycel  zu  fir  (fier)  mycle,  an  die  schon  Grimm 
—  gefolgt  von  Kemble  und  Weymouth  —  dachte;  vgL  z.  b. 
auch  'Crist'  842:  leofra  micle,  JuL  444:  to  late  micles. 

The  University  of  Minnesota,  Dezember  1905. 

Fr.  Elaebsr. 


BERICHTIGUNG. 

Durch  ein  versehen  in  der  druckerei  ist  in  Anglia  XXVIII 446 1  der 
letzte  teil  einer  bei  der  korrektor  gestrichenen  bemerknng  zu  Beow.  2999  ff. 
stehen  geblieben.  Die  beiden  letzten  zeilen  auf  s.  446  lud  die  yier  eisten 
Zeilen  auf  s.  447  sind  demnach  zu  streichen. 

The  University  of  Minnesota.  Fr.  Elaebbr. 


THE  MANUSCRIPT  POEMS 
OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SÜRREY. 


There  are  now  available  seven  mannscripts ,  all  in  the 
British  Museum,  which  contain  poems  of  Surrey.  These  mss. 
are  Egerton  2711,  Harleian  78,  Hargrave  205,  and  AM,  17492, 
28635,  28636,  and  36529.  The  first  of  these  is  the  precious  ms. 
which  contains  the  autograph  poems  of  Wyatt,  a  transcript  of 
which  was  published  in  Änglia,  vols.  17—18.*)  Dr.  Nott's 
detailed  account  of  the  ms.  may  be  found  in  the  introductory 
pages  to  this  transcript.  With  the  exception  that  the  twelve 
French  epigrams  on  pages  227 — 235,  and  the  short  sentences 
on  pages  206 — 207,  are  probably  not  in  the  handwriting  of 
Wyatt,  Nott's  description  is  accurate.  Unfortunately  this  ms. 
contains  only  one  of  Surrey's  poems,  which  is  a  tribute  to 
Wyatt,  ^The  great  Macedon  that  out  of  Perse  chased'.  The 
ms.  will  be  known  as  E.  Ms.  Harl,  78  [Uarl,]  is  a  miscellany, 
and  contains,  among  other  papers,  a  few  stray  leaves  from 
some  lost  ms.,  which  fumish  several  poems  by  Wyatt,  and 
three  by  Surrey,  *0f  thie  lyfE  Thomas  the  compas  well  marke', 
*I  that  vlisses  yeres  have  spent',  elsewhere  not  attributed  to 
Surrey,  and  seven  verses  of  the  poem,  *0  happy  dames  that  may 
embrayes'.  The  Script  is  Elizabethan.  Ms.  Harg,  205  [Harg,] 
contains  Surrey's  translation  of  the  fourth  book  of  the  Äeneid. 
The  age  of  the  ms.,  and  the  relative  reliability  of  this  Version 
of  the  translation,  are  ably  discussed  by  Dr.  Rudolf  Imelmann, 
in  an  article  entitled  Surrey's  Aeneis  IV  in  ursprünglicher  Ge- 
stalt, in  the  Jahrbuch  der  Deutsch.  Shakcsp.-Gesellschaft,  1905. 


V  Flügel,   Die  Hatulschriftliche  Überlieferung  der  Gedichte  von  Sir 
Thomas  Wyatt. 

AnglU.    N.  V.    XVII.  12 


274  PRBDERICK  MORGAN  PADELFÖRD, 

Add.  Ms.  17492  [D.]  is  the  so-called  DuJce  of  Devonahire  Ms^ 
which  contains  a  large  number  of  Wyatt's  poems  not  to  be 
found  elsewhere,  and  autograph  poems  of  other  writers  of  the 
time  of  Henry  the  VIII.  Dr.  Nott's  description  of  this  ms., 
together  with  the  catalogue  entry,  is  also  printed  in  Anglia. 
It  contains  only  one  of  Surrey's  poems,  '0  happy  dames  tliat 
may  embraes'.  Add.  Ms.  28635  [A.]  Claims  to  be  an  exact 
transcript  of  the  so-called  Harrington  Ms.  No.  ii,  which  Nott 
used  in  his  edition  of  1815 — 16,  but  which  has  since  been 
lost.  Besides  poems  by  Sir  John  Harrington,  John  Harrington^ 
his  father,  Sidney,  Constable,  and  others,  it  contains  about 
sixty  of  Wyatt's  poems,  and  eieven  of  Surrey's.  This  ms.  is 
more  fully  described  in  Professor  Flügel's  introdnction.  Add. 
Ms.  28636  is  a  good  copy  of  E.,  but  as  the  Museum  now  has 
the  original,  we  need  not  consider  this  ms.  Lastly,  there  is 
Ms.  36529  [P.],  which  contains  more  of  Surrey's  poems  than 
all  other  mss.  together.  In  the  Nachwort  to  his  transcript, 
Professor  Flügel  calls  attention  to  a  ms.  containing  poems  by 
Surrey  and  other  writers,  which  was  offered  for  sale  by  Mr. 
B.  Quaritch.  In  1900  this  ms.  was  acquired  by  the  Museum, 
and  enrolled  as  Add.  36529.  As  this  ms.  is  peculiarly  rieh, 
not  only  for  the  Student  of  Wyatt  and  Surrey,  but  of  sixteenth 
Century  poetry  in  general,  I  will  give  the  catalogue  entry 
entire : 

Toems,  by  Henry  Howard,  Earl  of  Surrey  (d.  1547),  Sir 
Thomas  Wyat  (d.  1542),  and  others,  apparently  coUected  by 
Sir  John  Harrington  of  Kelston  (d.  1612):  — 

1.  "Helen  to  Paris"!  a  translation  of  Ovid,  Heroid.,  Ep. 
xvii.,  by  Sir  Thomas  Chalouer  (d.  1565).  Beg.  "Now  that  mjn 
eyes  thy  pistle  red  alredy  haue  suffred  stayn."  f.  5.  Printed 
from  this  ms.  in  Nugae  Antiquae  (ed.  Park,  1804),  II.  p.  372. 

2.  Translation  of  VirgiFs  Aeneid,  libb.  I — III  (by  Thomas 
Phaer,  d.  1560).  Beg.  "I  that  some  time  my  slender  flute,  in 
verse  was  wonte  to  sounde".  ff.  10,  21,  36.  In  the  first  edition, 
The  selten  first  hookes,  etc.,  1558,  Phaer  states  that  these  three 
books  were  finished  10  Oct.  1555.  The  present  text  varies 
slightly  from  the  printed  editions,  and  perhaps  represents  an 
earlier  draft. 

3.  Seven  pieces  by  Sir  Thomas  Wyat,  printed  (with  some 
variations)  in  Worlcs  of  Surrey  and  Wyatt,   ed.  G.  F.  Nott, 


THE  H8.  P0BM8  OF  HEKRT  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       275 

1815—16,  vol.  IT.,  viz.:  (I.)  "Myne  owne  J[ohn]  P[o3mz]  sins 
you  delite  to  knowe"  (Works,  p.  87).  f.  30;  —  (H.)  **I  finde 
no  peace  and  all  my  war  is  done."  (p.  9).  f.  32;  —  (III.)  "Ven- 
emoos  thorns  that  be  both  sharpe  and  keene''  (p.  73).  t  32 ; 

—  (IV.)  "I  am  not  dead  although  I  had  a  fair  (p.  73).  f.  32; 

—  (V.)  "Luckes  my  faire  falcon  and  your  fellowes  all"  (p.  72). 
f.  32  b;  —  (VI.)  "A  face  that  shuld  content  me  wonders  well" 
(p.  64).  f.  32  b;  —  (Vn.)  "The  wandring  gadling  in  the  somer 
tyde"  (p.  67).  f.  32  b. 

4.  Four  pieces,  printed  in  Nugae  Antiquae  (ed.  1779),  III. 
(pp.  249—253,  as  Nos.  8,  9,  6,  7  of  "Sonnets  by  John  Harington, 
Esq.,  and  some  others,  1547,  ^vvs.\  (I.)  "Plajm  ye  my  neyes": 
a  translation  of  Petrarch,  Sonnet  63.  f.  33 ;  —  (11.)  "I  see  my 
plaint".  f.  33;  —  (HI.)  "Vengaunce  must  fall  on  thee"  (Pe- 
trarch, Son.  105).  f.  35  b;  —  (IV.)  "Spring  of  all  woe"  (Son. 
107).  f.  35  b. 

5.  "None  can  deame  right  who  faythfull  frends  do  rest": 
Bk.  XIX.,  stanza  I.  of  Sir  John  Harington's  translation  of 
Orlando  Furioso,  flrst  printed  in  1591.  f.  44. 

6.  Two  anonymous  pieces,  (I.)  "You  on  whose  necks  the 
waight  of  rewU  doth  rest",  addressed  to  the  English  Judges 
or  Privy  Councillors;  —  (IL)  "Whear  giltles  men  ar  greu- 
ously  opreste".  ff.  44,  44  b. 

7.  Translations  from  Petrarch:  (I.)  "You  that  in  rime" 
(Sonnet  I);  —  (H.)  "Yf  loue  be  not"  (Son.  102);  —  (III.)  "Some 
kind  of  creaturs"  (Son.  17.  Other  versions,  by  Wyatt  and 
Puttenham,  are  printed  by  Nott,  Surrey  and  Wyatt,  11.  pp.  7, 
540);  —  (IV.)  "Cesare  what  time  the  wise"  (Son.  81.  Cf. 
Wyatt's  Version,  op,  dt.  II.  p.  6) ;  —  (V.)  "If  stable  mynd  and 
hart"  (Son.  188.  Cf.  Wyatt,  op.  dt.  p.  14);  —  (VI.)  "Biest  be 
the  day"  (Son.  47);  —  (VII.)  "From  babells  bowre"  (Son.  91); 

—  (VIII.)  "Haniball  woon  and  after  cold  not  sew"  (Son.  82); 

—  (IX.)  "The  precius  piller  perisht  is"  (Son.  229.  Cf.  Wyatt 
in  op.  dt.  IL  p.  16);  —  (X.)  "Now  I  bewayle",  and  (XII.)  "I  do 
bewepe",  two  versions  of  Son.  313;  —  (XL)  "The  belye  cheere" 
(Son.  7).  ff.  45-48. 

8.  "Severall  Poems  by  the  right  Hon*****  Henry,  Earle 
of  Surrey",  viz.:  (I.)  "The  sonne  hath  twyse"  (Nott,  op.  dt.  I. 
p.  1).   f.  50;   —    (IL)  "So  crewell  prison"  {ib.  p.  48)  f.  51;   — 

19* 


276  FREDERICR  MORGAN  PADELFORD, 

(in.)  "London,  hast  thow  accused  me"  (/6.  p.  53.  First  printed, 
from  this  ms. ,  by  Park  in  Nugae  Antiquae,  1804,  ü.  p.  336. 
Nott  took  bis  text  from  "the  larger  ms.  in  Dr.  Harington's 
possession",  as  being  less  faulty).  f.  52 ;  —  (IV.)  "Suche  way- 
warde  wais"  (Nott.  I.  p.  24).  f.  53;  —  (V.)  "As  ofte  as  I  be- 
hold" {ih,  p.  7).  f.  53b;  —  (VI.)  "When  youthe  had  ledd  me" 
(*.  p.  23).  f.  54;  -  (Vn.)  "Marshall  the  thinges"  {ib,  p.  43). 
f.  54  b;  —  (Vm.)  "From  Tuscane  came"  {ib.  p.  3).  f.  55;  — 
(IX.)  "When  Windesor  walles"  (ä.  p.  50).  f.  55;  —  (X.)  "I 
neuer  saw  youe"  (ib.  p.  17,  but  with  many  variations).  1  55  b; 

—  (XL)  "Love  that  doth  raine"  {ib,  p.  16).  t  55b;  —  (XIL) 
"In  Cipres  springes"  {ib.  p.  18).  f.  56;  —  (XHL)  "The  greate 
Macedon"  {ib.  p.  44).  f.  56;  —  (XFV^.)  "In  the  rüde  age"  (i6. 
p.47).  f.  56b;—  (XV.)  "Thassyiyans  king"  (*.  p.  44).  f.  56b; 

—  (XVI.)  "Yf  he  that  erst"  {ib.  p.  5).  f.  56b;  —  (XVIL)  "Set 
me  wheras  the  sonne"  {ib.  p.  15).  f.  57 ;  —  (XVIIL)  "Dyvers 
thy  death"  {ib.  p.  46).  f.  57.  At  the  end,  in  a  later  band,  "Here 
ends  my  L'^  of  Surrey's  Poems."    But  see  below,  artt  9,  10. 

9.  Paraphrase  of  Ecclesiastes ,  chapp.  I — IV  [by  Surrey]. 
Beg.  "I  salamon  dauids  sonne",  f.  58  b.  First  printed  by  Park, 
from  this  ms.,  Nugae  Antiquae,  1804,  11.  p.  339;  afterwards 
by  Nott,  op.  dt  I.  p.  66,  "from  another  ms.  in  Dr.  Harington's 
possession". 

10.  Paraphrase  of  Psalms  LXXXVHL,  LXXIIL,  LV.  [by 
SurreyJ.  Proem  beg.  "Wher  reckeles  youthe".  f.  63.  Printed 
(as  above ,  art.  9)  by  Park ,  Nugae  Antiquae  TL  p.  360 ,   and 

Nott,  I.  p.  78. 

11.  "Advice  to  his  Wife"  [by  John  Harington,  father  of 
Sir  John];  beg.  "If  dutie,  wyf,  leade  the  to  deeme".  t  69. 
Printed,  with  date  1564,  in  Nugae  Antiquae^  1779,  III.  p.  294 
(ed.  1804,  IL  p.  395). 

12.  Various  anonymous  pieces,  t??>.:  (I.)  "Now  hope,  now 
feare,  now  ioye,  now  wofull  cace"  (6  lines).  In  the  autograph 
of  Sir  John  Harington  {cf.  Add.  ms.  18920).  f.  46  b;  —  (II.) 
"Who  so  cau  way,  of  eache  atempt  the  end"  (14  vs.,  with  a 
Couplet  added  at  the  end).  f.  66  b;  —  (IH.)  "At  lest  withdraw 
your  creweltie",  in  5  stanzas  of  9  lines;  not  the  same  as 
Wyatt's  poem  (Nott,  n.  p.  209) ,  though  in  the  same  metre. 
f.  67  b ;  —  (IV.)  "  What  uatures  woorke  is  this  in  one  wightes 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.      277 

Corps  to  hyde  (70  vs.).  f.  80 ;  —  (V.)  "So  luckie  be  your  twistid 
holde  of  copled  youthe"  (31  vs.)  f.  81  b. 

13.  Nascentis  Ecclaesiae  generatio  prima:  hoc  est,  Cata- 
logus  Pontificum  Eomanorum  Caesarum  patrum  et  rerum  aliquot 
insignium  post  Christi  servatoris  ascensionem  ad  annum  domini 
septuagesimum.  "By  Edmund  Campion  (d.  1581).  Laiin,  In 
hexameters,  beg.  "Sancta  salutiferi  nascentia  semina  verbi", 
and  preceded  by  a  prose  dedication  addressed  from  Oxford 
(which  Campion  left  in  1569,  see  R.  Simpson,  Edmund  Campion, 
1867,  p.  22)  to  Anthony  Browne,  Viscount  Montagu  [1554— 
1592].   f.  69  b.    Not  mentioned  by  the  biographers  of  Campion. 

At  f.  82  is  a  deathbed  speech  of  "Mr.  Diringe"  [?  Edward 
Dering  the  puritan,  d.  1576]. 

Paper;  ff.  82.  Late  XVI.  cent.  Bound  in  brown  leather 
with  gilt-  and  blind-tooling,  much  defaced.  On  f.  29  b  are  the 
names  "ffrancis  Haryngton"  and  "Ellina  Haryngton"  (?signa- 
tures  of  two  daughters  of  Sir  John,  d.  1636  and  1638  respect- 
ively,  or  perhaps  the  former  signature  is  that  of  his  younger 
brother,  d.  1639:  sre  Mise.  Gen,  et  Her.,  New  Ser.  IV.  pp.  191 — 
193);  the  latter  is  repeated  on  f.  82.  On  f.  3,  "Liber  Jacobi 
Tyrrell,  1663".  Belonged  in  1791  to  the  Rev.  W.  Sayle,  of 
Stowey,  CO.  Somerset  (f.  1),  and  was  apparently  lent  by  him 
to  Thomas  Percy,  Bishop  of  Dromore  and  editor  of  the 
Reliques ,  who  has  inserted  notes  at  ff.  4 ,  49  b,  62  b ,  etc. 
Bought  from  Sayle's  library  in  1800  by  Thomas  Park  (see 
ff.  1,  3,  and  Bibliotheca  Anglo-Poetica,  1815,  p.  328),  who  used 
it  for  his  edition  (1804)  of  Nugae  Antiqtme:  see  above,  artt. 
1,  8  (III.),  9,  10.  Afterwards  belonged  successively  to  Richard 
Heber  (sale-cat.  pt.  XL,  1836,  lot  1336),  Thomas  Thorpe  the 
bookseller  (cat.  1836,  no.  1244),  and  Sir  Thomas  Phillips  (folio 
cat.  1837,  p.  151,  no.9474,  sale-cat.  1896,  lot,  1206).  B.  Quaritch's 
cat.  1900,  pt.  VII.  no.  5811.  11»/.,  x  7^U  in. 

It  remains  to  speak  of  another  ms.  [H,],  containing  a  few 
of  the  poems,  which  was  commonly  kno\\Ti  a  Century  ago,  but 
which  has  since  disappeared.  This  was  a  ms.  which  belonged 
to  Thomas  Hill,  the  eccentric  bibliomaniac.  Nott  offers  no 
description  of  this  ms.,  though  he  alludes  to  it  familiarly  as 
"Mr.  Hiirs  ms.",  as  does  his  uncle  John  Nott  in  the  extant 


278  FREDERICK  MORGAN  PADELFOED, 

pages  of  notes  from  bis  edition  of  1812.  i)  Of  the  interliuear 
pages  of  one  of  bis  copies  of  tbe  1812  edition,  John  Nott  copied 
tbe  variants  for  Surrey's  poems  from  this  ms.,  thongb  he  did 
not  adbere  to  tbe  early  autbograpby,  so  that  we  thus  have 
indirect  access  to  tbe  more  important  variants. 

The  disappearance  of  this  ms.  is  puzzling.  In  1810,  Messrs. 
Longman  bougbt  a  large  part  of  Mr.  HilVs  library,  induding  mss^ 
and  osed  it  in  the  preparation  of  tbe  Bibliotheca  Anglo-Poetica, 
but  tbis  ms.  is  not  cited  in  that  work.  As  G.  F.  Nott  was 
working  on  bis  edition  at  tbe  time  of  the  Hill  sale,  he  may 
have  bad  tbe  ms.  in  bis  possession.  However,  thongh  Nott 
was  so  careless  about  retuming  mss.  that  the  DtJce  of  Devon- 
shire  Ms,  was  found  in  tbe  library  which  he  left,  the  same 
was  probably  not  true  of  H.,  or  it  would  have  been  acquired 
by  tbe  Museum,  along  with  bis  otber  mss.  As  great  a  mystery 
attacbes  to  the  disappearance  of  the  Harrington  Ms,  No,  ii,  the 
original  of  A,  Park  used  tbis  ms.,  later  Nott  used  it,  and  then 
we  bear  no  more  of  it.  Fortunately  Park  chanced  to  record 
that  tbe  writing  closely  resembles  that  of  P.,  so  that  we  can 
thus  indirectly  fix  upon  its  date. 

P.  contains  28  poems;  -4.,  18;  Ä,  8  —  so  f ar  as  we  can 
teil  — ;  Harl,^  2,  and  seven  verses  of  a  third;  JE,  1;  D.,  1; 
and  Harg.^  tbe  two  books  of  tbe  Aeneid,  With  tbe  exception 
of  Harg,^  P.  and  A,  are  then  the  two  most  important  of  the  mss. 
As  these  two  mss.  have  twelve  of  Surrey's  poems  in  common, 
we  can  determine  their  relative  trustwortbiness. 

In  tbe  long  poem,  "Tbe  sonne  bath  twyce  brought  forth 
tbe  tender  green",  due  to  tbe  unfortunate  mutilation  of  A., 
vs.  10 — 40  are  missing,  but  in  tbe  extant  verses,  spelling  aside, 
A,  agrees  with  P  in  all  but  one  line,  tbe  44th.  Here  A.  reads 
suckj  wbere  P.  reads  sinke,    Tbe  context  is  as  follows: 

for  yf  I  fynde  somtyme  that  I  have  sought 
those  starrem  by  wbome  I  trusted  of  tbe  port 
my  sayles  do  fall  and  I  advaunce  right  nought 
as  anchord  fast  my  sprite^  do  all  resort 


')  On  the  relation  of  this  edition,  which  was  almost  totally  destroyed 
by  fire,  to  George  Frederick  Nott's  edition  of  1815,  see  my  article  in 
Anglia  XXIX  pp.  25G  ff. 


THE  M8.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       279 

to  stand  atgauis  and  sinke  in  more  &  more 

the  deadlye  härme  which  [she]  doth  take  in  sport 

This  poem  is  also  found  in  H.  and  in  T^  and  H.  agrees  with 
A.  in  reading  such,  and  T.,  with  P.  in  i-eading  sinke.  As  we 
shall  See  later,  little  reliance  is  to  be  placed  upon  T,,  bnt  it 
is  signüicant  that  this  is  the  one  instance  in  which  a  reading 
in  H.  differs  from  the  corresponding  reading  in  P.  In  the  rest 
of  this  poem,  and  in  its  two  other  poems,  H,  exactly  agrees 
with  P.,  even  to  the  Omission  in  the  present  poem  of  a  couplet 
which  is  supplied  by  T.,  and  which  the  rhyme  scheme  —  the 
terza  rima  —  jnstifies.  Nott  favors  the  reading  suck,  and 
quotes  the  following  couplet  in  its  support: 

Cosi  gli  affliti  e  stanchi  spiriti  mei 
a  pocö  a  poco  consumando  suggeJ) 

The  citation  hardly  seems  apposite,  and  the  mixed  metaphor 
which  results  from  reading  sudc  is  vulgär  and  absurd.  I  prefer 
to  read  sinke  j  and  to  regard  the  deadlye  härme,  v.  45.,  as  in 
apposition  with  vs.  40— 44.  The  meaning  would  then  be:  'It 
is  fatal  for  me  when  my  sails  fall  and  my  ship  sinks,  but  she 
only  makes  light  of  this,  my  deadly  härme.' 

The  Omission  of  a  couplet  in  P.  is  characteristic  of  that 
ms.,  for  we  find  similar  omissions  in  several  poems.  Apparently 
they  were  due  to  the  carelessness  of  the  copyist. 

A,  and  P.  agree  throughout  in  the  poem  "London  hast 
thow  accused  me".  In  the  poem,  "Suche  waywarde  wais  hathe 
love",  aside  from  the  Omission  of  a  couplet  in  P,  the  versions 
agree  in  all  but  the  first  verse.  Here  P  originally  read  wailes, 
which  was  corrected  in  a  later  band  to  tvais,  the  reading  of  A. 
Wais  is  borne  out  by  the  Italian  of  which  this  passage  is  an 

adaptation :  Ingiustissimo  Amor !  perch6  si  raro ^)    The 

remaining  poems  which  these  mss.  have  in  common  are  the 
translations  of  the  first  five  chapters  of  Eccle^siastes ,  Psalms 
88,  73,  and  55,  and  the  proems  to  Psalms  88  and  73.  The 
proems  are  alike  in  the  two  mss.  The  versions  of  the  trans- 
lations differ  in  a  few  lines,  though  in  practically  every  case 
the  reading  of  P.  has  been  corrected  by  a  later  band  to  agrement 

»)  Pet.  San.  in  vita  (Ed.  of  Camerini-Leopardi)  198.  5-6. 
»)  Ario&to  TL  1. 


280  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

with  tlie  reading  of  Ä,  As  both  of  these  mss.  were  in  the 
possession  of  the  Harringtons ,  it  is  likely  that  A.  was  the 
very  ms.  used  in  the  correction  of  P. 

The  variants  in  the  translations  are  as  follows:  Eccles. 
I.  27  reads  in  P., 

I  that  in  dauides  seate,  sit  crowned  and  reioyce 
That  wit/i  my  septer  rewle  the  lewes  and  teache  them  witÄ 

my  uoyce 
haue  serchied  long  to  knotv,  straunge  things  vnder  the  sonne. 

A,  reads  all  for  straunge,  and  this  reading  is  correct,  for  the 
Latin  is,  et  proposui  in  animo  meo  quaerere  &  inuestigare 
sapienter  de  omnibus  quae  fiunt  sub  sole.  >)  Again,  Eccles.  II. 
22  reads  in  P: 

to  heare  faier  women  sing,  sometyme  I  did  reioyce 
Rauyshed  with  ther  pleasaunt  times,  and  swetnes  of  their  voyce. 

Ä.  reads  tunesy  which  the  Latin  conflrms :  Feci  mihi  cantores, 
&  cantatrices,  &  delitias  filiorum  hominum  scyphos,  &  vrceos 
in  ministerio  ad  vina  fundenda.  Times  was  probably  a  clerical 
error.    V.  72  reads  in  P. : 

the  gladsome  dayes  we  passe,  to  serche  a  simple  gaine 
The  quiete  nights  with  broJcen  slepes,  to  fead  a  resteles  hrayne. 

A,  reads  the  broken  sleapes,  but  tlie  Latin  here  bears  outP.: 
nee  per  noctem  mente  requiescit.  In  Eccles.  IV.  34,  P.  omits 
thre  fould  in  the  verse 

The  Single  twyned  cordes,  may  no  suche  stresse  indure 
as  cables  hrayded  [thre  fould]  may,  to  gether  wrethed  swer, 

The  scansion  requires  the  word,  and  it  is  f ound  in  the  original : 
funiculus  triplex  difficile  rumpitur.  Probably  the  Omission  of 
the  word  is  simply  another  instance  of  clerical  carelessness. 
For  Eccles.  V.  17,  P  reads 

ITi^h  fayned  words  and  othes,  contract  with  god  no  gyle 
suche  craft  retums,  to  thy  nown  härme,  and  doth  thy 

seif  defile 

And  thoughe  the  myst  of  sinne,  perswad  such  error  light 
therby  yet  ar,  thy  owtward  works,  all  dampned  in  his  sight. 


»)  Ed.  of  Lngduni,  1536. 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       281 

Ä,  reads  worics  for  words,  Words  I  take  to  be  the  correct 
reading,  and  it  was  probably  altered  to  works  by  one  who 
did  not  know  the  Latin,  and  thought  that  the  "works"  in 
V.  20  found  its  autecedent  idea  in  v.  17.  The  Latin  is  as 
foUows:  Ne  dederis  os  tuum  vt  peccare  facias  carnem  tuam, 
necqtte  dicas  coram  angelo.  Non  est  prouidentia,  ne  forte 
iratus  deus  cowtra  sermones  tuos  dissipet  cuncta  opera  manuum 
tuarum.  In  v.  32,  P.  omits  another  word  which  the  scansion 
requires. 

Ps.  88.  24  reads  in  P. : 

nor  suche  seit  forth  thy  faith  as  dwell  in  the  land  of-dispaire. 

A.  reads  praise  instead  of  faith;  neither  is  a  close  translation 
of  the  Latin,  but  P.  is  to  be  preferred:    Nunquid  narrabit 

aliquis veritatem  tuam  in  perditione  ?    In  v.  27,  on  the 

other  band,  the  reading  of  A,  is  to  be  preferred.  The  verse 
is  as  follows: 

nor  blasted  may  thy  name  he  by  the  mouth  of  those 
whome  death  hath  shitt  in  sylence  so  as  they  may  not  disclose. 

In  reading  blazed  rather  than  blasted,  A.  is  nearer  the  Latin, 
which  runs:  Nunquid  cognoscentur  in  tenebris  mirabilia  tua? 
Finally ,  in  Ps.  55  the  reading  of  A.  is  right  for  one  muted 
.passage,  and  P.  for  another.    Vs.  20 — 21  read  in  P: 

for  though  myne  ennemyes  happ  had  byn  for  to  preuaile 
I  cold  not  haue  hidd  my  face  from  uenym  of  his  eye. 

-4.,  on  the  other  band,  reads: 

for  thoughe  myne  ennemyes  happ  had  bene  for  to  prevaile 
I  coulde  have  hydd  my  face  from  venome  of  his  eye. 

The  Latin  reads :  Quoniam  si  inimicus  maledixisset  mihi,  susti- 
nuissem  utique,  and  the  whole  bürden  of  the  passage  is  that 
the  Psalmist  could  have  endured  the  enmity  of  a  foe,  but  not 
the  disloyalty  of  a  friend.  In  v.  26,  however,  P  clearly  has 
the  best  of  it  in  reading, 

such  soden  surprys  quicke  may  them  hell  deuoure, 

for  the  variant  in  A, :  may  hym  seif  devoure,  is  not  in  keeping 
with  the  original:  Veniat  mors  super  illos,  &  descendant  in 
infemum  viuentes. 

So  much  for  the  comparison  of  P  and  A.    The  two  mss. 
prove  to  be  much  alike,  and  to  about  equally  trustworthy, 


282  FREDEBICK  MORGAN  PADELFOKD, 

with  the  balance  slightly  in  favor  of  A.  They  should  now 
be  coinpared  with  £.,  the  ms.  containing  Wyatt's  autograph 
poemSy  in  order  to  find  how  closely  these  two  Elizabethen  mss. 
keep  to  the  earliest  readings. 

P.  and  E.  have  one  of  Surrey's  poems  in  common,  and  flve 
of  Wyatt's.  In  the  Surrey  poem,  *The  great  Macedon  that 
out  of  persy  chased',  save  for  spelling  the  versions  agree 
throughout.  In  the  Wyatt  poems  the  versions  of  P.  are  fonnd 
to  be  tolerably  faithful,  by  no  means  unaltered,  but  not  taking 
those  daring  liberties  that  one  finds  in  T.  The  comparison  of 
two  or  three  of  the  poems  will  demonstrate  this.  The  poem, 
^The  Wandering  gadlyng  in  the  sommer  tyde',  reads  as  fol- 
lows  in  E.\ 

The  wandering  gadlyng  in  the  sommer  tyde  | 
that  fynde^  the  Adder  |  with  his  recheles  fote  | 
starte«  not  dismayd,  so  soudenly  a  side  | 
as  Jalous  dispite  did:  tho  there  war  no  böte  | 
when  that  he  sawe  me  sitting  by  her  side  | 
that  of  my  helth  |  is  very  croppe  &  rote, 
it  pleased  me  then  to  have  so  fair  a  grace  | 
to  styng  that  hert,  that  would  have  my  place.') 

For  verse  4,  P.  reads: 

as  did  gelosy  tho  ther  were  no  boote, 

and  for  verses  7 — 8: 

yt  pleased  me  to  have  so  faire  a  grace 

to  styng  the  wight  that  wold  have  my  place. 

Verses  4  and  7  are  merely  altered  for  the  sake  of  the  meter, 
and  by  none  of  the  changes  is  the  meaning  affected.  Verse  5 
of  the  poem  *Venemous  thornes  that  ar  so  sharp  &  kene'  reads 

ffyre  yat  purgeth  allthing  yat  is  vnclene.^) 

In  P.  the  line  is  altered  to, 

the  fler  eke  that  all  consumeth  cleene. 

Here  the  meaning  is  actually  changed.  Aside  from  this  verse, 
the  two  versions  agree.  Of  the  satire  *  Myne  owne  J.  P.  sins 
you  delight  to  knowe',  the  version  in  P.  shows  four  alterations, 
aside  from  the  occasional  change  in  the  tense  of  a  verb,  or  in 

>)  Ai^lia  17,  479.  »)  Ang.  17,  511. 


THE  M8.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OP  SURRET.   283 

the  arrangement  of  the  words  in  a  verse,  though  it  should  be 
observed  that  the  flrst  fifty  verses  are  wanting  in  E.  In  verse 
55,  F.  changes  nyght  £^  daye  to  day  and  night,  ^)  though  the 
terza  rima  requires  the  former.    Verse  57,  which  reads, 

none  of  these  poynte^  would  ever  frame  in  me 
my  wii  is  nought  I  cannoi  lerne  the  waye, 

is  altered  to  to  way.  Other  variants  occur  in  verses  96  and  99. 
E.  reads: 

Nor  flaunders  chiere  letteth  not  my  sight  to  deme 

of  black  and  white  nor  taketh  my  wit  alwaye 

with  bestlynes  they  heest  do  so  esteme 

Nor  I  ame  not  where  Christe  is  geven  in  pray 

for  mony  poison  and  traison  at  Rome 

a  comune  practise  vsed  nyght  and  daie. 

In  96,  P.  reads  ihe  heastes,  and  in  99  a  comon  place. 

These  comparisons  show  that  P.  does  not  give  us  the 
poems  as  they  came  from  the  pens  of  the  authors,  and  yet 
that  it  is  tolerably  trustworthy. 

i.  and  A.  have  sixty  poems  in  common,  and  in  these  sixty 
poems  I  find  in  A.  thirty-four  instances  of  alterations  that  have 
changed  the  meaning  of  a  passaga  Some  of  these  are  onin- 
tentional,  due  to  careless  copying ;  others,  to  a  desire  to  better 
the  meaning.  I  will  illustrate  the  latter.  Verses  1—6  of  the 
poem  *My  galy  charged  with  forgetfulnes'  read  in  -B.  as  foUows: 

My  galy  charged  with  forgetfulnes 
thoiTOUgh  sharpe  sees  in  wynter  nyghte^  doeth  pas 
twene  rock  &  rock  &  eke  myn  ennemy  alas, 
that  is  my  Lords  sterith  with  cruelnes. 
and  every  owre  a  thought  in  redines. 
^   as  tho  that  deth  were  light  in  suche  a  case.^) 

A,  alters  verse  4  to  read,  stirreth  up  with  cruelness,  and  verse 
6  to  read,  that  deth  weare  life.  The  Italian  shows,  even  if  we 
had  not  the  testimony  of  Wyatt's  handwriting,  that  the  version 
in  E.  is  the  right  one.  In  two  instances  lines  have  been 
changed  to  correct  faulty  rhymes.    Thus  the  verse, 

i  in  the  lord  have  ever  set  my  trust,») 

>)  Ang.  17,  507.  *)  Ang.  17,  404. 

»)    Pb.  130,20;  Ang.  17,  441. 


281  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

is  clianged  to  read, 

I  in  the  Lord  have  sett  my  confydence, 

and  by  this  change  the  regularity  of  the  terza  rima,  which 
Wyatt  had  violated,  is  established. 

Besides  these  alterations  which  affect  the  meaning,  in 
almost  every  poem  verses  are  rearranged,  or  slightly  modified, 
to  secure  metrical  regularity.    To  give  a  few  illustrations : 

K    Ther  was  never  ffile  half  so  well  filed,*) 
A.   Was  never  ffyle  yet  half  so  well  yfyled. 

E.    that  though  |  tymely  deth  hath  ben  so  slo,') 
A.   that  thoughe  my  tymelye 

E.    he  toke  me  from  rest:  &  sett  me  in  errowr,^) 
A,   Me  from  my  rest  he  toke,  and  sett  in  errour. 

On  the  whole,  A.  shows  itself  to  be  tolerably  faithful  to 
the  original.  In  fact,  next  to  E.  it  is  the  most  tmstworthy 
of  the  Wyatt  mss.,  for  on  comparison  I  find  that  though  D.  is 
a  pre-Elizabethan  ms.,  it  is  less  cautious  in  emendation  than 
is  A.  It  is  reasonable  to  suppose  that  A.  departs  even  less 
from  the  original  version  of  Surrey's  poems,  for  there  was 
less  temptation  to  emendation,  as  the  metre  was  more  regulär 
and  the  meaning  less  often  in  doubt. 

The  discovery  of  F.  completes  the  evidence  against  Tottel's 
Miscellany ;  it  is  shown  to  be  as  unreliable  for  Surrey's  poems 
as  Professor  FlügePs  transcripts  have  shown  it  to  be  for  Wyatt's. 
There  is  scarcely  a  poem  that  is  left  unchanged,  and  some 
have  been  almost  rewritten  throughout.  I  will  give  only  one 
illustration  fi'om  the  Tottel^  as  the  pages  which  follow  fumish 
opportunity  for  further  comparison.  The  sonnet,  *I  neuer  saw 
youe  madam  laye  aparte',  reads  as  follows  in  P.: 

I  neuer  saw  youe  madam  laye  aparte 
your  comet  black  in  colde  nor  yet  in  heate 
sythe  first  ye  knew  of  my  desire  so  greate 
which  other  fance^  chac^d  cleane  from  my  harte 
whiles  to  my  seif  I  did  the  thought  reserve 
that  so  vnware  did  wounde  my  wofull  brest 
pytie  I  saw  w/tÄin  your  hart  dyd  rest 

')  Ang.  17,  289.  »)  Ang.  17,  279.  »)  Ang.  17,  278. 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  BARL  OF  SURRET.   285 

but  since  ye  knew  I  did  youe  love  and  serve 
your  golden  treese  was  clad  alway  in  blacke 

all  that  w/tMrawne  that  I  did  crave  so  sore 
so  dothe  tbis  cornet  governe  me  a  lacke 
In  sommere«  son«e  in  winter  breath  of  frost 
of  your  faire  eies  whereby  the  ligbt  is  lost. 

H.  S. 

TotteFs  Version  shows  the  foUowing  remarkable  differences: 

I  neuer  sawe  my  Ladye  laye  apart 

Her  cornet  blacke,  in  colde  nor  yet  in  heate, 

Sith  first  she  knew  my  griefe  was  growen  so  great, 

\Vhich  other  fansies  driueth  from  my  hart 

That  to  my  seife  I  do  the  thought  reserue, 

The  which  vnwares  did  wounde  my  wofull  brest: 

But  on  her  face  mine  eyes  mought  neuer  rest, 

Yet,  sins  she  knew  I  did  her  loue  and  serue 

Her  golden  tresses  cladde  alway  with  blacke, 

Her  smilyng  lokes  that  hid  thus  euermore. 

And  that  restraines  whiche  I  desire  so  sore. 

So  dothe  tliis  cornet  goueme  me  alacke: 

In  somer,  sunne:  in  winters  breath,  a  frost: 

Wherby  the  light  of  her  faire  lokes  I  lost.  *) 

The  sonnet  is  a  translation  of  Petrarch,  Bailad  J,  which  reads 
as  follows: 

Lassare  il  velo  o  per  Sole  o  per  ombra, 

Donna,  non  vi  vid'  io, 

Poi  che  'n  me  conosceste  il  gran  desio 

Ch'ogni  altra  voglia  d'entr'al  cor  mi  sgombra. 

Mentr'io  portava  i  be'  pensier  celati 

C'hanno  la  mente  desiando  morta, 

Vidivi  di  pietate  omare  il  volto: 

Ma  poi  ch'  Amor  di  me  vi  fece  accorta. 

Für  i  biondi  capelli  allor  velati, 

E  Tamoroso  sguardo  in  se  raccolto. 

Quel  ch'  r  piü  desiava  in  voi,  m'e  tolto; 

Si  mi  governa  il  velo, 

»)  Ariers  Ed.  12. 


28G  FRBDERICK  MORGAN  PADBLFORD, 

Che  per  mia  morte,  ed  al  caldo  ed  aJ  gelo. 
De'  be'  vostr'  occhi  il  dolce  lume  adombra. 

In  every  point  of  difference  P.  keeps  to  the  Itaüan,  and  T. 
departs  from  it.  Thus  in  F.,  the  poem  is  addressed  in  the 
second  person ;  desire,  v.  3,  translates  desio ;  the  flrst  sentence 
closes  with  v.  4 ;  whiles^  v.  5,  translates  mentre ;  and  v.  7  is  a 
literal  translation. 

Although  Harl.  contains  only  two  of  the  poems  and  a 
fragment  of  a  third,  it  gives  the  sole  Version  of  one  of  these, 
and  the  only  satisfactory  version  of  the  other.  The  few  poems 
from  Wyatt  which  it  contains  show  that  it  is  even  closer  to 
the  readings  of  E.  than  is  Ä.  In  only  three  instances  is  a 
Word  substituted,  and  there  is  no  attempt  to  improve  the  lines 
by  those  slight  modifications  so  common  in  A. 

H.,  as  already  noted^  is  almost  identical  with  P.  As  Harg. 
is  independent  of  these  mss.,  it  will  be  reserved  for  a  later 
number,  where  a  discussion  of  the  ms.  will  accompany  a 
transcript  of  the  fourth  book  of  the  Aeneid. 

In  conclusion,  we  have  in  P.,  A,,  and  Harl,  three  mss.  which 
furnish  the  larger  part  of  Surrey's  poems,  in  fairly  correct 
versions,  that  are  much  more  reliable  than  TotteVs  MisceUany, 

The  foUowing  pages  offer  a  transcript  of  these  poems. 
Where  a  poem  occurs  in  more  than  one  ms.,  all  of  the  variants, 
even  those  in  spelling,  are  given,  though  from  T,  only  those 
are  given  which  affect  the  meaning. 

Poems  in  Add.  Ms.  36529. 

If.üOa]  The  sonne  hath  twyse  brought  forthe  the  tender  grene, 
and  cladd  the  yerthe  in  livelye  lustynes, 
Ones  have  the  wyndes  the  trees  dispoyled  clene, 
and  now  agayne  begynnes  their  cruelnes; 
5]  sins  I  have  hidd  vnder  my  brest  the  härme 
that  uever  shall  recover  lielthfulnes 
the  wynters  hurt  recovers  witÄ  the  warme; 
the  perched  grene  restored  is  witÄ  shade 
what  warmth  alas  may  sarve  for  to  disarme 
10]  the  froosyn  hart  that  my  inflame  hath  made? 
what  colde  agayne  is  hable  to  restore 
my  freshe  grene  yeres  that  wither  thus  &  faade? 


THE  M8.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.   287 

aJas  I  See  nothinge  to  hurt  so  sore 
bat  tyme  somtyme  reduceth  a  retourne; 

15]  yet  tyme  my  härme  increseth  more  &  more, 
and  semes  to  have  my  eure  allwayes  in  skonie; 
straunge  kynd  of  death,  in  lief  that  I  doo  trye 
at  hand  to  melt  farr  of  in  flame  to  bourne 
[and  like  as  time  list  to  my  eure  aply 

20]  so  doth  eche  place  my  comfort  cleane  refuse.] 
eche  thing  alive  that  sees  the  heaven  with  eye 
wttÄ  cloke  of  [n]ight  maye  cover  and  excuse 
him  seif  from  travaile  of  the  dayes  vnrest 
save  I  alas  against  all  others  vse 

25]  that  then  sturre*  vpp  the  torment  of  my  brest 
to  curse  eche  starr  as  cawser  of  my  faat 
and  when  the  sonne  hath  eke  the  darke  represt 
and  brought  the  daie  yet  doth  nothing  abaat 
the  travaile  of  my  endles  smart  &  payne 

30]  ffor  then  as  one  that  hath  the  light  in  haat 
I  wishe  for  night  more  covertlye  to  playne 
and  me  withdrawe  from  everie  haunted  place 
lest  in  my  chere  my  chaunce  should  pere  to  playne 
and  WitÄ  my  mynd  I  measure  paas  by  paas 

35]  to  seke  that  place  where  I  my  seif  hadd  lost 
that  daye  that  I  was  tangled  in  that  laase 
in  seming  slacke  that  knytteth  ever  most 
but  never  yet  the  trayvaile  of  my  thought 
of  better  State  could  catche  a  cawse  to  bost 

40]  for  yf  I  fynde  somtyme  that  I  have  sought 
those  starre«  by  whome  I  trusted  of  the  port 
my  sayles  do  fall  and  I  advaunce  right  nouglit 
as  anchord  fast  my  sprite«  do  all  resort 
to  stand  atgaas  and  sinke  in  more  &  more 

45]  the  deadlye  härme  which  [she]  doth  take  in  sport 
[50i/]    loo  yf  I  seke  how  I  do  fynd  my  sore 
and  yf  I  flye  I  carrey  witÄ  me  still 
the  venymd  shaft  which  dothe  liis  force  restore 
by  hast  of  flight  and  I  maye  playne  my  fill 

50]  vnto  my  seif  oneles  this  carefull  song 

prynt  in  your  hert  some  percell  of  my  will 
for  I  alas  in  sylence  all  to  long 


288  FBEDBRICK  MORGAN  PADBLFORD, 

of  myne  old  hurt  yet  feie  the  wound  but  grene 
rue  o[nJ  me  lief  or  elle^  jour  crewell  wrong 
shall  well  appeare  and  by  my  deth  be  sene. 

ffinis.    H.  S. 

Notes  on  the  text:  29  might.  —  28  yet  replaced  hy  it  ahove,  laier 
hnnd.  —  44  tlie  t  in  atgaas  seetns  to  replace  somt  earlier  Utter.  —  45  she 
inserted  by  later  hand.  —  52  or. 

The  poem  is  preceded  hy  the  foUowing  title  in  a  later  hand:  'Severall 
Poems  by  the  right  Honorable  Henry  Earle  of  Surrey,  nnjostly  put  to  death 
by  Henry  ye  Sth/  As  announced  in  a  note  on  f.  496,  Dr.  Percy  has  pre- 
fixed  an  *  to  snch  of  the  following  lyrics  in  P.  as  are  also  to  be  fomid  in 
the  printed  ed.  of  1557.    He  has  also  nnmbered  them. 

Füund  also  in  A.  [24  a]  and  H.  [115]. 

Variants  in  -4.:  1  the  tender  grene  wanting.  —  2  earthe,  lyvely  losti- 
nesse.  —  3  once,  treese,  clene.  —  4  crewelnesse.  —  5  synce,  hydd.  — 
6  healthfullnesse.  —  8  pearched  greene.  —  9  warmthe,  serve.  —  vs.  10 — 
40  wanting.  —  43  anchorde,  sprytes.  —  44  at  gaze,  suck.  —  45  whiche, 
düth,  Sporte.  —  46  Lo,  seeke,  fynde.  —  47  carrye.  —  48  yenomde  shafte, 
doth.  —  49  flyght.  —  50  vnto,  vnlesse.  —  51  print  in  your  harte  some 
percell  of  good  will.  —  52  scylence.  —  53  olde,  feele  the  wownd  but 
greene.  —  54  Rew,  lyfe,  ells,  wronge.  —  55  deathe.  —  Vs.  1,  46,  54,  hegin 
with  Caps. 

Variants  in  H. :  19—20  wanting.  — -  25  stirs.  —  44  at  gaze  and  suck. 

Variants  in  T.  [1.]:  1  bis  tender.  —  4  new.  —  8  the  shade.  — 
10  mine.  —  13  hath.  —  14  time  in  time.  —  15  in  time.  —  17  kinds.  — 
19—20  the  Couplet  as  suppiied  in  Üie  text.    —   21  all  thing.  —  22  night 

—  23  it  seif.  —  25  torments.  —  26  to  curse.  —  27  opprest  —  28  it  doth. 

—  29  trauailes.  —  33  lest  by  my  chere  my  chance  appere  to  playn.  — 
34  in  my  mind.  —  35  the  place.  —  36  the  lace.  —  44  agazed.  —  51  of 
my  tene. 

[The  Italian  sources  of  this  and  the  following  poems  may  be  found 
in  Nott's  edition,  and  Koeppel's  Studien  zur  GeschicfUe  des  engl,  Petrar- 
chismus,  in  Roman.  ForscJmngen  5.] 

[51  rt]    So  crewell  prison  howe  could  betyde  alas 

as  prowde  wyndso«r,  where  I  in  lust  &  ioye 
with  a  kinge^  soon  my  childishe  yeres  did  passe 
in  greater  feast  then  Priams  sonnes  of  Troye 
5J  where  eche  swete  place  retournes  a  tast  füll  sowre 
the  large  grene  courtes,  where  we  wer  wont  to  hove 
mth  eyes  cast  vpp  vnto  the  maydens  towre 
and  easye  sighes  such  as  folke  drawe  in  love 
the  statelye  sales,  the  Ladyes  bright  of  hewe 
10]  the  daunce5  short,  long  tales  of  great  delight 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRT  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       289 

with  worden  and  leckes,  that  Tygers  could  but  rewe 
where  eche  of  vs  did  plead  the  others  right 
the  palme  playe  where  dispoyled  for  the  game 
wttA  dased  eyes  oft  we  by  gleames  of  love 

15]  have  mist  the  ball  and  got  sight  of  our  dame 
to  bayte  her  eyes  which  kept  the  \edies  above 
the  graveld  ground  with  sleves  tyed  on  the  helme 
on  fomynge  horse  with  swordes  and  frendlye  hertes 
with  chere  as  thoughe  the  one  should  overwhelme 

20]  where  we  have  fought  &  chased  oft  wttÄ  dartes 
with  sylver  dropps  the  meades  yet  spredd  for  rewthe 
In  active  games  of  nymblenes  and  strengthe 
where  we  dyd  strayne,  trayled  by  swarmes  of  youthe 
our  tender  lymes  that  yet  shott  vpp  in  lengthe 

25J  the  secret  groves  which  oft  we  made  resound 
of  pleausaunt  playnt,  &  of  our  ladyes  prayes 
recording  soft,  what  grace  eche  one  had  found 
what  hope  of  spede  what  dred  of  long  delayes 
the  wyld  forest,  the  clothed  holten  with  grene 

30]  witÄ  raynes  avald,  and  swift  ybrethed  horse 
with  crye  of  houndes  and  merey  blastes  bitwen 
where  we  did  chace  the  fearfuU  hart  a  force 
the  voyd  walles  eke  that  harbourde  vs  eche  night 
wherwitÄ  alas  revive  within  my  brest 

35]  the  swete  accord  such  slepes  as  yet  delight 
the  pleasaunt  dreames  the  quyet  bedd  of  rest 
the  secret  thoughtes  imparted  with  such  trust 
the  wanton  talke,  the  dyvers  chaung  of  playe 
the  frendshipp  swome  eche  promyse  kept  so  iust 

40]  wherwitA  we  past  the  winter  mghtes  awaye. 
and  with  tliis  thought  the  blood  forsakes  my  face 
the  teares  berayne  my  chekes  of  dedlye  hewe 
the  which  as  sone  as  sobbing  sighes  alas 
[51  &J    vpsupped  have  thus  I  my  playnt  renewe 

45]  0  place  of  blys  renewer  of  my  woos 
geve  me  accompt  wher  is  my  noble  fere 
whome  in  thy  walles  thow  didest  eche  night  enclose 
to  other  lief,  but  vnto  me  most  dere 
eache  alas  that  dothe  my  sorowe  rewe 

50]  retournes  therto  a  hoUowe  sound  of  playnt 

Anglia.    N.  F.    XVJI.  20 


290  FREDERICR  MORGAN  PADELFORD, 

thus  I  alone  where  all  my  fredome  grew 
In  pr}'son  pyne  witA  bondage  and  restraynt 
and  w/t/i  remembraunce  of  the  greater  greif 
To  bannishe  the  lesse  I  fynde  my  chief  releif 

ffinis.    H.  H. 

Note  on  the  text:  54  in  releif,  it  looks  as  if  the  toriter  siarted  to 
make  a  y  mid  thefi  altered  it  to  i. 

Found  also  in  H.  [117];  no  variants. 

Variants  in  T.  [13]:  9  seates.  —  16  leads.  —  19  thongh  one  shonld 
anotber  whelme.  —  23  trayned  witb.  —  29  boltes.  —  32  of  force.  —  33  wide 
vales  eke.  —  40  nigbt.  47  doest.  —  49  Eccbo. 

[52  a]      1]  London,  hast  thow  accused  me 

Of  breche  of  lawes  the  roote  of  stryfe, 

within  whose  brest  did  boyle  to  see 

(so  fervent  hotte)  thy  dissolute  lief 
5J  that  even  the  hate  of  synnes  that  groo 

within  thy  wicked  walle«  so  rife 

ffor  to  breake  forthe  did  convert  soo 

that  terrour  colde  it  not  represse 

the  which  by  worden  syns  prechers  knoo 
10]  what  hope  is  le[f]t  for  to  redresse 

by  vnknowne  meanes  it  liked  me 

my  hydden  bürden  to  expresse 

wherby  yt  might  appere  to  the 

that  secret  synn  hath  secret  spight 
15]  ifrom  Justice  rodd  no  fault  is  free 

but  that  all  such  as  wourke«  vnright 

In  most  quyet  are  next  ill  rest 

In  secret  sylence  of  the  night 

this  made  me  with  a  reckles  brest 
20]  to  wake  thy  sluggarde«  wttA  my  bowe 

A  fygure  of  the  lovdes  bebest 

whose  scourge  for  synn  the  sc[r]eptures  shew 

that  as  the  fearfuU  thonder  clapp 

by  soddayne  flame  at  band  we  knowe 
25]  of  peoble  stones  the  sowndles  rapp 

the  dredfuU  plage  might  mak  the  see 

of  godde«  wrath  that  doth  the  enwrapp 

that  pryde  might  know  from  conscyence  free 

how  loftye  worke«  may  her  defend 


THE  MS.  POEMS  OF  HKNBY  HOWABD,  EAUL  OK  SUKUET.       291 

30]  and  envye  fynd  as  he  hath  sought 
how  etiler  seke  him  to  offend 
and  wrath  last  of  eche  crewell  thought 
tlie  iust  sliapp  liyer  in  the  end 
and  ydell  slouthe  that  never  wrought 

35]  to  heven  hys  spirite  lift  may  begyn 
&  gredye  lucre  lyve  in  drede 
to  see  what  haate  ill  gott  goode^  wynn 
tlie  lechers  ye  that  lustc5  do  feed 
perceve  what  secrecye  is  in  synne 

40]  and  gluttons  hartem  for  sorow  blede 
awaked  when  their  faulte  they  fynd 
In  lothsome  vyce  eche  dronken  wight 
to  styrr  to  godd  this  was  my  mynd 
thy  wyndowes  had  don  me  no  spight 
[i'i2b\    45J  but  prowd  people  that  drede  no  fall 
clothed  witA  falshed  and  vnright 
bred  in  the  closures  of  thy  wall 
but  wrested  to  wrathe  in  fervent  zeale 
thow  hast  to  strief  my  secret  call 

50]  endured  harte«  no  warning  feale 
Oh  shameles  höre  is  dred  then  gone 
by  suche  thy  foes  as  ment  thy  weale 
Oh  membre  of  false  Babylon 
the  shopp  of  craft,  the  denne  of  ire 

55]  thy  dredfuU  dorne  drawes  fast  vppou 
thy  martyres  blood  by  swoord  &  fyre 
In  heaven  &  earth  for  lustice  call 
the  lord  shall  here  their  iust  desyre 
the  flame  of  wrath  shall  on  the  fall 

60]  wit/*  famyne  and  pest  lamentablie 
stricken  shalbe  they  lecheres  all 
they  prowd  towers  and  turrete«  hye 
enmyes  to  god  beat  stone  from  stone 
thyne  Idollc5  burnt  that  wrought  ini(iuitie 

05]  when  none  thy  ruyne  shall  bemone 
but  render  vnto  the  right  wise  lord 
that  so  hath  iudged  Bab}'lon 
Imortall  praise  wlih  one  accord 

lYvnis  H.  S. 

2ü* 


292  FREDEBTCK  MORGAN  PADELFORD, 

Note  on  the  text:  10  lest. 

Foimd  also  in  A.  [25 a],  with  the  following  variants:  2  breache.  — 
4  no  brackets;  böte  tbye,  lyf.  —  5  Bynns.  —  6  thie,  walls,  ryfe.  —  7  for, 
so.  —  8  could.  —  9  whiche,  synce  preacbers.  —  10  left.  —  11  onknowen, 
lyked.  —  12  bourden.  —  13  it,  appeare.  —  14  secreat  synne,  secreat.  — 
15  justice  rodde,  faulte.  —  16  sucbe,  workes  unrigbt.  —  17  moste,  nexte. 

—  18  secreat  scylence.  —  19  recklesse.  —  20  tbie  sluggards.  —  21  Lordes. 

—  22  skourdge,  synne,  scryptures.  —  23  fearefull.  —  24  suddayne.  — 
25  sowudlesse.  —  26  ye,  plague.  —  27  dotbe,  tbee.  —  28  conscience.  — 
29  loftie.  —  32  eacbe.  —  33  just  sbape.  —  34  ydle  slowth.  —  35  beaven 
bis.  —  36  greedye  lukre,  dreed.  —  37  bäte,  gote.  —  38  letcbers,  feede.  — 
39  perceave,  secreasye,  syn.  —  40  sorrow  bleede.  —  41  fynde.  —  42  eacbe 
droncken.  —  43  God,  mynde.  —  44  tbie  windowes  badd  done.  —  45  dread. 

—  49  strif,  secreat.  —  50  warninge  feele.  —  51  sbamelesse  whore,  dread, 
gon.  —  52  tbie,  meantt  tbie.  —  53  falce.  —  54  crafte,  den,  yre.  —  55  dread- 
full.  —  56  tbie  martyres,  sword.  —  57  justice.  —  58  heare.  —  59  flambe, 
wratbe.  —  60  lanientably.  —  61  stryken  sball  be  tbie  letcbers.  —  62  tbie, 
turrettes.  —  G3  God.  —  64  IdoUs.  —  66  unto,  rigbtuous  Lord.  — -  67  judged. 

—  68  Immortall  prayse,  accorde. 

Vs.  1,  51,  53,  68,  begin  witb  caps. 
Not  found  in  T. 

[53  a] 

1]  Suche  waywarde  [wais]  hath  love  that  moste  parte  in 

discorde 
owr  willᎠ do  stand  wherby  owr  hartem  but  seldom  dooth 

accorde 
Disceyte  is  bis  delight  and  to  begyle  and  mocke 
The  symple  heiter  wÄ/ch  he  doth  stryke  witA  froward 

dyrers  stix)ke 
5]  he  cawseth  heite«  to  rage  w/tÄ  golden  burninge  darte 
and  doth  alaye  Wift/*  ledden  cold  agayne  the  tothers  harte 
bot  gleames  of  burning  fyre  &  easye  sparke^  of  flame 
In  balaunce  of  vnegall  weight  he  pondereth  by  ame 
ffrom  easye  fourde  where  I  might  wade  &  passe  füll  well 
10]  lie  nie  witÄdrawes  and  doth   me  drive  into  the  darke 

diep  well 
and  me  wit/^holdee^  where  I  am  cald  and  offerd  place 
and  wooll  that  still  my  mortall  foo  I  do  beseche  of  grace 
he  lette^  me  to  pui'sue  a  conquest  well  nere  woon 
to  foUow  where  my  paynes  wer  spilt  or  that  my  sute  begone 
15  J  lo  by  these  rules  I  know  how  sone  a  hart  can  turne 
from  warr  to  peace  from  trewce  to  stryf  and  so  again 

returne 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWABD,  EABL  OP  SUBRET.       293 

I  knowe  how  to  convert  my  will  in  others  lust 
of  litle  stuff  vnto  my  seif  to  weyve  a  webb  of  trust 
and  how  to  hide  my  härme  with  soft  dissembled  chere 
20]  when  in  my  face  the  paynted  thoughte«  wolde  owtwardlye 

appere 
I  knowe  how  that  the  blood  for  sakes  the  faas  for  dredd 
and  how  by  shame  it  staynes  agayne  the  chekes  witA 

flaming  redd 
I  knowe  vnder  the  grene  the  Serpent  how  he  lurcke^ 
the  hamer  of  the  restles  forge  I  know  eke  how  yt  workes 
25]  I  know  and  can  be  roote  the  tale  that  I  wold  teil 

bat  ofte  the  worden  come  forth  a  wrye  of  hym  that 

loveth  well 
I  know  in  heat  and  cold  the  lover  how  he  shake^ 
In  singinge  how  he  can  complayne,  in  sleaping  how  he 

wake^ 
to  languishe  withont  ache  sickles  for  to  consume 
30]  a  thousand  thinge«  for  to  devyse  resolving  all  hys  fume 
[and  thoughe  he  lyke  to  seehis  ladies  face  füll  sore 
suche  pleasure  as  delightes  his  eye  doth  not  his  health 

restore] 
I  know  to  seke  the  tracke  of  my  desyred  foo 
and  feare  to  fynd  that  I  do  seke  but  chefelye  this  I  know 
35]  that  lovers  must  transforme  into  the  thing  beloved 

and  live  alas  (who  colde  beleve)  witA  spryte  from  lief 

removed 
I  know  in  hartye  sighes  and  lawghters  of  the  splene 
at  ones  to  chaunge  my  State  my  will  &  eke  my  colowr 

clene 
I  know  how  to  disceyve  my  seif  withouten  helpp 
40]  and  how  the  lyon  chastysed  is  by  beating  of  the  whelpp 
In  Standing  nere  my  fyer  I  know  how  that  I  frese 
ffarr  of  to  burn,  in  both  to  wast  &  so  my  lief  to  lese 
I  know  how  love  doth  rage  vppon  the  yeldon  mynd 
how  small  a  nett  may  take  &  mashe  a  hart  of  gentle  kynd 
45]  which  seldome  tasted  swete  do  seasoned  heaps  of  gall 
revyved  wttA  a  glyns  of  grace  olde  sorowes  to  let  fall 
the  hidden  traynes  I  know  &  secret  snares  of  love 
how  sone  a  loke  may  prynt  a  thought  that  never  will 

remoue 


294  FUEDEBICK  MORGAN  FADELFOUD, 

that  Slipper  State  I  know  those  sodayne  toornes  from 

welthe 
50]  that  doutfoll  hope  that  certayne  woo  &  sure  dispaire  of 

helthe. 

Notes  on  the  text :  1  wais  replaces  wailes,  laier  hand  —  12  do  inser- 
ted  above,  sawe  hand  -  30  his  crossed  out  and  repla^ed  hy  in,  laier  hand. 

—  ^  the  e  of  colde  is  doubtfuL 

Found  also  in  A.  [26  n],  with  the  foUowing  variants :  1  wayward  wayes, 
part.  —  2  wills  doth,  whearby,  seeldome  doth.  —  3  Disceite  begenyle.  — 
4  hartes  whiche.  —  5  and  canseth  hartes,  goolden.  —  6  leadden  colde.  — 
7  hotte,  bournin^e.  —  8  waight,  ponderith.  —  9  forde  wheare.  —  10  dothe, 
dryve,  deepe.  —   11  me  wanting^  witholdes,  ealde,  offred.  —  12  will,  foe. 

—  13  and  for  he,  neare  woonne.  —  14  wheare,  weare,  er,  begönne.  — 
15  theise.  —  16  truce,  strif,  agayne  retoume.  —  18  lytle  stnffe  nnto  myself, 
weive,  webbe.  —  19  hyde,  softe  dissemblid  cheare.  —  20  appeare.  — 
21  bloode,  face,  dead.  —  22  bye,  cheekes.  —  23  greeue.  —  24  hammer, 
restlesse,  it.  —  25  roate.  —  26  forthe  awrye.  —  27  colde.  —  28  singing, 
sleapinge.  —  29  Sicklesse.  —  30  thowsand,  in  for  his.  —  31—32  the  coupUt 
inserted  in  tlie  text,  —  33  foe.  —  34  fynde,  seeke,  chieflye.  —  35  lover, 
beloved.  —  36  lyve,  whoe  could  belyve,  spirit,  lyf  removfd.  —  37  hartie, 
spleene.  —  38  coulour  cleene.  —  39  disceave  my  seif,  helppe.  —  40  Lyon, 
whelppe.  —  41  neare,  the  for  my,  free«e.  —  42  farr,  boomne,  bothe,  waste, 
my  seif,  leese.  —  43  a  yolden  mynde.  —  44  an  hart,  kynde.  —  45  whiche 
seeldome,  heapes.  —  46  glyntt.  —  47  thos,  trains,  secreat.  —  48  sone,  looke, 
print  athought,  remove.  —  49  sodaine  tnmes,  wealth.  —  50  donbtfnl, 
certaine  woe,  health. 

The  caesura  is  marked  thronghont.  The  following  verses,  in  addition 
to  those  beginning  with  the  first  personal  prononn,  begin  with  caps.: 
1,  3,  15,  29. 

Variants  in  T.  [6] :  1  waies.  —  2  doe.  —  4  whom.  —  5  He  makes  the 
one  to  rage.  —  6  other.  —  10  a  depe  dark  hei.  —  11  And  me  withholdes. 

—  12  willes  me  that  my.  —  14  were  lost.  —  15  So,  may  turne.  — 
17  content  my  seif.  —  19  harmes,  dissembling.  —  24  wote.  —  30  in  fome. 

—  31-32  the  Couplet: 

and  though  he  list  to  se  his  ladies  grace  ful  sore, 

Such  pleasures  as  delight  the  eye  doe  not  his  health  restore. 

—  36  (alas  who  would  beleuc?).  —  39  with  others  help.  —  42  I  bume, 
I  wast,  I  leze.  —  43  a  yelding.  —  45  Or  eis  with  seldom  swete  to  season. 

—  48  wil  printe.  —  49  the  slipper,  the  sodain.  —  50  The  doubtful,  the 
certain. 

[536]    1]  As  oft  as  I  behold  and  see 

the  soveraigne  bewtie  that  me  bound 
the  iier  my  comfort  is  to  me 
alas  the  fressher  is  my  wound 


TUE  HS.  POEMS  OF  HLNUY  UOWARD,  EABL  OF  SURRET.       295 

5]  As  flame  dothe  quenche  by  rage  of  fier 
and  roounyng  streames  consnmes  by  raine 
SO  doth  the  sight  that  i  desire 
apeace  my  grief  and  deadly  payne 

Like  as  the  flee  that  seethe  the  flame 
10]  and  thinke^  to  plaie  her  in  the  fier 

that  fownd  her  woe  and  sowght  her  game 
whose  grief  did  growe  by  her  desire 

When  first  I  saw  theise  christall  streames 
whose  bewtie  made  this  mortall  wound 
15]  I  litle  thought  with  in  these  beames 
so  sweete  a  yenyme  to  have  foond 

Wherein  is  hid  the  crewell  bytt 
whose  sharpe  repulse  none  can  resist 
and  eake  the  spoore  that  straynith  eche  wytt 
20]  to  roon  the  race  against  his  list 

But  wilful  will  did  prick  me  forthe 
blynd  cupide  dyd  me  whipp  &  guyde 
force  made  me  take  my  grief  in  worthe 
my  fruytles  hope  my  härme  did  hide 

25]  I  fall  and  see  my  none  decaye 
as  he  that  beare^  flame  in  his  brest 
fforgete«  for  payne  to  cast  awaye 
the  thing  that  breadythe  his  vnrest 

And  as  the  spyder  drawes  her  lyne 
30]  witA  labour  lost  I  frame  my  sewt 
the  fault  is  hers  the  losse  ys  myne 
of  yll  sown  seed  such  ys  the  frewte. 

Note  on  the  text:  19  straynith  altered  from  (?)  straynneth. 
Variants  in  T.  [24] :  stanzas  3,  5,  and  8  are  lacking,  hut  the  foUowing 
stanza  occurs  after  the  stanza  ^  But  wilfull  wiU  . . . ' : 

As  cmell  wanes  fall  oft  be  found 
Against  the  rockes  to  rore  and  cry: 
So  doth  my  hart  füll  oft  reboond 
Ageinst  my  brest  fall  bitterly. 
—  13  First  when,  those.  —  14  my  mortaU.  —  15  within  her.  —  22  And 
blinde  Cupide  did  whippe.  —  27  in  paine  to  put.  —  28  mine  vnrest. 


296  FßEDEBICK  MORGAN  PADELFORD, 

[54  a]      1]  When  youthe  had  ledd  me  half  the  race, 
That  Cupide5  scourge  did  make  me  rune, 
I  loked  backe  to  mete  the  place 
ffrom  whence  my  werye  course  begune. 

5]  And  then  I  sawe  how  my  desyre 
by  ill  gydyng  had  let  my  waye 
whose  eyes  to  greedye  of  their  hire 
had  lost  me  manye  a  noble  praye 

FFor  when  in  sightes  I  spent  the  daye, 
10]  and  could  not  clooke  my  grief  by  game, 
their  boyling  smoke  did  still  bewraye 
the  fervent  rage  of  hidden  flame: 

And  when  salt  teares  did  bayne  my  brest 
where  love  his  pleasaunt  traynes  had  sowne 
15]  the  brewt  therof  my  frewt  opprest, 

or  that  the  bloomes  were  Sprunge  &  blowne. 

And  where  myne  eyes  did  still  pursewe 
the  flying  chace  that  was  their  quest 
their  gredye  lookc«  did  oft  renewe 
20]  the  hydden  wounde  within  my  brest 

When  everye  looke  these  cheeke^  might  stayne 
from  dedlye  pale  to  flaming  redd 
by  owtward  signes  apperyd  playne 
the  woo  wherwrtÄ  my  hart  was  fedd 

25]  But  all  to  late  love  leameth  me 
to  paynt  all  kynd  of  coloures  newe 
to  blynde  their  eyes  that  eWes  should  see 
my  sparskled  cheke^  wtt/t  Cupydc^  hewe 

And  now  the  covert  brest  I  clayme 
30]  that  worshipps  Cupyd  secretlye 
and  nourysheth  hys  sacred  flame 
ffrom  whence  no  blasing  sparcke^  do  flye. 

ffinis.    H.  S. 

Notes  on  the  text :  9  sighte  would  he  prefernble,  btit  the  final  character 
is  the  xisual  abb.  far  es.  —  27  the  e  of  blynde  is  doubtful. 


THE  MS.  POEMS  OF  HEMBT  HOWARD,  EARL  OF  SURBET.       297 

Variants  in  T.  [5]:  2  me  cansde.  —  6  misgniding  me  had  led  the 
way.  —  7  Mine  eyen.  —  8  Had  made  me  lose  a  better.  —  9  sighes.  — 
10  with  game.  —  11  The  boiling  smoke.  —  12  The  pereaunt  heate  of 
secrete  flame.  —  13  doe  bayne.  —  15  Her  bewty  hath  the  frnites.  — 
22  glowing  red.  —  24  wherin. 

[546]      1]  Marshall  the  thingc«  for  to  attayne 
the  happy  life  be  thes  I  fynde 
the  riches  left,  not  got  witA  payne 
the  frutfull  grownd  the  quyet  mynde 
5]  the  equall  freend  no  grudge  nor  strjrf 
no  Charge  of  rule  nor  govemance 
witAout  disease  the  helthfall  life 
the  howshold  of  contynvance 
the  meane  dyet  no  delicate  fare 

10]  wisdom  joyned  wftÄ  simplicitye 
the  night  discharged  of  all  care 
where  wyne  may  beare  no  soveranty 
the  chast  wife  wyse  wttAout  debate 
suche  sleapes  as  may  begyle  the  night 

15]  Contented  witA  thyne  owne  estate 

neyther  wisshe  death  nor  fear  his  might 

H.  S. 

Notes  on  the  text:  8  contynvance  replaces  an  original  conteuaunce, 
crossed  out;  same  hand,  —  12  soveranty  replaces  soventy  crossed  out; 
same  hand. 

Variants  in  T.  [27]:  1  that  do.  —  5  no  strife.  —  10  Trew  wisdom 
joyned  with  simplenesse.  —  12  the  wit  may  not  oppresse.  —  13  The  faithfui 
wife,  without.  —  16  No  wish  for  death,  ne. 

[55  a]  1]  Ffrom  Tuscan  cam  my  ladies  worthi  race 

faire  fflorence  was  sometime  her  auncient  seate 
the  westome  Ue  (whose  pleasaunt  showre  doth  face 
wylde  Chambare^  cliffe^)  did  geve  her  lyvely  heate 
5j  ffostred  she  was  witA  mylke  of  Irishe  brest 
her  Syer  [an]  erle,  hir  dame,  of  prince«  bloud 
from  tender  yere^  in  britaine  she  doth  rest 
wttA  a  kinge«  child  where  she  taste*  gostly  foode 
honsdon  did  fürst  present  her  to  myn  eyen 
10]  bryght  ys  her  hew  and  Geraldine  shee  highte 
Hampton  me  tawght  to  wishe  her  fürst  for  myne 


298  FREDERICK  MOPvCiAN  PADELFORD, 

and  windßsor  alas  doth  chace  me  from  her  sight 
bewty  of  kind,  her  vertues  from  a  bove 
happy  ys  he,  that  may  obtaine  her  love. 

H.  S. 

Notes  on  the  text:  6  an  inserted  hefore  erle,  different  hand,  — 
11  fürst  tnscrtedy  same  hand  —  13  of  kmd  replaces  an  original  her  mate, 
or  her  mace. 

Variants  in  T.  [0]:  6  an  Erle.  —  8  no  nrtide,  tasteth  costly.  — 
13  Her  beauty.  14  can. 

1]  When  windesor  walle«  sustained  my  wearied  arme 
my  hand,  my  chyn,  to  ease  my  restles  hedd 
ech  pleasawnt  plot  revested  green  wttA  warm 
the  blossomed  bowes  with  lustie  veare  yspred 
5]  the  flowred  meades  the  weddyd  hiräes  so  late 
myne  eyes  discouered.  than  did  to  mynd  resort 
the  loily  woes  the  hateles  shorte  debate 
thd  rakhell  life  that  langes  to  loves  disporte 
wherw/tA  alas  myne  hevy  Charge  of  care 
10]  heapt  in  my  brest  brake  forth  against  my  will 
and  smoky  sighes  that  over  cast  the  ayer 
my  vapored  eyes  such  drery  teares  distill 
the  tender  spring  to  quicken  wher  thei  fall 
and  I  have  beut  to  throwe  me  downe  with  alL 

H.  S. 

Notes  on  the  text:  3  or/Vy/wnZ/i/ plat.  —  4  with  lustie  replaces  which 
lively,  same  haml.  —  7  the  i  of  loily  inscrted  —  13  beforc  distill  Stands 
doth  crossed  out.  —  14  have  alt.  from  half,  hafid  unccrtain. 

Variants  in  T.  [11 J:  6  discoucr:  and  to  my  minde.  —  14  halfebent. 

[556]  1]  I  neuer  saw  youe  madam  laye  aparte 

your  comet  black  in  colde  nor  yet  in  heate 
sytlie  first  ye  knew  of  my  desire  so  greate 
which  other  tances  chactd  cleane  from  my  harte 
5J  whiles  to  my  seif  I  did  the  thought  reserve 
that  so  vnware  did  wounde  my  wofull  brett 
pytie  I  saw  w/tAin  your  hart  dyd  rest 
but  since  ye  knew  I  did  youe  love  and  serve 
your  golden  treese  was  clad  alway  in  blacke 

lOJ 

all  that  witAdrawne  that  I  did  crave  so  sore 


TEH  MS.  POEMS  OF  HENBY  IIOWAUD,  EARL  OF  SURRET.   299 

So  doth  this  cornet  governe  me  a  lacke 
In  someres  sone  in  winter  breath  of  frost 
of  your  faire  eies  whereby  the  light  is  lost. 

H.  S. 

TotteFs  Version  will  be  fonnd  in  the  Introductianj  p.  285. 


1]  Love  that  doth  raine  and  liue  within  my  thought 
and  buylt  bis  seat  within  my  captyve  brest 
clad  in  the  armes  wherein  with  me  he  fowght 
oft  in  my  face  he  doth  his  banner  rest 

5J  but  she  that  tawght  me  love  and  suffre  paine 
my  doub[t]full  hope  &  eke  my  hote  desire 
with  shamfast  looke  to  shadoo  and  refrayne 
her  smyling  grace  convertyth  streight  to  yre 
And  cowarde  love  then  to  the  hart  apace 
lOJ  taketh  his  flight  where  he  doth  lorke  and  playne 
his  purpose  lost  and  dare  not  shew  his  face 
for  my  lorics  gilt  thus  fawtles  byde  I  payine 
yet  from  my  Lorde  shall  not  my  foote  remove 
sweet  is  the  death  that  taketh  end  by  love. 

H.  S. 

Note  on  the  text:  6  line  inserted  in  margin,  same  hand. 

Variants  in  T.  [8] :  1  that  lineth  and  reigneth  in.  —  2  That  built.  — 
7  cloke.  -—  10  whereas  he  lurkes  and  plaincs.  —  12  paynes.  —  14  his 
deatb,  takcs  his. 

f56a]  1]  In  Cipres  springen  (wheras  dame  venus  dwelt) 
a  well  so  hote,  that  who  so  tast^  the  same 
were  he  of  stone  as  thawed  yse  shuld  melt 
and  kindled  fynde  his  brest  with  secret  flame 
5)  whoi>e  moist  poison  dissolved  hath  my  hate 
this  creping  fier  my  cold  l}Tnmes  so  oprest 
that  in  the  hart  that  harbred  fredom  late 
endles  dispaire  long  thraldom  hath  imprest 
one  eke  so  cold  in  froson  snow  is  found 
10]  whose  chilling  venume  of  repugnant  kind 

the  fervent  heat  doth  quenche  of  cupidc^  wound 
and  mth  the  spote  of  change  infecte«  the  mjnd 


300  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

where  of  my  deer  hath  tasted  to  my  payne 
my  Service  thus  is  growne  into  disdayne. 

H.  S. 

Note  on  the  text:  9  snow  repJaces  sone,  same  hand, 

Variants  in  T.  [9] :  4  fired  flame.  ~  9  An  other  so  colde  in  frozen  yse. 

IJ  The  greate  Macedon  that  out  of  persy  chased 
Darius  of  whose  huge  powre  all  Asia  ränge 
in  the  riche  arke  yf  hommers  rymes  he  placed 
who  fayned  gesteh  of  heathen  princes  sänge 

5]  what  holie  grave,  what  worthye  sepulture 

to  wyat65  spalmes  should  Christians  than  purchace 
where  he  doth  painte  the  lively  fayth  and  pure 
the  stedfast  hope  the  sweet  retume  to  grace 
of  lust  David  by  perfect  penitence 
10]  where  rulers  may  see  in  a  myrrour  clere 
the  bytter  frute  of  false  concupicence 
how  lurye  bowght  vryas  death  füll  deere 
In  princes  hartes  goAes  scource  yprinted  deepe 
mowght  them  awake  out  of  their  synfuU  sleepe. 

H.  S. 

Notes  on  the  text:  9  snow  repJaces  orig.  sone,  same  luind.  — 
13  pyrinted  altered  from  imprint«d,  same  haixd. 

Found  also  in  E.  [855],  with  the  followiug  variants:  1  great,  Pene 
chasyd.  —  2  power,  Asy  RaDg.  —  3  if  Homers,  placyd.  —  4  Hethen  Prynces 
sang.  —  5  holly,  wourtliy.  —  6  Wyatcs  Psalmes  shnld  (final  e  crossed  out) 
Christians  then  purchace.  —  7  Wher,  dothe  paynte,  lyvely  faythe.  —  8  hoope, 
swete.  —  9  iust  Dauyd,  parfite  penytence.  —  10  Rewlers,  se.  —  11  bitter 
frewte,  concupi8cence(s  crossed  out  in  different  ink).  —  12  lewry  bonght 
Vryas  deathe,  dere.  —  13  Prynces,  goddcs,  yprynted  depe.  —  14  Myght, 
slepe.  —  Every  verse  begins  with  a  cap. 

Variants  in  T.  [28]:  3  dan  Homers.  —  13  imprinted.  —  14  Gught 

[566]  1]  In  the  rüde  age  when  Scyence  was  not  so  rife 
If  Jove  in  crete  and  other  where  they  taught 
Artes  to  reverte  to  profyte  of  our  Ijrfe 
wan  after  deathe  to  have  their  temples  sought 
5]  If  vertue  yet  in  no  vnthankfuU  tyme 
fayled  of  some  to  blast  her  endles  fame 
a  goodlie  meane  bothe  to  deter  from  cryme 
and  to  her  steppen  our  sequell  to  enflame 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OP  SURRKY.       301 

In  deyes  of  treuthe  if  wyatte'5  frendc^  then  waile 
10]  (the  onelye  debte  that  ded  of  quycke  may  clayme) 
That  rare  wit  spent  employde  to  our  avayle 
wliere  Christe  is  tought  deserve  they  monnis  blame 
Ilis  livelie  face  thy  brest  how  did  it  freate? 
whose  Cynders  yet  with  envye  doo  the  eate 

H.  S. 

Note  on  the  text:  1  the,  so,  crossed  out. 

Variants  in  T.  [218]:  1  knowledge  was  not  rife.  —  2  other  were.  — 
3  conuert.  —  4  Wende.  —  5  yet  no  voydc.  —  12  we  led  to  vertues  traiue. 
—  13  brestes.  —  14  they  do  eate. 

1]  Thassyryans  King  in  peas  with  fowle  desyre 
And  filthye  luste^  that  staynd  his  regall  harte 
In  warr  that  should  sett  pryncelye  hertes  a  fyre 
vaynquyshd  dyd  yelde  for  want  of  marcyall  arte 

5]  The  dent  of  sworde^  from  kysses  straunge 
and  harder  then  hys  ladyes  syde  his  targe 
from  glotton  feaste^  to  sowldyers  fare  a  chaunge 
his  helmet  far  aboae  a  garland^;^  Charge 
who  scace  the  name  of  manhode  dyd  retayne 
10]  Drenched  in  slouthe  a  womanishe  delight 
Ffeble  of  sprete  vnpacyent  of  payne 
when  he  hadd  lost  his  honowr  and  hys  right 
Prowde  tyrne  of  welthe,  in  stormes  appawld  w/t/i  drede 
murdred  hym  seif  to  shew  some  manfuU  dede 

H.  S. 

Variants  in  T.  [30]:  1  Thassirian.  —  3  on  fire.  —  4  Did  yeld,  van- 
quisht.  —  5  dint.  —  11  impacient. 

1]  Yf  he  that  erst  the  fourme  so  livelye  drewe 
Of  venus  faas  tryvmpht  in  payntercÄ  arte 
Thy  father  then  what  glorye  did  ensew 
By  whose  pencell  a  goddesse  made  thow  arte 

5]  Touchid  with  flame,  that  figure  made  some  rewe 
And  wit/i  her  love  surprysed  manye  a  hart 
There  lackt  yet  that  should  eure  their  hoot  desyer 
Thow  canst  enflame  and  quenche  the  kyndled  fyre 

H.  S. 

Found  also  in  //.,  with  the  following  variant:  3  shall  ensne. 
Not  in  T. 


302  FREDEBICK  MORGAN  PADELFORD, 

[57  a]  1]  Set  me  wlieras  the  sonne,  dothe  perche  the  grene 
or  whear  his  beames,  may  not  dissolue  the  Ise 
In  temprat  heat,  wheare  he  is  feit  and  sene 
wilh  prowde  people,  in  presence  sad  and  wyse 
5J  Set  me  in  base,  or  yet  in  highe  degree 
in  the  long  night,  or  in  the  shortyst  day 
in  clere  weather,  or  whear  mysts  thikest  be 
in  lofte  yowthe,  or  when  my  heares  be  grey 
set  me  in  earthe,  in  lieauen  or  yet  in  hell 
lOJ  in  hill,  in  dale,  or  in  the  fowming  floode 
Thrawle,  or  at  large,  aliue  whersoo  I  dwell 
Sike,  or  in  healthe,  in  yll  fame,  or  in  good 
yours  will  I  be,  and  wilh  that  onely  thought 
comfort  my  seif  when  that  my  hape  is  nowght 

Above  is  written,  Tommi,  oue'l  sol  occide  i  fiori,  et  Therba'. 

Totters  Version  [11]  differs  so  mach  that  it  should  be  quoted  entire; 

iSet  me  wheras  the  snnue  doth  parche  the  grene, 
Or  where  his  beames  do  not  dissolue  the  yse: 
lu  temperate  heate  where  he  is  feit  and  sene: 
In  presence  prest  of  people  madde  or  wise. 
Set  me  in  hye,  or  yet  in  lowe  degree: 
In  longest  night^  or  in  the  shortest  daye: 
In  clearest  skye,  or  where  clowdes  thickest  be: 
In  lusty  youth,  or  when  my  heeres  are  graye. 
Set  me  in  heaucn,  in  earth,  or  eis  in  hell, 
In  hyll,  or  dale,  or  in  the  fomying  flood: 
Thrall,  or  at  large,  aliue  where  so  I  dweU: 
Sicke,  or  in  health:  in  euyll  fame,  or  good. 
Hers  will  I  be,  and  onely  with  this  thought 
Content  my  seife,  although  my  chaunce  be  nought 

IJ  Dyvers  thy  death  doo  dyverslye  bemone 
Some  that  in  presence  of  that  livelye  hedd 
Lurked  whose  brestc«  envye  with  hate  had  sowne 
yeld  Cesars  teres  vppon  Pompeius  hedd 

5]  Some  that  watched  with  the  murdres  knyfe 
with  eyre  thurst  to  drynke  thy  guyltles  blood 
whose  practyse  brake  by  happye  end  of  lyfe 
weape  envyous  teares  to  here  thy  fame  so  good 
But  I  that  knewe  what  harbourd  in  that  hedd 
lOj  what  vertues  rare  were  temperd  in  that  brest 
honowr  the  place  that  such  a  iewell  bredd 


THE  M8.  POEMS  OK  ÜENRY  HOWARD,  EABL  OP  SURBEY.       303 

and  kysse  the  ground  where  as  thy  coorse  doth  rest 
with  vaporde  eyes  from  whence  suche  streames  avayle 
As  Pyramus  did  on  Thisbes  brest  bewayle 

H.  S. 

A  note  öfter  the  poem  reads  *Here  ende  my  Ld.  of  Snrrey^s  Poems. 
No  vaiiants  in  T. 

[^h]  Cap.  I.  Eccles. 

1]       I  salamon  dauids  sonne,  king  of  lerusalem 

Chossen  by  god  to  teach  the  lewes,  and  in  his  lawes 

to  leade  them 
confesse  vnder  the  sonne,  that  euerey  thing  is  uayne 
The  World  is  false,  man  he  is  fraile,  and  all  his  pleasares 

payne 
5]       Alas  what  stable  frute,  may  Adams  childeren  fynde 
In  that  they  seke  by  sweate  of  browes,  and  trauill  of 

their  mynde 
we  that  liue  on  the  earthe,  drawe  toward  our  decay 
Ower  childeren  fill  owr  place  a  whille,  and  then  they 

fade  awaye 
suche  chaunges  maks  the  earthe,   and  dothe  remoue 

for  none 
10]  But  sarues  us  for  a  place,  too  play,  our  tragedes  vppon 
when  that  the  restles  sonne,  westwarde  his  course  hathe 

rönne 
Towards  the  east  he  hasts  as  fast,  to  ryse  where  he  begönne 

when  hoorrey  boreas,  hathe  blowen  his  frosen  blaste 
Then  Zephirus  witÄ  his  gentill  breathe,  dissolues  the  Ise 

as  fast 
15]       fludds  that  drinke  vpp  smale  broks,  and  swell  by  rage 

of  rayne 
Discharge  in   sees,   wÄich  them  repulse,   and  swallowe 

strayte  againe 
these  worldly  pleasures  (lord)   so    swifte   they  rönne 

their  race 
That  skace  owr  eyes  may  them  discerne,   they  bide  so 

littell  Space 
what  hathe  bin,  but  is  now,  the  like  hereafter  shall 
20]  what  new  deuice  gi'ounded  so  suer,  that  dreadeth  not 

the  fall 


304  FREBERICK  MORGAN  PADELEORD, 

what  may  be  called  new,  but  suche  things  in  tymes  past 
As  time  buryed  and  dothe  reuiue,  and  tyme  agayne  sliall 

waste 
things  past  right  worthey  fame,  haue  now  no  brüte  at  all 
E^uen  so  shall   dey  suche  tliings,  as  now,  the  simple 

wounders  call 
25]       I  that  in  dauides  seate,  sit  crowned  and  reioyce 

Tliat  mih  my  septer  rewle  tlie  lewes,  and  teache  then 

wttÄ  my  uoyce 
haue  serchied  long  to  know,  straunge  things  vnder  the 

sonne 
To  see  how  in  tliis  mortall  lyef,  a  suerty  might  be  wonne 
tliis  kyndled  will  to  knowe,  straunge  things  for  to  desyer 
30]   God  hathe  grafte  in  owr  gredye  breasts,  a  torment  for 

our  hier 
the  end  of  eache  traueil,  furthw/th  I  sought  to  knoo 
I  found  them  uaine  mixed  mth  gall,  and  bürdend  with 

muche  woo 
defaults  of  natures  worke  no  maus  hand  may  restore 
A\  hiebe  be  in  nomber  like  the  sandes  vppon  the  salte 

floods  shore 
35]       then  vaunting  in  my  witte,  I  gan  call  to  my  mynd 
What  rewies  of  wysdom  I  hadde  taught^  that  eiders  could 

not  find 
and  as  by  contraries  to  treye,  most  things  we  use 
Mens  foUies  and  ther  errors,  eke  I  gan  them  all  peruse 
t[h]erby  with  more  delight,  to  knowledge  for  to  clime 
40]  But  this  I  found  an  endles  wourke  of  payne  and  losse 

of  tyme 
ffor  he  to  wisdomes  skoole,  that  doth  applie  his  mynd 
the  further  that  he  wades  ther  in,  the  greater  doubts 

shall  find 
[59  a]     And  such  as  enterprice,  to  put  newe  things  in  ure 
of  some  that  shall  skorne  their  deuise,  may  well  them 

selfes  assure. 
flnis. 

Notes  on  tbe  text :  9  e  of  chaunges  ifiserted  above,  hand  uncertam,  — 
13  iJie  first  o  of  hoorrey  inscrted  above,  hand  uncertain;  the  e  of  blaste 
pariiuUy  erased  —  16  u  of  repulse  altered  from  some  other  ktter.  —  22  Ab 
replaces  (V)  at,  hand  uncertain  —   27  strauuge  replaced  by  all,  fwnd  un- 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       305 

certain.  —  28  o  of  to  replaces  some  erased  letter  or  letters,  —  31  I  replaces 
Bome  erased  word,  hand  uncertain  —  35  gan  replaces  original  gall,  same 
hand.  —  ^  the  copyist  began  the  verse  that  eiders,  then  crossed  out  ihese 
words.  —  39  tyerby.  —  41  skoole  replaces  skolle,  same  ha/nd. 

Fonnd  also  in  A,  [32  a],  with  the  following  yariants:  1  Davids,  Ringe, 
Jerusalem.  —  2  Chosen,  Jewes,  lead.  —  3  under,  every,  vayne.  —  4  falce, 
frayle.  -—  5  frewt,  cbildren  fynd.  —  6  seeke,  sweat,  travaile.  -—  7  lyve, 
earth,  draw,  decaye.  —  8  Our,  awhyle.  —  9  makes,  earth,  doth  remove.  — 
10  serves,  to  playe,  trageddies  uppon.  —  11  restlesse,  westward,  cource 
bath.  —  12  Towardes,  bastes,  faste,  wbeare.  —  13  hoarrye.  —  14  gentle 
breatb  dissolves.  —  15  floodds,  drynck  upp  small  brookes.  —  16  Discbardge, 
Seas  wbicbe,  swallow  straight  agayne.  —  17  Theise  worldlye,  Lord.  — 
18  skarce,  disceame,  byde,  lyttle.  —  19  batb  bene,  lyke.  —  20  devyce 
grownded,  sure.  —  21  newe,  tbinges.  —  22  buried,  dotb  revyve.  —  23  Tbinges, 
wortbie,  bave,  brewte.  —  24  even  sball  dye  sucbe  tbinges,  symple  wonders. 

—  25  Davids,  sitt  Crowned,  rejoyce.  —  26  rule,  voyce.  —  27  bave  searcbed, 
all  tbinges  ander.  —  28  life,  snretie.  —  29  kendlid,  know,  tbinges,  desyre. 

—  30  batb,  greedie  brestes,  toorment,  byre.  —  31  travaile,  fortbwitb,  know. 

—  32  fownd,  vayne  myxed,  mocbe  woe.  —  33  Defanltes,  worke.  —  34  nombre 
lyke,  nppon,  salt.  —  35  witt,  mynde.  —  36  mies,  wisdome,  bad,  Eiden, 
fynd.  —  37  trye,  tbinges.  —  38  tbeir,  errours.  —  39  Tberbye,  clyme.  — 
40  endlesse  worke.  —  41  for,  wysdomes,  mynde.  —  42  furder,  tberein, 
greatter,  fynd.  —  43  sucbe,  enterpryse,  putt  new  tbinges.  —  44  devyce, 
selves. 

Tbe  caesura  is  marked,  and  tbe  following  vs.  begin  witb  caps. :  1—3, 
5-9,  12-17,  23,  29,  32,  35—38. 

Cap.  2.    Eccles. 

1]       From  pensif  fanzies  then,  I  gan  my  hart  reuoke 
And  gaue  me  to  suche  sporting  plaies,  as  laughter  myght 

prouoke 

but  euen  suche  nain  delights,  when  they  moste  blinded  me 

Allwayes  me  thought  with  smiling  grace,  a  king  did  yll  agre 

5J      then  sought  I  how  to  please,  my  belly  w/tA  muche  wine 

To  f eede  me  f atte  vfiXh  costely  f  easts,  of  rare  delights  and  fiue 

and  other  plesures  eke,  too  purchace  me  witÄ  rest 
In  so  great  choise  to  finde  the  thing,  that  might  content 

me  best 
but  lord  what  care  of  mynde,  what  soddaine  stormes  of  Ire 
lOJ  with  broken  slepes  enduryd  I,  to  compasse  my  desier 
to  buylde  my  howses  faier,  then  sett  I  all  my  eure 
By  princely  actes  thus  straue  I  still,  to  make  my  fame 

indure 
delicius  gardens  eke,  I  made  to  please  my  sight 

Anglia.    N.  V.    XVII.  21 


306  FRBDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

And  grafte  therin  all  kindes  of  fruts,  that  might  my  mouthe 

delight 
15]       condits  by  liuely  Springs,  from  their  owld  coorse  I  drewe 
For  to  refreshe  the  frutfuU  trees,  that  in  my  gardynes  grewe 

of  catell  great  encreace,  I  bred  in  litteil  Space 
ßondmen  I  bought  I  gaue  them  wifes,  and  sarned  me 

witÄ  ther  race 
greate  heapes  of  shining  gold,  by  sparing  gan  I  sane 
20]  mth  things  of  price  so  furnyslied,  as  fitts  a  prince  to  haue 
to  heare  faier  women  sing,  sometyme  I  did  reioyce 
Rauyshed  with  ther  pleasaunt  times,  and  swetnes  of  their 

voyce 
lemans  I  had  so  faier,  and  of  so  liuely  hewe 
That  who  so  gased  in  their  face,  myght  well  their  bewtey 

rewe 
25]      neuer  erste  sat  theyr  king,  so  riebe  in  dauyds  seate 
Yet  still  me  thought  for  so  smale  gaine,  the  trauaile  was 

to  great 
from  my  desirous  eyes,  I  hyd  no  pleasannt  sight 
Nor  from  my  hart  no  kind  of  myrth,  that  might  geue 

them  delyght 
wÄich  was  the  only  freute,  I  rept  of  all  my  payne 
[59  b]  30]  To  f eade  my  eyes  and  to  reioyce,  my  hart  with  all  my  gaine 

but  when  I  made  my  compte  wtth  howe  great  care  of  mynd 
And  herts  vnrest  that  I  had  sought,  so  wastf  ull  frutt  to  fynde 

then  was  I  streken  strayte,  witÄ  that  abused  fier 
To  glorey  in  that  goodly  witte,  that  compast  my  desyer 
35]      but  freshe  before  myne  eyes,  grace  did  my  fawlts  renewe 
What  gentill  callings  I  hadd  fledd,  my  ruyne  to  purswe 

what  raging  pleasui'S  past,  perill  and  hard  eskape 
Wliat  fancis  in  my  hed  had  wrought,  the  licor  of  the  grape 
the  erroure  then  I  sawe,  that  their  fraile  harts  dothe 

moue 
40]  W/iich  striue  in  vaine  for  to  compare,  wtt/»  him  that  sitts 

aboue 

in  whose  most  perfect  worcks,  suche  craft  apperyth  playne 

That  to  the  least  of  them,  their  may  no  mortall  band  attayne 

and  like  as  ligh[t]some  day,  dothe  shine  aboue  the  night 

So  darke  to  me  did  foUy  seme,  and  wysdomes  beames  as 

bright 


THE  MS.  PO£MS  OfF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       307 

45J      whose  eyes  did  seme  so  clere,  mots  to  discem  and  fynde 
But  will  had  clossed  follies  eyes,  which  groped  like  the 

blynde 
yet  death  and  time  consnme,  all  witt  and  worldly  fame 
And  looke  what  ende  that  foUy  hath,  and  wisdome  hath 

the  same 
then  sayd  I  thus  (oh  lord)  may  not  thy  wisdome  eure 
50]  The  waylfull  wrongs  and  hard  conflicts,  that  foUy  doth 

endnre 

to  sharpe  my  witt  so  fine,  then  why  toke  I  this  payne 

Now  finde  I  well  this  noble  serche,  may  eke  be  called  vayne 

as  slanders  lothsome  brüte,  soundes  follies  iust  rewarde 

Is  put  to  silence  all  be  time,  and  brought  in  male  r[e]garde 

55]       eun  so  dothe  tyme  denoure,  the  noble  blast  of  fame 

wÄ/ch  showld  resounde  their  glories  great,  that  doo  desarue 

the  same 
thus  present  changes  chase,  away  the  wonders  past 
Ne  is  the  wise  maus  fattal  thred,  yet  lenger  spunne  to  last 
then  is  this  wredtched  vale,  our  lief  I  lothed  playne 
60]  When  I  beheld  out  frutles  paynes,  to  compasse  pleassurs 

vayne 
my  trauayll  this  a  vaile,  hath  me  produced  loo 
An  heire  unknowen  shall  reape  the  frute,  that  I  in  sede 

did  sowe 
but  whervnto  the  lord,  his  nature  shall  inclyne 
[60a]  Who  can  fore  knowe  into  whose  handes,  I  must  my  goods 

resine 
65]       but  lord  how  pleasannt  swete,  then  seamd  the  idell  liefe 
That  neuer  charged  was  with  care,  nor  burdened  witA 

stryefe 
and  vile  the  gredye  trade,  of  them  that  toile  so  sore 
To  leaue  to  suche  ther  trauells  frute  that  neuer  swet 

therfore 
what  is  that  pleasant  gaine,  wÄich  is  that  swet  relief 
70]  That  showld  delay  the  bitter  tast,  that  we  feie  of  our  gref 
the  gladsome  dayes  we  passe,  to  serche  a  simple  gaine 
The  quiete  niglits  with  broken  slepes,  to  fead  a  resteles 

brayne 
what  hope  is  left  us  then,  what  comfort  dothe  remayne 
Owr  quiet  herts  for  to  reioyce,  w/tA  the  frute  of  owr  payne 

21* 


308 


FREDERICK  MORGAN  PADEI.FORD, 


75]      yf  that  be  trew  wbo  may  him  seife  so  happy  ealt 

Äs  I  whtise  free  and  sumptius  spence,  dothe  sliyne  beyonde  ] 
tLem  all 
sewerly  it  is  a  gift,  and  fauor  of  the  lorde 
Liberally  to  spende  our  goods,  the  ground  of  all  diäcorde  1 
and  wretched  Iiards  haue  they,  that  let  their  tressurs  mold  T 
SO]  And  carrey  the  roodde  that  skorgeth  them,  that  glorey  j 
in  their  gold 
bat  I  doo  knowe  by  proofe,  whose  ryclies  bei-es  suche  ] 
brüte 
What  Stahle  weltlie  ni[a]y  stand  in  wast,  or  heping  of  ] 
Bache  fmta 
finis. 

Notes  on  tiie  text:  30  fitls  tir  situ,  uiwcrtuin,  —  51  r  of  nboxpe  n 
sfrted  fibdtc,  liaml  uneertain. 

Uuvnra  alu)  in  A.  [32b\,  with  the  Collon-iog  Tarianta:  1  pencife  fanciea,  I 
revoke.  —  2  gnve,  pluyea,  salf^ht  provoke.  —  3  even,  vayne  delig'ht«^  j 
moste  blynded.  —  4  alwayea,  iinyling,  iigree.  ^  5  bellye,  raoclie  wyne.  ■ 
6  fatt,  coBtlye  feastes,  delig'hteB,  fjue.  —  7  pleasnrcs,  purchaae.  ^  8  dioyc«,  I 
fjnd.  —  9  Lord,  I  mynd,  aouddajne.  —  10  sleapes  endured,  desyre,  — 
11  bnyld,  fayre.  —  12  atnive,  endure.  ^  13  Delici'ons.  —  14  there  in,  ' 
kjndes,  fmt«s,  mowtL.  —  15  Candjtea,  lyvely  springea,  liieire  olde  cource.  ] 

—  10  £cntefull  treeae,  gardens.  —  17  Gattell,  lytle,  —  18  gave,  wyre«,  ,1 
Bervile,  their.  —  19  Great  beapps,  shyning  goolde,  eparinge,  save. 
30  tbiuges,  pryce,  fnmisbed,  fytta,  have.  —  2t  faire,  singe  somtyme,  re-  1 
Joyce.  —  32  Ravysbed,  their,  plea^nt  tewnea,  swetuesae.  —  23  faire,  lyvelye.  I 

—  24  gazed,  inight,  bewlie.  —  25  Never  earst  säte  therr,  ryche,  DavidB.  - 

2fi  small  gayne,  travaile,  so.  —  27  desyrons,  hydd,  pleasaunt  —  28  kynd^  i 
myrthe,  delight.  —  29  whiche,  oolye  fmte,  reapt.  —  30  feeiie  mye,  rqoyoe^ 
gayne.  —    31  how,  mynde.  —  32  hartes,  fmte.   —  83  aCryken  stnüght,  1 
fyer,  —  34  glorye,  witt,  compaate,  ileayre,  —  35  fi^sabe,  mye,  faulte». 
36  gentyll,  bad  fled,  pnrsue.  —  37  pleaanres,  escape.  —  38  fancies,  het 
lycour.  —  39  errour,  hartes,  moTe.  —  40  whyche  atryve,  vayne,  hym,  syttes   1 
nbove.  —  41  most«,  workes,  cratte  appeareth.  —  42  leaste,  tliere.  —  43  lyke,   f 
daye,  doth  sheofte  above.   —   44  dark,  follie  seeme.  —  45  seeme,  cleare,   1 
motea,  djaceame.   —    46  closed,  whiche,  lyke,   —  47  tyme,  worldlye-  —  I 
48  eud,  follie.    —    49  said,  Iiord.    —    50  wrongea,  conflicl«B,  follie. 
61  aharppe.  fyne,  whye.  —  53  fynd,  aearcbe.  —  53  slaundera,  sovnid»,  juBt.  1 

—  64  acylence,  betyine,  small.  —  55  even,  doth,  devonre.  —  56  whidie, 
resownd,  do  deaerve.  —  57  cbauuges  chace.  —  58  wyse,  fatall  Üueed, 
longer  spönne.  —  59  wretchid,  lyet.  —  60  frutelease,  pleaanres.  —  61  travule, 
availe,  low.  —  62  seede,  aow.  —  63  ivhearennto,  Lorde,  encljue.  —  64  know, 
guodes  resyne.  —  65  Lord,  pleaaant,  seamed,  Idle  lif.  —  66  ncver  cbsrdged, 
burdenyd,  strif.  —  67  vyle,  greedie,  toyle.  —  68  leave,  their  tr&vailes, 
never  aweatt  therefore.  —  69  pleasaant  gajTie,  whiche,  sweete.  —  70  shnlde 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRT  HOWABD,  EARL  OF  BURREY.      309 

delaye,  taste,  feele,  greif.  —  71  searche,  symple  gayne.  —  72  quyett  nightes 
the  broken  sleapes,  feede,  restlesse.  —  73  lefte,  doth.  —  74  qu3'ett  hartes, 
rejoyce,  frewte  or  with  payne.  —  75  If,  seif,  happie.  —  76  sumptuous,  doth 
sheene  beyond.  —  77  Surelye,  Guyft,  favour,  Lorde.  —  78  Lyberallye,  spend, 
grownd.  —  79  wretchid  hartes  have,  lett,  treasures  mowlde.  —  80  carrye, 
redd,  sckonrdgeth,  glorye,  goolde.  —  81  do  know,  profe,  rychesse  bears. 
—  82  wealthe  may,  waste,  heaping. 

The  caesura  is  marked  throughout,  and  the  following  ys.  begin  with 
Caps.:  1,  3,  15,  17,  19,  21-23,  25-27,  39,  47,  49,  50-53,  58,  61,  71,  74, 

75,  77,  78. 

Capitulo  3.    Eccles. 

1]  Like  to  the  stereles  boote,  that  swerues  mth  euery  wjmde 
the  Slipper  topp  of  worldely  welthe,  by  crewell  prof 

I  finde 
Skace  hathe  the  seade  wherof,  that  natore  foremethe  man 
receuid  lief  when  deathe  him  yeldes,  to  earth  wher  he 

began 
5]  The  grafted  plants  witA  payn,  wherof  wee  hoped  fnite 
to  roote  them  vpp  with  blossomes  spröde,  then  is  otir 

cheif  porsute 
That  erst  we  rered  vpp,  we  undennyne  againe 
and  shred  the  spraies  whose  grouthe,  some  tyme  we 

laboured  with  paine 
Eache  frowarde  thretning  chere,  of  fortune  maiks  vs  playne 
10]       and  euery  plesant  showe  reuiues  our  wofull  herts  againe 
Auncient  walles  to  race,  is  owr  unstable  guyse 
and  of  their  wether  beten  stones,  to  buylde  some  new 

deuyse 
[606]  New  fanzes  dayly  spring,  wAich  vaade  returning  moo 

and  now  we  practyse  to  optaine,  that  strayt  we  must 

forgoo 
15]  Some  tyme  we  seke  to  spare,  that  afterward  we  wast 
and  that  we  trauelid  sore  to  knitt,  for  to  unclose  as  fast 
In  sober  sylence  now  oiir  quiet  lipps  we  closse 
and  with  vnbrydled  toungs,  furth  w/tA  OMr  secret  herts 

disclosse 
Suche  as  in  folded  armes,  we  did  embrace,  we  haate 
20]       whom  strayte  we  reconsill  againe,  and  banishe  all  debate 
My  sede  with  labour  sowne,  suche  frute  produceth  me 
to  wast  my  lief  in  contraries,  that  neuer  shall  agree 


310  FBEDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

From  god  these  heuy  cares,  ar  sent  for  our  vnrests 
and  with  suche  bordens  for  our  welth,  he  frauteth  fall 

otir  brests 
25]  All  that  the  Lord  hathe  wrought,  hath  bewtey  and  good 

grace 
and  to  eache  thing  assined  is,  the  proper  tyme  and  place 
And  graonted  eke  to  man,  of  all  the  worldes  estate 
and  of  eache  thinge  wrought  in  the  same,  to  argne  and 

debate 
W/w'ch  arte  though  it  approche,  the  heuenly  knowlege  moste 
30]       io  serche  the  naturall  grounde  of  things,  yet  all  is 

labor  loste 
But  then  the  wandering  eyes,  that  longe  for  suertey  sought 
founde  that  by  paine  no  certajme  welth  might  in  this 

World  be  bought 
Who  liueth  in  delight,  and  seke  no  gredy  thryfte 
but  frely  spends  his  goods,  may  thinke  it  as  a  secret  gifte 
35]  Fulfilled  shall  it  be,  what  so  the  lorde  intende 

wAich  no  deuice  of  maus  witt,  may  advaunce  nor  yet 

defende 
Who  made  all  thing  of  nought,  that  Adams  chyldren  might 
lerne  how  to  dread  the  Lord  that  wrought,  suche  wonders 

in  their  sight 
The  gresly  wonders  past,  wÄtch  tyme  wearse  owt  of  mynde 
40]       to  be  renewed  in  our  dayes  the  Lord  hath  so  assynde. 
Lo  thuse  his  carfuU  skourge  dothe  stele  on  us  vnware 
wÄich  when  the  fleshe  hath   clene  forgott,  he  dothe 

a  gaine  repaire 
When  I  in  this  uaine  serche,  had  wanderyd  sore  my  witt 
I  saw  a  rioall  throne  wheras  that  iustice  should  haue  sitt 
45]  In  stede  of  whom  I  saw,  mUi  fyerce  and  crwell  mode 
wher  wrong  was  set  that  blody  beast,  that  drounke  the 

giltles  blöde 
Then  thought  I  thus  one  day,  the  lord  shall  sitt  in  dome 
to  vewe  his  flock  and  chose  the  pure ;  the  spotted  haue 

no  rome 
Yet  be  suche  skourges  sent,  that  eache  agreuid  mynde 
50]      lyke  the  brüte  beasts  that  swell  in  rage,  and  fury  by 

ther  kynde 
His  erroure  may  confesse,  when  he  hath  wreasteled  longe 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EABL  OF  SURRET.      311 

and  theti  with  pacience  may  bim  arme,  the  sore  def ence 

of  wronge 

[61a]  For  death  that  of  the  beaste,  tbe  carion  dotb  deuoure 

unto  tbe  noble  kynde  of  man,  presents  tbe  fatall  bower 

55]  Tbe  perfitt  forme  tbat  god,  batbe  etber  genen  to  man 

or  otber  beast  dissolue  it  sball,  to  eartb  wber  it  began 

And  wbo  can  teil  yf  tbat,  tbe  sowie  of  man  ascende 

or  witA  tbe  body  if  it  dye,  and  to  tbe  ground  decende 

Wberfore  eacbe  gredy  bart,  tbat  ricbes  seks  to  gajme 

60]      gatber  may  be  tbat  sanery  frntte,  tbat  springetb  of  bis 

payne 

A  meane  conuenient  weltb,  I  meane  to  take  in  wortb 

and  wttb  a  band  of  larges  eke  in  measore  poore  it  fonrtb 

For  treasure  spent  in  lyef,  tbe  bodye  dotbe  sustayne 

tbe  beire  sball  waste  tbe  wbourded  gold,  a  massed  with 

mncbe  payne 

65]   Ne  may  foresigbt  of  man,  sucbe  order  gene  in  lyef 

for  to  know,  wbo  sball  reioyce,  tbeir  gotton  good  wttb 

stryef. 
Finis.  ^ 

Notes  on  the  text:  10  an  creasure  after  showe;  reuiues  re2>7ac€«  reioyce, 
different  hmid.  —  16  c  of  unclose  crossed  out.  —  SO  t  of  serche  inserted, 
hand  unceriain.  —  43  sore  originnUy  fore.  —  44  wheras  that  replaced  hy 
eke  wher,  different  hand.  —  55  hathe  ether  geuen  to  man  revised  to  hath 
genen  to  ether  man,  differctit  hand.  —  61  final  e  seema  to  he  erased  from 
last  word.  —  62  a  massed  may  be  one  toord.  —  66  fore  inserted  before 
know,  hand  uncertain. 

Fonnd  also  in  Ä.  [336],  with  the  following  variauts:  1  Lyke,  stear- 
lesse  boate,  swarves,  everye.  —  2  slypper  toppe,  worldly  wealth,  profe.  — 
3  Skarce  hath,  seede,  whearof,  formeth.  —  4  receaved  lyef,  death  hym, 
carthe  wheare.  —  5  plantes,  payne  whearof  we,  frewte.  —  6  blossoms 
spreadd,  pursute.  —  7  earst,  reared  upp,  agayne.  —  8  shredd,  sprayes, 
growth  somtyme,  payne.  —   10  every  pleasannt,  revyves,  hartes  agayne. 

—  11  walls.  —  12  weather  beateu,  buyld,  devyse.  —  13  fancyes  daylye 
springes  whiche  vade,  mo.  —  14  now  inserted,  obtayne,  straight,  forgo.  — 
15  Somt3Tne,  seeke,  waste.  —  16  travaild.  —  17  scylence,  quyett  lypps.  — 
18  undbrydled  tungues  forthwith,  secreat  hartes  disclose.  —  19  hate.  — 
20  whome  straight,  reconcycle  again.  —  21  seede,  frewte.  —  22  waste, 
never.  —  23  God  theise  heavie,  unrestes.  —  24  wealth,  fraughteth,  brestes. 

—  25  hath,  bewtie.  —  26  assigned.  —  28  thing.  —  29  whiche,  thonghe, 
heavenlye  knowledge.  —  30  searche,  grownde,  thinges,  labonr.  —  31  than, 
wandringe,  suretye.  —  32  fownd,  payne,  certen  wealth.  —  33  lyveth,  seekes, 
greedie  thrifte.  —  34  freely  goodes,  thiuck,  secreat  gj'fte.  —  35  fulfiiled, 
liOrd  intend.  —  36  whiche,  devyce,  man^is,  defend.  —  37  thinges,  children. 


812  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

—  38  Learne.  —  39  greeslye,  weares  out,  mynd.  —  40  renewyd.  —  41  thu«, 
carefull  skourdge  doth  steale,  nnware.  —  42  whiche,  fleeshe,  deane,  doth 
agayne  repayre.  —  43  vayne  searche,  wandcrid.  —  44  royall,  where,  justice 
shnld  have  sytt.  —  45  steede,  fearce,  crewell  moode.  —  46  wheare  wronge, 
sett,  blooddye,  dronck,  bloode.  —  47  sytt.  —  48  vew,  flocke,  chnse,  have. 

—  49  skourdges,  aggreevid.  —  50  beastes,  furye,  their.  —  51  This  erronr, 
wrestlid.  —  52  patience,  hym.  —  53  that  beast,  Canon,  devonre.  —  54  kinde, 
presentes,  houre.  —  55  perfect,  thath  geven,  either.  —  56  dissolve,  wheare. 

—  57  if,  ascend.  —  58  boddye,  grownd  descend.  —  59  greedie,  rychesse 
seekes.  —  60  saverye  frute,  springethe.  —  61  convenient  wealth,  worthe. 

—  62  lardgesse,  powre,  forthe.  —  63  lyf,  boddie  doth.  —  64  horded  goold 
a  massed,  moche.  —  65  fore  sight,  geve,  life.  —  66  Ffor,  whoe,  rejoyce 
theire  gotten,  strife. 

The  caesura  is  marked,  and  the  following  vs.  begin  with  caps.:  1,  3, 
7,  9, 13, 15, 17, 19,  21,  38,  39,  41,  44,  45,  47,  49-51,  54,  55,  59,  60,  65,  66. 

Capitulo  4.    Eccies. 

1]  When  I  be  thought  me  well  vnder  the  restles  soon 

by  foolke  of  power  what  crewell  wourks  nnchastyced 

were  doon 
I  saw  wher  stoode  a  heard  by  power  of  suche  opprest 
oute  of  whose  eyes  ran  floods  of  teares  that  bayned  all 

ther  brest 
5]  Deuoyde  of  comfort  clene,  in  terroure  and  distresse 

in  whose  defence  none  wolde  aryse,  suche  rigor  to  represse 

Then  thought  I  thus  (oh  Lord,)  the  dead  whose  fatall  hower 

is  clene  roune  owt  more  happy  ar  whom  that  the  wormes 

deuoure 
And  happiest  is  the  sede,  that  neuer  did  conceue 
lOj       that  neuer  feit  the  waylfuU  wrongs,  that  mortall  folke 

receue 
And  then  I  saw  that  welth,  and  euery  honest  gayne 
by  trauill  woune,  and  swete  of  browes  gan  grow  into 

disdayne 
Throughe  slouthe  of  earles  folke,  whome  eache  so  fatt 

dothe  feade 
whose  Idell  hands  doo  nought  but  waast,  the  frute  of 

other  seeade 
15]  WÄich  to  them  selves  perswade  that  little  gott  witÄ  ease 
more  thankefuU  is  then  kyndomes  woon,  by  trauayle 

and  disceace 
A  nother  sort  I  saw,  wit/i  out  bothe  frend  or  kynne 


THE  MS.  POEMS  OF  HENBY  HOWARD,  EARL  of  8URREY.       313 

whose  gredy  wayes  yet  neuer  sought  a  faithfull  frend 

to  winne 
[61&]  Whose  wretched  corps  no  toile  yet  euer  wery  could 
20]        nor  glutted  euer  wer  their  eyne,  wM  heaps  of  shyning 

gould 
But  yf  it  might  appeare  to  ther  abused  eyne 
to  whose  a  vaile  the  trauill  so,  and  for  whose  sake 

they  pjme 
Then  should  they  see  what  cause  they  haue  for  to  repent 
the  frutles  paynes  and  eke  the  tyme  that  they  in  vayne 

haue  spent 
25]  Theti  gan  I  thus  resolue,  more  pleasant  is  the  lyef 

of  f aythefull  frends  that  spends  their  goods  in  comwione 

witA  out  stryef 
For  as  the  tender  frend  appeasith  euery  gryef 

so  yf  he  fall  that  lives  alone,  who  shalbe  his  relyef 
The  frendly  feares  ly  warme,  in  armes  embraced  faste 
80]       who  sleapes  aloone  at  euery  toume  dothe  feale  the 

winetr  blast 
What  can  he  doo  but  yeld,  that  must  resist  aloone 

Yf  ther  be  twaine  one  may  defend  the  tother  ouer  throwne 
The  Single  twyned  cordes,  may  no  suche  stresse  indure 
as  cables  brayded  [thre  f  ould]  may,  to  gether  wrethed  swer 
35]  In  better  far  estate  stände  children  poore  and  wyse 

then  aged  kyngs  wedded  to  will  that  worke  wrtÄ  out 

aduice 
In  prison  haue  I  sene,  or  this  a  wofull  wyght 

that  neuer  knewe  what  f redom  ment,  nor  tasted  of  delyght 
W/tA  such  unhoped  happ  in  most  dispaier  hath  mete 
40]      witA  in  the  hands   that  erst  wäre  giues  to  haue  a 

septure  sett 
And  by  coniures  the  seade  of  kjugs  is  tlirust  from  Staate 
wheron  agreuyd  people  worke,  ofteymes  their  hidden 

haat 
Otlier  w/tA  out  respect,  I  saw  a  frend  or  foo 
with  feat  worne  bare  in  tracing  such,   whear  as  the 

honours  groo. 
45]  And  at  change  of  a  prynce  great  rowtes  reuiued  stränge 
wA/ch  faine  theare  owlde  yoke  to  discharg,  reioyced  in 

tlie^-change 


314  FREDEBICK  MOBGAN  TADELFORD, 

But  when  I  thought  to  theise,  as  heany  enen  or  more 

sbalbe  the  bürden  of  bis  raigne,  as  his  that  went  before 

And  that  a  trayne  like  great  upon  the  deade  depend 

50]      I  gan  conclude  eache   gredy  gajme,  hath  his  vncert- 

ayne  end 

In  hnmble  spritte  is  sett,  the  temple  of  the  Lorde 

wher  yf  thow  enter  loke  thy  mouth,  and  conscyence 

may  accorde 

Whose  churtche  is  buylte  of  loue,  and  decte  with  hoote 

desyre 

and  simple  fayth  the  yolden  hoost,  his  marcy  doth  reqnyre 

55]  Wher  perfectly  for  aye,  he  in  his  woord  dothe  rest 

with  gentill  eare  to  heare  thy  sute,  and  grannt  to  thy 

reqnest 

[r)2a]  In  boost  of  owtwarde  works,  he  taketh  no  delight 

nor  wast  of  woords  suche  sacryfice  ansane[re]th  in  his 

sight 
Finis. 

Notes  on  the  text:   13  eache  replaced  hy  ease,  probably  same  hand. 

—  15  gott  altered  from  goot,  same  hand.  —  34  thre  fould  inserted,  different 
hand.  —  iO  u  of  septure  crossed  out.  —  45  change  repla^ed  hy  deth,  diff, 
hand.  —  56  or  grannt.  —  58  re  o/*  un8au[re]th  inserted,  prob,  diff,  hand, 

Fonnd  also  in  A.  [34  2»],  with  the  following  yariants:  1  bethoüght, 
under,  Sonne.  —  2  folke,  powre,  workes,  unchastised,  done.  —  3  wheare 
stood,  Heard,  powre.  —  4  their.  —  5  Devoyde,  comforte  cleane,  terronrs. 

—  6  rygour.  —  7  o,  howre.  —  8  cleane  rönne  (?  roune)  oute,  happie  are 
whome,  devoure.  —  9  Seede,  never,  conceave.  —  10  never,  waillfull  wronges, 
receave.  —  11  than,  sawe,  wealth,  everye.  —  12  travile  wonne,  sweatt, 
growe.  —  13  through  sloothe  and  carelesse,  ease,  doth  feede.  —  14  idle, 
do,  but  inserted,  waste,  seede.  —  15  whiche,  lyttle.  —  16  thanckliQl,  than 
kingdomes  wonne,  travaile,  disease.  —  17  sorte,  sawe,  without  both  frind. 

—  18  greedye,  yett  never,  frind,  wynne.  —  19  Corps,  toyle,  ever  weiye 
coulde.  —  20  ever  weare,  eyen,  heapes,  goolde.  —  21  if,  their.  —  22  ayaile 
they  travaile,  p\^l>^e.  —  23  shulde,  have.  —  24  frutelesse,  have.  —  25  gan, 
resolve,  lyf.  —  26  faithfull  frends,  goodes,  common  wtthout  strife.  — 
27  frendc  appeaseth  everye  greif.  —  28  if,  lyves,  whoe  shail  be,  relief.  — 
29  frendlye,  lye,  fast.  —  30  whoe,  alone,  every,  doth  feele,  wynter.  — 
31  do,  yelde,  alone.  —  32  there,  twayne,  overthrowne.  —  33  syngle,  Coards, 
endure.  —  34  Cables,  three  folde  may  to  gether  wreathed  sure.  —  35  stand. 

—  36  kinges,  without  advyse.  —  37  pryson  have,  seene,  wight.  —  38  never 
knew,  freedome,  delight.  —  39  suche,  moste  dispaire,  mett.  —  40  within, 
earst,  gyves,  have,  Septer.  —  41  Conjures,  seede,  kinges,  State.  —  42  wheare 
on  a  greeved,  oft  tymes,  hydden  hate.  —  43  without,  foe.  —  44  withe 
feete,  su€he,  gpe.    —  45  deathe,  prince,  revyved  straunge.  —  46  whiche 


THE  HS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  BARL  OF  SURRET.   815 

fayne  their  olde,  dischardge,  rejoyced,  channge.  —  47  heavie  even.  — 
48  Shall  be,  boorden.  —  49  lyke,  uppon,  dead.  —  50  greedye,  nncerten.  — 
51  Sprite  insertedj  Temple.  —  52  Wheare  if,  looke  thie  mowth,  conscience. 
53  Chnrchei  baylt,  love,  deckt,  böte.  —  54  symple  faitb,  golden  gboost, 
meicye.  —  55  Wheare  perfectlye,  worde.  —  56  gentle,  thie,  graunt,  thie. 

—  57  booste,  ontward  workes.  —  58  waste,  wordes,  sacrifice,  onBayereth. 

—  Finis. 

The  caesura  is  marked,  and  the  foUowing  vs.  begin  with  caps. :  1,  5, 
7,  9,  11,  17,  19,  23,  25,  27-29,  31,  32,  35,  37,  41,  43,  45,  48,  51,  53,  55,  57. 

Capitnlo  5.    Eccles. 

1]  When  that  repentant  teares,  hathe  densyd  clere  from  ill 
the  charged  brest,   and  grace  hathe  wrought,  ther  in 

amending  will 
With  bold  demands  then  may,  his  mercy  well  assaile 
the  speche  man  [s]ayth,  with  owt  the  wÄich,  request 

may  not  preuaile 
5]  More  shall  thy  pennytent  sighes,  his  endles  mercy  please 
then  their  Importune  siuts  wAtch  dreame,  that  words 

gods  wrath  appease 
For  hart  contrit  of  fault,  ia  gladsome  recompence 
and  praier  fruict  of  faythe  wherby,  god  dothe  with 

synne  dispence 
As  ferfoll  broken  slepes,  spring  from  a  restles  hedde 
10]      by  Chattering  of  vnhoUy  lippis,  is  frutles  prayer  bredde 
In  wast  of  wynde  I  rede,  vowe  nought  vnto  the  Lord 

wherto  thy  hart,  to  bynd  thy  will,  freely  doth  not  accord 
For  humble  uowes  fullfilld,  by  grace  right  swetly  smoks 
bat  bold  behests,  broken  by  lust,  the  wrath  of  god 

prouoks 
15]  Yet  better  w/t7<  humble  hert,  thy  frayltye  to  confesse 
then  to  bost  of  suche  perfitnes,  whose  works  suche  fraud 

expresse 
With  fayned  words  and  othes,  contract  wj'tÄ  god  no  gyle 
suche  craft  returns,  to  thy  nown  härme,  and  doth  thy 

seif  defile 
And  thoughe  the  myst  of  sinne,  perswad  such  error  light 
20]      therby  yet  ar,   thy  owtward  works,   all  dampned  in 

his  sight 
As  sondry  broken  dreames,  vs  dyuerslye  abuse 
so  ar  his  errors  manifold,  that  many  words  dothe  use 


316  FRCDEUICE  MORGAN  PADELFORD, 

With  humble  secret  playnt  fewe  words  of  hotte  effect 
honor  thy  Lord,  alowance  vaine,  of  uoyd  desart  neglect 
25]  Thoughe  wronge  at  tymes  the  right,  and  welthe  eke  nede 

oppressQ 
thinke  not  the  hand  of  lostice  slowe,  to  foUowe  the 

redresse 
For  such  unrightius  folke,  as  rule  with  out  dredd 

by  some  abuse  or  secret  lust,  he  suffereth  to  be  led 
The  cheif  blisse  that  in  earth,  the  liuing  man  is  lent 
30]      is  moderat  welth,  to  nourishe  lief,  yf  he  can  be  content 
He  that  hath  but  one  felde  and  gredely  sekethe  nought 
to  fence  the  [tillers]  hand  from  nede,  is  king  withia 

his  thought 
[62&]But  suche  as  of  ther  golde,  ther  only  Idoll  make 

noe  treasure  may  the  rauen  of  there  hnngry  hands 

asslake 
35]  For  he  that  gapes  for  good,  and  hurdeth  all  his  gayne 
trau[i]lls  in  uayne  to  hyde  the  sweet,  that  showld  releue 

his  payne 
Wher  is  gret  welth  their  showld,  be  many  a  nedy  wight 
to  spend  the  same  and  that  should  be,  the  riebe  mans 

cheif  delight 
The  sweet  and  quiet  slepes  that  weryd  limmes  oppresse 
40]      begile  the  night  in  diet  thyne,  and  feasts  of  great  excesse 
But  wakerly  tlie  riebe,  whose  lyuely  heat  mih  rest 
their  charged  boolks  with  change  of  meats  cannot  so 

sone  dygest 
An  other  [righteous]  dorne,  I  sawe  of  gredy  gayne 
with  busye  cares  suche  treasures  oft  preseruyd  to  their 

bayne 
45]  The  plenteus  liowsses  sackt,  the  owners  end  with  shame 
their  sparkelid  goods,  their  nedy  heyres,  that  showld 

reioyce  the  same 
From  welthe  dyspoyled  bare,  from  whence  they  came 

they  went 
clad  in  the  clothes  of  pouerte  as  nature  fürst  them  sent 
Naked  as  from  the  wombe,  we  came  yf  we  depart 
50]      witli  toyle  to  seeke  that  wee  must  leue,  what  böte  to 

uexe  the  hart 
What  lyef  leede  testeye  men  that  that  consume  their  dayes 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRBY.       317 

In  inwarde  freets^  untempred  hates,  at  stryef  mth  sum 

alwaies 

Then  gan  I  prayce  all  those,  in  suche  aworld  of  stryffe 

as  take  the  profitt  of  tlieir  goods,  that  may  be  had  in  lyf f e 

55]  For  sure  the  liberall  band,  that  hath  no  hart  to  spare 

this  f ading  welthe,  but  powres  it  forthe,  it  is  a  uertu  rare 

That  maks  welth  slaue  to  nede,  and  gold  becom  bis  thrall 

clings  not  bis  gutts,  with  niggishe  fare,  to  heape  bis 

ehest  vfith  all 

But  feeds  the  lusts  of  kynde,  with  costely  meats  and  wynne 

60]       and  slacks  the  hunger  and  the  thurst,  of  nedy  folke 

that  pynne 

Ne  gluttons  feast  I  meane  in  wast  of  spence  to  stryue 

but  temperat  mealles  the  duUed  spryts  wit/t  ioye  thus 

to  reuiue 

No  care  may  perce  where  myrth,  hath  tempred  such  a  brest 

the  bitter  gaull  seasoned  w/tA  swet  suche  wysdome 

may  digest. 
Finis. 

Notes  on  the  text:  4  fayth,  not  altered  to  none,  hand  uncertnin,  — 
15  er  of  better  crossed  out.  —  17  words  alt.  to  works,  hand  uncertaüu  — 
27  out  alt.  to  outer,  prob,  anotfier  Mnd;  final  e  ©/"drede  erased;  our:  ms, 
note  hy  Percy.  —  29  the  replaced  hy  to,  Imnd  uncertain.  —  32  toiling 
inserted  before  hand,  tfien  itself  replaced  by  tillers,  diff.  hatids.  —  35  hordith : 
ms.  note  by  Percy.  —  36  e  itis.  after  u  of  trauells.  —  40  second  n  ins.  in 
th}Tie,  hand  uncertain.  —  43  gredy  replaced  by  righteous;  gredy  a  clerical 
error  through  anticipation  of  the  tcord  later  in  the  line;  hand  uncertain, 

—  48  armes:  ms.  note  by  Percy-,  fürst  alt.  to  fyrst.  —  50  boote:  ms.  note 
by  Percy.  —  52  that  that  alt.  to  that  those,  atkZ  again  to  then  that,  diff. 
Juinds  —  61  Ne  replaced  by  no,  diff.  hand. 

Found  also  in  A.  [35  a],  with  the  foUowing  variants:  1  repentaunt, 
hath  cleansid  cleare,  yll.  —  2  chardged,  hath,  there  in.  —  3  holde  demam- 
aundes  [demands],  mercye,  assayle.  —  4  speache,  without,  whiche,  none 
prevayle.  —  5  thye  penitent,  endlesse  mercye.  —  6  importune  sutes  whiche, 
wordes  god.  —  7  fifor,  contryte.  —  8  prayer  firute,  faith  whearby,  doth,  dis- 
pennce.  —  9  fearfull,  sleepes,  restlesse  hedd,  —  10  chattering,  unhoUy 
lyppe,  frutelesse,  bredd.  —  11  waste,  wynd,  reede,  unto,  Lorde.  —  12  whereto 
thie,  thie,  freelye,  accorde.  —  13  vowes  fufilld,  sweetely  smokes.  —  14  holde 
behestes,  lustes,  God  provokes.  —  15  bet,  hart,  thye  frayltie.  —  16  hoste, 
perfectnesse,  workes,  frawd.  —  17  workes,  contracte,  God,  guyle.  —  18  such 
crafte  retoumes,  thyne  owne,  thie,  defyle.  —  19  though,  synne  perswade, 
errour.  —  20  therbye,  are  thie  outward  workes.  —  21  soudrie,  us  dyverslye. 

—  22  are,  errours  manyfolde,  wordes  doth.  —  23  secreat,  few  wordes,  effecte. 

—  24  honour  thie  Lorde,  alowaunce  vayne,  Yoyde  desert  neglecte.    — 


318  FREDERICK  MORGAN  PADETJPORD, 

25  wealth.  —  26  thincke,  foUow.  —  27  Ffor,  nnrighteons,  withonten.  — 
28  our  secreat,  sufireth,  ledd.  —  29  chief,  to  lyving.  —  30  moderate  wealth, 
if.  —  31  field,  greedelye  seeketh.  —  32  tillers,  neede.  —  33  their  goolde, 
their,  Idolle.  —  34  no,  ravyn,  their  inserted,  hungrye.  —  35  Ffor,  hordith. 

—  36  travailes,  vayne,  sweete,  shonld  releeve,  payntie.  —  37  Wheare,  great 
wealth  theare  shulde,  needy.  —  38  shnlde.  —  39  sweete,  qnyet  sleapes, 
wearied  lymbs.  —  40  beguyle,  dyet  thynne,  feastes.  —  41  wakerlye,  lyvely. 

—  42  chardged  boolkes,  chaunge,  meates  can  not,  digeste.  —  43  rightnous, 
saw,  greedy.  —  44  ofte  preseryid.  —  45  plentuouse  howses.  —  46  sparkled 
goodes,  needye  heires,  should  rejoyce.  —  47  Ffrom  wealth  dispoyled.  — 
48  Cladd,  annes  of  povertie,  first.  —  49  if,  departe.  —  50  we,  leaye,  whate 
boote,  vexe.  —  51  lyfe  lead  testye,  then  that.  —  52  inward  freattes  nn- 
temprycd,  strief,  some  alwayes.  —  53  prayse,  a  world,  strif.  —  54  proffit, 
l^'fe.  —  55  Lybcrall.  —  56  wealth,  poores,  forth,  vertue.  —  57  makes 
wealth  inserted,  slave,  neede,  goold  become.   —  58  Clinges,  gnttes.  — 

—  59  feedes,  lustes,  costlye,  meates,  wyne.  —  60  slackes,  honger,  thirst, 
needye,  pyne.  —  61  No.  feaste,  waste,  stryve.  —  62  temperatte  mealles, 
sprytes,  joye,  revy ve.  —  63  pearce  wheare  mirth,  suche.  —  64.  gall  seasoned, 
sweete  such  wisdome.  —  Ffinis. 

The  caesura  is  marked,  and  the  foUowing  vs.  begin  with  caps. :  1,  7, 
9,  11,  22,  27,  29,  31,  35,  37,  43,  45,  48,  49,  51—53,  58,  61,  63. 

[63  a]    1]  Wher  recheles  youtlie  in  a  vnquiet  brest 
set  on  by  wrath  revenge  and  crueltye 
after  long  warr  pacyens  had  opprest 
and  iustice  wronght  by  pryncelye  equitie 
5]  my  deny  then  mjne  errour  depe  imprest 
began  to  worke  dispaire  of  libertye 
had  not  david  the  perfyt  warriour  tought 
that  of  my  fault  thus  pardon  shold  be  sought 

Found  also  iu  A.  [286],   with  the  following  variants:    1  Wheare 
rechelesse,  uuquyet.  —  2  Sett,  wrathe  revendge,  Creweltie.  —  3  patience. 

—  4  justice,  equytie.  —  5  denny.  —  6  Lybertie.  —  7  perfect,  taught.  — 
8  shuld. 

Domine  deus  salntis.    Psal.  98. 

1]      Oh  lorde  vppon  whose  will  dependeth  my  welfare 
to  call  vi)pon  thy  hoUye  name  syns  daye  nor  night  I  spare 

gi-aunt  that  the  iust  request  of  this  repentaunt  mynd 
so  perce  thyne  eares  that  in  thy  sight  som  fauour  it 

may  fynd 
5]      my  sowie  is  fi-aughted  füll  witA  greif  of  follies  past 
my  restles  bodye  doth  consume  and  death  approcheth  fast 


THE  MS.  POEMS  OF  HENUT  HOWARD,  EARL  OF  SURUEY.       319 

lyke  them  whose  fatall  threde  thy  band  hath  cut  in 

twayne 
Of  whome  ther  is  no  further  brewte  which  in  their  graues 

remajme 
oh  lorde  thow  hast  cast  me  hedling  to  please  my  fooe 
10]  into  a  pitt  all  botomeles  whear  as  I  playne  my  wooe 
the  bürden  of  thy  wrath  it  dotli  me  sore  oppresse 
and  sundrye  stormes  thow  hast  me  sent  of  teirour  and 

distresse 
the  faithfull  frends  ar  fled  and  bannyshed  from  my  sight 
and  such  as  I  haue  held  füll  dere  haue  sett  my  frendshipp 

light 
15]       my  duraunce  doth  perswade  of  fredom  such  dispaire 
that  by  tlie  teares  that  bayne  my  brest  myne  eye  sight 

doth  appaire 
yet  did  I  neuer  cease  thyne  ayde  for  to  desjTe 
witA  humble  hart  and  stretched  hands  for  to   appease 

thy  yre 
wherfore  dost  thow  forbeare  in  the  defence  of  thyne 
20J  to  sliewe  such  tokens  of  thy  power  in  sight  of  Adams  lyne 
wherby  eche  fehle  liart  witJi  fayth  might  so  be  fedd 
that  in  the  mouthe  of  thy  elect  thy  mercyes  might  be  spredd 
the  fleshe  that  fedeth  wormes  can  not  thy  loue  declare 
nor  suche  sett  forth  thy  faith  as  dwell  in  tlie  land  of 

dispaire 
25]       in  blind  endured  herts  light  of  thy  lively  nanie 

can  not  appeare  as  can  not  iudge  the  brightnes  of  the  same 

nor  blasted  niay  thy  name  be  by  the  moutli  of  those 
whome  death  liath  shitt  in  sylence  so  as  they  may  not 

disclose 
the  liuelye  uoyce  of  them  that  in  thy  word  delight 
30]  must  be  the  trumppe  that  must  resound  the  glorye  of 

thy  might 
[G36J     wherfore  I  shall  not  cease  in  chief  of  my  distresse 
to  call  on  the  tili  that  the  sleape  my  weryd  lymes  oppresse 

and  in  the  morniug  eke  when  tliat  the  slepe  is  fledd 
w/tÄ  floods  of  Salt  repentaunt  teres  to  washe  my  restles  bedd 
35]       w/tÄin  this  carefull  mynd  bourdjnid  witli  care  and  greif 
why  dost  thow  not  appere  oh  lord  that  sholdest  be  his 

relief 


320  FREDEUICK  MORaXN  PADELFORD, 

my  wretched  State  beholde  whome  death  shall  strait 

assaile 
of  one  from  youtli  afflicted  still  tliat  never  did  but  waile 
the  dread  loo  of  thyne  yre  hath  trod  me  vnder  feet 
40]  the  scüurgis  of  thyne  angrye  hand  hath  made  deth  seme 

fall  sweet 
like  to  the  roring  waues  the  sunken  shipp  surrounde 
gi-eat  heaps  of  care  did  swallow  me  and  I  no  succour  found 
for  they  whome  no  myschaunce  could  from  my  loue  devyde 
ar  forced  for  my  greater  greif  from  me  their  face  to  hyde. 

Finis. 

Note  on  the  text :  the  marginal  correction  of  the  nomher  of  the  Psalm 
sems  to  be  in  the  same  ink. 

Found  also  in  A.  \2Sh],  with  the  foUowing  yarianta:  the  Ps.  is 
numbered  98,  without  correction.  —  1  0  Lorde  uppon,  dependith.  —  2  uppon 
tbie  hoUie,  day.  —  3  just,  mynde.  —  4  pearce,  as  in  thie,  some  favour, 
fynde.  —  5  frawglited.  —  6  restlesse  boddie,  approchethe.  —  7  threede 
thye,  cutt.  —  8  whom  there,  brüte,  whiche,  graves.  —  9  Lorde,  me  cast 
headlong.  —  10  bottomlesse  wheare.  —  11  bonrden,  thye  wrathe.  — 
12  Bondrie.  —  13  are  fledd,  banisht  —  14  suche,  have,  deare  have.  — 
15  Mye,  dothe,  freedome  soche  dispayre.  —  16  bane.  —  17  do,  never  ceace. 

—  18  thyne.  —  19  whearfore  doste.  —  20  shew,  suche,  thie  powre,  Adames. 

—  21  Whearby  eache  feoble,  faith.  —  22  mowthe,  thye,  thye.  —  23  flesshe, 
feedeth,  thie  love.  —  24  setforth  thie  praise,  dispare.  —  25  blynd,  hartes, 
thie  lyvely.  —  26  nor,  judge.  —  27  blazed,  thie,  mowthes.  —  28  shutt, 
scilence.  —  29  lyvelye  voyce,  thie  worde.  —  30  resownd,  glorie,  thie.  — 
31  Wherefore,  ceace.  —  32  wearied  lymbs.  —  33  sleape.  —  34  teares,  rest- 
lesse. —  35  mynde  burdenid.  —  36  whye  doste,  appeare  o  Lorde,  shnldest 

—  37  wretchid,  deathe,  streight  -—  38  wayle.  —  39  loe,  trode,  ander  feete. 

—  40  skourdges,  angrie,  deathe  seeme,  sweete.  —  41  lyke,  roving  waves, 
suncken,  surrowud.  —  42  heapps,  fownd.  —  43  ffor,  mischaunce,  love.  — 
44  to,  greatter  greif.  —  Ffins. 

The  caesura  is  marked,  and  the  followiug  vs.  begin  with  caps. :  1,  3, 
5,  7,  9-11,  13,  15,  17,  21,  23,  26,  27,  29-31,  36,  37. 

1]  The  so[u]dden  stormes  that  heaue  me  to  and  fi'oo 
had  welneare  pferced  faith  my  guyding  saile 
for  I  that  on  the  noble  voyage  goo 
to  succhor  treuthe  and  falshed  to  assaile 

5]  constrayned  am  to  beare  my  sayles  ful  loo 
and  neuer  could  attayne  some  pleasaunt  gaile 
for  vnto  such  the  prosperous  winds  doo  bloo 
as  rönne  from  porte  to  porte  to  seke  availe 


THE  MS.  POEMS  OF  HENKT  HOWARD,  EARL  OF  8UBRBY.       321 

this  bred  dispajrre  whereof  such  doubts  did  groo 
10]  that  I  gan  faint  and  all  my  courage  falle 
but  DOW  my  Wage  myne  errour  well  I  see 
such  goodlye  light  King  David  giuetli  me. 

Note  on  the  text:  1  sonnden,  prob,  copyisi^s  mistake, 

Found  also  in  A,  [296],  with  the  foUowing  yariants:  1  heave,  frow. 
2  pearced.  —  3  Ffor.  —  4  8uccour  trnthe,  falshedd.  —  5  füll  low.  — 
6  never  pleasant  gayle.  —  7  unto  suche,  prosperons  wynds  Öo  blow.  — 
8  avayle.  —  9  bredd,  whearof  suche  doubtes,  grow.  —  10  faynt,  fayle.  — 
11  Blage.  —  12  Suche,  gyveth. 

[64a]        Quum  bonus  Israel  Dens.    Ps.  LXXIII. 

1]      Tlioughe  lorde  to  Israeli  thy  graces  plentuous  be 
I  meane  to  such  with  pure  intent  as  fixe  their  trust  in  the 
Yet  whiles  the  faith  did  fajmt  that  shold  haue  ben 

my  guyde 
lyke  them  that  walk  in  slipper  pathes  my  f eet  began  to  slyde 
5]      whiles  I  did  grudge  at  those  that  glorey  in  ther  golde 
whose  lothsom  pryde  reioyseth  welth  in  quiet  as  they  wolde 

to  se  by  course  of  yeres  what  nature  doth  appere 
the  pallayces  of  princely  fourme  succede  from  heire  to  heire 
from  all  such  trauailes  free  as  longe  to  Adams  sede 
10]  neither  witMrawne  from  wicked  works  fey  daunger  nor 

by  dread 

wherof  their  skomfull  pryde  and  gloried  w/tÄ  their  eyes 

as  garments  clothe  the  naked  man  thus  ar  they  clad  in  vyce 

thus  as  they  wishe  succeds  the  mischeif  that  they  meane 

whose  glutten  cheks  slouth  feads  so  fatt  as  scant  their 

eyes  be  sene 
15]      vnto  whose  crewell  power  most  men  for  dred  ar  fayne 
to  bend  and  bow  w«t&  loftye  looks  whiles  they  vawnt  in 

thier  rayne 
and  in  their  bloody  hands  whose  creweltye  that  frame 
the  wailfull  works  that  skourges  the  poore  wj'tA  out  regard 

of  blame 
to  tempt  the  living  god  they  thinke  it  no  offence 
20]  and  p/erce  the  symple  w/t/i  their  tungs  that  can  make  no 

defence 
suche  proofes  bifore  the  iust  to  cawse  the  harte  to  wauer 
be  sett  lyke  cupps  myugled  wlMi  gall  of  bitter  tast  and  sauer 

▲nglU.    N.  F.      XVII.  22 


322  FUEDEKICK  MORGAN  PADELFORD, 

then  saye  thy  foes  in  skome  that  tast  no  other  foode 
but  sucke  the  fleshe  of  thy  elect  and  bath  them  in  their 

bloode 
25]      shold  we  beleue  the  lorde  [doth]  know  and  suffer  this 
ffold  be  he  with  fables  vajme  that  so  abused  is 
in  terrour  of  the  iust  thus  raignes  inquititye 
armed  mih  power,  laden  with  gold  and  dred  for  crueltye 
then  vayne   the  warr  might   seme  that  I  by  faythe 

mayntayne 
30]  against  the  fleshe  whose  false  effects  my  pure  hert  wold 

distayne 
for  I  am  scourged  still  that  no  offence  have  doon 
by  wrathes  children  and  from  my  byrth  my  chastesing 

begoon 
when  I  beheld  their  pryde  and  slacknes  of  thy  band 
I  gan  bewaile  the  wofull  State  wherin  thy  chosen  stand 
35]      and  as  I  sought  wherof  thy  sufferaunce  lord  shold  groo 
I  found  no  witt  cold  pierce  so  farr  thy  hollye  domes  to  knoo 

and  that  no  mysteryes  nor  douglit  could  be  distmst 
tili  I  com  to  the  holly  place  she  mansion  of  the  inst 
where  I  shall  se  what  end  thy  iustice  shall  prepare 
40]  for  such  as  buyld  on  worldly  welth  and  dye  ther  colonrs  faire 
[64  b]     Oh  how  their  ground  is  false  and  all  their  buylding  vayne 
and  they  shall  fall  their  power  shall  falle  that  did  their 

pryde  mayntayne 
as  charged  harts  with  care  that  dreme  some  pleasaunt 

toume 
after  their  sleape  fynd  their  abuse  and  to  their  plaint 

retoume 

45]      so  shall  their  glorye  faade  thy  sword  of  vengeaunce  shall 

Vnto  their  dronken  eyes  in  blood  disclose  their  errours  all 

and  when  their  golden  fleshe  is  from  their  backe  yshorne 

the  Spotts  that  vnder  neth  wer  hidd  thy  chosen  shepe 

shall  skorne 
and  tili  that  happye  daye  my  hert  shall  swell  in  [cjare 
50]  my  eyes  yeld  teares  my  yeres  consume  bitwne  hope  and 

dispayre 
loo  how  my  spirits  ar  dull  and  all  thy  iudgments  darke 
no  mortall  hedd  may  skale  so  highe  but  wunder  at  thy 

warke 


THE  MS.  POBMS  OF  HSNBT  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       323 

alas  how  oft  my  foes  haue  framed  my  decaye 
but  when  I  stode  in  drede  to  drenche  thy  hands  still  did 

me  stay 
55J      and  in  eache  voyage  that  I  toke  to  conquer  synne 
thow  wert  my  guyd  and  gaue  me  grace  to  comf ort  me  therin 
and  when  my  withered  skyn  vnto  my  bones  did  cleue 
and  fleshe  did  wast  thy  grace  did  then  my  simple  sprits 

releue 
in  other  succowr  then  oh  lord  why  should  I  trust 
60]  but  onely  thyn  whom  I  haue  found  in  thy  behight  so  iust 
and  suche  for  drede  or  gayne  as  shall  thy  name  refuse 
shall  perishe  with  their  golden  godds  that  did  their  harts 

seduce 
where  I  that  in  thy  worde  haue  set  my  trust  and  ioye 
the  highe  reward  that  longs  therto  shall  quietlye  enioye 
65]      and  my  vnworthye  lypps  inspired  witA  thy  grace 

shall  thus  f orespeke  thy  secret  works  in  sight  of  Adams  race. 

Finis. 

Notes  on  the  text:  S  ihe  i  of  the  first  hebte  is  inserted  aborCj  and 
the  precedifig  e  seems  to  have  heen  crossed  out,  and  then  restored;  hands 
uncertain.  —  14  glutten  alt.  to  glutted,  diff.  hand.  —  18  final  s  of  skoarges 
crossed  out.  —  25  doth  inserted  after  lord,  diff,  ha^id.  —  47  fleshe  alt.  to 
fleece,  diff.  hand.  —  49  rare,  alt.  to  care,  diff.  hand. 

Found  also  in  A.  [29&],  with  the  following;  variants:  1  Lord.  — 
2  snche,  entent.  -    3  whyles,  shold  have  bene.  —  4  walke,  slypper,  feete. 

—  5  whyles,  glorye,  their  goold.   —  6  lothesome,  rejoyceth,  quyet,  wold. 

—  7  see,  cource,  yeares,  appayre.  —  8  paUaces,  princelye  forme  Succeede. 

—  9  Ffrom,  snche  travailes,  long,  Adames  sede.  —  10  withdrawen,  workes. 

—  11  whearof,  sckomefull.  —  12  are,  cladd.  —  13  wisshe  sncceads,  my- 
scheaf.  —  14  glutted  cheekes  slowth  feedes,  skant,  seene.  —  15  Unto,  powre, 
moste,  dread  are.  —  16  lookes  whyles,  vaunt,  raigne.  —  17  blooddye  handes, 
creweltie.  —  18  walefull  workes,  sckourdge,  without  regarde.  —  19  lyving, 
thinck.  —  20  pearce,  tongues.  —  21  before,  just,  hartes,  waver.  —  22  with 
cnpps  mingled,  saver.  —  23  say  thie,  sckome,  taste.  —  24  suck,  flesshe, 
thie  electe,  bathe,  blood.  —  25  Shuld,  beleve,  Lorde  doth,  suffire.  — 
26  Ffooled.  —  27  juste,  iniquitie.  —  28  powre,  goold,  dread,  creweltie.  — 
29  seeme,  faithe.  —  30  agaynst,  flesshe,  falce,  effectes,  hart.  —  31  Ffor, 
scourdged,  done.  —  32  Children,  birth,  begounne.  —  33  beholde,  slacknesse, 
thye.  —  34  bewayle,  whearin  thie.  —  35  and  whan,  whearof,  suffrannce 
Lord  shuld  grow.  —  36  fownd,  could  pearce,  thie,  know.  —  37  doubt.  — 
38  come,  hollie,  mancion,  just.  —  39  wheare,  see,  thie  justice.  —  40  suche, 
wealth  coTrected  from  some  other  speüing,  prob,  welth-,  theire  coulloures 
fayre.  —  41  grownd,  falce,  buildinge.  —  42  powres.  —  43  Chardged  hartes, 

22* 


324  FRBDEKICK  MOKOAN  PADELFORD, 

dreames.  —  44  ther,  fjiide,  abvse,  plajut.  —  45  glorie  fade  thie.  —  46  anto, 
dronken.  —  47  goolden  fleece,  back.  —  48  spottes,  nndernethe  weare  hyd 
thie,  sheepe,  sckorne.  —  49  happie.  —  50  yelde,  yeares,  betwene.  —  51  Loe, 
spirites  are,  thie  judgementes  dark.  —  52  head,  wonder,  thie  wark.  — 
53  ofte,  have,  decay.  —  54  whan,  stoode,  dreede.  —  55  tooke,  conqaeare. 

—  56  guyde,  gave,  therein.  —  57  witherid,  skynne  unto,  deeve.  — 
58  flesshe,  waste  thie,  than,  symple  spirites  releeve.  —  59  others  snccourei 
0  Lorde  wliye  shuld.  —   60  onlye  thyne  whome,  have  fownde,  thie,  just. 

—  61  dread,  thye.  —  62  pearishe,  goolden  gods,  hartes.  —  63  wheare,  thie, 
have  sett,  joye.  —  64  rewarde,  longes,  quyetlye  enjoye.  —  66  unworthie, 
thie,  —  66  forespeake  thie  seacrett  workes,  Adames.  —  FFinis. 

The  caesura  is  marked,  and  the  foUowing  vs.  begin  with  cape. :  1—4, 
7,  9,  13,  15—19,  21,  23,  25,  29,  31,  34—37,  39,  41,  45,  51,  59,  61. 


[65a]       Exaudi  Deus  orationem  meam.    Ps.  LV. 

1]  Giue  eare  to  my  suit  lord  fromward  hide  not  thy  face 
beholde  herking  in  grief  lamenting  how  I  praye 
my  fooes  they  bray  so  lowde  and  eke  threpe  on  so  fast 
buckeied  to  do  me  scathe  so  is  their  malice  bent 

5J  care  perceth  my  entrayles  and  traueyleth  my  spryte 
the  gi-eslye  feare  of  death  enuyroneth  my  brest 
a  tremblynge  cold  clene  ouerwhelmeth  my  hert 

0  thinke  I  hadd  I  wings  like  to  the  symple  doue 
this  peryll  myght  I  flye  and  seke  some  place  of  rest 

lOJ  In  wylder  woods  where  I  might  dwell  far  from  these  cares 
what  spady  way  of  wing  my  playnts  shold  thei  lay  on 
to  skape  the  stormye  blast  that  threatned  is  to  me 
rayne  those  vnbrydied  tnngs  breake  that  coninred  league 
for  I  decyphred  haue  amydd  out  towne  the  stryfe 

15]  gyle  and  wrong  kept  the  walles  they  ward  both  day  and 

night 
and  whiles  myscheif  with  care  doth  kepe  the  market  stede 
wliilst  wickidnes  with  craft  in  heaps  swai*me  throogh  the 

strete 
tlien  my  declared  foo  wrought  me  all  this  reproche 
by  härme  so  loked  for,  yt  wayeth  hälfe  the  lesse 

20]  for  though  myne  ennemyes  happ  had  byn  not  to  preoaile 

1  cold  not  haue  hidd  my  face  from  uenym  of  bis  eye 
It  was  a  frendly  foo  by  shadow  of  good  will 

myne  old  fere  and  dere  frende  my  guyde  that  trapped  me 
where  I  was  wont  to  fetche  the  cui'e  of  aU  my  care 


THB  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SUEREY.       325 

25]  and  in  bis  bosome  byde  my  secreat  zeale  to  god 
sucb  Süden  surprys  quicke  may  tbem  bell  deuoore 
wbilst  I  inuoke  tbe  lord  wbose  power  sball  me  defend 
my  prayes  sball  not  cease  from  tbat  tbe  sonne  disscends 
tili  be  bis  baulture  wynn  and  byde  tbem  in  tbe  see 

30]  mth  words  of  hott  effect  tbat  mouetb  from  bert  contryte 
sucb  humble  sute  o  lord  dotb  pierce  tby  pacyent  eare 
It  was  tbe  lord  tbat  brake  tbe  bloodly  compackts  of  tbose 
tbat  preloked  on  witÄ  yre  to  slaugbter  me  and  myne 
tbe  euerlasting  god  wbose  kingdom  batb  no  end 

35]  wbome  by  no  tale  to  dred  be  cold  divert  from  synne 
tbe  conscyence  vnquyet  be  stryks  with  beuy  band 
and  proues  tbeir  force  in  faytb  wbome  be  sware  to  defend 
butter  fales  not  so  soft  as  dotb  bys  pacyence  longe 

[65&]and  ouer  passetb,  fine  oyle  running  not  balfe  so  smotbe 

40]  but  wben  bis  suffraunce  fynds  tbat  brydled  wratb  prouoks 
be  tbretbnetb  wratb  be  wbets  more  sbarppe  tben  any 

toole  can  fyle 
friowr  wbose  haime  and  tounge  presents  tbe  wicked  sort 
of  tbose  f alse  wolves  with  cootes  wbicb  doo  tbeir  ravin  byde 
tbat  sweare  to  me  by  beauen  tbe  fotestole  of  tbe  lord 

45]  wbo  tbougb  force  bad  burt  my  fame  tbey  did  not  toucb 

my  lyf e 
sucb  patcbing  care  I  lotbe  as  feeds  tbe  weltb  witA  lyes 
but  in  tbe  tbotber  p[s]alme  of  David  fynd  I  ease 
lacta  curam  tuam  super  dominum  et  ipse  to  enutriet 

Finis. 

Notes  on  the  text:  7  of  dred  inserted  after  cold,  diff'.  hnnd.  —  11  e 
üiserted  in  spady;  i  ofihei  replaces  orig.  n,  same  hand;  laier,  tcord  altered 
to  they,  diff.  hand.  —  15  kept  the  walles  alt  to  do  kepe  walle«,  diff.  hand 
or  hands.  —  16  whiles  myscheif  alt.  to  whiles  myscheif  eke,  and  later  to 
myscheif  ioyned.  —  18  then  replaced  by  ne,  diff.  hand.  —  20  not  replaced 
by  for,  diff.  hand.  —  21  not  crossed  out,  diff.  hand.  —  26  them  hell  alt. 
to  hym  hele,  diff.  Iwnd.  —  47  phalme. 

Found  also  in  A.  [306],  with  the  following  variants:  1  Geave,  sute 
Lord,  hyde,  thie.  —  2  herken,  greefe.  —  3  solowde.  —  5  pearceth,  traveileth, 
spirit.  —  6  greeslye,  envyroneth.  —  7  tremhliuge  colde  of  dread  cleane 
overwhealmcthe ,  hart.  —  8  thinck,  had,  winges  lyke,  dove.  —  9  perill 
might,  seeke.  —  10  woodes  wheare,  theise.  —  11  speedie,  wyng,  playntes 
shuld  they.  —  13  Raine,  unbrydled  tongues,  coiy'ured.  —  14  flFor,  descyphred 
have,  strif.  —  15  guyle,  the  tcanting^  warde.  —  16  and  myschief  joynede, 
steede.   --   17  Whylcste  wickednes,  crafte,  heapes.  —   18  ne  my,  foe.  — 


326  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

19  looked,  half.  —  20  thonghe,  enemyes  or  ennemyes,  bene  for  to.  — 
21  coulde  have  hydd,  venome.  —  22  frendlye  foe.  —  23  olde  feere,  deare 
frend.  —  24  wheare.  —  25  bosom,  God.  —  26  suche  soudden,  quyck,  hym 
seif  devoure.  —  27  Whylste,  invoke,  Lorde;  powre.  —  28  seace,  dlBoendes. 

—  29  aulture  wynne  (word  alt.),  Sea.  —  30  wordes,  whote  effecte,  moyes, 
hart.  —  31  snche,  Lorde,  pearce  thie  pacient.  —  32  Lord,  blooddie  compactes. 

—  33  prelooked,  L-e,  slawghter.  —  34  everlasting,  kingdome.  —  35  dread, 
could  dyvert.  —  36  conscience  nnquyet,  strykes,  heavye.  — -  37  prores,  faith. 

—  38  falles,  softe,  bis  patience.  —  39  over,  fyne,  roninng,  half.  —  40  fyndes, 
proYokes.  —  41  threatneth,  whettes,  anye.  —  42  tongne  presentee.  — 
43  falce,  coates  whiche  do,  Rayyn.  —  44  heaven,  foote  stoole,  Lorde.  — 
45  thoughe,  touche,  lif.  —  46  Suche,  feedes,  wealtb.  —  47  other.  — 
48  dommum.  —  The  Latin  line  foüowed  by  id  est,  cast  thie  care  uppon 
the  Lord  and  he  shall  norishe  the.  —  Ffinis. 

The  caesura  is  marked;  and  the  following  ys.  begin  with  caps. :  1,  5, 
7,  8,  10,  13,  22,  27,  32,  46,  48. 


[23  a]  Poems  in  Add.  Ms.  28635. 

1]  GyrXt  in  my  giltlesse  gowne  |  as  I  sytt  heare  and  sowe 
I  see  that  thinges  are  not  in  dead  |  as  to  the  owtward  showe 
and  who  so  lyst  to  looke  |  and  note  thinges  somwhat  neare 
Shall  fynde  wheare  plajmnesse  seemes  to  haunte  |  nothing 

but  craft  appeare 
5]  for  with  indifferent  eyes  my  seif  can  well  discearne 
how  som  to  guyd  a  shjrppe  in  stormes  |  styckes  not  to 

take  the  steame 
whose  skill  and  conninge  tryed  |  in  calme  to  steare  a  bardge 
they  wolde  sone  shaw  yow  shold  sone  see  it  weare  to  great 

a  chardge 
And  some  I  see  agajme  |  sytt  still  and  say  but  small 
lOj  that  can  do  ten  tymes  more  than  they  |  that  say  they  can 

do  all 
whose  goodlye  gyftes  are  suche  |  the  more  they  vnderstand 
the  more  they  seeke  to  learne  and  know  |  and  take  lesse 

chardge  in  band 
and  to  declare  more  playne  |  the  tyme  [fjlyttes,  not  so  fast 
but  I  can  beare  right  well  in  mynd  |  the  song  now  sung 

and  past 
15]  The  awctour  whearof  cam  |  wrapt  in  a  craftye  cloke 
in  will  to  force  a  flamyng  fyre  |  wheare  he  could  rayse 

no  smoke 


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THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EABL  OF  SURRET.      327 

If  powre  and  will  had  mett  |  as  it  apppeareth  playne 
the  truth  nor  right  had  tane  no  place  |  their  vertues  had 

bene  vayne 
So  that  you  may  perceave  |  and  I  may  saflye  see 
20]  the  innocent  that  giltlesse  is  |  condempned  sholde  have  be 
muche  lyke  untruth  to  this  |  the  storye  doth  declare 
Wheare  the  eiders  layd  to  Susans  chardge  |  meete  matter 

to  compare 
They  did  her  both  accuse  |  and  eke  condempne  her  to 
and  yet  no  reason  right  nor  truthe  |  did  lead  them  so  to  do 
25]  And  she  thus  judged  to  dye  |  toward  her  death  went  forthe 
Ffraughted  with  faith  a  pacient  pace  |  taking  her  wrong 

in  worthe 
but  he  that  dothe  defend  |  all  those  that  in  hym  trust 
Did  raise  a  Childe  for  her  defence  |  to  shyeld  her  from 

the  unjnst 
and  Danyell  chosen  was  |  then  of  this  wrong  to  weete 
30]  How,  in  what  place  and  eke  with  whome  |  she  did  this 

cryme  comwytt 
he  cawsed  the  Eiders  part  |  the  one  from  the  others  sight 
and  did  examyne  one  by  one  |  and  chardged  them  bothe 

say  right 
Vndra  Molberye  trye  |  it  was  fyrst  sayd  the  one 
The  next  namede  a  Pomegranate  trye  |  whereby  the  truth 

was  knowne 
35]  Than  Susan  was  dischargcd  |  and  they  condempned  to  dye 
as  right  requeares  and  they  deserve  |  that  framede  so 

fowll  a  lye 
And  he  that  her  preserved  |  and  lett  them  of  their  lust 
hath  me  defendyd  hetherto  |  and  will  do  still  I  trust. 

Ffinis. 

Not€B  on  the  text:  13  slyttes.  —  90  and  before  eke  hiserted,  samt 
hand.  —  32  them  inserted,  same  hand. 

Variante  in  T,  [198] :  6  seke  for  to  take.  —  7  Whose  practise  yf  were 
proned.  —  8  Asauredly  beleue  it  well  it  were  to  great.  —  10  coold.  — 
14  füll  well.  —  16  With  wiU.  —  17  had  ioynde.  —  21—38  missing. 

[26  a] 

1]  Laid  in  my  quyett  bedd,  in  study  as  I  weare 

I  saw  within  my  troubled  hed,  a  heape  of  thoughtes  appeare 
and  every  thought  did  shew,  so  lyvelye  in  myne  eyes 


328  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

that  now  I  sight  and  then  I  smylde,  as  cawse  of  thooght 

did  ryse 
5]  I  saw  the  lytle  boye,  in  thought  how  ofte  that  he 
did  wishe  of  Godd  to  scape  the  rodd  |  a  tall  yong  man  to  be 
The  yong  man  eke  that  feeles,  his  bones  with  paynes 

opprest 
how  he  wold  be  a  riche  olde  man  |  to  lyre  and  lye  att  rest 
The  ryche  olde  man  that  sees  |  his  end  draw  on  so  sore 
10]  how  he  wolde  be  a  boye  agajme  |  to  lyve  so  moche  the  more 
Wheare  at  füll  ofte  I  smylde  |  to  see  how  all  theise  three 
from  boy  to  man,  from  man  to  boy  |  wold  chopp  and 

channge  degree 
and  musinge  thus  I  thincke  |  the  case  is  very  straunge 
that  man  from  wealth  to  lyve  in  woe  |  doth  ever  seeke 

to  chaunge 
15]  thus  thoughtfuU  as  I  laye  |  I  saw  my  withcryd  skynne 
how  it  doth  shew  my  dynted  Jawes  |  the  flesshe  was 

worne  so  thynne 
and  eke  my  tothelesse  chapps  |  the  gates  of  my  right  way 
that  opes  and  shuttes  as  I  do  speake  |  do  thus  unto  me  say 
Thie  whyte  and  horishe  heares  |  the  messengers  of  age 
20]  that  shew  lyke  lynes  of  true  belief  |  that  this  lif  doth 

asswage 
bides  the  lay  hand  and  feele  |  them  hanging  on  thie  chyn 
the  whiche  do  wryte  twoe  ages  past  |  the  thnrd  now 

cumming  in 
hang  upp  therfore  the  bitt  |  of  thie  yonge  wanton  tyme 
and  thow  that  theare  in  beaten  art  |  the  happyest  lif  defyne 
25]  Wheare  at  I  sight  and  said  |  farewell  my  wonted  joye 
trusse  upp  thie  pack  and  trudge  from  me  |  to  every  lyüe 

boye 
And  teil  them  thus  from  me  |  theire  tyme  moste  happie  is 
Yf  to  their  tyme  they  reason  had  |  to  know  the  truthe  of  this. 

Ffinis. 

Variauts  in  T,  [30]:  4  doth.  —  16  dented  chewes. 
[27  a] 

1]  Eache  beeste  can  chuse  his  feere  |  according  to  his  minde 
and  eke  to  shew  a  frindlie  cheare  |  lyke  to  their  beastly  kjmd 
a  liyon  saw  I  theare  |  as  whyte  as  any  snow 


THE  MS.  POEMS  OF  HENBT  UOWABD,  EAUL  OF  SURRET.   320 

whiche  seemyd  well  to  leade  the  race  |  bis  porte  the  same 

did  shew 
5]  uppon  this  gentyll  beast  |  to  gaze  it  lyked  me 

for  still  me  thought  it  seemyd  me  |  of  noble  blood  to  be 
and  as  he  praunced  before  |  still  seeking  for  a  make 
as  whoe  wolde  say  there  is  none  heare  |  I  trow  will  me 

forsake 
I  might  perceave  a  woolf  |  as  whyte  as  whale  bis  bone 
10]  a  fayrer  beast,  a  fressher  hew  |  beheld  I  never  none 
Save  that  her  lookes  wear  fearce  |  and  froward  eke  her 

grace 
toward  the  whiche  this  gentle  beast  |  gan  hym  advaunce 

apace 
and  with  a  beck  füll  low  |  he  bowed  at  her  feete 
in  humble  wyse  as  who  wold  say  |  I  am  to  farr  unmeete 
15]  but   suche  a  scomfuU   cheere  |  wheare  with  she  hym 

rewarded 
was  never  seene  I  trow  the  lyke  |  to  suche  as  well  deservid 
Wheare  with  she  startt  asyde  |  well  neare  a  f oote  or  twayne 
and  unto  hym  thus  gan  she  saye  |  with  spight  and  great 

disdayne 
Lyon  she  said  yf  thow  |  badest  knowen  my  mynde  befome 
20]  thow  hadst  not  spentt  thie  travaile  thus  |  and  all  thie 

pajme  forlome 
Do  waye  I  lett  the  weete  |  thow  shalt  not  play  with  me 
but  raunge  aboute ;  thow  maiste  seeke  oute  |  some  meeter 

feere  for  the 
forthwith  he  beatt  bis  taile  |  bis  eyes  begounne  to  flame 
I  might  perceave  bis  noble  hartt  |  moche  moved  by  the  same 
25]  Yet  saw  I  him  refrayne  |  and  eke  bis  rage  asswage 
and  unto  her  thus  gan  he  say  |  whan  he  was  past  bis  rage 
Crewell  you  do  me  wronge  |  to  sett  me  thus  so  light 
without  desert  for  my  good  will  |  to  shew  me  such  dispight 
how  can  you  thus  entreat  |  a  Lyon  of  the  race 
30]  that  with  bis  pawes  a  crowned  kinge  |  devoured  in  the  place 
whose  nature  is  to  prea  |  uppon  no  symple  foode 
as  longe  as  lie  niay  suck  the  flesshe  |  and  drincke  of 

noble  bloode 
[27/>]Yf  you  be  faire  and  fresshe  |  am  I  not  of  your  hew 
and  for  my  vaunte  I  dare  well  say  |  my  blood  is  not  untrew 


330  FREDEBICK  MORGAN  PADELFORD, 

35]  ffor  yoy  your  seif  dothe  know  |  it  is  not  long  agoe 

sins  that  for  love  one  of  the  race  |  did  end  his  life  in  woe 
In  towre  both  streng  and  highe  |  for  his  assored  tmthe 
Wheare  as  in  teares  he  spent  |  his  breath  |  alas  the  more 

the  mthe 
This  gentle  beast  lykewise  |  who  nothinge  could  remove 
40 1  bat  wülinglye  to  seeke  his  death  |  for  losse  of  his  true  love 
Other  ther  be  whose  lyfe  |  to  lynger  still  in  payne 
against  their  will  preservid  is  |  that  wold  have  dyed  right 

fayne 
but  well  I  may  perceave  |  that  nought  it  movid  you 
my  good  entent  my  gentle  hart  |  nor  yet  my  kynd  so  true 
45j  but  that  your  will  is  suche  |  to  Iure  me  to  the  trade 
as  other  some  füll  many  yeares  |  to  trace  by  crafte  you  made 
and  thus  beholde  my  kynd  |  how  that  we  differ  farr 
I  seke  my  foes  and  you  my  frends  |  do  threaten  still  with 

warr 
I  fawne  wheare  I  an  fedd  |  you  flee  that  seekes  to  you 
50]  I  can  devoure  no  yelding  pray  |  you  kill  wheare  you  subdue 
My  kynd  is  to  desyre  |  the  honour  of  the  field 
and  you  with  blood  to  slake  your  thurst  |  of  suche  as.  to 

you  yelde 
Wherefore  I  wolde  you  wist  |  that  for  your  C!oy  lookes 
I  am  no  man  that  will  be  tra}md  |  nor  tanglyd  bye  suche 

hookes 
55]  and  thoughe  some  list  to  bow  |  wheare  blame  füll  well 

they  might 
and  to  suche  beastes  a  currant  fawne  |  that  shuld  have 

travaile  bright 
l  will  observe  the  law  |  that  nature  gave  to  me 
to  conqueare  suche  as  will  resist  |  and  let  the  rest  go  free 
and  as  a  Ffaulcon  free  |  that  soreth  in  the  ayre 
60 1  whiche  never  fedd  on  band  or  Iure  |  that  for  no  stale 

doth  care 
While  that  I  live  and  breathe  |  suche  shall  my  custome  be 
in  wildnesse  of  the  woodes  to  seeke  |  my  prea  wheare 

pleasith  me 
where  many  one  shall  rew  |  that  never  made  otFence 
thus  your  refuse  agaynst  my  powre  |  shall  bode  them  no 

defence 


THE  MS.  POEMS  OF  HENKT  HOWARD,  EAKL  OF  SUUREY.       331 

65]  in  tlie  revendge  wherof  |  I  vowe  and  sweare  therto 

a  thowsand  spoyles  I  shall  commytt  |  I  never  thought  to  do 
and  yf  to  light  on  you  |  my  happ  so  good  shall  be 
I  shall  be  glad  to  feede  on  that  |  that  wold  have  fed  on  me 
and  thus  farewell  unkynd  |  to  whome  I  bent  to  low 

70]  0  would  you  wist  the  shipp  is  safe  |  that  bare  his  saile 

so  low 

f28a]  Syns  that  a  Lyons  hart  |  is  f or  a  woolf e  no  pray 

with  blooddye  mowth  of  symple  sheepe  |  go  slake  yowr 

wrath  I  say 
with  more  dispight  and  Ire  |  than  I  can  now  expresse 
whiche  to  my  payne  though  I  refrajme  |  the  cause  you 

may  well  gesse 

75]  As  for  becawse  my  seif  |  was  awthour  of  this  game 

It  bootes  me  not  that  by  my  wrath  |  I  shuld  disturbb 

the  same. 
Fflnis. 

Variants  in  T.  [218]:  2  can  shew.  —  3  I  late.  —  5  the  gentle,  it 
pleased.  —  6  he  semed  well.  —  10  of  ft'esher.  —  11  were  coy.  —  12  Vnto 
the  which.  —  17  With  that  she.  —  20  nor  al.  —  22  Go  ränge.  —  23  With 
that  he.  —  25  his  wrath,  —  35  yonr  seif  haue  heard.  —  37  both  omiited. 

—  40  to  lese  his  life.  —  41  whose  liues.  —  42  their  willes  preserued  ar, 
right  omitted.  —  43  But  now  I  doe,  it  moneth.  —  47  onr  kyndes.  — 
48  yonr  frendes.  —  49  am  fled.  —  52  on  such.  —  53  coyed.  —  54  be  trapt, 
with  such.  —  55  lust  to  loue.  —  56  of  cnrrant  sort.  —  60  nor  Iure  nor. 

—  64  This  your  refnse.  —   65  And  for  reuenge  therof  —   66  I  thousand. 

—  69  bent  and  bow.  —  70  sailes.  —  72  With  bloody  mouth  go  slake  your 
thirst  on  simple  shepe  1  say. 

1  ]  This  name  o  Lord  ho we  greate  |  is  f ownd  bef ore  our  sight 
Yt  fiUs  the  earthe  and  spreades  the  ayre  |  the  great  workes 

of  thie  might 
for  even  unto  thie  powre  |  the  heavens  have  geven  a  place 
and  closyd  it  above  their  heades  |  a  mightie  lardge  compace 
5]  thye  prayse  what  clowde  can  hyde  |  but  it  will  sheene 

agayne 
synce  yoiige  and  tender  sucking  babes  |  have  powre  to 

shew  it  playne 
wliiche  in  dispight  of  those  |  that  wold  thie  glorye  hide 
hast  put   into  such  Infantes  mowtlies  |  for  to  confounde 

their  pryde 


332  FREDERICK  MORGAN  TADELFORD, 

Wherefore  I  shall  beholde  |  thy  fygarede  heayen  so  hye 
10]  whiche  shewes  suche  printes  of  dyvers  formes  |  within  the 

clowdye  skye 
As  hüls  and  shapes  of  men  |  eke  beastes  of  sondrie  kynde 
taonstruoos  to  our  outward  sight  |  and  f ancyes  of  our  mynde 
And  eke  the  wanishe  moone  |  whiche  sheenes  by  night  also 
and  eache  one  of  the  wandring  sterres  |  whiche  after  her 

doth  goe 
15]  and  liow  to  kepe  their  course  |  and  whiche  are  those  that 

Stands 
because  they  be  thie  wonderous  workes  |  and  labours  of 

thie  hands 
but  yet  among  all  theise  |  I  aske  what  thing  is  man 
whose  tourne  to  serve  in  his  poore  neede  |  this  worke 

thow  flrst  began 
Or  whate  is  Adames  sonne  |  that  beares  his  fathers  marke 
20]  for  whose  delyte  and  compforte  eke  |  thow  hast  wrought 

all  this  warke 
I  See  thow  myndcst  hym  moche  |  that  doste  rewarde  hym  so 
beinge  but  earthe  to  rule  the  earthe  |  wheare  on  hymself 

doth  go 
Ffrom  Aungells  substaunce  eke  |  thow  madeste  hym  differ 

small 
Save  one  dothe  chaunge  his  lif  awhyle  |  the  other  not  at  all 
25]  The  Sonne  and  Moone  also  |  thow  madeste  to  geve  him  light 
and   eache   one   of   the  wandring  sterrs  |  to  twynckle 

sparkies  bright 
The  ayre  to  geve  hym  breathe  |  the  water  for  his  health 
the  earth  to  bring  forth  grayne  and  frute  |  for  to  encrease 

his  wealth 
and  many  mettalls  to  |  for  pleasure  of  the  eye 
[286]  30]  whiche  in  the  hoUow  sowndyd  grownd  |  in  previe  vaynes 

do  lye 
The  sheepe  to  geve  his  wool  |  to  wrapp  his  boddie  in 
and  for  suche  other  needefull  thynges  \  the  oxe  to  spare 

his  skynne 
The  hoi^sse  even  at  his  will  |  to  beare  hym  to  and  fro 
and  as  hjon  list  eache  other  beaste  |  to  serve  his  turne 

also 
35]  The  fysshes  of  the  sea  |  lykewyse  to  feede  hym  ofte 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       333 


and  eke  tlie  birdes  whose  feathers  serve  |  to  make  his 

sydes  lye  softe 
On  whose  head  thow  hast  sett  |  A  Crowne  of  Glorye  to 
to  whome  also  thow  didcst  appoint  |  that  honour  shuld  be  do 
and  thus  thow  madeste  hym  Lord  |  of  all  this  worke  of  thyne 
40]  of  man  tliat  goes,  of  beast  that  creapes  |  whose  lookes 

doth  downe  declyne 
of  ffysshe  that  swymme  below  |  of  ffowles  that  flyes  on  hye 
of  Sea  that  fyndes  the  ajrre  his  rayne  |  and  of  the  land 

so  drye 
and  undemeath  his  feete  |  thow  hast  sett  all  this  same 
to  make  hym  know  and  playne  confesse  |  that  marveilous 

is  thie  name 
45]  and  Lord  whiche  art  out  Lord  |  how  merveilouse  is  it  f ownd 
the  heavens  doth  shew,  the  earth  doth  teil  |  and  eke  the 

World  so  rownd 
Glorie  therefore  be  geven  |  to  thee  flrst  whiche  art  three 
and  yet  bat  one  almightie  God  |  in  substaunce  and  degree 
as  fii-st  it  was  when  thow  |  the  dai*cke  confused  heape 
50)  Clottid  in  one,  didst  pai-t  in  fowre  |  whiche  Elementes  wee 

cleape 
and  as  tlie  same  is  now  |  even  heare  within  oor  tyme 
and  ever  sliall  here  after  be  |  when  we  be  filth  and  slyme. 

Ffinis. 

Notes  on  the  text:   34  list  inseried.   —   45  Ihe  vei  of  merveilous 
correcied  from  some  earlier  speUhig. 

[31  a] 

1]  Good  Ladies  you  that  have  |  your  pleasure  in  exyle 
Stepp  in  your  foote,  come  take  a  place  |  and  mourne  with 

me  awhyle 
and  suche  as  by  their  Lords  |  do  sett  but  lyttle  pryce 
Lett  them  sitt  still  it  skills  them  not  |  what  chaunce  come 

on  the  dyce 
5]  but  you  whome  love  hath  bound  |  by  order  of  desyre 
to  love  your  Lordes  whose  good  desertes  |  none  other  wold 

requyre. 
[31^]  Come  you  yet  once  agayne  |  and  sett  your  foote  by  myne 
wliose  wofull  plight  and  sorowes  great  |  no  tongue  may 

well  defyne 


334  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

My  Lord  and  love  alas  |  in  whome  consystes  my  wealth 

lOJ  hath  fortune  sent  to  passe  the  Seas  |  in  haserd  of  his  health 
Tliat  I  was  wontt  for  to  embrace  |  contentid  myndes 
ys  now  amydd  the  f oming  floodds  |  at  pleasore  of  the  wyndes 
Theare  God  hym  well  preserve  |  and  safelye  me  hym  send 
without  whiche  hope  my  lyf  alas  |  weare  shortlye  at  an  ende 

15]  [Whose  absence  yet,  although  my  hope  doth  teil  me  plaine 
With  Short  returne  he  comes  anon,  yet  ceasith  mot  my 

payne.] 
The  fearefuU  dreames  I  have  |  oft  tymes  they  greeve  me  so 
that  then  I  wake  and  stand  in  dowbtt  |  yf  they  be  trew  or  no 
Somtyme  the  roring  Seas  |  me  seemes  they  grow  so  hye 

20]  that  my  sweete  Lorde  in  daunger  greate  |  alas  doth  often  lye 
Another  tyme  the  same  |  doth  teil  me  he  is  comme 
and  playng  wheare  I  shall  hym  fynd  |  with  T.  his  lyüe  sonne 
So  forthe  I  goe  apace  |  to  see  that  lyfsome  sight 
and  with  a  kysse  me  thinckes  |  I  say  |  now  well  come 

home  my  knight 

25]  Welcome  my  sweete  alas  |  the  staye  of  my  welfare 

thye  presence  bringeth  forthe  a  truce  |  betwixt  me  and 

my  care 
Then  lyvelye  doth  he  looke  |  and  saloith  me  agayne 
and  saith  my  deare  how  is  it  now  |  that  you  have  all  this 

payne 
Wheare  with  the  heavie  cares  |  that  heapt  are  in  my  brest 

30]  breakes  forth  and  me  dischardgeth  cleane  |  of  all  my  great 

unrest 
butt  when  I  me  awayke  |  and  fyndes  it  but  a  dreame 
the  angwyshe  of  my  former  woe  |  beginneth  more  extreame 
and  me  tourmentith  so  |  that  vnueth  may  I  fynde 
some  hydden  wheare  to  steale  the  gryfe  |  of  my  unquyet 

mjmd 

35]  Thus  euerye  waye  you  see  |  with  absence  bow  I  bume 
and  for  my  wound  no  eure  there  is  |  but  hope  of  some 

retoume 
Save  when  I  feele  the  sower  |  how  sweete  is  feit  the  more 
it  doth  abate  some  of  my  paynes  |  that  I  abode  before 
and  then  unto  my  seif  I  saye  |  when  that  we  two  shall  meete 

40J  but  lyttle  tyme  shall  seeme  this  payne  |  that  joye  shall 

be  so  sweete 


THE  MS.  POEMS  OF  HENRT  HOWARD,  EARL  OF  SURRET.       335 

Ye  wyndes  I  you  convart  |  in  chieffest  of  your  rage 
that  you  my  lord  me  safelye  send  |  my  Sorowes  to  asswage 
and  that  I  may  not  long  |  abyde  in  suche  excesse 
Do  your  good  will  to  eure  a  wight  |  that  ly veth  in  distresse. 

Ffinis.  —  Preston. 

Notes  on  the  text:  32  tJie  j  of  angwyshe  repla^es  i. 

Variants  in  T,  [19]:  11  Whome  I  was  wont  tembrace  with  weU  con- 
tented  minde.  —  12  winde.  —  13  Where,  well  him,  sone  him  home  me.  — 
15-16  Couplet  in  text.  —  17  oft  times  do  grene.  —  18  That  when  I  wake 
I  lye  in  donte  where.  —  19  me  semes  do  grow.  —  20  dere  Lord  ay  me  alas 
me  thinkes  I  se  him  die.  —  22  with  his  faire  little  sonne.  —  24 1  say  welcome 
my  lord.  —  30  Breake,  huge  vnrest.  —  31  finde.  —  34  Sam  hiddeu  place, 
wherein  to  slake  the  gnawing  of  my  mind.  —  36  no  cnre  I  find,  good  retuni. 
—  37  Saue  whan  I  think,  by  sowre.  —  39  And  then  vnto  my  seif  I  say  when 
we  shal  meete.  —  40  litle  while,  the  ioy.  —  41  I  you  coniure.  —  43  this 
excesse. 

[29  a]  Poems  in  Harl.  IHs.  78. 

1]  Of  thie  lyff  Thomas  the  compas  well  marke  | 
Not  ay  with  füll  sayles  the  hyegh  sees  to  beate 
ne  be  coward  dreade  forshunnynge  stormes  darke 
On  shallowe  shores  the  kell  in  perill  freate 


5]  Who  gladly  halsethe  ye  goulden  meane 
Voyde  of  dayngers  advisedly  hathe  his  home 
not  with  lothesome  moucke  as  a  dene  vnplayne 
nor  palace  lyke  w[h]earat  dysdayne  may  glome  | 

The  lustyer  pyne  the  greatter  wyndes  oft  it  reues 
10]  witA  violenter  sueight  turrettes  stepe 

And  lyghtninges  assalt  hiegh  mountaynes  &  cleves 
A  hoort  well  scholed  in  ouer  hartes  depe 

Hopethe  ameniment  in  swet  ferethe  sower 
God  yat  sendethe  withdrawethe  Wynter  smarte 
15]  Now  yll  not  aye  thus  ones  phebus  to  lower 

bowe  vnbent  shall  cease  &  vuice  frame  to  sharpe 

In  streight  estate  appere  thou  hardie  and  stoute 
And  so  wysly  when  füll  vnlucky  wynde 
All  thie  pufte  sayles  shall  fyll  loke  well  abuwte 
20J  Tayke  in  a  rief  hast  is  wast  prof  dothe  fynde. 

Ffinis. 


336  FREDERICK  MORGAN  PADELFORD, 

Notes  on  the  text:  The  poem  was  subjected  to  rather  elaborate  cor- 
rections,  wliicli  are  in  the  same  hand,  bat  in  di£ferent  ink,  so  that  some 
cousiderable  time  maj  have  elapsed  between  the  copying^  of  the  poem  and 
the  correction  of  it.  I  have  printed  the  nnrevised  yersion  in  so  far  as  I 
can  decipher  it.  —  1  the  alt.  io  this.  —  3  fonhonnynge  ait  to  forshon- 
nynge.  —  4  lest  inserted  before  on;  an  earlier  ward  is  alt  to  kell,  but  I 
cannot  decipher  ü;  in  replaces  withe,  same  ink.  —  5  en  inserted  before 
halsethe,  corrected  front  harsethe,  same  ink.  —  8  scribe  started  to  write 
palicce,  and  alt.  io  palace.  —  9  it  crossed  out.  —  10  sneight  aU,  to 
sweightes,  and  fall  inserted  after  it.  —  11  assalt  alt  to  aflsalth.  — 
13  hopeth  alt  io  hopes,  prob.  diff.  hatid;  ameniment  cUt  to  amendment 
—  14  smarte  preceded  by  so  wer  crossed  out,  a  clerical  errottr;  smarte  alt 
to  sharpe.  —  15  phoebttö  to  was  orig.  phebns,  foUowed  by  some  ward  (hat 
has  been  scratched  out.  —  16  cease  preceded  by  seace  crossed  out;  ynice 
alt.  to  voyce.  —  19  abuwte  alt  to  abowte. 

Variants  in  2\  [27]:  3  in  shonning.  —  4  thy  keel.  —  5  Who  so.  — 
7  vncleane.  —  9  The  lofty  pyne  the  great  winde  often  riues.  —  10  swey 
falne.  —  11  Aud  omitied.  —  12  well  stayd  in  ouerthwartes  depe.  — 
13  ameudes,  doth  feare  the.  —  14  sharp.  —  16  With  bow,  and  frame  to  harp. 

[30  &]        1]  I  that  vlisses  yeres  have  spent 
to  seeke  Penelope 
fynde  well  the  foyle  I  have  ment 
to  say  yat  was  not  soo 
5J  Sins  Troilus  cause  hathe  caused  me 
from  Crised  for  to  goo 

Aud  to  repent  Ulisses  truthe 
in  seas  and  storme  skyes 
of  raginge  will  &  wanton  youthe 
10]  vfherewii\i  I  have  tossed  sore 
from  Cillas  seas  to  Carribes  clives 
vppone  the  drowninge  shore 

wheare  I  sought  heaven  ther  founde  I  happe 
ffrom  daynger  vnto  deahte 
15]  lyke  vnto  the  mouse  that  treade^  the  trappe 
in  hope  to  fynde  her  fode 
and  bytes  the  breade  yat  stoppes  his  brethe 
for  in  lyke  case  I  stode 

Tyll  now  repentance  hastethe  liym 
20]  to  further  me  so  fast 

That  wheare  I  sänke  now  ther  I  swyme 
And  have  bothe  streame  and  wynde 


THB  M8.  P0BM8  OF  HENBT  HOWARD,  EARL  OF  BURRET.   337 

And  lucke  is  good  jt  jt  mj  last 
that  any  mane  may  fynde. 

Fflnis. 

Yariants  in  T.  [241],  where  the  poem  is  not  assigned  to  Surrey: 
2  finde.  —  3  what  folly.  —  7  to  bewaile.  —  9  wanton  will  and  raging 
youth.  —  10  Which  we  haue.  —  11  Sicilla  to  Caribdis.  —  21  there  now.  — 
24  — :  That  where  I  perished,  safe  I  passe, 

And  find  no  perill  there: 

Bat  stedy  stone,  no  gronnd  of  glasse, 

Now  am  I  sure  to  saue, 

And  not  to  flete  from  feare  to  feare, 

Such  anker  hold  I  haue. 

[bba]  Poem  in  Add.  Hs.  17492. 

1]  0  happy  dames  that  may  enbrayes 

the  ffrwte  off  yowr  delyet 

helpe  to  be  walle  the  woffuUe  casse 

&  eke  the  hewj^  plyet 
5]  off  me  that  wontede  to  rejoyes 

the  ffortwne  offe  my  pleassante  chyes 

good  lades  helpe  to  ffelle  my  mowernenge  woyce. 

en  a  shepe  ffrawoghte  witA  remiewberances 
off  worden  &  pleassures  paste 
10]  he  ssaylles  that  haytht  en  guvernance^ 
my  lyffe  whylle  et  maye  laste 
wttÄ  scaldenge  sseythes  ffor  wante  off  gayle 
ffurthennge  his  hope  that  is  his  ssaylle 
to  warde  me  the  sswete  porte  off  hes  awalle 

15]  alas  howe  ofte  in  dremes  I  see 

thoos  yees  that  were  my  ffoode 

wyche  ssumetyme  sso  dellyted  me 

that  yet  they  do  me  good 

where  witÄ  I  wake  wit/i  his  retourne 
20]  whoosse  abssente  fflamme  dootht  make  me  boren 

but  whan  I  ffynde  the  lake  lorde  howe  I  mowren. 

[l^bb]    whan  owther  lowers  en  armes  acrosse 
rejoyes  ther  cheffe  dellyet 
drowened  en  teare^  to  mowren  my  losse 
25]  I  Stande  the  better  nyghtes 

Aaglla.    N.  K.    XVII.  23 


Ite.. 


338       PADELFORD,  THE  MS.  POEMS  OF  HENRY  HOWARD  BTC. 

in  my  wyndowe  wher  I  maye  ssee 

beffore  the  wyndes  howe  the  clowdes  ffleye 

loo  whate  amarryner  Iowe  hays  made  me 

&  en  grene  wawes  when  the  ssallte  ffloode 
30]  dootht  sswalle  by  rayges  off  wynde 

a  thwssande  ffaynsys  en  that  moode 

assalles  my  resteles  mynde 

alias  now  drenches  my  sswete  ffoo 

that  witÄ  sspoyle  off  my  harte  ded  goo 
35]  &  lyfte  me  bat  alias  whye  ded  he  sso 

&  when  the  ssces  wax  clame  agane 
to  chasse  ffrom  me  anoye 
my  dowteffwUe  hopee  makes  me  to  playne 
sso  drede  cwtes  off  my  joye 
40]  thus  es  my  mowrtht  meyngled  wttÄ  woo 
&  off  eyche  thowet  a  dowete  dowtht  growe 
nowe  he  comes  wylle  he  cume  alias  no  no. 

Notes  on  the  text:  The  hand  is  very  slovenly;  words  and  even  lines 
are  scratched  out  to  be  replaced  by  slightly  di£ferent  spelllnffs.  —  1  enbrays. 

—  12  partly  retDritterif  mithout  change.  —  15  I  in  reßaced  by  in,  — 
16  orig.  ffodde.  —  19  his  rewriiien,  orig.  retorene.  —  24  orig*  drowenede 
en  teyeres  to  (?)  moweren.  —  28  me  rewritten,  —  29  (?)  way  siarted,  tiba» 
scratched  out.  —  31  orig.  ffayncys.  —  32  orig.  hartte.  —  38  orig.  pftjne. 

—  42  he  cumc  inserted  above. 

The  first  stanza  occurs  also  in  Harh  [30&],  with  the  foUowmff  vaiiaiits: 
1  Oh  happie,  yat,  imbrace.  —  2  fructe.  or  frinte,  or  frnite;  vour  deüght.  — 
3  Helpe,  oewayle,  wofull  case.  —  4  neavie  plyght.  —  5  Of ,  yat  wonted, 
reioyse.  —  6  fortnne;  pleasannt  choyse.  —  7  Öood,  fyll,  mominge  yoyoe. 

Yariants  in  T.  [15]:  8  In  ship,  freight  with  rememb^rance.  — 
9  thoughts.  —  10  gouernance.  —  11  wil  last.  —  12  lack.  —  20  did.  — 
30  rise,  rage.  —  34  the  spoyle.  —  40  my  wealth. 


Corrections. 


page  273,  line  2  for  of  Surrey  read  of  Snrrey's 

„    3  after  [T.]  imert  [ToüeJ] 

„278,     „1  for  Of  the  read  On  the 

„4  „    authography  „  orthography 

„23  „    two  books  „  one  bock 

„    279,     „11  „    jnstifies  „  justifies 

„    311,  first  line  of  notes    „    creasure  „  erasure 

„    322,  line  38  „    she  „  the 

Frederick  Morgan  Padelford. 

Univbrsity  op  Washington, 
Seattle,  Washington. 


BEITRÄGE  ZUR  ENGLISCHEN  GRAMMATIK. 

IV. 


Der  Ursprung  der  f&gnng  a  good  one. 

Über  diese  frage  haben  in  der  letzten  zeit  am  eingehend- 
en und  zusammenfassend  E.  Gerber  ^)  und  E.  EinenkeP) 
^handelt.  Der  erstere  bringt,  nachdem  er  alles  bis  dahin 
^kannte  material  zusammengestellt  hat,  die  erklärung  seines 
hrers  L.  Morsbach  vor.  Schon  im  Früh-mittelenglischen 
idet  sich  pleonastisches  ön  nach  dem  substantivierten  super- 
tiv  {fhe  beste  on)  in  folge  der  Umbildung  einer  echt  ger- 
anischen  fügung  des  Altenglischen  {an  se  betsta).  Ebenso 
idet  sich  pleonastisches  ön  anderen  Ursprungs  nach  substan- 
ven  {A  wonder  maister  was  Jie  on  Rob.  Gl.).  Nach  diesen 
ustern  sei  nun  ön  auch  dem  positiv  des  substantivierten 
Ijektivs  beigefügt  worden:  a  good  one.  Im  gegensatz  dazu 
icht  Einenkel  alle  diese  fälle  als  Umwandlungen  der  alt- 
iglischen  fügung  an  se  betsta  {man)  zu  erklären,  die  durch 
m  analytischen  zug  der  Sprachentwicklung  veranlafst  wurden. 
US  der  ursprünglichen  formel  hätten  sich  nach  ihm  folgende 
pen  entwickelt :  I  ca.  1200 :  }e  besi{e)  an ;  11  (/>e)  an  beste ; 
I  ca.  1250:  good  {man)  an;  IV  ca.  1300:  a  good  {man)  one, 
er  typus  I  sei  dadurch  entstanden,  dafs  man  den  Superlativ 
an  pe  beste  als  partitiven  genetiv  auffalste  und  ihn  wie 
le  genetive  vor  sein  regens  stellte.     Aus  ihm  habe  sich 


1)  Die  Substantivierung  des  adjektivs  im  XV.  und  XVI.  Jahrhundert, 
ittinger  dissertation  1895,  s.  9  ff. 
«)  Anglia  26  (1903),  496  flf. 

23* 


340 


K.  LÜICK, 


einerseits  n,  andererseits  III  entwickelt,  und  letzteres  erkifir! 

Einenkel  auf  folgende  weise: 

'Um  1250  treffea  wir  nuf  den  ersten  versuch  den  tTpns  I 
]it  heslt  {manne)  an  dahin  umzudeuten,  daft  man  den  kaum  noch 
ale  solchen  erkennbaren  genetiv  als  noniinativ  auffafste,  und  un- 
gleich auf  den  ersten  versncli .  an  itelle  des  bisher  allein  mög- 
lichen  Superlativs  den  positiv  zu  setzen.  Da  somit  die  venren-  J 
dang  des  | befitimmtenj  artikels  unraJiglich  geworden  war,  Mrl 
erbalten  wir  als  typus  III  die  form  good  (mon)  an.'    (S.  497.)     1 

Icli  kann  diese  darlegung  nicht  überzeugend  erachten.  Wenn 
man  an  stelle  der  bisher  gebraucliten  superlativfügung  den 
positiv  als  ausreichend  empfand,  wenn  man  also  statt  'der 
besten  einer'  nun  einfach  'ein  guter'  zu  sagen  sich  begnügte, 
60  lag  es  doch  am  nächsten,  sich  der  geläufigen  und  planen 
ausdrucksweise  a  good  {man)  zu  bedienen.  Auch  als  mischung'  ■ 
dieser  und  der  früheren  fügung  scheint  mir  der  typos  IUI 
good  {mon)  Sn  nicht  wahrscheinlich. 

Wie  dem  nun  auch  sei:  entscheidend  ist  wohl  folgendem I 
Die  erklärung  Einenkels  setzt  die  stufe  I  voraus,  in  der  i 
den  Superlativ   als  genetiv  plural   auffafste.     Dies  war  erst  \ 
möglich,  als  die  altenglische  endung  dieses  casus,  -a, 
geschwächt  und  die  genetiv  pluralform  des  artikels  verloren  1 
war.     Die  Umbildung  von  I  zu  III  ist  also  erst  müglicli  imf 
Früh-mittelenglischen  oder  höchstens  in  der  Umgangssprache! 
der  ausgehenden  altenglischen  periode,   wie  denn  auch  Ein-) 
enkel  den  eintritt  des  typus  III  auf  1250  ansetzt.    Aber  ( 
selbst  führt   bereits  (anm.  2)  einen  fall  aus  Aelfred's  Beda^ 
Übersetzung  an:  da  geseah  he  swd  öystre  dene  äne  under  him 
IM  nyöemesse  sesette  'vidit  quasi  vallem  tenebrosam  subtus  se 
in  imo  positam'  (ed.  Schipper  278,  2073;   ed.  Miller  212,  20). 
Und  dieser  steht  keineswegs  vereinzelt.    Koch  (II  154)  und 
Mätzner  (III  194)  haben  bereits  zwei  beispiele  aus  der  Genesis 
beigebracht:    .Po  syl  se  eadega  wer  [i.  e.  Noe]  ynib  wucan  J 
ßriddan  wilde    culufran   dne    sende  V.  1476;    Her  is  fehnntfM 
freolecu  nitBS,    ides  Egiptisc   dn   on  gewealde  v.  2226.    Wie  I 
immer  man  über  die  Genesis  denken  mag,  sie  gehört  jeden- 
falls zur   älteren    altenglischen   dichtung   und  so  zeigt  sich, 
dafs  Einenkels  typus  HI  keineswegs  erst  in  folge  des  ana- 
lytischen zuges  der  Sprachentwicklung,  nach  der  abschleifong  J 
der  flexionsendungen ,  entstanden  ist,  sondern  schon  zu  einer  J 


BEITBAOE  ZUB  BMQLIBCBEN  ORAUHATIK. 


341 


[  zeit  besteht,   als  die  endungen  wie   aach  die  artikelformen 
I  noch  völlig  intakt  waren.     Damit  ist  seiner  erklärnng  der 
boden  entzogen. 

Die  formel  ae.  j6d  nian  dn  ist  auch  bei  näherem  zu- 
sehen gar  nicht  auffällig;  sie  ist  nur  ein  Spezialfall:  auch 
nach  einfachen  Substantiven  erscheint  dn  nachgestellt  und 
nicht  blofs  dieses,  sondern  aucb  «im.  Zwar  bedeutet  jenes 
in  solcher  Stellung  gewöhnlich  'einzig,  allein',  aber  mindestens 
die  gehobene,  gewähltere  rede  konnte  dn  auch  nachsetzen, 
wenn  es  einfaches,  dem  unbestimmten  artike]  bereits  nahe 
kommendes  numerale  ist.  So :  he  .  .  .  ^iong  iö  Pres  pe  hi 
eorösele  dnne  wisse  Beow.  2410');  nymPe  ffü  wppel  (hinc 
hyrgdest  of  ödm  wudubeame  Gen.  880;  ie  wdt  hiaburh  her  dne 
ncah,  Gen.  2517;  ähnlich  Gen.  1473,  2267,  2927,  Ps.  81,  7. 
Dasselbe  gilt  für  smmi,  das  sich  ebenfalls  der  bedeutung  des 
anbestimmten  artikels  bereits  stark  nähert;  so:  medmycel 
mt/nster  siim  Beda  (ed.  Smith)  582,  21,')  atiht  cild  sum  eb. 
575,  21. 5)  Zu  vergleichen  sind  auch  fälle  mit  anderen  Zahl- 
Wörtern  hinter  dem  Substantiv  wie  sinhiuan  iii  Jul,  698, 
I  frurngdran  pry  Gen.  1334  (vgl.  Grein  11  556.  559). 

In  dem  nachgesetzten  dn  nun  sehe  ich  die  quelle  für  die 
I  uns  beschäftigenden  mittelenglischen   erscheinungen.    In  der 
altenglisehen  poesie  scheint  die  nachstellung  im  wesentlichen 
blofs  mit  den  bedürfnissen  des  metrums  zusammenzuhängen; 
in  dem  prosaischen  beleg,  stcd  dystre  dene  dne.  sehen  wir 
aber  das  adjektiv  durch  swd  hervorgehoben,  und  emphatisch 
I  ist  Wühl  auch  das  adjektiv   in  dem  von  L.  Kellner  beige- 
I  brachten  beleg  bei  Orrm:  patt  jho  wass  wdig  tvimmann  an  all 
tcimmann  kinn  bilwenenn  V.  2333.     In  den  weiteren  mittel- 
englischen belegen  verbindet  sich  nun  diese  fiigung  fast  immer 
noch  mit  einer  eigentümlichen  Wortstellung:  es  wird  entweder 
das  nomen  oder  an   invertiert,  so  dalJs  jenes  an  die  spitze, 


>)  Dftfs  an  in  dle*er  stelle  die  piii.giiuite  bedeutung  'jener'  hatte,  wie 
[  Beyne-Socin  anoefamen,  mGchle  ich  bezweifela.  Dnrch  die  voransteUniier 
[  det  sobtitantiTs  wurde  geniü  dieses  herror^hoben.  Ein  demoustrativea  lin 
[  wird  doch  wolil  wie  alle  oadereD  deinou«trativa  toi  <las  nomea  gesetst 
[  worden  sein. 

*)  Ans  A.  Hüllweck,  Über  den  Gebrauch  de«  Artikels  in  den  Werken 
L  Alfreds  des  Grofsen,  Berliner  diss.  1887,  s.  49. 


342  K.  LOICK, 

dieses  an  das  ende  eines  »atzes  oder  Satzgliedes  kommt  tind 
sie  durch  andere  Wörter  getrennt  sind:  dadurch  wird  der 
emphatische  cliarakter  der  fügung  besonders  deatUch.  So:  hard 
cos  was  pat  on  Rob.  Glouc.  5535 ;  ctong  due  he  was  on  eb.  7096 ; 
Robert  Pat  hosebond  was  on  eb.  11302;  öif  ich  migte  . . .  su<Ji 
mon  vinde  on  eb.  3152;  In  a  tun  . . .  bridal  tcas  par  broiden 
an,  Cursor  13363  hs. C;  Apostel  was  he  sipen  an  eb.  19733. 
Vereinzelt  nur  kommt  es  vor,  dafs  an  unmittelbar  auf  das 
Qomen  folgt ;  And  Jiis  was  said  hy  tyrand  ain  Curs,  21829.        i 

Es  ist  also  klar,  warum  diese  im  Altengliscfaen  immerhia  I 
seltenere  ausdrucksweise  im  MittelengÜschen  sich  so  gut  er-  1 
halten  bat.  ja  typisch  ausgebildet  ist:  sie  bot  ein  beqnemes 
mittel,  den  Substantiv-  bez.  adjektivbegrifE  hervorzuheben. 
Diese  Wirkung  ist  ja  phonetisch  leicht  begreiflich.  Steht  an 
voran,  so  beginnt  die  gruppe,  die  es  mit  dem  folgenden 
Domen  oder  den  folgenden  nominibus  bildet,  mit  einem  schwa- 
chen akzent;  ist  es  aber  nachgestellt,  so  setzt  sie  mit  einem 
starken  akzent  ein  und  das  wort,  das  ihn  trägt,  tritt  mehr 
hervor,  gerade  so  wie  die  höhe  eines  berges  mächtiger  wirkt, 
wenn  er  steil  ansteigt,  als  wenn  vorberge  zu  ihm  überleiten. 
Dasselbe  phonetische  prinzip  wirkt  ja  noch  bis  ins  Neuenglische 
nach  in  den  gruppen  so  great  a  man,  so  great  a  one.  Im 
Altenglischen  sagte  man  noch  swd  mycelne  sel^afmi,  swd  stcare 
Winter  (vgl.  B.-T.  s.  v.  swa)  zu  einer  zeit,  als  der  unbestimmte 
artikel  bereits  entwickelt  war :  er  trat  nicht  vor  diese  gmppe 
(wie  in  anderen  fällen),  weil  dadurch  eine  leichte  minderui^ 
des  natürlichen  nachdruckes  auf  der  folge  swd  +  adjektlv 
eingetreten  wäre  und  diese  dem  sprachgeist  widerstrebte. 
Später  drang  zwar  der  artikel  doch  ein,  aber  er  wurde  un- 
mittelbar vor  das  Substantiv  gesetzt  (vgl.  Koch  n  157 ;  Eellneri  J 
Outlines  §  462,  und  ähnliche  mittelhochdeutsche  erscheinungen,  j 
Mhd.Wb.  1419  a). 

Die  nachstellung  des  an  hatte  aber  noch  eine  andere 
folge.  Da  es  ans  ende  einer  gruppe,  ja  vielfach  des  satzes 
zu  stehen  kam,  erhielt  oder  bewahrte  es  einen  stärkeren 
akzent  als  in  der  Stellung  vor  dem  nomen  und  erlag  daher 
nicht  der  dort  eintretenden  abschwächung  zu  an.  a.  Das  war 
die  Ursache,  daXs  man  das  gefühl  füi'  seine  ursprüngliche 
identit&t  mit  dem  vor  dem  Substantiv  stehenden  an,  später  du, 
ä,  allmählich  verlor.    Atidererselts  war  man  gewohnt,  in  fälla 


BEITRÄGE  ZUB  ENOI-IBCHEN  GBAUUATIK. 


343 


vie  diesen,  das  Substantiv  mit  dem  unbestimmten  artikel  zu 
versehen:  so  kam  man  dazu,  dem  nomen  das  schwache  an,  a 
vorzusetzen   und  beg^ingte  sich,   die  hervorhebung  seines  be- 

.  griitts  durch  das  in  einigem  abstand  folgende  on  allein  zum 
ausdruck  zu  bringen :  a  bridale  was  per  bodin  an  Curs.  13363 
hs.  F;  a  tvonder  maister  tcas  he  on  Rob.  Gl.  405;  ähnlich  in 
fast  allen  anderen  (12)  belegen,  die  Gerber  s.  10  und  Einenkel 
8.  498  gesammelt  haben. ')  Vereinzelt  steht  der  fall  ¥e  havc 
a  servant  one,  Ihat  truer  Jiving  is  there  none  in  dem  pseudo- 
chaucerischen  Dream  v.  849,  wo  vielleicht  vor  one  eine  pause 
anzusetzen  ist  und  dieses  nie  ein  pronomen  den  begriff  servant 
wieder  aufnimmt.  In  den  gewöhnlichen  fällen  aber  hatte  durch 
die  Umwandlung  der  alten  formel  das  ön  eine  ganz  allgemeine, 
verwaschene  bedeutung  erlangt,  es  wurde  im  ausgehenden 
Mitlelenglischen  als  überflüssig  empfunden  und  starb  ans. 

Dieselben  erscheinungen  wie  beim  .Substantiv  konnten 
auch  beim  substantivierten  adjektiv  eintreten.  Dies  ist  in 
der  tat  mit  einigen  kleinen  abweichungen  der  fall.  Aus  der 
altenglischen  zeit  ist  mir  nur  ein  fall  von  nachgestelltem  dn 
bei  einem  solchen  bekannt,  Rats.  50':  Ic  wäl  eardf(estne  dune 
standan,  deafne  dumban.  Dafs  hier  dnne  substantivisch  und 
eardfoBstne  usw.  prädikativ  gemeint  sind,  ist  doch  wohl  nicht 
wahrscheinlich.  Auch  andere  Zahlwörter  und  sitm  erscheinen 
in  solcher  Verwendung;  unhydig  sum  Ps.  52,  1,  diore  iü  Gen. 
2744,  mödige  tw^gen  Bjrht.  80  (vgl.  Heiland  ed.  Sievers,  zu 
V.  204).  Die  Seltenheit  solcher  fälle  mit  dn  darf  aber  nicht 
verwundern,  denn  die  Verbindung  von  dn  mit  einem  substan- 
tivierten adjektiv  ist  überhaupt  selten.  Um  begriffe  wie  'ein 
anderer,  ein  fremder'  auszudrücken,  zieht  schon  die  alter- 
tümliche Sprache  der  poesie  gern  das  Substantiv  man(na) 
heran,  wie  earmran  mannon  'einen  ärmeren'  Beow.  577,  on 
elran  men  'bei  einem  anderen',  eb.  753,  tsnig  oder  man  'irgend 
ein  anderer'  Beow.  503,  534,  1354,  1561,  wUt  pu  . .  .  fremdne 
monnan  . . .  gretan  'einen  fremden'  .Schöpf.  1  (vgl.  auch  ddd- 
<xne  mon  'der  kühne'  Beow.  1634,  leofne  matinan  'den  lieben' 
eb.  297,  2128,  after  diorum  men  'nach  dem  teuren'  eb.  1880 

[und  ähnlich   1490,2081,2190).     Das   Ältsächsische  verhält 


>)  Con.  18209  ond  Ipom.  5300  (nicht  5700)  siiid  in  streichen; 
l  gebärt  in  eine  andere  kategorie  (vgl  unten  i.  315). 


341  K.  LUICK, 

sich  ähnlich  (Heliand  ed.  Sievers  477,  31  ff.).    Diese  neigung" 
wirkt  offenbar  auch   in    späterer  zeit,   als  der  unbestimmte 
artikel  schon  ziemlich  entwickelt  war,  noch  weiter.    So  gibt 
Aelfric  Deut.  23,  20  das   lateinische  'alieno'  durch  fremdum 
menn  wieder   und  Lindisfarne   Marc  8,  22   'cEecum'   ("einen 
blinden')  duich  hlindne  monno.    Erst  um  1000,  wie  es  scheint,^ 
tauchen  auch  fälle  von  an  +  substantiviertem  adjektiv  aal 
{knne  scyldigne  Äelfi-Jc  Hom.  II  252,  9,')   mme   hlindne   Mardl 
(Corpus)  8,22,    dnne  deafne   and  dumbne   eh.  7,  82,     Etwas' 
anders   verhält  es  sich    in   einem   falle  me:    fiär  pä  atme 
bclcehtan,  giddmn  gearusnottome,  pdm  wws  Judas  nama  El,  585 : 
mit  Einenkel  (Angl.  26,  485)  werden  wir  hier  das  adjektiv  als  ■ 
apposition  zu  dem  indefinitnm  an  aufzufassen  haben.  ■ 

Die  folge  dieser  Verhältnisse  scheint  es  zu  sein,  dals  intl 
Mittelenglischen  a,  an  mit  substantiviertem  adjektiv  nur  in 
anlehnung  an  ein  unmittelbar  vorausgehendes  Substantiv  wie 
in   a  yong  u-if  and  a  faire  Chaucer,  Cant.  T.  E  1557,  häufiger 
vorkommt  (Einenkel,  Streifzüge  26  ff.) ,   sonst  aber  und  auch  j 
in  fällen  wie  diesem  gern  das  voilbetonte  ön  vortritt:   oon-m 
badde,  ane  greller  u,  dgl.  (Einenkel,  Angl.  26,  485),  wie  wir  jaM 
noch  heute  one  older,    one  so  sealous  u.dgl.   haben.     Aulser- 
dem  taucht  nun  aber  im  Mittelenglischen  auch  nachgesetztes  sn 
auf  und  zwar  unter  denselben  umständen  wie  bei  Substantiven, 
nämlich  wenn  der  adjektivbegriff  hervorgehoben  wird:  (o  mochttj 
feld;)  so  grele  one  never  he  behelde  Bob.  Br.,  H.  S.  3271 ; 
goodely  oon,  Troll.  1373,  so  semly  oon,  Rom.  Rose  563,     Wlel 
man  sieht,    reihen  sich   diese  fälle  als  eine  einfache  weiter<f 
bildung  an  das  ae.  sied  pystre  dene  äne  an.    Beispiele  ohm 
so   also   etwa   *yrelcr  one  never   he  behelde   sind   bisher   nodi^ 
nicht  gefunden  worden,   was  wohl   auf  zufall  beruhen  wird. 
In  den  Verbindungen  mit  so  ist   aber  diese  fügung  offenbar 
schon  früh  fest   geworden,   denn  die  vorsetzung   des  unbe- 
stimmten artikels  a«,  a  widerstrebte,   wie  bereits  oben  aufr-J 
geführt,  durchaus  dem  sprachgeist.    Es  blieb  allerdings  nocl 
die    fügung   one  so  greet,   für   die  Einenkel  Angl.  26,  485  « 
beispiel  beibringt:  doch  ist  hier  nach  one  der  verseinschniti 


')  Adb  B.  Schrader,  Sludien  zur  Aelfricsclien  Syntax.  OCttiagt 
diu.  1887,  s.  31.  In  dem  anderen  beiepiel,  diiB  Schrader  anführt  (fU^^M 
landex  men  atid  an  <dpioilis  11  252,  9)  iet  nn  volles  DUmerale. 


BEITRAQK  ZUR  EHQLIBCBEN  QKAUUATIK. 


345 


und  überdies  lehnt  sich  die  stelle  wörtlich  an  das  französische 
original  an.  Das  üblichere  und  den  spraclmejgungen  ange- 
messenere scheint  doch  nachstellung  des  m  gewesen  zu  sein. 

In  der  gruppe  swa  greei  an  hatte  also  das  an  ursprüng- 
lich dieselbe  bedeutung  wie  in  an  greter,  nämlich  die  des 
artikel  werdenden  numerales.  Bald  aber  trat  dieselbe  entwick- 
lung  ein  wie  in  der  folge  Substantiv  +  an,  man  verlor  das 
gefühl  dafür,  dafs  in  än  —  ön  dasselbe  wort  vorliege,  das  ge- 
wöhnlich an,  a  lautete.  Beigetragen  hat  dazu  wohl  auch  das 
Vorhandensein  der  fügung  the  grdest  oti,  in  der  die  ursiirünpliche 
bedeutung  des  ö»  auch  geschwunden  war.  Aber  zum  unter- 
schiede von  der  entwicklung  beim  Substantiv  wurde  dies  ön 
nicht  zu  einem  pleonasmus,  dessen  sich  schliefslich  die  spräche 
entledigte,  sondern  der  umstand,  daTs  es  nui-  nach  einem  sub- 
stantivierten adjektiv  auftrat,  führte  dazu,  es  als  ein  zeichen 
der  Substantivierung  aufzufassen,  und  so  ein  mittel  zu  schaffen, 
ein  derart  gebrauchtes  adjektiv  von  einem  prädikativen  zu 
unterscheiden. 

Diese  entwicklung  ist  offenbar  schon  vor  der  zeit  der 
oben  angeführten  belege  eingetreten.  Denn  schon  zu  anfang 
des  14.  Jahrhunderts  findet  sich  vor  der  gruppe  so  +  adj.  + 
ön  ein  demonstrativ:  Quat  es  he,  pat  swa  mightfxd  an  Curs. 
17994,  und  um  dieselbe  zeit  taucht  dann  auch  der  unbe- 
stimmte artikel  vor  adj.  +  ö»  auf:  An  uncovth  on  Roh.  Br. 
2046.  Die  frühe  umdeutung  des  on  hat  es  auch  mit  sich  ge- 
bracht, dafs  es  in  der  regel  unmittelbar  nach  dem  adjektiv 
steht.  Ein  fall  wie  vi  seli  sinfull  sco  was  an  Curs.  13972, 
der  also  dem  typiecheu  a  wonder  maister  was  he  on  parallel 
gebaut  ist,  steht  vereinzelt. 

Beachtenswert  ist,  dafs  lange  zeit  vor  der  gruppe  ad- 
jektiv +  ön  nur  su'ä  oder  der  unbesttinmte  artikel  erscheint, 
nicht  aber  der  bestimmte:  die  ersten  belege  dafür  finden  sich 
erst  um  die  mitte  des  lö.  Jahrhunderts  (Gerber  s.  46  ff,).  Dies 
ist  bei  unserer  erklärung  wohl  begreiflich.  Wollte  man  aber 
etwa  in  ön  eine  art  pronominalen  ersatzes  für  ae.  man  oder 
dergleichen  sehen,  so  wäre  diese  tatsache  völlig  uuTerständlicb. 

Somit  ist  das  heutige  one  in  a  good  one  ebenso  vrie  das 
mittelengliche  pleonastische  one  nach  Substantiven  nichts  an- 
deres als  das  nachgesetzte  ae.  an  in  seiner  numeralen,  aber 
dem  unbestimmten  artikel  sich  bereits  uähemden  bedeutung. 


346  K.  LUICK,  B£ITRAG£  ZUR  £NQLISCU£M  GIUMIEATIK. 

Die  nachstellung  wird  mindestens  im  Mittelenglischen  dazu 
verwendet,  den  nominalbegriS  mehr  hervortreten  zu  lassen. 
Da  nun  an  in  dieser  Stellung  einen  stärkeren  ton  hatte,  be- 
wahrte es  seine  volle  form,  während  dasselbe  an  vor  dem 
nomen  zu  an,  ä  geschwächt  wurde.  Dies  aber  hatte  zur  folge^ 
dafs  dem  sprachgefähl  die  ursprüngliche  Identität  des  nach- 
gestellten an  mit  dem  inzwischen  völlig  zum  artikel  gewor- 
denen an,  ä  bald  entschwand  und  man  dieses  trotz  des  fol- 
genden ön  vortreten  liels.  Nach  Substantiven  wurde  dies  ffn 
noch  eine  weile  pleonastisch  weiter  gebraucht,  um  schliefslich 
ganz  abzufallen,  nach  adjektiven  erhielt  es  die  neue  bedeutung 
eines  Zeichens  der  Substantivierung,  dessen  Verwendung  in 
der  folgezeit  systematisch  ausgebaut  wurde. 

Graz.  K  Luick. 


DIE  QUANTITÄTEN 

DER  ACCENTVOKALE  IN  NE.  OFFENEN  SILBEN 

MEHRSILBIGER  NICHT- GERM ANISCHER 

LEHNWÖRTER. 

m. 


n.  Buch. 

Zur  geschichte  der  Quantität  des 
offenen  ne.  accentuierten  i  (y)  in  mehrsUbigen 

lehnwörtem. 

Dieses  zweite  buch,  von  dem  ich  nur  ein  paar  dfirftige  ans- 
züge  beifüge,  soll  zunächst  ein  paar  belege  bringen  für  die  AngL 
N.  F.  XVII,  s.  237  ff.  aufgestellten  hauptgesetze.  Es  folgt  dann 
der  erste  hauptteil:  die  darstellung  der  geschichtlich 
notwendigen  ausprägung  gewisser  quantitäten  vor 
gewissen  endungen  (z.  b.  soll  gezeigt  werden  die  notwen- 
digkeit,  mit  der  sich  kürze  vor  -duotis,  aber  länge  vor  -nery 
ergibt).  Hier  hinein  fallen  zumeist  die  lateinischen  entleh- 
nungen  und  neubildungen ,  aber  auch  die  mehrzahl  der  fran- 
zösischen regulären  entlehnungen ,  sowie  auch  eine  grofse 
anzahl  der  ausnahmen  von  dem  hauptquantitätsgesetz  für 
französische  entlehnungen. 

Dies  wäre  die  erste  abteilung  des  ersten  hauptteils,  die 
man  allgemein  mit  dem  titel:  endungsanalogie  bezeichnen 
könnte. 

In  einer  zweiten  abteilung  werden  die  übrigen  analogieen 
behandelt,  von  denen  die  präfixanalogieen  (im  gegensatz  zu 
den  endungs-  oder  suffixanalogieen)  den  gröfsten  räum  ein- 
nehmen werden,  und  auch  die  umquantitierungen  in  franzö- 
sischen lehnwörtem,  die  auf  angleichungen  an  ihre  lateinischen 
Vorbilder  beruhen,  ohne  dafs  endungsanalogie  mitgewirkt  hätte. 
[So  z.  b.  navy  (1.  nävis).] 


318  C.  HECK, 

m 

In  einem  zweiten  hauptteil  soll  in  alphabetischer  Ord- 
nung eine  Zusammenstellung  aller  wichtigen  Wort- 
familien vorgenommen  werden  mit  einem  vermerk  ftber  die 
entstehung  der  quantitäten  ihrer  accentvokale  [z.  b.  privy 
(1  =  frz.  Ursprungs) ;  privacy  (1  =  frz.,  a*  =  lat.  Ursprungs) ; 
private  (e^)  (dies  wort  vertritt  in  seiner  heutigen  lautung  nicht 
mehr  die  ursprünglich  französische  entlehnung,  sondern  ist 
angeglichen  an  das  lateinische  urbild)]  und  mit  einem  hinweis 
auf  die  betreffende  darstellung  im  ersten  hauptteil  —  Dieser 
zweite  teil  wird  also  eine  art  quantitätslexikon  bilden, 
in  dem  sich  nicht  nur  der  philologe,  sondern  auch  der  lehrer 
des  Englischen,  und,  falls  dafür  seine  Interesse  wach  sein 
sollte,  was  ich  aber  nicht  recht  glaube,  auch  der  schüler  der 
oberen  klassen  sich  jederzeit  die  gewünschte  auskunft  holen 
kann.  Hierdurch  würde  dann  die  wissenschaftliche  erkenntnis 
der  praxis  zu  gangbarem  gebrauch  zurecht  gelegt 

Genau  in  derselben  weise  gedenke  ich  die  übrigen  vier 
bücher  (die  accentvokale:  a,  e,  o,  u)  anzuordnen,  und  nach 
demselben  Schema  wäre  auch  die  bearbeitung  der  quantitienmg 
der  vokale  in  ne.  nicht  accentuierten  und  in  den  geschlossenen 
Silben  vorzunehmen. 

In  dem,  was  ich  hier  im  anschlufs  an  das  erste  buch  noch 
zum  abdruck  bringe,  beschränke  ich  mich  auf  die  folgenden 
vier  Skizzen: 

1.  Das  eitleren  von  ein  paar  regelrechten  fällen. 

2.  Die  darstellung  einiger  erscheinungen  der  ausprägung  ge- 

wisser quantitäten  vor  gewissen  endungen  (endongs- 
analogieen). 

3.  Die  entwicklung  einiger  präfixanalogieen. 

4.  Eine  Zusammenstellung  und  erklärung  aller  mod.  engl 

ausnahmen  vom  französischen  entlehnungsgesetz,  d.  h. 
aller  der  franz.  entlehnungen,  deren  offener  accent- 
vokal  heute  nicht  I  gelautet  wird. 

A.  Belege  für  die  hanptgesetze. 

I.  Französische  lehnwörter. 

In  bezug  auf  die  französischen  entlehnungen  ver- 
weise ich  auf  das  N.  E.  D.  und  C.  D.  Es  ist  sehr  schwer 
festzustellen,  welche  von  den  französischen  entlehnungen  mit 


DIE  QUANTITÄTEN  DEE  ACCESTTOKAI-E  BTC,  349 

kurzem  accentvokal  nicht  irgendwie  mit  den  lateinischen  lehii- 
wortem  in  berührung  gekommen  sind.  AVill  man  ganz  sichere 
fälle  eitleren,  so  nehme  man  solche,  deren  endungen  iiicht  im 
lateinischen  wortmaterial  auf  analoge  entsprechungen  stofsen, 
also  keine  auf  -icion  etc.,  die  ja  schon  durch  ihre  accentsetzung 
sich  als  unter  dem  einflufs  der  lateinischen  auf  -itio  stehend 
erweisen.  Deren  kürzen  könnten  nämlich  mit  den  Vorgängen 
innerhalb  der  engliscken  ausspräche  des  Lateinischen  etwas 
zu  tun  haben.  Am  besten  ist,  man  nimmt  Wörter  mit  doppel- 
konsonanz  und  dreisilbige  mit  synkope  des  mittelvokals,  etwa 
ditty  chimney  etc. 

Auch  beim  eitleren  von  lateinischen  lehnwörtern  und 
neubildungen  mufs  man  vorsichtig  zu  werk  gehen,  da 
scheinbar  richtige  quantitäten  erst  durch  anatogiewirkungen 
entstanden,  oder  doch  wenigstens  aufrecht  erhalten  worden 
sind  (so  z.  b.  die  lat.  lehüwürter  auf  -ision,  -idity  durch  die 
me.  franz.  eiitlehuungeu ,  die  ja  den  lat.  entlelinnngen  sogar 
die  form  der  endung  aufgezwängt  haben).  Deshalb  tut  man 
da  wieder  gut,  Wörter  auszuwählen,  die 

1,  am  wenigsten  volkstümlich  geworden  sind; 

2.  eine  seltene  endung  haben  und  vor  allem  eine  endung, 

die  nicht  auch  in  französischen  lehnwortem  vorhanden 
oder  gar  aus  diesen  entnommen  worden  ist. 

Wenn  man  natürlich  das  gesamte  material  vor  sich  hat, 
übersieht  man  ev.  analogieen  leichter,  und  man  kann  daher 
weniger  penible  beim  eitleren  verfahren.  Die  folgenden  citate 
für  lateinische  entlehnungen  und  neubildungen  sind  m.  e.  als 
reine  belege  ohne  analogiewirkung  aufzufassen. 

II.  Lateinische  lehnwörter. 
a)  Regelrechte  kürzen  (I). 

1.  Wörter  mit  einsilbiger  endung:  attribute.  basilic, 
cohibit,  critic,  cyclad,  cyprine,  enclitic,  fatidic,  feliciflc,  insipid, 
nitid,  probibit,  rigid,  terrific,  vigor. 

2.  Wörter  mit  zweisilbiger  endung:  ambi'genous, 
anti'cipant,  anticipate,  articular,  articulat«,  assi'mÜate, 
assi'duous,    auzi'liar,  basilica,  belUgerent.    breviloquence, 


350  C.  HBOK, 

chalybeate,  chiliad,  ci'tharise,  comi'tial,  consti'tuent,  cy- 
clamen,  cylinder,  desi'pience,  di-gamous,  di'gital,  di'merons, 
edifi'cial,  eqoi'valent,  exi'tial,  fl'garate,  fri'catiyey  fnlmi*- 
neous,  gesti'culate,  grami'neous,  grandi'loquous  00,  grani*- 
vorous,  habi'litate,  habi'tual,  habi'tuate,  homi'liant^  humi*- 
liate,  i'mitate,  inconsi'derate,  indiyi'dual,  indivi-dnate,  infi'dal, 
inimical,  ini'tial,  ini-tiant,  ini'tiate,  insi'noant,  -ate,  i'terant^ 
itinerant,  -ate,  legi'timate,  mili'tia,  mi'nimnmy  molti'potent^ 
obsi'dian,  omni'potent,  parti'cipate,  patri'ciate,  perspi'cnons, 
preci'pitant,  -täte,  predicament,  primi'genous,  princi'pia, 
puniceous,  quotidian,  recipient,  reciprocant,  ridi'calons, 
saDgui'neous,  significant,  -ate,  si'lica,  solidtuSy  strami'neous, 
stimulate  (1),  -ant,  -ous,  stipulate,  terri'genooSy  yi'treous, 
vociferate. 

3.  Dreisilbige  endungen:  anti'phonary,  assi'milable, 
auxiliary,  beneficiary,  capi'tulary,  conci'liator,  effi^ciency, 
equivocator,  exhibitory,  gesti'culator,  imitative,  i'nandator, 
inimitable,  ini'tiator,  insi-nuator,  iti'nerary,  judi'ciary,  li*- 
mitary,  obsidional,  prohi'bitory,  redhi'bitory,  sti'palator, 
subsi'diary,  vi'tiator. 

4.  Viersilbige  endungen:  conci'liatory. 

b)  Regelrechte  länge  (T  >  9*). 

1.  Einsilbige  endungen:  biga,  binal,  climax,  crinal, 
cymule,  cymous,  describent,  divisor,  expirant,  equili'brate, 
finite,  gingival,  incisive,  inspirant,  i-rate,  li'bra,  oli'va,  qua- 
dri'ga,  spi'ca,  spinöse,  sti'pend,  strident,  verti'go. 

2.  Zweisilbige  endungen:  declinature,  divi'sory,  hi-- 
bernant,  i'racund,  pri-mary,  qui'nary. 

3.  Dreisilbige  endungen:  ? 

III.   Neubildungen. 

a)  Kürzen. 

1.  Einsilbige  endungen:  kein  fall. 

2.  Zweisilbige  endungen:  antidotal  (antidote  +  -al), 
bi-gamist  (bigamy  +  ist),  cri'ticism  (critic  +  ism),  di-gitize 
(digit  +  -ize),  fri-gidize  (frigid  +  -ize),  idorgan  (id  +  organ), 


DIB  QüANTiriTBN  DER  ACCENTTOKALB  BTC.  351 

oxygonal  (oxygon  +  -al),  polygamize  (+  -ize),  polygenism 
(+-ism),  polygjmist  (+-ist),  reciprocal  (reclprocus  +  -al), 
si-monist  (simony  +  -ist),  uni'vocal  (univoque  +  -al). 

3.  Dreisilbige  endungen:  conti •  nuable  (+ -able),  cuti*- 
cularize  (cuticular  -ize),  humi'liative  (humiliät-  +  -ive),  legi- 
timacy  (+  -acy),  liquidamber  (liquid  +  -amber),  ini'tiative 
(initiat  +  -ive),  prefi'gurative  (prefi'gurate  +  -ive). 

b)  Längen  (T  >  9^. 

1.  Einsilbige  endungen:  abidal  (abide  +  -al),  contri- 
vance(+  -ance),  filar  (fll-um  +  -ar),  guiser  (guise  +  -er),  hilar 
(hllum  +  -ar),  liny  (line  +  y),  miny  (mine  +  y),  reci'ter 
(recite  +  -er),  transpiry  (transpire  +  y). 

2.  Zweisilbige  endungen:  accli'matize  (acclimat  + 
-ize),  cli'matal  (climate  +  -al),  deci-pherer  (decipher  +  -er), 
i'riscope  (ins  +  scope),  ni'hilist  (nihil  +  -ist),  rivalry  (rival 
+  ry),  tyranness  (tyran  +  ness),  vi'bratile  (vibrate  +  -ile), 
vibrative  (vibrate  +  -ive),  vi'talize  (vital  +  -ize). 

3.  Dreisilbige  endungen:  libratory  (llbrum +-atory), 
psychomotor  (psych(e)  +  (o)motor). 

B.  Über  einige  fälle  der  ausprägung  gewisser 
qnantitäten  vor  gewissen  endungen. 

1.  ne.  -ica  ^^  a^'ca.  Warum?  Die  mehrzahl  der  -Ica 
gegenüber  den  -Ica  im  Lateinischen  hat  schon  in  der  engl, 
ausspräche  des  Lateinischen  eine  uniformierung  unter  der  a*-aus- 
sprache  hervorgerufen  (cf.  Angl.  N.  F.  XVII,  s.  221).  Hierauf 
könnte  man  verweisen,  doch  es  ist  nicht  nötig  so  weit  auszu- 
holen. Die  etymologisch  chronologische  suffixanordnung  ergibt 
nämlich,  dafs  die  bedeutendsten  und  zeitlich  vorangehenden  (es 
sind:  pica,  mica,  erica,  vesica,  spica)  aus  dem  Lateinischen 
stammend  dort  langes  l  hatten.  Dieses  haben  sie  einfach  mit 
herübergenommen.  An  diese  haben  sich  dann  die  späteren 
neubildungen,  vor  allen  plica  <  lat.  pllcare  und  andere  weniger 
geläufige  angeglichen.  Einen  anderen  laut  als  9^  hat  nur 
chica  mit  langem  I  (1830~x).  i)    Eine  erklärung  hierfür  habe 

^)  Erstes  auftreten  in  der  englischen  Schriftsprache  nach  N.  E.  D. 


852  C.  HECK, 

ich  niclit  gefunden.  Heute  ist  fast  für  jeden  Engländer,  auch  ' 
wenn  er  nicht  Lateiniscli  kann,  die  länge  des  i  vor  -ca  obli- 
gatorisch. Für  ein  eigens  von  mir  kon-slruiertes  vica  bekam 
ich  immer  -3'-  zu  hören.  Es  war  dann  immer  interessant  zu 
beobachten,  wie  erstaunt  die  leute  waren,  wenn  ich  sie  daan 
nach  der  ausspräche  von  vica  +  r  fragte,  und  sie  dann  I 
antworten  mufsten.  Es  war  den  betreffenden  selbst  noch  nie 
aufgefallen,  dafs  die  ganze  lautgestaltung  eines  wertes  durch 
das  stehen  oder  fallen  eines  r  bedingt  sein  kann.') 

2.  -i-nal  =  a'nal.  Diese  a'-lautung  gebt  beute  allge- 
mein durch,  sowohl  in  lateinischen  entlehnungen  und  neubil- 
düngen  als  auch  in  französischen  entlehnungen.  Für  die  im 
N.  E.  D.  etc.  als  lateinische  entlehnungen  angegebenen  Wörter 
war  die  länge  das  gesetzliche:  sie  haben  alle  im  Lateinischen 
ein  langes  i  gehabt:  Es  sind;  disciplinal  (1628— x).  crinal 
(1656— x),  linal  (1658— x),  interspinal  (1831— x).  Für  die 
neubildungen  aller  zeiten  war  die  länge  ebenfalls  das  regel- 
rechte, cf.  *declinal  (1509  —  x),  tri-nal  (Sp.  F.  Q.},  caninal 
(1599— x).  affinal  (1609),  equinal  (1609).  Diese  grofse  über- 
zahl der  regelrechten  3'  hatte  nun  zweierlei  zur  folge:  1.  In 
den  wenigen  früh  gebildeten  und  auch  in  den  zahlreicheren 
modernen  neubildungen,  denen  regelrechtes  1  zugekommen 
wäre,  wurde  a'  eingesetzt.  2.  Die  französischen  entlehnungen 
auf  -inal  wurden,  aofeni  sie  den  accent  auf  diesem  i  hatten, 
oder  unter  der  macht  der  lateinischen  entlehnungen  auf 
-inal  ihn  darauf  bekamen,  wurden  umquantitiert,  1  wird  >  a'. 
ad.  1,  Es  wurde  auf  diese  weise  die  bilduug  von  an  sich 
korrekten  kürzen  verhindert  in;  acti'nal  (e')  und  isocli'ual. 
Bei  dem  letzteren  mag  allerdings  ebenso  wie  bei  periclinal 
zur  bildung  des  a'  auch  das  simplex  isocline,  pericline  mit- 
gewirkt haben,  wodurch  dann  diese  bildung  als  eine  regel- 
rechte zu  bezeichnen  wäre.  —  ad.  2.  Hierbei  wirkte  der  um- 
stand noch  fördernd  mit,  dals  die  lateinischen  Vorbilder  dieser 
französischen  entlehnungen  ebenfalls  alle  langes  i  hatten. 
Es  sind  uri'nal  (statt  regelrechtem  urinal),  final,  doctri'nal 
(statt  doc'trlnal). 


I 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENT VOKALE  ETC.       353 

Was  die  datierung  aller  dieser  längen  angeht,  so  ist  sie 
für  die  regelrechten  lateinischen  aufser  allem  zweifei:  sie 
fallen  mit  deren  auftreten  im  Englischen  zusammen.  Für  die 
drei  französischen  entlehnungen  ist  es  nicht  so  einfach,  den 
anfangstermin  zu  fixieren.  Sie  mufsten  ja  ui'Si)rünglich  kürze 
haben,  und  haben  es  auch  gehabt.  Zeugnisse  fehlen  aber 
leider  fürs  ganze  Ma  Die  umquantitierung  erfolgte  m.  e.  zur 
zeit  der  grofsen  purification  der  lateinischen  ausspräche,  also 
im  15./16.  Jahrhundert  in  der  humanistenzeit.  Sicher  bezeugt 
wird  die  länge  von  final  erst  im  16.  jahrh.  durch  Bull.  845  jß 
(ii)  und  durch  Gill  (9*).  Urinal  wird  wohl  mit  final  zur  selben 
zeit  umquantitiert  worden  sein,  und  ebenso  wird  sich  neben 
der  regulären  form  doctrinal  in  dieses  französische  lehnwort 
um  dieselbe  zeit  das  a**  hineingezwängt  haben. 

Was  die  betonung  angeht,  so  findet  sich  neben  der  i-be- 
tonung  auch  noch  die  für  die  französischen  lehnwörter  regu- 
läre auf  der  ersten  silbe  aufser  in  doctrinal  in  disciplinal  und 
ac'tinal,  was  wahrscheinlich  auf  analogiebildung  zurückzu- 
führen ist. 

Nur  ein  einziges  wort  hat  die  reguläre  a'-lautung  nicht. 
Es  ist:  scarlati'nal,  das  sich  mit  seiner  lautung  an  das  simplex 
scarlatine  angeschlossen  hat.  Es  liegt  da  ital.-span.  einflufs 
auf  der  band. 

3.  -ival  =  9*:  Auch  hier  waren  die  umstände  derart, 
dafs  sich  nichts  anderes  ergeben  konnte.  Die  wenigen  lat. 
entlehnungen  aller  zeiten,  mit  ausnähme  des  sehr  spät  belegten 
ni'val  (lat.  nivalis) ,  hatten  reguläre  länge  (convi'val,  *dival, 
gingival).  Dazu  kam,  dafs  den  neubildungen  aller  zeiten,  die 
das  hauptkontingent  lieferten,  ebenfalls  regelrecht  länge  zukam: 
imperatival  (1530),  survival,  contri'val  (für  afrz.  controvaille) 
1602,  deprival  (1611),  revival,  conjunctival  1830,  infinitival 
1869,  derival  1871,  genitival  1818,  relatival,  nominatival  etc. 
Hieraus  könnte  sich  schon  erklären,  dafs  die  beiden  franz. 
lehnwörter  rival  und  aestival  ihre  kürzen  nicht  behalten 
konnten.  Dazu  kommt  aber  noch  hinzu,  dafs  man  im  aus- 
gehenden Me.  diese  Wörter  als  lateinische  entlehnungen  auf- 
fafste,  oder  sich  doch  ihres  lateinischen  Ursprungs  erinnerte 
(cf.  für  estival  die  vom  16.  jahrliundert  ab  bezeugte  Schrei- 
bung aestival  =  lat.  aestivalis)  und  sich  daher  beeilte ,  ihnen 

AnglU.    N.  y.    XVII.  24 


354  C.  HECK, 

ihre    lateinischen    quantitäten  zurückzugeben   (rival  =  lat 
rlvalis). 

Unter  die  -ival  ist  auch  ogival  geraten,  mit  der  dadurch 
neugewonnenen  a^  -  ausspräche  für  regelrechte  i  -  ausspräche, 
neben  einer  dritten  lautung  mit  accentuierung  des  o,  die  das 
wort  in  dieser  form  als  unter  dem  frz. -engl,  accentgesetz 
stehend  erweist. 

4.  -ific,  -ifical  (!).  Ein  grofser  teil  der  hierhergehörigen 
Wörter  waren  frühme.  entlehnungen  aus  dem  Französischen 
mit  gesetzmäf siger  kürze.  Wie  wenig  widerstandsfähig  sie  aber 
einer  event.  umquantitierung  durch  lateinische  entlehnungen 
gewesen  wären,  beweist  die  tatsache,  daüs  sich  ihre  accen- 
tuierung dem  Lateinischen  ganz  unterworfen  hat.  Eine  um- 
quantitierung des  i  konnte  aber  deshalb  nicht  erfolgen,  weil 
im  Lateinischen  alle  -ificus  kurz  sind  (sacrlficus,  tabificus  etc.). 
Dieser  tatsache  also  zunächst  und  nicht  der  präexistenz  ge- 
wisser französischer  entlehnungen  auf  -ific  ist  die  heutige 
durchgehende  kürze  aller  lehnwörter  und  neubildungen  zu 
verdanken.  Dazu  ist  noch  zu  bemerken,  dafs  auch  bei  den 
neubildungen  die  Verhältnisse  für  I  in  der  regel  die  denkbar 
günstigsten  waren. 

Belegt  wird  das  1  in  -ific  im  18.  Jahrhundert  durch  B.'s 
sudori'fic  (auch  Gill-Jir.  wird  wohl  beispiele  haben),  und  die 
lateinische  accentuierung  wird  schon  durch  Levins  für  die  franz. 
entlehnung  ponti'fical  bezeugt. 

5.  -inic  (!):  durchgehend.  Die  hierhergehörigen  Wörter 
sind  fast  alle  späte  neubildungen.  Im  Lateinischen  war  die 
endung  -inicus  sehr  selten,  hatte  aber  durchgehende  kürze : 
domlnicus,  cjiiicus.  Diese  beiden  Wörter  treffen  wir  im  Frfihne. 
als  lehnwörter  im  Englischen  an,  wobei  für  letzteres  die  doppel- 
Schreibung  einnicke  etc.  kürze  auch  fürs  englische  lehnwort 
sicher  stellt.  Unter  deren  einflufs  mag  fi*üh,  vielleicht  schon 
innerhalb  der  frühne.  ausspräche  des  Lateinischen,  cUnic 
(klass.  lat.  clTnicus)  gekürzt  worden  sein. 

Da  nun  keine  me.  entlehnungen  auf  -nie  vorliegen,  und 
diese  wenigen  lateinischen  die  einzigen  entlehnungen  aus  dem 
Frühne.  sind,  so  muls  die  erscheinung  der  kürze  aller  neu- 
bildungen, deren  bedingungen  in  der  regel  derart  waren,  dals 


DHC  QUANTITÄTEN  DER  ACOBNTVOKALE  ETC.  355 

läDge  hätte  entstehen  müssen,   einzig  und  allein   auf  diese 
frühne.  entlehnungen,  speziell  cynic,  zurückgeführt  werden. 

Gekürzt  wurden :  finic(al),  lacinic,  actinic,  caprinic  (caprl- 
nus  +  -ic),  clinic,  delphinic  (lat.  delphln-),  serpentinic,  vacci'- 
nic  (vaccina.  et  dieses),  plati-nic  (platTnum  +  -ic),  qui*nic 
(quina  +  -ic)  u.  a.  Regelrechte  kürze  kommt  von  neubil- 
dungen  nur  fulminic  und  einigen  andern  zu,  ferner  auch  den 
französischen  entlehnungen  dinic  (sb.)  und  agynic. 

Nur  in  zwei  fällen  ist  bei  den  neubildungen ,  die  also  in 
der  regel  umquantitierten ,  die  ursprüngliche  länge  erhalten 
geblieben.  Es  sind:  vinic  (a')  [vinum  +  -icj,  pinic  (a*)  [pine 
+  -ic].  Der  grund  ist  leicht  ersichtlich:  die  event.  kürzung 
des  T  empfand  man  für  so  geläufige  9'-laute  wie  in  vine  (wine) 
und  pine  zu  befremdend.  Aus  der  tatsache,  dafs  überhaupt 
kürze  das  ergebnis  der  entwicklung  der  auf  -inic  ist,  schliefse 
ich  zur  datierung  dieser  erscheinung,  dals  sie  von  anfang  an 
bestand.  Wir  stehen  hier  vor  der  auffallenden  erscheinung, 
dafs  zwei  Wörter,  oder  besser  ein  bedeutungsschweres  wort 
sich  nicht  nur  in  der  ihm  zukommenden  lautung  erhalten, 
sondern  sogar  auch  die  lautliche  gestaltung  fast  aller  übrigen 
Wörter  vorgeschrieben  hat. 

6.  -igo  =  9^go.  Diese  durchgehende  länge  erklärt  sich 
daraus,  dafs  alle  hierhergehörigen  lateinischen  entlehnungen 
langes  T  hatten.  Nach  diesen  —  es  sind  12  —  wurde  dann 
für  die  beiden  neubildungen  rubigo,  vitiligo  ebenfalls  länge 
eingeführt.  Übrigens  sind  die  Wörter  auf  -igo  im  Lateinischen 
alle  lang.    Also  a*  war  das  gegebene. 

7.  -ician,  -itian  (-icien)  =  Tcian  (durchgehend). 
Die  meisten  hierhergehörigen  Wörter  sind  neubildungen  aus 
der  ne.  zeit.  Aus  dem  Me.  wurden  übernommen  nur  die 
französischen  entlehnungen  physician  und  magician  —  beide 
natürlich  mit  kurzem  1  —  und  die  neubildung  geometrician, 
ebenfalls  mit  regulärer  kürze.  Hierzu  lieferte  das  16.  jahrh. 
weitere  französische  entlehnungen :  practician,  musician,  arith- 
metician,  politician  usw.,  ferner  eine  anzahl  von  neubildungen, 
denen  ebenfalls  kurzes  1  regelrecht  zukam.  Es  sind  u.  a. 
historician,  *hebrician,  metaphysician ,  algebrician,  politician, 
patrician,  hebraician,  rhetorician,  logician.  —  Das  17.  jahrh. 

24* 


hatte  Buc)i  für  die  mebi'zahl  seiner  neuaufnahmen  (frz.  dialeo^ 
ticiaii  und  die  neubildtitigen:  epmician,  bydrostati'cian,  op*l 
tician  u.  a.)  kurze  als  regel. 

Im  17.  jahrli.  dringen  aber  auch  schon  Wörter  ein,  deneo-l 
bei  normaler  entwickinng  heute  a'  zukommen  müfste.  Es  sindri 
gentilitian  (1.  genirlit-  1Ö50— x)  und  apician  (apicius).  Durch  ' 
die  grol'se  Übermacht  aber  der  bis  dahin  schon  aufgenommenen 
entlehnungen  mit  regelrechter  kürze,  konnten  sich  diese  beiden 
längen  aber  keine  geltnng  verschaffen,  und  sie  wurden  —  j 
m.  e.  direkt  —  umquantiUert.  Bei  diesem  Vorgang  mögen^ 
auch  verwandte  englische  enllelinungen  mitgewii-kt  haben. 

Auch  den  entlehnungen  im  18.  jabrh.  kommt  in  der  reg^f 
kürze  zu,  so  dem  franz.  academiciau  u,  s.  f.,  eine  kürze,  dta-l 
übrigens  durch  *B.  und  *Sh.  auch  bezeugt  wird.    Weitere  ent-  1 
lehnungen  aus  dem  18.  jahrh.  sind:   matheraatician,  harmoni- 
cian  und  das  umquantitierte  cardinalitian  (<  lat.  cardinallcius?). 
Für  dies  letztere  wort  kann  die  umquantitierung  schon  für  das 
lateinische  Vorbild  gelten. 

Ebenso  kommt  den  entlehnungen  des  19.  jahrh.  in  dei 
regel  1  gesetzlich  zu:  tactician,  dogmatician,  atomician,  me^  ] 
trician,  elastician,  phonetician,  theoretician,  pontifician  u.  a. 
Länge  hätte  gesetzlich  die  neubildung  deditixian  haben  müssen, 
ebenso  die  lateinische  entlehnung  Uenrician  (<  Ilenrician,  -iis), 
doch  konnte  diese  nicht  mehr  aufkommen,  die  kürze  war  i 
alle  Zeiten  gewonnen. 

Die  accentuierung  des  i,  die  für  die  meisten  franz.  ent- 
lehnungen eine  uni'egelmiifsige,  durch  angleichung  entstandene 
ist,  wird   schon  im  16.  jahrh,  durch  Ijcvins  gerade   für  das 
wichtige  franz.  lehnwort  physi-cian  (statt  regulärem  phy'siciaa)  ■ 
bezeugt,  ebenso  auch  im  18.  jahrh.  für  die  franz.  entlehnong'a 
academi'cian  duixh  "B.  und  *Sh. 

Unter  dem  eiuflusse  der  -ician  entwickelten  nun  auch  diel 
-isian  küi-ze,  die  unter  normalen  Verhältnissen  sicher  -»''sianl 
hervorgebracht  hätten.  Es  sind:  precisian  (lat,  praecTs-,1 
daher  engl.  precise(9')),  Frisian  (Frls-)  und  aphrodi'SiaaS 
(lat.  I).     Guisian  hat  l  durch  guise. 

8.  -iaion,  -icion,  -ition  —  Ition  durchgehend.  DieJ 
grolse  mehrzahl  der  in  den  allgemeinen  gebrauch  aufgenom^l 
meuen  lehnwörter  auf  -ition  sind  me.  entlehnungen,  und  zwarJ 


DtE  QUANTITÄTEN  DRR  ACCEHTVOKAI.E  ETC.  ÖÖI 

mit  verschiedenen  ausnaliraen  me.  entlehnun^en  aus  dem  Fran- 
zösischen: 12.  jahrh. :  circumcision,  13-,  14.  jahrh.  compositiou, 
division,  dispoüition,  monition,  preposition,  position,  audition, 
avision,  vision,  contrition,  condition.  petition.  ambition,  ex- 
position,  sedition,  admonition,  division,  inhibition,  perdition, 
proposition,  inqiiiaition,  definitiou,  Opposition,  deposition; 
lü.  jalirb.;  interposition ,  fruition  (cf.  ss-achreibungen  im  15. 
jahrh.),  exhibition,  incision,  indisposition .  dormition,  "compo- 
nition,  inhibition,  Opposition,  decision  usw. 

Vor  den  nie.  lat.  entlehnungen  hatte  allerdin8:3  die  mehr- 
zabl  im  Lateinischen  lauge.  Wäre  diese  im  Englischen  auf- 
gekommen und  hätte  sie  sich  durchgesetzt,  bo  hätten  wir 
heute  3'-tion  in  den  folgenden  Wörtern:  concision,  acquisition, 
attrition ,  inauition ,  departition ,  collision ,  expedition ,  es- 
ciston  u.  a. 

AVir  sehen  nun  gleich,  dafs  diese  lateinischen  entlehnungen 
an  den  entlehnungen  aus  dem  Französischen  gemessen:  1.  in 
der  minorität  sind  und  2.  an  hedeatungstiefe  weit  unter  ihnen 
stehen.  \\'enn  wir  femer  bedenken,  dals  die  me,  ausspräche 
des  Lateinischen  unter  dem  banne  der  französischen  ausspräche 

1  stehend,  wahrscheinlich  auch  alle  -ision,  einerlei  ob  mit  lat 
langem  oder  kurzem  i,  kurz  aussprach,  so  kann  es  uns  nicht 

I  wunder  nehmen,  dafs  das  Me.  für  alle  entlehnungen  auf  -ision 

f  kürze  entwickelt  hat. 

Bestätigt  finden  wir  diese  kürze  allgemein   erst  durch 

J  frühne.  orthoepistische  Zeugnisse.     Ein  einziger  fall   der  be- 

I  statignng  der  kürze  im  Me.  liegt  m.  e.  ev.  in  der  Schreibung 

}  expedission  vor  und  dies  gerade  für  ein  wort,  dessen  urbild  im 

I  Lateinischen  l  hat. 

Wie  gestalten  sich  nun   die  Verhältnisse  um  die  huma- 

I  nistenzeit?  Leider  fehlen  zur  klaren  beurteilung  die  nötigen 
Zeugnisse.  Die  heutige  ausspräche  des  lat.  -isio  und  -Ttio  hat 
kurzes  1  mit  verschwindend  wenigen  ausnahmen.  Wir  haben 
diese  erscheinnng  Angl.  N.  F.  XVII  s.  231  für  die  -isio  als  das 
Produkt  der  beelnflussung  durch  die  englischen  lehnwörter  auf 
-ision,  für  die  -itio  als  systemzwang  innerhalb  der  humanisti- 
schen korrekten  lateinischen  ausspräche  und  als  englische  beein- 
flussuug  erklärt.  Wann  diese  beeinflussung  zum  systemzwang 
innerhalb  der  englischen  ausspräche  des  Lateinischen  eintrat, 
ob  sie  erst  zaghaft  oder  gleich  in  vollem  umfange  einsetzte, 


358  C.  HECK, 

darüber  lassen  sich  leider  nur  Vermutungen  anknüpfen.  Man 
könnte  aus  orthoepistischen  Zeugnissen  des  16.  jahrh.  über 
die  quantität  des  I  in  den  englischen  lehnwörtem  Schlüsse 
ziehen,  doch  käme  von  der  gi*ofsen  anzahl  der  belege  nur 
divi'sion  regelrecht  i  >  a*  zu.  Dieses  ist  aber  im  16.  jahrh. 
nur  von  Bull,  bezeugt,  und  bei  dessen  eigenart  der  transkrip- 
tion  belanglos. 

Solange  wir  also  keine  sicheren  anhaltspunkte  haben, 
dürfen  wir  nicht  ohne  weiteres  den  spätme.,  frühne.  entleh- 
nungen  (1500)  auf  lat.  -Ttio,  -Tsio  kürze  zusprechen,  sondern 
wir  müssen  event.  mit  der  tatsache  rechnen,  dafs  die  nunmehr 
unter  dem  zeichen  der  genauen  berücksichtigung  lat  quan- 
titäten  ins  Englische  übergehenden  -isio  und  Itio  langes  I  mit 
herüberbrachten. 

Wenn  wir  also  die  möglichkeit  einer  fi'ühne.  doppelten 
quautitierung  der  -ition  in  betracht  ziehen,  die  um  so  wahr- 
scheinlicher ist,  als  die  grofse  mehrzahl  aller  ne.  entlehnungen 
auf  -ition  von  lat.  -Ttio  und  alle  -ision  von  lat.  -Tsio  abstammen, 
so  ist  auf  die  frage,  warum  diese  längen  sich  nicht  behauptet 
haben,  zu  antworten:  deshalb  nicht,  weil  fast  alle  diese  ne. 
entlehnungen  bei  weitem  an  Volkstümlichkeit  hinter  den  me. 
franz.  entlehnungen  standen,  so  dafs  1.  sie  in  der  regel  über- 
haupt nicht  allgemein  gekannt  wurden  und  2.,  wenn  eins  oder 
das  andere  ins  volk  drang,  es  sich  unwillkürlich  dem  durch 
Jahrhunderte  geformten  kürzezwang  beugen  mufste.  Dazu  kam 
noch,  dafs  eine  grolse  anzahl  frühne.  lat.  entlehnungen  auf 
-Itio,  ferner  franz.  entlehnungen  und  neubildungen  mit  regu- 
lärer kürze  das  grofse  kontingent  der  kurzen  -Ition  verstärkten. 

Es  bekamen  !  auf  diese  weise  die  folgenden  lateinischen 
entlehnungen  auf  T :  ne.  irrision,  ebullition,  abscision,  appetition 
(1603),  exinanition  (1603),  competition  (1605),  disquisition, 
^conquisition ,  ingnition,  exaudition,  emolition,  compartition, 
supervision,  indivision,  allision,  arrision,  elargition,  percision  o.  a. 
(cf .  N.  E.  D.  und  C.  D),  ferner  auch  die  archaischen :  ^inflnition, 
*impedition,  *expolition  u.  a. 

Was  die  neubildungen  anbetrifft,  so  waren  da,  umgekehrt 
wie  bei  den  lateinischen  lehnwörtem,  die  Verhältnisse  für  all- 
gemeine kürzung  am  günstigsten.  Da  sie  übrigens  erst  zu 
beginn  des  17.  jahrh.  in  gröfserem  umfang  auftreten,  so  fallen 


DIE  QUAKTTTÄTEK  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  359 

sie  in  eine  zeit,  wo  für  die  -ision  das  Schicksal  die  kürze 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  schon  besiegelt  hatte,  wodurch 
auch  für  sie  von  anfang  an  die  kürzung  das  gegebene  war, 
auch  für  die  wenigen  fälle,  wo  gesetzmäfsige  länge  sich  hätte 
entwickeln  müssen:  illinition  (illinTre)  1678,  debuUition  1727 
u.  a.  und  wahrscheinlich  auch :  *esurition  (esurlre)  1678 ,  *in- 
erudition  1685  u.  a. 

Während  sich  so  die  mod.  engl,  quantität  des  i  in  -ision 
als  ein  erbgut  der  mittelalterlichen  entlehnungen  aus  dem 
Französischen  erweist,  hat  es  umgekehrt  seine  accentuierung 
den  Römern  zu  verdanken.  Wann  die  dadurch  bedingte  um- 
quantitierung  für  die  me.  entlehnungen  stattfand,  läfst  sich 
nicht  melir  gut  feststellen.  Im  Frühne.  jedenfalls  ist  der 
prozefs  schon  fertig,  wie  aus  Levins'  angaben  hervorgeht,  der 
in  der  regel  -ition  hat:  sedition,  perdition,  tradition.  Nur 
einmal  —  in  tüition  —  liegt  der  accent  nicht  auf  dem  i. 

9.  -icity  =  -Icity  und  zwar  durchgehend.  Die  in 
der  me.  zeit  übernommenen  Wörter  auf  -icity  sind  sehr  selten. 
Es  sind  1.  aus  dem  Afrz.  mendicity,  felicity,  duplicity,  2.  aus 
dem  Lat.  infelicity  und  3.  die  neubildung:  delicity. 

Von  diesen  hätte  nur  die  lat,  entlehnung  infelicity  länge 
haben  können ,  doch  wird  in  anbetracht  der  me.  ungenauigkeit 
der  ausspräche  lat.  vokale  in  bezug  auf  ihre  quantitäten  und 
ferner  in  anbetracht  einer  sehr  wahrscheinlichen  beeinflussung 
dieses  wortes  durch  das  aus  dem  Afi'z.  entlehnte  positive 
felicity  auch  hierfür  kürze  anzusetzen  sein.  Das  Spätme.  hatte 
also  aller  Wahrscheinlichkeit  durchgehende  kürze. 

Der  Übergang  zum  Ne.,  der  für  das  Lateinische  die  reform 
der  quantität  der  vokale  brachte,  hat  innerhalb  der  lat.  -icitas 
die  Unterscheidung  der  länge  und  kürze  eingeführt,  eine  Unter- 
scheidung, die  sich  bis  heute  erhalten  hat:  cf.  apricitas  (9*) 
gegenüber  simpll'citas  (1).  Von  da  aus  hätte  also  im  16.  jahrh. 
auch  in  den  engl,  lehnwörtem  die  ausspräche  -9*city  neben 
-rcity  platz  greifen  können.  Dafs  aber  diese  länge  wahr- 
scheinlich nie  auftrat,  das  war  durch  die  natur  der  entleh- 
nungen des  16.  jahrh.  bedingt.  Zumeist  waren  es  französische 
lehnwörter:  impudicity  1528,  immundicity  1530,  implicity; 
und  die  wenigen  lateinischen,  die  aufgenommen  wurden,  hatten 


360  G.  HECK, 

auch  nur  reguläre  kürze:  simplicity,  triplicity.  Dazu  kommt 
die  neubildung  excentricity  auch  mit  regulärer  kürze.  Nur 
der  einen  neubildung  pudi'city  (pudicus  +  -icity)  hätte  länge 
gegeben  werden  müssen,  doch  wird  sie  durch  den  system- 
zwang der  -Icity  schon  bei  ihrem  entstehen  nmquantitiert 
worden  sein. 

Das  17.  jahrh.  bringt  vornehmlich  neubildungen,  ebenfalls 
dun^liweg  mit  regulärer  kürze:  rusticity  (rustic  +  ity),  decri- 
citj^,  multiplicity,  *illustricity,  authenticity,  reticity,  elasticity 
usw.  Dazu  kommt  das  regulär  kurze  lat.  lehn  wort  com- 
plicity. 

Nur  *apricity  <  lat.  aprlcitas,  das  übrigens  heute  noch 
wie  gesagt,  dort  -a^citas  gelautet  wird,  hätte  länge  haben 
müssen.  Ob  es  sie  wirklich  bekommen  hat  —  es  ist  kaum 
anzunehmen  — ,  läfst  sich  nicht  mehr  historisch  nachweisen, 
und  heute  wird  das  wort  ja  überhaupt  nicht  mehr  gelautet 

Im  18.  jahrh.  liefern  die  neubildungen  (meistens  solche 
auf  -tic)  wieder  das  liauptkontingent,  und  auch  hier  ist  wieder 
kürze  die  regel:  domesticity  (domestic),  biplicity,  ellipticity, 
causticity,  canonicity,  perioclicity,  pepticity. 

Im  19.  jahrh.,  in  dem  wolil  überhaupt  kein  schwanken 
mehr  aufkommen  konnte,  wurde  die  kürze  -Kcity  noch  durch 
weitere  neubildungen  mit  regelrechter  kürze  verstärkt:  cen- 
tri'city  1826,  gnostixity  1830,  calori'city  1836  usw.  usw. 

Wir  sehen  also,  es  mufste  kürze  entstehen,  was  durch 
franz.  -icitj-,  ferner  durch  die  tatsache,  dals  die  majorität  der 
lat.  entlehnungen  auf  -icitas  und  nicht  -Icitas  ausgingen,  und 
dafs  auch  den  neubildungen  in  der  regel  kürze  zukam,  seine 
erklärung  findet 

Was  den  accent  angeht,  so  hat  auch  hier  die  lateinische 
accentuation  gesiegt. 

10.  -ility  mit  durchgehender  kürze.  Auch  hier 
konnte  die  eutwicklung  keinen  andeni  weg  finden.  Die 
kürze  war  schon  von  anfang  des  Me.  ab  gegeben  in  der 
grofsen  auzalil  der  franz.  entlehnungen  auf  -ility  und  durch 
die  tatsache,  dafs  den  me.  lat.  entlehnungen  auch  kürze  regel- 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  361 

recht  zukam.*)  Es  würde  zu  weit  führen,  alle  Wörter  zu 
citieren.  Ich  gebe  nur  die  hauptsächlichsten,  um  einen  begriff 
zu  geben  von  der  fülle  und  bedeutungsschwere  dieser  aus  dem 
Me.  ins  Ne.  übernommenen  -ility ,  wir  verstehen  dann,  warum 
trotz  humanistischer  korrektheit  in  allen  ne.  entlehnungen,  auch 
da,  wo  länge  die  regel  wäre,  kürze  sich  entwickeln  mufste. 
Me.  franz.  entlelinungen  sind  u.  a.  horribility,  ability,  humilitj", 
perdurability,  possibility,  impossibility,  gentility,  vility,  sen- 
sibility,  durability,  notability,  civility,  fragility,  honourability, 
agility,  instability,  hability,  delectability,  combustibility,  de- 
bility,  affability,  immobility,  inhability,  fertility,  mobility. 

Von  den  me.  lat.  lehnwörtern  mit  ursprünglicher  kürze 
sind  die  wichtigsten:  mutability,  Utility,  stability,  incorrupti- 
bility,  ignobility.  Es  kamen  dazu  die  neubildungen :  immova- 
bility  und  agreeability. 

Unter  der  Übermacht  dieser  -Ility  wird  wohl  auch  schon 
die  spätme.  neubildungsubti'lity  (<  subtilis  +  -ity)  für  frühme. 
soteltee  kurzes  1  erhalten  haben. 

So  lagen  also  die  Verhältnisse  zu  beginn  der  hiimanisten- 
zeit.  Innerhalb  der  englischen  ausspräche  des  Lateinischen  hat 
diese  epoche,  wenn  auch  event.  nicht  zuerst,  so  doch  definitiv 
die  Scheidung  zwischen  -ilitas  (heute  a^'litas:  anilitas,  civi- 
litas,  aedllitas  etc.)  und  -Ilitas  (gracllitas,  fragUitas  usw.) 
durchgeführt.  Es  wird  dadurch  auch  eine  beeinflussung  des 
englischen  lehnwortmaterials ,  dessen  lateinischen  Vorbildern 
länge  zukam,  wie  gentility  (lat.  gentilitas),  civility  (lat.  civl- 
litas)  und  so  fort  nahe  gelegt.  Doch  keins  unserer  historischen 
kriterien  spricht  dafür.  Ja  wir  finden  sogar  umgekehrt  durch 
Schreibungen  wie  gentillity  im  16.  jahrh.  und  durch  frühne. 
orthoepis tische  Zeugnisse  aus  dem  16.  jahrli.  (cf.  Gills  incivl*- 
lity  <  lat.  incivllitas)  angedeutet,  dafs  eine  an  sich  mögliche 
längung  nicht  stattgefunden  hat,  was  ja  auch  die  heute  durch- 
gehende kürze  bestätigt  (!).  Dafs  diese  längung  nicht  vor- 
genommen wurde,  wird  seinen  grund  in  der  grofsen  popularität 


*)  Von  den  bierhergehürigen  franz.  entlehnungen  erscheinen  die 
frühesten  zunächst  in  einen  afz.  volkstümlichen  gewande  (ablete  etc.),  das 
sie  aber  früher  oder  später  alle  mit  dem  afz.  gelehrten  auf  -ility  aus- 
wecliHelten. 


362  C.  HECK, 

des  -llity  haben,  dazu  mag  auch  die  französische  form  der 
endung  -ility  statt  -ilitat-  mitgesprochen  haben. 

Eine  zweite  frage  ist  die,  ob  die  in  und  seit  der  hmna- 
nistenzeit  aufgenommenen  Wörter  auf  -llitas  und  die  neubil- 
dungen  an  ein  simplex  mit  I,  dieses  ihr  in  der  englischen  aus- 
spräche des  Lateinischen  gewahrtes  I  mit  herübergenommen 
Iiaben.  Es  ist  dabei  noch  besonders  zu  bemerken,  daüs  für 
die  neubildungen ,  mit  ausnähme  der  vielen  auf  -bility,  fast 
durchweg  länge  hätt^  eintreten  müssen.  Dafs  dies  nun  eben- 
falls nicht  geschehen  ist,  wahrscheinlich  von  anfang  nicht, 
ist  durch  dreierlei  umstände  zu  erklären:  1.  dui'ch  die  grofse 
inajorität  der  me.  entlehnungen  zu  anfang  des  Ne.;  2.  durch 
die  vielen  französischen  entlehnungen  im  16.  jahrh.  mit  re- 
gulärer kürze;  3.  in  bezug  auf  die  lateinischen  entlehnungen 
durch  die  tatsache,  dafs  gerade  den  lateinischen  entlehnungen 
in  der  kritischen  zeit  zu  anfang  des  16.  jahrh.  auch  in  der 
regel  kürze  zukam.  Sie  sind  zumeist  Wörter  auf  -bility: 
insensibility,  credibility,  implacability,  equability,  placability, 
invisibility,  intolerability  u.  a.  Unter  ihrem  druck  konnten  die 
wenigen  regulären  längen  nicht  aufkommen.  Es  wurden  daher 
gekürzt  die  lateinischen  entlehnungen  virility  (18.  jahrL  B.), 
exility,  hostility,  aedility. 

Da  selbst  die  lateinischen  regulären  längen  sich  das  ge- 
fallen lassen  mufsten,  wieviel  mehr  mufsten  es  die  neubildungen, 
in  deren  natur  es  ja  liegt,  sich  einem  gewissen  systemzwange 
zu  beugen.  Auch  das  war  um  so  leichter,  als  gerade  viele 
neubildungen  auf  -bility  —  also  mit  gegebener  kürze  —  ge- 
bildet wurden.  Es  wurden  gekürzt:  16.  jahrh.  scurrility  (lat  T), 
visility  (lat.  T). 

In  der  auf  das  16.  jahrh.  folgenden  zeit  lagen  die  Ver- 
hältnisse ähnlich.  Die  kürzen  auf  -bility  liefern  das  haupt- 
kontingent  und  halten  die  tradition  aufrecht.  Es  wurden 
daher  umquantitiert  u.  a.  1.  die  lateinischen  lehn  Wörter:  anility, 
juvenility  usw.;  2.  die  neubildungen:  puerility,  senility,  ver- 
satility  (versatile  +  -ity)  u.  a. 

In  bezug  auf  den  accent  ist  zu  bemerken,  dafs  auch  hier 
die  lateinische  accentuation  gesiegt  hat. 

11.  -ivity  =  ivity  durchgängig.  Wenn  in  den  hier- 
hergeliörigen    Wörtern   der    lateinische    Sprachgebrauch   sich 


DIB  QUANTITÄTEN  DEE  ACCENTVOKALB  ETC.  863 

durchgerungen  und  auch  auf  die  französischen  entlehnungen, 
deren  lateinischen  Vorbildern,  sofern  sie  welche  direkt  hatten, 
länge  zukam,  some  auch  auf  die  neubildungen  ausgedehnt 
hätte,  so  müfste  heute  durchweg  -9^'vity  gesprochen  werden. 
Dafs  nun  die  reformierte  lateinische  ausspräche  des  16.  jahrh. 
(cl vitas  (a*),  tempesti  vitas  (9*),  festlvitas  (a') )  überhaupt  nicht 
ins  Englische  drang,  hat  seine  hauptursache  darin,  dafs  mit 
ausnähme  von  approcli'vity  (1.  proclTvitas)  und  *civity  (1.  cT- 
vitas)  überhaupt  keine  lateinischen  entlehnungen  aufgenommen 
wurden,  so  dafs  man  gar  nicht  darauf  kam,  die  engl,  -ivity 
mit  den  lat.  auf  -ivitas  in  beziehung  zu  setzen  und  9^  einzu- 
führen. Für  die  neubildungen  kam  noch  der  besondere  um- 
stand hinzu,  dafs  ihre  bildung  in  der  regel  aus  engl,  adjek- 
tiven  auf  -ive,  nicht  aber  aus  lat.  Vorbildern  auf  -ivus  geschah. 

Folgende  sind  die  hauptsächliclisten  entlehnungen  auf 
-ivity : 

I.  franz.  entlehnungen :  privity  (1.  T),  captivity  (1.  T),  nati- 
vity  (1. 1),  *hastivity,  occivity,  activity  (1.  T)  1530,  proclivity 
(i),  inactivity  (I),  intempesti'vity  (T),  habitati'vity  (I*).  — 
IL  lat.  entlehnungen:  *approcli*vity  (lat.  T),  *civity  (lat.  I). 
--  III.  neubildungen:  17.  jahrh.  perspectivity  (i)erspective  < 
lat.  -Tvus),  motivity  (motive  +  ity),  18.  jahrh.  corosivity  (co- 
rosive),  cogitativity  (cogitative  +  ity),  19.  jahrh.  conductivity 
(conductive  +  -ity),  collectivity  (coUective  +  -ity),  subjecti- 
vity  event.  auch  objectivity.  — 

Die  kürze  wird  übrigens  durchs  ganze  Ne.  bezeugt:  Gill 
hat  prrvity  und  nativity  trotz  T  der  lat.  Vorbilder  und  *B. 
und  *Sh.  accllvity  trotz  lat.  acclTvus. 

Brechen  wii*  hier  ab,  und  wenden  wir  uns  unserm  dritten 
abschnitt  zu. 

G.  Über  einige  fälle  von  präflxanalogie. 

Zum  Verständnis  einer  reihe  von  ausnahmen  vom  quan- 
titätsgesetz  für  franz.  entlehnungen,  die  wir  im  folgenden  ab- 
sclinitt  I).  im  Zusammenhang  vortragen  wollen,  ist  es  notwendig, 
hier  einige  haupttatsachen  über  die  hauptpräfixanalogieen  zu 
erwähnen.  Die  nähere  ausarbeitung  müssen  wir  uns  auf  später 
versparen.    Es  handelt  sich  um  die  doppelte  quantitiemng 


364  C.  HECK, 

der  präfixe  bi-  (zwei),  di-  (zwei)  und  tri-  (drei),  also  um  fälle 
wie:  bigamy  (1)  :  bicycle  (9^),  digamy  (I)  :  dicrotous  (9*), 
trinity  (1)  :  tritone  (9^)  etc. 

Den  bi-  in  den  franz.  und  lat.  entlehnungen  käme  regulär 
nur  1  zu.  Wir  finden  es  auch  noch  in  vielen  fällen:  et  etwa: 
bigamy,  bicorne  usw.  Auch  mag  für  die  frühesten  neubildungen 
noch  die  kürze  die  rege!  gewesen  sein.  Doch  schon  sehr  früh 
(cf.  16.  jahrh.  biforked)  wurde  das  präfix  bi  als  selbständiges 
wort  aufgefafst,  das  so  ganz  englisch  geworden  war,  dals 
man  es  sogar  vor  heimische  Wörter  setzte.  Dabei  vergafs  man 
die  ursprüngliche  quantität  und  gab  diesem  einsilbigen  wort 
mit  vokal  im  auslaut  die  normale  englische  quantität  solcher 
wcirter,  nämlich  länge.  Aus  diesen  neubildungen,  die  im  spä- 
teren p]nglisch  immer  zahlreicher  werden  —  cf.  biangolar, 
bicentral,  bivoluminous  usw.  usw.  — ,  ist  nun  auch  ab  und  zu 
9'  in  lat.  und  franz.  eutlehnungen  mit  bi-  eingedrungen. 

Die  längung  des  präfixes  di  <  gr.  di  für  dig  erklärt  sich 
zunächst  aus  denselben  gründen  wie  die  längung  von  bi-.  Für 
einige  eutlehnungen  aus  dem  Griechischen  kommt  hierzu 
aber  noch  das  spezielle  Gesetz  über  griech.  accentuiertes  1, 
das  nämlich  im  heutigen  Englisch  als  diphthong  9^  ausge- 
sproclien  wird.  Dasselbe  gesetz  kommt  auch  in  anwendung 
bei  neubildungen  an  ein  griech.  simplex  mit  /  (cf.  di'crotous 
(9')  <  gr.  öixQoiiK  +  -ous). 

tri-  ^-  lat.  tr!-  wurde  unter  genau  denselben  bedingungen 
wie  bi-  =  lat.  M-  gelängt.  Wir  finden  daher  die  länge  zu- 
meist in  späteren  neubildungen,  während  frühme.  frz.  (tri- 
nity) und  lat.  eutlehnungen  normale  kürze  behalten. 

D.   Zur  erklämng  angesetzmäfsiger 
längen  in  ne.  offenen  accentvokalen  mehrsilbiger 

französischer  lehnworter. 

Ich  trage  der  Übersichtlichkeit  halber  die  einzelnen  Wörter 
alphabetisch  vor.  Wie  in  Angl.  N.  F.  XVII  s.  237  ff.  schon 
vorweggenommen  worden  ist,  sind  alle  diese  längen  als  analo- 
giebildungen  aufzufassen. 

1.  accli'mate  (9^.    cf.  climate. 

2.  admi'rative  (e^).  Dieses  wort  steht  in  dieser  seltenen 
form  in  bezug  auf  die  quantität  des  i  und  die  accentnation 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  365 

der  zweiten  silbe  unter  fremdem  einflufs.  I>as  regelrechte  für 
dieses  wort  vertritt  das  häufiger  gebrauchte  ad'mirative  mit 
accentuation  des  ersten  a  und  kürze  des  i.  Da  admirative 
eine  späte  entlehnung  ist,  so  war  es  leicht  der  beeinflussung 
durch  seine  Verwandtschaft,  die  sich  schon  in  England  vor- 
fand, ausgesetzt.  Namentlich  ist  es  der  inf.  admire  gewesen, 
von  dem  unser  wort  zu  seiner  zweiten,  weniger  geläufigen 
lautung  umgewandelt  worden  ist  —  Die  frage,  ob  auch 
systemzwang  durch  endungsanalogie  mit  zur  längung  des  i 
beigetragen  hat,  kann  man  nicht  ganz  verneinen.  Doch  wird 
dieser  event.  systemzwang,  der  nur  von  *conspirative  (1.  con- 
spTrat-,  1599 — x)  und  inspi'rative  (e*,  lat  inspTr-,  1797 — x) 
hätte  ausgehen  können,  kaum  mehr  als  eine  sekundäre  rolle 
gespielt  haben.  Ebenso  sekundär  mag  eine  beeinflussung  durch 
1.  admlror  und  mlror  mitgespielt  haben. 

3.  advisement  (a*):  Hier  sind  endungs-  und  andere  ana- 
logieen  überhaupt  ausgeschlossen.  Die  umlautung  erfolgte  hier 
sicher  durch  advise. 

4.  aesti'val  (9^)  neben  e'stival:  Die  erste  laut-  und 
accentgestaltung  stellt  die  durch  das  lat.  vorbild  und  den 
systemzwang  der  auf  -ival  entstandene  neubildung  einer  alten 
franz.  entlehnung,  die  sich  regelrecht  bis  heute  noch  in  der 
form  estival  erhalten  hat,  dar. 

5.  ali'nement  (9^)  ist  in  bezug  auf  den  accent  als  auch 
die  qualität  des  accentvokals  neugebildet.  Eine  andere  ana- 
logie  als  an  line  ist  ausgeschlossen. 

6.  andiron  (9'):  eine  volkstümliche  Umbildung,  die  mög- 
licher weise  schon  im  Me.  beginnt,    cf.  Angl.  N.  F.  XVII  s.  82. 

7.  apprisement  (9^):  es  ist  nur  analogie  an  prise 
möglich. 

8.  arrival  (9^).    Systemzwang  bei  den  Wörtern  auf  -ival. 

9.  asi'phonate  (9^):  Endungsanalogie  ist  ausgeschlossen, 
cf.  Siphon. 

10.  aspirant  (9^  oder  le-  mit  kurzem  i):  In  as'pirant 
haben  wir  die  reguläre  form  in  bezug  auf  die  accentuation 
und  die  quantität  des  i.  Die  neubildung  aspi'rant  erklärt 
sich  durch  die  eine  oder  andere  der  folgenden  analogieen  oder 


366  C.  HECK, 

durch  alle  zugleich:  1.  direkte  beeinflussung  durch  lat.  aspl- 
rant;  2.  endungsanalogie  durch  das  früh  belegte  deli'rant 
(1.  dellrant,  1690 — x)  und  spätere  entlehnungen  auf  -irant: 
expi'rant,  inspi'rant,  inqui'rant  etc.;  3.  die  nächstliegende: 
anpassung  an  aspire. 

11.  assi'ser  (9^).  Die  länge  ist  durch  analogie  derer  auf 
-ser  und  -sor  mit  durchgehender  länge  entstanden. 

12.  bicycle  (9*)  erweist  sich  in  seiner  9*-lautung  nicht 
als  direkte  entlehnung  aus  dem  Französischen,  wie  das  N.  E.  D. 
angibt,  sondern  als  beeinflussung  durch  das  lat  engl,  präfix 
bi-  (b9'-). 

13.  bimane  (9^):  Das  9^  ist  ebenfalls  aus  den  engl,  neu- 
bilduugen  auf  bi-  eingedrungen. 

U.  bison  (9^  i)  (N.E. D.:  adopted  directly  or  through 
French  from  Latin  bison,  —  etymologically  bison  is  the  most 
correct,  but  b9^'Son  the  prevailing  pronunciation).  Das  N.  K  D. 
hat  recht:  sowohl  lat.  bison  als  auch  franz.  bison  hätte  nur 
kurzes  engl,  i  erzeugen  können.  Zur  erklärung  der  länge 
könnte  man  zunächst  wieder  an  suffixzwang  denken.  Dieser 
ist  jedocli  ausgeschlossen.  Wörter  auf  -ison  sind  überhaupt 
kaum  vorhanden;  das  einzige  einigermalsen  geläufigere  wäre 
prison  und  das  hat  gerade  kurzes  i.  Auch  mit  bi-  (zwei)  hat 
unsere  länge  nichts  zu  tun.  Eine  solche  mechanische  Über- 
tragung des  bi-  ist  nicht  wahrscheinlich.  Unser  neugebildetes 
9'  erklärt  sich  viehnehr  aus  seinem  griechischen  Vorbild  {ßlo<Bv\ 
wo  das  i  den  acuten  accent  hat,  der,  wie  oben  schon  gesagt^ 
in  spätne.  entlelmungen  unter  normalen  bedingungen  immer 
durch  9*  wiedergegeben  wird. 

15.  briber  (9^).  Für  diese  entlehnung  aus  dem  Afrz. 
wii'd  schon  im  16.  jalirh.  durch  die  Schreibung  brieber  länge 
bezeugt.  Sie  ist  wohl  auf  zweierlei  zurückzuf üliren :  1.  auf 
die  tatsache,  dafs  die  worte  auf  -iber  alle  länge  des  i  ent- 
wickelt haben;  2.  auf  die  beeinfiussung  durch  das  Simplex 
bribe. 

16.  caliber  (ob-  und  T).  Die  ausspräche  für  dieses  wort 
als  vollständig  naturalisiertes  lehn  wort  ist  die  erstere:  €»•- 
liber.    caliber  entspricht  der  franz.  lautung,  die  dem  worte 


DIE  QUANTITÄTEN  DES  ACCEHTVOItALE  ETC.  367 

ZU  gründe  liegt.    Diese  ist  auch  durch  Schreibungskriterien 
für  das  Friihne.  erwiesen. 

17.  Chirographe  (9*).  Dies  schon  im  15.  jahrh.  als 
lehnwort  belegte  franz.  wort  hat  später  (wann,  ist  schwer 
festzustellen;  vielleicht  im  16.  jahrh.)  durch  seine  lateinischen 
und  griechischen  Vorbilder  (lat.  chTrographus ,  griech.  x^^^') 
längung  erhalten. 

18.  chi-trine  (a^).  Diese  länge  wäre  auch  für  das  griech. 
Urbild  (xiTajy')  dieses  franz.  lehnwortes  unnormal.  Sie  kann 
auch  nicht  durch  suffixzwang  entstanden  sein,  da  die  wenigen 
auf  -itrine  kürze  haben.  Das  i  in  chitrine  ist  vielmehr  gelängt 
worden  unter  dem  einflufs  der  vortonigen  silbe  chi-  in  Wörtern 
wie  Chirurgion  usw.  (cf .  N.  E.  D.),  wo  sich  das  9^,  gesetzmäfsig 
oder  durch  analogiebildung  hervorgerufen,  in  der  regel  findet. 
Die  Übertragung  lag  bei  der  grofsen  menge  des  nebentonigen 
Chi-  sehr  nahe. 

19.  climate  (a*).  Hier  ist  das  9^  wieder,  wahrscheinlich 
bei  der  grofsen  restauration  im  16.  jahrh.,  aus  dem  lat.  clT- 
mat-  in  das  ursprüngliche  franz.  lehnwort  mit  kurzem  i  ein- 
gedrungen. 

20.  compi'ler  (9*).  Auch  hier  ist  wie  in  allen  Wörtern 
auf  konsonant  +  er  länge  obligatorisch.  Sie  ist  hier  durch 
den  einflufs  des  verbs  compile  und  anderer  simplixe :  smile  etc. 
zu  Stande  gekommen. 

21.  conni'vence  (9'):   hier  ist  wieder  dreierlei  möglich: 

1.  das  nächstliegendste:  angleichung  an  das  simplex  connive; 

2.  endungszwang  der  -vance  und  -vence:  arri'vance,  contri*- 
vance  etc.;  3.  anpassung  an  das  lat.  vorbild:  connTventia. 

22.  conspi'rant  (9^):  cf.  aspirant. 

23.  conspirer  (9*)  =  conspire  +  er. 

24.  conspi'ratrice  (9^):  ist  ebenfalls  durch  conspii-e  zu 
erklären.    Endungsanalogie  ist  ausgeschlossen. 

25.  corviser,  -sor  (9*):  Die  normale  form  mit  ursprüng- 
lichem 1  und  accentuation  der  ersten  silbe  findet  sich  noch  in 
dem  für  das  17.  jahrh.  als  dialektisch  bezeugten  corvester. 
In  der  modern  englischen  form  liegt  der  systemzwang  der 
engl,  lehnwörter  auf  -iser,  -isor  deutlich  auf  der  band.  Das 
nähere  hierüber  an  anderer  stelle. 


368  C.  HECK, 

26.  corrival  (9^).    cf.  rival  und  -ival  s.  353. 

27.  cyclide  (8",  i):  das  unnormale  9*  drang  aus  dem 
Simplex  cycle  ein. 

28.  cyclops  (9*).  Das  y  ist  im  Lateinischen  und  Fran- 
zösischen kurz,  ehenso  im  Griechischen.  Es  hat  aber  dort 
den  acuten  accent  und  aus  diesem  t'  stammt  das  mod.  engl.  9^ 
t'  =r  91  ist  übrigens  nur  eine  spätere  neuenglische  art  das 
griech.  v  wiederzugeben.  Im  Frühne.  gab  man  ihm  den  laut 
yy.  Es  ist  also  unser  9'  in  cyclops  erst  eine  spätne.  ein- 
fiihrung.  Übrigens  hat  sich  die  franz.  kürze  im  adjeküv 
cjxlopic  an  unbetonter  stelle  nocli  bis  heute  erhalten. 

29.  cynosure  (!,  9*):  Die  unnormale  länge  in  diesem 
wort  ist  mir  nicht  klar  geworden.  Endungsanalogie  ist  aus- 
gesclilossen.  Das  lat.  und  griech.  vorbild  hat  nur  kürze ,  und 
in  fast  allen  andern  Wörtern  auf  cyno-  ist  y  ebenfalls 
immer  kurz. 

30.  cypress  (9*).  Hierzu  cf.  die  me.  und  frühne.  Schrei- 
bungen. Wäre  das  wort  unbeeinflufst  geblieben,  so  wäre  1 
das  ergebnis.  Das  wort  hat  aber  mit  *Cypress  (=  Cypros, 
die  insel)  unter  gegenseitiger  beeinflussung  gestanden  (cf.  die 
Schreibungen  beider  Wörter).  Cypress  kommt  nun  gemäls 
seiner  ursprünglichen  entlehnungsform  Cipre,  Cypre  ursprüng- 
lich länge  zu,  w^eil  ja  das  Afrz.  einsilbige  und  solche  zwei- 
silbige mit  mut.  +  liqu.  +  dumpfes  9  lang  aussprach. 
Diese  länge  im  engl,  lehnwort  Cypros  ist  man  im  Nenengl. 
auch  noch  aus  dem  zweiten  gründe  verpflichtet  zu  setzen, 
weil  das  griech.  vorbild  wieder  v  hat.  Aus  dem  namen 
für  die  insel  drang  nun  die  länge  (wann?)  in  das  wort 
cjrpress  ein. 

31.  declinable  (9^):  Hier  liegen  wieder  drei  möglich- 
keiten  vor:  1.  direkte  angleichung  an  lat.  decllnabilis ;  2.  an- 
passung  an  decline ;  3.  systemzwang  der  auf  -inable :  definable, 
combinable,  confinable  usw. 

32.  defi'nement  (9^)  ist  angepafst  an  define. 

33.  defile  (dT'file  oder  defi'le).  Korrekt  wäre  eine 
nicht  mehr  bezeugte  form:  dß'flle.  Das  ursprüngliche  1  der 
zweiten  silbe  wird  für  das  18.  jahrh.  noch  durch  die  schreibang 


t 


Die  (jcantitäten  oeb  accentvokale  ktc.  369 

deSIle  belegt.  Über  das  dl-  der  ersten  ausspräche  wird  in 
buch  III  zu  reden  sein.  Das  9'  in  der  zweiten  kann  aof  zwei 
wegen  ins  spätere  Ne.  eingedrungen  sein:  1.  dadurch,  und  das 
ist  das  walirsrheinlichste,  dals  das  wort  beeinflußt  worden  ist 
von  den  vielen  namentlich  in  der  naturwissenschaft  gebräuch- 
lichen Wörtern  auf  -ilae  {pylae  etc.);  2,  dafs  man  das  wort 
irrtümlicher  weise  mit  defile  zusanimeugeworfeu  hal. 

34.  desirable  (a'):  Hier  sind  ebenfalls  wieder  drei  mög- 
lichkeiten  der  erklärung  vorhanden:  1.  anbildnng  an  desire 
2.  umquantitieruiig  infolge  von  lat.  desvderabilifi;  3.  endungs- 
zwang:  mirable,  inquiTable,  perspirable,  inspi'rable,  requi- 
rable  usw.,  alle  mit  e'.  Das  erste  ist  das  wahrscheinlichste. 
Normal  wäre  dSsirable,  analog  dem  ad'mirable. 

35.  desirous  (a').  Für  das  16.  jahrh.  wird  diese  länge 
schon  durch  die  Schreibung  desyreous,  desierous  bezeugt. 
Durch  endungszwang  ist  9'  sicherlich  nicht  entstanden,  ob 
aber  das  simples  desire,  oder  das  lat.  desideratus,  oder  beide 
als  begriinder  der  länge  zu  betrachten  sind,  ist  schwer  zu 
sagen.  Das  nächstliegende  wäre  wohl  das  erstere,  zumal  die 
Schreibungen  des  16.  jahrh.  desire  +  ous  (desirous)  darauf 
hinweisen. 

36.  despisable  (a*).  Auch  hier  ist  das  nächstliegendst«, 
das  3'  aus  despise  zu  erklären.  Der  äuffixzwang  (alle  accen- 
tuierten  -isable  haben  %')  hätte  aber  auch  zu  demselben  er- 
gebnis  geführt. 

37.  despi'sant  (s'].  Hier  liegen  die  Verhältnisse  genau 
wie  in  despisable.  Auch  -isant  hat  durchweg  »',  doch  ist  der 
Inf.  despise  wohl  der  wirkungsvollste  uiuquantilierer  gewesen. 

38.  devisable  (a'):  hat  schon  im  16.  jahrh.  länge  (cf.  die 
Schreibung  deviseable).  Zui*  erklärung  derselben  cf.  den  inf. 
devise.  Femer  haben  alle  -isable  a'  bezeugt.  Normal  wäre 
dS'Tisable. 

39.  deviser  (a'):  cf.  devise  und  die  mod.  engl,  -iser  mit  a'. 

40.  di'branch  (a'):  cf.  das  grieck-engl.  präfix  di-  s.  364. 

41.  ditri-glyph  (8'):  cf.  das  lat.-eugl.  präfix  tri-  8.364. 

42.  di'vers  (a')  vniä  allgemein  für  ein  franz.  lebnwort 
gehalten.    In  bezug  auf  die  acceutuaüon  stimmt  das,  jedoch 


370  C.  HECK, 

die  quantität  des  i  stammt  nicht  aus  dem  FranzösLschen,  son- 
dern aus  dem  lat.  dlversos,  das  übrigens  ebenfalls,  sowohl  nach 
der  quantität  des  i  als  auch  in  bezug  auf  accentnation,  sich 
als  engl,  lehn  wort  vorfindet  in  diverse  (da^verse*).  Die  neben- 
form  d8**verse  verrät  franz.-germanische  accentuation.  —  In 
einer  dritten  ausspräche  dieses  lat.  lehnwortes  findet  sich  um- 
gekehrt die  franz.  quantität  des  i  als  eindringling  vor. 

43.  diviner  (9*):  Vor  -ner  ist  i  immer  lang.  Hier  ist 
aufserdem  direkte  beeinfiussung  durch  divine  und  dessen  lat 
etymologie  anzusetzen.  In  seiner  heutigen  lautung  und  accen- 
tuierung  ist  dies  wort  also  eine  neubildung  und  nicht  mehi* 
ein  franz.  lehnwort ,  wie  das  N.  E.  D.  angibt  Wann  diese 
neubildung  vor  sich  ging,  läfst  sich  nicht  mehr  nachweisen. 
Die  me.  endung  -nour  wird  schon  im  15.  jahrh.  durch  -ner 
angefeindet,  aber  erst  allmählich  verdrängt  Im  18.  jahrh.  wird 
sie  noch  belegt.  Wenn  wir  aus  dem  eindringen  der  neuen 
endung  auf  die  umquantitierung  schlief sen  durften,  so  würde 
sich  ergeben,  dafs  die  länge  vom  15.  jahrh.  ab  allmählich  zur 
herrschaft  gelangte. 

44.  doctri'nal  (9*)  statt  doctrinal  cf.  s.  352. 

45.  dynasty  (i  und  9^).  Das  inkorrekte  9*  neben  nor- 
malem I  ist  zunächst  aus  dyuast  (i,  9^)  eingedrungen.  Auch 
für  dieses  wort  war  zunächst  1  nur  das  erlaubte  (gr.  dvpdarfjc; 
V  ohne  accent  =  i  im  Mod.  Engl.).  Durch  viele  neubildungen 
jedoch  drang  gr.  rfvr-  und  mit  ihm  9^  ins  engl  lehnwort- 
material  ein.  cf.  z.  b.  dynamo  (9*).  —  Aus  diesem  dyna-  vor- 
nehmlich ist  das  9^  in  das  stammverwandte  dynast  und  von 
da  aus  in  dynasty  eingedrungen. 

46.  entirety  (9*).  Dieses  wort  ist  eine  spätne.  Schöpfung 
aus  entire  +  ty  für  früheres  entierty  =  afrz.  entierte.  Ob 
diese  neubildung  mit  dem  aufkommen  der  Schreibung  entirety 
zusammenfällt,  ist  fraglich.  Auch  entierty  konnte  fälschlicher 
weise  ent9*'erty  ausgesprochen  werden. 

47.  environ  (adv.  und  sb.).  Wie  aus  den  me.  Schrei- 
bungen mit  e  und  -rr-  (cf.  N.  E.  D.,  zunäclist  nur  für  das  verb) 
hervorgeht,  blieb  im  Englischen  zunächst  die  ursprüngliche 
kürze  erhalten.  Aber  schon  vom  Frühne.  ab  wird,  wenigstens 
durch  die  dialektische  Schreibung  envi(e)ron  länge  des  i  be- 


DIE  QÜAKTITATEK  DÜR  ACCfiNTVOKALE  ETC.  371 

zeugt.  Die  länge  ist  als  analogiebildung  an  andiron  zu  er- 
klären, in  das  das  9*  aus  dem  engl,  iron  yolksetymologisch 
eingedrungen  war. 

48.  fi'brome  (a*).    Das  a*  stammt  aus  fibre. 

49.  fi'chant  (I)  kommt  auch  im  Franz.  bei  regulärer 
betonung  keine  länge  zu.  Sie  mag  aus  gewissen  Verbformen 
(1.  pers.  sg.  praes.)  stammen,  oder  auch  sich  im  heutigen  Nfrz. 
unter  starkem  rhetorischem  nebenaccent  entwickelt  haben. 

50.  final  (9»)  cf.  s.  352. 

51.  finery  (a*):  durch  fine. 

52.  guidage  (9*):  durch  guide. 

53.  guidon  (9^).  Auch  dieses  9*  ist  guide  entnommen 
worden,  mit  dem  man  das  wort,  wie  leicht  begreiflich,  zu- 
sammengebracht hat.  Das  zusammenbringen  dieser  beiden 
Wörter  hat  im  Frühne.  sogar  zu  der  volkstümlichen  Umbildung 
guidehome  (cf.  Angl.  N.  F.  XVII  s.  85)  geführt. 

54.  gyron  (9^).  Noch  im  17.  jahrh.  bezeugen  e-schrei- 
bungen  hierfür  regelrechte  kürze.  Das  9'  ist  also  spät  herein- 
gekommen. Zwei  wege  sind  möglich:  1.  endungsanalogie  durch 
andi'ron,  envi'ron,  i'ron  etc.;  2.  man  hat  gyro(n)  mit  dem 
aus  dem  Griech.  entnommenen  praefix  gyro  (9%  zusammen- 
gebracht. 

55.  gyrovague  (9^):  Auch  hierfür  gibt  es  zwei  möglich- 
keiten:  anpassung  ans  griech.  vorbild  oder  systemzwang  im 
ersten  glied:  cf.  tiro  (9^,  siro  (9^  usw. 

56.  hiren  (9*)  hat  sein  heutiges  9^  wieder  seinem  griech. 
Vorbild  zu  verdanken. 

57.  horizon  (9»).  Die  me.  ausspräche  kannte  nur  die 
kürze  und  accentuierte  die  erste  silbe  (ho-rizon).  Diese  aus- 
spräche erhielt  sich  bis  ins  17.  jahrh.  Daneben  dringt,  wahr- 
scheinlich von  der  zeit  des  humanismus  ab,  die  länge  ein,  die 
sich  aus  dem  lat.  horlzont-  ergab.  Auch  die  accentuiening  ist 
dabei  geändert  worden. 

58.  hydragogue  (9*).    9^  <  griech  ü;  ebenso  in 

59.  hydrophobe  und 

60.  hydrogen. 

25* 


372  C.  HECK, 

61.  hygiene  (9',  i):  die  regelrechte  lautung  mit  1  wurde 
an  die  zweite  stelle  gedrängt  durch  die  länge  hy  (a^).  Diese 
drang  aus  den  vielen  Wörtern  ein,  in  denen  sie  gesetzmälsig 
ist.    cf .  N.  E.  D. 

62.  hyperstene  (e*):  cf.  das  engl.  gr.  präflx  hyper  (9*) 
und  die  vielen  damit  gebildeten  neubildungen.  Näheres  darüber 
erst  bei  der  behandlung  der  nebentonigen  Silben. 

63.  hypogen,  hypostone  (1,  9*).  Auch  hierfür  wäre 
nur  1  korrekt  wie  für  alle  franz.  entlehnungen.  cf.  auch  hy- 
pocrite.  Das  9^  ist  ebenfalls  aus  einem  engl.-griech.  präfiz, 
nämlich  hypo  (a^,  eingedrungen. 

64.  idocrase  (9*)  =  gr. 

65.  idol  (9^):  Hier  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die 
länge  schon  aus  dem  Afrz.  übernommen  worden,  wie  aus  der 
form  idele,  idle  (i  +  mut  +  liqu.  +  9  wird  behandelt  wie  die 
einsilbigen)  hervorgeht.  Bei  der  spätma  und  frühne.  anpassung 
dieses  Wortes  an  sein  lat.  vorbild  wurde  diese  länge  dann  noch 
bestätigt  (lat  Idölum). 

66.  incli'uable  (9^).  cf.  declinable  (9^,  korrekt  wäre 
i'uclinable. 

67.  indicter  (9^):  die  länge  ist  schon  für  das  16.  jahrh. 
sicher  bezeugt  durch  die  Schreibung  endightour.  Sie  ist  m.  e. 
noch  älter  als  diese  darstellung.  Hervorgerufen  wurde  sie 
durch  den  einflufs  des  Infinitivs  endite.  Dafs  sie  sich  erhalten 
konnte,  hat  sie  der  schon  öfters  erwähnten  günstigen  stellang 
vor  kons.  +  er  zu  verdanken. 

68.  indictment  (9^):  ebenfalls  durch  endite. 

69.  intervital  (9^):  cf.  vital. 

70.  irrespirable  (9*):  cf.  respirable. 

71.  islette  (9^:  durch  isla 

72.  islot  (9*):  ebenfalls  durch  isle. 

73.  isopod,  isotheme,  etc.  (9^):  durch  die  engl,  aus- 
spräche des  griech.  lOo-  in  komp. 

74.  ivory  (9*).  Auch  hier  wäre  unter  normalen  verhUt- 
nissen  1  geblieben.  Das  wort  wurde  zunächst  (ev.  nur  gra- 
phisch!)   durch  lat.  evoreus  umgebildet  (cf.  die  schreibaiig 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC. 


373 


mit  e,  die  sich  bis  heute  erhalten  hat).  Dann  wurde  es,  zwei- 
tens, merkwürdiger  weise  mit  dem  engl,  ivy  zusammengebracht. 
Das  Verbindungsglied  mag  wohl  eine  sjiikopierte  form  ivry 
gewesen  sein.  Aus  der  verniengung  dieser  beiden  inhaltlich 
so  auseinanderliegenden  Wörter  blofs  liurcli  einen  ungefähren 
gleifliklang  ihrer  form  hat  ivy  seine  heute  nur  noch  in  den  dia- 
lekten  bezeugte  formen:  ivory,  ivery,  iv'ry  erhalten,  ivory 
aber  sein  9'. 

75.  kilo  (a')  (kilogramm,  kiloliter,  kilometer).   cf.  griech. 

76.  library  {a').  Diese  länge  ist  auf  den  ersten  blick 
unverständlich,  da  suffixzwang  und  andere  analogieen  im  Eng- 
lischen nicht  möglich  sind,  und  auch  dem  lat.  vorbild  kürze 
zukommt.  Feiner  wird  in  der  heutigen  ausspräche  des  Latei- 
nischen nber  das  buch  von  llber  nach  Bradshaw  deutlich 
unterschieden.  Es  sind  nnr  zwei  erklärungen  möglich:  1.  die 
ausspräche  a'  ist  in  das  lat.  wort  librarium  auf  irgend  einem 
wege  eingedrungen,  was  festzustellen  mir  im  moment  aber  nicht 
möglich  ist,  da  ich,  wie  ich  oben  sagte,  die  lat.  unbetonten  und 
nebentonigen  eilben  auf  ihre  quantitäten  mit  Bradshaw  nicht 
durchgeprüft  habe;  2.  man  hat  früher  in  der  engl,  ausspräche 
des  Lateinischen  den  genauen  unterschied  zwischen  Irber  und 
llber  nicht  gemacht  und  das  a'  stammt  aus  einer  ehemaligen 
a'-aussprache  von  llber. 

77.  licence  (»').  Auch  die  frage,  woher  das  a'  in  dieses 
wort  geraten  ist,  läfst  sich  erat  beantworten,  wenn  die  quan- 
titäten der  nebentonigen  BÜbeu  im  Lat.  dargestellt  sind-  cf. 
llcentia.    llceo  hat  nach  Bradshaw  1  und  e'. 

78.  lyrist  (a')  ist  in  der  jetzigen  ausspräche  ein  kom- 
positum  aus  lyre  -|-  -ist. 

79.  nicety  (a'):  Ebenfalls  heute  ein  kompositum:  nice 
+  ty.  Im  Me.  mag  lange  zeit  das  uisprüngliche  1  erhalten 
geblieben  sein.    cf.  die  Schreibung  nisste. 

80.  opinable  (a'):  sollte  öpinable  sein.  Die  accent- 
versetzung,  sowie  das  a'  hat  dieses  wort  der  verbform  opine 
zu  verdanken  und  seinem  lat.  vorbild  opin-.  Dafs  sich  die  länge 
in  opinable  halten  konnte,  liegt  daran,  dafs  vor  -nable  die  i 
alle  länge  haben. 


374  C.  HECK, 

81.  phytochimey  (a^):  das  annormale  a*  bei  regelrechter 
accentoierung  des  wortes  stammt  aus  Wörtern  mit  unbetontem 
phyto-,  die  sich  als  neubildungen  ans  dem  Griechischen  er- 
weisen, und  denen  länge  regelrecht  zukommt. 

82.  piepowder  (a^):  hat  man  dies  wort  mit  engl  pie 
zusammengebracht  ? 

83.  pilot  (a^).  Man  gibt  dies  wort  als  entlehnong  ans 
dem  Französischen  an.  Das  franz.  wort  selbst  sei  eine  ent- 
lehnung  aus  dem  Holländischen.  Das  wäre  möglich,  nur  hat 
dann  später  wieder  das  holl.  vorbild  das  engl,  wort  beeinflulst 
und  dessen  i  gelängt.  Wahrscheinlich  ist  aber,  dafis  das  wort 
direkt  aus  dem  Holländischen  übernommen  wurde. 

84.  pily  (9^)  (<  afrz.  pile)  ist  heute  nicht  mehr  das 
f rühme,  plle,  wohl  aber  eine  naheliegende  neubildung  an 
pile  +  y. 

85.  pirate  (a*)  ist  umgelautet  worden  durch  lat  pirate 
<  griech.  jretQaTf^c.    cf.  auch  piracy  (a'),  piratical  (a'). 

86.  primage,  primacy,  primate  =  lat.  prT-.  Es  ist 
schade,  dafs  wir  auch  hierfür  aus  mangel  an  kriterien  keine 
bestimmte  zeit  für  die  umlautung  angeben  können.  M.  e.  hat 
sie,  wie  überhaupt  die  grofse  umquantitierung  aller  analogen 
fälle  um  1500  stattgefunden,  zur  zeit  der  grofsen  Umgestaltung 
der  lat.  ausspraclie. 

87.  provisor:  cf.  lat.  provisor  und  die  geschichte  der  engl, 
lehn  Wörter  auf  -isor  =  a**sor. 

88.  psychologue  (a^):  cf.  engl,  psyche  =  lat.  psyche. 

89.  quin  et  (a*):  Dies  a*  kann  durch  endungszwang  nicht 
hervorgerufen  worden  sein:  cf.  linnet,  crinet  usw.,  alle  mit  1 
]VI.  e.  ist  die  länge  dadurch  entstanden,  dafs  man  die  erste 
silbe  mit  den  vielen  engl,  qui-  =  lat.  qui-ni  zusammenge- 
bracht hat. 

90.  reci-tative  (a*).  Das  lat.  reclt-  hat  l  Die  länge 
unseres  wortes  entstammt  dem  vb.  recite.  Sie  konnte  sich 
dauernd  einbürgern,  weil  die  endung  -tative  immer  a'  vor 
sich  hat. 

1)1.  reconciler  (a'):  cf.  reconcile. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVORALE  ETC.  375 

92.  reprisals  (a*)  für  franz.  represailles.  Zunächst 
wurde  in  dieser  ne.  entlehnung  e  durch  i  ersetzt  durch  an- 
passung  an  das  v.  reprise.  Wahrscheinlich  ging  damit  hand 
in  hand  die  umaccentuierung  (es  müfste  re'presailles  heifsen) 
und  das  einsetzen  der  9^ -ausspräche,  welches  letztere  noch 
dadurch  gefördert  wurde,  dafs  bei  der  neuen  accentuierung 
das  wort  unter  die  -Tsal  (9*'sal)  fiel.  cf.  surprisal,  surmisal, 
devisal  usw. 

93.  respi-rable  (a*).  Auch  hier  wird  zunächst  das  v. 
respire  den  ausschlag  gegeben  haben,  und  auch  hier  konnte 
sich  diese  beeinflussung  deshalb  auswirken,  weil  allen  betonten 
i Table  im  Mod.  Engl.  9^  zukommt:  mi Table,  inqui Table, 
requi'rable,  desi  Table  usw. 

94.  retirement  (9*):  cf.  retire. 

95.  rhinestone  (9*):  cf  Rhine. 

96.  rhizome  (9*):  gr.  v  =  mod.  engl.  9*. 

97.  rival  (9*):  cf.  -ival  Angl.  N.F.  XVII  s.  353. 

98.  scrimer  (9*)  <  at'rz.  escrimeur:  fällt  unter  i  +  kons. 

+    -er    r-:    9*-. 

99.  silence  (9^).  Auch  hier  rächt  es  sich,  dafs  ich  die 
unbetonten  und  nebentonigen  vokale  bei  meiner  Untersuchung 
der  lat.  Quantitäten  noch  nicht  vorgenommen  habe.  Spricht 
man  etwa  sllentia  mit  9^  aus?  Für  slleo  jedenfalls  kennt  die 
heutige  ausspräche  des  Lat.  die  länge. 

100.  Siphon  (9^)  =  gr.  olgxor.    i  =  dK 

101.  siren  (9*):  das  Me.  hatte  ursprünglich  l  cf.  auch 
die  me.  Schreibung  seren.  Unter  dem  einflufs  des  lat.  Sireno 
(gr.  ti)  zog  dann  die  länge  in  dies  wort  ein. 

102.  siroc  (9*).  Auch  dies  9*  ist  wie  die  meisten  franz. 
ausnahmen  nicht  durch  endungsanalogie  entstanden.  M.  e.  ist 
es  zusammengeworfen  worden  mit  dem  ne.  siro  <  gr.  ti  und 
hat  dadurch  seine  längung  erhalten. 

103.  spicery  (9*)  ist  in  seiner  heutigen  lautung  eine  neu- 
bildung  aus  spiee  +  ry. 

104.  spiracle  (9',  i):  auch  hier  ist  die  lat.  länge  (spl- 
raculum)  eingezogen  und  hat  das  ursprüngliche  I  an  zweite 


376  C.  HECK, 

stelle  gerückt.  Systemzwang  hat  dabei  nicht  mitgewirkt: 
man  vergleiche  nur  das  unter  gleichen  yerhältnissen  stehende 
franz.  lehnwort  miracle  (!)  (lat.  miräculum),  das  sich  in  seiner 
ursprünglichen  lautung  erhalten  hat. 

105.  sybo  (a*)  ist  eine  korrupte  form  (?). 

106.  timon  (9^.    I  >  T  >  a*  durchs  Lat 

107.  tiron  (a^)  ist  eine  ne.  entlehnung.  Seine  heutige 
lautung  macht  mindestens  beeinflussung  durch  lat.  tiro,  wenn 
nicht  gar  entlehnung  aus  dem  Lat.  wahrscheinlich. 

108.  tricolo,  trident,  trigon  (a*):  Das  engl  präfix 
tri-  (9^)!  cf.  daneben  regelrechtes  trinity  (l*). 

109.  uri-nal  (9^ :  cf.  die  auf  -inal  AngL  N.  F.  XVH  s.  352. 

110.  viceroy  (9^)  ist  in  seiner  heutigen  lautung  ein  kom- 
positum  aus  vice  +  roy,  etwa  wie  vice-president  usw. 

111.  viper  (9')  <  lat.  vipera. 

112.  virile  (!,  9').  virile  hat  vier  aussprachen,  von  denen 
nur  virile  die  einer  frz.  entlehnung  zukommenden  eigen- 
schaften  besitzt.  Die  andern  lautungen  stehen  ganz  oder  teil- 
weise unter  lat.  einfluTs.  V9*r9'le,  die  zweite  lautung,  hat 
germ.-franz.  accentuation ,  das  zweite  9*  entspricht  dem  I  des 
lat.  Vorbildes  vIrTlis,  das  erste  9*  ist  analogiebildung.  Die 
dritte  lautung  va^'rll  hat  germ.-franz.  accent,  das  9*  ist  ana- 
logiebildung, die  sich  schon  in  der  engl,  ausspräche  des  lat. 
Vorbildes  vorfindet,  das  I  entspricht  dem  i  des  franz.  Vor- 
bildes, die  vierte  lautung  vi'r9'l  ist  in  der  zweiten  silbe  ans 
Lat.  angeglichen,  hat  aber  auch  frz.-germ.  accentuation. 

113.  viscount  (9^).  Wie  schon  das  -s-  zeigt,  haben  wir 
es  hier  ebenfalls  mit  einem  kompositum  (vice  +  count)  zu  tun. 

114.  vise  (vis6e),  vT*se? 

115.  visive  (9*)  =  lat.  l!  Dafs  dies  lat.  T  nicht  nur 
eindringen,  sondern  sich  auch  behaupten  konnte,  ist  dem  um- 
stand zuzuschreiben,  dafs  alle  -isive  lang  sind:  predsive,  de- 
visive  etc. 

116.  visor  (9*  neben  regelr.  i):  cf.  die  früheren  Schrei- 
bungen. Dies  wort  ist  im  Ne.  unter  die  -T'sor  gefallen  und 
hat  seine  länge  daher.    Im  Me.  kam  ihm  noch  kürze  zu. 


DIE  QUANTITÄTEN  DER  ACCENTVOKALE  ETC.  377 

117.  vital  (9*),  vitals  (a*):  9'  durch  lat.  vTtalis.  cf.  aber 
daneben  das  regelrechte  (I)  in  victuals  <  afa.  vitaille. 

118.  vizament(8*)  ist  eine  andere  form  für  visement, 
avisement.  Aus  diesen,  die  als  komposita  mit  -ment  aufzu- 
fassen sind,  ist  das  9^  in  vizament  eingedrungen. 

Hier  anschlie£send  müXsten  noch  die  unregelmäfsigkeiten 
in  franz.  lehnwörtern  früherer  Jahrhunderte  behandelt  werden, 
soweit  sie  uns  durch  historische  kriterien  überliefert  sind. 
Doch  will  ich  davon  abstand  nehmen  und  überhaupt  hier  ab- 
brechen. Ich  glaube  zur  genüge  den  gang  meiner  Untersuchung 
klar  gestellt  zu  haben.    Weitere  resultate  später.*) 


>)  Die  arbeit  erscheint  noch  einmal  der  besseren  lektüre  halber  als 
separatabdmck. 

Frankfurt  a/Main- Bockenheim.       Casimir  C.  Heck. 


NOTIZEN  ZUM  BP:OWULF. 


Über  den  gebrauch  einiger  adjektira  und  rerwandtes. 

1.  V.  57  f.  ....  hcah  Healfdene,  licold  penden  lifde,  / 
ganiol  ond  guöreouw  glccde  Soyldingas.     Bei   seiner  liLfilinen 

konjektur licold,  od  he  Horde  /  ganiol  ond  guffroutv, 

glcede  Scyldingas  verkennt  Trautmann  —  abgeselien  von  an- 
derem —  den  Charakter  des  adjektivums  gamol,  welclies  hier 
als  epitheton  perpetuum  fungiert.  Denn  Halfdan  ist  in  skan- 
dinavischer tradition  (älmlich  dem  Starkaö  u.a.,  vgl.  Grimm, 
D.  ]M.  325  f.,  A.  Olrik,  Danmarks  Heltedigtning  1 17)  als  'der 
alte*  bekannt.')  So  heilst  es  Skäldskaparmäl  73 :  Konungr  er 
ncfndr  Hdlfdan  gamli,  er  allra  kontinga  var  dgcetastr;  Kann 
gjöröi  hlot  mikit  at  midjum  vetri,  oh  blötaÖi  til  pess  at  kann 
shjldi  Ufa  i  konungdomi  CCC  vetra  etc.  S.  auch  Uhland, 
Schriften  zur  Geschichte  der  Dichtung  und  Sage  VI  110  ff. 

Dafs  auch  das  (allerdings  sehr  nahe  liegende)  heah  ein 
herkömmliches  beiwort  von  Healfdene  war,  möchte  man  fast 
vermuten  bei  der  Übereinstimmung  mit  Hyndluljöö  14 :  Halfdan 
fyrri  hccsfr  Skiolldioiga.  Freilich  S.  N.  Hagen  (Med.  Lang. 
Notes  XIX  158  f.),  der  gleichfalls  die  Eddastelle  anzieht,  will 
uns  glauben  machen,  dafs  heah  Healfdene  auf  ein  mifsverstan- 
denes  alius  {=  vjttQd^viJOi;)  Diomcdes  (^dimidius')  Argivus  zu- 
rückzuführen sei,  —  worauf  man  in  der  tat  mit  Walther 
von  der  Vogelweide  antworten  könnte:  *da  beeret  euch 
geloube  zuo'.  (Über  das  vorkommen  des  namens  Healfdene  vgL 
Binz,  Beitr.  XX  175  f..  Kluge,  Engl.  Stud.  XXI  447.) 

1)  Eine  moderne  parallele  ist  'der  alte  Fritz'.    Cf.  Mod.  Phil.  111447. 


FB.  KLAEBSR,  NOTIZEN  ZUM  BEOWULF.  379 

glcede  in  v.  58  wird  vielfach  als  adverbium  'auf  freund- 
liche, oder  gnädige  weise'  verstanden  (Kemble  [*gladly'],  Grein 2, 
Heyne -Socin,  Garnett,  L.Hall,  Cl.  Hall,  Tinker,  Child),  was 
dem  sinne  nach  gut  passen  würde,  0  vgl.  z.  b.  leo  wiö  Geatas 
(jlccd  1173.  Jedoch  ist  es  stilistisch  bedenklich,  einen  satz  mit 
einer  zweiten  halbzeile,  bestehend  aus  (adjectiv-)  adverbium 
-\-  Objekt,  schlief sen  zu  lassen,  2)  und  so  wird  man  besser  tun, 
glwde  als  adj.  epitheton  ornans  —  wohl  im  sinne  von  *  herr- 
lich' —  zu  interpretieren,  so  dafs  glasde  Scyldingas  mit  Ar- 
scyldingas  464  b,  Sigescyldingas  597  b,  hwate  Scyldungas  2052  b 
(Beorhtdene  427  a,  609  a)  zu  vergleichen  wäre.  Zur  bedeutung 
von  glced  s.  auch  Bradley,  The  Making  of  English  165  f. 

2.  V.  249  f.  nis  Jxet  seldguma,  /  wcepnum  geweordad.  Da 
die  beziehung  des  partizipialen  adjektivs  (w.)  geweoröad  des 
öfteren  unrichtig  aufgefafst  ist  (Tinker:  *he  is  no  mere  re- 
tainer  decked  out  with  weapons',  ähnlich  Gamett,  L.Hall, 
CLUall,  Grein  (?)),^)  verlohnt  es  sich  vielleicht  zu  konstatieren, 
dafs  dasselbe  (der  bedeutung  nach  pai^allel  mit  secg  on  seanoum 
249)  auf  das  in  Jxet  steckende  Subjekt  hinweist:  *das  ist  kein 
dienstmann  (gemeiner  mann?),  der  da  der  waffengeschmückte'.^) 
Vgl.  z.  b.  die  beziehung  des  byrnum  werede  zu  ge  in  v.  237  f. : 
hwcet  syndon  ge  searohoebhendra,  /  byrnum  werede ? 

3.  V.  253,  Zu  dem  vielbesprochenen  leassceaweras  (Thorpe, 
Grein,  EttmüUer,  Heyne-Socin,  Arnold,  Wyatt,  Holder  \  Wülker: 
lease)  sei  kurz  angemerkt,  dafs  1.  die  änderung  lease  durchaus 
nicht  geboten   (s.  Pogatscher ,  Anz.  f.  d.  A.  XXV  12) ,    2.  der 


*)  Healfdene  wäre  auf  diese  weise  sozusagen  als  ein  Tcetwa  hingestellt, 
cf.  Müllenhoff,  Z.  f.  d.  A.  VU  414. 

*)  Selbst  innerhalb  des  satzes  ist  diese  (schwere)  Verbindung  im  ^-verse 
anscheinend  möglichst  gemieden  worden.  So  beruht  z.  b.  Dietrichs  kon- 
jektur  langne  zu  Waldere  1 10:  odÖe  lange  dorn  /  agan  mid  eldum  (Z.f.d.A. 
XII 267)  auf  einem  vollkommen  richtigen  geftihl. 

')  Cf.  Mod.  PhU.  in  248. 

*)  Der  in  diesen  und  den  zwei  folgenden  halbzeilen  (ncpfne  htm  hi's 
xcUte  leoge,  /  cetdic  ansyn)  ausgesprochene  gedanke  erinnert  an  eine  (rhe- 
torisch stark  aufgeputzte)  stelle  bei  Saxo,  1.  II,  43:  Btgibus  te,  non 
seruis  edüum  preradians  luminum  uibratus  eloquitur.  Forma  prosapiam 
pandit  etc. 


3oD  FR.  KLAEBER, 

zusaramenliang  nach  Sievers'  darlegiing  (Beitr.  XXIX  329  ff.) 
tadellos  ist,  und  3.  an  sccaweras  nicht  gerüttelt  werden  darf 
(Traatmann,  Bonner  Beiträge  XVII 173  schlagt  leaf-lease  weras 
und  Imf-scea  weras  vor),  da  wie  in  dieser  Beowulfstelle 
(leassceaweras  on  land  Dena  j  fur]>ur  fcran)  das  verbimi 
sccaician  'sich  ansehen',  'auskundschaften'  nehst  ableitungen 
auch  sonst  recht  häufig  mit  land  (und  bedeutungsverwandten 
Substantiven)  verbunden  auftritt,  z.  b.  Gen.  17791:  kirn  pa 
feran  gewat  .  . .  land  sccatcian;  ib.  1920;  Oros.  17.  35;  toeacan 
PcBS  landen  sceawunge  (von  dem  forsclmngsreisenden  Ohthere); 
Gen,  42,  12 :  ge  comon  Jus  land  to  sceawienne,  42.  ^ :  ge  synd 
sceaweras  (=  exploratores) ;  etc.,  s.  B.-T.,  auch  Cosijn,  Beitr. 
VIII  572.  Im  Me,  findet  sich  sen  dafür  gebraucht  in  Gen.  & 
Exod.  21691:  it  seiltet  wet  dat  ge  spies  ben,  j  and  inlo  dis 
lond  cmnen  to  sen. 

4.  T.  3564.  Man  hat  die  wähl  zwischen  {ecgum)  ungleaw, 
welches  wahrscheinlich  die  ursprüngliche  lesart  der  hs.  war, 
und  unslaw  (Bugge),  worauf  die  korrektur  in  der  hs.  hinzu- 
deuten scheint.  Das  letztere  wird  jetzt  im  allgemeinen  vor- 
gezogen (Socin,  Wyatt,  Holder,  Holthausen)  und  ist  kürzlich 
von  Scheinert  (Beitr.  XXX  378)  noch  besonders  in  schütz  ge- 
nommen worden. ')  Aber  ungleaw  braucht  nicht  als  wertlos 
verworfen  zu  werden.  Es  wäre  durchaus  denkbar,  dafs  gleaw 
'scharfsinnig',  nicht  ungern  mit  scearp  verbunden  (Höllenl76: 
gleaw  ond  scearp\  Bed.  178.31:  mid  scearpre  gleatcmsse,  ib. 
402.  29),  auch  auf  materielle  Objekte  angewendet  worden  wäre 
('scharf').  Dafs  die  letztere  bedeutung  die  ursprüngliche  war, 
wie  Bouterwek  in  seiner  lehrreichen  bemerkung  (Z.  1  d,_  A. 
XI 104)  annimmt  (vgl.  acer,  acutus),  steht  übrigens  nicht  von 
vornherein  fest,  denn  auch  der  umgekehrte  bedeutungsüber- 
gang  läfst  sich  beobachten  (z.  b.  engl,  keen,  duU,  s.  Bradley, 
The  Making  of  English  1731).  «n-  dürfte  aber  keinesfalls 
mit  Sweet  und  Toller  als  negativ  betrachtet  werden  ('dall',  ' 


')  Der  eine  von  ihm  vorgebrachte  gmnd  "und  bcBonders  weil  gltaw 
im  Beownlf  umtt  überhaupt  fehlt"  liefse  sich  matatis  mulnadis  anf  slaui 
ADwendeD.  Aufserdein  handelt  es  sich  nicht  um  die  gewtihnliche  beileutiiog 
von  jl„,». 


NOTIZEN  ZUM  BEOWDLF.  381 

'not  keen"), ')  sondern  wäre  als  verstärkendes  präfix  zu  fassen, 

I  das  bei  unhar  357  nicht  mehr  in  zweifei  gezogen  wird  (Bugge, 
Tidskr.  VIII  71,  303,  Z.  f.  d.  P.  IV  197  mit  weiteren  Uteratur- 
angaben,  Scticinei't,  a.a.O.  404;  vgl.  auch  infrod  1874,  2449, 
wozu  Dietrich,  Z.  t.  d.  A.  XI  413,  L.  Tobler,  Wortzusammen- 
Betzung  109),  also:  'sehr  scharf'. 

5.  Heynes  regel  (anni.  zu  1547)  über  die  Verwendung 
zweier  unverbundener  und  andrerseits  zweier  durch  ond  ver- 
bundener adjektiva  ist  nicht  ganz  zutreffend.  Abgesehen  von 
fällen  wie  monig  morgencmld  3022,  in  denen  ja  nur  6in  epi- 
theton  vorliegt,  und  ferner  tatsächlich  addierenden  Verbin- 
dungen wie  leodolic  ond  gastUc,  Andr.  1628,  EI.  615,  955  f, 
seheint  die  wähl  dur(;h  metrische  und  geschmacksrücksicbten 
bestimmt  zu  werden,  vgl.  z.  b.  Beow.  1874:  ealdam  infrodum, 
2449  eald  ond  infrod;  2829:  kearde  heaöoscearde ,  2704:  Hier 
ond  beaduscearp;  2136:  ffrimne  gryrtUcne,  1564  (2691):  hreoh 
{hat)  ond  heorogrim  (headogrim)  (Jul.  595:  hreoh  ond  hygegrim, 

I  ib.  61);  Andr.  1579:  gleawmod  Gode  leof,  Jul.  131:  gleaio  ond 

\  Gode  leof. 

Dafs  die  nebeneinandergestellten  adjektiva  einander  nicht 

'  widei-sprechen  dürfen,  erheischt  natürlich  die  logik,  aber  dafs 

^  sie  nicht  notwendigerweise  ähnliche  eigenschaften  bezeichnen, 
richtig    bemerkt  worden    (Trautmann ,    Bonner  Beiträge 
XVII  151,  doch  s.  ferner  Holthausen,  Anglia-Beiblatt  XIV  82, 

'  Sievers,  Beitr.  XVII  572).  Von  diesem  gesichtspunkte  ans 
wäre  nichts  einzuwenden  gegen  gamol  ond  guSreouw  58  (da- 
gegen Trautmann:  gud^rouw  *kampfmüde');  vgl.  eald  ond 
egesful  2929;  (gyd)  soö  ond  sarlic  2109  (Grein'  vermutete 
zweifelnd  searolic,  was  Scheinert  (a.  a.  o.  366)  untei-sthtzt) ; 
iaig  (im  Sieversschen  sinne:  'beeist')  ond  utfus  33,  —  womit 
gegen  die  Wahrscheinlichkeit  von  Holthausens  scharfsinniger 
Vermutung  nichts  ausgesagt  werden  soll. 

Man  wir*^  aber  Scheinert  (a.  a.  o.  381,  anm.)  beipflichten, 

[  wenn  er  sich  sträubt,  in  v.  3093  f. :  cwico  was  pa  gena,  /  wis 


')  Oreins  'no 
[  Iberieagt  nicbt, 
[  nicbt  ui. 


L  CQnctabimdDB'  (Heynes  ' rückeich Ulofl', 
und    Buuterneka    eueudatioD    ecgum 


inveririglicb') 
I    gUaw    i^ebt 


382  FR.  KLAEBBR,  NOTIZEN  ZUM  BEOWTTLF. 

ond  gewittig  die  parallelen  begriffe  'lebendig'  und  'bei  be- 
wufstsein'  durch  wis  =  'weise'  zu  trennen.  Jedoch  folgt 
daraus  nicht,  dals  wis  ond  gewittig  unbedingt  als  'der  kluge 
und  weise'  verstanden  werden  mufs.  In  anbetracht  der  Schil- 
derung in  V.  2788  ff. ,  des  ausdrucks  {ge^i  . . .)  geweold  his  ge- 
witte  2703,  auch  der  von  B.-T.  citierten  stellen  aus  ^Ifric 
(Hom.  II  24.  12,  142.  19:  heo  Öosrrihte  wearp  gewittig)  kann 
man  unbedenklich  gewittig  *bei  verstände,  oder  bewulstsein' 
übersetzen,  und  so  wird  wohl  wis  trotz  mangelnder  parallelen 
'(noch)  im  besitz  seiner  Urteilskraft,  geisteskraft'  bedeuten. 
Die  drei  adjectiva  dienen  also  zum  ausdruck  desselben  zu- 
standes,  ebenso  wie  z.  b.  in  v.  2419  f.:  him  wces  geomor  sefa,  / 
wasfre  ond  wcelfus,  133  f.  (191  f.) :  woss  pcet  gewin  to  sträng,  / 
laä  ond  longsnm. 


rn 


The  University  of  Minnesota,  d.  31.  Dez.  1905. 

Fr.  Elaeber. 


BERICHTIGUNG. 

In  den  'Notizen  zn  Cynewulfs  Elene'  Anglia  XXIX  271  sind  ein  paar 
versehen  untergelaufen:  Seite  271  zeile  8  v.  o.  lies  unvariierte  statt  un- 
veränderte; z.  11  V.  0.  li eisen  statt  liesen;  z.  10  v.  u.  richtigkeit  statt 
rUckseite;  z.  1  v.  u.  'utinam'  statt  'utinum\ 


CHARLIE  HE'S  MY  DARLING'  AND  OTHER 

BURNS'  ORIGINALS. 


Als  ich  das  letzte  lieft  der  Scoiüsh  Historical  Review 
(no.  10,  1906)  durchblätterte,  stiefs  ich  auf  einen  aufsatz 
des  Burnsherausgebers  T.  F.  Henderson  ^Charlie  He^s  My 
Darling^  and  other  Burns^  Originals  (s.  171  ff.).  Ich  gestehe, 
dafs  ich  den  artikel  mit  einiger  Spannung  zu  lesen  begann. 
Diese  schwand  jedoch  bald,  um  einem  lebhaften  befremden 
platz  zu  machen.  Denn  ich  fand  als  neue  entdeckung  vor- 
getragen, was  ich  bereits  vor  drei  jähren  in  meinem  schrift- 
chen Neue  Quellenfunde  zu  Robert  Burns  über  die  fraglichen 
originale  auseinandergesetzt  hatte. 

Ich  hatte  a.  a.  o.  die  vorlagen  der  lieder  CJiarlie  he's  my 
Darling  und  The  Tailor  he  cam  here  to  sew  aus  einem  sammel- 
bande  von  &röad^/tZe- bailaden  im  Britischen  Museum  nachge- 
wiesen (Press-mark  1346.  m.  7,  vgl.  Quellenfunde  s.  9).  *It  so 
happens,'  schreibt  Henderson,  ^that  I  have  lighted  on  another 
[seil,  als  die  bisher  bekannten  Versionen]  *  Charlie  He's  My 
Darling'  in  a  volume  containing  a  large  number  of  rare 
white -letter  broad-sides,  the  majority  of  which  are  dated 
either  1775  or  1776  ....  the  volume  contains  the  original 
of  the  song,  *The  Taylor',  sent  by  Burns  to  the  Museum,' 
Wo  er  seinen  sammelband  gefunden  hat,  sagt  Henderson 
nicht. 

Ich  kann  nicht  annehmen,  dafs  Henderson  die  kenntnis 
des  genannten  sammelbandes  meinen  Quellenfimden  verdankt. 
Ich  bin  überzeugt,  dafs  er  in  diesem  fall  seine  *  quelle'  an- 


384  OTTO  RITTER,  ^CHARLIE  HE's  MY  BABLINa'  ETC. 

gegeben  hätte.  Mein  schriftchen  mufs  ihm  anbekannt  ge- 
blieben sein.  Da  er  von  meinem  älteren  Burnsbuche  (1901) 
geurteilt  hatte,  ^no  one  who  would  seek  to  gain  a  true  and 
adequate  notion  of  the  relations  of  Burns  to  his  literary 
predecessors  of  the  eighteenth  Century  can  afford  to  neglect 
it,'  etc.,  überrascht  es  mich  etwas,  dafs  er  an  meinen  Neuen 
Quellenfunden  gleichgiltig  vorübergegangen  ist. 

Halle  a.  S.,  April  1906.  Otto  Ritter. 


EINE  VERGESSENE  HANDSCHRIFT 
DES  SURl^EESPSALTERS  UND  DIE  DORT 
EINGESCHALTETEN  MITTELENGLISCHEN 

GEDICHTE. 


S  1.    Die  mss.  nnd  das  original 
des  sogenannten  Nordhnmbrischen  Keimpsalters 

(Snrteespsalters). 

Die  hier  veröffentlichten  gedichte  finden  sich  in  einer  bis- 
lang noch  nicht  verwerteten  hs.  des  sogenannten  Nordhumb- 
rischen  Reimpsalters  und  stehen  in  direkter  beziehung  zu  diesem, 
da  sie  die  eigentümlich  archaische  spräche  und  die  art  der 
Überlieferung  in  Schreibung  und  reim  mit  demselben  teilen: 
unsre  gedichte  sind  somit  als  ein  anhängsei  des  psalters  zu  be- 
zeichnen, das  sich  aber  nur  in  einer  von  den  sechs  hss.  des- 
selben findet.  Denn  sechs  psalterhss.  sind  vorhanden,  trotz- 
dem nur  drei  derselben  bislang  zur  benutzung  gekommen  sind: 
so  von  Stevenson  in  seinem  "Anglosaxon  and  Early  English 
Psalter"  (Surtees  Soc.  1843—47)  sowie  von  Horstmann  in  den 
Yorkshire  Writers  bd.  II 129  tt ,  und  auch  die  Early  English  ^ 
Text  Society  kündigt  ihre  beabsichtigte  Psalterausgabe  nur 
nach  den  drei  Londoner  mss.  an. 

Horstmann  macht  s.  129  auf  eine  note  in  dem  von  ihm 
zu  gründe  gelegten  ms.  Vesp.  A  I  aufmerksam:  "Psalterium 

Davidis cuius  operis  bina  etiam  reperiuntur  exemplaria 

in  Bibliotheca  Bodliana".  Diese  beiden  mss.  der  Bodleiana, 
die  Horstmann  nicht  kennt,  sind  das  ms.  Bodl.  921  (olim  Arch. 
B  38)  und  ms.  Bodl.  425  (olim  Bodl.  E  6).  Das  erstere  ist 
bereits  erwähnt  bei  Warton  "History  of  English  Poetry",  ed. 
Hazlitt  1871,  cf.  II  36  und  IV  147,  und  nach  ihm  von  Wende 

AngllA.    N.  F.    XVII.  26 


386  W.  HEUSER, 

in  seiner   dissertation :    Überlieferung  und  Sprache  der  me. 
Version  des  Psalters  . . .  1884. 

Ms.  Bodl.  425,  das  auch  Warton  und  Wende  entgangen  ist, 
findet  sich  schon  von  Hickes  im  Thesaurus  I  233  erwähnt,  ja 
Hickes  hat  dort  bereits  eins  der  hier  von  mir  veröffentlichten 
stücke,  das  Symbolum  Athanasianum,  abgedruckt.  Auch  Paul 
Meyer  erwähnt  dies  ms.  Romania  XIII  p.  514  und  539,  wie  er 
mir  freundlichst  mitteilt,  berücksichtigt  aber  nur  die  afrz.  teile 
des  ms.  und  auch  diese  nur  beiläufig.  Beide  manuskripte 
fielen  mir  in  Oxford  beim  durchsuchen  der  Bodl.  Mss.  in  die 
bände ;  daf s  sie  schon  früher  erwähnt  sind,  mufste  erst  nachher 
mit  vieler  mühe  festgestellt  werden,  denn  tatsächlich  sind  sie 
der  Vergessenheit  anheimgefallen. 

Dasselbe  ist  der  fall  für  die  sechste  hs. :  Corpus  Chr.  Coli. 
Cambr.  CCLXXVIII,  die  ebenfalls  schon  bei  Warton  und  Wende 
mit  aufgeführt  ist 

Alle  diese  Psalterhss.  haben  denselben  Charakter  und 
scheinen  annähernd  gleichzeitig  und  gleichwertig  zu  sein  — 
am  wenigsten  allerdings  die  drei  noch  nicht  benutzten  hss.  — , 
fünf  von  ihnen  bilden  eine  gruppe,  die  sich  durch  die  strophische 
form  (ababcdcd)  einiger  psalmen  im  gegensatz  zu  den  im 
allgemeinen  herrschenden  reimpaaren  absondert.  Ms.  Cott. 
Vesp.  D.  YII  mit  seinen  durchgehenden  reimpaaren  steht  allein 
und  gilt  als  die  ursprünglichste  fassung,  die  auch  den  beiden 
bisherigen  ausgaben  zu  gründe  gelegt  ist. 

Sämtliche  hss.  sind  nach  1350  und  in  die  zweite  hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  zu  setzen,  sie  alle  weisen  mehr  oder 
weniger  nördl.  dialekt  auf,  in  dem  aber  wohl  nirgends  mld. 
einschlage  ganz  fehlen. 

.  Als  durchaus  irrig  aber  ist  die  allgemeine  ansieht  zu 
bezeichnen,  dals  der  ui*sprüngliche  dialekt  des  reimpsalters 
nordenglisch  sei;  von  den  vielen,  die  sich  darüber  geäulsert 
haben  (vgl.  Wende  p.  25  für  die  alt.  Litt. ,  dazu  Horstmann 
p.  129,  Morsbach,  Me.  Gramm,  p.  8,  Brandl,  Grundrils  n  p.  649) 
schränken  nur  Wende  und  Brandl  ihr  urteil  etwas  ein,  dadurch 
dafs  sie  auf  die  möglichkeit  eines  gi^enzdialektes  oder  mld. 
einschlage  hinweisen. 

Tatsächlich  ist  der  sogenannte  Nordhumbrische  Reimpsalter 
sicher  nicht  im  norden  entstanden,  sondern  im  Mld.,  vielleicht 


BINB  VERGESSENE  B8.  DES  SURTEE8PSALTERS  ETC.  387 

im  Westen,  der  überhaupt  die  heimat  der  alt-  und  mittelengl. 
psalterliteratur  zu  sein  scheint. 

Den  beweis  liefern  die  reime,  trotzdem  auch  diese  durch 
die  nordengl.  Schreiber  mannigfach  getrübt  worden  sind.  Ich 
weise  auf  einige  hauptpunkte  hin  und  lege  dabei  Horstmann*s 
ausgäbe  zu  gründe: 

1.  Der  pronominalplural  he  (=  sie)  i.  R  37, 17;  82, 11; 
98,  6.    Daneben  häufig  pai  (urspr.  pey  ?). 

2.  Die  schwache  pluralform  fan  i.  R.  26,  10;  37,  3,  17; 
41, 14;  43, 12;  70, 11;  96,  3;  104,  22.  Daneben  fas-,  im 
verse  nur  fas,  wie  auch  alle  sicher  nordengl.  denkmäler 
ausnahmslos  die  -5-form  haben,  so  weit  ich  sehen  kann. 

3.  is  (=  ist)  ist  die  herrschende  form  im  reime  (:  his,  :  blis, 
:  rightms) ;  das  nordengl  es  findet  sich  nur  in  den  häu- 
figen, aber  nicht  ganz  sicheren  reimen  auf  -nes  (lies 
-nis  ?) ;  Mlles  :  wille  es  74,  6 ;  86, 1  ist  demnach  wohl 
hillis  :  wille  is  zu  lesen. 

4.  are  (=  sind),  nicht  das  nordengl.  er,  ist  die  reimform, 
cf.  13,  2;  21,  4;  24,  6;  26,  4;  37,  7;  39,  8  etc.  er  ist  im 
reime  überhaupt  nicht  zu  belegen. 

5.  a)  -n  im  prs.  pl.  in  sicheren  reimen :  he7ie:  hitwene  4, 5 ; 

54,  24;  :  hidene  36,  21;  83,  1;  89,  2;  138,  16;  :  Jctene 
122, 3;  liuen  :  schriuen  P.  p.  106,  8,  15,  21. 

b)  -w  auch  im  inf. :  hene  :  iidene  103,  31 ;  io  gane  :  on 
ane  2,  2;  :  siane  113,  8;  forgan  :  Jean  88,  15;  :  faane 
96,  3;  for  to  lin  :  mir^  83, 11. 

c)  p.  perf.  ohne  -n:  holde  :  golde  18,  11;  118,  72  (?). 

6.  Auffallend  ist  strende  sb.  (=  geschlecht)  i.  V.  und  i.  R: 
-ende  sehr  oft,  9,28;  21,33;  32,11;  44,19;  60,6;  71,5; 
84,  5  . . ;  die  nordengl.-schott.  form  aber  heilst  strynde, 
cf.  Cursor  2144,  10162,  25141;  Rat.  Rav.  1695,  1789, 
2148;  Dunb.,  Montgomery,  Satir.  Poems  etc.;  vgl.  auch 
stryndess  (=  flüsse)  Patience  311;  in  den  südl.  dialekten 
findet  sich  strund  (mit  ü)  in  der  bedeutung  flufs  und 
—  allerdings  selten  —  auch  =  geschlecht. 

Cf.  auch  mide  (==  mit)  :  dide  105, 6 ;  mest  (ndengl. 
mast)  :  est  67,  36. 

26* 


388  W.  HEUSER, 

7.  Auffallend  ist  auch  die  wiedergäbe  von  ae.  d,  allerdings 
nicht  beweisend,  da  auch  nordengl.  denkmäler  nicht 
selten  einen  starken  Prozentsatz  von  o-reimen  aufweisen. 

a)  Für  die  grofse  zahl  von  sicheren  o- reimen  vgL 
Wende  p.  23. 

b)  Der  gröfste  teil  der  a- reime  ist  nur  graphisch  und 
ohne  mühe  in  o  -  reime  zu  ändern  (z.  b.  ga :  pa). 

c)  Sichere  a- reime  sind  vorhanden,  aber  nicht  häufig: 
mare,  sare  etc.  :  are  (oft),  fare  (selten).  —  a  in  eigen- 
namen  und  fremdwörtern  wie  Chanaan,  Liban,  Than, 
tympan  oft  i.  R.  :  -an.  —  Sicherer  onan,  gan  :  Jean, 
man  etc.  1,1;  38,9;  55,11;  77,23;  88,15;  139,1; 
made  :  hrade  54,  8. 

Die  Sachlage  ist  immerhin  derartig,  dafs  die  reime  von 
ae.  ä  :  me.  ä  (abgesehen  von  -ar)  sehr  wohl  auf  rech- 
nung  der  nordengl.  kopisten  kommen  können. 

8.  Erwähnt  möge  werden  das  auffallend  häufige  auftreten 
des  pron.  am  (==  liam)  i.  R.  :  pam.  Hier  scheinen  ur- 
sprüngliche reime  vorzuliegen.  Man  könnte  ja  natürlich 
auch  pam  :  pam  lesen,  was  aber  weder  schön  noch 
wahrscheinlich  wäre.  Auch  im  verse  findet  sich  am, 
{H)am  aber  ist  bislang  nicht  in  ndl.  denkmälem  nach- 
gewiesen. Im  Westen  ist  liam  in  den  älteren  denk- 
mälem wie  Wohunge  und  der  südlicheren  Eatharinen- 
gruppe  gebräuchlich.  Ebenso  in  dem  Fairfax  ms.  des 
Cursor,  welches  tatsächlich  westmld.  ist  (cf.  äo  =  ae. 
Mo,  hit  etc.),  wenn  auch  die  ndl.  vorläge  die  Schreibung 
vielfach  beeinflufst  hat  (cf.  a  vor  nas.,  squ  =  sw  durch 
fehlerhafte  Übertragung  etc.);  Luick  hält  das  Fairfax  ms. 
unrichtigerweise  für  nordengl. 

9.  Im  reime  erscheint  stets  das  nicht  nordengl  prt  segh 
(nordengl.-schott  sagh,  sato).  segh  :  hegh  32, 14;  112,  5: 
:  negh  39,  16 ;  63,  9 ;  :  slegh  88,  37 ;  97,  5.  cf.  auch 
seien  :  speken  118,  23  (nicht  nordengl  prt.  pl).  Die 
nordengl.-schott.  Schreibung  hat  völlig  konsequent  sagh, 
saw,  nicht  segh.  Unbegreiflich  ist  dem  gegenüber  Lui(±'s 
versuch  (Stud.  z.  Engl.  Lautg.  p.  147),  die  beweiskraft 
dieser  tatsache  zu  erschüttern.  Ein  paar  reime  im  Cursor 
können  daran  nichts  ändern,  da  diese  grofse  kompilation 


EINE  VERGESSENt:  HS.  DBS  SUUTEEÜPSALTEKS  ETC.  389 

bekanntlich  alle  mögüclien  sDdlicheren  deukmäler  aus- 
nutzt; die  reime  derSusanua,  die  nur  in  südhumbrischen 
msa.  erhalten  ist,  sind  gemischt  und  ganz  unrein.  Was 
aher  endlich  die  von  Luick  angeführten  Schreibungen 
noch  aus  denkmälem  des  15.  jalirliunderts  anlangt,  wie 
Destniction  of  Troy  und  Alexander  (Dublin  Ms.)  — 
hält  er  denn  eigentlich  die  Überlieferung  dieser  denk- 
mäler  für  nordenglisch??  Mit  derartigen  gründen  kann 
man  mehr  oder  weniger  jede  dialektische  eigentüm- 
lichkeit  zerstören;  der  wert  einer  konsequenten  und 
reinen  Schreibung  für  sprachliche  Untersuchungen  tritt 
auch  hier  wieder  mit  voller  klarheit  hervor. 

Sehr  schwierig  ist  die  frage  nach  der  entstehungszeit 
des  me.  reimpsallers,  der  die  erhaltenen  mss.  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert ebenso  fern  zu  stehen  scheinen,  wie  der  dort  über- 
lieferte nördliche  dialekt  der  spräche  des  originabi. 

Die  psaltersprache  wird  im  wesentlichen  charakterisiert 
einmal  durch  den  eiufluTs  der  lat.  grundlage,  wie  sie  zumal 
in  Wortstellung,  wörtlichen  Übersetzungen   und   anlehnungen 
hervortritt  (cf.  Wende  p.  27  ff.),   dann  aber  durch  den  z.  t, 
über  alle  begriffe  archaischen  Wortschatz,  der  an  das  Frühme. 
und  noch  weit  mehr  direkt  an  das  Angelsächsische  erinnert. 
Man  begreift  es  kaum,  dafs  eine  derartige  spräche  in  der  zeit, 
welcher  unsere  psalterhandscbriften  angehören,  überhaupt  noch 
vei-stauden   wurde,    und   zahlreiche  mifsverständnisse ,   buch- 
stabenverlanschungen ,  neubilduugen  beweisen,   wie  das  ehr- 
würdige tlenknial  nur  kunstlich,  unter  der  pietätvollen  pHege 
geistlicher   kreise,    gehalten  wurde.     Der   lebenden  spräche 
schon  des  13,  Jahrhunderts  entsprachen  viele  Wortbildungen 
nicht  mehr,  die  z.  t.  überhaupt  nie  gelebt  haben.    Ich  greife 
nnr  einige  beweisende  Wörter  oder  formen  heraus: 
fliehe,  ßi/kand  etc.  (=  folgen)  häufig,  ja  fast  regelmäCsig, 
^^  ae.  fylgan  (neben  folgian);  me.  sonst  meines  wissen» 
nitJit  belegt.  — 
hal{i)ijh,   haliyhes  etc   —  ae,  hälig  oft;    stiyhe,  -s  (ae.  stig, 
frühme.  sti  =  steig)  26, 17;    141,  3  etc.   und  ähnliche 
formen  mit  erhaltenem  palat.  g  nach  t  können  höchstens 
in  der  Übergangszeit  aus  dem  Ae.  oder  dem  frühsten  Ma 
nachgewiesen  werden,  — 


390  W.  HEUSER, 

Jieli  oft  (neben  halt)  tritt  nur  frühme.  auf  (cf.  Wohunge, 
Ancren  Riwle,  Genesis  &  Exodus). 

anleth  antlitz  (ae.  andwlitc)  26, 14 ;  37,  3 ;  43,  26  etc.  stirbt 
im  Me.  früh  aus ;  ebenso  püde  geduld  (ae.  gePyld^  frühme. 
P'dd)  9,  19;  70,  6;  ^raihand,  ^rahed  drohen  (ae.  prean, 
prcagan;  frühme.  präge),  — 

Formen  wie  forhoghte  sb.  (cf.  ae.  for-hogian)  118,  22;  miUhnes 
(ae.  milts)  87, 12;  nouwhat  (=  numqtiid)  29,  12  haben 
überhaupt  nie  existiert.  — 

Ausgeschlossen  ist  durch  diese  Sachlage,  dafs  der  me. 
reimpsalt^r  im  14.  Jahrhundert  direkt  aus  der  grundlage  lat 
Versionen  (der  Vulgata)  hervorging,  denn  das  würde  den 
archaischen  Charakter  der  spräche  unerklärt  lassen.  Unwahr- 
scheinlich ist  es,  dafs  der  vorliegende  me.  text  unvermittelt 
auf  einem  lat.-angelsächsischen  psalter,  oder  einem  lat.  psalter 
mit  ae.  glossen  beruht,  denn  diese  wurden  im  14.  Jahrhundert 
nicht  mehr  verstanden.  Wahrscheinlich  lag  ein  frühme.  text 
vor,  den  man  wohl  nicht  nach  der  ersten  hälfte  des  13.  Jahr- 
hunderts setzen  darf  und  der  vielleicht  seinerseits  bereits  einen 
künstlich  -  archaischen  sprachcharakter  gehabt  hat;  für  die 
frühme.  zeit  bietet  das  Verständnis  ae.  texte  und  glossen,  die 
Übernahme  und  Weiterbildung  ae.  formen  (wie  filylie,  haligh) 
keine  unüberwindliche  Schwierigkeit;  andrerseits  erklären  sich 
so  frühme.  formen  wie  heli  ohne  weiteres,  und  auch  die  zahl- 
reichen buchstabenverwechslungen  (zumal  für  g)  deuten  auf 
eine  ältere  me.  stufe,  die  unsren  Schreibern  bereits  nicht 
mehr  geläufig  war.  So  erklärt  sich  z.  b.  das  häufige  miipe 
(milthnes)  von  dem  frühme.  milz  (gewöhnlich  milce)  aus,  indem 
z  mit  dem  sehr  ähnlichen  ^  und  dann  wie  dieses  mit  p  ver- 
wechselt wurde;  es  liegt  hier  also  bereits  eine  ganze  reihe 
von  Übergängen  oder  vertauschungen  vor,  die  aber  nicht  bis 
in  das  Ae.  mit  milts  (nicht  milz)  zurückreicht.  Mehrere  ent- 
wicklungsstufen  sind  für  ein  denkmal  mit  so  widerspruchs- 
vollen dementen  wie  der  me.  reimpsalter  von  vornherein  wahr- 
scheinlich. — 

Derselbe  satz  läfst  sich  vielleicht  auch  auf  die  metrische 
form  des  psalters  anwenden.  Die  vorhandene  Überlieferung 
weist  kurze  reimpaare  von  "freierem  rhythmus"  auf;  über- 
wiegend entspricht  je  ein  reimpaar  einem  psalmenabschnitte, 


EINE  VERGESSENE  HB.  DES  SUBTEB8PSALTERS  ETC.  391 

häufig  aber  ist  ein  solcher  auch  durch  zwei  reimpaare  wieder- 
gegeben. Daneben  zeigen  fünf  von  den  sechs  hss.  (nicht  Cotton) 
vierzeilige  Strophen  mit  kreuzreimen  (ab ab)  in  den  psalmen 
XXVI,  XLIV,  LXVII;  diese  Strophen  entsprechen  durch- 
schnittlich einem  psalmenabschnitte  (=  ein  oder  zwei  reim- 
paaren  in  Cotton),  zuweilen  aber  auch  zwei  abschnitten,  also 
zwei  nicht  zusammengehörigen  reimpaaren  in  Cotton.  Der 
"freiere  rhj^thmus"  möge  an  einer  aufs  gerade  wohl  heraus- 
gegriffenen probe  veranschaulicht  werden: 

Psalm  XVI.    15.    Lauerd  fra  föne  of  erthe  in  T>air  life  twinne  pA; 

Ofe  pi  hidinges  filled  paire  wambe  es  swa. 

16.  pai  ere  filled  with  sones  night  and  dai, 
And  par  leoinges  to  pair  smale  left  p2A: 

17.  And  i  sal  schewe  in  ]>i  sight  in  rightwisnes; 
I  salle  be  filled  when  schewes  ]>i  blisse. 

Der  Verschiedenheit  dieser  verse  von  dem  typischen  me. 
kurzen  reimpaar,  zumal  dem  nordenglischen,  mit  seinem  ziemlich 
regelmäfsigen  Wechsel  zwischen  hebung  und  Senkung  springt 
ins  äuge.  Da  sind  zwei-  oder  dreisilbige  Senkungen,  die  selbst 
weitgehendste  verschleifung  vielfach  nicht  noimal  machen 
kann;  schwertonige  Wörter  müssen  in  unverhältnismäfsiger 
weise  in  die  Senkung  herabgedrückt  werden,  und  manchmal 
genügt  auch  dieses  mittel  nicht,  sondern  wir  haben  offenbar 
zu  viele  hebungen,  und  der  vers  läfst  sich  überhaupt  nicht 
mehr  viertaktig  lesen.  So  ist  der  erste  der  hier  angeführten 
verse  zweifellos  zu  lang,  und  leider  sind  die  fälle  nicht  so 
selten,  dafs  man  sie  für  vereinzelte  mifsgeburten  halten  könnte. 
Der  Cursor  Mundi,  die  nordengl.  Homilien,  die  nordengl.  Le- 
genden sind  dem  gegenüber  muster  an  regelmäf sigkeit ,  nur 
der  Prick  of  Conscience,  wie  er  nach  dem  späten  Thornton  ms. 
abgedruckt  ist,  weist  einen  annähernd  ähnlichen  "freieren 
rhythmus"  auf.  Es  ist  fraglos,  dafs  die  verse  des  reimpsalters 
als  kurze  reimpaare  beabsichtigt  sind  und  gefühlt  werden, 
man  merkt  es,  dafs  der  ndl.  Überarbeiter  oder  kopist  sich 
redliche  mühe  gibt,  die  ihm  vertrauten  kurzverse  herauszu- 
bekommen, aber  es  sieht  beinah  aus,  als  ob  das,  was  vor  ihm 
lag,  zu  lang  und  umfangreich  für  die  form  war  und  an  allen 
ecken  und  enden  überstellt  und  herausciuillt.  — 

Waren  diese  verse  ursprünglich?  oder  welche  form  lag 
der   überlieferten  nordenglischen   Version  zu  giunde?     Drei 


392  W.  HEUSER, 

möglichkeiku  ergeben  sich.  Entweder  eine  ältere  prosafassnng 
—  aber  die  reimmischnng  mit  ihren  unverkennbaren  südhumbr. 
spuren  (Ae  pl.,  /o«  pl.)  deutet  sicher  auf  eine  allere  gereimte 
vorläge,  Oder  eine  ältere  südhumbr.  fassuug  in  kurzen  reim- 
paaren  —  aber  dann  tritt  zu  den  vorhandenen  Schwierigkeiten 
der  taktfiülung  oder  -iiberfiillung  noch  die  lantung  des  end-e 
und  der  im  Nordengl.  verstummten  endungen  (z.  b.  tventen), 
die  sich  im  vers  oft  genug  zeigen;  auch  war  das  normale 
me.  kurze  reimpaar  mehr  als  knapp  für  die  wiedergäbe  eines 
ganzen  psalmenabschnittes,  was  sich  doch  aus  der  vorliegenden 
Version  überwiegend  als  priuzip  ergibt.  Am  wenigsten  be- 
denklich ist  die  dritte  möglichkeit,  dals  nämlich  jene  er- 
schlossene ältere  sfldhumbi-ische  stufe  in  langzeilen  abgefafst 
war,  wobei  zunächst  an  den  Septenai-,  die  älteste  und  elu'- 
würdigste  me.  versform,  zu  denken  ist.  Dann  wäre  es  kein 
wunder,  dafs  die  daraus  von  dem  nordengl.  ttberarbeiter  ver- 
kürzten vei-se  einen  "freiei-en  rhythmus"  und  eine  bedenkliche 
neigung  zur  fülle  zeigen,  wenn  auch  ein  groiser  teil  seiner 
Produkte  einwandfrei  sein  mag.  Dann  erklärt  es  sich  ohne 
weiteres,  dafs  man  auf  den  gedanken  kam,  in  einigen  psalmen 
statt  der  kuizen  reinipaare  vierzeilige  strojihen  mit  kreuzreim 
zu  versuchen,  denn  diese  gehen  aus  einem  reimpaai-  von  lang- 
zeilen einfach  durch  mittelreim  hervor.  Dann  liels  sich  das 
prinzip  leichter  durchführen,  einen  psalmenabschnitt  durch 
ein  reimpaar  einheitlich  wiederzugeben  —  ein  prinzip,  das 
selbst  bei  den  vorliegenden  kurzen  reinipaaren  deutlich  zu 
erkennen,  wenn  auch  oft  genug  durchbrochen  ist  — ,  denn  bei 
langen  reimpaaren  war  der  gröfsere  raum  und  damit  die 
bessere  möglichkeit  zur  Unterbringung  eines  psalmenabschnittes 
gegeben.  So  wäre  es  verständlich,  dafs  die  nerzeiligen  kreuz- 
reimstrophen  der  betreffenden  fünf  hss,  vielfach  ein  einziges 
kurzes  reimpaar  in  C  wiedergeben,  obgleich  ihr  umfang  zwei 
reimpaaren  entsprechen  wüi-de,  denn  sowohl  die  Strophe  wie 
das  kurze  reimpaar  würde»  auf  einem  paar  von  langzeilen  und 
einem  psalmenabschnitte.  Daneben  finden  sich  natürlich  auch 
krenzreimstrophen  für  zwei  kurze  reim])aare  in  C,  die  einen 
psalmenabschnitt  wiedergeben,  wie  so  oft,  und  zuweilen  selbst 
für  zwei  nicht  zu  einem  abschnitte  gehörige  reimpaare  der 
abweichenden  hs. 

Man  kann  sich  natürlich  auch  einfach  mit  der  annähme 


EINE  VERaESSENE  HS.  DBS  SURTEESP8ALTERS  ETC.  393 

uni-egelmäfsigen  versbaus  (wie  im  Prick  of  Consc.)  und  will- 
kürlichen wechseis  in  der  versform  und  der  wiedergäbe  der 
mehr  oder  weniger  langen  psalmenabschnitte  begnügen,  hier 
aber  bietet  sich  eine  einheitliche  erklärung,  welche  die 
Schwierigkeiten  aus  dem  wege  räumt  und  das  zufällige  na- 
türlich macht.  — 

Um  meine  ausführungen  zusammenzufassen,  glaube  ich 
im  gegensatz  zu  der  herrschenden  ansieht  annehmen  zu 
dürfen:  Der  in  sechs  hss.  vorliegende  me.  reimpsalter  ist  in 
keiner  weise  ursprünglich.  Die  erschlossene  Vorstufe  war 
südhumbrisch  (mittelländisch?),  gehörte  der  älteren  me.  pe- 
riode  an  (spätestens  der  ersten  hsltte  des  13.  Jahrhunderts?) 
und  war  vielleicht  in  paarweise  gereimten  langzeilen  (sep- 
tenaren  ?)  abgef afst,  von  denen  je  ein  reimpaar  einem  psalmen- 
abschnitte entsprach.  Unter  den  bänden  des  oder  der  nord- 
englischen Überarbeiter  und  kopisten  wurde  die  Schreibung 
mehr  oder  weniger  nordenglisch,  doch  mit  zahlreichen  fremd- 
körpern,  der  reim  aus  nordhumbrischen  (jüngeren)  und  süd- 
humbrischen  (ursprünglichen)  elementen  gemischt,  die  mut- 
maf suchen  langzeilen  zu  vieilaktern  von  "freierem  rhythmus** 
verkürzt  und  zuweilen  durch  mittelreim  in  kreuzweise  gereimte 
kurzverse  aufgelöst  (nicht  in  hs.  C) ;  wegen  gi'öfseren  umf anges 
ist  häufig  auch  ein  psalmenabschnitt  durch  zwei  kurze  reim- 
paare  wiedergegeben,  wegen  geringeren  umfanges  zuweilen 
zwei  psalmenabschnitte  durch  eine  kreuzreimstrophe.  — 

S  2.    Die  dem  psalter  angehängten  gedichte 

des  ms.  Bodl.  425. 

Das  ms.  Bodl.  425  ist  eine  gut  geschriebene  pergament- 
handschrift  des  14.  Jahrhunderts.  Sie  enthält  teils  me.,  teils 
afrz.  stücke: 

1.  den  me.  reimpsalter,  beginnend  mit  dem  17.  psalm,  die 

ersten  16   fehlen.     Ps.  17—108  fol.  1  —  66  (für  die 
übrigen  cf.  unter  4). 

2.  Die  vier  abgedruckten  Christusgedichte  (I— IV)  foL  66  b 

—68  b. 

3.  Das  Symbolum  Athanasianum  (V)  fol.  69  b  —  70  b ;  (fol.  71 

ist  frei  gelassen). 

4.  Psalm  109—150  fol.  72—92. 


394  W.  HEUSER, 

5.  Die  hymne:  Veni  Creator  (VI)  foL  93. 

6.  Die  hymne :  Ave  maris  Stella  Dei  (VII)  fol.  93  b. 

Der  rest  des  ms.  ist  afranz.,  abgesehen  von  nr.  9. 

7.  "Tractatus  Gallicis  Metris  quaternis,  antiquitos  scriptus, 

in  quo  Auetor  Cathedram  Superbiae  &  aliorum  Vitio- 
rum  ornatum  &  Satellites  poetice  describit,  &  ad  Con- 
fessionem  hortatur"  (James  Cat.)  fol.  94.  =  Le  char 
d'orgueil  (von  Nicole  Bozon?),  cf.  Paul  Meyer,  Ro- 
mania  XIII  p.  514. 

8.  Ci  comence  les  prouerbes  Salamon  (so  Überschrift  im 

ms.)  fol.  101.    Eeimpaare,  beginnt: 

Li  sage  dit  en  soun  liuere 

9.  Das  me.  gedieht  I  (schon  vorher  auf  fol.  66  b)  wieder- 

holt fol.  106  b. 

10.  "Intructio  Patris,  Regis,  ut  videtur,  ad  filium  Edwardum: 

in  qua  praecepta  varia,  tum  ad  Pietatem  &  mores, 
tum  ad  Solitiam  spectantia,  metris  Gallicanis"  (James 
Cat.)  fol.  107.    Eeimpaare,  beginnt : 

Edward  entendez  bonement. 

11.  "Instructio  pueri  in  Pietate  &  bonis  moribus"  (James 

Cat.)  fol.  112.    Eeimpaare,  beginnt: 
Bon  enfant  doit  a  son  leuer 
Corps  1  alme  a  dien  comander. 
=  Proverbe  de  bon   enseignement  (von  N.  Bozon?), 
cf .  P.  Meyer :  Eom.  XIII  p.  539  (fuf snote). 

12.  Les  Curtesyes  queux  le  sage  homme  aprent  son  Fitz 

(so  Überschrift  im  ms.)  fol.  113.    Endet  auf  derselben 
Seite,  zugleich  ende  des  ms.    Eeimpaare,  beginnt: 
Vn  sage  Tiome  &  de  graunt  valour 
q  long  temps  vesquit  od  grant  honour. 

Trotz  gleicher  schreibai-t  und  mannigfach  übereinstimmen- 
der  altertümlichkeit  des  ausdrucks  ist  es  ganz  zweifelhaft^  ob 
für  die  im  Ms.  Bodl.  425  angehängten  gedichte  eine  ähnlich 
altertümliche  Vorstufe  anzunehmen  ist  wie  für  den  psalter. 
Die  kurzverse  sind  hier  regelmäfsiger  gebaut,  der  ursprüng- 
liche dialekt  kann  allerdings  ebenfalls  nicht  nordenglisch  ge- 
wesen sein,  wie  übrigens  auch  die  Schreibung  schon  recht 
stark  gemischt  ist. 


EINE  VEBGESSENE  HS.  DES  8UBTEE8PSALTER8  ETC.  395 

Man  vgl.  den  nicht  nördlichen  reim  ^er  fore :  forlore  (ge- 
schrieben Per  foni :  forlom)  V  7 ;  trotz  nördl.  s1u>  1 13, 14,  15, 
sal,  sulde  . . .  (daneben  sclial  etc.)  steht  ganz  überwiegendes 
0  =  ae.  a ;  nur  are  (=  sind),  nicht  er,  zeigt  sich  auch  inner- 
halb des  verses;  es  neben  gewöhnlichem  i$  (=  ist)  nur  ver- 
einzelt im  reime  (I  39) ;  das  prt.  seghe  erscheint  im  vers  IV  7 
wie  im  reim  (:  heghe)  III  36. 

Die  eigentümlichen  psalterformen  sind  stark  ausgeprägt 
ßlihe  (ae.  fylgan)  IV  18,  filihand  IV  34.  heli  (selten  half) 
II37;  III42;  VIS^;  VIIP,72;  V4,9, 16, 17  ...  yhornlielUlS. 
am  (=  harn  pron.)  IV  28;  V  19,  22,  38.  Iracl  (=  Israel) 
III  20  wie  zumal  in  der  Cotton  hs.    Dauid  :  taith  (wie  üblich) 

II  27,  auffallend  Data  :  Mari  II  7. 

Erwähnenswert  wit  (=  gehn  ?)  :  hü  pron.  in  30 ,   wited 

III  36. 

Ältere  formen  sind  auch  pais  VI  5  ^,  VII  2  *  (später  pes). 

Verschmelzungen  wie  and  te  I  24,  ante  (=  andpe)  VI  8*, 
als  toH  II  47,  VII  4»  finden  sich  nur  in  den  älteren  nördlichen 
texten,  solche  wie  has  iou,  sali  ton  II  22  etc.  auch  später  noch. 

flex  I  21,  32,  35  (neben  flesshe)  ist  auch  aus  der  Cotton  hs. 
des  Cursor  bekannt.  In  dem  reime  fflesshe  :  godncsshe  V  81 
ist  natürlich  jless  zu  lesen,  die  übliche  reimform  des  Ps. 

Ziemlich  weitgehend  ist  die  Verwirrung  zwischen  den 
Spiranten  p  und  ^,  die  sich  auch  in  den  anderen  Ps.-hss.  findet, 
ursprünglich  wohl  beeinflufst  durch  den  zusammenfall  der 
beiden  schriftzeichen  unt^r  y ,  das  zugleich  das  zeichen  für 
vokal,  y  (=  i)  ist.  Für  das  Neuengl.  ist  y  (=  ^)  bekanntlich 
herrschend  geworden,  aber  auch  für  p  findet  sich  y  noch  heute 
in  altertümlichen  Schreibungen.  Es  scheint  mir,  dafs  selbst 
für  den  schriftengl.  gebrauch  von  y  für  das  alte  ^  ursprüng- 
lich nur  graphische  entstellung  des  letzteren  verantwortlich 
zu  machen  ist. 

In  unsern  gedichten  ist  der  lautwert  von  s  nicht  mehr 
bekannt;  j  findet  sich  in:  cr^e  (=^  erthc)  I  28,  gra^e  (= 
graithe)  VII  62,  po^on  (--  thorou)  VII  4^.  —  Das  alte  zeichen 
P  findet  sich  überhaupt  nicht  mehr,  sondern  ist  nur  aus  prak- 
tischen gründen  von  mir  für  y  (mit  und  ohne  punkt)  der  hs. 
eingesetzt,  wo  es  der  etymologie  entsprach.  Der  Schreiber 
gebraucht  sogai*  die    bekannte,    zumal  in   nordengl.   texten 


396  W.  HEUSER, 

beliebte  kombination  yh  (==  konsonant.  y)  für  altes  j^,  hat 
also  keine  klare  empfindung  von  den  verschiedenen  werten, 
jedenfalls  kein  klares  System.  Es  blieb  mir  nichts  weiter  übrig 
als  auch  hier  l)li  zu  drucken ,  z.  b.  ])hese  (ms.  yhese) ,  phokd 
(ms.  yh)  V  85.  —  ih  und  gh  dagegen  werden  im  allgemeinen 
richtig  angewandt,  doch  beachte  soghlic  IV  27  (=  soth). 

Was  die  wiedergäbe  im  druck  anlangt,  so  ist  aufser  dem 
einsetzen  von  p  f'(ir  y,  y  der  hs.  —  letzteres  dient  zugleich 
für  vokalisches  und  konsonantisches  y  (=<?)  —  zu  bemerken: 
Lang  s  (ms.  /")  und  /*,  c  und  i  sind  häufig  nicht  zu  unter- 
scheiden oder  vertauscht,  ich  habe  die  Schreibungen  reguliert, 
ebenso  wie  man  es  für  n  und  t*  zu  tun  gewohnt  ist  Grofse 
anfangsbuchstaben  für  eigennamen  sind  stillschweigend  ein- 
gesetzt, die  seltenen  abkürzungen  sind  aufgelöst  und  durch 
kursiven  dinick  kenntlich  gemacht,  also  z.  b. :  \ai  =  ^',  louerd 
=  lou  d  (so  gewöhnlich  im  ms.),  Cnst  =  est.  Die  Schnörkel 
an  auslautendem  r  (ms.  r^)  sind  durch  -e  wiedergegeben,  die 
häufigen  Schnörkel  an  auslautendem  g  (ms.  g^)  dagegen  nicht 
berücksichtigt.  Der  strich  durch  auslautendes  h  und  l  ist  im 
drucke  beibehalten.  Die  initialen  des  ms.,  welche  den  beginn  der 
reimpaare  oder  Strophen  markieren,  sind  nicht  berücksichtigt. 

§  3.    Die  einzelnen  gedichte. 

A.   Cyclus  von  vier  Christusgedichten. 

Die  vier  gedichte  bilden  eine  zusammengehörige  gruppe 
und  entsprechen  inhaltlich  genau  den  vier  mit  den  namen  der 
evangelisten  überschriebenen  0  and  I-gedichten,  welche  ich 
Anglia  N.  F.  XV  p.  283  fif.  veröffentlicht  habe.  Die  reihenfolge 
ist  allerdings  verschieden.  Dem  ersten  hier  abgedruckten  ge- 
dichte entspricht  dort  das  vierte,  überschrieben  mit  Johannes, 
unsrem  zweiten  gedichte  entspricht  dort  Lucas,  dem  dritten 
Matthaeus,  dem  vierten  Marcus.  Inhaltlich  decken  sich  die 
einzelnen  gedichte  der  beiden  gruppen  so  genau,  dals  sich  die 
einzelnen  Strophen  der  0  and  I-gedichte  in  unsren  gedichten 
abscheiden  lassen; 

z.  beisp.  John  Btr.  1  =  gedieht  I   1—8;     Marcus  str.  1  =  ged.  IV  1 — 8; 
„      „    3=         „        14-20 


»       „     o  =  „        öO — ±0 


„  „2=  „  9-16 

n  »    3  =  „  17 — 2» 

„  „4=  „  25-30 

„  „5=  „  81-40. 


EINE  VER0ES8ENE  H8.  DES  SUBTEE8PBALTEB8  ETC.  897 

Auch  wörtliche  anklänge  fehlen  nicht.  Viel  stärker  aber 
sind  diese  wörtlichen  berührungen  zwischen  unseren  gedichten 
und  den  stücken  der  nordengl.  Homilien,  welche  wegen  ihrer 
engen  beziehungen  zu  den  0  and  I- gedichten  von  mir  gleich- 
zeitig mit  ihnen  abgedruckt  wurden  (Anglia  N.  F.  XV  290  ff.). 
Die  Übereinstimmung  tritt  hier  um  so  schärfer  hervor,  als  die 
Homilien  und  unsere  gedichte  in  der  gleichen  metrischen  form, 
den  üblichen  kurzen  reimpaaren,  abgefaXst  sind  und  ganze 
verse  der  einen,  zuweilen  sogar  mit  beibehaltenen  reimen,  in 
den  anderen  wiederkehren. 

Als  beweis  möge  genügen: 

Gedicht  I  6.  poron  him  is  maked  alle  ping, 

With  outen  him  is  maked  noght 
Euer  yiet  pat  might  be  oght. 

cf.  Hom.  a.  a.  o.  p.  297.    Thnrgh  him  al  thinges  in  werld  er  wroght, 

And  withonten  him  made  es  noght. 

Gedicht  11  1.  In  p&t  time,  als  was  fnl  wel, 

Sende  is  pe  anngel  Gabriel 
ffro  god  in  tu  a  cite 
Hat  Nazareth  in  Galile  etc. 

cf.  Hom.  a.  a.  o.  p.  290.    Fra  god  was  sent  ane  angel  bright, 

Gabriel  for  soth  he  hight, 
To  Nazareth,  a  riebe  cite. 
Was  in  \>e  land  of  Galile  etc. 

Gedicht  III  34.  When  pat  pai  \>e  kyng  (=  Herodes)  had  herde, 

fforth  opon  par  wai  pai  ferde 
etc. 
38.  Whil  pht  comand  stille  it  stode, 

p&i  was  the  childe  in  flesshe  and  blöde 

cf.  Hom.  a.  a.  o.  p.  295.    pus  when  pe  kinges  bis  wordes  herd, 

psA  toke  paire  lene  and  furth  phi  ferd. 
etc. 

Vntill  pai  come  to  pe  same  stede, 
Whare  childe  was,  and  pdn  it  stode 
Obonen  psA,  stede  and  no  fer  jode. 

Im  allgemeinen  schliefsen  sich  unsre  einfachen  gedichte 
viel  enger  an  die  Homilien  an  als  die  0  and  I-hymnen  mit 
ihrem  lyrischen  ton,  ihrem  abweichenden  versbau  und  ihrer 
kunstvollen  strophischen  gliederung.  Dennoch  finden  sich 
einzelne  Übereinstimmungen  zwischen  den  letzteren  und  den 
Homilien,  die  in  unsem  gedichten  fehlen.  Aus  diesem  — 
wenn  auch  vereinzelten  —  zusammengehen  gegenüber  unsren 


398  W.  HBUSER, 

gedieht  en  geht  heryor,  dafs  der  0  and  I-cyclus  nicht  direkt 
oder  ausschliefslich  auf  ihnen  beruht.  Den  wichtigsten  beweis 
liefert  der  anfang  des  vierten  0  and  I-gedichtes  Johannes, 
das  den  bekannten  anfang  des  Johannesevangeliums  benutzt, 
aber  ebenso  wie  die  Homilien  das  "wort"  durch  den  "söhn" 
ersetzt;  unser  gedieht  I  dagegen  behält  das  "wort"  bei,  im 
anschlufs  an  den  bibeltext. 

cf.  Joh'n  1.  Joh'n  of  bis  heghnes  tyll  our  hereyng 

Says  pat  \>e  son  was  in  pe  bigynyng. 
And  pe  son  was  pe  god  etc. 

Hom.  a.  a.  o.  p.  297.    In  \>e  bigining  was  pe  son 

Enyn  witb  bis  fader  alwey  to  won. 
fe  Bun  was  at  \>e  bigining  etc. 

vgl.  aucb  Lucas  i,  1.    Styll  in  a  stody  scbo  stode  in  bir  stall 

Hom.  a.  a.  o.  p.  297.    pan  said  pe  angel  milde  of  mode 

To  pe  mayden  pat  so  stodiand  stode. 

Gediebt  n  17.  pen  saide  pe  angel  witerli 

To  bir  pat  was  so  bali. 

Resultat.     Über   das  gegenseitige  Verhältnis  der  drei 
texte  ergibt  sieh  nunmehr: 

1.  Die  Homiliensammlung,  aber  nicht  in  der  vorliegenden 
nordenglischen  gestalt,  bildet  offenbar  die  letzte  quelle 
—  direkt  oder  indirekt  —  für  die  beiden  anderen  texte. 
Die  nordengl.  Sammlung  enthält  nichts,  was  dem  Marcus- 
gediehte  des  0  and  I-cyclus,  dem  vierten  unsrer  gruppe, 
genügend  entspräche.  Sie  kann  also  die  direkte  quelle 
für  beide  nicht  sein;  auch  bedürfen  wir  als  grundlage 
der  letzteren  gruppe  eine  weit  ältere  handschrift. 

2.  Die  vier  gedichte  der  Bodl.  hs.  bilden  eine  Zwischen- 
stufe zwischen  den  Homilien,  deren  versmafs  sie  be- 
wahren, und  dem  0  and  I-cyclus,  mit  dem  sie  die  an- 
läge und  den  Inhalt  teilen.  Sie  zeigen  mit  der  nord- 
engl. Homilienfassung  weitgehende  Übereinstimmung  im 
ausdruck;  sie  werden  daher  unter  Zusammenfassung 
zu  geschlossenen  knappen  einzelbildem  und  unter  ge- 
ringer Umarbeitung  des  ausdrucks  aus  einer  älteren 
schwesterhandsehrift  dieser  Homilien  entnommen  and 
zusammengestellt  sein. 


EINE  VEROESSEKE  HS.  DES  SURTEBSPSALTERS  ETC.  390 

3.  Der  dichter  des  0  and  I-cyclus  fand  den  Stoff  bereits 
ausgeschieden  und  zu  einer  gruppe  von  vier  einzelge- 
dichten  gegliedert  vor.  Er  schuf  sie  um  zu  hymnen 
von  kunstvoller  strophischer  anläge  im  anschlufs  an  die 
typische  form  der  älteren  0  and  I-gedichte  und  mit 
demselben  refrain.  Die  einführung  der  alliterieren- 
den langzeile  für  den  nicht  alliterierenden  kurzvers, 
der  zweiteiligen  sechszeiligen  Strophe  für  die  kunstlosen 
reimpaare,  des  hymnen-  oder  odencharakters  für  die 
einfache  direkt  den  homilien  entnommene  erzählende 
darstellung  —  alles  dieses  zusammengenommen  brachte 
natürlich  für  den  ausdruck  im  einzelnen  bedeutendere 
änderungen  mit  sich,  als  sich  zwischen  der  mittel-  und 
grundstufe  konstatieren  lielsen.  Und  dennoch  blieben 
die  berührungen  der  dritten  mit  der  ersten  stufe  noch 
bedeutend  genug,  um  sich  ohne  weiteres  aufzudrängen. 
Der  schon  seinerzeit  von  mir  behauptete  Zusammenhang 
wird  erst  evident  durch  die  hier  zum  ersten  male  ver- 
öffentlichten gedichte,  welche  das  bislang  fehlende 
Zwischenglied  liefern  und  damit  eine  erwünschte  be- 
stätigung  bieten.  — 

Für  jede  der  drei  stufen  ist  uns  ein  text  erhalten;  dals 
diese  zufällig  erhaltenen  drei  texte  gerade  diejenigen  waren, 
welche  direkt  auf  einander  zurückgehen,  ist  damit  natürlich 
nicht  gesagt  und  sogar  ausgeschlossen.  Denn  auch  der  0  and 
I-cyclus  geht  zuweilen  mit  den  nordengl.  Hom.  zusammen 
gegen  die  erhaltene  mittelstuf e,  kann  also  nicht  —  wenig- 
stens nicht  ohne  annähme  von  anderweitigen  einflüssen  —  auf 
diese  direkt  zurückgeführt  werden.  Doch  genügt  der  eine  von 
jeder  der  drei  entwicklungsstufen  erhaltene  Vertreter  völlig 
zur  aufklärung  des  inneren  Zusammenhangs. 

I. 

Das  erste  gedieht  findet  sich  noch  einmal  auf  fol.  106  b; 
die  Varianten  sind  rein  graphisch  und  in  den  fufsnoten  vermerkt. 
Der  Schreiber  beabsichtigte  wohl  auch  die  übrigen  gedichte 
dort  noch  einmal  anzufügen,  ist  aber  nicht  dazu  gekommen; 
wenigstens  findet  sich  auf  fol.  107  a  die  Überschrift  des  zweiten 
gedieht«:  Missus  est  angelus  Gabriel,  aber  der  text  fehlt. 


400  W.  HEUSER, 

fol.  G6  b  In  prmcipio  erat  verbum,  7  verbum 

In  biginning  worde  it  was, 

And  fe  worde  at  gode  it  vas, 

And  god  him  selue  }>e  worde  was  he, 
4    l'at  is  and  euer  more  schal  be. 

At  god  it  was  in  biginning, 
fol.  ()7a  |)orou  him  is  maked  alle  fing, 

With  outen  him  is  maked  noght, 
8    Euer  yiet  J'at  niight  be  oght, 

)^at  made  in  him  his  lif  was  riht, 

Atte  lif  was  mannes  light, 

And  light  in  merkenes  l^at  shines  bright, 
12    And  mirkenes  it  ymbilappene  miht 

A  Man  fro  god  was  sende,  hight  loh'n; 

He  comes  in  wittnes  sone  on  an, 

To  giue  witnes  of  |>e  light 
16    |>orou  liim  pat  alle  sulde  truwe  it  riht 

He  was  noght  liht,  bot,  for  to  wisse, 

Inirgh  wittnes  of  l^e  light  J^at  isse, 

Right  light  was  l^at  lightes  al 
20    Man  come  in  to  fis  werld  \ai  schal 

In  werld  he  was  in  flex  and  blöde, 

Ne  was  none  )>at  him  yndirstode; 

And  al  l»e  werld  l»orou  him  is  wroght, 
24    And  te  werld  ne  knew  him  noght. 

In  til  his  Oven  he  come  with  blis, 

l^ai  keppe  him  noht,  \o  fat  wore  his. 

)h)  l'at  keppe  him  dal  or  niht, 
28    Ere  in  er^e  he  gaf  hem  miht. 

Als  godes  sones  to  be  fe  same 

Til  alle  )>at  liuen  in  his  name. 

I'at  nouht  of  blödes  |'ai  be-gan 
o2    Ne  of  will  of  flex  ne  of  \r^  ot  man: 


1  bipnnyn^  2  the  3  and  kirn  seif  (gt>d  /VAK)  4  ei  6  al 
7  ttith  honten  S  yet  9  is  10  Ante,  Urs  Ante  II  ■irteaf 
Kl  wä$  :iOQde  frv'  ^^  hiht  14  vvcie.       onon  16  al  nid  trovc 

it  r.jrht        17  Hjjrbt        IS  J^nnrbt     witnes       21  ffleaihe       23  ille.     kis 
24  Ante  )v        2ö  owen  2t'  kep  kirn  no^bt  27  kep         SS  Bat 

iu  werld.      him       ;V  al       31  iiv>^ht       3ä  wiUe 


EINE  VBBGBSSKNE  H8.  DKS  SURTBBSPB ALTERS  ETC.  401 

Bot  of  god  pen  are  l^ai  bora, 

fat  is  and  euer  was  bi-forn, 

And  worde  in  flex  made  right 
36    And  woned  in  vs  forou  godes  mihi 

And  we  \>e  blisse  of  Um  sal  se, 

Als  blis  }>at  euermore  sal  be, 

Of  oneli  sone  fadir  l^at  es 
40    fful  of  happe  and  sothefastnes. 

Amen. 

IL 
foi.  67  b  Missus  est  angelus  Gabriel. 

In  l^at  time,  als  was  ful  wel 

Sende  is  ]>e  aungel  Gabriel 

ffro  god  in  til  a  cite, 
4    Hat  Nazaretti  in  Galile, 

Un  to  a  Maiden  wedded  riht 

Til  a  man,  whos  name  hight 

losep  of  pe  liouse  of  Daui, 
8    And  name  of  \>e  maiden  Mari. 

And  when  l>e  aungel  was  in  gon, 

Vnto  hire  he  saide  onon: 

"Haue  ful  of  hape,  god  is  with  J>e, 
12    In  wemmen  blissed  fou  be!" 

When  fat  sho  hade  herde  J>isse, 

In  bis  sagh  drofede  sho  isse, 

And  sho  soght  for  bi  anni  fing, 
16    What  fat  miht  be  }>is  hailsing. 

fen  Saide  fe  angel  witerii 

To  hir  l^at  was  so  hali: 

"Mari,  drede  fe  nofing  nou, 
20    For  hape  at  gode  funden  has  tou. 

Loke,  in  wombe  on-fong  fou  mon. 

And  for  pi  salt  tou  bere  a  son. 


33  )>em         35 fflex  is  made  riht         36  his  miht         38  schal 

39  offadir  pat  is       40  hape 

n.  Die  initialen  in  diesem  stück  sind  verkehrt  gesetzt^  weil  die  über- 
scfirifl  (ds  erster  rers  gerechnet  ist.         5  r  in  riht  im  Ms.  zu  v  korrigiert. 
ADgii».   >r.  V.   XVII.  27 


402  W.  HEUSER, 

And  t>ou  Salt  kalle  Iiis  name  Ie^(S, 

24    ffor  god  wil  J>at  it  be  fus. 
SwiJ^e  mekel  sal  he  be. 
And  son  of  heighest  be  kald  sal  he, 
And  louerd  sal  giue  him  J^er  with 

28    |>e  sete  of  his  fadir  hous  Dauid, 
And  in  lacob  hous  rike  sal  he, 
And  of  his  rike  no  ende  sal  be. 
Vnto  ]>e  aungel  saide  Mari: 

32    "Hou  mai  fis  be?  no  man  knaw  I." 
And  ansuerd  ]>e  angel  bright. 
He  Saide  to  hire  was  ful  of  miht: 
"')?e  hali  gaste  sal  come  in  pe  al, 

36    And  miht  and  heighest  inshadw  )>e  sal, 
And  forJ>i  )?at  hell  bom  of  pe, 
Godes  sone  be  kalde  sal  he. 
And  loke,  Elizabeth,  pi  nece  vn-welde, 

40    Onfonges  a  son  in  hir  elde, 

And  fis  monetti  sext  til  hire  is  yhit, 
Gelde  unberand  )?at  kald  is  it 
ffor  ynimiht  sal  noght  be 

44    At  god,  no  worde  I  sai  to  fe." 
fen  seide  Mari  with  milde  chier: 
**  Godes  handemaiden  lo  me  hei*e! 
Als  tou  has  Saide,  so  mot  it  be 

48    After  thi  worde  vnto  me!" 


III. 
föl.  68  (mitte)     Cvm  natus  esset  le^s  in  Bedelem. 

When  |>at  le^s  was  born  yhing 
In  daies  of  Erode  pe  kyng, 
Lo,  kynges  of  of  er  lande, 
4    l^ai  come  to  Iherusalem  saiand: 
"Whore  is  l^at  t[i]l  vs  born  is  he, 
King  of  Ines  sal  be? 


IL  32  Jds.  knaw:  1  —  44  so  im  Ms.! 
III.  5  Ms.  ü  (c  oder  t?) 


BINE  VBRGESSENB  HB.  DES  8URTEE8PS ALTERS  ETC.  403 

In  J>e  est  his  stern  we  se, 
8    And  to  bidde  him  come  we." 

Herand  Herod  droued  is  }>o, 

AI  Iherusalem  with  him  als  so. 

And  pnnces  of  prestes  kalland  al 
12    And  maistre  writers  of  s[c]ole  men  kal, 

Of  pam  yhornlie  spired  he, 

Whore  J>at  Crist  born  miht  be. 

"In  Bethelem  lüde",  saide  }>o, 
16    ")?urght  prophete  is  it  writen  so: 

And  )?ou  Bethelem,  land  of  lüde  nou, 

Noht  litel  in  pnnces  of  lüde  ert  fou, 
fol.  68  b  ffor  fro  \>e  Duk  come  sal  fai  wel, 

20    Stere  sal  mi  folk  of  IraeL 

]>en  Herode  kalland  \>e  kynges  stilli, 

Of  )?am  spired  he  bisili 

pe  time  of  fe  steme  so  briht 
24    l^at  to  l^am  shewes  dai  and  niht 

And  in  to  Bethelem  }>am  sendand, 

He  Saide  with  mikel  niht  and  and: 

"Goos  and  spires  hardeli 
28    Of  \>e  child  ful  witerli! 

And  when  fat  ye  haue  fanden  hit, 

Again  to  me  fen  do  ye  wit, 

)?at  I  mi  seife  mai  come  with  al, 
32    And  to  him  biseke  I  sal." 

When  )?at  fai  J>e  kyng  had  herde, 

fforth  opon  )?ar  wai  fai  ferde. 

And  lo,  fe  sterre  while  fai  seghe, 
36    Bifore  fam  wited  apon  heghe, 

Whil  l^at  comand  stille  it  stode, 

l^ar  was  the  childe  in  flesshe  and  blöde. 

And  l^ai,  seand  l^e  Sterne  so, 
40    With  mikel  gladschip  glade  are  \>o, 

And  \>e  hell  hous  incomand 

With  Mari,  his  Moder,  \>e  child  \>o  fand. 


III.  12  Ms.  fole  (=  8  oder  f?)  15  Ms.  @ude?  19  so  im  Ms. 
24  Ms.  Bhe  wes  26  niht  =  nith;  and  =  J&i/er,  Zorn  30  wit  =  gehen? 
35  Ms.  loye 

27* 


404  W.  HEl'BBR, 

And  fai  be-soght  him  dounfalland 
44    And  )?ar  bordes  openand. 
[GJiftes  to  him  bede  pdA  fore, 
Golde,  Recles,  Mirre  wel  more. 
And  awnsuerd  in  drem  takand  \>o 
48    )?at  bi  Herode  noght  sulde  fai  go, 
Hamward  bi  a  no)?er  wai 
In  to  }>aire  rike  went  are  fai. 

IV. 

In  illo  tempore  Recumbentibu^. 

In  pat  time  and  in  ]?at  lande 
fol.  «9  Ellefe  disciples  wore  sitand, 

And  lesus  to  fam  shewed  he, 
4    |>at  loue;*d  is  and  ai  sal  be, 
And  vpbraided  mistrouTit  of  J>o 
And  hardnes  of  hert  als  so, 
ffor  to  l'o  |>at  segh  him  rise 
8    Walde  l>ai  noht  liue  on  no  kin  ^vise. 
And  to  )>am  he  saide  on  band: 
"In  alle  ]>e  werlde  yhe  be  goand, 
And  l^e  ewangel  spelle  yhe 

12    TU  alk>Ti  creature  mai  be. 

And  l^at  trowes  and  cristend  isse, 
Sal  be  sauf  til  heuen  blisse, 
And  l^at  leues  noght  for  thl 

16    Sal  be  fordone  witerlL 

l^hese  tokenes  |>at  liuen  right 
Sal  ölihe  )>am  bi  dai  and  niht. 
In  the  name  min  deuehiesse 

20    Sal  l'ai  out  kest  fro  more  and  lesse; 
Wiih  new  tunges  speke  sal  fai, 
Neddres  sal  }>ai  do  a-wai: 
And  if  dedlic  dronken  haue  }»ai  oght, 

24    To  J^am  dere  sal  it  noht; 


III.  47  lUs  Awusuer 

IV.  i/o^  Kebumbeutibus       5  J/^  mi  strooKt       S  Ues  lese 


EINE  VERGESSENE  HS.  DBS  SU&TEESPSALTEK8  E  LC.  405 

Apon  seke  lai  sal  ]?ai  hende, 

And  wel  sal  \>o  haue  and  amende!'' 

When  J>at  soghlic  louerd  le^us 
28    Hade  spoken  in  til  am  t>as, 

Vptan  he  is  in  heuen  briht 

And  Sites  on  godes  halue  riht. 

pdA  sothelic  forth  yhode  spelland 
32    Ouer  alle  in  ilka  land, 

God  wirkand  and  sagli  festenand 

With  tokenes  J>at  wore  filihand. 

Amen. 


B.    Das  Symbolum  Athanasianum. 

V. 

Dies  stück  ist  bereits  vor  über  200  jähren,  wenn  auch 
fehlerhaft,  gedruckt  worden,  von  Hickes  im  Thesaurus  band  I 
p.  233. 

Unter  v.  41  fehlt  für  zwei  absätze  des  Symbolum  das 
entsprechende  Englisch,  ohne  dafs  eine  lücke  im  englischen 
text  vorhanden  wäre  und  trotzdem  die  lat.  randnoten  für  die 
beiden  fehlenden  passus  vorhanden  sind.  Dadurch  stehen  im 
ms.  die  acht  lat.  anfange  von  Ita  dominus  pater  (siehe  unter 
vers  41)  bis  Et  in  hac  trinitate  (et  v.  55)  an  falscher  stelle, 
nämlich  der  reihe  nach  vor  v.  41,  43,  45,  49,  51,  53,  55,  57, 
statt  vor  V.  — ,  — ,  41,  45,  47,  49,  51,  55.  Ich  habe  die  rich- 
tige Ordnung  wiederhergestellt,  also  die  lat.  anfange  neben  die 
zugehörigen  englischen  stellen  gesetzt.  Die  Übertragung 
schliefst  sich  übertrieben  eng  an  den  lat.  Wortlaut  an,  auf 
kosten  des  englischen  ausdrucks  und  Stils. 

fol.  69  b  Q  vicumq«^  vult  saluus  esse. 

Who  so  ml  be  sauf  to  blis,         (I) 
Before  alle  J>inges  nede  it  is 
)>at  he  bald  with  alle  his  miht 
4    l^e  heli  trautti  and  leue  it  riht. 

Whilk  bot  ilkon  to  queme  (II)        Quam  nisi  quisque 

Hole  and  wemles  it  yheme 


m) 


W.  IIEUSEU, 


Witli  outen  drede  bes  per  forn 
8  ffro  godes  sight  in  ai  forlorn. 

Sothelic  )>e  Iieli  traulit  \>\s  isse,  (lU)     Fides  aatem 

l'at  .0.  god  in  )?rinnesse 

And  ]>rinnes  in  onnesse 
12  Wurchip  we  pe  more  and  lesse. 

Ne  l»e  hodes  oht  mengande,  (IV)     Nequ«  confundant« 

Ne  l^e  stAl^elnes  sondrande, 

ffor  ol>er  hode  of  fader,  ofer  of  son,     (V)     Alia  est  enim 
16  Oper  üf  heli  p:ost  wil  with  am  wun. 

liüt  of  fadir  and  son  and  heli  goste  (VI)     Sed  pa^ris  et  filii 

On  is  godes  coningue,  pat  is  moste; 

Heuen  blis  is  til  am  pre, 
20  Ai  .on.  in  mikelhede  to  be. 

Whilk  |>e  fader,  whilk  pe  son,  (VII)     Quali«  pater,  xmIU 

Whilk  heli  gost  wil  with  am  to  wun. 

Vnshapen  fadir,  unshapen  son  is,     (VIII)     increatics  pater 
24   Vnshapen  heli  gost  in  blis. 

Mikel  fader«  mikel  son  ai, 

Mikel  heli  goste  niht  and  dai. 

Ailastand  fadir,  ai-lastand  son. 
28  Ailastand  heli  [gost]  be  mon. 

And  iHnvhelvr  noht  )>re  ailastand.      (XI)     Et  tarnen  wm  tm 

Ikn  .ou  ailastand  ouer  al  land. 

Als  uoht  l're  unmade  ne  mikel  }>re,  (XII)     Sicat  bom  tm 
32  Bot  .ou.  unmade  and  .on.  mikel  is  he. 

.Vis  Si>  aUmihtand  fadir.  almihtaud  son.  (XIID      Simflitcr  fMuupoCnu 
(ol.  7i^  Al-mihtand  heli  goste  to  wun. 

Attd  |vwhe|vr  uoht    |*re]  al-mihtand.  (XIV)      Et 
$t>  Ixn  ou.  almihtaud  is  liuand. 

Als  so  gvHl  fadir.  god  sone  isse«         (XV>     lu  «Uvs  p*ur.  4ntf 

Viod  hall  gv>^t  wiih  am  in  blisw 

Ai\d  Ivwhejvre  uoht  gv^es  ^hre.      (XVIi     Et  taoKM  mm  ti» 
40  IhU  ou  is  in>d  aud  ai  sal  be. 

iXVU)     lÄd 


(IX)      Inmensi»  patcr 
(X)      EtmiMS  patfr,  eUmms  filÜKS 


7  V,'    -«   .V.  '•;>  Nfr  :.rv  :  f:riow        13  tV  A»?.   (jciiih/ 


EINE  VERGESSENE  US.  DES  SUKTEESPSALTEBS  ETC. 


407 


(XVIII)      Et  tamew  non  tres 


Unus  ergo  ^ater 


Et  in  hoc  trinitate 


ffor  als  sengellic  hode  god  oure  louerd  to  be  (XIX)     Quia  dcut 

furght  engten  sothenes  lette  sal  we, 

To  fre  godes  or  louerdes  to  kall 
44  )?urght  hell  festnes  forboden  ar  all. 

pe  fadlr  of  non  made  is  he,  (XX)     Pater  a  nuHo  est 

Ne  shapen  ne  kinned  to  be. 

\>e  sone  of  onli  fader  blis  (XXI)     Filius  a  pa(re 

48  Noht  shapen  ne  made,  bot  kinned  is. 

I^e  hell  goste  of  fadir  and  son  mihtand  (XXII)    Sjtintus  sanctm  a  pafre 

Noht  shapen  ne  made,  bot  forth  comand. 

pen  .0.  fader,  noht  fadres  }?re,      (XXIII) 
52  .0.  son,  noht  pre  sones  to  be, 

.0.  heli  gost  and  nomo  — 

Of  J>am  comand  ne  .\>re.  ne  two. 

And  pis  prinnes  fer  with  inne      (XXIV) 
56  Noght  frist  or  latter,  noht  more  or  minne. 

Bot  al  )?re  persones  lastand  ai 

To  l^am  and  euenmette  are  J>ai. 

So  J>at  bi  alle,  als  bifore  saide  is,  (XXV) 
60  And  )?rinnenes  in  ounes, 

And  onnesse  in  )>rinnes  ai 

Are  to  wurschip  niht  and  dai. 

Who  pBLt  l>en  wil  berihed  be,         (XXVI) 
64  So  of  pe  l^rinnes  leue  he. 

And  nede  at  hele  )?at  last  ai  sal  (XXVII) 

)?at  l^e  flesshede  ai  with  al 

Of  oure  louerd  lesu  Crist  for  }?i, 
68  l^at  he  trowe  it  trewli 

}?en  is  euer  trauht  right,  (XXVIII) 

J>at  we  leue  with  alle  oure  miht 

l^at  oure  louerd  le^u  Crist  in  blis 
72  Godes  sone  and  man  he  bis. 

God  of  kinde,  of  fader  kinned  werld  bi-forn,  (XXIX)  Deus  est  ex  substancia 

Man  of  kind,  of  moder  in  to  werld  born. 

ffuUi  god,  fulli  man  liuand,  (XXX)     Perfectu«  deus 

76  Of  schilful  saule  and  mannes  flesshe  beand. 


Ita  Yt  per  omnia 


Qoi  Yult  ergo 


Set  necessar/Mm  est 


fol.  70  b 
Est  ergo  tides 


69  Lat.  anfang  im  Mh.  fieben  c.  67        Ms.  truutt 
im  Ms.  neben  v,  71 


73  Lat.  auf. 


108  W.  IIEUSEU, 

Euen  to  pe  fadir  )?urght  godhede,  (XXXI)    Equalt«  patti 

Lesse  J>en  fader  }>u[r]ght  manhede 

\>bX  \>ot  he  be  god  and  man,         (XXXII)     Qni  licet  deua 
80  Noght  two  }>owheJ>er,  is  bot  Cnst  an. 

On  noht  )?urght  wending  of  godhede  in  fflesshe,     ig  . . 

Bot  furght  takyng  of  manhede  in  god-nesshe. 

On  al  noht  be  menging  of  stafelnes,  (XXXIII)     Uni«  autem 
84  Bot  )?urht  onhede  of  hode  )?at  is. 

fat  l^holed  for  oure  hele,  doun  went  til  helle,  (XXXIV)    Qim  paasus 

\>e  l^reddai  ros  fro  dede  so  feile, 

Vpstegh  til  heuen,  sites  on  right  hand  (XXXV)     Ascendit  ad 
88  Of  god  fadir  alle-mightand, 

And  yhit  fortocome  is  he, 

To  deme  ]>e  quik  and  dede  }?at  be. 

Ate  whos  come  alle  men  )?at  are    (XXXVI)     At  cuit«  adaentnm 
92  Sal  rise  with  faire  bodies  fare, 

And  yelde  sal  fai,  nil  fai  ne  wil, 

Of  fair  awen  dedes  il. 

And  fat  wel  haf  donn  fat  dai,    (XXXVII)      Et  qu»  bona  egennt 
96  Sal  go  to  lif  fat  lastes  ai; 

And  iuel  haf  donn,  sal  wende 

In  fibre  lastand  with  outen  ende. 

fis  is  \>e  trauht  fat  hell  isse,    (XXXVIII)      Hec  est  fides 
100  Whilk  bot  ilkon  with  miht  hisse 

Trewlic  and  fastlic  trowe  he. 

Saufe  ne  mai  he  neuer  be. 

Amen. 

C.  Die  Übertragung  von  zwei  alten  lateinischen 

kirchenliedern. 

VI. 

Veni  Creator  spiritus. 

Das  gedieht  ist  eine  fast  wörtliche  Übersetzung  der  be- 
kannten lat.  hymne  und  folgt  seinem  original  zeile  für  zeile. 
Im  vierten  verse  der  vierten  Strophe  ist  die  Überlieferung  in 
Unordnung  geraten,  offenbar  durch  eine  auslassung  von  zwei 
bis  drei  Wörtern;  das  einzige  übrig  bleibende  wort  der  zeile 


V.  78  Ms.  pught        80  Ms.  powyheyer       89  so  MsA       97  so  MbA 


EINE  VERGESSENE  HS.  DES  SURTEESPSALTERS  ETC.  409 

fcsienatid  ist  dann  zur  folgenden  Strophe  gezogen,  die  vierte 
Strophe  also  um  einen  vers  verkürzt.  Dadurch  sind  die  anfange 
der  lat.  Strophen  am  rande  von  hier  ab  um  eine  reihe  zu  tief 
gekommen,  da  der  Schreiber  mechanisch  weiter  zählte;  ich 
habe  die  ursprüngliche  Ordnung  wiederhergestellt.  Eine  zweite 
englische  Übertragung  findet  sich  im  Vemon  ms.  und  ist  ge- 
druckt von  Horstmann:  Minor  Poems  of  the  Vemon  Ms.  I 
43—45.  Diese  version  ist  nicht  in  einreimigen  Vierzeilern  über- 
liefert wie  die  unsem,  sondern  hat  vierzeilige  Strophen  mit 
kreuzreimen,  ist  also  wohl  jünger,  schliefst  sich  auch  nicht  so 
eng  an  das  original.  Die  lat.  Strophen  sind  in  der  Vemon- 
version  den  englischen  beigegeben  und  gehen  den  zugehörigen 
englischen  Strophen  voraus.  Zu  erwähnen  ist  noch,  dafs  in 
der  heute  gebräuchlichen  lat.  version  die  siebente  Strophe  fehlt, 
im  gegensatz  zu  den  me.  Versionen  und  ihrer  quelle.  Eine  dritte 
me.  Übertragung  in  sieben  paarweise  gereimten  langzeilen,  also 
wie  die  heutige  lat  version  ohne  die  vorletzte  Strophe,  findet 
sich  unter  den  gedichten  des  Franciscaners  William  Herebert, 
cf.  ßel.  Ant.  II 229.  — 

fol.  93.  1.  Cvm,  maker  of  gaste  fou  ert,  Veni  creator 

fouhtes  of  fine  fou  seke  and  hei-t, 
Of  heiest  hape  fulfild  in  quert 
]'e  brestes  }?at  l?ou  make  gert. 

2.  Wliilk  }?ou  art  saide  maker  of  gle,      Qui  paraclitw« 
Gaste  of  god  heiest  is  he, 

Welle,  quicfire,  and  charite. 

And  gosteli  seruise,  fe  ^)  best  mai  be. 

3.  J'ou  seuen-fold  of  gifte  fat  isse.  Tu  8eptifor[mi8] 
Of  god  rihthand  l?ou  finger  is, 

J'ou  righwis^)  hote  of  fadir  blis, 
Kighthand^)  frotes  with  worde  J>ou  wisse. 

4.  Kyndelik  in  wittenes  for  to  wende,     Accende 
In-yiet  loue  in  hertes  hende, 

l?e  vnmigh  of  oure  bodi  oure^)  fou  mende,^) 
festenand. 


»)  Auffallend  pe   (=  relatirjyron.?)  «)   so  Ms.  •)  ?  Ue» 

richand  .  . .  iwis  ?        *)  ein  oure  ist  zu  tilgen       *)  so  im  Ms.,  vierte  zeile 
fehlt  ohne  lücke  im  Ms.,  festenand  ist  zur  fügenden  Strophe  gezogen. 


IIÜ 


W.  U£US£Jiy 


5.  A-wai  |>ou  fleme  oure  fo, 

And  pais  }>oa  gif  vs  sone  als  so, 
l'e  leder  so  be-fore  to  go, 
)>ar  dering  alle  we  fle  }>er  fro. 

0.  l'e  fadir,  gif,  we  with  {>orou  f>e 
And  knowe  |>e  sone  als  so  f>e  se, 
|>e  hali  gaste  of  ly^e^)  wil  be  — 
In  al  time  we  trowe  )>ise  tre.*) 


Hottem 


Ver  te  sdamtis 


I. 


Whilum  ful  mani  a  haleghed  brest 
With  |>i  hai)e  I>on  fild  and  fest; 
For-giue  |>i  sinn«  —  J'at  is  best  — 
And  times  gine  of  ro  and  rest 


Dadnm  ncra[tft] 


8.  To  ^e  fadir  ante  sonne  be  loayng  mäste     Sit 
And  to  1^  heli  rouere  with  ehaste.-) 
Til  A*s  ^e  sune  he  sende  on  haste 
Giftes  of  ^e  heli  gaste. 


Die  lat.  version,  welche  sich  in  den  Vernon-teit  emgefBgt 
findet,  mosre  zum  vergleich  hier  folgen.  Der  heutige  teit  da- 
hymue  lalst  die  siebente  stiv^phe  ans.  hat  also  nvr  sieboi 
st  Arphen«  ist  aber  sonst  fast  identisch  i  abgesehen  tm  der 
letzten  stn>phel 


l«  Venu  crvAtor  spiritns. 
mentt^s  tuorur.i  Yisi:.t. 
iiui  le  su'^yrnÄ  cnicia. 
t;ue  tu  or^::  i^-torau 


2.   Qni  paraclitns  dkeri&. 
donnm  dei  A!tisäML 
fons  Tinnsw  isnis.  cariusw 


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et  srintans  tsockv 


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EINE  VERGESSENE  HS.  DES  StRlEESPSALTEBS  ETC.  411 

7.   Dvdum  sacrata  pectora  8.   Sit  laus  patri  cum  fiilio, 

tua  replesti  gracia:  Sauncto  simul  paraclito, 

dimitte  nunc  peccamina  nobisque  mittat  filius 

et  da  quieta  tempora.  carisma  sauncti  Spiritus. 

VIT. 

Ave  maris  Stella,  dei  mater  alma. 

Auch  die  schöne  alte  Marienhymne  folgt  dem  lat.  text  zeile 
für  zeile  und  beinah  wort  für  wort  Auch  hier  finden  sich  die 
kurzvei*se  zu  Vierzeilern  mit  durchgehendem  reime  verbunden, 
so  dafs  die  metrische  Wirkung  den  reimlosen  lateinischen  vier- 
zeiligen  Strophen  sehr  nahe  kommt.  An  gedruckten  me.  Versionen 
dieser  hymne  kann  ich  noch  zwei  nachweisen:  1.  Rel.  Ant. 
II 228  Hymne  von  W.  Herebert :  sechs  Strophen  von  vier  paar- 
weise gereimten  kurzversen  (aabb)  mit  einem  langen  reim- 
paar  zum  schlufs,  welches  unsrer  siebenten  Strophe  entspricht. 
2.  Minor  Poems  of  the  Vernon  Ms.  (EETS.  117)  p.  735.  Jede 
der  ersten  sechs  lat.  Strophen  ist  zweimal  in  verschiedener 
ausführung  durch  engl,  zwölfzeilige  kreuzreimstrophen  wieder- 
gegeben, also  im  ganzen  zwölf  Strophen. 

fol. 93b  Ave  Maris  Stella,  dei  mater  alma. 0 

1.  Heile  st«me  on  \>e  se  so  bright, 
To  godes  hell  modir  dight. 
And  euer  maiden  made  of  miht, 
J^at  seli  yate  of  heuen  is  bright. 

2.  Takand  and  hailsand  was  ]>o\x  faine    Sumeus  iWud 
Thurght  Gabrols  mough  and  maine, 

In  pais  ]?ou  put  vs  out  of  paine; 
Turnand  \>e  name  of  Eue  againe. 

3.  \'^nles  bandes  of  sinful  kinde,  Solue  vincia 
l^ou  bring  forth  liht  vn-to  J'e  blind, 

Oure  iuels  put  \>o\x  alle  bi-hinde. 
Alkine  gode  J'at  ve  mowe  finde. 

4.  Show  J'e  for  modir,  als  tou  is;  Monstra  te 
Oure  preiere  take  J^o^ou  \>\  blis 

He  l'at  for  vs  and  for  oure  mis 
Be-come  J'i  sone,  )>ou  moder  his. 

')  so  Überschrift  im  Ms. 


112  W.  HKVHKU,  EINE  VEUUESSENE  HS.  ETC. 

5.  Onely  niaiden  and  no  mo,  virgo  angularis 

A-man^  vs  all  so  meke  to  go, 
Vh  of  sake  lese,  of  wo, 
Meke  l'ou  made*)  and  chaste  als  so. 

i).  ('lene  lif  in  land  vs  lene,  Vitam  pre«ta 

And  seker  gate  vs  graje  be-dene, 
|>at  we  lesvL  seand  so  shene 
Kuer  faine  we  vs  be-twene. 


7.  To  god  fadir  be  louyng,  Sit  laus 

Til  heli  (Yu^t  wurschipe  als  kyng, 
|>o  heli  gost  wold  of  hem  spring  — 
l>iso  l>re  haue  our  wui-cheping. 

Amen. 

nie  heute  übliche  lat.  Version  lautet: 

In  festis  B.  Mariae  V.  per  annom 

1.    Ave  niaris  Stella«  2.   Sumens  illud  Are 
Oei  mater  alma«  Gabrielis  ore, 

Atque  semi>er  Virgo,  Fnnda  no6  in  pace. 

Felix  ooeli  pi^rta.  Mutans  Hevae  nomea. 

S,   8i^lve  viuola  reis.  4.   Monstra  te 


l^x^fer  turnen  caecis«  Somat  per  te  precesL 

Mnla  nostra  i^Ue«  Qui  pro  nobis 

iH'ua  cunota  iK>$ce.  Tnlit  ese  tns. 

Virsv^  ^n^ttUris.  6.   Vitam  praesu 
luter  omnes  nütis.  Iter  parm  tat 

N\>^  oulpis  Ä^lui^xsv  Vi  videates  J 

Mite^i  wo  et  cA^tocv  Semper  coUaeceKar. 

7.  Si;  Utts  IVo  Pairi. 
$ttsiBh>  Okrisce  decusw 

Sf'irttiii  5aiicu\ 
Tribtts  honor  ana& 


THE  LANGUAGE  OF  SAWLES  WARDE. 


§  1.  I  have  shown  in  a  previous  article»)  that  the 
Cleopatra  Ms.  (Cleopatra  C,  IV)  of  the  Ancren  Riwle  is  in 
the  dialect  of  the  Katherine  Group  (K.  G.)  and  differs  con- 
siderably  in  its  phonology  from  the  Nero  Ms.  from  which 
Morton's  text  is  taken.  I  wish  further  to  show  that  the 
language  of  Sawles  Warde  (ed.  Morris,  0.  E.  Horailies  1**  Series 
E.  E.  T.  S.)  coincides  witli  the  dialect  of  K.  G.  and  Cleopatra 
where  these  differ  from  Nero. 

§  2.  O.E.  (J^  (Merc.  Kent.  e).  K.  G.,  Cleop.  and  Nero 
have  normally  e ,  with  occasional  ea  spellings ;  af ter  w  K.  G. 
and  Cleop.  have  e  with  few  exceptions  while  Nero  has  a  (cp. 
Anglia  28,  1905,  P.  300  §  2). 

Sawles  Warde  has  e  with  occasional  ea  spellings:  feier 
257,  28;  259,  24;  ]>et  257,  19;  265,  18;  efter  267,  2;  glead 
257,  21,  30  and  many  other  examples.  After  to  S.  W.  has 
always  e:  wes  257,  25;  259,  27;  263,  15;  267,  2;  267,  4;  hwet 
255,  26;  255,  30;  263,  15, 18;  265,  21;  253,  30;  249,  11,  12,  33; 
stmhwet  259,  13 ;  261,  33. 

§  3.  0.  E.  a.  The  normal  symbol  in  K.  G.  and  Cleop.  is 
ö,  0  spellings  are  rare ;  Nero  has  o  (cp.  as  above  §  3). 

Sawles  Warde  has  frequent  examples  of  a;  o  only  once: 
lauerd  245,2,5,7,10;  247,  1,  16  and  frequently,  always  in 
this  form;  ban  253, 19;  sar  255,3;  sawle  247, 12;  iluiten  245,  9; 


>)  Anglia  Vol.  28,  1905,  P.  P.  300-304. 


414  IREXE  F.  WILLIAMS, 

247,  22:  ga  245.  9;  nmct  245.  G:  natciht  255,  9  and  freqaentlj; 
ga  247.  33:  ttca  247.  31:  hali  gast  259,  20:  gasielidt  247,  22  etc. 
0  occurs  in  noA/  255.  9. 

§  4.  W.  S.  ea  +  Ä.  Ä  +  cons.  EL  G.  and  Cleop.  generally 
write  a  and  differ  from  Nero  in  so  doing  (cp.  as  above  §  5). 
S.  W.  has  alwavs  a:  mähte  251.34:  251.  3:  253.3.5;  ich  tmakie 
255.  16:  259, 17:  259,  21,  35:  261,  5:  me  makte  261,  28. 

§  5.  AngL.  El  a-nmlant  of  L  E.  G.  and  Cleop.  show 
frequent  eo  forms  while  these  are  venr  rare  in  Xero  (cp.  as 
above  §  C  i.  S.  W.  writes  eo  generally .  e  once :  speoken  int 
249. 13:  to  speokene  265. 32:  beoren  25a  12:  fortO^reoken  245, 7; 
fortebreoke  247.  12:  tceole  wealth  255,  14:  tceoleful  259,  31; 
feole  263,  24 :  freoitd  251.  15.  but  io  spelene  267,  L 

Analogical  formations  such  as  appear  in  EL  G.  and  Cleop. 
are  not  found  in  S.  W.  thos  e  is  invariable  in  the  3^  sg.  prea.: 
speled  2o: .  hrll :  255.9:  245.7:  249,17  and  occnrs  in  the 
Single  example  from  the  optative  present :  ire  speken  247,  30. 

§  6.  O.E.  U'  and  a''-amlaat  of  h  Cleop.  writes  eo 
more  often  than  i  wLile  Nero  prefers  the  i  spelling  (cp.  as 
above  §  S ).  S.  W.  shows  the  to  spelling  everjnrhere  except 
in  the  3-^  sg.  pres.M:  nimed  247,  36:  263.  3*1  The  other 
examples  are:  neom€Ö ^eme  263,  29:  neomen  inl  263.36;  neawue 
265.11:  25:5.36:  245,11:  wMfreo/e?4f&?e  255,33;  tW^ope/ 247,22; 
chopid  247.  24. 


§7. 


For  the  conjunction  'if '  E.  G.  and  Cleop.  have  alwa3ra 
gef  while  Xero  has  gif.  S.  W.  has  j^/ invariably  cp.  245, 12, 13; 
247.  11.27  etc. 


§  S.  Syncope.  Syncopated  forms  in  certain 
words  are  cümmonly  foond  in  E.  G.  and  in  Cleop..  thej  do 
not  occur  in  Xero  (cp.  as  above  §  12».  S.  W.  has  freqnent 
examples:  Irinne  207.  24:  247.  IS:  249.4:  251.5:  prmppe  267,7; 
prin  263.  35:  253.  26:  249.  34:  ^rof  253,  6:  265.  10;  247,  18; 
Prüft  247,  27:  irof  265.  15. 


>i  F'jF  tbe  abfrcnee  of  Analogical  spelling  in   this  pen.  mad 
;:  5  al-^i^Te. 


THE  LANOUAOE  OF  SAWLEfl  WARDE.  415 

§  9.  Certain  Verbal  Forms.  (1)  Infinitive  in  -in 
occurs  frequently  in  K.  G.  and  in  Cleop.  for  verbs  of  various 
origin.  Nero  always  writes  en  (cp.  as  above  §  13).  Tliis  form 
of  the  infinitive  occurs  frequently  in  S.  W.  Examples  are: 
grapin  251,  6;  warnin  255,  5;  253,  28;  folhin  245, 12;  265,  20; 
wontin  (lack)  253,23;  murÖrin  247,17;  euenin  251,2;  lutlin 
265,  11;  fondin  259,  9;  lokin  259,  17;  261,  5;  sunegin  255,  34; 
rikmin  251,4;  wursin  265,11;  prevouin  249,26;  hearmin  263,7; 
eilin  263,  7. 

(II)  0.  E.  mceg,  meahte  etc.  In  K.  G.  and  Cleop.  the 
root  vowel,  both  in  the  present  and  past  tenses,  is  a  with 
few  exceptions.  Nero  has  u  in  the  present  tense:  muwe, 
muwen  etc. ;  i  or  u  in  the  past.  The  forms  in  S.  W.  are 
again  those  of  the  Katherine  Group  dialect :  ^e  mähen  253,  24 
we  nmhen  247,  6;  ^e  mähen  263,  23;  malw  261,  27;  263,  7 
he  mähe  265,  16 ;  mähte  251,  3,  33 ;  253,  3 ;  ich  maJtte  255,  16 
259,  17;  259,  21,  35;  261,  5;   me  mähte  261,  28. 

§10.  Pronouns.  Cleop.  and  K.  G.  differ  from  Nero  in 
using  ha  and  heo,  where  Nero  uses  heo  alone  (cp.  as  above  §  14). 
S.  W.  has  both  forms.  Examples  are :  Jia  247,  25,  30 ;  249,  6, 
16,19,22;  heo  247,29. 

§  11.  The  O.E.  noun-suffix  -ere,  -ehre,  The  form 
of  this  Suffix  in  M.  E.  appears  to  me  to  offer  a  good  test  for 
distinguishing  between  the  dialect  of  the  Katherine  Group  and 
the  more  tj^pically  Southern  dialect  of  Nero. 

The  common  form  in  Nero  is  are :  demares  306,  22 ;  for- 
ctviddares  212,10;  ^issare  202,2b;  reauares  lb0,29]  drinckares 
216,  6;  hacbitare  82,  28;  84,  2;  84,  18;  xiikelares  86,  1;  88,  18 
fikelare  86,  12;  uikelare  86,  16;  scheamvare  90,  19;  90,20 
92,26.  Further  references  are:  414,10;  306,22;  156,29 
150,  29;  210,  18;  212,  17;  214,  7;  222,  16;  374,  4  etc.  In 
Cleop.  the  suffix  appears  as  ere:  reaueres  150,29;  ischawere 
92,  26;  uikelere  106,  2;  fikeleres  88,  18;  86,  1;  84,  14;  hacbitcre 
84,  18 ;  schatoere  90, 19,  20 ;  bacbitere  82,  28 ;  84,  2 ;  mticheres 
150,30;  woivere  92,  24.  In  some  cases  where  Nero  has  a 
Word  in  are  Cleop.  uses  a  difl[erent  word  or  construction,  thus 
Nero  has  a^ein  J>e  sanitäre  156,  29,    Cleop.  a  different   con- 


•116      IRSNB  F.  WILLIAM»,  THE  LANOUAGE  OF  8AWLB8  WABD8. 


struotion;  Nero  lias  peoddare  66, 17,  Cleop.  omits  the 
Nero  has  robbares  ^  150,  29 ,  Cleop.  omits  the  word.  On  the 
whole  Cleop.  ases  ere  less  frequently  than  Nero  Qses  are. 
In  Life  of  St.  Katherine  (ed.  Einenkel  R  K  T.  &)  the  snffix 
is  raiv  but  occurs  always  as  ere:  urriUres  856,  eweUeres 
2170,  areUere  2444.  Sawles  Warde  has  only  one  example: 
sckanrete  259,  18. 


0  Nero  extends  the  snffix  art  to  mMnj  words  not  of  Engliik 

LavEKPOou  16.  December  1905. 

Irekb  f.  Wiluamsl 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN. 


Einleitung. 

Die  vorliegende  arbeit  kann  nicht  den  ansprach  erheben, 
die  einzelnen  zweige  von  spiel  und  Unterhaltung  mit  annähernder 
Vollständigkeit  darzustellen.  Ein  vergleich  mit  den  spielen  der 
Griechen  und  Römer  ergibt  zum  beispiel,  da£s  wir  von  der 
betätigung  der  angelsächsischen  Jugend  verhältnismäfsig  wenig 
wissen.  Der  grund  hierfür  liegt  in  der  natur  der  in  betracht 
kommenden  quellen:  Wir  sind  fast  ausschliefslich  auf  die 
Chroniken  und  die  epen  angewiesen.  Weder  den  historiker, 
noch  den  epischen  dichter  jener  zeit  konnte  die  Jugend  stark 
interessieren.  Der  erstere  sah  seine  aufgäbe  nicht  so  sehr  in 
einer  darstellung  der  kulturellen  zustände,  als  in  einer  auf- 
Zählung  geschichtlicher  tatsachen;  der  letztere  suchte  seine 
Stoffe  in  der  heldensage ;  er  sang  vom  glänz  und  der  freigebig- 
keit  grofser  könige,  von  übermenschlichen  leistungen  sagen- 
hafter beiden,  vom  festlichen  lärm  der  methalle. 

Schon  im  letzten  viertel  des  18.  Jahrhunderts  machte  Joseph 
Strutt  mit  seinen  drei  werken:  'Sports  and  Pastimes  of  the 
People  of  England',  'Manners  and  Customs  of  the  People  of 
England'  und  'Dresses  and  Habits  of  the  English  People'  den 
versuch,  seinen  Zeitgenossen  die  Verhältnisse  im  mittelalter- 
lichen England  vor  äugen  zu  führen.  Strutt  war  kupferstecher 
von  beruf  und  kopierte  aus  den  alten  manuskripten  mit  viel 
geschick,  was  zum  Verständnis  des  textes  beitragen  konnte. 
Der  boden  war  gerade  damals  für  eine  solche  saat  fruchtbar; 
es  war  die  zeit  eines  Macpherson,  eines  Chatterton  und  eines 
Percy,  die  zeit  der  romantik,  die  eifrig  den  spuren  der  alt- 
vordem  nachging.    In  jener  zeit  veröffentlichte  auch  Sharon 

▲oglU.   N.  V.   xvu.  28 


418  WILHELM  PFANDLEB, 

Turner  seine  'History  of  the  Anglo  -  Saxons ',  in  welcher  er 
gewissenhaft,  obwohl  mit  etwas  spärlichem  material  ausge- 
rüstet, auch  die  kulturzustände  vor  dem  einf all  der  Normannen 
berücksichtigt. 

Von  spätem  arbeiten  dieser  art  erwähne  ich  noch:  'Thomas 
Wright's  Homes  of  other  days',  das  ebenfalls  die  angelsäch- 
sische zeit  zum  ausgangspunkt  nimmt. 

Ich  verdanke  besonders  Strutt  und  Turner  wertvolle  weg- 
leitung  bei  der  behandlung  meines  themas  und  würde,  wenn 
angängig,  reproduktionen  von  miniaturen,  die  Strutt  in  angel- 
sächsischen manuskripten  fand,  hier  gern  verwerten.  Ich  stelle 
mit  Wright  die  In-door  Amüsements  an  den  anfang  und  ver- 
suche zuerst  ein  möglichst  vollständiges  bild  von  einem  angel- 
sächsischen gelage  zu  entwerfen. 

A.  Gelage  und  häusliche  Vergnügungen. 

Die  angelsächsischen  epen  bilden  eine  reiche  fundgrube 
für  die  kenntnis  der  feste  und  gelage  der  Germanen.  Eier 
verweilt  der  dichter  mit  besonderer  Vorliebe.  Kein  gegenständ, 
ausgenommen  vielleicht  die  Schlacht,  wird  mit  solcher  wärme 
und  anschaulichkeit  geschildert;  auch  die  Chronisten  sehen 
sich  oft  veranlafst,  die  tafelfreuden  zu  beschreiben.  Wie  an- 
mutig schildern  die  wenigen  verse,  die  unter  dem  titel  "Die 
Ruine"  auf  uns  gekommen  sind,  den  verlorenen  fürstenglanz, 
die  zerfallenen  bürgen,  den  heereslärm! 

*)Wraetlic  is  fäs  wealstän:  wyrde  gebraecon, 
burgstede  burston  —  brosnaö  enta  geweorc. 
Hröfas  sind  gehrorene,  hreörge  torras, 
hringgeat  berofen,  hrim  on  lime 
scearde  scürbeorge  scorene  gedrorene 
äldo  undereotene  — 

2)Beorht  waeron  burgräced,  bumsele  monige, 
heäh  horngestreön,  heresw6g  micel, 
meodoheall  monig  mondreäma  füll, 
offät  l?ät  onwende  Wyrd  seö  swiöe. 


*)  Kluge,  Ags.  Lesebuch,  p.  149.    Ruine,  v.  1  flf. 
«)  Kluge,  Ags.  Lesebuch,  p.  149.    Ruine,  v.  20  flf. 


DIE  VERONÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  419 

Crungon  walo  wide,  cwoman  wöldagas: 
swylt  eall  fornöm  secgröf  wera. 
Wurdon  hyra  wigsteal  westenstal^olas, 
brosnade  burgsteall. 

Kunstvoll  ist  das  gemäuer:  Die  geschicke  brachen  es; 
sie  zei'störten  die  mauer  der  Stadt;  sie  liefsen  das  riesenwerk 
zerfallen.  Die  dach  er  sind  eingestürzt,  die  morschen  türme; 
das  ringtor  ist  geborsten;  reif  liegt  auf  dem  mörtel.  Die 
rissigen  mauern  sind  zerhauen  und  zerfallen,  vom  alter  unter- 
fressen. 

Herrlich  waren  die  burggebäude,  manche  brunnensäle, 
die  hohe  zinne  des  hauses ;  grof ser  jubel  des  heeres  herrschte, 
manche  methalle  war  erfüllt  von  festjubel,  bis  das  mächtige 
geschick  änderung  brachte.  Es  fielen  die  leichen  weit  umher; 
es  kam  die  zeit  der  pest.  Der  tod  raffte  dahin  alle  der 
tapf em  mannen.  Ihre  bürgen  wurden  wüste  statten ;  es  zerfiel 
das  gebäude. 

1.  Der  empfang  der  gaste  und  besondere  festliche 

Veranstaltungen. 

Die  methalle  vereinigt  jeden  tag,  nicht  etwa  nur  bei  be- 
sonderen anlassen,  den  landesherrn  und  die  ritter  des  hofes 
zum  hier-  oder  weingelage  und  zu  den  mahlzeiten.  So  trifft 
Beowulf  bei  seinem  besuch  Hrofgar  in  der  mitte  kühner  degen 
und  weiser  ratgeber.  Sein  eintritt  in  die  bürg  ist  indes  mit 
einigen  formalitäten  verbunden. 

Nachdem  die  seemüden  ihre  meereshengste  verlassen  haben 
und  auf  gepflasterter  strafse  zum  königsschlofs  gelangt  sind, 
tritt  ihnen  ein  gef olgsmann  Hroj^gars  entgegen  mit  der  frage : 

*)'Hwanon  ferigeaö  g6  fätte  scyldas, 

graege  syrcan  ond  grim-helmas, 

heresceafta  heäp?' 
2)  Von  woher  bringt  ihr  die  kostbaren  Schilde, 

die  grauen  brünnen  und  die  helme,  wohl 

versehen  mit  visir,  der  lanzen  häufen? 


^)  Beowulf,  nach  Heine,  6.  anfl.  y.  333. 

*)  Die  deutsche  Übertragung  ist  jeweilen  der  entsprechenden  stelle  in 
Heine's  Übersetzung  entnommen. 

28* 


420  WILHELM  PPÄNDLEB, 

Beowulf  gibt  seinen  namen,  doch  was  ihn  zur  reise  be- 
wogen, will  er  nur  dem  könige  selbst  anvertrauen. 

*)*W6  synt  Higeläces 
beod-geneätas ;  Beöwulf  is  min  nama. 
Wille  ic  äsecgan  suna  Healfdenes, 
maerum  )?e6dne  min  aerende,  etc.' 

Hofleute  Hygelacs 
sind  wir,  und  Beowulf  bin  ich  genannt. 
Dem  hehren  söhne  Healfdens  will  ich  selbst 
eröffnen  mein  begehren  . . . 

Der  herold  verkündet  die  ankunft  der  fremdlinge  im  fest- 
lichen saal,  wo  der  greise  Hrof  gar  in  der  Versammlung  seiner 
ritter  sitzt: 

2)Hwearf  \>&  hrädlice,  f>aer  Hröögär  sät 
eald  ond  unhär  mid  his  eorla  gedriht; 

Eilig  ging  er  hin, 
wo  Hrodgar  alt  und  grau  von  haaren  sals 
mit  seiner  edeln  schar: 

Die  einladung,  unter  das  gastliche  dach  Hrofgars  zu  treten, 
wird  ihnen  sofort  zu  teil.  Einige  der  beiden  bleiben  jedoch 
auf  Beowulf s  befehl  zurück,  denn  noch  weifs  er  ja  nicht,  ob 
er  seinem  wirte  trauen  darf.  Wie  er  über  die  schwelle  tritt, 
ruft  er: 

3)*  Was  \>\i  Bib\>gär  häl!    Ic  eom  Higeläces 
maeg  ond  mago-l?egn;  häbbe  ic  maeröa  fela 
ongunnen  on  geogoöe. 

Heil  dir,  o  Hrodgar!    Ich  bin  Hygelacs 
dienstmann  und  neffe.    Viel  der  rumestaten 
vollbracht  ich  schon  als  Jüngling. 

Oft  trägt  das  gelage  einen  besonders  festlichen  Charakter. 
Dann  werden  die  alten  degen  und  freunde  im  umkreise  be- 
sonders zur  feier  geladen,  die  methalle  wird  geschmückt,  die 
wände  werden  mit  kostbaren  tüchern  behängt  und  seltene 
speisen  füi*  den  anlafs  zubereitet.  So  berichtet  der  dichter 
der  Judith: 


»)  Beowulf,  nach  Heine,  6.  aufl.  v.  342  flf. 
«)  ib.  V.  356  ff.         8)  ib.  v.  407  ff. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  421 

*)  Gefragen  ic  ö&  Hölofernus 
winhätan  wyrcean  georne  and  eallum  wundrum  )?rymlic 
girwan  up  swaesendo:  tö  öäm  het  se  gumena  baldor 
ealle  öä  yldestan  öegnas:  hie  Sät  ofstum  miclom 
raefndon  rondwiggende,  comon  to  öäm  rican  )?e6dne 
feran  folces  raeswan. 

2)  Ich  erfuhr,  wie  Olofemus  da 
hiefs  eifrig  weingastung  würken  und  mit  allen  wundem 

herrlich 
den  leuten  ein  gelage  richten:  dazu  lud  der  leutefürst 
alle  seine  ältesten  degen. 

Als  Grendel  besiegt  ist  und  seine  hand  auf  dem  giebel 
des  thinghauses  gesehen  werden  kann,  wird  der  gastsaal  be- 
sonders für  die  feier  geschmückt. 

3))?a  was  häten  hreöe  Heort  innanweard 
folmum  gefrätwod:  fela  paera  was 
wera  ond  wifa,  p6  fät  win-reced, 
gest-sele  gegyredon.    Gold-fäg  scinon 
web  äfter  wägum,  wundor-siöna  fela 
secga  gehwylcum,  l?&ra  \>e  on  swylc  staraö. 
Nun  hiefs  man  schnell  das  innere  der  halle 
mit  händen  zieren.    Viel  der  männer  wie 
der  weiber  waren,  die  die  mannenhalle, 
den  gastsaal  schmückten.    Goldbunt  an  den  wänden 
erglänzten  die  teppiche,  den  männem  die 
auf  solches  sehen,  ein  wundervoller  anblick. 

Die  geladenen  zeichnen  sich  entweder  durch  besondere 
namen  als  beiden,  heerführer  oder  stammesälteste  aus,  sie 
heifsen  häleöas,  eorlas,  ceorlas,  yldestan  |?egnas,  blaedagende, 
beodgeneatas  cyninges,  cempan  oder  sie  werden  einfach  männer 
und  krieger  geheifsen:  weras,  firas,  guman,  seegas,  wigan; 
auch  schmückende  beiwörter,  wie  brünnen  tragende,  schild- 
tragende: byrnwiggende,  rondhäbbende  werden  substantivisch 
verwendet. 


>)  Kluge,  p.  104  Judith  v.  7  ff. 

*)  Grein,  Dichtungen  der  Angelsachsen :  hd.  I  p.  119  v.  7  ff. 

•)  Beowulf  V.  992  ff. 


422  WILHELM  PFÄNDLEB, 

Man  setzt  sich  auf  die  bänke;  könig  und  königin  haben 
ihren  platz  auf  dem  hochsitz. 

*)Bugon  \>&  tö  bence      blaed-ägende, 
Die  ruhmesvollen  neigten  sich  zur  bank, 

Auch  den  Geaten  wird  nach  dem  freundlichen  Willkomm 
des  königs  sofort  eine  bank  geräumt: 

2))?ä  was  Geät-mäcgum  geador  ätsomne 
on  beör-sele  benc  gerymed; 
\>&er  swiö-ferhöe  sittan  eödon, 
pryöum  dealle. 

l)a  war  den  Gotenleuten  zusammen 
im  biersaal  eine  bank  geräumt;  es  schritten 
dahin  die  kühnen  krieger,  sich  zu  setzen. 

Eifrig  wartet  der  mundschenk  seines  amtes  und  giefst  das 
klare,  sülse  hier  aus  der  kunstvoll  gearbeiteten  kanne. 

5)fegn  nytte  beheöld, 
se  fe  on  handa  bär  hroden  ealo-waege 
scencte  scir  wered. 
Ein  degen  Hrodgars  wartete  des  amtes, 
die  goldgezierte  kanne  in  der  band, 
daraus  er  ihnen  schenkte  klaren  trunk. 

In  kannen,  krügen  und  bechern  wird  das  getränk  den 
zechern  zwischen  die  bänke  zugetragen. 

^)l?aer  waeron  bollan  steäpe 
boren  äfter  bencum  gelöme,  swylce  eäc  bunan  and  orcas 
fülle  fletsittendum : 

5)  Da  wurden  bauchkrüge  hoch 
gebracht  zu  den  bänken  sowie  becher  auch  und  kelche 
volle  zu  den  flursitzenden: 

Die  angelsächsischen  trinkgefäfse «)  waren  von  verschie- 
denster form,  kugelig,  schalenförmig,  zuckerhutartig  (vielleicht 
die  soeben  genannten  bollan  steäpe),  ferner  wurden  auch  tier- 
hörner    zum    trinken  verwendet.     Sie   stimmen   alle    darin 


0  Beowulf  V.  1014  ff.     «)  ib.  491  ff.     »)  ib.  494  ff. 

*)  Kluge,  p.  104,  V.  17  ff. 

*)  Grein,  Dichtg.  d.  Angela.  I,  p.  .119,  v.  17  ff. 

•)  cf.  Wriglit :  Homes  of  other  days,  p.  17. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  423 

überein,  dafs  sie  nicht  zum  stellen  berechnet  waren.  Da  sie 
unten  entweder  kugelig  oder  spitz  sind,  mufsten  sie  wohl  in 
der  hand  gehalten  oder  wie  Wright  vermutet,  auf  einen  zug 
geleert  worden  sein,  was  bei  der  unmälsigkeit  jener  zeit 
keineswegs  unmöglich  scheint 

2.  Die  rolle  der  gastgeberin. 

Beim  trinkgelage  kommt  vor  allem  der  herrin  des  hauses, 
sei  sie  königin,  edelfrau  oder  blofs  gattin  eines  freien,  die 
aufgäbe  zu,  den  geladenen  den  becher  zu  reichen  und  ihnen 
freundlichen  Willkomm  zu  entbieten.  Zuerst  reicht  sie  den 
becher  ihrem  gatten  und  herrn,  dann  folgen  die  übrigen  ihrem 
ränge  nach.  So  verlangen  die  denksprüche  der  Exeterhand- 
schrift  ausdrücklich: 

i)Güö  sceal  in  eorle 
wig  geweaxan  and  wif  gefeön, 
le6f  mid  hyre  leödum,  leöhtmöd  wesan 
rüne  healdan,  rumheort  be6n 
mearum  and  mäömum,  meodoraedenne 
for  gesidmägen  simle  aeghwaer 
eodor  äöelinga  aerest  gegr6tan, 
forman  fülle  to  freän  hond 
ricene  geraecan  and  him  raed  witan 
boldägendum  baem  ätsomne. 

2)  Kampf  soll  im  manne 
krieg  heranwachsen  und  das  weib  gedeihen, 
geliebt  bei  den  leuten,  linden  mutes  sein, 
geheimnis  halten,  mildes  herz  erweisen, 
schätz  und  rosse  schenken  beim  metgelage, 
vor  dem  gefolge  stets  den  fürsten 
der  edelinge  schirm  zuerst  begrülsen, 
den  ersten  hochkelch  soll  sie  dem  herrscher 
schleunig  reichen;  rat  ersinnen 
sollen  des  hauses  herren  zusammen. 

Der  Sänger  des  Beowulf  erzählt  uns  bis  ins  einzelne,  wie 
Wealhpeow,  die  gattin  Hroögar's  ihre  pflichten  würdig  und  mit 
freundlichen  Worten  erfüllt. 

>)  Grein,  Bibl.  d.  ags.  Poesie  II,  p.  342,  v.  84  ff. 
*)  Nach  Ten  BrinkB  Literaturgesch.    Bd.  I  1,  76. 


424  WILHELM  PFÄNDLBR, 

OEöde  Wealh}?eöw  forö, 
cw6n  Hröögäres,  cyima  gemyndig; 
grette  gold-hroden  guman  on  healle, 
ond  p&  freölic  wif  ful  gesealde 
aerest  Eäst-Dena  eöel-wearde, 
bäd  hine  bliöne  ät  I>aere  be6r-}?ege 
leödum  leöfne;  h6  on  last  gel^eah 
symbel  ond  sele-ful,  sige-röf  kyning. 
Ymb-eöde  ]>&  ides  Helminga 
duguöe  ond  geogoöe  dael  aeghwylcne, 
sinc-fato  sealde,  oö  l^ät  sael  älamp 
pat  hiö  Beöwulfe,  beäg-hroden  cw6n, 
möde  gej^ungen,  medo-ful  ätbär; 
gr6tte  Geäta  leöd,  gode  J^ancode 
wisfäst  wordum,  }?äs  pe  hire  se  willa  gelamp, 
I?ät  he6  on  aenigne  eorl  gelyfde 
fyrena  frofre. 

Hrodgars  gattin, 
die  goldgezierte  Walchtheow,  sie  ging 
umher  und,  auf  die  treue  der  geschlechter 
bedacht,  begrüfste  sie  die  halle  der  männer. 
Die  hehre  frau  sie  reichte  da  zuerst 
der  Dänen  schutzherrn  einen  vollen  becher 
und  bat  ihn,  froh  zu  sein  beim  trunk  des  biers 
zur  freude  seinen  leuten.    Heiter  nahm 
der  siegberühmte  könig  mahl  und  becher. 
Zu  jedem  beiden  hoch  und  niedrig  ging  dann 
der  Dänen  königin,  verteilte  schätze, 
bis  es  sich  fügte,  dafs  die  ringgeschmückte, 
die  würdevolle  frau  des  metes  becher 
dem  Beowulf  zutrug:  sie  grüXste  da 
den  fürsten  und,  der  weisen  rede  mächtig, 
gab  dank  sie  gott,  dals  ihr  die  freude  ward, 
von  einem  beiden  trost  der  frevel  hoffen 
zu  dürfen. 

Beowulf  gelobt  ihr,  er  werde  eher  tot  auf  dem  platze 
bleiben,  als  dafs  er  das  vertrauen  der  königin  nicht  recht- 


»)  Beowulf  V.  613  ff. 


DIE  VKRGNÜGUMGEN  DER  ANGELSACHSEN.  425 

fertige.    Dann  nimmt  WealhJ^eow  ihren  platz  zur  seite  des 
königs  ein: 

OPäm  wife  f&  word  wel  licodon, 
gilp-cwide  Geätes;  eode  gold-hroden 
freölicu  folc-cwen  to  hire  freän  sittan. 
Der  königin  gefielen  wohl  die  worte, 
des  Goten  kämpf  erbietung ;  und  sie  ging 
die  goldgezierte,  hehre  volkesfrau, 
beim  eheherrn  zu  sitzen. 

Aber  nicht  nur  die  gattin,  sondern  auch  die  tochter  ist 
um  den  ruf  des  hauses  besorgt  und  wartet  der  gaste.  So  er- 
zählt Beowulf,  als  er  wieder  im  land  der  Geaten  und  in  der 
lialle  Hygelac's  ist,  wie  Hereware,  die  tochter  Hroögar's,  die 
kämpen  mit  hier  erfrischt  habe. 

2)Hwilum  for  duguöe  dohtor  Hröögäres 
eorlum  on  ende  ealu-waege  bär, 


0  Beowulf,  y.  640  ff.  Qanz  gleich  ist  die  Situation,  nachdem  Beowulf 
das  Ungetüm  Grendel  besiegt  hat  und  in  Heorot  als  befreier  des  landes 
gefeiert  wird. 

V.  1163.  pa  cwom  Wealhpeö  forö 

gän  under  gyldnum  beage,  f'aer  pa  godan  twegen 
saeton  suhter-gef äderan ;  pa  gyt  was  hiera  sib  ätgädere, 
aeghwylc  oörum  trywe. 
Da  ging  mit  goldnem  diadem  geschmückt, 
die  königin  dahin,  wo  Hrodgar  safs 
mit  seinem  neffen  Hrodulf;  frieden  noch 
und  treue  wahrten  sie  einander. 

Dann  spricht  sie  zum  könig  gewendet: 

V.  1170.  Spräc  pa  ides  Scyldinga: 

Onfoh  pissum  fülle,  freo-dryhten  min, 
sinces  brytta;  pn  on  saelum  wes, 
gold-wine  gumena,  ond  to  Geatum  sprec 
mildum  wordum! 

Nimm  diesen  becher  an,  mein  herr  und  könig, 
des  Schatzes  Spender!    Heil  dir,  milder  fürst! 
In  milden  worten  rede  zu  den  Goten! 

*)  Beowulf  y.  2021  ff.  Ein  interessantes  seitenstück  zu  diesem  citat  gibt 
uns  ein  französischer  yersroman  aus  dem  XIIL  jahrh.:  Sone  de  Nansai.  Der 
held  des  romans  gelangt  auf  einer  Wanderung  nach  Norwegen  und  ist  nicht 
wenig  erstaunt  über  die  trunkenheit  bei  hofe;  sein  erstaunen  wächst  aber 
noch  mehr,  als  die  königstochter  mit  einem  humpen  vor  den  gasten  nieder- 


426  WILHELM  PFÄNDLER, 

I?a  ic  Freäware  fletsittende 
nemnan  hyrde,  J^aer  hio  nägled  sine 
häleöum  sealde: 

Dann  auch  vor  die  edeln  krieger, 
die  herren  an  der  spitze,  trug  den  becher 
zuweilen  Hrodgar's  tochter,  die  im  saale 
ich  Freaware  nennen  hörte,  als  sie 
den  beiden  lichte  schätze  spendete. 

3.  Die  beschenkung  der  geladenen. 

Dem  gastgeber  jeden  Standes,  besonders  aber  dem  vor- 
nehmen, kommt,  wie  schon  die  vorigen  citate  gezeigt  haben, 
die  pflicht  zu,  gaben  zu  spenden.  Der  könig  wird  geradezu 
Spender  des  Schatzes,  Verteiler  der  ringe  geheifsen,  sinces  brytta, 
beaga  brytta,  sei  es,  dafs  er  die  beiden  für  bestimmte  dienst- 
leistungen  belohnt,  wie  Beowulf,  nachdem  dieser  Grendel  und 
Grendels  mutter  besiegt  hat,  sei  es,  dafs  er  seinen  vasallen 
ein  zeichen  seines  Wohlwollens  geben  will.  Überall  hat  die 
höfische  diclitung  die  freigebigkeit  zur  kardinaltugend  der 
edlen  erhoben,  wohl  nirgends  aber  in  dem  mafsstabe,  wie  bei 
den  Angelsachsen,  wo  freigebig  und  adelig  geradezu  Synonyma 
geworden  sind. 

Sehen  wir  zu,  worin  die  belohnung  Beowulf s  bestand: 

^)Forgeaf  p&  Beowulf e  beam '  Healf denes 
segen  gyldenne  sigores  t6  leäne, 
hroden  hilte-cumbor,  heim  ond  byman; 
maere  mäööum-sweord  manige  gesäwon 
beforan  beorn  heran. 

Da  gab  der  söhn  des  Healfden  Beowulf 
zum  lohne  seines  sieges  ein  golden  Banner 
mit  goldgeschmücktem  griff  nebst  heim  und  brünne; 
auch  sah  da  mancher  mann  ein  kostbar  schwert 
hintragen  vor  den  beiden. 


kniet  und  sie  auffordert,  denselben  zu  leeren.    Der  französische  ritter,  der 
andere  begriffe  von  höfischen  sitten  hat,  will  nicht  trinken,  ehe  sich  die 
dame  erhebt,  doch  bedeutet  man  ihm,  die  etiqnette  verlange  das  hier  xa 
lande.    Cf.  Ch.  Langlois :  La  soci6t^  fran^aise  an  Xm«  si^cle  p.  285. 
*)  Beowulf  V.  1021  ff. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  427 

Auch  die  begleiter  Beowulfs  werden  nicht  vergessen: 

»)pä  gyt  aeghwylcum  eorla  drihten 
}?ära  pe  mid  Beöwulfe  brim-läde  teah 
on  l^aere  medu-bence  mäööum  gesealde, 
yrfe-läfe  . . . 

Darauf  noch  gab  der  herr  der  beiden  jedem 
von  denen,  die  mit  ßeowulf  den  seeweg 
gezogen  waren,  beim  gelag  ein  kleinod, 
ein  altererbtes  schwert  . . . 

Aber  es  bedurfte,  wie  gesagt,  keiner  besonderen  veran- 
lassung zur  beschenkung  der  krieger.  Die  bereits  erwähnten 
stellen  aus  Beowulf  v.  621  ff.  und  2021  ff.  beweisen,  dafs  solche 
gunstbezeugungen  überhaupt  bei  festlichen  anlassen  vorkamen. 
Geschenke  an  waffen  werden  in  der  dichtung  am  meisten  er- 
wähnt. Der  grund  hierfür  ist  leicht  einzusehen.  Wir  lesen 
in  den  ältesten  gesetzen,  dafs  beim  tode  eines  kriegers  seine 
Waffen  und  rüstungen,  oder  wenigstens  ein  teil  derselben 
wieder  an  den  landesherm  zurückgehen  mufste,  also  in  vielen 
fällen  nicht  persönlicher  besitz,  sondern  nur  lehen  waren. 
Ferner  taten  die  zahlreichen  kämpfe  der  kriegerischen  Ger- 
manen das  ihrige,  den  königlichen  hört  mit  panzern,  helmen 
und  Waffen  zu  füllen ;  die  kriegsbeute  ging  nämlich  direkt  an 
den  könig  über. 

4.  Die  Sänger,  ihre  soziale  Stellung  und  ihre  Stoffe. 

Soviel  vernehmen  wir  aus  der  dichtung  über  die  präli- 
minarien  eines  gelages.  Welchen  fortgang  nahm  nun  die 
Unterhaltung  ?  Wir  brauchen  in  den  epen  nicht  lange  darnach 
zu  suchen ;  der  dichter  vergifst  nicht,  sich  in  den  mittelpunkt 
der  festlichkeiten  zu  stellen.  Kaum  ist  den  regeln  von  sitte 
und  anstand  genüge  geleistet,  so  erhebt  sich  auch  der  Sänger, 
der  Scop,  und  berichtet  den  kämpen  von  den  prächtigen 
heldengestalten  der  alten  Germanen.  In  früherer  zeit  trägt 
er  wohl  meist  nationale,  spezifisch  germanische  Stoffe  vor, 
später  mit  dem  fortschreiten  der  christlichen  lehre  kommen 
mehr  und  mehr  auch  alttestamentliche  Stoffe  und  heiligen- 
legenden dazu.    Der  Sänger  ist  entweder  beständig  am  gleichen 

')  Beowulf  V.  1051  ff. 


428  WILHELM  PFANDLER, 

hofe,  er  ist  cyninges  scop,  wie  derjenige  Hroögars,  oder  er 
wandert  von  einem  stamm  znm  andern,  um  an  fürstlichen 
tafeln  ehre  und  belohnung  zu  holen,  wie  Widsi)?.  Bleiben  wir 
vorerst  bei  Beowulf.  Als  sich  der  tapfere  Waegmunding  mit 
seinen  beiden  in  Heorot  niedergelassen  hat,  ertönt  von  zeit  zu 
zeit  der  gesang  des  spielmanns: 

9  Scop  hT^ilum  sang 
hädor  on  Heorote;  l^aer  was  häleöa  dreim, 
duguö  unlytel  Dena  ond  Wedera. 
Dabei  sang  auch  der  Sänger  in  der  halle 
sein  lied,  und  fröhlich  heldentreiben  herrschte 
der  edeln  schar  der  Dänen  und  der  Groten. 

Mehr  erfahren  wir  diesmal  nicht  über  ihn.  Ausführlicher 
wird  seine  funktion  beschrieben  bei  dem  gelage,  das  die  be- 
freiung  des  landes  von  Grendel  feiert.  Der  Sänger  begleitet 
sein  lied  mit  der  harfe  und  singt  von  dem  geschicke  der  söhne 
des  Finn. 

^)paer  was  sang  ond  sw^g  samod  ätgädere 
fore  Healfdenes  hilde-wlsan, 
gomen-wudu  greted,  gid  oft  wrecen, 
l^onne  heal-gamen  Hrödgäres  scop 
äfter  medo-bence  maenan  scolde 
Finnes  eaferum  fram,  ]>&  hie  se  faer  begeat: 
Da  war  beisammen  sang  und  lauter  jubel 
vor  Halfdens  feldherm  und  oft  erklang 
die  harfe  zu  dem  liede  von  Finnes  söhnen, 
als  sie  der  Überfall  betraf. 
Der  Sänger  des  königs  würzte  so  des  schmauses  freude. 

Aber  auch  der  fahrende  Sänger  ist  wohlgelitten  und  wird 
oft  reich  beschenkt  an  den  höfen.  Widsif,  der  weitfahrer, 
rühmt  sich,  den  gröfsten  teil  der  damals  bekannten  weit  ge- 
sehen und  von  manchem  vornehmen  eine  ritterliche  gäbe  em- 
pfangen zu  haben. 

3)Swä  ic  geöndförde  fela  fremdra  londa 
geönd  ginne  grund;  gödes  and  yfles 
J?äer  ic  cunnade  cnösle  bidäeled, 
freömäegum  feor,  folgade  wide. 

»)  Beowulf  V.  496  ff.  «)  ib.  v.  1064  ff. 

•)  Kluge,  Lesebuch  p.  25,  v.  50  ff. 


DIB  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  429 

ForJ?on  ic  mag  singan  and  secgan  spell, 

mäenan  fore  mengo  in  meoduhealle, 

hü  me  cynegode  cystum  dohten. 

Ic  waes  mid  Hünum  and  mid  Hr6ö-Gotum 

mit  Sweöm  and  mid  Geatum  and  mid  Süö-Denura. 

Mid  Wenlum  ic  waes  and  mid  Waernum  and  mid  Wicingura. 

Mid  Gef}>um  ic  waes  and  mid  Winedum  and  mid  Gefflegum. 

^So  fuhr  ich  über  viele  fremde  länder; 
über  den  grofsen  grund;  gutes  und  böses 
ward  kund  mir  da,  meinem  Künn  entführet, 
den  freundmagen  fem'  folget  ich  weithin: 
drum  kann  ich  singen  und  sagen  die  mähre, 
melden  von  der  menge  in  der  methalle, 
wie  mir  die  edelinge  ehre  erzeigten. 
Ich  war  bei  den  Hünen  und  bei  den  Hredhgoten 
bei  den  Sween  und  bei  den  Geaten  und  bei  den  Süddänen ; 
bei  den  Wenlen  ich  war  und  den  Warnen  und  bei  den  Wikingen 
bei  denGefthen  ich  war  und  den  Wineden  und  bei  den  Gefflegen 
etc. 

Von  was  sangen  die  Scopen  ?  Das  letzte  citat  aus  Beowulf 
hat  uns  schon  mit  einer  kategorie  von  vortragen  bekannt  ge- 
macht. Hroftgar's  Sänger  berichtet  von  dem  unglück  der  nach- 
kommen Finn's;  also  ein  echt  germanischer  stoff.  Die  Sympathie 
des  dichters  ist  ganz  mit  der  unglücklichen  Hildeburg.  Ihre 
Vermählung  mit  Finn  hat  nicht  gentigt,  der  feindschaf t  zwischen 
den  Dänen  und  Friesen  ein  ende  zu  machen.  Die  Dänen 
greifen  an,  Finn's  anhänger  werden  im  kämpfe  bis  auf  eine 
kleine  zahl  niedergemacht,  aber  auch  Hnäf,  vermutlich  Hilde- 
burgs  bruder,'^)  wird  in  der  belagerung  von  Finnsburg  (die 
ohne  zweifei  hier  eingeschoben  werden  mufs)  getötet.  Auf  den 
Scheiterhaufen  legt  nun  *das  gramvolle  weib'  seinen  bruder 
und  seine  eigenen  söhne,  die  im  kämpfe  wider  den  bruder  ge- 
fallen sind.  Hengest,  der  dänische  heerführer  (nach  Simrock 
Hnäfs  bruder)  kehrt  nicht  nach  Jütland  zurück;  ein  bündnis 
mit  den  besiegten  erlaubt  ihm  im  lande  zu  verweilen.  Im 
herbste,  wo  die  see  ruhig  ist,  verpalst  er  die  gelegenheit  zur 


*)  Übersetzung  nach  L.  EttmüHer :  Scopes  yldsith  p.  4. 
*)  cf.  Simrock:  Beowulf  p.  187  ff. 


430  WILHELM  PPÄNDLER, 

heimfahrt.  Ein  geheimer  wünsch,  Hnäf  zu  rächen,  hält  ihn 
zurück.  Der  schwergekränkte  Friesenkönig  Finn  kommt  ihm 
indes  zuvor ;  er  läf st  ihn  mit  einem  teil  des  gef olges  ermorden ; 
die  übrigen  Dänen  entkommen  zu  schiffe.  Bald  kehren  nun 
die  geflohenen  mit  einem  mächtigen  heere  zurück.  Finn  wird 
des  Verrates  bezichtigt  und  erschlagen.  Die  unglückselige 
Hildeburg,  die  ihre  brüder  und  söhne  und  sclüieMich  auch 
den  gatten  verloren  hat,  kehrt  mit  den  Juten  wieder  in  ihre 
heimat  zurück. 

Während  man  nicht  anstehen  wird,  einer  solchen  erzählung 
historische  Wahrscheinlichkeit  zuzuerkennen,  sind  viele  andere 
Züge  der  germanischen  mythologie  entnommen.  ^  So  singt  der 
Sänger  in  Beowulf  auch  von  den  taten  Sigmunds  und  Fitelas 
seines  neffen,  die  die  riesen  mit  ihren  Schwertern  erschlugen; 
er  erzählt  ferner,  wie  Sigmund  den  drachen  bezwungen  habe 
und  so  in  den  besitz  des  unermelslichen  hortes  gekommen  sei : 

2)wel-hwylc  gecwäö, 
}?ät  h6  fram  Sigemundes  secgan  h^rde 
ellen-daedum,  uncüöes  fela, 
Wälsinges  gewin,  wide  siöas, 
}?ära  \>e  gumena  beam  gearwe  ne  wiston, 
faehöe  ond  fyrena,  büton  Fitela  mid  hine, 
}?onne  h6  swulces  hwät  secgan  wolde 
eäm  his  nefan,  swä  hie  &  waeron 
ät  niöa  gehwäm  n^d-gesteallan : 

manches  sprach  er, 
was  er  von  Sigemund,  von  seinen  taten 
gehört,  des  unbekannten  viel,  den  kämpf 
des  Wälsings,  weite  fahrten,  fehd'  und  feindschaft, 
die  nimmer  andern  menschen  kund  geworden, 
•  als  Fitela,  der  mit  ihm  war,  wenn  er, 
der  ohm  dem  neffen  solches  sagen  wollte, 
wie  sie  denn  immer  und  in  jedem  kämpf 
notfreunde  waren; 

Vergessen  wir  nicht,  dafs  nicht  nur  die  eingeflochtenen 
sagen,  sondern  gerade  die  rahmenerzälilung  des  Beowulf  viele 


0  cf.  Nath.  MüUer:  Die  Mythen  im  Beowulf.    Diss.  Heidelberg  187a 
•)  Beowulf  V.  875  ff. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DEB  ANGELSACHSEN.  431 

mythische  züge  enthält.  Es  kann  nicht  in  der  aufgäbe  dieser 
arbeit  liegen,  sie  im  einzelnen  zu  verfolgen.  Ich  erinnere  nur 
an  den  kämpf  mit  Grendel  und  die  beseitigung  des  drachens, 
die  dem  greisen  Beowulf  das  leben  kostet  und  die  phantastische 
Schilderung  des  todes  von  Grendels  mutter,  die  vielleicht  eine 
spätere  erweiterung  des  epos  ist. 

Ein  später  zusatz  sind  ferner  die  verse  90 — 114.  Je  mehr 
die  christliche  lehre  aufnähme  fand,  um  so  mehr  wurden  auch 
christliche,  vorzügliche  alttestamentliche  Stoffe  vom  Sänger  vor- 
getragen. In  schon  bestehenden  gedichten  wurden  heidnische 
demente  ausgemerzt  und  durch  christliche  ersetzt.  Aus  einem 
derartigen  bedürfnis  ist  auch  die  folgende  stelle  in  Beowulf 
hervorgegangen : 

OSägde  s6  pe  cäöe 
frumsceaft  fira  feorran  reccan, 
cwäö  J?ät  se  älmihtiga  eoröan  worhte, 
wlite-beorhtne  wang,  swä  wäter  bebugeö, 
gesette  sige-hr6öig  sunnan  ond  mönan 
leöman  tö  leöhte  land-büendum, 
ond  gefrätwade  foldan  sceätas 
leomum  ond  leäfum;  lif  eäc  gesceöp 
cynna  gehwylcum,  J?ära  pe  cwice  hwyrfaö. 

er  der  von  alters  her  der  menschen  Ursprung 
erzählen  konnte,  sagte  wie  der  Schöpfer 
die  erde  schuf,  die  glänzend  schöne  flur, 
vom  Strom  umgürtet,  wie  er  siegesfreudig 
der  sonne  und  des  mondes  licht  als  leuchte 
den  erdbewohnern  setzte,  wie  er  zierte 
der  f eider  schofs  mit  laubgeschmückten  zweigen, 
und  allem,  was  da  atmet,  leben  gab. 

Der  Sänger  Hroögars  überliefert  nicht  nur  historische, 
mythische  oder  biblische  Stoffe,  wie  wir  bis  jetzt  festgestellt 
haben,  sondern  er  geht  auch  selbst  schöpferisch  vor.  Er  ist 
hofpoet  und  ergreift  begierig  einen  so  würdigen  gegenständ, 
wie  ihn  der  sieg  Beowulfs  bietet. 

2)Secg  eft  ongan 
siö  Beöwulfes  snyttrum  styrian 

»)  Beowulf  V.  90  ff.  »)  ib.  v.  872  ff. 


432  WILHELM  PFÄNDLER, 

ond  on  sp6d  wrecan  spei  gerade, 
wordum  wrixlan, 

Der  degen  da  begann  das  abenteuer 
des  Goten  klüglich  vorzutragen  und 
mit  glück  den  wohlgesetzten  spruch  zu  geben, 

Wir  haben  allen  grund  zu  vermuten,  dals  der  sagenstoff 
bei  den  Angelsachsen  überaus  reich  war.  Sehr  vieles  ist  wohl 
verloren  gegangen,  anderes  erst  in  späterem  gewande  be- 
kannt 

Wenden  wir  nun  unsre  aufmerksamkeit  denjenigen  zu, 
denen  die  Unterhaltung  anheim  fällt,  den  sängem,  erzählem, 
musikanten  aller  art,  tänzem,  Jongleurs,  bärenführem  u.  s.  f. 
Selbstredend  nehmen  auch  die  geladenen  lebhaften  anteil  an 
der  Unterhaltung.  Wer  neu  in  einen  kreis  tritt,  wie  Beowulf, 
erzählt,  woher  er  sei,  wer  seine  ahnen  gewesen  und  was  er 
schon  geleistet  habe. 

i)Site  nü  tö  symle  ond  onsael  meoto, 
sigehr6ö  secgum,  swä  I?in  sefa  hwette! 

Jetzt  sitze  nieder 
zum  mahl,  du  siegesmut'ger,  mit  den  beiden, 
von  allem  zwange  frei,  wie  dir's  gefällt 

(Der  Übersetzer  scheint  hier  dem  sinne  gewalt  anzutun,  rich- 
tiger wäre  wohl  nach  seiner  eigenen  ausgäbe:  eröffne  deine 
absiebten,  siegesmutiger,  den  männern,  wie  es  dein  sinn  dir 
eingibt !) 

Mit  diesen  Worten  richtet  sich  Hroögar  an  seinen  gast> 
sobald  er  ihm  den  Willkomm  entboten  hat  Dann  erzählt 
Beowulf,  wie  er  sieben  nachte  mit  Breca  im  meere  um  die 
wette  geschwommen  sei  und  eine  unzahl  von  meerungetümen 
schwimmend  erlegt  habe.  2) 

Aber  auch  der  gewöhnliche  krieger  nimmt  seinen  anteil 
an  der  tradition  und  trägt  lieder  vor,  wenn  ihm  die  gäbe  des 
gesangs  verliehen  ist.  Das  bezeugen  die  denksprüche  der 
Exeterhs. 


0  Beowulf  V.  489  ff. 
»)  ib.  V.  530  ff. 


DIE  VEUGKÜGUKGEN  DER  ANGELSACHSEN.  433 

*)Raed  sceal  mon  secgan,  rüne  writan, 
leöö  gesingan,  lofes  gearnian 

Der  mann  soll  rat  sprechen,  geheimnisse  aufzeichnen, 
ein  lied  singen,  lob  ernten. 

2)  Swa  monig  beoö  men  ofer  eoröan,  swä  beoö  m6dge}?oncas: 
aelc  him  hafaö  sundor-sefan. 
Longaö  fonne  py  las,  pe  him  con  leoöa  wom, 
oööe  mid  hondura  con  hearpan  gr6tan, 
hafaö  him  bis  gliwes  giefe,  pe  liim  god  sealde. 

So  viele  der  menschen  auf  erden  sind,  so  verschieden 

sind  die  gedanken, 

jeder  hat  seinen  eigenen  sinn. 

Langeweile  plagt  ihn  um  so  weniger,  je  mehr  er  der 

lieder  kennt, 

oder  wenn  er  mit  den  bänden  die  harfe  schlagen  kann ; 

er  besitzt  die  gäbe  des  Spiels,  die  ihm  gott  verlieh. 

Sicherlich  ist  hier  nicht  nur  der  beruf ssänger ,  sondern 
irgend  ein  Angelsachse  gemeint.  Wir  haben  übrigens  noch 
einen  treffenderen  beweis  in  Bedas  Historia  Ecclesiastica,  die 
ich  nach  Alfreds  des  Grofsen  Übersetzung  zitiere. 

3)  Was  h6  in  weoruldhäde  geseted  oö  öä  tide,  öe  h6  was 
gelefedre  ieldo  ond  h6  näefre  näenig  leoö  geleomade  .  ond  he 
foröon  in  gebeorscipe,  öonne  öaer  was  bliöse  intinga  ge- 
d6med,  öät  hie  ealle  sceolden  öurh  endebyrdnesse  be  hearpan 
singan^  öonne  h^  geseah  öä  hearpan  him  neäUecan,  öonne 
dräs  he  for  sceome  from  öäem  symble  ond  häm  eode  to 
his  huse. 

Er  (nämlich  Caedmon)  hatte  bis  zu  einem  vorgerückten 
alter  in  der  weit  gelebt  und  nie  ein  einziges  lied  gelernt 
Deshalb  geschah  es  oft,  dafs  er  beim  biergelage,  bei  einem 
anlafs  der  freude,  wenn  alle  der  reihe  nach  zur  harfe  singen 
sollten  und  er  die  harfe  sich  ihm  nähern  sah,  aus  schäm  auf- 
stand vom  gelage  und  nach  hause  ging. 


*)  Qrein,  Poesie  d.  Angela,  p.  344,  v.  139  ff. 
>)  Grein,  Bibliothek  n,  p.  144,  v.  168  ff. 
*)  Elnge,  Lesebuch  p.  29. 

Anglia.    N.  F.    XVII.  29 


434  Wilhelm  ppandleä, 

Die  Chroniken  geben  uns  drei  beispiele  von  königen,  die 
in  gestalt  eines  Sängers  in  das  feindliche  lager  geschlichen 
waren  und  während  sie  ihre  lieder  vortrugen,  sich  die  nötigen 
kenntnisse  über  stärke  und  absieht  des  feindes  verschafften. 
Die  Voraussetzung  einer  solchen  täuschung  ist  natürlich,  dafs 
ihnen  die  Stoffe  der  Sänger  gründlich  bekannt  waren  und  sie 
sich  wohl  auch  mit  der  harfe  begleiten  konnten.  Wir  erfahren 
bei  William  of  Malmesbury,  dafs  Anlaf,  könig  der  Northumbrier, 
als  mime  verkleidet  ins  lager  Athelstan's  gelangte. 

i)Ille  (i.e.  Anlaf  rex)  qui  tantum  periculum  imminere 
cemeret,  astu  exploratoris  munus  aggressus,  depositis  regiis 
insignibus,  assumptaque  in  manibus  cythara,  ad  tentorium 
regis  nostri  progreditur:  ubi  cum  prae  foribus  cantitans 
interdum  quoque  quateret  dulci  resonantia  fila  tumultu,  facile 
admissus  est,  professus  mimum  qui  hujus  modi  arte  stipem 
quotidianam  mercaretur.  Regem  et  convivas  musico  acromate 
aliquantisper  delinivit,  cum  int  er  psallendum  omnia  oculis 
scrutaretur. 

Noch  bekannter  ist  das  beispiel  könig  Alfreds,  das  uns 
ebenfalls  durch  William  of  Malmesbury  überliefert  ist. 

2)  Nee  multo  post,  ergastulum  exire  ausus,  magnae  astu- 
tiae  periculum  fecit.  Regis  enim  Danorum,  sub  specie  mimi, 
subiens  tentoria,  unius  tantum  fidelissimi  fruebatur  con- 
scientia;  ubi  ut  jaculatoriae  professor  artis,  etiam  in  secre- 
tiora  triclinii  admissus,  nihil  f uit  arcanum  quod  non  exciperet 
tum  oculis  tum  auribus. 

In  der  regel  fällt  jedoch  die  Unterhaltung  der  gaste  dem 
Sänger  zu.     Die  ältesten  berichte  über  Britannien,  die  von 


^)  William  of  Malmesbury :  Gresta  Regnm  bd.  I,  p.  142. 

*)  William  of  Malmesbury :  Gesta  Regum  bd.  I,  p.  126.  Ein  ähnlicher 
zug  findet  sich  scbliefslich  aus  der  regiemngszeit  könig  Artnrs.  Als  Artur 
seinen  feind  Colgrinus  in  York  belagerte  und  die  entsatzyersache  seines 
bruders  Baldulphus  vereitelte,  entschlofs  sich  der  letztere,  in  yerkleidong 
eines  spielmanns  in  die  belagerte  Stadt  zu  gelangen.  [Qeoffrey  of  Mon- 
mouth :  Hist.  Keg.  Brit.  Lib.  IX,  Chap.  I,  p.  157.]  Cum  ergo  alteriiu  modi 
aditum  non  haberet:  rasit  capillos  suos  et  barbam,  cultumque  jocalatoriB 
cum  cythara  cepit.  Deinde  intra  castra  deambulans,  modnllB  qnos  in  lyra 
componebat,  sese  cytharistam  exhibebat.  Cumque  nulli  suspectiu  esset 
accessit  ad  mocnia  urbis  paulatim  ccptam  simulationem  faciens. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DEtt  ANGELSACnSEN.  435 

griechischen  oder  lateinischen  geschichtsschreibem  auf  uns 
gekommen  sind,  zeigen,  welche  rolle  die  Skalden  bei  der 
brittischen  bevölkerung  gespielt  haben.  So  berichtet  Diodorus 
Siculus,  dafs  sie  die  einen  loben,  die  andern  tadeln: 

*)  Klo)  öi  jraQ^  avTolc  xa)  jrou^Tai  //f/rOr,  oix  ßdQÖovg 
drofidCovoir'    ovroi    61    /isr^oQydrfor    ralQ    XvQai^    ofwloßp 

und  Strabo  weifs,  dafs  sie  mit  den  Weissagern  und  den  druiden 
zu  den  angesehensten  im  volke  gehört  haben: 

2) //«(>'  ajraoi  6e  [FaXaraTc]  (oq  tJtijrar  TQla  (fvXa  to)v 
T///09//«Yf>r  dia^f-QOiTOjg  ior),  BaQÖoi  rt ,  xu)  OvdrtiQ,  xal 
AQviöca.  BaQÖoi  ftlv  vfirfjriu  xal  jtoiffrai,  Oidreig  de 
h(K):Toio)  xai  ^voiokayoi.  J(tviöai  61  jtqOs:  rfi  qvoioXoyla 
xai  TfjV  tjthxfjp  g)iXooo(piav  doxovot. 

Bereits  bei  ihrer  einwanderung  fanden  also  die  germa- 
nischen Stämme  Sänger  in  bester  sozialer  Stellung  vor.  Diese 
tatsache  mag  vielleicht  nicht  ohne  einwirkung  auf  das  los  der 
angelsächsischen  spielleute  gewesen  sein,  die  auch  lange  zu 
den  geachtetsten  im  volke  zählteiL  Zur  zeit  des  Normannen- 
einfalls besafs  Berdic,  der  joculator  regis,  nach  dem  zeugnis 
des  Doomsdaybook  drei  landgüter  und  fünf  stück  pflugland 
frei  von  jeglichen  abgaben. 

3)  Berdic  joculator  regis  ht.  IIL  uillas.  7  ibi  V  car. '  nil  redö. 

Was  Wilhelm  Herz  in  der  vorzüglichen  einleitung  zu 
seinem  spielmannsbuch  über  den  stand  der  spielleute  sagt,  gilt 
in  ausgedehnten  mafse  auch  für  die  angelsächsischen  Sänger, 
die  sehr  angesehen,  oft  sogar  adeligen  Standes  waren  und  mit 
grofsen  lehen  bedacht  wurden.  Sie  waren  die  einzigen  ver- 
mittler aller  gattungen  der  profanen  literatur  und  noch  nicht 
auf  den  zustand  herabgesunken,  in  dem  wir  sie  am  ausgang 
des  mittelalters  finden.  Es  mufs  zwar  schon  in  angelsäch- 
sischer zeit  ein  unterschied  bestanden  haben  zwischen  dem 
Scop,  der  das  lob  der  alten  beiden  sang  und  den  histriones, 


*)  Nach  Monnmenta  Historica  Britannica  p.  CHI. 

«)  ib.  p.  CIV. 

')  Domesdaybook,  bd.  I,  p.  162  a. 

29* 


436  WILHELM  PPÄNDLEB, 

die  sangen,  geigten  und  tanzten  und  ihr  pnblikum  nach  art 
der  Jongleurs  auf  modernen  Jahrmärkten  ergötzten,  über  die 
ersteren  auf sert  sich  Herz :  *) "  Den  Sängern  der  keltischen  und 
germanischen  vorzeit  haftete  kein  makel  an.  Sie  gehörten  zu 
den  besten  ihres  volkes,  hochgeehrt  um  ihrer  kunst  willen,  die 
von  den  göttem  kam.  Jeder  hofhalt  hatte  seinen  Sänger  als 
ständiges  mitglied;  andere  wanderten  von  volk  zu  volk,  von 
herrensitz  zu  herrensitz,  emsig  bemüht,  den  schätz  der  natio- 
nalen dichtung  im  gedächtnis  zu  sammeln,  zu  mehren  und  zu 
verbreiten."  Einer  dieser  vornehmen  Sänger  ist  der  im  ßeowulf , 
den  der  dichter  cyninges  }?egn,  des  königs  degen,  guma 
gilphlaeden,  einen  ruhmbedeckten  mann,  gidda  gemyndig,  der 
Sprüche  kundigen  —  heilst.  Auch  Widsi}?  ist  überall  ein 
wohlgelittener  gast,  von  edlem  stamme: 

2)Him  from  Myrgingum 
äf elo  onwöcon. 

Ihm  war  von  den  Myrgingem 
hohe  abkunft  geworden. 

Als  adeliger  empfängt  er  auch  ritterliche  gaben  als  lohn 
für  seinen  gesang: 

3)Mid  pyringum  ic  was  and  mid  pröwendum 
and  mid  Burgendum,  l^aer  ic  beäg  gepäh 
m6  J?aer  Güöhere  forgeaf  glädlicne  miJ?J?um 
songes  tö  leäne;  näs  l^ät  saene  cyning! 

*)  Bei  den  Thyringen  ich  war  und  bei  den  Throwenden, 
und  bei  den  Burgunden,  da  ich  einen  baug  erhielt: 
mir  da  Gudhhere  übergab  das  ergötzliche  kleinod 
zu  sanges  lohne :  nicht  war  das  sainer  (lässiger)  könig. 

Besonders  reich  wird  er  von  Eormanric  beschenkt: 

*^)And  ic  was  mid  Eormanrice  ealle  pr&ge, 
}?aer  me  Gotena  cyning  göde  dohte; 


^)  Wilh.  Herz,  Spielmannsbach:  Einleitong. 

•)  Kluge,  Lesebuch  p.  124:  WidsiJ?  v.  4ff. 

»)  ib.  V.  64  ff. 

*)  Übersetzung  nach  Ettmüller:  Scopes  Vldsidh  p.  5. 

»)  Kluge,  Lesebuch  p.  126,  v.  88  ff. 


DIE  VBRGNÜGUKGEN  DER  ANGELSACHSEN.  437 

s6  me  beäh  forgeaf,  burgwarena  fruma 
on  p&m  siexhund  was  smaetes  goldes 
gescyred  sceatta  scillingrime 

OUnd  ich  war  bei  Eormanrik  alle  weile: 
da  mich  der  Gotenkönig  mit  gut  erfeute, 
der  den  baug  mir  gab,  der  burgm&nner  obherr, 
zu  dem  sechs  hundert  war  schmeiden  goldes 
geschnitten  der  schatzmünzen  nach  dem  schillingwert. 

Der  platz  des  Sängers  ist  zu  füfsen  des  fürsten,  für  dessen 
Unterhaltung  er  die  harfe  erklingen  läfst: 

^)Sum  sceal  mid  hearpan  ät  his  hläfordes 
fötum  sittan,  feoh  l^icgan 
and  &  snellice  snere  wraestan 
glädan  scral  laetan  gearo  se  \>e  hleapeS 
nägl  neomegende: 

3)  Mit  der  harfe  soll  zu  seines  herren  füfsen 
sitzen  mancher  und  schätze  empfahn, 
soll  schnell  die  schnür  in  Schwingung  bringen 
und  fröhlichen  schall  erheben,  wer  geschickt 
das  Stäbchen  musizierend  rührt: 

Von  hoher  abkunft  und  heldenhaftem  gebahren  ist  Egil 
Skallagi'imsson,  welcher  sich  in  den  jähren  925 — 26  und  936 — 37 
am  hofe  Athelstans  aufhält  und  dort  während  seines  ersten 
aufenthaltes  auf  den  könig  Athelstan  eine  drapa  dichtet,  von 
der  uns  noch  eine  Strophe  und  das  stefen  erhalten  sind.  — 
Egil,  der  söhn  des  Skallagrim,  ist  mit  seinem  bruder  Thorolf 
auf  der  fahrt  nach  Jütland  im  gebiet  könig  Athelstan's  ge- 
landet, denn  er  hat  gehört,  jener  bedürfe  krieger  für  seineu 
kämpf  gegen  den  Schottenkönig  Olaf.  Durch  ihr  tapferes  ein- 
greifen wird  Olaf  besiegt ;  Egil  verliert  aber  im  kämpfe  seinen 
bruder  Thorolf  und  singt  voll  trauer  an  seinem  grabe: 

*)Gekk  säs  ööesk  ekke 
jarlmanns  baue  snarla 


>)  EttmüUer:  Scöpes  yldsidh  p.  6. 
«)  Grein,  Poesie  bd.  I  p.  209,  v.  80  ff. 
•)  Grein,  Dicht,  bd.  II,  p.  158,  v.  80  ff. 
*)  F.  Jonsson:  Egils  Saga  p.  174. 


438  WILHELM  PFANDLEB, 

Ireklunclaör  feil,  [»undar, 
Jjörolfr,  i  gny  störom. 
j()rö  groer,  en  v6r  veröom, 
viiio  naer  of  minom 
(heluanö  es  >at)  bylja 
harnt  igaetom  barma. 
•)Der  mörder  Jarls, 
dem  auch  vor  nichts  in  der  weit 
bange  war,  ging  rasend  vor  in  dem 
gewaltigen  donaer  des  l^undr.  (Odin) 
^A'enn  auch  Thorolf  noch  so  tapfer  war, 
so  muTste  er  doch  fallen.    Die  erde  wird  grün 
über  meinem  trefflichen  bruder  in  der  nähe  von  Tina. 
Das  ist  für  mich  schwerer  sclimerz;  aber  ich  mols 
meine  qnal  verbergen. 

')Valk<^stom  hlöök  restan 
vang  fyr  merkestanger. 
Ott  vafi  61  )>ats  söttak 
aöils  of  bläom  naöre. 
h4öe  ungr  viö  engla 
äleifr  t^rumo  stäla 
helt,  ne  hrafnar  sulto, 
hringr  ä  vÄpna  finge. 
Ich  besäte  das  land  nach  westen  hin 
mit  leichen  vor  den  Standarten; 
der  kämpf  war  rasend,  als  ich  Adils 
angriff  mit  meiner  schwarzblauen  natter. 
Der  junge  Olaf  hatte 
scliwertgetüse  mit  den  Angeln; 
Hiing  war  eifrig  auf  dem  waffenthinge, 
damit  die  raben  nicht  zu  hungern  hätten. 

Nachdem  er  so  seinen  bruder  geehrt,  tritt  Egil  in  die 
Metlialle,  doch  führt  er  den  beclier  nicht  an  die  lippen,  bevor 
Athelstan  ihm  als  lohn  des  kampfes  einen  greisen,  herrlichen 


')  Die  Uhenctzung  verdanke  ich  der  freimdlicheii  Hfllfe  Ton  tna  di. 
Ober!  änder-Ei  tterahauB. 

■)  F.  JonssoD,  EgilB  Saga  p.  175. 


DIE  YEKGNÜGUNQEN  DER  ANGELSACHSEN.  439 

goldring  über  das  feuer  dargereicht  hat.  Jetzt  legt  er  schwert 
und  heim  ab,  ergreift  das  tierhorn,  das  man  ilun  reicht  und 
spricht  nachdem  er  getrunken: 

OHrammtangar  laetr  hanga 
hrynvirgel  mer  brynjo 
h9ör  &  hanke  troönom 
heiöes  vingameiöe. 
rauömeldrs  knä  ek  reiöa, 
raeör  gunnvala  braeöer, 
gelgjo  seiös  a  galga 
geirveörs,  lofe  at  meira. 

Der  könig  gab  mii*  einen  ring 
auf  die  hand,  auf  der  ich 
den  habicht  getragen  habe. 
Ich  trage  den  goldring 
auf  meiner  hand;  der  geber 
hat  noch  mehr  lob  verdient. 

Egil  ist  übrigens  nur  der  repräsentant  einer  ganzen  reihe 
von  dichtem,  meist  fürstlicher  herkunft,  die  von  Island  aus 
bis  ins  12.  jahrh.  hinein  die  englischen  höfe  besuchten.  Es 
berichtet  uns  die  Gunnlaugs  Saga  Ormstungu,  dafs  Gunnlaugr 
am  hofe  Aethelred's  wohlwollende  aufnähme  gefunden  und  dort 
mehrere  gedichte  verfafst  habe;  auch  die  Kormäks  Sage  er- 
zählt von  einem  aufenthalt  dieses  dichters  in  England. 

Ein  angelsächsisches  rätsei,  nr.  78  der  Grein'schen  Samm- 
lung, sagt,  dafs  häufig  ein  falke^)  der  lohn  des  Sängers  sei. 
Der  Jagdfalke  war  aber  zu  jeder  zeit,  wie  ich  später  zu  zeigen 
gelegenheit  haben  werde,  sehr  teuer  .bezahlt  und  fast  nur  im 
besitz  der  vornehmen.  Der  dichter  mufste  sich  wohl  den 
empfänger  als  einen  adeligen  denken. 

3)Ic  eom  äöelinges  eaxlgestealla, 
fyrdrinces  gefara,  freän  minum  le6f, 
cyninges  geselda.    Cw6n  mec  hwilum 


>)  F.  Jonsson,  Egils  Saga,  p.  177. 

')  Ich  nehme  hierbei  stillschweigend  die  lösung  Dietriches  als  die 
richtige  an. 

*)  Grein,  Bibliothek  bd.  H,  p.  402. 


440  WILHELM  PFÄNDLER, 

hwitloccedu  hond  on  legeö, 

eorles  döhtor,  J?eäh  hi6  äöelu  sl. 

Häbbe  me  on  bösme,  I?ät  on  bearwe  geweox. 

Hwilum  ic  on  wloncum  wiege  ride 

herges  on  ende;  lieard  is  min  tunge. 

Oft  ic  wüöboran  wordleana  sum 

ägiefe  äfter  giedde.    Göd  is  min  wise 

and  ic  sylfu  salo.    Saga,  liwät  ic  hätte! 

Olch  bin  eines  edelinges  achselgenosse, 
eines  beiden  gefährte,  meinem  herren  lieb, 
geselle  eines  königs;  nicht  selten  legt  auch 
eine  hellgelockte  frau  ihre  band  an  mich, 
eines  edelinges  tochter,  wenn  sie  gleich  adlig  ist 
Mein  busen  trägt,  was  in  dem  baumhain  wuchs. 
Ich  reite  auf  einem  streitrofs,  auf  einem  stattlichen, 

bisweilen 
an  des  heeres  spitze:  hart  ist  meine  zunge. 
Einem  Sänger  gebe  ich  nach  dem  gesange  oft 
füi-  seine  worte  lohn.    Meine  weise  ist  gut, 
ich  selbst  bin  schmutzfarbig.    Sage,  wie  ich  heiTse! 

5.   Tänzer,  Jongleure  und  bärenführer. 

Verschiedene  tatsachen,  vor  allem  die  miniaturen  in  den 
angelsächsischen  manuskripten ,  belehren  uns,  dafs  noch  eine 
weitere,  viel  niedrigere  klasse  von  spielleuten  existierte.  Wright 
macht  zwar  diesen  unterechied  nicht ;  er  sagt :  ^)  Although  it 
was  considered  a  veiy  fashionable  accomplishment  among  the 
Anglo-Saxons  to  be  a  good  singer  of  verses  and  a  good  player 
on  the  harp,  yet  the  professed  minstrel,  who  went  about  to 
every  sort  of  joyous  assemblage,  from  the  festive  hall  to  the 
village  wake,  was  a  person  not  esteemed  respectable.  Die 
vorigen  Seiten  haben  zur  genüge  bewiesen,  vde  unrichtig  oder 
wenigstens  unvollständig  diese  behauptung  ist.  Das  ist  ein 
ganz  anderer  schlag  leute,  vor  deren  gesellschaft  ernstgesinnte 
geistliche  warnen.    So  schreibt  Alcuin,  der  spätere  schulrefor- 


*)  Grein,  Dichtungen  d.  Angela,  bd.  II,  p.  242. 

*)  Thos.  Wright :  Domestic  Manners  and  Sentiments,  p.  47. 


DIE  VEKGNOGUNGEN  DER  ANGELBACHBEN.  441 

mator  und  erzieher  am  hofe  Karls  des  Grofsen  im  jähre  799 
an  Adalhard: 

i)Vereor,  ne  Homerus  (Angilbertus)  irascitur  contra 
cartam  prohibentem  spectacula  et  diabolica  figmenta.  Quae 
omnes  sanctae  scripturae  prohibent,  in  tantum,  ut  legebam, 
sanctum  dicere  Augustinum:  Nescit  homo,  qui  histriones  et 
niimos  et  saltatores  introducit  in  domum  suam  quam  magna 
eos  immundorum  sequitur  turba  spirituum.  Sed  absit  ut  in 
domo  christiana  diabolus  habeat  potestatem. 

Noch  eindringlicher  ermalint  er  Higbald,  bischof  von  Lin- 
disf  arena : 

Alcuinus  Higbaldum  episcopum  Lindisfarenensem  multa 

^  admonet ')  in  te  enim  exemplum  sit  totius  sobrietatis 

et  continentiae.  Verba  dei  legantur  in  sacerdotali  convivio. 
Ibi  decet  lectorem  audiri  non  citharistam;  sermones  patrum, 
non  carmina  gentilium. 

Auch  die  Concilia  Cloveshoviae  verbieten  den  mönchen 
leiclitsinnige  Unterhaltung  durch  Sänger,  musikanten  und  possen- 
reif ser  : 

3)Yicesimo  sancitur  decreto:  ut  provideant  vigilanti 
l)erspectione  episcopi  in  suis  parochiis,  ut  sint  monasteria 
juxta  vocabulum  nominis  sui,  id  est,  honesta  silentium,  quie- 
torum,  atque  pro  deo  laborantium  habitacula,  et  non  sint 
ludicrarum  artium  receptacula,  hoc  est  poetarum,  citharis- 
tarum,  musicorum,  scurrorum;  sed  orantium,  legentium, 
Deumque  laudantium  habitationes  etc. 

Schlimm  mufste  es  wohl  um  die  moral  einiger  klöster 
stehen,  wenn  könig  Edgar  sich  veranlafst  sah,  in  einem  um- 
fangreichen erlafs  die  bischöfe  aufzufordern,  der  Unzucht,  spiel- 
sucht und  trunkenheit  der  ihnen  unterstellten  nach  kräften  zu 
steuern.  Darüber  schreien  die  Soldaten,  murmelt  das  volk,  die 
Spielleute  singen  und  tanzen  es  und  ihr  (die  bischöfe)  haltet 
noch  zurück  u.  s.  f. 


^)  Monumenta  Alcainiana,  p.  479. 

')  ib.  p.  357. 

')  Spelman,  Concilia  bd.  I,  p.  251. 


4'J2  WILHELM  PFJLmDLEB, 

i)Taceo  quoä  non  est  Ulis  Corona  pat«ns,  nee  tonsara 
conveniens.  At  in  veste  lascivia,  insolentia  in  gestu,  in 
verbis  turpitndo,  iuterioris  hominis  produnt  inaiLpiam  Frae- 
terea  in  divinis  offlciis  quanta  sit  negligentia,  cum  sacris 
vigiliis  vix  interesse  dignentur,  cum  ad  sacre  Missamm  so- 
lennia,  ad  ludendum,  subridendum,  magis  quam  ad  psallendom 
congregari  viieantur.  Dicam  quod  boni  lugent,  mali  rident; 
dicam  dolens  (et  si  tarnen  dici  potest)  quo  modo  difOuant  in 
commessationibus,  in  ebrietatibus,  in  cubilibus  et  impudicitüs; 
nt  jam  domus  clericorum  putentur  prostibula  meretricnm, 
conciliabulum  histrionum.  Ibi  alae,  ibi  saltas  et  cantos,  ibi 
usque  ad  medium  noctis  spatiiun  protractae  in  clamore  et 

horrore  vigiliae Ad  hoc  ergo  exhaoserunt  patres 

nostri  tbesauros  suos?  ad  hoc  fiscns  regius,  detractis  redi- 
tibus  multis,  elargitus  est?  ad  hoc  Ecclesüs  Christi  agros 
et  possessiones  regales  muniflcentia  contulit,  at  delicüs  cleri- 
conim  meretrices  ornentur?  luxuriosae  convivae  praeparen- 
tur?  canes  ac  aves  et  talia  ludicra  comparentnr?  Hoc 
milites  clamant,  plebs  submui-murat,  mimi  cantant  et  saltant 
et  vos  negligitis,  vos  parcitis  etc. 

Gegen  diese  histriones,  mimi,  musici,  scurri,  saltatores 
schreitet  die  kirche  mit  strenge  ein.  Sie  vermitteln  wohl  nicht 
nur  profane,  sondern  eigentlich  obscoene  stoße.  So  deute  ich 
eine  weitere  Verfügung  könig  Edgar's. 

')Docemu8  etiam,  ut  unusquique  abstineat  a  fabolosis 
et  absurdis  lectionibus:  quin  et  a  cantilenis  tnrpiboa  et 
blasphemis. 

Diese  Cantilenae  turpes  konnten  nicht  blofs  profane  lieder 
bedeuten;  es  muTs  sich  damit  der  begriff  des  gemeinen  und 
anstöfsigen  verbinden,  denn  auch  Äldhelm  hat  zufolge  William 
von  Malmesbury  weltliche  lieder  verfaTat 

s)Litteris  itaque  ad  plenum  instructua,  natlvae  quoqne 
linguae  nou  negligebat  carmina;  adeo  ut,  testo  libro  Elfredi, 


■)  Spelman,  Concilia  bd.  I,  p.  477:  Oratio  Regia  ad  Dmutsniun,  Ardil* 
epKcopum  Cantoariae,  Oewaldum  Wigorniae  etc. 

1)  Spelman,  Concilia:  p.  450  unter  Canones  dati  sab  EdgUD  Bflgit 
')  William  of  Malmesbury:  Geata  Pontificnm,  p.  888. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  443 

de  quo  superius  dixi,  nulla  umquam  aetate  par  ei  fuerit 
quisquam.  Poesim  Anglicam  posse  facere,  cantom  componere, 
eadem  apposite  vel  canere  vel  dicere.  Denique  commemorat 
Elfredus,  Carmen  triviale,  quod  adhuc  vulgo  cantitatur,  Ald- 
helmum  fecisse;  aditiens  causam  qua  probet  rationabiliter 
tantum  virum  bis  quae  videantur  frivola  institisse. 

Scbliefslich  habe  ich  noch  einer  weitern  kategorie  von 
fahrenden  spielleuten  zu  gedenken,  die  heute  noch  nicht  ganz 
verschwunden  sind  und  deren  Produktionen  in  entlegeneren 
tälern  immer  noch  ihre  bewunderer  finden;  ich  meine  die 
bärenf ührer.  W.  Wackemagel  gibt  hierüber  eine  kurze  notiz : 
0  "Hinkmar,  erzbischof  von  Rheims,  gebot  den  pfarrem  seines 
sprengeis  ne  turpia  ioca  cum  urso  vel  tornatricibus  ante  se 
facere  permittant."  Die  altenglischen  Chroniken  geben  uns 
hierfür  keine  belege,  doch  besitzen  wir  miniaturen  aus  angel- 
sächsischen mss.,  die  solche  Szenen  zur  darstellung  bringen. 
In  einer  handschrift  aus  dem  X.  jahrh.  *)  (Harleian  CoUection 
nr.  603)  sehen  wir  einen  bärenführer,  der  einen  baren  an  der 
leine  hält.  Die  anläge  der  Zeichnung  ist  etwas  ungeschickt. 
Die  Zuschauer  sind  um  einen  erdwall  herum  gruppiert,  andere 
stehen  auf  der  burgzinne  oder  Stadtmauer.  In  der  tiefe  ist 
der  bärenführer,  der  mit  seinem  tier  das  altbekannte  repertoire 
duixhgeht.  Hinter  ihm  ist  ein  tänzer,  welcher  bei  seinen 
Sprüngen  bände  und  arme  lebhaft  bewegt  und  ein  spielmann, 
der  auf  einen  stock  gestützt  die  doppelflöte  bläst.  —  Im 
gleichen  manuskript  finden  wir  eine  darstellung  eines  altern 
t^nzers  mit  einem  knaben.  Der  knabe  begleitet  seinen  ge- 
fährten  mit  der  harfe  und  scheint  zu  seinem  spiele  zu  singen; 
der  tänzer  hat  mit  der  rechten  band  seinen  fufs  gefafst  und 
hüpft  auf  einem  bein  umher.  —  Eine  handschrift  aus  dem 
IX.  jahrh.  ^)  (Cleopatra  CVIII)  zeigt  unter  anderem  zwei  mu- 
sikanten:  einen  harfenspieler  und  einen,  der  die  doppelflöte 
bläst,  während  ein  dritter  dazu  tanzt  und  seinem  körper  die 
verschiedensten  Verrenkungen  gibt.  Der  haltung  nach  möchte 
man  auf  eine  art  Irisli  Jig  schliefsen. 


')  Haupt'«  Zeitschrift  bd.  VI. 

«)  cf.  Jos.  Strutt,  Sports  aud  Pastimes,  p.  176. 

')  cL  Jos.  Strutt,  Sports  and  Pastimes,  p.  213. 


444  WILHELM  PFÄNDIiBR, 

Von  besonderem  Interesse  ist  für  uns  eine  illustration  aus 
einer  Psalmenhandschrift  >)  (Ms.  Cott.  Tiberius  CVI).  In  der 
mitte  des  bildes  sitzt  könig  David  mit  einer  harfe,  rechts  neben 
ihm,  nur  halb  so  gi'ofs,  ist  ein  posaunenbläser,  links  ein  hom- 
bläser,  rechts  vom  köpfe  ein  Jongleur,  der  mit  drei  messern 
und  drei  kugeln  gleichzeitig  jongliert  und  links  oben  ein 
geiger. 

6.  Profane  und  kirchliche  musik. 

Wir  haben  im  vorigen  schon  gesehen,  dafs  gesang  und 
erzählung  unzertrennbar  sind  beim  angelsächsischen  Sänger 
hohen  oder  niederen  Standes.  Der  Sänger  begleitet  sich  zu- 
meist mit  der  harfe,  wie  uns  die  miniaturen  zeigen;  auch  in 
Beowulf  scheinen  hearpan  sw6g  und  swutol  sang  scopes  syno- 
nyme ausdrücke  zu  sein.  Die  harfe  war  in  der  tat  bei  weitem 
das  beliebteste  Instrument.  Sie  war  seit  den  ältesten  zeiten 
auf  britischem  boden  heimisch;  zeugnis  dafür  das  bereits  er- 
wähnte zitat  aus  Diodorus  Siculus. 

Nach  den  miniaturen  zu  schlief sen,  hatten  die  verschie- 
denen harfen  ganz  verschiedenen  tonumfang;  doch  ist  vielleicht 
die  Verschiedenheit  eher  der  kleinen  dimension  der  Zeichnung 
und  dem  Ungeschick  des  künstlers  zuzuschreiben.  Neben  der 
harfe  waren  aber  noch  mehrere  andere  instrumente  im  ge- 
brauch. Darüber  belehren  uns  wiederum  die  miniaturen  am 
besten.  Eine  illustration  im  Harleian  Ms.  nr.  603  ^)  führt  uns 
eine  tafelgesellschaft  vor,  zu  deren  Unterhaltung  zwei  tänzer 
und  ein  Orchester  von  fünf  musikanten  beitragen.  Zwei  der- 
selben spielen  auf  einer  harfe,  zwei  weitere  auf  leicht  gebo- 
genen, langen  blasinstrumenten,  sogenannten  heerhömem,  und 
ein  fünfter  schlägt  eine  art  leier.  Der  posaune,  doppelflöte 
und  geige  sind  wir  bereits  oben  schon  begegnet.  Die  latei- 
nischen texte  sprechen  nicht  selten  von  einer  cithara,  doch 
entspricht  das  bezeichnete  Instrument  annähernd  einer  geige 
und  nicht  wie  der   ausdruck  erwarten  läfst,  einer  zither. 


')  cf.  ThoB.  Wright:  Homes  of  other  days,  p.  48  und  R.  P.  WtUker: 
Englische  Literatnrgesch.  p.  62. 

«)  cf.  Wright,  Homes  of  other  days,  p.  45. 


DI£  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  445 

E.  Buhle,  der  reiches  material  für  die  kenntnis  der  musika- 
lischen instrumente  im  mittelalter  gesammelt  hat,  sagt  darüber: 
"In  der  angelsächsischen  kunst,  die  sich  schon  zu  ende  des 
8.  jahrh.  selbständig  entwickelt  hatte,  als  das  festland  noch 
keine  nennenswerten  miniaturmalereien  besafs,  treten  deutlich 
nationale  elemente  zu  tage.  Die  cithara  und  das  psalterium 
werden  durch  das  Saiteninstrument  die  rotte  ersetzt.  Dafs  die 
bezeichnung  dieses  instrumentes  einem  wii-klichen  instrument 
in  treuer,  ja  detaillierter  wiedergäbe  der  form  entspricht,  dies 
beweisen  grabfunde  aus  dem  4.-8.  jahrh.,  die  bei  Oberflacht 
in  Württemberg  gemacht  worden  sind  und  die  unter  andern 
auch  eine  rotte  zu  tage  förderten."  Buhle  bespricht  nach  einer 
kurzen  einleitung  alle  instrumente,  die  er  auf  germanischem 
boden  für  das  mittelalter  nachweisen  kann.  Für  uns  kommt 
darunter  noch  der  krumme  zink,  *)  ein  kurzes  hörn,  das  durch 
eine  reihe  von  löchern  leistungsfähiger  gemacht  wurde,  ferner 
eine  zweiröhrige  flöte  ^)  (nicht  identisch  mit  der  römischen 
doppelpfeife,  deren  beide  röhren  in  einem  spitzen  winkel  zu 
einander  stehen)  in  betracht.  Auch  der  dudelsack,  das  älteste 
zusammengesetzte  blasinstrument,  ist  in  einem  manuskript  des 
10.  jahrh.  bezeugt.  Buhle  glaubt,  dafs  er  allen  naturvölkem 
und  ganz  besonders  den  Nomaden  eigentümlich  gewesen  und 
wahrscheinlich  nicht  durch  die  Römer  nach  England  gekommen 
sei.  Wir  besitzen  übrigens  im  angelsächsischen  Sprachschatze 
ein  anmutiges  rätsei,  das  von  dem  wunderbaren,  singenden  ding 
spricht,  das  vogelgestalt  habe  und  doch  nicht  fliegen  könne. 

^)Ls  pes  middangeard  missenlicum 
wisum  gewlitegad,  wraettum  gefrätwad. 
Ic  seah  sellic  ping  singan  on  räcede: 
wiht  was  n6  werum  on  gemonge, 
siö  häfde  wästum  wundorlicran ! 
Niöer  weard  was  neb  hyre, 
ffet  and  folme  fugele  gelice: 
no  hwädre  fleögan  ne  mag  ne  fela  gongan, 
hwädre  f^öe  geom  fremman  onginneö 


')  Cambridge  Uniy.  Libr.  F.  f.  I,  23.    cf.  Buhle,  Anhang. 
<)  Brit  Mq8.  Add.  24199.    cf.  Bnhle,  Anhang. 
*)  Grein,  Bibl.  bd.  II,  p.  384. 


446  WILHELM  PFÄNDLER, 

gecoren  cräftum,  cyrreö  geneahhe 
oft  and  gelome  eorlum  on  gemonge, 
siteö  ät  symble,  saeles  bideö, 
hwonne  aer  heö  cräft  hyre  cyöan  möte 
werum  on  wonge.    Ne  heö  |>aer  wiht  pigeö 
)>äs  )>e  him  ät  blisse  beornas  habbaö, 
deör  domes  georn.    Hi6  dumb  wunaö; 
hwädre  hyre  is  on  föte  fäger  hleööor, 
wynlicu  wöögiefu:  wraetlic  me  J?inceö, 
hu  se6  wiht  maege  wordum  läcan, 
J?urh  f6t  neoöan  frätwed  hyrstum! 
Hafaö  hyre  on  halse,  }>onne  hiö  hord  waraö 
baer  beagum  deall,  brööor  sine 
•  maeg  mid  mägne.    Micel  is  t6  hycgenne 
wisum  wööboran,  hwät  [si6]  wiht  sie. 

1)  Dieser  mittelkreis  ist  auf  mannigfache 
weisen  verherrlicht,  mit  wunderzier  geschmückt. 
In  dem  saale  sah  ich  singen  ein  seltsam  ding: 
nie  ward  gesehen  ein  wesen  in  gesellschaft  der  männer, 
das  ein  wunderlicheres  Wachstum  hatte! 
Abwärts  war  sein  antlitz  gerichtet, 
füfse  und  bände  dem  vogel  gleich: 
doch  nicht  zu  fliegen  vermags  noch  viel  zu  gehen, 
und  gleichwohl  beginnt  es  ganz  eifrig  zu  schaffen 
in  kunst  auserkoren,  kehrt  genugsam 
oft  und  häufig  ein  in  der  Versammlung, 
sitzt  beim  Zechgelage  die  zeit  erwartend, 
wannehr  es  seine  kunstbegabung  kund  tun  möchte 
den  beiden  im  hause.    Es  erhält  nichts  dessen, 
was  sich  zur  wonne  wehrmänner  haben, 
beliebt  und  lobbegierig.    Es  steht  lautlos  da: 
doch  liegt  ihm  in  dem  fuTse  liebliche  stimme, 
wonnigliche  sangesgabe.    Wunderbar  dünkts  mir, 
wie  das  wesen  kann  mit  werten  spielen, 
durch  den  fuls  von  unten  fein  verzieret! 
am  halse  hats,  wenn  es  den  hört  bewahrt, 
barleibig  im  ringen  stolz  die  brüder  sein 


>)  Grein,  Dichtungen  d.  A.  bd.  II,  p.  223  ff. 


DIE  VERQNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  447 

als  maagfreund  mit  kraft.    Mühsam  ist's  zu  raten 
weisen  Sängern,  was  dieses  wesen  sei! 

Zwei  weitere  rätsei  deuten  unzweifelhaft  auf  die  schalmei 
und  die  rolirflöte  hin;  ich  werde  auf  das  letztere  in  dem  ab- 
schnitte über  die  rätsei  zn  sprechen  kommen. 

Obgleich  die  kirchenmusik  nicht  direkt  in  den  rahmen 
dieser  arbeit  gehört,  so  kann  ich  doch  nicht  umhin,  das  haupt- 
sächliche darüber  hier  zu  erwähnen.  Die  frühen  gesamtaus- 
gaben  der  werke  Bedas  weisen  Beda  eine  dissertation  über: 
Musica  practica  zu,  die  Giles  nicht  mehr  in  seine  zwölfbändige 
ausgäbe  aufgenommen  hat;  er  hält  sie  für  unecht  und  dies 
wohl  mit  gutem  recht.  Der  autor  derselben  gibt  eine  defini- 
tion  der  musik,  stellt  den  unterschied  fest  zwischen  instru- 
mentalmusik  und  gesang  und  behandelt  dann  töne  und  intervalle 
nach  quantität  und  qualität;  zuletzt  singt  er  noch  weitläufig 
das  lob  dieser  hehren  kunst: 

hinter  omnes  enim  scientias  ipsa  laudabilior,  curialior, 
iucundior,  laetior,  amabilior  esfe  probatur. 

Doch  wenn  auch  dieser  beleg  aufser  betracht  fallen  mufs, 
so  haben  wir  genügend  beweise  dafür,  dafs  der  kirchengesang 
in  angelsächsischer  zeit  sorgfältig  gepflegt  wurde.  Zufolge 
Beda  ist  der  gute  kirchengesang  von  Kent  ausgegangen: 

>)Sed  et  sonos  cantandi  in  ecclesia,  quos  eatenus,  in 
Cantia  tantum  noverant,  ab  hoc  tempore  per  omnes  Anglorum 
ecclesias  discere  coeperunt.  Primusque,  excepto  Jacobo  (de 
quo  supra  diximus),  cantandi  magister  Nordanhymbrorum 
ecclesiis,  Aeddi  cognomento  Stephanus,  fuit  invitatus  de 
Cantia  a  reverentissimo  viro  Uilfrido  quo  primus  inter  epis- 
copos  qui  de  Anglorum  gente  essent,  catholicum  vivendi 
morera  ecclesiis  Anglorum  tradere  didicit. 

Ein  weiteres  zeugnis  ist  uns  ebenfalls  durch  die  kirchen- 
geschichte  überliefert. 

3)Cantatorem  quoque  egregium,  vocabulo  Maban,  qui  a 
successoribus  discipulorum   beati  papae  Gregorii  in  Cantia 


>)  Beda'8  Werke,  Kölner  ausgäbe,  bd.  lU,  p.  353. 

•)  Historia  Ecclesiastica  L.  IV  cap.  2. 

^)  Beda'B  Historia  Ecclesiastica  Lib.  V,  Cap.  20. 


448  WILHELM  PFÄNDLER, 

fuerat  cantandi  souos  edoctus,  ad  se  suosque  instituendos 
accersiit,  ac  per  annos  duodecim  tenuit:  quatenus  et  quae 
illi  non  noverant,  carmina  ecclesiastica  doceret;  et  ea  quae 
(luondam  cognito  longo  usu  vel  negligentia  inveterare  coe- 
perunt,  hujus  doctrina  priscum  renovarentur  in  statum.  Nam 
et  ipse  episcopus  Acca  cantator  erat  peritissimus,  quomodo 
etiam  in  litteris  sanctis  doctissimus  etc. 

Das  fragment  eines  liedes  über  Cnut  hebt  das  schöne 
singen  der  mönche  von  Ely  hervor.  Der  könig  fährt  in  einem 
ruderboot  in  der  nähe  der  klosterkirche  vorbei  und  gebietet 
den  ruderern,  sich  dem  land  zu  nähern,  damit  er  den  schönen 
gesang  geniefsen  könne. 

OMerie  sungon  öe  muneches  binnen  Ely 
öa  Cnut  ching  reu  öerby; 
roweö,  cnites,  noer  the  land 
and  here  we  ther  muneches  saeng. 

Fröhlich  sangen  die  mönche  in  Ely, 
als  Knut,  der  könig,  vorüber  ruderte; 
rudert,  Jünglinge,  nahe  ans  land 
und  hören  wir  der  mönche  gesang. 

Unter  den  mannigfachen  gaben,  die  gott  den  menschen 
verliehen  hat,  wird  in  Be  monna  cräftum  speziell  auch  des 
kirchengesangs  gedacht: 

2)Sum  cräft  hafaö  circnytta  fela, 
maeg  on  lofsongum  lifes  waldend 
hlude  h6rgan,  hafaö  heälice 
beorhte  stefne. 

Mancher  ist  geschickt  in  mancherlei  kirchlichen  diensten ; 
er  kann  mit  lobgesängen  den  walter  des  lebens 
laut  preisen;  er  hat  in  vorzüglichem  mafse 
eine  schöne  stimme. 

Eine  änderung  im  kirchengesang  im  sinne  einer  anpassung 
an  die  französische  manier  ist  nach  der  Abingdon-Chronik  in 
der  mitte  des  10.  jahrh.  eingetreten. 


")  Kluge,  Lesebuch,  p.  139. 

»)  Grein,  Poesie  d.  A.,  bd.  I,  p.  206,  t.  91  ff. 


DIE  VEUGNÜGÜNGEK  DER  AKQfiLSACHSEK.  449 

i)Ut  districtioris  autem  vitae  tramitem  cum  e  diversis 
Angliae  partibus  viri  Dei,  audita  Aethelwoldi  sanctitate, 
plurimi,  differenti  more  legendi  canendique  instituti,  ad  eum 
convenirent  atque  reciperentur,  volens  eos  in  ecclesia  consona 
Deo  voce  jubilare,  ex  Corbiensi  coenobio,  quod  in  Francia 
situm  est,  ecclesiastica  ea  tempestate  disciplina  opinatissimo 
viros  accersiit  solertissimos,  quos  in  legendo  psallendoque 
sui  imitarentur. 

Natürlich  fanden  verschiedene  der  bereits  genannten  musik- 
instrumente  auch  in  der  kirche  Verwendung;  vor  allem  die 
geige,  die  harfe,  die  posaune,  das  heerhom,  der  zink  usw.,  die 
ich  schon  früher  als  in  kirchlichen  handschriften  vorkommend, 
zitiert  habe.  Der  heilige  Dunstan,  um  dessen  leben  sich  in 
kurzer  zeit  ein  ganzer  kreis  von  legenden  spann,  soll  unter 
vielen  fertigkeiten  auch  die  des  malens  und  harfenspielens  be- 
sessen haben: 

^)  Hie  etiam  inter  sacra  litterarum  studia,  ut  in  omnibus 
erat  idoneus,  artem  scribendi  necnon  citharizandi  pariterque 
pingendi  peritiam  diligenter  excoluit,  . . . 

Ein  biograph  erzählt  uns  hierauf,  dals  er  eine  kunstvolle 
Zeichnung  für  eine  stola  entworfen  habe  und  fährt  fort: 

^)Quod  cum  veniendo  fecisset,  sumpsit  secum  ex  more 
cytharam  suam  quam  lingua  paterna  hearpam  vocamus,  quo 
se  temporibus  alternis  mentesque  ad  se  tendentium'  jocunda- 
retur  in  illa. 

In  einem  brief e  an  den  bischof  Lullus  erbittet  abt  Cuthbert 
einen  geigenspieler  und  erwähnt,  dafs  derselbe  der  rotta  kundig 
sein  sollte. 

^)Delectat  me  quoque  cytharistam  habere,  qui  possit 
cytharisare  in  cithara,  quam  nos  appellamus  rottae,  quia 
citharam  habeo  et  artificem  non  habeo. 

Cythara  bedeutet  wohl  ganz  allgemein  ein  Saiteninstrument, 
cytharisare  das  spielen  auf  einem  solchen. 


^)  Chronicon  Monasterii  de  Abingdon,  Vol.  I,  p.  129. 

*)  Memorials  of  St.  Donstan,  p.  20. 

»)  ib.  p.  21. 

*)  Epifltolae  Sti  Bonifacii,  £d.  Würdtwein  p.  311. 

AmgUm.    V.  F.    XVU.  90 


450  WILHfif.M  PFANDLER, 

Besondere  anfmerksamkeit  und  ganz  detaillierte  beschrei- 
bung  wird  in  den  geistlichen  handschriften  jeweilen  der  orgel 
zu  teil,  die  wir  bis  ins  10.  jahrh.  zurückverfolgen  können.  In 
England  entstehen  um  diese  zeit  drei  hervorragende  orgeln. 
Im  jähre  980  wird  unter  dem  bischof  Aelfeah  in  dem  kloster 
von  Winchester  ein  riesenwerk  fertig  gestellt,  das  an  gröfse 
von  keinem  andern  erreicht  wurde.  Es  war  mit  400  pfeifen 
und  26  bälgen  versehen  und  hatte  zwei  klaviere  mit  je  20 
tasten,  deren  jede  zehn  pfeifen  auf  einmal  ertönen  liefs.O 

2)Talia  et  auxistis  hie  Organa  qualia  nusquam 
cernuntur  geminata  constabilata  solo. 
Bisseni  supra  sociantur  in  ordine  foUes 

Inferiusque  jacent  quattuor  atque  decem 

Sola  quadringentas  quae  sustinet  ordine  musas 

Quas  manus  organici  temperat  ingenii 

Considuntque  duo  concordi  pectore  fratres 
Et  regit  alphabetum  rector  uterque  suum. 
Suntque  quater  denis  occulta  foramina  Unguis 
Inque  suo  retinet  ordine  quaeque  decemu 

Unter  dem  jähre  990  berichtet  die  chronik  von  Bamsey 
von  der  Schenkung  einer  orgel  durch  Ailwyn. 

3)Triginta  praeterea  libras  ad  fabricandos  cupreos  or- 
ganorum  calamos  erogavit,  qui  in  alveo  suo  super  nnam 
cochlearum  denso  ordine  foraminibus  insidentes,  et  diebos 
festis  follium  spiramento  fortiore  pulsati,  praedulcem  me- 
lodiam  et  clangorem  longius  resonantem  ediderunt 

Wir  besitzen  überdies  ein  Zeugnis  von  William  of  Malmes- 
bury.  Er  erzählt  in  den  Gesta  Pontificum,  dafs  S*  Dunstan 
Malmesbury  wieder  hergestellt  und  ausgeschmückt  und  dem 
kloster  glocken  und  eine  orgel  verschafft  habe.  Die  orgel  habe 
folgende  Inschrift  getragen: 

*)Dudum  conceptas  foUis  vomit  anxius  auras, 
Ibi  hoc  distichon  laminis  aereis  impressit; 


*)  cf.  Buhle,  p.  63. 

•)  Mabillon,  Acta  Sanctorum,  bd.  5,  p.  630  ff. 

•)  Chronicon  Abbatiae  Rameseiensis,  p.  90. 

*)  William  of  Malmesbury :  Gesta  Pontificum,  p.  407. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DEK  ANGELSACHSEN.  451 

'Organa  do  sancto  praesul  Dunstanus  Aldhelmo, 
Perdat  hie  aeternum  qui  vult  hinc  tollere  regnum'. 

Schlief slich  führe  ich  noch  eine  beschreibung  an,  die 
chronologisch  an  erster  stelle  kommen  sollte.  Aldhelm  erwähnt 
in  seinem  werke:  De  laudibus  virginum,  ein  Instrument,  das 
aus  tausenden  von  pfeifen  töne  hervorströmen  lasse.  Gerade 
diese  Übertreibung  scheint  mir  darauf  hinzudeuten,  dafs  er  die 
orgel  nicht  im  eigenen  lande  gesehen  hatte,  sie  wohl  nur  durch 
beschreibungen  kannte. 

^Maxima  millenis  auscultans  Organa  flabris 
Mulceat  auditum  ventosis  follibus  iste, 
Qamlibet  auratis  fulgescant  caetera  capsis. 

Während  die  musik  einerseits  durch  die  kirche  unterstützt 
und  gefördert  wurde,  war  ihre  austibung  an  andern  als  ge- 
weihten  oilen  den  klerikern  strenge  untersagt.  Übertretungen 
müssen  wohl  sehr  häufig  gewesen  sein,  da  sie  zu  besondem 
gesetzlichen  bestimmungen  anlafs  gaben.  König  Edgar  erläfst 
in  zwei  verschiedenen  Sammlungen  die  gleiche  mahnung:  Der 
priester  darf  nicht  spielmann  beim  Biergelage  sein  und  weder 
sich  noch  andere  leute  nach  art  der  spielleute  unterhalten. 

2)  And  we  läeraö  •  p  äenig  preöst  ne  be6  ealu-scop  •  ne 
on  äenige  wfsan  gliwige  mid  liim-sylfum  •  o|>|>e  mid  6|>rum 
mannum  •  ac  beö  swa  his  häde  gebyraö  •  wis  and  weor|>ful: 

The  law  of  the  Northumbrian  priests,  ebenfalls  aus  Edgar's 
zeit  verlangt,  dafs  ein  priester,  der  der  trunkenheit  ergeben 
sei  oder  sich  zum  spielmann  und  bänkelsänger  herabwürdige, 
bufse  tue: 

3)  Gif  preöst  ofer-druncen  lufige  •  o]>]>e  gliman  •  o|>}?e  ealu- 
scop  T^iirde,  gebete  p: 

Die  mahnung  mochte  wohl  ihren  guten  grund  haben,  wenn 
man  sich  erinnert,  mit  welch'  heftigen  vorwürfen  sich  könig 
Edgar  in  einem  früher  erwähnten  zitat  an  seinen  klerus  wendet : 


*)  Aldhelm  in :  Patres  Ecclesiae  Anglicanae,  Ed.  Giles,  p.  138. 

*)  Canones  dati  sub  Edgaro  Rege  §  58  in  Thorpe:  Ancient  Laws  and 
Institutes,  p.  400. 

')  Law  of  the  North.  Priests  §  41,  in  Thorpe's  Ancient  Laws  and  In- 
stitutes, p.  418. 

80* 


452  WILHELM  PFANDLER, 

0  domus  clericorum  putentur  prostibula  meretricum,  con- 
ciliabulum  histrionum.  Ibi  aleae,  ibi  saltus  et  cantus,  ibi 
usque  ad  medium  noctis  spatium  protractae  in  clamore  et 
horrore  vigiliae. 

Am  Sonntag  soll  ein  jeder,  auch  der  laie,  den  vergnügen 
entsagen.  Die  sonntagsheiligung ,  die  noch  heute  jedem 
kontinentalen  in  England  auffällt,  weil  sie  wohl  nirgends  mit 
derselben  konsequeuz  durchgeführt  werden  kann,  schärfen 
schon  die  Cauoues  Edgari  ein. 

^)  And  we  läeraö  •  p  man  geswice  freölsdagum  haeöenra 
leööa  and  deöfles  gamena.  Und  wir  schreiben  vor,  dafs 
man  an  feiertagen  von  heidnischen  liedem  und  spielen  des 
teufeis  abstehe. 

William  of  Malmesbury  erzählt  uns  eine  phantastische 
geschichte,  die  für  den  aberglauben  jener  zeit  typisch  sein 
kann  und  wohl  dazu  geeignet  war,  die  gläubigen  von  profanen 
vergnügen  an  sonn-  und  festtagen  abzuschrecken. 

3)  Eine  gesellschaft  junger  leute  tanzt  am  abend  vor 
Weihnachten  auf  dem  friedhof  eines  sächsischen  dorfes  und 
singt  dazu  weltliche  gesänge.  Der  geistliche  durch  die  über- 
mütigen an  der  ausübung  seiner  religiösen  funktionen  ge- 
hindert, bittet  gott,  den  frevel  zu  rächen  und  die  sündigen 
dadurch  zu  bestrafen,  dafs  sie  bis  zum  ende  des  Jahres  weiter 
tanzen  müssen.  Sein  wünsch  wird  erfüllt;  der  tolle  tanz 
hört  nicht  auf.  Ein  junger  mann  versucht  seine  Schwester 
aus  dem  r eigen  zu  reifsen;  ihr  arm  bricht  ab,  doch  flielst 
kein  tropfen  blut.  Weder  kälte,  noch  hunger  oder  durst 
kann  den  verdammten  etwas  anhaben;  sie  versinken  nach 
und  nach  bis  an  die  hüften  in  die  erde,  und  erst,  nachdem 
das  jähr  vei-flossen  ist,  gelingt  es  dem  bischof  Herbert  den 
bann  zu  lösen. 

7.  Fazetien  und  rätseL 

Nach  diesen  ausführungen  kehre  ich  wieder  zu  meiner 
eigentlichen  aufgäbe  zurück  und  gelange  zu  einigen  arten  von 


*)  Spelman,  Concilia  bd.  I,  p.  477. 

*)  Canones  Edgari,  kap.  18.    Thorpe,  p.  397. 

»)  cf.  William  of  Malmesbury  bd.  I,  p.  204. 


DIE  VERGNÜG LTNQEN  DER  AN0EL8ACBSEN. 


453 


Unterhaltung,  die,  wenn  sie  aucli  in  der  schriftlichen  Über- 
lieferung weniger  räum  einnehmen,  doch  auoh  sehr  beliebt  sein 
mursten:  die  fazetien  und  lütsel.  Dafs  keines  der  genannten 
weder  ein  grofses  liistorisches,  noch  poetisches  Interesse  bean- 
spruchen konnte,  ist  klar;  doch  mochten  sie  deswegen  im  in- 
timen verkehr  von  hoch  und  niedrig  nichts  desto  weniger  eine 
groEse  rolle  spielen. 

Überall  und  zu  allen  Zeiten  sind  witzige  bemerknngen 
gemacht  und  nacherzählt  worden.  Witze,  anekdoten.  kleine  \ 
abenteuer,  anstöfsige  geschichten  alier  art  sind  sicher  nicht 
erst  mit  Chancer  in  die  englische  literatur  gekommen.  In 
Frankreich  hat  dieser  geist,  den  man  gerne  als  den  'Esprit 
gaulois '  bezeichnet,  von  der  mitte  des  12.  jahrh.  bis  zur  mitte 
des  14.  jalirh.  eine  menge  lustiger  geschichten,  die  Fabliaus, 
zu  tage  gefördert,  die  vorzüglich  die  bürgerlichen  stände  er- 
götzten. Neu  waren  die  stoffe  auch  damals  nicht,  sie  mochten 
schon  Jahrhunderte  lang  nationales  gemeingut  sein,  doch  er- 
hielten sie  damals  erst  ihre  bleibende  form.  Ähnliche  erzeng- 
nisse  dürfen  wir  wohl  auch  für  England  annehmen,  obschon 
sich  nur  andeutungen  dafür  vorfinden,  \^■enn  die  bereits  er- 
wähnten Concilia  Cloveshoviae  den  möncheu  verbieten,  spiele 
und  späfse  in  ihrer  gegenwart  zu  dulden  (nee  jocos  vel  ludos 
ante  se  permittant)  oder  befehlen,  dafs  sie  von  schändlichen 
liedem  abstehen  (quin  et  a  cantilenis  turpibus  et  blasphemis 
[abstineant]),  so  stelle  ich  mir  darunter  erzählungen  anstöfsigen 
inhalts  in  versen  oder  in  prosa  vor,  sei  es,  dafe  sie  eigentlich 
obszön  seien  oder  dafs  sie  kirche  und  Staat  zum  gegenständ 
ihres  Spottes  wählen.  Derartige  produkte  einer  niederen  spiel- 
niannskunst,  wenn  ich  sie  so  heilsen  darf,  haben  gewils  auch 
die  angelsächsischen  biergelage  belebt  und  belustigt.  Aufge- 
zeichnet wurden  sie  jedoch  in  der  regel  nicht;  das  gestattete 
der  gegenständ  nicht. 

Durch  William  of  Malmesbury  hören  wir,  dafs  zur  zeit 
Karls  des  Kahlen  von  Frankreich  ein  witzbold,  Duns  Scotus, 
nach  England  kam,  der  zuvor  mit  könig  Karl  in  grolser  freund- 
schaft  gelebt  hatt«. 

')Kujus  tempore  venit  Angliam  Johannes  Scottus,  vir 
perspicacis  ingenii  et  multae  facundiae,  qui  dndum  relicta 


■)  WUliam  of  Hahneibanr:  Gesta  Fontifiajn,  p.  392. 


454  WILHELM  PPATn)LER, 

patria  Frantiam  ad  Carolum  Calvum  transierat.  A  quo 
magna  dignatione  susceptos^  familiariuin  partium  habebatur. 
Transigebatque  cum  eo  tam  seria  quam  joca,  individuusque 
comes  et  mensae  et  cubiculi  erat  Multae  facetiae  ingenui- 
que  leporis,  quorum  exempla  hodieque  constant,  ut  sunt  ista : 
Adsederat  ad  mensam  contra  regem,  ad  aliam  tabulae  partem. 
Procedentibus  poculis ,  consumptisque  f erculis ,  Earolus 
frontem  hilarior,  post  quaedam  alia,  cum  vidisset  Johannem 
quiddam  fecisse  quod  Gallicanam  comitatem  offenderet,  ur- 
bane  increpuit  et  dixit:  *Quid  distat  inter  Sottum  et  Scot- 
tum?'  Retulit  ille  sollenne  con Vitium  in  auctorem  et  re- 
spondit:  *  Tabula  tantum'. 

Einen  hinweis  auf  eine  nicht  weiter  bezeugte  fazetien- 
literatur  sehe  ich  überdies  in  einem  rätsei  der  Grein'schen 
Sammlung,  ^)  das  vom  hahn  und  der  henne  spricht.  Ähnlicher 
art  ist  das  kurze  rätsei  nr.  45, 2)  das  ich  hier  ebenfalls  nicht 
zitieren  kann.  Das  gleiche  publikum,  das  sich  an  solchen 
rätseln  ergötzte,  wufste  wohl  einen  ganzen  schätz  skabröser 
geschichten  kennen,  die  wohl  meist  in  männerkreisen  zirku- 
lierten. Der  gleiche  geist,  der  diese  rätsei  gezeitigt  hat,  ein 
leichter  humor,  der  gerne  lacht  und  mit  wenigem  zufrieden 
ist,  hat  zu  jeder  zeit  unter  gleichen  umständen  ungefähr  die 
gleichen  Stoffe  zur  Unterhaltung  herangezogen. 

Ein  schönes  stück  kulturgeschichte  wird  uns  durch  die 
rätsei  überliefert.  Viele  sind  sowohl  inhaltlich  sehr  anziehend, 
als  auch  wahrhaft  dichterisch  empfunden.  iSie  enthalten  die 
bedeutendsten  reste  einer  älteren  naturpoesie.  Trotz  der  un- 
leugbaren nachahmung  der  rätselsammlungen  des  Symphosius, 
Aldhelm,  Eusebius  und  Tatwine,^)  fehlt  es  doch  nicht  an 
nationalen  elementen.  Überdies  zeigt  die  angelsächsische 
Umarbeitung  der  meisten  rätsei  grofse  Selbständigkeit  des 
dichters.  Während  die  rätselgedichte  des  Symphosius  nie 
den  umfang  von  drei  hexametem  überschreiten,  sind  die 
angelsächsischen  rätsei  von  unbestimmter  länge,  meist  be- 
deutend ausführlicher  als  die  lateinischen  Vorbilder.  Dieses 
kriterium  fällt  allerdings  für  die  rätsei,  die  Aldhelm  nach- 


>)  Grein,  Poesie  d.  A.,  bd.  ü,  p.  391.  •)  ib.  p.  392. 

3)  Dietrich  in  Haupt's  Zeitschrift,  bd.  XI  und  Xu;  Grein  in  Germania, 
bd.  X ;  für  weiteres  siehe  Wülker,  Grundrifs  der  Angels.  Literatur  p.  165. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGBL8ACH8EN.  455 

geahmt  sind,  dahin,  da  letztere  bis  zwölf  und  mehr  hexameter 
füllen.  Die  Stoffe  dieser  rätsei  sind  meist  der  nächsten  Um- 
gebung des  menschen  entnommen;  sie  behandeln  alltägliche 
erscheinungen  und  gegenstände,  seltener  befassen  sie  sich  mit 
Personen  oder  mythen.  Doch  sehen  wir  das  ergebnis  der 
Dietrich*schen  lösungen!  In  nr.  1  sieht  Dietrich  mit  Leo  den 
namen  des  dichters  Cynewulf,  dem  vielleicht  eine  grofse  zahl 
unserer  rätsei  zuzuschreiben  sind,  dann  kommen  in  buntem 
durcheinander :  stürm,  mühlsteine,  schild,  sonne,  seh wan,  nach- 
tigall,  kuckuck,  seepferde,  leder,  mond,  kriegswurfmaschine, 
aiphabet,  weinfafs,  mond,  eisschoUe,  Ziehbrunnen  usw.  Da  ich 
bei  anderer  gelegenheit  schon  auf  die  rätsei  zu  sprechen  ge- 
kommen bin,  und  wieder  darauf  kommen  werde,  führe  ich 
hier  nur  zwei  beispiele  an.  Zu  den  schönsten  rätseln  zähle 
ich  das  von  der  rohrflöte,  es  findet  sich  auch  bei  Symphosius, 
doch  hat  der  angelsächsische  dichter  durchaus  selbständig 
gearbeitet  und  nicht  viel  mehr  als  den  gegenständ  entlehnt. 
Das  lateinische  vorbild  hat: 

i)Dulcis  amica  dei,  semper  vicina  profundis 
suave  canens  musis,  nigro  perfusa  colore; 
nuntia  sum  linguae,  digitis  signata  magistrL 

Vergleichen  wir  damit  die  poetische  ausgestaltung  im 
Angelsächsischen : 

^)Ic  was  be  sande  saewealle  neäh 
ät  merefaroöe,  minum  gewunade 
frumstaöole  fast;  feä  aenig  was 
monna  cynnes,  }>ät  minne  }>aer 
on  änaede  eard  beheölde, 
ac  mec  uhtna  gehwäm  ^ö  siö  brune 
lagufäöme  beleölc    Lyt  ic  w6nde, 
J?aet  ic  aer  oppe  siö  aefre  sceolde 
ofer  meodu-[bence]  müöleAs  sprecan, 
wordum  wrixlan.    pät  is  wundres  dael 
on  sefan  searolic  pim  pe  swylc  ne  conn 
hü  me  seaxes  ord  and  seo  swiöre  hond, 
eorles  inge}>onc  and  ord  somod 


0  Hanpt's  Zeitschrift,  bd.  XI,  p.  452  ff. 
•)  Grein,  Poesie  d.  A.,  bd.  11,  p.  397. 


456  WILHELM  PFÄNDLEB, 

}>mgum  gej?ydan,  J?ät  ic  wiö  pe  sceolde 
for  unc  änum  twäm  aerendspraece 
äbeodan  bealdlice,  swä  hit  beorna  mä 
uncre  wordcwidas  widdor  ne  maendon. 

^Ich  war  am  sande  dem  seeufer  nah, 
am  meeresgestade  stand  ich,  das  meine 
erste  wohnung  war;  wenige  sind  nur 
des  menschengeschlechts,  die  meine  statte 
dort  in  der  einöde  mit  äugen  sahen; 
es  badete  jede  frühzeit  mit  feuchtem  busen  mich 
die  dunkle  welle.    Wenig  dachte  ich, 
dafs  ich  spät  oder  früh  je  sprechen  sollte, 
mundlos  über  die  metbank  hin 
Worte  wechseln;  ein  wunder  ist  es 
seltsam  dem  sinne,  der  solches  nicht  weifs, 
wie  mich  des  messers  schärfe  und  des  meisters  band, 
der  Scharfsinn  des  mannes  mit  der  schneide  vereint, 
dazu  drängten,  dafs  ich  dir  sollte 
kühnlich  entbieten  botschafts  spräche, 
so  unter  uns,  dafs  der  irdischen  mehrere 
nicht  weiter  sprächen  unsre  wortsprüche. 

Als  zweites  beispiel  lasse  ich  ein  rätsei  folgen,  das  viel- 
leicht am  ehesten  von  fremder  beeinflussung  freigesprochen 
werden  darf,  da  in  dem  drachen,  der  den  hört  bewacht,  ein 
germanischer  zug,  vermutlich  eine  reminiszenz  aus  Beowulf  ist. 

*)Ic  seah  wraetlice  wuhte  feower 
samed  siöian:  swearte  waeran  lästas, 
swaöu  swiöe  blacu.    Swift  was  on  f6re 
fuglum  frumra  fleotgan  lyfte; 
deäf  under  ^5e,  dreäg  unstille 
winnende  wiga,  se  him  wegas  taecneö 
ofer  fäted  gold  feöwer  eallum. 

3)  Ich  sah  wunderbar  der  wesen  viere 
zusammen  wandern:  schwarz  waren  ihre  spnren, 
gar  finster  ihre  fährte.    Auf  der  fahrt  war  behende. 


>)  Haupt'8  Zeitschrift,  bd.  XI,  p.  452  ff. 
«)  Grein,  BibUothek,  bd.  U,  p.  393. 
»)  Grein,  Dichtgn.,  bd.  n,  p.  233  ff". 


;■»  ■ 


DIE  veuqnOgdngek  dek  anqelsaciibbn. 


457 


schneller  denn  die  vögel  ein  scLwimmer  in  den  lüften : 
es  tauchte  nnter  wasser  und  betrug  sich  unstUle 
der  fechtende  kempe,  der  die  falirt  bezeichnete 
allen  vieren  zugleich  über  feilstes  gold. 

8.  Würfel  und  brettspiele. 
Gedenken  wir  schliefstich  noch  der  Würfelspiele,  die  unter 
den  Angelsachsen  sehr  beliebt  waren.  Zwar  sieht  die  kirche 
den  hang  zu  solchen  vergnügen  ungern  und  verbietet  sie  den 
geistlichen  durchaus.  Wir  wissen  durch  Gottfried  von  Mou- 
muuth,  dal's  das  Würfelspiel  bereits  ein  uätionalübel  der  alten 
Brilten  war.  So  warnt  Cador  den  köuig,  dafs  das  volk  durch 
langen  frieden  feige  und  untüchtig  werde,  dafs  es  den  ge- 
brauch der  walTeii  vergesse  und  sich  dafür  mit  würfeln  und 
Weibern  abgebe: 

')Hucusque  in  timore  fueram,  ne  Britones  longa  pace 
quietos.  otium  quod  ducnnt  ignavos  faceret:  famamque  mi- 
litiae,  qua  ceterls  geutibns  clariores  censentur,  in  eis  omnino 
deleret.    Quippe  ubi  usus  armorum  videtnr  abesse,  alearuni 
vero  et  mnlierum  inflammatioues,    ceteraque  oblectamenta 
adesse:  dubitandnm  non  est,  quin  id  quod  erat  virtutis,  quod 
honoris,  quod  andaciae,  quod  famae,  ignavia  cocimaculet. 
König  und  bischöfe  sehen  sich  wiederholt  genötigt,  we- 
nigstens der  geistlichkeit  das  Würfelspiel  zu  untersagen.    Ich 
erituiere  auch  hier  wieder  an  die   leidenschaftliche  Zurecht- 
weisung, die  künig  Edgar  dem  kl-iirus  zu  teil  werden  läfst: 
^)Ibi  aleae.  ibi  saltus  et  cantus.  ibi  usque  ad  medium 
noctis  spatium  protractae  cum  clamore  et  horrore  vigiliae. 
Edgar  erläfst  in  der  folge  die  bestimmung: 

')We  UeraÖ  p  preust  ne  beö  hnnta,  ne  hafecere,  ne 
taeflere  ac  plege  on  his  b'^cum.  swa  his  häde  gebiraö: 

AVir  gebieten,  dats  ein  priester  nicht  Jäger,  noch  falkoer 
oder  würfelspieler  sei,  sondern  er  beschäftige  sich  mit  seinen 
büchem,  wie  es  seinem  stände  geziemt. 


')  Oeo^ey  of  Monmoutli:  Bist.  Beg.  Bril.,  Lib.  ß,  Cap.  XV. 

')  Chronik  Klhelred's  in:  Twisdeij's  Hist,  Änglicauu  Scriptare«  S, 
bd.  I,  p.  360. 

■)  CuioDes  Edgari  Cap.  64  in  Tborpe'e:  Äncient  Laws  and  Institutes, 
p.401. 


458  WILHELM  PFANDLER, 

Ein  yerhältnismärsig  spätes  Zeugnis  ist  uns  in  den  G^ta 
Pontificum  Anglorum  überliefert.  William  of  Malmesbury  be- 
richtet, der  erzbischof  Lanfranc,  der  bald  nach  der  erobening, 
im  jähre  1070,  von  könig  Wilhelm  den  sitz  zu  Canterbury  er- 
halten hatte,  habe  eine  sehr  lockere  disziplin  vorgefunden,  die 
mönche  seien  dem  trunke  und  spiele  ergeben  gewesen  —  tes- 
seras  quatere,  potibus  indulgere  — ,  doch  habe  sie  Lanfranc 
nach  und  nach  wieder  zur  enthaltsamkeit  und  frömmigkeit 
zurückgebracht. 

Nach  welchen  regeln  die  angelsächsischen  Würfelspiele  vor 
sich  gingen,  ist  uns  unbekannt,  doch  schliefse  ich  aus  ver- 
schiedenen tatsachen,  dafs  es  sich  nicht  nur  um  möglichst 
hohe  würfe  oder  gewisse  kombinationen  von  zahlen  handelte, 
sondern  dafs  oft  auch  der  gewandtheit  des  Spielers  Spielraum 
geboten  wurde.  Vermutlich  waren  mit  dem  würfeln  brettspiele 
verbunden,  wie  z.  b.  das  englische  Backgammon  oder  das 
deutsche  Tricktrack,  wobei  der  glückliche  ausgang  des  Spiels 
nicht  nur  vom  zufall,  sondern  auch  vom  Spieler  seilet  abhängig 
war.  Wenn  es  in  "der  menscheu  gaben"  heilst:  Sum  biö  hräd 
täfle,  so  übersetze  ich  das  wie  Grein  durch :  einer  ist  gewandt 
im  Würfelspiel.  Die  gewandtheit  setzt  aber  die  möglichkeit 
eigener  betätigung,  individueller  leistung  voraus,  was  beim 
blofsen  werfen  der  Würfel  nicht  der  fall  ist.  Einen  fernem 
beweis  für  meine  Vermutung  sehe  ich  in  einer  stelle  der 
Exeter  denksprüche: 

»)Hy  twegen  sceolon  täfle  ymbsittan,  }>enden  him  hyra 

tom  töglide, 
forgietan  him  p&vB,  geöcran  gesceafta,  habban  him 

gomen  on  borde, 
idle  hond  aemet  longe 
täfles  monnes,  J?onne  teöselum  weorpeö. 

Die  beiden  sollen  beim  Würfelspiel  sitzen,  wobei  ihr 

zom  schwindet, 
sie  sollen  die  harten  geschicke  vergessen,  sie  haben 

ihr  spiel  auf  dem  tische; 
trag  ist  die  band,  lang  hat  sie  weile, 
des  Spielers,  wenn  er  die  Würfel  wirft 


*)  Grein,  Bibliothek,  bd.  n,  p.  345,  v.  182  ff. 


Dl£  TEBQMÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  459 

Dafs  die  Spieler  ihre  Umgebung  vergessen,  dafs  ihre  hand 
lange  untätig  bleibt,  das  alles  scheint  mir  darauf  hinzudeuten, 
dafs  die  denktätigkeit  und  die  aufmerksamkeit  der  Spieler  in 
hohem  mafse  angestrengt  war,  dafs  die  verschiedensten  kom- 
binationen  möglich,  zu  finden  oder  zu  vermeiden  waren.  Leider 
kann  ich  nicht  mehr  als  eine  Vermutung  bringen,  da  mir 
jegliche  angäbe  über  den  spielbetrieb  fehlt  Die  chronik 
Gaimar's  berichtet  uns  zwar,  das  Schachspiel  sei  ebenfalls 
schon  in  angelsächsischer  zeit  bekannt  gewesen.  Die  Situation 
ist  dort  wie  folgt :  König  Edgar  hat  von  der  grof sen  Schönheit 
von  Aelfthryth,  der  tochter  seines  vasallen  Ordgar  gehört  und 
will  sie  zur  frau  nehmen,  wenn  die  Wirklichkeit  der  schmeichel- 
haften beschreibung  entspicht.  Um  sich  dessen  zu  vergewissern, 
sendet  er  Aethelwold,  der  Ordgar  beim  Schachspiel  findet: 

*)  Ordgar  iuout  a  un  esches 
Un  giu  kil  aprist  des  Daneis: 
Od  lui  iuout  Elstruet  la  bele; 
Suz  ciel  nout  donc  tele  damesele. 

Da  die  chronik  Gaimars  sehr  späten  datums  ist  und  durch- 
aus französisches  muster  verrät,  so  darf  dieser  vereinzelten 
angäbe  wohl  keine  bedeutung  beigemessen  werden.  Wir  be- 
sitzen eine  umfangreiche  Untersuchung  über  das  Schachspiel 
von  Ant.  van  der  Linde.  Der  Verfasser  kommt  darin  in  bezug 
auf  die  herkunft  des  Spieles  zu  folgendem  Schlüsse:  "Das 
Schachspiel  kann  fi'ühestens  im  9.  jahrh.  in  Arabien  bekannt 
und  allgemein  beliebt  worden  sein ;  ja  wir  besitzen  ein  zeugnis, 
das  uns  zögern  läfst,  die  allgemeine  Verbreitung  in  Arabien 

so  früh  anzusetzen Die  älteste  europäische  Urkunde  des 

Schachspiels  repräsentiert  das  arabisch-spanische  schach,  eine 
kostbare  pergamenthandschrift  in  der  bibliothek  des  klosters 
von  St.  Lorenzo  del  Escorial."  Die  zweite  hälfte  des  12.  jahrh. 
führt  uns  nach  Frankreich  und  England.  Der  englische  ge- 
lehrte Alexander  Neckam,  der  1157  zu  St.  Albans  geboren 
wurde,  und  1217  als  abt  von  Cirencester  zu  Kempsey  bei 
Worcester  starb,  schrieb  eine  umfangreiche  abhandlung  "de 
naturis  rerum".    Sie  war  bereits  am  ende  des  12.  jahrh.  vielfach 

»)  Gaimar,  bd.  I,  p.  153,  v.  3655  ff. 

')  Antonios  van  der  Linde :  Geschichte  nnd  Lit.  d.  Schachspiels,  bd.  I, 
p.  137. 


460 


WILHELM  FFANDLBB, 


bekannt  und  wohl  1180.  zu  welcher  zeit  Neckam  in  Parts  mit  ^ 
auazeiclinung;  lehrte,  entstanden.    Mit  Neckam  ist  das  schach- 
sjiiel  für  England  zh  aufang  des  13.  jahrh.  gesichert,  in  welcher 
zeit  auch  ein  isländischer  schriftsteiler  es  kannte. 

Ich  habe  geflissentlich  unterlassen,  auf  die  dramatischen 
bestrebungen  der  Angelsachsen  hinzuweisen;  es  ist  uns  tat- 
sächlich nicht  möglich,  irgendwelche  theatralische  auffiihrungen 
in  angelsächsischer  zeit  nachzuweisen.  Auch  Wülker  kommt 
zu  einem  negativen  resnltat,  obschou  ja  die  verschiedenen 
dialoge  in  der  angelsächsischen  literatur  den  gedanken  an  eine 
primitive  Schauspielkunst  nahe  legen. 

9.  Der  weitere  verlauf  der  gelage. 
Naclidem  ich  nun  die  vergniigungen  der  methalle,  wie  sie 
mir  in  geschiebte  und  dichtung  entgegentreten,  behandelt  habe, 
alle  die  unterhaltnugszweige,  die  man  unter  dem  titel  "In-door 
Amüsements"  zusammenfassen  könnte,  wie  Wright  es  tut,  — 
denn  musik,  rätsei,  Würfelspiel  u.  s.  f.  sind  nicht  nur  ein  Pri- 
vilegium der  reichen  und  mächtigen  — ,  versuche  ich  noch  den 
weitern  verlauf  der  gelaiH;e  zu  skizzieren.  Es  ist  anzunehmen, 
dafs  die  frauen  sich  frühe  aus  der  methalle  zurückzogen.  Ihre 
päicht  war  es,  den  geladenen  freundlichen  Willkomm  zu  ent- 
bieten und  ihnen,  sowie  dem  herrn  des  hauses,  den  becher  zu 
reichen,  dann  mochten  sie  wohl  an  der  Seite  des  gatten  den 
erzählungen  fern  gereister  beiden  oder  dem  liede  des  Sängers 
zuhören ,  sobald  aber  das  treiben  ungebundener  und  freier 
wurde,  entfernten  sie  sich  aus  dem  kreise.  Diese  not«'endige 
folgerung  wird  übrigens  durch  eine  stelle  in  Beowulf  gestützt, 
wo  es  heiTst,  Hrol'gar  habe  das  gelage  verlassen,  um  '\VeaUiJ>eow 
(die  am  aufang  auch  in  Heorot  war),  aufzusuchen, 
')Wolde  wigfruma  Wealhl-eö  secan 

cw6n  tj!i  gebeddan 
'}der  kampfesherr  wolde  AVealhl'eow  autsuchen, 
die  frau  zui-  bettgenossiu. 
Man  glaubt  sich  mitten  unter  die  zecher  versetzt  bei  der 
lebhaften,  anschaulichen  beschreibung  des  gelages,  das  auf  den 


')  Ueowulf,  V.  665  ff- 

')  Die  Heine'scbe  übereetznng  ist  gerade  im  entscheiden  den  punkte 
ungenau ;  idi  gebe  d&lier  eine  ntirtliche  Ubertrtigaug. 


DIE  VERGNÜOUNGSN  DER  ANGELSACHSEN.  461 

sieg  Beowulfs  folgt :  Der  Sänger  hat  seine  erzählung  beendigt. 
Alle  die  aus  rücksicht  oder  interesse  am  stoff  während  des 
gesangs  gröfste  ruhe  beobachtet  haben,  verlangen  wieder  zu 
trinken;  jeder  diskutiert  mit  seinen  nachbarn,  je  mehr  die 
zeit  fortschreitet,  desto  lauter  wird  der  lärm: 

i)Le6ö  was  äsungen, 
gleö-mannes  gyd.    Gamen  eft  ästäh, 
beorhtode  benc-sw6g,  byrelas  sealdon 
win  of  wunder-fatum. 

Geendet  war  das  lied, 
des  dichters  spruch,  und  wieder  stieg  empor 
der  reden  rauschen  und  es  tönte  lieblich 
der  Jubel  von  den  bänken.    Schenke  trugen 
in  heiTlichen  gefäfsen  wein  herzu. 

Waren  die  Germanen  schon  im  allgemeinen  als  leistungs- 
fähige trinker  bekannt,  so  kam  den  Angelsachsen  dieser  ruf 
noch  in  erhöhtem  mafse  zu.  Wir  hören  vom  heiligen  Boni- 
facius,  dafs  weder  die  Franken,  noch  die  Gallier,  Römer  oder 
Longobarden  es  ihnen  gleich  taten: 

2)Vae  vobis,  qui  potentes  estis  ad  bibendum  vinum  et 
viri  fortes  ad  miscendam  ebrietatem.  Hoc  enim  malum 
speciale  est  paganorum  et  nostrae  gentis.  Hoc  nee  Franci, 
nee  Galli,  nee  Longobardi  nee.Graeci  faciunt. 

Überall  wird  gegen  dieses  nationalübel  gepredigt,  überall  zur 
enthaltsamkeit  aufgefordert.  Die  sog.  Proverbia  Alfredi,  die 
in  ihrer  jetzigen  fassung  zwar  erst  dem  12.  jahrh.  angehören, 
in  ihrer  grundform  aber  doch  angelsächsisch  sein  können,  raten 
zu  einem  mittel  weg:  trinken  oder  nicht  trinken,  eines  ist  so 
klug  wie  das  andere;  doch  soll  niemand  trinken  bis  er  den 
verstand  verliert  (d.  h.  die  kontrolle  über  seine  handlungen). 
Wenn  er  am  morgen  unzurechnungsfähig  ist,  so  hält  die  sorge 
bei  ihm  einzug: 

»)I)us  quad  Alfred. 
Drunken  and  undrunkin 


>)  BeowTilf,  V.  1160  ff. 

')  Bibliotheca  Rer.  Gennanic.  bd.  III,  p.  210. 

')  Proverbia  Alfredi  in  Dialogae  of  Salomon  and  Satnm  by  J.  Kemble 
p.234. 


462  Wn^HELM  PFANDLER, 

el>er  is  wisdome  wel  god, 

J?arf  no  mon  drinkin  pe  lasse, 

pBXi  he  be  wid  ale  wis; 

ac  (if)  he  drinkit 

and  desiet  l>ere  amorge, 

so  )?at  he  for  drunken 

desiende  werchet, 

he  sal  ligen  long  anicht 

litil  sal  he  sclepen 

him  sugh  sorege  to, 

so  deö  pe  salit  on  fles 

suckit  purvi  is  liehe 

so  dot  liehe  blöd;  etc. 

In  erster  linie  befiehlt  die  geistlichkeit  ihren  angehörigen 
von  diesem  laster  abzustehen  und,  wenn  möglich,  andere  davon 
abzubringen.  Die  mehrfach  erahnte  stelle  aus  dem  Sermo 
Regis  Edgari  zeigt,  wie  nötig  das  einschreiten  oft  war: 
1)  dicam  ....  quomodo  diffluant  in  commessationibus  et  ebrie- 
tatibus.  In  einem  briefe  ermahnt  Alcuin  den  bischof  Higbald, 
seinen  geistlichen,  ein  vorbild  der  nüchternheit  und  enthalt- 
samkeit  zu  geben:  ^)In  te  exemplum  sit  totius  sobrietatis  et 
continentiae  und  Wulfstan,  der  spätere  bischof  von  Worcester 
wird  von  William  of  Malmesbury  als  ein  muster  der  enthalt- 
samkeit,  zugleich  aber  auch  der  toleranz  angeführt,  denn 
während  die  andern  zu  allen  tagesstunden  aus  vollen  bechern 
zechten,  hatte  er  selbst  das  kleinste  gefäfs  und  führte  auch 
dieses  nur  zum  schein  an  den  mund,  forderte  aber  seine  mit- 
brüder  auf,  lustig  zu  sein. 

3)Cibi  et  potus,  ut  ante  dixi,  erat  abstinens,  quam  vis 
in  aula  ejus,  pro  more  Anglorum,  totis  post  prandium  bibe- 
retur  horis.  Cum  quibus  ipse  assidens  psalmos  ruminabat, 
ordine  tamen  suo  se  bibere  simulabat.  Hauriebant  alii  spa- 
mantes  pateras;  ipse  vasculum  minutissimum  tenens,  eos  ad 
hilaritatem  in  vitabat,  magis  consuetudini  patriae  quam  iuditio 
satisfatiens  animi. 


*)  Twisden's  Historiae  Script.  Decem,  bd.  I,  p.  360. 

*)  Monum.  Alcniniana  Ep.  81,  p.  357  in  Bibl.  Ber.  Germ.,  bd.  VL 

>)  William  of  Malmesbury :  Gesta  Pontificum,  p.  281. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  4G3 

Von  könig  Edgar  haben  wir  zwei  erlasse  gegen  die  trunk- 
sucht  der  priester: 

*)Gyf  preöst  ofer-druncen  lufige,  oI>I>e  gliman  0}>}>e  ealu- 
scop  wurde,  gebete  p. 

2)Gyf  hwylc  bisceop  •  oööe  niässepreost  •  oööe  aenig 
gehädod  mau  *  hine  sylfe  raedlice  oferdriuce  •  oööe  I>äs  ge- 
swfce  •  oööe  bis  hades  J?olige. 

Wenn  irgend  ein  bischof,  oder  mefspriester  oder  über- 
haupt ein  geweihter  mann  sich  vorsätzlich  betrinkt,  so  lasse 
er  davon  ab,  oder  verlasse  seinen  stand. 

Sind  die  gemfiter  bereits  erhitzt  und  bier  oder  wein  in 
reichem  mafse  geflossen,  so  ermannt  sich  mancher  zu  einer 
tat,  zu  der  ihm  in  nüchternem  zustand  der  mut  fehlte.  Die 
Vasallen  Hroögars,  die  lange  gezaudert  haben,  den  kämpf  mit 
dem  Ungetüm  aufzunehmen,  erwarten  endlich  am  Schlüsse  eines 
trinkgelages  den  unhold  in  der  hirschhalle  und  büfsen  ihren 
versuch  mit  dem  leben. 

3)Ful  oft  gebeötedon  beöre  druncne 
ofer  ealo-waege  öret-mecgas, 
J>ät  hie  in  be6r-sele  bidan  woldon 
Grendles  guöe  mid  gryrum  ecga. 

Wie  oft  gelobten  meine  beiden,  wenn  sie 
vom  biere  trunken  überm  becher  safsen, 
dafs  sie  im  saale  mit  der  Schwerter  graus 
den  kämpf  bestehen  wollten  gegen  Grendel. 

Wie  es  in  später  stunde  etwa  gehen  mochte,  zeigt  uns 
der  dichter  der  Judith  in  überaus  lebendiger  weise.  Sein 
Holofernes  ist  ein  Angelsachse  vom  köpf  bis  zum  f ufs ;  er  läfst 
ihn  poltern,  lärmen,  lachen  und  schreien,  wie  er  wohl  selbst 
die  zecher  oftmals  beim  gelage  gesehen  hatte. 

*)  pa  wearö  Holofernus, 
goldwine  gumena,  on  gytesälum; 


>)  Thorpe,  Anc.  laws  and  Ineti.  p.  418 :  The  law  of  the  North.  Priest 
§  41  (cf.  p.  451). 

')  ib.  Canoues  dati  sub  Edgaro  Rege,  p.  401,  anm.  3. 

»)  Beowulf,  V.  480  ff. 

*)  Kluge,  Lesebuch,  p.  104,  v.  21  ff. 


464  WILHELM  PFAN DLER, ' 

hlöh  and  hl^'dde,  hJynede  and  dynede, 

öät  mihten  fira  beam,  feorran  gehyran, 

hü  s6  stfdmöda  styrmde  and  gylede, 

modig:  and  medugal; 

•)Da  war  Holoferaus 

der  goldfreund  der  männer  in  gulsfreude; 

er  lachte  und  lärmte,  schrie  laut  und  tobte, 

dals  des  Volkes  kinder  fernhin  mochten  hdren, 

wie  da  der  starkgemute  stürmte  und  jubelte, 

mutig  und  metgeil: 
Die  unmäfsigkeit  weckt  allerlei  böse  leidenschaften   im 
menschen,  den  einen  stachelt  sie  zur  Unzucht,  das  ist  der  fall 
mit  Holofemes,  der  die  schöne  Judith  in  sein  zeit  bringen  Ufst, 
andre  reizt  sie  zu  zank  und  streit  und  unüberlegten  taten. 
^)bearhtem  stigeö 

cirm  ou  coröre,  cwidescral  16taö 

missenlice.    Swä  beöö  m6dsefan 

dälum  gedaeled,  sindon  dryhtguman 

ungelice.    Snm  on  oferhygdo 

)>ryined  ringe,  t^rinteö  him  on  innan 

ungemöde  mädmud:  sindan  t6  monige  )>ät! 
'')siteö  symbelwlonc,  searwum  laeteö 

win6  gewaeged  word  üt  faran, 

iTäfte  jringan  trymme  gebyrmed 

äfestum  ouaeled  oferhygda  ful, 

niöum  nearowrencum. 

*)es  erhebt  sich  toben 

und  geschrei  in  der  schar;  sie  lassen  schrille  stimmen 

mancherlei  ertönen.    Die  gemüter  sind  so 

vielfach  geteilt;  die  volksmänner  sind 

ungleich  beschaffen.    In  Übermut  erhebt 

mit  macht  sich  mancher;  im  innem  schwellt  ihm 

der  Zwietracht  Wahnsinn,  zu  viele  sind  die. 
^)er  sitzt  vom  gelage  üppig  und  listvoll  lälst  er 

vom  wein  erregte  worte  ausfahren, 

')  Grein,  Dichtungen  d.  A.,  bd.  I,  p.  119,  v.  21  ft 

>)  Grein,  Poesie  der  A.,  p.  211,  v.ldfC  *)  ib.  v.WO. 

*)  Grein,  Dicht^.,  bd.  H,  p.  154,  T.  19ff. 

>)  Grein,  DichtungeQ  d.  A.,  bd.  li^  p.  161,  t.  40  ff. 


DIE  VERGNÜGUKGEN  DER  AKGELSACHSEK.  465 

läfst  Unfriede  eindringen,  aufbrausend  in  kraft 
in  eifersucht  entbrannt,  des  Übermutes  voll, 
mit  kräftigen  arglistränken. 

Hier  und  da  geht  die  mafslosigkeit  so  weit,  dafs  der 
metlustige  mit  dem  leben  büfsen  mufs: 

»)Sum  sceal  on  beöre  J?urh  byreles  liond 
meodugäl  mäcga:  J?onne  he  gemet  ne  con 
gemearcian  his  müöe  möde  sine, 
ac  sceal  ful  earmlice  ealdre  linnan 
dreögan  dryhtenbealo  dreämum  biscyred 
and  hine  tö  sylfcwale  seegas  nemnaö, 
maenaö  mid  müöe  meodogäles  gedrinc. 

2)  Mancher  soll  beim  biere  werden  durch  des  bier- 
schenken hand 
ein  metlustiger  mann;  kein  mafs  kann  er 
durch  sein  gemiit  alsdann  dem  mund  bezeichnen; 
aber  leidvoll  und  kläglich  soll  er  sein  leben  missen, 
erdulden  das  grofse  übel,  vom  jubel  geschieden, 
und  mit  dem  munde  redend  von  des  metlustigen  trinken 
sagen  die  beiden,  dafs  er  ein  Selbstmörder  sei. 

Die  bereits  genannten  Proverbia  Alfredi  geben  den  guten 
rat,  betrunkenen  aus  dem  wege  zu  gehen,  wenn  man  im 
frieden  leben  wolle. 

3)Drunken  mon  I>if  J>u  metes 
in  weis  oJ?er  in  stretes 
J>u  gef  him  J>e  weie  reme 
and  let  him  forö  gliden 
)?enne  mist  pu  j^i  lond 
mid  frendchipe  beiden. 

Strenge  wird  der  bestraft,  der  bei  einem  gelage  streit 
anfängt.  Diese  tatsache  kann  uns  nicht  überraschen,  denn 
einerseits  war  ja  die  möglichkeit  solcher  Vorkommnisse  sehr 
grofs,  andrerseits  war  der  hausfriede  des  gastgebers  den 
Angelsachsen  heilig,  ihn  zu  verletzen  kam  den  schwersten  ver- 
brechen gleich.    Schon  die  gesetzgebung  Ine's  verfügt: 


>)  Grein,  Poesie :  Be  monna  wjrdum,  bd.  I,  p.  209,  y.  51  £f. 
«)  Grein,  Dichtgn.,  bd.  n,  p.  157,  v.  51  ff. 
*)  DiaL  of  Salomon  and  Saturn,  p.  245. 

A&flU.    M.  1*.    ZVIX.  31 


466  WILHELM  PPÄNDLEH, 

OGyf  öonne  on  gebeorscipe  hi  geciden,  7  oöer  heora 
mid  ge)?ylde  hit  forbere,  gesylle  se  oöer  XXX  sciir  to  wite. 

Wenn  sie  [beide]  beim  biergelage  zanken  und  der  eine 
von  ihnen  es  mit  geduld  erträgt,  so  gebe  der  andere  [dem 
könige]  30  Schillinge  zur  strafe. 

10.  Die  getränke  der  Angelsachsen. 

Welche  getränke  wurden  an  den  gelagen  hauptsächlich 
genossen  ?  Ich  werde  im  folgenden  nur  eine  kurze  aufzählung 
geben;  das  thema  liegt  etwas  abseits,  überdies  fehlt  mir  für 
diese  zeit  ausreichendes  material  für  eine  ausführliche  be- 
schreibung.  2)  In  Beowulf  begegnen  wir  sämtlichen  wichtigeren 
repräsentanten :  beor,  medu,  ealu,  wered  und  win.  Es  ist 
schwierig  unter  den  vier  ersten  einen  bedeutungsunterschied 
zu  konstatieren;  jedenfalls  vermengt  die  poesie  diese  begriffe 
völlig  in  den  zusammengesetzten  formen. 

Heorot  wird  allnächtlich  von  Grendel  heimgesucht.  Da 
wagen  es  endlich  einige,  nachdem  sie  kräftig  dem  hier  in  der 
kanne  zugesprochen  haben  (ofer  ealowaege »))  und  bereits  ge- 
hörig berauscht  sind,  (beore  druncne  *))  im  biersaal  (beorsele  *)) 
den  anbruch  der  nacht  zu  erwarten.  Doch  als  der  morgen 
graut,  ist  die  methalle  (medo-heaP))  mit  blut  befleckt. 

Oder  führen  wir  noch  ein  anderes  beispiel  an: 

Den  Geaten  wird  in  der  hirschhalle  sofort  eine  bank 
eingeräumt.  Der  mundschenk  wartet  im  biersaal  (beor-sele ')) 
seines  amtes  und  schenkt  in  die  ale-krüge  (ealu-waege  *))  das 
süfse  hier  (wered  ^))  aus. 

Ich  glaube  indessen,  dafs  die  erwähnten  vier  bezeichnungen 
doch  wenigstens  in  zwei  gruppen  gebracht  werden  können. 
Zur  einen  zähle  ich  den  met,  der  aus  honig  bereitet  wird  und 
den  wered,  der  wohl  ein  ähnliches  süfses  getränk  war  (das 
wort  hat  meist  adjektivische  funktion  und  bedeutet  einfach 
suis);  zur  zweiten  gruppe  gehören  sodann  das  ealu  und  das 
beor,  der  eigentliche  gerstensaft,  den  schon  Tacitus  als  national- 
getränk  erwähnt. 


0  Liebermann,  Gesetze  der  Angelsachsen,  p.  93. 

•)  cf.  J.  Dickenmann,  Nahrungswesen,  p.  41  ff. 

»)  Beowulf,  V.  481.        *)  ib.  v.  480.        »)  ib.  v.  482.        •)  ib.  v.  4SL 

')  ib.  V.  492.  ")  ib.  v.  495.  »)  ib.  v.  496. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  467 

0  Potui  humor  ex  hordeo  aut  frumento  in  quadam  simi- 
litudinem  vini  corruptus.    Proximi  ripae  et  vinum  mercantur. 

Ich  bin  nicht  im  stände  festzustellen,  welcher  unterschied 
zwischen  beor  und  ealu  gemacht  wurde;  dafs  aber  vielerorts 
ein  solcher  bestand,  scheint  mir  aus  einer  stelle  bei  Aelfric 
hervorzugehen,  wo  er  von  Johannes  dem  tauf  er  spricht; 

^)  Johannes  so  FuUuhtere  ne  dranc  naöor  ne  win  ne 
beor  ne  ealu. 

Der  konsum  sowohl  an  met,  als  an  hier,  mufs  sehr  grofs 
gewesen  sein;  das  bezeugen  uns  die  sehr  grofsen  abgaben  an 
bier  und  honig,  die  den  grundherrn  als  jahreszins  entrichtet 
werden  mufsten.  Besonders  beliebt  scheint  das  wälsche  bier 
gewesen  zu  sein,  da  die  gesetze  Ine's  neben  dem  gewöhnlichen 
ale  noch  ein  entsprechendes  quantum  nach  wälscher  brauart 
verlangen. 

3)Aet  tyn  hidum  to  fostre  tyn  fata  hunies,  Creo  hund 
hläfa,  twelf  ambra  Wylisces  ealoö,  örittig  Untres,  etc. 

Von  zehn  hiden  [zahle  der  beliehene  dem  grundherrn] 
zum  unterhalt  [als  jahreszins]  zehn  fässer  honig,  300  brote, 
zwölf  eimer  wälschen  biers,  30  hellen  bieres  etc. 

Die  Bectitudines  singularum  personarum,  die  gegen  das 
ende  der  angelsächsischen  epoche  aufgestellt  wurden,  verteilen 
die  abgaben  so,  dafs  der  eine  nur  honig,  ein  anderer  speise, 
ein  dritter  bier  u.  s.  f.  zu  liefern  hat. 

4)0n  sumen  landa  gebur  sceal  syllan  huniggafol,  on 
suman  metegafol,  on  suman  ealugafol. 

Auf  einem  landgut  mufs  der  bauer  abgäbe  in  honig 
geben,  auf  dem  andern  abgäbe  in  speise,  auf  dem  anderen 
abgäbe  in  bier. 

Wer  bienen  hält,  hat  ebenfalls  ein  entsprechendes  quantum 
honig  abzugeben,  das  wiederum  gesetzlich  festgestellt  ist: 

^)Beoceorle  gebyreö,  gif  he  gafolheorde  healt,  I>ät  he 
sylle  öon  lande  geraed  beo.  Mid  us  is  gera^d  |>aet  he  sylle 
sustras  huniges  to  gafole;  on  suman  laudum  gebyreö  mare 
gafolraeden. 


*)  Tacitns,  Germania,  kap.  XXIII. 

*)  Homelies  of  Aelfric,  bd.  n,  38,  7. 

*)  Liebermann,  Gesetze,  p.  118.  *)  ib.  p.  448.  ^  ib.  p.  448. 

31* 


468  WILHELM  PFÄNDLERy 

Dem  bienenmann,  wenn  er  einen  schwärm  auf  abgaben- 
pflicht  hält,  kommt  zu,  dafs  er  gebe,  was  auf  jenem  gute 
angeordnet  ist.  Bei  uns  ist  festgesetzt,  dafs  er  fünf  hectar 
honig  als  abgäbe  gebe ;  auf  einigen  landgütern  gebührt  sich 
weitere  abgabenpflicht. 

Das  vornehmere  getränk  ist  indes  doch  der  wein,  und 
wenn  Hroögar  beim  siegesfest  Beowulfs  wein  ausschenken 
läfst,  so  erweist  er  dem  retter  des  landes  dadurch  eine  ganz 
besondere  ehre.  Auch  Holofernes  trinkt  mit  seinen  genossen 
wein,  was  jedoch  den  dichter  nicht  hindert,  eine  alte,  hier 
wenig  passende  metapher  anzuwenden  und  ihn  medugal  zu 
heifsen.  Einer  der  schüler  in  Aelfric's  Colloquium  ist  der 
ansieht,  dafs  der  wein  eigentlich  ein  getränk  für  alte  und 
weise  leute  sei  und  überdies  sei  er  nur  der  reicheren  klasse 
vergönnt ;  er  selbst  begnügt  sich  mit  ale  und  behilft  sich  auch 
mit  Wasser,  wenn  es  an  letzterem  fehlt. 

>)And  hwät  drincst  ]?u? 

Ealu,  gif  ic  häbbe,  oppe  wäter,  gif  ic  näbbe  ealu. 

Ne  drincst  pü  win? 

Ic  ne  eom  swä  sp6dig,  I>aet  ich  maege  bycgean  me  win ; 
and  win  nys  drinc  cilda  ne  dysigra  ac  ealdra  and  wisra. 

Und  was  trinkst  du? 

Bier,  wenn  ich  welches  habe,  oder  wasser,  wenn  ich 
kein  hier  habe. 

Trinkst  du  keinen  wein? 

Ich  bin  nicht  so  reich,  dafs  ich  mir  wein  kaufen  kann ; 
und  wein  ist  kein  getränk  für  junge  und  dumme  leute,  son- 
deiTi  für  alte  und  weise. 

Der  wein  wurde  teils  im  lande  selbst  gezogen,  teils  im- 
portiert. Gloucestershire  soll  zufolge  William  of  Malmesbury 
ein  besonders  gesegneter  himmelsstrich  gewesen  sein  und  sich 
trefflich  für  den  weinbau  geeignet  haben.  Der  Chronist  hebt 
hervor,  dafs  man  denselben  trinken  könne,  ohne  allerlei  un- 
freiwillige grimassen  dazu  zu  schneiden. 

*'^)  Regio  plus  quam  aliae  Angliae  provintiae  vineamm 
frequentia  densior,  proventu  uberior,  sapore  jocundior.    Vina 


*)  Leo,  Sprachproben,  p.  14. 

*)  W.  of  Malmesbury,  Gesta  Pontificnm,  p.  292. 


-j  i' 


DIE  VEBGNÜGUKGBN  DER  AKGELSACH8EN.  460 

enim  ipsa  bibentum  ora  tristi  non  torquent  acredine,  quippe 
quae  parum  debeant  Galileis  dulcedine. 

Beim  kloster  Malmesbury  soll  Constantin,  ein  griechischer 
mönch,  ebenfalls  einen  weinberg  angelegt  haben: 

*)  Hie  (Constantinus)  priraus  auctor  vineae  fuit,  quae  in 
coUe  monasterio  ad  Aquilonum  vicino  sita,  plures  duravit 
annos. 

In  einer  Sammlung  von  ratschlagen  für  die  landwirtschaft 
finden  wir  die  angäbe,  dafs  Weinberge  im  frühjahr  gesetzt 
und  gegraben  werden  sollen: 

'^)  [Me  mag]  on  längtene  . . .  wingeard  settan,  dician  etc. 

Schlierslich  beschäftigt  sich  auch  eine  angelsächsische 
bauernregel  mit  dem  gedeihen  der  Weinberge: 

3)  Gif  he  biö  on  monandeg  se  middes  wintres  messe 
daeg  •  l)onne  bid  gemenged  winter  *  and  god  lengten  and 
windig  sumer  and  ystig  and  beoö  gode  wingeardas  and  swiö 
feorme  mannum. 

Wenn  die  wintermesse  auf  einen  montag  fällt,  so  ist  der 
winter  unbeständig  und  der  frühling  gut  und  der  sommer 
windig  und  stürmisch,  und  die  Weingärten  gedeihen  gut  und 
kräftig  die  fruchte  den  menschen. 

Wenn  auch  die  bereits  erwähnten  weine  in  Gloucestershire 
den  gallischen  an  qualität  nicht  sehr  nachstanden,  so  wurden 
diese  doch  mit  Vorliebe  getrunken  und  in  grofsen  quantitäten 
importiert.  Auch  der  kauf  mann  des  CoUoquium  Aelfrici,  der 
in  überseeischen  ländern  handel  treibt,  bringt  wein  und  öl 
nach  hause. 

^) Magister:  Hwylce  ]>ing  gelaedst  I>ü  üs? 
Mercator:  Pallas   and  sidan,   deorwyröe  gimmas   and 
gold,  seldcuöe  reäf  and  wyrtgemang,  win  and  ele  etc. 

Mag.:  Welche  dinge  bringst  du  uns? 
Merc. :  Gewänder  und  seide,  kostbare  gemmen  und  gold, 
seltene  tücher  und  wohlriechende  kräuter,  wein  und  öl  etc. 


»)  W.  of  Malmesbury,  Gesta  Pontificom,  p.  415. 
*)  Liebennann,  Gresetze,  p.  454. 
3)  Saxon  Leechdoms  etc.,  bd.  ni,  p.  162. 
*)  Leo,  Sprachproben,  p.  11. 


470  WILHELM  PFÄNDLBR, 

11.  Festliche  anlasse. 

Sehen  wir  zum  Schlüsse  noch,  welches  die  festlichen  anlasse 
bei  den  Angelsachsen  waren.  Wie  unsere  heutigen  feste  konnten 
sie  entweder  von  der  kirche  festgesetzt  sein,  sie  feierten  jähr- 
lich wiederkehrende  ereignisse,  oder  sie  waren,  wie  die  schwert- 
gäbe,  totenfeier,  gastmähler  und  so  fort,  dem  zufall  anheim 
gegeben.  Die  kirchlichen  festläge  sind  in  der  gesetzgebnng 
Alfred  des  Grofsen  folgendermafsen  angeordnet 

1)  Eallum  frioum  mannum  öas  dagas  sien  f orgif ene,  bntan 
peowum  monnum  7  esnewyrhtan:  XII  dagas  on  gehhol  7 
öone  däg  )?e  Christ  öone  deofol  oferswiöde  7  scs.  Gregorius 
gemynddaeg  7  VII  dagas  to  eastron  7  VII  ofer  7  an  däg 
ät  sce.  Petres  tide  7  sce.  Paules  7  on  härfeste  }?a  fullan 
wican  aer  sca.  Marian  maessan  7  ät  Eallra  haligra 
weoröung  eanne  däg;  7  Uli  Vi^odnesdagas  on  TTTT  ymbren- 
wicum  öeowum  mannum  eallum  sien  f orgif  en,  )>am  )>e  him 
leofost  sie  to  sellanne  aeghwät  das  öe  him  aenig  mon  for 
Godes  Doman  geselle  oööe  hie  on  aenegum  hiora  hwilsticcnm 
geamian  mag. 

Allen  freien  leuten  seien  folgende  tage  freigegeben, 
(jedoch  nicht  unfreien  leuten  und  lohnarbeitern) :  12  tage 
zu  Weihnachten  und  der  tag,  da  Christus  den  teufel  über- 
wand und  des  heil.  Gregor  gedächtnistag  und  7  tage  zu 
ostern  und  7  nachher  und  ein  tag  zu  des  heiligen  Petrus 
und  des  heil.  Paulus  fest  und  im  herbst  die  volle  woche 
vor  der  heil.  Maria  messe  und  zu  aller  heiligen  ehre  ein  tag ; 
und  4  Mittwochen  in  den  4  quatemberwochen  seien  allen 
unfreien  leuten  freigegeben,  um  dem,  der  ihnen  der  liebste 
ist,  etwas  davon  hinzugeben,  was  [entweder]  ihnen  irgend 
jemand  in  gottes  namen  schenkt  oder  sie  [selbst]  in  einigen 
[freien]  augenblicken  verdienen  können. 

Unter  den  kirchlichen  festen  eigneten  sich  wohl  das  weih- 
nachts-  und  das  aufei-stehungsfest  am  besten  für  eine  fröhliche 
feier.  Während  mir  belege  für  das  erstere  fehlen,  bezeugt 
Gottfried  von  Monmouth,  dafs  das  auferstehungsfest  bei  hofe 
mit  grofsem  aufwand  gefeiert  AMirde.  König  Uther  lud  die 
grofsen  seines  reiches  mit  ihren  frauen  und  töchtem  nach 


^)  Liebermann,  Gesetze.    Text  nach  E  p.  78,  Übersetzg.  p.  79. 


DIE  VEBGNÜQUNQEN  DER  ANQELSACH8EN.  471 

London  und  fand  besondern  gefallen  an  Igerna,  der  gattin 
des  herzogs  von  Coniwall,  deren  Schönheit  in  Britannien  nicht 
ihres  gleichen  hatte. 

OFesto  etiam  paschali  superveniente :  praecepit  pro- 
ceribus  regni  in  eandem  urbem  (Londoniam)  con venire,  ut 
sumpto  diademate  tantum  diem  cum  honore  celebraret.  Par- 
uerunt  ergo  cuncti,  et  diversi  ex  diversis  civitatibus  venientes, 
instante  festivitate  convenerunt.  Celebravit  itaque  solenni- 
tatem  rex  ut  proposuerat:  et  gaudio  cum  proceribus  suis 
indulsit.  Laetitiam  agebant  cuncti:  quia  ipsos  laeto  animo 
rex  receperat.  Advenerant  namque  tot  nobiles  cum  con- 
jugibus  et  filiabus  suis,  laeto  convivio  digni.  Aderat  in 
ceteris  Gorlois  dux  Cornubiae,  cum  Igema  conjuga  sua, 
cujus  pulchritudo  mulieres  omnes  totius  Britanniae  superabat. 
Cumque  inter  alias  inspexisset  eam  rex,  subito  amore  illius 
incaluit  etc. 

Unter  den  jährlich  wiederkehrenden  festen  verstehe  ich 
weihnachts-  und  Osterfest,  ernteschmaus,  das  gufsmahl  beim 
pflügen  usw.  Ob  mit  einem  der  genannten  noch  ein  besonderer 
feierlicher  akt  verbunden  war,  wie  das  heute  noch  in  vielen 
gegenden  bei  der  kornernte  der  fall  ist,  bin  ich  nicht  in  der 
läge  festzustellen.  Die  Rectitudines  Singularum  Personarum 
erwähnen  nur,  dafs  wer  etwas  auf  seine  ehre  halte,  an  den 
genannten  tagen  mit  speise  und  trank  nicht  knauserig  sein 
solle.  Es  wird  indes  ausdrücklich  bemerkt,  dafs  diese  ge- 
brauche in  den  einzelnen  landesteilen  wieder  verschieden  ge- 
handhabt werden. 

^)Feola  syndon  folcgerihtu:  on  sumre  öeode  gebyreö 
winterfeorm,  Easterfeorm,  bendform  for  ripe,  gytfeorm  for 
yröe,  maeömed,  hreacmete,  ät  wudulade  waentreow,  ät 
cornlade  hreaccopp  7  fela  öinga,  öe  ic  getellan  ne  mäig. 

Vielerlei  sind  die  gerechtsame  des  volkes:  in  mancher 
gegend  gebührt  weihnachtskost,  osterkost,  kost  bei  geheifs- 
frohn  zur  ernte,  gufsmahl  [trinkfest]  fürs  pflügen,  mahtlohn, 
heuschober- essen,  beim  holz  verladen  von  jedem  wagen  [1] 
bäum,  beim  komverladen  die  feimenkuppe  und  viele  dinge, 
die  ich  nicht  aufzählen  kann. 

0  Galfredi  Monnmetensis  Historia  Britonnm,  Lib.  Y in,  Cap.  XIX,  p.  150. 
')  Liebennann,  Gesetze,  p.  452  ff. 


472 


WII^ELM  rFAN'DLER, 


Eine  reminiscenz  eüies  Leidnisclien  sommerfestes  möchte 
ich  in  einem  zitat  aus  dem  "Chartulary  of  Barnwell  Abbey" 
sehen,  das  ich  Wrigbt ')  verdanke.  Das  betreffende  Cartulariimi 
berichtet,  daCs  sich  die  jungen  leute  des  ortes  am  Vorabend 
vor  dem  feste  Johannes  des  täufers  auf  einem  ebenen  platze, 
unweit  von  Cambridge,  zu  allerlei  spiel  und  Unterhaltung  ver- 
sammelten. Nun  fällt  nach  der  heutigen  Zeitrechnung  dieser 
tag  in  unmittelbare  nähe  des  sommersolstidum's,  ein  ereignis, 
das  im  germanischen  altertum  eine  wichtige  rolle  spielte.  Die 
Vermutung  scheint  mir  naheliegend,  dafs  diesem  spätangel- 
sächsischen braucite  eine  wirklich  historische  tatsache  zu  gründe 
liege.  Das  betreffende  dokument  ist  noch  in  anderer  hinsieht 
interessant.  Es  berichtet,  zu  diesem  anlals  seien  nach  und 
nach  auch  krämer  gekommen ;  es  habe  sich  eine  groCse  menge 
von  käufern  und  Verkäufern  auf  dem  platze  angesammelt  Wir 
kömiett  darin  eines  der  frühesten  Zeugnisse  von  Jahrmärkten 
sehen. 

'^)Pueri  et  adolescentes ,  ....  illic  convenientes,  more 
Änglorum  luctamina  et  aUa  ludicra  exercebant  puerilia,  et 
cantilenis  et  musicis  instrumentis  sibi  invicem  applaudebant 
unde  propter  turbam  puerorum  et  puellarum  jllic  concurren- 
tium,  mos  iuolevit,  ut  in  eodeni  die  illic  conveiiiret  nego- 
tiandi  gratia  turba  vendentium  et  ementium. 

Als  besondere,  nicht  an  bestimmte  Zeitpunkte  gebundene 
feste,  erwähne  ich  die  schwertgabe,  ki-Önung,  totenfeier,  sieges- 
feste und  gastmähler.  Wir  habtn  allen  grund  anzunehmen, 
dafs  die  schwertgabe,  das  heilst  die  aufnähme  eines  Jüng- 
lings (cniht)  in  die  schar  der  tapfern  degen  {J*egnas,  eorlas, 
cempan  etc.)  ein  wichtiger  und  besonders  feierlicher  akt  war. 
Es  war  der  tag,  wo  in  Sparta  der  knabe  zum  epheben 
gemacht  tt^u■de;  nach  modernen  begriffen  der  rekrutierungs- 
tag.  Die  erinnerung  an  dieses  fest  mufste  dem  angelsäch- 
sischen andenken  teuer  sein.  So  droht  Wiglaf  denen,  die 
Beowulf  im  kämpf  mit  dem  draehen  feige  verlassen  wollen, 
dafs  ihnen  in  zukunft  die  schatzverteilong  und  die  schwert- 
gabe vei-sagt  sein  werde   nnd  sie  ehrlos  das  land  verlassen 


')  Wrigbt,  Homes  ot  other  days,  p.  S 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DEB  ANGELSACHBEN.  473 

9  Nil  sceal  sinc-pego  ond  swyrd-gifu, 
eall  eöel-wyn  eöwrum  cynne 
lufen  älicgean: 

Nun  sei  all  euerem  geschlecht  versagt 
der  Schwerter  und  der  lichten  schätze  spende, 
der  heimat  und  des  angestammten  sitzes 
genuss. 

Eindrucksvoll  und  würdig  gestaltet  sich  die  totenfeier  bei 
den  Angelsachsen.  In  ältester  zeit  wurden  die  leichen  nicht 
bestattet,  sondern  verbrannt;  ei-st  mit  der  christlichen  lehre 
kam  ein  neuer  modus  auf.  Auch  Beowulfs  Überreste  werden 
dem  feuer  übergeben,  und  die  klagen  der  krieger  vermengen 
sich  mit  dem  prasseln  der  lohe.  Die  Geaten  errichten  ihm 
einen  grabhügel  am  meeresufer,  der  weit  hinaus  in  die  see 
sichtbar  ist;  den  hügel  umgeben  sie  mit  einer  mauer  und  ver- 
trauen ihm  die  asche  ihres  köuigs  an.  Zugleich  auch  bergen 
sie  darin  den  reichen  schätz,  den  der  wurm  seit  alten  Zeiten 
gehütet  hat.  Dann  umreiten  zwölf  adelige  den  hügel,  preisen 
die  heldeiitaten  des  toten  und  klagen  um  seinen  hinschied: 

'^)Ongunnon  pä  on  beorge  baelfyra  maest 
wigend  w-eccan:  wudu-r6c  ästäh 
sweart  ofer  swioöole,  swögende  leg, 
wope  bewunden  (windblond  geläg) 
oö  l'ät  h6  \>&  bän-hus  gebrocen  häfde, 

»)  Beowulf,  V.  2885  ff.  Die  erzählnng  der  krünang  Artur's,  die  Gott- 
fried von  Monmonth  bietet,  führe  ich  mit  der  nötigen  reserve  an,  denn 
abgesehen  davon,  dafs  dem  Artusstoffe  jegliche  historische  Wahrheit  abge- 
sprochen wird,  scheint  mir  ganz  speziell  die  Schilderung  dieser  festlichkeit 
auf  französisches  muster  hinzuweisen.  Immerhin  darf  vielleicht  die  be- 
schreibnng  da,  wo  sie  germanische  zUge  enthält,  für  uns  von  einigem  werte 
sein,  auf  eiuzelheiten  komme  ich  im  zweiten  teile  meiner  arbeit  noch  zu 
sprechen.  [Geoffrey  of  Monmonth:  Ilist. Reg. Brit,  Lib.  IX,  Cap.  XV,  p.  173.] 
Refecti  tandem  epulis,  diversi  diversos  ludos  compositori  campos  extra  civi- 
tatem  adeunt.  Moi  milites  simulacrum  praelii  ciendo,  equestrem  ludum 
componunt :  mulieres  in  edito  murorum  aspicieutes,  in  curiales  amoris  tlam- 
mas  amore  joci  irritant.  Alii  cum  Celtibus,  alii  cum  hasta,  alii  pondero- 
sorum  lapidum  jactu,  alii  cum  saxis,  alii  cum  aleis  ceterorumque  jocorum 
diversitate  contendcntes  quod  diei  restabat,  postposita  lite  praetereunt. 
Quicumque  vcro  ludi  sui  victoriam  adeptus  erat,  ab  Arturo  largis  mnneribus 
ditabatur  etc. 

«)  Beowulf,  V.  3144  ff. 


474  WILHSLM  PFÄNDLERy 

hat  on  hreöre.    Higum  unröte 

mod-ceare  maendon,  mon-dryhtnes  cwealm; 

OGeworhton  pä  Wedra  leöde 
hlaew  on  hliöe,  se  was  heäh  ond  brid, 
weg-liöendum  wide  gesyne, 
ond  betimbredon  on  tyn  dagum 
beadu-röfes  becn  bronda  be  läfe, 
wealle  beworliton,  swä  hyt  weorölicost 
fore-snotre  men  findan  mihton. 
Hi  on  beorg  dydon  beg  ond  siglu, 
eall  swylce  hyi-sta,  swylce  on  horde  aer 
niö-hydige  men  genuraen  häfdon; 

2)pä  ymbe  hlaew  riodan  hilde-deöre, 
äßelinga  bearn  ealra  twelfa, 
woldon  ceare  cwiöan,  kyning  maenan, 
word-gyd  wrecan  ond  ymb  wel  sprecan; 

Der  leichenbrände  gröfsten  zündeten 

die  krieger  auf  dem  berge  an;  es  stieg 

der  holzrauch  schwarz  empor  vom  Scheiterhaufen, 

die  sausende  von  rufen  ihrer  trauer 

gefolgte  lohe  —  nieder  lag  der  wind  — , 

bis  sie  des  körpers  haus  zerstört  hatte, 

in  glut  die  brüst  verzehrt.    Es  klagten  da 

die  herzbetrübten  ihres  herren  tod 

in  tiefem  gram; 

Da  nun  bereiteten  der  Goten  beiden 
am  abhang  einen  hügel,  hoch  und  breit, 
den  Wogenschiffern  weit  hinaus  zu  sehen, 
und  bauten  völlig  innerhalb  zehn  tagen 
das  grab  des  kampfberühmten  bei  der  brandstatt, 
umgaben's  auch  mit  einem  wall,  so  würdig, 
wie  alles  weise  männer  ausgesonnen. 
Sie  legten  in  den  hügel  ring  und  schmuck 
die  kleinod  alle,  wie  sie  aus  dem  horte 
die  kampfesmutigen  vorher  genommen; 

Da  ritten  um  das  grab  die  streitestapfem, 
der  edelinge  schar,  in  allem  zwölf. 


»)  Beowulf,  V.  3158  ff.  »)  ib.  v.  3171  ff. 


DIE  TEKQNÜ6UN6EN  DER  ANGELSACHSEN.  475 

in  kummer  klagten  sie  den  könig  lobend, 
in  wahrem  Spruche  sagten  sie  vom  helden 
verkündeten  sein  ritterliches  wesen  etc. 

Während  wir  im  vorigen  einen  durchaus  heidnischen  zug 
haben,  gibt  die  Egils  Saga  die  beschreibung  eines  christlichen 
begräbnisses,  doch  klingen  auch  hier  noch  altgermanische  Vor- 
stellungen mit.  Egil  kommt,  nachdem  er  die  truppen  Olafs 
noch  lange  verfolgt  hat,  wieder  aufs  Schlachtfeld  zurück,  hebt 
seineu  toten  bruder  Thorolf  auf  und  legt  ihn  in  ein  grab,  im 
schmucke  der  waffen  und  kleider.  An  den  finger  steckt  er 
ihm  noch  einen  goldring  und  dann  singt  er  die  totenklage,  die 
ich  auf  Seite  438  bereits  zitiert  habe.  Indem  Egil  seinem 
bruder  waffen  und  schmuck  ins  grab  mitgibt,  setzt  er  wohl 
ein  nachleben,  ähnlich  dem  irdischen  voraus,  voll  kämpf  und 
streben  nach  ehre  und  auszeichnung. 

Vielerorts  wurden  noch  in  christlicher  zeit  opfertiere  für 
die  gestorbenen  geschlachtet ;  so  schreibt  z.  b.  Papst  Zacharias 
an  den  heil.  Bonifacius,  wie  er  sich  gegen  priester  zu  ver- 
halten habe,  die  immer  noch  an  solchen  schmausen  teilnehmen. 

i)Pro  sacrilegis  itaque  presbiteris,  ut  scripsisti  —  qui 
tauros  et  hyrcos  diis  paganorum  immolabant,  manducantes 
sacrificia  mortuorum,  habentes  et  poUutum  ministerium,  ipsi- 
que  adulteri  esse  inventi  sunt  et  defuncti,  —  modo  vero  in- 
cognitum  esse  utrum  baptizantes  Trinitatem  dixissent  aut  non. 

Besondere  gelage  feiern  die  rettung  des  landes  von  grofser 
gefahr,  wie  die  mehrmals  erwähnte  besiegung  Grendels.  Dann 
wird  die  halle  besondere  festlich  geschmückt,  mit  tüchern  aus- 
gekleidet; der  mundschenk  kredenzt  wein  statt  der  üblichen 
nationalgetränke  met  und  hier.  Keicher  lohn  wird  dem  sieger 
für  seine  heldentat  zu  teil. 

Schliefslich  kann  auch  der  besuch  eines  hohen  gastes  zu 
festlichen  Veranstaltungen  anlafs  geben.  Ich  erwähne  das 
beispiel  Gottfrieds  von  Monmouth,  der  von  dem  besuch  des 
Britleu  ^^ortigern  bei  Hengest  dem  Sachsen  berichtet:  Vortigern, 
der  die  trinkgebräuche  der  Sachsen  nicht  kennt,  weifs  nicht, 
wie  er  auf  den  gebotenen  Willkomm  antworten  soll.    Die  trink- 

^)  Monumenta  Mognntina  in  Bibliotheca  Her.  Germanicanun,  Bd.  III, 
p.  187.    cf.  Specht:  Gastmähler  und  Triukgelage,  p.  14. 


476  WILHELM  PFÄNDLEB, 

Sprüche,  sagt  Gottfried,  seien  noch  jetzt  dieselben,  wie  zur  zeit 
jener  ersten  begegnung: 

OUt  vero  regiis  epulis  refectus  fuit,  egressa  est  pnella 
de  thalamo,  aureum  scjT)hum  vino  plenum  ferens:  accedens 
deinde  propius,  regi  flexibus  genibus  dixit:  Hlaford  king, 
wacht  heil !  At  ille,  visa  f acie  puellae,  admiratus  est  tantum 
ejus  decorem,  et  incaluit.  Deinde  Interpretern  suum  int^r- 
rogavit  quid  puella  dixerat,  et  quid  ei  respondere  debeat. 
Cui  interpres  dixit :  V ocavit  te  dominum  regem,  et  vocabulo 
salutationis  honoravit.  Quod  autem  respondere  debes,  est: 
Drinc  heil!  Eespondens  deinde  Vortigernus:  Drinc  Heil! 
jussit  puellam  portare :  cepitque  de  manu  ipsius  scyphum  et 
osculatus  est  eam  et  potavit :  ab  illo  die  usque  in  hodiernum 
diem,  mansit  consuetudo  illa  in  Britannia,  quod  in  conviviis 
qui  potat,  ad  alium  dixit :  Wacht  heil !  qui  vero  post  ipsum 
recipit  potum,  respondet:  Drinc  heil! 


H.   Sport  und  Unterhaltung  im  freien. 

1.   Die  jagd. 

Die  jagd  war  nicht  nur  das  vornehmste  vergnügen  der 
alten  Germanen,  sondern  auch  in  friedenszeiten  ihre  haupt- 
beschäftigung.  Insofern  die  ausübung  derselben  beruflich  war 
und  nicht  blofs  dem  vergnügen  diente,  gehörte  sie  nicht  in 
den  rahmen  dieser  arbeit.  Doch  ist  es  in  den  meisten  fällen 
unmöglich,  einen  solchen  unterschied  festzuhalten ;  das  eine  ist 
innig  mit  dem  andern  verbunden;  der  könig  jagt  zu  seinem 
vergnügen,  die  Jäger  und  treiber  im  gefolge  tun  es,  um  ihren 
täglichen  lebensunterhalt  dadurch  zu  gewinnen.  Ich  habe 
somit  jagd  und  fischerei  in  ihrem  ganzen  umfang,  ohne  rück- 
sicht  auf  ihre  motive,  behandelt. 

Heorot,  d.h.  hirschhalle,  hiefs  das  thinghaus  der  Graten; 
der  saal  wölbte  sich  hoch  und  weit  zwischen  den  geweihen,  -) 
berichtet  der  Sänger  des  Beowulf.  Die  trophäen  der  jagd 
zierten  also  den  thronsaal  Hroögars,  gehörten  doch  die  könige 


*)  Galfr.  Monum.  Historia  Briton.,  Lib.  VI,  Cap.  Xu,  p.  108. 
')  Beowulf,  V.  81:  Sele  hilf  ade  heäh  ond  horngedp; 


DIB  VERONtOUNOEN  DHE  ANOELSACnSKN.  471 

selbst  ZU  den  eifrigsten  jägem,  und  ihre  gewandtheit  im  waid- 
werk wird  von  den  clironisten  jeweilen  besonders  rühmend 
hervorgehoben.  Eine  gegend  Englands,  die  besonders  wildreidi 
war,  trägt  heute  noch  den  namen  Huntingdonsbire  und  Henry 
of  HuntingdoD  gibt  sieb  die  mühe,  den  nanien  seiner  Vater- 
stadt etymologisch  zu  erklären :  Hunt^'ndonia,  id  est  Mons 
venatorum. ')  Die  angelsächsische  dichtiiiig.  besonders  aber 
die  Chroniken,  geben  uns  reichliche  anhalts|mnkte  für  den 
jagdsport  und  zwar  werden  begreifUchenveise  die  königlichen 
Jagden  ganz  spezieller  aufmerksanikeit  gewürdigt.  Beda  be- 
richtet von  könig  Oswin,  er  sei  vnn  der  jagd  gekommen  und 
habe  sich  am  feuer  gewärmt: 

')Pürro  rex  vent^rat  enim  de  venatu.  coepit  consisteiis 

ad  focura  calefieri  cum  rainistris. 

Alle  clironisten  stimmen  darin  überein,  dafs  könig  Alfred 

ein  tüchtiger  Jäger  gewesen  sei.    Am  zuverlässigsten  ist  wohl 

das  Zeugnis  Asser's,  der  unter  dem  Jahre  866  berichtet,  Alfred 

sei  mit  allen  arten  des  Jagens  gi'undlich  vertraut  gewesen, 

während  er  in  seineni  zwölften  Jahre  noch  nicht  lesen  konnte. 

*)In  omni  i'enatoria  arte  industrius  venator  incessahi- 

liter  laborat   nou  in  vanum:   nam  incomparabilis  omnibus 

peritia  et  felicitale  in  illa  arte,  sicut  et  in  caeteris  omnibus 

Dei  douis  fuit:  sicut  et  nos  saepissime  vidimus. 

Ganz  ähnlich  drücken  sich  auch  Simeou  of  Durham  und 

Kloreuce  of  Worcester  aus.    Matthew  of  Paris  macht  hingegen 

eine  erweiterung,  auf  grund  welcher  autorität  kann  ich  nicht 

entscheiden,   indem  er  speziell  auch  der  vogeljagd  gedenkt. 

Vermutlich  glaubte  dieser  spät«  geschichisschreiber  mit  dem: 

*)''in  arte  aucupaturia  incomparabilis"  Alfred  ein  besonderes 

königliches  attribut  zu  geben. 

Asser  berichtet  weiter,  küuig  Alfred  habe  seine  Jagden 
bis  nach  Cornwall  ausgedehnt  und  sei  dort  in  einer  kapeile 
nach  aufrichtiger  audaclit  von  einem  chruniächen  leiden  be- 
freit worden: 


')  Henrici  HnntendoDeiiBis  Eistoria  Angilonim,  p.  17S. 
')  Beda:  Hiatoria  Eccle«ia8tica,  Lib.  III,  l'Bp.  14. 
')  Awer:  Monum.  Hütörico  Britannica,  p.  473. 
'J  Hatthaei  PuüienBÜ  Chronica  Hajora,  Bd.  I,  p.  404. 


478  WILHELM  PFANDLER, 

0  sed  quodam  tempore  divino  nutu  antea  cum  Comubiam 
venandi  causa  adiret  et  ad  quaedam  ecclesiam  orandi  causa 
divertisset,  in  qua  Sanctus  Gueryr  requiescit,  et  nunc  etiam 
Sanctus  Niot  ibidem  pausat  . . . . ,  diu  in  oratione  tacita 
prostratus,  ita  Domini  misericordiam  deprecabatur,  quatenus 
pro  sua  immensa  dementia  stimulos  praesentis  et  infestantis 
infirmitatis  aliqua  qualicunque  leviori  infinnitate  mutaret  etc. 

Seine  kinder  läfst  Alfred  zuerst  in  lateinischer  und  säch- 
sischer spräche,  dann  aber  auch  in  der  jagd  und  anderen 
ritterlichen  fähigkeiten  unterrichten. 

2) . . .  in  qua  schola  utriusque  linguae  libri,  Latinae 
scilicet  Saxonicae  assidue  legebantur:  scriptioni  quoque 
vacabant,  ita,  ut  antequam  aptas  humanis  artibus  vires 
haberent,  venatoriae  scilicet  et  caeteris  artibus,  quae  nobi- 
libus  conveniunt,  in  liberalibus  artibus  Studiosi  et  ingeniosi 
viderentur. 

Der  könig  selbst  läfst  sich  weder  durch  seine  zunehmenden 
körperlichen  schmerzen,  noch  durch  die  häufigen  feindlichen 
Überfälle  vom  jagdvergnügen  abhalten: 

3)  Interea  tarnen  rex  inter  bella  et  praesentis  vitae  fre- 
quentia  impedimenta,  nee  non  Paganorum  infestationes  et 
quotidianas  corporis  infirmitates,  et  regni  gubernacula  regere 
et  omnem  venandi  artem  agere 

Die  jagd  bildet  gewissermafsen  den  rahmen  einer  grofsen 
anzahl  von  abenteuern  und  geschichtlichen  ereignissen.  So 
hat  nach  John  of  Brompton  (einem  geschichtsschreiber  des 
14.  jahrh.)  der  Däneneinfall  seine  direkte  veranlassung  in  einem 
Jagdabenteuer  des  königs  Osbrith  von  Northumbrien.  Derselbe 
kehrt  im  hause  eines  seiner  barone  ein,  um  dort  speise  zu 
verlangen  und  schändet  die  herrin  des  hauses.  Der  entehrte 
gatte  aber  zieht  zu  den  Dänen  und  weif s  sie  zu  einem  kriegs- 
zug  zu  bewegen. 

*)  In  illo  tempore  erat  quidam  rex  Northumbriae  Osbrith 
nomine  qui  moram  in  Eboraca  traxit  civitate,  de  quo  snperius 
in  fine  regum  Northumbriae   tactum   est     Hie  vero   cum 


')  Asser:  Monnm.  Hist.  Brit.,  p.  484. 

«)  Monumenta  Hist.  Brit.,  p.  485.  »)  ib.  p.  486. 

*)  John  of  Brompton,  in  Hist.  Angl.  Scriptores  Decem,  Bd.  I,  p.  802i 


DIE  VEHfiNÜGUKGEN  DEli  ANOEI.SACHSFK. 


47<) 


quadam  die  causa  solacii  ad  silvani  accessisaet,  in  reditu  suo 
ad  domum  cujusdam  sui  magiiatis  Bruern  Brocard  nomine, 
ut  ibi  maiiducaret,  privatim  cum  simplici  famlHa  declinavit. 
Ein  jagdabenteiier  aus  dem  leben  könig  Edmnnd's  linden 
wir  in  den  Memorials  of  St.  Dunstan.    Dunstan  ist  bei  hofe 
in  Ungnade  gefallen  und  auf  anstiften  einiger  böflinge  ver- 
trieben worden.    Als  kurz  darauf  der  kOnig  auf  einer  jagd  ein 
rudel  hirsi:lie  verfolgt,  versinkt  er  jilötzlicli  im  schlämm  und 
gelobt  in  grOfster  gefahr  sein  unrecht  gegen  Dunstan  wieder 
gut  zu  machen.    Das  ganze  ist  mit  grofser  breite  erzählt;  die 
kirche   wollte   dadurch   die   könige   fühlen    lassen ,    dafs  die 
Schädigung  ihrer  Interessen  vou  gott  selbst  gestraft  werde. 

')Ibat  itaque  rex  mos  altera  die  quo  se  nna  cum  suis 
more  solilo  jocundaretur  venabulo ;  et  dura  ad  sUvas  venaturi 
perveniunt,  diversos  calles  nemorosorum  tramitum  certatini 
arripiunt,  Et  ecce  ex  multimodo  comiculantium  strepitu 
canumque  lalratu,  multi  cervoruni  levem  fugam  inierunt; 
ex  quibus  res  solua  cum  canum  caterva  unum  sibi  venaturus 
excepit;  et  liunc  diu  per  diversa  devia  equina  agilita.te  ca- 
numque inseclalione  fatigavit.  Est  autem  ibi  in  proximis 
locis  Oeoddri,  quoddam  inter  alia  plura  praecisi  montis  prae- 
cipitium,  mira  quidem  et  immensa  profunditate  devexum;  ad 
quod  idem  cervus.  nescio  quo  pacto  nisi  ex  Dei  esset  occulto 
arbttrio,  fugiendo  devenit;  et  praeceps  sese  in  ima  ejusdeni 
praecipitii  una  cum  canibus  sequentibus  demersit,  et  parti- 
culatim  atlriti  in  mortem  pariter  corruerunt. 

Similitfir  autem  et  rex  sequeus  cervuui  et  canes,  cum 
magno  volantis  equi  impetu  venit,  et  »tatira  viso  praecipitio 
cursum  acceleranlis  equi  quantum  quibat  viribus  conatus 
est.  Sed  quoniam  colli  contumacis  et  rigidae  cervicis  erat 
non  potuit.  Quid  multa?  Omni  spe  vitae  suae  ablata  in 
manus  Dei  sui  animam  commeudavit,  dicens  tamen  intra  se, 
"Gratias  tibi  ago,  quod  me  non  meoiiai  aliquem  his  diebus 
laesisse,  nisi  soluni  Duustanum,  et  hoc  prompta  voluntat« 
et  vita  servata  reconciliams  sibi  emendabo." 
Der  Chronist  Ethelred  überliefert  einen  zug  seltener  gute 
und  grofsmut  könig  Malcolm's  von  Schottland.     Malcolm  hat 


>)  Ksmoriali  of  St.  DnniUii,  p,  23  ff- 


480  WILHELM  PFANDLEH, 

von  einer  verschwfinmg  gegen  sein  leben  künde  erbalten.  Er"! 
veranstaltet  eine  grofse  jagd,  auf  der  er  sich  mit  dem  ver-  ] 
räter  geschickt  vom  übrigen  getolge  zu  trennen  weifs.  AJs  ] 
die  beiden  in  einer  Hchtung  angelangt  sind,  fordert  der  könig  ] 
seinen  begleiter  auf,  den  anschlag  auszuführen,  doch  jener  ge- 
steht unten  tränen  seine  schuld  und  wird  wieder  in  gnaden  ] 
aogeuommen.    Die  einleitung  zu  jener  sceue  ist  folgende: 

■)De]atum  est  ei  aüquandoj  quendam  de  suis  proceribug  | 
summis  de  eo  occidendo  cum  suis  hostibus  conveuisse:  imperat  I 
rex  delatori  silentium,  siluit  et  ipse,  proditoris  qui  forte  tunc  1 
aberat  expectans  adventuuL    Qui  cum  ad  curiam  cum  magno  f 
apparatu  regi  insidiatunia  venisset,  jubet  summo  maue  rex  1 
omnes  venatores  adesse  cum  canibus.    Et  jam  aurora  noctem 
abegerat,  cum  rex  vocatis  ad  se  cunctis  proceribua  et  mili- 
tibus,  venatum  Ire  festinat,   venitque  ad  latam  quamdam 
idauiciem  quam  in  modum  coronae  densissima  silva  cingebat. 
In  cuius  medio  colliculus  quidam  quasi  turgescere  videbatur, 
(lui  diversoruni    eolorum  Üoribus   pulcra  «luadam  vai'ietate  i 
depictus,  fatigatis  venatu  railitibus  gratum  siugulis  diebus 
praebebat  accabitum. 

König  Edgar  lernt  nach  John  of  Brompton  seine  spätere  1 
gemahliu  Alfrida  eines  tages  auf   der  jagd  kennen.     Schon  | 
früher  hatte  er  von  ihrer  Schönheit  gehört  und  EtUelwolf  hin- 
gesandt, damit  er  sich  überzeuge,   ob  das  gerächt  war  seL  ] 
Doch  dieser  hatte  sie  verleumdet  und,  kurz  nachdem  der  könig 
den  gedanken  an  eine  heirat  mit  ihr  aufgegeben  hatte, 
selbst  zur  frau  genommen.    Die  jagd  bringt  Edgar  eines  tages  | 
in  das  haua  seines  Vasallen,  und  eine  heftige,   andauernde 
leidenscbaft  für  das  schöne  weih  desselben  ergreift  ihn.    Er 
weiXs   den  gatten  bald  unschädlich  zu  maclieu  und  heiratet 
dann  die  witwe,  obwohl  er  pate  ihres  sohues,  also  durch  bände 
des  blutes  mit  ihr  verwandt  ist, 

^)Cum  ibi  advenisset,  in  quodam  manerio  ubi  domina  J 
moiabatur,  prope  silvam  qua  cum  suis  canibus  venabatnr,  I 
hospicium  suum  cum  dicto  Ethelwolfo  et  iila  fecit  praeparari.  ] 
Cunique  rex  de  venatione  ibi  venisset  et  tempus  coenandi  1 


')  ClirünikEthelredBinTwisdeB'B:  Hist.  Angl.  Script,  Deceni,  Bd.I,  p.367. 
')  Jobs  of  Brovptou  ib.  p.  SßS.  . 


DIE  VERaNGoUNGKK  DEK  ANOELSACDSEN. 


481 


apropinquasset,  sole  ad  Luc  clarescente,  ccce  statim  Alfridaro 

el  filioluin  suum  sibi  petiit  praesentaii.    Ethelwolfüs  vero 

eos  corani  rege  statim  venire  fecit,  sed  si  indigiiationem  ejns 

se  credidisset  evasisse   uxorem    sibi    nuUateuus  indicasset. 

Domina  vero  in  conspectu  regis  advenieits,  ipsum  reverenter 

üb  deüuit  salutavit 

Der  söhn  des  soeben  genannten  königs  Edgar  wird  auf 

der  jagd  eniiorilet,  nachdem  er  erst  vier  jalire  die  zUgel  der 

regierung  gehalten  hat.    Die  jagd  bringt  ihn  in  die  nähe  des 

hauses,  wo  seiu  jüngerer  bruder  erzogen  wird.    Er  begibt  sich 

ohne  begleiter  dorthin  und  wird  vom  unglück  erreicht. 

')confinnato  ut  supra  diximuw  in  regno,  cum  jam  tribua 
tantiui)  annis,  et  VLII  men^ibuB  sceptro  haereditario  potiretur, 
forte  die  quadam  cum  cauibus  et  equitihu»  venandi  gratia 
ad  silvam  accessit,  quae  juxta  villam  quae  dicitur  Warham 
admodam  grandis  tunc  habebatur;  ubi  cum  aliquandiu  in- 
cepto  negotio  insisteret,  reminisceus  fratris  sui  Ethelredi  ad 
videndum  illum  ire  diepoeuit,  quJa  illum  puro  et  fraterno 
Corde  diligebat. 

Die  jagd  bot  in  der  tat  die  beste  gelegenheit,  eine  un- 
bequeme person  ohne  grofseu  lärm  aus  dem  wege  zu  schaffen. 
Audi  Hagen  wartet,  bis  sich  ihm  auf  der  jagd  eine  günstige 
gelegenheit  bietet,  seinen  todfeind  Siegfried  aus  dem  leben  zu 
schaffen.  Von  Florence  of  Worcester  erfahren  wir,  wie  herzog 
Älfhelm  auf  Veranlassung  von  Edricns  Streona  durch  einen 
gedungenen  mörder  auf  der  jagd  getütet  wurda 

*)Dolosu8  et  perfidus  Edricus  Streona  dolum  adversus 
nobilem  ducem  Alfhelmum  cogit«Hs ,  apud  Scrobbesbyrig 
magnum  ei  paravit  convivium,  ad  quod  cum  invitatns  ve- 
nisset,  suscepit  eum  Edricus  quasi  suus  familiaris  amicos: 
sed  insidüs  praeparatis,  tertio  vel  quarto  die  convivii,  illam 
secum  venatura  in  sylvara  duxit.  Ubi  cuactis  circa  vena- 
liouem  occupatis,  quidam  Scrobbesbyrigensis  CÄrnifex,  God- 
winus  Porthund,  id  est,  'oppidi  canis'.  quem  multo  ante  donia 
magnis,  multisque  promissionibus,  pro  patrando  facinore, 
excaecaverat  Edricus,  ex  insidiis  subito  prosiluit  et  dacam 
AUheluium  nefarie  peremiu 


>)  John  o(  ßrompton,  Hist,  Angl.  Script.  Dec«m,  bd.  I,  p.  87S. 
■)  Florence  of  Worcestei,  in  HonTuuenta  Hist.  Brit.,  p.  &B1. 

Aoglia.    N.  F.    XVII.  gg 


482  WILHELM  PPANDLER, 

Eduard  der  Bekenner  lebte  in  fast  klösterlicher  einsamkeit 
und  kannte  wenige  weltliche  Vergnügungen  aufser  der  jagd, 
an  der  er  mit  ganzem  herzen  hing. 

^)Divinis  enim  expeditus  officiis  quibus  libenter  quoti- 
diana  intendebat  devotione,  jocundabatar  plurimam  coram 
se  allatis  accipitribus  vel  hu  jus  generis  avibus,  vel  certe 
delectabatur  applausibus  multorum  motuum  canibus.  His  et 
talibus  interdum  deducebat  diem,  et  in  his  tantummodo  ex 
natura  videbatur  aliquam  mundi  captare  delectationem. 

Ganz  ähnlichen  Wortlaut  haben  die  Gesta  Regum: 

^)Unum  erat  quo  in  seculo  animum  oblectaret  suum, 
cursus  canum  velocium,  quorum  circa  saltus  latratibus  solebat 
laetus  applaudere,  volatus  volucrum,  quorum  natura  est  de 
cognatis  avibus  praedas  agere.  Ad  haec  exercitia  continuis 
diebus,  post  audita  mane  divina  officia,  intendebat 

Im  jähre  1065  liefs  graf  Harold  in  Portskeweth  in  Wales 
ein  jagdschlofs  errichten  und  gedachte  könig  Edward  zur  jagd 
dorthin  einzuladen.  Allein  kaum  stand  das  gebäude  da,  so 
wurde  es  von  den  feinden  geplündert  und  wieder  zerstört: 

3)  Her  on  pissum  geare '  f oran  to  hlafmässan  *  h6t  Harold 
eorl  bytlian  on  Brytlande  ät  Portascihö  •  )?a  J?a  he  hit 
gegän  häfde  •  and  paer  mycel  göd  to  gegaderode  •  and  ]>öhte 
l>one  cyng  Eadward  paer  to  habbane  for  huntoöes  )>ingon. 

Hier  liefs  in  diesem  jähre  vor  dem  emtedankfest  graf 
Harold  in  *Brytland'  bei  Portskeweth  ein  schlofs  errichten 
und  sammelte  dort  viel  kostbares  gerät  und  dachte  den  könig 
Eduard  zur  jagd  dort  zu  beherbergen. 

Zufolge  William  of  Malmesbury  beginnt  die  vision  könig 
Edgar's  mit  einer  jagdscene: 

*)  Venerat  in  saltum  venationis  feracem;  utque  flt  ple- 
rumque,  sociis  ad  insequendas  feras  per  devia  dispersis,  solos 
remanserat. 

Den  träumen,  in  denen  eine  jagd  vorkommt,  gibt  der  Volks- 
glaube eine  spezielle  deutung :  Wenn  jemand  träumt^  er  sei  auf 

*)  Lives  of  Edward  the  Confeasor,  p.  414. 
*)  William  of  Malmesbury,  Gesta  Regum  Angl.,  bd.  I,  p.  271. 
')  Anglo  Saion  Chronicle,  in  Monum.  Eist.  Brit.,  p.  458. 
*)  William  of  Malmesbury,  G.  R.  A.,  bd.  I,  p.  174. 


DIB  VERQNÜGUNGEN  DER  AKGELSACHSEK.  483 

der  Jagd,  so  nelime  er  sich  vor  seinen  feinden  in  acht;  des- 
gleichen, wenn  er  im  schlafe  hunde  sieht,  die  ihn  anbellen. 

>)Gif  him  )?ince  p  he  huntige  beorge  him  geome  wiö 

his  f^d. 
Gif  him  }>ince  p  he  hundas  geseö  •  and  hi  hine  grfetan  • 

beorge  him  eäc  wiö  his  fynd. 

Endlich  behandelt  ein  angelsächsisches  runenrätsel  den 
Jäger,  der  zu  pferde  und  mit  dem  falken  seinen  sport  betreibt. 
Von  den  vier  Wörtern,  die  zum  raten  aufgegeben  sind,  ergeben 
eins,  zwei  und  vier  von  hinten  nach  vorn  gelesen  hors,  mon 
und  hafoc,  während  das  dritte  wort  vega  von  Thorpe  und 
Dietrich  in  vegn  für  vägn  umgewandelt  wird. 

2)Ic  seah  [somod]  S.  R.  0. 
H.  hygewloncne  heäfodbeorhtne 
swiftne  ofer  saelwong  swiöe  }>raegan: 
häfde  him  on  hrycge  hilde}>ryöe 
N.  0.  M.  nägledne  räd, 
A.  G.  E.  V.  widläst  ferede 
rynestrong  on  räde  röfne  C.  0. 
F.  0.  A.  H.  för  was  \>y  beorhtra, 
swylcra  siöfät.    Saga  hwät  ic  hätte! 

^)Ich  sah  zusammen  S.  und  0. 
nebst  dem  sinnstolzen  R,  dem  schönhauptigen, 
über  freudefluren  flüchtig  rennen. 
Das  hatte  auf  dem  rücken  heerkampfstärke, 
N.  A.  M.  genagelten  R.  E.  P.  S. 
Er  eilte  gewaltig  D.  L.  E.  H.,  weitwegig  führend 
rennstark  im  ritte  berühmten  K. 
L.  A.  F.   Der  lauf  war  um  so  herrlicher, 
die  reise  solcher.    Rate,  was  ich  meine! 

Schon  in  angelsächsischer  zeit  war  der  jagdbetrieb  durch 
einen  ganzen  apparat  von  gesetzen  geregelt.  Die  umfang- 
reichste Sammlung  dieser  art  bilden  die  Constitutiones  Canuti 
Regis  de  fore^t^,  die  Liebermann  ohne  weiteres  als  Pseudo- 
Cnut  tiberschreibt,  da  sie  in  ihrer  frühesten  form  etwa  auf 


•)  Saxon  Leechdoms,  Wortcuuiiiugs  aud  Starcraft,  bd.  III,  p.  172. 
0  Grein,  i'oesie,  bd.  II,  p.  378. 
»)  Grein,  Dichtgn.,  bd.  II,  p.  217. 

32* 


^184 


WILHELM  PPANDLEK, 


das  Jahr  1300  zurückgehen.     Die  drei  redaktionen,  die 
kennen,  sind  aus  dem  ende  des  16.  Jabrh.    Cnut  war  als 
8etz8:eber  bekannt,  hatte  auch  speziell  bestinimungen  über  die 
jagd  hinterlassen,  und  so  mochte  ein  späterer  forstverwalter 
der  kfiniglichen  Waldungen  auf  den  gedanken  kommen,  seinen 
Verordnungen  den  nameu  des  bekannten  Dänen  unterzuschieben,  J 
um  ihnen  gröfsere  geltung  zu  verschaffen.     Andrerseits   ist  1 
wohl  anzunehmen,  dafs  diese  gesetze  auch  in  ihrer  ersten  re-  I 
daktion  nicht  absolut  neu  waren,  sondern  auf  bestimmnngea  J 
basierten,  die  früher  schon  da  und  dort  geltung  hatten. 

Die  wirklich  authentischen  gesetze  Cuut's  verfügen  über  1 
die  jagd  folgendes: 

').4nd  ic  wylle,  fat  aelc  man  si  his  huntnoöes  wyröe  | 
on  wuda  7  on  felda  on  his  agenan. 

7  forga  aelc  man  minne  huutnoi\,  loceliwaer  ic  hit  ge-  1 
friöod  wylle  habban,  be  fullan  wite. 

Und  ich  will,  dafs  jedermann  seiner  jagd  teilhaftig  sei  1 
in  wald  und  feld  auf  seinem  eigen. 

Aber  jedermanu  vermeide  meine  jagd,  wo  immer  ich  sie  I 
[mit  for.stbann]  umfriedet  haben  will,  bei  vollem  strafgelde.  ( 

Wildfi'evel  wird  schon  in  der  regierungszeit  könig  Ine's  J 
aufs  strengste  geahndet.   Das  gesetz  bestimmt,  dals  ein  fremder, 
der  abseits  vom  wege  durch  den  wald  geht  und  weder  ruft, 
noch  das  hörn  bläst,  als  dieb  zu  erachten  sei  und  entweder 
getötet  oder  gefangen  genommen  werden  könne. 

^)  Gif  feorcund  mon  oööe  fremde  butan  wege  geond  wudo  1 
gonge  7  ue  hrieme  ne  horu  blawe,  for  öeof  he  biö  to  pro-  1 
Hanne:  oööe  to  sIeanne  oftöe  to  äliesanne. 

Eine  legende  aus  den  Miraculi  Öti  Dunstani  bestätigt,  dafs  1 
gegen  Wilddiebe  auch  da,  wo  mildernde  umstände  in  betracht  I 
kamen,  unerbittlich  eingeschritten  wurde:  Ein  Jäger  hat  einen  I 
hii-seh  bis  in  bischöfliches  gebiet  verfolgt  und  ihn  dort  mit  I 
einem  pfeile  erlegt.  Der  täter  wird  dafür  in  ketten  gelegt;  ] 
da  er  abei'  ein  fi'ommer  mann  ist,  fallen  seine  fesseln  nach  ] 
zwei  jähren  von  selbst  ab. 


')  Lie1>ennftnD,  Gesetze,  p.  3GG  nach  G. 
*)  ib.  p.  9S  uncta  E. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DEH  ANGELSACHSEN. 


485 


')Ex  praeceitto  siquidem  Bajocensis  episropi,  quidam 

vir  in  vincula  conjectos  fuerat  propterea  quod  cervum  in 

sj'lva  illius  a  c^nibus  insectatom,  se»eqiie  in  occursum  ejus 

praecipitem  dantem,  emii>sa  sag:itta  ocfidisset. 

Jedenfalls  ist  anzunelinien,  dafs  Übertretungen  der  jagd- 

verordnungen  je  nach  dem  erlegten  wild  mehr  oder  weniger 

streng  bestraft  wurden.    Da  wir  keine  bestimmten  angaben 

dieser  art  besitzen,  führe  ich  einige  paragiaphen  des  Pseudo- 

Cnut  an  und  versuche  zu  zeigen,  wie  möglicherweise  schon 

fillher  im  Übertretungsfalle  gerichtet  wurde. 

^)Si  liberalis  aliquis  feram  foreste  fugerit,  sive  casu 
sive  praehabita  voluntate,  ita  ut  cursu  celeri  cogatur  fera 
anhelare,  decem  soUdos  regi  emendet;  si  illiberalis  dupliciter 
emendet;  si  servus  careat  corio. 

Si  vero  horum  aliquis  interfecerit ,  aolvat  dupliciter  et 
persolvat,  sitque  pretii  sui  reiis  contra  regem. 

Sed  si  legalem  feram,  quam  Änglia  staggon  appellant, 
alteruter  coegerit  anhelare,  alter  per  annum  unum,  alter 
per  duos  careat  libertate  natural!;  si  vero  servus,  pro  ut- 
lagalo  habeatur,  quem  Angh  frendlaes  man  VücanL 

Si  vero  oeciderit,  amittat  liberalis  scutum  liberalitatis ; 
si  sit  illiberalis,  careat  libertate,  .si  servus  vita. 

Episcopi,  abbates  et  barones  mei  uon  catumniabuntur 
pro  venatione,  si  non  regales  feras  occiderint;  et  si  regales, 
restabuut  rei  regi  pro  libito  suo,  sine  certa  emendatione. 

Sunt  alle  preter  feras  foreste  bestie,  que  dum  inter 
septa  et  sepes  foreste  continentur  emendationi  subjacent; 
quales  sunt  capreoli,  lepores  et  cuniculi. 

Sunt  et  alia  quamplurima  animalia,  que  quamquam 
infi'a  septa  foreste  vivunt  et  oneri  et  eure  mediocrium  subia- 
cent,  foreste  tamen  nequaquam  ceuseri  possunt,  qualia  sunt 
equi,  bnbali,  vacci  et  similia.  Vulpes  et  lupi  nee  veueris 
habentur  et  proinde  eorura  interfeclio  nulli  emendationi 
subiacet;  si  tarnen  infra  limites  occiduutni'.  fractio  sit  regalis 
chacee  et  mitins  emendetur. 

Aper  vero,  quamquam  foreste  sit,  nullatenus  tarnen 
animal  veneris  haben  est  assuetus. 


■)  Hemoriala  ot  S]  Donstan,  p.  153. 
*)  Liebennuin,  Guetze,  p.  624  ff. 


486  WILHELM  PFÄNDLEB, 

Am  Sonntag  ist  die  jagd  von  gesetzes  wegen  untersagt: 

^)7  huntaö  fara  7  ealra  woruldlicra  weorca  on  fam 
halgan  daege  geswicae  man  georne. 

Und  der  jagdzüge  und  aller  weltlichen  arbeiten  enthalte 
man  sich  völlig  an  dem  heiligen  tage. 

Niemand,  auch  nicht  der  könig,  wage  es,  dieser  Vorschrift 
entgegen  zu  leben.  Er  setzt  sich  dadurch  in  widersprach  mit 
der  kirche,  die  zu  jener  zeit  ihre  rechte  zu  wahren  weifs. 
Als  könig  Edgar  einst  wegen  der  jagd  die  messe  versäumt, 
weigert  sich  Dunstan,  sie  nachher  nochmals  zu  lesen,  nachdem 
der  könig  endlich  zurückgekehrt  ist.  Er  hat  in  einer  vision 
deutlich  das  *Missa  est'  gehört,  ein  zeichen  von  gott,  dafs  er 
nicht  mehr  beginnen  solle.  In  seiner  predigt  verweist  er  dem 
könig  das  jagen  am  sonntag. 

2)Alio  quodam  tempore  rex  in  die  Dominica  mane  ve- 
natum  ivit,  et  Dunstanum,  qui  tunc  forte  secum  erat,  Missam 

suam  donec  rediret  differre  petivit Ex  hoc  itaque 

sumpto  sermone  regem  in  diebus  Dominicorum  deinceps  a 
venatu  prohibuit. 

Auch  der  Jäger  Aelfrics  ruht  am  sonntag: 

3)M.:  Waere  J>u  to  daeg  on  huntnoöe? 

V. :  Ic  näs,  f orJ>am  sunnan  -  däg  ys,  ac  gyrstan  -  däg  ic 
was  on  huntunge. 

M.r  Warst  du  heute  auf  der  jagd? 

V.:  Nein,  es  ist  sonntag,  aber  gestern  war  ich  auf 
der  jagd. 

Der  geistlichkeit  war  das  jagen  untersagt.  Diese  Ver- 
fügung mufste  sie  wohl  fast  so  schwer  treffen,  wie  das  trink- 
verbot, denn  immer  und  immer  wiederholen  sich  die  gleichen 
klagen,  müssen  könige  und  bischöfe  den  klerus  daran  mahnen, 
dafs  das  waidwerk  dem  geistlichen  rocke  nicht  gezieme.  Die 
Canones  Edgari  verbieten  den  geistlichen  jede  art  des  Jagens: 

*)  And  we  läeraö  ]>  preost  ne  beo  hunta,  ne  hafecere  ne 
täflere  ac  plege  on  his  bocum,  swa  his  häde  gebyraö. 


*)  Lieberraann,  Gesetze,  p.  296  nach  G. 

*j  Memorials  of  S*  Dunstan,  p.  207. 

^)  Leo,  Sprachproben,  p.  8. 

*)  Thorpe,  Ancieut  Laws  and  Institutes,  p.  401.    Canones  Edgaii  §  64. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  487 

Und  wir  gebieten,  dafs  ein  priest  er  nicht  jäger  oder 
falkner  oder  würfelspieler  sei,  sondern  er  beschäftige  sich 
mit  seinen  büchem,  wie  es  seinem  stände  gebührt,  weise 
und  würdig. 

Die  strafen  variieren  je  nach  dem  ränge  des  geistlichen. 
Einem  gewöhnlichen  pfarrer  wird  vorgeschrieben,  er  dürfe  ein 
jähr  lang  kein  fleisch  mehr  essen,  ein  diakon  soll  zwei  jähre, 
ein  messepriester  drei  jähre  und  ein  bischof  sieben  jähre 
bufse  tun. 

i)Se  canon  segö,  gyf  hwylce  gehädod  man  on  huntaö 
f are,  gyf  hit  biö  clerec,  f orgi  XII  monaö  flaesc ;  diacon  twa 
gear;  mässepreost  J>reo;  bisceop  VII  etc. 

Der  gleiche  könig  Edgar  eifert  in  der  mehrmals  erwähnten 
Oratio  Edgari  Regis  ad  Dunstanum  etc.  gegen  die  unschickliche 
lebensweise  des  klerus  und  wirft  diesem  neben  Üppigkeit,  Un- 
zucht und  Völlerei  auch  den  hang  zur  jagd  vor: 

')canes,  ac  aves  et  talia  ludicra  comparentur. 

In  Canterbury  sind  die  mönche  ebenfalls  allen  weltlichen 
vergnügen  ergeben,  bis  die  wunderbare  heilung  eines  besessenen 
durch  berührung  mit  dem  Stabe  Dunstan's  eine  gründliche 
besserung  in  der  klosterdisziplin  zur  folge  hat. 

3)  Quantum  autem  percussio  istius  valuerit  ad  correc- 
tionem  eorum  qui  in  ipso  monasterio  monachi  erant,  facile 
est  videre  omnibus  qui  unde  ad  quid  ordo  monasticus  ab  eo 
tempore  illic  profecerit  sciunt.  Sciunt  quippe  quia  prius  in 
omni  gloria  mundi,  auro  videlicet,  argento,  variis  vestibus 
ac  decoris  cum  pretiosis  lectisterniis,  ut  diversa  musica  generis 
instrumenta,  quibus  saepe  oblectabantur,  et  equos,  canes  et 
accipitres,  cum  quibus  nonnunquam  spatiatum  ibant,  taceam, 
more  comitum  potuis  quam  monacliorum  vitam  agebant. 

Von  langer  dauer  war  offenbar  diese  besserung  nicht,  denn 
wir  hören  von  William  of  Malmesbury,  dafs  erzbischof  Lanfranc 
kurz  nach  der  eroberung  die  gleichen  ungebührlichkeiten  zu 
rügen  hatte,  und  dafs  sich  die  mönche  dieses  klosters  darin 
keineswegs  von  den  Insassen  anderer  klöster  unterschieden. 

^)  Thorpe,  Ancient  Laws  and  Institutes,  p.  401. 

*)  Spelman,  Concilia,  p.  47G. 

«)  Memorials  of  S«  Dunstan,  p.  237  ff. 


490  WILHELM  PFÄNDLER, 

ic  laete  hig  ätwindan  to  wuda,  and  gen3ane  m6  briddas  on 
härfäste  and  temige  hig. 

And  for  hwi  forlaetst  ]>ü  ]>a  getemedon  ätwindan 
fram  J>e? 

For]>am  ic  nelle  fedan  hig  on  sumera,  iovpsm  pe  hig 
l'earle  etaj>. 

And  manige  fedaö  l^a  getemedon  öfer  sumor,  p&t  eft 
hig  habban  gearuwe. 

Gea,  sw4  hig  do)';  ac  ic  nelle  6J>  }?ät  an  deorfan  ofer 
hig,  forj'am  ic  can  öl^re,  nä  J>ät  aenne,  ac  eac  swilce  manige, 
gefön. 

Was  sagst  du,  Vogelsteller  ?  Wie  überlistest  du  die  vögel? 

Ich  überliste  die  vögel  auf  verschiedene  art;  bald  mit 
netzen,  bald  mit  schlingen,  bald  mit  leim,  bald  mit  pfeifen, 
bald  mit  dem  falken,  bald  durch  fallen. 

Hast  du  einen  falken? 

Ja. 

Kannst  du  sie  zähmen? 

Gewifs.  Was  würden  sie  mir  nützen,  wenn  ich  sie  nicht 
zähmen  könnte? 

Gib  mir  einen  falken! 

Ich  gebe  dir  gerne  einen,  wenn  du  mir  einen  schnellen 
hund  gibst.  Welchen  falken  willst  du,  den  gröfsern  oder 
den  kleinern? 

Gib  mir  den  gröfsern! 

Wie  fütterst  du  deine  falken? 

Sie  füttern  sich  selbst  und  mich  dazu  im  winter  und  im 
frühling  lasse  ich  sie  davon  fliegen  zum  walde  und  nehme 
im  herbst  wieder  vögel  und  zähme  sie. 

Und  warum  läfst  du  die  gezähmten  davon  fliegen? 

Weil  ich  sie  nicht  über  den  sommer  füttern  will,  denn 
sie  fressen  viel. 

Manche  füttern  die  gezähmten  über  den  sommer,  damit 
sie  sie  wieder  bereit  haben. 

Allerdings,  doch  ich  will  mir  nicht  solche  mühe  geben, 
denn  ich  vei-stehe  andere,  nicht  nur  einen,  sondern  mehrere, 
zu  fangen. 

Eine  anzahl  von  falknem  waren  an  den  angelsächsischen 
höfen  beständig  angestellt  und  beschäftigten  sich  wohl  mit 


DIE  YERGNÜGUNGEK  DER  ANGELSACHSEN.  489 

Sehen  wir  nun,  was  sich  über  die  jagd  im  speziellen  sagen 
läfst,  über  die  art  und  weise,  wie  sie  betrieben  wurde,  welche 
tiere  die  hauptsächliche  beute  bildeten  u.  s.  f.  Zu  besserer 
Übersicht  scheide  ich  im  folgenden  die  vogeljagd  von  der  jagd 
auf  vierfüfsler. 

a)  Die  vogeljagd. 

Die  jagd  mit  falken  oder  adlern  war  vorzüglich  ein  Pri- 
vilegium der  reichen.  Die  tiere,  die  für  die  flugjagd  in  betracht 
kamen,  verlangten  unendlich  viel  Sorgfalt  und  mühe,  bis  sie 
endlich  verwendet  werden  konnten.  Ihr  preis  war  dement- 
sprechend hoch  und  übertraf  oft  den  eines  guten  pferdes.  Die 
abrichtung  und  besorgung  der  Jagdfalken  kam  dem  falkner, 
falconarius,  ags.  fuglere,  zu,  über  dessen  aufgäbe  uns  der  Vogel- 
steller Aelfrics  aufschlufs  gibt.  Der  Vogelsteller  Aelfric's 
scheint  seinen  beruf  auf  eigene  rechnung  zu  betreiben.  Er 
kennt  verschiedene  mittel,  die  vögel  zu  überlisten.  Er  fängt 
sie  mit  netzen,  schlingen,  leimruten  und  fallen,  auch  durch 
pfeifen  lockt  er  sie  heran  oder  er  läfst  seinen  falken  auf  sie 
los.  Das  gespräch,  das  sich  zwischen  lehrer  und  schüler  ent- 
spinnt, ist  folgendes: 

OM.   Hwät  segst  l^ü  Fuglere!    Hü  beswicst  l'U  fugelas? 

A.  On  feala  wisan  ic  beswice  fugelas;  hwilon  mid  nettum, 
hwilon  mid  grinum,  hwilon  mid  lime,  hwilon  mid  hwistlunge, 
hwilon  mid  hafoce,  hwilon  mid  treppan. 

Häfst  J>ü  hafoc? 

Ic  häbbe. 

Canst  J>ü  temian  hig? 

Gea,  ic  can.  Hwät  sceoldon  hig  me,  büton  ic  cüj>e 
temian  hig? 

Sylle  me  aenne  hafoc! 

Ic  sylle  lustlice,  gyf  \>\i  sylst  me  aenne  swyftne  hund. 
Hwilcne  hafoc  wilt  pü  habban;  pone  märan,  hwaej>er  J>e 
päne  lässan? 

Sylle  me  J>äne  mdran. 

Hü  afetst  l'u  hafocas  f>ine? 

Hi  fedaj>  hig  sylfe  and  me  on  wintra,  and  on  lencgthen 

*)  Leo,  Sprachproben,  p.  10  ff. 


490  WILHELM  PFÄNDLER, 

ic  laete  hig  ätwindan  to  wuda,  and  gen3ane  m6  briddas  on 
härfäste  and  temige  hig. 

And  for  hwi  forlaetst  \>\x  J>a  getemedon  ätwindan 
fram  l^e? 

Foitam  ic  nelle  fedan  hig  on  sumera,  forj^am  J?e  hig 
l^earle  etB]>, 

And  manige  fedaö  J>a  getemedon  6fer  sumor,  p&t  eft 
hig  habban  gearuwe. 

Gea,  swä  hig  do)';  ac  ic  nelle  6p  J>ät  an  deorfan  ofer 
hig,  forf>am  ic  can  öl^re,  nä  ]>ät  aenne,  ac  eac  swilce  manige, 
gefön. 

Was  sagst  du,  vogelsteiler  ?  Wie  überlistest  du  die  vögel? 

Ich  überliste  die  vögel  auf  verschiedene  art;  bald  mit 
netzen,  bald  mit  schlingen,  bald  mit  leim,  bald  mit  pfeifen, 
bald  mit  dem  falken,  bald  durch  fallen. 

Hast  du  einen  falken? 

Ja. 

Kannst  du  sie  zähmen? 

Gewifs.  Was  würden  sie  mir  nützen,  wenn  ich  sie  nicht 
zähmen  könnte? 

Gib  mir  einen  falken! 

Ich  gebe  dir  gerne  einen,  wenn  du  mir  einen  schnellen 
hund  gibst.  Welchen  falken  willst  du,  den  grölsern  oder 
den  kleinern? 

Gib  mir  den  gröfsern! 

Wie  fütterst  du  deine  falken? 

Sie  füttern  sich  selbst  und  mich  dazu  im  winter  und  im 
frühling  lasse  ich  sie  davon  fliegen  zum  walde  und  nehme 
im  herbst  wieder  vögel  und  zähme  sie. 

Und  warum  läfst  du  die  gezähmten  davon  fliegen? 

Weil  ich  sie  nicht  über  den  sommer  füttern  will,  denn 
sie  fressen  viel. 

Manche  füttern  die  gezähmten  über  den  sommer,  damit 
sie  sie  wieder  bereit  haben. 

Allerdings,  doch  ich  will  mir  nicht  solche  mühe  geben, 
denn  ich  verstehe  andere,  nicht  nur  einen,  sondern  mehrere, 
zu  fangen. 

Eine  anzahl  von  falknem  waren  an  den  angelsächsischen 
höfen  beständig  angestellt  und  beschäftigten  sich  wohl  mit 


DIB  VERONÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  491 

nichts  anderem  als  der  zucht  und  abrichtung  ihrer  vögel.  Sie 
werden  immer  getrennt  von  den  Jägern  erwähnt.  Ich  erinnere 
an  die  auf  seite  488  erwähnten  Schenkungen,  wo  weder  denen, 
die  adler  oder  falken  tragen,  noch  solchen,  die  pferde  fuhren, 
gestattet  ist,  klösterliches  gebiet  zu  betreten.  Asser  berichtet 
von  könig  Alfred,  er  habe  seinen  goldschmieden,  handwerkem, 
falknern  (und  zwar  scheidet  er  ebenfalls  die  falconarii  und 
accipitrarii  von  einander)  und  Jägern,  die  die  meute  führen, 
Unterricht  erteilt :    ')  aurifices  et  artifices  suos  omnes,  et  falco- 

narios,  et  accipitrarios,  canicularios  quoque  docere 

Die  Chronik  von  John  of  Brompton  erzählt,  dafs  ein  Däne 
von  königlicher  herkunft  eines  tages  bei  der  jagd  auf  wasser- 
vögel  vom  Sturm  bis  an  die  küste  von  Norfolk  verschlagen 
worden  sei.  Dort  erfährt  könig  Edmund,  dafs  der  fremd- 
ling mit  dem  falken  ein  tüchtiger  jäger  ist  und  nimmt  ihn  in 
seine  dienste.  Ein  früherer  jäger,  der  sich  der  königlichen 
gunst  erfreute  und  sich  nun  durch  den  neuen  geschickteren 
jäger  in  den  schatten  gestellt  sieht,  plant  den  tod  des  unbe- 
quemen gefährten. 

2)  Erat  in  regno  Danorum  vir  quidam  de  regia  stirpe 
genitus  nomine  Lothebrocus,  qui  duos  filios  Juguar  et  Hubba 
progenuerat  ex  uxore,  qui  die  quadam  cum  accipitre  solus 
brevem  naviculam  ingressus,  ut  in  insulis  maris  et  teiris 
vicinis  anates  et  aviculas  alias  aucuparet;  subita  tandem 
tempestate  suborta,  inter  maris  latitudinem  raptus,  diebusque 
aliquot  huc  illuc  dejectus,  graviter  vexabatur.  Tandem  plu- 
rima  maris  pericula  perpessus,  projectus  est  in  provincia 
orientalium  Anglorum  quae  Northfolch  ab  incolis  dicitur, 
apud  Redham  villam  'applicuit  Solus  cum  accipitre  inventus 
regi  Edmundo  praesentatur,  et  ab  ipso  propter  elegantissimam 
corporis  forniam  cum  honore  receptus,  in  curia  ejus  remansit, 
regique  casum  suum  exposuit,  atque  arte  venatoriae  cum 
Berno  regis  venatore  indulsit :  erat  enim  tam  in  aucupatione 
(luam  venatorio  exercitio  graciosus,  unde  in  avibus  simul  ac 
bestiis  capiendis  pro  voto  sibi  omnia  succedebant. 

Ein  ähnliches  beispiel  erzählt  Gottfried  von  Monmouth  aus 
der  fabelhaften  Vorgeschichte  Britanniens.    Brennius,  der  bruder 

')  Monum.  Hist.  Brit.,  p.  486. 

=*)  John  of  Brompton  in  Eist.  Br.  Script.  Decem,  bd.  I,  p.  804. 


492 


WILHELM  PKANT'LES, 


des  kftiiigs  Belinus  wird  von  Britannieu  vertrieben  nnd  kommt 
nacli  Gallien,  wo  ihm  seine  körperliche  Schönheit  und  seine 
gewandlheit  im  jagtn  syinpathieen  erwerben. 

I)  Erat  enim  pnlclier  aspectu,  procera  et  gracilia  niembra  I 
habens,  venationem  atque  uucupatum  ut  decebat  edoctus. 
Dafs  zur  flugjagd  besonderes  geschick  erforderlich  war, 
bezeugen  auch  'der  menschen  gaben': 

')  Sum  bift  fugelbona, 
hafeces  cräftig. 

Mancher  ist  ein  Vogelsteller, 
mit  dem  falken  geschickt. 
Die  kunst,  raubviSgel  richtig  zu  behandeln  und  abzurichlen,  | 
muXste,  sobald  die  falkenjagd  allgemein  zu  ehren  kam,  das 
Studium  der  vornehmen  und  reichen  sein,  und  es  mochten  wohl 
in  allen  höfischen  kreisen  theorien  und  mafsregeln  zur  genüge 
bekannt  sein,   als  Friedrich  Barbarossa  sein  ,Liber  de  arte   , 
venandi  cum  avibus'   schrieb.     Das  buch   erschien  1596   im  I 
druck,  mit  einer  abhandlnng  gleichen  iuhalts  von  Albertus 
Ma^us:  De  falconibus,  astoribus  et  accipitribus. 

Die  falken  scheinen  nicht  überall  gleich  tüchtig  für  die  j 
jagd  gewesen  zu  sein.  König  Aethelberht  II.  ersucht  den  heil.  ' 
Büuifacius  ihm  zwei  falken  zu  schicken,  die  sich  für  die  krauich-  j 
jagd  eignen,  denn  die  einheimischen  taugen  nichts  dazu.  Sie  , 
seien  weder  gelehrig,  noch  kriegerisch  genug. 

'')His  itaque  breviter  summarimque  praelibatis,  unam 
rem  praeterea  a  vobis  desidero  mihi  exhibeii,  quam  vobia  : 
valde  difficUe  esse,  juxta  quod  mihi  indicatum  est,  nullatenus  ' 
reor;  hoc  est  duos  falcoues,  quorum  ars  et  artis  auditia  sit: 
grues  velle  libenter  captando  anipere  et  arripiendo  conster- 
nere  solo.  Ob  haue  etenim  causam  de  harum  adquisitione  et 
transmittendarum  ad  nos  avium  vos  rogamus,  quia  videlicet 
perpauci  huius  generis  accipitres  in  nostris  regionibus,  hoc 
est  in  Cantia,  repperiuntur,  qui  tarn  bonos  producant  foetus 
et  ad  supradictam  artem  animo  agiles  ac  bellicosi  educaDtnr 
et  edomantur  ac  doceantnr. 


')  Gottfried  T.  Monmouth,  Lib.  m,  §  6,  p.  43. 

»)  Grein,  Poesie,  bd.  I,  200,  v.  80  ff. 

')  Bibliotlieca  Eenim  GermBiiic,  bd.  m,  p.  256.    Ep.  103. 


DIE  VER0NÜG13MGEN  DER  ANGELSACHSEN.  493 

Aus  einem  andern  briefe  erfahren  wir,  dafs  Bonifacius 
dem  könig  der  Mercier  unter  andern  geschenken  einen  adler 
und  zwei  falken  geschickt  habe: 

•)Interea  pro  signo  veri  amoris  et  devote  amicitiae  di- 
reximus  tibi  accipitrem  unum  et  duo  valcones,  duo  scuta  et 
duas  lances. 

König  Athelstan  verlangte  von  den  bewohnem  von  North- 
wales  nebst  andern  tributen  auch  eine  jährliche  abgäbe  an 
jagdvögeln : 

2) . . .  volucres  quae  aliarum  avium  praedam  per  inane 
venari  nossent. 

Ich  habe  in  einem  frühem  abschnitt  über  die  angelsäch- 
sischen Sänger  das  ansprechende  rätsei  vom  habicht  und  den 
tumierpreis  in  dem  franz.  versroman :  *  Le  chatelain  de  Coucy ' 
besprochen.  Der  falke  wui'de  in  spät  angelsächsischer  zeit  ein 
attribut  hoher  abstammung.  So  zeigt  das  grofse  Siegel  Eduards 
des  Bekenners  3)  den  könig  mit  einem  stab,  auf  dem  ein  falke 
sitzt,  in  der  einen  band,  während  er  in  der  andern  band  sein 
Schwert  hält.  Ähnlich  ist  das  Siegel  Heinrich's  I.  und  Hein- 
rich's  II.*)  Jeder  hat  einen  falken  auf  seinem  regal,  ferner 
finden  wir  könig  Harold  auf  der  bekannten  Tapisserie  de 
Bayeux  *)  fünfmal  mit  einem  falken.    In  der  ersten  darstellung 


*)  Bibliotheca  K^rum  Germanic,  bd.  III,  p.  213.    Ep.  74. 

»)  William  of  Malmesbury,  Gesta  Regum,  bd.  I,  p.  148. 

*)  J.  Strutt:  Dresses  and  Habits  of  the  people  of  England,  bd.  I,  PI. 

xxvn. 

*)  ib.  bd.  I,  Fl.  XXXV. 

^)  A.  Marignan  kommt  in  seiner  kritisch "krcheologischen  Studie:  La 
Tapisserie  de  Bayeux,  Paris  1902,  zum  Schlüsse,  dafs  die  entstehung  dieses 
wandteppich's  nicht  in  die  zeit  der  köuigin  Mathilde,  der  gemahlin  Wilhelms 
des  Eroberers,  fallen  könne,  sondern  ein  volles  Jahrhundert  später  augesetzt 
werden  müsse,  also  ins  letzte  drittel  des  12.  jabrh.  Für  die  argumente, 
die  für  mich  ganz  überzeugend  sind,  verweise  ich  auf  die  vorzügliche  arbeit 
des  franz.  gelehrten.  Der  Engländer  Fowke  führt  in  seinem  buche  'The 
Bayeux  Tapestry',  London  1892,  zwei  hauptargumente  für  eine  frühe  ent- 
stehung ins  feld.  Fürs  erste  trägt  der  falke  hier  noch  nicht  die  kappe, 
die  gegen  1200  gebräuchlich  wird,  femer  hat  sein  träger  auch  nicht  den 
dicken  handschuh,  der  später  allgemein  verbreitet  ist.  Mau  darf  wohl  diesen 
beweis^ündeu  keine  allzu  grofse  bedeutung  beimessen,  sondern  muls  die 
unbeholfenheit  des  Zeichners  in  anschlag  bringen. 


494  WILHELM  PPANDLER, 

'  Harold  Dux  Anglorura  et  sui  Milites  equitant  ad  Bosham '  ist 
Harold  offenbar  auf  einer  jagd  begriffen ;  darauf  deutet  aufser 
den  fünf  Jagdhunden  auch  die  raschere  gangart  der  pferde. 
Wenn  der  könig  aber  später  sogar  mit  dem  falken  auf  der 
band  in  das  schiff  steigt,  so  sehe  ich  darin  die  absieht  des 
Zeichners,  ihn  von  seinen  begleitem  zu  unterscheiden,  was 
sonst  fast  eine  Unmöglichkeit  wäre.  Der  falke  ist  überdies 
ungewöhnlich  gi'ofs  dargestellt  und  auch  darin  mag  die  ab- 
sieht vorliegen,  seine  königliche  hoheit  anzudeuten.  Während 
die  Tapisserie  de  Bayeux  nicht  in  angelsächsische  zeit  zurück- 
reicht und  vermutlich  auf  dem  festlande  gewirkt  worden  ist, 
besitzen  wir  verschiedene  angelsächsische  miniaturen,  die  uns 
über  die  vogeljagd  aufschlufs  geben. 

In  einem  MS.  aus  dem  9.  oder  10.  jahrh.')  finden  wir 
einen  angelsächsischen  edelmann  und  seinen  falkner  am  rande 
eines  flusses.  Jeder  der  beiden  Jäger  trägt  einen  falken  auf 
der  rechten  band.  Im  flusse  schwimmen  drei  enten,  auf  dem 
jenseitigen  ufer  ist  eine  gans  und  ein  vogel  von  form  und 
gröfse  eines  straufses.  Der  Zeichner,  der  sich  aus  der  dispro- 
portion  nicht  viel  machte,  wollte  vielleicht  einen  reiher  oder 
einen  kranich  darstellen. 

Eine  ganz  ähnliche  gruppe  bietet  ein  etwas  jüngeres  MS.  ^) 
Drei  personen  (zwei  frauen  und  ein  mann)  sind  zu  pferde  auf 
der  falkenjagd.  Der  falkner  geht  vor  ihnen  her  und  will  das 
wasserwild  durch  rufe  und  indem  er  mit  einem  stock  ins  wasser 
schlägt,  zum  auffliegen  bringen.  Im  gleichen  augenblick  fliegen 
drei  enten  auf,  der  falke  hat  sich  bereits  in  eine  festgekrallt 
und  pickt  mit  seinem  schnabel  auf  den  köpf  des  Opfers  los. 

Die  falkenjagd  scheint  besonders  an  der  küste  oder  an 
fluTsläufen  betrieben  worden  zu  sein,  denn  sowohl  Lothobrocus, 
als  auch  die  Jäger  auf  den  soeben  erwähnten  miniaturen 
treiben  wasserwild  auf.  In  der  sumpfigen  gegend  von  Ely 
war  derartiger  reichtum  an  fischen  und  wasser  vögeln ,  daü 
für  einen  ass  fünf  mann  ihren  hunger  vom  einen  oder  andern 
gericht  stillen  konnten. 


^)  Cotton  MS.  Tib.  C.  VI  reproduziert  in:  Stmtt,  Sports  and  Pastimfis, 
p.  29. 

>)  Cotton  MS.  Julius  A.  VI  reproduziert  in :  Strutt,  Sports  and  PastimeB, 
p.  29  ff. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  49S 

i)Heli  stagnensiura  insularum  maxima,  ab  angiiillanm 

copia    ita   dicta Nee  minor  aquaticomm  Tola<nx]ii 

vilitas;  ut  pro  uno  asse  de  utroque  cibo  quinqne  hoiiiiDe^ 
et  eo  amplius  non  solum  famem  pellant,  sed  etiam  satie- 
tatem  expleant. 

Die  Jagdbeute  bestand  nach  M.  Heine')  hanptsächlich  ib 
wilden  schwanen  (ylfettu),  weifsen  und  grauen  gänsen  (hwite 
gös  and  graeg  gos)  und  storchen  (storc).  Weniger  jagdv<>g€rl 
waren  der  kranich  (cornuc)  und  der  reiher  (hr^Lgra). 

Von  den  geflügelten  jägem  sind  bereits  drei  arten.  Acci- 
piter,  Astur  und  Falco  erwähnt  worden.  Es  ist  anzunehmen. 
dafs  an  angelsächsischen  höfen  noch  weitere  raubvögel  zur 
jagd  abgerichtet  wurden,  die  aber  wegen  ihrer  geringeren 
tüchtigkeit  keine  erwähnung  fanden.  Die  späteren  bücher 
über  falkenjagd  erwähnen  gegen  20  mehr  oder  weniger  ver- 
schiedene arten,  die  zur  jagd  verwendet  wurden.  Die  be- 
treffenden bücher  stellen  überdies  eine  jagdordnung  auf:  Je 
nach  der  sozialen  Stellung  der  Jäger  richtet  sich  auch  das 
jagdtier,  dessen  sie  sich  bedienen  sollen.  Ich  gebe  zur 
Orientierung  die  Zusammenstellung  Strutt's,  glaube  indessen 
nicht,  dafs  solche  Vorschriften  je  gesetzliche  geltung  hatten 
oder  überhaupt  strenge  eingehalten  wurden. 

^)  The  eagle,  the  vulture  and  the  merloun  for  an  emperor. 
The  gerfaulcon  and  the  tercel  of  the  gerfaulcon  for  a  king. 
The  faulcon  gentle  and  the  tercel  gentle  for  a  prince. 
The  faulcon  of  the  rock  for  a  duke. 
The  faulcon  peregrine  for  an  earl. 
The  bastard  for  a  baron. 
The  sacre  and  the  sacret  for  a  knight 
The  lauere  and  the  laueret  for  an  esquire. 
The  marlyon  for  a  lady. 
The  hobby  for  a  young  man. 
The  goshawk  for  a  yeoman. 
The  tercel  for  a  poor  man. 
The  sparrow-hawk  for  a  priest. 


^)  Qesta  Pontificum  Wilhelm!  Malmesbiriensis,  p.  322. 

*)  M.  Heine :  Fünf  Bücher  deutscher  HaoBaltertümer,  bd.  n. 

*)  J.  Strutt:  Sports  and  Pastimes,  p.  37. 


496  WILHELM  PFANDLEB, 

The  musket  for  a  holy  water  clerk 
The  kesterel  for  a  knave  or  a  servant. 

Natürlich  rückte  man  der  gefiederten  weit  noch  mit  andern 
mittein  zu  leibe.  Wir  haben  bereits  gehört,  dafs  der  vogel- 
steiler mit  leimruten,  netzen  und  schlingen  zu  werke  geht, 
überdies  zeigen  die  miniaturen  in  angelsächsischen  hand- 
Schriften,  dafs  man  sie  oft  mit  dem  bogen  oder  mit  der  Schleuder 
erlegte.  So  sehen  wir  z.  b.  in  einem  MS.  aus  dem  VIII.  jahrh. ») 
eine  Illustration  zu  Ismaels  Vertreibung  aus  dem  hause  Abrahams: 
Der  Jüngling  ist  im  begriff  einen  pfeil  in  die  luft  zu  senden. 
Im  gürtel  trägt  er  bereits  vier  vögel  von  der  gröfse  von 
wachtein.  Im  gleichen  manuskript  sehen  wir  einen  Jäger,  der 
einen  stein  nach  einem  vogel  geschleudert  hat.  —  Damit  ist 
der  Übergang  gemacht  zur  gewöhnlichen  jagd  mit  speer  und 
bogen,  wie  sie  seit  den  ältesten  zeiten  von  allen  naturvölkem 
betrieben  wurde. 

b)  Die  jagd  auf  Säugetiere. 

Auch  hier  gibt  uns  das  CoUoquium  Aelfrici  äufserst  wert- 
volle auskunft.  Der  schüler  Aelfric's  steht  im  dienste  des 
königs;  er  ist  *cincges  hunta'.  Mit  netzen  und  mit  hülfe 
schneller  hunde  stellt  er  rehen,  hirschen,  ebern  und  bisweilen 
auch  den  hasen  nach.  Tags  zuvor  hat  er  zwei  hirsche  und 
einen  eher  erlegt.  Die  eberjagd  besonders  stellt  sein  geschick 
und  seine  furchtlosigkeit  auf  die  probe. 

2) Magister:  Canst  pü  aenig  ping? 

Venator:   Aenne  cräft  ic  cann. 

M.   Hwylcne? 

V.    Hunta  ic  eom. 

M.   Hwäs? 

V.    Cincges. 

M.   Hü  begaest  pü  cräft  pinne? 

V.  Ic  brede  me  max  and  sette  hig  on  stöwe  gehäppre, 
and  getihte  hundas  mine,  J>ät  wildeör  hig  6hton,  op  J?ät  pe 
hig  cuman  to  päm  nettan  unf orsceäwodlice ,  J'ät  hig  8w& 
b^ou  begrynode,  and  ic  ofsleah  hig  on  ]>&m  maxum. 


1)  J.  Stratt,  Sports  and  Pastimes  p.  49  [Cotton  MS.  Claudiiu  B IV]. 
*)  Leo,  Sprachproben,  p.  8  ff. 


DIE  VERGNÜGUNGSK  DER  AKaELSACHSEK.  40? 

M.  Ne  canst  ]>ü  huntian  büton  mid  nettom? 

V.    Ge4,  büton  nettum  huntian  ic  mag. 

M.   Hü? 

V.    Mid  swiftum  hundum  ic  betaece  wildeör. 

M.   Hwylce  wildeör  swiöost  gefehst  \>\\? 

V.  Ic  gefeö  heortas  and  bäras  and  rann  and  raegan 
and  hwilon  haran. 

M.   Waere  pü  tö  däg  on  huntnoöe? 

V.  Ic  näs,  forpäm  sunnan-däg  ys,  ac  gyrstan-däg  ic 
was  on  huntunge. 

M.   Hwät  gelähtest  pxi? 

V.    Tw6gen  heortas  and  aenne  bär. 

M.   Hü  gef6nge  I>ü  hig? 

V.    Heortas  ic  gefenge  on  nettum  and  bär  ic  ofslöh. 

M.   Hü  waere  I>ü  dyrstig  ofstikian  bdr? 

V.  Hundas  bedrifon  hine  t6  m6  and  ic,  }?aer  tögeanes 
standende,  faerlice  ofstikode  hyne. 

M.   Swipe  }?r^ste  I>ü  waere  \>L 

V.  Ne  sceal  hunta  forhtfull  wesan,  forJ?4m  mislice 
wildeör  wunia}?  on  wudum. 

M.   Hwät  d6st  J>ü  be  J>inre  huntunge? 

V.  Ic  sylle  cyncge  swä  hwät  swä  ic  gefö,  forJ>äm  ic 
eom  hunta  hys. 

M.   Hwät  syl}>  h6  )>6? 

V.  H6  scryt  m6  wel  and  f6tt,  and  hwilon  h6  sylj?  me 
hors  o\>pe  beäh,  pät  pk  lustlicor  cräft  minne  begancge. 

M.  Kannst  du  etwas? 

V.   Ich  verstehe  einen  beruf. 

M.  Welchen? 

V.   Ich  bin  Jäger. 

M.  Wessen? 

V.   Des  königs. 

M.   Wie  übst  du  deinen  beruf  aus? 

y.  Ich  breite  meine  netze  aus  und  stelle  sie  an  einen 
passenden  ort  und  treibe  meine  hunde  an,  dafs  sie  das  wild 
verfolgen ,  bis  es  unvermutet  zu  den  netzen  kommt,  dafs  es 
sich  darin  verwickelt,  und  ich  schlage  sie  in  den  netzen  tot. 

M.   Kannst  du  nicht  anders  als  mit  netzen  jagen. 

y.   Ja,  ich  kann  ohne  netze  jagen. 

▲nslU.  N.  j.  xvu.  83 


498  WILHELM  PFAND  LER, 

M.  Wie? 

V.    Ich  verfolge  das  wild  mit  schnellen  banden. 

M.   Was  für  tiere  erlegst  du  hauptsächlich? 

V.   Ich  erlege  hirsche  und  eher  und  rehböcke  und  reh- 
gaifsen  und  bisweilen  hasen. 

M.   Warst  du  heute  auf  der  jagi 

V.   Nein,  denn  es  ist  sonntag;  aber  gestern  war  ich 
auf  der  jagd. 

M.   Was  hast  du  erlegt? 

V.   Zwei  hirsche  und  einen  eher. 

M.  Wie  fingst  du  sie? 

V.    Ich  fing  die  hirsche  in  netzen  und  erstach  den  aber. 

M.   Wie  wagtest  du  es  den  eher  zu  erstechen? 

y.  Die  hunde  trieben  ihn  zu  mir,  und  ich  erstach  ihn 
sogleich  ihm  den  weg  versperrend. 

M.   Du  warst  also  sehr  mutig? 

V.  Der  Jäger  darf  nicht  furchtsam  sein,  denn  es  wohnen 
verschiedene  wilde  tiere  in  den  wäldem. 

M.  Was  tust  du  mit  deiner  beute? 

V.  Ich  gebe  dem  könig,  was  ich  fange,  dafür  bin  ich 
sein  Jäger. 

M.   Was  gibt  er  dir? 

y.  Er  kleidet  und  nährt  mich  gut,  und  hie  und  da 
gibt  er  mir  ein  pferd  oder  einen  ring,  damit  ich  meinen 
beruf  um  so  eifriger  ausübe. 

Die  gewöhnliche  Jagdbeute  bestand,  wie  wir  gehört  haben, 
in  hirschen,  ebern  und  rehen,  die  wir  auch  anderswo  bezeugt 
finden.  So  berichtet  John  of  Brompton,  könig  Ella  von 
Northumbrien  sei  gerade  auf  der  jagd  gewesen,  als  er  durch 
den  einfall  der  Dänen  am  Waidwerk  gestört  wurda  Er  habe 
an  jenem  tage  vier  rehgaifsen  und  sechs  rehböcke  erlegt: 

^)Contigit  autem,  quod  iste  rex  Ella  causa  venandi 
quodam  die  ad  silvam  accessit;  ubi  ipse  post  venationem 
captam,  sicut  sedebat  in  prandio,  dixit:  Bene  expedivimos 
hodie  quod  quatuor  damas  et  sex  hinnulos  ceperimus. 

Der  hirsch jagd  ist  bereits  auf  s.  479  gedacht  worden : 


')  John  of  Brompton,  in  Hist.  Angl.  Script.  Decem,  bd.  I,  p.  808. 


.^'. 


Die  vebonüoungek  der  anoelsachsek.  490 

*)Et  ecce  ex  multimodo  corniculantium  strepitu  canum- 
que  latratu,  multi  cervorum  levem  fugam  inierunt  etc. 

Aus  einer  stelle  von  Geffrei  Gaimars  'Estoire  des  Engles' 
möclite  man  schliefsen,  dafs  Devonshire  ein  besonders  günstiges 
gebiet  für  die  jagd  auf  hirsclie  war. 

2)  Li  reis  Edgar  se  purpensat 
Ken  Defnescliire  sen  irrat 
Pur  cerfs  chascer  dist  kil  i  irrat: 
Meis  en  son  quer  tut  el  aueit. 

Die  in  der  deutschen  literatur  so  beliebten  liirschlegenden 
scheinen  in  der  angelsächsischen  ihre  Vorgänger  gehabt  zu 
haben.  In  den  'Historical  fragments  of  the  Monastery  of 
St.  Mildred  in  Thanet'  wird  der  prinzessin  Eafe  das  recht 
eingeräumt,  für  ihre  brüder  Ael>elred  und  Ae)?elbriht  ein 
wergeld  zu  verlangen.  Sie  will  so  viel  land  beanspruchen, 
als  ihre  hirschkuh  umläuft. 

3)  And  hit  öä  swä  gelamp  |>ä  se  cyning  and  hi6  domne 
Eafe  aerest  )>  land  geceäs  •  and  hi  ofer  p&  e&  cömon  p& 
cwäö  se  cyning  tö  hire :  hwylcne  dael  J?äs  landes  hiö  onfön 
wolde  hyre  bröönim  to  wergilde.  Hiö  him  öä  andsworode  • 
and  cwäö  J>  hiö  his  nä  märan  ne  gymde  J^onne  hire  bind 
litan  ymbe  yrnan  wolde  •  p  hire  ealne  weg  beforan  am 
öonne  hiö  on  räde  was. 

Und  es  geschah  da,  als  der  könig  und  dame  Eafe  zum 
ersten  mal  das  land  auswählten  und  sie  über  den  flufs  kamen, 
dafs  der  könig  zu  ihr  sagte,  welchen  teil  des  landes  sie  als 
wergeld  für  ihre  brüder  empfangen  wolle.  Sie  antwortete  ihm 
da  und  sagte,  sie  wünsche  von  seinem  gut  nicht  mehr,  als  ihre 
hii'schkuh  umlaufen  würde,  die  ihr  beständig  auf  der  strafse 
voranging,  wenn  sie  ausritt. 

Aus  zuverlässiger  quelle  erfahren  wir,  dafs  die  gegend 
von  Durham  sehr  wildreich  gewesen  sei. 

*)And  öaer  gewexen  is  wuda  f ästern  micel; 
wuniaö  in  öem  wycum  wilda  deör  monige 
in  deöpum  dalum  deöra  ungerim. 

>)  Memorials  of  St  Dmistan,  p.  23  fif. 

*)  Gaimar :  Estoire  des  Engles  V.  3769  ff.,  bd.  I,  p.  158. 

')  Saxon  Leechdoms  etc.,  bd.  in,  p.  426. 

*)  Grein,  Poesie  (II.  aufläge),  bd.  I,  p.  391. 

83* 


500  WILHELM  PFÄNDLER, 

Und  dort  ist  ein  gi*o£ses  waldesdickicht  gewachsen; 
es  wohnen  an  diesem  orte  viele  wilde  tiere, 
in  tiefen  tälern  eine  unzahl  von  tieren. 

In  der  zeit  der  not,  wenn  die  lebensmittel  spärlich  waren, 
oder  ganz  fehlten,  war  die  jagd  eine  hauptnahrungsquelle.  So 
berichtet  uns  Gottfried  von  Monmouth,  die  Uneinigkeit  im 
lande  habe  bald  eine  teuerung  herbeigeführt;  es  sei  mangel 
an  nahrung  gewesen  und  die  jagd  habe  der  bevölkerung  noch 
zu  grofsem  tröste  gereicht. 

^Accessit  etiam  aliud  infortimium:  quia  fames  dira  ac 
famosissima  insipienti  populo  adhaesit,  ita  ut  totius  cibi 
sustentaculo  quaeque  vacuaretur  provincia,  excepto  vena- 
toriae  artis  solatio. 

Eine  angelsächsische  kalenderregel  rät  jeweilen  in  der 
15.  nacht  nach  neumond  zu  iischen;  auch  sei  sie  besonders 
günstig  für  die  jagd  auf  hiische  und  Wildschweine: 

2)  On  XV.  nihte  mönan  hys  g6d  tö  fixianne  and  huntom 
heortas  tö  s6canne  and  wilde  swin. 

Des  ebers  und  seiner  gefährlichen  zahne  wird  in  den 
denksprüchen  der  cottonianischen  handschrift  gedacht: 

3)eofor  sceal  on  holte 
töömägenes  trum, 

der  eher  soll  im  gehölze 
[wohnen]  stark  durch  die  gewalt  seines  zahnes  . . . 

Wir  besitzen  ferner  eine  bildliche  darstellung  einer  eber- 
jagd  in  einem  manuskript  des  IX.  Jahrhunderts.  *)  Ein  adeliger 
verfolgt  fünf  Wildschweine.  In  der  rechten  hand  trägt  er 
einen  speer,  die  linke  hand  hat  er  ans  schwert  gelegt  Hinter 
ihm  kommt  ein  Jäger,  der  ins  hom  bläst  und  ebenfalls  mit 
einem  speer  bewaffnet  ist.  Erst  zu  hinterst  folgen  zwei 
Jagdhunde. 

Weniger  des  nutzens  wegen,  als  um  eine  direkte  gefahr 
für  tiere  und  menschen  zu  beseitigen,  wurden  die  wölfe  gejagt, 


0  Histor.  Briton.  Galfr.  Monum.,  Lib.  XV,  §  XV,  p.  175. 

•)  Saxou  Leechdoms,  bd.  EI,  p.  180. 

»)  Grein,  Poesie,  bd.  U,  p.  346,  v.  18  flf. 

*)  Stnitt,  Sports  and  Fast.,  p.  5.   [Cotton  MS.  Tib.  VL] 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  501 

die  besonders  im  westen  Englands  in  grofser  zahl  auftraten. 
Der  Schafhirt  in  Aelfric's  CoUoquium  belehrt  uns,  dafs  die 
Wölfe  gefährliche  feinde  für  seine  herde  seien. 

^M.  Hwät  segst  J>u,  sceäpherde?  Häfst  \>n  aenig 
gedeorf  ? 

Opilio:  Geä,  leof,  ic  häbbe;  on  förewerdne  morgen  ic 
drife  sceäp  mine  to  heora  lease  and  stände  ofer  hig,  on 
haete  and  on  cyle  mid  hundum,  J>6  las  wulfas  forswelgen 
hig  etc. 

M.  Was  sagst  du,  Schafhirt?  Hast  du  irgendwelche 
beschäftigung. 

0.  Ja,  am  morgen  früh  treibe  ich  meine  schafe  auf 
ihre  weiden  und  wache  über  sie  in  hitze  und  kälte  mit 
hunden,  damit  die  wölfe  sie  nicht  fressen  etc. 

Gottfried  von  Monmouth  überliefert,  dafs  der  zügellose 
enkel  des  gründers  Brutus,  könig  Ebraicus,  auf  der  jagd  ein 
Opfer  der  wölfe  geworden  sei. 

*'^)Vigesimo  tandem  regni  sui  anno,  dum  venationem 
exerceret,  secessit  a  sociis  in  quandam  convallem,  ubi  a 
multitudine  rabiosorum  luporum  circumdatus,  miserrime  de- 
voratus  est. 

Im  Westen  besonders  waren  die  wölfe  in  grofsen  scharen 
heimisch,  und  könig  Edgar  wufste  in  der  zweiten  hälfte  des 
10.  jahrh.  energische  abhülfe  zu  scliaffen,  indem  er  statt  des 
üblichen  jahrestributs  300  wolfsfelle  verlangte.  Diese  mafs- 
regel  erwies  sich  als  sehr  erfolgreich,  so  dafs  schon  im  vierten 
jähre  der  tribut  nicht  mehr  abgeliefert  werden  konnte  aus 
mangel  an  Wölfen. 

3)Quomodo  enim  ausus  hominum  praeteriret,  qui  etiam 
omnis  generis  feras  sanguinis  avidas  ex  regno  exterminare 
cogitaret,  Judvaloque  regi  Walensium  edictum  imposuerit 
ut  sibi  quotannis  tributum  trecentorum  luporum  pensitaret; 
quod  cum  tribus  annis  fecisset,  quarto  destitit,  nullum  se 
ulterius  posse  invenire  professus. 


*)  Leo,  Sprachproben,  p.  7. 

*)  Historia  Briten.  Galfr.  Monnm.,  Lib.  U,  §  VI,  p.  43. 

*)  William  of  Malmesburj,  Gesta  Regnm,  p.  177. 


502  WILHELM  PFÄNDLER, 

Bären  waren  wohl  in  angelsächsischer  zeit  schon  ein 
seltenes  jagdwild.  Aufser  den  früher  angeführten  tanzbären, 
von  denen  man  nicht  weifs,  ob  sie  im  lande  selbst  gefangen 
oder  vom  festlande  herübergebracht  wurden,  findet  sich  eine 
blofse  erwähnung  auch  in  den  denksprüchen  der  Cotton-hand- 
schrif  t : 

^Bera  sceal  on  haeöe 
eald  and  egesfull 

Der  bär  soll  auf  der  beide, 
der  alte  und  schreckliche  [wohnen]. 

Interessant  ist,  dafs  der  bär  in  der  altenglischen  Symbolik 
oft  die  rolle  des  teufeis  zu  übernehmen  hat.  Man  erzählt  aus 
dem  leben  des  heiligen  Dunstan,  dafs  ihm  beim  nächtlichen 
gebete  der  böse  in  gestalt  eines  baren  erschienen  sei: 

^)  Quadam  nocte,  dum  adleta  Dei  infra  scepta  claustrorum 
psalmodiis  vigiliisque  constans  immoraretur,  apparuit  ei  Dei 
et  hominum  iniraicus,  hispidus  et  horrens  in  ursina  specie, 
volens  eum  quodammodo  torva  imaginatione  perterrere,  et 
ab  opere  satis  sibi  contrario  dolositatis  industria  aliquatenus 
dissociare. 

Auch  in  gestalt  eines  fuchses  naht  der  Versucher  dem 
heiligen  Dunstan: 

3)  Addidit  quoque  idem  perfidus  draco  more  vipereo  tertio 
reserpere,  probans  si  forte  adhuc  virum  Dei  remissioris  animi 
ad  vincendum  invenisset:  et  tunc  quidem  rex  improba  cordis 
compositione  sese  mutavit  in  turpem  vulpeculam,  ut  vel 
sie  famulum  Dei  cauda  quatienti  varioque  discursu  ab  in- 
tentione  Dei  sui  everteret. 

Dieser  zug  entspricht  ganz  der  mittelalterlichen  auffassung. 
Die  bibel  und  die  bestiarien  trugen  dazu  bei,  dafs  man  im 
fuchs  nicht  nur  den  schlauen  dieb  sah,  der  alles  zu  erwischen 
weifs  und  überall  ungestraft  weg  kommt,  sondern  die  Ver- 
körperung alles  schlechten.  Bekanntlich  stehen  die  späteren 
Versionen  des  Roman  du  Renard  ganz  unter  dem  einflufs  dieser 
klerikalen  auffassung  des  fuchses. 


1)  Denksprüche,  in  Grein,  Poesie,  bd.  ü,  p.  346,  v.  29  ff. 
*)  Memorials  of  St.  Dunstan,  p.  2G. 
»)  ib.  p.  27. 


DIE  VERONÜGÜNGEK  DER  ANGELSACHSEN.  503 

Ein  seltener  gast  war  wohl  der  auerochse.  Wir  finden 
ihn  in  den  zeitgenössischen  Chroniken  nicht  erwähnt,  dagegen 
beschreibt  ein  angelsächsisches  runenlied  den  bekannten  moor- 
gänger,  der  so  tapfer  ist  und  mit  seinen  hörnern  zu  kämpfen 
weifs. 

*)n(ur)  by}>  anmod  and  oferhyrned 
felafrfecne  deor,  feohteö  mid  homum 
maere  morstapa:  J>ät  is  mödig  wuht 
Der  ur  ist  unerschrocken  und  gehörnt, 
ein  sehr  wildes  tier;  er  kämpft  mit  seinen  hörnern, 
der  berühmte  moorgänger;  er  ist  tapfer. 

In  betreff  der  hasen  berichtet  Caesar,  es  sei  den  alten 
britten  nicht  erlaubt  gewesen,  solche  zu  verzehren  (wohl  aus 
religiösen  gründen).  ^)  Leporem  et  gallinam  et  anserem  gustare 
fas  non  putant. 

Diese  Skrupel  fällt  natürlich  später  nicht  mehr  in  betracht; 
der  Jäger  Aelfrics  erlegt  gelegentlich  auch  hasen  und  wenn 
es  von  dem  früher  erwähnten  Dänen  Lothobrocus,  der  an  die 
ostküste  Englands  verschlagen  wurde,  heilst:  5)Nutriebat 
autem  Lothobrocus  leporiarum  quendam,  so  sehe  ich  darin 
eine  besondere  zucht  hunde,  die  für  die  hasen jagd  geeignet 
und  dazu  abgerichtet  war. 

Es  bleibt  mir  noch  einiges  über  die  Jagdhunde  zu  sagen. 
Wir  haben  ein  interessantes  Zeugnis  dafür,  dafs  die  brittischen 
Jagdhunde  schon  zur  zeit  der  Römer  eine  gewisse  berühmtheit 
erlangt  hatten.  Oppianus,  ein  griechischer  dichter  aus  Cilicien, 
der  ca.  40  nach  Christus  seine  Cjuegetica  schrieb,  berichtet 
von  Jagdhunden,  die  die  wilden  stamme  Brittaniens  züchten; 
klein,  mager  und  zottig,  überhaupt  von  unansehnlichem  äufsem, 
seien  sie  doch  kräftig  im  gebifs  und  unerreicht  in  der  schärfe 
ihres  geruchvermögens. 

^yEort  dt  Ti  oxvXdxojv  ytro;:  äXxifwv  lyvtvTfJQwi* 
Jhciov,  (IraQ  lir/dXtji  di^rd^iov  tjijihv    dotörjC' 
TovQ  TQdfftr  dyQta  ffvXa  HQtntvotv  (doXonoTov, 
Ait(\q  tJtixhjÖT^v  0(p(\c  dyaooaiovQ  dvoiifivav. 


>)  Klnge,  Lesebuch  p.  152.    Rnnenlied  t.  4  ff. 
»)  Caesar:  De  BeUo  GaUico,  Lib.  V,  Cap.  XIII. 
»)  cf.  p.  94. 
*)  Monnmenta  Hiit  Brit.  p.  XCIU. 


504  WILHELM  PPÄNDLER, 

Tcor  ifToi  liifbk^oQ  fjsr  ofioitoi^  ovrtöavolöi 
AiyvoiQ  olxtdioici  TQOjre^fjeööi  xvveöOi, 
A'()or,  doccQXOTaTov,  XaoioxQtxov,  Ofjfiaöi  i^cod-tg' 
\iXX^  orrx^ööi  jvodac,  xf:XOQv{>fitrov  aQyaXioiOi' 
Ka\  ihcfiiroli;  xvvodoroiv  dxaxf^trov  logjOQOiOi. 
^IHvbOi  S'avTf:  /idXiöra  jrari^^oxoQ  iöriv  ^iyaöoevc, 
Kai  OTtßii]  jiaraQioXoCy  l:rf:l  xal  yaTar  lovrarv 
"lyrtor  biQiinrai  faya  6t  öoffog,  dXXa  xal  avTt^v 
"JöfW)}'  f/eQhjV  fidZa  orifiTjiHtoO-ai  dvrfirjv. 

Die  bewohner  von  Northwales  hatten  dem  könig  Athelstan 
unter  andern  steuern  auch  eine  jährliche  abgäbe  von  hunden 
zu  entrichten. 

>)Ita  quod  nullus  ante  eum  rex  vel  cogitare  praesmnp- 
serat,  ipse  in  effectum  formavit,  ut  ei  nomine  vectigalis 
annuatim  viginti  libras  auri,  trecentas  argenti,  penderent, 
boves  viginti  quinque  milia  annumerarent,  praeterea  quot 
liberet  canes  qui  odorisequa  nare  spelaea  et  diverticola 
ferarum  deprehenderent 

« 

Was  für  hunde  bei  der  jagd  etwa  in  betracht  kommen 
konnten,  erfahren  wir  aus  einem  zusatz  zu  den  gesetzen  Cnnts, 
der  erst  um  das  jähr  1220  angefügt  worden  ist  Derselbe 
verlangt  folgendes: 

2)Si  quis  canem  qui  custodire  domini  sui  caulas  debet 
et  lupem  abigere,  occiderit,  persolvat  domino  canis  VI  sol. 
Canem  quem  Angli  dicunt  greihund,  qui  nondum  cepit  leporem 
nee  aliam  bestiam  XL  d.  persolvat;  si  vero  doctus  est  et 
cepit  LXXX  d.  reddat.  Canem,  qui  in  pluvia  sine  alicoias 
cura  vigilat,  quem  Angli  dicunt  renhund  XEL  Canis  vero 
qui  vocatur  uealter  et  Angli  dicunt  lanlegeran  X  soL  per- 
solvatur. 

Das  halten  von  hochjagdhunden  ist  eine  fronpflicht  der 
bauern.  Die  ßectitudines  Singularum  Personarum  gebieten, 
dafs  je  zwei  und  zwei  einen  hochjagdhund  füttern.  Zur  Jagd- 
zeit wird  derselbe  dann  wohl  der  meute  des  herm  einverleibt 
worden  sein: 


*)  William  of  Malmesb.,  Gesta  Regnm,  bd.  I,  p.  148. 
')  Liebcrmann,  Gesetze,  p.  367.    Anmerk.  80, 1  b. 


DIE  VERGNÜOÜKGEK  DER  ANGEL8ACH8EK.  505 

0  7  tw6gen  7  tw6gen  (kotesetlan)  fedan  aenne  headorhund. 
Und  je  zwei  und  zwei  bauern  müssen  einen  hochjagd- 
hund  füttern. 

Schliefslich  findet  sich  in  einem  angelsächsischen  manu- 
skript  das  bild  eines  hundehälters  (dogwealh),  der  zwei  Jagd- 
hunde an  der  leine  hält.  *)  Ob  es  greyhounds  oder  renhundas 
sind,  bin  ich  nicht  im  stände  zu  sagen,  doch  ist  nach  obigem 
Zitat  sicher,  dafs  die  beiden  namen  nicht  ein  und  dasselbe 
tier  bedeuten,  wie  Wright  annimmt. 

2.   Der  fischfang. 

Was  ich  von  der  jagd  bemerkt  habe,  gilt  in  erhöhtem 
mafse  auch  für  diesen  abschnitt.  Der  fischfang  war  für  die 
grofse  mehrzahl  derer,  die  ihn  pflegten,  ein  broterwerb  und 
nicht  ein  vergnügen;  als  berufliche  tätigkeit  gehört  sie  nicht 
hierher,  doch  scheint  es  nach  modernen  begriffen  ebenso  ab- 
surd den  fischfang  von  der  sportlichen  betätigung  auszu- 
schliefsen. 

Der  fischreichtum  Britanniens,  nicht  nur  der  küste  nach, 
sondern  im  inlande,  war  seit  ältester  zeit  bekannt  und  Gott- 
fried von  Monmouth  hat  vielleicht  nicht  so  unreclit,  wenn  er 
in  seiner  fabelhaften  genealogie  der  brittischen  könige  neben 
andern  Vorzügen  des  landes  auch  dieser  nahrungsquelle  gedenkt. 

'*)Erat  tunc  nomen  insulae  Albion,  quae  a  nemine,  ex- 
ceptis  paucis  gigantibus,  inhabitabatur,  amoeno  tamen  situ 
locorum  et  copia  piscosorum  fluminum,  nemoribusque  prae- 
electa,  affectum  habitandi  Bruto  sociisque  inferebat. 

Wir  besitzen  aber  auch  Zeugnisse  aus  zuverlässigeren 
quellen.  Vor  allem  weist  William  of  Malmesbury  auf  den 
grofsen  reichtum  an  fischen  und  wasserwild  in  der  gegend  von 
Ely  hin  und  erklärt  den  Ortsnamen  etymologisch  aus  der  menge 
von  aalen,  die  man  dort  finde. 

^)Heli  stagnensium  insularum  maxima,  ab  anguillarum 
copia  ita  dicta,  sicut  Beda  communi  notitiae  consentiens, 

*)  Liebermanii)  Gesetze,  p.  447,  nach  B. 
*)  Wright,  Homes  of  other  days,  p.  82  [Harleian  MS.  no.  603]. 
»)  Gottfried  t.  Monmouth,  Hist.  Briton.,  Lib.  I,  §  XVI,  p.  20. 
*)  William  of  Malmesb.,  Gesta  Pontificom,  p.  322. 


506  WILHELM  PFÄNDLER, 

auctor  est.  Denique  et  illorum  et  omnis  pene  amnicomm 
piscium  generis  tanta  est  copia,  ut  sit  adyenis  miraculo,  in- 
digenis  pro  illorum  ammiratione  ludibrio.  Nee  minor  aquati- 
carum  volucrum  vilitas,  ut  pro  uno  asse  de  utroque  cibo 
quinque  liomines  et  eo  amplius  non  solum  famem  pellant^ 
sed  etiam  satietatem  expleant. 

Eine  ähnliche  erwähnung  findet  sich  auch  in  dem  gedichte 
auf  Durham: 

i)Weor  ymb  eorneö 
ed  yöum  stronge,  and  öörinne  wunaö 
feola  fisca  kyn  on  flöda  gemonge. 

Rund  herum  fliefst  der  Weor, 
ein  gewässer  von  starker  Strömung,  und  darin  halten  sich 
viele  arten  von  fischen  auf  im  gemenge  der  fluten. 

Beda  erzählt  in  seiner  kirchengeschichte,  dafs  der  bischof 
Wilfrith  die  Westsachsen  zur  zeit  einer  grofsen  hungersnot 
fischen  gelehrt  habe,  da  sie  nur  verstanden  haben,  aale  zu 
fangen,  sonst  aber  des  gewerbes  total  unkundig  waren. 

2)Nam  et  antistes  cum  venisset  in  provinciam,  tan- 
tamque  ibi  famis  poenam  videret,  docuit  eos  piscando  victum 
quaerere.  Namque  mare  et  flumina  eorum  piscibus  abunda- 
bant,  sed  piscandi  peritia  genti  nuUa  nisi  ad  anguillas  tantom 
inerat.  Collectis  ergo  undecumque  retibus  anguillaribus, 
[homines  antistitis]  miserunt  in  mare  et  Divina  se  juvante 
gratia  mox  cepere  pisces,  diversi  generis,  trecentos. 

John  of  Brompton  will  wissen,  könig  Alfred  habe  sich 
während  der  zeit  seines  Unglücks  in  den  Wäldern  von  Somerset 
von  jagd  und  fischfang  ernährt.  Vermutlich  ist  auch  das,  wie 
überhaupt  die  geschichte,  dafs  er  sich  je  an  verborgenen  orten 
aufgehalten  habe,  fabel  und  spätere  zutat. 

3)Sub  qua  tempestate  anno  Domini  DCCClxxvij  vero 
regis  Alfredi  quinto,  idem  rex  Alfredus  cum  paucis  per  sil- 
vestria  Somersetensis  plagae  vitam  incertam  et  inquietam 
ducebat,  ut  qui  nihil  unde  viveret  habebat,  nisi  quod  prae- 
dando  et  venando  adquireret,  vel  piscando. 


0  Grein,  Poesie  (2.  aufl.),  p.  391,  v.  3  flf. 

«)  Beda,  Hist.  EccL,  Lib.  IV,  cap.  13. 

')  Eist.  Angl.  Script.  Decem,  bd.  I,  p.  811. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHBEN.  507 

In  der  folge  hören  wir  sodann  noch  von  einem  wunder- 
baren fischzug,  zu  dem  ihm  die  gnade  des  heiligen  Cuthbert 
verholfen,  und  der  bis  in  verschiedene  einzelheiten  an  den 
fischzug  des  Petrus  erinnert,  i) 

Doch  sehen  wir,  ob  wir  nicht  in  den  lateinischen  konver- 
sationsstunden  Aelfrics  —  der  ausdruck  klingt  etwas  modern, 
entspricht  aber  völlig  dem  Charakter  der  sache  —  reichere 
und  bessere  auskunft  erhalten  können.  In  der  tat  hat  Aelfric 
auch  einen  fischer  in  der  schar  seiner  lernbegierigen.  Das 
gespräch  zwischen  ihm  und  dem  schüler  ist  folgendes: 

2)M.   Hwylcne  cräft  canst  J>ü? 

P.    Ic  eom  flscere. 

M.   Hwät  begytst  J?ü  of  }>inum  cräfte? 

P.    Bigleofan  and  scrüd  and  feoh. 

M.   Hü  fehst  J>ü  fixas? 

P.  Ic  astige  min  scyp  and  wyrpe  max  mine  on  eä  and 
angil  ic  wyrpe  and  spyrtan,  and  swä  hwät  swä  hig  gehäftaf 
ic  genime. 

M.   Hwät  gif  hit  unclaene  be6J>  fixas? 

P.  Ic  wyrpe  pk  unclaenan  üt,  and  genime  m6  claenan 
to  mete. 

M.    Hwaer  cypst  J?ü  fixas  J>ine? 

P.    On  ceastre. 

M.   Hwd  bigj>  hi? 

P.  Ceasterwara.  Ic  ne  mag  swä  fela  gefön,  swä  fela 
swä  ic  mag  gesyllan. 

M.   Hwylce  fixas  gefehst  pü? 

P.  Aelas  and  hacodas,  mjTias  and  aelepiitan,  sceotan 
and  lampredan,  and  swä  hwylce  swä  on  wätere  swymmaj> 
sprote. 

M.   For  hwi  ne  fixast  }?ü  on  sae? 

P.  Hwilon  ic  do,  ac  seldon,  torp&m  micel  rewyt  me 
ys  t6  sae. 

M.   Hwät  fehst  J?ü  on  sae? 

P.  Härincgas  and  leaxas,  mere-swj'n  and  styrian,  östran 
and  crabban,  muslan,  pinewinclan,  sae-coccas,  fagc  and  floc 
and  lopystran  and  fela  swylces. 


*)  cf.  Simeon  of  Durham,  bd.  I,  p.  204. 
')  Leo,  Sprachproben,  p.  9  ff. 


508  WILHELM  PFÄNDLBR, 

M.   Wilt  I>ü  fön  sumne  hwäl? 

P.    Nie. 

M.   For  hwi? 

P.  FoT\>'äm  plyhtlic  )>ingc  hit  ys  gefön  hwäl.  Grebeorh- 
licre  ys  m6  faran  t6  eä,  mid  scype  minum,  )>änne  faran  mid 
manegum  scypum,  on  huntunge  hränes. 

M.   For  hwi  swä? 

P.  ForI?äm  leofre  ys  m6  gefon  fisc  p&ae  ic  mag  of- 
sleän,  }>änne  pk  nä  }>ät  dn  m6,  ac  eäc  swylce  mine  gef6ran 
mid  änum  siege  h6  mag  besencan  o]>]>e  gecwylman. 

M.  And  )>eäh,  mänige  gefbp  hwälas,  and  ätbersta)> 
fröcnyssa,  and  micelne  sceat  }>anon  begyta}?. 

P.  Sbp  J?ü  segst,  ac  ic  ne  gej^ristige,  for  mödes  mines 
nytenysse. 

M.   Welchen  beruf  verstehst  du? 

P.    Ich  bin  ein  fischer. 

M.   Was  erhältst  du  durch  deinen  beruf? 

P.    Nahrung,  kleidung  und  geld. 

M.   Wie  fängst  du  fische? 

P.  Ich  besteige  mein  schiff  und  werfe  meine  netze  ins 
wasser  und  werfe  die  angel  und  körbe  und  was  sie  fangen, 
nehme  ich. 

M.   Wenn  es  aber  unreine  fische  sind? 

P.  Ich  werfe  die  unreinen  weg  und  nehme  reine  zur 
speise. 

M.   Wo  verkaufst  du  deine  fische? 

P.    In  der  stadt. 

M.   Wer  kauft  sie? 

P.  Die  Städter.  Ich  kann  nicht  so  viele  fangen,  als 
ich  verkaufen  könnte. 

M.   Welche  fische  fängst  du? 

P.  Aale  und  hechte,  elritzen  und  trüschen,  f ereilen 
und  lampreten,  und  alle  fische  (sprotten),  die  im  flusse 
schwimmen. 

M.  Warum  fischest  du  nicht  im  Meere? 

P.  Bisweilen  tue  ich  es,  aber  selten,  denn  auf  dem 
meere  habe  ich  schwere  niderarbeit. 

M.  Was  fängst  du  im  meere? 

P.    Heringe  und  lachse,  delphine  und  störe,  austem  nnd 


DIB  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  509 

krebse,  miesmuscheln,  strandmondschnecken ,  herzmuscheln, 
schollen  und  flachfische  und  hummer  und  viel  derartiges. 

M.  Pflegst  du  Walfische  zu  fangen? 

P.    Nein. 

M.   Weshalb? 

P.  Weil  es  gefährlich  ist  walfische  zu  fangen.  Es  ist 
sicherer  für  mich  auf  dem  flusse  zu  fischen  mit  meinem 
eigenen  schiff,  als  mit  vielen  schiffen  auf  die  walfischjagd 
zu  fahren. 

M.   Warum  denn? 

P.  Weil  es  mir  lieber  ist  einen  fisch  zu  fangen,  den 
ich  töten  kann,  als  einen,  der  nicht  nur  mich,  sondern  auch 
meine  genossen  mit  einem  einzigen  schlage  versenken  oder 
töten  kann. 

M.  Und  doch  fangen  viele  walfische  und  entgehen  den 
gefahren  und  erwerben  dadurch  grofsen  lohn. 

P.  Du  sprichst  wahr;  doch  wage  ich  es  nicht,  wegen 
der  Zaghaftigkeit  meines  Sinnes. 

Die  schon   mehrmals  erwähnten  kalenderregeln  kennen 
auch  für  den  fischfang  ganz  besonders  günstige  termine. 

>)Se  VII.  nihta  möna  is  göd  on  t6  fixiane. 

Bei  sieben  nachte  altem  monde  ist  es  gut  zu  fischen. 

^)0n  XI.  nihta  eald  m6na  faer  on  swä  hwelce  healfe 
middangeardes  swä  }?ü  wylle,  ne  sceö  }?6  naenig  wiht  n6 
man  n6  diör  and  h6  b;^ö  göd  an  tö  cwellanne  micle  fixas 
on  sae. 

Bei  elf  nachte  altem  monde  geh  in  welche  gegend  der 
erde  du  willst,  weder  mann  noch  tier  wird  dir  schaden  und 
der  mond  ist  günstig,  wenn  man  grofse  fische  töten  will 
auf  dem  meere. 

')  On  XV.  nihte  mönan  hys  göd  tö  fixianne  and  huntum 
heortas  tö  söcanne  and  wilde  swin. 

Bei  fünfzehn  nachte  altem  monde  ist  es  gut  fischen  und 
[der  Zeitpunkt  ist  günstig]  für  Jäger,  hirsche  und  Wild- 
schweine zu  verfolgen. 


^)  Saxon  LeechdomB,  bd.  UI,  p.  178. 
«)  ib.  p.  178. 
»)  ib.  p.  180. 


510  WILHELM  PFÄNDLER, 

Fische  waren  besonders  für  klöster  eine  wichtige  nah- 
rungsquelle  und  der  fischreichtum  eines  landstrichs  wird  in 
den  vergabungsurkunden  an  die  klöster  jeweilen  besonders 
erwähnt.  So  lautet  die  Schenkung  von  Hannigge  durch  könig 
Edwy  folgendermafsen. 

>)  Qua  de  re  ob  amorem  verae  sapientiae,  meo  adoptivo 
parenti  vocabulo  Aelrico  XX  mansas  libenti  animo  concedo, 

,  hoc  praefatum  rus  signaculo  crucis  Christi  corroboro, 

quatenus  cuicumque  heredi,  se  vivendo,  tribuat,  yitaeque 
post  suae  discessionem  ab  huius  caducitate  mundi  donum 
ipsius  finniter  in  aetemum  permaneat,  cum  omnibus  rebus 
pertinentibus,  idest,  campis,  pratis,  pascuis,  piscationibus. 

Im  jähre  968  verschenkt  könig  Edgar  das  gebiet  von 
Bed winde  an  das  klöster  Abingdon: 

^)cum  omnibus  utilitatibus  ad  eam  rite  pertinentibus, 
campis,  silvis,  pratis,  piscuariis  etc. 

Eine  sehr  bedeutende  Schenkung  dieser  art  wurde  im 
X.  jahrh.  durch  könig  Ethelwin  an  das  klöster  Eamsey 
gemacht. 

3)Medietatem  quoque  piscariae  ejusdem  loci  dedit  eo- 
clesiae,  alteram  vero  partem  filiis  suis.  Dedit  etiam  quinqae 
hidas  apud  Walsokne,  et  dimidium  piscariae  suae  quae  eum 
in  Wella  contingebat ;  postea  vero,  terminum  vitae  positurus, 
alteram  medietatem  reliquae  adjiciens  portioni,  totam  simul 
piscariam  Ramesensi  ecclesiae  contulit  cum  mansis  et  toftis 
piscatorum. 

In  den  naturalabgaben  sind  nicht  selten  auch  abgaben  an 
fischen  eingeschlossen.  Das  pachtgesetz  Ines  bestimmt,  dafs 
der  beliehene  dem  grundherrn  für  zehn  hiden  land  unter 
anderm  auch  fünf  lachse  und  hundert  aale  entrichte. 

<)At  tyn  hidum  tö  föstre  tyn  fata  hunies,  öreö  hund 
hläfa,  twelf  ämbra  Wylisces  ealoö,  örittig  hlutres,  tw4  ealda 
ryöeru  oööe  tyn  weöeras  [7  tyn  gees  7  tw6nti  henna  7  t^ 
cysas],  ämber  fulne  buteran,  fif  leaxas,  tw^ntig  pundwaega 
födres  7  hund  teontig  aela. 

^)  Chronicon  Monasterii  de  Abingdon,  bd.  I,  p.  240.  *)  ib.  p.  314. 

')  Chronicon  Abbatiae  Rameseiensis,  p.  53. 
*)  Liebermaun,  Gesetze,  p.  119  ff. 


DIE  VERGNÜGUNOEK  DER  AKGEL8ACH8EN.  511 

Von  10  lüden  [zahle  der  beliehene  dem  grundherrn] 
zum  unterhalt  [als  jahreszins],  10  fässer  honig,  300  brote, 
12  eimer  wälschen  biers,  30  hellen  [bieres],  2  ausgewachsene 
rinder  oder  10  widder,  10  gänse,  20  hennen,  10  käse,  einen 
eimer  voll  butter,  5  lachse,  20  wispel  futter  und  100  aale. 

3.   Gleiten  und  Schlittschuhlaufen. 

Bevor  wir  uns  von  den  Aussen,  sümpfen  und  seen  wieder 
dem  festen  lande  zuwenden,  möchte  ich  noch  kurz  eines  Sportes 
gedenken,  für  den  es  uns  allerdings  an  zeitgenössischen  Zeug- 
nissen fehlt  Erst  Fitzstephen,  ein  mönch  von  Canterbury, 
aus  der  zweiten  hälfte  des  XII.  jahrh.  verweilt  mit  wohl- 
tuender breite  bei  diesem  wintervergnügen  seiner  Londoner 
bevölkerung.  Wir  haben  indes  allen  grund  anzunehmen,  dafs 
der  eissport  in  England  autochthon  war,  oder  dann  schon  in 
früher  zeit  bei  den  häufigen  Wechselbeziehungen  mit  Island 
und  Skandinavien  eingang  fand.  Interessant  ist,  was  unser 
gewährsmann  von  den  Schlittschuhen  zu  berichten  weifs.  Die 
gewandteren  leute  bedienten  sich  tierischer  knochen,  die  sie 
den  f üfsen  anpafsten.  In  der  hand  hielten  sie  einen  Stab  mit 
eiserner  spitze,  mit  welchem  sie  die  gangart  beschleunigen 
oder  verlangsamen  konnten.  So  ausgerüstet  sausten  sie  mit 
der  Schnelligkeit  eines  vogels  über  die  fläche  dahin. 

9  De  ludentibus  super  glaciem. 
Cum  est  congelata  palus  illa  magna  quae  moenia  urbis 
Aquilonalia  alluit,  exeunt  lusum  super  glaciem  densae 
juvenum  turmae.  Hü,  ex  cursu  motu  captato  citatiore, 
distentia  pedum  posita,  magnum  spatium,  latere  altero 
praetenso,  perlabuntur.  Alii  quasi  magnos  lapides  molares 
de  glacie  sedes  sibi  faciunt;  sessorem  unum  trahunt  plurimi 
praecurrentes ,  manibus  se  tenentes.  In  tanta  citatione 
motus  aliquando  pedibus  lapsi  cadunt  omnes  proni.  Sunt 
alii  super  glaciem  ludere  doctiores,  singuli  pedibus  suis  ap- 
tantes,  et  subtalaribus  suis  alügantes,  ossa,  tibias  scUicet 
animalium;  et  palos,  ferro  acuto  supposito,  tenentes  in  ma- 
nibus, quos  aliquando  glaciei  Ulidunt,  tanta  rapacitate  feruntur 
quanta  avis  volans,  vel  pilum  balistae. 


^)  Liber  dutamäram,  p.  13. 


512  WILHELM  PFÄXDLEB, 

4.   Der  reitsport 

Der  angelsäclisische  edelmann  war  ein  gewandter  reiter. 
Beständig  den  einfallen  räuberischer  nachbarn  im  eigenen 
lande  und  vom  festlande  her  ausgesetzt,  mufste  er  notwen- 
diger weise  fest  im  sattel  sitzen  und  sein  tier  tummeln  können. 
Überdies  erfahren  wir  aus  den  Chroniken  und  miniaturen, 
dafs  hirsche  und  rehe,  oft  auch  die  vögel  zu  pferde  gejagt 
wurden  und  scliliefslich  war  eine  grölsere  reise  zu  lande  kaum 
denkbar,  es  sei  denn  zu  pferde.  Der  zucht  guter  reittiere 
mufste  schon  in  früher  zeit  grofse  aufmerksamkeit  gewidmet 
worden  sein,  obschon  ich  keine  speziellen  angaben  über  deren 
eigenschaften  finden  konnte;  ausnahmsweise  wird  ihre  färbe 
und  Schnelligkeit  hervorgehoben. 

Beowulf  erhielt  von  Hroögar  unter  anderen  geschenken 
auch  acht  pferde  mit  vergoldetem  geschirr  und  dem  könig- 
lichen Sattel.  Jedenfalls  entsprach  dem  äufsern  schmuck  auch 
die  qualität  der  tiere. 

»)Heht  pä  eorla  hleö  eahta  medras 
faeted-hleöre  on  flet  teön, 
in  under  eoderas. 

Darauf  hiels  der  könig 
der  rosse  acht  mit  goldbelegten  zäumen 
hin  in  das  innere  der  halle  führen. 

Von  überall  her  kommen  die  vasallen  Hro}?gars  auf  ihren 
apfelschimmeln,  die  heldenarbeit  Beowulfs  zu  schauen. 

2)panon  eft  gewiton  eald-gesiöas 
swylce  geong  manig  of  gomen-w4I?e 
fram  mere  mödge  meärum  ridan 
beornas  on  blancum. 

Von  da  begaben  sich  die  beiden,  alte 
und  junge  viele,  von  der  frohen  reise, 
die  mutigen,  vom  meer  zurück  zu  rosse, 
die  krieger  auf  den  falben. 

Wenn  der  boden  für  den  wettlauf  günstig  ist,  lassen  sie 
die  Zügel  schielsen  und  erproben  die  Schnelligkeit  ihrer  pferda 

3)Hwilum  heaöo-röfe  hleäpan  leton, 
on  geflit  faran  fealwe  mearas. 


1)  Beowulf,  V.  1036  ff.  •)  ib.  v.  854  ff.  »)  ib.  ▼.  866  fl. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  513 

J?aer  him  fold-wegas  fägere  I>(ihton, 
cystum  cüöe; 

Zuweilen  spornten  auch  die  kampfberühmten 
zum  wettlauf  falbe  rosse,  wo  die  strafsen, 
die  weit  als  gut  bekannten,  passend  schienen. 

Es  ist  unverkennbar,  dals  in  solchem  Wetteifer  die  an- 
fange der  später  so  beliebten  pferderennen  gesucht  werden 
müssen.  Ein  jeder  sucht  seine  eigene  geschicklichkeit  und  die 
tüchtigkeit  seines  tieres  im  Wettbewerb  mit  anderen  zu  messen. 
Insofern  sind  auch  die  pferderennen,  wenn  sie  auch  vielleicht 
in  ags.  zeit  nicht  eigentlich  organisierte  anlasse,  sondern  etwas 
rein  zufälliges  waren,  in  England  autochthon.  Überall,  wo 
reitpferde  gehalten  werden,  ruft  der  höhere  oder  geringere 
grad  der  geschicklichkeit  und  kenntnisse  eine  gewisse  riva- 
lität  unter  den  jungem  der  kunst  hervor.  Einen  inter- 
essanten beleg  für  ein  pferderennen  im  kleinen  gibt  uns  Beda : 
Bischof  Wilfrith  ist  mit  Herebald  und  noch  andern  jungen 
leuten  auf  der  reise.  Da  der  boden  flach  ist  und  den  pferden 
behagt,  bitten  die  Jünglinge  den  bischof  um  erlaubnis,  ein 
kleines  Wettrennen  veranstalten  zu  dürfen.  Nur  zögernd 
gibt  Wilfrith  seine  Zustimmung  und  schliefst  Herebald  zum 
vorneherein  von  der  beteiligung  aus;  doch  dieser  ist  bald 
seiner  selbst  nicht  mehr  mächtig,  eilt  den  gefährten  nach 
und  stürzt. 

^)Nam  cum  primaevo  adolescentiae  tempore  in  clero 
illius  degerem,  legendi  quidem  canendique  studiis  traditus 
(sed  non  adhuc  animum  perfecte  a  juvenilibus  cohibens  in- 
lecebris)  contigit  die  quadam  nos  iter  agentes  cum  illo 
devenisse  in  viam  planam  et  amplam  aptamque  cursui 
equorum;  coeperuntque  juvene^  qui  cum  ipso  erant,  maximi 
laici,  postulare  episcopum,  ut  cursu  majore  equos  suos 
invicem  probare  licet.  At  ille  primo  negavit,  otiosum  dicens 
esse  quod  desiderabant ;  sed  ad  ultimum  miütorum  unanima 
intentione  devictus:  Facite,  inquit,  si  vultis,  ita  tamen  ut 
Herebald  ab  illo  se  certamine  funditus  abstineat  etc. 

Auch  in  *  Be  monna  cräftum '  wird  des  geschickten  reiters 
speziell  gedacht: 

^)  Beda,  Hist  Eccles.,  Lib.  V,  cap.  6. 

AnglU.     N.  F.    XYU.  34 


514  WILHELM  PFXnDLBB, 

OSum  biö  tö  horse  hwät 
Mancher  ist  tüchtig  zu  pferde 

und  an  anderer  stelle: 

^)Sum  biö  meäres  gleiw, 
wic-cräfta  wis. 

Mancher  ist  zu  pferde  gewandt 
in  pferdekünsten  erfahren. 

(Ich  übersetze  diese  stelle  mit  Thorpe  durch :  wise  in  equestrian 
arts  und  sehe  darin  nicht  Zauberkünste  zum  heilen  der  pferde, 
wie  Grein  vermutet) 

Wenn  ich  einerseits  annehme,  dafs  der  rennsport  in  Eng- 
land heimisch  gewesen  sei,  so  schliefst  das  nicht  aus,  dafs  er 
gleichzeitig  anderswo,  z.  b.  in  Frankreich,  in  höherer  blute 
stand.  So  vernehmen  wir,  dafs  Hugo  Capet  die  Schwester 
Ethelstan's,  Ethelswitha  zur  frau  begehrte  und  seinem  ge- 
sandten Adulphus  unter  andern  königlichen  geschenken  an 
Ethelstan  auch  rennpferde  mitgab. 

3)Princeps  huiusce  legationis  fuit  Adulfus,  filius  Bälde- 
wini  comitis  Flandriae,  ex  filia  regis  Edwardi  Ethelswitha. 
Is,  cum  in  conventu  procerum  apud  Abbandunam  proci 
postulata  exposuisset,  protulit  munera  sane  amplissima,  et 
quae  cujuslibet  avarissimi  cupiditatem  incunctanter  explerent: 
....  equos  cursores  plurimos,  cum  phaleris,  fulvum,  ut  Maro 
ait,  mandentes  sub  dentibus  aurum  etc. 

5.   Das  schwimmen. 

Die  küstenbewohner  und  Seefahrer  waren  aller  orts  und 
zu  allen  zeiten  mit  dem  elemente.  das  ihre  nährmutter  und 
zum  grofsen  teil  auch  ihr  aufenthaltsort  war,  mehr  oder 
weniger  vertraut.  Daher  ist  es  wohl  zu  erklären,  dafs  z.  b.  in 
*Be  monna  cräftum'  der  fertigkeit  des  schwimmens  nicht  ge- 
dacht ist;  sie  wurde  offenbar  für  etwas  ganz  selbstverstftnd- 
liches  gehalten.  Nur  dann,  wenn  eine  heldenhafte,  übermensch- 
liche anstrengung  mit  dem  schwimmen  verbunden  ist,  nimmt 
der  dichter  anlafs,  dabei  zu  verweilen.    Wir  erfahren  aus  rede 


>)  Grein,  Poesie,  bd.  I,  p.  206,  v.  81. 

")  Grein,  Poesie,  bd.  I,  p.  206,  v.  69  ff. 

^)  William  of  Malmesbury :  Gesta  Begam,  bd.  I,  p.  160. 


DIB  vbrgnOgükgen  deb  angblsachben.  515 

und  gegenrede  Unferhö's  und  Beowulfs,  dafs  letzterer  sieben 
uächte  im  sunde  mit  den  wellen  kämpfte  und  mit  seinem 
freunde  Breca  um  die  wette  schwamm.  Es  liegt  mir  fem, 
die  aussage  Beowulfs  wörtlich  zu  nehmen,  doch  dürfen  wir 
vielleicht  so  weit  gehen,  zu  behaupten,  dafs  die  Angelsachsen 
das  schwimmen  fleifsig  pflegten  und  mitunter  ungewöhnliche 
proben  von  Wagemut  und  stärke  ablegten. 

Hören  wir,  was  Beowulf  auf  die  anschuldigung  Unferhö's, 
er  habe  seinen  freund  Breca  getötet,  antwortet: 

*)Hwät!  }?ü  wom  fela,  wine  min  Unferö, 
beöre  druncen  ymb  Brecan  spraece, 
sägdest  from  his  siöe!    Söö  ic  talige, 
}?ät  ic  mere-strengo  märan  ähte, 
earfeöo  on  yöum,  }?onne  aenig  ööer  man. 
Wit  }?ät  gecwaedon  cniht-wesende 
ond  gebeötedon  (waeron  b6gen  pk  git 
on  geogoö-feöre)  }?ät  wit  on  gär-secg  üt 
aldrum  n^ödon;  ond  l^ät  geäfndon  swä. 
Häfdon  swurd  nacod,  pä  wit  on  sund  re6n, 
heard  on  handa,  wit  unc  wiö  hron-fixas 
werian  }?6hton.    N6  h6  wiht  fram  m6 
fl6d-:föum  feor  fleötan  meahte, 
hi-aöor  on  holme,  nö  ic  fram  him  wolde. 
pä  wit  ätsomne  on  sae  waeron 
fif  nihta  fyrst,  oö  }>ät  unc  flöd  tödrdf, 
wado  weallende,  wedera  cealdost, 
nipende  niht  ond  noröan  wind 
heaöo-grim  andhwearf;  hreö  waeron  yöa. 

Wieviel,  freund  ünferd,  bierestrunken  sprachst  du 
um  Breca  doch,  wieviel  von  seiner  fahrt! 
In  Wahrheit  mehr  ausdauer  zeigte  ich, 
mehr  kraft  im  meer,  als  je  ein  andrer  mann. 
Wir  sagten,  als  wir  Jünglinge  noch  waren, 
gelobten  das  in  jugendlichem  alter, 
dafs  wir  das  leben  wagten  auf  der  see, 
und  taten  so.    Ins  «meer  hinaus  wii*  schwammen, 
das  blofse  schwert,  das  harte,  an  der  band, 
zum  schütze  gegen  wale.    Nicht  vermocht'  er 


»)  Beowulf,  V.  530  flf. 


516  WILHELM  PFÄNDLBR, 

die  wogen  schneller  zu  durchschwimmen,  rascher 
als  ich  die  see;  ich  wollt  ihn  nicht  verlassen. 
So  waren  wir  zusammen  auf  dem  wasser 
fünf  tage  lang,  da  trennte  uns  die  flut^ 
die  hohen  wellen  und  das  kalte  wetter; 
die  nacht  war  finster  und  von  norden  blies  mir 
kampfgrimm  der  wind  entgegen  in  den  aufruhr 
der  wogen. 

Getrennt  von  Breca  kämpft  Beowulf  tapfer  gegen  den 
Sturm.  Sein  scharfes  schwert  befreit  ihn  von  den  Ungetümen 
des  meeres.  Endlich  spülen  ihn  am  siebenten  tage  die  fluten 
an  die  finnische  küste. 

6.   Waffen-  und  turnspiele. 

Obgleich  wir  allen  grund  haben  anzunehmen,  da£s  der 
gebrauch  der  wafEen  in  friedenszeiten  eine  hauptbeschäftigong 
der  jungen  männer  war,  sind  wir  auch  in  diesem  kapitel 
gröfsten  teils  auf  hypothesen  angewiesen.  Wir  nehmen  still- 
schweigend an,  dals  die  verschiedenen  kampfgeräte  wie  wurf- 
spiefs,  Speer,  bogen,  schwert  und  dolch,  vielleicht  sogar  auch 
die  Schleuder,  die  alle  im  kriege  und  auf  der  jagd  gebraucht 
wurden,  in  friedlichen  zeiten,  in  fröhlichem  Wetteifer  geübt 
und  gepflegt  wurden.  Die  belege  dafür  sind  aber  äuüserst 
spärlich  und  unzuverlässig.  Von  der  mitte  des  13.  jahrh.  an  fehlt 
es  nicht  an  Zeugnissen  aller  art  in  wort  und  bild.  Da  erfreut 
sich  besonders  das  quintain  grofser  beliebtheit  Der  eine 
schlägt  mit  seinem  schwert  gegen  einen  baumstrunk,  dem 
man  die  ähnlichkeit  eines  köpf  es  gegeben  hat,  ein  anderer 
stürmt  zu  pferd  mit  der  lanze  gegen  eine  drehbare  Scheibe 
und  sucht  sie  in  der  mitte  zu  treffen,  ein  dritter  macht  den 
gleichen  versuch  in  einem  ruderboote,  wieder  andere  suchen 
auf  der  rennbahn  mit  der  turnierlanze  einen  aufgehängten 
ring  zu  spiefsen.  *) 

Ein  ganz  frühes  zeugnis  für  das  scheibenschiefsen  mit 
dem  bogen  hätten  wir  in  Beowulf,  lielse  nicht  die  betreffende 
stelle  mehr  als  eine  deutung  zu. 


*)  Strutt,  Sports  and  Pastimes,  p.  111  ff. 


DIE  YEBGNÜGUNOEN  DEB  ANGELSACHSEN.  517 

>)Wäs  I>4in  yldestan  unged^felice 
maeges  daedum  moröor-bed  str6d 
syftöan  hyne  Häöcyn  of  horn-bogan, 
his  frei-wine  fläne  geswencte, 
miste  mercelses  ond  his  maeg  ofsc^t, 
brööor  ööerne,  blödigan  gdre: 

Es  ward  dem  ältesten 
durch  seines  bruders  taten  unverdient 
der  tot  bereitet,  als  ihn  Hädcyn  mit 
dem  pfeile  traf,  den  königlichen  herm, 
indem  sein  ziel  er  fehlte;  so  erschofs 
mit  blut'gem  schaft  der  bruder  seinen  bruder. 

Earle  übersetzt  die  fragliche  stelle  mit:  he  missed  his  target; 
Grein  und  Heine  geben  mercels  mit  *zier  wieder,  was  eben 
viel  allgemeiner  ist  und  auch  die  jagd  nicht  ausschliefst; 
Simrock  übersetzt  es  mit  merkziel,  was  schon  eher  auf  eine 
blolse  Übung  hindeuten  würde. 

Die  Schleuder  erfreute  sich  wohl  allgemeiner  beliebtheit. 
Während  die  jagd  zu  pferde  und  mit  der  meute  ein  Privi- 
legium der  reichen  war,  war  die  Schleuder  jedem,  auch  dem 
ärmsten,  zugänglich.  Einen  beweis,  wie  verbreitet  diese  waffe 
gewesen  sein  mufs,  sehe  ich  in  einer  stelle  von  Beda's  Historia 
Ecclesiastica ,  wo  Beda  den  wurf  mit  der  Schleuder  geradezu 
zu  einer  längeneinheit  macht. 

^)  Est  enim  locus  ille  undique  mare  circumdatus,  praeter 
ab  Occidente,  unde  habet  ingressum  amplitudinis  quasi 
jactus  fundae. 

In  einem  manuskript  des  VIII.  jahrh.  sehen  wir  femer 
einen  mann,  der  einen  stein  nach  einem  vogel  wirft,  er  hat 
das  eine  ende  der  Schleuder  freigelassen;  in  andern  fällen  er- 
klärt der  Zeichner,  hat  der  werfende  beide  enden  in  der  band.  ^) 

Eigentliche  toumiere  waren  aller  wahrscheinliclikeit  nach 
nicht  vor  der  eroberung  in  England  bekannt.  Alle  Zeugnisse, 
die  wir  in  den  Chroniken  finden,  sind  spätem  datums  und  be- 
ruhen auf  ausschmückungen  der  Chronisten.    So  läfst  z.  b.  ein 

»)  Beowulf,  V.  2486  ff. 

^)  Historia  ecclesiastica,  Lib.  IV,  Cap.  13. 

»)  Strutt,  Sports  etc.,  p.  72  [MS.  Claudias  B.  IVJ. 


518  WILHELM  FFÄNDLEfiy 

normannischer  Chronist  die  hochzeitsfestlichkeiten  von  könig 
Edward  mit  Edith,  der  tochter  Godwin's  mit  einem  toomier 
be^nen. 

i)Si  est  au  roi  espusee, 

E  reine  curunee; 

Faites  sunt  noces  richement, 

Cum  a  roi  e  reine  apent. 

Asez  i  out  ch^valerie, 

Asez  bachelerie, 

Valetz  de  force  e  juvente 

De  juer  ki  mettent  entente 

Li  uns  de  briser  ses  lances 

Li  autres  de  mener  ces  dances  etc. 

Gottfried  von  Monmouth  läfst  bei  anlafs  von  Artur  s  krö- 
nung  die  ritter  einen  scheinkampf  aufführen.  Wenn  wir  jedoch 
mit  U.Wülker  2)  annehmen,  dafs  dieArtursage  blofse  erfindong 
sei,  so  ist  dem  folgenden  zitat  schon  aus  diesem  gründe  keine 
bedeutung  beizumessen. 

3)Mox   milites    simulacrum   praelii   ciendo,    equestrem 
ludum  componunt. 

Während  ich  sonst  Gottfried's  von  Monmouth  sagenhafte 
zfige  mit  der  nötigen  reserve  anführen  mufste,  glaube  ich  in 
seiner  beschreibung  eines  ringkampfes  einen  echt  germanischen 
zug  sehen  zu  dürfen.  Die  breite  und  ausführlichkeit ,  mit 
welcher  er  den  ganzen  Vorgang  schildert,  läfst  uns  schliefsen, 
dafs  Gottfried  wohl  früher  oft  zeuge  solcher  Zweikämpfe  ge- 
wesen war.  Der  kämpf,  den  er  im  16.  kapitel  des  ersten 
buches  schildert,  ist  reine  erfindung,  niemand  wird  das  gegen- 
teil  behaupten  wollen;  doch  ist  dieses  sich  messen  der  brutalen 
kraft  im  ringen  und  schwingen  etwas  uraltes  und  spezifisch 
germanisches. 

Nachdem  die  eindringenden  Römer  die  eingebomen  riesen 
Britanniens  unter  grofsen  Verlusten  bis  auf  einen  einzigen 
aufgerieben  haben,  soll  der  kämpf  zwischen  dem  Bömer  Co- 
rineus  und  dem  zwölf  eilen  langen  Goemagot  den  streit  zum 
austrag  bringen: 


»)  LiTCs  of  S.  Edward  the  Confessor,  p.  59,  v.  1207  ff. 

*)  cf.  R.  Wülker:  Die  Artiissage  in  der  engl.  Literaturgeschichte. 

^;  Gottfr.  V.  Monmouth :  Hist  Regum  Brit.,  Lib.  IX,  §  XIV. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  519 

^)At  Britones  tandem  undique  confluentes  in  eos  prae- 
yaluerunt :  omnesque  praeter  Groämagot  interf eceinnt  Hone 
Brutus  vivum  reservari  praeceperat,  volens  videre  lucta- 
tionem  ipsius  et  Corinei,  qui  ultra  modum  cum  talibus 
aestuabat  con^edi.  Itaque  Corineus  maximo  fluctuans  gaudio, 
succinxit  se,  et  abjectis  armis  ipsum  ad  luctandum  provocat 
Inito  deiude  certamine  hinc  stat  Corineus,  hinc  gigas  et 
alter  alterum  vinculis  brachiorum  annectens,  crebris  affla- 
tibus  aera  vexant.  Nee  mora,  Goömagot  Corineum  maximis 
viribus  astringens,  fregit  ei  tres  costas :  duas  in  latere  dextro 
et  unam  in  sinistro.  Unde  Corineus  in  iram  compulsus,  suas 
revocavit  vires,  et  imposuit  illum  humeris  suis,  et  imposito, 
quantum  velocitas  pro  pondere  sinebat,  ad  proxima  littora 
cucurrit. 

Einen  weiteren  durchaus  germanischen  zug  sehe  ich  in 
dem  steinstofsen  bei  anlafs  der  schon  genannten  krönungsfest- 
lichkeiten  könig  Arturs: 

2)alii  ponderosorum  lapidum  jactu,  alii  cum  saxis 

contendentes. 

Auch  das  klettern  fand  seine  liebhaber  und  mochte  wohl 
unter  erwachsenen  noch  geübt  werden,  denn  der  dichter  spricht 
davon  im  gleichen  tone,  wie  von  der  geschicklichkeit  der 
krieger  und  Seefahrer. 

^)Sum  mag  heänne  beim 
staelgne  gestigan. 

Mancher  kann  den  hohen  bäum 
den  steilen  erklettern. 


G.  Jngendspiele. 

Leider  geben  uns  auch  hier  die  Chroniken  nur  spärliche 
auskunft.  Was  wir  von  ihnen  erfahren,  läfst  uns  vermuten, 
dafs  die  spiele  der  Jugend  so  ziemlich  die  gleichen  waren, 
wie  heut  zu  tage.    Auch  hier  tritt  die  körperliche  betätigung 


*)  Galfr.  Monum.  Bist.  Brit.,  Lib.  I.  §  16,  p.  20. 

»)  ih.  Lib.  IX,  §  14,  p.  173. 

';  Ilymn  of  Praise  and  Tliaukgiyiiigs,  Codex  £xon.,  p.  42,  v.  G  ff. 


520  WILHELM  PFAND  LER, 

in  den  Vordergrund,  das  sich  balgen,  ringen,  springen  und 
laufen.  Daneben  übt  sich  die  Jugend  im  gebrauch  der  waffen, 
um  im  reiferen  alter  zur  jagd  und  zum  kriegshandwerk  tüchtig 
zu  sein. 

Nur  beiläufig  bemerkt  Capgrave,  der  autor  der  Vita  et 
Miracula  St^  Dunstani,  dafs  der  heilige  Dunstan  sich  von  den 
jugendlichen  Vergnügungen  zurückgezogen  habe,  um  den  ge- 
sprächen  der  altern  zu  lauschen: 

*)majorum  natu  colloquiis  adesse,  juvenum  ludicra  de- 
clinare :  . . . 

Anders  der  heilige  Cuthbert,  dessen  biograph  erzählt,  er 
habe  in  seiner  jugend  mit  grofser  ausdauer  die  spiele  seiner 
altersgenossen  geübt,  sich  mit  ihnen  im  ringen,  springen  und 
schneilauf  gemessen  und  sich  überall  vor  seinen  altersgenossen 
ausgezeichnet. 

2)  Oblectabatur  ergo,  ut  diximus,  jocis  et  vagitibus,  juxta 
quod  aetatis  ordo  poscebat.  Parvulorum  conventiculis  Inter- 
esse cupiebat,  ludentibus  colludere  desiderabat,  et  quia  agilis 
natura  et  acutus  erat  ingenio,  contendentibus  ludo  saepius 
praevalere  consueverat,  adeo  ut,  fessis  nonumquam  ceteris, 
ille  indefessus  adhuc,  si  qui  ultra  secum  vellent  certare, 
quasi  victor  laetabundus  inquireret.  Sive  saltu,  sive  cursu, 
sive  luctatu,  seu  quolibet  alio  membrorum  sinuanime,  se 
exercerent,  ille  omnes  aequaevos  et  nonnullos  etiam  majores, 
a  se  gloriabatur  esse  superatos. 

Von  demselben  Cuthbert  erzählt  unser  gewährsmann,  dafs 
er  eines  tages  mit  einer  grofsen  schar  von  knaben  auf  dem 
felde  gespielt  und  seinem  körper  allerlei  unnatürliche  Ver- 
drehungen gegeben  habe.  Wie  wir  wissen,  waren  Jongleure 
und  Seiltänzer  den  Angelsachsen  bereits  bekannt,  ihnen  wollte 
der  knabe  es  offenbar  gleich  tun. 

3)Nam  sicut  beatae  memoriae  Trumwine  episcopus  ab 
ipso  Cuthberto  sibi  dictum  perhibebat,  dum  quadam  die  solito 
luctamini  in  campo  quodam  non  modica  puerorum  turba  in- 
sisteret,  interesset  et  ipse,   et  sicut  ludentium  levitas  solet 


>)  Memorials  of  St.  Dunstan,  p.  327. 

')  Vita  St.  Cuthberti,  in  Patres  Ecclesiae  Angl.,  p.  208. 

»)  Patres  Eccles.  Angl,  p.  210. 


DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGELSACHSEN.  521 

contra  congraum  naturae  statum,  variis  flexibus  membra 
plerique  sinuarent,  repente  unus  de  parvulis,  triennis  ferme, 
ut  videbatur,  accurrit  ad  eum  et  quasi  senili  constantia  cx)epit 
hortari  ne  jocis  et  otio  indulgeret,  sed  Stabilität!  potius 
mentem  simul  et  membra  subjugaret. 

Ich  erinnere  hier  abermals  an  eine  stelle  aus  dem  Char- 
tulary  of  Barnwell  Abbey,  wonach  knaben  und  Jünglinge  am 
tage  vor  Johannes  dem  täufer  auf  einer  wiese  bei  Barnwell 
zusammenkamen,  um  dort  zu  ringen  und  andere  jugendspiele 
zu  pflegen: 

»)illic  convenientes ,  more  Anglorum  luctamina  et  alia 
ludicra  exercebant. 

Als  Seitenstück  hierzu  führe  ich  ein  zitat  an,  das  erst  aus 
der  zweiten  hälfte  des  XII.  jahrh.  stammt  und  der  beschreibung 
Londons  durch  Fitzstephen  entnommen  ist.  Was  jedoch  hier 
VQn  den  spielen  der  Londoner  jugend  erzählt  wird,  durfte 
schon  100  und  mehr  jähre  früher  seine  volle  geltung  haben. 

2)  XXI  De  ludis  aestivalibus,  ut  lucta  et  hujusmodi.  In 
festis  tota  aestate  juvenes  ludentes  exercentur  in  saliendo, 
in  arcu,  lucta,  jactu  lapidum,  amentatis  missilibus  ultra 
metam  expediendis,  parmis  duelliorum. 

Während  die  knaben  ihren  körper  stählten,  führten  die 
mädchen  den  fröhlichen  reigen  bis  zum  anbruch  der  nacht: 

^)Puellarum  Cytherea  duxit  choros,  et  ^pede  libero  pul- 
satur  tellus',  usque  imminente  luna. 

Ich  glaube  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  annehmen  zu 
dürfen,  dafs  der  hahnenkampf,  von  dem  Fitzstephen  in  den 
^Capitula  de  Situ  Nobilissimae  Civitatis  Londoniae'  berichtet, 
noch  in  angelsächsische  zeit  fällt.  Fitzstephen  erzählt  dort, 
es  sei  in  seiner  knabenzeit  allgemein  sitte  gewesen,  am  kar- 
nevalstage  dem  lehrer,  der  dann  offenbar  leiter  dieses  Ver- 
gnügens war,  kampfhähne  zu  bringen. 

*)Praeterea,  quotannis,  die  quae  dicitur  *  Carnilevaria ', 
ut  a  puerorum  ludis  incipiamus,  —  omnes  enim  pueri  fuimus 
—  scholarum  singuli  pueri  suos  apportant  magistro  suo  gallos 


*)  cf.  Tho8.  Wright,  Homes  o.  o.  d.,  p.  67. 

»)  Liber  Custumarum,  p.  12.  •)  ib.  p.  12.  *)  ib.  p.  11. 


522  WILHELM  PFÄKDLEB, 

gallinaceos  pugnatores ;  et  totum  illud  antemeridianam  datur 
ludo  pueromm,  vacantium  spectare  in  scholis  saoram  pugnas 
gallorum. 

Am  nachmittag  kamen  schfiler  und  angestellte  auf  freien 
platzen  zum  ballspiel  zusammen.  Wer  irgendwie  ein  interesse 
an  dem  jugendlichen  treiben  hatte,  gesellte  sich  zu  dem 
jungen  volke  und  erfreute  sich  mit  ihm. 

OPost  prandium,  exit  in  campos  omnis  Juventus  urbis 
ad  lusum  pilae  celebrem.  Singulorum  studiorum  scholares 
suam  habent  pilam ;  singulorum  officiorum  urbis  exercitatores 
suam  singuli  pilam  in  manibus.  Majores  natu,  patres  et 
divites  urbis,  in  equis,  spectatum  veniunt  certamina  juniorum, 
et  modo  suo  juvenantur  cum  juvenibus;  et  excitari  videtur 
in  eis  motus  caloris  naturalis,  contemplatione  tanti  motus  et 
participatione  gaudiorum  adolescentiae  liberioris. 

Schliefslich  findet  sich  bei  William  of  Malmesbury  noch 
eine  erwähnung  des  bogenschielsens  bei  knaben.  Er  erzählt, 
dafs  könig  Edgar  beim  pfeilschiefsen  in  der  ferne  eine  kloster- 
ruine  erblickt  habe,  und  ein  geliibde  getan  habe,  sie  später 
als  könig  wieder  zu  erstellen. 

2)Denique,  ut  in  cujusdam  prologo  legi,  qui  regulam 
Benedicti  Anglico  enuclebat  fuso,  dum  quadam  die  ludi- 
bundus  (i.  e.  Edgar)  sagittis  exerceret  animum,  animadvertit 
procul  aedificia  magna,  sed  situ  et  ruinis  deformia. 


Literatur. 

Alfred  the  Great,  The  whole  works  of  . .  .     2  Bd.  ed.  by  J.  A. 

Giles,  London  1858. 
Aelfric,  Homilies,  ed.  by  B.  Thorpe  for  the  Aelfric  Sog.     London 

1844—46. 

Bartsch,  K.,   Die  Formen    des   geselligen  Lebens   im  Mittelalter, 

Freiburg  1883. 
Bedae  Venerabilis  Opera  etc.     8  Bd.     Köln  1562. 


^)  Liber  Cuatumarum,  p.  11. 

*)  Memorials  of  St.  Dunstan,  p.  291. 


DIE  VERGNilGüNGEN  DEB  ANGELSACHSEN.  523 

Bede   Complete   works   of  . . .      Ed.   by  J.  A.  Giles,   London 

1843-44. 
Bibliotheca  Rerum  Germanicarnm: 

Bd.  III.    Phil.  JaffiS,  Monumenta  Moguntina.     Berlin  1866. 

Bd.  VI.    Phil.  Jaff^,  Monnmenta  Alcniniana.     Berlin  1873. 
Bond,  F.  A.  and  Thompson,  E.  M.,  The  palaeographical  Society. 

Facsimilies  and  Inscriptions.     5  Vols.     London  1894. 
Bosworth   and  Toller,    An   Anglo-Saxon   Dictionary.      Oxford 

1882  sqq. 
Botkine,  L.,  La  chanson  des  rnnes.     Ilavre  1879. 
Bnhle,  Edw.,  Die  musikalischen  Instrumente  in  den  Miniaturen  des 

frühen  Mittelalters.     Leipzig  1903. 

Chronicon    Abbatiae    Rameseiensis,     ed.    W.   Dnnn   Macray, 

Public  Record  Series.  London  1886. 
Chronicon  Monasterii  de  Abingdon,  2  Vols.,  ed.  J.  Stevenson, 

Public  Record  Series.  London  1858. 
Cockayne,  T.  0.,   Anglo-Saxon  Leechdoms,  Wortcunnings,  Star- 

craft  etc.     3  Vols.     Public  Rec.  Series.     London  1864 — 66. 

Dickenmann,  J.,    Das  Nahrungswesen   in  England   vom  XIL  bis 

XV.  Jahrh.     Dissertation.     Zürich  1904. 
Dietrich,    Die    Rätsel    des   Exeterbuches   in:    Haupt's  Zeitschrift, 

Bd.  XI  u.  XII,  Berlin  1864  u.  65. 
Domesdaybook,  Vol.  I.     Londonini  1783. 
St.  Dunstan,   Memorials   of  .  .  .  .,   ed.  W.  Stubbs,   Public  Record 

Series.     London  1874. 

Edward  the  Confessor,   Lifes  of  .  .  .  .,  ed.  H.  R.  Luard,  Public 

Record  Series.     London   1858. 
Ettmtiller,  Ludw.,  Scopes  vididh.     Zürich  1839. 

Fowke,  F.  R.,  The  Bayenx  Tapestry.     London   1898. 
Freemann,  E.  A.,  The  Norman  Conqnest,  6  vols.     Oxford  1879. 

Gaimar,   Maistre  Geffrei  .  .  .      L'estoire   de  Englcs  ed.  Sir  Thom. 

Duff US  Hardy    and  Ch.  Tr.  Martini ,   2  vol. ,   Publ.  Rec.  Series. 

London   1888  u.  1889. 
Geoffrey  of  Monmouth,   British  Ilistory,  revised  by  J.  A.  Giles, 

London   1848. 
Giles,  J.  A.,  Magna  Bibliotheca  Patrum.     16  vols.     Oxford  1844. 
Green,  J.  R.,  Conquest  of  England.     London   1883. 
Grein,  C.  W.,  Bibliothek  der  ags.  Poesie.    4  Bde.    Göttingen   1857. 


524  WILHELM  PFÄNDLBB, 

Grein ,  C.  W.,  Dichtungen  der  Angelsachsen,  2  Bde.    Göttingen  1859. 
Grein,   C.  W.,    Zn   den  Rätseln   des  Exeterbnches ;    Germania  X. 
Wien  1865. 

Haack,  0.,  Zeugnisse  zur  altengl.  Heldensage.    Dissertation.     Kiel 

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Hampe,  Th.,  Fahrende  Leute  in  der  deutschen  Vergangenheit,  in: 

Monographien  zur  deutsch.  Kulturgeschichte,  1902. 
Heyne,  M.,  Beowulf,  6.  Aufl.  besorgt  v.  Adolf  Socin.  Paderborn  1898. 
Heyne,  M.,  Beowulf.    Übersetzung,  2.  Aufl.     Paderborn  1898. 
Heyne,  M.,  Fünf  Bücher  deutscher  Hausaltertümer.  Leipzig  1899  sqq. 
Henrici    Huntendonensis    Historia    Anglorum,     ed.    Thom. 

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Jonsson,  F.,  Aldnorske  Litteraturs  Historie.     Kobenhavn  1894. 
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Kemble,  J.  M.,  The  Saxons  in  England,  2  Vols.     London  1853. 
Kemble,  J.  M.,    Salomon   and   Saturn.     London  1848.     (Aelfric 

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Kenyon,  F.  C,    Facsimilies   of  the  Biblical  MSS.   in   the  British 

Museum.     London  1900. 
Khull,  F.,  Die  Geschichte  des  Skalden  Egil  Skallagrimsson.     Ein 

germ.  Dichterleben  aus  dem  10.  Jahrh.     Wien  1888. 
Kluge,  F.,  Angelsächsisches  Lesebuch,  3.  Aufl.     Halle  1802. 

Langlois,  Ch.  V.,   Les  anglais  au  moyen-ftge  d'apr^s   les  sources 

fran^aises,  dans  la  Revue  historique.     Paris  1893. 
Langlois,  Ch.  V.,    La   soci^t^    fran9aise   au  XUI.  sißcle,    2*«  ^d. 

Paris  1904. 
Leo,  H.,  Altsächsische  u.  angelsächsische  Sprachproben.  Halle  1838. 
Liber  Custumarum  ed.  H.  Th.  Riley,  Public  Rec.  Series.    London 

1860. 
Liebermann,  F.,  Die  Gesetze  der  Angelsachsen.     Halle  1898  sqq. 
van  der  Linde,  Ant.,  Geschichte  und  Litteratur  des  Schachspiels, 

2  Bde.     Berlin  1874. 
Lindgard,  J.,  Les  antiqnitds  de  Töglise  anglo-saxonne,  trad.  par 

A.  Cumberworth.     Paris  1828. 

Mabillon,  Acta  Sanctorum  Ord.  8.  B.     Paris  1668—1701. 
Marignan,  H.,  La  Tapisserie  de  Bayeux.     Paris  1902. 


DIE  VERGNÖaUNGEN  DER  AKOELSACHSEN.  525 

Matthaei   Parisiensis   Chronica   majora,   ed.  by  H.  R.  Luard. 

1.  Bd.     Public  Record  Series.     London  1872. 
Müller,  Nath.,  Die  Mythen  im  Beowulf,  Dissert.     Heidelberg  1878. 
Murray  and  Bradley,  New  Engl.  Dictionary  on  Historical  Prin- 
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N^edner,  F.,  Das  deutsche  Turnier  im  XII.  und  XIII.  Jahrhundert. 
Berlin  1881. 

Padelford,  F.  M.,  Old  English  Musical  Terms,  in:  Bonner  Beiträge 

zur  AngUstik.     Heft  IV.     1899. 
Percy,Th.,  Reliques  ofancient English  Poetry.  3Vo1b.  London  1839. 
Petrie,  H.  u.  Sir  Thom.  Duffus  Hardy,   Monumenta  Historica 

Britannica,   from  the  Earliest  Period  to  the  end  of  the  Reign 

of  King  Henry  VU.     Vol.  I.     1848. 

Richter,  W.,  Die  Spiele  der  Griechen  und  Römer.     Leipzig  1887. 
Ritson,  J.,  Ancient  English  Romances.     London  1802. 

Sarrazin,  0.,  Die  Hirschhalle,  in  Anglia  XIX. 

Schär,  Alfr.,    Die   altdeutschen  Fechter  und  Spielleute,    Dissert. 

Strafsburg  1901. 
Schulz,  H.,  Das  höfische  Leben  der  Minnesänger.    2  Bde.    Leipzig 

1889. 
Simeon  of  Durham,    Opera  omnia,    ed.  Thom.  Arnold,    2  Vols. 

Public  Record  Series.     London  1882  sqq. 
Simrock,  E. ,   Beowulf  und   das  altdeutsche  Epos,   übersetzt  und 

erläutert.     Stuttgart  1859. 
Specht,  F.  A.,  Gastmähler  und  Trinkgelage  von  den  ältesten  Zeiten 

bis  ins  9.  Jahrh.     Stuttgart  1887. 
Spelman,  Sir  Henry,  Concilia,  Decretaetc.     London  1639  u.  1664. 
Strutt,  J ,  Dresses  and  Habits  of  the  English  people.    London  1799. 
Strutt,  J.,  Manners  and  Cnstoms  of  the  People  of  England,  3  Vols. 

London  1776. 
Strutt,  J.,  Sports  and  Pastimes  of  the  People  of  England.     London 

1801. 
Stubbs,  W.,  Coüstitutional  History,  3  Vols.     London  1875. 
Stubbs,  W.,  Councils  and  Ecclesiastical  Documents.     London   1873. 
Suchier,    über  die  Offa-pryfosage,  s.  Paul  und  Braune:  Beiträge 

Bd.  IX. 

Tacitus,  Germania,  6.  Aufl.  von  Dr.  Ed.  Schwyzer.     Halle  1902. 
Tann  er,  A.,  Die  Sage  von  Guy  von  Warwick,  Diss.    Bonn  1877. 
Ten  Brink,  Litteraturgeschichte,  2.  Aufl.     Berlin  1899. 


526      W.  PFÄNDLBK,   DIE  VERGNÜGUNGEN  DER  ANGBI4IACH8EN. 

Thorpe,  B.,  Codex  Exoniensis.     London  1842. 

Thorpe,  B.,    The  Anglo-Saxon  Clironicle,    according   to   several 

authorities,  2  Vols.     London  186  L 
Thorpe,  B.,  Ancient  laws  and  instltntes.     London  1840. 
Turner,  Sh.,  History  of  the  Anglo-Saxons,  3  Vols.    6**»  Ed.    London 

1836. 
Twisden,  Sir  Roger,  Historiae  Anglicanae  Script.  Decem.     London 

1652. 

Wackernagel,  W.  in  Hanpt's  Zeitschrift,  Bd.  VI. 

Warner,  0.  F.,  Ulnminated  MSS.  in  the  British  Museum,  4  series. 

London  1899  sqq. 
Warton,  Th.,  History  of  English  Poetry,  3  Vols.    London  1774  sqq. 
Wein  hold,  E.,  Altnordisches  Leben.     Berlin  1856. 
Weinhold,  E.,  Die  deutschen  Frauen  im  Mittelalter.   2  Bde.   2.  Aufl. 

Wien  1882. 
Werner,  E.,  Alcuin  und  sein  Jahrhundert.     Paderborn  1876. 
Willelmi    Malmesbiriensis    Monachi:     De    Oestis    Regum 

Anglorum   Libri   Quinque,    ed.  W.  Stubbs,    PnbL  Record 

Series.     London  1887. 
Willelmi    Malmesbiriensis    Gesta    Pontificum    Anglorum, 

ed.  N.  E.  8.  A.  Hamilton,  Publ.  Record  Series.    London  1870. 
Winkelmann,   Geschichte  der  Angelsachsen  bis  zum  Tode  König 

Alfreds.     Berlin  1884. 
Wright,  Thom.,  The  homes  of  other  days.     London  1871. 
Wttlker,  R.,   Die  Artussage   in   der   engl.  Litteratur.     Programm. 

Leipzig  1895. 
Wttlker,  R.  P.,  Geschichte  der  angelsächsischen  Litteratur.    Leipzig 

1885. 
Wttlker,  R.  P.,  Englische  Litteraturgeschichte.     Leipzig  1896. 
Wttrdtwein,  St.  A.,  Epistolae  S^}  Bonifacii.     Magontiaci  1789. 

Zürich.  Wilhelm  Ppandler. 


zu  AE.  AN. 


Angl.  29,  340  f.  habe  ich  fälle  von  nachgestelltem  ae.  an 
in  nomeraler,  aber  dem  unbestimmten  artikel  sich  bereits 
nähernder  bedeutung  beigebracht.  Von  diesen  ist  Beow.  2410: 
he  , , .  ^ion^  tö  J>ces  J>e  he  eorösele  dnne  wisse,  zu  streichen. 
Da  von  der  drachenhöhle  früher  ausführlich  die  rede  war, 
mufs  an  hier  eine  andere  bedeutung  haben:  es  ist  offenbar 
mit  Bugge,  Beitr.  12,  371,  als  jenes  emphatische  'ein'  zu 
fassen,  von  welchem  Braune  Beitr.  11,  518  und  12,  393  han- 
delt. Ich  glaube  aber,  dafs  wir  als  seine  bedeutung  doch 
nicht  mit  Heyne  'jener'  ansetzen  dürfen,  sondern  in  an- 
lehnung  an  Braune  a.  a.  o.  394  *ein  gewisser,  euch  (den  Zu- 
hörern) ja  bekannter '.  Genau  genommen  trifft  wohl  auch  dies 
nicht  einmal  zu.  Im  worte  selbst  lag  der  hin  weis  auf  das 
bekanntsein  wohl  gar  nicht :  aus  der  Situation,  dem  Zusammen- 
hang muf ste  dem  hörer  klar  werden,  dals  er  den  betreffenden 
gegenständ  ja  schon  kenne,  und  gerade  darin,  dafs  er  den 
hin  weis  selbst  herzustellen,  zu  erraten  hatte,  lag  wohl  für 
den  Angelsachsen  das  anziehende  in  dieser  ausdrucksweise. 
Das  Verhältnis  ist  ungefähr  so,  wie  wenn  wir  sagen:  'ich 
kenne  einen  gewissen  herrn ,  der  . . . ' ,  und  damit  den  an- 
gesprochenen meinen.  Wenn  die  spätere  deutsche  entwick- 
lung  andere  wege  einschlägt,  so  bildet  dies  natürlich  keinen 
einwand. 

Die  übrigen  von  mir  a.  a.  o.  angezogenen  fälle  von  an 
lassen  aber  eine  solche  deutung  nicht  zu. 

Bezüglich  der  Psalterstelle :  öt  ponne  sweltad  samod  mid 
ntannum  swd  ealdonnanti  an  ^efealleö  81,  7,  wäre  zu  be- 
merken, dafs  hier  an  allerdings  durch  das  lateinische  original 
veranlafst   ist,   welches   ^unus  de  princibibus'  bietet.     Aber 


528  KARL  LUICK,  ZU  AE.  AN. 

immerhin  liegt  nicht  eine  wörtliche  Übersetzung  vor,  von  der 
man  zweifeln  könnte,  ob  sie  dem  englischen  Sprachgebrauch 
entspricht,  sondern  eine  auch  sonst  vorkommende  ausdrucks- 
weise, und  keinesfalls  ist  die  nachstellung  des  dn^  auf  die  es 
uns  ja  ankommt,  durch  das  Lateinische  veranlafst. 

Von  gröfserer  bedeutung  ist  dagegen,  worauf  mich  Sievers 
hinweist,  das  quellen  Verhältnis  bei  Gen.  2926  f. :  htm  pär  rom 
^eseah   unfeor  panon    denne   standan   .  .  .    brenibriim    foestne. 

Diesem  satz  entspricht  in  der  Vulgata  Gen.  22, 13 :  * vidit- 

que  post  tergum  arietem  inter  vepres  haerentem  comibus'.  Die 
Itala  dagegen  hat  im  anschlufs  an  das  Griechische  {löov  xQiog 
tlg  xaxtxoiitvog  Ir  (fvra  2!aßix  riZv  xe^drcov):  *ecce  aries 
unus  tenebatur  in  arbore  Sabech  cornibus',  wie  denn  auch  bei 
Ambrosius  1. 1  de  Abr.  c.  8  *  aries  unus  haerens'  vorkommt  (Sa- 
batier  I  63).  Da  nun  im  frühen  mittelalter  die  handschriften 
der  Vulgata  vielfach  mit  lesarten  der  Itala  durchsetzt  waren, 
ist  es  nicht  unmöglich,  dafs  dem  Genesisdichter  etwa  'viditque 
.. .  arietem  unum'  vorlag  und  sein  rom  ....  dsnne,  auch  was 
die  Wortstellung  anlangt,  durch  das  original  nahegelegt  wurde. 
Dieser  fall  ist  somit  nicht  völlig  beweiskräftig. 

Für  Gen.  880,  1473,  2267  bietet  auch  die  Itala  keinen 
derartigen  anhaltspunkt  (nisi  a  ligno  . . .  edisti  Gen.  3,  11; 
habens  folium  oleae  et  ramum  in  ore  suo  8, 11 ;  invenit  eam 
angelus  Domini  16,  7).  Die  den  versen  14771,  2226,  2517  ent- 
sprechenden stellen  Gen.  8, 12 ;  16, 1 ;  19,  20  fehlen  in  unserer 
Überlieferung.  Da  aber  das  griechische  original  8,  12  den 
bestimmten  artikel  (r/yr  jihQLOreQdv) ,  16, 1  überhaupt  keinen 
(jtaiöloxfj  ilyvjrrlu),  und  19,  20  ein  demonstrativum  hat  (jroXig 
avTfj),  wird  in  der  sich  meist  so  eng  anschlief  senden  Itala 
gewifs  kein  unus  gestanden  haben. 

Somit  ist  von  den  a.  a.  o.  angeführten  stellen  Beow.  2410 
ganz  zu  streichen  und  Gen.  2926  f.  als  nicht  ganz  beweiskräftig 
in  zweite  linie  zu  rücken.    Alle  anderen  sind  völlig  sicher. 

Graz,  19.  September  1906. 

Karl  Lüick. 


ON  DR.  DOUaLAS  BRUCE'S  ARTICLE: 

"THE  MIDDLE  ENGLISH  ROMANCE  'LE  MORTE 

ARTHUR',  HARL.  MS.  2252."  etc. 

ANGLU  XXm  (1901)  pp.  67—100. 


In  the  twenty  -  third  volume  of  Anglia  pp.  67  — 100 
Dr.  Douglas  Bruce  of  Tennessee  University  U.  S.  A.  endeavours, 
in  an  unimpassioned  manner,  to  show  that  certain  opinions  set 
forth  by  me  with  regard  to  the  Middle  -  English  Romance 
(Harl.  MS.  2252.  Brit.  Mus.)  in  my  "Studies  on  the  Sources 
of  Sir  Thomas  Malory's  *Le  Morte  Darthur'"  are  erroneous, 
and  that  he  himself  is  able  to  propose  a  correct  Solution  of 
the  difficulties.  As  I  did  not  trouble  to  reply,  at  once,  to 
this  articie,  hoping  that  one  or  other  of  those  who  had  adopted 
my  conclusions  would  feel  called  upon  to  adduce  reasons  for 
his  action,  Dr.  Bruce  saw  fit  to  give  what  he  calls  a  summary 
of  his  articie  in  his  introduction  to  his  reprint  of  the  Harl.  MS. 
(Early  English  Text  Society,  Extra  Series.  No.  88.  1903). 
Here,  to  my  regret,  he  did  not  see  his  way  to  keep  up  the 
dignified  tone  which  marked  his  first  attack. 

Now  that  several  years  have  elapsed  without  seeing  my 
hopes  realised,  I  have  to  discharge  the  unpleasant  duty  of 
setting  matters  right  myself. 

I  am  certain,  if  Dr.  Bruce  had  read,  or,  at  least,  not 
misunderstood  what  I  have  written,  neither  his  articie  nor 
consequently,  his  summary  of  it,  would  ever  have  seen  the 
light  of  day  in  print. 

The  Harl.  MS.  2252,  as  is  well  known,  is  not  quite  perfect, 
a  gap  occurs  after  fol.  102,  or  line  1181.    When  Dr.  Fumivall 

▲nglia.    N.  i\    XVU.  35 


530  H.  OSKAR  SOMMER 

edited  the  MS.  in  1864  he  came  to  the  conclusion  that  there 
were  two  leaves  missiDg  here,  and  in  his  numbering  of  the 
lines  he  allowed  for  such  a  deficiency  —  137  lines  —  counting 
the  first  line  after  the  gap  1318.  When  I  had  occasion  to 
look  at  the  Harl.  MS.  in  1890,  the  first  step  I  took  was  to 
make  a  careful  examination  of  the  binding  of  the  MS.  This 
alone  quite  apart  from  any  other  consideration,  convinced  me, 
that  but  one  leaf  was  missing.  In  my  endeavour  to  find  an 
explanation  of  this  deficiency,  I  was  led  to  believe  that  by, 
slightly,  emending  the  MS.  this  could  be  satisfactorily  accounted 
for,  but  whatever  I  proposed  in  my  letter  to  the  "Academy" 
of  Nov.  15th,  1890  (or  in  my  reference  to  this  letter  in 
"Studies",  etc.  p.  11)  did  not  in  any  way  influence  my  work 
on  the  sources  of  Malory's  rifacimento.  I  only  suggested  a 
simple  way  in  which  the  problem  might  be  solved.  I  did  not 
expect  anyone  to  accept  my  emendations,  nor  did  I  press  them, 
in  any  way.  Dr.  Bruce  silently,  accepted  my  Suggestion  *) 
that  but  one  leaf  was  missing  from  the  MS.  but  he  evidently 
attributed  such  importance  to  these  proposed  emendations,  that 
he  failed  to  see  that  they  were  mere  suggestions. 

I  may  perhaps  soon  have  an  opportunity  of  demonstrating 
that  what  I,  modestly,  proposed  is  not  so  unlikely  ^)  as  it  has 
appeared  to  Dr.  Bruce! 

In  Order  to  show  that  Dr.  Bruce,  if  not  mis-read,  mis- 
understood  me,  I  have  but  to  quote  a  few  facts  from  his 
summary  (I  do  not  require  the  article  at  all  for  this  purpose) 
and  from  my  -^Studies"  etc. 


^)  Introd.  p.  XI:  —  "I  do  not  believe,  however,  that  any  one  who 
has  made  the  comparison  will  regard  it  as  probable  that  more  than  one 
leaf  from  the  Harleian  MS.  is  lost"  etc. 

<)  As  I  stated  in  a  note  "  Studies "  etc.  p.  249  I  had  promised  my 
late  friend  Prof.  E.  Koelbing  to  deal  with  the  Harl.  MS.  in  ''Englische 
Studien".  This  promise  was  never  carried  out,  because  I  ceded  this  task, 
with  Prof.  Koelbing's  knowledge  and  consent,  to  a  gentleman  from  Oöttingen, 
who  had  been  sent  to  me  with  high  recommendations.  I,  unfortunately, 
gave  to  this  gentleman  my  annotated  copies  of  Malory's  four  last  books, 
and  the  1864  edition  of  Harl.  MS.  2252  and  aU  my  MS.  notes.  To  this  day 
I  have  neither  heard  from  him,  nor  have  I  seen  any  of  my  property  again. 


OK  BBUCE^S  ARTLCLU:  THE  ROMANOE  'lE  MORTE  ABTHUB '.      53l 

Dr.  Bruce  says:  — 

1.  On  page  XIII:  —  "  Nevertheless  in  his  discussion 
Dr.  Sommer  in  the  main  simply  deyelops  suggestions  of  earlier 
scholars,  for  the  most  part  ill-founded,  with  reference  to  the 
source  of  our  romance  and  its  relation  to  the  other  Death  of 
Arthur  romances.  For  instance  his  notion  a)  that  the  portion 
of  our  romance  which  foUows  the  gap  in  the  Harl.  MS.  is  the 
original  of  the  latter  portion  of  Malory  is  derived  from  Bran- 
scheid  *  Anzeiger'  to  ^Anglia'  (1885)  p.  220,  and  the  further 
notion  b)  that  the  French  Vulgate  -  Lancelot  constitutes  the 
source  of  the  Harl.  *Morte  Arthur'  down  to  the  gap,  seems 
a  partial  and  ill-considered  adoption  of  Ellis'  erroneous  view, 
cited  above,  with  regard  to  the  relation  of  our  poem  and  the 
old  French  romance". 

2.  On  page  XIV:  —  "Dr.  Sommer  wavers  between  two 
opinions  (1)  that  the  portion  of  the  Harl.  romance  after  the 
gap  in  the  MS.  is  the  original  of  the  corresponding  portion  of 
Malory's  *Morte  D'Arthur';  (2)  that  this  part  of  the  Harl. 
Romance  and  the  corresponding  portion  of  Malory's  are  derived 
from  a  common  source.  The  second  of  these  views,  however, 
is  evidently  the  correct  one."')  etc. 

My  discussion  does  not  develop  the  suggestions  of  earlier 
scholars,  nor  do  I  waver  between  two  opinions. 

a)  That  I  never  had  the  first  notion  (and  cannot,  therefore, 
have  derived  it  from  Branscheid),  nor  expressed  anywhere  an 
opinion  to  that  effect,  the  following  passages  will  make  clear:  — 

"Studies",  etc.  p.  249.  1.  22  "[From  the  gap] 2)  to  the  end 
the  poet  used  the  same  source  as  did  Malory  for  the  two 
last  books  of  his  rifacimento". 

Ibid.  p.  251.  11. 2—4.  "To  get  a  clear  idea  of  the  common 
source  of  M.  and  [11.  1318]  2)  —  3969  of  M.  H.  we  must 
compare"  etc. 


^)  E.  Wechssler  Las  adopted  it  from  Sommer  in  his  "  Ueber  die  ver- 
schiedeuen  Redactionen ,  des  Robert  vou  Borroii  zageschriebenen  Graal- 
Lancelot-Cyclufl'^  (Halle  1895)  p.  36. 

')  As  to  tbese  two  references  on  p.  249  and  251  s  e  e  infra  —  p.  537. 

35* 


532  fi.  OBKAR  SOMIIER 

Ibid.  p.  258.  1.  2.  from  bottom  "^  The  long  enmneration  of 
the  varions  parte  of  his  kingdom  which  Lancelot  gires  to  bis 
lEaithfal  Knights  is  not  in  IL  IL.  bat  three  passages  distinctly 
show,  that  M.  and  M.  EL  bad  a  common  sonrce.'* 

Ibii  p.  265:  —    "A  minnte  examination  of  1L*8  XXIst 

book  compared  with  the  last  ten  folios  of  P.  L. tbis  fact 

pointe  oat  either  that  the  soorces  of  both  are  denyed  from 
a  common  sonrce,  or  that  P.  L.  it  itself  the  sonrce  of 
the  French  Bomance  nsed  by  M.'' 

Ibii  p.  269 :  —  "  Comparing  M.  with  M.  EL  we  find  that 
both  yersions  agree  very  closely  save  for  snch  insignificant 
yariations  as"",  etc. 

Ibid.  p.  271:  —  "Comparing  this  last  section  of  M.  with 
the  conclnsion  of  M.  H.  we  find  many  incidents  common  to 
both,  bat  also  some  in  M.  absent  from  M.  EL'' 

Ibid.  p.  272 :  —  "  The  last  part  of  the  final  chapter  of 
book  XXI  contains,  I  think,  incidents  of  three  different  kinds, 

those  invented  by  M ;  those  which  M.  has  in  common 

with  the  Thomton  MS ;  lastly  those  M.  mnst  have  borrowed 

from  some  French  sonrce  we  no  longer  possess,"  etc. 

b)  G.  EUis  ("Specimens"  etc.  L  p.  308)  simply  states:  — 
"The  HarL  *Morte  Arthar'  difFers  most  essentially  from 
Malory's  work  which  was  a  mere  compilation,  whilst  it  follows, 
with  tolerable  exactness,  the  French  romance  of  Lancelot " 

"Studies"  etc.  p.  220.  I  say  that  M.'s  18th  book  is  not 
derived  from  P.  L.  to  which  his  source  was,  however,  in- 
timately  related.  This  source  is  thas  either  derived 
from  P.  L.,  or  both  P.  L.  and  M.  from  a  common 
original  The  Harl.  MS.  2252  version  Stands  in  the  same 
relation  to  M.'s  source  as  that  does  to  P.  L.  — 

How  this  absolutely  correct  Statement  can  seem  to  anyone 
a  partial  and  ill-considered  adoption  of  what  Ellis  said,  I  am 
altogether  at  a  loss  to  understand. 

Dr.  Bruce  says  further:  — 

On  page  XV:  —  "The  similarities  and  occasional  coin- 
cidences  of  phraseology  which  one  observes  in  comparing 
Malory  and  the  Middle  English  Metrical  Bomance  are  only 


ON  BRÜCB's  ARTICLE:   THE  ROMANCE  'lE  MORTE  ARTHUR*.      533 

such  as  must  occur  where  two  writers  are  following  the  same 
original ",  and  in  a  f ootnote  he  adds  that  Dr.  W.  E.  Mead  in 
'Selections  from  Malory'  (Boston  1897,  pp.  305,  etc.)  "has  dis- 
cussed  this  question  from  the  point  of  view  of  phraseology 
alone,  without  making  the  investigation  as  to  source.  His 
conclusions  agree  with  mine." 

The  quotations  from  "Studies"  etc.  given  above  show 
beyond  a  doubt  that  I  never  for  a  moment  had  the  notion :  — 
the  Harl.  MS.  romance  was  Malory's  source  for  the  last  two 
books  of  his  compilation. 

What  I  thought  and  still  think  is,  that  while  writing 
this  portion  of  his  work,  Malory  had  besides  a  French 
source,  a  copy  of  *Morte  Ai'thur'  as  represented  by  the 
Harl.  MS.  before  him,  and  to  this  fact  the  peculiar  coincidences 
and  similarities  etc.  are  due. 

Compare  "  Studies "  etc.  p.  252.  "  On  the  other  band  M. 
repeats  several  passages  from  M.  H. "  —  p.  253.  "  Several 
passages  are  again  literally  reproduced  by  M."  —  p.  258. 
"  Many  passages  of  M.  suggest  that,  while  writing  his  account, 
lie  had  a  copy  of  M.  H.  before  him"  —  p.  263  "on  various 
occasions  M.  incorporates  words,  phrases,  and  even  whole  lines 
of  M.  H.  into  his  own  text,  whilst  generally,  as  if  to  conceal 
the  fact  and  mislead  the  reader,  adding  that  the  "Frensshe 
book"  says  so"  —  p.  269.  "M.'s  text  suggests  throughout 
that  M.  H.  was  before  him  during  the  compilation  of  it,  but 
in  this  part  he  comparatively  rarely  forgets  himself  so  far  as 
to  reproduce  the  very  words  of  M.  H.  but  passages  of  the 
latter  sort  occur"  —  and  lastly  p.  271.  "But  on  the  whole 
both  versions  tally  closely,  nay  M.  in  many  cases  servilely 
copies  the  words  and  phrases  of  M.  H. " 

In  substantiation  of  his  hypothesis  (for  it  can  hardly  be 
called  anything  eise)  Dr.  Bruce  has  nothing  to  say,  but  by 
his  remark  '*His  conclusions  agree  with  mine",  he  distinctly 
refers  me  to  Dr.  Mead's  notes  for  his  arguments. 

And  liow  does  this  gentleman  disprove  my  conclusions  ?  — 
By  phrases  that  mean  little  or  nothing,  and  by  such  common- 
place  Statements:  —  "Parallel  passages  of  one  sort  and 
another  may  be  collected  by  the  score  from  medijeval  pieces 


534  H.  OSKAR  SOMMBB 

that  were  produced  by  independent  writers  drawing  upon  a 
common  stock  of  Freuch  Originals.  Such  parallel  passages 
have  been  coUected  by  Eoelbing,  Zupitza,  Ealuza  and  others 
in  great  numbers,"  etc. 

If  he  had,  at  least,  charitably  credited  me,  too,  with  a 
knowledge  of  such  generally  known  facts! 

I  must  not  forget  to  mention  that  Dr.  Mead*)  also  re- 
produces  two  of  my  groups  of  parallel  passages  viz:  —  those 
on  pp.  269—70,  and  271—2,  but  the  most  important  ones,  on 
pp.  252— 3;  258  and  259;  and  263-4  he  omits. 


')  P.  294.  Dr.  M.  dedares  conceming  my  remarks  about  BookXVÜI: 
"The  weight  to  be  given  to  these  variations  will  be  estimated  differently 
by  different  critics.  In  view  of  the  probability  that  a  lost  French  version 
is  to  be  assomed  as  the  basis  of  Books  XX  and  XXI ,  it  seems  safe  to 
assume  a  lost  French  version  for  Book  XYUI. ''  and  in  a  note  he  adds :  — 
"  Since  writing  this  opinion  I  find  Wechssler,  in  his  discussion  of  the  Graal- 
Lancelot  Cyclus ,  p.  36 ,  remarks :  —  "  Sommer  gibt  eine  sorgfältige  ver- 
gleichnng,  aus  der  erhellt,  dafs  Malory  anch  hier  das  selbständige  original- 
werk übertragen  hat.    Sommer  hat  versäumt,  diesen  schluTs  zu  ziehen/' 

This  conclusion  was  the  premise  I  was  anxious  to  prove  by  the  "sorg- 
fältige vergleichung ",  there  was,  therefore,  no  necessity  to  draw  it. 

If  Dr.  M.  had  read  pp.  274 — 75  of  "Studies"  etc.  he  would  have 
known  that  I  have  a  prior  claim  to  what  he,  evidently,  calls  his  opinion. 
Wechssler,  therefore,  in  confirming  as  Dr.  Mead  imagines,  his  opinion, 
confirms  mine. 

Ibid.  p.  310.  Dr.  Mead  winds  up  his  discussion :  —  "  Much  might  be 
urged  against  the  proposition  that  Malory  had  other  sources  than  the 
"French  book"  for  the  concluding  book  of  "Le  Morte  Darthur".  Further 
arguments  may,  however,  be  deferred,  until  more  proof  is  presented  by  the 
other  side."  And  in  a  note  he  adds:  —  "Wechssler  —  p.  36  —  again' 
confirms  my  independent  conclusion."  —  He  merely  remarks:  — 
"  Endlich  buch  XX.  und  XXI.  *  enthalten  die  Morte  Arthur,  die  uns  in  der 
französischen  literatur  nur  als  branche  des  Graal  und  Lancelotcyclus  (im 
Map  und  Robert  Cyclus)  vorliegt.  Sie  ist  bei  der  aufnähme  in  diese  roman- 
reihe stark  gekürzt  worden.  Malory  hat  den  ursprünglichen  text  über- 
tragen, gleichwie  der  Verfasser  des  in  Harl.  2252  enthaltenen  gedichts*." 

If  Dr.  Mead  had  not  overlooked  Wechssler's  two  footnotes  to  the 
words  which  I  have  marked  with  asterisks  —  viz. :  —  "  Sommer  in.  p.  249", 
and  again  "  Sommer  UL  p.  249",  he  would  himself  have  recognised,  as 
Dr.  Bruce  does ,  (compare  his  note  quoted  s  u  p  r  a  p.  531  from  Introd., 
p.  XIV)  that  Wechssler  does  not  confirm  his  independent 
conclusion!!! 


ON  BRÜCK's  ARTICLE:  THE  BOMANCE  ^LE  MOBl'E  ABTHUB '.      535 

All  I  can  say  is  that,  after  most  carefuUy  weighing  the 
arguments  adduced  by  Drs.  Bruce  and  Mead  in  Support  of 
their  assertions,  I  am  not  convinced;  and  I  reiterate  the 
opinion  I  pronounced  in  1892,  viz.  that  Malory  made  use  of 
a  copy  of  the  Harl.  MS.  romance  in  the  manner  I  have  ex- 
plained.  It  is  too  early  to  say  more  than  this,  and  it  must 
therefore,  for  the  present  remain  a  matter  of  opinion. 

Let  anyone  taking  an  interest  in  the  subject  decide  for 
himself  whether  he  will  adopt  what  Drs.  Bruce  and  Mead 
assert  on  no  evidence  at  all,  or  whether  he  will  adopt  my 
conclusions,  based,  as  they  are,  on  some  knowledge  of  Malory's 
workmanship,  his  powers  as  a  writer,  and  last  not  least,  his 
analogous  use,  for  his  fifth  book,  of  "La  Morte  Arthure" 
by  the  Scotch  poet  HuchoAvn  as  we  possess  it  in  the  MS.  of 
Robert  Thornton  in  the  Lincoln  Cathedral  Library,  and  as  I 
have  set  forth  at  great  length  and  with  much  detail  on 
pp.  148—175  of  my  "Studies"  etc.,  a  fact  which  Drs.  Mead 
and  Bruce  altogether  pass  over  in  silence! 

There  is  only  one  more  point  to  consider:  —  On  pages 

XVI  and  XVII ')  Dr.  Bruce  says:  —   " In  fact,  whilst 

differing  markedly  from  Malory,  as  the  above  enumeration 
sufficiently  shows,  the  relation  of  (M.  H.)  to  the  Vulgate- 
Lancelot  is  just  the  same  as  that  of  the  whole  preceding 
portion  of  the  romance  down  to  1318,  a  relation  not  of  direct 
independence  but  of  ultiraate  derivation  from  it,  through  an 
intermediate  Version  of  the  part  of  the  Lancelot  story,  based 
on  that  romance  (or  its  source)  of  the  same  general  nature 
as  the  common  source  of  M.  H.  11.  1672 — 3969  and  the  last 
two  books  of  the  *Morte  Darthur*  etc.  etc.'' 

On  page  XVIII  ^) :  —  The  Source  of  the  Harleian  Romance 
from  I.  1672  to  the  end  is  unquestionably  the  same  as  that 
of  Malory's  20th  and  21st  books :  and  lastly  on  page  XX ') :  — 
"For  lines  1—1671  the  poet  of  the  Harl.  Morte  Arthur  uses 
not  the  Vulgate-Lancelot  but  some  modification  of  the  Vulgate- 
Lancelot  or  probably  its  source  no  longer  in  existence." 

Compare  with  these  Statements  what  I  say  "  Studies "  etc. 
page  220  where  I  mention  the  Harleian  MS.  at  the  beginning 


»)  Introduction  to  No.  88  Extra  Series  E.  E.  T.  S.  1903. 


536 


H.  OSKAR  SOMMER 


of  Book  X Vin :  —  After  declaring  that  the  eighteenth  book 
is  not  derived  from  P.  L.  to  which  its  source  was  intimately 
related  and  that  this  source  is  either  derived  from  P.  L.  or 
both  from  a  common  original,  I  proceed:  —  "In  the 
English  metrical  Romance  "Le  Mort  Arthur"  as  preserved 
in  the  unique  Harleian  MS.  2252,  we  possess  a  Version  which 
Stands  in  the  same  relation  to  Malory's  source  as  that  does 
to  the  Prose-Lancelot ",  etc.  etc. 

On  page  221,  I  say:  —  "In  Order  to  give  the  reader 
at  a  glance  an  idea  what  portions  of  Malory  (M.)  correspond 
to  portions  of  the  Prose-Lancelot  (P.  L.)  and  to  the  English 
metrical  romance  Harl.  MS.  2252  (M.  H.).  I  subjoin  the  foUow- 
ing  table:  —  *) 


M. 


P.L. 


M.H. 


Book  XVlll. 

chap8. 1— Vm 

chaps.  IX— XX 
chaps.  XXI— XXV 

Vol.  IM.  ff.  143v,  144r, 

160-166r 
Vol.  in.  ff.  144v  -160 

9 

• 

■ 

11. 1-1671. 

? 

[Book  XIX] 

[Vol.  n.  ff  1-23] 

Book  XX. 

Vol.  m.  ff.  166    190r 

11. 1672—2951. 

Book  XXI. 

Vol.  m.  ff  190v    202 

„  2952-3969. 

To  make  what  I  am  endeavouring  to  show  as  clear  as 
possible,  I  now  place  side  by  side  the  distinctly  expressed  opi- 
nions  in  the  f oregoing  quotations  of  Dr.  Bruce  and  myself :  — 


M.        M.  H. 

XVm.  11.  1-1671 


Bruce. 

Not  Vulgate  Lancelot 
but  modified  Version 
of  P.  L.  Independent 
of  Malory 


XX.  11.  1672-2951 


XXI.  11.  2952—3966 


Modified  version 
of  P.  L.  same  as 
Malory's  source 


Sommer. 

Source  intimately  related  to 
P.  L.  but  not  P.  L.  M.  H. 
Stands  to  this  source  in  the 
same  relation  as  that  source 
Stands  to  P.L. 

Modification«)  of  P.  L. 
Same  source  as  M.  H.  plus 
Copy  of  M.  H. 


0  This  table  has  been  reproduced  by  Dr.  Mead  in  bis  notes  p.  293. 
»)  See  "Studies"  p.  251. 


ON  BRUCe's  ARTICLE:   THE  ROMANCE  'lE  MORTE  ARTHUR*.      537 

From  this  it  is  abundantly  clear,  that  there  is  only  one 
poiiit  in  which  Dr.  Bruce  is  at  variance  with  my  conclusions, 
i.  e.  the  use  by  Malory  of  a  copy  of  M.  H.  in  addition  to 
the  French  Book  for  the  last  two  books  of  bis  compilation, 
a  point  which  I  have  already  mentioned  above. 

Does  it  seem  probable  that  Dr.  Bruce  took  the  trouble 
of  writing  his  article  in  Anglia  to  prove  this  hypothesis, 
a  task  he  had  professedly  left  to  be  dealt  with  by 
Dr.  Mead?  — 

I  know  the  Solution  for  part,  at  least,  of  this  enigma ;  — 
Whilst  I  stated,  quite  correctiy  at  the  beginning  of  Book 
XVIII  pp.  220—221  that  this  corresponded  to  lines  1—1671 
of  the  Harl.  MS.,  and  Books  XX  and  XXI  to  lines  1672— 
3969  I,  unfortunately,  confused  the  figures  in  the  references 
at  the  beginning  of  Book  XX.  on  pages  249  0  and  251,  viz, 
those  referring  to  the  gap  in  the  Harl.  MS.  i.  e.  1318—3969 
with  those  referring  to  the  two  portions  derived  from 
different  sources,  1672  —  3969  and,  with  regrettable  con- 
sistency,  I  repeated  these  erroneous  figures  on  p.  275  in 
another  reference  when  speaking  of  a  hypothetical  "Suite 
de  Lancelot". 

But  what  I  am  unable  to  explain  is  how  Dr.  Bruce  has 
failed  to  recognise  this  error  which  unfortunate  as  it  is,  is 
not  altogether  unnatural  or  inexcusable,  when  one  takes 
into  consideration  that  I  had  worked  for  several  years  at 
high  pressure,  and  that,  in  view  of  the  necessity  of  placing 
some  limits  upon  my  work  which  already  considerably  ex- 
ceeded  the  size  originally  planned,  I  had  to  condense  into 
119  pages  what  would  have  fiUed  more  than  320  pages. 
Nobody  knows  better  than  myself  that  this  process  of  con- 
densation  was  not  to  my  advantage.^) 


^)  Anglia  XXIII  p.  75.  In  speaking  of  the  line  of  division  between 
the  two  parts  in  which  different  sources  are  followed  and  the  two  parts 
before  and  af ter  the  gap  as  set  forth  erroneonsly  by  me  on  p.  249  Dr.  Bruce 
States  in  a  note;  "Dr.  Sommer  repeats  this  statement  on  pp.  251  and  275" 
—  but  h  e  does  not  mention  pp.  220—21. 

*)  When  I  shall  discuss  the  relationship  of  the  French  romances  to 
"Le  Mort«  Darthur",  as  I  formerly  did  that  of  "Le  Morte  Darthiu""  to 


538        SOMMER  ON  BRUCE's  ABTICLE:  'lE  MORTE  ARTHUR*. 

I  dare  not  assume  that  Dr.  Bruce  has  overlooked  "Studies" 
etc.  pp.  220—320  or  that  he  did  not  read  what  Dr.  Mead  has 
quoted  from  my  work  in  his  notes. 


its  French  sources,  in  connection  with  my  forthcoming  edition  of  the 
complete  vnlgate-version  of  the  whole  cycle,  to  be  pnblished  by  the 
Carnegie  Institution  of  Washington,  I  hope  to  have  an  opportunity  of 
supplementing  in  several  respects  what  I  have  said  in  "Studies*  etc.  as 
regards  the  cycle  in  general.  But  as  far  as  Malory  is  concemed,  I  fear 
—  and  I  say  this  deliberately ;  —  that  now,  after  many  years*  study 
of  the  subject)  I  shall  not  be  able  to  improve  much  upon  what  I  wrote 
in  1888-92. 


ASTOLAT,   CaMBERLEY,   SüRREY 

March  1906. 


H.  Oskar  Sommer. 


SHADWELL'S  OPERA  OF  «THE  TEMPEST". 


To  the  Editor  of  "AngUa". 
Sir,0 

It  seems  to  me  fitting  that  the  readers  of  your  Journal 
should  have  their  attention  drawn  to  a  remarkable  exempli- 
fication  of  the  long  arm  of  coincidence.  Were  I  not  a  pre- 
judiced  witness  I  should  be  inclined  to  characterise  the  matter 
referred  to  as  the  boldest  act  of  literary  piracy  on  record. 
But  I  content  myself  in  submitting  the  evidence,  and  leave 
the  choice  of  phrases  to  the  reader. 

"The  Athenaeum"  of  August  25,  1906,  (No.  4113)  has  the 
hardihood  to  publish  an  article  by  Sir  Ernest  Clarke  on 
"The  Tempest  as  an  Opera",  which  sets  forth  precisely  as 
I  set  forth  in  the  article  "Did  Shadwell  write  an  Opera  on 
The  TempestV",  (Anglia,  1904,  xxvii.  pp.  205  ff.)  that  the 
anonymous  quarto  of  1674  presents  the  text  of  Shadwell's  long 
lost  musical  perversion  of  the  play.  With  the  calm  air  of  a 
man  explaining  a  mystery  of  which  he  alone  has  the  key,  Sir 
Ernest  proceeds  to  recapitulate  all  the  stale  evidence  in  support 
of  the  contention,  but  fails  to  justify  his  obtrusion  on  public 
notice  by  throwing  any  new  light  on  the  subject.  The  long 
arm  of  coincidence  is  a  mighty  long  arm  indeed,  when  the 
discoverer  of  the  discovered  has  no  argument  to  proffer  save 
what  has  been  utilised  before.    Sir  Ernest  Clarke's  discussion 


^)  Folgender  brief  ging  uns  zu  mit  der  bitte  um  veröfifentlichung,  die 
wir  gern  gewähren,  in  dem  wir,  gemäfs  unseren  prinzipien,  dem  Verfasser 
die  Verantwortung  für  seine  erklärung  der  von  ihm  vorgebrachten  auf- 
f&Uigen  tatsachen  überlassen.  Die  redaktion. 


540  W.  J.  LAWRENCE, 

of  the  characteristics  of  the  Dryden - Davenant  Tempest  of 
1667,  of  the  passage  from  Downes  proving  the  production  of 
the  Shadwell  opera,  of  the  fact  that  all  seventeenth  Century 
reprints  of  "The  Tempest"  subsequent  to  1670  reproduce  the 
Shadwell  text  of  1674,  all  these^  points  have  already  been 
made  by  me  in  "Anglia". 

Seven  months  after  the  publication  of  my  article  I  had 
an  amiable  controversy  with  Dr.  Cummings  in  "Notes  and 
Queries",  (lOth  S.  ü.  164,  270,  329)  on  the  subject  of  "PurceU's 
Music  for  The  Tempest".  That  discussion  resulted  in  a  dis- 
covery  settling  beyond  dispute  that  the  quarto  of  1674  re- 
presented  ShadwelPs  alteration  of  the  Dryden-Davenant  play. 
To  "Notes  and  Queries"  of  October  22,  1904  I  wrote,  "Per- 
sonally  I  am  very  thankful  to  Prof.  Cummings  for  bis  con- 
tribution  on  this  perpleiing  subject,  as  one  of  the  facts  he 
educes  enables  me  to  decide  an  important  side  issue.  Hitherto 
all  the  editors  of  Dryden  have  taken  it  for  granted  that  the 
anonymous  and  misleading  *comedy'  of  *The  Tempest'  published 
in  1674  by  Herringman  is  nothing  more  than  an  amended 
copy  of  the  Dryden-Davenant  play  of  1670.  This  was  so 
completely  Scott's  view  that  the  version  of  *The  Tempest' 
given  in  his  *  Dryden'  is  whoUy  taken  from  the  later  quarto. 
My  contention,  as  first  entered  ^upon  sojne  few  months  back 
in  Anglia,  that  the  so  called  comedy  represented  the  book 
of  Shadwell's  opera,  can  now  be  maintained  beyond  dispute. 
Prof.  Cummings  points  out  that  in  1680  Pietro  ßeggio  published 
his  *Song  in  the  Tempest.  The  words  by  Mr.  Shadwell', 
commencing  *Aiise  ye  subterranean  winds'.  As  this  song 
is  Iprinted  in  Act  ü.  sc.  iv.  of  the  1674  quarto,  it  foUows 
that  that  particular  version  of  ^The  Tempest'  must  undoubt- 
edly  be  Shadwell's." 

Strange  to  say,  the  only  item  of  evidence  presented  by 
Sir  Ernest  Clarke  not  utilised  by  me  in  Anglia  is  an  un- 
acknowledged  summary  of  this  point  concerning  Reggio.  It 
only  needed  this  to  make  the  "  coincidence "  rounded  and 
complete ! 

It  is  a  striking  commentary  on  the  moral  stamina  of  the 
English  press  that  none  of  the  many  editors  of  the  literary 
Journals  to  whom  I  applied  for  Ventilation  of  this  matter  had 
courage  enough  to  deal  with  it.    One  replied  to  me  by  way 


8HADWELL*ß  OPERA  OP  "tHE  TEMPEST".  541 

of  apology  that  he  did  not  really  think  Sir  Ernest  Clarke 
could  possibly  have  seen  my  article  in  Anglia.  Suppose  we 
admit  that  in  the  ordinary  course  of  events  Sir  Ernest  would 
not  have  seen  the  article  —  an  admission  that  implies  a 
reflection  both  on  that  gentleman's  erudition  and  on  the 
circulation  of  the  Journal.  Is  it  equally  feasible  that  Sir 
Ernest  could  not  have  seen  "Notes  and  Queries",  a  paper 
subscribed  for  by  every  respectable  library  in  the  United 
Eingdom,  and  to  whose  indexes  constant  reference  is  made 
by  scholars? 

Sir  Ernest  Clarke  reminds  me  of  Amerigo  Vespucci,  who 
by  some  brilliant  jugglery  succeeded  in  stamping  his  name 
indelibly  on  the  two  continents  discovered  by  Columbus. 
Already  füll  honours  have  been  paid  him.  His  intimate  friend, 
Mr.  H.  B.  Wheatley  lost  no  time  in  writing  to  theAthenaeum 
to  commend  his  acumen  and  glorify  his  powers  of  research. 
Whether  coincidence  or  plagiarism,  the  offence  to  me  appears 
equally  rank.  Surely  the  maxim  "Ignorantia  legis  excusat 
neminem"  has  the  broadest  application! 

Yours  faithfully, 

W.  J.  Lawrence. 

32,  Shelboürne  Road,  Dublin, 
September  1906. 


NACHTRÄGE 
ZUM  "ENGLISCHEN  INDEFINITUM".    L 

(AngUa  N.  F.  XIV  heft  4  und  XV  heft  1.) 


Im  folgenden  gebe  ich  eine  anzahl  von  ergänzongen  (und 
berichtigungen) ,  die  ich  mir  bei  gelegenheit  weiterer  lektüre 
angemerkt  habe.  Sie  bestehen  meist  aus  einfachen  parallel- 
stellen, hie  und  da  jedoch  aus  solchen,  die  geeignet  sind,  das 
bisher  erreichbare  resultat  nicht  unwesentlich  zu  modifizieren. 

§  2  (Unterdrückung  des  dem  oder  gegenübergestellten  an) 
füge  bei:  frme.  and  wandred  ouer  al,  fro  drige  stede  to  oder, 
sechende  resie  OEH.  11  85,  pe  soe  is  biter,  swo  is  ec  pis  woreld 
fram  ende  to  oder  ib.  179. 

§  12  (Unterdrückung  des  an  bei  aufzählung  von  eigen- 
schaften)  füge  bei:  me.  so  worshipful  a  creature,  and(J)  wys 
therwithf  and  (!)  large  with  mesure,  (!)  So  penyble  in  the  werre 
and  cwrteys  eeke,  Ne  (!!)  more  lahoure  might  in  werre  endure. 
Was  nowher  noon  Ch.  III  211 ;  hier  wäre  aufserdem  das  relativ 
zu  ergänzen:  Ne  oon  that  more  etc. 

§  15  (an  als  neutrales  Substantiv)  füge  bei:  me.  Cheese  oon 
of  these  two :  Do  sacrifice  or  Cristendom  reneye  Ch.  HI  43. 

§  17  (attributives  an  =  *ein  gewisser')  füge  bei:  mod. 
Auch  in  a  sense  =  *gewissermafsen'  gehört  hierher. 

§  20  (an  =  *  einzig',  *  alleinig')  füge  bei:  frme.  pu  pe  ane 
dreddes  nawt  wiö  pin  anre  bodi  [im  AE.  neutrum!]  to  fihte 
aseines  alle  pe  ahe fülle  deueles  of  helle  OEH.  I  271. 

§  23  (an  =  *  allein',  *  einzeln')  füge  bei:  ae.  to  hwon 
agnodest  pu  pe  anum ,  poet  ic  ine  bam  gesceop  . , .?  Wulfst. 
p.  259, 15;  desgl.  am  schlufs  der  ae.  belege  die  anm.:  In  Ver- 
bindung mit  forlcetan  richtet  sich  an  zunächst  nach  dem  Objekte, 
wird  dann  rektionslos  und  wächst  schliefslich  mit  jenem  verbum 
zusammen:  poet  pu  ...  me  ...  lenne  ne  forlcete  (Par.)  Ps.  118,  8 
>  Forlet  he  an  Pendan  swustor  Beda  III  570  >  du  nu  an- 
forlete  Boeth.  7,  3. 


EINENKEL,  NACHTRÄGE  ZUM  "ENGLISCHEN  INDEPINITüm".     543 

§  25  (an  =  *em  und  derselbe')  füge  bei:  fi'me.  for  nis 
nawt  rikt  pat  an  hns  holde  peos  tweien  OEH.  I  265. 

§  28  [an  in  der  formel  an  sc  betsta  (mon)] ;  hierzu  ist  jetzt 
zu  vergleichen  Luick  in  Anglia  N.  F.  XVII  heft  3  u.  4,  dessen 
ausführungen  die  entwickelung  des  ne.  a  good  one  als  wesent- 
lich komplizierter  erweisen,  als  ich  sie  mir  auf  grund  meines 
mangelhafteren  materiales  auszudenken  vermochte.  Ein  wei- 
teres eingehen  auf  diese  ganze  sache  mufs  ich  mir  für  später 
aufheben.  Bis  dahin  bitte  ich  hinzuzufügen  als  anm.  4:  die 
sprungweise  Übertragung  der  konstruktion  an  se  betsta  auf 
den  positiv,  schon  in  frme.  zeit,  kann  nicht  weiter  auffallen. 
Es  ist  nichts  wunderbares,  dafs  einzelne  dialekte  (oder  vielleicht 
nur  Individuen?)  in  dem  einen  oder  anderen  punkte  der  ge- 
samtentwicklung  um  Jahrzehnte  voraneilen :  SciUcet  terra  pro- 
missionis,  civitas  habitutionis ,  conversatio  celestis:  Öat  is  pat 
bihotene  lond,  par  is  on  pe  wunsume  bureh  and  on  pe  lieueyi- 
liehe  wunienge  par  alle  englen  inne  wunien  OEH.  II  185. 

Nicht  unerwähnt  mag  bleiben,  dafs  der  Schreiber  des 
Harl.  MS.  7334  der  Cant.  Tales  gegenüber  denen  der  anderen 
wichtigen  handschriften  in  der  Summoners  Tale  2005  eine 
der  eben  geschilderten  völlig  identische  konstruktion  anwendet : 
Ire  is  a  ping  oon  pe  grete  of  seuene.  Zwar  ist  ping  hier  sicher 
nicht  am  platze,  die  das  richtige  wort  dafür  einsetzende  lesart 
des  Ellesm.  MS.:  Ire  is  a  siyine,  oo7i  of  the  grete  of  seuene. 
scheint  dagegen  im  folgenden  nicht  das  ursprüngliche  zu  bieten; 
denn  das  erste  of  ist  hier  nicht  nur  überflüssig,  sondern  sogar 
sinnstörend,  wie  am  besten  Skeats  Übersetzung  dieser  stelle 
in  den  Notes:  *one  of  the  chief  of  the  seven  Deadly  Sins*  zu 
beweisen  im  stände  ist.  Sollte  nun,  möchte  ich  fragen,  Ire  is 
a  sinne  oon  the  grete  of  seuene  nicht  das  sein,  was  Chaucer 
tatsächlich  geschrieben  hat?  Der  hiatus  kann  doch  keinen 
anstofs  erregen,  denn  wenn  er  auch  eine  tonschwache  silbe 
betrifft,  so  fällt  er  doch  hier  in  die  cäsurpause.  Ten  Brink 
(Chaucers  Sprache  und  Verskunst  §  270,  3)  kann  allerdings 
nur  wenige  belege  für  diesen  fall  anführen,  aber  gerade  diese 
Seltenheit  des  falles  würde  erklären,  warum  sich  die  Schreiber 
bemühten,  jenen  sclieinbaren  metrischen  verstofs  auf  eigene 
faust  zu  beseitigen. 

§  41  (fragliche  Verwechselung  von  nan  >  none  mit  na 
>  no)  füge  bei :   frme.  Nes  nan  sxca  god  wif ,  sif  f^o 


544    EINENKEL;  NACHTRÄGE  ZUM  ^ENGLISCHEN  INDEFINITÜm". 

wes  awiht  hende,  pat  he  ne  makede  höre  Laj.  I  299,  me.  Nane 
swa  swete  joye  may  he  concaeyvede  [seil,  as  the  name  oflesus], 
nane  swa  swete  sänge  may  be  herde,  nane  swa  swete  and 
delytabyll  solace  may  be  hade  in  mynde  Kluges  Me.  Leseb. 
p.  31. 

§  42  (none  other  =  'kein  anderer')  füge  bei:  me.  Sertaynly, 
it  is  non  opir,  But  JEgelane,  Py  weddyd  bropir  Ath.  160,  dass. 
ib.  690. 

§  45  das  substantivische  nan  in  pluralischer  bedeutung 
und  form  liegt  unzweifelhaft  vor  in  frme.  Alle  ha  singefi  Pe 
Per  beoÖ;  Ah  hare  song  ne  mähe  nane  hüten  heo  singen  OEH.  I 
p.  261.  Ein  ae.  beleg  wird  demnach  nicht  allzulange  mehr 
auf  sich  warten  lassen. 

§  51  ein  dem  von  Stoffel  belegten  Slang-ausdrucke  Town's 
none  so  dusty  jest  now  genau  entsprechender,  jedoch  aus  der 
besten  spräche  stammender  beleg  ist  mod.  So  in  Edinburgh 
within  the  memory  of  living  people,  none  so  old,  the  dinner 
early  in  the  aftemoon  was  the  Signal  for  cessation  from  work 
Athenaeum,  Dec.  19,  1903  p.  820. 

§  53  {other  —  other  =  *der  eine  —  der  andere')  dasselbe 

zeigt  sich  auch  im  AN.:  Hraupungr dtti  tvä  sonu,  hit 

annarr  Agnarr,  en  annarr  Geirropr  Grm.  1.  2 ;  annar  of  ncetr 
sefr,  en  annarr  of  daga  F j.  22  ^.  —  Ein  weiterer  ae.  beleg  ist : 
wosron  gesewen  twegen  monan  on  pcere  heofonan  . . .  . ,  oöer  he 
eastan,  j  se  off  er  be  westan,  hegen  fülle  Sax.  Chr.  1106. 

§  55  {oder  =  *der  eine  von  zweien')  füge  bei:  ae.  Ante- 
crist,  ponne  he  cymff,  he  wile  ealle  da  men,  pe  to  gode  willaÖ, 
oder  twegra,  oÖÖe  mid  lotwrencum  fram  gode  awendan  odÖe  mid 
mislictim  tintregum  hy  earmlice  actcellan  Wulfst.  p.  192 — 3. 

§  64  {swilce  oder  =  lat.  *sicut  alter').  Dafs  der  ausdruck 
nicht  lateinischer,  sondern  indogermanischer  herkunft,  beweist 
der  an.  beleg:  vissi  hann  vel  fram  sem  vanir  adrir  prymskv.  14. 
Auch  dem  griechischen  äXXo^  ist  dieser  sinn  geläufig. 

Halle  im  Oktober.  E.  Einbnkel. 


HaUe,  Druck  von  Bhrhardt  Karral. 


1  X  11  A  L  T. 


Wilhelm  Pfäudler,  Die  Vergnügungen  der  Angelsachsen     .    .    .  417 

Karl  Luick,  Zu  ae.  an 527 

H.  Oskar  Sommer,  On  Dr.  Douglas  Bruce's  article:  "The  Middle 

English  Komance  'Le  Morte  Arthur',  Harl.  MS.  2252"  etc.     .    .  529 

W.  J.  Lawrence,  Shadwell's  Opera  of  "The  Tempest"      ....  539 

£.  Einenkel,  Nachtrüge  zum  "Englischen  Indefinitum"     ....  542 


AbgfetchlosMn  mitte  Oktober  1906. 


Das  nächste  heft  erscheint  Januar  1907. 

Manuscripte  für  das  übernächste  heft  werden  bis  spätestens  ende 
Dezember  UHH>  erbeten,  entwtMier  au  J'rof.  Dr.  Engen  EineDkel,  Halle- 
(Tiebichenstein,  Seydlitzstrasse  iJO.  odor  an  Prof.  Dr.  Ewald  FlügeU  Stanford 
University.  Talo  Alto,  California,  T'.  S.  (z.  Z.  beurlaubt  nach  Deutschland 
[Adresse:  Leipzig,  Hardeubergstrarse  lü]). 

• 

r>io  für  die  -Anglia'  bestimmten  rezensionsexemplare  neu  er- 
.«^cbieuener  (Irm^kschrifton  sind  zu  senden  an:  Dr.  Max  Madd,  Herausgeber 
des  'Beildattes',  Frankfurt  a'M.,  Ilumbrachtstrasse  11. 


hietne-Xeltner,  Sngtisches  und  deutsches  Wörterbuch. 

(8.  Auflngi-  tril  n-...^f  Hei:IUbi;li.p;.IJi.fi9      he^lr;  Papier      G.O"er  Druck      2v^e>    ff    mag 
sldikf  Saude  m  Let -rorir   uIlT  lODU  S^ilt-n.    Cevu    ca  JlOOgi.     Preii  gtb  nur  §§  tWmm 


Verlag  vod  Max  Nienieyer  in  Unlle  a.  S. 


Die  Gesebe  der  Angelsachsen  lieransgegeben  im  Auftrage  der  Savigny- 
Sliftuug    von    F.  LiebermunD.     Bd.  1.  II,  1.      ISOä— 1908.     4. 

1.  Ti'Xt  und  Uebersuuutig.     IH03.  kuL  ^32,— 

2.  l.  Wörterbuch.     lÜHH.  J<  lö,— 
Middendorf,  Heinrich,  Altengliacbes  FlnrnameDbucli.  1902.  gr.S.  .A3, — 


Scililtte,    Paul,    Diu  Liebe  i 

haüadL-n.      lyuß.     8. 


den  englischen  nnd  acbottischeii  Volks- 
Lorenj;  Mors- 


Studien  zur  enslischen  Philologie  beransgegeben  ^ 

bacb.     gr.  8. 

16.  Boeder.  Fr,,  Der  altenglteche  Regiua - Paaller.  Ebie  InlHrÜDear- 
venioD  in  IIa.  Royal  2.  II,  &.  d«»  Brii.  Mus.  Zum  ersteo  Kaie  voll- 
Htändig  herauBgegtibcD.     ItiU4.  Jl  II), — 

19.  AusbUttel,  E-,  Das  penOnllclie  Geschlucht  nnperslinlicber  Sub- 
atantiva,  eJDsobliesdich  der  Tiemauien.  im  Mittel -EaglLscheD  seil 
deiu  AuHSterbeo  des  grammsüscben  Oescblecfata.     lyui.         Jti,— 

2U.  äcbumbors,  Hugo,  Tbe  Taming  of  tlte  Sbrew.  Kfue  Studie  sa 
Shaksperes  KuDSt     1904,  Jt  3,60 

II.  SebUcking,Levin  Ludwig,  BeonulliiKUckkebr.  Eiae  kriÜMsha 
Studie.    1  !»05.  Jl  2,~ 

22.  Labmanu,  Adolf,  Die  UuberlieferuDg  vod  I.AsaiDOD8  Brut  Nebst 
einet  Darstellung  der  betooteo  \'okale  und  DiphUiunge,  ll)U6.  Jl  6, — 

23.  Lekebusch,  Julius,  Die  Londoner  Urkandenaptacbe  vun  1130 
bis  läUi>.  Kin  Beitrag  lur  Entstehung  der  neuenglischea  Schrift- 
sprache.   1900.  Jl  *,— 

21.  Borghardt,  Ernst,  L'eber  den  Elodaas  des  Englischen  anf  das 
AngluDormanoIsche.     19(IA.  Jl  3,2U 

15.    Reichmanu,  Bugo,  Die  Eigennamen  im  Omnuluni.    ]9tiB.    Jl  3,— 

26.  Eilers,  Friedrich,  Die  Dehnung  vur  dehnenden  Konsonanten- 
verbinduDgen  im  Mlttelengligchen.  Mit  Berti cksicbiignoK  der  neu- 
eogliseben  Mnndarten.  lUnier  dtr  I'rate) 

21.  Sibnrg,  Bruno,  Schicksal  und  WUteus Freiheit  bei  Shakesjieare, 
dargelegt  am  , Macbeth".     11106.  .*  *,— 

1',  Pries«,  Max.  Die  Bedeutungen  des  abstrakten  subsianti vierten 
Adjelitivs  und  des  entsprechenden  abstrakten  Subsiaoiivs  bei  Shake- 


speare,   leoä. 


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