Full text of "Anglia"
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il-I'^
A N G L I A.
Z KITSCH RIFT
KUU
EN&LISCHE PHILOLO&IE.
UNTKR MITWIRKUNG VON KWALI) FLUUEL
HKUAlTSGKdKBKN
VON
KUUKN KINKNKEL.
NKU8T KINKM HKIBLA'IT HKUAUSliKÜKIJKN VON MAX FR. MANN.
BAND XXIX. NEUE FOLGE BAND XVII.
HALLE A. S.
MAX NIEMEYEB.
BAND-INHALT.
Seite
H. Gnskar, Fletcbers Monsieur Thomas und seine quellen. II. . . 1
C. Heck, Die quanti täten der accentvokale in ne. offenen silben
mehrsilbiger nicht-germanischer lehnwörter 55
Engen Einenkel, Die dänischen elemente in der sjrntax der eng-
lischen spräche 120
Wilhelm Hörn, Textkritische bemerkungen 129
Ludwig Diehl, Englische Schreibung und ausspräche im Zeitalter
Shakespeares, nach briefen und tagebttchem 133
C. Heck, Die quantitäten der accentvokale in ne. offenen silben
mehrsilbiger nicht-germanischer lehnwörter. 11 205
Frederick Morgan Padelford, The Relation of the 1812 and
1815—1816 Editions of Surrey and Wyatt 256
Fr. Klaeber, Notizen zu Cynewulfs Elene 271
Fr. Klaeber, Berichtigung 272
Frederick Morgan Padelford, The Manuscript Poems of Henry
Howard, Earl of Surrey 273
K. Luick, Beiträge zur englischen grammatik. lY 339
C. Heck, Die quantitäten der accentvokale in ne. offenen silben
mehrsilbiger nicht-germanischer lehnwörter. m 347
Fr. Klaeber, Notizen zum Beowulf 378
Otto Ritter, 'Charlie He's My Darling' and other Burns' Originals 383
W. Heuser, Eine vergessene handschrift des Surteespsalters und die
dort eingeschalteten mittelenglischen gedichte 385
Irene F. Williams, The Language of Sawles Warde 413
Wilhelm Pfand 1er, Die Vergnügungen der Angelsachsen . . . 417
Karl Luick, Zu ae. dn 527
H. Oskar Sommer, On Dr. Douglas Bruce*s article: "The Middle
English Romance *Le Morte Arthur*, Harl. MS. 2252" etc. . . 529
W. J. Lawrence, Shadwell's Opera of "The Tempest" .... 539
E. Einenkel, Nachträge zum "Englischen Indefinitum" .... 542
162361
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND
SEINE QUELLEN.
m.
Die Quellen.
A.
Die Hanpthandlnng.
Man ist erstaunt, wie umfassend Fl. die literatur seiner
zeit für seine zwecke herangezogen hat. Er hat sich keines-
wegs etwa mit Paint. 1, 27 und 1, 47 als quellen für seine haupt-
handlung begnügt, wie Koeppel annimmt (Beitr. XI, p. 96 — 98) ;
auch die von Koeppel abgelehnte novelle Dec. X, 8 ist benutzt.
Ja es ergibt sich uns bei eingehender forschung, dafs Fl.
überdies noch eine ganze reihe von dichtwerken im köpfe
gehabt hat, die sämtlich wie die erwähnten drei quellen mit
unserem drama das gleiche thema in den verschiedensten
Variationen behandeln: Die liebe eines jungen mannes zu der
verlobten (gattin) seines freundes (vaters, gebieters) mit dem
daraus erwachsenden konflikt zwischen liebe und treue, und dessen
weitere folgen (eine gewisse ausnähme bildet allein Saph.).
Alle erreichbaren geschichten dieser art sollten mit ihrem besten
teil zu jener hohen Wirkung beisteuern, die Fl. an Sh.'s M. f. M.
bewunderte.
1.
Dec. X, 8 und Euph.
(Exposition.)
Mit dem nachweis zweier ähnlicher quellen aus Paint.*)
ist also jene dritte, die Weber in der geschichte von Tito und
») cf. Beitr. XI, p. 96—98.
AnRlU. N. F. XVU.
2 H. QUSKAK,
Gisippo (Dec. X, 8) beigebracht hat, bei einem werke FLs noch
lange nicht abgewiesen; vielmehr ergibt sich hier schon aus
dem Zusammenhang der übrigen entlehnungen, 0 dafs unser
dichter diese novelle sehr wohl gekannt hat. Ein sorgfältiger
vergleich zeigt uns denn auch, dafs es sich in keiner anderen
der liier in betracht kommenden geschichten wie in unserem
drama um einen liebeskranken freund handelt, zu dessen
gunsten der verlobte verzieht leistet Dieser edelmut der
freundschaft, in dessen beleuchtung unsere handlung bis
gegen den schlufs gehalten ist, kann also lediglich durch obige
novelle angeregt sein; auch ist nirgends sonst die güterge-
meinschaft der freunde hervorgehoben, die in unserem drama
ebenso den gast zu besonderer dankbarkeit verpflichten soll
(M. Th. I, 1 p. 315 = Dec. X, 8 p. 186). Nach dieser quelle
wii'd ferner dem liebeskranken Francis gerade durch die Vor-
bereitungen zur hochzeit besonders tiefer schmerz bereitet
(M. Th. II, 1 p. 330 = Dec. X, 8 p. 179, 180) und dem verlobten
dann die harte aufgäbe zugeteilt, der liebe seines rivalen
bewuTst das wort zu reden (M. Th. 11, 1 p. 344 = Dec. X, 8
p. 185). Damit wiederholt sich zugleich in unserem drama
die entrüstung der braut über die bereitwilligkeit des
bräutigams , ihre liebe zu verhandeln (M. Th. n, 1 p. 344 =
Dec. X, 8 p. 190).
Soweit die exposition nicht dieser novelle folgt, sind
einzelheiten aus Euph. übernommen.
Wie in Euph. die beiden fi'eunde haben Valentin und
Francis sich auf reisen kennen gelernt (M. Th. 1, 1 = Euph.
p. 196), und dieselbe Zurückhaltung, mit der die höflich-
keiten des Euphues von der braut seines freundes, Lucilla,
erwidert werden, bringt hier Cellide dem jungen fremdling
entgegen (M. Th. 1, 1 p. 318 == Euph. p. 200), um wie Lucilla
später einen herzlicheren ton anzuschlagen. Offenbar soll in
beiden fällen damit die heifse liebe des Jünglings begründet
werden. Auch die herzlosigkeit Cellidens — "Ye shall be
both my triumphs" (M. Th. II, 1 p. 344) — , die recht wenig zu
dem sonstigen wesen der Jungfrau pafst, führt sich zweifellos
0 cf. B. 12 flf.
FLETCH£KS MONSIBÜR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 3
auf den einflufs des Euph. zurück, wo zum sclilufs Lucilla
ebenso beiden freunden mit höhn begegnet.
Dem einflufs des Stiles im Euph. konnte Fl. natürlich
ebensowenig entgehen wie viele seiner Vorgänger und Zeit-
genossen. Es finden sich in unserem drama namentlich in
der hauptscene in, 1 zwischen Francis und Cellide zahllose
euphuismen. Aus dem ungeheuerlichen Wortschwall des Euph.
herausgesucht sind z. b. die worte Franzens, mit denen er
Cellide zur pflicht zurückruft (p. 351) :
Whose breath is but your bubble — Can you, dare you,
Must you cast off this man, ( ) without baseness,
Without the stain of honour? shall not people
Say liberally hereafter, 'There's the lady
That lost her father, friend, herseif, her faith too,
To fawn upon a stranger,' — for aught you know
As faithless as yourself, ?"
Dem entspricht etwa aus der langen selbst - anklage des
Euph. (p. 209/10) :
And catist thou wretch he false to htm that is faiihfull
to thee ? Shall hys curtesie he cause of thy crueltie ? Wilt
thou violate the league of fayth, to enherite the land of folly ?
Shal affectiö he of more force then friendshippe , loue then
law, lust then loyaltie? ....
und aus den Worten, mit denen Lucilla die erklärung des
Euqhues erwidert (p. 221) :
But God shielde Lucilla, that thou shouldest he so
carelesse of thine honour as to commit the state thereoff to
a stranger,
und (p. 222) :
But alas Euphues, what truth can there he found in a
trauayler? what stay in a stranger?
Die bemerkung "for aught you know", mit der beide
stellen in der rede des Francis verflochten sind, fällt ganz aus
dem Zusammenhang des dialoges mit Cellide heraus und läfst
sich nur aus der quelle erklären.
4 H. QUSKAB,
2.
Paint. I, 27 und Saph.
(Steigende handlnng.)
Die wichtigste quelle ist allerdings die von Koeppel
herangezogene novelle Paint. I, 27. Hier ist es auch die
auserwählte (gattin) des eigenen vaters, zu der das herz des
jungen mannes in liebe entbrannt ist, wie in unserem drama,
wo diese beziehung freilich bis gegen das ende verschwiegen
wird. Sonst ist aber nur die steigende handlung mit einer
fülle von einzelheiten aus dieser geschichte ausgestattet: der
Jüngling, der seine neigung selbst verurteilt und geheim hält,
wird krank, und sein leiden verschlimmert sich, je mehr er
die liebe seines nebenbuhlers und das fi-eundliche mitleid der
geliebten erfahren muf s ; wie sehr man aber in ihn dringt, er
ist entschlossen, sich niemand zu verraten (Paint. I, 27 p. 102 —
106 = M. Th. I, 1 p. 318 und H, 1 p. 329—331). Der arzt
Erasistratus in Paint. (p. 105) — vwwyng and beholding all
the partes of the yonge gentlemans hody, and perceiuing no
signe of sickenes, eyther in Ms urine or other accident — kann
die Ursache der krankheit nicht finden, ganz ebenso nicht in
M. Th. II, 4 die drei ärzte, die sich 'mth an urinal' in der
hand über den fall herumstreiten. Die physiologischen Symp-
tome, die der arzt bei Paint. (p. 106 u. 107) weiter beobachtet,
sind von Fl. geschickt verwertet. Eras. findet:
so sone as the yonge man sawe [the Queene] comming toward
htm, sodainly the poulse which were weake and fehle, began
to reuive through mutation of the bloud ^) , . , . his poulces
receiued vigor, and began to leape, and so still continuLcd.
When she departed the force and vigor of the poulce de-
parted also,
Valentin in M. Th. 11, 1 nimmt das an Francis wahr, ohne
den Zusammenhang zu begreifen:
"His pulse, like the slow dropping of a spout,
Scarce gives his function.",
0 Es ist interessant, welche anfmerksamkeit man dem blntkreislauf
bereits in jener zeit kurz Tor seiner entdecknng durch Harwey (1619) zu-
wendete.
FLETCHERS MONSIBUB THOMAS UND SEINE QUELLEN. 5
und, wie Cellide sich tröstend dem kranken nähert:
Val.: "Hot, very hot: his pulse beats like a drum now —
Feel, sister, feel — feel, sweet."
Auch die Wirkung dieser berührung auf Francis:
"How that touch stung me"
ist nach Paint. 105:
Änd who doubteth btit that he feling him seif to he
touched with those lier delicate handes, . . ., but he was
marueilously tormenied . . .
Überhaupt das ganze verhalten Cellidens gegenüber dem
kranken entspricht Paint. p. 105:
the Queene her seife oftentimes visited him, and with her
own handes serued him with meates and drinkes: . . .
Danach Cellide in ihrer fürsorge (M. TL p. 331):
Cell.: "I have such cordialls,
That
ril fetch you up again."
Cell: "And those juleps in the window!" etc.
Man bringt dann den zusammenbrechenden Francis zu
bett, wie den jüngling in Paint. 1, 104.
Die weitere rolle jenes arztes Eras. in Paint. I, 27 , der
schlief slich den wahren grund der krankheit erkennt, über-
nimmt in unserem drama der puritanische nachbar Michael,
ohne dafs man irgend erfährt, auf welche weise dieser zu
seiner erkenntnis kommt. Wie Eras. dem könig gegenüber,
schildert er dem Valentin den tötlichen ernst der krankheit,
um sich von seiner opferwilligkeit zu überzeugen
Val.: "May all I have restore him —
.... — yea, my life too — "
(Der könig in Paint. I, p. 108:
— thoughe it coste me all my goodes and realme to,)
und um dann ebenso ihm schonend mitzuteilen, dafs der grund
nichts anderes sei als unglückliche liebe. Val. begreift sofort,
dafs es sich um seine verlobte handelt.
In Paint. I, p. 108 dagegen gibt der arzt zunächst vor,
dafs seine eigene gattin der gegenständ der liebe sei, und
6 H. QU6KAK,
fordert damit die ganze Überredungskunst des königs heraus,
bis dieser zuletzt versichert:
I would , , . he were in loue with my best beloued Stratonica,
... 2 would render Jier into his hands . . . ;
dann erst klärt er ihn auf, dafs eben sie, die junge königin,
das ziel der wünsche des kranken sei.
Diese kluge taktik ist von Fl. auf Valentin gegenüber
seiner verlobten Cellide übertragen (M. Th. II, 5). Er stellt
ihr vor, dafs die liebe zu einer ihrer freundinnen, deren herz
einem anderen gehöre, die krankheit verursacht habe, und
dafs ihr einflufs diese freundin für Francis gewinnen könnte.
Wie sie dann alle die Vorzüge des edlen Jünglings, die sie ins
feld führen wolle, schildert (wie der könig bei Paint.) und
jene freundin schilt wegen ihrer grausamkeit gegen den, der
alle liebe verdiene — "nay, were it myself", da teilt er ilir
endlich mit, dafs sie es selber ist, die die Sehnsucht Franzens
entfacht hat und ihm die gesundheit wiedergeben kann.
Im bau dieser scenen hat sich Fl. an Lylys drama *Sapho'
angelehnt, das als einzige ausnähme nicht eigentlich in diesen
kreis von geschichten hineingehört. Die beiden liebenden —
Sappho, die prinzessin, und Phao, der von Venus mit Schönheit
begabte fährmann — sind hier nicht durch die beziehungen
zu einem dritten, sondern lediglich duixh den unterschied des
Standes von einander ferngehalten. Doch dafür war hier Fl.
für die pathologie der liebe um so mehr geboten. Sappho,
die den schönen fährmann gesehen hat, liegt krank darnieder,
und die von ihi'er Umgebung zerbrechen sich die köpfe in
Saph. m, 1 :
Trach.: Sapho is fdlne sodenly sich, I cannot guesse ihe cause,
Mileta: Some colde belike or eis a womans qualme.
So beginnt auch M. Th. II, 1 :
Cell.: "Indeed he is much chang'd, extremely alter'd
His colour faded strangely too."
Val.: "The air,
The Sharp and nipping air of our new climate,
I hope, is all; . . ."
Dann streitet man sich in Saph. III, 1 weiter über die
kränkelt (wie die ärzte in M. Th. II, 4) , . bis plötzlich Enge,
•hereinstürzt:
FLETCHERS MONSIEUK THOMAS UND SEIN£ QUELLEN. 7
Euge.: Mileta! Isinena! Mileta! Come away, my Lady is
in a sotone!
Mileta: Äye me!
Isme.: Come, let us mdke haste. [Exeunt £., Jf., 2.]
Ganz ebenso wird die Unterredung Valentins mit Michael
unterbrochen (M. Th. II, 5):
Enter Alice: "Oh, dear brother!
The gentleman, if ever you will see him
Alive, as I think — "
Enter Cell.: "Oh, he faints! for Heaven-sake,
For Heaven-sake, sir — "
Val.: "Go comfort him, dear sister." [Exit Alice.]
Die art, me man sich um den kranken Francis bemüht,
erinnert gleichfals an Saph. M. Th. II, 1 p. 331:
Alice: "Some warm broths
To purge the blood, and keep your bed a day, sir,
And sweat it out."
VaL: "My gown there!"
Das ist nach Saph. III, 3 p. 396 , wo Milita kleider her-
zuträgt :
Mileta: Madame, I thinJce it good you haue niore clothes,
and sweate it out
(Sapho seufzt wie oben Francis.)
Mil. p. 398 : . . . , will you haue a litle broth to comfortc you ?
Sapho aber (p. 392 u. 398) weigert sich irgend welche
medizin zu nehmen (danach auch Francis, der in III, 1 die
drei ärzte vergebens von sich abzuhalten sucht), nur der
heilkundige Phao soll zu ihr kommen und ihrer krankheit
linderung schaffen.
3.
Look.-Glass p. 135, 136 und Paint. I, 47
in xM. Th. HI, 1.
(Umschwung der handlung.)
Die scene des Umschwunges (M. Th. III, 1) ist genau ebenso
gebaut wie M. f. M. III, 1 *) : die personen kommen und gehen
») cf. Anglia, N. F. XVI, heft 4 (teU U, a).
8 H. GüSKARy
wie dort mit ganz entsprechenden Wendungen, und wie der
herzog ist hier Valentin heimlicher zeuge der Vorgänge. Dem
inhalt nach ist fast aus jeder quelle dieser handlung etwas
darin zu finden, aber weit gründlicher verarbeitet und schwerer
zu scheiden als in allen übrigen teilen des dramas.
Zunächst ist die scene eingeleitet nach der entsj)rechenden
scene in Saph. (III, 4). Francis wie Sapho liegen Uebeskrank
auf ihr lager gebettet, da tritt hier Cellide, wie Phao zu Sapho,
herein in der absieht die krankheit mit ihren mittein zu heben.
Nachdem dort die aufwartenden frauen und entsprechend hier
die ärzte veranlafst sind hinauszugehen, sind sie allein; aber
Francis begreift zuerst nicht besser als Phao, worauf die Jung-
frau mit ihren andeutenden worten hinaus will.
Fl. hat hier zugleich an Look.-Glass p. 135, 136 gedacht,
wo die königin Alvida gerade mit dem unterkönig von Cilicien
buhlt, als der könig selbst herzukommt. Francis kann sich
der liebkosungen Cellides ebenso wenig wie dort der unter-
könig derer der Alvida erwehren, während Valentin heimlich
hereintritt und zeuge seines edelmutes wird.
Man vergleiche folgende stellen:
(Look.-Glass, p. 136.)
Alvida:
Blushing I teil thee, fair Cilician prince,
None bttt thyself can merit such a grace,
K. of CiL : Madam, I hope you mean not for to mock me,
Alv. : No, läng, fair hing, my meaning is to yolce thee.
How sweet he looks!
[Kisses him
And thus, and thtis, and thus, thus much I love thee,
[Kisses him.
K. of CiL : For all these vows, heshretv me, If I prove ye :
My faith unto my hing shall not he fals'd.
Alv. : Good Lord, how men are coy when tliey are crav*d!
K. of Cil. : Madam, hehold our hing approacheth nigh.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN.
Dazu M. Th. III, 1 :
Franc: "Bless me, what beams
Flew from these angel eyes! . . . [Aside
... — Dare you sit by me?"
Gel.: "I would be sorry, sir, my charity,
, should merit
So Stubborn a construction. Will it please you
To taste a little of this cordial?
»>
Franc: "Of wliicli, lady? —
.... — Why do you blush so?"
Cell.: "Do you not understand? of this, this cordiaL"
[Kisses him.
Die quelle für den eigentlichen höhepunkt in dieser scene
hat KoeppelO in der geschichte von Galgano and Madonna
Minoccia (Paint. I, 47) festgestellt. Galg. ist glücklich, nach
langen Werbungen bei Min. gegenliebe zu finden, erfährt aber
dann aus ihrem munde, dafs sie ihm erst auf das lob des
gatten hin ihr herz geschenkt, und reifst sich aus ihren armen
los: Shall I he traytor to him, tluit frendly hath commended
me ? (Paint. I, 47 p. 7).
Francis äufsert ganz ähnliche worte, als er vernimmt,
dafs Cellide auf wünsch des hochherzigen freundes ihm ihre
liebe entgegen bringt:
Franc (p. 348) : "Hold, for Heaven-sake !
Must my friend*s misery make me a triumph?
Bear I that noble name, to be a traitor?"
Er fügt hinzu : "I am resolv'd to die first." aus der haupt-
quelle Paint. I, 27 p. 104: And determlning raiher to die, thcn
to yelde to such tvicked laue ....
Doch hat er jetzt wie Galg. die kraft der seele wieder-
gefunden.
Die breiten tiraden im ausgange dieser scene haben mehr-
fache anklänge an Euph. [cf. s. 3.]
») cf. Beitr. XI, p. 97.
10 H. GUSKAR,
4.
Paint. I, 37 und M. f. M.
(Umkehr der handlang.)
Im zweiten teil von M. Th. III, 1 wiederholt sich dann
das motiv des höhepunktes noch einmal in der Version von
The Earl of Ängiers (Paint. I, 37), wo der graf und die gattin
des fem im kriege weilenden königssohnes sich in einer ähn-
lichen Situation beisammen finden — who heyng sette downe
together uppon a bedde (whiche she desired) alone in a chaniber
— und die prinzessin vergeblich den getreuen Statthalter unter
tränen für ihre Sehnsucht zu gewinnen sucht (Paint. I, p. 158) :
I beseche you, for the loue that I beare unto you, that
you will not denye me your loue and frendship, and that you
will haue pitie upon my young yeares, whiche doubtles do
consume for you, as I see against the fierie flames.
Eine gleiche begehrlichkeit wird Cellide in den mund ge-
legt (p. 349):
" Alas, consider,
Play but the woman with me, and consider,
, what misery —
What loss of youth,
What everlasting banishment from that
Our years do only covet to arrive at,
Equal affections, [flamed]^) and shot together!"
Franc, weist sie das zweite mal schärfer zurück (nach
dem Vorbild des grafen):
Franc: "Pray, stay there:
Methinks you are not fair now; ..."
In Paint. I, p. 158 heilst die entsprechende stelle :
pushing her from hym, as shee was about to clepe him aboute
the necke, and swoore great otJies, tlmt rather hee woulde
be drawen in peces then consent to suche a thing, ,
against the honour of his Lorde and maister.
Doch während Cell, dadurch ihr eigenes selbst wieder-
findet und mit ihren empfindungen zurückhält, während sie
^) Dyce interpoliert wenig poetisch "[bom]" und zerstört das beab-
sichtigte bild (s. queUe: as I see against the fierie flames).
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 11
jetzt erst von wirklicher, inniger liebe zu dem edlen jüngling
ergriffen wird (eine hübsche erflndung des dichters), verwandelt
sich die verschmähte leidenschaf t der prinzessin in wilden hafs ;
durch verläumdung will sie ihre selbst verschuldete schmach
an dem grafen rächen, und er, um sie zu schonen, räumt ihr
das feld. Noch ehe die aufgeregte menge seinen palast er-
reicht, reitet er eiligst davon und schifft sich nach England
ein. Aber gerade durch diesen edelmut lenkt er den schlimmen
verdacht seines gebieters auf sich.
Eine derartige glänzende Wendung wollte sich Fl. um
keinen preis für seine handlung entgehen lassen. Auch Franc,
mufs sich aus edler rticksicht auf Cellides beschämung wie der
graf heimlich zu pferde aufmachen (p. 870), um zu schiffe das
weite zu suchen (p. 385). Doch eine Verdächtigung des Jüng-
lings nach dem Vorbild der quelle liefs sich ohne trübung des
bisherigen eindruckes nicht mit der rolle Valentins vereinbaren,
und das ganz und gar nicht, nachdem ihn der dichter zu mög-
lichster Steigerung des höhepunktes (III, 1) dort als heimlichen
beobachter hinzugezogen hatte. Fl. half sich darum mit jenem
technischen mittel , das er von Sh.'s M. f. M. her kannte : »)
überall, wo ihm die handlung ins stocken zu kommen droht,
da führt er den getreuen nachbar Michael (= herzog) als den
deus ex machina herein, der hinter der scene alles gesehen
hat, was den andern im stücke entgehen mufs, der überall
noch einen ausweg weifs, der knoten schürzt und wieder löst,
ganz wie es einem dichter vonnöten ist.
Mich, übernimmt fortan das gegenspiel Valentins, der keinen
gi*öf seren wünsch hat als die rückkehr Franzens, aber untätig die
dinge geschehen läfst; und der allgegenwärtige Mich, kommt
auch gerade dazu, wie Francis ein schiff besteigen will (IV, 5).
Um den flüchtling zurückzuhalten, läfst er ihn festnehmen,
zunächst in wohlwollender absieht, wie der herzog die Isabella
in M. f. M. V, 1. Indessen eine Verdächtigung Franzens, wie sie
nach Paint. 1, 37 ihm vorschwebte, erwies sich dem dichter immer
noch als wirkungslos für den Zuschauer, der ja Val. als hilfs-
bereiten zeugen des Sachverhaltes kennt: Franc, mufs sich
darum selbst bei Mich, in den verdacht des diebstahls setzen.
Ö cf. AngUa, N. F. XVI, heft 4 (teU U, a).
12 H. GUSKAB,
Nur um zum schein seine rauhe handlungsweise zu recht-
fertigen, hält der treue anwalt Val.'s dem jüngling vor, dafs
er seinen hochherzigen freund um das herz seiner geliebten
gebracht und ihm das pferd entwedet habe. Franc, aber, im
trotz über sein Schicksal, reicht ihm die Juwelen, die er seit
frühster kindheit an sich trägt, und gibt an, auch diese ge-
stohlen zu haben. Mich, ist bestürzt ob einer solchen uner-
warteten entdeckung (IV, 5 u. 9) und läfst Franc, mit dieser
anklage zu Val. zurückbringen (V, 5).
Dort beginnt er wie der herzog am schluTs von M. f. M. zu
gericht zu sitzen, um durch ein verhör — als moment der letzten
Spannung — die vermeintliche schuld Franzens zu erweisen,
und leitet damit die entwirrung des knotens ein (V, 10 p. 406).
5.
Dec. II, 6 und Fr. Bac.
(Lösung des konfliktes.)
Die Juwelen des Franc, die Mich, zu seiner belastung
vorzeigt, werden von Val. und seiner Schwester wieder erkannt
als die, welche man einst dem nach einem seekampfe ver-
schollenen kinde VaUs (1,1: "lost at sea among the Genoa
galleys"') angelegt habe — ein motiv, das seit den narben
des Odysseus unzählige male in den literaturen der Völker
wiederkehrt.
Die weitere lösung des rätseis erfolgt nach Dec. II, 6 , der
geschichte von den Schicksalen des Gottfried. Dieser, als kind
in den wiirnissen eines bürgerkrieges von seinem vornehmen
vater, dann auch von seiner mutter getrennt und von See-
räubern nach Genua (s. oben) geschleppt (Dec. n, 6 p. 209),
wird schliefslich nach langen jähren unerkannt in das haus
Conrads verschlagen, wohin inzwischen auf anderen wegen
auch die mutter gelangt ist, ohne dafs sie sich wiedererkennen.
Obgleich in dienender Stellung, findet der schöne jüngling die
liebe der tochter seines herrn, Ihre heimlichen beziehungen
werden aber entdeckt, und man führt Gottfried in ketten ab
(wie auch Franc, in M. Th. IV, 5 u. 9). Als aber bald darauf
die partei seines vaters wieder zur herrschaft gelangt ist,
entdeckt er seine edle herkunft dem kerkermeister , der die
künde hiervon vor seinen herrn Conrad bringt. Die jetzt
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 13
erfolgende wiedererkennungsscene zwischen mutter und söhn
ist von Fl. auf Franc, und seinen vater Val. übertragen:
Zuerst sieht sich Conrad den Jüngling genauer an (Dec
11,6 p. 215):
Questo udendo Currado, avvisd, lui dovere esser desso, . . .
(p. 216) :
E trovando per dssai manifesti indizj, lui veramente esser
Giusfredi figltuolo d'Ärrighetto Capece, gli disse ; . . .
So ist Alice die erste, die die ähnlichkeit Franzens er-
kennt (M. Th.V, 10 p. 407):
"FU pawn my life on't;
And this is he. — Come hither, Mistress Dorothy,
And Mistress Mary: who does that face look like?
And view my brother well."
Das klingt zugleich an Dec. p. 221 an, wo das verhalten
der mutter geschildert wird:
AI quäle Madama Beritola per le parole da Currado udite
cominciö a riguardare, e da occulta viriü desta in lei alcuna
rammemorazione d^ puerili lineamenii del viso del suo fig-
liuolo, . . ., con le braccia aperte gli corse all collo; ne la
soprabondante pietä, ei allegrezza maierna le permisero di
potere alcuna parola dire, . . .
Valentin (V, 10) ist ebenso starr vor erregung, und Alice
übelnimmt es, den Jüngling zu fragen, wie er in den besitz
der Juwelen gekommen sei. Franc, beginnt genau so wie
Gottfr. dem kerkermeister gegenüber:
Franc: "Now TU teil you,
Because blind Fortune yet may make me happy."
cf. Dec. II, 6 p. 215 :
posso io omai sicuraniente manifestare, poi nel pericolo mi
veggio, . . .
und erzählt dann weiter, was wir in Dec über das Schicksal
Gtottfr.'s am anfang erfahren:
"... I heard a merchant say that bred me,
. . ., an infant in the Genoa galleys, . . .,
I was taken in a sea-fight, and from a mariner,
14 H. GUSKARy
Out of his manly pity, he redeem'd me:
He told me of a nurse that waited on me:"
cf . Dec. II, 6 p. 209 :
I corsariy li quali avevano a Fomo preso il legno, . . ., a
Genova n'andarono, e quivi tra! padroni della galea d'msa
la preda, tocco per avventura tra Valtrc cose in sorie ad un
Messer Guasparrin d'Oria la balia ... et i due fancitilli
con lei.
Und hat Gottfried als Jüngling (Dec. ü, 6 p. 211) auch an
den seeräubereien seines ersten herrn Guasp. teilgenommen, bis
er zuletzt auf mannigfach verschlungenen wegen in das haus
Conrads gelangt ist, so schliefst hier ebenso der bericht Franzens:
"The wars was my retreat then, and my travel,
In which I found this gentlemen's free bounty, ..."
Nach der wiedererkennungsscene erfolgt in Dec. II, 6 die
Verlobung mit der tochter Konrads, die der versöhnte vater
jetzt gleichfalls aus dem kerker holt.
In unserer handlung aber gilt es jetzt, noch weitere
Schwierigkeiten zu überwinden. Cellide ist nach der scene mit
Franc, ins kloster geflohen, um dort in ihrer liebe trost und
die ruhe ihrer seele zu fiiiden, und wenn das irgend ernst
genommen und wirksam sein soll, so ist damit ein tragischer
ausgang unvermeidlich, solange an den bisherigen Charakteren
mit konsequenz festgehalten wird.
Fl. hat deshalb noch im letzten akt eine neue kombination
des konfliktes geschaffen, indem er den beiden der nebenhand-
lung in die haupthandlung hereinzieht. Thomas übernimmt
es aus abenteurerlust, die verzweifelte Cell, aus dem kloster
zu holen und für diese weit zu retten ; ») er führt damit eine
Wendung herbei, die aus Greene's Friar Bacon, einem weiteren
exemplar unserer gruppe,^) hergenommen ist:
In Fr. Bac. wird Margarete von dem prinzen geliebt,
während sie selbst dem boten seiner Werbung, Lacy, ihr herz
zuwendet. Der prinz ist darob erzürnt, sieht aber im zauber-
spiegel die heifse liebe Marg.'s zu Lacy und leistet grofsmütig
verzieht. Indessen, Marg. verzweifelt zuletzt an der treue
»)cf. B. 42ff. «)cf. 8, 1.
FLETCHBRS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 15
ihres geliebten, und Lacy und seine genossen finden sie in
nonnenkleidern. Man überredet sie jedoch, ihr gelübte zu
brechen und sich zwischen dem kloster und Lacy zu entscheiden;
es siegt ihre liebe zu Lacy (cf. Fr. Bac. p. 176).
Nach diesem Vorbild ist die äufserst wortkarge rolle
Cellidens in M. Th. V, 10 gedacht, wie wenig anklänge auch
bei den beiden einzigen äufserungen Cell.'s zu diesem schritt
nachzuweisen sind; die beiden Stadien der wiedererkennungs-
scene Franzens kommen in ihrer Wirkung auf Cell, zum aus-
druck in den Worten (p. 407):
„Oh, where have I bestow'd my faith? in neither — "
und p. 409 :
"Now, sir, I come to you — "
Dem entsprechen in den langatmigen reden Marg.'s etwa
folgende stellen (Fr. Bac. p. 176):
Marg.: llie vain illtisions of this flaitering world
Seem odiotis to the thoughts of Margaret,
. . . . I leave the world,
Marg.: .... wlicn he conies with his encha^iting face,
. . . . I cannot say htm nay.
Die Verlobung und die frohe lust der beteiligten schliefst
in beiden fällen die handlung ab.
Zu dieser haupthandlung unseres dramas heifst es in
Beitr. XI p. 97 : „Es ist zu bedauern , dafs Fl. es nicht ver-
standen hat, mit diesem gediegenen stof^ hauszuhalten, dafs er
die ruhige entwicklung durch allerlei einschaltungen gestört
hat" Damit trifft Koeppel zugleich auch die besondere art,
in der Fl. ganz anders wie Shakesp. von quellen abhängig ist.
Nicht, was von seiner handlung gefordert wird und sie be-
sondei's herausheben kann, trägt unser dichter zusammen,
nicht das innere wesen der einen handlung, die ihn erwärmt
hat, gibt ihm den mafsstab für die wähl seiner Stoffe, —
sondern alles was ihm an anderen geschichten besonders ge-
faUen hat, das sucht er aufzustapeln, soweit es sich irgend zu
einem ganzen fügt
16 H. GUSKAB,
B.
Die Nebenhandlung.
FL's neigung, schätze zu häufen, anstatt sie kunstvoll
auszugestalten, zeigt sich weit mehr noch als in der ersten
handlung in der nebenhandlung unseres dramas, die sich eigent-
lich nur aus erborgten episoden zusammensetzt. Die ganze
positive betätigung des beiden besteht hier in nichts anderem
als in einer reihe von anschlagen gegen den widerstand Marys
und ihre tugend, und nur nebenbei wehrt er zugleich Sebastian
und Hylas von sich ab, die in ganz anderen angelegenheiten
an ihn herantreten. Der konflikt zwischen Thomas und Mary
tritt uns also als selbständiger kern der nebenhandlung ent-
gegen, während die übrigen personen mit ihren episoden als
störendes beiwerk mitgeführt sind.
l.
Der eigentliche l(onflil(t der nebenhandlung.
(The baffl. Kn. u. Alph.)
Für den konflikt zwischen einem an welsche leichtfertig-
keit gewöhnten Jüngling und seiner tugendsamen geliebten in
der heimat hat der dichter in der bailade "The baffled Knight"
(Percy p. 731 — 763) *) die anregung gefunden. Nach dieser
bailade, die den lustigen krieg zwischen einer ränkevollen
Jungfrau und einem nach ihrer liebe lüsternen ritter behandelt,
werden auch in M. Th. die schlimmen absiebten des liebhabers
durch die list des mädchens immer wieder vereitelt : es spielen
jedoch nur gelegentlich kleine einzelheiten in die handlung
selbst hinein. 2)
Weit deutlicher läfst sich der einflufs von Greene's Alph.
erkennen :
Alphonso bei dreene kämpft um die band der sultans-
tochter Iphigena in blutigen schlachten ; und grimmig weist es
der sultan von sich ab, dafs er im zauberschlafe selbst die
bevorstehende ehe seiner Iph. mit Alph. gepriesen haben soll:
eher wolle er sie töten. Auch Iphig. schwört immer wieder,
0 cf. Chüd IV, 495.
») cf. 8. 21 u. 22.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 17
dafs sie lieber in den tod gehen, als in diese ehe willigen
werde, und Alph. droht, sie zu seiner konkubine zu machen.
Fl. hat den träum des sultans klug auf Mary übertragen
(M. Th. I, 3) : wie der sultan will auch Mary nichts davon
wissen, dafs sie von dem "Good, dear, sweet Tom!" geträumt
und die taute dabei umarmt und gar geküfst habe. Sie bleibt
fest darauf bestehen (wie Iph.), dafs Thomas ihr nicht nahen
dürfe, bis er sich nach ihren wünschen geändert habe: "I'U
be hang'd first", und es gelingt ihr auch, alle seine anschlage
auf ihre tugend zu vereiteln. ^) Das spielt sich in einer reihe
eingeschobener episoden ab, in denen hauptsächlich novellen
Boccaccios und seiner englischen bearbeiter Verwendung ge-
funden haben.
a) Dec. 1, 1 und II, 1.
(Die erste episode.)
Die list des abgewiesenen Thomas, durch Verstellung eine
ausspräche mit Mary herbeizuführen, erweist sich als ver-
quickung zweier novellen aus Dec:
In Dec. I, 1 will ein sterbender bösewicht (Ciapp.) den
guten ruf zweier kaufleute, die ihn bewirten, nicht schädigen,
und es gelingt ihm, sich trotz seines lasterhaften lebens bei
dem beichtvater ins beste licht zu setzen. Die ihn bewirtenden
brüder hinter der türe vergessen fast den ernst der läge, wie
der fromme f rater dem alten Sünder trost zuspricht, und wie
dieser dann reumütig beichtet, dafs er das wasser ebenso
gierig getrunken habe, als ob es wein wäre, dafs er unachtsam
in die kirche gespuckt, und dafs er als kind sogar einmal
seiner mutter geflucht habe. Allen trost des priesters lehnt
er ab, als ob ihm solche taten niemals könnten verziehen
werden; und über seiner reinheit ergriffen, erteilt ihm der
mönch fi-eudig die absolution und läfst ihn nach dem tode
heilig sprechen.
Ein eben solcher meister in der Verstellung ist Mart. in
Dec. II, 1. Er möchte trotz des gedränges mit zwei anderen
die leiche des heiligen sehen und stellt sich krank, um von
den beiden freunden geführt durch den menschenknäuel hin-
*) Weitere entlehnnngen s. s. 27.
AngliA. N. F. XVU.
16 B. GU8ILAR,
darchzukommen. Mit ganz verzerrtem gesiebt und verdrehten
gliedmafsen über den heiligen toten gelegt, beginnt er alsbald
die verzogenen muskeln wieder auszustrecken, und alle stehen
in heiligem staunen ob dieser wunderbaren heilung. Da aber
wird er von einem landsmann in der nähe erkannt; man ent-
larvt ihn, und er entgeht mit knapper not der wut der em-
pörten menga
Nach dem vorbild dieser beiden novellen nimmt Thomas
seine Zuflucht zur heuchelei (M. Th. HI, 1 p. 358) :
Im krankenzinmier des Francis hinter dem verhäng ver-
borgen, stellt er sich gleichfalls krank, um die frauen durch
mitleid an sein lager zu locken. Alice und Mary (wie die
beiden brttder, Dec. 1, 1) hören ihn stöhnen und über seine
sflnden klagen:
Thom.: "No, no, I have no hope: nor is it fit, friends,
(My life has been so lewd, my loose condition,
Which I repent too late, so lamentable)
That any thing but curses light upon me;"
Vgl. Dec. 1, 1 p. 49 : Ciapp. zu den beiden brüdem :
lo ho vivendo tante ingiurie fatte a Domenedio, che . . . Dann
zu dem ihn tröstenden priester: er habe zu wenig seine
Sünden gebeichtet, tanta e stata la noja, che la infermitä
m'ha data.
Franc, schüttelt den köpf:
"What a Strange fellow's this!"
(Dec. 1, 1 p. 61. Die beiden kaufleute hinter der tür: Che
uomo i costui, il quäle ne . . .),
und als die beiden frauen ihn um auskunft bitten, antwortet
Franc ganz im Stile der heuchlerischen beichte des Ciapp.:
"He came to me, to ask free pardon of me
For some things done long since, which his distemper
Made to appear like wrong, but 'twas not so,"
Alle trostworte, die man inzwischen von Hylas und Sam
hinter dem Vorhang hört, weist Thom. ab ; er habe keine hof f-
nung mehr auf gnade bei Mary:
"I have a virtuous sister, but I scorn'd her:
A mistress too, a noble gentlewomen,
FLETCHER8 MOKSIEtJR THOMAS CKD 8EIKB QUELLEN. Id
For goodness all out-going —
WWch these eyes, friends, my eyes, must never see more."
(Dec. 1, 1 p. 58; Ciapp.: Sappiate, che, quando io era picco-
Uno, io bestemmiai una volta la matnma mia: . . . und
vorher klagt er ob dieser Sünde: e parmi essere tnolto
certo che Iddio mai non avrä misericordia di me per questo
peccato.)
Hylas spricht ihm zu:
^one hour's goodness
Strikes off an infinite of ills."
(Der priester in Dec. 1, 1 p. 58: 8e tutti % peccati, . . ,, mentre
che il mondo durer ä, fosser tutti in uno uom solo, et egli
ne fosse pentuto, e contrito, come io veggio te, A e tanta
la henignitä, et la misericordia di Dio, checonfessandogli egli,
gliele perdonerebbe liberamente; . . .)
Die beiden frauen sind gerührt, und Francis bemerkt
fOr sich:
"How exactly
This cunning young thief plays his part!"
Ähnlich äufsem sich die beiden kaufleute hinter der tür, aber
auch der landsmann in Dec. U, 1 p. 135 , als er den heuchler
erkennt,
subitamente comincib a ridere, et a dire : Domine falle tristo,
chi non avrebbe creduto, veggendol venire, che egli fosse stato
attratto da dovero?
Thomas hinter dem Vorhang bereitet sich indes zum sterben,
und da die frauen in tränen ausbrechen, glaubt der heuchler
sein spiel gewonnen und will hervorkommen:
Thomas (zu den beiden freunden):
"Come, lead me to my friend, to take his farewell;"
(Mart. in Dec. II, 1 p. 133 : Io mi contraffarö a guisa d!uno
attratto, e tu dalV un lato, e Stecchi dalV altrOj come se io
per me andare non potessi, mi verrete sostenendo, facendo
sembianti di volermi la menare, . . .)
aber die frauen hören auch, wie er den beiden zuraunt:
"How does it shew?"
2*
20 H. GUSKAR,
und in höchster entrüstong gehen sie ihm davon:
Mary: "And are you there, my juggler?
Away! we are abus'd, Alice."
Vgl. die über den heuchler empörte menge in Dec. IL, 1 p. 135 :
Sia preso quesio traditore, . . ., per ischernire il nostro Santo,
e not, qut a guisa d!aUraUo e venuto.
Man sieht, dafs diese scene nicht blofs aus dem gedächtnis,
sondern direkt an der hand von Bocc. entworfen ist
b) Dec. 111,3 — VII,4 — Vm, 7 und balladen
in M. Th. HI, 3.
(Die zweite episode.)
Eine weitere Benutzung Boccaccios hat Koeppel für die
nächstfolgende episode richtig nachgewiesen. 0 Es treten aber
hier aufser Dec. VII, 4 noch andere novellen und eine ganze
reihe von balladen auf, die z. t von dem Sedier als sein repertoire
hergezählt werden. Gleich die erste ballade, die der Sedier
anstimmt, hat unserm dichter auch das grundmotiv für diese
ständchenscene hergegeben: wie der liebhaber von "The
Merchant's Daughter"^) seiner angebeteten nicht anders nahen
kann, als dafs er nachts mit der fiedel sie durch süfse weisen
an ihr fenster lockt, so hier Thomas. Im sinne unseres beiden
freilich mufs das unter wüstem lärm geschehen, und dazu sind
ihm hier eine anzahl genossen und ein Sedier beigesellt. In
toller folge werden unter dem fenster der geliebten bruch-
stücke aus den verschiedensten balladen aufgespielt, die auch
Dyce vergebens zu bestimmen sucht. Dann wieder ist ein
motiv aus Dec. VIII, 7 (p. 265) 3) eingestreut : eines der mädchen
übernimmt es, vom fenster her den lärmenden liebhaber mit
der liebe ihrer herrin zu verspotten, während diese schadenfroh
dahinter steht. Zwischen dem mädchen und Thom. wird so-
gleich wieder in sang und gegensang ein stück einer ballade *)
abgesungen, bis Thom. das fenster zu erklettern beginnt —
0 cf. Beitr. XI, p. 95.
») BaU. IV, p. 328.
8) In Paint. H, 31 wörtlich tibersetzt.
*) Sie ist offenbar nirgends gedmckt.
FLBTCHERS MOKSIEÜR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 21
wie das (nach Dec. in, 3) oft in der englischen literatur jener
tage begegnet. Nach dem muster aber von "The bafQed
Knight" >) wird der anschlag des Thora. im letzten augenblick
vereitelt: durch eine teuf elsmaske erschreckt, fällt ei> herunter;
und wie der ins wasser gestofsene ritter
The bottom faire he sounded.
Then rising up, he cried amain,
Help, helpe, or eise Fm drowned!
so schreit auch Thom., ohne dafs er sich irgend schaden
getan, um Ulfe:
"oh, my leg,
Broken in twenty places!"
Mary, durch diese list erschreckt, kommt herunter (wie
in Dec. Vn, 4 p. 118). Sie entlohnt den fiedler, der noch auf
bezahlung gewartet hat, während alle anderen nach einem
Wundarzt davongelaufen sind ; und sobald sie mit Thom. allein
ist, erhebt sich der schelm heil und gesund, um mit ihr ins
hyis zu kommen. Sie willigt scheinbar mit freuden ein, wie
das mädchen in The bafQ. Kn. (25—40):
0 go with me to my father^s hall;
And ril your chamberlain bee, sir,
To lier father^s Jiall tJiey arrived strait;
'Twas moated round about-a;
She slipped herseif toithin the gate,
And lockt the knight without-a.
Here is a silver penny to spend,
And take it for your pain, sir;
And two of my father^s men Fll send
To wait on you back again, sir,
FL, der dieser stelle folgt , hat aber zugleich Dec. VII, 4
(p. 118) im äuge, wo die aufmerksamkeit des mannes durch
den ins wasser geworfenen stein abgelenkt wird. 2) So läfst
0 Percy p. 732.
») cf. Beitr. XI, p. 95.
22 H. GU8KAB,
auch Mary heimlich ihr tuch fallen, und während Thom. danach
sucht, schläpft sie schnell hinein, um den ausgeschlossenen von
oben, wie jenes mädchen den ritter (Here is a silver penny to
spend, etci s. o.) zu verhöhnen :
"Though, to save your credit, I discharg'd your fiddler,
I must not satisfy your foUy too, sir,
The surgeons will be here straight; roar again, boy, ..."
und Thom. macht sich mit einer schlufsstrophe aus dem staube.
Die frage, die Koeppel hier noch aufwirft, ob vielleicht
an stelle von Dec. Vn, 4 dessen englische version West. no. 3
p. 37 als quelle gedient hat, ist nicht leicht zu beantworten,
da nur eine kurze kabale aus der gemeinsamen geschichte ver-
wendet ist. Aber ganz davon abgesehen, daf s West schwerlich
früher ist als M. Th., ») tritt uns bei Bocc. der listige schachzug
der frau viel knapper und viel mehr in der weise entgegen,
wie er in M. Th. dargestellt ist, während wir ihn in West. p. 43
mit vielerlei fremdem beiwerk durchsetzt finden. Da läfst die
frau den mann erst eine zeit lang am brunnen schreien, bevor
sie vom fenster ein lebenszeichen von sich gibt; dann giefst
sie ihm den Inhalt eines gewissen gefälses über den köpf und
lockt ihn weiter an das fenster in (he lower room, um ihn
dort zu mifshandeln. Schliefslich läfst sie noch ihre freunde
durch einen knaben besonders herbeirufen, um dem überlisteten
in deren gegenwart die meinung zu sagen. In Dec. VII, 4
tut sie das, wie in M. Th. HI, 3, sobald sie oben angelangt ist;
ebenso kommen hier schon auf den verübten lärm hin die
helfershelfer und die Sippschaft, vor deren nahen in unserem
drama Thom. das feld räumt.
c) Hept. IV, 1 und Dec. H, 9— IV, 2— VII, 8 — VHI, 4.
(Die dritte episode.)
Als letzten versuch, gegen Mary aufzukommen, unternimmt
es unser held, sich in ihr Schlafzimmer einzuschmuggeln; und
hierfür hat Koeppel Dec. VIII, 4 als quelle angeführt. ^) In
*) cf. West. Preface by Halliw.
«) cf. Beitr. XI, p. 95.
FLETCHEB8 MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 23
dieser novelle jedoch bringt es der frater einfach durch Über-
redung dahin, dafs ihm das pf Örtchen offen gelassen wird: es
fehlt also gerade das wichtigste motiv, das Thom. erst die
möglichkeit schafft, in die kammer der geliebten hereinzu-
kommen. FL's motiv der Verkleidung tritt uns dafür in einer
ähnlichen geschichte, Dec. IV, 2, entgegen, wo der frater als
engel zutritt erlangt. Erst diese list, die hier mit erfolg ge-
krönt ist, wird dann in unserem drama nach der weise von
Dec. Vin, 4 vereitelt. Das ist aber eine Verknüpfung beider
novellen, wie sie sich ebenso bereits in Whetstone's Hept IV, 1
vorfindet.
In dieser englischen Version kündigt der Fryer Inganno
einer frommen landschönen an, dals sie zur nacht die türen
offen lassen solle, da ihr St. Fraunces aus dem himmel in
seiner gestalt erscheinen werde. Doch die leichtgläubige schöne
kann ihre freude nicht bei sich behalten, und der pfarrer, der
davon hört, durchschaut den betrug und klärt sie auf. An
ihrer stelle wird dann eine hälsliche magd in ihr bett gelegt,
und kaum ist im heimlichen dunkel der nichtsahnende frater
an deren seite, da kommen der pfarrer mit der bäuerin und
andere mit fackeln herein, um den erschreckten liebhaber zu
verspotten und sich an seinen verzweifelten ausrufen zu er-
götzen.
Es scheint mir ausgeschlossen, dals Fl. etwa unabhängig
von Whetstone auf genau die gleiche art der Verschmelzung
der beiden novellen geraten sein sollte. Da vielmehr alle be-
sonderheiten , die Whetstone aus eigener erfindung in seine
sonst recht bündige darstellung hineingebracht hat, sämtlich
auch in unserem drama nicht fehlen, so ergibt sich eben, dals
unser dichter dieser englischen bearbeitung unmittelbar und
zunächst gefolgt ist, ohne freilich einzelne brauchbare momente
aus Dec. selbst unbenutzt zu lassen.
In Hept IV, 1 verläfst sich z. b. der frater einfach auf
das dunkel der nacht , während er in Dec. IV, 2 sich erst in
das haus einer gewissen freundin begibt, um eine wirkliche
Verkleidung vorzunehmen und dann als engel bei der geliebten
einzutreten (p. 215).
So lälst sich auch Thom. bei seiner Schwester in deren
kleider stecken (M. Th. IV, 6). Diese verwahrt sich aber gegen
24 H. GUSKAR,
irgend welche übergrifEe des bruders, ähnlich wie die witwe
in Dec. VIII, 4 (p. 234) , und da sie schliefslich seine schliche
durchschaut (wie der priester in Hept. IV, 1) , läf st sie Mary-
heimlich mitteilung machen (cf. Dec. VIII, 4 p. 235 : E detto
loro cid, die il Proposto verso lei operava, . . .).
Nach Hept, wo eine häfsliche magd an die stelle der
schönen tritt, wird jetzt Kate, eine mohrin, eiligst in Marys
bette untergebracht (IV, 7 und V, 2), und der verkleidete
Schelm findet ebenso wie der frater die türen offen und steigt
hinauf (= Hept. p. 3).
M. Th. V, 2 : Inzwischen haben sich Dorothea und Mary
auf die lauer gestellt (= Dec. IV, 2 p. 219), und Thom. wird
scheinbar als freundin der herrin von einem mädchen ins
schlafzinmier geführt.
Doch während in den drei erwähnten quellen der ein-
dringling kurzer band ins bette steigt, erinnert jetzt der
aufenthalt unseres beiden am orte seiner Sehnsucht nach seiner
ganzen atmosphäre und auch in einzelheiten an eine ähnliche
Situation in Dec. II, 9 p. 306, wo der liebhaber in einer kiste
verborgen in die kammer der geliebten gelangt ist. Beim
trüben schein einer kerze stöbert Thomas lange im zimmer
umher: (Er sieht die teufelsmaske)
"And view that stormy face that has so thunder'd me. —
A coldness crept over't now? — By your leave, candle,
And next, door, by yours too: so. — "
cf . Dec. n, 9 p. 306 :
chetamente nella camera uscl, nella quäle un lume acceso avea.
Fer la quäl cosa egli il sito della camera, le dipi?iture, et
ogni altra cosa notabile, che in quella era^ comincib a ragtiar-
dare, . . .
Thomas nähert sich dem bette:
"In what a flgure
The little fool has pull'd itself together!
.... She sleeps soundly."
cf. Dec. n, 9 p. 306 :
Quindi avmcinatosi al letto, e sentendo, che la donna, et una
piccola fanciulla, die con lei era, donnivan forte, pianamente
scopertala tutta, vide, . . .
FLBTCHERS MONSIEUR THOBIAS UND SEINE QUELLEN. 25
Er zögert noch immer und versenkt sich in betrachtungen :
". . ., how I shall thrum you!
Your *Fie! away, good servant! as you are a gentleman!
Out upon you, Thomas!
. . . ni call the house up! . . .'
. . . shall not serve you, . . .
If I do hang for't,
Yet TU be quarter'd here flrst.
... — Ah, pretty, pretty,
Shall I now look upon you ? — By this light, it moves me ! **
cf . Dec. n, 9 p. 307 :
e cid veduto, chetamente la ricoperse, come che, cost bella
vedendola, in de&iderio avesse di mettere in avventura la vita
sua, e coricarlesi allato, Ma pure avendo tcdito, lei essere
cost cruda, et alpestra intorno a quelle novelle, non s^arris-
chio; . . .
Der weitere verlauf der scene folgt zunächst wieder
Hept. IV, 1 p. 4 :
but hee liad not hlessed Leaydaes lyppes, hefore tlie Priest,
Far,, and others, entred with Taper . . , singing Salue Saincte
Francisce: . . ora pro nohis.
The poore Fryer, , , ., heing hoth intrapt, and imbraste
by a Hag of Hei, cryed from his hart:
A dolore inferni, libera me Domine.
Fl. hat einen ganzen teufel daraus gemacht (darum eine
mohrin) und sonst diesen passus, der in den anderen quellen
fehlt, einfach ins dramatische und modernere umgesetzt:
Mary (tritt im letzten augenblick dazwischen) :
"Much good may it do you, sir!"
Thomas (wird seinen irrtom gewahr):
"Holy saints defend me!
The devil, devil, devil! ho, the devil!"
Mary and Dor.:
"Ha, ha, ha, ha! the devil! oh, the devil!"
Thomas sieht sich inzwischen nach einem ausweg um und
rettet sich eiligst ins freie, wie der frater in Dec. IV, 2 p. 219.
26 H. OU8KAB,
Vorher aber läfst ihn Fl. mit schlagen von der mohrin
abschied nehmen:
Thom.: "Devil, good night! ..." [Beats Kate.
Kate: "Oh!"
Thom.: "Eoar again, devil, roar again."
Kate: "Oh, oh, sir!"
Kate erfährt somit das Schicksal einer anderen Vertreterin
in Dec. VIT, 8 , wo die magd im bette ihrer herrin alle die
puffe des hausherm auf sich nehmen muXs, die der treulosen
ehegattin selbst zugedacht sind (p. 157):
prese la (ante, e (. . ,) tante pugna, e tanti calci le diede,
tanto che tutto il viso Vammaccb; ... La fante piagneva
forte, . . . Oime, Merce per Dio, o, Non piü, . . . Die
herrin dann (p. 158) trovb la fante sua tutta pesta, che
piagneva forte. La quäle, come pofe il meglio, racconsolb, . . .
So suchen auch Mary und Dorothea die mifsbandelte zu
trösten:
Kate: ". . . . you may bake^) me now,
For, o' my conscience, he has made me venison."
Mary: "Alas, poor Kate!"
Doch während bei Bocc. die ganze stelle eines gewissen
humors nicht entbehrt und vor allem zu konsequenzen führt,
erscheint sie bei Fl. als ganz unsinnige zutat, die im besten
falle auf die rohheit seiner zuschauer berechnet ist. Höchstens
auch als bülmenteclmisches Zugeständnis ist weiterhin die an-
weisung entschuldbar, die nach dieser quelle Mary in den mund
gelegt wird :
"Draw in the bed, maids.
And See it made again; put fresh sheets on, too, . ."
cf. Dec. Vn, 8 p. 158 :
E come la fante nella sua camera rimessa ebbe, cost prestor
mente il letto della sua rifece, e quella tutta racconcib, e
rimisc in ordine, come se quella notte niuna persona gia^ciuta
vi fosse, . . .
^) Eine spafsige yerwechselnng von "pesta, blau geschlagen" mit ital.
pasta, engl, pasty.
lü ■_
FLETCHERS MONSIECJB THOBCAS UND SEINB QUELLEN. 27
Bocc. hat damit wieder im unterschiede zu FL eine ganz
bestimmte folge beabsichtigt.
Nach der oben behandelten quelle Dec. VIII, 4 wird Kate
nun auch durch geschenke entschädigt:
Mary: ". . . TU give thee a new petticoat."
Der.: "And I a waistcoat, wench."
cf . Dec. Vm, 4 p. 238 :
se tu mi vuai fare un servigio stanotte, io ti donerö una
beüa camiscia nuova . . . . io voglio, che tu giaccia stanotte
con uno uomo entro il letto mio, . . .; e poscia io ti darb
la camiscia.
Dann zum schlufs überlassen sich Mary und Dor. ihrer
freude über den gelungenen streich:
Mary: "...-— Come, wench, let's laugh an hour now."
nach dem vorgange von Hept. IV, 1 :
After ihe Prieste and the rest of the companye, toere toearye
of laughinge : etc.
(Der abschlufs des konfliktes.)
Um dieses endlose intriguenspiel zum abschlufs zu bringen,
greift Fl. wieder auf Alph. zurück:
Iphig. hat dort als amazone den freier im Zweikampfe
fiberwunden und höhnt ihn. Wie aber Alphonso zuletzt (man
erfährt nicht auf welche weise) doch sieger ist, trägt sie selbst
ihm ihre hand an, und jetzt weist der held sie unerbittlich
zurück, bis sein vater vermittelt und ihn bewegt, sie und ihre
kröne anzunehmen.
Mary in unserer handlung triumphiert ebenso umsonst:
Thomas ändert sich nicht. So toll und unberechenbar wie
dort Alphonso treibt er sein wesen weiter und sprengt damit die
knoten, die in der haupthandlung andÄe verwirrt haben. Zu-
letzt (wie Alphonso) herr der Situation, schlägt auch er stolz die
hand aus, die Mary jetzt einlenkend ihm bietet; er will auf
reisen gehen. Aber der alte Sebastian ist versessen auf solche
nachkommenschaft wie Thomas. Er legt sich ins mittel, und
Thomas gibt dem vater nach — getreu seinem muster Alphonso.
28 H. GUSKAR,
2.
Die quellen für einzelne personen.
a) Grobianus.
(Sebastian und Launcelot.)
Dem für den abschlufs so notwendigen vater Sebastian
moTste auch in der nebenhandlung selbst ein platz geschaffen
werden, und Fl. wufste sich nicht anders rat, als dafs er ihn
der sittsamen Mary und ihrer freundin in der weise der alten
Moral Plays als Vice gegenüberstellte und ihm entsprechende
eigenschaften beilegte: er stempelte ihn zum feinde aller sitte.
Hierfür aber war dem dichter in der 1605 enschienenen eng-
lischen Übersetzung des lateinischen Grobianus ein geeignetes
Vorbild dargeboten : >)
Der alte Grobianus bei Dedekind, ein ironischer typus
gröbster unflätigkeit, sucht die aufgäbe seines lebens darin,
sich einen zahlreichen nachwuchs von anhängern zu schaffen,
in denen seine art fortleben und in alle zukunft sich forterben
soll. Deshalb predigt er „seinen lieben kinden" (Scheidt) die
gepfefferten lehren und musterbeispiele, in denen der deutsche
dichter seine Satire gegen die groben sitten seiner zeit ver-
steckt hält.
Eine solche satire pafste natürlich nicht auf englische
Verhältnisse und wurde in England nicht als solche verstanden.
In der englischen literatur jener tage ist Grobianus nicht als
blofse Aktion, sondern als ein exzentrisches gegenstück zu den
gulls aufgefafst, welche die namentlich unter Jacob I. auf-
kommende französisch - italienische sitte auf serlich und über-
treibend sich anzueignen suchten; 2) den gebildeten Engländern
erschien er etwa als ein Sonderling von der kategorie ihrer
gegner, der feinde neumodisch-gesitteten benehmens, und gar
manche der in der satire gegeifselten Unsitten mochten in
der tat dem echten sich breit machenden Engländer als rühm-
lich gelten.
0 Grobianus ist schon früher im englischen Schauspiel aufgetreten.
So sind die famosen lehren des Vice, die Cush. (p. 90 oben) aus Maria Magd.
(1567) anführt, wörtlich aus Dedekind's Grobiana übersetzt. Rühl irrt also,
wenn er Grob. ca. 1640 zum ersten mal auf der bühne zu finden glaubt
(cf. Grob. p. LI).
>) cf. Grob. Einführung p. LIX bis LXI.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS DND SEINE QUELLEN. 29
Nach dieser richtung umgedeutet, ohne jede satirische ab-
sieht, aber immer noch mit der gleichen verkehrung des sitt-
lichen instinktes taucht Grobianus auch bei Fl. in der Vice-
rolle als Sebastian auf.
Excnrs: Ich befinde mich hier im gegensatz sowohl zu Cnsh. wie
zu Eck., die beide die sippe Devil-Vice-Fool fast wie in quellen-verhältniBsen
sich fortpflanzende generationen behandeln. Sie suchen nach ähnlichen zügen
von fall zu fall und wollen daraufhin die verwandschaft beurteilen. Dieser
weg kann aber schon darum nicht richtig sein, weil sie beide zu ganz ent-
gegengesetzten resultaten gelangen.
Indem Eck. von der definition einer „lustigen person" ausgeht, ver-
gifst er, dafs uns in einem drama lediglich eine reihe von geschehnissen
dargeboten werden, die wir aus dem schätze unserer eigenen phantasie
widerspruchslos auf gewisse Charaktere beziehen können. Darum kann uns
auch seine Scheidung zwischen äufserer und innerer Situation in
keinem punkte weiterführen. Denn beides ist in bezug auf den von uns ge-
dachten Charakter eines und dasselbe, lediglich von zwei gesichtspunkten aus
gesehen: in diesem falle (i. S.), wie wir ihn uns auch im leben vorstellen
würden, in jenem (ä. S.), wie wir ihn als solchen speziell an der handlung
des dramas beteiligt sehen ; und beides ist nichts anderes als die eine mo-
tivierte beziehung der fingierten person zu dem aufbau der handlung, wie
sie im geiste des dichters entsteht.
Überhaupt ist das komische in einem drama nichts, was an Charakteren
für sich zu suchen wäre, sondern es ergibt sich erst aus der beleuchtung,
in welche die von uns gedachte person durch den verlauf der Vorgänge
gerückt wird. Die komik ist wie die tragik eine art, in der die poetische
gerechtigkeit auf uns wirkt, indem wir den humor des dichters gleichsam
miterleben; sie bedeutet eine befreiung, eine Steigerung unseres lebens-
gefühls, eine hebung unserer eigenen persönlichkeit. Will man also die
entwickelnng der personen untersuchen, die sich der dichter mit Vorliebe
als ventil seiner guten laune (aktiv oder passiv) auswählt, so hat man
nicht nach ihrem Charakter zu fragen, sondern nach ihrer immer wieder-
kehrenden Stellung im stück.
Cush. hat ganz recht, wenn er jede charakter-ähnlichkeit in den typen
Devil, Vice und Fool leugnet. In diesem sinne besteht aber auch weiterhin
keine identität zwischen den einzelnen Vertretern der typen selbst Cush.
bedenkt hier ebensowenig wie Eck., dafs es einem dichter unendlich schwerer
wird, einen gegebenen Charakter für eine neue handlung festzuhalten, als
aus der idee seiner handlung den erforderlichen Charakter herauszustellen
(Falstaff) ; eine wiederaufnähme des Charakters würde genau genommen die
idee der handlung wiederholen. Gewifs lag es nahe, dafs bei einer ähn-
lichen aufgäbe gelegentlich züge aus früheren dramen berübergenommen
worden, wo die eigene Schöpferkraft des dichters nicht ausreichte ; aber die
entwickelnng, um die es Eck. und Cush. zu tun ist, vollzog sich gerade
dadurch, dafs die dichter stet» neues herzubrachten.
Was sich also von drama zu drama forterbte und eine entwickelnng
erleben konnte, sind nicht Charaktere, sondern das ist die technik der
30 H. GUSKAR,
dramatischen konzeption; and hier ist z. b. in der technik der Moral Plays
fllr den Vice dauernd eine stelle vorgesehen. Indem die dichter diese roUe
mit immer nenen zügen ans dem leben ausfüllten, nahm der Vice immer
konkretere gestalt an; durch Spaltung seiner rolle und indem die dichter
ihn schliefslich immer mehr durch figuren aus der epischen literatur er-
setzten, entwickelte sich aus dem Vice der Fool (cf. Tavemer in The Natnre
of the 4 £lem., den Collier in Like will to L., Thersytes etc.).
Dazu stimmt auch eine annähme, die Cush. mit guten gründen wahr-
scheinlich macht, dafs nämlich die allgemeine bezeichnung Vice erst von
schauspielern nachträglich eingeführt, d.h. also, dafs sie mit bewuTstsein
für eine bestimmte schauspieler-roUe gebraucht worden ist
Von diesem gesichtspunkte aus sind femer alle die ausnahmen, die
Eck. kummer bereiten, mit einem schlage beseitigt (cf. p. 121 etc.): Eck.
hat sich eben immer wieder durch seine definition irre leiten lassen. Er
hätte einfach der sich entwickelnden technik nachgehen und schritt für
schritt verfolgen sollen, welche Wandlungen die einzelne rolle in ihrem
Verhältnis zum gesamtspiel allmählich an sich erfährt, ganz gleichgiltig,
ob sie zunächst mehr mit tragischem oder mit komischem humor gehandhabt
ist;^) und soweit die geschieh te der entwickelung des Fool von Eck. be-
handelt ist, hat er tatsächlich auch selbst diesen weg beschritten.
Grobianus-Sebastian in der Vice-rolle unseres Stückes weifs
gleich bei seinem ersten auftreten (1, 1) seinen schönsten witz
anzubringen, als Launcelot nach damals französischer manier
die achseln zuckt:
Seb.: "Sirrah, no more of your French shrugs, I advise you:
If you be lousy, shift youi'self."
Das wird in Grob. p. 141 als beispiel angeführt, wie man
trotz seines grobianischen benehmens gegen einen feingesitteten
Scholaren aufkommen kann; sobald er sich nachdenklich hinter
den obren kratzt, soll man sagen:
I pray, sir, teil me, if as yet those lice about you bee,
. . . . the Poticarie . . .
. . hath as many powrefull salves as many man can seil.
Von Thomas hinters licht geführt, klagt Sebastian, dafs die
lasterhaftigkeit seines geschlechtes jetzt ein ende nehme:
(p. 321) "my name and quality
Has kept my land three hundred years in madness: . ."
') Der witz ist z. b. nur aUmählich mehr an die stelle der prügelscenen
getreten, und wo später dem dichter der witz noch nicht ausreichte, mufsten
immer noch prügel ausgleich und Vergeltung üben. Ihrer technischen
steUung nach sind die prügelscenen durchaus identisch mit dem humor,
vieUeicht gelegentlich auch tragischem humor bei Shakespeare.
FLETCHER8 MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 31
Vgl. Grob. p. 58 :
men tvith one foote in the grave
Brag of those vices whick they in their youth commiited have.
und wirft Launcelot zugleich vor:
'Thou hast wrought him
Clean to forget what 'tis to do a mischief, . ."
Es betrübt ihn, dals Thomas jetzt bildung angenommen hat :
"First, to read perfectly, which on my blessing
I warn'd him from, . . ."
vgl Grob. p. 56 :
Änd OS for knowledge and good consaence, they do boih detest.
und er bemüht sich, den verlorenen söhn wieder zu bekehren,
indem er ihm die alten Schandtaten ins gedächtnis zurück-
ruft (11,3 p.336):
"What say you to the gentleman that challeng'd you
Before you went, and the fellow you feil out with?"
vgl Grob. p. 100 :
Those quarrells which amongst you have a long Urne beene forgot,
Becall afresh againe, . . .
Er erinnert ihn an den sport (p. 335) :
Seb.: "Tom, when is the horse-race? etc."
vgl. Grob. p. 57 :
How ready and how api he was to sundry kind of plaies:
How cunningly his hobbie-horse in those daies he could drive, etc,
Thomas will von dem allen nichts wissen ("Spoird for
ever!") und ärgert ihn besonders, indem er immer wieder den
hut abnimmt :
Seb. (IV, 2 p. 378): "Good gentleman, be cover'd."
(p. 379) :
Seb.: "Nay, I beseech you cover."
vgl. Grob. p. 41 :
But let your cap, for feare of cold, cover your head and haire.
Zu der sekte der grobianer gehört ebenso der diener Laun-
celot, der als zweiter Vice dem beiden beigesellt ist ; und wenn-
gleich er in verdacht gerät, seine pflicht nicht getan zu haben :
Seb. (p. 334) : "I was accurs'd to send thee : thou wert ever
Leaning to laziness and loss of spirit; . . ."
32 H. GÜ8KAR,
befolgt er doch getreulich die Vorschriften seines meisters. Er
ist gef räfsig, wie sich's gebührt ; und wo sein herr ganz andere
plane hat, da fällt ihm ein (HI, 3):
"Do something of some savour suddenly,
That we may eat, and live: I am almost starv'd; . ."
vgl. Grob. p. 27 :
Say you have waited long enough, and are ev'n starv'd for meate,
And its a hard casCy if that now you may not freely eate.
Vor allem weifs er sich bei Sebastian ins beste licht zu
setzen, indem er zu dem bericht von der lärmscene vor Mary's
fenster (Grob. p. 102: It is thy dutie, tohich didst note his
manners yestemight, \ To publish it hefore his friends, and
bring it all to light) noch einen der nächtlichen schwanke
hinzulügt, die dem grobianer vorgeschrieben sind (IV, 2 p. 374) :
Laune: ". . . oh, the noise,
The noise we made!''
vgl. Grob. p. 99 :
Beginne tvith doublet showts and shriekings homeward to depart
p. 100 :
But with thy stirre thy neighbours from their rest have care
to keep,
Launcelot fügt besondere einzelheiten bei, die dem ohr des
alten angenehm klingen:
"The Windows clattering.
And all the chambermaids in such a whubub,
One with her smock half-off, . ."
(vgl. aus dem kapitel über Grobiana p. 151 :
Your tender dugges and snow-white necke micst be beheld of
actfy • • . ) ^
auch eine kurze reminiszenz aus Dec. IX, 2 ') ist ganz nach
seinem sinne:
". . . ., another in haste
With a serving-man's hose upon her head — ",
und dann berichtet er weiter:
". . . . now singing,
Now beating at the door, . . . ."
0 cf. Beitr. XI, p. 95.
FLETCHERS MOKSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 33
Vgl. Grob. p. 100 :
The man that would with cluhs and stones his neibors tvindow
strike
At midnighty when the doores are fast, 1 would not much mislike,
Laune: "But to the silent streets we turn'd our furies:
A sleeping watchman here we stole the shoes from,
There made a noise, at which he wakes, and foUows; . ."
vgl. Grob. p. 100 :
Committing this, if thoii the cittie tvatch encounter can,
But if thou he so luckie that thou chance to scape the watch,
And no nian for these knavish prankes dares venture thee to
catch, . . .
Auch Thomas verrät uns seine grobianische abstammung
überall in seinen Uten (p. 324; Mary: "They are grounded
liereditary in him from his father."). Selbst wo er den alten
ärgert, indem er sich gesittet stellt, handelt er ganz und gar
nach seinen grundsätzen (Grob. p. 41):
Then yeelde to none, hut scome thou all, of none respectfull
he, . , .
und scheut sich nicht im geringsten, ihn selbst einmal seine
faust spüren zu lassen (IV, 6).
Zu dem kranken P>ancis in III, 1 kommt er, um ihn zum
trinken zu ermuntern und dann die ärzte zu verspotten, vgl.
Grob. p. 56 :
Thdr onely care is now and then in mirth to drink a health . .
And all their life in sporiive plaies and trickes they use to speyid.
Wie die frauen dem kranken ihren besuch anmelden, hat
er sofort an den diener die frage:
"What gentlewomen are these?"
vgl. Grob. p. 66 :
First, of the hoy that comes to hid you, many questions aske, . . .
Whetlier his maister to that feast did any virgins call.
Vor allem, indem er den diener mit schlagen bedroht und die
mohrin mifshandelt, befolgt er die lehren in Grob. p. 101, u. a. m.
Da Hylas dem beiden alles nachmacht, so hat er als guU
auch hier schon manches grobianische, wie später in Decker's
AnglU. N. F. XVII. 3
34 H. GUSKAB,
"The Gull's Hornebook". In HI, 3 möchte z. b. auch er seine
stimme zur geltang bringen:
Hyl.: "May we sing too?
For there's my master-piece."
vgl. Grob. p. 81:
With cheerefull singing lift thy chanting voice beyond the skie.
Immer wieder betätigt er sich ausgiebig nach Grob. p. 81 :
And of thy love repeate a dittie thats an houre long
Teil tales of dances, of young tvenches, . . . etc.
b) Parasitaster.
(Hylas, Sam.)
Koeppel stellt sich bei der figur des Hylas die frage, ob
Marston's Par. oder Ovid's Amor. 11, 4 als eigendliche quelle
gedient habe, und er glaubt, dafs der in der bühnenwelt lebende
dichter weit eher mit Marston bekannt sein konnte. *) Wir
müssen aber daran festhalten, dafs Fl. ebenso sehr wie Marston
humanistisch geschult war, und dafs er gelegentlich selbst
(M. Th. II, 5) einen vers aus Ovid, Met. I zitiert ; zum mindesten
ist er noch durch Par. HI, 1 (Nym.: . . . for mine own parte
I am a perfect Ovidian) auf jene elegie aufmerksam geworden.
Ebenso wenig kann es für Marston etwas beweisen, dafs sich
bei Fl. keine anklänge an Ovid nachweisen lassen, die nicht
auch in Par. zu finden wären, da ja hier jener passus fast
gänzlich ausgeschrieben ist.
Aber dafs zwei dichter unabhängig von einander gerade
auf eine kurze stelle bei Ovid verfallen und obendrein dabei
zwei so ähnliche gestalten entstanden sein sollten, wird gewifs
niemand annehmen, selbst wenn man sich noch so sehr gegen-
wärtig hält, wie die elisabethanische literatur alles und jedes
dramatisch zu erfassen suchte. Von einer kleinen skizze zu
einer dramatischen figur ist ein grofser schritt, der nach sehr
verschiedenen selten hin gerichtet sein kann. Wenn z. b. Ovid
die unbezwingbarkeit seiner liebe damit heraushebt, dafs er
gleich zu. anfang sein moralisches gewissen hervorkehrt, so
eignet sich gerade ein solcher kontrast für dramatische effekte,
wie sie einen Fl. sehr wohl hätten anlocken können. Dennoch
») cf. Beitx. XI, p. 96.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 85
ist diese glänzende mögliclikeit von FL unberücksichtigt ge-
blieben, ganz wie bei Marston, und er betont statt dessen mit
Marston die lüsternheit, die bei Ovid ganz und gar verschwiegen
ist ; sein Hylas sowohl wie Marston's Nymphadoro rühmen sich
ihrer erfolge, wovon Ovid nichts erwähnt. Alles das läfst
keinen zweifei, dafs Fl. den Hylas von Marston als fertige
figur übernommen hat, ohne vielleicht auch nur flüchtig an
Ovid zurückzudenken.
Man findet aber dafür noch eine reihe wörtlicher belege :
Ovid rühmt ganz unpersönlich alle die Vorzüge der frauen, die
ihn entzücken können. Hj^las und Nymphadoro hingegen wissen
direkt von einer hohen zahl ihrer auserwählten zu berichten :
(Par. 1, 1 p. 15)
Nym.: . . / doe now love threescore and nine ladies . . .
Später ist er auffallend bescheidener, als ihm eben ein
korb in aussieht steht:
(Par. III, 1 p. 50)
Nym.: I doe love at this instant some nineteene ladies, . . .
Ähnlich schwankt auch Hylas in seinen angaben:
(M. Th. 1, 1 p. 318)
Hyl. (wo er allein ist): "A devil take it,
. ., to have fifteen now in liking . . .
But what's fifteen, or fifteen score, to my thoughts?"
und später (M. Th. 11, 3), als Thomas ihn fragt: "hast thou
made up twenty yet?"
Hyl.: ". . . The last I feil in love with scor'd sixteen."
Wärend Ovid's blinde liebe an den frauen hier immer nur
ihre besonderen reize sieht, können Hylas und Nymphadoro
in bezug auf ihre qualität manchmal sehr skeptisch sein:
(Par. I, 2 p. 14)
Nym.: Is there a mayd found at twenty- foiir ?
und Hyl. (M.Th.n, 3):
". . . if 'twere possible I might get a maid,
To what use should I put her? . ."
Von besonderem Interesse ist es vielleicht, zu beobachten,
wie eine sinnlose bemerkung, die Marston absichtlich dem
alten herzog Gon. in den mund legt, bei Fl. sich in eine
Sentenz auflöst:
3*
34 H. GUSKAB,
"The Guirs Hornebook". In HI, 3 möchte z. b. auch er seine
stimme zur geltnng bringen:
Hyl.: "May we sing too?
For there's my master-piece."
vgl. Grob. p. 81:
With cheerefull singing lift thy chanting voice beyond the skie.
Immer wieder betätigt er sich ausgiebig nach Grob. p. 81:
Änd of thy love repeate a dittie thats an houre long
Teil tales of dances, of young tvenches, . . . etc.
b) Parasitaster.
(Hylas, Sam.)
Koeppel stellt sich bei der figur des Hylas die frage, ob
Marston's Par. oder Ovid's Amor. II, 4 als eigendliche quelle
gedient habe, und er glaubt, dafs der in der btihnenwelt lebende
dichter weit eher mit Marston bekannt sein konnte. >) Wir
müssen aber daran festhalten, dafs Fl. ebenso sehr wie Marston
humanistisch geschult war, und dafs er gelegentlich selbst
(M. Th. n, 5) einen vers aus Ovid, Met. I zitiert ; zum mindesten
ist er noch durch Par. ni, 1 (Nym. : . , , for mine own parte
I am a perfect Ovidian) auf jene elegie aufmerksam geworden.
Ebenso wenig kann es für Marston etwas beweisen, dafs sich
bei Fl. keine anklänge an Ovid nachweisen lassen, die nicht
auch in Par. zu finden wären, da ja hier jener passus fast
gänzlich ausgeschrieben ist.
Aber dafs zwei dichter unabhängig von einander gerade
auf eine kurze stelle bei Ovid verfallen und obendrein dabei
zwei so ähnliche gestalten entstanden sein sollten, wird gewifs
niemand annehmen, selbst wenn man sich noch so sehr gegen-
wärtig hält, wie die elisabethanische literatur alles und jedes
dramatisch zu erfassen suchte. Von einer kleinen skizze zu
einer dramatischen figur ist ein grofser schritt, der nach sehr
verschiedenen selten hin gerichtet sein kann. Wenn z. b. Ovid
die unbezwingbarkeit seiner liebe damit heraushebt, dafs er
gleich zu. anfang sein moralisches gewissen hervorkehrt, so
eignet sich gerade ein solcher kontrast für dramatische effekte,
wie sie einen Fl. sehr wohl hätten anlocken können. Dennoch
^) cf. Beitx. XI, p. 96.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 85
ist diese glänzende möglichkeit von Fl. unberücksichtigt ge-
blieben, ganz wie bei Marston, und er betont statt dessen mit
Marston die lüsternheit, die bei Ovid ganz und gar verschwiegen
ist; sein Hylas sowohl wie Marston's NjTnphadoro rühmen sich
ihrer erfolge, wovon Ovid nichts erwähnt. Alles das läfst
keinen zweifei, dals Fl. den Hylas von Marston als fertige
figur übernommen hat, ohne vielleicht auch nur flüchtig an
Ovid zurückzudenken.
Man findet aber dafür noch eine reihe wörtlicher belege :
Ovid rühmt ganz unpersönlich alle die Vorzüge der frauen, die
ihn entzücken können. Hj- las und Nymphadoro hingegen wissen
direkt von einer hohen zahl ihrer auserwählten zu berichten :
(Par. 1, 1 p. 15)
Nym.: . . / doe now love threescore and nine ladies . . .
Später ist er auffallend bescheidener, als ihm eben ein
korb in aussieht steht:
(Par. m, 1 p. 50)
Nym.: I doe love at this instant some ninetcene ladies, . . .
Ähnlich schwankt auch Hylas in seinen angaben:
(M. Th. 1, 1 p. 318)
Hyl. (wo er allein ist): "A devil take it,
. ., to have flfteen now in liking . . .
But what's fifteen, or fifteen score, to my thoughts?"
und später (M. Th. II, 3) , als Thomas ihn fragt : "hast thou
made up twenty yet?"
Hyl.: ". . . The last I feil in love with scor'd sixteen."
Wärend Ovid's blinde liebe an den frauen hier immer nur
ihre besonderen reize sieht, können Hylas und Nymphadoro
in bezug auf ihre qualität manchmal sehr skeptisch sein:
(Par. I, 2 p. 14)
Nym.: Is there a mayd found at twenty-four?
und Hyl. (M.Th.11,3):
". . . if 'twere possible I might get a maid,
To what use should I put her? . ."
Von besonderem interesse ist es vielleicht, zu beobachten,
wie eine sinnlose bemerkung, die Marston absichtlich dem
alten herzog Gon. in den mund legt, bei Fl. sich in eine
sentenz auflöst:
3*
36 H. GÜSKAB,
(Par. II, 1 p. 43)
A horse hut yet a coli may leave his trot . . .
(M. Th. 1, 1 p. 316)
Hyl. : "a pacer, that, lay the bridle on her neck, will travel :
• ••••••••••
These young colts are too skittish."
Ebenso stellen sich gewisse scenische elemente, die sich
an die figur des Hylas knüpfen, als entlehnungen aus Par.
heraus. Wenn Hylas die gewohnheit hat, jedes weibliche
wesen, das mit ihm bekannt gemacht wii'd, zu küssen, um es
auf die brauchbarkeit hin näher zu prüfen (M. Th. 1, 1 p. 315),
so ist das schon bei Marston zu finden (Par. V, 1), wo der narr
Dondolo aufgefordert wird, sich von der qualität der Garbetza,
die er kennen lernt, durch einen kufs zu überzeugen. Das
geschieht mit fast derselben wendung:
(M. Th. 1, 1)
Val.: ". . . 'Tis my sister;
Pray you, know her, sir."
(Par. V, 1 p. 90)
Herod.: . . . be acquainted with this lady to; sha^s of a
very Jwnest nature, I assure thee, >)
Auch von den Schicksalen des Nymphadoro ist Hylas mit
einem erbteil bedacht. In Par. III, 1 (p. 50) tritt Nymphadoro
an die prinzessin mit besonders feuriger Werbung heran, wie
sie gerade herzukommt, und wird schnell abgefertigt:
Nym.: By the vow of my heart, you are my most onely
elected and —
Dulc: There's a shippe of fooles going out! . . . Thou
maist he maisters mate.
Einen ebensolchen korb holt sich Hylas vor den äugen
Sams und Marys von der Dorothea (M. Th. V, 9 p. 404) : "The
man*s foolish."
Doch hat Fl. das in einer ganzen scene behandelt, indem
er hier noch einer weiteren quelle folgt.
Fl. hat also Marston und nicht Ovid benutzt. Wie sollte
er überhaupt selbständig in seiner handlung zu einer solchen
0 cf . Anglia, N. F. XVI, lieft 4 (teü U, b).
FLETCHERg MONSIEUR THOMAS UND SEINS QUELLEN. 37
figur gekommen sein? Marston brauchte den Nym. als kontrast
zu dem fischblütigen Tiberio. Hylas aber ist durch keine
künstlerische notwendigkeit bedingt. Sein "humour of loving
the whole sex'' führt zu keiner konsequenz in der eigentlichen
handlung. Ja, die scenen, die mit seiner person eingeflochten
sind, dienen nur dazu, den konflikt zu verschleppen. Hylas ist
in dem drama fast gewaltsam untergebracht und mufs ganz
zufällig das Interesse unseres dichters gefunden haben.
Was Fl. zu Par. geführt hat, ist darum ganz wo anders
zu suchen; die spuren lassen sich dort auch noch deutlich
wiedererkennen. Gleich in der exposition der haupthandlung
(M. Th. 1, 1) hören wir aus dem munde Alicen's die worte :
"Love and high rule allow no rivals."
Auf unser drama ist diese sentenz gar zu wenig abge-
stimmt. Man kann den Wortlaut nicht anders begreifen, als
dafs er unter dem eindruck von Par. niedergeschrieben ist;
und tatsächlich ist er aus einem monolog des herzogs herüber-
genommen :
(P. in, 1 p. 62)
. . . fathers or friends, a crowne and love hath none, but
are allied to theniselves alone.
Zugleich wird die instinktive liebe Valentins zu Francis ganz
entsprechend erwähnt, wie die des alten herzogs zu seinem söhne:
(M. Th, m, 1 p. 349)
". . . his aim teo
Leveird at you, for your good?"
(Par. III, 3 p. 61)
His life, that onely Uves to your sole good!
ebenso der altersunterschied der freunde:
(Par. II, 1 p. 28)
Der herzog über sich: such a saplesse . . . old dotard
Val. (M. Th. II, 1 p. 344):
" — sear winter
Hath seaVd that sap up;"
Auch die liebe zu der jugendlichen auserwählten wird mit
ganz demselben worte gekennzeichnet:
(M, Th. L 1 p. 314)
Alice: "Believe she is so much yours, and won by miracle
(Which is by age) . . . ."
38 H. GUBKAR,
(Par. III, 1 p. 62)
a monstrous love, . . ., and followed onely for the mir ade
in the obtaining.
Es zeigt sich also, dals Fl. zunächst durch die rivalität
zwischen vater und söhn angelockt ist, 0 d. h. diese dichtung
wurde als ein weiteres beispiel mit jener Sammlung von ge-
schichten verwoben, die der haupthandlung als quellen zu gründe
liegen. Auf diesem wege erst ist dann unser Hylas und mit ihm
manches andere in die nebenhandlung hereingekommen.
So soll Sam offenbar als freund des Hylas dem genossen
des Nym., Herod, entsprechen. Herod z. b. fährt den narren
an (Par. I, 2 p. 15) :
The marWs out of my mouth, Dondolo.
Dieselben worte hören wir von Sam, als Hylas Alice ein-
gehender besichtigt (M. Th. II, 3 p. 339):
"The mark's in her mouth still."
Selbst Thomas ist aus dem nachlals des Par. nicht leer
ausgegangen. Alle jene heldentaten, die der vater frohlockend
aus ihm herausfrägt (IV, 2 p. 380), sind schon sämtlich in
Par. n, 1 (p. 32) aufgezählt:
Why, many men corrupt other mens wives, some their maides,
others their neighbours daughters; . . .
Alles dessen soll auch unser held sich rühmen können.
3.
Die quellen für einzelne episoden.
Die aufnähme neuer nebenpersonen in unsere handlung
hatte natürlich eine reihe weiterer episoden zur folge. Indessen
erweisen sich hier die quellen weit geschickter und freier
verarbeitet als vorher.
a) Orl. Für.
Zwischen dem verliebten Hylas und dem verkleideten
Thomas schien unserem dichter eine verkleidungsscene recht
geeignet, die er in Greene's Orl. Für. vorfand (cf. Orl. Für.
p. 102) :
0 cf. s. 1.
FLETCHERS HONSIEÜR THOMAS UND SEINE QUEIiLRN. 39
Orlando, aus eifersacht in raserei geraten, hat seinem
diener den dringenden anftrag gegeben, ihm Angelica herbei-
zuschaffen. Orgalio weifs sich nicht anders zu raten, als Tom
in die kleider der Angelica zu stecken, und der irre Orl. hält
nun wirklich den unrasierten barschen für seine geliebte:
Tom: I think I had best go back and shave my beard.
Die komik dieses Vorganges hat FL denn in der tat
glücklich ausgebeutet in M. Th. V, 3 :
Hylas, der sich mit anschlagen gegen Dorothea herumträgt,
hat dem verkleideten Thomas aufgelauert und beginnt nun
der vermeintlichen Dor. regelrecht die cour zu machen. Die
küsse kratzen ihm zwar empfindlich die haut — "methinks
her mouth still is monstrous rough;" — aber er weifs sich zu
trösten — "but they have ways to mend it"; durch die
bärtigen lippen des Thomas läfst er sich ebenso wenig von
seinem Irrtum abbringen, wie Orlando.
Fl. hat die scene noch weiter zu steigern gewufst, indem
er auch Sebastian und Launcelot hineinzieht. (Sie sind in
ähnlicher weise beteiligte zuschauer wie Prince Edw. vor Ba-
cons Zauberspiegel : cf. Fr. Bac. p. 160 ff.) Seb. ist hinterdrein
geschlichen, ob denn Thomas wirklich nach seinem wünsche
sich zu einem '^handsome mischief" hat aufschwingen können,
und da er Thomas immer noch für Dorothea hält und sich arg
enttäuscht glaubt, läfst er an Launcelot seine wut aus. Zugleich
wird für uns durch die kleinlauten einwände Launcelots die
wahre Situation immer wieder in kontrast gebracht, bis wir
zuletzt mit höchstem ergötzen Laune, selbst in die allgemeine
täuschung verstrickt sehen.
Diesem so glänzend verarbeiteten Zwischenfall aus Orl.
hat Fl. aber noch einiges weitere zu verdanken. Der schelm
Tom in den kleidern der Angelica berichtet hier Orgalio, wie
er schon unterwegs einem gesellen mitgespielt habe:
Tom.: Why, he comes to mc and said, ^ Gentlewoman, wili
please you take a pint or a quari?" ^No gentle-
woman", said I, ^but your friend and Bority^\
Hier war für Fl. die technik dargeboten, mit der er alle
verwandten scenen angereiht und gehandliabt hat. So be-
gegnet der verkleidete Thomas in M. Th. IV, G (p. 387) dem
Sebastian und in IV, 8 dem Valentin, und diese werden dann.
40 H. GüSKAR,
wie nach ihnen Hylas und Laune, in ihrer eigenen ange-
legenheit an der nase herumgeführt.
In dem gleichen bericht Tom*s (Orl. Für.) finden wir
auTserdem noch die namen Tom und Dority bei einander —
Tom als den schelm in mädchenkleidem und Dority, als welche
er sich ausgibt. Die geschwister "Thomas" und "Dorothea",
die von Fl. in ganz denselben beziehungen verwertet sind,
haben also zweifellos nach dieser quelle auch ihre namen er-
halten, wenn nicht etwa eine Greene und Fl. gemeinsame
quelle anzunehmen ist. Die ganz unvermittelte erwähnung
eines namens Dority bei Greene, obendrein im Zusammenhang
mit einer überflüssigen episode hinter der scene, könnte das
im höchsten grade wahrscheinlich machen. Mir steht aber
leider Sir John Harrington's Engl. Version of Ariost's Orlando
Furioso (1591) nicht zur Verfügung.
b) The Marriage of W. a. Sc.
Die narrenposse des Thomas mit Hylas führte Fl. zu einer
weiteren scene. Es lag nahe, dafs die Zurückweisung des Nym.
in Par. III, 1 ("There^s a shippe of fooles going out!")*) un-
serem dichter das schon erwähnte Moral Play of W. a. Sc. ^)
in erinnerung bringen mufste, wo an einer stelle diese komik
weit drastischer hervortritt (W. a. Sc. p. 37 — 40) :
Wit ist dort dem Idlenes in die bände gefallen und wäh-
rend des müfsigen schlafes von dem schlimmen in narrenkleider
gesteckt. Ohne irgend etwas davon zu merken, kommt er
dann herbei, um seine verlobte Science zu begrüfsen. Den
mann in der narrenkappe kennt Science nicht und ist höchst
befremdet über die zudringliche art, in der er sie anredet. Wit
meint ihre augenscheinliche befangenheit bald durchbrechen
zu können, indem er sich immer mehr mit Vertraulichkeiten
überbietet ; er muf s aber immer ärgere Zurückweisung von ihr
und auch von ihrer begleiterin erfahren (the foole is niad!)^
bis zuletzt Science gar mit bitteren vorwürfen über seine an-
mafsung davongeht.
Fl. hat sich das nicht entgehen lassen, um den konflikt
mit Hylas fortzuspinnen. Die einzelheiten sind von ihm ledig-
lich präziser gefafst und für seine handlung zugestutzt:
1) cf. 8. 36. •*) cf. Anglia, N. F. XVI, heft 4 (teil H, b).
FLETCHEßS HONSIEÜR THOMAS UND SEIKE QUELLEN. 41
Hylas, der sich mit dem verkleideten Thomas in allerlei
heiratspläne eingelassen und Sam in seine neueste errungen-
schaft eingeweiht hat, begegnet am morgen der Dorothea
selber, die natürlich die vertrauliche begrüfsung des fremden
nicht begreift:
HyL: "How smart the pretty tliief looks!
• •••••••
Sam: "How Strange she bears it!"
(Wit: Youre dartes at me so strangely be shotf)
Auch versteht sie nicht, wie er sie im hinblick auf die
hochzeitsfeierlichkeiten an die verabredeten schritte mahnt,
Dor.: "How, sir!"
(Science: Uere ye wliat termes this foole heere luxth got?)
Vergebens sucht er sie zu der erwarteten Vertrauensselig-
keit anzufeuern, indem er ihr all die Vorbereitungen zuflüstert,
die er selbst schon getroffen:
"There's a bed up to play the game in, Dorothy:"
(Wit: Änd play the goodfelowe wyth thy lover!)
Seine auff orderung :
"And now, come kiss me heai'tily."
(Wit : Cum now, a bas, my nowne proper sparlyng f)
wird schmählich zurückgewiesen:
Dor.: "The man's foolish. — "
(Sir: What wylt (how, arrande foole? hence, fool, I say!)
Hylas wird jetzt ernsthaft:
"Come, yott may speak now boldly;
There's none but friends, wench."
rWit: / wylbe bolde wyth my notvne darlyng!
I praye the now, good swete ladye Science,
All this Strange maner now hyde and cover.)
Da er immer noch nicht begriffen wird, erinnert er jetzt an
die intimen beziehungen, die er angeknüpft zu haben wähnt:
"Did not the priest . . . tie our hands fast?"
(Wit : Dooth not my pycture my parson shoow ye ?)
Er zieht auch ihre begleiterin Mary hinzu:
"Did not I court you, Coming from this gentlewoman's?"
42 H. GUSKAR,
Das hilft aber ganz und gar nichts:
Mary: "Good sir, go sleep; . . .
She was in my arms then a-bed."
(Experience: As she sayth, so say I!)
Mit einer letzten Zurechtweisung (ganz wie Science und Ex-
perience) gehen sie beide von dannen,
Hylas, der ihnen verblüfft nachschaut:
"Is the devil stirring?"
(Wyt allein: . . what have we here, a dyvyll?)
Das einzige, was Fl. aus dieser scene nicht brauchbar
erschien, war der Shame with his whyppe, der schliefslich im
Moral Play sich über Wji; hermacht.
c) "A C mery Talys".»)
^Of John Adroyns in the dyvyVs appareW
Die letzte heldentat des Thomas ist die für die haupthand-
lung unternommene entführung der Cellide aus dem kloster.*)
Hier wird der verkleidete wicht, der sich mit den nonnen
herumhetzt, für den leibhaftigen teufel gehalten. Das ist eine
äufserst glückliche erfindung Fl.'s, ganz im sinne der aber-
gläubischen nonnen, die in jeder regung des fleisches die hölle
witteiii. Aber das lustige einer solchen scene, wo jemand
ohne seine absieht anderen als der wahrhaftige Gottseibeiuns
erscheint, hat Fl. schon vorgefunden:
Eine alte Sammlung "A C mery Talys" aus dem anfang
des 16. Jahrhunderts enthält eine launige erzählung: Of X
Adroyns in the dyvyVs apparell Adroyns, der darsteller des
devil im Miracle-spiel, klopft nachts auf dem heimwege in seiner
maske an die tür des nachbarn, um ihm von einem diebstahl
zu berichten, den man soeben bei ihm versucht hat. Die
beiden diener, die ihn einlassen sollen, fahren entsetzt zurück,
ja der zweite von ihnen öffnet gar nicht erst . .
— Jetzt fehlen in dem einzigen uns erhaltenen exemplar acht seilen,
die nichts anderes enthalten hahen konnten, als irgend welche furcht-
same Verhandlungen dieses dieners gegenüber dem vermeintlichen teufel,
denn der Zusammenhang wird durch das fehlende überhaupt nicht nnter-
') Vor 1535, cf. Coli. IT, anm. p. 187.
^) cf. s. 14.
FLETCHERS MONSIEUR THOMAS UND BEINE QUELLEN. 43
brochen. Es liegt auf der band, dafs hier lediglicb eine bescbwönings-
formel herausgescbnitten ist, von jemand, der sie im notfalle bei sieb
haben wollte, etwa als Talisman etc. —
. . . und berichtet, es sei "tJie devyll in dede'\ Der um seine
Seele besorgte hausherr ruft nach seinem kaplan ''and sayd
Ici a candell he light and gette holy water , . .", und so
spielt sich die beschwörung bis zur erkennungsscene weiterhin
in der weise ab, wie es Fl. wiedergegeben hat.
Auch die beiden nonnen berichten hier der äbtissin:
"Oh, madam,
There is a stränge thing like a gentlewoman
... (I think the fiend)"
und die äbtissin:
"Give me my holy-water pot!"
Sie spricht eine beschwörungsformel, wie sie Fl. offenbar
aus obiger erzählung entnommen hat, nach seiner gewohnheit
vielleicht ein wenig abgeändert.
Darauf erscheint Thomas, indem er Cellide herbeizerrt:
Cell: "What are you? speak, speak gently;
And next, what would you with me?
What make you here?
(Der herbeigenifene kaplan in obiger erzählung: In the
name of the fatJier, sonne, and holy ghost I commande, and
Charge the in the holy name of God to teil nie wherefore
thou comesie hyther?)
Thomas antwortet:
"I am a holy friar.'',
worauf er von der äbtissin erkannt wird und sein anliegen
vorbringt.
Ganz ähnlich gibt sich Adroyns zu erkennen:
Nay feare not me for I am a good devyll, I am John
Adr. your ncighhour in this toicne . .,
um dann zu berichten, was ihn hergeführt hat.
Bei allem mangel an einem fortschreitenden geschehen
in der nebenhaudlung, bietet gerade hier unser drama eine
44 H. GUSKAR,
fülle z. t. geschickt herausgefeilter Stoffe, die sich zu einem
wirksamen bühnenwerk für sich ausbauen liefsen, die freilich
in unserer handlung den konflikt nahezu zu erdrücken scheinen.
Man würde dennoch unserem dichter einen sicheren blick und
ein überraschendes gedächtnis für die Schönheiten der literatur
nicht absprechen können; aber es liegt nichts so nahe als
die Vermutung, dafs er an der band seiner lektüre sorgfältige
aufzeichnungen gemacht und für spätere Verarbeitung ge-
ordnet hat.
IV.
Die abfassungszeit.
a) M. Th. und Ben Jonson's Epicoene.
M. Th. steht in auffallender beziehung zu Ep. :
In beiden stücken findet es sich, dafs ein alter Sonderling
die grille hat, einen lebensfrohen Jüngling ohne stichhaltige
gründe zu enterben, und hier wie dort wird dieses vorhaben
des alten durchkreuzt, indem eine mannsperson in frauen-
kleidern die entscheidende rolle spielt. Der entschlufs der
beiden alten, zu heiraten, um sich einen besseren erben zu
verschaffen, wird dabei mit den gleichen worten zum aus-
druck gebracht:
M. Th. p. 336.
Seb.: „Any woman:
I care not of what colour or complexion;
Any, that can bear children. — ",
und in Ep. p. 409 r wird von Morose erzählt, dafs er ein schweig-
sames weib nehmen wolle:
be she of any form, or any qualUy, so she he able to bear
children: . . .
Ein quellen -Verhältnis ist hier ganz gewifs vorhanden;
•aber wer von den beiden dichtem hat den andern benutzt?
Es ist von vornherein unwahrscheinlich, dafs ein motiv,
wie es in Ep. als kern des dramas in ausgiebigster weise durch-
geführt ist, gleich darauf von einem dichter in abgeschwächter
form verwendet würde, lediglich, um eine überflüssige seeue
FLBTCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 45
einzuschieben; und wir müssen schon deshalb in Ep. eine
Steigerung der bei Fl. nur nebenher und mehr zufällig be-
handelten intrigue vermuten. Dann aber kennzeichnet sich
auch die stumme Zeichensprache zwischen Morose und seinem
diener in Ep. II, 1 als eine erweiterte nachahmung der spafsigen
art, wie Sebastian und Thomas in M. Th. IV, 2 (p. 380) sich
kurz verständigen. Was hier von Thomas erst noch witzig
hinzuerfunden wird (zwei finger, fünf finger), das tritt in Ep.
schon als direkt verabredet auf, und jener witz des Thomas
mit den zeichen noch mehr zu sagen, als der alte erwartet,
wiederholt sich dann in Ep., indem der diener den einen finger
zu näherer bestimmung krümmt.
Wenn femer in M. Th. IV, 6 der alte Sebastian, der den
verkleideten Thomas für seine tochter hält und ins haus zu-
rücktreiben will, dabei erleben mufs, dafs er niedergeschlagen
wird "like a calf '', so widerfährt die gleiche Überraschung dem
griesgram Morose, denn die vermeintliche Weibsperson Ei)icoene,
die er nur von oben her behandelt, erweist sich plötzlich als
ein ganz gefährlicher drache, der ihn von scene zu scene in
immer gröfsere Verzweiflung bringt. Das ist ohne frage die
weiterentwickelung des bei Fl. nur im keim vorhandenen
motivs. Wäre Ep. früher anzusetzen, so hätten sich Fl. bei
Ben Jonson ganz gewifs kleine züge genug zur ausbeutung
geboten, und er hätte niemals zu night -spells Zuflucht zu
nehmen brauchen, um die angefangene Situation auszufüllen.
Für eine beeinflussung Ben Jonson's durch M. Th. spricht
sodann die in dem verliebten La Foole noch gesteigerte angst
unseres Hylas vor der blanken klinge (M. Th. IV, 4). Dieser von
Fl. nur flüchtig berührte zug ist in Ep. IV zu einer ganzen scene
erweitert, indem La Foole noch ein zweiter hasenfufs Daw
gegenübertritt. Vergleicht man weiter den bericht des Hylas
(V, 6) über das ergebnis seines anschlages gegen den ver-
kleideten Thomas ("Off goes her maidenhead" V, 1) mit Ep. V, 1,
wo La Foole und Daw sich ihrer erfolge bei der masculine
bride um die wette rühmen (La F.: Sir John liad her niai-
denhead, indeed.), so ist auch hier ausgeschlossen, dafs M. Th.
später sein könnte. Es wäre sinnlos anzunehmen, dafs ein
dichter ein eben verwendetes motiv wieder aufnehmen wollte,
ohne es zum mindesten in der Wirkung um einiges zu be-
reichern. Wenn Fl. vorgefunden hätte, wie La Foole von
46 H. GÜSKAR,
dem verkleideten manne behauptet: Sir John had her mal-
denheadj indced, so hätte er an dieser konsequenz der Situation
unmöglich vorbeikommen können, und das umso weniger, als
sie sich sehr wohl im munde des flunkernden Hylas anbringen
liefse. Statt dessen berichtet Hylas einfach, er sei "all-to-be-
married", und gesteht: "Not a bit before-hand."
Ep. erweist sich also in allen berührungspunkten auf einer
stufe höherer entwickelung als M. Th.
Um noch ein übriges zu tun, wollen wir in betracht ziehen,
in welchem zusammenhange eine heute nicht mehr bekannte
redensart bei beiden dichtem sich wiederfindet:
In M. Th. IV, 2 (p. 376) will Sebastian sehen, ob Thomas
auch klettern kann
"Like a most complete gentleman, come from Tripoly."
und in Ep. V, 1 p. 452 sagt La F. :
you come as high from Tripoly as I do, . , ,
Diese wendung hat man mehrfach als eine Umschreibung
von gesckicklichkeit zu deuten gesucht, ohne dafs man sich
aber dabei besser, als auf blof se Vermutungen gestützt hätte. *)
Der ausdruck ist ganz zweifellos auf die zeit der kreuzzüge
zurückzuführen, wo bekanntlich die heimkehrenden ritter, an
alle Strapazen gewöhnt, eine neue bildung und welt-erfahrung
aus dem morgenlande mit brachten. Dieser ruf ist natürlich
noch spät an dem letzten üben-est aus jenem Zeitalter, an
dem Johanniter -Orden, haften geblieben, der ja bis 1551 in
Tripolis seinen sitz hatte. In unserem drama jedenfalls soll
der ausdruck "Come fiom Tripoly" bezug nehmen auf die
allgemeine durchbildung und weltgewandtheit ("complete
gentleman"), die Thomas wie jeder junge Engländer vornehmen
Standes auf reisen gesucht hat. 2) Im sinne des bildungsfeind-
lichen Sebastian aber konnte allgemeine durchbildung nur
körperliche gewandtheit bedeuten; und wenn dann La Foole
in Ep. ebenso im anschlufs an die phrase auf besondere ge-
lenkigkeit zu sprechen kommt, so gibt das etwa keinen anhält
für ihre deutung, sondern es handelt sich hier tatsächlich nm
*) cf. M. Th. anm. p. 376.
«) cf. Anglia, N. F. XVI, s. 418.
FLBTCHEBS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 47
eine erwiderung auf ein entsprechendes zwiefaches kompli-
melit Da WS:
Daw: Not I, str. I have no discourse — and then you
have activity beside.
LaFl. : / protest, Sir John, you come as high from
Tripoly as I do, every whit — >) and lift as many joined
stools, and leap over them, if you woüld use it.
Somit ergeben sich bei dieser auffassung in Ep. wie in
M. Th. höchst humorvolle f einheiten , wo nach der bisherigen
erklärung nichts anderes übrig bliebe als unnützes geschwätz.^)
Wie aber Ben Jonson gerade auf diese betonung von
activity im engsten anschlufs an die phrase gekommen ist,
das Heise sich psychologisch nur mit der bekanntschaft von
jener stelle in M. Th. erklären , wo ja eine solche gedanken-
verknüpfung durchaus mit der figur des Sebastian gegeben ist.
Indessen würde es dem Charakter Ben Jonson's wider-
sprechen, dafs er etwa ein ihm vorgelegtes manuskript ausge-
beutet hätte ; es drängt sich uns vielmehr schon bei der ganzen
art der entlehnungen die Vermutung auf, dafs Ep. unter dem
mehr unbewufsten einflufs einer aufführung von M. Th. ent-
standen ist, und da wir wissen, dafs Ep. schon 1609 aufgeführt
und auch im selben jähre noch im druck erschienen ist, 3) so
ergibt sich, dafs Ben Jonson unser drama spätestens in der
zweiten hälfte des jahres 1608 auf der bühne gesehen hat.
b) Zeit und folge der abfassung.
In M. Th. p. 375 berichtet Launcelot dem alten Sebastian :
"Oh, the brave cry we made as high as Aldgate!"
Dieses vergleichsbild bezieht sich auf das neuerrichtete
tor von Aldgate, das allgemeines aufsehen gemacht hat. Stow
berichtet uns darüber:
>) Ich interpongiere hier anders aU Cnniüngham.
') Der dritte fiaU der verwendoiig dieser phrase iu der englischen liter.,
B. Jonson's Epigr. 115, liegt ganz ebenso und erscheint als eine reminiszenz
des dichters an seine figor des La-Foole.
*) cf. £p. einleitong p. 402.
48 H. GUSKAR,
Äldgate hegan to he tahen down in 1606, and was very
worthily and famously finished in 1609. etc.^)
Wenn also hiernach das alte gebäude von Aldgate erst
1606 niedergerissen wurde, so konnte das neue tor unmöglich
vor ende 1607 soweit wieder aufgebaut sein, dafs es dem
dichter anlafs gab, auf seine erstaunliche höhe anzuspielen.
Da wir andererseits gefunden haben, dafs M. Th. bereits
in der zweiten hälfte 1608 auf der bühne gespielt wurde, so
ist jetzt für uns erwiesen, dafs Fl. noch in der ersten hälfte
des Jahres 1608 letzte band angelegt hat.
M. Th. ist aber nichts weniger als ein werk aus einem
gufs. Ja die beiden scenengruppen sind nicht einmal aus einer
einheitlichen idee einer handlung herausgewachsen, sondern
geradezu aus entgegengesetzten Stoffgebieten hergenommen:
B2) schildert einen hergang aus dem leben, A ist ganz
und gar aus literatur -werken zusammengesucht. Wenn man
ferner die geschlossenheit der quellen innerhalb der beiden
handlungen und namentlich den ganz verschiedenartigen geist^
in dem sie behandelt sind, 3) in betracht zieht, so können sie
unmöglich zugleich abgefalst sein, ja man ist geradezu ver-
sucht, an zwei verschiedene Verfasser zu denken. Indessen ist
der bericht des ersten herausgebers, *) der Fl. als einzigen
Verfasser rühmend anführt, nicht anzuzweifeln. Wir kommen
also nur zu dem schlufs, dafs unser dichter von der abfassungs-
zeit der einen handlung bis zu der der anderen sich sehr
geändert hat, d. h. dafs ein ganzer Zeitraum der entwickelung
dazwischen liegt.
Wenn man weiter die primitive technik von B mit der
fein durchgebildeten und technisch weit geschickter aufge-
bauten haupthandlung in vergleich bringt, so zeigt sich, dafs
B auf einer erheblich tieferen stufe von Fl.'s dichterischem
können steht als A, dafs also die nebenhandluug zeitlich weit
früher anzusetzen ist. Aber auch für sich allein ist die
*) cf. Ep. anm. p. 407.
*) Ich zitiere fortan nach den abschnitten, in denen die betreffenden
bestandteiie des dramas behandelt sind.
•) s. teil II, a und b.
*) Erste 4to by Brome 1639.
FLETCHBB8 MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN. 49
nebenhandlung so wenig ein einheitliches ganzes, dafs auch
deren elemente wieder nach und nach angefügt sein müssen.
Da B, 1 eine durchaus selbständige quellengruppe bildet,
die sich zu einer geschlossenen handlung abrundet, ohne dafs
die übrigen quellen irgendwie hineinspielen, so löst sich eben
der konflikt zwischen Thomas und Mary als der älteste be-
standteil unseres dramas heraus; ja die magere behandlung
des Stoffes und die geringe Selbständigkeit gegenüber den
quellen kennzeichnet diesen teil geradezu als erstlings-arbeit
des dichters, und zwar nach eigenen erlebnissen im anschlufs
an seine bildungs-reise , die wir bei ihm als dem söhn eines
pairs, des bischofs von London, ohne frage anzusetzen haben. 0
Er wufste jedoch nicht für eine umstimmung der Mary, wo
sich noch jetzt eine lücke zeigt, ') die rechten motive zu finden.
Noch viel weniger ergab sich dann die gewünschte abrundung,
als er später mit dem erscheinen des Grob. 1605 die figur
des Sebastian hinzunahm (B, 2. a) , und in dieser f assung ist
das fragment etwa 1605 liegen geblieben.
Fl. ist dann natürlich eifrig bemüht gewesen, sich vorerst
gehörig zu vervollkommnen und den grofsen meistern seiner
zeit ihre kunst des dramatischen aufbaues abzulauschen, und
dabei verfiel er eben vor allen dingen auf Shakespeares M. t M.,
dessen scenengerippe er, wie wir gesehen haben, mit neuem
Inhalt auszufüllen begann (cf. II, a).
Aber inzwischen war mit Fl. eine ernste Wandlung vor
sich gegangen. Nach einer zeit überscliäumenden jugendmutes,
vde er in obigem fragment zum ausdruck kommt, hatte er
sich jetzt einer mehr asketisch gestimmten puritanischen welt-
betrachtung zugewendet, und in diesem geiste ist die handlung
A niedergeschrieben. Indessen hat er aus dem spiel lebens-
unfähiger innen-menschen keinen ausweg gewufst. Nur mühsam
und mit unmotivierten Seitensprüngen hat er sich von der
fallenden handlung ab weitergefunden, ') bis ihm schlief slich
eine figur fehlte von der lebenspraxis des Thomas, der die aus
der handlung ausgeschiedene Cellide wieder hereinzen-t, *) und
») cf. Auglia, N. F. XVI, s. 418.
«) cf. 8. 27.
») cf. 8. 11 ff.
♦) cf. 8. U.
AnglU. N. F. ZVIL
50 H. GUSKAR,
aus diesem gründe hat dann das fragment mit Thomas als
nebenhandlung in unserem drama nachträglich aufnähme ge-
funden.
Zu gleicher zeit ist unserem dichter der puritanismus
über geworden, offenbar auch wegen der neuen überspannten
f orderungen der sekte (gesetz "On Oaths in Plays") und
namentlich wohl unter dem einflufs des satirischen dramas
"The Puritan". Jedenfalls gewinnt jetzt Thomas gerade auch
als gegner des puritanismus die Oberhand. Wie sehr Fl. fortan
von seinem früheren Standpunkt abweicht, tritt selbst darin
zu tage, dafs sein bisheriges heldenideal Francis in den neuen
der Verknüpfung dienenden scenen plötzlich ein ganz anderer
ist. In m, 1, wo er mit dem neuen beiden Thomas zusammen-
gebracht wii'd, ist er einem tüchtigen trunke nicht abgeneigt,
scheut sich nicht, auch einmal gehörig zu lügen (p. 359),
und wird uns durch den spott des Thomas beinahe lächerlich
gemacht.
Da die gegnerschaft gegen den puritanismus sich in
einzelheiten direkt an Pur. anschliefst (cf. II), so ist uns
damit ein anhält geboten für die zeit, in der unser dichter
die beiden handlungen vereinigt hat: The Pur. was entered
at Stationers" Hall hy G. Eid, Äug, 6, 1607,^) Wenn man
damit die oben festgestellten daten in beziehung bringt, so
ist die uns vorliegende fassung unseres dramas von der zweiten
hälfte 1607 bis zur ersten hälfte 1608 entstanden.
In diesem letzten Stadium ist schliefslich auch noch die
figur des Hylas mit seinen episoden aus einer quelle der
haupthandlung in die nebenhandlung hereingekommen (cf. B
2, b und 3), und wir können an diesem schlufsstein erkennen,
dafs das Interesse des dichters von der einen handlung bis
in die fundamente der anderen hinüberreicht, d. h. wir finden
darin den direkten beweis, dafs Fletcher keinen mitarbeiter
gehabt hat.
*) cf. Einleitung Pur.
FLBTCHERS MONSIEUR THOMAS UND SEINE QUELLEN.
51
V.
Zusammenfassendes ergebnis der abhandlang
und schlufs.
Fl.'s kulturhistorische komödie M. Th. ist nicht im jähre
1609, wie Koeppel aus unbekannten gründen ansetzt, >) ent-
standen, sondern in vier Stadien von den jähren vor 1605 bis
zur ersten hälfte des Jahres 1608.
In dieser langen zeit hat der dichter erbarmungslos zu-
sammengeschrieben, was seiner feder erreichbar war.
Nicht nur die bei Koeppel (Beitr. XI, p. 94 ff.) ange-
führten quellen,
1. Dec. Vn, 4 s.
2. „ VIII, 4
3. „ IX, 2
4. Par
5. Paint. I, 27
6. n 1,47
auch die von Weber beigebrachte und von Koeppel abge-
lehnte novelle
7. Dec. X, 8 s. 1.
ist benutzt; aufserdem aber noch eine grofse reihe anderer:
n
n
n
w
n
20, 21, 22.
22, 24, 27.
32.
34.
4, 9.
9.
8. Dec. 1, 1 .
11,1
11,6
n,9
111,3
IV, 2
vn,8
vni, 7
16. Paint I, 37
17. Hept. IV, 1
18. Greene's Saph.
19. „ Look.-Glass
20. „ Fr. Bac.
21. „ Alph.
22. „ Orl. Für.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
n
n
n
w
n
n
n
n
s. 17.
17.
12.
24.
21.
23, 24, 25.
26.
20.
10.
23, 24, 25, 27.
6, 8.
8.
14.
16, 27.
38.
n
n
n
n
n
n
n
n
»»
n
w
n
n
n
») cf. Beitr. XI p. 94.
52 H. GUSKAR,
23. Euph s. 2, 9.
24. M. f. M „ 7, 11.
25. W. a. Sc •....„ 40.
26. Grob „28.
27. "ACmeryTalys" „42.
28. Ballade: The baffled Knight . . . . „ 16, 21.
29. „ The Merchant's Daughter . „ 20.
Eine solche unzahl von quellen, die sich für einen einzigen
theater-abend zusammenfinden sollten, kennzeichnet so recht
den jungen dichter, der nur auf hinreichenden Stoff ängstlich
bedacht war. Zum segen konnte das der dichtung ebenso
wenig gereichen, wie jede andere maTslosigkeit. In der reichen
fülle von gegenständen, die FL hier zu einem bunten konglo-
merat vereinigte, fand sich keiner, dem er mit ganzer seele
nachgehangen hätte. Er unternimmt nicht etwa, das Innen-
leben irgend eines beiden mit warmem herzen bis zur tat zu
steigern, sondern mit plötzlichen ausflüssen edelmütigster ge-
sinnung oder tollwütiger tatkraft sollen die hauptpersonen auf
uns wirken, oder mit grofssprecherischen phrasen, die der
dichter niemals empfunden hat: ein nach liebe schmachtender
held behauptet uns mit einem male, lieber zu sterben, als die
liebe anzunehmen, und das ist dann der höhepunkt. Ein wirk-
lich dramatisches geschehen findet sich fast nirgends, sondern
tiberall ein verwirrendes durcheinander unvermuteter ereignisse,
die wohl in den quellen sehr viel zu bedeuten haben, die uns
aber in unserem drama höchstens bestürzt machen und niemals
hinreiTsen können.
Aus der Vielheit der quellen erklären sich auch die mehr-
heiten der handlung, mit denen der dichter die armseligkeiten
seines dramas immer von neuem aufzuputzen sucht. Mit jedem
neuen konfiikt sind zugleich die personen wieder andere, höch-
stens dürftig motiviert mit Verstellung (Thomas) oder als
kriegslist (Michael) oder indem ihnen gar rollen zugewiesen
werden (III, 1).
Überhaupt scheint es, als hätte es der dichter lediglich
darauf abgesehen, glänzende scenen auf die bühne zu bringen.
Denn hier hat er in der tat, und vornehmlich in den komischen
scenen, überraschendes geleistet und diese oft trefüich und
FLETCHER8 MONSIEUR THOliAS UND SEINE QUELLEN. 53
mit grofsem geschick zu steigern gewofst. Darüber hinaus
aber geht sein künstlerisches streben nicht: die scenen sollen
nicht der durchftthrung eines dramas dienen, sondern höchstens
wieder eine weitere scene ermöglichen, und zu diesem zwecke
erst scheint dem dichter eine gewisse handlung angebracht.
Innerhalb der scenen werden gar auch probleme aufgerollt,
um aber mit dem beginn der nächsten meistens wieder zu ver-
schwinden. Der ganze verlauf der handlung böte z. b. eine
treffliche folie für Valentin, wie er nur aus eigennutz das
wohl anderer im sinne hat und darin dann vor unseren äugen
eine katharsis erlebt; das taucht indessen nur einmal in der
exposition auf, um niemals wieder berührt zu werden. Ebenso
wird die lebensunfähigkeit des Francis, die ein tragisches
Schicksal, etwa wie das des Hamlet, unvermeidlich macht, in
der zweiten hälfte einfach tibergangen, ohne dafs der dichter
irgend durchblicken läfst, wie bei allem reichtum an gemüt
und edler gesinnung auch Widerstandskraft und festigkeit den
menschen auszeichnen soll, wie der harmonische mensch der
rechte ist.
Das einzige motiv, das immer wiederkehrt, ist der konflikt
zwischen strenger puritanischer und höfisch -zügelloser welt-
und lebensauffassung. Hier hatte der dichter weit ausgegriffen
bis in die äufsersten gegensätze, die das leben seiner zeit be-
herrschten, um die beiden so grundverschiedenen demente
seines dramas zusammenzuhalten. Aber dieser konflikt spielt
eigentlich nur in den Worten der parteien eine rolle und dient
dazu, den dialog gewisser scenen wirksam zuzuspitzen. Man
streitet sich um lebensanschauung und lebensziele, doch man
handelt zuletzt nach vielerlei unnützem lärmen um andere,
kleine bedürfnisse des herzens ; Thomas ganz allein bleibt auf
seinem frivolen Standpunkt beharren. Die übrigen lassen end-
lich den spafs beiseite und kommen fi-ohgemut und friedlich
in das lager des leichtfertigen lebens-genusses herüber.
Der dichter hat es also nicht vermocht, sich von dem
zwange der umgebuno: frei zu machen: er venuittelt nicht,
sondern er richtet parteiisch. Er möchte fast der puritanischen
gesittung die gröfsere achtuug erweisen, aber er predigt die
54 GUSKAR, FLETCHEBS MONSIEUR THOMAS U. SEINE QUELLEN.
anschauungen des hofes und weist ohne jede malsregelung den
sieg dem teile zu, der skrupellos alles feinere empfinden mit
füfsen tritt. Der konflikt zwischen puritanismus und liber-
tinismus ist nicht gelöst, sondern unterdrückt.
Damit aber ist uns Fl. die grofse dichterische tat schuldig
geblieben. Hier hätte er als einer, der mit Shakespeare um
die palme rang, mit starker band durchgreifen sollen : in harm-
losem spiel oft pflegt ein grofser geist die Strömungen seiner
zeit in die rechten bahnen zu leiten und vielleicht manchmal
an einem blutbade, wie der englische bürgerkrieg, vorbeizu-
führen ; und ob gewif s nicht jedes lustspiel eine gewisse gröf se
und tragweite in sich bergen soll, die einmal aufgenommenen
Spannungen müssen zum austrag gebracht und die verirrten
zurechtgewiesen werden. Der dichter hat in jedem falle den
dargestellten konflikt poetisch zu überwinden — nicht nach
der alltagsmoral der zeit, sondern so, wie er ihn in seiner
gröfseren seele zu ende gelebt hat.
Wenn uns aber Fl. blofs schildern wollte, wie die gegen-
sätze jener tage gemeinhin zu verkehren pflegten, dann hätte
er das mit wenigen erzählenden Worten besser abmachen
können; wenn es ihm nicht gelang, zu zeigen, wie der mils-
klang aufzulösen und zu harmonischem abschluls zu bringen
sei, — dann hätte er uns nicht fünf lange akte hindurch zu
bemühen brauchen.
Halle a/S. H. Guskar.
DIE QUANTITÄTEN
DER ACCENTVOKALE IN NE. OFFENEN SILBEN
MEHRSILBIGER NICHT-GERMANISCHER
LEHNWÖRTER. 0
Ich kam auf diese Studien, als ich mir so meine gedanken
machte über die schwankenden quantitäten der heutigen accent-
vokale in den verschiedensten entlehnungsgestalten gleich-
stammiger lehn Wörter, cf.:
grave, deprave (e*) ^) : gravity, depravity (ae) ; severe, sphere
(T) : severity, spherical (e); line, crime, define (a*) : lineal, cri-
minal, definitive (i); dose (o"*) : closet (o). — naiurej nation,
matron (e') : natural, national, matronise (ae); legal, female,
hngeval (T) : legacy, feminine, longevity (e) ; final, finite, primal,
primate, title (9*) : finitive, finitude, primitive, titular (i); domal,
modus, deposal, local, novum (o°) : domical, modulate, depository,
depositor, locular, novity (o) u. a.
Diese auffallenden , überaus zahlreichen erscheinungen
können zu der annähme führen, dals die kürzen in den
zweiten fällen durch das hinzutreten einer neuen silbe her-
vorgerufen worden seien, und verführen dann leicht zu der
hypothese, dafs nicht nur alle derartigen fälle sondern überhaupt
die merkwürdigen Schwankungen der quantitäten der offenen
1) Im auBzuge ist diese arbeit als Berhner dissertation 1904 unter
folgendem titel erschienen: Zur Geschichte der nicht-germanischen Lehn-
wörter im Englischen. A. Die Quantitäten der Accentvokale in ne. offenen
Silben mehrsilbiger Lehnwörter (Kommissionsy erlag Mayer u. Müller, Berlin).
*) Die lautwerte werden nur im allgemeinen mit den im N. E. D. ver-
wendeten zeichen wiedergegeben. Für die citate aus Ellis spez. wurde
dessen transkription beibehalten.
56 C. HECK,
accentvokale mehrsilbiger lehnwörter samt und sonders durch
die schwere oder leichtigkeit der auf die accentsilben
folgenden Silben bedingt seien. In der tat liegt diese hypo-
these den meisten mir bekannten traditionellen erklärungen
zu gründe.
Man sieht aber bei einer eingehenden nachprüfung dieser
hypothese sofort, dafs sie auf einer sehr oberflächlichen be-
trachtung des gegenständes beruht. Stellen wir z. b. nur ein-
mal ein paar der nicht minder zahlreichen fälle zusammen, wo
die endungen, die kürze bewirken sollen, den nicht kürze
hervorrufenden an schwere gleichkommen, fälle derart wie:
loquacious (e*) : loquacity (ae), species CT) : special (e), clinal
(aO : clinic (i), prosodial (o") : prosoä^cal (o) usw., oder pro-
gram (o") neben process (o) und ähnliche. Ist etwa -nie
schwerer als -nal, oder -gram leichter als -cess?
Schon äufserst gewagt ist es, in den fällen durch sufflxbe-
einflussung etwas erklären zu wollen, wo die quantitäten ver-
schiedener accentvokale trotz gleicher endung ungleich
sein können. Man denke an -dian, wo vorausgehendes a, e
stets lang, vorausgehendes i dagegen stets kurz ist [canadian
(eO, intermedian (I) — meridian (i)], oder an -tion [nation (e*),
completion (T) — expedition (i)] und viele andere mehr.
Ganz willkürlich wäre es aber, bei solchen erschei-
nungen wie: patent (e*, ae), pedal (T, e), provost (o"", o), wo
also der accentvokal desselben wortes eine doppelte quan-
tität besitzt, dieses gesetz zur erklärung in anwendung zu
bringen.
Und als ganz und gar verfehlt stellt es sich heraus, wenn
man einmal die Wörter gleichen Stammes zusammenstellt, bei
denen vor schwerer endung (schwerem suffix) länge, vor
leichter dagegen kürze erscheint: a>cademian, academial,
scenery (I) : academiCj scenic (e), ionian (o^) : ionic (o) und
viele andere.
Eine zweite theorie ist die: Bestimmte endungen be-
wirken kürze, andere länge. So ausgesprochen kann dieser
satz falsch und richtig sein. Er besagt ja an und für sich
nichts weiter als eine allbekannte tatsache, für die die belege
massenhaft zu erbringen sind, er wird nur falsch oder richtig
durch das, was man sich dabei denkt. Liegt es in den wesen
der verschiedenen endungen, dafs sie das eine oder andere
DIÄ QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 57
ton, oder liegt es in etwas anderem, wobei diese endongen
selbst nur etwas historisch zufälliges sind? Das ist das ent-
scheidende für die erklärung, und nach der mufs man doch
suchen !
Eine dritte theorie ist die Luick'sche. Cf. Anglia XX,
335 ff. etc.
L. behandelt in diesem aufsatz die quantitierung der
accentvokale überhaupt. Die lehnwörter — zunächst die rom.-
französischen, dann aber auch die lateinischen und griechischen
— geben ihm aber „den stärksten beweis für die richtigkeit
seiner gesetze ab". Er stellt die bekannten drei stufen auf :
Stufe 1 (für das dreisilbige wort): ä = [kurzer vokal
in offener silbe], stufe 2 (für das zweisilbige wort): ab, ä =
[kurzer vok + kurzer kons., oder langer vok. in offener silbe],
stufe 3 (für das einsilbige wort): ab, abb, ab = kurz. vok.
+ lang, kons., oder kurz. vok. + 2 kons., oder lang. vok. -f-
kurz. kons.].
Er geht dabei von der richtigen beobachtung aus, dafs
alle englischen Wörter, gleichviel ob ein- oder mehrsilbig, das
bestreben haben, sich auf ein durchschnittsmafs zu bringen,
d.h., dafs bei einsilbigen tendenz zur längung, bei mehr-
sibigen tendenz zur kürzung sich bemerkbar macht.
Er läfst sich aber dadurch, dafs er diese kürzungstendenz
speziell auf eine silbe, die accentsilbe konzentriert, zur auf-
stellung von gesetzen hinreifsen, die für die lehnwörter un-
zutreffend sind.
Ohne ihnen zwang anzutun, kann er eigentlich nur die
einsilbigen lehnwörter in sein Schema (stufe 3) einreihen.
Decken »diese etwa seine theorie ? Ich wage darüber nicht
zu entscheiden. Wer will feststellen, was an der Quantität
dieser Wörter etymologisch zu erklären ist und was durch die
englische art der quantitierung einsilbiger Wörter hinzuge-
kommen oder weggenommen worden ist?
Aber schon die zweisilbigen hätten Luicks glauben an
die lehnwörter erschüttern sollen. Nach seinen typus wäre
für sie länge des offenen accentvokals das normale. Auf-
fallenderweise ist aber fast ausnahmslos kürze die regel:
cHy, pity , maiin usw. Das gesetz ist also durchbrochen.
L. hat eine erklärung dafür. In anlehnuug an body, heaven
58 C. HECK,
erklärt er alle diese Wörter — also fast alle zweisilbigen
französischen lehnwörter — für expiratorisch einsilbig nnd
stellt somit das normalmafs der einsilbigen für sie her.
Diese erscheinung so zu erklären ist natürlich nur mög-
lich, wie L. selbst ausführt, wenn die endgiltige quantitierung
der französ. lehnwörter erst nach dauernder Zurückziehung
des accents erfolgt ist, also etwa „im ausgehenden Mittel-
englischen". Ist nun das der fall? Ohne den beweis hier
in der einleitung gleich erbringen zu können, glaube ich mit
vollem recht „nein" sagen zu dürfen. Wie wir später nach-
weisen werden, sind nämlich die quantitäten dieser vokale von
anfang an gegeben und in der regel im ganzen Me. sich gleich
geblieben, und von dieser erkenntnis ausgehend, muls man na-
türlich eine erklärung verwerfen, die so ausgesprochen zwei-
silbige Wörter wie me. mdner, mdiin, pröverb, prövince, cdröl,
söldce, bdldd, vdlör — ich zitiere absichtlich nicht city, pity —
expiratorisch einsilbig ausgesprochen hören will und darauf
sich aufbaut. Dafür war die zweite silbe, zumal wo sie
noch den accent tragen konnte, viel zu schwer. Ich finde
sogar heute noch, darf man solche Wörter nicht mit body und
heaven zusammenbringen.
Das gesagte spricht schon stark gegen L.'s anwendung
seiner theorie auf die zweisilbigen lehnwörter. Sollte es uns
aber gar gelingen, die paar zweisilbigen frz. lehnwörter mit
langem accentvokal, die typus II scheinbar normal ausfüllen,
nicht als reguläre fälle, sondern als anormalitäten zu er-
klären, so wäre der volle beweis geliefert, dafs L.'s gesetze
auf die zweisilbigen lehnwörter nicht in anwendung gebracht
werden dürfen. In der tat wird uns dieser nachweis nicht
schwer fallen.
In bezug auf die dreisilbigen romanischen lehnwörter
sagt L. wie folgt : „Besonders zu beachten sind die dreisilbigen
lehnwörter. In der tat sehen wir in ihnen das gesetz durch-
geführt. Hierher gehören die der elementargrammatik so
wohl bekannten zahlreichen fälle, wie criminal gegenüber
crime, severity gegenüber severe usw. und die bekannte regel,
dafs länge des vokals in mehrsilbigen Wörtern gewöhnlich über
die zweitletzte silbe nicht hinausgeht."
War bei den zweisilbigen lehnwörtern die mehrzahl der
fälle gegen L.'s typ, so ist es hier bei den dreisilbigen wieder
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 59
umgekehrt. In der tat füllen ihn die meisten dreisilbigen
lehnwörter aus. Aber der typ ist nicht der bestellte und auf
den leib zugeschnittene anzug, sondern nur ein zufällig
passender: die kürze der accentvokale im dreisilbigen lehn-
wort ist nämlich in einem ganz anderen Zusammenhang zu
erklären. Sie beruht auf demselben gesetz, das auch den
zweisilbigen kürze mitgab, also da entgegen dem gebot des
typs, einem gesetz, das aber mit einheimischen tendenzen
nichts zu tun hat. Doch darüber später.
Aufgefallen ist mir noch bei L.'s behandlung der drei-
silbigen lehnwörter ein Circulus vitiosus, der für seine ganze
theorie leicht gefährlich werden kann. Dadurch, dafs er näm-
lich die meisten der zu den zweisilbigen gehörigen lehnwörter
für expiratorisch einsilbig erklärt hat, mufs er konsequenter
weise mit den zwei ersten silben der dreisilbigen Wörter das-
selbe tun, und also alle dreisilbigen Wörter auf phone-
tisch zweisilbige reduzieren. — Er stützt sich dabei auf
zwei erscheinungen : 1. den nebenaccent, 2. die synkope.
Durch den nebenaccent, der in vielen hierher gehörigen
Wörtern früher deutlicher zu tage trat als heute (cf. seine
belege aus den Orthoepisten), zerlegt er dreisilbige Wörter wie
verity in zwei Sprechtakte: veri + fij, und gelangt dadurch
auf den normaltsrpus 3 (für die einsilbigen Wörter) für jeden
der beiden Sprechtakte: veri =^ ab, ty =: ab. — In den
fällen, wo kein nebenaccent die Zerlegung in zwei Sprechtakte
gestattet, hebt die synkope die Schwierigkeit auf, die ent-
steht, wenn er ohne weiteres die zwei ersten silben in einem
Worte wie remnant für expiratorisch einsilbig erklären würde ;
denn durch das hinzutreten der endung -nant würde ja das
normalmafs für die accentvokale der zweisilbigen um eine
kürze überschritten (ab und nicht ab). Durch die synkope
wird jedoch das normalmafs gerade ausgefüllt.
Die konsequenz, die hieraus zu ziehen ist, ist natürlich
die: alle dreisilbigen lehnwörter, die nicht auf die eine oder
andere weise auf zweisilbige reduziert werden können, sind
nicht volkstümlich, und stehen also aufser dem bereich der
Wirkung der gesetze, die die Volkssprache regeln.
L. hat diese konsequenz auch gezogen. Er sagt aus-
drücklich: Jedes einfache dreisilbige wort erleidet im
lauf der englischen Sprachentwicklung synkope des
60 C. HECK,
mittelvokals, wofern nicht künstliche einflösse sie
hemmen, und wofern die lautliche gestaltung des
Wortes sie zuläfst, und er erklärt: alle nicht zweisilbig
gewordenen lehnwörter sind gelehrte Wörter, sie sind „höher-
stehende Wörter, die vorwiegend in der literatur und im munde
klassisch gebildeter gebraucht werden, und daher beständig
der beeinflussung durch die schrift und durch die lateinische
etymologie ausgesetzt sind".
Nun schliefst sich der circulus vitiosus bei der frage:
wie konnte L., wenn er in den dreisilbig gebliebenen lehn-
wörtern gelehrte bildungen erblickt, die auf serhalb des be-
reichs englischer Sprachgesetze liegen, noch ausrufen: „Be-
sonders zu beachten sind die dreisilbigen lehnwörter" {criminal
gegenüber crime) und: „dafs unser gesetz bezüglich der drei-
silbigen Wörter hier so deutlich zu tage tritt, möchte ich
als einen der stärksten beweise für seine richtigkeit
ansehen". Hat sich da L. nicht selbst um den stärksten
Beweis gebracht?
Nebenbei gesagt, kommt mir das heranziehen der synkope
zur erklärung der kürze des accentvokals auch noch sehr
gewagt vor. Die synkope trat doch zum grofsen teil schon ein,
als die erste silbe im dreisilbigen worte noch lange nicht als für
alle Zeiten geaichte accentträgerin galt, ja wo die letzte silbe
noch immer den vorzug hatte. Machen wir es beim flüchtigen
sprechen im Deutschen denn nicht auch so ? Wenigstens ich er-
tappe mich, wenn ich schnell spreche, regelmäfsig dabei, dafs
ich der kap(i)tän, der gen(e)ral sage. Das unbetonte i und e
fällt eben weg, weil das ganze nach dem ende drängt und
daher hindernisse, wenn es irgend geht, aus dem weg geräumt
werden müssen. Nicht aber deshalb, weil irgend ein quan-
titätsgesetz für die ersten silben speziell etwas zu regeln
hätte; und so wird es auch bei dem englischen captain und
remnant etc. gewesen sein.
Hiermit sind wir mit der kurzen Übersicht über die bis-
herigen erklärungen der quantitierung der accentvokale in
ne. offenen silben mehrsilbiger lehnwörter zu ende. Fragen
wir uns, an welchen methodischen fehlem sie leiden, so kommen
wir zu den drei folgenden: 1. das lehnwortmaterial ist
nicht vom einheimischen gesondert betrachtet wor-
den; 2. es fehlte an der Vollständigkeit des materials
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENT VOKALE ETC. 61
und 3. es ist niemals eine saubere trennung des lehn-
wortmaterials nach seinem Ursprung (frz., lat. etc.)
vorgenommen worden.
Nur dadurch, dafs wir diese fehler vermeiden, können wir
zu richtigen ergebnissen kommen, d. h. für 1. positiv ausge-
drückte, dadurch, dafs wir heimische quantitierungstendenzen
bei Seite lassen und für 2. dadurch, dafs wir das gesamte
lehnwortmaterial untersuchen, so wie es jetzt vorliegt, und
wie es uns durch historische kriterien für frühere Jahrhunderte
bezeugt ist.
Die darstellung der historischen kriterien wird natürlich
einen grofsen räum einnehmen ; auch müssen wir, ehe wir mit
der eigentlichen arbeit beginnen können, die etwas kompli-
zierte methode entwickeln und darstellen, die uns die ge-
wünschte erkenntnis bringen soll. Beides schicken wir in
einem ersten buch der hauptarbeit voraus.
Für diese selbst erfordert die fülle des materials eine
weitere einteilung in bücher, und zwar in fünf, für jedes
der vokalbilder a, e, i (y), o, u (ou) je ein buch.
Ich will hier gleich bemerken, dafs ich diese gesamt-
arbeit nicht als ein abgerundetes ganze, sondern als den aus-
gang für eine Untersuchung mindestens des gesamtvokalismus
der englischen lehnwörter, event. auch noch des konso-
nantismus aufgefafst wissen möchte. Wie aus unserer vor-
liegenden arbeit unzweifelhaft hervorgehoben wird, stehen
nämlich die quantitäten der nebenaccentuierten und
unaccentuierten vokale zunächst unter denselben ge-
setzen wie die quantitierungen der ne. accentvokale,
die doch ihre Stellung als accentträger so oft nur einer ge-
wissen historischen Willkür verdanken. Es wird sich daher
die darstellung dieser quantitierungen auf derselben bahn
bewegen müssen und sich als die f ortsetzung vorliegender
arbeit ergeben. Für alle diese weiteren Studien sind aber
meine vorarbeiten kaum über den anfang gediehen, und ich
kann mich daher hier nicht eingehender darüber äufsern,
zumal das auch über den rahmen vorliegender arbeit hinaus-
gehen würde.
62 C. HECK,
I. Buch.
Die historischen kriterien.
Das ne. wortmaterial ; darstellung und kritik
unserer methode.
I. TeU.
Die historischen kriterien.
Wir behandeln sie in drei abteilungen:
I. Kriterien für die meJ) periode.
II. Kriterien für die ne. periode.
III. Aufserhalb der englischen spräche gegebene kriterien.
Hierbei zu gewinnende resultate sollen uns die beiden für
unsere Untersuchung wichtigen fragen beantworten : 1. Greben
uns die historischen vokalkriterien überhaupt aufschluls
über frühere Quantitäten unserer accentvokale und welchen?
2. Lälst sich aus den historischen kriterien etwas über die
quantitierungsgesetze herauslesen und was?
Abteilung I.
Die historischen kriterien für das ME.
1. Die me. reime.
Dies kostbarste kriterium für alle me. lautuntersuchungen
fällt für unsere arbeit, die sich gerade mit den vokalen be-
fafst, welche nicht in den letzten Silben stehen, fast so gut wie
ganz weg, weil bei den lehnwörtern im Me. in der regel nur
die letzten silben den reim tragen (pite, cite etc.). Nur ver-
hältnismäf sig wenige lehnwörter könnten herangezogen werden,
in denen auch die vorletzten silben mitreimen, so 1. die auf
muta + liqu. + voc. : able : fable : table usw. und 2. die
wenigen : glory : consistorie, memorie, oratorie, victorie usw.
Aber auch diese reime sind belanglos für die Quantitäten,
da sie keine qualitativen differenzen darstellen, und im Me.
0 Das ae. fäUt fast ganz weg. Es bedarf keiner besonderen behand-
lung hier in der einleitong. Später werden wir auf einzelne erscheinnngen
zu sprechen kommen.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 63
länge auf kürze reimen kann. Für dreisilbige lehnwörter
wäre noch der sogenannten gleitenden reime zu gedenken,
aber diese treffen kaum lehnwörter, und wären. auch, wenn
sie es täten, aus dem gleichen grund wie die wenigen zwei-
silbigen reime belanglos. — Erst beim Übergang ins Ne., wo
mit quantitativen auch qualitative differerenzen öfters
schon zusammengehen (1 = 9^ 1 = ! usw.) , finden wir einige
spärliche beweisende reime, die aber wiegen ihrer Seltenheit
hier keiner zusammenhängenden darstellung bedürfen.
2. ME. Schreibungen (resultate).
Die bearbeitung dieses wertvollen kapitels, so wie sie in
meinem manuskript vor mir liegt, mufs deshalb als nicht ge-
nügend bezeichnet werden, weil die Zusammenstellung des
materials für alle fälle, die das N. E. D. noch nicht gebracht
hat, eine äufserst lückenhafte ist. Zwar habe ich es an fleifs
nicht fehlen lassen, aber die hilfsmittel, die mir zu geböte
standen, w^aren doch zu unvollkommen. Ehe ich nun diese
unvollkommene Studie zum abdruck bringe, ziehe ich doch das
scheinbar gröfsere übel vor und bringe nur die gefundenen
gesamtresultate. Diese sind in der f ormulierung , wie ich sie
hier bringe, zuverlälslich und rechtfertigen das vorläufige
auslassen der einzelbehandlung. Diese werde ich nachliefern,
sobald mir das vollendete N. E. D. unter die arme greifen wird.
Die sich ergebenden gesamtresultate sind folgende: L Wir
haben in den me. Schreibungen sichere kriterien,
allerdings fast ausnahmslos für heutige kürzen.
IL Die me. Schreibungen allein sind nicht ausrei-
chend zur feststellung der quantitätsgesetze: 1. w^eil
sie i. d. r. nur kürzen bezeichnen, und nur in wenigen
fällen, und 2. weil, mit ausnähme von ein paar Wör-
tern, nur franz. entlehnungen Schreibungskriterien
aufweisen. Die ende des 15. jahrh. schon in die hun-
derte gehenden latein. entlehnungen und die zahl-
reichen neubildungen an latein. Vorbilder, sowie die
entlehnungen aus den übrigen sprachen weisen keine
spez. Schreibkriterien auf.
Angesichts dieser leicht nachzuweisenden tatsache, wird
man also die me. Schreibungen immer nur als Stützpunkt
für eine Untersuchung der vokale in mehrsilbigen lehnwörtern.
64 C. HECK,
sofern sie nicht unbetont sind und im reim stehen, benutzen,
sie aber nicht zum ausgangspunkt einer selbständigen
Untersuchung machen können.
3. Liefert die me. verschleifung auf der hebung ein
sicheres kriterium für vokalquantitäten?
Es bleibt uns für das Me. nur noch ein kriterium: das
rythmische der verschleifung auf der hebung. Sie
wird fast in allen me. dichtungen angewandt, und sie könnte
daher das wichtigste kriterium für uns werden, wenigstens
zur darstellung me. kürzen. Ob das der fall ist, kann nur
eine eingehende kritik dieser erscheinung feststellen.
Was ist verschleifung auf der hebung ? Ten Brink sieht
in ihr „eine gemäfsigte synkope; der verschleifte vokal
schwindet nicht durchaus, wird jedoch dermafsen reduziert,
daTs er mit der einen vorhergehenden und der folgenden silbe
zusammen das zeitmafs eines metrischen taktteils nicht über-
schreitet". Nach dieser definition geht nur mit der zweiten
Silbe etwas vor; die erste bleibt unberührt, kann lang oder
kurz sein, das wird nicht erwähnt ; die ganze erscheinung hat
überhaupt nichts wesenhaftes, sie ist eine gemäfsigte Syn-
kope. Wäre diese definition richtig, so könnte von der ver-
schleifung als metrischem kriterium für vokalquantitäten keine
rede sein. Nach unserer ansieht jedoch, die mit der definition,
welche Brandl in seinen Vorlesungen gibt, übereinstimmt, han-
delt es sich um eine reduktion beider silben und, tritt diese
erscheinung nur dann ein, wenn auf einen kurzen betonten
vokal ein einfacher konsonant, und auf diesen noch
ein kurzer vokal im selben worte folgt (body etc.).
Erkennen wir also in der kürze beider elemente das wesen
der verschleifung, so sind wir berechtigt, in ihr ein sicheres
kriterium für vokalkürze zu sehen, falls wir sie selbst sicher
bezeugt finden.
Wir greifen aus der überfülle des materials Chaucer
heraus: 1. weil er ein vorzüglicher lythmiker und 2. weil er
im allgemeinen gut und reichlich überliefert ist, und ziehen
aus den ergebnissen einer Untersuchung seiner verse mit
ziemlich ruhigem gewissen folgerungen für die gesamtheit
me. dichtens.
DIE QUANTITÄTEN DER ACGENT VOKALE ETC. 65
Zu gnmde gelegt haben wir unseren nntersuchungen die
Globe Edition. Doch wurden erst folgende textkorrekturen
vorgenommen.
C an t. Tales, i. Prot. 514: Alle hss. aufser Petw. haben
not a. Sk. setzt nach Petw. no. Man synkopiert besser das e
in merc(e)narie und skandiert miscärie: mercenärie, dadurch
wird der vers ohne textverbesserung normal. — J2, Kn, T, 1205 :
lies mit Sk. withoute. — 3. Kn, T. 1497: Arcite statt Arcita
mit Sk. — 4. M, L. T. 916 : Sk. setzt in-to ship nach allen
hss. aufser EUesm. und Cambr. Jedenfalls ist der vers nicht
einwandsfrei und darf daher nicht in die Untersuchung hinein-
gezogen werden. — 5. Shipm. T. 1367 lies mit Sk. to für un-to
oder verschleife buxom unto. — 6. W. B. T. Pr. 55 : lies Abram
für Abraham. — 7. W. B, T. Pr. 750 : kann man ruhig mit
EUesm. upon lassen und verschleifung in der Senkung anneh-
men: Lyma^hir. — 8. W. B, T. 1027: hier würde ich they'd
lesen, nicht wie Sk. das had auslassen, da es in allen hss. der
6-text edition steht und daher nicht ohne sehr zwingende
gründe gestrichen werden dart — 9, Merch. T. 1966 : Sk. läf st
den vers wie er ist. Liest er ev(e)n song? Ich lese: they
moste ryse. — 10. Frkl T. 1218: man setze mote have reste.
— 11. FrJcl. T. 1473 : per aunter für per aventure. — 1^. Frkl.
T. 1600: this (T. Brink. Sk.) = this is. — 13. See. N. T. 431:
to für unto. — 14. C. Y. Pr. 703 : setze rise für arise, nicht wie
Sk. : arise game. — 15. C. Y. T. 1228 : Nur Ellesm. hat eek.
Sk. behält es auch bei. Ich glaube aber, man kann es ruhig
streichen. — 16. Manc. T. 185: das him in Ht. sowohl als das
that der übrigen hss. ist nicht nötig.
D. Bl. D. 1. 213: Ah für Alias mit Sk.? — 2. 328: Sk.
streicht das of. Doch die hss. bezeugen es alle. Jedenfalls
kann der vers nicht gebraucht werden für unsere Untersuchung.
— 3. 516: Lange's vorschlagt and grette him ist eine dem
sinne nach jedenfalls bessere grammatische koordination zu:
I did of myn hood. Aus metrischen gründen ist aber diese
Verbesserung nicht notwendig. Der vers wird auch normal,
wenn wir einfach grette lesen. — 4. 731: streiche man eek.
— 5. 750: man lasse mit Koch shalt aus. — 6. 792: Sk. läfst
den text stehen, bemerkt aber, man solle for für for why
setzen. Das ist nicht nötig, wenn wir why^I in einander
AngU«. N. F. XVU. 5
66 C. HECK,
Übergeben lassen, wie in story^I in der Leg. 1825. — 7. S27\
man streicbe das zweite of . — 8. H2S : Sk.'s Streichung des is in
beaven ist nicbt nötig. Lies: any^otber. Der irrtom, die
sonne für einen planeten zu balten oder wenigstens auszu-
geben, ist in diesem zusammenbang dem dicbter zu yerzeiben.
— .9. 8:#.V : bet mit Sk. ? — 10. 1019 : nolde für wolde not mit
Kocb. — IL lOoff: Soll man all oder the auslassen? Auch
diesen vers habe ich wegen seiner fraglichkeit nicht berück-
sichtigt. — lJ<i. 1127: Sk. streicht all, ich setze to herse. —
IH. 1154: Man streiche for. Sk. läfst den text, fragt aber:
omit "but for"? — 14, 1187: Hier setzt Sk. konsequent nach
204, wo er auch korrigiert, die Globe Edition aber inkonse-
quent (cf. I am 204) nam. Alle hss. haben an beiden stellen
am. Durch diese grammatische korrektur wird der normale
vers noch unnormal. Warum das ? Es ist doch näherliegend
anzunehmen, dafs zu Cb.'s zeit das but auch allein die Voll-
ständigkeit des zustandes ausdrücken konnte, zumal eine
negation als geradezu sinnentstellend empfunden werden mufste,
nachdem die ursprüngliche negative bedeutung „nichts -als"
der positiven „ganz" platz gemacht hatte.
Leg. G. W. i. 141: [in] preysing. — 2 657: aunture
für aventure. — 3. 1825 [but]. — 4. 2337: Sk. läfst to aus,
doch to^his macht den vers auch schon richtig.
H. F. L 1 11: [why] mit Sk. — 2 124: B. hat the,
die übrigen hss. haben her. Soll man mit Sk. das her aus-
lassen ? Auch diesen vers habe ich wegen seiner Inkorrektheit
nicht in die Untersuchung aufgenommen. — 5. III 427: [is]
mit Sk. — 4, III 437: Sk. setzt für das in-to aller hss. in.
Ich lese: in-to the halle.
Bai. that Ch. made 24: setze thynk statt thinketh.
Compl. Mars 8.9: man lasse nicht nigh sondern this aus.
Compl. F. A. 129: man streiche she.
Rom. Rose: i. 286: Sk. bemerkt nichts zu diesem vers.
Man lese: she + n'? — ^. 991: Sk. streicht and. — 3. 1980:
setze on für upon. — 4. 2185: to für unto. — 5. 2446:
man streiche das zweite thou mit Sk. — 6. 2750: Soll
man das zweite in streichen? — 7. 2784: tide für betide?
— 8. 2796: Kaluza und Sk. setzen thought wie in 2799.
Pole i*echtfertigt dagegen thenkyng durch 2815. Was tun,
DIB QUANTITÄTEN DBR ACCENTVOKALE ETC. 67
sprach Zeus! Auch dieser vers wurde ausgelassen. — 9. 2809:
fore für a-fore. — 10. 2829: man lasse das zweite of aus.
— It 2973: to für unto. — 12. 3115: rise! so auch Sk. —
13. 3209: Sk. [ifj? — 14. 3560: Sk. bemerkt zu amiss seines
textes: read miss. Könnte man nicht auch ohne änderung
regelrechtigkeit erzielen durch die lesung: ye'^harme? —
15. 4072: lies in oder to. — IG. 4276: a für any oder miss
für amiss. — 17. 4333: ich lasse hier also stehen. —
18. 4465: Man streiche gif. — 19. 5620: Streiche mit Sk.
or. — 20. 5730: no für not a. — 21. 5788: to für unto.
— 22 5821: [for] Sk. — 23. 5821: ich lese nyl'nt assayle.
— 24. 6667: [have] mit Sk. — 25. 6232: ist may in oder
cloth(e)s zu lesen? — 26. 6797: lasse mit Sk. that aus. —
27. 7127: lies: versity mit synkope des i. — 28. 7159: Sk.
setzt on. Besser wäre ryse für aryse. — 29. 7241 : man lasse
mit Sk. may weg. — 30. 7459: setze Austins.
Nachdem wir so versucht haben, in hier einschlägigen
fällen den text von möglichen schlechten Überlieferungen zu
reinigen, können wir nunmehr die kritik der verscUeifung
auf der hebung*) beginnen. Sie wäre ihrem wesen nach an
allen stellen des yersinnern möglich. Sie jedoch sicher fest-
zustellen, ist dadurch so aufserordentlich erschwert, dafs an
der einen oder anderen stelle des verses auch noch die mög-
lichkeit vorliegen kann von einer: 1. doppelten Senkung,
2. Synkope, 3. epischen cäsur. Es ist daher unbedingt er-
forderlich, alle diese erscheinungen zusammen zu betrachten,
und ihr Verhältnis zu einander zu prüfen. Dabei mufs man
für Ch. folgenden weg einschlagen, um zu einigermafsen sicheren
ergebnissen zu gelangen. Es sind : I. die einzelnen dichtungen
für sich zu behandeln ; in den C. T. zunächst auch sogar die
einzelnen erzählungen gesondert Es ist dann U. festzustellen,
ob, und wie oft, in den einzelnen dichtungen: 1. eine sichere
doppelte Senkung, 2. eine sichere synkope, 3. eine sichere
epische cäsur vorkommt (fragliche fälle sind mit (?) anzumerken).
*) Die dieser yerwandte erscheinuiig der Terschleifung iu der Senkung,
zumeist -el, -er, -en + vok. , aber auch -ul -f- Tok. wie in Manc. T. 347:
dissimul, gehört nicht hierher. Auch alle fälle, wo es fraglich ist, ob eine
Terschleifung auf der hebung oder in der Senkung anzusetzen ist, sind als
unsicher ausgelassen worden.
6*
Dann sind ITI. alle fälle, wo eine verschleifung vorzuliegen
scheint, in den einzelnen dichtungen nach folgenden fi-agen
zH ordnen: Stehen sie an einer stelle, wo auch 1. doppelte
Senkung, 2, synkope, 3, epische cäsur möglich und belegt ist?
Und nur erst dann, wenn etwa in einer dichtuug kein einziger
Hicherer fall von doppelter Senkung, wohl aber 20 mögliche
fälle von verscUleifung an derartiger stelle zu konstatieren
sind, könnte man, bestimmt durch das Wahrscheinlich-
keitsverhältnis 20 : 0, von einer sicheren verschleifuug
Ehe wir unsere Untersuchung beginnen können, müssen
wir uns vorher noch über einiges verständigen. Zunächst
über die fi-age: Was ist „sichere" doppelte Senkung usw. Bei
sicherer doppelter Senkung habe ich drei an sicherlieit abneh-
mende stufen unterschieden: /. stufe: zwei satzunbetonte wört-
chen treffen in der senknng zusammen, etwa: artikel mit Prä-
position [in the], pronomen mit adverb [hjTu on], pronomen mit
hilfsverb [hit is] (hier ist auch konti-aktion möglich), kon-
junktion mit pronomen [that I] usw. — ^. stufe: ein satzon-
betontes einsilbiges wörtchen trifft mit der ersten unbetonten
Silbe eines darauffolgenden mehrsilbigen wertes in der Senkung
zusammen: the du-chesse D. Bl. 1059. — 3, stufe: die zweite
unbetonte sübe eines zweisübigen Wortes trifft mit einem un-
betonten wörtchen in der Senkung zusammen, wenn synkope
ausgeschlossen ist; cf. R. R. 4465 (vorausgesetzt, dafs man
yit nicht emendiert): glädly she wölde. — Sichere epische
cäsur ist an bekannter stelle nui* für zweisilbige Wörter mit
langer accentsilbe anzusetzen. ~ Sichere synkope ist im
gegensatz zur epischen cäsur nur für dreisilbige Wörter und
im gegensatz zur verschleifung nur für dreisilbige mit langer
accentsilbe anzusetzen, Fälle wie rather, die T. Brink auch
als synkope auffafst, sind m. e. zumeist doppelte Senkungen
der Stufe IH.
Hier anschliefsend ist noch folgendes zu erwähnen. In
den abhandlungen über me. metrische freiheiten darf man mit
dem konstatieren von synkopen nicht zu schnell bei der band
sein. In vielen fällen liegen nur scheinsynkopen vor: eme
volkstümliche zweisilbige lautung wird nur durch die ur-
sprüngliche oder neue gelehrte dreisilbige Schreibung wieder-
gegeben, Wenn daneben auch die dreisilbige lautung dieser
DIE flüAtlTlTÄTEK DEB ACCENT VOKALE ETC.
69
Wörter in derselben dichtung durch das versmafs bezeugt wird,
so darf der vorsichtige metriker nur konstatieren, dafs in den
me. dichtlingen ursprüngliche oder gelehrte dreisilbigkeit und
volkstilnitiche zweiailbigkeit der lehnwörter je nach bedarf
promiscue verwandt werden konnte. Dasselbe gilt auch für
das ansetzen von versclileifungen im dreisilbigen lehnwort.
Zumeist handelt es sich in den dreisilbigen Wörtern um Syn-
kope oder verschleifung des mittelvokals e. aber auch um i, o
und manchmal wohl auch a. Wer will da, namentlich bei den
Wörtern mit dem mittelvokal e. feststellen, ob trotz der drei-
silbigen Schreibung der dichter die zweisilbige ausspräche
haben will? ^\'egen dieser grofsen unzuverl&fslichkeit aller
dieser Wörter, habe ich dalier alle dreisilbigen Wörter mit dem
mittelvokal e nicht in die Untersuchung hineingezogen. Auch
die dreisilbigen Wörter mit verschleifung oder synkoi)e eines
andern mittelvokals als e hätte ich ausgelassen, wenn nicht:
1. das verschwindend geringe vorkommen solcher redu-
zierter fonnen gegenüber den zahlreichen belegen für drei-
silbige ausspräche und 2. in manchen fällen der bau dieser
Wörter, der keine rednktion zuläfst, mich zur annähme der
hier in betracht kommenden metrischen synkope und ver-
schleifung bestimmt hätten. — Es wurden femer nicht be-
rücksichtigt einzelheiten wie Jerusalem = Jerealem, Signi-
ftcavit etc., Wörter wie sorrow neben sorwe, die wohl bald ein-
bald zweisilbig gesprochen werden konnten, und auch nicht
ever, heven und ähnliche.
Wenden wir uns nun zu den ('. T. Es wurde der Unter-
suchung der einzelnen dichtungen immer folgendes Schema zu
gründe gelegt: A = Unebenheiten aufaer verschleifung:
AI doppelte senkang, A2 metrische synkope, A3 epische
cäsur. — B = mögliche verschleifungr Bl an stelle von
doppelter Senkung. B 2 von synkope, B 3 von epischer cä£ur.
I. Prol. 860 verse, ffinf-takter, paarweise gereimt. A 1 : 0,
2: 0, 3: 0; Bl: Canterbury 16, 2: 0, 3: parishe 491. Canter-
bury 22. — Ergebnis: 1. Eine verschleifung an stelle von
doppelter Senkung, 0 doppelte senknng; Verhältnis 1 : 0.
2. Zwei verschleifungeu an stelle von epischer cäsur, 0 epische
cäsur; Verhältnis 2 : 0. Also einigennafsen berechtigt könnte
man nur für parish 491 und Canterbury 22 verschleifung an-
nehmen. Canterbury 16 ist unsicher. — FI. Kn. T. paar-
70 C. HECK,
weise gereimte fünf takter, 2250 verse. AI: 0, 2: 0, 3: 0.
Bl: 1167positif, 2: positif 1167, 3: visage 1401. Ergebnis:
beide fälle sind unsicher. — III. Mill. T. paarw. ger. fflnftakter.
742 verse. AI: 0, 2:0, 3:lever3751; Bl: 0, 2: amorous
3657, 3: redy 3720. Ergebn.: unsicher. — IV. Reeve's T.
paarw. ger. fünftakter. 470 verse. A1:0, 2:0, 3:0;
Bl: Pperilous 3961, 2: ?perilous 3961, 3: 0. Erg. fragl. —
V. Cook's T. paarw. ger. fünftakter, 98 verse: 0. — VT,
M. L. T. Siebenzeil. Strophen. AI: 0, 2: 0, 3: mayden 692;
Bl: ?naturelly 298, 2: 0, 3: 0. — VII. Shipm. T. paarw.
ger. fünftakter, 462 verse. A1:0, 2:0, 3:0;B1: naturelly
1363, 2: dominus 1625, oder 3: dominus (Land.: dompnus).
Erg. fi-agl. — Vni. Prioress T., siebenzeil. Strophen: 0. —
IX. Sir Top.: 0. — X. Monks T., achtzeilige Strophen : 0. —
XI. Priest 's T., fünftakter, 696 verse: 0. — XH. D. T., 292
fünftakter: 0. — XIII. Pard. T., 682 fünftakter. AI: 0,
2: traytorous (oder traytours) 896, pardoner 932 (viell. keine
metr. synk.), 3:0; B 1. 2. 3 : 0. — XIV. W. B. T., 1264 fünftakter.
AI: 0, 2: temporel (o) 1132, 3: 0; Bl: naturelly 1134, 2: 0,
3: 0. — XV. Friar's T., 400 fünftakter: 0. — XVI. Sumn. T.,
630 fünftakter: 0. — XVII. Cl. Oxf. T., 160 siebenzeil. Stro-
phen + 6 sechszeilige. A 1. 2. 3 : 0 ; B 1 : seven 780 oder (which),
2: 0, 3: 0. — XVIH. Merch. T., 1204 fünftakter. AI. 2. 3: 0;
Bl: 0, 2: amorous (es findet sich auch -e- in den hss.) 1680,
Salamon 2242 [hier and nicht streichen!], 3: Geminis 2222.
Ergeb. : Möglicher weise sind amorous und Salamon verscUei-
fungen. — XIX. Sq. T., 662 fünftakter. AI. 2. 3: 0; Bl: va-
nysshe 328, 2. 3: 0. — XX. Fr kl. T., 944 fünftakter: 0. —
XXI. S. N. T., 79 siebenzeil. Str.: 0. - XXH. C. Y. T., 928 fünf-
takter: 0. — XXm. Prol. M. T., 104 fünftakter. AI. 2: 0,
3: manciple 76; Bl. 2. 3: 0. — XXIV. Manc. T.: 0. —
XXV. Prol. Pars. T.: 0. — Gesamtergebnis: Diese einzelbe-
trachtung der C. T. führt zu dem negativen ergebnis : Es lälst
sich kein einziger vollständig sicherer fall von ver-
schleifung feststellen. Die wenigen der gestaltung nach mög-
lichen fälle lassen sich mit demselben recht auch als doppelte
Senkung, synkope oder epische cäsur erklären.
Doch lassen die C. T. noch eine zweite ebenso, vielleicht
noch sicherere kritik zu, die zu einem günstigeren resultate
führt. Wenn auch einzelne dichtungen aus früheren zeiten
DIE QUANTITÄTEK DER ACCENTVOKALB ETC. 71
stammen, bei der Verarbeitung in die G. T. hat sie der reife
dichter sicherlich einer durchsieht unterzogen und an ihnen
gefeilt was ging. Wir gehen daher nicht fehl, wenn wir
wenigstens die fttnftakter alle zusammen betrachten, und das
ergebnis dieser Untersuchung als das sicherere ansehen. Auch
die strophischen dichtungen werden wir noch einmal, und
zwar im Zusammenhang mit den übrigen strophischen dich-
tungen betrachten.
Bei der gesamtbetrachtung der fünftakter der C. T. ergibt
sich folgendes Verhältnis: AI: 0, 2: pardoner Pard. T. 932
(doch ist dies fraglich, cf. oben), temporel W.B.T. 1132, 3: lever
Mül. T. 3758. B 1 : 1) Canterbury Prol. 16 , 2) positif Kn. T.
1167, 3) naturelly K L. T. 298, 4) naturelly Shipm. T.
1313, 5) naturelly W. B. T. 1134, 6) vanysshe Sq. T. 328,
2: 1) amorous Mill. T. 3857, 2) amorous Merch. T. 1680,
3) Salamon Merch. T. 2242 (diesen fall könnte man auch unter
1 setzen) , 4) perilous Reeve's T. 3961 , 3:1) parisshe Prol.
491 , 2) Canterbury Prol. 22, 3) visage Kn. T. 1401, 4) redy
MilL T. 3720, 5) Geminis 2222.
Es ergibt sich also die auffällige tatsache, dafs bei fast
völliger reinheit von abteilung A, eine grofse anzaU metrischer
freiheiten unter abteilung B fallen. Und zwar ergeben sich
folgende Wahrscheinlichkeitsverhältnisse :
für 1 0 : 6 + 1 fragl. fällen,
für 2 1 ev. 2 : 3 + 1 fragl. fällen,
für 3 1 : 5.
Für 1 und 3 können wir also mit ziemlich ruhigem gewissen
verschleifung ansetzen, wodurch vielleicht kürze des accent-
vokals in den me. formen folgender lehn Wörter nachgewiesen
wäre: positif, natural, vanish, perilous (?), parish, visage,
Geminis. Da keine sichere synkope von -a- vorliegt, mag auch
Salamon verschliffen sein. Der fall amorous ist zu unsicher,
um ihn hier anzuführen.
D. El. D., 1333 paarweise gereimte Viertakter. AI: 1) in
the und of the 659, 2) Sk.'s in mid point nicht nötig, 3) by
the 991, 4) hit is 1309; 2: 0; 3: 1) goddesse 268, 2) better
843?, 3) after 1104, 4) lady 101 (Sk.'s she ist nicht nötig),
5) fenix 981 (oder ist soleyn verschliffen?), 6) lady 1179,
72 C. HECK,
7) teile hir 1188 [right stehen lassen]. — Bl: 0, 2: 0, 3:
1) Visage 894 (Sk/s [but] ist nicht nötig), 2) erande 134,
3) redy 780.
Im gegensatz zu dem aus den fünftaktem der C. T. haben
wir hier das interessante ergebnis: Al:4, 2:0, 3:7;
B1:0, 2:0, 3: 3. — Die drei möglichen verschleifungen
an stelle von epischer cäsur sind daher mit gröfserer Wahr-
scheinlichkeit (verh. 7 : 3) ebenfalls als epische cäsuren auf-
zufassen. — Compl. unto Pite: 0. — ABC: 0. — Compl.
Mars, A 1. 2. 3: 0; BL: naturel 122, 2. 3: 0. Von der
gesamtbetrachtung Ch.'scher metrik in strophischen dich-
tungen ausgehend, die ich zum schlufs dieser Untersuchung
angestellt habe, möchte ich dieses natural nur dann als ver-
schleifung gelten lassen, wenn diese stelle durchaus nicht
korrigiert werden kann, was doch in anbetracht des schlech-
ten Sinnes (natural day!) nötig wäre. — Compl. to his
Lady: 0. — Compl. F. A. liefert auTser einer epischen cäsur,
die ganz gut sogar mit Sk. durch streichen von she noch
beseitigt werden kann, keine hierher gehörigen Unebenheiten.
-^ Pari. F., 98 Siebenzeil. Str. + 1 sechszeil: 0. — Troil. and
Criseyde: Dieses grofsartig gebaute gedieht mit seinen 1577
Siebenzeil. Strophen weist keine einzige hierher gehörige un-
regelmäfsigkeit auf. Ein einziger fall wäre I 405 savory,
doch mufs hier unbedingt korrigiert werden, was durch das
einsetzen der substantivform savour auch leicht geht. —
Ch.'s Words unto Adam: 0. — H. of F. (2170 paarweise
gereimte viertakter) hat ebenfalls keine Unebenheiten. Zwei
verdächtige stellen sind zu verbessern. 1. in 427 : streiche
mit Sk. is, und 2. II 404 ist vollständig zu ändern. Die stelle
ist korrupt. Ein zeichen sehen zu wollen von dem, wovon
man auf erden spricht, ist jedenfalls unsinnig. Dies zeichen
hätte man doch nur hören können. Und überhaupt, was soll
das ganze? Sk. sucht daher ganz richtig die stelle zu ver-
bessern. Nur ist er dabei irre geleitet worden durch den
versuch einer änderung, der sich in Pepys' hs. befindet. Er
setzt das an und für sich sinnvolle: or ought thou knowest
yonder doun in seinen text und korrigiert toun für das token
aller hss. Diese änderung gibt aber auch die der Situation
entsprechende frage nicht wieder. Nach toun usw. wurde der
in die lüfte versetzte schon einmal gefragt, als er der erde
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKAT.E ETC. 73
noch SO nahe war, dafs er das wirklich sehen konnte. Jetzt
aber ist er so weit in den lüften, dafs ihm die erde nur noch
als „punkt" vorkommt, und da ist nur etwa folgende frage
möglich: Siehst du überhaupt noch etwas von dem, was du
da unten zu sehen gewohnt warst. Übersetzen wir diese frage
rhythmisch, so haben wir die stelle ganz sinnvoll ausgefüllt
bei metrischer korrektheit: and seyde: seestow any thing,
vielleicht auch : and seyd(e) : seestow still any thing of ought
you were on earth seeing, oder vielleicht auch mit kontraktion
von you were > youYe: of ought that on earth you^were
seeing. — Leg. G. W., unvollendet, 2723 paarweise gereimte
fünf takter. AI. 2: 0, 3: Antony 701; Bl: Plover 1554, Pa-
lamon 420, wenn man nicht al streichen will, 2: sicher 0.
Fraglich ob 1 oder 2: amorous 1102 (in den hss. auch statt
-0- : -a- und -e-), 3 : 0. Erg. : Für Palamon und lover könnte
man eventuell verschleifung annehmen. — Von den späteren
Minor poems hat nur Eos. neben sonstiger korrektheit eine
verschleifung: revel 6, doch ist in diesem vers wahrscheinlich
that zu streichen.
Rom. Eose: 7698 paarweise gereimte viertakter. —
I. Fragm. A > ungef. v. 1705; Ch. IL Fragm. B > v. 5810;
nicht von Ch. III. Fragm. C > ende; fraglich ob von Ch.
L Fragm. A. AI: of an 98, 2: ?in the 103; 3: 0.
Bl: 0; 2: 0; 3: water 124. Ergebn.: 0.
II. Fragm. B. AI: 1) Pthere is 4494, 2) werof I 2050,
3) shalt have 2945, 4) wol me con- 4609; stufe III, 5) e-sy
prisoun 4745, 6) worship is it 3529 oder (a)gain; 2: disor-
dinat desiryng 4876 ; 3 : 1) 4026 [wo man ruhig to make stehen
lassen kannj semblant where thoü, 2) discordance that can
4715, 3) fourty were seeke 5733, 4) cürteis and voide 2352,
5) gredy the sothe 5791, 6) enchösoun to gone 2504, 7) fetures
he shall 2813, 8) rfeoun and thüs 3034?, 9) moder she 5417?
B 1 oder 2: memory 2412, 5752? 3: 1) tarye 3242, 2) dis-
honest (cf. T. Br. Ch. Gr. -est) 4262, 3) weder 4336, 4) aqui-
taunce 4704, 5) abite 4914, 6) woman 5051, 7) bisy 5294.
Erg.: Auch hier läfst sich mit Sicherheit keine verschleifung
konstatieren.
IIL Fragm. C. AI: 1) that I 6797, 2) of the 6969,
3) hooly wommen (stufe III); 2: versity 7127; 3: 0. Bl:
74 C. HECK,
another 5934 ; 2:0; 3 : solas 6340. Auch hier kein sicheres
ergebnis.
Das gesamtergebnis unserer untersachong über dieme.
verschleifung auf der hebnng ist also ein negatives; wir
können nur sagen, dafs die möglichkeit von verschlei-
fungen besteht, sie aber sicher zu bestimmen, fast
immer unmöglich ist. Nur einige ganz wenige fälle
machen eine ausnähme (für den heut, accentvokal -i- liefert
Ch. z. b. nur den einen fall: visage Kn. T. 1401, und auch
dieser ist noch fraglicher natur).
Was für Ch. gilt, kommt sicherlich ohne einschränkung
auch auf seine schüler in anwendung, und, vielleicht noch mit
mehr berech tigung , auf die me. volkstümlichen dichtungen.
Wir dürfen daher, und das ist für uns das wichtige, in der
regel die im Me. mögliche verschleifung nicht als quan-
titätskriterium für vokale in anwendung bringen.
Hiermit wären wir mit unserer Untersuchung zu ende
gekommen. Ich kann nun aber nicht umhin, noch ein paar
bemerkungen über Ch.'s gebrauch rhythmischer freiheiten an-
zuknüpfen. Sie gehören eigentlich ja nicht in den rahmen
dieser arbeit, sind aber durch die vorhergehende analyse so
zwingend gegeben, dafs die kleine abschweifung vom thema
entschuldbar wird. Es handelt sich 1. um eine prüfung der
anwendung metrischer freiheiten in den einzelnen werken
gleichen rhythmusses, und 2. um eine darstellung des Verhält-
nisses dieser metrischen freiheiten, wie sie bei den verschie-
denen rhythmischen gattungen zur anwendung kommen.
A. Die paarweise gereimten viertakter: i. D. Bl.
1134 verse.* AI: 4, 2: 0, 3: 7. Bl: 0, 2: 0, 3: 3, im
ganzen 14 Unebenheiten. Zeit der entstehung kurz nach 1369.
— ^. K F. 2170 verse: 0 Unebenheiten. Kurz vor 1383
vielleicht angefangen, dann weiter bearbeitet nach Troil. u.
Cris. — 3. R,R. Fragm, A 1705 verse. AI: 1, 2: 0?, 3: 0.
B 1 : 0, 2:0, 3:1. 2 Unebenheiten. — Fragm. C 1888 verse.
AI: 3, 2: 1, 3: 0. Bl: 1, 3: 1. 6 Unebenheiten. —
JPVa^fw. .B 4105 verse. AI: 6, 2: 1, 3: 9. Blöder 2: 1, 3: 7.
Also 24 Unebenheiten.
Aus dieser Übersicht können wir zunächst folgende ab-
stufung der reinheit der konstruktion und mit ihr eventuell
DIE QUANTITÄTEN DER ACCBNTVOKALE ETC. 75
datierungskriterien ablesen: 1. Das H.F. erweist sich durch
sein konsequentes abweisen metrischer freiheiten als das
vollendetste werk dieser gattung. 2. Ihm am nächsten an
reinheit der konstruktion steht vom R. R. Fragm. A mit zwei
doppelten Senkungen und einer mögl. verschleifung. 3. Dann
folgt R. R. Fragm. C mit drei doppelten Senkungen, einer
Synkope und zwei mögl. verschleifungen, dann 4. D. Bl und
5. R. R. Fragm. B.
Aus der obigen Übersicht geht zweitens hervor: ein auf-
fallender unterschied im gebrauch metrischer freiheiten in den
einzelnen fragmenten des R. R. Während Fragment A und C
metrisch ungefähr gleich gut und ziemlich vollendet gebaut
sind , so dafs sie ungefähr in der mitte zwischen D. Bl. und
H. F. stehen — was für die datierung des R. K Fragm. A
von bedeutung ist — , fällt Fragm. B sehr stark ab, sodafs
wir es zunächst auf alle fälle aus dem Zusammenhang mit A
uud C herausnehmen müssen. Unmöglich konnte derselbe
dichter zur selben zeit sich auf einmal so gehen lassen. Es
wäre daher mindestens zunächst eine rückdatierung etwa auf
die abfassungszeit und stufe des D. Bl anzunehmen. Quan-
titativ sind ja die unregelmäfsigkeiten dieser beiden dichtungen
so ziemlich gleich. Aber betrachten wir sie einmal qualitativ.
1. dopp, Senkungen : A. D. Bl. : in the, of the, by the, hit is.
B. RR. Fragm. B: there is, where of, shalt have, wol me,
esy prisoün. — 2. Synkopen : A. D. Bl. 0 ! B. R R. Fragm. B :
disordinat. — 3. epische cäsuren: A. D. BL: goddesse, better,
after, lady, fenix? B. R. R. Fragm. B: discordance, curteis,
fourty, gredy, enchesoun, fetures, r6soun, moder. — 4. mögl.
verscJdei fangen: A. D. Bl.: visage, erande, redy. B. RR.
Fragm. B : memory, tarye, dishonest, weder, aquitance, abite,
woman, bisy.
Daraus ergibt sich: 1. dafs die doppelten Senkungen im
R R. Fragm. B in der regel schwerere wörtchen treffen als
in D. Bl. ; 2. dafs die epischen cäsuren in D. Bl. gewöhnlich
auf leichte silben fallen, vokale e, y; im R R. Fragm. B
dagegen in der regel auf sehr schwere silben. 3. In bezug
auf verschleifungen deren auffallende häufigkeit im R. R.
Namentlich aus 1 und 2 ergibt sich für mich, dafs der
R R. Fragm. B nicht nur nicht etwa eine frühere in das
76 C. HECK,
spätere ganze eingeflochtene Studie ist, die etwa technisch
auf der höhe des D. Bl. stände, sondern dafs Fragm. B auch
aus metrischen gründen für unecht zu erklären ist. Es ist
das werk eines bedeutend ungeschickteren metrikers als es
selbst der junge Chaucer war. — Fragm. C liefse sich ans
rhythmisch-metrischen gründen allein Ch. nicht absprechen.
B. Von den paarweise gereimten fünftaktern be-
sitzen wir kein Jugend werk, wir können hier also Ch.'s Werde-
gang nicht verfolgen, sondern begegnen ihm gleich auf der
höhe seines könnens. Da ist es nun interessant zu sehen, dafs
er nicht so rein ausarbeitet wie im H. F., oder gar so
vollendet wie in den noch zu besprechenden strophischen
dichtungen. Zwar vermeidet er konstant doppelte Senkung,
gebraucht sehr selten epische cäsur und synkope, doch ist er
nicht so kärglich mit möglichen und wirklichen verschlei-
fungen. Hätte er die C. T. und die Leg., die beide auf gleicher
stufe •stehen, nicht so rein bauen können wie H. F. oder
Troilus? Gewifs er hätte es gekonnt, aber er hat es nicht
gewollt. Das wii'd es sein. Für ihn war der fünftakter vor
allen der populäre vers, durch den sich zu unser aller ent-
zücken nicht nur der gemeine mann, sondern auch die gemeine
frau äufsert, und da war manchmal eine kleine ungeschlifEen-
heit der form stilvoll. Gerade die tatsache, dafs die strophi-
schen dichtungen der Cant. T. fast ausnahmslos rein gebaut
sind, macht mir diese annähme sehr wahrscheinlich.
C. Indem wir uns nun zu den strophischen dichtungen
wenden, betreten wir Ch,'s klassisches heiligtum. Hier finden
wir reinheit der form von anfang bis zu ende. — Wenn wir
bedenken, dafs die 99 Strophen des Pari. F., Troilus mit
seinen 1577 Strophen, die meisten kl. dichtungen, die acht-
zeiligen Strophen der C. T. und fast alle von den sieben-
zeiligen der C. T. absolut rein gebaut sind, dann müssen uns
die wenigen stellen, wo nach der Überlieferung Unebenheiten
vorliegen, sehr verdächtig vorkommen. Es sind im ganzen nur
drei , zwei davon in den C. T. Es sind : 1. mayden M. L. T.
692 ; 2. naturally M. L. T. 298 ; 3. natural Compl. M. 122.
ad 1. für mayden setze mayd. ad 2. und 3. Hat vielleicht
eine nebenform nature-ly im Me. existiert? Und wenn auch
diese stellen nicht zu ändern wären, so schränken sie das oben
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 77
gesagte über die ei-staunliche reinheit der arbeit in den stro-
phischen dichtungen nicht im geringsten ein.
Es wäre noch eine dankbare aufgäbe, in einer gesamt-
untersuchung , die auch die hier nicht berücksichtigten me-
trischen freiheiten mit behandeln müfste, Ch.'s kämpf und
sieg über die form nachzugehen, leider müssen wir darauf
verzichten.
Wir sind nun mit den kriterien fürs Me. zu ende mit dem
gesamtergebnis , dafs wir das Me. nicht zum ausgang
unserer Untersuchung machen können, wenn es uns
auch im einzelnen wichtige Stützpunkte abgibt —
Wir sind also gezwungen, uns nunmehr zunächst auf das
Frühne. (16. — 18. jahrh.) zurückzuziehen. Wir betrachten in
abteilung 11 die historischen kriterien für diese zeit.
Abteilung IL
Die historischen l(riterien für das Frühneuenglische.
Die pflege der gelehrten Studien (humanismus, reformation,
neuere Philosophie), der stetig an ausdehnung zunehmende
verkehr mit den übrigen Völkern Europas, Englands rapid
wachsende politische grofse (2/5 der erde gehört heute Eng-
land), und, last not least, moderne naturwissenschaft, medizin
und technik werfen in dieser periode eine solche hochflut von
lehn Wortmaterial in das englische sprachgut, dafs darunter
der einheimische Wortschatz, wenigstens in den hauptsächlich
betroffenen gebieten, so gut wie völlig verschwindet.
Welche kriterien liefert uns nun diese zeit zur fixierung
der Quantitäten der accentvokale in diesen tausenden von
neuen und den aus dem Me. mit ins Ne. übernommenen lehn-
wörtem ?
Zunächst sind es dieselben wie fürs Me. Von diesen be-
darf das rhythmische der verschleifung auf der hebung
keiner darstellung mehr. Er erweist sich fürs Ne. als ebenso
unbrauchbar wie fürs Me. — Auch die reime sind von wenig
belang. Zunächst werden sie meistens vom einheimischen
Wortmaterial geliefert, und, wo lehnwörter vorkommen, werden
sie in der regel wie im Me. behandelt Immerhin bietet sich
aber, namentlich für zweisilbige lehnwörter, eine ganze reihe
78 C. HECK,
beweisender reime. Sofern diese für unsere Untersuchung
von bedeutung sind, werden sie, soweit sie mir zugänglich
waren, bei der einzelbehandlung der Wörter herangezogen
werden. Einer eigenen darstellung im Zusammenhang bedürfen
sie aber nicht.
Anders verhält es sich mit den ne. Schreibungen der
lehnwörter. Diese sind noch nicht erforscht, und wir müssen
sie deshalb hier einer eingehenden kritik unterziehen.
1. Schreibungen aus dem 16. bis 18. jahrh. als
kriterien für die Quantitäten der vokale in ne. off.
accentsilben mehrsilbiger lehnwörter.
(Zosammengestellt ans dem N. E. D.)
Aus meinem umfänglichen material habe ich bis jetzt nur
die Wörter zusammengestellt, die Schreibungskriterien für die
lautungen der vokalzeichen i, y in ne. ofE. accentsilben, sofern
sie nicht die letzten silben sind, aufweisen. Absichtlich
habe ich mich dabei — allerdings zu meinem grofsen leid-
wesen — nur auf die angaben des N. E. D. beschränkt Da-
durch habe ich manche wertvolle Zeugnisse aus anderen
Wörterbüchern usw. unberücksichtigt lassen müssen (z. b. die
Schreibung mimmic in Sh.'s Folios). Der grund zu meiner
einschränkung liegt in der unvollständigkeit aller angaben
in frühne. quellen aufser dem N. E. D.
Ich legte dieser Untersuchung folgende einteilung zu
gründe: A, rom.-f ranz, lehnwörter ; B. lat. lehnwörter; C. neu-
bildungen an franz., latein. etc. wurzeln ; D. die übrigen lehn-
wörter. — Innerhalb dieser hauptgruppen schien mir die
folgende einteilung die zweckmäf sigste zu sein : I. Quantitäts-
kriterien durch vokalzeichen: a) e, h) u etc., c) zwei vokale,
ä) stütz- oder Infinitiv -e. II. Quantitätskriterien durch kon-
sonantische zeichen : a) kürzen, b) längen. IIL Kriterien, ge-
geben durch volkstümliche Umbildungen.
A. Die romanisch-französischen lehnwörter.
Soweit die vokalischen kriterien in betracht kommen,
sollen hier alle von der heutigen Schreibung abweichenden
fälle untersucht werden, so viele ich deren gefunden habe. Von
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 79
den konsonantischen kriterien kann ich die doppelkonsonanz
auslassen; sie ist ja ein sicheres kriterium und bedarf daher
keiner Untersuchung an dieser stelle.
A 1 a. Der modern-englische i-laut wird durch e
dargestellt! Welcher laut liegt jedesmal vor? Das ist in
vielen fällen doch recht schwer festzustellen. Im allgemeinen
sind folgende möglichkeiten vorhanden : a) es liegt der Schrei-
bung etymol. ein frz. e zu gründe. Es entspricht also min-
destens die Schreibung vielleicht aber auch der laut einem e.
b) Es handelt sich um angleichung an andere Wörter mit e,
was namentlich bei Wörtern mit nahe verwandten suffixen
leicht vorkommen konnte (Wörter auf -itic z. b. konnten unter
solche auf -etic geraten), c) Me. unbetontes i der lehnwörter
konnte durch seine offene ausspräche leicht als e gehört und
von nichtkennern der franz. Schreibung auch so wiedergegeben
werden, d) Es liegt höchst wahrscheinlich eine frtthme. deh-
nung von 1 > ^ vor, wie sie Luick in den Wiener Beitr. 17
auch f ftr die lehnwörter andeutet, die zur zeit dieser dehnung
schon im Englischen heimisch waren, e) Es konnte in lehn-
wörtem des 16. jahrh. e ein I der Ursprache wiedergeben.
Wenn ich nun die folgenden lehnwörter (auch die lat.
und die neubildungen unter B und C) unter diese gruppen
verteile, geschieht dies unter allem vorbehält. In ermangelung
bestimmender kriterien kommt man bei der geringen zahl der
fälle über disciplinierte Vermutungen meist nicht hinaus.
Die folgenden Wörter setze ich unter a): 1. chevalerie:
6 '), und chevalrous 6—7, für ne. reg. chivalerie und chivalrous.
e < frz. cheval-! J2, cresom: 6 für mod. engl, chrisom. Fürs
Me. werden keine e-f ormen bezeugt ! Das e stammt wohl aus
5 cresme, 6 chresme = afz. cresme. 3. gesier für mod. engl,
gizzard ist vollständige wiedergäbe von nfz. gesier. 4. fameliar
= frz. famelier. 5. Das 6 enquesytor ist wohl wie das 5 en-
quesitif mit me. enquere- zusammengebracht worden. 6, Ebenso
das delutour für dilatour mit delay. •. 6 — 7 fregate < frz.
fregate. Die e-form ist hier die regelrechte. Woher stammt
wohl das i, etwa durch volkstümliche Umbildung? S. Das 6
') Jahrhundertangaben des N. E. D. , das immer zum vergleich heran-
zuziehen ist.
80 C. HECK,
creticke für *critic = frz. cretique. 9. 7 geron für sonst
durchgehendes giron = frz. geron neben giron? Vielleicht
steht es aber auch unter dem einfluTs der e- formen von
gyro'nny. 10. Die e-formen in Irigandine^ die aus dem Me.
stammen — cf. auch 6 bregandier — lassen sich vielleicht auf
das prv. bregan zurückführen, das in der frühme. hof spräche
wohl vorkommen konnte. IL 6 freprie < afz. freperie?
1J2. 6 begin = frz. beguin. Das mod. engl, i ist umbüdung.
13, 6 artheiyke entspricht (wenigstens der Schreibung nach)
me. und afz. artetyke. 14, 6 fenys ist ein letzter (vielleicht
nur noch graph.) ausläufer des me. fenys < afz. fenis-.
In allen diesen fällen wäre, wenn die beeinflussung auch
auf die lautung sich erstreckt hätte, und das ist doch wohl
zumeist anzunehmen, eine 6-aussprache anzusetzen. Wie lange
diese ausspräche gedauert hat, ist fraglich, da andere als
graphische kriterien fehlen.
Für gruppe b finden sich unter den frz. lehnwörtem
keine belege. Die für c ev. in betracht kommenden fälle will
ich im anschlufs an d betrachten.
d) Frühme. 1 > ^ gedehnt. Auch hierüber lassen sich
zumeist nur Vermutungen vortragen. Im me. sprachgut sind
solche e-formen im Verhältnis zum ne. ungemein zahlreich,
und L. hat ganz recht, wenn er hinter diesen Schreibungen
einen lautlichen Vorgang erblickt. Zu den von ihm zitierten
beispielen in Wien. Beitr. 17 kann ich noch einige hinzufügen,
wie gesagt, ohne etwas bestimmtes aussagen zu wollen, denn
gar oft Uefse sich das e auch aus seiner Stellung als unbe-
tontes i erklären, wo es regelrecht dem verfall in 8 ausgesetzt
war. Die beispiele stammen aus dem N. E. D., Stratmann und
Cent. Dict. chimer : 4 chemer. Citizen : 5 cetizen, (setsayne).
civy: 5 ceue, ceuy. disguisy: 4 gesye. division: 4 deveseoun.
figure: fegure. fillet: 4 — 5 feiet, gipon: 4 gepoun. hideous:
4^5 hedous. humidity: 5 humedite, oder unbetontheit bei
accentuieruug der ersten silbe. imagery: 5 emagerie, wohl
eher unbetontes i > e. image hat nämlich keine e-formen.
imprisoun: 4 presone. livery: leuere D. Arth. 241, 3078.
mirror : merrour Curs. M. 2386 , hier wohl auch unbetontes i
durch doppelkonsonanz wahrscheinlich, pillar: pelare Alex.
(Sk.) 4707. pity: petie D. Troy. 8686. prisoner: presoner
DIE QUANTITÄTEN DEK ACCENT VOKALE ETC. 81
Stratm. privy: previ Stratm.; previest (superl.) C. XDL 98.
privete: prevate Alex. (Sk.) 4997. riuer: reuer, reuerer et
Cent. Dict. scrivener cf. Cent. Dict. sirens: (e) Rom. R. C. D.
s^iuet : seuet C. D. spirit : sperit C. D., me. formen sprit machen
auch hier ein dumpfes unbetontes e wahrscheinlicher, trinity :
trenete Laj. 2799. villain: velain Alex. (Sk.) 4164. visage:
vesage Alex., wesag Mätzner, Sprachprob, vital: vetaille
Lax. 3320.
Es müf sten erst ganz bedeutend umfassende Untersuchungen
vorliegen, ehe man klar sehen kann. Auch noch eins ist ent-
scheidend bei der frage. Die dehnung von i > e trat doch
im einheimischen sprachgut nur in accentsilben ein. Die rom.
lehnwörter betonten aber im 13. jahrh. doch wohl mit Vorliebe
noch die endsilbe, wodurch das i doch mindestens nebentonig
wurde. — Von den e- belegen aus dem Ne. könnten natürlich
nur solche in diese abteilung eingereiht werden, für die wir aus
dem Frühme. schon belege haben, also spätestens aus dem
14. jahrh.; belege aus dem 15. jahrh. liefern sehr unsicheres
material.
Ich nehme nun für die folgenden Wörter dehnung von
i > e an, falls sich das e nicht als me. unbetontes 9 < i er-
klären läfst. 1. Ein sehr fragliches: 6 gresle, 5 gresel (Th.
Erceld.). Der dial. form greistled liegt wohl volksetymol. an-
bildung an grey zu gründe. ^. 6 sliemar für ne. regelm.
chimer, chimere. Auch hier liegt sehr nahe die unbetontheit
des i zur erklärung heranzuziehen. 3. 6 denere für dinner.
Im Schottischen haben wir heute noch allerdings gekürztes e : Sc.
dennar, denner. 4, dicket : 4 — 6 cleket. 5. dty. Die e-schrei-
bungen gehen vom 14. bis ins 16. jahrh., dann sterben sie aus.
Gill hat zwar city nicht, er bezeugt aber für Citizen nur die 1-
aussprache. 6'. ditty: auch hier sterben im Frühne. me. e-
formen aus. Gill kennt nur 1 in dit für ditty. — In detany
für dittany ist das e wohl im 15. jahrh. aus den e-formen von
ditty eingedrungen. 7. Für gihhet haben wir e-formen schon
im 13. jahrh., daneben wird 1 durch doppelkonsonanz schon
für das 14. jahrh. sicher gestellt. Die e-formen sterben auch
graphisch im 17. jahrh. aus. 8. Für chisel haben wir seit
dem 14. jahrh. i- und e-formen. Für das 16. — 18. jahrh. be-
steht die Schreibung chessel, die dial. form chee'sil scheint
für eine frühme. dehnung von ! > ^, die sich durch orthoepist.
AnglU. N. r. XVII. Q
82 C. HECK,
Zeugnisse auch für das Frühne. noch nachweisen läfst, d p. 109,
sehr zu sprechen.
Sehr fraglich ist es, ob die folgenden Wörter hierher
gehören : 5— 6 conceder für consider, 5—6 deligent, deligence
für diligent, diligence, 6 frevol(l) und 5 frewall für + fri • vol.
— 6 deresioun für derision mag wiedergäbe eines T sein, dann
ist dies wort aber keine frz. entlehnung, sondern eine lat.,
wie wir später sehen werden. Der fall wäre aber sehr ver-
einzelt !
In vier fällen stofsen wir auf e-schreibungen, deren heutige
entsprechungen a^ gelautet werden: 1, ne. giant weist vom
Me. bis ins Ne. des 16. jahrh. zahlreiche ge- formen auf;
^.ebenso: environ (e^); ferner 3. andiron, im 15. und 16. jahrh.
4. fi'ant (für letzteres bezeugt Gill die 9* -ausspräche). —
ad 1. Es ist wohl sicher anzunehmen, dafs im 16. jahrh.
auch die 9*-aussprache in giant durchgedrungen war, nachdem
das aus dem Afz. entlehnte geant an das lat. gigantem ange-
bildet worden war. geant ist m. e. wohl nur noch ein gra-
phischer rest der alten form. — ad 2. Wenn wir für ne.
environ (9*), für das auch im 17. jahrh. die 9* - ausspräche
bezeugt ist [Cooper, Ellis 1007], im 16. jahrh. noch enveron
finden, so mag diese e-darstellung noch ursprünglich kurzes,
i wiedergeben, das in unbetonter Stellung zu 9 geworden war,
wie auch spätme. enverron etc. Es wird wohl im 16. jahrh.
die neue ausspräche neben der alten hergegangen sein. —
ad 3. Ähnlich verhält es sich mit andiron. Für 16. jahrh.
anderen ist m. e. ebenso kürze anzusetzen, wie in den frühne.
Schreibungen anderm, handern etc. Die durch volkstümliche
Umbildung an e. iron entstandenen 9^ -formen haben also im
16. jahrh. die ursprünglichen formen mit accentuation der
ersten silbe und kurzem e < i der zweiten silbe noch nicht
vollständig verdrängt. — ad 4. Wie ist wohl das 16. jahrh.
feance zu erklären? Etwa accentuation der zweiten silbe,
wodurch das unbetonte i > e wurde, wie so oft in der endung
-tion > -teon?
Ergebnis : Die e-schreibungen im Frühne. scheinen in der
regel auch e-laute darzustellen, die verschiedener herkunft sind.
In keinem falle läfst sich nachweisen, dafs sie als Schreibungen
für betontes kurzes i aufzufassen wären. Wir haben also in
diesen Schreibungen keine kriterien für die Quantitäten der
DIE QUANTITÄTEN DER ACCKNTVOKALE ETC. 83
i-accentyokale in unsern lehnwörtern, wofern sie nicht zu den
allerältesten me. entlehnungen gehören. Hierfür liefert aber
das gesamte material nur ein paar verschwindend wenige und
dazu noch nicht absolut sichere belege.
Alb. Ne. i wird mit u wiedergegeben nur in vier
fällen: 1. im 17. jahrh. gublet für na giblet. Diese form scheint
aus einen südlichen dialekte zu stammen. 2. 3, Wie erklärt
sich das u in fruel [18. jahrh.] für frivol und in fuant [18.
jahrh.] für flaut? 4. Das u beruht wahrscheinlich auf einer
franz. vorläge in frühne. famular für heutiges familiär, cf.
afz. famulier.
Aufser u und e finden wir keine differenzen von mod.
engl. 1 in frz. lehnwörtem. 9
Vokalische kriterien für T (e*). Ale. Durch zwei
vokale. Die wiedergäbe des ne. diphthongs (9*) durch ie,
ye war den druckem geläufig in einheimischen Wörtern wie
die, lie etc., femer in den infinitivformen franz. und lat. lehn-
wörter wie : defie etc. und drittens in den endungssilben mehr-
silbiger lehnwörter wie maladie, ye etc. Von hier aus drang
wahrscheinlich diese diphthongbezeichnung auch in einigen
wenigen fällen in die accentuierten silben mehrsilbiger lehn-
wörter ein. Wir finden für mod. e: 1. briber im 16. jahrh.
brieber. 2. diet: 16. jahrh. dieat, dyeat. 3. desirous: 16.
jahrh. desierous. 4. hydropsy: 16. jahrh. hie- und hyedropsy.
5. bycoket: 16. jahrh. bye-.
ie konnte aber auch den langen e-laut darstellen, und
diese fälle sind von den obigen wohl zu scheiden. Es sind
1. das durch ea- und ee-schreibungen sicher gestellte caliever
des 17. jahrh. und 2. chiego für chigoe (1), das neben den
formen mit kurzem i für das 18. jahrh. vereinzelt bezeugt
wird. — Dem bis ins 19. jahrh. ausschliefslich herrschenden
entierty etc. für jetziges entirety liegt franz. entierte zu gründe.
Die lautgebung mag sich allerdings bald der von entire ange-
glichen haben.
Aufser ie, ye kommen keine längebezeichnungen für i in
betracht. geeget [17. jahrh.] neben gigget [frz. gigot] und
') chammarre etc. [16. jahrh.] für chimer = afz. chamaire.
6*
84 C. HECK,
cheesil [16.— 18. jahrh.] sind vielleicht dialektischen Ursprungs
und als solche wertvolle kriterien für die oben besprochene
frühme. dehnung von I > e. geobet [16. 17. jahrh.] ist wohl
nur graphisch durch schott. geobet beeinflufst.
Aid. Die spätme. und frühne. wiedergäbe einer vokal-
länge durch ein sog. stütz-e finden wir in drei fällen vor,
1. in desireous des 16. jahrh. [17. jahrh. desierous!] in an-
lehnung an desire; 2. in desireable für desirable und 3. in
dem durch das ganze Ne. gebrauchten deviseable neben
devisable.
Erg. 1. Im allgemeinen ist in bezug auf die vok. kriterien
für vokallängen zu bemerken, dafs der prozefs im wachsen
begriffen ist. [Fürs Me. habe ich nämlich nur die eine form
ireous neben irrous für irous gefunden.] 2. Für unsere gesamt-
untersuchung geben sie allerdings kaum eine stütze ab. 3. Für
datierungszwecke ist wichtig festzustellen, dafs durch sie länge
vor folgenden endungen bewiesen wird: 1. vor -ber im 16.
jahrh.: brieber; 2. vor -rous: desireous 16. jahrh.; 3. -sable:
deviseable 16. jahrh.; 4. -rable: desireable 17. jahrh.
A II a. Kriterien durch konsonantische zeichen
für kürze (doppelschreibung). Im allgemeinen sind die
tatsachen hierüber ja bekannt. Der grofse versuch, in frz.-
rom. lehnwörtem kürze des vokals durch darauf folgende
doppelkonsonanz auszudrücken, ist nicht konsequent durch-
geführt worden. Am grofsartigsten gestaltete er sich im aus-
gehenden Me. und anfang des Ne. Aber da setzte auch schon
die reaktion durch die französ. und lat. Vorbilder ein. Im
späteren Ne. hat diese reaktion, wo sie möglich war, einen fast
durchschlagenden erfolg errungen. Doppelkonsonanz erhielt
sich fast nur in den Wörtern, deren franz. Vorbilder nicht mehr
klar, oder nur noch wenigen bekannt waren.
Die erscheinung selbst hier zu behandeln, wäre unnötig,
da sie an sich ja klar steht. Ich zitiere nur einige wert-
volle fälle, die wieder zur datierung der Quantitäten vor ge-
wissen endungen dienen sollen. Wir finden durch sie kürze
bewiesen vor folgenden endungen: 1. -niac durch codinniac
des 17. jahrh. für heutiges codiniac. 2. -sion durch incission
des 17. jahrh. für incision. 3. -city durch schott. feliscity des
16. jahrh. 4. 4ity durch facillity des 16. jahrh., gentillity des
DIB QUANTITÄTEN DER ACCBNTVOKALE ETC. 85
16. — 17. jahrhs. und festillity und imbecillity des 16.— 18.
jahrhs.
A II b. In anlehnung an fälle wie might , light wurde
im 16. und 17. jahrh. manchmal nicht nur in endbetonten
franz. lehnwörtem (delight), sondern auch im innem des
Wortes länge des vokals i durch die Schreibung -gh(t)
ausgedrückt. Wir finden dies 1. in der form endightour, in-
dighter des 16. jahrh. für mod. engl, indicter (a^) und 2. für
das heute nicht mehr gelautete inditer in den Schreibungen
-dighter des 16. — 17. jahrh. Durch diese Schreibungen haben
wir ein weiteres datierungskriterium gewonnen für die Quan-
tität des i vor der endung -ter: länge also schon im 16. jahrh.!
A in. Auch volkstümliche Umbildungen geben uns
ein paar sichere Quantitäten. So ist für heutiges arbitrament
im 17. jahrh. ebenfalls I anzusetzen in arbitterment (e. bitter)
und für mod. e. bickem kürze im 18. jahrh.: bickhorn [+ hörn].
Letzterer fall bietet zur erforschung des entstehens einer
doppelten Quantität des i in dem präfix bi- (zwei) (bigamy
bicycle) eine gute stütze. — Auch eine länge wird durch
volkstümliche darstellung bezeugt in guidehome (17. jahrh.!)
für guidon.
Hiermit sind die ne. schrei bungs-kriterien für franz. lehn-
wörter erschöpft. Wir kommen also zu dem folg. gesamt-
ergebnis. 1. Im allgemeinen liegen die ne. Schreibungen vom
16. jahrh. ab in ihrer heutigen gestalt vor, sie weisen also
in der regel keine schreibkriterien auf. 2. Die doppelkon-
sonanz und die wenigen vokal, kriterien machen eine regel-
rechte entwicklung innerhalb der ne. zeit wahrscheinlich und
zeigen noch reste aussterbender me. lautungen. 3. In die
gesetze der Quantitierung der frz. lehnwörter gewinnen wir
keinen einblick durch diese Schreibungen.
B. Die lateinischen lehnwörter.
Für die lateinischen lehnwörter finden wir die näm-
lichen Schreibungen im Frühne.
Bla: e für mod. engl. I. Die beispiele lassen sich
unter die obigen gruppen (s. 79) einordnen , wobei derselbe
vorbehält gemacht werden mufs. a) Es liegt der Schreibung
ein wirkliches e zu gründe: 1. 7 derigible für dir-. Liegt
86 C. HECK,
angleich ung an derect für direct vor? 2. diagredium des
17. jahrh. für heut, diagrydium ist wohl anbildung an frz.
diagrede. 3. delatory für dilatory < delay. 4. betomen statt
I < prov. betumen? 5. eremetical statt -itical durch Wörter
auf -etic. 6. impossession des 16. jahrh. für imposition durch
lat. possessio. 7. bezantine (16. jahrh.) statt 1 durch besant.
8. cecily (18. jahrh.) für cicely = lat. seselis. 9. 6 gravedity
< gravety < grave? — b) e entsteht aus unbetontem t 1. In
frühne. emperic. Die gekürzte form emprick macht das sehr
wahrscheinlich. Im 17. jahrh. war ja empiric die reguläre
betonung. 2. Vielleicht in antecipate des 16. jahrh. für anti-,
wenn man eine accentuierung der ersten silbe annehmen
dürfte. Gill spricht allerdings anti-. Vielleicht liegt der e-f orm
aber auch angleichung an lat. ante zu gründe. — c) e =
lat. I des 16. jahrh. Diese fälle sind alle fraglich, da keine
weiteren belege vorhanden sind. Es gehören vielleicht hier-
her: 1. 6 felial für fllial; 2. 6—7 equevalent für equivalent;
3. 6—7 ille'terate für illiterate.
B I b. Aufser e kommt noch je eine u-, a-, o-schreibung
vor. u = gr. V und im 17. jahrh. kürze in coUurium für
collyrium. Die form 6 calaginous für cali'ginous und 9 fes-
tology für festilogy kann ich mir nicht deuten.
B I c. Durch ie wird in lat. lehnwörtem länge des
vokals niemals ausgedrückt. In zwei fällen aber weist die
Schreibung ei (urspr. wiedergäbe des griech. ei; heute nicht
ungewöhnlich) auf sichere länge hin: 1. im 17. jahrh. in
eidyl für idyll; 2. im 17.— 19. jahrh. in cheiromancy neben
chiromancy.
B I d. Länge durch stütz-e wird aufser in dem ne.
irreconcileable im 18. jahrh. in indiviseable für heutiges in-
divisible [lat. indlvlsibilis] angezeigt.
B n a. Kurzes i wird durch darauf folgende doppel-
konsonanz im auffallenden unterschied zu franz. entlehnungen
nur in verschwindend wenig fällen wiedergegeben. Es sind
mir eigentlich nur drei sichere fälle begegnet : 1. 6 inibbit für
inhibit; 2. 6 siccatrize f ür cicatrize ; 3. 7 itterate für iterate.
Die übrigen , die das N. E. D. als lat. entlehnungen angibt,
zeigen m. e. gerade durch ihre doppelkonsonanz, daXs sie franz.
entlehnungen sind, oder mindestens als solche aufgefafst
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 87
wurden. Es sind: 1. 7 cinnick, cynnick für cynic; 2. 7 crittick
für critic; 3. 7 immitate für Imitate; 4. 6—7 sillinder für
cy linder; 5. 7 bittumen für bitumen.
Bub. Eine längebezeichnung des i durch folgendes
gh(t) ist nicht belegt.
Ergebnis. Die kriterien für die frühne. Quantitäten in
lat. lehnwörtern sind also noch bedeutend dürftiger wie die
in franz. entlehnungen. Sie reichen nur aus zur datierung
der Quantitäten vor ein paar endungen: länge vor -solle in
8 indiviseable , kürze vor 1. -nie in 7 cynic; 2. -mitate in
7 imitate; 3. -bit in 6 inhibit; 4. -terate in 7 itterate.
C. Die neubildungen.
In einigen wenigen fällen haben wir auch schreibkriterien
für die neubildungen.
C I a. Die wenigen e-schreibungen sind schwer zu deuten.
1. 6 felyssour für fllacer. 2. 6 demissory für di- < ? 3. 8
demmity für dimity, dem ein 5 demite entspricht. 4. 6 hebretian
für hebritian, das vielleicht, wie das N. E. D. vermutet, durch
anbildung an Grecian entstanden sein kann. 5. Sehr schwer
ist zu sagen, welchen laut e wiedergibt in 7 emperial, impe-
ryal, emperial und imperial(l) neben empyreal. Die form
imperial macht wahrscheinlich, dafs unter einflufs von imperial
eine umlautung des accentvokals stattgefunden hat und e = i
anzusetzen ist. 5. Ebenso stellt e den laut l dar in der
Schreibung analetical [lat. e] für analytical. 6. Was mag
wohl das vereinzelte desard neben schon früh bezeugtem 9' in
dicer bedeuten?
C I b. Aufser den wenigen e-schreibungen kommt für
das Ne., soweit das N. E. D. reicht, nur noch eine o-schrei-
bung in betracht: 6 controvar für contriver. Dies o ist wohl
als wiedergäbe des afz. controveur, nfz. controuveur aufzu-
fassen und stellt bei accentuierung der ersten silbe (?) wohl
einen dumpfen dem o und u nahestehenden laut dar.
C I c. Längebezeichnung des i durch die Schreibung
ie liegt m. e. vor in 7 inquiery für inquiry.
Cid. Durch ein stütz-e wird länge unter beein-
flussung durch einsilbige entlehnungen dargestellt in: 1. 7 as-
criveable (heute ascribable); 2. ö dicear (heute dicer);
88 C. HECK.
3. 6 Schott, guydear für guider, und in Wörtern, in denen
es sich bis heute erhalten hat, so 7—9 adviseable und fineable
neben finable.
G n a. Doppelkonsonanz als kürzebezeichnungen:
1. in dem schon ens^ähnten dimety: 7 dimmety, 2. in filacer:
6 filliser, 3. in 7 cittiner, cyttenere für mod. engl, citiner,
4. in 6 figgent für figent, 5. in dem auffallenden schott. gydder
neben allgemeiner länge und 6. in 6—8 acquittal.
C II b. Für dieses letztere wort findet sich auch im
16. jahrh. die länge -gh(t): acquyghtall. Das 9» ist hier ganz
sicher. Es haben demnach im 16. jahrh. wohl noch beide
formen neben einander bestanden, acquyghtal entspricht
der regelmäfsigen bildung dieses wertes aus dem me. infi-
nitiv acwite etc., acquittal dagegen einer bildung aus dem
aus dem part. unregelmälsig gebildeten späteren Infinitiv
acquit. Diese neubildung verdrängt dann die alte form
noch ganz. — Längebezeichnung durch gh(t) hat auch noch
6 despightal.
Das ergebnis für die neubildungen ist also auch ein
äufserst dürftiges. Datierungskriterien werden uns geliefert
I. für kürze: durch 6—8 dimmity, IL für länge durch 1. -ry
7 inquiry. 2. -cer: 6 dicear. 3. -der: 6 guidear. 4. -^able
7 ascribable. 5. -sable: adviseable. 6. -tal: 6 aquyghtal,
despyghtal.
D. Die übrigen lehnwörter.
Die Schreibungskriterien für die übrigen lehnwörter
stellen zumeist den ne. laut I (e) dar und fallen daher unter
die behaudlung des buchstabens e. Hierher gehört nur:
6 apathaton für -pitheton und 6 schott. cietey für citey. —
Von den in ihrer etymologie noch nicht aufgeklärten ne.
dizzard, dizen, divot weisen die vielen doppelschreibungen
auf franz. Ursprung hin.
Gesamtergebnis: Das gesamtergebnis unserer Unter-
suchung der frühne. Schreibungen des lautes i, 9»
ist also ein negatives in bezug auf ihre Verwertung als
basis einer erforschung der quantitäten der lehnwörter mit dem
accentvokal i. Nicht \iel besser wird es, wie ich aus meinem
material schon ersehen kann, für die übrigen vokale.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 89
Wir ständen daher mit unseren kriterien fürs Ne. ebenso
verlassen da wie fürs Me., wenn uns nicht die orthoepistischen
angaben zu hilfe kämen. Allerdings reichen auch sie nicht
aus zum vollen Verständnis der quantitierung der lehnwörter,
doch geben sie uns wenigstens nach zwei selten hin be-
friedigenden aufechlufs: 1. Sie beantworten die frage nach
der datierung unserer quantitäten im allgemeinen, und zwar
nach ihrem terminus ante quem. 2. Sie geben uns im allge-
meinen klarheit über die frage nach der quantitierungsge-
schichte innerhalb des NE.
Unter diesen gesichtspunkten werden wir die orthoepisten
nach Ellis >) 0. K E. P. IH, VIII, IX, X behandeln.
2. Die Orthoepisten.
In den angefülirten kapiteln aus Ellis' Werk stofsen wir
auf drei verschiedene quellen für unser vornehmen: I. Ex-
cerpte aus oder völlige abdrucke von orthoepisti-
schen versuchen und zwar a) ausspracheregeln, allein,
oder in gi*ammatiken, oder als einleitungen und erläuterungen
zu Wörterbüchern: (Webster, Steele, Kenrick, Lediard : 18.
jahrh. — 0 : 17. jahrh. — Salesbury : 16. jahrh.); b) Zu-
sammenstellungen von Words Like and Unlike (0 : 18.
jahrh. — Hodges, Owen Price, Cooper: 17. jahrh. — Butler:
16. jahrh.); c) phonetische transkriptionen (Franklin:
18. jahrh. — Wilkins: 17. jahrh. — Hart, Bullokar, Gill,
Butler: 16. jahrh.). 11. Quantitätsbezeichnungen durch
accente in Lediard's (18. jahrh.) starkem und schwachem
accent (langer oder kuizer accentsilbe). III. Die von Ellis
zusammengestellten Pronouncing-Vokabularies des 16.,
17. und 18. jahrh.
I und II können uns gemäfs ihrer natur auf unsere beiden
fragen oben keine ausreichende antwort geben, obwohl sie
uns wertvolles material liefern. Wohl aber kann es III, da
ihm das prinzip der Vollständigkeit unterlegt ist, nämlich
Vollständigkeit in der angäbe aller von der jetzigen
^) Jiriczek's (iill-Aasgabe war, als ich dies kapitel schrieb, uoch uicht
erschieuen, sie konnte aber zu den folgenden ausfühmngeu noch herange-
zogen werden.
90 C. HECK,
abweichenden aussprachen, soweit sie dem emsigen
forscher erreichbar waren. Das ist es aber gerade, was wir
brauchen. Das ergebnis nun einer prüfung des Verhält-
nisses von übereinstimmen und nichtUbereinstimmen
der in den listen gegebenen Quantitäten mit den jetzigen
quantitierungen, wird unter berücksichtigung der tatsache,
dafs die vielen (es sind die mehrzahl aller lehn Wörter) in
gesetzlichem Zusammenhang mit ihren heutigen lau-
tungen stehenden Wörter in den vocabularies nicht an-
geführt werden, ausschlaggebend sein für die beantwor-
tung unserer ersten obigen frage.
Dieses ergebnis könnte man hier nun gleich mitteilen, und
seine richtigkeit der nachprttfung überlassen. Doch mülste
man dann auch die ausnahmen kategorisch au&tellen. Da
nun das nicht angeht, so werde ich zunächst eine kritik der
ausnahmen vornehmen. Hier hinein sind auch die aus-
nahmen unter I und II zu ziehen, zumeist belege für die
vocabularies, aber auch nicht in diesen vorkommende Wörter
aus orthoepisten (Webster, Lediard) enthaltend, auf die Ellis
erst nach Vollendung seines vocabulary*s fürs 18. jahrh. stiefs.
Durch diese kritik wird zu gleicher zeit auch unsere zweite
frage oben beantwortet.
über die näheren titel der quellen cf. Ellis; ebenso über
die Charakteristik der orthoepisten im allgemeinen: hier nur
einige charakteristische züge aus Ellis' angaben darüber, und
aus seinen erörterungen über die Schwierigkeiten einer rich-
tigen deutung des materials, das ihm vorlag.
I. Quellen: 18. jahrh. 1. W(ebster) 1789 (?). 2. Ex-
pert orthographist (0) 1704. 3. D(yche) 1710. 4. B(uchanan)
1766. 5. F(ranklin) 1768. 6. Sh(eridan) 1780. 7. Led(iard)
1725.
17. jahrh. 1. C(ooper) 1685. 2. English Scholar (E)
1687. 3. J(ones) 1701. 4. M(iege) 1688. 5. Fr(ice) 1688.
6. W(allis) 1653. 7. Wilkins (WLJ 1668. 8. H(odges) 1643.
16. jahrh. 1. Butler (Bt) 1633. 2. Bull(okar) 1580.
3. CAf^ßie; 1550. LG(ül) 1&21, h,H(art)lhm, 6, P(alsgrave)
1530. 7. S(mith) 1568. 8. Sa(lesbury) 1547 und 1567.0
0 Einige änderuugeu au Ellis' abktirzungen sind gemacht worden,
um yerwirrung zu vermeiden.
DIE QUANTITÄTEN DBB ACCENTVOKALE ETC. 91
IL Zur kritik der quellen der vocabularies. (cf. immer
Ellis, den ich hier meist wörtlich zitiere.)
18. jahrh.: 0 = "S'^* rate schoolmaster in London." —
^ D merely describes the sounds in the accented syllables of a
few words, and does not symbolise them with sufficient
accuracy. The words [there] given are rather guesses than
transcripts in several cases." — B: " its completeness and early
date . . rendered it necessary to go through the whole, and
select such words as on any account seemed worthy of
preservation.'' — Fr. Von ihm sind "a few words" in den voc.
"their orthography corrected". Sh. "all the words taken
from B have been compared with Sh." Er ist der modernste.
Led, ist besonders durch seine wiedergäbe der laute in deutschen
lautzeichen wertvoll und W durch seine hinweise auf die
amerikanische ausspräche seiner zeit.
17. jahrh. "These writers (mit ausnähme von Wilkins)
have more or less precise or lax methods of representing
individual sounds, but very rarely combine their Symbols so
as to spell out complete words. — 1. W. "the vowels in [his]
accented syllables may be depended upon." 2. Wk wird im
voc. korrigiert angeführt. 3. Pr, uncertain: sometimes even
the accented syllables [man vergleiche seine Zusammenstellungen
p. 1024 fL; ich habe daher Pr. in der regel nicht zitiert].
4. H. besser. 5. C. "very strict but very peculiar." 6. Über
M, cf. Ellis. 7. J. "the most extensive list, and most re-
markable, because he has chronicled numerous unrecognised
or "abusive" pronunciations besides those which were customary
or fashionable. I have not always feit perfectly confident of
the correctness of my Interpretation."
16. jahrh.: 1. "the position of the accent is always hypo-
thetical, except for the words of Gill 128—138." 2. "great
difflculty in determining the length of the words." P. does
not note the length. Sa, not consistent. H, G. generally
use diacritical signs, Bull does so in many cases, [butj the
diacritical sign is often omitted, and it is difficult to know
in any given case, whetlier it ought to be added or not . .
bei Bull wii'd 1 und langes I = (1, ee) verwechselt und in G,
i (I) und j (9*) "in his book is very perplexing". 3. CA.'s words
have not been transliterated, they are printed in italics.
92 C. HBCK,
Nach welcher methode ist nun zu verfahren, um öher dij
inögtichkeit oder uniDCglichkeit gewisser quantititten (das gü
namentlich von den phonetischen transkriptionen und Led.'
accentsetzungen) , oder über die Verbreitung vom Ne.
weichender lautungen, wo über diese selbst kein zweifei sei
kann, ins klare zu kommen? Ich habe so verfahren: T. hal
ich alle ausnahmen (die Wörter, bei denen auch accentvi
Schiebung vorliegt, fallen hier zunächst weg) von den heuti
quantitiiten nach den accentvokalen geordnet und hieranter
einordnung nacli auffixen getroffen nach dem in teil II dar-
zustellenden prinzip meiner anordnung des gesamten materials;
II. die so geordneten Wörter auf die einzelnen Jahrhunderte
verteilt; III. alle regelrecht bezeichneten lautungen derselben
Wörter: a) an anderen stellen bei denselben orthoepisten, b) bei
anderen orthoepisten desselben jahrhdts., c) bei anderen ortho-
episten verschiedener Jahrhunderte, soweit sie in Ellis zii
finden waren, in die liste eingetragen und ferner noch IV. alle
Wörter mit gleichem accentvokal und gleichem sufftx, soweit
sie in Ellis belegt waren (analogieen) . hinzugefügt. Ei
unter berucksichtigung aller dieser faktoren und unter steter'
beachtung der persönlichkeit der orthoepisten und der korrekt-
heit ihrer arbeit, und femer unter hinzuziehung sonstiger
kriterien (frühne. Schreibungen usw.) können wir uns ein
einigermafsen klares bild über frühne. quantitütsdifferenzeu
und deren Verbreitung machen.
Leider liefsen mich so oft alle diese kriterien im stich,
wodurch mir viele transkriptionen undeutlich geblieben sind.
Meine listen, nach denen die folgenden ausführungen vor sich
gehen, der besseren nachpriifung wegen hier abzudrucken,
schien mir nicht notwendig zu sein.
Die lautwiedergaben habe ich nicht uniformiert. Ich gel
die mod. engl laute nach dem N. E. D., setze aber Ellis' bezeich-
nungen für das 16. — 18. jahrh. Von den phon. transkriptionen
ganzer Wörter gebe ich in der regel nur die der accentvokale
wieder, um es dem leser bequem zu machen, doch sind Ellis'
völlige Umschreibungen beständig nachzusehen. Die belege
aus den vocabularies werden, um sie von den andern zu
unterscheiden, mit einem * versehen. Ich werde im folgenden
Öfters von ..gesetzlich richtigen" gegenüber „gesetzlieh falschen"
lautuugen sprechen. Ich bitte dies vorläufig hinnehmen za
eit^H
ter^l
I
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 93
wüllea. Den beweis der richtigkeit dieser behauptung kann
ich erst auf späteren Seiten liefern- Nun zur sache!
Accentvokal a:
mod. e. qua-drant (o-) = queedrant *B. (Buchanan)
und *S1l (Sheridan), cf. aber Webster (Ellis p. 1067, sp. 2,
absatz 1 , in der mitte) : authors differ , some give the flrst
[sound] (ee), some the second (ae) and others the fifth sound (o).
Aus W.'s bemerkung sehen wir also, dafs *B. und *Sh. uns
nicht einen allgemein angenommenen tatbestand überliefern.
W.'s "authors that differ" sind Kenrick, Bums, Perry, Scott,
nicht B. u. Sh. Da aber nun B. und namentlich Sh. in erster
linie die lautungen der vornehmen weit geben, so können wir
annehmen, dafs die ee-aussprache event. nur eine fashionable
neuerung vorübergehender art der vornehmen weit bedeutet.
Leider fehlen fürs ganze Ne. weitere belege, doch bestärkt
mich das geschick von quadrate und matron, patron (cf. diese)
in dieser annähme. Gesetzlich richtig wäre nur ae resp. o.
Letzteres ist aus seiner zeitweiligen Verbannung heute wieder
in die Londoner salons zurückgekehrt und hat seine neben-
buhler wieder ganz verdrängt.
mod. e. ta'bard («') = tee*bard: *B. Weitere belege
für die ne. zeit kommen in Ellis nicht vor. Me. Schreibungen
mit -bb- deuten auf ursprüngliche und reguläre kürze. Sie
wird, das ist wohl anzunehmen, auch im 18. jahrh. neben B.*s
(ee*) fortbestanden haben. Später hat sie sich wieder zur
alleinigen geltung gebracht
mod. e. anarch (se*). Ebenso ist *B.'s eenarch eine
nicht allgemein anerkannte lautung, cf. *Sh.'s »narch. Dies
wort hat wohl mit tabard ein gleiches geschick gehabt. Auch
hier fehlen weitere belege. Regulär wäre nur aenarch, wie
wir es heute aussprechen.
mod. e. qua'drate (o.): Diesem wort gibtLediard (p. 1041,
unter a I) neben auffallendem many (mähni) die ausspräche
quähdrähte (deutsches langes ä, et ähre). Aber p. 1041 V
verwendet er es als beleg der ausnähme von der o-aussprache
des a und gibt ihm da den laut (ae). Also, ohne es vielleicht
zu wollen, — das geläufigere war ihm wohl die „fashionable"
94 C. HEOK,
läDge — bezeugt er auch die kürze. Zweifelsohne verhält es
sich mit diesem wort wie mit quadrant oben.
able (e*). Gills kürze able ist sicher ein druck- oder
Schreibfehler. * G. 65 und an anderen stellen, * Bull, * S. im
16. jahrh. und *Pr., *C. nebst Hodges — der es in seinem:
Words Like and Unlike Abel gegenüberstellt — im 17. jahrh^
haben ausnahmslos länge. Jiriczek's Gill hat dies fehlerhafte
able auf s. 84,0. cf. die vielen äbl s. 74,g_2s etc.
aged (e'). Ebenso scheint mir ein druckfehler vorzu-
liegen in Gill*s aged (a) Jir. s. II25. Es ist nur einmal belegt
age ist öfters transkribiert mit ä und auch da schleicht sich
einmal der fehler a ein: s. 11726. Also warum auch nicht
in aged?
apparel (£). Dagegen scheint mir in Jir. Gills Sli^
apparel (a) kürze vorzuliegen, vielleicht mit accentuation der
ersten silbe, wie die Schreibung 6 apperell wahrscheinlich
macht, vielleicht aber auch bei der heutigen accentuation, wo-
für wieder die Schreibung 7 parrel zu sprechen scheint.
A'men (e* und a). In seinem Credo und Vater Unser hat
Wilkins beidesmal ^-men [p. 998 und 999]. Weitere belege
fehlen fürs Frühne. Gill hat zwar einmal Amen, doch ist es
an der betreffenden stelle kursiv gedruckt und scheint nicht
transkribiert zu sein. cf. Jir. Gill 393i. Man kann daher
ruhig mit Ellis in Wilkins transkription eine ungenauigkeit
erblicken und mit ihm iEae'men korrigieren.
parents (e). Diesem gibt *G. an zwei stellen (nach
Jir.-G. 7722 u. 7812) dem mod. e. entsprechend länge. Einmal
allerdings auch kürze: Jir.-G. IO85. Das hat Ellis nicht
bemerkt, oder wohl, wie ja auch wohl anzunehmen, einen
druckfehler darin gesehen. In Ellis' auszug aber von Bull.'s
'*Book at Large" [p. 843] begegnen wir nur pa'rents mit kürze.
Liegt hier wirklich kürze vor oder sind es auch fehlerhafte
wiedergaben? Bull, bezeichnet in der regel die länge des a
durch den accent [aj, doch verfährt er damit nicht sehr genau.
Die längen in einheimischen einsilbigen Wörtern werden aller-
dings ausnahmslos bezeichnet. In den einsilbigen lehnwörtern
ist es auch die regel, doch schleichen sich hier öfters druck-
oder Schreibfehler ein. cf. place = plas 84 le, grace = gras
841, 2. zeile von unten, misplaced (a) 8425 neben richtigem
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 95
misplaa-sed 842 1, von unten, save (a) 83929, 30 gegenüber
saa'fguard 84829. Wenn also Bull, bei den zweisilbigen die-
selben druckfehler hätte durchgehen lassen, so könnte man
das zweimal belegte parent ja auf diese weise erklären.
Doch dem ist nicht so. Bull, gibt nämlich bei den zweisilbigen
lehnwörtem der quantität der accentvokale überhaupt keine
transkription. Warum er es nicht tut, kann ich nicht er-
gründen. Seine angaben sind dadurch aber unbrauchbar für
unsere Untersuchungen. — Es wird also in unserm fall für
das 16. jahrh. jedenfalls das zweimal bei 6ill belegte paarent
anzusetzen sein.
caper (e>) *G. 37 capers (Jir. SO^)! Fürs 17. jahrh. be-
zeugt *C die länge CEE'per. Aber Schreibungen mit pp vom
Me. bis ins 17. jahrh. bezeugen auch eine form mit kurzem a.
Die scheint mir auch hier vorzuliegen. Übrigens erklärt sich
die doppelform aus einer zweifachen entlehnuug dieser Wörter.
Die ä-form entspricht dem lat., die ä-form dem franz. vorbild.
fragile (ae*): 18. jahrh. free* gile *B, fra'gile*Sh. Wei-
tere belege fehlen. Über die Verbreitung, die dieses irreguläre
[ee-] in der Schriftsprache erlangt hat, läfst sich daher nichts
sagen.
rapine: (ae*). Ebenso wenig läfst sich über die zeitliche
und räumliche Verbreitung von *B.'s raeae'pine [hier nicht ee!]
feststellen, da weitere belege nicht vorhanden sind.
basin (e^). Wenn wir für basin (e^) neben 18. jahrh. *B.
*Sh. bee-sin, sowie 17. jahrh. *C bEE'sin bei Pr., der in seinen
Words Like and Unlike die tollsten gegenüberstellungen macht,
bae'sin finden, so ist das eine sehr zweifelhafte angäbe. Die
spätme. -SS -Schreibungen, die nochmals im 18. jahrh. wieder-
kehren [ — 8 bassin], weisen allerdings auf kürze hin, und es
ist möglich, dafs Pr. diese noch kannte und fixierte, aber seine
ungenauigkeit lälst eben keinen sicheren schlufs zu.
rapier (e**). In Lediards räpier [' = kurzer, * = langer
accent, gleichbedeutend mit kurzer und langer accentsilbej liegt
wahrscheinlich ein irrtum vor, wie so häufig bei seiner accent-
setzung [cf. diese], cf. auch *B. *Sh. reepier.
b rasier (e*) weist noch im 17. jahrh. alte reguläre kürze
auf im *J.*s "sometimes" braesher; zugleich aber sehen wir
96 C. HECK.
durch das "sometimes", dafs die neuerung * J. braeae'sier schon
zu Jones' zeit die herrschaft gewonnen hat.
native (e*). Bull. 84235,42, 843 ,0 = na'tive, Weitere
belege sind fürs Frühne. nicht vorhanden. Gill hat allerdings
unbetontes nativity (Jir. G. 15 5), cf. oben.
Vary (e). 16. jahrh. Bull. 8IO17 va-ry [et parentsj. FrkL's
ve'ries [1062 21] ist ein Schreibfehler, cf. edsch 1062 19 für age
(ee.). Länge wird fürs Frühne. sicher bezeugt durch *C.'s
VEE'ry im 17. jahrh.
squadron (0.): *B. swaeae'dron, *Sh. skwAAdron. Wei-
tere belege fehlen.
capon (e^). Zu capon (ä) bemerkt Gill (cf. Jir. 33 e): sed
Mopsae kepn et fere kXpn!
apron (e*). Für dieses interessante, in seiner heutigen
lautung irreguläre wort finden wir nur aus dem 18. jahrh.
belege. *0. *Sh. geben ee-pron, *B. dagegen gibt die alte
reguläre form sepron. Bis ins 16. jahrh. bezeugen doppel-
konsonantische Schreibungen eine ursprüngliche kürze. Sie
mufs sich nach B.'s zeugnis bis ins 18. jahrh. erhalten haben.
Im 19. jahrh. ist sie ganz in die dialekte verwiesen, dort aber
herrscht sie noch ziemlich ausgedehnt, wie uns die dialekt-
kriterien zeigen werden.
matron, patron: (e' u. ae). In diesen beiden Wörtern
hat sich die längung, die im 18. jahrh. vor sich ging, bis heute
neben der ursprünglichen kürze behauptet. B. und Sh. werden
wohl beide die ee*- formen haben, weil sie im vocabulary
nicht erwähnt werden ; letzterer hat sie sicher, cf . Ellis III 76.
Webster [1068 II unten] spricht sich wie folgt aus: Many
people in America [d. h. wohl fast alle, denen die ausspräche
der Engländer nicht bekannt war, also die einfachen leute in
erster linie] say pat-ron, mat-ron, whereas the English say
either pa-tron or pat-ron, ma-tron or mat-ron. Sh. gibt der
irisch-englischen ausspräche seiner zeit ebenfalls ausschliefs-
lich kürze [cf . III 73] , während er für die englische lautung
nur ee kennt oder kennen will. Wir stehen also vor der tat-
sache, dafs das volk in Amerika und Irland — vielleicht auch
das volk in England — noch ausschlielslich die kürze benutzt,
dals aber die feine oder gebildete weit [Sh. kennt für das
DIE QUANTITÄTEN DEB ACCBNTVOKALE ETC. 97
engl. Englisch nur ee !] länge hat. Worauf die länge beruht,
davon später.
ague (e*), Gill-Jir. ägv 9626, a?v 99 7, agv 9733. Was
ist nun das richtige ? Historisch korrekt wäre agv. Es fehlen
weitere Zeugnisse aus dem Frühne.
nature (e*). Länge wird bezeugt: 1. im 18. jahrh. — dort
ausschlief slich : *0., *B., *Sh.; 2. im 17. jahrh.; ebenfalls aus-
schlief slich : *C., *M., *J. Für das 16. jahrh. zitiert nun das
Vocab.: naature *Bull., nature? *G. 21. Das zitat aus Bull,
raufs Ellis wohl verbessert haben, denn, wie wir oben sahen,
gibt Bull, in mehrsilbigen lehnwörtern keine längeangaben.
Giirs zitat ist richtig wiedergegeben, cf. Jir.-Gill 104s, aber
es scheint ein druckfehler zu sein. cf. nä'ture in Gill-Jir.
120 3. Es ist also wohl fürs ganze Frühne. nature mit länge
anzusetzen.
cla'mour (ae*). Für dies wort gibt Sh. HI 767 die aus-
spräche 36* als die in Irland, die ausspräche aeae als die für
die gebildete englische weit giltige. Die länge hat sich nicht
behaupten können, cf. auch die Schreibung claymour im 17.
jahrh. Liegt ihr etwa volksetymologische Umbildung zu gründe?
favour (e*). GUI hat dies wort zweimal und beidemal
mit kurzem a. Auch Bull, hat fa'vour, doch ist seine angäbe
nicht zu gebrauchen. Für das 17. jahrh. bezeugt *J. die
heutige länge: faeae'vour. — Das wort hatte ursprünglich
kurzes a, und es ist wahrscheinlich, dafs Gills transkriptionen
noch diese alte reguläre a-aussprache belegen. Wir finden
sie heute noch in den dialekten. cf. auch das — 9 favver im
N. E. D. Daneben wird aber auch schon durch die Schreibung
faveor für das 16. jahrh. länge bezeugt. Gill scheint sich als
konservativer headmaster of St. Paul's school noch zur alten
traditionellen ausspräche zu bekennen.
famous: neben ä in famous, das dreimal belegt ist, hat
Gill einmal den komparativ famuser: Jir. 48 lo«?
navy (e'*) Vom 17. jahrh. bis zur gegen wart wird für
navy länge bezeugt: *C., *Sh. — *B. dagegen hat ne*vy, wohl
gemerkt: nicht nae'vy. Liegt hier eine persönliche, etwa
durch den dialakt hervorgerufene eigentümlichkeit vor? cf.
auch *B.'s appereL
Anglift. N. F. XYII. 7
98 C. HBCK,
arable (aeae) gibt 8h., der feine, gebildete mann, mit ae
wieder. *0. [C ist wohl ein druckfehler] dagegen, der Lon-
doner 3"^** rate schoolmaster , vertritt die — wahrscheinlich
volkstümliche — neuerung : e, die sich dann im weiteren ver-
lauf allgemein eingebürgert hat.
carabine (ae-). *Sh.'s caBaerbine neben *B.'s cae'rabine
ist die lautung für obs. carbine und gehört nicht hierher.
macer ate (ae*). Lediard's mäcerate (e) für ne. ae steht
vereinzelt da, und ist höchst wahrscheinlich ein druckfehler.
Auch Ellis kommt es fraglich vor. cf. volüptuary desselben
absatzes und andere versehen.
complacency (e'). Sehr wichtig ist es, für dieses in
der mitte des 17. jahrh. zuerst belegte wort bei *B. noch die
reguläre lautung (ae*) zu finden, die *Sh. schon nicht mehr
kennt, und die auch heute allgemein verdrängt ist.
majesty (ae). GilPs mäjesty: Jir. 374 steht einem ma'jesty
38; gegenüber. Was ist das richtige? Weitere belege füre
Frühne. fehlen. *Sa.'s ma'jesty kann nicht herangezogen
werden, da es von Ellis konstruiert ist [cf. Sa.'s traktat].
Asia (e*). *B. hat noch die reguläre kürze!
allen (e*). Für dieses finden wir im 18. jahrh. der heu-
tigen lautung entsprechend bei *B. und *Sh. ee, *0. hat da-
gegen ae! Diese reguläre kürze wird durch die volkstümlich
umgelautete Schreibung alliant des 17. jahrh. gestützt Sie,
hat sich, da '^B. und *Sh. sie nicht kennen, wie scheint nur
in mehr niederen Volksschichten erhalten: 0. = der arme,
stundengebende 3''* rate schoolmaster!
sacrifice (ve): p. 1068, 2. spalte, 5. absatz geht aus
Websters bemerkung hervor, dafs erst zu seiner zeit in Eng-
land von den hervorragendsten rednern die heutige ae'-ans-
sprache eingeführt worden ist, und dafs diese in Amerika noch
nicht bekannt war.
ratio (e*) wird im 18. jahrh. von *B. noch korrekt rsB'tio
gelautet *Sh. hat schon reetio.
-ation (eO. Belege von kürzen für die Wörter auf -ation
finden wir bei orthoepisten des 16. jahrh. 1. bei BulL na'sion
841 1^ und noch fünfmal, occasion 8394$« 843 1«, 843)). occa-
pation 8d9«t* abbreviation (a) 842 1 und aspira'tion 842|7.
DCB QUANTITÄTEK DBB ACCBNTVOKALB ETC. 99
Also alle seine -ation, und so oft sie belegt sind, haben ä.
Dies hängt aber mit seinem allgemeinen verfahren zusammen.
Was ihn nur dazu bestimmt mag haben, in mehrsilbigen
lehnwörtem keine quantitätsdifferenzen anzugeben? Waren sie
ihm wirklich so unsicher und schwankend? 2. Bei Hart im
16. jahi'h.: confirma'tion 79825, pronuncia'tion 79924, 802 24,
802 14, 79832, na-sion 79821, 79827. Ein druckfehler wie in
hav 80323 ^ gewöhnliches haav, pla'ses 79827 ^^ pl^as
801 16 liegt bei dem durchgehenden fehlen der länge wohl
schwerlich vor. Hat Hart etwa dieselbe Unsicherheit em-
pfunden wie Bull? Ellis' auszug liefert, um dies feststellen
zu können, kein weiteres material mit langem a. Liegt viel-
leicht eine fashionable art der ausspräche vorübergehender
natur vor? Gill kennt sie nicht. Er hat für die vielen
Wörter auf -ation, die er bringt, durchgehend länge. Das
einzige expectation (a) 855 20 ist wohl ein druckfehler. cf.
naa-tion 85534, 855 30, 8565, 855 n, meditaa'tion 85746.
3. salvaa'tion 85522 etc., 8563, foundaa-tion 85623, 857 12,
habitaation 85623, 857 n, occaasion etc. etc. — Im späteren
Ne. treffen wir in der regel auch nur auf längen : cf . z. b.
*Pr.'s naa'sion, *B.'s und *S/s adulation [ee] und acclamation
|eej, Kenrick's reputation [ee-] etc. Frkl.'s reforme -tion 1062,
pronuncie'tion 1062 30 sind entweder als ungenaue wiedergaben
oder als persönliche eigentiimlichkeiten aufzufassen und nicht
als kurze a. Diese transkribiert er mit ae*, cf. 1061 25 : nae'turaL
Auch Wk.'s temptaß'sion ist keine kürze. Es liegt ein druck-
fehler vor! — Kurz ist nur Steele's naß -tion [p. 1055], wo er
ausdrücklich sagt: e is long in may, make and short in
nae'tion! Jedoch erklärt sich dies o) am natürlichsten als
kürzung durch nae'tional, da GilVs und Pr.*s naation und
nseaesion die länge fürs Frühne. doch wohl als allgemeingiltig
hinstellen.
capricorn (ae) *B. cee'pricom, *Sh. cae'pricom. et
quadrant etc.
Patriot, patriotism (ae*). Webster 1062 115: "In Pa-
triot, patriotism the English give a its long sound, but a great
part of the Americans its short sound." Unter "the English"
ist sicherlich nur zu verstehen: die kreise, die er kannte,
"the great part of the Americans" ist wohl gleichbedeutend
mit denen, die die englische ausspräche nicht kannten, also
"4^
100 C. HECK,
den gewöhnlichen bürgerkreisen und dem volk. Das (unge-
setzliche) e, welches wahrscheinlich eine vorübergehende
neuerung vertritt, wird sonst nicht erwähnt.
bestiality (ae*) *B/s bestiAA'lity hat in der Schrift-
sprache wohl wenig Verbreitung gefunden. *Sh. hat bestia'lity.
Für das wort selbst finde ich keine weiteren belege, aber die
analogen Wörter haben alle kürzen: so im 18. jahrh. Lediard's
causality, Led.'s und Webster's quality (o, se), im 17. jahrh. * C.'s
qujß'lity, im 16. jahrh. Gill's qua'lity, frugality und persona'lity.
casualty (se-)? *B. und *Sh. im 18. jahrh. haben dem
mod. E. entsprechend ae. Fürs 17. jahrh. bezeugt * J. durch
sein "sometimes" caeae'sualty eine vorübergehende analogie-
bildung.
vacuous: für mod. E. ae hat *B. hier wieder ee.
amatory: Ebenso in amatory. Beide fallen unter das
oben gesagte. *Sh. hat in beiden fällen ae.
Accentvokal e [T, e].
Eine eigentümlichkeit der lautwiedergabe Buchanans mufs
vorausgeschickt werden. Er bezeichnet in der regel den vokal
e so, dafs Ellis die länge mit [ii] , die kürze mit [e] wieder-
geben kann. Daneben hat er aber noch die dritte bezeich-
nung [i] , und zwar sowohl da , wo Sh. und das mod. E. [iij
haben, als auch da, wo bei ihnen [e*] vorliegt. So setzt er
z. b. in adhere, machine, oblique, serene [ii] , wie die andern
orthoepisten , dagegen in Wörtern gleicher art wie fatigue,
extreme, wo *Sh. und *0. ebenfalls [ii] haben, [i]. Es ist
nun ganz ausgeschlossen, dafs dieser 1-aussprache allgemeinere
giltigkeit zukommt, das beweist ja schon *Sh.'s und *0.'s
transkription. Es liegt vielmehr Buchanan's transkription
scheints heimischer einfiufs zu gründe, und es kann daher bei
der betrachtung der lautung der frühne. Schriftsprache diese
eigentümlichkeit übergangen werden.
idea (T*). Frkl.'s idea = 9^dia für ii ist wohl unkorrektheit
der phonetischen transkription. [cf. 10622 huü für huuüI,
10622 i-ven für iiven, 1062 12 titshiq für tiiching.] Übrigens
bezeugt Led. die länge ii, p. 1041 [e I 3] : eidiha, und gibt da
dJQ allgemeine regel, dals e vor folgendem vokal lang ist
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTTOKALE ETC. 101
equal (I-). Gill-Jir. hat 6 = e 91 lo und Squal 123n.
6 scheint das richtige zu sein, denn auch die Schreibungen se
des 16. und 17. jahrh. deuten auf länge und auch Led. im
18. jahrh. hat ih'qual.
pedant (e) hat irreguläre länge im 17. jahrh. bei *J.
Weitere belege fehlen. Gill-Jir. hat pedante.
pleasant (e.) *G. 142 plee-sant. cf. pleasure s. 104.
treble (e*), das sich im 16. jahrh. durch doppelkonsonan-
tische formen als kürze ausweist, und das auch durch Bull,
beständig als kürze behandelt wird, hat bei *J. tree'ble.
Sonst findet sich diese form nicht mehr. Kenrick hat treble
p. 1054.
recent, decent(T). recent hat Led. mit dem acuten
accent (6 = 6). Sonst ist das wort nicht belegt. Man könnte
geneigt sein, einen druckfehler anzunehmen, wenn nicht Led,
für das analoge decent die beiden transkriptionen dess-ent
und diessent hätte [104911], woraus hervorgeht, dafs im
anfang des 18. jahrh. beide lautungen neben einander bestanden.
Hierdurch wird das rß'cent sehr wahrscheinlich. Ob auch
schon die irreguläre länge damals gesprochen wurde?
present (e*) hat einmal e in Gill-Jir. 785 gegenüber
zwei 6 -belegen: 91 32, 91 31; das subst. presence hat nur 6.
Hierdurch wird das e sehr unwahrscheinlich. Auch bei andern
orthoepisten ist nur 6 anzutreffen.
precept (ii). Led.'s pr6cept (e*) [regulär!] steht ohne
weitere deckung da, und mufs daher in anbetracht der un-
genauen darstellung Led.'s mit einem fragezeichen versehen
werden.
leper (e). Mit diesem wort beschäftigen sich namentlich
die orthoepisten des 17. jahrh. 1. Cooper: I. eandem pronun-
ciationem habent . . . leper [leprosus] : leaper [saltator].
2. Hodges : I. alike in sound . . leapers (that can leap) : lepers
(füll of leprosy). Soll man dem leper ein langes e geben?
Cooper ist zwar sehr genau und doch hat er unter I. auch car'd
= cared gegenüber card gestellt, und Hodges stellt unter
L bad : bade, Easter : Hester, holy : wholly und nament-
lich ceasing : cessing gegenüber. Also 16 per ist nicht ein-
wandsfrei.
102 C. HECK,
leaver (T, e). Bezeugt wird im Frühne. nur die aus-
spräche e. et *C. iB'ver und *M. le-ver: a est cont6 pour
rien [cf. auch m § 3 p. 81 ff.].
egress (T). Led. 6gress = 6?
secret (T). Led.*s s6cret (6) ist wieder fraglich wegen
der ungenauigkeit seiner transkription.
nephew (e*). *J. gibt ee und e, ohne sich weiter zu
äufsern, welche von beiden aussprachen die gewöhnlichere sei.
tenet (e). tenet ist im 17. und 18. jahrh. als länge be-
zeugt durch *J.'s tee'net, *B.'s ti[iijnet, *SL's tii'net.
athle-tic (e*) hat *Sh. wie heute. *B. hat athlii'tic.
In wie weit dieser wahrscheinlich an das Substantiv ange-
glichenen form allgemeinere giltigkeit zukommt, und wie weit
ii vor -tic überhaupt möglich war, läfst sich durch Ellis'
material nicht nachweisen. Er hat keine analogen fälle
auf -etic.
edict (T-). Led.'s 6dict ist wieder fraglicher natur.
raisins (e*), das me. resins mufste sich regulär zu ea > ii
(peace) entwickeln, fiel also mit reason zusammen. Wir fijiden
es noch im 17. jahrh. in *Pr., *C., *M. cf. auch Cooper:
eandem pron. : raisin (uva) : reason (ratio). Im 18. jahrh.
kommt die neue lautung auf. Led. vertritt sie schon, p. 1044 I
unter ai.
plevine (e): * J. hat plee'vine. Sonst ist das wort nicht
belegt.
precinct (l). Led.'s pr6cinct (e*)?
crevice (e). *J. hat creevice. cf. auch die Schreibung
cray- im 16. jahrh.
cherish (e*). 131 31 hat Gill.-Jir. e und 132 10 6. Frühne.
Schreibungen -ee- und -ea- neben cherrish bieten belege für
das nebeneinanderbestehen zweier quantitäten. Welche Gill
meint, ob die eine oder andere, oder beide, ist wieder nicht
möglich festzustellen.
credit (e*) hatte, so wie heute, auch im Me. e. Im 16.
jahrh. trat längung ein, die sich in Schreibungen wie 6 crea-
dyte, 7 creadit niederschlägt, und die wir gesichert finden in
*J.'s cree'dit Wie viel boden sich diese neue lautung er-
rungen hat, lälst sich nicht nachweisen. Gills zweifach belegte
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 103
kürze zeigt, dafs er sich zur alten lautung bekennt Bull's
credit 843 ^g ist fraglich.
out-herod (e*). Hat Sh. out-herod(e) oder out-hee*rod
gesagt? *C. gibt Heerod, und * J. HI 85 gibt allen "scrip-
tural names" mit e in offener silbe den laut I.
reason (T-) wird von allen orthoepisten aller drei jahrh.
in den vocabularies und auch sonst als länge citiert. Es ist
daher BuU.'s re'soun 840 44 sicher ein druckfehler. et dazu
sein ree-soun 843 19. Auch Harts beide citate 803 14, 21 sind
wohl ungenauigkeiten , die bei ihm auch sonst vorkommen:
cf. 799, t ther neben gewöhnlichem theere 79924,27 etc.
endeavour (e*): 1. Länge: 16. jahrh. (ee*) *Gill 82.
17. jahrh. (ee) *Pr. 18. jahrh. (ii) *0. 2. Kürze: 16. jahrh. 0.
17. jahrh. *C. (e*), m 822i. 18. jahrh. *B. *Sh. Wir sehen
also, dafs die länge des 16. jahrh., wo sie noch von einem ge-
bildeten ersten grades vertreten wird, im 17. jahrh. schon
nicht mehr von einem gelehrten wie Cooper gekannt wird,
und dafs sie im 18. jahrh. im allgemeinen scheints überhaupt
aus der feinen weit verschwindet und sich mehr im volke er-
hält (0., der schoolmaster !).
venue (e). *J. hat ein irreguläres vee'nue. Ich finde
keine weiteren belege bei den orthoepisten.
Cherub (e*): 17. jahrh. *W. che'rub, *J. chee*rub. —
Auffallend sind Jones' viele längen für mod. e. kürzen ; da sie
aber meist ohne andere frühne. belege stehen, läfst sich nicht
feststellen, in wie weit diese angaben glauben verdienen. Für
unseren fall hier haben wir nur einen weiteren beleg für das
17. jahrh. in W.*s lautung und diese hat 6. Das mufs uns
warnen, Jones' ee zu viel zuzutrauen.
prepuce (T*). Led. hat pröpuce!
ferule (e), für das die volkstümliche Schreibung 6 ferrall
auch kürze im Frühne. belegt, hat bei *J. ebenfalls ee.
schedule (e*) wird von allen orthoepisten mit e wieder-
gegeben: 18. jahrh.: e *ß., e *Sh. 17. jahrh. *P., *J., *E.
16. jahrh. kein beleg. Allen diesen Zeugnissen steht nur Hodges
länge ganz vereinzelt aber sicher gegenüber, cf. 1023 4.
tenure (e) wurde nach Sh. [III 92 3^] in Irland zu seiner
zeit (e), dagegen von der gebildeten weit Englands ii ge-
104 C. HECK,
sprochen. Dieses irische (e), welches, wie EUis richtig be-
merkt, eine im mutterlande früher einmal allgemein übliche
lautung bezeugt, mrd zu Sheridans zeit auch in den niederen
ständen Englands weiter bestanden, und sich von da aus wieder
zur alleinherrschaft emporgeschwungen haben.
leisure (e'). Hochinteressant ist das Schicksal von leisure,
wie wir es aus den orthoepisten lesen. — Für das 16. jahrh.
fehlen belege. Im 17. jahrh. herrscht allgemein länge: *P.,
*M., *J. Ebenso haben im 18. jahrh. die hervorragendsten
orthoepisten länge : * 0., * B., * Sh. Ihren angaben stehen nun
im 18. jahrh. vier interessante Zeugnisse gegenüber. 1. Das
-e- des deutschen grammatikers Lediard. 2. Frkl.'s, des
Amerikaners (e*): 1063; und im vok. 3. Websters bemerkung
[1067 unten]: Leisure is sometimes pronounced leesure and
sometimes leshure : the latter is the most general pronunciation
in America. 4. Sheridans zeugnis [III 92], dafs zu seiner
zeit auf irischem boden 6 gesprochen wurde. — Also das
amerikanische volk sprach e. Nur leute, die mit Engländern
in berührung kamen und sich an ihnen aufbesserten, sprachen
-ii-. Der patriotische Frkl., der sich auch sonst noch als
hartnäckischer konservative!* erweist, behielt sein amerik. e.
Ebenso liegen die Verhältnisse in Irland. Wo hat nun der
Deutsche Lediard sein e her ? Doch weder aus Amerika noch
aus Irland. Es mufs also auch in England selbst im 18. jahrh.
noch eine 6-aussprache existiert haben, die allerdings in einem
solchen verruf gestanden haben mufs, dafs sie selbst von *0.
nicht gewünscht oder gekannt wird. Dieses verpönte e hat
sich dann im laufe des 19. jahrh. wieder zu ehren gebracht.
measure (e*). Gill hat unmesurably 134,, (Jir.). Wei-
tere belege fehlen.
pleasure (e*). Gill-Jir. 147,6, 96i5> dis- 130-24 hat e = f .
Gill bezeugt also noch die regelrechte ausspräche für dieses
wort. Im 17. jahrh. herrscht schon fast allgemein kürze:
*Pr., *C., * J. Nur * W. hat noch plee'sure. Diese kürze be-
zeugt auch Led. im 18. jahrh. [cf. unter ea] , und sie hat sich
bis heute einzig behauptet. Auch für pleasant wird durch
Gill länge bezeugt, die ebenfalls im 17. jahrh. wenigstens von
J., dem einzigen orthoepisten, der pleasant gibt, nicht mehr
gekannt wird [cf. J. III 86,9].
DIB QÜANTITÄTEK DER ACCENTVOKALE ETC. 105
treasure: Ob im 16. jahrh. länge gesprochen wurde,
geht ans Gills angaben nicht hervor. Er hat e auf 865 und
ö auf 130 26- Fürs 17. und 18. jahrh. wird von J. und Led.
kflrze angegeben.
endeavour (e). 16. jahrh. Gill-Jir. 8929 hat 6 = ee.
17. jahrh. R: endeevour. 18. jahrh. *0. ii, *B. und ♦Sh. 6.
Die kürze ist also erst im 18. jahrh., wahrscheinlich von oben
nach unten, eingeführt worden.
jealous (e-), das regulär nur 6 hätte haben sollen, wird
im 17. jahrh. von *E. je-lus [Ellis: ii, ee?] transkribiert.
Schreibungen des 16. jahrh. weisen auf länge hin, doch Gill
gibt jealousy wiederholt nur mit 6 wieder. Hat es im 16.
jahrh. also eine länge gegeben oder nicht? Es ist möglich,
dafs es sie gegeben hat, und der konservative Gill sie nicht
anerkennt. Mehr läfst sich nicht sagen. Kenrick im 18. jahrh.
hat ebenfalls kürze.
zealous. Dieses wort, das jealous wahrscheinlich vorüber-
gehend gelängt hat, verlor später durch das kurze jealous
umgekehrt seine eigene länge. Dafs zealous noch im 18. jahrh.
in England im volke und in Amerika, noch dazu in der ge-
bildeten weit, länge hatte, geht aus Websters bemerkung
[p. 1068 II abs. 5] hervor. Und mit diesem zeugnis stimmen
auch wieder Sh.'s angaben über die ausspräche dieses Wortes
in Irland überein. p. 988: ir.-engL ziilous, engl, ze'lous. Also
die reguläre länge läfst sich noch bis spät ins 18. jahrh.
nachweisen.
zealot (e*). Diesem käme gesetzmäfsig kürze zu. Es
hat sie, wie wir später sehen werden, auch ursprünglich ge-
habt. Seine heutige kürze erweist sich aber nicht als die
entsprechung dieses frühen e, sondern als eine neukürzung
eines durch analogie entstandenen zealot (ee, l). Das lange
zealot wird im 18. jahrh. nur noch von unserem 3*^** rate
schoolmaster * 0. ii gesprochen, * B. und * Sh. dagegen kennen
nur [e*] als feines Englisch. Ich betone feines Englisch, denn
Sh. kennt sehr wohl auch die lautung [ii] von Irland her
[cf . in 93] , er verwirft sie aber , wenn er Standard English
spricht.
te nable (e*). Die einzigen belege für das Frühne. sind
im 18. jahrL *Sh.'s und *B.'s tii* nable. War das die einzige
106 C. HECK,
ausspräche? Und woher dann ne. reguläres 6? Sh.'8 be-
merkung über das irische Englisch seiner zeit hilft uns auch
hier wieder zu einer richtigen beurteilung. et Ellis HI 92 :
Er hat da te* nable, und so mag wohl auch das volk in Eng-
land noch gesprochen haben. Das S hat sich im laufe des
19. jahrh. wieder zur alleinherrschaft emporgeschwungen.
heinous (e*). Die ne. lautung (e*) ist die reguläre ent-
wicklung für ein me. ai. Sie wird belegt im 18. jahrh. durch
Led.'s äh [cf. unter ai s. 1044] und im 17. jahrh. durch *C.'s
hEEnous, wobei sich dessen bemerkung "negligenter" wohl auf
den Übergang des diphthongs zum monophthong bezieht, den
er, der konservative herr, noch nicht ganz anerkennt. Auf
diesen diphthong des 16. jahrh. weisen auch volkstümliche
Schreibungen wie hayghnous, heighnous hin. Neben dieser
regulären entwicklung für me. ai finden wir aber neben Led.'s
äh und dem ee des * B. , das ebenfalls mod. e. e* entspricht,
bei *Sh. hii'nous, und dieses wird gestützt im 17. jahrh. durch
*J.'s hee'uous. Welchen Ursprungs ist diese form? Darüber
später.
preamble (ö). Für Lediards pröamble = e ist pre-
amble zu setzen, cf. seine allgemeinbemerkung über e, dafs
dieses vor folgendem vokal lang sei = ih. cf. auch J.'s pre
= pree!
amphitheatre (!•). Aus demselben gründe ist Led's
amphithöater (e) falsch, cf. dazu noch sein richtiges theatre!
•
feodary (jü). Die geschichte dieses wortes bietet grofse
Schwierigkeiten. Wahrscheinlich durch die schon vom 14.
jahrh. ab bezeugte Schreibung eo veranlafst, setzt das N. E. D.
entlehnung aus dem Lat. an. Dem entspricht auch die heutige
lautung. Daneben begegnen wir im 18. jahrh., wo *S1l die
lautung [iu] vertritt, bei *0. und *B. [ii], eine lautung, die
auch durch die frühne. Schreibungen eo, ea, se gestützt wird.
Ob hier die me. Schreibung eo zur lautung ee > ii veran-
lassung war, oder ob wir es mit einer anpassung an me. fede
zu tun haben, darüber später. — Wir finden noch eine dritte
lautung im 17. jahrh. in *C.'s fEdary, dem ein me. 6 ent-
sprechen müXste. Auch hierüber später.
DIB QUANTITÄTEN DER AGCENTVOKALB ETC. 107
eternize (T*). Led.'s 6teniize (e*) ist höchst wahrschein-
lich wieder durch accentverwechslung zu erklären, cf. auch
die frtihne. Schreibung 6 — 7 ae, die als wiedergäbe des lat. ae
auf länge hinweist.
academial (I). Im 18. jahrh. hat *Sh. regelrechtes, und
dem mod. E. entsprechendes [ii], '*'B. dagegen acade'mial.
Weitere belege sind nicht vorhanden.
heterogenial (T*). *B. und *Sh. haben fii'], und nur
noch das volkskind *0. hat die regelrechte kürze (e).
material (T). Gills nur einmal belegtes material (6*). ist
deshalb fraglich.
angelical. Ebenso sein einmal belegtes angelical, dem
noch dazu die Schreibung angellical des 16. jahrh. gegenüber
steht.
obedience (T*). Bull.'s obei'dience 84325 ist scheints an
obey oder obeissance angeglichen.
inconvenience (T*). Frkl.'s inconvi'nience p. 1061 ff. ist
vielleicht keine unkorrektheit der wiedergäbe, sondern stellt
seine persönliche ausspräche dar, eine ausspräche, die wohl
amerik. dialektischer herkunft ist. Dafs in England dagegen
inconvii'nience gesprochen wurde, geht aus der transkription
seiner freundin Miss Stevenson hervor, die an der einen stelle,
wo sie das wort gebraucht [1061 nj inconvii'nience setzt.
cornelian, -ion (!•). Sowohl -ion als auch das heute
geläufigere -ian sind neubildungen für me. camelin. Wie die
Schreibung carnellion des 16. jahrL bezeugt, scheint füi- diese
neubildung das regelrechte g zunächst erhalten geblieben zu
sein. Wir finden es auch noch im 18. jahrh. in *ß.'s camelion.
*Sh. hat dagegen den dem mod. E. entsprechenden laut.
inferior und superior haben im 16. jahrh. noch allgemein
regelrechtes kurzes e. Belege finden sich bei Bull.: 8393^,41,
84321, 25? 26 lind auch bei Gill. cf. Jir. 445. Es trat dann
längung ein, die ende des 18. jahrh. von *B. und *Sh. für die
gebildete weit als alleinherrschend angegeben wird.
aequinox (e*). Es ist wichtig zur beurteilung des wertes
von Schreibungen im Frühne. für ein cb der schrift bei Led.
fcf. unter cb] den laut 6 zu finden. Die Schreibung cb stammt
108 C. HECK,
aus dem 16. jahrh. und mag eine ursprüngliche länge ver-
treten.
cele'brious (e*). Led.'s celebrious ist wohl wieder eine
accentverwechslung. cf. sein cel6brity.
ingenious (T*). *G.'s ingenious (6) wäre regulär. Doch,
da es nur einmal vorkommt, hilft es uns wenig. Auch Coopers
und Hodges' gegenüberstellung von ingenious und ingenaoos
unter II ist kein sicheres kriterium für 6.
devious (T). Für diese reguläre quantität, die auch
durch *Sh. bezeugt wird, hat *B. devious.
caecity (l*) = 6 bei Lediard; die heutige ausspräche
aber und Schreibungen bis ins 18. jahrh. bezeugen eine länge,
die wohl nie ganz ausgestorben sein kann. Led. wird wohl
nur eine der beiden aussprachen vertreten.
bezoar (e, T). Die mod. e. länge, die sich in frühne.
Schreibungen wiederspiegelt, wird von orthoepisten nicht an-
gegeben. Die kürze hat *J.
memoir (e, T) wurde im 18. jahrh. auch noch auf der
letzten silbe accentuiert (*B. und Led.'s memoir). Für das
wort mit accentuation der ersten silbe, gibt *Sh. ii, dem mod. E.
entsprechend, daneben hat er mee'moir.
heroisme (I). *Sh. hat noch regelrechtes 6.
ebony (e'). Ein irreguläres iibony neben ebon(E) hat *S1l
breviary (T*). Spätestens vom Frühne. schlich sich in
dieses wort langes ee > ii ein. Das regelrechte br6v- findet
sich aber im 17. jahrh. noch einmal in der verkürzten form
bre'vary (e*) bei *J. wieder. *J.'s "sometimes" zeigt uns
neben schriftzeugnissen zur genüge, dafs das bre'vary in Un-
gnade gefallen war. Im weiteren verlauf des Ne. ist es dann
auch ganz verschwunden.
Accentvokal i.
image (!•)• GriH's o^'mage (Jir.-G.) ist sicher ein ver-
sehen, cf. sein i'mage und sein imagine. Er hat dies fehler-
hafte (j) z. b. auch in infamy (Jir. 123,5).
vital. Auch wird ein Irrtum vorliegen in seinem vltaL
Er hat z. b. auch Sion (I) gegenüber lion mit dem diphthong.
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 109
ptisan (1*). Die ne. regelrechte ausspräche dieses wortes
hat bei unseren autoren des 18. jahrh. keine entsprechung.
Sh. hat ptisan* — accent auf der zweiten — allerdings mit I,
*B. dagegen hat ein ganz irreguläres pte^'san. Weitere be-
lege fehlen.
private (9**). BulL's private 88233 ist nicht zu ge-
brauchen, wie überhaupt BulL's i-angaben deshalb nicht citiert
werden können, weil er den accent, der sein längezeichen ist,
bei i beständig wegläfst. cf. Ellis' einleitung zum voc. und
den transkriptionen BulL's.
Chi sei (!•). Für dies wort, das wir auch schon unter
den ne. Schreibungen antrafen, treffen wir auf eine bestätigung
der längebezeichnung durch die Schreibung in den angaben
* J.'s und Bull.'s. Beide haben ii. Diese lautung bestätigt wohl
unsere Vermutung, in dem me. cliesel eine dehnung von 1 > ^
sehen zu können.
silent, silence: Gill hat beim adj. einmal den diphthong
(Jir. 1589) und zweimall : 116 5, 147 1. Das subst. silence hat
er nicht, wohl aber einmal das v. silence und das auch mit 1
Also drei 1-angaben gegenüber einem diphthong. Andere belege
fehlen. Ich neige zur annähme, dafs in allen fällen der
diphthong zu setzen ist, vielleicht nur nicht im verb, wenn es
den accent noch auf der letzten silbe trug.
eider: Auch das si'der des Gill ist unsicher. Kommt
eider irgend wo im reime vor im Frühne.?
diverse (a^*)- Dieses wort, das in seinen lautungen öfters
umgestaltet worden ist, ist im 16. jahrh. leider recht unglück-
lich belegt. BulL's diverse kommt überhaupt nicht in betracht.
Hart hat zwei belege, setzt aber nur einmal das längezeichen,
so dafs man nun nicht weifs, was er eigentlich haben will
[79826 0), 8028 {d% und *Gill hat das wort nur an einer
stelle und zwar mit dem ursprünglich regulären 1 ; doch da er
sich öfters ungenauigkeiten beim laut -i- zu schulden kommen
läfst, so ist auch dieser beleg nicht einwandfrei. Bis zum
18. jahrh. fehlen weitere belege. Dann hat *B. und *SL
da^'vers.
quiet (9*). Hierfür hat *S. im 16. jahrh. qweit. Bull.
875 19 qua* et; *G. 88 hat nun wieder quiet, ebenfalls eine
nngenanigkeit
110 C. HECK,
phthisis (9*): *B. phtisis, *Sh. (9*')- ^^ deren phtisan.
decisive (a*): *B. hat anormales decisive, *Sh. hat
dec9**sive.
hyssop (!•)• Dieses wort, dem doppelkonsonantische
formen auch im 16. jahrh. kürze sichern, gibt Gill mit 9*
(Jir. j) wieder. DaXs Gill irrtümlicher weise nicht nur für
9* 1 setzt, sondern auch umgekehrt 9* für 1, zeigt seine tran-
skription von infamy; es kann daher nur ein beleg keine
Sicherheit garantieren.
tyrannize, tyrannous, tyranny (1*). Diese Wörter
mit tyrant zusammen, haben eine bewegte Vergangenheit. Die
deutung der einzelnen laute und deren Wechsel mufs ich mir
für später aufbewahren ; hier nur die tatsachen aus der frühne.
zeit. Bis zum 18. jahrh. fehlen die belege, dann finden wir
1. tyrannize (9^ *B., e *Sh.); 2. tyrannous (9^ *B., e *Sh.);
3. tyranny (1 *B., e *Sh.). Interessant ist es nun, hiermit
wieder Webster's bemerkung auf s. 1068 II zu vergleichen.
Es geht daraus hervor, dafs zu B.'s und W.'s zeit (Sh. schrieb
später) das 1 in tyranny künstlich eingeführt wurde, und dafs
die gewöhnlichen leute in England, und in Amerika jedermann,
an der alten länge festhielt. Sh.'s e erklärt sich wohl als
dialektische entwicklung.
diary (9'-). 17. jahrh.: *J. dee'ry "occ." und Ow. Price's
gegenüberstellung von diary : dairy gehört nicht ganz hierher,
da in dieser form des wertes eine accentverschiebung vorliegt.
diligent (1). Led.'s 1 = 9* ist in beiden fällen zweifel-
hafter natur. cf. auch Gills allerdings nur einmal belegtes 1!
effi'gies (!•). Für effigies gibt *Sh. efii-gies, *B. da-
gegen eff-igies mit betonung der ersten silbe.
vi'cious (r). Ebenso wird vi'cious (1), diesmal von
beiden bezeugt, mit vii'cious wiedergegeben. Wie ist diese
eigentümliche längung zu erklären? War sie allgemein giltig?
Für efö'gies jedenfalls nicht, denn *B. kennt sie nicht. Aber
auch nicht für das von beiden bezeugte vicious. Dies beweist
Led.'s vissche-ous. Wörter analoger endung haben ebenfalls
immer 1. cf. 18. jahrh. *B., *Sh.: capri'cious (!•), 17. jahrh.
*J. judi-cious (1), ambi'cious (!•). Aus alle dem scheint her-
vorzugehen, dals wir es in diesem werte mit einer fashionablen
DIE QUANTITÄTEN DSB ACCENTTOKALB ETC. 111
neu- resp. aDbildong zu tun haben, die aber nicht allgemein
angenommen wurde, und die sich bald wieder verloren hat.
typify (I*): *Sh. ti-pify, *B. ta^'pify.
supinity (1*). Es ist wichtig zu konstatieren, dafs vor
-nity noch im 18. jahrh. eine länge, wenn auch nur vorüber-
gehend, eindringen konnte: *B. hat supa^nity gegenüber
*Sh.'s supi'nity.
ivory (a**)- *G.'8 i'vory ist nur einmal belegt und daher
fraglicher natur.
dimissory. Led. hat dimissory.?
Accentvokal o.
solace (ö). Für mod. e. o wird neben regelrechter kürze
bei Gill (EUis 852 ,i) durch Butler 875 5 sooiace belegt. Wegen
der kürze des auszugs läfst sich über Butlers genauigkeit der
transkription nichts sagen. Die lautung -oo- wäre als solche
wohl möglich. GUIs solace (0) kommt ja nur einmal vor und
könnte vielleicht eine ungenauigkeit sein.
oral (ö). Led. [1043 links oben] hat 0! Das wort ist
sonst nicht belegt.
noble (ö"). Bei Gill einmal Ö gegenüber dreimaligem 00!
Also wohl falsch.
sober (ö"). Gills so'ber (0) (Jir. 973«) steht ein söber (ö)
(Jir. 152 13) gegenüber, cf. *S.'s soober 149.
omen (0"). Led.'s omen (ö) [cf. unter 0] steht ohne
weitere belege.
grocer (o^*-)- Bis ins 16. jahrh. stofsen wir für grocer
auf Schreibungen mit -ss-, die kürze andeuten. Von da ab
gibt es nur noch einkonsonantische. Orthoepistische belege
fehlen bis ins 18. jahrh.; dort treffen wir noch beide aussprachen.
*Sh. hat groo'cer, *B. das alte reguläre gro'cer.
Chol er (0). Auffallend ist *B.'s coo'ler für mod. e. choler.
Bis ins 17. jahrh. hineinreichende Schreibungen bezeugen kürze,
und diese wird von Orthoepisten aller drei jahrh. bestätigt:
im 16. jahrh.: *G. 38 coier; im 17. jahrh. stellt Cooper unter
I. choller : coUar gegenüber, und dasselbe tut Hodges. Im 18.
jahrh. hat "^Sh. choier. Es ist daher unwahrscheinlich, dab
112 C. HECK,
""B.'s chooier zeitlich und örtlich eine weite ansdehnaag ge*
fanden hat
honour (o). Hodges' honour: owner nnter II. ist be-
langlos. Das wort hat sonst im Ne. eine aUgemeiu bezeugte
kürze.
proverb (o.): proverb erhielt [cf. White: Sh-'s works 3,
226 auf p. 1068 II unten] im Frühne. eine durch analogie ge-
wonnene länge, die keine allgemeine anerkennung gefunden za
haben scheint, wie aus der entwicklung dieses wertes hervor-
geht. Soll man White glauben schenken, wenn er behauptet,
dals das a- nur "still lingers in New England"?
profile (o"). Led.'s pro- (o) wäre regulär, doch ist Led.
leider ja so nnzuverlässig. Andere belege fehlen.
Colon (o"). Von den drei im N. E. D. citierten colon's
käme nur einem regelrecht länge zu, die andern sollten o
haben. Ob eins von diesen beiden in *B.'s co'lon gemeint ist,
kann ich nicht erkennen. Ebenso wenig gebt aas dem zitat
*Sh.'s coo'lon hervor, dafs er oo für alle drei hat.
obit (o", o). Für mod. e. obit (o", o) scheint Led. nur die
kürze zu kennen.
cohort (o") ist noch einsilbig bei * J. ^ cnurt < afz. cort
dolour (o", 3): hierfür scheint man im 17. jahrh. noch
nur das reguläre o zu kennen, cf. Hodges unter I. [die o-
zitate haben bei ihm alle gleiche quantitäten!]: dolour : dollar.
chorous (ö"). Im 18. jahrh. hat *Sh. dem mod. E. ent-
sprechendes coorous, *B. dagegen hat noch das regelmäfsige
COTOUS.
cony (o", 9). Die o"- ausspräche dieses wortes wird im
Frühne. nie belegt, wohl aber geht die a-aussprache durch alle
Jahrhunderte. 16. jahrh. Gill 857« (u); 17. jahrh. *Pr., *J.
(a); 18. jahrh. *B., 'Sh., Led. (a). IMe o'-anssprache erweist
sich somit als eine erst im 19. jahrh. zur geltung gekommene.
crony (ö"), crony (university slang), das erst nach
1660 — 65 in der literatur auftritt, hat heute nur die eine aus-
spräche 0". Diese bezeugt *Sh. auch für das 18. jahrh. in
seinem croony. In andern gesellschaftskreisen jedoch und
etwas früher war noch das alte u ~ a im 18. jahrh. nicht
verpönt: *B. hat noch crg'uy. Dieses entspricht lautlich
<^
DIB QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKAI.E ETC. 113
einem me. cruiiee (gekrönt). Diese etymologie, die im N. E. D.
angedeutet wird, findet in *B.'s 9 also eine gate stutze.
astonied (0): *G. 129 0, *C. 00. Ob bei C. ein O-laut
vorliegt, ist fraglich. Auf kürze, die zu Gills zeit herrschte,
deuten auch Schreibungen wie 5—6 astonnied.
glory (ö). Wilkins gUry SQS^s ist falsch. Man korri-
giere mit Ellls AA. cf. Gill und öfters: gloo'ry etc.
notable (0") wird im 17. jahrh. von *C. noch nach seiner
ursprünglichen lautung gegeben (a'). cf. aber sein no'tary (0°).
ocean (o°-)- Für ne. o" hat Led. sicher o'cean gehört
[cf. dasselbe unter vok. 0 und unter den konsonanten] : "Er
gibt osche-au, ohne das Längezeichen (oh) für 0. Da£s man
aber allgemein kürze sprach, ist sehr anwahrscheinlich; *C,
*J. und Hodges geben nämlich diesem wort übereinstimmend
länge. (Hodges und Cooper stellen es unter I. notion gegenüber I)
foliage (0"): die durch Schreibungen wie folliage ange-
deutete kürze wird noch im 18. jahrh. durch *B.'s fa'liage
neben *Sh.'s foo-liage belegt.
zodiac (o"')- *G. 29 zodiac ist irregulär. Es ist sonst
nicht belegt.
prodigal (o'). Gill's prö'digal ebenfalls.
associate (0"). Auch so Led.'s ö!
folio (o"') gibt *B. noch in seiner regulären lautung
fa'lio. *Sh. hat schon 00.
commodious (o"). *G. 30 commo-dious ist unsicher
(cf. z. b. sein no! in der regel hat er no, doch noo 854^! und
ebenso sein go, wo doch sicher die länge gemeint ist).
glorious (5). Aus denselben gründen ist auch sein
glorious fraglich, cf. sein gloo'ry, wo er auch einmal irrtüm-
licher weise H hat.
noto'rious (ö'). Harts noto'rious 802ij ist auch un-
sicher, cf. sein so für soo in derselben zeile.
bomily (3')- Und ebenso belanglos ist Hodges' gegenüber-
gteUung TOD bomely : homily unter II seiner Words Like and
Unlike.
114 C. HECK,
Accentvokal u.
courage (9). Allgemein finden wir es im Frtthne. als
kürze: 18. jahrh. Lei, Buch. 160 24; 17. jahrh. *C., *J. (zwei
aussprachen: 9, u), Pr. 15729 etc.; 16. jahrh. *Bt. Dagegen
hat Gill einmal uu und einmal ou. Zweifelsohne liegt hier
eine längung vor. Ich finde sie auch gestützt durch die
Schreibung coreage (e =• längezeichen) des 15. jahrh. Sie
mufs aber nicht allgemein bekannt gewesen sein, da nicht
nur die frühne. orthoepisten, sondern auch die frühne. Schrei-
bungen allgemein auf Seiten der kürze sind. Welchen laut-
wert dieses uu, ou hat, ist zweifelhaft gemacht durch die nur
je einmal belegte form. Beides, oder nur das eine oder das
andere ? Ich neige zu der ansieht, daf s Gill nur ou = ne. a"
meint.
sugar (u). Für sugar hat *Bull. im 16. jahrh. noch regel-
rechtes syy-gar, das wir weiter verfolgen können bis ins 18.
jahrh. *J. shuugar (cf. sure), *B. shuu'gar. *Sh.'s su'gar
vertritt mit dem mod. Engl, eine im 17. jahrh. gekürzte fonn.
Worauf geht wohl *C.'s facilitatis causa: sh9ger zurück?
couple (9'). na couple (9) hatte wie oben courage spä-
testens im ausgehenden Me. länge [uu > ou > 9"]. Darauf
weisen Schreibungen wie 5 cowpylle und 5 — 6 cowple hin, und
diese werden gestützt durch *S.'s cou-pel. Ob daneben auch
noch eine länge uu (cf. courage) bestanden hat f*C. hat
coopled], kann nicht gesagt werden. Hier wären reimkri-
terien heranzuziehen.
rural, prudent (ü). Gills pru'dent ist wie sein ru*ral
zweifelhafter natur. cf. z. b. sein Ju*da 85633, Pluto 848 j, wo
er auch u für uu hat.
fu'mitory, numerous, innu'merable. Sollten Gill's u
wirklich = ü sein? Möglich wäre es durch analogie an die
lat. ausspräche dieser Wörter.
cucumber (ju). Diese lautung scheint erst ein produkt
des 19. jahrh. zu sein. Im 18. jahrh. sprach man noch all-
gemein (9''): *0., *B., *Sh., Kenrick. Dieses (9''), das sich
heute noch in den dialekten erhalten hat, wird auch durch
das ganze Frühne. sicher gestellt durch Schreibungen mit cow-.
cf. N. E. D.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENT VOKALE ETC. 115
usury (ju). Für ne. ju — 18. jahrh. *B., *Sh. hat eben-
falls ju — hat *C. wahrscheinlich neben ju ein barbare
jeusury!
Hiermit sind wir mit der kritik der frühne. quantitativen
differenzen von heutigen lautungen zu ende gekommen. Um
es noch einmal kurz zusammenzufassen, haben wir es
1. in vielen fällen überhaupt nicht mit ausnahmen son-
dern mit ungenauigkeiten oder diuckf ehlern , manchmal auch
mit persönlichen eigentümlichkeiten zu tun.
2. könnte man in sehr vielen fällen eine berechtigte
quantitätsdifferenz erkennen, wenn sie uns nicht durch so viele
umstände unsicher gemacht wäre.
3. haben wir wirkliche differenzen zu konstatieren und
zwar: a) aussterbende, ursprünglich korrekte lautungen;
b) vorübergehende an- und Umbildungen, zeitlich und gesell-
schaftlich beschränkt; c) neubildungen, die sich mit der zeit
dauernd eingebürgert und die alten gesetzmälsigen lautungen
an zweite stelle gerückt oder ganz verdrängt haben.
Die wirklichen quantitätsdifferenzen nun, von denen uns
die unter c vor übereilter rekonstruktion aus dem heutigen
Ne. warnen sollen, sind aber ihrer zahl nach so gering gegen-
über den über 1300 angaben EUis', wo die frühne. entspre-
chungen heutiger accentvokale mit diesen quantitativ überein-
stimmen, dafs, in anbetracht der methode Ellis', in seinen
vocabulaiies nur frühne. differenzen von, nicht aber die mehr-
zahl frühne. kongruenzen mit der heutigen ausspräche anzu-
führen, wir die folgenden Schlüsse ziehen können: I. Zu
anfang des 16. jahrh. sind für alle bis dahin aufgenom-
menen lehnwörter und neubildungen in der regel die quanti-
täten unserer vokale schon fixiert, und sie erfahren inner-
halb des Ne. keine wesentliche Veränderung mehr.
IL Die quantitäten unserer vokale in den entlehnungen und
neubildungen aus frühne. zeit (16. — 19. jahrh.) sind auch
in der regel von anfang an unverändert geblieben.
Nach welchen prinzipien aber diese quantitierungen vor
sich gegangen sind, darüber läfst sich aus den orthoepisten
allein ebenfalls nichts bestimmtes sagen.
8*
116 C HECK,
Zur geschichte der quantitierung unserer vokale leisten
uns die orthoepisten aufserdem noch besonders gate dienste
dadurch, dafs sie uns gewisse Quantitäten vor gewissen
endungen bis ins 16. jahrh. bezeugen. Hierfür wäre es sehr
erwünscht gewesen, wenn Ellis alle frühne. orthoepistischen
angaben, die überhaupt aufzutreiben sind, abgedruckt hätte.
Immerhin liefern aber seine angaben schon hunderte von
sicheren fällen. Ich will hier nur ein paar zitieren. Es wird
bezeugt: 1. länge vor -nal (a'): 1580 BuU^ 1621 Gill (final);
vor -rouse (»'): 156Ö Hart (desirous). 2. Kürze vor:
-sick(i): Gill 1621 (phtisick); -city(i): Bull. 1580 (felicity);
-lity (i): Bull. 1580(ability), Gill 1621 (ineivility), (serviUty) usw.
Betrachten wir nnn in dem folgenden kapitel noch kurz
das letzte durch die engl spräche selbst gegebene gröCsere
kriterium, die ne. dialekte.
3. Welche anhaltspnnkte geben uns die dialekte
zur geschichte der quantitierung der vokale in oft
accentsilben mehrsilbiger lehnwörter?
Hierüber läfst sich jetzt noch kaum etwas sagen und
zwar deshalb, weil man unter diesem gesichtapunkte die dia-
lekte noch nicht durchforscht hat. Aus der anläge von Ellis'
V. band ergibt sich eine für eine derai-tige Untersuchung nur
ganz ungenügende berücksichtigung des lehnwörtermaterials,
die kleineren dialekt-wörterbücher und -abhandlungen behan-
deln eigentlich nur speziell englisches sprachgut, und auch
das grofse dialekt-wörterbuch bringt kaum mehr zitate als
Ellis. Ehe man nun gewisse quantitative differenzen vom
Schriftenglischen für unsere zwecke verwerten könnte, müfsten
erst die lautlichen Verhältnisse der einzelnen dialekte klar
gestellt sein , und erst dann , wenn sich gewisse diSereuzen
vom Schiiftenglischen nicht als speziell lokale erschelnungen
erweisen, könnten sie als Zeugnisse früherer lautnngen
verwendet werden. Über einige der hier zur spräche kom-
menden fälle ist es auTser zweifei, dats sie niederschlage
früherer lautnngen sind, so das diaL sepron für ne. e''pron
(apron) und ca'"cumber für ne. cju'cumber (cucnmber) n. a.
Ich begnüge mich damit, desea geUflt hier nni- am
DIE QUANTITÄTEN DEK ACCENTVOKALE ETC. 117
deuten, indem ich charakteristische erscheinungen aas
EULs y alphabetisch vortrage.
able: jfeb'l neben fi'as für face, p]eez für place und
biak'n für hacon: Mid South, p, 60, 89. — jivble kurz im
gegensatz zu langem fias {face) East North, p. 526 etc. —
JEb'l North Northern 677 — ebenso meist in West-North. —
auch South. West. — etc.
agent: ä South. Low). 719; aber nicht die reguläre kürze
des a. Diese ist vielmehr e. cf. este'blish, fe'brik etc.
apron ist iu den dialekten fast durchweg kurz: cf.
jae'pron gegenüber pleez (place) Mid South. CO, 89, 106;
a West South. 155; hE" North Eastern 259; a North. Midi. 328,
388, 399; South. Midi. 480, 487; ja im gegensatz zu ia (fias
= face) East North. 526; a East North. 532 etc. etc.; e South.
Lowl. 719.
bacon: yy'se, cf. dagegen ple'ass (plaee)7 Mid South.
106; ia im gegensatz zu 6i oder 6e« in place: Bord. South,
p. 120.
baron: aa, weder e noch ee: South. Lowl. 712.
camel: ee South. Lowl. 719.
carrot: aa Mid South. 60; (E(e Mid South. 105.
civil: e' South. Lowl. 720. — cii- vUise hat da dieselbe
lautung wie grief und baptise etc.
cravat; aa, weder e noch ee! South. Lowl. 720.
creature: i neben ii in scheme etc.
cu'cumber: au Mid South. 60; oo Mid South. 68; so'u
Mid South 83; je'u Mid South. 89; ao'ah Mid South. 107;
ja'u Bord. South. 120; eu West South. 155; au, iu North
East 259; au East Eastem 268; au- East Eastern 276;
aa North. Midi 350 ; ah North. Midi. 402; au North. Midi. 408 ;
uu East North. 526.
discretion: e South. Lowl. 720.
dragon: ee South. Lowl. 719.
draper: e South. Lowl. 719.
dubious: juu Mid South. 50.
tamine: ee South. Lowl. 719.
fatal: -att- Mid North. Lowl. 785. fat'l nicht ei South.
LowL 719.
ar; -avv- North Midi. 324.
118 C. HECK,
female: e North Northern 677.
foreign: a wie in tum (a) Mid South. 50.
foolish: u neben uu in fool ICast South. 141.
gracious: a, der accent liegt wohl auf der zweiten silbe :
East Celtic South. 35.
Jacobite: aa nicht ee South. Lowl. 719.
labour: e neben aa (wie command), doch nicht ee!
labourer: a, e. labour hat kein kurzes a! South. Lowl. 719.
leisure: e*: "F., unknowTi to H." East Eastem 268;
ee South. Lowl. 713, 720.
library: 1 Ebenso aber auch in polite neben ai in
denial etc. und ii in chastice etc.
matron: aa, nicht ee.
measure: i Border South. 128, North Western 187;
mizzoiir Mid North. Lowl. 785.
mu'sic: o, oo East Eastern 287; au neben iu Mid &
East Midi. 447; d' neben 98 in surc North. Ins. Lowl. 820.
national: e^ East Eastern 284, ee South. Lowl. 715
(rational hat dagegen aa).
obedient: ai South. Lowl. 719.
pageant: e =^ zeichen für a wie in labour oben.
paper: i-e nicht wie face, cf. dieses; aber wie gardeJil
Mid South. 83.
Patriarch: aa nicht ee! South. Lowl. 720. (Wie aus
p. 71835 hervorgeht, ist die aa-, a-aussprache die alte, ee, e
die neue.)
patron: aa nicht ee, South. Lowl. 720.
pleasure: (e^, vde flau, Mid Eastern 210.
precious: ee South. Lowl. 713.
prelacy: ii South. Lowl. 712 wie in grieve aber auch in
civilise.
punish: oh Mid South. 107. 0 East Eastern 287.
rations: aa South. Lowl. 719, ebenso rational.
reason: aai: Celt. South. 31, aaai Mid South. 106, e*, ee
Avie in flml und pleasure Mid East. 210. e South, and Mid
North. Lowl. 763.
river: a (harver) Mid South. 91.
sapient: a nicht e South. Lowl. 719.
sacrifice: e South. Lowl. 719.
satin: aa Border Midi., Mid East.; nicht ee!
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 119
saga'cious: aa South. Lowl. 719.
season: yy'ao wie in moisture Mid South, sizzon Mid
North. Lowl. 784.
Spaniard: ee South. Lowl. 719.
spirit: ee North. Midi, and South., North. Lowl. 755.
Statue: ee South. Lowl. 720.
stature: ee South. Lowl. 720.
stomach: 9, nicht o* wie in proper Mid South, p. 58.
strata: aa nicht ee! South. Lowl. 719.
table: Tu cf. aber pleeus, ple'is = place Bord. South.
120; ii aber T« (face) South. Midi. 480.
?tailor: i' South. Lowl. 719.
tavern: ee wie ee in nation South. Lowl. 720.
treasure: se, measure hat dagegen e: South. Lowl. 720.
vagabond: i-? South. Lowl. 719.
vacance: i-? South. Lowl. 719.
vivid: ii wie civilise und grief South. Lowl. 713.
visible: ii, wie in vivid South. Lowl. 712.
Es wären noch manche Wörter anzuführen, doch geschieht
dies besser später in einem andern Zusammenhang.
Frankfurt a/Main- Bockenheim. C. Heck.
dip: dänischen Elemente in der syntax
der englischen sprache.
Vierzehn tage nach dem ausdruck meines artikels "Zum
englischen Indefinit um II'' erhielt ich von meinem buchhändler
Jespersens "Growth and Structui-e of the English Langaage^
zugesandt. Mit den ausfährungen dieses buches kann ich mich
im ganzen und grofsen einverstanden erklären: ich halte es
neben H. Bradleys "The Making of English" für die reifste
frucht des unschätzbaren materials, das in dem herrlichen
Oxford Dictionary aufgespeichert vor uns liegt. Einige an-
gaben des "Growth etc." finden jedoch meinen beifall nicht und
lassen mich es bedauern , dafs das buch nicht schon während
der abfassung meines oben erwähnten artikels in meine bände
geriet. Wenn es mir nun auch auf diese weise nicht möglich
war, die ausführungen meines artikels nach einer bestimmten
Seite hin zu vervollständigen, so dürften meine ausstellungen
auch jetzt noch und an dieser stelle nicht aufser platze noch
ohne allen wert sein.
Dafs der Verfasser des *Growth' in den an die behand-
lung der lexikalischen beeinflussungen sich anschliefsenden
besprechungen der synt-aktischen einflüsse nur das dänische
und das lateinisch -griechische element bedenkt, das norman-
nische element jedoch mit stillschweigen übergeht, daraus
will ich betreffs der zwischen uns bestehenden meinungsver-
schiedenheiten keine Schlüsse ziehen, weder für ihn noch gegen
ihn. Seine behandlung des dänischen dementes in der syntax
der englischen spräche ist es jedoch, die ich nicht ohne einige
bemerkungen passieren lassen kann.
EINENKEL, DIE DÄNISCHEN ELEMENTE IN D. SYNTAX ETC. 121
Jespersen hält freilich in bezug auf die von ihm aufge-
führten Übereinstimmungen eine beeinflussung seitens des
Dänischen nur für möglich und ist in dieser beziehung um
einen grad weniger positiv als ich, der ich in meinem falle
die beeinflussung des Englischen durch das Normannisch-
Französische im prinzip für wahrscheinlich halte. Da der Ver-
fasser des ^Growth' jedoch mit verschiedenen graden der
möglichkeit operiert, so nehmen in gewissen fällen seine
gleichungen eine so positive färbung an, dafs sie sich im
gründe nicht wesentlich von meinen gleichungen unterscheiden
und dafs auch dort, wo ihre berechtigung sich in abrede
stellen läfst, der laie eher den einxlruck einer behauptung
erhält, als den einer Vermutung. Es dürfte nicht unangezeigt
sein, dies hervorzuheben angesichts seines Verhaltens gegen-
über dem verfahren, das ich in einigen fällen und bei einigen
gleichungen anwenden zu müssen glaubte und das Jespersen
seiner zeit mit den worten bemängelte: Bisweilen ist auch
die Sache so diplomatisch dargestellt, dafs man aus seinen
[Einenkels] ausdrücken nicht leicht ersehen kann, ob er das
Altfranzösische als eigentliche quelle annimmt oder blos als
parallele hinstellt (Engl. St. XXXIV p. 166).
Dies im allgemeinen. Im besonderen möchte ich darauf
hinweisen, dafs nicht alle dänisch - englischen gleichungen
Jespersens berechtigt sind, ja dafs im gegenteil nur bei sehr
wenigen es zugestanden werden kann, dafs mehr als eine
ganze zufällige ähnlichkeit ihnen zu gründe liegt. Sehen wir
sie uns näher an.
"It is true, for instance", heilst es auf s. 82 des Growth,
"tliat relative clauses without any pronoun are found in very
rare instances in Old English ; but they do not become common
tili the Middle English period when they abound."
Dies ist in der tat der fall. Aber erstens durfte gerade
Jespersen sich auf das argument des seltenen Vorkommens im
Altenglischen nicht stützen, er, der mich auf das eindringlichste
davor gewarnt hat, voreilige Schlüsse daraus zu ziehen (Progress
in Language p. 171) und zweitens hat er sich die erklämng der
im ganzen richtig beobachteten häufigkeit der konstruktion im
Mittelenglischen viel leichter gemacht, als sie den tatsächlichen
Verhältnissen nach ist. Ich habe mich seiner zeit (Anglia
Xm pp. 348 ff. und XIV pp. 122 ff.) wiederholentlich eingehend
122 EUGEN EINENKEL,
mit der entstelmng dieser interessaDten satzbindung beschäf-
tigt und hätte darum einiges anrecht gehabt, in dieser frage
gehört zu werden. Da Jespersen dies ignorierte, so werde
ich selber wohl oder übel mich nochmals dazu äufsem
müssen.
Die sogenannte satzbindung ano xoivov war im ganzen
Mittelenglischen überaus beliebt, im gegensatz zum Alteng-
lischen (über welches wir jedoch nach Jespersens ansieht nicht
viel oder doch nicht genug wissen!). Die mittelenglischen
belege der konstruktion scheiden sich nun je nach ihrer her-
kunft in zwei beinahe schai'f getrennte klassen. Die belege
aus nördlichen Schriftwerken treten um ungefähr einhundert
jähre früher und zwar in viel gröfserer häufigkeit auf als
die belege aus südlichen Schriftwerken, die sich auch dadurch
noch von den ersteren unterscheiden, dals in ihnen die djto
XOIVOV gesetzten Satzteile in der satzfuge (zwischen den
beiden gebundenen Sätzen) stehen, während sie bei den
ersteren meist oder fast immer an die spitze der beiden sätze
treten. Es ist klar ersichtlich, dafs wir bei dieser Sachlage
mit einer einheitlichen erklärung nicht durchkommen. Denn
die südenglisclie konstruktion als fortsetzung der nordeng-
lischen anzusprechen, geht schon deshalb nicht an, weil die
erstere mit ihrer eigentümlichen Stellung des gemeinsamen
Satzteiles einen viel älteren dem Ursprünge der konstruktion
viel näher stehenden entwicklungszustand darstellt als die
letztere mit ihrer loslösung des betreffenden Satzteiles von
der satzfuge. Da nun wegen der zeitlichen Verhältnisse die
annähme, die nordenglische konstruktion sei die Weiterent-
wicklung der südenglischen, ebenso unannehmbar ist, so bleibt
uns nui- die Vermutung, dafs beide konstruktionen eine ge-
sonderte entstehung gehabt haben müssen. Für die entstehung
der südenglischeu konstruktion habe ich die strukturell genau
entsprechende normannisch - altfranzösische als von grolsem
einflufs in Vorschlag gebracht, einem einflufs, den wir als
gröfser oder geringer normieren können, je nachdem wir dem
Altenglischen, dessen belege zur südenglischen kategorie ge-
hören, eine gröfsere oder ebenso geringe bekanntschaft mit
der konstruktion zutrauen, als uns die uns überlieferten denk-
mäler gewährleisten. Was nun die nordenglische konstruktion
angeht, die von der altenglischen eben so weit abweicht, wie
DIE DÄNISCHEN ELEMENTE IN D. SYNTAX D. ENOL. SPRACHE. 123
von der stidmittelenglisch- romanischen, so würde ihr gegenüber
in der tat die von Jespersen für die konstruktion überhaupt
befürwortete entstehung aus dem Dänischen in frage kommen
können. Aber auch in diesem beschränkteren umfange ruht
die annähme einer dänischen herkunft auf sehr schwankender
grundlage. Um sie zu befestigen, müfste erst noch bewiesen
werden, dafs das vor -mittelenglische Altnordische die kon-
struktion in einem annähernd so grofsen umfange kannte, dafs
eine beeinflussung der mittelenglischen konstruktion schon
äufserlich erklärbar scheinen würde, weiterhin müfste gezeigt
werden, dafs bereits im Altnordischen die konstruktion jene
merkmale progressiver entwicklung aufweise, die für die
nordenglische konstruktion von so charakteristischer bedeutung
sind, und — last not least — müfste erklärt werden, wie bei
dieser art der entstehung der nordenglischen konstruktion es
kommen konnte, dafs diese in dem Ormulum, dem werke des
dänischsten aller llittel-Engländer , sich auch nicht in einem
einzigen belege vertreten findet.
Ks ist bedauerlich, dafs E. A. Kock sein am Schlüsse
seiner English Relative Pronouns (Lund 1897) gegebenes ver-
sprechen, bei gelegenheit die auslassung des relativs behandeln
zu wollen, bis jetzt nicht eingelöst hat. Er ist gemäfs seiner
herkunft, vor allem aber auf gruud seiner Vorstudien,») einer
von den wenigen, die zu einer so schwierigen Untersuchung
befälügt sind, und würde gewifs auch in die frage der ent-
stehung und entwicklung der konstruktion genügendes licht
gebracht haben. So lange uns aber eine derartige Vorunter-
suchung fehlt, ist es verfrüht, ist es voreilig, eine bestimmte
meinung zu äufsern.
Dafs "in ninety out of a hundred instances where an
Englishman leaves out the relative pronoun, a Dane would
be able to do likewise and vice versa", spricht unter diesen
umständen natürlich ebensowenig für die dänische herkunft
der konstinktion , wie die gleiche beobachtung betreffs des
Altfranzösischen für eine romanische herkunft oder beein-
flussung sprechen würde; und dafs "the preposition in both
') Aul'ser der erwähiiteu disi*ertatioii verdanken wir ihm : ''Die deutschen
llelalivprononien'* Liind 19l)t nnd "Die NioderdtMitsdien Relativj>ron(»nien"
Lund 1904.
124 EI.TGEN SINENKEI,,
laDguages comes last in t)ie clause", beweist auch nichts, dal
auf grunil einer allgemeinen regel die verben an dem sehlufs 1
des relativsatzes stehen und mit beginn der mittelenglischen [
Periode, auf grund einer allgemeinen bewegung, in den neben- |
Sätzen die präpositialadrerbien, wie alle adverbialeu bestim- |
mungen überhaupt, hinter ihre verben zu rucken beginnen.
"The ruies for the Omission or reteution of the con-
junction (hat are nearly identical." Dasselbe läfst sich auch. J
von dem romanischen que sagen (Pauls Grundrifs § 165^168). |
Dies gilt aber von dem que der mittelenglischen zeit, J
während Jespersen von der modernen dänischen konjunktion 1
spricht, die bei den starken englischen einfliissen der neuem 1
zeit sich sehr wohl nach der neuenglischen konjunktion that |
gerichtet haben kann.
"The nse of will and shall in Bliddle English corresponds I
pretty nearly with Scandinavian." Das mag sein, ist aber |
trotzdem uicht mehr als ein zufall, da der gebrauch von wiU '
und shall schon im Ältenglischen sich im sirne der späteren
entwicklimg zu regeln beginnt, wie sich Jespei-sen leicht aus
K. Lätgens, "Über Bedeutung und Gebrauch der Hilfsverba
im frühen Altenglischen: Sculan und WiUan, Wismar 1888"
fiberzeugen kann. Dafs bei der grundbedeutung dieser Wörter ]
die entwicklung ihrer futui-alen Verwendung im heutigen ]
sinne unvermeidlich wai-, ist besonders deutlich aus Grafs j
"Das Futurum und die Entwicklung von sluä und wil zq ]
futurischen Tempusbildern bei Chaucer, Flensburg 1893"
erkennen. Die ansieht , dals wiüan zum auadruck des futara 1
im Altenglischen selten gebraucht wurde, scheint JesperBen |
aus Kochs Grammatik geholt zn haben, der ein wHian -
d. 'werden' überhaupt nicht gelten läfst. Sie ist gänzlich 1
falsch (sieh Lütgens a. a. o. und Wülfing, Syntax Aelfreds etc. 1
§ 414). Auch die übrigen im anschlufs hieran erwähntai 1
gleichungen sind unberechtigt: Das Shaksperesche Besides it\
ekould appear (Merch. lil 2, 289) erklärt sich nicht als nach- J
komme einer aus dem modernen dänischen det skulde synes 1
zn erschlieCsenden altnordischen formel. Es ist nichts anderes
als das selbständig gewordene früher von einem begriffe des
'glaubens' abhängige altenglische wende ic pixt ptt pij wcerra
tveoräan sceoldc md so3fmsUtm etc. Jul. 425, ond }te wende
fiiii kf stceltan nceotde Beda 241 u. ö., das auf dem wege über
DIE DÄNISCHEN ELEMENTE IN D. SYNTAX D. ENGL. SPRACHE. 125
die asyndese (he wende he sweltan sceolde) und die paren-
thetische einschiebung des hauptsatzes {he, wende he, sweltan
sceolde) erreicht wurde. Im übrigen ist auch im Deutschen
dieses identische 'sollte' (meist von *doch' begleitet, z. b.: 'er
sollte doch ein bruder von ihm sein') ein so wenig selten zu
hörendes idiom, dafs auch in dieser spräche jene Shakspere-
stelle wörtlich wieder gegeben werden könnte. Da nun kaum
angenommen werden kann, dafs unser 'sollte' dem altnor-
dischen ahnen jenes dänischen shilde entsammt, so bleibt uns
nichts als die annähme, dafs unser 'sollte', wie das dänische
skulde und ebenso das englische sJiould selbständig inner-
halb der eigenen sprachen, und zwar auf dem oben skizzierten
wege, sich gebildet hat. Noch einfacher liegt die sache bei
der gleichung: Where (he devil should he leam cur language?
Sh., Temp. II 2, 69 = dänisch Hwor Fanden skulde Jian leere
vort sprog? Es ist dies das 'sollte' der unwilligen frage,
das sich auch im Deutschen ganz gewöhnlich findet, und das
ich in Pauls Grundrifs § 104 x vom Altenglischen an bis in
die moderne zeit hinein (jetzt wotild^) belegt habe (ein wei-
terer ae. beleg ist Htai ne sceolde me swa Öincan ? Boeth. 308).
Auch hier ist die selbständige Weiterentwicklung gemein-
germanischer keime für alle drei sprachen die unumgängliche
annähme.
Auch das Shaksperesche perchance I will kann sehr wohl
ein rest des altenglischen futurischen willan sein. Da ich
aber bis jetzt einen genau entsprechenden altenglischen aus-
druck nicht nachweisen kann, so mag vor der band hier die
idee von der abhängigkeit des Englischen von dem Dänischen
noch bestehen bleiben.
"jffe could have done it agrees with han künde have gjort
det as against er hätte es tun können" Hier ist zunächst
festzustellen, dafs unser deutsches 'können' für 'gekonnt'
steht, eine form, die das ältere Deutsche nicht kennt und
die das spätere Deutsche nur bildete, um zu der oben be-
legten handlichen ausdrucksweise zu gelangen. Das Eng-
lische hat es sich (im 13. und 14. und noch im 15. jahrh.)
ehrliche mühe kosten lassen, dasselbe zu erreichen. Es hat
ein gekonnt, gewollt, gemocht etc. versucht, genau wie das
Deutsche, da es aber damit nicht durchdringen konnte, so
mniste es sich doch schliefslich mit dem alten ungelenken
126 EUGEN EIKENKEL,
hilfsmittel zufrieden geben und das perfektische Verhältnis,
das sonst in der zeitform des regierenden verbs ausgedruckt
zu werden pflegt, in dem infinitiv zum ausdruck bringen.
Ähnlich wird die sache im Dänischen liegen. Was diese in
den historischen Verhältnissen begründete gleichheit des aus-
druckes mit einer abhängigkeit der einen spräche von der
anderen zu schaffen hat, vermag ich nicht einzusehen.
"The Scotch idiom He wad na wrang'd the vera Deil
(Bums), ye wad thought Sir Arthur had a pleasure in it
(Scott) wliere an Englishman cannot omit havc, has an exaet
parallel in Danish vilde gjorC Auch hier wieder dieselbe
nichtbeachtung der historischen Verhältnisse, dasselbe raten
ins blaue hinein. Die auslassung des have kommt erstlich
nicht nur im Schottischen vor, sondern (wenigstens früher)
auch im Süden, zweitens findet sie sich nicht nur nach wouldj
sondern auch nach might und shotild (so z. b. noch bei Shak-
spere) und zwar können wr sie zurückführen bis zu einer
zeit, wo das im tief ton stehende have schon ganz gewöhn-
lich zu einem einfachen a zusammen schwindet Dies ist
sicher kein zufall: Das zusammentreten des would etc. mit
einem part. prät. stellt offenbar die letzte stufe einer ent-
wicklung dar, die mit der Schrumpfung des infinitivs Juive zu a
(von 1300 an etwa) beginnt (für belege sieh Pauls GrundriXs
§ 129 f, die dort allerdings nicht an der richtigen stelle stehen,
sondern nach § 131 zu transferieren sind). Von einer auslassung
ist deshalb hier gar nicht zu reden, ebenso wenig wie bei dem
amerikanischen Slang-ausdrucke / done it von einer auslassung
zu reden sein würde, sondern richtiger von einem Schwund.
Wie sich das dänische vilde gjort entwickelt hat, weifs ich
nicht, ebensowenig weifs ich, was es mit der entwicklung der
englischen ausdrücke zu tun hat.
Von den übrigen vom Verfasser nur in völlig hypothe-
tischer weise vorgeschobenen belegen des ^Scandinavian in-
fluence' erwähne ich nur noch "the universal position of the
genitive case before its noun (where Old English like German
placed it very often after it)", ein item, welches Jespersens
nicht ganz einwandfreie kenntnis sowohl des Altenglischen
wie des Deutschen (des modernen Deutschen, ein anderes
kann hier nicht gemeint sein) offenbart. Denn erstens steht
nach Kubes statistischen feststellungen (Wortstellung in der
DDE DÄNISCHEN ELEMENTE IN D. SYNTAX D. ENGL. SPBAOHE. 127
Sachsenchronik, Jena 1886) der attributive synthetische ge-
nitiv, wenn er nicht partitiv ist, bereits im Altenglischen
fast ausnahmslos vor seinem beziehungswort« , gleichviel, ob
er allein steht oder ein zu letzterem gehöriges attribut vor
sich hat, und läfst sich daher schon im Frühmittelenglischen
die nachstellung dieses genitivs kaum noch nachweisen; und
zweitens ist im heutigen Deutschen die nachstellung des ge-
nitivs so zur regel geworden, dafs ausnahmen davon nur in
der poesie und in gehobener rede anzutreffen sind. Das Alt-
englische und das Neuhochdeutsche in diesem punkte auf eine
linie zu stellen, ist also durchaus uuangängig und die Ver-
hältnisse, die das Altenglische uns zeigt, stellen genau die
Vorstufe dar des zustandes, den uns in dieser beziehung das
spätere Englisch darbietet.
Dies sind Jespersens dänisch-englische gleichungen!
Ich mufs gestehen, dafs mich die Unzulänglichkeit dieser
spuren skandinavischen einflusses in der englischen syntax
nicht wenig enttäuscht hat, enttäuscht und überrascht zu-
gleich, weil ich von jemand, der andere vor allzu grofsem
sanguinismus auf diesem schwierigen gebiete zu wanien sich
berechtigt glaubte, eine weit gröfsere Zurückhaltung erwartet
hätte, als es die ist, welche sich in den obigen gleichungen
ausspricht. Vernachlässigung des Altenglischen, Überschätzung
des einflusses der fremden spräche, Unterschätzung der fähig-
keit selbsttätiger entwicklung, alle die fehler, deren er andere,
mit welchem rechte, mag hier hingestellt bleiben, mit grofsem
eifer geziehen hat, hier sehen wir sie von ihm selbst be-
gangen, von ihm, der sie — of all men — unter keinen um-
ständen hätte begehen dürfen. Jespersens Unvorsichtigkeit ist
mir hier um so unverständlicher, als für seinen fall und zum
beweise seiner these vollberechtigte gleichungen in noch viel
gröfserer anzahl vorlagen, als er sie uns in seinem letzten
buche vorgelegt hat. Kluge in Pauls Grundrifs, ich ebenda,
in meinen Streifzügen und meinem Indefinitum und zuletzt
noch Björkman in seinen Loan Words, haben ihm ein material
zur Verfügung gestellt, mit hilfe dessen er den skandina-
vischen einflufs auf die englische syntax in der tat hätte
wahrscheinlich machen können, und zwar ohne sich in den
ruf eines phantasten zu bringen.
In seinem früheren buche, dem "Progi-ess in Language",
128 EINENKEL, DIE DÄNISCHEN ELEMENTE IN D. SYNTAX ETC.
auf sert sich Jespersen an einer gegen mich gerichteten stelle :
M little knowledge 0 of Scandinavian languages would, for
example, with regard to many points have convinced Einenkel
that these present the very same phenomena which when
occurring in English he explains from Old French/ In meiner
obenerwähnten entgegnung "Zum englischen Indefinitum II",
in der ich diese äufserung niedriger zu hängen mir erlaubte,
fügte ich ihr die anmerkung bei: "Dafs der Verfasser diesen
[seil. Scandinavian languages !] gegenüber in derselben Zwangs-
lage sich befinden würde, in der er mich dem Altfranzösischen
gegenüber vermutet, scheint ihm gänzlich entgangen zu sein"
(AngUa XXVni p. 495).
Der Verfasser des "6ix)wth" hat als kenner der skandi-
navischen sprachen die aufliellung ihres syntaktischen einflusses
auf die englische spräche selbst unternommen, und er hat sich
meiner voraussage entsprechend genötigt gesehen, die Zwangs-
lage, in die er sich damit begeben, konsequenter weise anzu-
erkennen. Dafs er sich aber dieser Zwangslage gewachsen
gezeigt hat, mehr oder auch nur ebenso gewachsen gezeigt
hat, wie ich der meinen, wird er jetzt wohl selbst nicht mehr
behaupten.
Zum schluf s eine stelle aus Jespersens mehrfach erwähntem
artikel (Engl. St. p. 161) , die ich ohne kommentar und ohne
Sperrdruck hierhersetze:
"Derjenige, der meine eignen syntaktischen versuche (auf
englischem und nordischem gebiete) kennt, wird bemerkt haben,
dafs das für mich entscheidende die möglichst allseitige er-
wägung der verschiedenen formalen und psychologischen mo-
mente ist, die in jedem einzelnen fall von bedeutung sein
können."
^) WoUte Jespersen sich die mühe nehmen, meine Schriften darauf hin
dorchzusehn, so würde er finden, dafs ich trotz meiner ' geringen kenntnis
der nordischen sprachen* weit mehr für die klarstellung ihres einflusses auf
die englische syntax geleistet habe, als er selber. Hier noch ein paar meiner
gleichungen: [ae. lüeJüian nur mit genitiv des Objektes]; me. ne. med. to
laugh at = an. hl(tja af; me. ne. mod. (phrase) many is the Urne etc.
(sieh Indef . § 250) = an. m^rg 'ro dags augo H^v. 81 *.
Halle a/S. Eugen Eutenkel.
TEXTKRITISCHE BEMERKUNGEN.
I.
Im zweiten Walderebruchstück v. 23 f. steht in der
handschrift: .... unmcegas eft on ^innaÖ mecum ^e metaö . . .,
d. h. eft on^innaÖ, mecum ^emetaä. Gegen diese handschrift-
liche lesart mit ihrer parataktischen fügung ist m. e. nichts
einzuwenden. Trautmann, Bonner Beiträge zur Anglistik V,
182 meint jedoch: „Statt gemetaö wird ein von ongynnaä ab-
hängendes gemetan einzusetzen sein." In seinem kritischen
text heilst es dann : . . . . unmmgas eft onginnaä mecum ge-
metan, .... Ebenso bei Kluge, Ägs. Lesehuch\ s. 130.^)
Dabei ist aber übersehen, dafs die konjektur mit dem
Sprachgebrauch nicht in einklang steht, on^innan wird,
wie im Ulfilas (Streitberg, Beitr. XV, 109) und Heliand (Be-
haghel, Syntax des Heliand ^ s. 100 und 185), so auch im
Beowulf und in der ags. Genesis nur mit simplicien
verbunden. Und das hat ja, wie Streitberg nachgewiesen
hat, seinen tiefen grund.
Die bedeutung des onginnan, dem die aufgäbe zufiel,
imperfektive verba perfektiv zu machen, wird oft verkannt.
So bemerkt McKnight zu King Hörn (Neuausgabe der E. E, T. S,
1901) V. 55 stverd hi gunne gripe, dieses gunne sei „= 'did'
intensive as frequently".
Der unterschied zwischen imperfektiver und perfektiver
aktionsart spielt in der englischen syntax eine ähnliche rolle
wie in der deutschen. Hier sei nur vorläufig darauf hinge-
») Kögel, Geschichte der deutschen Literatur I (1894), 237 übersetzt:
»wenn üble Unmagen wieder daznsclireiten mir mit ihren Schwertern zu
hegegnen<L.
Anglia. N. V. XVII. (J
130 WILHELM HÖRN,
wiesen, dafs die von Einenkel § 136, a (Pauls GrAr, I^ 1079)
zusammengestellten frühme. intransitiven verba, die ihre per-
fektumschreibung mit Inave bilden, imperfektive verba sind
(vgl. zu dieser erscheinung Behaghel, icÄ hotbt geschlafen,
Zs. f. d. Phil XXXII, 64 ff. und Paul , Die Umschreibung des
Perfekts im Deutschen mit haben und sein, in Äbh, d. hair.
Akademie d, Wiss., phil.-hiM, Cl, XXII).
IL
Zu Beo wulf V. 69ff. vgl. meine bemerkungen Archiv CXIV,
363 (mit weiteren literaturnachweisen), wo
.... Him on möd hearn,
pcet heal-reced hätan wolde,
medo-cem micel men gewyrcean,
pone yldo hearn cefre gefrUnon
als konstruktionsmischung betrachtet wird, wie sie sich gerade
beivergleichungen häufig einstellen. Ich sehe keinen grund,
in der Beowulfstelle von der überlieferten konstruktion abzu-
gehen. Die mischung kann sehr wohl ursprünglich sein. Be-
kanntlich hat sich ja sogar der scharfdenkende Lessing von
kontaminationen nicht frei halten können („Wie wild er schon
war, als er nur hörte, dafs der prinz dich jüngst nicht ohne
milsfallen gesehen!" Emilia Galotti II, 6 = nicht ohne
gefallen + nicht mit milsfallen); wir brauchen somit kein
bedenken zu tragen, einem angelsächsischen dichter eine kon-
stniktionsmischung zuzumuten. Unsere kritischen ausgaben
sollen die spräche nicht ^logischer' gestalten als der dichter
selbst. Diese ' Unklarheit des gedankens' (vgl. Trautmann,
Beowulf s. V) ist und war so weit verbreitet, dafs wir daran
keinen anstofs nehmen dürfen. Im Heliand sind kontamina-
tionen (besonders bei vergleichungen) sehr oft anzutreffen
(Behaghel, Syntax des Heliand, s. 374). ») Und ein grofser
') Die lateinischen vergleichungen ininus guimlecim dies sunt, minus
quam quindecim diebus sunt halte ich auch für kontaminationen , vgl. Idg,
Forsch. XVII, 100. Und ebenso erklärt sich im Griechischen die scheinbare
auslassung des //. 0. Schwab, Historisclie Syntax der griech. Comparaiion,
11,84 legt gewicht darauf, dafs die konjunktion nur vor Zahlwörtern
TEXTKRITISCHE BEMERKUNGEN. 131
teil der ^ Sprachdummheiten', die z. b. von W. B. Hodgson,
Errors in the Use of English »1881, U896 zusammengestellt
werden, beruht auf der Vermischung von gleichbedeutenden
Wendungen.
Darum billige ich die änderungen nicht, die neuerdings an
unserem satz vorgenommen worden sind. Trautmann schreibt
in seiner ausgäbe (1904):
Him on möd be-arn,
J^aet [he]^ heal-reced hätan wolde,
medo-aern micel mä gewyrcean,
\>ou yldo bearn sefre gefrünon,
und er übersetzt:
Ihm kam in den sinn,
dafs er einen Hallbau heilsen wollte,
ein grofses Methaus, ein gröfseres errichten,
als die Kinder der Menschen je gekannt hatten.
Und Holthausen, Beowulf (1905) gibt dem satz einen ähn-
lichen Wortlaut (vgl. auch seine erörterung Änglia- Beiblatt
X,266):
Him on möd be-arn,
J^aet [he] heal-reced hätan wolde,
medo-aern märe men gewyrcean,
J?on[n]e ylda bearn sfre gefrünon.
fehlt. Das erklärt sich einfach: gerade das zahlwort hat aus dem
einen satz in den anderen , aus dem einen geleise in das andere hinüber-
geführt :
Minus quindeeim diebus sunt (est)
minus quam quindeeim dies sunt.
Minus quam quindeeim dies sunt
minus quindeeim diebus sunt (est).
') Die zusetzung dieses he halte ich nicht fiir gerechtfertigt, vgl.
den schlufs dieses artikels.
132 WILHELM HOBN, TEXTKBITISCHE BEMERKUNGEN.
III.
Havelok v. 247:
244 Änd sauteres deden he manie reden,
pat god seif schulde his soule leden
into hevene bifom his sone
247 and Per wit[h\uten (h)ende wone.
In einer anmerkung zu dieser stelle sagt Holthausen, man
sei versucht, die letzte zeile mit v. 245 zu verbinden, 'which
however makes nonsense': god kann natürlich nicht Subjekt
des letzten abhängigen satzes sein. Der herausgeber fragt
daher: 'May we conjecture Per withut ende for to toone?^
Ich möchte diese frage verneinen. Die konstruktion, wie wir
sie in diesem Satzgefüge vorfinden, ist in der älteren spräche
nicht selten. Das Subjekt des letzten satzes ist aus dem objekt
des vorhergehenden (his soule) zu ergänzen. Vgl. z. b. William
of Shoreham 51, 1442 und dazu Konraths anmerkung: ^he to
be understood from the preceding oblique case hyne\ Früh-
neuenglische belege bei H. Spies, Studien zur Geschichte des
engl, Pronomens, s. 49.
Die gleiche erscheinung finden wir auch im älteren
Deutschen. Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik, § 378: 'In
einem mit unde angeknüpften satze kann das Subjekt fehlen,
wenn es sich aus einem obliquen kasus des vorhergehenden
Satzes ergänzen läfst'. Als beispiel greife ich heraus: men
vert in (den weg) äne des Ifbes not und (er) leitet üf den
ewigen tot.
Die nichtSetzung des pronominalen Subjekts hat auch sonst
zu unberechtigten Verbesserungsvorschlägen veranlafst, vgl.
z. b. Mätzners anmerkung zu King Uorn, v. 25 {Sprachproben
1, 1, 209). Ich stimme Holthausen, Beoivulf s. VII ») bei, wenn
er (in Übereinstimmung mit Pogatschers Untersuchung Änglia
XXIII) die zusetzung des pronominalen Subjekts an gewissen
stellen des Beowulftextes für überflüssig hält; nur würde ich
statt Miberflüssig' sagen ^unberechtigt'.
GIESSEN. Wilhelm Hobn.
ENGLISCHE SCHREIBUNG UND AUSSPRACHE
IM ZEITALTER SHAKESPEARES,
NACH BRIEFEN UND TAGEBÜCHERN.
Einleitung.
Zur feststellung der frühneuenglischen ausspräche hat man
seither in erster linie die angaben der alten phonetiker zu
rate gezogen, weniger die reime der dichter und die Ortho-
graphie. Soweit man überhaupt letztere in das gebiet dieser
Untersuchungen hereingezogen hat, hat man sich bis jetzt fast
immer darauf beschränkt, denkmäler literarischen werts und
inhalts zu behandeln. Interessantere resultate als diese fördert
die Untersuchung von denkmälern zu tage, die nicht für den
druck bestimmt waren, deren Orthographie also wenig
oder noch gar nicht beeinflufst war von der unifor-
mier ung, die sich bei der drucklegung bemerkbar macht
(vgl. Morsbach's Vortrag [Verhandlungen der 43. deutschen
Philologen- Versammlung 1895] und Römstedt, Schriftspr. bei
Caxton). Ich meine hier in erster linie tagebücher und
privatbriefe.
Ich lege meiner Untersuchung folgende quellen zu gründe :
1. The Diary of Philip Henslowe from 1591 to 1609
(citiert : Hensl.); ed. by J. Payne Collier (Shakesp. Soc.)
London 1845. Die neue ausgäbe von W. W. Grey
(I, London 1904) ist erst nach abschlufs der Untersuchung
erschienen.
Henslowe war ein mann von geringer bildung, der im all-
gemeinen schrieb, wie er sprach. Er war, wie aus seinen auf-
zeichnungen hervorgeht, ein äufserst >ielseitiger mann: Wie
Collier auf s. X der einl. feststellt, ist er zunächst färber ge-
AnglU. NF. XVII. 10
134 LUDWIG DIEHL,
wesen. Später finden wir ihn zusammen mit seinem "step-
daughters husband" engaged in a starch manufactory (s. X).
Auch scheint er "pawnbroker" (pfandleiher) und besitzer des
"Paris Garden" gewesen zu sein, in dem baren- und Stier-
kämpfe aufgeführt wurden. Seine hauptaufmerksamkeit hat
er dem theater zugewandt: zusammen mit seinem Schwieger-
sohn Eduard AUeyn war er zunächst interessiert am Rose
Theatre, dann am Hope Theatre und schliefslich haben beide
das Fortune Theatre gebaut (s. X). Und gerade als theater-
intendant hat er ganz unabsichtlich sich grofse Verdienste er-
worben, indem er durch seine aufzeichnungen sowohl sehr
wertvolle anhaltspunkte über die Chronologie zeitgenössischer
dramen gegeben, als auch durch die eigenttimlichkeit seiner
Orthographie wichtiges material für die lautgeschichte geliefert
hat. Zur kennzeichnung seiner bildung seien hier die bemer-
kungen des hsg. über ihn wiedergegeben (s. XV): "Henslowe
was an Ignorant man, even for that time in which he lived,
and for the Station he occupied: he wrote a bad band, adopted
any orthography that suited his notions of the sound
of the words, especially of proper names ...., and he
generally used his own pen, but, as we have stated, in
some places the band of a scribe or clerk is visible." Genaueres
über ihn bietet das Dictionary of National Biography, unter
Philip Henslow.
2. Memoires of Edward Alleyn (citiert: AU.M«), ed.
by J. Payne Collier (Shakesp. Soc), London 1841.
Sie reichen von 1590 bis etwa 1616. Darin sind enthalten
briefe, notizen und dokumente von verschiedenen männem, wie
z. b. Henslowe, Alleyn und dessen frau Jone Alleyn, von lite-
rarischen gröfsen und Staatsmännern. Die einzelnen Schrift-
stücke sind natürlich von sehr verschiedenem werte, je nach
der person des Verfassers und nach dem Charakter der auf-
zeichnung. Von ungefähr derselben art sind:
3. The Alleyn Papers (citiert: All. P.), ed. by J. P.
Collier (Shakesp. Soc), London 1843.
Die darin enthaltenen briefe erstrecken sich auf die
jähre 1580 — 1661, und stammen ebenfalls von verschiedenen
leuten.
ENOL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKE8P. ISf)
4. The Diary of Henry Machyn (Citizen and Merchant-
Taylor of London) (citiert: Mach.), from 1550—1563
ed. by J. G. Nichols (Camden Soc), London 1848.
Der Verfasser dieses interessanten buches war nach der
ansieht des hsg. (einl. s. V) "a Citizen of London, of no great
scholarship or attainments, as bis language and cacography
plainly testify" .... "In the absence of any direct proof of
his occupation, I rather tbink, that his business was in that
department of the trade of a merchant-taylor which we now
call an undertaker or furnisher of funerals" (s. XI). Vgl. dazu
Dictionary of National Biogr., unter Machin. Auffallend ist,
dafs dieser "Citizen of London" in seiner ausspräche nicht in
allen punkten mit dem anderen bauptgewährsmann für die
Londoner ausspräche, mit Henslowe, übereinstimmt, sondern in
verschiedenen wichtigen fällen von ihm abweicht.
5. The Egerton Papers (citiert: Eg.)> ^ coUection of
public and private Documents, chiefly illustrative of
the times of Elizabeth and James I from the original
Manuscripts, ed. by J. P. Collier (Camden Soc), London
1840.
Ihren namen führt die Sammlung nach dem "Solicitor-
General" Egerton, alias Lord Ellesmere, der im jähre 1581
zu seiner hohen Stellung gelangte und 1617 starb (einl. s. VI).
Die briefe, die nicht alle originale sind, sondern z. t. abdrucke
von kopien (die aber meist aus der regierungszeit der Elisa-
beth stammen), rühren von verschiedenen Verfassern her und
tragen deshalb auch keinen einheitlichen sprachlichen Cha-
rakter.
6. The Loseley Manuscripts (citiert: Los.): Manu-
scripts and other rare documents, illustrative of some
of the more minute particulars of English history,
biography and manners from the reign of Henry VIII.
k) that of James L, ed. byA. J. Kempe, London 1836.
Diese Sammlung (im besitz der familie Loseley) enthält
briefe und dokumente verschiedenen inhalts. Sie scheinen alle
originale zu sein und erstrecken sich über die zeit von 1539 —
1621. Sie rühren her von den verschiedensten autoren (könig
Heinrich VIII., seiner gemahlin, Staatsmännern und dichtem)
und sind dementsprechend sehr verschieden an wert.
10*
136 LUDWIG DIEHL,
7. Original Letters of eminent literary Men (citiert:
Lit. Men) of the sixteenth, seventeenth and eighteenth
centuries, ed. by Henry Ellis (Camd. Soc), London 1843.
Von diesen briefen, welche sich bis weit ins 18. jahrh.
hinein erstrecken , sind nur die früheren herangezogen worden.
Als Verfasser derselben treten uns literarisch bekannte namen
wie Udall, Cheke, Bernard, Gilpin, Ascham, Nowell, Dee,
Stubbes, Ocland, Bodley und andere entgegen.
8. Letters of Queen Elizabeth and King James VI
of Scotland (citiert: El. and J.); some of them printed
from Originals in the profession of .... and others
from a M. S., which formerly belonged to Sir Peter
Thompson, ed. by John Bruce (Camd. Soc), London
1843.
Leider haben wir auch hier nicht überall originale, der
hsg. sagt s. I der Introd. "Of the Letters for which we are
indebted to Mr. Ryder, thirty-two are Originals, written whoUy
by the hand of queen Elizabeth ; six are Originals of an official
character written by a secretary but signed by queen Elizabeth,
two are contemporary copies of letters of king James and two
are drafts or copies in his majesty's handwriting." über die
Orthographie der Elisabeth sagt der hsg. s. XXII der Introd. :
"Her majesty's orthography is often very stränge " "We
have endeavoured . . . to present her exact spelling, which in
a first publication is, in our judgment, the best course." "When
Elizabeth writes ^swarve', ^desarve', ^aduansing*, *skars' (for
scarse), ^wacking' (for waking), and ^vacabond'; or James
^aither', 'yow', ^airt', and ^uillaine' or Charles I. ^Agust' pro-
nounced 'ägust'; we can scarcely doubt that we are informed
of the very way in which those words ordinarily feil from
the royal lips." Die schottischen briefe (könig Jakobs) sind
unberücksichtigt geblieben.
9. The Camden Miscellany I (Cand. Soc), London
1847.
Dieser Samraelband enthält verschiedene denkmäler, meist
historischen Inhalts, die sich auf das 15., 16. und 17. jahrh.
erstrecken.
Hervorgehoben seien daraus:
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKE8P. 137
a) Journal of the siege of Rouen 1591 (citiert:
Camd. 1: Bouen), by Sir Thomas Coningsby, ed. by
J. G. Nichols, London 1847.
Coningsby (f 1625) war "muster-master" (heerscliau-auf-
seher) im englischen heer, das vor Rouen lag (einl. s. 5). Sein
"Journal" scheint er in briefform angefertigt und an einen
freund geschickt zu haben: "It appears to have been written
in the form of letters, which were dispatched to some friend
at a distance, and afterwards transcribed in a consecutive
form" (einl. s. 3).
b) Letter from George Fleetwood to his father
giving an account of the battle of Lützen and the death
of Gustavus Adolphus (citiert: Camd. I: Lfitzen), ed.
by Ph. de Malpas Grey Egerton, London 1847.
Der autor des briefes war ein Engländer, der in Schweden
general und baron geworden war. Er schrieb den brief an
seine verwandten, aber ^ir haben auch leider hier wieder
nicht das original: "the Fleedwood letter is clearly a copy".
"The character of the writing testifies that the copy cannot
be of much more recent date then the original; but
that it is not in the handwriting of the author is evident
from the occurence of many blanks where the original was
either defective or illegible" (einl. s. 3). Wenn wir demnach
auch nicht gerade das original haben, so weist doch der brief
die Orthographie eines kopisten aus den 30er jähren des
17. jahrh. auf.
The Camden Miscellany II (Camd. Soc), London 1853.
a) Household Expenses of the Princess Elizabeth
during her residence at Hatfield (Oct. 1. 1551 to Sept.
W, 1552) (citiert: Camd. II: Honsehold), ed. by Vis-
count Strangford, London 1853.
Zwar gibt uns der hsg. in der einleitung keinen direkten
hinweis darauf, dafs seine Veröffentlichung einen getreuen
abdruck des Originals bietet, aber nach der Orthographie und
dem ganzen äufseren zu schliefseu, scheint es nichts anderes
als ein diplomatischer abdruck zu sein. Die einträjre, von
denen manche mit künstlerisch ausgeführten initialen vei-sehen
138 LUDWIG DIEHL,
sind, sind von Elisabeth und ihrem "Chamberlain Sir Walter
Buckler" unterzeichnet resp. *counter-signed'.
b) The request and suite of a true-hearted English-
man, written by William Cholmeley Londyner in the
year 1553 (citiert: Camd. II: Gholm.), ed. from the
original M. S. by W. J. Thoms, London 1853.
Also der brief eines "Londyners" nach dem original von
1553 herausgegeben.
10. The private Diary of Dr. John Dee (citiert: Dee)^
and the catologue of his library of Manuscripts from
the original Manuscripts in the Ashmolean Museum
at Oxford and Trinity College Library, Cambridge, ed.
by J. 0. Halliwell (Camd. Soc), London 1842.
Dee's Diary setzt sich zusammen aus einem englisch ge-
schriebenen tagebuch (von 1554—1601) und einem lateinisch
geschriebenen Inhaltsverzeichnis seiner bibliothek, welches 201
nummern aufweist. Leider lälst sich aus dem tagebuch für
unseren zweck wenig entnehmen, da der Verfasser, ein ge-
bildeter mann, sehr korrekt schreibt Auf s. 7 und 11 bedient
er sich für einige zeilen des griechischen alphabets.
11. Gossip from a Muniment Room (citiert: Man.), ed.
by Lady Newdigate-Newdegate, 1. Aufl. London 1898.
In diesem buch finden wir den diplomatischen abdruck
einer Sammlung von briefen, die sowohl wegen ihres Inhalts
(einzelheiten aus dem leben der Mary Fitton) als auch in
sprachgeschichtlicher beziehung Interesse verdienen. Vgl. dazu
A. Schröer, E. St. XXVII, 124.
12. Kutland Papers (citiert: Ruth): Original documents
illustrative of the courts and times of Henry VII. and
Henry VIII. Selected from the private Archives of his
Grace the duke of Rutland, ed. by William Jordan
(Camd. Soc), London 1842.
Leider hat auch in diesem falle der hsg. verschwiegen,
ob er sich streng an das original hält, oder nicht. Allem
anscheine nach ist ersteres der fall, da die spräche darauf
ENGL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKB8P. 139
schliefsen läfst, und aufserdem eine anmerkung (s. 29) darauf-
hin zu weisen scheint: "The words whithin have been added,
the original being without a title."
13. Plumpton Correspondence (citiert: PI.), a series of
letters chiefly domestick, written in the Reigns of
Edward IV., Richard IIL, Henry VII., and Henry VIII,
ed. by Th. Stapleton (Camd. Soc), London 1839.
Die vorliegenden briefe und dokumente geben nicht die
originale wieder, sondern kopien, die von einem gewissen
Dodsworth in der zeit von 1612 — 1626 angefertigt worden
sind (vgl. einl. s. III). Die Sammlung verliert dadurch be-
deutend an wert, sie zeigt vorgeschritteneren lautstand und
dient mehr dazu, resultate aus früheren aufzeichnungen zu
bestätigen.
Nur mehr gelegentlich herangezogen werden folgende
Veröffentlichungen, weil sie nicht auf originale zurückgehen,
oder auch, weil nicht genau festgestellt werden konnte, welcher
zeit sie angehören:
1. The Chronicle of Calais (citiert: Cal.), in the reigns
of Henry VII and Henry VIII to the year 1540, ed.
by J. G. Nichols (Camd. Soc), London 1846.
Ks ist dies nm* ein '^transcript" des '^honest John Stowe",
der nach dem Dict. of Nat. Biogr. (unter "iStowe") von 1525—
1605 lebte.
2. Histoire of the arrival of Edward IV (citiert:
Edw. IV), in England and the ftnall recouerye of his
kingdomes from Henry VI. A. D. MCCCCLXXI, ed. by
John Bruce (Camd. Soc), London 1838.
p]benfalls kopie des John Stowe.
3. A Chronicle of the first thirteen years of the
reign of king Edward IV by John Warkworth.
(Master of St. Peters College, Cambridge) ed. by J. 0.
Halliwell ((^amd. Soc), London 1839.
Kopie eines ''common scribe'", Introd. XXIII.
140 LUDWIG DIKHL,
4. Aus Camden Miscellany I:
a) Chronicle of the Rebellion in Lincolnshire
(1470) (citiert: Camd. I: Reb.), ed. by J. G.
Nichols, London 1847.
b) Bull of Pope Innocent Vni. (citiert: Gaind.I:
Bull.), ed. by J. P. Collier, London 1847.
Ein druck Caxton's von einer englischen Übersetzung einer
lateinischen päpstlichen bulle.
Die übrigen in dieser Sammlung enthaltenen werke wurden
nicht berücksichtigt, weil sie entweder lateinisch geschrieben
waren, oder unserem Zeitraum nicht angehören.
Aufser den bisher erwähnten werken sind folgende quellen
literarischen inhaltes und wertes untersucht und gelegentlich
zur ergänzung herangezogen worden:
Kynge Johan (citiert: Kynge Joh.), A play in two
parts by John Bale (um 1552), ed. by J. P. Collier
(Camd. Soc), London 1838.
Roger Ascham: The Schoolemaster (cit.: Ascham:
Schoolni.) in Arber's Reprints (1563 — 68. 1. Ausg.
1570).
Thomas Dekker: The Schoemaker's Holiday (ci-
tiert: Schoeniaker's Holiday), entstanden 1599,
hsg. von K. Warnke und L. Proescholdt, Halle
1886.
Ben Jonson: Every Man in his humor (citiert:
Ben Jouhoh: Kvery Man). Abdruck der Quarto
von 1601 von Grabau im Shakespeare -Jahrbuch
Bd. 38.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 141
Vokalismus.
Kurze vokale.
Me. ä.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Für me. ä geben die frühne. phonetiker a und daneben
(V an. Die grammatiker des 16. jahrh. und der ersten hälfte
des 17. jahrh. konstatieren nur einen quantitativen unterschied
zwischen a und d. Erst Cooper 1685 deutet eine differenzie-
rung des a > e hin an (vgl. Ellis I. 69) und Mi^e 1688 spricht
es klar aus mit den werten: D'ailleurs a se pronounce en ai
bref ou en e ouvert, lorsqu'il se trouve entre deux Consonnes,
au milieu des Monosyllabes ; comme haty cap, mad (Ellis I. 71
und Sweet: H. E. S. 214).
In unseren texten findet es sich geschrieben:
1. gewöhnlich a; aber auch
o p .
cdes = acts Hensl. 137*3 (1598); Artur Lengworth =- Lang-
tvortli Hensl. 212 ^ (1595) (wenig beweisend, weil Henslow mit
den eigennamen sehr willkürlich verfährt; sein eigner name
kommt in etwa zehn verschiedenen formen vor) ; Bd. at Velya
^-- Valien*^ Hensl. 47^ anm. (1594); cremer = Cranmer Mach.
90'^« anm. (1555); at stren -- at Strand Mach. 72» anm. (1554);
Freniyngham chyrche = Framlingliam Mach. 70^ anm. (1554);
the better ^ hatt^^r Cami.l: Ronen 39 -^ anm. (vor 1625); ketteil
Los. 339 (1551); famylyerite Kynge Joh. la»"» (betonung?).
e mag z. t. aus südländischen mundart^n stammen, die
ags. (e lautgesetzlich zu c gewandelt haben : so in heck on beck
Rutl. i)^ (1485). In den übrigen, jüngeren belegen aber scheint
die Schreibung mit e darauf hinzuweisen, dafs der wandel
ä - r viel älter ist, als ihn die grammatiker bezeugt haben.
A u mer kungeil : 1. ÜuUhed Hensl. 11 ^ 12' u. öfter j,a*ht auf eine
nebenform */)ecrnfi zurück, die ent<pr«Mh«*n<l deut^elitMii fiechn
neben Dftvh bestauden biibcn iisa^^ (vgl. aucli Lunnuert IJ;).
142 LUDWIG DIEHL,
2. Jenewary Hensl. 17* u. 67* hat schou afz. e (vgl. Schwan-
Behrens § 85).
3. meny Rutl. 5 *" u. öfter und Temstreii = Thames sireet
Mach. 174' 1. z. nnd Los. 306^" sind die regelrechten formen.
Die heutige schreihnng Thames ist gelehrt.
4. Beispiele für a statt l siehe unter v.
3. ai {ai — a vgl Hoelper s. 31);
sheyffes of arowes = shafts Mach. 146**; claid toith stolen
goodes = clad: part. von clothe Eg. 232^6 (1594); caycth Mach.
183-^ anm.; cornwayll Butl. 117 l.z. (hier könnte einfliifs des
Simplex Wales vorliegen); a great meyne Mach. 102 3, 28*'
(1553) (\ielleicht stellt dieses ey nur ein aus altem menigo\
herrührendes v dar); maysk Los. 43« (1550) u. 71 »; Cal. 14'«
gayffelins = javelins Mach. 12 * (vielleicht a),
Anmerkung: Oh ay in sayly = saUy port Cal. 125 *• (anm.)
nicht auf air. saiUir zurückgeht, muTs dahin gestellt bleiben,
da sich das alter dieser afr. analogieformen nicht bestimmt
feststellen läJst, vgl. Schwan-Behrens § 172 anm. u. § 348, 2 c
B. Kombinatorische entwicklung.
1. ü + l.
Zwischen ä und l ist früh ein u eingetreten, das mit dem
vorausgehenden a den diphthong au bildete. In der Verbindung
au + l + kons, ist dann ziemlich früh l gefallen. Den ersten
hinweis dafür gibt Mulcaster 1582 (Kluge, Pauls Grdr. I 859),
spätere angaben finden sich in einer frz. gramm. 1625, bei
Butler 1633, Hodges 1644. Vgl. dazu Luick, Anglia XVI 462 ff.,
Ellis I 193 ff.; Sweet 266; Hörn, Untersuchungen s. 11.
An Schreibungen sind zu verzeichnen:
a) ä + ausl. l (II).
a) al, belege überflüssig;
ß) aul:
haule Rutl. 94 öfters (1522), Eutl. 11 »2 (1485); to faule El. and
J. 3 •'*' (1583), Ascham: Schoolm. 32 », Kynge Joh. 46 >" (1555);
faul Ascham: Schoolm. 39; sniaull Lit. Men. 13* 1. z. (1553) und
die vom Infinitiv beeiuflutsten foimen cauled Rutl. 119 2« (1553),
Los. 32*^6 (1551); faidne Mun. 106 »^ u. 117» 1. z.; mit aw:
liawly = Raleigh Dee 20 K
Anmerkung: smalc Mun. 13 *^ 27^ u. 85'** neben amauü geht
wohl auf eine alte obliquusform mit ä zurück. — hayU Los. 98
«ifters (vgl. hales Los. 98") = hall ist wohl verschreibung.
ENGL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 143
7) oll.
Für oll, das schon bei Tindale vorkommt (vgl Sopp s. 7),
habe ich keine beispiele gefunden.
d) = owl.
bednowle = Bethnall Hensl. 183^2 (1600); camowlle = car-
dinal Hensl. 193 ^
b) äl + dental.
Nach Luicks Untersuchungen (Anglia XVI, 465 ff.) ist in
der Verbindung aul + dental in der Schriftsprache l erhalten
geblieben. In den fällen, in denen / gefallen ist, liegt ent-
weder franz. einflufs vor, oder es handelt sich um den schon
von grammatikern (Salesbury, Mulcaster, Wallis) erwähnten
dialektischen Schwund des l vor dental (vgl. Hörn, Unter-
suchungen s. 19).
auter -- altar Cal. 95 ^« (1521), Mach. 190 ^ u. öfter; owtter
Mach. 42 ^9; Fuuater ---. Fitzwater Mach. 76 ^^ 80* (in Cal. 10«
mit l) ; Odham Water =^ Woodham Walter Mach. 80 * anm. (frz.
Wanter, Gautier); faute ^ fault Los. 375'*, Eg. 31»« (vgl.
Koppel, Sp.-P. 13 und Hörn, Untersuchungen s. 21); fasshele =
falsely Mach. 103* 1. z. und umgekehrt Haulton =- Haughton
Hensl. 170 »».
c) äl + labial.
In äL bezw. aul + labial ist nach grammatikern l um
die wende des 16. und 17. jahrh. geschwunden. Der konser-
vative Gill sagt schon 1621: "Proinde licet frequetius dic^mus
föky fdty häm, häfetc in pJlk, fält, balm, half (vgl. Grill,
ed. Jiriczek s. 15). Dafs dieser Schwund aber schon viel früher
ist, als ihn der grammatiker bezeugt, dafür sprechen folgende
Schreibungen :
a hafe Los. 166 M.z. (1550—60), Hensl. 10 2» (1592); amoste
Los. 255 l.z. (1580): [behaufe -- behalf oder behoof? PI. 87^
(1612— 25)j: hopene Mach. 243 M. z. (1560) (hier schon mo-
nophthongierung des au).
Anmerkung: Schwund des / in franz. Wörtern liegt vi»r in Haffe,
Hauff .=. Jialpfi ileiii^l 178' (159G), Mach. 10'« u. öfters; saufe
- safe Eg. 150*, C'al. Ül"; awmer = almoncr Mach. 11)2**,
\W (15%): fi nahe —- an alhr Mach, (^i» l.z. (1554). vgl.
Koppel : Sp. Pr. U).
144 LUDWIG DIEHX.,
Auf grund obiger Schreibungen läfst sich der von Gill
zugegebene schwund des l um 60—70 jähre, also bis um
1550—60 zurückverlegen. Daneben treten jedoch noch lange
(sogar bis heute) formen mit l auf:
alffe Mach. 13 1. z. (1551), Hensl. 8« u. öfter; alpeny Mach.
7 ^»; salf Eg. 14 « 1. z. (1550); haulf Los. 151 20 (1547); caulme
= calm Lit. Men. 8 »* (1549); holberts = halherts Hensl. 205 ".
d) äl + guttural.
Für den schwund des l in äl + guttural haben wir als
erstes Zeugnis die angäbe Gills aus dem jähre 1621. Jedoch
besteht neben wdk auch noch die anspräche walk (tarnen docti
aliqui walk). Eine franz. grammatik aus dem jähre 1625 gibt
ebenfalls den schwund des l in walk und ialk an (Phon. Stnd.
III, 189).
Belege für den schwund von l habe ich in englischen
Wörtern nicht gefunden. Französisch sind: fawconers = fal-
coners Cal. 122'" (1532); fachyons r - falchions Mach. 84 1*
(1555); fachon = falcon Fair Maid 39 »3.
Da in diesen Wörtern der schwund des l sich schon auf
franz. boden vollzogen haben kann, so sind sie für uns nicht
beweisend.
In englischen Wörtern ist l noch erhalten: tauJk Lit
Men. 13'» (1552), Ascham: Schoolm. 17 2.
2. re + nasal.
a) ä + nasal allein.
In ^ + nasal ist a im allgemeinen geblieben. Jedoch
kommt vorübergehend auch 0 vor.
monn All. Mem. 32% Mach. 39^ 1. z.; mony Mach. 33«,
39 ^ u. öfter.
Anmerkung: onijy nni und eni weisen auf dialektische yer-
scliiedenheiten hin.
h) ä + n + d, /, s
a) in germanischen Wörtern ist im allgemeinen ge-
blieben; dagegen zu 0 geworden:
from YmßondeCdX. 75^(1513), E^. 43'^ (1566), Lit. Men. 12»«,
Henslow schreibt ausschlicfslicli Fmijland^ Ondronicus Hensl,
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKESP. ' 145
33«; Northumherlondc Wark. 1 "; Scotlonde Wark. 1 1. z.; londe
Wark. 25, Cal. 29 2''; to stond Cal. 29 »3; understond PI. 46 »»,
Camd. I: Reb. 12 i2; ,9^rond Kyd: Spanish Tragedy 1, 1 2»; not-
ivythstonding Camd. I : Reb. 6 •' 1. z.
ß) in frz. Wörtern neben a meist
1. au, aw geschrieben: John of Gaunt All. P. 25^; de-
maundes Hensl. 191 ^^j covenauntes Hensl. 191 *•; commawnde-
ment Wark. 6 *^, 11 *'; lawndes = laund od lands? hinter einer
lücke All. M. 199 « ; Fraunce Eg. 2 '^ ; auncient Eg. 4 M. z. In
anlehnung an das Afrz. tritt aun auch in germ. Wörtern auf:
tvaunt Mun. 16 ^ 1. z. = altn. vant ; aunswered Lit. Men. 94 *«.
Anmerkung: Nach N. E. D. wird die form aunswer Dest. Troy
XX. 8274 zum ersten mal belegt. Luick, Anglia XVI. 489
und Sweet: H. E. Ö. s. 247 sehen aunswer für answer als
lautsubstitution innerhalb der spräche an. Doch vgl. Hom,
Untersuchungen 52.
2. 0 : commonde PI. 4 ^ ; the Queeh's grace Jcept her monde
= maundy Mach. 230 ^» (1560); ontt ^ aunt Mach. 61 »^ anm.;
servont Kjnge J oh, Ai^\,z. Bei den letzten formen könnte
unbetontheit mitgewirkt haben.
Vgl. über a vor nasal in frz. lehn Wörtern Luick, Anglia
XVI, 479 ff.
c) ä + ndz.
a) aun.
chaunged Wark. 4^6, Eg. 3*'; daneben chounge Wark. 11 '^S;
straunge Hensl. 170»»; daungars Edw. IV 39".
ß) ain.
chainge Los. 9 »* (1539); duingers Los. 364 ^^ (1608); dai7igerous
Eg. 434^* (vor 1600) u. ö.; rainge Camd. I: Rouen36« (1591);
arraignmmt Eg. 47P7 (1615); exchainger Eg. 433 ^^ u. ^J» ; vgl.
Luick, Anglia XVI, 485 : aunge > änge > ainge.
3. ö + 8h.
Vor sh ist ä dialektisch zu e geworden : to wesh ^= wash
Cal. 128*^' (1532). Vgl. Wright, Grammar of Windhill §59:
a followed by s has become e: wes, to wash, Morsbach, Me.
Gr. § 87 anuL 2 und Napier, A. f. d. A. XX (1894), s. 32. Auch
Hoffmann s. 13 bestätigt die erhöhung des ä vor s.
146 LUDWIG DIEHU
4. w + ö.
Der erste phonetiker, der die verdunkelnde Wirkung des
w deutlich bezeugt, ist Cooper 1685 (s. 43 seiner grammatik).
Jedoch liegen die anfange dieser entwicklung weiter zurück,
wie auch Kluge, Pauls Grdr. I, 877 anm. annimmt: „es müssen
schon zwischen 1550 — 1650 ausätze dazu vorhanden gewesen
sein, dem a nach w eine eigne färbung zu geben." Darauf
deutet auch die Schreibung: she dyd tvosse her fett = tcash
her feet Mach. 230^2 (1560).
5. ä > d gedehnt vor auslautendem r, r + kons.:
Dayrsse =- Darcy PI. 187 *^. Gemeint ist offenbar ob < c^,
vor r gedehnt. Dafs die Schreibung ai vor r ein er bezeichnen
soll, zeigt auch Cooper's angäbe ; "ai ante r scribitur pro a in
affairs res, airy aereus ..." (vgl. Sweet s. 244).
II. In unbetonter Stellung.
In unbetonter Stellung ist ä häufig abgeschwächt worden.
Geschrieben wird es: 6, /, o, u: phisitions Eg. 255»; Ldncostur
Mach. 172 1. z.; emongs Lit. Men. 25 s, Eg. 195^3; orphenes
Hensl. 160 ^^; Sucres = Zachary's Mach. 286^ (anm.); to wherd
--- towards Mach. 110 1^; pynnes = pinnace Mach. 29^1 (kommt
aufserdem noch in der form : pennous Mach. 34 ^ und pennoys
Mach. 96 2» anm. vor) ; elexander Hensl. 79 « ; Jejfte = J^htah
Hensl. 220 19 j imhassadores Cal. 113*»; victelling = victtuUling
Los. 303 1». Auf Verwechselung des a und des e scheint die
form malencoly zurückzugehen Hensl. 39 ^o. Es könnte auch a
in unbetonter silbe abgeschwächt sein : mdlincoly All. P. 88 ^ 1. z.
Die gleiche entwicklung wie unter dem hochton zeigt das
nebentonige ä in vdryaunce Wark. 6 2^.
Die franz. endung -age tritt neben age auf in der form:
-eg, 'Idge, -aige, -ich, -eag: carege Hensl. 13^0; mareg = niarriage
Mun. 792; sowiedge = soutage Hensl. 242"; niarrige All. P.
15 " 1. z.; und umgekehrt: hioivlage = hnowledge Camd. I: Reb.
8^; messaigez Camd.I: Eeb. 18 ^ ; langwaige Mun. 19 ^^j maraige
PI. 175"; uictirrich = encourage All. P. 16*»; Icnowleage Eg.
42 8. — have an unbetonter satzstelle wurde zu a: to afUotoed
--- to have folloived Camd. I: Reb. 12 »^ anm.; they couthc have
a declared Camd. I: Reb. 15 *&; shuld a bene MacL 192**; he
ivold a sayd Mach. 211 7; I shtid a sold it PL 257 '3 usw.
ENGL. BCHKBIB. U. AUS8PRACHB IM ZKITALTBR SHAKBSP. 147
Me. e.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. e entspricht im Ne. halboffenes e. — Geschrieben
findet es sich:
1. gewöhnlich e,
2. ea (vgl. auch Sopp s. 15 und Rudolf s. 6) :
to feache Hensl. 105 3; forgeatting Mun. 11 U.Z.; yeaOIun. 10«,
42 Ä u. 45 1» (1596); leat Lit. Men. 2 »^ u. Hensl. 177 « (siehe unter
kürzungen); the blind beager Hensl. 65^; reast (ruhe) Mun. 117 ** ;
6%6?a^6ZZ = CÄe«Ze Hensl. 220»; himsealf Hensl 236 \ ags.: 56öi/;
me.: ^eZ/'; ealm = eiw Hensl. 18*' (1591); be eanded Hensl.
256 '«; seante ^ sent Hensl. 177 ».
Aumerkung: ea findet sieb in einigen früh gekürzten formen:
leat Lit. Men. 2*^ Hensl. 177*, ags.: laian, me.: l^te (Kluge-
Lutz). Wurde das CB im Ags. gekürzt, dann entstand Utt,
wurde es me. gekürzt, dann let. Erstere form begegnet All. M.
177 «V
3. ei, ey, ay:
at leingth Eg. 145 »* (1591); jayloxis = gelous Eg. 79 »> (1579);
fleysh Dee 43 30; togaüher Los. 172 » (1550); feytched Mach. 27 ^;
perfaicted Cal. 132^ (1535); französischer einflufs: parfait;
feyleship = felowship Mach. 2 3» (1553).
Die Schreibung et, ai soll wohl auch nur einen e-laut be-
zeichnen, denn schon sehr früh ist, wie wir später sehen
werden, ei ^= f gesprochen worden.
4. a:
strangth Mun. 137« (1615); I gatt Los. 46233 (c. 1620); pro-
grasse All. M. 177'' (1624); Nebucadonizer , nabycadncuser ^=--
Neb . . . Hensl. 83 und 84 (1596) ; fatch Kynge Joh. 97 i« (1555).
Diese formen sind als umgekehrte Schreibungen aufzu-
fassen und bilden zusammen mit den auf s. 141 angeführten
fällen einen weiteren beweis dafür, dafs ä bedeutend früher
als 1685 (Cooper) zu e geworden sein mufs. Sopp und Röm-
stedt belegen bei Tindale und Caxton a statt e nur vor r.
Anmerkung: Als kürzung eine« ags. ^ ist a anzusehen in:
lait = let All. M. 177", vgl. oben; laß = ags. lafde Rutl.
118" (1553); lasse and lasse Wark. 22» 1. z. (1473); ags. l<sssa,
anlasse Camd. I: Reb. 9'^ (1470).
148 LUDWIG DIBHL;
5. ee:
in einigen fällen ist e sogar durch ee wiedergegeben: yeet
Mun. 75 »ö; beest Rutl. 70 21 (1522) ; weel Los. 405 H Vielleicht
liegt in weel die me. form wel vor, die heute dialektisch als
tvil auftritt (Holthausen, Beibl. zur Anglia 13, 1902, s. 16).
ee-schreibungen für e belegt auch Sopp s. 16 für Tindale.
B. Kombinatorische entwicklung.
1. e>i.
Sehr häufig ist der Übergang von e > i. Luick hat in
seinen „Studien zur englischen Lautgeschichte", s. 190 ft, ans
nordengl. und schott. texten material zusammengetragen^
auf das er folgende regeln gründet:
i tritt ein für: a) me. ^, welches durch Verkürzung ans
(^ od. ? hervorgegangen ist, mag diese länge alt oder erst durch
dehnung entstanden sein:
b) me. e vor gedecktem nasal,
c) me. g zwischen r und einem dental {d, t, s, p, tS, l, n),
d) me. e zwischen y, g (vielleicht auch k ?) einerseits und
einem dental (wie oben) andrerseits.
Beispiele aus unseren quellen , zu a) : divell All. M. 206 *,
Lit. Men. 47^3; diuelishe El. and J. 113 **; hritheme ags. hrither
Edw. IV 6 1. z., Wark. 1 *, Cal. 9 ^ ; sildome me. seldom Shakesp.
Temp. II, 1 'ö^; bryst ags. br^ost Kynge Joh. 40^3; men fylle
down = praet. von fall = ags. feol > fd dann gekürzt
Wark. 23 24.
Zu b): fro Ynglonde Cal. 75», Eg. 43 2 und Hensl. öfters;
Ynglishe Cal. 2 3, Hensl. 261 1^; bynch Mach. 165 23 anm. (1557);
Hinchlie Hensl. 15^^ u. öfters; byndo and Richardo = Bendo
Hensl. 24»' anm. In der unbetonten silbe: messinger Mun.
67 1.Z.; Eg. 1482t.
Zu c): für diesen fall habe ich keine belege gefunden.
Im gegenteil finde ich stets e zwischen r und dental. So z. b.:
refresshing Camd. I: Reb. 17 2; distressed Camd. I: Reb. 10«*;
prtsenily Hensl. 95"; leather dreaser = dresser (Bereiter)
Hensl. 71 ".
ENGL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 149
Zu d): altogither Eg. 42 ^ u. öfters; togither Eg. 241^0 und
Camd. H: Cholm. 1 »^ (1553), El. and J. 17 ^ und 26 l.z.; yit
Camd. I: Reb. 5i- und El. and J. 14 2«; ^7 PI. 108 » u. 50»^
Es fehlen demnach in unseren texten beispiele für die
gruppe c, während andrerseits eine reihe von beispielen vor-
liegt, die sich in keine der vier gi'uppen einreihen lassen:
William Cicells = Ceäl Ascham: Schoolm. 17; Chivelor =
Chevalier Eg. 2682« u. 268 »2 (auch Höfer s. 9: chivalry schwan-
ken zw. e und i); Mr. Dicker = Dekker Hensl. 118 u. öfter;
requysted = requested Los. 234 ^«, Behrens s. 89 ; Chiveot =
Cheviot Eg. 278»' me. f?
Es ist daher fraglich, ob die Luick'sche regel auch auf
südengl. gebiet unumschränkt anwendung finden kann.
Anmerkung: Zu parfitly = perfectiy vgl. afrz. perfit, parfit
sylf geht auf ags. sylf zurück. In lift statt left liegt die
mittelländ. form für ags. *lyfi vor. Das i in blyssed = blessed
ist aus dem subst. bliss hereingekommen (Luick, Studien s. 190).
wither = tcether beruht anscheinend auf Verwechselung mit
dem danebenstehenden whiiher (ags. htcider). Erhöhung des ^
zu i findet sich auch häufig in der endung -ed (darüber vgl.
unter unbetont). bridtJi = breadth All. M. 79 5»° steht für brMth
aus brfdth = me. br^de + tk nach length.
2. e + r.
a) ausl. er oder er + kons, ist schon früh zu ar geworden.
Tindale 1525 schreibt star me. sterre, dark me. derk, vgl. Sweet
§ 789 und Sopp. s. 15.
In germ. Wörtern: the harte Eg. 55 2» (1570); thi^s warkes
= works Cal. 83 ^ u. », ags. weorc > were > wäre (die heutige
Schreibung mit 0 ist bedingt durch das vorausgehende u?);
Barnardo Hensl. 59 ^ (1595); sward = sword Mach. 68 »« (1554),
ags. sweord, swerd.
In rom. Wörtern: clark Eg. 185^ (c. 1590). (Wenn man
heute gelegentlich er spricht, so ist dies auf den eintiufs der
Schrift auf die ausspräche zurückzuführen, vgl. Koeppel, Sp.
P. 37). parsons Eg. 8* u. öfters; I have desarved PI. 136 *S;
jyresarviny All. P. 88 ^^ ; resarve All. M. 183 2*; concarning Hensl.
107^; sarvant Eg. 380 ^<^; sarve Mun. 40*; parchement = per-
gament Hensl. 70 -^^ ; auch in uubet. Stellung: Robarte Hensl.
10322 und 104».
AnglU. N. F. XVII. U
150 LUDWIG niEIIL,
l^mgekelirt findet sich c auch da gesclirieben, wo etymo-
logisch nur ein a berechtigt wäre : mcrhett ^=nmrkei'Eig. 117 ^^
(1584), afrz. marchc; ptrticulerlie = particularly Hensl. 191 *3;
cherye Cal. 86 ^^ (1520); Erhxirie = Arhury Mnn. 76»; the
Widowes Cherme --- Chann Hensl. 224" anm.; perdon Ascham:
Schoolm. 49 '.
Aum erkling: Iii to lect'e tcherc, werc = trar Camd. I: Beb. 9*'
(1470), Edw. IV 12^ Cal. 163»* (1522) liegen noch die alten
formen mit e vor.
Auf grund dieser zahlreichen Schreibungen sind wir zu
dem Schlüsse berechtigt, dafs im 16. jahrh. or für er viel weiter
verbreitet gewesen ist, als heute. Wenn man heute in vielen
fällen er spricht, so hat auch hier wieder die schritt ihren
einflufs auf die ausspräche ausgeübt.
b) er =^- nr, yr , geschr.: für = far (me. ferre, fer) El.
and J. 104 e, 58 »» (1590), (Cheke: far = für 1550); hyrtye tJianks
Lit. Men. 43' (1580); Jtir gud ladyship PI. 17» (1612 — 25);
surmon = sermon Mach. 112 ^^ (1556).
In späterer zeit, als das lautgesetz er > ar zu wirken
aufgehört hatte , wui'de die Verbindung er zu p, und zwar ist
dieser Übergang unseren Schreibungen zufolge schon in der
zweiten hälfte des 16. jahrh. erfolgt.
II. In unbetonter Stellung.
e in unbetonter Stellung ist meist geblieben.
Einigemale erscheint es jedoch als i : binifitts All. P. 84 ^ ;
bitween Rutl. 73 »» ; Alisander Cal. 10 ». Ziemlich häufig findet
sich statt der enduug -es, -ed: -is, -id: usid Dee 18**; apperid
Dee 25 2^; wagis Dee 20^0; resortith Eg. 4 2»; be clerid und
deseruid El. and J. 3 *^ und 1^; kepys Mach. 226 ^*; commondyd
Mach. 226^2; lemydman Mach. 252 2" (vgl. die heutige aus-
spräche : leamid man) raynyd Mach. 41 **.
Statt der eudung -er findet sich bisweilen -ur : odur Mach.
183 24; cJuxmbur Mach. 179 -^4; tapurs Mach. 179 2», 177 1. z. u.
öfters.
Das unbetonte e des artikels ist vor vokalisch anlauten-
dem wort oft gefallen: th'odur Mach. 64 % PI. 131 2, CaL9";
Tharchebnysshop of Coloyn Butl. 52«; therle Rutl. 3 2; tliestaie
ENGL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 151
Rutl. 4 •^ ; by thandes = the hancles Rutl. 22 2» ; thend All. M.
42 3<» ; thofficers Eg. 15 ^ usw.
Dafs thother für ^Ae ö^Aer so häufig vorkam, dafs es zu
einer festen Verbindung geworden war, geht aus: was Jier
thuder = her other Mach. 65 ^ hervor.
Me. i.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. I ist im Ne. erhalten geblieben. Es findet sich ge-
schrieben :
1. gewöhnlich i,
2. e : Der erhöhung des e> i (vgl. oben s. 148 ff.) steht eine
Senkung des ^ > e gegenüber. Sie soll nach Luicks Studien
zur engl, lautgeschichte z. t. eine folge der vokaldehnung in
offener silbe, und nicht der konsonantischen Umgebung (wie
Römstedt s. 13 annimmt) sein, i erscheint auch in unseren
quellen häufig als e.
a) in geschl. silbe:
Wedsondaie Eg. Sdl ^'\ If aus l gekürzt; comession Eg.
209 7(1595); vessyons Usich. 3i^^; Mwfe« All. P. 54^1; wel
= M;iW Rutl. 16*^; beld = ftw?7d Mach. 215 " anm.; shellenges
Hensl. 66 ^ und 92 1&; cheldren Hensl. 112 20, Mach. 24 » ; aprell
Hensl. 331^; selver Mach. 28 2'; Cornelle = Cornhill MacL
186»»; bell Hensl. 8 3; bellowes (me. Ulwe) El. and J. 29* 1. z.;
tvhech Eg. 173*; grenwheclie Hensl. 178 2; veffelers = whifflers
Mach. 84 «6; gefte Hensl. 158'^% tember Hensl. 18»; Olempeo
= Olympio Hensl. 56 » und 57 2* ; begennyng Hensl. 70 *, 99 »«
und 1001**: hendrance Los. 266«; sence All. M. 51 »2 u. öfter;
prented Eg. 172 >^; pennes = ^>m5 Hensl. 17 »^ und skenes =
skins (sg. sHn) Hensl. 246 2^; enstruments Hensl. 154«; tensell
Hensl. 104 J2; ^^^^er Mach. 38 »3; hestory Hensl. 247 &; aZi is
not gowld that glesters Hensl. 185 '; resest Dee 35 ^t»; shepps Cal.
152 7 und Mach. 22*; gossep (god + sib) PI. 63*; worshephul
Mach. 100»«; U7^5Äe Eg. 131^1; ÄecAm Los. 11^^ und 12«, Rutl.
402« und Camd. II: Household 2 »2; Rechard Mach. 8 1. z.; rege
tylles =- ridge Hensl. 17 »2; beshop Hensl. 263«.
11*
152 LUDWIG DIEHI^
b) in offener silbe:
to wete Rutl. 11*, Dee 9^ PL 25 »^ u. ö.; pete MacL 9«
(1551); cete Mach. 10 l.z. (1551); ^ vesette All. M. 31"; fe«c
Edw. IV 28 22, Mun. 17 und 76 (könnte auch kent. sein); ihe
petesf -TT. most piteous Mach. 311 ^ß; wretyn Wark. 1^; sper-
ethes = spirits HensL 243 2, einflufs von frz. esperit?; ded
saye Kynge Joh. 3 2" (kent.?); conseder Kynge Job. 33 S;
wed^w, wedow Mach. AQ'^\ PL 123 21 ; God forbede = forhid
Camd. I: Bull, of In. 6*^ {forhid ist kontamination von ags.
forbeodan und forbiddan, me. forbede Kluge-Lutz); MedelUm
= Middleton HensL 227 5; thether Eg. 293 »S Mach. 30 «o, PL
142 s; hether All. P. 85 3, Eg. 111^4; empresonment PL 34»,
Mach. 31 ß; presonner PL 142 8, Wark 13 1. z.; offeserse Mach.
39 *•'»; fereri/ Mach. 191 *^; lererer Mach. 27 2«; leveray MacL 6 2?;
treplesetie =- Triplicity HensL 119*-»anm.; Sollecitor Generali
Eg. 117 1®; fejsyssyoun Mach. 33 **; presoun LitMen. 3^; phezick
Mun. 76^4 und »«, 140 ^ 2>revy PL 235»; fet;6 All. P. 19";
screvener HensL 184^^; sevelle HensL 136*^; pelers me. pülers
Mach. 16«; possebelety All. P. 15^1; nobelyte Kynge Joh. 23*o;
yelevors =■ yiUiflowers, afr. girofle nelke Mach. 203 2»; veZyn«
= vilains Mach. 82 Lz.; [^ecie^ Eg. 90 <^; Oserecke = Osrick
HensL 240 « und '-»] ; meieZ PL 159 ^; checkyngs = chickens Mun.
142 ^ 1. z. ; preckets -^ prickets Los. 13 ^ ; [inde/feren^ PL 141 ^\
116»»]; ferne« = Zimi^ PL 1891^; /ewe^A« HensL 176»; Äienc«
HensL 246 2" ; Trenety PL 117 » » ; fewen do^/t^ Rutl. 41 1»; opcnyon
Kynge Joh. 50 13; ^0 contenew All. M. 50^4, HensL 257«; rcWne
= ribbon Mun. 147 2.
Anmerkung: Altes e kann vorliegen in thes = fÄt« PL 47";
tÄewA;€<7t Rutl. 118 »^ betwext Eej\all09^\ RutL75*; ^eu« (ags.
gefan) El. and J. 2*^ Los. 30** und fargeveness Lit. Men. 2".
In hesentss Mach. 4*^ haben wir kentisches e. VieUeicht anch
in dem oben erwähnten thenketh. Zweifelhaft ist es, ob in
clieckyngs = chickens Mun. 142 e in offener oder geschlossener
silbe steht: ags. cicnu, cicen. Umgekehrte Schreibung zeigt:
ihe west ewiges = Indies Hensl. 185 " und ** (^ + i^ >• ifj daher
hier i)} = e geschr.) , ebenso in frenged = fringed Los. 49 ',
afrz. frenge. you wol t= will ist neubildung aus wolde.
3. ^ = ea geschrieben: yeald hall = Guild hall HensL
10» anm.; geaftes = gifts AlL M. 30 20; geaveth Eg. 290";
iheas Eg. 198 »» ; freashe HensL 7026; scance AlL M. 28" (1596).
ENGL. SCHBEIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 153
Die Schreibung mit ea soll wohl auch nur ein zu e „herab-
gestimmtes ^" (Römstedt s. 13) bezeichnen.
i, t = ee geschrieben: leeved Eg. 56^0 (1570); geeve me
Lit. Men. 98^9 und Eg. 53»^ (1570); heegar = higger Mun.
17M.Z.; unfeete = unß Lit. Men. 33 »« (1574).
Anmerkung: geive = give Mnn. 24* und apriel Hensl. 111 *•
sind offenbar kompromifsschreibungen. Alte nebenformen sind
whuch = which Cal. 206 ** (schon Lajamon und Ancre Riwle)
und dud = ags. dyde Rut. 20 ". latame = litany Rut. 15' 1. z.
und 16 ' und waffders = whiffelers Mach. 202 ' anm. sind wohl
verschreibungen ?
B. Kombinatorische entwicklung.
i + r.
t + r ist über er zu 9, jenem „gemischten laut" geworden,
dessen artikulation derjenigen des ausl. deutschen e (in gäbe)
nahesteht (vgl. Ellis IV 1122). Cooper 1685 idenfiziert den
laut ir, er mit ur (vgl. Sweet §904). Mason 1622 setzt ir
= er (Brotanek s. XXVI). An Schreibungen finden sich :
a) er : ferste Hensl. 1582» (1599); therty All. P. 32 1^;
cJicrch Wark. 18 ^*; ser Mach. 10 » (1551); conferme Hensl. 177 «<>
(1593) u. ö.; to stere = siir Kynge Joh. 91 ^^ (1555); scertes =
Shirts Hensl. 220 '^ anm. (1602).
b) ea : sceartes = Shirts Hensl. 128 24 anm. (1598);
mearth = mirth All. P. 88 ^ 1. z.
c) ur : fürst Rutl. 2-^», Camd. II: Household 46» (1551),
Mach. 76 '^2 (1554); </mr/y All. P. 23 '« (1601); shurte = shirt
Rutl. 23»", Mach. 155 * (1557).
d) or : clwrche Cal. 114»« (1527).
In vielen der erwähnten fälle liegt ags. ff vor, das im
Südwesten zu u, ü, in Kent zu e und im mittelland und norden
zu i wurde. Es können daher eine ganze reihe von diesen
fällen dialektische entwicklung aufweisen. Ausgeschlossen
aber ist das in confirm, (frz.) ser und thirty. Diese nötigen
uns zu dem schlufs, dafs schon in der zweiten hälfte
des IG. jahrh. ?> > er > o geworden war (vgl. auch ur
s. 158). [Vgl. auch Anglia XXVIII, 482 IT.]
Ib.
154 LUDWIG DIEHL,
II. In unbetonter Stellung.
In unbetonter Stellung ist i vielfach > e abgeschwächt
worden, z. b.: ojfes = office All. M. 75»®; treplesetie HensL
119*^; shellenges Hensl. 66^ u. öfter; etdlyan = lialian HensL
1632; worsheful Mach. 106 3; Mandevell ^ MandeviUe Hensl.
28*3; sune-elaw = son in law Mach. 303 3<>.
Me. ö.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Für me. ö bestanden in frühne. zeit zwei aussprachen, die
ursprünglich verschiedenen dialektgruppen angehörten: q und
ä (vgl. Korn, Untersuchungen s. 26 ff.).
In den durchgesehenen texten findet sich für me. ö ge-
schrieben: 1. meist 0.
2. a in : a platte of ground = plot Hensl. 177 * (1593) ;
caffen = coffin ^- sarg Mach. 120 *^3 (1556) anm.; stap = stop
El. and J. 64 ^ (1590); / showlde give you the plate (plot) =
plot? Los. 41 »6; hars = horse Mach. 12 2* (1552) anm.; Suffoke
Basset = Dorset Mach. 57 *' anm.; marow = morow Mach. 47 '<^.
Anmerkung: nat = not Rutl. 117" (1550) natwiihstancfyng
Rutl. 118" (1550) und halbjdaya Los. 23«* (1550) können frühe
kürzungen sein aus ags. näwiht, hdligdaeg. Saveraigne =
Sovereign Eg. 337*' (1601) hat ursprünglich em u; über das
heute geschriebene o vgl. Koeppel , Sp.-P. 55. henorable =
honorable Hensl. 183^ beruht anscheinend auf verschreibang.
Durch diese Schreibungen werden die grammatiker, die a
für 0 bezeugen (das erste zeugnis aus dem jähre 1580), be-
stätigt (vgl. auch Pauls Grdr. I. 883).
B. Kombinatorische entwicklung.
1. ö + l (vgl. Luick, Anglia XVI, 462).
Zwischen ö + l hat sich früh ein w (oft w geschrieben)
entwickelt.
a) bl = oul, owl : Mr, of the lioulls Eg. 13-^ l.z. (1550);
lowlltes = holts = riegel Hensl. 16^^ (1593); scafotvldH&n&l.
241 10 (1602).
Anmerkung: fowlo wetfi Hensl . G( > ^' ( 1594) ist wohl verschrei-
bung. sJcullors — scholara Mach. 227 '® (loGO) s. unt<jr ti >► o.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 155
b) In Öl + guttural oder labial ist l geschwunden.
Schon der konservative Gill 1621 schreibt „fok'^ statt föUc
(vgl. ausg. von Jiriczeck s. 15), aber er setzt hinzu „tarnen
quia e primis illis omnes eruditi non eiiciunt l". Wallis 1653
hat yo'he statt yolk (vgl. Anglia XVI, 463), aber auch mit der
einschränkung, dafs nicht alle in seinen erwähnten beispielen
l fallen lassen : Süffoke-Dasset = Suffolk Dorset Mach. 57 * *
(1553); Nörfokc Mach. 4 2^ (1551): ser Foke GryffylU Mach.
219 »3 (1559) anni. und Fowk = Fulk Mun. 76' (1605); Lincom-
shire Mun. 122 M. z. ; Chamley = Chohnley Mach. 43 i" (1553)
anm.
Anmerknng: In Suffolk, Norfolk und Lincohishire könnte die
unbetonte silbe mitgewirkt haben. Der schwund des l in
Chamley beruht vielleicht auf dissiinilation des ersten l.
Auf grund obiger Schreibungen hätten wir demnach den
Schwund des l vor guttural und labial schon für die mitte des
16. jahrh. anzusetzen. Das N. E. D. verzeichnet die form foke
schon in der ersten hälfte des 15. jahrh. (Alexander 3053).
Hier seien auch die verschiedenen formen für would,
should, could erwähnt, die, weil meist satzunbetont, von der
regelrechten entwicklung abweichen (vgl. Luick, Anglia XVI,
471). Neben would kommt vor: wold Mach. 211', All.M. 32 ^
u. ö.; tcoold El. and J. 157 «" (1586) (gedehnt?); woulld All. P.
15^«; wiilde Wark. 19 2^ (1500); wod he All. P. 16 2"; u:ad PI.
2302* und 2382. Aufser regelmäfsigem should: shold Mun.
8 M. z., Hensl. 80 »^ (1596), All. M. 37 » u. ö.; shulde Cal. 73 »;
shuld Mach. 192 24, Camd. I: Reb. 11»; sheulde Cal. 29^ (1521);
shud PI. 257 ^'^ Für could findet sich dem ags. cape entspre-
chend cotähe Camd. I: Reb. 11 '«; cowhte Edw. IV 6' und 7»
(auch in ne. mundarten vorhanden: z. b. schottisch coup
Wright: Dial.Dict.); mit -Je: conde'Wavk.9'^', 20 »; coude Ca\.
87''; mit aus sholde, wolde angeglichenem l: coW All. M. 31 ^^
2. ö + r.
Geschrieben finden >\ir 0 und 00: forme Eg. 99»^; order
Eg. 96 öfters; forthe Eg. 96 usw.: soort Cal. 73»; aboord =
on hord Eg. 68»^ (1578). Der reim lot : port Los. 208 2 l.z.
deutet auf schwache artikulation des r hin.
156 LUDWIG DIEHL,
II. In unbetonter Stellung.
Unbetontes ö ist abgeschwächt worden (geschrieben o, c),
oder es ist geschAvunden.
La: priar = prior Mach. 174 »». In präpositionen : they
are a writtinge = on Hensl. 155 • (vgl. heutiges to go a kunting);
aboord the shippes Eg. 68 »^ (1578); a crysmcLS ene = on HensL
3^ und 108»; 4 aclock Los. 463 1«; VI a! docke Camd. I: Bouen
161» (1591); my lorde a Pembrocke = of AÜ.M. 32 ^K
2. e: godfrey of hüllen = Boulogne Hensl. 37 2*; can-
feser Hensl. 32*'; ferfette = forfeit Hensl. 261 *9; commenplecis
= common plays Eg. 60 ^\
Me. u.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. ü ist im Ne. zu dem few^-laut (t?) entrundet worden.
Schon 1580 wird u von einem franz. grammatiker dem frz. 0
gleichgesetzt (vgl. Hörn, Litbl. 1905, sp. 10), dann auch 1622
von dem Franzosen Mason (hsg. von Brotanek, s. XXXVLIi).
Von Engländern macht zuerst Hodges 1644 einen unter-
schied zwischen dem ü in hut und hush (vgl. E. St. 30, 372),
ohne sich über die beschaffenheit desselben auszusprechen.
Genauere angaben hierüber gibt erst Wallis 1653, der sagt,
der vokal werde „sono obscuro" hervorgebracht; er sei gleich
dem eu in franz. serviteur und unterscheide sich von dem frz.
weibl. € nur durch geringere mundöffnung (vgl. EUis 1, 172).
In unseren texten findet sich u geschrieben:
1. meist = u\
2. 0
a) in german. Wörtern:
«) geschl. Silbe: hot Eg. 4062» (1606), Butl. 117^2^ RutL
118 6 (1550;; lockes = hucks Mach. UV^^ (1557); Sothwarhe
Hensl. 151« (1591); Aö^iamZ Mach. 23 ^ (1552; und Cal. 72«*
(1512) für ü, das aus u gekürzt ist; shott Mach. 212** (1559)
und Schott. Wark. 16 ^^ anm.; /wnrfred Mach. 30»*^ (1553); hone
=^ anm.: hun me,hu7ine = rosinenkuchen Mach. 141 10 (1557);
hondell Hensl. 15'» (1591); ron7m' =■■ rmis Beusl. 143 ^ (1598);
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKB8P. 157
drome Hensl. 164«« (1599), Los. 33 »«; potte All. M. 37 »*; sonday
Camd. I: Eeb. 7 '^2; honting Camd. I: Eouen 52»»; soch Eg. 5»",
Eg. 52ft, Los. 2326 (1560); moche Eg. 270*^2 (1597), Lit. Men.
163 (1553);
ß) in offener silbe: done Mach. 65^ (^1554); brodur MacL
57 2.^ com All. M. 26 «" ; come« All. M. 28 « ; a bove All. M. 28 ^O;
sons (filii) Dee33>*;
b) in roman. Wörtern:
cosen Mun. 80»» (1608), Hensl. 16»; tocheth Lit. Men. 48^3
(1590); troble Lit. Men. 12 » und », Eg. 26 1. z. ; kopjyeboorde Cal.
73 0; rfoftZe Eg. 26 » ; sodenly Eg. 31 32; norrish Eg. 422; fostchm
= fustian Hensl. 3*; coran^ Hensl. 261 »'; dossm Hensl. 12*,
207 21; 5opcr Mach. 149»»; tnotun Mach. 2426; 5om6 Hensl.
1012"; contrey Hensl. 2 2; sofferacan = suffragan (weihbischof)
Mach. 78 2».
Die Schreibung 0 für t* in diesen Wörtern ist auf die fran-
zösische Orthographie zurück zu führen. Von hier aus könnte
das 0 dann auch in germ. Wörter eingedrungen sein.
Neumann § 431 meint auf grund von Schreibungen, u sei
schon im 15. jahrh. auf dem wege zu » gewesen. Jedenfalls
läfst sich aber aus der orthogi-aphie hier nichts bestimmtes
erschliefsen. Manche von den Wörtern mit 0 sind mit der von
Luick, Studien s. 2 ff. eingehend behandelten dehnung in Zu-
sammenhang zu bringen.
3. 00:
woone = won Lit. Men. 5 »2; soodcn Lit. Men. 5 ^3; soon
sdtc Lit. Men. 6*; toonc = - tun Camd. II: Household 8 »*; noons
Camd. I: Eouen 54«"^ (1591); doon Camd. I: Reb. 52; asmooche
FA\y. IV 3»'; gootis Edw. IV 18 2^; bcgoone Lit. Men. 21»«
(1563); woorshyppe Eg. 135 und 136 öfters, dehmmg? Keim:
love : moove Mun. 93»»'20; schliefslich : ü = oa geschrieben:
they had doane Camd. I : Ronen 15 2.
4. ou, ow:
Vereinzelt finden sich auch ou, ow, besonders in franz.
Wörtern: couller Lit. Men. 92^; / trowble Eg. 99»^; abowffe
Hensl. 177'^»; honnderd Hensl. 182»^; cowrtt All. P. 5*; and
whcn that evyngsong was down = done Mach. 135^ anm.
5. Einzelne fälle:
dl loeck = /// lud' All. P. 322 in dem mundartlichen
briet eines William Fawnte, der sich durch seine „rustic
158 LUDWIG DIEHL,
writing, orthograpliy and phraseology" auszeichnet (vgl. anm.
des hrsg.). — rmne = run Wark. 24 ^ Cal. 86*'; overrennffng
Cal. 129 2»i und 129 'o (1532) gehen auf me. rinne zurück. —
was kam = come PI. 14 '^ Mach. 126 »» (1557) part. perf. durch
praet. ersetzt? — kevered — covered (part.) Mach. 242 '"^ (1560)
ist offenbar unter dem einflufs von afrz. cuevre entstanden. —
shut = ags. scyttan kommt den verschiedenen dialekten ent-
sprechend in folgenden formen vor: he shitt (part.) Cal. 140 ^»
und 1402« (1533); shett (part.) Edw. IV 14»; sehet Wark. 14 »i;
sehott Wark. 16 ««.
B. Kombinatorische entwicklung.
1. ü + L
Labial + ü + l bleibt im Ne. erhalten: lafuU Hensl. 111«;
wolf, pull usw.
Auch in diesem falle findet sich o geschrieben: boles ^
btdls All. P. 322, 5 und hooU All. P. 32 **, in dem auffällig ge-
schriebenen brief.
Zu shuder = Shoulder Mach. 134^1 vgl. Koeppel, Sp.-P. 62.
Die form ohne l kommt auch in heutigen engl, dialekten vor
(N. E. D.).
2. ü + r.
ur ist zu 9 geworden, ist also mit tr und (?r zusammen-
gefallen.
Geschrieben findet es sich ur, our\ er: wurship Lit Men.
87 26 und 88 ^ (1596) ; Wurcester = Worcester Rutl. 73 2« (1522) ;
further Hensl. 111*^3 (1598); ferther = further Los. 9* könnte
auch die Weiterbildung von fer —- ags. feor sein; farniture
Los. 33" vei'schreibung?; jornye, jorne, jorney, joumey Mun.
30 ^ 41 't, bl^^
Die 0- und o?(- Schreibung ist frz. Umgekehrte Schrei-
bungen: !/• = ur vgl. s. 153 und er = ur s. 150.
Daraus geht hervor, dafs ür, ir und er vor kons, und im
ausl. schon in der zweiten hälfte des 16. jahrh. zu a ge-
worden sind.
II. In unbetonter Stellung.
Unbetontes ü ist abgeschwächt worden. Gelegentlich wird
dafür « geschrieben: ajpon ^^ upon Cal. 99 ^*^ und Mach« 2 ^
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 159
In der nebenvortonsilbe findet es sich einmal als e ge-
schrieben: enderstdnd PI. 164 2.
Umgekehrt findet sich in der endsilbe -er öfters ur ge-
schrieben, vgl. s. 150.
Lange vokale.
Me. ü.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. a ist über f, f, ^' Keute zu ?» geworden. Die erste
andeutung dafür, dafs ä nicht mehr als reine« a gesprochen
wurde, ist in dem Lambethfragment aus dem jähre 1528 ent-
halten: E is pronounced „a lytel hyer in the throte there
proprely where the englysshe man soundeth his a" (Ellis III,
875). Du Guez 1532 (Ellis I, 61) und franz. grammatiken aus
den Jahren 1595 und 1625 stellen a gleich mit dem e-laut in
frz. estre (vgl. Luick , Anglia XIV, 268 ff.). Eine grammatik
aus dem jähre 1580 gibt zum ersten male ä =^ e an (Hom).
Da gleichzeitig englische grammatiker wie Palsgrave, Sales-
bury, Hart und andere a bezeugen, so kommt Luick, a. a. 0.
[doch vgl. Unters. 171 ff.] zu dem schlufs, dafs zwei richtungen
neben einander hergehen, eine „höfische" und eine mehr in
den „mittleren und niederen ständen" verbreitete.
In unseren texten findet es sich geschrieben:
1. gewöhnlich als a;
2. e:
oregns Mach. 196 '^^ (1559) ; your orenge coUrd Stockens
All. M. 28 ^^ (Sa. transkribiert oreint^^ysi Ellis L 99); Jemcs Hensl.
9^ (1595), 184 '•• (1600) und 211»^ (1601); Damanes Clor =
Cläre Mach. 123 ^« (1567), Arkodian virgen Hensl. 161^-* (1599),
Gods sefe El. and J. 166^» (1590) (zu sdfe vgl. Anglia XVI,
472 ff. und Kai. § 235 anm. 1) ; Fonesciones rUlet = Pmihis
Pilute Hensl. 207 »» (1601) anm.; the pyrete Hensl. 231" (1602)
(in den beiden letzt erwähnten formen liegt vielleicht unbe-
tontes a vor); perchest anm. — - purcJuised?. es ist von einem
feuer die rede, das „perchest II Imcses"" Mach. 265*^'' (1561).
160 LUDWIG DIEHL,
Die meisten der erwähnten Schreibungen stammen aus der
feder des ungebildeten Henslow, des Vertreters der „mittleren
und niederen stände". Da aber gleichzeitige und später lebende
orthoepisten (Gill) noch a verzeichnen, so haben wir hierin
einen beweis für die trennung in eine fortschrittliche und eine
konservative richtung zu erblicken, von der bei Luick, Anglia
XIV s. 270 die rede ist.
3. ae oder ea\
shaer All. M. 962* (vor 1600); saeffe Kepyng Los. 93 **
(1553); ÄÄcarc Heusl. 102 -i (1597), All. P. 19 »»(1593); Ärceadian
Hensl. 16125 (1599); Jeames Hensl. 69 >» (1595). Auch diese
Schreibungen weisen auf eine differenzierung des a nach e hin.
4. ai, ei; ay, ey.
we huiff = have Eg. 406 2», Camd. I : Reb. 11 1«, wahrschein-
lich liegt hier die form mit ä vor, vgl. behäve ; to dedaire El.
and J. 44 23 (1586), sai/Los.2442t (1569), toi*enEg.400«(1604);
Tindaile Eg. 279 »"; spaire Los. 30 »^ (1591); maid = made PL
238 29 ; welfaire PI. 140 23 nnd 63 1. z. ; prepaired Rutl. 53 «i
(1521). Umgekehrte Schreibungen: atixrai siehe unter ai. —
ay: hayffe Mach. II920; layce me. las Hensl. 237^7 (1602);
nayme PL 177««; gayff'e Mach. 221 (1550); grayffe MacL 183»^
und 120" (1556); layte AlL P. 17 «^ (1592), PL 141»; dayi
PI. 190 »3; fayerwell All. M. 25« (1593); stayffes — staffs Mach.
l^K — ey: consydereysyon Los. 61*2 (1553)5 Arthur feil sick,
stiiffed, with cold fleym = flanie oder fleam? Dee 720; reyff =
rave Eg. 23324 (L597).
Anmerkung: ä vor ng >> ai siehe nuter kombinatorischem laut-
Wandel. Auffallend ist die form flattme, flaicme = afr. flämtne,
me. flämc = schweif eines kometen Wark. 22", 22".
B. Kombinatorische entwicklung.
ä + r ist im Ne. auf der stufe ?r stehen geblieben. Da
aber ein unterschied zwischen ä + r und ä vor irgend einem
anderen konsonant erst in der zweiten hälfte des 18. jahrh.
bezeugt wird, somit aufserhalb unserer periode liegt, so kommt
er für uns nicht in betracht.
II. In unbetonter Stellung.
ä in unbetonter Stellung wird stets gekürzt und tritt
dann in denselben formen auf wie ä (siehe dieses).
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 161
Me. e.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. f erscheint friUine. von anfang an als l. Im IG. jahrh.
bezeugt zuerst Palsgrave 1530 den i-laut (vgl. EUis I, 77 fi),
dann Salesbury, Bullokar usw. (vgl. Sweet, H. E. S §817 ff.
und Vietor § 57 anm. 6).
In unseren texten findet sich denn auch i neben gewöhn-
lichem e sehr häufig:
1. i, y.
a) i : forsine El. and J. 90 1. z, (1593); hin Eg. 4 »3 (1524),
Eg. 161 9 (1592) u. öfters in All. P.; wike El. and J. 112^» (1596)
(vielleicht auf ags. wXcu, me. wike zurückgehend); helive Lit.
Men. 176 (1553)^ El. and J. 17 2t (1585), El. and J. 48^2 (1588),
El. and J. 50^; grivous El. and J. 19 21 (1585); Irifely Edw.IV
330; ther safe kiping El. and J. 23»» (1585), El. and J. 40»«;
hiffe =-. beef Rutl. 26 2 1. z. (1514); besieh PI. 224 », 251 23 (1546),
Lit. Men. 17 »3, El. and J. 53 3* (1588); redimer Mun. 136»*
(1601); ecsiding well Mun. 81 »' (1608); filde Cal. 1*, 7' (vor
1523); estime Mun. 101' 1. z. (1601); nideful El. and J. 27 '
(1586); prists Camd. II: Discovery 44« (1627); forfit PI. 72 »*;
ivmi El. and J. 30 23; spidy El. and J. 4022 (1586); dides EL
and J. 712 i^, (1593); agried El. and J. 11 25 (1585); frind
All. P. 4820^ All. M. 181 5; chifest Los. 181 21
Anmerkung: 1. saying thise words = these Rutl. 18 *^ plural-
bildung: ihis + e > thise. 2. Auffallend ist, dal's Henslow
keinen einzigen fall von f = / aufzuweisen hat. Er gibt sein
f durch e, ee, ea, ei wider. 3. me. fri'ml ist früh gekürzt
worden zu frtnd^ oder es ist zu frind geworden und dann trat
kürzung ein. So auch bei rae. h^n > hin >• Inn.
b) y : syne Los. 61 « (1558), Mach. 89 '3 (1555); wyke Mach.
236»« (1560); relyve Eg. 150»« und 150 »^ ehyff Mach. 155»«
(1557); qwyne Mach. 11 ^ (1552); agryment Eg. 357 1. z. (1602);
spyre = sphere Los. 68'^ (1547); a sahne in mitre ^^ metre
Mach. 228 »2 (1560) anm.; wyne and byer Cal. 50»"; ff'rynd
Mun. 41 und 76; percyve Cal. 151 »» (1533).
Die zahlreichen «-, 2/ -Schreibungen bestätigen, dafs ? im
16. jahrh. in weitem umfang zu i geworden war.
162 LUDWIG DIEHL.
2. ie:
wieke Cal. 158-^8 (1533); chieff' Los. 181 2»; piers = pair
Ruth 13 8 (hier ist das e vielleicht dem silbebildenden einflofs
des r zuzuschreiben. Auch Gill transkribiert here = hier nnd
Mason: chiers)\ agried El. and J. 11", 20 »^ (1585) (e kann zur
endung gehören); thies many years Lit. Men. 11 ** (kompromils-
form zwischen tMse und thesey
Die Schreibungen sind nach dem vorbild französischer
Wörter entstanden, die mit ie für f geschrieben worden.
3. ee:
yeeld Eg. 265 1»; greevously PI. 29 »O; greefEg. 53 »• (1570);
greeved Eg. 66 33; Meeve Eg. 813i; cheef B,\itll20 ^ \ Shreefes
All. M. 69 22 ; deere ags. d^or Eg. 139 2 1. z., El. and J. 4 1» ; ^wec^
Mun. 59 »3; /o Äeer me. Mre Mun. 76 ^* 1. z.; cfeere HensL 191 *^;
wi£;e = we Hensl. 214 »«; ^0 6ee Hensl. 214 1* ; ^eegfc Rutl. 9*^
4. ei:
seige Rutl. 4*<>; ^ mei = me Hensl. 179 »s; ^Äm Eg. 5",
728; a hreif noat All. M. 91« (1609), Mun. 29 «Lz.; peices
All. P. 3 20; /reintfe AU. P. 519, Eg. 106»; theives Eg.2S2^^
releive Eg. 235 »3 und 32«; feild Eg. 246 1», Lit Men. 90"
mischief Eg. 37^2; greive Eg. 392 »; betweyne Lit. Men. 8«o
yeiW Lit. Men. 108 ^; sinceire Cal. 116 *i; M;e?Ä:e Cal. 149»; seyne
Warkw. 22 »; neice = niece Mun. 80 2 1. z.; seich = äw*, me.
sßk < seoÄ Ascham: Schoolm. 50* 1. z.; meyter = meeter PL
202*8 ^= komp. zu mee^ passend?; cheyse Mach. 149® (1557).
Die schi'eibung ei für me. ^ ist durchaus nicht auffällig
in jener zeit. Sie wird auch von Römstedt s. 18 für Skelton,
Tyndale, Surrey, Ascham, Shakespeare bezeugt.
5. ea:
a) gemeinenglisches f: seo^e = Äte^e Hensl. 47 *•; yeare
sleavfe = liair sleeves, ags. slffe Hensl. 105 25 anm.; keaping
Hensl. 80 *, ags. c^pan, ccepan ; a weacke = week Hensl. 55 **,
56», 662«; sheates Hensl. 253 20^ ags. sci;te, ahd. sc6s\ bear =
beer Eg. 344 M.z. (1602), Cal. 94 so (1521); yeald ags. ^^Idan
Eg. 98'^', Mun. 43 ^ 1. z., 62 5; extreame Cal. 112 ^o (1527); srrcaw
Mun. 20 »4; seameth El. and J. 273; proceadings El. and J. 74^*,
Eg. 48 1. z.; bcscach El. and J. 782«; peo/^eZ = peoble AlL M.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHK IM ZEITALTER SHAKE8P. 163
28 22; hear = here All. M. 96^4 (vor 1600), All. P. 19 1»; scadc
= sich AU. M. 28 2T;
b) auf westgerm. a zurückgehend: streat = street
Hensl. 121 ^ 121 «; skaj^e Hensl. 70^0; fear Eg. 53^'; yeare
Hensl, 267 2t (1602).
In den unter b) bezeichneten fällen ist die Schreibung
mit ea für aus westgerm. ä entstandenes dialektisches ? leicht
erklärlich. In den fällen unter a) aber findet sich ea ge-
schrieben für englisches ?.
B. Kombinatorische entwicklung.
e + r.
ie in piers^ frz. pairs Rutl. 13 ® ;
ea in hear = beer Eg. 344 ^ 1. z., Cal. 94^0^ ags heor\ hear
= here AlLM. 96^4, AU.P. 19 »s ags. her.
In hard = heard Eg. 27 ^ liegt e aus urspr. f vor , das
dann vor r zu a geworden ist. Auch Gill, Bull, und Cheke
bezeugen diese form mit a.
Anmerkung: Black Frerys = Black Friars Wark. 13® zeigt
noch die me. form fr^es.
II. In unbetonter Stellung
ist f gekürzt worden zu ^, vgl. dieses.
Me. f.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. ? ist bis um die mitte des 17. jahrh. ? geblieben;
dann wird es zu f und gegen mitte des 18. jahrh. > i (vgl.
Vietor § 57 anm. 6).
Aulser gewöhnlichem e findet es sich geschrieben:
1. ea:
speaketh Camd. I: Ronen 44^2; feaste Camd. II: House-
hold of El. 30 >* und Los. 10 ' ; ready Hensl. 98 »' u. öfter; p^eati
Mun. 106^ vielleicht kürzung aus ags. ce; greasyan = grecian
Hensl. 48^* usw.
164 LUDWIG DIKHL,
2. ai, ei, {ay) ey:
gayre = gear Mach. 89 ^ anm. ; spayrers = spears Mach.
79 *ö (1554) anm.; in Ute mayne Urne = mean Mach. 183 '*;
eich = euch PL 213 »*; deith = death PI. 132 1. z.; jretYe RutL
224 und 24*; femie RutL 23^3; ceyse = cease Wark 8^6.
breyd = bread CaL 134^6; heyring = bearing Mach. 2** und
43 (1550); ^Äe weyll = weal = uealth? PL 184 2; speyke
RutL 992- (1522) u. öfter; took ys leyff = leave Mach. 29"
(1553).
Die ei-, ey- und ai-schreibungen für ^ weisen darauf hin,
dafs ai schon um jene zeit (mitte des 16. jahrh.) = ? ge-
sprochen wurde (vgL unter ai). Beachtenswert ist, daTs sich
bei Henslow keine formen für ^ = ei, ai finden, wohl aber
bei Machyn.
3. a:
privy sale Mach. 79 '^ (1554), me. s^l, afz. seel; to stale
Ben Jonson: Every Man. 17*"; grat Mun. 76» (1607), Edw. IV
18 ^ Los. 314 ^0 (1591) ags. gr^t, me. gr^t. NeuengL dialekte
weisen gekürztes me. ? auf, vgL Wrightll 714; brocke faste
HensL 212 12 (1600).
Diese fonnen sind wohl als umgekehrte Schreibungen an-
zusehen. Da für tt in jener zeit oft e geschrieben wurde, so
wird hier umgekehrt für f ein a geschrieben.
4. ee:
greete AlL M. 80^5 (1600), Los. 45« (1552); insteede EL
and J. 47 (1582); meen time Mun. 24»», 63 L z. (1599); the see
= sea CaL 129^6 (1532); weere = to wear Los. 28»» (1551).
Anmerkung: Wegen see = sea vgl. teu Brink b. 19. instecul =
in + stede (ags. stede) zeigt heute verkürzten Stammvokal.
Diese Schreibungen mit ? = ee geschrieben, verglichen
mit den s. 162 verzeichneten fällen, in denen f durch ea wieder-
gegeben ist, zeigen, dafs die Scheidung von f und p in der
Orthographie (ersteres gewöhnlich = ee, letzteres = ea, e)
nicht völlig konsequent durchgeführt war.
5. /, y:
pryche = preach Mach. 3 23 und ^^ (1550), 131 »» (1557) und
2791« (1562); spyhe Mach. 24* (1552) und 279* (1561); lyve
==■- Icavc Camd. I: Keb. 6**' anm.; for h-yking upon =■- hreaking
£KGL. SCHREIB. Ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 165
open Mach. 109 2* (1556) anm.; bryJctng Mach. 230 l.z. (1560);
having heen hytien = beaten Eg. 2282» (1596); hors lytter =
Uader Mach. 225^6 (1560); yche Mach. 18^3 (1552) und Kynge
Joh. 69 K
Da f erst im 18. jahrh. zu % geworden ist (Lediard 1725,
König 1748, vgl. Vietor §57 anm. 6), so kann es sich hier
wohl kaum um einen lautgesetzlichen wandel zu i handeln.
Es bleibt die möglichkeit, einen frühen dialekt. Übergang von
f > f anzunehmen, vgl. Kluge in Pauls Grdr. I^, 1041 anm.
B. Kombinatorische entwicklung.
f + r bleibt erhalten.
Da diese erscheinung sich erst bei der Weiterentwicklung
des ? > f im 18. jahrh. deutlich hervorhebt, so können wir
sie übergehen.
II. In unbetonter Stellung.
Wo f in unbetonter Stellung vorkommt, wird es zu ^
gekürzt.
Me. l.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. l erscheint frühne. als diphthong, daneben wird in
der frühesten zeit von grammatikem noch l bezeugt. Ver-
treter der ersten richtung sind Salesbury 1547, Smith 1568,
Hart 1569, Vertreter der zweiten PaJsgrave 1530, BuUokar 1580
(vgl Ellis 1, 104 ff., Sweet § 810 und Vietor § 49 anm. 8).
Neben i finden wir es in unseren texten geschrieben:
1. eiy ey.
receined = resigned? PI. 178 *»; confeined PL 249 » (1544);
Shropsheire Eg. 419^»; Herfordsheirc Eg. 419^0; Glocestershire
Eg. 41931; Wilsheire Eg. 4i» (1524); areise Camd. I: Reb. 7»;
leyke All. P. 32 »3, Mach. 230^4 (1560); deseyre All. P. 32 *;
deyed = died All. M. 28^1 u. öfters; bey PL 198 ^^ (bwy Eg.
335*"), me. We, ags. byögan; feyre Mach. 41 *« (1553) anm.
und Los. 94 « (1553) ; the meyturs = mitres (d. Bischöfe) Mach.
AnglU. H.F. XVn. 12
166 LUDWIG DIEHL,
77 27 (1554); freyers Hensl. 276^5 (1598); a fley Hensl. 246*
(1602); she leys = lies (iacet) Mach. 146 1» (1557); sheyrs
Mach. 27528 (1561), Eg. 218»» (1594); Ä-wey/f Mach. 284«o (1562);
seyn = sign Mach. 127 3« (1556); weyff Mach. 113» (1556);
they muse = thy All. M. 41^0. — Und umgekehrt ai = i: I
prise = praise El. and J. 33 ^^ (1586).
t ist demnach in der zweiten liälfte des 16. jahrh. in
weitem umfang = ei gesprochen worden.
2. e, ee.
Trebon = Trihau (stadt in Böhmen) Lit. Men. 46 «» (1588)
anm.; Sir Leoyiel Bücket his unkend letter Dee 6»® (1579);
leke Los. 60 » (1558); leeknes Eg. 53 »« (1570); depreve Los. 222 »^
(1604), Mach. 200»» (1559); bysshope of CarleUe = Carlisle
Mach. 1032- (1556); expereng = anm.: conspiring Mach. 107'
(1556); deewer Mach. 138 5, me.diner, noch nicht gekürzt; heher
= higher Mach. 1611. z. (1557) könnte die alte form sein;
Dämon and Pethias = Pythias Hensl. 165 *» und 166 "; enterly
PI. 62 22, me. enlire ; London Florentene = Florentine Hensl.
229' (1602) accent?
Unter den erwähnten fällen finden sich eigennamen, in
denen leicht verschreibung möglich ist. Li den übrigen Schrei-
bungen aber ist e für t wohl so zu erklären : Neben den nen-
auftretenden diphthongischen ausspr. bestand immer noch die
lautung J ; da nun andrerseits f in jener zeit auch schon wie
i gesprochen wurde, so hat man umgekehrt i durch e wieder-
gegeben.
Anmerkung: ags. wifman > wimman > woman (ygl. KaL
217. e) tritt in folgenden formen auf: wimen Cal. 27** und *•
u. öfters ; wemen Rutl. 37 " und Hensl. 141'; wymmen Butl.7 *»;
a womoans gowne Hensl. 143*°; woemeix Los. 247**.
3. Auffällige Schreibungen, die teils auf kontamination,
teils auf verschreibung zurückzuführen sein mögen, sind:
heayred = hired Hensl. 256^ (1597); asseagned Los. 30 *0;
lief= liefe Los. 122 », Eg. 27 »^ u. 28 «»; yise = ice Wark. 3 ";
Jeylle = isle Hensl. 259 ' : eylle 98 * und Jylle 94 \
B. Kombinatorische entwicklung.
i + n
fr ist zu eir, resp. eier geworden. Der einschub eineB a
vor r, der dem silbenbildenden Charakter des r zuzuschreiben
ENGL. SCHREilB. U. AUSSPUACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 16?
ist, findet sich schon bei Tindale (Sopp 23). Auch das N. E. D.
belegt für das 16. jahrh. hiare, hyer und für das 16. — 17. jahrL
hier, vgl. auch Hoelper s. 27.
larland Hensl. 3* (1592); fyer Hensl. 199««; Jörne Hensl.
20*, 253»«; yem Dee24i» (1587); eyom Hensl. 273 «• (1598);
desiar El. and J. 13 3 (1585), Eg. 57 »; hier PI. 20^8; fryer Hensl.
20 w; freyers 276^».
II. In unbetonter Stellung.
Vor r ist unbetontes l > X gekürzt worden und ergab dann
a : sere = sir Wark. 1 » ; ebenso angehängtes -shlre (ags. sölre).
l unterm nebenton wurde manchmal da diphthongisch, wo
die heutige spräche es als zwischenlaut zwischen i und e (be-
sonders in der endung -y, -ly) erhalten hat: y$ contray Mach.
473, All. M. 32 *; esey = easy All. P. 32 »; mersey All. M. 32 «»;
yerley All. M. 32^2; französisch verey für very Los. 45*^, 56^;
aney of mey boles = any of my hulU All. P. 32 20.
Erhalten hat sich die diphthongierung in der nebentonigen
Silbe in: to s'tefeiotv = to certify yau Los. 40*».
Me. ö.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
In spontaner entwicklung erscheint me. ? seit frühester
ne. zeit als u, vgl. Ellis I, 93 f f . , Sweet §831 ff. und Luick,
Anglia XIV, 230 ff.
1. ^ findet sich häufig als 00 geschrieben:
r€prooveM\m.98^, 101 ^3. IqqJcc Hensl. 111 22; a hood cape
= haube Hensl. 115»« (1597); good All. M. 26 öfters; poore
All. M. 28 öfters; booke Hensl. 233 is u. öfter.
2. u:
so sune = soon Mach. 7 " (1551) u. 160^0 (1557), Edw. IV.
1035^; gudes Mach. 207 « (1559) anm.; hir gud Ladyship PL 17 »,
18 ^ 281.Z., 38"; gudwife Dee38« (1591); in einer griech.
transskription : ße o(p yvö x^Qt = he of good chere Dee 7**
(1580); stud Eg. 175* (1592); uther Cal. 141^8 (1533); bind Dee
361« (1590); ruffs = roofs Los. 104* (1549); munth TjOS. 422»
12*
168 LUDWIG DIEHL,
(1621); monday Hensl. 85 und 86; the kukes hall = Cooks
Mach. 662 (1554) anm.; shuemaker Mdich, 92» (1555); fulles =
fools Mach. 28 »3 (1553) anm.; shute = shoot El. and J. 17*2;
shuting Mach. 125 20 (1556), Mach. 14 "^ Cal. 71— Ferner die
umgekehrte Schreibung troth = tndh (me. trßuthe) Lit. Men.
57 »3 (1590) und El. and J. 50- (1588), dessen ßu resp. iu offen-
bar schon in der zweiten hälfte des 16. jahrh. zu u redu-
ziert war [doch vgl. me. trouthe],
Anmerkung: Zu chuse = chose Lit. Men. 8", Eg. 233» (1597)
vgl. Vietor § 41 anm. 5. Ferner finden sich die formen cheyse
Lit. Men. 68'^ auf me. ch^e = ceosan zurückgehend , ckuyse
Mach. 17'^; choyssen Mach. 24'; chewae Mun. 45^ L z. und
cheeose Mun. 14^ 1. z. , das man als kontamination von cheese
und chose anzusehen haben wird.
3. QU, ow:
prouf Lit. Men. 4 2»; louked Eg. 386 'o (1601); doune =
done Mun. 78 H. z. ; bloudde Mun. 106 2 1. z. ; woulle Camd. 11 :
Cholm. 2"; roufe Camd. I: Eouen 50^ (1590); thouse Eg. 36»
(1562); boouke All. P. 25 1'; m?äom? Los. 41^0; sowne = «oon
Lit. Men. 14 22 (1558).
Bei Caxton und Tyndale finden sich auch ou-schrelbangen
für me. g (vgl. Rudolf, s. 20).
4. ew:
shewemaker Eg. 346 '.
Im allgemeinen deutet ew auf eine ausspräche iu hin, da
aber für geschriebenes ew auch die ausspräche ü bestand (ygL
EUis 186) , so dürfen wir auch für obigen fall die lautong ü
annehmen.
5. Kürzungen:
Me. ö hat im verlauf seiner entwicklung mehrfach kürzong
erfahren. Wurde ? vor seinem Übergang zu ü gekürzt, so
ergab es ö (röd, shöd); trat die kürzung ein nach dem Über-
gang in Uj aber vor dem Übergang von t* > », so entwickelte
sich der »-laut (blood, mother). Geschah die kürzung endlich
zu einer zeit, da dieses gesetz aufgehört hatte seinen einflab
auszuüben, so ergab sich ü (bock).
t*^ÄerCal.l4128(1533); WwdDee 36^^1590), Mun.l06«Lz.;
munth Los. 422»; munday Hensl. 85 u. 86; stud Eg. 175 * (1592).
BNGL. SCHREIB. U. AUSSPRÄCHE: IM ZEITALTER SHAEJISP. 169
In allen diesen fällen liegt der w-laut vor, ob aber schon
kürzung eingetreten war, läfst sich aus der Schreibung nicht
ersehen.
Anmerkung: Die doppelkonsonans in ruffs = roofs Los. 104*
und fuUs = fools Mach. 28'^ anm. gewährt keinen bestimmten
anhält bezüglich der kürzung, da anderwärts doppelkonsonans
nach sicher langem vokal vorkommt.
Einzelne fälle.
jyroff Eg. 291 ^; [zu prevede Wark. 27 2* und remewed =
removed Warkw. 2" vgl. Frz. Stud. V, 252]; meaved = moved
Camd. I: Reb. 15** verschreibung? alsoe, noe, doe Eg. 169^,
170*, 170' (1592); soe Hensl. 191*2; doyst thow = dost
Mach. 852; iq^Jc = took Hensl. 97 7; hedes = hoods Mach. 73 **
(1554) anm.
B. Kombinatorische entwicklung.
1. 5 + r
(vgl. Luick, Anglia XVI, 461 und Hörn, Untersuchungen s. 39).
hordom, hordunie = whoredom Mach. 156 2», 160** (1557);
the onest höre Hensl. 232 »» (1604); pore men Mach. 185 ** (1559);
poore All. M. 28 und öfter; j^oure Camd. I: Reb. 10 '•'^; thepowre
rnen Mach. 133 *^ (1557). poure, powre und wolil auch poore
weisen auf eine ausspräche pur, hordom, höre und j;ore viel-
leicht auf ör hin.
2. ö + l.
Auf Schwund des l in der gruppe ö + l + dental weisen
hin : Woudeti = Woolden Hall PI. 241 2» anm. und die umge-
kehrte Schreibung childhold (ags. hdd, me. h^d) El. and J. 56 2*.
II. In unbetonter Stellung.
ö ist in unbetonter Stellung abgeschwächt worden oder
auch ganz gefallen.
neighhorhad PI. 17 22; Uvclhtids PI. 20 ^ livelyhed PI. 27 2*;
snrtied Camd. I : Reb. 10 \
Me. 'hüd hat in unbetonter Stellung geschlossenen vokal
angenommen.
havc a doo = have to do FAw, IV. 112*.
Bekannt ist f für to vor vokalisch anlautenden Wörtern,
z. b. he claymeth tappoyntc Rutl. 119 *^
Schwund des 0 in bame = laron Mach. 61 ^ anm.
170 LUDWIG DIEHL,
Me. o.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. (J ist über ? (gegen 1650) zu ne. o" geworden (vgl.
EUis I, 93 ff.; Sweet § 837 ff.).
Greschrieben findet es sich in unseren texten aufser o
1. oa.
rodbe All. P. 11^^ m*; Äc roade Hensl. 110» (1590); noat
All. M. 91 • (1609), Camd. I: Eouen 29 « (1591); soales = soles
(Seezunge) Eg. 352« (1602); aloane Eg. 228" (1596); hoame
Lit. Men. 46^; moaste Edw. IV. 1 »^ hoale = whole Camd. EE:
Household 1 2 1. z. (1551); he stroaJc Camd. I: Lützen 8 *» (1632);
my hoape Los. 60» (1558).
Alle diese formen weisen auf eine offene ausspräche des
0 hin. oa ist ein neues, seit dem 13. jahrh. vereinzelt^ später
häufiger auftretendes zeichen für jj (Sopp. s. 27 und Rudolf 18).
2. 00.
Dafs me. 0 und p nicht, wie man anzunehmen geneigt ist,
in der Schreibung streng durch 00 einerseits und oa andrerseits
geschieden wurden, beweisen folgende Schreibungen: oonly
Lit. Men. 3^«; poojJe = Pope Hensl. 22 »; coote Rutl. 23 1^;
roose Hensl. 236 »; I hoop All. M. 30^0, 32^1 (1593) und 51 »
(1598).
3. oe.
noething Camd. I: Rouen29» (1591), Eg. 431*; soery =
sorry Mun. 90 »2; hoeth Rutl. 43», Camd. II: Cholm. 3*3; toeken
= ags. tdcen El. and J. 2 ^ß.
4. o«<?.
ow/Äe = oaih Mach. 155 'i ; gowing = sfotwgf Edw. IV. 14*.
5. Kürzungen.
Me. hghj ist im Ne. gekürzt worden zu höli Ob diese
kürzung schon durch die form hollye Los. 321 * ausgedrückt
sein soll, ist nicht klar (Sa. und Gill geben noch länge an).
Es ist dies um so mehr zweifelhaft, als Verdoppelung des kon-
sonanten in unseren texten für gewöhnlich nicht als quanütäts-
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 171
bezeichnung anzusehen ist. Ebenso wird wohl auch in notte
= noie Hensl. 94 * nicht 8 gesprochen worden sein, haledays
Mach. 18 '®, 50 ^* usw. können ae. kürzungen sein (vgl. Rudolf 19).
Das heutige one = ags. an kommt in verschiedenen formen
vor. Aufser one als: on Mach. 129^3 (1557), Mach. 204 *•; oon
Los. 10* (1553); oons Lit. Men. 32» (1550); wo» Mun. 76 >»
(1605/6), Mach. 12520 (1557) und vielleicht Mach. 16" (1552).
Zur entwicklung dieses wort es vgl. Luick, Untersuch-
ungen § 85.
Anmerkung: Die bedeutnng des /, y in botthe Bntl. 43'* und
boythe "MAch. 8^^ 129^^ ist nicht klar. Die grammatiker be-
zeugen keine derartige formen.
B. Kombinatorische entwicklung.
1. ö + l.
Zwischen p und l hat sich ein u eingeschoben. In „Hymn
of the Virgin" 1500 findet sich otcld, howld für old, hold
transskribiert (vgl. Sweet 842).
a) oti: comW Los. 269« (1583), Hensl. 131 2» (1598); bouldnes
Eg. 182 J^ neben: lolld All. P. 16^0; totild Eg. 189»; behould
Lit. Men. 90 l.z.; hould Mun.68 2l.z.; ould All. P. 16 1*; gould
Eg. 189».
b) oto: otcld Hensl. 16 »s; sowld Hensl. 66 1», 69 «3; gotcld
Hensl. 71 u. öfters.
ow könnte im letzten wort auch die ausspräche a, die sich
frühne. findet und auf me. gold zurückgeht, bezeichnen.
2. 1«? + 5
ist schon me. > w -{- ö geworden (Hempl: Journal of Germ.
Phil. I, 14). In der Verbindung kons. + ?r + p ist w ge-
schwunden (vgl. unter w): ioo = tivo Eg. 58 3, 336 ^ (1570),
Los. 461 '^ ßutl. 54 «2, Hensl. 222 1>; toc Los. 141 »o (1554);
^oireEg. 347» (1602) verschreibung?
3. ö + r.
Vgl. die bemerkung zu f + r.
172 LUDWIG DIEHL,
Me. u.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
In spontaner entwicklung ist me. ü über uu, ou zu au
geworden (vgl. Ellis 1, 163 ff., Sweet § 826 ff. und Luick, Anglia
XIV, 283). Nach Luick ist noch 1582 (Mulcaster) monophthon-
gisch gesprochen worden. An Schreibungen finden sich:
1. ou,
mouse All. M. 25* (1593), 25 ^ und öfter; tvithout All. M.
30 34 (brief HensL's) ; round Mach. 26 1. z. (1552) ; housekeper
Mach. 27 » (1552) ; roume Lit. Men. 2 K
2. ow viel häufiger:
owt Hensl. 193 » und öfter; poumde Hensl. 4, 15 und AlL
M. 37 9 ; withowt Hensl. 59 »» u. öfter ; abowt Hensl. 9 »», 17 ^, 19 «»,
Mach. 12110; howse Hensl. 252 ^ Mach. 115 ^s; the prowde
womon Hensl. 193 2", 194^0; thowssen AlL M. 37®; owre = our
Mach. 117 ö; roivnd Hensl. 20 3; rowme Eg.97^, me. ü bis heute
erhalten geblieben (vgl. Sweet 829).
3. au:
hause All. M. 28 *i ohne datum in einem brief HensL's.
Kürzungen:
Me. u ist öfters zu ü gekürzt worden und hat dann, wie
dieses, die entwicklung zu v mitgemacht: hushande AlL M. 29 2«,
3120, 32^6; huswifPl 14 2b.
B. Kombinatorische entwicklung.
ü + r.
a) im ausl. ür wird unter dem einflufs des ausl. r zn
auer: ouer All.P. 15 2»; oiver All. M. 49» u. 51 »« (brief Hensl.'8);
in M oweres All. P. 16 '». — owre Mach. 117» (1556); the
Lowlar towre = Lollard*s tower Mach. 118*.
b) i7r + kons, ür + kons, wird zu beginn des 18. jahrh.
> ör (vgl. Luick, Anglia XVI, 456).
ENGL. SCHBEIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 173
Geschrieben findet es sich meist als ou, ow, die anf die
ausspräche u hinweisen. So z. b. :
courie Mach. 117 ^\ Eg. 93, 102, 103 und öfter; cowrtt A11.P.
5 '^; course All. P. 6 «^ El. and J. 73 ^K
Einige male erscheint es als or:
cort Hensl. 96'* und viell. All. M. 28»« und 32»; Äe hath
hrowght you a corte coherd resp.: cobert,
II. In unbetonter Stellung
Unbetontes ü wird gekürzt.
Diphthonge.
Me. ai, ei.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. ai, ei ist über f, p zu ^^ ^ geworden.
ai und ei, die schon bei Chaucer im reime miteinander
gebunden werden (vgl. ten Brink s. 59 § 89, und Luick, Anglia
XR^, 273), werden auch in unseren texten promiscue gebraucht.
In seiner Weiterentwicklung zum Ne. hin ist me. ai, ei
mit dem langen a zusammengefallen. Für den endgiltigen zu-
sammenfall setzt Luick a.a.O. s. 279 das ende des 17. jahrh. an.
Geschrieben findet es sich:
1. a.
to repare unto you = repair Los. 30^* (1551); was pro-
clamid Mach. 17 21 (1552); plahyng Mach. 33»^ (1553) u. Mach.
221 9 (1560); waters = M7ai7er5 Mach. 42 » (1554) anm.; tha =
they Mach. 52 & (1554); was slane = slain Mach. 228« (1560);
Frankfurt on the Mane Dee 30 »^ (1589); tratorus Eg. 144 »'
(1591); remane El. and J. 66 »2 (1591) und Warkw. 10*; com-
planant Eg. 234 »1 (1597); for a valle = veil Hensl. 117 «3 (1597);
with hrade coper lace = braid flechten? Hensl. 70 2 (1595), 140*
(1598); pament Hensl. 206 2« (1601), 208 » (1600) u. öfter; dalie
All. M. 70»", 150 7 (nach 1600), Eg. 358*^1602); ade All. M.
76 »0 (c. 1605); unacquanted All. P. 34 3« (1608); sath PL 112";
fialer = nailer PI. 103^7; clame PI. 43 »"; a par PI. 51 1*; fale
= fail PI. 207 2«; percaue Eg. 381 »2; recauit El. and J. 45 '\
174 LUDWIG DIEHL,
ai, a hatte aber in jener zeit schon den lantwert e und
zwar wohl f, wie aus folgenden Schreibungen hervorgeht:
2. e.
a) in german. Wörtern: there book = tlieir Lit Men. 15 ^^
(1553) (vielleicht liegt Verwechslung vor mit there „dort", das in
derselben zeile vorkommt), sed Mach. 257' ^ (vor 1562), Dee
3 »2 (1577); Lece^^er Dee 2 25 (1577); nebors kW.lLZl^^ (1593)
(Brief Henslow's) ; Thomas Hetvode Hensl. 229» (1602). — ecs
= eyes Mach. 204»« (1559) vgl. Luick, Anglia XIV, 272.
Anmerknng: Kontamination von me. eye und ge steUt die form
yeie Camd. II : Cholm. 15 "* dar.
Umgekehrt findet sich me. e =^ ei, ey, ai geschrieben. Bei-
spiele siehe unter e s. 147, unter ? s. 162 und unter f s. 164.
b) in roman. Wörtern. Die Schreibung e für et in frz.
Wörtern kann z. t. auf frühe (schon me.) monophthongierung des
franz. ei zurückzuführen sein (vgl. Behrens, Paulis Grdr. I, 823).
pentyd Mach. 17 « (1553); weites = anm.: waists „Taille"
Mach. 731« (1554); a pere = pair Mach. 302 » (1563) anm.;
grett presse = praise Mach. 129^0 (1567) anm.; heres = heirs
AU. P. 1 9 (1580); recevcd Hensl. 18 i' (1595), 107*; to deseave
the desever Hensl. 140^1 (1598); in fulpemente Hensl. 149 '*
(1600); remcnyng Rutl. 68 ^^\ purveors Rutl. 78*^»; entertengne-
ment Rutl. 51 »*.
3. ea, a^ geschrieben:
remeane Mun. 17 ^ (1598) ; praer, praeinge = praying Mach.
1198 (1556) und All. M. 9632; iricke leaers Eg. 348« (1602);
discleame^Vi\i,\0\^% dilrz, claimer ; saed Mun, 79*, All. M. 132 30
(1616), Mach. 275 J^; Bernhard ofWeamer = Weimar Camd. I:
Lützen 629 (1632); compleane PI. 80 ^»: eather = either HensL
127 20 (1598), All. M. 145 *. Vielleicht liegt hier die me. neben-
form mit e vor, für das sich auch sonst öfters ea geschrieben
findet (vgl. dieses), reccave Mun. 85 ^ 1. z. und 14 * 1. z., Hensl.
80 \ All. P. 73^3 ; perceaving Camd. I : Lützen 5 \ Mun. 88 ' L z. ;
perceave Eg. 88^3; conceaved Mun. 105».
Fassen wir unsere ergebnisse in bezug auf ma at, ei zu-
sammen, so ergibt sich, dafs ai schon um die mitte des 16.
jahrh. mit ä zusammengefallen war und wohl dessen lant-
wert f angenommen hatte.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 175
B. Kombinatorische entwicklung.
ai, et + r ist auf der stufe ? + r stehen geblieben.
II. In unbetonter Stellung.
Unbetontes me. ai, ei ist häufig abgeschwächt worden.
Geschrieben finden wir es meist = e.
forennars El. and J. 72 »^ (1592); foreen Los. 126 1* Camd. 11:
Household 1^; sente gorges daye Hensl. 99^; agen Hensl. 98*,
99^, öfter auch ageanst geschrieben; sed Mach. 275 ^\ Dee 3 *^.
Anmerknng: Die beiden letzten formen beruhen anf yerkürznng
des aus ei entstandenen f zu e, ygl. Luick, Unters. § 338 u. 376.
Aber auch mit i, y: pallis = palace El. and J. 90^*, me.
paleis \ Chamhcrlyne'Eg. m^^.
Me. eu. eil.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. CK und ^u sind streng getrennt gewesen. ?w ist am
ende des 17. jahrh. über pw zu in geworden, ^u dagegen ist
an der wende des 14. und 15. jahrh. mit franz. ü zusammen-
gefallen und hat nach den grammatikerzeugnissen (der erste
hinweis schon 1528 im Lambethfragment, EUis III, 815) iu er-
geben (vgl. Luick Anglia XFV^ 289). Auch Mason 1622 gibt
iu an^ vgl. einl. s. XLIV.
Über die geschichte des eu vgl. Luick, a. a. o. 287 ff. Ge-
schrieben finden vdr:
1. M, uw:
tcue Mach. 293 2 (1562) anm.; vue Lit. Men. 202S; usid Dee
18 3, 18 iß; nuse Mun. 50*1. z.; exequutors Eg. 136'; execudon
Eg. 25«; nuw Mach. 7 1» (1552), 227 i*; nuly Mach. 432*», 432»
(1553); waluw Mach. 33»«; a^^wred All. M.3228; gaynt Maihuw
Mach. 15 »ö (1552).
Ob M, uw hier den laut ü darstellt, läfst sich nicht er-
kennen.
2. eu, etü.
deiv Los. 10« (1553); dcuiy Eg. 282»i (1598); contynewal
Eg. 5"; ü is treuth Camd. II: Cholm. 15 2»; vew Dee 58 »^
176 LUDWIG DIEHL,
Eg. 283 * * ; dewTcs Mnn. 59 ^ ; ensewe = insue Eg. 56 * ; forteune
All. P. 16«; tewesday Hensl. 70"; Jenewary HensL 70 öfter.
3. tr.
t55M7e Edw. IV. 82; endwsed Edw. IV. 3 »».
4. iu, you, iew,
renyetve Eg. 27 « (1553); /br^mne El. and J. 27 ^f (1586);
wel ny fiue = few El. and J. 44 » (1587) und Asch. Schoolm.
423; yousedly = usually Los. 371** (um 1600) anm.; for the
yousse of the Company = use Hensl. 186*2 (1601); reveniues
Eg. 37420 (1603); fiewel = fuel (Brennmaterial = me. fouaile,
afrz. fouaille, lat. focalia) Cal. 162 *» (dat. viell. 1522).
Aus der letzten gruppe von beispielen geht hervor, dafs
die ausspräche iu in der zweiten hälfte des 16. jahrh.
neben (dem von den grammatikern bezeugten) ü gebräuch-
lich war.
B. Kombinatorische entwicklung.
Nach r, l, d (zu d vgl. dial. dooty, duty) ist iu zu u re-
duziert worden. Geschrieben wird:
a) ow: rowles Mun. 103 *ö; valotv PI. 6822; dowties Los.
313« (1579), PI. 7129.
b) u\ ffruts Mun. 142 ^ z.; truice = truce, ruhe, frist
Eg. 231*0; iiuw Mach. 13 « (1522), 79» (1554); sluse = sluice
schleuse Cal. 129 *0; the superfluesche Hensl. 70 2^ (1596) auch
Suffix vertauschung ; they thruw = threw Mach. 12 *<^ (1551).
Umgekehrt eu für berechtigtes u in condetid = condude
Mun. 79 \
Es scheint demnach, als ob schon in der zweiten hälfte
des 16. jahrh. nach r, l, d der Schwund des i eingetreten,
aber noch nicht konsequent durchgeführt worden sei. Aber nicht
nur in dieser konsonantischen Umgebung, sondern — und darauf
könnten auch die Schreibungen s. 175 deuten — auch nach an-
deren kons, ist i gefallen. Überhaupt ist die monophthongierung
früher weiter gegangen als heute, was uns auch durch die
angaben der gram. (Lediard, Johuston) bezeugt wird*) (vgL
Hörn, Untersuchungen 40). In Amerika hat sich monophthon-
gierung noch bis in unsere zeit in weiterem umfang erhalten.
Vgl. die ausspräche Nu York statt Niu York,
') [Vgl. auch Holthausen, Engl. Ausspr. n, 55 u. 62. W. H-l
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HARE8P. 177
Auffallende Schreibungen.
Dreimal findet sich ü als e. Owen teder = Owen Tudor
Hensl. 163» anm.; Inglesche fegetives = fugitives Hensl. 168**;
tlw feneralle = funeral Mach. 27 ». — N. E. D. hat die form
fegetyff schon fürs 15. jahrh. belegt.
Vielleicht ist in diesen formen ü zu i entrundet worden?
nmet = mute Mun. 102^1. z. läfst frz. einflufs erkennen;
(he Streites stroyd with = strewed Mach. 186^' anm.?
II. In unbetonter Stellung.
Unbetontes eu ist abgeschwächt worden : wetelle = victuals
Mach. 36»» (1553) anm..
Me. au.
I. In betonter Stellung.
A. Spontane entwicklung.
Me. au ist monophthongiert worden zu p. Und zwar sind
EUis 1, 146 und Viätor, Phon. Std. HI, 92 und Phonetik § 45
anm. 6 der ansieht, dafs au über ö zu p (im 18. jahrh.) ge-
worden sei. Auf grund der Schreibungen aber darf man wohl
eine doppelentwicklung au > a einerseits und au > ^ andrer-
seits annehmen, da p-schreibungen gleichzeitig neben «-Schrei-
bungen vorkommen.
Neben gewöhnlichem au und aw findet sich:
1. au = o:
Fostose = Faustus Hensl. 42«, 43 ^ 44*3 (1594); fosstes
Hensl. 6424 (1595); Horton = Haughton Hensl. 104 3 (1597);
hopene MacL 243 3» (1560); Connoght Eg, 147^8, 149^7; nothe-
boke, noythy = naughty Mach. 69**, 261®; a nobe = an albe
Mach. 62 30 (1554); holberts = halberts Hensl. 205 »*.
Anmerknng: Za Fowües Crosse = Pauls Mach. 41, 44, 46, 49,
73 usw. (schon 1553) liegt nach Hörn , Untersuchungen s. 26,
me. Fol aus afrz. Fol vor.
Umgekekrt findet sich au für o geschiieben: caumplet =
complete Mach. 12 25 (1551).
Diese beispiele sichern das vorkommen der ausspräche ^
für au in der zweiten hälfte des 16. jahrh.
Wegen 0 für a{u) vor nasal vgl. unter ä.
178 LtTDWlG DlEHl^,
Daneben erscheint aber auch:
2. au = a,
scraling = scrawling Mun. 85 * ; becase Los. 256 *• (1580) ;
laful Hensl. 258 2 (1597) und öfter; drane = drawn Mach. 41 »»,
10724 und öfter; drae hryge Mach. 52^0; agmmtyd Mach. 268 **
(1562); Shaa = SJiaw Hensl. 102 ^ und öfter; aguste Hensl.
1«, 1»; VagJmn, Waglian = Vaughan Mach. 60^0 und ««.
Anmerkung: Den Schwund des u in atoritie AU. M. 76'^ in
august und augment haben wir wohl dem schwachen accent
zuzuschreiben. Vgl. schon yglt agustu und ferner Luick,
Anglia XIV , 269.
Neben diesen Schreibungen ist es vor allem die wiedergäbe
des au durch ar, die für eine ausspräche a spricht Dabei ist
für r eine möglichst schwache artikulation , oder vielmehr
Schwund vorauszusetzen (vgl. dazu unter r s. 193). Diese
Schreibungen stützen die grammatikerangaben, die auch ar
für au bezeugen:
Harton = Haughton Hensl. 165^ (1599), 166 und öfter;
Warghhan = Vaughan PL 166 1^; darghter = daughter Mun.
27 3 1. z., 29 »3, 43 8.
Diese doppelheit in der wiedergäbe des au durch q einer-
seits und durch a andrerseits beruht nach Hom auf einer
dialekt. Verschiedenheit in der entwicklung, die sich in der
schiiftsprache wiederspiegelt. Gesiegt hat dann die lautong
p (vgl. Hörn, Untersuchungen 24).
Anmerkung: aciours = authors Mach. 79' zeigt gelehrten
einfluTs.
B. Kombinatorische entwicklung.
au aus ä vor l, vor nasal und dental siehe unter ä.
Me. Ol.
Für oi der heutigen Schriftsprache finden wir bei fröhne.
grammatikern teils oi, teils ui (vgl. Luick, Anglia XIV, 294 ft).
Geschrieben finden wir es:
1. oi, oy.
choice All. M. 12«; roiall Eg. 14"; appointe Eg. 17*. —
hoye Hensl. 110 ^^ (1597); embraydered All. M. 20»*; r^aysingt
All. M. 28"; ioy PI. 12 2<; appoynte Eg. 16^1 usw.
ENGL. SCHREIB, ü. AüSSPBACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 179
2. o:
embrodered Eg. 252»^ und 11 ^T; tolle = toil Eg. 12».
Anmerkung : lotheryng = loiiering Mach. 69' u. * anm. geht
zurück auf holländ. Unteren = zögern.
3. ui, uy, wy:
for kuynnyng = coining Mach. 165* (1558) anm. ; tJie quene*s
qwyne = coin Mach. 276' (1562) anm.; qwynnyng = coining
Mach. 69 » (1554) anm.
4. w:
junnyng =joining Mach. 265 2« (1561) anm.; ftiste = foist
Mach. 294»» (1562) anm.; huwysse = hoys Mach. 1292« (1567)
anm.
5. y:
ryall = royally Mach. 117 2« anm. und umgekehrt: oy f ür
t moynes Eg. 16-6, i62t^ ygL dazu Littbl. 1904, spalte 15
und Hörn , Untersuchungen 92. ryall wohl reial gesprochen
steht für uiy das über vi > ei geworden ist. moynes = mines
ist dann eine umgekehrte Schreibung dazu.
Schliefslich kommt oi noch vor als ou und a in emhroudered
Los. 151 9, 151 l.z. und imbrader Hensl. 113 '3, 1151« und öfter
Me. ou und ou.
Frühne. ()m ist nach Luick, Anglia XVI, 452 ff. durch ver-
stummung der zweiten komponente ums jähr 1700 zu ? ge-
worden. Aber schon im 16. jahrh. „schien das zweite element
des QU lautschwach zu sein'* (Brotanek, Einl. zu Mason XXXVII).
Die wallisischen phonetiker (H. Vg. und Sa.) weisen auch da-
rauf hin (Sweet 883). Sichere angaben haben wir bei Mason
1622 und Wallis 1653 (Sweet 805).
Zeugnis für den Schwund des u in der zweiten hälfte
des 16. jahrh. geben folgende Schreibungen:
Honsley = Ilounslow Mach. 127 ^^^ (allerdings eigennamen);
blohyng = blowing (me. blQive) Mach. 18 ^^, 19 ^ (1552) ; rohyng
= rowing Mach. 73* (1554); Itkinh hee woiild other throo up
= throw? All. P. 328; oner = owner Rutl. 84 3o.
Als umgekehrte Schreibung: gowing = going Edw. IV. 14';
mowe = me. wp Edw. IV. 23 »> und Dee 38»« (1591); / dow =
do All. P. 23 7 (1601); two and frowe = to and fro Hensl. 234 ".
180 LUDWIG DIEHL,
Auch Bernigau s. 113 kommt zu dem schlnfs, dafs die
monophthongierung schon ins ende des 16. jahrh. fällt
ou vor h(gh) wird zu u: thrugh Mach. 62», 33«, 37 ^i,
66»», 105 w
In unbetonter silbe ist ou abgeschwächt worden: feJ^i-
ship, feloship Edw. IV. 5 ^% 34, 39 » * ; ferner zeigt sich auch hier
der Schwund der zweiten komponente: windo Hensl. 253^";
foloe, foloer Lit. Men. 4 ^s, Rutl. 6 ^ ; sorroful Lit. Men. 42 ^\
Zn nie. ü.
Me. ü ist öfters zu i entrundet worden (t, y geschr.).
minüions Eg. 69 ^^ ; rysses = rushes Mach. 264 »"^ ; shitt =
shut iscyttan) Cal. 140 »» und 140 "
Für ü trat e ein: 1. shett Edw. IV. 14«, Wark. 14* 1. z.
— 2. fegetives =r fugitives Hensl. 168»*; ^efer = Tudor HensL
1638; fenerall = funeral Mach. 27» (vgl. s. 177). — 3. [mekel
= mycel PL 159 »] ; besenes Mach. 4 * 1. z. Vgl auch oben
s. 175 f. über ü und iu.
Konsonantismus.
Labiale.
1. p ist eingetreten als übergangslaut zwischen m und 91,
m und 2.
a) Zwischen m und n : solempne Los. 33 ^, Eg. 38 ^^ u. 38 »*,
Rutl. 41 u. 56 27 ; indempnitie Eg. 239 2 ; dampnified Eg. 263 * ;
dampnahle King Joh. 87 1. z. und 88^8; condempnable Kjuge
Joh. 9018; ympne = Äywn ßutl. 152».
b) Zwischen m und 2 nach ausfall des n: ^oZempi^ ==5
solemnly Camd. I : Reb. 14 • 1. z.
ENGL. SCHHBIß. U. AUSSPUACHB IM ZBFrALTER SHAKESP. ISl
2. Phonetische Schreibung gegenüber der heutigen etymo-
logischen haben wir in: Cupid siches = Cupid and FsycJie
Hensl. 170*, »i; a sahne of Davyd = psalm Mach. 191 2» und
228*2; salmes Rutl.151. z. und 17 2; ferner in Wörtern franz.
Ursprungs : receyi = receipt Eg. 226 ** u. 232 ^2; receats Camd. II :
Disco verj' 24 \
Umgekehrt haben wir etyniol. p, wo es die Schriftsprache
nicht mehr hat, in: niepce = niece Eg. 46^7 (me. n^ce, vlt.
neptia) und p an stelle von etymologischem b in: doupt EL
and J. 140 »*.
Anmerknng: /"ist geschrieben in goode helfe = help All. P.
15*°; was keft(h) = kept Mach. 138 •, 141» und 222» und um-
gekehrt p statt f in: mth a Crosse peyche guUes = fit^y
Mach. 126» anm. und vielleicht: a skarpe = lautanm.: scarf
= frz. escharpe Mach. 180".
b.
1. b ist zu p geworden:
a) im auslaut: wardrope Ca\. bb \ Hensl. 234", Mun. 553.
wardrop findet sich auch bei Chettle, Dekker, Haughton, vgl.
Hörn, Gutturallaute s. 45 und Litbl. 1903, sp. 371.
b) vor tenuis: optained = obtained Edw. IV. 39 2''.
2. b ist geschwunden nach m:
lyms Mun. 5215 (1602); a Urne Mach. 571» (1554) anm.;
tome of Guido, tome of Dido Hensl. 273^ (1598); clyme Kinge
Joh. 82^; corme = Combe Abbey Mun. 57*1 anm.; Northomer^
land = Northumberland Camd. I: Reb. 12 1^. Als umgekehrte
Schreibung haben wir anzusehen: CrombweU Cal. 173** anm.
3. Phonetische Schreibungen:
dowtte Los. 13329, Dee 91*, Lit. Men. 48 «3; undouted
Camd. I: Bull 5", AU. P. 4»^ und öfter; dette Eg. 365 *«,
A11.P. 25 »8, Mun. 13 »^ Dee 343«, El. and J. 13 »2; deatte
HensL 109 20.
Anmerkung: Schon me. ist die form soüe = subtile Ascham.:
Schoolm. 55 ^ Beachte die Schreibung / dought £1. and J.
115 '^ All. M. 102 '^f siehe unter gh. In sogeUea = subjects
Mach. 53 '* liegt frz. st^ets vor.
AngUa. N. F. XYU. 13
182 LUDWIG DIEHL,
/.
f findet sich nicht selten als /f, sowohl im anlaut, als
auch im in- und auslaut.
a) anlautend : ifayle Mun. 9 ^ ; ffulffill Mun. 9 * ; ffrom Man.
93 ; ffashion Mun. 9 " ; ffather Mun. 9 »».
b) inlautend: deffend Mun. 9 2; 6^/fore Mun. 9«; wiffe
Hensl. 75 *^^; wyeffes Mach. 74*; &^y/fe5 = fteerc^ Mach. 11 ^\
c) auslautend: y/f Mun. 9*^ und öfter; chey/füL^LCh. 2®,
Camd. II: Cholm. 15 2*; wyff Mach. 2 s.
Aus der ganz willkürlichen und planlosen Verwendung
von ff für die stimmhafte sowohl wie für die stimmlose spirans
geht hervor, dafs keine Unterscheidung durch die Orthographie
beabsichtigt war.
In der ungeläuflgen konsonantenverbindung ist f gefallen ;
twelt = twelft{h) PI. 207 Hz.; feyth = fifth Mach. 74 * (1554)
anm.
Suffixvertauschung liegt vor in: baylles = bailiffs Mach.
3110; baly PL 129 2; vgl. auch balisMp PI. 27 2.
1. Für V tritt häufig f und ff ein.
a) f geschrieben :
a) im anlaut: Fenlawe = Venloo Cal. 8^; ser Hare Bene-
feldy feechamberlayn = vice Mach. 162 \
ß) im inlaut: the fifepound Hensl. 208 *'; our selfes Hensl.
213*^ einflufs des Singulars?; 5ra/lf Hensl. 257 »; srafiusday =
Shrove Tuesday Hensl. 50*2^ 65'^, 73* einfluTs der folg. tenois;
lofyng All. M. 69 23.
7) im auslaut: Iwöld hafPl. 7»", Wark. 20*; re^^efMach.
95"; excessyfe Camd. II: Cholm. 12 2».
b) ff geschrieben :
a) im inlaut : mgraffed Mun. 4 5 ^ ; Grayffhend = Oravesend
Mach. 199 '; geyffcn Mach. 25432; (her wher dryffyn Mach. 25*;
shreyffyng Mach. 33 *3.
ß) im auslaut: he gayff Mach. 221 und 25^; he Uyff ■=
livts Mach. 32 2; abowffe Hensl. 177 2*; grayffe Mach 120» ISS^^j
fiKGL. SCtiRBtB. Ü. AUSSt^RACfiE! IM 2£tTALtEK SHAR^SP. 18^
Shroyff monday Mach. 301'; romowyffe Mach. 120 1*; a holyff-
tre = olive-tree Mach. 116»« anm.; gyff Cal. 74 »^ luff Wark.
22 "^ ; droff oute Wark. 8 » ; shryff = sherif (me. schtrreve) Mach.
944, 942*.
Anmerknng: Das stimml. f der heutigen schriftspr. in diesem
wort ist analogiebildung nach haiüif.
2. V geschwunden vor n und m:
crysnias ene = even Hensl. 3'; lord ofDenshire = Devon-
shire Mach. 118 20 anm.; pament = pavement Wark. 21»; op-
proment = approvement PL 88 «.
Anmerkung: Der Schwund des v iRveUet = velvet lAxai. 101",
lOSM.z.; Los. 46", 78", 151» ist entweder der unbet silbe
zuzuschreiben, oder es liegt totale dissimilation vor. — twecUU
hundred AU. M. 32*^ scheint verschreibung zu sein, ebenso
fye = five AU. P. 3 ".
3. t; = «; geschrieben:
wyhalls = viols Mach. 282«, 89** (1555) anm.; wargkhan
= Vaughan PI. 1661»; Waghan Mach. 60 2»; wehet Mach 6 2«,
19 «0, 242*7; waltiw Mach. 33»»; wetelle = victuals Mach. 36'»
anm.; wue Mach. 293 2; wengonce Kyng Joh. 12 **; wessells =
vtsors, masques Mach. 99» ' anm.; a woue = vow Wark. 8 2*;
wergers = virgers Mach. 141 \ — Im inlaut: ower MacL 101 ';
slewe = sleeve Mach. 32 2 anm.; dewour Kyng Joh. 17»^; rey-
welles = revels Mach. 157 1. z.; lowley PI. 50 1. z.; velwet Rutl.
42d, Cal. 96 »2; adivertis Los. 40 2»; sylwer Kynge Joh. 28";
nwwing Asch. : Schoolm. 49 » ; newys = nephews Mach. 302 2».
Umgekehrt kommt öfters v für w vor (vgl. unter w).
Dieser Wechsel zwischen v und w ist begründet in einem
dial. Übergang des v > w, der sich besonders auf den Süden
und Osten (Kent, Essex, Norfolk und einen teil von Suffolk)
erstreckt (vgl. Paul's Grdr. I, 831 und 980). Darauf beruht
auch die in Witzblättern häufig verspottete ausspräche 'a wery
igh vindow' für 'a very high window\
W.
Me. w ist im allgemeinen erhalten geblieben.
1. Nur in einigen fällen erscheint es als v: veffeler =
whifflers Mach. 84 »• (1555) anm. ; veyver = weaver Mach. 83 «
(1554) anm.; Volsake = Woolsack Mach. 91 2« (1555); bysshope
13*
184 LUDWIG DIEHL,
ofVosseter = Worcester Mach. 102 3*; men and vamen Mach.
139 '^ ; vodys = woods anm. : t. e. wild men Mach. 73 •.
2. In kons. + tv + velar. vok. ist tr gefallen. Dieser
Schwund tritt sowohl im ags. (swuster > suster) als im me.
{twp > to) als auch im ne. (stcörd > sürd) auf.
/oo = two Eg. 583, 3364 (1570), Los. 461 1«, RutL54»«,
Hensl. 222 »'; toe Los. 141 »o (1554); towe Eg. 347» (1602) ver-
schreibung?; sorde Hensl. 72 «o (1596), 272 2» (1598), AlL P. 16 ^
(1591). Und umgekehrt two and frowe Hensl. 234 *i.
Zur geschichte des ne. sword vgl. Koeppel, Sp.-Pr. 25.
Ferner begegnen von diesem wort die auf sweard, swerd zu-
rückgehenden formen: swerds Rwtl 2i^^, Cal. 28»* (1520);
swaerd Mach. 28*^4 (1553); sward Mach. 68»« (1554).
3. w ist eingeschoben : langwaige Mun. 19 ' (Koeppel,
Sp.-P. 25).
L wr > r (Lummert 59): to rite All. P. 16 »• (in einem
undatierten brief John AUeyn's, der aus der zeit stammt, da
AUeyn „employed" war im Bear-garden, d. L um die mitte
der 90er jähre des 16. jahrh.); Iryette A11.P. 15 2" (in demselben
brief); when you next ritt to him Mun. 81 ^^ (1608); all is
rong = wrong PI. Introd. XXXIX »». — Umgekehrte Schrei-
bung: I shall he content to grant the wranging you = ranging?
Eg. 226 20 (1596) aus dem Zusammenhang nicht zu ersehen.
Demnach ist schon ums jähr 1595 wr > r geworden, also
bedeutend früher als das erste sichere zeugnis (Jones 1701)
angibt (vgl. Sweet 919).
5. Geschwunden ist w in unbetonter silbe : ansere, ansäure
All. P. 16 »^ El. and J. 87^0, Los. 403 &; Lodicke = Lodwick
Hensl. 123» a.
W?l.
Ags. hw ist zu einem einheitlichen laut, dem stimmlosen
w geworden. Li der heutigen Orthographie wird dieser lant
mit wh bezeichnet.
Geschrieben finden wir dafür aufser wh:
a) w: warfor ags. hwaer Mach. 194^ (1559); Wytsonwjfhe
= hwü Mach. 283 «^ (1562), Eg. 337 1» (1601); warff = wharf
ENGL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKESP. 185
Mach. 20^0 (1552); wat Warkw. 2*3; wome = who Mach.
233 13 anm. (1560).
Umgekehrte Schreibungen: he whent Mach. 15 » (1552),
233»' (1560); wher = were Mach. 15»; tvher = wore (to
wear) Mach. 31^*. In den beiden letzten beispielen ist die
möglichkeit einer Verwechslung mit where 'wo* nicht aus-
geschlossen.
b) Ä (siehe unter h s. 198): to home = whom All. M. 110^
(a 1612).
ni.
ist geblieben. Auf altes frd (praep.) zurückgehendes fro er-
scheint öfter: PI. 104 3, CaL71", Wark.51.z.; vgl. dazu Kaluza
II, s. 19, anm. 1.
Dentale.
t.
Im allgemeinen ist t erhalten geblieben.
1. Frühne. i ist geschwunden zwischen stimmloser spirans
und m, n, l crysmas ene Hensl. 3 ', 81 ", 108 ». Das N. E. D.
belegt brisle, brissle, brissei für bristle im 16. jahrh.
2. Schwund des t in ungeläufigen konsonantengruppen wie
rsth, stk, fts, rtg zeigen: Foskue = Fortescue Mach. 301*^;
waiÄCO^c Hensl. 108 ^<^ u. öfter ; iuyffs = tufts Mach. 84** anm.;
morgaged = mortgaged Dee 49 ^o (findet sich auch in ne. aus-
spräche); weaschester = Westchester Hensl. 47 »0, 48*, 49*.
Auch ist t gefallen in : Änwarpe = Antwerp Hensl. 194 ^^,
201*2, Camd. 11: Cholm. 3^*. Daneben kommt auch Ändtverp
vor CaL 102 1. z. ; femer findet sich d statt t : servand EL
and J. 5 »0.
3. t tritt an an auslautendes s und n.
a) an ausl. n: surgantt = surgeon Mach. 116 * anm.
b) an ausl. s : mychellmaste = Michelmas Hensl. 69 **.
Umgekehrt findet sich auch: the vyles tcoman = vüest
Mun. 79 ^ ; Henges = Hengist Hensl. 89 ^\
186 LUDWIG DIEHL,
4. t + i>t6:
fusclien, fusthen, f ostchen Hensl. 3* (1592); 70*; 203 « be-
weisen, dafs ti — wenigstens im Londoner dialekt — gegen
ende des 16. jahrh. schon zu is geworden war.
Weitere belege (naiure, picture usw.) sind mir nicht be-
gegnet (vgl. di s. 187).
5. t geschwunden: pattyne=j)ai€nt'HeTisi2b5^ anm. und
in unbetonter Stellung: to sencaterens =^ saint Catherins Hensl.
108*; Seynjohns = Saint Johns Eg. 173 >».
d.
1. Schwund.
a) Im auslaut nach n: thousen Hensl. 4, 11, 17, 20, AlL M.
37», PI. 184; wei;er5fanwe5«Z/Äll.P.16i3u.20undöfter; stannyng
Mach. 1232» abgeleitet aus dem inf.; they must he bune = baund
Mach. 17 2»; grown = ground Hensl. 151 ^-; rowne HensL 275 *♦,
277 >8; lord of Urmon = Ormond Miach. 2033«; hlyne Mach.
1052'; the monyth myn = mind Mach. 29 25 (1553).
Anmerkung: rehijns = ribands Mach. 33^ zeigt die alte frans,
form riban. — Auf suffixTertauschung beruht wyswer = wieiird
Mach. 32* anm. (vgl. aixsicer). — Dave = David Mach. 143"
dürfte verschrcibung sein.
b) Geschwunden ist d ferner in folgenden Verbindungen:
nds, ndsh, ndl, ndf, dm: graynser PI. 151**, Mach. 164 2*; hancs
= hands All.P. lö^i; hansom AHM. 63 ^^ Los. 456»»; Winser
Hensl. 234», All. M. 49^; frenship Hensl. 220 '»; unkynly Mun.
79»; granfathcr Eg. 32^; commonmcnt = commendement Mach.
99 1. z.
c) Assimilation liegt vor in myssomere = midsummer
Wark. 6»; afrz. formen dagegen zeigen: ammeraltie Lit Men.
72»*, Cal. 87, Mach. 239 6; avancement Camd. ü: Cholm. 2*»;
avauncyng Camd. I: Reb. 10 »^
Auf lautsubstitution beruht der ersatz der ungelän-
flgen konsonantengi'uppe dn durch n (vgl. Hörn, Untersuchungen
75): WennysdayWsLYkAb^^, DeeSo^«, Mun. 142»», HensL 86 «S;
carnotvld, carnalle = card(i)nal Hensl. 189 »0, 193», 196",
198^«; vgl. die umgekehrte Schreibung: Ardnold = Arnold
Hensl. 2541*.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKESP. 187
2. Zusatz.
Demgegenüber steht anschub, resp. einschub eines d in:
mynde = mine Mun. 76®; scrmond All. M. 142 **, und besonders
an den unbetonten unbestimmten artikel vor vok. anlautendem
folgendem wort: the party scnt io and honour ö/* El. and J.
4430. ./^ earnest of and Etalleyon tragedie Hensl. 250 3; to mdke
and end Hensl. 192 ^^; to Icnow and onest man Hensl. 44«, 62 2®;
and alderman Mach. 1 'Ö; and nodur Mach. 255^0 anm.; the one
docke was and aslie colerd vellvet Hensl. 136 ^ (vgl. Lummert 56).
Für Schwund des d in and vor consonanz (vgl. Greiffenhan
1721 s. 21) habe ich keine belege gefunden.
3. Ausl. d oft zu t.
hundret Rutl. OO^O; carett = carried Mach. 98^8; hat PI.
49^*; assuretly El. and J. 5^«; dysgratt Mach. 81 20 anm.
Phonetische Schreibung gegenüber der historischen, noch
heute gebräuchlichen haben wir in: laste Camd. I: Ronen 18 2«;
haiü = happed Lit. Men. 11^3; prickt Mun. 101*«; souffert
El. and J. 72 30; confest El. and J. 12 1. z.; finisht All. P. 59 «,612;
forct All. P. 61 ^ tvisht All. P. 72 ^ ; senst = censed Mach. 107 »'
anm.; dispacht PI. 253 '«; desendit to PL 249 ^\ angleichung an
die folgende tenuis.
4. Vokal + d + er früh > Ö (vgl. Sweet 931).
father All. M. 32 2« u. öfter, ags. fdder \ mother\ together Eg.
1172^; hithcr; consitheringe Eg. 57^ usw.
Daneben begegnet noch die alte form mit d: thidre
Camd. I: Reb. 6% Wark. 9"; whider Rutl. 56»; hider PI. 2 ^«;
fof/erferc Wark. 4 * , Rutl. 54»-; godmoder Mdich. 216^^] fadre
Camd. I: Bull. 5*; ifarfredWark. 4», Cal. 13in, Mach. 305*.
5. rf + i.
dx ist in der zweiten hälfte des 16. jahrh. zu dz geworden
(vgl. Sweet 727, Hörn, Untersuchungen 87) : soger = soldier
Hensl. 72 * (1596) und 72 »«; satcgyars Mach. 202 ' und 302 1. z.;
daneben aber auch soudyours Wark. 19 'Ö; Enges = Indies
Hensl. 185 >S 186 22, 188 ^
Anmerkung: Gelegentlich vorkommendes dd für d hat wohl
wohl ebenso wie ff (vgl. dieses) keinerlei lautliche bedeutung
gehabt. — a hundrcthe Los. 163^*, Hensl. 71'* usw. steUt eine
alte form dar. — he was condemnyih Mach. 4" verschreibung:
präsensendung au stelle der part.-endung -ed.
lÜiy.:
188 LUDWIG DIEHL,
8.
Über den unterschied zwischen stimmhaftem und stimm-
losem s läfst sich aus unsern Schreibungen nichts ersehen, wie
folgende fälle beweisen: one that never mincb = mindes EL
and J. 45 « ; Skotz El. and J. 45 >*; Spaniardz El. and J. 50 «;
spiritz El. and J. 51 ^ ; ivares and merchandizes Cal. 102 ^^ und
öfter; a sysse =» assize Mach. 281^3; the tvindz El. and J. 53 ^^;
in midz = in midst El. and .T. 53'-^*; subjeciz El. and J. 54«;
cauze = cause Lit Men. 5 * ; banismentz El. and J. 109 ^\
Phonetische Schreibungen zeigen: Ilondes Eg. 147"; the
ylle of Whyth Mach. 11 » ; Jeylle Hensl. 94 \ 98 *, 259 * ; Carlel
= Carlisle PI. 113»*; Ellyngtun = Islington Mach. 267 »s.
Den Schwund von s in : ansitors = ancestors PI. 164 ^ ;
TTorcefre Wark. 9^3; Leyceire Wark. 14^3 will Pogatscher,
E. Std. XXVII, 275 als „eine junge, kaum vor dem 13. jahrh.
entstandene französische lautung" angesehen wissen, die neben
der heimischen mit s bestehe.
Auf franz. einflufs beruhen ferner: Duresm = Durhatn
PI. 115 1. z.; esvidence PI. 151 »«; tenstes = tents Mach. 158 *
anm.; irritaste El. and J. 23 2^; Swisserland Eg. SP»; hopetaü
Mach. 255 2«.
Anmerkung: formeit = foremost Mach. 182" anm.; resiting
= resisting Los. 303 ** und anwer = cmswer sind offenbar ver-
schreibungen.
V
S.
Wohl nur Schreibungen sind folgende formen mit s, ss
für s: bisso2)rike of Durham El. and J. 67**; Inglas man EL
and J. 203 (vgl. Sweet § 735); flesse Mach. 4 «i; fyse Mach.
243 '3; fysmongers Msich, 22^'^; ptinyssed Mach. 21 *8; Marsalsay
Mach. 39 lö 5 assesse Mach. 50 »0. fenyssed Mach. 90 •; Gressem
Mach. 116^*; fresse Mach. 243^^; green rysses = rushes Mach.
26427 anm.; ftan/Äincn^^El. and J. 10933; accomplissedRiiiL22^'';
she dyd wosse = wash Mach. 280 22 ; wisses = wishes AlL M.
51»; cossens = ctishions Mach. 102 3o usw.
Anmerkung: Der scbwnnd des c in sal für shaüEg. 24**, Los.
320 ^', El. and J. 46»« wird von Sweet § 735, Morebach, ürspr.
d. Sehr. 96 und Hom , Gnttnrale 28 der nnbetontheit zuge-
schrieben.
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER 8HAKESP. 189
Umgekehrt findet sich sh für s: shuch AlLP. 32^^; ad-
vertishing El. and J. 111 ^i ; had purdiashed Wark. 25 *^ ; shepter
= sce])ier Mach. 46'^; preveshalle = privy seal Mach. 286 ^
Anmerkung: welclie = Wehh dentet auf Z<5>tö.
S + |.
si ist heute zu ,s' geworden. Die ersten Zeugnisse dafür
geben Hodges 1644, Wallis 1653 (vgl. Ellis I, 215) und vor
allem Cooper 1685 (vgl. Hom, Untersuchungen 76 und Sweet
§ 915).
Gewöhnlich findet es sich in unseren texten noch ti, st,
ci geschrieben : commandations PI. 253 ® ; compationately Mun.
123M. z.; physition Dee5 2i; miniiions Eg. 69"; espetiall Eg.
22122; provüion Eg. 345^; ntesure Mun. 25 "^ 1. z. ; Ccssions =
Session Eg. 156 2*^; Vencsyones = Venetians Hensl. 70 2; leysor
= leastire Lit. Men. 13^®; stacioners Eg. 13931. z.; correpcion
Lit. Men. 2^*; adycyons^^^addition Hensl. 71^^; adminestracyon
Hensl. 9 >«.
Dafs daneben jedoch schon ausätze zu dem lautwandel
si > s vorhanden waren, beweisen : comishiners PI. 252 ^^, 253 ^
(1612—25); sufichent = sufficient PI. 2522«.
Auf grund weiteren materials, besonders aus den Cely
Papers 1475—88, kommt Hom, Untersuch. 81 zu dem schlufs,
dafs der wandel sogar bis ins 15. jahrh. zurückgeht.
Anmerkung: isshue Eg. 52 " (1570) und Edw. IV. 17 »» ist nach
Hörn, Untersuchungen 81 nicht als beweis für unseren laut-
wandel anzusehen.
ts nnd dz.
1. ts.
Neben gewöhnlichem ch findet sich ti (altes ch) mit ich
geschrieben (auch bei Tindale vgl. Sopp 35 und Sweet 927):
featchenge Hensl. 72 **; Matchevell = Macchiavell Hensl. 22 2;
sutch All. P. 92 »7.
Anmerkung: vcenches in der form wenssys Mach. 33" deutet
Wühl auf ntl > »i5, cf. Hom, Gutturallaute 61.
2. dl
dz erscheint in den verschiedenartigsten Schreibungen:
9^ h ^9» ^Ä-
190 LUDWIG DIEHL,
g: JcnowlaigeUxxÜ.Ti^^; rc^omyd Mach. 50^; for kungeryng
= conjuring Mach. 261*; sargefites Hensl. 9^^; carege HensL
13 1'^; Brig Hensl. 212»'; ahiowlege Hensl. 114».
j : the unfortunet Jenerall Hensl. 248 ^ ; Seynjohns = Saint
Johns Eg. 173 »y; junnyng =^joining Mach. 2652«; umgekehrt:
goine = join Hensl. 214 '.
dg: knotüledge All.P. 92 », Hensl. 111 20; coUedge All. P.
92 12; judge All. P. 7 «6; % /«rarf^e = edge All. M. 30 1* (1593);
chardge Eg. 23 2 ; lardge Eg. 29 :i« ; sowtedge Hensl. 242 ".
ch : chanche El. and J. 50 » ^
Es geht aus alledem hervor, dafs man allgemein dz sprach
in der zweiten hälfte des 16. jahrh. Die form chanche für
change beruht auf (orthogr.?) angleichung des dJ an das
anl. eh. Über den wandel von stimml. c/* zu stimmk d? in
me. hiQidechCy Greeicich vgl. Sweet § 928.
S niid [).
Auch hier läfst sich ein unterschied zwischen stimm-
hafter und stimmloser postdentaler spirans nach der Ortho-
graphie nicht machen.
1. th wechselt mit t
s) th = t geschrieben:
trall r- thrall El. and J. 91 21 (1593); faterlcsse Kynge Job.
6 '•*; auicrivyse Mach. 226 l.z.; ivhet-in = whithin Mach. 134^,
26820. — Vkriiendragon = Uther Pendragon HensL 87 *^ anm.;
Arture Hensl. 211 >«, Kynge Joh. 23 ".
Anmerkung: atoritic All. M. 76 ^* und anteme = anthem Mach.
229»', Rutl.182« haben heute gelehrtes um 1700 eingedrun-
genes th für t. Ursprüngliches t hat &ixt Mun. 85 •; fifte
Oamd. II: Household 1»; twelt = twdfth PI. 207*'; heutiges
ih in diesen formen ist analogie nach tenih usw. aencaterens
(St. Catherine) Hensl. 108*, die heutige ausspräche ist Spellin^>
Pronunciation.
b) ^ = th geschrieben:
condyth = conduit Mach. 245^3.^ comforth Pl.54^ 116»%
Camd. I: Reb.832; Sathan El. and J. 62 »^; requisith Camd. II:
Cliolm. 18 3^; commithing Mun. 15 l.z.; buthes =^ hutts Mach.
152*^ anm.; ther howth Mach. 152 2^ und aboythe = aboui Mach.
42 ^; thow = ttvo MacL 228 2"; lotheryng = loitering Mach. 69*.
ENGL. SCHREIB. U. AU8SPBACHE IM ZBITALTEB SHAKESP. 191
2. th wechselt mit d,
a) th = d.
der Mach. 102* (1556) anm.; 7iodur'nor = neither-nor
Mach. 193** anm. (ags. nd-hwaeöer > ndwöer > me. nou(her)\
a dyssyd = at iJiis side Mach. 137*^ (1557) anm.; the dodur
Mach. 231 *•' anm., Kutl. 40 1. z.; doys III days = those Mach.
282 2^; with a Uden gyrdyll Mach. 311^^ anm.; hredurne
Mach. 3 7, PI. 87 3; hrodur Mach. 3*^^ Rutl. 88 ^ fardyngs Mach.
7 20; federbeddes Rutl. 94 öfter; his farder griefs Lit. Men. 48 S;
furderance Lit. Men. 27^*»; Foderynghay = Fotheringhiy
Camd. I : Eeb. 7 " ; fardingalls = farthingale Hensl. 236 ** ist
roman. Ursprungs.
ihn > dn zeigt: bedfiell green = Bethndll Hensl. 171 *, 180 *^
b) rf = fA (vgl. unter <?).
gunpotcther Mach. 36»« (1553); chyWieryn Mach. 87 «2;
e«Aer Mach. 103*2; consitheration Eg. 57 ^ 335 24, 33622;
condemnyth Mach. 42«; ^äc prynche of Swaytlien = Swede
Mach. 213 2, 214»«, Camd. I: Lützen89; althenien Mach. 62*',
63»*; aidheiur Mach. 25 *3; Jaron of Burforth = Burford
Cal. 10 21.
Dieser durchaus nicht systematisch durchgeführte
Wechsel zwischen th und t, d ist, wie aus den beispielen zu
ersehen ist, keineswegs auf die Umgebung von r und l be-
schränkt.
Gelegentlich erscheint f für th (vgl. Hörn, Guttural-
laute und Untersuchungen 58) : frust yt = thrust Mach. 21*^
anm.; ffrust Mach. 121 1. z. anm. und 134 ^ anm.; at Quen heyff
= Qiieenhithe Mach. 205 ** anm
Schwund des th in einer schwersprechbaren konsonanten-
gruppe liegt vor in: rotwistanding Los. 155 2'; vgl. Würzner,
Orthogr. von Sh.'s Sommernachtstraum, Progr. Wien 1893, s. 15.
ght für th siehe s. 196.
OlTenbar verschreibungen sind die formen: the good lade
dcd of a thoivgh = died of a cough Mach. 259 2^ anm.; shurih
= Shirts Mach. 230** anm.; sthrone = throivn Mach. 232^0;
Sant Mare Wolnars =^ H'oolnoth Mach. 225 *<> anm.
192 LUDWIG DIEHL,
n.
In unbetonter silbe ist n geschwunden : ahoord the shippes
Eg. 68*3 (1578); tvestmester = tvestminster HensL 49®; pre-
soment Mach. 226** (angleichung des n an w); coformytU
Los. 171. Nach m ist n weggefallen in solem = solemn
Mun. 58 ".
Tn vielen fällen ist das n des unbestimmten artikels zu
dem folgenden mit vokal anlautenden Substantiv gezogen
worden: a narow Mach. 136 'ß; a nother Los. 33 *<*; my ncbunis
PL 1923; at a nend Mach. 265«; a noneste man HensL 43 ^«;
a nore = an hour Mach. 29*«, 39*«; a nold man Mach. 35 •;
a notyme = anatomy Mach. 273 •« anm. Hier ist irrtümlicher-
weise die erste silbe des wortes als unbestimmter artikel auf-
gefaXst worden.
Zu einem festen bestandteil des wortes ist n (ähnlich wie
in nickname = an ekename) in for the nangle = the angle?
Dee 42 ^2 geworden.
Ähnlich wie in ne. nightingale ist einschub eines n erfolgt
in: portynggalles = Portugal Mach. 237 2« (vgl. Jespersen,
E. St. XXXI, s. 239, Luick, Archiv CXI V, 76 und Hom, Unter-
suchungen 63). Frz. ist thensample = the example LitMen. 3'^,
vgl. Frz. Stud. V, 193. Altes n haben: beforn Edw. IV. 5« und
aforne Edw. IV. 5 "^ (ae. beforan).
An ausl. n tritt häufig t, d an (vgl. s. 185 und 187).
l.
l ist im allgemeinen erhalten geblieben.
Nach ä und ö hat sich vor folgendem l ein übergangslaat
w gebildet (vgl. unter ä und ö).
Schwund des l:
a) im auslaut: sinkefoy = cinquefoil Mun. 97^*; Carley
== Carlide Mach. 200 1. z. anm. ; Meluin = Sir MelviU El.
and J. 91 1' anm.
Anmerkung: Bristo = Bristol HensL 220*^ nnd Fair Maid of
Bristow (hsg. von A. H. Quinn in Publ. of the University oif
Pennsylvania Philad. 1902) geht znrttck anf ae. Brye^ioWf
vgL Holthansen, J. F. XV, 8. 275.
ENOL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 193
b) Im inlaut: wordt = world Mun. 79'*; Freniyngham
= Framlingham Mach. 70 ^ anm. ; Cheshey = Chelsea Mach.
159 ® anm. ; Jierseyff Mach. 253 1. z. ; Chemford = Clielmsford
Mach. 1541 Der Schwund des l in diesen formen ist, falls
er nicht einfach als verschreibung anzusehen ist, nicht klar.
he tvas swone = stcoln Mach. 266 *> anm. (1561); hier
liegt der umgekehrte Vorgang wie in kiln (ags. cyln = darren)
vor, das heilst, hier ist In zu n geworden.
good Sr. Fowk = Fulkc Mun. 76 ^ (1605) mit Schwund des
l vor k Wegen Schwund vor lab. und dent. s. a, ö, ?. Beachte
auch Haulion für Haughton s. 196.
realm, über dessen geschichte Luick, Anglia XVI, 499
ausführlich handelt, kommt in den verschiedensten formen
vor: r^ame PI. 2172t, Wark. 12 «0, Cal. 79 S Eg. 33613; reim:
realme : dreame Kynge Joh. 72 ^"^ (1555); reme Mach. 51 *> (1554),
246»« (1560); raywc Mach. 51 »^ (1554); roywe Edw. IV. 1 »O;
roylme Edw. IV. 4^0; reuym Mach. 122'« (1556). Die di'ei
letzten dieser formen sind durch das Franz. beeinflulst.
In der unbetonten mittelsilbe ist l gefallen in: payer
of canstyks = candlesticks Los. 168*^.
r.
Im auslaut und vor kons, ist r oft abgeschwächt worden
oder es ist ganz gefallen (vgl. auch. Kalu2a § 424).
John Foskew = Fortescue Cal. 3'« anm.; Lorde Dacy =
Darcy Cal. 12« anm. ; saynt Bathellmuw Mach. 3 »3, 32 >»; Bassett
= Dorset Mach. 57>>, 61'»; wheafore = wherefore PI. 25*«;
/ will rest faythfull yos Mun. 60**; the rewaid = reward Los.
193 *<^; to travis = traverse Los. 255 ^4; buglare = burglary
Mach. 251 2 anm.; the quen's cott Mach. 184*; allame Eg. 19'*;
Janewaye = January Hensl. 30 »^ xmii öfter; reim: lot : port
Los. 208 »i '32.
Anmerkung: woc = morc Eg. 379», Cal. 73»«, Butl. 30», PL
12" geht auf ags. mä zurück, not mowe Edw. IV. 23",
Dee 38 ".
Umgekehrt tritt r ein, wo es nicht berechtigt ist: thom-
dering = thundering Mach. 209 ** anm.. Mach. 25»; Corme =
Combe Äbbey Mun. 57>» anm.; horton = Haughton Hensl. 104 ',
158 >*; darghter Mun. 27 » L z., 29 »3, 43 »; Warghan = Vaughan
PL 166 »8 (vgl. s.178).
194 LUDWIG DIEHL,
r wechselt mit dem ihm verwandten h
a) r für l\
ärmere = almonry Mach. 254 ^ (1561); the plays ofValteger
= Vortigern? Hensl. 76^^, 83* anm.; coroyiell = colonel All. M.
106 2*. r für Z in diesem wort reicht bis ins Me., Frz. zor&ck.
b) l für r:
at the Falles Garden = Paris All. P. 31 ^^ anm. ; to cayllyng
Cross = Charing Gross Hensl. 108 ^ (hier könnte l durch
dissimilation entstanden sein), yerdhall = Otäldkall Mach.
882» (1555).
Gutturale.
Jen nnägn.
kn und gn sind über tn, g zu n geworden (vgL Hom^
Gutturallaute). In unseren denkmälern ist noch überall kn,
gn geschrieben.
Anmerkung: Die in „The wares of Cyrus" (Shakesp. Jahrb.
XXXVII, 41, vers 1097) vorkommende fonn [tJiehaue Ineither
seene nor knoione tili] know = now ist unter dem einflnfs des
voraufgehenden knoione entstanden.
ng.
1. Der Übergang von rjg > jj kommt in der Orthographie
nicht zum ausdruck.
2. 'ing > -in. Für die alte part. praes.-endung -twcfe ist
früh das suffix des Verbalsubstantivs -ijig eingetreten. Dafür
erscheint in allen heutigen mundarten -in. Man nahm wohl
an, dieses -m gehe auf -mrfe zurück. Es besteht jedoch ein
lautgesetz, nach dem -ing zu -m werden muTste. Das be-
weisen neben den vielen -m-schreibungen vor allem die umge-
kehrten fälle, in denen für -in im subst. -hig geschrieben steht
(vgl. Gutturallaute).
a) Verbalformen:
for the carrien Los. 41* (1555); dorne Mun. 98n. z.; I am
holldyn Cal. 75^3 (1515); rydyn Mach. 183 ^ (1558); standyn
Mach. 191 20 (1559); for gyffyn Mach. 235 »^ (1560); for hryngen
und hryngyn Hensl. 10 »^ U", 121 ^ 253 lo (1603); for makjin
»NGL. SCHEEIB. Ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKB8P. 195
Hensl.2466 (1602); belongine Ben^im * (1593); 5y«yn Mach.
33^® (1553); wherin = wearing whyt and gren velvet Mach. 59 ^^^
anm.; a here heyiyn = bear ftartmgr Mach. 78^1 (1554); m voidin
= in avoiding PL 245 ^o; it ivas gettin PI. 36*^".
b) Nicht - verbalformen :
ten shellens = Shillings Hensl. 92 1^; nothin of right All. M.
137 20 (1604); tydans = iidings Mach. 2463« (1560); Abenton
= Äbingdon Hensl. 146 ^ anm.
und umgekehrte Schreibungen:
Mr. Allinge = Alleyn All. P. 47 *^ (1611) ; checkynges = chickens
Mun. 142 5 1. z. (1617).
ffh.
gh zeigt doppelte entwicklung: entweder ist es gefallen,
oder es ist zu f geworden. Genaueres über die geschichte
dieses lautes vgl. Luick, Anglia XVI, 490 ff. und Hörn, Unter-
suchungen s. 45 ff.
1, gh im ne. auslaut.
a) gh gefallen:
alle which doe waye = weigh Eg. 68 ^^ (1578), El. and J. 23 »«;
hey All. M. 30 «^ (1593) (Gill hci)\ hye Wart 52«, Edw. IV. 30'^«;
nye Cal. 72 '«, Sa. und Gill nikh, neikh-, tho = though Fair Maid:
vers 265 und 345 ; Knaresborou = Knaresborough PI. 31^2, 32 »t
anm.; Hew Daveses = Hugh Hensl. 17* anm., 19^1; thorowc
Mun. 104 6; liawly = lialeigh Dee 20*; Brandenborowe =--
Brandenburg Kutl. 54 ^^ (1520); Bowes ^= boughs Los. 95 •',
sg. bough = Ast; inowe = enough Lit. Men. 57^3 (1590),
plural (vgl. Sweet § 889). — Umgekehrte schi^eibungen : Blea-
chingleighe — Blechingly Los. 162", 175 4 j conveighe Eg. 112 «'
(1585); overthroughe = overthrow All. P. 20 •2.
Demnach war in der zweiten hälfte des 16. jahrh. ausL
gh gefallen.
l>) 9^> f (1568 durch Smith bezeugt, vgl. Luick, Anglia
XVI, 494) :
thof= though PI. 2 2t, 7*^^ 116 1« (1612—24); umgekehrt
gh für f: Hawghman = Hoffmann Hensl. 229" (1602) (an-
merkung des Hsg.: „no doubt the tragedy Hoffmann, anonym-
ously printed 1631").
196 LUDWIG DIEHL,
An ausl. gh tritt t an: thnight iJie hüll Mach. 5^ (1551);
all thowght Los. 41 »5; Edenburght Eg. 406 2^; thorowgte Los.
234 »8; / nowt = enough Cal.73^
2. gh im inlaut.
strait El. and J. 17 ^3, Los. 27 ^^ ; browt Mach. 35», Cal. 74 i*,
Mach. 96 1. z.; «eyi«r Mach. 99 1«, 278'»; Fa/wiw Hensl. 177»
(1593); slauterman Kynge Joh. 92 2« ; yt mytt = might CaL72*
und '2; a gooclly shyte — sight Mach. 130^* anm.; nostyleving
= naughty living Mach. 282» (1582) anm.; und vor allem die
verschiedenen Schreibungen tuv Haughton: Harton Hensl. 93^\
165^; Hawton Hensl. 96 2; Horton Hensl. 104 3; flauen HensL
15923; Haulton Hensl. 170»«.
Anmerkung: hiness =: highness Los. 61 • und weied, toeymg =
weighed, weighing Ilg. i^ ^^, Dee48», AU. P. 3" sind von
einfachem hye, wey für high, weigh abgeleitet. Frz. sind deliU
= delight (afrz. deHit) Lit. Men. 6* und hawty = haugJ^ (trt.
hautain) AU. M. 209 '*».
Demgegenüber wird gh geschrieben, wo es nicht berechtigt
ist : tvrighting == writing All. P. 67 3» und 70 2, Eg. 298 2*, 26 ^^;
whyght Los. 13* (1556) und 39^; that I were ought of ihe
town Los. 231^« (1570); dboughie Camd.I: Ronen 13« (1591),
Cal. 2930 (1520); no dought Camd. II: Cholm. 61*, EL and J.
115^7^ All. M. 102 35; weights = waits All. M. 199^0; in despight
of All.M. 14428; is indighted Eg.l5624 (1591).
Demnach war inl. gh gefallen.
3. ght = th geschrieben.
she was hrowth Mach. 5» (1551) und 25 ^•; hroyht
Mach. 1120 (1551), All.M. 32 », Hensl. 177«*; they foyih =
f ought Mach. 95*^ (1555) anm.; fowyth Mach. 134«; boythe =
bought Mach. 21 ^5 (1552) anm.; wrothe = wrought Mach. 97"
und 173 »7; yle ofWyth Mach. 104 5 u. ^^ shuld feythe Mach.
172s (1553); a goodly shyih = sight Mach. 24 «» anm.; hryth
harness «= bright Mach. 124^ (1557) anm.; ihe wheyth = weight
Mach. 169 •> anm. und 272 2? anm.; after mydnyth Mach. 246 **
(1580) anm.; fortnyth PI. 211^2; noythy = naughty Mach. 69»
261*; a man with II pyges, rede dythe = pigs, ready dight
d. h. dressed anm. Mach. 101 20; J thowthe not CaL 733«; oÄ-
mithe A11.P. I621; lythenyng Mach. 231 «s. daughter hommt in
ENOL. SCHREIB, ü. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 197
folgenden formen vor : dather All. P. 15 3« (1591) ; dater All. P.
1525 (1591); datier AllF. 15^7 (c. 1592); do«;Ä^er Mach. 113 »«,
146 1*; dowghte}' Dee57 2»; darghter Mun.27 3l.z., 29 »^ 43».
Umgekehrte Schreibungen: trewghts suplication = truth
HensL 163 »<; Wm. Smyght = Smith Hensl. 8^«; Hell mought
= mouth Hensl. 273 «.
Bei der grofsen anzahl von fällen ist die annähme, dals
verSchreibungen vorliegen könnten, ausgeschlossen. Es mufs
hier anscheinend ein lautgesetz gewirkt haben, dessen umfang
und Verbreitung noch zu ermitteln wäre (vgl. auch Kluge,
Pauls Grdr. 1, 1008).
Anmerkung: Für Gowth = Gough Mach. 269" anm. liefse
sich, wenn nicht einfach yerschreibnng vorliegt, vieUeicht die
von Brotanek für couih = cough (Mason s. XLyill) gegebene
erklämng anwenden : — gh ist seit 1568 als f belegt (Smith).
Aber anch für th kommt gelegentlich f vor (vgl. oben s. 191).
So ist es denn nicht nnmöglich, dafs die schreibang Gowth die
ausspräche Gouf darstellt. — throwth-owi = throughout Mach.
247* ist verschreibung.
h statt gh liegt vor in:
a lykt = alight Mach. 183"; layTce = laugh Mach. 124 1»
(1557) anm.
the lenghs = length El. and J. 85 22 ; strenghes = strenghts
(plur.) Camd. I: Reb. 16*' dürfte vielleicht durch anglei-
chung des th an das plur.-^ entstanden sein (im ersten falle
liegt sg. vor).
h.
h ist geschwunden.
1. In betonter silbe.
In frühne. zeit ist anl. h in ziemlich weitem umfang stumm.
Heute spricht man es fast überall wieder. Dabei ist der ein-
flufs der schrift auf die ausspräche wirksam gewesen (vgl.
MacKnight, Anglia XX, 300 ff., Grüning s. 3 ff. und Koppel,
Sp.-P. s. 4 ff.).
a alpeny = halfpetmy Mach. 7*^; master Argylles =
Hartgill Mach. 125 *^ anm. ; JRd, at the comodey of Umers =
Humors Hensl. 87 2', 88« und öfter; otver = hour PI. 53 ';
Anglia. N. F. XVU. 14
198 LUDWIG DIEHL,
alff a 7iore Mach. 29 »«, 39 ««; Arford = Hereford Mach. 58«;
ys elmet = hehnet Mach. 1 *; /rom -4mfon courte = HaimpUm
Mach. 9*; and yt Mm = ä?^ Mach. 121 J* anm.; ard = hard
Mach. 107 ".
Anmerkung: In Wörtern fhs. herknnft bietet der schwand des
h nichts auffallendes, z. b. um5Zy Eg. 272'®; aroleb = heralds
Mach. 85*^ (ursprünglich aus dem germ. ins fn. eingednmgen) ;
or5ese = herbs Mach. 264"; on^j^f All. M. 90'^; ears und ers
= heirs Hensl. 190", 191«; opetaUe Henal. 187 •; oort = hoai
Camd. I: Beb. 10" usw.
2. In unbetonter stellang.
i^ = his PI. 123», Mach. 1», 64^; / would a hyn All. P.
27 32; to a filowed Camd. I: Reb. 12««, Mach. 192 2*, 211 \ PL
257 *3; ym Mach. 15 • und öfters; ade = had Mach. 5«. Auch
in Grenelle = Greenhül Mach. 113"; Comelle Mach. 186«.
h ist angetreten:
1. In betonter Stellung.
heldest Wark. 427; j^able LitMen. 3««, Eg. 36, 116, 195
I shall make an hende = end Cal. 743^5 kernest AlL P. 15«
holy/f tre — olive free Mach. 116 ««; Äoy^Ä = oatt Mach. 25^*
ys here = Ai5 ear Mach. 27 ** anm., 42 «7; Haiesander =
^iearander Mach. 121 20; Hotland = Oatlands Mach. 92 ** aiun.;
Äu55ear5 = ushers Mach. 146*« anm.
2. In unbetonter Stellung.
the counceles pleasure his =^- is Los. 40 20 5 / kam AlL P. 28 *•
Anmerkung: Das h in gahyng = ^om^ Mach. 153 ' hat keine laut-
liche bedeutung ; ygl. ähnliches blohyng für blowing Mach. 19*.
wh für h (vgl. A für wA s. 53).
whom = home PL 214», Camd. II: Chohn. 11 *• (1553);
whot =-- hat Dee 122» (1581); wholme = holm Los. 32 L z.
(1551); whelpe ^. help All. P. 162» (1591).
Altes A (heute wh geschrieben) zeigen die formen: hoole
(ags. Aa'O Camd. I: Keb. 921, Edw. IV. 8', CaL4Lz., HensL
159 «S Lit. Men. 13 23 (1553), Mun. 23 ^ L z., Mach. 132 »
(1557); höre (ags. höre) Hensl. 232 «^ (1604), Mach. 156» und
160«* (1557).
ENGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 199
Dieser Wechsel zwischen wh und h geht nach Koppel s. 8
auf eine im 16. jahrh. weit verbreitete dialekt. lautung wh
für h zurück, die sich auch in der Schriftsprache jener zeit
geltung verschafft hat. In der ne. ausspräche sind keine
spuren mehr davon zurückgeblieben, wohl aber in der schrift :
whole, wJiore (vgl. Luick, Untersuchungen § 85).
Synkope des unbetonten mittelvokals resp.
mittelsilbe (vgl. Luick, Anglia XX).
II payer of canstykes = candlestickes Los. 168 '*; Weyns-
day Dee 352«, Mun. 142 1», HensL 86 »2; exslmtly Mun. 138 3;
Pastral = pastoral Hensl. 154 1®; Sarsunhed =- a Saracefi's
head Mach. 20^; dimond = diamond Hensl. 71 >^; SayJbere =
Salisbury Mach. 232»«; Alls Perce -^-'- Allice Hensl. 116«*;
Master Cryster =r= Chrystopher Mach. 260 1*.
Schwund der unbetonten anl. silbe:
venterer =-■ adventurer Mach. 116 2®; squior ^^ esquire Cal.
174 20 ; su^iers =^ esquire Camd. I : Reb. 10 ^^ und 16 * ; prentyships
^= apprenticeship Lit. Men. 16 *«; so fraid =■- affraid Mach. 231 ^^
anm.; ^Äe Jr;o^7y?^w^a9 = apo5<Z6-wia55 Mach. 61 *^ anm.; secturs
— exectdors Mach. 139 2« anm.; sali ■— assault Mach. 282 2»;
red the jyystxjl - - epistle Mach. 193*«; it^ ihe cheyJcer = Ex-
chequer Mach. 96^0 anm.; sensing = incensing Mach. 183 ^*;
hath sJcaped ■■■- escaped El. and J. 70 •.
Suffixvertauschung.
super flueshe = super fluous Hensl. 70^'; Hannybaü and
Sepius Hensl. 174 2»; Leckmolle — Lewhier Mach. 108« anm.;
Blechyng-led = Blechingley Mach. 225 ^ 1. z. anm. ; brygendar
= brigantine Mach. 232 *' anm. ; patizuntes = partisanes Eg.
70 1*; neckercher, handkercherDee bO^^^^ 57 ^^ (wird von frühne.
gramm. bezeugt und findet sich noch heute in diaL).
14*
200 LUDWia DIEHL,
Znsammenfassang.
Kurze vokale.
ä a) Der Übergang von ä > ce wird durch Schreibungen
für die zweite hälfte des 16. jahrh. wahrscheinlich
gemacht (vgl. s. 141 und 147).
ß) äl + ient zeigt gelegentlich Schwund des { (vgl.
s. 143).
7) In öi 4- lab. ist Schwund des l (von Gill bezengt
1621) in den 50er jähren des 16. jahrh. vorhanden
(s. 143).
d) wä > wg (1685 von Cooper notiert) wird schon
1560 belegt (s. 146).
e Unsere texte zeigen eine weitgehende vertauschong
von e und K
i a) i> e (vgl. oben unter ^).
ß) Xr wird in der zweiten hälfte des 16. jahrhu mit ür
und iir vertauscht (s. 153).
ö a) ö > a wird durch unsere Schreibungen bestätigt
(s. 154).
ß) öl + gutt. und lab. weist um die mitte des 16.
jahrh. Schwund des l auf (s. 155).
ü ür vgl. ir.
Lange vokale.
a a) ä > e f ür die 50er jähre des 16. jahrh. bestätigt
(s. 159).
e a) f > I wird durch häufige Schreibungen bestätigt
(s. 161).
ß) f und ? werden in der Orthographie nicht ausein-
andergehalten: €€, das gewöhnliche zeichen fftr ^
kommt für ^ und f vor und ebenso ea, das zeichen
für f (s. 162 und 164).
f ?, öfters i, y geschrieben, deutet wohl auf frühen &ber-
gang von f > f hin (s. 164).
i Die gruppe ir wird zu eür (s. 166).
BKGL. SCHREIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKESP. 201
o a) ö> ü bestätigt (s. 167).
ß) ^r> ür> ör? (s. 169).
p one (= ags. an) kommt 1557 und 1605/6 in der form
won vor (s. 171).
ü ü z. t. entrundet zu i? (s. 180).
Diphthonge.
ai, ei Monophthongierung wird für unsere zeit schon
bezeugt (s. 174).
eil fu ist vor ablauf des 16. jahrh. zu iu geworden (s. 176).
an a) Die monophthongierung fällt schon in die mitt«
des 16. jähr. (s. 177).
ß) Gleichzeitig auftretende Schreibungen von au=^ a
und au^^o bezeugen eine doppelentwicklung
des diphthongen (s. 178).
of Durch vereinzelte Schreibungen wird zusammenfall
von oi und di (aus i) bezeugt (s. 179).
mi, fw^ Schwund der zweiten komponente ist schon im
16. jahrh. vorhanden (s. 179).
Konsonanten.
p, b u) h > p im auslaut (s. 181).
iS) b geschwunden nach m (s. 181).
/; r a) V geschwunden vor m und n (ene = evefi)
(s. 183).
ß) V > w, eine dialektische eigenheit, findet sich
auch in unsern texten (s. 183).
w a) w = V geschrieben (vgl. unter t-).
ß) In der lautgruppe kons. + w + velar vok. ist
w gefallen {sorde) (s. 184).
y) wr > r (Jones 1701) wird schon 1565 bezeugt
(s. 184).
t a) t geschwunden zwischen stimmloser spirans und m,
n, l (s. 185).
ß) t tritt an an auslautendes s und n (s. 185).
r) t + k> t^ ifostchen) 1592 (s. 186).
202 LUDWIG DIEHLy
d a) d schwindet und tritt an nach n (blyne = blind,
minde = mine) (s. 186/7).
ß) ausL d> t (s, 187).
r) d+i> dß (8. 187).
»^ s + i> s (s. 189).
th a) th wechselt mit d (s. 190).
ß) Grelegentlich erscheint f für th (s. 191).
l Schwund des l (vgl. unter ä, o, ?).
r r ist abgeschwächt oder geschwunden im auslaat und
vor kons. (s. 193).
krif gn In kn, gn wird der guttural noch gesprochen
(s. 194).
Uff Unbetontes i?j > in (s. 194 ff.).
gh «) gh ist z. t. gefallen im ausl. und im inl. (s. 195 ff.).
ß) Ausl. gh > f (s. 195).
/) ght findet sich häufig als th geschrieben. Laut-
wandel ? (s. 196).
h Häufiger seh wund des h (s. 197 ff.).
Auf grund der Schreibungen war es möglich, manche schon
bekannte tatsachen der lautgeschichte zu bestätigen und laut-
veränderungen, die von grammatikem bezeugt werden, zuräck-
zudatieren. Gerade für die bestimmung der zeit von lautver-
änderungen bieten sclireibungen , wie sie in unseren quellen
vorliegen, wertvolle anhaltspunkte. Die orthoepisten hinken
meist den lautwandlungen um ein beträchtliches nach. Da-
gegen hält der Schreiber, zumal der wenig gebildete, in jener
zeit, in der die Orthographie noch wenig einheitlich war, viel
eher gleichen schritt mit der lautentwicklung.
ENGL. SCHBBIB. U. AUSSPRACHE IM ZEITALTER SHAKE8P. 203
Literaturverzeichnis.
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DIE QUANTITÄTEN
DER ACCENTVOKALE IN NE. OFFENEN SILBEN
MEHRSILBIGER NICHT -GERMANISCH ER
LEHNWÖRTER.
n.
Abteüung HL
Aufserenglische kriterien.
Wir sind mit den gröfseren historischen kriterien, soweit
sie durch das englische wortmaterial geliefert werden, zu ende.
Ihre Prüfung ergibt also das negative ergebnis, dafs die
gesetze der quantitierung der ne. accentvokale in
offenen silben mehrsilbiger lehnwörter durch histo-
rische kriterien nicht erkannt werden können.
Von den beiden haupttatsachen nun, die sie uns klar legten
(cf. Angl. XVII s. 115), weist die eine [in den bis zum anfang
des 16. jahrh. aufgenommenen lehnwörtern sind zu dieser zeit
schon die quantitäten fixiert] unserer Untersuchung neue wege.
Der durch sie fixierte endtermin gewährt zwar den bis dahin
übernommenen frz.-rom. lehnwörtern immerhin noch einen
grofsen Spielraum, fällt aber für die grofse mehrzahl der bis
zu dieser zeit entlehnten lat. Wörter mit deren auftreten im
Englischen ungefähr zusammen. Es wird uns dadurch die
bedeutsame annähme nahe gelegt, dafs die quantitierungen
wenigstens dieser um den anfang des 16. jahrh. entlehnten
lat. Wörter mit deren aufnähme ins Englische zusam-
menfallen, und dafs sie mit den im Lateinischen gel-
tenden quantitäten im Zusammenhang stehen könnten.
Diese mutmafsung führt uns zur betrachtung eines weiteren
206 C. HECK,
kriterionis, das uns, wie kein anderes, den weg zum Verständnis
der quantitierungen der lehnwörter ebnen wird. Es ist die
englische ausspräche der lat vokale. <)
Wir werden diese Untersuchung in zwei abteilmigen vor-
nehmen. Zunächst behandeln wir im folgenden kapitel die
haupttatsachen.
1. Zur geschichte der engl, ausspräche der
lat vokale.
Zwei unmittelbare quellen sind uns zugänglich gewesen:
1. Zeugnisse über die lat ausspräche im 16. jahrh.') 2. Die
heutige ausspräche.^) Zu diesen gesellen sich indirekte kri-
terien in den ne. lautungen — auch frühne. lautungen, sofern
sie sicher bezeugt sind — mittelenglischer entlehnungen : a) ans
dem Lateinischen direkt, b) indirekt in der form frz. lehn-
wörter.
^) Die hier angestellten betrachtungen gelten zunächst niir für die
vokale in offenen silben, sofern sie nicht in der letzten silbe stehen, dann
aber auch für diese, in durch ausnahmegesetze beschränkter ausdehniuigy
und ebenso für die vokale in geschlossenen silben.
') Für die vokale der letzten silben können auch gewisse reime, na-
mentlich im Me.y herangezogen werden. Doch reichen diese angaben nicht
aus, um die ausspräche des Lat. in früheren jahrh. nach quantität und
qualität wirklich verstehen zu können.
') Mein gewährsmann hierfür ist mein freund Fred Bradshaw, M. A.
Oxford, der sich unlängst durch ein buch über die soziale entwicklon^
Kanadas einen namen gemacht hat. Ich machte die bekanntschaft dieses
vortrefflichen mannes vor vier jähren, als er nach vorzüglich bestandenem
examen in den classics auf ein dadurcli erhaltenes Stipendium in Berlin
nationalökouomie studierte. Die gründlichkeit seiner kenntnis der alten
sprachen, und der opferfreudige ernst, mit dem er mir bei diesen stndien
behilflich war, stellen mir die grol'se mehrzahl seiner angaben auTser iweifeL
Bei unseren Studien, denen wir den kl. Georges zu gründe legten, war es
unser bemühen: 1. alle einüüBse der „italian pronunciation'' auszuschalten
und 2. innerhalb der alten traditionellen ausspräche in erster linie die auf
den kleinen schulen gepflegte zu geben, weil dort m. e. die alten gepflogen-
heiten eher unbeeinflufst gebliebeu sind, als auf den Universitäten nnd
gröfsereu institutcn. In wie weit es mir gelungen ist, die ältesten ans*
sprachen zu fixieren, darüber mag die kritik entscheiden. Möchten doch
gerade durch die unvoUkommenheit meiner Studien sich viele veranlalst
sehen, bald und emsig mitzuarbeiten an der darstellung eines der ge-
waltigsten dokumente zur geschichte der engl, spräche,
noch ehe es uns durch die moderne tendenz der „italian
pronunciation'' verloren gegangen ist
DIE QUANTITÄTES DEK ACCBNTVOKiLE ETC.
207
Ellis hat die ergebnisse der zeiig:nisse aus dem 16. jahrb.
(nr die vokale a, e, i, (y). o, richtig vorgetragen in O.E.E.Pr.
p. 843 ff. Er gibt Urnen die folgenden lautwerte : 1. aa, a : (ä, ä) ;
2. ee, e: (e, e, ae); 3. ii > s', e', i: (I, T); 4. oo, o: (ö, Ö).
Diesen entsprechen die heutigen laute: 1. e', », a (a, ä); 2. l, e
(e, ?); 3. 3', i (I, 1); 4. 0", 0 (ö, ö).
Den lauten ü, fi gibt E. die lautung yy, u, entsprechend
heutigem jü, u. Wenu auch alle beispiete, die er auf p. 844, fj
citiert, diese yy-aussprache für alle längen bezeugen, so hätte
ihm doch nicht entgehen dürfen, dafs auch die kürzen (lat. ti)
diesen yj-- und nicht den u-laut haben können, wie die von
ihm citierten transkriptionen cucuUum, fugiunt, cumulavit u. s. f.
üeigen. — Ferner wird für die länge 0 noch eine zweite
au-ssprache sicher bezeugt, die E. aber in seiner darstellong
auf p. 844 mit bewnfstsein nicht vorträgt, obwohl er die Zeug-
nisse darüber an anderer stelle abdruckt (p. 166 ff.). Es sind
die angaben des orthoepisten Sir Thomas Smith nach denen
lat. ü aucl» ü gelautet wurde. — AVii' haben also für ü und ü
je zwei aussprachen im 16. jahrh. anzusetzen: 1. u — a und yy;
2. ri =^ u und yy, ohue zunächst sagen zu können, in welcher
beziehung diese zu einander stehen. —
Aus den ne. lautungen und diesen Zeugnissen aus dem
16. jahrh., ergibt sich nun der folgende tatbestand: Spätestens
vom 16. jahrh. ab sind lange und kürze unterschieden
worden, und diese quantitierungen haben sich, mit
ausnähme von ü = ü, bis heute erhalten und wie die
entsprechenden englischen vokale weiter entwickelt.
Mit diesem eig:ebni8 ist aber noch wenig gewonnen. In
das eigentliche prinzip der engl, ausspräche der lat. vokale
sind wir noch nicht eingedrungen. Es bleiben uns die quali-
täten der lante unverständlich, und auch die frage, ob die
Quantitäten (iSnge und kurze) in früh- und spätme. zeit
unterschieden wurden, bleibt unbeantwortet.
Um hierüber ins klare zu kommen, bedarf es aus mangel
an genügenden Zeugnissen einer hypothese, auf die uns die
folgende Überlegung f ühit : Wäre die lat. ausspräche von
frühester zeit, oder wenigstens vom Frühme. ab, nach
Quantität und qualität korrekt gewesen, so hätte unsere ne.
lat. ausspräche folgende laute: 1. e', £e ^= (ft, ä); 2. T, e, (16
jahrh. ebenfalls i, e) = (e, f; e = vulg. lat ?!); 8. a', i =
(I, I); 4. a, 0 = (ö, ft; ö = vulg. lat. o!); 5. s"-, 3, u = (fl, ü).
Von diesen hat aber das Ne. nur die entsprechungen für die
sozusagen neutralen laute a und i. Die tatsächliche lautang
aber der übrigen vokale (cf. oben) beweist, dafs unsere theo-
retisch angesetzten korrekten lautungen im Me. nicht
existiert haben.
Immerhin konnte aber im Me. nicht darauf los gelantat,
sondern es mufste auch damals nach gewissen prinzipien ver-
fahren worden sein. Welches waren nun die prinzipiell, die
die me. ausspräche der lat. vokale regelten? — Meine gedanken
hierüber stützen sich auf dreierlei: 1. auf die tatsache, daXs
im M. Ä. die führenden engl, gelehrten (die voi-nehmen geist-
lichen) — wenigstens während der entsiheidungs vollen frilhme.
zeit — entweder Franzosen (Normannen) waren, oder doch
wenigstens ihi-e blldung in Frankreich empfangen hatten.
(Paris: die zentrale der gelehrtenweit; Änselm: in der kloster-
schule zu LeBec; Lanfrank. erzbischof von Canterbury.) 2. auf
die heutigen und, soweit sie auch bezeugt sind, friihne. qua-
litäten der vokale in offenen silben (spez. accentsüben) mehr-
silbiger frz. lehuwörter im Englischen. [Zunächst komme^.
dabei nur diejenigen Wörter in betracht, die auch im .
gelehrt waren, die sich also als dii-ekte entlehnungen aus dei
Lateinischen der damaligen zeit erweisen, wie piiy, drewm-'
äsion usw., dann aber auch die anderen.] 3. auf das für die
vokale der frz. lehuwürter geltende quantitierungsgesetz,
auf das ich hier verweisen muTs (cf. s. 237).
Aus 2 ergibt sich für alle e und o in offenen Silben ■
die in der letzten silbe machen öfters eine ausnähme — di^
offene ausspräche, für alle u [dafs lat. u ^ ü ist in gelehrten
frz. entlehnungen aus dem Lat., beruht auf den lautverhält-
uissen im Afz.] die ausspräche jü. Setzen wir diese qualitäten
in unser konstruiertes Schema ein (die übrigen vokale:
stimmen ebenfalls), so ist die heutige engl, aussprachlä
der lat. vokale in offenen silben nach qualität geJ
geben, und auch die tatsache ist erklärt, dafs fast all4(
lat it in offenen silben die jo-aussprache haben.
Vergegenwärtigen wir uns dazu die tatsache 1, daüs <
me. Latein (wenigstens in der wichtigen ersten zeit) gai
unter dem banne frz. gelehrter stand, so können vrir ru)
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC.
209
den schlurf) ziehen, dal's die heutigen Qualitäten der lat.
vokale in der engl, ausspräche (sie siai zunächst ohne
quantitative divergenz anzusetzen) sich als ein erbgnt
der afz. ausspräche des Lateinischen erweisen.')
Und die quantitätea? Darüber kann kein zweifei sein,
daTs vom frühen M. A. ab die 'Quantitäten der lat. vokale
gekannt wurden, wenn auch mit mehr oder weniger grofser
Sicherheit, je nach der blute der gelehrsamkeit zu den ver-
schiedenen Zeiten und an den verschiedenen orten. Ob man
aber eine spez. zum dichten von zumeiat hexameteni erwor-
bene theoretische erkenntnis auch in praxi s umgesetzt
hat, ist eine andere frage, die sieb schwer allgemein beant-
worten läfst.
Diese frage ist uns nun 8pez. wichtig für die frz. aus-
spräche des Lat. im IL und 12. jabrh., unter deren bann ja
die frühme. ausspräche des Lat. gestanden hat. Schliefen
wir aus den quanlitäten frz. gelehrter lehnwnrter ans dem
Lat., die während des Me. ins Engl, aufgenommen wurden
(cf. 8. 237), so ergibt sich das eine, was auch durch die lau-
tungen gelehrter afz. entlehnungen im Modemfrz. bestätigt
wird, dafs das Afz. i. d. R. keine länge für die vokale
solcher Wörter kannte, die bei korrekter ausspräche
länge hätten haben müssen (cf. ne.: anthörity (o), afz.:
autorite (o), lat.: auctoritatem (ö) usw., usw.).
Aber damit ist weiter noch nichts gesagt, als dafs die
afz. qnantitätsverhältnisse den lehnwörtem aus dem Lat. nicht
mehr die differenzierung nach länge und kürze gestatteten,
die für die Urbilder aller dieser lehnwörter innerhalb der
afz. ausspräche des Lat. ev. doch eingehalten worden ist.
Ebenso wenig wie über die riuantitierung in der afz. aus-
spräche des Lat-, die, wie gesagt, für die offizielle ausspräche
des Lat. im Frühme. anzusetzen ist, lälst sich über die
praktisch ausgeübte quantitierung der lat. vokale im
späten Me. etwas bestimmtes sagen, obwohl auch für diese
zeit über die theoretische keuutnis der lat. quantitierung kein
zweifei sein kann. (Renaissance: Gower's lat. Dichtungen usw.)
>) Unerklärt bleibt dabei unr die s-anstprache für urgpr. fi in einigen
«ffenen ulben (studj) und in den geschloueuen silben. Doch darfiber aplter.
210 C. HECK,
Die heutigen qualitativen divergenzen (Itt If ^^ i, lat.
T =^ 9', usw.), die die quantitativen zur folge hatten, and
auch die Zeugnisse aus dem IG. jahrh. machen es nun gew
dafs zu beginn der neuzeit (hunianismus) regelrech
dilferenzierung ausgebildet war.
Man kann nun darin (genauere Zeugnisse fehlen) einen*
durch die Uumanisten zur reife gebrachten, aber schon durch
das ganze M. E. zu immer gröfserer klarheit kommen-
den prozeTs erblicken, es ist aber auch möglich, ja sogar
wahrscheinlich (cf. Erasmus: De recta pron. serm. lat.),
dafs erst von den humanisten ab die lat. quantitäten
wieder korrekt ausgesprochen wurden, eine gewaltige
neuerung fürwahr, die für die ausspräche der englischen lehn-
wörter epochemachend werden sollte.
Ob damals die vokale allgemein auch einer reform
bezug auf ihre Qualitäten unterzogen wurden, oder ob i
wenigstens einen versuch damit gemacht hat, darüber fefalai
frühne. Zeugnisse fast ganz, und aus der heutigen aussprad
Heise sich nur das gerade gegenteil erschliefsen. Für die i
erster linie in betracht kommenden vokale e und o
die lautuugeu der damaligen zeit einer reform nicht günstig:
der e - livut ging gerade in i über und das geschlossene
Q war soeben zu ü geworden. Dafs aber wenigstens für n
eine gewisse reform angebahnt wui'de, scheint aus orthoepist£
sehen zeuguLsseu hervorzugehen. Zunächst was u anbetrifll
so gibt z. b. Thomas Hart [der grofse Staatsmann und spracl^
gelehrte, ein liumanist vom reinsten wasser, 1531 B. A. CambrJ
diesem laut die ausspräche tl und nicht ü = yy. cf. Ellis 167:
a Latinam {= u) apertissimam habemus Angli, quamvis illam
non agnoscimus, jani longo tempore a Gallig magistris
decepti ') (cf. auch Ellis p. 166, zweite hälfte). Aus diesen
citaten geht aber nicht hervor, dafs dieser fi-laut anch i
offenen ailben lat. Wörter tl und nicht yy wurde; die tatsäd
lieh überlieferten lautungen (cf. Ellis p. 844) kennen da i
die gu-aussprache. Vielleicht denkt Hart dabei nur an die \
in geschlossenen silben. Für diese ii-ausspiache braucht i
') Die»eB citat bestätigt abrigena nnaere bjpothese Über die hani&-
niBtUcbe lantumgestaltung einer früheren fri. aaBspracbe, nuui bedenke:
ioago t^mfore r GsJlis magifltriB deceptL
DIE QUANTITÄTEN DER ACCBNTVOKALE BTC.
111
aber nicht in erster linie &n eine ohne zuBammenhang' mit
dem Englischen eingeführte umlautung zu denken, sie konnte
einfach au» dem Englischen, wo ja geschlossenes ii in lehn-
wöilem im 15. jahrh. zu u wird (ne. just usw.), hinüberge-
drungen sein. Allerdings Hegen die Verhältnisse in diesen lehn-
wörtern ebenfalls noch nicht klar, und eventuell ist dieser
Vorgang im engl, lehnwortmaterial erst die folge einer reform
der tl-auss|iraclie im Lateinischen, die dort, wie Hart bezeugt,
der kurze ü den lant u gab; doch weisen aber schon frühme.
reime wie Titus: iis usw. eher auf Vorgänge innerhalb des
Englischen hin. — In offenen silben hat sich, wie gesagt,
korrektes ü nicht halten können. ^\'ir finden es nur in einigen
wenigen fällen, von denen study (a) neben Student (ja) das
bekannteste ist.
Was lat. a anbetrifft, so könnte man in Cheke's fl =^ o"
ebenfalls eioe humanistische neuerimg zur herstellung einer
richtigen qnalität des a sehen, doch auch mit ebenso wenig
Biclierlieit ') —
Obwohl im grofsen und ganzen noch heute diese huma-
nistische korrekte ausspräche der lat. quantitäten in der engl
ausspräche des Lat. vorherrscht, haben sich doch im laufe der
Jahrhunderte und selir wahrscheinlich in vielen fällen schon
von anfang an ungenauigkeiten eingeschlichen, (änio = e'mo)
nicht in erster linie durch schlechte kenntnis der quantitäten,
sondern durch einen formzwang. Die erkläning aller dieser
erscheinungen ist für die geachichte der einzelnen lehnwörter
von derselben Wichtigkeit, wie die darstellung der prinzipien,
die die engl, ausspräche des Lat. regelten, für das Verständnis
der quantitierung der lehnwörter überhaupt. Wir wenden uns
daher in einem zweiten kapitel zur darstellnng dieser er-
scheinungen.
2. Formzwang innerhalb der humanistischen,
quantitierenden ausspräche der lateinischen vokale.
Dieser formzwang wird ausgeübt: 1. durch das laL
I aprachgat; 2. durch das engl, lehnwortmaterial. Eine klar-
>) JeUt wird die qnalitatiTe reform, die im 16. JAhrh. wegen ungfln-
iliger Tokalverbfiltuisse scfaeiterle, in der log. italian prou. wiedei Torge-
numnien, nnd, wie uunnehmeu 'M, init darcbgeheiideni erfolge.
212 C. HECK,
stelloDg dieser mannigfacli verzweigten analogieen ist dabör
nnr möglich auf einer einsieht in die quantitierimg des g^
samten lat. sprachguts und des gesamten engL lehnwortma-
terials. Ich behandle liier nur die analogie-quantitieningea
für das den hauptaccent tragende lat. i. Allerdings hätten
zur erklärung vieler eng!. Quantitäten (cf. z. b. silence) auch
die lat, anbetonten und nebenbetonten i untersucht werden
müssen, doch dachte ich vor vier jähren, als ich diese stndien
machte, noch nicht so weit. Ich muCs auf später damit vei
trösten.
Wann die einzelnen analogieen, die hier zu untersuchei
sind, zuerst aufgetreten sind, Urst sich nicht bestimmen, i
historische Zeugnisse fast immer fehlen. Fürs 16. jalirh. hat
EUis belege (cf. 0. E. E. P. p. 844, 45). "\'on diesen fallen nur
zwei auf i: nämlich die aussprachen dico (d'), tibi (a'), gegen
die Salesbury polemisiert.
Die inkorrekten quantitierungen für die lat. accentvokÄle
a, e, 0, u, deren besprechung ich vornehmen werde, sobald ich
das hierzugehörige engl. lehnwortmaterial geordnet habe,
schicke ich zunächst voraus, mit der bitte um nachprüfang'
und ev. korrekturen.
Die anordnung des materials erfolgte nach der auf s. 25i
darzustellenden Ordnung des engl, lehnwort materials.
Abteilung I.
Inkorrekte quantitierungen fOr die lat. accentvokale a, e, o, q
in offenen sUben mehreilbiger 'wÖrter.
Accentvokal a.
a) In paroxytonis. ')
■ba: fäba (e'), Säba (e'); -ca: bsca (ae); -ga: plSga {e')J
ma: Zäma (e'), dama (k); -sa: cäsa (e*); -ta: Säbräta (e')ji
■ta: spätha (e', se); -lam: pälam (e'), pro-pälam (e'); -grans:
flägrans (e'); -mans: amans (e'), per-ämans (e'); -gax: sägax
(e')j -lax: ^]ax(e'); -j"":: räpas(e*), cäpax(e'}; -ge. väge(e');
-le: mälö (e'); -re: märe (e'); -»wen: flftmen{Ee), examen (ael);
■gens: ägens (e'); -lens: vaietts(e'); -rens: pärens (ae, e); -tens
patens(e'), lätens(eO; -ber: scäber(e'), Cäläber{e'), gl&ber(et)i.
■) d. b. Dach der engl, ausspräche des Lat.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALB ETC. 213
cer: &l&cer, mäcer (e'), M&cer (e*), säcer (e'); -fer: väfer (e');
-2)er: äper (eO, cäper(e'); -ter: päter (ae, e*), quäter (e^); des:
Arcädes(e'); -les: Cäles (e*), Päles(e*); -mes: fämes (e'); -res:
D&res (e); -fex: lätex (eO; hri: Calabri (e*)?; -si: quasi (e*);
'tim: stätim (e^); -cris: Trinäcris (e*); -bis: Nabis? (e*); -gis:
Agis {&), m&gis (e); -nis: cänis (e' selten se); -pis: läpis (e*),
äpis (e^); -ris: bim&ris (e); -sis: Parrhäsis (ßf), phräsis (e*, ae),
bäsis(e'); -tis: nätis (eO, s&tis (e', ae); -vis: ävis (e*), gravis
(e*), per -gravis (e'), prae- gravis (eO; -trix: nätrix (e*);
-60: läbo (e^), scäbo (e*), str&bo (e*); -co: dr&co (e'), Dräco
(e*?); 'Cro: s&cro (e*) und resä<5ro (e*); -go: vigo (e*); -gro:
flägro (e*), con-fl&gro (e*), p6r-ägro (e*); -ho: tr&lio (e*),
ebenso: per-, ex-, de-, dis-, pro-, con-, at-; -lo: &lo (ae und
e'); -mo: ämo (e^); -wo: cäno (e*), oc-c&no (e*); -ro: &ro (e^,
ex-, circum-, päro (e), re-, aequi-; -to: cäto (e*), näto (e*),
super-, in-, de-, e-, Pläto (e*); -tro: l&tro (e*); -vo: cävo
(e*), con-, ingrävo (e% de-, lävo (e*), circum-; -bor: l&bor
(ae, vielleicht aber auch e*); -dor: vädor (e'); -gor: frägor
(e*), vägor (e*), per-, e-; -lor: cälor (e*); -mor: ämor (e*);
'por : väpor (e*), s&por (e*) ; -tor : dätor (e'), s&tor (e') , St&tor
(e'); -vor: fävor (e*), pävor (eO; -os: ch&os (e^); -bos:
läbos (e'); -mos: Sämos (e*); -phos: Päphos (e'); -ros: Phäros
(e'); 'brum: labrum [beide] (e*); -dum: vädum (e*); -gum:
sägum (e^); -lum: mälum (e'), sälum (e*); -rum: pärum (e*);
'tur: sätur (e'); -cus: äcus (e*); -dus: grädus (e'), Pädus (e*);
-gus: mägus(e^), vägus(e'), circum-; -Ins: malus (e'), pälus(e*),
sälus (e'); -nus: planus (e*), mänus(e*); -rus: seärus (e); -tus:
cätus (e^), öculätus (e'), sätus (e*, ae), Status (e*) ; -vus : ävus (e*),
c&vus (eO, fövus (e*).
b) in Proparoxytonis.
-mea: främea (e*); -nea: castänea (e*); -vea: cävea (e*);
'heo : häbeo (e*) ; -ceo : fäceo (e*), jaceo (e'), circum-, pläceo (ae, e*),
com-; -leo: väleo (e^), prae-; -neo: mäneo (e*), re-, per-; -teo:
l&teo(e'), inter-, päteo (ae und e^, scäteo(e'); -reo: cäveo, prae-,
fäveo (e'), päveo (e*); -seus: carbäseus (e*); -bia: Aräbia (e^);
bria : Calabria (e*) ; -cria : Trin&cria (e') ; -dia : Arcädia (e*) ;
'dria: Hädria (e*); -lia: Thessälia (e% castälia (e*); -nia:
Dardänia (e^); -pia: S&läpia (e*); -ria: Sämäria (6), bar-
bäria (ae, e); -sia: Parrhäsia (e^, Äsia(e*); -iia: Palätia(e*),
AnglU. N. F. XVU. 15
214 C. HECK,
Dalmätia (e*); -tua: pätaa (ae, e*); -frica: Africa («); -rica:
falarica (ae); -lias: alias (e*); -tias: sätias (e^; -clftas: ca-
päcitas (ae), dicacitas (e\ ae) ; Utas : qualitas (e* und o) ; -niieis :
vänitas (ae); -rie: värie (e); -piefis: sapiens (ae, e*); -tiens:
pätiens (ae, e^; im-; -clfer: bacif er (ae oder e*) ; -viger: nftviger
(ae); 4iter: äliter (e*); -crit^: äcriter (e^oderae); -des: äcies
(e* oder ae), mäcies (e*); -nies: sänies (e*); -6tt: F&bii (e*);
'hilis: häbüis (ae und e^, in-, st&bilis (e*), in-; -cto: gl&cio
(e*), con-, jäcio (ae!), ad-jäcio (e*), super -j&cio (e*); -die:
r&dio (e*); -Uo: älio (e*), sälio [beide] (e*), bamb&lio (e*);
-nio: länio (e'); -pio: capio (e^undae), ante-capio (e*), räpio
e* und ae) , säpio (e*) ; -rio : pärio (e und aS) , värio (ö) ; -Uo :
ratio (eO, sätio sb. (e'), sätio v. (e*), ex-, dätio (e*), stätio (e*);
'Vio: pävio (e*); -vigo: navigo (ae), circum-, prae-, in-, 6-, i-e-;
-mino: contamino (ae), exämino (ae); -gito: flagito (ae); -mito:
declämito (ae, e*); -Hon: Deucälion (e*); -tior: spätior (e'), ex-,
p&tior (ae und e^); -ricor: praeväricor (ae); -nitor: janitor (ae);
'bium: labium (e'); -chium: brächium (ae); -dium: gl&diom (e^
und ae), Stadium (e*); -gium: plägium (e*), naufrägium (ae, e');
'Sitim: gymnäsium (e') ; -liwu: spätium (e'), L&tium (e*) ; -vium:
Patävium (e*); -niciim: pänicum (ae); -eins: Atr&cius (e');
'Crhis: Trinäorius (e*); •dius: glädius (e* und ae), Arcädius
(e*), rädius (e*); -Uus: älius (e*, ae), Castälius (e*) ; -nitis: Dar-
dänius (e'); 'rkis: varius (e), agrärius (e), Icärius (ae, eX MÄ-
rius (e); 'Sius: (Jaucäsius (e'); -fricus: Africus (ae); -ticus:
fanäticus (ae), Asiäticus (ae), pTräticus (ae); -ridiis: aridns
(ae); -möcles: Dämocles (ae); -polis: Neäpolis (&); -logus: ge-
nealogus (ae) ; -gorus: proägorus (ae); -nua: janua(8e); -cula:
bäcula (ae und e') ; -jmla: cräpula(ae); -cuo: äcuo(e*?); -puloi
väpulo (ae); -biilor: päbulor (ae); -tulor: gratulor (ae), con-;
'bulum : päbulum (ae) ; -cülum : öräculum (e* und ae), obstacolum
(ib), cenaculum (ae), coägulum (ae); -nulu^: anulus (ae).
Accentvokal e.
a) In Paroxytonis.
-a: Tegea (I), propterßa (l!); -dra: cathMra (xaO-ddQo)
(T); 'tnu: thtfma (I); -na: gena, ae (T), convßna (T), draconi-
ggna (I); -pa: nepa (T); -qua: equa (T); -ra: h6ra(T), 8Sra(t);
'f(is: nefas (i); -fas: ebriötas (T); -max: Smax (T); -nax:
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTYOKALE ETC. 215
tßnax (T); -quax: s6quax (T?); -rax: fgrax (T); -de: Andro-
mfide (T); -ne: b6ne (T), aber benedico hat 6; -re: före (T);
-mel; s6mel(T); -cens: d6cens(T), r6cens(T); -men: f6men(T?);
-gens: ßgens (T); -mens: Clemens (g); -nens: anguitönens (T);
-pens: rgpens (T); quens: frgquens (T), sgquens (I); -ler:
c61er (T); -des: pgdes (T); -nes: p6nes (T); -qaes: feques (T?);
-res: Cßres (T), t6res (T); -ses: rßses (T); -cet: cond6cet (T);
-nex: sßnex (T); -n: h6ri (I); -nim: 6nim(T); -bris: maliSbris
(T) ; -mis : Th6mis (e, T) ; -sis : th6sis (T) ; -o : 80 (T), ad-, ante-,
flfeo (T, e), I60 (T), m6o (T), cr6o (T), qufeo (T); -co: n6co (6, T);
'do: Mo (6), edo (T) (werden unterschieden); -do: rep6do (T);
-go : nggo (T), de-, de-t6go (I), rggo (T, 6) ; -ho : v8ho (T), e-, ad-,
de-, in-, con-; -lo: congSlo (I), re-; -mo: 6mo (T), cr6mo (1),
con-, ggmo (e und 1), frgmo (e und T); -no: g6no (T oder e),
r6no (I) ; -po : röpo (6) , e- , ar- ; -ro : ggro (6 aber auch I),
N6ro (T) , s6ro (1) , con- , aber consßro (8) (besäen) , tßro (T) ;
'to: demgto (l), p6to (e, T), r6p6to (T?), expßto (T), compßto (T),
v6to (T); 'tro: rStro (T); -vo: reKvo (I); -on: C16on (T);
'lops: Pelops(l); -or: r6or(T); -cor: dfecor (I?), prßcor (T),
de-, com-; -hör: circumv6hor (T); -quor: söquor (T), pro-,
ex-, in-, con-, ob-; -rar: qufror (e, T), con-; -pos: ?pos (ixog)
(T), ngpos (T), abnöpos (T), NÖpos (T); -rox: förox (T); -dum:
PÖdum (T); -tum: fretum (1); -trum: mgtrum (I); -cur: jficur
(T und e) ; -mur : f Ömur (I) ; -us : dßus (T, e) , möus (T) , röus
(I), corporöus (!'), -a, -um; -Ins: utrapßlus (l'); -drus: cedrus
(T) (xiÖQoc:) ; -mus : nemus (T, e) , RÖmus (i) ; -niis : ggnus (T),
quat^nus (l), protßnus (f), aliquatönus (l'), hactßnus (f),
penus (I), v6nus (I) ; -quus : fequus (T) ; -ras : förus (T), hßrus (I),
m6rus(T); -tus: mötus (T); -dux: r6dux (T).
b) In Proparoxjrtonis.
'paro: söparo (e); -atrum: amphltheatrum (T) ; -gasus: Pe-
gasus (e); -naetis: -dera: h6dera(e, T); -legans: elegans(e), in-;
'heniens: vßhemens (1); -beo: hSbeo (T); -ceo: döceo (T); -deo:
s6deo (T), circum-, per-; -geo: 6geo (I); -neo: t^neo (I); -queo:
ngqueo (I); -reo: mSreo (e, T); -bäo: hfebeto (T?); 4evo:
e-levo (e); -deor: mödeor (I); -reus: sidßreus (T); -bia:
Tröbia (e, i); -dia: inedia(e, T); -wia: venia (T), Arminia (T);
'ria: macgria (e?), Egßria (T), CamSria (T), matßria (T, e);
'dica ; p?dica (T) ; 'tiam : 6tiam (T, e) ; -ritas : fßritas (I), auste-
15*
216 C. HECK,
ritas (T, e), -gie : egrggie (T) ; -dens : dßciens (i) ; -niens : convS-
niens (T); -videns: evidens (e); -minens: eminens (e); -mifer:
semifer (e?); -briter \ muliöbriter (I); -des: spScies (T); -ries:
s6ries (I); -cio: intern6cio (T); -dio: praepßdio (T), ex-; -/io:
obsolßfio (T); -gio: 16gio (T), rögio (I); -nio: v6mo (T), ante-«
e- und andere kompos. dis-, con-, ob-, in-, de-, ad-, circnm-;
-no: föiio(I?); -primo: dSprimo (e, T); -dior: congr^ior (T?);
'lior: mSlior (T); -nior: senior (I); -rior: dextSrior (I, e),
detSrior (T ?) , införior (I), intSrior (T), supßrior (T), expSrior
(T), postgrior (T), extßrior (T); -non: Hyperion (I); -tion:
agtion (T); -ditor: creditor (e); -dmm: mSdium, -us (T);
-nium : ingßnium (I), sSnium (I) ; -quium : obsSquium (T) ; -ni«M :
impgrium (I), magistSrium (l), adult6rium (T) ; -tium: manuprS-
tium(T); -Wtim: ministörium (i) ; -dituni: creditum (e); -brius:
febrius (T); -cius: Döciiis(T); -dius: Pgdius (I); -gius: egrggios
(I); 'lins: mSlius (T); -nius: Arm6nius (I), gSnius (T); -nius:
Parthßnius (i); -rius: extgrius (T), aßrius (I), detSrios (T?),
aethSrius (i), ulterius (1), Tib6rius (I); -fictis: veneficus (e);
-micus: acadömicus (e); -thictis: ethicus (e), arithmeticus (e);
'Odern: Öodem (I); -loqueus: eloqueus(e); -dula: acrMula (e?),
monedula (e); -nue: instrenue (e); -cuki: necubi (e); -julo:
ejulo (e); -nuus: strönuus (e) in-; -gulus: regulus (T, e), Re-
guius (e).
Accentvokal o.
a) In Paroxytonis.
-ga: t8ga(o"); -la: flli81a(o"), gloriöla (o"), memoriSla (o^),
bestiöla (o"), areöla (o^), möla (o"), schöla (o'*), 810^(0"); --ma:
cöma (o"); -na: ausona (o"), Mona (o"), IliÖna (o^*); -pa: pöpa
(o'*); -ra: möra 1 (ö), möra 2 (ö); -sa: rÖsa (o^); -to: nSta (o^),
röta (o"); -ad: quö-äd (o"); -mas: NÖmas (o'*), drömas (o'*);
-nians: cömans(o"); -caa:: prÖcax(o"); -lax: cÖlax (o'*); -quax:
löquax (o"); -lae: deliciölae (o"); -be: probe (o'*); -le: sub-
döle (o^); -pe: pröpe (o"); -ve: növe (o^); -vem: növem (o^);
-Uns: cölens 1 (o", o), cölens 2 (o", o), völens (o^); -tensi
pötens (o"); -cer: «öcer (o^); pröcer (o"); -ces: Cappadöces
(o"); -mes: cömes (o^ o); -nes: AusÖnes (o^), LingÖnes (o^);
-pes: Öpes (o, o^), AethiÖpes (o^); -cri: LÖcri (o*); -wr:
dudvir (o"); -cris: Pröcris (o"), mediöcris (o"); -m: föris (ö),
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENT VOKALE ETC. 217
fÖrifi, bifÖris (ö); -tis: pötis (o"); -nis: HjrperiÖnis (o"); -m:
Ovis (o'»), bovis (o"); -o: inchöo (o"); -bo: conglöbo (o^),
pröbo (o'') und die kompos. com-, ap-, ex-; -co: löco (o'*),
e-, vöco (o") und die kompos. ad-, con-, a-, de-, pro-, re-,
e-; 'do: modo (o™); -vo: renövo (o"); -go: rögo (o"), ir- und
die kompos. inter-, ob-, cor-, de-, e- ; -lo : cölo (o**, o) und die
kompos. prae-, re-, ex-, circum-, dölo 1 (o"), dölo 2 (o^), e-,
interpölo (o"), völo 1 (o^), völo 2 (o**) und die kompos. in-, e-,
pro-, ad-, con-, circum-, a-, de-, praeter-, mölo (o'*) ; -mo : vömo
(o", o) , con- und die kompos. pro- , inter- , e- , re- , hömo (o'*),
domo (o"), e-; -no: söno (o") und die kompos. con-, re-, in-,
töno (o^*) und die komp. at-, circum-, de-, in-; -quo: cöquo
(o", o) und die komp. ex-, re-, con- ; -ro : decö'ro (ö), vöro (o"),
de- ; 'to : Cröto (o"), nöto (o") und die komp. an-, de-, e-, röto
(o"); -tho: Ötho (o"); -vo: Ovo (o^), nÖvo (o"), in-; -Ion: SÖlon
(o") ; -cor : jÖcor (o"), procor (o") ; -dar : Ödor (o") ; -lor : Ölor (o"),
cölor (o^*), dis-, con-, dolor (o"), -por: sftpor (o'*); -quor: löquor
(o"), prae-, pro-, ob-, col-, inter- ; -ror: möror(ö); -xo5 : öxos (o) ;
•cul: procul (o"); -6»t<w: pröbrum (o"); -cum: cröcum (o");
'dum: propemödum (o^*); -lum: balneftlum (o"), saviölum (o'*),
navigiftlum (o"), doliölum (o"), gladiölum (o"), sßlum (o^);
-mm: forum (ö); -bus: glöbus (o"), pröbus (o"); -ctis: föcus
(o"), locus (o^, o), jöcus (o^*), procus (o'»); -diu^: paröchus
(o"); 'dus: modus (o'*); -gus: prolÖgus (o"), rögus(o"); -lus:
calceölus (o"), araneölus (o'*), aureölus (o^), alveölus (o'*),
filiolus (o"), ancillariölus (o^), librariolus (o"), bölus (o"),
cölus (o"), dolus (o^), sub-, pölus (o"); -mus: auricömus (o"),
glömus (o^), dömus (o^); -nus: onus (o", o), bönus (o"),
per-, sönus (o'*) und die kompos. dis-, con-, clari-, circum-,
alti-, armi-; -jms: trfipus (o"), opus (o, o") aber opei-is (ö);
-quus: cöquus (o"); -ru^: förus (ö), chörus (ö), tftrus (ö);
'tus: notus (o"), leuconötus (o"); -vus: növus (o'*); -nyx:
önyx (o").
b) In Proparoxytonis.
-crates: Söcrates (o); -pago: propago (ö); -rator: örator
(o!); 'talum: crötalum (o'»); -crea: ftcrea (o"); -lea: sölea (o^),
ölea (o") ; -reas : böreas (ö) ; -decim : duödecim (o") ; -ceo : döceo
(o'*) und die komp. ad-, per-, de-, e- , nöceo (o") ; -deo : pröd-eo
(ö?); -leo: döleo (o"), re-, öieo (o"), söleo (o"); -neo: möneo
218 C. HECK,
(o") und die komp. ad-, e-, con-, de-, per-; -veo: vöveo (o""),
de-; 'leum: oleum (o^); -reum: castöreum (ö); -ceus: cröcens
(o"); -leus: öleus (o"), grave-; -reus: aequöreus (ö); -seus:
röseus (o"); -itus: intrftitus (o"); -pula: cOpula (o); -pulo:
cöpulo (o); -fnulus: Römulus (o); -pultis: pöpulus(o); -nymus:
Hierönymus (o); -bia: Zenöbia (o"); -da: CappadScia (o");
-nia: harmftnia (o"), Caledfinia (o^), Ausönia (o'), Maeönia
(o"), Macedönia (o"); -pia: inöpia (o"); -sia: ambrösda (o**);
-via: Gergftvia (o"); -nias: pagönias (o^*); -biUis: pröbitas
(o"), im-; -nita^: bßnitas (ö, o); -ritas: auctöritas (o); -vitas:
növitas (o"); -nidae: ausfinidae (o"); -prie: pröprie (C);
-nifer: cönifer (o^j; -pifer: Öpifer (o"); -rifer: sopOrifer (o);
-biter: ftbiter (o"); -ties: töties (o"), quöties (o"); -nides:
Simonides (o); -pifex: öpifex (o, o"); -cilis: döcilis (o, o");
-cio: socio (o") und die komp. con-, de-: -lio: spölio (o")
und die komp. ex-, de-; -pio: con-söpio (o^*, o); -mino:
abömino (o); -cito: vöcito (o"); -gito: cögito (o) und die
komp. re-; -mitto: ap-prömitto (o); -lior: a-mölior (o), ad-;
-pior: pröpior (o^*); -rior: ex-örior (o), mörior (ö); -tior:
potior (o'*); -litor: Ölitor (o"); -dium: ftdium (o»); -gium:
elogium (o"); -Uum: spölium (o"), sölium (o"); -quium: coUÖ-
quium (o"), elöquium (o"); -nium: Scönium (o^); -rium: cö-
rium (ö), empörium (ö); -cius: söcius (o"), CappadÖcins (o");
-chixis: Antiöchius (o"); -dlus: mödius (o"); -nius: Pannönius
(o"), Haemönius (o"), Macedönius (o") ; -pius: EutrÖpius (o'');
-prius: proprius (o"), im-; -rius: Ambrösius (o°); -tius: pö*
tius (o"); -micus: cömicus (o); -nicus: Amazönicus (o**); -picus:
hydröpicus (o); -vidus: imprövidus (o); -lidtis: Slidus (o");
-ridus: floridus (o); -cinus: crßcinus (o"); -ittis: cSItns (o*);
-bitiis: öbitus (o").
Accentvokal u.
a) In Paroxytonis.
'ba: tuba(ju), pronüba (ju); -bra: cölilbra (ju) ; -ga: fügfa
(ju), Irans-; -In: güla (ju), puellüla (ü), litteriila (ü) ; -pa: Ittpa
(ü); -ra: satilra; -gax: fftgax (ju); -ens: Mens (ü); -bens:
rübens (u) ; -dens : püdens (ju), ritdens (ü) ; -er : püer (ju) ; -6cr :
rüber (ü), coltiber (ju) ; -cer : volttcer (ju) ; -per: sÜper (ju), in-,
de-; -ter: i1ter(ju), fiter (ju), pilter (ju) ; -es: sträes(ü), lttes(a);
DIE QUANTITÄTEN DEB ACCBNTVOKALE ETC. 219
-res : Cures (ja), Astüres ( ju) ; -let : lÜbet (a) ; -det : dis-püdet (ju)
und die komp. sup-, de-; -lex: cülex (ju); -plex: dttplex (ju);
'tex: frtttex (ü); -f: nii (ju); -6i: tibi (ju), aliübi (ju); -dis:
rüdis (ti); -gis: quadrijttgis (ju); -iis: cutis (ju); -o: düo (ju),
füo (ju), flüo (ju), super-, luo (ü), inter-, e-, pltto (ju), im-,
ruo (ü), e-, pro-, spöo (ju), ex-, stto (ju), in-, struo (ü); -ho:
cübo (ju) und die kompos. ac-, ex-, re-, se-; in-nttbo (ü), sttbo
(ju); 'CO: edüco (ju); -do: rüdo (ü); -go: fiigo (ju), jugo (ii),
con-; 'lo: consülo (ju); -mo: hiimo (ü), absiimo (ju); -pro:
stüpro (ju), con-; -to: pttto (ju) 1 und 2 und die komp. de-,
dis-, re-, am-, com-, ex-; -tro: ütro (u); -vo: jüvo (ju),
prae-; -or: frttor (ü), crüor (tt); -bor: rÜbor (ü); -cror:
lücror (ü); -dar: püdor (ju); -mor: tiimor (ju); -por: aucü-
por (ju), Stupor (ju); -mr: fttror (ju); -crum: lücrum (ü);
-gum: jügum (ju); -prum: stttprum (ju); -tum: arbtttum (ju),
defrütum (ü), lütum (a?); -trum: vütrum (ü); -us: tüus (ju);
'bus rubus (ü), tubus (ju); -gus: multijügus (ju); -mus: hümus
(il); 'pus: lÜpus (ü); -plus: dttplus (ju); -rus: nilrus (ü), pro-;
'tus: piitus (ju), semirtttus (ü).
b) In Proparoxytonis.
-mena: crümena (ü); -mera: ciimera (ju); -pera: süpera
(ju); 'teal: püteal (ju); -pedans: quadrüpedans (ü); -peri: srt-
peri (ju); -ter-vis: üter-vis (ü); -eo: füeo (ju), tfieo (ju), clüeo
(ii); -fceo: rubeo(a); -cleo: enticleo(a); -dco: ptideo(ju), stüdeo
(ü); -meo'. tiimeo (ju); -neo: ciineo (ju); -peo: stttpeo (ju), as-;
'tnero : nttmero (ju) und die komp. di-, e-, an- ; -pero : recupero
(ju), söpero (ju), ex-, vitttpero (ju); -cor: tüeor (ju) und die
komp. con-, in-; -venor: jüvenor (ju); -heus: nibeus (0);
'Cletis: nticleus (ju); -leus: aesciUeus (ju), caerttleus (ü);
-neus: cüneus (ju); -teus: arbttteus (ju), Ittteus (ü), pü-
teus (ju), plttteus (ü); -mertis: hümerus (ju), numerus (ju);
'perus: süperus (ju); -terus: Uterus (ü); -ria: filria (ju), cen-
ttlria (ju), luxuria (ü), decüria (ju); -sia: Bandüsia (ju),
Perftsia(a); -via: redüvia (ju), plüvia (ü); -nica: tttnica (ju);
'hlica: res publica (ü); -iica: tttica (ü), scütica (ju); -mida:
Numida (ju); -tto: pitüita (ju); -hital: cübital (ju); -gitans:
fügitans (ü); -itas: vacüitas (ju), assidüitas (ju), vidüitas (ju),
ambigüitas (ju), exigüitas (ju), ingeuüitas (ju), tenüitas (ju),
fatttitas (ju), perpetüitas (ju), strenuitas (ju); -Utas sedülitas
220 C. HECK,
(ju), credtllitas (ju); 'fnitas: incolümitas (0); -ritas: satfi-
ritas (ja); -hiae: manübiae (ja), excttbiae (ja); -diae: Ru-
diae (a); -viae: exüviae (ü); -hie: dÜbie (ja); -blice: pu-
blice (ü); 'pide: cüpide (u); -giens: fägiens (ju); -piens:
cÜpiens (ju), con-; -Her: mttlier (ja); -brifer: colfibrifer (ü);
'iter: tentliter (ja); -vies: dilüvies (a), ölüvies (ü), coUüvies
(ü), alluvies (ü), prolüvies (ü), inglttvies (ö); -cio: crücio (ü)
und die kompos. dis-, ex-; -dio: repüdio (ju), triptldio (ju),
erttdio (ü); -gio: fttgio (ju), inter-, au-, dif-, re-, pro-, con-,
per-, ef-, de-, trans-; -nio: conmuuio (ju); -pio: ciipio (ju)
und die komp. per-, dis-; rio: fiirio (ju), pertitürio (ju), cen-
türio (U), partürio (a), luxürio (ü), esürio (ü), decürio (ju),
proscriptürio (ju); -sio: lüsio (ü); -tio: re-, per-, con-, prae^,
de-, ex-, dis-, re-, in-, suc-, cütio (ju), evolÜtio (ü) ; -vio : elttyio
(ü) und al-, di-, circum-; 'plico: diiplico (ju), con-, pttblico (u);
•tilo: mtttilo (U), rütilo (ü); -ito: fortüito Qu), flttito (ü), gra-
tüito (ju); -bito: dubito (ju), ad-, cilbito (ju), subito (u); -gito:
fügito (ju); 'ticor: früticor (ü); -bitor: excübitor (ju); mitor:
Nttmitor (ju); -bhim: prolübium (U); -dium: stÜdium (U), pro-
püdium (ju) und komp.; -gium: sufügium (ju) und trans-,
re- , ef- , dif- , per- , con- , conjtigium (jü) ; -rium :_ augttrium
(ju); 'Sium: Canusium (Ü); 'rimum: plUrimum (ü); -vium:
proflttvium (u), ef-, complüvium (U), im-, Lanttvium (ju),
dilüvium (ü), simpüvium (ju); -bitum: cübitum (ju); -Inus:
concilbius (ju), dübius (ju), in-; -blius: Pttblius (tt); -cius:
MlnÜcius (ju); -rius: Mercürius (ju), augürius (ju), spfirius
(ju), vultürius (ü), Titiirius (ju); -viu^: flüvius (tt), plfiyius
(U); 'blicus: püblicus (u); -dicus: piidicus (ju), im-; -idus:
fliiidus (ü); -bidus: riibidus (Q); -midus: tiimidus (ju); -pidus:
cüpidus (jtt) und die komp. per-, prae-; -vidus: flüvidos
(U); 'Sillt^: per-pusillus (ju); -tilus mütilus (ju), rÜtilns
(ü), sub-; -binus: coneübinus (ju); -itus: circfiitus (ju),
contiiitus (ju), fortrtitus (ju); -bitus: concttbitus (ju), dis-,
ex-, sttbitus (u); -bula: ttibula (ju); -cüla: sücula (ju);
'tula: scutula (ju); -tuo: effütuo (ju); 'gnlo: jÜgulo (ju);
'lulo: ululo (ju); -mulo: tümülo (ju), con-, accttmulo; -gulumi
jügulum (ju); 'Ctdtis: cuculus (ju); -mulus: cumulus (ju), ttt-
mulus (ju).
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 221
Abteilung n.
Zur erkläning inkorrekter Quantitäten in der
englischen auBspraohe des lat. accentvokales t in offenen
Silben mehrsilbiger Wörter.
1. d!*ca 0, a^): Die irreguläre form da^ca ist als analogie
zu erklären, möglicher weise an die ins englische sprachgut
eingedrungenen Wörter auf -ica: pica (a* = lat. T) [16. jahrL
schon bezeugt] , mica (a* = lat. l) , erica und ähnliche, oder,
was wahrscheinlicher ist, an die zahlreichen -Ica innerhalb des
Lateinischen selbst: amlca etc., und die adj. auf -Tcus, -a, -um.
2. plla (a^): Hier könnte man zunächst auch an beein-
flussung durch lateinische lehn Wörter im Englischen denken:
strobila (a*), hyla (a*) usw. Doch scheint mir analogie an lat.
pila (a^) näher zu liegen.
3. paglna, Mutina, machina (I; nicht aM): In pruina,
regina, farina hat, nach meinem freund Bradshaw, die „Ital.
Pron." die alte a* - ausspräche schon ganz verdrängt. Für
farina als englisches lehnwort gibt das N. E. D. noch beide
aussprachen. Möglicher weise werden auch für das lat farina
beide aussprachen noch anzusetzen sein, obwohl Bradshaw nur
die eine (l) kennen will. — Unter einflufs dieser i-formen
erlitten nun längung mit I- und nicht a*- ausspräche: pagIna
(i ist accentuiert I) und Mutina. Es schliefst sich ilinen an,
wahrscheinlich zunächst durch seine englische entsprechung,
die ihrerseits wieder unter französischem einflufs steht, beein-
flufst, das lat. machina [cf. engl, machine (l)]. — Für die
übrigen längen kennt Bradshaw nur die ausspräche (a*):
Aeglna (a*), Caecina (a*), discipllna (a'), Camarlna (a% usw.;
und auch die ins Englische eingedrungenen lateinischen lehn-
wörter haben, mit ausnähme von farina (a', i), nur die aus-
spräche (a*): carina (a*), vagina (a*) usw.
4. pyra (a*) hat länge (a^) durch analogie an englische
lehnwörter auf -ira, -yra wie palmyra, spirogyra, lyra (a*),
oder auch an lateinische Wörter gleicher endung wie ira usw.;
femer ist auch analogie an die vielen adjektiva auf -irus,
-Ira uud auch an gewisse verb-fonnen möglich : cf. suspira <
suspiro.
222 c. HSCK,
5. Ita (9^): Möglich wäre analogie an die englischen lehn-
wörter auf -ita, die alle (9^ haben. Sie sind allerdings sehr
ungewöhnlich, und es kann ihnen daher keine grofse fonn-
wirkung zugeschrieben werden. Es liegt daher näher, diese
längung durch systemzwang innerhalb der englischen aus-
spräche des Lateinischen zu erklären. Die substantiva auf
-Ita sind allerdings auch da selten (requisita etc.), aber um
so häufiger sind die part. perf., und die daraus gebildeten
adjectiva auf -Ttus, -a, -um.
6. cltra (i, a'): Das unregelmäfsige (a*) neben regulärer
kürze kann ich mir nur durch den einflufs von mitra (e*) ent-
standen denken; mitra selbst verdankt seine länge dem engl,
mitre. Vielleicht könnte auch der einflufs von Wörtern auf
-dra (hydra) vorliegen.
7. dicax (i, e^) ist in seiner 9^-aussprache an dico ange-
bildet worden.
8. Glgas (9^) verdankt sein (9^) dem engl, giant (9^), das
sich seinerseits unter den einflufs englischer lautgesetze (deh-
nung in offener silbe) aus dem lat. 1, das in diesem wort ur-
sprünglich frz. e verdrängte, herangebildet hat.
9. minax (9^): Endungsanalogie ist hier ausgeschlossen.
M. e. ist das (9^ in minax durch die einwirkung von minor (a^)
entstanden, cf. dieses.
10. pylae (9*). cf. pTla etc. und deren plurale.
11. mlnae (9*). cf. die auf -Ina.
12. maledlce (9*). cf. dico.
13. cüplde (9^). cf. cupido.
14. sine (9*) erklärt sich als anpassung an divlne usw.
und andere auf -inis, -ine!
pridem (I): wahrscheinlich durch das auch ins Ehiglische
eingedrungene !dem mit kürze und anormaler länge an Idem.
cf. auch pridie.
15. invlcem (9*). cf. vlcis.
16. Item (9^) ist durch die ausspräche dieses als lehnwort
ins Englische eiDgedrungenen Wortes zu erklären. Über dieses
später.
17. llbens, per- (9*). cf. llbeo.
t . ^.A*l
DIE QUANTITÄTEN DBB AGCENTVOKALE ETC. 223
18. llcens (e*). et llceo (a*).
19. trldens (a*). Diese länge hätte ebenfalls durch
endungsanalogie (cf. (fi-dens) hervorgerufen werden können.
M. e. ist sie das aber nicht worden, sondern sie ist vielmehr
das Produkt der englischen 9^ - ausspräche des präflxes tri- in
zahlreichen lehnwörtem.
20. rlgens (9*). cf. rlgeo.
21. nltens (e*). cf. nlteo.
22. blceps (a*): dieselbe erscheinung wie tri-.
23. blfer (e*): wie in blceps.
24. Liger (o^), nlger (o*), plger (i, 9*): Endungsana-
logie innerhalb des Lateinischen ist nicht wahrscheinlich; sie
ist im englischen sprachgut zu suchen, cf. tiger und andere,
cf. auch die englische 9*-aussprache lateinischer Wörter auf -gor,
in denen ja heute -gor so unbetont gesprochen wird, dafs man
sie als mitwirkend auf die quantitierung dieses -ger heran-
ziehen kann. — plger hat neben der unregelmäfsigen länge
noch seine kürze aufzuweisen.
25. plper (a^). Aus dem lateinischen sprachgut allein
läfst sich diese längung ebenfalls nicht erklären. Ich sehe
darin eine rein mechanische beeinflussung durch die englischen
Wörter auf -per, vor allem aber durch das lautlich gleiche
englische piper (pipe).
26. Sil er (9*). Innerhalb des Lateinischen ist hierfür
analogie ebenfalls ausgesclüossen. Die länge wurde durch das
tonbild der englischen Wörter auf -1er: smiler etc. auch für
die lateinischen Wörter auf -1er zwingend.
27. mlser (9'): Das (9^) entstand durch den einflufs der
vielen englischen Wörter auf -ser ; cer : ad viser, guiser, dicer u. s.f.
28. Iter (9»). Br. kennt nur (9*). Das N.E.D. gibt für
das auch ins Englische gedrungene wort (i und 9*) Das (9*)
erklärt sich durch analogiebildung an die englischen wöi-ter
auf -Her: reciter usw.
29. fldes (i, 9*). Das 9* kommt wohl aus dem verb fido
und spez. den formen, die dem fides nahe kommen. Endungs-
analogie ist sowohl innerhalb des Lateinischen (etwa Aristides
etc.), als auch durch englische lehnwörter aus dem Lateinischen
[etwa ides (9*)] sehr unwahi-scheinlich.
224 C. HECK,
30. Phrjges (a^ ?.
31. bldens (9') 22.
32. llbet (aO cf. libeo.
33. Hcet (9*) cf. Ifceo.
34. plget (i und 9*). Das (9') ist vielleicht ans piger ein-
gedrungen, oder aus verben wie f rlgeo : 3. pers. frlget etc.
35. Sil ex (9*): So erscheint es auch im Englischen. Liegt
etwa analogie an lat. Tlex vor?
36. nlsi (9^: Das ebenfalls mit der 9^-aussprache ins eng-
lische wortmat^rial geraten ist, erkläre ich mir aus den so
häufig ins ohr klingenden -Isi-formen von verben wie video :
visi, rideo : risi, mitto : misi usw.
37. nihil (d^). Dies (9^) läfst sich durch endungsanalogie
innerhalb des Lateinischen nicht erklären. Die länge scheint
vielmehr aus dem englischen lehnwort nihil (cf. N. E. D.) in
die ausspräche des Lateinischen geraten zu sein. Im E^lischen
hat das wort nach dem N. E. D. drei lautungen: 1. (1) und (9*)
bei zweisilbigkeit, 2. 9^ bei einsilbigkeit; und dieses aus einem
ev; französischen Vorbild (cf. annihil) durch Schwund des h
und ersatzdehnung des i entstandene nll hat m. e. dem latei-
nischen Vorbild das 1 aufgezwungen.
38. acquilTbris (i): ist wohl durch ein Wirkung von
acquilTbritas (!) entstanden, cf. dieses.
39. vKcis (a*): durch endungsanalogie der -Icis : fellcis, e
etc [vice voce!] usf.
40. musllis (9^). (!) wurde durch die Übermacht der im
Lateinischen fast allein herrschenden Wörter auf -Uis (exllis,
juvenilis, servllis etc.) erdrückt.
41. n!mis (9^) erklärt sich als analogiebildung an lat
subllmis, primis etc. [cf. auch den dat. plur. derer anf
-imus usw.].
42. c!nis (9^): durch analogie an finis, recllnis, afflnis.
43. Erlnys (9^): hier setzt Br. !, wohl durch das griedu
*EQivvvg beeinflufst.
DIE QUANTITÄTEN DEB AGCENTVOKALE ETC. 225
44. crlsis (a*): wohl durch analogiezwang der im eng-
lischen sprachgut so häufigen entlehnungen und neubildungen
auf -isis: phtisis, lysis, rhinocleisis etc.
45. sitis (9^). Wahrscheinlich doppelte analogiewirkung.
1. durch englische lehnwörter: bronchitis, nephritis und deren
griechische Vorbilder. 2. durch lateinische Wörter wie vTtis,
mitis, oceanitis, immunitis, mephltis.
46. b!bo und ctbo (a^. Das 9^ läfst sich durch den ein-
flufs von Wörtern wie llbo, scribo und dessen kompositis etc.
erklären.
47. vlbro (9*): cf. iTbro und auch engl, vlbrate, Vibration.
48. dlco (9*): cf. dTco.
49. refrlco (i, 9^, pico (9^, pllco (9*): cf. die englischen
entlehnungen auf -ico, die alle (9^) haben, cervlco etc., für
plico auch engl, plica (9'). Man kann aber auch an dativformen
und adverbform der adjectiva auf -icus, -a, -um denken.
50. mlgro (9^), dazu die composita: cf. engl, migrate (9').
Von den compositis haben nur emigro und remigro die regel-
mäfsige kürze, was mehr auf die einwirkung des engl, emigrate
zurückzuführen ist, als auf die korrekte beobachtung der
ursprünglichen quantität gerade nur in diesen beiden kom-
positis.
51. nlgro (9*). Stammt dies (9*) aus niger?
52. llgo, r!go (9^: Bei dieser längung könnten lehn-
wörter aus dem Lateinischen wie vertigo, respigo usw. mitbe-
teiligt gewesen sein, doch ist das in anbetracht ihrer Selten-
heit unwahrscheinlich. Dagegen konnte innerhalb des Latei-
nischen sehr leicht formzwang entstehen durch die grofse zahl
der -Igo [cf. affllgo, afflgo, castlgo, profllgo, orlgo, calTgo usw.].
53. Hno (9^), sino (9*): Möglicher weise sind diese längen
in beiden Wörtern aus dem perfektum ins praesens übernommen
worden. Sie lassen sich aber auch durch systemzwang derer
auf -Tno erklären, cf. clTno, festlno, divTno, propTno. Femer
mögen lateinisch-englische formen wie salino etc. und auch
gewisse formen der lateinischen Wörter auf -Inus mitgewirkt
haben.
54. comprimo (9^): cf. primo adv. und primus im dat
226 C. HKCK,
55. cito and comp. (9^): Vielleicht ging hier die längnng
vom compos. excito aus, das anter dem einflols von engl exdte
steht Aber auch llto hat (a*), möglicher weise darch analogie
an andere lateinische Wörter wie quirlto, vlto, und gewisse
formen derer auf -Itus (inflnitus). cf. auch die englischen auf
'to: infinlto (a*), indefinito (a*).
56. cj^clops (9^. Dies wort verdankt seine länge der
mod. engl. 8^-aussprache des griech. v.
57. ylgor, rigor (a*). Liegt etwa analogie an frlgos,
-oris vor ? Es mufs eine starke analogie sein, die diese länge
hervorgerufen hat, da das engl. adj. vigorous mit seiner kfkrze
des i sie nicht aufhalten konnte.
58. nigror (a^. Analogie an niger. cf. dieses.
59. timor (a^): cf. lat. primor, rimor. Elnglischer einflnÜB
ist ausgeschlossen.
60. minor (a*): cf. opTnor, peregrlnor etc. Möglicher
weise ging die längung auch von minus aus. Hierfflr cf. -mos,
-Ina etc.
61. machlnor (I). Von anderen -nor hat nur noch
machlnor länge und zwar I. Dies erklärt sich durch den
einflufs des engl, machine.
62. concitor (a^): cf. das dem sinne entsprechende engl
excite.
63. nitor (a^): wahrscheinlich durch analogiebildung an
die zahlreiche -Ttor-klasse: (finitor, petitor, molTtor usw.); auch
sind wohl die englischen lehnwörter auf -itor (definitor, de-
partitor), und vielleicht auch die auf -iter mit zur erklärung
der längung heranzuziehen, auch lat. nitor.
64. llquor (a^) steht m. e. unter dem einfluls des deponenz
liquor, das engl, liquour hat dem ursprünglichen lat 1 ent-
sprechend 1
65. aequillbrum (I). cf. aequillbritas.
66. fascinum (a^): cf. die englischen auf -num mit durch-
gehendem diplithong (a*): antishi'num, gluci'num etc., vor
allem aber die lateinischen Wörter auf -Inum: Urblnum, VTHum,
salTnum, iTnum usw., ferner die adjectiva auf -Inus, a^ unt
DIB QUANTITATEN DER ACGENTVOKALE ETC. 227
67. plrum, us (9^): cf. die auf -ras: mirus, a, um usw.;
cf. auch nimiram.
68. clbus, trlbtts (9*): cibus ist m. e. an trTbus (9*) ange-
bildet worden ; dieses selbst verdankt sein (9O dem engl tribe.
Proparoxytonis.
69. ubrquoque (9^): Das (9^) stammt aus dem simplex
ubl, wo es wie in nisi im auslaut gelängt wurde.
70. pyramis (i): et das engl, pyramide.
71. llnea (T): für -inea hat innerhalb des Lateinischen
kein systemzwang bestanden: tinea hat 1, vlnea hat 9^ Die
umquantitierung in linea erfolgte wahrscheinlich durch das
engl, linear, das, scheints, von gröfserem einflufs auf dies wort
war, als das simplex line.
72. llceo (9*, i), wegen der 9^-aussprache cf. engl, licence,
lat. licentia (9^).
73. Video (9^). Das 9* stammt entweder aus dem perfekt
oder ist durch systemzwang innerhalb derer auf -Ideo: rldeo,
strTdeo etc. entstanden. Dieser systemzwang erstreckt sich
aber nicht auf alle -Ideo. So hat z. b. resideo sein I behalten.
74. rtgeo (9') ist m. e. durch frlgeo zu erklären. Von
rlgeo aus drang das (9*) auch in rigor ein. Auffällig ist mir,
dafs Br. für vigeo regelrecht I ansetzt, obwohl er für vigor
(9*) gibt. Wahrscheinlich ist da Br. durch seine genaue
kenntnis der lateinischen quantitäten beeinflufst. Das in vIgeo
mögliche (9*) wäre ebenso wie das 9* in rlgeo zu erklären,
und von einem *vIgeo (9*) aus kann das (9*) auch in vIgor
eingedrungen sein.
75. timeo (9*) und comp.: cf. timor (9*).
76. sUeo (9^): cf. lat silentia und engl, silence.
77. mineo (e*): cf. vielleicht minae.
78. llqueo (iund90: cf. llquor.
79. vireo (a*): cf. vires (?).
80. niteo (9*) etc. cf. nitor. Eine analogie an -Tteo-formen
ist nicht möglich, da solche nicht existieren.
228 C. HECK,
81. dellbero (t). Wie iTbero mit (e*) zeigt, ging in de-
iTbero mit (!) der systemzwang nicht vom Lateinischen ana.
Wahrscheinlich stammt das 1 aus dem engl, dellberate.
82. considero (i): Für das simplex sldero sowie fOr das
comp, desidero setzt Br. (e') an. Das ! in considero mag des-
halb nicht durch systemzwang innerhalb des Lateinischen zu
erklären sein. Es wird wohl durch das engl, consider, con-
siderate seine erklärung finden.
83. llceor (d\ i): cf. liceo.
84. vlreus (9^): cf. vlreo.
85. tibia (1): Dies wort ist auch englisches lehnwort
Aus dem citat in Cent. Dict. geht hervor , da£s es nicht ans
dem Lateinischen, sondern aus dem Italienischen ins Englische
gelangt ist. Aus dem Italienischen brachte es sein I mit, und
dieses i ist dann auch in die englische ausspräche der latei-
nischen Urform eingedrungen, sicherlich nicht ohne befördernde
hilfe aller englischen lehnwörter auf -ibia, die ja alle kfirze
haben.
86. vicinia (!•): Ini Englischen steht vor suffix -nia
immer kürze: Virginia, polynia, olodynia und viele mehr.
Von da aus mag die kürze in dies lateinische wort über-
gegangen sein. Innerhalb des Lateinischen wirkt kein all-
gemeiner systemzwang. Es stehen sich gegenüber: igno-
mlnia (i) mit kürze und Bithynia mit länge (o^). Die tatsache,
dals die auf -Inia im Lateinischen weit zahlreicher sind als
die auf -Inia, bestärkt mich darin, unsere kürzen ans dem
Englischen zu erklären. Aufser den englischen auf -nia mOgen
auch noch die auf -nian und -nious usw. mitgewirkt haben.
cf. engl, vici- nious.
87. polltia, inscTtia, imperltia (1). Hier liegt wieder
umgekehrt analogie innerhalb des Lateinischen vor; dort ist
kürze vor -tia die regel (cf. lat. milltia, justltia, laetlüai
divftia, tristitia u. s. f.), und diese kürze wurde in der eng-
lischen ausspräche auf alle -itia übertragen.
88. läse 1 via (1): cf. ne. lasclvious; lat. analogie liegt
nicht vor.
89. aequillbritas (1): ist durch engl, aeqoilibrity um-
gelautet worden.
. i
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 229
90. felT'citas, pernl'citas (!•): deren kürzen lassen
sich durch beeinflussung innerhalb des Lateinischen nicht er-
klären. Die -citas sind überhaupt verschwindend selten.
Aufser diesen beiden Wörtern begegnen uns nur noch zwei,
und diese behalten ihre ursprüngliche quantität : apricitas (a^)
und simpllcitas (1). Für die 1- ausspräche in fellcitas und
pemTcitas müssen wir daher eine erklärung aulserhalb des
lateinischen sprachgutes suchen. Sie ist nicht schwer zu finden:
cf. das ne. felicity und pernicity; cf. auch pemicious.
91. vernllitas (!, a*), gentllitas (I), puerllitas (!),
subtilitas (! und e^), exilitas (!). Umgekehrt lassen sich
diese kürzen allein durch analogie innerhalb des Lateinischen
erklären. Dort sind nämlich die auf -Uitas und auch auf
-illitas bei weitem an zahl und bedeutungsschwere den -llitas
überlegen (cf. nobllitas, debllitas, gracllitas, fragllitas, hum-
llitas u. s. f.) , so dafs von diesen sicherlich analogie Wirkung
ausgeübt wurde. Dieser prozefs des systemzwangs vor -Utas
wurde bestärkt durch einwirkung der englischen Wörter auf
-ility mit durchgehender kürze. Allerdings ist der system-
zwang nicht immer eingetreten. Ihre alte länge behalten:
civTlitas, aedTlitas, anllitas, vllitas. Hier hat nur eine stärkere
analogie innerhalb des Lateinischen das I vor dem allgemeinen
Schicksal bewahrt: nämlich die Wirkung der adjectiva civilis,
aedllis, vilis usw. mit ihrem langen i.
92. afflnitas (I), vicinitas (1), peregrlnitas (1), di-
vlnitas (1). Im Lateinischen sind die -initas ebenso zahlreich
wie die -Initas. Man kann daher nicht ohne bedenken beein-
flussung innerhalb dieser beiden annehmen. Es wird auch
hier \^ieder das englische wortmaterial zur erklärung heran-
gezogen werden müssen. — Obwohl nun alle ne. -inity kui-z
sind, finden wir doch länge in den lateinischen entsprechungen
für e. latinity, infinity, peregrinity (lat. Lati-, infl, und pere-
grf-nitas). Hier haben wohl, wie bei civilitas u. s. f., andere
lateinische formen die länge gehalten.
93. obllquitas (I). Das 1 erklärt sich auch nur durch
das engl, obliquity und ähnliche, da innerhalb des Lateinischen
für die -iquitas kein systemzwang bestand: cf. antiquitas und
inlquitÄS mit regelrechtem (a^.
▲nglU. N. F. xvn. 16
230 C. HECK,
94. proclTvitas, acclTvitas, captTvitas (1). Im La-
teinischen haben alle -Ivitas länge des i. Diese behält die
englische ausspräche des Lateinischen bei, jedoch gibt sie I in
proclTvitas, acclTvitas und captTvitas. Diese kürzungen er-
klären sich wieder durch den zwang der englischen lehnwörter
auf -ivity: proclivity, acclivity, captivity. Regelrechte länge
hat nach Br. neben acclTvitas mit kürze declTvitas, wohl weil
kein englisches pendant vorhanden ist, und auch cTvitas und
tempestTvitas.
95. pridie (T). cf. quotTdie (!).
96. quotTdie (1): hier hinein ist wohl die kürze aus
dem engl, quotidian geraten, und quotidie mag wohl prTdie
beeinflufst haben.
97. ITquide (a^) neben regelrechtem 1: cf. liqueo.
98. sTquidem (1). Vielleicht durch komp. mit ubl-.
99. tTbTcen (T). cf. tTbia (t).
100. dTligens (1) und komp. cf. ne. diligent.
lOL iTniger 00 ?.
102. felTciter, pernTciter (1): Möglich wäre analogie
an lateinische Vorbilder wie simpliciter. Doch ist wahrschein-
licher einwirkung von felicity und pernicity und auch von fe-
licious, pemicious usw. anzusetzen.
103. puerTliter (1), incTvTliter (1), juvenTliter (a*
und 1). [Auffallend ist incTvTliter (1) neben cTvTliter (e^)!
Liegt etwa ein Irrtum Br.'s vor?] Diese kürzen lassen sich
vneder als analogieen innerhalb des Lateinischen erklären, wo
die -lliter bei weitem zahlreicher sind als die -Tliter. Es
haben aber auch zweifelsohne puerility, incivility einen einflufs
ausgeübt, sowie auch die engl, -ility. Länge haben behalten:
anTliter, exTliter, civTliter, hostTliter, servTliter, vemTliter.
104. empT'rici (1): cf. ne. empiric.
105. per-vlridus (9^): cf. vlreo.
106. suspT'cio (!) sb.: Hier liegen wieder zwei möglich-
keitenvor: 1. englische analogie: suspicion, suspicious. 2. Ana-
logie innerhalb des Lateinischen : suspTcio v., prosplcio, efflcio,
elTcio, insplcio, alle mit der T-aussprache.
DIE QUANTITATBK DER ACCBKTVOKALE ETC. 231
107. occTdio, fastTdio (I): cf. obsldio usw. und die
englischen lehn Wörter auf -dion: excidion usw., cf. auch die
englischen lehn Wörter auf -dious: fastl'dious!
108. opinio (1) ist auch eher durch die einwirkung des
engl, opinion zu erklären als durch systemzwang innerhalb
des Lateinischen. Dort ist allerdings -Inio in der mehrzahl.
Doch die tatsache, dafs mit ausnähme von opinio die wenigen
längen ihre ursprüngliche quantität beibehalten [cf. finio u. s.
komp. deflnio], macht systemzwang innerhalb des Lateinischen
unwahrscheinlich.
109. scTpio V. (I): cf. inclpio usw., deslpio usw.
110. -isio (1): Die Wörter auf -isio hatten im Lateinischen
alle I. In einer grofsen anzahl von Wörtern nun, wo deren
englische ausspräche kürze hat, ist diese kürze zweifelsohne
durch die einwirkung der englischen Wörter auf -ision ent-
standen, die ja alle kürze haben. Es sind die folgenden Wörter :
1. vTsio(!): e. Vision; 2. provTsio(l): e. Provision; 3. irrlsio (1):
e. irrision ; 4. inclsio (!) : e. incision ; 5. decTsio (1) : e. decision ;
6. occTsio (1) : e. occision ; 7. praecisio (I) : e. praecision ; 8. con-
flsio 00 : allgemeine einwirkung der engl, -isions; 9. collTsio
(!): e. collision; 10. ellsio(!): e. elision; 11. divTsio: e. division.
Länge behalten nach Br. nur noch arrlsio, concisio und ab-
scisio. Sollte hierin eine ungenauigkeit Br.'s vorliegen, und
hierfür nicht auch kürze zu setzen sein? Wenn so, dann
stehen wir vor der auffallenden erscheinung, dafs durch den
systemzwang englischer Wörter auf -ision alle lateinischen ent-
sprechungen vollständig umquantitiert worden sind.
111. -itio (I). Umgekehrt ist die kürzung der auf -Ttio
zunächst wieder durch systemzwang innerhalb des Lateinischen
zu erklären, wo die -Itio bei weitem in der überzahl waren,
cf. composltio, deposltio, edltio, traditio, transltio, redltio etc. etc.
Durch deren einflufs und unter mitwirkung der englischen
lehnwörter auf -ition wurden in der englischen ausspräche des
Lateinischen alle langen -Ttio gekürzt. Zu kürzen wurden auf
diese weise: erudltio, expedltio, impedltio, conditio [hierfür
gab Br. auch (a*)], audltio, largltio, amolltio, molltio, per-
polTtio, expolTtio, polltio, demolltio, communitio, munltio und
comp., inflnltio, poenTtio, definltio, finltio, punltio, esurltio,
16*
232 C. HECK,
conquisTtio, ligusTtio, disquisTtio, quaesTtio, inquisTtio, appetltio,
partTtio, petTtio, repetltio.
112. oblTvio (i) wurde gekürzt durch engl, oblivion etc.
113. lasclvio (!). cf. e. lascivious.
114. mitigo und comp. (1). cf. engl, mitigate.
115. iTtigo (1) ?.
116. sTbilo (!). cf. engl, sibilant, sibilation etc.
117. f ebrlcito (i). cf. engl, febricitate und auch andere
englische lehnwörter auf -icitate: felicitate. cf. auch die lat
-Icitatus, a, um.
118. visito (1): cf. engl, visit, visitant, Visitation.
119. perlclitor (!) ?.
120. conquT'sitor (I) und inqul'sitor (1), die schon
durch das beibehalten dieser betonung englischen einflufs ver-
raten, sind in ihrer quantitierung durch das Englische umge-
bildet worden, cf. engl, inqui'sitor, vi'sitor usw.
121. convT'cium, conventicium, laserplcium (1)
stehen unter beeinflussung der bedeutend zahlreicheren -Icium
(beneflcium, dellcium, sacriflcium usw.]. Länge behalten nach
Bradsh. nur epinlcium und iTcium.
122. excT'dium, matri- etc. -cTdium, fastidium (1).
Ebenso werden excidium, matri-, patri- cldium durch lateinische
kürzen wie subsldium, praesldium, discldium usw. vornehmlich
gekürzt Wegen fastidium cl auch fastidio, und das englische
lehnwort fastidious.
123. fastigium (mit i neben a^) erklärt sich als ana-
logie an prodlgium, navlgium. Liegt etwa auch englischer
einflufs vor? etwa durch engl, -igious? Vor den bekannten
Wörtern behält nach Br. im Lateinischen nui^ vestigium länge
(etwa durch den einflufs von vestlgo?).
124. -Ilium (1). Die auf -ilium sind im Lateinischen in
der regel kurz [concllium, domicilium, auxllium usw.]. An die
kürzen werden die wenigen längen angeglichen: perystylium
(1), conchylium (1), lllium (1). Für die kürzung des lllium
wird auch engl, lily heranzuziehen sein.
125. -inium: In der regel bleiben hier die ursprunglichen
quantitäten bewahrt: 1. Kürzen: tlroclnium (i), flamXniam,
DIE QUANTITÄTEN DER AGCENTVOKALE ETC. 233
dominium. 2. Längen: tricllnium, Aeglnium, conflnium.
Kürzung hat Br. nur für Laclnium (1), (et Laclnia?) und
reclnium (1)?.
126. -Tvium. oblTvium (Y), convivium (T). Man denke
an engl, oblivion, convivial.
127. blvium (9*). Das (9*) stammt aus dem engl, bi-
(zwei) in seiner 9*-lautung.
128. nihil um (9*). cf nihil.
129. -icius: Die fast durchgehende kürzung aller -Icius
läXst sich durch analogie innerhalb des Lateinischen wiederum
nicht genügend erklären, da sich dort die -Icius und -Icius in
bezug auf häufigkeit und bedeutungsschwere die wage halten.
Das englische Sprachmaterial (-icious : f elicious etc.) ist es auch
hier wieder gewesen, das die umquantitierung besorgt hat.
Gekürzt wurden nach Br.: aedilTcius, perpessicius, missTcius,
collectlcius, commenticius, adventicius, ascriptlcius, multatlcius,
insitTcius, deditTcius, nutricius, meretrTcius, novicius, invec-
tlcius. Länge behalten nach Br.: tracticius, congestlcius,
aedificius, translatlcius, tribunlcius.
130. -ilius: Hier sind im allgemeinen in der englischen
ausspräche die ursprünglichen quantitäten beibehalten worden.
1. Kürze: Aemllius, Publllius usw. An diese mag Racilius
und Lucilius angeglichen worden sein, ebenso auch Attilius (I)
und Mandilius (1). 2. Länge : vllius, Hostilius, filius, Manilius.
Die englischen Wörter auf -ilious mit durchgehender kürze
haben sich also nicht stark genug erwiesen, um normalisierung
innerhalb des Lateinischen, ähnlich wie bei denen auf -icious
u. a. hervorzurufen.
131. -inius: Bei denen auf -inius ist ebenfalls kein durch-
greifender systemzwang zu stände gekommen : 1. (1) : Flamlnius,
Aslnius, Armlnius usw. 2. (9*): CanTnius, Gablnius usw.
Wegen der kürze in Virginius cf. engl, und lat Virginia.
Plinius (!) ist wahrscheinlich an die kürzen (Flamlnius etc.)
angegUchen worden.
132. mimicus, pantomlmicus (I) cf. engl, mimic u.s. f.
133. polTticus (!). Diese kürzung wird wohl auch
wieder durch die englischen Wörter gleichen Stammes (politics.
234 C. HECK,
politician usw.) und die übrigen englischen Wörter auf -tic
mit durchgehender kürze hervorgerufen worden sein. Mög-
licher weise hat auch das lat. crlticus, das einzige aber sehr
geläufige wort mit t*, einen, wenn auch bescheidenen einflufs
ausgeübt In parasiticus blieb die länge durch anlehnung an
das engl, parasite und die übrigen lateinischen Formen dieses
Wortes erhalten.
134. frlgidus (i und 9*): Das 1 entstammt dem engl,
frigid usw., cf. auch lat. rlgidus, engl, rigid.
135. blfldus (9^. Einflufs des engl, praeflxes bi- mit
der 9^-aussprache.
136. nitidus (9*): cf. nltor (9').
137. llvidus (1): et engl, livid auch vivid, obwohl für
dessen lateinisches vorbild Br. (9*) beibehält.
138. sTbilus (1): cf. slbilo.
139. radlcitus (t): cf. expllcitus, soUlcitus.
140. llcitus (9*): cf. licet.
141. divlnitus (X): cf. engl, divinity etc.
142. conquisitus (t): cf. die englischen Wörter auf
-quisite: exquisite etc. und auch conquisitor (t).
143. blcornis (9*), blcolor (9*), blcorpor (9* und i).
Wiederum einflufs des engl, bi- (zwei) mit 9*-aussprache. [Über
die erklärung dieser doppelten ausspräche des i in engl, bi-
(bicycle, bigamy) cf. später.]
144. frlvolus (1): cf. engl, frivolous.
145. fibula (9^ und 1). Das i kann durch angleichung
an englische Wörter auf -ibular entstanden sein ; cf. aber auch
lat. exclpula.
146. -icula (1 und 9*): bei denen auf -cula tritt in der
regel kein systemzwang ein: 1. Kürze (1): aurlcula, ovicula,
sorticula usw. 2. Länge (9^): cervicula, sicula, comicula,
conciliatrTcula. Doch tritt umquantitierung ein, m. e. durch
beeinflussung englischer entsprechungen auf -cula, -cular,
culous usw. in: 1. febrlcula (1), 2. radlcula (t), 3. canicula
(I und 9'), 4. lectlcula (I), 5. nutrlcula (1), 6. meretrlcula,
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 235
7. clavlcula (1). Die tatsache, da£s umgekehrt keine längung
ursprünglicher kürzen vorliegt, bestätigt die annähme, da£s
diese sieben Wörter nicht durch systemzwang innerhalb der
lateinischen ausspräche, sondern durch englischen einflufs ent-
standen sind.
147. biduum (!) wird gekürzt durch die überzahl der
-Iduum: divlduum, vlduum, reslduum, asslduum, indivlduum.
148. perTculum (e' und 1): cf. engl, periculous.
n. Teil.
Das NE. wortmateriaL — Darstellung, entwioklung
und kriük der methode.
(Eingeschlossen sind: „Die grundzüge der accentuation
der lehn Wörter.")
Durch die aufserenglischen kriterien*) wird unsere spe-
zielle frage nach den allgemeinen gesetzen der quantitierung
der heutigen accentvokale in offenen Silben mehrsilbiger lehn-
wörter äufserst scharf präzisiert, und zwar auf die beiden
folgenden formulierungen : 1. Sind bei den entlehnungen aus
lebenden sprachen die ursprünglichen quantitäten dieser vokale
beibehalten worden? 2. Sind die ui-sprünglichen und künst-
lich wieder eingeführten quantitäten unserer vokale in lehn-
wörtern aus dem Lateinischen und Griecliischen und aus den
anderen toten sprachen mit übernommen worden?*)
') Es ist ferner für die griecliischen entlehnungen hinzuzufügen, dafs
auch die ne. ausspräche des Griechischen von anfang an (cf. auch Ellis) in
der regel die dort auch graphisch zum ausdnick kommenden quantitäts-
differenzen ausgedrückt hat, wenn auch die qunlitüt gewisser laute (so z. b.
ov = 9" (diphthong) in frUhue. zeit, -— ü heute) gewechselt hat und noch
wechselt {tt = heutigem a» und i;. Nur r, für das durch Hart die frühere
ausspräche yy = ue. ju bezeugt wird, und das heute i lautet oder auch
8^, wenn es den acuten accent (r) trägt, macht eine ausnähme. — Für die
entlehnungen aus dem Französischen und den übrigen lebenden sprachen
kommen femer als kriterieu die heutigen lautnugcn der urwörter dieser
entlehnungen hinzu und femer historisch festgestellte frühere lautungen
dieser urwörter.
') Es sei nochmals ausdrücklich betont, dafs die accentvokale vor den
anderen wesentlich nichts voraushaben. Warum wir sie trotzdem ge-
sondert behandeln, wird sich aus den weiteren ausfühmngeu ergeben.
236 C. HECK,
Da uns nun die historischen kriterien die antwort selbst
schuldig bleiben, so bleibt uns nun nichts anderes übrig, als
den letzten schritt rückwärts zu tun, und uns auf die heutigen
lautungen der lehnwörter zurückzuziehen.
Gehen wir nun an der band des New Engl. Dict. und des
Cent. Dict. das ganze ne. wortmaterial durch, unter anwendung
aller durch die historischen kriterien gegebenen direktiven, so
wird uns die allgemeine beantwortung der beiden obigen fragen
in den mund gelegt und auch die grundgesetze für die quan-
titierungen der neubildungen aus aulserenglischem
sprach- und formmaterial, die das weitaus gröfste kon-
tingent des nicht urenglischen Wortschatzes stellen, liegen klar
vor unseren äugen.
Damit ist jedoch noch wenig erreicht, ja die eigentliche
Untersuchung fängt erst an. Auf jeder seite, ja jeder spalte
des N. E. D. und des C. D. stofsen wir nämlich auf durch-
brechungen der grundgesetze der quantitierung des lehnwort-
materials und der neubildungen, und diese — sie gehen in
die tausende — sowie auch die durch orthoepistische Zeugnisse
und die übrigen historischen kriterien sicher gestellten frühne.
und me. ausnahmen von den grundgesetzen müssen erst er-
klärt werden, ehe diese selbst einwandsfrei dastehen.
Da uns aber, wie gesagt, alle historischen kriterien dabei
im stich lassen, so ist eine klarstellung aller dieser erschei-
nungen — natürlich unter Verwertung aller durch die histo-
rischen kriterien gewonnenen einsichten — nur durch eine
Rekonstruktion
aus dem heutigen Ne. möglich. Die methodische berech-
tigung dieser rekonstruktion ergibt sich daraus, dafs die vom
Spätme. ») und Frühne. ab anzusetzenden quantitativen diffe-
renzen in unseren vokalen von dieser zeit ab bis heute keine
wesentlichen änderungen mehr erfahren haben, die notwen-
dig keit derselben aus der beklagenswerten tatsache, dals
^) Sollte sich durch weitere nntersuchnngen sicher ergeben, dafs das
Lateinische auch im F rühme, schon quantitativ korrekt gesprochen wurde,
was unwahrscheinlich ist, so bliebe sich das für unsere rekonstruktion
gleich, da es uns in erster linie auf die tatsache der ununterbrochenen ent-
wicklung ankommt.
DIE QUANTITÄTEK DER AGCENTVOKALE ETC. 237
ohne sie bei dem fast vollständigen versagen der historischen
kriterien die ganze Untersuchung unmöglich wäre.
Wie ist diese rekonstruktion nun vorzunehmen? Um
mich hierüber verständlich äufsem zu können, femer um die
spätere darstellung im hauptwerke klar und übersichtlich zu
bekommen, sehe ich mich genötigt, die durch die rekonstruk-
tion gewonnenen resultate vorwegzunehmen und sie zusammen
mit den hauptquantitierungsgesetzen hier einzuflechten.
A. Das hauptgesetz:
I. der quantitierung der accentvokale in offenen Silben
mehrsilbiger lehnwSrter:
In entlehnungen aus fremden sprachen werden
die ursprünglichen quantitäten dieser vokale mit
übernommen und beibehalten.
Das bedeutet für die zwei hauptsächlichsten gruppen der
lehnwörter :
a) für die aus dem Französischen alter und
neuerer zeit, dafs in ihnen diese vokale nur kürzen
haben, mit ausnähme des u < frz. ü, das aus bekann-
ten gründen zu ja wird. 0
b) für die aus dem Lateinischen, dafs für sie je
nach ihrer ursprünglichen quantitierung^) länge und
kürze unterschieden wird.
*) Für die betreffenden vokale in einsilbigen Wörtern, und in den
letzten silben mehrsilbiger Wörter ergab dasselbe gesetz länge, und zwar
deshalb, weil diese vokale im Afz. schon, ebenso wie heute, lang ausge-
sprochen wurden. Hieraus ergeben sich die unterschiede wie: crime (9*),
criminal (t) etc. Wenn einsilbige Wörter offen waren, dann trat aUerdings
englischer einflufs ein, da kürzen in offenen silben einsilbiger wörtchen in
der regel im Englischen nicht geduldet werden.
') Nach unserer hypothese über die geschichte der englischen aus-
spräche des Latein ist dieses korrekte beobachten der lateinischen quan-
titäten in England def. erst durch die humanisten eingeführt worden, nach-
dem es ev. schon die renaissance angestrebt hatte. Mindestens bis zur
renaissance jedoch hat die englische ausspräche des Lateinischen m. e. nur
kürzen für alle diese vokale gekannt (u = frz. ü natürlich ausgenommen).
Demnach wären dann auch für alle englische entlehnungen
aus dem Lateinischen bis zu dieser zeit nur kürzen anzu-
setzen. In wie weit das zutrifft, mag die weitere diskussion über dies
238 C. HECK,
II. für die quantierung der betreffenden vokale In den
neubildungen :
In neubildungen aus aufserenglischen Wörtern
mit aulserenglischen endungen (manchmal auch eng-
lischen) werden die quantitäten der betreffenden
vokale der urwörter beibehalten.
B. Die ausnahmegesetze :
Die ausnahmen sind in der regel als analogiebil-
dungen zu erklären. 9
I. Für die betreffenden accentvokale in lateinischen
lehnwörtern sind die folgenden analogieen zu konstatieren:
a) Diese vokale standen in bezug auf ihre quan-
titäten schon bei ihrer aufnähme ins Englische oder
später (dauernd oder vorübergehend) unter dem sy-
stemzwang innerhalb der humanistisch korrekten
ausspräche des Lateinischen.
b) Es liegen analogieen an vokalquantitäten
nichtlateinischer Wörter vor, und zwar: 1. Franzö-
sischer lehnwörter; 2. neubildungen, zumeist gleicher
endung, aber auch gleichen präfixes; 3. griechischer,
italienischer u. s. f. lehnwörter oder Vorbilder; 4. ver-
wandter Wörter gleichen Stammes innerhalb des Eng-
lischen aus dem Lateinischen oder Französischen;
5. durch volkstümliche Verwechslungen.
n. Die regulären kürzen in französischen lehnwör-
tern gehen zum teil verloren:
a) ev. schon seit der renaissance, sicher seit der
zweiten hälfte des 15. jahrh., durch 1. den einflufs
lateinischer Vorbilder (frühme. *na'ture > 15. jahrh.
thema entscheiden. Aus mangel au Bichereu kriterien im Me. wird fdch
wohl kaum etwas definitives darüher sagen lassen. Ich selbst habe kein
beispiel gefunden, das meiner annähme widerspräche. Natürlich kommen
auch im Frühme. lange vokale an entsprechender stelle vor, doch sind diese
dann unorganisch und fallen unter B.
^) Für die längung eines kurzen accentvokals vor folgenden vokal ist
nur fUr die fUlle, wo diese länge nicht normal oder durch analogie ent-
standen ist, heimischer d. h. germanischer spracheinflufs anzusetzen.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALB ETC. 239
■
naa'ture durch lat. natura; natural dagegen hat seine ursprüng-
liche reg. kürze behalten. Ebenso nation, national und viele
andere); 2. durch endungs- und präfixzwang, den
a) lateinische lehnwörter im Englischen, b) englische
neubildungen auf sie ausgeübt haben.
b) daneben gehen durch die me. und ne. zeit von
anfang an umquantitierungen 1. durch den einflufs
stammverwandter Wörter a) im Französischen, 6) fran-
zösischer lehnwörter im Englischen, c) lateinischer
Vorbilder, d) lateinischer lehnwörter im Englischen,
2. durch volkstümliche Verwechslungen.
ni. Die ausnahmen vom grundgesetz für neubil-
dungen erklären sich aus denselben Ursachen wie die
unter I und n citierten ausnahmen. Sie sind aber bei
weitem zahlreicher, was in der natur der sache liegt.
IV. Die übrigen lehnwörter bewahren ihre ur-
sprünglichen quantitäten fast durchgehend. Umbil-
dungen erfolgen, wo sie möglich sind, nach der einen
oder anderen der in I — III angegebenen analogie-
wirkungen oder nach solchen durch Vorbilder inner-
halb jeder der einzelnen sprachen. Für die griechi-
schen lehnwörter ist noch zu bemerken, dafs wenig-
stens in der modernen ausspräche, griechisches v mit
dem akuten accent im gegensatz zu v gelängt wird,
und zwar zu (öO-O
Die rekonstruktion.
Unsere nunmehrige aufgäbe ist es, den beweis für alle
diese gesetze zu erbringen. Die hauptgesetze werden bewiesen
sein, wenn wir die nebengesetze bewiesen haben. Wir richten
daher unser augenmerk zunächst auf diese. Es handelt sich
dabei um die schwierige aufgäbe, die jeweilig wirkende,
nicht nur mögliche, analogie für jeden einzelnen fall
herauszuarbeiten. Hierfür haben wir unser gesamtes mate-
rial in zweckmäfsige anordnungen zu bringen.
') Ich habe hier absichtlich vermieden, beispiele zu zitieren. Für den
acccutvokal i finden sich belege in der eiulcitung zum U. buch.
240 C. HECK,
Ehe wir uns zu deren besprechung wenden können, müssen
wir noch einmal auf die Anglia XXIX s. 60 fiE. hingestellten
Voraussetzungen für das gelingen unseres Unternehmens zurück-
greifen. Die erste bedarf keiner weiteren erklärung mehr. In
wie weit wir aber die zweite und dritte für vorliegende arbeit
erfüllen konnten, darüber noch ein paar worte.
Zunächst was die Vollständigkeit des lehnwortma-
terials aller zeiten (natürlich nur soweit es für unsere
vokale in betracht kommt) angeht, so habe ich wenigstens
versucht, dem ideal nahe zu kommen. Soweit das N. E.D.
reicht, war das verhältnismäfsig einfach. Viel schwerer war
es für den rest des alphabets. Hierfür habe ich für die ne. zeit
die angaben des Cent. Dict., Skeat's, Johnson's, Levins' u.s. t,
für die me. zeit die angaben Stratmann's und Behrens' und
zahlreicher spezial - Wörterbücher ausgezogen. Wenn dabei
auch von absoluter Vollständigkeit nicht im entferntesten die
rede sein kann, so bin ich doch sicher, dafs von den bedeutungs-
und wirkungsvollsten Wörtern wohl kaum eins ausgelassen
worden ist.
Der einteilung des gesamten materials nach etymo-
logieen, unserer dritten Voraussetzung, habe ich, soweit dieses
reicht, die angaben des N. E. D. zu gründe gelegt. Die ein-
teilung der übrigen Wörter erfolgte nach den etymologischen
angaben des Cent. Dict. , Grieb-Schröer's, Skeat's usw. — Es
bedarf wohl keiner weiteren erwähnung, dafs man durch Un-
kenntnis der quantitätsgesetze gerade mit etymologischen an-
gaben in bezug auf die lehnwörter vieles verfehlt hat. Selbst
ein werk wie das N. E. D. strotzt von ungenauigkeiten
und direkten fehlem. Meine einteilung konnte daher für
sehr viele fälle nur eine provisorische sein.
In bezug auf die anordnung des materials zur erklärung
der einzelnen analogiewirkungen ist zunächst zu sagen, dafs
wir sie innerhalb der einteilung nach etymologieen
vorgenommen haben, damit uns bei allen noch so subtilen Unter-
abteilungen und anordnungen, wie wir sie gleich vorzutragen
haben, immer die grolsen hauptgesetze der quantiterungen der
lehnwörter und neubildungen, wie sie sich aus ihrem Ursprung
ergeben, klar vor äugen geblieben sind.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 241
Die meisten ausnahmen von den hauptgesetzen, hervorge-
rufen durch analogiewirkungen, sind dadurch entstanden, dals
die auf die betreffenden vokale folgenden wortteile — wir
wollen sie der kürze halber endungen, suffixe nennen —
gleich waren. Man kann diesen systemzwang der kürze
halber endungs- oder suffixzwang nennen, wenn diese be-
zeichnung auch nicht gerade korrekt gewählt ist.
Die zur einsieht in diesen systemzwang getroffene anord-
nung des materials können wir jedoch erst vortragen, wenn wir
uns noch über eine, wenn auch nicht gerade zwingende, jedoch
äuTserst wichtige Voraussetzung zu dieser erscheinung klarheit
verschafft haben. Da das Verständnis dieser erscheinung auch
zur richtigen beurteilung der übrigen analogieen von un-
schätzbarem wert ist, so kann sie auch aus diesem gründe
schon nicht umgangen werden.
Der systemzwang der gleichmachung verschiedener quan-
titäten vor gleicher endung (lat. traditio, expeditio haben
beide im Englischen -Ition mit kurzem i) kann sich nämlich
nicht so wirkungsvoll gedacht werden, ohne die Voraussetzung,
dals, von der zeit ab wenigstens, zu der eine allgemein be-
wufste differenzierung von quantitäten ins englische lehnwort-
material eindrang, also spätestens gegen ausgang des Me., die
vor den gleichen endungen stehenden silben stärker accen-
tuiert worden sind, als die übrigen, und dafs sie von dieser
zeit ab diese bevorzugte Stellung immer beibehalten haben.
Wie steht es mit dieser Voraussetzung?
Die allgemeine beantwortung dieser frage fällt ja nicht
schwer, und sie ist auch schon längst bekannt. Für unseren
zweck ist aber eine allgemeine beantwortung nicht genügend.
In sehr vielen fällen sind fürs Frühne. andere accentuationen
bezeugt, als wie sie die betreffenden Wörter heute besitzen, und
auch heute noch haben hunderte von Wörtern doppelte oder
mehrfache accentuationen. Welches sind da die berechtigten ?
Diese frage lälst sich nur im Zusammenhang mit der
allgemeinen frage nach den prinzipien, die das setzen des
hauptaccentes in lehnwörtern und neubildungen regelten, be-
antworten, und ich sehe mich daher genötigt, das wesentliche
hierüber hier einzuflechten.
242 C. HECK,
Nach welchen Prinzipien wird der hauptaccent
in englischen lehnwSrtern und neubildungen aus aulserenglischem
Sprachmaterial gesetzt?
Zu einer eingehenden darstellung dieses riesenprozesses
würde eine noch weit gröfsere spezialarbeit gehören, als die,
wie wir sie uns für die klarstellung und durcharbeitung unserer
quantitätsgesetze auferlegt haben. Die von uns angesteUten
Sammlungen genügen nui* dazu, die allgemeinen prinzipien,
die ihn regelten, zu erkennen. Ich gebe daher nur diese
wieder. Ob ich jemals zeit finden werde, den ganzen Vorgang
bis in seine oft äulserst komplizierten einzelerscheinungen zu
vei*folgen, kann ich noch nicht absehen.
I. Das hauptgesetz für die romaniaoh-franzöBiaohen
entlehnungen aller zelten, sowie der entlehnungen aus den
übrigen romanischen sprachen:
Der ursprüngliche hauptaccent rückt in allen
diesen Wörtern (verba eingeschlossen) mehr oder we-
niger schnell auf die ersten silben (germanische
accentuierungstendenz!). Die menge der auf diese
folgenden silben übt dabei keinerlei hemmenden ein-
flufs aus (cf. ce-metery u. s.f.).
Innerhalb der romanischen machtsphäre wurde dieses ge-
setz an seiner Wirkung nur durch zweierlei gehemmt:
1. Durch wiederkehrende, oder stetige, oder vorüber-
gehende beeinflussung durch die romanischen Vorbilder dieser
entlehnungen, eine erscheinung, die in Sonderheit an den lehn-
wörtem aus dem Italienischen und Spanischen hervortritt, und
dort das hauptgesetz kaum zum durchbruch kommen läfst (et
aber heutiges bal'cony für früheres balcony < itaJ. balcöne).
2. Durch gegenseitige beeinflussung von Simplexen und
kompositen (*invisible > invisible durch vi'sible).
Das obige gesetz für die französisch-romanischen etc. ent-
lehnungen, ist nicht nur nicht durchgeführt worden, sondern
sogar in seinen ansätzen stecken geblieben, durch den über
wältigenden einfluls, den die accentuation des lateinischen
lelinwortmaterials auf sie ausgeübt hat.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTYOKALE ETC. 243
n. Die gesetze der aooentuierung (hauptaooentsetzimg)
in lateinisohen lehnwörtem. >)
A. Während für die französischen entlehnungen erst in
künstlicher weise eine accentuierung geschaffen werden mufste,
die das germanische accentgefühl befriedigte, so war für eine
grolse hauptgruppe der lateinischen entlehnungen in ihrem
lateinischen hauptaccent etwas passendes gegeben, und in
der tat wurde dieser übernommen. Dafs es allerdings den
gelehrten — von diesen ging in der regel die Übernahme
aus — in erster linie daran lag, korrekte lateinische, nicht
aber germanische accentuation dabei zu beobachten, ist
zweifelsohne. Dafs aber das volk, in das die entlehnungen
bald drangen, diese lateinische acc^ntuierung nicht umstürzte
und alle diese Wörter wie die romanischen lehnwörter behan-
delte (d. h. deren erste silbe betonte , auch da , wo die latei-
nische accentuation die zweite u. s. f. hervorhob), mag sekundär
an der stetigen neubelebung dieser Wörter durch die eifrigst
gepflegte klassische ausspräche ihrer Vorbilder liegen, primär
aber lag es daran, dafs das volk in seinem naiven empfinden
an stelle der hauptaccente stammaccente empfand, und sich
so befriedigt fühlte. — Um einige beispiele aus unserem
gebiet zu eitleren, erklärt sich auf diese weise die erhaltung
der lateinischen accentuation des i in lateinischen lehnwörtem
auf -inic, -isic, -itic, -icula u. s. f.
Die folge davon war natürlich, dafs diese lateinischen
lehnwörter mit französischen lehnwörtem gleichen Stammes
oder gleicher endung in einen streit, ja in einen richtigen
krieg um die accentherrschaft geraten mufsten. Bei der
*) Die korrekte betouung der lateinischen Wörter maTs, wie die
poetischen versuche lehren, vom frühen mittelalter ab gekannt worden sein,
genau so wie die Quantität der vokale. Ob sie aber beim mündlichen
gebrauch der spräche beobachtet wurde, ist wohl, wenigstens für die mittel-
alterliche frz. ausspräche des Lateinischen, mindestens fraglich. Entschie-
den wird die frz. oxytonale betonung (cf. heutiges dominus * vobiscum *)
mindestens von einigem einflufs auf sie gewesen sein, wenn sie sie nicht
sogar ganz beherrscht haben sollte. Ähnliches wäre dann wohl auch noch
für die accentuation des Lateinischen im frühen Me. anzusetzen. Bald
aber Wird sich da die ursprüngliche accentuation ausgebildet haben. Völlige
korrektheit wird man aber auch erst seit der humanisteu-zeit beobachtet
haben.
244 C. HECK,
fülle des materials mnfs dieser konflikt ein gewaltiger gewesen
sein. Geendet hat er mit dem fast durchschlagenden sieg der
lateinischen accentuation ') [cf. z. b. die unorganische accen-
tuatiou der zweiten silben statt der ersten in viersilbigen
französischen lehnwörtern auf 'icious, -tsion, -iäty, -inity, -igion,
-idily, -inVy usw.].
Umgekehrt ist aber auch in manchen fällen die französisch-
euglische accentuation siegreich geblieben. Beispiele lassen
sich schwer eiuwandsfrei erbringen, bevor nicht das ganze
material gesichtet ist. ev. ist history ein solcher fall: Levins
(16. jahrh.) hat noch hiato-ry (lat. histo-ria). Doch wäre auch
an beeinflussung dui-ch story zu denken.
B. Den lateinischen hauptaccent mit hinüber zu nehmen 1
war aber nur so einfach für solche Wörter, bei denen in der j
gestalt, in der sie übernommen wurden, der accent nicht 1
auf die letzte silbe fiel. Was tat man aber mit den |
Wörtern, bei denen das der fall war? Unmöglich konnte doch
die ursprüngliche lateinische accentuation ganz aufgegeben
werden, und andererseits empfand man es auch durchaus un-
zulässig auf der letzten silbe betonen zu müssen. Wie half
man sich ans diesem dilemna? Man nahm einfach eine am-
accentuierung vor, die das germanische accentgefühl be-
friedigte und auch das lateinische gewissen nicht gröblich
verletzte, und zwar derart, dals man füi' die diesen Wörtern |
zukommende accentuation die einer anderen form des- |
selben wortes, oder die eines verwandten lateini-
schen Wortes einsetzte.') — Man setzte ein:
>) Ob sich dieser konSikt schon im Frübme. entsponnea hnt, iit schwer
zu sagen, M. e. ist es nicht der fall gewesen, und ist damals für die direkten
Iftteinisehen eutlehnnogeü dasselbe prjnzip der accentnierung wie für die
fra. eDtlehnangen aiiEnsetiteD (cf. der'mitorj' u. s, f.). Erst mit der kor-
rekten beobochtnDg der lat. ausspräche, also ev. schon von der renaissonce
ab, sicher von der humanistenzeit ab, hat sich dieser koaflikt entsponnen. I
Da aber nun anfang des 16. jahrh. (Levins) dieser prozefs im wesentlichen f
schon abgeschlossen vor nns liegt, so drängt sich der kämpf um d
tnation anf einen verhüll nismarsig kleinen zeitniiini EUsammen nnd läfst nna 1
dadurch ahnen, mit welcher energie der hnmauismus reinigend einge-J
griffen hat.
>) Der nraprüngliche hauptaccent erhielt sich mit sleta abnehmender
st&rke als uebenaccent, der auf die ijnantit£ten der vokale der ihn trageu-
den silben bewahrend gewirkt hat. (cf. änite n. a. t)
UIE QUANTITÄTEK DEtt AOCENTVOKALE ETC. 245
a) In den sog. reg;elinäfsigeii verben, die in ihrer form
als part. perf. übernommen worden (einerlei, ob in ilirer be-
dentung als verb, adj. oder subst.), die accentuation ihrer
stammbetiOnten formen (cf. mi'Utate iL 8. f.).
b) Für die snbstantiva und adjektiva, die in ihrer accu-
sativform usw. übernommen ^vurden, die accentnation des no-
minativs (expedi ■ tion u. s. f.).
c) Für verba, snbstantiva und adjektiva, die nicht unter
a und b fallen, die entsprechende accentuierong eines anderen
wertes gleichen Stammes (cf. engl, invi'dions statt invidious'
< lat invidio'sos durch lat. invi'dia, raate-rial statt material*
durch lat. mate'ria).
d) Für alle fälle, wo keine anderen Wörter gleichen Stam-
mes da waren, die accentuation anderer entlehnnngen gleicher
endung; eine erscheinung, die für lateinische lehnwörter jedoch
nicht so sehr häufig zu konstatieren ist
Diese zweite hauptgruppe der umaccentuierten lateinischen
entlehnungeu kämpfte natürlich denselben accentkonflikt durch
mit französischen und ev. frühme. lateinischen entlehnnngen
gleichen Stammes und gleicher endung, oder blols gleichen
Stammes, oder gleicher endung, und zwar mit demselben er-
gebnis wie die erste hauptgruppe [cf. hierzu die unorgani-
schen accentuierungen in folgenden viersilbigen französischen
entlehnungen : certificate statt cer'tificate; magniftcence statt
magnificence; effi'cient statt eff'icient; conti'uual statt con-
tinual; parti'cular statt par-ticalar; cathe-dral statt ca'thedral,
das noch im 16. jahrh. belegt wird u.s. f., u. s.f.].
C. Eine dritte abteilung bildeten die lateinischen ent-
lehnungen, in denen bei ihrer übernähme der hauptaccent auf
der letzten silbe stand, die man aber nicht umaccentuierte,
weil man nicht konnte, und zwar:
a) weil alle tamilien-glieder dieser Wörter gerade diese
Silben betonten (cf. severe- < lat. seve-rus und nicht se'vere
durch seve'ritas u. s. f., und ebenso serene- etc.);
b) weil noch zu dem unter a) gegebenen grnnd hinzukam,
dab bei einer ev. umaccentuierung die silbe unbetont geworden
^^jrtie, die man gerade so recht als stamraesträger sich einge-
^^^Britgt hatte. Konnte z. b. jemals ein kenner der lateinischen
246 C. HECE,
Sprache zugeben, daTs das o in adopt den accent za gnnsten
der ersten silbe verlieren sollte? Und wenn auch die Volks-
sprache darnach dräng^te, um keinen preis konnte ein akade-
misch gebildeter solche nachlässigkeiten zulassen I Es blieben
also — mit geringen ausnahmen — die part. perl der latei-
nisch unregelmäfsigen verba, soweit sie ins Englische ein-
drangen, bei ihrer organischen accentuation, ja auch dann
noch, wenn sie im verlauf ihi-er entwicklung als lehnwörter
zu adjektiven und Substantiven geworden waren. (In fällen
wie con-duct (subst.) neben conduct' (verb) usw. sind die
accentuationen der substantiva anders zu erklären. Zumeist
sind sie die französischen entlehnungen regelrecht zukommenden
accentuationen (et con'gress), öfters auch analogieen.)
Es liegt natürlich auf der band, dafs auch diese dritte
gmppe die accentuation des entsprechenden französischen lehn-
Wortmaterials beeinflussen mnXste, wenn auch nach der natur
der dinge, mit nicht so durchschlagendem erfolg.
m. Die Booentnation der grleohlBohen und der fibrigen
lehswörter.
Was die accentuation der griechischen lehnwörter nnd der
entlehnungen aus den vielen oben nicht angeführten enro-
päischen und aufser-europäischen sprachen aller zelten anbe-
trifft, so ist das hauptgesetz hierfür das folgende: Wo eine
accentuation, die nicht die letzte silbe traf, vorlag,
wurde diese in der regel beibehalten. Traf die ur-
sprüngliche accentuation die letzte silbe, so konnte
nach dem beispiele der französisch - romanischen
lehnwörter eine umaccentuierung vor sich gehen. —
Ausnahmen erklären sich in der regel als analogie-
bildnngen.
Es reihen sich an:
IV. Sie Prinzipien der hauptaooentaetnmg
in den neubildungen.
Für sehr viele dieser Wörter sind die piinzipien ihrer
accentsetzung schon unter I — HI gegeben. Die meisten neu-
bildungen entstanden nämlich dadordi, -'"'''■ ' 'tische, la- i
DIE QÜAKTITATEK DEE ACCEHTVOKALB ETC. 247
teinische, griechische usw. stÄmme mit endungen verbunden
worden, die entlehnungen aus diesen sprachen herangebildet
hatten. Dadurch waren natürlich auch ihre accentuationen
gegeben. Neu ist nur folgendes gesetz: Neubildungen an
einsilbige urwörter behalten deren accent bei, sofera nicht
analogieen stärker wirken.
Die accentuationen der neubildungen, die ja den gröfsten
teil des nicht urenglischen Wortschatzes ausmachen, sind
natürlich auch nicht ohne folge für die übrigen Wörter,
namentlich die französischen Ursprungs geblieben, wenn auch
ihre Wirkung nicht so fundamental gewesen ist, wie die der
lateinischen lehnwörter.
V. Kleinere aooentuieningB-tendenseii.
Zo den grofsen accentuierungstendenzen unter I — IV ge-
sellen sich noch einige kleinere:
a) Volkstümliche Umbildungen und angleichungen
an einheimische Wörter erleiden dabei öfters accent-
wechsel (cf. andi-ron).
b) Gegenüberstellungen werden öfters durch die
accentsetznng hervorgehoben (compose- : decompose).
c) Es handelt sich um Verdeutlichungstendenzen.
Mit dem ansetzen der letzteren kann mau aber nicht vor-
sichtig genug sein. Viele der bis jetzt durch diese tendenzen
erklärten erscheinungen (cf. confidenf und con'fident, pre-ce-
dent und prece'dent, levant* und le'vant u. s. f.) sind m. e.
weiter nichts als durch die eine oder die andere der vielen
grofsen accentuierungstendenzen hervorgerufenen doppelent-
wicklungen, die sich geschichtlich nun einmal so ergeben
haben.
Auch in der gegenüberstellung von verb und Substantiv
gleicher form durch verschiedene accentuation (cf. to detail*
aber de'tail n.s. f.), möchte ich zunächst auch nur eine ge-
aetzmäfsig entstandene differenz, nicht aber eine be-
wnlBte differenzierung sehen. Für die accentuierung der
ntetantive dieser art lassen sich wohl immer gesetze aus
H-IT geltend macheu.
17*
248 C. HBCK,
Es wäre nun vermessenheit, ohne ganz genaue siclitung
des gesamtmatei'ials mit bezug auf die accentuätion eines jeden
einzelnen wortes sagen zu wollen: das verhält siiih so und
das so. Allerdings kann man in vielen fällen von vom herein
ziemlich sicher sein (cf. z. b. origiiiator und nicht origina"tor
durch ori'ginal u.a.!; — es heilst accumula'tion aber accu-
molator durch accu-mulate u. s. f.).
Hiermit sind wir mit den accentgesetzen zu ende. Wir
gingen aus von der frage (cf. s. 241), ob die heutigen accent-
vokale vor gewissen endungen, so wie -tion, -cious etc., von
anfang an diese bevorzugte Stellung innegehabt haben. DaCs
das nicht der fall ist, darüber kann nach den obigen dar-
stellungen kein zweifei mehr bestehen. Es ist auch nicht so
sehr wichtig. Viel wichtiger ist, ob von der zeit ab, wo
bewuTste quantitätswahrung für lateinische wJJrter, also von
der humanistenzeit ab, die heutigen accentvokale ihre bevor-
zugte Stellung eingenommen haben. Denn durch das bewnXste
beobachten der ursprünglichen lateinisclien Quantitäten trat
ja überhaupt erst die grofse Spaltung in mehi-silbigen Wörtern
nach kurzen und langen offenen accentvokalen ein, und erst
von der zeit ab, wo das geschah, konnte der systemzwang
durch endungagleichheit (-itio, -Itio > Ition) zur Wirkung
kommen. Also das 15. und 16. jahrh. werden hier die ent^
Scheidung herbeigeführt haben. Ist nun seit dem 15. jahrh.
(16. jahrh.) die heutige accentuierung der lelmwörter fest-
gesetzt? Wörterbücher, grammatiken des 16. jahrh., vor
allem aber Peter Levins' Manipulus Vocabulorum geben uns
allgemein befriedigenden aufschluls darüber. In der tat hat
sich in den meisten fällen vom Spätme. ab die heutige accen-
tuierung schon festgesetzt, und wir können also im allgemeinen
mit Sicherheit annehmen, dafs vom Spätme. ab die vokale vor
gewissen endungen z. b. ä- vor -tion (-ation), 1- vor -cious
(-icious) sich gegenseitig beeinäufst, und die heutigen analogie-
wirkungen hervorgerufen haben.
Aber auch hier können wir uns wieder nicht mit dem
allgemeinen tatbestand abfinden. Wir müssen ja jede ein-
zelne analogiewirkung herausschälen , und da müssen wir
über die accentverhältnisse jedes einzelnen wortes eigentlich
im klaren sein. Hunderte von Wörtern hatten im Frühne.
DIE QÜANTTTATEK DER ACOBNTVOKAI.E ETC.
24!>
I
ii
■
I
V
eine abweichende accentuatioD, und es sind viele darunter, die
dadurch anch froher andere quantitätsverhältnisse aufwiesen
(so z. b, cathedral ■= cathedral mit knrzem e bei Levins,
hente cathe-dral mit langem f). Alle diese Wörter müssen
wir zusammensuchen. Die wenigen, die ich im folgenden gebe,
sind nicht ausreichend. Auch hierfür ist zu beklagen, dafs da.s
N. E. D. noch nicht fertig ist, das ja sehr viele vom mod. E.
abweichende accentuationen bringt.
Die fälle, die hier angeführt werden, stammen aus Levins
und aus Ellis. Levins verdiente eine arbeit für sich. Sie ißt
auch, wie ich von herrn prof. Morsbach erfahren habe, von
einem seiner schüler schon uni«rnommen worden, aber nicht
im druck erschienen. In der hoffnung, dafs dies bald geschieht,
beschränke ich mich darauf, hier nur die von den heutigen
abweichenden accentuierungen Levins', so weit sie für die an-
ordnung meines materials von Wichtigkeit sind, zu citieren.
Auf die eine grofse gefahr mui's immer wieder aufmerksam
gemacht werden, dafs man bei abweichender angäbe zu leicht
seine znflucht zu druck- oder Schreibfehlern nimmt : eher alles
andere als dasl Bei Levins' angaben z. b. könnte man m. e. nur
erst dann von druck- und schreibfehlem reden, wenn dasselbe
wort in derselben bedeutung dreimal belegt ist, und mindestens
durch zwei belege die heutige accentuation feststeht, oder
wenn durch mehrere gleichzeitige Zeugnisse eine andere an-
gäbe als die Levins' als allgemein giltig dasteht. So wurde
ich z. b. noch nicht mit Sicherheit behaupten, iudi'visible II (
ist falsch, weil 129,1, indivi'Sible bezeugt wird. Da steht nur
eins gegen eins. Vielleicht sprach man beides. Jede der
beiden lautungen liefse sich rechtfertigen nach dem einen oder
dem anderen der accentgesetze. Dasselbe würde gelten fUr
na'tural 14,1 gegenüber supematural 15jo.
Ferner sind bei Levins die accente über den e sehr ver-
fänglich. Er setzt sie da sehr oft nui' zur darstellung des
lautes ?, wie anch im heimischen sprachgut, und zeigt uns
dadurch, dafs in lehnwörtem neben den regulären ^-lauten
auch geschlossen ^-laute hergehen, was für die beurteilung
der quantitierung speziell der lateinischen werter sehr wert-
Toll ist
Ich finde diese ?-bezeichnung in den folgenden Wörtern
liese accente sind also qualitAtszeichen und fallen für eine
250
C. HKCK,
antersucliiing der accentuierung der lehnwörter weg): 1. die-
tarie (die belegstellen entnehrae man aus dem index des buches).
2. prßcipitate. 3. rfithoric (der zweite accent erst ist der
wortaccent), 4. cement (et im 18. jahrh. Buchauau's cii'ment!).
5. döfective. 6. dßfeneory?. 7. döfile. 8. delectable. 9. dÄ-
sist. 10. pröferment. 11. recommend. 12. Sequester. 13. in-
convenient.
Die folgenden voni mod. Engl, abweichenden angaben
Levins' sind ni. e. mit grofser Wahrscheinlichkeit h'ähne. accen-
tuationen. Wie gesagt, sind nur die citiert, die t&r unsere
Untersuchung (ne, offene accentsilben mehrsilbiger Wörter!)
heranzuziehen sind. Ich habe folgendermalsen eingeteilt: Unter
I bringe ich die Wörter, die heute wie damals offene accent-
silben hatten; riui- wurde damals eine andere silbe betont;
unter II die, welche damals eine offene silbe accentuierten,
heute aber den accent auf einer geschlosseneu silbe tragen.
Diese Wörter wäiden, wenn wir die frühne. differenzen nicht
aufgezeichnet gefunden hätten, einfach bei unserer rekonstruk-
tion aus dem Mod. Engl, wegfallen. Wir sehen da einmal die
gefahr der konstruktionen und werden vorsichtig. Unttr m
bringe ich die Wörter, die nach Levins eine geschlossene silbe
betonten, und die heute den accent auf einer geschlossenen
silbe tragen. Auch diese fälle dienen uns zur Warnung, wie
überhaupt alle die frübue. divergenzen uns auf das gefahrvolle
unseres Unternehmens anfmerksani machen. Aber besser mit
irrtümern zur erkenntnie zu gelangen, als ohne sie sich blofs
mit allgemeinen Vermutungen zu begnügen. — Für die beleg-
stellen cf. den index zur Maa Voc.
I. 1. a'uimal adj. (angleichung an andere auf -imal?).
2. aväri-tious (frz. avare?). 3. cätlie-dra! (dies ist noch die re-
guläre accentuation für dieses wort, das Ja frz. Ursprungs ist.
Das mod. e. eathe^dral ist eine analogiebilduiig (gr. sea&iäQo)
sowohl nach accentuation als auch in bezug auf die Quantität
des e. Die accentuation ca'thedral habe ich übrigens auch
sonst noch getroffen. 4. divisible (bz. engl accent), auch so
einmal indivisible gegenüber einmaligem indivisibiL 5. e-vi-
dence (lat. vi-deo?), 6. hilmi-dity (frz. engl, accent). 7. pl6o- '
re"ticke: cf. plöurisy. 8. pröpi^tiatory ^= adj. (das subst. hat |
propi-tiatory)?. 9. qnädripartite (frz. engl, accent, vielleicht
I
■
■
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 251
auch in analogie an qua'dripede). 10. re*th6ric (cf. retho'rical).
11. spi'ritnal (cf. 16. jahrh. spirite!. Auch analogiebildung an
die Wörter mit -itual mag vorliegen). 12. S^o-nical (cf. Simon,
symony).
n. 1. Ädolescency (frz.). 2. cardi'nal als adj. (ev. durch
angleichung an die Wörter auf -inal), aber als subst. cärdinal.
3. divert (analogiebildung?). 4. his'töry (cf. lat. histö'ria, die
heutige accentuierung ist die frz. englische). 5. sätisfactöry
(noch regelrecht wie die lat. composita mit zweisilbigem ersten
glied. cf. circum-fcio ; die betonung -6ry entspricht dem lat
-örium). 6. vill'änie (anpassung an solche auf -any oder an
frz. vilain? cf. aber villanous). 7. arithme'tical, cf. arithmetick.
8. to cöndition (?. Led. hat das wort als subst aber ohne
accent). 9. to contribute (frz. engl, betonung, oder analogie
an solche mit c6n-). 10. cönvenient (frz. engl? cf. 9, cf. auch
inconv6*nient; doch ist dieser accent eine e-bezeichnung).
11. a cörier (engl. frz. accentsetzung). 12. dishonoür sb.,
dishönour v. (?). 13. to endevöur v. (cf. das sb. end6*vour,
hier mag 6 = e. sein). 14. enrolement (das wäre gesetzlich
richtig; cf. das v. enröll). 15. excusable (regelrechte frz. engl,
betonung). 16. a flagön (anlehnung ans Frz.). 17. a fünda-
tion? (sonst: occasion, oration usw.). 18. legäte (lat.). 19. mäg-
nific (regelrechte frz. engl, ausspräche). 20. to manifest (lat),
cf. dagegen das adj. mä'nifest (frz. engl, accentuierung).
21. mäyntenance (regelr. frz. engl. acc). 22. parent (lat acc.,
das wort ist auch sonst noch fürs Frühne. belegt, cf. pären-
tage). 23. pat^rne (lat. paternus). 24. principality (einflufs
von principal?). 25. proclamation ? (cf. procläme). 26. pro-
sperity (cf. prosper, prösperous). 27. to quarel v., cf. das sb.
quärel (angleichung ans Französische?). 28. to recögnise (cf.
recögnisance). 29. reverend neben reverent (reverend = lat.
rever6ndus). 30. sälvation (? frz. engl. acc). 31. to sol6mnise
(auch solemnity). 32. incömparable (regelr. frz. engl. acc.).
Es wären hieran Lediard's accentangaben anzureihen,
et darüber Ellis an der betreffenden stelle.
Von den übrigen durch die orthoepisten gegebenen accent-
differenzen sind die hauptsächlichsten:
252 C. HECK,
1. andiron (s') Bull. 2. aaylum: B. se', Sh. asylmn
3. balcoo-ny 8h. (cl Led.). i. cadet: cee'det B., cadet- Sh.
5. cadi (cee'di Sh. wie heute; B. hat cadii-). 6. catairh,
cje'tarrh B., catarrh' Sh. 7. cement: ce'meDt (ü, e) B., SL
ci Led. 8. cobrron: co'biron und cobi-ron (17. jahrh.).
9. contrary: contree-ry C. 17. jahrh. (heute noch volkstümlich
und mit besonderer bedeutung). Led. hat C0D*trary (in diesem
wort liegen im Früline. noch die lat. und franz. accentaatton
im streit). 10. cohort = cuurt im 17. jahrh. 11. coroaer (o")
cr9'''ner J. 17. jahrh., cra^ner D. 18. jahrh., coToner Sh, 18.
jahrh. 12. diocesan: diocesanB., diocesanSh. 13. European:
Amerika hat zu Websters zeit noch European als regelrechte
ausspräche, European ist nach ihm eine fashionable neuemng
seiner zeit. 14. geography: ge'graphy "sometimea" J. 15. gco-
metry: gcmetry J. "sometimes", cf. Led. geo'metry. 16. gri-
diroQ: 17. jahrh. gri'diron. 17. hyacinth: dshse'sinth 17. jahrh.
18. mani'ac: ma'niacSb. 18. jahrh. mani-ac(3')B. 19. petard:
p6tard, peetard- Sh. 20. quadrille: queedriUe R, quadrUle Sh.
21. renard: re-nard SL, renard' B. 22. stiletto: ata'ietto B.,
stiletto Sh. 23. supine: supine- B., shnnpine sb., shapine
adj. Sh.
Alle diese accentdifierenzen innerhalb des Ne. sind abo*
im vei^leich zur grotsen mehrzahl der Übereinstimmungen mit
der mod. engl, accentuation so gering an zahl, dafs sie uns im
groFsen und ganzen unsere elntellung nach mod. eng. accent-
vokalen als einwandsfrei erkennen lassen, wenn sie ans auch
wie gesagt zur vorsieht bei der rekonstruktion mahnen.
Nachdem wir uns nun aber die allgemeinen Voraus-
setzungen zu jeder einzelnen von ihnen verständigt haben,
können wir uns nun zur darstellung unserer rekonstmktioDen
wenden. Wir binnen, wie gesagt, mit der rekonstruktion
der ausgedehntesten analogiewirkung: dem systemzwang in
folge von gleichheit der auf die heutigen accentsUben folgen-
den Silben.
Hierzu wurde I. das gesamte material eingeteilt nach den
einzelnen vokalbildern der accentsilben: a, e, ttf, o, u.
— Wegen zweifelhafter fälle moTs auf die einzelbehandlung
der worter bei der ausarbeitung verwiflseD w^en.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 253
Unterabteilung nach heutigen längen und kürzen wäre für
eine klare ausarbeitung hinderlich, eine solche nach ur-
sprünglichen längen und kürzen unmethodisch und undurch-
führbar gewesen.
Innerhalb jeder dieser haupteinteilungen erfolgte ü. die
wchtige anordnung nach den auf die accentsilben fol-
genden Silben (endungen, suffixe) cf. z. b. -tional: national.
Zunächst ergaben sich hierfür die haupteinteilungen nach der
zahl der endungssilben. Fälle, wo frühne. zweisilbige
endungen heute einsilbig und dreisilbige zweisilbig sind etc.,
wurden nach der ursprünglichen zahl eingeordnet (na-tion
ist demnach in der anordnung unter den zweisilbigen zu
suchen). Nur in seltenen fällen wurde dies prinzip durch-
brochen.
Innerhalb dieser einteilung wurde dann die Ordnung
der endungen vorgenommen und zwar nach folgenden sche-
matas:
a) Schema für die anordnung der einsilbigen
endungen: Zunächst erfolgte alphabetische anordnung nach
ihren vokalen (besser vokalbildern) : a, e, i y, o, u (ou), wobei
für Wörter wie pity (me. pite) deren ursprüngliche lautung
zu gründe gelegt wurde. Innerhalb jeder einzelnen der so
entstandenen fünf hauptgruppen wurde dann alphabetisch nach
den endkonsonanten geordnet, und innerhalb dieser anord-
nungen zum schluls alphabetische Ordnung nach den anfangs-
konsonanten getroffen. Die ganze anordnung wickelt sich
demnach nach dem folgenden Schema ab: -a, -ab, -ac > -ojs;
'Jba, -bab, -bac > -baz; ca > -caz usw. > -zaz-, dann folgt
-e > 'Zejs, -I > -zu, usw. > -zuz.
b) Schema für die anordnung der zweisilbigen
endungen: 1. Die erste anordnung erfolgte zunächst nach
den vokalbildern der ersten silben in fünf hauptgruppen hinter-
einander, wie bei den einsilbigen. 2. Innerhalb jeder dieser
fünf gruppen erfolgte die Ordnung der vokale der zweiten
Silben nach demselben prinzip. Von jeder einzelnen dieser
gruppen wurde 3. nach den endkonsonanten der zweiten silben,
innerhalb dieser Ordnungen 4. nach deren anfangskonsonanten,
und 5. innerhalb jeder dieser letzten anordnungen nach den
anfangskonsonanten der ersten silben geordnet.
254 C. HSGK,
c) Schema für die dreisilbigen endungen: 1. An-
ordnung der vokalbilder der ersten Silben der endungen als
hanpteinteilung. 2. Innerhalb dieser dieselbe anordnung der
vokalbilder der zweiten Silben. 3. Hierunter in gleicher weise
die der dritten Silben, dann für jede dieser vokalgruppen
4. alphabetische Ordnung der endkonsonanten der letzten silben;
hierin 5. alphabetische Ordnung der anfangskonsonanten der
letzten silben u. s. f. —
■
In analoger weise erfolgte die Ordnung der viersilbigen
endungen usw. —
Durch diese umgekehrte alphabetische Ordnung der vokale
und konsonanten wurde nun das material in der übersieht-
liebsten weise zusammengestellt. Doch war es damit noch
nicht fertig zur bearbeitung. Es muTste noch die letzte und
wichtigste anordnung erfolgen, eine anordnung, ohne die alles
erklären die basis verloren hätte, nämlich die chronologische
anordnung der einzelnen Wörter innerhalb jeder einzelnen
Unterabteilung der anordnung nach sufflxen. — Die Schwierig-
keiten, die gerade diese anordnung machte, waren enorm.
Zunächst war immer zu beachten, dafs mit den ersten belegen
in den schriftlichen dokumenten das erste auftreten von Wör-
tern in der gesprochenen spräche nicht zusammenfällt, wodurch
sogar alle ziemlich genauen angaben des N. E. D. für noch
nicht genau genug angesehen werden mufsten. Wie schwer
mulste dann aber gar die unvoUständigkeit in der Chronologie
aller der Wörter auf uns lasten , die das N. E. D. noch nicht
gebraclit hat, und deren zeitlich ersten belege wir uns mühsam
aus den verechiedensten quellen heraussuchen mufsten, soweit
es überhaupt möglich war.
Man wird mir an dieser stelle mit recht einwerfen, ich
hätte besser getan, mit meinen ausarbeitungen dann doch min-
destens bis zur Vollendung des N. E.D. zu warten. Auch ich
habe das öfters erwogen, aber ich habe mich aus den folgenden
gründen doch dazu entschlossen, jetzt schon die Veröffentlichung
zu wagen, 1. weil immerhin die möglichkeit vorliegt, dafs
das N. KD. überhaupt nicht zur Vollendung kommt, und 2.
weil meine Untersuchungen gerade dem rest des N. E. D. noch
zu gute kommen können. Für die bis jetzt darin behandelten
DIE QUANTITÄTEK DER ACCENTYOKALE ETC. 255
lehnwörter sind leider die zum grofsen teile ungenügenden
und direkt falschen angaben nicht mehr zu beseitigen.
Hiermit sind wir mit der darstellung der methode fertig.
Ich will hier nur noch erwähnen, dafs für die zahlreicheren
kleineren analogiebildungen (präfixzwang usw.) das dies-
bezügliche material in einer hierfür notwendigen Ordnung zu-
sammengetragen werden mufste, einer Ordnung, die aber wegen
ihrer durchsichtigkeit hier nicht erst dargestellt zu werden
braucht.
Frankfurt a/Main-Bockenheda. C. Heck.
THE RELATION OF THE 1812 AND 1815—1816
EDITIONS OF SURREY AND WYATT.
In 1815—1816 George Frederick Nott brought out his
elaborate edition of the works of Surrey and Wyatt. In a
bibliography of the editions of Tottel's Miscellany and of the
poems of Surrey and Wyatt, a contemporary, John Haselwood,
who was no admirer of Dr. Nott, comments upon this edition
as f oUows : * The works of Earl Surrey and Sir Thomas Wyatt^
omitting the uncertain authors, were "edited by Geo. Fred.
Nott, D. D., F. S. A., late fellow of All Souls College, Oxford ''j
in two quarto volumes, under the bulk of which the modern
bookstalls are now groaning. ' ») Readers generally have been
inclined to criticize the bulkiness and pedantry of this edition,
but it has always been conceded that Nott was a faithful
investigator, who accumulated an immense amount of material
bearing on Surrey and Wyatt. In running through the
editions of these poets at the British Museum, however, I
have chanced upon a few pages of notes which, on comparison,
prove to be almost identical, in some cases actually identical
for entire paragraphs, with the corresponding notes in Nott's
Surrey.
These notes, which are only a few pages saved from
what must have been a very füll body of notes, together
with a reprint of Tottel's Miscellany, constitute a volmne
which was acquired by the Museum on June 28, 1879. The
book is not in the original Covers, it lacks title-page and
^) Ms. note in a copy of the 1717 edition of the Mi8ceUany\ British
Museum Catalogue, 1077. g. 13 (1.)-
PADSLFORD, THE 1812 AND 1815—6 ED. OF BURBEY AND AYATT. 257
preface, and of itself offers no clue to its identity. In tl\.e
catalogue it is attributed to Dr. John Nott of Bristol, an
eminent physician, a man well known for bis classical and
Italian scbolarsbip, and tbe nncle of George Frederick Nott
Tbe entry in tbe catalogue is as foUows: —
'Songs and Sonnets of tbe Earl of Surrey' (of Sir T.
Wyatt, tbe eider, of uncertain autbors, of Nicbolas Grim-
oald). [Edited by J. Nott, M. D.] pp. 72. 367.
[Bristol, 1812.] 40. 11607. i. 7.
Without title-page, and all the preface after p, 72, *^Th\s
intended edition was nearly destroyed in Bensley's fire^\'
Tbe notes are bere wrongly entered as * preface', and tbere
are only fifty pages of tbem, for pages 25—40 inclusive, are
lacking. Tbe quotation about tbe destruction of tbe edition
is from a ms. note on tbe inside of tbe cover of anotber
copy.
Tbree otber copies of tbis edition — so far as I can
leam, tbe only copies in existence, are also in tbe Museum.
Tbey are tbus catalogued: —
* [Anotber copy.] 11604. ff. 4.
Without title-page. "Just as it was completed all but the
preface, a fire destroyed the whole impression" Ms. note
prefixed. There is a cancel ofsheet H., pp, 49 — 56 prefixedJ*
* [Anotber copy.] Copious Ms. notes [by J. Nott]. 11623. ff. 2.
Interleaved, With a volume in 8^ of Ms. collation of the
Songs and Sonnets.'
* [Anotber copy.] 11623 ff. 1.
Imperfect; containing only the Songs and Sonnets of the
* Earl of Surrey. pp. 1 — 48. Interleaved unth Ms. notes by
J, Nott. With Portrait inserted. ' •
Hereafter tbe four copies will be designated A., B., C,
and D., respectively. Like tbe flrst, no one of tbe otber tbree
copies bas preserved cover, title-page, or preface, to teil
tbe autbor, tbe place of publication, or tbe date, and tbe
catalogue is not to be trusted, for it contradicts itself as to
tiMta.
258 FREDERICK MORGAN PADELFOBD,
these details. Thus, it assigns the book to 'Bristol', and yet
says that it was destroyed in *Bensley's Are'. Bensley was a
London printer, and if the edition was destroyed in his fire,
he doubtless was the printer of it. The Suggestion offers
itself that the book may have been printed at Bristol, and
then sent to Bensley for distribution in London. To be sure,
Bensley did seil books at his shop, but, according to B., this
book was not ready for distribution, for the preface was still
lacking. If the work had been printed at Bristol it would
doubtless have been done by Gutch, the printer and publisher,
who brought out Dr. John Nott's Sehet Poems of the Hesperid^s
in 1808, and his The GvlVs Uornhook in 1842, and Gutch
would have taken out some copies for local sale, before
sending the balance of the edition to London. 'Bristol',
I take to be a mere guess on the part of the cataloguer.
The conjecture that the ms. note is right in stating that the
edition was destroyed in Bensley's fire*) is strengthened by
the fact that Dr. George Frederick Nott's edition of 1815,
based upon this earlier edition, as I shall show, was printed
by Bensley.
As the Information given by the catalogue is so dubious,
one next asks, How can we teil that it was Dr. John Nott,
rather than his nephew, Dr. George Frederick Nott, who
prepared this early edition ? The question is a pertinent one,
for the publications of these men are frequently confused;
thus, the British Museum catalogue assigns to G. F. Nott,
the translation of Petrarch which was done by his uncle, and
calls him the Translator of Catullus\ though this translation
was the very best thing that John Nott ever did.
It is Strange, one says, that if G. F. Nott was the editor,
he does not mention this earlier edition in the preface to his
1815 edition. But it would be quite as surprising if he were
to adopt Wholesale the notes of another man, without credit
*) Bensley evidently snffered from two g^reat firea, the firet, presmnably
in 1812, and the second after 1815. In the preface to vol. 4 of bis edition
of the Fosihumous Letters of tJie Bev, W. Huntington j he speaks of the
delay of this volume being occasioned by ' the tremendons conflagration by
which the extensive printing Offices of the editor were, in the space of a
few hours, reduced to ashes'. I cannot find any first-hand testimony
regarding the earlier fire, thongb it is recognized in the D. N, B.
THE 1812 AND 1815—6 EDITIONS OF SURBET AND WYATT. 259
This must be confessed: either he was the editor of the so-
called 1812 edition, or he was unlruthful, for in his preface,
after acknowledging the kindness of those who had loaned
him manuscripts, he says: *Whatever assistance I have re-
ceived from other quarters toward Clearing up the difficulties
in particolar passages, and whatever suggestions I have
adopted, these have all been scrupulously pointed out as they
occur in the Notes. The amount is so small that it would
seem like affectation were I here to mention the particolar
instances.' But, notwithstanding the fact that Dr. 6. F. Nott
was an ecclesiastic in good Standing, we will not end the
investigation here.
We turn to the D. KB., to see if it can help us. In
the list of the works of Dr. John Nott, no. 19 is as foUows:
* "Songs and Sonnets of Henry Howard, Earl of Surrey, Sir
Thomas Wyatt, and others", [1812]. A fire at the printers
destroyed nearly the whole impression, and the work, which
included only the text of the poems, and is to be distinguished
from the exhaustive edition of Surrey and Wyatt by Nott's
nephew, was not published. In two copies at the British
Museum there are copious ms. notes by Nott' It is evident
that this note was merely deduced from the Museum catalogue,
and that, too, prior to the acquisition of A., for A. disproves
the Statement that only the poems were printed. It seems
to be a current idea that the edition was merely a reprint
of the poems, for one runs across the Statement in various
places.
W. Munk is a careful Compiler, and in The Roll of the
Royal College of Physicians, in enumerating the works of
Dr. John Nott , he makes no mention of the edition. ^ Had
he a reason for leaving it out, or was he Ignorant of its
existence ?
The Siationer^ Rolls suggest themselves as a possible
source of information, but, on searching them, no record of
this edition is found. If anything, this favors the theory
that John Nott was the editor, for he never took the trouble
to register any of his books, whereas his nephew did register
») Vol. in, p. 344—6.
ükh.
260 FKBDBBICS HOBQAN FADBLFOSD,
the edition of 1815 — 1816, immediately npon its appearance. <)
This testimony is worth little, however, for the 1812 edition
was apparently not readj for entry at the time when it
was destroyed.
Lowndes seems to have thougbt tbat G. F. Nott was
the editor, for in the Bibliographer's Mcmual, 1857 — 1864, he
comments: 'This is a reprint of the edition of R Tottel, 1557,
and was intended as the basis of the Works of the B^l of
Sorrey and Sir Thomas Wyatt, by Dr. Nott. Nearly all the
copies, however, were destroyed by Are. A copy agredng
with the above collation is in the British Museum. [5. 2548.]'
He then speaks of another copy, interleaved with ma. notes,
as being oHered in a bookseller's catalogne. C, which the
Museum has long possessed, is the copy alluded to as being
in the Museum, and D., acquired July 23, 1873, is probably
the copy offered by the bookseller. In the light of the copy
with printed notes, of which Lowndes was ignorant, it wonld
be absurd to entertain the theory tbat the earlier edition
was 'to serve as a basis for the later edition', for the fifty
pages of notes cover less than fourteen of the three hundred
and thirty-eight pages of the poetry, and no publisher wonld
bring out so elaborate an edition as this first one must bare
been, to follow it sliortly with another even more elaborate.
Arber recognizes the edition, but, wMle copying the other
details from the Museum catalogue, assigns the edition,
apparently without reason, to G. F. Nott. As he took no heed
of the copies with notes, either printed or ms., it is evident
that he gave the question no studied consideration.
Auother possible source of help is the collection of mss.
letters in the Museum. On examination there are found to be
many letters from the pens of John Nott and of G. F. Nott,
but few that have any bearing upon the point in question.
However, a letter addressed to Philip Bliss, Librarian at
Oxford, under date of Feby. 29, 1811, demonstrates that 6.
F. Nott was then gathering material for a memorial of the
Earl of Surrey. He inquires abont a Ms. containing an account
of the household expenses of the Duke of Norfolk (Thomas
Howard, father of Henry) from 1515—1523, and asks further
') See p. ITl, of the toI. of eutries firom Jon;. 15, 1816— June S7, i817>
THE 1912 AND I&IS— fi EDITIONS OF SÜBHEY AND WVATT. 261
; there is any reference to Hundsdou iu Hertfordshire or
Hutloa in Yorkshire, for "I have asceitained that
wtli these places wei-e occasionally tbe residence of the Duke
t Norfolk'e family, and that my Hera passed part of each
during his infancy. at Hunsdon'. ') In tUe notes on
Q). XI — XU of G. F. Nott's Memoirs of Siirrey are embodied
findings of the Ms. concerning which lie was writing.
ÜLt first blush this letter would seem to favor assig:niiig the
"1812 edition to G. F. Nott, biit. on the other band, it seems
that tbis edition did not contain a memoir of Surrey; such
events of his life as bore upon tbe poerns are fully disciissed
Wpi tlie Rotes, and the implication is that no coanected acconnt
Bf bis life was given in the volume. The two men might well
nave been working upon Sun'ey at the same time, the one
editing his iioetry, and the otber preparing Iiis biography.
Indeed, John Nott, who was his neijbew's literary mentor,
may have directed bim t^u tbe task, for, in the preface to his
ßeled Poems from the Ucsperides, tbe eider Nott thus espresses
mself: 'Had ottr late learned poetick biograpber but pie-
srved and illustrated the wi-itings of those earlier bards,
who, on examinatJon , pi-ove to be the sources from whence
many of our öist Euglish poets of the last Century drew
sonie of their most delicious stores, liow would be have served
the cause of inith, and literature. Praiseworthy indeed had
been liis pen, if, iustead of recording the names of Sprat,
Blackmore, Duke, Yalden, Watt*, with siiuilar otbei"s, wbose
rays of genius so dimly shlne, it had given further pubUcity
to such as Ihose of Surrey, Wyat, Raleigh, Marlow, \\'ither,
ICarew, and Herrick.'*)
, In this same year John Nott also was writing to Mr.
pUss, but his lettera all concem a reprint of The GulVs
^ornbook, which he was soon to bring out, and which Mr. Bliss
pKd transcribed for bim. s) One otber letter should be noted
') Add. m. 34. 567- f- 190.
>) n. F. Nott wu inclined to biography. In 1806 he had read; für tbe
pnu a biograpby of Lord Nelson, the publication o[ wtuch was fraBtal«<l
f the Royal Belectiun oE a Hr. Clarke u tbe biographer, See lett«r from
Btt to Eul NelHOD, AM. Ms. 34,992. f. U4.
*i Add. Ma. 34.567. ff. 171, 182, 201, etc.
262 FKEDKBICK HOBOAN PADILFOBD,
for its possible bearing. Under date of April 30, 1811, G. F.
Nott wrote to Thomas Hill as follows: 'The Rev'd Dr. Nott
received the favour of Mr. Hill's note this moming and would
have sent, or called himself, with the Ms. Mr. Hill wishes to
have retarned, in the course of the day, had not he been
prevented by mnch bosiness ....'■) Now this may be the
so-calied Hill Ms., wMch contained poems by Snrrey, and
which is conBtantly referred to in the notea both of the 1812
and of the 1815 editions. It would seem that Gr. F. Nott had
been working with this Ms. Yet he need not necessarily have
been nsing it in the preparation of an edition of the poems
of Surrey, for he might have been Consulting it for bis
Memoir. It is also possible that he had borrowed the Ms.
for bis uncle; what more natural than for John Nott to secure
throngh his nephew the loan of a book owned by a London
gentleman? That G. F. Nott was careless in retuming Mss.
is only too well attested by the history of the so-called Doke
of Bevonshire Ms.,i) which he never retumed to its owner,
and which was secured by the Museum at the sale of the
Nott library.
This exbausts, so f ar as I know, the eztemal eridence
bearing upon the qnestion of the authorship of tbe 1812
edition. Clearly it leaves the problem unsolved. We mnst
resort, then, to internal evidence. Here we shall qnickly find
oorselves on önner ground. Tbe copy called C. has been
described as containing the poems and interleaved pages. On
examination the poems are found to be a reprint of the third
edition of Tottel's Miscellany, and the inter-leaved pagea, as
well as the margins of the printed pages, to contain many
ms. notes, and these, in two bandwritings, tbe one, ronnd and
neat, the other, loose, running, and less careful. In the flrst
band, opposite the poems of Wyatt and Surrey, are entered
the variants trom the Uarringion Ms. No. 2 3), Harleian Ms. 78,
and the Nugae AnUquae, with occasional comments, and
') Add. Ms. 20,082. f. 28.
*) AM. Ms. 17,492.
■) A ma. that was in the pouesiion of Dr. Harrin^D of Btth, that
Guntaiaed poems b; Surrej', Wyatt, Hurington, and othen; a cop; !■ in
the Brituh HDBeiuu.
THE 1611 AND IBIB— ß EDITI0II8 OF BUKREY AND WXATT. 263
citatious from other poets; and, on the margins of tbe pages
which coDtaiD tbe poems of Uncertain Aathors and Nicbolas
Grimoald, tlie variants from the editions of 1564 [5], 1567, and
1574. Thtae last ai'e written in black, red, and blae ink,
respectively. In tbe otber band, notes to sources, parallelisms,
and the like, are written wherever there chances to be a
blank Space. These notes are profuse for the poems of Snrrey
and Wyatt, and only very occasional for the remaining poems.
Comparing these last notes with the fifty pages of printed
notes in A., we find that the ins. notes comprise briefs of all
the printed uotes, and some fresh notes in addition. On
toming to G. F. Nott's edition, we find that all of these notes,
both tbose drawn from the printed pages and the additional
notes, have been included.
We tum to B., whicli contains the poems of Surrey only,
and find on the blank pages, written in the neat band, a
transcript from 'Mr. Hills Ms.', and, on the margins, variants
corresponding to those on the Unknown Authors and Nicholas
Grimoald in the other copy (C). This volnme lias only one
note in the other handwriting: at the top of tlie first page
of poems, a key to the variants, as follows: 'N. B. 1564 —
black; 1567 — red; 1574 — blue.'
A comparison of these two handwritings with those of
the extant letters of John Nott and G. F. Nott leaves no
room for donbt that the neat liand is that of John Nott. and
the other, of bis nepliew. As the notes of John Nott were
written first — for the others, as stated, are written where
blank Spaces happen to be left — it seems probable that he
was the original owner of these copies, and presumably the
author of the edition. Yet the evldence thus far is not
absolutely conclusive. for one inay propose that G. F. Nott
was the editor, bnt secured the assistance of his nncle for
the correlating.
This last donbt is put at rest by a happy note which
identifles the writer of the neaüy- written notes with the
aatborship of the edition. To undei-stand the note, we mnst
flnt print tbe poem to which it relates:
'Right tme it is, and said füll yore ago;
"Take beed of him that by the back tbee claweth."
2i)) FBKDEKICK UORGAN PADELPOBD,
For tione is worse than is a friendly foe.
Tbougli thee seem good, all thing; that tbe delighteth,
Yet know it well, that
in thy bosotn creepeth:
For many a man such fire oft-times he kindleth,
That with the blaze his beard himself he 8ing:eth.'
The note reads thus : ' N. B. Thls piece is writtea as pnblished
in the several Pfprinted] editious, nor is there anytMng in
the Mss. that justifies my conjectnre. — Still the seuse is so
confused, I appreheud there must be some error: as it is, it
is written as if it formed pari of "what word is that that
changeth not".'<) That is, a break in liaes 5 and 6 is con-
jectured, though all the printed editiona give these two half
lines as one complete liue, 'Yet know it well that in tby
bosom creepeth'.
John Nott was, tben, as the tradition bas it, tbe editor
of the 1812 edition. He maj have copied the variants and
mss. readings into his interleaved copies merely for his own
satisf action , though it is more probable that, after the de-
struction of the first edition, he commenced the preparation
of another, which should take advantage of tbe Mss., and so
give the more genuine readings. If my last conjecture be
rigbt, when the work of reediting was only parüy flnished,
he turned tbe task over to bis nephew. One natnrally asks,
Why do this, after expending so much labour? Any answer
most be mere conjecture. He was already in failing health;
if tbe readings were to be changed — and he had probably
come to feel that Tottel's vei-sion was too faulty to serve for
the definitive edition, the task of reediting would be an
irksome one; and his nephew was stronger, a carefol scholar,
and already an authority on Surrey, with a Memoir ready for
the press. Why not tum all of tbe material over to bim,
and let bim make if it what he could? It is to be noted
that Dr. John Nott published nothing more after tbis ül-
fated edition. Bat again one asks, Wby did not 0-. F. Nott
acknowledge the Services of bis uncle? It may have been
bis uDcle's wish that he should not do so. At any rate tbe
') pp. 62-68.
THE 1812 AHD 1615—6 EDITION9 OF 6UBBET AND WTATT. 265
men remained friends, for tbe nephew was appointed esecator
of bis OQcIe's wULi)
In the light of the discovery, it is interesting U> note the
manoer in whicb tlie material of tbe older notes has been
used. In the 1812 edition, the introdnctory note on tbe first
poem, 'The stm hath twice bronght forth his tender green',
reads as follows;
'Thongh this piece in Mr. Hill's Ms. as well as all the
printed copies, Stands the first of Snrrey's poems, we caonot
tbence conclnde, that in point of time it was tbe flrst of
Smrey's compositions: it muat however have been written by
bim at a very early period. The subject is evidently his nn-
bappy passion for the Fair Greraldine; and he describes himself
as having loved her nearly two years: nnfortimately there is
Dothing that ascertains wben the attachment begao. Some
conjecture however may be foimed from the date of Snrrey's
marriage with the Lady Frances Vere. An original instrument
in the Duke of Norfolk's possession informs ns Snrrey was
affianced to that Lady Feb. 13, -1532 ; at whicb time he could
not have been more than fifteen. It is probable, however,
the marriage was not solemnized tili 1536, or 1537, when he
was nineteen, or twenty. As Suirey was of a serious, and
religions tnm of mind, it is not to be supposed he wonld
have addressed the fair Geraldine in so empassioned a manner,
witb such "eamest suit to rue on his dying heart", if actually
married to ajiotber: we may therefore infer, this poem was
written by Snrrey previous to his union with the Lady
Frances Vere; consequently when he was about seventeen
or eighteen.
'That Surrey at so early an age sbould have formed a
style, both in language and versification , which succeeding
writera imitated as their model, and left so litüe for sub-
sequent improvement, is a circumstance that justly canses
admiration of his Tast«, and Genius. In some of his later
pieces, Snrrey's versification is even still more correct and
pcdished than in the present. In this however it is remarkable
tot it8 sweetness uid variety; and though a few lines are
ObMore, t^e langnage in general is elegant and perspicnons.
266 FBEDERICK UOROAN PADELFORD,
The sentiments are everywbere delicate and natoral; josüy
conceived, and feelingly expressed. The whole Ib written in
imitation of the Italian school, and contains so mucfa of the
Italian idiom, we might almost suspect it to he a translation
from that langraage. I apprehend however, that the piece is
not a translation, thongh in writing it, Snrrey had eTidently
in view two poems of Petrarch, the one beginning
A (inalnnque aninial[e] alberga in terra; — Com. 3. the
other,
Di peosier in pensier; di monte in monte. — Ganz. 30.
Yet on comparison it will be found there is not any one line
in Sorrey's poem that can be considered, strictly spealdng,
borrowed from Petrarch.
'The measure Surrey has chosen is what the Italians
call Terza Bima, their favonrite measure, of whicb Dante is
considered the inventor. Not only Surrey and Wyatt, bat
after them, Milton attempted to introduce it into onr lai^oage,
though withont snccess. The piece is now first printed in
the form the Terza Eima onght to bear.
'Tbis piece occurs entire in Mr. Hill's Ms. at p. 115.
Only the nine Örst, and the last fourt«en linea of it, ar«
preserred in the Harrington Ms. The leaf containing the other
part of the poem has beea cut away. Such variations as
are of importance, whicb are but few, will be fonnd in the
notes.'»)
In the 1815 edition, tbis is the readJng: —
' This piece in Mr. Hill's Ms. and in all the printed copies,
Stands the first of Snrreys poems. It is probably one of bis
earliest compositions: at all events it is the first which he
wrote on the snbject of his passion for the Fair Geraldine.
We may conjecture therefore that it was written abont the
year 1541, when Surrey was abont foor or five and twenty
years old.
'That Surrey at that early period should have written
with so much elegance and propriety; and have (onnad ■
style, which teft little room for subsequent improvement^ is a
circumstance which leade ns to admire i
ir« wyiilly b'" judgmei^.^J
THB 1S12 AHD ISIS— 6 EDITIOHS OF BUBKET AND WTATT. 267
uid bis taste. His versiflcation indeed in some of bis later
poems is more correct and polished than in tfais. In tliis
however it is remarkaWe for both its sweetness and ite
variety. The sentiments are uniformly delicate and natural:
are Jnatly conceiTed, and feelingly expressed. The style and
tarn of tbonght which reigns throughout the whole piece,
bears so great a resemblance to that of the Italian poets, that
we might almost suspect it to be a translation; espedally as
we änd in many passages a good deal of the Italian idiom.
Nevertheless, I apprehend that it is an original composition;
altbougb Sorrey had evidently two Canzoni of Petrarch in
view when he wrote it. Tbe one begiiming "A qualnnque
animale alberga in terra". Camone 3. and tbe other, "Di
pensier' in pensier, di monte in monte". Camone 30. but
tbere is no Single line in either of tbose ödes which Surrey
can be said to have borrowed. He has contented himself
with imitating generally, and transfusing into his own poem
the spirit, and the character of his masters.
'The measure adopted is, what the Italians call, Terza
Rima; their favourite measnre, of which Dante is generally
considered to have been the iuventor. Not only Surrey and
Wyatt, but many of oui' early wiiters, and Milton himself,
attempted, though without success, to introduce it into oor
langua^e. The piece is now first printed in the form whicb
tbe Terza Rima ought to bear. It occurs in Mr. Hill's Ms.
In the Harrington Ms. only tbe first oine and the last fourteen
lines are preserved. Tbe leaf containing tbe otber part of
tbe poem has been destroyed. ' ■)
It will be noted that tbe two editors disagree as to
Surrey's age at the time of writing the poem, the one placing
it at seventeen er eighteen, tbe other at twenty-five. G. F.
Nott does not argue the point here, as he has already thrasbed
it over in the Memoir. In general he differs from bis uncle
in points of biography; in fact, it is the only notable respect
in which they do differ. Tbns, John Nott thinks that Surrey
irrote the poem begiiming:
'So cmel prison, how conld betide, alas!
Aa pnnid Windsor?'
IP
s- TinöscT. G. F. Nott Ute
ir i-rsi -Kie b-t; vritteii untü 1546.
c ^CTbtdsor in 1541 at alL
i=^ iiizn- > -sarLT what we shoold
~-i -a*»- -=""5HEiT mide so mnch more
ud it mjght be dted
-m-yrt eridence were
ihe 1812 edition.
-tr--rj:- r- ^emai.-^ rc^mparison of the
■-"^■^..^ ---• •^TOr :rii7?sztr asd characteristic
-"■■--'- -- ~.' ' r c . irT TIt .'pening sentence.
- - - :^- -*-"*.?r -cnt i- "TTTffsr 4a.f involred, is re-
■ -- 1- T'-rz::- —: rfr •- ttl-^ - arr^niise the sabjects of
-r _ : ~.^ i!.?:-;^ • i.-anirma — John Xott avoided
'-.- ~ — .": I • jr:- Tri"\r — n "j«* Äflic-nc« begüuiiiig
~-r - .. ' : 1 — -:•: - -^ir.iJfi n ü«f IjTer version. In
-r -t. -: - ••^■- *>r"^" Uli "^jir: — \ one is un-
*'— r. ".-..-- :- 'jj^'jz -^r,^ X tit.'iri withoat success'
.. --: 1-- u .. ir :- - >irr^T xad Wratt as weil
"-- :.^' _- - : — rr*. Tni^ üsc -irü^s is a besetting
:iz T- -_ _: . -. 7:.iw ii ioi riuar :*«.*» we find the
- '. Tz^ z«>.-i.^z^ -c^ •Ta».'? ria: s. -^oh enviable sighs
zr :_-..- r :n jlk i*rir: !•.•: Lfci^-aring ander the
' --r--L-- : ^ .^ T :ir i^ti:n£ ^rni ir-f« and tenderness,
Mi: T"Tr- ^.z.". -— "^if ' Vw j«i:ca!« is reiised to read:
"^i-s" -- *•:- : ,^:" li«: TZ~u:i»* >«:ti> as bespeak a heart
..± :• L.-'Z-r iZ'i-:' ut -irüssirf :f >.rn?w; bat rather
•TT_-::r T-.--1 1 7r LZM ".czc-rTi-rsSw iz-i cTerT gentle feelingV)
I ?z: 1." ?irr -Jii: *Jii* Ijls:: i> -srij: John Nott meant to
■ v^ - - •
*,«. ^ . . _^ ZI « '_ -•r . ■*"- -^-^^t^
A :zr::z^ jls'xz:^ .: :hr older Nott's inabilitj to present
1«- .Itü Tzei'iTflv :5 rnmishcü br the following: —
A lidv's sltrvc worn on these occadons was considered
: . ':r 5-: p^werfol a chann. that the coorteous knight regarded
i:. \i he obtained the prize. as the sole canse of his success.
Bayard. the famons Chevalier ~sans peor, et sans reproche**,
') 71. ') p. 349.
y
I
THE 1812 AND 1^15—6 EDITI0N8 OF SÜBREY AND WYATT. 269
once held a tournament at Carignan in Piemont, in honour
of La Dame de Fluxas, who had given him one of her
sleeves to wear. Bayard was declared unanimously to have
won the prize: but he modestly declined taking it, alleging;
"that the victory was owing solely to the virtue of the
Lady's Sleeve". The sleeve was consequently restored to La
Dame de Fluxas, who took from it a ruby, valued at an
hundred ducats, and with her husband's permission gave it to
le Seigneur de Mondragon, the person who had distinguished
himself next after Bayard. "A l'egard du manchon", she
continued, "puisqu' ainsi est que Monsieur de Bayard me fait
ce bien de dire que mon manchon lui a fait gagner le
prix, je le garde — "V) ^^^ here the last page of the extant
notes ends.
Gr. F. Nott rewrites the entire paragraph, to read as
foUows: —
* The sleeve wom upon these occasions was considered by
the courteous kniglit, if he obtained the prize, to be the sole
cause of his success. The Chevalier "Sans peur, et sans re-
proche", at a tournament which he held in honour of his
Mistress who had given him one of her sleeves to wear, was
declared unanimously to have won the prize. He modestly
declined receiving it; saying, "that the victory was owing
solely to the virtue of his Lady 's sleeve". The sleeve was
consequently restored to the Lady. She took from it a ruby,
valued at an hundred ducats, and gave it to the Seigneur
Mondragon, who had distinguished himself next after Bayard.
"A Tegard du manchon", she continued, "puis qu' ainsi est que
Monsieur de Bayard me fait ce bien de dire que mon manchon
lui a fait gagner le prix, je le garderai toute ma vie pour
l'amour de lui".' 2)
In general it may be said that John Nott did not know
liow to organize his sentences; sometimes they are bafOingly
complex, sometimes so loose as to be almost incoherent. G. F.
Nott, on the other band, makes compact and clean-cut
sentences, and his writing is more direct and rapid. In want
of better evideuce, we could prove from the sentence-structure
>) p. 72. «) p. 350.
268 7SEDEBICK HOKQAN FADEUOSD,
in 1541, while in conflnement at Windsor. G. F. Nott takes
pains to prove that the poem was not writteo nntil 1546,
and that Surrey was not conlbied at Windsor in 1541 at all
Dlsagreement on these points is exactly what we shonld
expect from one who had evidently made so mach more
thorough a study of tbe life of Surrey, and it migbt be dted
as additional evidence — if, indeed, more evidence were
needed — ttiat 0. F. Nott did not prepare the 1812 edition.
As to style, a sentence by sentence comparison of the
second paragraps reveals some interesting and characteristic
differences. I will point out a few. The opening sentence,
which in the earlier edition is clumsy and involved, is re-
worked with an eye to cleamess and simpUcity. One bas to
read the original sentence twice, to determine tbe subjects of
'left' and 'is'. The omitted conjunction — John Nott avoided
the conjunction when possible — in the sentence beginning
'The whole is written', is supplied in the later version. In
the sentence 'Not only Surrey and Wyatt — ', one is un-
certain whether the qualiflcation 'thougli without success'
applies to Milton alone, or to Surrey and Wyatt as well
Thjs fault also is corrected. Tbis last offeuce is a besetting
sin with John Nott. Thus, on another page,') we find the
following misleading sentence: 'That is, "such enviable sigbs
as come lightly from tbe heart, not labouring under the
pressure of sorrow; but swelling with hope and twideraess,
and every gentle feeling".' The sentence is revised to read:
'That is. "such light and enviable sighs as bespeak a beart
not labouring under the pressure of sorrow ; but rather
swelling with hope and tendemess, and every gentle fe^ing".'^)
I am not sure that this last is what John Nott meant to
say, but it is much better English.
A curious instance of the older Nott's inability to present
bis ideas effectively is fumished by the following: —
'A lady's sleeve worn on these occasions was considered
to be so powerful a charm, that the coorteous knight regarded
it, if he obtained the prize, as the sole cause of bis t
Bayard, the famous Chevalier "sans peur, et 8
') 71. ') p. 3«.
THE 1812 AND 1^15—6 EDITIONS OF SÜBRET AKD WYATT. 269
once beld a tonmament at Carignan in Piemont, in honour
of La Dame de Fluxas, who had given him one of her
sleeves to wear. Bayard was declared unanimously to have
won the prize: but he modestly decUned taking it, alleging;
"that the victory was owing solely to the virtne of the
Lady's Sleeve". The sleeve was consequently restored to La
Dame de Fluxas, who took from it a ruby, valned at an
bnndred ducats, and with her husband's permission gave it to
le Seigneur de Mondragon, the person who had distinguished
himself next after Bajard. "A l'egard du manchon", she
continued, "puisqu' ainsi est que Monsieur de Bayard me fait
ce bien de dire que mon manchon lui a fait gagner le
prix, je le garde — " ', ') and her« the last page of the extant
notfö ends.
Gr. F. Nott rewrites the entire paragraph, to read as
loUows: —
'The sleeve wom upon these occasions was considered by
the courteous knight, if he obtained the prize, to be the sole
cause of his success. The Chevalier "Sans peur, et sana re-
proche", at a toomantent which he held in honour of his
Mlstress who had given him one of her sleeves to wear, was
declared unanimously to have won the prize. He modestly
declined receiving it; saying, "that the victorj' was owing
solely to the virtue of his Lady's sleeve". The sleeve was
consequently restored to the Lady. She took from it a ruby,
valned at an hundred ducats, and gave it to the Seigneur
Mondragon, who had distinguished himself next after Bayard.
"A l'egard du manchon", she continued, "puis qu' ainsi est que
Monsieur de Bayard nie fait ce bien de dire que mon manchon
lui a fait gaguer le prix, je le garderai toute ma vie pour
l'amour de lui".'')
In general it may be said that .Tohn Nott did not know
how to organize his sentences; sometimes they are baSlingly
complez, sometimes so loose as to be almost incoherent. G. F.
Nott, OD the other haud, makes compact and clean-cut
MQtences, and bis writing is more direct and rapid. In want
of better evidence, we conld prove from the sentence-structure
^^v^
^
*) p.360.
270 PADELFORD, THE 1812 AND 1815—6 ED. OF SURRET AHD WTATT.
alone, that the 1812 edition was the work of the eider Nott,
rather than of the younger.
Another characteristic difference is in spelling. John Nott
uses here, as in his other works, many archaic spellings; these
his nephew changes for the more modern; thus, antient^ —
ancient^); Pierce Plowmann^) — Piers Plowman*); and
the like.
G. F. Nott takes over whole pages of the citations from
earlier poets who had iufluenced Surrey, and from the later
poets who were his debtors. It would be idle to quote
illustrations of this. He never differs from his uncle in matters
of taste, and, as we have seen, usually copies his comments
with trifling variations.
Such, in brief, are the findings relative to one of the
most surprising cases of 'literary borrowing' in the history of
oui* literature. On the ethics of the case no comment is
needed. Let os trust that the morals of the twentieth Century
would forbid such conduct.
*) P- 72. «) p. 300. ^) p. 70. *) p. 348.
British Museum, September 30, 1905.
Frederick Morgan Padelford.
NOTIZEN ZU CYNEWULFS ELENE.
21 f. Wenn wir mit Zupitza die Hugos aufnehmen, warum
nicht zugleich die Hettvare, die dem dichter jedenfalls aus dem
heldenepos in ihrer Verbindung mit Frysan, Francan, Hugos
bekannt waren (Beow. 2912 ff. , 2363) ? Also etwa : foron
fyrdhtvate Froncan and Hugos, / swylce Hetware ; wosron hwate
weros I gearwe to guöe. So erklärt sich die lücke wohl leichter
(zumal wenn wir Hetworan lesen) als bei den sonstigen er-
gänzungen, und der einfache, unveränderte schlufssatz scheint
mir stilistisch etwas passender zu sein.
311. gedweolan lifdon. Gegen die notwendigkeit der ein-
schaltung von in (Sievers) liesen sich Jul. 410: Jxet monpeowum
(MS. mon-) minum lifge, Beow. 2144: ßeowum lyfde, ib. 99:
dreamum lifdon, Gren. 73 : heo helltregum / werige tvunodon und
vielleicht noch andre stellen anführen.
667. Man übersetzt: för nydßearfe ^aus notdurft' (Grein),
*from very need' (Holt) u. dergl. und übersieht dabei den Zu-
sammenhang, der eine dem lat. ^vere, domina, quia conscripta
sunt' entsprechende gedankenfolge erfordert. So fasse man den
durch ond angereihten satz als einen fall loser parataxe, ähn-
lich den Anglia XXV 276 besprochenen, und übei-setze: *wir
haben jenen krieg notwendigerweise im gedächtnis, da wir die
ereignisse aufgezeichnet haben'.
979. (. . . wcds ludeum gnomsorga mcest . . .) P(Br hie hit
for worulde wendan meahton, j cristenro gefean. Die rückseite
der handschriftlichen lesart ergibt sich aus Jul. 570 : (}>cdt jHim
weligon wces weorc to ßolian,) Posr he hit for worulde wendan
medhte. Die funktion des durch ^cer eingeführten Satzes ist
vielleicht analog der der Beowulfstelle 2573 f. : dodr he Py fyrste
forman dogore j wealdan moste, welche ich an anderem orte
als eine spezielle art der formel gif he (ic) wealdan mot erklärt
habe. Also: ^ falls sie es hätten ändern können', oder ^in dem
gedanken dafs . . .'. Nicht unmöglich wäre es, dafs posr geradezu
in die bedeutung von 'utinum' übergetreten ist (Cosijn, Strunk).
1^
272 FR. KLAEBBR, NOTIZEN ZU CYNEWULF8 ELSKS.
Noch möchte ich zwei älteren emendationen das wort reden,
die unverdientermarsen in den hintergrund gedrängt sind.
629 ff. Der sinn ist natürlich : ^ sei es, dafs er sowohl das
irdische als das himmlische leben preisgäbe, oder dafs er das
kreuz zeigte'. Die konjekturen swa niode (Grein, Bright, Mod.
Lang. Notes II, sp. 164) und swa mede (Holthausen) tragen zum
mindesten einen überflüssigen gedanken in den text hinein;
zudem wäre die bedeutung von niode ziemlich problematisch.
Dagegen fügt sich das von Cosijn vorgeschlagene samod aufs
glatteste in den Zusammenhang; nur müfste man statt hylU
etwa hyhtwynne schreiben (cf. sigorlean in swegle 623, eord
mid englum 622) : ge lie Jieofonrices hyhtwynne samod / ond pis
andwearde anforlete / rice under rode^'um, ge he da rode tcehte.
646. Das statt eines komparativs vor Panne ein positiv
stehen kann, ist sattsam erörtert worden (Grein, Bugge, Wülker,
Nader, Cosijn, Koeppel; Hörn, H. Archiv CXIV 362 f.). Aber
welches adjektivum könnte hier in frage kommen? Sicher
nicht mycel oder open, und eald scheidet wegen seiner stellimg
selbstverständlich auch aus. Um nun den hier einzig passenden
gedanken : 'der Trojanerkrieg ist viel länger her (cf. 648: geara
gongum) als die kreuzesgeschichte' zu gewinnen, genfiglr die
änderung von f(er mycel zu fir (fier) mycle, an die schon Grimm
— gefolgt von Kemble und Weymouth — dachte; vgL z. b.
auch 'Crist' 842: leofra micle, JuL 444: to late micles.
The University of Minnesota, Dezember 1905.
Fr. Elaebsr.
BERICHTIGUNG.
Durch ein versehen in der druckerei ist in Anglia XXVIII 446 1 der
letzte teil einer bei der korrektor gestrichenen bemerknng zu Beow. 2999 ff.
stehen geblieben. Die beiden letzten zeilen auf s. 446 lud die yier eisten
Zeilen auf s. 447 sind demnach zu streichen.
The University of Minnesota. Fr. Elaebbr.
THE MANUSCRIPT POEMS
OF HENRY HOWARD, EARL OF SÜRREY.
There are now available seven mannscripts , all in the
British Museum, which contain poems of Surrey. These mss.
are Egerton 2711, Harleian 78, Hargrave 205, and AM, 17492,
28635, 28636, and 36529. The first of these is the precious ms.
which contains the autograph poems of Wyatt, a transcript of
which was published in Änglia, vols. 17—18.*) Dr. Nott's
detailed account of the ms. may be found in the introductory
pages to this transcript. With the exception that the twelve
French epigrams on pages 227 — 235, and the short sentences
on pages 206 — 207, are probably not in the handwriting of
Wyatt, Nott's description is accurate. Unfortunately this ms.
contains only one of Surrey's poems, which is a tribute to
Wyatt, ^The great Macedon that out of Perse chased'. The
ms. will be known as E. Ms. Harl, 78 [Uarl,] is a miscellany,
and contains, among other papers, a few stray leaves from
some lost ms., which fumish several poems by Wyatt, and
three by Surrey, *0f thie lyfE Thomas the compas well marke',
*I that vlisses yeres have spent', elsewhere not attributed to
Surrey, and seven verses of the poem, *0 happy dames that may
embrayes'. The Script is Elizabethan. Ms. Harg, 205 [Harg,]
contains Surrey's translation of the fourth book of the Äeneid.
The age of the ms., and the relative reliability of this Version
of the translation, are ably discussed by Dr. Rudolf Imelmann,
in an article entitled Surrey's Aeneis IV in ursprünglicher Ge-
stalt, in the Jahrbuch der Deutsch. Shakcsp.-Gesellschaft, 1905.
V Flügel, Die Hatulschriftliche Überlieferung der Gedichte von Sir
Thomas Wyatt.
AnglU. N. V. XVII. 12
274 PRBDERICK MORGAN PADELFÖRD,
Add. Ms. 17492 [D.] is the so-called DuJce of Devonahire Ms^
which contains a large number of Wyatt's poems not to be
found elsewhere, and autograph poems of other writers of the
time of Henry the VIII. Dr. Nott's description of this ms.,
together with the catalogue entry, is also printed in Anglia.
It contains only one of Surrey's poems, '0 happy dames tliat
may embraes'. Add. Ms. 28635 [A.] Claims to be an exact
transcript of the so-called Harrington Ms. No. ii, which Nott
used in his edition of 1815 — 16, but which has since been
lost. Besides poems by Sir John Harrington, John Harrington^
his father, Sidney, Constable, and others, it contains about
sixty of Wyatt's poems, and eieven of Surrey's. This ms. is
more fully described in Professor Flügel's introdnction. Add.
Ms. 28636 is a good copy of E., but as the Museum now has
the original, we need not consider this ms. Lastly, there is
Ms. 36529 [P.], which contains more of Surrey's poems than
all other mss. together. In the Nachwort to his transcript,
Professor Flügel calls attention to a ms. containing poems by
Surrey and other writers, which was offered for sale by Mr.
B. Quaritch. In 1900 this ms. was acquired by the Museum,
and enrolled as Add. 36529. As this ms. is peculiarly rieh,
not only for the Student of Wyatt and Surrey, but of sixteenth
Century poetry in general, I will give the catalogue entry
entire :
Toems, by Henry Howard, Earl of Surrey (d. 1547), Sir
Thomas Wyat (d. 1542), and others, apparently coUected by
Sir John Harrington of Kelston (d. 1612): —
1. "Helen to Paris"! a translation of Ovid, Heroid., Ep.
xvii., by Sir Thomas Chalouer (d. 1565). Beg. "Now that mjn
eyes thy pistle red alredy haue suffred stayn." f. 5. Printed
from this ms. in Nugae Antiquae (ed. Park, 1804), II. p. 372.
2. Translation of VirgiFs Aeneid, libb. I — III (by Thomas
Phaer, d. 1560). Beg. "I that some time my slender flute, in
verse was wonte to sounde". ff. 10, 21, 36. In the first edition,
The selten first hookes, etc., 1558, Phaer states that these three
books were finished 10 Oct. 1555. The present text varies
slightly from the printed editions, and perhaps represents an
earlier draft.
3. Seven pieces by Sir Thomas Wyat, printed (with some
variations) in Worlcs of Surrey and Wyatt, ed. G. F. Nott,
THE H8. P0BM8 OF HEKRT HOWARD, EARL OF SURRET. 275
1815—16, vol. IT., viz.: (I.) "Myne owne J[ohn] P[o3mz] sins
you delite to knowe" (Works, p. 87). f. 30; — (H.) **I finde
no peace and all my war is done." (p. 9). f. 32; — (III.) "Ven-
emoos thorns that be both sharpe and keene'' (p. 73). t 32 ;
— (IV.) "I am not dead although I had a fair (p. 73). f. 32;
— (V.) "Luckes my faire falcon and your fellowes all" (p. 72).
f. 32 b; — (VI.) "A face that shuld content me wonders well"
(p. 64). f. 32 b; — (Vn.) "The wandring gadling in the somer
tyde" (p. 67). f. 32 b.
4. Four pieces, printed in Nugae Antiquae (ed. 1779), III.
(pp. 249—253, as Nos. 8, 9, 6, 7 of "Sonnets by John Harington,
Esq., and some others, 1547, ^vvs.\ (I.) "Plajm ye my neyes":
a translation of Petrarch, Sonnet 63. f. 33 ; — (11.) "I see my
plaint". f. 33; — (HI.) "Vengaunce must fall on thee" (Pe-
trarch, Son. 105). f. 35 b; — (IV.) "Spring of all woe" (Son.
107). f. 35 b.
5. "None can deame right who faythfull frends do rest":
Bk. XIX., stanza I. of Sir John Harington's translation of
Orlando Furioso, flrst printed in 1591. f. 44.
6. Two anonymous pieces, (I.) "You on whose necks the
waight of rewU doth rest", addressed to the English Judges
or Privy Councillors; — (IL) "Whear giltles men ar greu-
ously opreste". ff. 44, 44 b.
7. Translations from Petrarch: (I.) "You that in rime"
(Sonnet I); — (H.) "Yf loue be not" (Son. 102); — (III.) "Some
kind of creaturs" (Son. 17. Other versions, by Wyatt and
Puttenham, are printed by Nott, Surrey and Wyatt, 11. pp. 7,
540); — (IV.) "Cesare what time the wise" (Son. 81. Cf.
Wyatt's Version, op, dt. II. p. 6) ; — (V.) "If stable mynd and
hart" (Son. 188. Cf. Wyatt, op. dt. p. 14); — (VI.) "Biest be
the day" (Son. 47); — (VII.) "From babells bowre" (Son. 91);
— (VIII.) "Haniball woon and after cold not sew" (Son. 82);
— (IX.) "The precius piller perisht is" (Son. 229. Cf. Wyatt
in op. dt. IL p. 16); — (X.) "Now I bewayle", and (XII.) "I do
bewepe", two versions of Son. 313; — (XL) "The belye cheere"
(Son. 7). ff. 45-48.
8. "Severall Poems by the right Hon***** Henry, Earle
of Surrey", viz.: (I.) "The sonne hath twyse" (Nott, op. dt. I.
p. 1). f. 50; — (IL) "So crewell prison" {ib. p. 48) f. 51; —
19*
276 FREDERICR MORGAN PADELFORD,
(in.) "London, hast thow accused me" (/6. p. 53. First printed,
from this ms. , by Park in Nugae Antiquae, 1804, ü. p. 336.
Nott took bis text from "the larger ms. in Dr. Harington's
possession", as being less faulty). f. 52 ; — (IV.) "Suche way-
warde wais" (Nott. I. p. 24). f. 53; — (V.) "As ofte as I be-
hold" {ih, p. 7). f. 53b; — (VI.) "When youthe had ledd me"
(*. p. 23). f. 54; - (Vn.) "Marshall the thinges" {ib, p. 43).
f. 54 b; — (Vm.) "From Tuscane came" {ib. p. 3). f. 55; —
(IX.) "When Windesor walles" (ä. p. 50). f. 55; — (X.) "I
neuer saw youe" (ib. p. 17, but with many variations). 1 55 b;
— (XL) "Love that doth raine" {ib, p. 16). t 55b; — (XIL)
"In Cipres springes" {ib. p. 18). f. 56; — (XHL) "The greate
Macedon" {ib. p. 44). f. 56; — (XFV^.) "In the rüde age" (i6.
p.47). f. 56b;— (XV.) "Thassyiyans king" (*. p. 44). f. 56b;
— (XVI.) "Yf he that erst" {ib. p. 5). f. 56b; — (XVIL) "Set
me wheras the sonne" {ib. p. 15). f. 57 ; — (XVIIL) "Dyvers
thy death" {ib. p. 46). f. 57. At the end, in a later band, "Here
ends my L'^ of Surrey's Poems." But see below, artt 9, 10.
9. Paraphrase of Ecclesiastes , chapp. I — IV [by Surrey].
Beg. "I salamon dauids sonne", f. 58 b. First printed by Park,
from this ms., Nugae Antiquae, 1804, 11. p. 339; afterwards
by Nott, op. dt I. p. 66, "from another ms. in Dr. Harington's
possession".
10. Paraphrase of Psalms LXXXVHL, LXXIIL, LV. [by
SurreyJ. Proem beg. "Wher reckeles youthe". f. 63. Printed
(as above , art. 9) by Park , Nugae Antiquae TL p. 360 , and
Nott, I. p. 78.
11. "Advice to his Wife" [by John Harington, father of
Sir John]; beg. "If dutie, wyf, leade the to deeme". t 69.
Printed, with date 1564, in Nugae Antiquae^ 1779, III. p. 294
(ed. 1804, IL p. 395).
12. Various anonymous pieces, t??>.: (I.) "Now hope, now
feare, now ioye, now wofull cace" (6 lines). In the autograph
of Sir John Harington {cf. Add. ms. 18920). f. 46 b; — (II.)
"Who so cau way, of eache atempt the end" (14 vs., with a
Couplet added at the end). f. 66 b; — (IH.) "At lest withdraw
your creweltie", in 5 stanzas of 9 lines; not the same as
Wyatt's poem (Nott, n. p. 209) , though in the same metre.
f. 67 b ; — (IV.) " What uatures woorke is this in one wightes
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 277
Corps to hyde (70 vs.). f. 80 ; — (V.) "So luckie be your twistid
holde of copled youthe" (31 vs.) f. 81 b.
13. Nascentis Ecclaesiae generatio prima: hoc est, Cata-
logus Pontificum Eomanorum Caesarum patrum et rerum aliquot
insignium post Christi servatoris ascensionem ad annum domini
septuagesimum. "By Edmund Campion (d. 1581). Laiin, In
hexameters, beg. "Sancta salutiferi nascentia semina verbi",
and preceded by a prose dedication addressed from Oxford
(which Campion left in 1569, see R. Simpson, Edmund Campion,
1867, p. 22) to Anthony Browne, Viscount Montagu [1554—
1592]. f. 69 b. Not mentioned by the biographers of Campion.
At f. 82 is a deathbed speech of "Mr. Diringe" [? Edward
Dering the puritan, d. 1576].
Paper; ff. 82. Late XVI. cent. Bound in brown leather
with gilt- and blind-tooling, much defaced. On f. 29 b are the
names "ffrancis Haryngton" and "Ellina Haryngton" (?signa-
tures of two daughters of Sir John, d. 1636 and 1638 respect-
ively, or perhaps the former signature is that of his younger
brother, d. 1639: sre Mise. Gen, et Her., New Ser. IV. pp. 191 —
193); the latter is repeated on f. 82. On f. 3, "Liber Jacobi
Tyrrell, 1663". Belonged in 1791 to the Rev. W. Sayle, of
Stowey, CO. Somerset (f. 1), and was apparently lent by him
to Thomas Percy, Bishop of Dromore and editor of the
Reliques , who has inserted notes at ff. 4 , 49 b, 62 b , etc.
Bought from Sayle's library in 1800 by Thomas Park (see
ff. 1, 3, and Bibliotheca Anglo-Poetica, 1815, p. 328), who used
it for his edition (1804) of Nugae Antiqtme: see above, artt.
1, 8 (III.), 9, 10. Afterwards belonged successively to Richard
Heber (sale-cat. pt. XL, 1836, lot 1336), Thomas Thorpe the
bookseller (cat. 1836, no. 1244), and Sir Thomas Phillips (folio
cat. 1837, p. 151, no.9474, sale-cat. 1896, lot, 1206). B. Quaritch's
cat. 1900, pt. VII. no. 5811. 11»/., x 7^U in.
It remains to speak of another ms. [H,], containing a few
of the poems, which was commonly kno\\Ti a Century ago, but
which has since disappeared. This was a ms. which belonged
to Thomas Hill, the eccentric bibliomaniac. Nott offers no
description of this ms., though he alludes to it familiarly as
"Mr. Hiirs ms.", as does his uncle John Nott in the extant
278 FREDERICK MORGAN PADELFOED,
pages of notes from bis edition of 1812. i) Of the interliuear
pages of one of bis copies of tbe 1812 edition, John Nott copied
tbe variants for Surrey's poems from this ms., thongb he did
not adbere to tbe early autbograpby, so that we thus have
indirect access to tbe more important variants.
The disappearance of this ms. is puzzling. In 1810, Messrs.
Longman bougbt a large part of Mr. HilVs library, induding mss^
and osed it in the preparation of tbe Bibliotheca Anglo-Poetica,
but tbis ms. is not cited in that work. As G. F. Nott was
working on bis edition at tbe time of the Hill sale, he may
have bad tbe ms. in bis possession. However, thongh Nott
was so careless about retuming mss. that the DtJce of Devon-
shire Ms, was found in tbe library which he left, the same
was probably not true of H., or it would have been acquired
by tbe Museum, along with bis otber mss. As great a mystery
attacbes to the disappearance of the Harrington Ms, No, ii, the
original of A, Park used tbis ms., later Nott used it, and then
we bear no more of it. Fortunately Park chanced to record
that tbe writing closely resembles that of P., so that we can
thus indirectly fix upon its date.
P. contains 28 poems; -4., 18; Ä, 8 — so f ar as we can
teil — ; Harl,^ 2, and seven verses of a third; JE, 1; D., 1;
and Harg.^ tbe two books of tbe Aeneid, With tbe exception
of Harg,^ P. and A, are then the two most important of the mss.
As these two mss. have twelve of Surrey's poems in common,
we can determine their relative trustwortbiness.
In tbe long poem, "Tbe sonne bath twyce brought forth
tbe tender green", due to tbe unfortunate mutilation of A.,
vs. 10 — 40 are missing, but in tbe extant verses, spelling aside,
A, agrees with P in all but one line, tbe 44th. Here A. reads
suckj wbere P. reads sinke, Tbe context is as follows:
for yf I fynde somtyme that I have sought
those starrem by wbome I trusted of tbe port
my sayles do fall and I advaunce right nought
as anchord fast my sprite^ do all resort
') On the relation of this edition, which was almost totally destroyed
by fire, to George Frederick Nott's edition of 1815, see my article in
Anglia XXIX pp. 25G ff.
THE M8. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 279
to stand atgauis and sinke in more & more
the deadlye härme which [she] doth take in sport
This poem is also found in H. and in T^ and H. agrees with
A. in reading such, and T., with P. in i-eading sinke. As we
shall See later, little reliance is to be placed upon T,, bnt it
is signüicant that this is the one instance in which a reading
in H. differs from the corresponding reading in P. In the rest
of this poem, and in its two other poems, H, exactly agrees
with P., even to the Omission in the present poem of a couplet
which is supplied by T., and which the rhyme scheme — the
terza rima — jnstifies. Nott favors the reading suck, and
quotes the following couplet in its support:
Cosi gli affliti e stanchi spiriti mei
a pocö a poco consumando suggeJ)
The citation hardly seems apposite, and the mixed metaphor
which results from reading sudc is vulgär and absurd. I prefer
to read sinke j and to regard the deadlye härme, v. 45., as in
apposition with vs. 40— 44. The meaning would then be: 'It
is fatal for me when my sails fall and my ship sinks, but she
only makes light of this, my deadly härme.'
The Omission of a couplet in P. is characteristic of that
ms., for we find similar omissions in several poems. Apparently
they were due to the carelessness of the copyist.
A, and P. agree throughout in the poem "London hast
thow accused me". In the poem, "Suche waywarde wais hathe
love", aside from the Omission of a couplet in P, the versions
agree in all but the first verse. Here P originally read wailes,
which was corrected in a later band to tvais, the reading of A.
Wais is borne out by the Italian of which this passage is an
adaptation : Ingiustissimo Amor ! perch6 si raro ^) The
remaining poems which these mss. have in common are the
translations of the first five chapters of Eccle^siastes , Psalms
88, 73, and 55, and the proems to Psalms 88 and 73. The
proems are alike in the two mss. The versions of the trans-
lations differ in a few lines, though in practically every case
the reading of P. has been corrected by a later band to agrement
») Pet. San. in vita (Ed. of Camerini-Leopardi) 198. 5-6.
») Ario&to TL 1.
280 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
with tlie reading of Ä, As both of these mss. were in the
possession of the Harringtons , it is likely that A. was the
very ms. used in the correction of P.
The variants in the translations are as follows: Eccles.
I. 27 reads in P.,
I that in dauides seate, sit crowned and reioyce
That wit/i my septer rewle the lewes and teache them witÄ
my uoyce
haue serchied long to knotv, straunge things vnder the sonne.
A, reads all for straunge, and this reading is correct, for the
Latin is, et proposui in animo meo quaerere & inuestigare
sapienter de omnibus quae fiunt sub sole. >) Again, Eccles. II.
22 reads in P:
to heare faier women sing, sometyme I did reioyce
Rauyshed with ther pleasaunt times, and swetnes of their voyce.
Ä. reads tunesy which the Latin conflrms : Feci mihi cantores,
& cantatrices, & delitias filiorum hominum scyphos, & vrceos
in ministerio ad vina fundenda. Times was probably a clerical
error. V. 72 reads in P. :
the gladsome dayes we passe, to serche a simple gaine
The quiete nights with broJcen slepes, to fead a resteles hrayne.
A, reads the broken sleapes, but tlie Latin here bears outP.:
nee per noctem mente requiescit. In Eccles. IV. 34, P. omits
thre fould in the verse
The Single twyned cordes, may no suche stresse indure
as cables hrayded [thre fould] may, to gether wrethed swer,
The scansion requires the word, and it is f ound in the original :
funiculus triplex difficile rumpitur. Probably the Omission of
the word is simply another instance of clerical carelessness.
For Eccles. V. 17, P reads
ITi^h fayned words and othes, contract with god no gyle
suche craft retums, to thy nown härme, and doth thy
seif defile
And thoughe the myst of sinne, perswad such error light
therby yet ar, thy owtward works, all dampned in his sight.
») Ed. of Lngduni, 1536.
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 281
Ä, reads worics for words, Words I take to be the correct
reading, and it was probably altered to works by one who
did not know the Latin, and thought that the "works" in
V. 20 found its autecedent idea in v. 17. The Latin is as
foUows: Ne dederis os tuum vt peccare facias carnem tuam,
necqtte dicas coram angelo. Non est prouidentia, ne forte
iratus deus cowtra sermones tuos dissipet cuncta opera manuum
tuarum. In v. 32, P. omits another word which the scansion
requires.
Ps. 88. 24 reads in P. :
nor suche seit forth thy faith as dwell in the land of-dispaire.
A. reads praise instead of faith; neither is a close translation
of the Latin, but P. is to be preferred: Nunquid narrabit
aliquis veritatem tuam in perditione ? In v. 27, on the
other band, the reading of A, is to be preferred. The verse
is as follows:
nor blasted may thy name he by the mouth of those
whome death hath shitt in sylence so as they may not disclose.
In reading blazed rather than blasted, A. is nearer the Latin,
which runs: Nunquid cognoscentur in tenebris mirabilia tua?
Finally , in Ps. 55 the reading of A. is right for one muted
.passage, and P. for another. Vs. 20 — 21 read in P:
for though myne ennemyes happ had byn for to preuaile
I cold not haue hidd my face from uenym of his eye.
-4., on the other band, reads:
for thoughe myne ennemyes happ had bene for to prevaile
I coulde have hydd my face from venome of his eye.
The Latin reads : Quoniam si inimicus maledixisset mihi, susti-
nuissem utique, and the whole bürden of the passage is that
the Psalmist could have endured the enmity of a foe, but not
the disloyalty of a friend. In v. 26, however, P clearly has
the best of it in reading,
such soden surprys quicke may them hell deuoure,
for the variant in A, : may hym seif devoure, is not in keeping
with the original: Veniat mors super illos, & descendant in
infemum viuentes.
So much for the comparison of P and A. The two mss.
prove to be much alike, and to about equally trustworthy,
282 FREDEBICK MORGAN PADELFOKD,
with the balance slightly in favor of A. They should now
be coinpared with £., the ms. containing Wyatt's autograph
poemSy in order to find how closely these two Elizabethen mss.
keep to the earliest readings.
P. and E. have one of Surrey's poems in common, and flve
of Wyatt's. In the Surrey poem, *The great Macedon that
out of persy chased', save for spelling the versions agree
throughout. In the Wyatt poems the versions of P. are fonnd
to be tolerably faithful, by no means unaltered, but not taking
those daring liberties that one finds in T. The comparison of
two or three of the poems will demonstrate this. The poem,
^The Wandering gadlyng in the sommer tyde', reads as fol-
lows in E.\
The wandering gadlyng in the sommer tyde |
that fynde^ the Adder | with his recheles fote |
starte« not dismayd, so soudenly a side |
as Jalous dispite did: tho there war no böte |
when that he sawe me sitting by her side |
that of my helth | is very croppe & rote,
it pleased me then to have so fair a grace |
to styng that hert, that would have my place.')
For verse 4, P. reads:
as did gelosy tho ther were no boote,
and for verses 7 — 8:
yt pleased me to have so faire a grace
to styng the wight that wold have my place.
Verses 4 and 7 are merely altered for the sake of the meter,
and by none of the changes is the meaning affected. Verse 5
of the poem *Venemous thornes that ar so sharp & kene' reads
ffyre yat purgeth allthing yat is vnclene.^)
In P. the line is altered to,
the fler eke that all consumeth cleene.
Here the meaning is actually changed. Aside from this verse,
the two versions agree. Of the satire * Myne owne J. P. sins
you delight to knowe', the version in P. shows four alterations,
aside from the occasional change in the tense of a verb, or in
>) Ai^lia 17, 479. ») Ang. 17, 511.
THE M8. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OP SURRET. 283
the arrangement of the words in a verse, though it should be
observed that the flrst fifty verses are wanting in E. In verse
55, F. changes nyght £^ daye to day and night, ^) though the
terza rima requires the former. Verse 57, which reads,
none of these poynte^ would ever frame in me
my wii is nought I cannoi lerne the waye,
is altered to to way. Other variants occur in verses 96 and 99.
E. reads:
Nor flaunders chiere letteth not my sight to deme
of black and white nor taketh my wit alwaye
with bestlynes they heest do so esteme
Nor I ame not where Christe is geven in pray
for mony poison and traison at Rome
a comune practise vsed nyght and daie.
In 96, P. reads ihe heastes, and in 99 a comon place.
These comparisons show that P. does not give us the
poems as they came from the pens of the authors, and yet
that it is tolerably trustworthy.
i. and A. have sixty poems in common, and in these sixty
poems I find in A. thirty-four instances of alterations that have
changed the meaning of a passaga Some of these are onin-
tentional, due to careless copying ; others, to a desire to better
the meaning. I will illustrate the latter. Verses 1—6 of the
poem *My galy charged with forgetfulnes' read in -B. as foUows:
My galy charged with forgetfulnes
thoiTOUgh sharpe sees in wynter nyghte^ doeth pas
twene rock & rock & eke myn ennemy alas,
that is my Lords sterith with cruelnes.
and every owre a thought in redines.
^ as tho that deth were light in suche a case.^)
A, alters verse 4 to read, stirreth up with cruelness, and verse
6 to read, that deth weare life. The Italian shows, even if we
had not the testimony of Wyatt's handwriting, that the version
in E. is the right one. In two instances lines have been
changed to correct faulty rhymes. Thus the verse,
i in the lord have ever set my trust,»)
>) Ang. 17, 507. *) Ang. 17, 404.
») Pb. 130,20; Ang. 17, 441.
281 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
is clianged to read,
I in the Lord have sett my confydence,
and by this change the regularity of the terza rima, which
Wyatt had violated, is established.
Besides these alterations which affect the meaning, in
almost every poem verses are rearranged, or slightly modified,
to secure metrical regularity. To give a few illustrations :
K Ther was never ffile half so well filed,*)
A. Was never ffyle yet half so well yfyled.
E. that though | tymely deth hath ben so slo,')
A. that thoughe my tymelye
E. he toke me from rest: & sett me in errowr,^)
A, Me from my rest he toke, and sett in errour.
On the whole, A. shows itself to be tolerably faithful to
the original. In fact, next to E. it is the most tmstworthy
of the Wyatt mss., for on comparison I find that though D. is
a pre-Elizabethan ms., it is less cautious in emendation than
is A. It is reasonable to suppose that A. departs even less
from the original version of Surrey's poems, for there was
less temptation to emendation, as the metre was more regulär
and the meaning less often in doubt.
The discovery of F. completes the evidence against Tottel's
Miscellany ; it is shown to be as unreliable for Surrey's poems
as Professor FlügePs transcripts have shown it to be for Wyatt's.
There is scarcely a poem that is left unchanged, and some
have been almost rewritten throughout. I will give only one
illustration fi'om the Tottel^ as the pages which follow fumish
opportunity for further comparison. The sonnet, *I neuer saw
youe madam laye aparte', reads as follows in P.:
I neuer saw youe madam laye aparte
your comet black in colde nor yet in heate
sythe first ye knew of my desire so greate
which other fance^ chac^d cleane from my harte
whiles to my seif I did the thought reserve
that so vnware did wounde my wofull brest
pytie I saw w/tÄin your hart dyd rest
') Ang. 17, 289. ») Ang. 17, 279. ») Ang. 17, 278.
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, BARL OF SURRET. 285
but since ye knew I did youe love and serve
your golden treese was clad alway in blacke
all that w/tMrawne that I did crave so sore
so dothe tbis cornet governe me a lacke
In sommere« son«e in winter breath of frost
of your faire eies whereby the ligbt is lost.
H. S.
TotteFs Version shows the foUowing remarkable differences:
I neuer sawe my Ladye laye apart
Her cornet blacke, in colde nor yet in heate,
Sith first she knew my griefe was growen so great,
\Vhich other fansies driueth from my hart
That to my seife I do the thought reserue,
The which vnwares did wounde my wofull brest:
But on her face mine eyes mought neuer rest,
Yet, sins she knew I did her loue and serue
Her golden tresses cladde alway with blacke,
Her smilyng lokes that hid thus euermore.
And that restraines whiche I desire so sore.
So dothe tliis cornet goueme me alacke:
In somer, sunne: in winters breath, a frost:
Wherby the light of her faire lokes I lost. *)
The sonnet is a translation of Petrarch, Bailad J, which reads
as follows:
Lassare il velo o per Sole o per ombra,
Donna, non vi vid' io,
Poi che 'n me conosceste il gran desio
Ch'ogni altra voglia d'entr'al cor mi sgombra.
Mentr'io portava i be' pensier celati
C'hanno la mente desiando morta,
Vidivi di pietate omare il volto:
Ma poi ch' Amor di me vi fece accorta.
Für i biondi capelli allor velati,
E Tamoroso sguardo in se raccolto.
Quel ch' r piü desiava in voi, m'e tolto;
Si mi governa il velo,
») Ariers Ed. 12.
28G FRBDERICK MORGAN PADBLFORD,
Che per mia morte, ed al caldo ed aJ gelo.
De' be' vostr' occhi il dolce lume adombra.
In every point of difference P. keeps to the Itaüan, and T.
departs from it. Thus in F., the poem is addressed in the
second person ; desire, v. 3, translates desio ; the flrst sentence
closes with v. 4 ; whiles^ v. 5, translates mentre ; and v. 7 is a
literal translation.
Although Harl. contains only two of the poems and a
fragment of a third, it gives the sole Version of one of these,
and the only satisfactory version of the other. The few poems
from Wyatt which it contains show that it is even closer to
the readings of E. than is Ä. In only three instances is a
Word substituted, and there is no attempt to improve the lines
by those slight modifications so common in A.
H., as already noted^ is almost identical with P. As Harg.
is independent of these mss., it will be reserved for a later
number, where a discussion of the ms. will accompany a
transcript of the fourth book of the Aeneid.
In conclusion, we have in P., A,, and Harl, three mss. which
furnish the larger part of Surrey's poems, in fairly correct
versions, that are much more reliable than TotteVs MisceUany,
The foUowing pages offer a transcript of these poems.
Where a poem occurs in more than one ms., all of the variants,
even those in spelling, are given, though from T, only those
are given which affect the meaning.
Poems in Add. Ms. 36529.
If.üOa] The sonne hath twyse brought forthe the tender grene,
and cladd the yerthe in livelye lustynes,
Ones have the wyndes the trees dispoyled clene,
and now agayne begynnes their cruelnes;
5] sins I have hidd vnder my brest the härme
that uever shall recover lielthfulnes
the wynters hurt recovers witÄ the warme;
the perched grene restored is witÄ shade
what warmth alas may sarve for to disarme
10] the froosyn hart that my inflame hath made?
what colde agayne is hable to restore
my freshe grene yeres that wither thus & faade?
THE M8. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 287
aJas I See nothinge to hurt so sore
bat tyme somtyme reduceth a retourne;
15] yet tyme my härme increseth more & more,
and semes to have my eure allwayes in skonie;
straunge kynd of death, in lief that I doo trye
at hand to melt farr of in flame to bourne
[and like as time list to my eure aply
20] so doth eche place my comfort cleane refuse.]
eche thing alive that sees the heaven with eye
wttÄ cloke of [n]ight maye cover and excuse
him seif from travaile of the dayes vnrest
save I alas against all others vse
25] that then sturre* vpp the torment of my brest
to curse eche starr as cawser of my faat
and when the sonne hath eke the darke represt
and brought the daie yet doth nothing abaat
the travaile of my endles smart & payne
30] ffor then as one that hath the light in haat
I wishe for night more covertlye to playne
and me withdrawe from everie haunted place
lest in my chere my chaunce should pere to playne
and WitÄ my mynd I measure paas by paas
35] to seke that place where I my seif hadd lost
that daye that I was tangled in that laase
in seming slacke that knytteth ever most
but never yet the trayvaile of my thought
of better State could catche a cawse to bost
40] for yf I fynde somtyme that I have sought
those starre« by whome I trusted of the port
my sayles do fall and I advaunce right nouglit
as anchord fast my sprite« do all resort
to stand atgaas and sinke in more & more
45] the deadlye härme which [she] doth take in sport
[50i/] loo yf I seke how I do fynd my sore
and yf I flye I carrey witÄ me still
the venymd shaft which dothe liis force restore
by hast of flight and I maye playne my fill
50] vnto my seif oneles this carefull song
prynt in your hert some percell of my will
for I alas in sylence all to long
288 FBEDBRICK MORGAN PADBLFORD,
of myne old hurt yet feie the wound but grene
rue o[nJ me lief or elle^ jour crewell wrong
shall well appeare and by my deth be sene.
ffinis. H. S.
Notes on the text: 29 might. — 28 yet replaced hy it ahove, laier
hnnd. — 44 tlie t in atgaas seetns to replace somt earlier Utter. — 45 she
inserted by later hand. — 52 or.
The poem is preceded hy the foUowing title in a later hand: 'Severall
Poems by the right Honorable Henry Earle of Surrey, nnjostly put to death
by Henry ye Sth/ As announced in a note on f. 496, Dr. Percy has pre-
fixed an * to snch of the following lyrics in P. as are also to be fomid in
the printed ed. of 1557. He has also nnmbered them.
Füund also in A. [24 a] and H. [115].
Variants in -4.: 1 the tender grene wanting. — 2 earthe, lyvely losti-
nesse. — 3 once, treese, clene. — 4 crewelnesse. — 5 synce, hydd. —
6 healthfullnesse. — 8 pearched greene. — 9 warmthe, serve. — vs. 10 —
40 wanting. — 43 anchorde, sprytes. — 44 at gaze, suck. — 45 whiche,
düth, Sporte. — 46 Lo, seeke, fynde. — 47 carrye. — 48 yenomde shafte,
doth. — 49 flyght. — 50 vnto, vnlesse. — 51 print in your harte some
percell of good will. — 52 scylence. — 53 olde, feele the wownd but
greene. — 54 Rew, lyfe, ells, wronge. — 55 deathe. — Vs. 1, 46, 54, hegin
with Caps.
Variants in H. : 19—20 wanting. — - 25 stirs. — 44 at gaze and suck.
Variants in T. [1.]: 1 bis tender. — 4 new. — 8 the shade. —
10 mine. — 13 hath. — 14 time in time. — 15 in time. — 17 kinds. —
19—20 the Couplet as suppiied in Üie text. — 21 all thing. — 22 night
— 23 it seif. — 25 torments. — 26 to curse. — 27 opprest — 28 it doth.
— 29 trauailes. — 33 lest by my chere my chance appere to playn. —
34 in my mind. — 35 the place. — 36 the lace. — 44 agazed. — 51 of
my tene.
[The Italian sources of this and the following poems may be found
in Nott's edition, and Koeppel's Studien zur GeschicfUe des engl, Petrar-
chismus, in Roman. ForscJmngen 5.]
[51 rt] So crewell prison howe could betyde alas
as prowde wyndso«r, where I in lust & ioye
with a kinge^ soon my childishe yeres did passe
in greater feast then Priams sonnes of Troye
5J where eche swete place retournes a tast füll sowre
the large grene courtes, where we wer wont to hove
mth eyes cast vpp vnto the maydens towre
and easye sighes such as folke drawe in love
the statelye sales, the Ladyes bright of hewe
10] the daunce5 short, long tales of great delight
THE MS. POEMS OF HENRT HOWARD, EARL OF SURRET. 289
with worden and leckes, that Tygers could but rewe
where eche of vs did plead the others right
the palme playe where dispoyled for the game
wttA dased eyes oft we by gleames of love
15] have mist the ball and got sight of our dame
to bayte her eyes which kept the \edies above
the graveld ground with sleves tyed on the helme
on fomynge horse with swordes and frendlye hertes
with chere as thoughe the one should overwhelme
20] where we have fought & chased oft wttÄ dartes
with sylver dropps the meades yet spredd for rewthe
In active games of nymblenes and strengthe
where we dyd strayne, trayled by swarmes of youthe
our tender lymes that yet shott vpp in lengthe
25J the secret groves which oft we made resound
of pleausaunt playnt, & of our ladyes prayes
recording soft, what grace eche one had found
what hope of spede what dred of long delayes
the wyld forest, the clothed holten with grene
30] witÄ raynes avald, and swift ybrethed horse
with crye of houndes and merey blastes bitwen
where we did chace the fearfuU hart a force
the voyd walles eke that harbourde vs eche night
wherwitÄ alas revive within my brest
35] the swete accord such slepes as yet delight
the pleasaunt dreames the quyet bedd of rest
the secret thoughtes imparted with such trust
the wanton talke, the dyvers chaung of playe
the frendshipp swome eche promyse kept so iust
40] wherwitA we past the winter mghtes awaye.
and with tliis thought the blood forsakes my face
the teares berayne my chekes of dedlye hewe
the which as sone as sobbing sighes alas
[51 &J vpsupped have thus I my playnt renewe
45] 0 place of blys renewer of my woos
geve me accompt wher is my noble fere
whome in thy walles thow didest eche night enclose
to other lief, but vnto me most dere
eache alas that dothe my sorowe rewe
50] retournes therto a hoUowe sound of playnt
Anglia. N. F. XVJI. 20
290 FREDERICR MORGAN PADELFORD,
thus I alone where all my fredome grew
In pr}'son pyne witA bondage and restraynt
and w/t/i remembraunce of the greater greif
To bannishe the lesse I fynde my chief releif
ffinis. H. H.
Note on the text: 54 in releif, it looks as if the toriter siarted to
make a y mid thefi altered it to i.
Found also in H. [117]; no variants.
Variants in T. [13]: 9 seates. — 16 leads. — 19 thongh one shonld
anotber whelme. — 23 trayned witb. — 29 boltes. — 32 of force. — 33 wide
vales eke. — 40 nigbt. 47 doest. — 49 Eccbo.
[52 a] 1] London, hast thow accused me
Of breche of lawes the roote of stryfe,
within whose brest did boyle to see
(so fervent hotte) thy dissolute lief
5J that even the hate of synnes that groo
within thy wicked walle« so rife
ffor to breake forthe did convert soo
that terrour colde it not represse
the which by worden syns prechers knoo
10] what hope is le[f]t for to redresse
by vnknowne meanes it liked me
my hydden bürden to expresse
wherby yt might appere to the
that secret synn hath secret spight
15] ifrom Justice rodd no fault is free
but that all such as wourke« vnright
In most quyet are next ill rest
In secret sylence of the night
this made me with a reckles brest
20] to wake thy sluggarde« wttA my bowe
A fygure of the lovdes bebest
whose scourge for synn the sc[r]eptures shew
that as the fearfuU thonder clapp
by soddayne flame at band we knowe
25] of peoble stones the sowndles rapp
the dredfuU plage might mak the see
of godde« wrath that doth the enwrapp
that pryde might know from conscyence free
how loftye worke« may her defend
THE MS. POEMS OF HKNBY HOWABD, EAUL OK SUKUET. 291
30] and envye fynd as he hath sought
how etiler seke him to offend
and wrath last of eche crewell thought
tlie iust sliapp liyer in the end
and ydell slouthe that never wrought
35] to heven hys spirite lift may begyn
& gredye lucre lyve in drede
to see what haate ill gott goode^ wynn
tlie lechers ye that lustc5 do feed
perceve what secrecye is in synne
40] and gluttons hartem for sorow blede
awaked when their faulte they fynd
In lothsome vyce eche dronken wight
to styrr to godd this was my mynd
thy wyndowes had don me no spight
[i'i2b\ 45J but prowd people that drede no fall
clothed witA falshed and vnright
bred in the closures of thy wall
but wrested to wrathe in fervent zeale
thow hast to strief my secret call
50] endured harte« no warning feale
Oh shameles höre is dred then gone
by suche thy foes as ment thy weale
Oh membre of false Babylon
the shopp of craft, the denne of ire
55] thy dredfuU dorne drawes fast vppou
thy martyres blood by swoord & fyre
In heaven & earth for lustice call
the lord shall here their iust desyre
the flame of wrath shall on the fall
60] wit/* famyne and pest lamentablie
stricken shalbe they lecheres all
they prowd towers and turrete« hye
enmyes to god beat stone from stone
thyne Idollc5 burnt that wrought ini(iuitie
05] when none thy ruyne shall bemone
but render vnto the right wise lord
that so hath iudged Bab}'lon
Imortall praise wlih one accord
lYvnis H. S.
2ü*
292 FREDEBTCK MORGAN PADELFORD,
Note on the text: 10 lest.
Foimd also in A. [25 a], with the following variants: 2 breache. —
4 no brackets; böte tbye, lyf. — 5 Bynns. — 6 thie, walls, ryfe. — 7 for,
so. — 8 could. — 9 whiche, synce preacbers. — 10 left. — 11 onknowen,
lyked. — 12 bourden. — 13 it, appeare. — 14 secreat synne, secreat. —
15 justice rodde, faulte. — 16 sucbe, workes unrigbt. — 17 moste, nexte.
— 18 secreat scylence. — 19 recklesse. — 20 tbie sluggards. — 21 Lordes.
— 22 skourdge, synne, scryptures. — 23 fearefull. — 24 suddayne. —
25 sowudlesse. — 26 ye, plague. — 27 dotbe, tbee. — 28 conscience. —
29 loftie. — 32 eacbe. — 33 just sbape. — 34 ydle slowth. — 35 beaven
bis. — 36 greedye lukre, dreed. — 37 bäte, gote. — 38 letcbers, feede. —
39 perceave, secreasye, syn. — 40 sorrow bleede. — 41 fynde. — 42 eacbe
droncken. — 43 God, mynde. — 44 tbie windowes badd done. — 45 dread.
— 49 strif, secreat. — 50 warninge feele. — 51 sbamelesse whore, dread,
gon. — 52 tbie, meantt tbie. — 53 falce. — 54 crafte, den, yre. — 55 dread-
full. — 56 tbie martyres, sword. — 57 justice. — 58 heare. — 59 flambe,
wratbe. — 60 lanientably. — 61 stryken sball be tbie letcbers. — 62 tbie,
turrettes. — G3 God. — 64 IdoUs. — 66 unto, rigbtuous Lord. — - 67 judged.
— 68 Immortall prayse, accorde.
Vs. 1, 51, 53, 68, begin witb caps.
Not found in T.
[53 a]
1] Suche waywarde [wais] hath love that moste parte in
discorde
owr willᎠdo stand wherby owr hartem but seldom dooth
accorde
Disceyte is bis delight and to begyle and mocke
The symple heiter wÄ/ch he doth stryke witA froward
dyrers stix)ke
5] he cawseth heite« to rage w/tÄ golden burninge darte
and doth alaye Wift/* ledden cold agayne the tothers harte
bot gleames of burning fyre & easye sparke^ of flame
In balaunce of vnegall weight he pondereth by ame
ffrom easye fourde where I might wade & passe füll well
10] lie nie witÄdrawes and doth me drive into the darke
diep well
and me wit/^holdee^ where I am cald and offerd place
and wooll that still my mortall foo I do beseche of grace
he lette^ me to pui'sue a conquest well nere woon
to foUow where my paynes wer spilt or that my sute begone
15 J lo by these rules I know how sone a hart can turne
from warr to peace from trewce to stryf and so again
returne
THE MS. POEMS OF HENRY HOWABD, EABL OP SUBRET. 293
I knowe how to convert my will in others lust
of litle stuff vnto my seif to weyve a webb of trust
and how to hide my härme with soft dissembled chere
20] when in my face the paynted thoughte« wolde owtwardlye
appere
I knowe how that the blood for sakes the faas for dredd
and how by shame it staynes agayne the chekes witA
flaming redd
I knowe vnder the grene the Serpent how he lurcke^
the hamer of the restles forge I know eke how yt workes
25] I know and can be roote the tale that I wold teil
bat ofte the worden come forth a wrye of hym that
loveth well
I know in heat and cold the lover how he shake^
In singinge how he can complayne, in sleaping how he
wake^
to languishe withont ache sickles for to consume
30] a thousand thinge« for to devyse resolving all hys fume
[and thoughe he lyke to seehis ladies face füll sore
suche pleasure as delightes his eye doth not his health
restore]
I know to seke the tracke of my desyred foo
and feare to fynd that I do seke but chefelye this I know
35] that lovers must transforme into the thing beloved
and live alas (who colde beleve) witA spryte from lief
removed
I know in hartye sighes and lawghters of the splene
at ones to chaunge my State my will & eke my colowr
clene
I know how to disceyve my seif withouten helpp
40] and how the lyon chastysed is by beating of the whelpp
In Standing nere my fyer I know how that I frese
ffarr of to burn, in both to wast & so my lief to lese
I know how love doth rage vppon the yeldon mynd
how small a nett may take & mashe a hart of gentle kynd
45] which seldome tasted swete do seasoned heaps of gall
revyved wttA a glyns of grace olde sorowes to let fall
the hidden traynes I know & secret snares of love
how sone a loke may prynt a thought that never will
remoue
294 FUEDEBICK MORGAN FADELFOUD,
that Slipper State I know those sodayne toornes from
welthe
50] that doutfoll hope that certayne woo & sure dispaire of
helthe.
Notes on the text : 1 wais replaces wailes, laier hand — 12 do inser-
ted above, sawe hand - 30 his crossed out and repla^ed hy in, laier hand.
— ^ the e of colde is doubtfuL
Found also in A. [26 n], with the foUowing variants : 1 wayward wayes,
part. — 2 wills doth, whearby, seeldome doth. — 3 Disceite begenyle. —
4 hartes whiche. — 5 and canseth hartes, goolden. — 6 leadden colde. —
7 hotte, bournin^e. — 8 waight, ponderith. — 9 forde wheare. — 10 dothe,
dryve, deepe. — 11 me wanting^ witholdes, ealde, offred. — 12 will, foe.
— 13 and for he, neare woonne. — 14 wheare, weare, er, begönne. —
15 theise. — 16 truce, strif, agayne retoume. — 18 lytle stnffe nnto myself,
weive, webbe. — 19 hyde, softe dissemblid cheare. — 20 appeare. —
21 bloode, face, dead. — 22 bye, cheekes. — 23 greeue. — 24 hammer,
restlesse, it. — 25 roate. — 26 forthe awrye. — 27 colde. — 28 singing,
sleapinge. — 29 Sicklesse. — 30 thowsand, in for his. — 31—32 the coupUt
inserted in tlie text, — 33 foe. — 34 fynde, seeke, chieflye. — 35 lover,
beloved. — 36 lyve, whoe could belyve, spirit, lyf removfd. — 37 hartie,
spleene. — 38 coulour cleene. — 39 disceave my seif, helppe. — 40 Lyon,
whelppe. — 41 neare, the for my, free«e. — 42 farr, boomne, bothe, waste,
my seif, leese. — 43 a yolden mynde. — 44 an hart, kynde. — 45 whiche
seeldome, heapes. — 46 glyntt. — 47 thos, trains, secreat. — 48 sone, looke,
print athought, remove. — 49 sodaine tnmes, wealth. — 50 donbtfnl,
certaine woe, health.
The caesura is marked thronghont. The following verses, in addition
to those beginning with the first personal prononn, begin with caps.:
1, 3, 15, 29.
Variants in T. [6] : 1 waies. — 2 doe. — 4 whom. — 5 He makes the
one to rage. — 6 other. — 10 a depe dark hei. — 11 And me withholdes.
— 12 willes me that my. — 14 were lost. — 15 So, may turne. —
17 content my seif. — 19 harmes, dissembling. — 24 wote. — 30 in fome.
— 31-32 the Couplet:
and though he list to se his ladies grace ful sore,
Such pleasures as delight the eye doe not his health restore.
— 36 (alas who would beleuc?). — 39 with others help. — 42 I bume,
I wast, I leze. — 43 a yelding. — 45 Or eis with seldom swete to season.
— 48 wil printe. — 49 the slipper, the sodain. — 50 The doubtful, the
certain.
[536] 1] As oft as I behold and see
the soveraigne bewtie that me bound
the iier my comfort is to me
alas the fressher is my wound
TUE HS. POEMS OF HLNUY UOWARD, EABL OF SURRET. 295
5] As flame dothe quenche by rage of fier
and roounyng streames consnmes by raine
SO doth the sight that i desire
apeace my grief and deadly payne
Like as the flee that seethe the flame
10] and thinke^ to plaie her in the fier
that fownd her woe and sowght her game
whose grief did growe by her desire
When first I saw theise christall streames
whose bewtie made this mortall wound
15] I litle thought with in these beames
so sweete a yenyme to have foond
Wherein is hid the crewell bytt
whose sharpe repulse none can resist
and eake the spoore that straynith eche wytt
20] to roon the race against his list
But wilful will did prick me forthe
blynd cupide dyd me whipp & guyde
force made me take my grief in worthe
my fruytles hope my härme did hide
25] I fall and see my none decaye
as he that beare^ flame in his brest
fforgete« for payne to cast awaye
the thing that breadythe his vnrest
And as the spyder drawes her lyne
30] witA labour lost I frame my sewt
the fault is hers the losse ys myne
of yll sown seed such ys the frewte.
Note on the text: 19 straynith altered from (?) straynneth.
Variants in T. [24] : stanzas 3, 5, and 8 are lacking, hut the foUowing
stanza occurs after the stanza ^ But wilfull wiU . . . ' :
As cmell wanes fall oft be found
Against the rockes to rore and cry:
So doth my hart füll oft reboond
Ageinst my brest fall bitterly.
— 13 First when, those. — 14 my mortaU. — 15 within her. — 22 And
blinde Cupide did whippe. — 27 in paine to put. — 28 mine vnrest.
296 FßEDEBICK MORGAN PADELFORD,
[54 a] 1] When youthe had ledd me half the race,
That Cupide5 scourge did make me rune,
I loked backe to mete the place
ffrom whence my werye course begune.
5] And then I sawe how my desyre
by ill gydyng had let my waye
whose eyes to greedye of their hire
had lost me manye a noble praye
FFor when in sightes I spent the daye,
10] and could not clooke my grief by game,
their boyling smoke did still bewraye
the fervent rage of hidden flame:
And when salt teares did bayne my brest
where love his pleasaunt traynes had sowne
15] the brewt therof my frewt opprest,
or that the bloomes were Sprunge & blowne.
And where myne eyes did still pursewe
the flying chace that was their quest
their gredye lookc« did oft renewe
20] the hydden wounde within my brest
When everye looke these cheeke^ might stayne
from dedlye pale to flaming redd
by owtward signes apperyd playne
the woo wherwrtÄ my hart was fedd
25] But all to late love leameth me
to paynt all kynd of coloures newe
to blynde their eyes that eWes should see
my sparskled cheke^ wtt/t Cupydc^ hewe
And now the covert brest I clayme
30] that worshipps Cupyd secretlye
and nourysheth hys sacred flame
ffrom whence no blasing sparcke^ do flye.
ffinis. H. S.
Notes on the text : 9 sighte would he prefernble, btit the final character
is the xisual abb. far es. — 27 the e of blynde is doubtful.
THE MS. POEMS OF HEMBT HOWARD, EARL OF SURBET. 297
Variants in T. [5]: 2 me cansde. — 6 misgniding me had led the
way. — 7 Mine eyen. — 8 Had made me lose a better. — 9 sighes. —
10 with game. — 11 The boiling smoke. — 12 The pereaunt heate of
secrete flame. — 13 doe bayne. — 15 Her bewty hath the frnites. —
22 glowing red. — 24 wherin.
[546] 1] Marshall the thingc« for to attayne
the happy life be thes I fynde
the riches left, not got witA payne
the frutfull grownd the quyet mynde
5] the equall freend no grudge nor strjrf
no Charge of rule nor govemance
witAout disease the helthfall life
the howshold of contynvance
the meane dyet no delicate fare
10] wisdom joyned wftÄ simplicitye
the night discharged of all care
where wyne may beare no soveranty
the chast wife wyse wttAout debate
suche sleapes as may begyle the night
15] Contented witA thyne owne estate
neyther wisshe death nor fear his might
H. S.
Notes on the text: 8 contynvance replaces an original conteuaunce,
crossed out; same hand, — 12 soveranty replaces soventy crossed out;
same hand.
Variants in T. [27]: 1 that do. — 5 no strife. — 10 Trew wisdom
joyned with simplenesse. — 12 the wit may not oppresse. — 13 The faithfui
wife, without. — 16 No wish for death, ne.
[55 a] 1] Ffrom Tuscan cam my ladies worthi race
faire fflorence was sometime her auncient seate
the westome Ue (whose pleasaunt showre doth face
wylde Chambare^ cliffe^) did geve her lyvely heate
5j ffostred she was witA mylke of Irishe brest
her Syer [an] erle, hir dame, of prince« bloud
from tender yere^ in britaine she doth rest
wttA a kinge« child where she taste* gostly foode
honsdon did fürst present her to myn eyen
10] bryght ys her hew and Geraldine shee highte
Hampton me tawght to wishe her fürst for myne
298 FREDERICK MOPvCiAN PADELFORD,
and windßsor alas doth chace me from her sight
bewty of kind, her vertues from a bove
happy ys he, that may obtaine her love.
H. S.
Notes on the text: 6 an inserted hefore erle, different hand, —
11 fürst tnscrtedy same hand — 13 of kmd replaces an original her mate,
or her mace.
Variants in T. [0]: 6 an Erle. — 8 no nrtide, tasteth costly. —
13 Her beauty. 14 can.
1] When windesor walle« sustained my wearied arme
my hand, my chyn, to ease my restles hedd
ech pleasawnt plot revested green wttA warm
the blossomed bowes with lustie veare yspred
5] the flowred meades the weddyd hiräes so late
myne eyes discouered. than did to mynd resort
the loily woes the hateles shorte debate
thd rakhell life that langes to loves disporte
wherw/tA alas myne hevy Charge of care
10] heapt in my brest brake forth against my will
and smoky sighes that over cast the ayer
my vapored eyes such drery teares distill
the tender spring to quicken wher thei fall
and I have beut to throwe me downe with alL
H. S.
Notes on the text: 3 or/Vy/wnZ/i/ plat. — 4 with lustie replaces which
lively, same haml. — 7 the i of loily inscrted — 13 beforc distill Stands
doth crossed out. — 14 have alt. from half, hafid unccrtain.
Variants in T. [11 J: 6 discoucr: and to my minde. — 14 halfebent.
[556] 1] I neuer saw youe madam laye aparte
your comet black in colde nor yet in heate
sytlie first ye knew of my desire so greate
which other tances chactd cleane from my harte
5J whiles to my seif I did the thought reserve
that so vnware did wounde my wofull brett
pytie I saw w/tAin your hart dyd rest
but since ye knew I did youe love and serve
your golden treese was clad alway in blacke
lOJ
all that witAdrawne that I did crave so sore
TEH MS. POEMS OF HENBY IIOWAUD, EARL OF SURRET. 299
So doth this cornet governe me a lacke
In someres sone in winter breath of frost
of your faire eies whereby the light is lost.
H. S.
TotteFs Version will be fonnd in the Introductianj p. 285.
1] Love that doth raine and liue within my thought
and buylt bis seat within my captyve brest
clad in the armes wherein with me he fowght
oft in my face he doth his banner rest
5J but she that tawght me love and suffre paine
my doub[t]full hope & eke my hote desire
with shamfast looke to shadoo and refrayne
her smyling grace convertyth streight to yre
And cowarde love then to the hart apace
lOJ taketh his flight where he doth lorke and playne
his purpose lost and dare not shew his face
for my lorics gilt thus fawtles byde I payine
yet from my Lorde shall not my foote remove
sweet is the death that taketh end by love.
H. S.
Note on the text: 6 line inserted in margin, same hand.
Variants in T. [8] : 1 that lineth and reigneth in. — 2 That built. —
7 cloke. -— 10 whereas he lurkes and plaincs. — 12 paynes. — 14 his
deatb, takcs his.
f56a] 1] In Cipres springen (wheras dame venus dwelt)
a well so hote, that who so tast^ the same
were he of stone as thawed yse shuld melt
and kindled fynde his brest with secret flame
5) whoi>e moist poison dissolved hath my hate
this creping fier my cold l}Tnmes so oprest
that in the hart that harbred fredom late
endles dispaire long thraldom hath imprest
one eke so cold in froson snow is found
10] whose chilling venume of repugnant kind
the fervent heat doth quenche of cupidc^ wound
and mth the spote of change infecte« the mjnd
300 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
where of my deer hath tasted to my payne
my Service thus is growne into disdayne.
H. S.
Note on the text: 9 snow repJaces sone, same hand,
Variants in T. [9] : 4 fired flame. ~ 9 An other so colde in frozen yse.
IJ The greate Macedon that out of persy chased
Darius of whose huge powre all Asia ränge
in the riche arke yf hommers rymes he placed
who fayned gesteh of heathen princes sänge
5] what holie grave, what worthye sepulture
to wyat65 spalmes should Christians than purchace
where he doth painte the lively fayth and pure
the stedfast hope the sweet retume to grace
of lust David by perfect penitence
10] where rulers may see in a myrrour clere
the bytter frute of false concupicence
how lurye bowght vryas death füll deere
In princes hartes goAes scource yprinted deepe
mowght them awake out of their synfuU sleepe.
H. S.
Notes on the text: 9 snow repJaces orig. sone, same luind. —
13 pyrinted altered from imprint«d, same haixd.
Found also in E. [855], with the followiug variants: 1 great, Pene
chasyd. — 2 power, Asy RaDg. — 3 if Homers, placyd. — 4 Hethen Prynces
sang. — 5 holly, wourtliy. — 6 Wyatcs Psalmes shnld (final e crossed out)
Christians then purchace. — 7 Wher, dothe paynte, lyvely faythe. — 8 hoope,
swete. — 9 iust Dauyd, parfite penytence. — 10 Rewlers, se. — 11 bitter
frewte, concupi8cence(s crossed out in different ink). — 12 lewry bonght
Vryas deathe, dere. — 13 Prynces, goddcs, yprynted depe. — 14 Myght,
slepe. — Every verse begins with a cap.
Variants in T. [28]: 3 dan Homers. — 13 imprinted. — 14 Gught
[566] 1] In the rüde age when Scyence was not so rife
If Jove in crete and other where they taught
Artes to reverte to profyte of our Ijrfe
wan after deathe to have their temples sought
5] If vertue yet in no vnthankfuU tyme
fayled of some to blast her endles fame
a goodlie meane bothe to deter from cryme
and to her steppen our sequell to enflame
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OP SURRKY. 301
In deyes of treuthe if wyatte'5 frendc^ then waile
10] (the onelye debte that ded of quycke may clayme)
That rare wit spent employde to our avayle
wliere Christe is tought deserve they monnis blame
Ilis livelie face thy brest how did it freate?
whose Cynders yet with envye doo the eate
H. S.
Note on the text: 1 the, so, crossed out.
Variants in T. [218]: 1 knowledge was not rife. — 2 other were. —
3 conuert. — 4 Wende. — 5 yet no voydc. — 12 we led to vertues traiue.
— 13 brestes. — 14 they do eate.
1] Thassyryans King in peas with fowle desyre
And filthye luste^ that staynd his regall harte
In warr that should sett pryncelye hertes a fyre
vaynquyshd dyd yelde for want of marcyall arte
5] The dent of sworde^ from kysses straunge
and harder then hys ladyes syde his targe
from glotton feaste^ to sowldyers fare a chaunge
his helmet far aboae a garland^;^ Charge
who scace the name of manhode dyd retayne
10] Drenched in slouthe a womanishe delight
Ffeble of sprete vnpacyent of payne
when he hadd lost his honowr and hys right
Prowde tyrne of welthe, in stormes appawld w/t/i drede
murdred hym seif to shew some manfuU dede
H. S.
Variants in T. [30]: 1 Thassirian. — 3 on fire. — 4 Did yeld, van-
quisht. — 5 dint. — 11 impacient.
1] Yf he that erst the fourme so livelye drewe
Of venus faas tryvmpht in payntercÄ arte
Thy father then what glorye did ensew
By whose pencell a goddesse made thow arte
5] Touchid with flame, that figure made some rewe
And wit/i her love surprysed manye a hart
There lackt yet that should eure their hoot desyer
Thow canst enflame and quenche the kyndled fyre
H. S.
Found also in //., with the following variant: 3 shall ensne.
Not in T.
302 FREDEBICK MORGAN PADELFORD,
[57 a] 1] Set me wlieras the sonne, dothe perche the grene
or whear his beames, may not dissolue the Ise
In temprat heat, wheare he is feit and sene
wilh prowde people, in presence sad and wyse
5J Set me in base, or yet in highe degree
in the long night, or in the shortyst day
in clere weather, or whear mysts thikest be
in lofte yowthe, or when my heares be grey
set me in earthe, in lieauen or yet in hell
lOJ in hill, in dale, or in the fowming floode
Thrawle, or at large, aliue whersoo I dwell
Sike, or in healthe, in yll fame, or in good
yours will I be, and wilh that onely thought
comfort my seif when that my hape is nowght
Above is written, Tommi, oue'l sol occide i fiori, et Therba'.
Totters Version [11] differs so mach that it should be quoted entire;
iSet me wheras the snnue doth parche the grene,
Or where his beames do not dissolue the yse:
lu temperate heate where he is feit and sene:
In presence prest of people madde or wise.
Set me in hye, or yet in lowe degree:
In longest night^ or in the shortest daye:
In clearest skye, or where clowdes thickest be:
In lusty youth, or when my heeres are graye.
Set me in heaucn, in earth, or eis in hell,
In hyll, or dale, or in the fomying flood:
Thrall, or at large, aliue where so I dweU:
Sicke, or in health: in euyll fame, or good.
Hers will I be, and onely with this thought
Content my seife, although my chaunce be nought
IJ Dyvers thy death doo dyverslye bemone
Some that in presence of that livelye hedd
Lurked whose brestc« envye with hate had sowne
yeld Cesars teres vppon Pompeius hedd
5] Some that watched with the murdres knyfe
with eyre thurst to drynke thy guyltles blood
whose practyse brake by happye end of lyfe
weape envyous teares to here thy fame so good
But I that knewe what harbourd in that hedd
lOj what vertues rare were temperd in that brest
honowr the place that such a iewell bredd
THE M8. POEMS OK ÜENRY HOWARD, EABL OP SURBEY. 303
and kysse the ground where as thy coorse doth rest
with vaporde eyes from whence suche streames avayle
As Pyramus did on Thisbes brest bewayle
H. S.
A note öfter the poem reads *Here ende my Ld. of Snrrey^s Poems.
No vaiiants in T.
[^h] Cap. I. Eccles.
1] I salamon dauids sonne, king of lerusalem
Chossen by god to teach the lewes, and in his lawes
to leade them
confesse vnder the sonne, that euerey thing is uayne
The World is false, man he is fraile, and all his pleasares
payne
5] Alas what stable frute, may Adams childeren fynde
In that they seke by sweate of browes, and trauill of
their mynde
we that liue on the earthe, drawe toward our decay
Ower childeren fill owr place a whille, and then they
fade awaye
suche chaunges maks the earthe, and dothe remoue
for none
10] But sarues us for a place, too play, our tragedes vppon
when that the restles sonne, westwarde his course hathe
rönne
Towards the east he hasts as fast, to ryse where he begönne
when hoorrey boreas, hathe blowen his frosen blaste
Then Zephirus witÄ his gentill breathe, dissolues the Ise
as fast
15] fludds that drinke vpp smale broks, and swell by rage
of rayne
Discharge in sees, wÄich them repulse, and swallowe
strayte againe
these worldly pleasures (lord) so swifte they rönne
their race
That skace owr eyes may them discerne, they bide so
littell Space
what hathe bin, but is now, the like hereafter shall
20] what new deuice gi'ounded so suer, that dreadeth not
the fall
304 FREBERICK MORGAN PADELEORD,
what may be called new, but suche things in tymes past
As time buryed and dothe reuiue, and tyme agayne sliall
waste
things past right worthey fame, haue now no brüte at all
E^uen so shall dey suche tliings, as now, the simple
wounders call
25] I that in dauides seate, sit crowned and reioyce
Tliat mih my septer rewle tlie lewes, and teache then
wttÄ my uoyce
haue serchied long to know, straunge things vnder the
sonne
To see how in tliis mortall lyef, a suerty might be wonne
tliis kyndled will to knowe, straunge things for to desyer
30] God hathe grafte in owr gredye breasts, a torment for
our hier
the end of eache traueil, furthw/th I sought to knoo
I found them uaine mixed mth gall, and bürdend with
muche woo
defaults of natures worke no maus hand may restore
A\ hiebe be in nomber like the sandes vppon the salte
floods shore
35] then vaunting in my witte, I gan call to my mynd
What rewies of wysdom I hadde taught^ that eiders could
not find
and as by contraries to treye, most things we use
Mens foUies and ther errors, eke I gan them all peruse
t[h]erby with more delight, to knowledge for to clime
40] But this I found an endles wourke of payne and losse
of tyme
ffor he to wisdomes skoole, that doth applie his mynd
the further that he wades ther in, the greater doubts
shall find
[59 a] And such as enterprice, to put newe things in ure
of some that shall skorne their deuise, may well them
selfes assure.
flnis.
Notes on tbe text : 9 e of chaunges ifiserted above, hand uncertam, —
13 iJie first o of hoorrey inscrted above, hand uncertain; the e of blaste
pariiuUy erased — 16 u of repulse altered from some other ktter. — 22 Ab
replaces (V) at, hand uncertain — 27 strauuge replaced by all, fwnd un-
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 305
certain. — 28 o of to replaces some erased letter or letters, — 31 I replaces
Bome erased word, hand uncertain — 35 gan replaces original gall, same
hand. — ^ the copyist began the verse that eiders, then crossed out ihese
words. — 39 tyerby. — 41 skoole replaces skolle, same ha/nd.
Fonnd also in A, [32 a], with the following yariants: 1 Davids, Ringe,
Jerusalem. — 2 Chosen, Jewes, lead. — 3 under, every, vayne. — 4 falce,
frayle. -— 5 frewt, cbildren fynd. — 6 seeke, sweat, travaile. -— 7 lyve,
earth, draw, decaye. — 8 Our, awhyle. — 9 makes, earth, doth remove. —
10 serves, to playe, trageddies uppon. — 11 restlesse, westward, cource
bath. — 12 Towardes, bastes, faste, wbeare. — 13 hoarrye. — 14 gentle
breatb dissolves. — 15 floodds, drynck upp small brookes. — 16 Discbardge,
Seas wbicbe, swallow straight agayne. — 17 Theise worldlye, Lord. —
18 skarce, disceame, byde, lyttle. — 19 batb bene, lyke. — 20 devyce
grownded, sure. — 21 newe, tbinges. — 22 buried, dotb revyve. — 23 Tbinges,
wortbie, bave, brewte. — 24 even sball dye sucbe tbinges, symple wonders.
— 25 Davids, sitt Crowned, rejoyce. — 26 rule, voyce. — 27 bave searcbed,
all tbinges ander. — 28 life, snretie. — 29 kendlid, know, tbinges, desyre.
— 30 batb, greedie brestes, toorment, byre. — 31 travaile, fortbwitb, know.
— 32 fownd, vayne myxed, mocbe woe. — 33 Defanltes, worke. — 34 nombre
lyke, nppon, salt. — 35 witt, mynde. — 36 mies, wisdome, bad, Eiden,
fynd. — 37 trye, tbinges. — 38 tbeir, errours. — 39 Tberbye, clyme. —
40 endlesse worke. — 41 for, wysdomes, mynde. — 42 furder, tberein,
greatter, fynd. — 43 sucbe, enterpryse, putt new tbinges. — 44 devyce,
selves.
Tbe caesura is marked, and tbe following vs. begin witb caps. : 1—3,
5-9, 12-17, 23, 29, 32, 35—38.
Cap. 2. Eccles.
1] From pensif fanzies then, I gan my hart reuoke
And gaue me to suche sporting plaies, as laughter myght
prouoke
but euen suche nain delights, when they moste blinded me
Allwayes me thought with smiling grace, a king did yll agre
5J then sought I how to please, my belly w/tA muche wine
To f eede me f atte vfiXh costely f easts, of rare delights and fiue
and other plesures eke, too purchace me witÄ rest
In so great choise to finde the thing, that might content
me best
but lord what care of mynde, what soddaine stormes of Ire
lOJ with broken slepes enduryd I, to compasse my desier
to buylde my howses faier, then sett I all my eure
By princely actes thus straue I still, to make my fame
indure
delicius gardens eke, I made to please my sight
Anglia. N. V. XVII. 21
306 FRBDERICK MORGAN PADELFORD,
And grafte therin all kindes of fruts, that might my mouthe
delight
15] condits by liuely Springs, from their owld coorse I drewe
For to refreshe the frutfuU trees, that in my gardynes grewe
of catell great encreace, I bred in litteil Space
ßondmen I bought I gaue them wifes, and sarned me
witÄ ther race
greate heapes of shining gold, by sparing gan I sane
20] mth things of price so furnyslied, as fitts a prince to haue
to heare faier women sing, sometyme I did reioyce
Rauyshed with ther pleasaunt times, and swetnes of their
voyce
lemans I had so faier, and of so liuely hewe
That who so gased in their face, myght well their bewtey
rewe
25] neuer erste sat theyr king, so riebe in dauyds seate
Yet still me thought for so smale gaine, the trauaile was
to great
from my desirous eyes, I hyd no pleasannt sight
Nor from my hart no kind of myrth, that might geue
them delyght
wÄich was the only freute, I rept of all my payne
[59 b] 30] To f eade my eyes and to reioyce, my hart with all my gaine
but when I made my compte wtth howe great care of mynd
And herts vnrest that I had sought, so wastf ull frutt to fynde
then was I streken strayte, witÄ that abused fier
To glorey in that goodly witte, that compast my desyer
35] but freshe before myne eyes, grace did my fawlts renewe
What gentill callings I hadd fledd, my ruyne to purswe
what raging pleasui'S past, perill and hard eskape
Wliat fancis in my hed had wrought, the licor of the grape
the erroure then I sawe, that their fraile harts dothe
moue
40] W/iich striue in vaine for to compare, wtt/» him that sitts
aboue
in whose most perfect worcks, suche craft apperyth playne
That to the least of them, their may no mortall band attayne
and like as ligh[t]some day, dothe shine aboue the night
So darke to me did foUy seme, and wysdomes beames as
bright
THE MS. PO£MS OfF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 307
45J whose eyes did seme so clere, mots to discem and fynde
But will had clossed follies eyes, which groped like the
blynde
yet death and time consnme, all witt and worldly fame
And looke what ende that foUy hath, and wisdome hath
the same
then sayd I thus (oh lord) may not thy wisdome eure
50] The waylfull wrongs and hard conflicts, that foUy doth
endnre
to sharpe my witt so fine, then why toke I this payne
Now finde I well this noble serche, may eke be called vayne
as slanders lothsome brüte, soundes follies iust rewarde
Is put to silence all be time, and brought in male r[e]garde
55] eun so dothe tyme denoure, the noble blast of fame
wÄ/ch showld resounde their glories great, that doo desarue
the same
thus present changes chase, away the wonders past
Ne is the wise maus fattal thred, yet lenger spunne to last
then is this wredtched vale, our lief I lothed playne
60] When I beheld out frutles paynes, to compasse pleassurs
vayne
my trauayll this a vaile, hath me produced loo
An heire unknowen shall reape the frute, that I in sede
did sowe
but whervnto the lord, his nature shall inclyne
[60a] Who can fore knowe into whose handes, I must my goods
resine
65] but lord how pleasannt swete, then seamd the idell liefe
That neuer charged was with care, nor burdened witA
stryefe
and vile the gredye trade, of them that toile so sore
To leaue to suche ther trauells frute that neuer swet
therfore
what is that pleasant gaine, wÄich is that swet relief
70] That showld delay the bitter tast, that we feie of our gref
the gladsome dayes we passe, to serche a simple gaine
The quiete niglits with broken slepes, to fead a resteles
brayne
what hope is left us then, what comfort dothe remayne
Owr quiet herts for to reioyce, w/tA the frute of owr payne
21*
308
FREDERICK MORGAN PADEI.FORD,
75] yf that be trew wbo may him seife so happy ealt
Äs I whtise free and sumptius spence, dothe sliyne beyonde ]
tLem all
sewerly it is a gift, and fauor of the lorde
Liberally to spende our goods, the ground of all diäcorde 1
and wretched Iiards haue they, that let their tressurs mold T
SO] And carrey the roodde that skorgeth them, that glorey j
in their gold
bat I doo knowe by proofe, whose ryclies bei-es suche ]
brüte
What Stahle weltlie ni[a]y stand in wast, or heping of ]
Bache fmta
finis.
Notes on tiie text: 30 fitls tir situ, uiwcrtuin, — 51 r of nboxpe n
sfrted fibdtc, liaml uneertain.
Uuvnra alu) in A. [32b\, with the Collon-iog Tarianta: 1 pencife fanciea, I
revoke. — 2 gnve, pluyea, salf^ht provoke. — 3 even, vayne delig'ht«^ j
moste blynded. — 4 alwayea, iinyling, iigree. ^ 5 bellye, raoclie wyne. ■
6 fatt, coBtlye feastes, delig'hteB, fjue. — 7 pleasnrcs, purchaae. ^ 8 dioyc«, I
fjnd. — 9 Lord, I mynd, aouddajne. — 10 sleapes endured, desyre, —
11 bnyld, fayre. — 12 atnive, endure. ^ 13 Delici'ons. — 14 there in, '
kjndes, fmt«s, mowtL. — 15 Candjtea, lyvely springea, liieire olde cource. ]
— 10 £cntefull treeae, gardens. — 17 Gattell, lytle, — 18 gave, wyre«, ,1
Bervile, their. — 19 Great beapps, shyning goolde, eparinge, save.
30 tbiuges, pryce, fnmisbed, fytta, have. — 2t faire, singe somtyme, re- 1
Joyce. — 32 Ravysbed, their, plea^nt tewnea, swetuesae. — 23 faire, lyvelye. I
— 24 gazed, inight, bewlie. — 25 Never earst säte therr, ryche, DavidB. -
2fi small gayne, travaile, so. — 27 desyrons, hydd, pleasaunt — 28 kynd^ i
myrthe, delight. — 29 whiche, oolye fmte, reapt. — 30 feeiie mye, rqoyoe^
gayne. — 31 how, mynde. — 32 hartes, fmte. — 83 aCryken stnüght, 1
fyer, — 34 glorye, witt, compaate, ileayre, — 35 fi^sabe, mye, faulte».
36 gentyll, bad fled, pnrsue. — 37 pleaanres, escape. — 38 fancies, het
lycour. — 39 errour, hartes, moTe. — 40 whyche atryve, vayne, hym, syttes 1
nbove. — 41 most«, workes, cratte appeareth. — 42 leaste, tliere. — 43 lyke, f
daye, doth sheofte above. — 44 dark, follie seeme. — 45 seeme, cleare, 1
motea, djaceame. — 46 closed, whiche, lyke, — 47 tyme, worldlye- — I
48 eud, follie. — 49 said, Iiord. — 50 wrongea, conflicl«B, follie.
61 aharppe. fyne, whye. — 53 fynd, aearcbe. — 53 slaundera, sovnid», juBt. 1
— 64 acylence, betyine, small. — 55 even, doth, devonre. — 56 whidie,
resownd, do deaerve. — 57 cbauuges chace. — 58 wyse, fatall Üueed,
longer spönne. — 59 wretchid, lyet. — 60 frutelease, pleaanres. — 61 travule,
availe, low. — 62 seede, aow. — 63 ivhearennto, Lorde, encljue. — 64 know,
guodes resyne. — 65 Lord, pleaaant, seamed, Idle lif. — 66 ncver cbsrdged,
burdenyd, strif. — 67 vyle, greedie, toyle. — 68 leave, their tr&vailes,
never aweatt therefore. — 69 pleasaant gajTie, whiche, sweete. — 70 shnlde
THE MS. POEMS OF HENRT HOWABD, EARL OF BURREY. 309
delaye, taste, feele, greif. — 71 searche, symple gayne. — 72 quyett nightes
the broken sleapes, feede, restlesse. — 73 lefte, doth. — 74 qu3'ett hartes,
rejoyce, frewte or with payne. — 75 If, seif, happie. — 76 sumptuous, doth
sheene beyond. — 77 Surelye, Guyft, favour, Lorde. — 78 Lyberallye, spend,
grownd. — 79 wretchid hartes have, lett, treasures mowlde. — 80 carrye,
redd, sckonrdgeth, glorye, goolde. — 81 do know, profe, rychesse bears.
— 82 wealthe may, waste, heaping.
The caesura is marked throughout, and the following ys. begin with
Caps.: 1, 3, 15, 17, 19, 21-23, 25-27, 39, 47, 49, 50-53, 58, 61, 71, 74,
75, 77, 78.
Capitulo 3. Eccles.
1] Like to the stereles boote, that swerues mth euery wjmde
the Slipper topp of worldely welthe, by crewell prof
I finde
Skace hathe the seade wherof, that natore foremethe man
receuid lief when deathe him yeldes, to earth wher he
began
5] The grafted plants witA payn, wherof wee hoped fnite
to roote them vpp with blossomes spröde, then is otir
cheif porsute
That erst we rered vpp, we undennyne againe
and shred the spraies whose grouthe, some tyme we
laboured with paine
Eache frowarde thretning chere, of fortune maiks vs playne
10] and euery plesant showe reuiues our wofull herts againe
Auncient walles to race, is owr unstable guyse
and of their wether beten stones, to buylde some new
deuyse
[606] New fanzes dayly spring, wAich vaade returning moo
and now we practyse to optaine, that strayt we must
forgoo
15] Some tyme we seke to spare, that afterward we wast
and that we trauelid sore to knitt, for to unclose as fast
In sober sylence now oiir quiet lipps we closse
and with vnbrydled toungs, furth w/tA OMr secret herts
disclosse
Suche as in folded armes, we did embrace, we haate
20] whom strayte we reconsill againe, and banishe all debate
My sede with labour sowne, suche frute produceth me
to wast my lief in contraries, that neuer shall agree
310 FBEDERICK MORGAN PADELFORD,
From god these heuy cares, ar sent for our vnrests
and with suche bordens for our welth, he frauteth fall
otir brests
25] All that the Lord hathe wrought, hath bewtey and good
grace
and to eache thing assined is, the proper tyme and place
And graonted eke to man, of all the worldes estate
and of eache thinge wrought in the same, to argne and
debate
W/w'ch arte though it approche, the heuenly knowlege moste
30] io serche the naturall grounde of things, yet all is
labor loste
But then the wandering eyes, that longe for suertey sought
founde that by paine no certajme welth might in this
World be bought
Who liueth in delight, and seke no gredy thryfte
but frely spends his goods, may thinke it as a secret gifte
35] Fulfilled shall it be, what so the lorde intende
wAich no deuice of maus witt, may advaunce nor yet
defende
Who made all thing of nought, that Adams chyldren might
lerne how to dread the Lord that wrought, suche wonders
in their sight
The gresly wonders past, wÄtch tyme wearse owt of mynde
40] to be renewed in our dayes the Lord hath so assynde.
Lo thuse his carfuU skourge dothe stele on us vnware
wÄich when the fleshe hath clene forgott, he dothe
a gaine repaire
When I in this uaine serche, had wanderyd sore my witt
I saw a rioall throne wheras that iustice should haue sitt
45] In stede of whom I saw, mUi fyerce and crwell mode
wher wrong was set that blody beast, that drounke the
giltles blöde
Then thought I thus one day, the lord shall sitt in dome
to vewe his flock and chose the pure ; the spotted haue
no rome
Yet be suche skourges sent, that eache agreuid mynde
50] lyke the brüte beasts that swell in rage, and fury by
ther kynde
His erroure may confesse, when he hath wreasteled longe
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EABL OF SURRET. 311
and theti with pacience may bim arme, the sore def ence
of wronge
[61a] For death that of the beaste, tbe carion dotb deuoure
unto tbe noble kynde of man, presents tbe fatall bower
55] Tbe perfitt forme tbat god, batbe etber genen to man
or otber beast dissolue it sball, to eartb wber it began
And wbo can teil yf tbat, tbe sowie of man ascende
or witA tbe body if it dye, and to tbe ground decende
Wberfore eacbe gredy bart, tbat ricbes seks to gajme
60] gatber may be tbat sanery frntte, tbat springetb of bis
payne
A meane conuenient weltb, I meane to take in wortb
and wttb a band of larges eke in measore poore it fonrtb
For treasure spent in lyef, tbe bodye dotbe sustayne
tbe beire sball waste tbe wbourded gold, a massed with
mncbe payne
65] Ne may foresigbt of man, sucbe order gene in lyef
for to know, wbo sball reioyce, tbeir gotton good wttb
stryef.
Finis. ^
Notes on the text: 10 an creasure after showe; reuiues re2>7ac€« reioyce,
different hmid. — 16 c of unclose crossed out. — SO t of serche inserted,
hand unceriain. — 43 sore originnUy fore. — 44 wheras that replaced hy
eke wher, different hand. — 55 hathe ether geuen to man revised to hath
genen to ether man, differctit hand. — 61 final e seema to he erased from
last word. — 62 a massed may be one toord. — 66 fore inserted before
know, hand uncertain.
Fonnd also in Ä. [336], with the following variauts: 1 Lyke, stear-
lesse boate, swarves, everye. — 2 slypper toppe, worldly wealth, profe. —
3 Skarce hath, seede, whearof, formeth. — 4 receaved lyef, death hym,
carthe wheare. — 5 plantes, payne whearof we, frewte. — 6 blossoms
spreadd, pursute. — 7 earst, reared upp, agayne. — 8 shredd, sprayes,
growth somtyme, payne. — 10 every pleasannt, revyves, hartes agayne.
— 11 walls. — 12 weather beateu, buyld, devyse. — 13 fancyes daylye
springes whiche vade, mo. — 14 now inserted, obtayne, straight, forgo. —
15 Somt3Tne, seeke, waste. — 16 travaild. — 17 scylence, quyett lypps. —
18 undbrydled tungues forthwith, secreat hartes disclose. — 19 hate. —
20 whome straight, reconcycle again. — 21 seede, frewte. — 22 waste,
never. — 23 God theise heavie, unrestes. — 24 wealth, fraughteth, brestes.
— 25 hath, bewtie. — 26 assigned. — 28 thing. — 29 whiche, thonghe,
heavenlye knowledge. — 30 searche, grownde, thinges, labonr. — 31 than,
wandringe, suretye. — 32 fownd, payne, certen wealth. — 33 lyveth, seekes,
greedie thrifte. — 34 freely goodes, thiuck, secreat gj'fte. — 35 fulfiiled,
liOrd intend. — 36 whiche, devyce, man^is, defend. — 37 thinges, children.
812 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
— 38 Learne. — 39 greeslye, weares out, mynd. — 40 renewyd. — 41 thu«,
carefull skourdge doth steale, nnware. — 42 whiche, fleeshe, deane, doth
agayne repayre. — 43 vayne searche, wandcrid. — 44 royall, where, justice
shnld have sytt. — 45 steede, fearce, crewell moode. — 46 wheare wronge,
sett, blooddye, dronck, bloode. — 47 sytt. — 48 vew, flocke, chnse, have.
— 49 skourdges, aggreevid. — 50 beastes, furye, their. — 51 This erronr,
wrestlid. — 52 patience, hym. — 53 that beast, Canon, devonre. — 54 kinde,
presentes, houre. — 55 perfect, thath geven, either. — 56 dissolve, wheare.
— 57 if, ascend. — 58 boddye, grownd descend. — 59 greedie, rychesse
seekes. — 60 saverye frute, springethe. — 61 convenient wealth, worthe.
— 62 lardgesse, powre, forthe. — 63 lyf, boddie doth. — 64 horded goold
a massed, moche. — 65 fore sight, geve, life. — 66 Ffor, whoe, rejoyce
theire gotten, strife.
The caesura is marked, and the following vs. begin with caps.: 1, 3,
7, 9, 13, 15, 17, 19, 21, 38, 39, 41, 44, 45, 47, 49-51, 54, 55, 59, 60, 65, 66.
Capitulo 4. Eccies.
1] When I be thought me well vnder the restles soon
by foolke of power what crewell wourks nnchastyced
were doon
I saw wher stoode a heard by power of suche opprest
oute of whose eyes ran floods of teares that bayned all
ther brest
5] Deuoyde of comfort clene, in terroure and distresse
in whose defence none wolde aryse, suche rigor to represse
Then thought I thus (oh Lord,) the dead whose fatall hower
is clene roune owt more happy ar whom that the wormes
deuoure
And happiest is the sede, that neuer did conceue
lOj that neuer feit the waylfuU wrongs, that mortall folke
receue
And then I saw that welth, and euery honest gayne
by trauill woune, and swete of browes gan grow into
disdayne
Throughe slouthe of earles folke, whome eache so fatt
dothe feade
whose Idell hands doo nought but waast, the frute of
other seeade
15] WÄich to them selves perswade that little gott witÄ ease
more thankefuU is then kyndomes woon, by trauayle
and disceace
A nother sort I saw, wit/i out bothe frend or kynne
THE MS. POEMS OF HENBY HOWARD, EARL of 8URREY. 313
whose gredy wayes yet neuer sought a faithfull frend
to winne
[61&] Whose wretched corps no toile yet euer wery could
20] nor glutted euer wer their eyne, wM heaps of shyning
gould
But yf it might appeare to ther abused eyne
to whose a vaile the trauill so, and for whose sake
they pjme
Then should they see what cause they haue for to repent
the frutles paynes and eke the tyme that they in vayne
haue spent
25] Theti gan I thus resolue, more pleasant is the lyef
of f aythefull frends that spends their goods in comwione
witA out stryef
For as the tender frend appeasith euery gryef
so yf he fall that lives alone, who shalbe his relyef
The frendly feares ly warme, in armes embraced faste
80] who sleapes aloone at euery toume dothe feale the
winetr blast
What can he doo but yeld, that must resist aloone
Yf ther be twaine one may defend the tother ouer throwne
The Single twyned cordes, may no suche stresse indure
as cables brayded [thre f ould] may, to gether wrethed swer
35] In better far estate stände children poore and wyse
then aged kyngs wedded to will that worke wrtÄ out
aduice
In prison haue I sene, or this a wofull wyght
that neuer knewe what f redom ment, nor tasted of delyght
W/tA such unhoped happ in most dispaier hath mete
40] witA in the hands that erst wäre giues to haue a
septure sett
And by coniures the seade of kjugs is tlirust from Staate
wheron agreuyd people worke, ofteymes their hidden
haat
Otlier w/tA out respect, I saw a frend or foo
with feat worne bare in tracing such, whear as the
honours groo.
45] And at change of a prynce great rowtes reuiued stränge
wA/ch faine theare owlde yoke to discharg, reioyced in
tlie^-change
314 FREDEBICK MOBGAN TADELFORD,
But when I thought to theise, as heany enen or more
sbalbe the bürden of bis raigne, as his that went before
And that a trayne like great upon the deade depend
50] I gan conclude eache gredy gajme, hath his vncert-
ayne end
In hnmble spritte is sett, the temple of the Lorde
wher yf thow enter loke thy mouth, and conscyence
may accorde
Whose churtche is buylte of loue, and decte with hoote
desyre
and simple fayth the yolden hoost, his marcy doth reqnyre
55] Wher perfectly for aye, he in his woord dothe rest
with gentill eare to heare thy sute, and grannt to thy
reqnest
[r)2a] In boost of owtwarde works, he taketh no delight
nor wast of woords suche sacryfice ansane[re]th in his
sight
Finis.
Notes on the text: 13 eache replaced hy ease, probably same hand.
— 15 gott altered from goot, same hand. — 34 thre fould inserted, different
hand. — iO u of septure crossed out. — 45 change repla^ed hy deth, diff,
hand. — 56 or grannt. — 58 re o/* un8au[re]th inserted, prob, diff, hand,
Fonnd also in A. [34 2»], with the following yariants: 1 bethoüght,
under, Sonne. — 2 folke, powre, workes, unchastised, done. — 3 wheare
stood, Heard, powre. — 4 their. — 5 Devoyde, comforte cleane, terronrs.
— 6 rygour. — 7 o, howre. — 8 cleane rönne (? roune) oute, happie are
whome, devoure. — 9 Seede, never, conceave. — 10 never, waillfull wronges,
receave. — 11 than, sawe, wealth, everye. — 12 travile wonne, sweatt,
growe. — 13 through sloothe and carelesse, ease, doth feede. — 14 idle,
do, but inserted, waste, seede. — 15 whiche, lyttle. — 16 thanckliQl, than
kingdomes wonne, travaile, disease. — 17 sorte, sawe, without both frind.
— 18 greedye, yett never, frind, wynne. — 19 Corps, toyle, ever weiye
coulde. — 20 ever weare, eyen, heapes, goolde. — 21 if, their. — 22 ayaile
they travaile, p\^l>^e. — 23 shulde, have. — 24 frutelesse, have. — 25 gan,
resolve, lyf. — 26 faithfull frends, goodes, common wtthout strife. —
27 frendc appeaseth everye greif. — 28 if, lyves, whoe shail be, relief. —
29 frendlye, lye, fast. — 30 whoe, alone, every, doth feele, wynter. —
31 do, yelde, alone. — 32 there, twayne, overthrowne. — 33 syngle, Coards,
endure. — 34 Cables, three folde may to gether wreathed sure. — 35 stand.
— 36 kinges, without advyse. — 37 pryson have, seene, wight. — 38 never
knew, freedome, delight. — 39 suche, moste dispaire, mett. — 40 within,
earst, gyves, have, Septer. — 41 Conjures, seede, kinges, State. — 42 wheare
on a greeved, oft tymes, hydden hate. — 43 without, foe. — 44 withe
feete, su€he, gpe. — 45 deathe, prince, revyved straunge. — 46 whiche
THE HS. POEMS OF HENRY HOWARD, BARL OF SURRET. 815
fayne their olde, dischardge, rejoyced, channge. — 47 heavie even. —
48 Shall be, boorden. — 49 lyke, uppon, dead. — 50 greedye, nncerten. —
51 Sprite insertedj Temple. — 52 Wheare if, looke thie mowth, conscience.
53 Chnrchei baylt, love, deckt, böte. — 54 symple faitb, golden gboost,
meicye. — 55 Wheare perfectlye, worde. — 56 gentle, thie, graunt, thie.
— 57 booste, ontward workes. — 58 waste, wordes, sacrifice, onBayereth.
— Finis.
The caesura is marked, and the foUowing vs. begin with caps. : 1, 5,
7, 9, 11, 17, 19, 23, 25, 27-29, 31, 32, 35, 37, 41, 43, 45, 48, 51, 53, 55, 57.
Capitnlo 5. Eccles.
1] When that repentant teares, hathe densyd clere from ill
the charged brest, and grace hathe wrought, ther in
amending will
With bold demands then may, his mercy well assaile
the speche man [s]ayth, with owt the wÄich, request
may not preuaile
5] More shall thy pennytent sighes, his endles mercy please
then their Importune siuts wAtch dreame, that words
gods wrath appease
For hart contrit of fault, ia gladsome recompence
and praier fruict of faythe wherby, god dothe with
synne dispence
As ferfoll broken slepes, spring from a restles hedde
10] by Chattering of vnhoUy lippis, is frutles prayer bredde
In wast of wynde I rede, vowe nought vnto the Lord
wherto thy hart, to bynd thy will, freely doth not accord
For humble uowes fullfilld, by grace right swetly smoks
bat bold behests, broken by lust, the wrath of god
prouoks
15] Yet better w/t7< humble hert, thy frayltye to confesse
then to bost of suche perfitnes, whose works suche fraud
expresse
With fayned words and othes, contract wj'tÄ god no gyle
suche craft returns, to thy nown härme, and doth thy
seif defile
And thoughe the myst of sinne, perswad such error light
20] therby yet ar, thy owtward works, all dampned in
his sight
As sondry broken dreames, vs dyuerslye abuse
so ar his errors manifold, that many words dothe use
316 FRCDEUICE MORGAN PADELFORD,
With humble secret playnt fewe words of hotte effect
honor thy Lord, alowance vaine, of uoyd desart neglect
25] Thoughe wronge at tymes the right, and welthe eke nede
oppressQ
thinke not the hand of lostice slowe, to foUowe the
redresse
For such unrightius folke, as rule with out dredd
by some abuse or secret lust, he suffereth to be led
The cheif blisse that in earth, the liuing man is lent
30] is moderat welth, to nourishe lief, yf he can be content
He that hath but one felde and gredely sekethe nought
to fence the [tillers] hand from nede, is king withia
his thought
[62&]But suche as of ther golde, ther only Idoll make
noe treasure may the rauen of there hnngry hands
asslake
35] For he that gapes for good, and hurdeth all his gayne
trau[i]lls in uayne to hyde the sweet, that showld releue
his payne
Wher is gret welth their showld, be many a nedy wight
to spend the same and that should be, the riebe mans
cheif delight
The sweet and quiet slepes that weryd limmes oppresse
40] begile the night in diet thyne, and feasts of great excesse
But wakerly tlie riebe, whose lyuely heat mih rest
their charged boolks with change of meats cannot so
sone dygest
An other [righteous] dorne, I sawe of gredy gayne
with busye cares suche treasures oft preseruyd to their
bayne
45] The plenteus liowsses sackt, the owners end with shame
their sparkelid goods, their nedy heyres, that showld
reioyce the same
From welthe dyspoyled bare, from whence they came
they went
clad in the clothes of pouerte as nature fürst them sent
Naked as from the wombe, we came yf we depart
50] witli toyle to seeke that wee must leue, what böte to
uexe the hart
What lyef leede testeye men that that consume their dayes
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRBY. 317
In inwarde freets^ untempred hates, at stryef mth sum
alwaies
Then gan I prayce all those, in suche aworld of stryffe
as take the profitt of tlieir goods, that may be had in lyf f e
55] For sure the liberall band, that hath no hart to spare
this f ading welthe, but powres it forthe, it is a uertu rare
That maks welth slaue to nede, and gold becom bis thrall
clings not bis gutts, with niggishe fare, to heape bis
ehest vfith all
But feeds the lusts of kynde, with costely meats and wynne
60] and slacks the hunger and the thurst, of nedy folke
that pynne
Ne gluttons feast I meane in wast of spence to stryue
but temperat mealles the duUed spryts wit/t ioye thus
to reuiue
No care may perce where myrth, hath tempred such a brest
the bitter gaull seasoned w/tA swet suche wysdome
may digest.
Finis.
Notes on the text: 4 fayth, not altered to none, hand uncertnin, —
15 er of better crossed out. — 17 words alt. to works, hand uncertaüu —
27 out alt. to outer, prob, anotfier Mnd; final e ©/"drede erased; our: ms,
note hy Percy. — 29 the replaced hy to, Imnd uncertain. — 32 toiling
inserted before hand, tfien itself replaced by tillers, diff. hatids. — 35 hordith :
ms. note by Percy. — 36 e itis. after u of trauells. — 40 second n ins. in
th}Tie, hand uncertain. — 43 gredy replaced by righteous; gredy a clerical
error through anticipation of the tcord later in the line; hand uncertain,
— 48 armes: ms. note by Percy-, fürst alt. to fyrst. — 50 boote: ms. note
by Percy. — 52 that that alt. to that those, atkZ again to then that, diff.
Juinds — 61 Ne replaced by no, diff. hand.
Found also in A. [35 a], with the foUowing variants: 1 repentaunt,
hath cleansid cleare, yll. — 2 chardged, hath, there in. — 3 holde demam-
aundes [demands], mercye, assayle. — 4 speache, without, whiche, none
prevayle. — 5 thye penitent, endlesse mercye. — 6 importune sutes whiche,
wordes god. — 7 fifor, contryte. — 8 prayer firute, faith whearby, doth, dis-
pennce. — 9 fearfull, sleepes, restlesse hedd, — 10 chattering, unhoUy
lyppe, frutelesse, bredd. — 11 waste, wynd, reede, unto, Lorde. — 12 whereto
thie, thie, freelye, accorde. — 13 vowes fufilld, sweetely smokes. — 14 holde
behestes, lustes, God provokes. — 15 bet, hart, thye frayltie. — 16 hoste,
perfectnesse, workes, frawd. — 17 workes, contracte, God, guyle. — 18 such
crafte retoumes, thyne owne, thie, defyle. — 19 though, synne perswade,
errour. — 20 therbye, are thie outward workes. — 21 soudrie, us dyverslye.
— 22 are, errours manyfolde, wordes doth. — 23 secreat, few wordes, effecte.
— 24 honour thie Lorde, alowaunce vayne, Yoyde desert neglecte. —
318 FREDERICK MORGAN PADETJPORD,
25 wealth. — 26 thincke, foUow. — 27 Ffor, nnrighteons, withonten. —
28 our secreat, sufireth, ledd. — 29 chief, to lyving. — 30 moderate wealth,
if. — 31 field, greedelye seeketh. — 32 tillers, neede. — 33 their goolde,
their, Idolle. — 34 no, ravyn, their inserted, hungrye. — 35 Ffor, hordith.
— 36 travailes, vayne, sweete, shonld releeve, payntie. — 37 Wheare, great
wealth theare shulde, needy. — 38 shnlde. — 39 sweete, qnyet sleapes,
wearied lymbs. — 40 beguyle, dyet thynne, feastes. — 41 wakerlye, lyvely.
— 42 chardged boolkes, chaunge, meates can not, digeste. — 43 rightnous,
saw, greedy. — 44 ofte preseryid. — 45 plentuouse howses. — 46 sparkled
goodes, needye heires, should rejoyce. — 47 Ffrom wealth dispoyled. —
48 Cladd, annes of povertie, first. — 49 if, departe. — 50 we, leaye, whate
boote, vexe. — 51 lyfe lead testye, then that. — 52 inward freattes nn-
temprycd, strief, some alwayes. — 53 prayse, a world, strif. — 54 proffit,
l^'fe. — 55 Lybcrall. — 56 wealth, poores, forth, vertue. — 57 makes
wealth inserted, slave, neede, goold become. — 58 Clinges, gnttes. —
— 59 feedes, lustes, costlye, meates, wyne. — 60 slackes, honger, thirst,
needye, pyne. — 61 No. feaste, waste, stryve. — 62 temperatte mealles,
sprytes, joye, revy ve. — 63 pearce wheare mirth, suche. — 64. gall seasoned,
sweete such wisdome. — Ffinis.
The caesura is marked, and the foUowing vs. begin with caps. : 1, 7,
9, 11, 22, 27, 29, 31, 35, 37, 43, 45, 48, 49, 51—53, 58, 61, 63.
[63 a] 1] Wher recheles youtlie in a vnquiet brest
set on by wrath revenge and crueltye
after long warr pacyens had opprest
and iustice wronght by pryncelye equitie
5] my deny then mjne errour depe imprest
began to worke dispaire of libertye
had not david the perfyt warriour tought
that of my fault thus pardon shold be sought
Found also iu A. [286], with the following variants: 1 Wheare
rechelesse, uuquyet. — 2 Sett, wrathe revendge, Creweltie. — 3 patience.
— 4 justice, equytie. — 5 denny. — 6 Lybertie. — 7 perfect, taught. —
8 shuld.
Domine deus salntis. Psal. 98.
1] Oh lorde vppon whose will dependeth my welfare
to call vi)pon thy hoUye name syns daye nor night I spare
gi-aunt that the iust request of this repentaunt mynd
so perce thyne eares that in thy sight som fauour it
may fynd
5] my sowie is fi-aughted füll witA greif of follies past
my restles bodye doth consume and death approcheth fast
THE MS. POEMS OF HENUT HOWARD, EARL OF SURUEY. 319
lyke them whose fatall threde thy band hath cut in
twayne
Of whome ther is no further brewte which in their graues
remajme
oh lorde thow hast cast me hedling to please my fooe
10] into a pitt all botomeles whear as I playne my wooe
the bürden of thy wrath it dotli me sore oppresse
and sundrye stormes thow hast me sent of teirour and
distresse
the faithfull frends ar fled and bannyshed from my sight
and such as I haue held füll dere haue sett my frendshipp
light
15] my duraunce doth perswade of fredom such dispaire
that by tlie teares that bayne my brest myne eye sight
doth appaire
yet did I neuer cease thyne ayde for to desjTe
witA humble hart and stretched hands for to appease
thy yre
wherfore dost thow forbeare in the defence of thyne
20J to sliewe such tokens of thy power in sight of Adams lyne
wherby eche fehle liart witJi fayth might so be fedd
that in the mouthe of thy elect thy mercyes might be spredd
the fleshe that fedeth wormes can not thy loue declare
nor suche sett forth thy faith as dwell in tlie land of
dispaire
25] in blind endured herts light of thy lively nanie
can not appeare as can not iudge the brightnes of the same
nor blasted niay thy name be by the moutli of those
whome death liath shitt in sylence so as they may not
disclose
the liuelye uoyce of them that in thy word delight
30] must be the trumppe that must resound the glorye of
thy might
[G36J wherfore I shall not cease in chief of my distresse
to call on the tili that the sleape my weryd lymes oppresse
and in the morniug eke when tliat the slepe is fledd
w/tÄ floods of Salt repentaunt teres to washe my restles bedd
35] w/tÄin this carefull mynd bourdjnid witli care and greif
why dost thow not appere oh lord that sholdest be his
relief
320 FREDEUICK MORaXN PADELFORD,
my wretched State beholde whome death shall strait
assaile
of one from youtli afflicted still tliat never did but waile
the dread loo of thyne yre hath trod me vnder feet
40] the scüurgis of thyne angrye hand hath made deth seme
fall sweet
like to the roring waues the sunken shipp surrounde
gi-eat heaps of care did swallow me and I no succour found
for they whome no myschaunce could from my loue devyde
ar forced for my greater greif from me their face to hyde.
Finis.
Note on the text : the marginal correction of the nomher of the Psalm
sems to be in the same ink.
Found also in A. \2Sh], with the foUowing yarianta: the Ps. is
numbered 98, without correction. — 1 0 Lorde uppon, dependith. — 2 uppon
tbie hoUie, day. — 3 just, mynde. — 4 pearce, as in thie, some favour,
fynde. — 5 frawglited. — 6 restlesse boddie, approchethe. — 7 threede
thye, cutt. — 8 whom there, brüte, whiche, graves. — 9 Lorde, me cast
headlong. — 10 bottomlesse wheare. — 11 bonrden, thye wrathe. —
12 Bondrie. — 13 are fledd, banisht — 14 suche, have, deare have. —
15 Mye, dothe, freedome soche dispayre. — 16 bane. — 17 do, never ceace.
— 18 thyne. — 19 whearfore doste. — 20 shew, suche, thie powre, Adames.
— 21 Whearby eache feoble, faith. — 22 mowthe, thye, thye. — 23 flesshe,
feedeth, thie love. — 24 setforth thie praise, dispare. — 25 blynd, hartes,
thie lyvely. — 26 nor, judge. — 27 blazed, thie, mowthes. — 28 shutt,
scilence. — 29 lyvelye voyce, thie worde. — 30 resownd, glorie, thie. —
31 Wherefore, ceace. — 32 wearied lymbs. — 33 sleape. — 34 teares, rest-
lesse. — 35 mynde burdenid. — 36 whye doste, appeare o Lorde, shnldest
— 37 wretchid, deathe, streight -— 38 wayle. — 39 loe, trode, ander feete.
— 40 skourdges, angrie, deathe seeme, sweete. — 41 lyke, roving waves,
suncken, surrowud. — 42 heapps, fownd. — 43 ffor, mischaunce, love. —
44 to, greatter greif. — Ffins.
The caesura is marked, and the followiug vs. begin with caps. : 1, 3,
5, 7, 9-11, 13, 15, 17, 21, 23, 26, 27, 29-31, 36, 37.
1] The so[u]dden stormes that heaue me to and fi'oo
had welneare pferced faith my guyding saile
for I that on the noble voyage goo
to succhor treuthe and falshed to assaile
5] constrayned am to beare my sayles ful loo
and neuer could attayne some pleasaunt gaile
for vnto such the prosperous winds doo bloo
as rönne from porte to porte to seke availe
THE MS. POEMS OF HENKT HOWARD, EARL OF 8UBRBY. 321
this bred dispajrre whereof such doubts did groo
10] that I gan faint and all my courage falle
but DOW my Wage myne errour well I see
such goodlye light King David giuetli me.
Note on the text: 1 sonnden, prob, copyisi^s mistake,
Found also in A, [296], with the foUowing yariants: 1 heave, frow.
2 pearced. — 3 Ffor. — 4 8uccour trnthe, falshedd. — 5 füll low. —
6 never pleasant gayle. — 7 unto suche, prosperons wynds Öo blow. —
8 avayle. — 9 bredd, whearof suche doubtes, grow. — 10 faynt, fayle. —
11 Blage. — 12 Suche, gyveth.
[64a] Quum bonus Israel Dens. Ps. LXXIII.
1] Tlioughe lorde to Israeli thy graces plentuous be
I meane to such with pure intent as fixe their trust in the
Yet whiles the faith did fajmt that shold haue ben
my guyde
lyke them that walk in slipper pathes my f eet began to slyde
5] whiles I did grudge at those that glorey in ther golde
whose lothsom pryde reioyseth welth in quiet as they wolde
to se by course of yeres what nature doth appere
the pallayces of princely fourme succede from heire to heire
from all such trauailes free as longe to Adams sede
10] neither witMrawne from wicked works fey daunger nor
by dread
wherof their skomfull pryde and gloried w/tÄ their eyes
as garments clothe the naked man thus ar they clad in vyce
thus as they wishe succeds the mischeif that they meane
whose glutten cheks slouth feads so fatt as scant their
eyes be sene
15] vnto whose crewell power most men for dred ar fayne
to bend and bow w«t& loftye looks whiles they vawnt in
thier rayne
and in their bloody hands whose creweltye that frame
the wailfull works that skourges the poore wj'tA out regard
of blame
to tempt the living god they thinke it no offence
20] and p/erce the symple w/t/i their tungs that can make no
defence
suche proofes bifore the iust to cawse the harte to wauer
be sett lyke cupps myugled wlMi gall of bitter tast and sauer
▲nglU. N. F. XVII. 22
322 FUEDEKICK MORGAN PADELFORD,
then saye thy foes in skome that tast no other foode
but sucke the fleshe of thy elect and bath them in their
bloode
25] shold we beleue the lorde [doth] know and suffer this
ffold be he with fables vajme that so abused is
in terrour of the iust thus raignes inquititye
armed mih power, laden with gold and dred for crueltye
then vayne the warr might seme that I by faythe
mayntayne
30] against the fleshe whose false effects my pure hert wold
distayne
for I am scourged still that no offence have doon
by wrathes children and from my byrth my chastesing
begoon
when I beheld their pryde and slacknes of thy band
I gan bewaile the wofull State wherin thy chosen stand
35] and as I sought wherof thy sufferaunce lord shold groo
I found no witt cold pierce so farr thy hollye domes to knoo
and that no mysteryes nor douglit could be distmst
tili I com to the holly place she mansion of the inst
where I shall se what end thy iustice shall prepare
40] for such as buyld on worldly welth and dye ther colonrs faire
[64 b] Oh how their ground is false and all their buylding vayne
and they shall fall their power shall falle that did their
pryde mayntayne
as charged harts with care that dreme some pleasaunt
toume
after their sleape fynd their abuse and to their plaint
retoume
45] so shall their glorye faade thy sword of vengeaunce shall
Vnto their dronken eyes in blood disclose their errours all
and when their golden fleshe is from their backe yshorne
the Spotts that vnder neth wer hidd thy chosen shepe
shall skorne
and tili that happye daye my hert shall swell in [cjare
50] my eyes yeld teares my yeres consume bitwne hope and
dispayre
loo how my spirits ar dull and all thy iudgments darke
no mortall hedd may skale so highe but wunder at thy
warke
THE MS. POBMS OF HSNBT HOWARD, EARL OF SURRET. 323
alas how oft my foes haue framed my decaye
but when I stode in drede to drenche thy hands still did
me stay
55J and in eache voyage that I toke to conquer synne
thow wert my guyd and gaue me grace to comf ort me therin
and when my withered skyn vnto my bones did cleue
and fleshe did wast thy grace did then my simple sprits
releue
in other succowr then oh lord why should I trust
60] but onely thyn whom I haue found in thy behight so iust
and suche for drede or gayne as shall thy name refuse
shall perishe with their golden godds that did their harts
seduce
where I that in thy worde haue set my trust and ioye
the highe reward that longs therto shall quietlye enioye
65] and my vnworthye lypps inspired witA thy grace
shall thus f orespeke thy secret works in sight of Adams race.
Finis.
Notes on the text: S ihe i of the first hebte is inserted aborCj and
the precedifig e seems to have heen crossed out, and then restored; hands
uncertain. — 14 glutten alt. to glutted, diff. hand. — 18 final s of skoarges
crossed out. — 25 doth inserted after lord, diff, ha^id. — 47 fleshe alt. to
fleece, diff. hand. — 49 rare, alt. to care, diff. hand.
Found also in A. [29&], with the following; variants: 1 Lord. —
2 snche, entent. - 3 whyles, shold have bene. — 4 walke, slypper, feete.
— 5 whyles, glorye, their goold. — 6 lothesome, rejoyceth, quyet, wold.
— 7 see, cource, yeares, appayre. — 8 paUaces, princelye forme Succeede.
— 9 Ffrom, snche travailes, long, Adames sede. — 10 withdrawen, workes.
— 11 whearof, sckomefull. — 12 are, cladd. — 13 wisshe sncceads, my-
scheaf. — 14 glutted cheekes slowth feedes, skant, seene. — 15 Unto, powre,
moste, dread are. — 16 lookes whyles, vaunt, raigne. — 17 blooddye handes,
creweltie. — 18 walefull workes, sckourdge, without regarde. — 19 lyving,
thinck. — 20 pearce, tongues. — 21 before, just, hartes, waver. — 22 with
cnpps mingled, saver. — 23 say thie, sckome, taste. — 24 suck, flesshe,
thie electe, bathe, blood. — 25 Shuld, beleve, Lorde doth, suffire. —
26 Ffooled. — 27 juste, iniquitie. — 28 powre, goold, dread, creweltie. —
29 seeme, faithe. — 30 agaynst, flesshe, falce, effectes, hart. — 31 Ffor,
scourdged, done. — 32 Children, birth, begounne. — 33 beholde, slacknesse,
thye. — 34 bewayle, whearin thie. — 35 and whan, whearof, suffrannce
Lord shuld grow. — 36 fownd, could pearce, thie, know. — 37 doubt. —
38 come, hollie, mancion, just. — 39 wheare, see, thie justice. — 40 suche,
wealth coTrected from some other speüing, prob, welth-, theire coulloures
fayre. — 41 grownd, falce, buildinge. — 42 powres. — 43 Chardged hartes,
22*
324 FRBDEKICK MOKOAN PADELFORD,
dreames. — 44 ther, fjiide, abvse, plajut. — 45 glorie fade thie. — 46 anto,
dronken. — 47 goolden fleece, back. — 48 spottes, nndernethe weare hyd
thie, sheepe, sckorne. — 49 happie. — 50 yelde, yeares, betwene. — 51 Loe,
spirites are, thie judgementes dark. — 52 head, wonder, thie wark. —
53 ofte, have, decay. — 54 whan, stoode, dreede. — 55 tooke, conqaeare.
— 56 guyde, gave, therein. — 57 witherid, skynne unto, deeve. —
58 flesshe, waste thie, than, symple spirites releeve. — 59 others snccourei
0 Lorde wliye shuld. — 60 onlye thyne whome, have fownde, thie, just.
— 61 dread, thye. — 62 pearishe, goolden gods, hartes. — 63 wheare, thie,
have sett, joye. — 64 rewarde, longes, quyetlye enjoye. — 66 unworthie,
thie, — 66 forespeake thie seacrett workes, Adames. — FFinis.
The caesura is marked, and the foUowing vs. begin with cape. : 1—4,
7, 9, 13, 15—19, 21, 23, 25, 29, 31, 34—37, 39, 41, 45, 51, 59, 61.
[65a] Exaudi Deus orationem meam. Ps. LV.
1] Giue eare to my suit lord fromward hide not thy face
beholde herking in grief lamenting how I praye
my fooes they bray so lowde and eke threpe on so fast
buckeied to do me scathe so is their malice bent
5J care perceth my entrayles and traueyleth my spryte
the gi-eslye feare of death enuyroneth my brest
a tremblynge cold clene ouerwhelmeth my hert
0 thinke I hadd I wings like to the symple doue
this peryll myght I flye and seke some place of rest
lOJ In wylder woods where I might dwell far from these cares
what spady way of wing my playnts shold thei lay on
to skape the stormye blast that threatned is to me
rayne those vnbrydied tnngs breake that coninred league
for I decyphred haue amydd out towne the stryfe
15] gyle and wrong kept the walles they ward both day and
night
and whiles myscheif with care doth kepe the market stede
wliilst wickidnes with craft in heaps swai*me throogh the
strete
tlien my declared foo wrought me all this reproche
by härme so loked for, yt wayeth hälfe the lesse
20] for though myne ennemyes happ had byn not to preoaile
1 cold not haue hidd my face from uenym of bis eye
It was a frendly foo by shadow of good will
myne old fere and dere frende my guyde that trapped me
where I was wont to fetche the cui'e of aU my care
THB MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SUEREY. 325
25] and in bis bosome byde my secreat zeale to god
sucb Süden surprys quicke may tbem bell deuoore
wbilst I inuoke tbe lord wbose power sball me defend
my prayes sball not cease from tbat tbe sonne disscends
tili be bis baulture wynn and byde tbem in tbe see
30] mth words of hott effect tbat mouetb from bert contryte
sucb humble sute o lord dotb pierce tby pacyent eare
It was tbe lord tbat brake tbe bloodly compackts of tbose
tbat preloked on witÄ yre to slaugbter me and myne
tbe euerlasting god wbose kingdom batb no end
35] wbome by no tale to dred be cold divert from synne
tbe conscyence vnquyet be stryks with beuy band
and proues tbeir force in faytb wbome be sware to defend
butter fales not so soft as dotb bys pacyence longe
[65&]and ouer passetb, fine oyle running not balfe so smotbe
40] but wben bis suffraunce fynds tbat brydled wratb prouoks
be tbretbnetb wratb be wbets more sbarppe tben any
toole can fyle
friowr wbose haime and tounge presents tbe wicked sort
of tbose f alse wolves with cootes wbicb doo tbeir ravin byde
tbat sweare to me by beauen tbe fotestole of tbe lord
45] wbo tbougb force bad burt my fame tbey did not toucb
my lyf e
sucb patcbing care I lotbe as feeds tbe weltb witA lyes
but in tbe tbotber p[s]alme of David fynd I ease
lacta curam tuam super dominum et ipse to enutriet
Finis.
Notes on the text: 7 of dred inserted after cold, diff'. hnnd. — 11 e
üiserted in spady; i ofihei replaces orig. n, same hand; laier, tcord altered
to they, diff. hand. — 15 kept the walles alt to do kepe walle«, diff. hand
or hands. — 16 whiles myscheif alt. to whiles myscheif eke, and later to
myscheif ioyned. — 18 then replaced by ne, diff. hand. — 20 not replaced
by for, diff. hand. — 21 not crossed out, diff. hand. — 26 them hell alt.
to hym hele, diff. Iwnd. — 47 phalme.
Found also in A. [306], with the following variants: 1 Geave, sute
Lord, hyde, thie. — 2 herken, greefe. — 3 solowde. — 5 pearceth, traveileth,
spirit. — 6 greeslye, envyroneth. — 7 tremhliuge colde of dread cleane
overwhealmcthe , hart. — 8 thinck, had, winges lyke, dove. — 9 perill
might, seeke. — 10 woodes wheare, theise. — 11 speedie, wyng, playntes
shuld they. — 13 Raine, unbrydled tongues, coiy'ured. — 14 flFor, descyphred
have, strif. — 15 guyle, the tcanting^ warde. — 16 and myschief joynede,
steede. -- 17 Whylcste wickednes, crafte, heapes. — 18 ne my, foe. —
326 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
19 looked, half. — 20 thonghe, enemyes or ennemyes, bene for to. —
21 coulde have hydd, venome. — 22 frendlye foe. — 23 olde feere, deare
frend. — 24 wheare. — 25 bosom, God. — 26 suche soudden, quyck, hym
seif devoure. — 27 Whylste, invoke, Lorde; powre. — 28 seace, dlBoendes.
— 29 aulture wynne (word alt.), Sea. — 30 wordes, whote effecte, moyes,
hart. — 31 snche, Lorde, pearce thie pacient. — 32 Lord, blooddie compactes.
— 33 prelooked, L-e, slawghter. — 34 everlasting, kingdome. — 35 dread,
could dyvert. — 36 conscience nnquyet, strykes, heavye. — - 37 prores, faith.
— 38 falles, softe, bis patience. — 39 over, fyne, roninng, half. — 40 fyndes,
proYokes. — 41 threatneth, whettes, anye. — 42 tongne presentee. —
43 falce, coates whiche do, Rayyn. — 44 heaven, foote stoole, Lorde. —
45 thoughe, touche, lif. — 46 Suche, feedes, wealtb. — 47 other. —
48 dommum. — The Latin line foüowed by id est, cast thie care uppon
the Lord and he shall norishe the. — Ffinis.
The caesura is marked; and the following ys. begin with caps. : 1, 5,
7, 8, 10, 13, 22, 27, 32, 46, 48.
[23 a] Poems in Add. Ms. 28635.
1] GyrXt in my giltlesse gowne | as I sytt heare and sowe
I see that thinges are not in dead | as to the owtward showe
and who so lyst to looke | and note thinges somwhat neare
Shall fynde wheare plajmnesse seemes to haunte | nothing
but craft appeare
5] for with indifferent eyes my seif can well discearne
how som to guyd a shjrppe in stormes | styckes not to
take the steame
whose skill and conninge tryed | in calme to steare a bardge
they wolde sone shaw yow shold sone see it weare to great
a chardge
And some I see agajme | sytt still and say but small
lOj that can do ten tymes more than they | that say they can
do all
whose goodlye gyftes are suche | the more they vnderstand
the more they seeke to learne and know | and take lesse
chardge in band
and to declare more playne | the tyme [fjlyttes, not so fast
but I can beare right well in mynd | the song now sung
and past
15] The awctour whearof cam | wrapt in a craftye cloke
in will to force a flamyng fyre | wheare he could rayse
no smoke
i>4_'
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EABL OF SURRET. 327
If powre and will had mett | as it apppeareth playne
the truth nor right had tane no place | their vertues had
bene vayne
So that you may perceave | and I may saflye see
20] the innocent that giltlesse is | condempned sholde have be
muche lyke untruth to this | the storye doth declare
Wheare the eiders layd to Susans chardge | meete matter
to compare
They did her both accuse | and eke condempne her to
and yet no reason right nor truthe | did lead them so to do
25] And she thus judged to dye | toward her death went forthe
Ffraughted with faith a pacient pace | taking her wrong
in worthe
but he that dothe defend | all those that in hym trust
Did raise a Childe for her defence | to shyeld her from
the unjnst
and Danyell chosen was | then of this wrong to weete
30] How, in what place and eke with whome | she did this
cryme comwytt
he cawsed the Eiders part | the one from the others sight
and did examyne one by one | and chardged them bothe
say right
Vndra Molberye trye | it was fyrst sayd the one
The next namede a Pomegranate trye | whereby the truth
was knowne
35] Than Susan was dischargcd | and they condempned to dye
as right requeares and they deserve | that framede so
fowll a lye
And he that her preserved | and lett them of their lust
hath me defendyd hetherto | and will do still I trust.
Ffinis.
Not€B on the text: 13 slyttes. — 90 and before eke hiserted, samt
hand. — 32 them inserted, same hand.
Variante in T, [198] : 6 seke for to take. — 7 Whose practise yf were
proned. — 8 Asauredly beleue it well it were to great. — 10 coold. —
14 füll well. — 16 With wiU. — 17 had ioynde. — 21—38 missing.
[26 a]
1] Laid in my quyett bedd, in study as I weare
I saw within my troubled hed, a heape of thoughtes appeare
and every thought did shew, so lyvelye in myne eyes
328 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
that now I sight and then I smylde, as cawse of thooght
did ryse
5] I saw the lytle boye, in thought how ofte that he
did wishe of Godd to scape the rodd | a tall yong man to be
The yong man eke that feeles, his bones with paynes
opprest
how he wold be a riche olde man | to lyre and lye att rest
The ryche olde man that sees | his end draw on so sore
10] how he wolde be a boye agajme | to lyve so moche the more
Wheare at füll ofte I smylde | to see how all theise three
from boy to man, from man to boy | wold chopp and
channge degree
and musinge thus I thincke | the case is very straunge
that man from wealth to lyve in woe | doth ever seeke
to chaunge
15] thus thoughtfuU as I laye | I saw my withcryd skynne
how it doth shew my dynted Jawes | the flesshe was
worne so thynne
and eke my tothelesse chapps | the gates of my right way
that opes and shuttes as I do speake | do thus unto me say
Thie whyte and horishe heares | the messengers of age
20] that shew lyke lynes of true belief | that this lif doth
asswage
bides the lay hand and feele | them hanging on thie chyn
the whiche do wryte twoe ages past | the thnrd now
cumming in
hang upp therfore the bitt | of thie yonge wanton tyme
and thow that theare in beaten art | the happyest lif defyne
25] Wheare at I sight and said | farewell my wonted joye
trusse upp thie pack and trudge from me | to every lyüe
boye
And teil them thus from me | theire tyme moste happie is
Yf to their tyme they reason had | to know the truthe of this.
Ffinis.
Variauts in T, [30]: 4 doth. — 16 dented chewes.
[27 a]
1] Eache beeste can chuse his feere | according to his minde
and eke to shew a frindlie cheare | lyke to their beastly kjmd
a liyon saw I theare | as whyte as any snow
THE MS. POEMS OF HENBT UOWABD, EAUL OF SURRET. 320
whiche seemyd well to leade the race | bis porte the same
did shew
5] uppon this gentyll beast | to gaze it lyked me
for still me thought it seemyd me | of noble blood to be
and as he praunced before | still seeking for a make
as whoe wolde say there is none heare | I trow will me
forsake
I might perceave a woolf | as whyte as whale bis bone
10] a fayrer beast, a fressher hew | beheld I never none
Save that her lookes wear fearce | and froward eke her
grace
toward the whiche this gentle beast | gan hym advaunce
apace
and with a beck füll low | he bowed at her feete
in humble wyse as who wold say | I am to farr unmeete
15] but suche a scomfuU cheere | wheare with she hym
rewarded
was never seene I trow the lyke | to suche as well deservid
Wheare with she startt asyde | well neare a f oote or twayne
and unto hym thus gan she saye | with spight and great
disdayne
Lyon she said yf thow | badest knowen my mynde befome
20] thow hadst not spentt thie travaile thus | and all thie
pajme forlome
Do waye I lett the weete | thow shalt not play with me
but raunge aboute ; thow maiste seeke oute | some meeter
feere for the
forthwith he beatt bis taile | bis eyes begounne to flame
I might perceave bis noble hartt | moche moved by the same
25] Yet saw I him refrayne | and eke bis rage asswage
and unto her thus gan he say | whan he was past bis rage
Crewell you do me wronge | to sett me thus so light
without desert for my good will | to shew me such dispight
how can you thus entreat | a Lyon of the race
30] that with bis pawes a crowned kinge | devoured in the place
whose nature is to prea | uppon no symple foode
as longe as lie niay suck the flesshe | and drincke of
noble bloode
[27/>]Yf you be faire and fresshe | am I not of your hew
and for my vaunte I dare well say | my blood is not untrew
330 FREDEBICK MORGAN PADELFORD,
35] ffor yoy your seif dothe know | it is not long agoe
sins that for love one of the race | did end his life in woe
In towre both streng and highe | for his assored tmthe
Wheare as in teares he spent | his breath | alas the more
the mthe
This gentle beast lykewise | who nothinge could remove
40 1 bat wülinglye to seeke his death | for losse of his true love
Other ther be whose lyfe | to lynger still in payne
against their will preservid is | that wold have dyed right
fayne
but well I may perceave | that nought it movid you
my good entent my gentle hart | nor yet my kynd so true
45j but that your will is suche | to Iure me to the trade
as other some füll many yeares | to trace by crafte you made
and thus beholde my kynd | how that we differ farr
I seke my foes and you my frends | do threaten still with
warr
I fawne wheare I an fedd | you flee that seekes to you
50] I can devoure no yelding pray | you kill wheare you subdue
My kynd is to desyre | the honour of the field
and you with blood to slake your thurst | of suche as. to
you yelde
Wherefore I wolde you wist | that for your C!oy lookes
I am no man that will be tra}md | nor tanglyd bye suche
hookes
55] and thoughe some list to bow | wheare blame füll well
they might
and to suche beastes a currant fawne | that shuld have
travaile bright
l will observe the law | that nature gave to me
to conqueare suche as will resist | and let the rest go free
and as a Ffaulcon free | that soreth in the ayre
60 1 whiche never fedd on band or Iure | that for no stale
doth care
While that I live and breathe | suche shall my custome be
in wildnesse of the woodes to seeke | my prea wheare
pleasith me
where many one shall rew | that never made otFence
thus your refuse agaynst my powre | shall bode them no
defence
THE MS. POEMS OF HENKT HOWARD, EAKL OF SUUREY. 331
65] in tlie revendge wherof | I vowe and sweare therto
a thowsand spoyles I shall commytt | I never thought to do
and yf to light on you | my happ so good shall be
I shall be glad to feede on that | that wold have fed on me
and thus farewell unkynd | to whome I bent to low
70] 0 would you wist the shipp is safe | that bare his saile
so low
f28a] Syns that a Lyons hart | is f or a woolf e no pray
with blooddye mowth of symple sheepe | go slake yowr
wrath I say
with more dispight and Ire | than I can now expresse
whiche to my payne though I refrajme | the cause you
may well gesse
75] As for becawse my seif | was awthour of this game
It bootes me not that by my wrath | I shuld disturbb
the same.
Fflnis.
Variants in T. [218]: 2 can shew. — 3 I late. — 5 the gentle, it
pleased. — 6 he semed well. — 10 of ft'esher. — 11 were coy. — 12 Vnto
the which. — 17 With that she. — 20 nor al. — 22 Go ränge. — 23 With
that he. — 25 his wrath, — 35 yonr seif haue heard. — 37 both omiited.
— 40 to lese his life. — 41 whose liues. — 42 their willes preserued ar,
right omitted. — 43 But now I doe, it moneth. — 47 onr kyndes. —
48 yonr frendes. — 49 am fled. — 52 on such. — 53 coyed. — 54 be trapt,
with such. — 55 lust to loue. — 56 of cnrrant sort. — 60 nor Iure nor.
— 64 This your refnse. — 65 And for reuenge therof — 66 I thousand.
— 69 bent and bow. — 70 sailes. — 72 With bloody mouth go slake your
thirst on simple shepe 1 say.
1 ] This name o Lord ho we greate | is f ownd bef ore our sight
Yt fiUs the earthe and spreades the ayre | the great workes
of thie might
for even unto thie powre | the heavens have geven a place
and closyd it above their heades | a mightie lardge compace
5] thye prayse what clowde can hyde | but it will sheene
agayne
synce yoiige and tender sucking babes | have powre to
shew it playne
wliiche in dispight of those | that wold thie glorye hide
hast put into such Infantes mowtlies | for to confounde
their pryde
332 FREDERICK MORGAN TADELFORD,
Wherefore I shall beholde | thy fygarede heayen so hye
10] whiche shewes suche printes of dyvers formes | within the
clowdye skye
As hüls and shapes of men | eke beastes of sondrie kynde
taonstruoos to our outward sight | and f ancyes of our mynde
And eke the wanishe moone | whiche sheenes by night also
and eache one of the wandring sterres | whiche after her
doth goe
15] and liow to kepe their course | and whiche are those that
Stands
because they be thie wonderous workes | and labours of
thie hands
but yet among all theise | I aske what thing is man
whose tourne to serve in his poore neede | this worke
thow flrst began
Or whate is Adames sonne | that beares his fathers marke
20] for whose delyte and compforte eke | thow hast wrought
all this warke
I See thow myndcst hym moche | that doste rewarde hym so
beinge but earthe to rule the earthe | wheare on hymself
doth go
Ffrom Aungells substaunce eke | thow madeste hym differ
small
Save one dothe chaunge his lif awhyle | the other not at all
25] The Sonne and Moone also | thow madeste to geve him light
and eache one of the wandring sterrs | to twynckle
sparkies bright
The ayre to geve hym breathe | the water for his health
the earth to bring forth grayne and frute | for to encrease
his wealth
and many mettalls to | for pleasure of the eye
[286] 30] whiche in the hoUow sowndyd grownd | in previe vaynes
do lye
The sheepe to geve his wool | to wrapp his boddie in
and for suche other needefull thynges \ the oxe to spare
his skynne
The hoi^sse even at his will | to beare hym to and fro
and as hjon list eache other beaste | to serve his turne
also
35] The fysshes of the sea | lykewyse to feede hym ofte
THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD, EARL OF SURRET. 333
and eke tlie birdes whose feathers serve | to make his
sydes lye softe
On whose head thow hast sett | A Crowne of Glorye to
to whome also thow didcst appoint | that honour shuld be do
and thus thow madeste hym Lord | of all this worke of thyne
40] of man tliat goes, of beast that creapes | whose lookes
doth downe declyne
of ffysshe that swymme below | of ffowles that flyes on hye
of Sea that fyndes the ajrre his rayne | and of the land
so drye
and undemeath his feete | thow hast sett all this same
to make hym know and playne confesse | that marveilous
is thie name
45] and Lord whiche art out Lord | how merveilouse is it f ownd
the heavens doth shew, the earth doth teil | and eke the
World so rownd
Glorie therefore be geven | to thee flrst whiche art three
and yet bat one almightie God | in substaunce and degree
as fii-st it was when thow | the dai*cke confused heape
50) Clottid in one, didst pai-t in fowre | whiche Elementes wee
cleape
and as tlie same is now | even heare within oor tyme
and ever sliall here after be | when we be filth and slyme.
Ffinis.
Notes on the text: 34 list inseried. — 45 Ihe vei of merveilous
correcied from some earlier speUhig.
[31 a]
1] Good Ladies you that have | your pleasure in exyle
Stepp in your foote, come take a place | and mourne with
me awhyle
and suche as by their Lords | do sett but lyttle pryce
Lett them sitt still it skills them not | what chaunce come
on the dyce
5] but you whome love hath bound | by order of desyre
to love your Lordes whose good desertes | none other wold
requyre.
[31^] Come you yet once agayne | and sett your foote by myne
wliose wofull plight and sorowes great | no tongue may
well defyne
334 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
My Lord and love alas | in whome consystes my wealth
lOJ hath fortune sent to passe the Seas | in haserd of his health
Tliat I was wontt for to embrace | contentid myndes
ys now amydd the f oming floodds | at pleasore of the wyndes
Theare God hym well preserve | and safelye me hym send
without whiche hope my lyf alas | weare shortlye at an ende
15] [Whose absence yet, although my hope doth teil me plaine
With Short returne he comes anon, yet ceasith mot my
payne.]
The fearefuU dreames I have | oft tymes they greeve me so
that then I wake and stand in dowbtt | yf they be trew or no
Somtyme the roring Seas | me seemes they grow so hye
20] that my sweete Lorde in daunger greate | alas doth often lye
Another tyme the same | doth teil me he is comme
and playng wheare I shall hym fynd | with T. his lyüe sonne
So forthe I goe apace | to see that lyfsome sight
and with a kysse me thinckes | I say | now well come
home my knight
25] Welcome my sweete alas | the staye of my welfare
thye presence bringeth forthe a truce | betwixt me and
my care
Then lyvelye doth he looke | and saloith me agayne
and saith my deare how is it now | that you have all this
payne
Wheare with the heavie cares | that heapt are in my brest
30] breakes forth and me dischardgeth cleane | of all my great
unrest
butt when I me awayke | and fyndes it but a dreame
the angwyshe of my former woe | beginneth more extreame
and me tourmentith so | that vnueth may I fynde
some hydden wheare to steale the gryfe | of my unquyet
mjmd
35] Thus euerye waye you see | with absence bow I bume
and for my wound no eure there is | but hope of some
retoume
Save when I feele the sower | how sweete is feit the more
it doth abate some of my paynes | that I abode before
and then unto my seif I saye | when that we two shall meete
40J but lyttle tyme shall seeme this payne | that joye shall
be so sweete
THE MS. POEMS OF HENRT HOWARD, EARL OF SURRET. 335
Ye wyndes I you convart | in chieffest of your rage
that you my lord me safelye send | my Sorowes to asswage
and that I may not long | abyde in suche excesse
Do your good will to eure a wight | that ly veth in distresse.
Ffinis. — Preston.
Notes on the text: 32 tJie j of angwyshe repla^es i.
Variants in T, [19]: 11 Whome I was wont tembrace with weU con-
tented minde. — 12 winde. — 13 Where, well him, sone him home me. —
15-16 Couplet in text. — 17 oft times do grene. — 18 That when I wake
I lye in donte where. — 19 me semes do grow. — 20 dere Lord ay me alas
me thinkes I se him die. — 22 with his faire little sonne. — 24 1 say welcome
my lord. — 30 Breake, huge vnrest. — 31 finde. — 34 Sam hiddeu place,
wherein to slake the gnawing of my mind. — 36 no cnre I find, good retuni.
— 37 Saue whan I think, by sowre. — 39 And then vnto my seif I say when
we shal meete. — 40 litle while, the ioy. — 41 I you coniure. — 43 this
excesse.
[29 a] Poems in Harl. IHs. 78.
1] Of thie lyff Thomas the compas well marke |
Not ay with füll sayles the hyegh sees to beate
ne be coward dreade forshunnynge stormes darke
On shallowe shores the kell in perill freate
5] Who gladly halsethe ye goulden meane
Voyde of dayngers advisedly hathe his home
not with lothesome moucke as a dene vnplayne
nor palace lyke w[h]earat dysdayne may glome |
The lustyer pyne the greatter wyndes oft it reues
10] witA violenter sueight turrettes stepe
And lyghtninges assalt hiegh mountaynes & cleves
A hoort well scholed in ouer hartes depe
Hopethe ameniment in swet ferethe sower
God yat sendethe withdrawethe Wynter smarte
15] Now yll not aye thus ones phebus to lower
bowe vnbent shall cease & vuice frame to sharpe
In streight estate appere thou hardie and stoute
And so wysly when füll vnlucky wynde
All thie pufte sayles shall fyll loke well abuwte
20J Tayke in a rief hast is wast prof dothe fynde.
Ffinis.
336 FREDERICK MORGAN PADELFORD,
Notes on the text: The poem was subjected to rather elaborate cor-
rections, wliicli are in the same hand, bat in di£ferent ink, so that some
cousiderable time maj have elapsed between the copying^ of the poem and
the correction of it. I have printed the nnrevised yersion in so far as I
can decipher it. — 1 the alt. io this. — 3 fonhonnynge ait to forshon-
nynge. — 4 lest inserted before on; an earlier ward is alt to kell, but I
cannot decipher ü; in replaces withe, same ink. — 5 en inserted before
halsethe, corrected front harsethe, same ink. — 8 scribe started to write
palicce, and alt. io palace. — 9 it crossed out. — 10 sneight aU, to
sweightes, and fall inserted after it. — 11 assalt alt to aflsalth. —
13 hopeth alt io hopes, prob. diff. hatid; ameniment cUt to amendment
— 14 smarte preceded by so wer crossed out, a clerical errottr; smarte alt
to sharpe. — 15 phoebttö to was orig. phebns, foUowed by some ward (hat
has been scratched out. — 16 cease preceded by seace crossed out; ynice
alt. to voyce. — 19 abuwte alt to abowte.
Variants in 2\ [27]: 3 in shonning. — 4 thy keel. — 5 Who so. —
7 vncleane. — 9 The lofty pyne the great winde often riues. — 10 swey
falne. — 11 Aud omitied. — 12 well stayd in ouerthwartes depe. —
13 ameudes, doth feare the. — 14 sharp. — 16 With bow, and frame to harp.
[30 &] 1] I that vlisses yeres have spent
to seeke Penelope
fynde well the foyle I have ment
to say yat was not soo
5J Sins Troilus cause hathe caused me
from Crised for to goo
Aud to repent Ulisses truthe
in seas and storme skyes
of raginge will & wanton youthe
10] vfherewii\i I have tossed sore
from Cillas seas to Carribes clives
vppone the drowninge shore
wheare I sought heaven ther founde I happe
ffrom daynger vnto deahte
15] lyke vnto the mouse that treade^ the trappe
in hope to fynde her fode
and bytes the breade yat stoppes his brethe
for in lyke case I stode
Tyll now repentance hastethe liym
20] to further me so fast
That wheare I sänke now ther I swyme
And have bothe streame and wynde
THB M8. P0BM8 OF HENBT HOWARD, EARL OF BURRET. 337
And lucke is good jt jt mj last
that any mane may fynde.
Fflnis.
Yariants in T. [241], where the poem is not assigned to Surrey:
2 finde. — 3 what folly. — 7 to bewaile. — 9 wanton will and raging
youth. — 10 Which we haue. — 11 Sicilla to Caribdis. — 21 there now. —
24 — : That where I perished, safe I passe,
And find no perill there:
Bat stedy stone, no gronnd of glasse,
Now am I sure to saue,
And not to flete from feare to feare,
Such anker hold I haue.
[bba] Poem in Add. Hs. 17492.
1] 0 happy dames that may enbrayes
the ffrwte off yowr delyet
helpe to be walle the woffuUe casse
& eke the hewj^ plyet
5] off me that wontede to rejoyes
the ffortwne offe my pleassante chyes
good lades helpe to ffelle my mowernenge woyce.
en a shepe ffrawoghte witA remiewberances
off worden & pleassures paste
10] he ssaylles that haytht en guvernance^
my lyffe whylle et maye laste
wttÄ scaldenge sseythes ffor wante off gayle
ffurthennge his hope that is his ssaylle
to warde me the sswete porte off hes awalle
15] alas howe ofte in dremes I see
thoos yees that were my ffoode
wyche ssumetyme sso dellyted me
that yet they do me good
where witÄ I wake wit/i his retourne
20] whoosse abssente fflamme dootht make me boren
but whan I ffynde the lake lorde howe I mowren.
[l^bb] whan owther lowers en armes acrosse
rejoyes ther cheffe dellyet
drowened en teare^ to mowren my losse
25] I Stande the better nyghtes
Aaglla. N. K. XVII. 23
Ite..
338 PADELFORD, THE MS. POEMS OF HENRY HOWARD BTC.
in my wyndowe wher I maye ssee
beffore the wyndes howe the clowdes ffleye
loo whate amarryner Iowe hays made me
& en grene wawes when the ssallte ffloode
30] dootht sswalle by rayges off wynde
a thwssande ffaynsys en that moode
assalles my resteles mynde
alias now drenches my sswete ffoo
that witÄ sspoyle off my harte ded goo
35] & lyfte me bat alias whye ded he sso
& when the ssces wax clame agane
to chasse ffrom me anoye
my dowteffwUe hopee makes me to playne
sso drede cwtes off my joye
40] thus es my mowrtht meyngled wttÄ woo
& off eyche thowet a dowete dowtht growe
nowe he comes wylle he cume alias no no.
Notes on the text: The hand is very slovenly; words and even lines
are scratched out to be replaced by slightly di£ferent spelllnffs. — 1 enbrays.
— 12 partly retDritterif mithout change. — 15 I in reßaced by in, —
16 orig. ffodde. — 19 his rewriiien, orig. retorene. — 24 orig* drowenede
en teyeres to (?) moweren. — 28 me rewritten, — 29 (?) way siarted, tiba»
scratched out. — 31 orig. ffayncys. — 32 orig. hartte. — 38 orig. pftjne.
— 42 he cumc inserted above.
The first stanza occurs also in Harh [30&], with the foUowmff vaiiaiits:
1 Oh happie, yat, imbrace. — 2 fructe. or frinte, or frnite; vour deüght. —
3 Helpe, oewayle, wofull case. — 4 neavie plyght. — 5 Of , yat wonted,
reioyse. — 6 fortnne; pleasannt choyse. — 7 Öood, fyll, mominge yoyoe.
Yariants in T. [15]: 8 In ship, freight with rememb^rance. —
9 thoughts. — 10 gouernance. — 11 wil last. — 12 lack. — 20 did. —
30 rise, rage. — 34 the spoyle. — 40 my wealth.
Corrections.
page 273, line 2 for of Surrey read of Snrrey's
„ 3 after [T.] imert [ToüeJ]
„278, „1 for Of the read On the
„4 „ authography „ orthography
„23 „ two books „ one bock
„ 279, „11 „ jnstifies „ justifies
„ 311, first line of notes „ creasure „ erasure
„ 322, line 38 „ she „ the
Frederick Morgan Padelford.
Univbrsity op Washington,
Seattle, Washington.
BEITRÄGE ZUR ENGLISCHEN GRAMMATIK.
IV.
Der Ursprung der f&gnng a good one.
Über diese frage haben in der letzten zeit am eingehend-
en und zusammenfassend E. Gerber ^) und E. EinenkeP)
^handelt. Der erstere bringt, nachdem er alles bis dahin
^kannte material zusammengestellt hat, die erklärung seines
hrers L. Morsbach vor. Schon im Früh-mittelenglischen
idet sich pleonastisches ön nach dem substantivierten super-
tiv {fhe beste on) in folge der Umbildung einer echt ger-
anischen fügung des Altenglischen {an se betsta). Ebenso
idet sich pleonastisches ön anderen Ursprungs nach substan-
ven {A wonder maister was Jie on Rob. Gl.). Nach diesen
ustern sei nun ön auch dem positiv des substantivierten
Ijektivs beigefügt worden: a good one. Im gegensatz dazu
icht Einenkel alle diese fälle als Umwandlungen der alt-
iglischen fügung an se betsta {man) zu erklären, die durch
m analytischen zug der Sprachentwicklung veranlafst wurden.
US der ursprünglichen formel hätten sich nach ihm folgende
pen entwickelt : I ca. 1200 : }e besi{e) an ; 11 (/>e) an beste ;
I ca. 1250: good {man) an; IV ca. 1300: a good {man) one,
er typus I sei dadurch entstanden, dafs man den Superlativ
an pe beste als partitiven genetiv auffalste und ihn wie
le genetive vor sein regens stellte. Aus ihm habe sich
1) Die Substantivierung des adjektivs im XV. und XVI. Jahrhundert,
ittinger dissertation 1895, s. 9 ff.
«) Anglia 26 (1903), 496 flf.
23*
340
K. LÜICK,
einerseits n, andererseits III entwickelt, und letzteres erkifir!
Einenkel auf folgende weise:
'Um 1250 treffea wir nuf den ersten versuch den tTpns I
]it heslt {manne) an dahin umzudeuten, daft man den kaum noch
ale solchen erkennbaren genetiv als noniinativ auffafste, und un-
gleich auf den ersten versncli . an itelle des bisher allein mög-
lichen Superlativs den positiv zu setzen. Da somit die venren- J
dang des | befitimmtenj artikels unraJiglich geworden war, Mrl
erbalten wir als typus III die form good (mon) an.' (S. 497.) 1
Icli kann diese darlegung nicht überzeugend erachten. Wenn
man an stelle der bisher gebraucliten superlativfügung den
positiv als ausreichend empfand, wenn man also statt 'der
besten einer' nun einfach 'ein guter' zu sagen sich begnügte,
60 lag es doch am nächsten, sich der geläufigen und planen
ausdrucksweise a good {man) zu bedienen. Auch als mischung' ■
dieser und der früheren fügung scheint mir der typos IUI
good {mon) Sn nicht wahrscheinlich.
Wie dem nun auch sei: entscheidend ist wohl folgendem I
Die erklärung Einenkels setzt die stufe I voraus, in der i
den Superlativ als genetiv plural auffafste. Dies war erst \
möglich, als die altenglische endung dieses casus, -a,
geschwächt und die genetiv pluralform des artikels verloren 1
war. Die Umbildung von I zu III ist also erst müglicli imf
Früh-mittelenglischen oder höchstens in der Umgangssprache!
der ausgehenden altenglischen periode, wie denn auch Ein-)
enkel den eintritt des typus III auf 1250 ansetzt. Aber (
selbst führt bereits (anm. 2) einen fall aus Aelfred's Beda^
Übersetzung an: da geseah he swd öystre dene äne under him
IM nyöemesse sesette 'vidit quasi vallem tenebrosam subtus se
in imo positam' (ed. Schipper 278, 2073; ed. Miller 212, 20).
Und dieser steht keineswegs vereinzelt. Koch (II 154) und
Mätzner (III 194) haben bereits zwei beispiele aus der Genesis
beigebracht: .Po syl se eadega wer [i. e. Noe] ynib wucan J
ßriddan wilde culufran dne sende V. 1476; Her is fehnntfM
freolecu nitBS, ides Egiptisc dn on gewealde v. 2226. Wie I
immer man über die Genesis denken mag, sie gehört jeden-
falls zur älteren altenglischen dichtung und so zeigt sich,
dafs Einenkels typus HI keineswegs erst in folge des ana-
lytischen zuges der Sprachentwicklung, nach der abschleifong J
der flexionsendungen , entstanden ist, sondern schon zu einer J
BEITBAOE ZUB BMQLIBCBEN ORAUHATIK.
341
[ zeit besteht, als die endungen wie aach die artikelformen
I noch völlig intakt waren. Damit ist seiner erklärnng der
boden entzogen.
Die formel ae. j6d nian dn ist auch bei näherem zu-
sehen gar nicht auffällig; sie ist nur ein Spezialfall: auch
nach einfachen Substantiven erscheint dn nachgestellt und
nicht blofs dieses, sondern aucb «im. Zwar bedeutet jenes
in solcher Stellung gewöhnlich 'einzig, allein', aber mindestens
die gehobene, gewähltere rede konnte dn auch nachsetzen,
wenn es einfaches, dem unbestimmten artike] bereits nahe
kommendes numerale ist. So : he . . . ^iong iö Pres pe hi
eorösele dnne wisse Beow. 2410'); nymPe ffü wppel (hinc
hyrgdest of ödm wudubeame Gen. 880; ie wdt hiaburh her dne
ncah, Gen. 2517; ähnlich Gen. 1473, 2267, 2927, Ps. 81, 7.
Dasselbe gilt für smmi, das sich ebenfalls der bedeutung des
anbestimmten artikels bereits stark nähert; so: medmycel
mt/nster siim Beda (ed. Smith) 582, 21,') atiht cild sum eb.
575, 21. 5) Zu vergleichen sind auch fälle mit anderen Zahl-
Wörtern hinter dem Substantiv wie sinhiuan iii Jul, 698,
I frurngdran pry Gen. 1334 (vgl. Grein 11 556. 559).
In dem nachgesetzten dn nun sehe ich die quelle für die
I uns beschäftigenden mittelenglischen erscheinungen. In der
altenglisehen poesie scheint die nachstellung im wesentlichen
blofs mit den bedürfnissen des metrums zusammenzuhängen;
in dem prosaischen beleg, stcd dystre dene dne. sehen wir
aber das adjektiv durch swd hervorgehoben, und emphatisch
I ist Wühl auch das adjektiv in dem von L. Kellner beige-
I brachten beleg bei Orrm: patt jho wass wdig tvimmann an all
tcimmann kinn bilwenenn V. 2333. In den weiteren mittel-
englischen belegen verbindet sich nun diese fiigung fast immer
noch mit einer eigentümlichen Wortstellung: es wird entweder
das nomen oder an invertiert, so dalJs jenes an die spitze,
>) Dftfs an in dle*er stelle die piii.giiuite bedeutung 'jener' hatte, wie
[ Beyne-Socin anoefamen, mGchle ich bezweifela. Dnrch die voransteUniier
[ det sobtitantiTs wurde geniü dieses herror^hoben. Ein demoustrativea lin
[ wird doch wolil wie alle oadereD deinou«trativa toi <las nomea gesetst
[ worden sein.
*) Ans A. Hüllweck, Über den Gebrauch de« Artikels in den Werken
L Alfreds des Grofsen, Berliner diss. 1887, s. 49.
342 K. LOICK,
dieses an das ende eines »atzes oder Satzgliedes kommt tind
sie durch andere Wörter getrennt sind: dadurch wird der
emphatische cliarakter der fügung besonders deatUch. So: hard
cos was pat on Rob. Glouc. 5535 ; ctong due he was on eb. 7096 ;
Robert Pat hosebond was on eb. 11302; öif ich migte . . . su<Ji
mon vinde on eb. 3152; In a tun . . . bridal tcas par broiden
an, Cursor 13363 hs. C; Apostel was he sipen an eb. 19733.
Vereinzelt nur kommt es vor, dafs an unmittelbar auf das
Qomen folgt ; And Jiis was said hy tyrand ain Curs, 21829. i
Es ist also klar, warum diese im Altengliscfaen immerhia I
seltenere ausdrucksweise im MittelengÜschen sich so gut er- 1
halten bat. ja typisch ausgebildet ist: sie bot ein beqnemes
mittel, den Substantiv- bez. adjektivbegrifE hervorzuheben.
Diese Wirkung ist ja phonetisch leicht begreiflich. Steht an
voran, so beginnt die gruppe, die es mit dem folgenden
Domen oder den folgenden nominibus bildet, mit einem schwa-
chen akzent; ist es aber nachgestellt, so setzt sie mit einem
starken akzent ein und das wort, das ihn trägt, tritt mehr
hervor, gerade so wie die höhe eines berges mächtiger wirkt,
wenn er steil ansteigt, als wenn vorberge zu ihm überleiten.
Dasselbe phonetische prinzip wirkt ja noch bis ins Neuenglische
nach in den gruppen so great a man, so great a one. Im
Altenglischen sagte man noch swd mycelne sel^afmi, swd stcare
Winter (vgl. B.-T. s. v. swa) zu einer zeit, als der unbestimmte
artikel bereits entwickelt war : er trat nicht vor diese gmppe
(wie in anderen fällen), weil dadurch eine leichte minderui^
des natürlichen nachdruckes auf der folge swd + adjektlv
eingetreten wäre und diese dem sprachgeist widerstrebte.
Später drang zwar der artikel doch ein, aber er wurde un-
mittelbar vor das Substantiv gesetzt (vgl. Koch n 157 ; Eellneri J
Outlines § 462, und ähnliche mittelhochdeutsche erscheinungen, j
Mhd.Wb. 1419 a).
Die nachstellung des an hatte aber noch eine andere
folge. Da es ans ende einer gruppe, ja vielfach des satzes
zu stehen kam, erhielt oder bewahrte es einen stärkeren
akzent als in der Stellung vor dem nomen und erlag daher
nicht der dort eintretenden abschwächung zu an. a. Das war
die Ursache, daXs man das gefühl füi' seine ursprüngliche
identit&t mit dem vor dem Substantiv stehenden an, später du,
ä, allmählich verlor. Atidererselts war man gewohnt, in fälla
BEITRÄGE ZUB ENOI-IBCHEN GBAUUATIK.
343
vie diesen, das Substantiv mit dem unbestimmten artikel zu
versehen: so kam man dazu, dem nomen das schwache an, a
vorzusetzen und beg^ingte sich, die hervorhebung seines be-
. griitts durch das in einigem abstand folgende on allein zum
ausdruck zu bringen : a bridale was per bodin an Curs. 13363
hs. F; a tvonder maister tcas he on Rob. Gl. 405; ähnlich in
fast allen anderen (12) belegen, die Gerber s. 10 und Einenkel
8. 498 gesammelt haben. ') Vereinzelt steht der fall ¥e havc
a servant one, Ihat truer Jiving is there none in dem pseudo-
chaucerischen Dream v. 849, wo vielleicht vor one eine pause
anzusetzen ist und dieses nie ein pronomen den begriff servant
wieder aufnimmt. In den gewöhnlichen fällen aber hatte durch
die Umwandlung der alten formel das ön eine ganz allgemeine,
verwaschene bedeutung erlangt, es wurde im ausgehenden
Mitlelenglischen als überflüssig empfunden und starb ans.
Dieselben erscheinungen wie beim .Substantiv konnten
auch beim substantivierten adjektiv eintreten. Dies ist in
der tat mit einigen kleinen abweichungen der fall. Aus der
altenglischen zeit ist mir nur ein fall von nachgestelltem dn
bei einem solchen bekannt, Rats. 50': Ic wäl eardf(estne dune
standan, deafne dumban. Dafs hier dnne substantivisch und
eardfoBstne usw. prädikativ gemeint sind, ist doch wohl nicht
wahrscheinlich. Auch andere Zahlwörter und sitm erscheinen
in solcher Verwendung; unhydig sum Ps. 52, 1, diore iü Gen.
2744, mödige tw^gen Bjrht. 80 (vgl. Heiland ed. Sievers, zu
V. 204). Die Seltenheit solcher fälle mit dn darf aber nicht
verwundern, denn die Verbindung von dn mit einem substan-
tivierten adjektiv ist überhaupt selten. Um begriffe wie 'ein
anderer, ein fremder' auszudrücken, zieht schon die alter-
tümliche Sprache der poesie gern das Substantiv man(na)
heran, wie earmran mannon 'einen ärmeren' Beow. 577, on
elran men 'bei einem anderen', eb. 753, tsnig oder man 'irgend
ein anderer' Beow. 503, 534, 1354, 1561, wUt pu . . . fremdne
monnan . . . gretan 'einen fremden' .Schöpf. 1 (vgl. auch ddd-
<xne mon 'der kühne' Beow. 1634, leofne matinan 'den lieben'
eb. 297, 2128, after diorum men 'nach dem teuren' eb. 1880
[und ähnlich 1490,2081,2190). Das Ältsächsische verhält
>) Con. 18209 ond Ipom. 5300 (nicht 5700) siiid in streichen;
l gebärt in eine andere kategorie (vgl unten i. 315).
341 K. LUICK,
sich ähnlich (Heliand ed. Sievers 477, 31 ff.). Diese neigung"
wirkt offenbar auch in späterer zeit, als der unbestimmte
artikel schon ziemlich entwickelt war, noch weiter. So gibt
Aelfric Deut. 23, 20 das lateinische 'alieno' durch fremdum
menn wieder und Lindisfarne Marc 8, 22 'cEecum' ("einen
blinden') duich hlindne monno. Erst um 1000, wie es scheint,^
tauchen auch fälle von an + substantiviertem adjektiv aal
{knne scyldigne Äelfi-Jc Hom. II 252, 9,') mme hlindne Mardl
(Corpus) 8,22, dnne deafne and dumbne eh. 7, 82, Etwas'
anders verhält es sich in einem falle me: fiär pä atme
bclcehtan, giddmn gearusnottome, pdm wws Judas nama El, 585 :
mit Einenkel (Angl. 26, 485) werden wir hier das adjektiv als ■
apposition zu dem indefinitnm an aufzufassen haben. ■
Die folge dieser Verhältnisse scheint es zu sein, dals intl
Mittelenglischen a, an mit substantiviertem adjektiv nur in
anlehnung an ein unmittelbar vorausgehendes Substantiv wie
in a yong u-if and a faire Chaucer, Cant. T. E 1557, häufiger
vorkommt (Einenkel, Streifzüge 26 ff.) , sonst aber und auch j
in fällen wie diesem gern das voilbetonte ön vortritt: oon-m
badde, ane greller u, dgl. (Einenkel, Angl. 26, 485), wie wir jaM
noch heute one older, one so sealous u.dgl. haben. Aulser-
dem taucht nun aber im Mittelenglischen auch nachgesetztes sn
auf und zwar unter denselben umständen wie bei Substantiven,
nämlich wenn der adjektivbegriff hervorgehoben wird: (o mochttj
feld;) so grele one never he behelde Bob. Br., H. S. 3271 ;
goodely oon, Troll. 1373, so semly oon, Rom. Rose 563, Wlel
man sieht, reihen sich diese fälle als eine einfache weiter<f
bildung an das ae. sied pystre dene äne an. Beispiele ohm
so also etwa *yrelcr one never he behelde sind bisher nodi^
nicht gefunden worden, was wohl auf zufall beruhen wird.
In den Verbindungen mit so ist aber diese fügung offenbar
schon früh fest geworden, denn die vorsetzung des unbe-
stimmten artikels a«, a widerstrebte, wie bereits oben aufr-J
geführt, durchaus dem sprachgeist. Es blieb allerdings nocl
die fügung one so greet, für die Einenkel Angl. 26, 485 «
beispiel beibringt: doch ist hier nach one der verseinschniti
') Adb B. Schrader, Sludien zur Aelfricsclien Syntax. OCttiagt
diu. 1887, s. 31. In dem anderen beiepiel, diiB Schrader anführt (fU^^M
landex men atid an <dpioilis 11 252, 9) iet nn volles DUmerale.
BEITRAQK ZUR EHQLIBCBEN QKAUUATIK.
345
und überdies lehnt sich die stelle wörtlich an das französische
original an. Das üblichere und den spraclmejgungen ange-
messenere scheint doch nachstellung des m gewesen zu sein.
In der gruppe swa greei an hatte also das an ursprüng-
lich dieselbe bedeutung wie in an greter, nämlich die des
artikel werdenden numerales. Bald aber trat dieselbe entwick-
lung ein wie in der folge Substantiv + an, man verlor das
gefühl dafür, dafs in än — ön dasselbe wort vorliege, das ge-
wöhnlich an, a lautete. Beigetragen hat dazu wohl auch das
Vorhandensein der fügung the grdest oti, in der die ursiirünpliche
bedeutung des ö» auch geschwunden war. Aber zum unter-
schiede von der entwicklung beim Substantiv wurde dies ön
nicht zu einem pleonasmus, dessen sich schliefslich die spräche
entledigte, sondern der umstand, daTs es nui- nach einem sub-
stantivierten adjektiv auftrat, führte dazu, es als ein zeichen
der Substantivierung aufzufassen, und so ein mittel zu schaffen,
ein derart gebrauchtes adjektiv von einem prädikativen zu
unterscheiden.
Diese entwicklung ist offenbar schon vor der zeit der
oben angeführten belege eingetreten. Denn schon zu anfang
des 14. Jahrhunderts findet sich vor der gruppe so + adj. +
ön ein demonstrativ: Quat es he, pat swa mightfxd an Curs.
17994, und um dieselbe zeit taucht dann auch der unbe-
stimmte artikel vor adj. + ö» auf: An uncovth on Roh. Br.
2046. Die frühe umdeutung des on hat es auch mit sich ge-
bracht, dafs es in der regel unmittelbar nach dem adjektiv
steht. Ein fall wie vi seli sinfull sco was an Curs. 13972,
der also dem typiecheu a wonder maister was he on parallel
gebaut ist, steht vereinzelt.
Beachtenswert ist, dafs lange zeit vor der gruppe ad-
jektiv + ön nur su'ä oder der unbesttinmte artikel erscheint,
nicht aber der bestimmte: die ersten belege dafür finden sich
erst um die mitte des lö. Jahrhunderts (Gerber s. 46 ff,). Dies
ist bei unserer erklärung wohl begreiflich. Wollte man aber
etwa in ön eine art pronominalen ersatzes für ae. man oder
dergleichen sehen, so wäre diese tatsache völlig uuTerständlicb.
Somit ist das heutige one in a good one ebenso vrie das
mittelengliche pleonastische one nach Substantiven nichts an-
deres als das nachgesetzte ae. an in seiner numeralen, aber
dem unbestimmten artikel sich bereits uähemden bedeutung.
346 K. LUICK, B£ITRAG£ ZUR £NQLISCU£M GIUMIEATIK.
Die nachstellung wird mindestens im Mittelenglischen dazu
verwendet, den nominalbegriS mehr hervortreten zu lassen.
Da nun an in dieser Stellung einen stärkeren ton hatte, be-
wahrte es seine volle form, während dasselbe an vor dem
nomen zu an, ä geschwächt wurde. Dies aber hatte zur folge^
dafs dem sprachgefähl die ursprüngliche Identität des nach-
gestellten an mit dem inzwischen völlig zum artikel gewor-
denen an, ä bald entschwand und man dieses trotz des fol-
genden ön vortreten liels. Nach Substantiven wurde dies ffn
noch eine weile pleonastisch weiter gebraucht, um schliefslich
ganz abzufallen, nach adjektiven erhielt es die neue bedeutung
eines Zeichens der Substantivierung, dessen Verwendung in
der folgezeit systematisch ausgebaut wurde.
Graz. K Luick.
DIE QUANTITÄTEN
DER ACCENTVOKALE IN NE. OFFENEN SILBEN
MEHRSILBIGER NICHT- GERM ANISCHER
LEHNWÖRTER.
m.
n. Buch.
Zur geschichte der Quantität des
offenen ne. accentuierten i (y) in mehrsUbigen
lehnwörtem.
Dieses zweite buch, von dem ich nur ein paar dfirftige ans-
züge beifüge, soll zunächst ein paar belege bringen für die AngL
N. F. XVII, s. 237 ff. aufgestellten hauptgesetze. Es folgt dann
der erste hauptteil: die darstellung der geschichtlich
notwendigen ausprägung gewisser quantitäten vor
gewissen endungen (z. b. soll gezeigt werden die notwen-
digkeit, mit der sich kürze vor -duotis, aber länge vor -nery
ergibt). Hier hinein fallen zumeist die lateinischen entleh-
nungen und neubildungen , aber auch die mehrzahl der fran-
zösischen regulären entlehnungen , sowie auch eine grofse
anzahl der ausnahmen von dem hauptquantitätsgesetz für
französische entlehnungen.
Dies wäre die erste abteilung des ersten hauptteils, die
man allgemein mit dem titel: endungsanalogie bezeichnen
könnte.
In einer zweiten abteilung werden die übrigen analogieen
behandelt, von denen die präfixanalogieen (im gegensatz zu
den endungs- oder suffixanalogieen) den gröfsten räum ein-
nehmen werden, und auch die umquantitierungen in franzö-
sischen lehnwörtem, die auf angleichungen an ihre lateinischen
Vorbilder beruhen, ohne dafs endungsanalogie mitgewirkt hätte.
[So z. b. navy (1. nävis).]
318 C. HECK,
m
In einem zweiten hauptteil soll in alphabetischer Ord-
nung eine Zusammenstellung aller wichtigen Wort-
familien vorgenommen werden mit einem vermerk ftber die
entstehung der quantitäten ihrer accentvokale [z. b. privy
(1 = frz. Ursprungs) ; privacy (1 = frz., a* = lat. Ursprungs) ;
private (e^) (dies wort vertritt in seiner heutigen lautung nicht
mehr die ursprünglich französische entlehnung, sondern ist
angeglichen an das lateinische urbild)] und mit einem hinweis
auf die betreffende darstellung im ersten hauptteil — Dieser
zweite teil wird also eine art quantitätslexikon bilden,
in dem sich nicht nur der philologe, sondern auch der lehrer
des Englischen, und, falls dafür seine Interesse wach sein
sollte, was ich aber nicht recht glaube, auch der schüler der
oberen klassen sich jederzeit die gewünschte auskunft holen
kann. Hierdurch würde dann die wissenschaftliche erkenntnis
der praxis zu gangbarem gebrauch zurecht gelegt
Genau in derselben weise gedenke ich die übrigen vier
bücher (die accentvokale: a, e, o, u) anzuordnen, und nach
demselben Schema wäre auch die bearbeitung der quantitienmg
der vokale in ne. nicht accentuierten und in den geschlossenen
Silben vorzunehmen.
In dem, was ich hier im anschlufs an das erste buch noch
zum abdruck bringe, beschränke ich mich auf die folgenden
vier Skizzen:
1. Das eitleren von ein paar regelrechten fällen.
2. Die darstellung einiger erscheinungen der ausprägung ge-
wisser quantitäten vor gewissen endungen (endongs-
analogieen).
3. Die entwicklung einiger präfixanalogieen.
4. Eine Zusammenstellung und erklärung aller mod. engl
ausnahmen vom französischen entlehnungsgesetz, d. h.
aller der franz. entlehnungen, deren offener accent-
vokal heute nicht I gelautet wird.
A. Belege für die hanptgesetze.
I. Französische lehnwörter.
In bezug auf die französischen entlehnungen ver-
weise ich auf das N. E. D. und C. D. Es ist sehr schwer
festzustellen, welche von den französischen entlehnungen mit
DIE QUANTITÄTEN DEE ACCESTTOKAI-E BTC, 349
kurzem accentvokal nicht irgendwie mit den lateinischen lehii-
wortem in berührung gekommen sind. AVill man ganz sichere
fälle eitleren, so nehme man solche, deren endungen iiicht im
lateinischen wortmaterial auf analoge entsprechungen stofsen,
also keine auf -icion etc., die ja schon durch ihre accentsetzung
sich als unter dem einflufs der lateinischen auf -itio stehend
erweisen. Deren kürzen könnten nämlich mit den Vorgängen
innerhalb der engliscken ausspräche des Lateinischen etwas
zu tun haben. Am besten ist, man nimmt Wörter mit doppel-
konsonanz und dreisilbige mit synkope des mittelvokals, etwa
ditty chimney etc.
Auch beim eitleren von lateinischen lehnwörtern und
neubildungen mufs man vorsichtig zu werk gehen, da
scheinbar richtige quantitäten erst durch anatogiewirkungen
entstanden, oder doch wenigstens aufrecht erhalten worden
sind (so z. b. die lat. lehüwürter auf -ision, -idity durch die
me. franz. eiitlehuungeu , die ja den lat. entlelinnngen sogar
die form der endung aufgezwängt haben). Deshalb tut man
da wieder gut, Wörter auszuwählen, die
1, am wenigsten volkstümlich geworden sind;
2. eine seltene endung haben und vor allem eine endung,
die nicht auch in französischen lehnwortem vorhanden
oder gar aus diesen entnommen worden ist.
Wenn man natürlich das gesamte material vor sich hat,
übersieht man ev. analogieen leichter, und man kann daher
weniger penible beim eitleren verfahren. Die folgenden citate
für lateinische entlehnungen und neubildungen sind m. e. als
reine belege ohne analogiewirkung aufzufassen.
II. Lateinische lehnwörter.
a) Regelrechte kürzen (I).
1. Wörter mit einsilbiger endung: attribute. basilic,
cohibit, critic, cyclad, cyprine, enclitic, fatidic, feliciflc, insipid,
nitid, probibit, rigid, terrific, vigor.
2. Wörter mit zweisilbiger endung: ambi'genous,
anti'cipant, anticipate, articular, articulat«, assi'mÜate,
assi'duous, auzi'liar, basilica, belUgerent. breviloquence,
350 C. HBOK,
chalybeate, chiliad, ci'tharise, comi'tial, consti'tuent, cy-
clamen, cylinder, desi'pience, di-gamous, di'gital, di'merons,
edifi'cial, eqoi'valent, exi'tial, fl'garate, fri'catiyey fnlmi*-
neous, gesti'culate, grami'neous, grandi'loquous 00, grani*-
vorous, habi'litate, habi'tual, habi'tuate, homi'liant^ humi*-
liate, i'mitate, inconsi'derate, indiyi'dual, indivi-dnate, infi'dal,
inimical, ini'tial, ini-tiant, ini'tiate, insi'noant, -ate, i'terant^
itinerant, -ate, legi'timate, mili'tia, mi'nimnmy molti'potent^
obsi'dian, omni'potent, parti'cipate, patri'ciate, perspi'cnons,
preci'pitant, -täte, predicament, primi'genous, princi'pia,
puniceous, quotidian, recipient, reciprocant, ridi'calons,
saDgui'neous, significant, -ate, si'lica, solidtuSy strami'neous,
stimulate (1), -ant, -ous, stipulate, terri'genooSy yi'treous,
vociferate.
3. Dreisilbige endungen: anti'phonary, assi'milable,
auxiliary, beneficiary, capi'tulary, conci'liator, effi^ciency,
equivocator, exhibitory, gesti'culator, imitative, i'nandator,
inimitable, ini'tiator, insi-nuator, iti'nerary, judi'ciary, li*-
mitary, obsidional, prohi'bitory, redhi'bitory, sti'palator,
subsi'diary, vi'tiator.
4. Viersilbige endungen: conci'liatory.
b) Regelrechte länge (T > 9*).
1. Einsilbige endungen: biga, binal, climax, crinal,
cymule, cymous, describent, divisor, expirant, equili'brate,
finite, gingival, incisive, inspirant, i-rate, li'bra, oli'va, qua-
dri'ga, spi'ca, spinöse, sti'pend, strident, verti'go.
2. Zweisilbige endungen: declinature, divi'sory, hi--
bernant, i'racund, pri-mary, qui'nary.
3. Dreisilbige endungen: ?
III. Neubildungen.
a) Kürzen.
1. Einsilbige endungen: kein fall.
2. Zweisilbige endungen: antidotal (antidote + -al),
bi-gamist (bigamy + ist), cri'ticism (critic + ism), di-gitize
(digit + -ize), fri-gidize (frigid + -ize), idorgan (id + organ),
DIB QüANTiriTBN DER ACCENTTOKALB BTC. 351
oxygonal (oxygon + -al), polygamize (+ -ize), polygenism
(+-ism), polygjmist (+-ist), reciprocal (reclprocus + -al),
si-monist (simony + -ist), uni'vocal (univoque + -al).
3. Dreisilbige endungen: conti • nuable (+ -able), cuti*-
cularize (cuticular -ize), humi'liative (humiliät- + -ive), legi-
timacy (+ -acy), liquidamber (liquid + -amber), ini'tiative
(initiat + -ive), prefi'gurative (prefi'gurate + -ive).
b) Längen (T > 9^.
1. Einsilbige endungen: abidal (abide + -al), contri-
vance(+ -ance), filar (fll-um + -ar), guiser (guise + -er), hilar
(hllum + -ar), liny (line + y), miny (mine + y), reci'ter
(recite + -er), transpiry (transpire + y).
2. Zweisilbige endungen: accli'matize (acclimat +
-ize), cli'matal (climate + -al), deci-pherer (decipher + -er),
i'riscope (ins + scope), ni'hilist (nihil + -ist), rivalry (rival
+ ry), tyranness (tyran + ness), vi'bratile (vibrate + -ile),
vibrative (vibrate + -ive), vi'talize (vital + -ize).
3. Dreisilbige endungen: libratory (llbrum +-atory),
psychomotor (psych(e) + (o)motor).
B. Über einige fälle der ausprägung gewisser
qnantitäten vor gewissen endungen.
1. ne. -ica ^^ a^'ca. Warum? Die mehrzahl der -Ica
gegenüber den -Ica im Lateinischen hat schon in der engl,
ausspräche des Lateinischen eine uniformierung unter der a*-aus-
sprache hervorgerufen (cf. Angl. N. F. XVII, s. 221). Hierauf
könnte man verweisen, doch es ist nicht nötig so weit auszu-
holen. Die etymologisch chronologische suffixanordnung ergibt
nämlich, dafs die bedeutendsten und zeitlich vorangehenden (es
sind: pica, mica, erica, vesica, spica) aus dem Lateinischen
stammend dort langes l hatten. Dieses haben sie einfach mit
herübergenommen. An diese haben sich dann die späteren
neubildungen, vor allen plica < lat. pllcare und andere weniger
geläufige angeglichen. Einen anderen laut als 9^ hat nur
chica mit langem I (1830~x). i) Eine erklärung hierfür habe
^) Erstes auftreten in der englischen Schriftsprache nach N. E. D.
852 C. HECK,
ich niclit gefunden. Heute ist fast für jeden Engländer, auch '
wenn er nicht Lateiniscli kann, die länge des i vor -ca obli-
gatorisch. Für ein eigens von mir kon-slruiertes vica bekam
ich immer -3'- zu hören. Es war dann immer interessant zu
beobachten, wie erstaunt die leute waren, wenn ich sie daan
nach der ausspräche von vica + r fragte, und sie dann I
antworten mufsten. Es war den betreffenden selbst noch nie
aufgefallen, dafs die ganze lautgestaltung eines wertes durch
das stehen oder fallen eines r bedingt sein kann.')
2. -i-nal = a'nal. Diese a'-lautung gebt beute allge-
mein durch, sowohl in lateinischen entlehnungen und neubil-
düngen als auch in französischen entlehnungen. Für die im
N. E. D. etc. als lateinische entlehnungen angegebenen Wörter
war die länge das gesetzliche: sie haben alle im Lateinischen
ein langes i gehabt: Es sind; disciplinal (1628— x). crinal
(1656— x), linal (1658— x), interspinal (1831— x). Für die
neubildungen aller zeiten war die länge ebenfalls das regel-
rechte, cf. *declinal (1509 — x), tri-nal (Sp. F. Q.}, caninal
(1599— x). affinal (1609), equinal (1609). Diese grofse über-
zahl der regelrechten 3' hatte nun zweierlei zur folge: 1. In
den wenigen früh gebildeten und auch in den zahlreicheren
modernen neubildungen, denen regelrechtes 1 zugekommen
wäre, wurde a' eingesetzt. 2. Die französischen entlehnungen
auf -inal wurden, aofeni sie den accent auf diesem i hatten,
oder unter der macht der lateinischen entlehnungen auf
-inal ihn darauf bekamen, wurden umquantitiert, 1 wird > a'.
ad. 1, Es wurde auf diese weise die bilduug von an sich
korrekten kürzen verhindert in; acti'nal (e') und isocli'ual.
Bei dem letzteren mag allerdings ebenso wie bei periclinal
zur bildung des a' auch das simplex isocline, pericline mit-
gewirkt haben, wodurch dann diese bildung als eine regel-
rechte zu bezeichnen wäre. — ad. 2. Hierbei wirkte der um-
stand noch fördernd mit, dals die lateinischen Vorbilder dieser
französischen entlehnungen ebenfalls alle langes i hatten.
Es sind uri'nal (statt regelrechtem urinal), final, doctri'nal
(statt doc'trlnal).
I
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENT VOKALE ETC. 353
Was die datierung aller dieser längen angeht, so ist sie
für die regelrechten lateinischen aufser allem zweifei: sie
fallen mit deren auftreten im Englischen zusammen. Für die
drei französischen entlehnungen ist es nicht so einfach, den
anfangstermin zu fixieren. Sie mufsten ja ui'Si)rünglich kürze
haben, und haben es auch gehabt. Zeugnisse fehlen aber
leider fürs ganze Ma Die umquantitierung erfolgte m. e. zur
zeit der grofsen purification der lateinischen ausspräche, also
im 15./16. Jahrhundert in der humanistenzeit. Sicher bezeugt
wird die länge von final erst im 16. jahrh. durch Bull. 845 jß
(ii) und durch Gill (9*). Urinal wird wohl mit final zur selben
zeit umquantitiert worden sein, und ebenso wird sich neben
der regulären form doctrinal in dieses französische lehnwort
um dieselbe zeit das a** hineingezwängt haben.
Was die betonung angeht, so findet sich neben der i-be-
tonung auch noch die für die französischen lehnwörter regu-
läre auf der ersten silbe aufser in doctrinal in disciplinal und
ac'tinal, was wahrscheinlich auf analogiebildung zurückzu-
führen ist.
Nur ein einziges wort hat die reguläre a'-lautung nicht.
Es ist: scarlati'nal, das sich mit seiner lautung an das simplex
scarlatine angeschlossen hat. Es liegt da ital.-span. einflufs
auf der band.
3. -ival = 9*: Auch hier waren die umstände derart,
dafs sich nichts anderes ergeben konnte. Die wenigen lat.
entlehnungen aller zeiten, mit ausnähme des sehr spät belegten
ni'val (lat. nivalis) , hatten reguläre länge (convi'val, *dival,
gingival). Dazu kam, dafs den neubildungen aller zeiten, die
das hauptkontingent lieferten, ebenfalls regelrecht länge zukam:
imperatival (1530), survival, contri'val (für afrz. controvaille)
1602, deprival (1611), revival, conjunctival 1830, infinitival
1869, derival 1871, genitival 1818, relatival, nominatival etc.
Hieraus könnte sich schon erklären, dafs die beiden franz.
lehnwörter rival und aestival ihre kürzen nicht behalten
konnten. Dazu kommt aber noch hinzu, dafs man im aus-
gehenden Me. diese Wörter als lateinische entlehnungen auf-
fafste, oder sich doch ihres lateinischen Ursprungs erinnerte
(cf. für estival die vom 16. jahrliundert ab bezeugte Schrei-
bung aestival = lat. aestivalis) und sich daher beeilte , ihnen
AnglU. N. y. XVII. 24
354 C. HECK,
ihre lateinischen quantitäten zurückzugeben (rival = lat
rlvalis).
Unter die -ival ist auch ogival geraten, mit der dadurch
neugewonnenen a^ - ausspräche für regelrechte i - ausspräche,
neben einer dritten lautung mit accentuierung des o, die das
wort in dieser form als unter dem frz. -engl, accentgesetz
stehend erweist.
4. -ific, -ifical (!). Ein grofser teil der hierhergehörigen
Wörter waren frühme. entlehnungen aus dem Französischen
mit gesetzmäf siger kürze. Wie wenig widerstandsfähig sie aber
einer event. umquantitierung durch lateinische entlehnungen
gewesen wären, beweist die tatsache, daüs sich ihre accen-
tuierung dem Lateinischen ganz unterworfen hat. Eine um-
quantitierung des i konnte aber deshalb nicht erfolgen, weil
im Lateinischen alle -ificus kurz sind (sacrlficus, tabificus etc.).
Dieser tatsache also zunächst und nicht der präexistenz ge-
wisser französischer entlehnungen auf -ific ist die heutige
durchgehende kürze aller lehnwörter und neubildungen zu
verdanken. Dazu ist noch zu bemerken, dafs auch bei den
neubildungen die Verhältnisse für I in der regel die denkbar
günstigsten waren.
Belegt wird das 1 in -ific im 18. Jahrhundert durch B.'s
sudori'fic (auch Gill-Jir. wird wohl beispiele haben), und die
lateinische accentuierung wird schon durch Levins für die franz.
entlehnung ponti'fical bezeugt.
5. -inic (!): durchgehend. Die hierhergehörigen Wörter
sind fast alle späte neubildungen. Im Lateinischen war die
endung -inicus sehr selten, hatte aber durchgehende kürze :
domlnicus, cjiiicus. Diese beiden Wörter treffen wir im Frfihne.
als lehnwörter im Englischen an, wobei für letzteres die doppel-
Schreibung einnicke etc. kürze auch fürs englische lehnwort
sicher stellt. Unter deren einflufs mag fi*üh, vielleicht schon
innerhalb der frühne. ausspräche des Lateinischen, cUnic
(klass. lat. clTnicus) gekürzt worden sein.
Da nun keine me. entlehnungen auf -nie vorliegen, und
diese wenigen lateinischen die einzigen entlehnungen aus dem
Frühne. sind, so muls die erscheinung der kürze aller neu-
bildungen, deren bedingungen in der regel derart waren, dals
DHC QUANTITÄTEN DER ACOBNTVOKALE ETC. 355
läDge hätte entstehen müssen, einzig und allein auf diese
frühne. entlehnungen, speziell cynic, zurückgeführt werden.
Gekürzt wurden : finic(al), lacinic, actinic, caprinic (caprl-
nus + -ic), clinic, delphinic (lat. delphln-), serpentinic, vacci'-
nic (vaccina. et dieses), plati-nic (platTnum + -ic), qui*nic
(quina + -ic) u. a. Regelrechte kürze kommt von neubil-
dungen nur fulminic und einigen andern zu, ferner auch den
französischen entlehnungen dinic (sb.) und agynic.
Nur in zwei fällen ist bei den neubildungen , die also in
der regel umquantitierten , die ursprüngliche länge erhalten
geblieben. Es sind: vinic (a') [vinum + -icj, pinic (a*) [pine
+ -ic]. Der grund ist leicht ersichtlich: die event. kürzung
des T empfand man für so geläufige 9'-laute wie in vine (wine)
und pine zu befremdend. Aus der tatsache, dafs überhaupt
kürze das ergebnis der entwicklung der auf -inic ist, schliefse
ich zur datierung dieser erscheinung, dals sie von anfang an
bestand. Wir stehen hier vor der auffallenden erscheinung,
dafs zwei Wörter, oder besser ein bedeutungsschweres wort
sich nicht nur in der ihm zukommenden lautung erhalten,
sondern sogar auch die lautliche gestaltung fast aller übrigen
Wörter vorgeschrieben hat.
6. -igo = 9^go. Diese durchgehende länge erklärt sich
daraus, dafs alle hierhergehörigen lateinischen entlehnungen
langes T hatten. Nach diesen — es sind 12 — wurde dann
für die beiden neubildungen rubigo, vitiligo ebenfalls länge
eingeführt. Übrigens sind die Wörter auf -igo im Lateinischen
alle lang. Also a* war das gegebene.
7. -ician, -itian (-icien) = Tcian (durchgehend).
Die meisten hierhergehörigen Wörter sind neubildungen aus
der ne. zeit. Aus dem Me. wurden übernommen nur die
französischen entlehnungen physician und magician — beide
natürlich mit kurzem 1 — und die neubildung geometrician,
ebenfalls mit regulärer kürze. Hierzu lieferte das 16. jahrh.
weitere französische entlehnungen : practician, musician, arith-
metician, politician usw., ferner eine anzahl von neubildungen,
denen ebenfalls kurzes 1 regelrecht zukam. Es sind u. a.
historician, *hebrician, metaphysician , algebrician, politician,
patrician, hebraician, rhetorician, logician. — Das 17. jahrh.
24*
hatte Buc)i für die mebi'zahl seiner neuaufnahmen (frz. dialeo^
ticiaii und die neubildtitigen: epmician, bydrostati'cian, op*l
tician u. a.) kurze als regel.
Im 17. jahrli. dringen aber auch schon Wörter ein, deneo-l
bei normaler entwickinng heute a' zukommen müfste. Es sindri
gentilitian (1. genirlit- 1Ö50— x) und apician (apicius). Durch '
die grol'se Übermacht aber der bis dahin schon aufgenommenen
entlehnungen mit regelrechter kürze, konnten sich diese beiden
längen aber keine geltnng verschaffen, und sie wurden — j
m. e. direkt — umquantiUert. Bei diesem Vorgang mögen^
auch verwandte englische enllelinungen mitgewii-kt haben.
Auch den entlehnungen im 18. jabrh. kommt in der reg^f
kürze zu, so dem franz. academiciau u, s. f., eine kürze, dta-l
übrigens durch *B. und *Sh. auch bezeugt wird. Weitere ent- 1
lehnungen aus dem 18. jahrh. sind: matheraatician, harmoni-
cian und das umquantitierte cardinalitian (< lat. cardinallcius?).
Für dies letztere wort kann die umquantitierung schon für das
lateinische Vorbild gelten.
Ebenso kommt den entlehnungen des 19. jahrh. in dei
regel 1 gesetzlich zu: tactician, dogmatician, atomician, me^ ]
trician, elastician, phonetician, theoretician, pontifician u. a.
Länge hätte gesetzlich die neubildung deditixian haben müssen,
ebenso die lateinische entlehnung Uenrician (< Ilenrician, -iis),
doch konnte diese nicht mehr aufkommen, die kürze war i
alle Zeiten gewonnen.
Die accentuierung des i, die für die meisten franz. ent-
lehnungen eine uni'egelmiifsige, durch angleichung entstandene
ist, wird schon im 16. jahrh, durch Ijcvins gerade für das
wichtige franz. lehnwort physi-cian (statt regulärem phy'siciaa) ■
bezeugt, ebenso auch im 18. jahrh. für die franz. entlehnong'a
academi'cian duixh "B. und *Sh.
Unter dem eiuflusse der -ician entwickelten nun auch diel
-isian küi-ze, die unter normalen Verhältnissen sicher -»''sianl
hervorgebracht hätten. Es sind: precisian (lat, praecTs-,1
daher engl. precise(9')), Frisian (Frls-) und aphrodi'SiaaS
(lat. I). Guisian hat l durch guise.
8. -iaion, -icion, -ition — Ition durchgehend. DieJ
grolse mehrzahl der in den allgemeinen gebrauch aufgenom^l
meuen lehnwörter auf -ition sind me. entlehnungen, und zwarJ
DtE QUANTITÄTEN DRR ACCEHTVOKAI.E ETC. ÖÖI
mit verschiedenen ausnaliraen me. entlehnun^en aus dem Fran-
zösischen: 12. jahrh. : circumcision, 13-, 14. jahrh. compositiou,
division, dispoüition, monition, preposition, position, audition,
avision, vision, contrition, condition. petition. ambition, ex-
position, sedition, admonition, division, inhibition, perdition,
proposition, inqiiiaition, definitiou, Opposition, deposition;
lü. jalirb.; interposition , fruition (cf. ss-achreibungen im 15.
jahrh.), exhibition, incision, indisposition . dormition, "compo-
nition, inhibition, Opposition, decision usw.
Vor den nie. lat. entlehnungen hatte allerdin8:3 die mehr-
zabl im Lateinischen lauge. Wäre diese im Englischen auf-
gekommen und hätte sie sich durchgesetzt, bo hätten wir
heute 3'-tion in den folgenden Wörtern: concision, acquisition,
attrition , inauition , departition , collision , expedition , es-
ciston u. a.
AVir sehen nun gleich, dafs diese lateinischen entlehnungen
an den entlehnungen aus dem Französischen gemessen: 1. in
der minorität sind und 2. an hedeatungstiefe weit unter ihnen
stehen. \\'enn wir femer bedenken, dals die me, ausspräche
des Lateinischen unter dem banne der französischen ausspräche
1 stehend, wahrscheinlich auch alle -ision, einerlei ob mit lat
langem oder kurzem i, kurz aussprach, so kann es uns nicht
I wunder nehmen, dafs das Me. für alle entlehnungen auf -ision
f kürze entwickelt hat.
Bestätigt finden wir diese kürze allgemein erst durch
J frühne. orthoepistische Zeugnisse. Ein einziger fall der be-
I statignng der kürze im Me. liegt m. e. ev. in der Schreibung
} expedission vor und dies gerade für ein wort, dessen urbild im
I Lateinischen l hat.
Wie gestalten sich nun die Verhältnisse um die huma-
I nistenzeit? Leider fehlen zur klaren beurteilung die nötigen
Zeugnisse. Die heutige ausspräche des lat. -isio und -Ttio hat
kurzes 1 mit verschwindend wenigen ausnahmen. Wir haben
diese erscheinnng Angl. N. F. XVII s. 231 für die -isio als das
Produkt der beelnflussung durch die englischen lehnwörter auf
-ision, für die -itio als systemzwang innerhalb der humanisti-
schen korrekten lateinischen ausspräche und als englische beein-
flussuug erklärt. Wann diese beeinflussung zum systemzwang
innerhalb der englischen ausspräche des Lateinischen eintrat,
ob sie erst zaghaft oder gleich in vollem umfange einsetzte,
358 C. HECK,
darüber lassen sich leider nur Vermutungen anknüpfen. Man
könnte aus orthoepistischen Zeugnissen des 16. jahrh. über
die quantität des I in den englischen lehnwörtem Schlüsse
ziehen, doch käme von der gi*ofsen anzahl der belege nur
divi'sion regelrecht i > a* zu. Dieses ist aber im 16. jahrh.
nur von Bull, bezeugt, und bei dessen eigenart der transkrip-
tion belanglos.
Solange wir also keine sicheren anhaltspunkte haben,
dürfen wir nicht ohne weiteres den spätme., frühne. entleh-
nungen (1500) auf lat. -Ttio, -Tsio kürze zusprechen, sondern
wir müssen event. mit der tatsache rechnen, dafs die nunmehr
unter dem zeichen der genauen berücksichtigung lat quan-
titäten ins Englische übergehenden -isio und Itio langes I mit
herüberbrachten.
Wenn wir also die möglichkeit einer fi'ühne. doppelten
quautitierung der -ition in betracht ziehen, die um so wahr-
scheinlicher ist, als die grofse mehrzahl aller ne. entlehnungen
auf -ition von lat. -Ttio und alle -ision von lat. -Tsio abstammen,
so ist auf die frage, warum diese längen sich nicht behauptet
haben, zu antworten: deshalb nicht, weil fast alle diese ne.
entlehnungen bei weitem an Volkstümlichkeit hinter den me.
franz. entlehnungen standen, so dafs 1. sie in der regel über-
haupt nicht allgemein gekannt wurden und 2., wenn eins oder
das andere ins volk drang, es sich unwillkürlich dem durch
Jahrhunderte geformten kürzezwang beugen mufste. Dazu kam
noch, dafs eine grolse anzahl frühne. lat. entlehnungen auf
-Itio, ferner franz. entlehnungen und neubildungen mit regu-
lärer kürze das grofse kontingent der kurzen -Ition verstärkten.
Es bekamen ! auf diese weise die folgenden lateinischen
entlehnungen auf T : ne. irrision, ebullition, abscision, appetition
(1603), exinanition (1603), competition (1605), disquisition,
^conquisition , ingnition, exaudition, emolition, compartition,
supervision, indivision, allision, arrision, elargition, percision o. a.
(cf . N. E. D. und C. D), ferner auch die archaischen : ^inflnition,
*impedition, *expolition u. a.
Was die neubildungen anbetrifft, so waren da, umgekehrt
wie bei den lateinischen lehnwörtem, die Verhältnisse für all-
gemeine kürzung am günstigsten. Da sie übrigens erst zu
beginn des 17. jahrh. in gröfserem umfang auftreten, so fallen
DIE QUAKTTTÄTEK DER ACCENTVOKALE ETC. 359
sie in eine zeit, wo für die -ision das Schicksal die kürze
aller Wahrscheinlichkeit nach schon besiegelt hatte, wodurch
auch für sie von anfang an die kürzung das gegebene war,
auch für die wenigen fälle, wo gesetzmäfsige länge sich hätte
entwickeln müssen: illinition (illinTre) 1678, debuUition 1727
u. a. und wahrscheinlich auch : *esurition (esurlre) 1678 , *in-
erudition 1685 u. a.
Während sich so die mod. engl, quantität des i in -ision
als ein erbgut der mittelalterlichen entlehnungen aus dem
Französischen erweist, hat es umgekehrt seine accentuierung
den Römern zu verdanken. Wann die dadurch bedingte um-
quantitierung für die me. entlehnungen stattfand, läfst sich
nicht melir gut feststellen. Im Frühne. jedenfalls ist der
prozefs schon fertig, wie aus Levins' angaben hervorgeht, der
in der regel -ition hat: sedition, perdition, tradition. Nur
einmal — in tüition — liegt der accent nicht auf dem i.
9. -icity = -Icity und zwar durchgehend. Die in
der me. zeit übernommenen Wörter auf -icity sind sehr selten.
Es sind 1. aus dem Afrz. mendicity, felicity, duplicity, 2. aus
dem Lat. infelicity und 3. die neubildung: delicity.
Von diesen hätte nur die lat, entlehnung infelicity länge
haben können , doch wird in anbetracht der me. ungenauigkeit
der ausspräche lat. vokale in bezug auf ihre quantitäten und
ferner in anbetracht einer sehr wahrscheinlichen beeinflussung
dieses wortes durch das aus dem Afi'z. entlehnte positive
felicity auch hierfür kürze anzusetzen sein. Das Spätme. hatte
also aller Wahrscheinlichkeit durchgehende kürze.
Der Übergang zum Ne., der für das Lateinische die reform
der quantität der vokale brachte, hat innerhalb der lat. -icitas
die Unterscheidung der länge und kürze eingeführt, eine Unter-
scheidung, die sich bis heute erhalten hat: cf. apricitas (9*)
gegenüber simpll'citas (1). Von da aus hätte also im 16. jahrh.
auch in den engl, lehnwörtem die ausspräche -9*city neben
-rcity platz greifen können. Dafs aber diese länge wahr-
scheinlich nie auftrat, das war durch die natur der entleh-
nungen des 16. jahrh. bedingt. Zumeist waren es französische
lehnwörter: impudicity 1528, immundicity 1530, implicity;
und die wenigen lateinischen, die aufgenommen wurden, hatten
360 G. HECK,
auch nur reguläre kürze: simplicity, triplicity. Dazu kommt
die neubildung excentricity auch mit regulärer kürze. Nur
der einen neubildung pudi'city (pudicus + -icity) hätte länge
gegeben werden müssen, doch wird sie durch den system-
zwang der -Icity schon bei ihrem entstehen nmquantitiert
worden sein.
Das 17. jahrh. bringt vornehmlich neubildungen, ebenfalls
dun^liweg mit regulärer kürze: rusticity (rustic + ity), decri-
citj^, multiplicity, *illustricity, authenticity, reticity, elasticity
usw. Dazu kommt das regulär kurze lat. lehn wort com-
plicity.
Nur *apricity < lat. aprlcitas, das übrigens heute noch
wie gesagt, dort -a^citas gelautet wird, hätte länge haben
müssen. Ob es sie wirklich bekommen hat — es ist kaum
anzunehmen — , läfst sich nicht mehr historisch nachweisen,
und heute wird das wort ja überhaupt nicht mehr gelautet
Im 18. jahrh. liefern die neubildungen (meistens solche
auf -tic) wieder das liauptkontingent, und auch hier ist wieder
kürze die regel: domesticity (domestic), biplicity, ellipticity,
causticity, canonicity, perioclicity, pepticity.
Im 19. jahrh., in dem wolil überhaupt kein schwanken
mehr aufkommen konnte, wurde die kürze -Kcity noch durch
weitere neubildungen mit regelrechter kürze verstärkt: cen-
tri'city 1826, gnostixity 1830, calori'city 1836 usw. usw.
Wir sehen also, es mufste kürze entstehen, was durch
franz. -icitj-, ferner durch die tatsache, dals die majorität der
lat. entlehnungen auf -icitas und nicht -Icitas ausgingen, und
dafs auch den neubildungen in der regel kürze zukam, seine
erklärung findet
Was den accent angeht, so hat auch hier die lateinische
accentuation gesiegt.
10. -ility mit durchgehender kürze. Auch hier
konnte die eutwicklung keinen andeni weg finden. Die
kürze war schon von anfang des Me. ab gegeben in der
grofsen auzalil der franz. entlehnungen auf -ility und durch
die tatsache, dafs den me. lat. entlehnungen auch kürze regel-
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 361
recht zukam.*) Es würde zu weit führen, alle Wörter zu
citieren. Ich gebe nur die hauptsächlichsten, um einen begriff
zu geben von der fülle und bedeutungsschwere dieser aus dem
Me. ins Ne. übernommenen -ility , wir verstehen dann, warum
trotz humanistischer korrektheit in allen ne. entlehnungen, auch
da, wo länge die regel wäre, kürze sich entwickeln mufste.
Me. franz. entlelinungen sind u. a. horribility, ability, humilitj",
perdurability, possibility, impossibility, gentility, vility, sen-
sibility, durability, notability, civility, fragility, honourability,
agility, instability, hability, delectability, combustibility, de-
bility, affability, immobility, inhability, fertility, mobility.
Von den me. lat. lehnwörtern mit ursprünglicher kürze
sind die wichtigsten: mutability, Utility, stability, incorrupti-
bility, ignobility. Es kamen dazu die neubildungen : immova-
bility und agreeability.
Unter der Übermacht dieser -Ility wird wohl auch schon
die spätme. neubildungsubti'lity (< subtilis + -ity) für frühme.
soteltee kurzes 1 erhalten haben.
So lagen also die Verhältnisse zu beginn der hiimanisten-
zeit. Innerhalb der englischen ausspräche des Lateinischen hat
diese epoche, wenn auch event. nicht zuerst, so doch definitiv
die Scheidung zwischen -ilitas (heute a^'litas: anilitas, civi-
litas, aedllitas etc.) und -Ilitas (gracllitas, fragUitas usw.)
durchgeführt. Es wird dadurch auch eine beeinflussung des
englischen lehnwortmaterials , dessen lateinischen Vorbildern
länge zukam, wie gentility (lat. gentilitas), civility (lat. civl-
litas) und so fort nahe gelegt. Doch keins unserer historischen
kriterien spricht dafür. Ja wir finden sogar umgekehrt durch
Schreibungen wie gentillity im 16. jahrh. und durch frühne.
orthoepis tische Zeugnisse aus dem 16. jahrli. (cf. Gills incivl*-
lity < lat. incivllitas) angedeutet, dafs eine an sich mögliche
längung nicht stattgefunden hat, was ja auch die heute durch-
gehende kürze bestätigt (!). Dafs diese längung nicht vor-
genommen wurde, wird seinen grund in der grofsen popularität
*) Von den bierhergehürigen franz. entlehnungen erscheinen die
frühesten zunächst in einen afz. volkstümlichen gewande (ablete etc.), das
sie aber früher oder später alle mit dem afz. gelehrten auf -ility aus-
wecliHelten.
362 C. HECK,
des -llity haben, dazu mag auch die französische form der
endung -ility statt -ilitat- mitgesprochen haben.
Eine zweite frage ist die, ob die in und seit der hmna-
nistenzeit aufgenommenen Wörter auf -llitas und die neubil-
dungen an ein simplex mit I, dieses ihr in der englischen aus-
spräche des Lateinischen gewahrtes I mit herübergenommen
Iiaben. Es ist dabei noch besonders zu bemerken, daüs für
die neubildungen , mit ausnähme der vielen auf -bility, fast
durchweg länge hätt^ eintreten müssen. Dafs dies nun eben-
falls nicht geschehen ist, wahrscheinlich von anfang nicht,
ist durch dreierlei umstände zu erklären: 1. dui'ch die grofse
inajorität der me. entlehnungen zu anfang des Ne.; 2. durch
die vielen französischen entlehnungen im 16. jahrh. mit re-
gulärer kürze; 3. in bezug auf die lateinischen entlehnungen
durch die tatsache, dafs gerade den lateinischen entlehnungen
in der kritischen zeit zu anfang des 16. jahrh. auch in der
regel kürze zukam. Sie sind zumeist Wörter auf -bility:
insensibility, credibility, implacability, equability, placability,
invisibility, intolerability u. a. Unter ihrem druck konnten die
wenigen regulären längen nicht aufkommen. Es wurden daher
gekürzt die lateinischen entlehnungen virility (18. jahrL B.),
exility, hostility, aedility.
Da selbst die lateinischen regulären längen sich das ge-
fallen lassen mufsten, wieviel mehr mufsten es die neubildungen,
in deren natur es ja liegt, sich einem gewissen systemzwange
zu beugen. Auch das war um so leichter, als gerade viele
neubildungen auf -bility — also mit gegebener kürze — ge-
bildet wurden. Es wurden gekürzt: 16. jahrh. scurrility (lat T),
visility (lat. T).
In der auf das 16. jahrh. folgenden zeit lagen die Ver-
hältnisse ähnlich. Die kürzen auf -bility liefern das haupt-
kontingent und halten die tradition aufrecht. Es wurden
daher umquantitiert u. a. 1. die lateinischen lehn Wörter: anility,
juvenility usw.; 2. die neubildungen: puerility, senility, ver-
satility (versatile + -ity) u. a.
In bezug auf den accent ist zu bemerken, dafs auch hier
die lateinische accentuation gesiegt hat.
11. -ivity = ivity durchgängig. Wenn in den hier-
hergeliörigen Wörtern der lateinische Sprachgebrauch sich
DIB QUANTITÄTEN DEE ACCENTVOKALB ETC. 863
durchgerungen und auch auf die französischen entlehnungen,
deren lateinischen Vorbildern, sofern sie welche direkt hatten,
länge zukam, some auch auf die neubildungen ausgedehnt
hätte, so müfste heute durchweg -9^'vity gesprochen werden.
Dafs nun die reformierte lateinische ausspräche des 16. jahrh.
(cl vitas (a*), tempesti vitas (9*), festlvitas (a') ) überhaupt nicht
ins Englische drang, hat seine hauptursache darin, dafs mit
ausnähme von approcli'vity (1. proclTvitas) und *civity (1. cT-
vitas) überhaupt keine lateinischen entlehnungen aufgenommen
wurden, so dafs man gar nicht darauf kam, die engl, -ivity
mit den lat. auf -ivitas in beziehung zu setzen und 9^ einzu-
führen. Für die neubildungen kam noch der besondere um-
stand hinzu, dafs ihre bildung in der regel aus engl, adjek-
tiven auf -ive, nicht aber aus lat. Vorbildern auf -ivus geschah.
Folgende sind die hauptsächliclisten entlehnungen auf
-ivity :
I. franz. entlehnungen : privity (1. T), captivity (1. T), nati-
vity (1. 1), *hastivity, occivity, activity (1. T) 1530, proclivity
(i), inactivity (I), intempesti'vity (T), habitati'vity (I*). —
IL lat. entlehnungen: *approcli*vity (lat. T), *civity (lat. I).
-- III. neubildungen: 17. jahrh. perspectivity (i)erspective <
lat. -Tvus), motivity (motive + ity), 18. jahrh. corosivity (co-
rosive), cogitativity (cogitative + ity), 19. jahrh. conductivity
(conductive + -ity), collectivity (coUective + -ity), subjecti-
vity event. auch objectivity. —
Die kürze wird übrigens durchs ganze Ne. bezeugt: Gill
hat prrvity und nativity trotz T der lat. Vorbilder und *B.
und *Sh. accllvity trotz lat. acclTvus.
Brechen wii* hier ab, und wenden wir uns unserm dritten
abschnitt zu.
G. Über einige fälle von präflxanalogie.
Zum Verständnis einer reihe von ausnahmen vom quan-
titätsgesetz für franz. entlehnungen, die wir im folgenden ab-
sclinitt I). im Zusammenhang vortragen wollen, ist es notwendig,
hier einige haupttatsachen über die hauptpräfixanalogieen zu
erwähnen. Die nähere ausarbeitung müssen wir uns auf später
versparen. Es handelt sich um die doppelte quantitiemng
364 C. HECK,
der präfixe bi- (zwei), di- (zwei) und tri- (drei), also um fälle
wie: bigamy (1) : bicycle (9^), digamy (I) : dicrotous (9*),
trinity (1) : tritone (9^) etc.
Den bi- in den franz. und lat. entlehnungen käme regulär
nur 1 zu. Wir finden es auch noch in vielen fällen: et etwa:
bigamy, bicorne usw. Auch mag für die frühesten neubildungen
noch die kürze die rege! gewesen sein. Doch schon sehr früh
(cf. 16. jahrh. biforked) wurde das präfix bi als selbständiges
wort aufgefafst, das so ganz englisch geworden war, dals
man es sogar vor heimische Wörter setzte. Dabei vergafs man
die ursprüngliche quantität und gab diesem einsilbigen wort
mit vokal im auslaut die normale englische quantität solcher
wcirter, nämlich länge. Aus diesen neubildungen, die im spä-
teren p]nglisch immer zahlreicher werden — cf. biangolar,
bicentral, bivoluminous usw. usw. — , ist nun auch ab und zu
9' in lat. und franz. eutlehnungen mit bi- eingedrungen.
Die längung des präfixes di < gr. di für dig erklärt sich
zunächst aus denselben gründen wie die längung von bi-. Für
einige eutlehnungen aus dem Griechischen kommt hierzu
aber noch das spezielle Gesetz über griech. accentuiertes 1,
das nämlich im heutigen Englisch als diphthong 9^ ausge-
sproclien wird. Dasselbe gesetz kommt auch in anwendung
bei neubildungen an ein griech. simplex mit / (cf. di'crotous
(9') < gr. öixQoiiK + -ous).
tri- ^- lat. tr!- wurde unter genau denselben bedingungen
wie bi- = lat. M- gelängt. Wir finden daher die länge zu-
meist in späteren neubildungen, während frühme. frz. (tri-
nity) und lat. eutlehnungen normale kürze behalten.
D. Zur erklämng angesetzmäfsiger
längen in ne. offenen accentvokalen mehrsilbiger
französischer lehnworter.
Ich trage der Übersichtlichkeit halber die einzelnen Wörter
alphabetisch vor. Wie in Angl. N. F. XVII s. 237 ff. schon
vorweggenommen worden ist, sind alle diese längen als analo-
giebildungen aufzufassen.
1. accli'mate (9^. cf. climate.
2. admi'rative (e^). Dieses wort steht in dieser seltenen
form in bezug auf die quantität des i und die accentnation
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 365
der zweiten silbe unter fremdem einflufs. I>as regelrechte für
dieses wort vertritt das häufiger gebrauchte ad'mirative mit
accentuation des ersten a und kürze des i. Da admirative
eine späte entlehnung ist, so war es leicht der beeinflussung
durch seine Verwandtschaft, die sich schon in England vor-
fand, ausgesetzt. Namentlich ist es der inf. admire gewesen,
von dem unser wort zu seiner zweiten, weniger geläufigen
lautung umgewandelt worden ist — Die frage, ob auch
systemzwang durch endungsanalogie mit zur längung des i
beigetragen hat, kann man nicht ganz verneinen. Doch wird
dieser event. systemzwang, der nur von *conspirative (1. con-
spTrat-, 1599 — x) und inspi'rative (e*, lat inspTr-, 1797 — x)
hätte ausgehen können, kaum mehr als eine sekundäre rolle
gespielt haben. Ebenso sekundär mag eine beeinflussung durch
1. admlror und mlror mitgespielt haben.
3. advisement (a*): Hier sind endungs- und andere ana-
logieen überhaupt ausgeschlossen. Die umlautung erfolgte hier
sicher durch advise.
4. aesti'val (9^) neben e'stival: Die erste laut- und
accentgestaltung stellt die durch das lat. vorbild und den
systemzwang der auf -ival entstandene neubildung einer alten
franz. entlehnung, die sich regelrecht bis heute noch in der
form estival erhalten hat, dar.
5. ali'nement (9^) ist in bezug auf den accent als auch
die qualität des accentvokals neugebildet. Eine andere ana-
logie als an line ist ausgeschlossen.
6. andiron (9'): eine volkstümliche Umbildung, die mög-
licher weise schon im Me. beginnt, cf. Angl. N. F. XVII s. 82.
7. apprisement (9^): es ist nur analogie an prise
möglich.
8. arrival (9^). Systemzwang bei den Wörtern auf -ival.
9. asi'phonate (9^): Endungsanalogie ist ausgeschlossen,
cf. Siphon.
10. aspirant (9^ oder le- mit kurzem i): In as'pirant
haben wir die reguläre form in bezug auf die accentuation
und die quantität des i. Die neubildung aspi'rant erklärt
sich durch die eine oder andere der folgenden analogieen oder
366 C. HECK,
durch alle zugleich: 1. direkte beeinflussung durch lat. aspl-
rant; 2. endungsanalogie durch das früh belegte deli'rant
(1. dellrant, 1690 — x) und spätere entlehnungen auf -irant:
expi'rant, inspi'rant, inqui'rant etc.; 3. die nächstliegende:
anpassung an aspire.
11. assi'ser (9^). Die länge ist durch analogie derer auf
-ser und -sor mit durchgehender länge entstanden.
12. bicycle (9*) erweist sich in seiner 9*-lautung nicht
als direkte entlehnung aus dem Französischen, wie das N. E. D.
angibt, sondern als beeinflussung durch das lat engl, präfix
bi- (b9'-).
13. bimane (9^): Das 9^ ist ebenfalls aus den engl, neu-
bilduugen auf bi- eingedrungen.
U. bison (9^ i) (N.E. D.: adopted directly or through
French from Latin bison, — etymologically bison is the most
correct, but b9^'Son the prevailing pronunciation). Das N. K D.
hat recht: sowohl lat. bison als auch franz. bison hätte nur
kurzes engl, i erzeugen können. Zur erklärung der länge
könnte man zunächst wieder an suffixzwang denken. Dieser
ist jedocli ausgeschlossen. Wörter auf -ison sind überhaupt
kaum vorhanden; das einzige einigermalsen geläufigere wäre
prison und das hat gerade kurzes i. Auch mit bi- (zwei) hat
unsere länge nichts zu tun. Eine solche mechanische Über-
tragung des bi- ist nicht wahrscheinlich. Unser neugebildetes
9' erklärt sich viehnehr aus seinem griechischen Vorbild {ßlo<Bv\
wo das i den acuten accent hat, der, wie oben schon gesagt^
in spätne. entlelmungen unter normalen bedingungen immer
durch 9* wiedergegeben wird.
15. briber (9^). Für diese entlehnung aus dem Afrz.
wii'd schon im 16. jalirh. durch die Schreibung brieber länge
bezeugt. Sie ist wohl auf zweierlei zurückzuf üliren : 1. auf
die tatsache, dafs die worte auf -iber alle länge des i ent-
wickelt haben; 2. auf die beeinfiussung durch das Simplex
bribe.
16. caliber (ob- und T). Die ausspräche für dieses wort
als vollständig naturalisiertes lehn wort ist die erstere: €»•-
liber. caliber entspricht der franz. lautung, die dem worte
DIE QUANTITÄTEN DES ACCEHTVOItALE ETC. 367
ZU gründe liegt. Diese ist auch durch Schreibungskriterien
für das Friihne. erwiesen.
17. Chirographe (9*). Dies schon im 15. jahrh. als
lehnwort belegte franz. wort hat später (wann, ist schwer
festzustellen; vielleicht im 16. jahrh.) durch seine lateinischen
und griechischen Vorbilder (lat. chTrographus , griech. x^^^')
längung erhalten.
18. chi-trine (a^). Diese länge wäre auch für das griech.
Urbild (xiTajy') dieses franz. lehnwortes unnormal. Sie kann
auch nicht durch suffixzwang entstanden sein, da die wenigen
auf -itrine kürze haben. Das i in chitrine ist vielmehr gelängt
worden unter dem einflufs der vortonigen silbe chi- in Wörtern
wie Chirurgion usw. (cf . N. E. D.), wo sich das 9^, gesetzmäfsig
oder durch analogiebildung hervorgerufen, in der regel findet.
Die Übertragung lag bei der grofsen menge des nebentonigen
Chi- sehr nahe.
19. climate (a*). Hier ist das 9^ wieder, wahrscheinlich
bei der grofsen restauration im 16. jahrh., aus dem lat. clT-
mat- in das ursprüngliche franz. lehnwort mit kurzem i ein-
gedrungen.
20. compi'ler (9*). Auch hier ist wie in allen Wörtern
auf konsonant + er länge obligatorisch. Sie ist hier durch
den einflufs des verbs compile und anderer simplixe : smile etc.
zu Stande gekommen.
21. conni'vence (9'): hier ist wieder dreierlei möglich:
1. das nächstliegendste: angleichung an das simplex connive;
2. endungszwang der -vance und -vence: arri'vance, contri*-
vance etc.; 3. anpassung an das lat. vorbild: connTventia.
22. conspi'rant (9^): cf. aspirant.
23. conspirer (9*) = conspire + er.
24. conspi'ratrice (9^): ist ebenfalls durch conspii-e zu
erklären. Endungsanalogie ist ausgeschlossen.
25. corviser, -sor (9*): Die normale form mit ursprüng-
lichem 1 und accentuation der ersten silbe findet sich noch in
dem für das 17. jahrh. als dialektisch bezeugten corvester.
In der modern englischen form liegt der systemzwang der
engl, lehnwörter auf -iser, -isor deutlich auf der band. Das
nähere hierüber an anderer stelle.
368 C. HECK,
26. corrival (9^). cf. rival und -ival s. 353.
27. cyclide (8", i): das unnormale 9* drang aus dem
Simplex cycle ein.
28. cyclops (9*). Das y ist im Lateinischen und Fran-
zösischen kurz, ehenso im Griechischen. Es hat aber dort
den acuten accent und aus diesem t' stammt das mod. engl. 9^
t' =r 91 ist übrigens nur eine spätere neuenglische art das
griech. v wiederzugeben. Im Frühne. gab man ihm den laut
yy. Es ist also unser 9' in cyclops erst eine spätne. ein-
fiihrung. Übrigens hat sich die franz. kürze im adjeküv
cjxlopic an unbetonter stelle nocli bis heute erhalten.
29. cynosure (!, 9*): Die unnormale länge in diesem
wort ist mir nicht klar geworden. Endungsanalogie ist aus-
gesclilossen. Das lat. und griech. vorbild hat nur kürze , und
in fast allen andern Wörtern auf cyno- ist y ebenfalls
immer kurz.
30. cypress (9*). Hierzu cf. die me. und frühne. Schrei-
bungen. Wäre das wort unbeeinflufst geblieben, so wäre 1
das ergebnis. Das wort hat aber mit *Cypress (= Cypros,
die insel) unter gegenseitiger beeinflussung gestanden (cf. die
Schreibungen beider Wörter). Cypress kommt nun gemäls
seiner ursprünglichen entlehnungsform Cipre, Cypre ursprüng-
lich länge zu, w^eil ja das Afrz. einsilbige und solche zwei-
silbige mit mut. + liqu. + dumpfes 9 lang aussprach.
Diese länge im engl, lehnwort Cypros ist man im Nenengl.
auch noch aus dem zweiten gründe verpflichtet zu setzen,
weil das griech. vorbild wieder v hat. Aus dem namen
für die insel drang nun die länge (wann?) in das wort
cjrpress ein.
31. declinable (9^): Hier liegen wieder drei möglich-
keiten vor: 1. direkte angleichung an lat. decllnabilis ; 2. an-
passung an decline ; 3. systemzwang der auf -inable : definable,
combinable, confinable usw.
32. defi'nement (9^) ist angepafst an define.
33. defile (dT'file oder defi'le). Korrekt wäre eine
nicht mehr bezeugte form: dß'flle. Das ursprüngliche 1 der
zweiten silbe wird für das 18. jahrh. noch durch die schreibang
t
Die (jcantitäten oeb accentvokale ktc. 369
deSIle belegt. Über das dl- der ersten ausspräche wird in
buch III zu reden sein. Das 9' in der zweiten kann aof zwei
wegen ins spätere Ne. eingedrungen sein: 1. dadurch, und das
ist das walirsrheinlichste, dals das wort beeinflußt worden ist
von den vielen namentlich in der naturwissenschaft gebräuch-
lichen Wörtern auf -ilae {pylae etc.); 2, dafs man das wort
irrtümlicher weise mit defile zusanimeugeworfeu hal.
34. desirable (a'): Hier sind ebenfalls wieder drei mög-
lichkeiten der erklärung vorhanden: 1. anbildnng an desire
2. umquantitieruiig infolge von lat. desvderabilifi; 3. endungs-
zwang: mirable, inquiTable, perspirable, inspi'rable, requi-
rable usw., alle mit e'. Das erste ist das wahrscheinlichste.
Normal wäre dSsirable, analog dem ad'mirable.
35. desirous (a'). Für das 16. jahrh. wird diese länge
schon durch die Schreibung desyreous, desierous bezeugt.
Durch endungszwang ist 9' sicherlich nicht entstanden, ob
aber das simples desire, oder das lat. desideratus, oder beide
als begriinder der länge zu betrachten sind, ist schwer zu
sagen. Das nächstliegende wäre wohl das erstere, zumal die
Schreibungen des 16. jahrh. desire + ous (desirous) darauf
hinweisen.
36. despisable (a*). Auch hier ist das nächstliegendst«,
das 3' aus despise zu erklären. Der äuffixzwang (alle accen-
tuierten -isable haben %') hätte aber auch zu demselben er-
gebnis geführt.
37. despi'sant (s']. Hier liegen die Verhältnisse genau
wie in despisable. Auch -isant hat durchweg »', doch ist der
Inf. despise wohl der wirkungsvollste uiuquantilierer gewesen.
38. devisable (a'): hat schon im 16. jahrh. länge (cf. die
Schreibung deviseable). Zui* erklärung derselben cf. den inf.
devise. Femer haben alle -isable a' bezeugt. Normal wäre
dS'Tisable.
39. deviser (a'): cf. devise und die mod. engl, -iser mit a'.
40. di'branch (a'): cf. das grieck-engl. präfix di- s. 364.
41. ditri-glyph (8'): cf. das lat.-eugl. präfix tri- 8.364.
42. di'vers (a') vniä allgemein für ein franz. lebnwort
gehalten. In bezug auf die acceutuaüon stimmt das, jedoch
370 C. HECK,
die quantität des i stammt nicht aus dem FranzösLschen, son-
dern aus dem lat. dlversos, das übrigens ebenfalls, sowohl nach
der quantität des i als auch in bezug auf accentnation, sich
als engl, lehn wort vorfindet in diverse (da^verse*). Die neben-
form d8**verse verrät franz.-germanische accentuation. — In
einer dritten ausspräche dieses lat. lehnwortes findet sich um-
gekehrt die franz. quantität des i als eindringling vor.
43. diviner (9*): Vor -ner ist i immer lang. Hier ist
aufserdem direkte beeinfiussung durch divine und dessen lat
etymologie anzusetzen. In seiner heutigen lautung und accen-
tuierung ist dies wort also eine neubildung und nicht mehi*
ein franz. lehnwort , wie das N. E. D. angibt Wann diese
neubildung vor sich ging, läfst sich nicht mehr nachweisen.
Die me. endung -nour wird schon im 15. jahrh. durch -ner
angefeindet, aber erst allmählich verdrängt Im 18. jahrh. wird
sie noch belegt. Wenn wir aus dem eindringen der neuen
endung auf die umquantitierung schlief sen durften, so würde
sich ergeben, dafs die länge vom 15. jahrh. ab allmählich zur
herrschaft gelangte.
44. doctri'nal (9*) statt doctrinal cf. s. 352.
45. dynasty (i und 9^). Das inkorrekte 9* neben nor-
malem I ist zunächst aus dyuast (i, 9^) eingedrungen. Auch
für dieses wort war zunächst 1 nur das erlaubte (gr. dvpdarfjc;
V ohne accent = i im Mod. Engl.). Durch viele neubildungen
jedoch drang gr. rfvr- und mit ihm 9^ ins engl lehnwort-
material ein. cf. z. b. dynamo (9*). — Aus diesem dyna- vor-
nehmlich ist das 9^ in das stammverwandte dynast und von
da aus in dynasty eingedrungen.
46. entirety (9*). Dieses wort ist eine spätne. Schöpfung
aus entire + ty für früheres entierty = afrz. entierte. Ob
diese neubildung mit dem aufkommen der Schreibung entirety
zusammenfällt, ist fraglich. Auch entierty konnte fälschlicher
weise ent9*'erty ausgesprochen werden.
47. environ (adv. und sb.). Wie aus den me. Schrei-
bungen mit e und -rr- (cf. N. E. D., zunäclist nur für das verb)
hervorgeht, blieb im Englischen zunächst die ursprüngliche
kürze erhalten. Aber schon vom Frühne. ab wird, wenigstens
durch die dialektische Schreibung envi(e)ron länge des i be-
DIE QÜAKTITATEK DÜR ACCfiNTVOKALE ETC. 371
zeugt. Die länge ist als analogiebildung an andiron zu er-
klären, in das das 9* aus dem engl, iron yolksetymologisch
eingedrungen war.
48. fi'brome (a*). Das a* stammt aus fibre.
49. fi'chant (I) kommt auch im Franz. bei regulärer
betonung keine länge zu. Sie mag aus gewissen Verbformen
(1. pers. sg. praes.) stammen, oder auch sich im heutigen Nfrz.
unter starkem rhetorischem nebenaccent entwickelt haben.
50. final (9») cf. s. 352.
51. finery (a*): durch fine.
52. guidage (9*): durch guide.
53. guidon (9^). Auch dieses 9* ist guide entnommen
worden, mit dem man das wort, wie leicht begreiflich, zu-
sammengebracht hat. Das zusammenbringen dieser beiden
Wörter hat im Frühne. sogar zu der volkstümlichen Umbildung
guidehome (cf. Angl. N. F. XVII s. 85) geführt.
54. gyron (9^). Noch im 17. jahrh. bezeugen e-schrei-
bungen hierfür regelrechte kürze. Das 9' ist also spät herein-
gekommen. Zwei wege sind möglich: 1. endungsanalogie durch
andi'ron, envi'ron, i'ron etc.; 2. man hat gyro(n) mit dem
aus dem Griech. entnommenen praefix gyro (9% zusammen-
gebracht.
55. gyrovague (9^): Auch hierfür gibt es zwei möglich-
keiten: anpassung ans griech. vorbild oder systemzwang im
ersten glied: cf. tiro (9^, siro (9^ usw.
56. hiren (9*) hat sein heutiges 9^ wieder seinem griech.
Vorbild zu verdanken.
57. horizon (9»). Die me. ausspräche kannte nur die
kürze und accentuierte die erste silbe (ho-rizon). Diese aus-
spräche erhielt sich bis ins 17. jahrh. Daneben dringt, wahr-
scheinlich von der zeit des humanismus ab, die länge ein, die
sich aus dem lat. horlzont- ergab. Auch die accentuiening ist
dabei geändert worden.
58. hydragogue (9*). 9^ < griech ü; ebenso in
59. hydrophobe und
60. hydrogen.
25*
372 C. HECK,
61. hygiene (9', i): die regelrechte lautung mit 1 wurde
an die zweite stelle gedrängt durch die länge hy (a^). Diese
drang aus den vielen Wörtern ein, in denen sie gesetzmälsig
ist. cf . N. E. D.
62. hyperstene (e*): cf. das engl. gr. präflx hyper (9*)
und die vielen damit gebildeten neubildungen. Näheres darüber
erst bei der behandlung der nebentonigen Silben.
63. hypogen, hypostone (1, 9*). Auch hierfür wäre
nur 1 korrekt wie für alle franz. entlehnungen. cf. auch hy-
pocrite. Das 9^ ist ebenfalls aus einem engl.-griech. präfiz,
nämlich hypo (a^, eingedrungen.
64. idocrase (9*) = gr.
65. idol (9^): Hier ist aller Wahrscheinlichkeit nach die
länge schon aus dem Afrz. übernommen worden, wie aus der
form idele, idle (i + mut + liqu. + 9 wird behandelt wie die
einsilbigen) hervorgeht. Bei der spätma und frühne. anpassung
dieses Wortes an sein lat. vorbild wurde diese länge dann noch
bestätigt (lat Idölum).
66. incli'uable (9^). cf. declinable (9^, korrekt wäre
i'uclinable.
67. indicter (9^): die länge ist schon für das 16. jahrh.
sicher bezeugt durch die Schreibung endightour. Sie ist m. e.
noch älter als diese darstellung. Hervorgerufen wurde sie
durch den einflufs des Infinitivs endite. Dafs sie sich erhalten
konnte, hat sie der schon öfters erwähnten günstigen stellang
vor kons. + er zu verdanken.
68. indictment (9^): ebenfalls durch endite.
69. intervital (9^): cf. vital.
70. irrespirable (9*): cf. respirable.
71. islette (9^: durch isla
72. islot (9*): ebenfalls durch isle.
73. isopod, isotheme, etc. (9^): durch die engl, aus-
spräche des griech. lOo- in komp.
74. ivory (9*). Auch hier wäre unter normalen verhUt-
nissen 1 geblieben. Das wort wurde zunächst (ev. nur gra-
phisch!) durch lat. evoreus umgebildet (cf. die schreibaiig
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC.
373
mit e, die sich bis heute erhalten hat). Dann wurde es, zwei-
tens, merkwürdiger weise mit dem engl, ivy zusammengebracht.
Das Verbindungsglied mag wohl eine sjiikopierte form ivry
gewesen sein. Aus der verniengung dieser beiden inhaltlich
so auseinanderliegenden Wörter blofs liurcli einen ungefähren
gleifliklang ihrer form hat ivy seine heute nur noch in den dia-
lekten bezeugte formen: ivory, ivery, iv'ry erhalten, ivory
aber sein 9'.
75. kilo (a') (kilogramm, kiloliter, kilometer). cf. griech.
76. library {a'). Diese länge ist auf den ersten blick
unverständlich, da suffixzwang und andere analogieen im Eng-
lischen nicht möglich sind, und auch dem lat. vorbild kürze
zukommt. Feiner wird in der heutigen ausspräche des Latei-
nischen nber das buch von llber nach Bradshaw deutlich
unterschieden. Es sind nnr zwei erklärungen möglich: 1. die
ausspräche a' ist in das lat. wort librarium auf irgend einem
wege eingedrungen, was festzustellen mir im moment aber nicht
möglich ist, da ich, wie ich oben sagte, die lat. unbetonten und
nebentonigen eilben auf ihre quantitäten mit Bradshaw nicht
durchgeprüft habe; 2. man hat früher in der engl, ausspräche
des Lateinischen den genauen unterschied zwischen Irber und
llber nicht gemacht und das a' stammt aus einer ehemaligen
a'-aussprache von llber.
77. licence (»'). Auch die frage, woher das a' in dieses
wort geraten ist, läfst sich erat beantworten, wenn die quan-
titäten der nebentonigen BÜbeu im Lat. dargestellt sind- cf.
llcentia. llceo hat nach Bradshaw 1 und e'.
78. lyrist (a') ist in der jetzigen ausspräche ein kom-
positum aus lyre -|- -ist.
79. nicety (a'): Ebenfalls heute ein kompositum: nice
+ ty. Im Me. mag lange zeit das uisprüngliche 1 erhalten
geblieben sein. cf. die Schreibung nisste.
80. opinable (a'): sollte öpinable sein. Die accent-
versetzung, sowie das a' hat dieses wort der verbform opine
zu verdanken und seinem lat. vorbild opin-. Dafs sich die länge
in opinable halten konnte, liegt daran, dafs vor -nable die i
alle länge haben.
374 C. HECK,
81. phytochimey (a^): das annormale a* bei regelrechter
accentoierung des wortes stammt aus Wörtern mit unbetontem
phyto-, die sich als neubildungen ans dem Griechischen er-
weisen, und denen länge regelrecht zukommt.
82. piepowder (a^): hat man dies wort mit engl pie
zusammengebracht ?
83. pilot (a^). Man gibt dies wort als entlehnong ans
dem Französischen an. Das franz. wort selbst sei eine ent-
lehnung aus dem Holländischen. Das wäre möglich, nur hat
dann später wieder das holl. vorbild das engl, wort beeinflulst
und dessen i gelängt. Wahrscheinlich ist aber, dafis das wort
direkt aus dem Holländischen übernommen wurde.
84. pily (9^) (< afrz. pile) ist heute nicht mehr das
f rühme, plle, wohl aber eine naheliegende neubildung an
pile + y.
85. pirate (a*) ist umgelautet worden durch lat pirate
< griech. jretQaTf^c. cf. auch piracy (a'), piratical (a').
86. primage, primacy, primate = lat. prT-. Es ist
schade, dafs wir auch hierfür aus mangel an kriterien keine
bestimmte zeit für die umlautung angeben können. M. e. hat
sie, wie überhaupt die grofse umquantitierung aller analogen
fälle um 1500 stattgefunden, zur zeit der grofsen Umgestaltung
der lat. ausspraclie.
87. provisor: cf. lat. provisor und die geschichte der engl,
lehn Wörter auf -isor = a**sor.
88. psychologue (a^): cf. engl, psyche = lat. psyche.
89. quin et (a*): Dies a* kann durch endungszwang nicht
hervorgerufen worden sein: cf. linnet, crinet usw., alle mit 1
]VI. e. ist die länge dadurch entstanden, dafs man die erste
silbe mit den vielen engl, qui- = lat. qui-ni zusammenge-
bracht hat.
90. reci-tative (a*). Das lat. reclt- hat l Die länge
unseres wortes entstammt dem vb. recite. Sie konnte sich
dauernd einbürgern, weil die endung -tative immer a' vor
sich hat.
1)1. reconciler (a'): cf. reconcile.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVORALE ETC. 375
92. reprisals (a*) für franz. represailles. Zunächst
wurde in dieser ne. entlehnung e durch i ersetzt durch an-
passung an das v. reprise. Wahrscheinlich ging damit hand
in hand die umaccentuierung (es müfste re'presailles heifsen)
und das einsetzen der 9^ -ausspräche, welches letztere noch
dadurch gefördert wurde, dafs bei der neuen accentuierung
das wort unter die -Tsal (9*'sal) fiel. cf. surprisal, surmisal,
devisal usw.
93. respi-rable (a*). Auch hier wird zunächst das v.
respire den ausschlag gegeben haben, und auch hier konnte
sich diese beeinflussung deshalb auswirken, weil allen betonten
i Table im Mod. Engl. 9^ zukommt: mi Table, inqui Table,
requi'rable, desi Table usw.
94. retirement (9*): cf. retire.
95. rhinestone (9*): cf Rhine.
96. rhizome (9*): gr. v = mod. engl. 9*.
97. rival (9*): cf. -ival Angl. N.F. XVII s. 353.
98. scrimer (9*) < at'rz. escrimeur: fällt unter i + kons.
+ -er r-: 9*-.
99. silence (9^). Auch hier rächt es sich, dafs ich die
unbetonten und nebentonigen vokale bei meiner Untersuchung
der lat. Quantitäten noch nicht vorgenommen habe. Spricht
man etwa sllentia mit 9^ aus? Für slleo jedenfalls kennt die
heutige ausspräche des Lat. die länge.
100. Siphon (9^) = gr. olgxor. i = dK
101. siren (9*): das Me. hatte ursprünglich l cf. auch
die me. Schreibung seren. Unter dem einflufs des lat. Sireno
(gr. ti) zog dann die länge in dies wort ein.
102. siroc (9*). Auch dies 9* ist wie die meisten franz.
ausnahmen nicht durch endungsanalogie entstanden. M. e. ist
es zusammengeworfen worden mit dem ne. siro < gr. ti und
hat dadurch seine längung erhalten.
103. spicery (9*) ist in seiner heutigen lautung eine neu-
bildung aus spiee + ry.
104. spiracle (9', i): auch hier ist die lat. länge (spl-
raculum) eingezogen und hat das ursprüngliche I an zweite
376 C. HECK,
stelle gerückt. Systemzwang hat dabei nicht mitgewirkt:
man vergleiche nur das unter gleichen yerhältnissen stehende
franz. lehnwort miracle (!) (lat. miräculum), das sich in seiner
ursprünglichen lautung erhalten hat.
105. sybo (a*) ist eine korrupte form (?).
106. timon (9^. I > T > a* durchs Lat
107. tiron (a^) ist eine ne. entlehnung. Seine heutige
lautung macht mindestens beeinflussung durch lat. tiro, wenn
nicht gar entlehnung aus dem Lat. wahrscheinlich.
108. tricolo, trident, trigon (a*): Das engl präfix
tri- (9^)! cf. daneben regelrechtes trinity (l*).
109. uri-nal (9^ : cf. die auf -inal AngL N. F. XVH s. 352.
110. viceroy (9^) ist in seiner heutigen lautung ein kom-
positum aus vice + roy, etwa wie vice-president usw.
111. viper (9') < lat. vipera.
112. virile (!, 9'). virile hat vier aussprachen, von denen
nur virile die einer frz. entlehnung zukommenden eigen-
schaften besitzt. Die andern lautungen stehen ganz oder teil-
weise unter lat. einfluTs. V9*r9'le, die zweite lautung, hat
germ.-franz. accentuation , das zweite 9* entspricht dem I des
lat. Vorbildes vIrTlis, das erste 9* ist analogiebildung. Die
dritte lautung va^'rll hat germ.-franz. accent, das 9* ist ana-
logiebildung, die sich schon in der engl, ausspräche des lat.
Vorbildes vorfindet, das I entspricht dem i des franz. Vor-
bildes, die vierte lautung vi'r9'l ist in der zweiten silbe ans
Lat. angeglichen, hat aber auch frz.-germ. accentuation.
113. viscount (9^). Wie schon das -s- zeigt, haben wir
es hier ebenfalls mit einem kompositum (vice + count) zu tun.
114. vise (vis6e), vT*se?
115. visive (9*) = lat. l! Dafs dies lat. T nicht nur
eindringen, sondern sich auch behaupten konnte, ist dem um-
stand zuzuschreiben, dafs alle -isive lang sind: predsive, de-
visive etc.
116. visor (9* neben regelr. i): cf. die früheren Schrei-
bungen. Dies wort ist im Ne. unter die -T'sor gefallen und
hat seine länge daher. Im Me. kam ihm noch kürze zu.
DIE QUANTITÄTEN DER ACCENTVOKALE ETC. 377
117. vital (9*), vitals (a*): 9' durch lat. vTtalis. cf. aber
daneben das regelrechte (I) in victuals < afa. vitaille.
118. vizament(8*) ist eine andere form für visement,
avisement. Aus diesen, die als komposita mit -ment aufzu-
fassen sind, ist das 9^ in vizament eingedrungen.
Hier anschlie£send müXsten noch die unregelmäfsigkeiten
in franz. lehnwörtern früherer Jahrhunderte behandelt werden,
soweit sie uns durch historische kriterien überliefert sind.
Doch will ich davon abstand nehmen und überhaupt hier ab-
brechen. Ich glaube zur genüge den gang meiner Untersuchung
klar gestellt zu haben. Weitere resultate später.*)
>) Die arbeit erscheint noch einmal der besseren lektüre halber als
separatabdmck.
Frankfurt a/Main- Bockenheim. Casimir C. Heck.
NOTIZEN ZUM BP:OWULF.
Über den gebrauch einiger adjektira und rerwandtes.
1. V. 57 f. .... hcah Healfdene, licold penden lifde, /
ganiol ond guöreouw glccde Soyldingas. Bei seiner liLfilinen
konjektur licold, od he Horde / ganiol ond guffroutv,
glcede Scyldingas verkennt Trautmann — abgeselien von an-
derem — den Charakter des adjektivums gamol, welclies hier
als epitheton perpetuum fungiert. Denn Halfdan ist in skan-
dinavischer tradition (älmlich dem Starkaö u.a., vgl. Grimm,
D. ]M. 325 f., A. Olrik, Danmarks Heltedigtning 1 17) als 'der
alte* bekannt.') So heilst es Skäldskaparmäl 73 : Konungr er
ncfndr Hdlfdan gamli, er allra kontinga var dgcetastr; Kann
gjöröi hlot mikit at midjum vetri, oh blötaÖi til pess at kann
shjldi Ufa i konungdomi CCC vetra etc. S. auch Uhland,
Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage VI 110 ff.
Dafs auch das (allerdings sehr nahe liegende) heah ein
herkömmliches beiwort von Healfdene war, möchte man fast
vermuten bei der Übereinstimmung mit Hyndluljöö 14 : Halfdan
fyrri hccsfr Skiolldioiga. Freilich S. N. Hagen (Med. Lang.
Notes XIX 158 f.), der gleichfalls die Eddastelle anzieht, will
uns glauben machen, dafs heah Healfdene auf ein mifsverstan-
denes alius {= vjttQd^viJOi;) Diomcdes (^dimidius') Argivus zu-
rückzuführen sei, — worauf man in der tat mit Walther
von der Vogelweide antworten könnte: *da beeret euch
geloube zuo'. (Über das vorkommen des namens Healfdene vgL
Binz, Beitr. XX 175 f.. Kluge, Engl. Stud. XXI 447.)
1) Eine moderne parallele ist 'der alte Fritz'. Cf. Mod. Phil. 111447.
FB. KLAEBSR, NOTIZEN ZUM BEOWULF. 379
glcede in v. 58 wird vielfach als adverbium 'auf freund-
liche, oder gnädige weise' verstanden (Kemble [*gladly'], Grein 2,
Heyne -Socin, Garnett, L.Hall, Cl. Hall, Tinker, Child), was
dem sinne nach gut passen würde, 0 vgl. z. b. leo wiö Geatas
(jlccd 1173. Jedoch ist es stilistisch bedenklich, einen satz mit
einer zweiten halbzeile, bestehend aus (adjectiv-) adverbium
-\- Objekt, schlief sen zu lassen, 2) und so wird man besser tun,
glwde als adj. epitheton ornans — wohl im sinne von * herr-
lich' — zu interpretieren, so dafs glasde Scyldingas mit Ar-
scyldingas 464 b, Sigescyldingas 597 b, hwate Scyldungas 2052 b
(Beorhtdene 427 a, 609 a) zu vergleichen wäre. Zur bedeutung
von glced s. auch Bradley, The Making of English 165 f.
2. V. 249 f. nis Jxet seldguma, / wcepnum geweordad. Da
die beziehung des partizipialen adjektivs (w.) geweoröad des
öfteren unrichtig aufgefafst ist (Tinker: *he is no mere re-
tainer decked out with weapons', ähnlich Gamett, L.Hall,
CLUall, Grein (?)),^) verlohnt es sich vielleicht zu konstatieren,
dafs dasselbe (der bedeutung nach pai^allel mit secg on seanoum
249) auf das in Jxet steckende Subjekt hinweist: *das ist kein
dienstmann (gemeiner mann?), der da der waffengeschmückte'.^)
Vgl. z. b. die beziehung des byrnum werede zu ge in v. 237 f. :
hwcet syndon ge searohoebhendra, / byrnum werede ?
3. V. 253, Zu dem vielbesprochenen leassceaweras (Thorpe,
Grein, EttmüUer, Heyne-Socin, Arnold, Wyatt, Holder \ Wülker:
lease) sei kurz angemerkt, dafs 1. die änderung lease durchaus
nicht geboten (s. Pogatscher , Anz. f. d. A. XXV 12) , 2. der
*) Healfdene wäre auf diese weise sozusagen als ein Tcetwa hingestellt,
cf. Müllenhoff, Z. f. d. A. VU 414.
*) Selbst innerhalb des satzes ist diese (schwere) Verbindung im ^-verse
anscheinend möglichst gemieden worden. So beruht z. b. Dietrichs kon-
jektur langne zu Waldere 1 10: odÖe lange dorn / agan mid eldum (Z.f.d.A.
XII 267) auf einem vollkommen richtigen geftihl.
') Cf. Mod. PhU. in 248.
*) Der in diesen und den zwei folgenden halbzeilen (ncpfne htm hi's
xcUte leoge, / cetdic ansyn) ausgesprochene gedanke erinnert an eine (rhe-
torisch stark aufgeputzte) stelle bei Saxo, 1. II, 43: Btgibus te, non
seruis edüum preradians luminum uibratus eloquitur. Forma prosapiam
pandit etc.
3oD FR. KLAEBER,
zusaramenliang nach Sievers' darlegiing (Beitr. XXIX 329 ff.)
tadellos ist, und 3. an sccaweras nicht gerüttelt werden darf
(Traatmann, Bonner Beiträge XVII 173 schlagt leaf-lease weras
und Imf-scea weras vor), da wie in dieser Beowulfstelle
(leassceaweras on land Dena j fur]>ur fcran) das verbimi
sccaician 'sich ansehen', 'auskundschaften' nehst ableitungen
auch sonst recht häufig mit land (und bedeutungsverwandten
Substantiven) verbunden auftritt, z. b. Gen. 17791: kirn pa
feran gewat . . . land sccatcian; ib. 1920; Oros. 17. 35; toeacan
PcBS landen sceawunge (von dem forsclmngsreisenden Ohthere);
Gen, 42, 12 : ge comon Jus land to sceawienne, 42. ^ : ge synd
sceaweras (= exploratores) ; etc., s. B.-T., auch Cosijn, Beitr.
VIII 572. Im Me, findet sich sen dafür gebraucht in Gen. &
Exod. 21691: it seiltet wet dat ge spies ben, j and inlo dis
lond cmnen to sen.
4. T. 3564. Man hat die wähl zwischen {ecgum) ungleaw,
welches wahrscheinlich die ursprüngliche lesart der hs. war,
und unslaw (Bugge), worauf die korrektur in der hs. hinzu-
deuten scheint. Das letztere wird jetzt im allgemeinen vor-
gezogen (Socin, Wyatt, Holder, Holthausen) und ist kürzlich
von Scheinert (Beitr. XXX 378) noch besonders in schütz ge-
nommen worden. ') Aber ungleaw braucht nicht als wertlos
verworfen zu werden. Es wäre durchaus denkbar, dafs gleaw
'scharfsinnig', nicht ungern mit scearp verbunden (Höllenl76:
gleaw ond scearp\ Bed. 178.31: mid scearpre gleatcmsse, ib.
402. 29), auch auf materielle Objekte angewendet worden wäre
('scharf'). Dafs die letztere bedeutung die ursprüngliche war,
wie Bouterwek in seiner lehrreichen bemerkung (Z. 1 d,_ A.
XI 104) annimmt (vgl. acer, acutus), steht übrigens nicht von
vornherein fest, denn auch der umgekehrte bedeutungsüber-
gang läfst sich beobachten (z. b. engl, keen, duU, s. Bradley,
The Making of English 1731). «n- dürfte aber keinesfalls
mit Sweet und Toller als negativ betrachtet werden ('dall', '
') Der eine von ihm vorgebrachte gmnd "und bcBonders weil gltaw
im Beownlf umtt überhaupt fehlt" liefse sich matatis mulnadis anf slaui
ADwendeD. Aufserdein handelt es sich nicht um die gewtihnliche beileutiiog
von jl„,».
NOTIZEN ZUM BEOWDLF. 381
'not keen"), ') sondern wäre als verstärkendes präfix zu fassen,
I das bei unhar 357 nicht mehr in zweifei gezogen wird (Bugge,
Tidskr. VIII 71, 303, Z. f. d. P. IV 197 mit weiteren Uteratur-
angaben, Scticinei't, a.a.O. 404; vgl. auch infrod 1874, 2449,
wozu Dietrich, Z. t. d. A. XI 413, L. Tobler, Wortzusammen-
Betzung 109), also: 'sehr scharf'.
5. Heynes regel (anni. zu 1547) über die Verwendung
zweier unverbundener und andrerseits zweier durch ond ver-
bundener adjektiva ist nicht ganz zutreffend. Abgesehen von
fällen wie monig morgencmld 3022, in denen ja nur 6in epi-
theton vorliegt, und ferner tatsächlich addierenden Verbin-
dungen wie leodolic ond gastUc, Andr. 1628, EI. 615, 955 f,
seheint die wähl dur(;h metrische und geschmacksrücksicbten
bestimmt zu werden, vgl. z. b. Beow. 1874: ealdam infrodum,
2449 eald ond infrod; 2829: kearde heaöoscearde , 2704: Hier
ond beaduscearp; 2136: ffrimne gryrtUcne, 1564 (2691): hreoh
{hat) ond heorogrim (headogrim) (Jul. 595: hreoh ond hygegrim,
I ib. 61); Andr. 1579: gleawmod Gode leof, Jul. 131: gleaio ond
\ Gode leof.
Dafs die nebeneinandergestellten adjektiva einander nicht
' widei-sprechen dürfen, erheischt natürlich die logik, aber dafs
^ sie nicht notwendigerweise ähnliche eigenschaften bezeichnen,
richtig bemerkt worden (Trautmann , Bonner Beiträge
XVII 151, doch s. ferner Holthausen, Anglia-Beiblatt XIV 82,
' Sievers, Beitr. XVII 572). Von diesem gesichtspunkte ans
wäre nichts einzuwenden gegen gamol ond guSreouw 58 (da-
gegen Trautmann: gud^rouw *kampfmüde'); vgl. eald ond
egesful 2929; (gyd) soö ond sarlic 2109 (Grein' vermutete
zweifelnd searolic, was Scheinert (a. a. o. 366) untei-sthtzt) ;
iaig (im Sieversschen sinne: 'beeist') ond utfus 33, — womit
gegen die Wahrscheinlichkeit von Holthausens scharfsinniger
Vermutung nichts ausgesagt werden soll.
Man wir*^ aber Scheinert (a. a. o. 381, anm.) beipflichten,
[ wenn er sich sträubt, in v. 3093 f. : cwico was pa gena, / wis
') Oreins 'no
[ Iberieagt nicbt,
[ nicbt ui.
L CQnctabimdDB' (Heynes ' rückeich Ulofl',
und Buuterneka eueudatioD ecgum
inveririglicb')
I gUaw i^ebt
382 FR. KLAEBBR, NOTIZEN ZUM BEOWTTLF.
ond gewittig die parallelen begriffe 'lebendig' und 'bei be-
wufstsein' durch wis = 'weise' zu trennen. Jedoch folgt
daraus nicht, dals wis ond gewittig unbedingt als 'der kluge
und weise' verstanden werden mufs. In anbetracht der Schil-
derung in V. 2788 ff. , des ausdrucks {ge^i . . .) geweold his ge-
witte 2703, auch der von B.-T. citierten stellen aus ^Ifric
(Hom. II 24. 12, 142. 19: heo Öosrrihte wearp gewittig) kann
man unbedenklich gewittig *bei verstände, oder bewulstsein'
übersetzen, und so wird wohl wis trotz mangelnder parallelen
'(noch) im besitz seiner Urteilskraft, geisteskraft' bedeuten.
Die drei adjectiva dienen also zum ausdruck desselben zu-
standes, ebenso wie z. b. in v. 2419 f.: him wces geomor sefa, /
wasfre ond wcelfus, 133 f. (191 f.) : woss pcet gewin to sträng, /
laä ond longsnm.
rn
The University of Minnesota, d. 31. Dez. 1905.
Fr. Elaeber.
BERICHTIGUNG.
In den 'Notizen zn Cynewulfs Elene' Anglia XXIX 271 sind ein paar
versehen untergelaufen: Seite 271 zeile 8 v. o. lies unvariierte statt un-
veränderte; z. 11 V. 0. li eisen statt liesen; z. 10 v. u. richtigkeit statt
rUckseite; z. 1 v. u. 'utinam' statt 'utinum\
CHARLIE HE'S MY DARLING' AND OTHER
BURNS' ORIGINALS.
Als ich das letzte lieft der Scoiüsh Historical Review
(no. 10, 1906) durchblätterte, stiefs ich auf einen aufsatz
des Burnsherausgebers T. F. Henderson ^Charlie He^s My
Darling^ and other Burns^ Originals (s. 171 ff.). Ich gestehe,
dafs ich den artikel mit einiger Spannung zu lesen begann.
Diese schwand jedoch bald, um einem lebhaften befremden
platz zu machen. Denn ich fand als neue entdeckung vor-
getragen, was ich bereits vor drei jähren in meinem schrift-
chen Neue Quellenfunde zu Robert Burns über die fraglichen
originale auseinandergesetzt hatte.
Ich hatte a. a. o. die vorlagen der lieder CJiarlie he's my
Darling und The Tailor he cam here to sew aus einem sammel-
bande von &röad^/tZe- bailaden im Britischen Museum nachge-
wiesen (Press-mark 1346. m. 7, vgl. Quellenfunde s. 9). *It so
happens,' schreibt Henderson, ^that I have lighted on another
[seil, als die bisher bekannten Versionen] * Charlie He's My
Darling' in a volume containing a large number of rare
white -letter broad-sides, the majority of which are dated
either 1775 or 1776 .... the volume contains the original
of the song, *The Taylor', sent by Burns to the Museum,'
Wo er seinen sammelband gefunden hat, sagt Henderson
nicht.
Ich kann nicht annehmen, dafs Henderson die kenntnis
des genannten sammelbandes meinen Quellenfimden verdankt.
Ich bin überzeugt, dafs er in diesem fall seine * quelle' an-
384 OTTO RITTER, ^CHARLIE HE's MY BABLINa' ETC.
gegeben hätte. Mein schriftchen mufs ihm anbekannt ge-
blieben sein. Da er von meinem älteren Burnsbuche (1901)
geurteilt hatte, ^no one who would seek to gain a true and
adequate notion of the relations of Burns to his literary
predecessors of the eighteenth Century can afford to neglect
it,' etc., überrascht es mich etwas, dafs er an meinen Neuen
Quellenfunden gleichgiltig vorübergegangen ist.
Halle a. S., April 1906. Otto Ritter.
EINE VERGESSENE HANDSCHRIFT
DES SURl^EESPSALTERS UND DIE DORT
EINGESCHALTETEN MITTELENGLISCHEN
GEDICHTE.
S 1. Die mss. nnd das original
des sogenannten Nordhnmbrischen Keimpsalters
(Snrteespsalters).
Die hier veröffentlichten gedichte finden sich in einer bis-
lang noch nicht verwerteten hs. des sogenannten Nordhumb-
rischen Reimpsalters und stehen in direkter beziehung zu diesem,
da sie die eigentümlich archaische spräche und die art der
Überlieferung in Schreibung und reim mit demselben teilen:
unsre gedichte sind somit als ein anhängsei des psalters zu be-
zeichnen, das sich aber nur in einer von den sechs hss. des-
selben findet. Denn sechs psalterhss. sind vorhanden, trotz-
dem nur drei derselben bislang zur benutzung gekommen sind:
so von Stevenson in seinem "Anglosaxon and Early English
Psalter" (Surtees Soc. 1843—47) sowie von Horstmann in den
Yorkshire Writers bd. II 129 tt , und auch die Early English ^
Text Society kündigt ihre beabsichtigte Psalterausgabe nur
nach den drei Londoner mss. an.
Horstmann macht s. 129 auf eine note in dem von ihm
zu gründe gelegten ms. Vesp. A I aufmerksam: "Psalterium
Davidis cuius operis bina etiam reperiuntur exemplaria
in Bibliotheca Bodliana". Diese beiden mss. der Bodleiana,
die Horstmann nicht kennt, sind das ms. Bodl. 921 (olim Arch.
B 38) und ms. Bodl. 425 (olim Bodl. E 6). Das erstere ist
bereits erwähnt bei Warton "History of English Poetry", ed.
Hazlitt 1871, cf. II 36 und IV 147, und nach ihm von Wende
AngllA. N. F. XVII. 26
386 W. HEUSER,
in seiner dissertation : Überlieferung und Sprache der me.
Version des Psalters . . . 1884.
Ms. Bodl. 425, das auch Warton und Wende entgangen ist,
findet sich schon von Hickes im Thesaurus I 233 erwähnt, ja
Hickes hat dort bereits eins der hier von mir veröffentlichten
stücke, das Symbolum Athanasianum, abgedruckt. Auch Paul
Meyer erwähnt dies ms. Romania XIII p. 514 und 539, wie er
mir freundlichst mitteilt, berücksichtigt aber nur die afrz. teile
des ms. und auch diese nur beiläufig. Beide manuskripte
fielen mir in Oxford beim durchsuchen der Bodl. Mss. in die
bände ; daf s sie schon früher erwähnt sind, mufste erst nachher
mit vieler mühe festgestellt werden, denn tatsächlich sind sie
der Vergessenheit anheimgefallen.
Dasselbe ist der fall für die sechste hs. : Corpus Chr. Coli.
Cambr. CCLXXVIII, die ebenfalls schon bei Warton und Wende
mit aufgeführt ist
Alle diese Psalterhss. haben denselben Charakter und
scheinen annähernd gleichzeitig und gleichwertig zu sein —
am wenigsten allerdings die drei noch nicht benutzten hss. — ,
fünf von ihnen bilden eine gruppe, die sich durch die strophische
form (ababcdcd) einiger psalmen im gegensatz zu den im
allgemeinen herrschenden reimpaaren absondert. Ms. Cott.
Vesp. D. YII mit seinen durchgehenden reimpaaren steht allein
und gilt als die ursprünglichste fassung, die auch den beiden
bisherigen ausgaben zu gründe gelegt ist.
Sämtliche hss. sind nach 1350 und in die zweite hälfte
des 14. Jahrhunderts zu setzen, sie alle weisen mehr oder
weniger nördl. dialekt auf, in dem aber wohl nirgends mld.
einschlage ganz fehlen.
. Als durchaus irrig aber ist die allgemeine ansieht zu
bezeichnen, dals der ui*sprüngliche dialekt des reimpsalters
nordenglisch sei; von den vielen, die sich darüber geäulsert
haben (vgl. Wende p. 25 für die alt. Litt. , dazu Horstmann
p. 129, Morsbach, Me. Gramm, p. 8, Brandl, Grundrils n p. 649)
schränken nur Wende und Brandl ihr urteil etwas ein, dadurch
dafs sie auf die möglichkeit eines gi^enzdialektes oder mld.
einschlage hinweisen.
Tatsächlich ist der sogenannte Nordhumbrische Reimpsalter
sicher nicht im norden entstanden, sondern im Mld., vielleicht
BINB VERGESSENE B8. DES SURTEE8PSALTERS ETC. 387
im Westen, der überhaupt die heimat der alt- und mittelengl.
psalterliteratur zu sein scheint.
Den beweis liefern die reime, trotzdem auch diese durch
die nordengl. Schreiber mannigfach getrübt worden sind. Ich
weise auf einige hauptpunkte hin und lege dabei Horstmann*s
ausgäbe zu gründe:
1. Der pronominalplural he (= sie) i. R 37, 17; 82, 11;
98, 6. Daneben häufig pai (urspr. pey ?).
2. Die schwache pluralform fan i. R. 26, 10; 37, 3, 17;
41, 14; 43, 12; 70, 11; 96, 3; 104, 22. Daneben fas-, im
verse nur fas, wie auch alle sicher nordengl. denkmäler
ausnahmslos die -5-form haben, so weit ich sehen kann.
3. is (= ist) ist die herrschende form im reime (: his, : blis,
: rightms) ; das nordengl es findet sich nur in den häu-
figen, aber nicht ganz sicheren reimen auf -nes (lies
-nis ?) ; Mlles : wille es 74, 6 ; 86, 1 ist demnach wohl
hillis : wille is zu lesen.
4. are (= sind), nicht das nordengl. er, ist die reimform,
cf. 13, 2; 21, 4; 24, 6; 26, 4; 37, 7; 39, 8 etc. er ist im
reime überhaupt nicht zu belegen.
5. a) -n im prs. pl. in sicheren reimen : he7ie: hitwene 4, 5 ;
54, 24; : hidene 36, 21; 83, 1; 89, 2; 138, 16; : Jctene
122, 3; liuen : schriuen P. p. 106, 8, 15, 21.
b) -w auch im inf. : hene : iidene 103, 31 ; io gane : on
ane 2, 2; : siane 113, 8; forgan : Jean 88, 15; : faane
96, 3; for to lin : mir^ 83, 11.
c) p. perf. ohne -n: holde : golde 18, 11; 118, 72 (?).
6. Auffallend ist strende sb. (= geschlecht) i. V. und i. R:
-ende sehr oft, 9,28; 21,33; 32,11; 44,19; 60,6; 71,5;
84, 5 . . ; die nordengl.-schott. form aber heilst strynde,
cf. Cursor 2144, 10162, 25141; Rat. Rav. 1695, 1789,
2148; Dunb., Montgomery, Satir. Poems etc.; vgl. auch
stryndess (= flüsse) Patience 311; in den südl. dialekten
findet sich strund (mit ü) in der bedeutung flufs und
— allerdings selten — auch = geschlecht.
Cf. auch mide (== mit) : dide 105, 6 ; mest (ndengl.
mast) : est 67, 36.
26*
388 W. HEUSER,
7. Auffallend ist auch die wiedergäbe von ae. d, allerdings
nicht beweisend, da auch nordengl. denkmäler nicht
selten einen starken Prozentsatz von o-reimen aufweisen.
a) Für die grofse zahl von sicheren o- reimen vgL
Wende p. 23.
b) Der gröfste teil der a- reime ist nur graphisch und
ohne mühe in o - reime zu ändern (z. b. ga : pa).
c) Sichere a- reime sind vorhanden, aber nicht häufig:
mare, sare etc. : are (oft), fare (selten). — a in eigen-
namen und fremdwörtern wie Chanaan, Liban, Than,
tympan oft i. R. : -an. — Sicherer onan, gan : Jean,
man etc. 1,1; 38,9; 55,11; 77,23; 88,15; 139,1;
made : hrade 54, 8.
Die Sachlage ist immerhin derartig, dafs die reime von
ae. ä : me. ä (abgesehen von -ar) sehr wohl auf rech-
nung der nordengl. kopisten kommen können.
8. Erwähnt möge werden das auffallend häufige auftreten
des pron. am (== liam) i. R. : pam. Hier scheinen ur-
sprüngliche reime vorzuliegen. Man könnte ja natürlich
auch pam : pam lesen, was aber weder schön noch
wahrscheinlich wäre. Auch im verse findet sich am,
{H)am aber ist bislang nicht in ndl. denkmälem nach-
gewiesen. Im Westen ist liam in den älteren denk-
mälem wie Wohunge und der südlicheren Eatharinen-
gruppe gebräuchlich. Ebenso in dem Fairfax ms. des
Cursor, welches tatsächlich westmld. ist (cf. äo = ae.
Mo, hit etc.), wenn auch die ndl. vorläge die Schreibung
vielfach beeinflufst hat (cf. a vor nas., squ = sw durch
fehlerhafte Übertragung etc.); Luick hält das Fairfax ms.
unrichtigerweise für nordengl.
9. Im reime erscheint stets das nicht nordengl prt segh
(nordengl.-schott sagh, sato). segh : hegh 32, 14; 112, 5:
: negh 39, 16 ; 63, 9 ; : slegh 88, 37 ; 97, 5. cf. auch
seien : speken 118, 23 (nicht nordengl prt. pl). Die
nordengl.-schott. Schreibung hat völlig konsequent sagh,
saw, nicht segh. Unbegreiflich ist dem gegenüber Lui(±'s
versuch (Stud. z. Engl. Lautg. p. 147), die beweiskraft
dieser tatsache zu erschüttern. Ein paar reime im Cursor
können daran nichts ändern, da diese grofse kompilation
EINE VERGESSENt: HS. DBS SUUTEEÜPSALTEKS ETC. 389
bekanntlich alle mögüclien sDdlicheren deukmäler aus-
nutzt; die reime derSusanua, die nur in südhumbrischen
msa. erhalten ist, sind gemischt und ganz unrein. Was
aher endlich die von Luick angeführten Schreibungen
noch aus denkmälem des 15. jalirliunderts anlangt, wie
Destniction of Troy und Alexander (Dublin Ms.) —
hält er denn eigentlich die Überlieferung dieser denk-
mäler für nordenglisch?? Mit derartigen gründen kann
man mehr oder weniger jede dialektische eigentüm-
lichkeit zerstören; der wert einer konsequenten und
reinen Schreibung für sprachliche Untersuchungen tritt
auch hier wieder mit voller klarheit hervor.
Sehr schwierig ist die frage nach der entstehungszeit
des me. reimpsallers, der die erhaltenen mss. aus dem 14. Jahr-
hundert ebenso fern zu stehen scheinen, wie der dort über-
lieferte nördliche dialekt der spräche des originabi.
Die psaltersprache wird im wesentlichen charakterisiert
einmal durch den eiufluTs der lat. grundlage, wie sie zumal
in Wortstellung, wörtlichen Übersetzungen und anlehnungen
hervortritt (cf. Wende p. 27 ff.), dann aber durch den z. t,
über alle begriffe archaischen Wortschatz, der an das Frühme.
und noch weit mehr direkt an das Angelsächsische erinnert.
Man begreift es kaum, dafs eine derartige spräche in der zeit,
welcher unsere psalterhandscbriften angehören, überhaupt noch
vei-stauden wurde, und zahlreiche mifsverständnisse , buch-
stabenverlanschungen , neubilduugen beweisen, wie das ehr-
würdige tlenknial nur kunstlich, unter der pietätvollen pHege
geistlicher kreise, gehalten wurde. Der lebenden spräche
schon des 13, Jahrhunderts entsprachen viele Wortbildungen
nicht mehr, die z. t. überhaupt nie gelebt haben. Ich greife
nnr einige beweisende Wörter oder formen heraus:
fliehe, ßi/kand etc. (= folgen) häufig, ja fast regelmäCsig,
^^ ae. fylgan (neben folgian); me. sonst meines wissen»
nitJit belegt. —
hal{i)ijh, haliyhes etc — ae, hälig oft; stiyhe, -s (ae. stig,
frühme. sti = steig) 26, 17; 141, 3 etc. und ähnliche
formen mit erhaltenem palat. g nach t können höchstens
in der Übergangszeit aus dem Ae. oder dem frühsten Ma
nachgewiesen werden, —
390 W. HEUSER,
Jieli oft (neben halt) tritt nur frühme. auf (cf. Wohunge,
Ancren Riwle, Genesis & Exodus).
anleth antlitz (ae. andwlitc) 26, 14 ; 37, 3 ; 43, 26 etc. stirbt
im Me. früh aus ; ebenso püde geduld (ae. gePyld^ frühme.
P'dd) 9, 19; 70, 6; ^raihand, ^rahed drohen (ae. prean,
prcagan; frühme. präge), —
Formen wie forhoghte sb. (cf. ae. for-hogian) 118, 22; miUhnes
(ae. milts) 87, 12; nouwhat (= numqtiid) 29, 12 haben
überhaupt nie existiert. —
Ausgeschlossen ist durch diese Sachlage, dafs der me.
reimpsalt^r im 14. Jahrhundert direkt aus der grundlage lat
Versionen (der Vulgata) hervorging, denn das würde den
archaischen Charakter der spräche unerklärt lassen. Unwahr-
scheinlich ist es, dafs der vorliegende me. text unvermittelt
auf einem lat.-angelsächsischen psalter, oder einem lat. psalter
mit ae. glossen beruht, denn diese wurden im 14. Jahrhundert
nicht mehr verstanden. Wahrscheinlich lag ein frühme. text
vor, den man wohl nicht nach der ersten hälfte des 13. Jahr-
hunderts setzen darf und der vielleicht seinerseits bereits einen
künstlich - archaischen sprachcharakter gehabt hat; für die
frühme. zeit bietet das Verständnis ae. texte und glossen, die
Übernahme und Weiterbildung ae. formen (wie filylie, haligh)
keine unüberwindliche Schwierigkeit; andrerseits erklären sich
so frühme. formen wie heli ohne weiteres, und auch die zahl-
reichen buchstabenverwechslungen (zumal für g) deuten auf
eine ältere me. stufe, die unsren Schreibern bereits nicht
mehr geläufig war. So erklärt sich z. b. das häufige miipe
(milthnes) von dem frühme. milz (gewöhnlich milce) aus, indem
z mit dem sehr ähnlichen ^ und dann wie dieses mit p ver-
wechselt wurde; es liegt hier also bereits eine ganze reihe
von Übergängen oder vertauschungen vor, die aber nicht bis
in das Ae. mit milts (nicht milz) zurückreicht. Mehrere ent-
wicklungsstufen sind für ein denkmal mit so widerspruchs-
vollen dementen wie der me. reimpsalter von vornherein wahr-
scheinlich. —
Derselbe satz läfst sich vielleicht auch auf die metrische
form des psalters anwenden. Die vorhandene Überlieferung
weist kurze reimpaare von "freierem rhythmus" auf; über-
wiegend entspricht je ein reimpaar einem psalmenabschnitte,
EINE VERGESSENE HB. DES SUBTEB8PSALTERS ETC. 391
häufig aber ist ein solcher auch durch zwei reimpaare wieder-
gegeben. Daneben zeigen fünf von den sechs hss. (nicht Cotton)
vierzeilige Strophen mit kreuzreimen (ab ab) in den psalmen
XXVI, XLIV, LXVII; diese Strophen entsprechen durch-
schnittlich einem psalmenabschnitte (= ein oder zwei reim-
paaren in Cotton), zuweilen aber auch zwei abschnitten, also
zwei nicht zusammengehörigen reimpaaren in Cotton. Der
"freiere rhj^thmus" möge an einer aufs gerade wohl heraus-
gegriffenen probe veranschaulicht werden:
Psalm XVI. 15. Lauerd fra föne of erthe in T>air life twinne pA;
Ofe pi hidinges filled paire wambe es swa.
16. pai ere filled with sones night and dai,
And par leoinges to pair smale left p2A:
17. And i sal schewe in ]>i sight in rightwisnes;
I salle be filled when schewes ]>i blisse.
Der Verschiedenheit dieser verse von dem typischen me.
kurzen reimpaar, zumal dem nordenglischen, mit seinem ziemlich
regelmäfsigen Wechsel zwischen hebung und Senkung springt
ins äuge. Da sind zwei- oder dreisilbige Senkungen, die selbst
weitgehendste verschleifung vielfach nicht noimal machen
kann; schwertonige Wörter müssen in unverhältnismäfsiger
weise in die Senkung herabgedrückt werden, und manchmal
genügt auch dieses mittel nicht, sondern wir haben offenbar
zu viele hebungen, und der vers läfst sich überhaupt nicht
mehr viertaktig lesen. So ist der erste der hier angeführten
verse zweifellos zu lang, und leider sind die fälle nicht so
selten, dafs man sie für vereinzelte mifsgeburten halten könnte.
Der Cursor Mundi, die nordengl. Homilien, die nordengl. Le-
genden sind dem gegenüber muster an regelmäf sigkeit , nur
der Prick of Conscience, wie er nach dem späten Thornton ms.
abgedruckt ist, weist einen annähernd ähnlichen "freieren
rhythmus" auf. Es ist fraglos, dafs die verse des reimpsalters
als kurze reimpaare beabsichtigt sind und gefühlt werden,
man merkt es, dafs der ndl. Überarbeiter oder kopist sich
redliche mühe gibt, die ihm vertrauten kurzverse herauszu-
bekommen, aber es sieht beinah aus, als ob das, was vor ihm
lag, zu lang und umfangreich für die form war und an allen
ecken und enden überstellt und herausciuillt. —
Waren diese verse ursprünglich? oder welche form lag
der überlieferten nordenglischen Version zu giunde? Drei
392 W. HEUSER,
möglichkeiku ergeben sich. Entweder eine ältere prosafassnng
— aber die reimmischnng mit ihren unverkennbaren südhumbr.
spuren (Ae pl., /o« pl.) deutet sicher auf eine allere gereimte
vorläge, Oder eine ältere südhumbr. fassuug in kurzen reim-
paaren — aber dann tritt zu den vorhandenen Schwierigkeiten
der taktfiülung oder -iiberfiillung noch die lantung des end-e
und der im Nordengl. verstummten endungen (z. b. tventen),
die sich im vers oft genug zeigen; auch war das normale
me. kurze reimpaar mehr als knapp für die wiedergäbe eines
ganzen psalmenabschnittes, was sich doch aus der vorliegenden
Version überwiegend als priuzip ergibt. Am wenigsten be-
denklich ist die dritte möglichkeit, dals nämlich jene er-
schlossene ältere sfldhumbi-ische stufe in langzeilen abgefafst
war, wobei zunächst an den Septenai-, die älteste und elu'-
würdigste me. versform, zu denken ist. Dann wäre es kein
wunder, dafs die daraus von dem nordengl. ttberarbeiter ver-
kürzten vei-se einen "freiei-en rhythmus" und eine bedenkliche
neigung zur fülle zeigen, wenn auch ein groiser teil seiner
Produkte einwandfrei sein mag. Dann erklärt es sich ohne
weiteres, dafs man auf den gedanken kam, in einigen psalmen
statt der kuizen reinipaare vierzeilige strojihen mit kreuzreim
zu versuchen, denn diese gehen aus einem reimpaai- von lang-
zeilen einfach durch mittelreim hervor. Dann liels sich das
prinzip leichter durchführen, einen psalmenabschnitt durch
ein reimpaar einheitlich wiederzugeben — ein prinzip, das
selbst bei den vorliegenden kurzen reinipaaren deutlich zu
erkennen, wenn auch oft genug durchbrochen ist — , denn bei
langen reimpaaren war der gröfsere raum und damit die
bessere möglichkeit zur Unterbringung eines psalmenabschnittes
gegeben. So wäre es verständlich, dafs die nerzeiligen kreuz-
reimstrophen der betreffenden fünf hss, vielfach ein einziges
kurzes reimpaar in C wiedergeben, obgleich ihr umfang zwei
reimpaaren entsprechen wüi-de, denn sowohl die Strophe wie
das kurze reimpaar würde» auf einem paar von langzeilen und
einem psalmenabschnitte. Daneben finden sich natürlich auch
krenzreimstrophen für zwei kurze reim])aare in C, die einen
psalmenabschnitt wiedergeben, wie so oft, und zuweilen selbst
für zwei nicht zu einem abschnitte gehörige reimpaare der
abweichenden hs.
Man kann sich natürlich auch einfach mit der annähme
EINE VERaESSENE HS. DBS SURTEESP8ALTERS ETC. 393
uni-egelmäfsigen versbaus (wie im Prick of Consc.) und will-
kürlichen wechseis in der versform und der wiedergäbe der
mehr oder weniger langen psalmenabschnitte begnügen, hier
aber bietet sich eine einheitliche erklärung, welche die
Schwierigkeiten aus dem wege räumt und das zufällige na-
türlich macht. —
Um meine ausführungen zusammenzufassen, glaube ich
im gegensatz zu der herrschenden ansieht annehmen zu
dürfen: Der in sechs hss. vorliegende me. reimpsalter ist in
keiner weise ursprünglich. Die erschlossene Vorstufe war
südhumbrisch (mittelländisch?), gehörte der älteren me. pe-
riode an (spätestens der ersten hsltte des 13. Jahrhunderts?)
und war vielleicht in paarweise gereimten langzeilen (sep-
tenaren ?) abgef afst, von denen je ein reimpaar einem psalmen-
abschnitte entsprach. Unter den bänden des oder der nord-
englischen Überarbeiter und kopisten wurde die Schreibung
mehr oder weniger nordenglisch, doch mit zahlreichen fremd-
körpern, der reim aus nordhumbrischen (jüngeren) und süd-
humbrischen (ursprünglichen) elementen gemischt, die mut-
maf suchen langzeilen zu vieilaktern von "freierem rhythmus**
verkürzt und zuweilen durch mittelreim in kreuzweise gereimte
kurzverse aufgelöst (nicht in hs. C) ; wegen gi'öfseren umf anges
ist häufig auch ein psalmenabschnitt durch zwei kurze reim-
paare wiedergegeben, wegen geringeren umfanges zuweilen
zwei psalmenabschnitte durch eine kreuzreimstrophe. —
S 2. Die dem psalter angehängten gedichte
des ms. Bodl. 425.
Das ms. Bodl. 425 ist eine gut geschriebene pergament-
handschrift des 14. Jahrhunderts. Sie enthält teils me., teils
afrz. stücke:
1. den me. reimpsalter, beginnend mit dem 17. psalm, die
ersten 16 fehlen. Ps. 17—108 fol. 1 — 66 (für die
übrigen cf. unter 4).
2. Die vier abgedruckten Christusgedichte (I— IV) foL 66 b
—68 b.
3. Das Symbolum Athanasianum (V) fol. 69 b — 70 b ; (fol. 71
ist frei gelassen).
4. Psalm 109—150 fol. 72—92.
394 W. HEUSER,
5. Die hymne: Veni Creator (VI) foL 93.
6. Die hymne : Ave maris Stella Dei (VII) fol. 93 b.
Der rest des ms. ist afranz., abgesehen von nr. 9.
7. "Tractatus Gallicis Metris quaternis, antiquitos scriptus,
in quo Auetor Cathedram Superbiae & aliorum Vitio-
rum ornatum & Satellites poetice describit, & ad Con-
fessionem hortatur" (James Cat.) fol. 94. = Le char
d'orgueil (von Nicole Bozon?), cf. Paul Meyer, Ro-
mania XIII p. 514.
8. Ci comence les prouerbes Salamon (so Überschrift im
ms.) fol. 101. Eeimpaare, beginnt:
Li sage dit en soun liuere
9. Das me. gedieht I (schon vorher auf fol. 66 b) wieder-
holt fol. 106 b.
10. "Intructio Patris, Regis, ut videtur, ad filium Edwardum:
in qua praecepta varia, tum ad Pietatem & mores,
tum ad Solitiam spectantia, metris Gallicanis" (James
Cat.) fol. 107. Eeimpaare, beginnt :
Edward entendez bonement.
11. "Instructio pueri in Pietate & bonis moribus" (James
Cat.) fol. 112. Eeimpaare, beginnt:
Bon enfant doit a son leuer
Corps 1 alme a dien comander.
= Proverbe de bon enseignement (von N. Bozon?),
cf . P. Meyer : Eom. XIII p. 539 (fuf snote).
12. Les Curtesyes queux le sage homme aprent son Fitz
(so Überschrift im ms.) fol. 113. Endet auf derselben
Seite, zugleich ende des ms. Eeimpaare, beginnt:
Vn sage Tiome & de graunt valour
q long temps vesquit od grant honour.
Trotz gleicher schreibai-t und mannigfach übereinstimmen-
der altertümlichkeit des ausdrucks ist es ganz zweifelhaft^ ob
für die im Ms. Bodl. 425 angehängten gedichte eine ähnlich
altertümliche Vorstufe anzunehmen ist wie für den psalter.
Die kurzverse sind hier regelmäfsiger gebaut, der ursprüng-
liche dialekt kann allerdings ebenfalls nicht nordenglisch ge-
wesen sein, wie übrigens auch die Schreibung schon recht
stark gemischt ist.
EINE VEBGESSENE HS. DES 8UBTEE8PSALTER8 ETC. 395
Man vgl. den nicht nördlichen reim ^er fore : forlore (ge-
schrieben Per foni : forlom) V 7 ; trotz nördl. s1u> 1 13, 14, 15,
sal, sulde . . . (daneben sclial etc.) steht ganz überwiegendes
0 = ae. a ; nur are (= sind), nicht er, zeigt sich auch inner-
halb des verses; es neben gewöhnlichem i$ (= ist) nur ver-
einzelt im reime (I 39) ; das prt. seghe erscheint im vers IV 7
wie im reim (: heghe) III 36.
Die eigentümlichen psalterformen sind stark ausgeprägt
ßlihe (ae. fylgan) IV 18, filihand IV 34. heli (selten half)
II37; III42; VIS^; VIIP,72; V4,9, 16, 17 ... yhornlielUlS.
am (= harn pron.) IV 28; V 19, 22, 38. Iracl (= Israel)
III 20 wie zumal in der Cotton hs. Dauid : taith (wie üblich)
II 27, auffallend Data : Mari II 7.
Erwähnenswert wit (= gehn ?) : hü pron. in 30 , wited
III 36.
Ältere formen sind auch pais VI 5 ^, VII 2 * (später pes).
Verschmelzungen wie and te I 24, ante (= andpe) VI 8*,
als toH II 47, VII 4» finden sich nur in den älteren nördlichen
texten, solche wie has iou, sali ton II 22 etc. auch später noch.
flex I 21, 32, 35 (neben flesshe) ist auch aus der Cotton hs.
des Cursor bekannt. In dem reime fflesshe : godncsshe V 81
ist natürlich jless zu lesen, die übliche reimform des Ps.
Ziemlich weitgehend ist die Verwirrung zwischen den
Spiranten p und ^, die sich auch in den anderen Ps.-hss. findet,
ursprünglich wohl beeinflufst durch den zusammenfall der
beiden schriftzeichen unt^r y , das zugleich das zeichen für
vokal, y (= i) ist. Für das Neuengl. ist y (= ^) bekanntlich
herrschend geworden, aber auch für p findet sich y noch heute
in altertümlichen Schreibungen. Es scheint mir, dafs selbst
für den schriftengl. gebrauch von y für das alte ^ ursprüng-
lich nur graphische entstellung des letzteren verantwortlich
zu machen ist.
In unsern gedichten ist der lautwert von s nicht mehr
bekannt; j findet sich in: cr^e (=^ erthc) I 28, gra^e (=
graithe) VII 62, po^on (-- thorou) VII 4^. — Das alte zeichen
P findet sich überhaupt nicht mehr, sondern ist nur aus prak-
tischen gründen von mir für y (mit und ohne punkt) der hs.
eingesetzt, wo es der etymologie entsprach. Der Schreiber
gebraucht sogai* die bekannte, zumal in nordengl. texten
396 W. HEUSER,
beliebte kombination yh (== konsonant. y) für altes j^, hat
also keine klare empfindung von den verschiedenen werten,
jedenfalls kein klares System. Es blieb mir nichts weiter übrig
als auch hier l)li zu drucken , z. b. ])hese (ms. yhese) , phokd
(ms. yh) V 85. — ih und gh dagegen werden im allgemeinen
richtig angewandt, doch beachte soghlic IV 27 (= soth).
Was die wiedergäbe im druck anlangt, so ist aufser dem
einsetzen von p f'(ir y, y der hs. — letzteres dient zugleich
für vokalisches und konsonantisches y (=<?) — zu bemerken:
Lang s (ms. /") und /*, c und i sind häufig nicht zu unter-
scheiden oder vertauscht, ich habe die Schreibungen reguliert,
ebenso wie man es für n und t* zu tun gewohnt ist Grofse
anfangsbuchstaben für eigennamen sind stillschweigend ein-
gesetzt, die seltenen abkürzungen sind aufgelöst und durch
kursiven dinick kenntlich gemacht, also z. b. : \ai = ^', louerd
= lou d (so gewöhnlich im ms.), Cnst = est. Die Schnörkel
an auslautendem r (ms. r^) sind durch -e wiedergegeben, die
häufigen Schnörkel an auslautendem g (ms. g^) dagegen nicht
berücksichtigt. Der strich durch auslautendes h und l ist im
drucke beibehalten. Die initialen des ms., welche den beginn der
reimpaare oder Strophen markieren, sind nicht berücksichtigt.
§ 3. Die einzelnen gedichte.
A. Cyclus von vier Christusgedichten.
Die vier gedichte bilden eine zusammengehörige gruppe
und entsprechen inhaltlich genau den vier mit den namen der
evangelisten überschriebenen 0 and I-gedichten, welche ich
Anglia N. F. XV p. 283 fif. veröffentlicht habe. Die reihenfolge
ist allerdings verschieden. Dem ersten hier abgedruckten ge-
dichte entspricht dort das vierte, überschrieben mit Johannes,
unsrem zweiten gedichte entspricht dort Lucas, dem dritten
Matthaeus, dem vierten Marcus. Inhaltlich decken sich die
einzelnen gedichte der beiden gruppen so genau, dals sich die
einzelnen Strophen der 0 and I-gedichte in unsren gedichten
abscheiden lassen;
z. beisp. John Btr. 1 = gedieht I 1—8; Marcus str. 1 = ged. IV 1 — 8;
„ „ 3= „ 14-20
» „ o = „ öO — ±0
„ „2= „ 9-16
n » 3 = „ 17 — 2»
„ „4= „ 25-30
„ „5= „ 81-40.
EINE VER0ES8ENE H8. DES SUBTEE8PBALTEB8 ETC. 897
Auch wörtliche anklänge fehlen nicht. Viel stärker aber
sind diese wörtlichen berührungen zwischen unseren gedichten
und den stücken der nordengl. Homilien, welche wegen ihrer
engen beziehungen zu den 0 and I- gedichten von mir gleich-
zeitig mit ihnen abgedruckt wurden (Anglia N. F. XV 290 ff.).
Die Übereinstimmung tritt hier um so schärfer hervor, als die
Homilien und unsere gedichte in der gleichen metrischen form,
den üblichen kurzen reimpaaren, abgefaXst sind und ganze
verse der einen, zuweilen sogar mit beibehaltenen reimen, in
den anderen wiederkehren.
Als beweis möge genügen:
Gedicht I 6. poron him is maked alle ping,
With outen him is maked noght
Euer yiet pat might be oght.
cf. Hom. a. a. o. p. 297. Thnrgh him al thinges in werld er wroght,
And withonten him made es noght.
Gedicht 11 1. In p&t time, als was fnl wel,
Sende is pe anngel Gabriel
ffro god in tu a cite
Hat Nazareth in Galile etc.
cf. Hom. a. a. o. p. 290. Fra god was sent ane angel bright,
Gabriel for soth he hight,
To Nazareth, a riebe cite.
Was in \>e land of Galile etc.
Gedicht III 34. When pat pai \>e kyng (= Herodes) had herde,
fforth opon par wai pai ferde
etc.
38. Whil pht comand stille it stode,
p&i was the childe in flesshe and blöde
cf. Hom. a. a. o. p. 295. pus when pe kinges bis wordes herd,
psA toke paire lene and furth phi ferd.
etc.
Vntill pai come to pe same stede,
Whare childe was, and pdn it stode
Obonen psA, stede and no fer jode.
Im allgemeinen schliefsen sich unsre einfachen gedichte
viel enger an die Homilien an als die 0 and I-hymnen mit
ihrem lyrischen ton, ihrem abweichenden versbau und ihrer
kunstvollen strophischen gliederung. Dennoch finden sich
einzelne Übereinstimmungen zwischen den letzteren und den
Homilien, die in unsem gedichten fehlen. Aus diesem —
wenn auch vereinzelten — zusammengehen gegenüber unsren
398 W. HBUSER,
gedieht en geht heryor, dafs der 0 and I-cyclus nicht direkt
oder ausschliefslich auf ihnen beruht. Den wichtigsten beweis
liefert der anfang des vierten 0 and I-gedichtes Johannes,
das den bekannten anfang des Johannesevangeliums benutzt,
aber ebenso wie die Homilien das "wort" durch den "söhn"
ersetzt; unser gedieht I dagegen behält das "wort" bei, im
anschlufs an den bibeltext.
cf. Joh'n 1. Joh'n of bis heghnes tyll our hereyng
Says pat \>e son was in pe bigynyng.
And pe son was pe god etc.
Hom. a. a. o. p. 297. In \>e bigining was pe son
Enyn witb bis fader alwey to won.
fe Bun was at \>e bigining etc.
vgl. aucb Lucas i, 1. Styll in a stody scbo stode in bir stall
Hom. a. a. o. p. 297. pan said pe angel milde of mode
To pe mayden pat so stodiand stode.
Gediebt n 17. pen saide pe angel witerli
To bir pat was so bali.
Resultat. Über das gegenseitige Verhältnis der drei
texte ergibt sieh nunmehr:
1. Die Homiliensammlung, aber nicht in der vorliegenden
nordenglischen gestalt, bildet offenbar die letzte quelle
— direkt oder indirekt — für die beiden anderen texte.
Die nordengl. Sammlung enthält nichts, was dem Marcus-
gediehte des 0 and I-cyclus, dem vierten unsrer gruppe,
genügend entspräche. Sie kann also die direkte quelle
für beide nicht sein; auch bedürfen wir als grundlage
der letzteren gruppe eine weit ältere handschrift.
2. Die vier gedichte der Bodl. hs. bilden eine Zwischen-
stufe zwischen den Homilien, deren versmafs sie be-
wahren, und dem 0 and I-cyclus, mit dem sie die an-
läge und den Inhalt teilen. Sie zeigen mit der nord-
engl. Homilienfassung weitgehende Übereinstimmung im
ausdruck; sie werden daher unter Zusammenfassung
zu geschlossenen knappen einzelbildem und unter ge-
ringer Umarbeitung des ausdrucks aus einer älteren
schwesterhandsehrift dieser Homilien entnommen and
zusammengestellt sein.
EINE VEROESSEKE HS. DES SURTEBSPSALTERS ETC. 390
3. Der dichter des 0 and I-cyclus fand den Stoff bereits
ausgeschieden und zu einer gruppe von vier einzelge-
dichten gegliedert vor. Er schuf sie um zu hymnen
von kunstvoller strophischer anläge im anschlufs an die
typische form der älteren 0 and I-gedichte und mit
demselben refrain. Die einführung der alliterieren-
den langzeile für den nicht alliterierenden kurzvers,
der zweiteiligen sechszeiligen Strophe für die kunstlosen
reimpaare, des hymnen- oder odencharakters für die
einfache direkt den homilien entnommene erzählende
darstellung — alles dieses zusammengenommen brachte
natürlich für den ausdruck im einzelnen bedeutendere
änderungen mit sich, als sich zwischen der mittel- und
grundstufe konstatieren lielsen. Und dennoch blieben
die berührungen der dritten mit der ersten stufe noch
bedeutend genug, um sich ohne weiteres aufzudrängen.
Der schon seinerzeit von mir behauptete Zusammenhang
wird erst evident durch die hier zum ersten male ver-
öffentlichten gedichte, welche das bislang fehlende
Zwischenglied liefern und damit eine erwünschte be-
stätigung bieten. —
Für jede der drei stufen ist uns ein text erhalten; dals
diese zufällig erhaltenen drei texte gerade diejenigen waren,
welche direkt auf einander zurückgehen, ist damit natürlich
nicht gesagt und sogar ausgeschlossen. Denn auch der 0 and
I-cyclus geht zuweilen mit den nordengl. Hom. zusammen
gegen die erhaltene mittelstuf e, kann also nicht — wenig-
stens nicht ohne annähme von anderweitigen einflüssen — auf
diese direkt zurückgeführt werden. Doch genügt der eine von
jeder der drei entwicklungsstufen erhaltene Vertreter völlig
zur aufklärung des inneren Zusammenhangs.
I.
Das erste gedieht findet sich noch einmal auf fol. 106 b;
die Varianten sind rein graphisch und in den fufsnoten vermerkt.
Der Schreiber beabsichtigte wohl auch die übrigen gedichte
dort noch einmal anzufügen, ist aber nicht dazu gekommen;
wenigstens findet sich auf fol. 107 a die Überschrift des zweiten
gedieht«: Missus est angelus Gabriel, aber der text fehlt.
400 W. HEUSER,
fol. G6 b In prmcipio erat verbum, 7 verbum
In biginning worde it was,
And fe worde at gode it vas,
And god him selue }>e worde was he,
4 l'at is and euer more schal be.
At god it was in biginning,
fol. ()7a |)orou him is maked alle fing,
With outen him is maked noght,
8 Euer yiet J'at niight be oght,
)^at made in him his lif was riht,
Atte lif was mannes light,
And light in merkenes l^at shines bright,
12 And mirkenes it ymbilappene miht
A Man fro god was sende, hight loh'n;
He comes in wittnes sone on an,
To giue witnes of |>e light
16 |>orou liim pat alle sulde truwe it riht
He was noght liht, bot, for to wisse,
Inirgh wittnes of l^e light J^at isse,
Right light was l^at lightes al
20 Man come in to fis werld \ai schal
In werld he was in flex and blöde,
Ne was none )>at him yndirstode;
And al l»e werld l»orou him is wroght,
24 And te werld ne knew him noght.
In til his Oven he come with blis,
l^ai keppe him noht, \o fat wore his.
)h) l'at keppe him dal or niht,
28 Ere in er^e he gaf hem miht.
Als godes sones to be fe same
Til alle )>at liuen in his name.
I'at nouht of blödes |'ai be-gan
o2 Ne of will of flex ne of \r^ ot man:
1 bipnnyn^ 2 the 3 and kirn seif (gt>d /VAK) 4 ei 6 al
7 ttith honten S yet 9 is 10 Ante, Urs Ante II ■irteaf
Kl wä$ :iOQde frv' ^^ hiht 14 vvcie. onon 16 al nid trovc
it r.jrht 17 Hjjrbt IS J^nnrbt witnes 21 ffleaihe 23 ille. kis
24 Ante )v 2ö owen 2t' kep kirn no^bt 27 kep SS Bat
iu werld. him ;V al 31 iiv>^ht 3ä wiUe
EINE VBBGBSSKNE H8. DKS SURTBBSPB ALTERS ETC. 401
Bot of god pen are l^ai bora,
fat is and euer was bi-forn,
And worde in flex made right
36 And woned in vs forou godes mihi
And we \>e blisse of Um sal se,
Als blis }>at euermore sal be,
Of oneli sone fadir l^at es
40 fful of happe and sothefastnes.
Amen.
IL
foi. 67 b Missus est angelus Gabriel.
In l^at time, als was ful wel
Sende is ]>e aungel Gabriel
ffro god in til a cite,
4 Hat Nazaretti in Galile,
Un to a Maiden wedded riht
Til a man, whos name hight
losep of pe liouse of Daui,
8 And name of \>e maiden Mari.
And when l>e aungel was in gon,
Vnto hire he saide onon:
"Haue ful of hape, god is with J>e,
12 In wemmen blissed fou be!"
When fat sho hade herde J>isse,
In bis sagh drofede sho isse,
And sho soght for bi anni fing,
16 What fat miht be }>is hailsing.
fen Saide fe angel witerii
To hir l^at was so hali:
"Mari, drede fe nofing nou,
20 For hape at gode funden has tou.
Loke, in wombe on-fong fou mon.
And for pi salt tou bere a son.
33 )>em 35 fflex is made riht 36 his miht 38 schal
39 offadir pat is 40 hape
n. Die initialen in diesem stück sind verkehrt gesetzt^ weil die über-
scfirifl (ds erster rers gerechnet ist. 5 r in riht im Ms. zu v korrigiert.
ADgii». >r. V. XVII. 27
402 W. HEUSER,
And t>ou Salt kalle Iiis name Ie^(S,
24 ffor god wil J>at it be fus.
SwiJ^e mekel sal he be.
And son of heighest be kald sal he,
And louerd sal giue him J^er with
28 |>e sete of his fadir hous Dauid,
And in lacob hous rike sal he,
And of his rike no ende sal be.
Vnto ]>e aungel saide Mari:
32 "Hou mai fis be? no man knaw I."
And ansuerd ]>e angel bright.
He Saide to hire was ful of miht:
"')?e hali gaste sal come in pe al,
36 And miht and heighest inshadw )>e sal,
And forJ>i )?at hell bom of pe,
Godes sone be kalde sal he.
And loke, Elizabeth, pi nece vn-welde,
40 Onfonges a son in hir elde,
And fis monetti sext til hire is yhit,
Gelde unberand )?at kald is it
ffor ynimiht sal noght be
44 At god, no worde I sai to fe."
fen seide Mari with milde chier:
** Godes handemaiden lo me hei*e!
Als tou has Saide, so mot it be
48 After thi worde vnto me!"
III.
föl. 68 (mitte) Cvm natus esset le^s in Bedelem.
When |>at le^s was born yhing
In daies of Erode pe kyng,
Lo, kynges of of er lande,
4 l^ai come to Iherusalem saiand:
"Whore is l^at t[i]l vs born is he,
King of Ines sal be?
IL 32 Jds. knaw: 1 — 44 so im Ms.!
III. 5 Ms. ü (c oder t?)
BINE VBRGESSENB HB. DES 8URTEE8PS ALTERS ETC. 403
In J>e est his stern we se,
8 And to bidde him come we."
Herand Herod droued is }>o,
AI Iherusalem with him als so.
And pnnces of prestes kalland al
12 And maistre writers of s[c]ole men kal,
Of pam yhornlie spired he,
Whore J>at Crist born miht be.
"In Bethelem lüde", saide }>o,
16 ")?urght prophete is it writen so:
And )?ou Bethelem, land of lüde nou,
Noht litel in pnnces of lüde ert fou,
fol. 68 b ffor fro \>e Duk come sal fai wel,
20 Stere sal mi folk of IraeL
]>en Herode kalland \>e kynges stilli,
Of )?am spired he bisili
pe time of fe steme so briht
24 l^at to l^am shewes dai and niht
And in to Bethelem }>am sendand,
He Saide with mikel niht and and:
"Goos and spires hardeli
28 Of \>e child ful witerli!
And when fat ye haue fanden hit,
Again to me fen do ye wit,
)?at I mi seife mai come with al,
32 And to him biseke I sal."
When )?at fai J>e kyng had herde,
fforth opon )?ar wai fai ferde.
And lo, fe sterre while fai seghe,
36 Bifore fam wited apon heghe,
Whil l^at comand stille it stode,
l^ar was the childe in flesshe and blöde.
And l^ai, seand l^e Sterne so,
40 With mikel gladschip glade are \>o,
And \>e hell hous incomand
With Mari, his Moder, \>e child \>o fand.
III. 12 Ms. fole (= 8 oder f?) 15 Ms. @ude? 19 so im Ms.
24 Ms. Bhe wes 26 niht = nith; and = J&i/er, Zorn 30 wit = gehen?
35 Ms. loye
27*
404 W. HEl'BBR,
And fai be-soght him dounfalland
44 And )?ar bordes openand.
[GJiftes to him bede pdA fore,
Golde, Recles, Mirre wel more.
And awnsuerd in drem takand \>o
48 )?at bi Herode noght sulde fai go,
Hamward bi a no)?er wai
In to }>aire rike went are fai.
IV.
In illo tempore Recumbentibu^.
In pat time and in ]?at lande
fol. «9 Ellefe disciples wore sitand,
And lesus to fam shewed he,
4 |>at loue;*d is and ai sal be,
And vpbraided mistrouTit of J>o
And hardnes of hert als so,
ffor to l'o |>at segh him rise
8 Walde l>ai noht liue on no kin ^vise.
And to )>am he saide on band:
"In alle ]>e werlde yhe be goand,
And l^e ewangel spelle yhe
12 TU alk>Ti creature mai be.
And l^at trowes and cristend isse,
Sal be sauf til heuen blisse,
And l^at leues noght for thl
16 Sal be fordone witerlL
l^hese tokenes |>at liuen right
Sal ölihe )>am bi dai and niht.
In the name min deuehiesse
20 Sal l'ai out kest fro more and lesse;
Wiih new tunges speke sal fai,
Neddres sal }>ai do a-wai:
And if dedlic dronken haue }»ai oght,
24 To J^am dere sal it noht;
III. 47 lUs Awusuer
IV. i/o^ Kebumbeutibus 5 J/^ mi strooKt S Ues lese
EINE VERGESSENE HS. DBS SU&TEESPSALTEK8 E LC. 405
Apon seke lai sal ]?ai hende,
And wel sal \>o haue and amende!''
When J>at soghlic louerd le^us
28 Hade spoken in til am t>as,
Vptan he is in heuen briht
And Sites on godes halue riht.
pdA sothelic forth yhode spelland
32 Ouer alle in ilka land,
God wirkand and sagli festenand
With tokenes J>at wore filihand.
Amen.
B. Das Symbolum Athanasianum.
V.
Dies stück ist bereits vor über 200 jähren, wenn auch
fehlerhaft, gedruckt worden, von Hickes im Thesaurus band I
p. 233.
Unter v. 41 fehlt für zwei absätze des Symbolum das
entsprechende Englisch, ohne dafs eine lücke im englischen
text vorhanden wäre und trotzdem die lat. randnoten für die
beiden fehlenden passus vorhanden sind. Dadurch stehen im
ms. die acht lat. anfange von Ita dominus pater (siehe unter
vers 41) bis Et in hac trinitate (et v. 55) an falscher stelle,
nämlich der reihe nach vor v. 41, 43, 45, 49, 51, 53, 55, 57,
statt vor V. — , — , 41, 45, 47, 49, 51, 55. Ich habe die rich-
tige Ordnung wiederhergestellt, also die lat. anfange neben die
zugehörigen englischen stellen gesetzt. Die Übertragung
schliefst sich übertrieben eng an den lat. Wortlaut an, auf
kosten des englischen ausdrucks und Stils.
fol. 69 b Q vicumq«^ vult saluus esse.
Who so ml be sauf to blis, (I)
Before alle J>inges nede it is
)>at he bald with alle his miht
4 l^e heli trautti and leue it riht.
Whilk bot ilkon to queme (II) Quam nisi quisque
Hole and wemles it yheme
m)
W. IIEUSEU,
Witli outen drede bes per forn
8 ffro godes sight in ai forlorn.
Sothelic )>e Iieli traulit \>\s isse, (lU) Fides aatem
l'at .0. god in )?rinnesse
And ]>rinnes in onnesse
12 Wurchip we pe more and lesse.
Ne l»e hodes oht mengande, (IV) Nequ« confundant«
Ne l^e stAl^elnes sondrande,
ffor ol>er hode of fader, ofer of son, (V) Alia est enim
16 Oper üf heli p:ost wil with am wun.
liüt of fadir and son and heli goste (VI) Sed pa^ris et filii
On is godes coningue, pat is moste;
Heuen blis is til am pre,
20 Ai .on. in mikelhede to be.
Whilk |>e fader, whilk pe son, (VII) Quali« pater, xmIU
Whilk heli gost wil with am to wun.
Vnshapen fadir, unshapen son is, (VIII) increatics pater
24 Vnshapen heli gost in blis.
Mikel fader« mikel son ai,
Mikel heli goste niht and dai.
Ailastand fadir, ai-lastand son.
28 Ailastand heli [gost] be mon.
And iHnvhelvr noht )>re ailastand. (XI) Et tarnen wm tm
Ikn .ou ailastand ouer al land.
Als uoht l're unmade ne mikel }>re, (XII) Sicat bom tm
32 Bot .ou. unmade and .on. mikel is he.
.Vis Si> aUmihtand fadir. almihtaud son. (XIID Simflitcr fMuupoCnu
(ol. 7i^ Al-mihtand heli goste to wun.
Attd |vwhe|vr uoht |*re] al-mihtand. (XIV) Et
$t> Ixn ou. almihtaud is liuand.
Als so gvHl fadir. god sone isse« (XV> lu «Uvs p*ur. 4ntf
Viod hall gv>^t wiih am in blisw
Ai\d Ivwhejvre uoht gv^es ^hre. (XVIi Et taoKM mm ti»
40 IhU ou is in>d aud ai sal be.
iXVU) lÄd
(IX) Inmensi» patcr
(X) EtmiMS patfr, eUmms filÜKS
7 V,' -« .V. '•;> Nfr :.rv : f:riow 13 tV A»?. (jciiih/
EINE VERGESSENE US. DES SUKTEESPSALTEBS ETC.
407
(XVIII) Et tamew non tres
Unus ergo ^ater
Et in hoc trinitate
ffor als sengellic hode god oure louerd to be (XIX) Quia dcut
furght engten sothenes lette sal we,
To fre godes or louerdes to kall
44 )?urght hell festnes forboden ar all.
pe fadlr of non made is he, (XX) Pater a nuHo est
Ne shapen ne kinned to be.
\>e sone of onli fader blis (XXI) Filius a pa(re
48 Noht shapen ne made, bot kinned is.
I^e hell goste of fadir and son mihtand (XXII) Sjtintus sanctm a pafre
Noht shapen ne made, bot forth comand.
pen .0. fader, noht fadres }?re, (XXIII)
52 .0. son, noht pre sones to be,
.0. heli gost and nomo —
Of J>am comand ne .\>re. ne two.
And pis prinnes fer with inne (XXIV)
56 Noght frist or latter, noht more or minne.
Bot al )?re persones lastand ai
To l^am and euenmette are J>ai.
So J>at bi alle, als bifore saide is, (XXV)
60 And )?rinnenes in ounes,
And onnesse in )>rinnes ai
Are to wurschip niht and dai.
Who pBLt l>en wil berihed be, (XXVI)
64 So of pe l^rinnes leue he.
And nede at hele )?at last ai sal (XXVII)
)?at l^e flesshede ai with al
Of oure louerd lesu Crist for }?i,
68 l^at he trowe it trewli
}?en is euer trauht right, (XXVIII)
J>at we leue with alle oure miht
l^at oure louerd le^u Crist in blis
72 Godes sone and man he bis.
God of kinde, of fader kinned werld bi-forn, (XXIX) Deus est ex substancia
Man of kind, of moder in to werld born.
ffuUi god, fulli man liuand, (XXX) Perfectu« deus
76 Of schilful saule and mannes flesshe beand.
Ita Yt per omnia
Qoi Yult ergo
Set necessar/Mm est
fol. 70 b
Est ergo tides
69 Lat. anfang im Mh. fieben c. 67 Ms. truutt
im Ms. neben v, 71
73 Lat. auf.
108 W. IIEUSEU,
Euen to pe fadir )?urght godhede, (XXXI) Equalt« patti
Lesse J>en fader }>u[r]ght manhede
\>bX \>ot he be god and man, (XXXII) Qni licet deua
80 Noght two }>owheJ>er, is bot Cnst an.
On noht )?urght wending of godhede in fflesshe, ig . .
Bot furght takyng of manhede in god-nesshe.
On al noht be menging of stafelnes, (XXXIII) Uni« autem
84 Bot )?urht onhede of hode )?at is.
fat l^holed for oure hele, doun went til helle, (XXXIV) Qim paasus
\>e l^reddai ros fro dede so feile,
Vpstegh til heuen, sites on right hand (XXXV) Ascendit ad
88 Of god fadir alle-mightand,
And yhit fortocome is he,
To deme ]>e quik and dede }?at be.
Ate whos come alle men )?at are (XXXVI) At cuit« adaentnm
92 Sal rise with faire bodies fare,
And yelde sal fai, nil fai ne wil,
Of fair awen dedes il.
And fat wel haf donn fat dai, (XXXVII) Et qu» bona egennt
96 Sal go to lif fat lastes ai;
And iuel haf donn, sal wende
In fibre lastand with outen ende.
fis is \>e trauht fat hell isse, (XXXVIII) Hec est fides
100 Whilk bot ilkon with miht hisse
Trewlic and fastlic trowe he.
Saufe ne mai he neuer be.
Amen.
C. Die Übertragung von zwei alten lateinischen
kirchenliedern.
VI.
Veni Creator spiritus.
Das gedieht ist eine fast wörtliche Übersetzung der be-
kannten lat. hymne und folgt seinem original zeile für zeile.
Im vierten verse der vierten Strophe ist die Überlieferung in
Unordnung geraten, offenbar durch eine auslassung von zwei
bis drei Wörtern; das einzige übrig bleibende wort der zeile
V. 78 Ms. pught 80 Ms. powyheyer 89 so MsA 97 so MbA
EINE VERGESSENE HS. DES SURTEESPSALTERS ETC. 409
fcsienatid ist dann zur folgenden Strophe gezogen, die vierte
Strophe also um einen vers verkürzt. Dadurch sind die anfange
der lat. Strophen am rande von hier ab um eine reihe zu tief
gekommen, da der Schreiber mechanisch weiter zählte; ich
habe die ursprüngliche Ordnung wiederhergestellt. Eine zweite
englische Übertragung findet sich im Vemon ms. und ist ge-
druckt von Horstmann: Minor Poems of the Vemon Ms. I
43—45. Diese version ist nicht in einreimigen Vierzeilern über-
liefert wie die unsem, sondern hat vierzeilige Strophen mit
kreuzreimen, ist also wohl jünger, schliefst sich auch nicht so
eng an das original. Die lat. Strophen sind in der Vemon-
version den englischen beigegeben und gehen den zugehörigen
englischen Strophen voraus. Zu erwähnen ist noch, dafs in
der heute gebräuchlichen lat. version die siebente Strophe fehlt,
im gegensatz zu den me. Versionen und ihrer quelle. Eine dritte
me. Übertragung in sieben paarweise gereimten langzeilen, also
wie die heutige lat version ohne die vorletzte Strophe, findet
sich unter den gedichten des Franciscaners William Herebert,
cf. ßel. Ant. II 229. —
fol. 93. 1. Cvm, maker of gaste fou ert, Veni creator
fouhtes of fine fou seke and hei-t,
Of heiest hape fulfild in quert
]'e brestes }?at l?ou make gert.
2. Wliilk }?ou art saide maker of gle, Qui paraclitw«
Gaste of god heiest is he,
Welle, quicfire, and charite.
And gosteli seruise, fe ^) best mai be.
3. J'ou seuen-fold of gifte fat isse. Tu 8eptifor[mi8]
Of god rihthand l?ou finger is,
J'ou righwis^) hote of fadir blis,
Kighthand^) frotes with worde J>ou wisse.
4. Kyndelik in wittenes for to wende, Accende
In-yiet loue in hertes hende,
l?e vnmigh of oure bodi oure^) fou mende,^)
festenand.
») Auffallend pe (= relatirjyron.?) «) so Ms. •) ? Ue»
richand . . . iwis ? *) ein oure ist zu tilgen *) so im Ms., vierte zeile
fehlt ohne lücke im Ms., festenand ist zur fügenden Strophe gezogen.
IIÜ
W. U£US£Jiy
5. A-wai |>ou fleme oure fo,
And pais }>oa gif vs sone als so,
l'e leder so be-fore to go,
)>ar dering alle we fle }>er fro.
0. l'e fadir, gif, we with {>orou f>e
And knowe |>e sone als so f>e se,
|>e hali gaste of ly^e^) wil be —
In al time we trowe )>ise tre.*)
Hottem
Ver te sdamtis
I.
Whilum ful mani a haleghed brest
With |>i hai)e I>on fild and fest;
For-giue |>i sinn« — J'at is best —
And times gine of ro and rest
Dadnm ncra[tft]
8. To ^e fadir ante sonne be loayng mäste Sit
And to 1^ heli rouere with ehaste.-)
Til A*s ^e sune he sende on haste
Giftes of ^e heli gaste.
Die lat. version, welche sich in den Vernon-teit emgefBgt
findet, mosre zum vergleich hier folgen. Der heutige teit da-
hymue lalst die siebente stiv^phe ans. hat also nvr sieboi
st Arphen« ist aber sonst fast identisch i abgesehen tm der
letzten stn>phel
l« Venu crvAtor spiritns.
mentt^s tuorur.i Yisi:.t.
iiui le su'^yrnÄ cnicia.
t;ue tu or^:: i^-torau
2. Qni paraclitns dkeri&.
donnm dei A!tisäML
fons Tinnsw isnis. cariusw
*-j
■^
\*« '■<."•''** ""W"'»! *C "■ *• ■■■'■<
et srintans tsockv
AcorAiie
I&fnacr
• • •
HU
■c^. FcT :e sciuti& £a.
\ V ^^j-i. ..> x>i
Xi
n Ks
EINE VERGESSENE HS. DES StRlEESPSALTEBS ETC. 411
7. Dvdum sacrata pectora 8. Sit laus patri cum fiilio,
tua replesti gracia: Sauncto simul paraclito,
dimitte nunc peccamina nobisque mittat filius
et da quieta tempora. carisma sauncti Spiritus.
VIT.
Ave maris Stella, dei mater alma.
Auch die schöne alte Marienhymne folgt dem lat. text zeile
für zeile und beinah wort für wort Auch hier finden sich die
kurzvei*se zu Vierzeilern mit durchgehendem reime verbunden,
so dafs die metrische Wirkung den reimlosen lateinischen vier-
zeiligen Strophen sehr nahe kommt. An gedruckten me. Versionen
dieser hymne kann ich noch zwei nachweisen: 1. Rel. Ant.
II 228 Hymne von W. Herebert : sechs Strophen von vier paar-
weise gereimten kurzversen (aabb) mit einem langen reim-
paar zum schlufs, welches unsrer siebenten Strophe entspricht.
2. Minor Poems of the Vernon Ms. (EETS. 117) p. 735. Jede
der ersten sechs lat. Strophen ist zweimal in verschiedener
ausführung durch engl, zwölfzeilige kreuzreimstrophen wieder-
gegeben, also im ganzen zwölf Strophen.
fol. 93b Ave Maris Stella, dei mater alma. 0
1. Heile st«me on \>e se so bright,
To godes hell modir dight.
And euer maiden made of miht,
J^at seli yate of heuen is bright.
2. Takand and hailsand was ]>o\x faine Sumeus iWud
Thurght Gabrols mough and maine,
In pais ]?ou put vs out of paine;
Turnand \>e name of Eue againe.
3. \'^nles bandes of sinful kinde, Solue vincia
l^ou bring forth liht vn-to J'e blind,
Oure iuels put \>o\x alle bi-hinde.
Alkine gode J'at ve mowe finde.
4. Show J'e for modir, als tou is; Monstra te
Oure preiere take J^o^ou \>\ blis
He l'at for vs and for oure mis
Be-come J'i sone, )>ou moder his.
') so Überschrift im Ms.
112 W. HKVHKU, EINE VEUUESSENE HS. ETC.
5. Onely niaiden and no mo, virgo angularis
A-man^ vs all so meke to go,
Vh of sake lese, of wo,
Meke l'ou made*) and chaste als so.
i). ('lene lif in land vs lene, Vitam pre«ta
And seker gate vs graje be-dene,
|>at we lesvL seand so shene
Kuer faine we vs be-twene.
7. To god fadir be louyng, Sit laus
Til heli (Yu^t wurschipe als kyng,
|>o heli gost wold of hem spring —
l>iso l>re haue our wui-cheping.
Amen.
nie heute übliche lat. Version lautet:
In festis B. Mariae V. per annom
1. Ave niaris Stella« 2. Sumens illud Are
Oei mater alma« Gabrielis ore,
Atque semi>er Virgo, Fnnda no6 in pace.
Felix ooeli pi^rta. Mutans Hevae nomea.
S, 8i^lve viuola reis. 4. Monstra te
l^x^fer turnen caecis« Somat per te precesL
Mnla nostra i^Ue« Qui pro nobis
iH'ua cunota iK>$ce. Tnlit ese tns.
Virsv^ ^n^ttUris. 6. Vitam praesu
luter omnes nütis. Iter parm tat
N\>^ oulpis Ä^lui^xsv Vi videates J
Mite^i wo et cA^tocv Semper coUaeceKar.
7. Si; Utts IVo Pairi.
$ttsiBh> Okrisce decusw
Sf'irttiii 5aiicu\
Tribtts honor ana&
THE LANGUAGE OF SAWLES WARDE.
§ 1. I have shown in a previous article») that the
Cleopatra Ms. (Cleopatra C, IV) of the Ancren Riwle is in
the dialect of the Katherine Group (K. G.) and differs con-
siderably in its phonology from the Nero Ms. from which
Morton's text is taken. I wish further to show that the
language of Sawles Warde (ed. Morris, 0. E. Horailies 1** Series
E. E. T. S.) coincides witli the dialect of K. G. and Cleopatra
where these differ from Nero.
§ 2. O.E. (J^ (Merc. Kent. e). K. G., Cleop. and Nero
have normally e , with occasional ea spellings ; af ter w K. G.
and Cleop. have e with few exceptions while Nero has a (cp.
Anglia 28, 1905, P. 300 § 2).
Sawles Warde has e with occasional ea spellings: feier
257, 28; 259, 24; ]>et 257, 19; 265, 18; efter 267, 2; glead
257, 21, 30 and many other examples. After to S. W. has
always e: wes 257, 25; 259, 27; 263, 15; 267, 2; 267, 4; hwet
255, 26; 255, 30; 263, 15, 18; 265, 21; 253, 30; 249, 11, 12, 33;
stmhwet 259, 13 ; 261, 33.
§ 3. 0. E. a. The normal symbol in K. G. and Cleop. is
ö, 0 spellings are rare ; Nero has o (cp. as above § 3).
Sawles Warde has frequent examples of a; o only once:
lauerd 245,2,5,7,10; 247, 1, 16 and frequently, always in
this form; ban 253, 19; sar 255,3; sawle 247, 12; iluiten 245, 9;
>) Anglia Vol. 28, 1905, P. P. 300-304.
414 IREXE F. WILLIAMS,
247, 22: ga 245. 9; nmct 245. G: natciht 255, 9 and freqaentlj;
ga 247. 33: ttca 247. 31: hali gast 259, 20: gasielidt 247, 22 etc.
0 occurs in noA/ 255. 9.
§ 4. W. S. ea + Ä. Ä + cons. EL G. and Cleop. generally
write a and differ from Nero in so doing (cp. as above § 5).
S. W. has alwavs a: mähte 251.34: 251. 3: 253.3.5; ich tmakie
255. 16: 259, 17: 259, 21, 35: 261, 5: me makte 261, 28.
§ 5. AngL. El a-nmlant of L E. G. and Cleop. show
frequent eo forms while these are venr rare in Xero (cp. as
above § C i. S. W. writes eo generally . e once : speoken int
249. 13: to speokene 265. 32: beoren 25a 12: fortO^reoken 245, 7;
fortebreoke 247. 12: tceole wealth 255, 14: tceoleful 259, 31;
feole 263, 24 : freoitd 251. 15. but io spelene 267, L
Analogical formations such as appear in EL G. and Cleop.
are not found in S. W. thos e is invariable in the 3^ sg. prea.:
speled 2o: . hrll : 255.9: 245.7: 249,17 and occnrs in the
Single example from the optative present : ire speken 247, 30.
§ 6. O.E. U' and a''-amlaat of h Cleop. writes eo
more often than i wLile Nero prefers the i spelling (cp. as
above § S ). S. W. shows the to spelling everjnrhere except
in the 3-^ sg. pres.M: nimed 247, 36: 263. 3*1 The other
examples are: neom€Ö ^eme 263, 29: neomen inl 263.36; neawue
265.11: 25:5.36: 245,11: wMfreo/e?4f&?e 255,33; tW^ope/ 247,22;
chopid 247. 24.
§7.
For the conjunction 'if ' E. G. and Cleop. have alwa3ra
gef while Xero has gif. S. W. has j^/ invariably cp. 245, 12, 13;
247. 11.27 etc.
§ S. Syncope. Syncopated forms in certain
words are cümmonly foond in E. G. and in Cleop.. thej do
not occur in Xero (cp. as above § 12». S. W. has freqnent
examples: Irinne 207. 24: 247. IS: 249.4: 251.5: prmppe 267,7;
prin 263. 35: 253. 26: 249. 34: ^rof 253, 6: 265. 10; 247, 18;
Prüft 247, 27: irof 265. 15.
>i F'jF tbe abfrcnee of Analogical spelling in this pen. mad
;: 5 al-^i^Te.
THE LANOUAOE OF SAWLEfl WARDE. 415
§ 9. Certain Verbal Forms. (1) Infinitive in -in
occurs frequently in K. G. and in Cleop. for verbs of various
origin. Nero always writes en (cp. as above § 13). Tliis form
of the infinitive occurs frequently in S. W. Examples are:
grapin 251, 6; warnin 255, 5; 253, 28; folhin 245, 12; 265, 20;
wontin (lack) 253,23; murÖrin 247,17; euenin 251,2; lutlin
265, 11; fondin 259, 9; lokin 259, 17; 261, 5; sunegin 255, 34;
rikmin 251,4; wursin 265,11; prevouin 249,26; hearmin 263,7;
eilin 263, 7.
(II) 0. E. mceg, meahte etc. In K. G. and Cleop. the
root vowel, both in the present and past tenses, is a with
few exceptions. Nero has u in the present tense: muwe,
muwen etc. ; i or u in the past. The forms in S. W. are
again those of the Katherine Group dialect : ^e mähen 253, 24
we nmhen 247, 6; ^e mähen 263, 23; malw 261, 27; 263, 7
he mähe 265, 16 ; mähte 251, 3, 33 ; 253, 3 ; ich maJtte 255, 16
259, 17; 259, 21, 35; 261, 5; me mähte 261, 28.
§10. Pronouns. Cleop. and K. G. differ from Nero in
using ha and heo, where Nero uses heo alone (cp. as above § 14).
S. W. has both forms. Examples are : Jia 247, 25, 30 ; 249, 6,
16,19,22; heo 247,29.
§ 11. The O.E. noun-suffix -ere, -ehre, The form
of this Suffix in M. E. appears to me to offer a good test for
distinguishing between the dialect of the Katherine Group and
the more tj^pically Southern dialect of Nero.
The common form in Nero is are : demares 306, 22 ; for-
ctviddares 212,10; ^issare 202,2b; reauares lb0,29] drinckares
216, 6; hacbitare 82, 28; 84, 2; 84, 18; xiikelares 86, 1; 88, 18
fikelare 86, 12; uikelare 86, 16; scheamvare 90, 19; 90,20
92,26. Further references are: 414,10; 306,22; 156,29
150, 29; 210, 18; 212, 17; 214, 7; 222, 16; 374, 4 etc. In
Cleop. the suffix appears as ere: reaueres 150,29; ischawere
92, 26; uikelere 106, 2; fikeleres 88, 18; 86, 1; 84, 14; hacbitcre
84, 18 ; schatoere 90, 19, 20 ; bacbitere 82, 28 ; 84, 2 ; mticheres
150,30; woivere 92, 24. In some cases where Nero has a
Word in are Cleop. uses a difl[erent word or construction, thus
Nero has a^ein J>e sanitäre 156, 29, Cleop. a different con-
•116 IRSNB F. WILLIAM», THE LANOUAGE OF 8AWLB8 WABD8.
struotion; Nero lias peoddare 66, 17, Cleop. omits the
Nero has robbares ^ 150, 29 , Cleop. omits the word. On the
whole Cleop. ases ere less frequently than Nero Qses are.
In Life of St. Katherine (ed. Einenkel R K T. &) the snffix
is raiv but occurs always as ere: urriUres 856, eweUeres
2170, areUere 2444. Sawles Warde has only one example:
sckanrete 259, 18.
0 Nero extends the snffix art to mMnj words not of Engliik
LavEKPOou 16. December 1905.
Irekb f. Wiluamsl
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN.
Einleitung.
Die vorliegende arbeit kann nicht den ansprach erheben,
die einzelnen zweige von spiel und Unterhaltung mit annähernder
Vollständigkeit darzustellen. Ein vergleich mit den spielen der
Griechen und Römer ergibt zum beispiel, da£s wir von der
betätigung der angelsächsischen Jugend verhältnismäfsig wenig
wissen. Der grund hierfür liegt in der natur der in betracht
kommenden quellen: Wir sind fast ausschliefslich auf die
Chroniken und die epen angewiesen. Weder den historiker,
noch den epischen dichter jener zeit konnte die Jugend stark
interessieren. Der erstere sah seine aufgäbe nicht so sehr in
einer darstellung der kulturellen zustände, als in einer auf-
Zählung geschichtlicher tatsachen; der letztere suchte seine
Stoffe in der heldensage ; er sang vom glänz und der freigebig-
keit grofser könige, von übermenschlichen leistungen sagen-
hafter beiden, vom festlichen lärm der methalle.
Schon im letzten viertel des 18. Jahrhunderts machte Joseph
Strutt mit seinen drei werken: 'Sports and Pastimes of the
People of England', 'Manners and Customs of the People of
England' und 'Dresses and Habits of the English People' den
versuch, seinen Zeitgenossen die Verhältnisse im mittelalter-
lichen England vor äugen zu führen. Strutt war kupferstecher
von beruf und kopierte aus den alten manuskripten mit viel
geschick, was zum Verständnis des textes beitragen konnte.
Der boden war gerade damals für eine solche saat fruchtbar;
es war die zeit eines Macpherson, eines Chatterton und eines
Percy, die zeit der romantik, die eifrig den spuren der alt-
vordem nachging. In jener zeit veröffentlichte auch Sharon
▲oglU. N. V. xvu. 28
418 WILHELM PFANDLEB,
Turner seine 'History of the Anglo - Saxons ', in welcher er
gewissenhaft, obwohl mit etwas spärlichem material ausge-
rüstet, auch die kulturzustände vor dem einf all der Normannen
berücksichtigt.
Von spätem arbeiten dieser art erwähne ich noch: 'Thomas
Wright's Homes of other days', das ebenfalls die angelsäch-
sische zeit zum ausgangspunkt nimmt.
Ich verdanke besonders Strutt und Turner wertvolle weg-
leitung bei der behandlung meines themas und würde, wenn
angängig, reproduktionen von miniaturen, die Strutt in angel-
sächsischen manuskripten fand, hier gern verwerten. Ich stelle
mit Wright die In-door Amüsements an den anfang und ver-
suche zuerst ein möglichst vollständiges bild von einem angel-
sächsischen gelage zu entwerfen.
A. Gelage und häusliche Vergnügungen.
Die angelsächsischen epen bilden eine reiche fundgrube
für die kenntnis der feste und gelage der Germanen. Eier
verweilt der dichter mit besonderer Vorliebe. Kein gegenständ,
ausgenommen vielleicht die Schlacht, wird mit solcher wärme
und anschaulichkeit geschildert; auch die Chronisten sehen
sich oft veranlafst, die tafelfreuden zu beschreiben. Wie an-
mutig schildern die wenigen verse, die unter dem titel "Die
Ruine" auf uns gekommen sind, den verlorenen fürstenglanz,
die zerfallenen bürgen, den heereslärm!
*)Wraetlic is fäs wealstän: wyrde gebraecon,
burgstede burston — brosnaö enta geweorc.
Hröfas sind gehrorene, hreörge torras,
hringgeat berofen, hrim on lime
scearde scürbeorge scorene gedrorene
äldo undereotene —
2)Beorht waeron burgräced, bumsele monige,
heäh horngestreön, heresw6g micel,
meodoheall monig mondreäma füll,
offät l?ät onwende Wyrd seö swiöe.
*) Kluge, Ags. Lesebuch, p. 149. Ruine, v. 1 flf.
«) Kluge, Ags. Lesebuch, p. 149. Ruine, v. 20 flf.
DIE VERONÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 419
Crungon walo wide, cwoman wöldagas:
swylt eall fornöm secgröf wera.
Wurdon hyra wigsteal westenstal^olas,
brosnade burgsteall.
Kunstvoll ist das gemäuer: Die geschicke brachen es;
sie zei'störten die mauer der Stadt; sie liefsen das riesenwerk
zerfallen. Die dach er sind eingestürzt, die morschen türme;
das ringtor ist geborsten; reif liegt auf dem mörtel. Die
rissigen mauern sind zerhauen und zerfallen, vom alter unter-
fressen.
Herrlich waren die burggebäude, manche brunnensäle,
die hohe zinne des hauses ; grof ser jubel des heeres herrschte,
manche methalle war erfüllt von festjubel, bis das mächtige
geschick änderung brachte. Es fielen die leichen weit umher;
es kam die zeit der pest. Der tod raffte dahin alle der
tapf em mannen. Ihre bürgen wurden wüste statten ; es zerfiel
das gebäude.
1. Der empfang der gaste und besondere festliche
Veranstaltungen.
Die methalle vereinigt jeden tag, nicht etwa nur bei be-
sonderen anlassen, den landesherrn und die ritter des hofes
zum hier- oder weingelage und zu den mahlzeiten. So trifft
Beowulf bei seinem besuch Hrofgar in der mitte kühner degen
und weiser ratgeber. Sein eintritt in die bürg ist indes mit
einigen formalitäten verbunden.
Nachdem die seemüden ihre meereshengste verlassen haben
und auf gepflasterter strafse zum königsschlofs gelangt sind,
tritt ihnen ein gef olgsmann Hroj^gars entgegen mit der frage :
*)'Hwanon ferigeaö g6 fätte scyldas,
graege syrcan ond grim-helmas,
heresceafta heäp?'
2) Von woher bringt ihr die kostbaren Schilde,
die grauen brünnen und die helme, wohl
versehen mit visir, der lanzen häufen?
^) Beowulf, nach Heine, 6. anfl. y. 333.
*) Die deutsche Übertragung ist jeweilen der entsprechenden stelle in
Heine's Übersetzung entnommen.
28*
420 WILHELM PPÄNDLEB,
Beowulf gibt seinen namen, doch was ihn zur reise be-
wogen, will er nur dem könige selbst anvertrauen.
*)*W6 synt Higeläces
beod-geneätas ; Beöwulf is min nama.
Wille ic äsecgan suna Healfdenes,
maerum )?e6dne min aerende, etc.'
Hofleute Hygelacs
sind wir, und Beowulf bin ich genannt.
Dem hehren söhne Healfdens will ich selbst
eröffnen mein begehren . . .
Der herold verkündet die ankunft der fremdlinge im fest-
lichen saal, wo der greise Hrof gar in der Versammlung seiner
ritter sitzt:
2)Hwearf \>& hrädlice, f>aer Hröögär sät
eald ond unhär mid his eorla gedriht;
Eilig ging er hin,
wo Hrodgar alt und grau von haaren sals
mit seiner edeln schar:
Die einladung, unter das gastliche dach Hrofgars zu treten,
wird ihnen sofort zu teil. Einige der beiden bleiben jedoch
auf Beowulf s befehl zurück, denn noch weifs er ja nicht, ob
er seinem wirte trauen darf. Wie er über die schwelle tritt,
ruft er:
3)* Was \>\i Bib\>gär häl! Ic eom Higeläces
maeg ond mago-l?egn; häbbe ic maeröa fela
ongunnen on geogoöe.
Heil dir, o Hrodgar! Ich bin Hygelacs
dienstmann und neffe. Viel der rumestaten
vollbracht ich schon als Jüngling.
Oft trägt das gelage einen besonders festlichen Charakter.
Dann werden die alten degen und freunde im umkreise be-
sonders zur feier geladen, die methalle wird geschmückt, die
wände werden mit kostbaren tüchern behängt und seltene
speisen füi* den anlafs zubereitet. So berichtet der dichter
der Judith:
») Beowulf, nach Heine, 6. aufl. v. 342 flf.
«) ib. V. 356 ff. 8) ib. v. 407 ff.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 421
*) Gefragen ic ö& Hölofernus
winhätan wyrcean georne and eallum wundrum )?rymlic
girwan up swaesendo: tö öäm het se gumena baldor
ealle öä yldestan öegnas: hie Sät ofstum miclom
raefndon rondwiggende, comon to öäm rican )?e6dne
feran folces raeswan.
2) Ich erfuhr, wie Olofemus da
hiefs eifrig weingastung würken und mit allen wundem
herrlich
den leuten ein gelage richten: dazu lud der leutefürst
alle seine ältesten degen.
Als Grendel besiegt ist und seine hand auf dem giebel
des thinghauses gesehen werden kann, wird der gastsaal be-
sonders für die feier geschmückt.
3))?a was häten hreöe Heort innanweard
folmum gefrätwod: fela paera was
wera ond wifa, p6 fät win-reced,
gest-sele gegyredon. Gold-fäg scinon
web äfter wägum, wundor-siöna fela
secga gehwylcum, l?&ra \>e on swylc staraö.
Nun hiefs man schnell das innere der halle
mit händen zieren. Viel der männer wie
der weiber waren, die die mannenhalle,
den gastsaal schmückten. Goldbunt an den wänden
erglänzten die teppiche, den männem die
auf solches sehen, ein wundervoller anblick.
Die geladenen zeichnen sich entweder durch besondere
namen als beiden, heerführer oder stammesälteste aus, sie
heifsen häleöas, eorlas, ceorlas, yldestan |?egnas, blaedagende,
beodgeneatas cyninges, cempan oder sie werden einfach männer
und krieger geheifsen: weras, firas, guman, seegas, wigan;
auch schmückende beiwörter, wie brünnen tragende, schild-
tragende: byrnwiggende, rondhäbbende werden substantivisch
verwendet.
>) Kluge, p. 104 Judith v. 7 ff.
*) Grein, Dichtungen der Angelsachsen : hd. I p. 119 v. 7 ff.
•) Beowulf V. 992 ff.
422 WILHELM PFÄNDLEB,
Man setzt sich auf die bänke; könig und königin haben
ihren platz auf dem hochsitz.
*)Bugon \>& tö bence blaed-ägende,
Die ruhmesvollen neigten sich zur bank,
Auch den Geaten wird nach dem freundlichen Willkomm
des königs sofort eine bank geräumt:
2))?ä was Geät-mäcgum geador ätsomne
on beör-sele benc gerymed;
\>&er swiö-ferhöe sittan eödon,
pryöum dealle.
l)a war den Gotenleuten zusammen
im biersaal eine bank geräumt; es schritten
dahin die kühnen krieger, sich zu setzen.
Eifrig wartet der mundschenk seines amtes und giefst das
klare, sülse hier aus der kunstvoll gearbeiteten kanne.
5)fegn nytte beheöld,
se fe on handa bär hroden ealo-waege
scencte scir wered.
Ein degen Hrodgars wartete des amtes,
die goldgezierte kanne in der band,
daraus er ihnen schenkte klaren trunk.
In kannen, krügen und bechern wird das getränk den
zechern zwischen die bänke zugetragen.
^)l?aer waeron bollan steäpe
boren äfter bencum gelöme, swylce eäc bunan and orcas
fülle fletsittendum :
5) Da wurden bauchkrüge hoch
gebracht zu den bänken sowie becher auch und kelche
volle zu den flursitzenden:
Die angelsächsischen trinkgefäfse «) waren von verschie-
denster form, kugelig, schalenförmig, zuckerhutartig (vielleicht
die soeben genannten bollan steäpe), ferner wurden auch tier-
hörner zum trinken verwendet. Sie stimmen alle darin
0 Beowulf V. 1014 ff. «) ib. 491 ff. ») ib. 494 ff.
*) Kluge, p. 104, V. 17 ff.
*) Grein, Dichtg. d. Angela. I, p. .119, v. 17 ff.
•) cf. Wriglit : Homes of other days, p. 17.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 423
überein, dafs sie nicht zum stellen berechnet waren. Da sie
unten entweder kugelig oder spitz sind, mufsten sie wohl in
der hand gehalten oder wie Wright vermutet, auf einen zug
geleert worden sein, was bei der unmälsigkeit jener zeit
keineswegs unmöglich scheint
2. Die rolle der gastgeberin.
Beim trinkgelage kommt vor allem der herrin des hauses,
sei sie königin, edelfrau oder blofs gattin eines freien, die
aufgäbe zu, den geladenen den becher zu reichen und ihnen
freundlichen Willkomm zu entbieten. Zuerst reicht sie den
becher ihrem gatten und herrn, dann folgen die übrigen ihrem
ränge nach. So verlangen die denksprüche der Exeterhand-
schrift ausdrücklich:
i)Güö sceal in eorle
wig geweaxan and wif gefeön,
le6f mid hyre leödum, leöhtmöd wesan
rüne healdan, rumheort be6n
mearum and mäömum, meodoraedenne
for gesidmägen simle aeghwaer
eodor äöelinga aerest gegr6tan,
forman fülle to freän hond
ricene geraecan and him raed witan
boldägendum baem ätsomne.
2) Kampf soll im manne
krieg heranwachsen und das weib gedeihen,
geliebt bei den leuten, linden mutes sein,
geheimnis halten, mildes herz erweisen,
schätz und rosse schenken beim metgelage,
vor dem gefolge stets den fürsten
der edelinge schirm zuerst begrülsen,
den ersten hochkelch soll sie dem herrscher
schleunig reichen; rat ersinnen
sollen des hauses herren zusammen.
Der Sänger des Beowulf erzählt uns bis ins einzelne, wie
Wealhpeow, die gattin Hroögar's ihre pflichten würdig und mit
freundlichen Worten erfüllt.
>) Grein, Bibl. d. ags. Poesie II, p. 342, v. 84 ff.
*) Nach Ten BrinkB Literaturgesch. Bd. I 1, 76.
424 WILHELM PFÄNDLBR,
OEöde Wealh}?eöw forö,
cw6n Hröögäres, cyima gemyndig;
grette gold-hroden guman on healle,
ond p& freölic wif ful gesealde
aerest Eäst-Dena eöel-wearde,
bäd hine bliöne ät I>aere be6r-}?ege
leödum leöfne; h6 on last gel^eah
symbel ond sele-ful, sige-röf kyning.
Ymb-eöde ]>& ides Helminga
duguöe ond geogoöe dael aeghwylcne,
sinc-fato sealde, oö l^ät sael älamp
pat hiö Beöwulfe, beäg-hroden cw6n,
möde gej^ungen, medo-ful ätbär;
gr6tte Geäta leöd, gode J^ancode
wisfäst wordum, }?äs pe hire se willa gelamp,
I?ät he6 on aenigne eorl gelyfde
fyrena frofre.
Hrodgars gattin,
die goldgezierte Walchtheow, sie ging
umher und, auf die treue der geschlechter
bedacht, begrüfste sie die halle der männer.
Die hehre frau sie reichte da zuerst
der Dänen schutzherrn einen vollen becher
und bat ihn, froh zu sein beim trunk des biers
zur freude seinen leuten. Heiter nahm
der siegberühmte könig mahl und becher.
Zu jedem beiden hoch und niedrig ging dann
der Dänen königin, verteilte schätze,
bis es sich fügte, dafs die ringgeschmückte,
die würdevolle frau des metes becher
dem Beowulf zutrug: sie grüXste da
den fürsten und, der weisen rede mächtig,
gab dank sie gott, dals ihr die freude ward,
von einem beiden trost der frevel hoffen
zu dürfen.
Beowulf gelobt ihr, er werde eher tot auf dem platze
bleiben, als dafs er das vertrauen der königin nicht recht-
») Beowulf V. 613 ff.
DIE VKRGNÜGUMGEN DER ANGELSACHSEN. 425
fertige. Dann nimmt WealhJ^eow ihren platz zur seite des
königs ein:
OPäm wife f& word wel licodon,
gilp-cwide Geätes; eode gold-hroden
freölicu folc-cwen to hire freän sittan.
Der königin gefielen wohl die worte,
des Goten kämpf erbietung ; und sie ging
die goldgezierte, hehre volkesfrau,
beim eheherrn zu sitzen.
Aber nicht nur die gattin, sondern auch die tochter ist
um den ruf des hauses besorgt und wartet der gaste. So er-
zählt Beowulf, als er wieder im land der Geaten und in der
lialle Hygelac's ist, wie Hereware, die tochter Hroögar's, die
kämpen mit hier erfrischt habe.
2)Hwilum for duguöe dohtor Hröögäres
eorlum on ende ealu-waege bär,
0 Beowulf, y. 640 ff. Qanz gleich ist die Situation, nachdem Beowulf
das Ungetüm Grendel besiegt hat und in Heorot als befreier des landes
gefeiert wird.
V. 1163. pa cwom Wealhpeö forö
gän under gyldnum beage, f'aer pa godan twegen
saeton suhter-gef äderan ; pa gyt was hiera sib ätgädere,
aeghwylc oörum trywe.
Da ging mit goldnem diadem geschmückt,
die königin dahin, wo Hrodgar safs
mit seinem neffen Hrodulf; frieden noch
und treue wahrten sie einander.
Dann spricht sie zum könig gewendet:
V. 1170. Spräc pa ides Scyldinga:
Onfoh pissum fülle, freo-dryhten min,
sinces brytta; pn on saelum wes,
gold-wine gumena, ond to Geatum sprec
mildum wordum!
Nimm diesen becher an, mein herr und könig,
des Schatzes Spender! Heil dir, milder fürst!
In milden worten rede zu den Goten!
*) Beowulf y. 2021 ff. Ein interessantes seitenstück zu diesem citat gibt
uns ein französischer yersroman aus dem XIIL jahrh.: Sone de Nansai. Der
held des romans gelangt auf einer Wanderung nach Norwegen und ist nicht
wenig erstaunt über die trunkenheit bei hofe; sein erstaunen wächst aber
noch mehr, als die königstochter mit einem humpen vor den gasten nieder-
426 WILHELM PFÄNDLER,
I?a ic Freäware fletsittende
nemnan hyrde, J^aer hio nägled sine
häleöum sealde:
Dann auch vor die edeln krieger,
die herren an der spitze, trug den becher
zuweilen Hrodgar's tochter, die im saale
ich Freaware nennen hörte, als sie
den beiden lichte schätze spendete.
3. Die beschenkung der geladenen.
Dem gastgeber jeden Standes, besonders aber dem vor-
nehmen, kommt, wie schon die vorigen citate gezeigt haben,
die pflicht zu, gaben zu spenden. Der könig wird geradezu
Spender des Schatzes, Verteiler der ringe geheifsen, sinces brytta,
beaga brytta, sei es, dafs er die beiden für bestimmte dienst-
leistungen belohnt, wie Beowulf, nachdem dieser Grendel und
Grendels mutter besiegt hat, sei es, dafs er seinen vasallen
ein zeichen seines Wohlwollens geben will. Überall hat die
höfische diclitung die freigebigkeit zur kardinaltugend der
edlen erhoben, wohl nirgends aber in dem mafsstabe, wie bei
den Angelsachsen, wo freigebig und adelig geradezu Synonyma
geworden sind.
Sehen wir zu, worin die belohnung Beowulf s bestand:
^)Forgeaf p& Beowulf e beam ' Healf denes
segen gyldenne sigores t6 leäne,
hroden hilte-cumbor, heim ond byman;
maere mäööum-sweord manige gesäwon
beforan beorn heran.
Da gab der söhn des Healfden Beowulf
zum lohne seines sieges ein golden Banner
mit goldgeschmücktem griff nebst heim und brünne;
auch sah da mancher mann ein kostbar schwert
hintragen vor den beiden.
kniet und sie auffordert, denselben zu leeren. Der französische ritter, der
andere begriffe von höfischen sitten hat, will nicht trinken, ehe sich die
dame erhebt, doch bedeutet man ihm, die etiqnette verlange das hier xa
lande. Cf. Ch. Langlois : La soci6t^ fran^aise an Xm« si^cle p. 285.
*) Beowulf V. 1021 ff.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 427
Auch die begleiter Beowulfs werden nicht vergessen:
»)pä gyt aeghwylcum eorla drihten
}?ära pe mid Beöwulfe brim-läde teah
on l^aere medu-bence mäööum gesealde,
yrfe-läfe . . .
Darauf noch gab der herr der beiden jedem
von denen, die mit ßeowulf den seeweg
gezogen waren, beim gelag ein kleinod,
ein altererbtes schwert . . .
Aber es bedurfte, wie gesagt, keiner besonderen veran-
lassung zur beschenkung der krieger. Die bereits erwähnten
stellen aus Beowulf v. 621 ff. und 2021 ff. beweisen, dafs solche
gunstbezeugungen überhaupt bei festlichen anlassen vorkamen.
Geschenke an waffen werden in der dichtung am meisten er-
wähnt. Der grund hierfür ist leicht einzusehen. Wir lesen
in den ältesten gesetzen, dafs beim tode eines kriegers seine
Waffen und rüstungen, oder wenigstens ein teil derselben
wieder an den landesherm zurückgehen mufste, also in vielen
fällen nicht persönlicher besitz, sondern nur lehen waren.
Ferner taten die zahlreichen kämpfe der kriegerischen Ger-
manen das ihrige, den königlichen hört mit panzern, helmen
und Waffen zu füllen ; die kriegsbeute ging nämlich direkt an
den könig über.
4. Die Sänger, ihre soziale Stellung und ihre Stoffe.
Soviel vernehmen wir aus der dichtung über die präli-
minarien eines gelages. Welchen fortgang nahm nun die
Unterhaltung ? Wir brauchen in den epen nicht lange darnach
zu suchen ; der dichter vergifst nicht, sich in den mittelpunkt
der festlichkeiten zu stellen. Kaum ist den regeln von sitte
und anstand genüge geleistet, so erhebt sich auch der Sänger,
der Scop, und berichtet den kämpen von den prächtigen
heldengestalten der alten Germanen. In früherer zeit trägt
er wohl meist nationale, spezifisch germanische Stoffe vor,
später mit dem fortschreiten der christlichen lehre kommen
mehr und mehr auch alttestamentliche Stoffe und heiligen-
legenden dazu. Der Sänger ist entweder beständig am gleichen
') Beowulf V. 1051 ff.
428 WILHELM PFANDLER,
hofe, er ist cyninges scop, wie derjenige Hroögars, oder er
wandert von einem stamm znm andern, um an fürstlichen
tafeln ehre und belohnung zu holen, wie Widsi)?. Bleiben wir
vorerst bei Beowulf. Als sich der tapfere Waegmunding mit
seinen beiden in Heorot niedergelassen hat, ertönt von zeit zu
zeit der gesang des spielmanns:
9 Scop hT^ilum sang
hädor on Heorote; l^aer was häleöa dreim,
duguö unlytel Dena ond Wedera.
Dabei sang auch der Sänger in der halle
sein lied, und fröhlich heldentreiben herrschte
der edeln schar der Dänen und der Groten.
Mehr erfahren wir diesmal nicht über ihn. Ausführlicher
wird seine funktion beschrieben bei dem gelage, das die be-
freiung des landes von Grendel feiert. Der Sänger begleitet
sein lied mit der harfe und singt von dem geschicke der söhne
des Finn.
^)paer was sang ond sw^g samod ätgädere
fore Healfdenes hilde-wlsan,
gomen-wudu greted, gid oft wrecen,
l^onne heal-gamen Hrödgäres scop
äfter medo-bence maenan scolde
Finnes eaferum fram, ]>& hie se faer begeat:
Da war beisammen sang und lauter jubel
vor Halfdens feldherm und oft erklang
die harfe zu dem liede von Finnes söhnen,
als sie der Überfall betraf.
Der Sänger des königs würzte so des schmauses freude.
Aber auch der fahrende Sänger ist wohlgelitten und wird
oft reich beschenkt an den höfen. Widsif, der weitfahrer,
rühmt sich, den gröfsten teil der damals bekannten weit ge-
sehen und von manchem vornehmen eine ritterliche gäbe em-
pfangen zu haben.
3)Swä ic geöndförde fela fremdra londa
geönd ginne grund; gödes and yfles
J?äer ic cunnade cnösle bidäeled,
freömäegum feor, folgade wide.
») Beowulf V. 496 ff. «) ib. v. 1064 ff.
•) Kluge, Lesebuch p. 25, v. 50 ff.
DIB VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 429
ForJ?on ic mag singan and secgan spell,
mäenan fore mengo in meoduhealle,
hü me cynegode cystum dohten.
Ic waes mid Hünum and mid Hr6ö-Gotum
mit Sweöm and mid Geatum and mid Süö-Denura.
Mid Wenlum ic waes and mid Waernum and mid Wicingura.
Mid Gef}>um ic waes and mid Winedum and mid Gefflegum.
^So fuhr ich über viele fremde länder;
über den grofsen grund; gutes und böses
ward kund mir da, meinem Künn entführet,
den freundmagen fem' folget ich weithin:
drum kann ich singen und sagen die mähre,
melden von der menge in der methalle,
wie mir die edelinge ehre erzeigten.
Ich war bei den Hünen und bei den Hredhgoten
bei den Sween und bei den Geaten und bei den Süddänen ;
bei den Wenlen ich war und den Warnen und bei den Wikingen
bei denGefthen ich war und den Wineden und bei den Gefflegen
etc.
Von was sangen die Scopen ? Das letzte citat aus Beowulf
hat uns schon mit einer kategorie von vortragen bekannt ge-
macht. Hroftgar's Sänger berichtet von dem unglück der nach-
kommen Finn's; also ein echt germanischer stoff. Die Sympathie
des dichters ist ganz mit der unglücklichen Hildeburg. Ihre
Vermählung mit Finn hat nicht gentigt, der feindschaf t zwischen
den Dänen und Friesen ein ende zu machen. Die Dänen
greifen an, Finn's anhänger werden im kämpfe bis auf eine
kleine zahl niedergemacht, aber auch Hnäf, vermutlich Hilde-
burgs bruder,'^) wird in der belagerung von Finnsburg (die
ohne zweifei hier eingeschoben werden mufs) getötet. Auf den
Scheiterhaufen legt nun *das gramvolle weib' seinen bruder
und seine eigenen söhne, die im kämpfe wider den bruder ge-
fallen sind. Hengest, der dänische heerführer (nach Simrock
Hnäfs bruder) kehrt nicht nach Jütland zurück; ein bündnis
mit den besiegten erlaubt ihm im lande zu verweilen. Im
herbste, wo die see ruhig ist, verpalst er die gelegenheit zur
*) Übersetzung nach L. EttmüHer : Scopes yldsith p. 4.
*) cf. Simrock: Beowulf p. 187 ff.
430 WILHELM PPÄNDLER,
heimfahrt. Ein geheimer wünsch, Hnäf zu rächen, hält ihn
zurück. Der schwergekränkte Friesenkönig Finn kommt ihm
indes zuvor ; er läf st ihn mit einem teil des gef olges ermorden ;
die übrigen Dänen entkommen zu schiffe. Bald kehren nun
die geflohenen mit einem mächtigen heere zurück. Finn wird
des Verrates bezichtigt und erschlagen. Die unglückselige
Hildeburg, die ihre brüder und söhne und sclüieMich auch
den gatten verloren hat, kehrt mit den Juten wieder in ihre
heimat zurück.
Während man nicht anstehen wird, einer solchen erzählung
historische Wahrscheinlichkeit zuzuerkennen, sind viele andere
Züge der germanischen mythologie entnommen. ^ So singt der
Sänger in Beowulf auch von den taten Sigmunds und Fitelas
seines neffen, die die riesen mit ihren Schwertern erschlugen;
er erzählt ferner, wie Sigmund den drachen bezwungen habe
und so in den besitz des unermelslichen hortes gekommen sei :
2)wel-hwylc gecwäö,
}?ät h6 fram Sigemundes secgan h^rde
ellen-daedum, uncüöes fela,
Wälsinges gewin, wide siöas,
}?ära \>e gumena beam gearwe ne wiston,
faehöe ond fyrena, büton Fitela mid hine,
}?onne h6 swulces hwät secgan wolde
eäm his nefan, swä hie & waeron
ät niöa gehwäm n^d-gesteallan :
manches sprach er,
was er von Sigemund, von seinen taten
gehört, des unbekannten viel, den kämpf
des Wälsings, weite fahrten, fehd' und feindschaft,
die nimmer andern menschen kund geworden,
• als Fitela, der mit ihm war, wenn er,
der ohm dem neffen solches sagen wollte,
wie sie denn immer und in jedem kämpf
notfreunde waren;
Vergessen wir nicht, dafs nicht nur die eingeflochtenen
sagen, sondern gerade die rahmenerzälilung des Beowulf viele
0 cf. Nath. MüUer: Die Mythen im Beowulf. Diss. Heidelberg 187a
•) Beowulf V. 875 ff.
DIE VERGNÜGUNGEN DEB ANGELSACHSEN. 431
mythische züge enthält. Es kann nicht in der aufgäbe dieser
arbeit liegen, sie im einzelnen zu verfolgen. Ich erinnere nur
an den kämpf mit Grendel und die beseitigung des drachens,
die dem greisen Beowulf das leben kostet und die phantastische
Schilderung des todes von Grendels mutter, die vielleicht eine
spätere erweiterung des epos ist.
Ein später zusatz sind ferner die verse 90 — 114. Je mehr
die christliche lehre aufnähme fand, um so mehr wurden auch
christliche, vorzügliche alttestamentliche Stoffe vom Sänger vor-
getragen. In schon bestehenden gedichten wurden heidnische
demente ausgemerzt und durch christliche ersetzt. Aus einem
derartigen bedürfnis ist auch die folgende stelle in Beowulf
hervorgegangen :
OSägde s6 pe cäöe
frumsceaft fira feorran reccan,
cwäö J?ät se älmihtiga eoröan worhte,
wlite-beorhtne wang, swä wäter bebugeö,
gesette sige-hr6öig sunnan ond mönan
leöman tö leöhte land-büendum,
ond gefrätwade foldan sceätas
leomum ond leäfum; lif eäc gesceöp
cynna gehwylcum, J?ära pe cwice hwyrfaö.
er der von alters her der menschen Ursprung
erzählen konnte, sagte wie der Schöpfer
die erde schuf, die glänzend schöne flur,
vom Strom umgürtet, wie er siegesfreudig
der sonne und des mondes licht als leuchte
den erdbewohnern setzte, wie er zierte
der f eider schofs mit laubgeschmückten zweigen,
und allem, was da atmet, leben gab.
Der Sänger Hroögars überliefert nicht nur historische,
mythische oder biblische Stoffe, wie wir bis jetzt festgestellt
haben, sondern er geht auch selbst schöpferisch vor. Er ist
hofpoet und ergreift begierig einen so würdigen gegenständ,
wie ihn der sieg Beowulfs bietet.
2)Secg eft ongan
siö Beöwulfes snyttrum styrian
») Beowulf V. 90 ff. ») ib. v. 872 ff.
432 WILHELM PFÄNDLER,
ond on sp6d wrecan spei gerade,
wordum wrixlan,
Der degen da begann das abenteuer
des Goten klüglich vorzutragen und
mit glück den wohlgesetzten spruch zu geben,
Wir haben allen grund zu vermuten, dals der sagenstoff
bei den Angelsachsen überaus reich war. Sehr vieles ist wohl
verloren gegangen, anderes erst in späterem gewande be-
kannt
Wenden wir nun unsre aufmerksamkeit denjenigen zu,
denen die Unterhaltung anheim fällt, den sängem, erzählem,
musikanten aller art, tänzem, Jongleurs, bärenführem u. s. f.
Selbstredend nehmen auch die geladenen lebhaften anteil an
der Unterhaltung. Wer neu in einen kreis tritt, wie Beowulf,
erzählt, woher er sei, wer seine ahnen gewesen und was er
schon geleistet habe.
i)Site nü tö symle ond onsael meoto,
sigehr6ö secgum, swä I?in sefa hwette!
Jetzt sitze nieder
zum mahl, du siegesmut'ger, mit den beiden,
von allem zwange frei, wie dir's gefällt
(Der Übersetzer scheint hier dem sinne gewalt anzutun, rich-
tiger wäre wohl nach seiner eigenen ausgäbe: eröffne deine
absiebten, siegesmutiger, den männern, wie es dein sinn dir
eingibt !)
Mit diesen Worten richtet sich Hroögar an seinen gast>
sobald er ihm den Willkomm entboten hat Dann erzählt
Beowulf, wie er sieben nachte mit Breca im meere um die
wette geschwommen sei und eine unzahl von meerungetümen
schwimmend erlegt habe. 2)
Aber auch der gewöhnliche krieger nimmt seinen anteil
an der tradition und trägt lieder vor, wenn ihm die gäbe des
gesangs verliehen ist. Das bezeugen die denksprüche der
Exeterhs.
0 Beowulf V. 489 ff.
») ib. V. 530 ff.
DIE VEUGKÜGUKGEN DER ANGELSACHSEN. 433
*)Raed sceal mon secgan, rüne writan,
leöö gesingan, lofes gearnian
Der mann soll rat sprechen, geheimnisse aufzeichnen,
ein lied singen, lob ernten.
2) Swa monig beoö men ofer eoröan, swä beoö m6dge}?oncas:
aelc him hafaö sundor-sefan.
Longaö fonne py las, pe him con leoöa wom,
oööe mid hondura con hearpan gr6tan,
hafaö him bis gliwes giefe, pe liim god sealde.
So viele der menschen auf erden sind, so verschieden
sind die gedanken,
jeder hat seinen eigenen sinn.
Langeweile plagt ihn um so weniger, je mehr er der
lieder kennt,
oder wenn er mit den bänden die harfe schlagen kann ;
er besitzt die gäbe des Spiels, die ihm gott verlieh.
Sicherlich ist hier nicht nur der beruf ssänger , sondern
irgend ein Angelsachse gemeint. Wir haben übrigens noch
einen treffenderen beweis in Bedas Historia Ecclesiastica, die
ich nach Alfreds des Grofsen Übersetzung zitiere.
3) Was h6 in weoruldhäde geseted oö öä tide, öe h6 was
gelefedre ieldo ond h6 näefre näenig leoö geleomade . ond he
foröon in gebeorscipe, öonne öaer was bliöse intinga ge-
d6med, öät hie ealle sceolden öurh endebyrdnesse be hearpan
singan^ öonne h^ geseah öä hearpan him neäUecan, öonne
dräs he for sceome from öäem symble ond häm eode to
his huse.
Er (nämlich Caedmon) hatte bis zu einem vorgerückten
alter in der weit gelebt und nie ein einziges lied gelernt
Deshalb geschah es oft, dafs er beim biergelage, bei einem
anlafs der freude, wenn alle der reihe nach zur harfe singen
sollten und er die harfe sich ihm nähern sah, aus schäm auf-
stand vom gelage und nach hause ging.
*) Qrein, Poesie d. Angela, p. 344, v. 139 ff.
>) Grein, Bibliothek n, p. 144, v. 168 ff.
*) Elnge, Lesebuch p. 29.
Anglia. N. F. XVII. 29
434 Wilhelm ppandleä,
Die Chroniken geben uns drei beispiele von königen, die
in gestalt eines Sängers in das feindliche lager geschlichen
waren und während sie ihre lieder vortrugen, sich die nötigen
kenntnisse über stärke und absieht des feindes verschafften.
Die Voraussetzung einer solchen täuschung ist natürlich, dafs
ihnen die Stoffe der Sänger gründlich bekannt waren und sie
sich wohl auch mit der harfe begleiten konnten. Wir erfahren
bei William of Malmesbury, dafs Anlaf, könig der Northumbrier,
als mime verkleidet ins lager Athelstan's gelangte.
i)Ille (i.e. Anlaf rex) qui tantum periculum imminere
cemeret, astu exploratoris munus aggressus, depositis regiis
insignibus, assumptaque in manibus cythara, ad tentorium
regis nostri progreditur: ubi cum prae foribus cantitans
interdum quoque quateret dulci resonantia fila tumultu, facile
admissus est, professus mimum qui hujus modi arte stipem
quotidianam mercaretur. Regem et convivas musico acromate
aliquantisper delinivit, cum int er psallendum omnia oculis
scrutaretur.
Noch bekannter ist das beispiel könig Alfreds, das uns
ebenfalls durch William of Malmesbury überliefert ist.
2) Nee multo post, ergastulum exire ausus, magnae astu-
tiae periculum fecit. Regis enim Danorum, sub specie mimi,
subiens tentoria, unius tantum fidelissimi fruebatur con-
scientia; ubi ut jaculatoriae professor artis, etiam in secre-
tiora triclinii admissus, nihil f uit arcanum quod non exciperet
tum oculis tum auribus.
In der regel fällt jedoch die Unterhaltung der gaste dem
Sänger zu. Die ältesten berichte über Britannien, die von
^) William of Malmesbury : Gresta Regnm bd. I, p. 142.
*) William of Malmesbury : Gesta Regum bd. I, p. 126. Ein ähnlicher
zug findet sich scbliefslich aus der regiemngszeit könig Artnrs. Als Artur
seinen feind Colgrinus in York belagerte und die entsatzyersache seines
bruders Baldulphus vereitelte, entschlofs sich der letztere, in yerkleidong
eines spielmanns in die belagerte Stadt zu gelangen. [Qeoffrey of Mon-
mouth : Hist. Keg. Brit. Lib. IX, Chap. I, p. 157.] Cum ergo alteriiu modi
aditum non haberet: rasit capillos suos et barbam, cultumque jocalatoriB
cum cythara cepit. Deinde intra castra deambulans, modnllB qnos in lyra
componebat, sese cytharistam exhibebat. Cumque nulli suspectiu esset
accessit ad mocnia urbis paulatim ccptam simulationem faciens.
DIE VERGNÜGUNGEN DEtt ANGELSACnSEN. 435
griechischen oder lateinischen geschichtsschreibem auf uns
gekommen sind, zeigen, welche rolle die Skalden bei der
brittischen bevölkerung gespielt haben. So berichtet Diodorus
Siculus, dafs sie die einen loben, die andern tadeln:
*) Klo) öi jraQ^ avTolc xa) jrou^Tai //f/rOr, oix ßdQÖovg
drofidCovoir' ovroi 61 /isr^oQydrfor ralQ XvQai^ ofwloßp
und Strabo weifs, dafs sie mit den Weissagern und den druiden
zu den angesehensten im volke gehört haben:
2) //«(>' ajraoi 6e [FaXaraTc] (oq tJtijrar TQla (fvXa to)v
T///09//«Yf>r dia^f-QOiTOjg ior), BaQÖoi rt , xu) OvdrtiQ, xal
AQviöca. BaQÖoi ftlv vfirfjriu xal jtoiffrai, Oidreig de
h(K):Toio) xai ^voiokayoi. J(tviöai 61 jtqOs: rfi qvoioXoyla
xai TfjV tjthxfjp g)iXooo(piav doxovot.
Bereits bei ihrer einwanderung fanden also die germa-
nischen Stämme Sänger in bester sozialer Stellung vor. Diese
tatsache mag vielleicht nicht ohne einwirkung auf das los der
angelsächsischen spielleute gewesen sein, die auch lange zu
den geachtetsten im volke zählteiL Zur zeit des Normannen-
einfalls besafs Berdic, der joculator regis, nach dem zeugnis
des Doomsdaybook drei landgüter und fünf stück pflugland
frei von jeglichen abgaben.
3) Berdic joculator regis ht. IIL uillas. 7 ibi V car. ' nil redö.
Was Wilhelm Herz in der vorzüglichen einleitung zu
seinem spielmannsbuch über den stand der spielleute sagt, gilt
in ausgedehnten mafse auch für die angelsächsischen Sänger,
die sehr angesehen, oft sogar adeligen Standes waren und mit
grofsen lehen bedacht wurden. Sie waren die einzigen ver-
mittler aller gattungen der profanen literatur und noch nicht
auf den zustand herabgesunken, in dem wir sie am ausgang
des mittelalters finden. Es mufs zwar schon in angelsäch-
sischer zeit ein unterschied bestanden haben zwischen dem
Scop, der das lob der alten beiden sang und den histriones,
*) Nach Monnmenta Historica Britannica p. CHI.
«) ib. p. CIV.
') Domesdaybook, bd. I, p. 162 a.
29*
436 WILHELM PPÄNDLEB,
die sangen, geigten und tanzten und ihr pnblikum nach art
der Jongleurs auf modernen Jahrmärkten ergötzten, über die
ersteren auf sert sich Herz : *) " Den Sängern der keltischen und
germanischen vorzeit haftete kein makel an. Sie gehörten zu
den besten ihres volkes, hochgeehrt um ihrer kunst willen, die
von den göttem kam. Jeder hofhalt hatte seinen Sänger als
ständiges mitglied; andere wanderten von volk zu volk, von
herrensitz zu herrensitz, emsig bemüht, den schätz der natio-
nalen dichtung im gedächtnis zu sammeln, zu mehren und zu
verbreiten." Einer dieser vornehmen Sänger ist der im ßeowulf ,
den der dichter cyninges }?egn, des königs degen, guma
gilphlaeden, einen ruhmbedeckten mann, gidda gemyndig, der
Sprüche kundigen — heilst. Auch Widsi}? ist überall ein
wohlgelittener gast, von edlem stamme:
2)Him from Myrgingum
äf elo onwöcon.
Ihm war von den Myrgingem
hohe abkunft geworden.
Als adeliger empfängt er auch ritterliche gaben als lohn
für seinen gesang:
3)Mid pyringum ic was and mid pröwendum
and mid Burgendum, l^aer ic beäg gepäh
m6 J?aer Güöhere forgeaf glädlicne miJ?J?um
songes tö leäne; näs l^ät saene cyning!
*) Bei den Thyringen ich war und bei den Throwenden,
und bei den Burgunden, da ich einen baug erhielt:
mir da Gudhhere übergab das ergötzliche kleinod
zu sanges lohne : nicht war das sainer (lässiger) könig.
Besonders reich wird er von Eormanric beschenkt:
*^)And ic was mid Eormanrice ealle pr&ge,
}?aer me Gotena cyning göde dohte;
^) Wilh. Herz, Spielmannsbach: Einleitong.
•) Kluge, Lesebuch p. 124: WidsiJ? v. 4ff.
») ib. V. 64 ff.
*) Übersetzung nach Ettmüller: Scopes Vldsidh p. 5.
») Kluge, Lesebuch p. 126, v. 88 ff.
DIE VBRGNÜGUKGEN DER ANGELSACHSEN. 437
s6 me beäh forgeaf, burgwarena fruma
on p&m siexhund was smaetes goldes
gescyred sceatta scillingrime
OUnd ich war bei Eormanrik alle weile:
da mich der Gotenkönig mit gut erfeute,
der den baug mir gab, der burgm&nner obherr,
zu dem sechs hundert war schmeiden goldes
geschnitten der schatzmünzen nach dem schillingwert.
Der platz des Sängers ist zu füfsen des fürsten, für dessen
Unterhaltung er die harfe erklingen läfst:
^)Sum sceal mid hearpan ät his hläfordes
fötum sittan, feoh l^icgan
and & snellice snere wraestan
glädan scral laetan gearo se \>e hleapeS
nägl neomegende:
3) Mit der harfe soll zu seines herren füfsen
sitzen mancher und schätze empfahn,
soll schnell die schnür in Schwingung bringen
und fröhlichen schall erheben, wer geschickt
das Stäbchen musizierend rührt:
Von hoher abkunft und heldenhaftem gebahren ist Egil
Skallagi'imsson, welcher sich in den jähren 925 — 26 und 936 — 37
am hofe Athelstans aufhält und dort während seines ersten
aufenthaltes auf den könig Athelstan eine drapa dichtet, von
der uns noch eine Strophe und das stefen erhalten sind. —
Egil, der söhn des Skallagrim, ist mit seinem bruder Thorolf
auf der fahrt nach Jütland im gebiet könig Athelstan's ge-
landet, denn er hat gehört, jener bedürfe krieger für seineu
kämpf gegen den Schottenkönig Olaf. Durch ihr tapferes ein-
greifen wird Olaf besiegt ; Egil verliert aber im kämpfe seinen
bruder Thorolf und singt voll trauer an seinem grabe:
*)Gekk säs ööesk ekke
jarlmanns baue snarla
>) EttmüUer: Scöpes yldsidh p. 6.
«) Grein, Poesie bd. I p. 209, v. 80 ff.
•) Grein, Dicht, bd. II, p. 158, v. 80 ff.
*) F. Jonsson: Egils Saga p. 174.
438 WILHELM PFANDLEB,
Ireklunclaör feil, [»undar,
Jjörolfr, i gny störom.
j()rö groer, en v6r veröom,
viiio naer of minom
(heluanö es >at) bylja
harnt igaetom barma.
•)Der mörder Jarls,
dem auch vor nichts in der weit
bange war, ging rasend vor in dem
gewaltigen donaer des l^undr. (Odin)
^A'enn auch Thorolf noch so tapfer war,
so muTste er doch fallen. Die erde wird grün
über meinem trefflichen bruder in der nähe von Tina.
Das ist für mich schwerer sclimerz; aber ich mols
meine qnal verbergen.
')Valk<^stom hlöök restan
vang fyr merkestanger.
Ott vafi 61 )>ats söttak
aöils of bläom naöre.
h4öe ungr viö engla
äleifr t^rumo stäla
helt, ne hrafnar sulto,
hringr ä vÄpna finge.
Ich besäte das land nach westen hin
mit leichen vor den Standarten;
der kämpf war rasend, als ich Adils
angriff mit meiner schwarzblauen natter.
Der junge Olaf hatte
scliwertgetüse mit den Angeln;
Hiing war eifrig auf dem waffenthinge,
damit die raben nicht zu hungern hätten.
Nachdem er so seinen bruder geehrt, tritt Egil in die
Metlialle, doch führt er den beclier nicht an die lippen, bevor
Athelstan ihm als lohn des kampfes einen greisen, herrlichen
') Die Uhenctzung verdanke ich der freimdlicheii Hfllfe Ton tna di.
Ober! änder-Ei tterahauB.
■) F. JonssoD, EgilB Saga p. 175.
DIE YEKGNÜGUNQEN DER ANGELSACHSEN. 439
goldring über das feuer dargereicht hat. Jetzt legt er schwert
und heim ab, ergreift das tierhorn, das man ilun reicht und
spricht nachdem er getrunken:
OHrammtangar laetr hanga
hrynvirgel mer brynjo
h9ör & hanke troönom
heiöes vingameiöe.
rauömeldrs knä ek reiöa,
raeör gunnvala braeöer,
gelgjo seiös a galga
geirveörs, lofe at meira.
Der könig gab mii* einen ring
auf die hand, auf der ich
den habicht getragen habe.
Ich trage den goldring
auf meiner hand; der geber
hat noch mehr lob verdient.
Egil ist übrigens nur der repräsentant einer ganzen reihe
von dichtem, meist fürstlicher herkunft, die von Island aus
bis ins 12. jahrh. hinein die englischen höfe besuchten. Es
berichtet uns die Gunnlaugs Saga Ormstungu, dafs Gunnlaugr
am hofe Aethelred's wohlwollende aufnähme gefunden und dort
mehrere gedichte verfafst habe; auch die Kormäks Sage er-
zählt von einem aufenthalt dieses dichters in England.
Ein angelsächsisches rätsei, nr. 78 der Grein'schen Samm-
lung, sagt, dafs häufig ein falke^) der lohn des Sängers sei.
Der Jagdfalke war aber zu jeder zeit, wie ich später zu zeigen
gelegenheit haben werde, sehr teuer .bezahlt und fast nur im
besitz der vornehmen. Der dichter mufste sich wohl den
empfänger als einen adeligen denken.
3)Ic eom äöelinges eaxlgestealla,
fyrdrinces gefara, freän minum le6f,
cyninges geselda. Cw6n mec hwilum
>) F. Jonsson, Egils Saga, p. 177.
') Ich nehme hierbei stillschweigend die lösung Dietriches als die
richtige an.
*) Grein, Bibliothek bd. H, p. 402.
440 WILHELM PFÄNDLER,
hwitloccedu hond on legeö,
eorles döhtor, J?eäh hi6 äöelu sl.
Häbbe me on bösme, I?ät on bearwe geweox.
Hwilum ic on wloncum wiege ride
herges on ende; lieard is min tunge.
Oft ic wüöboran wordleana sum
ägiefe äfter giedde. Göd is min wise
and ic sylfu salo. Saga, liwät ic hätte!
Olch bin eines edelinges achselgenosse,
eines beiden gefährte, meinem herren lieb,
geselle eines königs; nicht selten legt auch
eine hellgelockte frau ihre band an mich,
eines edelinges tochter, wenn sie gleich adlig ist
Mein busen trägt, was in dem baumhain wuchs.
Ich reite auf einem streitrofs, auf einem stattlichen,
bisweilen
an des heeres spitze: hart ist meine zunge.
Einem Sänger gebe ich nach dem gesange oft
füi- seine worte lohn. Meine weise ist gut,
ich selbst bin schmutzfarbig. Sage, wie ich heiTse!
5. Tänzer, Jongleure und bärenführer.
Verschiedene tatsachen, vor allem die miniaturen in den
angelsächsischen manuskripten , belehren uns, dafs noch eine
weitere, viel niedrigere klasse von spielleuten existierte. Wright
macht zwar diesen unterechied nicht ; er sagt : ^) Although it
was considered a veiy fashionable accomplishment among the
Anglo-Saxons to be a good singer of verses and a good player
on the harp, yet the professed minstrel, who went about to
every sort of joyous assemblage, from the festive hall to the
village wake, was a person not esteemed respectable. Die
vorigen Seiten haben zur genüge bewiesen, vde unrichtig oder
wenigstens unvollständig diese behauptung ist. Das ist ein
ganz anderer schlag leute, vor deren gesellschaft ernstgesinnte
geistliche warnen. So schreibt Alcuin, der spätere schulrefor-
*) Grein, Dichtungen d. Angela, bd. II, p. 242.
*) Thos. Wright : Domestic Manners and Sentiments, p. 47.
DIE VEKGNOGUNGEN DER ANGELBACHBEN. 441
mator und erzieher am hofe Karls des Grofsen im jähre 799
an Adalhard:
i)Vereor, ne Homerus (Angilbertus) irascitur contra
cartam prohibentem spectacula et diabolica figmenta. Quae
omnes sanctae scripturae prohibent, in tantum, ut legebam,
sanctum dicere Augustinum: Nescit homo, qui histriones et
niimos et saltatores introducit in domum suam quam magna
eos immundorum sequitur turba spirituum. Sed absit ut in
domo christiana diabolus habeat potestatem.
Noch eindringlicher ermalint er Higbald, bischof von Lin-
disf arena :
Alcuinus Higbaldum episcopum Lindisfarenensem multa
^ admonet ') in te enim exemplum sit totius sobrietatis
et continentiae. Verba dei legantur in sacerdotali convivio.
Ibi decet lectorem audiri non citharistam; sermones patrum,
non carmina gentilium.
Auch die Concilia Cloveshoviae verbieten den mönchen
leiclitsinnige Unterhaltung durch Sänger, musikanten und possen-
reif ser :
3)Yicesimo sancitur decreto: ut provideant vigilanti
l)erspectione episcopi in suis parochiis, ut sint monasteria
juxta vocabulum nominis sui, id est, honesta silentium, quie-
torum, atque pro deo laborantium habitacula, et non sint
ludicrarum artium receptacula, hoc est poetarum, citharis-
tarum, musicorum, scurrorum; sed orantium, legentium,
Deumque laudantium habitationes etc.
Schlimm mufste es wohl um die moral einiger klöster
stehen, wenn könig Edgar sich veranlafst sah, in einem um-
fangreichen erlafs die bischöfe aufzufordern, der Unzucht, spiel-
sucht und trunkenheit der ihnen unterstellten nach kräften zu
steuern. Darüber schreien die Soldaten, murmelt das volk, die
Spielleute singen und tanzen es und ihr (die bischöfe) haltet
noch zurück u. s. f.
^) Monumenta Alcainiana, p. 479.
') ib. p. 357.
') Spelman, Concilia bd. I, p. 251.
4'J2 WILHELM PFJLmDLEB,
i)Taceo quoä non est Ulis Corona pat«ns, nee tonsara
conveniens. At in veste lascivia, insolentia in gestu, in
verbis turpitndo, iuterioris hominis produnt inaiLpiam Frae-
terea in divinis offlciis quanta sit negligentia, cum sacris
vigiliis vix interesse dignentur, cum ad sacre Missamm so-
lennia, ad ludendum, subridendum, magis quam ad psallendom
congregari viieantur. Dicam quod boni lugent, mali rident;
dicam dolens (et si tarnen dici potest) quo modo difOuant in
commessationibus, in ebrietatibus, in cubilibus et impudicitüs;
nt jam domus clericorum putentur prostibula meretricnm,
conciliabulum histrionum. Ibi alae, ibi saltas et cantos, ibi
usque ad medium noctis spatiiun protractae in clamore et
horrore vigiliae Ad hoc ergo exhaoserunt patres
nostri tbesauros suos? ad hoc fiscns regius, detractis redi-
tibus multis, elargitus est? ad hoc Ecclesüs Christi agros
et possessiones regales muniflcentia contulit, at delicüs cleri-
conim meretrices ornentur? luxuriosae convivae praeparen-
tur? canes ac aves et talia ludicra comparentnr? Hoc
milites clamant, plebs submui-murat, mimi cantant et saltant
et vos negligitis, vos parcitis etc.
Gegen diese histriones, mimi, musici, scurri, saltatores
schreitet die kirche mit strenge ein. Sie vermitteln wohl nicht
nur profane, sondern eigentlich obscoene stoße. So deute ich
eine weitere Verfügung könig Edgar's.
')Docemu8 etiam, ut unusquique abstineat a fabolosis
et absurdis lectionibus: quin et a cantilenis tnrpiboa et
blasphemis.
Diese Cantilenae turpes konnten nicht blofs profane lieder
bedeuten; es muTs sich damit der begriff des gemeinen und
anstöfsigen verbinden, denn auch Äldhelm hat zufolge William
von Malmesbury weltliche lieder verfaTat
s)Litteris itaque ad plenum instructua, natlvae quoqne
linguae nou negligebat carmina; adeo ut, testo libro Elfredi,
■) Spelman, Concilia bd. I, p. 477: Oratio Regia ad Dmutsniun, Ardil*
epKcopum Cantoariae, Oewaldum Wigorniae etc.
1) Spelman, Concilia: p. 450 unter Canones dati sab EdgUD Bflgit
') William of Malmesbury: Geata Pontificnm, p. 888.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 443
de quo superius dixi, nulla umquam aetate par ei fuerit
quisquam. Poesim Anglicam posse facere, cantom componere,
eadem apposite vel canere vel dicere. Denique commemorat
Elfredus, Carmen triviale, quod adhuc vulgo cantitatur, Ald-
helmum fecisse; aditiens causam qua probet rationabiliter
tantum virum bis quae videantur frivola institisse.
Scbliefslich habe ich noch einer weitern kategorie von
fahrenden spielleuten zu gedenken, die heute noch nicht ganz
verschwunden sind und deren Produktionen in entlegeneren
tälern immer noch ihre bewunderer finden; ich meine die
bärenf ührer. W. Wackemagel gibt hierüber eine kurze notiz :
0 "Hinkmar, erzbischof von Rheims, gebot den pfarrem seines
sprengeis ne turpia ioca cum urso vel tornatricibus ante se
facere permittant." Die altenglischen Chroniken geben uns
hierfür keine belege, doch besitzen wir miniaturen aus angel-
sächsischen mss., die solche Szenen zur darstellung bringen.
In einer handschrift aus dem X. jahrh. *) (Harleian CoUection
nr. 603) sehen wir einen bärenführer, der einen baren an der
leine hält. Die anläge der Zeichnung ist etwas ungeschickt.
Die Zuschauer sind um einen erdwall herum gruppiert, andere
stehen auf der burgzinne oder Stadtmauer. In der tiefe ist
der bärenführer, der mit seinem tier das altbekannte repertoire
duixhgeht. Hinter ihm ist ein tänzer, welcher bei seinen
Sprüngen bände und arme lebhaft bewegt und ein spielmann,
der auf einen stock gestützt die doppelflöte bläst. — Im
gleichen manuskript finden wir eine darstellung eines altern
t^nzers mit einem knaben. Der knabe begleitet seinen ge-
fährten mit der harfe und scheint zu seinem spiele zu singen;
der tänzer hat mit der rechten band seinen fufs gefafst und
hüpft auf einem bein umher. — Eine handschrift aus dem
IX. jahrh. ^) (Cleopatra CVIII) zeigt unter anderem zwei mu-
sikanten: einen harfenspieler und einen, der die doppelflöte
bläst, während ein dritter dazu tanzt und seinem körper die
verschiedensten Verrenkungen gibt. Der haltung nach möchte
man auf eine art Irisli Jig schliefsen.
') Haupt'« Zeitschrift bd. VI.
«) cf. Jos. Strutt, Sports aud Pastimes, p. 176.
') cL Jos. Strutt, Sports and Pastimes, p. 213.
444 WILHELM PFÄNDIiBR,
Von besonderem Interesse ist für uns eine illustration aus
einer Psalmenhandschrift >) (Ms. Cott. Tiberius CVI). In der
mitte des bildes sitzt könig David mit einer harfe, rechts neben
ihm, nur halb so gi'ofs, ist ein posaunenbläser, links ein hom-
bläser, rechts vom köpfe ein Jongleur, der mit drei messern
und drei kugeln gleichzeitig jongliert und links oben ein
geiger.
6. Profane und kirchliche musik.
Wir haben im vorigen schon gesehen, dafs gesang und
erzählung unzertrennbar sind beim angelsächsischen Sänger
hohen oder niederen Standes. Der Sänger begleitet sich zu-
meist mit der harfe, wie uns die miniaturen zeigen; auch in
Beowulf scheinen hearpan sw6g und swutol sang scopes syno-
nyme ausdrücke zu sein. Die harfe war in der tat bei weitem
das beliebteste Instrument. Sie war seit den ältesten zeiten
auf britischem boden heimisch; zeugnis dafür das bereits er-
wähnte zitat aus Diodorus Siculus.
Nach den miniaturen zu schlief sen, hatten die verschie-
denen harfen ganz verschiedenen tonumfang; doch ist vielleicht
die Verschiedenheit eher der kleinen dimension der Zeichnung
und dem Ungeschick des künstlers zuzuschreiben. Neben der
harfe waren aber noch mehrere andere instrumente im ge-
brauch. Darüber belehren uns wiederum die miniaturen am
besten. Eine illustration im Harleian Ms. nr. 603 ^) führt uns
eine tafelgesellschaft vor, zu deren Unterhaltung zwei tänzer
und ein Orchester von fünf musikanten beitragen. Zwei der-
selben spielen auf einer harfe, zwei weitere auf leicht gebo-
genen, langen blasinstrumenten, sogenannten heerhömem, und
ein fünfter schlägt eine art leier. Der posaune, doppelflöte
und geige sind wir bereits oben schon begegnet. Die latei-
nischen texte sprechen nicht selten von einer cithara, doch
entspricht das bezeichnete Instrument annähernd einer geige
und nicht wie der ausdruck erwarten läfst, einer zither.
') cf. ThoB. Wright: Homes of other days, p. 48 und R. P. WtUker:
Englische Literatnrgesch. p. 62.
«) cf. Wright, Homes of other days, p. 45.
DI£ VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 445
E. Buhle, der reiches material für die kenntnis der musika-
lischen instrumente im mittelalter gesammelt hat, sagt darüber:
"In der angelsächsischen kunst, die sich schon zu ende des
8. jahrh. selbständig entwickelt hatte, als das festland noch
keine nennenswerten miniaturmalereien besafs, treten deutlich
nationale elemente zu tage. Die cithara und das psalterium
werden durch das Saiteninstrument die rotte ersetzt. Dafs die
bezeichnung dieses instrumentes einem wii-klichen instrument
in treuer, ja detaillierter wiedergäbe der form entspricht, dies
beweisen grabfunde aus dem 4.-8. jahrh., die bei Oberflacht
in Württemberg gemacht worden sind und die unter andern
auch eine rotte zu tage förderten." Buhle bespricht nach einer
kurzen einleitung alle instrumente, die er auf germanischem
boden für das mittelalter nachweisen kann. Für uns kommt
darunter noch der krumme zink, *) ein kurzes hörn, das durch
eine reihe von löchern leistungsfähiger gemacht wurde, ferner
eine zweiröhrige flöte ^) (nicht identisch mit der römischen
doppelpfeife, deren beide röhren in einem spitzen winkel zu
einander stehen) in betracht. Auch der dudelsack, das älteste
zusammengesetzte blasinstrument, ist in einem manuskript des
10. jahrh. bezeugt. Buhle glaubt, dafs er allen naturvölkem
und ganz besonders den Nomaden eigentümlich gewesen und
wahrscheinlich nicht durch die Römer nach England gekommen
sei. Wir besitzen übrigens im angelsächsischen Sprachschatze
ein anmutiges rätsei, das von dem wunderbaren, singenden ding
spricht, das vogelgestalt habe und doch nicht fliegen könne.
^)Ls pes middangeard missenlicum
wisum gewlitegad, wraettum gefrätwad.
Ic seah sellic ping singan on räcede:
wiht was n6 werum on gemonge,
siö häfde wästum wundorlicran !
Niöer weard was neb hyre,
ffet and folme fugele gelice:
no hwädre fleögan ne mag ne fela gongan,
hwädre f^öe geom fremman onginneö
') Cambridge Uniy. Libr. F. f. I, 23. cf. Buhle, Anhang.
<) Brit Mq8. Add. 24199. cf. Bnhle, Anhang.
*) Grein, Bibl. bd. II, p. 384.
446 WILHELM PFÄNDLER,
gecoren cräftum, cyrreö geneahhe
oft and gelome eorlum on gemonge,
siteö ät symble, saeles bideö,
hwonne aer heö cräft hyre cyöan möte
werum on wonge. Ne heö |>aer wiht pigeö
)>äs )>e him ät blisse beornas habbaö,
deör domes georn. Hi6 dumb wunaö;
hwädre hyre is on föte fäger hleööor,
wynlicu wöögiefu: wraetlic me J?inceö,
hu se6 wiht maege wordum läcan,
J?urh f6t neoöan frätwed hyrstum!
Hafaö hyre on halse, }>onne hiö hord waraö
baer beagum deall, brööor sine
• maeg mid mägne. Micel is t6 hycgenne
wisum wööboran, hwät [si6] wiht sie.
1) Dieser mittelkreis ist auf mannigfache
weisen verherrlicht, mit wunderzier geschmückt.
In dem saale sah ich singen ein seltsam ding:
nie ward gesehen ein wesen in gesellschaft der männer,
das ein wunderlicheres Wachstum hatte!
Abwärts war sein antlitz gerichtet,
füfse und bände dem vogel gleich:
doch nicht zu fliegen vermags noch viel zu gehen,
und gleichwohl beginnt es ganz eifrig zu schaffen
in kunst auserkoren, kehrt genugsam
oft und häufig ein in der Versammlung,
sitzt beim Zechgelage die zeit erwartend,
wannehr es seine kunstbegabung kund tun möchte
den beiden im hause. Es erhält nichts dessen,
was sich zur wonne wehrmänner haben,
beliebt und lobbegierig. Es steht lautlos da:
doch liegt ihm in dem fuTse liebliche stimme,
wonnigliche sangesgabe. Wunderbar dünkts mir,
wie das wesen kann mit werten spielen,
durch den fuls von unten fein verzieret!
am halse hats, wenn es den hört bewahrt,
barleibig im ringen stolz die brüder sein
>) Grein, Dichtungen d. A. bd. II, p. 223 ff.
DIE VERQNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 447
als maagfreund mit kraft. Mühsam ist's zu raten
weisen Sängern, was dieses wesen sei!
Zwei weitere rätsei deuten unzweifelhaft auf die schalmei
und die rolirflöte hin; ich werde auf das letztere in dem ab-
schnitte über die rätsei zn sprechen kommen.
Obgleich die kirchenmusik nicht direkt in den rahmen
dieser arbeit gehört, so kann ich doch nicht umhin, das haupt-
sächliche darüber hier zu erwähnen. Die frühen gesamtaus-
gaben der werke Bedas weisen Beda eine dissertation über:
Musica practica zu, die Giles nicht mehr in seine zwölfbändige
ausgäbe aufgenommen hat; er hält sie für unecht und dies
wohl mit gutem recht. Der autor derselben gibt eine defini-
tion der musik, stellt den unterschied fest zwischen instru-
mentalmusik und gesang und behandelt dann töne und intervalle
nach quantität und qualität; zuletzt singt er noch weitläufig
das lob dieser hehren kunst:
hinter omnes enim scientias ipsa laudabilior, curialior,
iucundior, laetior, amabilior esfe probatur.
Doch wenn auch dieser beleg aufser betracht fallen mufs,
so haben wir genügend beweise dafür, dafs der kirchengesang
in angelsächsischer zeit sorgfältig gepflegt wurde. Zufolge
Beda ist der gute kirchengesang von Kent ausgegangen:
>)Sed et sonos cantandi in ecclesia, quos eatenus, in
Cantia tantum noverant, ab hoc tempore per omnes Anglorum
ecclesias discere coeperunt. Primusque, excepto Jacobo (de
quo supra diximus), cantandi magister Nordanhymbrorum
ecclesiis, Aeddi cognomento Stephanus, fuit invitatus de
Cantia a reverentissimo viro Uilfrido quo primus inter epis-
copos qui de Anglorum gente essent, catholicum vivendi
morera ecclesiis Anglorum tradere didicit.
Ein weiteres zeugnis ist uns ebenfalls durch die kirchen-
geschichte überliefert.
3)Cantatorem quoque egregium, vocabulo Maban, qui a
successoribus discipulorum beati papae Gregorii in Cantia
>) Beda'8 Werke, Kölner ausgäbe, bd. lU, p. 353.
•) Historia Ecclesiastica L. IV cap. 2.
^) Beda'B Historia Ecclesiastica Lib. V, Cap. 20.
448 WILHELM PFÄNDLER,
fuerat cantandi souos edoctus, ad se suosque instituendos
accersiit, ac per annos duodecim tenuit: quatenus et quae
illi non noverant, carmina ecclesiastica doceret; et ea quae
(luondam cognito longo usu vel negligentia inveterare coe-
perunt, hujus doctrina priscum renovarentur in statum. Nam
et ipse episcopus Acca cantator erat peritissimus, quomodo
etiam in litteris sanctis doctissimus etc.
Das fragment eines liedes über Cnut hebt das schöne
singen der mönche von Ely hervor. Der könig fährt in einem
ruderboot in der nähe der klosterkirche vorbei und gebietet
den ruderern, sich dem land zu nähern, damit er den schönen
gesang geniefsen könne.
OMerie sungon öe muneches binnen Ely
öa Cnut ching reu öerby;
roweö, cnites, noer the land
and here we ther muneches saeng.
Fröhlich sangen die mönche in Ely,
als Knut, der könig, vorüber ruderte;
rudert, Jünglinge, nahe ans land
und hören wir der mönche gesang.
Unter den mannigfachen gaben, die gott den menschen
verliehen hat, wird in Be monna cräftum speziell auch des
kirchengesangs gedacht:
2)Sum cräft hafaö circnytta fela,
maeg on lofsongum lifes waldend
hlude h6rgan, hafaö heälice
beorhte stefne.
Mancher ist geschickt in mancherlei kirchlichen diensten ;
er kann mit lobgesängen den walter des lebens
laut preisen; er hat in vorzüglichem mafse
eine schöne stimme.
Eine änderung im kirchengesang im sinne einer anpassung
an die französische manier ist nach der Abingdon-Chronik in
der mitte des 10. jahrh. eingetreten.
") Kluge, Lesebuch, p. 139.
») Grein, Poesie d. A., bd. I, p. 206, t. 91 ff.
DIE VEUGNÜGÜNGEK DER AKQfiLSACHSEK. 449
i)Ut districtioris autem vitae tramitem cum e diversis
Angliae partibus viri Dei, audita Aethelwoldi sanctitate,
plurimi, differenti more legendi canendique instituti, ad eum
convenirent atque reciperentur, volens eos in ecclesia consona
Deo voce jubilare, ex Corbiensi coenobio, quod in Francia
situm est, ecclesiastica ea tempestate disciplina opinatissimo
viros accersiit solertissimos, quos in legendo psallendoque
sui imitarentur.
Natürlich fanden verschiedene der bereits genannten musik-
instrumente auch in der kirche Verwendung; vor allem die
geige, die harfe, die posaune, das heerhom, der zink usw., die
ich schon früher als in kirchlichen handschriften vorkommend,
zitiert habe. Der heilige Dunstan, um dessen leben sich in
kurzer zeit ein ganzer kreis von legenden spann, soll unter
vielen fertigkeiten auch die des malens und harfenspielens be-
sessen haben:
^) Hie etiam inter sacra litterarum studia, ut in omnibus
erat idoneus, artem scribendi necnon citharizandi pariterque
pingendi peritiam diligenter excoluit, . . .
Ein biograph erzählt uns hierauf, dals er eine kunstvolle
Zeichnung für eine stola entworfen habe und fährt fort:
^)Quod cum veniendo fecisset, sumpsit secum ex more
cytharam suam quam lingua paterna hearpam vocamus, quo
se temporibus alternis mentesque ad se tendentium' jocunda-
retur in illa.
In einem brief e an den bischof Lullus erbittet abt Cuthbert
einen geigenspieler und erwähnt, dafs derselbe der rotta kundig
sein sollte.
^)Delectat me quoque cytharistam habere, qui possit
cytharisare in cithara, quam nos appellamus rottae, quia
citharam habeo et artificem non habeo.
Cythara bedeutet wohl ganz allgemein ein Saiteninstrument,
cytharisare das spielen auf einem solchen.
^) Chronicon Monasterii de Abingdon, Vol. I, p. 129.
*) Memorials of St. Donstan, p. 20.
») ib. p. 21.
*) Epifltolae Sti Bonifacii, £d. Würdtwein p. 311.
AmgUm. V. F. XVU. 90
450 WILHfif.M PFANDLER,
Besondere anfmerksamkeit und ganz detaillierte beschrei-
bung wird in den geistlichen handschriften jeweilen der orgel
zu teil, die wir bis ins 10. jahrh. zurückverfolgen können. In
England entstehen um diese zeit drei hervorragende orgeln.
Im jähre 980 wird unter dem bischof Aelfeah in dem kloster
von Winchester ein riesenwerk fertig gestellt, das an gröfse
von keinem andern erreicht wurde. Es war mit 400 pfeifen
und 26 bälgen versehen und hatte zwei klaviere mit je 20
tasten, deren jede zehn pfeifen auf einmal ertönen liefs.O
2)Talia et auxistis hie Organa qualia nusquam
cernuntur geminata constabilata solo.
Bisseni supra sociantur in ordine foUes
Inferiusque jacent quattuor atque decem
Sola quadringentas quae sustinet ordine musas
Quas manus organici temperat ingenii
Considuntque duo concordi pectore fratres
Et regit alphabetum rector uterque suum.
Suntque quater denis occulta foramina Unguis
Inque suo retinet ordine quaeque decemu
Unter dem jähre 990 berichtet die chronik von Bamsey
von der Schenkung einer orgel durch Ailwyn.
3)Triginta praeterea libras ad fabricandos cupreos or-
ganorum calamos erogavit, qui in alveo suo super nnam
cochlearum denso ordine foraminibus insidentes, et diebos
festis follium spiramento fortiore pulsati, praedulcem me-
lodiam et clangorem longius resonantem ediderunt
Wir besitzen überdies ein Zeugnis von William of Malmes-
bury. Er erzählt in den Gesta Pontificum, dafs S* Dunstan
Malmesbury wieder hergestellt und ausgeschmückt und dem
kloster glocken und eine orgel verschafft habe. Die orgel habe
folgende Inschrift getragen:
*)Dudum conceptas foUis vomit anxius auras,
Ibi hoc distichon laminis aereis impressit;
*) cf. Buhle, p. 63.
•) Mabillon, Acta Sanctorum, bd. 5, p. 630 ff.
•) Chronicon Abbatiae Rameseiensis, p. 90.
*) William of Malmesbury : Gesta Pontificum, p. 407.
DIE VERGNÜGUNGEN DEK ANGELSACHSEN. 451
'Organa do sancto praesul Dunstanus Aldhelmo,
Perdat hie aeternum qui vult hinc tollere regnum'.
Schlief slich führe ich noch eine beschreibung an, die
chronologisch an erster stelle kommen sollte. Aldhelm erwähnt
in seinem werke: De laudibus virginum, ein Instrument, das
aus tausenden von pfeifen töne hervorströmen lasse. Gerade
diese Übertreibung scheint mir darauf hinzudeuten, dafs er die
orgel nicht im eigenen lande gesehen hatte, sie wohl nur durch
beschreibungen kannte.
^Maxima millenis auscultans Organa flabris
Mulceat auditum ventosis follibus iste,
Qamlibet auratis fulgescant caetera capsis.
Während die musik einerseits durch die kirche unterstützt
und gefördert wurde, war ihre austibung an andern als ge-
weihten oilen den klerikern strenge untersagt. Übertretungen
müssen wohl sehr häufig gewesen sein, da sie zu besondem
gesetzlichen bestimmungen anlafs gaben. König Edgar erläfst
in zwei verschiedenen Sammlungen die gleiche mahnung: Der
priester darf nicht spielmann beim Biergelage sein und weder
sich noch andere leute nach art der spielleute unterhalten.
2) And we läeraö • p äenig preöst ne be6 ealu-scop • ne
on äenige wfsan gliwige mid liim-sylfum • o|>|>e mid 6|>rum
mannum • ac beö swa his häde gebyraö • wis and weor|>ful:
The law of the Northumbrian priests, ebenfalls aus Edgar's
zeit verlangt, dafs ein priester, der der trunkenheit ergeben
sei oder sich zum spielmann und bänkelsänger herabwürdige,
bufse tue:
3) Gif preöst ofer-druncen lufige • o]>]>e gliman • o|>}?e ealu-
scop T^iirde, gebete p:
Die mahnung mochte wohl ihren guten grund haben, wenn
man sich erinnert, mit welch' heftigen vorwürfen sich könig
Edgar in einem früher erwähnten zitat an seinen klerus wendet :
*) Aldhelm in : Patres Ecclesiae Anglicanae, Ed. Giles, p. 138.
*) Canones dati sub Edgaro Rege § 58 in Thorpe: Ancient Laws and
Institutes, p. 400.
') Law of the North. Priests § 41, in Thorpe's Ancient Laws and In-
stitutes, p. 418.
80*
452 WILHELM PFANDLER,
0 domus clericorum putentur prostibula meretricum, con-
ciliabulum histrionum. Ibi aleae, ibi saltus et cantus, ibi
usque ad medium noctis spatium protractae in clamore et
horrore vigiliae.
Am Sonntag soll ein jeder, auch der laie, den vergnügen
entsagen. Die sonntagsheiligung , die noch heute jedem
kontinentalen in England auffällt, weil sie wohl nirgends mit
derselben konsequeuz durchgeführt werden kann, schärfen
schon die Cauoues Edgari ein.
^) And we läeraö • p man geswice freölsdagum haeöenra
leööa and deöfles gamena. Und wir schreiben vor, dafs
man an feiertagen von heidnischen liedem und spielen des
teufeis abstehe.
William of Malmesbury erzählt uns eine phantastische
geschichte, die für den aberglauben jener zeit typisch sein
kann und wohl dazu geeignet war, die gläubigen von profanen
vergnügen an sonn- und festtagen abzuschrecken.
3) Eine gesellschaft junger leute tanzt am abend vor
Weihnachten auf dem friedhof eines sächsischen dorfes und
singt dazu weltliche gesänge. Der geistliche durch die über-
mütigen an der ausübung seiner religiösen funktionen ge-
hindert, bittet gott, den frevel zu rächen und die sündigen
dadurch zu bestrafen, dafs sie bis zum ende des Jahres weiter
tanzen müssen. Sein wünsch wird erfüllt; der tolle tanz
hört nicht auf. Ein junger mann versucht seine Schwester
aus dem r eigen zu reifsen; ihr arm bricht ab, doch flielst
kein tropfen blut. Weder kälte, noch hunger oder durst
kann den verdammten etwas anhaben; sie versinken nach
und nach bis an die hüften in die erde, und erst, nachdem
das jähr vei-flossen ist, gelingt es dem bischof Herbert den
bann zu lösen.
7. Fazetien und rätseL
Nach diesen ausführungen kehre ich wieder zu meiner
eigentlichen aufgäbe zurück und gelange zu einigen arten von
*) Spelman, Concilia bd. I, p. 477.
*) Canones Edgari, kap. 18. Thorpe, p. 397.
») cf. William of Malmesbury bd. I, p. 204.
DIE VERGNÜG LTNQEN DER AN0EL8ACBSEN.
453
Unterhaltung, die, wenn sie aucli in der schriftlichen Über-
lieferung weniger räum einnehmen, doch auoh sehr beliebt sein
mursten: die fazetien und lütsel. Dafs keines der genannten
weder ein grofses liistorisches, noch poetisches Interesse bean-
spruchen konnte, ist klar; doch mochten sie deswegen im in-
timen verkehr von hoch und niedrig nichts desto weniger eine
groEse rolle spielen.
Überall und zu allen Zeiten sind witzige bemerknngen
gemacht und nacherzählt worden. Witze, anekdoten. kleine \
abenteuer, anstöfsige geschichten alier art sind sicher nicht
erst mit Chancer in die englische literatur gekommen. In
Frankreich hat dieser geist, den man gerne als den 'Esprit
gaulois ' bezeichnet, von der mitte des 12. jahrh. bis zur mitte
des 14. jalirh. eine menge lustiger geschichten, die Fabliaus,
zu tage gefördert, die vorzüglich die bürgerlichen stände er-
götzten. Neu waren die stoffe auch damals nicht, sie mochten
schon Jahrhunderte lang nationales gemeingut sein, doch er-
hielten sie damals erst ihre bleibende form. Ähnliche erzeng-
nisse dürfen wir wohl auch für England annehmen, obschon
sich nur andeutungen dafür vorfinden, \^■enn die bereits er-
wähnten Concilia Cloveshoviae den möncheu verbieten, spiele
und späfse in ihrer gegenwart zu dulden (nee jocos vel ludos
ante se permittant) oder befehlen, dafs sie von schändlichen
liedem abstehen (quin et a cantilenis turpibus et blasphemis
[abstineant]), so stelle ich mir darunter erzählungen anstöfsigen
inhalts in versen oder in prosa vor, sei es, dafe sie eigentlich
obszön seien oder dafs sie kirche und Staat zum gegenständ
ihres Spottes wählen. Derartige produkte einer niederen spiel-
niannskunst, wenn ich sie so heilsen darf, haben gewils auch
die angelsächsischen biergelage belebt und belustigt. Aufge-
zeichnet wurden sie jedoch in der regel nicht; das gestattete
der gegenständ nicht.
Durch William of Malmesbury hören wir, dafs zur zeit
Karls des Kahlen von Frankreich ein witzbold, Duns Scotus,
nach England kam, der zuvor mit könig Karl in grolser freund-
schaft gelebt hatt«.
')Kujus tempore venit Angliam Johannes Scottus, vir
perspicacis ingenii et multae facundiae, qui dndum relicta
■) WUliam of Hahneibanr: Gesta Fontifiajn, p. 392.
454 WILHELM PPATn)LER,
patria Frantiam ad Carolum Calvum transierat. A quo
magna dignatione susceptos^ familiariuin partium habebatur.
Transigebatque cum eo tam seria quam joca, individuusque
comes et mensae et cubiculi erat Multae facetiae ingenui-
que leporis, quorum exempla hodieque constant, ut sunt ista :
Adsederat ad mensam contra regem, ad aliam tabulae partem.
Procedentibus poculis , consumptisque f erculis , Earolus
frontem hilarior, post quaedam alia, cum vidisset Johannem
quiddam fecisse quod Gallicanam comitatem offenderet, ur-
bane increpuit et dixit: *Quid distat inter Sottum et Scot-
tum?' Retulit ille sollenne con Vitium in auctorem et re-
spondit: * Tabula tantum'.
Einen hinweis auf eine nicht weiter bezeugte fazetien-
literatur sehe ich überdies in einem rätsei der Grein'schen
Sammlung, ^) das vom hahn und der henne spricht. Ähnlicher
art ist das kurze rätsei nr. 45, 2) das ich hier ebenfalls nicht
zitieren kann. Das gleiche publikum, das sich an solchen
rätseln ergötzte, wufste wohl einen ganzen schätz skabröser
geschichten kennen, die wohl meist in männerkreisen zirku-
lierten. Der gleiche geist, der diese rätsei gezeitigt hat, ein
leichter humor, der gerne lacht und mit wenigem zufrieden
ist, hat zu jeder zeit unter gleichen umständen ungefähr die
gleichen Stoffe zur Unterhaltung herangezogen.
Ein schönes stück kulturgeschichte wird uns durch die
rätsei überliefert. Viele sind sowohl inhaltlich sehr anziehend,
als auch wahrhaft dichterisch empfunden. iSie enthalten die
bedeutendsten reste einer älteren naturpoesie. Trotz der un-
leugbaren nachahmung der rätselsammlungen des Symphosius,
Aldhelm, Eusebius und Tatwine,^) fehlt es doch nicht an
nationalen elementen. Überdies zeigt die angelsächsische
Umarbeitung der meisten rätsei grofse Selbständigkeit des
dichters. Während die rätselgedichte des Symphosius nie
den umfang von drei hexametem überschreiten, sind die
angelsächsischen rätsei von unbestimmter länge, meist be-
deutend ausführlicher als die lateinischen Vorbilder. Dieses
kriterium fällt allerdings für die rätsei, die Aldhelm nach-
>) Grein, Poesie d. A., bd. ü, p. 391. •) ib. p. 392.
3) Dietrich in Haupt's Zeitschrift, bd. XI und Xu; Grein in Germania,
bd. X ; für weiteres siehe Wülker, Grundrifs der Angels. Literatur p. 165.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGBL8ACH8EN. 455
geahmt sind, dahin, da letztere bis zwölf und mehr hexameter
füllen. Die Stoffe dieser rätsei sind meist der nächsten Um-
gebung des menschen entnommen; sie behandeln alltägliche
erscheinungen und gegenstände, seltener befassen sie sich mit
Personen oder mythen. Doch sehen wir das ergebnis der
Dietrich*schen lösungen! In nr. 1 sieht Dietrich mit Leo den
namen des dichters Cynewulf, dem vielleicht eine grofse zahl
unserer rätsei zuzuschreiben sind, dann kommen in buntem
durcheinander : stürm, mühlsteine, schild, sonne, seh wan, nach-
tigall, kuckuck, seepferde, leder, mond, kriegswurfmaschine,
aiphabet, weinfafs, mond, eisschoUe, Ziehbrunnen usw. Da ich
bei anderer gelegenheit schon auf die rätsei zu sprechen ge-
kommen bin, und wieder darauf kommen werde, führe ich
hier nur zwei beispiele an. Zu den schönsten rätseln zähle
ich das von der rohrflöte, es findet sich auch bei Symphosius,
doch hat der angelsächsische dichter durchaus selbständig
gearbeitet und nicht viel mehr als den gegenständ entlehnt.
Das lateinische vorbild hat:
i)Dulcis amica dei, semper vicina profundis
suave canens musis, nigro perfusa colore;
nuntia sum linguae, digitis signata magistrL
Vergleichen wir damit die poetische ausgestaltung im
Angelsächsischen :
^)Ic was be sande saewealle neäh
ät merefaroöe, minum gewunade
frumstaöole fast; feä aenig was
monna cynnes, }>ät minne }>aer
on änaede eard beheölde,
ac mec uhtna gehwäm ^ö siö brune
lagufäöme beleölc Lyt ic w6nde,
J?aet ic aer oppe siö aefre sceolde
ofer meodu-[bence] müöleAs sprecan,
wordum wrixlan. pät is wundres dael
on sefan searolic pim pe swylc ne conn
hü me seaxes ord and seo swiöre hond,
eorles inge}>onc and ord somod
0 Hanpt's Zeitschrift, bd. XI, p. 452 ff.
•) Grein, Poesie d. A., bd. 11, p. 397.
456 WILHELM PFÄNDLEB,
}>mgum gej?ydan, J?ät ic wiö pe sceolde
for unc änum twäm aerendspraece
äbeodan bealdlice, swä hit beorna mä
uncre wordcwidas widdor ne maendon.
^Ich war am sande dem seeufer nah,
am meeresgestade stand ich, das meine
erste wohnung war; wenige sind nur
des menschengeschlechts, die meine statte
dort in der einöde mit äugen sahen;
es badete jede frühzeit mit feuchtem busen mich
die dunkle welle. Wenig dachte ich,
dafs ich spät oder früh je sprechen sollte,
mundlos über die metbank hin
Worte wechseln; ein wunder ist es
seltsam dem sinne, der solches nicht weifs,
wie mich des messers schärfe und des meisters band,
der Scharfsinn des mannes mit der schneide vereint,
dazu drängten, dafs ich dir sollte
kühnlich entbieten botschafts spräche,
so unter uns, dafs der irdischen mehrere
nicht weiter sprächen unsre wortsprüche.
Als zweites beispiel lasse ich ein rätsei folgen, das viel-
leicht am ehesten von fremder beeinflussung freigesprochen
werden darf, da in dem drachen, der den hört bewacht, ein
germanischer zug, vermutlich eine reminiszenz aus Beowulf ist.
*)Ic seah wraetlice wuhte feower
samed siöian: swearte waeran lästas,
swaöu swiöe blacu. Swift was on f6re
fuglum frumra fleotgan lyfte;
deäf under ^5e, dreäg unstille
winnende wiga, se him wegas taecneö
ofer fäted gold feöwer eallum.
3) Ich sah wunderbar der wesen viere
zusammen wandern: schwarz waren ihre spnren,
gar finster ihre fährte. Auf der fahrt war behende.
>) Haupt'8 Zeitschrift, bd. XI, p. 452 ff.
«) Grein, BibUothek, bd. U, p. 393.
») Grein, Dichtgn., bd. n, p. 233 ff".
;■» ■
DIE veuqnOgdngek dek anqelsaciibbn.
457
schneller denn die vögel ein scLwimmer in den lüften :
es tauchte nnter wasser und betrug sich unstUle
der fechtende kempe, der die falirt bezeichnete
allen vieren zugleich über feilstes gold.
8. Würfel und brettspiele.
Gedenken wir schliefstich noch der Würfelspiele, die unter
den Angelsachsen sehr beliebt waren. Zwar sieht die kirche
den hang zu solchen vergnügen ungern und verbietet sie den
geistlichen durchaus. Wir wissen durch Gottfried von Mou-
muuth, dal's das Würfelspiel bereits ein uätionalübel der alten
Brilten war. So warnt Cador den köuig, dafs das volk durch
langen frieden feige und untüchtig werde, dafs es den ge-
brauch der walTeii vergesse und sich dafür mit würfeln und
Weibern abgebe:
')Hucusque in timore fueram, ne Britones longa pace
quietos. otium quod ducnnt ignavos faceret: famamque mi-
litiae, qua ceterls geutibns clariores censentur, in eis omnino
deleret. Quippe ubi usus armorum videtnr abesse, alearuni
vero et mnlierum inflammatioues, ceteraque oblectamenta
adesse: dubitandnm non est, quin id quod erat virtutis, quod
honoris, quod andaciae, quod famae, ignavia cocimaculet.
König und bischöfe sehen sich wiederholt genötigt, we-
nigstens der geistlichkeit das Würfelspiel zu untersagen. Ich
erituiere auch hier wieder an die leidenschaftliche Zurecht-
weisung, die künig Edgar dem kl-iirus zu teil werden läfst:
^)Ibi aleae. ibi saltus et cantus. ibi usque ad medium
noctis spatium protractae cum clamore et horrore vigiliae.
Edgar erläfst in der folge die bestimmung:
')We UeraÖ p preust ne beö hnnta, ne hafecere, ne
taeflere ac plege on his b'^cum. swa his häde gebiraö:
AVir gebieten, dats ein priester nicht Jäger, noch falkoer
oder würfelspieler sei, sondern er beschäftige sich mit seinen
büchem, wie es seinem stände geziemt.
') Oeo^ey of Monmoutli: Bist. Beg. Bril., Lib. ß, Cap. XV.
') Chronik Klhelred's in: Twisdeij's Hist, Änglicauu Scriptare« S,
bd. I, p. 360.
■) CuioDes Edgari Cap. 64 in Tborpe'e: Äncient Laws and Institutes,
p.401.
458 WILHELM PFANDLER,
Ein yerhältnismärsig spätes Zeugnis ist uns in den G^ta
Pontificum Anglorum überliefert. William of Malmesbury be-
richtet, der erzbischof Lanfranc, der bald nach der erobening,
im jähre 1070, von könig Wilhelm den sitz zu Canterbury er-
halten hatte, habe eine sehr lockere disziplin vorgefunden, die
mönche seien dem trunke und spiele ergeben gewesen — tes-
seras quatere, potibus indulgere — , doch habe sie Lanfranc
nach und nach wieder zur enthaltsamkeit und frömmigkeit
zurückgebracht.
Nach welchen regeln die angelsächsischen Würfelspiele vor
sich gingen, ist uns unbekannt, doch schliefse ich aus ver-
schiedenen tatsachen, dafs es sich nicht nur um möglichst
hohe würfe oder gewisse kombinationen von zahlen handelte,
sondern dafs oft auch der gewandtheit des Spielers Spielraum
geboten wurde. Vermutlich waren mit dem würfeln brettspiele
verbunden, wie z. b. das englische Backgammon oder das
deutsche Tricktrack, wobei der glückliche ausgang des Spiels
nicht nur vom zufall, sondern auch vom Spieler seilet abhängig
war. Wenn es in "der menscheu gaben" heilst: Sum biö hräd
täfle, so übersetze ich das wie Grein durch : einer ist gewandt
im Würfelspiel. Die gewandtheit setzt aber die möglichkeit
eigener betätigung, individueller leistung voraus, was beim
blofsen werfen der Würfel nicht der fall ist. Einen fernem
beweis für meine Vermutung sehe ich in einer stelle der
Exeter denksprüche:
»)Hy twegen sceolon täfle ymbsittan, }>enden him hyra
tom töglide,
forgietan him p&vB, geöcran gesceafta, habban him
gomen on borde,
idle hond aemet longe
täfles monnes, J?onne teöselum weorpeö.
Die beiden sollen beim Würfelspiel sitzen, wobei ihr
zom schwindet,
sie sollen die harten geschicke vergessen, sie haben
ihr spiel auf dem tische;
trag ist die band, lang hat sie weile,
des Spielers, wenn er die Würfel wirft
*) Grein, Bibliothek, bd. n, p. 345, v. 182 ff.
Dl£ TEBQMÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 459
Dafs die Spieler ihre Umgebung vergessen, dafs ihre hand
lange untätig bleibt, das alles scheint mir darauf hinzudeuten,
dafs die denktätigkeit und die aufmerksamkeit der Spieler in
hohem mafse angestrengt war, dafs die verschiedensten kom-
binationen möglich, zu finden oder zu vermeiden waren. Leider
kann ich nicht mehr als eine Vermutung bringen, da mir
jegliche angäbe über den spielbetrieb fehlt Die chronik
Gaimar's berichtet uns zwar, das Schachspiel sei ebenfalls
schon in angelsächsischer zeit bekannt gewesen. Die Situation
ist dort wie folgt : König Edgar hat von der grof sen Schönheit
von Aelfthryth, der tochter seines vasallen Ordgar gehört und
will sie zur frau nehmen, wenn die Wirklichkeit der schmeichel-
haften beschreibung entspicht. Um sich dessen zu vergewissern,
sendet er Aethelwold, der Ordgar beim Schachspiel findet:
*) Ordgar iuout a un esches
Un giu kil aprist des Daneis:
Od lui iuout Elstruet la bele;
Suz ciel nout donc tele damesele.
Da die chronik Gaimars sehr späten datums ist und durch-
aus französisches muster verrät, so darf dieser vereinzelten
angäbe wohl keine bedeutung beigemessen werden. Wir be-
sitzen eine umfangreiche Untersuchung über das Schachspiel
von Ant. van der Linde. Der Verfasser kommt darin in bezug
auf die herkunft des Spieles zu folgendem Schlüsse: "Das
Schachspiel kann fi'ühestens im 9. jahrh. in Arabien bekannt
und allgemein beliebt worden sein ; ja wir besitzen ein zeugnis,
das uns zögern läfst, die allgemeine Verbreitung in Arabien
so früh anzusetzen Die älteste europäische Urkunde des
Schachspiels repräsentiert das arabisch-spanische schach, eine
kostbare pergamenthandschrift in der bibliothek des klosters
von St. Lorenzo del Escorial." Die zweite hälfte des 12. jahrh.
führt uns nach Frankreich und England. Der englische ge-
lehrte Alexander Neckam, der 1157 zu St. Albans geboren
wurde, und 1217 als abt von Cirencester zu Kempsey bei
Worcester starb, schrieb eine umfangreiche abhandlung "de
naturis rerum". Sie war bereits am ende des 12. jahrh. vielfach
») Gaimar, bd. I, p. 153, v. 3655 ff.
') Antonios van der Linde : Geschichte nnd Lit. d. Schachspiels, bd. I,
p. 137.
460
WILHELM FFANDLBB,
bekannt und wohl 1180. zu welcher zeit Neckam in Parts mit ^
auazeiclinung; lehrte, entstanden. Mit Neckam ist das schach-
sjiiel für England zh aufang des 13. jahrh. gesichert, in welcher
zeit auch ein isländischer schriftsteiler es kannte.
Ich habe geflissentlich unterlassen, auf die dramatischen
bestrebungen der Angelsachsen hinzuweisen; es ist uns tat-
sächlich nicht möglich, irgendwelche theatralische auffiihrungen
in angelsächsischer zeit nachzuweisen. Auch Wülker kommt
zu einem negativen resnltat, obschou ja die verschiedenen
dialoge in der angelsächsischen literatur den gedanken an eine
primitive Schauspielkunst nahe legen.
9. Der weitere verlauf der gelage.
Naclidem ich nun die vergniigungen der methalle, wie sie
mir in geschiebte und dichtung entgegentreten, behandelt habe,
alle die unterhaltnugszweige, die man unter dem titel "In-door
Amüsements" zusammenfassen könnte, wie Wright es tut, —
denn musik, rätsei, Würfelspiel u. s. f. sind nicht nur ein Pri-
vilegium der reichen und mächtigen — , versuche ich noch den
weitern verlauf der gelaiH;e zu skizzieren. Es ist anzunehmen,
dafs die frauen sich frühe aus der methalle zurückzogen. Ihre
päicht war es, den geladenen freundlichen Willkomm zu ent-
bieten und ihnen, sowie dem herrn des hauses, den becher zu
reichen, dann mochten sie wohl an der Seite des gatten den
erzählungen fern gereister beiden oder dem liede des Sängers
zuhören , sobald aber das treiben ungebundener und freier
wurde, entfernten sie sich aus dem kreise. Diese not«'endige
folgerung wird übrigens durch eine stelle in Beowulf gestützt,
wo es heiTst, Hrol'gar habe das gelage verlassen, um '\VeaUiJ>eow
(die am aufang auch in Heorot war), aufzusuchen,
')Wolde wigfruma Wealhl-eö secan
cw6n tj!i gebeddan
'}der kampfesherr wolde AVealhl'eow autsuchen,
die frau zui- bettgenossiu.
Man glaubt sich mitten unter die zecher versetzt bei der
lebhaften, anschaulichen beschreibung des gelages, das auf den
') Ueowulf, V. 665 ff-
') Die Heine'scbe übereetznng ist gerade im entscheiden den punkte
ungenau ; idi gebe d&lier eine ntirtliche Ubertrtigaug.
DIE VERGNÜOUNGSN DER ANGELSACHSEN. 461
sieg Beowulfs folgt : Der Sänger hat seine erzählung beendigt.
Alle die aus rücksicht oder interesse am stoff während des
gesangs gröfste ruhe beobachtet haben, verlangen wieder zu
trinken; jeder diskutiert mit seinen nachbarn, je mehr die
zeit fortschreitet, desto lauter wird der lärm:
i)Le6ö was äsungen,
gleö-mannes gyd. Gamen eft ästäh,
beorhtode benc-sw6g, byrelas sealdon
win of wunder-fatum.
Geendet war das lied,
des dichters spruch, und wieder stieg empor
der reden rauschen und es tönte lieblich
der Jubel von den bänken. Schenke trugen
in heiTlichen gefäfsen wein herzu.
Waren die Germanen schon im allgemeinen als leistungs-
fähige trinker bekannt, so kam den Angelsachsen dieser ruf
noch in erhöhtem mafse zu. Wir hören vom heiligen Boni-
facius, dafs weder die Franken, noch die Gallier, Römer oder
Longobarden es ihnen gleich taten:
2)Vae vobis, qui potentes estis ad bibendum vinum et
viri fortes ad miscendam ebrietatem. Hoc enim malum
speciale est paganorum et nostrae gentis. Hoc nee Franci,
nee Galli, nee Longobardi nee.Graeci faciunt.
Überall wird gegen dieses nationalübel gepredigt, überall zur
enthaltsamkeit aufgefordert. Die sog. Proverbia Alfredi, die
in ihrer jetzigen fassung zwar erst dem 12. jahrh. angehören,
in ihrer grundform aber doch angelsächsisch sein können, raten
zu einem mittel weg: trinken oder nicht trinken, eines ist so
klug wie das andere; doch soll niemand trinken bis er den
verstand verliert (d. h. die kontrolle über seine handlungen).
Wenn er am morgen unzurechnungsfähig ist, so hält die sorge
bei ihm einzug:
»)I)us quad Alfred.
Drunken and undrunkin
>) BeowTilf, V. 1160 ff.
') Bibliotheca Rer. Gennanic. bd. III, p. 210.
') Proverbia Alfredi in Dialogae of Salomon and Satnm by J. Kemble
p.234.
462 Wn^HELM PFANDLER,
el>er is wisdome wel god,
J?arf no mon drinkin pe lasse,
pBXi he be wid ale wis;
ac (if) he drinkit
and desiet l>ere amorge,
so )?at he for drunken
desiende werchet,
he sal ligen long anicht
litil sal he sclepen
him sugh sorege to,
so deö pe salit on fles
suckit purvi is liehe
so dot liehe blöd; etc.
In erster linie befiehlt die geistlichkeit ihren angehörigen
von diesem laster abzustehen und, wenn möglich, andere davon
abzubringen. Die mehrfach erahnte stelle aus dem Sermo
Regis Edgari zeigt, wie nötig das einschreiten oft war:
1) dicam .... quomodo diffluant in commessationibus et ebrie-
tatibus. In einem briefe ermahnt Alcuin den bischof Higbald,
seinen geistlichen, ein vorbild der nüchternheit und enthalt-
samkeit zu geben: ^)In te exemplum sit totius sobrietatis et
continentiae und Wulfstan, der spätere bischof von Worcester
wird von William of Malmesbury als ein muster der enthalt-
samkeit, zugleich aber auch der toleranz angeführt, denn
während die andern zu allen tagesstunden aus vollen bechern
zechten, hatte er selbst das kleinste gefäfs und führte auch
dieses nur zum schein an den mund, forderte aber seine mit-
brüder auf, lustig zu sein.
3)Cibi et potus, ut ante dixi, erat abstinens, quam vis
in aula ejus, pro more Anglorum, totis post prandium bibe-
retur horis. Cum quibus ipse assidens psalmos ruminabat,
ordine tamen suo se bibere simulabat. Hauriebant alii spa-
mantes pateras; ipse vasculum minutissimum tenens, eos ad
hilaritatem in vitabat, magis consuetudini patriae quam iuditio
satisfatiens animi.
*) Twisden's Historiae Script. Decem, bd. I, p. 360.
*) Monum. Alcniniana Ep. 81, p. 357 in Bibl. Ber. Germ., bd. VL
>) William of Malmesbury : Gesta Pontificum, p. 281.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 4G3
Von könig Edgar haben wir zwei erlasse gegen die trunk-
sucht der priester:
*)Gyf preöst ofer-druncen lufige, oI>I>e gliman 0}>}>e ealu-
scop wurde, gebete p.
2)Gyf hwylc bisceop • oööe niässepreost • oööe aenig
gehädod mau * hine sylfe raedlice oferdriuce • oööe I>äs ge-
swfce • oööe bis hades J?olige.
Wenn irgend ein bischof, oder mefspriester oder über-
haupt ein geweihter mann sich vorsätzlich betrinkt, so lasse
er davon ab, oder verlasse seinen stand.
Sind die gemfiter bereits erhitzt und bier oder wein in
reichem mafse geflossen, so ermannt sich mancher zu einer
tat, zu der ihm in nüchternem zustand der mut fehlte. Die
Vasallen Hroögars, die lange gezaudert haben, den kämpf mit
dem Ungetüm aufzunehmen, erwarten endlich am Schlüsse eines
trinkgelages den unhold in der hirschhalle und büfsen ihren
versuch mit dem leben.
3)Ful oft gebeötedon beöre druncne
ofer ealo-waege öret-mecgas,
J>ät hie in be6r-sele bidan woldon
Grendles guöe mid gryrum ecga.
Wie oft gelobten meine beiden, wenn sie
vom biere trunken überm becher safsen,
dafs sie im saale mit der Schwerter graus
den kämpf bestehen wollten gegen Grendel.
Wie es in später stunde etwa gehen mochte, zeigt uns
der dichter der Judith in überaus lebendiger weise. Sein
Holofernes ist ein Angelsachse vom köpf bis zum f ufs ; er läfst
ihn poltern, lärmen, lachen und schreien, wie er wohl selbst
die zecher oftmals beim gelage gesehen hatte.
*) pa wearö Holofernus,
goldwine gumena, on gytesälum;
>) Thorpe, Anc. laws and Ineti. p. 418 : The law of the North. Priest
§ 41 (cf. p. 451).
') ib. Canoues dati sub Edgaro Rege, p. 401, anm. 3.
») Beowulf, V. 480 ff.
*) Kluge, Lesebuch, p. 104, v. 21 ff.
464 WILHELM PFAN DLER, '
hlöh and hl^'dde, hJynede and dynede,
öät mihten fira beam, feorran gehyran,
hü s6 stfdmöda styrmde and gylede,
modig: and medugal;
•)Da war Holoferaus
der goldfreund der männer in gulsfreude;
er lachte und lärmte, schrie laut und tobte,
dals des Volkes kinder fernhin mochten hdren,
wie da der starkgemute stürmte und jubelte,
mutig und metgeil:
Die unmäfsigkeit weckt allerlei böse leidenschaften im
menschen, den einen stachelt sie zur Unzucht, das ist der fall
mit Holofemes, der die schöne Judith in sein zeit bringen Ufst,
andre reizt sie zu zank und streit und unüberlegten taten.
^)bearhtem stigeö
cirm ou coröre, cwidescral 16taö
missenlice. Swä beöö m6dsefan
dälum gedaeled, sindon dryhtguman
ungelice. Snm on oferhygdo
)>ryined ringe, t^rinteö him on innan
ungemöde mädmud: sindan t6 monige )>ät!
'')siteö symbelwlonc, searwum laeteö
win6 gewaeged word üt faran,
iTäfte jringan trymme gebyrmed
äfestum ouaeled oferhygda ful,
niöum nearowrencum.
*)es erhebt sich toben
und geschrei in der schar; sie lassen schrille stimmen
mancherlei ertönen. Die gemüter sind so
vielfach geteilt; die volksmänner sind
ungleich beschaffen. In Übermut erhebt
mit macht sich mancher; im innem schwellt ihm
der Zwietracht Wahnsinn, zu viele sind die.
^)er sitzt vom gelage üppig und listvoll lälst er
vom wein erregte worte ausfahren,
') Grein, Dichtungen d. A., bd. I, p. 119, v. 21 ft
>) Grein, Poesie der A., p. 211, v.ldfC *) ib. v.WO.
*) Grein, Dicht^., bd. H, p. 154, T. 19ff.
>) Grein, DichtungeQ d. A., bd. li^ p. 161, t. 40 ff.
DIE VERGNÜGUKGEN DER AKGELSACHSEK. 465
läfst Unfriede eindringen, aufbrausend in kraft
in eifersucht entbrannt, des Übermutes voll,
mit kräftigen arglistränken.
Hier und da geht die mafslosigkeit so weit, dafs der
metlustige mit dem leben büfsen mufs:
»)Sum sceal on beöre J?urh byreles liond
meodugäl mäcga: J?onne he gemet ne con
gemearcian his müöe möde sine,
ac sceal ful earmlice ealdre linnan
dreögan dryhtenbealo dreämum biscyred
and hine tö sylfcwale seegas nemnaö,
maenaö mid müöe meodogäles gedrinc.
2) Mancher soll beim biere werden durch des bier-
schenken hand
ein metlustiger mann; kein mafs kann er
durch sein gemiit alsdann dem mund bezeichnen;
aber leidvoll und kläglich soll er sein leben missen,
erdulden das grofse übel, vom jubel geschieden,
und mit dem munde redend von des metlustigen trinken
sagen die beiden, dafs er ein Selbstmörder sei.
Die bereits genannten Proverbia Alfredi geben den guten
rat, betrunkenen aus dem wege zu gehen, wenn man im
frieden leben wolle.
3)Drunken mon I>if J>u metes
in weis oJ?er in stretes
J>u gef him J>e weie reme
and let him forö gliden
)?enne mist pu j^i lond
mid frendchipe beiden.
Strenge wird der bestraft, der bei einem gelage streit
anfängt. Diese tatsache kann uns nicht überraschen, denn
einerseits war ja die möglichkeit solcher Vorkommnisse sehr
grofs, andrerseits war der hausfriede des gastgebers den
Angelsachsen heilig, ihn zu verletzen kam den schwersten ver-
brechen gleich. Schon die gesetzgebung Ine's verfügt:
>) Grein, Poesie : Be monna wjrdum, bd. I, p. 209, y. 51 £f.
«) Grein, Dichtgn., bd. n, p. 157, v. 51 ff.
*) DiaL of Salomon and Saturn, p. 245.
A&flU. M. 1*. ZVIX. 31
466 WILHELM PPÄNDLEH,
OGyf öonne on gebeorscipe hi geciden, 7 oöer heora
mid ge)?ylde hit forbere, gesylle se oöer XXX sciir to wite.
Wenn sie [beide] beim biergelage zanken und der eine
von ihnen es mit geduld erträgt, so gebe der andere [dem
könige] 30 Schillinge zur strafe.
10. Die getränke der Angelsachsen.
Welche getränke wurden an den gelagen hauptsächlich
genossen ? Ich werde im folgenden nur eine kurze aufzählung
geben; das thema liegt etwas abseits, überdies fehlt mir für
diese zeit ausreichendes material für eine ausführliche be-
schreibung. 2) In Beowulf begegnen wir sämtlichen wichtigeren
repräsentanten : beor, medu, ealu, wered und win. Es ist
schwierig unter den vier ersten einen bedeutungsunterschied
zu konstatieren; jedenfalls vermengt die poesie diese begriffe
völlig in den zusammengesetzten formen.
Heorot wird allnächtlich von Grendel heimgesucht. Da
wagen es endlich einige, nachdem sie kräftig dem hier in der
kanne zugesprochen haben (ofer ealowaege »)) und bereits ge-
hörig berauscht sind, (beore druncne *)) im biersaal (beorsele *))
den anbruch der nacht zu erwarten. Doch als der morgen
graut, ist die methalle (medo-heaP)) mit blut befleckt.
Oder führen wir noch ein anderes beispiel an:
Den Geaten wird in der hirschhalle sofort eine bank
eingeräumt. Der mundschenk wartet im biersaal (beor-sele '))
seines amtes und schenkt in die ale-krüge (ealu-waege *)) das
süfse hier (wered ^)) aus.
Ich glaube indessen, dafs die erwähnten vier bezeichnungen
doch wenigstens in zwei gruppen gebracht werden können.
Zur einen zähle ich den met, der aus honig bereitet wird und
den wered, der wohl ein ähnliches süfses getränk war (das
wort hat meist adjektivische funktion und bedeutet einfach
suis); zur zweiten gruppe gehören sodann das ealu und das
beor, der eigentliche gerstensaft, den schon Tacitus als national-
getränk erwähnt.
0 Liebermann, Gesetze der Angelsachsen, p. 93.
•) cf. J. Dickenmann, Nahrungswesen, p. 41 ff.
») Beowulf, V. 481. *) ib. v. 480. ») ib. v. 482. •) ib. v. 4SL
') ib. V. 492. ") ib. v. 495. ») ib. v. 496.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 467
0 Potui humor ex hordeo aut frumento in quadam simi-
litudinem vini corruptus. Proximi ripae et vinum mercantur.
Ich bin nicht im stände festzustellen, welcher unterschied
zwischen beor und ealu gemacht wurde; dafs aber vielerorts
ein solcher bestand, scheint mir aus einer stelle bei Aelfric
hervorzugehen, wo er von Johannes dem tauf er spricht;
^) Johannes so FuUuhtere ne dranc naöor ne win ne
beor ne ealu.
Der konsum sowohl an met, als an hier, mufs sehr grofs
gewesen sein; das bezeugen uns die sehr grofsen abgaben an
bier und honig, die den grundherrn als jahreszins entrichtet
werden mufsten. Besonders beliebt scheint das wälsche bier
gewesen zu sein, da die gesetze Ine's neben dem gewöhnlichen
ale noch ein entsprechendes quantum nach wälscher brauart
verlangen.
3)Aet tyn hidum to fostre tyn fata hunies, Creo hund
hläfa, twelf ambra Wylisces ealoö, örittig Untres, etc.
Von zehn hiden [zahle der beliehene dem grundherrn]
zum unterhalt [als jahreszins] zehn fässer honig, 300 brote,
zwölf eimer wälschen biers, 30 hellen bieres etc.
Die Bectitudines singularum personarum, die gegen das
ende der angelsächsischen epoche aufgestellt wurden, verteilen
die abgaben so, dafs der eine nur honig, ein anderer speise,
ein dritter bier u. s. f. zu liefern hat.
4)0n sumen landa gebur sceal syllan huniggafol, on
suman metegafol, on suman ealugafol.
Auf einem landgut mufs der bauer abgäbe in honig
geben, auf dem andern abgäbe in speise, auf dem anderen
abgäbe in bier.
Wer bienen hält, hat ebenfalls ein entsprechendes quantum
honig abzugeben, das wiederum gesetzlich festgestellt ist:
^)Beoceorle gebyreö, gif he gafolheorde healt, I>ät he
sylle öon lande geraed beo. Mid us is gera^d |>aet he sylle
sustras huniges to gafole; on suman laudum gebyreö mare
gafolraeden.
*) Tacitns, Germania, kap. XXIII.
*) Homelies of Aelfric, bd. n, 38, 7.
*) Liebermann, Gesetze, p. 118. *) ib. p. 448. ^ ib. p. 448.
31*
468 WILHELM PFÄNDLERy
Dem bienenmann, wenn er einen schwärm auf abgaben-
pflicht hält, kommt zu, dafs er gebe, was auf jenem gute
angeordnet ist. Bei uns ist festgesetzt, dafs er fünf hectar
honig als abgäbe gebe ; auf einigen landgütern gebührt sich
weitere abgabenpflicht.
Das vornehmere getränk ist indes doch der wein, und
wenn Hroögar beim siegesfest Beowulfs wein ausschenken
läfst, so erweist er dem retter des landes dadurch eine ganz
besondere ehre. Auch Holofernes trinkt mit seinen genossen
wein, was jedoch den dichter nicht hindert, eine alte, hier
wenig passende metapher anzuwenden und ihn medugal zu
heifsen. Einer der schüler in Aelfric's Colloquium ist der
ansieht, dafs der wein eigentlich ein getränk für alte und
weise leute sei und überdies sei er nur der reicheren klasse
vergönnt ; er selbst begnügt sich mit ale und behilft sich auch
mit Wasser, wenn es an letzterem fehlt.
>)And hwät drincst ]?u?
Ealu, gif ic häbbe, oppe wäter, gif ic näbbe ealu.
Ne drincst pü win?
Ic ne eom swä sp6dig, I>aet ich maege bycgean me win ;
and win nys drinc cilda ne dysigra ac ealdra and wisra.
Und was trinkst du?
Bier, wenn ich welches habe, oder wasser, wenn ich
kein hier habe.
Trinkst du keinen wein?
Ich bin nicht so reich, dafs ich mir wein kaufen kann ;
und wein ist kein getränk für junge und dumme leute, son-
deiTi für alte und weise.
Der wein wurde teils im lande selbst gezogen, teils im-
portiert. Gloucestershire soll zufolge William of Malmesbury
ein besonders gesegneter himmelsstrich gewesen sein und sich
trefflich für den weinbau geeignet haben. Der Chronist hebt
hervor, dafs man denselben trinken könne, ohne allerlei un-
freiwillige grimassen dazu zu schneiden.
*'^) Regio plus quam aliae Angliae provintiae vineamm
frequentia densior, proventu uberior, sapore jocundior. Vina
*) Leo, Sprachproben, p. 14.
*) W. of Malmesbury, Gesta Pontificnm, p. 292.
-j i'
DIE VEBGNÜGUKGBN DER AKGELSACH8EN. 460
enim ipsa bibentum ora tristi non torquent acredine, quippe
quae parum debeant Galileis dulcedine.
Beim kloster Malmesbury soll Constantin, ein griechischer
mönch, ebenfalls einen weinberg angelegt haben:
*) Hie (Constantinus) priraus auctor vineae fuit, quae in
coUe monasterio ad Aquilonum vicino sita, plures duravit
annos.
In einer Sammlung von ratschlagen für die landwirtschaft
finden wir die angäbe, dafs Weinberge im frühjahr gesetzt
und gegraben werden sollen:
'^) [Me mag] on längtene . . . wingeard settan, dician etc.
Schlierslich beschäftigt sich auch eine angelsächsische
bauernregel mit dem gedeihen der Weinberge:
3) Gif he biö on monandeg se middes wintres messe
daeg • l)onne bid gemenged winter * and god lengten and
windig sumer and ystig and beoö gode wingeardas and swiö
feorme mannum.
Wenn die wintermesse auf einen montag fällt, so ist der
winter unbeständig und der frühling gut und der sommer
windig und stürmisch, und die Weingärten gedeihen gut und
kräftig die fruchte den menschen.
Wenn auch die bereits erwähnten weine in Gloucestershire
den gallischen an qualität nicht sehr nachstanden, so wurden
diese doch mit Vorliebe getrunken und in grofsen quantitäten
importiert. Auch der kauf mann des CoUoquium Aelfrici, der
in überseeischen ländern handel treibt, bringt wein und öl
nach hause.
^) Magister: Hwylce ]>ing gelaedst I>ü üs?
Mercator: Pallas and sidan, deorwyröe gimmas and
gold, seldcuöe reäf and wyrtgemang, win and ele etc.
Mag.: Welche dinge bringst du uns?
Merc. : Gewänder und seide, kostbare gemmen und gold,
seltene tücher und wohlriechende kräuter, wein und öl etc.
») W. of Malmesbury, Gesta Pontificom, p. 415.
*) Liebennann, Gresetze, p. 454.
3) Saxon Leechdoms etc., bd. ni, p. 162.
*) Leo, Sprachproben, p. 11.
470 WILHELM PFÄNDLBR,
11. Festliche anlasse.
Sehen wir zum Schlüsse noch, welches die festlichen anlasse
bei den Angelsachsen waren. Wie unsere heutigen feste konnten
sie entweder von der kirche festgesetzt sein, sie feierten jähr-
lich wiederkehrende ereignisse, oder sie waren, wie die schwert-
gäbe, totenfeier, gastmähler und so fort, dem zufall anheim
gegeben. Die kirchlichen festläge sind in der gesetzgebnng
Alfred des Grofsen folgendermafsen angeordnet
1) Eallum frioum mannum öas dagas sien f orgif ene, bntan
peowum monnum 7 esnewyrhtan: XII dagas on gehhol 7
öone däg )?e Christ öone deofol oferswiöde 7 scs. Gregorius
gemynddaeg 7 VII dagas to eastron 7 VII ofer 7 an däg
ät sce. Petres tide 7 sce. Paules 7 on härfeste }?a fullan
wican aer sca. Marian maessan 7 ät Eallra haligra
weoröung eanne däg; 7 Uli Vi^odnesdagas on TTTT ymbren-
wicum öeowum mannum eallum sien f orgif en, )>am )>e him
leofost sie to sellanne aeghwät das öe him aenig mon for
Godes Doman geselle oööe hie on aenegum hiora hwilsticcnm
geamian mag.
Allen freien leuten seien folgende tage freigegeben,
(jedoch nicht unfreien leuten und lohnarbeitern) : 12 tage
zu Weihnachten und der tag, da Christus den teufel über-
wand und des heil. Gregor gedächtnistag und 7 tage zu
ostern und 7 nachher und ein tag zu des heiligen Petrus
und des heil. Paulus fest und im herbst die volle woche
vor der heil. Maria messe und zu aller heiligen ehre ein tag ;
und 4 Mittwochen in den 4 quatemberwochen seien allen
unfreien leuten freigegeben, um dem, der ihnen der liebste
ist, etwas davon hinzugeben, was [entweder] ihnen irgend
jemand in gottes namen schenkt oder sie [selbst] in einigen
[freien] augenblicken verdienen können.
Unter den kirchlichen festen eigneten sich wohl das weih-
nachts- und das aufei-stehungsfest am besten für eine fröhliche
feier. Während mir belege für das erstere fehlen, bezeugt
Gottfried von Monmouth, dafs das auferstehungsfest bei hofe
mit grofsem aufwand gefeiert AMirde. König Uther lud die
grofsen seines reiches mit ihren frauen und töchtem nach
^) Liebermann, Gesetze. Text nach E p. 78, Übersetzg. p. 79.
DIE VEBGNÜQUNQEN DER ANQELSACH8EN. 471
London und fand besondern gefallen an Igerna, der gattin
des herzogs von Coniwall, deren Schönheit in Britannien nicht
ihres gleichen hatte.
OFesto etiam paschali superveniente : praecepit pro-
ceribus regni in eandem urbem (Londoniam) con venire, ut
sumpto diademate tantum diem cum honore celebraret. Par-
uerunt ergo cuncti, et diversi ex diversis civitatibus venientes,
instante festivitate convenerunt. Celebravit itaque solenni-
tatem rex ut proposuerat: et gaudio cum proceribus suis
indulsit. Laetitiam agebant cuncti: quia ipsos laeto animo
rex receperat. Advenerant namque tot nobiles cum con-
jugibus et filiabus suis, laeto convivio digni. Aderat in
ceteris Gorlois dux Cornubiae, cum Igema conjuga sua,
cujus pulchritudo mulieres omnes totius Britanniae superabat.
Cumque inter alias inspexisset eam rex, subito amore illius
incaluit etc.
Unter den jährlich wiederkehrenden festen verstehe ich
weihnachts- und Osterfest, ernteschmaus, das gufsmahl beim
pflügen usw. Ob mit einem der genannten noch ein besonderer
feierlicher akt verbunden war, wie das heute noch in vielen
gegenden bei der kornernte der fall ist, bin ich nicht in der
läge festzustellen. Die Rectitudines Singularum Personarum
erwähnen nur, dafs wer etwas auf seine ehre halte, an den
genannten tagen mit speise und trank nicht knauserig sein
solle. Es wird indes ausdrücklich bemerkt, dafs diese ge-
brauche in den einzelnen landesteilen wieder verschieden ge-
handhabt werden.
^)Feola syndon folcgerihtu: on sumre öeode gebyreö
winterfeorm, Easterfeorm, bendform for ripe, gytfeorm for
yröe, maeömed, hreacmete, ät wudulade waentreow, ät
cornlade hreaccopp 7 fela öinga, öe ic getellan ne mäig.
Vielerlei sind die gerechtsame des volkes: in mancher
gegend gebührt weihnachtskost, osterkost, kost bei geheifs-
frohn zur ernte, gufsmahl [trinkfest] fürs pflügen, mahtlohn,
heuschober- essen, beim holz verladen von jedem wagen [1]
bäum, beim komverladen die feimenkuppe und viele dinge,
die ich nicht aufzählen kann.
0 Galfredi Monnmetensis Historia Britonnm, Lib. Y in, Cap. XIX, p. 150.
') Liebennann, Gesetze, p. 452 ff.
472
WII^ELM rFAN'DLER,
Eine reminiscenz eüies Leidnisclien sommerfestes möchte
ich in einem zitat aus dem "Chartulary of Barnwell Abbey"
sehen, das ich Wrigbt ') verdanke. Das betreffende Cartulariimi
berichtet, daCs sich die jungen leute des ortes am Vorabend
vor dem feste Johannes des täufers auf einem ebenen platze,
unweit von Cambridge, zu allerlei spiel und Unterhaltung ver-
sammelten. Nun fällt nach der heutigen Zeitrechnung dieser
tag in unmittelbare nähe des sommersolstidum's, ein ereignis,
das im germanischen altertum eine wichtige rolle spielte. Die
Vermutung scheint mir naheliegend, dafs diesem spätangel-
sächsischen braucite eine wirklich historische tatsache zu gründe
liege. Das betreffende dokument ist noch in anderer hinsieht
interessant. Es berichtet, zu diesem anlals seien nach und
nach auch krämer gekommen ; es habe sich eine groCse menge
von käufern und Verkäufern auf dem platze angesammelt Wir
kömiett darin eines der frühesten Zeugnisse von Jahrmärkten
sehen.
'^)Pueri et adolescentes , .... illic convenientes, more
Änglorum luctamina et aUa ludicra exercebant puerilia, et
cantilenis et musicis instrumentis sibi invicem applaudebant
unde propter turbam puerorum et puellarum jllic concurren-
tium, mos iuolevit, ut in eodeni die illic conveiiiret nego-
tiandi gratia turba vendentium et ementium.
Als besondere, nicht an bestimmte Zeitpunkte gebundene
feste, erwähne ich die schwertgabe, ki-Önung, totenfeier, sieges-
feste und gastmähler. Wir habtn allen grund anzunehmen,
dafs die schwertgabe, das heilst die aufnähme eines Jüng-
lings (cniht) in die schar der tapfern degen {J*egnas, eorlas,
cempan etc.) ein wichtiger und besonders feierlicher akt war.
Es war der tag, wo in Sparta der knabe zum epheben
gemacht tt^u■de; nach modernen begriffen der rekrutierungs-
tag. Die erinnerung an dieses fest mufste dem angelsäch-
sischen andenken teuer sein. So droht Wiglaf denen, die
Beowulf im kämpf mit dem draehen feige verlassen wollen,
dafs ihnen in zukunft die schatzverteilong und die schwert-
gabe vei-sagt sein werde nnd sie ehrlos das land verlassen
') Wrigbt, Homes ot other days, p. S
DIE VERGNÜGUNGEN DEB ANGELSACHBEN. 473
9 Nil sceal sinc-pego ond swyrd-gifu,
eall eöel-wyn eöwrum cynne
lufen älicgean:
Nun sei all euerem geschlecht versagt
der Schwerter und der lichten schätze spende,
der heimat und des angestammten sitzes
genuss.
Eindrucksvoll und würdig gestaltet sich die totenfeier bei
den Angelsachsen. In ältester zeit wurden die leichen nicht
bestattet, sondern verbrannt; ei-st mit der christlichen lehre
kam ein neuer modus auf. Auch Beowulfs Überreste werden
dem feuer übergeben, und die klagen der krieger vermengen
sich mit dem prasseln der lohe. Die Geaten errichten ihm
einen grabhügel am meeresufer, der weit hinaus in die see
sichtbar ist; den hügel umgeben sie mit einer mauer und ver-
trauen ihm die asche ihres köuigs an. Zugleich auch bergen
sie darin den reichen schätz, den der wurm seit alten Zeiten
gehütet hat. Dann umreiten zwölf adelige den hügel, preisen
die heldeiitaten des toten und klagen um seinen hinschied:
'^)Ongunnon pä on beorge baelfyra maest
wigend w-eccan: wudu-r6c ästäh
sweart ofer swioöole, swögende leg,
wope bewunden (windblond geläg)
oö l'ät h6 \>& bän-hus gebrocen häfde,
») Beowulf, V. 2885 ff. Die erzählnng der krünang Artur's, die Gott-
fried von Monmonth bietet, führe ich mit der nötigen reserve an, denn
abgesehen davon, dafs dem Artusstoffe jegliche historische Wahrheit abge-
sprochen wird, scheint mir ganz speziell die Schilderung dieser festlichkeit
auf französisches muster hinzuweisen. Immerhin darf vielleicht die be-
schreibnng da, wo sie germanische zUge enthält, für uns von einigem werte
sein, auf eiuzelheiten komme ich im zweiten teile meiner arbeit noch zu
sprechen. [Geoffrey of Monmonth: Ilist. Reg. Brit, Lib. IX, Cap. XV, p. 173.]
Refecti tandem epulis, diversi diversos ludos compositori campos extra civi-
tatem adeunt. Moi milites simulacrum praelii ciendo, equestrem ludum
componunt : mulieres in edito murorum aspicieutes, in curiales amoris tlam-
mas amore joci irritant. Alii cum Celtibus, alii cum hasta, alii pondero-
sorum lapidum jactu, alii cum saxis, alii cum aleis ceterorumque jocorum
diversitate contendcntes quod diei restabat, postposita lite praetereunt.
Quicumque vcro ludi sui victoriam adeptus erat, ab Arturo largis mnneribus
ditabatur etc.
«) Beowulf, V. 3144 ff.
474 WILHSLM PFÄNDLERy
hat on hreöre. Higum unröte
mod-ceare maendon, mon-dryhtnes cwealm;
OGeworhton pä Wedra leöde
hlaew on hliöe, se was heäh ond brid,
weg-liöendum wide gesyne,
ond betimbredon on tyn dagum
beadu-röfes becn bronda be läfe,
wealle beworliton, swä hyt weorölicost
fore-snotre men findan mihton.
Hi on beorg dydon beg ond siglu,
eall swylce hyi-sta, swylce on horde aer
niö-hydige men genuraen häfdon;
2)pä ymbe hlaew riodan hilde-deöre,
äßelinga bearn ealra twelfa,
woldon ceare cwiöan, kyning maenan,
word-gyd wrecan ond ymb wel sprecan;
Der leichenbrände gröfsten zündeten
die krieger auf dem berge an; es stieg
der holzrauch schwarz empor vom Scheiterhaufen,
die sausende von rufen ihrer trauer
gefolgte lohe — nieder lag der wind — ,
bis sie des körpers haus zerstört hatte,
in glut die brüst verzehrt. Es klagten da
die herzbetrübten ihres herren tod
in tiefem gram;
Da nun bereiteten der Goten beiden
am abhang einen hügel, hoch und breit,
den Wogenschiffern weit hinaus zu sehen,
und bauten völlig innerhalb zehn tagen
das grab des kampfberühmten bei der brandstatt,
umgaben's auch mit einem wall, so würdig,
wie alles weise männer ausgesonnen.
Sie legten in den hügel ring und schmuck
die kleinod alle, wie sie aus dem horte
die kampfesmutigen vorher genommen;
Da ritten um das grab die streitestapfem,
der edelinge schar, in allem zwölf.
») Beowulf, V. 3158 ff. ») ib. v. 3171 ff.
DIE TEKQNÜ6UN6EN DER ANGELSACHSEN. 475
in kummer klagten sie den könig lobend,
in wahrem Spruche sagten sie vom helden
verkündeten sein ritterliches wesen etc.
Während wir im vorigen einen durchaus heidnischen zug
haben, gibt die Egils Saga die beschreibung eines christlichen
begräbnisses, doch klingen auch hier noch altgermanische Vor-
stellungen mit. Egil kommt, nachdem er die truppen Olafs
noch lange verfolgt hat, wieder aufs Schlachtfeld zurück, hebt
seineu toten bruder Thorolf auf und legt ihn in ein grab, im
schmucke der waffen und kleider. An den finger steckt er
ihm noch einen goldring und dann singt er die totenklage, die
ich auf Seite 438 bereits zitiert habe. Indem Egil seinem
bruder waffen und schmuck ins grab mitgibt, setzt er wohl
ein nachleben, ähnlich dem irdischen voraus, voll kämpf und
streben nach ehre und auszeichnung.
Vielerorts wurden noch in christlicher zeit opfertiere für
die gestorbenen geschlachtet ; so schreibt z. b. Papst Zacharias
an den heil. Bonifacius, wie er sich gegen priester zu ver-
halten habe, die immer noch an solchen schmausen teilnehmen.
i)Pro sacrilegis itaque presbiteris, ut scripsisti — qui
tauros et hyrcos diis paganorum immolabant, manducantes
sacrificia mortuorum, habentes et poUutum ministerium, ipsi-
que adulteri esse inventi sunt et defuncti, — modo vero in-
cognitum esse utrum baptizantes Trinitatem dixissent aut non.
Besondere gelage feiern die rettung des landes von grofser
gefahr, wie die mehrmals erwähnte besiegung Grendels. Dann
wird die halle besondere festlich geschmückt, mit tüchern aus-
gekleidet; der mundschenk kredenzt wein statt der üblichen
nationalgetränke met und hier. Keicher lohn wird dem sieger
für seine heldentat zu teil.
Schliefslich kann auch der besuch eines hohen gastes zu
festlichen Veranstaltungen anlafs geben. Ich erwähne das
beispiel Gottfrieds von Monmouth, der von dem besuch des
Britleu ^^ortigern bei Hengest dem Sachsen berichtet: Vortigern,
der die trinkgebräuche der Sachsen nicht kennt, weifs nicht,
wie er auf den gebotenen Willkomm antworten soll. Die trink-
^) Monumenta Mognntina in Bibliotheca Her. Germanicanun, Bd. III,
p. 187. cf. Specht: Gastmähler und Triukgelage, p. 14.
476 WILHELM PFÄNDLEB,
Sprüche, sagt Gottfried, seien noch jetzt dieselben, wie zur zeit
jener ersten begegnung:
OUt vero regiis epulis refectus fuit, egressa est pnella
de thalamo, aureum scjT)hum vino plenum ferens: accedens
deinde propius, regi flexibus genibus dixit: Hlaford king,
wacht heil ! At ille, visa f acie puellae, admiratus est tantum
ejus decorem, et incaluit. Deinde Interpretern suum int^r-
rogavit quid puella dixerat, et quid ei respondere debeat.
Cui interpres dixit : V ocavit te dominum regem, et vocabulo
salutationis honoravit. Quod autem respondere debes, est:
Drinc heil! Eespondens deinde Vortigernus: Drinc Heil!
jussit puellam portare : cepitque de manu ipsius scyphum et
osculatus est eam et potavit : ab illo die usque in hodiernum
diem, mansit consuetudo illa in Britannia, quod in conviviis
qui potat, ad alium dixit : Wacht heil ! qui vero post ipsum
recipit potum, respondet: Drinc heil!
H. Sport und Unterhaltung im freien.
1. Die jagd.
Die jagd war nicht nur das vornehmste vergnügen der
alten Germanen, sondern auch in friedenszeiten ihre haupt-
beschäftigung. Insofern die ausübung derselben beruflich war
und nicht blofs dem vergnügen diente, gehörte sie nicht in
den rahmen dieser arbeit. Doch ist es in den meisten fällen
unmöglich, einen solchen unterschied festzuhalten ; das eine ist
innig mit dem andern verbunden; der könig jagt zu seinem
vergnügen, die Jäger und treiber im gefolge tun es, um ihren
täglichen lebensunterhalt dadurch zu gewinnen. Ich habe
somit jagd und fischerei in ihrem ganzen umfang, ohne rück-
sicht auf ihre motive, behandelt.
Heorot, d.h. hirschhalle, hiefs das thinghaus der Graten;
der saal wölbte sich hoch und weit zwischen den geweihen, -)
berichtet der Sänger des Beowulf. Die trophäen der jagd
zierten also den thronsaal Hroögars, gehörten doch die könige
*) Galfr. Monum. Historia Briton., Lib. VI, Cap. Xu, p. 108.
') Beowulf, V. 81: Sele hilf ade heäh ond horngedp;
DIB VERONtOUNOEN DHE ANOELSACnSKN. 471
selbst ZU den eifrigsten jägem, und ihre gewandtheit im waid-
werk wird von den clironisten jeweilen besonders rühmend
hervorgehoben. Eine gegend Englands, die besonders wildreidi
war, trägt heute noch den namen Huntingdonsbire und Henry
of HuntingdoD gibt sieb die mühe, den nanien seiner Vater-
stadt etymologisch zu erklären : Hunt^'ndonia, id est Mons
venatorum. ') Die angelsächsische dichtiiiig. besonders aber
die Chroniken, geben uns reichliche anhalts|mnkte für den
jagdsport und zwar werden begreifUchenveise die königlichen
Jagden ganz spezieller aufmerksanikeit gewürdigt. Beda be-
richtet von könig Oswin, er sei vnn der jagd gekommen und
habe sich am feuer gewärmt:
')Pürro rex vent^rat enim de venatu. coepit consisteiis
ad focura calefieri cum rainistris.
Alle clironisten stimmen darin überein, dafs könig Alfred
ein tüchtiger Jäger gewesen sei. Am zuverlässigsten ist wohl
das Zeugnis Asser's, der unter dem Jahre 866 berichtet, Alfred
sei mit allen arten des Jagens gi'undlich vertraut gewesen,
während er in seineni zwölften Jahre noch nicht lesen konnte.
*)In omni i'enatoria arte industrius venator incessahi-
liter laborat nou in vanum: nam incomparabilis omnibus
peritia et felicitale in illa arte, sicut et in caeteris omnibus
Dei douis fuit: sicut et nos saepissime vidimus.
Ganz ähnlich drücken sich auch Simeou of Durham und
Kloreuce of Worcester aus. Matthew of Paris macht hingegen
eine erweiterung, auf grund welcher autorität kann ich nicht
entscheiden, indem er speziell auch der vogeljagd gedenkt.
Vermutlich glaubte dieser spät« geschichisschreiber mit dem:
*)''in arte aucupaturia incomparabilis" Alfred ein besonderes
königliches attribut zu geben.
Asser berichtet weiter, küuig Alfred habe seine Jagden
bis nach Cornwall ausgedehnt und sei dort in einer kapeile
nach aufrichtiger audaclit von einem chruniächen leiden be-
freit worden:
') Henrici HnntendoDeiiBis Eistoria Angilonim, p. 17S.
') Beda: Hiatoria Eccle«ia8tica, Lib. III, l'Bp. 14.
') Awer: Monum. Hütörico Britannica, p. 473.
'J Hatthaei PuüienBÜ Chronica Hajora, Bd. I, p. 404.
478 WILHELM PFANDLER,
0 sed quodam tempore divino nutu antea cum Comubiam
venandi causa adiret et ad quaedam ecclesiam orandi causa
divertisset, in qua Sanctus Gueryr requiescit, et nunc etiam
Sanctus Niot ibidem pausat . . . . , diu in oratione tacita
prostratus, ita Domini misericordiam deprecabatur, quatenus
pro sua immensa dementia stimulos praesentis et infestantis
infirmitatis aliqua qualicunque leviori infinnitate mutaret etc.
Seine kinder läfst Alfred zuerst in lateinischer und säch-
sischer spräche, dann aber auch in der jagd und anderen
ritterlichen fähigkeiten unterrichten.
2) . . . in qua schola utriusque linguae libri, Latinae
scilicet Saxonicae assidue legebantur: scriptioni quoque
vacabant, ita, ut antequam aptas humanis artibus vires
haberent, venatoriae scilicet et caeteris artibus, quae nobi-
libus conveniunt, in liberalibus artibus Studiosi et ingeniosi
viderentur.
Der könig selbst läfst sich weder durch seine zunehmenden
körperlichen schmerzen, noch durch die häufigen feindlichen
Überfälle vom jagdvergnügen abhalten:
3) Interea tarnen rex inter bella et praesentis vitae fre-
quentia impedimenta, nee non Paganorum infestationes et
quotidianas corporis infirmitates, et regni gubernacula regere
et omnem venandi artem agere
Die jagd bildet gewissermafsen den rahmen einer grofsen
anzahl von abenteuern und geschichtlichen ereignissen. So
hat nach John of Brompton (einem geschichtsschreiber des
14. jahrh.) der Däneneinfall seine direkte veranlassung in einem
Jagdabenteuer des königs Osbrith von Northumbrien. Derselbe
kehrt im hause eines seiner barone ein, um dort speise zu
verlangen und schändet die herrin des hauses. Der entehrte
gatte aber zieht zu den Dänen und weif s sie zu einem kriegs-
zug zu bewegen.
*) In illo tempore erat quidam rex Northumbriae Osbrith
nomine qui moram in Eboraca traxit civitate, de quo snperius
in fine regum Northumbriae tactum est Hie vero cum
') Asser: Monnm. Hist. Brit., p. 484.
«) Monumenta Hist. Brit., p. 485. ») ib. p. 486.
*) John of Brompton, in Hist. Angl. Scriptores Decem, Bd. I, p. 802i
DIE VEHfiNÜGUKGEN DEli ANOEI.SACHSFK.
47<)
quadam die causa solacii ad silvani accessisaet, in reditu suo
ad domum cujusdam sui magiiatis Bruern Brocard nomine,
ut ibi maiiducaret, privatim cum simplici famlHa declinavit.
Ein jagdabenteiier aus dem leben könig Edmnnd's linden
wir in den Memorials of St. Dunstan. Dunstan ist bei hofe
in Ungnade gefallen und auf anstiften einiger böflinge ver-
trieben worden. Als kurz darauf der kOnig auf einer jagd ein
rudel hirsi:lie verfolgt, versinkt er jilötzlicli im schlämm und
gelobt in grOfster gefahr sein unrecht gegen Dunstan wieder
gut zu machen. Das ganze ist mit grofser breite erzählt; die
kirche wollte dadurch die könige fühlen lassen , dafs die
Schädigung ihrer Interessen vou gott selbst gestraft werde.
')Ibat itaque rex mos altera die quo se nna cum suis
more solilo jocundaretur venabulo ; et dura ad sUvas venaturi
perveniunt, diversos calles nemorosorum tramitum certatini
arripiunt, Et ecce ex multimodo comiculantium strepitu
canumque lalratu, multi cervoruni levem fugam inierunt;
ex quibus res solua cum canum caterva unum sibi venaturus
excepit; et liunc diu per diversa devia equina agilita.te ca-
numque inseclalione fatigavit. Est autem ibi in proximis
locis Oeoddri, quoddam inter alia plura praecisi montis prae-
cipitium, mira quidem et immensa profunditate devexum; ad
quod idem cervus. nescio quo pacto nisi ex Dei esset occulto
arbttrio, fugiendo devenit; et praeceps sese in ima ejusdeni
praecipitii una cum canibus sequentibus demersit, et parti-
culatim atlriti in mortem pariter corruerunt.
Similitfir autem et rex sequeus cervuui et canes, cum
magno volantis equi impetu venit, et »tatira viso praecipitio
cursum acceleranlis equi quantum quibat viribus conatus
est. Sed quoniam colli contumacis et rigidae cervicis erat
non potuit. Quid multa? Omni spe vitae suae ablata in
manus Dei sui animam commeudavit, dicens tamen intra se,
"Gratias tibi ago, quod me non meoiiai aliquem his diebus
laesisse, nisi soluni Duustanum, et hoc prompta voluntat«
et vita servata reconciliams sibi emendabo."
Der Chronist Ethelred überliefert einen zug seltener gute
und grofsmut könig Malcolm's von Schottland. Malcolm hat
>) Ksmoriali of St. DnniUii, p, 23 ff-
480 WILHELM PFANDLEH,
von einer verschwfinmg gegen sein leben künde erbalten. Er"!
veranstaltet eine grofse jagd, auf der er sich mit dem ver- ]
räter geschickt vom übrigen getolge zu trennen weifs. AJs ]
die beiden in einer Hchtung angelangt sind, fordert der könig ]
seinen begleiter auf, den anschlag auszuführen, doch jener ge-
steht unten tränen seine schuld und wird wieder in gnaden ]
aogeuommen. Die einleitung zu jener sceue ist folgende:
■)De]atum est ei aüquandoj quendam de suis proceribug |
summis de eo occidendo cum suis hostibus conveuisse: imperat I
rex delatori silentium, siluit et ipse, proditoris qui forte tunc 1
aberat expectans adventuuL Qui cum ad curiam cum magno f
apparatu regi insidiatunia venisset, jubet summo maue rex 1
omnes venatores adesse cum canibus. Et jam aurora noctem
abegerat, cum rex vocatis ad se cunctis proceribua et mili-
tibus, venatum Ire festinat, venitque ad latam quamdam
idauiciem quam in modum coronae densissima silva cingebat.
In cuius medio colliculus quidam quasi turgescere videbatur,
(lui diversoruni eolorum Üoribus pulcra «luadam vai'ietate i
depictus, fatigatis venatu railitibus gratum siugulis diebus
praebebat accabitum.
König Edgar lernt nach John of Brompton seine spätere 1
gemahliu Alfrida eines tages auf der jagd kennen. Schon |
früher hatte er von ihrer Schönheit gehört und EtUelwolf hin-
gesandt, damit er sich überzeuge, ob das gerächt war seL ]
Doch dieser hatte sie verleumdet und, kurz nachdem der könig
den gedanken an eine heirat mit ihr aufgegeben hatte,
selbst zur frau genommen. Die jagd bringt Edgar eines tages |
in das haua seines Vasallen, und eine heftige, andauernde
leidenscbaft für das schöne weih desselben ergreift ihn. Er
weiXs den gatten bald unschädlich zu maclieu und heiratet
dann die witwe, obwohl er pate ihres sohues, also durch bände
des blutes mit ihr verwandt ist,
^)Cum ibi advenisset, in quodam manerio ubi domina J
moiabatur, prope silvam qua cum suis canibus venabatnr, I
hospicium suum cum dicto Ethelwolfo et iila fecit praeparari. ]
Cunique rex de venatione ibi venisset et tempus coenandi 1
') ClirünikEthelredBinTwisdeB'B: Hist. Angl. Script, Deceni, Bd.I, p.367.
') Jobs of Brovptou ib. p. SßS. .
DIE VERaNGoUNGKK DEK ANOELSACDSEN.
481
apropinquasset, sole ad Luc clarescente, ccce statim Alfridaro
el filioluin suum sibi petiit praesentaii. Ethelwolfüs vero
eos corani rege statim venire fecit, sed si indigiiationem ejns
se credidisset evasisse uxorem sibi nuUateuus indicasset.
Domina vero in conspectu regis advenieits, ipsum reverenter
üb deüuit salutavit
Der söhn des soeben genannten königs Edgar wird auf
der jagd eniiorilet, nachdem er erst vier jalire die zUgel der
regierung gehalten hat. Die jagd bringt ihn in die nähe des
hauses, wo seiu jüngerer bruder erzogen wird. Er begibt sich
ohne begleiter dorthin und wird vom unglück erreicht.
')confinnato ut supra diximuw in regno, cum jam tribua
tantiui) annis, et VLII men^ibuB sceptro haereditario potiretur,
forte die quadam cum cauibus et equitihu» venandi gratia
ad silvam accessit, quae juxta villam quae dicitur Warham
admodam grandis tunc habebatur; ubi cum aliquandiu in-
cepto negotio insisteret, reminisceus fratris sui Ethelredi ad
videndum illum ire diepoeuit, quJa illum puro et fraterno
Corde diligebat.
Die jagd bot in der tat die beste gelegenheit, eine un-
bequeme person ohne grofseu lärm aus dem wege zu schaffen.
Audi Hagen wartet, bis sich ihm auf der jagd eine günstige
gelegenheit bietet, seinen todfeind Siegfried aus dem leben zu
schaffen. Von Florence of Worcester erfahren wir, wie herzog
Älfhelm auf Veranlassung von Edricns Streona durch einen
gedungenen mörder auf der jagd getütet wurda
*)Dolosu8 et perfidus Edricus Streona dolum adversus
nobilem ducem Alfhelmum cogit«Hs , apud Scrobbesbyrig
magnum ei paravit convivium, ad quod cum invitatns ve-
nisset, suscepit eum Edricus quasi suus familiaris amicos:
sed insidüs praeparatis, tertio vel quarto die convivii, illam
secum venatura in sylvara duxit. Ubi cuactis circa vena-
liouem occupatis, quidam Scrobbesbyrigensis CÄrnifex, God-
winus Porthund, id est, 'oppidi canis'. quem multo ante donia
magnis, multisque promissionibus, pro patrando facinore,
excaecaverat Edricus, ex insidiis subito prosiluit et dacam
AUheluium nefarie peremiu
>) John o( ßrompton, Hist, Angl. Script. Dec«m, bd. I, p. 87S.
■) Florence of Worcestei, in HonTuuenta Hist. Brit., p. &B1.
Aoglia. N. F. XVII. gg
482 WILHELM PPANDLER,
Eduard der Bekenner lebte in fast klösterlicher einsamkeit
und kannte wenige weltliche Vergnügungen aufser der jagd,
an der er mit ganzem herzen hing.
^)Divinis enim expeditus officiis quibus libenter quoti-
diana intendebat devotione, jocundabatar plurimam coram
se allatis accipitribus vel hu jus generis avibus, vel certe
delectabatur applausibus multorum motuum canibus. His et
talibus interdum deducebat diem, et in his tantummodo ex
natura videbatur aliquam mundi captare delectationem.
Ganz ähnlichen Wortlaut haben die Gesta Regum:
^)Unum erat quo in seculo animum oblectaret suum,
cursus canum velocium, quorum circa saltus latratibus solebat
laetus applaudere, volatus volucrum, quorum natura est de
cognatis avibus praedas agere. Ad haec exercitia continuis
diebus, post audita mane divina officia, intendebat
Im jähre 1065 liefs graf Harold in Portskeweth in Wales
ein jagdschlofs errichten und gedachte könig Edward zur jagd
dorthin einzuladen. Allein kaum stand das gebäude da, so
wurde es von den feinden geplündert und wieder zerstört:
3) Her on pissum geare ' f oran to hlafmässan * h6t Harold
eorl bytlian on Brytlande ät Portascihö • )?a J?a he hit
gegän häfde • and paer mycel göd to gegaderode • and ]>öhte
l>one cyng Eadward paer to habbane for huntoöes )>ingon.
Hier liefs in diesem jähre vor dem emtedankfest graf
Harold in *Brytland' bei Portskeweth ein schlofs errichten
und sammelte dort viel kostbares gerät und dachte den könig
Eduard zur jagd dort zu beherbergen.
Zufolge William of Malmesbury beginnt die vision könig
Edgar's mit einer jagdscene:
*) Venerat in saltum venationis feracem; utque flt ple-
rumque, sociis ad insequendas feras per devia dispersis, solos
remanserat.
Den träumen, in denen eine jagd vorkommt, gibt der Volks-
glaube eine spezielle deutung : Wenn jemand träumt^ er sei auf
*) Lives of Edward the Confeasor, p. 414.
*) William of Malmesbury, Gesta Regum Angl., bd. I, p. 271.
') Anglo Saion Chronicle, in Monum. Eist. Brit., p. 458.
*) William of Malmesbury, G. R. A., bd. I, p. 174.
DIB VERQNÜGUNGEN DER AKGELSACHSEK. 483
der Jagd, so nelime er sich vor seinen feinden in acht; des-
gleichen, wenn er im schlafe hunde sieht, die ihn anbellen.
>)Gif him )?ince p he huntige beorge him geome wiö
his f^d.
Gif him }>ince p he hundas geseö • and hi hine grfetan •
beorge him eäc wiö his fynd.
Endlich behandelt ein angelsächsisches runenrätsel den
Jäger, der zu pferde und mit dem falken seinen sport betreibt.
Von den vier Wörtern, die zum raten aufgegeben sind, ergeben
eins, zwei und vier von hinten nach vorn gelesen hors, mon
und hafoc, während das dritte wort vega von Thorpe und
Dietrich in vegn für vägn umgewandelt wird.
2)Ic seah [somod] S. R. 0.
H. hygewloncne heäfodbeorhtne
swiftne ofer saelwong swiöe }>raegan:
häfde him on hrycge hilde}>ryöe
N. 0. M. nägledne räd,
A. G. E. V. widläst ferede
rynestrong on räde röfne C. 0.
F. 0. A. H. för was \>y beorhtra,
swylcra siöfät. Saga hwät ic hätte!
^)Ich sah zusammen S. und 0.
nebst dem sinnstolzen R, dem schönhauptigen,
über freudefluren flüchtig rennen.
Das hatte auf dem rücken heerkampfstärke,
N. A. M. genagelten R. E. P. S.
Er eilte gewaltig D. L. E. H., weitwegig führend
rennstark im ritte berühmten K.
L. A. F. Der lauf war um so herrlicher,
die reise solcher. Rate, was ich meine!
Schon in angelsächsischer zeit war der jagdbetrieb durch
einen ganzen apparat von gesetzen geregelt. Die umfang-
reichste Sammlung dieser art bilden die Constitutiones Canuti
Regis de fore^t^, die Liebermann ohne weiteres als Pseudo-
Cnut tiberschreibt, da sie in ihrer frühesten form etwa auf
•) Saxon Leechdoms, Wortcuuiiiugs aud Starcraft, bd. III, p. 172.
0 Grein, i'oesie, bd. II, p. 378.
») Grein, Dichtgn., bd. II, p. 217.
32*
^184
WILHELM PPANDLEK,
das Jahr 1300 zurückgehen. Die drei redaktionen, die
kennen, sind aus dem ende des 16. Jabrh. Cnut war als
8etz8:eber bekannt, hatte auch speziell bestinimungen über die
jagd hinterlassen, und so mochte ein späterer forstverwalter
der kfiniglichen Waldungen auf den gedanken kommen, seinen
Verordnungen den nameu des bekannten Dänen unterzuschieben, J
um ihnen gröfsere geltung zu verschaffen. Andrerseits ist 1
wohl anzunehmen, dafs diese gesetze auch in ihrer ersten re- I
daktion nicht absolut neu waren, sondern auf bestimmnngea J
basierten, die früher schon da und dort geltung hatten.
Die wirklich authentischen gesetze Cuut's verfügen über 1
die jagd folgendes:
').4nd ic wylle, fat aelc man si his huntnoöes wyröe |
on wuda 7 on felda on his agenan.
7 forga aelc man minne huutnoi\, loceliwaer ic hit ge- 1
friöod wylle habban, be fullan wite.
Und ich will, dafs jedermann seiner jagd teilhaftig sei 1
in wald und feld auf seinem eigen.
Aber jedermanu vermeide meine jagd, wo immer ich sie I
[mit for.stbann] umfriedet haben will, bei vollem strafgelde. (
Wildfi'evel wird schon in der regierungszeit könig Ine's J
aufs strengste geahndet. Das gesetz bestimmt, dals ein fremder,
der abseits vom wege durch den wald geht und weder ruft,
noch das hörn bläst, als dieb zu erachten sei und entweder
getötet oder gefangen genommen werden könne.
^) Gif feorcund mon oööe fremde butan wege geond wudo 1
gonge 7 ue hrieme ne horu blawe, for öeof he biö to pro- 1
Hanne: oööe to sIeanne oftöe to äliesanne.
Eine legende aus den Miraculi Öti Dunstani bestätigt, dafs 1
gegen Wilddiebe auch da, wo mildernde umstände in betracht I
kamen, unerbittlich eingeschritten wurde: Ein Jäger hat einen I
hii-seh bis in bischöfliches gebiet verfolgt und ihn dort mit I
einem pfeile erlegt. Der täter wird dafür in ketten gelegt; ]
da er abei' ein fi'ommer mann ist, fallen seine fesseln nach ]
zwei jähren von selbst ab.
') Lie1>ennftnD, Gesetze, p. 3GG nach G.
*) ib. p. 9S uncta E.
DIE VERGNÜGUNGEN DEH ANGELSACHSEN.
485
')Ex praeceitto siquidem Bajocensis episropi, quidam
vir in vincula conjectos fuerat propterea quod cervum in
sj'lva illius a c^nibus insectatom, se»eqiie in occursum ejus
praecipitem dantem, emii>sa sag:itta ocfidisset.
Jedenfalls ist anzunelinien, dafs Übertretungen der jagd-
verordnungen je nach dem erlegten wild mehr oder weniger
streng bestraft wurden. Da wir keine bestimmten angaben
dieser art besitzen, führe ich einige paragiaphen des Pseudo-
Cnut an und versuche zu zeigen, wie möglicherweise schon
fillher im Übertretungsfalle gerichtet wurde.
^)Si liberalis aliquis feram foreste fugerit, sive casu
sive praehabita voluntate, ita ut cursu celeri cogatur fera
anhelare, decem soUdos regi emendet; si illiberalis dupliciter
emendet; si servus careat corio.
Si vero horum aliquis interfecerit , aolvat dupliciter et
persolvat, sitque pretii sui reiis contra regem.
Sed si legalem feram, quam Änglia staggon appellant,
alteruter coegerit anhelare, alter per annum unum, alter
per duos careat libertate natural!; si vero servus, pro ut-
lagalo habeatur, quem Angh frendlaes man VücanL
Si vero oeciderit, amittat liberalis scutum liberalitatis ;
si sit illiberalis, careat libertate, .si servus vita.
Episcopi, abbates et barones mei uon catumniabuntur
pro venatione, si non regales feras occiderint; et si regales,
restabuut rei regi pro libito suo, sine certa emendatione.
Sunt alle preter feras foreste bestie, que dum inter
septa et sepes foreste continentur emendationi subjacent;
quales sunt capreoli, lepores et cuniculi.
Sunt et alia quamplurima animalia, que quamquam
infi'a septa foreste vivunt et oneri et eure mediocrium subia-
cent, foreste tamen nequaquam ceuseri possunt, qualia sunt
equi, bnbali, vacci et similia. Vulpes et lupi nee veueris
habentur et proinde eorura interfeclio nulli emendationi
subiacet; si tarnen infra limites occiduutni'. fractio sit regalis
chacee et mitins emendetur.
Aper vero, quamquam foreste sit, nullatenus tarnen
animal veneris haben est assuetus.
■) Hemoriala ot S] Donstan, p. 153.
*) Liebennuin, Guetze, p. 624 ff.
486 WILHELM PFÄNDLEB,
Am Sonntag ist die jagd von gesetzes wegen untersagt:
^)7 huntaö fara 7 ealra woruldlicra weorca on fam
halgan daege geswicae man georne.
Und der jagdzüge und aller weltlichen arbeiten enthalte
man sich völlig an dem heiligen tage.
Niemand, auch nicht der könig, wage es, dieser Vorschrift
entgegen zu leben. Er setzt sich dadurch in widersprach mit
der kirche, die zu jener zeit ihre rechte zu wahren weifs.
Als könig Edgar einst wegen der jagd die messe versäumt,
weigert sich Dunstan, sie nachher nochmals zu lesen, nachdem
der könig endlich zurückgekehrt ist. Er hat in einer vision
deutlich das *Missa est' gehört, ein zeichen von gott, dafs er
nicht mehr beginnen solle. In seiner predigt verweist er dem
könig das jagen am sonntag.
2)Alio quodam tempore rex in die Dominica mane ve-
natum ivit, et Dunstanum, qui tunc forte secum erat, Missam
suam donec rediret differre petivit Ex hoc itaque
sumpto sermone regem in diebus Dominicorum deinceps a
venatu prohibuit.
Auch der Jäger Aelfrics ruht am sonntag:
3)M.: Waere J>u to daeg on huntnoöe?
V. : Ic näs, f orJ>am sunnan - däg ys, ac gyrstan - däg ic
was on huntunge.
M.r Warst du heute auf der jagd?
V.: Nein, es ist sonntag, aber gestern war ich auf
der jagd.
Der geistlichkeit war das jagen untersagt. Diese Ver-
fügung mufste sie wohl fast so schwer treffen, wie das trink-
verbot, denn immer und immer wiederholen sich die gleichen
klagen, müssen könige und bischöfe den klerus daran mahnen,
dafs das waidwerk dem geistlichen rocke nicht gezieme. Die
Canones Edgari verbieten den geistlichen jede art des Jagens:
*) And we läeraö ]> preost ne beo hunta, ne hafecere ne
täflere ac plege on his bocum, swa his häde gebyraö.
*) Lieberraann, Gesetze, p. 296 nach G.
*j Memorials of S* Dunstan, p. 207.
^) Leo, Sprachproben, p. 8.
*) Thorpe, Ancieut Laws and Institutes, p. 401. Canones Edgaii § 64.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 487
Und wir gebieten, dafs ein priest er nicht jäger oder
falkner oder würfelspieler sei, sondern er beschäftige sich
mit seinen büchem, wie es seinem stände gebührt, weise
und würdig.
Die strafen variieren je nach dem ränge des geistlichen.
Einem gewöhnlichen pfarrer wird vorgeschrieben, er dürfe ein
jähr lang kein fleisch mehr essen, ein diakon soll zwei jähre,
ein messepriester drei jähre und ein bischof sieben jähre
bufse tun.
i)Se canon segö, gyf hwylce gehädod man on huntaö
f are, gyf hit biö clerec, f orgi XII monaö flaesc ; diacon twa
gear; mässepreost J>reo; bisceop VII etc.
Der gleiche könig Edgar eifert in der mehrmals erwähnten
Oratio Edgari Regis ad Dunstanum etc. gegen die unschickliche
lebensweise des klerus und wirft diesem neben Üppigkeit, Un-
zucht und Völlerei auch den hang zur jagd vor:
')canes, ac aves et talia ludicra comparentur.
In Canterbury sind die mönche ebenfalls allen weltlichen
vergnügen ergeben, bis die wunderbare heilung eines besessenen
durch berührung mit dem Stabe Dunstan's eine gründliche
besserung in der klosterdisziplin zur folge hat.
3) Quantum autem percussio istius valuerit ad correc-
tionem eorum qui in ipso monasterio monachi erant, facile
est videre omnibus qui unde ad quid ordo monasticus ab eo
tempore illic profecerit sciunt. Sciunt quippe quia prius in
omni gloria mundi, auro videlicet, argento, variis vestibus
ac decoris cum pretiosis lectisterniis, ut diversa musica generis
instrumenta, quibus saepe oblectabantur, et equos, canes et
accipitres, cum quibus nonnunquam spatiatum ibant, taceam,
more comitum potuis quam monacliorum vitam agebant.
Von langer dauer war offenbar diese besserung nicht, denn
wir hören von William of Malmesbury, dafs erzbischof Lanfranc
kurz nach der eroberung die gleichen ungebührlichkeiten zu
rügen hatte, und dafs sich die mönche dieses klosters darin
keineswegs von den Insassen anderer klöster unterschieden.
^) Thorpe, Ancient Laws and Institutes, p. 401.
*) Spelman, Concilia, p. 47G.
«) Memorials of S« Dunstan, p. 237 ff.
490 WILHELM PFÄNDLER,
ic laete hig ätwindan to wuda, and gen3ane m6 briddas on
härfäste and temige hig.
And for hwi forlaetst ]>ü ]>a getemedon ätwindan
fram J>e?
For]>am ic nelle fedan hig on sumera, iovpsm pe hig
l'earle etaj>.
And manige fedaö l^a getemedon öfer sumor, p&t eft
hig habban gearuwe.
Gea, sw4 hig do)'; ac ic nelle 6J> }?ät an deorfan ofer
hig, forj'am ic can öl^re, nä J>ät aenne, ac eac swilce manige,
gefön.
Was sagst du, Vogelsteller ? Wie überlistest du die vögel?
Ich überliste die vögel auf verschiedene art; bald mit
netzen, bald mit schlingen, bald mit leim, bald mit pfeifen,
bald mit dem falken, bald durch fallen.
Hast du einen falken?
Ja.
Kannst du sie zähmen?
Gewifs. Was würden sie mir nützen, wenn ich sie nicht
zähmen könnte?
Gib mir einen falken!
Ich gebe dir gerne einen, wenn du mir einen schnellen
hund gibst. Welchen falken willst du, den gröfsern oder
den kleinern?
Gib mir den gröfsern!
Wie fütterst du deine falken?
Sie füttern sich selbst und mich dazu im winter und im
frühling lasse ich sie davon fliegen zum walde und nehme
im herbst wieder vögel und zähme sie.
Und warum läfst du die gezähmten davon fliegen?
Weil ich sie nicht über den sommer füttern will, denn
sie fressen viel.
Manche füttern die gezähmten über den sommer, damit
sie sie wieder bereit haben.
Allerdings, doch ich will mir nicht solche mühe geben,
denn ich vei-stehe andere, nicht nur einen, sondern mehrere,
zu fangen.
Eine anzahl von falknem waren an den angelsächsischen
höfen beständig angestellt und beschäftigten sich wohl mit
DIE YERGNÜGUNGEK DER ANGELSACHSEN. 489
Sehen wir nun, was sich über die jagd im speziellen sagen
läfst, über die art und weise, wie sie betrieben wurde, welche
tiere die hauptsächliche beute bildeten u. s. f. Zu besserer
Übersicht scheide ich im folgenden die vogeljagd von der jagd
auf vierfüfsler.
a) Die vogeljagd.
Die jagd mit falken oder adlern war vorzüglich ein Pri-
vilegium der reichen. Die tiere, die für die flugjagd in betracht
kamen, verlangten unendlich viel Sorgfalt und mühe, bis sie
endlich verwendet werden konnten. Ihr preis war dement-
sprechend hoch und übertraf oft den eines guten pferdes. Die
abrichtung und besorgung der Jagdfalken kam dem falkner,
falconarius, ags. fuglere, zu, über dessen aufgäbe uns der Vogel-
steller Aelfrics aufschlufs gibt. Der Vogelsteller Aelfric's
scheint seinen beruf auf eigene rechnung zu betreiben. Er
kennt verschiedene mittel, die vögel zu überlisten. Er fängt
sie mit netzen, schlingen, leimruten und fallen, auch durch
pfeifen lockt er sie heran oder er läfst seinen falken auf sie
los. Das gespräch, das sich zwischen lehrer und schüler ent-
spinnt, ist folgendes:
OM. Hwät segst l^ü Fuglere! Hü beswicst l'U fugelas?
A. On feala wisan ic beswice fugelas; hwilon mid nettum,
hwilon mid grinum, hwilon mid lime, hwilon mid hwistlunge,
hwilon mid hafoce, hwilon mid treppan.
Häfst J>ü hafoc?
Ic häbbe.
Canst J>ü temian hig?
Gea, ic can. Hwät sceoldon hig me, büton ic cüj>e
temian hig?
Sylle me aenne hafoc!
Ic sylle lustlice, gyf \>\i sylst me aenne swyftne hund.
Hwilcne hafoc wilt pü habban; pone märan, hwaej>er J>e
päne lässan?
Sylle me J>äne mdran.
Hü afetst l'u hafocas f>ine?
Hi fedaj> hig sylfe and me on wintra, and on lencgthen
*) Leo, Sprachproben, p. 10 ff.
490 WILHELM PFÄNDLER,
ic laete hig ätwindan to wuda, and gen3ane m6 briddas on
härfäste and temige hig.
And for hwi forlaetst \>\x J>a getemedon ätwindan
fram l^e?
Foitam ic nelle fedan hig on sumera, forj^am J?e hig
l^earle etB]>,
And manige fedaö J>a getemedon 6fer sumor, p&t eft
hig habban gearuwe.
Gea, swä hig do)'; ac ic nelle 6p J>ät an deorfan ofer
hig, forf>am ic can öl^re, nä ]>ät aenne, ac eac swilce manige,
gefön.
Was sagst du, vogelsteiler ? Wie überlistest du die vögel?
Ich überliste die vögel auf verschiedene art; bald mit
netzen, bald mit schlingen, bald mit leim, bald mit pfeifen,
bald mit dem falken, bald durch fallen.
Hast du einen falken?
Ja.
Kannst du sie zähmen?
Gewifs. Was würden sie mir nützen, wenn ich sie nicht
zähmen könnte?
Gib mir einen falken!
Ich gebe dir gerne einen, wenn du mir einen schnellen
hund gibst. Welchen falken willst du, den grölsern oder
den kleinern?
Gib mir den gröfsern!
Wie fütterst du deine falken?
Sie füttern sich selbst und mich dazu im winter und im
frühling lasse ich sie davon fliegen zum walde und nehme
im herbst wieder vögel und zähme sie.
Und warum läfst du die gezähmten davon fliegen?
Weil ich sie nicht über den sommer füttern will, denn
sie fressen viel.
Manche füttern die gezähmten über den sommer, damit
sie sie wieder bereit haben.
Allerdings, doch ich will mir nicht solche mühe geben,
denn ich verstehe andere, nicht nur einen, sondern mehrere,
zu fangen.
Eine anzahl von falknem waren an den angelsächsischen
höfen beständig angestellt und beschäftigten sich wohl mit
DIB VERONÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 491
nichts anderem als der zucht und abrichtung ihrer vögel. Sie
werden immer getrennt von den Jägern erwähnt. Ich erinnere
an die auf seite 488 erwähnten Schenkungen, wo weder denen,
die adler oder falken tragen, noch solchen, die pferde fuhren,
gestattet ist, klösterliches gebiet zu betreten. Asser berichtet
von könig Alfred, er habe seinen goldschmieden, handwerkem,
falknern (und zwar scheidet er ebenfalls die falconarii und
accipitrarii von einander) und Jägern, die die meute führen,
Unterricht erteilt : ') aurifices et artifices suos omnes, et falco-
narios, et accipitrarios, canicularios quoque docere
Die Chronik von John of Brompton erzählt, dafs ein Däne
von königlicher herkunft eines tages bei der jagd auf wasser-
vögel vom Sturm bis an die küste von Norfolk verschlagen
worden sei. Dort erfährt könig Edmund, dafs der fremd-
ling mit dem falken ein tüchtiger jäger ist und nimmt ihn in
seine dienste. Ein früherer jäger, der sich der königlichen
gunst erfreute und sich nun durch den neuen geschickteren
jäger in den schatten gestellt sieht, plant den tod des unbe-
quemen gefährten.
2) Erat in regno Danorum vir quidam de regia stirpe
genitus nomine Lothebrocus, qui duos filios Juguar et Hubba
progenuerat ex uxore, qui die quadam cum accipitre solus
brevem naviculam ingressus, ut in insulis maris et teiris
vicinis anates et aviculas alias aucuparet; subita tandem
tempestate suborta, inter maris latitudinem raptus, diebusque
aliquot huc illuc dejectus, graviter vexabatur. Tandem plu-
rima maris pericula perpessus, projectus est in provincia
orientalium Anglorum quae Northfolch ab incolis dicitur,
apud Redham villam 'applicuit Solus cum accipitre inventus
regi Edmundo praesentatur, et ab ipso propter elegantissimam
corporis forniam cum honore receptus, in curia ejus remansit,
regique casum suum exposuit, atque arte venatoriae cum
Berno regis venatore indulsit : erat enim tam in aucupatione
(luam venatorio exercitio graciosus, unde in avibus simul ac
bestiis capiendis pro voto sibi omnia succedebant.
Ein ähnliches beispiel erzählt Gottfried von Monmouth aus
der fabelhaften Vorgeschichte Britanniens. Brennius, der bruder
') Monum. Hist. Brit., p. 486.
=*) John of Brompton in Eist. Br. Script. Decem, bd. I, p. 804.
492
WILHELM PKANT'LES,
des kftiiigs Belinus wird von Britannieu vertrieben nnd kommt
nacli Gallien, wo ihm seine körperliche Schönheit und seine
gewandlheit im jagtn syinpathieen erwerben.
I) Erat enim pnlclier aspectu, procera et gracilia niembra I
habens, venationem atque uucupatum ut decebat edoctus.
Dafs zur flugjagd besonderes geschick erforderlich war,
bezeugen auch 'der menschen gaben':
') Sum bift fugelbona,
hafeces cräftig.
Mancher ist ein Vogelsteller,
mit dem falken geschickt.
Die kunst, raubviSgel richtig zu behandeln und abzurichlen, |
muXste, sobald die falkenjagd allgemein zu ehren kam, das
Studium der vornehmen und reichen sein, und es mochten wohl
in allen höfischen kreisen theorien und mafsregeln zur genüge
bekannt sein, als Friedrich Barbarossa sein ,Liber de arte ,
venandi cum avibus' schrieb. Das buch erschien 1596 im I
druck, mit einer abhandlnng gleichen iuhalts von Albertus
Ma^us: De falconibus, astoribus et accipitribus.
Die falken scheinen nicht überall gleich tüchtig für die j
jagd gewesen zu sein. König Aethelberht II. ersucht den heil. '
Büuifacius ihm zwei falken zu schicken, die sich für die krauich- j
jagd eignen, denn die einheimischen taugen nichts dazu. Sie ,
seien weder gelehrig, noch kriegerisch genug.
'')His itaque breviter summarimque praelibatis, unam
rem praeterea a vobis desidero mihi exhibeii, quam vobia :
valde difficUe esse, juxta quod mihi indicatum est, nullatenus '
reor; hoc est duos falcoues, quorum ars et artis auditia sit:
grues velle libenter captando anipere et arripiendo conster-
nere solo. Ob haue etenim causam de harum adquisitione et
transmittendarum ad nos avium vos rogamus, quia videlicet
perpauci huius generis accipitres in nostris regionibus, hoc
est in Cantia, repperiuntur, qui tarn bonos producant foetus
et ad supradictam artem animo agiles ac bellicosi educaDtnr
et edomantur ac doceantnr.
') Gottfried T. Monmouth, Lib. m, § 6, p. 43.
») Grein, Poesie, bd. I, 200, v. 80 ff.
') Bibliotlieca Eenim GermBiiic, bd. m, p. 256. Ep. 103.
DIE VER0NÜG13MGEN DER ANGELSACHSEN. 493
Aus einem andern briefe erfahren wir, dafs Bonifacius
dem könig der Mercier unter andern geschenken einen adler
und zwei falken geschickt habe:
•)Interea pro signo veri amoris et devote amicitiae di-
reximus tibi accipitrem unum et duo valcones, duo scuta et
duas lances.
König Athelstan verlangte von den bewohnem von North-
wales nebst andern tributen auch eine jährliche abgäbe an
jagdvögeln :
2) . . . volucres quae aliarum avium praedam per inane
venari nossent.
Ich habe in einem frühem abschnitt über die angelsäch-
sischen Sänger das ansprechende rätsei vom habicht und den
tumierpreis in dem franz. versroman : * Le chatelain de Coucy '
besprochen. Der falke wui'de in spät angelsächsischer zeit ein
attribut hoher abstammung. So zeigt das grofse Siegel Eduards
des Bekenners 3) den könig mit einem stab, auf dem ein falke
sitzt, in der einen band, während er in der andern band sein
Schwert hält. Ähnlich ist das Siegel Heinrich's I. und Hein-
rich's II.*) Jeder hat einen falken auf seinem regal, ferner
finden wir könig Harold auf der bekannten Tapisserie de
Bayeux *) fünfmal mit einem falken. In der ersten darstellung
*) Bibliotheca K^rum Germanic, bd. III, p. 213. Ep. 74.
») William of Malmesbury, Gesta Regum, bd. I, p. 148.
*) J. Strutt: Dresses and Habits of the people of England, bd. I, PI.
xxvn.
*) ib. bd. I, Fl. XXXV.
^) A. Marignan kommt in seiner kritisch "krcheologischen Studie: La
Tapisserie de Bayeux, Paris 1902, zum Schlüsse, dafs die entstehung dieses
wandteppich's nicht in die zeit der köuigin Mathilde, der gemahlin Wilhelms
des Eroberers, fallen könne, sondern ein volles Jahrhundert später augesetzt
werden müsse, also ins letzte drittel des 12. jabrh. Für die argumente,
die für mich ganz überzeugend sind, verweise ich auf die vorzügliche arbeit
des franz. gelehrten. Der Engländer Fowke führt in seinem buche 'The
Bayeux Tapestry', London 1892, zwei hauptargumente für eine frühe ent-
stehung ins feld. Fürs erste trägt der falke hier noch nicht die kappe,
die gegen 1200 gebräuchlich wird, femer hat sein träger auch nicht den
dicken handschuh, der später allgemein verbreitet ist. Mau darf wohl diesen
beweis^ündeu keine allzu grofse bedeutung beimessen, sondern muls die
unbeholfenheit des Zeichners in anschlag bringen.
494 WILHELM PPANDLER,
' Harold Dux Anglorura et sui Milites equitant ad Bosham ' ist
Harold offenbar auf einer jagd begriffen ; darauf deutet aufser
den fünf Jagdhunden auch die raschere gangart der pferde.
Wenn der könig aber später sogar mit dem falken auf der
band in das schiff steigt, so sehe ich darin die absieht des
Zeichners, ihn von seinen begleitem zu unterscheiden, was
sonst fast eine Unmöglichkeit wäre. Der falke ist überdies
ungewöhnlich gi'ofs dargestellt und auch darin mag die ab-
sieht vorliegen, seine königliche hoheit anzudeuten. Während
die Tapisserie de Bayeux nicht in angelsächsische zeit zurück-
reicht und vermutlich auf dem festlande gewirkt worden ist,
besitzen wir verschiedene angelsächsische miniaturen, die uns
über die vogeljagd aufschlufs geben.
In einem MS. aus dem 9. oder 10. jahrh.') finden wir
einen angelsächsischen edelmann und seinen falkner am rande
eines flusses. Jeder der beiden Jäger trägt einen falken auf
der rechten band. Im flusse schwimmen drei enten, auf dem
jenseitigen ufer ist eine gans und ein vogel von form und
gröfse eines straufses. Der Zeichner, der sich aus der dispro-
portion nicht viel machte, wollte vielleicht einen reiher oder
einen kranich darstellen.
Eine ganz ähnliche gruppe bietet ein etwas jüngeres MS. ^)
Drei personen (zwei frauen und ein mann) sind zu pferde auf
der falkenjagd. Der falkner geht vor ihnen her und will das
wasserwild durch rufe und indem er mit einem stock ins wasser
schlägt, zum auffliegen bringen. Im gleichen augenblick fliegen
drei enten auf, der falke hat sich bereits in eine festgekrallt
und pickt mit seinem schnabel auf den köpf des Opfers los.
Die falkenjagd scheint besonders an der küste oder an
fluTsläufen betrieben worden zu sein, denn sowohl Lothobrocus,
als auch die Jäger auf den soeben erwähnten miniaturen
treiben wasserwild auf. In der sumpfigen gegend von Ely
war derartiger reichtum an fischen und wasser vögeln , daü
für einen ass fünf mann ihren hunger vom einen oder andern
gericht stillen konnten.
^) Cotton MS. Tib. C. VI reproduziert in: Stmtt, Sports and Pastimfis,
p. 29.
>) Cotton MS. Julius A. VI reproduziert in : Strutt, Sports and PastimeB,
p. 29 ff.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 49S
i)Heli stagnensiura insularum maxima, ab angiiillanm
copia ita dicta Nee minor aquaticomm Tola<nx]ii
vilitas; ut pro uno asse de utroque cibo quinqne hoiiiiDe^
et eo amplius non solum famem pellant, sed etiam satie-
tatem expleant.
Die Jagdbeute bestand nach M. Heine') hanptsächlich ib
wilden schwanen (ylfettu), weifsen und grauen gänsen (hwite
gös and graeg gos) und storchen (storc). Weniger jagdv<>g€rl
waren der kranich (cornuc) und der reiher (hr^Lgra).
Von den geflügelten jägem sind bereits drei arten. Acci-
piter, Astur und Falco erwähnt worden. Es ist anzunehmen.
dafs an angelsächsischen höfen noch weitere raubvögel zur
jagd abgerichtet wurden, die aber wegen ihrer geringeren
tüchtigkeit keine erwähnung fanden. Die späteren bücher
über falkenjagd erwähnen gegen 20 mehr oder weniger ver-
schiedene arten, die zur jagd verwendet wurden. Die be-
treffenden bücher stellen überdies eine jagdordnung auf: Je
nach der sozialen Stellung der Jäger richtet sich auch das
jagdtier, dessen sie sich bedienen sollen. Ich gebe zur
Orientierung die Zusammenstellung Strutt's, glaube indessen
nicht, dafs solche Vorschriften je gesetzliche geltung hatten
oder überhaupt strenge eingehalten wurden.
^) The eagle, the vulture and the merloun for an emperor.
The gerfaulcon and the tercel of the gerfaulcon for a king.
The faulcon gentle and the tercel gentle for a prince.
The faulcon of the rock for a duke.
The faulcon peregrine for an earl.
The bastard for a baron.
The sacre and the sacret for a knight
The lauere and the laueret for an esquire.
The marlyon for a lady.
The hobby for a young man.
The goshawk for a yeoman.
The tercel for a poor man.
The sparrow-hawk for a priest.
^) Qesta Pontificum Wilhelm! Malmesbiriensis, p. 322.
*) M. Heine : Fünf Bücher deutscher HaoBaltertümer, bd. n.
*) J. Strutt: Sports and Pastimes, p. 37.
496 WILHELM PFANDLEB,
The musket for a holy water clerk
The kesterel for a knave or a servant.
Natürlich rückte man der gefiederten weit noch mit andern
mittein zu leibe. Wir haben bereits gehört, dafs der vogel-
steiler mit leimruten, netzen und schlingen zu werke geht,
überdies zeigen die miniaturen in angelsächsischen hand-
Schriften, dafs man sie oft mit dem bogen oder mit der Schleuder
erlegte. So sehen wir z. b. in einem MS. aus dem VIII. jahrh. »)
eine Illustration zu Ismaels Vertreibung aus dem hause Abrahams:
Der Jüngling ist im begriff einen pfeil in die luft zu senden.
Im gürtel trägt er bereits vier vögel von der gröfse von
wachtein. Im gleichen manuskript sehen wir einen Jäger, der
einen stein nach einem vogel geschleudert hat. — Damit ist
der Übergang gemacht zur gewöhnlichen jagd mit speer und
bogen, wie sie seit den ältesten zeiten von allen naturvölkem
betrieben wurde.
b) Die jagd auf Säugetiere.
Auch hier gibt uns das CoUoquium Aelfrici äufserst wert-
volle auskunft. Der schüler Aelfric's steht im dienste des
königs; er ist *cincges hunta'. Mit netzen und mit hülfe
schneller hunde stellt er rehen, hirschen, ebern und bisweilen
auch den hasen nach. Tags zuvor hat er zwei hirsche und
einen eher erlegt. Die eberjagd besonders stellt sein geschick
und seine furchtlosigkeit auf die probe.
2) Magister: Canst pü aenig ping?
Venator: Aenne cräft ic cann.
M. Hwylcne?
V. Hunta ic eom.
M. Hwäs?
V. Cincges.
M. Hü begaest pü cräft pinne?
V. Ic brede me max and sette hig on stöwe gehäppre,
and getihte hundas mine, J>ät wildeör hig 6hton, op J?ät pe
hig cuman to päm nettan unf orsceäwodlice , J'ät hig 8w&
b^ou begrynode, and ic ofsleah hig on ]>&m maxum.
1) J. Stratt, Sports and Pastimes p. 49 [Cotton MS. Claudiiu B IV].
*) Leo, Sprachproben, p. 8 ff.
DIE VERGNÜGUNGSK DER AKaELSACHSEK. 40?
M. Ne canst ]>ü huntian büton mid nettom?
V. Ge4, büton nettum huntian ic mag.
M. Hü?
V. Mid swiftum hundum ic betaece wildeör.
M. Hwylce wildeör swiöost gefehst \>\\?
V. Ic gefeö heortas and bäras and rann and raegan
and hwilon haran.
M. Waere pü tö däg on huntnoöe?
V. Ic näs, forpäm sunnan-däg ys, ac gyrstan-däg ic
was on huntunge.
M. Hwät gelähtest pxi?
V. Tw6gen heortas and aenne bär.
M. Hü gef6nge I>ü hig?
V. Heortas ic gefenge on nettum and bär ic ofslöh.
M. Hü waere I>ü dyrstig ofstikian bdr?
V. Hundas bedrifon hine t6 m6 and ic, }?aer tögeanes
standende, faerlice ofstikode hyne.
M. Swipe }?r^ste I>ü waere \>L
V. Ne sceal hunta forhtfull wesan, forJ?4m mislice
wildeör wunia}? on wudum.
M. Hwät d6st J>ü be J>inre huntunge?
V. Ic sylle cyncge swä hwät swä ic gefö, forJ>äm ic
eom hunta hys.
M. Hwät syl}> h6 )>6?
V. H6 scryt m6 wel and f6tt, and hwilon h6 sylj? me
hors o\>pe beäh, pät pk lustlicor cräft minne begancge.
M. Kannst du etwas?
V. Ich verstehe einen beruf.
M. Welchen?
V. Ich bin Jäger.
M. Wessen?
V. Des königs.
M. Wie übst du deinen beruf aus?
y. Ich breite meine netze aus und stelle sie an einen
passenden ort und treibe meine hunde an, dafs sie das wild
verfolgen , bis es unvermutet zu den netzen kommt, dafs es
sich darin verwickelt, und ich schlage sie in den netzen tot.
M. Kannst du nicht anders als mit netzen jagen.
y. Ja, ich kann ohne netze jagen.
▲nslU. N. j. xvu. 83
498 WILHELM PFAND LER,
M. Wie?
V. Ich verfolge das wild mit schnellen banden.
M. Was für tiere erlegst du hauptsächlich?
V. Ich erlege hirsche und eher und rehböcke und reh-
gaifsen und bisweilen hasen.
M. Warst du heute auf der jagi
V. Nein, denn es ist sonntag; aber gestern war ich
auf der jagd.
M. Was hast du erlegt?
V. Zwei hirsche und einen eher.
M. Wie fingst du sie?
V. Ich fing die hirsche in netzen und erstach den aber.
M. Wie wagtest du es den eher zu erstechen?
y. Die hunde trieben ihn zu mir, und ich erstach ihn
sogleich ihm den weg versperrend.
M. Du warst also sehr mutig?
V. Der Jäger darf nicht furchtsam sein, denn es wohnen
verschiedene wilde tiere in den wäldem.
M. Was tust du mit deiner beute?
V. Ich gebe dem könig, was ich fange, dafür bin ich
sein Jäger.
M. Was gibt er dir?
y. Er kleidet und nährt mich gut, und hie und da
gibt er mir ein pferd oder einen ring, damit ich meinen
beruf um so eifriger ausübe.
Die gewöhnliche Jagdbeute bestand, wie wir gehört haben,
in hirschen, ebern und rehen, die wir auch anderswo bezeugt
finden. So berichtet John of Brompton, könig Ella von
Northumbrien sei gerade auf der jagd gewesen, als er durch
den einfall der Dänen am Waidwerk gestört wurda Er habe
an jenem tage vier rehgaifsen und sechs rehböcke erlegt:
^)Contigit autem, quod iste rex Ella causa venandi
quodam die ad silvam accessit; ubi ipse post venationem
captam, sicut sedebat in prandio, dixit: Bene expedivimos
hodie quod quatuor damas et sex hinnulos ceperimus.
Der hirsch jagd ist bereits auf s. 479 gedacht worden :
') John of Brompton, in Hist. Angl. Script. Decem, bd. I, p. 808.
.^'.
Die vebonüoungek der anoelsachsek. 490
*)Et ecce ex multimodo corniculantium strepitu canum-
que latratu, multi cervorum levem fugam inierunt etc.
Aus einer stelle von Geffrei Gaimars 'Estoire des Engles'
möclite man schliefsen, dafs Devonshire ein besonders günstiges
gebiet für die jagd auf hirsclie war.
2) Li reis Edgar se purpensat
Ken Defnescliire sen irrat
Pur cerfs chascer dist kil i irrat:
Meis en son quer tut el aueit.
Die in der deutschen literatur so beliebten liirschlegenden
scheinen in der angelsächsischen ihre Vorgänger gehabt zu
haben. In den 'Historical fragments of the Monastery of
St. Mildred in Thanet' wird der prinzessin Eafe das recht
eingeräumt, für ihre brüder Ael>elred und Ae)?elbriht ein
wergeld zu verlangen. Sie will so viel land beanspruchen,
als ihre hirschkuh umläuft.
3) And hit öä swä gelamp |>ä se cyning and hi6 domne
Eafe aerest )> land geceäs • and hi ofer p& e& cömon p&
cwäö se cyning tö hire : hwylcne dael J?äs landes hiö onfön
wolde hyre bröönim to wergilde. Hiö him öä andsworode •
and cwäö J> hiö his nä märan ne gymde J^onne hire bind
litan ymbe yrnan wolde • p hire ealne weg beforan am
öonne hiö on räde was.
Und es geschah da, als der könig und dame Eafe zum
ersten mal das land auswählten und sie über den flufs kamen,
dafs der könig zu ihr sagte, welchen teil des landes sie als
wergeld für ihre brüder empfangen wolle. Sie antwortete ihm
da und sagte, sie wünsche von seinem gut nicht mehr, als ihre
hii'schkuh umlaufen würde, die ihr beständig auf der strafse
voranging, wenn sie ausritt.
Aus zuverlässiger quelle erfahren wir, dafs die gegend
von Durham sehr wildreich gewesen sei.
*)And öaer gewexen is wuda f ästern micel;
wuniaö in öem wycum wilda deör monige
in deöpum dalum deöra ungerim.
>) Memorials of St Dmistan, p. 23 fif.
*) Gaimar : Estoire des Engles V. 3769 ff., bd. I, p. 158.
') Saxon Leechdoms etc., bd. in, p. 426.
*) Grein, Poesie (II. aufläge), bd. I, p. 391.
83*
500 WILHELM PFÄNDLER,
Und dort ist ein gi*o£ses waldesdickicht gewachsen;
es wohnen an diesem orte viele wilde tiere,
in tiefen tälern eine unzahl von tieren.
In der zeit der not, wenn die lebensmittel spärlich waren,
oder ganz fehlten, war die jagd eine hauptnahrungsquelle. So
berichtet uns Gottfried von Monmouth, die Uneinigkeit im
lande habe bald eine teuerung herbeigeführt; es sei mangel
an nahrung gewesen und die jagd habe der bevölkerung noch
zu grofsem tröste gereicht.
^Accessit etiam aliud infortimium: quia fames dira ac
famosissima insipienti populo adhaesit, ita ut totius cibi
sustentaculo quaeque vacuaretur provincia, excepto vena-
toriae artis solatio.
Eine angelsächsische kalenderregel rät jeweilen in der
15. nacht nach neumond zu iischen; auch sei sie besonders
günstig für die jagd auf hiische und Wildschweine:
2) On XV. nihte mönan hys g6d tö fixianne and huntom
heortas tö s6canne and wilde swin.
Des ebers und seiner gefährlichen zahne wird in den
denksprüchen der cottonianischen handschrift gedacht:
3)eofor sceal on holte
töömägenes trum,
der eher soll im gehölze
[wohnen] stark durch die gewalt seines zahnes . . .
Wir besitzen ferner eine bildliche darstellung einer eber-
jagd in einem manuskript des IX. Jahrhunderts. *) Ein adeliger
verfolgt fünf Wildschweine. In der rechten hand trägt er
einen speer, die linke hand hat er ans schwert gelegt Hinter
ihm kommt ein Jäger, der ins hom bläst und ebenfalls mit
einem speer bewaffnet ist. Erst zu hinterst folgen zwei
Jagdhunde.
Weniger des nutzens wegen, als um eine direkte gefahr
für tiere und menschen zu beseitigen, wurden die wölfe gejagt,
0 Histor. Briton. Galfr. Monum., Lib. XV, § XV, p. 175.
•) Saxou Leechdoms, bd. EI, p. 180.
») Grein, Poesie, bd. U, p. 346, v. 18 flf.
*) Stnitt, Sports and Fast., p. 5. [Cotton MS. Tib. VL]
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 501
die besonders im westen Englands in grofser zahl auftraten.
Der Schafhirt in Aelfric's CoUoquium belehrt uns, dafs die
Wölfe gefährliche feinde für seine herde seien.
^M. Hwät segst J>u, sceäpherde? Häfst \>n aenig
gedeorf ?
Opilio: Geä, leof, ic häbbe; on förewerdne morgen ic
drife sceäp mine to heora lease and stände ofer hig, on
haete and on cyle mid hundum, J>6 las wulfas forswelgen
hig etc.
M. Was sagst du, Schafhirt? Hast du irgendwelche
beschäftigung.
0. Ja, am morgen früh treibe ich meine schafe auf
ihre weiden und wache über sie in hitze und kälte mit
hunden, damit die wölfe sie nicht fressen etc.
Gottfried von Monmouth überliefert, dafs der zügellose
enkel des gründers Brutus, könig Ebraicus, auf der jagd ein
Opfer der wölfe geworden sei.
*'^)Vigesimo tandem regni sui anno, dum venationem
exerceret, secessit a sociis in quandam convallem, ubi a
multitudine rabiosorum luporum circumdatus, miserrime de-
voratus est.
Im Westen besonders waren die wölfe in grofsen scharen
heimisch, und könig Edgar wufste in der zweiten hälfte des
10. jahrh. energische abhülfe zu scliaffen, indem er statt des
üblichen jahrestributs 300 wolfsfelle verlangte. Diese mafs-
regel erwies sich als sehr erfolgreich, so dafs schon im vierten
jähre der tribut nicht mehr abgeliefert werden konnte aus
mangel an Wölfen.
3)Quomodo enim ausus hominum praeteriret, qui etiam
omnis generis feras sanguinis avidas ex regno exterminare
cogitaret, Judvaloque regi Walensium edictum imposuerit
ut sibi quotannis tributum trecentorum luporum pensitaret;
quod cum tribus annis fecisset, quarto destitit, nullum se
ulterius posse invenire professus.
*) Leo, Sprachproben, p. 7.
*) Historia Briten. Galfr. Monnm., Lib. U, § VI, p. 43.
*) William of Malmesburj, Gesta Regnm, p. 177.
502 WILHELM PFÄNDLER,
Bären waren wohl in angelsächsischer zeit schon ein
seltenes jagdwild. Aufser den früher angeführten tanzbären,
von denen man nicht weifs, ob sie im lande selbst gefangen
oder vom festlande herübergebracht wurden, findet sich eine
blofse erwähnung auch in den denksprüchen der Cotton-hand-
schrif t :
^Bera sceal on haeöe
eald and egesfull
Der bär soll auf der beide,
der alte und schreckliche [wohnen].
Interessant ist, dafs der bär in der altenglischen Symbolik
oft die rolle des teufeis zu übernehmen hat. Man erzählt aus
dem leben des heiligen Dunstan, dafs ihm beim nächtlichen
gebete der böse in gestalt eines baren erschienen sei:
^) Quadam nocte, dum adleta Dei infra scepta claustrorum
psalmodiis vigiliisque constans immoraretur, apparuit ei Dei
et hominum iniraicus, hispidus et horrens in ursina specie,
volens eum quodammodo torva imaginatione perterrere, et
ab opere satis sibi contrario dolositatis industria aliquatenus
dissociare.
Auch in gestalt eines fuchses naht der Versucher dem
heiligen Dunstan:
3) Addidit quoque idem perfidus draco more vipereo tertio
reserpere, probans si forte adhuc virum Dei remissioris animi
ad vincendum invenisset: et tunc quidem rex improba cordis
compositione sese mutavit in turpem vulpeculam, ut vel
sie famulum Dei cauda quatienti varioque discursu ab in-
tentione Dei sui everteret.
Dieser zug entspricht ganz der mittelalterlichen auffassung.
Die bibel und die bestiarien trugen dazu bei, dafs man im
fuchs nicht nur den schlauen dieb sah, der alles zu erwischen
weifs und überall ungestraft weg kommt, sondern die Ver-
körperung alles schlechten. Bekanntlich stehen die späteren
Versionen des Roman du Renard ganz unter dem einflufs dieser
klerikalen auffassung des fuchses.
1) Denksprüche, in Grein, Poesie, bd. ü, p. 346, v. 29 ff.
*) Memorials of St. Dunstan, p. 2G.
») ib. p. 27.
DIE VERONÜGÜNGEK DER ANGELSACHSEN. 503
Ein seltener gast war wohl der auerochse. Wir finden
ihn in den zeitgenössischen Chroniken nicht erwähnt, dagegen
beschreibt ein angelsächsisches runenlied den bekannten moor-
gänger, der so tapfer ist und mit seinen hörnern zu kämpfen
weifs.
*)n(ur) by}> anmod and oferhyrned
felafrfecne deor, feohteö mid homum
maere morstapa: J>ät is mödig wuht
Der ur ist unerschrocken und gehörnt,
ein sehr wildes tier; er kämpft mit seinen hörnern,
der berühmte moorgänger; er ist tapfer.
In betreff der hasen berichtet Caesar, es sei den alten
britten nicht erlaubt gewesen, solche zu verzehren (wohl aus
religiösen gründen). ^) Leporem et gallinam et anserem gustare
fas non putant.
Diese Skrupel fällt natürlich später nicht mehr in betracht;
der Jäger Aelfrics erlegt gelegentlich auch hasen und wenn
es von dem früher erwähnten Dänen Lothobrocus, der an die
ostküste Englands verschlagen wurde, heilst: 5)Nutriebat
autem Lothobrocus leporiarum quendam, so sehe ich darin
eine besondere zucht hunde, die für die hasen jagd geeignet
und dazu abgerichtet war.
Es bleibt mir noch einiges über die Jagdhunde zu sagen.
Wir haben ein interessantes Zeugnis dafür, dafs die brittischen
Jagdhunde schon zur zeit der Römer eine gewisse berühmtheit
erlangt hatten. Oppianus, ein griechischer dichter aus Cilicien,
der ca. 40 nach Christus seine Cjuegetica schrieb, berichtet
von Jagdhunden, die die wilden stamme Brittaniens züchten;
klein, mager und zottig, überhaupt von unansehnlichem äufsem,
seien sie doch kräftig im gebifs und unerreicht in der schärfe
ihres geruchvermögens.
^yEort dt Ti oxvXdxojv ytro;: äXxifwv lyvtvTfJQwi*
Jhciov, (IraQ lir/dXtji di^rd^iov tjijihv dotörjC'
TovQ TQdfftr dyQta ffvXa HQtntvotv (doXonoTov,
Ait(\q tJtixhjÖT^v 0(p(\c dyaooaiovQ dvoiifivav.
>) Klnge, Lesebuch p. 152. Rnnenlied t. 4 ff.
») Caesar: De BeUo GaUico, Lib. V, Cap. XIII.
») cf. p. 94.
*) Monnmenta Hiit Brit. p. XCIU.
504 WILHELM PPÄNDLER,
Tcor ifToi liifbk^oQ fjsr ofioitoi^ ovrtöavolöi
AiyvoiQ olxtdioici TQOjre^fjeööi xvveöOi,
A'()or, doccQXOTaTov, XaoioxQtxov, Ofjfiaöi i^cod-tg'
\iXX^ orrx^ööi jvodac, xf:XOQv{>fitrov aQyaXioiOi'
Ka\ ihcfiiroli; xvvodoroiv dxaxf^trov logjOQOiOi.
^IHvbOi S'avTf: /idXiöra jrari^^oxoQ iöriv ^iyaöoevc,
Kai OTtßii] jiaraQioXoCy l:rf:l xal yaTar lovrarv
"lyrtor biQiinrai faya 6t öoffog, dXXa xal avTt^v
"JöfW)}' f/eQhjV fidZa orifiTjiHtoO-ai dvrfirjv.
Die bewohner von Northwales hatten dem könig Athelstan
unter andern steuern auch eine jährliche abgäbe von hunden
zu entrichten.
>)Ita quod nullus ante eum rex vel cogitare praesmnp-
serat, ipse in effectum formavit, ut ei nomine vectigalis
annuatim viginti libras auri, trecentas argenti, penderent,
boves viginti quinque milia annumerarent, praeterea quot
liberet canes qui odorisequa nare spelaea et diverticola
ferarum deprehenderent
«
Was für hunde bei der jagd etwa in betracht kommen
konnten, erfahren wir aus einem zusatz zu den gesetzen Cnnts,
der erst um das jähr 1220 angefügt worden ist Derselbe
verlangt folgendes:
2)Si quis canem qui custodire domini sui caulas debet
et lupem abigere, occiderit, persolvat domino canis VI sol.
Canem quem Angli dicunt greihund, qui nondum cepit leporem
nee aliam bestiam XL d. persolvat; si vero doctus est et
cepit LXXX d. reddat. Canem, qui in pluvia sine alicoias
cura vigilat, quem Angli dicunt renhund XEL Canis vero
qui vocatur uealter et Angli dicunt lanlegeran X soL per-
solvatur.
Das halten von hochjagdhunden ist eine fronpflicht der
bauern. Die ßectitudines Singularum Personarum gebieten,
dafs je zwei und zwei einen hochjagdhund füttern. Zur Jagd-
zeit wird derselbe dann wohl der meute des herm einverleibt
worden sein:
*) William of Malmesb., Gesta Regnm, bd. I, p. 148.
') Liebcrmann, Gesetze, p. 367. Anmerk. 80, 1 b.
DIE VERGNÜOÜKGEK DER ANGEL8ACH8EK. 505
0 7 tw6gen 7 tw6gen (kotesetlan) fedan aenne headorhund.
Und je zwei und zwei bauern müssen einen hochjagd-
hund füttern.
Schliefslich findet sich in einem angelsächsischen manu-
skript das bild eines hundehälters (dogwealh), der zwei Jagd-
hunde an der leine hält. *) Ob es greyhounds oder renhundas
sind, bin ich nicht im stände zu sagen, doch ist nach obigem
Zitat sicher, dafs die beiden namen nicht ein und dasselbe
tier bedeuten, wie Wright annimmt.
2. Der fischfang.
Was ich von der jagd bemerkt habe, gilt in erhöhtem
mafse auch für diesen abschnitt. Der fischfang war für die
grofse mehrzahl derer, die ihn pflegten, ein broterwerb und
nicht ein vergnügen; als berufliche tätigkeit gehört sie nicht
hierher, doch scheint es nach modernen begriffen ebenso ab-
surd den fischfang von der sportlichen betätigung auszu-
schliefsen.
Der fischreichtum Britanniens, nicht nur der küste nach,
sondern im inlande, war seit ältester zeit bekannt und Gott-
fried von Monmouth hat vielleicht nicht so unreclit, wenn er
in seiner fabelhaften genealogie der brittischen könige neben
andern Vorzügen des landes auch dieser nahrungsquelle gedenkt.
'*)Erat tunc nomen insulae Albion, quae a nemine, ex-
ceptis paucis gigantibus, inhabitabatur, amoeno tamen situ
locorum et copia piscosorum fluminum, nemoribusque prae-
electa, affectum habitandi Bruto sociisque inferebat.
Wir besitzen aber auch Zeugnisse aus zuverlässigeren
quellen. Vor allem weist William of Malmesbury auf den
grofsen reichtum an fischen und wasserwild in der gegend von
Ely hin und erklärt den Ortsnamen etymologisch aus der menge
von aalen, die man dort finde.
^)Heli stagnensium insularum maxima, ab anguillarum
copia ita dicta, sicut Beda communi notitiae consentiens,
*) Liebermanii) Gesetze, p. 447, nach B.
*) Wright, Homes of other days, p. 82 [Harleian MS. no. 603].
») Gottfried t. Monmouth, Hist. Briton., Lib. I, § XVI, p. 20.
*) William of Malmesb., Gesta Pontificom, p. 322.
506 WILHELM PFÄNDLER,
auctor est. Denique et illorum et omnis pene amnicomm
piscium generis tanta est copia, ut sit adyenis miraculo, in-
digenis pro illorum ammiratione ludibrio. Nee minor aquati-
carum volucrum vilitas, ut pro uno asse de utroque cibo
quinque liomines et eo amplius non solum famem pellant^
sed etiam satietatem expleant.
Eine ähnliche erwähnung findet sich auch in dem gedichte
auf Durham:
i)Weor ymb eorneö
ed yöum stronge, and öörinne wunaö
feola fisca kyn on flöda gemonge.
Rund herum fliefst der Weor,
ein gewässer von starker Strömung, und darin halten sich
viele arten von fischen auf im gemenge der fluten.
Beda erzählt in seiner kirchengeschichte, dafs der bischof
Wilfrith die Westsachsen zur zeit einer grofsen hungersnot
fischen gelehrt habe, da sie nur verstanden haben, aale zu
fangen, sonst aber des gewerbes total unkundig waren.
2)Nam et antistes cum venisset in provinciam, tan-
tamque ibi famis poenam videret, docuit eos piscando victum
quaerere. Namque mare et flumina eorum piscibus abunda-
bant, sed piscandi peritia genti nuUa nisi ad anguillas tantom
inerat. Collectis ergo undecumque retibus anguillaribus,
[homines antistitis] miserunt in mare et Divina se juvante
gratia mox cepere pisces, diversi generis, trecentos.
John of Brompton will wissen, könig Alfred habe sich
während der zeit seines Unglücks in den Wäldern von Somerset
von jagd und fischfang ernährt. Vermutlich ist auch das, wie
überhaupt die geschichte, dafs er sich je an verborgenen orten
aufgehalten habe, fabel und spätere zutat.
3)Sub qua tempestate anno Domini DCCClxxvij vero
regis Alfredi quinto, idem rex Alfredus cum paucis per sil-
vestria Somersetensis plagae vitam incertam et inquietam
ducebat, ut qui nihil unde viveret habebat, nisi quod prae-
dando et venando adquireret, vel piscando.
0 Grein, Poesie (2. aufl.), p. 391, v. 3 flf.
«) Beda, Hist. EccL, Lib. IV, cap. 13.
') Eist. Angl. Script. Decem, bd. I, p. 811.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHBEN. 507
In der folge hören wir sodann noch von einem wunder-
baren fischzug, zu dem ihm die gnade des heiligen Cuthbert
verholfen, und der bis in verschiedene einzelheiten an den
fischzug des Petrus erinnert, i)
Doch sehen wir, ob wir nicht in den lateinischen konver-
sationsstunden Aelfrics — der ausdruck klingt etwas modern,
entspricht aber völlig dem Charakter der sache — reichere
und bessere auskunft erhalten können. In der tat hat Aelfric
auch einen fischer in der schar seiner lernbegierigen. Das
gespräch zwischen ihm und dem schüler ist folgendes:
2)M. Hwylcne cräft canst J>ü?
P. Ic eom flscere.
M. Hwät begytst J?ü of }>inum cräfte?
P. Bigleofan and scrüd and feoh.
M. Hü fehst J>ü fixas?
P. Ic astige min scyp and wyrpe max mine on eä and
angil ic wyrpe and spyrtan, and swä hwät swä hig gehäftaf
ic genime.
M. Hwät gif hit unclaene be6J> fixas?
P. Ic wyrpe pk unclaenan üt, and genime m6 claenan
to mete.
M. Hwaer cypst J?ü fixas J>ine?
P. On ceastre.
M. Hwd bigj> hi?
P. Ceasterwara. Ic ne mag swä fela gefön, swä fela
swä ic mag gesyllan.
M. Hwylce fixas gefehst pü?
P. Aelas and hacodas, mjTias and aelepiitan, sceotan
and lampredan, and swä hwylce swä on wätere swymmaj>
sprote.
M. For hwi ne fixast }?ü on sae?
P. Hwilon ic do, ac seldon, torp&m micel rewyt me
ys t6 sae.
M. Hwät fehst J?ü on sae?
P. Härincgas and leaxas, mere-swj'n and styrian, östran
and crabban, muslan, pinewinclan, sae-coccas, fagc and floc
and lopystran and fela swylces.
*) cf. Simeon of Durham, bd. I, p. 204.
') Leo, Sprachproben, p. 9 ff.
508 WILHELM PFÄNDLBR,
M. Wilt I>ü fön sumne hwäl?
P. Nie.
M. For hwi?
P. FoT\>'äm plyhtlic )>ingc hit ys gefön hwäl. Grebeorh-
licre ys m6 faran t6 eä, mid scype minum, )>änne faran mid
manegum scypum, on huntunge hränes.
M. For hwi swä?
P. ForI?äm leofre ys m6 gefon fisc p&ae ic mag of-
sleän, }>änne pk nä }>ät dn m6, ac eäc swylce mine gef6ran
mid änum siege h6 mag besencan o]>]>e gecwylman.
M. And )>eäh, mänige gefbp hwälas, and ätbersta)>
fröcnyssa, and micelne sceat }>anon begyta}?.
P. Sbp J?ü segst, ac ic ne gej^ristige, for mödes mines
nytenysse.
M. Welchen beruf verstehst du?
P. Ich bin ein fischer.
M. Was erhältst du durch deinen beruf?
P. Nahrung, kleidung und geld.
M. Wie fängst du fische?
P. Ich besteige mein schiff und werfe meine netze ins
wasser und werfe die angel und körbe und was sie fangen,
nehme ich.
M. Wenn es aber unreine fische sind?
P. Ich werfe die unreinen weg und nehme reine zur
speise.
M. Wo verkaufst du deine fische?
P. In der stadt.
M. Wer kauft sie?
P. Die Städter. Ich kann nicht so viele fangen, als
ich verkaufen könnte.
M. Welche fische fängst du?
P. Aale und hechte, elritzen und trüschen, f ereilen
und lampreten, und alle fische (sprotten), die im flusse
schwimmen.
M. Warum fischest du nicht im Meere?
P. Bisweilen tue ich es, aber selten, denn auf dem
meere habe ich schwere niderarbeit.
M. Was fängst du im meere?
P. Heringe und lachse, delphine und störe, austem nnd
DIB VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 509
krebse, miesmuscheln, strandmondschnecken , herzmuscheln,
schollen und flachfische und hummer und viel derartiges.
M. Pflegst du Walfische zu fangen?
P. Nein.
M. Weshalb?
P. Weil es gefährlich ist walfische zu fangen. Es ist
sicherer für mich auf dem flusse zu fischen mit meinem
eigenen schiff, als mit vielen schiffen auf die walfischjagd
zu fahren.
M. Warum denn?
P. Weil es mir lieber ist einen fisch zu fangen, den
ich töten kann, als einen, der nicht nur mich, sondern auch
meine genossen mit einem einzigen schlage versenken oder
töten kann.
M. Und doch fangen viele walfische und entgehen den
gefahren und erwerben dadurch grofsen lohn.
P. Du sprichst wahr; doch wage ich es nicht, wegen
der Zaghaftigkeit meines Sinnes.
Die schon mehrmals erwähnten kalenderregeln kennen
auch für den fischfang ganz besonders günstige termine.
>)Se VII. nihta möna is göd on t6 fixiane.
Bei sieben nachte altem monde ist es gut zu fischen.
^)0n XI. nihta eald m6na faer on swä hwelce healfe
middangeardes swä }?ü wylle, ne sceö }?6 naenig wiht n6
man n6 diör and h6 b;^ö göd an tö cwellanne micle fixas
on sae.
Bei elf nachte altem monde geh in welche gegend der
erde du willst, weder mann noch tier wird dir schaden und
der mond ist günstig, wenn man grofse fische töten will
auf dem meere.
') On XV. nihte mönan hys göd tö fixianne and huntum
heortas tö söcanne and wilde swin.
Bei fünfzehn nachte altem monde ist es gut fischen und
[der Zeitpunkt ist günstig] für Jäger, hirsche und Wild-
schweine zu verfolgen.
^) Saxon LeechdomB, bd. UI, p. 178.
«) ib. p. 178.
») ib. p. 180.
510 WILHELM PFÄNDLER,
Fische waren besonders für klöster eine wichtige nah-
rungsquelle und der fischreichtum eines landstrichs wird in
den vergabungsurkunden an die klöster jeweilen besonders
erwähnt. So lautet die Schenkung von Hannigge durch könig
Edwy folgendermafsen.
>) Qua de re ob amorem verae sapientiae, meo adoptivo
parenti vocabulo Aelrico XX mansas libenti animo concedo,
, hoc praefatum rus signaculo crucis Christi corroboro,
quatenus cuicumque heredi, se vivendo, tribuat, yitaeque
post suae discessionem ab huius caducitate mundi donum
ipsius finniter in aetemum permaneat, cum omnibus rebus
pertinentibus, idest, campis, pratis, pascuis, piscationibus.
Im jähre 968 verschenkt könig Edgar das gebiet von
Bed winde an das klöster Abingdon:
^)cum omnibus utilitatibus ad eam rite pertinentibus,
campis, silvis, pratis, piscuariis etc.
Eine sehr bedeutende Schenkung dieser art wurde im
X. jahrh. durch könig Ethelwin an das klöster Eamsey
gemacht.
3)Medietatem quoque piscariae ejusdem loci dedit eo-
clesiae, alteram vero partem filiis suis. Dedit etiam quinqae
hidas apud Walsokne, et dimidium piscariae suae quae eum
in Wella contingebat ; postea vero, terminum vitae positurus,
alteram medietatem reliquae adjiciens portioni, totam simul
piscariam Ramesensi ecclesiae contulit cum mansis et toftis
piscatorum.
In den naturalabgaben sind nicht selten auch abgaben an
fischen eingeschlossen. Das pachtgesetz Ines bestimmt, dafs
der beliehene dem grundherrn für zehn hiden land unter
anderm auch fünf lachse und hundert aale entrichte.
<)At tyn hidum tö föstre tyn fata hunies, öreö hund
hläfa, twelf ämbra Wylisces ealoö, örittig hlutres, tw4 ealda
ryöeru oööe tyn weöeras [7 tyn gees 7 tw6nti henna 7 t^
cysas], ämber fulne buteran, fif leaxas, tw^ntig pundwaega
födres 7 hund teontig aela.
^) Chronicon Monasterii de Abingdon, bd. I, p. 240. *) ib. p. 314.
') Chronicon Abbatiae Rameseiensis, p. 53.
*) Liebermaun, Gesetze, p. 119 ff.
DIE VERGNÜGUNOEK DER AKGEL8ACH8EN. 511
Von 10 lüden [zahle der beliehene dem grundherrn]
zum unterhalt [als jahreszins], 10 fässer honig, 300 brote,
12 eimer wälschen biers, 30 hellen [bieres], 2 ausgewachsene
rinder oder 10 widder, 10 gänse, 20 hennen, 10 käse, einen
eimer voll butter, 5 lachse, 20 wispel futter und 100 aale.
3. Gleiten und Schlittschuhlaufen.
Bevor wir uns von den Aussen, sümpfen und seen wieder
dem festen lande zuwenden, möchte ich noch kurz eines Sportes
gedenken, für den es uns allerdings an zeitgenössischen Zeug-
nissen fehlt Erst Fitzstephen, ein mönch von Canterbury,
aus der zweiten hälfte des XII. jahrh. verweilt mit wohl-
tuender breite bei diesem wintervergnügen seiner Londoner
bevölkerung. Wir haben indes allen grund anzunehmen, dafs
der eissport in England autochthon war, oder dann schon in
früher zeit bei den häufigen Wechselbeziehungen mit Island
und Skandinavien eingang fand. Interessant ist, was unser
gewährsmann von den Schlittschuhen zu berichten weifs. Die
gewandteren leute bedienten sich tierischer knochen, die sie
den f üfsen anpafsten. In der hand hielten sie einen Stab mit
eiserner spitze, mit welchem sie die gangart beschleunigen
oder verlangsamen konnten. So ausgerüstet sausten sie mit
der Schnelligkeit eines vogels über die fläche dahin.
9 De ludentibus super glaciem.
Cum est congelata palus illa magna quae moenia urbis
Aquilonalia alluit, exeunt lusum super glaciem densae
juvenum turmae. Hü, ex cursu motu captato citatiore,
distentia pedum posita, magnum spatium, latere altero
praetenso, perlabuntur. Alii quasi magnos lapides molares
de glacie sedes sibi faciunt; sessorem unum trahunt plurimi
praecurrentes , manibus se tenentes. In tanta citatione
motus aliquando pedibus lapsi cadunt omnes proni. Sunt
alii super glaciem ludere doctiores, singuli pedibus suis ap-
tantes, et subtalaribus suis alügantes, ossa, tibias scUicet
animalium; et palos, ferro acuto supposito, tenentes in ma-
nibus, quos aliquando glaciei Ulidunt, tanta rapacitate feruntur
quanta avis volans, vel pilum balistae.
^) Liber dutamäram, p. 13.
512 WILHELM PFÄXDLEB,
4. Der reitsport
Der angelsäclisische edelmann war ein gewandter reiter.
Beständig den einfallen räuberischer nachbarn im eigenen
lande und vom festlande her ausgesetzt, mufste er notwen-
diger weise fest im sattel sitzen und sein tier tummeln können.
Überdies erfahren wir aus den Chroniken und miniaturen,
dafs hirsche und rehe, oft auch die vögel zu pferde gejagt
wurden und scliliefslich war eine grölsere reise zu lande kaum
denkbar, es sei denn zu pferde. Der zucht guter reittiere
mufste schon in früher zeit grofse aufmerksamkeit gewidmet
worden sein, obschon ich keine speziellen angaben über deren
eigenschaften finden konnte; ausnahmsweise wird ihre färbe
und Schnelligkeit hervorgehoben.
Beowulf erhielt von Hroögar unter anderen geschenken
auch acht pferde mit vergoldetem geschirr und dem könig-
lichen Sattel. Jedenfalls entsprach dem äufsern schmuck auch
die qualität der tiere.
»)Heht pä eorla hleö eahta medras
faeted-hleöre on flet teön,
in under eoderas.
Darauf hiels der könig
der rosse acht mit goldbelegten zäumen
hin in das innere der halle führen.
Von überall her kommen die vasallen Hro}?gars auf ihren
apfelschimmeln, die heldenarbeit Beowulfs zu schauen.
2)panon eft gewiton eald-gesiöas
swylce geong manig of gomen-w4I?e
fram mere mödge meärum ridan
beornas on blancum.
Von da begaben sich die beiden, alte
und junge viele, von der frohen reise,
die mutigen, vom meer zurück zu rosse,
die krieger auf den falben.
Wenn der boden für den wettlauf günstig ist, lassen sie
die Zügel schielsen und erproben die Schnelligkeit ihrer pferda
3)Hwilum heaöo-röfe hleäpan leton,
on geflit faran fealwe mearas.
1) Beowulf, V. 1036 ff. •) ib. v. 854 ff. ») ib. ▼. 866 fl.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 513
J?aer him fold-wegas fägere I>(ihton,
cystum cüöe;
Zuweilen spornten auch die kampfberühmten
zum wettlauf falbe rosse, wo die strafsen,
die weit als gut bekannten, passend schienen.
Es ist unverkennbar, dals in solchem Wetteifer die an-
fange der später so beliebten pferderennen gesucht werden
müssen. Ein jeder sucht seine eigene geschicklichkeit und die
tüchtigkeit seines tieres im Wettbewerb mit anderen zu messen.
Insofern sind auch die pferderennen, wenn sie auch vielleicht
in ags. zeit nicht eigentlich organisierte anlasse, sondern etwas
rein zufälliges waren, in England autochthon. Überall, wo
reitpferde gehalten werden, ruft der höhere oder geringere
grad der geschicklichkeit und kenntnisse eine gewisse riva-
lität unter den jungem der kunst hervor. Einen inter-
essanten beleg für ein pferderennen im kleinen gibt uns Beda :
Bischof Wilfrith ist mit Herebald und noch andern jungen
leuten auf der reise. Da der boden flach ist und den pferden
behagt, bitten die Jünglinge den bischof um erlaubnis, ein
kleines Wettrennen veranstalten zu dürfen. Nur zögernd
gibt Wilfrith seine Zustimmung und schliefst Herebald zum
vorneherein von der beteiligung aus; doch dieser ist bald
seiner selbst nicht mehr mächtig, eilt den gefährten nach
und stürzt.
^)Nam cum primaevo adolescentiae tempore in clero
illius degerem, legendi quidem canendique studiis traditus
(sed non adhuc animum perfecte a juvenilibus cohibens in-
lecebris) contigit die quadam nos iter agentes cum illo
devenisse in viam planam et amplam aptamque cursui
equorum; coeperuntque juvene^ qui cum ipso erant, maximi
laici, postulare episcopum, ut cursu majore equos suos
invicem probare licet. At ille primo negavit, otiosum dicens
esse quod desiderabant ; sed ad ultimum miütorum unanima
intentione devictus: Facite, inquit, si vultis, ita tamen ut
Herebald ab illo se certamine funditus abstineat etc.
Auch in * Be monna cräftum ' wird des geschickten reiters
speziell gedacht:
^) Beda, Hist Eccles., Lib. V, cap. 6.
AnglU. N. F. XYU. 34
514 WILHELM PFXnDLBB,
OSum biö tö horse hwät
Mancher ist tüchtig zu pferde
und an anderer stelle:
^)Sum biö meäres gleiw,
wic-cräfta wis.
Mancher ist zu pferde gewandt
in pferdekünsten erfahren.
(Ich übersetze diese stelle mit Thorpe durch : wise in equestrian
arts und sehe darin nicht Zauberkünste zum heilen der pferde,
wie Grein vermutet)
Wenn ich einerseits annehme, dafs der rennsport in Eng-
land heimisch gewesen sei, so schliefst das nicht aus, dafs er
gleichzeitig anderswo, z. b. in Frankreich, in höherer blute
stand. So vernehmen wir, dafs Hugo Capet die Schwester
Ethelstan's, Ethelswitha zur frau begehrte und seinem ge-
sandten Adulphus unter andern königlichen geschenken an
Ethelstan auch rennpferde mitgab.
3)Princeps huiusce legationis fuit Adulfus, filius Bälde-
wini comitis Flandriae, ex filia regis Edwardi Ethelswitha.
Is, cum in conventu procerum apud Abbandunam proci
postulata exposuisset, protulit munera sane amplissima, et
quae cujuslibet avarissimi cupiditatem incunctanter explerent:
.... equos cursores plurimos, cum phaleris, fulvum, ut Maro
ait, mandentes sub dentibus aurum etc.
5. Das schwimmen.
Die küstenbewohner und Seefahrer waren aller orts und
zu allen zeiten mit dem elemente. das ihre nährmutter und
zum grofsen teil auch ihr aufenthaltsort war, mehr oder
weniger vertraut. Daher ist es wohl zu erklären, dafs z. b. in
*Be monna cräftum' der fertigkeit des schwimmens nicht ge-
dacht ist; sie wurde offenbar für etwas ganz selbstverstftnd-
liches gehalten. Nur dann, wenn eine heldenhafte, übermensch-
liche anstrengung mit dem schwimmen verbunden ist, nimmt
der dichter anlafs, dabei zu verweilen. Wir erfahren aus rede
>) Grein, Poesie, bd. I, p. 206, v. 81.
") Grein, Poesie, bd. I, p. 206, v. 69 ff.
^) William of Malmesbury : Gesta Begam, bd. I, p. 160.
DIB vbrgnOgükgen deb angblsachben. 515
und gegenrede Unferhö's und Beowulfs, dafs letzterer sieben
uächte im sunde mit den wellen kämpfte und mit seinem
freunde Breca um die wette schwamm. Es liegt mir fem,
die aussage Beowulfs wörtlich zu nehmen, doch dürfen wir
vielleicht so weit gehen, zu behaupten, dafs die Angelsachsen
das schwimmen fleifsig pflegten und mitunter ungewöhnliche
proben von Wagemut und stärke ablegten.
Hören wir, was Beowulf auf die anschuldigung Unferhö's,
er habe seinen freund Breca getötet, antwortet:
*)Hwät! }?ü wom fela, wine min Unferö,
beöre druncen ymb Brecan spraece,
sägdest from his siöe! Söö ic talige,
}?ät ic mere-strengo märan ähte,
earfeöo on yöum, }?onne aenig ööer man.
Wit }?ät gecwaedon cniht-wesende
ond gebeötedon (waeron b6gen pk git
on geogoö-feöre) }?ät wit on gär-secg üt
aldrum n^ödon; ond l^ät geäfndon swä.
Häfdon swurd nacod, pä wit on sund re6n,
heard on handa, wit unc wiö hron-fixas
werian }?6hton. N6 h6 wiht fram m6
fl6d-:föum feor fleötan meahte,
hi-aöor on holme, nö ic fram him wolde.
pä wit ätsomne on sae waeron
fif nihta fyrst, oö }>ät unc flöd tödrdf,
wado weallende, wedera cealdost,
nipende niht ond noröan wind
heaöo-grim andhwearf; hreö waeron yöa.
Wieviel, freund ünferd, bierestrunken sprachst du
um Breca doch, wieviel von seiner fahrt!
In Wahrheit mehr ausdauer zeigte ich,
mehr kraft im meer, als je ein andrer mann.
Wir sagten, als wir Jünglinge noch waren,
gelobten das in jugendlichem alter,
dafs wir das leben wagten auf der see,
und taten so. Ins «meer hinaus wii* schwammen,
das blofse schwert, das harte, an der band,
zum schütze gegen wale. Nicht vermocht' er
») Beowulf, V. 530 flf.
516 WILHELM PFÄNDLBR,
die wogen schneller zu durchschwimmen, rascher
als ich die see; ich wollt ihn nicht verlassen.
So waren wir zusammen auf dem wasser
fünf tage lang, da trennte uns die flut^
die hohen wellen und das kalte wetter;
die nacht war finster und von norden blies mir
kampfgrimm der wind entgegen in den aufruhr
der wogen.
Getrennt von Breca kämpft Beowulf tapfer gegen den
Sturm. Sein scharfes schwert befreit ihn von den Ungetümen
des meeres. Endlich spülen ihn am siebenten tage die fluten
an die finnische küste.
6. Waffen- und turnspiele.
Obgleich wir allen grund haben anzunehmen, da£s der
gebrauch der wafEen in friedenszeiten eine hauptbeschäftigong
der jungen männer war, sind wir auch in diesem kapitel
gröfsten teils auf hypothesen angewiesen. Wir nehmen still-
schweigend an, dals die verschiedenen kampfgeräte wie wurf-
spiefs, Speer, bogen, schwert und dolch, vielleicht sogar auch
die Schleuder, die alle im kriege und auf der jagd gebraucht
wurden, in friedlichen zeiten, in fröhlichem Wetteifer geübt
und gepflegt wurden. Die belege dafür sind aber äuüserst
spärlich und unzuverlässig. Von der mitte des 13. jahrh. an fehlt
es nicht an Zeugnissen aller art in wort und bild. Da erfreut
sich besonders das quintain grofser beliebtheit Der eine
schlägt mit seinem schwert gegen einen baumstrunk, dem
man die ähnlichkeit eines köpf es gegeben hat, ein anderer
stürmt zu pferd mit der lanze gegen eine drehbare Scheibe
und sucht sie in der mitte zu treffen, ein dritter macht den
gleichen versuch in einem ruderboote, wieder andere suchen
auf der rennbahn mit der turnierlanze einen aufgehängten
ring zu spiefsen. *)
Ein ganz frühes zeugnis für das scheibenschiefsen mit
dem bogen hätten wir in Beowulf, lielse nicht die betreffende
stelle mehr als eine deutung zu.
*) Strutt, Sports and Pastimes, p. 111 ff.
DIE YEBGNÜGUNOEN DEB ANGELSACHSEN. 517
>)Wäs I>4in yldestan unged^felice
maeges daedum moröor-bed str6d
syftöan hyne Häöcyn of horn-bogan,
his frei-wine fläne geswencte,
miste mercelses ond his maeg ofsc^t,
brööor ööerne, blödigan gdre:
Es ward dem ältesten
durch seines bruders taten unverdient
der tot bereitet, als ihn Hädcyn mit
dem pfeile traf, den königlichen herm,
indem sein ziel er fehlte; so erschofs
mit blut'gem schaft der bruder seinen bruder.
Earle übersetzt die fragliche stelle mit: he missed his target;
Grein und Heine geben mercels mit *zier wieder, was eben
viel allgemeiner ist und auch die jagd nicht ausschliefst;
Simrock übersetzt es mit merkziel, was schon eher auf eine
blolse Übung hindeuten würde.
Die Schleuder erfreute sich wohl allgemeiner beliebtheit.
Während die jagd zu pferde und mit der meute ein Privi-
legium der reichen war, war die Schleuder jedem, auch dem
ärmsten, zugänglich. Einen beweis, wie verbreitet diese waffe
gewesen sein mufs, sehe ich in einer stelle von Beda's Historia
Ecclesiastica , wo Beda den wurf mit der Schleuder geradezu
zu einer längeneinheit macht.
^) Est enim locus ille undique mare circumdatus, praeter
ab Occidente, unde habet ingressum amplitudinis quasi
jactus fundae.
In einem manuskript des VIII. jahrh. sehen wir femer
einen mann, der einen stein nach einem vogel wirft, er hat
das eine ende der Schleuder freigelassen; in andern fällen er-
klärt der Zeichner, hat der werfende beide enden in der band. ^)
Eigentliche toumiere waren aller wahrscheinliclikeit nach
nicht vor der eroberung in England bekannt. Alle Zeugnisse,
die wir in den Chroniken finden, sind spätem datums und be-
ruhen auf ausschmückungen der Chronisten. So läfst z. b. ein
») Beowulf, V. 2486 ff.
^) Historia ecclesiastica, Lib. IV, Cap. 13.
») Strutt, Sports etc., p. 72 [MS. Claudias B. IVJ.
518 WILHELM FFÄNDLEfiy
normannischer Chronist die hochzeitsfestlichkeiten von könig
Edward mit Edith, der tochter Godwin's mit einem toomier
be^nen.
i)Si est au roi espusee,
E reine curunee;
Faites sunt noces richement,
Cum a roi e reine apent.
Asez i out ch^valerie,
Asez bachelerie,
Valetz de force e juvente
De juer ki mettent entente
Li uns de briser ses lances
Li autres de mener ces dances etc.
Gottfried von Monmouth läfst bei anlafs von Artur s krö-
nung die ritter einen scheinkampf aufführen. Wenn wir jedoch
mit U.Wülker 2) annehmen, dafs dieArtursage blofse erfindong
sei, so ist dem folgenden zitat schon aus diesem gründe keine
bedeutung beizumessen.
3)Mox milites simulacrum praelii ciendo, equestrem
ludum componunt.
Während ich sonst Gottfried's von Monmouth sagenhafte
zfige mit der nötigen reserve anführen mufste, glaube ich in
seiner beschreibung eines ringkampfes einen echt germanischen
zug sehen zu dürfen. Die breite und ausführlichkeit , mit
welcher er den ganzen Vorgang schildert, läfst uns schliefsen,
dafs Gottfried wohl früher oft zeuge solcher Zweikämpfe ge-
wesen war. Der kämpf, den er im 16. kapitel des ersten
buches schildert, ist reine erfindung, niemand wird das gegen-
teil behaupten wollen; doch ist dieses sich messen der brutalen
kraft im ringen und schwingen etwas uraltes und spezifisch
germanisches.
Nachdem die eindringenden Römer die eingebomen riesen
Britanniens unter grofsen Verlusten bis auf einen einzigen
aufgerieben haben, soll der kämpf zwischen dem Bömer Co-
rineus und dem zwölf eilen langen Goemagot den streit zum
austrag bringen:
») LiTCs of S. Edward the Confessor, p. 59, v. 1207 ff.
*) cf. R. Wülker: Die Artiissage in der engl. Literaturgeschichte.
^; Gottfr. V. Monmouth : Hist Regum Brit., Lib. IX, § XIV.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 519
^)At Britones tandem undique confluentes in eos prae-
yaluerunt : omnesque praeter Groämagot interf eceinnt Hone
Brutus vivum reservari praeceperat, volens videre lucta-
tionem ipsius et Corinei, qui ultra modum cum talibus
aestuabat con^edi. Itaque Corineus maximo fluctuans gaudio,
succinxit se, et abjectis armis ipsum ad luctandum provocat
Inito deiude certamine hinc stat Corineus, hinc gigas et
alter alterum vinculis brachiorum annectens, crebris affla-
tibus aera vexant. Nee mora, Goömagot Corineum maximis
viribus astringens, fregit ei tres costas : duas in latere dextro
et unam in sinistro. Unde Corineus in iram compulsus, suas
revocavit vires, et imposuit illum humeris suis, et imposito,
quantum velocitas pro pondere sinebat, ad proxima littora
cucurrit.
Einen weiteren durchaus germanischen zug sehe ich in
dem steinstofsen bei anlafs der schon genannten krönungsfest-
lichkeiten könig Arturs:
2)alii ponderosorum lapidum jactu, alii cum saxis
contendentes.
Auch das klettern fand seine liebhaber und mochte wohl
unter erwachsenen noch geübt werden, denn der dichter spricht
davon im gleichen tone, wie von der geschicklichkeit der
krieger und Seefahrer.
^)Sum mag heänne beim
staelgne gestigan.
Mancher kann den hohen bäum
den steilen erklettern.
G. Jngendspiele.
Leider geben uns auch hier die Chroniken nur spärliche
auskunft. Was wir von ihnen erfahren, läfst uns vermuten,
dafs die spiele der Jugend so ziemlich die gleichen waren,
wie heut zu tage. Auch hier tritt die körperliche betätigung
*) Galfr. Monum. Bist. Brit., Lib. I. § 16, p. 20.
») ih. Lib. IX, § 14, p. 173.
'; Ilymn of Praise and Tliaukgiyiiigs, Codex £xon., p. 42, v. G ff.
520 WILHELM PFAND LER,
in den Vordergrund, das sich balgen, ringen, springen und
laufen. Daneben übt sich die Jugend im gebrauch der waffen,
um im reiferen alter zur jagd und zum kriegshandwerk tüchtig
zu sein.
Nur beiläufig bemerkt Capgrave, der autor der Vita et
Miracula St^ Dunstani, dafs der heilige Dunstan sich von den
jugendlichen Vergnügungen zurückgezogen habe, um den ge-
sprächen der altern zu lauschen:
*)majorum natu colloquiis adesse, juvenum ludicra de-
clinare : . . .
Anders der heilige Cuthbert, dessen biograph erzählt, er
habe in seiner jugend mit grofser ausdauer die spiele seiner
altersgenossen geübt, sich mit ihnen im ringen, springen und
schneilauf gemessen und sich überall vor seinen altersgenossen
ausgezeichnet.
2) Oblectabatur ergo, ut diximus, jocis et vagitibus, juxta
quod aetatis ordo poscebat. Parvulorum conventiculis Inter-
esse cupiebat, ludentibus colludere desiderabat, et quia agilis
natura et acutus erat ingenio, contendentibus ludo saepius
praevalere consueverat, adeo ut, fessis nonumquam ceteris,
ille indefessus adhuc, si qui ultra secum vellent certare,
quasi victor laetabundus inquireret. Sive saltu, sive cursu,
sive luctatu, seu quolibet alio membrorum sinuanime, se
exercerent, ille omnes aequaevos et nonnullos etiam majores,
a se gloriabatur esse superatos.
Von demselben Cuthbert erzählt unser gewährsmann, dafs
er eines tages mit einer grofsen schar von knaben auf dem
felde gespielt und seinem körper allerlei unnatürliche Ver-
drehungen gegeben habe. Wie wir wissen, waren Jongleure
und Seiltänzer den Angelsachsen bereits bekannt, ihnen wollte
der knabe es offenbar gleich tun.
3)Nam sicut beatae memoriae Trumwine episcopus ab
ipso Cuthberto sibi dictum perhibebat, dum quadam die solito
luctamini in campo quodam non modica puerorum turba in-
sisteret, interesset et ipse, et sicut ludentium levitas solet
>) Memorials of St. Dunstan, p. 327.
') Vita St. Cuthberti, in Patres Ecclesiae Angl., p. 208.
») Patres Eccles. Angl, p. 210.
DIE VERGNÜGUNGEN DER ANGELSACHSEN. 521
contra congraum naturae statum, variis flexibus membra
plerique sinuarent, repente unus de parvulis, triennis ferme,
ut videbatur, accurrit ad eum et quasi senili constantia cx)epit
hortari ne jocis et otio indulgeret, sed Stabilität! potius
mentem simul et membra subjugaret.
Ich erinnere hier abermals an eine stelle aus dem Char-
tulary of Barnwell Abbey, wonach knaben und Jünglinge am
tage vor Johannes dem täufer auf einer wiese bei Barnwell
zusammenkamen, um dort zu ringen und andere jugendspiele
zu pflegen:
»)illic convenientes , more Anglorum luctamina et alia
ludicra exercebant.
Als Seitenstück hierzu führe ich ein zitat an, das erst aus
der zweiten hälfte des XII. jahrh. stammt und der beschreibung
Londons durch Fitzstephen entnommen ist. Was jedoch hier
VQn den spielen der Londoner jugend erzählt wird, durfte
schon 100 und mehr jähre früher seine volle geltung haben.
2) XXI De ludis aestivalibus, ut lucta et hujusmodi. In
festis tota aestate juvenes ludentes exercentur in saliendo,
in arcu, lucta, jactu lapidum, amentatis missilibus ultra
metam expediendis, parmis duelliorum.
Während die knaben ihren körper stählten, führten die
mädchen den fröhlichen reigen bis zum anbruch der nacht:
^)Puellarum Cytherea duxit choros, et ^pede libero pul-
satur tellus', usque imminente luna.
Ich glaube mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen zu
dürfen, dafs der hahnenkampf, von dem Fitzstephen in den
^Capitula de Situ Nobilissimae Civitatis Londoniae' berichtet,
noch in angelsächsische zeit fällt. Fitzstephen erzählt dort,
es sei in seiner knabenzeit allgemein sitte gewesen, am kar-
nevalstage dem lehrer, der dann offenbar leiter dieses Ver-
gnügens war, kampfhähne zu bringen.
*)Praeterea, quotannis, die quae dicitur * Carnilevaria ',
ut a puerorum ludis incipiamus, — omnes enim pueri fuimus
— scholarum singuli pueri suos apportant magistro suo gallos
*) cf. Tho8. Wright, Homes o. o. d., p. 67.
») Liber Custumarum, p. 12. •) ib. p. 12. *) ib. p. 11.
522 WILHELM PFÄKDLEB,
gallinaceos pugnatores ; et totum illud antemeridianam datur
ludo pueromm, vacantium spectare in scholis saoram pugnas
gallorum.
Am nachmittag kamen schfiler und angestellte auf freien
platzen zum ballspiel zusammen. Wer irgendwie ein interesse
an dem jugendlichen treiben hatte, gesellte sich zu dem
jungen volke und erfreute sich mit ihm.
OPost prandium, exit in campos omnis Juventus urbis
ad lusum pilae celebrem. Singulorum studiorum scholares
suam habent pilam ; singulorum officiorum urbis exercitatores
suam singuli pilam in manibus. Majores natu, patres et
divites urbis, in equis, spectatum veniunt certamina juniorum,
et modo suo juvenantur cum juvenibus; et excitari videtur
in eis motus caloris naturalis, contemplatione tanti motus et
participatione gaudiorum adolescentiae liberioris.
Schliefslich findet sich bei William of Malmesbury noch
eine erwähnung des bogenschielsens bei knaben. Er erzählt,
dafs könig Edgar beim pfeilschiefsen in der ferne eine kloster-
ruine erblickt habe, und ein geliibde getan habe, sie später
als könig wieder zu erstellen.
2)Denique, ut in cujusdam prologo legi, qui regulam
Benedicti Anglico enuclebat fuso, dum quadam die ludi-
bundus (i. e. Edgar) sagittis exerceret animum, animadvertit
procul aedificia magna, sed situ et ruinis deformia.
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Zürich. Wilhelm Ppandler.
zu AE. AN.
Angl. 29, 340 f. habe ich fälle von nachgestelltem ae. an
in nomeraler, aber dem unbestimmten artikel sich bereits
nähernder bedeutung beigebracht. Von diesen ist Beow. 2410:
he , , . ^ion^ tö J>ces J>e he eorösele dnne wisse, zu streichen.
Da von der drachenhöhle früher ausführlich die rede war,
mufs an hier eine andere bedeutung haben: es ist offenbar
mit Bugge, Beitr. 12, 371, als jenes emphatische 'ein' zu
fassen, von welchem Braune Beitr. 11, 518 und 12, 393 han-
delt. Ich glaube aber, dafs wir als seine bedeutung doch
nicht mit Heyne 'jener' ansetzen dürfen, sondern in an-
lehnung an Braune a. a. o. 394 *ein gewisser, euch (den Zu-
hörern) ja bekannter '. Genau genommen trifft wohl auch dies
nicht einmal zu. Im worte selbst lag der hin weis auf das
bekanntsein wohl gar nicht : aus der Situation, dem Zusammen-
hang muf ste dem hörer klar werden, dals er den betreffenden
gegenständ ja schon kenne, und gerade darin, dafs er den
hin weis selbst herzustellen, zu erraten hatte, lag wohl für
den Angelsachsen das anziehende in dieser ausdrucksweise.
Das Verhältnis ist ungefähr so, wie wenn wir sagen: 'ich
kenne einen gewissen herrn , der . . . ' , und damit den an-
gesprochenen meinen. Wenn die spätere deutsche entwick-
lung andere wege einschlägt, so bildet dies natürlich keinen
einwand.
Die übrigen von mir a. a. o. angezogenen fälle von an
lassen aber eine solche deutung nicht zu.
Bezüglich der Psalterstelle : öt ponne sweltad samod mid
ntannum swd ealdonnanti an ^efealleö 81, 7, wäre zu be-
merken, dafs hier an allerdings durch das lateinische original
veranlafst ist, welches ^unus de princibibus' bietet. Aber
528 KARL LUICK, ZU AE. AN.
immerhin liegt nicht eine wörtliche Übersetzung vor, von der
man zweifeln könnte, ob sie dem englischen Sprachgebrauch
entspricht, sondern eine auch sonst vorkommende ausdrucks-
weise, und keinesfalls ist die nachstellung des dn^ auf die es
uns ja ankommt, durch das Lateinische veranlafst.
Von gröfserer bedeutung ist dagegen, worauf mich Sievers
hinweist, das quellen Verhältnis bei Gen. 2926 f. : htm pär rom
^eseah unfeor panon denne standan . . . brenibriim foestne.
Diesem satz entspricht in der Vulgata Gen. 22, 13 : * vidit-
que post tergum arietem inter vepres haerentem comibus'. Die
Itala dagegen hat im anschlufs an das Griechische {löov xQiog
tlg xaxtxoiitvog Ir (fvra 2!aßix riZv xe^drcov): *ecce aries
unus tenebatur in arbore Sabech cornibus', wie denn auch bei
Ambrosius 1. 1 de Abr. c. 8 * aries unus haerens' vorkommt (Sa-
batier I 63). Da nun im frühen mittelalter die handschriften
der Vulgata vielfach mit lesarten der Itala durchsetzt waren,
ist es nicht unmöglich, dafs dem Genesisdichter etwa 'viditque
.. . arietem unum' vorlag und sein rom .... dsnne, auch was
die Wortstellung anlangt, durch das original nahegelegt wurde.
Dieser fall ist somit nicht völlig beweiskräftig.
Für Gen. 880, 1473, 2267 bietet auch die Itala keinen
derartigen anhaltspunkt (nisi a ligno . . . edisti Gen. 3, 11;
habens folium oleae et ramum in ore suo 8, 11 ; invenit eam
angelus Domini 16, 7). Die den versen 14771, 2226, 2517 ent-
sprechenden stellen Gen. 8, 12 ; 16, 1 ; 19, 20 fehlen in unserer
Überlieferung. Da aber das griechische original 8, 12 den
bestimmten artikel (r/yr jihQLOreQdv) , 16, 1 überhaupt keinen
(jtaiöloxfj ilyvjrrlu), und 19, 20 ein demonstrativum hat (jroXig
avTfj), wird in der sich meist so eng anschlief senden Itala
gewifs kein unus gestanden haben.
Somit ist von den a. a. o. angeführten stellen Beow. 2410
ganz zu streichen und Gen. 2926 f. als nicht ganz beweiskräftig
in zweite linie zu rücken. Alle anderen sind völlig sicher.
Graz, 19. September 1906.
Karl Lüick.
ON DR. DOUaLAS BRUCE'S ARTICLE:
"THE MIDDLE ENGLISH ROMANCE 'LE MORTE
ARTHUR', HARL. MS. 2252." etc.
ANGLU XXm (1901) pp. 67—100.
In the twenty - third volume of Anglia pp. 67 — 100
Dr. Douglas Bruce of Tennessee University U. S. A. endeavours,
in an unimpassioned manner, to show that certain opinions set
forth by me with regard to the Middle - English Romance
(Harl. MS. 2252. Brit. Mus.) in my "Studies on the Sources
of Sir Thomas Malory's *Le Morte Darthur'" are erroneous,
and that he himself is able to propose a correct Solution of
the difficulties. As I did not trouble to reply, at once, to
this articie, hoping that one or other of those who had adopted
my conclusions would feel called upon to adduce reasons for
his action, Dr. Bruce saw fit to give what he calls a summary
of his articie in his introduction to his reprint of the Harl. MS.
(Early English Text Society, Extra Series. No. 88. 1903).
Here, to my regret, he did not see his way to keep up the
dignified tone which marked his first attack.
Now that several years have elapsed without seeing my
hopes realised, I have to discharge the unpleasant duty of
setting matters right myself.
I am certain, if Dr. Bruce had read, or, at least, not
misunderstood what I have written, neither his articie nor
consequently, his summary of it, would ever have seen the
light of day in print.
The Harl. MS. 2252, as is well known, is not quite perfect,
a gap occurs after fol. 102, or line 1181. When Dr. Fumivall
▲nglia. N. i\ XVU. 35
530 H. OSKAR SOMMER
edited the MS. in 1864 he came to the conclusion that there
were two leaves missiDg here, and in his numbering of the
lines he allowed for such a deficiency — 137 lines — counting
the first line after the gap 1318. When I had occasion to
look at the Harl. MS. in 1890, the first step I took was to
make a careful examination of the binding of the MS. This
alone quite apart from any other consideration, convinced me,
that but one leaf was missing. In my endeavour to find an
explanation of this deficiency, I was led to believe that by,
slightly, emending the MS. this could be satisfactorily accounted
for, but whatever I proposed in my letter to the "Academy"
of Nov. 15th, 1890 (or in my reference to this letter in
"Studies", etc. p. 11) did not in any way influence my work
on the sources of Malory's rifacimento. I only suggested a
simple way in which the problem might be solved. I did not
expect anyone to accept my emendations, nor did I press them,
in any way. Dr. Bruce silently, accepted my Suggestion *)
that but one leaf was missing from the MS. but he evidently
attributed such importance to these proposed emendations, that
he failed to see that they were mere suggestions.
I may perhaps soon have an opportunity of demonstrating
that what I, modestly, proposed is not so unlikely ^) as it has
appeared to Dr. Bruce!
In Order to show that Dr. Bruce, if not mis-read, mis-
understood me, I have but to quote a few facts from his
summary (I do not require the article at all for this purpose)
and from my -^Studies" etc.
^) Introd. p. XI: — "I do not believe, however, that any one who
has made the comparison will regard it as probable that more than one
leaf from the Harleian MS. is lost" etc.
<) As I stated in a note " Studies " etc. p. 249 I had promised my
late friend Prof. E. Koelbing to deal with the Harl. MS. in ''Englische
Studien". This promise was never carried out, because I ceded this task,
with Prof. Koelbing's knowledge and consent, to a gentleman from Oöttingen,
who had been sent to me with high recommendations. I, unfortunately,
gave to this gentleman my annotated copies of Malory's four last books,
and the 1864 edition of Harl. MS. 2252 and aU my MS. notes. To this day
I have neither heard from him, nor have I seen any of my property again.
OK BBUCE^S ARTLCLU: THE ROMANOE 'lE MORTE ABTHUB '. 53l
Dr. Bruce says: —
1. On page XIII: — " Nevertheless in his discussion
Dr. Sommer in the main simply deyelops suggestions of earlier
scholars, for the most part ill-founded, with reference to the
source of our romance and its relation to the other Death of
Arthur romances. For instance his notion a) that the portion
of our romance which foUows the gap in the Harl. MS. is the
original of the latter portion of Malory is derived from Bran-
scheid * Anzeiger' to ^Anglia' (1885) p. 220, and the further
notion b) that the French Vulgate - Lancelot constitutes the
source of the Harl. *Morte Arthur' down to the gap, seems
a partial and ill-considered adoption of Ellis' erroneous view,
cited above, with regard to the relation of our poem and the
old French romance".
2. On page XIV: — "Dr. Sommer wavers between two
opinions (1) that the portion of the Harl. romance after the
gap in the MS. is the original of the corresponding portion of
Malory's *Morte D'Arthur'; (2) that this part of the Harl.
Romance and the corresponding portion of Malory's are derived
from a common source. The second of these views, however,
is evidently the correct one."') etc.
My discussion does not develop the suggestions of earlier
scholars, nor do I waver between two opinions.
a) That I never had the first notion (and cannot, therefore,
have derived it from Branscheid), nor expressed anywhere an
opinion to that effect, the following passages will make clear: —
"Studies", etc. p. 249. 1. 22 "[From the gap] 2) to the end
the poet used the same source as did Malory for the two
last books of his rifacimento".
Ibid. p. 251. 11. 2—4. "To get a clear idea of the common
source of M. and [11. 1318] 2) — 3969 of M. H. we must
compare" etc.
^) E. Wechssler Las adopted it from Sommer in his " Ueber die ver-
schiedeuen Redactionen , des Robert vou Borroii zageschriebenen Graal-
Lancelot-Cyclufl'^ (Halle 1895) p. 36.
') As to tbese two references on p. 249 and 251 s e e infra — p. 537.
35*
532 fi. OBKAR SOMIIER
Ibid. p. 258. 1. 2. from bottom "^ The long enmneration of
the varions parte of his kingdom which Lancelot gires to bis
lEaithfal Knights is not in IL IL. bat three passages distinctly
show, that M. and M. EL bad a common sonrce.'*
Ibii p. 265: — "A minnte examination of 1L*8 XXIst
book compared with the last ten folios of P. L. tbis fact
pointe oat either that the soorces of both are denyed from
a common sonrce, or that P. L. it itself the sonrce of
the French Bomance nsed by M.''
Ibii p. 269 : — " Comparing M. with M. EL we find that
both yersions agree very closely save for snch insignificant
yariations as"", etc.
Ibid. p. 271: — "Comparing this last section of M. with
the conclnsion of M. H. we find many incidents common to
both, bat also some in M. absent from M. EL''
Ibid. p. 272 : — " The last part of the final chapter of
book XXI contains, I think, incidents of three different kinds,
those invented by M ; those which M. has in common
with the Thomton MS ; lastly those M. mnst have borrowed
from some French sonrce we no longer possess," etc.
b) G. EUis ("Specimens" etc. L p. 308) simply states: —
"The HarL *Morte Arthar' difFers most essentially from
Malory's work which was a mere compilation, whilst it follows,
with tolerable exactness, the French romance of Lancelot "
"Studies" etc. p. 220. I say that M.'s 18th book is not
derived from P. L. to which his source was, however, in-
timately related. This source is thas either derived
from P. L., or both P. L. and M. from a common
original The Harl. MS. 2252 version Stands in the same
relation to M.'s source as that does to P. L. —
How this absolutely correct Statement can seem to anyone
a partial and ill-considered adoption of what Ellis said, I am
altogether at a loss to understand.
Dr. Bruce says further: —
On page XV: — "The similarities and occasional coin-
cidences of phraseology which one observes in comparing
Malory and the Middle English Metrical Bomance are only
ON BRÜCB's ARTICLE: THE ROMANCE 'lE MORTE ARTHUR*. 533
such as must occur where two writers are following the same
original ", and in a f ootnote he adds that Dr. W. E. Mead in
'Selections from Malory' (Boston 1897, pp. 305, etc.) "has dis-
cussed this question from the point of view of phraseology
alone, without making the investigation as to source. His
conclusions agree with mine."
The quotations from "Studies" etc. given above show
beyond a doubt that I never for a moment had the notion : —
the Harl. MS. romance was Malory's source for the last two
books of his compilation.
What I thought and still think is, that while writing
this portion of his work, Malory had besides a French
source, a copy of *Morte Ai'thur' as represented by the
Harl. MS. before him, and to this fact the peculiar coincidences
and similarities etc. are due.
Compare " Studies " etc. p. 252. " On the other band M.
repeats several passages from M. H. " — p. 253. " Several
passages are again literally reproduced by M." — p. 258.
" Many passages of M. suggest that, while writing his account,
lie had a copy of M. H. before him" — p. 263 "on various
occasions M. incorporates words, phrases, and even whole lines
of M. H. into his own text, whilst generally, as if to conceal
the fact and mislead the reader, adding that the "Frensshe
book" says so" — p. 269. "M.'s text suggests throughout
that M. H. was before him during the compilation of it, but
in this part he comparatively rarely forgets himself so far as
to reproduce the very words of M. H. but passages of the
latter sort occur" — and lastly p. 271. "But on the whole
both versions tally closely, nay M. in many cases servilely
copies the words and phrases of M. H. "
In substantiation of his hypothesis (for it can hardly be
called anything eise) Dr. Bruce has nothing to say, but by
his remark '*His conclusions agree with mine", he distinctly
refers me to Dr. Mead's notes for his arguments.
And liow does this gentleman disprove my conclusions ? —
By phrases that mean little or nothing, and by such common-
place Statements: — "Parallel passages of one sort and
another may be collected by the score from medijeval pieces
534 H. OSKAR SOMMBB
that were produced by independent writers drawing upon a
common stock of Freuch Originals. Such parallel passages
have been coUected by Eoelbing, Zupitza, Ealuza and others
in great numbers," etc.
If he had, at least, charitably credited me, too, with a
knowledge of such generally known facts!
I must not forget to mention that Dr. Mead*) also re-
produces two of my groups of parallel passages viz: — those
on pp. 269—70, and 271—2, but the most important ones, on
pp. 252— 3; 258 and 259; and 263-4 he omits.
') P. 294. Dr. M. dedares conceming my remarks about BookXVÜI:
"The weight to be given to these variations will be estimated differently
by different critics. In view of the probability that a lost French version
is to be assomed as the basis of Books XX and XXI , it seems safe to
assume a lost French version for Book XYUI. '' and in a note he adds : —
" Since writing this opinion I find Wechssler, in his discussion of the Graal-
Lancelot Cyclus , p. 36 , remarks : — " Sommer gibt eine sorgfältige ver-
gleichnng, aus der erhellt, dafs Malory anch hier das selbständige original-
werk übertragen hat. Sommer hat versäumt, diesen schluTs zu ziehen/'
This conclusion was the premise I was anxious to prove by the "sorg-
fältige vergleichung ", there was, therefore, no necessity to draw it.
If Dr. M. had read pp. 274 — 75 of "Studies" etc. he would have
known that I have a prior claim to what he, evidently, calls his opinion.
Wechssler, therefore, in confirming as Dr. Mead imagines, his opinion,
confirms mine.
Ibid. p. 310. Dr. Mead winds up his discussion : — " Much might be
urged against the proposition that Malory had other sources than the
"French book" for the concluding book of "Le Morte Darthur". Further
arguments may, however, be deferred, until more proof is presented by the
other side." And in a note he adds: — "Wechssler — p. 36 — again'
confirms my independent conclusion." — He merely remarks: —
" Endlich buch XX. und XXI. * enthalten die Morte Arthur, die uns in der
französischen literatur nur als branche des Graal und Lancelotcyclus (im
Map und Robert Cyclus) vorliegt. Sie ist bei der aufnähme in diese roman-
reihe stark gekürzt worden. Malory hat den ursprünglichen text über-
tragen, gleichwie der Verfasser des in Harl. 2252 enthaltenen gedichts*."
If Dr. Mead had not overlooked Wechssler's two footnotes to the
words which I have marked with asterisks — viz. : — " Sommer in. p. 249",
and again " Sommer UL p. 249", he would himself have recognised, as
Dr. Bruce does , (compare his note quoted s u p r a p. 531 from Introd.,
p. XIV) that Wechssler does not confirm his independent
conclusion!!!
ON BRÜCK's ARTICLE: THE BOMANCE ^LE MOBl'E ABTHUB '. 535
All I can say is that, after most carefuUy weighing the
arguments adduced by Drs. Bruce and Mead in Support of
their assertions, I am not convinced; and I reiterate the
opinion I pronounced in 1892, viz. that Malory made use of
a copy of the Harl. MS. romance in the manner I have ex-
plained. It is too early to say more than this, and it must
therefore, for the present remain a matter of opinion.
Let anyone taking an interest in the subject decide for
himself whether he will adopt what Drs. Bruce and Mead
assert on no evidence at all, or whether he will adopt my
conclusions, based, as they are, on some knowledge of Malory's
workmanship, his powers as a writer, and last not least, his
analogous use, for his fifth book, of "La Morte Arthure"
by the Scotch poet HuchoAvn as we possess it in the MS. of
Robert Thornton in the Lincoln Cathedral Library, and as I
have set forth at great length and with much detail on
pp. 148—175 of my "Studies" etc., a fact which Drs. Mead
and Bruce altogether pass over in silence!
There is only one more point to consider: — On pages
XVI and XVII ') Dr. Bruce says: — " In fact, whilst
differing markedly from Malory, as the above enumeration
sufficiently shows, the relation of (M. H.) to the Vulgate-
Lancelot is just the same as that of the whole preceding
portion of the romance down to 1318, a relation not of direct
independence but of ultiraate derivation from it, through an
intermediate Version of the part of the Lancelot story, based
on that romance (or its source) of the same general nature
as the common source of M. H. 11. 1672 — 3969 and the last
two books of the *Morte Darthur* etc. etc.''
On page XVIII ^) : — The Source of the Harleian Romance
from I. 1672 to the end is unquestionably the same as that
of Malory's 20th and 21st books : and lastly on page XX ') : —
"For lines 1—1671 the poet of the Harl. Morte Arthur uses
not the Vulgate-Lancelot but some modification of the Vulgate-
Lancelot or probably its source no longer in existence."
Compare with these Statements what I say " Studies " etc.
page 220 where I mention the Harleian MS. at the beginning
») Introduction to No. 88 Extra Series E. E. T. S. 1903.
536
H. OSKAR SOMMER
of Book X Vin : — After declaring that the eighteenth book
is not derived from P. L. to which its source was intimately
related and that this source is either derived from P. L. or
both from a common original, I proceed: — "In the
English metrical Romance "Le Mort Arthur" as preserved
in the unique Harleian MS. 2252, we possess a Version which
Stands in the same relation to Malory's source as that does
to the Prose-Lancelot ", etc. etc.
On page 221, I say: — "In Order to give the reader
at a glance an idea what portions of Malory (M.) correspond
to portions of the Prose-Lancelot (P. L.) and to the English
metrical romance Harl. MS. 2252 (M. H.). I subjoin the foUow-
ing table: — *)
M.
P.L.
M.H.
Book XVlll.
chap8. 1— Vm
chaps. IX— XX
chaps. XXI— XXV
Vol. IM. ff. 143v, 144r,
160-166r
Vol. in. ff. 144v -160
9
•
■
11. 1-1671.
?
[Book XIX]
[Vol. n. ff 1-23]
Book XX.
Vol. m. ff. 166 190r
11. 1672—2951.
Book XXI.
Vol. m. ff 190v 202
„ 2952-3969.
To make what I am endeavouring to show as clear as
possible, I now place side by side the distinctly expressed opi-
nions in the f oregoing quotations of Dr. Bruce and myself : —
M. M. H.
XVm. 11. 1-1671
Bruce.
Not Vulgate Lancelot
but modified Version
of P. L. Independent
of Malory
XX. 11. 1672-2951
XXI. 11. 2952—3966
Modified version
of P. L. same as
Malory's source
Sommer.
Source intimately related to
P. L. but not P. L. M. H.
Stands to this source in the
same relation as that source
Stands to P.L.
Modification«) of P. L.
Same source as M. H. plus
Copy of M. H.
0 This table has been reproduced by Dr. Mead in bis notes p. 293.
») See "Studies" p. 251.
ON BRUCe's ARTICLE: THE ROMANCE 'lE MORTE ARTHUR*. 537
From this it is abundantly clear, that there is only one
poiiit in which Dr. Bruce is at variance with my conclusions,
i. e. the use by Malory of a copy of M. H. in addition to
the French Book for the last two books of bis compilation,
a point which I have already mentioned above.
Does it seem probable that Dr. Bruce took the trouble
of writing his article in Anglia to prove this hypothesis,
a task he had professedly left to be dealt with by
Dr. Mead? —
I know the Solution for part, at least, of this enigma ; —
Whilst I stated, quite correctiy at the beginning of Book
XVIII pp. 220—221 that this corresponded to lines 1—1671
of the Harl. MS., and Books XX and XXI to lines 1672—
3969 I, unfortunately, confused the figures in the references
at the beginning of Book XX. on pages 249 0 and 251, viz,
those referring to the gap in the Harl. MS. i. e. 1318—3969
with those referring to the two portions derived from
different sources, 1672 — 3969 and, with regrettable con-
sistency, I repeated these erroneous figures on p. 275 in
another reference when speaking of a hypothetical "Suite
de Lancelot".
But what I am unable to explain is how Dr. Bruce has
failed to recognise this error which unfortunate as it is, is
not altogether unnatural or inexcusable, when one takes
into consideration that I had worked for several years at
high pressure, and that, in view of the necessity of placing
some limits upon my work which already considerably ex-
ceeded the size originally planned, I had to condense into
119 pages what would have fiUed more than 320 pages.
Nobody knows better than myself that this process of con-
densation was not to my advantage.^)
^) Anglia XXIII p. 75. In speaking of the line of division between
the two parts in which different sources are followed and the two parts
before and af ter the gap as set forth erroneonsly by me on p. 249 Dr. Bruce
States in a note; "Dr. Sommer repeats this statement on pp. 251 and 275"
— but h e does not mention pp. 220—21.
*) When I shall discuss the relationship of the French romances to
"Le Mort« Darthur", as I formerly did that of "Le Morte Darthiu"" to
538 SOMMER ON BRUCE's ABTICLE: 'lE MORTE ARTHUR*.
I dare not assume that Dr. Bruce has overlooked "Studies"
etc. pp. 220—320 or that he did not read what Dr. Mead has
quoted from my work in his notes.
its French sources, in connection with my forthcoming edition of the
complete vnlgate-version of the whole cycle, to be pnblished by the
Carnegie Institution of Washington, I hope to have an opportunity of
supplementing in several respects what I have said in "Studies* etc. as
regards the cycle in general. But as far as Malory is concemed, I fear
— and I say this deliberately ; — that now, after many years* study
of the subject) I shall not be able to improve much upon what I wrote
in 1888-92.
ASTOLAT, CaMBERLEY, SüRREY
March 1906.
H. Oskar Sommer.
SHADWELL'S OPERA OF «THE TEMPEST".
To the Editor of "AngUa".
Sir,0
It seems to me fitting that the readers of your Journal
should have their attention drawn to a remarkable exempli-
fication of the long arm of coincidence. Were I not a pre-
judiced witness I should be inclined to characterise the matter
referred to as the boldest act of literary piracy on record.
But I content myself in submitting the evidence, and leave
the choice of phrases to the reader.
"The Athenaeum" of August 25, 1906, (No. 4113) has the
hardihood to publish an article by Sir Ernest Clarke on
"The Tempest as an Opera", which sets forth precisely as
I set forth in the article "Did Shadwell write an Opera on
The TempestV", (Anglia, 1904, xxvii. pp. 205 ff.) that the
anonymous quarto of 1674 presents the text of Shadwell's long
lost musical perversion of the play. With the calm air of a
man explaining a mystery of which he alone has the key, Sir
Ernest proceeds to recapitulate all the stale evidence in support
of the contention, but fails to justify his obtrusion on public
notice by throwing any new light on the subject. The long
arm of coincidence is a mighty long arm indeed, when the
discoverer of the discovered has no argument to proffer save
what has been utilised before. Sir Ernest Clarke's discussion
^) Folgender brief ging uns zu mit der bitte um veröfifentlichung, die
wir gern gewähren, in dem wir, gemäfs unseren prinzipien, dem Verfasser
die Verantwortung für seine erklärung der von ihm vorgebrachten auf-
f&Uigen tatsachen überlassen. Die redaktion.
540 W. J. LAWRENCE,
of the characteristics of the Dryden - Davenant Tempest of
1667, of the passage from Downes proving the production of
the Shadwell opera, of the fact that all seventeenth Century
reprints of "The Tempest" subsequent to 1670 reproduce the
Shadwell text of 1674, all these^ points have already been
made by me in "Anglia".
Seven months after the publication of my article I had
an amiable controversy with Dr. Cummings in "Notes and
Queries", (lOth S. ü. 164, 270, 329) on the subject of "PurceU's
Music for The Tempest". That discussion resulted in a dis-
covery settling beyond dispute that the quarto of 1674 re-
presented ShadwelPs alteration of the Dryden-Davenant play.
To "Notes and Queries" of October 22, 1904 I wrote, "Per-
sonally I am very thankful to Prof. Cummings for bis con-
tribution on this perpleiing subject, as one of the facts he
educes enables me to decide an important side issue. Hitherto
all the editors of Dryden have taken it for granted that the
anonymous and misleading *comedy' of *The Tempest' published
in 1674 by Herringman is nothing more than an amended
copy of the Dryden-Davenant play of 1670. This was so
completely Scott's view that the version of *The Tempest'
given in his * Dryden' is whoUy taken from the later quarto.
My contention, as first entered ^upon sojne few months back
in Anglia, that the so called comedy represented the book
of Shadwell's opera, can now be maintained beyond dispute.
Prof. Cummings points out that in 1680 Pietro ßeggio published
his *Song in the Tempest. The words by Mr. Shadwell',
commencing *Aiise ye subterranean winds'. As this song
is Iprinted in Act ü. sc. iv. of the 1674 quarto, it foUows
that that particular version of ^The Tempest' must undoubt-
edly be Shadwell's."
Strange to say, the only item of evidence presented by
Sir Ernest Clarke not utilised by me in Anglia is an un-
acknowledged summary of this point concerning Reggio. It
only needed this to make the " coincidence " rounded and
complete !
It is a striking commentary on the moral stamina of the
English press that none of the many editors of the literary
Journals to whom I applied for Ventilation of this matter had
courage enough to deal with it. One replied to me by way
8HADWELL*ß OPERA OP "tHE TEMPEST". 541
of apology that he did not really think Sir Ernest Clarke
could possibly have seen my article in Anglia. Suppose we
admit that in the ordinary course of events Sir Ernest would
not have seen the article — an admission that implies a
reflection both on that gentleman's erudition and on the
circulation of the Journal. Is it equally feasible that Sir
Ernest could not have seen "Notes and Queries", a paper
subscribed for by every respectable library in the United
Eingdom, and to whose indexes constant reference is made
by scholars?
Sir Ernest Clarke reminds me of Amerigo Vespucci, who
by some brilliant jugglery succeeded in stamping his name
indelibly on the two continents discovered by Columbus.
Already füll honours have been paid him. His intimate friend,
Mr. H. B. Wheatley lost no time in writing to theAthenaeum
to commend his acumen and glorify his powers of research.
Whether coincidence or plagiarism, the offence to me appears
equally rank. Surely the maxim "Ignorantia legis excusat
neminem" has the broadest application!
Yours faithfully,
W. J. Lawrence.
32, Shelboürne Road, Dublin,
September 1906.
NACHTRÄGE
ZUM "ENGLISCHEN INDEFINITUM". L
(AngUa N. F. XIV heft 4 und XV heft 1.)
Im folgenden gebe ich eine anzahl von ergänzongen (und
berichtigungen) , die ich mir bei gelegenheit weiterer lektüre
angemerkt habe. Sie bestehen meist aus einfachen parallel-
stellen, hie und da jedoch aus solchen, die geeignet sind, das
bisher erreichbare resultat nicht unwesentlich zu modifizieren.
§ 2 (Unterdrückung des dem oder gegenübergestellten an)
füge bei: frme. and wandred ouer al, fro drige stede to oder,
sechende resie OEH. 11 85, pe soe is biter, swo is ec pis woreld
fram ende to oder ib. 179.
§ 12 (Unterdrückung des an bei aufzählung von eigen-
schaften) füge bei: me. so worshipful a creature, and(J) wys
therwithf and (!) large with mesure, (!) So penyble in the werre
and cwrteys eeke, Ne (!!) more lahoure might in werre endure.
Was nowher noon Ch. III 211 ; hier wäre aufserdem das relativ
zu ergänzen: Ne oon that more etc.
§ 15 (an als neutrales Substantiv) füge bei: me. Cheese oon
of these two : Do sacrifice or Cristendom reneye Ch. HI 43.
§ 17 (attributives an = *ein gewisser') füge bei: mod.
Auch in a sense = *gewissermafsen' gehört hierher.
§ 20 (an = * einzig', * alleinig') füge bei: frme. pu pe ane
dreddes nawt wiö pin anre bodi [im AE. neutrum!] to fihte
aseines alle pe ahe fülle deueles of helle OEH. I 271.
§ 23 (an = * allein', * einzeln') füge bei: ae. to hwon
agnodest pu pe anum , poet ic ine bam gesceop . , .? Wulfst.
p. 259, 15; desgl. am schlufs der ae. belege die anm.: In Ver-
bindung mit forlcetan richtet sich an zunächst nach dem Objekte,
wird dann rektionslos und wächst schliefslich mit jenem verbum
zusammen: poet pu ... me ... lenne ne forlcete (Par.) Ps. 118, 8
> Forlet he an Pendan swustor Beda III 570 > du nu an-
forlete Boeth. 7, 3.
EINENKEL, NACHTRÄGE ZUM "ENGLISCHEN INDEPINITüm". 543
§ 25 (an = *em und derselbe') füge bei: fi'me. for nis
nawt rikt pat an hns holde peos tweien OEH. I 265.
§ 28 [an in der formel an sc betsta (mon)] ; hierzu ist jetzt
zu vergleichen Luick in Anglia N. F. XVII heft 3 u. 4, dessen
ausführungen die entwickelung des ne. a good one als wesent-
lich komplizierter erweisen, als ich sie mir auf grund meines
mangelhafteren materiales auszudenken vermochte. Ein wei-
teres eingehen auf diese ganze sache mufs ich mir für später
aufheben. Bis dahin bitte ich hinzuzufügen als anm. 4: die
sprungweise Übertragung der konstruktion an se betsta auf
den positiv, schon in frme. zeit, kann nicht weiter auffallen.
Es ist nichts wunderbares, dafs einzelne dialekte (oder vielleicht
nur Individuen?) in dem einen oder anderen punkte der ge-
samtentwicklung um Jahrzehnte voraneilen : SciUcet terra pro-
missionis, civitas habitutionis , conversatio celestis: Öat is pat
bihotene lond, par is on pe wunsume bureh and on pe lieueyi-
liehe wunienge par alle englen inne wunien OEH. II 185.
Nicht unerwähnt mag bleiben, dafs der Schreiber des
Harl. MS. 7334 der Cant. Tales gegenüber denen der anderen
wichtigen handschriften in der Summoners Tale 2005 eine
der eben geschilderten völlig identische konstruktion anwendet :
Ire is a ping oon pe grete of seuene. Zwar ist ping hier sicher
nicht am platze, die das richtige wort dafür einsetzende lesart
des Ellesm. MS.: Ire is a siyine, oo7i of the grete of seuene.
scheint dagegen im folgenden nicht das ursprüngliche zu bieten;
denn das erste of ist hier nicht nur überflüssig, sondern sogar
sinnstörend, wie am besten Skeats Übersetzung dieser stelle
in den Notes: *one of the chief of the seven Deadly Sins* zu
beweisen im stände ist. Sollte nun, möchte ich fragen, Ire is
a sinne oon the grete of seuene nicht das sein, was Chaucer
tatsächlich geschrieben hat? Der hiatus kann doch keinen
anstofs erregen, denn wenn er auch eine tonschwache silbe
betrifft, so fällt er doch hier in die cäsurpause. Ten Brink
(Chaucers Sprache und Verskunst § 270, 3) kann allerdings
nur wenige belege für diesen fall anführen, aber gerade diese
Seltenheit des falles würde erklären, warum sich die Schreiber
bemühten, jenen sclieinbaren metrischen verstofs auf eigene
faust zu beseitigen.
§ 41 (fragliche Verwechselung von nan > none mit na
> no) füge bei : frme. Nes nan sxca god wif , sif f^o
544 EINENKEL; NACHTRÄGE ZUM ^ENGLISCHEN INDEFINITÜm".
wes awiht hende, pat he ne makede höre Laj. I 299, me. Nane
swa swete joye may he concaeyvede [seil, as the name oflesus],
nane swa swete sänge may be herde, nane swa swete and
delytabyll solace may be hade in mynde Kluges Me. Leseb.
p. 31.
§ 42 (none other = 'kein anderer') füge bei: me. Sertaynly,
it is non opir, But JEgelane, Py weddyd bropir Ath. 160, dass.
ib. 690.
§ 45 das substantivische nan in pluralischer bedeutung
und form liegt unzweifelhaft vor in frme. Alle ha singefi Pe
Per beoÖ; Ah hare song ne mähe nane hüten heo singen OEH. I
p. 261. Ein ae. beleg wird demnach nicht allzulange mehr
auf sich warten lassen.
§ 51 ein dem von Stoffel belegten Slang-ausdrucke Town's
none so dusty jest now genau entsprechender, jedoch aus der
besten spräche stammender beleg ist mod. So in Edinburgh
within the memory of living people, none so old, the dinner
early in the aftemoon was the Signal for cessation from work
Athenaeum, Dec. 19, 1903 p. 820.
§ 53 {other — other = *der eine — der andere') dasselbe
zeigt sich auch im AN.: Hraupungr dtti tvä sonu, hit
annarr Agnarr, en annarr Geirropr Grm. 1. 2 ; annar of ncetr
sefr, en annarr of daga F j. 22 ^. — Ein weiterer ae. beleg ist :
wosron gesewen twegen monan on pcere heofonan . . . . , oöer he
eastan, j se off er be westan, hegen fülle Sax. Chr. 1106.
§ 55 {oder = *der eine von zweien') füge bei: ae. Ante-
crist, ponne he cymff, he wile ealle da men, pe to gode willaÖ,
oder twegra, oÖÖe mid lotwrencum fram gode awendan odÖe mid
mislictim tintregum hy earmlice actcellan Wulfst. p. 192 — 3.
§ 64 {swilce oder = lat. *sicut alter'). Dafs der ausdruck
nicht lateinischer, sondern indogermanischer herkunft, beweist
der an. beleg: vissi hann vel fram sem vanir adrir prymskv. 14.
Auch dem griechischen äXXo^ ist dieser sinn geläufig.
Halle im Oktober. E. Einbnkel.
HaUe, Druck von Bhrhardt Karral.
1 X 11 A L T.
Wilhelm Pfäudler, Die Vergnügungen der Angelsachsen . . . 417
Karl Luick, Zu ae. an 527
H. Oskar Sommer, On Dr. Douglas Bruce's article: "The Middle
English Komance 'Le Morte Arthur', Harl. MS. 2252" etc. . . 529
W. J. Lawrence, Shadwell's Opera of "The Tempest" .... 539
£. Einenkel, Nachtrüge zum "Englischen Indefinitum" .... 542
AbgfetchlosMn mitte Oktober 1906.
Das nächste heft erscheint Januar 1907.
Manuscripte für das übernächste heft werden bis spätestens ende
Dezember UHH> erbeten, entwtMier au J'rof. Dr. Engen EineDkel, Halle-
(Tiebichenstein, Seydlitzstrasse iJO. odor an Prof. Dr. Ewald FlügeU Stanford
University. Talo Alto, California, T'. S. (z. Z. beurlaubt nach Deutschland
[Adresse: Leipzig, Hardeubergstrarse lü]).
•
r>io für die -Anglia' bestimmten rezensionsexemplare neu er-
.«^cbieuener (Irm^kschrifton sind zu senden an: Dr. Max Madd, Herausgeber
des 'Beildattes', Frankfurt a'M., Ilumbrachtstrasse 11.
hietne-Xeltner, Sngtisches und deutsches Wörterbuch.
(8. Auflngi- tril n-...^f Hei:IUbi;li.p;.IJi.fi9 he^lr; Papier G.O"er Druck 2v^e> ff mag
sldikf Saude m Let -rorir uIlT lODU S^ilt-n. Cevu ca JlOOgi. Preii gtb nur §§ tWmm
Verlag vod Max Nienieyer in Unlle a. S.
Die Gesebe der Angelsachsen lieransgegeben im Auftrage der Savigny-
Sliftuug von F. LiebermunD. Bd. 1. II, 1. ISOä— 1908. 4.
1. Ti'Xt und Uebersuuutig. IH03. kuL ^32,—
2. l. Wörterbuch. lÜHH. J< lö,—
Middendorf, Heinrich, Altengliacbes FlnrnameDbucli. 1902. gr.S. .A3, —
Scililtte, Paul, Diu Liebe i
haüadL-n. lyuß. 8.
den englischen nnd acbottischeii Volks-
Lorenj; Mors-
Studien zur enslischen Philologie beransgegeben ^
bacb. gr. 8.
16. Boeder. Fr,, Der altenglteche Regiua - Paaller. Ebie InlHrÜDear-
venioD in IIa. Royal 2. II, &. d«» Brii. Mus. Zum ersteo Kaie voll-
Htändig herauBgegtibcD. ItiU4. Jl II), —
19. AusbUttel, E-, Das penOnllclie Geschlucht nnperslinlicber Sub-
atantiva, eJDsobliesdich der Tiemauien. im Mittel -EaglLscheD seil
deiu AuHSterbeo des grammsüscben Oescblecfata. lyui. Jti,—
2U. äcbumbors, Hugo, Tbe Taming of tlte Sbrew. Kfue Studie sa
Shaksperes KuDSt 1904, Jt 3,60
II. SebUcking,Levin Ludwig, BeonulliiKUckkebr. Eiae kriÜMsha
Studie. 1 !»05. Jl 2,~
22. Labmanu, Adolf, Die UuberlieferuDg vod I.AsaiDOD8 Brut Nebst
einet Darstellung der betooteo \'okale und DiphUiunge, ll)U6. Jl 6, —
23. Lekebusch, Julius, Die Londoner Urkandenaptacbe vun 1130
bis läUi>. Kin Beitrag lur Entstehung der neuenglischea Schrift-
sprache. 1900. Jl *,—
21. Borghardt, Ernst, L'eber den Elodaas des Englischen anf das
AngluDormanoIsche. 19(IA. Jl 3,2U
15. Reichmanu, Bugo, Die Eigennamen im Omnuluni. ]9tiB. Jl 3,—
26. Eilers, Friedrich, Die Dehnung vur dehnenden Konsonanten-
verbinduDgen im Mlttelengligchen. Mit Berti cksicbiignoK der neu-
eogliseben Mnndarten. lUnier dtr I'rate)
21. Sibnrg, Bruno, Schicksal und WUteus Freiheit bei Shakesjieare,
dargelegt am , Macbeth". 11106. .* *,—
1', Pries«, Max. Die Bedeutungen des abstrakten subsianti vierten
Adjelitivs und des entsprechenden abstrakten Subsiaoiivs bei Shake-
speare, leoä.
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