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Full text of "Anleitung zur Analyse organischer Körper"

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Anleitung 


zu 


Analyse  organischer  Körper. 


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Dr.  3uftu0  Ci^big, 


ordentlicliem  Professor   der  Chenlie    ao   der  Universität   an   Giefsen, 

Ritter  des  Grofsherzogl.  Hessischen  Ludwigs- Ordens,  Ehrenmitgliede 

der  Royal  -  Society  in  Dublin,   corresp.  Mitgliede  der  Akademie  der 

Wissenscbaften  m  Berlin  und  S\.  Petersburg  etc.  etc.  etc. 


Brauiischweig, 

D3i?.cfe  und  Verlag  von  Friedrich  \ie\veg  und  Sohn. 

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herausgegeben 


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ehrten 


Dr.  3u6tu0  Ctebtg  und  Dr.  3.  C  jpojggenirorff, 

Professoren  an  den  Universitäten  in  Giefsen  und  Berlin. 


In   fünf  Bänden. 


Dritte   Lieferung, 

die  Artikel  von  »Ammoniakharz«  bis  „Aräometer«  enthaltend. 


Lex.    8°.  mit   3  Kupfertafeln. 


Pränumerations-Preis  für  die  bis  zur  Ostermesse  1837  eingegangenen 

Bestellungen,  16  Ggr. 
Subscriptions -Preis,    welcher  nur  bis   zur   Vollendung   des   ersten 

Bandes  besteht,  20  Ggr. 

Braunschweig,  den  1.  September  1837. 


Frledr.   Vieweg  &  Sohn. 


Anleitung  ^ 


zur 


Analyse  organischer  Körper. 


Von 


Dr.  3uftu6  Ciebig, 

ordentlichem  Professor   der  Chemie    an   der  Universität   zu    Giefsen, 

Ritter  des  Grofsherzogl.  Hessischen  Ludwigs-Ordens,  Ehrenmitgliede 

der  Royal -Society  in  Dublin,    corresp.  Mitgliede  der  Akademie  der 

Wissenschaften  in  Berlin  und  St.  Petersburg  etc.  etc.  etc. 


Braunschweig, 

Druck  und  Verlag  von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn. 


1837 


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L57  Vorrede. 

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Viele  meiner  Freunde,  bekannt  mit  der  Bearbeitung 
des  Artikels  »Organische  Analyse«  in  dem  Hand- 
wörterbuch der  Chemie,  ersuchten  mich,  zum  speciel- 
len  Gebrauch  für  sich  und  ihre  Eleven  in  den  Labo- 
ratorien, um  besondere  Abdrücke  desselben.  Diese 
W^ünsche  h'auften  sich  in  dem  Grade,  dass  ich  den 
Herrn  Verleger  veranlasste,  eine  besondere  Ausgabe 
desselben  zu  veranstalten,  so  dass  sowohl  die,  welche 
das  Wörterbuch  besitzen,  als  auch  andere,  die  sich 
lediglich  mit  dem  allgemein  gebräuchlichsten  Verfah- 
ren der  organischen  Analyse  bekannt  machen  wollen, 
Gelegenheit  haben,  sich  in  den  Besitz  desselben  zu 
setzen. 

Ich  habe  dem  besondern  Abdruck,  um  seinen 
Gebrauch  noch  nützlicher  und  bequemer  zn  machen, 
eine  mit  möglichster  Genauigkeit  berechnete  Tafel 
beigefügt,  wodurch  alle  nur  vorkommenden  Rechnun- 
gen auf  die  schnellste  und  leichteste  Weise  ausge- 
führt werden  können. 

Giefsen,  im  März  1837. 

Dr.  Justus  Lieb  lg. 


-L'ie  Analjse  organischer  Substanzen  hat  den  Zweck,  die  Ele- 
mente derselben  ihrer  Natur  und  Menge  nach  zu  bestimmen; 
sie  macht  einen  der  wichtigsten  Theile  der  analjtischen  Chemie 
aus.  Der  Weg,  den  man  einschlug,  um  sich  in  früheren  Zeiten 
eine  Vorstellung  über  die  chemische  Zusammensetzung  orga- 
nischer Körper  zu  verschaffen,  hat  mit  der  jetzigen  Analjse 
nicht  die  geringste  Aehnlichkeit,  Man  unterwarf  diese  Körper 
der  trocknen  Destillation,  und  aus  den  Producten,  die  man  er- 
hielt, schloss  man  auf  die  Verschiedenheit  in  ihrer  Zusammen- 
setzung. 

Erst  seit  den  letzten  30  Jahren  ist  dieser  Theil  der  Che- 
mie nach  wissenschaftlichen  Grundsätzen  vervollkommnet  wor- 
den, und  alle  neueren  Methoden  weichen  nur  in  der  Ausfüh- 
rung dieser  Grundsätze  von  einander  ab. 

Um  die  Verhältnisse  der  Bestandtheile  in  einer  organischen 
Verbindung  auszumstteln,  scheint  der  einfachste  Weg  der  zu 
sejn,  dass  man  die  Elemente  einzeln  zu  erhalten  sucht;  es  ist 
aber  klar,  dass,  wenn  uns,  statt  der  einzelnen  Elemente,  Ver- 
bindungen derselben  mit  anderen  von  bekannter  Zusammense- 
tzung gegeben  werden ,  dass  sich  daraus  mit  derselben  Gewiss- 
heit ihre  Menge  bestimmen  lässt. 

Die  meisten  Pflanzensubstanzen  enthalten  Kohlenstoff,  Was- 
serstoff, Sauerstoff;  ein  kleinerer  Theil  enthält  aufserdem  noch 
Stickstoff.  Von  diesen  4  einfachen  Substanzen  lässt  sich,  aufser 
dem  Stickstoff,  kein  einziger  im  Zustande  der  Reinheit  aus  den 
organischen  Verbindungen  darstellen;  wenn  aber  aller  Kohlen- 
stoff in  Kohlensäure ,  aller  Wasserstoff  in  Wasser  verwandelt 
wird,  so   lässt  sich  aus  der  Quantität  der  Kohlensäure  und  der 

1 


des  Wassers  die  Menge  des  Kohlenstoffs  und  Wasserstoffs  mit 
der  gröfsten  Schärfe  berechnen.  Selbst  in  dem  Falle,  wenn 
die  Elemente  der  organischen  Substanzen  rein  abgeschieden 
und  dargestellt  werden  könnten,  würde  man  in  der  Analjse, 
der  gröfseren  Genauigkeit  halber,  der  jetzt  gebräuchlichen  Me- 
thode den  Vorzug  einräumen  müssen. 

Das  Mittel,  welches  angewendet  wird,  um  zu  einer  genauen 
Kenntniss  der  Zusammensetzung  einer  organischen  Verbindung 
zu  gelangen,  besteht  also  in  der  Verwandlung  eines  bekannten 
Gewichts  derselben  in  Kohlensäure  und  Wasser,  und  die  Voll- 
kommenheit der  Analjse  hängt  losofern  lediglich  von  dem  Ap- 
parate ab,  als  er  erlauben  muss,  diese  Producte  ohne  Verlust 
sammeln  und  ihr  Gewicht  bestimmen  zu  können.  Bei  Kör- 
pern, welche  Stickstoff  enthalten,  wird  dieser  Bestandtheil  im 
Zustande  der  Reinheit  abgeschieden,  und  der  Sauerstoff  wird 
stets  auf  indirectem  Wege  ausgemittelt. 

Gaj-Lussac  und  Thenard,  die  ersten  Begründer  der 
organischen  Analjse,  wandtea  zur  Verbrennung  der  organischen 
Körper  das  chlorsaure  Kali  an.  Die  Substanz  wurde  damit  ge- 
mengt, in  Kügelchen  geformt  und  in  kleineren  Portionen  in 
eine  aufrecht  stehende  glühende  Glasröhre  getragen.  Die  Gase, 
welche  sich  durchs  Verbrennen  entwickelten,  wurden  durch 
eine  Seitenröhre  unter  einer  Glocke  über  Quecksilber  aufge- 
fangen. 

Alles  Gas  wurde  genau  gemessen,  und  nach  der  Correction 
des  Barometer-  und  Thermometerstandes  mit  Aetzkali  in  Be- 
rührung gebracht.  Nach  der  Absorption  der  Kohlensäure  blieb 
entweder  reines  Sauerstoffgas  oder  ein  Gemenge  desselben  mit 
Stickgas  zurück.  Die  relative  Menge  des  letzteren  wurde  durch 
das  Eudiometer  ausgemittelt.  Mit  der  Kenntniss  der  Gewichte 
der  Substanz,  des  chlorsauren  Kali's ,  der  Menge  der  gebilde- 
ten Kohlensäure  und  des  zurückbleibenden  unveränderten  Sauer- 
sloffgases  hatte  man  alle  Data,  um  die  Zusammensetzung  des 
Körpers  zu  berechnen.  Was  von  dem  Sauerstoff  des  chlorsau- 
ren Kali's  in  den  Gasen  fehlte,  musste  mit  dem  Wasserstoff  des 
Körpers  Wasser  gebildet  haben. 

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DerÄpparat  von  Gaj-Lussac  und  Thenard  hatte  kei- 
nen andern  Fehler,  als  dass  er  die  Genauigkeit  der  Piesultate 
zu  sehr  von  der  Geschicklichkeit  des  Experimentators  abhängig 
machte.  Die  Anaijse  stickstoffhaltiger  Körper  mit  Hülfe  des 
chlorsauren  Kali's  wurde,  der  Bildung  von  salpetriger  Säure  wie- 
gen, wenig  genau ,  und  es  war  unmöglich,  damit  einen  flüssi- 
gen oder  einen  flüchtigen  Körper  zu  analjsiren. 

B er zelius  bemühte  sich  mit  Erfolg,  durch  Anwendung 
horizontal  liegender  Verbrennungsröhren  und  durch  Aufsamm- 
lung des  gebildeten  Wassers,  diese  Methode  bequemer  für  die 
Ausführung  und  unabhängiger  von  den  vielen  Rechnungen  zu 
machen.  Er  wandte  das  chlorsaure  Kali  gemengt  mit  einer  gro- 
fsen  Menge  Kochsalz  an,  wodurch  die  Verbrennung  verlang- 
samt und  zu  gleicher  Zeit  der  Vortheil  erreicht  wurde ,  dass 
die  ganze  Menge  des  zu  verbrennenden  Körpers  gleich  anfangs 
in  die  Verbrennungsröhre  eingefüllt  werden  konnte. 

Diese  Apparate,  welche  nur  für  eine  gewisse  und  sehr 
kleine  Reihe  von  Körpern  anwendbar  waren,  erhielten  durch 
die  Anwendung  des  Kupferoxjds,  anstatt  des  chlorsauren  Kali's, 
welche  Gaj-Lussac  zuerst  vorschlug  und  bei  der  Verbren- 
nung der  Harnsäure  anwandte,  eine  grofse  und  sehr  wesent- 
liche Vebesserung.  Bis  jetzt  sind  seine  Vorzüge  vor  dem  chlor- 
saurem Kali  so  anerkannt,  dass  die  Anwendung  des  Letzteren 
gänzlich  aufser  Gebrauch  gekommen  ist.  Neben  dem  Kupfer- 
oxjd  wendet  man  ferner  zur  Verbrennung  mancher  sehr  koh- 
lenreicher Materien  das  chromsaure  Bleioxjd  an. 

Saussure  und  Prout  haben  Beide  zur  Analjse  organi- 
scher Körper  Apparate  beschrieben,  welche  von  dem  ursprüng- 
lichen von  Gaj-Lussac  und  Thenard  nur  in  der  Form 
und  in  der  Substitution  des  Sauerstoffgases  und  Kupferoxjdes, 
anstatt  des  chlorsauren  Kali's,  abweichen. 

Der  Apparat  von  Prout  ist  so  eingerichtet,  dass  man  die 
zu  analjsirende  Substanz  entweder  für  sich  oder  gemengt  in 
einem  gemessenen  Volum  Sauerstoff  verbrennt  und  das  Volumen 
dieses  Gases  nach  der  Verbrennung  mit  dem  ursprünglichen 
vergleicht;   er   stützt   sich   auf  die  Erfahrung,  dass,  wenn  Koh- 

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leiisloff  in  Sauerstoffgas  verbrannt  wird,  die  gebildete  Kohlen- 
säure genau  den  Raum  des  verzehrten  Sauerstoffgases  einnimnii, 
und  mithin  sein  Volum  nicht  ändert;  dass ,  wenn  Wasserstoff 
sich  mit  Sauerstoff  vereinigt,  für  jedes  Volum  Wasserstoff 
Ya  Volum  Sauerstoff  bei  der  Verdichtung  des  gebildeten  Wal- 
sers  verschwindet. 

Wenn  mithin  der  zu  verbrennende  Körper  aus  Kohlenstoff, 
Wasserstoff  und  Sauerstoff  besteht,  so  können  nur  drei  Fäle 
stattfinden.  Entweder  das  ursprüngliche  Volum  des  Sauerstoffs 
bleibt  nach  der  Verbrennung  ungeändert,  und  in  diesem  ent- 
hielt der  verbrannte  Körper  Sauerstoff  und  Wasserstoff  in  dem 
Verhältniss,  wo  sie  Wasser  bilden,  oder  das  Volum  des  Sauer- 
stoffs nimmt  ab,  oder  es  vergröfsert  sich;  in  den  beiden  letzte- 
ren Fällen  war  entweder  in  der  Substanz  mehr  Wasserstoff, 
und  mithin  weniger  Sauerstoff,  enthalten,  als  nöthig  gewe- 
sen wäre,  um  damit  Wasser  zu  bilden,  oder  es  war  weniger 
Wasserstoff,  und  mithin  mehr  Sauerstoff,  vorhanden.  Die  Quan- 
tität, um  welche  das  ursprüngliche  Volum  des  Sauerstoffgases 
ab-  oder  zugenommen  hatte,  konnte  genau  gemessen  wer- 
den, und  mit  dem  Volum  der  erzeugten  Kohlensäure  war  es 
leicht,  die  Zusammensetzung  der  Substanz  in  Zahlen  auszudrücken. 

Für  stickstotfhaltige  Substanzen  und  für  die  Analjse  einer 
Menge  anderer  Körper  war  dieser  Apparat  aber  nicht  anwend- 
bar. Nach  einem  ähnlichen  Princip  ist  neuerdings  ein  Apparat 
von  B runner  construirt  worden.  Alle  diese  Apparate  sind 
ausschllefslich  nur  von  ihren  Erfindern  in  Anwendung  gekom- 
men, und  da  sie  keine  Vorzüge  vor  den  allgemein  gebräuchli- 
chen gewähren,  so  würde  es  überflüssig  sejn,  sie  hier  ausfühi - 
lieh  zu  beschreiben. 

A 11  g^e meines    Verfahren. 

Wir  wollen  in  dem  Folgenden  die  Apparate  und  Verfah- 
rungsweisen  beschreiben,  welche  in  dem  gegenwärtigen  Augen- 
blicke von  der  Mehrzahl  der  Chemiker  zur  organischen  Analjse 
angewendet  werden.    Es  ist  hier  der  Ort,  einige  allgemeine  Be- 


merbingen  über   die  Operationen   bei  der  organischen  Analyse 
vorauszuschicken . 

Man  v/ird  bemerken,  dass  alle  Apparate,  welche  zu  diesem 
Zwecke  angewendet  werden,  sehr  einfach  sind  und  zu  ihrer 
Handhabung  keine  besondere  Geschicklichkeit  voraussetzen;  die 
Haupterfordernisse  zur  Ausführung  einer  guten  Analjse  sind: 
die  gröfste  Genauigkeit  im  AbAvägen  der  Apparate,  und  die 
strengste  Gewissenhaftigkeit  In  der  Ausführung  aller  Vorberei- 
hingsarbelten.  Man  schmeichle  sich  nicht,  zu  einem  genauen 
PiCsullate  zn  gelangen,  wenn  irgend  etwas  versäumt  worden 
ij:t,  was  es  sichern  kann;  alle  sonst  auf  die  Arbeit  verwandte 
Mühe  und  Zeit  sind  verloren,  wenn  man  eine  der  angegebenen 
Vorsichtsmafsregeln  auszuführen  unterlässt. 

Es  Ist  klar ,  dass  man  einen  vorgesetzten  Zweck  auf  ver- 
schiedenen Wegen  erreichen  kann,  und  dass  die  Mittel,  welche 
in  dem  Folgenden  angegeben  v\^erden,  einer  Vervollkommnung 
wohl  fähig  sind;  allein  alle  sogenannten  Verbesserungen  und 
Vervollkommnungen,  welche  bis  jetzt  vorgeschlagen  wurden, 
beweisen  nur  die  Unbekanntschaft  mit  dem  allgemeinsten  Prin- 
dp  von  dem,  was  man  eine  Methode  nennt. 

Jeder  Chemiker  wird,  wenn  er  sich  einige  Erfahrung  in 
der  organischen  Analjse  verschafft  hat,  die  beschriebenen  Ap- 
parate In  besonderen  Fällen  nach  seiner  Einsicht  verändern  und 
sie  seinem  Zwecke  anpassen  können;  aber  man  geht  zu  weit, 
wenn  man  diese  Abweichung  In  einem  speclellen  Falle  als  eine 
Verbesserung  des  Ganges  in  Allgemeinen  ansehen  und  empfeh- 
len würde. 

In  der  Natur  des  menschlichen  Geistes  liegt  an  und  für 
sich  das  Streben  nach  Vervollkommnung;  daher  die  Bemühun- 
gen, das  Vorhandene  zu  verbessern  und  neue  Wege  zu  finden, 
ein  vorgesetztes  Ziel  zu  erreichen.  Man  begeht  hier  meistens 
einen  ganz  allgemeinen  Fehler,  nämlich  man  versäumt,  die 
Brauchbarkelt  der  bekannten  Mittel  auf  die  Probe  zustellen  oder 
sich  damit  bekannt  zu  machen ;  man  weicht  von  vorn  herein 
von  dem  gewöhnlichen  Wege  ab,  und  wenn  die  Bemühungen 
mit  Erfolg  gekrönt  sind,   so  übersieht  die  Befriedigung  des  Er- 


findungsgeistes  die  Umwege  und  die  Schwierigkeiten,  welche 
zu  überwinden  waren,  und  denen  man  auf  dem  gebahnten 
Wege  nicht  begegnet  wäre. 

Wir  haken  uns  In  dem  Folgenden  an  die  Regel  von  Ber- 
zellus,  dem  erfahrensten  Chemiker  unserer  und  wahrschein- 
lich aller  Zelten,  und  wir  ziehen  unter  zwei  gleich  guten  Ver- 
fahrängswelsen  die  einfache  der  oompllcirten  vor. 

Die  erste  Aufgabe,  welche  man  bei  der  Ausführung  der 
organischen  Analjse  zu  lösen  hat,  Ist,  dass  man  sich  die  zu 
analjsirende  Substanz  in  dem  höchsten  Grade  der  Reinheit 
zu  verschaffen  sucht;  kein  Mittel  darf  vernachlässigt  werden, 
um  sich   über  die  Abwesenheit  fremder  Stoffe  zu  yergewlssern. 

Vorausgesetzt,  dass  die  Materie  rein  sey^  Lat  man,  als 
eine  Quelle  der  Unsicherheit  in  den  Resultaten  der  Analjse  ued 
der  Ursache  der  Differenzen  mehrerer  Operationen,  die  Schwie- 
rigkeit zu  beachten,  das  Gewicht  des  zu  analjslrenden  Körpers 
mit  Genauigkeit  zu  bestimmen.  Alle  organischen  Substanzen 
ziehen  mit  grofser  Begierde  Wasser  aus  der  Luft  an,  und  ihr 
Gewicht  wird  hierdurch  vermehrt;  sie  müssen  von  aller  hygro- 
skopischen Feuchtigkeit  befreit  und  auf  eine  Art  gewogen  wer- 
den, dass  eine  Anziehung  von  Feuchtigkeit  in  der  Zeit,  wo  sie 
auf  der  Wage  liegen,   nicht  leicht  möglich  Ist. 

Wenn  man  erwägt,  dass  ein  Wassergehalt  von  5  —  6 
Milligrammen  gleichbedeutend  ist  einem  Verlust  von  10—12 
Milligrammen  Kohlensäure ,  so  wird  man  sicher  auf  eine  rich- 
tige Gewichtsbestimmung  der  Substanz  alle  Aufmerksamkeit  ver- 
wenden. 

Man  kann  diesen  Zweck  auf  verschiedene  Weise  erreichen- 
Der  folgende  Apparat  gewährt  In  dieser  Hinsicht  vollkommene 
Sicherheit;  er  besteht  in  der  Röhre  ^  Fig.  1,  Taf.  I.;  der  untere 
weitere  Theil  hat  etwa  %  2i0ll  Im  Durchmesser;  die  Röhren 
a  und  b  sind  Barometerröhren,  die  eine  von  2,  die  andere 
von  3  Linien  im  Durchmesser.  Durch  die  weite  Röhre  h 
schüttet  man  die  Substanz  hinein,  man  verbindet  diese  vermit- 
telst eines  Korkstöpsels  mit  der  Ghlorcalclumröhre  c ,  und  die 
Seitenröhre  a  mit  der  Röhre  d  Flg.  2.   Die  Röhre  e  ist  ein  ge- 


wohnlicher  Heber.    Die  Rohre  d  ist  etwa  einen   Zoll  kürzer, 
als  das  äufsere  Rohr  oc  des  Hebers. 

Man  weifs,  dass  bei  dieser  Einrichtung  ein  vollkommen 
gleichförmiger  Ausfluss  des  Wassers  hervorgebracht  wird,  und 
da  die  Luft,  welche  das  ausfliefsende  Wasser  ersetzt,  aus  der 
Oeffnung  der  Röhre  d  in  die  Flasche  tritt,  so  sieht  man  sogleich, 
ob  alle   Verbindungen  vollkommen  schllefsen. 

Die  dreihalsige  Flasche  ist  mit  Wasser  gefüllt;  man  sieht 
leicht,  dass,  wenn  das  Wasser  zum  Ausfliefsen  gebracht  wor- 
den, ein  beständiger  Strom  von  trockner  Luft  alle  Feuchtig- 
keit aus  der  Substanz  vollkommen  entfernt. 

Der  horizontale  Theil  der  Trockenröhre  sitzt  in  einem 
Sandbade,  Wasserbade,  Ghlorcalciumbade  etc.,  je  nach  der 
Temperatur,  welcher  man  die  Materie  aussetzen  will.  Will  man 
den  Wassergehalt  bestimmen,  so  wird  der  Apparat  A  zuerst 
leer,  sodann  mit  der  Substanz  gewogen ;  er  wird  sodann  in  das 
Wasserbad,  Chlorcalciumbad  etc.  gesetzt,  und  man  lä'sst  so 
lange  Luft  hindurchgehen,  als  sich  noch  Wasser  in  der  Röhre 
d  verdichtet.  Indem  man  nun  von  Zeit  zu  Zeit  den  Apparat  A 
auf  die  Wage  bringt,  sieht  man,  ob  sich  sein  Gewicht  noch 
vermindert;  sobald  sein  Gewicht  sich  nicht  mehr  ändert,  schüt- 
tet man  eine  kleine  Quantität  der  Materie  aus  dem  Apparate 
A  in  eine  lange,  vollkommen  trockne  Probirröhre,  Fig.  3,  und 
setzt  diese  vermittelst  einer  Spirituslampe  oder  in  einem  Sand- 
bade einer  höheren  Temperatur  aus ,  natürlich  nur  einem  sol- 
chen Hitzegrade,  bei  welchem  sie  noch  keine  Zersetzung  er- 
fährt. Bemerkt  man  in  diesem  Falle  in  der  ProbirrÖhre  nicht 
den  mindesten  Beschlag  von  Wasser,  so  ist  man  der  völligen 
Trockenheit  der  Substanz  gewiss;  im  entgegengesetzten  Falle 
muss  das  gewöhnliche  Wasserbad  mit  einer  Kochsalzlösung  oder 
Ghlorcalciumlösung  verlauscht,  und  mit  dieser  Procedur  fort- 
gefahren werden.  » 

Mitscherlich  wendet  zum  Austrocknen  der  organischen 
Materien  einen  ähnlichen  Apparat  an.  Er  unterscheidet  sich 
von  dem  beschriebenen  nur  darin,  dass  er  die  Röhre  a  Fig.  1 
mit  einer  Handluftpumpe  in  Verbindung  setzt,  durch  welche  er 


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fortdauernd  Luft  durch  den  Apparat  hindurchzieht,  bis  die  Sub- 
stanz trocken  ist.  Es  ist  nun  äufserst  ermüdend,  4  bis  6  Stun- 
den lang  unausgesetzt  die  Luftpumpe  in  Bewegung  zu  erhahen, 
und  man  wird  wahrscheinlich  zu  dieser  Einrichlung  nur  dann 
seine  Zuflucht  nehmen,  wenn  man  keine  dreihalsige  Flasche  zu 
seiner  Verfügung  hat. 

Statt  der  Glasflasche  wendet  man  noch  bequemer  den 
Fig.  4  gezeichneten  Apparat  von  Blech  an ;  er  fasst  etwa  40 
Pfund  Wasser.  Der  Trichter  a  dient  zum  Nachfüllen  des  aus- 
geflossenen Wassers.  Die  mittlere  Oeffnung  b  ist  mit  einem 
Korkstöpsel  verschlossen:  sie  dient  dazu,  um  der  Luft  bei  dem 
Nachfüllen  des  Wassers  Ausgang  zu  verschaffen.  Den  Aus- 
fluss  des  Wassers  regulirt  man  durch   die  Stellung  des  Hahns, 

Substanzen,  welche  das  Wasser  mit  äufserster  Hartnäckig- 
keit zurückhalten ,  trocknet  man  im  luftleeren  Räume ,  unter- 
stützt durch  eine  steigende  Temperatur.  Fig  5  zeigt  diese 
Einrichtung,  yi  Ist  eine  kleine  Handluftpumpe,  B  ein  Chlor- 
calciumrohr,  C  eine  cjlindrische,  starke  Röhre,  welche  die  aus- 
zutrocknende Substanz  enthält ;  man  setzt  diese  in  ein  eisernes 
oder  kupfernes  Gefäfs  mit  einer  concentrirten  Auflösung  von 
Chlorzink,  erhitzt  es  darin  bis  nahe  an  die  Temperatur,  bei 
welcher  die  Materie  zersetzt  wird.  Nachdem  man  die  feuchte 
Luft  durch  die  Luftpumpe  entfernt  hat,  lässt  man  von  Zeit 
zu  Zeit  durch  Oeffnung  des  Hahns  a  wieder  Luft  in  den  Appa- 
rat hinein ;  diese  wird  bei  ihrem  Durchzuge  durch  das  Chlorcal- 
ciumrohr  jedesmal  von  aller  hjgroskopischen  Feuchtigkeit  be- 
freit, und  in  ganz  kurzer  Zeit,  meistens  in  einigen  Minuten, 
erreicht  man  mit  Hülfe  dieser  Einrichtung  die  völlige  Entfer- 
nung alles  hjgroskopischen  oder  gebundenen  W^assers. 

W^enn  die  Substanz  trocken  ist,  so  muss  eine  gewisse  Quan- 
tität davon  zur  Analjse  abgewogen  werden.  Am  besten  ge- 
schieht dies  in  einer  offnen  kleinen  cjlindrischen,  engen  Röhre; 
sie  ist  Fig.  6  m  natürlicher  Gröfse  abgebildet.  Man  kann  diese 
Röhre  horizontal  auf  die  Wage  legen ,  oder  in  ein  konisch  zu- 
sammengerolltes Röhrchen  von  Blech  stellen,  dessen  weite  Oeff- 
nung auf  die  Wagschale   gestellt   wird;    auch   ist  ein  Fufs  von 


9 


Blech  Fig.  6,  Taf.  II  ,  sehr  bequem.  Man  nimmt  ihr  Gewicht, 
bringt  eine  gewisse  Quantität  der  Substanz  hinein  und  wiegt 
wieder;  die  Gewichtszunahme  drückt  das  Gewicht  der  Sub- 
stanz aus. 

Man  kann  auch  die  Röhre  der  Substanz  mit  auf  der  Wage 
tariren,  die  Röhre  nachher  entleeren  und  sie  darauf  mit  dem, 
was  hängen  geblieben  ist,  zurückwiegen;  man  legt  sie  auf  die 
Wage  und  bringt  so  viel  Gewicht  hinzu ,  bis  das  Gleichge- 
wicht wieder  hervorgebracht    ist. 

Man  muss  im  Allgemeinen  alles  Wiegen  in  einem  Uhrglase 
oder  in  einem  offenen  weiten  Gefäfse  vermeiden.  Während 
der  kurzen  Zeit,  wo  die  Röhre  mit  der  Substanz  auf  der  Wage 
Uegt,  kann ,  ihrer  Form  halber,  kein  bemerklicher  F.uftwechsel 
stattfinden,  und  auch  bei  sehr  hjgroskopischen  Substanzen  än- 
dert sich  in  dieser  einfachen  Vorrichtung  während  einer  hal- 
ben Stunde  ihr  Gewicht  nicht. 

Man  hat  nun  jetzt  ein  bestimmtes  Gewicht  der  Substanz; 
um  den  Kohlenstoff-  und  Wasserstoffgehalt  derselben  auszumit- 
teln,  muss  man  den  Kohlenstoff  in  Kohlensäure,  den  Wasserstoff 
in  Wasser  verwandeln.  Das  Gewicht  Beider  muss  bestimmt 
werden. 

Im  Allgemeinen  wird  die  Substanz,  wenn  sie  trocken  und 
pulverförmig  ist,  mit  Kupferoxjd  gemengt;  die  Mischung  wird 
in  einer  Glasröhre  mit  glühenden  Kohlen  umgeben.  Die  Ver- 
brennungsröhre ist  15  —  18  Zoll  lang,  hat  4  —  5  Linien 
im  Durchmesser ,  der  hintere  verschlossene  Theil  ist  in  eine 
Spitze  ausgezogen,  welche  nach  aufwärts  gerichtet  und  verschlos- 
sen ist. 

Bei  der  Mengung  der  Substanz  mit  Kupferoxjd  ziehen 
Beide  aus  der  Luft  Wasser  an;  dieses  Wasser  würde  das  Gewicht 
des  durch  die  Verbrennung  gebildeten  vermehren ;  es  muss  aufs 
Sorgfältigste  und  Genaueste  vor  der  Verbrennung  wieder  ent- 
fernt werden. 

Dies  geschieht  am  einfachsten  durch  die  Vorrichtung,  welche 
so  eben  beschrieben  worden  ist,  um  das  Wasser  aus  der  Sub 
stanz   bei  einer  höheren  Temperatur,  unterstützt  durch   einen- 


10 

verminderten  Luftdruck,  zu  entfernen.  Fig.  7  zeigt  diese  Vor- 
richtung. A  ist  die  Luftpumpe,  B  das  Chlorcalciumrohr,  C  die 
mit  der  Mischung  gefüllte  Verbrennungsröhre;  sie  liegt  in  einem 
Bett  von  Holz  D  und  wird  mit  120°  heifsem  Sande  umgeben. 
Vor  dem  Auspumpen  der  Luft  wird  die  Röhre  mit  der  Mischung 
flach  auf  einen  Tisch  mehrmals  aufgeklopft,  so  dass  sich  über 
der  Mischung  ein  sichtbarer  leerer  Raum  bildet;  wird  es  ver- 
säumt, der  Luft  bei  dem  Auspumpen  Raum  zum  Entweichen  zu 
geben,  so  begiebt  sich  die  Mischung,  sobald  die  Luftpumpe  in 
Bewegung  gesetzt  wird,  in  die  Chlorcalciumröhre.  Indem  man 
nun  in  der  Verbrennungsröhre  einen  luftleeren  Raum  hervor- 
bringt, und  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  durch  Oeffnen  des  Hahos 
a  trockne  Luft  einströmen  lä'sst,  ist  nach  10  —  12maligem  Aus- 
pumpen an  der  Stelle  h  der  Chlorcalciumröhre  kein  Anflug  von 
Feuchtigkeit  mehr  zu  bemerken,  selbst  wenn  diese  Stelle  durch 
Umgeben  mit  Baumwolle ,  auf  welche  man  etwas  Aether  schüt- 
tet, stark  abgekühltwird,  und  dieMischung  ist  als  trocken  zu  be- 
trachten. 

Die  Mischung  der  Substanz  mit  reinem  Kupferoxjd  ge- 
schieht in  einem  reinen  und  warmen  Porzellanmörser ;  je  sorg- 
fältiger die  Substanz  vertheilt  und  mit  dem  Kupferoxjd  gemengt 
wird,  desto  leichter,  vollkommener  und  schneller  geht  ihre  Ver- 
brennung von  Statten. 

Mitscherlich  lässt  die  Verbrennungsröhre  an  der  Spitze 
offen,  füllt  sie  zu  %  ihrer  Länge  mit  Kupferoxjd,  verbindet  die 
offene  Spitze  oder  die  weite  Oeffnung  mit  einem  Chlorcalcium- 
röhre, mit  deren  anderem  Ende  ein  Blasbalg  verbunden  ist,  er- 
hitzt das  Kupferoxjd  bis  zum  schwachen  Glühen,  und  treibt 
nun  vermittelst  des  Blasbalges  trockne  Luft  über  das  heifse 
Oxjd ;  die  Spitze  wird  nun  zugeschmolzen  ,  er  tarirt  alsdann 
die  mit  Kupferoxjd  gefüllte  Verbrennungsröhre ,  und  schüt- 
tet die  trockne  Substanz  hinein.  Die  Gewichtszunahme  giebt 
ihre  Quantität. 

Er   mischt  sie   nun   auf  folgende  Weise  mit  dem  Kupfer-    * 
oxjd:  er  biegt  einen  Kupferdraht  an    dem   einen  Ende   in  die 
Form  eines  Korkziehers ,  schraubt  diesen  Theil  bis  zur  halben   • 


11 

Oxjdschicht  in  die  Rohre ,  und  führt  ihn  auf  und  nieder ,    bis 
man   die  Mischung  für   innig    genug  hält. 

Diese  Verfahrungsart  ist  unbequemer  und  umständlicher, 
als  die  beschriebene.  Indem  sich  ferner  bei  einer  Belastung  der 
Wage  von  120  bis  140  Grammen  durch  die  Verbrennungs- 
röhre das  Gewicht  der  Substanz  nicht  bis  zu  y^  Milligramm  ge- 
nau bestimmen  lässt,  ist  sie  unsicher.  Eine  vollkommene  Mi- 
schung lässt  sich  ferner  mit  einem  Korkzieher  nicht  bewerkstel- 
ligen. Man  kann  sich  davon  leicht  überzeugen,  wenn  man  et- 
was Stärke  mit  Kupferoxjd  nach  dieser  Methode  recht  innig 
mischt,  und  die  Mischung  nachher  in  einem  reinen  Mörser 
mit  der  Pistille  platt  drückt;  man  erkennt  alsdann  an  einer 
Menge  runder,  weifser  Stellen  die  ungemischte  oder  zusam- 
mengeballte Stärke,  deren  innerer  Theü  nur  verkohlen,  aber 
nicht  verbrennen  kann.  Berzelius  empfiehlt  die  beschriebene 
Trocknungsmethode  für  den  Fall ,  wo  man  keine  Luftpumpe  zu 
seiner  Verfügung  hat;  es  ist  aber  alsdann  besser,  sich  mit  der 
organischen  Analjse  überhaupt  nicht  zu  beschäftigen. 

Das  durcb  die  Verbrennung  gebildete  Wasser  wird  in  der 
Röhre  Fig.  8  aufgefangen;  sie  ist  mit  geschmolzenem  Chlorcal- 
cium,  in  der  Kugel  mit  groben  Stücken,  in  der  langen  Röhre 
mit  grobem  Pulver  angefüllt ;  vor  die  beiden  Oeffnungen  dieser 
Röhre  bei  a  u.  b  wird  etwas  Baumwolle  eingelegt,  um  das 
Herausfallen  kleiner  Stückchen  Chlorcalciums  zu  verhindern. 
Die  Röhre  b  wird  vermittelst  eines  Korkes  genau  eingepasst, 
der  Kork  am  Rande  des  Glases  scharf  abgeschnitten  und  mit 
gescbmolzenem  Siegellack  überzogen,  um  alles  Anhängen  von 
Staub  zu  vermeiden.  Das  Gewicht  der  Röhre  ist  bekannt,  ihre 
Gew^ichtszunahme  nach  der  Verbrennung  giebt  die  Menge  des 
gebildeten  Wassers, 

Die  Chlorcalciumröhre  wird  vermittelst  eines  Korkstöpsels 
mit  der  Verbrennungsröhre  in  Verbindung  gebracht,  wie  Fig.  9 
Jj^eigt.  Der  Korkstöpsel  wird  mit  einer  feinen  Feile  oder  mit 
Mohr's  Korkbohrer  (siehe  Korkbohrer)  durchstofsen  und 
die  Oeffnung  durch  Nachfeilen  passend  gemacht,  vermittelst  ei- 
nes sehr  scharfen  Messers   wird  er  für  die  Oeffnung  der  Ver- 


12 

brennungsrÖhre  zugerichtet;  man  giebt  ihm  am  besten  eine  cj- 
lindrische  oder  eine  etwas  konische  Form,  dies  richtet  sich  nach 
der  Oeffnung  der  Röhre.  Das  Dnrchstofsen  eines  Korks  ver- 
mittelst eines  glühenden  Drahls  muss  man  vermeiden ,  indem 
meistens  hierdurch  der  Kork  Fehler,  kleine  Sprünge,  bekommt 
und  aufgetrieben  wird. 

Einige  Chemiker  geben,  nach  dem  Verfahren  von  Ber- 
zelius,  der  Chlorcalciumröhre  die  Form  Fig.  10,  Sie  ziehen 
die  Verbrennungsröhre  a  in  eine  Spitze  aus,  welche  sie  in  die 
Chlorcalciumröhre  h  hineingehen  lassen;  die  Verbindung  beider 
bewirken  sie  durch  eine  Kautschuckröhre,  welche  auf  beiden 
Seiten  festgebunden  wird.  Nach  der  Verbrennung  wird  die 
Spitze  der  Verbrennungsröhre  bei  c  abgeschnitten,  das  Kaut- 
schuckröhrchen,  ohne  die  Spitze  aus  der  Chlorcalciumröhre 
herauszuziehen,  entfernt,  das  Chlorcalciumrohr  mit  der  Spitze 
gewogen,  die  Spitze  hernach  herausgenommen,  ausgeglüht  und 
wieder  gewogen ;  nachdem  man  nun  das  Gewicht  der  Spitze 
abgezogen  hat  von  dem  ersteren  Gewicht,  erhält  man  das  Ge- 
wicht der  Chlorcalciumröhre  mit  der  durch  die  Aufnahme  des 
gebildeten  Wassers   hervorgebrachten   Gewichtszunahme. 

Die  durch  die  Verbrennung  gebildete  Kohlensäure  wird  in 
dem  Apparate  Fig.  11  aufgefangen;  er  wird  mit  Kalilauge  an- 
gefüllt, und  zwar  so,  dass  in  jeder  Kugel  noch  eine  kleine  Luft- 
blase bleibt.  Dieser  Apparat  besteht  in  einer  Glasröhre,  in 
welcher  5  Kugeln  ausgeblasen  sind;  er  wird  auf  folgende  W^eise 
verfertigt:  An  eine  4  Linien  weite,  etwas  starke  Glasröhre 
von  3  Zoll  Länge,  a  Fig.  12,  schweifst  man  zwei,  2  Linien 
weite,  Barometerröhren  h  h  an,  schmilzt  die  Oeffnung  der  ei- 
nen zu  oder  verstopft  sie  mit  etwas  geschmolzenem  Siegellack, 
erweicht  nun  das  eine  Ende  der  dicken  Glasröhre  a,  und 
bläst  diesen  Theil  zu  einer  Kugel  auf;  man  verfährt  auf  dieselbe 
Weise  mit  dem  Ende  der  entgegengesetzten  Seite,  wie  dies  an 
Nro.  2  zu  sehen  ist;  nachdem  dies  geschehen,  wird  der  mitt- 
lere Theil  sehr  heifs  gemacht  und  zu  einer  etwas  gröfseren  Ku- 
gel aufgeblasen,  wodurch  das  Ganze  die  Gestalt  von  Nro.  3 
erhält.    Nach  der  Hand  löthet  man  an   eine  ähnliche  enge  Ba- 


•  13 

rometerröhre  ein  etwa  zolllanges  Stück  a  einer  der  Röhre  a 
entsprechenden  Glasröhre,  zieht  die  eine  Oeffnung  zu  einer 
Spitze  aus ,  schneidet  die  Spitze  bei  d  ab ,  und  schweifst  diese 
Oeffnung  mit  der  Röhre  h  zusammen  (Nro.  5);  die  letztere 
schneidet  man  vorher  zu  einer  Länge  von  2  Zoll  ab.  Nachdem 
dies  geschehen  ist,  wird  das  Stück  oc  zu  einer  Kugel  aufgebla- 
sen (Nro.  6).  Auf  die  nämliche  Art  verfährt  man  mit  dem  ent- 
gegengesetzten Ende. 

Die  eine  Kugel  kann  etwas  kleiner  sejn,  als  die  andere: 
jedenfalls  muss  die  eine  so  weit  sejn,  dass  sie  etwas  mehr  Flüs- 
sigkeit fassen  kann ,  wie  die  mittlere  Kugel.  Man  erhitzt  nun 
über  einer  Spirituslampe  die  Stellen  ßß  scharf  an  der  Kugei 
(Nro.  7) ,  und  biegt  die  beiden  Seitenröhren  in  einem  Winkel 
von  45°  (s.  Fig.  13,  //.);  über  den  Kugeln  m  und  n  bei  oc  er- 
halten diese  Röhren  eine  zweite  Biegung  (s.  Fig.  13,  B.).  Man 
hat  hierbei  Folgendes  zu  beachten:  Es  ist  zweckmäfsig,  die 
Röhre  o,  welche  die  weitere  Kugel  m  trägt,  so  zu  biegen,  dass 
ihr  horizontaler  Theil  ,  mit  der  Chlorcalciumröhre  verbunden, 
dem  Operateur  zur  Linken  ist.  Nachdem  man  die  Röhren  o 
und  p  bei  o.  (Fig.  13,  B.)  erhitzt  hat,  biegt  man  sie  gleichzeitig 
so ,  dass  beide  über  einander  greifen.  Wenn  man  sich  genau 
an  die  Fig.  1  3,  A.  und  B.  hält,  kann  man  die  beste  Disposition 
nicht  verfehlen.  Die  scharfen  Ränder  der  Röhren  o  und  p  wer- 
den an  der  Lampe  glatt  geschmolzen. 

Um  diesen  Apparat  mit  Kalilauge  zu  füllen,  verbindet  man 
das  eine  Ende  mit  der  Röhre  h  Fig.  14  vermittelst  eines  Kork- 
stöpsels, taucht  die  Oeffnung  des  Kaliapparates  in  ein  passendes 
Gefäfs  mit  Kalilauge,  und  zieht  nun  mit  dem  Munde  die  Flüs- 
sigkeit hinein.  Nachdem  dies  geschehen  ist,  wird  das  inwendig 
feuchte  Stück  der  Röhre  o  mit  zusammengedrehtem  Löschpa- 
pier vollkommen  ausgetrocknet;  der  reine  und  trockne  Apparat 
wird  gewogen  und  mit  der  Chlorcalciumröhre  vermittelst  einer 
Kautschuckröhre  verbunden. 

Der  Kaliapparat,  mit  der  Lauge  gefüllt,  wiegt  50  bis  60 
Grm.  Bei  einer  Concentration  von  1,25  bis  1,27  schäumt  die 
Lauge    nicht,    und    ihre    Absorptionsfähigkeit  ist    alsdann    am 


14 

Stärksten.  Natronlauge  schäumt  wie  Seifenwasser ,  und  muss 
vermieden  werden. 

j^  Die  Kauischuckröliren  schneidet  man  sich  aus  dünnen 
Blättern  Kautschuck ;  man  legt  ein  Stückchen  von  ly^  Zoll 
Länge  so  zusammen,  dass  dadurch  eine  Röhre  gebildet  werden 
kann  von  der  Weite  der  Barometerröhren ,  welche  mit  einan- 
der verbunden  werden  sollen.  Durch  einen  einzigen  Schnitt 
mit  einer  vollkommen  reinen  Scheere  schneidet  man  der  Länge 
nach  etwa  eine  halbe  Linie  davon  ab,  und  erhält  auf  diese 
Weise  zwei  gleiche  Schnittränder ,  welche  mit  dem  Nagel  der 
beiden  Daumen  zusammengedrückt  werden;  zuletzt  wird  das 
fertige  Röhrchen  mehrmals  stark  auseinandergezogen.  Wenn 
man  die  frischen  Schnittflächen  mit  dem  Finger  berührt^  so 
haften  sie  an  dieser  Stelle  nicht  mehr.  Es  ist  gut,  das  Stück 
Kautschuck  vor  dem  Zusammenlegen  inwendig  etwas  ^u  befeuch- 
ten, damit  die  Wände  der  Röhre  nicht  zusammenkleben.  Das 
Festbinden  der  Kautschuckröhre  geschieht  mit  starken  gedreh- 
ten Seidenschnüren ,  deren  Enden  man ,  um  das  Ausgleiten  zu 
verhüten,  mit  Knoten  versieht. 

Der  Ofen,  in  welchem  die  Verbrennung  der  Substanz  vor- 
genommen wird,  ist  Fig.  15  abgebildet;  er  ist  von  Elsenblech, 
22  —  24  Zoll  lang,  3  Zoll  hoch;  der  Boden  ist  3  Zoll  breit 
und  mit  Einschnitten  in  Gestalt  eines  Rostes  versehen,  die  ei- 
nen halben  Zoll  von  einander  liegen ;  die  Wände  erweitern 
sich  nach  oben,  ihre  Entfernung  a  h  kann  A%  Zoll  betragen; 
er  ruht  auf  einem  Ziegelstein  e  Fig.  18,  und  zwar  so,  dass 
die  beiden  vorderen  Oeffnungen  des  Rostes  offen,  alle  anderen 
hingegen  durch  den  Ziegelstein  verschlossen  sind.  Der  ganzen 
Länge  nach  sind  in  dem  Ofen  Träger  B  von  starkem  Eisen- 
blech angebracht;  sie  haben  die  Form  Fig.  16,  C;  sie  sind 
gleich  hoch  und  correspondiren  genau  mit  der  runden  Oeff- 
nung  der  vorderen  Wand  A  Fig.  16  des  Ofens;  sie  sind  be- 
stimmt, die  Verbrennungsröhre  zu  tragen. 

Hat  man  die  Absicht,  stärkeres  Feuer  zu  geben ,  d.  h.  den 
Zug  zu  vermehren ,  so  wird  der  Ofen  etwas  auf  die  Seite  ge- 
neigt und  ein  plattes  Ziegelstück  an  zwei  Stellen  untergeschoben. 


15 

Speclelles   Verfahren. 

f 

Die  Verbrennungsröhre  wird  nÖthigenfalls  mit  Wasser  aus- 
gewaschen und  mit  Papier,  womit  man  einen  Glasstab  um- 
wickelt hat,  ausgetrocknet;  nach  dem  Ausziehen  und  Zuschmel- 
zen  der  Spitze  wird  sie  sehr  heifs  gemacht,  und  eine  lange  en- 
gere Röhre  bis  auf  das  verschlossene  Ende  eingesteckt.  Indem 
man  nun  mit  dem  Munde  die  Luft  aus  der  engeren  Röhre  her- 
auszieht, wird  mit  derselben  der  letzte  Rest  von  Feuchtigkeit 
hinweggenommen.  Die  trockne  Röhre  wird  mit  etwas  heifsem 
Kupferoxjd  zuletzt  noch  ausgespült,  und  dieses  auf  die  Seite 
gcthan.  Damit  man  ein  bestimmtes  IVIaafs  für  die  Quantität  hat, 
welche  man  mit  der  Substanz  mischen  will,  füllt  man  jetzt  die 
Röhre  zu  y^  ihrer  Länge  mit  reinem  Kupferoxjd  aus  dem  Tie- 
gel an,  in  dem  es  frisch  geglüht  wurde,  wobei  man  vermeiden 
muss,  es  mit  irgend  einer  fremden  Materie  in  Berührung  zu 
bringen ;  dieses  Kupferoxjd  ist  bestimmt,  mit  der  zu  verbren- 
nenden Substanz  gemischt  zu  werden. 

Die  Mischung  fester  Materien  muss  jederzeit  in  einem  hei_ 
Isen,  tiefen  Porzellanmörser  mit  glattem,  jedoch  mattem  Bo- 
den bewerkstelligt  werden;  der  Mörser  wird  vorher  mit  reinem 
Kupferoxjd  ausgerieben  und  dieses  auf  die  Seite  gelhan;  man 
schüttet  die  abgewogene  Substanz  in  den  Porzellanmörser  und 
spült  nun  das  Röhrchen,  worin  sie  gewogen  wurde,  mit  Kupfer- 
oxjd sorgfältig  nach;  man  vertheilt  zuerst  die  Substanz  mit 
wenig  Kupferoxjd,  mischt  so  innig  als  möglich  und  setzt  nach 
und  nach  die  ganze  Quantität  Kupferoxjd  zu,  welche  man  in 
die  Verbrennungsröhre  eingefüllt  hatte. 

Das  Mischen  muss  mit  der  geringsten  Anstrengung  be- 
werkstelligt werden  können;  die  Substanz  und  das  Kupferoxjd 
müssen  deshalb,  die  erstere  vor  dem  Wiegen,  das  letztere  vor 
dem  zweiten  schwächeren  Ausglühen,  in  ein  feines  Pulver  ver- 
wandelt werden.  Enthält  das  Kupferoxjd  harte  Körner,  so  lässt 
sich  die  Mischung  nicht  innig  machen;  es  geschieht  dann  häufig, 


16 

dass  die  Pistille  von  denselben  abspringt ,  wodurch  Theile  der 
Mischung  aus  dem  Mörser  herausgeschleudert  werden.  Wenn» 
man  bei  der  Mischung  den  Mörser  auf  einen  Bogen  von  glat- 
tem weifsen  Papier  stellt,  so  kann  man  leicht  sehen,  ob  man  et* 
was  von  der  Mischung  verloren  hat  oder  nicht. 

Die  Älischuiig  wird  aus  dem  Mörser  in  die  Verbrennungs- 
röhre gefüllt,  mit  der  Vorsicht,  dass  man  zuerst  etwa  einen 
halben  Zoll  reines  Kupferoxjd  auf  den  Boden  derselben  bringt; 
der  Mörser  wird  mit  reinem  Kupferoxjd  nachgerieben  und  aus- 
gespült, und  aufser  diesem  wird  die  Röhre  bis  1  Zoll  von  der 
Mündung  mit  reinem  Kupferoxjd  aufgefüllt.  Bei  Fig.  17  sind 
die  Längen  der  verschiedenen  Lagen  von  reinem  Kupferoxjd, 
Mischung,  Nachspülung  und  wieder  reinem  Oxjd  durch  die  ent- 
gegengesetzle  Fvichtung  der  Striche  ungefähr  angedeutet. 

Der  Korkstöpsel,  welcher  die  Verbrennungsröhre  mit  der 
Chlorcalciumröhre  verbindet,  wird  mit  einem  leichten  Hammer 
weich  geklopft,  wodurch  er  äufserst  elastisch  wird;  nachdem 
das  Loch  hindurchgebohrt  und  er  vollkommen  zugerichtet  ist, 
setzt  man  ihn  in  einem  bedeckten  Tiegel  in  hcifsem  Sande  einer 
ziemlich  hohen  Temperatur  aus,  um  alle  hjgroskopische  Feuch- 
tigkeit daraus  zu  entfernen  ;  er  muss  mit  einiger  Mühe  in  die 
Oeffnung  der  Verbrennungsröhre  passen,  und  seine  weiche  Be- 
schaffenheit erlaubt  die  Anwendung  einer  gewissen  Gewalt,  ohne 
den  Apparat  selbst  der  Gefahr  des  Zerbrechens  auszusetzen. 

Die  Verbrennungsröhre  und  Chlorcalciumröhre  müssen 
genau  horizontal  oder  etwas  gegen  den  Kaliapparat  geneigt  ge- 
legt werden,  damit  das  in  dem  engeren  Theile  der  letzteren 
sich  sammelnde  Wasser  von  selbst  hineinlliefst;  man  legt  zu  die- 
sem Zweck  den  hinteren  Theil  des  Ofens  etwas  höher,  als  den 
vorderen.  Fig.  18  zeigt  die  zur  Verbrennung  hergerichteteu 
und  zusammengefügten  Theile  der  Vorrichtung,  a  ist  die  Ver- 
brennungsröhre, b  die  Chlorcalciumröhre,  c  das  Kautschuck- 
röhrchen,  m  die  gröfsere  Kugel  des  Kallapparales,  welcher  in 
Verbindung  steht  mit  der  Chlorcalciumröhre,  e  ist  ein  Ziegel- 
stein, /  ein  daruntergeschobenes  Stück  Eisen,  um  dem  Ofen 
eine  nach  dem  Kaliapparate  geneigte  Lage  zu  geben. 


17 

Die  Verbrennungsröhre  wird,  ehe  sie  mit  der  Chlorcal- 
ciumröhre  verbunden  wird,  mehrmals  flach  auf  einen  ebenen 
Tisch  stark  aufgeklopft  man  hat  mit  Vorsicht  darauf  zu  ach- 
ten, dass  über  dem  Kupferoxjd  ein  Luftraum  vorhanden  ist, 
welcher  den  gasförmigen  Producten  einen  Ausgang  gestattet; 
es  geschieht  sonst  häufig,  dass  das  Kupferoxjd  hervorgeschleu- 
dert wird,  oder  dass  sich  die  Röhre  am  hinteren  Theil  ver- 
stopft. Zahllose  Erfahrungen  haben  bewiesen,  dass  bei  dieser 
Disposition  die  Verbrennung  nicht  minder  vollkommen  ist, 
selbst  wenn   die  Substanzen  noch  so  reich  an  Kohlenstoff  sind. 

Mitscher  lieh  dreht  einen  schraubenförmig  gewundenen 
Kupferdraht  durch  die  ganze  Länge  der  Mischung  und  lässt  ihn 
während  der  Operation  in  der  Röhre;  er  hat  den  Zweck,  den 
Zusammenhang  derselben  zu  unterbrechen;  man  kann  sich  aber 
nicht  auf  seinen  Dienst  verlassen.  Wir  wiederholen  es,  nur  bei 
der  beschriebenen  Einrichtung  ist  man  sicher,  dass  die  Analyse 
unter   allen  Umständen  gelingt.  ^ 

Der  vordere  Theil  der  Verbrennungsröhre  enthält  reines 
Kupferoxjd ;  dieses  muss  zuerst  in  starkes  Glühen  gebracht  wer- 
den, ehe  man  den  Theil,  welcher  die  Mischung  enthält,  mit 
Kohlen  umgiebt. 

Ehe  man  aber  überhaupt  die  Verbrennung  beginnt,  ist  es 
vor  allen  Dingen  nöthig,  dass  man  sich  versichert,  ob  alle  Ver- 
bindungen luftdicht  schliefsen. 

Um  dies  zu  erfahren,  zieht  man  vermittelst  der  Saugröhre 
Fig.  19  mit  dem  Munde  eine  kleine  Quantität  Luft  aus  dem 
zusammengefügten  Apparate  heraus;  eine  natürliche  Folge  da- 
von ist,  dass  bei  dem  Aufhören  des  Ziehens  eine  gewisse  Quan- 
tität Kalilauge  in  die  Schenkelröhre  der  Kugel  m  tritt.  Der 
Stand  der  Flüssigkeit  ist  demnach  darin  etwa  um  V/^,  Zoll  höher, 
-als  in  dem  entgegengesetzten  Schenkel,  wie  dieses  deutlich  an 
Fig.  11,  -B  beobachtet  werden  kann,  wo  oc  und  ß  den  Stand  der 
Kalilauge  bezeichnen.  Bleibt  dieser  Stand  nicht  eine  Zeillang 
unverändert«  sinkt  also  die  Kalilauge  in  den  mittleren  Theil 
Fig.  11,  ^^  hinab,  so  dringt  entweder  durch  das  Kautschuck- 
röhrchen   c  oder  durch   den  Korkstöpsel  Luft  in   den  Apparat 

2 


18  ^ 

hinein;    sie   müssen   in   diesem  Falle    mit    besseren   vertauscht 
i         werden. 

Man  umgiebt  nun  den  vorderen  Theil  der  Verbrennungs- 
rohre mit  glühenden  Kohlen;  man  hat,  wenn  die  Röhre  nicht 
feucht  ist  oder  Knoten  enthält,  nie  ein  Zerspringen  derselben 
zu  befürchten.  Ist  das  Kupferoxjd  nicht  ganz  trocken,  so  sieht 
man  sogleich  bei  der  ersten  Einwirkung  der  Wärme  einen 
mehr  oder  minder  bemerkbaren  Beschlag  an  dem  vorderen 
leeren  Ende  der  Röhre  «,  welcher  einen  Zoll  lang  aus  dem 
Ofen  hervorragt;  in  diesem  Falle  kann  man  darauf  rechnen, 
dass  die  Wasserstoffbestimmung  etwas  zn  hoch  ausfallen  wird, 
um  das  Herabfallen  der  Kohlen  zu  vermeiden  und  um  die 
übrigen  Theile   der  Röhre  vor  der  Einwirkung  des  Feuers  zu 

I  schützen,   dient  der  doppelte  Schirm  Fig.  18,  g;   er  wird  aus 

•  starkem  Eisenblech   nach  der  Oeffnung   des  Ofens  ausgeschnit- 

W  •       ten,  und  man  gicbt  ihm  die  Form  Fig.  20. 

,0  0  Man  stellt  den   Schirm   hinter  dem  vorderen  Theile    der 

♦  Verbrennungsröhre,  der  reines  Kupferoxjd  enthält,  auf,  und 
nachdem  dieser  Theil  der  Röhre  rothglühend  ist,  wird  er  um 
y2  bis  1  Zoll  nach  dem  hinteren  Theile  zurückgerückt,  und 
dieser  Theil  mit  Feuer  umgeben;  wie  weit  man  ihn  jedesmal 
zurückrücken  muss,  richtet  sich  nach  der  Schnelligkeit  der 
Gasentwicklung,  Jedesmal  müssen  so  viel  glühende  Kohlen 
auf  einmal  angelegt  werden,  dass  die  Röhre,  ganz  davon  umgeben, 
schnell  glühend  werden  muss.  Auch  wenn  die  Gasentwick- 
lung anfänglich  stärker  ist,  als  man  sie  zu  haben  wünscht,  darf 

*  man  die  einmal  angelegten  Kohlen  nicht  wieder  entfernen;  sie 
wird  durch  die  Wegnahme  derselben  nur  in  seltenen  Fällen 
verlangsamt,  aber  die  Verbrennung  kann  dadurch  unvollkom- 
men gemacht  werden;  man  muss  die  Gasentwicklung  durch 
Erhitzen   von  kürzeren  Stellen  der  Röhre  zu  reguliren  suchen. 

Der  vordere,  aus  dem  Ofen  hervorragende,  leere  Theil 
der  Verbrennungsröhre  muss  während  dem  ganzen  Verlaufe 
der  Verbrennung  so  heils  erhalten  werden,  dass  sich  nicht 
die  kleinste  Quantität  Wasser  darin  condensiren  kann;  man 
ist  in  diesem  Falle  vor  einem  Verlust  anW^asser  vollkommen  sicher. 


19 


t 


Die  Verbrennung  würde  am  regelmäfsigsten  vor  sich  ge- 
hen, wenn  man  dem  Glase  der  Verbrennungsröhre  alleW^ärme- 
leltungsfähigkeit  benehmen  könnte;  dies  ist  nun  nicht  der  Fall, 
man  kann  aber  nicht  aufmerksam  genug  darauf  sejn,  dass  man 
jedesmal  nur  kurze  Strecken  der  Verbrennungsröhre  zum  Glü- 
hen bringt;  die  Gasblasen  müssen  ununterbrochen  und  rasch 
auf  einander  folgen.  Wenn  die  Anzahl  der  Träger  der  Ver- 
brennungsröhre zu  gering  ist,  so  biegt  sich  zuweilen  ein  Stück 
der  Verbrennungsröhre;  ein  Aufblasen  derselben  hat  man  aber 
In  keinem  Falle  zu  befürchten,  indem  der  Druck  der  Flüssigkeit, 
den  das  Gas  zu  überwinden  hat,  auf  das  möglicherweise  weich 
gewordene   Glas   zu  gering  ist.  • 

Mitscherlich   legt  das  Verbrennungsrohr  in  einen  aus-  # 

gefeilten  Flintenlauf,  so   dass   sich   das  Glasrohr  von  oben  hin- 
einlegen lässt;  er  sucht  damit  eine  gleichförmige  Erhitzung  und 
Schmelzung  der  Verbrennungsröhre   zu  vermelden,   allein   mit 
dieser  Einrichtung  begiebt  man  sich  aller  Vortheile,  welche  eine      j  i^"^ 
genaue  Regullrung  des  Feuers  gewähren;  flüchtige  Substanzen        %      ' 
destilliren  unaufhaltsam  und  unverbrannt  über,  und  bei  schwer-  •^ 

verbrennlichen  lässt  sich  die  Temperatur  nicht  geben,  welche 
eine  vollkommene  Verbrennung  verbürgt.  Die  schnelle  Ver~ 
breitung  der  Wärme  in  dem  Flintenlaufe  verhindert  Mitscher- 
lich durch  Blasen  mit  dem  Munde  oder  durch  Umgebung  mit 
nassen  Tüchern ;  man  hat  aber  bei  der  Verbrennung  seine  Auf- 
merksamkeit auf  viel  wichtigere  Momente  zu  richten ,  als  dass 
man  sich  damit  abgeben  könnte,  den  Fiintenlauf  durch  Bla- 
sen mit  dem  Munde  kalt  zu  erhalten.  Das  Umgeben  mit  nas- 
sen Tüchern  ist  durchaus  unzweckmäfsig  und  muss  vel-mleden 
werden. 

Die  Stellung  des  Kaliapparates  während  der  Verbrennung 
ist  in  Fig.  18  angegeben.  Man  schiebt  unter  r  ein  Stück  Kork 
5  unter,  so  dass  dieser  Theil  etwas  höher  Hegt,  als  der  hin- 
tere Theil;  man  glebt  ihm  eine  welche  Unterlage,  am  besten 
eine  Serviette.  Wenn  die  ganze  Verbrennungsröhre  zu  Ende 
der  Operation  mit  glühenden  Kohlen  umgeben  ist,  erhöht  man 
die  Temperatur  in   der  ganzen  Länge   des   Ofens,   von   unten^ 

2*  # 


« 


^  20  .  ^  • 

indem  man  der  Luft  Zutritt  zu  dem  Roste  verstaltet,  und  von 
oben  vermittelst  des  Windfächers.    Sobald  die  Gasentwicklung 
•     schwächer  wird,   entfernt  man  das  Korkstück  und  giebt  dem 
Kaliapparate  die  horizontale  Stellung  Fig.  11,  A. 

Man  sieht  in  diesem  Zeitpunkte,  ob  die  Verbrennung  voll- 
kommen gelungen  oder  fehlerhaft  ist;  hört  die  Gasentwicklung 
auf  einmal  auf,  so  kann  man  der  vollkommenen  Verbrennung 
sicher  sejn;  dauert  sie  hingegen  in  Pausen  längere  Zeit  fort,  so 
war  die  Mischung  nicht  sorgfältig  genug  gemacht;  man  kann 
auf  einen  Verlust  in  der  Kohlenstoffbestimmung  sicher  rechnen. 
Sobald  sich  kein  Gas  mehr  entwickelt,  steigt  die  Kalilauge 
in  die  Schenkelröhre  der  Kugel  m;  die  Einrichtung  dieser  Ku- 
%  gel  (s.  S.  13)   entfernt  jede  Gefahr    eines  Zurücksteigens   der 

^  Flüssigkeit  in  die  Chlorcalciumröhre,  und  macht,  dass  man  sich 

in    der    jetzt    vorzunehmenden    Operation    nicht    zu    übereilen 
braucht.    Wenn    nämlich  diese  Kugel   bis   zur  Hälfte  mit  Flüs- 
sigkeit gefüllt  ist,  hört  alles  weitere  Steigen  derselben  auf,   der 
^        untere  Theil  des  Kaliapparates  steht,   wie  bemerkt,    horizontal, 
•  er   ist    zur   Hälfte   leer,    und   es   tritt   von   da    an   Luft  in    die 

^     Kugel  m.    (S.  Fig.  11.)   7  deutet  die  Höhe  an,  bis  zu  welcher 
die  Kalilauge  steigen  kann.    Hat  sie   diesen  Punkt  erreicht,  so 
steht  dem  Eintreten  der  Luft  nichts  mehr  im  Wege.    (Siehe  die 
Tafel  III.) 
#  Man  entfernt  jetzt  die  Kohlen ,  welche  den  hinteren  Theil 

der  Verbrennungsröhre  und  die  gebogene  Spitze  umgeben,  und 
schneidet  diese  Spitze  ab.  Am  besten  geschieht  dies  vermittelst 
*•  ^»  einer  kleinen  Zange  (Fig.  22),  mit  welcher  man  die  äufserste 
Spitze  bei  rx;  (s.  Fig.  9)  abkneipt.  Auf  die  offene  Spitze  steckt 
man  eine  passende,  15  —  20  Zoll  lange  Röhre  Ä,  welche  durch 
den  Halter  Fig.  21,  /l  getragen  wird. 

Die  Oeffnung  des  Kaliapparates  verbindet  mäh  durch  ei- 
nen kleinen  ausgefeilten  Korkstöpsel  mit  der  Saugröhre  Fig.  19, 
und  zieht  mit  dem  Munde  eine  gewisse  Portion  Luft  durch  den 
Kaliapparat,  dem  man  die  nämliche  Stellung,  wie  während  der 
Verbrennung,  wiedergegeben  hat.  Alle  Kohlensäure  und  der 
Wasserdampf,  die  in  dem  Apparate  zurückgeblieben  sindj  wer- 


21 

den  nun  von  dem  Kall  und  dem  Chlorcalclum  absorbirt,  Fig.  21 
stellt  den  Moment  des  .Durchziehens  von  Luft  dar.  Man  fasst 
den  Kaliapparat  bei  r  mit  der  Linken ,  und  hebt  diesen  Theil 
ein  wenig;  mit  der  Rechten  hält  man  die  Saugröhre  B. 

Man  bemerkt  bei  diesem  Hindurchziehen  der  Luft  bei  der 
vollkommenen  Yerbrennung  nicht  den  mindesten  Geschmack, 
bei  unvollkommener  ist  er  mehr  oder  weniger  brenzlich;  man 
kann  von  dem  letzteren  nicht  in  allen  Fällen  auf  eine  misslun- 
gene  Anal jse  schliefsen,  denn  sehr  oft  weichen  zwei  Anaijsen 
nicht  im  geringsten  von  einander  ab,  obwohl  man  in  der  ei- 
nen geschmackloses  Gas  erhalten  hat,  und  in  der  andern  nicht, 
Berzelius  schlägt  vor,  das  Saugen  mit  dem  Munde  durch 
Verbindung  des  Kaliapparates  mit  dem  Apparate  Fig.  1  und  2  zu 
ersetzen,  und  den  Durchgang  der  Luft  in  dem  Apparate  durch 
das  Ausfliefsen  des  Wassers  aus  dem  Heber  zu  bewerkstelligen. 
Diese  Einrichtung  ist  unbequem,  macht  unnöthige  Arbeit  und 
ersetzt  nicht  entfernt  den  Willen  und  die  Empfindlichkeit  eines 
menschlichen  Organs. 

Die  durch  den  Apparat  streichende  Luft  enthält  Wasser, 
sie  enthält  Kohlensäure ;  beide  addiren  sich  zu  den  Producten 
der  Verbrennung,  wenn  man  nicht  Sorge  trägt,  sie  vor  dem 
Eintreten  in  die  Rohre  der  Luft  zu  entziehen. 

Berzelius  verbindet  zu  diesem  Zwecke  nach  der  Ver- 
brennung die  offene  Spitze  mit  einer  mit  trockenem  Kalihjdrat 
gefüllten  Röhre;  dies  ist  eine  ausführbare,  aber  unangenehme 
Operation. 

Die  Verbrennungsröhre  muss  nämlich  beim  Durchstrei- 
chen der  Luft  glühend  erhalten  werden,  um  die  möglicherweise 
auf  dem  reducirten  Kupferoxjd  abgesetzte  Kohle  zu  verbrennen, 
und  um  die  Spitze  mit  einer  Kautschuckröhre  zu  verbinden, 
darf  sie  nicht  mehr  sehr  heifs  sejn.  In  der  trocknen  Luft,  wel- 
che durcb  die  Kalilauge  geführt  wird ,  verdunstet  nun  eine  ge- 
wisse Quantität  Wasser  derselben ,  welches  als  ein  Verlust 
von  Kohlensäure  aufgeführt  wird,  und  wenn  man  die  Luft  eine 
Viertelstunde,  wie  Berzelius  meint,  hindurchströmen  lässt, 
darf  das  Wiederauffangen  dieses  Wassers  und  das  Hinzufügen 


0 


22  •  • 

seines  Gewichtes  zu  dem  Gewichte  des  Kaliapparates  nicht  ver- 
absäumt werden.  Alle  diese  ermüdenden  und  den  einfachen 
Gang  der  Analjse  hindernden  Operationen  erspart  man  sich, 
wenn  man  auf  folgende  Weise  verfährt. 

Die  Verbrennung  ist  vollendet,  die  Spitze  noch  geschlossen 
und  die  Kalilauge  im  Zuriicksteigen ;  man  lässt  sie  bis  7  Fig.  11, 
B  zurücktreten,  neigt  den  Kaliapparat,  so  dass  die  Oeffnung  der 
Röhre  ß  mit  Flüssigkeit  gesperrt  Ist,  und  kneipt  nun  die  Spitze 
der  Verbrennungsröhre  ab ,  wodurch  Luft  eintritt.  Die  natür- 
liche Folge  davon  Ist,  dass  die  Lauge  In  m  fällt  und  sich  mit 
einer  gewissen  Portion  Flüssigkeit  in  n  bei  j  Ins  Niveau  stellt, 
in  der  Art  also ,  dass  In  der  Kugel  m  eine  gewisse  Flüssigkeits- 
schicht bis  a  stehen  bleibt.    (Siehe  die  Tafel  IIl) 

Die  ganze  Kugel  m  Ist  mit  Kohlensäure  angefüllt,   sie  wird 
*  von  der  Kalilauge  absorbirt;    die  Kohlensäure  In  der  Ghlorcal- 

ciumröhre  nimmt  den  Platz  der  absorbirten  ein,  und  so  tritt, 
wie  man  le'cht  sieht,  alle  Kohlensäure  des  ganzen  Apparates 
nach  und  nach  in  die  Kugel  m,  wo  sie  absorbirt  wird,  und 
zwar  ohne  dass  eine  einzige  Luftblase  durch  die  Kalilauge  ge- 
führt worden  Ist. 
**  Nachdem  der  Apparat  einige  Minuten  ruhig  gestanden  hat, 

enthält  die  Luft  in  dem  Apparate  keine  Kohlensäure  mehr.  Zu 
allem  Ueberfluss  zieht  man  nun  mittelst  der  Saugröhre  einige 
Secunden  lang  so  viel  Luft  durch  die  Kalilauge,  als  etwa  dem 
einfachen  Rauminhalt  der  ChlorcalciumrÖhre  und  der  Ver- 
brennungsröhre entspricht. 

Wenn  sich  bei  der  Verbrennung  sehr  kohlenreicher  Sub- 
stanzen etwas  Kohle  auf  das  reduclrte  Kupfer  abgesetzt  hat,  so 
verbrennt  diese  auf  Kosten  des  Sauerstoffs  der  nach  der  Ver- 
brennung durch  die  Röhre  geleiteten  Luft, 


Verbrennung  flüssiger  flüchtiger  Körper. 

Der  Gang  der  Analjse  dieser   Art  von  Körpern   ist  am 
leichtesten  und  einfachsten,  die  Resultate  sind   am  genauesten, 


23 

und  Anfänger  thun  wohl,  sich  mit  der  Verbrennung  derselben 
zuerst  zu  beschäftigen. 

Die  Flüssigkeiten  werden  in  Glaskugeln  eingeschlossen  ge- 
wogen; man  verschafft  sie  sich  auf  folgende  Weise:  Eine  etwa 
12  Zoll  lange,  3  Linien  weite  Barometerröhre  «wird  vor  der 
Lampe  in  eine  lange  Spitze  c  ausgezogen  (Taf.  IL  Fig.  1).  Man 
benutzt  diese  Spitze  als  Handhabe,  um  ein  kleines  Stück  von 
der  Röhre  a  mit  einer  langen,  engen  Zwischenröhre  abzuzie- 
hen. Man  schmilzt  alsdann  die  Spitze  c  bei  d  ab,  erweicht  den 
abgezogenen  Theil  der  Glasröhre  y/,  und  giebt  ihm  durch  Ein- 
blasen von  Luft  bei  B  die  Form  einer  kleinen  Kugel  (s.Fig.  1,  h). 
Man  schneidet  die  Röhre  bei  /3  durch ,  und  fährt  auf  diese 
Weise  fort,  sich  eine  beliebige  Anzahl  von  Glaskugeln  zu  ver- 
fertigen. Die  Feuchtigkeit  des  Mundes  gelangt,  der  Länge  der 
Glasröhre  a  halber,  nie  bis  in  die  Glaskugeln. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  das  Aufblasen  des  Stückes 
Ä  recht  gut  unterlassen  werden  kann ,  wenn  es  weit  genug 
ist.  Der  Hals  der  Glaskügelchen  ist  1  bis  1^2  Zoll  lang;  der 
scharfe  Rand  der  abgeschnittenen  Spitze  muss  in  einer  Spiri- 
tusflamme glatt  geschmolzen  werden ;  man  ist  sonst  leicht  in 
Gefahr,  bei  ihrer  Füllung  mit  der  Flüssigkeit,  kleine  Splitterchen 
davon  abzustofsen. 

Beim  Einfüllen  der  Flüssigkeit  erwärmt  man  die  Kügel- 
chen  und  taucht  die  offene  Spitze  in  die  Flüssigkeit  hinein; 
nachdem  beim  Erkalten  eine  gewisse  Quantität  Flüssigkeit  in 
den  Bauch  eingetreten  ist,  erwärmt  man  die  Kugel  aufs  neue; 
der  sich  bildende  Dampf  treibt  den  gröfsten  Theil  der  Luft 
heraus,  und  nach  dem  Erkalten  füllt  sie  sich  bis  zu  %  damit  an, 
Die  Spitze  wird  nun  zugeschmolzen. 

Indem  man  das  Gewicht  der  leeren  Glaskügelchen  von 
dem  der  gefüllten  abzieht,  erhält  man  das  Gewicht  der  Flüs- 
sigkeit. 

Ehe  man  sich  mit  dem  Abwiegen  der  Flüssigkeit  beschäf- 
tigt, hat  man  das  Kupferoxjd  stark  rothglühend  gemacht  und 
das  noch  rothglühende  Oxjd  aus  dem  Tiegel  heraus  in  die 
Glasröhre  Fig.  2   gefüllt;   sie  wird  nach  dem  Füllen  mit  einem 


24 

trocknen  Kork  verschlossen,  und  man  lässt  es  völlig  kalt  wer- 
den. Es  ist  nicht  so  bequem,  den  Tiegel  unter  einer  Glocke 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  erkalten  zu   lassen. 

Die  Röhre  Fig.  2  ist  so  weit,  dass  die  Verbrennungsröhre 
mit  Leichtigkeit  hineingesteckt  werden  kann.  Man  lässt  zuerst, 
wie  Fig.  3  zeigt,  etwa  1  bis  1%  ^oH  von  dem  völlig  trocknen 
Kupferoxjd  hineinfallen,  und  beschäftigt  sich  nun  damit,  die 
Glaskügelchen  auf  dieselbe  Weise  mit  Kupferoxjd  zu  schichten, 
in  der  Art  also,  dass  das  Kupferoxjd  aus  der  Luft  keine  Feuch- 
tigkeit anziehen  kann.  Die  Glaskügelchen  erhalten  einen  schar- 
fen Feilstrich  in  der  Mitte  (s.  Fig.  4  bei  a) ;  man  fasst  sie  bei 
der  Spitze,  steckt  sie  in  die  Oeffnung  der  Verbrennungsröhre 
hinein,  bricht  die  Spitze  ab  und  lässt  Kügelchen  und  Spitze  in 
die  Röhre  hinabgleiten. 

Mit  zwei  Kugeln,  welche  4  -  500  Milligr.  Flüssigkeit  fas- 
sen, reicht  man  vollkommen  aus ;  beide  Kugeln  sind  durch  eine 
Schicht  Kupferoxjd  von  2  —  3  Zoll  Länge  von  einander  ge- 
trennt. Wenn  die  Verbrennungsröhre  18  Zoll  lang  ist,  so 
kommt  auf  die  letzte  Kugel  eine  Schicht  Kupferoxjd  von 
11  —  12  Zoll  Länge.  Fig.  5  zeigt  die  Kügelchen,  mit  Kupfer-^ 
oxyd  geschichtet. 

Mitsc herlich  ist  der  einzige  Chemiker,  welcher  die  Glas- 
kügelchen zugeschmolzen  in  die  Verbrennungsröhre  bringt;  im 
Verlauf  der  Verbrennung  erwärmt  er  den  Ort,  wo  sie  liegen, 
bis  dass  sie  platzen.  Bei  Flüssigkeiten,  welche  wenig  flüchtig 
sind,  ist  es  überflüssig,  die  Kügelchen  verschlossen  zu  lassen, 
und  bei  flüchtigen  unpraktisch ;  bei  den  letzteren  ist  hierbei 
eine  rasche  Dampfbildung  unvermeidlich  ,  namentlich  wenn  das 
Springen  nicht  in  Folge  der  Ausdehnung  der  Flüssigkeit,  son- 
dern in  Folge  der  Elasticität  ihres  Dampfes  geschieht.  Es  kann 
hierbei  nicht  vermieden  werden  ,  dass  ein  Thell  des  Dampfet 
unverbrannt  über  das  Kupferoxjd  hinweggeht. 

Flüssigkeiten ,  welche  einen  hohen  Siedpunkt  haben  und 
die  sehr  reich  an  Kohlenstoff  sind,  verthellt  man  in  3  Kügel- 
chen ,   ohne  übrigens   im  Ganzen  mehr  als  5  —  600  Mllligrm. 


25 ^ 

an    Gewicht   zu    nehmen;    sie    sind    von   einander   durch   eine 
Schicht  Oxjd   getrennt. 

Diese  Vorsicht  muss  man  bei  ätherischen  Oelen  nicht  un- 
terlassen, weil  das  Kupferoxjd  ,  womit  die  Kügelchen  unmittel- 
bar umgeben  sind,  selten  hinreicht,  um  den  Dampf  derselben 
völlig  zu  verbrennen;  indem  es  nämlich  ganz  reducirt  wird,  setzt 
sich  auf  das  Metall  zuweilen  eine  dünne  Schicht  Kohle  ab. 
Obgleich  nun  diese  Kohle  beim  Durchstreichen  der  Luft  nach 
der  Verbrennung  in  Kohlensäure  verwandelt  wird,  so  thut  man 
doch  besser,  sich  nicht  auf  diese  Rectification  zu  verlassen. 

Bei  wenig  flüchtigen  Flüssigkeiten  kann  man  die  Kügel- 
chen vor  der  Verbrennung  entleeren. 

Die  gefüllte  Verbrennungsröhre  verbindet  man ,  wie  in 
Fig.  7,  Taf  IL,  mit  der  Luftpumpe  ; indem  man  die  Luft  durch 
einen  einfachen  Zug  verdünnt,  dehnt  sich  das  Luftbläschen  aus, 
was  in  jedem  Kügelchen  enthalten  ist ,  und  treibt  das  Oel  her- 
aus,  was  von  dem  umgebenden  Kupferoxjd  eingesaugt  wird. 

Bei  sehr  flüchtigen  Flüssigkeiten  stellt  man  über  den  Ort, 
wo  das  erste  Kügelchen  liegt,  einen  zweiten  Schirm,  Fig.  5  /v, 
um  diesen  Theil  vor  der  Erwärmung  zu  schützen ,  während 
man  den  vorderen  Theil  der  reinen  Kupferoxjdschicht  zum  Glü- 
hen bringt;  es  ist  immer  gut,  diesen  Theil  nicht  auf  einmal, 
sondern  nach  und  nach  mit  glühenden  Kohlen  zu  umgeben,  in- 
dem man  bei  a  anfängt. 

Unter  die  Spitze  c  (Fig.  5,  Taf  IL)  der  Verbrennungs- 
röhre müssen  gleich  von  Anfang  an  einige  glühende  Kohlen 
gelegt  werden ,  damit  die  Flüssigkeit  nicht  in  die  Spitze  destil- 
lirt,  aus  welcher  sie  nur  durch  starkes  Feuern  wieder  heraus- 
gebracht werden  kann ;  sie  kocht  in  diesem  Falle  slofsweise  und 
in  kleinen  Explosionen,  wodurch  leicht  unverbrannte  Substanz 
mit  den  Gasen  in  Gestalt  eines  sichtbaren  weifsen  Nebels  über- 
führt wird. 

Nachdem  der  vordere  Theil  der  Röhre,  wo  das  reine 
Kupferoxjd  liegt,  glüht,  nimmt  man  den  Schirm  b  hinweg 
und  nähert  der  Stelle,  wo  das  erste  Glaskügelchen  liegt,  von 
Zeit  zu  Zeit  eine  glühende  Kohle;    man  verfährt   im  Uebrigen, 


26 

wie   bei  der  Verbrennung  im  Allgemeinen   beschrieben  wurde. 

Feite  Oele  werden  in  der  kleinen  Glasröhre  Fig.  6,  Ä  ab- 
gewogen; diese  Röhre  wird  bei  dem  Abwiegen  in  den  Fufs 
Fig  6,  B   gestellt;    er  ist  von  weifsem  Blech. 

Nachdem  man  auf  den  Boden  der  Verbrennungsröhre  2 
Zoll  hoch  Kupferoxjd  gebracht  hat,  lässt  man  das  Röhrcheii 
mit  dem  Oel ,  die  Oeffnung  nach  oben  ,  hineingleiten.  Durch 
Neigen  der  Verbrennungsröhre  lässt  man  das  Oel  ausfliefsen, 
man  sucht  es  bis  zu  der  Hälfte  der  Verbrennungsröhre  auf  ihre 
Wände  zu  vertheilen  und  füllt  sie  hiernach ,  wie  S.  24  be- 
schrieben, mit  reinem  Oxjd  an. 

Bei  weichen  schmelzbaren  Materien  kann  man  ganz  auf 
dieselbe  Weise  zu  Werke  gehen. 

Schmelzbare,  aber  in  einem  Mörser  nicht  mischbare  Mate- 
rien, wie  Wachs  etc.,  bringt  man  in  ganzen  abgewogenen  Stü- 
cken in  die  reine  Verbrennungsröhre,  erhitzt  sie,  nachdem  man 
die  Röhre  mit  einem  Korke  fest  verschlossen  hat,  darin  gelinde 
bis  zum  Schmelzen,  und  vertheilt  sie  bis  zu  %  der  ganzen  Länge 
der  Wände  der  Röhre ,  von  dem  verschlossenen  Ende  an  ge- 
rechnet; nach  dem  Erkalten  wird  sie  mit  Kupferoxjd  angefüllt. 

Man  kann  diese  Art  von  Körpern  auch  in  einem  Gefäfse 
wiegen,  welches  die  Form  eines  kleinen  Nachens  hat  (s.  Fig.  7) , 
es  wird  leicht  durch  Spalten  mit  einer  Sprengkohle  einer  3 
Linien  weiten  Glasröhre  angefertigt,  welche  an  zwei  Stellen 
weich  gemacht  und  nach  oben  hin  ausgezogen  wird.  Bei  die- 
ser Art  von  Körpern  muss  man  die  Verbrennungsröhre  et- 
was weiter  und  länger  wählen,  als  bei  gewöhnlichen  Verbren- 
nungen. 


Verbrennung   sehr   kohlenreiclier   oder 
chlorhaltiger   Substanzen. 

Es  giebt  einige  Materien,  bei  welchen  eine  genaue  Be- 
stimmung des  Kohlenstoffs  beinahe  unmöglich  ist,  wenn  man 
sich  zur  Verbrennung  des  Kupferoxjds  bedient;    dazu   gehören 


4t 


# 


•,     ♦  27  .      „  '• 

die  Steinkohlenarten,  Indigo,  Ulmin  und  alle  Materien ,  welche 
diesen  ähnlich  sind.  Bei  Steinkohlen  hört  z.  B.  die  Gasentwick- 
lung zii  Ende  der  Verbrennung  nicht  auf,  sie  wird  wohl  nach 
und  nach  langsamer,  aber  selbst  eine  Stunde  nachher,  wenn  # 

sehr  starkes  Feuer  gegeben  worden  war ,   steigt  die  Kalilauge  » 

nicht  zurück.       **k*     .»  w 

Die  Ursache  liegt  unstreitig  darin,   dass   die  Verbrennung  ' 

ungleich  ist.    Bei  der  ersten  Einwirkung  des  Feuers  entwickeln        ^ 
sich  brennbare  Gasarten  ,   welche   das  Kupferoxjd  in   der  Um- 
gebung jedes  einzelnen  Stäubchens  der  Substanz  reduciren,  und  ^ 
es  bleibt  eine  zu  grofse  Menge  Kohle  zurück,  als  dass  diese  durch 
Ceraentation  verbrennen  könnte.    Der  Verlust,  den  man  auf  diese 
Weise  erleidet,   beträgt  3  —  5  pGt.  an  Kohlenstoff. 

Bei  der  Verbrennung  chlorhaltiger  Materien  wird  die  Was-  I 

serstoffbestiramung   ungenau ,    das  sich    bildende  Kupferchlorür  ^ 

ist  flüchtig,  und  es  kann  eine  Ablagerung  desselben  inderChlor- 
calciumröhre  auf  keine  Weise  vermieden  werden. 

Man  muss  sich  zu  diesen  Verbrennungen  des  chromsauren 
Bleioxjds  bedienen,  von  dem  man,  dem  Volumen  nach,  etwas 
mehr  wie  halb  so  viel  mit  der  Materie  mischt ,  als  man  Kupfer- 
oxjd  genommen  haben  würde;  sonst  ist  das  Verfahren  ganz 
das  nämliche. 

Es  ist  bei  dem  chromsauren  Bleioxjd  zu  Ende  der  Ver-  ^^ 

brennung nöthig,  eine  starke  Hitze  zu  geben;  hierbei  entwickelt 
sich  reines  Sauerstoffgas,  in  welchem  der  Rest  von  Kohle  voll- 
kommen verbrennt.  Es  ist  hierbei  der  hohen  Temperatur  we- 
gen ferner  unerlässlich ,  die  Verbrennungsröhre  mit  einem  dün- 
nen Kupferblech  zu  umgeben ;  vermöge  seiner  Biegsamkeit  lässt 
es  sich  leicht  um  die  Röhre  wickeln  und  mit  einem  Eisendraht, 
den  man  in  Form  eines  Ringes  um  die  Röhre  biegt,  kann  man 
es  an  drei  oder  mehr  Stellen  in  seiner  Form  erhalten. 

Man  erreicht  bei  Anwendung  von  Kupferoxjd  seinen  Zweck 
ebenfalls,  obwohl  nicht  mit  der  nämlichen  Bequemlichkeit,  wenn 
man  an  das  verschlossene  Ende  der  Verbrennungsröhre  eine 
Mischung  legt  von  1  Th.  chlorsauren  Kali's  mit  8  Th.  Kupfer- 
oxjd.    Indem  man  zuletzt  diesen  Theil  ins  Glühen  bringt,   wird 


h 


•^  28  •      .         . 


fc*» 


durch  das  sich  entwickelnde  Sauerstoffgas  der  Rest  von  Kohle 
verbrannt. 

Bei   chlorhaltigen   Materien    ist    das   chromsaure  Bleioxjd 

H         '      ein  kostbares  und  unentbehrliches  Mittel  zu  ihrer  Verbrennung; 

♦  ^  es   bildet  sich  hierbei  Chlorblei,  welches  in  der  Rothglühhitze 

jiicht  im  Geringsten  flüchtig  ist. 

•  Auf  die  Darstellung  des  Kupferoxjds  und  des  chromsauren 

0  Bleioxjds,  welche  zur  organischen  Analjse  verwendet  werden, 

so   wie  auf  die  Wahl  der  Verbrennungsröhre,  hat  man  einige 

^  Sorgfalt   zu   verwenden. 


** 


Kupferoxyd. 


Dieses  Oxjd  kann   man  sich  aus   schwefelsaurem  Kupfer- 
^  oxjd  und., kohlensaurem  Natron  darstellen;  die  Auflösungen  bei- 

der werden  heifs  mit  einander  gemischt;   man  lässt  den  bläuli- 
^  chen  Niederschlag  in  der  Flüssigkeit   8  —  14   Tage  an   einem 

w  ^        warmen  Orte   stehen,   nach  welcher  Zeit   er  seine  gallertartige        " 

Beschaffenheit  verliert,   grün  und  körnig  kristallinisch  wird ;   er 
lässt  sich  nun  leicht  auswaschen  und  trocknen;   vor  selnei"  An- 
wendung  muss    er   stark  geglüht    und    auf   einen  Gehalt   von 
,,  Schwefelsäure  und  Natron  sorgfältig  geprüft  werden ;  er  ist  un-  • 

brauchbar,  wenn  er  auch  nur  kleine  Quantitäten  davon  enthält. 
*^  Das  erhaltene  reine  Oxjd  ist  braunschwarz,  äufserst  locker 

und  leicht  und  sehr  hjgroskopisch  ;  organische  Materien,   damit 
gemengt,   verbrennen  mit   grofser   Leichtigkeit,  aber   zuweilen 
|J^  brennt  das  Gemenge  in  der  Röhre,  wenn  ein  Thcil  davon  glü- 

hend gemacht  wurde,  von  selbst  fort,  und   die  Analjse  ist  als- 
dann misslungen. 

Es  ist  besser,  sich  des  Kupferoxjds  zu  bedienen,  was  aus       mt  ■. 
salpetersaurem    Kupferoxjd   erhalten    wird;    seine  Bereitungs-*  *» 
art  ist  einfacher,  wohlfeiler ,  und  man  ist  seiner  Reinheit  wegen 
nie  in  Ungewisshelt. 
Il  Zu  seiner   Darstellung    macht  man  Kupferbleche  rothglü- 

hend und  wirft  sie  In  kaltes  Wasser;  aller  Schmutz  und  Unrei-  t% 

- 


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29 


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•  • 


nigkeitln  springen  mit  dem  gebildeten  Oxjde  ab,  das  blanke 
abgewaschene  Blech  löst  man  in  reiner  Salpetersäure  auf,  dampft 
die  Auflösung  in  einer  Porzellanschale  bis  zur  Trockne  ab,  und 
glüht  das  trockne  Salz  in  einem  wohlbedeckten  hessischen  Tie- 
gel; bei  dem  Glühen  wird  das  Oxjd  mit  einem  heifsen  Glas- 
stabe mehrmals  umgerührt,  damit  kein  Theil  des  salpetersauren 
Salzes   unzersetzt  bleibt. 

Man  muss  zum  Ausglühen  Platinliegcl  vermeiden ,  indem 
sie  nach  und  nach  rauh  und  stark  angegriffen  werden. 

Das  geglühte  Oxjd  wird  in  einem  Mörser  fein  zerrieben 
und  in  einem  verschliefsbaren  Gefäfse  aufbewahrt;  es  ist  dicht, 
schwer,  kohlschwarz;  seine  hjgroskopische  Beschaffenheit 
hängt  von  der  Temperatur  ab,  der  es  ausgesetzt  war. 

Bei  sehr  starkem  Glühen  schrumpft  das  Oxjd  zusammen, 
wird  sehr  hart  und  verliert  beinahe  alle  hjgroskopischen 
Eigenschaften;  in  kleine  Stücke  zerschlagen,  dient  es,  nach- 
dem das  feine  Pulver  davon  abgesondert,  vortrefflich  bei  Ana- 
lysen von  Flüssigkeiten  und  schwer  verbrennlichen ,  fetten, 
schmelzbaren  Substanzen;  man  kann  damit  die  Röhre  vollkom- 
men anfüllen,  ohne  sie  aufzuklopfen ;  es  bleiben  in  dem  porö- 
sen Oxjde  Zwischenräume  genug,  um  den  Gasen  Durchgang 
zu  lassen. 

Zur  Erreichung  des  nämlichen  Zweckes  benutzt  Dumas 
das  Oxjd ,  welcher  durch  Galcination  von  Kupferdrehspänen 
dargestellt  wurde ;  es  behält  die  Form  der  Späne  und  leistet 
vollkommen  denselben  Dienst. 

Das  Kupferoxjd,  welches  zur  Verbrennung  gedient  hatte, 
macht  man  wieder  durch  Befeuchtung  mit  reiner  Salpetersäure 
und  neues  Ausglühen  brauchbar.  Enthält  das  Metall,  was  man 
aufgelöst  hat ,  Löthung  von  Messing,  so  ist  das  Oxjd  zur  Stick- 
Stoffbestimmung  nicht  anwendbar,  indem  das  salpetersaure  Zink 
bei  der  gewöhnlichen  Glühhitze  unvollkommen,  aber  mit  Leich- 
tigkeit, zerlegt  wird,  wenn  es  mit  organischer  Materie  ge- 
mischt ist. 

Hat  man  Verbindungen  organischer  Materien  mit  alkali- 
schen Basen  verbrannt,   so  muss  das  Oxjd  nach  der  Verbren- 


'•'      •      .  .        .  , 

nung  mit  kalter  verdünnter  Salpetersäure  digerirt,   sodann  mi**'     ♦  ^ 
W  Wasser  ausgekocht  und  wohl  ausgewaschen  werden.  * 

Hat  man  eine  Chlorverbindung  verbrannt,  so  muss  es  wie-  •« 
der  ganz  in  Salpetersäure  aufgelöst,   und  das  Chlor  durch  sal>   ^  ^  ^ 
petersaures  Silber  ausgefällt  werden;    das  überschüssige  Silber- 
oxjd  wird  beim  Glühen  reducirt  und  schadet  nichts.  •  #i 


■0 


Chrom  saures  Bleioxyd. 

Durch  Fällung  von  einem  löslichen  Bleisalz  mit  saurem 
chromsauren  Kali  und  durch  sorgfälliges  Auswaschen  erhält^ 
man  diesen  Körper  vollkommen  rein;  in  der  Form,  wie  man 
es  nach  dem  Trocknen  erhält,  ist  es  aber  zur  Analjse  nicht 
tauglich;  es  muss  bei  starker  Rothglühhitze  bis  zum  Weich- 
werden oder  Schmelzen  erhitzt,  und  nachher  auf  feinste  pul- 
verislrt  werden.  Bei  dem  Glühen  verwandelt  sich  seine  schöne 
gelbe  Farbe  In  eine  schmutzig  braunrothe,  welche  es  auch 
nach  dem  Erkalten  behält. 

Man  kann  zu  jeder  Art  von  Verbrennung  sich  dieses  Kör- 
pers eben  so  gut  bedienen,  wie  des  reinen  Kupferoxjds;  die 
"Verbrennung  geht  leicht  und  schon  bei  niederer  Temperatur 
von  statten;  sie  ist  stets  vollkommen,  denn  die  Gase  nach  der 
Verbrennung  sind  Immer  ganz  geschmacklos. 

Bei  gleichem  Gewichte  enthält  es  nicht  so  viel  Sauerstoff, 
als  das  Kupferoxjd,  allein  bei  gleichen  Volumen  enthält  es  um 
die  Hälfte  mehr,  indem  sein  speclfisches  Gewicht  über  das  Dop- 
pelte hinaus  gröfser  ist,  als  das  des  Kupferoxjds. 

Es  Ist  sehr  wahrscheinlich ,  dass  das  chromsaure  Bleioxjd 
in  vielen  Fällen  dem  Kupferoxjd  vorgezogen  werden  wird, 
wenn  es  sich  um  eine  genaue  Bestimmung  des  Wasserstoffs  han- 
delt; es  ist  nicht  im  geringsten  hjgroskopisch ,  und  die  geringe 
Spur  von  Feuchtigkeit,  welche  die  Materie  bei  dem  Zusammen- 
mischen anzieht,  kann  der  Mischung  viel  leichter  wieder  entzo- 
gen werden. 
% 


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31 


VerbrennungsrÖhren. 

Auf  die  Wahl  des  Glases,  welches  zu  den  Verbrennungs- 
röhren dient,  hat  man  vorzügliche  Aufmerksamkeit  zu  richten; 
das  bleifreie  böhmische  Kali-Glas  ist  das  beste,  die  Pvöhren  sprin- 
gen nie,  selbst  nicht  beim  raschen  Umgeben  mit  glühenden 
Kohlen;  es  ist  äufserst  schwerflüssig  und,  wenn  es  weich  ge- 
worden, in  hohem  Grade  zähflüssig;  das  deutsche  grüne  Bou- 
teillenglas  springt  leicht  im  Feuer,  ist  schwer  schmelzbar,  aber, 
wenn  es  weich  geworden ,  sehr  dünnflüssig ;  die  weichen  Stel- 
len werden  durch  einen  kleinen  Druck  aufgeblasen,  und  diese 
Stellen  bekommen  sogleich  Löcher. 

Das  französische  weifse  und  grüne  Bouteillenglas  ist  zu  ver- 
Wjtrfen;  das  französische  grüne  Glas  kann  in  einer  böhmischen 
Glasröhre,  ohne  dass  diese  ihre  Form  verliert,  bis  zum  Zusam- 
menfallen geschmolzen  werden. 

Nachdem  in  dem  Vorhergehenden  alle  Vorsichtsmafsregeln 
und  Handgriffe  beschrieben  worden  sind,  welche  das  Gelingen 
einer  untadelhaften  organischen  Analjse  sichern,  sind  nun  noch 
der  Apparat  und  das  Verfahren  zu  beschreiben,  welche  zur 
Bestimmung  des  Kohlenstoffs  aus  dem  Volum  der  gebildeten 
Kohlensäure  angewendet  werden;  es  ist  ferner  der  Grad  der 
Genauigkeit  zu  berühren,  welchen  man  in  der  Bestimmung  des 
Kohlenstoffs  und  Wasserstoffs  erreichen  kann. 


Kohlenstoff. 

Die  Bestimmung  des  Kohlenstoffs  mit  Hülfe  des  beschrie- 
benen Apparates  kann  ungenau  werden  durch  mehrere  Fehler- 
quellen. Die  erste  und  beachtungswertheste  ist  die  unvollkom- 
mene Verbrennung;  sie  lässt  sich  bei  einer  zweiten  Analjse  ver- 
meiden durch  Verlängerung  der  Verbrennungsröhre  und  Ver- 
mehrung des  Kupferoxjds;    eine   Folge  der  letzteren  Ist  eine 


32 

gröfsere    Vertbeilung  und   eine  langsamere  Verbrennung,  auf 
welche  hierbei  das  meiste  ankommt. 

'  Eine  zweite  Unsicherheit  liegt,  wie  schon  erwähnt,  darin, 
dass  die  nach  der  Verbrennung  durcb  die  Kalilauge  streichende 
Luft  eine  gewisse  Portion  Wasser  aus  dem  Kaliapparate  mit- 
nimmt, wodurch  sein  Gewicht  vermindert  wird.  Man  wird 
aber  leicht  bemerken,  dass  der  Verlust  an  Wasser,  welchen  der 
Kaliapparat  erleidet,  zum  Theil  ersetzt  wird  durch  den. Kohlen- 
säuregehalt der  atmosphärischen  Luft,  dass  die  Gewichtsabnahme 
desselben  also  je  nach  diesem  Gehalte  wechselt. 

Hierüber  bat  man  sich  durch  directe  Versuche  befriedigende 
Aufklärungen  verschafft.  Wenn  die  Verbrennungsröhre  mit 
glühenden  Kohlen  bedeckt  und  die  Spitze  Taf.  I.,  Fig.  21  (ohne 
die  Röhre  1i)  offen  und  ebenfalls  mit  glühenden  Kohlen  um- 
geben ist,  so  nimmt  der  Kaliapparat,  wenn  man  2000  G.C.Luft 
hindurchstreichen  lässt,  am  (gewichte  nicht  allein  nicht  ab ,  soii- 
dern   er  nimmt  um  ISVg  Mllligr.  zu. 

Um  die  Menge  des  durch  den  Luftstrom  entführten  Was- 
sers zu  bestimmen,  verband  man  diesen  Apparat  mit  einem  voll- 
kommen gleichen  mit  concentrirter  Schwefelsäure  gefüllten ;  es 
ist  klar,  dass  das  Wasser,  welches  die  durch  die  Kalilauge  ge- 
bende Luft  zum  Verdampfen  brachte,  durch  die  Schwefelsäure 
condensirt  und  beslimmbar  wurde. 

Das  Gewicht  des  mit  Schwefelsäure  gefüllten  und  mit  dem 
Kaliapparate  bei  /?,  Taf.  I.,  Fig.  18,  verbundenen  Absorptions- 
gefäfses  hatte  sich  um  14  Milligr.  vermehrt.  Die  Kalilauge  hatte 
mithin  32y2  Milligr,  Kohlensäure  aus  der  Luft  aufgenommen 
und  14  Milligr.  Wasser  abgegeben;  anstatt  eines  Verlustes  hat 
man  einen  Ueberschuss  an  Kohlenstoff  erhalten. 

Wenn  man  nach  der  Verbrennung  auf  die  mit  glühenden 
Kohlen  umgebene  offene  Spitze  eine  Röhre  Fig.  2\  h  aufsetzte, 
welche  12  —  15  Zoll  lang  ist  und  bei  der  nämlichen  Disposi- 
tion der  Apparate  2000  CG.  Luft  durch  ditn  Apparat  hindurch- 
geben llefs,  so  nahm  das  Absorptionsgefäfs  mit  Schwefelsäure 
wieder  um  13,6  Milligr.  zu,  und  das  Gewicht  des  Kaliappara- 
tes nahm  um  5  Milligr.  ab. 


Es  ist  klar,  dass  bei  dieser  Einricbtwng  der  Fehler,  welcher 
in  der  Kohlenstoffverbindung  aus  dem  Wasserverlust  entsteht, 
vollkommen  durch  die  aus  der  Luft  aufgenommene  Kohlensäure 
compensirt  wird. 

Beim  Hindwrchleiten  von  200  Kubikccntimetern  Kohlen- 
säure beträgt  der  Verlust  Yg  Milh'gr. ;  in  Kohlenstoff  macht  dies 
nur  aus  0,000138  Grm.,  welche  sich  auf  4  —  800  Milligr. 
Substanz  vertheilen. 

Diejenigen ,  welche  zu  Ende  der  Verbrennung  die  Spitze 
der  Verbrennungsröhre  mit  einer  Röhre  mit  Knlihjdrat  ver- 
binden ,  um  die  durchstreichende  Luft  von  ihrem  Kohlensäure- 
gehalt zu  befreien,  müssen  mithin  für  je  100  CG.  Luft,  welche 
sie  durch  den  Kaliapparat  streichen  lassen,  im  Durchschnitt  dem 
Gewichte  desselben  1,3  Milligrm.  hinzurechnen. 

Nach  den  eben  angeführten  Erfahrungen  ist  es  aber  nicht 
der  Mühe  werth,  diese  Correction  zu  machen;  es  ist  unJer 
allen  Umständen  sicherer,  das  beschriebene  Verfahren  zu  be- 
folgen. 

Ist  die  Quantität  der  aufgefangeaeo  Kohlensäure  sehr  grofs 
und  folgen  sich  die  Blasen  schnell  auf  einander,  so  erwärmt  sich 
die  Kalilauge  und  der  Verlust  durch  das  entführte  Wasser  nimmt  zu. 
Man  hat  bei  dem  Wiegen  der  Apparate  zu  beachten,  dass 
von  dem  erwärmten  Apparate  weniger  Wasser  an  der  Ober- 
fläche condensirt  wird,  als  von  dem  kalten  vor  der  Ver- 
brennung; dieser  Unterschied  beträgt  3  —  4  Milligrm.;  zu- 
weilen steigt  er,  wenn  die  Luft  sehr  feucht  ist,  bis  auf  6 
Milligrm. 

Die  Vergleichung  der  Anaijsen  einiger  Körper  mit  hohem 
Atomgewicht  wird  die  genaueste  Idee  von  der  Vollkommen- 
heit der  Kohlenstoffbestimmung  in  dem  angegebenen  Apparate 
geben. 

Man  weifs  mit  genügender  Sicherheit,  dass  das  Atomge- 
wicht des  amjgdalinsauren  Barjts  6738,829  beträgt;  nach  dem 
Mittel  dreier  Kohlenstoffbestimmungen  geben  100  Th.  dieses 
Salzes  163,8,  163,5  und  163,3  pGt.  Kohlensäure.  Der  Theo- 
rie   nach   würden    100  Th.  amjgdalinsaurer  Barjt  163,7  Koh- 


34 

lensäure  liefern  müssen.  Der  Verlust  ist  milhin  0,002  Kohlen- 
säure oder  0,00055  Kohlenstoff.  Es  giebt  keine  Art  von  Ana- 
lyse, in  welcher  eine  gröfsere  Genauigkeit  erreicht  werden 
kann. 

Es  ist  hier  der  Ort,  einige  Reflexionen  über  das  wahre 
Atomgewicht  des  Kohlenstoffs  niederzulegen.  Die  ersten  Be- 
stimmungen desselben  von  Berzelius  geben  dafür  die  Zahl 
75,33,  die  letzteren  hingegen  76,437;  ich  betrachte  das  letz- 
tere als  das  wahre  Atomgewicht,  bestimmt  mit  bewundernswür- 
diger Genauigkeit;  die  Erfahrung  eines  jeden  Tages  bestätigt 
seine  Richtigkeit,  und  die  folgende  Betrachtung  wird  einem  je- 
den Chemiker  die  nämliche  Ueberzeugung  beibringen. 

Das  Mittel  von  5  Analjsen  des  Stearins  giebt  für  100 
Theile  dieses  Körpers  76,084  pCt.  Kohlenstoff,  die  drei  höch- 
sten Resultate   gaben  76,306  pCt. 

Aus  den  Zersetzungsproducten  dieses  Körpers  weifs  man 
mit  Gewissheit,  dass  er  146  At.  Kohlenstoff  enthält,  nach  wel- 
chen sich,  die  Atomzahl  des  Kohlenstoffs  zu  76,437  genommen, 
76,21  pCt.  Kohlenstoff  berechnen.  Wäre  die  Zahl  des  Kohlen- 
stoffs, nach  Thomson,  genau  75,  oder  75,33,  wie  die  erste 
Bestimmung  von  Berzelius,  so  hätte  die  Analjse  nicht  über 
75,85  und  75,98  pCt  Kohlenstoff  liefern  dürfen. 

Der  Unterschied  von  0,36  pCt.  Kohlenstoff  entspricht 
in  der  Formel  einem  ganzen  Atom  Kohlenstoff  weniger;  aber 
bei  der  Annahme  von  145  At.  Kohlenstoff  verschwindet  alle 
Uebereinstimmung  mit  den  Zersetzungsproducten  des  Stearins, 
nämlich  mit  der  Talgsäure  und  dem  Glvcerin,  und  es  müsste 
daraus  geschlossen  werden,  dass  entweder  die  Analjse  beider 
oder  von  einem  dieser  Körper  unrichtig  ist:  eine  Voraussetzung, 
die  aller  Begründung  entbehrt. 

Bei  der  Verbrennung  von  Körpern,  welche  Schwefel  ent- 
halten, wie  xanthonsaure  Salze,  Sulfosinapisin  etc.,  fällt 
das  Gewicht  des  Kohlenstoffs  häufig  zu  hoch  aus;  dies  rührt  von 
schwefliger  Säure  her,  welche  stets  erzeugt  wird,  wenn  man 
versäumt,  die  Mischung  des  Kupferxojds  mit  der  Substanz  so 
innig  als  möglich   zu  machen;   sie  wird  von   der  Kalilauge  ab- 


sorbirt  und  vermehrt  das  Gewicht  denselben.  Wenn  man  glaubt, 
dass  dieser  Fehler  eintreten  kann  ,  so  bringt  man  zwischen  der 
Chlorcalciumröhre  und  dem  Kaliapparate  eine  mit  Bleisuper- 
oxjd  gefüllte  Röhre  an. 

Eine  concentrirte  Auflösung  von  Chlorcaicium  in  Was- 
ser, so  wie  sie  sich  in  der  ChlorcalciumrÖhre  bildet,  absorbirt 
diese  Säure  nicht,  namenthch  nicht,  wenn  man  die  Köhre  so 
lange  liegen  lässt ,  bis  dass  alle  Flüssigkeit  darin  fest  geworden, 
d.  h.  bis  dass  das  wasserhaltige  Chlorcaicium  kristallisirt  ist.  Die 
schweflige  Säure,  welche  durch  die  ChlorcalciumrÖhre  unabsorbirt 
gegangen  ist,  wird  in  der  Röhre  mitBleisuperoxjd  zurückgehalten. 

Man  darf  letztere  nicht  zwischen  der  Verbrennungsröhre 
und  der  ChlorcalciumrÖhre  anbringen,  wenn  man  nicht  das 
gebildete  Wasser  verloren  geben  will. 


W  a  s  s  e  r  s  t  o  f  f. 

Der  einzige  Fehler,  mit  welchem  die  beschriebene  Methode 
hinsichtlich  der  Bestimmung  des  Wasserstoffs  behaftet  ist,  rührt 
von  dem  Wassergehalt  der  Luft  her,  welche  man  nach  der  Ver- 
brennung durch  den  Apparat  streichen  lässt  in  der  Absicht,  um 
die  Kohlensäure  hinauszutreiben. 

Zahllose  Erfahrungen  haben  bewiesen  ,  dass  die  Quantität 
des  Wassers,  welche  von  dem  Chlorcaicium  aus  der  Luft  auf- 
genommen wird,  für200Kubikcentimeter  Luft  nie  über  5  oder 
6  Milligrm.  beträgt;  dies  macht  mithin  0,55  bis  0,66  Milligrm. 
W^asserstoff  aus.  Dieser  Ueberschuss  vertheüt  sich  nun  auf  3 
bis  500  Milligrm.  Substanz,  er  ist  gleich  grofs  für  eine  Substanz, 
welche  viel  oder  wenig  Wasserstoff  enthält.  Ist  die  verbrannte 
Materie  reich  an  Wasserstoff,  und  ist  ihr  Atomgewicht  klein, 
so  wird  in  dem  nämlichen  Verhältr)iss  dieser  Fehler  kleiner, 
als  1  Atomgewicht  Wasserstoff;  in  diesem  Falle  ist  man  über 
die  Anzahl  der  Atome  des  Wasserstoffs  nicht  in  Ungewissheit. 
Ein  Beispiel  wird   dies  deuthch  machen  : 

100  Theile  Essiggeist  liefern  im  Mittel  94,23  Wasser,  nach 


der  Theorie  sollte  man  92,45  Wasser  erhalten ;  die  Analjse  gab 
also  1,8  Wasser  oder  0,2  pCt.  Wasserstoff  Im  Ueberschuss.  Das 
Atomgewicht  des  Essiggeistes  ist  nun  366,750;  wenn  man  diese 
Quantität  verbrannt  hätte,  so  würde  man  Im  Ganzen  0,7335  Was- 
serstoff zu  viel  erhalten  haben;  da  nun  das  Atom  Wasserstoff 
6,23978  wiegt,  so  sieht  man,  dass  der  Fehler  weit  unter  einem 
Atom  beträgt,  und  dass  er  mithin  vernachlässigt  werden  muss,  um 
so  mehr.  Indem  man  die  Ursache  des  Fehlers  und  die  Grenzen, 
in  welche  er  eingeschlossen  ist,  kennt. 

Bei  Körpern,  welche  ein  sehr  grofses  Atomgewicht  besitzen 
und  welche  reich  an  Wasserstoff  sind,  ist  dieser  Fehler  aber 
nicht  zu  vernachlässigen;  man  muss  jederzeit  bei  der  Berech- 
nung von  dem  erhaltenen  Wasser  5  bis  6  Mllllgrm.  Wasser 
abziehen,  oder,  wenn  man  dies  nicht  für  zulässig  erachtet,  so 
muss  mat!  die  Spitze  der  Verbrennungsröhre  sogleich  abbre- 
chen, ehe  die  Kalilauge  in  die  Kugel  zurücksteigt;  man  muss 
die  Kohlen  um  die  Spitze  entfernen,  und  nach  der  Abkühlung 
derselben  sie  mit  einer  Chlorcalciumröhre  oder  mit  einem  Kali- 
apparate, welcher  mit  Schwefelsäure  angefüllt  ist,  vermittelst 
einer  Kautschuckröhre  oder  eines  Korkes  in  Verbindung  bringen. 
Ein  Beispiel  wird  die  Nothwendigkelt  dieser  Correction 
einleuchtend  machen:  0,3054  Grm.  Stearin  lieferten  ohne  Cor- 
rection und  ohne  Anwendung  der  In  dem  Vorhergehenden  an- 
gegebenen Entfernungsmittel  des  hygroskopischen  Wassers, 
bei  der  Verbrennung  0,343  Grm.  Wasser,  100  Thelle  mithin 
112,31;  der  theoretischen  Zusammensetzung  nach  sollte  man 
nur  109,63  Wasser  erhallen,  man  hat  also  1,68  pCt.  Wasser 
oder  0,185  pCt.  Wasserstoff  zu  viel.  Dieser  geringe  Ueber- 
schuss macht,  auf  das  Atomgewicht  dieses  Körpers  berechnet, 
über  3  Atome  Wasserstoff  aus. 

Zieht  man  nun  von  vorn  herein  von  den  0,343  des  erhaltenen 
Wassers  6  Mllllgrm.  ab  für  das  hjgrometrische  Wasser,  so 
bleiben  für  100  Th.  Stearin  110,35  Wasser,  man  hat  mllhin 
nur  einen  Ueberschuss  von  0,72  Wasser  oder  0,08  pCt.  Was- 
serstoff, was,  auf  das  Atomgewicht  berechnet,  weniger  als  1 
Atom  Wasserstoff  beträgt. 


37 

Wenn  man  nach  der  eben  beschriebenen  Methode  ver- 
fährt, hat  man  also  unter  allen  Umständen  einen  Ueberschuss 
von  Wasserstoff  in  der  Analjse  zu  erwarten,  welcher  0,14  bis 
0,2  pCt.  Wasserstoff  beträgt;  man  hat  also  nur  dann  die  Be- 
stimmung des  Wasserstoffs  für  genau  zu  halten,  wenn  dieser 
Ueberschuss  nicht  gröfser  ist,  als  0,2  pCt. ;  man  hat  allen 
Grund,  misstrauisch  gegen  diese  Bestimmung  zu  sejn,  wenn 
die  Analjse  genau  die  theoretische  Menge  Wasserstoff  giebt, 
und  die  aufgefundene  Formel  für  die  Zusammensetzung  ist  falsch, 
wenn  das  Resultat  des  Versuches  bei  wiederholter  Analjse  con- 
5tant    weniger   beträgt,  als    das  Resultat   der  Berechnung. 

Bei  der  Angabe  der  Resultate  der  Analjse  darf  man  den 
Ueberschuss  an  hjgrometrischem  Wasser  nicht  abziehen,  indem 
gerade  die  Gröfse  desselben  einen  schätzbaren  Anhaltpunkt 
für  die  Beurtheilung  der  Wasserstoffbestimmung  abgiebt. 

Berzelius  zieht  die  Verbindungsweise  der  Verbrennungs- 
röhre mit  derChlorcalciumröhre,  welche  Fig.  loTaf.  1.  abgebil- 
det ist,  der  Anwendung  eines  trocknen  Korkstöpsels  vor,  gewiss 
nur  deshalb,  weil  er  die  letztere  nie  einer  Prüfung  unterwor- 
fen hat.  Es  ist  aber  in  der  That  ein  Kunststück,  damit  eine 
gute  Analjse  zu  machen,  und  man  hat  die  Vollendung  dessel- 
ben immer  als  ein  glückliches  Ereigniss  zu  betrachten. 

Die  ausgezogene  Spitze  ist  nämlich  sehr  dünn  und  sehr 
zerbrechlich,  die  unbedeutendste  Erschütterung  des  Apparates 
macht,  dass  sie  abbricht,  und  dass  man  Zeit  und  Mühe  verloren 
geben  muss. 

Wenn  die  Spitze  der  Verhrennungsröhre  nicht  tief  in  die 
Kugel  der  Chlorcalciumröhre  hineinreicht,  so  ist  es  häufig  der 
Fall,  dass  sich  ein  Tropfen  Wasser  zwischen  den  Wänden  bei- 
der Röhren  hinaufzieht,  und  man  findet  bei  dem  Abbinden 
das  Kautschuckröhrchen  inwendig  nass,  was  natürlich  eine  Ver- 
werfung der  Wasserstoffbestimmung  zur  Folge  hat. 

Das  Abschneiden  der  Spitze,  das  Hinwegnehmen  der 
Kautschuckröhre,  ohne  die  Spitze  aus  der  Chlorcalciumröhre 
herauszuziehen,  Glühen  der  Spitze  etc.,  alles  dieses  sind  ausführ- 


38 

bare  Operationen,  aber   sie  sind   von  der   Art,    dass  man   Un- 
fällen ausgesetzt   ist. 

Der  Grund,  warum  Berzelius  und  die  Anhänger  die- 
ser Verbindungsmetliode  einen  so  unnöthigen  Aufwand  von 
Mühe  und  Geschicklichkeit  in  Anspruch  nehmen,  ist  nun  an- 
geblich die  hjgroskopische  Eigenschaft  des  Korkes,  welcher, 
so  behauptet  man,  das  aus  der  Luft  aufgenommene  Wasser 
bei    dem   Erhitzen  in    der   Verbrennungsröhre    abgiebt. 

Es  ist  keine  Frage,  dass  wir  uns  entschliefsen  miissten,  dieser 
"Verbindungsröhre  den  Vorzug  vor  der  einfacheren  zu  geben, 
wenn  der  Vorwurf  derUngenauigkeit,  welchen  man  derletzteren 
macht,  nur  entfernt  begründet  wäre ;  allein  besondere  Versuche, 
die  mit  aller  Sorgfalt  angestellt  wurden,  Versuche,  die  ein 
Jeder,  dem  es  darum  zu  thun  ist,  sich  über  diesen  Punkt 
Gewissheit  zu  verschaffen,  leicht  wiederholen  kann,  haben  be- 
wiesen, dass,  wenn  der  Kork  in  einem  heifsen  Platintiegel  ge- 
trocknet und  sodann  mit  trocknen  Fingern  in  die  Verbrennungs- 
röhrc  eingepasst  wird,  dass  dieser  Kork  beim  Erhitzen  der  Ver- 
brennungsröhre, während  man  trockne  Luft  durch  den  ganzen 
Apparat  sehr  langsam  streichen  lässt,  kein  Wasser  abgiebt; 
denn  das  Gewicht  der  Chlorcalclumröhre  ändert  sich  nicht  um 
1  Milligrm. 

Die  Erfahrung  eines  jeden  Tages  beweist,  dass  die  Was- 
serstoffbeslimmungen,  nach  der  Verbindungsmethode  von  Ber- 
zelius  angestellt,  nicht  im  Entferntesl^n  genauer  sind;  man 
kann  sogar  in  den  meisten  Fällen  behaupten ,  dass  sie  weniger 
scharfe  Kesultate  giebt. 

Es  giebt  wohl  schwerlich  eine  hjgroskopischere  Substanz, 
als  Kautschuck;  ein  kleines  RÖhrchen ,  bei  lOO*^  getrocknet, 
nimmt  an  der  Luft  in  wenigen  Augenblicken  um  15  —  20 
Milligrm.  zu,  und  ein  stark  gespanntes  Stück  dieses  Körpers 
lässt  sich  als  das  emphndhchste  Hjgrometer  gebrauchen,  wenn 
man  das  Fischbein  in  dem  gewöhnlichen  Instrumente  damit 
vertauscht 

Wir  sind,  und  dies  muss  ganz  besonders  hier  hervorgehoben 
werden,  gegen  die  Verbindungsmethode  von  Berzelius,  weil 


39 

nach  derselben  die  organische  Analjse  in  den  meisten  Händen 
die  Genauigkeit  und  Zuverlässigkeit  verliert ,  die  man  ihr  nach 
der  beschriebenen  Methode  geben  kann ,  und  weil  sie  den  Ar- 
beiten mit  dem  Apparate  die  Einfachheit  nimmt,  und  ihn  nur 
einer  verhältnissmäfsig  kleineren  Anzahl  von  Experimentatoren 
zugänglich  macht. 

Die  Wasserstoffbestimmung  wird  ungenau,  wenn  man  eine 
Chlorverbindung  verbrennt  und  sich  hierbei  zur  Verbrennung 
des  Kupferoxjds  bedient;  das  sich  bildende  Kupferchlorür  ver- 
flüchtigt sich  mit  der  Kohlensäure  und  den  Wasserdämpfen, 
setzt  sich  in  der  Ghlorcalciumröhre  ab  und  vermehrt  das  Ge- 
wicht derselben.  Je  langsamer  die  Verbrennung  vorgenommen 
wird,  desto  geringer  ist  der  entstandene  Fehler,  ganz  darf  er 
aber  niemals  vernachlässigt  werden.  Im  Ganzen  vermehrt  sich 
das  Gewicht  des  Chlorcalciums  um  10  bis  15  Milllgrm. 

Durch  Auflösung  des  Chlorcalciums,  Ausfällen  des  Kupfers 
mit  Schwefelwasserstoff  etc.  und  Bestimmung  desselben  kann 
man  diesen  Fehler  controliren. 

Ganz  besonders  muss  man  bei  dieser  Art  von  Körpern 
auf  die  Mäfsigang  des  Luftstromes  nacli  der  Beendigung  der 
Verbrennung  bedacht  sejn;  wenn  die  durch  den  Kaliapparat 
durchgehenden  Luftblasen  einigermafsen  schnell  einander  folgen^ 
so  sieht  man  das  Kupferchlorür  in  weifsen Dämpfen  selbst  durch 
die  Kalilauge  hindurchgehen ,  und  man  empfindet  im  Munde 
den   ekelhaften   metallischen   Geschmack    der  Kupfersalze. 

Bei  Anwendung  von  chromsaurem  Bleioxjd  kann  dieser 
Fehler  völlig  vermieden  werden. 

Die  Chlorcalciumröhren  müssen,  wenn  man  sie  nicht  ver- 
lieren will,  sogleich  nach  dem  Gebrauche  entleert  werden ;  ge- 
schieht dies  nicht,  so  kristallisirt  die  concentrirte  Auflösung  des 
Chlorcalciums  in  dem  Wasser,  was  sich  bei  der  Verbrennung 
gebildet  hat,  und  die  Kugel  der  Röhre  wird  dadurch  ge- 
sprengt. 


40 


Bestimmung  des  Stickstoffs. 

Bei  Analjsen  stickstoffhaltiger  Körper  wird  der  Kohlen- 
stoff- und  'Wassersloffgehalt ,  wie  in  dem  Vorhergehenden  be- 
schrieben worden,  ausgemittelt,  und  die  Bestimmung  des  Stickstoffs 
ist  alsdann  der  Gegenstand  eines  besonderen  Versuches,  in  welchem 
auf  die  anderen  Bestandtheile  keine  Rücksicht  genommen  wird. 

Ob  eine  Materie  Stickstoff  enthält  oder  nicht ,  sieht 
man  sogleich  und  unzweifelhaft  bei  der  Bestimmung  ihres 
Kohlenstoffs,  denn  in  diesem  Falle  gehen  durch  den  Kall- 
apparat,  während  des  ganzen  Verlaufs  der  Verbrennung,  fort- 
während Gasblasen  hindurch.  Wenn  sie,  namentlich  gegen  das 
Ende  der  Verbrennung,  gröfser  sind,  als  der  Kopf  einer  ge- 
wöhnlichen Stecknadel,  so  ist  man  sicher,  es  mit  einer  slick- 
sloffhaUigen  Substanz  zu  thun   zu  haben. 

Im  Besonderen  kann  man  sich  über  einen  Stickstoffgehalt 
Ueberzeugung  verschaffen ,  wenn  man  etwas  der  Materie  in  ei- 
ner Probirröhre  mit  4  —  10  mal  ihres  Gewichtes  Kalihjdrat 
schmilzt;  die  stickstoffhaltigen  Körper  werden  hierdurch  ohne 
Schwärzung  zerlegt,  und  ihr  ganzer  Stickstoffgehalt  entwickelt 
sich  als  Ammoniak,  was  man  unter  allen  Umständen  deutlich 
riecht.  Muss  man  Gurcuma  oder  andere  Pieagentien  anwenden, 
um  den  Stickstoffgehalt  nachzuweisen ,  d.h.  riecht  man  nicht 
deutlich   das  Ammoniak,    so    ist  der  Stickstoffgehalt  zweifelhaft. 

Bei  der  Verbrennung  der  meisten  stickstoffhaltigen  Kör- 
per entwickelt  sich  der  Stickstoff  als  Gas  in  reinem  Zustande, 
gemengt  mit  der  gebildeten  Kohlensäure  und  dem  Wasser; 
bei  Verbrennungen  anderer  bildet  sich  Stickstoffoxjdgas.  Die 
Entstehung  desselben  macht  die  Stickstoffbestimmung  schwierig; 
sie  macht  sie  ungenau,  wenn  man  nicht  die  äufserste  Sorgfalt 
auf  seine  Zurückführung  in  Stickgas  richtet. 

Das  Stickgas  wird  nämlich  unter  allen  Umständen  dem 
Volum  nach  besLimmt ;  da  nun  dieser  Körper  bei  seinem  Ueber- 
gange  in  Stickoxjdgas  sein  Volum  verdoppelt,  so  ist  man  hier- 


41 

durch  einem  Fehler  In  der  Slickstoffbestimmung  ausgesetzt,  wo- 
durch derselbe  vergröfsert  wird.  Diesem  Fehler  wird  vorge- 
beugt, wenn  man  die  Verbrennungsröhre  um  3  —  4  Zoll  län- 
ger nimmt,  als  bei  der  Kohlenstoffbcsllmmung,  und  auf  das 
reine  Kupferoxjd  eine  Lage  Kupferdrehspäne  bringt,  welche 
man  an  der  Luft  bis  zum  Schwarzwerden  geglüht,  und  deren 
Oberfläche,  welche  oxjdirt  worden,  nachher  vermittelst  Was- 
serstoffgases wieder  vollkommen  reduclrt  hat.  Man  kann  auch 
aufserdem  die  zu  verbrennende  Substanz  mit  Kupferoxjd 
mischen,  welches  zu  einigen  Verbrennungen  schon  gedient  hat^ 
und  das  mithin  eine  beträchtliche  Menge  metallisches  Kupfer 
enthält. 

Als  Regel  bei  den  Stickstoffbestimmungen  hat  man  Fol- 
gendes zu  beachten:  Je  inniger  und  sorgfältiger  die 
Mischung  mit  Kupferoxjd  gemacht  ist,  und  je 
langsamer  die  Verbrennung  vorgenommen  wird, 
desto  sicherer  ist  man  vor  einer  Einmischung  von 
Stickoxjdgas.  Um  nur  einen  Mafsstab  zu  geben,  wie  man 
zu  verfahren  hat,  soll  hier  bemerkt  werden ,  dass  die  Verbren- 
nung einer  stickstoffhaltigen  Substanz  doppelt  so  viel  Zeit  in  An- 
spruch nimmt,  als  die  Verbrennung  einer  stickstofffreien  er- 
fordert. 

Die  Verfahrungsweisen,  welche  man  in  der  Stickstoff- 
bestimmung zu  befolgen  hat,  sind  verschieden  und  mehr  oder 
weniger  einfach,  je  nach  der  Quantität  des  Stickstoffs,  welcher 
in  der  Substanz  enthalten  ist. 

Jeder  Sticksioffbestimmung  muss  die  qualitative  Analjse 
des  Gasgemenges  vorhergehen,  welches  sich  bei  der  Verbren- 
nung der  Substanz  entwickelt;  die  Kenntniss  des  relativen  Vo- 
lumverhältnisses des  Stickstoffs  und  der  Kohlensäure  reicht  in 
den  meisten  Fällen  hin,  um  den  Stickstoffgehalt  darnach  zu  be- 
rechnen, und  die  Anwendung  eines  besonderen  Verfahrens  ist 
in  diesem  Falle  völlig  überflüssig.  Der  Apparat,  welcher  dazu 
dient,  ist  höchst  einfach,  die  ganze  Operation  dauert,  mit  allen 
Vorbereitungen,  etwa  zwei  Stunden,  und  was  man  dadurch  er- 


42 

fährt,  bestimmt  die  Wahl  eines  anderen  Verfahrens,  oder  macht 
alle  folgenden  OperationeTi  unnÖthig. 

Die  Substanz  wird  gewogen  oder  nicht  gewogen,  dies  ist 
gleichgültig,  jedenfalls  wird  sie  mit  40  bis  50mal  mehr  Kupfer- 
oxjd  gemischt,  als  nöthig  ist,  um  sie  vollkommen  zu  verbrennen. 
Man  bringt  die  Mischung  in  die  Verbrennungsröhre  Fig.  8,  A 
(Taf.  iL),  deren  halbe  Länge  sie  einnimmt;  von  den  beiden 
übrigbleibenden  Vierteln  der  Röhrenlänge  wird  das  eine  mit 
Kupferoxjd  von  ex.  bis  j6,  das  andere  mit  Kupferdrehspänen 
an  die  Oeffnung  angefüllt;  sie  wird  mit  der  Gasentwicklungs- 
röhre B  verbunden  in  den  Ofen  gelegt;  diese  Gasentwicklungs- 
röhre kann  man  durch  eine  Kautschuckröhre  C  beweglich  ma- 
chen, ihre  Oeffnung  reicht  in  eine  Quecksilberwanne,  sie  ist 
kaum  mit  Quecksilber  bedeckt. 

Man  setzt  bei  cc  den  Schirm  m  auf,  und  bringt  sodann  das 
metallische  Kupfer  und  das  Kupferoxjd  in  lebhaftes  Glühen; 
die  Oeffnungen  in  dem  Roste  unter  Beiden  sind  offen,  so 
dass  diese  Theile  der  Röhre  der  stärksten  Hitze  ausgesetzt  sind; 
hat  man  zu  den  Verbrennungsröhren  nicht  böhmisches  Glas 
genommen,  so  muss  der  vordere  Theil  der  Röhre  mit  einem 
Kupferblech  umgeben  und  dieses  mit  Kupferdraht  festgebunden 
werden;  wenn  dies  nicht  geschieht,  wird  dieser  Theil  der 
weichen  Röhre  durch  den  Druck,  den  das  Gas  durch  die  Queck- 
silbersäule erleidet,  aufgeblasen,  und  die  Röhre  bekommt  ein 
Loch. 

Sobald  Kupferoxjd  und  Kupferspäne  rothglühend  sind, 
setzt  man  den  zweiten  Schirm  n  in  der  Art  auf,  dass  eine 
Länge  von  einem  Zoll  der  Verbrennungsröhre,  von  dem  ver- 
schlossenen Ende  an  gerechnet,  hervorragt;  man  umgiebt  die- 
sen Theil  der  Rohre  mit  glühenden  Kohlen.  Die  Verbrennung 
der  Substanz  geht  an  diesem  Theile  also  zuerst  vor  sich ;  die 
Gase,  welche  entwickelt  werden,  treiben  die  atmosphärische 
Luft  aus  dem  Apparate  heraus;  nach  der  Hand  Ist  der  ganze 
Apparat  ledighch  mit  den  Producten  der  Verbrennung  ange- 
füllt. Man  fährt  nun  mit  der  Verbrennung  von  vorn  nach 
hinten  fort,  indem  man  wie  gewöhnlich  verfährt.     Der  Schirm 


43 

tu  wird  um  %  Zioli  nach  dem  versclilossenen  Ende  zu  gerückt, 
dieser  Thell  mit  glühenden  Kohlen  umgeben  etc.  Das  Gas, 
was  sich  von  da  an  entwickelt,  wird  in  graduirten  Röhren  auf- 
gefangen. Diese  Röhren  haben  einen  halben  Zoll  im  Durch- 
messer; sie  müssen  etwa  12  bis  15  Zoll  lang,  und  ihre 
Theilung  nmss  übereinstimmen  und  genau  sejn ;  es  ist  hierbei 
gleichgültig,  ob  die  Röhren  in  Theile  von  Kubikzollen  oder  in 
Kubikcentimeter  getheilt  sind,  oder  ob  die  Theilung  ganz  will- 
kürlich ist. 

Nachdem  die  erste  Röhre  mit  Gas  zu  %^  angefüllt  ist,  zieht 
man  sie  aus  dem  Quecksilber  heraus,  und  lässt  dieses  aus- 
fliefsen;  indem  sein  Platz  von  atmosphärischer  Luft  eingenom- 
men wird,  die  sich  nach  einigen  Secunden  mit  dem  aufgefan- 
genen Gase  mischt,  erhält  man  ein  vortreffltches  Mittel,  um  die 
Reinheit  des  Gases  zu  beurtheilen.  Enthält  es  nur  Viooo  seines 
Volums  Stickstoffoxjdgas,  so  entstehen  die  bekannten  röthli- 
chen  oder  rothen  Nebel,  welche,  wenn  nur  wenig  vorhanden 
ist,  eine  gelbe  Färbung  des  Gases  bewirken ,  wenn  man  durch 
die  ganze  Luftsäule  der  Länge  nach  hindurchsieht,  d.  h.  wenn 
man  die  Röhre  in  eine  horizontale  Lage  mit  dem  Auge  bringt. 
Zuweilen  entsteht  gleich  im  Anfang  Stickstoffoxjdgas,  und 
gegen  die  Mitte  der  Verbrennung  hin  keines  mehr,  weil  die 
Oberfläche  des  Kupferoxjds  bei  oc  reducirt  wird,  und  dieses 
die  desoxydirende  Wirkung  der  Kupferdrehspäne  unterstützt. 
Man  darf  nicht  vernachlässigen ,  die  eben  angegebene  Prüfung 
des  Gases  zu  Anfang,  in  der  Mitte  und  gegen  das  Ende  der 
Verbrennung  hin  zu  wiederholen.  ist  während  der  ganzen 
Dauer  der  Verbrennung  die  Bildung  des  Stickstoffoxjdes  be- 
merklich, so  ist  entweder  die  Mischung  der  Substanz  mitKupfer- 
oxjd  nicht  innig  genug  gemacht  gewesen,  oder  die  Verbren- 
nung ist  zu  schnell  vor  sich  gegangen,  oder  man  muss  die?Xäng-e 
der  Lage  von  Kupferdrehspänen  vermehren. 

Es  ist  nicht  der  Mühe  werth,  einen  solchen  Versuch  zu 
Ende  zu  führen;  er  lehrt  nichts,  begründet  falsche  Vorstellun- 
gen über  die  Zusammensetzung  der  Substanz,  und  lässt  nur 
Zweifel  über  die  Richtigkeit  einer  folgenden   besseren  Analjse. 


44 

Man  hat  im  Ganzen  6  ■ —  8  Röhren  mit  Gas  gefüllt, 
deren  Gesammtvolum  etwa  3  —  600  Kubikcentimeter  beträgt. 
Man  hat  nun  das  relative  Volumverha'ltniss  des  Stickstoffs  und 
der  Kohlensäure  zu  bestimmen.  Man  bringt  die  Röhren,  eine 
nach  der  anderen,  in  den  Cjlinder  mit  Quecksilber  (Fig.  9), 
welcher  nach  oben  hin  sich  erweitert,  stellt  das  Quecksilber  in 
der  Röhre  mit  dem  äufsern  ins  Niveau,  und  notirt  sich  das  Vo- 
lumen des  Gases. 

Vermittelst  der  Pipette  Fig.  10,  welche  mit  Kalilauge  ge- 
füllt und  bei  k  mit  Quecksilber  gesperrt  ist,  wird  nun  in  die 
graduirte  Röhre  einige  Linien  hoch  von  der  Lauge  einge- 
bracht; gewöhnlich  gechieht  dies,  indem  man  mit  dem  geschlos- 
senen Munde  bei  6  einen  schwachen  Luftdruck  hervorbringt,  nicht 
stärker,  alsnöihig  ist,  um  die  Kalilauge  hineinsteigen  zumachen. 

Wenn  die  gekrümmte  Spitze  der  Pipette  etwa  i%  Zoll 
lang  ist  und  über  das  Quecksilber  in  dem  Innern  der  Röhre 
hervorsteht,  so  hat  man  nur  die  graduirte  Röhre  etwas  aus  dem 
Quecksilber  in  die  Höhe  zu  heben,  um  die  Kalilauge  von  selbst 
durch  den  äufseren  Luftdruck  in  die  Röhre  steigen  zu  machen. 

Durch  vorsichtige  Bewegung  der  graduirten  Röhre  auf 
und  nieder  wird  alle  vorhandene  Kohlensäure  schnell  absorbirt, 
und  es  bleibt  nichts  als  Stickgas  zurück.  Der  untere  Theil  der 
p^raduirten  Röhren  wird  hierbei  leicht  abgestofsen  und  die  Röh- 
ren zerbrochen;  man  vermeidet  dies  gänzlich,  wenn  der  untere 
Rand  der  Oeffnung  derselben  fest  an  die  Wand  des  Cjlinders 
angedrückt  wird. 

Das  Quecksilber  wird  inwendig  und  auswendig  ins  Niveau 
gebracht  und  das  Volum  des  Gases  notirt. 

o 

Das  Volum  des  Gasgemenges  betrage  in  den  6  Röhren 
620,  nach  der  Behandlung  mit  Kalilauge  sejen  zurückgeblieben 
im  Ganzen  124,  es  sind  mithin  verschwunden  496  Kohlensäure; 
das  Volum  des  Stickstoffs  verhält  sich  mitKin  zu  den  Volumen 
der  Kohlensäure  ,   wie    124:496  =  1:4. 

Man  kann  nun  auf  verschiedene  Weise  verfahren,  um  den 
Stickstoffgehalt  der  Materie  nach  dem  ausgemittelten  Volum- 
verhältnisse  zu    berechnen,  vorausgesetzt,  die    Quanti- 


45 

tat  der  Kohlensäure,  welche  ein  gewisses  Gewicht 
der  Materie  liefert,  sey  bekannt.  Entweder  verwandelt 
man  die  erhaltene  Kohlensäure  in  Volum,  und  dividirt  dieses 
durch  die  erhaltene  Verhältnisszahl;  das  Product  drückt  die 
entsprechende  Menge  Stickgas  im  Volum  aus.  Z.B.  0,100  Grm. 
Caffein  liefern  bei  der  Verbrennung  dem  Gewicht  nach  0,180 
Grm.  Kohlensäure.  Das  Gasgemenge,  welches  dieser  Körper  bei 
der  Verbrennung  liefert,  enthält  Stickstoff  und  Kohlensäure  im 
Volumverhältniss  wie  1  :  4.  1000  Kubikcentimeter  Kohlen- 
säure wiegen  nun  1,97978  Grm.,  0,180  Grm.  Kohlensäure 
entsprechen  mithin  91,85  Kubikcentimeter;  dividirt  man  nun 
diese  Zahl  durch  4,  so  erhält  man  22,85  Kubikcentimeter, 
welche  sich  zu  91,85,  wie  1  ;  4  verhalten.  Diese  22,85  Ku- 
bikcentimeter berechnet  man  als  Stickstoff;  man  weifs ,  dass 
1000  Kubikcentimeter  1,26  Grm.  wiegen;  danach  enthalten 
100  Tb.  Caffein  28,834   Stickstoff  und  49,796  Kohlenstoff. 

Dieser  weitläuftigen  Berechnung  kann  man  sich  überhe- 
ben ,  wenn  man  sich  erinnert ,  dass  1  Volum  Kohlensäure  ei- 
nem Atom  Kohlenstoff,  und  1  Volum  Stickgas  zwei  Atomen 
Stickstoff  entspricht.  Da  die  Menge  des  Kohlenstoffs  und  das 
Volumverhältniss  der  Verbrennungsproducte  bekannt  sind ,  be- 
rechnet man  den  Stickstoff  aus  den  Atomgewichten. 

Nach  der  Kohlenstoffbestimmung  enthält  das  Caffein  49,796 
pCt.  Kohlenstoff;  Stickstoffgas  und  Kohlensäure  lieferte  die- 
ser Körper  im  Volumverhältniss  wie  1:4,  er  enthält  mithin 
2  At.  Stickstoff  auf  4  At.  Kohlenstoff. 

49,796  verhält  sich  nun  zu  a:,  wie  4X76,437  (das  Atom- 
gewicht des  Kohlenstoffs)  zu  2  X  88,518  (das  Atomgewicht 
des  Stickstoffs).     49,796  :  x  ziz  305,748  :  177,036,  woraus 

49,796  X  177,036  .      ^     o  .  , 

^  =  305748 —  28,834  pCt.  Stickstoff. 

Die  beschriebene  qualitative  Bestimmung  gewährt  eine 
vollkommene  Sicherheit  und  ist  scharf  und  genau  für  alle 
stickstoffhaltigen  Körper,  in  denen  der  Stickstoff  sich  zum  Koh- 
lenstoff in  keinem  kleineren  Verhältniss,  als  wie  1  :  8  befindet. 

Zur  Controle  dieses  qualitativen  Verfahrens  kann  man  den 


46 

Stickstoff  vermittelst  des  folgenden  Apparates  (Taf.  II.,  Fig.  11) 
quantitativ  bestimmen. 

Er  besteht  in  einem  Cjlinder  mit  einem  Fufs  Fig.  11,  A, 
in  welchen   drei  Korkringe    (Taf.  IL,  Fig.  12),    der  eine   auf 
dem  Boden,  die  anderen  bei  m  und  n  eingekittet  sind;   sie  die- 
nen dazu,  die  kleine  graduirte  Glocke  B  in  ihren  Bewegungen  zu 
schützen.    Die  Röhre  Cy    durch   welche   das  Gas  in  die  Glocke 
einströmt,   hat  zwei  senkrechte   parallele   Schenkel,   deren  auf- 
steigender dieselbe  Länge  wie  die  Glocke  besitzen  muss,  wäh- 
rend der  andere   aufserhalb  der  Glocke   durch  die  beiden  Oeff- 
nungen   in  den  Korkringen   geht.   (Fig.  12,  X.)    Die  Leitungs- 
röhre wird  nun  in  den  Cjlinder  gebracht,  die  graduirte  Glocke 
bis  auf  den  Boden  o  aufgesetzt,   und  der  Cjlinder  mit   Queck- 
silber  gefüllt.     Die    Glocke   und   Leitungsrohre   werden   beide 
durch   den    Halter  1)   in   ihrer    Stellung  so  befestigt,    dass   sie 
durch  das  Quecksilber  nicht  wieder  herausgedrückt  werden  kön- 
nen.   Der  Arm  h  des  Halters  lässt  sich  an  dem  Stabe  auf  und  ab 
bewegen,  und  kann  vermittelst  der  Schraube  in  jeder  beliebigen 
Höhe  festgehalten  werden.   An  der  Leitungsröhre  6"  befestigt  man 
vermittelst  eines  Kautschuckröhrchens  die  kurze  Röhre  E\  sie  hat 
keinen    anderen  Zweck,   als  den  Apparat   etwas   beweglich  und 
weniger  zerbrechlich  zu  machen.    ]3ie  letztere  lässt  sich  vermit- 
telst eines  Korkes  mit  der  Verbrennungsröhre  luftdicht  verbinden. 
Die  Substanz   ist   gewogen   und  auf  die  bei  früheren  Ope- 
rationen beschriebene  Weise  in  die  Verbrennungsröhre  gebracht 
worden.    Ehe  man  diese  Röhre  mit  glühenden  Kohlen  umgiebt, 
versichert  man  sich,    ob   alle  Verbindungen  vollkommen  schlle- 
fsen.    Man   hebt    die  Glocke  in  die  Höhe,  so  dass  das  Quecksil- 
ber inwendig   um   einen  Zoll  höher  steht,   als   aufserhalb,   und 
notirt    sich    seine  Stellung;    bleibt   sie   während    einer    Viertel- 
stunde unverändert,  so  ist  keine  Luft  bei  oc  oder  ß  eingedrun- 
gen;  man  kann   sodann  die  Verbrennung  beginnen.    Vor  der- 
selben  wird    das    Quecksilber   in   dem    Cjlinder  innerhalb   der 
Glocke  mit  dem  äufseren   ins  Niveau  gebracht,   und  sowohl  das 
Volum  der  in  der  Glocke  befindlichen  Luft,  als  auch  ihre  Tem- 
peratur und  der  Barometerstand  notirt. 


47 

Das  Gas,  was  sich  wahrend  der  Verbrennung  entwickelt, 
tritt  in  die  graduirte  Glocke  und  treibt  das  Quecksilber  heraus ; 
indem  man  aber  den  hölzernen  Arm  an  dem  Stabe  aufwärts 
gleiten  lässt,  kann  man  das  Quecksilber  stets  auf  seinem  eisten 
Standpunkte  erhalten. 

Der  Gasleitungsröhre  muss  durch  einen  zweiten  Halter  in 
dem  Quecksilber  eine  feste  Stellung  gegeben  werden ;  er  ist  in 
der  Figur  nicht  angegeben,  um  die  Zeichnung  nicht  zu  überladen. 

Ist  die  Verbrennung  vollendet,  d.  h.  bemerkt  man  keine 
Volumvermehrung  mehr  in  der  Glocke,  so  entfernt  man  die 
Kohlen  und  lasst  den  Apparat  erkalten.  Der  Quecksilberstand, 
der  sich  beim  Erkalten  ändert ,  wird  ins  Niveau  gebracht ,  die 
Temperatur  und  der  Barometerstand  beobachtet  und  das  erhal- 
tene Gasvolum  gemessen.  Man  zieht  nun  ,  um  das  wahre  Vo- 
lum der  entwickelten  Gase  zu  haben,  von  dem  ganzen  Gas- 
volum das  Volum  der  Luft  ab  ,  welches  vor  der  Verbrennung 
in  der  Glocke  enthalten  war,  und  reducirt  es  auf  0°  und  28" 
Barometerstand,  vorausgesetzt,  dass  sich  beide  vor  und  nach 
dem  Versuch  nicht  geändert  haben,  in  welchem  Fall  diese  Ke- 
duclion  mit  jedem  besonders  vorgenommen  werden  muss. 

Man  kennt  nun  die  Summe  der  Volumina  des  Stickgases 
und  der  Kohlensäure  von  einem  bekannten  Gewicht  der  Sub- 
stanz, man  kennt  ferner  aus  der  vorhergegangenen  Kohlen- 
stoffbestimmung die  Menge  der  Kohlensäure;  man  berechnet 
sie  auf  das  nämliche  Gewicht  in  Volum  und  zieht  dieses,  um 
die  Menge  des  Stickstoffs  zu  haben,  von  dem  erhaltenen  Gas- 
volum ab;  was  übrig  bleibt  ist  Stickgas,  was  in  Gewicht  ver- 
wandelt wird.  Das  Volum  des  Stickgases  muss  zu  dem  der 
Kohlensäure  in  einem  einfachen  und  zwar  dem  nämlichen  Ver- 
hältniss  stehen,  wie  in  der  qualitativen  Analjse ;  weichen  beide 
von  einander  merklich  ab  ,  so  ist  die  Analjse  nach  der  einen 
oder  anderen  Methode  falsch,  sie  muss  wiederholt  werden. 

Z.  B.  0,100  Grm.  Caffein  liefern,  in  diesem  Apparate  ver- 
brannt, bei  0°  und  28"  B.  114,06  C.  C.  Gas.  Dieselbe  Quan- 
tität giebt,  in  dem  Apparat  Fig.  18,  Taf  I.  verbrannt,  0,180 
Grm.  Kohlensäure,  entsprechend  bei  O*'  und  28"  B.  91,21  G.  C.  ^ 


48  _ 

0,100  Caffein  geben  also  114,06  —  91,21  =:  22,85  C.  C. 
Stickgas,  oder  28,836  pGt. 

Die  Menge  der  Substanz ,  welche  mit  diesem  Apparate 
analjslrt  werden  kann,  richtet  sich  nach  dem  Rauminhalt  der 
Glocke;  man  muss  für  jedes  Procent  Stickstoff  und  Kohlenstoff 
ein  Kubikcentimeter  Raum  in  der  Glocke  rechnen,  und  aufser- 
dem  noch  einen  Spielraum  von  15  —  20  Kubikcentimetern 
für  die  Volumsänderungen  vor  und  nach  der  Verbrennung  las- 
sen. Fasst  die  Glocke  z.  B.  nur  100  Kubikcentimeter,  so  lässt 
sich  damit  nur  das  Gas  von  60  Müligrm.  Caffein  und  nur  von 
90  bis  100  Milligrm.  Morphin  messen,  vorausgesetzt,  dass  vor 
der  Verbrennung  15  CG,  Luft  in  der  Glocke  enthalten  waren. 
Gewöhnlich  fassen  diese  Glocken  200  bis  250  CG.;  aber  man 
sieht  leicht  ein,  dass  in  allen  diesen  Fällen  die  Mengen  der  ana- 
Ijslrten  Substanzen  sehr  klein  sind  und  dass  die  Fehler  der 
Operation  oder  der  Beobachtung  unter  allen  Umständen  auf 
den  erhaltenen  Stickstoff  einen  grofsen  Einfluss  haben,  so  dass, 
wenn  der  Sticksloffgehalt  der  Substanz  an  und  für  sich  sehr 
klein  Ist,  dieser  Apparat  ganz  aufhört,  genaue  und  zuverlässige 
Resultate  zu  geben. 

Eine  Hauptfehlerquelle  ist  hierbei  das  Weichwerden  der 
Röhre  durch  eine  zu  grofse  Hitze  bei  der  Verbrennung,  wo- 
durch sie  ihre  Form  verliert,  was  natürlich  auf  das  Gasvolum 
der  Glocke  Einfluss  hat ;  dies  geschieht  besonders  leicht ,  wenn 
der  Druck  des  Quecksilbers  in  der  Glocke  nicht  mit  Sorgfalt 
regulirt  wird.  Es  ist  zweckmäfsig,  den  unteren  Theil  der  Röhre 
zur  Hälfte  mit  einem  dünnen  Kupferbleche  in  Form  einer  Rinne 
zu  umgeben,  was  man  mit  einer  Lage  feinen  Kohlenpulvers  be- 
deckt ,  um  das  Anschmelzen  zu  verhüten.  Am  besten  dient 
hierzu  ein  Platinblech  von  der  Länge  der  Röhre  und  nicht 
breiter,  als  nöthig  ist,  um  sie  vor  dem  Biegen  zu  schützen. 

DIrecte  Bestimmung  des  Stickstoffs.  Bei  Mate- 
rien, deren  Stickstoffgehalt  sehr  gering  ist,  wird  die  ganze 
Quantität  des  bei  der  Verbrennung  gebildeten  Stickgases  in 
einer  einzigen  Operation  ausgemittelt.  Man  bedient  sich  dazu 
des  Apparates   Fig    11  ö,    dem   man   die   folgende   Einrichtung 


49 

glebt.  All  das  verschlossene  Ende  einer  18  Zoll  langen  Ver- 
brennungsröhre bringt  man  eine  Lage  von  trocknem  Kalkhjdrat 
von  2  bis  2%  Zoll  Länge  ;  das  Gewicht  desselben  mnss  wenig- 
stens 4  bis  5  Grm.  betragen.  Auf  dieses  Kalkhjdrat  füllt  man 
1  Zoll  Kupferoxjd ,  sodann  das  Gemenge  der  Substanz  mit 
Kupferoxjd;  die  anderen  Abtheilungen  Fig.  ii  b  bezeichnen 
das  Kupferoxjd,  was  zum  Nachspülen  des  Gemenges  dient;  auf 
dieses  kommt  reines  Kupferoxjd,  zuletzt  Kupferspäne. 

Die  Verbrennungsröhre  wird  mit  einer  anderen  in  der 
Form  einer  grofsen  ChlorcalciumrÖhre  mit  zwei  Kugeln  ver- 
bunden ;  die  Kugel  oc  ist  leer,  die  andere  und  der  daranstofsende 
weitere  Theil  sind  mit  trocknem  Kalihjdrat  angefüllt.  Durch 
eine  Kautschuckröhre  wird  nun  diese  Vorrichtung,  nachdem 
sie  in  den  Ofen  gelegt  worden ,  mit  der  GasleitungsrÖhre  und 
dem  Gasometer  Fig.  IIa  verbunden  und  die  Verbrennung  wie 
gewöhnlich  vorgenommen.  Wenn  die  Absorptionsröhre  12 
Zoll  lang,  die  Kugel  1  Zoll  und  die  weitere  Röhre  4  Linien  im 
Durchmesser  hat,  so  fasst  sie  etwa  30mal  mehr  Kali,  als  zur 
Absorption  aller  gebildeten  Kohlensäure  erforderlich  ist.  In  die 
graduirte  Röhre  tritt  demnach  nur  Stickgas. 

Wenn  zu  Ende  der  Verbrennung  das  Kalkhjdrat  in  schwa- 
ches Glühen  gebracht  wird,  so  verwandelt  sich  das  darin  ent- 
haltene Wasser  in  Dampf,  und  treibt  alle  Kohlensäure  vor  sich 
her  in  die  Absorptionsröhre.  Nach  dem  Erkalten  enthält  die 
Verbrennungsröhre  nur  Wasserdampf,  der  sich  verdichtet;  ge- 
ringe Spuren  von  noch  vorhandener  Kohlensäure  werden  von 
dem  ätzenden  Kalke  aufgenommen. 

Vor  der  Verbrennung  hatte  man  in  der  graduirten  Röhre 
ein  bekanntes  Volumen  Luft;  nach  derselben  hat  sich  ihr  Volu- 
men vergröfsert.  Diese  Zunahme  drückt  genau  die  Menge  des 
hinzugekommenen  Stickgases  aus ;  sie  wird  gemessen  und  nach 
der  Reduction  auf  0  und  den  Normalbarometerstand  in  Ge- 
wicht berechnet. 

Dieser  Apparat  ist  mit  einem  constanten  Fehler  behaftet, 
welcher  nicht  vermieden  werden  kann;  man  erhält  nämlich  stets 
etwas  weniger  Stickstoff,   Avas   ohne  Zweifel  daher  rührt,  dass 


50_ 

der  Sauerstoff  der  Luft  in  der  VerbrennungsrÖlire  Antheil  an 
der  Verbrennung  nimmt.  Durch  eine  Reihe  von  mit  aller  Sorg- 
falt angestellten  Analjsen  stickstoffhaltiger  Substanzen  von  be- 
kannter Zusammensetzung  sind  die  Grenzen  dieses  Fehlers  aus- 
gemittelt  worden ,  und  wenn  man  zu  dem  erhaltenen  Stickstoff 
Ein  Procent  hinzurechnet,  so  drückt  die  erhaltene  Stickstoff- 
menge genau  die  Quantität  des  Stickstoffs  in  der  Substanz  aus. 
Bei  Anwendung  des  folgenden  Apparates  fallt  der  Stick- 
stoffgehalt der  Substanz  stets  etwas  zu  hoch  aus,  und  zwar  be- 
trägt der  Ueberschuss  von  guten  Analjsen  1  bis  ly^  C.C.  von 
dem  ganzen  erhaltenen  Volumen;  wenn  sich  Stickstoffoxjd  ge- 
bildet hat,  ist  dieser  Fehler  gröfser.  Zwei  Analjsen  eines  stick- 
stoffhaltigen Körpers,  angestellt  nach  der  so  eben  beschriebenen 
Methode  und  mit  dem  folgenden  Apparate,  geben,  wenn  man 
das  Mittel  beider  nimmt ,  den  Stlckstoffgehalt  der  Substanz  mit 
aller  bis  zetzt  erreichbaren  Genauigkeit.  Man  wählt  eine  Verbren- 
nungsröhre von  24  Zoll  Länge,  bringt  in  diese  eine  Lage  kohlen- 
saures Kupferoxjd  von  6  Zoll  Länge,  von  dem  verschlossenen  Ende 
an  gerechnet,  hinein,  füllt  auf  diese  2  Zoll  lang  reines  Kupferoxjd, 
sodann  das  Gemenge  der  Substanz  mit  Kupferoxjd,  dann  eine 
Lage  reines  Kupferoxjd ;  zuletzt  kommt  eine  Lage  Kupferspäne. 
InFig.  13,Taf.II.,  sind  diese  Lagen  angegeben.  Die  Verbrennungs- 
röhre wird  mit  der  dreischenkligen  Röhre  Fig.  1 4  vermittelst  eines 
Korkes  verbunden;  der  Kork  wird  aufserhalb  mit  geschmolzenem 
Siegellack  überzogen  ;  der  eine  Schenkel  steht  mit  der  Handluft- 
pumpe Fig.  13ö,jÖ  der  andere  mit  einer  30  Zoll  langen  geboge- 
nen Glasröhre  A,  welche  in  eine  kleine  Wanne  D  mit  Quecksilber 
taucht,  vermittelst  Kautschuckröhren  in  Verbindung.  Die  drel- 
schenklige  Röhre  Fig.  14  ist  bei  oc  etwas  ausgezogen.  Man  macht 
nun  den  Apparat  luftleer,  das  Quecksilber  steigt  bis  27  Zoll;  bleibt 
sein  Stand  nicht  unverändert,  so  schliefst  eine  der  Verbindungen 
nicht.  Man  stellt  nun  einen  Schirm  über  das  reine  Kupferoxjd 
bei  ji,  Fig.  13/>,  und  umgiebt  das  kohlensaure  Kupferoxjd  mit 
2  bis  3  glühenden  Kohlen;  es  entwickelt  sich  sogleich  reine 
Kohlensäure,  das  Quecksilber  fallt,  sie  tritt  aus  der  Oeffnung 
der  Röhre    aus.     Man    macht   zum    zweiten   Male   den  Apparat 


51 

luftleer,  fährt  mit  der  Entwicklung  der  Kohlensäure  fort,  und 
wiederholt  dies  4  —  5  mal,  jedenfalls  so  oft,  bis  die  Gasbla- 
sen, die  sich  aus  der  Oeffnung  der  F\öhre  A  entwickelten,  bis 
auf  eine  kaum  bemerkbare  Luftblase  verschwinden  ,  wenn  sie 
in  einer  kleinen  mit  Kalilauge  angefüllten  Glasröhre  aufgefangen 
Verden.  Alle  atmosphärische  Luft  ist  nun  aus  dem  Apparate 
vollkommen  entfernt.  Man  schmilzt  nun  den  bei  oc  ausgezoge- 
nen Theil  der  dreischenkligen  Röhre  Fig.  14  mit  einer  Spiri- 
tuslarape  ab,  und  entfernt  die  -5' förmige  Verbindungsröhre  C 
sammt  der  Luftpumpe;  hierauf  befestigt  man  durch  den  Hal- 
ter A  Fig.  15  über  der  Oeffnung  der  Gasleitungsröhre  eine 
graduirte  Glasröhre  von  etwa  100  CG.  Inhalt,  halb  mit  Kali- 
lauge, halb  mit  Quecksilber  gefüllt,  und  schreitet  nun  zur  Ver- 
brennung der  Substanz,  wie  früher  angeführt;  es  entwickelt 
sich  Stickstoff  und  Kohlensäure,  welche  letztere  von  dem  Kali 
absorbirt  wird;  in  der  Röhre  sammelt  sich  also  nur  Stickgas. 

Wenn  die  Verbrennung  der  Substanz  bis  n  (Fig.  13  Ä) 
vorgeschritten,  also  beendigt  ist,  so  enthält  das  Gas,  was  den 
inneren  Raum  des  Apparates  einnimmt,  noch  eine  Quantität 
Stickstoff,  welche  in  die  graduirte  Röhre  Fig.  15,  B  geführt 
werden  rauss.  Die  eine  Hälfte  des  kohlensauren  Kupferoxjds 
hat  gedient,  um  die  atmosphärische  Luft  zu  entfernen,  die  an- 
dere Hälfte,  welche  zurückgeblieben,  dient  nun,  um  das  Gas- 
gemenge  in  die  graduirte  Röhre  zu  treiben.  Man  umgiebt  den 
hinteren  Theil  der  Verbrennungsröhre  mit  Kohlen,  und  lässt 
etwa  noch  3  —  400  Kubikcentimeter  Gas  sich  entwickeln  und 
in  die  graduirte  Röhre  treten;  die  Kohlensäure  des  kohlensau- 
ren Kupferoxjds  treibt  die  Verbrennungsproducte  vor  sich  her 
in  die  graduirte  Röhre. 

Nachdem  nun  in  der  graduirten  Röhre,  besonders  wenn 
sie  bewegt  wird,  keine  Absorption  mehr  bemerkbar  ist,  schliefst 
man  die  Glocke  mit  einer  aufgeschliffenen  Glasscheibe  und  trägt 
sie  in  ein  grofses  Gefäfs  mit  Wasser.  Quecksilber  und  Kali- 
lauge treten  heraus,  ihr  Raum  wird  vom  Wasser  eingenommen. 

Das  Gas  wird  nach  Notirung  des  Barometer-  und  Ther- 
mometerstandes gemessen,  derEinfluss  der  Tension  desW^assers 

4* 


52 

auf  das  Volumen  des  Gases  in  Rechnung  genommen,  auf  0°  und 
28''  Druck  reducirt,  und  das  Stickstoffgas  in  Gewichten  be- 
rechnet. 

ßerzelius  meint,  man  könne  die  Luftpumpe  ganz  entbeh- 
ren ,  wenn  man  vor  der  Verbrennung  eine  Zeitlang  Kohlen- 
säure durch  die  Verbrennungsröhre  leitet,  so  dass  hierdurch  die 
atmosphärische  Luft  entfernt  würde.  Wenn  man  nicht  grofsen 
Irrthümern  sich  aussetzen  will ,  so  darf  man  ihre  Anwendung 
nicht  aufiser  Acht  lassen;  denn  die  in  den  Poren  des  Gemenges 
befindliche  Luft  wird  hierdurch  nicht  entfernt,  sie  beträgt  8  bis 
•J  Kubikcentimeler  bei  dem  gewöhnlichen  Volum  der  Mischung, 
und  dies  ist  oft  mehr,  als  das  Stickgas,  was  5  —  600  Milligrm. 
mancher  Substanzen  liefern. 

Mitsc herlich  schlägt  vor,  die  Mischung  ohne  kohlen- 
saures Kupferoxyd  in  die  Verbrennungsröhre  zu  bringen,  luft- 
leer zu  machen,  die  Verbrennung  wie  gewöhnlich  vorzuneh- 
men, und  alles  Stickgas  und  die  Kohlensäure  in  einer  Glocke 
aufzufangen,  das  Volum  zu  messen,  imd  durch  Kalihjdrat  die 
Kohlensäure  zu  absorbiren.  Das  Verhältniss  beider  erhalte  man 
dadurch  dem  Mafse  nach,  woraus  sich  das  Gewicht  des  Stick- 
stoffs berechnen  lasse 

VS^enn  man  sich  erinnert,  dass  bei  der  ersten  Einwirkung 
des  Feuers  auf  jede  organische  Materie  sich  flüchtige  Producte 
entwickeln,  welche  erst  dann  vollkommen  verbrennen,  wenn 
sie  langsam  über  glühendes  Kupferoxjd  geleitet  werden,  und 
man  erwägt,  dass  beim  Verbrennen  In  einem  luftverdünnten 
Räume  die  entwickelten  Gase  sich  mit  grofser  Schnelligkeit  darin 
verbreiten,  so  hat  man  bei  dieser  Vorrichtung  im  Anfange  eine 
unvollkommene  Verbrennung  derselben  zu  gewärtigen.  Hierbei 
bleibt  ferner  in  den  Röhren  eine  gewisse  Quantität  Stickstoff 
zurück,  welcher  nicht  in  Rechnung  gebracht  wird,  und  das 
Volum  des  Kallhjdrats  muss  abgeschätzt  und  von  dem  Volum 
des  Stickgases  abgezogen  werden.  Dieser  Vorschlag  ist  aus  der 
Anaijse  der  Harnsäure  hervorgegangen;  allein  für  diesen  stick- 
stoffreichen Körper   hat   man   diesen   Apparat  nicht    nöthig;    er 


53 

möchte  kaum  bei  Körpern,  welche   wenig  Stickstoff  enthalten, 
zu  empfehlen  sejn. 

Der  beschriebene  Apparat  lä'sst  sich  ebenfalls  brauchen  znr 
Verbrennung  von  Körpern  im  luftleeren  Räume,  in  der  Ab- 
sicht, um  durch  die  qualitative  Anal jse  des  Gasgemenges  die 
relativen  Verhältnisse  der  Kohlensäure  und  des  Stickstoffs  zu 
erfahren,  und  zwar  mit  Ausschluss  der  atmosphärischen  Luft, 
welche  den  Apparat  erfüllt.  Hierbei  wird,  wie  sich  von  selbst 
versteht,  die  Anwendung  von  kohlensaurem  Kupferoxjd  unter- 
lassen. Man  kann  sich  aber  auf  die  erhaltenen  Verhältnisse  bei 
Körpern ,  welche  sehr  wenig  Stickstoff  enthalten ,  auch  wenn 
mit  aller  Sorgfalt  verfahren    ist,   nicht  mit  Sicherheit  verlassen. 

Man  darf  nicht  versäumen,  bei  allen  Stickstoffbestimmun- 
gen die  Genauigkeit  der  Gewichte,  welche  man  zum  Abwägen 
anwendet,  einer  scharfen  Prüfung  zu  unterwerfen.  Es  ist,  wie 
man  weifs,  gleichgültig  für  Analjsen  anderer  Art,  ob  die  Ge- 
wichte genau  sind  oder  nicht,  vorausgesetzt,  dass  sie  unter  ein- 
ander übereinstimmen;  wenn  aber  der  Gramm  und  die  Unter- 
abtheilungen desselben,  mit  denen  man  die  Substanzen  abwägt, 
unrichtig  sind,  so  hat  man  bei  den  Reductionen  der  Gase  auf 
richtige  Gewichte  stets  nicht  unbeträchtliche  Differenzen  zu  ge- 
wärtigen. 


Controlen    für  organische  Analysen, 

Nachdem  nun  in  dem  Vorhergehenden  alle  Vorsichtsmafa- 
regeln  beschrieben  worden  sind,  welche  die  Erreichung  eines 
guten  Resultates  verbürgen,  sind  noch  einige  Verfahrungswei- 
sen  zu  berühren,  welche  als  Controlen  für  die  Kohlenstoff-  und 
Stickstoffbestimmungen  zuweilen  in  Anwendung  kommen. 

Bei  Körpern,  deren  Atomgewicht  klein  ist,  in  welchen  also 
die  Anzahl  der  Atome  der  Elemente  in  einem  sehr  einfachen 
Verhältnisse  zu  einander  steht,  hat  man  keine  weitere  Controle, 
als  die  genaue  Bestimmung  des  Atomgewichts,  nöthig.  Ganz 
anders   verhält   es   sich  aber  bei  Körpern,    deren   Atomgewicht 


54 

beträchtlich  ist;  bei  diesen  beträgt  zuweilen  eine  schwache 
Differenz  in  den  Atomgewichtsbestimmungen  mehr  als  V^  At. 
Kohlenstoff,  und  oft  mehr  als  3  At.  Wasserstoff;  bei  dieser  Art 
von  Körpern  sind  die  folgenden  Hülfsmittel  nicht  zu  vernach- 
lässigen. 

Controlen  für  den  Kohlenstoff.  Wenn  sich 
der  Körper  mit  einer  stickstoffhaltigen  Materie  verbinden 
lässt,  z.  B.  mit  Ammoniak  oder  mit  Salpetersäure,  so  giebt 
die  Verbrennung  dieser  Verbindungen,  in  welcher  die  Quan- 
tität der  stickstoffhaltigen  Materie  bekannt  ist,  durch  das  er- 
haltene Verhältniss  des  Stickgases  zur  Kohlensäure,  eine  scharfe 
Controle  für  den  Kohlenstoff.  Die  Volumina  der  beiden  Gase 
müssen  sich  verhalten,  wie  die  Aequivalente  des  Stickstoffs  und 
des  Kohlenstoffs. 

Eine  zweite  Controle  des  Kohlenstoffs  einer  Säure  mit  ho- 
hem Atomgewicht  erhält  man,  wenn  man  eins  ihrer  Salze  ver- 
brennt, dessen  Basis  die  Kohlensäure  beim  Glühen  mit  Kupfer- 
oxjd  nicht  fahren  lässt,  z.  B.  mit  Barjt.  Man  erhält  weniger 
Kohlensäure,  als  wenn  die  Substanz  für  sich  verbrannt  wor- 
den wäre,  und  zwar  unter  allen  Umständen  1  At.  Kohlenstoff 
weniger.  Die  Kohlensäure,  welche  mit  der  Basis  verbunden 
bleibt,  kann  man  berechnen;  ihre  Quantität  muss  sich  zu  der 
erhaltenen  Kohlensäure  verhalten,  wie  1  zu  der  übrigen  An- 
zahl der  Atome  des  Kohlenstoffs  der  Säure.  Beide  zusammen 
addirt,  müssen  die  Anzahl  der  Atome  des  Kohlenstoffs  in  der 
Substanz  ausdrücken.  Z.  B.  in  dem  amjgdalinsauren  Barjt  ent- 
hält die  Säure  40  At.  Kohlenstoff;  sie  giebt  bei  der  Verbren- 
nung eine  gewisse  Quantität  Kohlensäure,  welche  sich  zu  der 
der  zurückgebliebenen  Kohlensäure  des  kohlensauren  Barjts 
verhält,  wie  39  :  1.  Beide  zusammen  addirt,  geben  40.  Auf 
eine  ähnliche  Art  sind  die  Atomgewichte  aller  fetten  Säuren  zu 
controliren. 

Controlen  für  d  e  n  W  a  s  s  e  r  s  t  o  f  f  g  e  h  a  1 1.  Bei 
den  organischen  Basen  lässt  sich  der  Wassersloffgehalt  der- 
selben controliren,  wenn  man  ihre  Verbindung  mit  Chlor- 
wasserstoffsäure  verbrennt;     da    die   Salzsäure    bei    der  Verei- 


55 

nigung  mit  diesen  Basen  keine  Zersetzung  erleidet,  so  muss 
das  erhaltene  Wasser,  auf  das  Gewicht  der  Substanz  berech- 
net, stets  um  2  Atome,  nämlich  um  den  Wasserstoffgehalt 
der  Salzsäure,  gröfser  sejn.  Dasselbe  gilt  für  Säuren,  die  sich 
mit  Ammoniak  verbinden  lassen  und  deren  Ammoniakverbin- 
dung man  der  Verbrennung  unterwirft.  Bei  Körpern  wie  Talg- 
säure, Oelsäure  und  ähnlichen  bleibt  stets  eine  Unsicherheit  in 
der  Wasserstoffbestimmung;  man  muss  hier  diejenige  Anzahl 
der  Atome  wählen,  welche  am  genauesten  mit  dem  Minimum 
des  erhaltenen  Wasserstoffs  am  nächsten  stimmt.  Das  sicherste 
Mittel ,  sich  hier  Gewissheit  zu  verschaffen ,  liegt  in  der  Zer- 
legung des  Körpers  in  mehrere  neue,  und  in  der  Analjse  der 
Producte,  die  daraus  hervorgehen.  Der  Wasserstoffgehalt  der 
Producte  muss  in  einer  bestimmten,  nachweisbaren  Beziehung 
zu  dem  Wasserstoffgehalt  des  Körpers  stehen,  aus  denen  sie 
hervorgegangen  sind.  Lässt  sich  diese  Beziehung  nicht  nach- 
weisen, so  bleibt  die  üngewissheit. 

Bestimmung  der  Anzahl  der  Atome  der 
Elemente  in  einer  organischen  Ver- 
bindung. 

Die  bis  jetzt  beschriebenen  Verfahrungsweisen  geben  die 
Zusammensetzung  der  analjsirten  Materien  in  einem  bekannten 
Gewicht  derselben,  über  die  Anzahl  der  Atome  der  Elemente 
der  Verbindung  liefern  sie  hingegen  keinen  Aufschluss.  Ueber 
die  relative  Anzahl  derselben  kann  man  sich  allerdings  nicht 
täuschen,  wenn  es  gelingt,  den  Körper  in  Producte  von  be- 
kannter Zusammensetzung  zu  zerlegen;  aber  dies  ist  bis  jetzt 
nur  bei  wenigen  in  Anwendung  gebracht  worden,  und  die 
Ausmittelung  des  Gewichtsverhältnisses,  in  welchem  sich  der 
Körper  mit  dem  bekannten  Atomgewicht  eines  andern  verbin- 
det, bleibt  immer  das  wichtigste  Hülfsmittel  zur  Erforschung  der 
wahren  Zusammensetzung  und  zur  Controle  der  durch  die  Ana- 
lyse gefundenen  Zahlen. 


•  # 


56 

IsL  der  Körper  eine  Säure,  so  besllnimt  man  ihr  Atom- 
gewicht durch  die  Analjse  von  einem  ihrer  Salze;  am  besten 
dient  dazu  ihre  Verbindung  mit  Silber,  Fileioxjd  oder  Barjt. 
Silbersalze  sind,  wenn  sie  sich  darstellen  lassen,  allen  anderen 
vorzuziehen ;  sie  sind  immer  wasserfrei  und  hinterlassen  nach 
dem  Glühen  reines  metallisches  Silber,  aus  welchem  sich  das 
Atomgewicht  leicht  berechnen  lasst.  Manche  Silbersalze  ver- 
puffen beim  Erhitzen;  diese  muss  man  durch  Verwandlung  des 
Silberoxjds  in  Chlorsilber  analjsiren  Man  hat  Befeuchtung 
des  trocknen  Salzes  mit  Terpenthinol  und  Anzünden  dessel- 
ben empfohlen,  um  das  Verpuffen  zu  verhindern;  allein  klee- 
saures, fumarsaures  und  andere  Silber^alze  verpuffen  demun- 
geachtet;  es  entspricht  jedenfalls  nur  in  sehr  wenigen  Fällen 
seinem  Zweck. 

Rerzelius  analjsirt  die  Bleiverbindungen  auf  eine  sehr 
bequeme  und  expeditive  Weise.  Er  legt  sie  in  ein  Porzellan- 
schälchen,  erhitzt  sie  rasch  nahe  am  Rande,  wo  sich  die  Ver- 
bindung meistens  entzündet  und  fortglimmt,  bis  dass  man  zu- 
letzt nichts  daraufhat,  als  ein  Gemenge  von  Bleioxjd  mit  Me- 
tall. Nachdem  man  sein  Gewicht  genommen ,  wird  es  mit  Es- 
sigsäure befeuchtet,  sodann  mit  Wasser,  zu  Ende  mit  Wein- 
geist durch  Decantlren  ausgewaschen ,  und  wieder  getrocknet. 
Der  Verlust  ist  Bleioxjd,  die  Gewichtszunahme  des  Schälchens 
metallisches  Blei. 

Bei  der  Darstellung  der  Verbindungen  mit  Bleioxjd  hat 
man  ganz  besondere  Rücksicht  auf  die  Eigenschaft  unlöslicher 
Bleisalze,  sich  mit  sonst  löslichen  Salzen  zu  verbinden,  welche 
in  der  Flüssigkeit  enthalten  sejn  können  und  die  mit  niederfal- 
len, zu  nehmen. 

Bildet  eine  Säure  ein  saures  und  ein  neutrales,  oder  ein 
neutrales  und  basische  Verbindungen,  so  geben  die  Analjsen 
derselben  neue  Anhaltpunkte  zur  Feststellung  des  wahren  Atom- 
gewichts; doch  Alles,  was  hierüber  gesagt  werden  könilte, 
versteht  sich  bei  der  Bekanntschaft  mit  der  allgemeinen  chemi- 
schen Analjse  von  selbst. 

Barytverbindungen    eignen    sich    sehr   gut;    bei    Körpern 


57_ 

mit  hohem  Atomgewicht  geben  Kalksalze  leicht  zu  bemerk- 
baren Irrthümern  Veranlassung, 

Die  Verbrennung  der  Säure  für  sich  und  eines  ihrer  was- 
serfreien Salze  entscheidet  über  ihren  Wassergehalt  und  über 
die  Quantität  ihres  Hydratwassers. 

Bestimmung  des  Kristallwassers  der  Salze  ist  für  die  or- 
ganische Analjse  von  Wichtigkeit;  wo  es  nur  immer  gesche- 
hen kann,   darf  man  sie  nicht  vernachlässigen. 

Die  Sätllgungscapacität  der  organischen  Basen  bestimmt 
man  mit  Hülfe  des  Fig.  1  und  2,  Taf.  f.,  beschriebenen  Appa- 
rates. In  den  weiteren  Thell  legt  man  die  organische  Basis,  lei- 
tet, nachdem  ihr  Gewicht  im  trocknen  Zustande  bekannt  ist, 
bei  a  trocknes  salzsaures  Gas  hinein.  Sie  verbinden  sich  leicht, 
schnell  und  unter  Erwärmung  damit;  manche  schmelzen  hier- 
bei, andere  bleiben  porös;  jedenfalls  bleibt  der  Verbindung  eine 
gewisse  Quantität  Salzsäure,  welche  nicht  zu  ihrer  Zusammen- 
setzung gehört;  sie  muss  entfernt  werden.  Für  diesen  Zweck 
verfährt  man  ganz  so,  wie  wenn  man  die  Verbindung  austrock- 
nen wollte;  der  Apparat  wird  mit  siedendem  Wasser  umgeben 
und  so  lange  Luft  hindurchslrömen  lassen,  bis  sich  sein  Gewicht 
nicht  mehr  ändert.  Die  Gewichtszunahme  des  Apparates  ist  die 
mit  der  Basis  in  Verbindung  getretene  Salzsäure. 

Hält  man  es  für  nöthig,  sich  Gewissheit  zu  verschaffen,  ob 
bei  der  Verbindung  der  Base  mit  der  Säure  nicht  eine  gewisse 
Portion  Wasser  hinweggegangen  ist,  wodurch  nach  diesem  Ver- 
fahren das  Gewicht  der  Salzsäure  zu  klein  ausfällt,  so  muss 
ein  bekanntes  Gewicht  des  Salzes  in  Wasser  gelöst  und  die  Salz- 
säure als  Chlorsilber  bestimmt  werden.  (S.  Chlor,  Bestim- 
mung  desselben.) 

Manche  organische  Körper  vereinigen  sich ,  ohne  gerade 
Säuren  zu  sejn,  mit  Bleioxjd;  durch  die  Aufnahme  desselben 
wird  zuweilen  eine  gewisse  Portion  Wasser  abgeschieden ,  was 
diese  Substanzen  durch  Wärme  allein  nicht  abgeben;  jeden- 
falls erfährt  man  durch  die  Analjse  dieser  Verbindungen  und 
der  der  reinen  Substanz  Alles,  was  man  in  Beziehung  auf  die 
Anzahl  der  Atome  der  Elemente  erfahren  will. 


58 

Andere  Substanzen  gehen  weder  mit  Säuren  noch  mitMe- 
talloxjden  Verbindungen  ein;  sie  vereinigen  sich  aber  im  kri- 
stallisirten  Zustande  mit  Wasser,  dessen  Bestimmung  alsdann 
mit  äufserster  Sorgfalt  vorgenommen  werden  muss.  Man  be- 
rechnet daraus  mit  derselben  Sicherheit  das  einfache,  halbe, 
doppelte  etc.  Atomgewicht  der  Substanz;  dies  hängt  natürlich 
von  der  Anzahl  der  Atome  des  Wassers  ab,  das  die  Substanz 
aufnimmt. 

Beispiele.  Zusammensetzung  der  Amjgdalin- 
säure.  —  Bestimmung  des  Atomgewichts  der  Säure. 
—  1,089  amjgdalinsaurer  Barjt  liefert,  durch  Schwefelsäure 
zersetzt,  0,234  schwefelsauren  Barjt.  Das  Atomgewicht  des 
schwefelsauren  Barjts  ist  1458,05,  man  erhält  mithin  das  Atom- 
gewicht des  amjgdalinsauren  Barjts  durch  die  Proportion:  ^ 
0,234  :  1,089  —  1458,05  :  x    =    6783,37. 

Controle.  1,002  Barjtsalz  liefern  0,182  kohlensauren 
Barjt.  Daraus  ergiebt  sich  das  Atomgewicht  des  Salzes  zu 
6790,00 ;  im  Mittel  =  6786,68. 

0,668  Grm.  desselben  Salzes  liefern  1,068  Grm.  Kohlen- 
säure, mithin  158,88  pCt.  Kohlensäure;  0,7235  Grm.  liefern 
1,148  Kohlensäure,  mithin  158,6  pCt.  Kohlensäure.  100  Th. 
geben  daher  im  Mittel  159,24  Kohlensäure. 

0,668     Grm.  geben  ferner    0,302  Wasser 
0,7235     -  -  -  0,326 


1,3915  0,628 

Bei  der  Verbrennung  des  Barjtsalzes  mit  Kupferoxjd  ist 
kohlensaurer  Barjt  zurückgeblieben,  dessen  Kohlenstoff  mit  in 
Rechnung  gebracht  werden  muss.  Aus  obiger  Analjse  ergiebt 
sich,  dass  100  Th.  amjgdalinsaurer  Barjt  nach  dem  Glühen 
hinterlassen:  18,17  kohlensauren Barjt.  Diese  enthalten  4,0718 
Kohlensäure,  im  Ganzen  also  159,24  +  4,0718  z-  163,3118 
Kohlensäure. 

Man  berechnet  nun  die  erhaltenen  Resultate  auf  100  Th. 
amjgdalinsauren  Barjt;  was   an  100  fehlt,  ist  Sauerstoff.    Aus 


59 

den  obigen  Resultaten  ergiebt  sich,  dass  100  Th.  Barjtsalz  ent- 
balten: 

Kohlenstoff     45,157 

Wasserstoff      5,014 

Barjt  14,098 

Sauerstoff       35,731 

100,000 

\Jm  nun  die  Constitution  der  Säure,  und  damit  die  An- 
zahl der  Atome  ihrer  Elemente,  zu  finden,  berechnet  man,  wie 
viel  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  in  der  Summe  der 
Atonizahlen  aller  Elemente,  d.  h,  in  dem  ausgemittelten  Atomge- 
wicht, enthalten  ist. 

100  Th.  amjgdalinsaurer  Barjt  enthalten: 

45,157   mithin   6786,68 3064,660  Kohlenstoff 

5,014        -        6786,68 340,284  Wasserstoff 

14,098        -        6786,68 956,706  Barjt 

35,731        -        6786,68 2424,948  Sauerstoff 

6786,598 

3064,660  ist  die  Summe  der  Atome  des  Kohlenstoffs  in  ei- 
nem Atomgewicht  des  Salzes;  wird  sie  mit  dem  Gewicht  von 
1  At.  Kohlenstoff  dividirt,  so  erhalt  man  die  Anzahl  der 
Atome  Kohlenstoff  = 

?5?M5 ::::::  40,09  At.  Kohlenstoff, 

76,43T  ' 

^^^^ ~   54  At.  Wasserstoff, 

6,2398    Gewicht  v.  1  At.  Wasserstoff 

956,706  .    4*    P        . 

.-.•,•     • rzi    1  At.  Baryt, 

956,88    Gewicht  v.  1  At.  Baryt 

2424,948  ,..    *.    c  .   cc 

' — ^-    .• zu  24  At.  Sauerstoff; 

100       Gewicht  V.  1  At.  Sauerstoff 

die  Formel  für  das  Salz  ist  mithin:  C^^  H-^  O^^  ,  Ba  O. 

Die  Vergleichung  der  procentigen  Zusammensetzung,  welche 
die  Formel   giebt,  mit  den  Zahlen,  welche  durch  die  Analjse 


60 


erhalten  wurden,  zeigt  nun,   wie  weit   das  Resultat  des  Versu- 
ches sich  der  theoretischen  Zusammensetzung  nähert. 

auf  100 Th.  berechnet. 
40  At.  Kohlenstoff   .     .     .     =  3057,480  45,28 

54  At.  Wasserstoff  .     .     .     ==2     336,949  4,99 

l  At.  Barj't ~     956,880  14,17 

24  At.  Sauerstoff      ...     1=  2400,000  35,56 

Atomgewicht  nach  der  Formel  =  6751,309        100,00 

Der  gewöhnliche  Gang  der  Berechnung  der  Anzahl  der 
Atome  der  Elemente  in  einer  analjsirten  organischen  Materie 
ist  bei  allen  ganz  so,  wie  in  dem  angeführten  Beispiel  ausein- 
andergesetzt wurde;  die  Formel,  zu  der  man  gelangt,  ist  der 
nächste  Ausdruck  der  durch  den  Versuch  gefundenen  Zahlen; 
die  Richtigkeit  derselben  muss  nun  einer  strengen  Prüfung  un- 
terworfen werden. 

Dem  Anschein  nach  stimmt  das  gefundene  Resultat  mit 
dem  theoretischen  so  nahe,  als  sich  nur  wünschen  lässt,  über- 
ein ;  dies  ist ,  den  Wasserstoff  ausgenommen ,  bei  allen  an- 
deren Elementen  eine  hinreichende  Bürgschaft  ihrer  Richtig- 
keit; allein  bei  diesem,  wenn  man  sich  erinnert,  was  über  die 
Bestimmung  des  Wasserstoffs  früher  gesagt  ist,  beweist  diese 
vollkommene  Ueberelnstimmung,  dass  die  Materie  weni- 
ger Wasserstoff  enthält,  als  die  Formel  angiebt. 

Es  ist  erwähnt  worden ,  dass  bei  Körpern  von  hohem 
Atomgewicht  die  Wasserstoffbeslimmung  einer  Correction  un- 
terworfen werden  muss;  dies  ist  bei  der  erwähnten  Analjse 
nicht  geschehen. 

Zieht  man  aber  von  dem  in  jeder  Analjse  erhaltenen 
Wasser  6  Milligrm. ,  als  der  Substanz  nicht  angehörend,  von 
628  Wasser  also  12  Milligrm.,  ab,  so  bleiben  0,616  Grm. 
Wasser,  wonach  sich  für  100  Th.  amjgdalinsauren  Baryt  nur 
4,91  Wasserstoff,  also  weniger,  als  die  Formel  giebt,  berechnet. 
Nach  der  Formel  C^^  H^^  O^^  BaO  enthält  dieses  Salz  4,81  pGt. 
Wasserstoff,  und  dieser  Gehalt  stimmt  mit  dem  corrigirten  so 
nahe ,   als  man  bei   Versuchen   dieser  Art  nur   erwarten  kann. 


61 

Aus  alle  diesem  kann  mit  genügender  Wahrscheinlichkeit 
geschlossen  werden,  dass  die  Amjgdalinsäure  nicht  über  52 
Atome  Wasserstoff  enthalt,  dass  demnach  das  Atomgewicht  des 
Salzes  nur  6738,829  beträgt. 

Was  den  Kohlenstoff  betrifft ,  so  müssen  die  Gränzen  der 
Beobachtnngsfehler  aufgesucht  und  verglichen  werden. 

Es  ist  klar,  dass  in  dieser  Analjse  die  Fehler  in  der  Beob- 
achtung den  Kohlenstoffgehalt  vermindern.  Wenn  das  Salz  bei 
einem  Atomgewicht  von  6786,68  nur  39  At.  Kohlenstoff  ent- 
hielte, so  würde  seine  Zusammensetzung  durch  die  Formel 
Cgg  H.^  O^- ,  Ba  0  ausgedrückt  werden  müssen.  Diese  Formel 
giebt  für  das  Atomgewicht  des  Salzes  die  Zahl  6874,872,  welche 
dem  gefundenen  noch  näher  steht,  als  das  oben  berechnete; 
aber  darnach  würden  100  Th.  Salz  nur  43,35  pCt.  Kohlenstoff 
geben  dürfen.  Darnach  entspricht  ein  Unterschied  von  1% 
pCt.  Kohlenstoff  einem  Atom  Kohlenstoff  in  der  theoretischen 
Zusammensetzung,  und  es  ist  leicht  zu  bemerken,  dass  das 
Maximum  des  Verlustes  nicht  über  0,87  pGt.  Kohlenstoff,  d.  h, 
nicht  über  Vz  At.  Kohlenstoff,  betragen  darf,  wenn  das  Resul- 
tat nicht  zweifelhaft  sejn  soll. 

Zieht  man  von  dem  Atomgewicht  des  Salzes  das  Gewicht 
von  1  At.  Barjt  ab,  so  erhält  man  das  Atomgewicht  der  Säure 
6738,829  — 956,88  :=:  5782,049  ,  woraus  sich  ihre  procentige 
Zusammensetzung  berechnen  lässt. 

Bei  der  Berechnung  und  Controle  der  Analjse  einer  or- 
ganischen Base  wird  das  Atomgewicht  durch  die  Quantität 
Säure  bestimmt,  mit  welcher  die  Basis  eine  constante  Verbin- 
dung bildet;  sonst  wird  genau  nach  der  beschriebenen  Weise 
verfahren. 

Die  Anzahl  der  organischen  Substanzen,  welche  mit  keiner 
andern  von  bekanntem  Atomgewicht  Verbindungen  eingehen, 
deren  Zusammensetzung  sich  also  nicht  controliren  lässt,  ist 
aufserordentlich  klein;  bei  diesen  muss  man  sich  begnügen,  das 
Atomenverhältniss  ihrer  Bestandtheile  aufzusuchen  und  in  der 
einfachsten  Form  auszudrücken.  Mannazucker  gehört  z.  B.  zu 
dieser  Art  von   Körpern,    2,735  Grm.  lieferten  durch  die  Ver- 


62 

brennung  4,097  Grm.  Kohlensäure    und    1,770  Grm.  Wasser. 
Dies  giebt  für  die  Zusammensetzung  in  100  Theilen: 

Kohlenstoff     39,7259 

Wasserstoff       7,72  lO 

Sauerstoff        52,5531 


100,0000 


Wenn    man   das  Atomgewicht    des  Mannits  zu  100   setzt ,  so 

..    .     39,7259      .  7,7210 

^"^      76  437     ^^^   Anzahl   der  Atome   des  Kohlenstoffs,   ^  .^^^g 

52  5531 

die  Anzahl  der  Atome  des   Wasserstoffs  und  — '- die  An- 

100 

zahl  der  Atome  des  Sauerstoffs  ausdrücken.  Da  aber  das  Atom- 
gewicht unbekannt  ist,  so  drücken  die  Quotienten  lediglich  das 
relative  Verhältniss   der  Atome   der  Elemente   des  Mannits    aus: 

0,518  At.  Kohlenstoff 

1,238  At.  Wasserstoff 

0,525  At.  Sauerstoff 

Wenn  man  diese  Verhältnisse  näher  ins  Auge  fasst,  so 
sieht  man  sogleich ,  dass  die  Anzahl  der  Atome  des  Kohlen- 
stoffs in  dem  Mannit  gleich  sejn  muss  der  Anzahl  der  Atome 
des  Sauerstoffs;  die  Zahlen  0,518  und  0,525  weichen  nur  un- 
bedeutend von  einander  ab.  Man  bemerkt  ferner,  dass  die 
Anzahl  der  Atome  des  Wasserstoffs,  verglichen  mit  der  Anzahl 
der  Sauerstoffatome,  gröfser  ist,  wie  das  Verhältniss,  in  wel- 
chem beide  Wasser  bilden.  Wäre  das  Verhältniss  wie  im  Was- 
ser, so  würden  auf  52  At.  Sauerstoff  vorhanden  sejn  müssen 
104  At.  Wasserstoff;  man  hat  aber  123,8,  mithin  sehr  nahe 
Ve  mehr.  Auf  1  At.  Sauerstoff  sind  darin  enthalten  2,36  At. 
Wasserstoff,  oder,  letzteren  in  der  nächsten  ganzen  Zahl  aus- 
gedrückt, enthält  der  Mannit  auf  3  At.  Sauerstoff  7  At.  Was- 
serstoff und  3  At.  Kohlenstoff. 

Durch  die  Analjse  des  kristallisirten  Rohrzuckers  wurde 
folgende  procentige  Zusammensetzung  erhalten: 


Kohlenstoff     42,301 ^^  =  0,553 

fi  4'=i4 

Wasserstoff      6,454 ~~-  ~  1,034 

Sauerstoff       51,501 ^^~  —  0,515 

100,000 

Man  bemerkt  hier,  dass  die  Anzahl  der  Atome  des  Was- 
serstoffs genau  doppelt  so  grofs  ist,  als  die  Anzahl  der  Atome 
des  Sauerstoffs,  dass  mithin  der  Zucker  beide  Bestandtheile  in 
dem  Verhältniss  wie  im  Wasser  enthält.  Die  Anzahl  der  Sauer- 
stoffatome verhält  sich  zur  Anzahl  der  Kohlenstoffatome,  wie 
0,515  :  0,553,  in  ganzen  Zahlen  ausgedrückt  wie  11  :  12. 
Nimmt  man  mithin  an,  der  Zucker  enthalte  11  At.  Sauerstoff, 
so  ist  seine  Formel :   C^^  H^^  O^^. 

Sehr  viele  organische  Körper,  deren  Atomgewicht  sich  di- 
rect  nicht  bestimmen  lässt,  zerlegen  sich,  wenn  sie  unter  ge- 
wissen Umständen  mit  anderen  in  Berührung  gebracht,  mit 
Säuren,  Alkalien  behandelt  werden,  in  neue  Producte,  deren 
Zusammensetzung  entweder  schon  bekannt  ist  oder  doch  leicht 
ausgemittelt  werden  kann.  Diese  Zerselzungsweisen  geben  sehr 
wichtige  Anhaltpunkte  zur  Beurtheilung  der  Zusammensetzung 
und  zur  Controle  der  Analjse  ab.  Zucker  zerlegt  sich ,  mit 
Ferment  in  Berührung ,  in  Kohlensäure  und  Weingeist ,  Oxa- 
mid  in  Ammoniak  und  Kleesäure.  Es  ist  klar,  dass,  wenn  man 
bei  der  Zersetzung  des  ersteren  die  Quantität  Kohlensäure,  und 
bei  dem  Oxamid  die  Menge  der  gebildeten  Kleesäure  kennt, 
wenn  man  sich  überzeugt  hat,  dass  bei  dem  einen  sonst  kein 
anderes  Product  als  Weingeist,  und  bei  dem  andern  nur  Am- 
moniak hierbei  gebildet  wird:  dass  man  hieraus  schon  die  Zu- 
sammensetzung mit  vollständiger  Gewissheit  erschliefsen  kann. 

Ein  ganz  wichtiges  Mittel,  um  die  Art  der  Zusammensetzung 
eines  Körpers  von  unbekanntem  Atomgewicht  einer  Prüfung  zu 
unterwerfen,  ist  das  übermangansaure  Kali.  Dieses  Salz,  mit 
einer  auflöslichen  organischen  Materie  gelinde  erwärmt,  zer- 
setzt sich   in   Manganhjperoxydhjdrat ,    die  Ueberraangansäure 


•"  64 

giebt  Sauerstoff  an  die  organische  Materie  ab  und  es  wird  hier- 
bei ,  wenn  die  organische  Substanz  im  Ueberschuss  vorhanden 
ist,  nur  in  seltenen  Fällen  der  Kohlenstoff  derselben  oxjdirt. 
Durch  die  Oxjdation  des  Wasserstoffs  entstehen  organische 
Säuren,  und  zwar  stets  nur  in  dem  Verhältniss,  als  das  Kali  be- 
darf, um  davon  neiitralisirt  zu  werden;  die  Flüssigkeit  bleibt 
neutral.  Die  Säure,  welche  hierbei  vorzugsweise  gebildet  wird, 
ist  Kleesäure,  in  manchen  Fällen  Ameisensäure.  Beide  sind  leicht 
bestimmbar;  aus  Ihrer  Quantität  und  aus  der  Menge  des  Man- 
ganhjperoxjdhjdrats  lässt  sich  die  Zusammensetzung  beurthei- 
len.  Z.  B. :  Wenn  eine  reine  Zuckerauflösung  mit  diesem  Salz 
erwärmt  wird,  so  erhält  man  neutrales  kleesaures  Kali  undMan- 
ganhyperoxjd ,  indem  auf  1  At.  Kleesäiire  (452,87)  erhalten 
werden  2  At.  Manganhjperoxjd  (1091,78),  woraus  sich  leicht 
berechnen  lässt,  dass  der  Zucker  Wasserstoff  und  Sauerstoff  in 
dem  Yerhältnlss  wie  im  Wasser  enthält. 

Manche  Indifferente  stickstoffhaltige  Substanzen  zerlegen 
sich  mit  Alkalien  in  Ammoniak  und  in  eine  Säure,  deren  Atom- 
gewicht bestimmt  werden  kann.  Dazu  gehören  z.  B.  Caffein, 
Asparagjn,  Amjgdalln;  man  kann  das  Atomgewicht  derselben 
leicht  aus  der  Quantität  der  gebildeten  Säure  oder  eines  Ihrer 
Salze  von  einem  bekannten  Gewicht  der  Materie  ausmitteln. 
So  z.  B.  werden  durch  Behandlung  von  1,357  Grm.  Amjgdalln 
erhallen  1,592  amjgdalinsaurer  Barjt.  Das  Atomgewicht  des 
amjgdalinsauren  Barjts  ist  6738,829 ,  es  verhält  sich  daher 
1,592  :  6738,829  =:  1357  :  :v  =  5797,  dem  Atomgewicht  des 
Amjgdalins. 

Bei  flüchtigen  Körpern  ist  die  Bestimmung  des  specifi- 
schen  Gewichts  seines  Dampfes  ein  kostbares  Mittel  zur  Con- 
trole  der  organischen  Analjse.  Das  Verfahren ,  was  hierbei 
angewendet  wird,  Ist  von  Dumas  angegeben,  von  diesem  aus- 
gezeichneten Chemiker  zuerst  in  Ausübung  gebracht  und  zu 
diesem  Zweck  angewendet  worden.  Die  Beschreibung,  Avelche 
Dumas  von  seiner  Verfahrungsweise  gegeben  hat,  urafasst 
alle    Vorsichtsmafsregehi ,    welche    ein    genaues    Besultat    ver- 


65 

bürgen.    {Traite  de  chimie  par  Dumas.    Paris,  Bediel  jeune 
r.  r.  p.  45.) 


Bestimmung  des  speci fischen  Gewichts  der 
D'ämpfe  flüchtiger  Materien,  als  Mittel 
znr  Bestimmung  der  Anzahl  der  Atome 
ihrer  Elemente. 

Der  Apparat,  den  man  dazu  benutzt,  ist  in  hohem  Grade 
einfach ,  und  die  ganze  Operation  mit  Leichtigkeit  und  ohne 
grofsen  Aufwand  an  Zeit  oder  Geschicklichkeit  auszuführen. 
Die  Aufgabe,  welche  man  also  zu  lösen  sucht,  besteht  in  der 
Ausmittelung  des  Gewichts  eines  Dampfes  von  bekanntem  Volum. 

Zu  diesem  Zweck  wird  ein  passendes  Gefäfs,  gefüllt  mit 
trockner  Luft  von  bekannter  Temperatur  und  Luftdruck,  ge- 
wogen; man  bringt  alsdann  die  Flüssigkeit  oder  den  flüchti- 
gen Körper  hinein,  von  dessen  Dampf  das  specifische  Gewicht 
bestimmt  werden  soll;  man  erhitzt  ihn  darin  etwa  30  —  40^* 
über  die  Temperatur  seines  Siedpunktes  so  lange,  bis  er  gänz- 
lich in  Dampf  verwandelt  ist,  bestimmt  die  Temperatur  des- 
selben, verschliefst  das  Gefäfs  hermetisch  und  nimmt  aufs  neue 
sein  Gewicht.  Man  kennt  nun  das  Gewicht  des  Gefälses,  mit 
Luft  und  mit  Dampf  gefüllt;  nach  der  Reduction  auf  gleiche 
Temperaturen  und  Druck  kann  man  das  Gewicht  beider  be- 
rechnen ,  nachdem  man  vorher  den  Rauminhalt  des  Gefäfses, 
mithin  das  Volumen  der  Luft  und  des  Dampfes,  ausgemittelt 
hat.  Das  specifische  Gewicht  des  Dampfes  erhält  man,  wenn 
man  das  Gewicht  eines  gewissen  Volumens  durch  das  Gewicht 
eines  gleichen  Volumens  Luft,  beide  von  gleicher  Temperatur 
und  Druck,  dividirt. 

Man  verfährt  auf  folgende  Weise;  Man  nimmt  einen  klei- 
nen trocknen  und  reinen  Glaskolben  von  3  bis  500  Kubikcen- 
timeter  Inhalt  (Fig.  16,  Taf.  IL),  verbindet  seinen  Hals  mit 
der  Luftpumpe  und  dem  Apparat  Fig.  5,  Taf.  1.,  pumpt  die  Luft 

5 


66 

aus  und  lässt  durch  Oeffnen  des  Hahns  abwechselnd  Luft  wie- 
der einströmen;  man  erreicht  hierdurch  den  Zweck,  die  feuchte 
Luft  in  dem  Innern  des  Kolbens  durch  Luft  zu  ersetzen,  welche 
beim  Durchstreichen  durch  die  mit  Chlorcalcium  gefüllte  Glas-- 
röhre  getrocknet  worden  ist. 

Man  zieht  nun  den  Kolben  bei  a  in  eine  6  —  8  Zoll  lange, 
enge  Röhre  aus,  glebt  ihr  eine  Biegung  bei  />»,  schneidet  die 
Spitze  vermittelst  einer  scharfen  Feile  ab,  und  schmilzt  in  einer 
Spirituslampe  den  scharfen  Rand  derselben  glatt.  Das  Glas  des 
Kolbens  darf  sich  bei  dem  Weichwerden  nicht  blättern  oder 
schwärzen;  es  ist  sonst  schwierig  oder  unmöglich,  die  Spitze 
hernach  schnell  und  leicht  zuzuschmelzen.  Man  hat  also  eine 
Kugel  oder  einen  Ballon  mit  einer  ausgezogenen  Spitze.  Man 
wiegt  nun  den  offnen  ausgezogenen  Ballon,  und  lässt  ihn  eine 
Zeitlang  auf  der  Wage  liegen,  bis  man  sieht,  dass  sich  durch 
Anziehung  von  Feuchtigkeit  von  der  Oberfläche  des  Glases  sein 
Gewicht  nicht  mehr  ändert. 

Man  hat  nun  in  dieses  Gefäfs  die  Flüssigkeit  oder  den  ge- 
schmolzenen festen  Körper  zu  bringen.  Zu  diesem  Zweck 
erwärmt  man  den  Bauch  des  Ballons  gelinde ,  treibt  damit 
eine  Portion  Luft  heraus,  und  lässt  ihn  wieder  kalt  werden, 
während  die  offene  Spitze  in  die  flüssige  Substanz  hineintaucht; 
die  Stelle  der  ausgetriebenen  Luft  wird  von  der  Flüssigkeit 
eingenommen.  Durch  Abkühlen  der  Kugel  vermittelst  aufge- 
tröpfelten Aelhers  lässt  sich  dies  jederzeit  und  schnell  bewerk- 
stelligen. Die  Quantität  der  Flüssigkeit,  die  man  eintreten 
lässt,  richtet  sich  nach  dem  Volumen  des  Ballons;  5  Grm.  kann 
man  als  das  Minimum,  und  10  Grm.  als  das  Maximum  betrach- 
ten. Wenn  der  Körper  in  dem  Halse  und  der  engen  Röhre 
wieder  fest  wird,  so  muss  dieser  natürlich  vorher  erhitzt 
werden. 

Der  Ballon  wird  nun  in  ein  Wasserbad,  Chlorcalciumbad, 
Ghlorzinkbad  etc.  gebracht,  und  dieses  auf  eine  Temperatur 
erhitzt ,  welehe  jedenfalls  30  bis  40°  höher  sejn  muss ,  als  der 
Siedpunkt  des  flüchtigen  Körpers.  Das  Bad  kann  natürlich  auch 
schon  vorher   bis  auf  die  gewünschte  Temperatur  erhitzt  sejn; 


67 

wan  hat  nie  ein  Springen  des  Ballons   zu  befiirchlen.    Ein  sehr 
genaues  Thermometer  zeigt  seine  Temperatur  an. 

Der  Kolben  kann  in  dem  Bade  auf  die  mannichfaltigste 
Weise  festgehalten  werden,  Fig.  17  zeigt  eine  solche  Vor- 
richtung.   Fig.   18  ist  der  Halter  des  Ballons. 

Sobald  die  Temperatur  des  Bades  einige  Grade  über  den 
Siedpunkt  des  Körpers  gestiegen  ist,  entwickelt  sich  aus  der 
offenen  Spitze  ein  Strom  seines  Dampfes;  er  nimmt  nach  und 
nach  ab,  und  nach  15  —  20  Minuten  wird  eine  Flamme,  in 
die  Nähe  der  offenen  Spitze  gebracht,  nicht  im  mindesten  mehr 
bewegt.  Sieht  man ,  dass  sich  an  der  offenen  Spitze ,  so  weit 
sie  sich  aufserhalb  des  Bades  befindet,  kleine  Tropfen  der  Flüs- 
sigkeit verdichten,  so  müssen  diese  jetzt  entfernt  werden.  Man 
nähert  derselben  eine  glühende  Kohle,  worauf  die  Spitze  so- 
gleich davon  entleert  wird ;  vermittelst  eines  Löthrohrs  und 
einer  in  die  Nähe  gebrachten  Spirituslampe  wird  nun  die  Spitze 
rasch  erweicht ;  sie  schmilzt  leicht  und  vollkommen  zu. 

Das  eiserne  Gefafs  des  Bades  wird  nun  vom  Feuer  ent- 
fernt, man  nimmt  den  zugeschmolzenen  Kolben  aus  dem  Bade 
heraus,  wäscht  und  trocknet  ihn  vollkommen  ab,  und  nimmt 
mit  der  erwähnten  Vorsicht  sein  Gewicht. 

Der  Dampf  der  Substanz  hat  alle  atmosphärische  Luft  bis 
auf  eine  kleine  Quantität,  die  man  bestimmen  muss,  ausge- 
trieben; das  Volumen  des  Dampfes  muss  ebenfalls  ausgemittelt 
werden. 

Zu  diesem  Zweck  taucht  man  die  Spitze  des  Ballons  der 
ganzen  Länge  nach  unter  Quecksilber,  macht  mit  der  Feile 
einen  Einschnitt  nahe  am  Halse,  und  bricht  die  Spitze  ab.  Der 
luftleere  Raum,  welcher  nach  der  Verdichtung  des  Dampfes 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  entstanden  ist,  wird  nun  durch 
Quecksilber  ausgefüllt;  es  bleibt  hierbei  meistens  eine  kleine 
Luftblase  zurück;  sehr  oft  fiiilt  er  sich  gänzlich  an.  Das  Volu- 
men des  Quecksilbers  ist  gleich  dem  Volumen  des  Dampfes  in 
der  hohen  Temperatur,  bei  welcher  der  Kolben  verschlossen 
wurde.  Zur  Bestimmung  desselben  leert  man  nun  das  Queck- 
silber in    eine  graduirte  Röhre  aus,   und  bemerkt  sich  die  An- 

5* 


68 

zahl  äe.r  Kubikcentimeter,  die  das  Quecksilber  einnimmt.  Man 
füllt  nun  das  Gefäf's  gänzlich  mit  Wasser  an  und  misst  das  Vo- 
lumen des  Wassers ;  es  beträgt  meistens  1  bis  2  Kubikcenti- 
meter mefir,  als  das  Volumen  des  Quecksilbers.  Indem  man 
beide  von  einander  abzieht,  hat  man  das  Volumen  der  zurück- 
gebliebenen Luftblase. 

Aus  den  erhaltenen  Resultaten  lässt  sich  nun  das  speci- 
fische  Gewicht  des  Dampfes  berechnen.  Das  folgende  Beispiel 
wird  diese  llechnungen  versinnlichen. 

Beispiel.  Bestimmung  des  speci fischen  Ge- 
wichts des  Kohlensäure-Aethers.  Siedpunkt  125, 5°C. 
Der  Ballon  wog  mit  trockner  Luft  gefüllt  47,770  Grm.,  die 
Temperatur  der  Luft  war  18°,6,  der  Barometerstand  33 f ',8. 
N.':ch  Beendigung  des  Versuches  fasste  die  Kugel,  mit  Wasser 
ausgemessen,  290  Kubikcentimeter,  zu  dem  Volumen  der  darin 
enthaltenen  Luft.  290  Kubikcentimeter  Luft  bei  18°,6  und 
33l'",8  B.  geben  bei  0°  und  336'"  B.  267,7  Kubikcentimeter. 
Da  nun  1000  Kubikcentimeter  Luft  bei  0°  wnd  336'^'  B. 
1,299075  Grm.  wiegen,  so  ist  das  Gewicht  der  267,7  Kubik- 
centimeter Luft  =0,34776  Grm.  Zieht  man  von  dem  Gewicht 
des  mit  Luft  erfüllten  Ballons  das  Gewicht  der  Luft  ab,  47,770 
—  0,34776 ,  so  bleiben  für  das  Gewicht  der  leeren  Kugel 
47,42224  Grm.  Die  Kugel  wurde  in  einem  Chlorzinkbade  erhitzt, 
die  Oeffnung  bei  150°  C.  und  331'",8  B.  zugeschmolzen;  ihr 
Gewicht  betrug  48,431  Grm.  Das  in  die  Kugel  eingetretene 
Quecksilber  betrug  289,5  Kubikcentimeter  (Temperatur  des 
Quecksilbers:  18°, 6  C;  Barometerstand:  332"')-  ^»^ht  man 
das  (äewicht  der  leeren  Kugel  von  der  mit  Dampf  erfüllten  ab, 
so  bleiben  für  das  Gewicht  des  Aetherdampfs  1,00876  Grm. 
Mimmt  man  an,  das  Volumen  habe  bei  150^  und  33l'",8  B. 
289,5  Kubikcentimeter  betragen,  so  nehmen  diese  bei  0°  und 
336'"  Druck  182,98  Kubikcentimeter  ein.  Dieses  Volumen 
Aetherdampf  wiegt  nun  1,100876  Grm.,  1000  Kubikcentime- 
ter wiegen    mithin    5,5129  Grm.     Das    specifische  (gewicht  des 

5  5129 

Kohlensäure    Aetherdampfs  iit  demnach  -^ zzz  4,243. 

^  1,299075 


69 

Diese  Bestimmung  ist  wohl  hinreichend  genau  für  die  Con- 
trole  der  Analjse  des  Kohlensäure-Aethers,  aber  die  Berech- 
nung kann  unter  Umständen  ein  fehlerhaftes  Resultat  geben, 
wenn  man  nicht  auf  den  Umstand  l\ückslcht  nimmt,  dass  das 
durch  das  eingetretene  Quecksilber  gemessene  Volumen  des 
Dampfes  weniger  beträgt,  als  der  Inhalt  der  Glaskugel;  zieht 
man  nämlich  beide  von  einander  ab,  290  —  289,5,  so  bleibt 
0,5  Kubikcentimeter  Luft,  welche  mit  den  289,5  Kubikcentime- 
tern  die  Kugel  ausgefüllt  hatte.  Diese  Luft  ist  aber  mitgewogen 
worden;  das  wahre  Gewicht  des  Dampfes  erhält  man  mithin, 
wenn  man  von  1,00876  das  Gewicht  von  0,5  Kubikcentimeter 
Luft,  auf  0°G.  und  336''' B.  reducirt,  nämlich 0,00062,  abzieht; 
es  ist  mithin  1,008135  Grm. 

Das  Volumen  des  Quecksilbers,  was  in  die  Kugel  einge- 
treten ist,  drückt  ebenfalls  nicht  genau  das  Volumen  des  Dampfes 
bei  150°  aus;  denn  die  0,5  Kubikcenlimeter  von  Luft  dehnten 
sich  bei  150°  um  0,23  Kubikcentimeter  aus;  ihr  Volumen  be- 
trug bei  dieser  Temperatur  0,73  Kubikcenlimeter,  das  Volumen 
des  Dampfes  ist  also  um  0,23  Kubikcentimeter  zu  grols  ange- 
nommen; das  wahre  ist  289, !5  —  0,23  =  289,27  Kubikcenti- 
meter. Man  sieht  leicht  ein,  dass  diese  Correctionen  das  gefun- 
dene specifische  Gewicht  kaum  merklich  ändern.  Beträgt  aber 
der  Luftrückstand  über  2  Kubikcenlimeter,  so  muss  er  auf  die 
oben  angegebene  Weise  in  Rechnung  genommen  werden. 

Das  so  eben  beschriebene  Verfahren  zur  Bestimmung  des 
specifischen  Gewichts  des  Dampfes  ist  keiner  absoluten  Genauig- 
keit fähig;  die  Volumina,  welche  man  misst  und  wägt,  sind  zu 
klein,  und  wendet  man  grofse  Kugeln  an,  so  verliert  der  Appa- 
rat an  seiner  Einfachheit  und  Bequemlichkeit  in  seiner  Handha- 
bung; er  verlangt  alsdann  grofse,  vollkommen  gearbeitete  Waa- 
gen. Alles  dieses  ist  für  den  Zweck,  den  man  erreichen  will, 
nicht  nöthig;  es  reicht  hin,  wenn  die  beiden  ert-ten  Decimal- 
stellen  mit  dem  theoretisch  berechneten  specifischen  Gewichte 
übereinstimmen;  auf  die  Hichtigkeit  der  dritten  kann  man  un- 
ter keinerlei  Umständen  zählen.  Es  ist  aus  diesem  Grunde  über- 
flüssig,   die  Ausdehnung   des   Glases    und  eine   Correction   des 


70 

Ouecksilberthermomelers  in  Rechnung  zu  nehmen.  Die  unbe- 
deutenden Aenderungen,  welche  diese  Correctionen  in  dem  ge- 
fundenen Resultate  zu  Wege  bringen,  wird  man  aus  der  Be- 
stimmung des  speclfischen  Gewichts  des  Kampherdampfes  von 
dem  Erfinder  der  Methode  entnehmen. 

Ueberschuss  des  Gewichts  des  mit  Luft  und  Kampherdampf 
gefüllten  Ballons  bei  13,5°  und  0,742  Met.  =z  0,708  Grm. 
Temperatur  des  Dampfes  zu  244°.  Volumen  des  Ballons  zz:  295 
Kubikcentimeter.  Das  Gewicht  der  in  dem  Ballon  enthaltenen 
Luft  betrug  bei  0°  und  0,760  Met.  0,3559  Grm.  0,708 
4"  0,3559  =.  1,0639  Grm.  ist  also  das  Gewicht  des  Dampfes. 

Nimmt  man  an,  das  Volumen  des  Dampfes  habe  bei  244° 
ebenfalls  295  Kubikcentimeter  betragen,  und  nuumt  man  auf 
die  gröfsere  Ausdehnung  des  Quecksilbers  in  der  hohen  Tem- 
peratur keine  Rücksicht,  so  erhält  man  für  das  specifische  Ge- 
wicht des  Dampfes  die  Zahl  5,356. 

244°  des  Quecksilberthermometers  entsprachen  aber  nur 
239°  des  Luftthermometer.«,  Für  jeden  Grad  des  Luftthermo- 
meters dehnt  sich  ferner  das  Glas  um  Vssooo  seines  Volumens 
bei  0°  C.  aus  Das  Volumen  des  Dampfes  bei  239°  und  0,742 
Druck  ist  demnach : 

295    +   ^^^  "^  ^^^   ~   297  Kubikcentimeter. 
3500Ü 

Auf  0°  C.  und  0,760  Met.  reducirt,  betragt  sein  Volumen 
153,5  Kubikcentimeter,  woraus  sich  das  specifische  Gewicht 
des  Dampfes  zu  5,337  berechnet.  Die  Unterschiede  zweier  Ver- 
suche sind  aber  unter  allen  Umständen  gröfser,  als  der  Unter- 
schied des  corrigirten  specifischen  Gewichts  von  dem  nicht  cor- 
rigirten,  so  dass  man  sich  mithin  diese  Berechnungen  ersparen 
kann. 

Anwendung  der  Kenntniss  des  specifi  sehen 
Gewichts  eines  Körpers  von  unbekanntem  Atom- 
gewicht als  Gontrole  der  Analjse.  Die  Zusammen- 
setzung des  Kohlensäure- Aelhers  ist  durch  die  gewöhnliche  Ver- 
brennung gefunden  worden ;  die  höchsten  Zahlen  für  seine 
procentige    Zusammensetzung    ergeben:    51,3075    Kohlenstoff, 


71 

8,5802  Wasserstoff   und    40,1121    Sauerstoff.     Diese    Zahlea 
entsprechen  der  Formel  C.  H^^q  O3  (s.  Seite  62  u.  63). 

Die  speclfischen  Gewichte  des  Kohlenstoffdampfes,  des 
Wasserstoff-  und  Sauerstoffgases  verhalten  sich  nun  zu  einander 
wie  ihre  Atomgewichte ;  es  ist  klar,  dass  in  1  Vol  Kohlensäure- 
Aether  die  Volumina  seiner  Elemente  Kohlenstoff,  Wasserstoff, 
Sauerstoff  sich  wiederfinden  müssen  in  dem  Verhältniss  wie 
5  :  10  :  3.  Dieses  Verhältniss  kann  doppelt  oder  nur  V^mal 
so  grofs  seyn.  Dies  hängt  von  der  Condensation  der  ßestand- 
theile  ab,  allein  es  muss  sich  gleich  bleiben. 

Man  sucht  nun  auf,  wie  viel  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und 
Sauerstoff  in  dem  Gewicht  von  i  Vol.  Kohlensä'ure-Aether  4,243 
enthalten  ist. 

100  Theile  enthalten: 

51,3075  Kohlenstoff,    also  4,243  ....  2,1769 

8,5802  Wasserstoff,      -     4,243  ....  0,3645 

40,1121  Sauerstoff,         -     4,243  ....  1,7018 

Die  Zahl  2,1769  drückt  aus  die  Summe  der  Volumina 
(der  specif.  Gewichte)  Kohlenstoffdampf  in  einem  Volum  Aether- 
dampf;  dividirt  man  sie  mit  dem  Gewicht  von  l  Vol.  Koh- 
lenstoffdampf, d.h.  mit  seinem  specifischen  Gewicht  =z=  0,84297, 
so  erhält  man  die  Anzahl  derselben,  nämlich  272. 

Das  specifischc  Gewicht  des  Wasserstoffgases   ist   0,0688, 

mithin    ist    —^ zu:   5   die  Anzahl   der   Volume  Wasserstoff 

0,0688 

1  7018 

und    — =:    IVo    die   Anzahl    der  Volume    des    Sauerstoff- 

1,1026  ^ 

gases. 

Man  sieht  nun  leicht,   dass   2%:  5:1%  sich  verhält,   wie 
5  :  10:3,  woraus  hervorgeht,  dass  die  Analjse  richtig  ist. 
5  Vol.  Kohlenstöffdampf  wiegen     5  X  0,84279  =  4,2139 
10     -     Wasserstoffgas  -         10  X  0,0688    =  0,6880 

3     -     Sauerstoffgas  -  3  X  1,1026    =1 3,3078 

Die  Summe  derselben  ist  zz=  8,2097 
Die  Zahl  8,2097   verhält  sich  zu  dem  gefundenen  specifischen 


72 


(Gewichte  4,243  nahe  wie  2:1,  woraus  hervorgeht,  dass  in 
einem  Volumen  Kohlensäure-Aetherdampf  enthalten  sejn  muss: 
Vz  Kohlenstoffdampf,  ^%  Wasserstoffgas  und  %  Sauerstoffgas. 
Dies  ist  das  Verhä'ltniss  2V2 :  5  :  IVs,  was  oben  gefunden  wurde. 
Das  Gewicht  eines  Volumens  Kohlensäure  beträgt  nun  1,52400 

Aetherdampf       -  -     2,58088 

Die  Summe  Beider  ist    4,10488 

Darnach  enthält  1  Vol.  Kohlensäure- Aether: 

l  Vol.  Aetherdampf        ) 

^  XT  1    T^  1  1       ..  [ohne  Verdichtung:. 

1  Vol.  Kohlensauregas  )  ^ 

Bei  genauen  Versuchen   muss    die  Ausdehnung  des  Glases 

ebenfalls  mit  in  Kechnung  genommen  werden. 


Angabe  der  Figuren  in  der  Ordnung,  wie  sie  auf 
den  Seitenzahlen  vorkommen. 


Tafel  1. 
Seite  6    Y'is;.  1,  2. 


7   - 

-   3. 

8   - 

.   4,  5,  6. 

10   - 

-   7. 

11   - 

-   8,  9. 

12   - 

■   10,  11, 

12. 

13 

-   13,  14. 

14   ■ 

-   15,  16, 

18. 

16   - 

-   17,  18. 

17   ■ 

-   11,  19. 

18   ■ 

-   18,  20. 

19 

-   18. 

20 

-   11,21, 

22,  9, 

21   - 

-   21. 

22   ■ 

-   11. 

Tafel  II. 
Seile  23     Fig.  1,  2. 


24   - 

-   3,  4,  5. 

25   - 

.   5  und  Fig.  7,  Taf.  I 

26   - 

.   6,  7. 

42   - 

-   8. 

44   ■ 

-   9,  10. 

46   - 

-   11  a,  12. 

48   ■ 

-   11  a. 

49 

.       11  a,  11  h. 

50 

-      13  ß,  13  h,   14. 

51 

-   14,  15. 

Tafel  III. 


0  siehe  Seite  13. 
P  s.  S.  13. 

Ms.  S.  13. 

m  und  n  s.  S.  22. 

S  s.  S.  19. 

ß  ß  ß  ß  s.  S.  17. 

^;  y  ^^  j   s.  S.  22. 

a  a  a  a    s,  S.  22  und  Fig.  U,  Xaf.  I.  ß  und  oc. 


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lEaiib^rarbueh  der  ChemieMf. 


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'J'aßU/ 


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1 

1 

221,325 
442,650 
663,975 
885,3 
1106,625 

1 

1321,95 
1549,275 
1770,6110 
1191,925 
2213,25 

1 

2434,575 
2655,900 
2877,225 
3098,55 
3319,875 

i 

3541,2 

3762,525 

3983,850 

4205,175 

4426,5 

1 

4647,825 

4869,150 

40911,475 

5311,8 

5533,125 



Kohle 

n  s  t  0 

ff. 

II 

C; 

C,i 

C-, 

1910,875 

C,, 

2828,095 

c„ 

3745,315 

d 

152,870 

c 

1070,090 

^■^, 

1987,31 

c„ 

2904,53 

^v, 

3821,75 

229,305 

c;,. 

1146,525 

c„. 

2063,745 

2980,965 

^, 

3898,185 

c. 

l^,n 

1222,960 

l^,, 

2140,18 

c^ 

3057,4 

3974,620 

C- 

C„ 

c^ 

2216,615 

C., 

3133,835 

Ca 

4051,055 

c, 

458,610 

i;„ 

1375,83 

2293,05 

c,. 

3221,027 

C5, 

4127,490 

c. 

535,045 

c„ 

1452,265 

C31 

2369,485 

^„ 

3286,705 

4203,925 

^ 

611,480 

(-0 

1528,7 

Cjj 

2445,92 

t^„ 

3363,14 

L.V, 

4280,36 

1^0 

687,915 

l^„ 

1605,135 

2522,355 

^,'. 

3439,575 

^■r.-, 

4356,795 

c,„ 

764,3511 

S 

1681,570 

c„ 

2598,790 

3516,01 

4433,23 

840,785 

L„ 

1758,005 

c,, 

2675,225 

^7 

3592,415 

S" 

4509,665 

l^,= 

917,220 

L,4 

1834,410 

^« 

2751,660 

^, 

l^» 

4586,1 

S    C    1.    W    0    f  C    1. 

sj 

201,165 
402,330 

sl 

603,495 
804,66 

S5      1005,825 
S„      1206,99 

S, 
Ss 

1408,155 
1609,32 

t 

1810,485 
2011,65 

S  t 

ic 

^    S    t    0    f  f 

N, 

88,52 

N, 

442,6 

Nn 

796,68 

N,i 

N„ 

177,04 

!> 

531,12 

N,„ 

885,2 

N,, 

1239,23 

N„ 

0 

265,56 

«, 

619,64 

N„ 

973,72 

1327,80 

N,n 

354,08 

Ws 

708,16 

1062,24 

1416,32 

1^,0 

1770,40 

Wasserst 

0    ff 

Hj 

6,23975 

M;„ 

193,43225 

S- 

380,62475 

H„ 

567,81725 

H,„| 

755,00975 

12,4795 

199,672 

386,8645 

ti^ 

574,057 

H,.„ 

761,2495 

18,71925 

205,91175 

393,10425 

U„ 

580,29675 

767,48925 

24,959 

212,1515 

^ 

399,344 

H„ 

586,5385 

H|„, 

773,729 

^hj 

218,39125 

H«,-, 

495,58375 

H», 

592,77625 

H,„ 

779,96875 

37,4385 

H.Vi 

224,631 

H» 

411,8235 

H% 

599,016 

Hl'H' 

786,2085 

43,67825 

230,87075 

Hr„ 

418,06325 

H.7 

605,25575 

H,„, 

792,44825 

» 

49,918 

H.vs 

237,1105 

H« 

424,303 

H^ 

H„, 

H9 

56,15775 

243,35025 

Ha. 

430,54275 

H^ 

617,73525 

H,oo 

804,92775 

H„ 

62,3975 

249,59 

436,7825 

H,„ 

623,975 

Hnn 

811,1675 

" 

255,82975 

443,02225 

630,21475 

H,i, 

Hr3 

74,877 

"« 

262,0695 

H„ 

419,262 

'■„r. 

636,4545 

Hn- 

823,647 

81,11675 

H« 

268,30925 

455,50175 

Hfm 

642,69425 

Hn, 

829,88675 

Sil 

H=o 

87,35650 

n" 

274,549 

461,7415 

H,o, 

648,934 

2: 

280,78875 

467,98125 

655,17375 

H,r 

842,36625 

287,0285 

474,221 

H™ 

661,4135 

H   n 

843,606 

293,26825 

u" 

480,4607 

•1,07 

667,65325 

H ; 

H7, 

486,71015 

H,™ 

673,893 

Hn, 

861,0855 

«7. 

492,94025 

H|m 

680,13275 

H 

867,32525 

> 

499,18 

H|m 

686,3725 

H 

8, 

Hffi 

H,„ 

13 1,2745 

"I3 

H» 

511,6595 

H„„ 

698,852 

h' 

886,0445 

143,51425 

'«, 

517,89925 

H,n 

H„i 

"s, 

898,524 
904,76375 

Il„ 
H-, 

343,18625 

H«, 

530,37875 

H||' 

717,57125 

H,  - 

1 

168,47325 
174,713 
180,95275 
187,1925 

349,426 

355,60575 

361,9055 

368,14525 

374,385 

5: 
1 

536,6185 

542,85825 

549,098 

555,33775 

561,5775 

Hxio 
H117 
Hu8 
11^ 

723,811 

730,05075 

736,2905 

742,53025 

748,77 

iE 

911,0035 
917,24325 
923,483 

935!9625 

Ammoniak    N^  H 

Barjt B,i  0 

Blei Pb 

Bleioxjd Pb  O 

Chlorwasscrstoffsäure  .  .      H,  CI, 

Chlorkaliura K  CI, 

Chlorsilber A»  Ci, 

Kalk Ca  0 

Kohlensäure C  O5 

Kohlensaurer  Barjl  .  •  .  EaO,  CO, 
Kalk    ...CaO,  CO, 

Kupferoxj-d Cu  0 

Schwefelsäure S  O3 

Schwefelsaurer  Barjt.  .  BaO  ,  SO, 
Blciox;(l  Pb  0  ,  S  O3 


l^^MlMÜilMMilMMMMlilliMlPÜilPlpp 

214,47 

Schwefelsaures  Kali 

..  KO 

SO, 

.  .  .  1592,25 

P 

956,88 

Kalk 

..CaO 

,sol 

.  .  .     857,18 

\M 

1294,50 

Silber..  . 

Ag 

.  .  .  1351,61 

1 

1394,50 

Wasser    . 

H,  0- 

-  Aq 

.  .  .     112,48 

455,14 

.  .  .     224,96 

932,57 

M, 

.  .  .     337,44 

1794,25 

Aq 

.  .  .     449,92 

Im 

356,02 

Aq! 

.  .  .     562,40 

[S 

276,44 

Aq.' 

.  .  .     674,88 

w 

1233,32 

A 

.  .  .     787,36 

\mi 

632,46 

^^ 

.  .  .    «99,84 

495,70 

.  .  .  1012,32 

lEnl 

501,16 
1458,05 

^r 

.  .  .  1124,80 
.  .  .  .  1237,23 

g 

1895,66 

Aq,., 

.  .  .  1349,75 

S 

Gefunden 

Gesucht                ••      1       -      1       3. 

4. 

5. 

6. 

~ 

8. 

9. 

m 

Blei 

Bleioxjd 

1,07725 

2,15450 

3,23174 

4,30899 

5,38623 

6,46343 

1,54012 

8,61197 

9,69521 

1 

Bleioxyd 
Pbü 

Blei 
Pb 

0,92829 

1,85658 

2,78487 

3,71316 

4,64145 

5,56914 

6,49803 

1,42632 

8,35461 

1^ 

Bleioxvd 

Sauerstoff 

0,07171 

0,14342 

0,21513 

0,28684 

0,35855 

0,43026 

0,50191 

0,51368 

0,64539 

l 

Chlorkalium 
KCl 

Chlor 

CI, 

Chlor 

0,47466 

0,94932 

1,42398 

1,89864 

2,31330 

2,84196 

3,32262 

3,79728 

4,21194 

d 

Cblornalrium 

0,60344 

1,20688 

1,81032 

2,41376 

3,01120 

3,62064 

4,42408 

4,82752 

5,43096 

1 

Chlorsilber 

ClÄr 

Cht?s?^er 
AgCI, 

Chlorsilber 

AgCI, 
Chlorwasserstoff 

K^^'= 

chio'; 

CI, 
Chlor">,-asserstoffsäure 

CI,  H, 
Silber     ' 

Ag 
Silbero..ijd 

AgO 
Chlor 

"'^ 

Kohle 

C 
Kohlensäure 

CO, 
Bar;t 

BaO 
Kohlensäure 

CO, 
Kalk 

CaO 

"^:o 

Kali 

KO 
Kalk 

CaO 
Silberoxyd 

AgO 
Ammoniak 

N,H, 
Cj'au 

N,C, 
Sauerstoff 

0 
Wasserstoff 

H, 

0,24670 
0,25366 

0,80903 

0,49340 
0,50732 
1,50660 
1,61806 

0,14010 
0,16098 
2,25990 
2,42709 

0,98680 
1,01464 
3,01320 
3,23612 

1,2335« 
1,2683« 
3,16650 
4,04515 

1,48020 
1,52196 
4,51980 
4,85418 

1,1269»       1,91360 
1,11565       2,02928 
5,21310  '     6,02640 
5,66321       6,41224 

2,22030 
2,28294 
6,11910 
1,28121 

i 

0,97258 
2,15805 

1,94516 
4,31610 

2,91774 
6,47415 

3,89032 
8,63220 

4,86290 
10,19025 

5,83548 
12,94830 

6,80806 
15,10635 

1,18064 
11,26440 

8,15322 
19,42245 

1 

Kohlensäure 

CO, 
Kohlensaurer  Barvt 

BaO, CO, 
Kohlensaurer  Barvt 

BaO, CO, 
Kohlensaurer  Kalk 

CaO, CO, 
Kohlensaurer  Kalk 

CaO, CO, 
Schwefelsaurer  Baryt 

BaO.SOj 
Schwefelsaures  Kali 

KO,S03 
Schwefelsaurer  Kalk 

CaO,S03 
Silber 

Ag 
Stickstoff 

N, 
Stickstoff 

0,27651 

0,55302 

0,82952 
0,67242 

1,18603 
0,89656 

1,38254 

1,65905 

1,93556 

2,21206 

2,48857 

i  M 

1,34484 

1,56898 

1,79312 

2,01726 

0,17586 
0,43708 
0,56292 

1,55172 
0,87416 
1,12584 
1,31256 

2,32158 
1,31124 
1,68876 
1,96884 

3,10344 
1,74832 
2,25168 
2,62512 

3,87930 
2,18540 
2,81460 
3,28140 

4,65516 
2,62248 
3,37752 
3,93168 

5,43102 
3,05956 
3,94044 
4,59396 

6,20688 
3,49664 
4,50336 
5,25024 

6,98274 
3,93372 
5,06628 
5,90652 

i 

0,54067 
0,41532 

1,08134 
0,83064 

1,62201 
1,24596 

2,16268 
1,66128 

2,10335 
2,01660 

3,24402 
2,49192 

3,18469 
2,90724 

4,32536 
3,32256 

4,86603 
3,13188 

1 

1,07391 

2,15082 

3,22412 

4,29863 

5,31253 

6,44644 

1,52034 

8,59425 

9,66815 

p 

1,21147 

2,42294 

3,63441 

4,84588 

6,05135 

7,26882 

8,48029 

9,69176 

10,90323 

8 

1,86351 

3,72102 

5,59053 

7,45404 

9,31155 

11,18106 

13,04451 

14,90808 

16,11159 

8 

w!ier 
H,0 

Wasser 
H,0 

0,88889 
0,11111 

1,17178 
0,22222 

0,33334 

3,55555 
0,44445 

4,44444 
0,55556 

5,33333 

6,22222 
0,77118 

1,11110 
0,88890 

1,99999 
1,00001 

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,  bei  0°  C.  und  0,76  Meter  Baronieter- 
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|lr0fpectu0. 

Handwörterbuch 


de 


reinen    undangewandten 

Chemie. 


In  Verbindimg  mit  mehren  Gelehrten 

herauügeg^eben 
von 

Dr.  InÜm  Cieliig  "nd  Dr.  3.  C  IPoggmöorff, 

Professoren  an  den   Universitäten  in  Giefsen  und  Berlin. 


In    5    Bänden. 


Brau  11  schweig, 
Druck    und  Verlag  von  Friedrich  Vieweg  und  Sohn. 


1836. 


Mehr  als  ein  Vierteljahrhundert  ist  verflossen,  seit  Deutschland  zum 
letzten  Male,  —  aus  den  Händen  von  Klaproth  und  Wolf f,  —  ein 
vollständiges  Wörterbuch  der  Chemie  erhalten  hat  Der  Beifall,  mit  wel- 
chem dasselbe  aufgenommen  worden  ist,  die  ehrenvolle  Stellung,  die  es 
lange  Zeit  neben  später  erscheinenden  Lehr-  und  Handbüchern  behaup- 
tet hat,  sind  sprechende  Beweise  nicht  blos  im  Speciellen  für  die  zeit- 
gemäfse  Güte  dieses  Werks,  sondern  auch  überhaupt  für  den  grofsen 
Nutzen  der  lexikalischen  Abfassung  und  deren  eigenthümhchen  Vorzüge 
vor  der  systematischen  bei  einer  so  weitläuftigen  Erfahrungswissenschaft, 
wie  die  Chemie. 

Seitdem  hat  die  Chemie  eine  gänzliche  Umgestaltung  erfahren,  und 
einen  Aufschwung  genommen,  der  wahrhaft  erstaunlich  ist.  Noch  jetzt 
eilt  sie  mit  unaufhaltsamem  Laufe  ihrer  Vollendung  entgegen.  Mit  jedem 
Tage  erweitert  sie  ihr  grofses  und  fruchtbares  Gebiet,  mit  jedem  nimmt 
sie  innerhalb  desselben  an  Bestimmtheit  und  Reichhaltigkeit  zu.  Allein 
diese  innere  Ausbildung  hat  nicht  gleichen  Schritt  gehalten  mit  der  Ent- 
wicklung nach  aufsen.  Es  ist  immer  mehr  Land  entdeckt,  als  urbar  ge- 
macht. Trotz  der  Auffindung  zahlreicher  Analogien,  welche  die  Einsicht 
in  die  verwickelten  Aeufserungen  der  chemischen  Verwandtschaftskräfle 
erleichtern;  trotz  der  grofsen  Entdeckungen,  durch  welche  mit  gewich- 
tigen Thatsachen  zugleich  auch  höhere  Gesichtspunkte  für  die  Theorie 
gewonnen  wurden;  ja  trotz  der  Feststellung  jener  alles  Quantitative  be- 
herrschenden Gesetze,  welche  selbst,  innerhalb  gewisser  Gränzen,  die 
Vorausbestimmung  von  Maafs-  und  Gewichtsverhältnissen  erlauben;  — 
trotz  aller  dieser  unzweifelhaften  Kennzeichen  eines  Vorrückens  in  wah- 


rer  Wissenschaftlichkeit,  bietet  dennoch  die  heutige  Chemie  eine  überaus 
grofse  Masse  vereinzelt  stehender,  noch  unter  keine  Regeln  gebrachter 
Thatsachen  dar,  deren  Aneignung  eben  so  schwierig  ist,  als  ihre  genaue 
Kenntniss  für  eine  erfolgreiche  Ausübung  dieser  Wissenschaft  unerläss- 
lich  genannt  werden  muss. 

Und  gerade  dieser  Zustand  einer  ungleichmäfsigen  Ausbildung,  der 
übrigens  in  einer  reichhaltigen  und  rasch  fortschreitenden  Wissenschaft 
unvermeidlich,  ja  für  die  schaffende  Thätigkeit  in  derselben  höchst  er- 
freulich ist,  macht,  dass  die  Chemie,  noch  heut  wie  vor  Jahrzehenden, 
ganz  besonders  für  eine  Darstellung  in  lexikalischer  Form  geeignet  ist, 
und  nicht  nur  ohne  Schaden,  sondern  vielmehr  mit  eigenthümlichen 
Vortheilen  in  dieser  Gestalt  vorgetragen  werden  kann.  Ein  Wörterbuch 
hat  im  Allgemeinen  den  grofsen  Vorzug,  dass  es  alle  auf  einen  Gegen- 
stand bezügliche  Fragen  an  Einer  Stelle  beantwortet,  geradezu  und  voll- 
ständig, ohne  von  anderweitigen  Kenntnissen  viel  vorauszusetzen;  wäh- 
rend das  systematische  Handbuch  aus  Liebe  zu  seinem  —  oft  nicht  ein- 
mal glücklich  gewählten  —  Sjsteme  denselben  Gegenstand  stückweise 
an  vielen  Orten  vorträgt,  und  es  der  Einsicht  des  Lesers  überlässt,  sich 
daraus  die  Antwort  zusammenzusetzen.  Indem  ein  Wörterbuch  der  Chemie 
dasjenige  in  abgesonderten  Artikeln  vorträgt,  was  gerade  für  einen  spe- 
ciellen  Zweck  besonders  wissenswürdig  ist,  beseitigt  es  zum  bedeutenden 
Theil  die  gröfste  und  im  Grunde  einzige  Schwierigkeit  beim  Studium 
dieser  Wissenschaft,  diejenige  nämlich,  welche  aus  der  unübersehbaren 
Masse  der  dem  Gedächtniss  aufzudrängenden  Thatsachen  entspringt.  Es 
erleichtert  nicht  nur  das  erste  Erlernen  und  das  Wiedereinprägen  des 
bereits  Vergessenen,  sondern  es  macht  die  Chemie  auch  zugänglich  und 
nutzbar  für  alle  diejenigen,  welche,  ohne  diese  Wissenschaft  in  ihrem 
ganzen  Umfange  studiren  zu  können  oder  zu  wollen,  dennoch  in  einzelnen 
Zweigen  derselben  eine  specielle  und  gründliche  Kenntniss  erwerben  müssen. 

Daher  entspricht  denn  ein  Wörterbuch  der  Chemie  vorzugsweise 
den  Bedürfnissen  der  Aerzte,  Apotheker  und  GcAverbtreibenden  aller 
Art,  denen  das  Studium  dieser  Wissenschaft  nicht  genugsam  anzuem- 
pfehlen ist.  Man  hat  es  oft  gesagt,  aber  man  kann  es  nicht  zu  häufig 
wiederholen :  Die  Chemie  ist  die  nützlichste  und  zugleich  populärste  al- 
ler Naturwissenschaften.  Statt  andere  Wissenschaften  bei  gesteigerter 
Ausbildung  sich  dem  Leben  mehr  entfremden  und  in  sich  abschllefsen, 
hat  die  Chemie,  trotz  ihrer  Riesenfortschritte,  nicht  aufgehört,  immer 
tiefer  in  die  physischen  Verhältnisse  der  bürgerlichen  Gesellschaft 
einzugreifen,  immer  mehr  den  Wohlstand  der  Staaten  begründen  zu 
helfen.  Mit  den  Gewerben  und  den  meisten  Zweigen  der  Industrie,  mit 
der  Heilkunde  und  den  übrigen  Naturwissenschaften,  mit  Allem,  was  zu 
den  Bedürfnissen  und  Annnehmlichkelten  des  Lebens  gehört,  im  engsten 
Verbände  stehend,  glebt  es  Niemand,  der  sie  ganz  entbehren  kann.  Nie- 
mand, der  sie  ohne  wahren  Gewinn  kennen  gelernt  hat.  Sie  ist  vorzugs- 
weise dazu  berufen,  ein  Gemeingut  aller  Gebildeten  zu  werden. 

Betrachtungen  dieser  Art  haben  die  Unterzeichneten  veranlasst,  zu 
glauben,  dass  die  Herausgabe  eines  so  lange  entbehrten,  dem  gegenwär- 
tigen Zustande  der  Wissenschaft  entsprechenden  Wörterbuchs  der  Che- 
mie kein  überflüssiges  Unternehmen  sejn  würde,  und  sie  haben  sich  um 
so  mehr  zu  dieser  Arbelt  entschlossen,  als  nicht  nur  bei  der  Eigenthüra- 
lichkeit  der  Form  eines  solchen  Werks,  sondern  auch  bei  der  gröfseren 
Ausdehnung,  die  man  von  jeher  gewohnt  gewesen  ist,  darin  den  Ge- 
genständen zu  geben,  keine  erhebliche  Collision  mit  den  vorhandenen, 


zum  Thell  vortrefflichen  Hand-  und  Lelirbücbern  zu  besorgen  steht. 
Um  diesen  Ausspruch  zu  rechtfertigen,  erlauben  sie  sich  hier,  den  Plan 
ihres  Werkes  kurz  anzudeuten,  wiewohl  sie  wünschen,  dass  derselbe 
mehr  aus  den  zugleich  ausgegebenen  Heften  als  aus  diesen  Andeutungen 
beurlheilt  werden  möge. 

Die  reine  Chemie,  in  ihrem  ganzen  Umfange,  wird  den  Stamm  des 
Werkes  bilden.  Alle  Erfahrungen^  alle  Theorien,  durch  welche  dieselbe 
bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  erweitert  und  vervollkommnet  ist,  sollen 
sorgfältig  benutzt  werden.  Besonders  soll  die  Chemie  der  Körper  orga- 
nischen Ursprungs,  die  in  neuerer  Zeit  so  aufserordentliche  Fortschritte 
gemacht  hat,  aber  dennoch  nicht  in  allen  Theilen  so  abgeschlossen  und 
begründet  dasteht,  wie  die  sogenannte  organische  Chemie,  eine  ganz 
vorzügliche  Beachtung  finden,  das  Zuverlässige  und  Taugliche  von  dem 
Ungewissen  und  Verwerflichen  gesichtet,  und  zweifelhafte  Angaben  so 
viel  wie  thunlich  durch  eigene  Versuche  geprüft  und  berichtigt  werden. 
Es  sollen  zur  Bereitung  chemischer,  pharmaceutischer  und  technischer 
Präparate  Immer  die  besten  Vorschriften  gegeben,  die  chemischen  Ope- 
rationen auseinandergesetzt,  und  dabei  sowohl  die  nöthlgen  Handgriffe 
als  auch  die  zweckmäfsigsten  Geräthe  und  Werkzeuge  beschrieben,  und 
letztere  durch  Abbildungen  erläutert  werden. 

Aufser  der  reinen  Chemie,  liegt  es  in  der  Absicht,  das  Wörter- 
buch auch  auf  die  mannichfaltigen  Zweige  der  angewandten  auszudeh- 
nen, in  so  weit,  dass  es,  ohne  gerade  ein  Lexikon  der  Technologie  zu 
sejn,  doch  von  jedem  technischen  Chemiker  und  Fabrikanten  mit  Nutzen 
zu  Rathe  gezogen  werden  kann  in  allen  Fällen,  wo  der  vorthellhafte  Be- 
trieb und  die  Vervollkommnung  seines  Geschäfts  eine  rationelle  und 
gründliche  Einsicht  in  die  chemischen  Operationen  erheischt. 

Aus  ähnlichem  Grunde  wird  die  pharmaceutische  Chemie  eine  ganz 
besondere  Berücksichtigung  erhalten,  und  die  Phjsiologie  in  so  weit  be- 
rührt werden,  als  sie  zum  Verständniss  der  chemischen  Vorgänge  im 
Organismus  nothwendig  ist. 

Da  endlich  ohne  eine  gewisse  Kenntniss  der  Mineralogie,  und  be- 
sonders der  Phjsik,  nicht  füglich  eine  erfolgreiche  und  rationelle  Betrei- 
bung der  Chemie  möglich  Ist,  so  soll  aus  beiden  Wissenschaften  dasje- 
nige ausgehoben  werden,  was  von  ihnen  dem  Chemiker  vorzugsweise 
zu  wissen  nöthig  ist. 

Im  Ganzen  also  werden  die  Herausgeber  ihrem  Werke  denselben 
Umfang  und  denselben  Gehalt  zu  geben  trachten ,  welchen  man  auch 
schon  früher  vollständigen  Wörterbüchern  der  Chemie  verliehen  hat, 
nur  dass  sie  Ihm  eine  dem  gegenwärtigen  Standpuncte  der  Wissenschaft 
angemessene  Ausarbeitung  verleihen,  und  es  sich  dabei  zur  Hauptaufgabe 
machen,  durch  einen  klaren  und  bündigen  Vortrag  jedermann  verständ- 
lich zu  werden. 

Der  äufsere  Umfang  des  Werks  ist  auf  4  bis  5  Bände  von  etwa 
50  Bogen  berechnet;  zur  schnelleren  Verbreitung  desselben  wird  es  in 
Lieferungen  von  10  Bogen  ausgegeben  werden.  Die  beiden  ersten  Lie- 
ferungen sind  bereits  versandt;  aus  ihnen  wird  man  zugleich  die  Form 
und  den  Gehalt  des  Ganzen  entnehmen  können. 

Um  das  Werk  rascher  zu  fördern,  als  es  den  Herausgebern  bei  ih- 
ren anderweitigen  Geschäften  möglich  sejn  würde,  haben  dieselben  sich 
mit  einer  Anzahl  von  Gelehrten  anerkannten  Bufs  zur  gemeinschaftlichen 
Ausarbeitung  desselben  verbunden.  Die  Herren  Dr.  Buff  in  Cassel,  Prof. 
Erdmann  in  Leipzig,  Prof  Gaj-Lussac  in  Paris,  Prof.  Graham  in 


Glasgow,  Prof.  Ch!  Henrj  in  Manchester,  Prof.  Kane  in  Bubiin, 
Prof.  G.  Magnus  in  Berlin,  Dr.  Mohr  in  Coblenz,  Dr.  Molden- 
hauer  in  Darmstadt,  Prof.  Otto  in  Brannschweig,  Prof  Pelouze  in 
Paris,  Prof.  H.  Rose  in  Berlin,  Prof  Turner  in  London,  Prof  F. 
Wo  hl  er  in  Göltingen  haben  den  Herausgebern  ihre  Mitwirkung  zuge- 
sagt, und  Herr  Prof  Dr.  Schweigger-Seidel  in  Halle  wird  von 
der  dritten  Lieferung  an,  die  Pxedaction  des  Wörterbuchs  mit  übernehmen. 
Mit  solcher  Hülfe  gedenken  sie  dasselbe  ohne  Uebereilung  in  wenigen 
Jahren  zu  Stande  zu  bringen, 

Giefsen  und  Berlin,  im  September  1836. 

Dr.  Justus  Liehig.  Dr.  J.   C.  Poggendorfj 


Dem  Vorstehenden  haben   die  Verleger  nur  die  Bedingungen,   un- 
ter denen  das  W'erk  erscheint,  hinzuzufügen : 

1)  Diejenigen  verehrlichen  Käufer,  welche  ihre  Bestellungen  sofort 
und  bis  zum  Schlüsse  dieses  Jahres  machen,  erhalten  jede 
erschienene  und  bis  zur  Beendigung  des  Werks  erscheinende 
Lieferung  von  10  Bogen,  in  der  Räumlichkeit  des  Gonversa- 
tions-Lexikons,  für  den  ersten  Subscriptlonspreis  von 
16  Ggr.  oder  1  fl.  12  Xr.  Rheinl. 

2)  Bei  Bestellungen,  die  nach  dem  Schlüsse  dieses  Jahres  und  bis 
zur  Leipziger  Ostermesse  1837  eingehen,  trilt  der  zweite  Sub- 
scriptionspreis  von  20  Ggr.  oder  1  fl.  30  Xr.  Rheinl.  für 
jede  erschienene  und  später  erscheinende  Lieferung  ein. 

3)  Die  Bestimmung  des  nach  Vollendung  jeden  Theiles  ein- 
tretenden höheren  Ladenpreises  behalten  wir  uns  vor. 

4)  Vorausbezahlung  irgend  einer  Art  wird  nicht  verlangt,  dagegen 
bleibt  es  Bedingung,  dass  die  Subscriben(en  den  Betrag  für 
jede  Lieferung  sofort  bei  Empfang  derselben  zahlen,  und  nur 
mit  dem  Schlüsse  eines  Bandes  zurücktreten  dürfen. 

5)  Alle  solide  Buchhandlungen  sind  in  den  Stand  gesetzt,  Privat- 
sammlern, auf  12  Exemplare  ein  13tes  gratis  zu  bewilligen. 

Indem  wir  durch  einen  für  Werke  der  Art  ungewöhnlich  billigen 
Preis,  und  durch  die  Einrichtung,  dass  die  verehrlichen  Subscribenten 
sich  durch  die  bereits  erschienenen  Lieferungen  vollständig  von  dem  Plane 
und  Gehalte  des  Ganzen  unterrichten  können ,  Alles  gethan  zu  haben 
glauben ,  was  zur  Erleichterung  des  Ankaufs  irgend  geschehen  konnte, 
empfehlen  wir  dieses  wichtige  Werk  der  Theilnahme  6es  Pubhkums. 
Braunschweig,  d.  1.  Ort.  1836.  Friedr.    Vieiveg  Sc  Sohn. 


Der  grofse  Beifall,  welchen  das  Handwörterbuch  der  Chemie  gefun- 
den, hat  die  starke  Auflage  schon  vor  dem  Schlüsse  des  Jalires  vergreifen 
lassen,  und  es  haben  bei  weitem  nicht  alle  Bestellungen  befriedigt  werden 
können.  Indem  wir  daher  die  Erscheinung  eines  zweiten,  jedoch 
durchaus  unverändertenAbdrucks  der  beiden  ersten  Lie- 
ferungen anzeigen,  verlängern  wir  aus  eben  diesem  Grunde  zugleich 
den  ersten  Subscriptionstermin  bis  zum  Schlüsse  der  Leipziger 
Ostermesse.  Nach  dem  Isten  Mai  d.  J.  tritt  unwiderrufflich  der  zweite 
Subscriptionspreis  von  20  Ggr.  für  jede  Lieferung  ein,  der  bis  zur  Been- 
digung des  ersten  Bandes  bestehen  bleibt. 

Braun  schweig,  Jannar  1837.  Friedr.    Vieweg  &  Sohn. 


93ei  ^vtebvid)  S3teweg  in  93raunfd)ttjeig  ffnb  ferner  ct^fc^iencn : 

J.  von  den  Brincken,  Ansichten  über  die  Bewal- 
dung der  Steppen  des  Europäischen  Russlands,  mit  allgemeiner 
Beziehung  auf  eine  rationale  Begründung  des  Staatswaldwesens. 
Mit  Kupfern  und  Karlen.     4.     geh.  3  Thlr.  8  Ggr. 

®at)=Suffac,  aSoHjldttbtger  Utttem(^t  über  ba^  SSer- 

faf)ren,  ©ilbec  auf  naffem  SCBege  p  pvobircn.  ^eutfrf)  beavheiUt 
»om  ^rofeffor  Dr.  Suftuö  Sieb  ig  in  liefen.  50lit  6  Äupfer= 
tafetn.    gr.  8.    ge^  1  S^tr.  6  ®gr. 

^atlep^  Dr.   e^r.   griebr.,   ®tc  Snbifd)e    ^oUxa 

m^  allen  if)ren  SSegie^ungen;  gefrf)icl^tl"id9,  pat^ologifd^:biagno|lifdf), 
ti^erapeutifd),  unb  aH  ©egenftanb  ber  ^taaU=  unb  ©anttatö^^os 
liäei  bargefteat.   2  2C6tf)etlungen.   gr.  8.   gel).       3  3:()lr.  16  @gc. 

^ec(et,  @.,  Ueber  bie  SSdrme  unb  beren  SSemenbunc; 

in  ben  fünften  unb  ©ewerben.  @in  »oUjldnbigeg  unb  n6ti)igeg 
»^anbbuc^  für  ^{)9ft!et:,  Sed[)notogen,  gabrifanten,  SiÄec!)am?er, 
2Crc^ttelten,  ^orffcs  unb  ^uttenmdnner.  3Cug  bem  ^ranäöftfdben 
uberfe|t  unb  mit  ben  nöt^igen  3ufä^en  für  ^eut[ct)lanb  oerfel)en 
t)on  Dr.  @.  ^.  2(.  «f)artmann.    2  3;t)le.  mit  27  Äupfertaf.    gr.  8. 

4  Sl^lr.  20  @gr. 
Scipio  Breislack's  Lehrbuch  der  Geologie,  nach 

der  zweiten  umgearbeiteten  französischen  Ausgabe  mit  stäter 
Vergleichung  der  ersten  italienischen  übersetzt  und  mit  An- 
merkungen begleitet  von  Fr.  K.  von  Strombeck,  In  drei 
Bänden  mit  den  Kupfern  des  Originals,     gr.  8.  9  Thlr. 

Wiegmann,  Prof,  Dr.  A.  F.,  Ueber  die  Entstehung, 

Bildung  und  das  Wesen  des  Torfes,  eine  von  der  Königlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  des  Preises  für  1833 
würdig  erkannte  Preisschrift,  nebst  einem  Anhange  über  die 
Entstehung,  Bildung  und  das  Wesen  der  Raseneisensteine  und 
des  erdigen  Eisenblau.     gr.  8.    geh.  12  Ggr. 

Wiegmann,  Prof.  Dr.  A.  F.,  Ueber  die  Bastard- 
Erzeugung  im  Pflanzenreiche.  Eine  von  der  Königl.  Akademie 
der  Wissenschaften    zu   Berlin    gekrönte   Preisschrift.    4.    geh. 

20  Ggr. 


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