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Anleitung
zu
Analyse organischer Körper.
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Dr. 3uftu0 Ci^big,
ordentlicliem Professor der Chenlie ao der Universität an Giefsen,
Ritter des Grofsherzogl. Hessischen Ludwigs- Ordens, Ehrenmitgliede
der Royal - Society in Dublin, corresp. Mitgliede der Akademie der
Wissenscbaften m Berlin und S\. Petersburg etc. etc. etc.
Brauiischweig,
D3i?.cfe und Verlag von Friedrich \ie\veg und Sohn.
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In V C r D 1 II U U II g; m 1 1 ijn c xi I c
herausgegeben
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ehrten
Dr. 3u6tu0 Ctebtg und Dr. 3. C jpojggenirorff,
Professoren an den Universitäten in Giefsen und Berlin.
In fünf Bänden.
Dritte Lieferung,
die Artikel von »Ammoniakharz« bis „Aräometer« enthaltend.
Lex. 8°. mit 3 Kupfertafeln.
Pränumerations-Preis für die bis zur Ostermesse 1837 eingegangenen
Bestellungen, 16 Ggr.
Subscriptions -Preis, welcher nur bis zur Vollendung des ersten
Bandes besteht, 20 Ggr.
Braunschweig, den 1. September 1837.
Frledr. Vieweg & Sohn.
Anleitung ^
zur
Analyse organischer Körper.
Von
Dr. 3uftu6 Ciebig,
ordentlichem Professor der Chemie an der Universität zu Giefsen,
Ritter des Grofsherzogl. Hessischen Ludwigs-Ordens, Ehrenmitgliede
der Royal -Society in Dublin, corresp. Mitgliede der Akademie der
Wissenschaften in Berlin und St. Petersburg etc. etc. etc.
Braunschweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
1837
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L57 Vorrede.
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f^ffsS^^
Viele meiner Freunde, bekannt mit der Bearbeitung
des Artikels »Organische Analyse« in dem Hand-
wörterbuch der Chemie, ersuchten mich, zum speciel-
len Gebrauch für sich und ihre Eleven in den Labo-
ratorien, um besondere Abdrücke desselben. Diese
W^ünsche h'auften sich in dem Grade, dass ich den
Herrn Verleger veranlasste, eine besondere Ausgabe
desselben zu veranstalten, so dass sowohl die, welche
das Wörterbuch besitzen, als auch andere, die sich
lediglich mit dem allgemein gebräuchlichsten Verfah-
ren der organischen Analyse bekannt machen wollen,
Gelegenheit haben, sich in den Besitz desselben zu
setzen.
Ich habe dem besondern Abdruck, um seinen
Gebrauch noch nützlicher und bequemer zn machen,
eine mit möglichster Genauigkeit berechnete Tafel
beigefügt, wodurch alle nur vorkommenden Rechnun-
gen auf die schnellste und leichteste Weise ausge-
führt werden können.
Giefsen, im März 1837.
Dr. Justus Lieb lg.
-L'ie Analjse organischer Substanzen hat den Zweck, die Ele-
mente derselben ihrer Natur und Menge nach zu bestimmen;
sie macht einen der wichtigsten Theile der analjtischen Chemie
aus. Der Weg, den man einschlug, um sich in früheren Zeiten
eine Vorstellung über die chemische Zusammensetzung orga-
nischer Körper zu verschaffen, hat mit der jetzigen Analjse
nicht die geringste Aehnlichkeit, Man unterwarf diese Körper
der trocknen Destillation, und aus den Producten, die man er-
hielt, schloss man auf die Verschiedenheit in ihrer Zusammen-
setzung.
Erst seit den letzten 30 Jahren ist dieser Theil der Che-
mie nach wissenschaftlichen Grundsätzen vervollkommnet wor-
den, und alle neueren Methoden weichen nur in der Ausfüh-
rung dieser Grundsätze von einander ab.
Um die Verhältnisse der Bestandtheile in einer organischen
Verbindung auszumstteln, scheint der einfachste Weg der zu
sejn, dass man die Elemente einzeln zu erhalten sucht; es ist
aber klar, dass, wenn uns, statt der einzelnen Elemente, Ver-
bindungen derselben mit anderen von bekannter Zusammense-
tzung gegeben werden , dass sich daraus mit derselben Gewiss-
heit ihre Menge bestimmen lässt.
Die meisten Pflanzensubstanzen enthalten Kohlenstoff, Was-
serstoff, Sauerstoff; ein kleinerer Theil enthält aufserdem noch
Stickstoff. Von diesen 4 einfachen Substanzen lässt sich, aufser
dem Stickstoff, kein einziger im Zustande der Reinheit aus den
organischen Verbindungen darstellen; wenn aber aller Kohlen-
stoff in Kohlensäure , aller Wasserstoff in Wasser verwandelt
wird, so lässt sich aus der Quantität der Kohlensäure und der
1
des Wassers die Menge des Kohlenstoffs und Wasserstoffs mit
der gröfsten Schärfe berechnen. Selbst in dem Falle, wenn
die Elemente der organischen Substanzen rein abgeschieden
und dargestellt werden könnten, würde man in der Analjse,
der gröfseren Genauigkeit halber, der jetzt gebräuchlichen Me-
thode den Vorzug einräumen müssen.
Das Mittel, welches angewendet wird, um zu einer genauen
Kenntniss der Zusammensetzung einer organischen Verbindung
zu gelangen, besteht also in der Verwandlung eines bekannten
Gewichts derselben in Kohlensäure und Wasser, und die Voll-
kommenheit der Analjse hängt losofern lediglich von dem Ap-
parate ab, als er erlauben muss, diese Producte ohne Verlust
sammeln und ihr Gewicht bestimmen zu können. Bei Kör-
pern, welche Stickstoff enthalten, wird dieser Bestandtheil im
Zustande der Reinheit abgeschieden, und der Sauerstoff wird
stets auf indirectem Wege ausgemittelt.
Gaj-Lussac und Thenard, die ersten Begründer der
organischen Analjse, wandtea zur Verbrennung der organischen
Körper das chlorsaure Kali an. Die Substanz wurde damit ge-
mengt, in Kügelchen geformt und in kleineren Portionen in
eine aufrecht stehende glühende Glasröhre getragen. Die Gase,
welche sich durchs Verbrennen entwickelten, wurden durch
eine Seitenröhre unter einer Glocke über Quecksilber aufge-
fangen.
Alles Gas wurde genau gemessen, und nach der Correction
des Barometer- und Thermometerstandes mit Aetzkali in Be-
rührung gebracht. Nach der Absorption der Kohlensäure blieb
entweder reines Sauerstoffgas oder ein Gemenge desselben mit
Stickgas zurück. Die relative Menge des letzteren wurde durch
das Eudiometer ausgemittelt. Mit der Kenntniss der Gewichte
der Substanz, des chlorsauren Kali's , der Menge der gebilde-
ten Kohlensäure und des zurückbleibenden unveränderten Sauer-
sloffgases hatte man alle Data, um die Zusammensetzung des
Körpers zu berechnen. Was von dem Sauerstoff des chlorsau-
ren Kali's in den Gasen fehlte, musste mit dem Wasserstoff des
Körpers Wasser gebildet haben.
DSI
DerÄpparat von Gaj-Lussac und Thenard hatte kei-
nen andern Fehler, als dass er die Genauigkeit der Piesultate
zu sehr von der Geschicklichkeit des Experimentators abhängig
machte. Die Anaijse stickstoffhaltiger Körper mit Hülfe des
chlorsauren Kali's wurde, der Bildung von salpetriger Säure wie-
gen, wenig genau , und es war unmöglich, damit einen flüssi-
gen oder einen flüchtigen Körper zu analjsiren.
B er zelius bemühte sich mit Erfolg, durch Anwendung
horizontal liegender Verbrennungsröhren und durch Aufsamm-
lung des gebildeten Wassers, diese Methode bequemer für die
Ausführung und unabhängiger von den vielen Rechnungen zu
machen. Er wandte das chlorsaure Kali gemengt mit einer gro-
fsen Menge Kochsalz an, wodurch die Verbrennung verlang-
samt und zu gleicher Zeit der Vortheil erreicht wurde , dass
die ganze Menge des zu verbrennenden Körpers gleich anfangs
in die Verbrennungsröhre eingefüllt werden konnte.
Diese Apparate, welche nur für eine gewisse und sehr
kleine Reihe von Körpern anwendbar waren, erhielten durch
die Anwendung des Kupferoxjds, anstatt des chlorsauren Kali's,
welche Gaj-Lussac zuerst vorschlug und bei der Verbren-
nung der Harnsäure anwandte, eine grofse und sehr wesent-
liche Vebesserung. Bis jetzt sind seine Vorzüge vor dem chlor-
saurem Kali so anerkannt, dass die Anwendung des Letzteren
gänzlich aufser Gebrauch gekommen ist. Neben dem Kupfer-
oxjd wendet man ferner zur Verbrennung mancher sehr koh-
lenreicher Materien das chromsaure Bleioxjd an.
Saussure und Prout haben Beide zur Analjse organi-
scher Körper Apparate beschrieben, welche von dem ursprüng-
lichen von Gaj-Lussac und Thenard nur in der Form
und in der Substitution des Sauerstoffgases und Kupferoxjdes,
anstatt des chlorsauren Kali's, abweichen.
Der Apparat von Prout ist so eingerichtet, dass man die
zu analjsirende Substanz entweder für sich oder gemengt in
einem gemessenen Volum Sauerstoff verbrennt und das Volumen
dieses Gases nach der Verbrennung mit dem ursprünglichen
vergleicht; er stützt sich auf die Erfahrung, dass, wenn Koh-
1*
_4
leiisloff in Sauerstoffgas verbrannt wird, die gebildete Kohlen-
säure genau den Raum des verzehrten Sauerstoffgases einnimnii,
und mithin sein Volum nicht ändert; dass , wenn Wasserstoff
sich mit Sauerstoff vereinigt, für jedes Volum Wasserstoff
Ya Volum Sauerstoff bei der Verdichtung des gebildeten Wal-
sers verschwindet.
Wenn mithin der zu verbrennende Körper aus Kohlenstoff,
Wasserstoff und Sauerstoff besteht, so können nur drei Fäle
stattfinden. Entweder das ursprüngliche Volum des Sauerstoffs
bleibt nach der Verbrennung ungeändert, und in diesem ent-
hielt der verbrannte Körper Sauerstoff und Wasserstoff in dem
Verhältniss, wo sie Wasser bilden, oder das Volum des Sauer-
stoffs nimmt ab, oder es vergröfsert sich; in den beiden letzte-
ren Fällen war entweder in der Substanz mehr Wasserstoff,
und mithin weniger Sauerstoff, enthalten, als nöthig gewe-
sen wäre, um damit Wasser zu bilden, oder es war weniger
Wasserstoff, und mithin mehr Sauerstoff, vorhanden. Die Quan-
tität, um welche das ursprüngliche Volum des Sauerstoffgases
ab- oder zugenommen hatte, konnte genau gemessen wer-
den, und mit dem Volum der erzeugten Kohlensäure war es
leicht, die Zusammensetzung der Substanz in Zahlen auszudrücken.
Für stickstotfhaltige Substanzen und für die Analjse einer
Menge anderer Körper war dieser Apparat aber nicht anwend-
bar. Nach einem ähnlichen Princip ist neuerdings ein Apparat
von B runner construirt worden. Alle diese Apparate sind
ausschllefslich nur von ihren Erfindern in Anwendung gekom-
men, und da sie keine Vorzüge vor den allgemein gebräuchli-
chen gewähren, so würde es überflüssig sejn, sie hier ausfühi -
lieh zu beschreiben.
A 11 g^e meines Verfahren.
Wir wollen in dem Folgenden die Apparate und Verfah-
rungsweisen beschreiben, welche in dem gegenwärtigen Augen-
blicke von der Mehrzahl der Chemiker zur organischen Analjse
angewendet werden. Es ist hier der Ort, einige allgemeine Be-
merbingen über die Operationen bei der organischen Analyse
vorauszuschicken .
Man v/ird bemerken, dass alle Apparate, welche zu diesem
Zwecke angewendet werden, sehr einfach sind und zu ihrer
Handhabung keine besondere Geschicklichkeit voraussetzen; die
Haupterfordernisse zur Ausführung einer guten Analjse sind:
die gröfste Genauigkeit im AbAvägen der Apparate, und die
strengste Gewissenhaftigkeit In der Ausführung aller Vorberei-
hingsarbelten. Man schmeichle sich nicht, zu einem genauen
PiCsullate zn gelangen, wenn irgend etwas versäumt worden
ij:t, was es sichern kann; alle sonst auf die Arbeit verwandte
Mühe und Zeit sind verloren, wenn man eine der angegebenen
Vorsichtsmafsregeln auszuführen unterlässt.
Es Ist klar , dass man einen vorgesetzten Zweck auf ver-
schiedenen Wegen erreichen kann, und dass die Mittel, welche
in dem Folgenden angegeben v\^erden, einer Vervollkommnung
wohl fähig sind; allein alle sogenannten Verbesserungen und
Vervollkommnungen, welche bis jetzt vorgeschlagen wurden,
beweisen nur die Unbekanntschaft mit dem allgemeinsten Prin-
dp von dem, was man eine Methode nennt.
Jeder Chemiker wird, wenn er sich einige Erfahrung in
der organischen Analjse verschafft hat, die beschriebenen Ap-
parate In besonderen Fällen nach seiner Einsicht verändern und
sie seinem Zwecke anpassen können; aber man geht zu weit,
wenn man diese Abweichung In einem speclellen Falle als eine
Verbesserung des Ganges in Allgemeinen ansehen und empfeh-
len würde.
In der Natur des menschlichen Geistes liegt an und für
sich das Streben nach Vervollkommnung; daher die Bemühun-
gen, das Vorhandene zu verbessern und neue Wege zu finden,
ein vorgesetztes Ziel zu erreichen. Man begeht hier meistens
einen ganz allgemeinen Fehler, nämlich man versäumt, die
Brauchbarkelt der bekannten Mittel auf die Probe zustellen oder
sich damit bekannt zu machen ; man weicht von vorn herein
von dem gewöhnlichen Wege ab, und wenn die Bemühungen
mit Erfolg gekrönt sind, so übersieht die Befriedigung des Er-
findungsgeistes die Umwege und die Schwierigkeiten, welche
zu überwinden waren, und denen man auf dem gebahnten
Wege nicht begegnet wäre.
Wir haken uns In dem Folgenden an die Regel von Ber-
zellus, dem erfahrensten Chemiker unserer und wahrschein-
lich aller Zelten, und wir ziehen unter zwei gleich guten Ver-
fahrängswelsen die einfache der oompllcirten vor.
Die erste Aufgabe, welche man bei der Ausführung der
organischen Analjse zu lösen hat, Ist, dass man sich die zu
analjsirende Substanz in dem höchsten Grade der Reinheit
zu verschaffen sucht; kein Mittel darf vernachlässigt werden,
um sich über die Abwesenheit fremder Stoffe zu yergewlssern.
Vorausgesetzt, dass die Materie rein sey^ Lat man, als
eine Quelle der Unsicherheit in den Resultaten der Analjse ued
der Ursache der Differenzen mehrerer Operationen, die Schwie-
rigkeit zu beachten, das Gewicht des zu analjslrenden Körpers
mit Genauigkeit zu bestimmen. Alle organischen Substanzen
ziehen mit grofser Begierde Wasser aus der Luft an, und ihr
Gewicht wird hierdurch vermehrt; sie müssen von aller hygro-
skopischen Feuchtigkeit befreit und auf eine Art gewogen wer-
den, dass eine Anziehung von Feuchtigkeit in der Zeit, wo sie
auf der Wage liegen, nicht leicht möglich Ist.
Wenn man erwägt, dass ein Wassergehalt von 5 — 6
Milligrammen gleichbedeutend ist einem Verlust von 10—12
Milligrammen Kohlensäure , so wird man sicher auf eine rich-
tige Gewichtsbestimmung der Substanz alle Aufmerksamkeit ver-
wenden.
Man kann diesen Zweck auf verschiedene Weise erreichen-
Der folgende Apparat gewährt In dieser Hinsicht vollkommene
Sicherheit; er besteht in der Röhre ^ Fig. 1, Taf. I.; der untere
weitere Theil hat etwa % 2i0ll Im Durchmesser; die Röhren
a und b sind Barometerröhren, die eine von 2, die andere
von 3 Linien im Durchmesser. Durch die weite Röhre h
schüttet man die Substanz hinein, man verbindet diese vermit-
telst eines Korkstöpsels mit der Ghlorcalclumröhre c , und die
Seitenröhre a mit der Röhre d Flg. 2. Die Röhre e ist ein ge-
wohnlicher Heber. Die Rohre d ist etwa einen Zoll kürzer,
als das äufsere Rohr oc des Hebers.
Man weifs, dass bei dieser Einrichtung ein vollkommen
gleichförmiger Ausfluss des Wassers hervorgebracht wird, und
da die Luft, welche das ausfliefsende Wasser ersetzt, aus der
Oeffnung der Röhre d in die Flasche tritt, so sieht man sogleich,
ob alle Verbindungen vollkommen schllefsen.
Die dreihalsige Flasche ist mit Wasser gefüllt; man sieht
leicht, dass, wenn das Wasser zum Ausfliefsen gebracht wor-
den, ein beständiger Strom von trockner Luft alle Feuchtig-
keit aus der Substanz vollkommen entfernt.
Der horizontale Theil der Trockenröhre sitzt in einem
Sandbade, Wasserbade, Ghlorcalciumbade etc., je nach der
Temperatur, welcher man die Materie aussetzen will. Will man
den Wassergehalt bestimmen, so wird der Apparat A zuerst
leer, sodann mit der Substanz gewogen ; er wird sodann in das
Wasserbad, Chlorcalciumbad etc. gesetzt, und man lä'sst so
lange Luft hindurchgehen, als sich noch Wasser in der Röhre
d verdichtet. Indem man nun von Zeit zu Zeit den Apparat A
auf die Wage bringt, sieht man, ob sich sein Gewicht noch
vermindert; sobald sein Gewicht sich nicht mehr ändert, schüt-
tet man eine kleine Quantität der Materie aus dem Apparate
A in eine lange, vollkommen trockne Probirröhre, Fig. 3, und
setzt diese vermittelst einer Spirituslampe oder in einem Sand-
bade einer höheren Temperatur aus , natürlich nur einem sol-
chen Hitzegrade, bei welchem sie noch keine Zersetzung er-
fährt. Bemerkt man in diesem Falle in der ProbirrÖhre nicht
den mindesten Beschlag von Wasser, so ist man der völligen
Trockenheit der Substanz gewiss; im entgegengesetzten Falle
muss das gewöhnliche Wasserbad mit einer Kochsalzlösung oder
Ghlorcalciumlösung verlauscht, und mit dieser Procedur fort-
gefahren werden. »
Mitscherlich wendet zum Austrocknen der organischen
Materien einen ähnlichen Apparat an. Er unterscheidet sich
von dem beschriebenen nur darin, dass er die Röhre a Fig. 1
mit einer Handluftpumpe in Verbindung setzt, durch welche er
'
fortdauernd Luft durch den Apparat hindurchzieht, bis die Sub-
stanz trocken ist. Es ist nun äufserst ermüdend, 4 bis 6 Stun-
den lang unausgesetzt die Luftpumpe in Bewegung zu erhahen,
und man wird wahrscheinlich zu dieser Einrichlung nur dann
seine Zuflucht nehmen, wenn man keine dreihalsige Flasche zu
seiner Verfügung hat.
Statt der Glasflasche wendet man noch bequemer den
Fig. 4 gezeichneten Apparat von Blech an ; er fasst etwa 40
Pfund Wasser. Der Trichter a dient zum Nachfüllen des aus-
geflossenen Wassers. Die mittlere Oeffnung b ist mit einem
Korkstöpsel verschlossen: sie dient dazu, um der Luft bei dem
Nachfüllen des Wassers Ausgang zu verschaffen. Den Aus-
fluss des Wassers regulirt man durch die Stellung des Hahns,
Substanzen, welche das Wasser mit äufserster Hartnäckig-
keit zurückhalten , trocknet man im luftleeren Räume , unter-
stützt durch eine steigende Temperatur. Fig 5 zeigt diese
Einrichtung, yi Ist eine kleine Handluftpumpe, B ein Chlor-
calciumrohr, C eine cjlindrische, starke Röhre, welche die aus-
zutrocknende Substanz enthält ; man setzt diese in ein eisernes
oder kupfernes Gefäfs mit einer concentrirten Auflösung von
Chlorzink, erhitzt es darin bis nahe an die Temperatur, bei
welcher die Materie zersetzt wird. Nachdem man die feuchte
Luft durch die Luftpumpe entfernt hat, lässt man von Zeit
zu Zeit durch Oeffnung des Hahns a wieder Luft in den Appa-
rat hinein ; diese wird bei ihrem Durchzuge durch das Chlorcal-
ciumrohr jedesmal von aller hjgroskopischen Feuchtigkeit be-
freit, und in ganz kurzer Zeit, meistens in einigen Minuten,
erreicht man mit Hülfe dieser Einrichtung die völlige Entfer-
nung alles hjgroskopischen oder gebundenen W^assers.
W^enn die Substanz trocken ist, so muss eine gewisse Quan-
tität davon zur Analjse abgewogen werden. Am besten ge-
schieht dies in einer offnen kleinen cjlindrischen, engen Röhre;
sie ist Fig. 6 m natürlicher Gröfse abgebildet. Man kann diese
Röhre horizontal auf die Wage legen , oder in ein konisch zu-
sammengerolltes Röhrchen von Blech stellen, dessen weite Oeff-
nung auf die Wagschale gestellt wird; auch ist ein Fufs von
9
Blech Fig. 6, Taf. II , sehr bequem. Man nimmt ihr Gewicht,
bringt eine gewisse Quantität der Substanz hinein und wiegt
wieder; die Gewichtszunahme drückt das Gewicht der Sub-
stanz aus.
Man kann auch die Röhre der Substanz mit auf der Wage
tariren, die Röhre nachher entleeren und sie darauf mit dem,
was hängen geblieben ist, zurückwiegen; man legt sie auf die
Wage und bringt so viel Gewicht hinzu , bis das Gleichge-
wicht wieder hervorgebracht ist.
Man muss im Allgemeinen alles Wiegen in einem Uhrglase
oder in einem offenen weiten Gefäfse vermeiden. Während
der kurzen Zeit, wo die Röhre mit der Substanz auf der Wage
Uegt, kann , ihrer Form halber, kein bemerklicher F.uftwechsel
stattfinden, und auch bei sehr hjgroskopischen Substanzen än-
dert sich in dieser einfachen Vorrichtung während einer hal-
ben Stunde ihr Gewicht nicht.
Man hat nun jetzt ein bestimmtes Gewicht der Substanz;
um den Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt derselben auszumit-
teln, muss man den Kohlenstoff in Kohlensäure, den Wasserstoff
in Wasser verwandeln. Das Gewicht Beider muss bestimmt
werden.
Im Allgemeinen wird die Substanz, wenn sie trocken und
pulverförmig ist, mit Kupferoxjd gemengt; die Mischung wird
in einer Glasröhre mit glühenden Kohlen umgeben. Die Ver-
brennungsröhre ist 15 — 18 Zoll lang, hat 4 — 5 Linien
im Durchmesser , der hintere verschlossene Theil ist in eine
Spitze ausgezogen, welche nach aufwärts gerichtet und verschlos-
sen ist.
Bei der Mengung der Substanz mit Kupferoxjd ziehen
Beide aus der Luft Wasser an; dieses Wasser würde das Gewicht
des durch die Verbrennung gebildeten vermehren ; es muss aufs
Sorgfältigste und Genaueste vor der Verbrennung wieder ent-
fernt werden.
Dies geschieht am einfachsten durch die Vorrichtung, welche
so eben beschrieben worden ist, um das Wasser aus der Sub
stanz bei einer höheren Temperatur, unterstützt durch einen-
10
verminderten Luftdruck, zu entfernen. Fig. 7 zeigt diese Vor-
richtung. A ist die Luftpumpe, B das Chlorcalciumrohr, C die
mit der Mischung gefüllte Verbrennungsröhre; sie liegt in einem
Bett von Holz D und wird mit 120° heifsem Sande umgeben.
Vor dem Auspumpen der Luft wird die Röhre mit der Mischung
flach auf einen Tisch mehrmals aufgeklopft, so dass sich über
der Mischung ein sichtbarer leerer Raum bildet; wird es ver-
säumt, der Luft bei dem Auspumpen Raum zum Entweichen zu
geben, so begiebt sich die Mischung, sobald die Luftpumpe in
Bewegung gesetzt wird, in die Chlorcalciumröhre. Indem man
nun in der Verbrennungsröhre einen luftleeren Raum hervor-
bringt, und von Zeit zu Zeit wieder durch Oeffnen des Hahos
a trockne Luft einströmen lä'sst, ist nach 10 — 12maligem Aus-
pumpen an der Stelle h der Chlorcalciumröhre kein Anflug von
Feuchtigkeit mehr zu bemerken, selbst wenn diese Stelle durch
Umgeben mit Baumwolle , auf welche man etwas Aether schüt-
tet, stark abgekühltwird, und dieMischung ist als trocken zu be-
trachten.
Die Mischung der Substanz mit reinem Kupferoxjd ge-
schieht in einem reinen und warmen Porzellanmörser ; je sorg-
fältiger die Substanz vertheilt und mit dem Kupferoxjd gemengt
wird, desto leichter, vollkommener und schneller geht ihre Ver-
brennung von Statten.
Mitscherlich lässt die Verbrennungsröhre an der Spitze
offen, füllt sie zu % ihrer Länge mit Kupferoxjd, verbindet die
offene Spitze oder die weite Oeffnung mit einem Chlorcalcium-
röhre, mit deren anderem Ende ein Blasbalg verbunden ist, er-
hitzt das Kupferoxjd bis zum schwachen Glühen, und treibt
nun vermittelst des Blasbalges trockne Luft über das heifse
Oxjd ; die Spitze wird nun zugeschmolzen , er tarirt alsdann
die mit Kupferoxjd gefüllte Verbrennungsröhre , und schüt-
tet die trockne Substanz hinein. Die Gewichtszunahme giebt
ihre Quantität.
Er mischt sie nun auf folgende Weise mit dem Kupfer- *
oxjd: er biegt einen Kupferdraht an dem einen Ende in die
Form eines Korkziehers , schraubt diesen Theil bis zur halben •
11
Oxjdschicht in die Rohre , und führt ihn auf und nieder , bis
man die Mischung für innig genug hält.
Diese Verfahrungsart ist unbequemer und umständlicher,
als die beschriebene. Indem sich ferner bei einer Belastung der
Wage von 120 bis 140 Grammen durch die Verbrennungs-
röhre das Gewicht der Substanz nicht bis zu y^ Milligramm ge-
nau bestimmen lässt, ist sie unsicher. Eine vollkommene Mi-
schung lässt sich ferner mit einem Korkzieher nicht bewerkstel-
ligen. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man et-
was Stärke mit Kupferoxjd nach dieser Methode recht innig
mischt, und die Mischung nachher in einem reinen Mörser
mit der Pistille platt drückt; man erkennt alsdann an einer
Menge runder, weifser Stellen die ungemischte oder zusam-
mengeballte Stärke, deren innerer Theü nur verkohlen, aber
nicht verbrennen kann. Berzelius empfiehlt die beschriebene
Trocknungsmethode für den Fall , wo man keine Luftpumpe zu
seiner Verfügung hat; es ist aber alsdann besser, sich mit der
organischen Analjse überhaupt nicht zu beschäftigen.
Das durcb die Verbrennung gebildete Wasser wird in der
Röhre Fig. 8 aufgefangen; sie ist mit geschmolzenem Chlorcal-
cium, in der Kugel mit groben Stücken, in der langen Röhre
mit grobem Pulver angefüllt ; vor die beiden Oeffnungen dieser
Röhre bei a u. b wird etwas Baumwolle eingelegt, um das
Herausfallen kleiner Stückchen Chlorcalciums zu verhindern.
Die Röhre b wird vermittelst eines Korkes genau eingepasst,
der Kork am Rande des Glases scharf abgeschnitten und mit
gescbmolzenem Siegellack überzogen, um alles Anhängen von
Staub zu vermeiden. Das Gewicht der Röhre ist bekannt, ihre
Gew^ichtszunahme nach der Verbrennung giebt die Menge des
gebildeten Wassers,
Die Chlorcalciumröhre wird vermittelst eines Korkstöpsels
mit der Verbrennungsröhre in Verbindung gebracht, wie Fig. 9
Jj^eigt. Der Korkstöpsel wird mit einer feinen Feile oder mit
Mohr's Korkbohrer (siehe Korkbohrer) durchstofsen und
die Oeffnung durch Nachfeilen passend gemacht, vermittelst ei-
nes sehr scharfen Messers wird er für die Oeffnung der Ver-
12
brennungsrÖhre zugerichtet; man giebt ihm am besten eine cj-
lindrische oder eine etwas konische Form, dies richtet sich nach
der Oeffnung der Röhre. Das Dnrchstofsen eines Korks ver-
mittelst eines glühenden Drahls muss man vermeiden , indem
meistens hierdurch der Kork Fehler, kleine Sprünge, bekommt
und aufgetrieben wird.
Einige Chemiker geben, nach dem Verfahren von Ber-
zelius, der Chlorcalciumröhre die Form Fig. 10, Sie ziehen
die Verbrennungsröhre a in eine Spitze aus, welche sie in die
Chlorcalciumröhre h hineingehen lassen; die Verbindung beider
bewirken sie durch eine Kautschuckröhre, welche auf beiden
Seiten festgebunden wird. Nach der Verbrennung wird die
Spitze der Verbrennungsröhre bei c abgeschnitten, das Kaut-
schuckröhrchen, ohne die Spitze aus der Chlorcalciumröhre
herauszuziehen, entfernt, das Chlorcalciumrohr mit der Spitze
gewogen, die Spitze hernach herausgenommen, ausgeglüht und
wieder gewogen ; nachdem man nun das Gewicht der Spitze
abgezogen hat von dem ersteren Gewicht, erhält man das Ge-
wicht der Chlorcalciumröhre mit der durch die Aufnahme des
gebildeten Wassers hervorgebrachten Gewichtszunahme.
Die durch die Verbrennung gebildete Kohlensäure wird in
dem Apparate Fig. 11 aufgefangen; er wird mit Kalilauge an-
gefüllt, und zwar so, dass in jeder Kugel noch eine kleine Luft-
blase bleibt. Dieser Apparat besteht in einer Glasröhre, in
welcher 5 Kugeln ausgeblasen sind; er wird auf folgende W^eise
verfertigt: An eine 4 Linien weite, etwas starke Glasröhre
von 3 Zoll Länge, a Fig. 12, schweifst man zwei, 2 Linien
weite, Barometerröhren h h an, schmilzt die Oeffnung der ei-
nen zu oder verstopft sie mit etwas geschmolzenem Siegellack,
erweicht nun das eine Ende der dicken Glasröhre a, und
bläst diesen Theil zu einer Kugel auf; man verfährt auf dieselbe
Weise mit dem Ende der entgegengesetzten Seite, wie dies an
Nro. 2 zu sehen ist; nachdem dies geschehen, wird der mitt-
lere Theil sehr heifs gemacht und zu einer etwas gröfseren Ku-
gel aufgeblasen, wodurch das Ganze die Gestalt von Nro. 3
erhält. Nach der Hand löthet man an eine ähnliche enge Ba-
• 13
rometerröhre ein etwa zolllanges Stück a einer der Röhre a
entsprechenden Glasröhre, zieht die eine Oeffnung zu einer
Spitze aus , schneidet die Spitze bei d ab , und schweifst diese
Oeffnung mit der Röhre h zusammen (Nro. 5); die letztere
schneidet man vorher zu einer Länge von 2 Zoll ab. Nachdem
dies geschehen ist, wird das Stück oc zu einer Kugel aufgebla-
sen (Nro. 6). Auf die nämliche Art verfährt man mit dem ent-
gegengesetzten Ende.
Die eine Kugel kann etwas kleiner sejn, als die andere:
jedenfalls muss die eine so weit sejn, dass sie etwas mehr Flüs-
sigkeit fassen kann , wie die mittlere Kugel. Man erhitzt nun
über einer Spirituslampe die Stellen ßß scharf an der Kugei
(Nro. 7) , und biegt die beiden Seitenröhren in einem Winkel
von 45° (s. Fig. 13, //.); über den Kugeln m und n bei oc er-
halten diese Röhren eine zweite Biegung (s. Fig. 13, B.). Man
hat hierbei Folgendes zu beachten: Es ist zweckmäfsig, die
Röhre o, welche die weitere Kugel m trägt, so zu biegen, dass
ihr horizontaler Theil , mit der Chlorcalciumröhre verbunden,
dem Operateur zur Linken ist. Nachdem man die Röhren o
und p bei o. (Fig. 13, B.) erhitzt hat, biegt man sie gleichzeitig
so , dass beide über einander greifen. Wenn man sich genau
an die Fig. 1 3, A. und B. hält, kann man die beste Disposition
nicht verfehlen. Die scharfen Ränder der Röhren o und p wer-
den an der Lampe glatt geschmolzen.
Um diesen Apparat mit Kalilauge zu füllen, verbindet man
das eine Ende mit der Röhre h Fig. 14 vermittelst eines Kork-
stöpsels, taucht die Oeffnung des Kaliapparates in ein passendes
Gefäfs mit Kalilauge, und zieht nun mit dem Munde die Flüs-
sigkeit hinein. Nachdem dies geschehen ist, wird das inwendig
feuchte Stück der Röhre o mit zusammengedrehtem Löschpa-
pier vollkommen ausgetrocknet; der reine und trockne Apparat
wird gewogen und mit der Chlorcalciumröhre vermittelst einer
Kautschuckröhre verbunden.
Der Kaliapparat, mit der Lauge gefüllt, wiegt 50 bis 60
Grm. Bei einer Concentration von 1,25 bis 1,27 schäumt die
Lauge nicht, und ihre Absorptionsfähigkeit ist alsdann am
14
Stärksten. Natronlauge schäumt wie Seifenwasser , und muss
vermieden werden.
j^ Die Kauischuckröliren schneidet man sich aus dünnen
Blättern Kautschuck ; man legt ein Stückchen von ly^ Zoll
Länge so zusammen, dass dadurch eine Röhre gebildet werden
kann von der Weite der Barometerröhren , welche mit einan-
der verbunden werden sollen. Durch einen einzigen Schnitt
mit einer vollkommen reinen Scheere schneidet man der Länge
nach etwa eine halbe Linie davon ab, und erhält auf diese
Weise zwei gleiche Schnittränder , welche mit dem Nagel der
beiden Daumen zusammengedrückt werden; zuletzt wird das
fertige Röhrchen mehrmals stark auseinandergezogen. Wenn
man die frischen Schnittflächen mit dem Finger berührt^ so
haften sie an dieser Stelle nicht mehr. Es ist gut, das Stück
Kautschuck vor dem Zusammenlegen inwendig etwas ^u befeuch-
ten, damit die Wände der Röhre nicht zusammenkleben. Das
Festbinden der Kautschuckröhre geschieht mit starken gedreh-
ten Seidenschnüren , deren Enden man , um das Ausgleiten zu
verhüten, mit Knoten versieht.
Der Ofen, in welchem die Verbrennung der Substanz vor-
genommen wird, ist Fig. 15 abgebildet; er ist von Elsenblech,
22 — 24 Zoll lang, 3 Zoll hoch; der Boden ist 3 Zoll breit
und mit Einschnitten in Gestalt eines Rostes versehen, die ei-
nen halben Zoll von einander liegen ; die Wände erweitern
sich nach oben, ihre Entfernung a h kann A% Zoll betragen;
er ruht auf einem Ziegelstein e Fig. 18, und zwar so, dass
die beiden vorderen Oeffnungen des Rostes offen, alle anderen
hingegen durch den Ziegelstein verschlossen sind. Der ganzen
Länge nach sind in dem Ofen Träger B von starkem Eisen-
blech angebracht; sie haben die Form Fig. 16, C; sie sind
gleich hoch und correspondiren genau mit der runden Oeff-
nung der vorderen Wand A Fig. 16 des Ofens; sie sind be-
stimmt, die Verbrennungsröhre zu tragen.
Hat man die Absicht, stärkeres Feuer zu geben , d. h. den
Zug zu vermehren , so wird der Ofen etwas auf die Seite ge-
neigt und ein plattes Ziegelstück an zwei Stellen untergeschoben.
15
Speclelles Verfahren.
f
Die Verbrennungsröhre wird nÖthigenfalls mit Wasser aus-
gewaschen und mit Papier, womit man einen Glasstab um-
wickelt hat, ausgetrocknet; nach dem Ausziehen und Zuschmel-
zen der Spitze wird sie sehr heifs gemacht, und eine lange en-
gere Röhre bis auf das verschlossene Ende eingesteckt. Indem
man nun mit dem Munde die Luft aus der engeren Röhre her-
auszieht, wird mit derselben der letzte Rest von Feuchtigkeit
hinweggenommen. Die trockne Röhre wird mit etwas heifsem
Kupferoxjd zuletzt noch ausgespült, und dieses auf die Seite
gcthan. Damit man ein bestimmtes IVIaafs für die Quantität hat,
welche man mit der Substanz mischen will, füllt man jetzt die
Röhre zu y^ ihrer Länge mit reinem Kupferoxjd aus dem Tie-
gel an, in dem es frisch geglüht wurde, wobei man vermeiden
muss, es mit irgend einer fremden Materie in Berührung zu
bringen ; dieses Kupferoxjd ist bestimmt, mit der zu verbren-
nenden Substanz gemischt zu werden.
Die Mischung fester Materien muss jederzeit in einem hei_
Isen, tiefen Porzellanmörser mit glattem, jedoch mattem Bo-
den bewerkstelligt werden; der Mörser wird vorher mit reinem
Kupferoxjd ausgerieben und dieses auf die Seite gelhan; man
schüttet die abgewogene Substanz in den Porzellanmörser und
spült nun das Röhrchen, worin sie gewogen wurde, mit Kupfer-
oxjd sorgfältig nach; man vertheilt zuerst die Substanz mit
wenig Kupferoxjd, mischt so innig als möglich und setzt nach
und nach die ganze Quantität Kupferoxjd zu, welche man in
die Verbrennungsröhre eingefüllt hatte.
Das Mischen muss mit der geringsten Anstrengung be-
werkstelligt werden können; die Substanz und das Kupferoxjd
müssen deshalb, die erstere vor dem Wiegen, das letztere vor
dem zweiten schwächeren Ausglühen, in ein feines Pulver ver-
wandelt werden. Enthält das Kupferoxjd harte Körner, so lässt
sich die Mischung nicht innig machen; es geschieht dann häufig,
16
dass die Pistille von denselben abspringt , wodurch Theile der
Mischung aus dem Mörser herausgeschleudert werden. Wenn»
man bei der Mischung den Mörser auf einen Bogen von glat-
tem weifsen Papier stellt, so kann man leicht sehen, ob man et*
was von der Mischung verloren hat oder nicht.
Die Älischuiig wird aus dem Mörser in die Verbrennungs-
röhre gefüllt, mit der Vorsicht, dass man zuerst etwa einen
halben Zoll reines Kupferoxjd auf den Boden derselben bringt;
der Mörser wird mit reinem Kupferoxjd nachgerieben und aus-
gespült, und aufser diesem wird die Röhre bis 1 Zoll von der
Mündung mit reinem Kupferoxjd aufgefüllt. Bei Fig. 17 sind
die Längen der verschiedenen Lagen von reinem Kupferoxjd,
Mischung, Nachspülung und wieder reinem Oxjd durch die ent-
gegengesetzle Fvichtung der Striche ungefähr angedeutet.
Der Korkstöpsel, welcher die Verbrennungsröhre mit der
Chlorcalciumröhre verbindet, wird mit einem leichten Hammer
weich geklopft, wodurch er äufserst elastisch wird; nachdem
das Loch hindurchgebohrt und er vollkommen zugerichtet ist,
setzt man ihn in einem bedeckten Tiegel in hcifsem Sande einer
ziemlich hohen Temperatur aus, um alle hjgroskopische Feuch-
tigkeit daraus zu entfernen ; er muss mit einiger Mühe in die
Oeffnung der Verbrennungsröhre passen, und seine weiche Be-
schaffenheit erlaubt die Anwendung einer gewissen Gewalt, ohne
den Apparat selbst der Gefahr des Zerbrechens auszusetzen.
Die Verbrennungsröhre und Chlorcalciumröhre müssen
genau horizontal oder etwas gegen den Kaliapparat geneigt ge-
legt werden, damit das in dem engeren Theile der letzteren
sich sammelnde Wasser von selbst hineinlliefst; man legt zu die-
sem Zweck den hinteren Theil des Ofens etwas höher, als den
vorderen. Fig. 18 zeigt die zur Verbrennung hergerichteteu
und zusammengefügten Theile der Vorrichtung, a ist die Ver-
brennungsröhre, b die Chlorcalciumröhre, c das Kautschuck-
röhrchen, m die gröfsere Kugel des Kallapparales, welcher in
Verbindung steht mit der Chlorcalciumröhre, e ist ein Ziegel-
stein, / ein daruntergeschobenes Stück Eisen, um dem Ofen
eine nach dem Kaliapparate geneigte Lage zu geben.
17
Die Verbrennungsröhre wird, ehe sie mit der Chlorcal-
ciumröhre verbunden wird, mehrmals flach auf einen ebenen
Tisch stark aufgeklopft man hat mit Vorsicht darauf zu ach-
ten, dass über dem Kupferoxjd ein Luftraum vorhanden ist,
welcher den gasförmigen Producten einen Ausgang gestattet;
es geschieht sonst häufig, dass das Kupferoxjd hervorgeschleu-
dert wird, oder dass sich die Röhre am hinteren Theil ver-
stopft. Zahllose Erfahrungen haben bewiesen, dass bei dieser
Disposition die Verbrennung nicht minder vollkommen ist,
selbst wenn die Substanzen noch so reich an Kohlenstoff sind.
Mitscher lieh dreht einen schraubenförmig gewundenen
Kupferdraht durch die ganze Länge der Mischung und lässt ihn
während der Operation in der Röhre; er hat den Zweck, den
Zusammenhang derselben zu unterbrechen; man kann sich aber
nicht auf seinen Dienst verlassen. Wir wiederholen es, nur bei
der beschriebenen Einrichtung ist man sicher, dass die Analyse
unter allen Umständen gelingt. ^
Der vordere Theil der Verbrennungsröhre enthält reines
Kupferoxjd ; dieses muss zuerst in starkes Glühen gebracht wer-
den, ehe man den Theil, welcher die Mischung enthält, mit
Kohlen umgiebt.
Ehe man aber überhaupt die Verbrennung beginnt, ist es
vor allen Dingen nöthig, dass man sich versichert, ob alle Ver-
bindungen luftdicht schliefsen.
Um dies zu erfahren, zieht man vermittelst der Saugröhre
Fig. 19 mit dem Munde eine kleine Quantität Luft aus dem
zusammengefügten Apparate heraus; eine natürliche Folge da-
von ist, dass bei dem Aufhören des Ziehens eine gewisse Quan-
tität Kalilauge in die Schenkelröhre der Kugel m tritt. Der
Stand der Flüssigkeit ist demnach darin etwa um V/^, Zoll höher,
-als in dem entgegengesetzten Schenkel, wie dieses deutlich an
Fig. 11, -B beobachtet werden kann, wo oc und ß den Stand der
Kalilauge bezeichnen. Bleibt dieser Stand nicht eine Zeillang
unverändert« sinkt also die Kalilauge in den mittleren Theil
Fig. 11, ^^ hinab, so dringt entweder durch das Kautschuck-
röhrchen c oder durch den Korkstöpsel Luft in den Apparat
2
18 ^
hinein; sie müssen in diesem Falle mit besseren vertauscht
i werden.
Man umgiebt nun den vorderen Theil der Verbrennungs-
rohre mit glühenden Kohlen; man hat, wenn die Röhre nicht
feucht ist oder Knoten enthält, nie ein Zerspringen derselben
zu befürchten. Ist das Kupferoxjd nicht ganz trocken, so sieht
man sogleich bei der ersten Einwirkung der Wärme einen
mehr oder minder bemerkbaren Beschlag an dem vorderen
leeren Ende der Röhre «, welcher einen Zoll lang aus dem
Ofen hervorragt; in diesem Falle kann man darauf rechnen,
dass die Wasserstoffbestimmung etwas zn hoch ausfallen wird,
um das Herabfallen der Kohlen zu vermeiden und um die
übrigen Theile der Röhre vor der Einwirkung des Feuers zu
I schützen, dient der doppelte Schirm Fig. 18, g; er wird aus
• starkem Eisenblech nach der Oeffnung des Ofens ausgeschnit-
W • ten, und man gicbt ihm die Form Fig. 20.
,0 0 Man stellt den Schirm hinter dem vorderen Theile der
♦ Verbrennungsröhre, der reines Kupferoxjd enthält, auf, und
nachdem dieser Theil der Röhre rothglühend ist, wird er um
y2 bis 1 Zoll nach dem hinteren Theile zurückgerückt, und
dieser Theil mit Feuer umgeben; wie weit man ihn jedesmal
zurückrücken muss, richtet sich nach der Schnelligkeit der
Gasentwicklung, Jedesmal müssen so viel glühende Kohlen
auf einmal angelegt werden, dass die Röhre, ganz davon umgeben,
schnell glühend werden muss. Auch wenn die Gasentwick-
lung anfänglich stärker ist, als man sie zu haben wünscht, darf
* man die einmal angelegten Kohlen nicht wieder entfernen; sie
wird durch die Wegnahme derselben nur in seltenen Fällen
verlangsamt, aber die Verbrennung kann dadurch unvollkom-
men gemacht werden; man muss die Gasentwicklung durch
Erhitzen von kürzeren Stellen der Röhre zu reguliren suchen.
Der vordere, aus dem Ofen hervorragende, leere Theil
der Verbrennungsröhre muss während dem ganzen Verlaufe
der Verbrennung so heils erhalten werden, dass sich nicht
die kleinste Quantität Wasser darin condensiren kann; man
ist in diesem Falle vor einem Verlust anW^asser vollkommen sicher.
19
t
Die Verbrennung würde am regelmäfsigsten vor sich ge-
hen, wenn man dem Glase der Verbrennungsröhre alleW^ärme-
leltungsfähigkeit benehmen könnte; dies ist nun nicht der Fall,
man kann aber nicht aufmerksam genug darauf sejn, dass man
jedesmal nur kurze Strecken der Verbrennungsröhre zum Glü-
hen bringt; die Gasblasen müssen ununterbrochen und rasch
auf einander folgen. Wenn die Anzahl der Träger der Ver-
brennungsröhre zu gering ist, so biegt sich zuweilen ein Stück
der Verbrennungsröhre; ein Aufblasen derselben hat man aber
In keinem Falle zu befürchten, indem der Druck der Flüssigkeit,
den das Gas zu überwinden hat, auf das möglicherweise weich
gewordene Glas zu gering ist. •
Mitscherlich legt das Verbrennungsrohr in einen aus- #
gefeilten Flintenlauf, so dass sich das Glasrohr von oben hin-
einlegen lässt; er sucht damit eine gleichförmige Erhitzung und
Schmelzung der Verbrennungsröhre zu vermelden, allein mit
dieser Einrichtung begiebt man sich aller Vortheile, welche eine j i^"^
genaue Regullrung des Feuers gewähren; flüchtige Substanzen % '
destilliren unaufhaltsam und unverbrannt über, und bei schwer- •^
verbrennlichen lässt sich die Temperatur nicht geben, welche
eine vollkommene Verbrennung verbürgt. Die schnelle Ver~
breitung der Wärme in dem Flintenlaufe verhindert Mitscher-
lich durch Blasen mit dem Munde oder durch Umgebung mit
nassen Tüchern ; man hat aber bei der Verbrennung seine Auf-
merksamkeit auf viel wichtigere Momente zu richten , als dass
man sich damit abgeben könnte, den Fiintenlauf durch Bla-
sen mit dem Munde kalt zu erhalten. Das Umgeben mit nas-
sen Tüchern ist durchaus unzweckmäfsig und muss vel-mleden
werden.
Die Stellung des Kaliapparates während der Verbrennung
ist in Fig. 18 angegeben. Man schiebt unter r ein Stück Kork
5 unter, so dass dieser Theil etwas höher Hegt, als der hin-
tere Theil; man glebt ihm eine welche Unterlage, am besten
eine Serviette. Wenn die ganze Verbrennungsröhre zu Ende
der Operation mit glühenden Kohlen umgeben ist, erhöht man
die Temperatur in der ganzen Länge des Ofens, von unten^
2* #
«
^ 20 . ^ •
indem man der Luft Zutritt zu dem Roste verstaltet, und von
oben vermittelst des Windfächers. Sobald die Gasentwicklung
• schwächer wird, entfernt man das Korkstück und giebt dem
Kaliapparate die horizontale Stellung Fig. 11, A.
Man sieht in diesem Zeitpunkte, ob die Verbrennung voll-
kommen gelungen oder fehlerhaft ist; hört die Gasentwicklung
auf einmal auf, so kann man der vollkommenen Verbrennung
sicher sejn; dauert sie hingegen in Pausen längere Zeit fort, so
war die Mischung nicht sorgfältig genug gemacht; man kann
auf einen Verlust in der Kohlenstoffbestimmung sicher rechnen.
Sobald sich kein Gas mehr entwickelt, steigt die Kalilauge
in die Schenkelröhre der Kugel m; die Einrichtung dieser Ku-
% gel (s. S. 13) entfernt jede Gefahr eines Zurücksteigens der
^ Flüssigkeit in die Chlorcalciumröhre, und macht, dass man sich
in der jetzt vorzunehmenden Operation nicht zu übereilen
braucht. Wenn nämlich diese Kugel bis zur Hälfte mit Flüs-
sigkeit gefüllt ist, hört alles weitere Steigen derselben auf, der
^ untere Theil des Kaliapparates steht, wie bemerkt, horizontal,
• er ist zur Hälfte leer, und es tritt von da an Luft in die
^ Kugel m. (S. Fig. 11.) 7 deutet die Höhe an, bis zu welcher
die Kalilauge steigen kann. Hat sie diesen Punkt erreicht, so
steht dem Eintreten der Luft nichts mehr im Wege. (Siehe die
Tafel III.)
# Man entfernt jetzt die Kohlen , welche den hinteren Theil
der Verbrennungsröhre und die gebogene Spitze umgeben, und
schneidet diese Spitze ab. Am besten geschieht dies vermittelst
*• ^» einer kleinen Zange (Fig. 22), mit welcher man die äufserste
Spitze bei rx; (s. Fig. 9) abkneipt. Auf die offene Spitze steckt
man eine passende, 15 — 20 Zoll lange Röhre Ä, welche durch
den Halter Fig. 21, /l getragen wird.
Die Oeffnung des Kaliapparates verbindet mäh durch ei-
nen kleinen ausgefeilten Korkstöpsel mit der Saugröhre Fig. 19,
und zieht mit dem Munde eine gewisse Portion Luft durch den
Kaliapparat, dem man die nämliche Stellung, wie während der
Verbrennung, wiedergegeben hat. Alle Kohlensäure und der
Wasserdampf, die in dem Apparate zurückgeblieben sindj wer-
21
den nun von dem Kall und dem Chlorcalclum absorbirt, Fig. 21
stellt den Moment des .Durchziehens von Luft dar. Man fasst
den Kaliapparat bei r mit der Linken , und hebt diesen Theil
ein wenig; mit der Rechten hält man die Saugröhre B.
Man bemerkt bei diesem Hindurchziehen der Luft bei der
vollkommenen Yerbrennung nicht den mindesten Geschmack,
bei unvollkommener ist er mehr oder weniger brenzlich; man
kann von dem letzteren nicht in allen Fällen auf eine misslun-
gene Anal jse schliefsen, denn sehr oft weichen zwei Anaijsen
nicht im geringsten von einander ab, obwohl man in der ei-
nen geschmackloses Gas erhalten hat, und in der andern nicht,
Berzelius schlägt vor, das Saugen mit dem Munde durch
Verbindung des Kaliapparates mit dem Apparate Fig. 1 und 2 zu
ersetzen, und den Durchgang der Luft in dem Apparate durch
das Ausfliefsen des Wassers aus dem Heber zu bewerkstelligen.
Diese Einrichtung ist unbequem, macht unnöthige Arbeit und
ersetzt nicht entfernt den Willen und die Empfindlichkeit eines
menschlichen Organs.
Die durch den Apparat streichende Luft enthält Wasser,
sie enthält Kohlensäure ; beide addiren sich zu den Producten
der Verbrennung, wenn man nicht Sorge trägt, sie vor dem
Eintreten in die Rohre der Luft zu entziehen.
Berzelius verbindet zu diesem Zwecke nach der Ver-
brennung die offene Spitze mit einer mit trockenem Kalihjdrat
gefüllten Röhre; dies ist eine ausführbare, aber unangenehme
Operation.
Die Verbrennungsröhre muss nämlich beim Durchstrei-
chen der Luft glühend erhalten werden, um die möglicherweise
auf dem reducirten Kupferoxjd abgesetzte Kohle zu verbrennen,
und um die Spitze mit einer Kautschuckröhre zu verbinden,
darf sie nicht mehr sehr heifs sejn. In der trocknen Luft, wel-
che durcb die Kalilauge geführt wird , verdunstet nun eine ge-
wisse Quantität Wasser derselben , welches als ein Verlust
von Kohlensäure aufgeführt wird, und wenn man die Luft eine
Viertelstunde, wie Berzelius meint, hindurchströmen lässt,
darf das Wiederauffangen dieses Wassers und das Hinzufügen
0
22 • •
seines Gewichtes zu dem Gewichte des Kaliapparates nicht ver-
absäumt werden. Alle diese ermüdenden und den einfachen
Gang der Analjse hindernden Operationen erspart man sich,
wenn man auf folgende Weise verfährt.
Die Verbrennung ist vollendet, die Spitze noch geschlossen
und die Kalilauge im Zuriicksteigen ; man lässt sie bis 7 Fig. 11,
B zurücktreten, neigt den Kaliapparat, so dass die Oeffnung der
Röhre ß mit Flüssigkeit gesperrt Ist, und kneipt nun die Spitze
der Verbrennungsröhre ab , wodurch Luft eintritt. Die natür-
liche Folge davon Ist, dass die Lauge In m fällt und sich mit
einer gewissen Portion Flüssigkeit in n bei j Ins Niveau stellt,
in der Art also , dass In der Kugel m eine gewisse Flüssigkeits-
schicht bis a stehen bleibt. (Siehe die Tafel IIl)
Die ganze Kugel m Ist mit Kohlensäure angefüllt, sie wird
* von der Kalilauge absorbirt; die Kohlensäure In der Ghlorcal-
ciumröhre nimmt den Platz der absorbirten ein, und so tritt,
wie man le'cht sieht, alle Kohlensäure des ganzen Apparates
nach und nach in die Kugel m, wo sie absorbirt wird, und
zwar ohne dass eine einzige Luftblase durch die Kalilauge ge-
führt worden Ist.
** Nachdem der Apparat einige Minuten ruhig gestanden hat,
enthält die Luft in dem Apparate keine Kohlensäure mehr. Zu
allem Ueberfluss zieht man nun mittelst der Saugröhre einige
Secunden lang so viel Luft durch die Kalilauge, als etwa dem
einfachen Rauminhalt der ChlorcalciumrÖhre und der Ver-
brennungsröhre entspricht.
Wenn sich bei der Verbrennung sehr kohlenreicher Sub-
stanzen etwas Kohle auf das reduclrte Kupfer abgesetzt hat, so
verbrennt diese auf Kosten des Sauerstoffs der nach der Ver-
brennung durch die Röhre geleiteten Luft,
Verbrennung flüssiger flüchtiger Körper.
Der Gang der Analjse dieser Art von Körpern ist am
leichtesten und einfachsten, die Resultate sind am genauesten,
23
und Anfänger thun wohl, sich mit der Verbrennung derselben
zuerst zu beschäftigen.
Die Flüssigkeiten werden in Glaskugeln eingeschlossen ge-
wogen; man verschafft sie sich auf folgende Weise: Eine etwa
12 Zoll lange, 3 Linien weite Barometerröhre «wird vor der
Lampe in eine lange Spitze c ausgezogen (Taf. IL Fig. 1). Man
benutzt diese Spitze als Handhabe, um ein kleines Stück von
der Röhre a mit einer langen, engen Zwischenröhre abzuzie-
hen. Man schmilzt alsdann die Spitze c bei d ab, erweicht den
abgezogenen Theil der Glasröhre y/, und giebt ihm durch Ein-
blasen von Luft bei B die Form einer kleinen Kugel (s.Fig. 1, h).
Man schneidet die Röhre bei /3 durch , und fährt auf diese
Weise fort, sich eine beliebige Anzahl von Glaskugeln zu ver-
fertigen. Die Feuchtigkeit des Mundes gelangt, der Länge der
Glasröhre a halber, nie bis in die Glaskugeln.
Es versteht sich von selbst, dass das Aufblasen des Stückes
Ä recht gut unterlassen werden kann , wenn es weit genug
ist. Der Hals der Glaskügelchen ist 1 bis 1^2 Zoll lang; der
scharfe Rand der abgeschnittenen Spitze muss in einer Spiri-
tusflamme glatt geschmolzen werden ; man ist sonst leicht in
Gefahr, bei ihrer Füllung mit der Flüssigkeit, kleine Splitterchen
davon abzustofsen.
Beim Einfüllen der Flüssigkeit erwärmt man die Kügel-
chen und taucht die offene Spitze in die Flüssigkeit hinein;
nachdem beim Erkalten eine gewisse Quantität Flüssigkeit in
den Bauch eingetreten ist, erwärmt man die Kugel aufs neue;
der sich bildende Dampf treibt den gröfsten Theil der Luft
heraus, und nach dem Erkalten füllt sie sich bis zu % damit an,
Die Spitze wird nun zugeschmolzen.
Indem man das Gewicht der leeren Glaskügelchen von
dem der gefüllten abzieht, erhält man das Gewicht der Flüs-
sigkeit.
Ehe man sich mit dem Abwiegen der Flüssigkeit beschäf-
tigt, hat man das Kupferoxjd stark rothglühend gemacht und
das noch rothglühende Oxjd aus dem Tiegel heraus in die
Glasröhre Fig. 2 gefüllt; sie wird nach dem Füllen mit einem
24
trocknen Kork verschlossen, und man lässt es völlig kalt wer-
den. Es ist nicht so bequem, den Tiegel unter einer Glocke
mit concentrirter Schwefelsäure erkalten zu lassen.
Die Röhre Fig. 2 ist so weit, dass die Verbrennungsröhre
mit Leichtigkeit hineingesteckt werden kann. Man lässt zuerst,
wie Fig. 3 zeigt, etwa 1 bis 1% ^oH von dem völlig trocknen
Kupferoxjd hineinfallen, und beschäftigt sich nun damit, die
Glaskügelchen auf dieselbe Weise mit Kupferoxjd zu schichten,
in der Art also, dass das Kupferoxjd aus der Luft keine Feuch-
tigkeit anziehen kann. Die Glaskügelchen erhalten einen schar-
fen Feilstrich in der Mitte (s. Fig. 4 bei a) ; man fasst sie bei
der Spitze, steckt sie in die Oeffnung der Verbrennungsröhre
hinein, bricht die Spitze ab und lässt Kügelchen und Spitze in
die Röhre hinabgleiten.
Mit zwei Kugeln, welche 4 - 500 Milligr. Flüssigkeit fas-
sen, reicht man vollkommen aus ; beide Kugeln sind durch eine
Schicht Kupferoxjd von 2 — 3 Zoll Länge von einander ge-
trennt. Wenn die Verbrennungsröhre 18 Zoll lang ist, so
kommt auf die letzte Kugel eine Schicht Kupferoxjd von
11 — 12 Zoll Länge. Fig. 5 zeigt die Kügelchen, mit Kupfer-^
oxyd geschichtet.
Mitsc herlich ist der einzige Chemiker, welcher die Glas-
kügelchen zugeschmolzen in die Verbrennungsröhre bringt; im
Verlauf der Verbrennung erwärmt er den Ort, wo sie liegen,
bis dass sie platzen. Bei Flüssigkeiten, welche wenig flüchtig
sind, ist es überflüssig, die Kügelchen verschlossen zu lassen,
und bei flüchtigen unpraktisch ; bei den letzteren ist hierbei
eine rasche Dampfbildung unvermeidlich , namentlich wenn das
Springen nicht in Folge der Ausdehnung der Flüssigkeit, son-
dern in Folge der Elasticität ihres Dampfes geschieht. Es kann
hierbei nicht vermieden werden , dass ein Thell des Dampfet
unverbrannt über das Kupferoxjd hinweggeht.
Flüssigkeiten , welche einen hohen Siedpunkt haben und
die sehr reich an Kohlenstoff sind, verthellt man in 3 Kügel-
chen , ohne übrigens im Ganzen mehr als 5 — 600 Mllligrm.
25 ^
an Gewicht zu nehmen; sie sind von einander durch eine
Schicht Oxjd getrennt.
Diese Vorsicht muss man bei ätherischen Oelen nicht un-
terlassen, weil das Kupferoxjd , womit die Kügelchen unmittel-
bar umgeben sind, selten hinreicht, um den Dampf derselben
völlig zu verbrennen; indem es nämlich ganz reducirt wird, setzt
sich auf das Metall zuweilen eine dünne Schicht Kohle ab.
Obgleich nun diese Kohle beim Durchstreichen der Luft nach
der Verbrennung in Kohlensäure verwandelt wird, so thut man
doch besser, sich nicht auf diese Rectification zu verlassen.
Bei wenig flüchtigen Flüssigkeiten kann man die Kügel-
chen vor der Verbrennung entleeren.
Die gefüllte Verbrennungsröhre verbindet man , wie in
Fig. 7, Taf IL, mit der Luftpumpe ; indem man die Luft durch
einen einfachen Zug verdünnt, dehnt sich das Luftbläschen aus,
was in jedem Kügelchen enthalten ist , und treibt das Oel her-
aus, was von dem umgebenden Kupferoxjd eingesaugt wird.
Bei sehr flüchtigen Flüssigkeiten stellt man über den Ort,
wo das erste Kügelchen liegt, einen zweiten Schirm, Fig. 5 /v,
um diesen Theil vor der Erwärmung zu schützen , während
man den vorderen Theil der reinen Kupferoxjdschicht zum Glü-
hen bringt; es ist immer gut, diesen Theil nicht auf einmal,
sondern nach und nach mit glühenden Kohlen zu umgeben, in-
dem man bei a anfängt.
Unter die Spitze c (Fig. 5, Taf IL) der Verbrennungs-
röhre müssen gleich von Anfang an einige glühende Kohlen
gelegt werden , damit die Flüssigkeit nicht in die Spitze destil-
lirt, aus welcher sie nur durch starkes Feuern wieder heraus-
gebracht werden kann ; sie kocht in diesem Falle slofsweise und
in kleinen Explosionen, wodurch leicht unverbrannte Substanz
mit den Gasen in Gestalt eines sichtbaren weifsen Nebels über-
führt wird.
Nachdem der vordere Theil der Röhre, wo das reine
Kupferoxjd liegt, glüht, nimmt man den Schirm b hinweg
und nähert der Stelle, wo das erste Glaskügelchen liegt, von
Zeit zu Zeit eine glühende Kohle; man verfährt im Uebrigen,
26
wie bei der Verbrennung im Allgemeinen beschrieben wurde.
Feite Oele werden in der kleinen Glasröhre Fig. 6, Ä ab-
gewogen; diese Röhre wird bei dem Abwiegen in den Fufs
Fig 6, B gestellt; er ist von weifsem Blech.
Nachdem man auf den Boden der Verbrennungsröhre 2
Zoll hoch Kupferoxjd gebracht hat, lässt man das Röhrcheii
mit dem Oel , die Oeffnung nach oben , hineingleiten. Durch
Neigen der Verbrennungsröhre lässt man das Oel ausfliefsen,
man sucht es bis zu der Hälfte der Verbrennungsröhre auf ihre
Wände zu vertheilen und füllt sie hiernach , wie S. 24 be-
schrieben, mit reinem Oxjd an.
Bei weichen schmelzbaren Materien kann man ganz auf
dieselbe Weise zu Werke gehen.
Schmelzbare, aber in einem Mörser nicht mischbare Mate-
rien, wie Wachs etc., bringt man in ganzen abgewogenen Stü-
cken in die reine Verbrennungsröhre, erhitzt sie, nachdem man
die Röhre mit einem Korke fest verschlossen hat, darin gelinde
bis zum Schmelzen, und vertheilt sie bis zu % der ganzen Länge
der Wände der Röhre , von dem verschlossenen Ende an ge-
rechnet; nach dem Erkalten wird sie mit Kupferoxjd angefüllt.
Man kann diese Art von Körpern auch in einem Gefäfse
wiegen, welches die Form eines kleinen Nachens hat (s. Fig. 7) ,
es wird leicht durch Spalten mit einer Sprengkohle einer 3
Linien weiten Glasröhre angefertigt, welche an zwei Stellen
weich gemacht und nach oben hin ausgezogen wird. Bei die-
ser Art von Körpern muss man die Verbrennungsröhre et-
was weiter und länger wählen, als bei gewöhnlichen Verbren-
nungen.
Verbrennung sehr kohlenreiclier oder
chlorhaltiger Substanzen.
Es giebt einige Materien, bei welchen eine genaue Be-
stimmung des Kohlenstoffs beinahe unmöglich ist, wenn man
sich zur Verbrennung des Kupferoxjds bedient; dazu gehören
4t
#
•, ♦ 27 . „ '•
die Steinkohlenarten, Indigo, Ulmin und alle Materien , welche
diesen ähnlich sind. Bei Steinkohlen hört z. B. die Gasentwick-
lung zii Ende der Verbrennung nicht auf, sie wird wohl nach
und nach langsamer, aber selbst eine Stunde nachher, wenn #
sehr starkes Feuer gegeben worden war , steigt die Kalilauge »
nicht zurück. **k* .» w
Die Ursache liegt unstreitig darin, dass die Verbrennung '
ungleich ist. Bei der ersten Einwirkung des Feuers entwickeln ^
sich brennbare Gasarten , welche das Kupferoxjd in der Um-
gebung jedes einzelnen Stäubchens der Substanz reduciren, und ^
es bleibt eine zu grofse Menge Kohle zurück, als dass diese durch
Ceraentation verbrennen könnte. Der Verlust, den man auf diese
Weise erleidet, beträgt 3 — 5 pGt. an Kohlenstoff.
Bei der Verbrennung chlorhaltiger Materien wird die Was- I
serstoffbestiramung ungenau , das sich bildende Kupferchlorür ^
ist flüchtig, und es kann eine Ablagerung desselben inderChlor-
calciumröhre auf keine Weise vermieden werden.
Man muss sich zu diesen Verbrennungen des chromsauren
Bleioxjds bedienen, von dem man, dem Volumen nach, etwas
mehr wie halb so viel mit der Materie mischt , als man Kupfer-
oxjd genommen haben würde; sonst ist das Verfahren ganz
das nämliche.
Es ist bei dem chromsauren Bleioxjd zu Ende der Ver- ^^
brennung nöthig, eine starke Hitze zu geben; hierbei entwickelt
sich reines Sauerstoffgas, in welchem der Rest von Kohle voll-
kommen verbrennt. Es ist hierbei der hohen Temperatur we-
gen ferner unerlässlich , die Verbrennungsröhre mit einem dün-
nen Kupferblech zu umgeben ; vermöge seiner Biegsamkeit lässt
es sich leicht um die Röhre wickeln und mit einem Eisendraht,
den man in Form eines Ringes um die Röhre biegt, kann man
es an drei oder mehr Stellen in seiner Form erhalten.
Man erreicht bei Anwendung von Kupferoxjd seinen Zweck
ebenfalls, obwohl nicht mit der nämlichen Bequemlichkeit, wenn
man an das verschlossene Ende der Verbrennungsröhre eine
Mischung legt von 1 Th. chlorsauren Kali's mit 8 Th. Kupfer-
oxjd. Indem man zuletzt diesen Theil ins Glühen bringt, wird
h
•^ 28 • . .
fc*»
durch das sich entwickelnde Sauerstoffgas der Rest von Kohle
verbrannt.
Bei chlorhaltigen Materien ist das chromsaure Bleioxjd
H ' ein kostbares und unentbehrliches Mittel zu ihrer Verbrennung;
♦ ^ es bildet sich hierbei Chlorblei, welches in der Rothglühhitze
jiicht im Geringsten flüchtig ist.
• Auf die Darstellung des Kupferoxjds und des chromsauren
0 Bleioxjds, welche zur organischen Analjse verwendet werden,
so wie auf die Wahl der Verbrennungsröhre, hat man einige
^ Sorgfalt zu verwenden.
**
Kupferoxyd.
Dieses Oxjd kann man sich aus schwefelsaurem Kupfer-
^ oxjd und., kohlensaurem Natron darstellen; die Auflösungen bei-
der werden heifs mit einander gemischt; man lässt den bläuli-
^ chen Niederschlag in der Flüssigkeit 8 — 14 Tage an einem
w ^ warmen Orte stehen, nach welcher Zeit er seine gallertartige "
Beschaffenheit verliert, grün und körnig kristallinisch wird ; er
lässt sich nun leicht auswaschen und trocknen; vor selnei" An-
wendung muss er stark geglüht und auf einen Gehalt von
,, Schwefelsäure und Natron sorgfältig geprüft werden ; er ist un- •
brauchbar, wenn er auch nur kleine Quantitäten davon enthält.
*^ Das erhaltene reine Oxjd ist braunschwarz, äufserst locker
und leicht und sehr hjgroskopisch ; organische Materien, damit
gemengt, verbrennen mit grofser Leichtigkeit, aber zuweilen
|J^ brennt das Gemenge in der Röhre, wenn ein Thcil davon glü-
hend gemacht wurde, von selbst fort, und die Analjse ist als-
dann misslungen.
Es ist besser, sich des Kupferoxjds zu bedienen, was aus mt ■.
salpetersaurem Kupferoxjd erhalten wird; seine Bereitungs-* *»
art ist einfacher, wohlfeiler , und man ist seiner Reinheit wegen
nie in Ungewisshelt.
Il Zu seiner Darstellung macht man Kupferbleche rothglü-
hend und wirft sie In kaltes Wasser; aller Schmutz und Unrei- t%
-
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29
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nigkeitln springen mit dem gebildeten Oxjde ab, das blanke
abgewaschene Blech löst man in reiner Salpetersäure auf, dampft
die Auflösung in einer Porzellanschale bis zur Trockne ab, und
glüht das trockne Salz in einem wohlbedeckten hessischen Tie-
gel; bei dem Glühen wird das Oxjd mit einem heifsen Glas-
stabe mehrmals umgerührt, damit kein Theil des salpetersauren
Salzes unzersetzt bleibt.
Man muss zum Ausglühen Platinliegcl vermeiden , indem
sie nach und nach rauh und stark angegriffen werden.
Das geglühte Oxjd wird in einem Mörser fein zerrieben
und in einem verschliefsbaren Gefäfse aufbewahrt; es ist dicht,
schwer, kohlschwarz; seine hjgroskopische Beschaffenheit
hängt von der Temperatur ab, der es ausgesetzt war.
Bei sehr starkem Glühen schrumpft das Oxjd zusammen,
wird sehr hart und verliert beinahe alle hjgroskopischen
Eigenschaften; in kleine Stücke zerschlagen, dient es, nach-
dem das feine Pulver davon abgesondert, vortrefflich bei Ana-
lysen von Flüssigkeiten und schwer verbrennlichen , fetten,
schmelzbaren Substanzen; man kann damit die Röhre vollkom-
men anfüllen, ohne sie aufzuklopfen ; es bleiben in dem porö-
sen Oxjde Zwischenräume genug, um den Gasen Durchgang
zu lassen.
Zur Erreichung des nämlichen Zweckes benutzt Dumas
das Oxjd , welcher durch Galcination von Kupferdrehspänen
dargestellt wurde ; es behält die Form der Späne und leistet
vollkommen denselben Dienst.
Das Kupferoxjd, welches zur Verbrennung gedient hatte,
macht man wieder durch Befeuchtung mit reiner Salpetersäure
und neues Ausglühen brauchbar. Enthält das Metall, was man
aufgelöst hat , Löthung von Messing, so ist das Oxjd zur Stick-
Stoffbestimmung nicht anwendbar, indem das salpetersaure Zink
bei der gewöhnlichen Glühhitze unvollkommen, aber mit Leich-
tigkeit, zerlegt wird, wenn es mit organischer Materie ge-
mischt ist.
Hat man Verbindungen organischer Materien mit alkali-
schen Basen verbrannt, so muss das Oxjd nach der Verbren-
'•' • . . . ,
nung mit kalter verdünnter Salpetersäure digerirt, sodann mi**' ♦ ^
W Wasser ausgekocht und wohl ausgewaschen werden. *
Hat man eine Chlorverbindung verbrannt, so muss es wie- •«
der ganz in Salpetersäure aufgelöst, und das Chlor durch sal> ^ ^ ^
petersaures Silber ausgefällt werden; das überschüssige Silber-
oxjd wird beim Glühen reducirt und schadet nichts. • #i
■0
Chrom saures Bleioxyd.
Durch Fällung von einem löslichen Bleisalz mit saurem
chromsauren Kali und durch sorgfälliges Auswaschen erhält^
man diesen Körper vollkommen rein; in der Form, wie man
es nach dem Trocknen erhält, ist es aber zur Analjse nicht
tauglich; es muss bei starker Rothglühhitze bis zum Weich-
werden oder Schmelzen erhitzt, und nachher auf feinste pul-
verislrt werden. Bei dem Glühen verwandelt sich seine schöne
gelbe Farbe In eine schmutzig braunrothe, welche es auch
nach dem Erkalten behält.
Man kann zu jeder Art von Verbrennung sich dieses Kör-
pers eben so gut bedienen, wie des reinen Kupferoxjds; die
"Verbrennung geht leicht und schon bei niederer Temperatur
von statten; sie ist stets vollkommen, denn die Gase nach der
Verbrennung sind Immer ganz geschmacklos.
Bei gleichem Gewichte enthält es nicht so viel Sauerstoff,
als das Kupferoxjd, allein bei gleichen Volumen enthält es um
die Hälfte mehr, indem sein speclfisches Gewicht über das Dop-
pelte hinaus gröfser ist, als das des Kupferoxjds.
Es Ist sehr wahrscheinlich , dass das chromsaure Bleioxjd
in vielen Fällen dem Kupferoxjd vorgezogen werden wird,
wenn es sich um eine genaue Bestimmung des Wasserstoffs han-
delt; es ist nicht im geringsten hjgroskopisch , und die geringe
Spur von Feuchtigkeit, welche die Materie bei dem Zusammen-
mischen anzieht, kann der Mischung viel leichter wieder entzo-
gen werden.
%
f
31
VerbrennungsrÖhren.
Auf die Wahl des Glases, welches zu den Verbrennungs-
röhren dient, hat man vorzügliche Aufmerksamkeit zu richten;
das bleifreie böhmische Kali-Glas ist das beste, die Pvöhren sprin-
gen nie, selbst nicht beim raschen Umgeben mit glühenden
Kohlen; es ist äufserst schwerflüssig und, wenn es weich ge-
worden, in hohem Grade zähflüssig; das deutsche grüne Bou-
teillenglas springt leicht im Feuer, ist schwer schmelzbar, aber,
wenn es weich geworden , sehr dünnflüssig ; die weichen Stel-
len werden durch einen kleinen Druck aufgeblasen, und diese
Stellen bekommen sogleich Löcher.
Das französische weifse und grüne Bouteillenglas ist zu ver-
Wjtrfen; das französische grüne Glas kann in einer böhmischen
Glasröhre, ohne dass diese ihre Form verliert, bis zum Zusam-
menfallen geschmolzen werden.
Nachdem in dem Vorhergehenden alle Vorsichtsmafsregeln
und Handgriffe beschrieben worden sind, welche das Gelingen
einer untadelhaften organischen Analjse sichern, sind nun noch
der Apparat und das Verfahren zu beschreiben, welche zur
Bestimmung des Kohlenstoffs aus dem Volum der gebildeten
Kohlensäure angewendet werden; es ist ferner der Grad der
Genauigkeit zu berühren, welchen man in der Bestimmung des
Kohlenstoffs und Wasserstoffs erreichen kann.
Kohlenstoff.
Die Bestimmung des Kohlenstoffs mit Hülfe des beschrie-
benen Apparates kann ungenau werden durch mehrere Fehler-
quellen. Die erste und beachtungswertheste ist die unvollkom-
mene Verbrennung; sie lässt sich bei einer zweiten Analjse ver-
meiden durch Verlängerung der Verbrennungsröhre und Ver-
mehrung des Kupferoxjds; eine Folge der letzteren Ist eine
32
gröfsere Vertbeilung und eine langsamere Verbrennung, auf
welche hierbei das meiste ankommt.
' Eine zweite Unsicherheit liegt, wie schon erwähnt, darin,
dass die nach der Verbrennung durcb die Kalilauge streichende
Luft eine gewisse Portion Wasser aus dem Kaliapparate mit-
nimmt, wodurch sein Gewicht vermindert wird. Man wird
aber leicht bemerken, dass der Verlust an Wasser, welchen der
Kaliapparat erleidet, zum Theil ersetzt wird durch den. Kohlen-
säuregehalt der atmosphärischen Luft, dass die Gewichtsabnahme
desselben also je nach diesem Gehalte wechselt.
Hierüber bat man sich durch directe Versuche befriedigende
Aufklärungen verschafft. Wenn die Verbrennungsröhre mit
glühenden Kohlen bedeckt und die Spitze Taf. I., Fig. 21 (ohne
die Röhre 1i) offen und ebenfalls mit glühenden Kohlen um-
geben ist, so nimmt der Kaliapparat, wenn man 2000 G.C.Luft
hindurchstreichen lässt, am (gewichte nicht allein nicht ab , soii-
dern er nimmt um ISVg Mllligr. zu.
Um die Menge des durch den Luftstrom entführten Was-
sers zu bestimmen, verband man diesen Apparat mit einem voll-
kommen gleichen mit concentrirter Schwefelsäure gefüllten ; es
ist klar, dass das Wasser, welches die durch die Kalilauge ge-
bende Luft zum Verdampfen brachte, durch die Schwefelsäure
condensirt und beslimmbar wurde.
Das Gewicht des mit Schwefelsäure gefüllten und mit dem
Kaliapparate bei /?, Taf. I., Fig. 18, verbundenen Absorptions-
gefäfses hatte sich um 14 Milligr. vermehrt. Die Kalilauge hatte
mithin 32y2 Milligr, Kohlensäure aus der Luft aufgenommen
und 14 Milligr. Wasser abgegeben; anstatt eines Verlustes hat
man einen Ueberschuss an Kohlenstoff erhalten.
Wenn man nach der Verbrennung auf die mit glühenden
Kohlen umgebene offene Spitze eine Röhre Fig. 2\ h aufsetzte,
welche 12 — 15 Zoll lang ist und bei der nämlichen Disposi-
tion der Apparate 2000 CG. Luft durch ditn Apparat hindurch-
geben llefs, so nahm das Absorptionsgefäfs mit Schwefelsäure
wieder um 13,6 Milligr. zu, und das Gewicht des Kaliappara-
tes nahm um 5 Milligr. ab.
Es ist klar, dass bei dieser Einricbtwng der Fehler, welcher
in der Kohlenstoffverbindung aus dem Wasserverlust entsteht,
vollkommen durch die aus der Luft aufgenommene Kohlensäure
compensirt wird.
Beim Hindwrchleiten von 200 Kubikccntimetern Kohlen-
säure beträgt der Verlust Yg Milh'gr. ; in Kohlenstoff macht dies
nur aus 0,000138 Grm., welche sich auf 4 — 800 Milligr.
Substanz vertheilen.
Diejenigen , welche zu Ende der Verbrennung die Spitze
der Verbrennungsröhre mit einer Röhre mit Knlihjdrat ver-
binden , um die durchstreichende Luft von ihrem Kohlensäure-
gehalt zu befreien, müssen mithin für je 100 CG. Luft, welche
sie durch den Kaliapparat streichen lassen, im Durchschnitt dem
Gewichte desselben 1,3 Milligrm. hinzurechnen.
Nach den eben angeführten Erfahrungen ist es aber nicht
der Mühe werth, diese Correction zu machen; es ist unJer
allen Umständen sicherer, das beschriebene Verfahren zu be-
folgen.
Ist die Quantität der aufgefangeaeo Kohlensäure sehr grofs
und folgen sich die Blasen schnell auf einander, so erwärmt sich
die Kalilauge und der Verlust durch das entführte Wasser nimmt zu.
Man hat bei dem Wiegen der Apparate zu beachten, dass
von dem erwärmten Apparate weniger Wasser an der Ober-
fläche condensirt wird, als von dem kalten vor der Ver-
brennung; dieser Unterschied beträgt 3 — 4 Milligrm.; zu-
weilen steigt er, wenn die Luft sehr feucht ist, bis auf 6
Milligrm.
Die Vergleichung der Anaijsen einiger Körper mit hohem
Atomgewicht wird die genaueste Idee von der Vollkommen-
heit der Kohlenstoffbestimmung in dem angegebenen Apparate
geben.
Man weifs mit genügender Sicherheit, dass das Atomge-
wicht des amjgdalinsauren Barjts 6738,829 beträgt; nach dem
Mittel dreier Kohlenstoffbestimmungen geben 100 Th. dieses
Salzes 163,8, 163,5 und 163,3 pGt. Kohlensäure. Der Theo-
rie nach würden 100 Th. amjgdalinsaurer Barjt 163,7 Koh-
34
lensäure liefern müssen. Der Verlust ist milhin 0,002 Kohlen-
säure oder 0,00055 Kohlenstoff. Es giebt keine Art von Ana-
lyse, in welcher eine gröfsere Genauigkeit erreicht werden
kann.
Es ist hier der Ort, einige Reflexionen über das wahre
Atomgewicht des Kohlenstoffs niederzulegen. Die ersten Be-
stimmungen desselben von Berzelius geben dafür die Zahl
75,33, die letzteren hingegen 76,437; ich betrachte das letz-
tere als das wahre Atomgewicht, bestimmt mit bewundernswür-
diger Genauigkeit; die Erfahrung eines jeden Tages bestätigt
seine Richtigkeit, und die folgende Betrachtung wird einem je-
den Chemiker die nämliche Ueberzeugung beibringen.
Das Mittel von 5 Analjsen des Stearins giebt für 100
Theile dieses Körpers 76,084 pCt. Kohlenstoff, die drei höch-
sten Resultate gaben 76,306 pCt.
Aus den Zersetzungsproducten dieses Körpers weifs man
mit Gewissheit, dass er 146 At. Kohlenstoff enthält, nach wel-
chen sich, die Atomzahl des Kohlenstoffs zu 76,437 genommen,
76,21 pCt. Kohlenstoff berechnen. Wäre die Zahl des Kohlen-
stoffs, nach Thomson, genau 75, oder 75,33, wie die erste
Bestimmung von Berzelius, so hätte die Analjse nicht über
75,85 und 75,98 pCt Kohlenstoff liefern dürfen.
Der Unterschied von 0,36 pCt. Kohlenstoff entspricht
in der Formel einem ganzen Atom Kohlenstoff weniger; aber
bei der Annahme von 145 At. Kohlenstoff verschwindet alle
Uebereinstimmung mit den Zersetzungsproducten des Stearins,
nämlich mit der Talgsäure und dem Glvcerin, und es müsste
daraus geschlossen werden, dass entweder die Analjse beider
oder von einem dieser Körper unrichtig ist: eine Voraussetzung,
die aller Begründung entbehrt.
Bei der Verbrennung von Körpern, welche Schwefel ent-
halten, wie xanthonsaure Salze, Sulfosinapisin etc., fällt
das Gewicht des Kohlenstoffs häufig zu hoch aus; dies rührt von
schwefliger Säure her, welche stets erzeugt wird, wenn man
versäumt, die Mischung des Kupferxojds mit der Substanz so
innig als möglich zu machen; sie wird von der Kalilauge ab-
sorbirt und vermehrt das Gewicht denselben. Wenn man glaubt,
dass dieser Fehler eintreten kann , so bringt man zwischen der
Chlorcalciumröhre und dem Kaliapparate eine mit Bleisuper-
oxjd gefüllte Röhre an.
Eine concentrirte Auflösung von Chlorcaicium in Was-
ser, so wie sie sich in der ChlorcalciumrÖhre bildet, absorbirt
diese Säure nicht, namenthch nicht, wenn man die Köhre so
lange liegen lässt , bis dass alle Flüssigkeit darin fest geworden,
d. h. bis dass das wasserhaltige Chlorcaicium kristallisirt ist. Die
schweflige Säure, welche durch die ChlorcalciumrÖhre unabsorbirt
gegangen ist, wird in der Röhre mitBleisuperoxjd zurückgehalten.
Man darf letztere nicht zwischen der Verbrennungsröhre
und der ChlorcalciumrÖhre anbringen, wenn man nicht das
gebildete Wasser verloren geben will.
W a s s e r s t o f f.
Der einzige Fehler, mit welchem die beschriebene Methode
hinsichtlich der Bestimmung des Wasserstoffs behaftet ist, rührt
von dem Wassergehalt der Luft her, welche man nach der Ver-
brennung durch den Apparat streichen lässt in der Absicht, um
die Kohlensäure hinauszutreiben.
Zahllose Erfahrungen haben bewiesen , dass die Quantität
des Wassers, welche von dem Chlorcaicium aus der Luft auf-
genommen wird, für200Kubikcentimeter Luft nie über 5 oder
6 Milligrm. beträgt; dies macht mithin 0,55 bis 0,66 Milligrm.
W^asserstoff aus. Dieser Ueberschuss vertheüt sich nun auf 3
bis 500 Milligrm. Substanz, er ist gleich grofs für eine Substanz,
welche viel oder wenig Wasserstoff enthält. Ist die verbrannte
Materie reich an Wasserstoff, und ist ihr Atomgewicht klein,
so wird in dem nämlichen Verhältr)iss dieser Fehler kleiner,
als 1 Atomgewicht Wasserstoff; in diesem Falle ist man über
die Anzahl der Atome des Wasserstoffs nicht in Ungewissheit.
Ein Beispiel wird dies deuthch machen :
100 Theile Essiggeist liefern im Mittel 94,23 Wasser, nach
der Theorie sollte man 92,45 Wasser erhalten ; die Analjse gab
also 1,8 Wasser oder 0,2 pCt. Wasserstoff Im Ueberschuss. Das
Atomgewicht des Essiggeistes ist nun 366,750; wenn man diese
Quantität verbrannt hätte, so würde man Im Ganzen 0,7335 Was-
serstoff zu viel erhalten haben; da nun das Atom Wasserstoff
6,23978 wiegt, so sieht man, dass der Fehler weit unter einem
Atom beträgt, und dass er mithin vernachlässigt werden muss, um
so mehr. Indem man die Ursache des Fehlers und die Grenzen,
in welche er eingeschlossen ist, kennt.
Bei Körpern, welche ein sehr grofses Atomgewicht besitzen
und welche reich an Wasserstoff sind, ist dieser Fehler aber
nicht zu vernachlässigen; man muss jederzeit bei der Berech-
nung von dem erhaltenen Wasser 5 bis 6 Mllllgrm. Wasser
abziehen, oder, wenn man dies nicht für zulässig erachtet, so
muss mat! die Spitze der Verbrennungsröhre sogleich abbre-
chen, ehe die Kalilauge in die Kugel zurücksteigt; man muss
die Kohlen um die Spitze entfernen, und nach der Abkühlung
derselben sie mit einer Chlorcalciumröhre oder mit einem Kali-
apparate, welcher mit Schwefelsäure angefüllt ist, vermittelst
einer Kautschuckröhre oder eines Korkes in Verbindung bringen.
Ein Beispiel wird die Nothwendigkelt dieser Correction
einleuchtend machen: 0,3054 Grm. Stearin lieferten ohne Cor-
rection und ohne Anwendung der In dem Vorhergehenden an-
gegebenen Entfernungsmittel des hygroskopischen Wassers,
bei der Verbrennung 0,343 Grm. Wasser, 100 Thelle mithin
112,31; der theoretischen Zusammensetzung nach sollte man
nur 109,63 Wasser erhallen, man hat also 1,68 pCt. Wasser
oder 0,185 pCt. Wasserstoff zu viel. Dieser geringe Ueber-
schuss macht, auf das Atomgewicht dieses Körpers berechnet,
über 3 Atome Wasserstoff aus.
Zieht man nun von vorn herein von den 0,343 des erhaltenen
Wassers 6 Mllllgrm. ab für das hjgrometrische Wasser, so
bleiben für 100 Th. Stearin 110,35 Wasser, man hat mllhin
nur einen Ueberschuss von 0,72 Wasser oder 0,08 pCt. Was-
serstoff, was, auf das Atomgewicht berechnet, weniger als 1
Atom Wasserstoff beträgt.
37
Wenn man nach der eben beschriebenen Methode ver-
fährt, hat man also unter allen Umständen einen Ueberschuss
von Wasserstoff in der Analjse zu erwarten, welcher 0,14 bis
0,2 pCt. Wasserstoff beträgt; man hat also nur dann die Be-
stimmung des Wasserstoffs für genau zu halten, wenn dieser
Ueberschuss nicht gröfser ist, als 0,2 pCt. ; man hat allen
Grund, misstrauisch gegen diese Bestimmung zu sejn, wenn
die Analjse genau die theoretische Menge Wasserstoff giebt,
und die aufgefundene Formel für die Zusammensetzung ist falsch,
wenn das Resultat des Versuches bei wiederholter Analjse con-
5tant weniger beträgt, als das Resultat der Berechnung.
Bei der Angabe der Resultate der Analjse darf man den
Ueberschuss an hjgrometrischem Wasser nicht abziehen, indem
gerade die Gröfse desselben einen schätzbaren Anhaltpunkt
für die Beurtheilung der Wasserstoffbestimmung abgiebt.
Berzelius zieht die Verbindungsweise der Verbrennungs-
röhre mit derChlorcalciumröhre, welche Fig. loTaf. 1. abgebil-
det ist, der Anwendung eines trocknen Korkstöpsels vor, gewiss
nur deshalb, weil er die letztere nie einer Prüfung unterwor-
fen hat. Es ist aber in der That ein Kunststück, damit eine
gute Analjse zu machen, und man hat die Vollendung dessel-
ben immer als ein glückliches Ereigniss zu betrachten.
Die ausgezogene Spitze ist nämlich sehr dünn und sehr
zerbrechlich, die unbedeutendste Erschütterung des Apparates
macht, dass sie abbricht, und dass man Zeit und Mühe verloren
geben muss.
Wenn die Spitze der Verhrennungsröhre nicht tief in die
Kugel der Chlorcalciumröhre hineinreicht, so ist es häufig der
Fall, dass sich ein Tropfen Wasser zwischen den Wänden bei-
der Röhren hinaufzieht, und man findet bei dem Abbinden
das Kautschuckröhrchen inwendig nass, was natürlich eine Ver-
werfung der Wasserstoffbestimmung zur Folge hat.
Das Abschneiden der Spitze, das Hinwegnehmen der
Kautschuckröhre, ohne die Spitze aus der Chlorcalciumröhre
herauszuziehen, Glühen der Spitze etc., alles dieses sind ausführ-
38
bare Operationen, aber sie sind von der Art, dass man Un-
fällen ausgesetzt ist.
Der Grund, warum Berzelius und die Anhänger die-
ser Verbindungsmetliode einen so unnöthigen Aufwand von
Mühe und Geschicklichkeit in Anspruch nehmen, ist nun an-
geblich die hjgroskopische Eigenschaft des Korkes, welcher,
so behauptet man, das aus der Luft aufgenommene Wasser
bei dem Erhitzen in der Verbrennungsröhre abgiebt.
Es ist keine Frage, dass wir uns entschliefsen miissten, dieser
"Verbindungsröhre den Vorzug vor der einfacheren zu geben,
wenn der Vorwurf derUngenauigkeit, welchen man derletzteren
macht, nur entfernt begründet wäre ; allein besondere Versuche,
die mit aller Sorgfalt angestellt wurden, Versuche, die ein
Jeder, dem es darum zu thun ist, sich über diesen Punkt
Gewissheit zu verschaffen, leicht wiederholen kann, haben be-
wiesen, dass, wenn der Kork in einem heifsen Platintiegel ge-
trocknet und sodann mit trocknen Fingern in die Verbrennungs-
röhrc eingepasst wird, dass dieser Kork beim Erhitzen der Ver-
brennungsröhre, während man trockne Luft durch den ganzen
Apparat sehr langsam streichen lässt, kein Wasser abgiebt;
denn das Gewicht der Chlorcalclumröhre ändert sich nicht um
1 Milligrm.
Die Erfahrung eines jeden Tages beweist, dass die Was-
serstoffbeslimmungen, nach der Verbindungsmethode von Ber-
zelius angestellt, nicht im Entferntesl^n genauer sind; man
kann sogar in den meisten Fällen behaupten , dass sie weniger
scharfe Kesultate giebt.
Es giebt wohl schwerlich eine hjgroskopischere Substanz,
als Kautschuck; ein kleines RÖhrchen , bei lOO*^ getrocknet,
nimmt an der Luft in wenigen Augenblicken um 15 — 20
Milligrm. zu, und ein stark gespanntes Stück dieses Körpers
lässt sich als das emphndhchste Hjgrometer gebrauchen, wenn
man das Fischbein in dem gewöhnlichen Instrumente damit
vertauscht
Wir sind, und dies muss ganz besonders hier hervorgehoben
werden, gegen die Verbindungsmethode von Berzelius, weil
39
nach derselben die organische Analjse in den meisten Händen
die Genauigkeit und Zuverlässigkeit verliert , die man ihr nach
der beschriebenen Methode geben kann , und weil sie den Ar-
beiten mit dem Apparate die Einfachheit nimmt, und ihn nur
einer verhältnissmäfsig kleineren Anzahl von Experimentatoren
zugänglich macht.
Die Wasserstoffbestimmung wird ungenau, wenn man eine
Chlorverbindung verbrennt und sich hierbei zur Verbrennung
des Kupferoxjds bedient; das sich bildende Kupferchlorür ver-
flüchtigt sich mit der Kohlensäure und den Wasserdämpfen,
setzt sich in der Ghlorcalciumröhre ab und vermehrt das Ge-
wicht derselben. Je langsamer die Verbrennung vorgenommen
wird, desto geringer ist der entstandene Fehler, ganz darf er
aber niemals vernachlässigt werden. Im Ganzen vermehrt sich
das Gewicht des Chlorcalciums um 10 bis 15 Milllgrm.
Durch Auflösung des Chlorcalciums, Ausfällen des Kupfers
mit Schwefelwasserstoff etc. und Bestimmung desselben kann
man diesen Fehler controliren.
Ganz besonders muss man bei dieser Art von Körpern
auf die Mäfsigang des Luftstromes nacli der Beendigung der
Verbrennung bedacht sejn; wenn die durch den Kaliapparat
durchgehenden Luftblasen einigermafsen schnell einander folgen^
so sieht man das Kupferchlorür in weifsen Dämpfen selbst durch
die Kalilauge hindurchgehen , und man empfindet im Munde
den ekelhaften metallischen Geschmack der Kupfersalze.
Bei Anwendung von chromsaurem Bleioxjd kann dieser
Fehler völlig vermieden werden.
Die Chlorcalciumröhren müssen, wenn man sie nicht ver-
lieren will, sogleich nach dem Gebrauche entleert werden ; ge-
schieht dies nicht, so kristallisirt die concentrirte Auflösung des
Chlorcalciums in dem Wasser, was sich bei der Verbrennung
gebildet hat, und die Kugel der Röhre wird dadurch ge-
sprengt.
40
Bestimmung des Stickstoffs.
Bei Analjsen stickstoffhaltiger Körper wird der Kohlen-
stoff- und 'Wassersloffgehalt , wie in dem Vorhergehenden be-
schrieben worden, ausgemittelt, und die Bestimmung des Stickstoffs
ist alsdann der Gegenstand eines besonderen Versuches, in welchem
auf die anderen Bestandtheile keine Rücksicht genommen wird.
Ob eine Materie Stickstoff enthält oder nicht , sieht
man sogleich und unzweifelhaft bei der Bestimmung ihres
Kohlenstoffs, denn in diesem Falle gehen durch den Kall-
apparat, während des ganzen Verlaufs der Verbrennung, fort-
während Gasblasen hindurch. Wenn sie, namentlich gegen das
Ende der Verbrennung, gröfser sind, als der Kopf einer ge-
wöhnlichen Stecknadel, so ist man sicher, es mit einer slick-
sloffhaUigen Substanz zu thun zu haben.
Im Besonderen kann man sich über einen Stickstoffgehalt
Ueberzeugung verschaffen , wenn man etwas der Materie in ei-
ner Probirröhre mit 4 — 10 mal ihres Gewichtes Kalihjdrat
schmilzt; die stickstoffhaltigen Körper werden hierdurch ohne
Schwärzung zerlegt, und ihr ganzer Stickstoffgehalt entwickelt
sich als Ammoniak, was man unter allen Umständen deutlich
riecht. Muss man Gurcuma oder andere Pieagentien anwenden,
um den Stickstoffgehalt nachzuweisen , d.h. riecht man nicht
deutlich das Ammoniak, so ist der Stickstoffgehalt zweifelhaft.
Bei der Verbrennung der meisten stickstoffhaltigen Kör-
per entwickelt sich der Stickstoff als Gas in reinem Zustande,
gemengt mit der gebildeten Kohlensäure und dem Wasser;
bei Verbrennungen anderer bildet sich Stickstoffoxjdgas. Die
Entstehung desselben macht die Stickstoffbestimmung schwierig;
sie macht sie ungenau, wenn man nicht die äufserste Sorgfalt
auf seine Zurückführung in Stickgas richtet.
Das Stickgas wird nämlich unter allen Umständen dem
Volum nach besLimmt ; da nun dieser Körper bei seinem Ueber-
gange in Stickoxjdgas sein Volum verdoppelt, so ist man hier-
41
durch einem Fehler In der Slickstoffbestimmung ausgesetzt, wo-
durch derselbe vergröfsert wird. Diesem Fehler wird vorge-
beugt, wenn man die Verbrennungsröhre um 3 — 4 Zoll län-
ger nimmt, als bei der Kohlenstoffbcsllmmung, und auf das
reine Kupferoxjd eine Lage Kupferdrehspäne bringt, welche
man an der Luft bis zum Schwarzwerden geglüht, und deren
Oberfläche, welche oxjdirt worden, nachher vermittelst Was-
serstoffgases wieder vollkommen reduclrt hat. Man kann auch
aufserdem die zu verbrennende Substanz mit Kupferoxjd
mischen, welches zu einigen Verbrennungen schon gedient hat^
und das mithin eine beträchtliche Menge metallisches Kupfer
enthält.
Als Regel bei den Stickstoffbestimmungen hat man Fol-
gendes zu beachten: Je inniger und sorgfältiger die
Mischung mit Kupferoxjd gemacht ist, und je
langsamer die Verbrennung vorgenommen wird,
desto sicherer ist man vor einer Einmischung von
Stickoxjdgas. Um nur einen Mafsstab zu geben, wie man
zu verfahren hat, soll hier bemerkt werden , dass die Verbren-
nung einer stickstoffhaltigen Substanz doppelt so viel Zeit in An-
spruch nimmt, als die Verbrennung einer stickstofffreien er-
fordert.
Die Verfahrungsweisen, welche man in der Stickstoff-
bestimmung zu befolgen hat, sind verschieden und mehr oder
weniger einfach, je nach der Quantität des Stickstoffs, welcher
in der Substanz enthalten ist.
Jeder Sticksioffbestimmung muss die qualitative Analjse
des Gasgemenges vorhergehen, welches sich bei der Verbren-
nung der Substanz entwickelt; die Kenntniss des relativen Vo-
lumverhältnisses des Stickstoffs und der Kohlensäure reicht in
den meisten Fällen hin, um den Stickstoffgehalt darnach zu be-
rechnen, und die Anwendung eines besonderen Verfahrens ist
in diesem Falle völlig überflüssig. Der Apparat, welcher dazu
dient, ist höchst einfach, die ganze Operation dauert, mit allen
Vorbereitungen, etwa zwei Stunden, und was man dadurch er-
42
fährt, bestimmt die Wahl eines anderen Verfahrens, oder macht
alle folgenden OperationeTi unnÖthig.
Die Substanz wird gewogen oder nicht gewogen, dies ist
gleichgültig, jedenfalls wird sie mit 40 bis 50mal mehr Kupfer-
oxjd gemischt, als nöthig ist, um sie vollkommen zu verbrennen.
Man bringt die Mischung in die Verbrennungsröhre Fig. 8, A
(Taf. iL), deren halbe Länge sie einnimmt; von den beiden
übrigbleibenden Vierteln der Röhrenlänge wird das eine mit
Kupferoxjd von ex. bis j6, das andere mit Kupferdrehspänen
an die Oeffnung angefüllt; sie wird mit der Gasentwicklungs-
röhre B verbunden in den Ofen gelegt; diese Gasentwicklungs-
röhre kann man durch eine Kautschuckröhre C beweglich ma-
chen, ihre Oeffnung reicht in eine Quecksilberwanne, sie ist
kaum mit Quecksilber bedeckt.
Man setzt bei cc den Schirm m auf, und bringt sodann das
metallische Kupfer und das Kupferoxjd in lebhaftes Glühen;
die Oeffnungen in dem Roste unter Beiden sind offen, so
dass diese Theile der Röhre der stärksten Hitze ausgesetzt sind;
hat man zu den Verbrennungsröhren nicht böhmisches Glas
genommen, so muss der vordere Theil der Röhre mit einem
Kupferblech umgeben und dieses mit Kupferdraht festgebunden
werden; wenn dies nicht geschieht, wird dieser Theil der
weichen Röhre durch den Druck, den das Gas durch die Queck-
silbersäule erleidet, aufgeblasen, und die Röhre bekommt ein
Loch.
Sobald Kupferoxjd und Kupferspäne rothglühend sind,
setzt man den zweiten Schirm n in der Art auf, dass eine
Länge von einem Zoll der Verbrennungsröhre, von dem ver-
schlossenen Ende an gerechnet, hervorragt; man umgiebt die-
sen Theil der Rohre mit glühenden Kohlen. Die Verbrennung
der Substanz geht an diesem Theile also zuerst vor sich ; die
Gase, welche entwickelt werden, treiben die atmosphärische
Luft aus dem Apparate heraus; nach der Hand Ist der ganze
Apparat ledighch mit den Producten der Verbrennung ange-
füllt. Man fährt nun mit der Verbrennung von vorn nach
hinten fort, indem man wie gewöhnlich verfährt. Der Schirm
43
tu wird um % Zioli nach dem versclilossenen Ende zu gerückt,
dieser Thell mit glühenden Kohlen umgeben etc. Das Gas,
was sich von da an entwickelt, wird in graduirten Röhren auf-
gefangen. Diese Röhren haben einen halben Zoll im Durch-
messer; sie müssen etwa 12 bis 15 Zoll lang, und ihre
Theilung nmss übereinstimmen und genau sejn ; es ist hierbei
gleichgültig, ob die Röhren in Theile von Kubikzollen oder in
Kubikcentimeter getheilt sind, oder ob die Theilung ganz will-
kürlich ist.
Nachdem die erste Röhre mit Gas zu %^ angefüllt ist, zieht
man sie aus dem Quecksilber heraus, und lässt dieses aus-
fliefsen; indem sein Platz von atmosphärischer Luft eingenom-
men wird, die sich nach einigen Secunden mit dem aufgefan-
genen Gase mischt, erhält man ein vortreffltches Mittel, um die
Reinheit des Gases zu beurtheilen. Enthält es nur Viooo seines
Volums Stickstoffoxjdgas, so entstehen die bekannten röthli-
chen oder rothen Nebel, welche, wenn nur wenig vorhanden
ist, eine gelbe Färbung des Gases bewirken , wenn man durch
die ganze Luftsäule der Länge nach hindurchsieht, d. h. wenn
man die Röhre in eine horizontale Lage mit dem Auge bringt.
Zuweilen entsteht gleich im Anfang Stickstoffoxjdgas, und
gegen die Mitte der Verbrennung hin keines mehr, weil die
Oberfläche des Kupferoxjds bei oc reducirt wird, und dieses
die desoxydirende Wirkung der Kupferdrehspäne unterstützt.
Man darf nicht vernachlässigen , die eben angegebene Prüfung
des Gases zu Anfang, in der Mitte und gegen das Ende der
Verbrennung hin zu wiederholen. ist während der ganzen
Dauer der Verbrennung die Bildung des Stickstoffoxjdes be-
merklich, so ist entweder die Mischung der Substanz mitKupfer-
oxjd nicht innig genug gemacht gewesen, oder die Verbren-
nung ist zu schnell vor sich gegangen, oder man muss die?Xäng-e
der Lage von Kupferdrehspänen vermehren.
Es ist nicht der Mühe werth, einen solchen Versuch zu
Ende zu führen; er lehrt nichts, begründet falsche Vorstellun-
gen über die Zusammensetzung der Substanz, und lässt nur
Zweifel über die Richtigkeit einer folgenden besseren Analjse.
44
Man hat im Ganzen 6 ■ — 8 Röhren mit Gas gefüllt,
deren Gesammtvolum etwa 3 — 600 Kubikcentimeter beträgt.
Man hat nun das relative Volumverha'ltniss des Stickstoffs und
der Kohlensäure zu bestimmen. Man bringt die Röhren, eine
nach der anderen, in den Cjlinder mit Quecksilber (Fig. 9),
welcher nach oben hin sich erweitert, stellt das Quecksilber in
der Röhre mit dem äufsern ins Niveau, und notirt sich das Vo-
lumen des Gases.
Vermittelst der Pipette Fig. 10, welche mit Kalilauge ge-
füllt und bei k mit Quecksilber gesperrt ist, wird nun in die
graduirte Röhre einige Linien hoch von der Lauge einge-
bracht; gewöhnlich gechieht dies, indem man mit dem geschlos-
senen Munde bei 6 einen schwachen Luftdruck hervorbringt, nicht
stärker, alsnöihig ist, um die Kalilauge hineinsteigen zumachen.
Wenn die gekrümmte Spitze der Pipette etwa i% Zoll
lang ist und über das Quecksilber in dem Innern der Röhre
hervorsteht, so hat man nur die graduirte Röhre etwas aus dem
Quecksilber in die Höhe zu heben, um die Kalilauge von selbst
durch den äufseren Luftdruck in die Röhre steigen zu machen.
Durch vorsichtige Bewegung der graduirten Röhre auf
und nieder wird alle vorhandene Kohlensäure schnell absorbirt,
und es bleibt nichts als Stickgas zurück. Der untere Theil der
p^raduirten Röhren wird hierbei leicht abgestofsen und die Röh-
ren zerbrochen; man vermeidet dies gänzlich, wenn der untere
Rand der Oeffnung derselben fest an die Wand des Cjlinders
angedrückt wird.
Das Quecksilber wird inwendig und auswendig ins Niveau
gebracht und das Volum des Gases notirt.
o
Das Volum des Gasgemenges betrage in den 6 Röhren
620, nach der Behandlung mit Kalilauge sejen zurückgeblieben
im Ganzen 124, es sind mithin verschwunden 496 Kohlensäure;
das Volum des Stickstoffs verhält sich mitKin zu den Volumen
der Kohlensäure , wie 124:496 = 1:4.
Man kann nun auf verschiedene Weise verfahren, um den
Stickstoffgehalt der Materie nach dem ausgemittelten Volum-
verhältnisse zu berechnen, vorausgesetzt, die Quanti-
45
tat der Kohlensäure, welche ein gewisses Gewicht
der Materie liefert, sey bekannt. Entweder verwandelt
man die erhaltene Kohlensäure in Volum, und dividirt dieses
durch die erhaltene Verhältnisszahl; das Product drückt die
entsprechende Menge Stickgas im Volum aus. Z.B. 0,100 Grm.
Caffein liefern bei der Verbrennung dem Gewicht nach 0,180
Grm. Kohlensäure. Das Gasgemenge, welches dieser Körper bei
der Verbrennung liefert, enthält Stickstoff und Kohlensäure im
Volumverhältniss wie 1 : 4. 1000 Kubikcentimeter Kohlen-
säure wiegen nun 1,97978 Grm., 0,180 Grm. Kohlensäure
entsprechen mithin 91,85 Kubikcentimeter; dividirt man nun
diese Zahl durch 4, so erhält man 22,85 Kubikcentimeter,
welche sich zu 91,85, wie 1 ; 4 verhalten. Diese 22,85 Ku-
bikcentimeter berechnet man als Stickstoff; man weifs , dass
1000 Kubikcentimeter 1,26 Grm. wiegen; danach enthalten
100 Tb. Caffein 28,834 Stickstoff und 49,796 Kohlenstoff.
Dieser weitläuftigen Berechnung kann man sich überhe-
ben , wenn man sich erinnert , dass 1 Volum Kohlensäure ei-
nem Atom Kohlenstoff, und 1 Volum Stickgas zwei Atomen
Stickstoff entspricht. Da die Menge des Kohlenstoffs und das
Volumverhältniss der Verbrennungsproducte bekannt sind , be-
rechnet man den Stickstoff aus den Atomgewichten.
Nach der Kohlenstoffbestimmung enthält das Caffein 49,796
pCt. Kohlenstoff; Stickstoffgas und Kohlensäure lieferte die-
ser Körper im Volumverhältniss wie 1:4, er enthält mithin
2 At. Stickstoff auf 4 At. Kohlenstoff.
49,796 verhält sich nun zu a:, wie 4X76,437 (das Atom-
gewicht des Kohlenstoffs) zu 2 X 88,518 (das Atomgewicht
des Stickstoffs). 49,796 : x ziz 305,748 : 177,036, woraus
49,796 X 177,036 . ^ o . ,
^ = 305748 — 28,834 pCt. Stickstoff.
Die beschriebene qualitative Bestimmung gewährt eine
vollkommene Sicherheit und ist scharf und genau für alle
stickstoffhaltigen Körper, in denen der Stickstoff sich zum Koh-
lenstoff in keinem kleineren Verhältniss, als wie 1 : 8 befindet.
Zur Controle dieses qualitativen Verfahrens kann man den
46
Stickstoff vermittelst des folgenden Apparates (Taf. II., Fig. 11)
quantitativ bestimmen.
Er besteht in einem Cjlinder mit einem Fufs Fig. 11, A,
in welchen drei Korkringe (Taf. IL, Fig. 12), der eine auf
dem Boden, die anderen bei m und n eingekittet sind; sie die-
nen dazu, die kleine graduirte Glocke B in ihren Bewegungen zu
schützen. Die Röhre Cy durch welche das Gas in die Glocke
einströmt, hat zwei senkrechte parallele Schenkel, deren auf-
steigender dieselbe Länge wie die Glocke besitzen muss, wäh-
rend der andere aufserhalb der Glocke durch die beiden Oeff-
nungen in den Korkringen geht. (Fig. 12, X.) Die Leitungs-
röhre wird nun in den Cjlinder gebracht, die graduirte Glocke
bis auf den Boden o aufgesetzt, und der Cjlinder mit Queck-
silber gefüllt. Die Glocke und Leitungsrohre werden beide
durch den Halter 1) in ihrer Stellung so befestigt, dass sie
durch das Quecksilber nicht wieder herausgedrückt werden kön-
nen. Der Arm h des Halters lässt sich an dem Stabe auf und ab
bewegen, und kann vermittelst der Schraube in jeder beliebigen
Höhe festgehalten werden. An der Leitungsröhre 6" befestigt man
vermittelst eines Kautschuckröhrchens die kurze Röhre E\ sie hat
keinen anderen Zweck, als den Apparat etwas beweglich und
weniger zerbrechlich zu machen. ]3ie letztere lässt sich vermit-
telst eines Korkes mit der Verbrennungsröhre luftdicht verbinden.
Die Substanz ist gewogen und auf die bei früheren Ope-
rationen beschriebene Weise in die Verbrennungsröhre gebracht
worden. Ehe man diese Röhre mit glühenden Kohlen umgiebt,
versichert man sich, ob alle Verbindungen vollkommen schlle-
fsen. Man hebt die Glocke in die Höhe, so dass das Quecksil-
ber inwendig um einen Zoll höher steht, als aufserhalb, und
notirt sich seine Stellung; bleibt sie während einer Viertel-
stunde unverändert, so ist keine Luft bei oc oder ß eingedrun-
gen; man kann sodann die Verbrennung beginnen. Vor der-
selben wird das Quecksilber in dem Cjlinder innerhalb der
Glocke mit dem äufseren ins Niveau gebracht, und sowohl das
Volum der in der Glocke befindlichen Luft, als auch ihre Tem-
peratur und der Barometerstand notirt.
47
Das Gas, was sich wahrend der Verbrennung entwickelt,
tritt in die graduirte Glocke und treibt das Quecksilber heraus ;
indem man aber den hölzernen Arm an dem Stabe aufwärts
gleiten lässt, kann man das Quecksilber stets auf seinem eisten
Standpunkte erhalten.
Der Gasleitungsröhre muss durch einen zweiten Halter in
dem Quecksilber eine feste Stellung gegeben werden ; er ist in
der Figur nicht angegeben, um die Zeichnung nicht zu überladen.
Ist die Verbrennung vollendet, d. h. bemerkt man keine
Volumvermehrung mehr in der Glocke, so entfernt man die
Kohlen und lasst den Apparat erkalten. Der Quecksilberstand,
der sich beim Erkalten ändert , wird ins Niveau gebracht , die
Temperatur und der Barometerstand beobachtet und das erhal-
tene Gasvolum gemessen. Man zieht nun , um das wahre Vo-
lum der entwickelten Gase zu haben, von dem ganzen Gas-
volum das Volum der Luft ab , welches vor der Verbrennung
in der Glocke enthalten war, und reducirt es auf 0° und 28"
Barometerstand, vorausgesetzt, dass sich beide vor und nach
dem Versuch nicht geändert haben, in welchem Fall diese Ke-
duclion mit jedem besonders vorgenommen werden muss.
Man kennt nun die Summe der Volumina des Stickgases
und der Kohlensäure von einem bekannten Gewicht der Sub-
stanz, man kennt ferner aus der vorhergegangenen Kohlen-
stoffbestimmung die Menge der Kohlensäure; man berechnet
sie auf das nämliche Gewicht in Volum und zieht dieses, um
die Menge des Stickstoffs zu haben, von dem erhaltenen Gas-
volum ab; was übrig bleibt ist Stickgas, was in Gewicht ver-
wandelt wird. Das Volum des Stickgases muss zu dem der
Kohlensäure in einem einfachen und zwar dem nämlichen Ver-
hältniss stehen, wie in der qualitativen Analjse ; weichen beide
von einander merklich ab , so ist die Analjse nach der einen
oder anderen Methode falsch, sie muss wiederholt werden.
Z. B. 0,100 Grm. Caffein liefern, in diesem Apparate ver-
brannt, bei 0° und 28" B. 114,06 C. C. Gas. Dieselbe Quan-
tität giebt, in dem Apparat Fig. 18, Taf I. verbrannt, 0,180
Grm. Kohlensäure, entsprechend bei O*' und 28" B. 91,21 G. C. ^
48 _
0,100 Caffein geben also 114,06 — 91,21 =: 22,85 C. C.
Stickgas, oder 28,836 pGt.
Die Menge der Substanz , welche mit diesem Apparate
analjslrt werden kann, richtet sich nach dem Rauminhalt der
Glocke; man muss für jedes Procent Stickstoff und Kohlenstoff
ein Kubikcentimeter Raum in der Glocke rechnen, und aufser-
dem noch einen Spielraum von 15 — 20 Kubikcentimetern
für die Volumsänderungen vor und nach der Verbrennung las-
sen. Fasst die Glocke z. B. nur 100 Kubikcentimeter, so lässt
sich damit nur das Gas von 60 Müligrm. Caffein und nur von
90 bis 100 Milligrm. Morphin messen, vorausgesetzt, dass vor
der Verbrennung 15 CG, Luft in der Glocke enthalten waren.
Gewöhnlich fassen diese Glocken 200 bis 250 CG.; aber man
sieht leicht ein, dass in allen diesen Fällen die Mengen der ana-
Ijslrten Substanzen sehr klein sind und dass die Fehler der
Operation oder der Beobachtung unter allen Umständen auf
den erhaltenen Stickstoff einen grofsen Einfluss haben, so dass,
wenn der Sticksloffgehalt der Substanz an und für sich sehr
klein Ist, dieser Apparat ganz aufhört, genaue und zuverlässige
Resultate zu geben.
Eine Hauptfehlerquelle ist hierbei das Weichwerden der
Röhre durch eine zu grofse Hitze bei der Verbrennung, wo-
durch sie ihre Form verliert, was natürlich auf das Gasvolum
der Glocke Einfluss hat ; dies geschieht besonders leicht , wenn
der Druck des Quecksilbers in der Glocke nicht mit Sorgfalt
regulirt wird. Es ist zweckmäfsig, den unteren Theil der Röhre
zur Hälfte mit einem dünnen Kupferbleche in Form einer Rinne
zu umgeben, was man mit einer Lage feinen Kohlenpulvers be-
deckt , um das Anschmelzen zu verhüten. Am besten dient
hierzu ein Platinblech von der Länge der Röhre und nicht
breiter, als nöthig ist, um sie vor dem Biegen zu schützen.
DIrecte Bestimmung des Stickstoffs. Bei Mate-
rien, deren Stickstoffgehalt sehr gering ist, wird die ganze
Quantität des bei der Verbrennung gebildeten Stickgases in
einer einzigen Operation ausgemittelt. Man bedient sich dazu
des Apparates Fig 11 ö, dem man die folgende Einrichtung
49
glebt. All das verschlossene Ende einer 18 Zoll langen Ver-
brennungsröhre bringt man eine Lage von trocknem Kalkhjdrat
von 2 bis 2% Zoll Länge ; das Gewicht desselben mnss wenig-
stens 4 bis 5 Grm. betragen. Auf dieses Kalkhjdrat füllt man
1 Zoll Kupferoxjd , sodann das Gemenge der Substanz mit
Kupferoxjd; die anderen Abtheilungen Fig. ii b bezeichnen
das Kupferoxjd, was zum Nachspülen des Gemenges dient; auf
dieses kommt reines Kupferoxjd, zuletzt Kupferspäne.
Die Verbrennungsröhre wird mit einer anderen in der
Form einer grofsen ChlorcalciumrÖhre mit zwei Kugeln ver-
bunden ; die Kugel oc ist leer, die andere und der daranstofsende
weitere Theil sind mit trocknem Kalihjdrat angefüllt. Durch
eine Kautschuckröhre wird nun diese Vorrichtung, nachdem
sie in den Ofen gelegt worden , mit der GasleitungsrÖhre und
dem Gasometer Fig. IIa verbunden und die Verbrennung wie
gewöhnlich vorgenommen. Wenn die Absorptionsröhre 12
Zoll lang, die Kugel 1 Zoll und die weitere Röhre 4 Linien im
Durchmesser hat, so fasst sie etwa 30mal mehr Kali, als zur
Absorption aller gebildeten Kohlensäure erforderlich ist. In die
graduirte Röhre tritt demnach nur Stickgas.
Wenn zu Ende der Verbrennung das Kalkhjdrat in schwa-
ches Glühen gebracht wird, so verwandelt sich das darin ent-
haltene Wasser in Dampf, und treibt alle Kohlensäure vor sich
her in die Absorptionsröhre. Nach dem Erkalten enthält die
Verbrennungsröhre nur Wasserdampf, der sich verdichtet; ge-
ringe Spuren von noch vorhandener Kohlensäure werden von
dem ätzenden Kalke aufgenommen.
Vor der Verbrennung hatte man in der graduirten Röhre
ein bekanntes Volumen Luft; nach derselben hat sich ihr Volu-
men vergröfsert. Diese Zunahme drückt genau die Menge des
hinzugekommenen Stickgases aus ; sie wird gemessen und nach
der Reduction auf 0 und den Normalbarometerstand in Ge-
wicht berechnet.
Dieser Apparat ist mit einem constanten Fehler behaftet,
welcher nicht vermieden werden kann; man erhält nämlich stets
etwas weniger Stickstoff, Avas ohne Zweifel daher rührt, dass
50_
der Sauerstoff der Luft in der VerbrennungsrÖlire Antheil an
der Verbrennung nimmt. Durch eine Reihe von mit aller Sorg-
falt angestellten Analjsen stickstoffhaltiger Substanzen von be-
kannter Zusammensetzung sind die Grenzen dieses Fehlers aus-
gemittelt worden , und wenn man zu dem erhaltenen Stickstoff
Ein Procent hinzurechnet, so drückt die erhaltene Stickstoff-
menge genau die Quantität des Stickstoffs in der Substanz aus.
Bei Anwendung des folgenden Apparates fallt der Stick-
stoffgehalt der Substanz stets etwas zu hoch aus, und zwar be-
trägt der Ueberschuss von guten Analjsen 1 bis ly^ C.C. von
dem ganzen erhaltenen Volumen; wenn sich Stickstoffoxjd ge-
bildet hat, ist dieser Fehler gröfser. Zwei Analjsen eines stick-
stoffhaltigen Körpers, angestellt nach der so eben beschriebenen
Methode und mit dem folgenden Apparate, geben, wenn man
das Mittel beider nimmt , den Stlckstoffgehalt der Substanz mit
aller bis zetzt erreichbaren Genauigkeit. Man wählt eine Verbren-
nungsröhre von 24 Zoll Länge, bringt in diese eine Lage kohlen-
saures Kupferoxjd von 6 Zoll Länge, von dem verschlossenen Ende
an gerechnet, hinein, füllt auf diese 2 Zoll lang reines Kupferoxjd,
sodann das Gemenge der Substanz mit Kupferoxjd, dann eine
Lage reines Kupferoxjd ; zuletzt kommt eine Lage Kupferspäne.
InFig. 13,Taf.II., sind diese Lagen angegeben. Die Verbrennungs-
röhre wird mit der dreischenkligen Röhre Fig. 1 4 vermittelst eines
Korkes verbunden; der Kork wird aufserhalb mit geschmolzenem
Siegellack überzogen ; der eine Schenkel steht mit der Handluft-
pumpe Fig. 13ö,jÖ der andere mit einer 30 Zoll langen geboge-
nen Glasröhre A, welche in eine kleine Wanne D mit Quecksilber
taucht, vermittelst Kautschuckröhren in Verbindung. Die drel-
schenklige Röhre Fig. 14 ist bei oc etwas ausgezogen. Man macht
nun den Apparat luftleer, das Quecksilber steigt bis 27 Zoll; bleibt
sein Stand nicht unverändert, so schliefst eine der Verbindungen
nicht. Man stellt nun einen Schirm über das reine Kupferoxjd
bei ji, Fig. 13/>, und umgiebt das kohlensaure Kupferoxjd mit
2 bis 3 glühenden Kohlen; es entwickelt sich sogleich reine
Kohlensäure, das Quecksilber fallt, sie tritt aus der Oeffnung
der Röhre aus. Man macht zum zweiten Male den Apparat
51
luftleer, fährt mit der Entwicklung der Kohlensäure fort, und
wiederholt dies 4 — 5 mal, jedenfalls so oft, bis die Gasbla-
sen, die sich aus der Oeffnung der F\öhre A entwickelten, bis
auf eine kaum bemerkbare Luftblase verschwinden , wenn sie
in einer kleinen mit Kalilauge angefüllten Glasröhre aufgefangen
Verden. Alle atmosphärische Luft ist nun aus dem Apparate
vollkommen entfernt. Man schmilzt nun den bei oc ausgezoge-
nen Theil der dreischenkligen Röhre Fig. 14 mit einer Spiri-
tuslarape ab, und entfernt die -5' förmige Verbindungsröhre C
sammt der Luftpumpe; hierauf befestigt man durch den Hal-
ter A Fig. 15 über der Oeffnung der Gasleitungsröhre eine
graduirte Glasröhre von etwa 100 CG. Inhalt, halb mit Kali-
lauge, halb mit Quecksilber gefüllt, und schreitet nun zur Ver-
brennung der Substanz, wie früher angeführt; es entwickelt
sich Stickstoff und Kohlensäure, welche letztere von dem Kali
absorbirt wird; in der Röhre sammelt sich also nur Stickgas.
Wenn die Verbrennung der Substanz bis n (Fig. 13 Ä)
vorgeschritten, also beendigt ist, so enthält das Gas, was den
inneren Raum des Apparates einnimmt, noch eine Quantität
Stickstoff, welche in die graduirte Röhre Fig. 15, B geführt
werden rauss. Die eine Hälfte des kohlensauren Kupferoxjds
hat gedient, um die atmosphärische Luft zu entfernen, die an-
dere Hälfte, welche zurückgeblieben, dient nun, um das Gas-
gemenge in die graduirte Röhre zu treiben. Man umgiebt den
hinteren Theil der Verbrennungsröhre mit Kohlen, und lässt
etwa noch 3 — 400 Kubikcentimeter Gas sich entwickeln und
in die graduirte Röhre treten; die Kohlensäure des kohlensau-
ren Kupferoxjds treibt die Verbrennungsproducte vor sich her
in die graduirte Röhre.
Nachdem nun in der graduirten Röhre, besonders wenn
sie bewegt wird, keine Absorption mehr bemerkbar ist, schliefst
man die Glocke mit einer aufgeschliffenen Glasscheibe und trägt
sie in ein grofses Gefäfs mit Wasser. Quecksilber und Kali-
lauge treten heraus, ihr Raum wird vom Wasser eingenommen.
Das Gas wird nach Notirung des Barometer- und Ther-
mometerstandes gemessen, derEinfluss der Tension desW^assers
4*
52
auf das Volumen des Gases in Rechnung genommen, auf 0° und
28'' Druck reducirt, und das Stickstoffgas in Gewichten be-
rechnet.
ßerzelius meint, man könne die Luftpumpe ganz entbeh-
ren , wenn man vor der Verbrennung eine Zeitlang Kohlen-
säure durch die Verbrennungsröhre leitet, so dass hierdurch die
atmosphärische Luft entfernt würde. Wenn man nicht grofsen
Irrthümern sich aussetzen will , so darf man ihre Anwendung
nicht aufiser Acht lassen; denn die in den Poren des Gemenges
befindliche Luft wird hierdurch nicht entfernt, sie beträgt 8 bis
•J Kubikcentimeler bei dem gewöhnlichen Volum der Mischung,
und dies ist oft mehr, als das Stickgas, was 5 — 600 Milligrm.
mancher Substanzen liefern.
Mitsc herlich schlägt vor, die Mischung ohne kohlen-
saures Kupferoxyd in die Verbrennungsröhre zu bringen, luft-
leer zu machen, die Verbrennung wie gewöhnlich vorzuneh-
men, und alles Stickgas und die Kohlensäure in einer Glocke
aufzufangen, das Volum zu messen, imd durch Kalihjdrat die
Kohlensäure zu absorbiren. Das Verhältniss beider erhalte man
dadurch dem Mafse nach, woraus sich das Gewicht des Stick-
stoffs berechnen lasse
VS^enn man sich erinnert, dass bei der ersten Einwirkung
des Feuers auf jede organische Materie sich flüchtige Producte
entwickeln, welche erst dann vollkommen verbrennen, wenn
sie langsam über glühendes Kupferoxjd geleitet werden, und
man erwägt, dass beim Verbrennen In einem luftverdünnten
Räume die entwickelten Gase sich mit grofser Schnelligkeit darin
verbreiten, so hat man bei dieser Vorrichtung im Anfange eine
unvollkommene Verbrennung derselben zu gewärtigen. Hierbei
bleibt ferner in den Röhren eine gewisse Quantität Stickstoff
zurück, welcher nicht in Rechnung gebracht wird, und das
Volum des Kallhjdrats muss abgeschätzt und von dem Volum
des Stickgases abgezogen werden. Dieser Vorschlag ist aus der
Anaijse der Harnsäure hervorgegangen; allein für diesen stick-
stoffreichen Körper hat man diesen Apparat nicht nöthig; er
53
möchte kaum bei Körpern, welche wenig Stickstoff enthalten,
zu empfehlen sejn.
Der beschriebene Apparat lä'sst sich ebenfalls brauchen znr
Verbrennung von Körpern im luftleeren Räume, in der Ab-
sicht, um durch die qualitative Anal jse des Gasgemenges die
relativen Verhältnisse der Kohlensäure und des Stickstoffs zu
erfahren, und zwar mit Ausschluss der atmosphärischen Luft,
welche den Apparat erfüllt. Hierbei wird, wie sich von selbst
versteht, die Anwendung von kohlensaurem Kupferoxjd unter-
lassen. Man kann sich aber auf die erhaltenen Verhältnisse bei
Körpern , welche sehr wenig Stickstoff enthalten , auch wenn
mit aller Sorgfalt verfahren ist, nicht mit Sicherheit verlassen.
Man darf nicht versäumen, bei allen Stickstoffbestimmun-
gen die Genauigkeit der Gewichte, welche man zum Abwägen
anwendet, einer scharfen Prüfung zu unterwerfen. Es ist, wie
man weifs, gleichgültig für Analjsen anderer Art, ob die Ge-
wichte genau sind oder nicht, vorausgesetzt, dass sie unter ein-
ander übereinstimmen; wenn aber der Gramm und die Unter-
abtheilungen desselben, mit denen man die Substanzen abwägt,
unrichtig sind, so hat man bei den Reductionen der Gase auf
richtige Gewichte stets nicht unbeträchtliche Differenzen zu ge-
wärtigen.
Controlen für organische Analysen,
Nachdem nun in dem Vorhergehenden alle Vorsichtsmafa-
regeln beschrieben worden sind, welche die Erreichung eines
guten Resultates verbürgen, sind noch einige Verfahrungswei-
sen zu berühren, welche als Controlen für die Kohlenstoff- und
Stickstoffbestimmungen zuweilen in Anwendung kommen.
Bei Körpern, deren Atomgewicht klein ist, in welchen also
die Anzahl der Atome der Elemente in einem sehr einfachen
Verhältnisse zu einander steht, hat man keine weitere Controle,
als die genaue Bestimmung des Atomgewichts, nöthig. Ganz
anders verhält es sich aber bei Körpern, deren Atomgewicht
54
beträchtlich ist; bei diesen beträgt zuweilen eine schwache
Differenz in den Atomgewichtsbestimmungen mehr als V^ At.
Kohlenstoff, und oft mehr als 3 At. Wasserstoff; bei dieser Art
von Körpern sind die folgenden Hülfsmittel nicht zu vernach-
lässigen.
Controlen für den Kohlenstoff. Wenn sich
der Körper mit einer stickstoffhaltigen Materie verbinden
lässt, z. B. mit Ammoniak oder mit Salpetersäure, so giebt
die Verbrennung dieser Verbindungen, in welcher die Quan-
tität der stickstoffhaltigen Materie bekannt ist, durch das er-
haltene Verhältniss des Stickgases zur Kohlensäure, eine scharfe
Controle für den Kohlenstoff. Die Volumina der beiden Gase
müssen sich verhalten, wie die Aequivalente des Stickstoffs und
des Kohlenstoffs.
Eine zweite Controle des Kohlenstoffs einer Säure mit ho-
hem Atomgewicht erhält man, wenn man eins ihrer Salze ver-
brennt, dessen Basis die Kohlensäure beim Glühen mit Kupfer-
oxjd nicht fahren lässt, z. B. mit Barjt. Man erhält weniger
Kohlensäure, als wenn die Substanz für sich verbrannt wor-
den wäre, und zwar unter allen Umständen 1 At. Kohlenstoff
weniger. Die Kohlensäure, welche mit der Basis verbunden
bleibt, kann man berechnen; ihre Quantität muss sich zu der
erhaltenen Kohlensäure verhalten, wie 1 zu der übrigen An-
zahl der Atome des Kohlenstoffs der Säure. Beide zusammen
addirt, müssen die Anzahl der Atome des Kohlenstoffs in der
Substanz ausdrücken. Z. B. in dem amjgdalinsauren Barjt ent-
hält die Säure 40 At. Kohlenstoff; sie giebt bei der Verbren-
nung eine gewisse Quantität Kohlensäure, welche sich zu der
der zurückgebliebenen Kohlensäure des kohlensauren Barjts
verhält, wie 39 : 1. Beide zusammen addirt, geben 40. Auf
eine ähnliche Art sind die Atomgewichte aller fetten Säuren zu
controliren.
Controlen für d e n W a s s e r s t o f f g e h a 1 1. Bei
den organischen Basen lässt sich der Wassersloffgehalt der-
selben controliren, wenn man ihre Verbindung mit Chlor-
wasserstoffsäure verbrennt; da die Salzsäure bei der Verei-
55
nigung mit diesen Basen keine Zersetzung erleidet, so muss
das erhaltene Wasser, auf das Gewicht der Substanz berech-
net, stets um 2 Atome, nämlich um den Wasserstoffgehalt
der Salzsäure, gröfser sejn. Dasselbe gilt für Säuren, die sich
mit Ammoniak verbinden lassen und deren Ammoniakverbin-
dung man der Verbrennung unterwirft. Bei Körpern wie Talg-
säure, Oelsäure und ähnlichen bleibt stets eine Unsicherheit in
der Wasserstoffbestimmung; man muss hier diejenige Anzahl
der Atome wählen, welche am genauesten mit dem Minimum
des erhaltenen Wasserstoffs am nächsten stimmt. Das sicherste
Mittel , sich hier Gewissheit zu verschaffen , liegt in der Zer-
legung des Körpers in mehrere neue, und in der Analjse der
Producte, die daraus hervorgehen. Der Wasserstoffgehalt der
Producte muss in einer bestimmten, nachweisbaren Beziehung
zu dem Wasserstoffgehalt des Körpers stehen, aus denen sie
hervorgegangen sind. Lässt sich diese Beziehung nicht nach-
weisen, so bleibt die üngewissheit.
Bestimmung der Anzahl der Atome der
Elemente in einer organischen Ver-
bindung.
Die bis jetzt beschriebenen Verfahrungsweisen geben die
Zusammensetzung der analjsirten Materien in einem bekannten
Gewicht derselben, über die Anzahl der Atome der Elemente
der Verbindung liefern sie hingegen keinen Aufschluss. Ueber
die relative Anzahl derselben kann man sich allerdings nicht
täuschen, wenn es gelingt, den Körper in Producte von be-
kannter Zusammensetzung zu zerlegen; aber dies ist bis jetzt
nur bei wenigen in Anwendung gebracht worden, und die
Ausmittelung des Gewichtsverhältnisses, in welchem sich der
Körper mit dem bekannten Atomgewicht eines andern verbin-
det, bleibt immer das wichtigste Hülfsmittel zur Erforschung der
wahren Zusammensetzung und zur Controle der durch die Ana-
lyse gefundenen Zahlen.
• #
56
IsL der Körper eine Säure, so besllnimt man ihr Atom-
gewicht durch die Analjse von einem ihrer Salze; am besten
dient dazu ihre Verbindung mit Silber, Fileioxjd oder Barjt.
Silbersalze sind, wenn sie sich darstellen lassen, allen anderen
vorzuziehen ; sie sind immer wasserfrei und hinterlassen nach
dem Glühen reines metallisches Silber, aus welchem sich das
Atomgewicht leicht berechnen lasst. Manche Silbersalze ver-
puffen beim Erhitzen; diese muss man durch Verwandlung des
Silberoxjds in Chlorsilber analjsiren Man hat Befeuchtung
des trocknen Salzes mit Terpenthinol und Anzünden dessel-
ben empfohlen, um das Verpuffen zu verhindern; allein klee-
saures, fumarsaures und andere Silber^alze verpuffen demun-
geachtet; es entspricht jedenfalls nur in sehr wenigen Fällen
seinem Zweck.
Rerzelius analjsirt die Bleiverbindungen auf eine sehr
bequeme und expeditive Weise. Er legt sie in ein Porzellan-
schälchen, erhitzt sie rasch nahe am Rande, wo sich die Ver-
bindung meistens entzündet und fortglimmt, bis dass man zu-
letzt nichts daraufhat, als ein Gemenge von Bleioxjd mit Me-
tall. Nachdem man sein Gewicht genommen , wird es mit Es-
sigsäure befeuchtet, sodann mit Wasser, zu Ende mit Wein-
geist durch Decantlren ausgewaschen , und wieder getrocknet.
Der Verlust ist Bleioxjd, die Gewichtszunahme des Schälchens
metallisches Blei.
Bei der Darstellung der Verbindungen mit Bleioxjd hat
man ganz besondere Rücksicht auf die Eigenschaft unlöslicher
Bleisalze, sich mit sonst löslichen Salzen zu verbinden, welche
in der Flüssigkeit enthalten sejn können und die mit niederfal-
len, zu nehmen.
Bildet eine Säure ein saures und ein neutrales, oder ein
neutrales und basische Verbindungen, so geben die Analjsen
derselben neue Anhaltpunkte zur Feststellung des wahren Atom-
gewichts; doch Alles, was hierüber gesagt werden könilte,
versteht sich bei der Bekanntschaft mit der allgemeinen chemi-
schen Analjse von selbst.
Barytverbindungen eignen sich sehr gut; bei Körpern
57_
mit hohem Atomgewicht geben Kalksalze leicht zu bemerk-
baren Irrthümern Veranlassung,
Die Verbrennung der Säure für sich und eines ihrer was-
serfreien Salze entscheidet über ihren Wassergehalt und über
die Quantität ihres Hydratwassers.
Bestimmung des Kristallwassers der Salze ist für die or-
ganische Analjse von Wichtigkeit; wo es nur immer gesche-
hen kann, darf man sie nicht vernachlässigen.
Die Sätllgungscapacität der organischen Basen bestimmt
man mit Hülfe des Fig. 1 und 2, Taf. f., beschriebenen Appa-
rates. In den weiteren Thell legt man die organische Basis, lei-
tet, nachdem ihr Gewicht im trocknen Zustande bekannt ist,
bei a trocknes salzsaures Gas hinein. Sie verbinden sich leicht,
schnell und unter Erwärmung damit; manche schmelzen hier-
bei, andere bleiben porös; jedenfalls bleibt der Verbindung eine
gewisse Quantität Salzsäure, welche nicht zu ihrer Zusammen-
setzung gehört; sie muss entfernt werden. Für diesen Zweck
verfährt man ganz so, wie wenn man die Verbindung austrock-
nen wollte; der Apparat wird mit siedendem Wasser umgeben
und so lange Luft hindurchslrömen lassen, bis sich sein Gewicht
nicht mehr ändert. Die Gewichtszunahme des Apparates ist die
mit der Basis in Verbindung getretene Salzsäure.
Hält man es für nöthig, sich Gewissheit zu verschaffen, ob
bei der Verbindung der Base mit der Säure nicht eine gewisse
Portion Wasser hinweggegangen ist, wodurch nach diesem Ver-
fahren das Gewicht der Salzsäure zu klein ausfällt, so muss
ein bekanntes Gewicht des Salzes in Wasser gelöst und die Salz-
säure als Chlorsilber bestimmt werden. (S. Chlor, Bestim-
mung desselben.)
Manche organische Körper vereinigen sich , ohne gerade
Säuren zu sejn, mit Bleioxjd; durch die Aufnahme desselben
wird zuweilen eine gewisse Portion Wasser abgeschieden , was
diese Substanzen durch Wärme allein nicht abgeben; jeden-
falls erfährt man durch die Analjse dieser Verbindungen und
der der reinen Substanz Alles, was man in Beziehung auf die
Anzahl der Atome der Elemente erfahren will.
58
Andere Substanzen gehen weder mit Säuren noch mitMe-
talloxjden Verbindungen ein; sie vereinigen sich aber im kri-
stallisirten Zustande mit Wasser, dessen Bestimmung alsdann
mit äufserster Sorgfalt vorgenommen werden muss. Man be-
rechnet daraus mit derselben Sicherheit das einfache, halbe,
doppelte etc. Atomgewicht der Substanz; dies hängt natürlich
von der Anzahl der Atome des Wassers ab, das die Substanz
aufnimmt.
Beispiele. Zusammensetzung der Amjgdalin-
säure. — Bestimmung des Atomgewichts der Säure.
— 1,089 amjgdalinsaurer Barjt liefert, durch Schwefelsäure
zersetzt, 0,234 schwefelsauren Barjt. Das Atomgewicht des
schwefelsauren Barjts ist 1458,05, man erhält mithin das Atom-
gewicht des amjgdalinsauren Barjts durch die Proportion: ^
0,234 : 1,089 — 1458,05 : x = 6783,37.
Controle. 1,002 Barjtsalz liefern 0,182 kohlensauren
Barjt. Daraus ergiebt sich das Atomgewicht des Salzes zu
6790,00 ; im Mittel = 6786,68.
0,668 Grm. desselben Salzes liefern 1,068 Grm. Kohlen-
säure, mithin 158,88 pCt. Kohlensäure; 0,7235 Grm. liefern
1,148 Kohlensäure, mithin 158,6 pCt. Kohlensäure. 100 Th.
geben daher im Mittel 159,24 Kohlensäure.
0,668 Grm. geben ferner 0,302 Wasser
0,7235 - - - 0,326
1,3915 0,628
Bei der Verbrennung des Barjtsalzes mit Kupferoxjd ist
kohlensaurer Barjt zurückgeblieben, dessen Kohlenstoff mit in
Rechnung gebracht werden muss. Aus obiger Analjse ergiebt
sich, dass 100 Th. amjgdalinsaurer Barjt nach dem Glühen
hinterlassen: 18,17 kohlensauren Barjt. Diese enthalten 4,0718
Kohlensäure, im Ganzen also 159,24 + 4,0718 z- 163,3118
Kohlensäure.
Man berechnet nun die erhaltenen Resultate auf 100 Th.
amjgdalinsauren Barjt; was an 100 fehlt, ist Sauerstoff. Aus
59
den obigen Resultaten ergiebt sich, dass 100 Th. Barjtsalz ent-
balten:
Kohlenstoff 45,157
Wasserstoff 5,014
Barjt 14,098
Sauerstoff 35,731
100,000
\Jm nun die Constitution der Säure, und damit die An-
zahl der Atome ihrer Elemente, zu finden, berechnet man, wie
viel Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in der Summe der
Atonizahlen aller Elemente, d. h, in dem ausgemittelten Atomge-
wicht, enthalten ist.
100 Th. amjgdalinsaurer Barjt enthalten:
45,157 mithin 6786,68 3064,660 Kohlenstoff
5,014 - 6786,68 340,284 Wasserstoff
14,098 - 6786,68 956,706 Barjt
35,731 - 6786,68 2424,948 Sauerstoff
6786,598
3064,660 ist die Summe der Atome des Kohlenstoffs in ei-
nem Atomgewicht des Salzes; wird sie mit dem Gewicht von
1 At. Kohlenstoff dividirt, so erhalt man die Anzahl der
Atome Kohlenstoff =
?5?M5 :::::: 40,09 At. Kohlenstoff,
76,43T '
^^^^ ~ 54 At. Wasserstoff,
6,2398 Gewicht v. 1 At. Wasserstoff
956,706 . 4* P .
.-.•,• • rzi 1 At. Baryt,
956,88 Gewicht v. 1 At. Baryt
2424,948 ,.. *. c . cc
' — ^- .• zu 24 At. Sauerstoff;
100 Gewicht V. 1 At. Sauerstoff
die Formel für das Salz ist mithin: C^^ H-^ O^^ , Ba O.
Die Vergleichung der procentigen Zusammensetzung, welche
die Formel giebt, mit den Zahlen, welche durch die Analjse
60
erhalten wurden, zeigt nun, wie weit das Resultat des Versu-
ches sich der theoretischen Zusammensetzung nähert.
auf 100 Th. berechnet.
40 At. Kohlenstoff . . . = 3057,480 45,28
54 At. Wasserstoff . . . ==2 336,949 4,99
l At. Barj't ~ 956,880 14,17
24 At. Sauerstoff ... 1= 2400,000 35,56
Atomgewicht nach der Formel = 6751,309 100,00
Der gewöhnliche Gang der Berechnung der Anzahl der
Atome der Elemente in einer analjsirten organischen Materie
ist bei allen ganz so, wie in dem angeführten Beispiel ausein-
andergesetzt wurde; die Formel, zu der man gelangt, ist der
nächste Ausdruck der durch den Versuch gefundenen Zahlen;
die Richtigkeit derselben muss nun einer strengen Prüfung un-
terworfen werden.
Dem Anschein nach stimmt das gefundene Resultat mit
dem theoretischen so nahe, als sich nur wünschen lässt, über-
ein ; dies ist , den Wasserstoff ausgenommen , bei allen an-
deren Elementen eine hinreichende Bürgschaft ihrer Richtig-
keit; allein bei diesem, wenn man sich erinnert, was über die
Bestimmung des Wasserstoffs früher gesagt ist, beweist diese
vollkommene Ueberelnstimmung, dass die Materie weni-
ger Wasserstoff enthält, als die Formel angiebt.
Es ist erwähnt worden , dass bei Körpern von hohem
Atomgewicht die Wasserstoffbeslimmung einer Correction un-
terworfen werden muss; dies ist bei der erwähnten Analjse
nicht geschehen.
Zieht man aber von dem in jeder Analjse erhaltenen
Wasser 6 Milligrm. , als der Substanz nicht angehörend, von
628 Wasser also 12 Milligrm., ab, so bleiben 0,616 Grm.
Wasser, wonach sich für 100 Th. amjgdalinsauren Baryt nur
4,91 Wasserstoff, also weniger, als die Formel giebt, berechnet.
Nach der Formel C^^ H^^ O^^ BaO enthält dieses Salz 4,81 pGt.
Wasserstoff, und dieser Gehalt stimmt mit dem corrigirten so
nahe , als man bei Versuchen dieser Art nur erwarten kann.
61
Aus alle diesem kann mit genügender Wahrscheinlichkeit
geschlossen werden, dass die Amjgdalinsäure nicht über 52
Atome Wasserstoff enthalt, dass demnach das Atomgewicht des
Salzes nur 6738,829 beträgt.
Was den Kohlenstoff betrifft , so müssen die Gränzen der
Beobachtnngsfehler aufgesucht und verglichen werden.
Es ist klar, dass in dieser Analjse die Fehler in der Beob-
achtung den Kohlenstoffgehalt vermindern. Wenn das Salz bei
einem Atomgewicht von 6786,68 nur 39 At. Kohlenstoff ent-
hielte, so würde seine Zusammensetzung durch die Formel
Cgg H.^ O^- , Ba 0 ausgedrückt werden müssen. Diese Formel
giebt für das Atomgewicht des Salzes die Zahl 6874,872, welche
dem gefundenen noch näher steht, als das oben berechnete;
aber darnach würden 100 Th. Salz nur 43,35 pCt. Kohlenstoff
geben dürfen. Darnach entspricht ein Unterschied von 1%
pCt. Kohlenstoff einem Atom Kohlenstoff in der theoretischen
Zusammensetzung, und es ist leicht zu bemerken, dass das
Maximum des Verlustes nicht über 0,87 pGt. Kohlenstoff, d. h,
nicht über Vz At. Kohlenstoff, betragen darf, wenn das Resul-
tat nicht zweifelhaft sejn soll.
Zieht man von dem Atomgewicht des Salzes das Gewicht
von 1 At. Barjt ab, so erhält man das Atomgewicht der Säure
6738,829 — 956,88 :=: 5782,049 , woraus sich ihre procentige
Zusammensetzung berechnen lässt.
Bei der Berechnung und Controle der Analjse einer or-
ganischen Base wird das Atomgewicht durch die Quantität
Säure bestimmt, mit welcher die Basis eine constante Verbin-
dung bildet; sonst wird genau nach der beschriebenen Weise
verfahren.
Die Anzahl der organischen Substanzen, welche mit keiner
andern von bekanntem Atomgewicht Verbindungen eingehen,
deren Zusammensetzung sich also nicht controliren lässt, ist
aufserordentlich klein; bei diesen muss man sich begnügen, das
Atomenverhältniss ihrer Bestandtheile aufzusuchen und in der
einfachsten Form auszudrücken. Mannazucker gehört z. B. zu
dieser Art von Körpern, 2,735 Grm. lieferten durch die Ver-
62
brennung 4,097 Grm. Kohlensäure und 1,770 Grm. Wasser.
Dies giebt für die Zusammensetzung in 100 Theilen:
Kohlenstoff 39,7259
Wasserstoff 7,72 lO
Sauerstoff 52,5531
100,0000
Wenn man das Atomgewicht des Mannits zu 100 setzt , so
.. . 39,7259 . 7,7210
^"^ 76 437 ^^^ Anzahl der Atome des Kohlenstoffs, ^ .^^^g
52 5531
die Anzahl der Atome des Wasserstoffs und — '- die An-
100
zahl der Atome des Sauerstoffs ausdrücken. Da aber das Atom-
gewicht unbekannt ist, so drücken die Quotienten lediglich das
relative Verhältniss der Atome der Elemente des Mannits aus:
0,518 At. Kohlenstoff
1,238 At. Wasserstoff
0,525 At. Sauerstoff
Wenn man diese Verhältnisse näher ins Auge fasst, so
sieht man sogleich , dass die Anzahl der Atome des Kohlen-
stoffs in dem Mannit gleich sejn muss der Anzahl der Atome
des Sauerstoffs; die Zahlen 0,518 und 0,525 weichen nur un-
bedeutend von einander ab. Man bemerkt ferner, dass die
Anzahl der Atome des Wasserstoffs, verglichen mit der Anzahl
der Sauerstoffatome, gröfser ist, wie das Verhältniss, in wel-
chem beide Wasser bilden. Wäre das Verhältniss wie im Was-
ser, so würden auf 52 At. Sauerstoff vorhanden sejn müssen
104 At. Wasserstoff; man hat aber 123,8, mithin sehr nahe
Ve mehr. Auf 1 At. Sauerstoff sind darin enthalten 2,36 At.
Wasserstoff, oder, letzteren in der nächsten ganzen Zahl aus-
gedrückt, enthält der Mannit auf 3 At. Sauerstoff 7 At. Was-
serstoff und 3 At. Kohlenstoff.
Durch die Analjse des kristallisirten Rohrzuckers wurde
folgende procentige Zusammensetzung erhalten:
Kohlenstoff 42,301 ^^ = 0,553
fi 4'=i4
Wasserstoff 6,454 ~~- ~ 1,034
Sauerstoff 51,501 ^^~ — 0,515
100,000
Man bemerkt hier, dass die Anzahl der Atome des Was-
serstoffs genau doppelt so grofs ist, als die Anzahl der Atome
des Sauerstoffs, dass mithin der Zucker beide Bestandtheile in
dem Verhältniss wie im Wasser enthält. Die Anzahl der Sauer-
stoffatome verhält sich zur Anzahl der Kohlenstoffatome, wie
0,515 : 0,553, in ganzen Zahlen ausgedrückt wie 11 : 12.
Nimmt man mithin an, der Zucker enthalte 11 At. Sauerstoff,
so ist seine Formel : C^^ H^^ O^^.
Sehr viele organische Körper, deren Atomgewicht sich di-
rect nicht bestimmen lässt, zerlegen sich, wenn sie unter ge-
wissen Umständen mit anderen in Berührung gebracht, mit
Säuren, Alkalien behandelt werden, in neue Producte, deren
Zusammensetzung entweder schon bekannt ist oder doch leicht
ausgemittelt werden kann. Diese Zerselzungsweisen geben sehr
wichtige Anhaltpunkte zur Beurtheilung der Zusammensetzung
und zur Controle der Analjse ab. Zucker zerlegt sich , mit
Ferment in Berührung , in Kohlensäure und Weingeist , Oxa-
mid in Ammoniak und Kleesäure. Es ist klar, dass, wenn man
bei der Zersetzung des ersteren die Quantität Kohlensäure, und
bei dem Oxamid die Menge der gebildeten Kleesäure kennt,
wenn man sich überzeugt hat, dass bei dem einen sonst kein
anderes Product als Weingeist, und bei dem andern nur Am-
moniak hierbei gebildet wird: dass man hieraus schon die Zu-
sammensetzung mit vollständiger Gewissheit erschliefsen kann.
Ein ganz wichtiges Mittel, um die Art der Zusammensetzung
eines Körpers von unbekanntem Atomgewicht einer Prüfung zu
unterwerfen, ist das übermangansaure Kali. Dieses Salz, mit
einer auflöslichen organischen Materie gelinde erwärmt, zer-
setzt sich in Manganhjperoxydhjdrat , die Ueberraangansäure
•" 64
giebt Sauerstoff an die organische Materie ab und es wird hier-
bei , wenn die organische Substanz im Ueberschuss vorhanden
ist, nur in seltenen Fällen der Kohlenstoff derselben oxjdirt.
Durch die Oxjdation des Wasserstoffs entstehen organische
Säuren, und zwar stets nur in dem Verhältniss, als das Kali be-
darf, um davon neiitralisirt zu werden; die Flüssigkeit bleibt
neutral. Die Säure, welche hierbei vorzugsweise gebildet wird,
ist Kleesäure, in manchen Fällen Ameisensäure. Beide sind leicht
bestimmbar; aus Ihrer Quantität und aus der Menge des Man-
ganhjperoxjdhjdrats lässt sich die Zusammensetzung beurthei-
len. Z. B. : Wenn eine reine Zuckerauflösung mit diesem Salz
erwärmt wird, so erhält man neutrales kleesaures Kali undMan-
ganhyperoxjd , indem auf 1 At. Kleesäiire (452,87) erhalten
werden 2 At. Manganhjperoxjd (1091,78), woraus sich leicht
berechnen lässt, dass der Zucker Wasserstoff und Sauerstoff in
dem Yerhältnlss wie im Wasser enthält.
Manche Indifferente stickstoffhaltige Substanzen zerlegen
sich mit Alkalien in Ammoniak und in eine Säure, deren Atom-
gewicht bestimmt werden kann. Dazu gehören z. B. Caffein,
Asparagjn, Amjgdalln; man kann das Atomgewicht derselben
leicht aus der Quantität der gebildeten Säure oder eines Ihrer
Salze von einem bekannten Gewicht der Materie ausmitteln.
So z. B. werden durch Behandlung von 1,357 Grm. Amjgdalln
erhallen 1,592 amjgdalinsaurer Barjt. Das Atomgewicht des
amjgdalinsauren Barjts ist 6738,829 , es verhält sich daher
1,592 : 6738,829 =: 1357 : :v = 5797, dem Atomgewicht des
Amjgdalins.
Bei flüchtigen Körpern ist die Bestimmung des specifi-
schen Gewichts seines Dampfes ein kostbares Mittel zur Con-
trole der organischen Analjse. Das Verfahren , was hierbei
angewendet wird, Ist von Dumas angegeben, von diesem aus-
gezeichneten Chemiker zuerst in Ausübung gebracht und zu
diesem Zweck angewendet worden. Die Beschreibung, Avelche
Dumas von seiner Verfahrungsweise gegeben hat, urafasst
alle Vorsichtsmafsregehi , welche ein genaues Besultat ver-
65
bürgen. {Traite de chimie par Dumas. Paris, Bediel jeune
r. r. p. 45.)
Bestimmung des speci fischen Gewichts der
D'ämpfe flüchtiger Materien, als Mittel
znr Bestimmung der Anzahl der Atome
ihrer Elemente.
Der Apparat, den man dazu benutzt, ist in hohem Grade
einfach , und die ganze Operation mit Leichtigkeit und ohne
grofsen Aufwand an Zeit oder Geschicklichkeit auszuführen.
Die Aufgabe, welche man also zu lösen sucht, besteht in der
Ausmittelung des Gewichts eines Dampfes von bekanntem Volum.
Zu diesem Zweck wird ein passendes Gefäfs, gefüllt mit
trockner Luft von bekannter Temperatur und Luftdruck, ge-
wogen; man bringt alsdann die Flüssigkeit oder den flüchti-
gen Körper hinein, von dessen Dampf das specifische Gewicht
bestimmt werden soll; man erhitzt ihn darin etwa 30 — 40^*
über die Temperatur seines Siedpunktes so lange, bis er gänz-
lich in Dampf verwandelt ist, bestimmt die Temperatur des-
selben, verschliefst das Gefäfs hermetisch und nimmt aufs neue
sein Gewicht. Man kennt nun das Gewicht des Gefälses, mit
Luft und mit Dampf gefüllt; nach der Reduction auf gleiche
Temperaturen und Druck kann man das Gewicht beider be-
rechnen , nachdem man vorher den Rauminhalt des Gefäfses,
mithin das Volumen der Luft und des Dampfes, ausgemittelt
hat. Das specifische Gewicht des Dampfes erhält man, wenn
man das Gewicht eines gewissen Volumens durch das Gewicht
eines gleichen Volumens Luft, beide von gleicher Temperatur
und Druck, dividirt.
Man verfährt auf folgende Weise; Man nimmt einen klei-
nen trocknen und reinen Glaskolben von 3 bis 500 Kubikcen-
timeter Inhalt (Fig. 16, Taf. IL), verbindet seinen Hals mit
der Luftpumpe und dem Apparat Fig. 5, Taf. 1., pumpt die Luft
5
66
aus und lässt durch Oeffnen des Hahns abwechselnd Luft wie-
der einströmen; man erreicht hierdurch den Zweck, die feuchte
Luft in dem Innern des Kolbens durch Luft zu ersetzen, welche
beim Durchstreichen durch die mit Chlorcalcium gefüllte Glas--
röhre getrocknet worden ist.
Man zieht nun den Kolben bei a in eine 6 — 8 Zoll lange,
enge Röhre aus, glebt ihr eine Biegung bei />», schneidet die
Spitze vermittelst einer scharfen Feile ab, und schmilzt in einer
Spirituslampe den scharfen Rand derselben glatt. Das Glas des
Kolbens darf sich bei dem Weichwerden nicht blättern oder
schwärzen; es ist sonst schwierig oder unmöglich, die Spitze
hernach schnell und leicht zuzuschmelzen. Man hat also eine
Kugel oder einen Ballon mit einer ausgezogenen Spitze. Man
wiegt nun den offnen ausgezogenen Ballon, und lässt ihn eine
Zeitlang auf der Wage liegen, bis man sieht, dass sich durch
Anziehung von Feuchtigkeit von der Oberfläche des Glases sein
Gewicht nicht mehr ändert.
Man hat nun in dieses Gefäfs die Flüssigkeit oder den ge-
schmolzenen festen Körper zu bringen. Zu diesem Zweck
erwärmt man den Bauch des Ballons gelinde , treibt damit
eine Portion Luft heraus, und lässt ihn wieder kalt werden,
während die offene Spitze in die flüssige Substanz hineintaucht;
die Stelle der ausgetriebenen Luft wird von der Flüssigkeit
eingenommen. Durch Abkühlen der Kugel vermittelst aufge-
tröpfelten Aelhers lässt sich dies jederzeit und schnell bewerk-
stelligen. Die Quantität der Flüssigkeit, die man eintreten
lässt, richtet sich nach dem Volumen des Ballons; 5 Grm. kann
man als das Minimum, und 10 Grm. als das Maximum betrach-
ten. Wenn der Körper in dem Halse und der engen Röhre
wieder fest wird, so muss dieser natürlich vorher erhitzt
werden.
Der Ballon wird nun in ein Wasserbad, Chlorcalciumbad,
Ghlorzinkbad etc. gebracht, und dieses auf eine Temperatur
erhitzt , welehe jedenfalls 30 bis 40° höher sejn muss , als der
Siedpunkt des flüchtigen Körpers. Das Bad kann natürlich auch
schon vorher bis auf die gewünschte Temperatur erhitzt sejn;
67
wan hat nie ein Springen des Ballons zu befiirchlen. Ein sehr
genaues Thermometer zeigt seine Temperatur an.
Der Kolben kann in dem Bade auf die mannichfaltigste
Weise festgehalten werden, Fig. 17 zeigt eine solche Vor-
richtung. Fig. 18 ist der Halter des Ballons.
Sobald die Temperatur des Bades einige Grade über den
Siedpunkt des Körpers gestiegen ist, entwickelt sich aus der
offenen Spitze ein Strom seines Dampfes; er nimmt nach und
nach ab, und nach 15 — 20 Minuten wird eine Flamme, in
die Nähe der offenen Spitze gebracht, nicht im mindesten mehr
bewegt. Sieht man , dass sich an der offenen Spitze , so weit
sie sich aufserhalb des Bades befindet, kleine Tropfen der Flüs-
sigkeit verdichten, so müssen diese jetzt entfernt werden. Man
nähert derselben eine glühende Kohle, worauf die Spitze so-
gleich davon entleert wird ; vermittelst eines Löthrohrs und
einer in die Nähe gebrachten Spirituslampe wird nun die Spitze
rasch erweicht ; sie schmilzt leicht und vollkommen zu.
Das eiserne Gefafs des Bades wird nun vom Feuer ent-
fernt, man nimmt den zugeschmolzenen Kolben aus dem Bade
heraus, wäscht und trocknet ihn vollkommen ab, und nimmt
mit der erwähnten Vorsicht sein Gewicht.
Der Dampf der Substanz hat alle atmosphärische Luft bis
auf eine kleine Quantität, die man bestimmen muss, ausge-
trieben; das Volumen des Dampfes muss ebenfalls ausgemittelt
werden.
Zu diesem Zweck taucht man die Spitze des Ballons der
ganzen Länge nach unter Quecksilber, macht mit der Feile
einen Einschnitt nahe am Halse, und bricht die Spitze ab. Der
luftleere Raum, welcher nach der Verdichtung des Dampfes
bei gewöhnlicher Temperatur entstanden ist, wird nun durch
Quecksilber ausgefüllt; es bleibt hierbei meistens eine kleine
Luftblase zurück; sehr oft fiiilt er sich gänzlich an. Das Volu-
men des Quecksilbers ist gleich dem Volumen des Dampfes in
der hohen Temperatur, bei welcher der Kolben verschlossen
wurde. Zur Bestimmung desselben leert man nun das Queck-
silber in eine graduirte Röhre aus, und bemerkt sich die An-
5*
68
zahl äe.r Kubikcentimeter, die das Quecksilber einnimmt. Man
füllt nun das Gefäf's gänzlich mit Wasser an und misst das Vo-
lumen des Wassers ; es beträgt meistens 1 bis 2 Kubikcenti-
meter mefir, als das Volumen des Quecksilbers. Indem man
beide von einander abzieht, hat man das Volumen der zurück-
gebliebenen Luftblase.
Aus den erhaltenen Resultaten lässt sich nun das speci-
fische Gewicht des Dampfes berechnen. Das folgende Beispiel
wird diese llechnungen versinnlichen.
Beispiel. Bestimmung des speci fischen Ge-
wichts des Kohlensäure-Aethers. Siedpunkt 125, 5°C.
Der Ballon wog mit trockner Luft gefüllt 47,770 Grm., die
Temperatur der Luft war 18°,6, der Barometerstand 33 f ',8.
N.':ch Beendigung des Versuches fasste die Kugel, mit Wasser
ausgemessen, 290 Kubikcentimeter, zu dem Volumen der darin
enthaltenen Luft. 290 Kubikcentimeter Luft bei 18°,6 und
33l'",8 B. geben bei 0° und 336'" B. 267,7 Kubikcentimeter.
Da nun 1000 Kubikcentimeter Luft bei 0° wnd 336'^' B.
1,299075 Grm. wiegen, so ist das Gewicht der 267,7 Kubik-
centimeter Luft =0,34776 Grm. Zieht man von dem Gewicht
des mit Luft erfüllten Ballons das Gewicht der Luft ab, 47,770
— 0,34776 , so bleiben für das Gewicht der leeren Kugel
47,42224 Grm. Die Kugel wurde in einem Chlorzinkbade erhitzt,
die Oeffnung bei 150° C. und 331'",8 B. zugeschmolzen; ihr
Gewicht betrug 48,431 Grm. Das in die Kugel eingetretene
Quecksilber betrug 289,5 Kubikcentimeter (Temperatur des
Quecksilbers: 18°, 6 C; Barometerstand: 332"')- ^»^ht man
das (äewicht der leeren Kugel von der mit Dampf erfüllten ab,
so bleiben für das Gewicht des Aetherdampfs 1,00876 Grm.
Mimmt man an, das Volumen habe bei 150^ und 33l'",8 B.
289,5 Kubikcentimeter betragen, so nehmen diese bei 0° und
336'" Druck 182,98 Kubikcentimeter ein. Dieses Volumen
Aetherdampf wiegt nun 1,100876 Grm., 1000 Kubikcentime-
ter wiegen mithin 5,5129 Grm. Das specifische (gewicht des
5 5129
Kohlensäure Aetherdampfs iit demnach -^ zzz 4,243.
^ 1,299075
69
Diese Bestimmung ist wohl hinreichend genau für die Con-
trole der Analjse des Kohlensäure-Aethers, aber die Berech-
nung kann unter Umständen ein fehlerhaftes Resultat geben,
wenn man nicht auf den Umstand l\ückslcht nimmt, dass das
durch das eingetretene Quecksilber gemessene Volumen des
Dampfes weniger beträgt, als der Inhalt der Glaskugel; zieht
man nämlich beide von einander ab, 290 — 289,5, so bleibt
0,5 Kubikcentimeter Luft, welche mit den 289,5 Kubikcentime-
tern die Kugel ausgefüllt hatte. Diese Luft ist aber mitgewogen
worden; das wahre Gewicht des Dampfes erhält man mithin,
wenn man von 1,00876 das Gewicht von 0,5 Kubikcentimeter
Luft, auf 0°G. und 336''' B. reducirt, nämlich 0,00062, abzieht;
es ist mithin 1,008135 Grm.
Das Volumen des Quecksilbers, was in die Kugel einge-
treten ist, drückt ebenfalls nicht genau das Volumen des Dampfes
bei 150° aus; denn die 0,5 Kubikcenlimeter von Luft dehnten
sich bei 150° um 0,23 Kubikcentimeter aus; ihr Volumen be-
trug bei dieser Temperatur 0,73 Kubikcenlimeter, das Volumen
des Dampfes ist also um 0,23 Kubikcentimeter zu grols ange-
nommen; das wahre ist 289, !5 — 0,23 = 289,27 Kubikcenti-
meter. Man sieht leicht ein, dass diese Correctionen das gefun-
dene specifische Gewicht kaum merklich ändern. Beträgt aber
der Luftrückstand über 2 Kubikcenlimeter, so muss er auf die
oben angegebene Weise in Rechnung genommen werden.
Das so eben beschriebene Verfahren zur Bestimmung des
specifischen Gewichts des Dampfes ist keiner absoluten Genauig-
keit fähig; die Volumina, welche man misst und wägt, sind zu
klein, und wendet man grofse Kugeln an, so verliert der Appa-
rat an seiner Einfachheit und Bequemlichkeit in seiner Handha-
bung; er verlangt alsdann grofse, vollkommen gearbeitete Waa-
gen. Alles dieses ist für den Zweck, den man erreichen will,
nicht nöthig; es reicht hin, wenn die beiden ert-ten Decimal-
stellen mit dem theoretisch berechneten specifischen Gewichte
übereinstimmen; auf die Hichtigkeit der dritten kann man un-
ter keinerlei Umständen zählen. Es ist aus diesem Grunde über-
flüssig, die Ausdehnung des Glases und eine Correction des
70
Ouecksilberthermomelers in Rechnung zu nehmen. Die unbe-
deutenden Aenderungen, welche diese Correctionen in dem ge-
fundenen Resultate zu Wege bringen, wird man aus der Be-
stimmung des speclfischen Gewichts des Kampherdampfes von
dem Erfinder der Methode entnehmen.
Ueberschuss des Gewichts des mit Luft und Kampherdampf
gefüllten Ballons bei 13,5° und 0,742 Met. =z 0,708 Grm.
Temperatur des Dampfes zu 244°. Volumen des Ballons zz: 295
Kubikcentimeter. Das Gewicht der in dem Ballon enthaltenen
Luft betrug bei 0° und 0,760 Met. 0,3559 Grm. 0,708
4" 0,3559 =. 1,0639 Grm. ist also das Gewicht des Dampfes.
Nimmt man an, das Volumen des Dampfes habe bei 244°
ebenfalls 295 Kubikcentimeter betragen, und nuumt man auf
die gröfsere Ausdehnung des Quecksilbers in der hohen Tem-
peratur keine Rücksicht, so erhält man für das specifische Ge-
wicht des Dampfes die Zahl 5,356.
244° des Quecksilberthermometers entsprachen aber nur
239° des Luftthermometer.«, Für jeden Grad des Luftthermo-
meters dehnt sich ferner das Glas um Vssooo seines Volumens
bei 0° C. aus Das Volumen des Dampfes bei 239° und 0,742
Druck ist demnach :
295 + ^^^ "^ ^^^ ~ 297 Kubikcentimeter.
3500Ü
Auf 0° C. und 0,760 Met. reducirt, betragt sein Volumen
153,5 Kubikcentimeter, woraus sich das specifische Gewicht
des Dampfes zu 5,337 berechnet. Die Unterschiede zweier Ver-
suche sind aber unter allen Umständen gröfser, als der Unter-
schied des corrigirten specifischen Gewichts von dem nicht cor-
rigirten, so dass man sich mithin diese Berechnungen ersparen
kann.
Anwendung der Kenntniss des specifi sehen
Gewichts eines Körpers von unbekanntem Atom-
gewicht als Gontrole der Analjse. Die Zusammen-
setzung des Kohlensäure- Aelhers ist durch die gewöhnliche Ver-
brennung gefunden worden ; die höchsten Zahlen für seine
procentige Zusammensetzung ergeben: 51,3075 Kohlenstoff,
71
8,5802 Wasserstoff und 40,1121 Sauerstoff. Diese Zahlea
entsprechen der Formel C. H^^q O3 (s. Seite 62 u. 63).
Die speclfischen Gewichte des Kohlenstoffdampfes, des
Wasserstoff- und Sauerstoffgases verhalten sich nun zu einander
wie ihre Atomgewichte ; es ist klar, dass in 1 Vol Kohlensäure-
Aether die Volumina seiner Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff,
Sauerstoff sich wiederfinden müssen in dem Verhältniss wie
5 : 10 : 3. Dieses Verhältniss kann doppelt oder nur V^mal
so grofs seyn. Dies hängt von der Condensation der ßestand-
theile ab, allein es muss sich gleich bleiben.
Man sucht nun auf, wie viel Kohlenstoff, Wasserstoff und
Sauerstoff in dem Gewicht von i Vol. Kohlensä'ure-Aether 4,243
enthalten ist.
100 Theile enthalten:
51,3075 Kohlenstoff, also 4,243 .... 2,1769
8,5802 Wasserstoff, - 4,243 .... 0,3645
40,1121 Sauerstoff, - 4,243 .... 1,7018
Die Zahl 2,1769 drückt aus die Summe der Volumina
(der specif. Gewichte) Kohlenstoffdampf in einem Volum Aether-
dampf; dividirt man sie mit dem Gewicht von l Vol. Koh-
lenstoffdampf, d.h. mit seinem specifischen Gewicht =z= 0,84297,
so erhält man die Anzahl derselben, nämlich 272.
Das specifischc Gewicht des Wasserstoffgases ist 0,0688,
mithin ist —^ zu: 5 die Anzahl der Volume Wasserstoff
0,0688
1 7018
und — =: IVo die Anzahl der Volume des Sauerstoff-
1,1026 ^
gases.
Man sieht nun leicht, dass 2%: 5:1% sich verhält, wie
5 : 10:3, woraus hervorgeht, dass die Analjse richtig ist.
5 Vol. Kohlenstöffdampf wiegen 5 X 0,84279 = 4,2139
10 - Wasserstoffgas - 10 X 0,0688 = 0,6880
3 - Sauerstoffgas - 3 X 1,1026 =1 3,3078
Die Summe derselben ist zz= 8,2097
Die Zahl 8,2097 verhält sich zu dem gefundenen specifischen
72
(Gewichte 4,243 nahe wie 2:1, woraus hervorgeht, dass in
einem Volumen Kohlensäure-Aetherdampf enthalten sejn muss:
Vz Kohlenstoffdampf, ^% Wasserstoffgas und % Sauerstoffgas.
Dies ist das Verhä'ltniss 2V2 : 5 : IVs, was oben gefunden wurde.
Das Gewicht eines Volumens Kohlensäure beträgt nun 1,52400
Aetherdampf - - 2,58088
Die Summe Beider ist 4,10488
Darnach enthält 1 Vol. Kohlensäure- Aether:
l Vol. Aetherdampf )
^ XT 1 T^ 1 1 .. [ohne Verdichtung:.
1 Vol. Kohlensauregas ) ^
Bei genauen Versuchen muss die Ausdehnung des Glases
ebenfalls mit in Kechnung genommen werden.
Angabe der Figuren in der Ordnung, wie sie auf
den Seitenzahlen vorkommen.
Tafel 1.
Seite 6 Y'is;. 1, 2.
7 -
- 3.
8 -
. 4, 5, 6.
10 -
- 7.
11 -
- 8, 9.
12 -
■ 10, 11,
12.
13
- 13, 14.
14 ■
- 15, 16,
18.
16 -
- 17, 18.
17 ■
- 11, 19.
18 ■
- 18, 20.
19
- 18.
20
- 11,21,
22, 9,
21 -
- 21.
22 ■
- 11.
Tafel II.
Seile 23 Fig. 1, 2.
24 -
- 3, 4, 5.
25 -
. 5 und Fig. 7, Taf. I
26 -
. 6, 7.
42 -
- 8.
44 ■
- 9, 10.
46 -
- 11 a, 12.
48 ■
- 11 a.
49
. 11 a, 11 h.
50
- 13 ß, 13 h, 14.
51
- 14, 15.
Tafel III.
0 siehe Seite 13.
P s. S. 13.
Ms. S. 13.
m und n s. S. 22.
S s. S. 19.
ß ß ß ß s. S. 17.
^; y ^^ j s. S. 22.
a a a a s, S. 22 und Fig. U, Xaf. I. ß und oc.
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lEaiib^rarbueh der ChemieMf.
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442,650
663,975
885,3
1106,625
1
1321,95
1549,275
1770,6110
1191,925
2213,25
1
2434,575
2655,900
2877,225
3098,55
3319,875
i
3541,2
3762,525
3983,850
4205,175
4426,5
1
4647,825
4869,150
40911,475
5311,8
5533,125
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229,305
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458,610
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1375,83
2293,05
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4127,490
c.
535,045
c„
1452,265
C31
2369,485
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3286,705
4203,925
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187,1925
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355,60575
361,9055
368,14525
374,385
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723,811
730,05075
736,2905
742,53025
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917,24325
923,483
935!9625
Ammoniak N^ H
Barjt B,i 0
Blei Pb
Bleioxjd Pb O
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Chlorkaliura K CI,
Chlorsilber A» Ci,
Kalk Ca 0
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Kalk ...CaO, CO,
Kupferoxj-d Cu 0
Schwefelsäure S O3
Schwefelsaurer Barjt. . BaO , SO,
Blciox;(l Pb 0 , S O3
l^^MlMÜilMMilMMMMlilliMlPÜilPlpp
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4.
5.
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1,07725
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1,54012
8,61197
9,69521
1
Bleioxyd
Pbü
Blei
Pb
0,92829
1,85658
2,78487
3,71316
4,64145
5,56914
6,49803
1,42632
8,35461
1^
Bleioxvd
Sauerstoff
0,07171
0,14342
0,21513
0,28684
0,35855
0,43026
0,50191
0,51368
0,64539
l
Chlorkalium
KCl
Chlor
CI,
Chlor
0,47466
0,94932
1,42398
1,89864
2,31330
2,84196
3,32262
3,79728
4,21194
d
Cblornalrium
0,60344
1,20688
1,81032
2,41376
3,01120
3,62064
4,42408
4,82752
5,43096
1
Chlorsilber
ClÄr
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AgCI,
Chlorsilber
AgCI,
Chlorwasserstoff
K^^'=
chio';
CI,
Chlor">,-asserstoffsäure
CI, H,
Silber '
Ag
Silbero..ijd
AgO
Chlor
"'^
Kohle
C
Kohlensäure
CO,
Bar;t
BaO
Kohlensäure
CO,
Kalk
CaO
"^:o
Kali
KO
Kalk
CaO
Silberoxyd
AgO
Ammoniak
N,H,
Cj'au
N,C,
Sauerstoff
0
Wasserstoff
H,
0,24670
0,25366
0,80903
0,49340
0,50732
1,50660
1,61806
0,14010
0,16098
2,25990
2,42709
0,98680
1,01464
3,01320
3,23612
1,2335«
1,2683«
3,16650
4,04515
1,48020
1,52196
4,51980
4,85418
1,1269» 1,91360
1,11565 2,02928
5,21310 ' 6,02640
5,66321 6,41224
2,22030
2,28294
6,11910
1,28121
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0,97258
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1,94516
4,31610
2,91774
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3,89032
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4,86290
10,19025
5,83548
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6,80806
15,10635
1,18064
11,26440
8,15322
19,42245
1
Kohlensäure
CO,
Kohlensaurer Barvt
BaO, CO,
Kohlensaurer Barvt
BaO, CO,
Kohlensaurer Kalk
CaO, CO,
Kohlensaurer Kalk
CaO, CO,
Schwefelsaurer Baryt
BaO.SOj
Schwefelsaures Kali
KO,S03
Schwefelsaurer Kalk
CaO,S03
Silber
Ag
Stickstoff
N,
Stickstoff
0,27651
0,55302
0,82952
0,67242
1,18603
0,89656
1,38254
1,65905
1,93556
2,21206
2,48857
i M
1,34484
1,56898
1,79312
2,01726
0,17586
0,43708
0,56292
1,55172
0,87416
1,12584
1,31256
2,32158
1,31124
1,68876
1,96884
3,10344
1,74832
2,25168
2,62512
3,87930
2,18540
2,81460
3,28140
4,65516
2,62248
3,37752
3,93168
5,43102
3,05956
3,94044
4,59396
6,20688
3,49664
4,50336
5,25024
6,98274
3,93372
5,06628
5,90652
i
0,54067
0,41532
1,08134
0,83064
1,62201
1,24596
2,16268
1,66128
2,10335
2,01660
3,24402
2,49192
3,18469
2,90724
4,32536
3,32256
4,86603
3,13188
1
1,07391
2,15082
3,22412
4,29863
5,31253
6,44644
1,52034
8,59425
9,66815
p
1,21147
2,42294
3,63441
4,84588
6,05135
7,26882
8,48029
9,69176
10,90323
8
1,86351
3,72102
5,59053
7,45404
9,31155
11,18106
13,04451
14,90808
16,11159
8
w!ier
H,0
Wasser
H,0
0,88889
0,11111
1,17178
0,22222
0,33334
3,55555
0,44445
4,44444
0,55556
5,33333
6,22222
0,77118
1,11110
0,88890
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|lr0fpectu0.
Handwörterbuch
de
reinen undangewandten
Chemie.
In Verbindimg mit mehren Gelehrten
herauügeg^eben
von
Dr. InÜm Cieliig "nd Dr. 3. C IPoggmöorff,
Professoren an den Universitäten in Giefsen und Berlin.
In 5 Bänden.
Brau 11 schweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
1836.
Mehr als ein Vierteljahrhundert ist verflossen, seit Deutschland zum
letzten Male, — aus den Händen von Klaproth und Wolf f, — ein
vollständiges Wörterbuch der Chemie erhalten hat Der Beifall, mit wel-
chem dasselbe aufgenommen worden ist, die ehrenvolle Stellung, die es
lange Zeit neben später erscheinenden Lehr- und Handbüchern behaup-
tet hat, sind sprechende Beweise nicht blos im Speciellen für die zeit-
gemäfse Güte dieses Werks, sondern auch überhaupt für den grofsen
Nutzen der lexikalischen Abfassung und deren eigenthümhchen Vorzüge
vor der systematischen bei einer so weitläuftigen Erfahrungswissenschaft,
wie die Chemie.
Seitdem hat die Chemie eine gänzliche Umgestaltung erfahren, und
einen Aufschwung genommen, der wahrhaft erstaunlich ist. Noch jetzt
eilt sie mit unaufhaltsamem Laufe ihrer Vollendung entgegen. Mit jedem
Tage erweitert sie ihr grofses und fruchtbares Gebiet, mit jedem nimmt
sie innerhalb desselben an Bestimmtheit und Reichhaltigkeit zu. Allein
diese innere Ausbildung hat nicht gleichen Schritt gehalten mit der Ent-
wicklung nach aufsen. Es ist immer mehr Land entdeckt, als urbar ge-
macht. Trotz der Auffindung zahlreicher Analogien, welche die Einsicht
in die verwickelten Aeufserungen der chemischen Verwandtschaftskräfle
erleichtern; trotz der grofsen Entdeckungen, durch welche mit gewich-
tigen Thatsachen zugleich auch höhere Gesichtspunkte für die Theorie
gewonnen wurden; ja trotz der Feststellung jener alles Quantitative be-
herrschenden Gesetze, welche selbst, innerhalb gewisser Gränzen, die
Vorausbestimmung von Maafs- und Gewichtsverhältnissen erlauben; —
trotz aller dieser unzweifelhaften Kennzeichen eines Vorrückens in wah-
rer Wissenschaftlichkeit, bietet dennoch die heutige Chemie eine überaus
grofse Masse vereinzelt stehender, noch unter keine Regeln gebrachter
Thatsachen dar, deren Aneignung eben so schwierig ist, als ihre genaue
Kenntniss für eine erfolgreiche Ausübung dieser Wissenschaft unerläss-
lich genannt werden muss.
Und gerade dieser Zustand einer ungleichmäfsigen Ausbildung, der
übrigens in einer reichhaltigen und rasch fortschreitenden Wissenschaft
unvermeidlich, ja für die schaffende Thätigkeit in derselben höchst er-
freulich ist, macht, dass die Chemie, noch heut wie vor Jahrzehenden,
ganz besonders für eine Darstellung in lexikalischer Form geeignet ist,
und nicht nur ohne Schaden, sondern vielmehr mit eigenthümlichen
Vortheilen in dieser Gestalt vorgetragen werden kann. Ein Wörterbuch
hat im Allgemeinen den grofsen Vorzug, dass es alle auf einen Gegen-
stand bezügliche Fragen an Einer Stelle beantwortet, geradezu und voll-
ständig, ohne von anderweitigen Kenntnissen viel vorauszusetzen; wäh-
rend das systematische Handbuch aus Liebe zu seinem — oft nicht ein-
mal glücklich gewählten — Sjsteme denselben Gegenstand stückweise
an vielen Orten vorträgt, und es der Einsicht des Lesers überlässt, sich
daraus die Antwort zusammenzusetzen. Indem ein Wörterbuch der Chemie
dasjenige in abgesonderten Artikeln vorträgt, was gerade für einen spe-
ciellen Zweck besonders wissenswürdig ist, beseitigt es zum bedeutenden
Theil die gröfste und im Grunde einzige Schwierigkeit beim Studium
dieser Wissenschaft, diejenige nämlich, welche aus der unübersehbaren
Masse der dem Gedächtniss aufzudrängenden Thatsachen entspringt. Es
erleichtert nicht nur das erste Erlernen und das Wiedereinprägen des
bereits Vergessenen, sondern es macht die Chemie auch zugänglich und
nutzbar für alle diejenigen, welche, ohne diese Wissenschaft in ihrem
ganzen Umfange studiren zu können oder zu wollen, dennoch in einzelnen
Zweigen derselben eine specielle und gründliche Kenntniss erwerben müssen.
Daher entspricht denn ein Wörterbuch der Chemie vorzugsweise
den Bedürfnissen der Aerzte, Apotheker und GcAverbtreibenden aller
Art, denen das Studium dieser Wissenschaft nicht genugsam anzuem-
pfehlen ist. Man hat es oft gesagt, aber man kann es nicht zu häufig
wiederholen : Die Chemie ist die nützlichste und zugleich populärste al-
ler Naturwissenschaften. Statt andere Wissenschaften bei gesteigerter
Ausbildung sich dem Leben mehr entfremden und in sich abschllefsen,
hat die Chemie, trotz ihrer Riesenfortschritte, nicht aufgehört, immer
tiefer in die physischen Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft
einzugreifen, immer mehr den Wohlstand der Staaten begründen zu
helfen. Mit den Gewerben und den meisten Zweigen der Industrie, mit
der Heilkunde und den übrigen Naturwissenschaften, mit Allem, was zu
den Bedürfnissen und Annnehmlichkelten des Lebens gehört, im engsten
Verbände stehend, glebt es Niemand, der sie ganz entbehren kann. Nie-
mand, der sie ohne wahren Gewinn kennen gelernt hat. Sie ist vorzugs-
weise dazu berufen, ein Gemeingut aller Gebildeten zu werden.
Betrachtungen dieser Art haben die Unterzeichneten veranlasst, zu
glauben, dass die Herausgabe eines so lange entbehrten, dem gegenwär-
tigen Zustande der Wissenschaft entsprechenden Wörterbuchs der Che-
mie kein überflüssiges Unternehmen sejn würde, und sie haben sich um
so mehr zu dieser Arbelt entschlossen, als nicht nur bei der Eigenthüra-
lichkeit der Form eines solchen Werks, sondern auch bei der gröfseren
Ausdehnung, die man von jeher gewohnt gewesen ist, darin den Ge-
genständen zu geben, keine erhebliche Collision mit den vorhandenen,
zum Thell vortrefflichen Hand- und Lelirbücbern zu besorgen steht.
Um diesen Ausspruch zu rechtfertigen, erlauben sie sich hier, den Plan
ihres Werkes kurz anzudeuten, wiewohl sie wünschen, dass derselbe
mehr aus den zugleich ausgegebenen Heften als aus diesen Andeutungen
beurlheilt werden möge.
Die reine Chemie, in ihrem ganzen Umfange, wird den Stamm des
Werkes bilden. Alle Erfahrungen^ alle Theorien, durch welche dieselbe
bis in die neueste Zeit hinein erweitert und vervollkommnet ist, sollen
sorgfältig benutzt werden. Besonders soll die Chemie der Körper orga-
nischen Ursprungs, die in neuerer Zeit so aufserordentliche Fortschritte
gemacht hat, aber dennoch nicht in allen Theilen so abgeschlossen und
begründet dasteht, wie die sogenannte organische Chemie, eine ganz
vorzügliche Beachtung finden, das Zuverlässige und Taugliche von dem
Ungewissen und Verwerflichen gesichtet, und zweifelhafte Angaben so
viel wie thunlich durch eigene Versuche geprüft und berichtigt werden.
Es sollen zur Bereitung chemischer, pharmaceutischer und technischer
Präparate Immer die besten Vorschriften gegeben, die chemischen Ope-
rationen auseinandergesetzt, und dabei sowohl die nöthlgen Handgriffe
als auch die zweckmäfsigsten Geräthe und Werkzeuge beschrieben, und
letztere durch Abbildungen erläutert werden.
Aufser der reinen Chemie, liegt es in der Absicht, das Wörter-
buch auch auf die mannichfaltigen Zweige der angewandten auszudeh-
nen, in so weit, dass es, ohne gerade ein Lexikon der Technologie zu
sejn, doch von jedem technischen Chemiker und Fabrikanten mit Nutzen
zu Rathe gezogen werden kann in allen Fällen, wo der vorthellhafte Be-
trieb und die Vervollkommnung seines Geschäfts eine rationelle und
gründliche Einsicht in die chemischen Operationen erheischt.
Aus ähnlichem Grunde wird die pharmaceutische Chemie eine ganz
besondere Berücksichtigung erhalten, und die Phjsiologie in so weit be-
rührt werden, als sie zum Verständniss der chemischen Vorgänge im
Organismus nothwendig ist.
Da endlich ohne eine gewisse Kenntniss der Mineralogie, und be-
sonders der Phjsik, nicht füglich eine erfolgreiche und rationelle Betrei-
bung der Chemie möglich Ist, so soll aus beiden Wissenschaften dasje-
nige ausgehoben werden, was von ihnen dem Chemiker vorzugsweise
zu wissen nöthig ist.
Im Ganzen also werden die Herausgeber ihrem Werke denselben
Umfang und denselben Gehalt zu geben trachten , welchen man auch
schon früher vollständigen Wörterbüchern der Chemie verliehen hat,
nur dass sie Ihm eine dem gegenwärtigen Standpuncte der Wissenschaft
angemessene Ausarbeitung verleihen, und es sich dabei zur Hauptaufgabe
machen, durch einen klaren und bündigen Vortrag jedermann verständ-
lich zu werden.
Der äufsere Umfang des Werks ist auf 4 bis 5 Bände von etwa
50 Bogen berechnet; zur schnelleren Verbreitung desselben wird es in
Lieferungen von 10 Bogen ausgegeben werden. Die beiden ersten Lie-
ferungen sind bereits versandt; aus ihnen wird man zugleich die Form
und den Gehalt des Ganzen entnehmen können.
Um das Werk rascher zu fördern, als es den Herausgebern bei ih-
ren anderweitigen Geschäften möglich sejn würde, haben dieselben sich
mit einer Anzahl von Gelehrten anerkannten Bufs zur gemeinschaftlichen
Ausarbeitung desselben verbunden. Die Herren Dr. Buff in Cassel, Prof.
Erdmann in Leipzig, Prof Gaj-Lussac in Paris, Prof. Graham in
Glasgow, Prof. Ch! Henrj in Manchester, Prof. Kane in Bubiin,
Prof. G. Magnus in Berlin, Dr. Mohr in Coblenz, Dr. Molden-
hauer in Darmstadt, Prof. Otto in Brannschweig, Prof Pelouze in
Paris, Prof. H. Rose in Berlin, Prof Turner in London, Prof F.
Wo hl er in Göltingen haben den Herausgebern ihre Mitwirkung zuge-
sagt, und Herr Prof Dr. Schweigger-Seidel in Halle wird von
der dritten Lieferung an, die Pxedaction des Wörterbuchs mit übernehmen.
Mit solcher Hülfe gedenken sie dasselbe ohne Uebereilung in wenigen
Jahren zu Stande zu bringen,
Giefsen und Berlin, im September 1836.
Dr. Justus Liehig. Dr. J. C. Poggendorfj
Dem Vorstehenden haben die Verleger nur die Bedingungen, un-
ter denen das W'erk erscheint, hinzuzufügen :
1) Diejenigen verehrlichen Käufer, welche ihre Bestellungen sofort
und bis zum Schlüsse dieses Jahres machen, erhalten jede
erschienene und bis zur Beendigung des Werks erscheinende
Lieferung von 10 Bogen, in der Räumlichkeit des Gonversa-
tions-Lexikons, für den ersten Subscriptlonspreis von
16 Ggr. oder 1 fl. 12 Xr. Rheinl.
2) Bei Bestellungen, die nach dem Schlüsse dieses Jahres und bis
zur Leipziger Ostermesse 1837 eingehen, trilt der zweite Sub-
scriptionspreis von 20 Ggr. oder 1 fl. 30 Xr. Rheinl. für
jede erschienene und später erscheinende Lieferung ein.
3) Die Bestimmung des nach Vollendung jeden Theiles ein-
tretenden höheren Ladenpreises behalten wir uns vor.
4) Vorausbezahlung irgend einer Art wird nicht verlangt, dagegen
bleibt es Bedingung, dass die Subscriben(en den Betrag für
jede Lieferung sofort bei Empfang derselben zahlen, und nur
mit dem Schlüsse eines Bandes zurücktreten dürfen.
5) Alle solide Buchhandlungen sind in den Stand gesetzt, Privat-
sammlern, auf 12 Exemplare ein 13tes gratis zu bewilligen.
Indem wir durch einen für Werke der Art ungewöhnlich billigen
Preis, und durch die Einrichtung, dass die verehrlichen Subscribenten
sich durch die bereits erschienenen Lieferungen vollständig von dem Plane
und Gehalte des Ganzen unterrichten können , Alles gethan zu haben
glauben , was zur Erleichterung des Ankaufs irgend geschehen konnte,
empfehlen wir dieses wichtige Werk der Theilnahme 6es Pubhkums.
Braunschweig, d. 1. Ort. 1836. Friedr. Vieiveg Sc Sohn.
Der grofse Beifall, welchen das Handwörterbuch der Chemie gefun-
den, hat die starke Auflage schon vor dem Schlüsse des Jalires vergreifen
lassen, und es haben bei weitem nicht alle Bestellungen befriedigt werden
können. Indem wir daher die Erscheinung eines zweiten, jedoch
durchaus unverändertenAbdrucks der beiden ersten Lie-
ferungen anzeigen, verlängern wir aus eben diesem Grunde zugleich
den ersten Subscriptionstermin bis zum Schlüsse der Leipziger
Ostermesse. Nach dem Isten Mai d. J. tritt unwiderrufflich der zweite
Subscriptionspreis von 20 Ggr. für jede Lieferung ein, der bis zur Been-
digung des ersten Bandes bestehen bleibt.
Braun schweig, Jannar 1837. Friedr. Vieweg & Sohn.
93ei ^vtebvid) S3teweg in 93raunfd)ttjeig ffnb ferner ct^fc^iencn :
J. von den Brincken, Ansichten über die Bewal-
dung der Steppen des Europäischen Russlands, mit allgemeiner
Beziehung auf eine rationale Begründung des Staatswaldwesens.
Mit Kupfern und Karlen. 4. geh. 3 Thlr. 8 Ggr.
®at)=Suffac, aSoHjldttbtger Utttem(^t über ba^ SSer-
faf)ren, ©ilbec auf naffem SCBege p pvobircn. ^eutfrf) beavheiUt
»om ^rofeffor Dr. Suftuö Sieb ig in liefen. 50lit 6 Äupfer=
tafetn. gr. 8. ge^ 1 S^tr. 6 ®gr.
^atlep^ Dr. e^r. griebr., ®tc Snbifd)e ^oUxa
m^ allen if)ren SSegie^ungen; gefrf)icl^tl"id9, pat^ologifd^:biagno|lifdf),
ti^erapeutifd), unb aH ©egenftanb ber ^taaU= unb ©anttatö^^os
liäei bargefteat. 2 2C6tf)etlungen. gr. 8. gel). 3 3:()lr. 16 @gc.
^ec(et, @., Ueber bie SSdrme unb beren SSemenbunc;
in ben fünften unb ©ewerben. @in »oUjldnbigeg unb n6ti)igeg
»^anbbuc^ für ^{)9ft!et:, Sed[)notogen, gabrifanten, SiÄec!)am?er,
2Crc^ttelten, ^orffcs unb ^uttenmdnner. 3Cug bem ^ranäöftfdben
uberfe|t unb mit ben nöt^igen 3ufä^en für ^eut[ct)lanb oerfel)en
t)on Dr. @. ^. 2(. «f)artmann. 2 3;t)le. mit 27 Äupfertaf. gr. 8.
4 Sl^lr. 20 @gr.
Scipio Breislack's Lehrbuch der Geologie, nach
der zweiten umgearbeiteten französischen Ausgabe mit stäter
Vergleichung der ersten italienischen übersetzt und mit An-
merkungen begleitet von Fr. K. von Strombeck, In drei
Bänden mit den Kupfern des Originals, gr. 8. 9 Thlr.
Wiegmann, Prof, Dr. A. F., Ueber die Entstehung,
Bildung und das Wesen des Torfes, eine von der Königlichen
Akademie der Wissenschaften in Berlin des Preises für 1833
würdig erkannte Preisschrift, nebst einem Anhange über die
Entstehung, Bildung und das Wesen der Raseneisensteine und
des erdigen Eisenblau. gr. 8. geh. 12 Ggr.
Wiegmann, Prof. Dr. A. F., Ueber die Bastard-
Erzeugung im Pflanzenreiche. Eine von der Königl. Akademie
der Wissenschaften zu Berlin gekrönte Preisschrift. 4. geh.
20 Ggr.
^»iSVg)3
kW
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