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ten ritterſchaftlichen und bevollmaͤchtigten Deputati
der Proͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen
jevesmaligen Landtags s Handlungen vom Anfange bis
zu Ende beynuwohnen. Weil diefes als ein weientliches
Etüd der jegigen .landfhaftlihen Verfaffung anzufehen
uiſt, fo wird befonders davon zu handeln ſeyn. Es iſt
aber derjenigen Streitigkeiten, die über bie Competenz der »
Jandfhaftliden Deputationen und des Schagcollegtt
neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erweßnen, weil: bie
er laſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr
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Die Veranlaflung zu diefen Erritigteiten ertheilte
das Im Jahr 1771. geſchehene Verboth des Brantewein⸗
brennens, und die dadurch der Licentcaſſe entzogene be⸗
trachtliche Einnahme des Blaſenginſes. Dieſes bewos
den engern Ausſchuß, bey königlicher Reglerung auf die
Verguͤnſtigung anzutragen, das zum Brauteweinbren⸗
men Heutihiste. Settride · ab einheimifche Kaufleute
answärse anf lahpfalifklihen Eredis auflaufen zu laſſen
. und es fiel sind ſogiec Grchiegu erforderte Einmiligung
tönigticher wigeritg Kpsfaugen, meil es cyfangs den
Auſchein Nette; hat Ley Diefem Negotio für die land ⸗
ſqatftlichen Laffen nichts zu beforgen fegn warde.
Es ward alfo mit 4 Kaufleuten auf den Ankauf von
30000 Malter Namens der calenbergifchen Landſchaft
von dem engern Ausihuß sontrahirt, und als diefelben
den aten Novemb. angeigeten, daß fie 13500 Malter
bereits angelauft Härten, fo ward der weitere Ankauf
> von dem Schatzcollegio zwar ſiſtiret, jedoch 3 Tage nach⸗
der, von eben demſelben Colleglo mit dem Kaufmann
e vorher aeſuchte Genehmigung der Regierung -
veisiger Contract geſchloſſen, in deſſen Gefolg
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ert wurden, und wofür baare Bezahlung zu
as Schatzcollegium Namens der Landfhaft
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Es haͤtte ſich gebuͤhret, auf dem naͤchſten Landtage
denen verfammieren Otaͤnden von dieſen angeblich ob
perienlum in mora geſchehenen Ankauf, Anzeige zu
thun, und deren Ratihabition zu ſuchen. Allein dieſe
wurden gaͤnzlich dabey übergangen, denn zu geſchweigen,
daß auf ſelbigem gar keine Erwähnung davon geſchahe;
fo ward auf dem ein Jahr nachher eräfneren Landtagt, 1
der Berfanimiung des großen Ausichuffes hiefes Ge⸗
ſchaͤfte zur Anfrage gebradt, ohne daß es anf dem ges
meinen Landtage zur Propoktich ; vorgebtacht. worden.
Und obwohl die Majoruai ber‘ üitterſchafritthdi Depu⸗
tirten behauptete, daß diefed: Biriahene‘ Verfaſſunge⸗
widrig waͤre, ſo wurden fie dp m den Ahrigen beyden
Curien überftimmet, inbeni "Diefe- das: Bernnegotium
. alt nur in feinem ganzen Umfange ‚genehmigten, ſon⸗
dern auch zu Beſtreitung des daraus denen, landſchaftta⸗
‚hen Caſſen erwachſenen Schadens, eine. Erhöhung des
anf das Granteweinbrennen gefegten Blaſenzinſes von
& yf. auf jeden. Eimer Blaſengehalts werwilligten.
Und weil bir große Auefhuß erſt 2 Jahr vorher in
einem an koͤnigl. Regierung am erſten May 1770. eriaß |
fenen Schreiben zn erkennen gegeben hatte:
daß nach der hieſigen Landes verfaſſung von denn
großen Ausfhuß Leine Auflagen bewillizet werden
koͤnnten, wenn nicht deshalden auf öffentlihem
Landtage Vortrag geſchehen und denen Membris
des großen Ausfchuffes von Ihren Mirfänden Mans
datum, oder von Ihren Committenten Inſtruction ges
geben wire;
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So konnte. konigl. Regierung alfo nicht ander vers
muthen, als daß biefes Concluſum, auf eine, der Verr
faflung gemäge Art, zum Stande gebracht feyn würde.
Es ift alfo.nicht zu verwundern, daß diefelbe die. Genede
"tigung dazu ertheilet habe.
Diefes in feinem Anfange und Bolgen wichtige Ges
ſchaͤfte Har-zu vielen Streitigkeiten zwiſchen denen lands
ſchaftlichen Colleglis und der Ritterſchaft, Anlaß erthel⸗
⸗
let, deren allhier umſtoͤndlich au erwehnen, Aberfluͤſſig
ſeyn wörde. "BAR: alfa’ nur: € vtel davon angufüähren,
was vorpei-titen und‘ 'adfern Theile Berfoffungsmäßig
gu feyn befngter,; init Hirnägft von. Föniglicher Regies
gung, als do ‚von —X er Heftandenen Verfaſſung ges
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naͤß zu feyn, eitfäigbänd- beRätiget iſt.
* Der engere Ausfhuß behauptete: es wäre zufolge
Per landfchaftlihen Verfaſſung feine Obliegenfeit, zii
{hen den Landtaͤgen, in Abweſenheit des großen Auds
ſchuſſes, In Pandesangelegenheiten, wobey wie bey dem
unternommenen Kornankauf periculum in: ınora
fürbanden zu feyn, ermaͤßiget wuͤrde, an koͤnigliche Re⸗
gierung Vorſchlaͤge ſeiner beſten Einſicht nach gelangen
zu laſſen, auch mit derſelben Genehmigung, zu ſchließen
und zur Ausfuͤhrung zu bringen, und hiernaͤchſt die
Ralihabition der Stände, mittelſt geſchehener Anzeige
des ausgeführten Entſchluſſes zu fordern.
Dagegen gründete” bie Ritterſchaft ihren Kiders
fpruch, auf den bekaunten allgemeinen Grundfat ber
calenbergiſchen Iandfchaftlichen Verfaſſung, daß ale und
Je bas ganze hurſtenthum betreffende Verwilligungen,
Veraͤn⸗
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Deräuberungen und Verfügungen, um eine geſetzliche
Kraft zu erlangen, ‚auf dem allgemeinen Landtage zur
Anzeige gebracht werden muͤßten, auf Daß die verfammie;
gen Stände ihre Deputirten entweder mit Vollmacht ve
ſehen, oder ſelbſt in den Curien daruber berathſchlagen
and beſchlieſſen könnten. \
Es folge hierons, daß der große Yasisnh wegen J
ſolcher Angelegenheiten, wenn ſie nicht zuvor ‚auf dem
. gemeinen Landtage zur Anzeige gebracht worben, anders
Seinen für das Land Fagbindtichen \ Eurihiu faſſen
konnte, als allein in unerwarieten, vwiſchen zchin. Lande
sägen vorkommenden, eiligen BAlpir. : Sebaun waͤre er
zwar befugt fub fpe rati der gemeinen "Sontfhoft zu bes
ſchließen; es müßte aber: al. dern „näditen Landtage
um bie Ratificotion der Staͤnde nachgeſucht werden,
- and zu dem Ende umſtaͤndlicher Vortrag und: zwar fol
chergeſtalt davon gefchehen, damit man. das ganze Ne⸗
gotium uͤberſehen und beurtheilen koͤnnte, ob puchtmaͤtig
verfahren ſey.
‚Dem engeren Ausſchuß, und wenn das Onteref
der vier großen Staͤdte ausfiele, auch dem Schagcollegio,
wäre aber ein Ähnliches Recht, nach Anleitung des Lands
tagesabſchiedes von 2636. aledann nur verfiattet, wenn
entweder Fälle ſich hervorthaͤten, wodurch keine haupt⸗
Kchliche Veränderungen in denen von gemeiner Lands
Maft geſaßten ober genehmigten. Coreluſis veranlaſſet
würden, oder dieſelben von fo geringem Belang waͤren,
daß es dar Zufammendernfung des großen Ausſchuſſes
sin verlehne, oder auch die Handhabung der von den
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Vom Herrn Ricenteommiflair von Zuge,
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Sortfegung.
eutiges Tages find die zum geoßen Ausſchuß erwaͤhl⸗
ten ritterichaftlichen und bevollmaͤchtigten Deputati
der Praͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen
jedesmaligen Landtags s dandlangen vom Anfange bis
zu Ende beyzumohnen. Weil diefes als ein wefentliches
Stüd der jegigen landſchaftlichen Verfaſſung anzufehen
uſt, fo wird befonders davon zu handeln feyn. - Es tft
aber derjenigen Streitigkeiten, die über die Competenz der »
landſchaftlichen Deputationen und des Schatzcollegti
neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erwehnen, weil: die
Derlaſſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr
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ten risterichaftlichen und Hevollmächtigten Deputan
der Proͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen
jedesmaligen Landtags Handlungen vom Anfange bis
zu Ende beyzumohnen. Weil diefes ale ein wefentliches
Stud der jetzigen landſchaftlichen Verfaffung anzufehen
äft, fo wird beſonders davon zu handeln feyn. - Es iſt
aber derjenigen Streitigkeiten, die über bie Competenz der. ı
Iandfchaftliden Deputationen und des Schatzcollegti
neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erwehnen, weil: die
werfaſſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr
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volles Licht geſetzt und für allen fernern Serungen gefl⸗
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Die Veranlaſſng zu dieſen Gtreitigfeiten athellte
das im Jahr 1772. geſchehene Verboth des Brantewein⸗
brennens, und die dadurch der Licentcaſſe entzogene bes
—
traͤchtliche Einnahme des Blaſenzinſes. Dieſes bewog
‚den engern Ausſchuß, bey koͤniglicher Regierung auf die
Berguͤnſiigung anzutragen, das zum Brauteweinbren⸗
mm Sundihigte, Bereit‘ uob einheimifche ‚Kaufleute
.
auswaͤrze anf JaäprhNfklichen Credit auflaufen zu laflen;
und es fiel slöcdg fläsen, Gichiezu erforderte Einwiligung
föniglicher Rigeraug au yrfaygen, weil es cvfangs den
Anſchein Katie; . "hab Kg Diefem Negotio für die lands
fgafrlichen Caſſen alchie zu beſorgen ſeyn waͤrdbe.
Es ward alſo mit Lauflenten auf den Ankauf von
20000 Malter Namens der calenbergiſchen Landſchaft
von dem engern Ausſchuß contrahirt, und als dieſelben
den 2ten Novemb. anzeigeten, daß fie 13500 Malter
bereits angekauft Härten, fo ward der weitere Ankauf
von dem Schatzcollegio zwar fifliret, jedoch 3 Tage nache
her, von eben demſelben Collegio mit dem Kaufmann
Ritz, ohne vorher gefuchte Genehmigung der Regierung
ein andermeisiger Kontract geichloflen, in deſſen Gefolg
anno 6oo Lat Weisen in die landſchaftlichen Maga⸗
zine geliefers wurden, und wofür baare Bezahlung zum
Jeiften,, das Saagcolegtum Namens der kendſqaſt
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denen verfammieren Ständen von biefen angeblid ob
periceulum in mora gefhehenen Anlauf, Anzeige zu
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hun, und deren Ratihabition zu ſachen. Allein dieſe
wurden gänzlich dabey übergangen, denn zu gefchweigen,
daß anf ſelbigem gar keine Erwähnung davon geſchahe
. .. $6 ward auf dem ein Jahr nachher erdfneten Landtagt, IB
der Verſammlung des großen Ausichuffes dieſes Ge⸗
ſchaͤfte zur Anfrage gebracht, ahne daß es auf dem ges
meinen Landtage zur Prösoftich: Suoxgehracht: worden.
"Und obwohl bie Majorieät‘ ber‘ ritterſchafritihdi Dep
tirten behauptete, daß diefed: Birfohede‘ Berfaffungee
widrig wäre, fo wurden fie dag. yon den Ahrigen beyden
Curien uͤberſtimmet, indeni "beit dan: Bofnntgotium
. alt nur In feinem ganzen Umfange genehmigten, fonts
dern auch zu Veftreitung des daraus denen. landſchaftea⸗
den Caſſen erwachſenen Schadens, eine Erhöhung des
auf das Branteweinbreunen gefegten Blaſenzinſes von
6 pf. auf jeden Eimer Blaſengehalts werwilligten.
Und weil der große Aueſchuß erſt 2 Jahr. vorher im
einem an koͤnigl. Regierung am erfien May 1770. eich
fenen Schreiben zu erkennen gegeben hatte:
daß nach der Hiefigen Lundesverfaffung von dem |
großen Ausſchuß Beine Auflagen bemwilliget werden
Lönnten, ' wenn nicht deshalben auf oͤffentlichem
Landtage Vortrag geſchehen und denen Membris
des großen Ausfchuffes von ihren Mirfiänden Mans
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muthen, als daß dieſes Concluſum, auf eine, der Verr
faffung gemaͤße Art, zum Stande gebracht feyn würde.
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ſchaftlichen Colleglis und dur Ritterfchaft, Anlaß erthel⸗
let, deren alier umſtaͤndlich zu erwehnen, überflffig
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fen den Landrägen, in Abweſenheit des großen Auds
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anternommenen Kornankauf periculum in. mora
farhanden zu feyn, ermäßiget würde, an konigliche Re⸗
sierung Vorſchlaͤge feiner beſter Einſicht nach gelangen
zu laſſen, auch mit derſelben Genehmigung, zu ſchließen
und zur Ausführung zu bringen, und hiernaͤchſt die
Ralihatltion der Stände, mittelſt geſchehener Anzeige
des ausgeführten Entſchluſſes zu fordern.
Manonem gründete‘ die Ritterſchaft ihren Elder
n Sefannten algemeinen Grundſatz der
landſchaftlichen Verfaflang, daß ale und
Barſtenthum betreffende Verwilligungen,
Veraͤn⸗
and beſchlieſſen koͤnnten.
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VWeränberungen und Verfügungen, nm eine geſetzliche
Kraft zu erlangen, auf dem. allgemeinen Landtage zur
Anzeige gebracht werben müßten, auf daß die verfammie;
ten Stände ihre Deputirten entweder mit Vollmacht vets
ſehen, oder ſelbſt in den Curien darůber berathſchlagen
—
Es folge Hieraus, daß ber große Aneſchuß wegen
ſolcher Angelegenheiten, wenn fie nicht zuvor auf dem
gemeinen Landtage zur Anzeige gebracht worden, anders
Beinen für das Land aeshinbiichen Eonchiaße Kaflen
Eönnte, als allein in unertoatteten, woifheh imegin dand⸗
tägen vorkommenden, eiligen Falhbne: Soabann wäre er
zwar befugt fub fpe rati der gemeinen "Yanmiheft zu be⸗
ſqljeßen; es muͤßte aber: andern · naͤchften Landtage
am bie Ratification der Stände nachgefuche werden,
. und au dem Ende umfländliher Vortrag und zwar ſol⸗
chergeſtalt davon gefchehen, damit man bas-ganze Ne⸗
gotium überfehen und beurtheilen Einnte, ob pflichemäßig
verfahren ſey. | \
‚Dem engern Ausſchuß, und wenn daß gutereſe
Der dier großen Staͤdte ausfiele, auch dem Schapcallesig,
wäre aber ein ähnliches Necht, nad) Anleitung des Lands
tagesabſchiedes von 2696. alddann nur verfiattet, wenn
entweder Faͤlle ſich hervorthaͤten, wodurch feine Hauptı
ſachliche Veraͤnderungen in denen von gemeiner Land⸗
Maft gefaßten ober genehmigten Eonclufis veranlaſſet
wuͤrden, oder dieſelben von fo geringem VBelang wären,
daß es der Zufammenberufung des großen Ausihuffes
aicht vetlehne, oder auch bie Handhabung der don den
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Ständen gefaßteri Entfchlieffangen, und gemachten Bars
orbnungen einen ſchleunigen Entſchlug erforderten.
Von Koͤnigl. Regierung ward denen eitterfchafelti
chen Bevollmächtigten unterm 28ſten Jan. 1775. hiert
auf zur Reſolution ertheilet: ' —
In derjenigen Vorſtellung, welche an Uns im Ja⸗
nuar bes vorigen Jahrs von verfchledenen Mitglie⸗
dern der Ritterſchaft gebracht worden, war zum
Grunde genommen: «4 fey das erſte Grundgeſetz
ter ʒaiategiſhea Sandigäft, daR ale, das ganze
Gictintgiun „Sefeeiteb € Wermiligungen, Merfür
gungen gäd Weöfnötthngen (in fo weit nemlid
Pise gweifel die dabey gehegte Mey⸗
nung Uns: Ser U. Landſchaft gehören) auf dem
allgemeinen Landtage, um eine gefegliche Kraft zu
erhalten, zur Anzeige gebracht werden mäffen, auf
daß die verfammleren Stände ihre Deputirte ente
weder daruͤber mit Vollmacht verfehen, ober in
den Eurien voticen koͤnnen. Und weil folhes bey
demjenigen, was wegen Ankaufung einer Quantitoͤt
Schiffskorns geſchehen, unterblieben, fo ward die
Gültigkeit diefer Handlung angefochten.
te Vorfteiung haben Wir derzeit den
Behagsollegis erfordert. Er iR erſtattet.
elbigem zwar verſchiedene Fälle ange
an nit nur der größere Aueſchuß,
ber engere Ausſchuß und das Schat⸗
icluſa in laudſchaftlichen Angelegenheis
und Vewillianugen gethan "Herten;
ohne
TE 9
ohne die Sache auf den gemeinen Landtag zu brin⸗
gen. Wir haben jedoch, nah Erwegung dee Um⸗
fände davor gehn en, daß durch dergleichen Bey⸗
ſpiele, wenn fie auch zur Entſchuldigung angefühs
vet werden könnten, dennoch die in ber Matur ber
Sache, in der Berfaffung und. in denen Landtages⸗
Abſchleden gegruͤndete, von euch als das Grund⸗
geſetz der calenbergiſchen landſchaftlichen Verfaſſung
angefuͤhrte Regel, keinesweges umgeſtoßen werden
möge, und am wenigſten dem groͤßeren Ausſchüß
sder gar dem engern Ausfhuß und Schatzcollegio,
bie Gewalt zuſtehen könne, nach Belieben und
Willkahr zu beſtimmen, was vor Geſchaͤfte fie vor -
fih behalten, und welche fie an bie gemeine Lands
fhaft gelangen laſſen wollen.
Wir fehen es daher als einen ausgemachten Gag
an, daß alle landſchaftliche Angelegenheiten der
Regel nach, vor den Landtag und die gemeine
Landſchaft gehoͤren. Und theilen euch nicht nur
hiedurch in Abſchrift mit, was Wir unterm 4ten
Nov. v. Jahrs zufolge der euch gegebenen Verſi⸗
cherung an den großen Ausſchuß, den engern Aus
ſchuß, an das Schatzcollegium abgelaſſen Haben;
ſondern damit Wir auch gewiß ſeyn koͤnnen, daß
dieſem Folge geleiſtet werde, als welches ſonſt von’
Uns, da die landſchaftlichen, auch auf gemeinen
Landtagen beſchloſſene Ausfertigungen von dem
groͤßern Ausſchuß geſchehen, nicht erſehen werden
tann ; fo geben Wir ſowohl ſolchem, als dem en»
As gern
Pd
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Wiewohl Ihe nun in der Geantwertung detſelben
. angeführet, daß dadurch in Efſentialibus bey dem
Geſchaͤfte nichts verändert. werben, mithin ihr ver
möge der euch -anvertrausten Adminiſtration der
Nechnungsfachen gar wohl alfo weiter yerfahren
konnen; ſo fällt dach deutlich in die Augen, daß
durch den, iu dem Ritziſchen Contraete einem einzigen
Kaufmanne ertheilte Auftrag, duch Die Feſtietzung
eines gewiſſen Lieferungspreiſes ſtatt der Einkaufs
preife, und durch Ueberfielgung bes beſtimmten
Kornquanti, dasjenige eine weſentliche Veraͤnderung
erlitten, was dieſerhalben nad den erſten Berath⸗
ſchlagungen veſtgeſetzet worden. Es iſt demnach
nicht abzuſehen, wie ihr, da euch als Membris des
Schatzcollegii oblleget den euch ercheiften Inſtructio⸗
nen lediglich nachzugehen, euch ermächtiget halten
. Sönnen, hievon ohne eine neue Berathſchlagung im
engern Ausfguffe mit Zuziehung bes Deputati der
. Stadt Hannover anzuftellen, und ohne zuvor Uns
fere Genehmigung und anderweite Inſtruction ein⸗
zuholen, abz uweichen.
Es find nun zwar diefe Veränderungen unter der
Genehmigung mit begriffen, weiche durch das im
großen Ausſchuſſe gefaßte, von line, laut Reſcripts
von heutigem Dato beſtaͤtigte Concluſum erfolget
if, und hat es dabey fein Verbleiben. |
. Da aber die Art und Weife, wie gedachte, Ver⸗
änderungen bewerkſtelliget worden, nicht zu bllligen
iſt, mithin die beslale angebrachte Beſchwerden
aller⸗
4
Er Yu 13
Alerdinge gegruͤndet ſind; ſo haben Wir euch
ſolches hiemit nicht verhalten moͤgen, und werdet
ihr in künftigen Fällen durch genauere Befolgung
aucer Ioſtructionen dergleichen Vorwuͤrfe und Der.
- fawerden zu vermeiden wiflen-
Weil ‚anfänglich ‚die Ritterfchaft dem engern. Aue⸗
ſchuß die Befugniß in eiligen Faͤllen zu beichließen, gänzs
lich abſprach; To Aufferte die Regierung im angeführs
ten Refcripte vom agflen Januar 1775. gegen die Yes
vollmuͤchtigte der Ritierſchaft fich hierüber, wie folger:
Alfo fehen Wir biflig blos auf das, was die Ver⸗
faffung und das Herkommen bey eiligen Fällen ers
fordert. Diefes zeiget niche nur, wie bey Eile es
fordernden Vorkommenheiten mit dem großen, und
wenn folcher nicht verſammlet geweſen, mit dem
engern Ausſchuß gehandelt ſey, wie ihr ſolches ſelbſt u
in eurer Vorſtellung nicht ableugnen moͤget, und
der von end angezogene Fall von 1700. es ergiebet;
ſondern diefer engere Austhuß iſt an und vor fi, -
ein redender Beweis von der Richtigeeit jenes
Satzes.
Denn eben besiwegen, weil die großen Städte im
u Schatzcollegio Sig und Stimme nicht haben, folgs
tih niemand vorhanden ſeyn wuͤrde, der fie 49
. eitfertigen Faͤllen vertraͤte, ertheilen ſelbige einem
Deputirten zum engern Ausſchuß eine beſondere
Vollmacht, welche zu, gewifien Zeiten erneuert
wird.
Dleſes
14
Dieſes geſchiehet nicht, wie ihr vermeitet, Ban bes
fondere, ihnen bey denen Landtagen anfgetragene
Geſchͤfte zu Ende zu bringen, als wozu ſedann
‚, weder eine weitere Vollmacht, noch en fortbaurens
des Eollegium erforderlich wäre, fondern um von
denen Verfügungen in eilfertigen Fällen nicht auss
gefchloffen zu erden, zu weichem gwed die Volks
macht auf Jahre gerichter if.
Man müßte alfo eine Aenderung in. der Werfafe
fung . vornehmen, wenn man hievon abweichen
wollte. Um den Misbrauch abzuwenden, weldiee
daraus erwachſen könnte, wenn unter dem Wors
wand der Eile der große oder der engere Ausſchuß
Geſchaͤfte, wobey eine Gefahr auf dem Verzuge
5 nicht haftet, an ſich ziehen wollte, iſt es allerdings
ſchuß und das Schatzcollegium in geſetzmaͤßigen
Schranken zu erhalten, ohne daß man eine der
noͤthig, daß das, was ſolchergeſtalt beſchloſſen worden,
auf dem naͤchſten Landtage der gemeinen Landſchaft
zur Anzeige gebracht werde. Hierdurch erhaͤlt
ſelbige die Gelegenheit zu ermeſſen, ob märkiih
ein eilfertiger af vorhanden geweſen, und dabep
pflichtmaͤßig verfahren ſey? wenn ſolches nicht ge⸗
ſchehen ſeyn ſollte, darüber Beſchwerde zu führen,
‚and dadurch den größern Ausſchuß, den engern Aus⸗
andſchaft ſelbſt heilfame Einrichtung abänderte.
“ Es laͤſſet ſich dieſemnach keinesweges behaupten,
daß, wenn der engere Ausſchuß ſich der Sache in ei⸗
tigen Faͤllen unterziehen und aus dieſem runde
. dey
Dr 15
cbey den Im Jahr 1771. eingetretenen Umpänden, bey
Uns Anträge gethan hat, folhes an und vor te)
ein Verfaſſungswidriges Unternehmen ſey. Wir
Hilligen es nicht, wenn man unterlaflen Hat, davon
auf den folgenden Landtagen Anzeige zu hun, und
machen vielmehr, um aͤhnliche Säle zu verhaten/ die
noͤthige Verfügung.
Die ritterſchaftlichen Mandatarii wärden es gegen
ihre Conſtituenten zu verantworten gehabt baden, wenn
fie ſich hiebey berubiger hätten. Sie fuchten demnach
in einer am 14ten Maͤrz 1775. Übergebegen anderiweis
tigen Vorſtellung, Königliche Regierung zu überzeugen,
daß, obwohl fie dem großen Ausſchuß die Befugniß wegen
eiliger Fälle fub fpe rati zu beſchließen nicht flreitig machs,
ten, fo koͤnnten fie doch dem engern Ausſchuß dieſelbe
nicht weiter, als nur in fo fern, wie Anfangs erwehnet
if, einräumen. Diefes hatte au die gewünfchte Wirs
kung, daß von Königl. Regierung unterm sten May 1775.
an dieſelben folgende Erklaͤrung ertheilgt ward. \
In dem Neferipte vom agften Jan. diefes Jahrs
find. in Anſehung der Behandlung eiliger Faͤlle, der
große und engere Ausſchuß deswegen mit einander
verbunden, weil ihre Befugniß, ſich derſelben an⸗
zunehmen, auf gleichen Gründen beruhet, und
daß es von den Umſtaͤnden und der mehrern Wich⸗
tigkeit oder Eile der Sache abhaͤnget, wer von
Üben zuzuziehen iſt. Wenn der große Ausſchuß
verſammlet iſt, find allerdings mit ſelbigem, und
“nicht mit dem. engern Ausſchuß, eilfertige Angele⸗
gen⸗
—
8.
m
' J
16 . „7
genheiten zu behandeln, und ein gleiches muß ges
ſchehen, wenn die Sache von der Befhaffenheit
» and Srheblichkeit iſt, daß bie Zeit verſtattet und es
der dazu erforderlichen Koften verlohnet, den großen
Ausſchuß zufammen zu berufen, Da aber Ums
fände eintreten können, mo die Baden entweder
von dieſer Wichtigkeit nicht, oder von einer fo
dringenden Eile find, daß der Aufſchub, weicher
durch die Zufammenberufung des großen Ausſchuſſes
veranlaffet werden würde, von nachtheiligen Folgen
ſeyn könnte, fo mögen Wir der Landesherrfchaft
weder die Befugniß benehmen, an den engern
Ausſchuß, deffen Verſammlung weniger Koſten
machet, und der näher bey der Hand if, bey Ges
legenheit, wo eine Gefahr auf dem Verzuge haftet,
id zu wenden, und von ſelbigem Anträge anzus
nehmen, noch dieſe landeshertliche Befugniß, der
Eniſcheidung eines Juſtizcollegii unterwerfen. So
viel verſichern Wir euch aber, daß Wir ſorgfaͤltig
dahin ſehen wollen, daß hiervon kein Miebrauch
gemachet, folglich künftig, Fälle wobey keine Eile
if, als ſolche nicht behandelt, noch der große Auss
ſchuß. ohne hinlaͤngliche und dringende Urſachen
vorbeygegangen, am mwent;ten aber unter dem Vor⸗
wand der Eile, ohne Bewilligung gefammter
Stände, Sandfchaftlihe Gelder zu Angelegenheiten,
welche die Landfchaft nicht angehen, verwand wers i
, den; und Wir meinen, daß biefes alles fey, was
ihr erwarten koͤnnet und bem gemeinen Deſten ges
maß iſt.
Weil
FREE 127.
Weil dev engere Ausſchuß gleich Anfangs bemuͤhet
war, wahrſcheinlich zu machen, daß feine-eigentlihe
Borſchriſt, wornach die gemeinen Landesangelegenheiten
zu behandeln, vorhanden wärs, ſo gab konigl. Negierung
der Ritterſchaft zu wieberhoftenmalen zu erfenne, daß
fie entichloffen ſey, desfalld ein Regulativ entwerfen
zu laſſen, und felbigem durch die Zuziehung gefammter
Stände, die Geſetzmaͤßigkeit zu ertheilen. Als aber
| beym weitern Fortgange fi entwickelte, daß die land⸗
ſchaftliche Verfaſſung nicht ſo wankend waͤre, als von
dem engern Ausſchuſſe ſelbige beſchrieben ward, und daß
es nichts weiter, als nur einer Weiſung an die lands
| ſchaftlichen Collegia bedärfe, derſelben künftig gebührend
nachzukommen; ſo fand konigliche Regierung, weil die
übrigen Curien ſich ganz paſſive dabey verhielten und fie
im voraus ſich verfihert halten konnte, daß bie Ritters
fchaft bey der ihr zulezt ertheilten Erklärung gewiß ſich
| beruhigen würde, fein Bedenken, an den großen und
eungern Ausfhuß unterm gten Day referibiren zu laſſen,
- daß He den Inhalt vorberegter, an die Bevollmaͤchtigte
J der Ritterſchaft abgegebenen, Erklaͤrung ſich zur Di⸗
rection gereichen faffen ſollten.
Es haben alſo die unter denen landſchaftlichen De⸗
punutationen und der Ritterſchaft entſtandenen Streitigß
Reiten den wichtigen Vortheil hervorgebracht, daß die
' fa -völlig in Vergeſſenheit gerarhene, und durch die
neuerlich eingerifiene willkuͤhrliche Behandlung lands
ſchaftlicher Angelegenheiten aͤußerſt wankend gemachte,
wiewohl gefegmäßig angeordnete, landſchaftliche Verfaſ⸗
fung wieder Hervorgefacher, und in ihr voͤlliges Licht
|: CAunal. se Jahrg. 18 St. B geſetzet,
i
|
18,
geſetzet, mithin nicht leicht zus beſorgen iſt, daß die lands
ſchaftlichen Deputations fernerweitig eine ausgedehntere
Befugniß ſich aumaßen werben, als von ihren Mitſtaͤn⸗
den und Conſtitnenten ihnen eingeraͤumet iſt, und dieſes
um fo mehr, weil;von koͤnigl. Regierung hoͤchſtruͤhmlich
der Ritterfchaft verſichert worden, forafältig dahin fehen
zu wollen, daß von bftbenannten Collegiis Fein Weiss
- brauch, von der ihnen verſtatteten Befugniß künftig weis
ter gemachet werde. .
Weil ber unternommene Rornanfanf, in der Ben
fammlung des großen Ausfchuffes, von denen Deputatis
der Prälatur und Städte genehmiget, und zur Erfegung
des für die landſchaftlichen Caſſen daraus erwachſenen
Schadens, die Erhöhung des Blaſenzinſes verwilliget
‚ward, ohne daß zuvor auf dem gemeinen Landtage Ans
zeige davon gefchehen und Deputati bazu von ihren
Mitſtaͤnden mit Vollmachten waren verfehen worden;
fo wollte bie Ritterſchaft bie Werbindlichkeit dieſes Con⸗
eluſi nicht anerfennen, wie fie denn auch bey koͤniglicher
Regierung um die Aufhebung des erheheten Blaſenzin⸗
ſes nachſuchte.
Wiewohl nun konigl. Regierung es auderſt miss
billigte, daß über biefe Sache in der Verſammlung bes
großen Ausſchuſſes ein Concluſum war errichtet worden,
ohne dieſelbe auf dem gemeinen Landtage zuvor zur Pro⸗
poſition gebracht zu haben: ſo erklaͤrte ſie jedoch das
Geſuch wegen Aufhebung des erhoͤheten Blaſenzinſes
nicht nur für unſtatthaft, ſondern auch das erwähnte
Concluſum, nachdem ſeldiges durch ihre hinzugekommene
Geneh⸗
we 0-19
Genehmigung eine geſetzliche Kraft erlanget hätte, für
allgemein verbindlich.
Obgleich dieſes widerſprechend zu ſeyn ſcheinet, ſo
verſchwindet jedoch dieſe Bermurhung bey einer genauern
Erwägung der, in dem an die Ritterſchaft unterm agfien
San. 1775. erlaffenen Reſcript, enthaltenen Gruͤnde;
denn es wird von koͤnigl. Regierung zwar nicht in Ab⸗
rede geſtellet, daß der große Ausſchuß bey Genehmigung
desjenigen, was von dem engern Ausfhnß und Schatz⸗
coſlegio geſchehen, in modo pecciret haͤtte; ſie aͤußert
aber zugleich, daß dieſes Verſehen in dem Betracht dem
Concluſo die Gültigkeit nicht Benehmen konnte, weil die
Ritterfchaft ſelbſt eingeftände, daB die zwen Eurien ber
Praͤtatur und Städte erwehntes MWerfahren ice nur
‚genehmiget hätten, fondern dabey auch beharsten: Und e
meit:igre Conftituenten gegen. dieſes Concluſum nimmer
etwas eingewandt hätten, ſo viel Aufſehen and folches
gemachet, und fo wenig ihnen die Beſchaffenheit des
Kornnegotil verborgen geblieben wäre; fo würde alfo die
Kitterfchaft, wenn gleich fie ben ihrem Widerſpruch ohns _
verändert beharrte, nichts dadurch gewinnen, und es
auf ein bloßes Formale binauslaufen, wenn diefe Sache
nochmals zur Ueberlegung kommen, und zu dem Ende
auf dem gemeinen Landtage. zur Propofition gebracht
werden follte, anerwogen doc, keine andere Umſtaͤnde
zur Berathſchlagung kommen köhnten, als die bereits
bey Abfaſſung des Concluſt wären eroͤrtert worden. Und
weil die Ritterſchaft den Einwurf gemacht hatte, daß
Deputati ohne Vollmacht und Inſtruction verfahren
wären: fo ward hierauf geantwortet:
*
J
Es
20 2 ee .
Es ſtehet dabey der Zweifel nicht zu erregen, ob die
Deputatt diefer Turien mit’ ober ohne Vollmacht
ihrer Tonftituenten verfahren find? Wenn es auch
‚mit befagten Eurien nicht: eine andere Bewandniß
als mit der Ritterſchaft hätte, fo märe Nennoch dies
ſes allemal ein Punet, d>r nicht von der Ritterfchaft,
ſondern von beſagten Tonftituenten zu unterfuchen
iſt, welche aber Gegen dad Geſchehene nimmer etwas
eingewandt haben.
Weil die Praͤlatur und Staͤdte nicht in Corpore za
Landtager erſcheinen koͤnnen, fo find fie zufolge der
Verordnung vom 12ten Des. 1719. verbunden, jemand
der Ihrigen zur Abwartung der Landtageshandfungen zu
ernennen, und wenn diefer, die von feinem Eonftituenten
ihm ertheilte Vollmacht, vor Eroͤfnung des’ Landtages,
dem Landſyndico Hehändiget, fo wird er zu allen und-
. Jeden Landtageshandlungen augelafien, und die von
ihnen abgegebenen Vota find für feine Eonftituenten
verbindlih. Weit anders verhält es ſich mit denen
ritterſchaftlichen Deputatis, denn weil jedes einzelnes
Mitglied derfelben berechtiget ift, zu Landtagen zu ers
ſcheinen, und ihnen bie Wahl gelaflen ift, entweder
Jelbſt in der Curie ein vollguͤltiges Votum abzugeben,
oder Vollmacht zu ertheilen; ſo iſt es in Anſehung eines
jeden Mitgliedes der ritterſchaftlichen Curie ein weſent⸗
licher Umſtand, daß lalle und jede Angelegenheiten, die
in den Curien zue Weberlegung und Entſchließung von
dem Landſyndico gebracht werden follen, anf dem gemeis -
nen Landtage zur Anzeige kommen miäflen: weil aber
für die Majoritaͤt der Praͤlatur und Städte kein ſolcher
Nadı
——— * 2
— || — — — — — — — — —— — —
-
1 — —— 77700
.
%
Se 21.
Nachtheil daraus entſtehet, wenn die Anzeige auf dem
gemeinen Landtage nicht, fondern demnaͤchſt erfi im Des
putationscollegio, allwo ihre Deputati groͤßtentheils ges
genwaͤrtig ſind, geſchiehet; ſo wird von koͤnigl. Regie⸗
rung hieraus der Schluß gezogen, daß alſo in Anſehung
der Praͤlatur und Staͤdte das Concluſum nicht für feh⸗
lerhaft zu erkennen ſey. Denn weil nach der calenbergi⸗
ſchen landſchaftlichen Verfaſſung, wenn uͤber gemeine
Landesangelegenheiten ein Entſchluß zu faſſen, durch die
einſtimmigen Vota zweyer Curien, die dritte verbindlich
gemachet wuͤrde: die Majoritaͤt dee Praͤlatur und:
Städte aber, das Concluſum, wegen bes vom engern Aus⸗
ſchuß und Schageollegio unternommenen Kornankaufs
und Uebernehmung des daraus erwachfenen Schadens,
zum Stände gebracht hätten; fo wäre bey diefem Con⸗
tlufo auf das ritterfchaftliche Votum kein Betracht zu
nehmen, mithin auch, aus vorangeführten Gründen, es
nicht als ein das Eonchufum vernichtender Fehler anzus
fehen, daß die Anzeige auf gemeinem Landtage nicht ges
ſchehen ſey: daher diefes Concluſum, nach Binzugefommes
ner Genehmigung koͤnigl. Regierung, noch um ſo mehr
als allgemein verbindlich anerkannt Werden muͤßte, weil
nicht die Ritterſchaft, ſondern die Praͤlaten und Staͤdte
zu unterſuchen die Befugniß gehabt haͤtten, ob von
ihren Deputatis, mit oder ohne Vollmacht verſahren
waͤre.
Wenn man dasjenige, was ſo eben wegen des im
großen Ausichuß, odne vorher auf dem gemeinen Landtage
gefchehene Anzeige, in Anfehung des Kornnegorit genom⸗
menen Euiſclune⸗ angefuͤhret iſt, nicht im genaue Er⸗
B3 wegung
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- “ \
a 200
megung ziehet, fo konnte gar leicht der Schluß daraus —
gezogen werden: daß dieſe vorläufige Anzeige, nur in
Raͤckſicht auf die Ritterſchaft, als eine Nothwendigkelt
anzufeben fey, und daß die Propofition gar füglich erfl
im Deputationscollegio gefchehen könnte, wenn mit voͤl⸗
liger Zuverläffigkeit vorauszufehen, daß die Praͤlatur
und Srädte durch ihre Vota das Conclufum zum Stande
. bringen würden. : Daß diefes aber böchft fehlerhaft ſeyn
würde, If aus dem folgenden zu erſehen.
Wiewohl nicht allen und jeden Kloͤſtern und Staͤd⸗
ten der Zutritt im Deputationscofegio verftattet iſt, fo
pflegen jedoch diejenigen, die davon ausgeſchloſſen Find,
ihre Deputirten vielmals. zum gemeinen Landtane abzus
fenden, und diefe find befugt, nad angehörten Propofis
tionen, jemand vom ihren zuruͤckbleibenden Mitſtaͤnden
mit Mandatis et Inſtructionibus zu verſehen. Weil
dieſes Mandatum aber nicht weiter als auf die verleſenen
| Propoſitions ausgedehriet werden mag; fo ift alfo jedes
im großen Ausfchuß über folche Gegenftänne, die nicht
auf dem gemeinen Landtage zur Anzeige gebradit find,
gefaßtes Concluſum, in Anfehung diefer Praͤlaten ımd
Städte, eben fo vitiss, als für die Ritterſchaft. Es ik
demnach ein ganz affgemeiner und für Fängmtliche Eus
| landſchaftlichen Deputationen ohne alle Ausnahme die
Anwei⸗
rien hoͤchſt wichtiger Grundſatz, daß alle und jede ge⸗
meine Landesangelegenheiten, woruͤber ein landſchaftlicher
Entſchluß zu faſſen iſt, auf dem gemeinen Landtage zuvor
zur Anzeige gebracht werden muͤſſen.
Koͤnigliche Landesregierung hatte dieſes gar wohl
in Ueberlegung gezogen, daher fie denn auch denen
|
. .
. -
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%
oo.
Anmeifung ertheilte, hierinn fünftig ſtriete ber Kegel
nachzukommen.
Dean würde alſo gar ſehr irren, wenn man bası
jenige, was vorhin nach Anleitugg der von koͤnigl. Res,
sierung erteilten Reſolutionen hierüber angeführer iſt,
weiter als auf den vorliegenden Fall ausdehnen mollte.
Hätten die Prälaten oder Städte das, ohne Ihr
Vorwiſſen im Deputationscollegio, wegen des Kornne⸗
gotii, gefaßte Concluſum nicht ratihabiren wollen, und
mit der Mitterfchaft gemeinfamen Widerſpruch erreget, fo
hätte daſſelbe abermals legali modo zur Propofition .
gebracht und das Verfahren der Mandatariorum geprüs
fet werden muͤſſen. Weil diefe aber ganz paſſtve vers
fuhren und durch he Stillſchweigen das Verfahren ihrer
Eurien ratihabirten, ſo hatte die Regierung völlig Hecht,
das, wiewohl auf eine illegale Art gefaßte Conciufum,
bewandten Umſtaͤnden nach als gültig und in Anfehung
der Nitterfchaft für verbindlich zu erflären. - Daß aber
über die Guͤltigkeit und Verbindlichkeit der landſchaftli⸗
chen Entſchließgungen, von denen Landescolleglis nicht
erkannt werden koͤnne, wird von koͤnigl. Regierung in
der Reſolution vom 28ſten Jan. 1775. durch folgenden
triftigen Grund beftätiger :
Landesgerichte haben das, was nad ben Sefegen
Rechtens iſt, nimmer aber zu entſcheiden, was das
gemeine Beſte erfordert. Sie koͤnnen alſo, wofern
‚man die Landes- und landſchaftliche Verfaſſung
nicht völlig umſtoßen will, daräber nicht erfennen, .
Bi von diefer oder jener Curie ſolchem gemeinen
®4 Beſten
⸗
24 M
Beſten gemaͤß geſtimmet worden, und welcher Dreys
nung gültig feyn ſolle?
. Und als die ritterſchaftlichen Mandatarii hierauf
zu erkennen gaben, daß ſie dieſen Satz niemals in Zwei⸗
fel gezogen hätten: wie es denn auch bey der. von der
Nitterfchaft: geſuchten gerichtlichen Entſcheidung, allein
nur auf wohlerworbene, das Eigenthum der Ritterſchaft
—ausmachende, Vorrechte anfäme, welche die applicatio-
nem iuris ad factum nothwendig machten, weichen Gall
denn auch Königliche Regierung in der Refolntion vom
asften San. ſelbſt, ald der Entſcheidung der Juſtizcolle⸗
giorum untertvorfen, angefehen Bätte; fo erfolgte hierauf
unterm sten May 1775. folgende Erklärung:
Wenn mit dem großen oder engern Ausſchuß etwas
Hehandelt, und in deffen Gefolg, von der Landesre⸗
gierung Verfuͤgungen gemacht worden: ſo ſind die
letztere, landesherrliche Anordnungen, welche einer
Unterſuchung bey denen Landesgerichten nicht zu
unterziehen ſtehen, als die nach denen Geſetzen, und
nicht über die Verbindlichkeit und Guͤltigkeit der
Geſetze und Iandesherrlichen Ordnungen zu urtheis
len haben. Das landfchaftlihe Collegium, welches
zu der Sache zugezogen worden, muß aber das Ser
fchehene, Hey dem zunädftfolgenden Landtage, zu
der Kenntniß der gefammten, Stände Bringen und
aledenn in denen Curien darüber deliberiret wer⸗
den. Genehmiget die Mehrheit dieſer Curien, mit⸗
Hin zwey derſelben das, was behandelt worden, fo
iſt ein voͤlliges gültiges landſchaftliches Coneluſum
vorhanden, wogegen, wie Aberhaupt den lands
.. ſch aftı .
‘
bers ergreifen kann, als wenn ihre befondere, der
Mehrheit der Stimmen nicht” unterworfene Vor⸗
scchte und Freyheiten dabey verleget werden. Will
bemeldete Genehmigung nicht ertheilet werden; fo
fol nad) der Abſicht der Landfchaft, entweder das
Geſchehene verbeffert und abgeändert werden; oder
Diefelbe glaubet, daß die Glieder des landſchaftlichen
Collegii, von welchen die Sache behandelt worden,
ſich To fehr gegen ihre Pfliche und ihr Gewiſſen
dabey betragen hätten, daß wider deren Perlen,
und auf eine ans ihrem Vermögen zu befhaffende
Erſetzung des Schadens, geklaget werden könne.
In dem erfien Galle ift die Frage von Abänderung
eines Schluffes, welcher durch die hinzugekommene
„ Iandesperrlihe Genehmigung, zu einer Iandeäherrs -
lihen Ordnung gediehen if. Es kann daher nad
ben vorhin angeführten Gründen die Sache an die
Landesgerichte nicht gebracht, fondern es müffen die
Wege eingefhlagen werden, welche bey defideriis
und gravaminibus ftaruum der Natur der Sache
und der kundbaren Obſervanz gemäß find.
Sollte Hingegen der Sad eintreten, daß die Lands
ſcchaft, oder in fo fern es auf die Gerechtſame einzel
ner Curien ankommt, dieſe Curien ſich perſoͤnlich an
die Mitglieder eines landſchaftlichen Sollegit-halten, '
- andifeldige auf eine, aus ihrem: Vermögen zu bes
ſchaffende, Schadenserſetzung belangen zu tonnen
Bs yon
| " | 5; |
ur ſchafelichen erathſchlagungen und Entſchielungen
Be diffentivende Curie den Weg Rechtens nicht ans
Er
glauben, fo wird Die Landesherrſchaft weder ders
gleichen Glieder ohne gerichtliche Erörterung zu vers
‚urtheilen, noch gegen gegründete gerichtliche Klagen
zu ſchuͤtzen gemeinet feyn. Und es iſt alfo auch auf
dieſen Fall alle Sicherheit vorhanden, welde die
‚ Natur der Sache verftattet.
Wenn in vormaltgen Zeitenlteine folche dringende
Site vorhanden war, die nur bie Condocation bes lands
ſchaftlichen Ausſchuſſes verflatten-wollte, ward es als eine
Nothwendigkeit angeſehen, daß jedwedem Landſtande eine
beſondere Citation aus der Reglerung zugefertiget warb,
wenn mit den Staͤnden tractiret werden ſollte. Und ob
man zwar in neuern Zeiten in ſo fern hievon abgewichen
iſt, daß die landesherrlichen Anträge jezt nicht mehrivon
koniglicher Regierung denen verſammleten Ständen, fons -
dern dem auf die Regierung convocirten großen Ausſchuß
eroͤfnet werden; fo werden jedoch al und jede Dritgljeder -
deffelden mittelſt der an fle erlafienen Convocatorien ans
gewieſen, die ihnen eröfneten Propofitions mit ihren
Mitſtaͤnden in Ueberlegung zu ziehen, und nach genommes
nem Entſchluſſe, die landſchaftliche Ertlärung bey. königlis
her Regierung einzubringen.
Gleichwie nun fi hieraus ergiebt, daß es nicht will⸗
kahrlich, ſondern die Pflicht des Ausſchuſſes es erfordert,
alle diejenigen Landes, Angelegenheiten, worüber ein Land⸗
ſchaftlicher Entſchluß zu faſſen iſt, denen verſammleten
Staͤnden zur Propoſition zu bringen, damit dieſe bey ſich
erwegen konnen, ob fie ſelbſt in ihren Curien darüber zu
beſchließen gerathen finden ; Alſo iſt es her Regel nach
‚gewiß,
„u i⸗· ⸗
re 227
gewiß, daß der Ausſchuß, ohne vorherige Propoſition oder
Communication mit der gemeinen Landſchaft, keine Ans
träge oder Enifchlieffungen, weder vor fi) nach im Nah⸗
men der Landſchaft, an koͤnigliche Regierung abzulaſſen
befugt ſey. Daher denn auch diejenigen Concliufa des
landſchaftlichen Ausſchuſſes, denen dieſe Erforderniß ab⸗
gehet, eigentlich fuͤr keine guͤltige Concluſa zu erkennen
ſind.
- — — —
Weil aber dasſenige, was die Reglerung in gemeinen
Landes: Angelegenheiten entweder mit der gemeinen Lands
ſchaft, oder dem Ausfhuß als Tandfhaftlihen Mandas
tario beſchließet, als eine Landesherrlihe gefegliche An⸗
ordnung anzufehen ift, die Landess&erichte aber über bie
Galtigkeit der Geſetze zu erfennen nicht befugt find; So
will alfo Königliche Regierung diefen Colleglis die Befugs
niß nicht einräumen, darüber zu erfennen, 06 die Lands
ſchaft verbunden ſey, ein, ohne vorherige Propoſition oder
Communication mit der gemeinen Landſchaft, von bem
Ausſchuß gefaßtes Concluſum nach hinzugekommener Lan⸗
desherrlicher Beſtaͤtigung, für verbindlich zu erkennen,
und dem zufolge dasjenige zu leiſten, wozu der Ausſchuß
an ihrer Statt fich verbindlich gemacht bat, daher denn in_
ſoich em Falle den Ständen nichts übrig bleiben wuͤrde, als
zuerft an den Landesheren ſich zu ivenden. Wenn diefer'
aber in die Aufhebung des Eonclufl zu, willigen verwei⸗
gern, und das Land dadurch in Schaden verſetzet, oder die
Rechte der Staͤnde gekraͤnket ſeyn wuͤrden, alsdann bey
den Reichsgerichten Huͤlfe zu ſachen.
% =
Da⸗
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——
—» 1...
28 re
- Damit, aber die Landſchaft um fo mehr gefichert, und
der Iandfchaftliche Ausſchuß in benen ihm vorgeſchrieber
. nen Schranken, erhalten werden möge, ſo iſt jener vorbe
Balten, die Diitglieder des Ausſchuſſes ad interefle zu be
langen, die durch ihre Vota ein Verfaſſungswidriges und
nachtheitiges Concluſum zum Stande gebracht Haben:
der Ausſchuß iſt alfo verpflichtet, auf dem nächften Land⸗
tage fein Verfahren zu rechtfertigen. Wenn fodann zwey
Curien die Ratihabition ihm verfagen werden, fo findet
die actio ad interefle ſtatt. Würden aber zwey Eurien
die Benehmigung ertheilen, alsdaun iſt der Widerſpruch
der deitten Curie ohne Wirkung, es fey denn daß ihre
Sefondern Rechte ober Freyheiten verlegt feyn wuͤrden.
Man würde aber gar ſehr irren, wenn man das
jetzt erwehnte, auf die, in dringend eiligen Fällen von Dem
Ausſchuß genommene, und von der Negierung beftätigte,
Entſchlieſſungen, in allen Stuͤcken ausdehnen wollte. Denn
weit die bey dergleichen Bällen vorhandene Eile, bie Pros
voſition oder Communication mit der gemeinen Landſchaſt
behindert; fo ift es demnach auffallend, daß diefe Faͤlle
als eine Ausnahme von der allgemeinen Regel angefehen
werden muͤſſen. Es muß demnad ber Ausichuß bey naͤch⸗
ſter Eonvoration der Stände beweifen, daß dergleichen
Eile vorhanden geweien iſt. Damit aber die allgemeine
Regel, fo weit es nur immer möglich, ohnunterbrochen bes
folget werben möge; fo iſt dem Ausſchuß nur eine inters
imiſtiſcher Befugniß, ſuh fpe rati, in eiligen Fällen zu
Befchließen, verftattet worden; Denn es ift ausdem zuvor
angeführten Wolfenbuͤttelſchen Landtages, Abſchiede vom
. - sten
J a 29
| sten Febr. 1624. Märlich zu erfehen, daß die in derglei⸗
chen Fällen von dem Ausſchuß genommene Entſchlieſſun⸗
. gen nur auf ſo lange, bis Zeit und Umſtaͤnde die Convo⸗
cation der Stände verftatten wollen , verbindlich find,
Sobald dieſe aber zu bewirken iſt, alsdann iſt die weis
tere Behandlung und Fortfegung ein ohnſtrettiges Ob-
- jectum Comitiale, worinn der Ausſchuß, ohne zunorers
haltene Vollmacht von denen Ständen, nicht weiter vers
fahren und zu beſchließen ſich ermächtigen mag. Bey fo
bewandten Umpftänden iſt es als eine nie genug zu ruͤh⸗
erkennen, daß von. Ihr ˖ denen landſchaftlichen Eollegiis
wiende Vorſorge koͤnigl. Landes⸗Regierung dankbar zu
aufgegeben iſt, hinfuͤhro ‚bey allen und jeden Fällen, da
ſie gemeine Landes s Angelegenheiten. an Sie Regierung
bringen, welche auf dem Landtage nicht vorgekommen
Rind, ſolches und die Urſache davon ausdrucich anzus
eigen.
Allen diefem zufolge, wird niemand mit einigem Au⸗
feine der Wahrheit behaupten innen, daß Konigl. Lan⸗
des: Regierung durch die angejogene ad inftantiam ber
Ritterſchaft abgegebenen Refolutionen, eine Abänderung
in der von Altereher beitebten landſchaftlichen Verfaſſung
habe bewirken wollen; indem es klar am Tage, daß ihre
Abſicht allein nur dahin gerichtet war, diefelbe für ferues
re Eingriffe der’ landſchaftlichen Eofegiorum in volige
Sicherheit zu ſtellen.
Warden die von ber Rueterchaft wegen der land⸗
ſchaftlichen Verfaſſung behaupteten Grundfäge von koͤ
nigl. Regierung als unrichtig erklaͤret ; Oder ſelbigen von
den
⸗
3
30 a2
den abrigen beyden Curien, als Verfaſſungewidtig wi⸗
derſprochen ſeyn; ſo haͤtte dieſe Streitigkeit auf dem gei
meinen Landtage unter Herrn und Ständen entſchieden
werden muͤſſen. Weil koͤnigl. Regierung aber bie von
der Ritterſchaft behauptete Säge für richtig und der uns
“ fpränglicen Berfaflang gemäß zu feyn erlärete: Die
x
äbrigen beyden Curien in diefen Streit fich nicht miſch⸗
ten, fondern ganz paflive dabey verführen, michin durch
ihr beharrliches Stillſchweigen überzeugend zu erkennen
gaben, daß fie die Ritterſchaftlichen, von Koͤnigl. Regie
zung beftätigten, Säge für Verfaſſungemaͤſſig, ohne einigen
Widerſpruch, anerfannten; So war wegen Aufrechterhal⸗
tung der landſchaftlichen Verfaſſung weiter nichts zu thun
uͤbrig, als die landſchaftlichen Collegia, oder vielmehr
diejenigen Mitglieder derſelben, von denen zuerſt der Wi⸗
derſpruch erreget war, und die die Majoritaͤt in dieſen
Collegiis ausmachten, zu deren Befolgung anzumeifen das :
für. Diefes geſchabe mittelſt der oft angeführten von koͤnigl.
Regierung an den großen und engern Ausfchuß, desgiels
hen an das SchagsCollegium zugefertigten, Neferipte und
hiemit hatten dieſe Streitigkeiten ihre Endſchaft voͤllig
erreichet.
- Damit aber keine, dieſe Suritigkeiten betreffende
Frage, uneroͤrtert bleiben möge, So if ſchließlich noch in
Erwägung zu ziehen: Ob die von Koͤnigl. Negierung des
nen landſchaftlichen Colleglis ohne Zuziehung der Lands
flände zugefertigten Befehle, ohne dag einiger Widers
ſpruch dagegen ſtatt finden werde, als gefeglich anzuers
kennen und zu befolgen find.
}
Wil
—XXRX 31
Beil vorhin vewleſen iſt, daß die landſchaftiiche
Berfaſſung, als eine unter Heren und Ständen vollzo⸗
gene geſetzliche Anordnung zu betrachten fey; ſo leider
«h feinen Smeifel, da wenn Über den wahren Sinn ders
felben, es fey unter Herrn und Ständen, oder unser den
Carien, Zweifel entfiehet, derfelde in Tomitlis auf eben
die Weiſe, als andere gemeine Landes: Angelegenheiten, ers
. "Bogen und entfchieden werden muͤſſe. Dieſes war aber
—
Curien hatten ſich niemahls in dieſen Streit gemiſchet, ,
me — —
ſer war aber indem Betracht für ganz unerheblich suadı.,
on. nr Her een —
——— — — — — —
der Fall nicht weiter, nachbem konigliche Regierung die
von der Ritterſchaft behaupteten Grundſaͤtze, als Verfaſ⸗
ſungsmaͤßig, anerfanfit hatte. Denn die Äbrigen beyden
und bie Ritterſchaft fand anders keinen Widerfprug, als
don der Majoritaͤt der Iandfchaftlichen Deputirten; Die⸗
ten, weil dieſe Deputati absque mandato ihrer Conſti⸗
‚ tuenten keine gültige Handlungen vornehmen koͤnnen. Es
war ihnen von diefen aber der. Auftrag nicht geichehen,
' denen ritterfchaftlichen Behauptungen zu widerfpredyen
and ihr beharrliches Stillſchweigen gab fattfam zn erken⸗
ten, daß fie wegen der urfprünglichen Grundſaͤtze, in Ans
fehung der landſchaftlichen Verfaffung, mit der Ritters
ſchaft einſtimmig gedaͤchten. Es war demnnach kein zwei⸗
feſhaftes Sechs sorhanden, und es berufete nur darauf,
die Iandfchaftlichen Eollegia zu deren Vollſtreckung anzu⸗
weiſen. Die erfordeste Anmeifung der Landes s Eollegios
ram zur Vollſtreckung gefegliher Anordnungen, ift ein
|
ohnſtreitiges landesherrliches Vorrecht. Und-da Die lands -
aftliche Berfaffung, ohne allen Widerſpruch, für eine ges
| Meiie Anordnung zu erkennen #; So war alfo koͤnig⸗
liche .
Eu La
Uche Regierung völlig berechtiget, ohna Zuthun der Lands
Bände, die landfchaftlichen Collegia wi deren Sefoigumg
anzuweiſen.
— — — —
IL- on Bu ”
Sortfenung der Beſchreibung des zum
. Amte Nordholz gehörigen neuen
Landes Wurften.
‚wen Her. Oberdeicheraͤfen Martens zu Oſter holi.
Amtliche Deiche des Neuenfeldes And Sodendeide,
wozu der uͤberays große Auffendeih das Mate .
riale hinlaͤnglich liefert, nur blos von der Soltenhoͤrne,
wo derjalte und neue Deich ſich ſcheiden, bis an die
Miffelwarder Gchleufe find wegen Mangels des Vor⸗
landes und gefaͤhrlicher Lage, Stickdeiche. — Die beyden
aueſpringenden Deichecken, welche die Roſenhoͤrne und
Bieljuͤckshoͤrne benannt. werden, find die gefährlichften
Deichftellen und koften dem Lande am mehreſten. Schon
feit mehreren Jahren ſucht man durch Anlegung von
Schlikdeichen das Vorland zu erhöhen, und durch Hs
nig *) zur Begründung zu bringen, und üft diefer Yemds |
hung ein guter, obwohl langfamer, Erfolg nicht abzufpres
Gen. Die Gclikdeiche And Heine, von Schlick aufger |
worfene
*) ueber Hieig und deſſen Anbau werde ich mich |
' De Beſchreibung des alten Landes Warſten naͤherz
erklaͤren.
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9) EEE 3
werfene Dämme, etwa a bis 3 Buß bach, 2 Fuß In ver
Cappe Hreit, und von gehörigen Anlage. Man legt
fie,. ſobald das Watt fo weit gediehen IR, daß e& einem
ſolchen Deich tragen kann, gewöͤhnlich dem Hauptdeiche
parallel, mie verſchiedenen Abſchnitten. Die erftere‘
orte nenne man Twas⸗ ober Queerdeiche, die andere
And Meine Obdeiche, welhe man denn Ami, ſobald
fie gehörig ansgetrocnet find, mit einem Gtrohpanzer
überzieht. Im Twasdeiche wird in jedem Abdichnitte
eine Beine Defnung gelaſſen, damit das Waſſer daraus
" ablaufen koͤnne; da nun dieſe Meinen Schlickdeiche
bey jeder Fluch untergehen, zur Ebbezeit aber wieder
waflerfrey werden, fo ift es natdriih, daß felbige m _
dem von ihnen eingeichloffenen Raume, burd die ber
wuͤrkte mehrere Ruhe im Waſſer, einen groͤßern Schlickfall
verurſachen, und folglich das Terrain ſtaͤrker aufhoͤhen
muͤſſen. Ein Haupterforderniß iſt aber, daß der alſo Des
ſchloſſene Raum nicht zu groß fey, damit feine Wellen ents
ſtehen koͤnnen, und daß die Defnung au nicht zu weit ges
macht werde, weil fonft der ausfallende Strom. einen
Priel bilder, und den ſich eben ſenkenden Schlick mit
fortreiſſet. Die laufende Ruthe koſtet im Durchſchnitt
1 Rthlr. und daruͤber, und man fleht alſo, daß eine
folche Vorrichtung, die noch Aberdem eine jährliche ſtarke
Neparation erfordert, und oͤfters von den Fluthen des
molirt wird, nur dann anzurathen fen, wenn Noth
dazu treibt, und feine anhere Huͤlfsmittel von großem
Nutzen find. ine andere ſchwere Auflage, weiche dem
Neufelde anf dem Halfe lege, iſt die Unterhaltung fe
vieler hoͤlzernen Schleufen, derem jeder Diſtriet eine, der
(Annal. sr Jahrg. 1888.) € Spider
.
. .
“mn . „6.
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34 7 | Ze
Spider Diſtrict aber gar zween hat, weil ber aus. dem
Amte Ritzebuͤttel u. fe w. kommende Ochſteder Bach bie
Vorrichtung. eines beſondern Klapſieles noch überher
nothwendig gemacht hat. Rechnet man die vorhandenen
6 Schleuſen daher nur zu dem mittlern Preiſe von
4000 Kehle. das Stuͤck, mithin zu 24000 Rthir., und
erwägt dann, daß nicht allein das Capitat feloft fame
jährlichen Zinfen, jedesmal in einem Zeitraume von 36
Bis 40 Jahren gang verloren gehet, fondern daß aud
noch an jährlichen Reparationen anfehnlihe Summen
aufgewendet werben muͤſſen; fo fällt es leicht in die Aus
gen, daß eine folche ſchwere, dem Neuenfelde allein zus
fallende, Laft, indem dem alten Lande Wurſten blos die
Srabung der Sieltiefen im Auffendeiche oblieget, für '
biefes fehr druͤckend, und fowohl mein, als der Wunſch
jedes Patrioten nicht ungereimt fen, daß bey den täglich
mehr und mehr fteigenden Kelzpreifen, ale Hölzerne
Schleuſen nachgerade abgefhafft, und ſtatt deren mafs
five eingeführt werden mögen. Bin Wunſch, der indes
ſo lange zu den piis defideriis gehöreh muß, ald man
hoͤhern Orts nicht Weranlaflung nehmen wird, den Uns
terthanen die Meittel eines ſolchen Baues entiweder durch
Vorſchuͤſſe gegen leidlihe Zinfen, oder auf andere Art
zu erleichtern. So frudtbar übrigens ber ganze Neufeb
der Diſtrict iſt; fo iſt es doch fonderbar, daß hochſtaͤm⸗
mige Bäume, befonders Obſt in diefen Gegenden, vors
zuͤglich mach Morden Hin nicht recht gedeihen wollen,
und folglich fa gar nicht vorhanden find. ers
muthlich ruͤhret dies von ber falzichten Luft, und ben im
dieſer Gegend heftige Winden de vor welchen fie
nicht
we 3
“ niqht den mindeften Schug genieſſen, and womit ſich as.
‚ anderen wärmern Otten gezogene und hieher verpflanzte
Bäume nicht vertragen können. Doch dies bärfte ſich
vielleicht Ändern, wenn nad mehreren Jahrhunderien
dieſer jetzt an der See belegene Piſtrict von derſelben
weiter entfernt, und die ſich immer mehr zuruͤckziehende
Nordſee demſelben nicht mehr fo nahe ſeyn ſollte.
Es bleibe mir nun noch Aßrig,- ein Paar Worte
über den vor dem Neuenfelde liegenden großen Auffens
Deich zu fagen, und. dieß ſoll fo kurz wie möglich geiches
ben. Nach der Anno 1636. gefchehenen Cinbeichung,
blieb theils ein nicht unbeträchtlicher Diſtrict Auffens
deichs noch unbedeicht Legen, weil man denfelben viel⸗
leicht noch nicht reif genug, oder auch die fonft erfotders
Uichen Deichlinien für zu unbequem hielt, theils hat ſich
ı biefek Auffendeich feit diefer Zeit durch Anwachs und
Segränung fo beträchtlih vermehter, daß man feine
jegige Größe, welche nad der Bielkiſchen Vermeſſung
de 1735. im Ganzen fchon zu 1216 Juͤck 145 Quadrat:
Ruthen berechnet wurde, fuͤglich wohl gegen. 1400 Juͤck
| anſchlagen kann. Er nimmt ſeinen Anfang vor dem
Cappeler Neufeide, etwa 500 Ruthen oberhalb des Cap⸗
peler Sieles, und erſtreckt ſich in einer immer mehr zu⸗
vehmenden Breite, ganz bis an das hamburgiſche Amt
Ritzebattel, in der Maaße, daß feine untere Breite, fo
weit es nemlich Grünland iſt, denn die noch Immer im
Anwachs befindlichen Hatten find unabfehbar, noch nach
—
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dem Augenmaaß wohl über 200 NRuthen Spickermaaße, |
Die Ruthe in 20 Buß gerechnet, betragen’ möchte. As
_ C 2 J Carl
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36 BE v2 -
‚ Earl der Bilfte der großen Commiffion zur Wiederher⸗
beyſchaffung der Krongäter den Auftrag gab, auch bie
Saͤnde und Infeln der Elbe und Wefer ju vindiciren,
and diefe Commiſſion ſolches in Anſehung der mehreſten
für unausführbar hielt, wurde dieſer Neufelder Auſſen⸗
deich davon ausdruͤcklich ausgenommen, weil der erſte
Anwachs laut des 1618. geſchloſſenen Vergleiches vor der
Eindeichung dem Landesherrn eine Recognition bezahlet
habe, und dieſer jetzige Anwachs, als mit ſolchem zu
ſammenhaͤngend angeſehen werden, und daher dem Fifco
zugeeignet werden muͤſſe, wie ſolches aus dem derzeitigen
Commiſſionereceß, noch mehr aber aus dem von mir
hiebey gelegten Extracte eines commiſſariſchen SHerichts
weyland Hrn. Negierungsraths von der Kuhla (vide
Beylage C.) mit mahrerem herfürgehet. Nah dem
Vergleichſsreceß vom 14ten Novemb. 1704. iſt daranf
zwiſchen der koͤnigl. ſchwediſchen Regierung und den: Ins
tereffenten des Meuenfeldes ein Vergleich auf 20 Jahre
geihloffen, und darin’ eine jährliche Recognition von
100 Rthlr. weiche leztere der erftern jährlich zahlen muͤſ⸗
fen, ftipuffee worden. Ob diefer Anno 1724. erlofchene
Contraet aber, nachgehends tacıte oder als Zeitpacht coms .
tinuirt ſey, iſt mir unbefannt ; fo viel iſt gewiß, daB jene
100 Rthir. noch His diefe Stunde jährlich in die Nord⸗
holzer Amtsregifter bezahle, und von den Intereſſenten
nach Verhaͤltniß ihrer Laͤndereyen aufgebracht werden.
Diele 100 Rthir. genieſſet aber koͤnigl. Cammer ganz
allein, und haben die Staͤnde des Herzogthums Bre⸗
men allen Anſpruͤchen darauf entſaget, (vide die Bey—
lage D.) inzwiſchen bat diefe fehr geringfügige Ein⸗
nahme j
Lk, 37
nahdhme ſchon Sfters das Projekt einer neuen Eindeichung
aufs Tapet bebracht.
⁊
⸗
Dereits Anno 1692. verordnete die ſchwediſche große
Eommiffion die Eindeichung dieſes Auffendeichs zum Bes
ſten der Krone, und im jahre 1718. nach den erlittes
nen hoben Fluthen vom 2 5ſten Dec. 1717. und 2sften
KBWebr. 1718. als die Neufeider Deiche fo ſehr ruinirt
‚waren, daß in dieſem Diſtricte 143 Menſchen, fo wie
faſt alles Vieh, ihr. Leben verloren hatten, auch der
Schade, nah dem Bericht bes Oberamtmann Voigt
zu Nordholz, Aber 80000 Nihle. gefchägt, die Repara⸗
tionskoſten des Neufelder Deipes aber auf 24000 Rthle.
angefihlagen wurden, feßten die Hauptintereſſenten bes
Neuenfeldes, wentlih 1) das Kloftet. LTeuenwalde per .
mandatarium £andrath von der Lieth, 2) der Obers .
amtmann. Voigt, 3) die Droſtin von Zangen, 4)
ber Voigt Koch und mehrere andere ‚der angefchenften
Einwohner des Neuenfeldes alles in Bewegung, daß
ſtatt der koftbaren Reparation eine neue weit vortheils
— — —
haftere Eindeichung vorgenommen werden moͤge, deren
mehrere Koſten fie nur zu gooo Rthlr. berechneten, wos
für circa soo Ju mehr im Deichband gezogen werden
ſollten. Die Projecte dazu waren auch ſchon höhern
Drts genehmiget, des Königes Majeftät hatten dazu
einen jinsfreyen Vorſchuß von 50000 Rthlr. bewilliget,
. und es ſollte zur Ausführung ‚gefchritten werden, als
durch Widerfprud einiger geringen Intereſſenten, und
gewiſſe andere Incidentpuncte die ganze Sat wieder
| Ing Stecken gerieth.
— — —
€ 3 gZg
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38 | a 225
5
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In den Jahren 1741 bis 1749. wär dieſe Eindel⸗
chung wiederum in Bewegung. Anns 21747. erhielt dir
weyl. Oberdeichgraͤfe Pflaumbaum den Auftrag zur
Unterſuchung und Verfertigung der noͤthigen Koſten:
Stadt Hamburg wegen des Auſchluſſes des Deiches,
Gehandlung zuzulegen angefangen. Nach der im Jahe
749. buch den Feldmeſſer Heidmann .gefchehenen
"Aufnahme des ganzen Grodens, und aufgeftellter Be⸗
rechnung entwarf Darauf weyl. Pflaumbaum die Bars
und Anfchläge, nad weichen die ganze Länge der Deicht
anf dieffeltigem Territoris 11775 Ruthen,: und auf
hamburgiſchem 4545 Mebke. betragen, and dadurch dies
ſeits nach Abzug der Fleethe, Siele, Wege x. 733 Juch,
Vorſchlaͤge, auch hatte man bereits Anno 1745: mit der |
auf hHamburgifchen Gebiete nad) jenem Abzuge 320 Juck
biefer Arbeiten. berechnete er folgendergeſtalt:
-Bür 117734 Ruthen Deichs zu mas
1)
%
“911039223
maplasaguung Ing
NG Dan
‚Bür 3 Schleufen a 3509 Rihlx. 7000 —
Zur Durchdammungen x. — 3000 —
Diäten, Reifen, unvochergefehene Fälle; J
Ruſtdielen ꝛc. — — 3000 —_
E umma 60100 Rthlr
uthen w machen Ä
gar 1 rd —— ” 18170 Rthl.
7 »4
* 3 ( Bär eine neue Schle uſe — ‚3500 —
E5 | Timmpdammungen ı. — 2000 —
*Extraordinaire Koſten — 2000 —
3 »3 .
n -
[4
Po
mit einem Deiche befchloffen werden follten. Die Koften
hen 3. 40 Rthir. — 47100 Rthlr.
F Summa 25670 Rthl.
— Da⸗
_
| 2.
.. 0, 3
Dagegen berechnete a den mittlern Jähslichen Eu
trag jedes Juͤcks zu 6 Rthlr. folglich den Ertrag
2) der bieffeitigen ‘ 733 Juͤck zu 44283 Rihlr.
und b) der hamburgiſchen 320° — 1930 —
Summa 6348 Rthlr.
\ weiches für den Dieffeitigen Diſtrict den Capitalwerth zu
4 Procent von 110700 Rihlr., und für den hamburgi⸗
ſchen von 48000 Nihfe. Haben, und folglich für erſtern
einen reinen Ueberſchuß von 50600 Rihlr. und für letzz
tern von 22330 Rthlr. gewähren würde. Nimt man
nun auch an, daß bie Anfchläge um 20000 Rthlr. zu 96 '
ringe gemacht wären, fo bleibt doch noch immer ein fehr
anſehnlicher Ueberſchuß vorhanden, welcher alle Ruckſicht
verdienet. Das Project wurde inzwiſchen von 1750 bis
1754. ſehr langſam verfolget, und obgleich das koͤnigl.
Miniſterium unterm 22ten Julti 1754. auf Anregen Eds
nigl. Kammer daſſelbe in Erinnerung beachte, aud von
E der Stabifchen Regierung dem weyland Oberdeichgräfen
—
Pflaumbaum neuer Auftrag geſchahe; ſo bewog doch
wahrſcheinlich die letzterm beywohnende natuͤrliche Zurqht⸗
ſamkeit, denſelben zu dem Vorſchlage, den Erfolg eines
angeblichen, am Dornmer Oiele ſich hervorgebenden, Ab,
bruchs, vor Faſſung eines beſtimmten Entſchluſſes noch erſt
abzuwarten. Der Anno 1756. eingefallene fiebenjährige
Krieg, brachte darauf alle ſolche Projecte zum Stiliſtande,
und fo if denn auch dieſes derozeit mit zur Ruhe bes
fördert, und nachgehends noch nicht wieder aus feinem
Schlafe erwecket worden. Ob es noch einmal geſchehen
dürfte, vermag ich nicht zu- Sefktummen, auf afle Faͤle
aber dürfte alsdenn eine Vereinbarung zwiſchen der Stas
diſchen Regierung und der. Stadt Hamburg wegen des
Anſchluſſes und der Eoncurrenz, das erfie und nochiwens
digfe Geſchaͤfte Ion. 5
Anlage A. |
Zu wien, nad dem hiebevor zwiſchen dem Ertz⸗⸗Stiffe
| Bremen ‚- und gemeinen Ständen deſſelben, an einen,
und einen Ehrbahren Rath der Stadt Hamburgk anı
. been Theile, anf. der wenigen Zahl 86. den 25ten Det.
untern andern ftreitigen Puncten, dermöge eines fonders
bahren Recefs, gründlich find verglichen, verabſcheidet
und vertragen, daß auf den nechſtkuͤnftigen Fruͤling des
gzten Jahrs ein Schiff zu Ende des Robben Scıdes
geleget, und durch beyderfelts verordnete, das Comvaß
geſetzet, und alſo endlich ein Strich, Sowohl zu Waßer,
alß zu Lande deſigniret und verordnet werden ſoll, da⸗
mit beode Theile fich’ in Strandung der Schiffe, und
Bargı Geldes darnach zu richten haben fönten, daß den
ſothanen Abſcheid zu Folge, von wegen Hoͤchſtermeldten
Ertz Seifft und E. E. Raths, ihre Deputirte und ver⸗
vprdnete, ſich des zten Tages Auguſti Anno 1537. veis
glichen, ein Schiff zu Ende des Robbe Sandes geleget,
auch auf bie Geſt an einen gewißen Orthe, anf der Nor⸗
ders Seite an der Oxterbecke, darnach ein großer Stein
darauf daß Compaß gehauen aufgerichtet werden fol, das
Compaß gefeget. und gleich daßelbe auff ermeldtes Schiff
. x 9%
0, ge
gerichtet, befunden, daß die Scheibe von der Dähne und
in künftig dem aufgerichtem Stein ab, geſtracks nach
dem Roßbefand zu, der Streich Nordweſt zum Weften ges
Balten, weicher Strich dann zu Ewigen Zeiten die rechte
Scheidung zu waßer, zwifhen den rg Sciff Bremen
und dem Ampt und haufe Ritzebuͤttel feyn und bleiben,
uud ein Jeder Theil ſich darnach in Strandung der
Sciffe und auf Hebung des Berg: Geldes richten ſolle
und: wolle. Dabey dan auf Ferners verabſcheibet, und
‚von deuen Abgeordneten wegen eines Ehrbahren Raths
‚ eingangen und bewilliget worden, daß darnacher und
gleih von Stund an, fo bald Wetzerhalber muͤglich, E.
€. Rath, auf feinen Koften einen großen gehauen Otein,
darauf zum Zeichen diefer verglichenen Sees und waßer
Scheidung das Compaß, und fonderlich der Strich Norb⸗
wer zum weſten gehanen an gemeldten Ohrte auf die
Geeſte in Beyſeyn der Bremlſchen auftichten, und Feſt
in die Erde mauren laßen ſolle, damit man zu jederzeit,
wen es die Nothdurft Erfordert, bey auf dem Stein ge:
hauenen Steichen, oder fonf, da der fein verglitten, bie
Striche auß gehauen oder vergehen würden, anfdem ſel⸗
bigen das Compaß fegen, und dahero wißen mägen, an
welcher Geite die geſtrandete Schiffe oder Bücher ange
ſchlagen, des zu Uhrkund ber marheit und Sefterhaltung
obgedachter Puncten, fein dieſer Recefle zween eines
Lautes aufgerichget, und mir Eines Ehrwärbigen Bremi⸗
(hen Thum Capittels und E. ©, Raths zu Hamburg
inflegelen befeftiget, und ein Jedern Theil, ſich darnach
u richten, einer davon mit getheilet worden, verhandelt
&s5 beym
!
42 ae
beym Arer See, zu Berenfche, am 7. unb 3. täg Pte
guſti. A. der wenigen Zahl 35.
Anlage B.
Demnak über die, in vorigem feculo in Annis 1586.
und 1557, zwiſchen den damahligen Erg Stift, nuns
mehro Herzogthumb Bremen, und ber Stadt Sams
urg, zu Buxtehude und Berenſch errichtete Ders
gleiche, in Ein Und anderen darin enthaltenen Puncten,
unter anderen auch wegen der grenge, Und in [pecie weg
gen. der Strandgerechtigkeit,, Und Erhebung bes Berge⸗
Geldes von geſtrandeten Schiffen, zwifchen dem Lande
Wurften Und dem Ampte Ritzbuͤttel, allerhand Je⸗
enngen Und Turbationes, ſowoll ber Strandung, als
Lines fireitigen Anwachſes, und deßen Beweydung hal⸗
ber entſtanden, woruͤber in vorigen Zeiten beyderſeits
verſchiebene Tagefahrten Und Handelungen vorgeweſen:?
Nach ſelbigen allen aber, und zuletzt Anna 1674. von
Ihrer Boͤnigl. Majeſtaͤt, deßfals denen, damahls zu
derſelben abgefertiget geweſenen Abgeſanten bemeldter
Stadt Hamburg, eine gewiße allergnaͤdigſte Reſolution
ſub dato de 26ten Nov, dahin ertheilet worden, daß Es
bey denen in Annis 1596, Und 5537. aufgerichteten Ver⸗
traͤgen, fein Verbleyben haben, Und Dero Bremiſche Res
gierung, in damahls kanftigen Voriahre, auff Erſtes Er⸗
inneren Und anfordern Burgermeiſter Und Rahts der
Stadt Hamburg, Einige auß Ihrem Mittel; und an⸗
dere dazu geſchickte Leute deputiren, Und im Monaht
Majo einen Tag zeitig benennen folte, auff weichem Sel⸗
bige
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Bu DS. ie EEE Me ee
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—* 443
vige mit der Stadt gevollmädtigten in Rem Præſentem
gehen, Und nad den Vertrage das Compas’einrichten,
Und zufolge dem, nach ſolcher Norme, billig Und recht
befundenen Striche, der Streitige Anwachß getheilet,
Usd darch einen Graben Steine, oder Paͤhle die Limites
geſetzet werden, damit in Strandumg Und Entrichtung
Des Berge, Geldes, Ein Jedes heil fich wiße darnach zu
zichten, Und zu Ewigen tagen: die Scheibe Und Strenge
zu waßer Und lande ſeyn. Und unvermerckt bleyben möge:
Beregte Roönigl. Refolution aber, wegen balde dar⸗
. anf erfolgten Kriegesunruhe, auch (obgleich nach Ceſarung
derſelben, Und bey wieder erhaltenen Frieden, hoͤchſt Er⸗
mielte Ihro Konigl. Majeftde der Koͤnigl. Regierung in
der, extraordinaire derfelfen Griheitten -Inftruction
vom zoten Septembr. Anno 1683, wegen folder Irrung
auff. Einige Expedientien, unter anderen mit Bedacht
zu ſeyn guaͤdigſt committiret) wegen anderer vielfältigen
Berhinderung Und Incidentiren dennoch diß jego zu Ihr
‚zen Effect nit aelanget: So bat die Jegige ander
Deputiete König. Commiſſion, auff echaltenen gnaͤdig⸗
fien Befehl die, in. bemelter Inftruckon enthaltenen
Puncten, fo wett ſolche ned, nicht abgethan, aller mög;
lichkeit nach zugleich mit abzurichten, fich deßſalls are
denen inter anderen auch zu folcher angelegenheit anhere
.
‘ abgefertigten Und bevolmächtigten Herren Abgeſandten
- wollgemelter Stadt, zufammen gethan, Ind die anflalt
u verfüget , daß durch Einige ſowoll Ihres Mittels, als auß
der Königlichen Negierang dazu verordnete Deputirte,
Und wolgemelte Herren Abgefante, nach anleitung obbe⸗
_ . j . mel,
s N
4
44 DPA
melter Koͤnigl. Refolution, am ıgten nechſtverwichenen
‚May, bee Ohrt de novo in Augenfhein getommen,
nach benen hinc inde dazu gebrauchten, Und unter Ach
überein kommenden Compaſſen, der zu Determinireude
GStrich von dem, auff der fo genanten Dühne, laut Eins
gangs gemelter Verträge, auffgerichteten Steine an, ger
zade nach Nordweſt su Welten, auff den fo genunten
Nobbe⸗Sand zu, durch den Altens und Neuen Anwachß,
:mittelft Adhibirung Eines wolls @rfahrnen, im Herzogs
ihumb Bremen albier gefeßenen, Und in Käntgl. Ges
ſtallung fichenden Landmeßers gezogen, Und zu Einer
hiernechſtigen Grentze, wegen etwaniger kuͤnftigen Stran:
dung gefeßet: Solche Grentzze Und ſcheidung auch durch
drey große Marck ſteine von jenſeits des Orſterba⸗
qhes an, Aber den Queftionirten Und allein ſtreitigen
Neuen Anwachß biß an den Strand zu künftiger Nach⸗
richte, auf Ach begebende Fälle vor der Hand ˖ gezeichnet,
dabey aber Stadtſeiten vorbehaften worden, daß, wan
die Koͤnigliche Ratification erfolget, der pro Termino
gezogene ſteich, ferner durch einen Graben, Pähle, oder,
wie es fonft dienlich befunden werden mögte, völkg zu
perfectioniren Und zu hewerckſtelligen.
Nachdem aber bey vollendeter Beſichtigung, Und
determunitter ſcheide, ſich Einige an beregten ſtreitigen
Nenen Anwachße Und deßen Betreibung Intereſſirte auß
dem Lande Wurften angegeben, Und beregter Bezeich⸗
nung Und Theilung daher hauptfächlich contradiciret,
weil angeregter Vertrag de Ao, 1586. disponipet; daß
der Opſterbach bie Scheide zu Lande biß in die See,
feyn
+
„5 45
ſeyn Und gehalten werden ſolle, gleichwie der zu machens
de Si nad dem Robbe Sande, zur fcheibung. zu
— —
waßer, wegen ber Strandung bezeichnet oder geordnet
worden alfo, daß, maß anff dee Suder Seite beiegen,
* Denen Wurſteren, auff der Norderfeite aber dem Ampte
Nitzbuttel gehören folte, fich auch dabey auf eine ans
denckliche Pofleflion der Betreibung befagten Treuen Ans
wachſes mit ihren Viehe beziehen wollen: Man aber
Bey näherer unterſachung folches Erregte Zweifels befun⸗
den, daß Hamburgſcher Seiten ſehr wahrſcheinlich ſo woll
durch den undunckelen Einhalt vorberegten Vergleichs,
und Eine producirte alte Ao. 1594. lange vor beregten
Streits bereits verfertigte Land s Carte, Sondern, auch
durch Ein, Ao. 1662. non beyder -feits veranlaßetes
Zungen Verhoͤr beygebracht, daß der Oxſterbach zur
Zeit des verrichteten Vertrages, Einen andern Außfluß
in die See, nach Nordweſt zu weſten müße gehabt, Und
nachgehends feinen jegigen Cours, guff dem Süden ins
Norden verendert haben, ‚die Allegirte Immemoriale ı
Poffeflion der Wurfter Intereffenten auch nach außwey⸗
fung vorhandener Arten, ih nicht geruhig Befunden, ſon⸗
dern Hamburgſcher Seiten per Actus contrarios, Und
durch Proteſtationes, and) Negociationes. bev der Res
gierung, Und fonft, man fich jeder Zeit da wieder vers
wahret: So hat man Commiffions:Seiten mit Zus,
ziehung des Tanglers von Ebrenbergs, als welcher!be⸗
reater Beſichtigung mit beygewohnet, der Stadt Ham⸗
burg intention für. mehr begründet anfehen müßen, .
‚Und folhen nad kein Bedenden gehabt, das von dem
9 -
I
\ .
\
u,
46 | Se
Ä
gezogenem Striche im Jrorden belegene, Und Ihrem'an |
ftreitigen Lande, jure Alluvionis accrefeirte Stucke dg6
* Queftionirten neuen Anwachfes für Ein, dem Ampte
Rigbüttel zußehendes Eigenthum zu halten, Und €
demnach darunter bey mehr gemelter Koͤnigl. Refolution,
und deren Einhalt allerdings zu laßen, auch zu deßen
Uhrtkundt dieſen gegenwertigen Receſſ mis vorberegter
Herren Abgeſandten (Jedoch auf vorherige allergnaͤdigſte
,Approbation) Und genehmhaltung fo woll Ihrer Koͤnigl.
Mojeſtet, alß auch nochmahliger Ratiſication Ihrer Her⸗
|
‚ ren Eommittenten zu vollen ziehen.
Stade den 6ten Juny Anno 1693.
Ä \
Anlage C.
Extrac auß des Herrn Regierungs Aaths von.
der Rubla wegen feiner nach dem Lande Wur;
ften gehabten Commiſſion abgeftatteten relation.
4,
Sub dato den ızten Sept. 1686.
Sonſt noch etwas weniges von dem Neuemlande hier
anzuhangen, fo iſt ſelbiges nach beſchehener Einteigung
ohngefehr in 3000 Juden beſtanden, wobey nebſt des
Seht. Herrn Praͤſidenten Kleihen Erben, ; Kirchſpiele
des Alten Landes intereſſiren, alß nemlich: Mißelwar⸗
ven, Padingbüttel, Dorumb; Cappeln und Spiecka
au Kombt, ſelbiges gehoͤret zu demjenigen, welches ehe⸗
mahls der Sehl. Buller gehabt, und nachgehends uff
den Sehl. Herrn Praͤſidenten gekommen, und in dem
desfaſls Ao.1661. errichteten Receſſ davon außgeſchloßen
iſt, und intereffiver Cappol mit gedachten Kleihiſchen Er⸗
u | ben
[
⸗
ben, 618 an Me Cappeler⸗ Schleuſe und hernach Spiecka
His an.die. Spiecker/ Schleuſe zum Sechſten theil;
An diefem Ohrte find bey der Eintelchung bie Teiche nicht
gar zu nahe. an die See Kante geleget, dahero haben
a”
⸗
»-
Sie nicht allein ſtatliches Borland und fehr gute Teiche,
Fondern findet ſich hier auch ein herrlicher Anwachs, fo
daß es woll für die Muͤhe lohnet zu uͤberlegen, wem dies
fer Anwachs zu ſtatten kommen folle, dem Publico, oder
denjenigen, deren Länderiy und Teiche daran ſchießen,
und wie derſelbe am beften zu nutzen ſeyn moͤchte? Waß
von dem erſten Membro ber Frage die Gemeine Rechte
ſtatuiren, will ich hier nicht anführen, zumahlen hide
anbillig gezweiffele werden koͤnte, ob felbiges in dieſem
. cafu; und da man cum Principe zu thun hat, allerdings -
applicabel wäre, ſondern nur allein dieſes fagen, dag -
die Landes Obrigkeit von dem Neuen⸗Lande, che und bes
vor es eingeteichet worden, einigen Genuß gehabt, ‚wie.
deutlich aus dem Allegirten Recefi de Ao. 1619. zu er⸗
fehen, hat nun damahls bie Landes Obrigkeit von dem
Anwachs Genoß gehabt, fo Scheich feine releyante Uhr⸗
gache, warumb es nicht anigo auch gefchehen, und wenigs
fttens von denen, ſo derſelben mit guten Profi gebrau⸗
hen, etwas, es ſey an Gelde oder an Horn, dafür an
die Cammer entrichtet werben folte, denn da eadem ra
io it, da muß auch idem Jus feyn, wie denn auch hin⸗
| gegen allerdings billig, daß denen, deren Landt aufge
geichet wird, die Onera fo auf felgen Lande gehäffter,
remittiret und erlaßen werden, fothanen Anwache ober |
sum Teich bande zu faßen, feldiges wil wol für der Hand
4 ⸗ . oo.
the
il
aß88 —XX
od '
nicht Nathſamb feyn, denn ſo koͤnte es leicht geſchehen,
daß es ginge, wie an den Ohrten, da der Teich ſo nahe
an die See geleget, und dadurch nicht allein der Auwache
verhindert, fondern auch, daß es nunmehro continuies
lich abbricht, veruhrſachet worden, wie denn einige wän
fhen, daß der neue Teich nie gefchlagen wäre, und vers
meinen, wie auch glaubläh, daß der Anwachs ſodann
Immer mehr und mehz zugenommen haben wärde, und
von den Einwohnern des Alten Larides ohne ſchwere Teich⸗
koſten füglich hätte genuͤtzet werden koͤnnen ꝛtc.
Anlage D
Extraftus —** conferentiae mit den Bremi⸗ Ä
miſchen Seren Ständen de 2g. Det. 1690.
Herr Vice Präfes Owſtien; Diefer Dunst der Anwächfe
wäre mit dem Punct der. Zehenden von gleicher Nas
tue, weil Stände dafür Kalten, daß er auch nur
Privatos angienge, deswegen Staͤnde dabey auf
ſich jego nit aufzuhalten haben, fondern die Pri-
vati würden Aue wie beym Punct der Sehenden,
zu citicen, und auf die von der Sammer eingebrachte
defignation zu’ vernehmen feyn.
Extraßus protocolli
bey Vermehrung der Marſchlaͤnder
de 14. Nov. 1690.
ge Vice Praͤſ. der Punct der Anwaͤchſe waͤre mit
| Ständen fo weit verabredet, daß die poſſeſſores
ſolcher eiwanigen Anwaͤchſe mit ihrer Befugnis
ven
| Dale 49
vernommen. werden follen, weit Staͤnde folches als
ein particulier Werd-anfehen, fo das Publicum
oder gantze Land eigentlich nicht touchiret,. wie nun
ferderſamſt geregte Pofleflores citiret und vorgefor⸗
dert werden ſollen, als wird Derofelben Befugnis
aisdenn zu unterſuchen, und ‚bie Gebuͤhr darunter
zu verordnen ſeyn, wobey die guten Marſchlaͤnder
die Zuverſicht woll haben können, daß einem jedem
wiederfahren wird, mas das Necht und bie Billig⸗
keit darunter erfordert. |
Herr Doctor von Bremen nom. der Marſchlaͤnder: me
> bie Hohe Königl. Commiffion diefen Punct des Anı
wachſes biß dahin außgefeget, daß die Eigenthuͤmer
citiret werden ſollen ‚yo ſtellet man bie Handlung
biß dahin aus. n | Ä
| — — Em
| II.
Ä Kurze Geſchichte der ehemahligen Grafen
| bon Diepholz ”). Du
Som Kandidaten muler in Echem.
—— — — — —
| De Alteſte Eyur bieſer Sesiste verlleret fih tief
| ins Dunkel der Zeiten des großen Carls. —
Nach D. Schaevii Sceleton Geograph. bießen die Voͤl⸗
ker
* Ich Habe dirfe Seſchichte aut aften Handſchriften
Fuſammengezogen, geordnet and eingekleidet; auch,
(Annal. st Jahrg. 18©t.) D fo
.
50 ' BE 2
kr Anfibarii, weiche das Laub Diephols an dem ſte⸗
henden See Dommel *), ia ben älteften Zeiten des
wohnet haben. So nannten fie bie Römer. Ihre Nach⸗
baven aber wurden Angrivarli, Chamavi, Chafuarüi
oder Chattuarii genannt. Es waren tnögefamt Jeden,
„die — nach dem Ausdruck des eifeigen Geſchichtſchrei⸗
ders — „den wahren Gott nit erkannt, fondern im .
Ichreklicher Blindheit, in teuflifcher Bosheit, in Fin⸗
„ferniß und Abgötterey gelebet, und den Saturn unter
„dem Namen Ceodns oder Crodo Angebetet haben —
Arminius, der beräßmte Held und: Obeifler ber:
alten Deutſchen, ſchlug bekanntlich, den romiſchen Su
neral Bars zpifchen ben Fluͤſſen Ems und Kippe, uns
weit Paderborn. Zum Andenken des Sieges wurden
in Soechſer und Weſtphalen — unter andern bey ber
A: 1, Iburg im Hochſtift Osnabruͤck — Säulen und
Bildniſſe zur Ehre dem Armin errichtet. . Diefe Denk!
maͤhler find betandt ante dem Damen ber Jrmenful**),
(Sr
fo weit ich konnte, mit Befunden beleget. — Jege
geb' ich mejne Arbeit Kennern als Material —
) Jetzt Dummer⸗See genannt. Er iſt 3 Stunden
lang und I Stunde breit und ſcheidet die Muͤn⸗
fterſche und Diepholzer Graͤnze, gehört jedoch aus⸗
ſchließlich zum Amt Lemfoͤrde. S. d. Ann. 3° Sg.
©. 802.
**) In Hildesheim findet mad noch eine me
‚taline Semenfäule, welche Carl der Große A. 772.
gerſtoͤrt haben fol. Es ift ein Goͤtzenbild in Ge⸗
ſtait eines Helden. In der Rechten eine Fahne,
rin eine Roſe ſtand, in der Linken eine Sin
inn -
—
yon
-
—
ei
, Jemenfänten), welche von den Heyden abgoͤttiſch vereh⸗
ret warden. Ein Wine für Carls Heldengeiſt! Er faſ⸗
ſete den tapferen Entſchluß, die Heyden in Weſtphalen
und um den Dümmerfee mit Gewalt — wie die Sach⸗
fen an der Elbe — zum chriſtlichen Glauben zu bringen,
welcher auch in Worms auf dem Neichstage im Jahr
772. gebilliget und beſtaͤtiget ward. So matfchirtedems
nach der erſte deutſche Kayſer in neun Zügen gegen bie
> Sachfen, welche eilf mat ſich wider ihn aufgelehnet hats
“ren, und überwand fie endlich in funfzehen-merkwärdis
gen Schlachten. Diefer blutige Krieg bauerte über 30
Jahre, bevor Carl feine Abſicht Die Heiden zur Taufe
zu dringen, erreichen konnte. Nun kam der Sieger au
von Bremen über die Wefer), Stang in Weftphalen
ein, griff den Gerächtigten Wittefind, König ber Sadı
fen und Engern an, und lieferte demfelben auf der -
Drebber Höhe *) eine blutige Schlacht. „Hier, —
fett der Geſchichtſchreiber hinzu — „zeichnete füch einer
vom Gefolge des Kayfers, aus Franken gebürtig,
„deflen Name jedoch unbekannt iſt, als ein kuͤhner Held
„ſehr wa an „Geräbee durch die Treue und das
„tapfere.
Sinnbild der Gerechtigkeit. Auf ber Bruſt ein
Baͤr, im Schild ein Löwe. Das Poſtement hat
folgende Inſchrift:
- Sic fructus veftri veſtro fint gloria Patri,
Ne damnenttenebra, quodfecerit actio vitæ,
“> Juncta fides operi fit, lux ſuperaddita luci.
©. Huͤbners Geogr. IL. Th. ©. 643. .
4) Bünting nennet fie die St. Hülfer Berge. Drebs
ber und St. Hülfe find Dörfer in der Srafſchaſt
Diebe d |
N un
2. "IRRE
„apfere Beträgen feines Dieners, tunkte der Kayſer drey
„Singer in das Blut der erlegten Feinde, druckte fie dem
‚Ritter auf Sie Bruf, und erlaubte ihm neben einem
„freudigen Löwen, die drey eingedruckten Blatetropfen
„im Schilde, als Wappen zu führen. Zugleich erhob er
„den Sieger zum Grafen, und ſchenkte ihm dieſe Strecke
„Landes zum erblichen Eigenthum, welches der Held
„dann auch mit Dankbarkeit annahm; deſſen Nachkom⸗
„men hiernach Grafen und edie Herren von Diepholz
„hießen *). —
de erfte Sig dieſer Grafen war in Cornau **),
dem Äfteften Flecken der Grafichaft; bis fie hernach da
ein Schloß erbaneten, mo jetzt das Fleden Diepholz
liegt, md dorthin ihren Sitz veränderten. Mad Jo.
Schiphoverus hingegen, Kammen die Grafen von Dieps
holz von den Sriefen ab — welches wegen der Lage des
Landes und der Verwandtſchaft der Herzöge von Olden⸗
burg mit den Srafen von Hoya und Diepholz nicht
‚ ganz unmahrfheinlih it. Jener fagt nemiich in feinem
Chronic. Archicomitum Oldenburgenfium, „er habe
„in authentifhen Schriften gefünden, daß die Barones _
“ „de Depholde nebſt den Grafen von, „olftein Olden⸗
„burg, Hoya und Brokhuſen von den edlen Frieſen
„abſtammen, weiche aus alten vornehmen Roͤmergeſchlech⸗
„ten emtiproffen, ungefehr um die Zeit des befahnten
. | ‚ „Attile,
) Den hiſte riſchen Werth diefer Erzählung laffe ich
da hingeſtellet ſeyn; welche ſchwerlich ſtrenge Kri⸗
_ til verträgt, und gebe fie nur der Vollſtaͤndigkeit
wegen.
”) S. Annal. gr Jahrg. 26 St. ©, 250, 253,
a
V. 13
„Attila, Königs der Hunnen, in bie Frieſtſchen Quar⸗
„tiere gedrungen, oder auch vielleicht ſchon zur Zeit des
„Julius C(aͤſar's hieher gefandt worden ſeyen, die Frie⸗
„fen im Zaum zu halten, Nachher hätten fie den Kay⸗
„fee Carl M. auf feinen Zügen nah Rom begleitet. ‘
„Bon dort habe fie Carl zucä in ihr Vaterland. gefandt
‚und fie zu Edlen Herren gemachet. In diefem Range
„wählten die Frieſen fie hernach zu Grafen und Rich—⸗
„tern, welche nad, einem Geſetzbuch Alige-book ”) ges .
„mannt, richteten.” — Hiernach wären die Grafen von
Diepholz aus alten Frieſiſchen Familien von Carl dem
Großen au Herren de Depholde erhoben worden, wels
qes damals wenigftens eine freyherrliche Würde war **);
Hätten Friesland verlaffen, und in dieſen Gegenden am
Fluß Hunte ihren Sig- genommen. Weil fie ald Gras
fen und Richter famen, fo nannten fie ihr Gebiet Srafı
ſchaft, und verlegten ihren Gig von Cornau ins tiefere
Holz dahin, wo jebt das Sieden Diepholz liege. Sie
fahlten ſich nemlich bey dem damals noch gelsenden Fauſt⸗
recht, den Seiegesjügen in ſehr ausgefeger. Darum 208 °
gen
*) Der Verfaſſer dieſes Geſetzbuches fol Azo, ein ge⸗
lehrter Juriſt geweſen ſeyn, nach welgem es ges
nannt ward. Sein Inhalt war: 1) Niemanden
zu beleidigen. 2) Jedem das Seinige zu geben.
3) Witwen und Waifen.nichr zu beträben. 4) Die
‚Kirche Gottes zu fhägen. V. Meibom. R.G. T.
I. p. 142. — Derfel. D. Oelrichs in Bremen ift
an der Weberfegung diefes Buches durch den Tod
gehindert worden. ©. Hamb. Correfp. N, 77. I
1789.
=?) Selchow elem. jur. Cerm, vom Adel.
D 3
N
54 Dan EEE
gen fle ſich tiefer in das Holz, wovon ihr Gehlet Deip⸗
bolt genannt feyn foll. — Doc ift dies eine unfichere
Muthmaßung, die der Erhebung der erften Beſitzer des
Diepholzer Gebietes zu Herren de Depholde widerſpricht
auch iſt gegenwaͤrtig keine Spur mehr zu finden, daß das
Flecken Diepholz ehemals im tiefen Hoize gelegen habe:
ſondern alles iſt eine flache Ebene von einigen Meilen —
‚obwohl die gemeine Weide zwiſchen Diepbolz und Lem⸗
Förde noch jegt den Namen des großen Bruches trägt,
worin ehemals vieles Holz geitanden haben fol. Auch
"führer der Name des Fleckens Diepholz, Deipholt *)
auf jene Angabe. Die Zeit der Verlegung des erſten
Grafenſitzers dürfte ſchwer zu beftimmen feyn. Doc
geſchah fie vermuthlich ſehr fröß; vielleicht ſchon vor den
"x Zeiten des Kayſers Otto I. Denn im Jahr 939. iſt
Bereits. ein Graf -von Diepholz, Wilhelm der aͤtteſte,
Dey dem Turnier in Magdeburg geweſen **). Das -
| Be u . Schloß
) Von dem Uefprung diefes Namens Bat man noch
folgende Sage: „Als die Grafen ihren Sig ver⸗
ändern wollten, waren fie unfdlüßig, wo das
Schloß fiehen ſollte. Endlich ward beſchloſſen,
eine Taube fliegen zu laſſen; mo dieſe ſich ſetzen
würde, da ſollte das neue Schloß ſtehen. Die
Taube flog deip int Hollt, wornach entfchieden und
Ber Ort Deiphoflt genannt ward, wie man ihn in
Urkunden finder. . Plattdeutſch heißt er noch Deefs
Holt. So follte man auch Diefhotz fprechen nad
dem Sprachgebraudy, und Tiefholz nach allen Abs
leitungen Des Wortes.
8) Wenigſtens geſchah diefe Sitzverlegung gewiß fchon
vor 1356. Denn, von diefem Jahre finder ſich
eine geſchriebene Urkunde, daß Graf Conrad. in
— der
Apwebiihen Obriſten Aragenftein in die Aſche geleget.
rs
, " " a / x
Schloß in Diephols' warb im Jahr 1637. durch den
Doch aber ſeit 1651. etwas wiederhergeſtelle:.
+ Dee Erſte nun, weicher unter dem Namen eines
Grafen und Edlen Herin von Diepholz vorkoͤmmt, iſt
. L Wilhelm oder Guilielmus, Graf und Edler Here
son Diepholz, ums Jahr Chriſti 930. 935. Er war’
mit bey der Schlacht gegenwärtig, welche die Deutſchen
gegen die Hunnen erfochten, zur Zeit Heinrichs des
Voglers. Auch war er mit auf dem Turnier In Gos⸗
lar im Jahr 930. und ward bey dem Mitterfpiel einge⸗
ſchrieben, weiches Heinrich ber- Vogler in Magdeburg.
Bielt. Von feinen Kindern ſchweigt Die Geſchichte.
Sein Enkel und Nachfolger war
DL. Ludolphus oder Rudolphus. Dieſer diente
iu. ſeiner Jugend als Küchenjunge am Soft. des Koͤniges
Woldemar in Schweden, und gab fi anfangs nicht
zu erkennen. Aber feine Tugend und Geſchicklichkeit
zeichneten ihn Bald fo fehr ans, daß der Monarch iin
fofort zum Kammerdiener machte, — Einſtmals war _
er mit feinem Herrn anf der Jagd und verierte ih, als |
er allein einem Hirſch nachſpuͤrte. Hier traf er eine
Ring mie Karfunkelſtein ſchenkte. Der Juͤngling nimt
das Geſchenk und bewahret es zum Andenken der Schds
| ' D4 nen.
der Schloßkapelle in Diepholz zur Ehe des heit,
gel. Am. 1751. St. 16.
J -
„8°
”
‚. Kreuzes einen, Altar geſtiftet abe... ©. Hannov. _
—
ſchoͤne jung⸗ Frau an, weiche dem Irrenden nicht nur |
. den richtigen Weg wieder zeigte, fondern ihm auch einen
se RR
nen: Als Hierauf der Kammerbiener bey dem Riniee
die Aufmartung hatte, bemerket fein Kerr gar bald bei
. Ring, deffen Glan; ihm in die Augen flralte, und frage
feinen Diener: „woher dee Ring und Wer er ſey?, —
Der Juͤngling, beſtuͤrzt Aber die Frage, geſtand nun
Alles. Er erzaͤhlt die Vegebenheit, und zeiget (eine
graͤfliche Abſtammung an. Der König forſchet hierauf
ber Sache weiter nach, und, al& er fie wahr findet, ſchen⸗
tet er dem Juͤngling feine ganze Liebe, und waͤhlet ihr
zu feinem Eidam, indem er ‚dem Grafen’ feine, Prinzeſ
Ann Tochter Marie zur Gemahlin giebt *). — Das
fürkliche Beplage- iſt zu Nieholm im Jahr ı01r. ge⸗
halten worden; wovon auf dem Schloſſe in Lemfoͤrde
ein Gemaͤhlde pelunden ward, mit folgenden beutichen
Keimen:
Rudolph von Durbohn ein aeborner Grafe
dienet in Schweden an Kaͤniges Hofe
kuͤr einen Kaͤchenjungen unbekannt,
ı Word des Koniges Kämmerling) zur Hand.
- Und, damie kanftig ſolche Ding nicht vergeffen,
sad Re ihm einen Ring bey dem Een,
verſehen mit Karfunkelſtein,
fo gab von Ah gar hellen Schein. '
Einsmals der König in ber Nacht
des Steines ‚Ban fah, auch Kundſchaft bracht,
woher
*), Dan ſieht, daß zur Erreichung dieſer Abſicht jenes
ufammentreffen der Liebenden im Walde verans
falter war. — Auch war es für jene Zeiten niche
Fr daß eine Konigotochter einem Grafen zu
il ward.
|
3
.
ey —- —
| vc.. 9197
woher der Sing und der Juͤngling geboren?
Darauf er ihm Fräulein Mariam erfohren:
als, daß er einem Hirſch nachfpürte
und dadurch in dem Wald verirrte,
ctrift an eine Jungfrau Lobefan,
die zeiget ihm die rechte Bahn, ,
- welde vom König Woldemar
. und feiner. Liehften gegeuger war,
: and ihre Schwefter eben der Zeit
Primislao, Herzog in Pommern freit.
Der beyden Beylager auf Einen Tag
zu Nikodem hernach geſchach
ans Königs Hof mit Riiterſplel,
Panquet, Turnier und Freuden viel *).
Der junge Graf, führer nun feine Gemahlinn heim.
Pit Jubel empfangen: ihn. feine Unterthanen bey dem
Dorfe Goldenſtaͤdt an der Graͤnze ſeiner Grafſchaft.
Hier wirft die neue Gräfin Geld unter das Wolk aus,
welches diefem Ort feinen charakteriſtiſchen Namen und
der Brücke, welche bey demſelben über den Huntefluß
gebet, die Benennung der sölbenen | Bruͤcke fol gesehen
baden.
——
Ds ‘- MI.
u, Das Gemaͤhlde und dieſe Reime ſind nen, wie
man fieht, weil die lezteren Hochdeutſch find. Viel⸗
leicht, daß die Grafen nach der Reformation jene
Familienerzählung fo erhalten und auf bie Nach⸗
welt bringen wollten.
J
ı x
1
8 Bwwiſqwe ·
III. Otto, des vorigen Sohn, war als Graf von.
Diepbob mit auf dem "Turnier in Halle in Sachſen,
im Jahr 1042. *)
IV. Georgius folgte feinem Bater in der Grafſchaft.
Im Jahr 1119. war er in Goͤttingen mit bey dem
Turnier gegenwärtig. — Sein Bruder Gottſchalk
ward im Jade 1109. zum 22ſten Biſchof von Oonabruͤck
erwaͤhlet, und nach ſeinem erfolgten Tode 1119. in dem
Kloſter Iburg beygeſetzet. Seine Grabſchrift lantet ſo:
Nobilium natus jacet hic Diepholt: tumulatus.
| Annis octo fuae praefuit ecclefiae;
Cui fines vitae fuerint- cum menfe Decembri,
His Godefchalcus erat. ‚Chriftus ei faveat! _
V. Johannes, George Sohn, folger feinem Vater
in der Regierung. Cr war bey dem. Cöllnifchen Turnier
gegenwärtig im Jahr 1179. **) Sein Bruder Bodes ”
ſchalkus ward Canonikus und: Domberr.in Bremen
und Coͤlln.
VI. Conradus, des vorigen Sohn, folge hierauf
als regierender Graf. — Zur Semapiin bat: er eine
. SGraͤfin
*), „1095: — fo ſchreidt mir der Herr G. I. R.
Möfer — „lag Drebber in comitatu Adelgari
„Juli Wikiggi, welcher wohl der Ältefte bekannte
„Graf von Diepdolz war. — Dach fiheinet dieſe
: „von einer andern Branche zu feyn, welche den
„Det Deebder als eine Herrfchaft in der Grafſchaft
„Diepholz defad.,, — So-hebt fi denn der ans
fcheinende Widerſpruch am lelchteſten.
*) Sein zweyter Sohn Jehann ift, als Eanonitas
in Denabräd * georden,
—
4 a üü
Bi 0’, BE 2
Graͤfin von Zorſtmar gehabt, mit weicher eg zwey
Söhne, Rudolph und Conrad, gezeuget hat. Der
. 2eztere warb agfter Biſchef in Minden; fliftete ein
Klofter Ciſterzienſer Ordens bey dem Säbtden Bra;
‚venalshagen, woraus Graf Adolph von Schauen:
burg nachher die Stadt Rinteln bauete. Er hat auch
| Beineberg, weiches er dem Grafen von Teklenburg
abgenommen hatte, von neuem aufgefuͤhret; und iſt
Auno 1236. im Julius verftorben.
WI. Rudolphus, Conrads Sohn. Er vermählte
ſich mit einer Gräfin von Hoya. u
Seine Kinder find geweſen:
1) Rudolphus IT. ſein Nachfolger.
2) Kunigunde, zwote Gemahlin des Grafen Eonrab
von Oldenburg. | - —
3) Eonsadus, Probſt in Minden.
4) Johann, Biſchof in Minden. Er folgte dem
Bruder feines Vaters unmittelbar. Den Thurm zu
Reineberg fol er aufgeführer haben und Anno 1250, .
in den weſtphaͤliſchen Bund getreten feun, welcher zu
Neuhaus geſchloſſen ward. Er far im Jahr dies
fer Handlung 1250.
Rudolphus II. vermaͤhlte ſich mit der Gr -
fin Sutte von Oldenburg und ſtarb vermuthlich ohne
Leibheserben; weswegen dit Piesleexu auf feinen Bruder
Conrad U. tam.
IX. Conradus IT. trat demnach die Regierung an,
welche ihm durch Collateralerbſchaft zufiel. Seine Ge
mahlin war Jemgart, eine Graͤfin von Waldeck, mit
| welcher
1
t
6 Br 7
weicher er dieſe 4. Kinder géezeuget Bat: 1) NRaudolrh
ſtarb noch in der Kindheit. 2) Gottſchalk, Domherr in
Coͤlln. 3) Helmoid, Domkantor in Bremen. 4) Heb⸗
wig, Gemahlin des lezten Grafen Heinrich zu Stein⸗
berg. Aus der zwoten Ehe entfproffen 5 Kinder. 1)
Conrad IH. der zur Regierung gelangte *). 2) Otto
und 3) Johann, beyde Domberren in CUn. 4) 5)
ı Zwey Schweflten, welche beyde ins Kloſter gingen, die
eine nach Rheda, die andere nad Bronkhorſt,
X. (onradus II. folgte feinem Vater demnach in
der Regierung. Er hatte drey Gemahlinnen nachein⸗
ander: 1) Gertrud, eine Gräfin von Aittberg, 2)
“eine Gräfin von Aenneberg, 3) unbelsnnt. Im Jahr
1327. if er nebſt vielen andern deutſchen Fürften in
Sriesland geblieben. Kranz und Hoppenrodius
“melden aus einer alten ſachſiſchen Chronik; daß 2 von
diefer gräflihen Familie im Jahr 1371. in der Schlacht
zwifhen Herzog Magnus und Herzog Albert von -
Meklenburg geblieben ſeyen, welche Conrads Söhne
geweſen **): 1) Johannes IL fein Nachfolger ‘und
2) Rudolphus; zuerſt Landbiſchof von Osnabruͤck, dann
Biſchof von Utrecht, uͤber deſſen Wahl viel Streit ent⸗
ſtand. Er führte im Dsnabrüdifgen das Schloß Lage
auf, flach Anno 1455. und ward begraben In Atrecht.
| XI.
*) Vermucthlich thaten feine beyden Halbbruͤder Gott⸗
ſchalt und Helmold aus der erſten Ehe, Verzicht
auf ihre Anſpruͤche zur Regierungsfolge, aus Aus
dacht und Liebe zum beſchaulichen und friedlichen
Klofterleben. , | ..
**) ©. Bünting Chron. Brunfvig. p; 107.
| u 7 · 61
XI. Johannes IL des Vorigen Sohn, war vermaͤhlt
mit der Toter des Grafen Otto von Hoya, als er
zur Regierung kam. Ihre Mutter war- eine Branns
ſchweig⸗Luͤneburgiſche Prinzeßin. Nach deren Ableben
verband er ſich mit Margaretha, Tochter des Grafen
Conrad, von Oldenburg. Aus ver erſten Ehe ent⸗
ſproß nur ein Kind, nemlich: Johannes, der vier und
vierzigfte Biſchof von Osnabruͤck. "Aus ber zwoten
hingegen drey Kinder. 1. Dito 11. Nachfolger in der
Regierung ?). 2. Conrad, Bifchof von Osnabruͤck A.
1440., von deſſen chriftlicher Tapferkeit vieles geruͤhmet
wird. 3. Anna, Semahlin des Grafen Julius in:
Bunflorf.
XIL Otto II. Sohn aus der zweyten Ehe lanes Va⸗
ters Johannes Il. Er nermählte ſich mit Hedwig,
Tochter des Grafen Gieſelbert von Bronkhorſt **).
Seine Kinder find geweſen: 1. Conradus IV. .2. Rus
delphus III. 3. Eltſabeth, Gemahlin des Grafen von
ber Lippe. 4. Die Gemahlin des Srafen Johann vos
Sriegelbers.
XI.
2) Wahrccheinlich machte fein Bruder ihm Platz, aus
‚eben den Gründen, mie Gottſchalk und Helmoid
ihrem Bruder Conrad die Regierung abtraten,
weiches Johannes ohne große Verläugnung konnte,
da et von Denabräd war. ©.n.1X. ©.
„17 |
a*) Durch dieſe Bermähleng kam auch die Herrichaft
Bronkhorſt nebſt Borkelo in den vereinigten Nie⸗
derlanden an das Dart Diephoi8
[4
62 ‚5
- XI Conradus IV. farb nöd während der Vor⸗
mundfchaft der Leoroda in Lemfoͤrde, welches ſeinem
Bruder
XIV, Rudolphus IÜ. zur Reglerung Half, Diele
war zuglei Graf von’ Bronkhorſt durch muͤtterliche
Erbſchaft. S. bey n. XII. — Seine Gemahlin war
Eliſabeth, Tochter des Grafen Bernbard von bee
Kippe, aus welcher Ehe fleben Kinder entfproffen find. -
1. Fridertkus, Nachfolger in der Grafſchaft. 2. Conrad,
3. Rudelphus, beyde Domherrn in Ein. 4. Adelheid,
Gemahlin des Oberſchenken, Barons von Tautenburg.
5. Irmgart, Priorin, zületzt Abtißin in Eſſen. 6. Anna,
Aebtißin in Trekenhorſt. 7. Die Gemahlin des Johann
Naßfeldt, Herrn Yon Noiſtendorf.
XV. Friederikus *). Er ward an dem Hofe des
Herzogs Heinrich von Braunſchweig⸗Luͤneburg ers
zogen, und trat dann in die Reihe der Grafen von Dieps
holz und Bronfhorft: inzwifchen theilte gr mit feinen
beyden Brüdern die Regierung, laut der angezogenen Ur⸗
kunde von 1509; vermuthlich nur fo lange, bis jene zu
Domherrn von Coͤln gewählt wurden. Dehn in dee
andern Urkunde von 1525. nennet er fid) nur allein —
au Semahlin hatte. priederich Eva, die demuͤthige
gott⸗
9 In einer Urkunde von 1509: beißt es: „Wy Sons”
„radt, Johann und Friederich, Gebrübere, Edle
„Heren tho Diepholt.” Sin einer andern von 1525.
‚ finde ih: „Wy Friederich, Eddeler tho Deiphollt.“
Bon obigem Johann fagt die Geſchichte nichts,
N. auflee der gedachten Urkunde ; vielleicht daß As
dolph auch diefen Namen trug;
—
NEE
L_,7 02 +
gottferlige Eſther genannt; Tochter des Grafen Ulrich
von Negenftein. Unter Friederichs Regierung. iſt die
Evangeliſch/ Lutheriſche Religion in dee Grafſchaft Diep⸗
Holz, im Jahr 1528. eingefuͤhret worden. Und dies
auf Veranlaſſung ſeiner frommen Gemahlin. Patro⸗
kulus Roͤmeling, ein Franziskaner Moͤnch, mußte
dit Religionsverbefferung auch in der Grafſchaft Diep⸗
holz in Aufnahme bringen, auf Begehren des Grafen;
welches denn auch Trotz dem heftigen Widerſtande ber
damaligen Domherren in Drebber *) gluͤklich durchge⸗
ſetzt ward. Er ſtarb an dem ſogenannten Engliſchen
Schweiß, im Jahr 1529. zu Eſſen wo er auch begra⸗
ben liegt. Ihm folgte
XVI. Rudolphus IV. **), welcher im Jahe u5z0.
zur Regierung gelangte, als einziger Hohn und Erbe
Friederichs J. Weil er aber damahls noch minderjaͤh⸗
eig War, fo mußte er eine Zeitlang unter der Vormunds _
ſchaft feines Oheims Johann fichen. Er war vermählt
mit Margaretha **°), Tochter des Grafen Jodokus
son Hoya, mit welcher er einen Sohn und eine Tochter
zengete; s wovon aber die legtere unverbeprasher geſtorben
iſt.
) G. ch. B. L. A. ar Jahrg. 26 St. ©, 253.
F⸗) Aus einer Urkunde von 1550. „By Rubdolph,
„Grave vnnd Eddelher tho Deiphollt.“ — Aus
einer andern von 1558. „Wy Rudolph, Grave tho
ia a vnnd Brunfhorft, Her tho Borkelho“
—8 einer Urkunde von 1567. leſe ih: „Wie
„Margaretha, gebornne zur Hoya vnnd Brock—
‚„baufen, Sravinne zu Diephollg und Brunthorſt,
„Frouw zu Vorkelo vund Witwe.
»
.___N
ı
64° 7 |
iſt. Er hat im Jahr 1555. den beruͤhmten ReUgions⸗
frieden auf dem Meichetage in Augeburg mit unten
ſchrieben. Ihm folgte endlich
XVII Sriederifus IL *), Rudolphs einziger Sohn
and Erbe, weicher fih mit der Gräfin Anne Sopbia
zu Walde, vermähler hat. Das Beylager ward im
Jahr 1579. in Caſſel gehalten. Er zeugte auch mit ihr
A. 1580. eine Tochter, Namens Anna Margaretha,
und 1583. einen Sohn, der. aber gleich nad) der Taufe
nebſt feiner groͤflichen Mutter geſtorben ik. Im Jake
1581. hob Sriederich durch ein Edict vom 13. Sepk
den Unterſchied des Htergewettes und der rauengerabe **)
wegen der freyen Verlaſſenſchaft, auf. Endlich ſtarb am
31. Sept., nach Andern am 22. Det. 1585. ber legte
Graf von Diepholz ohne männliche Leibeserhen. Seine
Leiche ward zu Mariendrebber in der gräfliden Gruft
Gengefeget, welche noch jest auf dem Chor der edemallı
gen Hofkirche zu fehen iſt. Das ſchoͤne Denkmahl hatte
Friederich noch bey feinem Leben im Jahr 1582. wer
, „fertigen laſſen. Die hinteröliebene Waffe, Gräfin An⸗
na Margaretha ward ‚hierauf yon ihrer Großmutter
matterlicher Seite, Grau Anna Gräfin pon Waldeck,
genannt wegen ihrer Froͤmmigkeit, Krone bed Landes —
aufgenommen, und in Arolſen ſorgfaͤltig erzogen bis
ins zwölfte Lebensjahr. Dann kam fie zuruͤck nad Dieps
holz zu ihrer andern Großmutter, bey weicher fie jedoch
a 0 nur
*) In einer Handichriftlihen Nachricht finde ich : „Vei
„Regierung Friederiche, Graffen zu Diephollß. 1581.
*+) Eine Abhandlung über diefen Gegenſtand finder
man im Hannov. Magazin. 1784. ©t. 52,
. — —
. 67
war 618. 1595. Nieb 9). Denn, in dleſem Jahre
begab fie ih nach Heringen, im Thuͤringiſchen, jur Fuͤr⸗
fin Clara, Wittwe von Schwarzburg, mo fie bie
ss 10.:verweilte. Noch in diefem Jahre verlobte fie ſich
mit dem Landgrafen Philip von Heſſen. Das Bey⸗
lagtr ward in Darmſtadt gehalten, und die Heimfuͤh⸗
zung geſchah zu. Butzbach, wo damals der fuͤrſtliche Sitz
wor. Von ihrem X. 1630. erfolgten Ableben iſt noch die
Leichenpredigt vorhanden **). — Der entfeelte Leichnam
ward am 6. Jan. 1630. in Busbach faͤrſilich und chriſt⸗
U beerdiget, welchem: viele Thraͤnen find nachgeweinet
worden. Weil die Fuͤrſtin ohne Erben verflorben war;
Mit der Leiche das gräflich diepholziſche Wappen umge⸗
kehrt nachgetragen und mit begraben worden.
Die ausgeftorbene Grafſchaft hat Hierauf wil
beim der Aeltere, Herzog zu Braunſchweig⸗Lune⸗
burg, als Lehngut hingenommen. Denn, als im Jahr
“1329 Biſchof Johann von Hildesheim, geborner
Herzog von Sachſen⸗Lauenburg, nebſt den Herzogen
von Braunſchweig und Luͤneburg die Stifter Min⸗
den und Verden gaͤnzlich verheerete, hat unter andern
Graf Friederich von Diepbols, dem Biſchof von Hil⸗
deoheim: Haͤlfe geleiftet.: Ob nun gleich nach der Schlacht
nf der Soltaner Heide, diefet Krieg durch Bermittes
20 ” kung
.9) Zur Vormänderin beran fie die -verwittwete
- Graͤfin Margarerha zu Hoya, geborne Gräfin von
| Diepholz.
- 2#) Orat. funebr. in ‚obitum, Apnae Margarethae,
ultimae comitis Diepholtanse, habita Marpurgi.
1630
CAnvoel. se Sahrs u) €
ss .
lung der drey Churfuͤrſten, des Erzbiſchofs Albrecht
bon Maynz, des Herzogs Zriedrich von Sachſen und
bes Marggrafen Joachim von Brandenburg, auf
einem Zürfientage in Zerbft geenbiget ward: fo fand
dennoch Franz rich, des älteren Wilhelms Gruber,
geborner Fuͤrſt von Braunfchweig und erwählter His
hof von Winden, leicht Urſach, die Grafſchaft Dieps
bolz anzufechten. Und Sriederich, der damals regie⸗
sende Graf, ſah ſich gendihiget, den Herzog Heinrich
von Braunfchweig und Lüneburg zur Huͤlfe zu -vns
fen; wofür aber diefer zum Lohn verlangte, daß ſoin
Schutzgenoß ihm. die Graffhaft Diepholz auf ben Faß
oerſchreiben follte, fobald fie an männtichen Erben ande
ſtuͤrbe; welches denn auch geſchehen ift.
‚Uebrigens erheller aus der Geſchichte, daß bie Graß⸗
ſchaft Diepholz vom Jahr 9oo ungefehr bis 1585. ihre
tigenen Scafen gehabt habe; von 1585 aber Bi6 1666.
eſliſch geweſen ſey. Denn, in gedachten Sahre.flarb le
zus, wodurch die Grafſchaft an das Baus Braums
ſchweig z3ellifchee Linie, und zwar an den damals res
jierenden Herzog Wilbelm den Aelteren, als Lehns⸗
jeren fiel: Als aber, ben dem Tode des Herzogs Chris
tan’ Audewig. Johann Sriedericdy das Zellifche
idernadın und Befik davon ergrif, 1665. im Sept. ward
jie Srafihaft dem Herzog Beorg Wilhelm Bey defien
Berzichtleiftung auf die abrigen Luͤneburgiſchen Länder,
bieder. übergeben, den 28. Sept. 1665. Die Graſſchaft
vard damals durch den Bevollmaͤchtigten des Herzogs
Yobann Sriederich, Geheimen Rath von Pig, anden
Drofien von Gerſtenberg, Namens des‘. Herzogs
Georg
*
Georg Wilhelm feyerlichſt übergeben, welcher fie ſo⸗
fort wieder an den, von Herzog Ernſt Auguſt, Bi⸗
ſIchof von Osnabruͤck abgeſchickten Baron von Molk
ablieferte ſtatt einer Auszahlung von Reichethaler.
Dieſe feyerliche Verhandiung geſchah in Diepbols
auf dem Schloß, wo die Grafihaft auch durch den Dro⸗
ſten zu Sieke in der Sraffhaft Hoya, von Gerſten⸗
berg,; als Lommiflar von Diepholz in Gefig genoms
‚men worden if. Sonach ward bie Grafihaft von dem
Herzog in Zeile feinem Bruder, dem Biſchof Ernſt Au⸗
Suſt von Osnabrück fürerft auf erdenehelt dann erb⸗
BG. Aberlaffen. ,
Bis 1634. war demnach die Graſſchaft Osnabruͤk⸗
eiſch. Als aber gebachter Ernſt Auguſt in demſelben
jahre die Regierung der hannoveriſchen Länder übers
nahm, iſt zugleich die Graſſchaft Diepholʒ denſelben
mit einverleibet worden. Nach deſſen Tode ward von
dem Churfuͤtſten von, Hannover und nachherigen Ks⸗
nig von England Georg J. am 24. Jan. 1698. dieſe
Srafſchaft jure ceſſionis in Eid und Pflicht genommen,
bey welcher Verfaſſung es bis jetzt zeblieben iſt ”).
* Scharf politiſcher Staat dee Chartuagenthume
Drauuſchweis / Laneburr. S. 91 — 93.
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IV.
ueber die Verkodeiung und deren En
folgr befonders in der Marſch.
Sortſetzung. en
“
6* laßt die Elbe beym Durchbruch einen Nie⸗
derſchlag vom unfruchtbarſten Triebſande zuruck;
dieſer Nachtheil, wodurch das fruchtbarſte Erdreich in din
ſteriſes verwandelt wird, war auch hier vor vielen Jah⸗
zen bewirkt. Man hatte lange auf Mittel gedacht, den
Schaden zu beſſern; allein das Reſultat des Nachdem
tens lief immer auf Zeit und Geldaufwand binaus.
- Beydes konnte bey dem vormaligen Wirthſchaftsbetriebe
nicht. erübriget werben; jetzt, da man dazu gelanget. war,
ward der, 3 Fuß unterm Sande verfiedte Marſchboden,
wieder zu Tage gebracht, und man forderte von ihm,
nach einer langen Ruhe, diefelben Früchte wieder, Die er
im vorigen Jahrhunderte preducirt hätte: Der Verſuch
fiel gut aus, entfprad den darauf verwandten Koſten,
und fo wird mit dem Heraufgraben fortgefahren,
Einem der Induftciäfeften Hanswirthe ward eine ges
raͤumige — und fo fampfige Wieſe zu Theil, daß Ke bey
der Vermeſſung kaum zugänglich war; von Ihren Beweh⸗
nern, den Rohrdommeln, Hatte man den Namen Rohr⸗
dommelwieſe hergeleitet, der eben kein günftiges Vorur⸗
theil erweckt. Hier war vieler Raum, aber weniger Er⸗
trag. Diefer Mangel konnte dem Eigenthämer nicht
‚‚gteihgüftis ſeyn; e dachte auf Mittel, der Bau Frucht⸗
barkeit
—
ee. una 2 00 Gulli De
mi. - 030.7 un
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69.
harbelt oelczaverleisen, und ber Gedanke daran ließ ihm
cher keine Rabe, bis daß er, nach langem Herumwaten,
anter dem Sumpfe, einen thonartigen Baden entdecie..
Solt⸗ die. Oberfloͤche Fruchtbarkeit erhalten, fo. mußte
dieſe autere Schicht heraufgebracht werden. Zu dem
Ende durchſchnitt er die ganze Wieſe der Länge nach, mit
söfäßigen Graben dergeſtalt, daß rin Zwiſchenraum von
40 Fuß hlieb, werauf. die anfgrgrabene Etde geworfen
‚ ward. Sm Hinter wurden diefe Graben mit dem nahe
belegenen Sand ausgefült — die fendibare Meyerde
darunter gebracht — und fo ſah man fchen Im folgenden
Sommer den varmaligen Sumpf, in fruchttragendes
Ackerland nmerfhaffen, deſſen ergiehige Echdten den
Aufwand reichlich erſetzten. Gieich vach Vollenduns
dieſer Arbeit, ſchritt ber raſtloſe Bauer zu einer andern,
wir minder beſchwerlichen, Kulsurermeiterung ſeines
Gartens. Bein. Name verdient bier einen Platz, er
heise Fabel, und er. wird gewiß feinen ber letzten eins
nehmen, wenn es jemanden gefallen follte, eine Gallerie
von tnduftriöfen Landleuten aus den hann oͤverſchen Lan⸗
den, mit zweckmaͤßigen Biographien, andern zum Ess
empel, aufzuftellen, ihrem Fleiße ein Ehrendenkmal da⸗
durch zu errichten, und fremden Ländern das Vorustheil
ber Dummheit, die befonders ins Simebnrgifepen derr⸗
ſchen ſoll, zu benehmen.
Ich ſelbſt mache mich zu mehrern Beyſpielen ver⸗
bindlich, und getraue mir, Parallelen zu dem Kunſtfleiße
Bleinjoggs finden zu Binnen, die mit wenigen Zügen
entworfen zu werden verdienen, wenn gleich nicht Jahre
lang davon geſchrieben zu werben braucht.
Cz Doch
—
—— _
—
/
"Doch. wieder zum. Zweck. Ein foft* srunbiefer,
Sumpf ‚ dur die Gewalt der Eibe bey einem Deich⸗
beuch neranlaßt, war hinter dem Garten des vorbenanns,
ten Hauswirths belegen, und wuͤrde als unbrauchbares
Terrain nicht zur Thellung gekommen ſeyn, wäre der
Eigenthuͤmer des Gartens nicht bittend eingekommen,
ſolchen feinen Beſitzungen einzuverleiben, und als nüglie,
chen Boden anzurechnen. Der Garten lag an einer Aus.
höhe; und befand aus leichtem Sandboden; "Bäume.
und Früchte hatten besfalls keinen Wachsthum. Unter
ber Sandſchichte, die etwa_3 Fuß dick war, befand ſich
- aber-ein fruchtbares Erdreich, Es kam alfe darauf -an,.
den ſterilen Sand ab; und das fruchtbare Erdreich her⸗
anfzubringen, fo war dem Nachtheil abgeholfen. Aber
wohin mit dem Sande? dieß war die Frage. 92160
Cubicfuß, weiche aus dem Flächengehalte von 120. Qua⸗
dratruthen erwachſen, wenn ſolche 3 Juß abgetragen wer,
ben, wollen Platz haben. Der Sumpf war dag einzige:
Verluͤs, man warf alfo die abgetragene Erde dafinein;
und nun iſt weder Berg noch Sumpf, alles in eine Ebene:
und «in feuchtbarer Garten, \
Diefes Beiſpliel des aͤmfigſten gleißee, entgieng der
Aufmerkſamkeit des Amtes nicht, und koͤnigl. Kammer
verwilligte eine, der Sache angemeſſene, Belohnung an
baarem Gelde, weil die Remiſſion der Abgaben, der Vers
: Soptelung wegen, ohnedieß iſtatt hatte. Belohnungen
auf irgend eine Art, ſind das einzige Mittel Betriebſam⸗
keit allgemeiner zu machen, ben Eifer der Nachahmuag
zu ' formen, and Guses Aberal zu verbreiten; denn, wenn
nur
=
. 7 u 71
wur Veegehen gegen die Geſetze beſttaft/ Eifer fuͤrs Gute,
über die Vorſchriften der Legalitaͤt hergegen, nie belohnt,
‚nie verdient bemerkt wird; fo entfteht eine Indifferent j
"und Erkalten. - Der gemeine alltdglihe Mann fhenet
ſich vor der Strafe, und haͤlt fich hoͤchſtens Innerhalb ber
Schranken der Geſetzze, aͤuſſerſt ſelten wird er was Edles
— Gemeinnügiges aus Principien, unternehmen koͤnnen,
‘ and wenn.er gar ficher iR, daß, 28 unbemerkt Bleibt, fe
unterdrückt er auch den Gedanken , der ihm inftinkemäfs
fig fommt; alles wird (hin -hergegen, der Beyfall feiner
Amtsı und Landesobrigkeit — ſelbſt Principium. Noch
ruhet der fleißige Hauswirth nicht, wen ihm gleich raſt,
los vertebte So Jahre den Ruͤcken beugen, er ducchwält
jeßt abermals einen Sandberg, deſſen Untergang ein
nabe belegener See naͤchſtens gewiß befördern wird.
Es fehler nicht an mehreren Beyſpielen der Kultus -
erweiterung, in den Beſitzungen verkoppelter Bauerguͤter.
Ich habe nur ein paar der auffallendſten gewaͤhlet, und
Abergehe andere, nicht wegen der mindern Nuͤtzlichkeit,
ſondern weil ihre Beſchreibung mid zuweit von dem
Wege ableiten wuͤrde, den ich mir in dieſer Abhandlung
vorgeſchrieben Habe. Ueberdem iſt es nicht leicht, alle
Werbefferungen in jedem Zweige des oͤksnomiſchen Bes
griebes, genau anzugehen, und noch fchwerer iſt es, ih⸗
zen Werth zu beftimmen; da die ganze Geldmarkt bey ei⸗
ner Verkoppelung gleichſam umgefchaffen wird. Das
Auge hat zu viele Befchäftigung am Ganzen, ald daß es
auf einzelnen Gegenſtaͤnden ruhen könnte. Bey mir iſt -
dies wenigſtens der Ball, und die alciiiche Sefäftigung
| E44 > t
end
*
x
—6
mit der Bade; macht, daß man der Segenſtaͤnde ge⸗
wohnt wird, und manche induſtrioͤſe Vorkehrung uͤber⸗
fleht, bie der Beobachtung eines fharffichtigen Oekonoe⸗
men, der die verfonpelten Kuren nur zu Zeiten ber
ſichtigt, nicht entgehen würden. -— Soviel iſt indeß in
der Erfahrung begründet, daß ber Geiſt der Betriebſam⸗
feit und Aemulation, dur die Verkoppelung belebet
wird; ſelbſt in Ichläfrigen Wischihaften erwacht. Es
kann auch faſt nicht anders feyn. . Der faule Dauer, des
feine Wirthſchaft vormals nicht nach Grundſaͤtzen trieß; -
wird jegt gleihfam zur Ordnung gezwungen. Er muß
nad) Drepjähriger Ruhe, eine gewiſſe Koppel aufbrechen;
einer andern Ruhe gönnen; eine dritte gewiß. duͤngen;
er muß eine beſtimmte Kornart ausſaen, wenn’ er bie
Ordnung des Ganzen nicht ſtoͤren will. Normale vers
ſteckte er ſeine Faulheit, hinter dem Vorwande der min⸗
dern und ſchlechten Beſi itzungen, mehreren Abgaben und
Laſten, in Verhaͤltniß mit ſeinem Nachbar; jetzt kommt
er mit dergleichen Ausfluͤchten nicht durch. Seine dus
Rigungen find denjenigen feines Nachbarn in allen Theis
ien, im Raume, in der Bonitaͤt, Entfernung vom
Hofe — kurz in Allem, auch in Abgaben gleich. Wenn
ihn nicht beſondere Ungluͤcksfaͤlle treffen; fo if “ feine
Schuld, wenn's ihm andere zuvorthun. Auch find bie
. Befigungen leicht zu überfehen, er har g bis 10 Portias
nen, in der man bald entdecken kann, wo ber Fehlet
ſteckt. Ueberdem iſt Verkoppelung der allgemeine Geden⸗
ſtand der Unterredung. bey Feſten und Gelagen; wer wis
der die neue Wirthichaft verſtoͤßt, macht fi dort laͤchert
ug; ; man ſetzt ihm eine Koppel von gleicher Beſchaffen⸗
Ä mw 1
helt, und veränderter Beſtellung - entgegen, ermöffige
den a Erna, und fo tit er gefangen.
Ob Indeß die Verkopptlung aud) einen Winſtaß auf
—* und Seelenkraͤfte habe, wie einige Sqrift⸗
Arller:dafhr halten, vermag ich nicht zu beſtimmen; tus
deß ſcheint mir foviet gewiß; daß Raffinement und Ans
wendung der. Geiftesträfte, cher in eineni Heinern, nicht
gemeinen Beſitz von Grundſtuͤcken befoͤrdert wird, ale
in der größeren Gemeinheit, weil bier die alte Wie.
mehr befolgt wird, und audy einzelne kleine Berfuche von
Verbeſſerungen, die Beyſtimmung und Beyhulfe aller
Intereſſenten haben muͤſſen, die ſo ſchwer zu erlangen
it. Will man aber Rackſicht auf die Erndte der Geis
ſtesproducte nehmen; ſo⸗hat wohl. die Verkoppelung es
ine allen· Kaͤnſten und Wiſſenſchaften gemein, daß ihre
Principien nach mehreren Jahren, von Uebung in die
Feder ſtieſſen, und die Reſultate der Erfahrung, als
Matetialten zu einem künftigen Syſtem, der Welt vor⸗
gelegt werden. Nur ſollte man eigentlich hier ſo wenig
auf Syſtem, als Speculation denken, da Clima, Lokali⸗
dt und Landeoverfaſſung beyderley Art vergeblich machen.
Sehnſucht nach Genuß, dieſe Haupttriebfeder aller
menſchlichen Handlungen, wird auch bey Verkoppelunt
gen wirkſam, indem dieſe ein erleichtertes Mittel iſt,
in phyſiſcher Hinſicht dazu zu gelangen; und ſo iſt der
auflebende Fleiß wohl mehr eine Wirkung der Sinuiich⸗
keit, als bes Pflichtzefuͤhle und dee Moralitaͤt.
Wer wollte aber desfalls unterlaffen, die neue
Felbeinrichtungsart zu empfehlen? Ich glaube vielmehr
vom Berfafer des Bedenkens über die Srage: wie
| « 5 ' den
I
an
...
u a, 0 Ä
\ den Bauren Sreyheit und Eigenthum verſchaffet
werden Fönne? beypflicten zu müflen, wenn er ber:
hauptet: daß fi der Feldbau des nur in großen Maſſen
zertheilten Landes verhalte, wie die Eivslifation der
adertreibenden Nationen, zu der Civiliſation der dem
Hirtenleben ergebenen Horden. Jemehr eine Nation:
auf ein mäßiges, einer Erweiterung fähiges, Terrain
. eingefchränte iſt; deſtomehr muß fie mit Grund und
A den geigen. Und dies geihicht gewiß bey MWerkoppes :
lungen; feine Quadratruthe bleibt übrig, ohne daß ide.
Zweck beſtimmt wäre. Der Erfolg allein muß fie ew⸗
nfehlen. Ueberhaupt iſt Erfahrung das beßte und ſicher⸗
fie Mittel, über Sconomifche Gegenſtaͤnde zu urtheilen.
Mit der Theorie der Wirthſchaft ift es eine eben fo miß⸗
liche Saͤche, als mit der Theorie der Kochkunſt; der
Practiker finder immer Läden, -Abfäle, Unpaſſendes
und Unthunliches. Bin Fruchtkorn, im-Gartenbeet ers
- zielet und verpflanzt, giebt 2000 Koͤrner; der Ertrag von
einem Himten alſo, ſo und ſoviel. Nun verpflanze mir
einer maf die Summe von einem Himten Ausſaat?
(gefegt es belohnte Zeit und Muͤhe) was iſt aber mit
den übrigen 10, a0 Himten bed Bauren; oder, auf beats
ſteinſchen und meklenburgſchen Gütern, mit eben ſo vie:
"fen Laften Ausfaat anzufangen? Zu ſolchen Verfuchen
and Berechnungen würden nur die Hände der Myemi⸗
donier hinreichen, deren Geſchlecht und Vielheit nicht zu,
kennen, der Deconom für die erfte Regel und größte
Ehre Hält. Wenn aber Erfahrung aus der Verkoppe⸗
fung das Wort reden kann, der komme ins Lanens
burgſche, oder gehe ber die Sränie ins Holſteinſche —
weiter
’
DPA ' " e | 775
weiter aber wicht — denn nur dies iſt der unſrigen, in .
Abſicht des oconomiſchen Betriebes, ähnlich; kamerali⸗
ſtiſch betrachtet weicht fie ab, weil dort Erhöhung der
Gefoͤlle, dey vorgefundener mehrerer Länderey, ftatt bat;
bier aber nur, wenn den Unterthanen wirkliche Domas
nialgrundſtuͤcke zu Theil werden. Was man in andern
Ländern *) Bufammenlegung — Vereinbarung der
Grundſtuͤcke — oder wie es im Drfterreichifchen heißt —
Bereinoͤdung nennt, da jeder Bauer feine ſaͤmmtlichen
Veſitzungen auf einer Stelle erhält, in deren Meiste die
Wohnung liege, hat mit unfrer Verkoppelung gar keine
Achulichkeit, und mag dort anwendbar feyn; Hier ift die “
Sache wegen der mannigfaltigen Abwechfelung des Bo⸗
dens, ohne Kraͤnkung ber Gerechtſame des einen und
=
— — > EEE gg — — — — — — — —
8 - °
andern Theilnehmers unausführbar, mithin unftatthaft,
weil fie den Gefegen unfrer milden Regierung ganz ents
gegen ſteht. Vielen gefällt das Beyſpiel im Holſtein⸗
ſchen nie. Der dortige Boden, fagen fie, fey dem uns
felgen zu unaͤhnlich, und von folder Fruchtbarkeit, daß
‚der neue. Wirchfchaftöbeteleb, den mir Verkoppelung
nennen, nur dort von fo glücklichen Folgen Begleiter ſeyn
kaͤnne, nicht aber in den minder ergiebigen Haid» Sandı
und Bruchgegenden ausführbar ſey. Sind denn im
Holſteinſchen und Lauenburgſchen, neben dem Marſch
und Lehmboden, nicht Haidens Sands Moors und
Vrrateher, es gut wie in England, wo ber Kultur:
meſſer
*) Man ſehe J. &. O. Leo, churfaͤrſtlich Trierſchen
de en de ftammerarhs,tandwirchfgaftl. Briefe ꝛc.
Leipzig bey Muͤller 1787.
7
/
meſſer auf dem hächften Grad ſteht? und doch Mad Ges
friedigung der Länderey und Aufhebung ber SGemeinhei⸗
"gen, durch Parlamentsſchlaͤſſe, Schiederichter und Toms
miflonen, feit so Jahren. erſt beſondere gemein wor⸗
den *2). Und um ein Beyſpiel ans der Ferne zu
holen, weiche Mannigfaltigkeit des Bodens hat nicht Im
dem nördlichen Amerika ſtatt? und doc iſt bie Ver⸗
koppelung dort mehr. zu Haufe wie in Europa **).
Bas tn jenem Freyſtaate möglich if, wird doch une
gleichen Umſtaͤnden, auch bey uns ausfuͤhrbar ſeyn.
Der dortige Wirthſchaftobetrieb hat mit dem hieſigen,
Befondet# in der Marſch, auffallende Aehnlichkeit. Dort
- ziehe man die tedte Befriedigung (defenies) der Kop⸗
yein, bey edlem Boden, ber lebendigen vor. Dom
weil der Ertrag des edlen Terrains, das durch Graben
und Hecken verforen geht, den Aufwand der todten Bes
feiedigung von Holz und Pfahlwerk übertrift, und weil
ein geriffes Inſect den Dorn nicht aufkommen läßt;
Bier, aus gleichen Gränden, nut. mit dem Unterfchiede,
daß wir feine dergleichen Inſecten, wohllaber eine Eibe
haben, die beym Durchbruch den Wachsſthum ber Hecken
ſtoͤrt und erſtickt. Wuͤrde man vorgedachte Haiden und
Gemeinheiten, mit der Laͤneburgſchen auf die Waage⸗
ſchale legen; fe müßte fi der Ausfchlag, nach dem was
'“
j N The rural Oeconomy of Yorkfhire etc. by
Mr. Marfchall. London 1788-
#0) Neue Beobachtungen. über fremde Sünder und
Briten. "Dafel 12 2
| u | m
ih von jenen geleſen, und von dieſen geſeben habe, auf
oebarvue Seite neigen.
. Man hat auswärts ganz irrige Begriffe von dieſer
'Batde, and thut Ihe, durch Beymeſſung eines’ ingraten
Godens, gewiß zu nahe. Es if nicht Schuld der Natur,
wenn der Boden nue Haide und Holz hervorbringt, fans
bern Schuld des Eigenthaͤmers, daß er ihn nicht cuiti⸗
vtret und mit den Saͤmereyen befruchtet, die er zu er⸗
zeugen vermoͤgend iſt. Gewoͤhnlich find die Reflectionen
Im Reifewagen gemacht, und da koͤnnen fie dann freylich
nicht gar gänftig ausfallen, weit die Poftfiraßen gerade
benjenigen Strich durchlaufen‘, wo das Auge die wer |
nigſte Beichäftigung hat. Würde ber Reifende die N
Benwege einlenken, fo fahrten ihn dieſe gewiß zu einem
der ſporadiſchen Haidebewohner, der bey der pattiarcha⸗
wo auf ſichere Zinſen ausſtehen hat; wenn man gleich
die Eleganz des Marſchbewohners an ihm ſelbſt und
an feinen Gebäuden vermißt. Andere, die nach Börens
fagen ſchließen, fegen diefe Haidgegend wohl gar in die
Kaffe der lybiſchen Bäfen und kaucafifchen Steppen,
veren Zidchengehalt der Geograph fo weit anstehnt, als
| erforderlich iſt felgende Praͤdicate: „Dieſe Nation en
„And unbekannt; treiben ih in Horden umher; freſſen
Gras, Wurzeln, Menſchen und deegl., Binzufegen; auf:
ein paar hundert Quadratmeilen koͤmmts hier nicht an.
Ja ein franzoͤſiſcher Geograph des vorigen Jahrhun⸗
derte, ſoll es gar fo theit getrieben haben, das Mittlere
ves Farſtenthums Zeue und Lüneburg in blanco zu
- laſſen,
liſchen Haͤuslichkeit, noch immer fein Kapitaͤlchen irgeid⸗
78. Be
laſſen, und dieſe Leere dann durch dans cettes Yaftes
bruyeres il-y-a une nation noire, pas encore con-
verfee, appellee Haidchnucci ausfüllen Nah
1758. foll darüber auders geurtheilet worden feyn. Die
Herren Franzmaͤnner, die damals in der, luͤneburgiſchen
Haide hauſeten, fanden die Schnucken ſehr wohlſchmek⸗
dend, und wuͤrden die ſchwarze Nation in Braten vollig
“aufgerieben haben, wäre ihre Bleiben von längerer
Daner gewefen. _
Freylich iſt die Verkoppelung in denjenigen Gegens
ben, wo die-Länderen zehrepflichtig If, und mo die In⸗
tereffenten einen Feldmark unter vielen Gutsherrfhaften
fiehen, auch ſelbſt die adeliche Gutslaͤnderey in der gan⸗
zen Feldflur zerſtreut liegt, mit mehreren Schwierigkei⸗
ten auszufuͤhren, als wo dieſe Hinderniſſe, wie im Lauen⸗
burgſchen nicht ſo oft im Wege ſtehen. Allein alle dieſe
Verhaͤltniſſe laſſen ſich dennoch zum Vortheil einſichte⸗
voller und billig handelnder Thellnehmer entwickeln,
und veranlaſſen beym kurzſichtigen Bauren nicht fo vie⸗
len Widerſtand, als die Eintheilung der ausgemittelten
Portion, ia beftimmte Koppeln, um den Aderbau nad
gewiffen Principien zu betreiben. Verworrenere Ge⸗
meinheiten als im venetianifchen Gebiete von Bellund
ftatt haben, giebt es vieleicht nirgendwo. Familienthei⸗
Iungen, Mitgiften, Fidelsommiffe und fromme Stiftuns
gen durchkreutzen ſich dergeſtalt, daß anf einer Kalten
" ‚ialienifen Quadratmeile oft 40 Eigenthuͤmer einan,
der im Wege find, und dennoch laſſen fich dieſe Verhaͤlt⸗
niſſe
I‘
DER | 79
niſſe nach den Borfchlägen des Obeepfarze Ant. Cu |
vera entwickeln *).
Im Lauenburgſchen ward die Ackerwirthſchaft, vor
der Verkoppelung, in fogenannten Schlägen betrieben.
Die ſaͤmmtliche unter dem Pfluge ſtehende Laͤnderey, war
theilt, die im Flaͤchengehalte unter ſich gleich waren,
nemlich in 7, 8 und mehrere Portionen; (Schläge) ges
and worin jeder Einwohner des Dorfs feine gewiſſen
— ar
Stuͤcke befaß. Einige diefer Schläge wurden mit Fruͤch⸗
„sen befielle; ‘und die übrigen dienten dem Viehſtande zur
Weide; fo daß jährlih ein oder 2 Schläge aus dem
‚Anger aufgebrochen, oder. aber gebraacht, und eben fo
viele wieder in Ruhe gefegt wurden. Hier war es alfe -
für ihn feyn muͤſſe, wenn er ſtatt der In 7 Schlägen zer⸗
ſtreueten Länderey, 7 privative Koppeln erhielt, die am
Flaͤchengehalt und Güte der Summe feines’ zerſtreueten
Ackers gleich wären; als den Bauren im Luͤneburgſchen
und andern Provinzen zu gleicher Entfchlieffung am des
wegen; da diefer von der Ackerwirthſchaft, nach bes
ſtimmten Regeln theils keinen Begriff hat, theils nur
. Die fehr unvollfländige Feldeintheilung in Sommer s und
Winterfeld, und bey Stellen nur im Braachfelde tens
leichter, den Bauren zn überzeugen, daß,es vortheilhaft .
net. Man fieht Hieraus, daß bey dem Llebergang von -
Her Schlagwirthſchaft zur Koppelwirthſchaft im Lauens
Surgiäen nicht fo viele Stufen zu erſteigen find, als de, -
"we »
.» Giornale dltalia {pettante alla Scienza natu-
‚ .‚rale, e- principalemente alt Agricolturg etc.
m ars u E 4
Pu
39 BE _„) 1
we-der Ackerban nach unbeſtimmten wiethſchaftlichen
Principien betrieben wird, die von der Kenntniß eines
jeden Individui der Gemeinde abhaͤngig find. Sol
: Der luͤneburgſche Bauer 3. B. von feiner. bislang sınter
-. dem Pflug gehadten Länderey einigen Portionen Rube
goͤnnen, und das Vieh darauf weiden ; fo ſieht er gleich
auf ben Verluſt der Ausſaat, nicht aber auf den. ver
mehrten Ectrag der aus. der verminderten fruchttragens
. ben Länderen erwachſen muß, da er nun Dünger, Fleiß
Kräfte und Zeit auf einen Heinen Raum concentrirt,
"Kate daß er ſolche auf eine, diefe Bedärfniffe weit Abe
fkeigende Fläche verfchwendete, ohne dafür durch ergies
Hige Erndten helöhne zu werden... Denn: gewöhnlich
nehmen die Haidbewohner mehr Land unter den Pflug,
als wie ie nach Verhaͤltniß des Viehſtandes zweckmaͤſſig
zu Dingen und zu bearbeiten im Stande find, Geſett
aber der Ausfall des Ackerlandes wäre betraͤchtlich, al
daß der Ertrag aus der verminderten Saatländerey er⸗
ſolgen könnte: fo fehlet es im Lüneburgfhen faſt nis
gende an Gelegenheit, bie Laͤnderey auszudehnen, und
- den Abgang durch Aufbruch aus ber Halde gu erſetzen.
Diefe Eulturerweiterung, fie betreffe die Kalbe, oder °
Brächer und Moor, ſcheint mir der Hauptvortheil der
Verkoppelung im Laͤneburgſchen, und in diefem aͤhnlu |
Ken Provinzen zu ſeyn. Beſonders würde die Wieh⸗ i
zucht dabey gewinnen, indem ſolche ſodann auf den zu -
denden Koppein durch die Dreeſchweide reichlich genäher -
würde, ſtatt daß fie fih jet in den nahrlofen Hald wen
den kuͤmmerlich unterhalten muß. Aus dem vermehrten
und beſſer genaͤhrten Viehſtande aber, erwachſen alle a |
‘
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De - 8
bdere Sconomifgen Voethelle. Man twirb mie faum ,
. glauben, daß es in den luneburgſchen Geeſtgegenden
VHalden glebe, ‚Sie gebraacht und gedängt, "Weisen zw
. twagen vermögend And; und doch iſts nicht ahders; denn -
vo wird.der beſte Flachs erztelet? Iſts nicht in dieſer
vermeinten Waſteney, und bedarf die Leinſaat zum Ser
bdelhen nicht des fruchtbarſten Bodens? Und dann bie
Angerweiden und Bruͤche im Wendlande und in den
Aemtern Sallersleben und Gifhorn, in welchem Typ
- been Amte Sr. Excellenz der Herr Landſchaftsdireetor
- von Blow, ein fo uneigenttägiges, als nahahmungss -
wärdiges Deyfpiel ber Gemeinheitstheilung gegeben hat, .
bdeſſen die Annalen im erſten Jahrgangs erſten Stuͤcke
re
erwähnen, und welches verſchledene benachbarte Dörfer »
- due Theilung einer Flaͤche don 2355 Morgen bewogen
hat, wie ſelches die Annalen im zten Jahrg. aten St.
| anzeigen.
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.
Die Semeingeiten des Herzothums Bremen
bann man nur unbillig vergeſſen, we bie Vegetations⸗
kraͤfte, aus mir unbekannten Urſachen, ohnehin Ichhafk
ser wirken, als in ben höher. belegenen luͤneburgiſchen
Siſtricten. Welch ein unabſehbares Feld der Kuiture⸗
Abung liegt hier vor Augen. Und wenn bie Gemein /
heitſaufhebung, der Vorbote Sconemifcher Wirkſamkeit,
mit gleichen Schritten vorruckt, wie er in dieſer Pros
u begonnen bat; fo treibt ein Grab des Fleiſſes dem
: andern, und erreiht am Ende ben hoͤchſten Stande
gesuct ber verbeflerten Oeconomle, ben der Berkeppe⸗
weng. Trerlich därfte ber Erfolg in dieſen Geeſtgegen⸗
nmel, gr Jahrz. 100t). Ed
“u.
—82
u
32 7 En
ben nicht fo auffallend feyn, als das Beyſpiel iſt, weis
ches ich von hieſiger Marſch gegeben babe; aber wer
haͤttnißmuͤſſig Hat er dennoch ſtatt.
Die zur Unterſuchung des oͤconomiſchen Zufander
irgend einer Gemeine angeordnete Commiſſion, has Ger
legenheit die Maͤngel ber Wirchfchaft. aufzudecken, und
Diejenigen Mittel zu ideren Abftellung vorzufhlagen,
weiche zur Tulturermeiterung nach der Localität der
Gegend, zum Aufkommen der Unterthanen die anwend⸗
barften find, uud die ohne fie der Landesobrigkeit vers
borgen geblieben wären. Denn gefegt, der Bauer keunte
‘die Maͤngel, und wüfte die Mittel anzugssen, wie
ſolche abzuftellen wären, fo reichen feine Kräfte nicht zu,
fie. wertthätig zu machen, er bedarf immer folher Unter⸗
flägungen, die Aus von der Landesherrihaft erfolgen
konnen. Die angeordnete Commiſſion, es jey nun, daß
ſolche durch das Amt einſeitig, oder mit Einwirkung
eines beſondern ˖ Geſchaͤfttroͤgers abgehalten werde, iſt
alfo bisweilen nur das Organ, wedurch der Bauer feis
nen Wirchihaftszuftend den hoͤhern Tollesits vorträgt.
. Die neue Felseinrichtung deswegen alleuthalben Aber.
‚einen und denſelben Leiſten zwingen au wollen, iſt eben
fo wenig näglich, als norhwendig. Verkoppelungen in
. ben Laneburg⸗ und Bremſchen Provinzen erfordern eine,
von der Lauenburgſchen abweichende Behandlung. —
desverfaffung, Pflichten, Abgaben und andere Verhoͤle⸗
niſſe der Theilnehmer,. Hefonders aber die Beſchaffenheit
des Grund und Bodens haben Hiebey zu vielen Einfinß,
als daß gleichförmiges Verfahren nicht nachtheilige Folt
u. dnizten kounte. en im Lanenburgſchen finden
Abwei⸗
AB 83
iweichangen von der Kegel ſtatt, ohne daß das Sicth
ſchaftsſyſtem Dadurch altetirt wird; und man kann ber
haupten, daß faſt jede Feldmark, eine beſondere Einrich⸗
tung erhält und erfordert. In dem einen Dorfe wers
den dem Bauerhofe 7, in dem andern 8, y.und mehrere .
Biunenkoppeln beygelegt; hier erhält ee Auffenfchläge,
anderswo nicht, je nachdem die Beſchaffenheit des Bo⸗
dens folches erheifchet. . Auf dieſe Bemerkung werde ich
durch die Zweifel geleiter, weiche biejenigen gegen den
Mugen der Verkoppelung hegen, denen das Detail der
Sache nicht hinlaͤnglich: bekannt iſt, und dieſerwegen
wied hier noch zu erinnern nörhig fepn: daß es ben dem
. Wirthſchaftsbetrieb in Koppeln nicht unumgänglich noth⸗
wendig fey, einer mechaniſchen Beſtellung zu folgen, wie
etwa aus der Wirthſchaft jener 7 Koppeln in vorherge
hender Tabelle erhellen moͤgte, ſondern daß dabey aller⸗
dings Abweichungen ſtatt finden kͤnnen. Go giebt es
Bälle, wo eine Koppel länger Früchte zu tragen verms⸗
gend if, als ihr die Ordnung des Umlaufs anweiſet;
giner andern iſt es nuͤtzlich, wenn fie mindere oder mehe
gere Jahre im Anger ruht. Solche Localitaͤten muß dee
anfmerfiame Deconom zu benupen verſtehen, und der
moriheil der Werkoppelung wird dadurch garnicht ges
ſchwaͤcht, denn der Vorzug der Wirthſchaft in Koppeln,
wedon hier dig Nede if, beruht auf der unbeſchraͤnkten
Freyheit, fein Eigenthum nach Gefallen zu nutzen, und
dadurch der Gartenkultar nahe zu kommen. Dabey iſt
—
die Veſtimmung der Anzahl Koppeln, worin ein Feld
zelegt werben ſoll, für den fünftigen Ertrag. öufferkt
wit.
8. 2 : Dan
we 1
Dan kann Ach über diefen Punet aus den Werkes
belehren, welche von der Koppelwirthſchaft berjenigen
Länder handeln, in denen dieſer Wirthſchaftsbetrieb zur
hoben Vollkommenheit gebrache iſt *). Was die Schrife
fieller von der Feldeinrichtung dortiger Güter anmerken,
HE auch anf unſete Bauerguͤter anwendbar; well diefe
gleichfam ale Güter nach verjüngtem Maaßſtabe anzufe
den find. Der ungenanute Verfaffer ber Abhandlung
Aber die Holfleinfche Landwirthſchaſt, ſtellt die Verſchie⸗
deuheit des Ertrages in der Bewirthſchaftung der au
Zahl verfhledenen Koppeln gründlich dar, "und wähle
16 dieſer Berechnung das Gut Allenshagen; wovon
die Aufkunfte in der economia forenſi nach der Bei
handlung in dreyen Geldern angsfchlagen find ;: legt - fols
qes idealiſch im ız,. 13 und 15 Koppeln, und berechnet
von Ertrag einer Tonne Ausfaat: 1) nad der Wirth⸗
- Saft im dreyen Feldern zu 4 Mile. 32 ßl. =) nad der
Birthſchaft in 11 Koppeln zu 5 Rihlr. 30H. 3) nach
der Wirchſchaft in 23 Koppein zu 6 Rthir. 15 BL. 4)
nach ber Wirthſchaft in 15 Koppeln zu 7 Rtehlr. = Sl.
Dieſe Prodacte ſcheinen nach des Werfaflers detaillirter
Berechnung eher Reſultate der practiſchen, als der. ſpe⸗
cenlativen Oeconomie zu ſeyn; und fo wenige Gelegen⸗
Wu als 8 habe, hieruber aus ber Erfahrung etwas
abſtra⸗
9 Die hoiſteinſche Landwlethlchaft, verglichen mit
"der Wirthſchäft in dreyen Feldern, mit der mecklen⸗
burgiſchen und engliſchen Wirthſchaft. Hamburg
‚bey Hoffmann 1783. — OErtefwechſel die Lands
wirthſchaft —E bie medienburgiide detref⸗
fend. Schwerin der Värenfprung 1786. ° |
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ahſtrahiren u kannen; fo ind mir dennoch verſchiedene
Bälle bekannt, daß der Ertrag der Länderey, durch dig
richtige Beſtimmung ber Anzahl der Koppeln, ſehr ge⸗
wonnen bat. Das auffallendſte Beyſpiel dieſer Art giebt
; du Gut; welches vormals in 3 Schlägen bewirthſchaf⸗
Ist, jetzt aber in 8 Binnenkoppeln, und 8 Auſſenſchlagen
| eingetheilet It, und lediglich wegen biefer- neuen Feld⸗
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einrichtung, nahe an das Doppelte des vormaligen
Pa⸗tgeldes abwirft. Daß es oftmals nur der Veran⸗
laſſung bedürfe um Verbeſſerungen anzubringen, hat
fi bey Niederlegung und Bebauung landesherrlicher
Vorwerker im Lauendurgfchen gezeiget. Mur Tin Bey
fotet davon: Bey einem biefer Vorwerke war der Wie
fengeund im Werhältniß der Acktrländerey zu unbetraͤcht⸗
lich, als daß 3 Vollhufen und ı Kothſtelle, womit dies
Domanial: Pertinenz abfichtlich bebauet werden follte,
haͤtten damit verſehen werden innen. Es war kein
Ansıweg Aderbau und Viehzucht in richtiges‘ Verhättniß
zu ſetzen, als den Wieſengrund zu erweitern. Auf
Anziehung, von Zutterkraͤuter war wegen des ſandigt⸗
und bergigten Terrains, nicht ſoviel zu rechnen, um
weder das ganze Beduͤrfniß zu befriedigen, noch den
Kanon auf ein fo Lünfliches Experiment. zu gründen.
Glacklich für die Koloniſten war es, daß ein kleiner
Bach die Feldnark durchfloß. Won diefem forderte man
NRechenſchaft bir Kraͤfte; fein Gefaͤlle ward abgewogen,
and man zwang ihn durch Schleuſen und Stauwerke
feine ſteilen Ufer. zu verlaſſen, und der. umliegenden
‚Sandgegend Bragebarteit au verſchaffen. Er ward au
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86. FTP.
der Hoͤhe getrieben; bie erforderlich war, Bas intilntd
rende ungleiche Terrain durch feine Stoßkcaft abs
ſchwemmen, und in ein planum inclinatum zu verwans
dein. Bey zugefegten Schleuſen fand die ganze Släde
unter lebendigem Waller; geöfner war fie trocken, und
was die Natur verfaget hatte, bewirkte hier die Kunſt;
die eingeſtreueten Graeſaͤmereyen gediehen, und fo end
ſtanden im Mittelpnuct der lanedurgſchen? Haide ai
der Quelle der Lopau 40 Morgen Wieſen, die ſchon
‘im zten Jahre zweyſchuͤrig waren, und wobon der Mor’
gen 30 Centner des nahrhaften Heues lieferte.
Diefe kuͤnſtlichen Wieſen haben auſſer der Ergie
bigkeit, auch den Vorzug, daß der aufmerkſame Oeconom
faſt alle nachtheiligen Einwirkungen der Natur davon
abzuwenden Am Stande iſt. Im Winter ſetzt er fie
unter Waſſer, wodurch die ganze Flaͤche mit einer Eis⸗
decke belegt, und der Froſt abgehalten wird, den Anger
au ſchaden. Sind: im Frühling kalte Nächte zu der
fuͤrchten; ſo dürfen die Biden nur unrer lebendigen
Waſſer erhalten werden, um die Froſtmaterie von dem
zarten Keimen abzuhalten... Regen kann dem Grass.
wuchſe nie fchaden , da der Boden das überflüffige Rah
fer durch feine Inklination ablaufen läßt; wohl aber
Yönnte die Vegetation durch anfaitende Dauͤrre gehems
‚met werden, allein es bebarf nur einen Zug, und bie!
Bewaͤſſerungsſchleuſe tränft ben bürftenden Anger, und
der Eigenthuͤmer kann ſein Tagewerk mit BVirgils 3ter
Ecloge ſchlieſſen Claudite i iam rivos,, pueri, fat prata
'biberunt, Welchen wohithaͤuigen Einfluß dieſe Acqui⸗
je
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fitton auf Aderbau und Viehzucht hat, iſt leicht zu ers |
achten, wenn man bedenkt, daß Heu in diefer Gegend,
nice für Geld zu erhalten ſteht. Gleichwohi beträgt:
der Aufwand um ı Morgen Haide in Wieſengrund nme
zuſchaffen, im Durchſchnitt nur 40 Reichſsthaler. Das
Scentifiſche der Behandlung verdient der Nachahmung
halber eine eigene Abhandlung, und wird vielleicht von
einem Kunſterfahrnen “as bearbeite, und ent
Hd befannt gemacht. . |
Im kleinen find mehrere Beyſpiele diefer Art an n den
Baͤchen der Lüneburgfhen Haidgegend zu ſehen, und
wiewohl mir eins bekannt iſt, wo die Sache fo ind
‚Große, wie hier an der Lopau, behandelt worden, weil
'e6 vieleicht an der Anleitung: des Kunſtkenners fehit, die
hier der Herr Commiſſair Meyer gab, ſo ſoll man doch
anders wo das Gefälle der Daͤche, mit ſolchem Erfolge
nuͤtzen, wodurch die kepaut ewaſſerung den oͤberſten Platz
verlieren wird.
Hier war ein Berg von.24 Fuß Höfe nicht zureis
end, der Kunft Gränzen zu ſetzen, ee ward abgeſchwemt,
and verlohr fih in den ferpentirenden Alb des Bachs,
deſſen Beste verlegt, und in gerader Richtung geleitet
war. Das Practifheder Sache iſt eine eigene Handthie⸗
"zung geworden, fo daß Biermann ans dem Amte Ros
tenburg, der Zunft hier ale Meiſter vorfteht, und feis
nen Grfellen Anleitung giebt. Dieſer Erfolg der Ger
meinheitsaufhebung, und andere, die in den Unnalen_
beretts aufgezeichnet find, beweiſen ſattſam, welcher Kuu
surerweiterung die Seit fähig ſey. Einige verkoppelte
«
\ | , 54 0 Dorfs
Bo. PE
Derfs Felbmarken in dee luͤneburgiſchen Prssiay, 22
beiien man glauben ſollte, fie wuͤrden wegen ihrer Loka⸗
litaͤt eben nicht zus Nachahmung reisen, haben dennoqh
bie benachbarten Bauerſchaften bewogen, um aͤhn liche
| Einrichtungen anzuhalten.
Sollte mein Verhaͤltniß es zulaſſen, den Erfolg der
Verkoppelungen auch in dieſen Gegenden aufzeichnen zu
koͤnnen, fo werde ih das Reſultat meiner Beobachtun⸗
gen mischellen. Sege nur nach einige Bemerkungen
über bie Sendtetabelle jener 221 Morgen Marſchweide.
1. Weitzen im friſchen Aufbruch geſdet, hat kein
Gedeihen, wenn anders eine fo langjährige Nuhe des
Bodens worauf gegangen iſt wie bier. Dies iſt ein Lehr⸗
fat in der hiefigen Oekonomie. Jener Verſuch mit zo
Himten Ausfaat ward nur gemacht, um denfelben zu be⸗
fätigen. Der Erfolg zeigt, daß nur 277; Körner gewons
men find. Die Urſache davon iſt wahrfcheinlich diefe,
daß man ben Anger nur durch einmaliges Pflügen um⸗
wendet. Dadurch bleiben zwifchen der nach unten ges
Behrten Narbe, und dem feften Boden, Zwilchenräume,
in die Froſt und Hige zw vielen Einfluß hat, ald daß vs
dem Wachsthume der Saat nice follte hinderlich ſeyn.
Die Angerwelde jweymal zu pflügen, hilfe dem Nachteil
nicht ab, indem die Narbe fon wieder nach oben kömmt.
Zum zmaligen Pflügen fehlt es an Zeit, uud weil man
den. Anger bis in den fpäten: Herbſt beweidet. Man
‚die Narbe duch einen flachgeſtelten Pflug nur abgefcher
Bann der Poroͤſitaͤt, nach der Verſicherung eines gelehrs
ten und erfahrnen Oekonomen, dadurch abhelfen: daß
let
WER : 89
det wird „ bein: ein tiefgeſtellter Pflag anf. dm Schritz
folgt, um lockeres Erdreich aberher zu werfen. Hier⸗
durch bringt man den Ertrag zwar weit höher, allein
der Weitzen bleibt in hieſtger Marſch doch Heinkörnig. |
2. In ber zweyten Saat geräih: der Weitzen beſſer, und
bar Hier 7015 Körner eingetragen. 3. In ber Britten
Saat iſt der Ertrag zwar geringer, Indem nur 75 Kor⸗
ner gewonnen find. Dieſe Verminderung bes Ertrages
iſt aber eine zufällige Folge, der für biefe Gegend von
auͤglich nachtheiligen, anhaltenden Duͤrre; und man kann
ſicher annehmen, daß die Erndte ohne dieſe zufällige Ein⸗
wirkung der Witterung das 12te Korn gegeben haben
würde, wofür die Erfahrung bey ähnlichen Fällen redet,
| Dagegen geräth 4. der Hafer im feifchen Aufhruch vors
zuͤglich. Am erſten Jahre find 103, im aten 11, und
im deitten 12 Korner erfolgt. Hier ſteht alſo die bar
Ruhe erlangte natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, mit
der kuͤnſtlichen im verkehrten Verhaͤltniß. Beym geduͤng⸗
ten Lande nimmt die Erndte hoͤhrlich ſtuffenweiſe ab, und
man fordert vom Danger gewoͤhnlich nur 3, hoͤchſtens 4
Saat; Bier ſteigt der Ertrag vom ungedängten Lande
noch im dritten Jahre. 5. Der Flachsbau iſt hier nicht |
zu Haufe. ‚Im Durchſchnitt And von zo Himten Lens
famen nur 325 Pfund Flachs erfolgt, folglich von ı Hims
sen 323. Pfund, wogegen in den Löneburgfäen Geeſtge⸗
genden, wo der meiſte Flachs gewonnen wird, von z
Himten zwifhen 70 und go Pfund erfolgt wären. 6.
Bon der Gerſte und den Hulſenfruͤchten iſt eine mäßige
| Erndte erfolgt. 7. Kartoffeln And ſchlecht gerathen, und
daten weit weniger eingetragen, als Im leichteften Sandı .
g 5 " Sem
0. _ „', _ Zu \
boden. 2. Die Braache gehöret nicht fit die Ordnung
der Koppelwirthſchaft In ber Mari. Es iſt des Acker⸗
Yandes zu wenig, und der Hoden ift zü edel, als daß der
Bauer nicht anf aliährisen Ettrag Rechnung machte.
Dagegen goͤnnt man ihm zfaͤhrige Ruhe, und er muß
in diefen Jahren den Wiehftand ernähren. Ich wid
nicht behaupten, daß die Braache desfalls ohne Nagen
2 fey, die Erfahrung widerfpriht; aber wie gefagt, man
kann das Land ein ganzes Jahr ans der Wirthſchaft
“entbehren. Wo dies aber möglich iſt, wie hier beym
doppel Hufener der Fall war, hat ſichs gezeigt, daß der
Ertrag dadurch aufts hoͤchſte getrieben werde: · Die Kop⸗
yet Tab. II. Nro. 4 Lit. a; beſteht aus zaͤhem Klaibos
_ den. Die Kräfte waren erfhöpft, gleichwohl traf Fe
Die Reihe des Fruchttragen; der doppel Hufener fonnte
fie entbehren. Sie ward gebraacht, und die folgende
Erndte übertraf die des friſchen Aufbruchs den Weide,
und der Erwartung, wenn fie nicht gebraacht worden⸗
wäre aufs dreyfache. 9. Die größte Krucitbarkeit hat
fih in der Koppel des Schullehrers,, Tab. II. Nro. 26.
Lit. C. gezeigt, wovon der Boden in der Bonitaͤtsklaſſe
gleichwohl nur auf mittelmäßig gefhägt if. Es mug
alſo wohl dem Fleiße des Kultivators beygemeſſen wer⸗
den, wenn er von 4 Morgen, als dem Flaͤchengehalt der
"Koppel, nah Abzug des Gartenlandes, fo viele Früchte
ohne Dünger erzielet, wie hier die mahrige Erndte Tas
‚delle auewelſeꝛ
x
Be⸗
Ve SPAR
WMar fieht was Bier die Gartenkultur vermag.
Von jenem Ertrag. der 4 Morgen
welcher u — — 57 Rthlr. 7 ggr. 7 pf.
berechn et worden, findd — Re‘
Weidegeld abzufegen, die der Schulmeiſter, während daß
die ganze Dienfltoppel, die. abfichrlih nur zur Weide dies
nen fol — unter ben Pfluge genommen tft, auszugeben
bat, und fodann bleibt moch immer ein Ueberſchuß von
53 Rthle,, woburd der verwandte Fleiß reichlich bezahlt
iſt. Ach führe diefes nur zum Beweiß an, daß bie
Schulm eiſter bey der- Verkoppelung nicht leer ausgehen,
vielmehr eben fo reichlich ansgeflattet werben, wie bie
andern Theilnehmer. 10, Die natärliche Fruchtbarkeit
in der aufgebraßenen Weide, hält, wie gefagt, noch am,
‚ und es werden Ihe noch einige Erndten abzugewinnen
feyn, ehe fie des Düngers bedarf *). Denn dergleichen.
Ertrag laͤßt ſich In hieſiger Gegend von gedfingtem Lande,
nad) Abzug der Beſtellungskoſten gar nicht erwarten,
da der Morgen im 0
erſten Jahre — 8 Rthle. 7 ggr. 10 pf.
im aten Jahre _ 12 — 21 ao
im sten Jahre — 12 — 1 — 3 —
mithin im Durchſchuit — 11 2 — 1—
| eins
: *) Mac der eben eingegangenen Nachricht aͤbertrift
die vorigjaͤhrige Erndte von den gedachten 221 Mors
‚gen alte Weide, Die vorhergegangenen um Vieles,
- und der Werih der Früchte graͤnzt beynahe andas
zWwerfache desienigen vom Sabre 1786, wozu bie
auſſerordentlich Hohen Kornpreife freylich das meifte
beytragen. = j
{
07 5 er}
. . ? ‘
‚eingetragen hat. Sieht man num. die Beffellungtkoſten
davon ab, die in. ımaligen Pfluͤgen und Eagen im
uſten Jahre; und in amaligen des aten und zten Jah⸗
res befichen; fo Bleibt der Ueberfepuß dennoch Verhäit⸗
nißmaͤßig größer, wie beym gebängten Lande. |
Iqh Habe die Beſtellutigskoſten in der tabellariſchen
Berechnung nicht abgezogen, well id) dafür halte, da
ſie den Vortheil cher vergrößern als ſchwaͤchen. Denn
wenn die’ Weide nicht aufgebrochen wäre, fo hätte
das dafür ruhende Adırland beſtellt werden mäffen.
Diefes haͤtte nun: dreymatiges Pflägen und Eggen,
Und aufferdem Dünger erfordert; ſtatt das jener. neue
‚Aufbrac gar nicht geduͤngt, und nur bezagewetſe 1 und |
„mal gepflägt und geegget if: |
Hier tft alſo drenfacher Gewinn, am Dünger, Ar
‚Seit und Zeit. Auch if für bie Leinſaat nichts zur Aus⸗
gabe und Einnahme gekommen, weil bie Erndte gewöhns
lich die Ausſaat an Gaamen Adertrift, und weil es bey
dieſer Frucht vorzüglich auf den gewonnenen Flachs ans _
Ammt. in und Ausländer, die mit der Lauenburgis
Men Landesätonomie nicht genau bekannt And, werden
ben Erwägung ber Kulturerweiterung, befonders der bes
seädtligen Kolzligitationen, deren bie ffentlichen Ans
zeigen oftmals erwähnen, für die Nachkommenſchaft, in
Anfehung des Baus und Beennholzes, beſorgt feyn. Um
Siehe Beſorgniß zu ſchwaͤchen, und zugleich den Voertheil
au zeigen. der aus der Vertoppelung auch für die Forſten
arwachſt, ſey es mir erlaubt, ader Sezenane
na wat azu Yoern Ss
v u Das
94 I aa 22
. Dat Herzogthum Lauenburg if im San ge⸗
nommen, mit Forſten, und vom beſten Beſtande reichlich
verfehen; fo daB darans ein aufehnlichts jaͤhruch debiti⸗
gie wird, wogegen ſich manche nordliche Provinz ſchon
jetzt, ſo wohl wegen des Bau⸗ als Brenuholzes in ſicht⸗
licher Verlegenheit befindet. Hier iſt alſo, Dank ſey
"per Sorgfalt der Vorfahren! noch Holz zu fällen.
Wenn Hey der Verfoppeluug daher Forſten abgetrieben
werben, wovon fich der Boden der bequomlichern Beſtel⸗
J lung, oder Ergiebigkeit halber, beſſer zut Ackerwirth⸗
ſchaft als zum Holzanzug qualificirt; ſo geht desfalls
nur, der Holzbeſtand, nicht aber der Forſtgrund verlohren,
weil dieſer an dienſamen Orten erſetzt wird. BB
So wird auch nur ein Theil der Forſt, etwa derjenie⸗
ge abgehoͤlzt, der den Unterthanen wegen ihrer Anſpru⸗
‚ge in Anſehung der Weichholz⸗ oder. Weldenatzung abge⸗
treten wird; und der reſervirte Theil wird ein völlig
privatives Gehaͤge. Wo der Weidegaug in den Forſten
‚ohne Bedruͤckung der Weideintereſſenten nicht völlig aufs
‚gehoben werden kann; da wird dennoch ein gemiffer
‚nach Forſtprinzipien feftgefegter Theil, etwa die Hälfte
‚sure J des ·Ganzen ins Gehaͤge gelegt, und nicht cher
aufgegeben, bis die Korfitultur in diefem Theile fo weit
gediehen if, dab Beſaamung und Aufſchlag dem Wiche
entwachſen It, und ein anderer Theil wieder eingchäget
and cultivirt werden kaun. Vormoals war der Weiber
‚gang nicht nad fo beſtimmten Gefegen beſchraͤnkt, und
werenlaßte oftmals Prozeſſe. Jetzt kann die Forſtkultur
ohne Hinderniſſe fortſchreiten, und die Viehrncht wird
dadurch
\
— — — ——— — — — — —
95
dadurch nicht beelntrachtiget. Beyde Wir thſchaftszweige
ſtehen Daher im beſten Flor, und die Lauenburgſchen
Seren verdienen: gereiß einen der: erſten Plaͤtze in der
Kangeränung. der Niederſaͤchſiſchen Waldungen. So
" qushält das Amt Schwarzenbeck einen zuſammenhaͤn /
genden Wald von 27,000 Morgen. Laubhoͤlzung, woruns
ser Diſtrikte Begriffen find, deren en Hounſenand unüberg
sreflig iſt. W—
Das Kit Neuhaus hat 25,400 Morgen Balduns
Hin, Wovon wenn ſaͤmmtliche Feldmarken durch die Ver⸗
koppelung regulirt ſeyn, werden z000 Morgen den Ans
terthanen einfeitig gehören. 17400 Morgen aber ber '
Sandesherrfchaft dergeſtalt zuſtehen werben, daß 6500
Morgen im völlig privativen Gehaͤge eingeſchloſſen ſind,
10900 Morgen aber nach obigem Prinzip abwechſelnd
eingehaͤget und beweidet werden, ſo daß 3600 Morgen
— —
beſtaͤndig im Zuſchlage llegen. Dieſer Forſtgrund wuͤrde
Mit dem ganzen Flaͤchengehalt des Amts, weiches etiwe
a Nuadratmeilen oder 666663 Morgen enthält, in eis
nem Verhaͤltniſſe ſtehen, und in die Summe der kultivir⸗
tea Ländereyen fo beträchtilifen Ausfall veranlaſſen, daß
ein Mißverhaͤltniß im Ackerbau und der Viehmcht, und
ber daraus fließenden Bendikerung zu vermuthen fände,
wäre der Boden nicht von ber Beſchaffenheit, daß er ſich
wur allein zur Forſtwirthſchaft, nicht aber zu anderm
ötonomifchen Betriebe quatificiete. Und um einen Bes
weis zu geben, daß Bevdikerung und Oekenomie neben
ſo betraͤchtlichen Baldungen, dennoch in Aufnahme ftehe,
ey bier ae geſast, daß die Beyolkeruns des
1; j " Amt ‘
J
—
|
96 ae 2 "
Amts, die Summe von sooo Menſchen üdertreffe: daß
ber Viehſtand 2560 Dferde, 5450 Stat Kornvich, und
nach Verhaͤltniß andere Arten Viehes enthalten. In
andern Aemtern dieſes Herzogthums find die Forſten
entweder zum Vebürfniß gureichend, ober fie llefern Bes
traͤchtliche Revenden, vom auswärtigen Debit, wozu Me
ſchiffbaren Fläffe und die angränzenden Seeſtaͤdte Ham⸗
burg und Luͤbeck nicht wenig beytcagen. Dagegen
werben auf bie Zorſtkultur auch jaͤhrlich Tauſende ver⸗
wand, wodurch ein Zuwachs veranlaßt wird, der den
Abgang auf die Folge reichlich erfept.
Neuhaus | \ W
im Lauenburgſchenn0 F. ©, Ziegler: -
E | Eommiffeir.
V.
Ueber den einheimiſchen Privateredit,
nebſt Vorſchlagen zu deſſen Verbeſſe⸗
ESoluß ©. Annalen ar dDebes. 26 St. * an I
*. ”
u Der Adel
beſttzt wäh dem, was dem Fuͤrſten ſtatt bir @ittife
zugewand worden, den größten Theil des‘ Grundeigen⸗
thums. Diefes, nebſt dem Vorzuge-zu den erſten Stel⸗
DPA 87
fen des Etaats, erhebt ihn unter den ubrigen Staͤnden,
in Raͤckſicht auf Erepit. Das Gefühl des Einfluſſes,
eine glänzende Wohlhabenheit, der Beſitz von Guͤtern,
wobey man ſelten auf ben innern Gehalt ſieht, dieſet
und noch mehrere Umſtaͤnde, verſchaffen ihm ein Zutrauen,
daß oft blind iſt. So richtig und gut dieſes Zutrauen
auch bey dem groͤßten Theile iſt und ſeyn mag ; fo gefährs
Hich wurde es vor Zeiten, wenn man jeden Edelmann ale
einen wahren Eigenthuͤmer und reihen Mann Betrads
tete. So lange dieſes dauerte, sing alles erwänfät.
Manche Revolution kann aber nur. nach einer Reihe von
Sahren, nah taufendmal gemachten Erfahrungen fh
entwickeln. Der Mißbrauch, den Einzelne vom Credit
machten, das oftere Ereignen dieſes Misbrauchs zum
Machtheil des groͤßern Haufens, wobey alle logiſchen Re⸗ |
geln ihre Wirkungen verlieren, und dann auch wohl die
richtigere Kenntniß des Lehnrechts ſelbſt, und deren mehr
rere Verbreitung, gaben dem Credite mancher Haͤuſer
einen Stoß, den Generationen nicht abwenden können.
Wo man fonft Hlind und ‘ohne Nuͤckſprache verfußr, —
und dieſes hatte feinen großen Nutzen! — verfährt man
jetzt fo behutfam ; wie es die größte Klugheit nur erfors
Bern kann. Glaubte man ehemals wahre Eigenthuͤmer,
denn, das Wort Cehn war von keinem Gewichte, da '
die Güter ohnehin bey der Familie blieben, und jeder
Hausvater ein halb Dugend mannhafte Lehnträger zeugs
‚ te, glaubte man fonft alfo wahre Eigenthuͤmer; fo ſieht
⸗
man jetzt die Feſſeln, worin der Adel liegt und wird argwöͤht
niſch. In feiner jegigen Lage leidet der Adel zum Theil
mehr, wie Bürger und Dauer. Des Gewerbes und Zort!
(Annal. sr Jahrg. is St. - hel⸗
%
*
tt Sr
helfens entfleht doch immer meht, und wo man ſenß
kaum wußte, in welchem Welttheile England läge, ba
raiſonnirt man über euglüche Stods, und hält e& ratha
ſamer fi dort anzukaufen, als das Geld im Lande zu
loffen. Vorhin blieben die Eapitalien im Lande, weil _
man nirgend damit hinwußte. Jetzt hat man aber Auss
wege, fo viel man will. In fofern baden dann die neuere -
Sigatswirthſchaft und ihre häufigen wohlchätigen Anlagen,
viel nachtheiliges fuͤr den vorigen Credit des Adels. Was
unter andern Umſtaͤnden und in andern Zeiten Wohlthat
war *), wird jetzt kaſt und der Ruin vonFamilien, dienet zur
Schwaͤchung des Glanzes, der, mas auch das franzoͤſiſche
Publicum daruͤber raiſonnirt, ſeine guten und zu vertheidi⸗
genden Seiten Hat. Der Sohn ſoll feines Vaters Schulden,
bezahlen. Gut! Aber diefes har keine Gränzen. Drey
Generationen koͤnnen in einer Familie brav und guthan« -
. „bein, und ihr Geſchlecht lieben. Nun koͤmmt aber einer
‚ an.die Reihe, der von der guten Meinung, welche feine.
Vorfahren ihrer Familie zu verfhaffen wußten, einen
unbegrenzten Mißbrauch macht, welcher Schulden zu
Hundert taufenden auf die Güter laͤdet, Die fein Vermögen, "
wäre auch das Lehn als Allodium anzufehen, weit übers
Reigen, und der nun vier Generatlonen, ja oft feine
ganze Nachkommenſchaft, in unabfehbares Elend flürzt.
Es iſt diefes freylich kein Elend eigentlich zu nennen,
‚denn der Sohn aus einen bürgerlichen Haufe, muß dur
‘feiner Hände Arbeit, durch Verdienſte fich forthelfen, wie
es ia | England die jangern Soͤhne eines Großen thun
7
*) I. F. 45. |
GE (Er ? 5
mäflen, und bei und au Kant. Aber für bie Bers |
haͤltniſſe eines Edelmannes iſt es doch traurig und kraͤn⸗
end, -wenn er nicht wie andere Menſchem nur bloß feine
zu zu haben,’ noch mehr thun maß, wenn er unser Hrofs
fen Erwartungen gezogen wurde, die num ſo ganz ges
Ip —umT 0
Verfaſſang getroffen werden. Die ewigen Theilungen
@lanze; den man hier nun einmahl, und mit Nedht, vers
fee Hinſicht, wozu man ſich aber bald genoͤthiget fehen
wird, wenn bie Zeitfolge nicht das hervorbringen ſoll,
welches vor kurzem die Nationalverſammlung dem britten
Stande zur Satisfaction deeretiren mußte. Die mehre⸗
sen Familien mir wenigern Vermoͤgen, wollen jetzt mehr
thun, als der Stammvater that, wie das Vermsgen
ben feiner Perſon vereinigt Mor. Ewiger Dant den
Männern, welche in fruͤhern Zeiten für den ‚Dinzerfaflen
forgten! Was wuͤrde aus dem Landmann. und in feinen
‘
Erhoͤhung nicht maͤchtige Dämme gemacht wären. Was
io Eugland der Adel für feine Erhaltung gethan, ſcheint
auf deutſchem Grund und Baden nicht fortkommen zu
wollen, und wenn Hin und wieder eine Ausnahme ge!
maß: wird *); fo iſt felbige doch fo anbedeutend, daß ſie
nicht
von Ornabroc ſ. Moſers patriotiſche Phanotnd
J _ 2 a
° ‘ ” UND
— — — — —— —— — — — — — — — — eg me ——
— — —
Behdaͤrfniſſe befriedigen ſoll, ſondern ohne die Mittel das
cauſcht werden. Es iſt dieſes ein unvermeidiches Meder,
dem zumahl in unfern Zeiten ſchwer abzuhelfen ſeyn wird/
wenn nicht einige Abaͤnderungen in dieſer fogenaunten
und Unterabahetlungen ia den Kamilien, ſchahen dem.
langt. Es fehle nur aui oft an Familien Gefetzen in die.
. Bolgen and dem Staate werden, wenn wider die Zins⸗
|
100 |
nicht Gemerkt wird, und nur Nebenabfichten zum Grund»
"zu haben pflegt. Geſandſchaften, Die yıit Aufwande vers
bunden find, Minifterfchaften, wobey mitunter in der
Hofnung auf Verbefierungen, Schulden gemacht werben
müffen, waren auch oft Urſachen des Sinkens von Famſ⸗
sten, und die Eritit der Handlungen muß bier ſchonender
verfahren, ald fie mit Recht ihren Unwillen äuffern und
murren ann, wenn ohne alle Ruͤcſicht in den Tag, wie
man zu fagen pflegt , Himeingelebet wird. Die Verewi⸗
‚ gang der Concurſe — und. mande find durd ihre ang
derthalbhundertjaͤhrige Dauer ehrwärdig geworden! — .
die weit hinausgefegte Zahlung des Sapitals, und img
Calenbergſchen der Zinfen, das verlohrengehende Inters
nſarium, die auf die Wiedererlangung zu verwendenden
Koften, die Hypotheken vor Rotarien und Zeugen, weis
che eine Peſt für den Credit find, der Mangel der Hypoe
theten ⸗Buͤcher, oder eimer völligen Gleichſetzung alles
Sdulden, bey einen folchen Schifbruche, bie öftere Uns
kunde des Mlodil, nebenher aber au die Ehicane der
Euratoren, um das ©chäfchen au ſcheeren, fo fange es
+,
nur Wolle geben kann, ſtecken den adelihen Borg, und
serfagen einem großen Theile des anſehnlichſten Standes
eine Hälfe, die ihm gegeben werden könnte, wenn der
Sache eine andere Wendung gegeben waͤrde. Verſchie⸗
dene Edelleute, welche die Drängel des Tredits einfahen,
haben fich entfchloffen, Hypotheken / Bücher dey den Ger.
richtöhäfen, worunter fie leben, zu errichten, und dat
ur ! Alles
a Pärters Beytraͤge zum Staates und Fürfiens
rechte. |
we. 1a
Allodium unterſachen uns eydlich tariren zu laffen. ‚Sie
ſetzen Iren Nachkommen eine nörhige Brille auf, denken
edel, wie es diefem Stande nach feiner Geburt, und bey
ı' allen feinen Vorzuͤgen zukoͤmmt, und beugen künftigen
Unglaͤcksfaͤllen dadurch vor. Jede Familie follte billig
wvem Ereichter eines Hypothekenbuchs, in der Familie ein
—
Denkmal errichten, weil er nur auf ihre Erhaltung ber
Dacht if, und.der Staat follte Ihn belehnen, weil er af
ein folides Städt feines Hauſes denke, Das Berwideln
fo vieter andern Bamilien in Eoncurfe, durch ein adeliches
Ereditweien, und bie nothwendige Erhaltung ſowohl bias
Ser als des Adels, als Mitglieder eines Staats, läßt hier
affo, weil mit der Erhaltung dieſes Otandes, durch die -
Yisherigen Anleihen Fon andern Ständen, dieſer Gluͤck
smabänderlidh verbrinden iſt, bie Frage aufwerfen, in wie
fern der Edelmann an einen folhen Unternehmen Ar
theil nehmen inne? — Altenabilirät, mit Vorbehalt des
Grundeigenihums für die größere Geſellſchaft, kann der
Creditcaſſe ſchon Hinlängliche Sicherheit geben. Dann
Slömmt das Nutzungsrecht beynahe den Werth bes Cie
genthums ſelbſt, und man kann ſchon obfgefehr einen
Werth annehmen, welcher dem gleich kommt, wenn
man ganz freyes Eigenthum vor ſich haͤtte. Soll dann
ine Anleihe geſchehen, fo kann, mit Vorſicht, die Caſſe
nicht gefährdet werden, weil bey einer verhäftnißmäßigen
Darleihe, das Gut fofert, nach den oben angeführten
Grundſaͤtzen, verkauft werden kann. Kann diefes aber
"wicht ſtatt finden, glaube man, daß manche Familie bald
son Gütern dann entbloͤßt ſeyn wuͤrde; fo bleiben dem
noch Mittel genug, wie auch fouft manchen Edelleuten
& 3 8echols
102 J XX
geholfen werden konnte. Haben einige doch mit SAL,
wenn fie Hypothekenbuͤcher errichten, ſich aus den Schul
Ben Helfen, oder doch einen richtigen Plau dazu machen
koͤnnen, warum follte ſolches nicht auch Hey andern ga.
ſchehen tonnen? — Das Nutzungsrecht kann aber dann
kein großer Gegenſtand der Sicherheit werden, weil es
gu vielen Ungluͤcksfaͤllen unterworfen bleibt, es ſey denu,
daß die Famiite noch. ſtark, der Stammbaum in Ordnung,
und bey einem guten Regulativ, an eine richtige Abs
tragung zu denken wäre. Wo der Schulden zu viele
And, kann dann nur an eine vorläufige Amortifatien ges
dacht werden, denen aber nothwendig einkhiänkende
Credit⸗Zeſetze folgen mäffen, damit von Seiten der Laffe
Schöffen werden könne, wie foldhes in einer ſehr gluͤck⸗
Uchen Verbindung die Laneburgſche Nitterfchaft mit dern
Heften Erfolge zur Abfiht hat. Das Allodium iſt und
J bieibt aber der Hauptgegenſtand der. Sicherheit. Soll
für jeden einzelnen von Adel, oder Beſitzer von Lehngu⸗
tern, wenn er es bedarf, ein oben vorgeſchlagenes Credie⸗
Such errichtet werden; fo müßte das Allodium in Rich⸗
utigkeit, und die Grundſaͤtze darüber gehöris zuvor ber
Atimmt werden. In einem irgend beträchtlichen Lande,
iſt dieſes ein herkuliſches Werk, daß fih aber nah und
nad zu Stande Bringen läßt, - ft dieſes alsdenn and
einmal feſtgeſetzt, wie viele, ſich verewlgende Procefe,
"find dann nicht für die Zukunft anf Anmal gehoben, da
‚man fih in Kurzem alsdenn von den wahren Kräften uͤber⸗
zeugen kann. Nach Beſchaffenheit des Alodti, kann .
mehr oder ‚weniger, nad ‚den Grüundfägen der Cafe,
darauf hergeliehen werden, Was aber für den Adel ber
—. ſon⸗
—
v5 ‚x03
ſonders wichtig feyn müßte, wäre der almaͤhlige Abtrag,
der jeßt oft verlohren seht, wenn ein. Capital erſt geſam⸗
melt werben maß. Die ParticnlairsJahlungen zu so, zu
2100 Rthir. find dem Gürerbefiger Auflerft wichtig, und
fonnen bier Richt genug in Erwägung gezogen werben.
Mat erfpart fogleich Zinfen für die Zukunft, es reizt zum
mibrerern Abtragen, und zur Sparſamkeit, und die
Schuldenlaſt wird ſich bald merklich vermindern. Die
auf dem Allodio haftende Schuld muß jeder Nachfolger"
Bezahlen, und die Caſſe kann dabey nicht in Gefahr kom⸗
men, da nach dem etwanigen Ausſterben der Familie, dee
kanftige Beſitzer entweder die Caſſe auf einmal befriedts
gen, oder die Caffe'wieder zu feinen Glaͤubiger annehmen
muß. Das beförderte Borttommen mebrerer im Staate,
wird ben Werth der Landgüter erhöhen, und die Caſſe
noch mehr ſichern. In Anſehung der Güter, weiche zu |
ſehr verfchufder find, und wovon die Schulden vor Aus⸗
ſterben der Familie nicht abgetragen werben koͤnnten,
würde der Lehnsherr, welcher gewöhnlich ja auch der Lan⸗
Desherr iſt, wohl dahin zu bewegen fern, das Ganze in
feine Ordnung zu bringen, die Lehne fo lange offen zu
laſſen, bis bie feflgefegten Schulden abgetragen wären.
ine große Inconvenienz, welche daraus entſtehen könnte,
wäre die Einſchraͤnkung des Luxus, in fofern er unver
yeihlich iſt, und daß jeder auf feinen Etat reducirt wuͤrde.
Aber welcher ehrliche Dann würde nicht gern ehrtich
dhandeln, und das feyn wollen, was er.nut ſeyn kann,
wenn ihm die Mittel Dazu gegeben würden, wo er ſich
ſo nur noch an einem Strohhalm vor dem Ertrinken au
retten ſuchen muß? ? — Die don dem
64: ” var⸗
D)
EV Vν
3 ä rges - Ir
zu beſchafende Sicherheit bedarf bey weitem nicht die
Nachforſchungen, welche bey dem Adel erfordert wer⸗
den. Hier iſt kein Lehnsnexus, der uns im Wege ſteht,
kein Allodium, worauf nur Gelder gegeben werben
tönnen. Binden wir gleich in Städten und ihren Ges .
Bieten auch Lehn s Meyer s Eimphptent s Fideicommißs
güter, worauf die Ereditcaffe ihre Sorgfalt gleichfals
au erſtrecken bat; fo iſt diefes doch felten und iß day
Landeigenthum gewöhnlich. frey. Die Sicherheis kann
alfe um fo eher Heichafft werden, als der Werth der
Gebaͤude einigermaßen nach ben. neueren Grundſaͤtzen
der Brandafferuration beſtimmt if. Ks. wärbe aber
Dennoch gefährlich ſeyn, den Brandaffecuratisuswerth,-
als den wahren Werth eines Gebäudes anzunehmen,
da es bekannt if, weicher Misbrauch oft noch bey ſol⸗
chen Angaben ſtatt finder. Taxation und Kaufgelb,
wenn lezteres anders auf feiner truͤglichen Ungewisheit
beruhet, ſcheinen der einzige Ausweg zur Ausmittelung
des Werths zu ſeyn. Nach gelieferten, von gefchwerneg
Taxatoren ausgeftellten,, richtigen Befcheinigungen giebt
Die Eaffe nur auf 3 des Werths Gelder her, weil bie
Hauſer ich ohnehin deterioriren und einen bleibenden
Werth haben. Brennt das Haus ab, fo if die Eaffe
- durch die Afferurationsgelder gefihere, weil mit benfels
ben ein neues Haus wieder gebauer wird. . Bey dem
liegenden Grundſtuͤcken bedarf es gleichfalls einer Taras
tion und zwar nach der Verſchiedenheit ihrer Lage und
Innern Werths. Vefärbertes Gewerbe, Betriebſamkeit
und Anduſtle⸗ verbunden mit einer vermehrten Circu⸗
fatton,
|
t
|
Be 107
nation, Bunen alödenn die Caſſe nur noch mehr ſichern.
Die Gtaͤdte find nach ihrer urfprüänglichen Beſtimmung
nur für Gewerbe und nicht für ten Ackerban. Die
zur Beſtreitung der Landesbeduͤrfniſſe nöchigen Fabriken
bleiben ein Prärogatio derſelben. Nicht ohne Unrecht
. Mt man daher in manchem Lande die Gewerbe auf dem
Lande ih zu fehr verbreiten. Ohne Gewerbe und Fa⸗
Selten finten Städte mit der Zeit zu Dörfern herab.
Sänfligere Grundfäge für die Städte, werben ihre Eins
wohner nicht mehr über Verfall Hagen laffen. Der Eros
dit bed Kaufmanns wird alsdenn vermehrt. Er wird
zur gehörigen Zeit bezahlt, und dadurch gewinnt wieder
ſein Credit beym Ausländer. Er wird immer- ein Waa⸗
zenlager führen können, das zehnmal fein Vermoͤgen
übereige, uud der für feinen Credit nothwendige uns
durchdringliche Schleier wird nie durch die Caſſe ges
waͤcht, da fie ihm nicht mehr giebt, als er ihr wieder
Bezahlen Bann. Genug daß ber Bey zu Darleihen einer
ſolchen Caſſe Hier viel freyer iR, als in allen andern Vers
haͤltniſſen.
Der Landmann
iſt der größte und bey weiten wichtigfte Stand, dem Ich
durch eine Creditcaſſe beſonders geholfen fehen mögte.
Er liege aber in Verbindungen, bie ihn, ich mögte faſt
behaupten, gäuzlih von aller Theilnahme ausſchlieſſen.
Es ift bekannt, was zur Erleichterung biefes Standes
in den Annalen pro und cantra geſagti iſt. Freyheit iſt
"Bas Loſungswort in unfern Zeiten nud alles ruft Frey⸗
beit, da man dach, gleich der Natur, keine Gpränge
mit ide machen kann. Es gilt von ihr, Mas man von
© 5 der
v4
I
u 7 SE
der Abſchaffung der Frohnen fügen kann, daß fie mern
lich mitunter gefaͤhrlich werben koͤnnte, und daB Ahr,
wie man die Frohnen hin und wider wird wiederum efnı
führen mAffen, auch wieder entfagt werden mäßte. Unſer
Landmann, wenn er In ſeiner neuen Freyheit verun⸗
glädkt, hat felten Gelegenheit, fein Unterkemmen zu fins
den. Auf Schiffswerften fann er, ohne Emigration,
nicht arbeiten, in Kohlenbergwerken gleichfas nicht,
und als Matroſe ſich und den Seinigen in allen, Theilen
der Welt Brodt zu verſchaffen, geht auch nicht. Man
loffe daher die Vergleichung mit der engliſchen Freyheit
fahren. Giebt man völlige: Freyheit, ſo entſteht fär
den Staat eine der unangenehmſten Inconvenienzen.
Wie geſchwind und dald werden die Höfe zerſplittere
werden! Und wer ſoll alddann die Dienſte leiſten, die
der Otaat nur von einem Gehoͤfte einer gewiſſen Groͤße
zu fordern im Stande iſt. Ob der Ackerbau auch dabey
verlieren werde, will ich hier nicht unterſuchen, ſondern
nur zu erwägen anheim ſtellen. Die Betteley IE in
Niederſachſen bey weitem nicht das, was ſie in andern
Ländern if, Ich ſchreibe dieſes unferer Verfaſſung zu.
Eine der wohlrhätigften Einrichtungen iſt, eine noch
übrige Folge der Leibeigenfchaft, nemlich die Leidzucht.
an laſſe diefe weg und die Staͤdte verlieren das Praͤ⸗
rogativ, Bettler zu haben. Wie werden manche Lets
denſchaften in biefem oft noch rohen Stande einreiffen,
. "wenn die Vormunbfchaft des Staats, die im Meyers
techt liegt, wegfaͤllt. Ich glaube daher, denen deytreren
"zu mäffeh, weiche nicht für die völlige Abſchaffung des
Meyerrechts find. "Dun ſchaffe nur bie unnägen Zweige
u u ef
erſt weg, alsbann werden bie concentrirten Gäfte dem
Saum ſchon treiben, Waͤre vößige Freyheit Hin und
wieder wohl möglich, wie ich nicht ganz In Abrede fielen
wi; fo muß doc der Bauer nur nach und nach dazu
. „fommen, und twärde ec auf einmal in den Stand ges
fegt, Sonntags fein Huhn mit Reiß zu effen, fo find -
wir Städter gewiß abhaͤngiger von diefem Stande, wie
wie feyn dürfen und müffen. Wan verbinde mit der
Leibeigenfchaft zu ſchwarze Ideen, ohne fie oft zu kennen.
Ste if mannichmal wohlthätig und verſchiedene Länder
tm Norden ausgenommen; ſteht ſich der Landmann bey
ihr beſſer, als da, wo man Pacht getraͤumt hat und
dieſe nicht zu finden if. Bey Gelegenheit meiner Res i
cherchen, über das von mie herauszugebende Meyerrecht
allee hannoͤverſchen Lande, habe ich dieſes oft wahrneh⸗
men konmnen, und die füblihen Lande find Dey weitem
übler daran, als die noͤrdiichen. Aus einer andern
Urſache, als weil die Pacht und römifches Recht fer
her dort flatt fanden, wie in den nördlichen Ländern.
Die Abfindung ber Geſchwiſter und Kinder find den
größten Misbraͤuchen unterworfen. Die Grundfäge
des romiſchen Rechts über Erbſchaften, ſollen hier durchs
aus angewendet werben, welches doch hier nicht moͤglich
iſt. Im Luneburgſchen Mund Höfe, anf melden ſolche
Abſindungen ſeit Jahrhunderten noch haften. Im
Calenbergſchen iſt die Pacht zu hoch geſteigert, als daß
man alles Allodiam, wenn der Hof wicht ruinirt wer⸗
ben fol, bey einer Teilung unfchlagen könnte. Dirfes
hemmt den Credit, und beo den grundherrlichen Rechten
weiß man gar wicht, was der Bauer eigenes hat, will
man
i
ee e 107
—
8 0 ae
| man auch nicht auf das ſehen, was der Landmann dem
Staate ald Bürger, was er dem Geundheren aus dem
Wertrage ſchuldig if. Man hat angefangen bie Groß;
nen in Geld zu verivandeln, und in einzelnen Puncten
su erleichtern und zum Aderbau aufzumuntern. Sollte
es nicht möglich feyn, die Meyerverbindung aufzuheben
und mit einigen wenigen Aufopferungen einen andern
Vertrag unterzufpieben? — Gin Zehntrecht ſcheint
am ſicherſten, weil der Hauer dann verfanfen kann,
wenn er wi, und der Gutsherr dad; zo Procent bes
tömmt. Bringt freyes Eigenthum denn fo großen
Nutzen, ſteigt der Aderbau, nun fo ſteht fih der Gutss
Bere auch gut dahey. Er bat dann nichts mit Remiſt
fionen, wovon der Bauer feiten große Wortheile hat, zu
shun, dee Bauer darf nicht eher einfheuern, Bis der
Zehntherr den Zehnten gezogen hat, der Bauer kann
‚inte dem Geinigen alsdann ſchalten und walten und
einer bekuͤmmert fi dann nicht mehr um den andern.
Unter folhen Beflimmungen könnten Bauerhoͤfe ein
wichtiges Object der Creditcaſſe werben, weil ein freyes,
alienabies Eigenthum da 4}, das einige onera realia hat,
die aber nicht von aufferordentlicher Erheblichkeit dann
find, wenn fie glei den Werth eines Gutes mir beſtim⸗
men. Sch halte dieſes ſelbſt für eine flächtige Idee, die
aber wohl eine nähere Unterfuchung verdiente. Ehe
biefes oder eine. Alienabilitäe des Nutzungsrechts nach
Vereinigung aller guteherrlichen Rechte in einem bloß,
-fländigen Canon aber zu.erwarten ſteht, wie bleibt dem
Bauren ſonſt Huͤlfe zu verſchaffen. Manchem Könnte.
doch
0, 109
boch geholfen werden, wie mir verſchledene Kg und
Beamte darin beyftimmen wirden.
Drfentiche Bekanntmachung des Zuftandes
der Caſſe von Zeit zu Zeit. \
Die muſterhafteſte Adminiſtration, wie wir ſie in den
hieſigen Landen genieſſen, bleibt dem Verdachte, ob fie -
auch wirklich gut ſey, unterworfen, wenn nicht das Pus -
blicum mit den Refultaten, von Zeit zu Zeit, bekannt ges
mache wird. Viele unferer Unterthanen wunderten fi,
daß die Kriegesfchulden noch nicht laͤngſt bezahle wären,
das doch nicht möglih war. Ich beziehe mich Kierüber
auf die Unruhen, welche Frankreichs Revolution, ſo wie
in andern Laͤndern, auch hier bewirkt hat. Es wuͤrde
gewiß unterblieben ſeyn, waͤre es nicht Verfaſſungswi⸗
drig, dem Publico Bilancen zu ziehen, und haͤtten alle
hieſige Adminiſtrationen nicht die Ueberzengung, die
jeder redliche Mann darin hat, daß er redlich handelt.
ODeffentliche Bekanntmachungen der Art vermehren den
Credit unendlich. In England geſchieht ſolches von Zeit
zu Zeit in den oͤffentlichen Papieren, wozu das hannv⸗
verſche Magazin fo geſchickt wäre. In Hinſicht auf. die
Crebditcaſſe hielte ich es für norhwendig. Man würde
eine große Beruhigung hierin finden, der Eredit würde
folider werden, und wäre’s doch auch erſte Pflicht, einem
jeden Gläubiger die Rechnungen vorzulegen. Es amüs
firt nachzurechnen, es giebt eine Art von politiſcher Ge—⸗
ſaafuglele, es hebt den Dationalgarasier, an allem
Theil
x : W;
so Pr |
Theil nehmen zu koͤnnen, wenn man nicht immer vun
einen Flor fieht und es gilt bier, was man von dem
zechefchaffenften Dann fagen kann, feine Rechtſchaffen⸗
heit bat nicht den gehörigen Werth für jeden, wenn
man ihn nicht handeln ſieht. FBW
‚RefervesCaffe. J
Es koͤnnten ſich, zumal wenn alles angeſtellete Geld
durch die Caſſe in Circulation gebracht Wäre, und nicht
ſo leicht wieder herxausgezogen werden koͤnnten, wenn alſo
Leine Capitaliſten vorhanden wären, bie in den Plat
. abgehender und Wiederbezaßlender treten Könnten, Fälle
ereignen, da die Caſſe bey der fofortigen Wiederbezah⸗
lung in Werlegenheit käme, womit fie die ſich haͤufenden
- Korderungen zu befriedigen im Stande wäre, . Nad
beförderten Gewuͤhte iſt mir dieſer Fall fehr leicht denk
Ä . bar. Worauf fol dann die Tafle greifen, wenn z. B.
“son einigen die Zinfen nicht wieder zu rechter Zeit bes
zahle würden, und doch die -Zinien an die Glänbiger
‚der Caſſe bezahlt: werden milßten? — Sie würde in
große Verlegenheit gerathen, ja ihr Credit, bey aller
Sicherheit, die fie haben kann, kann dadurch ges
ſcchwaͤchet und untergraben werden, wenn fie keine Re⸗
ſervecaſſe härte. hierzu würde ich aber daß fürftliche
Darlehn, welches das ganze Inſtitut erſt in den Gang
braͤchte, in Vorſchlag bringen, woruͤber eigene Buͤcher
gehalten würden und wovon die Vortheile nur blos der
Darleiber zu genieffen hätte. _ .
Zu haltende Büder. F
Die durch dieſes Inſtitut verurſachte Regiſtratur oder
die zu haltendea Buͤcher wuͤrden nicht weitlaͤuftig werden,
— wenn
\ " . oo.
EV au
wenn fie nur in gehöriger Ordnung arhalten muͤrden.
Daß ſie mit dem Schluſſe eines jeden Jahre anfgärgen
and neme.an ihre Stelle troͤten, darf ich wohl vicht erſt
erinnern. Wegen der anfangs eintretenden fürklihen _
Darleiha würde ein Buch erforderlich. feym;, weichen bie -
Berechnuug ber Zinfen und Rildliefevung, der Capktalien
‚einzig enthielte. Nieten dieſern Augen jedoch fan, > das
Manual für die Gläubiger der Caſſe. weißes ans
fange jene Berechnung mit dem Faͤrſten mit enthalten
konute, und 2) das Manual für Die Schuldner der
Caſſe, an welche fi 3) das Manual für die Res
ſervecaſſe anſchloͤſſe. Ueher, bie nöpere Cinichtung
ſolcher Manuale laͤßt ſich in einem Vorſchlage nichts
ſagen, do ſolches der Willkuaͤhr zu ſehr Aberlaſſen bleibt. |
Befondere Rechte der Caſſe und einige beſondere
| Beftimmungen. u
| Es kommen noch einige Puncte in Frage, die ſich
‚unter die wenigen angenommenen Rubriken nicht brin⸗
sem lieſſen, die ich daher, weil ſie mit zu meinem Diane
arhören, bier Punctweife vortragen will.
» ürde jemand feine, der Caſſe fepufdigen, Zinſen nicht
innerhalb dem feftgefenten Termine bezahlen; fo wäre
damit eo ipfo daß Capital gelofet und von Zeit des
Werzugt, bi⸗ zur Wiederbezahlung des Capitals zahlte
der Schuldner Zinſen von Zinſen, weil die Erſſe die
Reſervecaſſe angreifen, und das daher genommene
Capital wieder verzinſen muͤßte. J
Waͤre eine ſolche oder ſonſt eine Kündigung gefchehen,
Bas Eapıah wuͤrde aber am ber. befimmten Zeit mit
den
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" —
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12 Zn Y
don Zinfen nicht bezahlt; fo erginge nur von der Cre⸗
diteaſſe eine Anzeige durch einen Laufzettel an die
Obrigkeit und die Geundftäde würden angefchlagen,
- Zinfen. und Zinfes Sinfen ($.1.) liefen fort, und bie
Koften, die niche groß werben koͤnnten, würden nah
befriedigter Geeditcaffe dem Schuldner angerechnet.
Eine Art von militairifcher Strenge macht aufmerks
ſam, activ und dad Ganze würde babey gewinnen,
. 3) Da das anaſtaſiſche Geſetz für den Tredie und Sans
del ein Unding if, und an miehreren Handſungéorten,
3 B. Hamburg, abgefhafft if; fo könnte fie au
bey der Ereditcaffe nicht flatt finden, wenn uͤbrigens
die Ucbertragung nur Hinlänglich conſtirte.
4) Staatsbediente, welche Eaffen in Adminiſtration
haben, können einen Anıheif an biefem Inſtitute
nehmen, weil die Creditcaſſe ihrentwegen nie völlig
gefichere iſt. Es fey deun, daß afdere für Re mie
unverfchuldeten liegenden Eigenthume Birgfchaft lei⸗
ften und foldes verhypotheciren, welche Hypothek
jedocy die Natur aller Efeditcafie : Hypotheken Hätte,
5) Die Ereditcaffe leihet nur auf Grundſtace: fo. wie
die Lombarde auf Mobilien. '
6) Ale Koften, fie heiſſen Zahl s Provifion s Renova⸗
tions, pro Arrha ꝛc. Gebühren und Procente fallen
weg, und das Geld wird auf Koſten der Caſſe an den
Schuldner geſchickt, welches auch bey den Glaͤubigern
eintritt. .
7) Kaͤme die Caſſe mit in Concurs; p koͤnnte ſie zwar nach
der vorgeſchlagenen Sicherheit nie gefaͤhtdet werben,
weil der Werth nicht erſchoͤpft wäre, fie erhielte jedoch
forts
2
_ 00 113
fortlaufende Zinſen und Zinfes + Binfen, weil das
- allgemeine Wohl es erfordern würde. Koſten koͤnn⸗
en nicht für fie erwachfen, die bloße Anzeige wäre
Hinlänglih und die Bücher der Caſſe hätten Bffentlis
chen Glauben, In wenig Stunden müßte das Activ⸗
vermögen überfehen werden können und ohne einmal
„die Edictales zuruͤck zu erwarten, ohne erfk ſammtliche
Active bepgetrieben zu fehen, koͤnnte man zum Ver⸗
Bauf der Immobilien fchreiten und weil die Ereditcafie
die erfien Rechte Hätte, fo wäre ſelbige fofort zu bes
‚ friedigen und der Zinfenlauf,für die übrige Maſſe zu
ſiſtiren. |
3) Wollte man nicht eine terminliche Wiederbezahlung
bdes Capitals nach vorgängiger Loſung, fondern fofors
\
= — — — — — — —— — —.
.
tige verlangte Zahlung verſtatten, alsdenn müßte,
wie in Lippes Detmold, ber Stänbiger der Caſſe fi
wit 3 Procent begnügen, und wäre das ganze eine
„ Procene zum Beften ber Caſſe. Ein gleiches müßte
Statt finden in Anfehung der Eapitaliften die große
Summen hergäben, denn wer fo großes, zu beſtim⸗
mendes Vermögen befigt, der mas ſich auf 3 Procent
beſchraͤnke fehen, und feinen Etat darnach einrichten.
Die Caffe wird deswegen nie Mangel an Zulauf .
haben. |
9) Die für jeden Stand, für jede etwanige beſtimmte
Größe der Summe getroffene Verfuͤgung leidet Beinen
Unnterſchied der Perfon, fobald Sicherheit gegeben
. werden kann. | oo er R " |
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-
12
114 sr
10) Wer von der Crediteaſſe Gerd nime, muß gericht⸗
lich darthun, daß keine ingroffirte Schulden anf fels
nem Vermoͤgen haften, damit den einſtweilig beffere
Mechte habenden Glaͤubigern kein Unrecht burch die
Ereditcaffe geſchehe. Wer ſolche Schulden Hat und
dieſe dey gehöriger Sicherheit, durch Creditcaſſegelder
abbezahlen will, muß die Auszahlung an die Glaͤubi⸗
ger durch die Ereditcaffe vor. einem Notarius gefchehen
laffen und tritt diefe dann in die Nechte der Altern
Glaͤubiger, praefitis praeftandis.
11) Es ift blos ein Inſtitut für Leute, die im Bande
mit liegenden Grundſtuͤcken angefeffen find. Wo die
Hoheit, mithin auch die Inappellabilitaäͤt ſtreitig it,
. wird kein Geld hingeliehen.
Einige Vortheile eines ſolchen Inſtituts.
&s-wärde bier vielleicht nicht am, unrechten Orte
angebracht fepn, die mannigfaltigen Vortheile einer ſol⸗
hen befoͤrderten Geldcirculation, durch alle Zweige zu
verfolgen. Und zu zeigen, wie Induſtrie, Fabriken und
Kandel fi vermehren würden, wie mancher nervigte
Arm den Pflug mehr führen und feinen Unterhalt der
Erde abzwingen, wie der Credit plöglid erwachen und
thärig werden und das Artbarmaden fich fogar bis im
die wüften- Gegenden erſtrecken würde. Allein dieſe
Wortheile liegen zu klar am Tage für den, der der Sade
kundig ift, als daß man nicht den Vorwurf der Weis
laͤuftigkeit zu vermeiden, felbige Hier faſt underäßrt
und dem weitern Nachdenken Aberlaſſen koͤnnte. Man⸗
er Nachtheil wird zwar nebenher mit dataus entſorin⸗
gen,
n _ 075 > BES 5 0 zu
gen, aber man begegne ihnen, und was find endlich
einige Nachtheile ‚gegen die Summe des Guten in eine
Waagſchale gelegt, fo. lange Eatos Republik nur daB
Werk der Einbildung bleiben kann. Bin sich jedoch
gleichwohl von den Vortheilen mit mehrern meiner Leſer
,
ggerzengt, fo wird man mir doch nachfichtsvoll folgende
Bemerkungen erlauben *). Der Werth der liegenden
Grundſtuͤcke wärde-in der Zukunft allen Zweydeutigkei
ten und dem Wanken überhoben werden, die doch mans
chem Diſtriete fo nachtheilig And. Landplagen, wie
man die unvermeldlichen Uebel nennet, wärden den
Edel⸗ und Landınann niche fo fehr zuruͤckſetzen Können;
und der Buͤrger würde ſich nicht weniger dann beffer
ſtehen. Jetzt hat eine Stadt oft, wie z. B. Hannover
das Gluͤck, daß viele Capitaliſten in ihren Ringmauern
wohnen. Dieſe Capitaliſten wollen gern ihr geliebtes
Kind immer unter Augen haben, um das Heranwach⸗
fen deſſelben mie mehrerer Wonne wahrnehmen zu koͤn⸗
nen. Die Concurrenz macht die liegende Grundftäde
firigen, weil jeder wetteifert, fein Eapital Bier unters
gu bringen. Der Käufer bietet kuͤhner, weil er fih auf
den Eaphaliften verläßt. Der durch das Wertelfern
I H2entſtan⸗
*) Unter die Nahtheile rechne ich beſonders, daß bee
bebrodete Bediente feine Gage auf Zinfen an die
Caſſe geben und den Handwerker Jahrelang auf
die Bezahlung wird warten laflen, um bie Zinfen
noch zu geniefien. Der Handwerker muß durch
das Warten den mit Schweiß errungenen Verdienſt
vorerſt verlieren, arbeitet nicht felten dann umfonft,
und der Salarift bereichert fich damit. Auf dergleis _
den Säle ſtoͤßt man ſehr haͤufig.
⸗
1i0 SE
eniſtandene Preis wird unglädhticerieife ffir den weh:
cn Manfflad gehalten. Man nehme aber einmal
einen Augendlid an, bag die Concurrenz, wie do mögs
lich iſt, ſich minderte, daß durch Erbſchaften, Thellun—
“gen ꝛc. Capitalien aus dieſer oder irgend einer Stadt,
aus diefer 'engern Circulation gezogen werden, dann
ſind die Nachtheile unabwendbar. Die Tapitalien find
oft ſchwer, mie Koften, ja gar nicht wieder zu bekommen.
Nicht felten kommt es dann zum gerichtlichen Verkauf.
- Der Deangel des Beldes macht wohlfell, und nun wird‘
die vorige Webereilung , da der Schaden unvermeidlich,
ein Mietglied wohl ruinirt if, erkannt. Koͤmmt gar bie
angeliebene Summe nicht heraus, fo ift der Schade dope
pelt, wozu taufend andere Urfachen concurriren Binnen.
Man muß alle mögliche Arten ſolcher Fälle kennen,
wenn man das Schaͤdliche einer folchen Lage, und das
darans entipringende Ungluͤck richtig beurtheilen will.
Die große Geſellſchaft leidet darunter, der gute Name '
und Credit des Mannes kann auf immer verloren geben,
bie Haͤufung folher Faͤlle kann endlich dem Ganzen dies
jenige Stodung verurfahen, welche der Fall einiger
Kaufleute für den Credit diefes ganzen Standes einer
Stadt wohl nach fih ziehe. Line Stadt kann erfaßs
ren, daß durch eine Folge vieler Aengſtlichkeit, wodurch
Capitaliſten ihren Verluſt nicht vermeiden, ſondern bes
ſchleunigen, nach und nach alle Buͤrger, die ohne geld⸗
reich zu ſeyn, ihr Gewerbe mit hinlaͤnglichem Auskom⸗
men in Haͤuſern treiben, welche fie größtentheile mit
fremden Gelde kauften, wofür fie mit allmähliger Ads
Magung des Capitals die Zinfen fortdanrend entrichten
\ fonnten,
|
\
x
Sonnten, zu Grunde gerichtet werden. J Auf dieſe Art,
fast Hr. Buͤſch *), kann eine Stade ſich Ihrem Ruine
alsbenn fo nähern, daß neue. Zuflüffe ihr wieder aufzu⸗ J
‚Helfen, nicht im Stande find. Ihr Reichthum, der ſo
ſicher und feſt zu ſeyn ſchien, faͤllt in wenig Jahren
wie ein Schaum, und mehrere Foͤlle der Art können dem
Staat auf immer trank maden. Von der ‚Ereditcaffe
Baden wir aber grade : das Begentheil- zn: erwarten.
Sind die gerichtlichen Befcheinigungen ben Erforderniß
fen angemefien ; fo kennet die Eaffe weiter Leine Hinder⸗
niſſe, weil auf fie nichts Einſtuß hat. Sie geht fihern
Schritts ihren Weg, wenn fie nur gehörig bie Zinfen
bekoͤmmt. Ihr Schuldner kann in Meinen Summen
adtragen, und dadurch, daß die Eaffe keinen Einfluß
kennet, dem Schuldner in dubio nie gefändigt wird,
bekoͤmmt die Caffe eine felide Sicherheit, die ihr vom
unendlichen Werthe it. Hr. Buͤſch**) hält es für einen.
ſchweren Punct in der Staatswirthſchaft, dieſem Gange
in dem Verfalle großer Städte ein Ziel zu fegen, und ich
glaube, daß ſolches durch eine. Creditcaſſe in der vorge⸗
ſchlagenen Art minder ſchwer ſeyn wuͤrde, weil wegen
eines im ganzen Lande durchaus gleichen Zinsfußes der
Werth aller liegenden Grundſtuͤcke auf eine Gleichheit
geſegt wird.
Ein unverkennbarer Vortheil leuchtet wohl daraue
hervor, daß auch der Staat von Seiten der Juſtitz dabey |
, gewinnen wuͤrde. Das Pfandrecht, welches fo viele
923 Pro⸗
*) Som Geldumlauf Th.2. ©. 131. 132.
”) S. vom Umlauf des Geldes Th. 2. ©. 138
70,7 117:
I >
sı8 0 u
Proceſſe, bey feiner Schaͤdlichkeit für den Erebit, in um
fere Gerichtähöfe Bringen, würde bey den Rechten ben
Cafie ſehr eingefchränte werden, und daher wenig im
Frage kommen. Wenn vorgefhlagenermaßen jedermannıg
Vermögen fo leicht in einem Gerichtshofe äberfehen mers
den ſkoͤnnte und müßte; fo waͤrde ſich alles In dieſe Ord⸗
nung fügen muͤſſen, und tanfend Streitigfeiten wären
auf einmal abgeſchnitten. Ueber Trennung bes Allodii
vom Lehn konten keine ſich jetzt verewigende Proceffe
entſtehen, weil die Gerichtsbuͤcher alles in der gehörigen
Nichtigkeit, enthielten. Die Mechte der Bauren in Aus
fehung ihres fo mopiflcieten Eigenthums wuͤrden auf we⸗
nige Punkte reduciret, und das von vielen gehaßte Meyer⸗
recht wäre aufgehoben. Manche Leidenfchaften Lünen
aufler Wirkung ,. wenigftens könnten Leine Procefie dars
aus entfichen, weil jegt allgemeines, unbegränztes Bers
trauen der Caſſe Rate fände. Dis Verfügungen wider
Diebſtaͤhle und Heträgereyen würden abnehmen, wenn
fie gleich im StrafsCoder nicht vertilgt werden tönnten.
Wären die Gerichtshoͤfe dann weniger, wie jegt, mie
Sachen überlaben; fo könnte alles künftig mit mehrerer
Geſchwindigkeit abgemacht werden, die Ehicane wärde
gehemmet, und grade das gefchwinde Abmachen der Gas
hen würde das Juriſtiſche des Wechſelrechts, fchleunige
- Zuftig, wenn auch die gefängliche Haft wegfiele, einfühs
ven, und der allgemeine Erebit dabey auch wieder gewin⸗
nen. Es if ein allgemeiner &rfahrungsfog, beſonders
in der Staripit der geiftlichen deutfchen Länder, daß eine
gar zu gelinde Regierung im Contributionsweſen nur
| fanle,
ss ®
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) . ”
0 ML _ „7 7 BE 27°
faule, wollüßige und dumme Menſchen erzielet. Dahin⸗
gegen, wenn die Unterthanen in einer gerechten Gleich⸗
. Beit nad Proportion ihres Gewinns etwas hoch belegt
werben, ſolches mehrentheils zum Fleiß, zur Arbeit, zur
Opeculation, zu neuen Erfindungen ontreibt. Man
- Hönute diefen Sag mit manchen deutſchen Ländern Semeis '
ſen *), in welchen durch eine proportionirte. Erhöhung
ber Abgaben, die (hönften Erfindungen, Manufacturen
und Fabriquen Hlühend gemacht worden. Mach befärs
berten Gewerbe vergröffert fih auch ber Wohlftand,, und,
die Nation wird reicher und mächtiger. Die Geſchichte
der engliſchen Auflagen und der Cultur muͤſſe uns hier
Beyſpiel ſeyn, wo die nuͤtzlichen, ein Auskommen gedene
den, Arbeiten zu dem moͤglichſt hoͤchſten Belaufe gebtacht
find, auch des nutzaren Eigenthums fo viel, als nur ima
mer moͤglich geworden iſt. Der Staat, wie England
davon feit. der Mitte des-vorigen Jahrhunderts ein Ben
ſpiel giebt, der dieſes Gluck am meiſten genießt, kann
es aufs hochſte mit den Auflagen treiben. Kann aber
ein Staat hierunter nichts thun, ſo iſt er im Stillſtande
ſeiner Matt, und er wird über kurz oder lang in Ver⸗
legenheit gerathen, wenn ihn ſeine Beduͤrfniſſe zu einer
Erhöhung der Abgaben noͤthigen. Bereichert, im In⸗
nern aber verſtaͤrkt, wird er auf Beyſtand und fichere
Summen Anſpruch machen kaͤnnen. Und der reiche Uns
terthan wird dann gern. wie der Wirtemberger, mehr Ads
gaben geben. In unfer inappellabeles Land werden aldı
24 U denn
*) Etwas Aber die Regierung der geiſtlichen Staaten
in Deutſchland. Erfatt ©. 3. 17897. ©8409. 410 °
t
120.7.
denn and appellabeln Ländern Summen fließen, und bie
. Kaffe würde dem Fuͤrſten in Nothfall aushelfen koͤnnen.
Minder wichtig fcheine, aber if es nicht, daß der Privat
Gläubiger nicht die Autorität dey der Zinszahlung dat,
tie man ber Credits Eaffe geben konnte. Der Privan
Gläubiger muß erſt Magen, kann alle Inftanzen durch
sehen muͤſſen, und durch die Chicane der Conſulenten
kann der Schuldner ſelbſt voͤllig daruͤber zu Grunde ger
hen. Die Caſſe der Nation hat, wie jede offentliche
2
Caſſe, Hingegen mehr Autoritaͤt. Diefe, wie der gemeine
Mann aus der-Erfahrung weiß, koͤmmt gleich mit bet
Execution. Eben, weil fie ihrer eigenen Sicherheit wes
gen durchgreifen muß, iſt der Schuldner prompter,, und
fhon im voraus auf die Zahlung bedacht. Der Staat
iſt durch ſeine Caſſe alsdenn auch auf dieſer Seite wohl⸗
thaͤtig. Ohne directe jemanden zu’ zwingen, wird der
Nachlaͤßige aus feiner Trägheit geriffen, und muß, um
die Zinfen aufzubringen, arbeiten. Der Schuldner und
der Dörleiher, wovon die Caſſe das Centrum iſt, blieben
auffer aller Verbindung. Alle Nachtheile des Privat⸗
Eredits müßten nothwendig wegfallen, weil der Glaͤubi⸗
ger weiter Leine Bedenklichkelten Haben kann, und die
Caſſe gedeckt if. Bon welchem Mugen müßte nicht das
Abbezahlen in Meinen Poften, befonders für den Lands
‚ mann fegn. Schlechte Erndte fege diefen mitunter fo
zuruck, daß er nicht einmal das Saatkorn kaufen kann.
Die Credit / Eaffe würde Ihm, bey feiner möglicher Weiſe
zu gehenden Sicherheit, Heine Vorſchuͤſſe geben. Ihm
wäre dadurch geholfen, er könnte das Geliehene nach nad
| mag
4
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. 1222
nach abbezahlen, und der Ackerban wuͤrde nicht dadurch
geſtoͤrt. Der Bemittelte wuͤrde durch die dritte Hand
ſeinen armen Mitunterthanen zu Huͤlfe eilen, und beyde
ftunden ſich gut dabey. Jetzt kann her Schuldner keine
Particutair⸗Zahlungen leiſten, weil der Contract nie dar⸗
auf eingerichtet werden, und der Glaͤubiger ſich auch nicht
dayn verſtehen kann, weil ihm bie Meinen Abtraͤge wieder
nicht nutzen. Beyde ſind in Verlegenheit, und mancher
Schuldner koͤmmt nie aus ſeiner Schuld, weil ihm die
ganze Summe zu erſparen, und auf einmal abzutragen,
‚au ſauer wird, auch dies Erſparte bey Gelegenheit —
und wer hat wohl nie dieſe Erfahrung gemacht! — an⸗
gegriffen wird, und er fein Interuſurium davon ziehen
Bann. Die Ereditcaffe wuͤrde ihm aber nicht lofen, wenn
er bie Zinfen gehörig abtruͤge. Die Furcht vor Kündis
‚gung, welche tim von Seiten des Privat⸗Glaͤubigers
ammen Bevorfteht, fiele weg, er wuͤrde dann viel gluͤckli,
‚her arbeiten, und ruhig auf fein Ziel losgehen Binnen.
Manches Gefhäft koͤnnte gemacht werden, wenn Geld
‚zu jeder Zeit zu Haben wäre, und zuruͤckgeliefert werden
Bunte. Jetzt geht ein Theil des Gewinnes für Provi⸗
fion und Höhere Procente dem Arbeitenden verlohren.
Unter den befondern Rechten der Ereditcaffe iſt gefagt,
daß die Ereditcaffenur auf liegende unbewegliche Grunds
ſtucke Gelder hergeben würde, wie die Lombarde auf Mos
Bilien gäben. . Vielleicht, wenn ſolche Einrichtung pa,
triotiſche Unterſtuͤtzer fände, lieſſe fich der Caſſe auch eine
Generalinſpection über die. Lombarde geben, und dieſe
im allen wur irgend betraͤchtlichen Städten angebracht,
— 95 . wir
128 aan
wöärden den Wucher ſchon genug, hemmen, wenigſtens
mehr, wie alle Strafgebote Joſephs. Der- Zinfenfuß
würde durchaus beſtimmt und gleih, und alles Wan—
kende beſſelben fiele weg, Der Beduͤrftige wäre danu
nicht mehr in den Händen einer Claſſe von Menſchen,
die ſich kein Gewiſſen daraus machen, ihn bis auf das
Blut auszufaugen. Dos Militairiſche der Strenge und
Ordnung, welche hier einträten, daß jede preuſſiſche
Caſſe fo refpectable macht, erhielte manden ehrlichen
Manne feinen ehrlihen Namen, der oft nur verloren
geht, weil die Nachficht der Obern ihn verfüßrt. Und
wenn wir denn am Ende in unferm eigenen Haushalte
alles in Ordnung hätten, würden wir dann nicht au
noch von Seiten der Caſſe, Gelder nah Medienburg
fenden und die Zinfen ins Land ziehen können? —
Zu vL
Stof zu Betrachtungen für Herrſchaften,
in Ruͤckſicht ihres Einfluſſes auf das
Verderben der Hausbediente.
as Spruͤchwort — wie der Herr, ſo der Die
ner, — gilt auch umgekehrt in einer ſehr wichtie
gen Gedeutung. Gar. viele, wo nicht Die mehrfien Bes
diente, ſezen Denkungsart, Sitten und Lebenswandei
fort, weiche fie in der Linree angenommen haben, wenn
fe nach gewöhnligem Sprachgebrauche, ihre eigenen
Herr
u Dre a3
Seren werden, nnd unzählbare, ſowohl volitiſche ale
wmoraliſche Uebel entſtehen aus dieſer Queſle.
Faſt kein einziges von den vielen Triebraͤdern in
Der großen zuſammengeſetzten Staatsmaſchine drehet ſich
um, woran nicht, wenn gleich nur mit-entfernter Kraft,
die Hand eines geweienen Lioreebedienten mit arbeiten
hilft. In allen Departements der hiefigen Lande, wers
‚den die unteren Geſchaͤfte von Perfonen jenes Stan⸗
des beſorgt. Wäre ihnen dabey weiter nichts anvers.
trauer, als das Aufwarten in den Verſammlungen der
Collegien oder das Mundiren der Concepte; ſo wuͤrde
es weniger als jetzt der Muͤhe werth ſeyn, ernſthafte
Betrachtungen über die Bildung dieſes Standes anzu
ſtellen. Man überliefie es alsdann allenfalls dem Bar .
tyriker, feine gute Laune gelegentlich einmal an dem
anmaaßlichen Wie zu.üben, womit zuweilen dergleichen
Leute wichtige Verordnungen publichren, Bedlenungen
vergeben, Candidaten abweiſen, Streitſachen entſcheiden,
Berwitfe und Begnadigungen austheilen. Dieſe und
aͤhnliche Thorheiten find dem Dienſte an ſich und dem
Staate eben, fo unfhädlih, als es für den Verfaſſer
und dad Gebiet der Wiſſenſchaften feyn wärde, wenn
irgend ein Setzer erzählte: „wir arbeiten anjegt an
unſer Kritik der reinen Vernunft,” „ober wir find
‚eben mit unſer Gefchichte des fiebenjährigen Krieges
fertig geworden.” Der Setzer kann darum doch ein
fehr guter,“ näglicher Arbeiter ſeyn, und wahre Vers
dienſte in Abſicht der Correctheit bes Drucks haben, der
Werth des Sucht verliert nichts durch dergleichen
on Ä era
124 re | |
Ad J
Spracfehler, und fie machen die Rechte der Autorſchaft
weniger verdächtig, ald wenn Johann die Jugend in
dem Haufe einer oder der andern gnaͤdigen Herrſchaft,
bey der er dient, unſere Kinder zu nennen, fi die
Erlaubniß nimmt.
Allein e6 giebt mehrere Hunderte von weit wichti⸗
geren Stellen in den hieſigen Landen, die von Perſonen
aus der Domeſtlkenclaſſe verwaltet werden. Dicht ger
rade wichtiger an Anfehn, Würde und Einnahme; aber
fehr viel wichtiger, wegen der Damit verbundenen Nechte
und Pflichten, und des ans ihrer Anwendung entfprins
genden unermeßlihen Einfluſſes anf Volkagluͤck und
Volksbedruck, auf Staatsheil und Staatöverberben.
Jener Stand If es, der einem betraͤchtlichen Theile
der Jugend aus den mittlern und niedern Claſſen die
erften Lehren der Religion und Moral beybringt, an der
Aufllärung ihres Werfiandes, an der Bildung ihres
Herzens arbeitet. Die ganze Form des Volkscharacters,
sehet alfo mit ans ihren Händen beryor. - Auf ihnen
herußet mit, der gerade Wuchs und die Werkräppelung
‚vieler taufend natärlihen Anlagen zum Guten und
Boͤſen. Durch fie wird ein fehr großer Theil ber
Gtaarseinkuͤnfte erhoben. Ihre Ordnung und Nach⸗
laͤſſigkeit, ihre übertriebene Strenge und Weichlichkeit
bey Erhebung der Öffentlichen Gefälle, kann zum Wohl⸗
ſtande, zum Verfalle der Wirthſ⸗ ft, und sur Armuth
‚ganzer Diftricte, Aemter und Oriſchaften aͤußerſt vieles
beyptragen.
Die lezten Handreichungen der erecutiven Gewalt
werden von ihnen verrichtet, und die Vollziehung faſt
aller
Me „V. \ Bu 125.
\ 1
aller Polizeygeſetze ſtehet unter ihrer unmittelbaren er⸗
fen Leitung. Ihr chätiger Eifer, rechtſchaffener guter
Wille, und unbeſtechliche Treue, kann den Geſetzen eine
wohlthaͤtige Kraft geben, weiche die regierende Mache,
weder. buch Wichtigkeit der angemendeten Gründe,
noch den Schmud der gebrauchten Worte, noch bem
Ernf der beygefügten Drohungen, ihnen mitzutheilen
vermag, Adtet der Unterdediente nicht darauf, ob die
in feinem Bezirke vorgehende Kandiungen geſetzmaͤſſtg
find oder nicht, oder colludirt er gar mit ben Uebertre⸗
. ten; fo mas der Gefeggeber ganze Folianten voll dep
weifeten, pafiendften, ‚heilfamften Verordnungen Hera .
„ausgeben, fie werden fo wenig wuͤrken, als das forgs
— — — — —
faltigſt gewählte Recept des beſten Arztes, wenn der
Krankenwaͤrter verfäumt, dem Patienten die vorgeſchrie⸗
bene Medicin zu reichen, oder ihm gar die Gefälligkeie
erzeigt, fie heimlich wegzugieſſen. Auf der andern
Seite aber können auch bey ihnen die Geſetze oft fo ges
faͤhrlich werben, wie die ausgeſuchteſten bibliſchen
Sdpruͤche, in dem Munde eines Religionsſpoͤtters.
Herrſchbegierde, Ligennug und Gefähllofigkeit, geben
taufendfältigen Anlaß, daB fie durch Mißbrauch der
Geſetze die drüdendften Tyranneyen ausüben, die aus
mehreren Urſachen im Stillen erduldet und beſeufzet
werden, ſelten aber zur Kenntniß derer gelangen, welche
mit groͤßeſter Bereitwilligkeit Huͤlfe dagegen gewaͤhren
würden. Der gemeine Dann hat uͤber den Punct gar
keinen Glauben an befiere Zeiten, fondern leidet gerne,
wenn ex nur hoffen darf, daß es nicht fehlimmer wird.
GSehr
⸗
!
126 -
\
Sehr - aufrichtig bekannte einſt dieſen Volksſinn ein
Bauer ſeinem wenig beliebten Voigt, dem er mit Bert
dem Haͤndedruck recht langes Leben wuͤnſchte. „Bie
ſo, fragte jener, in ber Erwartung einer fhmeicheluben
Antwort, „was hast ihre denn an mie, guter Freund,
daß es euch lieb feyn würde, mid noch länger zu behal⸗
ten?,, „Ad. Herr,, erwieberte der Bauer ganz unver⸗
ſtellt, mit redlichem Geſichte, „wir wiſſen es nun ein⸗
mal, daß es mit jedem neuen Voigte ſchlimmer zu wer⸗
den pflegt. Sein Vorgänger tangte ſchon weniger ald
der, deffen Stelle diejer einnahm, und Er ift wieber
ſchlimmer als jener; wir beſorgen daher, das Uebel
möchte mit jeder Veränderung noch größer werden, und
fehe Er, lieber Herr Voigt, darum wuͤnſchen wir, daß
er recht alt bey und werde,
Wenn ich nun gleich, wenigftend bey guter Ver—
dauung, und fo lange mic feine Gichtmaterie auf den
Nerven liegt, nicht zu den Propheten einer fortiteigens
den Gradation bes Uebels gehöre, welches Bediente der
vorgedachten Art anrichten; fo ſcheint· mir dennoch diefer
Stand, anhaltender und oft wiederholter Betrachtun⸗
gen, bedärftig und werth zu feyn. Mit dem großen
Intereſſe, welches hiebey die ganze: Menſchheit und der
Staat in Ruͤckſicht der guten oder ſchlechten Verwaltung
ihrer Dienfte hat, vereiniget-fih auch noch dieſes, daß
ſehr Häufig die niederen Stände ihr Beyſpiel zum Vor⸗ .
‚ bilde nehmen, und die Höheren Claſſen der bürgerlichen -
Geſellſchaft, wiederum aus ihren Familien recrutirt
werden, Wer alles das in Anſchlag zu bringen verſteht,
and
«
ev. 127
und es dann mit Aufmertfamfeit Beobachter, wie fehr-'
vieles die Herrfchaften zu dem .unläugbaren weit aufs
gebreiteten Verderben bee Domeftiten beytragen,. der
kann den Gegenftand einer oͤffentlichen Erörterung nie
unwuͤrdig finden.- Man iſt fon in mehreren Journalen
bamit vorangegangen. Allein die Materie has mans
cherley Geſichtspuncte und wird daher nicht fo. leicht ers
ſchoͤpfet, daß es fhon überfläffig wäre, fie noch weiter
au beruͤhren. Manchen Wahrheiten geht es, wie den.
Mahndriefen bey boͤſen Schuldnern, wovon die erſten
kaum flachtig angeſehen, die nachherigen allenfalls mit
etwas mehrerer Aufmerkſamkeit betrachtet, und doch
wohl nicht einmal ganz auf öͤftere Wiederholungen be⸗
folget werden.
Um indeſſen den Umfang: diefer Abhandlung imdgr
Heft zu beſchraͤnken, mird hier nur allein von: ſolchen
Bedienten die Rede ſeyn, welche zu oͤffentlichen Aem⸗
tern dereinſt beſtimmt find, oder Hofnung haben. Bey
Gegenſtaͤnden aber, welche aus dem gemeinen Leben
hergenommen werden, geraͤth man gar zu leicht in
Mißverſtaͤndniſſe. Dieſen auszuweichen, mache ich
daher noch bemerklich, daß alle hier aufzuſtellende Beob⸗
achtungen aus ſehr vielen Haͤuſern der vornehmſten
Städte des Landes abſtrahirt find, und vielleicht in kei⸗
nem eingigen berfelben , die ganze Summe zuſammen⸗
ereffen moͤge. So gerne ich -von der Seite üble Deu
tungen vermeide ; fo fehr viel wichtiger iſt es mir jedech,
ſolchen in Abſicht der rechtſchaffenen Maͤnner zu ent⸗
gehn, die ans Privatdlenſten Öffentliche Aemter erhalten
haben,
f
i28 vVvw⸗e⸗.
haben, und ihrem vorherigen Stande, wie fich ſelbſt zur
Ehre gereichen, für die Menſchheit und das gemeine
Beſte, mit ruͤhmlicher Thaͤtigkeit würken. Sch. kenne
ihrer mehrere, berem verbienfilichen Werth ich deſto
Br er ſchaͤtze, weil fie ohne den Genuß der Vortheile
feinen Erziehung fich ſelbſt gebiidet Haben, unb
. nn n grofen Gefahren ihres vopherigen Standes mit Pius
ger Vorſicht entlommen find, Es wird alfo nice mie
Aumendung auf einzelne Subjecte, fondern nur im Als
“gemeinen behauptet, daß wolläfige Lebensart, Leichter
Verdienſt, Mangel an Hinreichender Beſchaͤftigung und
Dünfel, wozu ‚bie Herrſchaften ihren Bedienten (Seles
genheit geben, nebſt verſchledenen anderen Urſachen, die
traurigſten Folgen durch dieſe Claſſe von Menſchen, auf
einzelne Familien, den Staat, und die ganze menſchli⸗
he Geſellſchaft verbreiten. Der Fehler iſt wohl unter
allen am wenigften herrſchend, daß die Zunge der Dos
meſtiken durch gar zu gute Koſt verwoͤhnt wird. Weie
haͤuſiger findet man alle Kanſte der Oeconomie darauf
gerichtet, durch ſchlechte oder unzureichende Bekoͤſtigung
der Domeſtiken, andere unnuͤtze Berſchwendungen wies
der zu vergäten. Nicht ſelten muß es der Kaͤchenzettet
für das Gefinde wieder eindringen, wenn bie gnaͤdige
Game erwa einen Theil der Saushaltsgeider am Spiels
tifche verloren Hat, oder auf neuen Kleidverfhmud ges
Benert ift. Nicht felten Haben Domeſtiken zur Eſſens⸗
zei Urſache, ſich in den Platz eines lieben Schooßhund⸗
qaens zu wuͤnſchen. Doc würde au bey uns ber Vor⸗
wurf zuweilen ſtatt finden konnen, ber in dem Tableau
N un de
- PER 129 °
de. Paris ben. Aauſern der Großen baräßer gemocat
wird, daß die Domeſtiken beit, heſſer geſpeiſet werben,
ala der arbeitende Bürger ſich bekoͤſtiget. Oefterer aber
perlaiten Herrſchaften ihre Domeſtiken zum Wohlgefal⸗
| Ien on überflüffiger Kleiderpracht. Sie dulden es nid u
blos, fondern billigen es ausdruͤcklich und gebrauchen
206 andere Aufmunterungsmittel dazu, daß die Bu
dienten ſich auſſer der Livroe eine eigene vollſtaͤndige
Gartderobbe halten, ſehen es gerne, wenn die ganze Un⸗
lerkleidung von Seide oder ſonſtigen in die Augen fal⸗
Inden Zeugen getragen wird, und wenn fie um einige
Kochen fpäter als ihre Herrſchaftea, jede neue Mode‘
mit Hemdesnadeln, Uhrketten, Schnallen und derglei⸗
hen Putzwerke nachahmen. Sollte das Ungluͤck moͤglich
ſeyn, daß einmal alle Eremplare des Mode Journals
vernichtet würden; fo tönpte man zu den Kupfern bie
_ Modelle in den Kieiderfchränten ber Bediente wicbers
finden. Kaum war dur dies lehrreiche Werk, die
Bitte, 2 Uhren bey fi au führen, oder Die Merkmale
davon fehen zu lafien, bekannt gemacht, wie ſchon viele
Bediente ſich damit zierten , und nicht wenigen aus deu
heren wud mittiscen Staͤnden bierin zuvorkamen.
Je leichter die Koſten hierzu verdient werben, deſto
- Weniger verurſachen ſolche unnäge Ausgaben, für Gas
ı den die an Ah gar feinen, oder nur ſehr geringen vers
Nuglichen Werth Haben," einiges Bedenken. Es sit
‚ water den miebrigen Bolksclaffen faſt allgemein die
Regel, daß ein Eewerb ohne Brühe, am geſchwinde⸗
Aa wieder verzehrt wird. Chemalige Bedlente/ die
(Munst, sedahes. se) SS. ſich
2)
U PN
ſich mie 8 bis 10 Kehle. Lohn, und einigen Trinfgels
dern behelfen mußten, behlelten weit mehr übrig als
folhe; die jährlich auffer dem Lohne noch anf zo, 20,
30 und mehrere Rthir. an Kartengeld rechnen dürfen.
Gewiß tft es für die wenigſten unter ihnen wahres
Std, daß die Herrſchaften recht forgfältig darauf den⸗
Ten, dieſe Einnahme moͤglichſt eintraͤglich zu machen,
und dennoch haftet der Trieb bey ſo vielen. Es giebt
Haͤuſer, woraus Einladungen zu Geſellſchaften weiter
nichts in ſich faſſen, als die ſtillſchweigende Bitte um
einen Beytrag zur Kartengeldscollecte. Mancher Ges
neral iſt nicht fo verlegen bey dem Entwurf eines Plans
. zur Schlacht, ale oft die Herrſchaft und ihre Bebienten
bey dem Anordnnen der Spieltiſche auf dem Einladunges
zettel, wenn Gäfte unerwartet aushleiben. Der ganze
Glanz großer Geſellſchaften, wird nicht mehr nad der
Zahl oder den Eigenfchaften ber Säfte, fondern lediglich
nad) der Summe der Spieltiſche gefchäget. In der ges
ſtrigen Geſellſchaft waren Spieltiihe, — ich habe der
ren heute, — und wieviel. werden morgen bey ihnen
ſeyn? das find Redensarten, die in dem Eirkel ver
großen Welt täglich vorfallen, und genau erwogen, iſt
bie vorzüglichfte Urſache, warum man zumeilen durch
einen wahren PDießsang 'die Säfte sum Spiel noͤthiget,
feine andere, als den Bedienten das vorher calcnlicee
"Spielgeld zu verfchaffen. In allen großen Gefellichafs
‘ten finden fi gewiß immer einige, welche gerne. vom
Spiele frey Hleiben, und weit mehr Vergnügen in mun⸗
teren Geſpraͤchen, ale am Spieltiſche genleſſen würden,
wenn
DPA . 131
wenn ihnen nicht das Verfagen der Annahme der Karte,
als Undank gegen die Ehre der Einladung angerechnet
‘würde. Keineswegessverthte ih jedoch) Parum bie
Sitte des Spiels in großen Geſellſchaften. Ich erkenne
- :fie vielmehr‘ für unentbehrlich, -und ſchaͤtze aus eigener
"Erfahrung. das Spiel, als Mittel zur Erholung von
Serdäftın, und zur Zerfireuung bey Widerwärtigkeiten.
Allein ber: Gewohnheit, es zur Binanzoperation für die
Sedienten anzuwenden, glaube ich den gerechteften
‚Zabel fchuldig zu ſeyn. \-
Auſſer dem leichten, ‚immer wiederkehrenden Ge⸗
winne des Kartengeldes, der im einigen Haͤuſern jährlich
:fo fiher einkoͤmmt, wie die zuverlaͤſſigſte Leibrente, giebt
den Bedienten auch Mangel an Geſchaͤften ſehr ſtarken
— — — — —— 75 —
„Reiz zu ſchneller und unnutzer Verzehrung. Das ganze
Tagewerk it bey vielen Herrſchaften mit etwa 4 Stun⸗
nen abgethan. Die übrige Zeit wird im Muͤſſiggange
‚verbracht. Daher Haben dann Bediente du bon ton,
des Morgens ihre Beflimmten Zufammentänfte zum Des
jeuniten, welche zu eben der Zeit angehen, da fich die
CCollegien verfammien, und des Abends ihre Klubs oder
..herumziehende Spielgefeflfhaften, worin zumeilen ans.
fehnfliche Summen gewonnen und verleren werden. Ans
+ jeget find zwar auch Lefegefellichaften unter ihnen uaͤblich,
die bey einer guten Auswahl von Buͤchern großen
NMutzen fliften fönnten, wenn es aber hieran fehle, noh.
‚weit mehr Wedel als fonftige Zerfireunngen anrichten,
Mit diefen verderblichen Sitten vereiniget fi dann
gar leicht. auch noch ein ‚fchädlicher Dünkel, Täglich
hören und ſehin ſie, welch ein großer Werth in den Uns
32 terſchled
132: Br 7
terſchied des Höheren: und niederen Stanbes und Dam
ges gefster wird. Sie werben gewahr, daß ber Yimgang
Ihrer Herrſchaften, lediglich hiernach, ohne Märkfix
auf periönlihe Vorzüge, genau abgemeffene renzen
bat. Sie beobachten Die immer gleiche Ordnuug, worin
J die Geſellſchaften ‚sur Tafel gchn, und bey den Gpielik
en zufammsengefeges werden. Sie werden belehrt, die
vorgelegten Speiſen genau nad dem Range
herumzutragen. Es giebt Debiente, bie Kiezu fe
vortreflich abgerichter find, daß fie weit beſſer im einem
Gramen Aber Ernſt Auguſts Rangregiiment, als uber
Die so Gebote beſtehen würden, und ſelbſt die Dräamcem
des unbeflimmien Ranges wiſſen fie mit bewunbernds
würdiger Feinheit aufzuloͤſen. Gewohnt ſich in allen
Stuͤcken, wenn nicht wie das Gegenbild, doch als Ben
völlig Ähnligen Schatten ihrer Herrſchaften angufehen,
finn es nicht blos ihres Gieichen, fondern alle von dem
Umgange mis jenen ausgefchleffene Menſchen, wege
gen fie ſich erheben zu härfen glauben. Der Titel ber
Herrſchaften wird aud von ihnen geführt. Vep großen
Gaſtmalen testen fie forgfältig nach dem Range und bar
Auchennisär dee Herrſchaften ins Speiſczimmer. . ah
gen zwey von ungleichen Range zuſammen in einem Bas
gen, ſo Melt ſich der Bediente deſſen, den dem erſten
Rang hat, gewehnlich zur rechten Hand. Ja —
bey ihren Vergnuͤgen entſcheidet Der Rang der Herrſcha
den Zutritt der Theilnehmer. Wann die Dome
bes erſten Ranges Pickenik haben, alsdann wird kein
aus der Claſſe des. zwedten Ranges zugelaſſen, und fi
u fe glei Bruͤder oder Samen zufammen ſeyn.
_ ſe
}
0, u 243°.
fo wäre doch fo gut wie Bey ihren Herrſchaften eine folge.
Bermiſchung für Die Geſellſchaft unankändig. Cine
Ausnahme von biefer Regel gilt daher als etwas ſeht
+ wichtiges. Wie lächerlich ſich das zuweilen äußert, dar⸗
Aber mag folgendes Beyſpiel ſtatt mehrerer anderen zum
| — gereichen. Der Bediente eines Secretaire,
Sam zu feinem Herrn, und bat ih bie Erlaubniß aus,
"ein erhaltenes Pickenit⸗ Zettel unterzeichnen zu dürfen.
3 gehare zwar eigentlich nicht dahin, denn es ſind
„nur Bediente von Näthen in der Geſellſchaft, aber man
. ‚hat mir die Ehre angethan, mich mit einzuladen, und _
du barf ich wol nicht ausſchlagen,“ fügte er als drin⸗
genden Bewegungegrund mit einer Miene hinzu, die
den Sedanken verrieth, daß auch feine Herrſchaft durch
ſolcht vermeintliche edeend e erzunt eine Otuffe höher
‚ Binaufgerä@t würde, _
Meben jenen und anderen allgemeinen Auläffen. |
zum Duͤnkel, eirhalt aber derfelde noch vorzüglich bey.
Denen Bedienten Rarfe Nahrung, welche den Binder und
Life s Schlüffel zu den Spragzimmern der Herrſchaften
führen, und im Vorgemach, glei den GößenPrieftern ·
das Opfer der Ehrerbietung fih zueignen, welches bes
Brängte Suppficanten der Herrſchaft darbringen. Man⸗
cher guten Sache, und redlichen, aber des Weltlaufs
ankundigen Sollicitanten, tönnte fehr damit genuͤtzet
verden, wenn über ihr Verhalten gegen dergleichen Bar -
. diente, hey liner neuen Auflage der Umgangs, Regeln
des Herrn Baren von Rnigge, mehr Belehrung gege
ben würde, ars man jetzt in dem Werke Haven findet.
33 | Belt .
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*
Den ee... EEE ne ei
⸗
134 | DRAKE
Weit wichtiger wäre es jedoch noch, ben Schabden
zu verhuͤten, der daher entſtehet, daB die Bediente des
erften Ranges, fo leicht alle.aus den falfchen Begriffen
angebobrner Vorrechte herrüßrende-ihiefe Ideen am
zunehmen pflegen. Sie familicrifiren ſich Häufig, wie
ihre Herrfhaften mit dem Gedanken, daß der Staat
ihnen durch einträgliche und gemäcdliche Beſoldungen
dienen muͤſſe, fie aber keine Verpflichtung Haben, dafür
möähfame, dem gemeinen Weſen nägliche Geihäfte, zu
leiften. Es ſcheint ihnen gleich ihren Herren, fchon ein
hoher Grad der Befcheidenheit zu. feyn, wenn fie bey
Ausübung der Rechte des ſchoͤn geihmädkten Pferdes, in
der. Gabel, auf das neben ihnen herſchleichende ſchwer be⸗
ladene Laſtthier, keinen verachtenden, ſondern nur einen
mitleidigen Blick herabwerfen.
Hiermit vereinigen ſich aber auch bey dieſer und an:
‚Deren Elaffen ber ‚Dienerichaft ‚ no mehrere fonftige
Gelegenheiten dazu, daß fie leichtſinnig alles Gefühl von
Pflichten gegen ben Staat eriticden. Nice felten wers
den fie zu Werkzeugen der fo häufigen Defrauden ges
braucht, und ein betraͤchtlicher Theil von ihnen, lernt
bey Commißionen, weiche mit freyer Bewirthung verbuns
den find, die im’ olenteften Sorderungen, an den hert⸗
ſchaftlichen und LandesrCaffen machen. Sie verlangen,
daß vom Morgen bis fpät in die Nacht der Tifch gedeckt,
mit Speiſen und Getraͤnken reichlich verſehen ſeyn muß,
und aͤußern ſehr lauten Unwillen, wenn ihre Lüfte von
einer oderder andern Seite nicht voͤllig befriediget werden.
Man Hat Beyſpiele gehabt, daß bey folchen Worfällen,
bes Deorgens Magenftaͤrkende, zum Mittagseſſen gute
Tafel⸗
ı.
\ .
. _ Zu 135
4
Lafel⸗Weine, und am Sohluſſe bes Tages warme Abend⸗
Getraͤnke von den Bedienten gefordert worden.
Was laͤße ſich nun von venten erwarten, wach⸗ aub |
biefem Strohme des Verderbens ſchaͤdliche Grundſaͤte
und Sitten eingeſogen haben, wenn fie ein Glied in der
langen Geſchaͤftskette der Stantsangelegenheiten ergrei⸗
fen? Eame es nur auf Verſtands faͤhigkeiten hierbey an,
die finden ſich nach weiland Rabeners Zeugniſſe, von
ſelbſt. Nicht ſo leicht aber folgt dem Amte arbeiter
Wile und Neigung. -
Gemeiniglich zeigt ſich diefet ſchon so. der "een
Einrichtung des Haushalts, welche oft den Grund pu
‚den traurigſten Schickſalen enthaͤlt, deren ——
ſich nie ganz damit endigen, wenn die handelnden Hauptt
- perfonen von dem öffentlichen Schaupfage abtreten.
‚Das Ameublement ſoll mit der Garderobbe harmoniren, |
geſchmackvoll eingerichtet, und wenigſtens dein unterſten
Gewande von den hohen Begriffen des abzulegenden
Standes angemeſſen ſeyn. Haͤtte uns Merian von
dem Inneren der Wohnungen feiner Zeiten, wie von
dem Arußeren, Abbildungen hinterlaſen, man würde
an ihnen jenes noch weniger, als diefes wieder erkennen.
Der Kuͤſter Hat mehr Meublen Bedürfniffe als vormals
der Here Paſtor, der Canzelliſt iſt nicht mehr mit dem
Nuͤfrleden, was ehedem einem Rathe genug war, der
Holzknecht uͤbertrift hierin den Oberfoͤrſter aus vergan⸗
genen Zeiten, der Einnehmer den Inſpector, der Voigt
den Beamten, und ſo sr ed in allen übrigen Ähnlichen
ciaſen. | _
& N " Mit.
136 |
Mit Schulden wird alsdann gewöhnlich angefans |
gen, in der Sewärtung,, daß ber leere Beutel fidh Immer
mir verhin, van ſeibſt, ehne Mahe ums Arbeit, wieder
füllen werde. Die erheirathete Kammenungſfer bringt
zwar einen großen Reichthum au Eleidern und aubeven
Pusbſachen Ins Haus, aber kein Geſchick and Neigung
zu sewinnenden Geſchaften. Die Grau Ferſterin ober
Wobgtin laͤße allenfaus eine In der Kette verwicdhelte Ruh
krepiten, um bie oben ans. dem Waſchmittel der Gräfe
Eglington gereinigten Hände nit zu Sefubeln, ober
vor ihren. Angen einige Hübner vom Hofhunde auf beim
‚Mifte zerreiſſen, aut Furcht Ihre Parifer Schnuhe zu vers
herben, odar fichet es wol gelafien an. daß Schweine im
Kartoffelnfelde herumwahlen, weil die ſeidene Pelegrine,
womit ſie einhergeht, im Regen Schaden nehmen mäds
te. Dem Monne gefällt die Grau nach immer zu gue im
dem Anzuge, worin er fie als Liebhaber zu ſehen gewehnt
war, er erträgt alfo ganz willig, daß fie ih um nichte
hekummert, was damit disharmonirt. Auch ſchweichelt
os feinem Etolje, wenn er e⸗ hierdarch anderen zudom-
thut, welde eigenes Nachdenken oder Erfahrung zu. eis
nem klageren Getragen gebracht hat. Die Augen über
ben verwirrten Haushalt oͤfnen ſich erß darch den Druck
ber. Schalden, Dun wird Hulfe geſuchtt, ober ſolche,
welche die Noch noch immer vergrößert. Mißmuth ver⸗
urſachet dann, daß die Dienſtgeſchaͤfte ſchlecht im Acht
genommen werden. Mangel und Hunger verleitet das
bey, wenn der Dienſt Gelegenheit barbieter, zum Nach⸗
theil des gemeinen Beſten, pflichtwidrigen Erwerb zu
| ſuchen
L 0), Ze}: z
ſuchen. Kinder werden in ber Schule übel behandelt
aber verſaut, wenn die Bitern ſich nicht durch oͤftere
GBefchent⸗ gefaͤlig machen; bie Naturaldienſte, weiche
die Uuterthanen leiſten muͤſſen, erleichtert und erſchwert,
vbezahite oder unbelohnte Gunſt; man treibt Hebungen
zur Unzeit ein, oder glebt nagebahrliche Nachficht, ſo
te Bier Beytragenden bie Kunf verſtehen, ſich die Liebe
vr Sinnchniers zu erwerben, oder hierin unerfahren-
Mb; Defraubanten, bie ein fortgehenbes Gewerbe hier⸗
ons machen, bleiben verſchwiegen, weil der Wifitater anı
Seltenden Sewiun voniäuen zu hoffen Hat, amdere, die‘ -
bey einem nur zufälligen Verſucht betroffen-Aind, werben:
angesehen; grobe aber bemitselte Uebertreter heilſamer
Gefetze, kaufen fi von der Denuncarion 106, bie weit:
geringere: Schuld des Darfetzen, wird. hingegen jum
Velege Aber die Wochſamkeit des Auffehers gebeguqht.
Dieſe und anzaͤhlige mehrere Ungerechtigkeiten, Bedruͤft⸗
kungen und Plackereyen, nehmen aus ben GOrundſaten
nund der Lebensart ihren Urſprung, weiche Die Unterbe⸗
diente im Staate aus hrem vorherigen Stande mitdrin⸗
gen. Andere ſchuͤden ſich aus anvertrautten Caſſen ges
gen das eindringende haͤucliche End. Das glaͤcklichſte
@ude hievon iR ein kummervoller Tod, oder eine wohl⸗
gelungene Flucht, wenn nicht Unafudung und vr Bene
x WE beyden zuvorto iumt. |
Um nicht zu weirtäuftig zu werden, kölfdere ih nur
einen Son den vielen Wegen, welche von einerler Stand⸗
pünfte andgehen, und an einerleg Ziele wieder zuſam⸗
mentreffen. Was neſſe ſich ſonſt nicht alles noch von
35 dem
238 XXI
dem Edaben ſagen, der Abneigung gegen Arbeiten,
Lang jun Zeitverberbenden Zerfireuungen, Wohlgefallen
au keſtbaren Safigebsten, fehlerhafte Kinderzucht, ans
ser biefer Claſſe von Mitbärgern im Staate aurichtet,
deffen Urfprung, wenn man ihn verfolgt, in deu Haͤn⸗
fern ihrer vormaligen Herrſchaften erzeuget werden ifl.
So wenig es gegenwärtig meine Abſihe fepn kann,
its von dem auszulafien, was Hier noch ſchocklichen
Way fände, fo wenig werde ich bey den vorzuſchlagenden
Diitteln,, zur Berminberung. bes unermefdar weit um.
#6 sreifenden Unheils, weiches bie angezeigte Quelle
taglich ausſprudelt, dem Amte der Paedagogen und Dias
saliften Eintrag thun, ſondern es ganz ihren Cinfihten
mu Kräften anbeimflellen, bie allgemeine große Sinness
und Oitten s Veränderung zu bewärfen, Die nothwendig
vorangehen mäßte, wenn jeder Stand das Gute, was
feine Beſtimmung mit fi bringe, im volllommenften
Grade fliften, und jebes dieſem entgegenftrebende pofitive
- amd negative Boͤſe, aus dem Zufammendange mit der.
beſten Welt voͤllig vertrieben werben follte.
Ich bleibe ganz auflerhalb den Grenzen moralifcher
und politiiher Romane, mit meinen Wuͤnſchen bey Dee
Sache fiehen, wenn ich zuerft Ihrer Vorſorge, gnaͤdige
Domen, ben Gegenſtand empfehle. Ihr Geſchlecht
Hat in unfern Tagen fa auf dbem..gangen Erdboden
Durch ausgezeichnete merkwürdige Handlungen, fi) gus
ser und böfer- Angelegenheiten angenommen, welche eins
zeine Länder, oder die ganze Menſchheit interepirten.
Das ſchoͤne Seſchlecht in Amerika entaͤußerte ſich man⸗
nig⸗
—
Ce
“ a Sn nn A uni tee. Sun ur . MEET 6 ers
AR
N SE | 139
nigfaftiger Befriedigungen der Citellelt, um ben Sieg
der Unabhaͤngigkeit von feinem Mutterlande erkaͤmpfen
zu beifen. Die Pariferinmen zierten ihE Haupt mie
Anſpielungen auf besdente Kriegesſchiffe, den Muth der
ſtreitenden Sechelden dadurch Anjufeneen, teugen jur
Beſchaͤmung einer ſchlechten Binaũn:Adminiſtratlon⸗
Hute a la caifle d’efcompte, und ‚zeigten bey deriäintfeft
felung ihres Vaterlandes von der Tyranney des haͤrteſten
Deſpotismus, daß es auch unter ihnen nicht an ſolchen
« fehle, die im Gefuͤhle des alles erſetzenden Tugendwerths,
ihren. beſten Schmuck, den Beduͤrfniſſen des Staats
gerne aufopfern. Sn Spanien vereinigte ſich eine Ge⸗
ſellſchaft von Damen zur Ermunterung der wieder aufs:
lebenden Induſtrie, fhafte dem‘ freyen Kunſtfleiße vers
mehrte Betriebſamkeit und Gewinn, und erflehte vom
Throne Linderung der zweckloſen Leiden gefangener Ue⸗
beithäter. In Polen reichte eben das Geſchlecht ſeine
koſtbarſten Kleinodien in der Abſicht dar, daB der ver⸗
dunkelte Glanz der Reichskrone, dadurch .erhellet und
dauerhafter gamacht werden möchte. Die reizende Her⸗
zögin von Devonſ hire lokte mit ihren Lippen aus dem
Munde Sturmfährendee Männer der niedrigften Volkes
claſſen, ven Namen eines Caudidaten der Oppoſitions⸗
Bank hervor; und die verehrungswärdige Braun v. Hecke.
trat muthig auf den Kampfplatz für Vernunft und Auf⸗
Härung, und befannte im: Angeficht. der ganzen Welt,
zue Warnung anderer, die verſchuldeten Sqwaqhhelten
einer irreleitenden Sqhwaͤrmerey.
Auch
134 \ RA
. Weit wichtiger wäre es jedoch noch, ben Schaden
zu verhuͤten, der daher ensfteher, daß die Bediente des
erften Ranges, fo leicht alle.aus den falichen Begriffen |
angebohrner Vorrechte herruͤhrende ſchiefe Ideen ans.
zunehmen pflegen. Sie familicriftren fih Häufig, wie
ihre Herrſchaften mit dem Gedanken, daß der Staat
ihnen durch einträgliche und gemäcliche Beſoidungen
dienen muͤſſe, fie aber keine Verpflichtung Haten , dafür,
mähfame., dem gemeinen Weſen nügliche Gefhäfte, zu
leiſten. Es ſcheint ihnen gleich ihren Herrn, ſchon ein
hoher Grad der Beſcheidenheit zu ſeyn, wenn fie bey,
Ausübung der Rechte des ſchoͤn geſchmuͤckten Pferdes, in
der. Fabel, auf das neben Ihnen herſchleichende fchwer.bes
ladene Laſtthier, keinen verachtenden, ſondern nur ‚due,
mitleidigen Blick herabwerfen.
Hiermit vereinigen ſich aber auch bey dieſer und an⸗
‚deren Claſſen der Dienerſchaft , noch mehrere ſonſtige
Gelegenheiten dazu, daß fie leichtfinnig alles Gefaͤhl von
Pflichten gegen den Staat erſticken. Nicht ſeiten wer⸗
den ſie zu Werkzengen der ſo haͤufigen Defrauden ge⸗
braucht, und ein betraͤchtlicher Theil von ihnen, lernt
bey Commißionen, welche mit freyer Bewirthung verbun⸗
den find, die im’ olenteften Forderungen, an den herr⸗
ſchaftlichen und Landes⸗Caſſen machen. Sie verlangen,
dag vom Morgen bis fpät in die Nacht der Tifch gedeckt,
mit Speifen und Getränten reichlich verfehen feyn muß,
und äußern fehr lauten Unwillen, wenn ihre Lüfte von
einer oderder andern Seite nicht voͤllig befriediget werden.
Man dat Beyſpiele gehabt, dag bey ſolchen Worfällen,
bes d Morgens ‚Mogenftärkende, zum zMittagseſſen gute
Tafel⸗
7 ..
-
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a 2E 135
Tafel, Beine, uud am Schluſſe des Tages warme Abend⸗
Gettaͤnke von den Vedienten gefordert worden.
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Was läge ſich nan von Benten ermarten, * and |
dieſem Strohme des Verderbens ſchaͤdliche Grundſaͤtze
und Sitten eingeſogen haben, wenn ſie ein Glied in der
langen Seſchaͤftskette der Staatsaugelegenheiten ergreis
fen? Käme es nur auf Verſtandsfaͤhigkeiten hierbey an,
die finden fih nach weiland Rabeners Zeugnifle, von
ſelbſt. Nice fo Leicht aber folgt den Amte pebegener |
‚Wille und Neigung. u
Gemeiniglich zeist fich dieſes ſchon so. der ‚een
Einrichtung des Haushalts, welche oft den Grund zu
den traurigſten Schickſalen enthaͤlt, deren Wirkungen
ſich nie ganz damit endigen, wenn die handelnden Haupt⸗
perfonen von dem affentlichen Schauplatzze abtreten.
Das Amenblement fol mit der Garderobbe harmoniren, |
geſchmackvoll eingerichtet, und wenigſtend dem unterſten
Gewande von den hohen Begriffen des abzulegenden
Standes angemeſſen ſeyn. Haͤtte uns Merian von
dem Inneren der Wohnungen ſeiner Zeiten, wie von
dem Aeußeren, Abbildungen hinterlaſſen, man wuͤrde
an ihnen jenes noch weniger, als dieſes wieder erkennen.
Der Kuͤſter har mehr Meublen Beduͤrfniſſe als vormals
‚der Here Paſtor, der Canzelliſt IE nicht mehr mit dem
“zufrieden, mas ehedem einem Mathe genug war, der
Holzknecht übertrift hierin den Oberfoͤrſter aus vergans
genen Zeiten, ber. Einnehmer den Inſpector, der Voigt
den Beamten, und fo gehe es in allen übrigen ähnlichen
Claſſen. W
3 4 Mit
130 Lv 2 2
Dit Saqulden wird alsdann gewößntich angefem
gen, in der Cewaͤrtung, daß der leere Beutel ſich Immer
mia vorhin, vom ſelbſt, ohee Mahe uni Arbeit, wieder
‚füllen werbe, Die . erhetrarhete Kammerjungfer briagt
zwar einen großen Neichthum au Eleidern und abenen.
NPusſachen ins Gans, aber kein Geſchick und Meigung.
au gewinnenden Geſchaͤften. Die Gran derſterin oder
Wosgtin laͤßt allenſallo sine in der Kette verwickelte Rub-
krepiten, um Die oben aus dem Waſchmittei —
Eglington gereinigten Haͤnde nicht zu beſubeln, aber
vor ihren. Angen einige Hühner vom Hofhunde auf dem
Miſte zerreiſſen, aus Furcht Ihre Pariſer Schuhe zu vo
berben, ‚oder fehet es wol gelafien an, daf Schweine im
Kartoffelnfelde herumwuhlen, weil die ſeidene Pelegrine,
womit ſie einhergeht, im Regen Schaden nehmen mäcs
te. Dem Danne gefaͤllt die Grau nach immer zu gut in
dem Ynzuge, werin. er ſie als Liebhaber zu fehen gewohnt
war. et ertraͤgt alſo ganz willig; daß ſie ſich um units.
bekuͤmmert, was damit dieharmonirt. Auch ſchweichelt
es ſeinem Stolze, wenn er e⸗ hierdurch anderen. 3unons -
thus, welche eigenes Nachdenken oder Erfahrung zu eis
. nem Üdgeren Betragen gebtacht hat. Die Augen über
den verwireten Haushalt äfnen ſich erſt durch den Druß
der. Schulden. Diun wird Hulfe gefuchet, ober ſoiche,
welche die Noth noch immer vergrößert. Mißmuth vers
urſachet bann,. daß hie Dienfigefchäfte ſchlecht in Acht
genommen werden, Wange und Hunger verleitet das
Sep, wenn der Dienfl Gelegenheit darbietet, zum Nach⸗
theit des gemeinen Veſten, pfigtmiprigen Erwerb zu
fuhen
fahen: Kinder werben in der Schule Abel behanbelt
oder verſaumt, wenn bie Eitern ſich nicht durch öftere
BGeſchentke gefaͤlig machen; die Maturaldienſte, welche
x De Unterthanen leiſten müffen, erleichtert und erſchwert,
—
beyahite oder anbelohnte Gunſt; man treibt Hebungen
zur Unzeit ein, oder giebt nugebuhrliche Nachficht, fo’
we Bier Beytragenden bie Kunſt verſtehen, ſich die Liebe
der Ennehmers zu erwerben, oder hierin unerfahren
sb; Defraudanten, bie ein fortgehendes Sewerbe hier⸗
aus macqchen, bleiben verſchwegen, weil der Wifltater aus.
haltenden Gewiun von’tguen. zu hoffen Hat, andere, die
bey einem uur zufaͤlig en Verſache betroffen-And, werden
angeuchen; grobe aber bemitrelee Uebertreter heilſamer
Gefete, kaufen ſich von der Denunckation los, Die weit:
geringere. Ochnld bed. Darftigen, wird hingegen zum
Belege Aber die Wachſamkeit des Aafehers gebraucht.
Diefe und unzählige mehrere Ungerechtigkeieen, Sera _
Zungen und Pladereyen , uehmen aus den Brunpfigen :
und der Lebensart ihren Urfpeung, welche Die Unterbe⸗
‚diente im Staate aus Ihrem vorhenigen Gtaude mitbrin⸗
gen.. Andere fügen fich aus anvertraueten Eaffen ges
gen das eindringende haͤuliche Eiend. Das gluͤcklichſte
Bude hitvon iR ein tummeyvoller Tod, aber eine wohl⸗
gelungene Flucht, wenn niet ueterachems und Gean
"wi beyden zuworko umt.
Um nicht zu weitlaͤuftig zu werden, föltdere ih nur
einen son den vielen Wegen, weiche von einerler Stand⸗
pünfte ausgehen, and an einerley Ziele wieder zuſam⸗
mentreffen. Was lieſſe ſich ſonſt nicht alles noch von
en 35 dem
158 Br v ‘
dem: Schäden ſagen, der Abneigung gegen Arbeiten,
Hang, zu Zeitverderbenden Zerfiteuungen, Wohigefaten
an koſtbaren Gaſtgeboten, fehlerhafte Kinderzucht, ans,
ter dieſer Claſſe von Mitdürgern im Staate anrichtet,
deſſen Urfprung, wenn man ihn verfolgt, in den Haͤu⸗
ſern ihrer vormaligen Herrſchaften erzeuget worden iſt.
So wenig es gegenwärtig meine Abſicht feyn kann,
nichts. won. dem auszulaſſen, was hier noch ſchicklichen
lag fande, fo wenig werde ich bey den vorzuſchlagenden
Mitteln‘, zur Verminderung. des anermeßbar. weit um.
ſich greifenden Unheils, weihes bie ‚angezeigte Quelle
taglich ausfprubelt, dem Amte der Paedagogen und Dos.
raliften Eintrag thun, fondern es ganz ihren Einfihten
md Kräften anbeimftellen, die allgemeine große Sinness-
und Sitten s Verändsrung.zu bewuͤrken, die nothwendig
vorangehen müßte, wenn jeder Stand das Gute, was
feine Beſtimmung mit ſich bringe, im volllommenften
Grabe fliften, und jebes dieſem entgegenftrebgnde pofitive
- nad negative Höfe, aus dem Sufammenhange mit der
beſten Welt voͤllig vertrieben werden ſollte.
Ich bleibe ganz aufferhald den Grenzen moralifcher
und. politifcher Romane, mit meinen Wuͤnſchen bey der
Sache ſtehen, wenn Ich zuerſt Ihrer Vorſorge, gnädige
Damen, den Gegenſtand empfehle. Ihr. Geſchlecht
Hat in unfern Tagen faſt auf dem ganzen Erdboden
Durch ‚ausgezeichnete merkwardige Handlungen, ſich aus
ter und boͤſer Angelegenheiten angenommen, welche eins
seine Länder, oder die ganze Menſchheit interefirten.
Das ſcene Sa in Amerika entaͤngerte ſich man⸗
| “ nig⸗
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nigfaftiger Befriedigungen der Eitelkelt, um ben Sieg |
der Unabhaͤngigkeit von feinen Mutterlande erkaͤmpfen
zu helfen. Die Pariferintren zierten ihr Haupt mie
Anfpielungen anf beruhente Kriegesſchiffe, den Much der
Areitenden Seehelden dadurch anzufeneen, teugen zur
Beſchaͤmung einer ſchlechten Finaun: Adminiſtratlon⸗
„Hüte a la caifle d’efcompte, und zeigten bey der Entfeſ⸗
ſelung ihres Vaterlandes von der Tyranney des haͤrteſten
Deſpotismus, daß es auch unter ihnen nicht an folhe
- fehle, die im Gefuͤhle des alles erfegenden Tugendwerths,
ihren beſten Schmuck, den Beduͤrfniſſen des Staͤats
gerne aufopfern. Sn Spanien vereinigte ſich eine Ge⸗
ſellſchaft von Damen zur Ermunterung der wieder aufs.
lebenden Induſtrie, fehafte dem‘ freyen Kunftfleiße vers
mehrte Betriebſamkeit und Gewinn, und erflehte vom
Throne Linderung der zweckloſen Leiden gefangener Ue⸗
belthaͤter. In Polen reichte eben das Geſchlecht feine
koſtbarſten Kleinodien in der Abſicht bar, daB der vers '
dunkelte Glanz der Reichskrone, dadurch .erhellet und
dauerhafter gamacht werden möchte. Die reizende Hers
zögin von Devonfbire lokte mit ihren Lippen aus bem
Munde Sturmfährender Männer der niedrigften Volkes
dlafien, den Namen eines Tandidaten ber Oppoſitions⸗
bank hervor; und die verehrungswärdige Frau v. Hecke.
trat muthig auf den Kampfplatz far Vernunft und Auf
kiarung, und bekannte im Angeſicht der ganzen Welt,
zue Warnung anderer, die verſchuldeten Schwaqhheiten
einer fereleitenden Schwaͤrmerey.
Au
77 DPA |
JAuch ımfer Waterland hat nach and ben neueſten
Betten viele wohlthaͤtige Denkmäler der erhabenen Ges
finnungen und edlen Gefuͤhle Ihres Geſchlechts aufguı
weiſen. Nur ungerechtes Mißtrauen gegen biefe, Miß⸗
trauen gegen Ihre Standhaftigkeit und häusliche Bes
wait, koͤnnnte die Wirte zuruckhalten, daß von Ihrer
Weite die erſte Hand angelegt werden möchte, um wenige
fiens einige der Keime des une Im Schattenriſſe abgezeich⸗
neten Unheils zu vernichten, bie Sie bis jetzt vlelleicht
unbedacht und uunbewuſt, nur gar zu ſehr haben ie
sen helfen. _
Einzelne noch fo herzhafe hlerüber gefaßte Ents
ſchlaffe wuͤrden aber wenig ausrichten, deſtomehr hinge⸗
gen zuſammengeſetzte Kraͤfte. Eine Vereinigung der
vornethmſten Damen am Orte zur Annahme beſtimmter
einförmiger Grandfäge für eine Häusliche Bedtenten⸗Po⸗
ltzey, Abnnte auſſerordentlich wirkſam und wohlthaͤtig
werden. Der umſtaͤndliche Entwurf diefer Zamilien ⸗ Re⸗
geln bleibt aber big Ibren ſcharfolickenden Einſichten,
und der ſchopferiſchen Fruchtbarkeit Ihrer Ideen vorbe,
halten. Nur für einen einzigen Attikel bitte ih mir die
Erlaubniß des Vorſchlages aus, der darauf abzielen
würde, die Domeſtiken von allem unnuͤtzen Kleiderauf⸗
wande, und anderen zeitverderblichen Geldverſchwendun⸗
gen abzuhalten.
Gay auffersrdenttich viel mäßte ohnfehlbar in dee
outen Sache ge.sonnen werden, . wenn die ſich daruͤden
vereinigenden Herrſchaften, es nicht bias verabredeten,.
Ionbern auch firenge darauf hielten, Daß kein männlicher:
Domes .
Ra X ar
Domeftift andere aleider als die Lioree, beyde Geſchlech⸗
ter aber weder ſeidene noch ſonſtige koſtbare Zeuge tragen
duͤrften. Abgelegte Kieidungstä konnten ihnen mit
ber Verbindlichkeit bes Verkaufo, und entweder der. Auf⸗
hebung des dafür zu Iöfenden Geldes, oder ber Anſchaf⸗
| fang einheimifcher Zeuge, und anderer wahrer Biduͤrft
niffe überlaffen werben. . ben fo heilſam wäre ed auch,
wenn ihnen der Beſuch aller Klubs und offentucen air
fer uatedfagt würde, '
‘Die Moglichtei dergleichen Regels geltend zu mas
hen, könnte ich mit dem Beyſpiele eines zu den erſten
sehörenden Hauſes der Hauptſtadt beweiſen, wenn es
mir erlaubt wäre, den Namen davon hier einzurſicken.
Es dernhet daher auf dem guten Willen der Hausdi⸗
section, mit ſolchen Vorſchriften das wahre Beſte der
Domeſtiken zu beſorgen. Und gewiß, meine guaͤdigen
Damen, wuͤrden Sie ſich ſehr wichtige Verdienfte um bie
Glackfeligkelt, nicht von Hunderten, ſondern von Tauſen⸗
Ben eriverben, wenn Ste Ihre Domeßiken zu arbeitfar
men, greſchickten, redlichen Mitbuͤrgern vorbereiteten,
anſtatt daß Sie gegenwaͤrtig oft durch wohigemeinte
Vardbitten um VBefdrderung, ohne Ruͤckſicht auf Faͤhig⸗
keit und Eigenſchaften, dem Staate, vielen feiner Ein⸗
wehwer, und den empfohlenen Oubjecte ſelbſt, ins uns
embtiche fertwärtenben Schaden anfügen. \
: Won otech großen Werthe wäre «6 and, menn man
—*—* in einigen.ber größeren Staͤdte des Landes,
Uientliche Sehramfalten, nach dem Zwecke ber Schulmei⸗
per · Deminarien, für ſeiche Vediente ecrichtete, wie
Bu | der⸗
142 I 2, 2
dereinſt Stellen bey Civil Departements zu hoffen haben.
Man koͤnnte ſie darin allgemein nicht blos zum ſchrei⸗
ben einer guten Hand, ſondern zu ‚der ihnen fo oft fehs
Ienden Ortographie, zum Abfaſſen einer Auffäge und
Berichte, zur. Landeskenntniß, zu guten, moraliſchen
und oͤkope miſchen Grundfaͤtzen anfuͤhren. Nach Ver⸗
ſchiedenheit ihrer wahrſcheinlichen Beſtimmungen aber,
Ihnen Terminologie, Einrichtung von allerley Regiſter⸗
Geſchaͤften, Bekanntſchaft mit künftig zuzbeobachtenden
Verordnungen, und fonfige. nuͤtzliche Notizen bey⸗ |
‚bringen,
KFuͤr idee eigene $ Wohlfahet erreichte man ſhon dies
led, wenn ſie hiedurch nur: anf eine unſchuldige Art des
ſchaͤftiget, und von-den unzertiennlichen Folgen des Maſ⸗
ſigganges abgehalten würden. Auch für den Staat
koͤnnte man dann unmittelbaren Mugen Hoffen, wann '
ein jeder ſchon bey dem Antritte feines Dienſtes, bie Ge⸗
ſchicklichkeit und Kenntniſſe mitbraͤchte, die aft erft durch
*
“eine vieljährige Routine, zumellen aber gar nicht erlangt .
werben. Wie wefentlich diefe Vortheile find, das zeigt
ur fehr deutlich bey folchen befoͤrderten Bebienten, die
vorher zu mehreren Geſchaͤften als bioher Aufparrung,
angeführt find.
: Die Fülle meinen Wuͤnſche, für diefe erft in ben Zeiten
. "der geftiegenen Cultur, theils nengeſchaffene theils ſo wichtig
—
gewordenen Claſſe von Mitbargern, iſt hiermit bey weiten
nicht ausgeleert. Doch fuͤge ich anjetzt nur noch dies einzige
hinzu, daß es ſehr heilſam fuͤr ſie waͤre, wenn man ihnen
Gelegenheit gäbe, Heine eruͤbrigte Summen ſicher unter⸗
zu⸗
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bringen. Nichts leitet beſſer zur Gparfamtelt, als
wenn man reellen Gewinn davon tmpfindet, und wahrs
nimmt, daß die Enthaltung von unnuͤtzen Ausgaben,
nicht Bloß den fchon erworbenen. Vorrath zuruͤcklaͤſſet,
ſendern dieſer durch ſich ſelbſt wieder vergroͤßeri wird.
Der Trieb Vermögen zu erwerben, bat darin etwas aͤhn⸗
liches mit der Neigung zum Trunke, daß beyder Vefries
digung Äh in fortwährenden Wachethume erhaͤlt. Wie
wichtig aber iſt es nicht aud) für Bediente, wenn fir zu
ihrer erften Einrichtung, oder auf ahdere künftige Fälle
fh etwas fammien? Man befrage darüber Perfonen
ons jenem Stande, die durch leichtfinniges Verſchleu—
dern des Lohns und anderer Einkünfte, den. Grand zu
ihrem jetzigen Ungluͤck legten, and ſelche, die Zufrieden⸗
heit, Gewiſſensſruhe und Wohlſtand, einer ſchon in fruͤ⸗
hern Jahren beobachteten guten Dekonsmie verdanken,
ebeyder Zeughiß wird gleichftimmig lauten.
Möchte es doch auf recht viele Herrſchaften recht
tiefen Eindruck machen, daß ſie in großer Maaße den
Kummer, die Verzweifelung und gehäufte Unſeeligkeiten,
weiche erftere leiden und anrichten, mit verfchuiber has |
ben! Möchte es tiefen Eindruck ouf fie machen, daß fie
ſo großen Antheil an weiterer Verbreitung des unſchaͤtze
Baren Guten erlangen koͤnnten, welches legtere genießen
‚und mitiheilen!
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Vorſtehende völlig authentiſche Wergleichung der Ein⸗ |
and Ausfuhr, der auf der Weſer, Alter und Keine,
von Bremen nach Hannover und Zelle, und rüds
waͤrts an ben erfien Ort tranfportirten Tonfumtiond: Ar⸗
tikel, in zweyen ein halbes Seeulum vom einander ents
fernten Jahren, fann zwar nicht von den Unrichtigkei⸗
ten feen ſeyn, welche bey den Angaben auf den Zollftäts J
ten fo allgemein gebräuchlich fin. Muͤßte aber auch im
folcher Ruoͤckſicht noch Hier und da, eine oder bie andere -
Heine Summe hinzugedacht werden; fo leitet dennoch
dieſer Beytrag zur Geſchichte unſers Handels, auf ſehr |
viele wichtige Bemerkungen und -Schläffe.
Die bios, mechanifche Dperation des Zufanımens
rechnens der Total: Summen der Eins und Ausfuhr in ers
wehnten beyden Jahren, weich eine große Verfchiedens
heit zeige Re nicht ſchon? Der angegebene Werth der auf
Befagten Flüffen zwiſchen den genannten Städten trans“
ſpertirten Sonfumtibilien betrug: |
Vom 1. May ı739 6.1740. Vom ı. May 17896. 1790.
bey der Einfuhr 242934 Rth. — 640970 Rih.
6 0 Ausfuhr 39013 ⸗ — 70812—
überhaupt 281947 Rth, — 27711782 Rh.
Bolglich überftieg der ganze Werth der verzeichnete
Conſumtibjlien, weiche zwiſchen vorgedachten Staͤdten
in Waſſer ein⸗ und ausgebracht find, in dem neueſten
Sabre um mehr als vier Tonnen Boldes, den Trans:
fport derfelben vor 50 Jahren, und die Linfubr allein
‚gegen einander gehalten, macht beunahe einen Unterſchied
| n4 Tonnen Selber. Daß Hieraus auf vergroͤßerte
K4 — inso⸗
152 Re
innere und äußere Conſumtion fremder Waaren gefol⸗
gert werden daͤrfe, leidet feinen Zweifel. Ob aber zu⸗
gleich auf dermehrten Reichthum? das moͤchte ſchwerer
zu entſcheiden ſeyn.
Bey einem Artikel hat es ſich indeſſen gerade wol
zufaͤllig getroffen, daß davon eine auſſeroͤrdentliche Quan⸗
titaͤt, im dem letzteren Jahre tranſportirt worden. Die
Binfahe der 7393 Laft Rocken, wurde durch einländifche
‚ungewöhnliche Frucht⸗Theurung "veranlaffer, und nicht
. weniger waren bie Karen auswärtigen Beſtellungen auf
Weisen Schuld daran, daß davon 3808 Laſt nah Bre⸗
men verfcict wurden. Bey dem Mein aber iſt wol
nicht fo fehr eine vergrößerte Conſumtion, als vielmehr
zu vermuthen, daß foicher vorhin häufiger von auderen
Orten, als von Bremen gezogen worden. Wenigſtens
durfen wir aus den Abgabe» Negiftern des Fuͤrſtenthums
Cuͤneburg, keine fo erhebliche Zunahme der Wein Vers
zehruug für wahrfcheinlich halten, als die Verſchieden?
heit der Einfuhr der genannten beyden Sbet anzuden⸗
ten ſcheint.
In Abſicht einiger anderer Artikel, liegt hingegen
die auffallende Ungleichheit der tranſportirten Quantitaͤt,
ohnlaͤugbar an der veränderten Conſumtion. Wie aber
die Schiffahrt zwifchen vorgenannten Orten, nicht bet
einzige Weg ift, wodurch fich Die hiefigen Lande mit den
verzeichneten Waaren verfehen; fo gehet auch fehr vieles
. von dem, was über Bremen ins Land kommt, als bloſ⸗
ſes Sendegut durch daſſelbe, weſches unter anderen mit
einem großen Theile von Waaren der Fall iſt, die auf
der Aller nad) Zelle gebracht werden. Man darf alſo
den
*
— — — ——
c. 143
ben auſſerordentlichen Wandel, der ſich in dem Verbrau⸗
che einiger der Lebensmittel zeigt, welche das Verzeichniß
namhaft macht, nicht blos auf Rechnung der einheimi⸗
ſchen Fonfumtion ſetzen. Jedoch hat auch dieſe unbe⸗
ſtreitlich großen Antheil daran, und iſt es in vielfacher
Ruͤckſicht für. die hieſtgen Lande nichts weniger als gleichs
güftlg, daß bey einigen Artikeln, die anfgefteflten zwey
Jahre, fo merkwuͤrdige Verſchiedenheiten darlegen.” |
Raffee, Reis, Syrop, Tabak und. Zucker ind
„bie vorzüglichften Maaren, deren vermehrte Einfuhr
‚buch Aenderung der Lebensart verurſachet worden.
Die Einfuhr verhaͤlt ſich zu der | u
vr. Mayı739 vomı. May 1789 Der Unterſchied bes
' bis 1740. bie 1790. "träge an Werth,
an Kaffeewie ı zu — 33 — '1054754Nthle, .
Te er — 245 — 4650 u
s Ey s 135 — 14 — 824765 24 .
s Zabat ;_ ı1. — - 572152 Le y
ı Zuder s 2 5 Ä
— 41 — 327937 0 4A
Die Totalſumme des Uinterfchiebes nach ae |
dem Geld» Wershegefchäger, Bringt alfo 321604 Rthlr. /
Beide Summen, wärden nicht heraustommen,
wenn man hiernach Veberfihläge auf 10, 20‘ und meh
rere Jahre machte, und dann noch den Ertrag deſſen.
hinzurechnete, was ſonſt auf der Weſer und Elbe nach
anderen Orten hin, und durch Zuhrwerk, an jenen Ar⸗
tikeln eingeführt wird. Die vom Jahr 1739. angezeich⸗
neten 48 Centner Kaffee und Zucker, reichen gegenwaͤr⸗
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Vorſtehende völlig authentiſche Vergleichnung der Ein:
und Ausfuhr, der auf der Wefer, Aller und Leine, |
‚von Bremen nah Hannover und Zelle, und ruͤck⸗
waͤrts an den erſten Ort tranfportirten Conſumtions Ars. .
tikel, in zweyen ein halbes Seeulum von einander inte
fernten Jahren, kann zwar nicht von den Unrichtigkei⸗
ten feen ſeyn, welche bey den Angaben auf den Zolftät: J
ten fo allgemein gebräuchlich find. Muͤßte aber auch In
folder Ruͤckſicht noch bier und da, eine oder die andere
Heine Summe hinzugedacht werden; fo leitet denne
Diefer Beytrag zur Gefchichte unfers Handels, auf ſehe
Diele wichtige Bemerkungen und · Schlaſc..
- Die blos mechaniſche Operation des. Zuſammen⸗
rechnens der Totalı Summen der Eins und Ausfuhr in er⸗
wehnten beyden Jahren, weich «ine große Werfchiedens
heit zeigt fie wicht fchon? Der angegebene Werth der auf
Befagten Fluͤſſen zwifchen den genannten Städten trans
fpertirten CSonfumtibillen betrug:
Vom ı.Mayı739 b. 1740. Vom 1. May 1789 b. 1790.
bey der Einfuhr 242934 Rth. — 640970 Rih.
Ausfuhr 39013 ⸗ — 70812
überhaupt 281947 Rth, — 711782 Rth.
Folglich überftieg der ganze Werth der verzeichneten
Eonfumtidjfien, welche zwiſchen vorgedachten Staͤdten
zu Waſſer ein⸗ und ausgebracht find, in dem neueſten |
Sabre um mehr als vier Tonnen Goldes, den Trans
fport derfelden vor so Jahren, und die Binfubr allen
gegen einander gehalten, macht beunade einen Unterſchied
‘von 4 Tonnen Goides. Daß hieraus auf Vergrößerte
nn FR Vu
4
152 u. 2’, _
innere und äußere Eonfumtlon fremder Waeren gefol⸗
gert werden bärfe, leidet feinen Zweifel. Ob aber zus
gleich auf vermehrten Reichthum? das möchte ſchwerer
zu entſcheiden ſeyn. |
Bey einem Artikel hat es fich indefien ‘gerade wel
zufällig getroffen, daß davon eine auſſeroͤrdentliche Quan⸗
tieät, in dem letzteren Jahre tranfportirt worden. Die
Einfuhr der. 7383 Laft Rocken, wurde durch einländifche
ungewöhnliche Frucht⸗Theurung "veranlaffer, und nicht
. weniger waren bie ſtarken auswärtigen Seftellungen auf
Weitzen Schuld baran, daß davon 380% Laſt nad Bre⸗
men verſchickt wurden. Bey dem Wein aber If wol’
nicht fo fehr eine vergrößerte Tonfiimtion, als vielmehr
au vermuthen, daß ſolcher vorhin häufiger von anderen
Orten, als von Bremen gezogen worden, Wenigſtens
durfen wir aus den Abgabe⸗Regiſtern des Furſtenthums
Luͤneburg, feine fo erhebliche Zunahme der Wein⸗Ver⸗
zehrung für wahrfcheinlich halten, als die Verſchieden⸗
heit der Einfuhr der genannten beyden Vhee anzubens
ten jcheint.
| In Abficht einiger anderer Artikel, gt öingegen
‚die auffallende Ungleichheit der tranfportirten Auantität, -
ohnlängdar an ber veränderten Confumtion. Wie aber
die Schiffahrt zwiſchen vorgenannten Orten, nicht ber
einzige Weg ift, wodurch fich die hiefigen Lande mie den
verzeichneten Waaren verfehen; fo gehet auch fehr vieles
. von dem, was über Bremen ins Land koͤmmt, als bloſ⸗
fes Sendegut durch daffelbe, weſches unter anderen mit
einem großen Theile von Waaren der Fall tft, bie auf,
ber Aller nad Selle gebracht werden. Man darf alfo
* nr n den
—1143
"den auſſerordentlichen Wandel, der ſich in dem Verbrau⸗
che einiger der Lebensmittel zeigt, welche das Verzeichniß
namhaft macht, nicht blos auf Rechnung der einheimts.
ſchen Conſuintion ſetzen. Jedoch hat auch dieſe zunbe⸗
ſtreitlich großen Antheil daran, und iſt es in vielfacher
Ruͤckſicht für die hieſtgen Lande nichts Weniger als gleich⸗
galtig, daß bey einigen Artikein, die anfgeſtellten zwey
Jahre, ſo merkwuͤrdige Verſchieden heiten darlegen.
Kaffee, Reis, Eyrop, Tabak und. Zucker find
„bie vorzäglichten Waaren, deren vermehrte Einfuhr
buch Anderung der Lebensart verurſachet worden. -
Die Einfuhr verhalt ſich zu der
v. 1. Mayn739 vom 1. May 1789 De Unterſchied m
' bis 1740. bis 1790. "träge an Werth,
an Kaffee wie ı zu — 33 — 1054754RHlr .
⸗Reis⸗1 — 25 — 43650 1
s Eyrop 1.193 — 14 — 834763 13 ie
s Zabat s 14. — 4ra_— 7a .
N Suder - ı
sg — 32787 0 ’
Die Totalfumme des Unterſchiedes nach
dem Geld⸗Werihe geſchaͤtzet, bringt alſo 321604 Rihir.
Welche Summen. wärden nicht heraustommen,
wenn man hiernach Ueberfihläge anf zo, 20' und mes
rere Jahre machte, und dann noch den Ertrag deſſen
bhinzurechnete, was ſonſt auf der Weſer und Eibe nach
anderen Orten hin, und durch FJuhrwerk, an jenen Ars.
titeln eingeführt wird. Die vom Jahr 1739. angezeich⸗
neten 48 Ceniut: Kaffee und Zuder, eigen gegenwaͤr⸗
K5 etig
1
154. TRRE -
1 tig wol nicht immer zur Befriedigung de Bebärfniß eis
nes einzigen Meinen Staͤdtchens hin.
Ein ganz entgegengefrgtes Verhaͤltniß, zeigt fich im
der Eonfumtion. der trockeyen Fifche und Heringe.
Bon jenen find für 19340 Rthlir. und von diefen für
59740 Rthlr. in dem neueften Jahre weniger, als in
dem bemerkten Alteften eingeführt worden. Die abges
nommene Zahl der Kafttage in der Catholiſchen Kirche,
Bat hierauf wol einen vorzuglichen Einfluß gehabt. In⸗
deffen liegt doc) auch der verringerte Gebrauch der Hes
ringe mit an der Mode und der veraͤnderten Lebensart.
Der Geſchmack an dieſem Nahrungsmittel, fichet bey
= gelten nicht mehr Im feinem ehemaligen Werthe unter
den hoͤheren Ständen, und auch bey den geringeren iſt
die Conſunition fehr geſunken. Kartoffeln ohne Geys
eſſen, vertreten jetzt nicht felten die Stelle ber ehemalie
gen Mahlzeit von Brodt mit Heringen. j
- Um obige Tabelle zur Veberfiht der von auflen her⸗
ein⸗ und durchkommenden Conſumtibilien zu gebrauchen,
haben wir in derſelben einen Ausfuhr⸗Artikel unberüer
gelaffen, der Landesproduct it, womit wir nunmehro
diefe, noch mancher Zufäge faͤhige Anmerkungen des
fließen.
Die Ausfuhr an Bley hat betragen⸗
vom 1. May 17396 1740. vomı. Mav 1789 b. 1790.
47824 Centn. — ı9130Rth, 7943 Centn. —362404 Rth.
Beynahe um die Hälfte alſo iſt in dem letzteren Jahre
mehr, als in dem erſten an Bley verſchicket worden, und hat
es im den neueren Zeiten Jahre gegeben, wo die Verſen⸗
dung noch Beträchtlicher geweſen.
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iig wol nicht immer zur Befriedigung der Vedurfniß eis
nes einzigen Beinen Staͤdichens hin.
. Eingan entgegengefeätes Verhaͤltniß, zeigt ſich in
der Conſumtion der trockeyen Fiſche und Heringe.
Von jenen find für. 19340 Rıhle. und von diefen für
59740 Rthir. in dem neueſten Jahre weniger, als in
dem bemerkten alteſten eingeführt worden. ‚Die abge
nommene Zahl der Faſttage in der Catholiſchen Kirche, - ”
dat hierauf wol einen vorzäglihen Einſtuß gehabt., In⸗
deſſen liegt doch auch der verringerte Gebrauch der Hs
ringe mit an der Mode und der veränderten Lebensart.
De Geſchmack an dieſem Nahrungs mittel, fieher bey
weitem niche mehr in ſeinem ehemaligen Werthe unter
den höheren Ständen, und auch bey den geringeren {fl
die Conſumtion fehr geſunken. Kartoffeln ohne Beys
eſſen, vertreten jetzt nicht ſelten die Stelle der ehemalis
gen Mahlzeit von Brodt mit Heringen.
Am obige Tabelle zur Ueberſicht der von auffen her⸗
eins. and durchkommenden Conſumtibilien zu gebrauchen,
haben wir in derſelben einen Ausfuhr Artikel unberuhet
gelaffen, der Landesproduct äft, womit wir nunmehre
diefe, noch mancher Zufäge faͤhige Anmertungen bes
fließen.
7 Die Ausfuhr an Dley Hat betragen
vom 1. Day 17395. 1740. vom a. Mav 1789 b. 1790.
47825 Centn. — 191 30 Rth. 7943 Centn. —362403 Rtih.
Beynahe um die Haͤlfte alſo iſt in dem letzteren Jahre
mehr, als in dem erſten an Bley verſchicket worden, und hat
es in den neueren Zeiten Jahre gegeben, wo die Verſen
dung noch betraͤchtlicher geweſen.
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Beſchluß der Befreiung der. Stadt.
Burtehude.
Dom Rector Rotermund.
Sünftes Bapitel.
Von der obrigkeitlichen Verfaſſung und ben
Buͤrger⸗Rechten in Burtehube., _
Von den Oberregentn.
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ie Oberherrn unferer Stadt, welche zugleiq eine
allgemeine Landeshoheit hatten, waren bis zum
mweftphäfifchen Frieden 1648. verſchiedene nach einander
regterende Bremifche Erzbiſchoͤfe. Nachdem aber die
. Stifter Bremen und Verden in ein weltliches Herzogs
thum verwandelt wurden, kam Burtehude theils unter '
koͤnigl. ſchwediſche, theils unter daͤniſche Herrſchaft. So
lange unſere Stadt die Erzbiſchoͤſe zu Oberherrn hatte,
mußte fie ihnen auch Gehorſam leiſten. Während ihrer
| Megierung aber genoß fie einige anſehnliche Vorrechte,
die nach und nach wieder verlohren gegangen find. Ders
!
gleichen waren, 3. ©. daß Buxtehnde nicht verpflichtet
. war, vor dem Both+Dinge, dermöge eines Freyheits⸗
Briefes, den Stade ſchon 1209. von Kayfer Otto dem
Vierten exhielt, zu erfheinen. Wenn unfer Ort dieſes
Recht erhalten, laͤßt ſich nicht gewlß beſtimmen, ich ver⸗
mu⸗
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& “ ” u -
xc... 167
muthe aber, daß es in der erſten Haͤlfte des 14ten Jahr⸗
hunderts geſchehen ſeyn muß, weil der Erzbiſchef Bor⸗
chard im Jahr 1328. durch ein Prixvilegium unſerer
Stadt die Erlaubniß gegeben, ſich aller der Rechte, die
Stade genoß, zu bedienen *). Dahin gehoͤrte unter.an⸗
bern auch dieſes mit, daß Burtehnde, vermoͤge eine
N
" Schenkung Ludwigs des Srommen, vom Jahr 1329.
mit allen feinen buͤrgerlichen Einwohnern, von den Sum
Erzbifchäfen nicht mie neuen Auflagen. follte beichweret
werden. Diele und fo viele andere Nechte wurden im
Jahr 1345. durch den Erzbiſchof Otto **), und 1464
durch den Erzbiſchof Heinrich beftätiger ***). - Eben
dieſes geſchah auch den 26. Sept. 1553. vom Kayſer Karl
dem‘ ‚Sünften, den 16. Aug. 1611. von Rudolph dem “
Sweyten,
=, Ipfe dimittimus et dondmus heißr es im Priviles
gio juftum | jus Stadii, noftrae civitafis.
**) Im Privilegio des Otto, am Tage der Empfängs:
niß Mariä, da er ſich hier aufnielt, gegeben, heißt
es, nos vero praedictos cives nuftros cüupientes
fpecialibus gratiis ac beneficiis ampliare, ipfis
dimittimus et donamus juftum jus ftadenfis no-
ftrae civitatis, in cujus rei tefiimonium ‚praefens
ſcriptum etc.
we) Erzblſchof Heinrich ſagt, wy betügende apenhar
in dißer Schrift, dar wy umme Wohlthat, unbe
Deenſt, de unfen Vorfahren unde uns gefrhehen und
gedaen find von deme Rade unde Borgherrn unfer
Stadt Buxtehude, fe vorbidden und beſchirmen
fhullen, unde willen trumelidten in allen Stuͤcken,
wor wy dat vermoghet. Hier benaben begaven wy'
unde bewedemen fe mit beſchrewenen Steder Rechte
Pia Geyheyden, der unfe- Stadt Stade. heudet
. m.
\%
.
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18 XXR
Zweyten, und 1632. von Chriſtian dem Vierten, 2äs
hig in Daͤnnemark. ©. Altes und Neues ster Th. ©. .
236. Nö ein anderes wichtiges Privilegium wurde
unferer Stade im Jahr 1453. vom Kayſer Friedrich
geſchenket; nemlich das Privilegium exemtionis von
den freyen Stählen der heimlichen Gerichte in -
Weſtphalen, vermöge welchem, die Stadt auf ewige _
Zeiten nig wegen ihrer Güter oder anderer Urſachen wil⸗
Ion, für bie freyen Stühle in Weſphalen ſollte geladen
werden eönnen I
7 sa
9 Man ſehe die Urkand⸗ in den betwoach Bremen
ste Sammlung. — Das heimliche Gericht in Werks
phalen, ſoll von Kayfer Barl dem Großen errich⸗
tet worden feyn, um den alten Weitphalen ihren
Streifereyen dadurd Einhalt zu thun; vorzuͤglich
follte es vdiejtnigen betrafen, "weiche die. heidniſche
Religisn wieder aunaͤhmen. Der Kayſer mar der
oberſte Richter, und die nach ihm die hoͤchſte Gewalt
hatten, hieſſen Stuhlherrn. Diefe hatten ihre
Richter, welche Jrey oder Dinggraven arnannt
"wurden. Die Beyſitzer hefen Freyſchweffen,
geimers oder Vehmeſchoͤffen, und von ihren
Wappen Rhildpore, oder die rechten ſchildbuͤr⸗
dige freyen Schöppen. Diefe Zeimers zogen in
dem Lande hernm, und zeichneten Die lafterhaften .
Menfhen in ein befonderes Buch auf, In dem
Gerichte wurden alle Vehmuroge, das heißt, alle
peinliche und des Todes wuͤrdige Sachen entſchieden.
Die Verurtheilten bieflen die Verfeimten, und
‚die Keimers vollzogen das Urcheil an ihnen. Mir
der; Zeit wurde es In ganz Deutſchland uͤbli h, und
erft 1512. vom Kayfer Miarimilian I. abgefchaft.
&. Ioh. Burchh. Menkens dill. de Feimeris
Weßtphal, judicii Scabinis,
— Hr A ———— — — ———
o
SM ©. 119
Im Ribzehnten Jahrhundert nahm die erzvſchoſu
che —*— uͤber unſer Herzogthum, und folglich
aud über Burtehude ein Ende. Guſtav Adolph
'wurde veranlaßt, im dritten Quinquennio des dreyßig⸗
jährigen Krieges, mit daran Theil zu nehmen. Er
eilte damals allen fehr bedrängten niederfächfifchen Kreie⸗
ſtaͤnden, und unter ihnen dem Erzbiſchof von Bremen,
im Jahr 1630. muthvoll zu Haͤlfe. Er focht für ſie an
der Spitze einer Armee, welche Wunder der Tapferkeit
verrichtete, und ob er gleich fhon 1632. den Lauf feiner
glorreichen Heidenthaten, ben Lügen vollendete, fo
fuhren doch feine Truppen fort tapfer zu ſeyn, undı bes -
* frderten durch ihr tapferes Wohlverhalten, den für
ichre nene Königinn Chriſtina und allen Proteſtanten
ungemein vortheilhaften weſtphaͤliſchen Frieden.
. Nun erfolgte den Friedenstractaten gemäß, die
Verwandlung der Stifter Bremen und Verden in ein
weltliches Herzogthum, und nun gewann es mit Bux⸗
tebude aud fogleih ein anderes Anfehen. Aus
"Schweden kamen einige Commiſſarien an, welche den
Etat im Brems und Verdiſchen errichteten, und nach⸗
denm fie mit der Ritterſchaft und der Städte Deputirten,
verfhiedene vorläufige Berathſchlagungen gepfiogen hats
ten, kam zuerſt den zoſten Jun. 1651. der allgemeine
Londtagsreceß zu Bremen, und etliche Monathe Hers
nach der ſpecielle Zundamentalreceß mit Burtehude,
den azfien Sept. 1651. zur Richtigkeit, weicher hernach
‚den aıRen Aug. 1652. zu Stockholm, von der Koͤni⸗
"sin Chriſtina beſtaͤtiget, und dem Stadiſchen vom zten
"Sehr. 1653. gleichgemacht wurde. Wie viele wichtige
| neue
n
160- . IPA
. nene Verfügungen damals in Anſehung des irchen⸗
Schul⸗- und Negierungswefens in unferer Stadt ges”
macht worden find, ift aus dem Inhalt des angeführten
Receſſes vom Jahr 1651. zu eufehen, welde aber hier
anzuführen, zu weitläuftig feyn würde. Nur das eins
zige will. ich erwähnen, daß dee Rath und die Bürgers
haft , von der Zeit an, der nenen Souverainin dem
Huldigungseyd, den vorher nur zwey Nathsheren dem
Erzbiſchof geleiſtet, ablegen mußten 9).
Die Zeit, wo Buxtehude den ſchwediſchen Scepter
xaßte, dauerte indeſſen nicht lange. Daͤnnemark und
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D
‘
Schweden lebten während derfelben in Beinemiguten
Vernehmen. Schon 1657. führten die Dänen ‚ein aus.
j N fehns ”
*) Im sten $, des Rechfies heiße 8: wegen der Hul⸗
digung iſt veliebet worden, obfchon der Nach und
wie Hürgerfchaft darauf befanden, daß wir fürdem,
den vorigen Herrn Erzbiſchoͤfen und Lartdesfürften,
‚den Eyd durch zweene des Raths, im Namen des
ganzen Raths and der Gemeine gelelſtet und ges
ſchworen, alfo es auch dermaßen zu, diefer Zeit und
hinfuͤhro möchte gehalten werden; daß fie dennoch
Ihro Majeſtaͤt zu unterchänigften Ehre und Stes .
fpect u. ſ. w. ſich erboten, felbigen, zuerſt der Rath
in einem Conclave abgeſondert und allein, hernach
‚von der geſammten Buͤrgerſchaft auf dem großen
Rathhauſe oͤffentlich abzuftarten, mit Werfprechung,
daß es von ihren Nachfolgern gleicher Geſtalt ges
‚halten werden foll.
Sin dem Huldigungsende ſelbſt
Chriſtina fterben folte, fo müßte er eben .fo,.. dem
Erbprinzen Guftav geleifter werden. Die Eonfus
Heißt eb:.im- Fall.
les und Rathsherrn ſchwuren in der Audienzfiube, -
‚der Syndicus und Secretair aber mit der Bürger .
ſchaft auf dem großen Rathsſaale.
re | 16
ſehnliches eleheheer ins Bremiſche welches die mehr⸗
ften darin liegenden Päge eroberte *). Und 1674,
ſchloß Daͤnne mark, Brandenburg, Cauneburg und
Muͤnſter ein neues Buͤndniß wider die Krone Schwe⸗
den. Dem zu Folge machten ſich die muͤnſteriſchen und
laͤneburgiſchen Truppen über die brem⸗ und verdiſchen
Länder her, und „nahmen 1675. Stade und Bupte⸗
hude ein *.) Es wurde aber 1679. den Schweden,
fo wie die meiften andern eroberten Flecken und Grädte,
in dem nimmegifchen Frieden wieder abgetreten "F*),
St Jahr 1709. kuͤndigte der daͤniſche Hof dem ſchwedi⸗
ſchen abermals den Krieg an, und ı7ı3. wurde Burs
tehude, fo wie das gange Herzogthum von Dännemark
weggenommen, unb Schweden war fo ungluͤcklich, daß
es 3 Jahre darauf den deutſchen Boden gan; verlaſſen
mußte. Nun trat der König von Daͤnnemark Frie⸗
drich der Vierte dem sten Jul. 1715. diefe Herzogs
thuͤmer, dem hurfürklih Braunſchw. Luneburgiſchen
Hauſe für 6 Tonnen Goldes Reichsthaler ab *F**),
Schweden übergad diefelben darauf im ſtockholmiſchen
Vrieden 1719. gegen Nachzahlung einer Million Reichs⸗
ſpeciesthaler an Georg den Erſten, amd feit der ‚Zeit
Hat
9 Sunchnder Ehren. beym Jahr 1657. Daͤnnemark
kuͤndigte Schweden den Krieg in einer Schrift an,
die den erſten Sun. heraustam, und ben Titel
führte: jus feciale armatae daniae, -
++, Schmauß Reicehißsrie ®.757.
„ ER) Ebendaſ. S.7 |
x +++) Shows — einer prasmatiichen Su
| Kae des Danfes Braunſchw. Luͤneb. Börtingen,
. ©. 3
Anal. se Jabıg. 18 er) e
er 7
hat auch unfere Stadt das anfhäshere GTA, unter dee
fanften Grosbrittanuiſchen und churfuͤrſtlich Braunfaw.
Lineburgifgen Regierung zu ſtehen.
von der Burtehuder unmittelbaren und eigent⸗
lichen Stadtobrigkeit.
6. 2.
wie die Regierungsform zu Burtehude in den
gelten geweien, da es noch ein Burgflecken war *), 68
wegen der 1405. auf bem Nathhauſe verbrannten Nacht
richten unbelannt. Dach willen wir fo viel, daß Bis
felbert , fobald er dem Drte das Stadtrecht gab, auch
gleich einem Proconfal verordnete, der mit den übrigen
Narhöherren, die Gemeine vegieren folte **). - Won
3275 Bis 1332. hat Bustebude mie Stade einerley
Stadtbuch gehabt. - Die etſten Bekannten Proconfales
waren Johann Moylcke um Heinrich Scopftäde ;
„der erſte wurde‘ 1332 unb ber lezte 1343. erwoͤhlet.
Die erſten Rarhsheren aber, Tedo Vollmers, Meo⸗
laus Scheele, Johann von Zeſterfleth und Johann
Rickſtaͤde +++), Zuerſt wulden die Mitglieder des
Raths aus der Buͤrgerſchaft, einige auch aus dem Alten⸗
Lande
* Sqhon im gabe 1292, wat Irhann Monneck
uns Burmehude, -im Magiſtrat zu Laͤbeck. Her⸗
zogth. Bremen oſte Sammt. ©. 439. und von dab
gen’ andern ſtehhet 44a go 443 Nachricht. |
en Burtehuder Chrom. G. 9. 10.
re, M. ſ. das Privilegium, das Bidet 1287.
unferer Seat, wegen entftandener Streitigkelten
über die Biihereyen . und Weiden mir dem Alten⸗ |
kloſter, gegeben.
— ——
— — — — — —
0 BE '163
Bande gesäßtet,. In der Folge ſcheint es, daß blos Pas
teicier Nathoherrn wurden, und jegt werden fie durch
eine ganze freye Wohl berufen. _. Der Meugemäßlte -
mußte vom Jahr 1343 an, jebesmal eine Mahlzeit, fo
wie es in andern Städten gewöhnlich war, Beben; und
der lezte, der ſich dieſer Gewohnheit unterwerfen.
mußte, war Heinrich Toſtede, ein um unſere Stadt
wicht nur Den 'feineni Leben wohlverdienter, ſondern
auch durch fein gemachtes Teſtament nach ſeinem Tode,
wohlthaͤtiger Mann. Et wurde 1516. zum Mitgliede
des Raths erwaͤhlet. Nach ihm mußte jeber Neuge⸗
wähtte mar etwas weniges zu einer kleinen Ergoͤzlichkelt
geben *), und auch dieſes Geſet wurde mit der ar
aufgehoben.
Mit wieviel Bargermeiftern ber Kathapußr in den.
Aiteſten Zeiten beſetzt geweſen if, tann ih aus Mangel
der Nachrichten nicht ſagen. Vom Yahr. 1556 bis
133. waren 3 Conſules, und von 1583. an; iſt er mit
zwey Burgermeiftern, einen Syndicus, zwey Praͤtoren,
awey Kaͤmmerern und einem Secretarius, mithin mit
ag Perſonen beſetzt geweſen.
g 2 Fa \ DR
B .) * Verordnung ſtehet Im Siade Erveboc f. 2.
=
anno 1343. tam moderni,. quam feniores:con-
cordaverunt in hoc conjunctim. Quandocun-
que.contingat creare feu eligere novum .confu-
lem, dabit et adminiftrabit convivium, eonfuli-
bus, 83 od eft moris,in aliis civitati F Und
in der prehude Chronit wird aus M. Mollers
“ farrag. hiſt. patriae f. 268. angeführer, nR Teſtede
die lezte Rarpemafıyet gegeben. |
v4
. 164 RR Ä
Die beyden Burgermeifter hatten von ben Alter
ften Zeiten ber, infpectionem generalem, der regies.
rende aber, generalem et fpecjalem. Ber ältere iſt
Adminiflrator des halepagiſchen Ieftaments, ber jürs
gere alter Kaicus: beyde haben Sig und Stemme im
‚ geiftlichen Colloquio urd die Aufficht Aber die Armen.
Den Wein: und Bierkeller, imgleichen den abgeſchafften
Ratheſtall verwalteten fie gemeinfchaftlich 9). Derjenige,
‚welcher den Wein s und Bierkeller Hatte, dem wurde das
andere und dritte Jahr der Senior: und. Subfehlor per
vices zugeordnet, Erſt im Jahr 1718. ward die Ver—⸗
ordnung gemacht, daß die Eonfules und Genatores mit
dem DBiers und Weinkeller nahelich wege foften, und
fo iſt es noch “) "
Die Prätores waren nad Musbards Chrot
nik, Verwalter des Niedergerichts, Inſpectores der
Kuͤnſtler, Morgenſprachs Vormunds- und Zehenpfen⸗
nigeherren; Executores der Hochzeit⸗ Kindtaufs und Bes
gräßnißs Verordnungen: imgleichen über die "Schiffer,
Fuhrleute und Tagelöhner; Auffeher Aber die Stadt⸗
Willkahr, und über alles was zu einer guten Polizey
gehoret. Die Cammerarii verwalteten die Stadtgüter,
die Einnahme und Ausgabe, die Feftung und was dazu
erforderlich. Sie führen die Aufſicht Aber die Vieh⸗
weide and. Trift, über den Totfmoor, über die Wege,
Schleuſen und’ Waſſergaͤnge. Sie ſind Aufſeher der
| Aemei⸗
.*) Burxtehuder Chronik S. a1. au,
| — einem geſchriebenen alten Buche vom Rath⸗
uſe. Be
Et ge — TT
ö 1 —x — euer Me Lu. ui une De ne et Dt —ñ—N
Te Ein
- . .
165.
gemginen. Viehweide, enticheiden bey ſtreitigen Banfar
hen und waren auch fonft Executores der Feuerordnung.
DR andern beyden Rathsherren waren Ber⸗
walter des eingegangenen Ziegelhaufes und Kornhaufeb,
der Schule und der Armen.
Der Syndisus und Secretarius find keine ü
gentlichen Rathsherrn, fie find auch bey Der. Caͤmmerey⸗
rechnung und der jahrlichen ſogenannten Umſetzung des
Raths nicht zugegen: fie haben aber bey ‚allen andern
Wahlgeſchaͤften, blos die Buͤrgermeiſter⸗ und Raths⸗
herrnwahlen ausgenommen, in allen ‚übrigen auf dem
Rathhauſe vorfommenden Sachen ein entfcheidendes Bor
tum. De Rang des Syndicus iſt gleich nach den.
Burgermeiſtern, und Ser Rang des Secretarius nach
dem jängften Kämmerer, Bepyde muͤſſen Studierte
ſeyn, und werden vorm Rathscollegio felöft und allein
erkohren. Ihre beſondern Amtsverrichtungen ermißt
man ſchon zum Theil aus ihren Amtsnamen.
Zu dieſer Nachricht, wie ſonſt die Stadtängelegens
Seiten find verwaltet worden, find nad und nad mans
cherley MWeränderungen hinzugefüget worden; weil fie
aber wenig Erhebliches Haben, fo Sinnen ſie hier übers
gangen werden. Nur dieſes einzige. verdienet hier neh
angemerket zu werben, daß der hieſige Magifrat, vers
"möge der alten. fchwedifchen Staatseinrihtung vom
Jahr 16 51. das Recht Hat *), zween Landraͤthe aus ſei⸗
eg. niem
H Landtagereceß vom Jahr iöꝛc.
—
—
66° | ne
“
em Mittel m ernennen. Dieſe hohe Charg⸗ vird «in
- mal denen Herren Burgermeiſtern aufgetragen : 2 Dep,
-
-
Alteſte erhälst jedoch nur als Landrath, nach erhaltener
toniglicher Beſtaͤigung, Salgrium, Beyde aber hahen
in der Verſammlung der Landraͤthe Bis und Cimmp
Imgleihen einen, ihrem Character angemefienen Rang.
Ihre Beſoldung wird nach einem koniglichen Reſcript
vom 14ten Jan. 173 s. ans ber Hnigtigen Caſſe ges
reiht 20 Fa
Die fogenannte Roatheumſehang geſchiehat alle gab⸗
den aten Januar. In der Unfehung ſelbſt wird ein
Jahr um das andere, dem einen Herrn Landrath das
Praͤſidium in allen Stabtangelegenhriten , welches in
den Altern Zeiten, dad Wort führen, hieß, aufgetra⸗
‚gen. Die Gerichtsherru bleiben ohne Veraͤnderung bey
ihrer einmal angewiefenen Amtsobliegenheit. Kurz por
Beyhnachten muͤſſen alle. in. dem Jahre nengewordene
Barger, ihren Buͤrgerehd in Segenmart des ‚ganzen
Mas iſtrats ablesen.
P_ Unter
D Schon den zoften May 1663. wurde pen adelu
chen Landraͤihen verſtattet, gie nad den Juſtiz /
oder Hofrächen zu gehen. Diefe. Verordnung
wurde den zten San. 1717. erneuert, und vers
an eines Reſcripts vom * Febr. 1727. iſt ihnen
rigadiersrang gegeben, dergeſtalt, daß ſie nach
nciennete mit denfelben, und den mit ihnen
Ä * gleichem Range ſtehenden Civilbedienten roul⸗
liren. Sind ſie nicht vom Adel, ſo iſt u Rang
nad den Obrifilieutenanten.
| 0 167
Unter den Borzagen, bie bicher vom hiekgen Ma⸗
giſtrat find angeführet warden, machen auch bie obrig⸗
Beitlichen Rechte rinen anfehnlicden Vorzug ans. Sie
alle anzufähren, wuͤrde für biefe Blätter zu weitlaͤuftig
wverden: ich will Daher auch nur bey denjenigen Gerecht⸗
famen fichen bleiben, weiche ihm, nad dem Receß, der
ben 27ſten Sept. 165 1. mit unferer Stabt aufgerichter,
Abrig geblieben, und von der Königin Chriſtina den.
zıften Aug. 1652. den Dtadiſchen gleich gemacht wor⸗
den find. - _
Darans ergtebt fi nun, daß unfere Stadt, ſowohl
in Anfehung der Kirchen und Geiſtlichen, als der welt⸗
then und Adrigen damit verknuͤpften Sachen ſolgende
Rechte behalten. |
ı) In allen vorfommenden Kirchen s und Schulſachen,
nach beßter Einſicht zu verfahren.
J 2) Die Inſpection über die Kirche und Säule 5,
3) Die Wahl, Vocation und Präfentation, ihrer Pre
diger und Schullehrer, auch übrigen Kirchenbebienten. -
Die Prediger müflen, ehe fie angenommen werben
dem koͤniglichen Eonfiftorio in Stade, zum Colloquio
peäfentiret werden, welches durch zwey Deputirte aus
dem Rathecollegio geſchiehet, die auch Bey der Confe⸗
renz mit zugegen find, Sobald der Kandidat vom
\ 24 boͤnige⸗
*) Fundament. recefs vom 27fien Sept. 1651. Sr.
und der Königin Chriſtina confirmat, privil. Bux-
- teh. privil. Stadenf. adaequator. $.1. Die Obers
,
/
infpection dleibt ein Regale des jebehmaligen >,
Landesheren. -
2... DR |
Wniglichen Eonfiftorie geſchickt gefunden worden, die
. Stille verwalten zn können, fo wird er dem Magi⸗
ſtrat zur eignen Ordination wieder zurädgeiendet *).
4) Das Recht, geiftliche Colloquia und Zuſammenkuͤnfte
anzuſtellen, auch die Eheſachen in prima inſtantia
-zu eroͤrtern. Den Partheyen ſtunde frey, au das
koͤnigliche Conſiſtorium zu appelliren, das daſelbſt ges
gebene Urtheil aber, wurde wieder an den Rath res
mittiret,.. Des Rechts in:Chelachen zu entſcheiden,
Hat fih der Magiſtrat nun völlig begeben **). .
3) Die Zurisdiction, ſowohl über die Prediger, Kirchen:
und Schulbediente, als deren in des Raths Bothmaͤßig⸗
keit gelegenen Güter und Sachen. Imgleichen der
Rathsſpruch bey Civil⸗ und Criminalverbrechen ‚ders
ſelbigen, und die daher entſtehende Remotion. Bes
trift es aber die Heterodoxie eines Lehrers, fo wer⸗
den feine Säge vom koͤniglichen Tonfiftorio zu Stabe
unterſucht ***).
Was die weltlichen Angelegenheiten betrift, dar⸗
über fi des. Magiſtrats Auctorität erſtredt: ſo iſt in
den
u) Ebendaſelbſt $.1.
**) Man fehe die Relatlon zweyer Abgeſandten von
dem, was bey der Kirchenviſitation 1695. vorge⸗
fallen. Ferner das protocollum publicum von
eben dem Jahre den zten und ızten Det. — Von
1702. Pag. 70. 71. — Von 1704. Pag. 89. 95.
99. und folge. — Mon 1705. pag. 21. und von
| 1784. pag. 67. unter den Beylagen, wo 2 Extracte
. des Protocolls vom 7ten und ıgten Det, befinds
lich find
. #0) Confrm. privileg, Buxteh. privilegiis Sta-
denf. adaequati $. 1. >
|
|
Se 169 |
Den Recefiin vom 27. Sept. 1651. und vom ar. Aug. 1652,
$. IL feſtgeſetzt, daß dem Rath
1. die freyf Verwaltung des Stadtregimente, ſowohl in
Civil/ ale Criminalſachen über alle und jebe, die ſich
. Bier niederlaffen, blos die koͤnigl. Bedienen auge⸗
nommen, zu fuͤhren zukoͤmmt.
2, Daß er bey. den gemachten Gtadtverfaffungen und
Verordnungen zu ſchuͤtzen, und folche für fich und: die
Bürgerfhaft, wenn es für dienlich gehalten wird, Br
veraͤndern befugt ſeyn fol.
3. Daß von ſeinen Urtheilen, wenn die Summe unter
40o Thaler iſt, nicht appelliret werden kann.
4. Daß der Magiſtrat immediate bey dem koͤniglichen
beſprochen werden fl,
3. Soll die Zeift und gemeine Wende, die Jagd, Ziſche⸗
reyen und Teiche unbeeintraͤchtiget bleiben *).
6, Soll der Rath das Recht haben, auſſer den freyen
Jahrmaͤrkten, keinen fremden Kaufmann in der Stade
au dulden **),
7. Soll der Rath nicht verbunden ſeyn, bey Reichskreiß⸗
und andern Anlagen, mehr als ſonſt gemshalich gewe⸗
ſen, beyzubringen er,
Don den bürgerlichen Collegiis.
| $ 5. N
Bey veeſiedenen Sicotangelegent eiten muß .
sn beſondercs aus der. Bargerſchaft zuſammengeſetztes
4— 5 ‚Sole
e Receß von 1651. 6. 6.
*6) Ebendaſ. 8.7. U
I) Ebendaſ. $. 2. 6
170 vV
Kollegium auf dem Rathhaufe verſammlen, das aus viee
und zwanzig Perſonen beſtehet. Achte von ihnen, ma⸗
chen das Collegium der Achtmaͤnner aus; fie find bey
der Ablegung der Käpmerey ı Dehnung gegenwaͤrtig;
wird aber die Stadtrechnung abgeleget, fo iſt das ganze
Kollegium der Vier und Zwanziger verfammiet. Die
inmtlihen Mitglieder. biefer zwey Colleglen, werben
teils aus dee Gemeine, theild aus den Aemtern gewaͤh⸗
let, fo daß zwölf Mitglieder aus der Buͤrgerſchaft bie
Aemter haben, und zwölf bie aus der Kaufmannſchaft
aber einem andern Stande, der kein Amt Hat, darinnen
aufgenommen werden. Stirbt aus dem Eollegio der
Achtmaͤnner ein Mitglied, fo werden dem Magiſtrat
gleich in den erften vier Wochen zwey Kandidaten vor⸗
geſchlagen und einer davon gewähle. War der Wen
ſtorbene qus der Gemeine, fo wird bie Stelle au wies
dee mit einem Mitgliede aus derſelben befegt, und fo
auch umgekehrt. Stirbt Bingegen aus dem Kollegio der
Vier und Zwanziger jemand. fo wird die Stelle erſt ben .
27. Dee. wo das ganze, Collegium feine Verſammlung
‚bat, wieder befeget, und auch hier wird genau auf dat
Gleichgewicht der Mitglieher aus den Aemtern und der
Gemeine gefehen. _
An eben dieſem Tage werben auch bie Hirgesticen
Officia vergeben. Es -werben zivey neue Bargerwort⸗
halter, damit deren ſtets viere ind, aus der Gemeine,
oder dem Amte gewähler; die Neugewaͤhlten treten ihr
‚Amt aber erft das zunächlt folgende Jahr darauf an.
der
-
Der Altefte Bürgsrworthalter führet die Rechnung von
er _ 1771
der Collecten Caſſe, und von andern Anögaben and Eins
naßmen. Der jängfle bat die Verwaltung der Mesrı
rechnung. Eben fo wird es mit der allgemeinen freyen
Arnhmwelde gehalten. Es nd auch vier Perſquen daben
— —
angeſtellet, und ihre Wahl und ganze Einrichtung iſt der⸗
jenigen, die ich von den Burgerworthaltern angeführet.
babe, völlig gleich. Blos der Unterſchied ift bier zu be⸗
merken, daß der aͤlteſte Weideverordneter bie Rechnung
allein führe. Diefe Rechnung wird alle Jahr den Mon⸗
' tag vor der Faſtnacht, in Gegenwart des Camerarit,
— — — — — — ⸗)ꝰ⸗ 3
—
der vier Buͤrgerworthalter und der uͤbrigen Weldever
ordnneten, in der Wohnung bes jedesmaligen Rechnungs⸗
ſuͤhrers abgeleget.
Wean der Vuͤrgerſchaft Stadtangelegenhelten bes
kaunt gemacht werden ſollen; fo wird ſelbige auf das
Rathhaus gefordert: ſobald der Vortrag geſchehen,
nimmt fie ihren Abtritt und boſpricht fi gemoinſchaft⸗
lich Darüber. Darauf muß derjenige Buͤrgerwerthalter,
der Rechnungefuͤhrer iſt, dem Magiſtrat die Meinung .
. und das GSutachten bee Buͤrgerſchaft bekannt machen
und auch den Antrag thun, wenn a ſonſt etwas vorzu⸗
ſtellen haben.
Yon den vorzüglichften Privilegien, echten und
Braybriten der Stadt Burtebuße,
9. 4..“
Der wolgaua⸗ GSranf, der 1405. unſer Rathhaus
verzehrte, hat zwar manche hieher gehörige Originaldo⸗
cumente, der Nachwelt entriſſen; demohnerachtet würde
a von denen nach warbanpenen ungemein vieles anfühs
ven.
⸗
Ban _- _ _ . -
17%. 03,
sen laflen, wenn in diefen Blättern ber Platz dazu wire.
Denn Buxtehude hat von den Erzdifchäfen und nacht
maligen Landesherren *), eine beträchtliche Menge von
Greyheitsbriefen nach und nach erhalten; und niande
derfeiben find ſchon durch die Länge der Zeit wieder ers
loſchen. Diefe mäffen daher von. den Neuern und noch
gültigen gehörig abgefondert werden. Von jenen iſt Bil
lig zuerft die Rede, |
. Daß unfere Stabe zu den alten beräßmten Hans.
feftäbten gehörer Hat, habe ich ſchon im erſten Stuͤck des
vierten Jahrganges ©. 110. bewiefen **), Weiß man .
\ nun,
*) S. ben Abfchnitt von den Oberregenten. Auch der
Erzbiſchof Gerhard beftätigte der Stadt alle ihre
‚Sprivilegia, wie der folgende Brief beweiſet. Erz
biſchof Gerd befennet u. f. w. dat wi um Wohlthat
and Dienfl, de unfen Vorfahren und uns geſchehen
und gethan, find von dem Made und Börgern uns
ſers Weichbeldes Buxtehude, fe vorbitten und bes
ſchermen fülden- und willen Truwelicken in allen
©tüden, wo wy dat vermögen. Hieran bauen
und begauen wi und und bewedemen Se, mit befchres
venen Steder Freyheiten, de unfe Stade brucket
. ‚and fe fchäfer uns Dienft und Willen dohn, als eh⸗
ren vechten huldigenden Herren. gegeben im Jahr
‚144%: ‘ i
=) In der Nachricht, die ich aus den Werdenhagen im
ıften- Städ des sten Jahrgangs angeführet habe,
muß anftatt coenobio celeri crefcere, coenobio
veteri crefcere, und anftatt augere augeri gelefen
werden. Auch muß bey donatum eft und- nicht
bey civitatern bas Punctum fiehen. ‚Laurentius
“Gerhard Bergft har auch eine Abſchiedsrede vom
Lübecker Gymnaſio 1719. drucken laflen, in welcher
er Buxtehudam civitatem olim Hanfeaticam jdeo-
u . que
— | —-
I. „7 | 173
| nun, wie groß ‚bie Nechte und Vorzuͤge ſolcher Staͤdt⸗
geweſen, wie anſehnlich ihr Handel, wie betraͤchtlich ihre
Reichthuͤmer und übrigen Merrechte, fo lange geweſen
find, als das hanſeatiſche Buͤndniß ſich erhielt, fo ift der
| Gqluß aud leicht anf den damaligen begluͤckten Zuſtand
unſerer Stadt gewacht.
Ein anderes Vorrecht, welche⸗ Burtehude das
durch zuwuchs, war deſſen alte Stapelgerechtigkelt, weis
de in gewiſſem Betracht, bis jetzt noch gälsig iſt. Wenn
der erſte Grund zu dieſem Privilegio geleget worden iſt,
| dem Definitiv Urtheil von Speyer den 19. April 1619.
wurde unferer Stadt die Stapelgerechtigkeit aufs neue
‚ Ingefaget. Noch ein anderes Vorrecht erhielt. die Stade
| 2385. von den Grafen Otto und Bernhard von
| Schauenburg „ vermöge weichen die hieſigen Einwohe
ner, die Waaren zur See gehen lieſſen, vom Elbzoll
frey waren *). | 7
Buxrtehude iſt auch bis dieſe Stunde von andern
nambaften Rechten und Privilegien noch nicht entblößer,
und gehörer noch immer mit zu denen, In ihrer. Konfle
. ſtenj gebliebenen freyen Ständen des Herzogthums Bra
men und Verden. Es macht mit der Stadı Stade,
" ſeidem ns Bremen entzogen het, die zweyte Claſſe
aus
que priftinis temporibus focdere Lübecne; junetam,
beſchreibet.
2) Die Urkunde ſtehet im fuͤnften Theil des Alten und
Neuen der Herzoßthumer Bremen und Reden.
. 232.
.
D
| davon hade ich keine Nachricht finden Sinnen. Nach
ad
®
7 Ev ©
aus *), die das ganze Land präfentiven, für deffen Bat
forgen, umd zu allen den Statum concernicenden Auges
legenheiten, nad Anleitung des Landtags: Abſchiebs und
der Seneralprivilegien vom Jahr 165 1. mit gezogen wer⸗
"= DeB, und andere Vorrechte mehr zu genieffen haben.
Und es fey ais ein nobile membrum der freyen bremie
ſchen Siaͤnde, on den hoben königlichen Commiſſarlen
bey der erſten Einrichtung bed Etats im Herzogthum
Bremen und, Verden erkannt, daher aller Praͤrogs⸗
uven vollkommen mit faͤhlg, die den feiyen Ständen, us
ſoelchen irgendwo vermacht wären. Auch zum Hofge⸗
richt, bas 1517. errichtet worden iſt, ſchickt Butehu⸗ |
de feinen Deputirten **).
Unter den übrigen. allgemeines Reqeen, deren
Ab nebſt allen Ständen im Bremiſchen u erfreuen hat,
Ma,
1) daß die Einwohner in ihrer Nahrung. Haibel,
Wandel, Kaufmannſchaft, Muͤlze, Brauen und aller⸗
hand Haudwerken, darauf fie angelegt, nicht beeintraͤch⸗
tiget, fondern vielmehr dabey zu allen Zeiten geſchuͤtzet
and. gelaffen werden foflen ***).
Auch zu. ſolchem Ende 2) nicht auf dem Lande, 30;
nal auf der Ser und innerhalb zwey Meilen um die
| Stadt
*) Herzogthamer Bremen umd Verben, zte Samm⸗
ung S. 201. folgg.
*4) Buxtehuder Chton. bey dieſem Jehe vergleiche den
Hofgerichtsreceß vom 2. Dec. 1665.
u) M. ſ.die Reſolution, welche der König Carl dem
Licentiat Schienfing den Jun. 1633. zu Stock⸗
Holm ertheilet.
⁊
DR 3
Siadt *), am aflerwenigfien in Sem vor der Stade
gelegenen AltenFlofler, Handwerker geduldet noch ges
Sees, fondern **) ſalva folum hujus vel illins le-
_ gitima pofleffione in die Städte verwiefen werden.
3) Daß es vom Gervice befreyet iſt, Die andere
Oerter den Offlcieren geben muͤſſen; nach dem Privile⸗
sie Otoctholm d. 21. März 1692.
4) IR nach dem Gundamentalcecep vom Jahe 165
aufſerhald den fregen Jahrmaͤrkten niemand erlaubt,
einige Waaren in unſerer Stadt feil zu Haben, und dem
Magiftratverfattet, ſolches zu verbieten.
5) ZN alle Marketenterey und alles Kaufen or der
Stab ſchlechterdings unzuläßig. °
) Sf don Thorſchreibern vor der Städt Sie 6des
gerliche Nchrung fpeciatim verboten und eben fr and
ee
7) Allen konigl. Civil, und Milltalrbebienten.
. J X.
*) Ebendal 2 |
=) Koͤnigl. ſchwediſche Reſolution vom ır. ‚Sept.
1682. $.2. und Reſcript vom 3. Zul, 1683. _
Ä Anmerd. Ar atem Stht des an Jahrganges ©. 415
muͤſſen bie Worte „an ber füblihen Seite befindet
- Ai das Spraͤtzenhaus des Löhiglicden Amtes,“ fo
. verändert werden; hatte: das Pönigl. Amt feine
Spruͤtze zur Miethe. Da bae en gehö⸗
vet der Stabt zu.
DT a v En
M ifeelanee n.
1) Eimweihuns einer neuen Kirche zur Gnairen⸗
burg, Herzogthums Bremen.
5 D: Gnarrenburger Modr , der zu dem Amte
| Bremerodrde gehoͤret, und feinen Namen Zweis
felsohne von einer ehemals daſelbſt gelegenen Burg, ober |
Schanze, die Önarrenburg genannt, hat, ftößee ofts
waͤrts an die Kicchfpiele Bevern, Selfingen unb Ahas
de; weſtwaͤrts an die Kirchipiele Derel, Aubftädte
und Kambergen; und fübwärts an den Duͤvelsmoor.
Da die Königliche Kanımer dieſen Moor kaͤuflich an fi
gebracht Hatte; fo machte - «fie einen Verſuch, ihn mit
neuen Anbauern beſetzen zu laßen. Der erſte Verſuch
entſprach ihrer Erwartung, und die Fortſetzung deſſelben
ũbertraf ſte. Der Moori theilt ſich in den untern und
in den Obern Moor. In jenen murden 5 Dörfer, ‚bie
98 Feuerſtellen ausmachen follten — in dleſem aber 6 Dies
fer, die aus 163 Feuerſtellen beſtehen ſollten, abgeſteckt. Von
dieſen find bisher zu Sindorf 18; zu Boblheim 4; zu
Geeftöorfg; und zu Fohrentheil 2; in allem alfo 53
Stellen bebauet und defekt. Wenn koͤnigl. Kammer nice
ohne Urſache glaubte, daß der Anbau, wenn erſt eine
Kirche in der Nähe vorhanden wäre, deſto beffer fortges
hen, und bie ausgeſteckten W läge deſto eher befetzt wer⸗
den duͤtſten; fo teus fie bey unſers allergnaͤdigſten Rd
nigs
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vo. an % 2
- 177
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x I)
’ nigs Mujsfät, Auf die Sammlung einer eigenen Paros
chie, und anf die Erbauung einer Kirk, eines Pfarr⸗
and eines Schulfanfes an. Unſers theuerſten und from⸗
: mm Könige Majeſtaͤt, der in: diefer Gegend nicht nur
Menſchen, ſandern an denſelben Auch Chriften haben
. wollte, und von der Wahrheit diefes Gates: “Te beffes
rer Chriſt, defto befferer Untertban, völig überzeugt
war, erbot ſich zu allen den Koſten, welche zu dieſen
Vortehrungen erfordert werden mögten: und bie Königl.
Ä Collegien in Hannover und Stade — Miniftertum,
| Kammer, Regierung und Conſiſtorium thaten alles, was
nicht wol eine Pfarre ausmachen, und einen Prediger
ernähren koͤnnteñ; fo wurde beliebet: daß nicht nur ein
neuer Anbau im Amte Oſterholz, Oſterſocke genanni,
in ihrem Vermögen war, die lobliche Abſicht unſers des
fien Königes zu befördern. Weil’ aber 53 neue Döfe
welches 25 Anbaduer enthält, dazu geſchlagen; fondern
auch die Beine Pfarre Aubflädt, im adelichen Erbge⸗
richte Beverſtaͤdt, — die ſonſt von dem Prediger zu
Rirch Wiſtaͤdt mit war bedienet worden — damit ders
einigt werden follte. Der Bau der Kirche, des Pfarr⸗
hauſes und des Schulhauſes wurde bem Herrn Moor⸗
| Commiſſait Findorf aufgetragen, und unter Gottes
u — — — —*
Seegen nach dem entworfenen, und von koͤnigl. Kam⸗
‚mer genehmigten Riß, koͤniglich und gluͤcklich ausgefuͤhrt.
Die Kirche iſt ein, mit aller Symmetrie erbautes, länge
liches Achteck. An beyden Seiten iſt ein Ausbau anges
bracht. Der eine iſt der Sacriſtey gewidmet, und fo ſo⸗
lide gebauet, daß allenfalls einmal ein Heiner Tharm für _
die Glocken, die noch. zur Zeit in einem beſondern Blei,
(Annal. st dahrs 10 o. WM uien
178 EL
nen Geräte. bangen, darauf geſetzt werden tanz wer
andre. aber foll bie Orgel enthalten. Die Kirche if. **
und helle, und die Kirchenſtellen haben Ihre ante Lage
und Ordnung. Alles iſt blaͤulich angemahlt und mit
gelben — Kanzel und Altar aber, in weichem das Tauf⸗
becken und der Gotteskaſten angebracht iſt, mit goldenen,
Leiſten verfehen. Das Altar hat die fimpie, aber oe:
fogende Inſchrift: Bott allein die Ehre, and, aus⸗
wärts an der großen Thär der Kirche Reben bie Worte:
GLORIA IN DESERTIS DEO. Zum Prediger sie
Ser, neuen Gemeine wurbe der biäherige Candidat, Joh.
Hinr. Rublemann ernannt, und zu feiner Einführung,
und zur Einweihung der neuen Kirche, der 28ſte Sept.
anberahmt. Die Formalien ber Einweihimg waren
eben biefelben, bie ehedem zum. Önarrenberge beob⸗
achtet werden ; (Man fehe diefe Annalen im sten Jahr⸗
gange ©. 478.) daher brauchen wir allhie nichts mehe
hinzuzuſetzen, als daß der Herr Gen. Superint. DPratje
feine Einweihungsrede über Pf. 126. v. 3. die Orbina;:
tonss und Einführnngsrede aber über Er 3. v. 17. a1.
hielte.
Der Paſtor aut Snarrenburg hat nun alles, was.
von Altersher zu der Pfarre zu Kuhſtaͤdt gehoͤret har. |
Bon jeder. noch unbebaueten Stelle giebt koͤnigl. Kammer
ihm, die erſten zwoͤlf Jahre durch, jaͤhrlich zwey — von
jeder ſchon bebaueten @tefle aber einen Mark Lübifd.
Zum Hof⸗ und Hausplatz hat er einen — zu Gartens
Srası und Weideland aber sehn und einen halben Mor⸗
gen. Geine Accldemnien ame lotzendermehen reguliret: J
2 Dede Hofftele giebt an Pflicht jahellch — a. 3 u.
Drey malige Proclamation thut⸗ — 92
Eine Eopnlatin - 5 ⸗ 2—
Eine Kindtaufe 0004 LE — .
Ein Kirchgang +: (En 82
Die Conſirmation eines Kinde⸗ — 1 42
Jetde Firbite 5 er VE 2⸗
“Cine Dnfgung 5 on u gs!
Einen Kranten zu berichten 4; 11 —
Eine Leiche eines Eonfirmieten u 34. —
. Cine Leiche eines nicht Conſirmirten Is 99
|
|
!
Bey den uhſtoͤdtern bleiben die Accidenzien für
den Prediger und si, wie fie von Alters hergebracht
And, \
Der Kür zur Gnassenburg kriegt in den erſten
"12 Jahren ans der Kammer jährlich 30 Rthir. hat zum
Pant und Hofplatz einen — und zum Gartens Saatı
‚und Weidelande fieben und einen halben Morgen.
Gene Accidenzien ind diefe:
Jahrliche Pflicht von jedem Hofe | 3.
Won einer Hochzeit ı 0 4
Bon einer Taufe — 44
Bey Krankenberichtigunzen ⸗ as
Bon einer großen Leiche ZW
Bon einer Beinen 1: s 1286 _
Wenn alles erſt voͤllig bebauet iſt, wirb es eine
große Gemeine werben. Denn
M 2 u Ru
ie RA I
Kuhſtadt Beth 3 dẽuerſtelen.
unter:Gnarrenburg fol haben 98 —
Odber⸗Gnarrenburg ⸗· "ig —
Muͤhle und Pachthof, Pfarre und Bu
Schule a Zr . 4 en
Oſterſode , Amts Oſterhelz har’ s 7
Ein dahinter anllegendes Dorf nn —
| 355 Beuerfteßen.
i ‘ Ft |
2) Amts» Zubitäum des Herrn Geheimen Zus
ſtizraths D. Georg Ludewig Boͤhmer in
Goͤttinge.
+ Was dem ſeeligen Hollmann, vor drey Jahren, um
einige Tage zu erleben, nicht beſtimmt und vergönnet
war, das erlebte in dieſem Monate. September 1790.
der um die Watserfiche Göttingen und bie Rechtsgelahrt⸗
g heit fo ſehr verdiente Here Geheime Juſtizrath Böhmer
daſelbſt — fein Profeſſor Jubiläum. Da das Annivers
farinft am 17ten Sept. wie gewoͤhnlich, durch eine Pros
. ceßion in die Kirche und eine Rede gefeyert werden fellte,
ſo beſchloß man von Seiten der Univerfirät, jenes Amts⸗
Inbilaͤum damit zw verbinden, Herr Hofrath Heyne
randigte daher: daffelbe im dem Programm vom ı6ten
ſeib Monats an; und gedachte in ber Tages darauf im
der Kirche gehältenen Nede, der vielen und großen Ver⸗
.
N
4
— dienſte des wuͤrdigen Sreiſes, mit ben gebuͤhrenden
Lobe. Abends vorher den 16ten brachten ihm die Stu⸗
denten eine ſolenne Muſik und überreihten ein Gedicht,
Ze Ä Am
u
.
|
|
n
. ı
’
1 . ' ”
—
RER . 18:
Am 17ten war, na vordbergesangenen Solennitäten,
+
Mittags ein feftliches Mahl und Abends Ball auf dem
Eonciimshaufe; an welchen allen bie beyden, noch dort,
_ befindlichen koͤnigl. Prinzen, perfönlichen Antheit nah⸗
men. Drey junge Brauenzimmer bekraͤnzten den wuͤr⸗
digen Greis beym Tanze, mit einem Lorbeerkranze, den.
er aber, bald darauf, einer der-jungen Kränjenden aufs
feste. Wenn wir. bier in die Ausdräce des Herrn Hofs
rath Heyne von ihm; als einem Viro Perilluftri meri-
‚tis annis virtutibus venerabili, civibusque academi- -
ds, inflitutionis induftria affidnitate ac religione,
.morum verborumgue comitate et humanitate, ani-'
mique benevolentia, qua illeamplectitur omnes; et
de omnibus bene mereri ftudet, merito carifimo —
aus voller Ueberzeugung und perfbnlicher Hochachtung
einſtimmen; fo koͤnnen wie uns auch eben wenig der Re⸗
flegionen erwehren: was ein fo chäriges funfzigjähriges
Leben für eine Summe von Ideen und Kenntniffen,
burch Lehre und Schriften,’ beh ihm ſelbſt und andern, -
in Umfauf'gebracht Haben: wie viele junge Leute, waͤh⸗
"rend eines ſolchen Zeitranums, aus ſeinem Unterrichte
herausgegangen ſehn muͤſſen, die jetzo den groͤßten Eh⸗
renſteten im Staate, auch allen Arten von Bedienun⸗
gen und Warden vorſtehen, und die jetzige ganze Gene
ration, wenigſtens der einländiichen Staatsbeamten aus⸗
machen; mit weicher Heiterkeit / und Zufrjedenheit und‘
lich ein ſolcher Mann auf eine folche Laufbahn zuruͤck⸗
ſehen muß, da er mit Grunde erwarten ann, daß taus
„fende. ihm den innern herzlichen Dank, für die. von ihm -
1 M 3° Ze erhal .
182 | Pre
erhaltene Blldung und Kenntniß zollen, sen welchem
der Verfaſſer dieſer Anzeige wie immer, fo belonders
bey dieſer ſeyerlichen Begebenheit auf das lebhafteſte
durchdrungen iſt.
— B.
3) Milde Stiftung des verſtorbenen Dem
Buͤrgermeiſters Krüger zu Uelgen.
Der im Inn. d. 3. hieſelbſt verſtorbene Herr Bürgers
meifter Krüger, Hat in feinem Teſtamente, auſſer 24
Rthlr. welche gleich nach feinem Abſterben an Die Armen
vertheilt find, denſelben noch soo Rthlr. in C. M. von
macht, davon jedesmal an feinem Sterbetage die Zins -
fen an die hiefigen Stadtarmen vertheilt werben follen.
Aufferdem Hat derfeibe in feinem Teſtamente 530 Rthlr.
in Golde, zur Erbauung eines neuen Altars an hieflge
Drariens Kiehe geſchenkt. Je felteher dergleichen Su
ſchenke in unfern Zeiten find, bdeflomsehr' verdient das
| Andenken folder Perfonen, melde fo wohlthaͤtige Bers
maͤchtniſſe Riften, einer dankbaren Erwähnung.
Drochnewolf.
4\ Nachricht von einer ſehr boͤsartigen Ruhr, |
welche im Sommer 1790. in Groſſen⸗
Schneen, Amts Friedland, bey Obtringen
graſſiret hat.
Diefe Seuche Bra ſchon früh, um n Yohannis et
Jahrs ans / und dauerte bis zu Ende des Auguſt. Sie
war
t
‘
wa von dẽeſchtedener Act, dey den’ meiſten Patjenten
aber eine rothe, und wur bey einigen eine weiſſe und
Baellichte Ruhe, und verbreitete ſich beſonders in den
erſten Tagen des Julius fo ſchnell von Haus zu Dank,
daß in diefer aus 32 Feuerſtellen und 120 Zamilien be
Nehenden großen Gemeinde nur etwa 6 Haͤuſer mit der
AÆrankheit verſchoner blieben, und nach Vefhaffendeit Ä
der Familien 2, 3, 45, 6 86 7 Perfonen aus einem
Hauſe faſt Immer zu gleicher Zeit davon ergriffen wur⸗
Den. Man bat uͤber 100 Menſchen gezaͤhlet , welche
eiamal vinnen 24 Stunden niebergeworfen find, und
überhaupt weiß man mit Gewisheit über 300 Petfonen,
welche an dieſer Plage mehr oder weniger gelitten haben, -
Dice blos alte und ſchwaͤchliche, fendern auch flarke,
geſunde und bluͤhende Leute, meiſtenthells aber Frauens⸗
perſonen und Kinder wurden davon befallen und gemel⸗
nägfich ploͤtziich nledergeriſſen. Auch ſolche Perſonen, die’
ben ihrer ſtillen häuslichen Lebensart keinen Erhitungen
und Verkaͤltungen ausgeſetzet geweſen waren, blieben
nicht damit verfchoner.
Das koͤnigl. Amt Sriedland bewies year gleich
anfangs eine fehe rühmliche Sorgfalt, der weitern Aus⸗
breitung dieſtr Seuche zu wehren. Der in Broßens
Schneen wohnende geſchickte Amtschirurgus erhielt den
Auftrag, bie Kranken Ltaͤglich zu beſuchen, und ihnen
‚die in der von konigl. Landesregierung bekannt gemach⸗
ten Anweiſung vorgefchriebene Heilmittel vorerſt unent⸗
geldlich auszutheilen. Da aber diefe Mittel nur bey
weni die verfprodene Wirkung hervorbrachten; ſo
My wurde
ae 183-
Ä
NL I .
RS 7 ye
' wurde auch noch ein beruhmter Arjt ane —E
” von ‚der Gemeinde fefhft zu Hülfe gerufen, der es. auch.
‚an, feinen Bembhungen niet fehlen Aleß, den Leidenden
Hulfe und Erleichterung zu verſchaffen. Allein, obgleich
auf die Vorſtellungen des Predigers von der Canzel uud
in den Krankenbaͤuſern, die dargebotene Arzeney von
allen Patienten angenommen, und gebrauchet wurde; .
fo esbielten doch auch dadurch nur Wenige eine. Linder
zung ihrer Schmerzen, die Meiſten listen vielmihe- am.
‚ einer. heftigen Entzündung mehrere Wochen lang fo. uus
‚ausiprechliche Qugalen, als man hier. nig. bey. diefer
- Krankheit empfunden haben wollte, und täglich wurben
Seien. durch das Gelaͤute der Glocken angekuͤndiget.
Dieſe haͤufigen Todesfälle verbreiteten ein; folches
Schrecken über die Gemeinde, und machten die Kraus
ten ſo mistrauiſch gegen die verordnete Arzeney, daß nun
keiner mehr davon nehmen wollte, ſondern die! Meiſten
. entweder, gar keine oder nur geringe Hausmittel von
‚einigen ſelbſt gefuchten Wurzeln und Kräutern gebrauch:
een. Als ein Vorbauungsmittel nahmen beſonders die
Meaunsperfonen häufig einen Trank von der ſogenann⸗
sen. Berg s. und Bärenwurzel mit Brandtewein vermis .-
ſchet, und glaubten dadurch var der ‚Aopetung: der -
Seuche bewahret zu fen. ,
Sonderbar war ed, daß eben zu ber Zelt. da die
Nor am hoͤchſten ftieg, und keine. Arzeney mehr heifen
ı wollte, die Ruhr anf einmal von ihrer Heftigkeit nach⸗
Ueß, und. das häufige Sterben aufhörte, - Wahrfcheins
' bat eine Veraͤnderuns des Weeters, und beſonders
ein
N
/
.
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N
> - .
2 185
«in ek Sentmwind, der FR zu her. Zelt (gegen das
. Ende des: Yun) erhub, die fo: ſchleunige Abnahme der
Krantheit bewirket. Die Seuche danerte zwar hernach
Nnoch Aber. ein Monat bey einzeinen Perfonen fort; aber. .
viele Kranke konnten dabey ihre Serhäfte verrichten, _
und wurden miche nur oßne den Gebrauch irgend eines .; -
Ürzencpuiittels hergeſtellet, ſondern manche fonft ſchwaͤch ⸗·
Uliche Leute fühlten ſich nach ihrer Seneſung viel munter
zer. und .gefander, als fie vorher waren. Don denen
aber, weiche an der erfien bösartigen Ruhr igelltten
Hatten, behielten viele, noch lange nachher den Durch⸗
lauf, bey einigen erzeugte ſich jauch ein waſſerſuͤchtiger
Geſchwulſt, und noch jetzt im Novemb. giebt «es Herſo⸗
nen in der Gemeinde, welche die: golgen biefer Dinge
‚an ibrem Körper: empfinden, |
„Hätte die. Seuche noch länger In ihter erſten Heftig /
keit fortgedauert, fo würde die Anzahl der Geſtorbenen
noch ungleich groͤßer ſeyn, als ſte wirklich iſt. Denn
die meiſten davon ‚wurden in den erſten 14 Tagen des
Zuun⸗ weggeraffet) und überhaupt find 24 Menſchen
an ber Ruhr ſelbſt und hernach noch 2 alte Leute an dem
Folgen derſelben geſtorben. Es find darunter 12 Kinder
unser 14 Jahren, 6 junge Perſonen von 14 bis 35
Jahren und einige Alte von 70 bis go Jahren.
Erwag ipäter, als in GroßenSchneen, im Iu⸗
Uus und Auguſt, brach die Ruhr auch in einigen andern
Daͤrfern des Amtes Friedland und Reinhauſen aus,
and dauerte darinnen auch laͤnger, bis zu Ende des
Octohers.
M5 0 Im
14
286 1 5
Im Anıte Iriedland find in Sriedland“fitg;
due Orte von etwa 30 Haͤuſern, von 27 Ruhrbran⸗
Ben, 2 Frauensperſonen und 3 Kinder und in Cůtgen,
Schneen, einem Dorfe von etwa 6o Käufern, von 60
Patienten, nar 3 erwachſene Frauensperſonen und 2
Kinder geſtorben. Der ſehr rechtſchaffne Prediger dieſer
beyden combinirten Gemeinden, hat die meiſten Krau⸗
Ben durch die von koͤnigl. Landesregierung empfohlnen:
Heilmitztel gluͤcklich hergeſtellet.
7In Kilfershaufen, einem Dete- von 26 auſern
find zwar 8 Kinder, aber ale unter 3 Jahren uud gar
feine Erwachfene an der Ruhr geftorben.
In Ballenhaufen, einem Dorfe von 27 Häufern, .
find 2 erwachſene Frauensperſonen m und 2 > Kinder vos
dieſer Seuche weggeraffet.
In dem benachbarten Amte Reinhauſen iſt die
Seuche epidemiſcher und verheerender geweſen. Denn
in Iſchenrode, einem kleinen Orte von einigen 20
Haͤnſern, ſind 10 Perſonen daran geſtorben; und in
Reinhauſen ſelbſt, einem Dorfe von 35 Wohnſtellen,
ind von 60 Ruprfrahlen, 3 ermachfene Frauens und 9°
Kinder aus der Welt gegangen. An dieſem Orte Bat
Ah der Eskadronchirurgus Brüggemann. bey ben
. sten Dragonerregiment um die Nubrpatienten ſehr
verdient gemacht, und faft alle, die ihn sonfalkten,
wurden geheitet. -
Merkwuͤrdig I es, daß ® pisle andre Dicker,
welche von den Orten, wo die Ruhe grafficer hat, nur
eine viertel oder halbe Stunde entfernet find, völlig mit
F der
-
. Pe: Be 7)
der Jılape.därfganet geblieben And, obgleich Bey ben Be⸗
wohnern derſelben gleiche natürliche Ueſachen ſtatt gefun
den haben. Sroßen Schneen, am zı. Det. 1700. |
5) Nachricht von der jüngft verſtorbenen Frau
Aebußin von Eſtorf zu Lüne. |
Des Andenten derjenigen Perſonen, welche die Vorſe
hung dazu beſtimmet hat, das Wohl ganzer Staaten 38
entfcheiden, verbienet es ymar vorzüglich, der Nachwelt
aufbewahret zu werben, heſenders alsdenn, wenn Pe
Ihre Kräfte und Gemähungen dahin rähmlchft verwendert
haben, Völker zu begluͤcken, und drohende Ungewitter
des verheerenden Krieges von ihnen abzuwenden, wovon
bie Geſchichte dieſes Jahres ſelbſt, ein mertwuͤrdigeg,
nm allgemeinen Wohl Europens abzielendes Beyſpiel,
der Nachkommeunſchaft einliefern wird; allein nur wenige
Menſchen find zu ſolchen wichtigen Geſchaͤften berufen,
am ſeltenſten iſt dieſes das dem anderen Bald beſchiea
bene. Loos.
Sollten aber derwegen naHahmungewardig⸗ Sp
ſpiele im Privatleben ed nicht au verdienen, daß fie
der Vergeſſenheit entriſſen ‚ und andern zum Muſter des .
Nachahmung vorgeſtellet wärden? Ich glaube es aller⸗
dings! Der Staatsmann und Held bilder ſich nach groß.
’ fen Staassmännern und Heiden, deren Nachruhm and
Thaten er gelefen: warum follse denn der, dem ed um -
Rechtſchaffenheit zu thun it, ſich nicht auch nach Perſo⸗
nen bilden koͤnnen, deren ſegenvolles Andenken ihm aufs.
geſtellet wird? Ich Hoffe eiſe dem Verwarfe der Na
wei
a er
welt nicht außgefegt zu ſeyn, vielmehr den Beyfal aler
BZeitgenoſſen hieſiger Lande zu erhalten, beſonders derers
jenigen unter ihnen, die das Gluͤck gehabt Haben, ‚bie -
wohffeelige Srau Aebtißin des adelichen Kloſters Cuͤne
perſoͤnlich zu kennen, wann ich hier ein und anderes tha
ger Lebensumſtaͤnde and Characters aufbemahre. .
grau Barbara Sophie von Eſtorf ſtammete
"and einem.altabelichen verdienftvollen Gefchlecht des Lüs .
neburgiſchen Landes her. Ihr Herr Water Otto von
Eſtorf, Erbherr auf Neese, Koͤnigl. Großbrit. unk
Churfuͤrſti. Braunſchw. Laneburgiſcher Hofrichter u -
Zelle, Landrath im Laͤneburgiſchen und Ausreuter des
- Klofters zu St. Michaelisein Lüneburg; ſtarb im
April 1733, alt 85 Jahr, und ihre Krau Mutter,
Maris Mtifabetb: von Meding, bes Erblaudmar⸗
ſchalls, Landraths und Ausreuters, Herrn Werner Au⸗
guſt von Meding zweyte Tochter, folgte ihrem Ges
mahl im Nevember .1746. alt 74 Jahr, im. Tode nad.
Die wohlfeelige Frau Aebtißin erblickte das. Licht des
Welt am zoflen December 1710., ward bey. noch jungen
Zahren ‚1730. als Klofterfräulein zu Luͤne aufgenom⸗
men, am 2gyſten Junius 1759. aber in. ben Platz ber
Grau Aebtißin von Harling, mit einer großen Mehr;
heit von Stimmen zur Aebtißin erwaͤhlt, und alſofort
beftätiget und eingempenet. |
| Das erworbene Zustauen ihrer Ditfgwehern, und
die Hechachtung aller Wohldenkenden war ber Grund
dieſer Wahl und ſie erfuͤllete beſtmoͤglichſt jede hierauf
gebauete Hofnung. Im Genuſſe des ſeltenen Giuͤcks,
von
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don'allen die fie Tamiten, wenigflens von aflen Rethte
i ſchaffenen geliebet und geehrt zu ſeyn, beſaß die Wohl⸗
ſeelige freylich auch ſolche Vorzüge, wodurch Die Bi
dieſe Verehrung nicht nur erwerben, ſondern fle auch fort⸗
fegen, ja vermehren konnte. Sie hatte bey einer vor⸗
theilhaften Bildung des Körpers geſucht eine vorzüglich
wohlgebildete Seele zu erhalten. Religion, Tugend,
j Rechtſchaffenheit, Uneigennuͤtzigkeit, Wohithätigkeit, LT,
genchmes Wefen ind Freundlichkeit mit Ernſt verbunden,
Drdnung, wohlüberlegte‘ und vorſichtige Ausrichtung. der
Geſchaͤfte, waren die Hauptzuge Ihres liebeuswuͤrbinen
Characters. Alle diefinigen, welche Ste naͤher gekannt
Haben, mögen hergutreten -unb beurtheilen, ob ich ein
fſqhmeichelhafter Lobredner bin. . Zwar ließ Sie nicht ver
ſich Hernsfannen, wann fi zu einen menſchenfreundli⸗
hen Handlung oder edien und Icbenswhrdisen That Tine
Gelegenheit fand; allein dirfenigen, denen &ie nit
Rath und Thar, die Armen und Hälffofen denen Str
im Stillen, vieleicht ihnen felhft unbefannt, Beyftand
leiſtete, wurden dediwegen niche verabſaͤumet, vielmehr
gab ihr wohlgeordneter Verſtanb Jederzeit ‚bie zweck:
dienlichſten Mittel zum Wohl ihrer Nebenmenſchen an
die Hand. Strenge gegen fih feläft, und munter Bey
Auseihtung aller ihrer Gefchäfte, konnte ihr Beyſpiel alle
diegentgen befhämen, weiche bey viel jüngern Jahren,
träge, nachlaͤßig oder weichlich ſitd. Sie lebte mit groß
fer Anſtaͤndigkeit, verabſcheuete aber den ganz ungägen
and uͤberfluͤßigen Aufwand, daher konnte Sie denn auch
J— (bee Ordnnngälehe, wehr als andere, mit einer
völlig
willig gleichen Eimahme ausrichten," ohſchon Oie feey
von allem Geize, manches zum Beſten anderer: naques,
was Ihr mit Recht gehoͤret hätte. ne |
Sie ſtarb, nadbem Ste ein gluͤckliches und ehren
volles Alcer durchlebt, am sten Auguſt 1790. im beynahe
utüdlgelegten gofen Sabre. on einer Entfräftung, und
wurde Ihrer, von allem. Pracht entfernten Dentungss
art nach, und fo wie Sie es feldft befohlen "Hatte, am
ꝓoſten d. M- Morgens in aller Stille zur Nude gebracht,
Kein Wunder, daß Sie bey fo. ruhmvollen Eigenſchaften
algemein-gelieht and hochgeſchaͤtzet wurde, und mis Nuh⸗,
Gelaffenheit, ja mis Frendigkeit aͤber das Gras hinans⸗
ſehen konnte, dem jet die entfeellen. Gebeine in Erwar⸗
tung einer feölichen Anferfiehung anvertrauet find. Ihr
Andenken, beſonders Die große Sorgfalt und Treue, mie
weicher Ste das Befte des Klofters, dem Die vorgeſetzet
war, ins 3afte Jahr auf alle Weiſe beförberte, wirk
gewxiß noch lange in Gegen bleiben, und verdient es
auch völlig!
Die von einer Meifterhand zeugende Innſchrift an
dem Sarge, legt gauz im kurzen, doch ſehr paſſend, ih⸗
sen Character dar. Hier iſt fie:
Auf Hofnung der ſeeligen Auferſtehun
sahen hier die Gebeine
oo. von J
Frau Barbara Sophie von Eſtorf.
Sie war gebohren den zoften December 1710.
eewoͤhlt zur Aebtißin des adelichen Kloſters Lune ben
s⸗9ften Zunius 1759.
N
und
BE age
und tert ſauft ves Todes der Surdtm den sten Ausuſt
17290.
- Se Leben, war --- -- -
Sdamigte gegen Gore, Achte Redlichkeit gegen —D |
edie Treue im ihrem Amte,
und Liebe und Dankbarkeit
. werden. bies eye ne
Ihr Andenken in Segen erhalten
gwar iſt Cuͤne jene gebengt, das vieke Jahre Bong |
ein af vortrefliches Oberhaupt beſaß, deſſen BVerdienſie
kannte und verahtte, and nun den Verla ſchmerzlich
empfinder, doch aber auch glädllich, daß es bey der Wienge
der serbienftvollen Diitgtieder feiner Werfannälung, die
froße Hofnung fhöpfen fann, bie erledigte Stelle bald
wiederum zum Gluͤck des Kloſters beſetzt zu ſehen! einer
On, am 28. Auguft 1790.
C. F. a von meing.
Preistabelle der notbtsendigflen Lebens
mittel in.den verfchiedenen Gegenden der
hannoͤverſchen Churlande, vom Julius,
Augsuſt und September 1790
‚(Sie gilt das, was bereits kan en Stüde des zten -
Jahrganges geſagt if.) |
192 A
—— Julius
Rind fleiſch Kalbfleiſch
u B beſtes rin beftes.| getins
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Pro. | Dr. | pr. | Pr:
» Böttingen- 21—1—|—-] lol ı) @
Northeim 21-171] 2]
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Veforderungen und Lwaneements, vom
Julius, Auguſt und September 1790, |
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Im Civilſtande: J
Bey den Süßen Landes⸗Collegien und was damit
in naher Verbindung fie: 0...
Bey dem Cammer⸗Collegio.
| ‚Der bisherige Herr Cammerfecretair und zweyte Ber
diente bey der Caͤnmerey Wahrendorf, zum Cam⸗
merer, und an deſſen Stelle J
der biöherige zu Winfen an den Luhe heſtandene wart⸗ |
Biche' Here Amtſchrether Heiliger unterm Cheretier
vom Eammerregifrator.
| Bey der Krieges: Cayzley. _
Der erstegordinaise Hr. - Negierungstanglifte Golter⸗
mann zum Kriegesconzliken in London.
\ Ben Hofe. |
Dem Berrn Schatzſeeretair HJanfing, bes von. dem:
Herrn Cämmere Wahrendosf abgegebene „Koffer
— cretariat.
Der bisherige Hoflaquai ‚Hermann Chrifloph Wötibe
fing zum Caftelan zu Hetronhauſen · |
- Bey dem Forſt⸗ und Beegweſen.
Der Herr dorſtamtauditor zum dagen, als vorſtae⸗
geyreuter.
| Der
*
|
J
BE 399
Der Herr Forfigegenreuter Breuſtedt zu Clausthal
zum Forſiſchreiber nach Lautenthal. No
Ben Aemtern.
Der bey den Aemtern Ehren: und Barenburg bisher
angeftellt geipefene Auditor von Uslar zum fupers
num. Amsfchreider daſelhſt
Der bisherige Herr Amtmann Baemeiſter au Ott
sum Burgvoigt zu Zelle.
Der Herr fapernum. Amtſchreiber Baring Si. |
ader in gleicher Qualitaͤt nad, Lauenburg, . :
‚Dee bisherige Herr situl. Amtſchreiber von Blum zu
Neuhaus im Bremiſchen, zum ſorernum. Amtichreis
. ber. dey dem Amte Hoya.
Herr Baron von Rnigge, Landdroft zu Bremen.
Here Hofgerichtsaſſeſſor von During als Richter zu
Oſten.
Herr Amtmann Lüder in Haarburs, zum Amtmann
des Stift⸗ Ilfeld. nn
' ser Amtſchreiber Rautenberg daſelbſt, zum zweyten
Beamten bey der Hohnſteinſchen Canzley und dem.
Conſiſtorio.
Herr Gerichtsſchreiber Rolbenach zu Neuſtadt unter
dem Hohnſtein zum Gerichtsverwalter daſelbſt.
Herr Advecat wederind zum Gerichtsſchreiber alda.
Garniſon Anditorat. -
Das vacante zu Verden, bem daſigen Seren Ymesfgreis
ber Ofterzmeyen. J
N 4 4 Aca⸗
200 RIP
| Heademien und Schulen:
Ben der Univerfirie zu Göttingen.
Kerr Drof. ertraord. Schleusner zum ordin.
Herr Magiſt. Stäudlin aus Schwaben zum ordin.
Prof. der Theologie.
Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten.
Herr Rathsauditor Ernſt in Eimbeck zum Senator zu
Hardegſen.
Herr Candidat Brauns zum Rathaauditor zu Zel⸗
lerfeld.
Avancement im Militair,
vom erften Julius bis zum Schluffe bes
Septembers 1790.
vorh. Regt. wohin die Ane. |
NRegt. WVrecerſetz. geſchehen Datum ,
A. Cavallerie. 1790.
Zu Rittmeifters. _
31Herr Llentenant Brockmann zum 3
titul. Rittmeifter. 3]2 Inl.
11 Dem Sen. Lieut. von Jonquieres ber
U Char. vom Rittmeiſter. 1127Gtpt -
Zu Lieutenants. |
3 Hr. Corner Hoyer, zum titul. Lienten.| 312 Sul.
30 Cornete.
Der ansgegangene Hofpage Hr. Georg |
Heinrich Ludewig von ber Wenfe zum ‚| oo
würflichen Corner, 3130 Apr.
B.
5 Bi Ar u 201
vorh. I KRegt. wohin die] Anc.
Regt. B Verſetzz. geſchehen Datum
= 1790.
B. Jnfanterie
Beym Seneralſtabe.
Fur den zur Compagnie gelangıen
tit. Capitain und Oberadjut. & |
ter, ift der Hr. Lieuten. Carl Augnſt
von Alten, von der Garde, mit oo
Beylegung des Char. vom Capitain 28Sept
zum Oberadjut. hinwiederum beſtellet. ep
Zu Compagnien.
G. Dem erſten Herrn titul. Capitain von
Rg. der Wenſe, die vacante Compagnie| '
des verfiorhenen Herrn Capitains
Meißie. 0,495
&. Dem Arn. titul. Capitain und Oberad⸗
St. judanten Schlüter , . die vacante
Compagnie des abgegangenen Ha.
Eapit. von Stralendorf. 10
13) Dem beym Regimente vorhandenen er] -
ſten Hrn. titul. Sapitain von Ber:
ger, die erledigte Compagnie des mit
Majors Char. in Penflon gegangenenı
Ken. Saptt. Ballencamp. 18
‚
3u Capifeine.
r. Lieuten. von Meding, zum titul.|@
G. wu
Rg| Eapitain., ai 10 Aug.
&: |Dem Herrn Lieuten. von Hanſtein,
Roi Capit. Ehar. @l 6@ept :
13] Ar. Lieuten. Clemen, zum aten titul. |
Capitain. 13124Sept
5IDem Herrn Lieuten. Sing Cayit. N
Charakter. '3j25Sept
Ns. Su
vorh. * Reqt. wohin diel Aut.
Regt. Verſetz. geſchehen / Daium
| 1790,
zu Lieutenants.
11. Sr Sonue du Plat, zum titul. Lien|. - u
11116 Sul
Sr. ihn Aqch von Alteh, zum tital. ce
Lieutenant. 3] 10 Ang.
He. Bähndrih von Benoit zum tital
Lieutenant. j* 240ept
- von — 5125 Sept
2Hr. Faͤhndrich von Bor, zum ritul. |
kieutenant. 2126Sept
Bleutenant. 10127Sept
12Dem Hrn. Foͤhndrich le Bacele. ve] .
7 Char. von Lieutenant. i228Seyt
Zu gabndrichs.
‚Der andgeganaene ofpage Hr. Johann) |"
>} Sullus von Schluter, zum Fahndrich.11 27%prk
SſDer Hr, Cadet Johaunn Friedrich Von|@
der Decken zum titul. Fahndrich. 810 Ang.
13/Dder Ar. Ze dreite Eorpor. Jobſt Chriſtoph
von Reiche zum titul. Faͤhndrich. 13125Sept
Der ausgegangene Hofpage Hr. Ernſt
Gottlob von Dachenhzufen,- kum
Faͤhndrich. 5128April
21Der Hr. Gefr. Corpor. Frieder. von! |
P. Anderten, zum titul. Faͤhndrich. 2126@epe
10/Der Hr. One: Corpor. Friede. Borbe|
zum titul. Faͤhndrich. 0125Sept
12Dem Her. Gefr. Corpor. Aug. Majus,
der Char. vom daͤhndrich. li2 28Sept
os | I
2. Landregimentoer.
Ju Compagnien.
Den Herrn titul. Eapltain Junken beym Hannoder⸗
ſchen Lantregiment, die bey dieſem Regiment vacante
Compagnie des verſtorbenen Hertn Capitain Krull.
Zu Capitains.
Der ‚Her Lieutenant von Dorgelow, vom ı2ten In
fanterieregiment von Linfingen, zum titul. Caͤpitain
veym Hohyaiſchen Landregiment. ‚sten Ang.
„>
Dimiſſion haben genommen mit dem Ebarabıer. j
vom Mpr. —
* Infanterieregiment, Hr. titul. Capitain von Both/
mer.
i3te ⸗— — Sr, Capitain Gallencamp.
uote — — — Lieutenant von Arenſtorf R of
IT —* *
Mit dem Charakter vom capitain 5.
iote Infanterieregiment, Kr, Capitaln von Stralen⸗
I
%
“-
. en lendorf. | u
te — — — Hr, Lieutenant esfenbart.
Im geiſtlichen Stande: . ne? En
. DB Stiftern und Klöftern: Er J
Froaͤulein von Werſebe aus dem Haufe ae
+ zur Conventuelin Im After · Neuenwalde.
Ben Kirchen:
Herr Canbidat Jaeobshagen, un Buorhauspeediger
in Zelle. \ in
Herr
/
u
!
‘
204 0a
Here Candidat Bohm, als Paftor zu Breeſe im Bruch⸗
Har Buperintendent Lauenſtein zum Superintenden⸗
ten zu Boͤrry.
Kerr Paſtor Sievert zur Oeſe, als — * ud Rirch⸗
wiſtedt.
Herr Candidat Ruhlemann, zum Prebiger der nener⸗
richteten Gemeine zur Gnarrenburg.
Herr Candidat Zeidler, zum Prediger zu Hechthauſen.
Herr Candidat Einſtmann zum zweyten eediger zu
Buͤlkau.
Ertheilte Charaktere.
Dem aiteſten Herrn Cammerſchreiber Blumenbagel
und
dem Seren Cammerſchreiber und Okestfor BroPr —* |
. Charakter vom Sammerresiftrator.
Dem Herrn Zollpächter Eicke zu Langenhagen, D*
Charakter vom Zollverwalter. —.
Ehrenbezeugungen:
Ste Dberappellations » Rath von Ramdohr, in zum
Ehrenmitglied der Mahler Baus und Buddauer⸗ gas
bemie zu Copenhagen, und
Herr Hofrath und Profeffor Joh. Beckmann I Goͤt⸗
tingen, zum Mitgliede der Akademie der Winlenſchaß⸗
ten zu Stockholm ernaunt worden.
Auf der Univerſitaͤt zu Goͤttingen haben die |
Dortors Würde erkalten.
. 1790. Julius gten, Her Ang. Gerd, Wolf aus por
ken, in der Medicin.
1799
⸗
\ \
J | , J
e , BP ; - 205
H2790. Sul ı sten, Her. C. Wilh. Lud. Trautmann
I aus Braunfchweig, in der Medicin.
| — Aug. 26flen; Here Heinr. Friedr. Link aus
t Zildesbeim, in der Medicin.
— Sept. 13ten, Herr Heine. Naphtaly Weſſely
aus Samburs. in der Mediein.
Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle fin®
eexaminirt und immatriculirt worden: '.
' Here Michael Chriſtian Ernſt Pockwitz aus Hanno⸗
ver, als Advoeat und Notarius.
| Kerr Georg Wilhelm Hornhard aus manden ‘al:
| Advorat und Notarius.
\
Herr Johann driederich Küdefing aus Gannover, ai⸗ |
| Abvocat.
ger Chefonh Reinhacd Dicht, Martin ans Der \
| venden, als Abvocat und Notarius.
Herr Carl Auguſt Friedrich Zeinsmann aus Zeuerfeld,
als Advocat und Notarius.
Der Rathhaͤusliche Herr Auditor Johann Georg Philip
Schorkopf aus Clausthal, als Notarius.
| Der Herr Advocat Johann Seorg Domeier ans wie
ringen, ‚als Notarins,
Heyrathen. —
Ees And getrauet nm
Julius.
Den asflen, Hr. Paſtor Siebel zu Dorfmark, mit ber
älteitien Dem. Toter des Ken. Paſtor Beyer zu
' Kallingdofel.
- Wen ayften, Kr. Lieutenant Zamelberg vom zatefi
Infant. Regim. mit der nachesiaffenen Frau Witte
; ‚des weil. Regim. Chirurgi Weber.
er Doctor und Landphyſiens Leporin zu Dannenberg, |
mit Dem. Speer daſelbſt.
Auguſt.
Ir. Rammerherr Freytherr von Schwicheldt zu Ps
nover mit dem Kräulein von Bremer, nachgelaffes
‚nen Tochter weil. Sr. Excellence Hrn. Staateminds
ſters von Bremer.
Hr. Amtsfchreider Jacobi zu Burgtorf , mit Dem.
Lueder, Tochter des Hrn. Amtmann Lueder zu
Herzberg.
Den 15ten, Hr. Juſtitzrach und Obevanemann wyi
neken zu Coldingen, mit der verwitweten Grau Oher⸗
amtmannin Dreppenſtedt.
Den 2oſten, Hr. Lieutenant Von der Wild vom erſten
Infant. Regim. mit Fraͤulein von Finckh zu Stade.
September.
Kr. Molor von Arenflorf zu Lohe mit dem Fränfein
von Puͤchler, Tochter des om. Droſten von Püds
ler zu Ahlden.
v 2 sr. N
x
ur ,
%
, , 15
;X
Kr: Senator Knoche zu leisen, mit der Dem, Shut;
zen, Tochter des Hrn. Burgermeifters Schulzen zu
‚@gpnadenburg.
Den asien, Hr. Rath Pockels zu Northeim, mit‘ des F
‚Den. Obriftjteitemant Stiemeyer"äiteßen ‚Dewoifelle
Tochter.
Den 2aflen, Sr. Doctor Spangenberg, mit des Ben,
. Eämmerers Hering, Jüngften Demoiſ. Tochter
Einbeck. *
Den zöften, Hr. Prediger Cordes zu Wiedenſahl, mie
der jüngften Dem. Teqhter bes Jen. Predigers able
-in St. Dionys, 2.
. Den 26ſten, Hr. Beiapändier Baring ·in Lüneburg.
‚. mit ber aͤlteſten Dem. Tochter des Hrn. Predigers
Marburg in Handorf.
Di agften, Er. Prediger Heiſe Fr vahlbruch, mie
Der -Älteftien Dem. Tochter: bes.
we; ger. zu Sqrelenberg.
Br
Todesfälle. Bu
en. Abciwetter⸗
e⸗ find geſtorben:;
TO Yu
Din ef eßen, sr. Penfionoirkientenant yon Seimbruch
Den * Frau Eonfitoriaichthin von Stade, geb,
Pargands zu Verden,
Den erſten, Ar, Raufiasın of! Hein Meinere ju
Burtehube. -
Ä Den soſten, Fran Oberamemannig Seneibe awerne
Hinuͤber zu Venerhun⸗
I.» Den
L }
vl DE _ Bu
‚Den sten, Sr. Hauptmann Krull unterm Heunrer⸗
ſchen Landregiment su Hannover. _
Den ızten, Frau Bergfeccetairin Eggers ge. chap⸗
puzeau, zu St. Andreasberg.
Den ıgten, Hr. Doctor Medicinaͤ Otto zu Hannover.
an 2 1ften, A. Pafor Schulze sur Sätze, geſt. in
Den 25ſten, verwiewere Zrau Pafort Vencken, si
Meier zu Mandelsloh.
0 Augaſt.
Den zten, Hr. Cammerarius Otto zu Stabde.
Den ı2ten, Hr, Droſt von Reinbek u Neuhaus im
Lauenburgiihen.
De 1, Hr. Univerfehsafehtmeien SHob: aa
* — Frau Hoferichtsaſſefforin von Könne,
geb, Cordemann in Stabe.
. Den ıgten, Beätlein Eifaber Sul, von Quern⸗
heimb zu Wuͤlſinghauſen
Den ıi9ten, Gran Paftorin Büttner, seh. Vost 38 |
Apenſen.
Den aoſten, Kr. Advoeat Hornzu Haunover.
Den aoften, Hr. Paſtor Schnering zu Sotrum.
Den 27ſten, Hr. Prost Wehdemann zu Bederkeſa.
Den a Jeau Henptmannin Roden, geb. Baring
Zr |,
September.
Den sten, Hr. Paſtor Dernbarb Hier, Zink zu Oberns
dorf, gefl. in Hamburg. Er hat gefchrieben — über
den Sebrauch hiſtori ſcher er Beyſpiele in der
Moral
—32
*
uu Welgen.
..200
Moral 1778, und arbeitete an einer Sittenlehre fuͤr
Janglinge, die ſich den gelehrten Stränden widmen.
Den 14ten, Frau Commiſſarin Ohlhorſt geb. Shots
tel zu Einbeck.
In der Nacht vom raten auf den ısten, Hr. Haupt⸗
mann von Arentſchild vom ıaten Infant. Regim,
zu Harburg.
Den 27ten, Verwitwete Frau Pafterin Müller geb.
Lamprecht zu Haſenburg.
Den sote; Fau Paſtorin erne git Wanda
tiod find folgende Godesfätte nadhsuholen N
im Junius 1796. |
ſtarb
J Druckfehler Im aten Erie deo aten Saßryanges. =
Der Ar. Richter von Täbing | zu Kirchoſten, und .
u m von Schwanewrde, Conventualin ur
Neuenwalde.
©. 912. 3. 7. von unten — entworfen I. entwerfen,
— 913.3. 16: von ben Menfchen t. Markt... :
— 917. 3. 12. füllt zwiſchei Bolcke Bockſene dat, weg.
97% 3.6.7. muß nit heißen 240: Rthir. 15 8
ſondern 240 Ruthen 15 Eng,
919 3 5. 1. Stände ſtatt Stende. ——
g9420. 13. 1. Diichhaltung ft. Reichdaltung.
* gar. * 13. L 1643. Rate ı 17
vo
Innhalt des erſten Stuͤck,
welches die ſtehenden Artikel von den Monathen
Julii Auguſt und Sept. 1790, enthält.
\
I. Die: landſchaftiche Verfaſung des Sürfen-
u thums Calenberg. ©, 3 ,
. DL Sortfegung der Befchreibung des zum Amte
Nordholz gehörigen neuen Landes Wurſten.
u ©. 32 ı |
IM. Kurze Gefchichte der enehlan Grafen
‚von Diepholz. S. 49
IV. Ueber die Verkoppelung und deren Erfolg,
beſonders imder Marſch. S. 68
V. ueber den einheimiſchen Privateredit, nebſt
Vorfchlägen ı zu deffen Verbefferung. ©.96
VL Stof zu Betrachtungen für Herrſchaften, in
Ruͤckſicht ihres Einfluffes auf bas Verder⸗
ben der Hausbebiente: ©. ı22
⁊ ö
4 ’ -
e
L VE 211
wm Sarten
Verzeichniß derer mit Quartaloſchluß Crucis den
sten Auguſt 1790. in Betrieb gebliebenen Gru⸗
ben des einſeitigen Harzes ꝛc. ©. 144
. VII. Commerz⸗Gegenſtaͤndhe.
ı) ConfumtiondsTeanfporte anf der Weſet, Klee
‚und Leine, zwiſchen Bremen, Hannover und Zelle,
in den Jahren von 1739 bis 1740. und 1789
bi 1790. ©. 150 2) VWerzeichniß der vom
ıflen Sjun. 1787. bis den zıflen Way 1789. auf
ber Legge zu Göttingen gezeichneten innen, nebſt
ihrem in Eaffengelde berechneten Werthe. ©. 155
IX. Belhluß der Befchreibung der Siadt
- Burtefube ©. 156
X, Mifeellaneen. J—
1) Einweihung einer neuen Kiıche au Gnarren⸗
bura. S. 176 2) Amts-Jubiläum des Herrn
Geheimen Juſtizraths D. Georg Ludewig Boh⸗
mer in Goͤttingen. ©. ıg0 3) Milde Stiftung
Des verftorbenen Herrn Bürgermeifters Krüger zu
—— M Nachricht von einer ſehr bösartigen
Ruhr X. ©. 132. 5) Nachricht von der jüngfts
uetflorbenen Grau Aebtißin von Eſtorf zu Lüne
® 187 | /
XL Preistabelle der. nothwendigſten Lebensmit⸗
tel in den verſchiedenen Gegenden ber hans
növerfchen Churlande, vom Julius, Auguſt
und September 1790. ®&19ı
XI. Beförbetungen und Avancements vom
Julius Auguft und Sept. 1790.
Im
Im Cibilſtande. ©. 198 SIm-
Im geiftlichen Stande. ©. 203.
rattere. ©; 202
KL Heyrathen. &.26
| AV. Todesfälle Wi zer
j
— * a⸗
-
. . 3
wu. -
»
x —
— |
|
[2
?
i
1
Braunfhweig - Luͤneburgiſchen
Churlande.
Fuͤnfter Jahrgang.
Buntes Sigac.
| Hannover,
gedruckt bey W. Podwis jun‘,
1791 |
Pu
|
|
|
| L
Innhalt der Allgemeinen und Speciak
Verordnungen, welche vom Anfange des
Jahrs 1790. bis zum Schlufle des Mio»
nats May in den Braunfchweig - Line:
burgifchen Churlanden publiciet find.
138.
Ausfchreiben der Föniglihen Kriegs » Eanzlen,
wegen genauer Befchreibung. der Mannfchaft,
welche zu häuslicher Beſetzung dimittirt wird.
Hannover, den sten San. 1790.
s Jura dieſes Ausſchreiben werden ſaͤmmtliche
* Odbrigkeiten angewieſen, um die biöher bey den
Dimiffionen aus den Kriegsdienſten, behuf haͤuslicher
Beſetzung, dadurch veranlaſſete Irrungen, daß der zu
Dimittirende nicht deutlich und vollſtaͤndig genug bezeich⸗
net worden, zu vermeiden: bey den einzunehmenden
Eantionen darauf zu achten, daß nicht nur der Suppiis
. Da * cam
216 DE
cant darin hit feinen vollen Namen genannt, fonbern
auch defien Geburtsort, und nebft dem Regimente ah
die Compagnie, unter welcher er dienet, ausdruͤcklich
. angeführet, und zu Vermeidung vergeblicher Koften und
. Aufenthalts, fofort bey der Cautionsbeftellung ben
ſaͤmmtlichen Erforderniſſen ein Genüge geleiftet werde.
139. x
Regiminals Ausfchreiben, den Curs der im Jahr
1789.- ausgeprägten: fuͤrſtl. heſſiſchen Thaler
und halben Thalerſtuͤcke betreffend. Hannover
den gten Jan. 1790.
Mürein deſſelben wird bekannt gemacht, of, nad,
angeftellter Probe, obige Thaler und halbe Thaterftüdke
um 43 His 5 Procent geringer: ausgebracht find, als die
‚Münzen nad dem Eonventionss oder Zwanzig Gulden⸗
Buß; und daß diefe Muͤnze in dem vorerft im Handel
und Wandel verſtatteten Curs, der Thaler nicht hoͤher
als zu 34 mgr., die halben Thalerſtuͤcke aber nice
Höher, als zu 17 Mor. Eonventionsmänze ausgegeben
und angenommen werben können.
140.
Sanbesherrfiche Notification, wegen der zu Abe⸗
lepſen angelegten Linnenlegge. Hannover den
13ten Jan. 1790. |
Hiedurch iſt vorerft und bis zu anderweiter Berfügung,
vom Anfange diefes Jahres an, bie Anlegung einer
beſendern Legge aſeibſt, zur Bequemlichkeit der von
Min
e
AT
.
— ⏑ —
en u 2
rue | 217
Münden, Goͤttingen, Uslar und Hardegſen zu entferut
wohnenden Unterthanen, verordnet.
141.
Regierungs+ Avertiſſe ment, den Curs der herz.
Meklenbura⸗ Schweriniſchen 2 Stuͤcke vom
Jahre 1789. betreffend. Hannover, den 5ten
Febr. 1790.
An demſelben wird obigen7 Sriten, da fie dem Leip⸗
ziger Zuß völlig gemäß befunden worden, vorerſt und
Leipziger Fuß in den hiefigen Landen verflattet.
142. j '
Erneuerte Befanntmachung der Heyrachsfaͤlle,
in welchen nicht difpenfiret wird, auch nicht
um Difpenfation nachgefucht werben darf, für
+
den ııfen-Sebr. 17790.
R derfelßen wird die Verordnung vom zoften Jun.
1763. wiederholt in Erinnerung gebracht, nach welcher
in den Heyrathen 1) mit der Mutter Brudern Witwe,
2) mit des Brudern ober der Schweſter Tochter, 3) mit -
des Bruders Witwe, nicht mehr difpenficet werben
ſpu, und fol Diefelbe, aljähelih am erfen Conntage -
nach Pfinsften von den Canzeln abgelefen werden, damit
niemand auf dergleichen Heyrath feine Gedanken richte,
noch ſich in der Meynung und Hoffnung einer auszu⸗
P3, wire
bis zu anderweiter Verfügung, der volle Curs na dem
die Hergogrhümer Bremen u. Verben. Stade,
N
218 BMe· —
wuͤrkenden Diſpenſation zum Beyſchlaf verführen fafle ;
oder auch fih nachmals mit der Unwiſſenheit entſchuldi⸗
koͤnne. -
143.
“ tandesherrliche Werorbnung, wegen bes, im
- Sürfienthum Süneburg zu errichtenden rifters
ſchaftlichen, Ereditinftiturs. St. James den
ı6ten Febr. 1790. ı
| Hieburch Haben Ihro Majeſtaͤt der König, die Errichs
tung eines ritterſchaftlichen Creditinſtituts fuͤr das Fuͤr⸗
ſtenthum Lüneburg, nad dem allerunterthaͤnigſt vorge⸗
legten Plane zu geſtatten, und dabey zu befehlen gerus
het, daß bie Juſtiz, auch uͤbrigen -Collegia, weniger
nicht ſaͤmmtliche Obrigkeiten im gedachten Fürftenthnm,
dem Innhalt des Planes, in fo ferne derfeibe auf ihe
obrigkeitliches Offictum Beziehung hat, ihres Orts genau
nachgehen, und die dabey zum Grunde liegende Abſicht
kraͤftigſt befördern helfen follten.
Bon dieſem Inſtitute felbft, werden die Annalen in
der Folge umpänblige Nachricht men
, | 144. *
Conſiſtorial⸗Ausſchreiben, wegen der Baube⸗
duͤrfniſſe bey geiſtlichen Gebaͤuden und der
desfalls aufzubringenden Koſten. Hannover
den 16ten Febr. 1790. | |
Um das überhand genommene Soficitiren um Bey—
hülfen von den Ueberſchußgeldern der hannoveriſchen
oo 00 Randeds
ME | 219.
Landes sEotterien, zu Bauen und Reparationen der
geiftlichen Gebäude, zu vermindern, werden die ſaͤmmt⸗
lichen Kirchencommiſſarien angewieſen:
1) die geiſtlichen Seränte, öfters unterfuchen zu laſſen,
und die Ausbefferung der ſich findenden einen Baur
"mängel, in Zeiten zu verfügen; beſonders Hey Viſita⸗
tionen darauf forgfältig zu achten, und in wie fern es
geichehen, ſolches in dem RWifitationdberichte zu
melden. |
2) Wenn die Kirchönäraria oder Semeinen außer Stand’
befunden werden, bie erforderlichen Koflen einer, nad)
einigen Sahren wöthig werdenden, Hauptreparatur
ober gar eines neuen Baues auf einmal aufsubrins
gen, fofort davon Bericht zu erflatten, damit fogfeich
im voraus, eine, dem Bermögen der Gemeine anges
meſſene, monatlie, den Eingepfarrten kaum werk;
liche Anlage gemacht werben möge, inden, wenn fols _
ches unterbleiben follte, eine Bewilligung aus den
Lotteriegeldern dadurch nur erſchwert werden wuͤrde;
auch in den Beantwortungsberichten der 19 Viſita⸗
tionsfragen, wenn einer ſolchen baldigen Hauptre⸗
paratur erwähnt wird, anzuführen, in wie fern dar⸗
‚ über beſonders Bericht erflattet, und die Anlage dazu
gemacht worden.
145.
Publication, der auf das Amt Blumenau trans⸗
ferirten Wahrnehmung ſaͤmmtlicher Hoheits⸗
und Domanial⸗Gerechtſame, in Betref der
Da Stadt
222 aa.)
die dermaligen Umflände nach vorerſt erfordern, bag Die
im Lande vorhandene Kornvorräthe, zu eigener Conſum⸗
tton im Lande erhalten werden; fo wird verordnet: daß
vorerft und bis zu anderweiter Verfügung, ohne auss
druͤckliche, von ber Landess Negierang ertheilte Paͤſſe,
überall kein Getraide in das Bisthum Hildesheim, bey
unabbittlicher Strafe der Sonfifcation, woron den Des
nuncianten die Hälfte zufaͤllt, fol ansgeführer werden.
149. .
Landesherrliches Ediet, wegen Beſchraͤnkung bes,
zwiſchen den hieſigen und den herzogl. Braun⸗
ſchweigiſchen Landesunterthanen erlaubten Ge⸗
traide⸗Verkehrs. Hennerer, den 30. May
17790. |
Da die, vermittelft der Declaration vom 26ften Octob.
| und des Ausihreibens vom 21ften Nov. vorigen Jahrs *)
verftattete, wechfelfeitige Vergänftigung, verſchiedentlich ge⸗
mißbrauchet worden; ſo wird feſtgeſetzt: daß kuͤnftig vor⸗
erſt und bis zu weiterer Verfügung dergleichen obrigkeits
liche Scheine auf. ein höheres Dvantum als Zehn Him⸗
ten nicht ertheilt werden , auch unter dem Namen von
Getraide zur eigenen Confumtion, die zum Brandtweins
‚ brennen gebraucht werdenden Kornfrächte niche mit bes
. griffen feyn.foflen.
150. '
*) Ebdendaſ. Seite 773.
DPARe 223
150.
gandesperrliches Verbot der Aufs und Vorkau⸗
feren des Getraides im Lande. Hannover,
. ben 30. Man 1790.
\ Hiedurch wird der mehrmals unterfagte, durch Aufs
und Vorkaͤuferey des Getraides im Lande, zum Auffchäts
ten und Wieberverfauf, von gewinnfüchtigen Leuten neus
erlich wiederholt getriebene fchädlihe Kornwucher nochs
mals verboten, bdergeftalt und alſo, daß derjenige, wel⸗
er einer folgen Aufs und Workäuferey wird uͤberwieſen
werden, ohne Anfehn der Perfon, mit der Conflication
des Setraides, und noch auflerdem mit einer befondern
Strafe angefehen werden fell. \.
a 3
I.
Entwurf der im Lande Hadein beſtehenden
— — — 5
Gerichts⸗Verfaſſung.
Von dem Herrn Ober s Commiſſair von Spreckelſen.
.$ 1.
| Te Land Hadeln, hat unter den Herzoͤgen von Sach⸗
- fen, mit dem Herzogthum Lauenburg nichts weiter -
gemein gehabt, als daß es mit diefem unter der. Fürftl.
Niederſaͤchſiſchen Regierung geftanden. In allem übri⸗
gen iſt es als eine befonders für fich beftehende Provinz
behandelt, werhalt daſelbſt, wie in anderen tenrfchen
Läns
\
‚224°; 2 u
Ländern, die Gerichte theils ia geile, theils in
- weltlichen beftanden.
6. 2.
Das geiſtliche Gericht iſt das Conſiſtorium,
welches die ehemaligen Herzoͤge zu Sachſen-Lauenburg
wahrſcheinlich bald nach der Reformation, und zwar noch
im ısten Jahrhundert daſelbſt angeordnet haben, indem
es Inden, zu Anfange des 17ten Jahrhunderts erlaffes
‚nen Verordnungen, ſchon als ein- völlig eingericretes Cols
legium vordömt. |
Herzog Franzen Conftitution de 1558.
Herzog Augufts confirmat. privilegior. som 17ten |
Auguft 1620.
9. 3.
Die äußere Borm deſſelben beftehet darin: daß es
keinem anderen Eonfiftorio noch anderem Zuftigcollegie
ſubordiniret iſt, wie es denn auch von dem Conſiſtorio
des Furſtenthums Niederfachfen niemals abgehangen hat,
fondern in Appellationss und fonftigen Vorfaͤllen, ledigs
lich an die, Landeöherrfchaft gewieſen iſt; welche Verfaßs
fung aud noch jetzo beſtehet, alfo daß man fi in Abmes
fenheit der Höchften Landesherrſchaft, an die Hohe kandes⸗
Regierung zu Hannover zu wenden hat.
Herzog Julius Heinrichs Revers vom zoſten May
1654.
$ 4
Das Perſonale iſt dabey folgendes? Dem yeitigen
Herrn Gräfen gebühret, wie in allen Obergerichten, das
Praͤſidium: Der zeitige Gerichts: Director führer, wie
in allen andern Odergerichten, "das Directorium nebſt
. dem
ft
2”, 225
dem Protocolle, und der zweyte Beamte iſt, wie in den
übrigen Obergerichten, auch hier Aſſeſſor. Auſſer dies
ſen haben auch noch die beyden im Lande angeſtellten
Superiutendenten, nebſt drey Perſonen aus dem Mittel
| der Sandftände darin Sitz, und find die drey legten, die .
beyden praͤſidirende Schultheiſſen des erfien und zweyten
"Standes, nebſt dem aͤlteſten Buͤrgermeiſter in Otterndorf,
| als den dritten Landftand. Sämtliche diefer Mitglieder
des Eonfiftorii, haben Sig und Stimme, und müflen
ſich zur lutheriſchen Kirche bekennen.
orangefuͤhrter Revers Julins Heinrichs.
I. Item Pungakion und Reverse vom ıgten April
1654. = j
| | & 5
Die Zuſammenkuͤnfte dieſes Gerichts ſollen monat °
- üb, ober nad fonftiger Gelegenheit, gehalten werden,
und find jebesmal auf den Montag beſtimmet, nad) weis -
chem die andern Obergerichte gehalten werden; wobey
demſelben die Serichtöftelle auf dem besrimaftligen Haufe
angewieſen ifl.
Herzog Auguſts Refolut. Grav. vom aoften Sept.
1620.
= 4. 6.
| Die innere Verfaſſung hat entweder die demfelben
| untergebene Perſonen, oder die an daſſelbe gehörige Gar
gen, oder bas dabey übliche Verfahren zum Gegenflande.
j | $. 7.
| Sn Anfedung der Perfonen erfireder fih die Ges
j richtsbarkeit des Eonfiftorii über alle im Lande Hadeln
lebende Perſonen, in ſo ferne ſie in ſolche Angelegenhei⸗
— | ten
226 MaMe⸗
ten verwickelt ind, die der Ordnung nach von den Confu
ſtoriis gerichtet werden. Hievon find auch die nicht aus⸗
genommen, ‚welche ſonſt ihren Gerichtsſtand Bey den Se⸗
richten des Landes nicht haben, als die herrſchaftliche
Beamte, der Beſitzer des adelichen Gutes Wellingbuͤttel,
ſamt deſſen Hausgenoſſen, Meyern und Gerichtsſaſſen;
imgleichen die Einwohner des Dorfes Franzenburg und
des neuen Anbaues im Bachenbruch, davon fonft jene in
civilibus, ad tempus nad dem Amte Nordholz, diefe
aber ans Amt Bremervörde geleget find. Vorzuͤglich
nehmen ihren Gerichtsſtand dafelbft ber obere und nies
dere Clerus, wie auch Vorſteher ber Kirhens und Arı
menhaͤuſer nebft andern geiftlichen Stiftungen, in foferne
von dem Amte oder den Nugungen und Gütern der Kir—
den, Schulen und KHofpitälern, famt andern frommen
Stiftungen die Rede iſt; geftalten fonft die Prediger,
Schub und andere Kirchen⸗Bediente, wie alle zulegt ger
nannte Perſonen uͤberhaupt, ſobald die vorkommende
Streitigkeit ihr Amt, oder darauf Bezug habende Guͤter
nicht angehet, imgleichen deren Kinder und Hausgenoſſen,
ſowohl active als paſſive unter ben weltlichen, und zwar
der Clerus bey dem Obergerichte, die aͤbrigen bey ihrem
fonftigen ordentlichen Gerichte, ihr forum fortiren, weh
ches fih dahin erfiredet, daß die Witwen und Kinder der |
Prediger und Schulbedienten mit dem Abſterben ihrer.
Ehemaͤnner und Aeltern, fofort für ihre Perſonen und
Guͤter unter den weltlichen Gerichten fliehen. |
Punctation vom ıgten April 1654.
Herzog Julius Heinrichs Revers vom zoſten May
1654.
ned
De 9 -.- . 227
uebſt der kundbaren Obfervanz. a
Zn ou 8.
De an das Conſiſtorium gehörige Sachen And fols
‚gende: „1. Alles, was Prediger und Schullehrer auch
‚ übrige ‚Biegendiener als Organiften und Todtengräber in
Bezug auf ihr Ame, Lehre und Leben, nebft 2. deren
Befoldungen ynd Einkünfte angehet. 3. Alle Sachen,
die vom Patronatrechte abhangen, als Ernennung, Bes
sufung und Präfentation der Kicchen s und Schulbedien⸗
ten, ſamt deren Qualification in. ſoferne ſelbe zur ges
richtlichen Croͤrterung gelangen; 4. Sachen, weiche Kies
"hen, Schulen, Armenhäufer und milde Stiftungen, des
von Gebäude und Vermögen, famt deren Verwaltung
angehen. 5. Die Aufficht auf die Reinigkeit der Lehre,
wie 6. auf den Äußerlichen Sottesdienft und. befien Cere⸗
monien fowohl in der Kirche als aufferhaib derſelben, bey
Taufen, Copnlationen und Begraͤbniſſen. 7. Die Su-
ſpenſion und Depofitiorr der Geiſtlichen, nebft andern
Correcturen, fowohl wider diefe, als wider Ehelente und
Verlobte, in foferne fie nicht in die Peinlichkeit fchlagen.
8. Alle Ehes und Sponfalten s Sachen, fie mögen ad di-
rimendum vel confummandum matrimonium gehen,
and 9. überhaupt alles, was zur geiftlichen Pole ge⸗
rechnet wird. |
Sagen, weiche Ehebruͤche, Shwängerunge und
Eide angehen, gehören vor das Confiſtorium nicht wei
ter, als in foferne der erftexen halber auf Eheſcheidung
oder Aufhebung der Verloͤbniſſe geklaget wird und bleibt
bie Deftrafung den weltlichen Gerichten überlaffen;, wie -
denn andy in Gefolg deflen, was von den Witwen und.
Sin .
. 228 re nn
Kindern des Cleri borbemerft werben, die Inventariſa⸗
tion und Verichtigung der Berlafienfhaft derſelben, (ame
Bevormuͤnderung der Kinder, nicht vom Conſiſtorio ges
ſchieht, fondern dem Unsergeriät eines jeben Dris zus
Herzog Zulins Heiarich Conſtitution vom oten
Oct. 1662.
Herzog Auguſts Kirchen/ Receß vom a5ſten Oet.
1624.
Verfuͤgungen und gemeine Beſcheide, welche die Aufs
rechterhaltung der vorgefchriebenen Ordnung zur Abſicht
haben, erläflet das Confiftoriam ; nene Gelege zu geben
und in Eheſachen zu bifnenficen, If hingegen der hoͤch⸗
ſten Landesherrſchaft vorbehalten.
6. 9s _
Der Proceb bey diefem Gerichte iſt ſummariſch und
fängt entweder von einem Nandato oder von der Ladung
an, welche letztere in der Gchreibetey ausgenommen,
worauf in der naͤchſten Juridic die Klage mündlich oder
ſchriftlich vorgebracht und nadyiübergebener Exceptional⸗
Handlung die Guͤte verſuchet, bey deren Entfiehung mit
der Res und Duplik bis zum Spruche verfahren wird.
$. 10.
Zu Gefchleunigung des Verfahrens, tönnen bie
fhrifttichen Verhandlungen auch anfiergerichsiich überger
ben werden, weiche ſodann dem. zeitigen Gerichts⸗ Dis
rector zugeftellet werden müflen, der die Präfentationber .
zeuget, und nad vorgängiger Commmnication mit dem,
zweyten Beamten die Darthenen mit proviforifhen und
andern Viſcheiden verfieher; doch müffen Oanpterkennt⸗
niſſe
|
}
!
!
X 7° Ve 71.)
‚ai und ſolche, welche vim definitivae haben, bey or⸗ |
dentlicher Seſſion abgegeben werden. Bey jenen dar
ſcheiden, wird mit den uͤbrigen Aſſeſſoren ‚nicht eemmu⸗
nieiret und kann allenfalls einer der beyden herzfchafelt? .
chen Beamten in Abweſendeit des andern damit allein
verfahren.
an
Daferne auf Beweis erkannt wird, ſo wird zum
Verhoͤr der Zeugen ein beſonderer Termin angeſetzt, in
welchem es von den beyden herrſchaftlichen Beamten als
leine vorgenommen und der Rotulus nach Vorſchrift des
| RAcqhsabſchiedes von 1654. $. $2. abgefaſſet wird. (86
merabAusfhreisen vom 27ſten ‚Jan. 1755.) Der Bar
weistermin wird mehrentheils Im Urtheile vorgefchrieben,
In deſſen Ermangelung es eine ſaͤchſiſche Friſt iſt, die mit
der eingetretenen Rechtskraft anfängt. Nach gefuͤhrtem
Beweiſe und eroͤfnetem Rotulo wird mit zwey Wechſel⸗
Schriften über den Beweis verfahren.
6. 13.
Haupt⸗ und andere Erbenntniſſe, werden bey vollem
Berichte publiciret und den PDartheyen davon Abſchrift
gngefertiges, bie denn die etwanige Rechtemittel dawidee
iunerhalb zehn Tagen fhriftlich einzubringen haben,
§. 13.
Dieſe Rechtsmittel beſtehen In ber CLaͤuterung und
Appellation, von welchen jene, bey dem Conſiſtorio
verfolget wird, und ordentlicherwelſe eſſectum fufpenfi«
vum dat.
Cinnal. seta) MM. | $. 14
6 J D
230 EV
. 14.
Die Länterung wird nicht eingeführet, ſondern es
2, muß die Rechtfertigung Binnen einer fächfifchen Zrif vor
der Einlegung eingebracht merden, wiewohl aus erhebs
lichen Urſacen, aufzeitiges Anſuchen, der Termin wol ver
längert werden fann.
$.. 15,
Hierauf wird die Sache in zweyen Becsfeifheiften
pon beyden Theilen abermals Bis zur Durlic verhandelt,
da denn vom Confiftorio anderweit gefprochen wird, das
ferne nicht ein Theil um Verſchickung der Arten an eine
auswärtige Juriſten⸗Facultaͤt anhält, oder das Gere
gut finder, die Actenverſchickung von Amtswegen ſelbſt
zu erkennen. Sn dieſem legteren Falle tragen behde
heile die Koften, in jenem aber ber bittende Theil. abs
lein, und wenn die Acten vorher in einem befondern Ter⸗
mine inrotuliret find, wobey jeder Theil wieder drey Unis
verſitaͤten ausnehmen darf, werben fie vom Gericht an
—* beliebige, den artheyen unbetannte Baculcät vers
ndt.
$. 16.
Weil die je Bbuterung die Appellation nicht aueſchuen
ſet, kann von einem ſolchen, in ber Läuterungs » Infianz
ergangenen, Urtheile anno appellicet werden, welches
ſchriftlich innerhalb 10 Tagen angegeiget werden muß, _
8. 17..— |
Bey Verfolgung der Appellation wird keine Cau⸗
tion der Koſten halber beſtellet, wie in den andern Ges
sichten üblich iſt; fi muß aber binnen fächfifcher Friſt
gerech t⸗
J
r
!
”
En e 231
gerechtfertiget, ‚oder um bie Derlängerung des Termine
‚An fuperiori angefuchet werden. |
$. 18.
Die Appellation iſt eigentfich nur eine Supplice- .
tio ad principem, daher fie an die hohe Landes » Regte⸗
‚ rung zu Sannover gehet, woſelbſt kein Schriftwechfel
|
|
geſtattet, ſondern nach erforderten Acten auf den Libell
ein Erkenntniß abgegeben, welches dem Conſiſtorio zur
| Publication zugeſandt wird, und baby es fein Derbi
Sen haben muß.
oo Reſcript vom zıften Det. 1731,
Die hohe Landes; Regierung bat zwar zu wiederhol⸗
tenmalen geſuchet, dieſe Appellation an das hohe Tribus
nal zu Zelle au verlegen, Die Landſtaͤnde haben es aber
lederzeit verbeten, dabey es bisher auch gelaflen worden,
. §. 19. .
Wenn Kirdens and Schuldiener ſich Bergehungen
zu Schulden kommen laffen, wird die Sache entweder u
von Gerichtöwegen unterfucht, woben dem Angejıhuldigs
ten gleichwol die fchriftliche Verantwortung nicht verſaget
vird, ober es kann auch der Comnuſſarius fiſci wider
denſelben excitiret werden, da denn der vorher beruͤhrte
' modus procedendi nach allen Umſtaͤnden Siau hat.
$. 20.
Auſſergerichtlich⸗ Vorfaͤlle/ als ve tͤicrns —*8
Eomeraste, weiche Kirchen, und andere ad pios ufus bei
ſummte Grände angehen, Genehmiguug gemadhter Ans
Sagen zu wichtigen Ausgaben, und dergleichen werden
ſhohriftlich, entweder auſſer Gericht oder bey einer Seflion -
nachgeſuchet und daruͤber in pleno eine Refolation abge
QD 2 fafiet,
nn
Br
232 DPA
faffet, welche den Supplicanten abſchriftlich suseftelüet
wird.
6.2.‘
Die Geſetze endlid , worauf biefes geiklihe Ges
sicht vorzuglich verwiefen iſt, find theils die vom Herzog
Magnus 1526. anfgeriretelRirchenorbnung , nebft des -
nen in der Sammlung, melde unter dem Namen des
Hadelſchen Kirchenrechts herumgehet, enthaltenen Nach⸗
richten, wiewol dieſe Sammlung nicht unter oͤffentlicher
Aatoritaͤt bekannt gemachet iſt; theils die ſonſt vor und
nachher von den Landesherren erlaſſene, in Las Kirchen⸗
recht einſchlagende Verordnungen, in deren Ermangelung
den gemeinen kaiſerlichen Rechten nachgegangen werden
muß. Bey dieſem, wie bey allen zuſammengeſetzten Ge⸗
richten, haben die Viſitatores nebſt den Beyſitzern aus
den Landſtaͤnden, an den in den Landesordnungen he⸗
ſtimmten Gerichtsſporteln keinen Antheil, ſondern dieſe
genieſſen ber Gerichts, Director und der zweyte Beamte
bisher zu gleichem Theile ganz allein; der hohen Herr⸗
fhaft aber gebähret nebſt den Bruͤchen, von jedem End⸗
Urtel 7 Mk., wogegen diefeibe die Auslöfang der Ges
richts⸗Beyſitzer in der Landes. Herberge. Äbernommen hat.
Regiminal⸗Reſcript vom gten April 12132.,
$. 22.
Die weltlichen Gerichte find theils bürgerliche,
theils peinliche, theils folhe, die das Land befonders,
theild aber das im Kirchfpiele Ofterende Otterndorf beles
gene adelihe Gut Wellingbättel angehen, von welchen
die Bürgerlichen Landes» Gerithte abermals entweder die.
ordents
De 00233
sedentlihe Zufſtit⸗Pflege, oder die Polize yangelegenhei⸗
ten beereffen.
5.
Die bürgerlichen Bandesgeridte find entweder
Obere; oder Untergerichte, und die erfteren beftchen,
| 2) in dem fogenannten Landgerichte, b) in dem foges
‘ nannten Viergerichte, . ‚c) in dem Ober; Stadt und
Dber : Stadt s Appellationsgerichte, und d) in dem foges
nannten Extraordinairgerichte, weiches gemeiniglich”
| ſchlechtweg, das Obergericht genannt wird, und . dem
Erxecutionegerichte.
U g 2
"Da Landgericht dat feine Benennung davon,
daß es in den fieben hohen Kirchſpielen, oder dem erften
Stande, welcher befonders die Landſchaft heiſſet, vers
ordnet iſt, und es iſt ſchon von den älteſten Zeiten her
im Lande angeſtellet geweſen, "weil deſſen ſchon im 15ten
Jahrhundert gedacht wird; wie denn auch demſelben die
Gerichtoſtelle auf dem Hauſe Otterndorf angewieſen,
woſelbſt es alle Monate, oder wenn es ſonſt bequem iſt,
| and zwar Dienflags nah bem Sonfkeciam gehalten
werden foll.. ..
eandrecht part. L at.I. ..
Zweymahl im Jahr, nemlich auf Jacobi und Aller:
heiligen, wird es zur erſtgedachten Zeit zu Lädingmohre
and im Herbft zu Altenbruch gehalten, weil vorhin die
| dafigen Märkte allerhand Streitigkeiten veranlafiet har
den, welche man n ſofort abzuthun geſuchet, daher es ſo⸗
93 Ä dann
234 DIR |
x dann au das Marktgericht Heiffet; vorjetzo beſtehet
indeß dieſe Urſache nicht mehr, und wird die alte Ger
wohnheit blos beysehalten, weil einmal ſolche Anſtalten
sur Suſtentation des Gerichts gemachet find, bie ſich
nicht fuͤglich verändern laffen, indem fie zu Luͤbingwohrt
mit der zwoten und zu Altenbruch mit erfien Predi⸗
gerſtelle yerwebet find, im deren. Häufern das Gericht
gehalten und die Ausrichtung auf Koßen ber beyden
-Predlger beftristen i wird, dafür fie theils Ländereyen,
theils baares Gelb aus dem Amtsregiſter genieffen. Die
vorkommende Sachen find jegiger Zeit blos Die beum
Landgerichte fonft gängige Rechtshaͤndel, wiewohl, wenn
fi der Fall eräugnen mögte, auch die unter Fremben
und Einheimiſchen entflandene Marktſtreitigkeiten vo
genommen werben würden.
Pa ne Ya 7 7 .
Auch in dieſem Gerichte präfibiret. der jeitige. Ser
. Oräfe, der Gerichtedirector fuͤhret das Directorium
nebſt dem Protocoll und der zweyte Beamte iſt Lonigli⸗
cher Aſſeſſor; von dein Lande aber aſſeſſoriren dabey mit
gleichem Stimmrechte die Schultheißen der fieben Kirch⸗
ſpiele, der eigentlich ſogenannten Landſchaft, oder Des .
erſten Standes, Altenbruch, Luͤdingwohrt, Nordleda,
Neuenkirchen, Oſterbruch, Oſterende Oiterndorf und
Weſterende Otterndorf.
Nachricht worauf ein Secretarius in Hadeln zu
ſehen hat, von Bodo Leporin, Fuͤrſtlich nie
berfächfiichen Rath de 1644.
. 6. 26.
3
N
|
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— — —— — — — — — - - —
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0
B—pA · 235
$. |
Die bey dieſem Gerichte vorfommende Sachen, has .
ben liegende Gruͤnde oder Gerehtfame, mithin Reals
anſpruͤche, oder- weiche dahin gerechnet werden, ale
wenn über die Uebernehmung einer Vormundſchaft
Streit entfiehet n.f.w. aus den vorbenannten 7 Kirche
ſpielen zum Gegenſtande, weshalben in erſter Inſtanz
baſelbſt nur diejenigen, welche von der Gerichtsbarkeit
der Untergerichte befreyet find, belanget ˖werden koͤnnen,
wenn fie als Beklagte, actione reali vel in rem ſeripta
beſprochen werden. Auſſer diefem gedören dahin die
Baden, welche von den Untergerichten ber vorerwähns
ten 7 Kirchſpiele, entweder zur Entſcheidung verwieſen,
oder die von ſothanen Gerichten durch die Appellation
dahin gebracht werden; bey welchen Sachen der Unter⸗
ſcheid beobachtet wird, daß In den erſten der Schultheis,
der die Sache, ohne felbft darin zu erfennen, an bie
obere Inſtanz remittiret hat, bey dem nachherigen Ur⸗
thel feine Stimme behält, in dem lezten aber der Schult⸗
heis, der in erſter Inſtanz ſchon in ber Sache geiprohen
hat, bey der Relation abtreten und des Muſtimment
‚Ad enthalten muß.
6. 37%
Du Prejeß iſt nach Beſchaffenheit der Sachen
ſummariſch, oder der in ordinario gewöhnliche, und
‚wird Sen folchen Sachen, die in erſter Inſtanz an das
Gericht gebracht, oder die ſonſt zu einem ordentlichen
BVerfahren eingeleitet werden, praevia eitatione mit
Wechſelſchriften bis zum Schluſſe, entweder bey den or·
Q4 dentli⸗
236 RAR |
dentlichen Gerichtsſeſſionen, oder wie bey dem Eonfls
ſtorio $.10. demerket worden, auffetgerichtlich verfahren,
Auch har es in Anfehung des Beweiſes, wie der Erlaf
> fung des Urthels eben die Bewandnis, als zurüd 9. 11.
behy dem Conſiſtorialgerichte gebacht worden,
6. 28,
Nicht weniger finden nach gefprochenen Wetheln
eben die Rechtemittel daſelbſt Statt, welche nach dem
$. 13, 14, 15 umd. 16 Statt haben, und wird «6 bey
der Päuterung, Actenverſchickung und deren Inrotulation
in allen Stücken, wie bey dem Conſiſtorio gehalten,
$. 29
Die Sachen Hingegen , welche durch bie Anpellation
an das Landgericht gelangen, werden bey ber erfien Zus
gidic nach eingefegter Berufung eingeführet, worauf das
Rechtsmittel in einer ſaͤchſiſchen Krift, falls diefelbe nicht
prorogiret wird, gerechtfertiger und die Acten ber vori⸗
‚gen Inſtanz Äbergeben werden muͤſſen.
6. 39,
Der Appellationslihell wird nicht eher eommuniei
“get, bis Über die Relevanz geſprochen und Prozeſſe er⸗
kannt worden,
(Verordnung vom raten Dec. 1750.)
in welchen lezteren Galle ein Derfahren nad Anleitung
‚deB ergangenen Urthels eintritt, bey welchem Urthel und
deffen Publication chen das Statt findet, was $.12
von dem Lonſſſerie argeſahrer worden; wie denn auch
| don
2 N
- Vteet werden kann.
aa 237
von einem ſolchen Relevanz s Urthel leuteriret und Doppel; |
j 6. 31.
Die Lkaͤuterung ſchlieffet auch Hier die Appellation
nicht aus und nimmt eben den Gang, wie 6. 28. beruͤh⸗
get worden. Wird aber die Appellation eingeleget, fo
muß bigee ſchriftlich binnen 10 Tagen otſqehen.
6. 32.
Dieſe Appellation gehet, wie von allen weltlichen
Obergerichten des Landes, an die koͤnigl. und churfuͤrſtl.
Regierung zu Ratzeburg, und erfordert theils eine Appella⸗
Honsfamme von 100 Mark, theild daß der Appellant
entweder gleich bey der Appellationseinfegung, ober doch
bald nachher, pro expenfis. in cafum füccumbentiae
5 " Kaution befielle, davon der Vermoͤgendſte niche frey iſt.
. (Refeript vom 13ten Deck. 1731. und Vererdn.
vom &#. Sebr. 1733.) -
Der terminus introductionis it im Sommer eine
ſachſiſche Frift, im Winter aber zwey Monate, wilches
beydes a die publicatge fententiae gereihner wird, und
nach der Einführung muß die Appelation in einer fahr
ſchen Friſt juſtificiret werden.
Herz. Jul. Henr, Verordnang ve vom aaſten Der,
»663. 3 on
$. 33.
: Auch bey hochgedachtem Dicafterio ann bowodi die
Lanterung als die Appellation wider die beſchwerlichen
Urtheile eingewandt werden: und wie die Länterung,
» 353 yon
r
238 BP
von beren Berfolgung die Ianenturgiihe Gefgrzidtäsche
nung Dladridt sieht, abermals bie Appelatien nidie
ausſchlieſſet; fo schen bie, wider bie in ber Appellatisnss
oder in der Länterungs s Juflanz ergangenen Erfenarnife
eingelegte Appellationen an das hohhe Tribunal u Zeile,
wenn ‘die erſorderliche Appelasions » Summe vechäms
den If.
$. 34
bevor das, dem Königlichen Ehuchaufe zufiehende,
Privilegium de non appellando illimitatum auf das
Herzogthum Lauenburg nebft dem Lande Kabeln erſtrek⸗
Fer wär, find wohl Beiſpiele vorgefommen, daß nad
der Laͤuterungs⸗Inſtanz, beym Abgange der bey den Reicht;
Gerichten erforderlichen Appellations: Summe, eine Redi⸗
flon gebrauchet worden, «6 ſcheinet folches aber in neuern
Beisen abgeſtellet zu ſeyn.
$. 35.
Die Sherteln fallen Hey dem Landgerichte ebenfals
beim Gerichts⸗ Director und koͤniglichen Aſſeſſor alleine zu,
und Die dabey fallende Brüche gebühren der hohen Herre
(haft aueſchließlich, wogegen bie Beyfiger aus der Lands
ſchaft frey gehalten werden muͤſſen, welche dafuͤr zugleich
son jebem Endurthel eine Tonne Bier oder 7 Me. ges
nieſſet. (Herzog Franz Verordnung vom Tage Vocem -
jucunditatis 1558. Minifterial » Refertpt nom gten April
1732.) Die Vollſtreckung der in Rechtskraft getretenen
Urthelle geſchieht durch Immiſſionen oder Pfändungen,
weshatben Commilloria an die Kirchſpielgerichte erkannt
werden, oder auch durch militairiſche Execution, weiche
Zur von
| \
DPA 239
von. dem zeftigen Herrn Graͤfen, in deſſen Abweſenheſt
aber, von dem konigl. Obergerichte verhaͤnget wird.
$. 36. -
Die Geſetze, auf welche das Landgericht verwieſen
iR, find das Im Druck ausgegangene Hadelſche Landrecht,
nebſt loͤblichen Gebraͤuchen und Gewohnheiten, auch den
von Zeit zu Zeit emanirten landes herrlichen Verordnun⸗
gen, wo dieſe alle aufhören aber das gemeine Eapferlige x
Recht. e
Verordnung Herzog Julius Henrichts vom zoſten
Ray 1654.
. 37:
Das viergericht iſt wahrſcheinlich fe‘ alt. als das
Landgericht, weil’nicht die geringſte Spur anzutreffen,
woraus man fchlieflen koͤnnte, daß jemals das Landı ober
ein anderes Gericht über die fünf Kicchfpiele des zweyten
Standes, Werterjhlienwohrt; Wanna, Steinau, Odes⸗
heim und Oſterjhlienwohrt eine Art von Gerichtsbarkeit
ausgeuͤbet Hätte; und es hat feinen Namen daher, weil
in den fo eben erwehnten Kirchſpielen nur 4 Kirchen
find, daher fie entweder ans folder Urſache nur für vier
Kirchſpiele angefehen ‚worden, . oder die zu einer Kirche
gehörende beyde Kirchſpiele Weſter⸗ und Oſterjhlienwohrt
anfänglich noch nicht von einander moͤgen getrennet gewe⸗ |
fen ſeyn.
Nachrichten worauf ein Secretarius in Hadeln zu
sehn hat, de 1644-
$. 38.
In Anſehung des Außerlichen, ‚verhält ſich dabey,
de beyden Marktgerichte ausgenommen ‚alles wie bey
dem
7 IP
dem Landgerichte, nur daß von ben Landfländen bie
Schultheiſſen der vorbenannten 5 Kirchfpiele des zweyten
Standes oder des niedrigen Thelles des Landes. Hadeln iu
dieſem Gerichte Beyſitzer find, weil ſowol in erfier als
zwoter Inſtanz allein die Realſachen vor daffelbe gehören,
weiche aus den gedachten 5 Kirchfpielen entweder ſoiche
Perſonen angehen, welche von den Untergerichten bes
freyet find, oder von den Gerichten. eines jeden Kicchs
fpiel6 durch die Appellation und Remißion an bafielße
gebracht worden. Es wird, wie die Senden vorher bes
merkten Gerichte, gleichfalls monatlich und zwar am Mit⸗
tewochen nach dem Eonfiftorio und Lanbgerichte, ia dem
deerſchafilichen Hauſe abgehalten. \
8. 39.
Der Proceß iſt nicht weniger eben berfelde, als beym
Bandgerichte, wie denn dabey auch eben diefelden Rechts⸗
mittel ſamt einerley Obere Inſtanzen Statt finden, wes⸗
. Halb man fidh desfalls auf das, was vom Landgerichte in
ben $. 25. -bis- 36 angsführet worden, lediglich beriehen
kann.
(De Schluß folgt einig)
— m,
Ueber einen, im Jabe 1759. in Himmel.
pPporten verübten DBatermord.
We ich vor einiger Zeit, die mir unvermuthet zu
Händen gefommene Criminal Acten, des fiscaits
| nn ſchen
-
neh 2 55 non
> 0 239
ſchen Proceſſes wider Anne Marie Eliſabeth Pflug;
geborne Stolley in puncto veneficii et parricidii
durchlas, fand ich viele, ben diefem Verbrechen zuſam⸗
mentreffende Umſtaͤnde, Außerft intereffant für den D@s
enden Pſychologen und Beobachter menfchlicher Hands
Jungen; daher meines Erachtens die Erzählung vieles
einheimifchen Criminal⸗Falles, nebft einigen Vemerkun⸗
gen daruͤber, in den Annalen nicht am unrechten Orte
ſtehen werden.
Dos Factum if kürzlich Diefes: Der bremiſche Eantı
ſiokal Stoltey in, Himmelpforten, Bat eine einzige
Tochter... Diefe feine Tochter, eine Derfon non 17 Jah⸗
zen, verſchafft fi im Anfang des Maymonats 1759. in
dee Abfiche ihren leiblichen Vater zu vergeben, von zwoen
Apotheken Arſenik, oder fogenanntes Ratzenkraut. Nun
vernimmti fie am zten May 1759. daß des Mittags für
ihren Bater allein gelbe Erben aufgeſetzt werden follen.
Sie hat die. Aufwartung hey Tische, ſtreuet beyym Hin⸗
eintragen ber Erbſen aus dee Küche in die Stube, einen -
Teelöffel vol Arſenik über felbige, und rührer fle damit.
ein. Sie ſetzet darauf die Erbſen ſelber vor dem Vater
auf den Tiſch und fieht zu wie er davon iſſet. Kaum aber
hat er felbige ausgegeſſen, als er ſein Meſſer niederlegt,
und ſagt: „O, ich mag auch nicht mehr eſſen.“ Hierauf
lehnet er ſich zuruͤck, und nimmt den Kopf in die Hand.
Nach einer Viertelſtunde fordert er Eifig; ee wird ohn⸗
mächtig, der kalte Schweiß bricht ihm aus. Er befomme
Erbrechen, und dies dauert mit heftigem Iariren fort,
Bis ſich zulege Krämpfe und Zudungen in Füßen und
Händen einkelen, und er des Morgens baranf um 2 Uhr
in
%
249 BE 7.
in den Armen feiner leiblichen, feiner Einzigen Tochter,
die ihm das GSift bereitet, ſtirbt. So giebt die Inquis
ſitin das Zactum bey der Unterſuchung felder an, und
fo Hat fie es oftwiederholet. Man trant faſt feinen Aus
gen nicht, und es ſcheinet unglaublich zu ſeyn, daß ein
einziges Kind, eine einzige Tochter, alles moraliſche, alles
menſchliche Befäht fo ſehr erſticken könne, um fählg zw
feyn, einen Teiblichen Water recht vorfeglich mit Sift zu
vergeben. ran Hält wenigſtens ein ſolches Ungeheuer
. für verrädt, und zur Ehre des menſchlichen Herzens, des
Gebrauchs der Vernunft unfähig, Defto auffallender
und intereffanter iſt es, wenn wie in ber gegenwärtigen
Watermörherinn feinen Auswuchs der Menſchheit, fons
dern eine junge Perfon von 17 Jahren, von einer Auf
ferft guten Erziehung, von vielen feinen ‚moralifchen und
religiöfen Empfindungen und Befählen, kurz eine Pers
fon von vieler Tugend erblicken.
Traurig iſt die Gemerkung, daß eine Perfon vom "
ſolchen Grundfägen fo gewaltig tief fallen, und fih zu
der unterften Ciaffe der verabſchenungswuͤrdigſten Wers
brecher geſellen önne; demuͤthigend aber wird auch
eine ſolche Erfahrung für den Werth menfchlicher Grund;
füge und für die Stärke der Marken, die nie fo feſt,
nie fo ſtandhaft find, daß Re fi nicht erichättern, und
wankend machen laffen, weil man ja fo oft ſieht, daß
nicht blos Grundſaͤtze, fondern auch Verbindungen, Las
gen und Verhältniffe den Antrieb menfchlicher Handlun⸗
gen beftimmen. Nicht jeder, der feiner Verbrechen
wegen, buch ben Henker geftorben, hat vielleicht nad
: böfen
.
Pi
47--.-.
DR 241
bilen Grundſaͤtzen gehandelt. Vielleicht dachte er eben
fo gut, ‚vielleicht hatte er die nemlichen guten und moras’
liſchen Empfindungen, die der tugendhafteſte Menſch har,
er kam aber in Verhaͤltniſſe und Lagen, die ihn zu
Handlungen determinirten, welche ganz und gar feinen
Grundſaͤtzen zumider waren. Nie habe ich dieſe Wahr⸗
heit mehr gefühlt, als bey Leſung der Eriminalacten
Über obigen Vatermord. Das vorfezliche abſcheuliche
Berbrechen des Vatermordes ſteht mit dem tugendhaften
Kerzen der Delinguentin in ganı befondern Eontraft. |
' Anne Marie Eliſabeth Stolley war fehr gut
erzogen, ihe Vater hatte fie nah Stade bey einer ans
gefehenen Secrerärch s Witwe in Penſion gethan. Sie
kehrte in ihr väterlihes Haus nah Himmelpforten
mit den vortreflichften Anlagen des Herzens zuruͤck; und
da die Natur ihr die korperlichen Schönheiten au nicht
derſaget hatte, fo wurde fie durchgehende gefchäger und
geliebet. Sie war 17 Jahre alt, als der Affect der
- Liebe fich ihrer Seele bemaͤchtigte. Gin junger Chirur⸗
gus, Namens Pflug, gab ſich ihr als Liebhaber zu ers
fennen, und fie erwiederte feine Neigung damit, daß fie
ſich mic ihm in ein Liebesverſtaͤndniß einlleß, und wie
fie ſelber in der Inquifition ausfagte: „ihm ide ganzes.
Herz ſchenkte., Grade in dem Alter, wo ber Affect der
Liebe bey jungen Frauenzimmern am beftigften iſt, liebte
fie diefen Chirurgen, fie wuͤnſchte ihn zum Manne zu
haben, und bat zu dem Ende ihren Water um feinen
Gonfens zu diefer Heyrath. Allein, der Water fchlug
ihr feine Einwilligung rund ab, und wollte in die. Hey⸗
100 x. ratb
*
22 IP
rath durchaus nicht willigen. Ihre Liebe zu dem Che⸗
rurgen Pflug ward durch die abſchlaͤgige Antwort ihres
Vaters nicht nur nicht erfticht, fondern fogar noch heftis
ger. Sie wiederholte oft bey ihrem Mater ihre Bitte
um feine Einwilligung , allein vergebens. Endlich
wollte der Water ih} alle Hofnung benehmen, und fagte
zu ihr mit dem firengfien Tone: fie ſollte, fo lange feine
Augen offen fünden; nicht nur den Chirurgen Pflug
nicht heyrathen, ſondern auch gar nicht heyrathen. Der
Mann bedachte nicht, daß er durch ſolche Reden, ſtatt
den Affect der Liebe zu daͤmpfen, ſolchen vielmehr ans
fachte. Vorzuͤglich legte er durch die lezte Drohung,
daß nemlich, f6 lange feine Augen offen Bänden, daraus
‚nichts werden follte, den erfien Keim des Gedankens in
ihre Seele, den Tod ihres Vaters nicht nur gleichgül«
tig, fondern auch wünfchenswereh zu betrachten: weil
alsdann das einzige Hinderniß aus dem Wege feym
würde, weiches ihre Verbindung aufgehalten.
Nun fey es mie erlaubt, die Werbrecherinn in dies
fer Diipofition des Herzens zu laffen, und zuvor auf den
Character ihres Vaters aufmerffam zu machen. Ihr
Water war Landfiſcal des Herzogthums Bremen. Ver⸗
möge feines Amts, mußte er leider. oft die feinern Ges
fühle des Mitlefdens und der Menſchenliebe verläugnen,
Hierin war er denn endlich fo weit -gefommen, daß er
für alles ws Menſchenliebe hieß, für alles ſympathe⸗
tiſche Mitleiden fuͤhlloß geworden. Er hatte für dieſe
edlern Gefühle keinen Sinn. Daben beſaßer, obgleich
in den beten GSluckzumſtaͤnden, einen unbegraͤnzten
. Ger.
⸗
Zn 0’. \ BE 24
Gelz. Sein Amt, noch. mehr aber fein Character madı .
ten ihn bey jedem verhaßt, und in feinem Hauſe glich er
mehr einem graufamen Tyrannen, als einem: Daudvater,
. &o hart er Äbrigens war, fo fehe er das Geid ſchonte,
fo viel wandte er auf bie Erziehung feiner einzigen
Tochter, und fo ſehr hoffte er im Alter von feinem eins
zigen Kinde erfreuet 1m werben. Allein, Teine ſchlechten
GSeiten konnten feiner Mugen, und in Betracht der Den
Sungtart himmelweit von Ihm verichiebenen Tochter,
- micht entgehen. Die kindliche Liebe, die fie ihm chat
dig mat, nahm mit ihren Jahren ab, weil fie denjenis
gen, ben fie als Vater lieben folte, in Nüdficht: feines
moraliſchen Characters, verachtete und verachten mußte.
An diefer Stimmung des Herzens hofte fie na
Immer von Zeit und Umſtaͤnden eine gänftigere Ent⸗
ſchließumg von Ihrem Water, als zw ihrem Ungläd die
. Stimme einer Derführerinn fih Hören lieh Beke
Wolters, des Landfifcals Stolley Dienſtmaͤdchen,
wußte um das Liebesverſtaͤndniß der Delin quentinn mit
dem Chirurgen Pflug ſchr genau, und bey Gelegenheit
_ einer. Klage der Delinquentinn, daß Ihr. Water in die Hey⸗
rathz gar nicht einwilligen wolle, giebt dieſes Ungeheuer
den Math: da wäre nicht anders aberzukommen/ fie
mußſte ihren Nater mis Ratzenkrant vergeben. Solch
ein vexruchter Nash, konnte ohnmoͤglich ſogleich von der
immer noch tugendhaften Delinquentin, angenommen
werben, fie wiss ihn zuruͤck mit den Warten: „das
wüfte der liche Gott, es wäre doch ihr leiblicher Vater. -
Allein die Idee blieb ihrer Seele eingeprägt, wie ader-
C(Annal. se Jahrg. or) 8 nach J
-
246
nach Verlanf von 3 Wochen, fie mit aͤnßerſter Traurig
Belt, wieher über big Härte ihres Waters, in Michtzu
iaffung der Heyrath kiagte; wie fie nunmehre gönzlig
an feiner Zulaffang zweifelte; der Affecuiber Liebe aber
immer heftiger und ihr zur wahren Marter wurde, hatte
die Beke Wolters bie bequemſte Gelegenheit, rem
abſchenlichen Rache, den fie wiederholte, Singang'zu vers
ſchaffen. - Liebe, der allgemeinfte Trieb, die Troja und
Perſepolis zerſtoͤrte, und im falten Norden der Stadt
Moskaun ihren Urfprung gab; fie, die Handlungen
hervorbrachte und herdorbringet, bie far unmöglid
feinen; fle, ber zdeifte- Trieb, den bie Natur in ums |
pflanzte, ſtimmte bie Delinquentinu zu dem abſcheuliche⸗
fien Verbrechen eines Vatermordes. Als wachſende
Marter durch den Keftigen Affect der Liebe würhere, und
hofnungsloſe Werzwelfelung der Delinguentinn zugleid
fi benrächtigte, da war nicht Licht im Verſtaude, da
ſauk Tugend. Der Rath der Beke Wolters wird am
genommen ; die tugendhafte Tochter wird Verbrecherinn,
fie toͤdtet ihren elguen Water. Bey einem ſolchen Bey⸗
fpiele von Verbrechen ziehe fih die Menſchenliebe nicht
ganz vom Verbreche: zuruͤck; man kann fih der Ems -
pfindangen des Mitleids nicht erwehren, man wuͤnſche
den Verbrecher zu retten, und glaube wichtige Die;
mente zur Vertheidigung finden zu Finnen. Cs if
nicht meine Abſicht, den fernern Eriminalproceß Diefer
Vatermoͤrderinn, die 7 Wochen nad ihres Waters Tode
hren Bräutigam den Ehtrurgen Pflug heyrathete, zu
beſchreiben; ich kann aber doch niche demerklich zu mas
. chen
⸗
—8
IPA 247
| chen unterfaffen, daß fie g Tane nach ihrer Berheyras
‚ thung in Inquiſition gerieth, alles geftand, und mie fie
darauf von einem der groͤßten noch lebenden Rechtsge⸗
| lehrten ‚bier im Lande unübertrefbar vertheidigt worden,
| it ihr endlidy die Strafe des Schwerbts suerfannt, und
auch an ihr vollzogen worden.
Wer moͤchte ſich nicht gerne beym Siuſſ dieſer
traurigen Geſchichte daran erinnern laſſen, daß es noth⸗
wendige Pflicht ſey, den wahren Grund. jedes Verbre⸗
‚chen, fo viel möglich in der Natur der Seele des Vers
brechers anfzufuhen, und hieraus feine Moralitaͤt zw -
beſtimmen. Sergliedert man nad) dieſer Regel die
| ſchwarze That der ungluͤcklichen Stolley, fo finden
wie viele wichtige Stände, fie mie Milde zu richten®
Anden bie ‚traurige Erfahrung beſtaͤtiget, daß Triebe,
die dee Schöpfer dem menfchlihen Herzen zu feiner
Gliuͤckſeligkeit ertheiter dat, in Leidenfhaften ausarten
fönnen, und alddann zu den größten und abſcheulichſten
Laſtern führen; finden, daß mir uns vor dem erften
Schritt zum Lafter zu hüten haben, weil alle übrige,
beynahe als nothwendige zolgen aus einem Vergehen
entſtehen.
Vuxtebude. |
von Abfen,
on Advoc. immatr, |
248 ac,
— — x: ____ —
.. WM. Ä
Die Vorzuge der meyerrechtlichen Berfaf
ſung, nach Beobachtungen: über Bauer:
güter im Herzogthum Bremen”).
E Gedanke, eine neue Darfielung eine Sache
gefällt am meiſten, und reißt mit ſich fort, je ud
der
2) Die anerfannte Wichtigkeit der Frage, ob die in
den hiefigen Landen faft allgemein üblide Meyer
verfaffung, oder das Eigenthum der Baurenguͤter,
für ihre Thellnehmer und den Staat vortheilhafter
ſey, macht diefen Gegenfland einer anhaltenden
Sffentlichen Unterſuchung ganz befonders würdig.
Es find deshalb fchon mehrere Abhandlungen dar⸗
über von den Vertheidigern beyder entgegenftehen:
den Meynungen, in den Annalen mitgerhelt
worden. Ohne hierbey eine vorgreifende Entſchei⸗
dung ſich anzumafen, wünfcher man blos’ dazu ber,
huͤlfiich zu ſeyn, daß durch Anhäufung der Gränkei
wider und für bas Meyerweſen, ihre Wuͤrkungẽ⸗
kraft der gefuchten Wahrheit offene Bahn ebene,
Diefem Zwecke ik es nun. auch angemeflen, genen
wärtige Abhandlung den vorbergegangenen beyzu
fügen, da fie es fo fehr verdient, gleich jenen oͤffe
lic) bekannt zu werden, weicher Beſtimmung jed
fo wenig ihr erftes Dafeyn verdankt wird, als d
Abſicht, mit irgend jemand eine Fehde über
Materie zu erregen. Ihr Herr Verfaſſer ve
diget darin das Meyerweſen nicht uneingefchrän
fondern blos eine gut. organifirte Form deſſelb
Wird aber damit die jegige Geftalt unfrer einha
milden Meyerrechte verglichen; fo zeigt es ſi
deu
J
TE TE ⸗ñ — e e —ñ—wws ⸗ —ñe ——
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5
8
-
J
=
[4
won 29
ber bie Natur getroffen wird, und jenehe der Leſer ſich
"wundert, wie er nicht von ſelbſt früher auf dieſen Ein⸗
fall gekommen ſey. So verhält es fich bey Merken des
Witzes, und auch bey wiffenfchaftlichen Grundfägen. .
So fehr dadurch beym Witz die Unterhaltung gewinner;
ſo gefährlich iſt 06 dem ernfihaften Gange der Geſchaͤfte,
oder der richtigen Beſtimmung wilfenfchaftliher Grund⸗
‚füge, wenn Neuheit und Ueborraſchung im Wortrage,
dem kalten Nachdenken vorgreifen,
| Das phyſtokratiſche Syſtem, welches alle Auflagen
‚eines Staats wieder auf den reinen Ertrag zuräcfühs
‚son wollte, nachdem das Chaos aller Arten von Auflas
gen, vorzäglich in SranPreich, zu einer eigenen Willens
Ihaft geworden war, machte im Anfang hauptfächlich
desfalls viel Anfieben, und erhielt fo viele enchuflaftis
ſche Verehrer, weil die Grundfäge des neuen Auflages
R3 ſyſtems,
dentlich genug, daß He nicht au denen gehören, bie
Dem entworfenen Bilde gleich kommen. Ueber⸗
haupt möchte wenigſtens dieſes Reſultat jegt für
— ausgemacht zu halten ſeyn, daß wenn
auch Hindernifie oder Bedenklichkeiten, der Einfuͤhe
rung des Eigenthumsrechts der Baurenguͤter bey
ans noch entgegenſtehen ſollten, doch bie jekige
Meyerverfaſſung wefentliher Veraͤnderungen bes
börfe, um ber Vorzüge faͤhig zu werden. welche fie
in ein ſchwankendes Gleichgewicht mir dem Eigen⸗
chumsrechte fegen koͤnnen. Verſchiedene Anmers ,
tungen, die man Bier und da zu machen, verſucht
—* finden ſich bereits in den Annual. ım Jahrg.
St. ©. 3. f. an Jahrg St. ©. 25 f. 3m,
Sehr. ıw&t. ©.49 f. 3.
—— ht _ u. PP DREH ;
‘ ' % .
250 DEE |
ſyſtems, fo aͤuſſerſt amvel, und in der Natur der Sache
gegruͤndet zu ſeyn ſchienen. Man wunderte ſich, wie
mar Jahrhunderte dieſen einzigen richtigen Weg vorber,
in die Irre unzaͤhliger Binanioperationen umbergehen
können. Die Blendung der Neuheit und Simplicitaͤt
fiel endlich ab, und befonders ließ der Herr von Dobm
. auf die bündigfte und kuͤrzeſte Art, viele Läden und
Unausfuͤhrbarkeiten des neuen Syſtems vor Augen
treten. "Die Lehre von Auflagen wat freylich dem
Staate wichtig genng, und verdiente die Aufmerkſam⸗
keit, welche ihr die größten Staatslehrer widmeten.
Allemal bat die Lehre feldft durch jenen Streit an Auf⸗
klaͤrung gewonnen.
Nicht: minder wichtig iſt dem Staate die Lehre
„von der Verfaffung der Bauern!,, und ganz
neuerlich bat im 4ten St. des ıften Jahrganges diefer
Annalen, ein undelannter Verfaſſer, deffen Autorität
die Herren Herausgeber als fehr bewaͤhrt verfidern, fi
bemuͤhet, „die großen Nachtheile der Meyerverfaffung
für den ganzen Staät,, Ing Licht zu fegen, und daraus
wahrſcheinlich zu maden, „daß das wenige Emporfoms
‚men Churhanndvrifher Bauern, beſonders im Herzog⸗
shum Lüneburg feinen Grund in der Meyerverfaß
fung habe., Zur Abhelfung aller anfgeführten Uebel
der Meyerverfaflung, fehlägt er ein auffallend fimpies.
Mittel vor. „Man ſolle die Meyerverfaffung aufbes
ben, dem Bauern die ganze Meyerftelle als freyes Ei
genthum, jedoch nur im Ganzen verkäuflich, übergeben;
die gutsherrlichen Brfile, als Grund un) Boden anı
\ klebend,
| En. 2 \ 2031
tlebend, beybehalten, und auffer dem ganzen Umfang
‚der Stelle, noch einige Dertinenzien beylegen, die für
"den Nothfall, auch einzeln verkaͤuflich ſeyn follten. „
Dem erſten Anſehen nach, muß man dieſe Operation
"für ſehr ſimpel, allen intereſſirten Theilen für unſchaͤd⸗
lich, für Freyheit und Geldumlauf aber, als aͤuſſerſt
befoͤrderlich halten. Der Verfaſſer ſelbſt, iſt von der
großen Wuͤrkung dieſes, Plans fo uͤberzeugt, daß er
glaubt, eine große Stimmung der aufgeklaͤrten Landes⸗
leute voransfegen zu können *), und wer den jegigen
‚ allgemeinen Hang für Freyheit kennet, kann dieſes niche
| unwahrſcheinlich finden.
Se natürliher und ainleuchtender der Vorſchlag
an ſich zu ſeyn ſcheint, je mehr Aufmerkſamkeit verdient
er; und ehe das Verbeſſerungsmittel zur ernſthaften
Empfehlung kommen kann, muͤſſen die Vorderſaͤtze, auf
welche Die Abſchaffung eines ſeit Jahrhunderten, durch
fe manche Abwechſelungen der innern Staatseinrichtun⸗
gen, in vielen Provinzen bluͤhend beſtandnen Meyer⸗
ſoſtems, beruhen ſoll, aufs genaueſte zergliedert, und
unterſucht werden: ob das Uebel, dem der Verfaſſer
Keuern will, allenthalben vorhanden fey? ob es
in der Mieyerverfaflung? oder etwa In andern eins ,
würfenden Lokalverhaͤltniſſen ſeinen Grund habe? und
55 alfa der neue Plan der Eigenthumsverleihung im
Stande ſeyn werde, das Uebel zu heben? Die Unters
bodurs dieſer Saͤtze iſt nicht leicht! Univerſalausſpruͤche
R4 ſind
Auvalen 10 Jahrs. 4 ©t. © 8.
i
y
242 Be
And felten zutreffend ; am wenigſten; wenn Bewelle aus .
Thatſachen genommen werben mällen, die oft nach Ber⸗
ſchiedenheit ber Gegend ſich verſchieden zeigen.
Das beſte Mittel die Sache fo aruͤndlich ju Sehanı
dein, wie es die Wichtigkeit des Gegenſtandes in ber
‚That verdient, wird nach meiner Idee dieſes ſeyn, daß
in mehreren Gegenden uud Provinzen Männer, deren
Geſchaͤft es if, die Danern, undYen Bang ihrer Handı
kungen zu beobachten, biefenigen Thatſachen fanımeln,
weiche fih ihnen über "den Gegenſtand des Nutzens ober
Schadens der Dieyerverfaffung darbieten. Ans ſolchen,
in möglihk vielen Gegenden geſammleten, wahren
Beobachtungen, wird alsdenn der Staatemann den
eine allgemeine richtige Theorie leitet, der aber dem
Bauernſtand nicht allemal ins Innere feiner Oeconomie
folgen kann, bie Reſultate abwieyen, welche für da®
Wohl des Ganzen die Heilfamften And: Ich kann mich
alſo auf dem Hauptzweck einfhränten, über den oben
angegebeuen Gegenſtand wahre Bevbadtungen aufzu⸗
ſtellen; und bey dieſem Gefigespwict wird es mir nice
zum Vorwurf gereichen, wenn Ih in meiner Lage niche
ale in dieſem Theil der Staatswirthfchaft ſich haͤufende
Schriften denutzen kann. |
Faſt in allen Provinzen des huchanndoriihen Lan⸗
des beſitzt ber Landmann, den größern Bauerhof, wie
die kleine Brinkſitzerey, zu Meyerrecht. Allenthalben
ſtehen Gutherr und Meyer nebeneinander ! Aber
ganz Imendliche Abweichungen fihden fi in her Aus⸗
abuns ihrer gegenſeitigen Be, iu dee Ergle⸗
big⸗
Be 23
bigkeit des Gennd und Bodens, Vertheilung der oͤffent⸗
lichen Auflagen , und Wohlhabenheit ber Gegend. Jede
biefer Abweichung wuͤrkt erſt anf die Beſtimmung des
bauriſchen Characters. und dann dadurch wieder auf
das ſtrengere oder mildere Verhältniß zwiſchen Gutsherr
und Meener fo ſehe zuruͤck, daß man die Krage: ob die
Meyerverfaſſung? oder Eigenthum vorzüglicher
Sey? nicht anders beantworten Tann, ald wenn man
zuvor dem Einfluß aller eben aufgeführten mitwuͤrken⸗
‚ den Umſtaͤnde genau nachgeforfcht Hat. Die Autwort
wird felöft alsdenn erſt das Gepraͤge der Zuverläffigkeie
Haben, wenn aus den angeführten Beobachtungen es
vor Angen liegt, daß man zu jeden Erfolg die rechte
Quelle traf, und nicht etwa 3. B. ber Meyerverfaſſung
ein Uebel zuſchrieb, was durch den Druck Iffentlicher
Abgaben, Mangel an Abſatz haͤnslicher Producte, oder
andse hervorgebracht ward.
Den hiſtoriſchen Theil der Meyerverfaſſang kan
t Hier nach meinem Zwed übergehen, aber nuͤzlicher
wird es für denſelben fen, wenn ich die Gegend mit
ihren Eigenheiten anführe, welche ih befonders vor
Uugen Habe... Weberhaupt ift es ein großer Theil des
Herzegthums Bremen; befonders aber in demſelben
ein Diſtkiet, von nicht völlig 2 Quadratmeilen, von
Marie und Geeſt zufammengefegt, in der Nähe einer
großen Stadt. . Die Auflagen, aufler Dreyersins und
Contribution, find unbedeutend. Die Einwohner aller
Dirfer ind, ausgenommen eine nicht große Zahl, weiche
Bq vonder Gutthere ſhaft frep ‚getauft hat, Meyer.
Rs leute,
254 BP
N
leute, bie beſonders auf den größeren Höfen, indem
Gebäuden und Vieh ein Allodium von ziemlichem
Werth beſttzen, verföntich völlig frey find, Feine Natu⸗
ral⸗Herrendienſte leiften und in keinem firengen Ver⸗
haͤltniß gegen die Gutsherrſchaft ſtehen. Sie haben
im ihrem Character Kleiß und haushälterifhe Ordnung,
umd diefen zufommentreffenden Umſtaͤnden, verbunden
mit einer Leichtigkeit‘ der -reichlichen Gewinnung uud
vorteilhaften Umſetzung ihrer Producte, verdanken
‚fie einen Grad der Wohlhabenheit, welcher ein Mittel⸗
weg zwifchen Appigem Reichthum, und forgender Därfi
tigkeit iſt. Einzelne Ausnahmen können das Bild bes
Ganzen nicht verändern! Vermoͤge diefer zufanımentrefi
fenden Localitaͤten, werden meine Beobachtungen, über
den Einfluß der Dreyerverfaffung, ganz andre Refaltate
ergeben, als in weniger glücklich gelsgenen Gegenden:
anfcheinend folgen.
Nach diefer kurzen Vorerinnerung, gehe ich zur
‚ nähern Unterſuchung über, und um Mißverſtaͤndniſſe zu
verhäten, rucke ih die Kragen ein, weiche der Verfaſ⸗
fer in dem angefäeten Stüd der Annalen ©. 6 und 7
ſelbſt aufftelter. ı) Iſt die meyerrechtliche Verfaſſung
bee Banerhoͤfe für den Wohlſtand des Landmannes,
- für den Aderbau, und mithin für den’ Staat, die Zus
traͤglichſte, Zweckmaͤßigſte und Belle? 2) Oder iſt
dieſe Verfaſſung einer, Verbeſſerung fühle ober be,
dürftig? 3) und welcher Zuſtand des Landmaunes if
der vorzuͤglichſte? Die erſte Frage wird mich haupt⸗
ang beſchaftisen, und alles was dazu dienet, dieſe
ghoͤrige
De _ ER
7
J
. Br 7 255
gehörig zu eroͤrtern, möchte vieleicht bie leztern Fragen
von ſelbſt erledigen.
Es iſt ein ſehr ſchweres Unternehmen, bey einer
Einrichtung zu beſtimmen: ob dieſe oder jene Derfaf .
fung die befte fey? Man fann damit niche die Abr
ſicht verbinden, ein idealiſches Bild su entwerfen, wie -
fh in abftracto die‘ möglichft beſte Verfaſſung ber
Bauerhöfe denken laffe? Das iſt ein eben fo ſchwan⸗
kender und relativer Begriff, wie der, welchen man in
den Streitfragen uͤber die beſte Staatsverfaſſung auf⸗
geworfen hat. Bey den Verſchiedenheiten in der
Meververfaffung, und den vielen dabey eintretenden |
Perſonen, iſt es durchaus nöthig, die Frage auf einen
mehr beftimmten Geſichtspunct zu bringen. Wie mir
es ſcheint, lieſſe fih die Hauptfrage genauer dahin des .
fimmen: Sind: die wefentlihen Grundbegriffe
des Meyerrechts, für den Landmann und fir
den Staat zuträglidy und zweckmaͤßig? und zwar
in der Maße, daß es zugleih möglichft viele Uebel
verhindert, und möglichft viel Gutes befoͤrdert?
Nicht alles Uebel kann in der Welt zugleich dud ein
Mittel verhuͤtet, und alles Gute hervorgebracht wers -
den. Genug alfo, wenn die größte Summe des
Moͤglichen erreicht wird; und haranf kann ich ‚mit
Recht dieſe Frage einſchraͤnken.
Um ſie zu beantworten, iſt nothwendig:
5) Nicht nur den Meyer⸗Contraet und deſſen wu
ſentliche Beſtandtheile, an ſich genauerprüfen, °
fondern auch 2) alle die Perſonen, welche an
dieſem
ı 256 u _ 2 u
dieſem Contracte wefentlihen Theil nehmen,
neben einander zu ſtellen, und bey jedem Con⸗
trahenten den Nutzen zu zeigen, weldyen er aus
dem Contract erwartet. -
1 Vom Meyer: Contract ſelbſt.
Bey einem jeden Eontracte unterfcheider det RXeches⸗
gelehhrte efjentielle Eigenichaften,, ohne welche der Eons.
tract nicht diefer Contract ſeyn wärbe, natürliche Eis
genfhaften, weilte durch Geſetze beſtimmet find, und accis
dentelle ode: zufällige Eigenſchaften, die ihren Scand im
zufälligen Beradiedungen ber Parıbeyen haben. Mit
aflen diefen Qualitäten ift auch ber Dieyer- Contract ſehe
hinlaͤnglich verſehen, und wer es unternäbme, die Wärs
kungen ber unendlih mannigfalsisen, dur Gefeke,
Obfervanzen der Werträge, bey demſelben hervore
gebraten Modifikationen zu: abfirabiren, ber würde
ſich in ein Labyrinth verlieren.
WVWirft man im Allgemeinen die Frage, über Vor⸗
theil oder Nachtheil der Dreyerverfaflung auf; fo koͤnnen,
wenn man Verwirrung vermeiden will, bloß effentielle
‚Qualitäten des Contracts, bey der Erörterung zum
Gronde gelege werden, und man muß vorerft alles bey
Seite ſetzen, was auf befondre Verträge oder Geſetze bes
ruhet. Ergiebt alsdenn das Product einer Unterfuchung,
das wefentliche ber Verfaſſung fey ehrwuͤrdig und
zweckmäßig; So können alle naturalla und accidentalia
immer dur neue Geſetze und Verträge fo mobificire
‘ werben, wie es der wahre Geift der Verfaffung mit ſich
bringt. Nunmehro kommt es alſo hier, wo die Rede vom
NMu⸗
N
+
«
Pe 257
Arugen ober Baden ber Dieyerverfaffung iſt, bauptſach⸗
lich darauf an: Welches find die weſentlichen Grund⸗
begriffe (effentialia) des WieyersContracts?
u.
” 36 glaube diefen Begriff im getbeilten Bigens
tbum und erblichen Nutzen, der menerpflichtigen
He, zwiſchen Gutsheren und Gutsmann zu finden.
In allen Gegenden , wo feine Spuren’ urſpruͤngli⸗
hen Leibeigenthums den Meyers Contract entſſellen, hat
Der Gutsherr das völlige Ober: Eigenthum des Grund
and Bodens, mit allen Rechten, welche dazu dienen, ſich
dieſes Grund Eigenthum, und die demſelben anklebende
- jüßrliche Einkünfte, ungekraͤnkt zu erhalten; der Meyer
Hingegen, ein völlig freyes erbliches Benutzungsrecht aller
zum Meyergute gehörenden Theile, unter der Werbinds
lichkeit einer unverändetlihen jährlichen Abgabe an den
Sutsheren, dabey ein freyes Eigenthum alles auf dem
Kofe Erworbenen, und desienigen, was nicht unzer—
trennlich zum Grund md Boden gehört. Alle Übrige,
auf Gelege, Obfervanzen, oder Verträge deruhende Bes
geiffe, find dem Contract nicht wefentlich, und gehoͤ—
ven’ daher nicht fir den jegigen Geſichtspunt. Diefe
das aufgeworfene Problem viel ſimpler und keichter in
der Auflfang! #8 bleſbt blos die Frage: iſt diefe Theis
lung des Rigenthbums und der erblichen Benu—
. "gung dem Staat näglich oder ſchaͤdlich? — Man
prüfe nun biefe Frage, den. jeder Perfon welche im Staat
an dem Contract Theit nimmt, und durch ihn ſicher ger
ſtellet werden m
- Br 1.
Säge einen Augenblick als richtig vorausgeſetzt; fo wird
258 Dre
DL Von denen, beym Wieyer : Contract eintretens
den Haupt : Perfonen.
Diefe And kurz: a)-der Staat fell. 5b) Der
Sutsherr. ce) Der Meyer; von jeder maß ich beſonders
handein.
Die erſte, uud vermoͤge des ariefikhaftlichen Eon
tracts, die wichtigfte Derfon, ift der Staat ſelbſt, mie
ı ‚feinen directen Forderungen, und vielen indirecten Be⸗
ziehungen, auf bie übrigen Theile des Stantstörperf.
Die Bedürfniffe deſſelben im Krieg und Frieden, find
mannisfaltig, dabey dringen", und fo unaufichiebli, '
daß jedes Mitglied des Staats immer vorbereitet ſeyn
muß, folde ohne Aufſchub in dem Augenblic zu erfühen,
da fie bekannt gemad)t werden. Nicht nur Contributis⸗
nen und Geidadgaben müflen am Verfalltage Sa ſeyn;
fondern auch Einquartierungen, Krieger Zubren, Weges
Schlahtı Deichdefferungen können ftändlich bevorſtehen.
In Abfiche des Staats iſt die Wauerverfafiung ber wis
sigfte ‚Theil der Landesverfaoffung! Nice nur als zahls
reichfte Volksklaſſe betrachtet, worauf der wichtigſte Theil
der öffentlichen Laſten radicirt iſt; fondern auch, den
Grund und Boden faſt des ganzen Staats dat der
: Bauer unter ſich. Er bringt alle Nahrungs ı Mittel,
ale Moterialien für Fabriken und Manufacturen bezs
vor; wird felbft wieder ihr ficherfter Abnehmer, and if
die Duelle des Handelst Gehet es alfo biefer Claſſe von
Menſchen gus, genießt fie den möglihfien Wohlſtand,
und hebt fi empor, fo verbreiter fi dieſes Aber alle
Theile des Staats, welchen der Bauer vorarbeitet. Ob
es dem Bauer felöft bey der Wieyerverfaflang wohl gehe?
Die
— — — — De
SE
.
1
Ä ae - 255
Die Frage kommt unten ausführlicher vor. Auſſerdem
— aber haben wir hier noch einen doppelten Antheil, meh .
hen der Staat ander Bauerverfaffung nimmt: 1) den
Directen Antheil, in Ruͤckſicht aller StaatsLaften, die
der Bauer trägt. 2) den indireeten, indem er dar⸗
auf fiehet, welchen vortheilhaften oder nachtheiligen Eins -
An die Berfafflung des Bauern auf die Übrigen Theile
des Staatskoͤrpers hat.“
Es entfichet daher zuerſt die Frage: Wird durch
Theilung des Gruͤnd Eigenthums für die Sicherſtel⸗
lung der Staatolaſten, möglichft viel Nachtheil vers
Bindert, und moͤglichſt viel Gutes befördert? Die Laften
in einem Staate, die alles das, mad die Regenten eines
Staats von defien Mitgliedern, zur Erfuͤllung ſowohl
.der gemeinen wie ber perfönlichen Beduͤrfniſſe, fordern,
find unendlich mannigfaltig, und ler, wo von ihrer Si⸗
cherſtellung die Rede iſt, kommt es auf die verſchiednen
Arten ber Vercheilung niht an, fondern zwey Hauptels
genſchaften der Staatsanflagen fommen nur in Betracht.
2) Die Laften find nicht beſtimmbar, fondern ſtets ei⸗
ner Vergrößerung unterworfen; dabey 2) von der Art, .
Daß in dem Augenblid, da das Beduͤrfniß des Staats
ſpricht, es auch in demſelben Augenbli® muß erfüllet
werden. Von dem erften Sag geben uns jeßt, in ber
Entfernung, england und Frankreich; nahe bey, ver⸗
fhiedene durch Deichs und Schlacht⸗Laſten ungeheuer vers
ſchuldete Marſchlaͤnder, fuͤrchterliche Beyſpiele! Nach
meiner Meynung iſt der einzige ſichere Ausweg, um den
"Staat, fowohl für die ünftig hinzukommenden Laften,
wie für deren ſchleunige Abttaguing, ſicher zu ſtellen:
0 | Daß
Halbe Kauffamme des Hofes au sahen; und das ganze
Hofgewehr neu anzufhaffen.
Der Werth eines Bauerhofes ift dann der bödyfte,
wenn das döchke Preduct der Ergiebigkeit des. Bodens
zur Einnahme, und die wenigſte fremde Arbeitshälfe zur
Ausgabe, in Anſchlag kommt. Alle Käufer, die nice
das hoͤchſte Product su gewinnen verfichen; ſelbſt nicht
viel und ſchlecht arbeiten, fondern lauter fremde Hände
‚Brauchen, Können nicht zum wahren Banernwerth fans.
fen. Es fallen daher die Bauergäüter im Preiſe, oder j
bleiben in ewigen Adminiftrationen bangen, oder der Käns.
für behält die alten Hrpothelen im Hofe, und nad der
nächften Erbtheilung der Kinder , iſt wieder ein neuer
Eoncurs da. Bey dieiem Erfolg leiden immer die Abs
‚gaben für den Staat, entweder durch wuͤrklichen Verluſt,
oder Ausbleiben der Naturatbülfen. Diefes iR der wahre
in vtelen Graenden und Zällen beobachtete Gang bey.
Eigfnthums:- Bauern, eder frepgelauften Höfen. Im
einer ganz andern Laye hingegen iR der Staat, wenn
der Haupt⸗Laſttraͤger nie fein ganzes Vermögen mis Hy⸗
botheken erfhänfen fann, fondern wenn ein großer Theil
des Nationalvermögens unbeihwert bleibt. Das haft.
mit andern Worten, wenn der Fall der Meyerverfaſſung
eiutritt, da der Laſttraͤger nie das Eigenthum des Gt und
und Bodens, ſondern hoͤchſtens ſein Erworbenes, den
Werith feiner Gebäude und Inventarien Stuͤcke, und
vielleicht auch etwa im Nothfall den zweyjaͤhrigen Ertrag
des Meyerquts mir Hypotheken belaften kann. Wenn
nicht dee Werth aler Grundflüde mit Kuporheten bes
ſchwert werden kann, ſo kann auch nie die Verzinſang
frem⸗
I en ln An. unsern En — N
j - ‘ | »
‚,WMAE 263.
fernder Gelber dem Ertrag des Hofes „gleich werden,
folglich bleibe von der faͤhrlichen Auffünften, auch weis
er etwas für nnerwartete neue Staatsı Auflagen übrig.
Da nun die, das Eigenthum verheerende, Erbtheilungen
beym Veeyergut auch wegfallen; fs bleibt der Meyer
ſchon an fih, ohne Gängeldand des Gursham, weirefen
an der Reihe, und zu Leitung der Neihelaſten unausges
ſpannt, wie der Eigenthums Bauer. Selbſt im feltenen
Fall einer Abmeyerung finder ſich viel teichter om Acker⸗
‚ verfiändiger Bauer, der einige Hundert Thaler für das
Ä Allodium bezahlt, wie ein Käufer des Eigenthumhofes
mit Tauſenden.
Dieſe gute Wuͤrkung der Meyerverfaſluna für die
Laͤßen des Staats, kann ich mit einem. Beyſpiel belegem.
| Vor einigen 20 Jahren verurfachten ‚einige Ungtüdsfäle
einen Deihban in einem Kirchſpiel, welcher eine buare
Ausgabe von 17000 Thalern erforderte Dieſe Loft
miußtete won den s Dörfern dieſes Kirchſpiels, alfe etwa
voun 70 Bauchöfen getsagen werben. Auf ſolidariſchen
Credit lieh man das Geld an, und tsug nach umd nach
Capital nebſt Zinſen völlig wieder ab, ohne daß ein
Bauer in feinem Wohlſtande zuruck gefezt ward, Blos
der ſolidariſche Credit, erleichterte jene umgeheuce Laſt
| füe Dorfer. Die bremtihe Deichordnung diſponirt
wegen Deichlaſt der Meyer im sten Cap. 9.9. Daß die
Meyer alle Deichlaften tragen ſollen, fo fange fie dazu
vermögend find; ſobald fie der Boͤrde nicht mehs gewach⸗
‚ fin, follen die Gutsherrn ats? Domini directi zutreten;
und dabey macht der Geſetzgeber die treffende Anmerkung:
Vngwifchen werden die Gutsherren zu Ihrem eigenen Bes
© a ſten
264 BP
“ ken aneriunert, Ihren Meyern, bey etwa erfittenen, all
aufchweren, und über Vermögen hart druͤckender Deich⸗
ſchaden, in Zeiten, und bevor derſelbe ſich von allen Bits
tein ab und ganz arm gedeiht, beyhuͤlfig zu erfiheinen,
damit nice hernachmals ihnen ſelbſt der Deich zur
groͤßten Laſt gedeihe. —2
Dieſes Beyſpiel iſt namentlich nur von Deiahau⸗ |
fen hergenommen! Seder fieher aber glei, daß wenn
andre Staatelaſten zu gleicher Höhe fleigen würden;
wenn der Staat den Unterthan fo gegen ben Feind
ſchoͤtzen muͤßte, wie der Deich das Land gegen das Wafı
fer (hägt; alsdann aud in der Natur der Sache eine
gleiche Auskunft liege. Kästen in dem oben ermähnten
Seoipiet die 17000 Thaler, neben den ordinairen Abs
gaben, von 70 Eigenthumsbauern herbeygeſchaft wert
den follen, welche Werlegenheit wärde entflanden feym!
Solidariſcher Credit ift bey Eigenthumsbauern nicht fo
Teiche möglich, weil der Wohlhabende fih fürchten muß,
für den Verſchuldeten gemeinichaftlich Ju haften. Gebet
gleich eine Ausgabe dieſer Art als eine Staatsſchuld vor,
fo wird doch in der Zufanft immer der Beweis der Vers
fion erfordert; und ſollen jene 17000 Thaler Nachbar
gleich baar, ader durch Anleihen aufgebracht werden; ſo
muͤſſen gewiß dagegen bey allen verſchuldeten Höien bie
Pilvat s Gläubiger zuruͤckſtehen, oder die Wohlhabenden
eine deſto größere Loft tragen: — und ich behaupte mie
Gewißheit, man wird mic Bein Bevſpiel entgegen ſetzen
Können, da ein Kirchſpiel von 70 Eigenthumsbauern in
einigen 20 aan 17000 Thaler mit allen Zinſen zus .
rn. a
|
!
—
rackbezahle habe, ohne daß ein Wirth in ſeinem Wohl⸗
ſtande und richtiger Abfuͤhrung der uͤbrigen Abgaben uns
serbrochen worden.
Dir Here Seh eimte Juſtitzrath mäfer bat inte
dem if ihm’ eigenthümlichen philofophifhen Scharffinn, mis
-—--
en A
welchem er fo maychen Theil unfrer teutfchen Staatsvers
faſſung in ein neues’ Licht ſetzt, in ben Gedanken über
die Mittel, den Abermäßigen Schulden der Uintertbanen
zu wehren *) . auch dieſe Frage behandelt: „iſt es gut,
. „daB der Mann, der die gemeinen Kaften des
„Staats tragen muß, Eigenthum babe? Er ber
merkt, daß in Petersburg ein Preis auf ihre Beant⸗
wortung gefege worden, und vielleicht die Verneinung
das erſte Grundgeſetz der rußiſchen Nation werde. Da
nicht jeder die Stelle zur Hand haben moͤgte, und doch
Moͤſer gewiß allgemein fuͤr einen ſehr competenten Rich⸗
ter geſchaͤtzt wird; fo wird man Ihn am liebſten ſelbſt
reden hören. Er fagt in der angeführten Abhandlung 3
„Hat der ſchatzbare Unterthan ein aunumfchränttes Ei⸗
„genthum, fo-tann er ſich einem Herrn zum Leiheigenen
„übergeben, und fein Gut mit Zinſen, Pachten und
„Dienften erfhöpfen, mithin ſowohl feine Derfon als
„fein Vermögen völlig aus der gemeinen Reihe bringen,
„Hat er gar keins, fo wenig an feiner Derfon als an
„feinen Gründen, fo it er eben fo arm, und ohne Mits
iel und ohne Credit zur Zeit der Noth ſeine Laſt zu tra⸗
gen.
9 ) Siehe veffen patriotie Phantaften after wor
6. 23.
® 3
266 XX
„gen. Der Dunct, wohin der Gelopgeber winkt ii di⸗
fe: Der Reichsſunterthan muß fo viel Eigenthum har
„den, als er gebraucht, um fich in gewoͤhnlichen,
„und webrfceinlichen Sällen zu vetten ; aber
„micht fo viel, um ſich felbft aus Reihe und Glie
„der bringen, ſeinen Hof zu Grunde richten, und ſei⸗
"nen Theil der gemeinen Laſt andern zumälgen zu koͤn⸗
„nen. Der Geſetzgeber behaupter: Babald bundert
„Menſchen zuſammentreten, um ſich wit ihrem rechten
„Arm zu wehren, fo gehöre birfer Arm dem gemeinen
„Weſen. Die Sun If aber, den Mittelweg zu ſinden,
„und zwilchen beyde Klippen ohne Auſtoß durchzukom⸗
„men, uud noch iſt kein ſterblicher Menſch hierin mit
„mehrerer Weisheit und Vorſicht zur Werk gegangen als
„Moſes.“ Hiernächſt zeige Moͤſer die Vortreflichkelt
des Moſaiſchen Plans in Beſtimmung der Perſonliches
und Eigenchumssstechte: „da ein Iſraelit Bein vollkom⸗
„menes Eigenthum an fiinem Acker, ſondern nur bie
„Erönugung zum ewigen Lehn oder Fidei commiß en
„halte. Moſes hatte uorhergefehen, nmd jegt And wir
„im Stande, es ihm nachzurechnen, daß alle bürgerliche
„Verfaſſungen zutegt dahin ' auslaufen, daß die Meng
„ein Opfer weniger Mächtigen wird, Dieſem fehlerhafı
„ten aber unwiderfiehlichen Hanse fegte er fein großen
„Erlab⸗ Jahr entgegen, und er iſt der einzige Gefeßgeber
„geblieben, der eine fo große pre in feinen Plan ger
abracht Hat.” Darauf gründer nun Moͤſer den Plan
eines Erlaß Jahrs, da ein freyer Erhpägter, wenn Fin
Coneurs erregt würde, binnen acht Jahren von ollen
undewilligten Sauben ſrey ſeyn ſolle; und fähre als⸗
denn
Br 7 267
Henn: die Wen aus, daß eine auf die Art modifigirte, '
nit freyem Aledio:verbundene,. Erhpacht für. den Staat
die fücherfte Verfaſſang ſey. Bey der Betrachtung ber
Abäufferungs ı Urfachen, Phantaſien zter Theil Seite
‚334: ſagt er: „Um die Veſchwerde ans dem Grunde zu
beben, muß das ganze zufammengefickte Gebäude in
„die Luft geiprenget und ein ganz neues dafür aufgeführt
„werden, wobey die beyden Grundpfeiler folgende fegn
‚„‚möflent „Jeder reihepflichtige Hof, er fen befegt, wie - _
„und von wen er wolle, iſt in Gefolge des gefellihafcks
„Ken DriginalEontracts eine Pfrände des Staats, oder
„wenn man lieber will, ein Stammı Eehnsoder Fideicom⸗
⸗ꝓmiß Gut, welches der Beſitzer auf Zeitlebens zu ven
atheidigen und nutzen hat, und mit feinem Tode dem
„eroͤfnet, der durch die Gelege dazu gerufen ift. ‚Kein
“ „Sohn. oder Nachfolger am reihepflichtigen Hof, iſt ven
„„pflichtet ſeines Waters oder Vorgängers Schulden zu
„bezahlen, infofern fie nicht bewilliget find.” Gin fo
claffıfcher Gewaͤhrsmann, beſtaͤrkt alfo meinen oben aus⸗
‚geführten Satz: Daß der direete Vortbeil des
Staats durch Vertbeilung des Eigenthums, und
Erbnutzens zwifchen Gutsherrn und Bauer, bes _
- fördert, und alle Laſten dadurch gefichert werden, |
Aber auch indirect iſt diefe Verfaffung bes Meyer⸗
Rechts dem Staate vortheilhaft, weil ſte das Befle
aller Stände befördert. Diefen Satz werde ich es
was ausführlih zu beweiſen ſuchen. Die zahlreichſte
Volksclaſſe und die, von weicher am Ende faſt alle Las.
fen getragen werben, it die Claſſe des Landbauers.
Sing atıo eher der Gefengeber auf deren Erhaltung
| ‚s 4 nie
der etwa einen Garten hat, oder vom Haͤusling. Acker⸗
2
279 DPA
(achee, ih für dem wißtishen Theil biefer Abhanbang
halte.
Um die Sache dentlicher und beſtimmter zu machen,
werfe ih mir ben dieſer Auflöfung drey Fragen auf:
erſtlich; Weder Vortheil ſol dem Aderban und ber
Biehzucht namentlich duch einen fo großen Geldoorrach
oder Credit, der dem Werth der Grundſtuͤcke des
Bauern aleich iſt, zu Wege gebracht werden? 3wey
Kens, Wel hen Gang laͤßt der Character des Dauern
bey einer Leichtigfeit, Geld zu zrhalten, marhmaßlich
ſchlieſſen? und welcher Nachtheil entſtehet wahrſchein⸗
lich daraus für Ackerban und Viehzucht ? drittens,
Iſt dieſes Mittel der Selderzeugung nachhaltig un fhe
mehrere Generallonen von Nutzen?
Beny ber erfien Frage: Welcher Nutzen dem
Aderbau und der Viehzucht, aus einer dem
Werth der Grundftäcke gleichen Geldmaſſe, oder
Credit entſtehen folle? glaube ich zwey unſtreitige
Segeln aller Oeconomie vorausſchicken zu können: eins
mal, daß man datjenige, was mit geringern Kräften
erreicht werden kann, nicht durd viel größere Ke afte
zu erzwingen ſuchen muß. Zweytens, daß man ulle
Geldausgaben verhuͤte, wenn eigne Induſtrie, ohne
dadurch andre ind vielleicht eintchglichere Ermerbu
zu verfäumen, daffelde bewuͤrken kann.
An der aufgemorfenen Frage iſt eigentlich nur’ die
Rede Vom Bauer, das heißt, vom Beſitzer der lies
genden Gruͤnde; alfo nicht vom Fleinen Nebenbewohner,
ban
X
·. 7
‚Gau und Viehzucht, dieſe erſten Grundlagen aller Dras
duction, dieſe einzigen und wichtigen Gefchäfte jedes
. ‚Bauern, erfordeen, wenn man Ins genaueſte Detail
‚dringer, Beinen erheblichen baaren Geldaußwand!
aber defio mehr ein, von Jugend auf, an Arenge Ale
beitſamkeit gewohntes und gntbaltfames Sehen. Ein
Hanswirth Diefer Art, ſchafft ſich durch feinen Fleiß
mancherley Einnahmen aus dein Verkauf ber erübrigten
. Weldfehchte, und verſchiednen Vieharten. Nach den -
Perioden dee Gauptausgeben, werben diefe Artilel zu
Selde gemacht, und Nebeneinnahmen, nach Verſchie
denheit bee Gegend, buch) Verkauf von Garn, Leinen,
Holz, Tork, Wade, Honig, Wollt, hinzugefügt. Darin
"Seftehet eine Haupteigenfchaft des guten Bauern, und
. sohin muß der minder gute Birth vorzüglich geleiter
. werden: 1) daß er mit allem Fleiß feinen Viehſtand
un Sahl und Güte verbeſſere und feine Girundfüde gue
kultivire; 2) daß er, wenn, die Einnahme des einen
Mahrungszweiges in dieſem Jahre Fehl ſchlaͤge, er einen
andern, uud vorzüglich die compätiblen Nebengewerbe
deſto beſſer benutze; 3) daß er in Jahren der verringer;
sen Einnahme, deſto aufmerkſamer auf die Einſchraͤn⸗
. Bang ber Ausgaben werde. Jeder vernünftige Haus
wieth, welcher dieſe Regeln, bie ibm bie Natur von
felbft an ‚Hand giebt, beobachtet, iR in der Lage, dag
er, vermöge ber Werſchiedenheit feiner verkäuflichen
Producte (und diefe nuͤtzliche Verſchledenheit iſt in jeder
Gegend, oder muß möglih.zu maden ſeyn) in allen
deiten des Jahro baare Einnahmen bat, diem
i feinen.
‘
27% DR
feinen Geldansgaben in Werhältuiß gebracht werben
mäflen.
Der Regel nach darf ber Landmann alfo nicht zu
Anleihen oder Credit, feine Zufluche nehmen. Ohn⸗
diefen Nothbehelf Hält er ich an die, Natur; er gt am
der erfien Queſle, und diefe made er fo ergiebig wie
moͤglich; fo flieffen ihm feine Bedärfniffe hinlaͤnglich zu.
„Alles was den Landmann von dieſer emfigen Benutzung
der Natur abziehen kann, iſt ihm ſchaͤdlich; fo wie hin⸗
gegen Alles nüßlich ‚ was würkt, um jener Benutzung
Ben hochſten Grad zu geben. Dies vorausgeſetzt, frage
ich nun: „meiden nahmhaften Nutzen follen Geldanfı
"leihen, oder großer Eredit, dem Landmann leiſten, fo
lange feine Wirthſchaft in diefer gehörigen Gleiſe forts
„gehet? — beſonders ein auf den Werth aller Grunds
„ſtuͤcke erweiterter Credit? Man wird leicht beurthei⸗
len, daß, fo lange die Sache im gewoͤhnlichen
"Kauf bleibt, keine große Geldanleihen erforderlich
find! Alſo nur bey ungewöhnlichen Zufaͤllen, bie
den Landmann treffen, kann fi der Nutzen zeigen, und
am richtig zu urtheilen, muß män jene ungewöhnliche
Säle des Bauern einzeln aufzählen und die Würkung
verfolgen. Hauptſaͤchlich gehören dahin: Kagelfhlag,
Wichfeuchen, Ummwandfung und Verbefferung der bishe⸗
sigen Wirihſchaftsart; und die Frage beſtimmt ſich jegt -
genauer fo: „Iſt zur Ertragung befondrer Fälle
„des Bauern, e6 nöglich, wenn fein Credit dem
„Werth aller Grundſtuͤcke gleidy gemacht wird?,
Ich antworte: Nein, ee iſt nicht nuͤtzlich! eos‘ |
Mittel
— X 273
Mittel muß Verhaͤltniß zum Zweck haben; Folglich 1
es genuq: wenn die Summe des Credits des Bauern,
Verghaͤltniß zu den Faͤllen hat, die ihm aufferordentliche.
Ge:dausgaden zuziehen, und nun muß die Unterſu⸗
Hung: ob der Allodialwerth aus Meyerhöfen, dem
wahrſcheinlichen Geldbelauf jener Faͤlle gleich ſey? den.
völligen und beſtimmten Aufſchlauß über jene Frage geben.
Diele Unterfuchude veranlaßt hier ein näheres Detail
jener auſſerordentlichen Fälle, die im. Algemeinen zu fe
vieler Declamation Anlaß geben; umd da euch :der
Berfaſſer des oben erwähnten Stuͤcks der Annalen,
beym fechfien Vorwurf gegen die Meververfaſſung. eben r
diefes Bedenken einwirft; fo muß ich mich näher daruͤber
erklaͤren, und diefen E.nwurf zu erledigen fuchen.
Vom Hagelichlas führe jener Berfaffer zwar
nichts an; ich will aber doc den Punct berühren, weil
ich den Haaelihlag für das größte Ungluͤck halte, was’
der Wirthichaft des Bauern begegnet. Schnecken- und
Maͤuſefraß find feltener, fonft gilt von diefen far alles, .
was ich von jenem faaen werde. Der Bauer verliert
dadurch Brodkorn, Einſaat, Wiehfniter für ein ganzes
Jahr nebſt dem Ueberſchuß aus deſſen Verkauf er einen” \
x
Theil feiner. Abaaben beſtreiten molte: @ine Erleichte⸗
zung dieſes Unglucks iſt es zwar: daß felten Gen einem
Dorſe alle Jelder abhagein, ſondern gerodhnlih eins
verſchont bleibt; daß oft nicht alle Kernaͤcker dadurch
lelden, mandmal die Sommerftuchte verihont Bleiben,
wenn die Winterfrächte leiden; daß felten die Frucht
won Grund, aus verdorben wird; und hlerin Hegt der
Dr ' 0. &rumd,
*
x
'
\
—
4
274 IPrR
Grund, daß man ſich vom Hagelſchlag gewoͤhnlich leich⸗
ter erholt. Auſſerdem pflegen bey Ungluüͤcksfaͤllen der
Art, benachbarte Dörfer, welche verſchont geblieben,
von ihrer Erndte eine freywillige Beyſtener zu geben,
welche aus vielen Dörfern geſammlet, betrachtlich ſeyn
fann. Aber doch find dies nur Wahrſch einlichkeiten! |
Wie wäre zu heifen, wenn dem Meyer alle Fräcte
durch den Hagel zerſchlagen würden?" und mäßte nicht
her ein, anfs Eigenthum der Grundftücke ſich gründens
ber: Ceedet, am beften ins Mittel treten? Ein fe
großes Mittel iſt nach meiner Meynung nicht noͤthig;
denn einmal ann der Gutshere bey einer fü feltenen
Satamteär, Credit machen, und bey den gehörigen ins
Ihräntungen es ohn Schaden thun. Berner, wenn
der Werth aller abgehagelten Früchte eines Dievers auch
4 bis soo Thaler beträgt; fo iſt bey einer folchen Stelle
der Werth der Gebäude, allea Viches und Inventarien⸗
ſtuͤk⸗, gewis viel größer, mithin diefe Srüge des Cre⸗
dits zum Zwed groß genug. Der Einwurf: das Alos
dium koͤnne verfchuidet feyn, alfo keinen Credit bewuͤr⸗
fen! paßt gar nicht, weil fi daſſelbe vom Figenthäs
mer, und noch mit mehr Wahrfcheinlichkeit fagen läßt.
in vom Hageiſchlag betroffener Eigenthuͤmer wäre,
vermoͤge des ſchon vorher benugten Credits; ohne Halfe
verloren; der Meyer aber hat noch] Immer eine Huͤlfe
im Hintergrunde — den Gutsherren! welcher ben im
Heiligthum liegenden unverlezlichen Credit bes Meyers
gute, bey wahren Unglüdsfällen, auf vernänftige Teile
bis zur ſparſamſt erforderlichen Summe, zur Rettung
des Meyers verdenden kann, |
i Nun
- J ñ ⸗— nn
PAGE 374
N
Mun kehre ich zu den Bermärfen d des Verſaſſers in
den Annalen zuruͤck; er ſagt Seite 34.:
„Wouut ſoll der Bauer Sicherheit ſchaffen, wenn
„der gefallene Biehflapel neu angeſchaft werden muß?
„vor zuͤglich, wenn ſchon Kinder⸗Schulden find ? Een
Diele Frage kann man behm freven Eigenthumer aufwer⸗
fen, deſſen Hof durch Erbtheilungen verſchuldet if. Man
ergliedre aber das traurige Bild des Verfafſers von Gens
gluͤcklicherweiſe Aufferft: ſelten. Hocrnviehſenchen und
Schaffterben kommen nicht ſtets zugleich; und in unſern
> em m
chen, ©. 35, nur genauer! Seuchen unter Pferden find
Gegenden treffen letztere die Schäfer, und nice die
Bauern. Es ik alſo hier hauptfächlich die Rede davon:
Wie fol das durch Seuchen verlohrne Hornvieh erſetzt
werden? Zwermal babe ich den nachtheiligen Bull der
Hornviehſenche Hier kurz nacheinander erlebt: ich beob⸗
agdttete: dag aud hier der allgemeine Grundſatz gelte s
Bey ſteigenden dringenden Beduͤrfniſſen, ſteigt auch die
Induſtrie und die lebhafte Bemuhung, Die Beduͤrfniſſe
zu befriedigen, im gewiſſen Verhaͤltniß! Der größere
Bauer verfahr bey dieien Seuchen auf folgende Art:
Die boͤſeſte Seuche ließ von einem Viehſtapel von 6 mil⸗
enden Kühen und eben fo vielem Guͤſtenvieh, doch noch
Immer 2 oder 2 Stoͤck Kuͤhe und jung Vieh übrig. Mad
Chöigung der Seuche forderie man erfi das, in andern
Diefern ausfiehenbe, Brautſchatz⸗Vieh wieder ein, und :
wo auch die Termine dazu nichts fällig waren, fand man
doch viel Bereitwilligkeit Die Termine zu antichpiren.
Auf die Art half man ſich, mit Einſchluß des Seen,
iu 2 bis 3 Kühen, kauſte won eine se Kup an,
bin
N
!
76 PAR
efen 4 Kihen gab man bie Nahrung, welche fonfk der
jtapel von 6 Gtüd erhalten hatte. Durch dieſe Ope⸗
tion im Zutter, fpürte man wenig Abgang in der Milch
nd Dünger, auch geriefh die Zuzucht von diefem gut
mäßrten Vieh beffer ale vorhin. In zwey bis drey von
jeuchen freyen Jahren, war ber Viehſtapel wieder volle
Hlig, nur mit einem Koftens Aufwand von 25 bis zo
haler für eine Kuh und Kalb. Die gute Race des Bias
es hatte feeylih dabey gelitten, und biefer! Machiheif
Inn nur nachgerade erfegt werden,
Diefes iſt die Art, wie her vernünftige Hauswirth
y einer Hornviehſeuche verführt, und ohne biefen Aufs
uß mäſte es unbegreiflih feyn, wie das Herzogthum
remen fih während der unaufhoͤrlich bis 1732. forts
renden Viehſeuchen, beym Wohlſtande hätte hinhal⸗
n innen. Sollte jeder Bauer nah einer Seuche,
eich einen Stapel für haar Geld wieder voll kaufen, ſo⸗
ild es die verordnete Zeit zuläßt, wie unendlich müßten-
|
an die MWichpreife fteigen? Woher follte fo viel Wieh .
faufe werden? und welches Ungluͤck würde bey einer
ruͤckkehrenden Seuche entfichen? Wie es hier vom
ounvieh angeführt ift; fo gehet es beym Sterben an⸗
er Vieharten auch I Die gefunde Viehart wird zu Bers
tung des Düngermangels, während der Seuche uögs
hſt verſtaͤrkt, und diefe Zufälle allein, können ohne Ges
Htung anderer Unfälle, nie das Bild realificen, weils
5 der MWerfafler entwarf. Das Beduͤrfniß von 25
} zoo Thaler, was zur Ergänzung bes Vieh⸗Stapels
thig ſeyn mag, kann den Meyer, welcher ein wohlun⸗
haltenes Alodium hat, zwar beſchweren, aber doch
nice
4 Vo
E v 277.
nicht in angſtliche Verlegenheit ſetzen. Nicht Seuchen, :
ſondern Abertriebene, und zu lang creditirte Kinderablo⸗
bungien, find das Ungluͤck der Meyerhoͤfe, und die Quelle
eb Verfalls. Einziq der Sutshern kann dies Ungluͤck
hisdern, das beym Eigenthuͤmer keine Schranken leider,
Weiter ſagt der Verfaſſer in feinen Vorwurfen: „Oft
würde der Meyer mit baarem Gelde, feinen Hof 1)
* buch Ankauf, und 2) Urbarmiachung vergrößern, 3)
„durch Umſchlaͤge, Fleiß und Ilnternehmungen ſich Wohls
„‚ftand verfhaften können.” Darauf antworteich: Ges
woͤhnlich ſind die Meyerhoͤfe fo groß, daß es nicht auf
ihre: &rweiterüng, fondern auf beſſere Cuitur, und gutes
Werhäftniß der einzelnen Theile gegen einander, ankommt.
Mer Ankauf einzelner Grundſtuͤcke ift felten, wegen des
daruber beo Abfindung der übrigen Kinder entftchenden
‚Streits, von gutem Erfolg, Wo der Bauer nicht viele
Grumpftäde Hat, ſucht er den wenigen die er hat, befto
mehr durch Fleiß abzugewinnen:s und fant es ihm die
Noth, daß ihm in Verhaͤltniß ber übrigen Grundſtuͤcke,
etwa 3. Er Eine Wieſe fehle; fo wird er das Geld zum
Ankauf entweder zuſammen ſparen, oder auf Die Hypo⸗
thek der. neuen Wieſe das Fehlende leihen, oder er wird .
ven beſten Ausweg einfchlagen, und einen vielleicht ſchlecht
benutten Moraſt, In eine Wieſe verwanbeln. So lange
es dem Staat ein Ernſt iſt, große Landes. Verbeſſerun⸗
gen durch deffere Cultur des Landes und‘ Induſtrie zu
&tande zu Bringen; ſo ſchneide man dem Bauern alle.
Moglichkeit ab, cultivirtes Land für Geld zu kaufen;
‘weil der Nigel nach, er mehr aufferörbentliche Ar⸗
(Annal. seJohrg. 68) . T beiten,
8
278 e ı 0 \
‚ beiten, wie Geld: Ausgaben ſcheuet. So nägiit
daher Urbarmachungen Sder Pläge find, fo erfers
dern fie doch, der Regel nach, keinen erheblichen baaren
Seldanfwand, fondern eigne Arbeit, folglich kann hier
Die: Vergroͤßerung bes baͤuriſchen Credits wenig autzen.
Wird aber auch, wie z. B. im Lauenburgiſchen, Hollſteini⸗
ſchen, Oldenburgiſchen, Die ganze Wirthſchafts⸗Einrich⸗
tung des Bauern verändert, fo iſt der Aufwand feeplich
über die Kräfte des jegigen Meyers, aber da tritt auch
‚der Staat, oder der Guteherr zu, der bie Heilfame Wers
änderung eimleitete. - Andre Umfchläge und Unter
nehmungen mit allen ihren Abasten, die bie und ba
ſchnellen Gewiun zu Wege: bringen, find Gift fuͤß den
eigentlichen Landbauer; erſticken alle Luſt zur ſchweren
harten Arbeit, und erwecken einen Verſchwendungegeiſt
des leicht verbienten Geldes. Bauern, welche Frachten
fahren, kleine Roßhaͤndler ſind; Doͤrfer, welche im Kriege
Lieferungen gehabt, mit Kornhandel ſich abgeben, und
daran verdient haben, koͤnnen allenthalben als traurige
Beyſpiele dieſes Grundſatzes gelten, in ſoferne eigentlie⸗
che Bauern dieſe Geſchaͤſte getrieben haben.
Der Baner fol blos Fleiß und Induſtrie für feis
nen Ader und Vieh haben, und feine nebft feiner
Hausgenoſſen durch Aderbau und Viehzucht nicht Bes .
fchäftigee muͤſſige Winterftunden,, durch compatible Ne⸗
Bengewerbe ausfüllen. JIede andre Richtung if ihm
und dem Staate ſchaͤdlich; belohnt der Aderban und
Die Viehzucht feinen Fleiß, wie es am jedem Ort ges
ſchehen muß, wo nicht verkehrte Einrichtungen es bins
bern; fo müßten ale Wärfungen der Natur aufbören,
= wenn
|
DPA. 279
wenn ein folher Wirth aufhörte thätfg zu fepn, wenn
er, wie ber Verfaſſer in den Annalen beſorgt, wegen
Mangel an Umfchlägen, ein Saͤufer, Spieler, Holz⸗
oder Wilddieb wuͤrde. Umgekehrt iſt der Fall richtig⸗
| Sobald der Bauer nicht ganz fich dem Adırdau und der
' Viehzucht mit denen, dieſen eigenen, Nebengewerben .
_ widmer; wenn er dann fühle, daß feine Ausgabe die
Einnahme uͤberſteigt, und er den Defect nicht temporell
durch gewaltfame Operationen decken kann; fo fuche ee : ”
|
— — — — — — —
auf dieſe oder jene Art erſt Nebenumſchlaͤge zu machen.
| Gelingen diefe nicht, wird daruͤber Ader und Viehzucht
- geeinger im Ertrag, ſo kommt Unluſt, und ſchaffe den
ſonſt maͤßigen Adersmann zum Saͤufer, Spieler und
Holidieb um. Nicht genug laͤßt ſich die Wahrheit wie⸗
derholen, „daß der Staat nichts angelegentlicher than
„ann, als den Bauern einzig für feine Beſtimmung,
‚ ‚ben ſchweren Aderbau und Viehzucht mit Iren Nebens -
„gewerben, aufzumuntern I und ihm hingegen alle Geles
„genheit zum Verfallen auf Mebenumfcläge zu deneh⸗
„men.,, Planmaͤßige Einſchraͤnkung des Credits wird
diefen Zweck ſehr befoͤrdern; und Ich Hoffe es jegt genug "
gezeigt zu haben: daß der Bauer, im gewöhnlichen
anf der Dinge, feines großen Credits bedarf; daß
ſelbſt hey ungewoͤhnlichen Calamitaͤten es nicht
noͤthig iſt, den Credit auf den Werth des ganzen
Mevyerguts zu erweitern, vielmehr ein gehörig
| eingerichtetes Allodium binreicht.
(Die Bortiegung folgt Tünftig. )
— ———
2 u V.
280 >...
Ueber die Bevölkerung des Fuͤrſten⸗
thums Luͤneburg. |
De Vorzug evidenter Gewißheit, deren rs
| fonft die Mathematik vor allen andern This
fenfchaften ruͤhmen darf, wird nie bey Anwendung der
Zahlenlehre auf Staatskunde, den hoͤchſten Grad der
Wollkommenheit erreichen. Am wenigſten geſtattet es
die Beurtheilung der Volkemenge, fie bis zur kleinſten
Ziffer in ganz genauer Unfehlbarkeit darzuſtellen.
Selbſt die Zaͤhlung, bleibe nur für den Augenblick völlig
zuverläffig wahr, da fie von einem Beinen Diſtrikte nie
dergeſchrieben wird. Der unaufhoͤrliche Wechſel zwiſchen
neugebornen und abgeſchiedenen Menſchen macht im
merwaͤhrende Veraͤnderungen in den erſten Angaben,
wvenn auch dieſe nicht, wie es gewoͤhnlich der Fall iR, mie
oder ohne Grund verfaͤlſchet werden. Aber zu den
mehrften Zwecken ift es auch bey diefer Gattung der Pos
litiſchen Arithinetik hinreichend, daß man Summen Aus
der, die der Aufferften Wahrſcheinlichkeit am naͤchſten
kommen; das gilt aum auch befonders von der Abſicht
die ich anjetzt mit dem Verfuche habe, den Berättes
rungszuftand des Fuͤrſtenthums Lüneburg zu fhägen.
Ihre Unvollſtaͤndigkeit wird dem Werthe diefer Verech⸗
nung nichts entziehen, wenn fie gleich Fehler veranlaffen
fohte, die über die Zahl von Tauſend Kinangingen.
| Red
.
RER | 281.
[2
Nechnungereſultate müffen nothwendig immer mit den
Materiallen in Verhaͤltniß ſtehen, woraus fie abflrahirt -
werden. Sind diefe mangelfaft, fo kann man ohnmöge
lich von jenen Volltommenheit verlangen.
g mancher Ruͤckſicht iſt der Maaßſtab unvollſtaͤm
Big, wornach bie folgenden Betrachtungen angeſtellt find,
und es fehle mir an Haͤlfemuteln, ihn ganz zu berichtis
gen. Ich kann nichts zum Grunde Segen als eine Zaͤh,
Kung von 1727; und die Tobacksgelds⸗ Negifter von
. 2751. 681789. Sp jener, die durch eine ausgefchriebene
Galzftener veranlafiet wurde, fehlen die Einwohner der
Stadt Lüneburg, melde flatt der Abgabe eine bes
immte Quote aufbrachten; die ohne Dienft Lebende
von Adel und andere freye Landfaflen, nebft ihren Fa⸗
wilien und Bedienten, ber Elerus, Stifter, Kiöften,
Hoſpitaͤler, und der gemeine Soldat. Gonft find bey
der Salsftener alle andere Perfonen, Bis auf vie fäugens
ben Kinder nach, ohne Unterſchied des Geſchlechts aufs
gezaͤhlt worden. Die Tobacksgelds⸗Regiſter befaffen
aber nur allein das männliche Geſchlecht nach zuruͤckge⸗
legtem zgten Jahre, und die Erfahrung lehrt, daß fie
nicht ganz rein von allen Unrichtigkeiten find.
Ben r aber mehr um Thatfachen ale um gee
. wie Zahlen zu thun if, der wird die hier vorkom⸗
menden Angaben nicht ganz. unfruchtbar an eben fo .
zuverläffigen als wichtigen Folgerungen finden. Drau
ent ans ifnen das Steigen und Falle der Bevolke⸗
.: zung, bie Stuffen und Epoken von beyden, und das
T 3 Ber
u Vi De Pe
282 Pre
. Berhäteni Yes Landmannes gegen den Gtadteinwmehner,
obſchon nit nad Einheiten und Zehner, doch nad fels -
Gen Größen kennen, die fähig genun And, gewiſſe Sren⸗
zen zwifhen mannigfaltigen Arten von Vergleichen zu
bezeichnen. In der Criſis einer gefaͤhrlichen, ſchnelle
Entſcheidung des Arztes erfordernden Kraukheit, kann
es ſehr wichtig ſeyn, den Pulsſchlag nach einem Secuun⸗
bdenjeiger .zu berechnen. Einer ſolchen Senauigkeit bes
darf es aber nicht, nm zu wiſſen, ob aͤberhaupt ein Koͤr⸗
"ger ich In gefundem ober kranken Zuftande befinde, gute
Säfte zenge, gefandes Fleiſch anſere, verſtaͤrkter oder
geſchwaͤchter Nahrungsmittel benothiget ſey. Um keinen
durch falſche Erwartungen zu taͤuſchen/ beſchraͤnke ich
Im svoraus auf die Aehnlichkeit dieſes ‚Sefötägnntts,
alle Refalsate der folgenden Angaben.
Im Jahr 1727. ſind mit Ausſchuß der Stadt Cuͤ⸗
neburg der uͤbrigen vorhin genannten eximirten Per⸗
fonen und der ſaͤugenden Kinder im Zärftenchum Luͤne⸗
burg. befchrieben worden
de unter
— | 14 Jahren 14 Jahren
vom Lande — 103460 36804
aus ven Sitten — 15244 4960
‚118704. 41764
—————
‚160468 Perſonen.
Nach
5
*
*
111141461
P111144141
Aqe. 283
Mach den Tobakögeids s Negiftern von 1751 bis
37388. inclufive wurden an Mannsperfonen über 14
Jahr alt im Furſtenthum Lüneburg gezäßle:
GStaͤdte beyde Eum⸗
vom | und ‚Sums | Wilitair. | ma
Lande Rieden men! be überh.
Perf. ! Perf. "5 et.| Perf, _Perfonen. | Perf.
1751157938|10413[6835 1]
1753156877|10172[67049
175 315625 2|10045 166297
1754156053] 993165984
1755155397| 9970165367
1756,54437| 969364130
1757150536| 8874159410
375844119| 30105 2129
1759 4254 79395 2243
176045701 8020152590 12 52602
vorn Bandbar”
taill. in Zelle.
17611424561 7845150301] 12 Iso313
1762|40748| 7599|48347
1763148440| 8613157053 436 159804
u.23158em
1764149423, 878758210 880 61405
u. 2315Gem.
176514940J 8879158288 815 61736
u. 263 JGem.
1766150013) 8847 33360 wg: BR 62087
. ZOM,
1767I50314| 8708159023 796 !63 1
767130314 7 159 In.26230em. 34
176850717] 8701159418) Zen o 62630
u. 25238
1769|50879| 8713159592 23 62919
0.287908 .
1 12811 888216016 743 63516
7705 128 8 3| as 35
"1771 51166 8807 s2973 703 Ieasra
0.26 350em.
‘
4 Im
284
l
.
mn
\
vom u Em miutan. 7
Bert! Yet. "Fer! Serionen. |Bert..
177251413] 8540159953] 3347
17735 1034 HE
1774151419} 8603600321 738 163543.
1773151818) 8635 * ——
1776151657. a618 * HR 63140
1777,53036 875816079 574 |63866
1778 52226| 8908 Kur Di ‚64369
1779152495 sorujersosl, ar ot 64977
‚780,53300 a u ai 65666
1782193563 8933, 62496 1.266 607 |65764
1783, 54126 9163 63388 1.266 PR 66548
' 1783154703. 9173 63075, a 66824
gen —2 6 PR 66887
178515526 —— 3263 334 68419
——— 919964737], 278 69777
1737 56119 nase], RAR ‚69454
2708 57371 9451 a FOR ROH, 79793
Um nun 04 obigen "Angaben die * der leben⸗
ben Einwohner des Frſtenthums Lüneburg vont Jahre
1737. ie su beflimmen, deinge ich für die
Stadt
„7 285
Stadt Lüneburg 10000 Menfhen in Anſchlag, weiche
Damals nicht anwahrſcheinlich vorhanden gewefen find *).
Die nicht mit Gefchriebenen fäugenden Kinder: merden
ebenfalls ganz füglich zu 8000 angenommen werden dar⸗
fen. Denn rechnet man auf 26 lebende Menſchen ein
ſangendes Kind, fo kommen ſchon Aber 6000 heraus.
Bey der Gewohnheit des genzeinen Mannes, vorzüglich
anf dem Lande, die Kinder länger als ein Jahr zu fdus
gen, iſt aber noch ein Theil der Geburten des Jahre
2726; fo wie alle bie von 1727. wahrfepeiniih zu den
— DE u A Do GE
Sangenden gesäßle worden. Ueberdem har man and
wohl damals, die geſchehene Entwoͤhnung nicht mit der
gewiſſenhafteſten Genauigkeit gemeldet, und wird in
zweifelhaften Fällen fchwerlich immer die fehärffte Unter⸗
ſuchung angeftellt feyn. Der Hang zu Defeanden if fo
alt, wie die Erfindung der Abgaben. Wenn nun endlich
noch für die eximirten Freyen **) 2600 Perfonett. ben obi⸗
gen Zahlen Hinzugefügt werben: fo kann man die ganze
Summe ber Einwohner des Fuͤrſtenthums mit Ausfpliefe
T 5 fang
©) Sep einer Nadyäblung, welche 1755. gefheßen,
follen noch 10000 Menſchen vorgefunden feyn. ©.
KDanndver. Magaz. von 1779. im 14ten Stuͤck. die
Note zu Seite 215,
ac) Die Verordnung wegen bee Galzſtener nach
Kopfzahl, vom 12ten Sept. 1726. entledigte dieſer
Abgabe, die ohne Dienſt lebende von Adel und
andere freye Landſaſſen nebſt ihren Familien und
Bedienten, ben Elernm, Stifter, Kiöfter und Ho⸗
ſpitaͤler. Hingegen trugen von dem Militair die
. Dberofficdere mit dazu bey, und iſt nach deren Ab⸗
zug obiger Anſchlag gemacht.
286 Br Vo 31
fang bes Miljtairs *) in gedachtem Jahre auf 111000
ohne Gefahr eines ſehr berrähtiihen Irrthums ſchaͤgen.
Zu den Ueberſchlaͤgen der Vellimenge nad dem
Tobackegelde⸗ Negiſtern, habe ich eine gleiche Zahl vom
weiblichen und männlichen Gefchlechte in dem Alter übe
14 Jahr ausenommen. Es wird zwar bey ber Confixs
mation gewöhnlich eine Mehrheit von Kuchen angetrafs
‚fen. Wenig aber bedeutet biefe an ih **), und wahr:
ſcheinlich if es, daß jene Inegalitoͤt ſich in der Folge.
auf die entgegengeſetzte Geite neiget,, da der Helauda⸗
gang, die Schiffahrt, fremde Krieges und andere
Dienfte, gewiß weit suche Mannes als Srauensperfonen
aus dem Fuͤrſtenthum anf gewiſſe Zeiten, wenn wit |
auf immer entfernen.
So wenig es nothwendig fenn wich, biefer Berandı
fegung wegen noch etwas anzuführen, fo erforberiih IE
es, von der Berechnungemethede neh Kenniniß zu
geben, weiche hier augewendet worden, um bie Zahl
der Kinder unter 14 Jahren herausjubringen. Ih bes
. diene
*) Das einquartirte Mlilitair iſt nicht, nur bier, fons
dren and bey deu Äbrigen folgenden Berechmun⸗
gen weggelaſſen worden. Theils gehoͤrt ſolches nicht
zu ben eigentlich anſaͤßigen beſtaͤndigen Einwohnern
des Fuͤrſtenthums, theils aber fehlen von 12 Jahren
die Angaben der Gemeinen, und konnte alle keine
hlerauf Bezug habende fortgehende Mergleihung
angeſtellt werden.
wer dem Zeitlauf von 1778 bis 1785. betrug bie
urchſchnittsſumme dieſes Lieberfchuffes 2 Procent,
oder ganz genau auf zoco — 21. ©. Rlocken⸗
bringe Aufiäge verſchiedenen Inuhalis er B. ste
Tabelle Seite 31.
SPA | 287
diene mid, am folder Abficht eines Grundfabes aus des -
sen. Slorencsurt Juriftifch s politifhen Nechen,
kunſt. Hierin wird ©. 276. Tab.-IV. angenommen, -
daß fi unter einer Zahl von 294294 Menſchen, 86906
befinden, welche das 14te Jahr noch nicht vollbracht
Haben. Darnach würden dann gegen 1000 Menſchen,
die das 14te Jahr zuruͤckgelegt, 41957 Kinder unter und
Bis zum ı4ten Jahre zu rehnen fen. Mit diefem
Verhaͤltniſſe ſtimmt num auch das fehr treffend überein,
was durch die Zählung von 172;. herausgebracht wor⸗
sen. Es ergab nemlich folche das Dafeyn bon 118704
Einwohnern, welde das 14te Jahr zurückgelegt hatten,
und. wenn man zu den Gezaͤhlten, die noch nicht. fo weit -
erwachfen waren, bie präfumtiven fäugenden Kinder
mit gooo hinzurechnet, fo kommen von ſolchen, die unter
4 Jahren in den Claſſen der gezaͤhlten Stände gelebt
haben, 49764 Perſonen zuſammen. Mach dem ange⸗
führten Srundſatze aber, wären gegen obige das 14te
Jahr volldsachte Meufchenzahl zu rechnen, 49740 Pers
fenen anter ı4 Jahren, und baden dieſe Heyden Sums
meh Sleichheit genug dazu, um die Anwendbarkeit des
"higers Grundfäges auf das Fuͤrſtenthum Luͤneburg, J
für unbedenklich halten zu duͤrfen.
Der vorerwehnten Berechnungsart, find nun
= folgende Reſultate angemeflen. . Im Jahr 1751. als
‚ben dem Aufange der Beſchreibung der uͤber ıq Jahr
alten Mannsperſonen, enthielt das Fürftenthum Lane⸗
burg, ohmgefähe 194000 Menſchen; im Jahr 1764.
. ws die Provinz den nach dem Kriege, durch Ruͤckkehr
des entlaſſen en Milttahs: uud Einwanderungen erhalte
| x | nen
283
nen Zuwachs gewonnen hatte, 165000, und im Jahr
1753. als am Schluſſe dieier Rechnung, 189000 *),
Mit diefen allgemeinen Refultaten, bleten fich noch
mannigfaltige fpecielle Betrachtungen über den fehe '
verfchiedenen Bevoͤlkerungẽezuſtand der berechneten Jahre
Dar, die, je näher man fie dem heutigen Tage bringt,
befto angenehmere Folgen offenbaren, deſto beſſere Er⸗
wartungen für die Zukunft entdecken.
In dem Zeitlaufe von ı727 bis 1751. ſcheint das
platte Land des Fuͤrßenthums mit einer blaͤhenden Aufı
nahme gefeguet geweſen zu feyn. In erfibenannten
Jahren zählte man daſelbſt 103460 Deenfchen Über 14
‚Jahre, und 1751. waren, wenn man eben fo viel vom
weiblichen als männlichen Geſchlechte rechnet, 115876
vorhanden. Seitdem aber ergeben die Tobacksgelds⸗
Regiſter, welche ı751. anfangen, eine fortwähtende
Abnahme der Volkomenge. Gewiß genug iſt es Zwar
wohl, daB nicht ale aus jenen Jahren verzeichneten
Zahlen, als Maaßſtab einer reellen Volksverminderung
anzufehen find. Denn wie bey Fortſetzung des Tobacks⸗
geldes, Leicht mehr Unterſchleife, als in den erſten bey⸗
den Terminen vorgefallen feyn mögen, fo haben au
vermuthlih die Soldatenwerbungen von 1756. in der
Ardrit der Zobacegeldet / Contrihnenten bes Jahts eine
Aende⸗
*) E⸗ ſind hier nur runde Zahlen mit Weglaſſung
derer augefuͤhrt worden, die nicht bis an Tauſend
A___-ı__ __ _
reichen, genauer wären fonft in Anfchlag zu Bringent - '
— 1751. 193986
— — — 1764. 165204
— — — 1788. 189402
EX 289
Aenderung bewaͤrket. Daß aber das ganze aufgeführte
minus, nur allein durch genannty 3 Urſachen veranlaſſet
ſeyn follte, kommt mir doch immer ſehr unwahrſcheinlich
vor, meil Hey dieſem wuͤrklichen Abgange aud) der fehs
ende Zuwachs mit in Anſchlag zu Bringen ift, der bey
dem Genufſe des Friedens, und forfiigen allgemeinen
Wohlſtande, dem Laufe der Natur nad zu erwarten
geweien wäre. Vergeblich würde es indeſſen feun, ohne
. Einficht der Mortalitaͤtoliſten der damaligen und vor⸗
bergegangenen Zeiten, den Aufſchluß biefer Wahrneh⸗e
mung enträchfeln zu wollen.
| Dbige Regifter zeigen nachftehendes Verhaͤltniß von
den Mannsperfonen über 14 Jahren.
Es war Gewinn. Verluft. —* et.
7 mem - — a) — 1308
Be ZT
756 en ee 1, 3
755 On am 29 8 = 9
u en I
4221
Nahe öim ſchon um ſolche zeit das Zuͤrſtenthum
eine Erholung von dieſem Verluſte zu feyn, wenn man
ihn völlig oder nur zum Theil mit Recht fo nennen koͤnnte,
wie unten. vorkommende Bemerkungen von 1759 und
1760. vermuthen laſſen. Allein der druͤckende jährige
Krieg vernichtete die dazu vorhanden gewefene Hofnung.
Ein’ betraͤchtlicher Theil der ſtreitbaren Mannſchaft fand
in
290 . RE -. j
in dem edfen Kampfe fürs Voterland gegen aberwiqh⸗
tige Feinde feinen frühen Tod; andere die nicht mit den
Leben errungene. Siege bezahlten, mußten unter ent
träftenden Waffen .lange abweſend fegn, nd ſelbſt von
denen, die Zuſchauer der tranrigen Auftritte des rieges
lieben, brachten viele die Schrecken feindlicher gen,
und ihre mit umberziehenden anſteckenden Krankheiten
unzeitig Ins Grab. Wehmuth erregende Suwmen find
e6, die an der Zahl des männlichen Geſchlechts, wih
rend jener Periode abgingen: Tonl
en ange gerinn Beraf. Gm. Ber.
„ (anf dem Lande , — 61) —
737 w vu Sılaren _ u) a
auf dem Lande — 6. —
iun. — 160) zo
(auf dem Lande 135 I u -
1759 Cm der Sitten * 21)
60. (auf dem Bande 6 = -
"760. Cnden Srädten - ar 3 a
1751, «(auf dem Lande _ 2114) — 39
Nin den Erädten — 175 9
1762. — Lande — 17089) — ı
ın den Städten _ 246) 9
461 16244
abgeeuen 461
bleibt Verink 15783
des weißlidhen Seſchleches and je
wich nicht zu fGägen, aber die Sir
’57 umd 1758. werben 8 beyengn,
dt unbeträduti geweien.. Mign |
wur Bias fein Angeumert auf de‘
a ben dem erwachfenen männidın
dem stem Zgeil Der im Jebe 1756.
voren
ec 0 _ er]
vorhanden gewefenen Summe ausmacht; weiche ſchmerz⸗
hafte Betrachtungen werden dann nicht erregt. Auſſer
dem Gewinne, den dad Faͤrſtenthum durch jenen Abs
gang einbuͤßte, verlor es auch die Vortheile des Segens
vorhergegangener fruchtbarer Zeiten. Wie ergiebig
muͤſſen nicht dieſe an Geburten, wie wohithaͤtig fuͤr die |
Erhaltung des jugendlichen Anwachſes geweſen feyn, da
ſelbſt mitten im Kriege, bey fortinährender flarfen Res
“ Teutirung der Armee, die doch nie ganz nachließ, wenn
gleich auch zwiſchendurch mehr Fremde als Einheimiſche
angeworben ſeyn mögen, 2 Jahre vorkamen, wo die
| Zohl dee Meannsperfonen über 14 Jahren ſich vermehrte,
und die Zubuße ber beyden lezteren Jahre gegen Die von
| 1757 und 1758, nur fo: wenig betrug. Höchfiwahrs |
ſcheinlich wurde die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums alle
vorherige Zeiten übertroffen haben, wenn ungeſtoͤhrter
Friede, dem Genuſſe eines ſolchen Segens Gedeihen vers
lichen Härte. Doc) felbft mit diefem Gedanken hebe fih
zugleich das Herz zur Bewunderung ber weilen Oecono⸗
mie der VBorfehung empor, die fhon in weiter Ferne für
kuͤnftige Beduͤrfniſſe, auch im gegenwärtigen Kalle ges
forgt zu haben ſcheint.
Nach hergeftellter Ruhe wurden die vortheilhafteſten
Aunſtalten getroffen, um den Schaden wieder zu heilen,
den das Band durch den Abgang von fo vielen taufend
Männern und "SJängfingen in dem befiten Lebensalter
Welöien datte. Tuͤr das Fuͤrſtenthum Luͤnebürg zeig⸗
uen ſich bald davon, wie für alle uͤbrige Provinzen, die
gaclichſten Folgen. Gleich im erſten Jahre des Frie⸗
dens wurden auſſer Des einquartitten Miliz, ſchon 3760
WManas⸗
ay pr
‚Mannsperfonen Über 14 Jahren mehr gezaͤhn,
1763. Den größten Theil berfelden machten wohl: *
zuruͤckgekehrten Krieger aus, wovon ih wahrfheintid
auch noch einige im folgenden Jahre nieberlieffen, weil
der daſelbſt berechnete Zuwachs das gewohnliche Mana
anderer Zeiten anfehniich uͤberſteigt. Man wird daher
wohl annehmen bürfen, daß gegen 9300 Manntyerſos
nen nad dem Kriege wieder ins Färftenshum hereinges
‚sogen find *). Wird aber bey dem Aufchlage Hiervon
auch noch fo freygebig verfahren, fo mag dach leicht ein
baarer Verluft von beynahe 7000 ſtreitharen Drännern
der Provinz am Schluſſe des Krieges zur Laſt gefallen
ſeyn, der noch viel beträchtliher geworden wäre, wenn
nicht fo mancher Ausländer, von der alliirten und an
deren Armeen, fi im Luneburgiſchen beſetzet hätte,
Noch ehe die Nachkommen von den zuruͤckgekehrten
riegern und eingewanderten Fremdlingen, in der Zahl
der Manneperſonen mit auftreten, welche das. 14te Jahr
erreicht Haben, iſt ſeit dem Frieden her, die jährliche
Zunahme der Volksmenge bes Fuͤrſtenthums nur felten,
and in.den lesteren zwölf Sadıen nie wieder unten
brochen worden.
—
Es war an Mannsperfos
nen über 14 Jade Gewinn. Verluſt. —* Gen
aufdem ante - 93 —) —
u 64. (m —* Sräbten 174 3— 27
Aufdem ande — 14 "
3755. (in den Geddten a) 79
1763.
0) Rechnet man dieſem noch das einquartitte Militait
hinzu, fo iſt der Anſchlag auf 12000 Mannsperfes
nen zu machen, die Alter ale 14 Jahr geweien.
|
1766.
" 1767,
1768. -
176 9.
1770.
-
. 1771.
1772
| .
«1773
| 177%
277%.
1776.
i 1777.
773.
1779,
"1730.
| 1781.
178.
| 1783.
1784
Es war an erwachſenen
Mannsperf. über 14 Jahr.
(anf dim Laade
(in den Städten.
(auf dem Lande
"(in den Städten
_Cauf dem Lande
(in den Städten
(auf dem Lande
(in den Städten
Lauf dem Lande
(in den Städten
Cauf dem Lande‘
(in den Städten
(auf dem Lande
(in den Städten
auf dem Lande
(in den Städten -.
(auf dem Lande
S
(in den Städten
(auf dem Lande
(in den Städten
(auf den Lande
(in den Städten
"(auf dem Lande “
(in den Städten
auf dem Lande
in dem Städten
aufdem Lande
in den Städten
ent dem Lande
in den Scädten
auf:dem Lande
in den Städten
auf dem Lande
in den Städten
auf dem Lande
in den Srädten
auf dem Lande
in den Städten
"604
301
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—2 zr Jahrs. ze St.)
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—) 163
2. .
mn 3
= 174
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293.
Tota
Bin. Beituf. Scw. Bert.
ß
&
294 PIE
—A Gewinn. Berlut. Em. Bat.
zza;. sanfbem nme a5 3 459 —
vzus. 2 3 *—
nn EI 0 —
a een u 333357
gahre, worin während bes verzeichneten Zetlaufs,
allgemeiner Verluſt an Manznsperfonen der gedachten
Art war, kommen nur 4 der. - Ale übrige trugen zur
Wermeßrung derjenigen Menſchenclaſſe dad Ihrige bey,
worauf Macht und Reichthum der Staaten ganz vor⸗
zuglich beruhen. In den Städten blieb ſolche neunmal,
auf dem Lande aber nur viermal ohne Zuwacht. Nahe
und entfernte Sterblichkeit kann dieſe Folge bewuͤrken,
toͤdtliche Kinderkrankheiten von 1 bis 14 Jahren eben ſo
gut, als ein ungewoͤhnliches Sterben von denen, welche
das ı4te Jahr bereits zurückgelege haben. Doc lafien
ih auch einige Sclüfle aus den angeführten Zahlen
ohne Kenntniß der Deorralitätstabellen, mit ziemlicher
Zuverläffigkeit ziehen.
Dahin rechne ich die Bermuthung, daß nicht nur
vor bem Kriege, wie der Zuwachs der vierzehnjährigen
Mannsperfonen in den Jahren 1759, 60, 66 und 2768.
zeigt, fondern au während des Krieges eine gejeguete
Bruchtbarkeit an gefunden Geburten, zur Ergänzung
des nachherigen Abganges im voraus gewuͤrket, weil die
damit Mr Verbindung fiehenden Sabre von 1770, 74
und 1775. ſo anfehnlihe Vermehrungen dee 14joͤhri⸗
\ 8en
⸗
Br © 295,
gen Btannsperfonen hervorgebracht Haben. Der Abs
" gang in den Jahren 1771, 72 und 1773. iſt nothwendig
mit von einer aufferordentlihen ‚Sterblichkeit der ers
wachſenen Menſchen herzuleiten, welche die bekannten
allgemeinen Calamitaͤten der erſtgenannten beyden Jahre
verurſachet haben. In den Staͤdten, wo auch mancher
uͤberfluͤſſſge Handwerksgeſelle, wegen ungewoͤhnlicher
Theurung, damals entlaſſen wurde, ſcheinen bie trauri⸗
‚gen Folgen ein Jahr früher als auf dem Lande einge
treten zu feyn, wo ber flärkite Verluſt ef 1773, be⸗
merkbar wurde.
So ſehr aber jene lange nachempfundene Periode
den ſteigenden Wohlſtand des Fuͤrſtenthums nicht blos
hemmte, ſondern wieder ruͤckwaͤrts leitete, fo geringen
> Einfluß has doch ſolche auf die folgende Bevoͤlkerung ges _
habt, wie der weitere Zuwachs der. erwachfenen Mannss
perfonen überhaupt, und vorzüglich auch der von 1785,
1.86 und 1787. ; wo die Gebohenen von 1771, 72 und
1773. zum erftienmale in den Tobacksgelde⸗Regiſtern
zue Einnahme famen, überzeugend darthun.
Ohnerqchtet dee obgedachten vier Verluſtjahre,
unter den 25 von 1764 bis 1788. iſt dennoch ſeitdem
an Mannsperſonen uͤber 14 Jahren, ein reiner Gewinn
von 9683 geblieben. Für die ganze Volkezahl möchte u
aber die Vermehrung, wenn ınan die vorhin gemachten
Anfıhläge des Anfanges und Schluffes dieſes Zeitraums
. ufammen hält, auf 24298 zu fehägen ſeyn, falls nicht,
>
etwa anzunehmen wäre, daß beym Schluffe des Krieges
“ mehr erwachfene vom weiblichen als männlichen Ges
ſchlechte vorhanden gewefen, und dieſerhalb noch ein
U 2 | Abzug
f
296 0 ‚
Abzug billig ſtatt fände. Ich glaube, es (äuft ber Babes
ſcheinlichkeit eben nicht entgegen, auf gedachten, weibils
hen Ueberſchuß mit dem Eintritte bes Friedens fo viel
zu-rehnen, daß man fi begnügt, aus dem ganzen °
Zeitraume der erwähnten 25 Jahre nur einen Volks⸗
zuwachs von etwa 20000 Menſchen zu vermuthen.
Wenig fehle nur noch daran, und die Summe
wird völlig wieder eingeholt fegn, Lie man im Jahre
1751. an Tobacksgeldes⸗Contribuenten auf dem platten
Lande zählte. Nicht alfo verhält es ſich aber mit dem
Städten. Syn diefen find 1733. an Mannsperſonen,
welche das 14te Jahr zuruͤckgelegt haben, 997 weniger
berechnet worden als 1751. gefhehen, woraus folge,
daß gegenwärtig bie Städte des Fuͤrſtenthums Aber 2800
Einwohner weniger enthalten al& 1751. darin befindlich
waren. Gin weis beträchtlicher Abſtand ergiebt ſich
aber noch zwiſchen der jetzigen und der Population von
. 3727. Dan darf nemlich zufolge der Salzſteuer⸗Be⸗
ſchreibung von leztgenanntem Sjahre annehmen, daß
damals über 30000 Menſchen in den Städten und
Flecken des Fuͤrſtenthums gelebt Haben. Ihre gegens
wärtige Anzahl aber iſt nur ungefähr auf 26000 zu
ſchaͤtzen. Erklaͤrbar möchte leicht dieſer Unterſchied feyn.
Von den vielen Urſachen, welche zum Verfalle der
Städte des Faͤrſtenthums beygetragen haben, will ich
nur einige wenige anführen, wobey Verringerung ihres
Nahrungeſtandes zum Grunde liegt. Allgemein war
vor so-bis 6o Jahren der Wrauereyerwerb noch fehe
viel einträglicher als er gegenwärtig iſt, und gewährte
deu; ſtoͤdtiſchen Dewohnern ein richtiges Einkommen.
Auch
Be 297
abgange, den fämmtliche Städte hievon empfinden, find
einzelnen noch verfchiedene befondere Circulationsmittel
entgangen. Die vormals fo blaͤhenden reichen Patricien⸗
mit ihrem Vermögen weggezogen. Die Saline hat
awar nichts an ihrer alten Ergiebigkeit, aber fehr am
Abſatze und dem Ertrage ihres Merchs verloren. So
Acht auch zu Küneburg die Friesweberen nicht mehr
‚in ihrem ehemaligen Flor. Vertſchiedene Ueberbleibſel
‚des vormaligen Hofſtaats in Zelle find theils ganz eins
‚ gezogen, theils nad Hannover verlegt. ‚Bon den alten
anſehntichen Tuchmanufakturen iu Burgtorf, iſt faſt
keine Spur mehr vorhanden, und fo- find an mehreren
anderen Orten eigenthuͤmliche Nahrungszweige vertrock⸗
net. Mit der Verminderung des Erwerbes fliegen zus
gleich die bürgerlichen Laften , und noch drüdender als
” Seren Zuwachs, iſt bey dem erhöheten Preifen der meis
Ken Lebentmittel, die veränderte Lebensart, "die leicht
jährlich ein Viercheil Aufwand mehr erfordert, als eine
Familie Im Anfange des: Jahrhunderts au ihren Ausgas
Be noͤthig Hatte. Es wird daher weit weniger als eher
dem erfpart,, und fo verurfachet denn jeder Meiner Un
fa nur gar zu bald, gänzliche Haushaltszerrättung.,
Ohne etwas mehr als diefe nur oberflächlich er
wehnten Umſtaͤnde zu berühren, feine es mir eher
“ merkwürdig zu ſeyn, daß die Zahl der ſtaͤdtiſchen Eins
wohner nicht flärker abgenommen, alt ich. deren gezeigte
| Auch Hat ſeitdem die Niederlaſſung ver Handwerker auf.
dem platten Sande zugenoiamen. Bey dem Nahrungss '
‚Bamitten in Lüneburg, find theils ansgeftorben, theils
5
’
Verminderung unnatärlih finden koͤnnen. Denn fo
. J U3— wenig
298 BE 7 5
wenig e8 auch bedeutet, daß fett dent letzteren 25 Jah⸗
ren von 1764 bis 1788. die Zahl der 14jährigen Manns⸗
verfonen ſich um die Meine Summe von 674. vermehrt
hat, wornach Ihr ganzer Populationszumachs nur etwas
über 1900 Menfchen anzufchlagen feyn nröchte, fo Abersrift
doch diefer Erfolg das gewoͤhnliche Reſultat der obigen
"und ähnlicher mitwürkenden Umftänbe, und man darf
defto zuverläßiger hoffen, daß bey fortmährender Ormuns
terung der ftädtifchen Gewerbe, die Population in den
Städten anhaltend fleigen werde. Schwerlich möchte
aber jemals das Verhaͤltniß der Einwohner der Staͤdte
gegen die Landbetwohner, demjenigen Maaße gleihzumas
hen ſeyn, welches man in andern Ländern wahrnimmt,
es iſteht anjegt wie 1 zu 7.
Nach Abzug defien, was von ber legteren fünf und
zwanzigjaͤhrigen Volksvermehrung für die Städte in Au⸗
flag gebracht worden , würde nur der Zuwachs des
platten Landes, ein geringes Über 18000 Menſchen ber
tragen. Sehr wichtig und ſchaͤtzenswerth iſt zwar biefer
Zuwachs. Allein im Ganzen genommen, zeigt et doch
nur eine langſame Bevdlferungs » Progrefflon an. Die .
aooco Menfchı-, welche ich als überfchieffenden Gewinn
der vorgedachten fünf und zwanzig ‘Jahre aunehme,
machen 93 Theile von der wahrſcheinlichen Bevoͤlke⸗
rung des Jahrs 1764. aus. Hiafolglich würden Aber
200 Jahre zur Verdoppelung der Volkomenge erforder
lic, jeyn, wenn die Bevoölkerung in der jetzigen Gleiſe
fortginge. Gin Zeitraum, der fih Höchft nachtheilig
von den Sıfahrungen anderer Staaten unterfcheider,
Suͤßmilch berechnet, daß in den preußiſchen Landen,
in
N —
Se ”. 299 .
In Schweden, Finnland und england, bie Vers
doppelung, wenn weder Krieg noch anfferordentliche
Epivemien ſolche ftöhren, binnen go, 90 bis 100 Jah⸗
ren erreicht werben fänne. *)
Sweifelhaft bleibt es noch zwar, ob bie hierbey
zum Grunde gelegten Liſten mit derjenigen Genauigkeit
oO — — —
abgefaſſet find, welche dergleichen Ueberſchlaͤge erfor⸗
dern. *c) Allein des wahrſcheinlichen Rechnungsfeh⸗
lers ohnerachtet, weicht doch immer der Volkezuwachs
des Fuͤrſtenthums Luͤneburg, von den faſt allgemein
geltenden Regeln, einer guten Bevolkerung ab. Hier⸗
an muß entweder ein ungewöhnliches Mißverhaͤltniß
des Ueberſchuſſes der gebohrnen gegen die geſtorbenen,
. oder auch Auswanderung Schuld feyn. in folches
Mißverhaͤltniß könnte entweder durch Disproportion der
Ehen gegen die Lebenden, oder durch ſchwache eheliche.
Fruchtbarkeit, oder durch übermäßige Sterblichkeit vers
anlaſſet werden. |
Das Verhaͤleniß der Ehen zu den Einwohnern
ſcheint nicht widernatuͤrlich zu ſeyn, wenn ich von fuͤnfjaͤh⸗
rigen authentiſchen Reſultaten, auf längere Zeiten -
fhlieffen darf. Es find nemlich nach einer Durchſchnitts⸗
Summe von 1774 bis 1779. jährlih im Fürftenehum
S.üneburg 1888 Ehen vollzogen worden. Die damas
\ lige
“) Göttliche Ordnung ır Ih. 86 Cap. 6. 553 und 154.
**) Her Klockenbring vermuthet, daß die Suͤßmilch⸗
ſchen Angaben des Ueberſchuſſes der Gebohrnen, we⸗
gen unterbliebenen Abzuges der Zotgetobinen um
43 Procent zu hoch berechnet wären. S. Aufläge
vermiſchten Innhalts, gr Pand ©. 40.
Mi |
300 0 u .
Uge Beoslkerung iſt aber mie Einſchluß des Milltabre
. ohngefehe auf 178000 Menſchen zu fhägen, und hler⸗
nad time alle anf 94 Einwohner jährlich eine Ehe.
Bäre biefes Verhaͤltniß immer unverändert geblieben, -
fo hätte man die gerechtefte Urfache, damit zufrieden zu
feyn. Es gehöre mir zu den vortheilbafteflen, von des
nen, die Suͤßmilch anführe, und koͤnnte bey bemfels
Sen wol nicht Mangel an Ehen der Grund davon ſeyn,
daß die VBevoͤlkerung des Furſtenthume fo langſame
Fortſchritte gemacht hat.
Was ſchwache Fruchtbarkeit oder unnarrlicer Sn |
ben hiezu beygetragen haben, läßt ſich wenigftens nicht in
genaner Stuffenfolge ohne Einfiht der Mortalitaͤts⸗Ta⸗
Bellen beurtheilen, die mir gänztich fehlen. Daß indeflen
die erſte Hälfte bee neueſten 24 Jahre bey weitem nicht ſo
vortheilhaft für die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums gemes
fen, als die letztere Halbſchied, Died ergeben auch ſchon Die
Tobacks ı Selds ı egifter. Zufolge denfelben betrug der Zus
wachs der Mannsperfonen über 14 Sabre von 1765 bi
* 1776. inel. nur 2065. Hingegen belief‘ fich foldher von
1777 bis 1788. incl. auf 6461, und brachte folglich in ei}
nee gleichen, Anzahl von Jahren, nie ale dreymal
fo viel.
Einer vorzüglichen ehelichen Frachtlartei ‚ dürfte ſich
wol das Furſtenthum Küneburg nach 20laͤhrigen Geo
achtungen «sen nicht ruͤhmen, wentaftene nicht in Ber;
gleihung anderer hiefigen Landesprovinzen. Nur ein ger
ringes Über 32 Kinder giebt jede Ehe. Ergiebiger find
die.Ehen in Calenbergiſchen, Grubenbagenfchen,
Brem; und Verdenſchen, auch Hoyaiſchen, und
W Blcibe
7, BE 308.
biAbt daB Püneburgifche Product noch unter der Durchs
ſchnitts ſumme der ehelichen Bruchtbarkeit des ganzen Lan⸗
des ſtehen; da dieſes in dem Zeitraume von 1766 bis 1785.
auf taufend Chen, 3770 Rinder gegeben bat. *)
Demohngeachtet müßte e6 ‚jedoch mit der vermehrten
Bevölkerung fehon fehe viel weiter gelommen feyn, wenn
immerfort der Meberfhuß an Gebohrnen gegen Seflorbene
: flate gefunden haben follte, der in den 8 Jahren von 1778
bis 1785. beobachtet worden. Er hat 23% Procent ges
bracht. **) Auffer dein Herzogthum Bremen iſt indefien
auch diefer Ueberſchuß der geringſte von allen, welche vorbes
‚nannte Provinzen, während des gedachten Zeitraums ge⸗
liefert haben. Sollte es aber nichts deſtoweniger zweifel⸗
Haft bleiben, ob ein fo ſtarker Ueberſchuß auf ſaͤmtliche 25
Jahre zu rechnen ſeyn möchte, welches ich deſto lieber ans
nehme, weil fonft faft eben fo viel Einwohner verfhtwun .
den feyn würden, als das Faͤrſtenthum Zuwachs gehabt, .
ſo wird man doch immer. eine nicht unbedeutende Yuss
Wanderung vermuthen muͤſſen, um den Grund davon anfı
zuloͤſen, daß. der Gewinn der Volksvermehrung kein groͤſ⸗ |
ſeres Maaß .erreicht hat.
- Entfernung einer bettaͤchtiichen Anzahl von Einger
bohrnen, wo nicht in. fremde Länder, doch in andere Pros
vinzen, fcheine auch nach der jeßigen Lage der Umſtaͤnde
bey wacfender Bevoͤlkerung ganz unvermeidlich zu fepn.
Wir die Einwohner fih vermehren, fo nehmen zwar auch
nothwendig Befchäftigungen, und duch diefe Erwerbs⸗
| 0 mits
Rlockenbring a. a. O. ©. 37.
**) Rlockenbring a. 8* ©. 35...
. 3
302 IPARE
mittel zu, aber bey weitem nicht fo, daß feber Aber die
vorherige Zahl Lebender, hierin gietch einen hinreichenden
Unterhattefond finden koͤnnte. Es mäflen daher mit je
der Volksvermehrung neue Befchäftigungen und Nah—⸗
rungswege eröfnet werden, oder es wird in Verhaͤiß des
Zuwadjfes, Immer ein Theil der gewonnenen Einwohner
auswärts feinen Erwerb ſuchen. So lange nun die Räds
tifchen Gewerbe nicht durch gebefferte Aufnahme mehr
Haͤnde ats bisher erfordern, 'fo lange Die Gelegenheiten, ſich
mit LandrEigenthum anfäßig zu machen, fo felten bleiben,
und fo lange die Erweiterung des Ackerbaues nicht duch
Aufhebung der Gemeinheiten in befferen Schwung ge—
bracht wird, fo lange iſt ed gar nicht zu verhäten, daß im
mer fremde Provinzen und Länder von der fleigenden Be -
voͤlkerung des Fürftenthums, ein beträchtliches an ſichtziehen.
Die benachbarten großen Städte Hamburg, Altona,
Bremen, Braunfhweig und Hannover eleihten .
es einem jeden, der bey dem Gefühle geſunder Kräfte und
‚ Atbeitötriebe , vergeblich aAnheimlſche Veſchafulzuns ſucht,
fie auswarts zu finden.
Ein Beharrungsſtand in der Verölterung, one alle
weitere Zortfchritte, wird zwar bey den milden, gemeinen
Menfchentechten und einer billigen Freyheit fo fehr foͤrder.
lihen Regierunge s Srundfägen , die ſchon ſo lange bier
Feiner Indig nats.Conceffidn bedurften, in Sriedenszeiten
nicht leicht. eintreten. Aber ohne jene Huͤlfsmittel kann
nie der jegige Mißftand zwifchen dem Flächeninnhalte der
Provinz und der Zahl der Bewohner beträdhtlich vermin
dert werden. Die ewigen Geſetze der Natur find zu ıpeife,
als daß fie veränderlich ſeyn ſollten. Der Magen fpährt
feine
- .
Se 303
| | feine Sättigung bavon, wenn das Auge fih an ſchͤnen
Proſpecten bis. zur Ueberladung vergnügt. Der under
deckte Leib empfindet nicht den geringften Grab Wärme.
davon, wenn er im Winter die auserlefenften Fruͤhlings
blumen im hertlichſten Flor um fich hergeſtellt ſiehet. Je⸗
des Bedaurfniß fordert feine eigene Befriedigung. Das
animalifche Beduͤrfniß des Menſchen laͤßt fi nicht mit
geiftigee Nahrung ſtillen. Werden die Beſchaͤſtigungen
die Erwerbungsmittel, bey fleigender Bevoͤlkerung nicht in
einem ſchicklichen Ebenmaaße vervielfälsiger, fo. il es nuy
fonft, den, ber vergeblich Befikungen ober Arbeit verlange, - .
durch die Vorftellung ans Vaterland zu fefleln, daß er nir⸗
gend fo frey leben, nirgend Die Rechte der Menfchhett r
ungebeugt genieflen koͤnne. |
Wäre diefer Gedanke Sinreichend, jeden Bitte
rungs: Seegen im Lande zu erhalten, fo müßte die Summe
der Einwohner zu dem Zlächeninnhalte ein weit vortheil⸗
Hafteres Verhättnis haben, als gegenwäztig ftatt finder,
zählt man nemlidy alle Einwohner des Fuͤrſtenthums
zufammen, fo fommt etwa die Summe von 200000 Mens.
. ſchen heraus. *) Zufolge geſchehener Vermeſſung aber
ent⸗
*) ©: Einwohner ohne Militair von 1788. find ge⸗
fhäßer worden zu 189000
Für das Militair und Def | Bamitien
rechne ich ohngefaͤhr 7000
Die Einwohner der Inſel Wilhelmsburg
welche bislang nicht zum Tobacksgelde coni |
trißbuiren, möchten anzuſchlagen feyn, auf 20009
Die unter dem Amte Haarburg fiehenden
Einwohner zu Kuchwerder in den Vierlau
ben auf J nd 250
304 u Y7
enthält bie Provinz 1114 Calenbergiſche Quadratmelen
weiche 1785 geographiſche Qnadratmeilen betragen. Auf jede
Quadratmeile der legteren Art find alfo nur 1122 Menſchen
zu rechnen. Und wie fehr viel geringer würde diefe ſchwache
Bevoͤlkerung für den arößern Theil des Fuͤrſtenthums aus⸗
follen, wenn man diejehigen Diftricte abfonderte, wo mit
Det beften Cultur, der aͤuſſerſte Grad der Bevoͤlkerung ſchon
erreicht iſt.
Nm denke man ſich aber, daß nach aufgehobener Ger
meinheit, der jetzige Ertrag der ſchon bebaueten Laͤnderey,
vielleicht um ein Drittheil erhöhet werden koͤnnte, daß viel⸗
Teicht duech den Anbau des noch wüfe liegenden, zur Be⸗
arbeitung tauglichen Erdreichs, bie Zahl der jegigen Hoͤfe
um ein Deittheil zu vermehren möglich wäre, daß Ihe vers
kaͤufliches Eigenthum jedem fleißigen, ſparſamen Hauswir⸗
the die KHofnung gäbe, mehr" als einen Sohn anfäßtg zu
machen. Man dente ſich, wie alddann ſchon von Tetbf
auch die fädtifchen Gewerbe durch wachſende Circulation
. weit mehr Lebhaftigkeit erhalten würden, und defto leichter .
mit geringer Nachhuͤlfe emporgehoben werden könnten,
welche Leringeruas der Öffentlichen Laſten für alle Eins
mwoßs
Wird hierbey in Erwegung gejogen, daß, um dem
Anfdylag von 1788. durch eine runde Summe zu bes
flimmen, 400 Menfchen weniger angeieket find, als
das berechnete Refultat ergab, und nimme man als⸗
dann noch Rückficht auf den Zuwachs ber 14jährigen
" Mannisperfonen des Sabre 1789. wie aud) auf die
verfehwiegenen Contribuenten, fo möchte wol unbe⸗
denklich, die gegenwärtige ganze Volkszahl des Rürs
ſtenthums Luͤneburg zu 200000 und daruͤber anzu⸗
nehmen ſeyn.
| wohner bes ganzen Landes hierbey ausfährbar ware; man
denke ſich dieſeg alles, und freylich wird demohnerachtet
La ME
| taſlen erhitzt werden, womit ſo mancher philoſophiſche
Traͤumer, auf ſchoͤnen Stahlfedern gewiegt, von muthigen
| Sengften Aber unfere traurigen Haiden ſchnell hinwegge⸗
| sogen, aegpptifche Fruchtbarkeit herzuzanbern fich getrauet.
| Aber evident erweisbar ift es, daß nach jenen Vorausſez⸗
‚jungen, neue fünf und zwanzig Sriedensjahre, Sehr viel
vortheilhaftere Bevoͤlkerungs-Reſultate ergeben würden,
als meine jegige Unterfuchung-darlegen konnte.
Keine der uͤbrigen Provinzen des Churfuͤrſtenthums
iſt einer voͤllig gleichen Erweiterung ihrer inneren Wohlha⸗
keiner, der gruͤndliche Local⸗Kenntniſſe hat, von den Phan⸗
benheit fähig; nie war der Baurenſtand fo-norbereitet zu -
EuktursBerbefferungen, nie in folcher Ausdehnung fuͤr
fie geneigt, als gegenwärtig, nachdem mehrere Beyſpiele
in verſchiedenen Gegenden den großen Nutzen derſelben ans
ſwanuch gemacht haben; nie war die Nothwendigkeit ih⸗
‘re Beförderung dringender. als anjetzt, da mit jedem .
| Jahre die Volksmenge ſich vermehrt. Sollte dann nicht
endlich einmal, die ſchoͤnſte und wohlchätigfte aller Friedense
blumen, zum Aufbruche gebracht werden können? Sollte
Auſhebung der Gemeinheiten, ſo weit ſie moͤglich ift,
dieſe erfle unentbehrliche Grundlage aller Erweiterung dos
Wohlſtandes der "Provinz, nur immer Hofnungsknoſpe
Heiden? Die völlige. Reife ihrer, Früchte koͤnmt zwar, -
*
ſo unausbleiblich fie auch tft, allemal erſt folgenden Ber .
ſchlechtern zu gute. Aber durch nichts kann ſich das jetzige
| ſlarkere Rechte auf Dankbarkeit der Nachkommen erwer⸗
ben. ohameslic truͤgt dieſe Rechnung, wenn auch jede
"ber
- t.
3060 See
der Abrigen Her angeführten Zahlen eines uralte
Auge fatis feyn ſollte. |
A. C. Jacobi |
ar Indfafiche Verfaſſung des di⸗
ſtenthums Calenberg.
WVom dere Licentcommiſſair von Auge.
$
‚Sortfenung
Bon den: Geutigen. Sandrägen im Fuͤrſtenthen
Calenberg und deren Verfaſſung.
& lange noch die Ausuͤbung derjenigen Landedangee
. genheiten, die heutigen Tages unter- der Genen
nung von Hoheits⸗ und Regierungsfachen begriffen wes
den, als eine Folge der von den Kayſern, den aeg |
und Grafen uͤbergebenen Serichtöbarkeit angefehen. ward, |
wufte man von feinen eigentlich fogenannten Landtagen,
fondern es wurden die Randesangelegenheiten, fo fern es
der Einwilligung der freyen Untertbanen dazu.bedurft,
‚anfänglich von den miflis regiis, in denen hiezu angefügs
digten, placitis oder mallis, die in concione populi ,
coram pr incipibus et nobilibus gehalten wurden ent⸗
a
w UP 307
jamieden *). Nachdem aber dieſe kayſerliche Miſſion in
Abgang gerierh: die Herzoge, Srafen und Bifchäfe, zu
y andesherrn ſich empor geſchwungen, und hiernaͤchſt auch
. zum erblichen Beſitz der obern Gerichtsbarkeit, durch den
Beyſtand der Unterthanen, gelanget ‚waren, fo wueden
ie eigentlichen Hoheits, uud Regierungsſachen von den
Reichshaͤndein abgeſondert, indem zur Verwaltung der
lezteren die obern Landgerichte angeordnet wurden. Der⸗
in kleicen oberes Gerichte war im Lande Oberwald worin
Goͤttingen belegen, auf tem Keineberge bey Goͤt⸗
fingen, und im Lande zwiſchen Deifter und Keine
EEE auf
*) Bu damaliger Zeit, konnte zwar jeder freye Deuts
fher auf den Landesconventen erfcheinen, und durch
Abgebung feines Voti Antheil an den zu nehinenden
+ Eneichlieffungen nehmen. Daher fagt Kayfer Earl
der Kahle jm Edicto Piltenü: Lex’confenfu po-
puli fit, et confenfu Regis- Und in dem Capi-
fl tularia. A.go3. Cap. XIX. iſt verordnet: Ut po-
ſu pulus interrogetur de capitalis ‚quae in lege
noviter additae funt. t poftquam omnes
confenſerint fubferiptiones et manufirmationes
A fuas in ipfis capitulis faciat, Allein der guten -
* Ordnung wegen ward von Carl dem Großen L. II.
2 Capitulari 28. verordnet ‘daß jedweder Graf nebſt
. 3 oder 4 Scabinis zu denen vom miſſio regio aus
Fi gefchriebenen Dierinen fih anfinden ſollte. Dieſe
aE Scabini waren die Nepräfentanten fämmtlicher in
dem Comitatu befindlichen fiimmbaren Echten, twie
fie denn auh von biefen hiezu gewählest wurden.
Dieſe vorteefliche Anordnung war aber nicht von lans
e ger Dauer, indem es den Bifhöfen‘ und Grafen
N gelung an die Stelle des Miſſi zu sreten. Hiedurch
mard der erſtere Grund zu den heutigen Landtägen
A gelenet. Moſers Osnabr. Geſch. ur Theil gu Abſchn.
$. 11. 12. -
“
308. SPAR
auf dem Baumgarten zu Lauenrode per anno;
ver *). Wed aber die Rechte und Frevheiten ber Unters
thanen ohnverändert blieben; wirhin Diejenigen Landes
angelegenheiten, wozu es der Einwilligung ber freyen
Staͤnde von Alters der beburfte von dem Landesherr
wit ihnen fernerhn im Rah genommen werben _
mußten, fo wurden hiezu eigene Convente angeord⸗
net, benen man bie Benennung von Laundtagen ers
theilte. Auf felbigen warb auf eben die Weiſe verfahren,
als in denen vorherigen placitis gebräuchlich mar. Dee
Landesherr führte das praefidium, deffen Abvocatus und
nachſtdem der Conzler brachte die gemeinen Angelegenheis
ten zur Propofitiom , worüber bie anweſenden Staͤnde ſich
Berathichlageten. Wenn ein gemeinfamer Entſchluß gefafe
fet mar, ward felbiger dem Landesherrn kund gemadhet,
und wenn dieſer die Einwilligung dazu ertheilte, fo ward
über den von Heren und Ständen gemeinfam genommenen
Entſchluß ein Landtagesabſchied errichtet, der von dem
ganzen Lande als eine gefegliche Anordnung anerkannt
werden mußte 9°). 0
. j Sn
*) Bon bem Kern V. Canzl. Struben IE in ber
XXIlften Abhandlung feine Nebenſtunden betviefen
mworden, daß die Landeshoheit ans ber Gerichtsbar⸗
Leit entftanden ift, die denen Fürften und Geafen,
bevor fie diefelbe erblich an ſich brachten, als kayſere
Uden Beamten zu verwalten, anverttauet war.
" %6) Bekanntlich wurden vormals bie Landtage ſowohl
als die Gerichte unter freyem Simmel abgehaften,
bieſes war auch im Braunſchweig, Rüneburst
J en
— J
4 a t
' .
BP... 309:
9m vorigen Zelten warb es; von den Ständen die
ſes Landes als-eine Nothwendigkeit angefehen, dergleu
chen Landtages/⸗Abſchied über jebweben Landtagesſchluß
| abzufafien, Seit dem Jahr 1686. find fie aber völlig
imn Abgang gerathen, und an deren Statt auf die Lands _'
""fhaftlihen Defiberia Landesfuͤrſtliche Refolutiones ers.
theilet worden, bie aber eben ſowol als die Landtages
Abſchiede vim legis haben, dieweil fie auf gleiche Weiſe
| wie jene unter Herrn und Ständen paciſciret werden. #) .
ı . Einen Landtag auszuſchreiben, kommt nicht den
| Landfiänden, fondern dem Landesheren zus ohne defien
Einwilligung mag er nicht gehalten werden, Es find
| . — auch
(hen im Gebrauch. So lange bie Herzoge von
Braunfhw. Luͤneburg in dem Beſitz des groß
fen Stifts Hildesheim waren, pflegten die Calen⸗
bergiſchen Landitände in oder bey dem Lahe⸗ oder
Arayenbolze, nahe vor Elze, im Felde ſich zu
verſammlen, wenn mit ihnen zu "berathichlagen
war. Der letztere dahin ausgeſchriebene Landtag
J. iſt quf den zaften Jul. 1605. abgehalten worden⸗
2 Bevor das Land Oberwald oder Göttingen mie
| dem Calenbergifchen combinirt ward, wurden von -
| den Herzogen die Goͤttingtiſchen Landſtaͤnde nady
Slteina unter der großen Linde zufammenbetufen,
| wenn mit ihnen zu berathſchlagen war.
*) Eigentlich kamen die Landtags⸗Abſchiede ſchon mit
‚ben Jahré 1651. in Abgang, denn ber Lanbtags⸗
| Abſchied vom Jahre 1688. betrift einen ganz aufs .
ſerordentlichen Vorfall, nemlich die Einfuͤhrung des
—Licents anſtatt der ordinairen Eontr&ution, „und
es war damals ſchon gebraͤuchlich, daß auf die Des
fideria der Stände, auſtatt der vorhin errichteten -
Landtage⸗Abſchiede Reſolutions ercheitert wurden,
(Annal. se Jahrg. 28 St.) E
310
asch dir Staͤrde vicht berece iget, Die Zeit, wenn folches
geſqehen fol, zu Seien. Unteriäßt der Landecherr
Drfier A⸗e hreibang ans muerheblihen Urſechen, fe
muß die Lardibaft ihn berum erindien, und if ihre
DB: ehe Birkang, ſo bar he ihre Beihzerte Kom
Ober A.chter da: uͤber einıutr:reen. *%) Eolche Drıismaenı
Den baden die une: den Schutz des Durchlanchtigen
Branuihwera Lıneburziigen Hauſes beſiadliche Land⸗
Hände zu führen, niemals Urſache gehabt, denn bie
Gänfiz vorhandenen Landtagter Abſchiede beweiſen, wie
forsfälsig dieſe Herren jederzeit geweſen und and nad
fg: find, das rarhlame Gutachten and die Finwiligung
‚ihrer getreuen Landitände zn ſolchen Landes : Angelegen⸗
heiter zu fordern, woben es zufolge ber einmal befiätigs
sen Lanbesverfaflang ihrer Zuziehung bedurfte. *°)
Bars
Herrn B. €. Struben Abhandlung von Landſtoͤn⸗
im zen Theile der Nebenſtunden ©. 558
6 568. ”
*#) Die den Landfländen des Zürftenthums Calenberg
in den Landtazs⸗Abſchieden vorbehaitene Sceyheit,
in zugeluffenen die Landſchaft concernicenden Zäls
Ion, ohne Argwohn verbotener Confpiration zu
fommen zu fommen, bandele die zu Ente dieſer
Abhandlung bergrbramte Anmertung ad. Diele
‚ werden Landichaftliche Konvente genannt, und von
bean Stränden angeflelt, wenn die Norhdarft erfors
‚ dert, mweyen gemeinſchaftlicher Ange!-ae.ıbriten ſich
zu berauyichlagen. Sie find alfo von ben Landtagen
mohl zu unterſcherden. Won dielen fagt Schilter in
Commentar. ad Jus feudale alemann. C. 13.
. quilibet Princeps aut Dominus, aut Comes,
quĩ de territorio feudali ablmperatore per vexit- -
‚jum
\
Bormals wurden gebruckte Titatlions zum Landtage, die
der Landesherr gemeiniglich ſelbſt zu unterſchreiben pflegte,
an alle und jede Mitglieder der Landſchaft ausgefertigete.
Wenn die Stände auf biefe gefchehene Ladung erfchles
‚nen, murden ihnen von dem Zürftlichen Canzler und,
zwar oftmals in Gegenwart des Herzoges die Propofis
‚ tions eröfnet, und gemelniglid) in wenigen Tagen bee .
Landtag mittel Abfaffung des Landtagesı Abfchiedes be⸗
ſoloſſen. *) Waren die Propoſitions von ſolcher Bes
|
|
|
e
ciale.
ſchaf⸗
lum eſt inveſtitus habet jus et judicium pᷣrovin⸗
Und Struv. in Synt. I publ. C. 26. $. 36.
Comparitio in Comitiis provincialibus, fuperiorl-
tatis territorialis poſſeſſionem indicat. ſubjectio-
nemque plene probat. confr. Fritſeh de Convent.
Provinec. C. 4. 8.4. Klock in Relat. Camer. 72.
n. 203. Fabarius de jure Landfafliatus in Thu.
„rings $. 13: . .
ö *) Vielmals ift die Krage aufgemorfen: woher es
⁊
ruͤhre, daß die Landtages: Unterhandlungen vors
mals weit zeitiger ihre Endſchaft eerelichet hätten,
wie zu jegiger Zeit? Wiewol es nicht meine Sache
it, diefe Frage ausführlich zu beantworten; ſo
. "Tann ich jedoch zu bemerken nicht unterlaflen, daß
Die veränderte Art der Unterhandlung, unter Herrn
"und Stände vorzüglich hiezu beygetragen hat,
Denn es ergeben die bis’ zum Jahr 1651. vers, '
handelten Eomittal Acta: daß nad eröfneren Lands
tags, Propofitionen, die Stände, nachdem fie wer
gen eines gemeinfamen Entſchluſſes übereingefoms
men wären, um eine Audienz nachfuchten, "in der
fie dent Canzler ihre Erktärung ſchriſtlich einhaͤn
digten. Diefer trat fodann mit Den anmefenben ,,
Stränden in mändliche Unterhandlung, und diefe
Ka» . Con⸗
Per | 311
—2
*
[4
%
312 SPIEE |
ſchaffenheit, daß fe einer weiters Unterhandlung mit .
dem Herzoge ober feinen daza versrdneten Raͤthen de;
Ourften, fo wurben von ben Anweſenden aus allen dreyen
Ständen Deputirte ernannt, denen man Vollmacht er
theilte, die Unterhandlangen zum gedeylihen Schluß zu
bringen, und fodann den Landtages s Abfchied Namens |
der gemeinen Landfchaft zu vollziehen.
Es ift nicht zu bezweifeln, daß die drey Eurien ber
Praͤlatur, der Ritterſchaft und der Stoͤdte eben fo lange
Hefkanden find, als durch die Bereinigung Liefer -drey
©täude eine gemeine Landſchaft entflanden il. Cs |
wurden aber zufolge der urfprünglichen Verfaſſang in
ven Eurien nur die jeden Stand beſonders angehende
Umgelegenheiten in Ueberlegung gezogen. Ueber die ges
weine Landesangelegenheiten warb gemeinfam ron al⸗ |
fen drey Stränden berarhichlaget, und die Conclufg nad
der Mehrheit der abgegebenen Stimmen abgefaſſet.
| Well die Ritterſchaft hledurch ein Uebergewicht wegen
ih⸗
Confornen wurden fo lange fortgefeßet, bis man
völlig miteinander einverfianden war. Alsdann
ward der Landtags Abichied ausgefertigt.
Weil aus ſothanen Aetis zu erſehen iſt, daß auf
die Laudſchaftlichen Anträge, gemeiniglich in ber
Seßion des folgenden Tages, Die Landesfuͤrſtliche
Erklaͤrung vom Canzler eingebradt ward; fo iſt es
bezreiflih, warum felbft aud die wichtigfien Un—
terhandlungen vielmals in gar kurzer Zeit zum
Schluß gebracht wurden. Nachdem man aber von
dieſer Weife gänzlich .abgewichen, und zur fanriftlis
hen Unterhandlung geſchritten iſt, ſo iſt es nicht
moͤglich, die Unterhandlungen jetzt, fo bald wie vor⸗
u zur Endſchaft zu bringen.
3
v· 313
Ihren Aberfegenen Auzahl gegen beyde Abelge Curien m -
langte; fo wurden auch die mehrfien Deputirte aus ie
| ren Mitreln ernannt, wenn es deren zur weitern Fort⸗ |
ſettzung der Landtages: Unterhandlungen bedurfte. Vor⸗
| Befchriebene Berfaffang war vormals fowst im Ealenbers |
giſchen als Braunſchweigiſchen im Sebrauch, und in
Auſehung der Braunſchweisiſchen Landſcalt iſt fie noch
| bis jept benbehalten. ,
| ‚Won den vielen vorhandenen Beweiſen, woraus
ſich ergiebt, daß vormals die Concluſa der Calenbergi⸗
ſchen Landſchaft per pluralitatem votornm virilium
errichtet wurden, will ich nur das von dem Schatz⸗Col⸗
legio hergenommene anführen, daß. daſſelbe in feühern
. Zeiten errichtet ward, als der landſchaftliche Ausfchuß, weis
des von mir fattiam bewiefen worden. Weil nun ſowol
im großen als engern Ausſchuß, durch die Vota zweyer
Curien, die dritte uͤberſtimmet wird, im Schatz⸗
Collegio aber nicht durch die Vota der Curien, ſondern
per bluralitatem votorum virilium die Concluſa des
"frame werden; ſo iſt es gewiß, daß zur Zeit des errich⸗
teten Schag: Collegit, man. bey Behandlung gemeiner
- Landes; Angelegerheiten, von Curiatis noch nichts wußte,
= Ob aber die jetzige Arc zu beſchlieſſen, eben zu der Zeit
aufgekommen ift, als dem Immarwährenden Ausſchuß
Vollmacht ertheilet ward, denen Landtagehandlungen
beſtaͤndig beyzuwohnen, und allgemein verbindliche Ent⸗
ſchlieſſungen faſſen au koͤnnen, muß ich in Ermangelung |
hinlaͤnglicher Nachrichten dahin geſiellet ſeyn laſſen.
“ Im Calenbergiſchen hat alfo diefe, von Alters her
befanden, Verfaſſung eine beträchtliche Veränderung er⸗
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litten, zum offenbaren Beweiſe, daß bie Ritterflaft
‘am die Landtagshandlungen vormals ih weniger befüms
mert babe, indem felbige gewaltig dabey vertohren hat,
daß jetzt die Eonctufa Aber gemeine Landes s Angelegens
‚ Seiten per vota curiata zum Stande gebracht werden,
auſtatt fie vorhin per pluralitatem Votorum tirilium
errichtet wurden. Sept werden von Königl. Resierung
allein nur an die Mitglieder des großen Ausſchoſſes Ca:
lenbergiſcher Landſchaft Convocatoria zu Empfahung der:
Landtags: Propoſitionen abgelaſſen, worin ihnen anfter
gehen wird, In beregtem Termine ſich auf Koͤniglicher
Geheimten Tanziey zu Anhörung des Bortrages any
finden, folhen darauf mit ihren Mitſtaͤnden in gehoͤri
ge Weberlegung und Rädiprache gu nehmen, und dem
naͤchſt darüber eine ſolche Erklärung einzubringen, alt
ber Beihaffenheit der Sachen und dem Beften dei Lan⸗
des gemäß fey. Diefe Berfammiung fämtliher Mitglie⸗
ber des großen Ansichuffes auf Königliher Regierung,
wird der Propofitions, Tag genannt ; derjenige Geheimes
Math, dem das landſchaftliche Departement anvertrauet
iſt, ersfnet den Terminum mittelſt einer kurzen Anrede,
welche von dem Landſyndico, Nahmens des verſammle—
ten großen Ausſchuſſes, beantwortet wird, nachdem von
dem Secretario Expeditionis die Propoſitions find
Derlefen worden...
In der auf beregtem Preopofitionttag folgenher Der
fammlung des großen Ausſchuſſes, werden die auf dem
Fänftigen Landtage: zur Verathfchlagung kommenden
Angelegenheiten vorbereitet, und der zur Ersfnaung
des gemeinen Landtages andzufchreibende Terminus vers
— abs
abredet, deſſen Kundmachung geſchkehet von. dem engern
ae oder Schatzcollegio, mittelſt eines offenen an
aͤmmtliche Stände gerichteten Circularſchreibens, weh
ches durch eigene Boten in ſaͤmmtlichen dreyen land⸗
| ſchaftlichen Quartieren, ‚namentlich dem Hannoverſchen,
: Gättingiihen und Hamelnſchen, morunser die Lauer
nauifchen Stände mit begriffen find, von dem Schatz⸗
einnehmer jedweden Auartiers zum Umlauf gebradit,
und jedem Mitgliede der Landſchaft deſonders praͤſentiret
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‚ wird, der Dote hat zu beforgen, daß bie geichehene .
Peaſentation ‚von jedwedem landſchaftlichen Mitgliede
mittelſt Namens s Unterfchrife und beygeſetzten Dato bes
ſcheiniget werde. Diefe Beſcheinigung ift notwendig,
und verpflichter diejenigen , die auf die erlaffene Citation
du Landtage nicht erſchienen ſind, dasſenige was von
den Anweſlenden beſchloſſen wird, für allgemein verbind⸗
lich zu erkennen. Weil auch zufolge der jetzigen Ver⸗
faſſung im Fuͤrſtenthum Calenberg nicht die rittermäßige
Geburt, fondern der. Befig eines in der Rittermatricul
befindlichen Gutes, die Befugniß auf Landiägen zu ers
fcheinen, beufeger, fo werden die Eirculariı gewoͤhnlich
auf den Gütern präfentiet und die Signatur des Ver⸗
walters ober Aufichers wird zur Veſceinigung für Hin
langlich geachtet. - .
Zufolge einer som König“ Georg I. unterm ıaten
November 1719. auf gefhehene Vorſtellung der Lands
und Schotzraͤche auch Übriger Deputirten der Ealenders
giſchen Ritterſchaft erlaſſenen Verordnung, ſollen die
von der Praͤtatur und Städten durch eine jedesmal
x 4 vor
318 aa 7
vorgängig anzuftellende freye Wahl, jemanden ans ihrem
„Mittel zu Beſchickung der Landtäge erkleſen, denfeiben
mit genusfamer ſchriftlicher Vollmacht verfehen, and
biefer Deputatus, bevor er im landſchaftlichen Cellegio
erfcheinet, gehalten feyn, fotbane Vollmacht dem Lands _
fondico einzuliefern. Wenn biefer etwas dabey zu ers
innern finder, fol er folches gleich Hey der erfteren lands
ſchaftlichen Zufammentunft in pleno vortragen und bie
Lands und Schatzräthe diejenigen Deputirte, bie mit.
gar keiner, oder keiner genugfamen Vollmacht erfchienen
ſind, ſchlechterdings abzuweiſen, und nur mit denen
abrigen in eigener Perfon ober per legitime deputatos
erſcheinenden Ständen, die Deliberations anzutreten
befugt ſeyn. Und weil es mit biefer Verorbnung die |
Meynung hat, allen Gelegenbeiten zu der Prineivafen
Berneins und Entkennung desimigen, mas von ihren
Deputatis abgehandelt ift, vorzutommen ; fo ergehet an
Alle diejenigen Brände, welche ihre Abgeſchickte mir ges
hoͤriger Vollmacht nicht verfehen würden, die @riünerung
und Bedrohung, daß fie. ihres Voti bey dermaligen
Diät verluftig gehen, und vor dadmal nicht damit gehaͤ⸗
set werden ſollten. Uebrigens vermelder bie Verord⸗
- nung, daß fämmelihe Land s und Schatzraͤthe, auch
übrige zu denon landfchaftlichen Handlungen verordnete
- Deputirte der calenbergifhen Ritterſchaft, ohne dergleis
Ken Vollmacht, derten landſchaftlichen Seffionen bedzu⸗
wohnen authoriſirt ſeyn ſollten, mie denn auch dieſelben
nicht allein als Beſitzer landtagsfaͤhiger Güter in ber
riiterſchaſtiichen Curie voltzaluige Vota abzugeben des
rechti⸗
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rechtiget, fonbein auch im Deputationtcollegio vermoͤge
der'anf fie gefallenen Wahl, zufolge des in ihrer Curie
verabredeten Schluffes , zu Abfaſſung des gemeinen
Iandfhaftlihen Concluſi zu concurriren befugt find.
Der -Landtag wird von dem zeitigen Landfundico
mittelſt einer an die antwefenden Mitglieder der Lands
ſchaft aus allen dreyen Ständen. gerichteten Anrede er⸗
äfnet, Hierauf werden die auf koͤniglicher Negierung
dem großen Ausfhuß kundgemochten Landtages
propofltions nebft denen ſogenannten Nebenpuncten von
ihm verliefen. Diele find die aus königlicher Regierung
von denen verfchiebenen Departements an die Lands
ſchaft gefcheheng Anträge, und Die in der Abſicht, die Acta
ſeparat zu halten, in befonderen Reſciiptis geſaſſet find,
‚worauf denn au die übrigen zu einer Iandichaftlichen
Entſchließung ausgeſetzte Puncte, zur Anzeige gebracht
werden muͤſſen. Wenn dieſes geſchehen, verlaſſen die
von. der Praͤlatur nebſt denen Depuristen der großen
und kleinen Städte die Verſammlung und ſodann wers
den von dem älteften ritterfchaftlichen Landrath die Ans
„ porfende der Ritterſchaft befragt, ob und inwiefern fie
über die verlefenen Deliberanda in der rittetſchaftlichen
Eurie, zu Kormirung des ritterſchaftlichen Eonclufi, ihre
Vota felbft abgeben, -oder zu defien Abfaſſung ein
. mandatum cum libera af protocolluf" von fih fe
Ien wollen; dieſe vormals zwar nothwendige, jetzt aber
aberfluͤſſige Erklaͤrung, wird von dem Landſyndico ad. .
protocollum genommen, und es fiehet nach ber jegigen
Berfaffang in der Willtahr der Aumwefenden, od fie mit⸗
5 telſt
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selft ihrer Unterſchriften, diefe Vollmachten ten 4
flellen wollen. ' Denn vormals und zwar fo lange als
Bein werbindliches landſchaftliches Concluſum errichtet.
werden konnte, wenn nicht wenigſtens die Hälfte dee
Stände mittelft Abgebung ihrer Votorum dazu coneue
giete, ward es in denen vom Landesheren abselaffenen
Eitationen ausdrüdlich befohlen, entweder in Perſon
zu Landtage zu erfcheinen, und den Schluß defielben
abzuwarten, oder wenn man buch Gottes Gewalt
baran behindert werde, an jemand der Anweſenden
Vollmacht einzufenden, ober vor der Abreiſe felbige zus
ruͤck zu Läffen. Nachdem aber denen zum großen Auss
ſchuß verordneten Landrächen und Deputirten die Bes
fugniß bengeleget I, allgemein verbindliche Entſchlieſ⸗
fangen foflen zü können, wenn oleih niemand von
ihren Mitſtaͤnden auf die geichehene Ladung er deinen
umd keine Vollmachten ihnen ertheilet würden, ſobald
nur zu erweiſen if, daß die Citations zum Landtage
allen und jeden Mitgliedern gehörig inſinuirt find; fo
bedarf es diefer Vollmachten nicht weiter, und find alfe
diefelben jetzt nur als ein überfäfiges Sormale ans
zuſthen.
Die jegige Befugniß bes landſchaftlichen großen
Ausſchuſſes, Aber gemeine Landesangelegenheiten allges
- mein verbindliche Entſchließungen faffen zu können,
| wenn die zu Landtage berufenen Staͤnde nicht erfcheis
nen, entfpringet aus dem alten Rechte der Stände, daß
über ſothane Angelegenheiten: keln guͤlti, er Entſchlöß
gefaß
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ey” 316.
=
gefaffet werden fonnte, wenn nicht wenigſtens die Hälfte
derſelben, durch Abgebung ihrer Stimmen dazu concur⸗
zirten. Bricht nur von diefem Rechte, fondern au .
von dem gar häufigen Zuräcdbleiden der Stände duf
die an fie.erlaffene Eitation und der Daraus ermachfenen
Nothwendigkeit, daß von denen „erzogen ſogleich ein
'gnderweitiger Landtag auägefchrieben werden mußte,
‚gegen die anncch in Menge vorhandenen, zu Ende des
‚ ıöten Seculi von Herzog Heinrich Julius ausgelaffenen
Tonvocatoria, Wie denn unter andern die von befagtem
Herzoge unterm ayften May 1600 abgelaffenen Convo⸗
catoria vermeiden:
O6 wir Und wohl verfehen gehabt, es follten auf.
näherm vor wenig Tagen in Unfer Stadt Bans
4
-
dersheim gehaltenen Landtage die dahin befchrier
benen Landfände, nicht allein in großer und voͤlli⸗
ger Anzahl erfhienen, fondern auch bie damals
Anrorfende, vdn Prälaten, Ritterfhaft und Gtäds
ten Calenbergiſchen Theils fo ‘lange beyeinander
geblieben ſeyn, daß fie des Endes folder Zuſam⸗
menkunft abgewartet; ‚fo baden Wir aber über
Zuverfiht befunden, daß gar viele ungehorſamlich
außen geblieben, und von den Erfchienenen, mo
nicht, der halbe dach der dritte Theil vor Ablauf
deſſelben davon gezogen, daß alfo daramf nichts
Schließliches gehandelt werden innen. Alldieweil
dadurch verurfachet, daB Wir nothwendig einen
andern Landtag ausichreiben muͤſſen ıc.
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7 . ’ Weil
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Weil Hieraus eine Unthaͤtigkeit in Sehandfung
und Beförgung gemeiner Landesangelegenheiten erwuchs:
- fo war man bemühet, diefem Unweſen durch ein Sans
desgeſetz abzuhelfen, und in diefer Abſicht ward in dem
Gandersheimiihen Landtagsabſchiede von 1605. vers
ordnet:
Letzuich, demnach ſich mehemals befunden, DaB auf
gemeinen Landtaͤgen die Landſtaͤnde in großer An⸗
ahl außen bleiben, auch die Erſcheinende gutem
Theils nach beſchehener Propofition wor geendigtet
Berathſchlagung und erfolgten Beſchtuß davon ge⸗
zogen, als iſt dieſer Punct dahin verabſchiedet
worden, daß alle und jede Landſtaͤnde von Praͤla⸗
ten, denen von der Ritterſchaft, auch großen und
eleinen Städten, jedesmal auf des gnaͤdigen uns
tesfuͤrſten Ausſchreiben ſich gehorſamlich einſtellen,
oder, da fie durch Gottes Gewalt oder erhebliche
- Hefindlihe Ehehaft verhindert werden, mit unters
ſchriebener und verfiegelter Vollmacht, desgleichen,
wann fie vor Eroͤrterung jedes Landtages davon
ziehen müffen, an ihre Start einen Andern im
Fuͤrſtenthum geſeſſenen ſubſtituiren oder in Verblei⸗
bung deſſen auf Gutachten der Landſchaft eines
‚andern gewaͤrtig ſeyn ſollen.
Es wäre zu vermuthen geweſen, daß die Lands
ftaͤnde dieſer, theils zum gemeinen Beſten, theils aber
auch zu ihrer Bequemlichkeit ihnen verſtatteten Alter⸗
native, gar gern ſich wuͤrden bedienet haben. Weil aber
In denen a naerigen von den Herzogen Heinrich Ju⸗
lius
x
egal
lius nnd Friedrich Ulrich erlaſſenen Citationen zu
Laudtoͤgen, derſelben nicht erwehnet, dagegen ihnen bey
angedroheter nnausbleiblicher Strafe fernerhin befohlen
wird, in Perſon auf dem ausgeſchriebenen kandiagze ſich
anzufinden, und denen Berathſchlagungen bis zum ger
nonrmenen Entſchluß berzuwohnen: uͤberdem auch in
dem Ansſchreiben Herzog Heinrich Julius vom 15ten
Septemb. 1610. zur Urſache, warum man auf dem fur)
vorherigen Landtage richt zum Schluß gefommen, mits
Hin einen abermaligen Landtag nah Gronau anszus
Schreiben unumgänglich nöchig fünde,. angeführer wir:
„Belt die von der Ritterſchaft etwas ſchwach Hera
„men gewefen; fo if es gewiß, daß diefe Durch den ,
Landtagesabſchted verordnete Alternative, dern Zeit noch
nicht habe Statt gefunden‘, wiewodi bie Urfache nicht
‚davon anzugeben iſt.
Es iſt leicht zu erachten, ‚wie gar fehr das gemeine ...
Beſte darunter gelitten habe, daß oftmalen die Land⸗
täge fruchtlos von Statten gingen, und es war noth⸗
wendig, auf eine Einrichtung bedacht zu ſeyn, wodurch
dieſem Uebel ohne Verletzung des freyen Stimmrecht
der Staͤnde abgeholfen wuͤrde. Die Veſtellung gewiſſer
Landtages s Depusieten aus allen dreyen Ständen, deſſen
Glieder verpflichtet würden, auf die erfaffenen landes⸗
Hersiichen Eitations zu erfheinen; die Landtages Pros
poſitions anzunehmen; demnaͤchſt mit denen anweſenden
Mitſtaͤnden, oder wenn Seine erſcheinen würden, unse .
fi darüber in Beraihſchlagung zu treten, und ein ge⸗
meinſames Conciuſam zu verabreden, welches für. die -
Abwe⸗
322 ———— —
Abweſenden/ wenn gleich fie darch erthellte Vollmadhten
keinen Antheil daran gensmmen hätten, eben and
verbindi:ih feyn jeollte, ſchien das ſicherſte Mittel Hiezu
zu feyn, ucd der Erfolg has bewiefen, dab madbem
man dem vorhin fdion zu Vefergung eiliger Säle bw
Kelten großen Ausſchuß die Abwartung ber Laude
age s Angelegenheiten, vorberäßetermaßen bevokmädtt
ger hat, die Lardtäge nicht weiter vereiteht ind.
Beil die Prö’stur und Städte vorhin ſchon per
‚deputatos zu Landtägen erfhienen waren, fo fam es
op diefer neuen Einrichtung nur baranf an, daß denen
ritterſchaftlichen Mandatariis Vollmacht ertbeilet ward,
für das ganze Corpus verbindliche Entſchließangen
faſſen zu koͤnnen: dieweil ader dem vollguͤltigen Stimm⸗
rechte aller und jeder einzelner Glieder ohne alle Ruͤck⸗
ſicht, ob ſie zu Landtage erſcheinen, oder davon zuruͤck
bleiben wuͤrden, nichts hiedurch benommen werden
ſollte; ſo ward endlich die jn dem Gandersheimiſchen
Landtages⸗Abſchiede fefigefogte Alternative in Ausübung
gebracht und den einzeln "Mitgliedern die Wahl gelaffen,
ſelbſt zu Landtage zu erſcheinen: gefchriebene und bes
fiegelte Volmacht ad deliberandum et concludendum
an einen der Anivefenden, und’ bis zum völigen Schluß
verbleibenden Mitſtand zu ertheilen, oder dasjenige für
verbindlich zu. erfennen, was bie Anweſenden beſchließen
wuͤrden.
Mit der vorhin gedachten Anfrage des Älteften riu
terſHaftlichen Landraths, ch Die Anweſenden ſelsſt in ddr
Curie votiren oder Vollmachten von ſich ſtellen wollen,
J | beſchlieſ:
| 323
beſchlleſſet die erſtere Tages⸗Seßion, welche der gemeine
Landtag genannt zu werden pflegt, weil die geſammten
Seande der Pralatur, Ritterſchaft auch aroßen und
kleinen Staͤdte des ganzen Fuͤrſtenthums in Corpore
daranf verſammlet fin. Diefe trennen ſich hier auch
in fo fern voneinander, daB jedreder Stand in feiner ;
Eurie Über die verlefenen Deliberanda beſonders berath⸗
ſchiaget, upd per majora ein auch fuͤr die abweſenden
Mitglieder der Curie: verbindliches Concluſum verabres
det. Und ob zwar fämtliche Curien nach genommenem
Entſchluß ſich wieder vereinigen, um ein gemeinfames
Conclufum zu verabreden, welches man das Votum cm
riatum zu nenneh pfleget; fo iſt doch diefe Verſamm⸗
fang darinn von der Verſammlung der Stände auf dem
gemeinen Landtage unterfchieden, daß nur bie zum grofs
- fen Ausſchuß erwählten und bevollmaͤchtigten Deputir⸗
ten darin erfcheinen, daher ed auch das Deputations⸗
Eollegtum genannt wird. Weil aber der in der Eurie
. von fämtlihen : Anmwefenden per majora genommene
Erntſchluß für ein, in Anfehung fämtlicher Mitglieder die⸗
fer Curie verbindliches, Conclufum zu achten iſt, fo duͤr⸗
fen Depnutatt in Deputationss Collegto vor fi, ohne
Verwilligung ber, den Schluß des Landtages abzuwarten
entſchloſſenen, Mitglteder ihter Curie in weſentlichen
Staͤcken nicht davon abweichen, denn wofern ſie hiezu
berechtiget wären, ſo würde das Stimmrecht tinzelner
lieder feiner Vollguͤltigkeit hiedurch verluſtig gehen.
Sof diefe Vollguͤltigkeit aufrecht erhalten werden,
Deputati finden aber gegründete Urſachen, warum. dae
gefaßte Concluſum ebnandern ſeyn wuͤrde, ſo find' fie |
. wit
u
324 SP :
sit der anweſend gebliebenen, Ruckſprache dariber aus
zuſteilen, verbunden. Weil dieſe im Deputations⸗Coller
gio zu erſcheinen aber nicht berechtiget find: fo find alfe
Deputass verpflichtet, die Propofition in der Curie aber⸗
mols zur Umfrage au Bringen, und das Reſultat dieſer
nochmaligen Berathſchlagung ift die Richtſchnur, wonach
Deputati bey Abfaſſung des Curiati im Deputatlons⸗
Collegio ihre Vota abzugeben haben. Waͤrde dieſe
abermalige Umfrage von Deputatis in ber Eurie ange _
ſtellet, die zum Landtage anmefend gebliebenen verfäums
ien aber dabey zugegen zu feyn, ıfo neben ſie dadurch zu |
erfenr.en, daf fie den Schluß des Landtages nicht weiten
abwarten wollen, und weil fehann die ganzen Curien
zep:äfentiren, fo fird fie aud völlig befugt, das erſtere
Co:. clujum abzuaͤndern, und ſowol Die Anweſenden als
Abweſenden werden dädurch verbindlich zemacht. Daß
diejec nicht ohne hinreichenden Grund von mir geſagt
iſt, beweiſen die über dieſen, für die hieſige Nitter ſchaft
ſo wichtigen, Segenſtand im Jahr 1775. verhandelten
Acta. Es wollte nemlich von der Majoritaͤt ber ritter
fchaftlihen Kern .Deputirten damals: behanpter wer
- den: weil Landräthe und Deputirte nicht in der bloßen
Qualität einzelner Nobilium, fondern zugleich als ein..
für alemahl von den Ständen aus der Nitterfhaft eis:
wählte, und vom Landesherrn confirmirte Repräfentans ı
sen der Kitterfchaft die Negotia und Beta aller, zur Zeit
abwefenden, gerirten; ſo koͤnnten demnach die Stimmen
einzelner in der Curie erſchienener Mitglieder von ihren
einzelnen Gütern, gegen die Vota cumulativa der Lands.
räche und Deputirten nie angehen, noch diefen gleich,
ae
on 0 2 325 _
zahlbar werden. Und in Gemäßhelt dieſes untergelegeen.
Grundſatzes, vermeinten fie berechtigt zu ſeyn, von der
nen in ber Curie per majora gefaßten Entfchläffen, ohne
vorläufig mit denen, den Schluß. des Landtages abzus
Warten entſchloſſenen, Mitſtaͤnden in der Curie desfalls
Ruͤckſprache anzuftellen, im DepntationdıEollegio zuruͤck⸗
treten: zu koͤnnen. Weil diefe Arußerung. auf den gänys
lichen :Verluft des vollguͤltigen Stimmrechts einzeiner
ritterſchaftlichen Mitglieder abzweckte, fo fanden die
beſtellten Mandatarii der Nitterfhaft ſich gedrungen,
| den Beyſtand ber Hohen. Landess Keglerung zu implorts
ren. Und daß dieſelbe die ritterſchaftlichen Behauptun⸗
gen in der Maaße, als ſie im vorhergehenden von mir
beſchrieben ſind, für Verfaflungemäßig erklaͤret Habe, er⸗
giebt ſich ausfuͤhrlich aus dem, am sten May 1775. an’
die ritter ichaftlichen Seren Deputirte erlaffenen, Nefscipte,
‚and der an bemeldetem Tage an die ritterichaftlichen
Mandatarien zugefertigten Reſolutien. Und obwat’
von der Majoritaͤt der Herrn Deputirten, eine anders
weite Worftellung der Regierung übergeben ward, fo
beharrte jedoch dieſelbe bey denen bereite für Berfoffungss '
mäßig. erklärten Grurdfägen, unter dem Zufage, daß‘
Hochdieſelbe die Ritterſchaft nicht abhalten wolle, zu
Berrheidigung ihrer Gerechtſame gerichtliche oder andere
legale Wege zur Hand zu nehmen. Die ritterfchaftlichen -
- Mandotarii wandten ſich demnach an die Hannoverſche
Wuſtitz⸗Canzley, und von dieſer ward unterm i7ten
Detober 1775. für Recht erkannt: .
„Inzwiſchen werden Klaͤger und ihre. Mandatarn |
Abewandten Umftaͤnden nach, vey dem zus Emüge der '
(Annal. sr Jahrg. 26 ©t.) 9 aſchei⸗
[3
! p e
"326.
„ſcheinigten Beſit ihres Euiumrechts pendente Ite
„in der Maaße gefhüget, daß ihre Stimmen auf Lands
„tagen und übrigen landſchaftlichen Zufammenkünften,
„mit den Stimmen der Landräthe und Deputirte virk
„tum zu zählen, und denen Stimmen ber letztern die
‚vote abſentinm nicht anders beyzuzäßlen, als wen
„fie von deuſelben ein ausdruͤckliches Mandatum erhal⸗
„ten, geſtalten denen Beklagten hiemit eenftlih befohh⸗
‚en wird, ſich aller Turbationen dawider zu entbalten.”’
Weil die Beklagten durch dieſes Erkenntniß gravirt zu
ſeyn vermeinten, mithin auf ihr Begihr Acta nad
Marburg verſchicket wurden, durch die von daher ein⸗
gegangene und am sten April 1778. publicirte Urchel
aber, das am ıyten October 1775. abgegebene Erkennt⸗ |
niß in allen und jeden Stuͤcken beſtaͤtiget ward; fo ſfud
zwar von den Beklagten in termino remedia interpenirt
weil fle aber den Proceß nicht weiter fortgeſetzt Haben,
fo iſt demnach ſtillſchweigend von Ihnen zu erfennen ges
"geben, daß fie die, von der Nitterfehaft behaupteren and
fowol von Hoher Landes:Regierung , ald von Hannovers
ſcher Juſtitz⸗ Canzley gebiligten, Grundfage für Verfaſ⸗
ſungsmaͤßig zu achten, nicht weiter Bedenken trugen.
O6 num zwar biefes zu jegigen Zeiten eigentlich nun
in Anfehung der zitterfchaftlichen Curie, und ihrer zum
großen Ausſchuß ermählten Landraͤthe und Deputirten
ſtatt finden mögte, weil die Ritterſchaft der einzige Stand
if, der anjetst noch in feiner. Curie erſcheinet. und mit
feinen Landrächen und Deputirten (die aber in der Curie
vor ihren aumefenden Mitſtaͤnden anders kein Vorrecht
bad als daß fie ihre Vota zuerft ad Protocollum ges
. . ben)
EV. 5 327
ben) ein gemeinfames Votum derabredet und beſchlieſſet;
ſo iſt jedoch dieſes nicht als. ein beſonderes ritterſchaftli⸗
—— — — —
ches Vorrecht zu achten, dieweil alles dieſes auch wegen
der uͤbrigen beyden Stände ſtatt fände, wenn fie zahl⸗
reich genug in ihren Curien per Deputatos erichienen,
‚und gegen ihre zum großen Ausſchuß beputirte Conflas
tus, die Majora bewirken koͤnnten. Denn, ohnerachtet
ſie nicht berechtiget find, im Deputations⸗Collegio zu
erſcheinen, fo dienet jedoch ihr Erſcheinen zu Landtaͤgen
» und die von ihnen ausgeftellte Vollmacht zum Beweiſe,
daß fie ein gegruͤndetes Recht Haben, an den Landtages
F Handlungen in ihrer Curie Antheil zu nehmen?
»
Die ritterſchaftliche Curie beſtehet aus 153 Beflgs
mm Landtagsfähiger Guͤter, deren im Hannoͤverſchen
Quariiere gr, im Goͤttingiſchen 48, im Hamellſchen 26,
und im Lauenanifhen, weiches aber eigentlich zum Has
welcher Quartiere gerechnet wird, 3 belegen find. Und
bobwol die Prälatur auf dem öffentlichen Landtage und
überhaupt bey jedweden Berfammiungen ber Brey lands
ſchaftlichen Curien zu Zormirung und Ausfertigung Ides
Voti curiati {m Sitz und Schreiben den Vorgang vor
‚ dee Ritterſchaft hat; fo iſt doch die ritterſchaftliche Curie
"die erfte im votiren, und die Deliberationspuncte wers
den nicht eher in dag PräfarursCollegium oder Eurie ges
bracht, bis folde in der ritterſchaftlichen Seſſion erwos
gen, und diefe darüber ihre Meynung oder Collegial⸗
Botum abgegeben hat, wie denn auch der äftefte ritters -
ſchaftliche Landrath auf gemeinem Landtage, und bey
Verſammlung der Curien, das erſte Votum führer. Ue⸗
brigens verſtehet es ſich von nn daß das Collegial Vo⸗
"9a a‘ tum
N
328 sp A
tum der Curie nach denen majoribus votis ber Auwer
fenden abgefaſſet wird.
Wiewol der Vermuthung nad, bie Frage noch nicht
entſchieden tft: Ob die zum votiren in der Curie erfchier
nenen Befiger von mehreren Yandtagsfähigen Gütern
une ein Votum, codes von jeden befigenden Gute ein
beſonderes Votum abzugeben berechtiget ind; fo will
es zwar ben Anfchein gewinnen, daß letzteres mit Zug
und Recht geforderte werben könnte, weil nad ber heu⸗
tigen, vonder urfprünglichen völlig unterſchiedenen, Vers
faffung, der Befitz eines, in ber Ritters Watricni befindfis
qen, Guts, dem Figenthämer, ohne einige Nädficht auf
feine Geburt und Stand, das Recht in der ritterſchaft⸗
"Uhen Curie zum votiren erthetfet, mithin felbiges für .
ein, das Watricular s Gut afficirendes Recht zu achten
ift, welches ohmverändert bleibet, wenn gleich jemand
mehrere Nittergäter zugleich befiget. Wie denn auf
Bey Wahlen und befonderen, in ritterfchafelichen Angeles
genheiten angeftellten, Conventen, nicht nach ber Anzahl _
ber Anwefenden, fondern nach der Anzahl ihrer Güter,
die Stimmen abgegeßen werden. Es wied diefe Frage
aber durch die Bisherige Obſervanz dahin entichieden,
daß die auf Landtägen zum votiren, in der ritterfchaftlis
hen Curle erfhienenen, Deitglieder, wenn gleich fie in
dem Beſitz mehrerer Güter ſich befinden, (nur eine Stimme
abgeben, Auch if davon mit gutem Vorbedacht nidt
abzumwelchen, weil wielmals aufler denen erwaͤhlten Dei
putatis, nur wenige ober gar feine von der Ritterſchaft
in der Eurie zum votiren gegenwärtig find: daher dem
bie wenigen, hie mit mehrern Gütern anfäßig, die Abrige
wie
\
XX 329
wiewol weit ſtaͤrkere Anzahl, der nur wegen eines Mas
triculargutes votirenden Deputirten, uͤberſtimmen und
die Eonslufa nach ihren Bilm zu lenken, im Stand⸗
ſeyn wuͤrden.
C(Die Fortſetzung folgt kuͤnftig.)
VL |
, Verzeichniß der Studicenden in Goͤttin⸗
gen | von dbaelis 1790.
Den Ofen bis Michaelis 1790. waren zu Gettin⸗
— 844 Student.
Davın no bis den zoten Novemb. 1790.
abgegangen ne 205° —
geblieben — — 639 —
und Hinzugefommen — 179 —_
Es betrug alfo die ganze Zahl der zu beſagter Zeit anwe⸗
ſenden Studenten 818.
Dieſe beſtand aus 207 Theologen,
417 Juriſten.
108 Medicinern,
86 Math. Philoſ. Hiſt. und freyen
Kuͤnſte befliſſenen.
dHinfolglich waren gegen die Zahl der Abgegangenen,
hinzugekommen weniger mehr
Theologen — 30 —
Juriſten — — 14
Mediciner — * —
Math. Phil. wm. — 2 —
Die Totalſumme hatte ſich alſo um 26 vermindert.
93° VM.
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Bu Da Zu u
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Waſſer unter die Heilbrunnen iſt aufgenommen worden,
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a Gefchichte des verfeigten Heilbeunnend
bey Sallan: im Amte, Lüchow.
DIVE bat es mit dem zu Coſe in dem Amte
| Lüchow ehedem befindlich geweſenen Bes
fundbrunnen für eine Befchaffenbeit . gehabt?
iſt eine, in den braunſchweigiſchen Anzeigen vom Jahr
1747. Seite 1465. fih findende, fo viel mir wiffend,
noch nice beantwortete Aufgabe. Da die Aufgabe
felöft zu erfennen giebet, daß man auch noch in neuern
Zeiten ‚ dieſen verfeigten Geſundbrunnen der Anfmerks
- famkeit gewuͤrdiget und die Nichtbeantwortung derfelben,
daß feine Geſchichte im Finftern verborgen lieget; fe
hoffe ih, Naturforfhern keinen unangenehmen Dienft zu
leiften, wenn ich ihnen die Geſchichte deſſelben aus den
genaueften Quellen mittheile. Es liegt dieſer verfeigte
Heilbrunnen zwiſchen den Doͤrfern Mutzingen, Teich⸗
loſen, beyde Amts Dannenberg und Sallan Amts
Lüchow. und obgleich nicht fo weit von Teichloſen, als
von Sallan, fo ifter doch nach lezterem Dorfe aus ber Urs
ſache benenner worden, weil er auf einer nach demſelben
hingehörigen Heidweide zu Tage gefloffen. Das eigent⸗
liche Jahr, wann diefes zuerſt gefhehen, findet fi eben
ſo wenig irgendwo bemerkt, als auf welche Weiſe es zu⸗
gegangen, daß das auf jener Heide ſich hervorgegebene
Nur
ni, Wie. En. ⏑ — ——757—
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Nur aus der Topographie, oder Beſchreibung der Her⸗
zogthuͤmer Braunſchweig und Lüneburg, die die meria⸗
niſchen Erben im Jahre 1651. dur Unterftägung dee -
derozeitigen Landesfürften, nicht allein. nach ihrer eiges
nen Berfiherung in der ihrem Werde vorgefesten Dank⸗
addreſſe, fondern and rad Ausweifung der Regiſtra⸗
turen *) zufammengetragen ,. weiß man (Seite 143
und 143.) daB jenes Waſſer ume Jahr 1622. zu Tage
zu fließen angefangen, in vielen. Krankheiten mit Nugen _
gebraucht, und daher als Heilbrunnen, von eiher großen
Anzahl kranker und preshafter Perfonen hohen und
niedern Standes, bie anf viele Hunderte angegeben
wird, beſucht worben. Nach etlicher Jahre Verlauf, |
Hat jedoch dieſer Heilbrunnen feine Wirkung verloren,
“oder wohl vtelmehr zu quellen aufgehöret, im Jahre
1652. alfo nach dreißig Jahren fih aber nieder
hervorgethan und verfchiedenen «Kranken zur vorigen
Geſundheit verholfen. Ob nun gleich dieſes der Aufı
merkſamkeit des derozeitigen Lanbesfürften Herzogs
Auguſt — mit Recht — glorwürdigen Andenkens
nicht entgangen, und Verfuͤgungen nach ſich gezogen;
fo ſtehen dach Die, welche derozeit verordnet worden, mit
denen, die man jegiger Zeit auf ein ſolches Geſchenk
der Natur zu verwenden pfleget, in gar keiner Verhaͤlt⸗
\ , niß,
2) Der ſolcherhalben an die Oetüͤdte, Stifter, Eide⸗
ſter und Aemter im Luͤneburgiſchen am zıften Ju⸗
lins 1651. ergangene landesherrliche Befehl findet
ſich in den Sammlungen alter und neuer theolor,
giihen Sachen. - Jahrgang 1749. Seite ss.
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338 - XXR
niß, denn alles, was ſich ſolcherwegen findet, if der
Bekehl, der darch den Hofmarſchal Fraͤnz Julius
von dem Rneſebeck, dem derozeitigen Ammann zu
Luͤchow in einem Poſtſcript vom 160ten October bereg⸗
sen Jahre ertheiler werden und woͤrt und buchſtaͤblich
dieſer iR: „Vnſer allerfeiß gnediger fürft und her haben
„enedich befolen deme heren zu notificiren, daß ehr den.
„gefunttbrunnen bey Sallan fol well in acht nemen
\ „vnd einichranten laffen, vnd baß Feine leichfertigkeitt
„untugentt Ja ſchande und lafter muge getrieben werben
„vnd verhürest bleiben... In Gefolg diefes Befehls
iſt num wirklich Die Duelle dieſes Heilbrunnens mit Bret⸗
tern eingefaſſet, alſo auch aufgegraben worden, hat ſich
aber demohngeachtet gar bald zum andernmale ſolcher⸗
geſtalt verloren, daß man auch nicht das allergeringſte
vom Waſſer alldort verfpäret. Mach einem Verlaufe
von wieder beynabe dreyßig Jahren hat diefes
mineraliſche Waſſer mit Pfingſten 1881. zum drittens
male an zween verfchiedenen Orten zu Tage zu fließen
angefangen, und verfihert der berogeitige Rath und
Oberhauptmann der dannenbergfchen Aemter, Georg
Wilhelm Reichsfreyherr Schen? von Winterftedt, in
dem, wegen bdiefes Heildrunnens an die hochfürfliche
Megierung zu Zelle am sten, zoften und zoſten Julius
lezterwaͤhnien Jahre erftatteten Berichte von ihm diefes:
Zwiſchen den Heidbergen in einem Thale, allwo
an Kinem Orte fonft ander Waſſer anzutreffen, befinden
fi 2 Brunmen. Sn dem erfien find die Ueberreſte erlis
er alten eingefegten Bretter, daß vor biefem ein Bruns
. nen
| Irre 339
nen afldert geweſen, noch zu fehen, bey welchem die
armen Leute liegen, und ihre Gebrechen Aufferlich mas
ſchen, etwa zwanzig Schritte von dieſem liegt der andere
Brunnen, er if im Durchſchnitte 2 Buß dreit. und x
Fuß tief: weil nun derfelhe von den anmefenden arınen
Le..ten durch das Schöpfen und Dabeytreten, unrein
und trübe gemacht worden, fo Hat man denfelben etwas
weiter Inusgraden, und ein altes abgefchnittenes
großes Weinfaß darin fegen laffenz acht Heine Quel⸗⸗
ken, eines kleinen Kingers dick, gehen feltwärte in ſolchen
Brunnen. . Das Wafler in demfelben fteigt nicht fo
hoch, daß es übergeht, fondern bleibt allezeit in feinem
Stande und wann gleig viel daraus geſchoͤpfet wird,
laͤuft derſelbe doch dergeftalt geſchwinde zu, daß man
finder ich Niemand vom Stande alldgsten ein, ſondern
faſt nicht merken kann, daß daraus geſchoͤpfet worden.
Dies Waffer hat einen abfonderlihen Geſchmack, doch
aber einen folden, wie andere Sauerbrunnen zu haben
pflegen. Bey deſſen Abziehung auf der Apotheke zu
Dannenberg haben die Aerzte wahrgenommen, daß «6
Salpeter und etwas volatiles bey fi führe und um
deswillen dafür gehalten, daß wann es verführt werde,
feine Wirkung fo nicht haben könne. Einige beym Bruns
nen. fih befundene Leute, die ſolches Waſſer gekocht,
haben bemerkt, daß ſodann allerhand Farben darauf
sum Borſchein gekommen, weil der Brunnen au einen
abgelegenen Orte, von jedem umliegenden Dorfe eine
halbe Stunde entfernt liegt, wo weder Holz, Buſch,
noch ſonſten Scheurung, daß man ſich vor der Sonne,
oder wenn es regnet, verbergen koͤnne, zu bekommen,
nur
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nur ganz arme Seute,-die, wenn fie Linderung fpären,
ſich bald wieder weg begeben, vom Brunnen mitnehmen,
und alſo über 4 Tage daſelbſt nicht verweilen. Die
Vermõögen habende ‘aber laffen häufig und zwar täglich
viele Tonnen Waller nad ihren Wohndrtern hinholen
und bedienen ſich deſſelben zu Hauſe, iſt alſo der Zus
lauf der Brauchenden zwar ſehr groß, aber wegen mi
Ken der Bleibung an den Orte, nicht zu ſpecifici⸗
Die Anzahl der von Zeit zu Zeit an der Quelle
* befundenen Perſonen wird ohngefaͤhr auf so anger
geben. Die, die etliche Jahre das Quartan⸗ au am
Dere Fieber gehabt, und engbräftig geweſen, hat der
Gebrauch dieſes Brunnens für allen. andern ihres Ue⸗
bels Hefreve.
Des Maſchvoigts Schulze zu "Dannenberg au
den Oberhauptmann Reichsfreyherrn von Schend u
fiatteten und von biefem der fürfl. Regierung eingereich⸗
‚ten" Krankenberichte, lauten mit .deffen Zufägen alſo:
der vom ısten Julius: . Der Koh Heinrich Klepler
"aus dem Flecken Gartow, fo mit einem Auge“ ganz
Hlind , auch an einem Fuß lahm, Hat den Brunnen bis
in den vierten Tag gebraucht, kann etwas wieder feben, :
fpüret auf Beſſerung an dem lahmen Fuß. — Des:
. unters Köchin zu Gartow iſt ihres Fiebers befreyet,
und fchon wieder mes. — Ein Maͤgdchen aus Sal;
Ian,’ das, wenn der neue Mond eingetreten, bie
ſchwere Noch bekommen, und: in: ſolchem Ungluͤcke ſechs
Tage weggelegen, iſt durch den Gebrauch dieſes Btun⸗
nens wieder geſund worden. — Heine Slißau, aus
der Stadt Luͤchow, hat 33 Jahre Schaden an den
Bam
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SüBen gehabt, fpürer Beſſerung, nachdem er bis in den
deitten Tag fl des Brunnens bedienet. — Bartho⸗
lomaͤus Schnee, aus Warenberg in der Altmarr
. Hat es in allen Gliedern gehabt, iſt bis in den dritten
Tag bey dem Brunnen geweſen und ſpuͤret Beſſerung.
— Arnjetzt find bey die ‚so Perſonen beym Brunnen,
„etliche fo Beſſerung bekommen, fahren weg, und unters
ſchiedene kommen wider an.
Mqu⸗. 341
| Der vom 2aſten Julius: zwey lahme Frauen aus .
Meußliſſen im Amte Bodenteich, fo 8 Tage dm
) Brunnen gebaut, foren noch feine Befferung. —
Jochen Schulze aus Lüchow, bat Schaden im Kopf,
Bruſt, Rüden,und Süßen, merkt gute Vefferung, hat
ſich des Brunnens 3 Tage bedienet. — Zwey Leute
aus Warenberg, einer ſtumm, der andere taub, find
4 Tage beym Brunnen geweſen, Können aber noch nicht
merken, daß es beſſer wird, wollen doch aber den Ges
brauch fortſetzen. — Johann Vicken Sohn aus Mar⸗
lin im Amte Wuſtrow, Hat Schaden in den Augen
gehabt, merkt gute Befferung, nachdem er 14 Tage den.
Brunnen gebraucht. — Heinrich Voß, aus dem
Vlecken Clenz im Amte Lüchow, sinem alten 33 Jahre
ſtockblinden Dranne, hat der Gebrauch des Brunnens
bey Abſtattung diefes Berichts noch nicht geholfen, am
‚agften d. M. hat er aber bereits das, was man’ eine
- &e meit von feinen Augen gehalten, erfengen, auch
: den Weg ſchon wieder fehen fönnen. — Der Bettels
voigt aus der Stadt Dannenberg, der fonft am Stocke
sehen müffen, mit dem iſt es fo weit zur Beſſerung ges .
(Annal. se Jahrs 4081) 3 diehen,
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Pr]
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34...
hatte. Es kam ant Sudweſten ‚ und kuͤndigte ſich ſchon
Abends nah 1o Uhr durch ein entferntes Blitzen am,
weiches anfanttz Mos für eine Abkuͤhdlang des Werters
gehalten wurde. Endlich brach s Nachts um ı Uhr
mit dem groͤßten Ungeſtuͤm los. Faſt eine Halbe Stunde
hindurch blitzte es unaufhoͤrlich fo daß die Luſt in einer
beſtaͤndigen Schwebung war. Dieſe anhaltende Bewe⸗
gung der Luft war auch wohl die Urſache, daß die Don⸗
nerfchläge, die Immer durch einander rollten, nicht ſehr
ftart gehört wurden. Deſto ärger aber war das Braus
fen des in der Luft ſchwebenden Hagels. In Ilefeld
fiel eine große Menge Schloffen, die aberidocd keinen
Schaden anrichteten. Etwas meniges litt die Fine des
nahe dabey gelegenen Ortes Wiegersdorf. Aber im
" der Gegend von Niederſachswerffen, wo die. Einwoh⸗
ne diefes Ortes ihr Winterfeld hatten, wurde durch dem
Hagelſchlag eine voͤllige Verwuͤſtung angerichtet, fo daß
nichts weiter gerettet worden iſt, als das Wenige von
Rocken, weiches in den vorhergehenden Tagen einge⸗
bracht war. Gleiches Ungluͤck betraf auch die Dörfer
Ceinderode, Harzungen und Dflerode, wo auffer
: dem Schaden, der an den Kenftern angerichtet if, alles
in den Feldern niedergefhlagen wurde, Merkwärdig
iſt es, daß vor 12 Jahren ein aͤhnliches Uugläd den
nemlihen Otrich, jedod in einer frähern Jahreszeit
und am Tage betroffen hat.
Auguſt.
Dm 2 3ſten Srannte das Pfarr Mitwenhaus an
- ‚Wienenbaufen, Anus‘ Winfen⸗ ab. |
” ps
Den
- “ .
DR | 345
u Den 25ſten giengen verſchiedene Perſonen beydern
. bey Geſchlechts nach den Sandgruben des Gunſtenber⸗
ges bey Minden, nm Streuſand dorther zu holen.
Weit ihnen machte fih ohne Vorwiſſen der Eltern die
fechsiährige Tochter eines Handarbeiters auf den Weg.
" Kaum war Die Geſellſchaft in diefer ztemlich weit unter
ber Erde fortlaufenden Höhle angekommen, und hatte
aur erfi wenigen Band herausgebracht, fo flürzte die
Grube piöglih ein. Die mehrſten Sandgräber wurden.
jedoch ohne merklihen Schaden am Körper fo vom.
Schutt überdedt, daß fie mis Verluſt ihrer Geraͤthſchaf ·
sen,. durch viele Anftrengung fih herausarbeiten mufs
| en. Sees Kind aber hatte fih ohne Kenntniß dee
. Gefahr tiefer hinein gewagt, und fand daſelbſt fein
fhleuniges Ende. Dean geub es todt heraus. Genick
und Beine waren von dem mit großen Steinen or
mengten Schutte gerbrüdt,
"September.
"Den sten, ward ein geſchickter und fleißiger Kunſi⸗
arbeiter zu Hannover auf eine fehr bedaurenswuͤrdige
Art zu dem Entſchluſſe gebracht, fich in der Keine zu
ertrinken. Eine Frau, die feine Waͤſche beforgt , bringt
nicht wieder, was ihre zur Reinigung anvertrauet war.
Dies veranlaffer verſchiedene perſonliche Nachfragen In
ihrem Haufe. Hier chut zulezt die Waͤſcherin das vers
ſtellte Geſtaͤndniß, die Wälhe aus Noth verfeger zw.
‚haben; fügt dabey fo viele Bitten und. Schmeichelegen
hinzu, daß der Betrogene ſich von der Eerfuͤllung ihrer
Aohchten Aberrafchen laͤßt. Am folgenden Tage mas
8 3 >
346 SP
der Mann der Wäfcherin, biefes Vorfalls wegen Fer⸗
derung, und drohet mit geridhtlicher Anzeige, wenn folde
nicht befriediget wärde. Dee Kintergangene, der beſtürzt
die niedertroͤchtigen Zwede feiner Werführer eutdeckt,
zahlt glei auf Abſchlag 5 Louisb’or, und verſpriche Bald
ein mehreres nachzugeßen. Allein Empfindlichkeit gegen
Schande, und Verdruß über deu erlittenen Betrug, vers
leiten ihn zu dem traurigen Entfchlaffe, ih des Lebens
zu entledigen.
Den ıoten flärzte der 11jaͤhrige Sohn eines Schu?
fiers zu Hannover, ber fih im Schwenkſeile mit
Schaukeln beluftigte,, zur Bodendfnung heraus, verlezte
Arme und Beine, ward jedoch völlig wiederbergeftellt.
:Den ısten um Mitternacht, zog ein fchweres Ges
mitter, mit flarfen Schlägen, Sturm und Hagel, von
Welten aus über Haarburg hinweg. ‘Der niederfal⸗
Iende Hagel wog zam Theil 2 Loch, und verurſachte am
den Fenſtern in der Stadt einen Schaden, ber wenigs
flens auf 300 Rihir. gerechnet werden kann.
Den ısten fiel der 4jaͤhrige Sohn eines Braunte⸗
weindrenners zu Hannover in Brannteweinswaͤſche,
und farb einige Stunden nachher unter ben heftigſten
Schmerzen, ohnerachtet man ihn fehe ſchnell wieder
Derausgezogen hatte.
Den 24ſten waren ein Paar junge Eheleute, im
Ober Ender Moor St. Juͤrgen, Amts Kilienthal,
mit der Rockenſaat ohnfern: ihres Hauſes befchäftiget,
und hatten ihr einziges zweyjaͤhriges Söhnlein, welches
fe ungerne aus den Augen ließen, am und neben fi.
. As
| Be 347
Als fie Indeffen eine Bey der Arbeit entgandene Unord⸗
nung zu verbeſſern, alle Anfmerkſamkeit anwenden
mußten, fo vermißten ſie mit Schrecken ihr Kind. Es
. war ruͤckwaͤrts in einen ganz engen, aber tiefen Moore
„graben gefallen, und im Schlamme erſtickt. Viele ans
gewandte Müße, ihm das keben wieder zu sehen,
| buieb fruchtlos.
An eben dem Tage wurden zu Trabuhn, im Ser
richte Grabau, 6 Wohnhaͤuſer und’ 7 Mebengebäude
eingeaͤſchert. Das Feuer foll dadurch entftanden feyn,
| daß eine Frau bey der unerwarteten Zuruͤckkunft ihres
Mannes den eben mit Bohnen angefüllten Koffeebrens
ner, an einem Dre verbergen wollen, wo > ensgändbare
Sachen lagen. | \
Detober.
Den sten fiel ein Einwohner bes ieahlei⸗
Worpowede im Bremiſchen, der Torf auf ber Hamme
nach dem Vegeſack geliefert Harte, auf der Ruͤckfahrt
aus dem Schiffe und, ertrank. Man beſorgt, daß die
SGewohnheit fih zu berauſchen, dies Ungluͤck verurſachet
Babe, wodurch eine arme Witwe ihren Mann, ‚und 6
Urne Rinder ihren Vater verloren haben,
Den asfien wurden in dem Flecken Bevenfen £
Wohnhäufer und 4 Nebengebäude ein Raud der Flam⸗
men, auſſerdem aber noch ein Wohnhaus beſchaͤdiget.
Verwahrloſung des Lichts beym Giagereinigen veran⸗
baffete dieſe henersbrunß.
3 . Movem⸗ |
!
348 Bee
> ’ pi
| |
| tzeuer and, welches 23 Wohnhaͤuſer "und so:Nebenge
November.
Den aten, brach zu Cockſtedt, Amts Clöge, da
Hände in die Aſche legte. Der kurze Zeitraum von z
Seunden, wechfelte fehriell die Wermögensumfände ideen
Eigenthuͤmer und Bewohner. Das Feuer nahm um |
Mittag feinen: Anfang, wie das männliche Geſchlecht
mis der Beldarbeit befhäftiget war." Die Abweſenheit
deſſelben und Mangel an Wufler, erleichterten feiner '
furchtbaren Gewalt, jene traurige Verwaͤſtung. !
- Sn ber Nacht vom z6ften auf dem 27ſten, brannte '
ein Hans zu Burgtorf ad, und eines ward beſchaͤdiget.
Moch iR aus dieſem Monathe folgende micleide⸗ |
würbdige Begebenheit gemeldet worden. .
Der Küfker zu — — und feine Frau, welche beyde
. in ihrem Stande ſich durch kluges und anſtaͤndiges Du
tragen auszeichnen, entfchließen fü ich, ihren 3 Kindern, -
Davon das eine 5, das zweyte 3, und das dritte 1 Jahe
ale iſt, die Blattern einimpfen- zu laſſen. Der Arzt
dem ‚fie diefe Einimpfung anvertrauen, fchicket ihnen
Bey der Poft die Arzeneyen, welche den Kindern gegeben
werden follen, um fie zu den Blattern vorzubereiten,
Kur) vorher dat der Vater aus Lüneburg für einen .
bekannten Nachbar Ratzenpulver von der Apochele mit
‚gebracht, und da diefer ſolches fogleich noch nicht anneh⸗
men kann oder will, fo wird ſolches in einem verfchlofs
fenen Schranke aufbewahrt, Als die Arzeney ans
tommt, wicd fie dabey geleget , ohne dag man fich des
Ratzzenpulvers erinnert” Die Weunterkeif der Kinder
en bewes
beweget bie Litern, ihnen Die Arjeney, bie fie erſt am
. andern Morgen einnehnten follen, am Abend zu geben.
Die Mutter gehet vor den Schrank, weiß vom nahe
SPUR 39
dabey liegenden Gifte nichts, oder denket nicht daran,
und greifet gerade nad) dem Gifte, wovon fi den Kin
dern, jedem ein Pulver eingiebt. Der Vater koſtet, um
feinen Kindern Muih zum Einimpfen zu maden, das
J Pulver, und denket in dieſem Augenblick noch nicht an |
Gift. Kaum aber haben alle 3 Kinder das Site eins
genommen, fo fällt ihm wegen einer möglichen Ver⸗
wechfelung des Giftes und Pulvers ein Zweifel ein,
_* welchen er dann. auch bey der Machficht zu feinem toͤbtli⸗
hen Schreden gegründet findet. Man eilet, den Kin
dern Milch: und Delin Menge zu geben, weiches dan
auch ein Erbrechen bewirkte, Nach 3 Stunden ſtirbt u
jedoch dos kleinſte Kind, und 12 Stunden nachher das
‚ mittlere drenjäheige Kind. Das Altefte diefer Kinder
iſt gerettet, und man fhreibet es einer guten Maplgeit
mehlichter Speifen zu, welde das Kind. bes Mittags
vorher gegeſſen hat, daß das Gift nicht anf die Einge⸗
weide und den Magen ſtark genug wirken koͤnnen, um
nn “
adlich zu werden. Cine Warnung für alle,” melde
Sift gebranden, um ſolches mit aͤußerſter Sorgfalt .
wider dergleichen Berwechſelung zu ſichern. N
| December. |
Den 2ten, Nachmittages fuhr bey einem Gewitn
ge zu Schwarmſtaͤdt, in der Amtsvoigtey Eſſel, ein
Blitzſtrahl in die Wohnſtube des dortigen Kruͤgers, vers
lete den wir am Ellenbogen und Beinen, und ber .
35 W ſchaͤdig,
310 PATE
(Häbdlste einen andern gegenwärtigen Mann im Rüden
- und am Leibe. Das Haus gerieth in Feuer, welches
auffer demſelben noch 3 Scheuren und ein Backhaus im
die Aſche legte. Die Berungluckten konnten nur ſehe
wenig reden.
Den ısten wurden zu Lüchow in der Vorſtadt,
4 Bohnhäufer eingeäfchert, und 2 vom Fener beſchaͤdi⸗
get, weiches bey Heftigem Winde große Gefahren drohete.
men
En
\ D
2 XL Ä
Fernere Anzeige von dem Beſtande des
öffentlichen Armen⸗ und Arbeitshaufes
zu Zelle *).
ey dem vorzüglich thaͤtigen Antheile , den das
hiefige menſchenfreundliche Publicum noch immer
an der Unterſtuͤtzung dieſes Inſtituts nimmt, wird es
deinfelben eben fo angenehm ſeyn, von defien Fortgange
hier eine Nachricht zu finden, als es auch auswärtige
Lefer intereſſiren wird, über ben Gang foldher oͤffentli⸗
hen Anflalten Vergleichungen, und Beobachtungen ans
fielen zu Einnen. .
Nachſtehender Extract begreift die ‚Einnahmen und
Ausgaben von Neujahr 1789 bis 1790, und. von Mens
jabr
*) Bat mit der Nachr. im sten St. des zten Jahrg.
2. und im zten St. bes zten Jahrg. ©. 390.
der Annalen.
®
J
V 351
jahr 1790 bit 1291. Undeachtet ſich nun darin der
eigene Erwerb, durch allerhand Fabrikarbeiten nicht
unbetraͤchtlich auszeichnet; fo zeigt ſich jedoch, daß im
Ganzen bey einem Inſtitute zugefegt werden muͤſſe,
woben anf mande ſchwache Arme Nüdfiht genommen
werden muß, welche wenig verdienen, und die beſtaͤn⸗
dige Unterhaltung und Erziehung von 24 Kindern, auch
die Beſoldung der zue Ausführung der allgemeinen Ars
menordnung ‚nöthigen Derfonen, Heträcktlihe Summen
erfordern, wodurch Leine Einnahme gewonnen wird.
Sin dieſen beyden Jahren it auch für Flachsgarn wenig
aufgekommen, weil der Preis deſſelben ganz aufferore
dentlich niedrig, mithin fein Verkauf nicht rathſam ges
weien it. Gleichwie nun der ſtarke Vorrath davon dem
Anftieute läftig und nachtheilig fallen muß; fo hat fi
durch den niedrigen Preis des Kaufgarns die Anzahl
der Spinner für Rechnung des Arbeitshanfes betraͤcht⸗
Nlich vermehrt, und ift auch dadurch jene Baft noch vers
groͤßert worden.
So fehr diefes billig gefinnte Veforderer des Ins.
ſtitnts bewegen wird, fih defien Aufnahme ferner recht
thaͤtig anzunehmen, fo wenig dürfen fie ſich Dadurch hier⸗
von abhalten laſſen, wenn ihnen etwa bier oder da
Mängel der Armenpolicey aufſtoßen, die bey dem moͤg⸗
lichſten Beftreben hier um fo.weniger gänzlich vermieden
werden tönnen, da bie Vorſtaͤdte offen und weitlaͤuftig,
mithin nicht immer genan zu überfehen find, auch Zelle
feiner Lage nach dem Durchzuge vieler Fremden ausges
ſetzt ik, die ich ein Gewerbe daraus machen, neben dem
ihnen aus einer oͤffentlichen Caſſe gereichten Zehrgelde,
N. ' . das
372 7. | 2
“das Vudlieum ſelbſt mit zubeingfichen Aaforberungen
gu betätigen. Zum Veweife hiervon bemerke ich unter
andern, daß in den Jahren.
\ 1790 — 706
u 7 — 579
" 17338 — ı-
1733 — 824
1784 — 997
-. | 1 2-5 Be 7 7 Ze ‘
| 1786 — 339
i2z7 — 0.117 ..
42788 —9533
1789 — 959 _
"1790 — 1010
burchreifenden Perfonen, wovon der. größte Tell Bands
"werkögefelen waren, aus den öffentlichen Armencafien
Geld zu ihrem weitern Fortlommen gereicht ſey, von
weichen demungeachtet viele, die ihnen darbey geworbe⸗
nen Befehle, ſich alles weitern Bettelns zu enthalten,
‚ übertreten haben.
Wichtig würde es daher im Algemsinen feon, wenn
vorzuͤglich auch) die veifenden Handwerker dahin gebrade .
werden koͤnnten, daß fie durch Ordnung und redlichen
Fleiß ich ſelbſt fortzuhelfen ſuchten, und e6 feibft ent:
ohrend fänden, auf ihren Reifen den öffentlichen Caſſen
zur Laſt zu fallen, oder gar das Publicuin zit Betteln
oder Fechten zu belaͤſtigen. Immittelſt bleibt es immer
das wuͤrkſamſte Mittel, ſich dieſe und andere aͤhnliche
Beitler, weiche unter der aͤuſſern Maske eines wohlha⸗
denden Beiienden, der Bemertung ber Auffeher entgehen,
' gänzs.
re. 313
gaͤnzlich vom calle zu ſaafſen, ceitine oßne "ale Kos
nahme abweiſen zu laſſen, nnd barunser Die nothwendige
Worföprife zu beobachten, deren Ausübung: gewiß in
teinem Falle Härte feon kann. Hingegen wuͤrde es
"gewiß einem jeden Außerfl kraͤnken, menn sr fühe, wie
ſgleqht in den mehren Fällen feine Babe verwandt
wird.
Selle, den -ıaten März 1791.
Einnahme c. G.
von Neujahr 1789 = 1790 Ne. joclof
” Veberf@nß aus voriger Nednung e73lııl 6
an Aändigen Einnahmen 9s| 7) ı
; von den benden Sammtungen ; gs
aus der Büchfe im Haufe . J 4
3 an Bermädeniffen und aufferordensti:
chen Gaben _ 255; M 3
) für verkauftes Flachegarn 122128] 77
2D:— verkauftes Heden s Wollens und]
‚Banmmwollengarn - . .' 9134
” — daaren⸗ und —*
een —
)- verkaufte Garten 5 Ami 6
20) — gemwebte wollene, baumwollene und! [1
. feinen Strümpfe, Düsen, Handſchuh-
Ooden, Weitens und Holenzeug von a
- allerhand Güte und Karbe 815120)
21) — Heidmanſqheſter und Venerwandt 538127: 6
22) — Linnen und Drei | zig ısj 2.
23) Wolle und Baumwolle zu fragen und wi
zu fpinnen, nach Abzug des Arbeiten; \
lohns J 2
w| . 23 26} 7]
, " Auſſei
354 Pe
Außerdem find geſchenkt:
a) deu g:en Jan. sus Belleideng uud Teuzung an alte
Urme 20 Achte
b) ben ızten März » Auder.cihen Drennbe',
c) Bun arten Sun. 24 Std coufikiztes falſch arbafpels
a) ben zoflen Jan. so Sch confifirte zu Leiche gebal⸗
2 Sauber Sreuubel;.
g) den iaten Der. ei coufkize Fatih gehaipeites
h) hat föniel. Garfärfii. Cammer an Zinfen und Gruadı
ins 49 Athir. 124. erloflen.
Ausgabe. | €. ©.
Re ige jof|
) Seſoidnng des Nehnunssfätre | 108 —
2 — des Schulmeiſters 96 — —
3) — des Berfmeifers "95 22 —
R — der Gpinnemuiter 34124 —
.— des Hausvoigts 42 12 —
8 — der Knattemutter 1712 —!
2) — der 3 Armenvoigte 128 12
15 an Tagelohn 126:
9) am Zinfen und öffentlichen Lam 1 6j17j—
25) an Buus und Reparationstoften 66 151 5
11) für Bene und Geraͤthſchaften —
13) far Fr Wolle, Baumwolle, Kuh |
’ baare und Basen l 3318) 4
4) für Thran nnd Dei 47:71 7:
| 15) für Flachs, Hede, Wolle, Saumwote 4 R
and Kuhhaare zu fpinnen —— — |
Latus 2263!135!1 6
16)
16) für Haare, Wolle und’ Baumwolle zu
tragen und zu kaͤmmen
of
|2a63las 6
| 129 a!
17) fül Garn zu fpublen und zu awienen) 10ĩ 14. —
18) für Deden von Haaren und Eggen zul -
wirken und zu flechten J 224
19) für Garn, Linnen, Drell und Steh: 1
pfe zu bleichen I 64 16) 7
20) für Linnen und Drell zu weben 3195
27) für Strümpfe, Mügen, Welten ıc. zu | 1
weben zu färben und zu nähen 382'33| 5
33) für Heidlaken zu weben, zu walten
und zu preffen 1 331135| 2
23) an aufferotdentlichen Prämien und]
Gaben 90131 4
24) für Brennholz 314 21—
25) für Bekleidung armer Kinder und)
Norhieidender 8624| 6
26) für Verpflegung aufgenommener armer .
Kinder . 226 201 4
37) für &pelfung der recipirten Armen im) -
aufe 20431] 7.
28) an’Öhreißmatertafien ‘ 3,34,
29) an belegten Bermäctnifen . 9312|—|
30) ertraordinalee Ausgaben _ so 8, 1)
— Summa 114206 2a} zil
- Darneden find zur Bekleidung der Kinder und
Nothleidenden aus eigenem Vorrathe verbraudt:
a) 1693 Ellen Heidmanſcheſter
aggn —
b) 41 Paar Strämpfe und 2
Migen. —
c) 102% Ellen Linnen zu
Hemden — 2 —
4) 422 Stuͤck Knevfe. —
J Summa . 63 Rthlr.
42 Rıhfe,
1388 4pfe
yo —
30— 3—
ao -
"el
356 7 22}
Schluß⸗ nechnung⸗
Die Einnahme betraͤgt — 4223 Rthlr. 26 gr.
Die Ausgabe beträgt .— 4206 — 4 7
See berfhub — - 17 Nie Hr.
Einnahme
von Neujahr 1790 — 1791.
2 Ueherfhuß aus voriger Rechnung
an fländigen Einnahmen
3) an anfgeliehenen Capitalien
“ von den beyden Sammlungen
5) aus der Bachſe im Haufe
$) an Vermädeniffen und- aufferordentlis
hen Gaben
7) für verkauftes Flachsgarn
8) für verfauftes Heden⸗, Wollens and.
Vaum wollengarn
9) IR Sertoufte daaren / und geflochten
20) für verfaufte Gurten
21) für gewebie wollene, baummollene und]
Teinene Strämpfe, Mügen, Handſchuh⸗
Soden, Werens und Hoſenzeug von||
allerhand Güte und Farbe
12) für Heidmanfchefter und Beiderwandt
23) für Einnen und Drell
14) Wolle und Baummolle ju fragen und)
. Kamen, nach Abzug des ve
4
15) an Ueberfehuß für eingefandte Decken
Zu flechten 5 -
> Etcanedinaice Eianahm⸗
Summe ||3669| >=
nun
— 337
" Aufferdem find gefäpenkt: .
a) den zaflen Gebr. 3 Städt 2 Pfennig Rubel und Ein:
2 ‚Piennig Luffen als confiſcirtes zu leicht gebackenes
Bro
b) den —* März 15 Pfund confiſcirte zu leicht ges
wogene Butter.
©) den zıflen März 2 Juder eichen Brennholz.
d) den 25ſten May 3 Pfand confiſcirte zu leicht gewo⸗
gene Butter,
©) den ıgten Sun. 9 Sie eonfifcirte große und Eleine -
irdene Töpfe und ı dergleichen Stälyer. U
fNden 2oſten Sun. für 3 Thaler Drodt.
“ R den 27ſten Julii 2 Fuder eihen Brennholz.
) den a4ftlen Octob. 4 Stuͤck 1 ggr. und. 4 Städ ı..
mar. als.cönfitcitt zu leicht gebadene Kupelbrodre.
i)' den aoften Nov. ı Pfund 152008 sonfifsirte zu leicht
gemogene Butker.
hat tonial. chutfuͤrſtl. Cammer an Zinfen und Srandı
sind 49 Rthlr. zagr. erlaflen.
Ausgabe.
-n) Defoldung des Rehnnngsfährers
2) — des Schulmeifters
)» — des Werkmeifters
) — der Spinnemutter
5 — des Hausdoigts
ð — der Knuͤttemutter
— . der 3. Armenvoigte
an Tagelohn
9) an Zinfen und. öffentlichen Laſten
10) an Baus und Reparatlonskoſten
w für Arbeitszeug und Geruthſchaften
12 a2 te Baar
— Tatus
— seSahrg, 26.). Ua. 9)
Tranfport | 944 16 ri
13) für Hede, Belle, Baumwolle, Kuhhaare I)
und Eggen | 37833. 2
14) für Thran und Oel 6412| 4
15) für Wolle auseinander: zu pfluͤcken und |
zu reinigen 44
16) für Flachs, Hede, Wolle, Baumwolle A
und Kuhhaare zu fpinnen 824.24
17) für Haare, Wolle, und Baumwolle au] | |
fragen und zu kaͤmmen 54 3—
18) für Garn zu fpublen und zu zwirnen | 103 15, —
i9) Deden von Haaren und Eugen zu | |
wirken und.zu flechten | 18
20) für Garn, Linnen, Drell und Struͤm' | | |
pfe zu bleichen 79 32-
21) für Linnen und Drell zu meben 8727| 6
33) für Steämpfe, Muͤtzen, Welten ıc. w
weben, zu faͤrhen und zu nähen 42114 6
23) für Heidlaken zu weben, zu walten, \'
und zu prefien 51133] 5
24) an aufferordentlihen Prämien und: | |
Gaben | gılzo' 4
25) für Brennholz | 12820 —1
26) für Bekleidung armer Rinder und
Nothleidender 91121
27) Zerpſlegung aufgenommener armer!
j 247 28
28) fir Speifang der recipirten Armen im
auſe
30) an Schreibmaterialien
ertraordinaire ‚Ausgabe
m —— — ——
für Medicin fuͤr die Armen im Haufe.
31
Summa . 3820 23
Darneben find zur Bekleidung ber Kinder N:
Mothieidenden aus eigenem Berrarhe verdraudt:
\ re 0.30%
. ©) 224 Ellen Oeibmanſcheſter & ar 56 Rthlr. — gr.”
'b) 30 Paar Strümpfe 5 — 35—
“ 795 Een. Einen zu Hemden 3 — 20—
Summa 70 Rthir. 19 ge
= Shluß + Rebhmung.
Die Einnahme beträgt 3669 Rthlr. 18 gr. 7pf.
Die Ausgabe 3820 — 233 — —
2
Verglichen bleibt Vorſchuß 151 Rihlr. gar. 1pf.
——
XII. Be
Derzeichniß der’Gebornen, Geſtorbenen
und Copulirten einiger Städte, Aemter,
‚Berichte und Kirchſpiele des Landes, vom-
4
Jahre 1790.
Geboren - Geftorben
Im Jahre 1790. mäns |meibs | übersimäns ‚meibs | ibers.KCopsf-
find lichen lichenlhaupt lichenllihen haupt, lirt
“__Betdieäte ,_ Beihiehtel _. Bar
Städte.
: Lüneburg 136| 122] a68| 137| 165| 3aal ga].
‚ Selle ‘I 134 ‚128 er 117 126) 2431| 59
chen 25 391 6 ——! 109) 16:
Haarburg | 85 * 3 87| 94 1811 43
Burtehude 281. 431 711 300 14 4 8
‚Lauenburg . | 311 33] 64 41 43] 88) 17
Nienburg — 129 _—! 93 34
Clausthal 131 Er 26 —
—| 2305| 6232| |
Gttingen 196 166 |. 362| 138 7. 265 x
Dründen 110» 37) 21
u Asa Sieden.
30 De
— —— — — —
Geboren | Geflorben
Im Jahre 1790. man⸗ weib⸗ uͤber⸗ |mäns hweibs übers&opo
ſind lichen lichen haupt lichen lichen haupt⸗ lirt
Geſchlechts Geſchiechts
Slecden.
Hoya - — 4 — 36
Sulingen 931 371 291 66 3
Aemter und
Amtsvoig,
teyen.
Ahlden 221) 311 411 72) 24
Rethem 2081 711 92 163: 75
Wilhelmsburg 5 81 26) 15, 41| 20
Beedenboſtel 1219| 43) 341 77| 52
Dergen 129] 541 45) 99| 25
Biſſendorf 921 271 38) 65
‚Eittingen 7 144) 66| 64 1350| 37
Eſſell —5 13 8 21) x
Fallingboſtel 142 125: 267 116| 86 202|' 7
Kerstanusburg | 251 37! 621 18] 17 35| 15
Winfena.d. Allee 42] 281 70) ax 331 s4 23
Elbingerode 42| sıl 93) 46) 431 891 22
Gericht
Barıow - 7 163| 6 z1| 140 32
Kirchſpiele. |
Pe — sm 40
Sioltzenan al 321 sl 2a 24 rl
Anmerfungen.
a) Die beträchtliche Ueberzahl der Seftorbenen in
Küneburg gegin die Gebornen, weiche fih auf 44 bes
Käufe, bar ihren Grund in gangbar gewefenen Kinder⸗
| franfpeiten. Es verlosen ihr Leben am Jammer 37
Kinder, am Stickhuſten 3, an ben Blattern 39, und an
- den
ben Maſern 16. Auch unter den 62, welche In Bruſt⸗
krankheiten ſtarben, waren die Mehrſten, Kinder. “ An
Der Ausjehrung gingen daſelbſt 73. Menfchen mit Tone
ab. Unter den Gebornen find 16 Todtgeborne Begrifs
fen, eines davon war unehelich, und die Zahl der lezte⸗
‚ren Überhaupt Ketrug 14. Am ſtaͤrkſten war die Mor⸗
talität in den Monaten Zunius, Julius und December.
b) Die Angaben von Zelle, gehen die Gemeinden \
der Stadt und Vorſtaͤdte, mit Ausfchluß der eingepfarrz
sen Dirfer an. Auch find die Geburten der von ander
ren Orten hergefomnienen, im Accouchirhoſpital entbuns
denen Perfonen, nebſt den Todesfällen der Inhaftirten
auf dem Zuchthauſe übergangen worden. 3 5 unehelihe,
Kinder Haben Muͤtter zur Welt gebracht, welche in der
Stadt und den Vorflädten wohnen. Merkwuͤrdig ift
auch diefesmal wieder die ſchon äfterer ausgezeichnete
Geringfügigkeit der Todtgebornen, bern nur zwey im
Iezteren Jahre vorhanden gewefen find. Ein fehr viel
- sortheilhafterer Ueberſchuß an Gebornen würde heraus⸗
gekommen ſeyn, als bie Tabelle zeigt, wenn bie Zahl der
Geſtorbnen in der Vorſtadt, die Blumlage genannt,
nicht abermals auf das allgemeine Verhaͤltniß zwiſchen
"Heyden, fo nachtheiligen Einfluß gehabt Härte. Es find:
j daſelbſt nur 20 geboren und 46, folglich mehr als noch
; einmal ſoviel geflorben, weiche Summe dem sten Theile
aller Toßesfälle des Dres fehr nahe kommt, und die Er⸗
fahrung beftätiget, daß Dürftigkeit, elende Nahrung
und unreinlihe Wohnungen, die gewöhnikhen Sterd⸗
| Kiteitäregeln fehr verändern.
Mps· 461
⸗
n
y
—
30 ae
c) In ber Stadt Velsen Gaben bösartige Blattern
‚den traurigen Erfolg gehabt, daß 45 mehr geftorben
- als geboren find. Unter jenen verloren 76 Kinder, Be
noch niche das 15te Jahr erreicht Hatten, größtentheils
an dieſer Krankheit, ihr Leben. Gehe wohlthaͤtig Kat
fi dabey wieder der Gebrauch der Einimpfung gezeigt:
von 86 Kindern, denen die Vlattern daſelbſt inoculirt
worden, ſtarb fein einziges. Leider wuͤrken dergleichen
auffallende Beyfpiele nur noch immer ſehr langſam, zur
Ueberwindung der Vorurtheile des gemeinen Mannes.
Indeſſen beobachtete man doch auch dieſesmal einigen
Nutzen davon fuͤr die daſige Gegend, bey verſchiedenen
Eltern auf den nachbarlichen Doaͤrfern, welche ihren
Kindern mit qutem Güde kuͤnſtliche Blattern geben
lieſſen. Der ‚große Unterfchled der Toͤdtlichkeit zurifchen
denſelben und den natürlichen Blatter, offenbarte fich
zugleich in dem wenige Meilen von. Uelzen .entferns
ven Zleden Bevenfen. Es wurden dafeldft 40 Kim
ber, durch die natuͤrlichen Blattern getödtet, Hingegen
‚blieben andere 40 Kinder ſaͤmtlich am Leben, denen der
Esquadronchirurgus Bode am Orig und umher die
Blattern eingeimpfet hatte. Aus der ganzen Sjnfpes
ction Uelzen ift jener verheerenden Epidemie ohnerach⸗
‚tet, dennoch Ueberſchuß der Gebornen gegen bie Seftorr
benen geblieben. Geborne zählte ſolche 316 vom männs
lichen und 314 vom weiblichen Geſchlechte, überhaupt
"aljo 630 Kinder, Geſtorben⸗ 589 und getrauet waren.
180 Paar, . '
d) Zu denen bey der Stadt Haarburg verzeichon |
. ten Zahlen, haben die eingepfarrten Dörfer ihre Cons
'Ungense mit beygetragen. e)
fih gutartigen Drafern, viele Kinder umgelemmen,
‚und Bieran liegt es, daß die Summe der Geſtot benen,
bie der Gebornen mit 24 übertrift. - cn
£) Füe die Bergfiadt Clausthal zeigt ſich ein Ge⸗
| winn von 64. die mehr geboren ale geſtorben find, und
| vergrößert fich diefer noch um 9 megen der Todtgebornen, _
die nicht mit unter den Geburten, fondern nur unter
den Verftorbenen Reben. Befage des um Sjohannis
| 1790. aufgenommenen Seelenregiſters, wurden damals
an lebenden Menſchen überhaupt 7975, folglich 56
Perſonen mehr als um eben die Zeit 1789. gezählt.
g) Söttingen har den anfehnlichen ueberſchuß von
97 Gebornen behalten. |
h) Sn ı7 Kirchſplelen der Inſpection Schwarm⸗
ſtaͤdt beträgt der Ueberſchuß der Gebornen 175. Rur
das Kirchſpiel Rethem, hat einige Geſtorbene mehr als
Geborne, weiches einem gallichten hauißeber zugeſchrie:
ben wird.
i) Weber die Hälfte der Geſtorbenen im Amte El⸗
dingerode, nemlich 57, waren Kinder, die das rote.
⸗
Jahr noch nicht erreicht hatten. 23 derſelben verloren
an den natuͤrlichen Blattern ihr Leben, bey welcher Des
| merkung bie Anzeige einen ſchicklichen Plas bier finden
wird, daf vor karzem 3 Stunde von Elbingerode die
Frau Amtmanntn Bisfeldt zu Stiege, geborne Schus ER
‚Mer (ans den Hiefigen Landen) den beyden jängften
ihrer 12 lebenden Kinder, ohne alle Beyhuͤife eines
| Aa 4“ . Ardtes,
- DR 263
‚e) In Lauenburg ſind durch die Folgen der an.
| Tg 77 [ger — — —— —
J
*
364 PR.
Arjtes, bie Blattern mit dım glaͤcklichſten Erfolge eins
geiimpfet hat.
Von den Epibemien des lezteren jahre, waren bie
Mafern fa allgemein über das ganze Land verbreitet,
Am tpäteften brachen folhe mit in Zelle aus, nachdem
fie ſich ſchon mehrere Monathe vorher, in vielen anderen |
Gegenden des Charfuͤrſtenthums gezeigt hatten.
5 Xu |
Gummarifcher General » Ertract aller
neuen Anbaue und Qulturausweifungen
in den Braunfchweig - Lüneburgifchen
Churlanden, von 1760 bis 1790.
Se Zeitpunct den dieſer Extract in ſich begreifet,
umfaffet die 30 verfloſſenen Jahre der beglädens
den Regierungeperiode Georg des Dritten. Welch
ein Reichthum von neuerfhaffenem Seegen während ders
— — —
ſelben durch die gnaͤdige Vorſorge unſers allgeliebten
Kandesvaters, und durch die wuͤrkſame Leitung derer,
weichen bie hoͤchſte Aufficht über das allgemeine Beſte
anvertrauet tft, den hieſigen Staaten zugeflofien, das
zeigt auch der. gegenwärtige Extraet, in einem äußerft
verehrungswärbigen Beyſpiele. Obſchon ber erfie Ans
fang der Hier Hezeichneten Epofe, an den Folgen eines
entvoͤlkernden Reieges, in den Fortſchritten der Laͤnde⸗
rey⸗ Cultur große Oinderniſſe fand; -ohneragtet nach⸗
de
‘
XX 365
her zwey druͤckende Mißwachsjahre, den wieder ſich
erholenden Wohlſtand der Unterthanen abermals ent⸗
kraͤftete, "und obgleich die ſchweren Feſſeln der in ver⸗
ſchiedenen Provinzen vorhandenen verwickelten Gemein:
heiten, fo oft gemachte Verſuche zur Erweiterung der
Landescultur hemmeten; fo-ift es dennoch den Bemu⸗
hungen der hohen Landescoflegien gelungen, . auf.fo vies
ien-taufend vorher undeftellten Aeckern, nicht nuc Er⸗
werbungsquellen für ihre Bebaner zu eröfnen, fondern
auch den Grundſtof des. jährlich ſich reproduelrenden
Staatseinkommens zu vermehren. Die Beſtandſamkeit
aller der mannigfaltigen hierunter enthaltenen näuen
Anlagen, leidet deſtoweniger einen Wandel, weil ſie
nicht das ploͤtzliche Zauberwerk eingewanderter Coloni⸗
ſtenhorden, ſondern reife Fruͤchte betriebſamen einheimi⸗
ſchen Fleißes ſind. Freudiges Erwarten gewaͤhrt daher
dzugleich für Blicke in die Zukunft, die fortbaurende
immer fielgende Benutzung, der aus folgenden Zahlen
fi ergebenden unfchägharen Vortheile.
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Anzahl (te fine Morgen
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baueten Dauer außgesiiwohner neu
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im n Sürnenthumm Ca⸗ |
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unFärhenchum bt:
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im Füchentham®kn;
benhagen — 149
im darſtenthum Luͤ⸗
neburg | 40 |
in der r3 Grafſchaft
Dannenberg 63
im Fuͤrſtenthum |
Lauenburg — 336
in den Graſſchaften
Bi and Diem
holz — 859 28991103
im Geriosthumbres
men und Werden |
1723 34573' 53 5143 26
— mma mama — 4315 2 ja 48530 — — 18234| 25 25
Sotalfumma der artbar gemachten neuen Grund⸗
ſtuͤcke 66764 Morgen 76 Quadrat-Ruthen.
XV. 20000
Erndtebericht des Jahres . 1790,
I Winterfrüuͤchte. |
va) Rogfen.
O die ganz ungewöhnlich gelinde und oöllig fräßs
lingemaͤßige Witterung vom Herbſt an, bis ins
Grüß
- a ‘ f a‘
.
⸗ ⸗
L
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"Sräßjade, ohne uͤberfluͤſſgen Regen. "und ohne allen
Froſt und Schnee fortdauerte; fo konnte der Acer mit
Bequemlichkeit und.aufs Befte zubereitet werden, Die
:&aat fland im Wincerfelde durchgehende gut, und in
den Mafchgegenden wurden viele Felder, die wegen ih⸗
rer niedrigen Lage lange geruhet hatten, aufgebrochen
"und. beſaamet. Dieſe bis nach der Mitte des Maͤrz
fortdaurende, gänftige Witterung, ließ die geſegneteſte
Erndte in jeder Act Frucht ermarten: allein ber um dieſe
Zeit eingetsetene flarke ‚und anhaltende duͤrre Nord⸗
‚und Oftwind, vereiselte biefe gegründete Erwartung.
Die bis in den Junius anhaltende Dürre und Kälte
den. Sommerfehchten. Die Baſtellung der leztern,
wurde wegen der Duͤrre und Hätte des Erdbodens
äußerf beſchwerlich, die Saat Fam nicht hervor, und
wurde auf erfolgtes. Negenmetter zweylaͤufig. Die von
Johannis an beſtaͤndig daurende naſſe Kälte, wurde
allen Brüggen nachtheilig.
Der Rogren hatte ſich indeſſen im Cauenbur—
| giſchen bey der bequemen Witterung im Herbſt, Wine
ter und Anfang des‘ Fruͤhjahrs ſtark beſtaudet und ‚aufs
beſte erhaiten, er hatte auf feine Arc eine Auswitte⸗
zung erlitten, er konnte daher der folgenden Duͤrre und
Kälte am beten widerfiehen, und if auch auf den
mehreſten Feldern gut gerathen, dad Stroh jedoch etwas
2‘
ſchadete hierauf den Winterfrüchten fehr, und noch mehr -
kurz heblieben. Sm Küneburgifchen und nament .
lich In der Amtsvogtey Pattenfen, Amts Winfen an
ber euhe, iſt ſeibiger ntcht nur gut eingekommen, ſon⸗
dern.
TIP 367. j
⸗
%
368 . e
dern hat auch an dem meheflen Orten ber Westen, ges
gen voriges Jahr ungleich mehr zugebracht, fo daß man
an Diemen, ein Pins von 3 und au reinem Korn von
I gehabt, oder daß, da voriges Jahr die Diemen ordi⸗
-nairen Landes nicht mehr als 15 bis 13 Himten gege⸗
- Ben, felbige in diefem Jahre faſt durchgaͤngig 2 volle
‚Shfmten zusetragen haben. Died Piat, meynt unfer
Dortiger Correfpondent, würde noch etwas Fächer gewes
fen ſeyn, wenn nicht durch Maͤnſefraß theils im Felde,
theils in den Gebanden, fo viel verloren gegangen waͤre.
Man ſchreibt font dieſe Ergiebigkeit der guten Saas
seit, dem gelinden Winter, dem guten, von Schuee
freygebliebenen Fruͤhjahre und trockener Bluͤtezeit, wie
auch der kleinksrnigten Ausſaat zu. Den Rogken ſelbſt
Hat man gegen voriges Jahr auch am Gewicht, und
zwar den Himten um 3 bis 4 Pfund Geffir, zum
Brandteweindrennen aber -jenen vortheilhafter gefams
den. Uebrigens iſt daſelbſt der diesjährige dännhälfigt
und mehlreich; ; an den mehreſten Orten wiederum vom
Mutterkorn nicht ganz frey, das Stroh aber laͤnger,
*
ſteifer und dicker. Und obgleich derſelbe auf beſonders
trocknem, ſandigem Lande, hie und da, nicht ganz ſo
‚gut ausgefallen, und bey der ſpaͤt im Fruͤhjahre einges
sretenen Därre vertrocfnet und verfchienen, an einigen
Drten auch Hagelſchlag geweſen iſt; fo iſt jedoch Die
Rogkenerndte in dieſer Amtsvoigtey, im Ganzen ge⸗ |
nommen, nicht etwa für eine mittelmäßige, fondern
für eine vollenkommene und recht gefegnete zu halten.
um Cuͤneburg iſt im Duichſchuute aus einer. Stiege
gm.
x
⸗
N
7 369
a Himten 3 Spint gedroſchen. In der Gegend von
Zelle Hat die Stiege etwas über 15 Himten gegeben,
Im Amte Bifhorn ſchlaͤgt die Erndte davon, gegen
gute Jahre „5 Theil an Stiegen und beynahe & Theil
an Kornern zuruͤck. Um Uelzen iſt er gut und reichs
lich gerathen, und giedt der ganzen Erndte des Jahrs
zuftiedenen Erſatz wegen des Uebrigen, obgleich einige
ihn Hey dem anhaltänden Regen zu naß eingeſcheuert
haben. Im Amte Dannenberg iſt er auf hohen
I Stellen ſehr verſchienen und giebt kaum 13 Spinmt aus
ber Stiege. In niedrigen und feuchten Gegenden, if
er fo aufierordentlich lang im Stroh geweſen, als man
ihn dort nicht kennt, und auch gut an Korn und Meil;
nur geht er fchwer aus dem Stroh. „Im Amte Haar⸗
burg ift er nur ziemlich que gerathen; befto befier aber
im Amte Wilhelmeburg,,. woſelbſt man fi einer fo
reichen Erndte nicht zu erinnern weiß. Sm, Calenbeb; *
gifchen ift er um Hameln mittelmäßig gerathen; um
Einbeck Hingegen iſt der Ertrag davon fehr reichlich _
qusgefallen, und hat nicht allein in der Haufenzahl, .
fondern auch im Himten und in der vorzüglichen Gäte
die: Eradten vieler andern Jahre Abermoffen Um
Goͤttingen ih der Landmann in den mehrften Gegens
den hit dem Winterfelde zufrieden. um Munden
ift er mie Ausnahme einiger, an nafien Dertern verwin⸗
terten Saat überall fo gut gerathen, daß er theils
merklich geftieget, theils fo geicheffelt, daß ein Schock
guter Garben 12 bis 13 Himten ausgebentet. Gleich⸗
„wohl iſt deſſen Preis nicht ſonderlich geiunten; ; die gute.
Ecrndte
⸗
7 pure. R
Bu Arztes, bie Blattern mit dem gräciäften Erfolge eins
geimpfet bat.
Von den Epitenien des lezteren Jahre, waren bie
Maſern fat allgemein über das ganze Land verbreitet.
. Am foäteften brachen ſolche mit in Zelle aus, nachdem
fie ſich ſchon mehrere Monathe vorher, in vielen anderen |
Gegenden des Churfuͤrſtenthums gezeigt hatten.
XIII.
Summariſcher General ⸗ Ertraet aller
neuen Anbaue und Culturausweiſungen
‚in: den Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen
Churlanden, von 1760 bis 1790.
ge Zeitpunct den dieſer Ertract in ſich begreifet,
umfoffet die 3a verfloffenen Jahre der beglädens
den Reglerungeperiode Georg des Dritten. Mel
ein Reichthum von neuerihaffenem Seegen während dert
felben durch die gnädige Vorſorge unfers allgeliebten
Kandesvaters, und durch die würkfame Leitung derer,
wolchen die hoͤchſte Aufficht über das allgemeine Beſte
anvertrauet iſt, ben hieſigen Staaten zugefloflen, das
zeigt auch der. gegenwärtige Extract, in einem äußerft
verehrungswärbigen Beyfpiele. Obſchon der erfie Ans
fang der Hier bezeichneten Epole, an den Kolgen eines
eutbölfernden Krieges, in den Hortſchritten der Laͤnde⸗
rey⸗ Cultur große Oinberniſſ⸗ fand; ndnera hiet nach⸗
her
. — — — — —
%
DPAER 365
Her zwey druͤckende Mißwachsjahre, den wieder ſich
erholenden Wohlſtand Ber Unterthanen abermals ent⸗
kraͤftete, und obgleich die ſchweren Feſſeln der in ver⸗
ſchiedenen Provinzen vorhandenen verwickelten Gemein⸗
heiten, ſo oft gemachte Verſuche zur Erweiterung der
Landescultur hemmeten; ſo iſt es dennoch den Bemuͤ⸗
hungen der hohen Landescollegien gelungen, auf ſo vies
‚Ien’tanfend vorher unbeſtellten Aeckern, nit nur Er⸗
werbungsquellen fuͤr ihre Bebauer zu eroͤfnen, fondern
auch den Grundſtof des. jährlih ſich reproducirenden
Swats einkommens zu vermehren. Die Beſtandſamkeit
aller der mannigfaltigen hierunter enthaltenen neuen
Anlagen, leidet deſtoweniger einen Wandel, weil fie.
nicht das: plögliche Zauberwerk eingewanberter Colonis /
ſtenhorden, fondern reife Fruͤchte betriebſamen einheimis
ſchen Sleißes find. Freudiges Erwarten gewährt daher
- zugleich für Slide in die Zukunft, die fortdaurende
immer fleigende Benutzung, der ans folgenden Zahlen
fich ergebenden unfchägdaren Vortheile.
im —X ea—
Mergenzahl
der fuͤr die
ange⸗neuen An⸗alten Ein⸗
baucten paust ausges!wohner neu
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Im. Bärkteuihum ;
auenburg — 33 3167| 70| 3275) 75
in den Grafſchaften
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__men und Verden! 1723 | 34572! 531 143] 26
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Totalfumma der artbar gemachten neuen Srunds
ftüde 66764 Morgen 76 Quadrat⸗NRuthen.
XIV.
Erndtebericht des Jahres 1790.
J. Winterfrüchte
a) Rogken.
Ey) die ganz ungewöhnlich gelinde und völlig früßs
Iingemäßige Witterung vom Herbſt an, bis ins
Ftuͤh⸗
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- "and. befanmet.
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Fruͤhjadt, ohne uͤberfluͤſſgen Segen. und ohne allen
Froſt und Schnee fortdauerte; ſo konnte der Acker mit
Bequemlichkeit und. aufs Beſte zubereitet werden. Die
Saat fand im Winrerfelde durchgehende gut, und in
:den Mafchgegenden wurden viele Felder, die wegen ib»
ver niedrigen Lage lange geruhet hatten, aufgebrochen
.Dieſe bis nach dee Mitte des Maͤrz
fortdaurende, gänfige Witterung, ließ bie geſegneteſte
Erndte in jeder Act Frucht erwarten: allein der um dieſe
Zeit eingetzetene flarke und anhaltende duͤrre Nords
‚und Oftwind, vereitelte dieſe gegründete Erwartung. |
Die bis in den Junius anhaltende Dürre und Kälte
ſchadete Hierauf den Winterfruͤchten fehr, und noch mehr
sen. Sommerfeächten. Die Beftellung der leztern,
wurde wegen der Darre und Härte des Erdbodens
ußerſt beſchwerlich, die Saat kam nicht hervor, und
wurde anf erfolgtes Regenwetter zweylaͤufig. Die von
Johannis an beſtaͤnbig daurende naſſe Kaͤlte, wurde
allen Brügten nachtheilig.
Der Rogken hatte ſich indeſſen im Kauenburs
Sifchen bey der Hequemen Witterung im Herbſt, Wine
ter und Anfang des‘ Fraͤhjahrs ſtark beſtaudet und aufs
‚befte erhaiten, er hatte auf keine Art eine Auswitte⸗
zung erlitten, er konnte daher der folgenden Duͤrre und
Kälte am beſten widerfiehen, und ift auch auf ben
mehreften Feldern gut gerathen, das Stroh jedoch etwas
kurz geblieben. Sm Cuͤneburgiſchen und nament⸗
lich in der Amtsvogtey Pattenſen, Amts Winſen an
der ud, iſt ſelblget nicht nur güt eingekommen, fon⸗
_ | dern.
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2 0. 367
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dern hat au an den mehrſten Orten ‚ber Vogtey, ges
gen voriges Jahr ungleich mehr zugebracht, fo daß man
an Diemen, ein Plus von 3 und an reinen Korn von
3 gehabt, oder daß, ba voriges Jahr die Diemen ordi⸗
-nairen Landes nicht mehr als ı% bis 153 Himten geges
Ben, felhige in dieſem Jahre faſt durchgaͤngig 2-volle
HAmten zugetragen haben. Dies Pins, meynt unfer
dortiger Correfpondent, würde noch etwas ſtaͤrker gewes
zes _ „'. _ Se *
ſen ſeyn, wenn nicht durch Mräufefraß theil6 im Gelbe,
theils in den Gebaͤuden, fo viel verlören gegangen wäre.
Man freibt fonft dieſe Ergiebigfeie der guten Saat
zeit, dem gelinden Winter, dem guten, von Säure
freygebllebenen Fruͤhſahre und trockener Blaͤtezeit, wie
auch der kleinkoͤrnigten Ausſaat zu. Den Rogken ſelbſt
Hat man gegen voriges Jaht auch am’ Gewidt, und
zwar ben Himten um 3 bis 4 Pfund beſſer, zum
Srandteweindvennen aber - jenen vortheilhafter gefans
den. Uebrigens iſt daſelbſt der diesjährige dännhälfgt
und mehlreich; an den mehreſten Orten wiederum vom
Mutterkorn nicht ganz frey, das Stroh aber länger,
| ſteifer und bier. Und obgleich derſelbe anf Hefonders
trodnem, fandigem Lande, bie und da, nicht ganz fo
„gut aisgefallen, und bey der fpät im Frähjahre einges
tretenen Duͤrre vertrocknet und verſchienen, an einigen
Drten auch Hagelſchlag geweſen iſt; ſo iſt jedoch die
Rogkenerndte in dieſer Amtsvoigtey, im Ganzen ges
nommen, nicht etwa fuͤr eine mittelmaͤßige, ſondern
| für eine vollenkommene und recht gefegnete zu Halten.
Um Lüneburg IR im Durchſchnitte aus einer Stiege
| I x. Sim
En 7 369
4 Himten 3 Spint gedroſchen. In der Gegend von
ed
Zelle hat die Stiege etwas über 12 Himten gegeben.
Im Amte Gifhorn ſchlaͤgt die Erndte davon, gegen
gute Jahre 5 Ihell an Stiegen und beynahe 41 Theil
an Kornern zuruͤck. Um Uelzen iſt er gut und reich⸗
lich gerathen, und giedt der ganzen Erndte des Jahrs
zufriedenen Erſatz wegen des Uebrigen, obgleich einige
ihn bey dem anhaltenden Regen zu naß eingeſcheuert
haben. Im Amte Dannenberg iR er auf hohen
Stellen fehr verſchienen und giebt faum 13 Spint aus“
der Stiege. In niedrigen und feuchten Gegenden, iſt
er fo auſſerordentlich lang im Stroh geweſen, als man
ihn dort nicht kennt, und auch gut an Korn und Mehl;
nur geht er ſchwer aus dem Stroh. Im Amte Haar⸗
burg ift er nur ziemlich gut gerathen: befto beffer aber
im Amte Wilhelmsburg. woſelbſt man ſich einer ſo
‚reichen Erndte nicht zu erinnern weiß. Im Calenbebs‘
gifchen ift er um Hameln mittelmäßig gerathen; um
Einbeck Hingegen if der Ertrag davon fehr reihlih
gusgefalien, und bat nidht allein in der Haufenzahl,
fondern auch Im Himten und in der vorzuͤglichen Güte
die: Srubten vieler andern Jahre übertroffen. Um
Böttingen if der Landmann in den mehrften Gegens
den mit dem Winterfelde zufrieden. 1:m Münden
- tft er mie Ausnahme einiger, an naflen Dertern verwim
terten Saat überali fo gut gerathen, daß er theils
merklich geſtieget, theils fo geſcheffelt, daß ein Schock
guter Sarben 12 bis 13 Himten ausgebeuttt. Gleiche
wohl iſt deſſen Preis nicht ſonderlich geſunken; z3 bie gute.
* Ernte
-
370, Br >.
Erndte wurde ſonſt durch treckene Witterung ſehe Sea
ganſtiget. In der Gtafſchaft Diepholz if die Erndte
ſowohl an Hockcnzahl ale auch im Ausfall ſehr er;
wuͤnſcht geweien. Im Bremiſchen, befonbers im
Amte Kilienthal, um. St. Jürgen, Waakhauſen,
Ritterhude, Börde Ceſum, if er im Ganzen mehr.
als mistelmäßig gus gerathen ; indeſſen reicher an Stroh.
und Stiegen, als im Scheffel. Das Korn. ift ziemlich
mehlreich, Indefleg nicht fo ergiebig als im Sjahre vora
her; denn in Diefem Sabre gaben 4 Garden ein Bremer
Vierthel Rogken: In diefem 1790ſten aber geben &
Garben nur fo viel. Sn einem anfehnlihen Theil des
Amts Olumenthal hat der Hagelſchlag die ganze Erndte
verderbt. Uebrigens iſt er an den mehrfien Oertern
trocken eingeerndter.. Um Buftehude iſt bie Erndte
ergiebiger als im vorigem Jahre geweſen. Im Amte
Bederkeſa hingegen iſt er nicht völlig fo gut gerathen,
a's im Jahre vorher. An Stroh ober Stiegen bat es
zwar beynahe eben fo niel gebracht, ader er iſt n:cs fo.
ergiebig. Auf niedrigen Geldern fand fi ziemlich viel
Gras und: Unkraut, vermuthlich wegen des gelinden
Winters, weicher auch wahrfheiniih Schuld an deu
bielen Mäufen war; doc ift der Schaden in dieſem
Amte bey weitem nicht fo beträchtlich, als au andern
Orten. Im Amte Oſterholz ſchaͤtzet man den die
jaͤhrigen Rogken, beydes an Koͤrners und an Stroh, um
den vierten Theil im Ganzen hoͤher oder beſſer, als
die vorigjaͤhrigen. Im Gerichte Lehe war er gleich⸗
falls ergiebiger, allein beynahe der vierte Theil von
den
|
— —— — u — — — — —— —
und. Din beck iſt deſſen Ertrag nur mittelmaͤßig, wel
den Maͤuſen verzehrt. Der Mauſefraß war bier ſo
geoß, daß fie die Pflanzen, ehe fie zu Achren gelangten,
angriffen, fo daß hin und wieder Stuͤcke ungenähet °
geblieben find; fpäterhin machten fle ih en den Gerſten,
zogen darauf in dig Gärten, und endlich in bie Wohn -
häufer, fo daß man ben bafelsft angerichteten Schaden
auf 10000 Thaler anfehlägt. Um Verden ift er ins
beſondere fowohl im Stroh als Korne ſehr gut gerachen;
und findet man lezteres vielmal reicher und beifer. Im
Ganzen möchte wohl wenigftens uni 4 die diesjährige .
Erndte die vorige übertreffen. Im Lande Wurſten
gaben zwar dig. Winterfrüchte deu beſten Anſchein zu
einer geſegneten Erndte, find aber nur mittelmäßig aus _
gefallen, welches lediglich der ungeheuren Menge Maͤuſe
zuzufchreiben iſt die fi in diefem Jahre, vorzuͤglich
im Lande Wurſten, hervorgethan haben. Der Rogken,
der weniger gelitten, iſt ſonſt noch mittelmäßig ergiebig,
“von vorzüglicher Gaͤte und der Preis davın die Lafl,
oder 40 Malter braunſchweiger Maaße 67 bis 68 Role
in Golde. |
- b) Weigen. "
Diefer I im Kauenburgifchen mehr als mitrel⸗
mäßig gut eingefhlager. Um Küneburg beredinet
man deſſen Ertrag wie den des Mögtens. Im Amte
Gifhorn if er ziemlich ergiebig geweien. Um Uelzen
im Amte Dannenberg und um Saarburg if des
wenig gebauete, gut geraten. Im Amte Wilhelms
burg if man damit, wegeh des häufigen. Brandes
nicht zufrieden, doch ift er im Stroh gut. Im Hameln
in
+
| > | . .
BI IPA \
| in der Sqhohezeit zu viel Darte gelitten, weehals die
Stengel nebft den Aehren mager anöfielen. Um Muͤn—⸗
den ift er im Ober s und Unteramte gleich gut gerathen,
und hat fo einträglich geſcheffelt, als er gut geſtieget;
jedoch ſtehet deffen Preis, in Ruͤckſicht der Güte, ber
Himten zu ı Rthlr. 2 ggr. und 1 Rthlr. 4ggr. Uns
Burtehude if deſſen Erndte in den Maſchgegenden im
Ganzen gut ausgefallen. Um Verden iſt er zwar
nach Verhaͤltniß nicht fo eintraͤglich als der Rogken, ins
deſſen doch auch fehr gut, fo daß die diesjährige Erndte
der vorigjäßrigen völlig gleich / iſt, und wahrſcheinlich
ſolche noch Abertrifft, Der Preis defelben if daher
auch zwifhen 30 gr. und einem Thaler. Im Lande
Wurften sieht der duch den Maͤuſeftaß einen. ſehr
ſtarken Abgang erlittene, ebenfalls gutes und fehr reiche
liches Mehl, aber wenig Tonnen. Der Poels einer
Saf ik 109 his 110 Rihle.
09) Wintergerſte
iſt kin Amt⸗ Dannenberg gut gerathen. Um Hameln
und Einbeck hat er ſich ſowohl in der Haufen⸗ als Him
temahl vorzüglich, reichlich erwieſen und das Korn iſt
von. großer Guͤte; eben fo im Amte Händen. Um:
Burtehude iſt die Erndte davon, if Verhoͤltniß der
andern Feldfruͤchte nicht vollends fo ergiebig ausgefallen;
‚indefien kann der Landmann doch’ nicht ſehr detũder
Hagen.
x d , Winterſaat
wird im Lüneburgifdyen faſt gar nicht gebauet. Im
Muͤndenſchen iſt der Ertrag ſo ergiebig geweſen, daß
der Glen anf 1 Rthir. a0. ſiehee. Das Wenige,
was
I. 2. EEE? Fun
waſ davon um Verden gebanet worden, iſt wohl gera⸗
‚then Dies ſowohl als der Wintergerſte werden Abris
gens daſelbſt, wegen vorhandener Local Hinderniſſe,
ſchwerlich Ablich werden, fo ſchicklich ſelche auch ſeyn
mögten. — ze a,
| I. Sommerfrüdte .
- ah .
Sm Lauenburgiſchen ik er wegen ber anfaͤngli⸗
chen Dürre und Kälte, und nachherigen falten Naͤſſ⸗
sweyläufig geworden, und uͤberhaupt ſchlecht gerathen.
Im Lüneburgifchen if er in der Amtsvoigtey Pat⸗
tenfen nur mitteimäßtg gerashen, und hat weniger Dies
men, als voriges Jahr, zugebracht,.ob er gleich ubri⸗
gens ziemlich gut eingekommen iſt. Man hat im
Durchſchnitt von einer Dieme 2 bie 23 Simten weißen
Hafer gewonnen, fo mie auch das Stroh nur kurz if;
Als Urſach des Miswachſes giebet man die Trockniß im
Brühjahr, ſowohl zu der Zeit, da der Hafer gefäet, als
geſchoſſen iſt, an; wodurch er. auch zwenläufig aufgegan⸗
gen, und unegal reif geworden, und daher zum Theil
auch unreif abgemäßer werben mäffen. Der Preis vom
weißen Hafer ift daſelbſt jetzt g ggr. 6 pf., der vrm Rauch⸗
hafer 4 bis5 gar. dee Himten. Um CLuͤneburg hat
‚mon aus einer Stiege 3 Himten erhalten, er iſt aber
gleichfalls nicht vom gleicher Güte geweſen, weil zu Ans
fange ‚des Fruhſahrs bis gegen die Heuerndte, eine
Darre geberrfchet, woburch mandes Korn zurſickgeblie⸗
‚ den, das zwar bey dem nachher erfolgten Degen noch
gekeimet, aber bevym Abmaͤhen nicht fo.reif geworden if
(Annalı sr Jahrs. 28 ©t.) 9 wie
N
.
372 Pr
wie das früher aufgewacfene Kern. tim Celle hat die
Criege erwas über 2 Dimten gegeben. m Amıe Gifi
born ſchlagt die Grube davon, gegen gute Sabre
4 Toeil an Extiegen und chen fo viel an Körnern zuräd,
auch iſt er fehe zweuläufig geweien. 1m Uelzen uud
in den Aemtern Bodenteich nub Oldenfkadt ın er au
den meiſten Orten gut geraten, weil der Dur; anfängs
Se Dürre zuerſt zurädgeblichene,. noch uacdhsrwadiien
il. Dog hat das Korn des lektern nicht völlig ante
Reife erhalten. Im Amte Dannenberg find die
Sonmnerfruͤchte faſt durchgaͤngig ſchlecht gerachen, weil
die Hitze und Trockniß indie Saatzelt fiel und zu lange
anbielt. Der Hafer iR faſt zoͤnzlich mißrathen; er war
Eur; im Stroh, zweylänfig und alſo ſchlecht am Korn,
In den Sandfeldern hat man faum bie Yusfaat, und
auch bie nicht immer wieder erhalten; in tiefen Feldern
war er dagegen, eben fo wie Der Rogken, gut. Wer
Haarburg iſt er ziemlich gut gedichen, im Amte VDile
helmsburs bat er vorzüglich gefcheffelt und gediemer.
un Hameln ik er aut, um Einbeck dagegen feße
flscht, ſowohl in der Haufen als Himtenzahl gefathen,
woran gleichfalls die Darre ſchuld war, welche das Aufe
lkeimen binderte. Um Böttingen iſt das Sommerfeld
faſt durchgängig fehr ergiebig geweſen, das Brachfeld
hingegen mittelmäßig. Um Muͤnden iſt er, vorzägiich
im Oberamte, fo gut gerathen als eingekommen; und
obgleich er in Abſicht der Stiegen, des Scheffels, des
guten Korns und brauchbaren Serohes die Eigenthumer
nicht geraͤuſchet, fo ſteht dennoch ber Almen zu 10 gpr.
„EEE 873
km Preiſe. Dee fpät gereifte behaͤlt in Güte und Gar
wichte vor-dem frühern einen gar merklichen Vorzug.
Im Diepholziſchen if er weniger als mittelmaͤßig ges
xweſen. Im Bremifchen, infonderheit in den Aemtern
Cilienthal und Blumenthal ſchien er rei, ſowohl
im Stroh als Korn zu werden; allein Sturm und Res
gen legte ton zu oft nieder, auch if er faſt nirgend troßs
en eingeerndtet, daher auch nicht mehlreich. Im Octo⸗
Ber ſtieg die Laſt auf 45 Rthlr. in Golde. Um Burtes
. Hude ift es im Ganzen gut-geratben ; im Amte Ber
derkeſa hat er von der Duͤrre gelitten, giebt wenig
Stiege, iſt aber doch an Korn gut. Im Amte Din
bols wird der Ertrag davon dem vorigjäßrigen gleich ge⸗
ſchaͤtzet. Um Verden iſt er ſehr gut im Stroh und
Maaß, vornemlich viel beſſer und ſchwerer von Korn.
Der Preis derſelben iſt daher auch jetzt der mittlere,
von 22 mgr.
| .b) Sommergerſte
. kt im ¶ auenburgiſchen wie in der Amtsvoigtey
. Pattenfen, in diefem Jahre gleichfalls nicht ſonderlich
gerathen und zweniänfig aufgegangen. An den weni⸗
gen Orten, wo er gebauet wird, hat im Darchſchnitt
jede Dieme einen Himten gegeden. Um Cuͤneburg
| hat man von einer Stiege 25 Himten geerndtet. Was
| indeſſen von der verfchiedenen Guͤte bes Hafers geſagt
. worden, gilt au vom Gerſten. Im Amte Gifhorn
hat es gleichfalls eine gleiche Bewandpiß mit der Gerfie, '
wie mis dem Hafer. Der wenige, welcher um Uelzen
aba ‚wisd, iR gut zerathen. Um Hameln und
oo | a da Ein—
374 Be
Kinber hat er Ad fowehl im ber Daufens als Slmsen,
zahl vorzagliqh reichlich erwichen, uud dad Korn If von
großer Gate. Im Diepbobifchen ik man sierchfels
damit zufrieden. Im Bremifchen if er um St. "Jän
gen und in den umliegenden Gegenden überaus sur ges
rathen, man hat aber viel burd bie naffe Erndeezeit
yerishren, auch Hielten ſich bie Körner ſehr wrid, ſo
daß fie muſten getrocknet werden. Zm Amte Beder⸗
keſa bauer 'man Somwer⸗Rogken, ber gut zu gerachen
vflegt, aber in dieſem Jahre auch vom der Därze gelitten
hat. Unſer dertiger Correſpondent äußert biebey den
Buuft, daß jemand deſſen Berbälrmiß gegen deu Bin
ter⸗Rogken ficher m Sefiimmen, hiedurch veranfaffet
werben möste, ba man noch nicht darüber einig fez, ob
der Auban deſſelben vortheilhaft, oder im Ganzen nach⸗
sheilis fey. Im Berichte Lehe iR der Gerfe: Ertrag
nur mittelmäßig gewefen; die Mänfe haben wenisktene
- Ye Haͤlfte davon verwähe, und mander Bauer bat
nicht einf die kaͤnftige Einſaat zuruck erhalten. Am
Verden iR er fehr gut geraden, ſowohl im Stroh als
im Himten, indem die vorisjäheige Urſache des Mis⸗
wachſes, die Naͤſſe, nicht eintrat. Der Maͤuſefraß,
der anderwaͤrts große Verheerungen angerichtet, Hat
hier auch nicht viel geſchadet. Eben dieſer Dräufefrag
IN auch der Grund, weshalb viel Gerfte unterhalb nad
VDuxtehnde hingegangen, wodurch deffen Preife Höher ges
blieben, und noch jegt auf 17 bis 13 ımar. leder. Im
Lande Wurften if der, weiden die. Dräufe-Abrig gelaß
rn, im Gaben nicht tacnu: d. h. nicht volkemen
ans⸗
X | mr
. andsewacfen,, mithin zum Bierbrauen und Mept
nicht fo geſchickt, wie ſonſt. Der Preis der Laſt ik:
A Rthle. |
(Dee Schluß folge im naͤchſten Gtäde.)
v
XV.
Mifcenaneen.
:) Krankheitsgeſchichte i in Enbech, dom —*
J 790.
In ben Monathen Januar und Sebruar bauerte *
BReichhuſten einzein fort. Bey ber anhaltenden gelin⸗
den, dabey feuchten und oft ftarmiſchen Witterung, wa⸗
md Waſſerfuͤchtige, und alle Cachectiſche titten -
sen Catarrh, Salsentsündung, Geſchwulſt der
Mandeln und Obrendrüfen, Huſten und Ephe⸗
meren die gangbarften liebe. Engbruͤſtige, Schwind⸗
während diefer Zeit aufferordentlich ſtark. Im Maͤrz
wurden meßrere mit bigigen Aheumatifinen von-
galligter Art befallen ; die fi aber Hey zeitigen Aus⸗—
leerungen durch einen kritiſchen Schweiß endigten. Die’
HBals und Mandelentsändungen waren als Bolge
der feuchten Witterung and) nicht felten.
Im April oreiteten fi die higigen, galligten
Rheumatiſmen immer weiter ans, und waten gemei⸗
well mir Seitenſtich verbunden ; darwider Auslee⸗
6 3 ‚on FOR
+
\- ne
ET, |
rungen und ba6 Emplaftrum oxycroceum' auf ve
ſchmerzhafte Stelle gelegt, die beften Dienſte thaten,
und die Gefahr der Krankheit gleich abwendeten. Im
May und Junius wurden, auffer chroniſchen Kranke
heiten, Teine Ucbel weiter wahrgenommen. Im Tu
lius zeigten ſich zuerft die Mofern, und _mit ſelbigen
der Friefel nur fporadifch und dabey fehr gutartig. Im
Auguſt und September wurden die Maſern eyide⸗
miſch und ſporadiſch kamen Diarrhöen und Auhr
zum Vorſchein, ohne jedoch tödlich zu werden. Bu
Im 'Detober, November und December: fanı
din ſich auſſer rheumatiſchen Beſchwerden keine
Krantheiten. weiter ein \ Rs. |
a): Ankündigung des Prorectorat Wechfei
aauf der Georg⸗ Auguſt Univerſitaͤt, den 3ten
Jan. 1791. bey der Abreile der koͤniglichen
- Bringen son Göttingen. *). Aus dem La⸗
teiniſchen des‘ Hrn. Hofr. Henne, überfegt
von Hr. Auguſt Wilhelm Schlegel.
Akademiſche Mitbürger.
Mir ungewöhnlichen Gefühlen und nicht ohne Ruͤh—
sung b des Herzene fündigen wie Euch diesmal, den ber:
gebrach
5 Der nunmehe zu Göttingen vollendete Aufenehat
dreyer koͤniglichen Prinzen aus dem hiefigen Chur
hauſe, verdient in der Geſchichte der einheimischen
L2andesbegebenheiten unvergeßlich zu bleiben, : ul
wird obige Ankündigung, den Lefern dei Annalen
ein angenehmes Erinnerangemitte daran gewat
sm. , A. bd. H.
r
| PA Ä 377
l " gehtanıten Einnichtungen gemäß, ven feyerlichen Wech⸗
ſel des Prorettorats an, da es unſrer Akademie fo nah
bevorſteht, ihrer glaͤnzendſten Zierde beraubt zu werden.
Die Abreiſe der Darchlauchtigſten koͤnigi. Prinzen, die
‚den Aufenthalr bey uns, bald mit dem Sig in der Ref
benz vertaufchen werden, hat vie Heiterkeit dieſes Tages,
Jan wir fonft durch theilnehmende Freude Aber das gluͤck⸗
Üch geführte, mit bewillkommenden Wanſchen für das
neu angettetene Amt, feſtlich au begehen pflegten, gleiche
fam bemwättt und feine Ausſicht geträbt. Mannichfal⸗
N tige Betrachtungen bieten bey dieſer Gelegenheit ſich
h uns dar, und erwecken verfchiedene Regungen in unjern
Gemhthern. Unſer gnäbigfter Monarch hat und wärs
‚ big geachtet, fo koſtbare Pfänder. der königlichen Huld
k: ‚unS anzuvertrauen. Wir Hasen die edelſten Juͤnglinge
vor unfern Augen aufwachſen, und fie in der Periode
"4 des Beben, wo über dat Ganze, deſſelben in Anfehung
ı des au erwartenden Glacks oder Elenda, her heilbrin⸗
r genden oder verderblichen Folgen fuͤr den Staat, entſchie⸗
den zu werden pflegt, zühmliche Fortſchritte machen, an
Geiſt und an Körper gedeihen, erſtarken, blühen und
‚ fi Hilden ſehen. Auch der Zutritt zu ihnen war uns
[| vergoͤnnt; oft haben wir das Gluͤck ihrer Unterredung
at und Geſellſchaft genofien: und weiche Güte, weis
Leutfeitgkeit haben fie nicht jedem unter uns bewiefen!
Ihre Privars und öffentlichen Lehrer aber (deun auh
3. einige her hiefigen Hoͤrſoͤle Haben fie durch ihre Gegen⸗
„sg. wart geehrt, und unter die Zahl ber Zuhorer fi aufs |
nF nehmen lafien ) haben fie in einem Grade lieb und .
J D84 verth
t *
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ss | XRX
wverth gehalten, wie man es nur von gutgearteten, edlen
—
Gemäthern erwarten darf, und nicht von allen erfährt.
. Der Führer der drey koͤniglichen Prinzen, deſſen
Berdienfte von allen, die ihn kennen, Äh das wäre
Lob erwerben, hat, nebſt ihren übrigen Begleitern, nice
ohne Theilnapme an den Gegenfiänden, die ihn bier
umgaben, unser uns gelebt, hat vielmehr den lebhaftes
‚fen Eifer für die Geſchaͤfte und den Wirkungskreis des
akademiſchen Lebens geäuflert; alle, find uns fo gewes
‚gen und geneigt geweſen, daß wir fie lange und ernfis
‚ud vermiſſen werden. Viele, und fehr betraͤchtliche
Vortheile Mad für ins aus dem biefigen Aufenthalte ber
koͤniglichen Prinzen, erwachſen; und biefe werben mit
ihrem Andenken unter uns zurücdhleiben Eine hachſt
fchägbare Wirkung ihres Hierſeyns if es, daß der Ans
Blick fo edler Zweige des Königskammes, bie Anhänglidhs
keit an ihren Bater und an das königliche . Haus um fe
tiefer unfern Herzen eingeprägt hat, Wie wirffam auf
die Verfeinerung der Bitten mußte nicht die Gegenwart
konigiicher Prinzen, und die ihnen gebährende Ehrr⸗
furcht, der gegönnse Zutritt zu ihnen, die Cour, und
die Zuziehung zur Tafel feyn ! Ihr, geliebte Miebur⸗
ger! habt Des deneidens werthen Vorzugs genoflen, den
Töntglihen Prinzen aufwarten zu dürfen, und zu. ihrer
Tafel ‚gezogen zu werden, Das Gefühl der euch au
Theil gewordenen Ehre, mußte euch Ichmeichein und bes
wegen, euch ber Schuͤchternheit und Vexrlegenheit zu
enrwöhnen, die, beym Zutritt zu den Großen auf unfee
Vetragen fe leicht ungänfig einwirkt. Sie ſelbſt, die
j koͤnig⸗
Laer, | 979.
. Bönighihen Prinzen, Haben das, bey denen, die durch
ihre Geburt über andere erheben find, fo feltene Gluͤck
gehabt, das Privatleben und feine verfihiedenen Stände,
zugleich die eigentliche Beſchaffenheit und die verfchiedes
nen Arten menſchlicher Angelegenheiten uund Beſtim⸗
mungen, ſamt ber mannichfaltig abweichenden Denk⸗
‚art der Menſchen kennen zu lernen; das Gluͤck, von
koniglicher Pracht und vom täufhenden Glanz der
Hoͤfe einige Jahre entfernt zu ſeyn, und das zu Hören,
was zum angenehmen und glüdlichen Leben noihwendig
erfordert wird, und, was doch felten zum Ohre des Fürs
fien gelangt, die nur von Hoflenten umringe find; das
Sisck, unter einem Kreiſe von Menſchen zu leben, Die
vor vielen andern fi von Verderbniß frey erhalten ha⸗
den: denn gewiß muß jeber die akademiſche Jugend
von den Kuͤnſten der Verſtellung und ber Schmeicheley,
und die Lebensart der Gelehrten von der Verdorbenheit
des Hofes: gewöhnlich erzeunt., Oft haben weiſe Wräns
ner geruänfcht, Könige und Kürften möchten im Privat⸗
leden erzogen werben; alsdann würden fle ihre Wörzäge'
recht gebrauchen Jernen, und durch Sorge für ihr eignes
wahres Beſtes auch ihren Pflichten gegen das Bolt
und den Seaat Genuͤge keiten. Died, (fo haben fie.
mit Mecht behauptet) Bann nur von denen erwartet
werden, welche die verſchiednen Stände der Bauͤrger des
ſucht und geſchen haben, daß Unverdorbeuheit der Sit⸗
tm, Einfachheit und Rechtſchaffenheit unter denen
‚wohne, die am entferntehen vom · Hoje leben; welche
Ob die
v
380 vv
£ die Velehnungen die der natzlichſten Claſſe ber Bltger
durch Fleiß, Anſtrengung und Beſchwerde zu Theu wer;
den, tennen gelernt haben, und in die geheimen Triebs
* federn, in die wichtigen, vieifach in einander eingrei⸗
" ‚genden Verhaͤltaiſſe des häuslichen und bürgerlichen Le
bens eingedrungen find. Andre Hingegen müflen bey⸗
nahe . unvermeidlich den felönfächtigen Abfihten ber
Gomeichler, deren Nachſtellungen bie ganze Lage ber
Farſten überhaupt ſchon gefährlich für. Re macht, zum
Raube werden, und fo geht nach und nad alles, was
Me Natur ihnen von edlen Anlagen verlichen hatte, in
Verberbtheit zu Grunde.
Sept giebt nunmehr unfre theure. Dfegerin, Ser;
sia Auguſta, die ihr anvertrauten Pfaͤnder dem Eniglis
hen Vater zuruͤck, mit der Ueberzeugung, daß fieidas
Urtheil des Monarchen über ihre Trene in Erfüllung der
aufertegten. Pflichten nicht ſcheuen, Daß fie den Ausſpruch
ihun dürfe, es habe kaum ein glacklicherer Erfolg er⸗
reicht oder. erwartet werben koͤnnen, wenn fie zu Haus
und unter ihrem Volk erzogen. wären, da in der ganzen
Werfahrungsweife beym Unterricht und bey der Erzie
hung der Kindheit und Jugend, die engliſche Nation
zu viel auf hergebrachte Sitte und Gewohnheit haͤlt,
als daß fie, durch das Beyſpiel der Teutſchen, fi$ folks
son bewegen laſſen, Einrichtungen diefer Art zu -verbei
ſern. Die koͤniglichen Prinzen äußern bey ihrem Abs
ſchiede von uns in Diimen und Worten Empfindungen
des Wohlmollens, und verfprehen, unſre Ergebenheit
gegen fie ſtets in gewogenem Andenken au behalten.
" | So
| DR. 380
ESo'haben wir alfo doch unter den traurigen Regungen,
, womit wir fie begleiten, Anlaͤſſe zur Freude. Ben muß
88 nicht entzücken, wenn feine Zöglinge an jeder Art des
Werthes zunehmen und bluͤhen, wenn zwiſchen ihm
und ihnen gegenfeitiges Wohlwollen und Liebe herrſcht?
Bir freuen uns daher, und erheben unfern Seift zu .
feoheren Ausfichten; wir find erfüllt von den großen
Hoffnungen und Erwartungen, zu denen Eure Anlagen,
edle Prinzen! — es ſey uns erlaubt, Euch als gege . .-
J wirtig anzureden — der uch ſchon zu eigen gemachte,
Werth, und die Ausbildung die Euch vor fo vielen Fuͤr⸗
fin zu Theil geworden ift, berechtigt. Wir menden 8
urns mit unſren Wauͤnſchen an die Sottheit, und Bitten,
ihre Vorfehung möge Busch fo leiten, Haß der Saame der
- Zugend, der fhon in Eurer Seele gekeimt und Wurzel:
getrieben, zur Hervorbringung herrlicher Zrüchte: ges
deihe; dag Ihr jede ſchoͤne Kraft Eures Geiſtes zu weifer
und ruhmvoller Thaͤtigkeit anwendet; daß das wahre
und innige Gefuͤhl fuͤr Religion immermehr zur dauern⸗
den und feſten Sefinnung in Euch werde; daß endlich
der giftige Hauch der Schmeichler, die durch kriechende
Unterwerfung und geſchmeidigen Sclavenſinn dit Ge
muͤther des Fuͤrſten deito fiherer ju umſtricken wiſſen⸗
je abgeneigter offene und ſchuldloſe Seelen find, Betrug:
| J zu argwohnen, fich niemahle Euch nahen duͤrfe. Geht
denn der Erfuͤllung der großen Zwecke entgegen, zu de⸗
nien br: geboren. und erzogen ſeyd! Ihr lebt niche Für
' Buch, fondern für den König, für das Vaterland, fär
die Menſchheit. Von Menſchen, die ihr Gluͤck, Ihre
Sum
-
⸗
382 Pr
Geburt erhöht und verherrliht hat, werben auch arofe
und herrliche Vorſaͤtze, Entſchließnngen und Thaten ers
warter. Geht unter freudigen Ahndungen und warmen
Wauͤnſchen Euch zugethaner Herzen, und laßt uns ein
gatiges Andenken unſrer ‚Treue und innigen Ergebens
heit bey Buch Hoffen! — N
Da uns bey ber diesmaligen Einladung an End,
akademiſche Mitbarger, die Umfände felbfi einen Ge
- genftanb barboten, der uns alle in einem fo vorzäglichen
Grade beſchaftigt⸗ fo ſchien es unnoͤthig, fih über fremde.
Gegenſtaͤnde zu verbreiten, um den Inhalt oder Schmuck
anferer Anrede baber zu entiehnen. Es ik alfe nichts
mehr übrig, als daß wir Cuch den feyerligen Aufzug ans
" kündigen, der am zten Januar gehalten wird. Das.
Prorectorat wird unſerm würdigen Lehrer, dem Hertn
Geh. Zufigrarh, Johann Stephan Pütter, über:
tragen werden, der ſich ſchon durch dreymalige Führung
deffelden um die Alademie verdient gemacht hat, und.
mit dem ausgezeichuetiten Eifer, mit der thätigften:
Sorge für Euer Wohl, akademiſche Mitbuͤrger, und fär,
das gemeine Weite arbeitet. Beweiſt ihm alſo Eure.
Werthſchaͤtung und Ehrerbietung dadurch, daß Ihr Euch
zw der. Feyerlichkeit einfindet, die Reden in der ſchickli⸗
den Stimmung anhoͤrt, und Euch den Gedanken lebhaft
erneuert: Gutes Serragen, Beobachtung bes Geſetze,
Uns
2) Noch genoß bie iniverfitäe De utierwartete u dreude,
hro Königl. Hoheiten mit ihren B ern
* Feyerlichkeit gegenwärtig zu —* |
-
FE 7 7 333
Unverdorbenheit ber Sitten, Tugend des: wvirher⸗ und
des Menſchen werde weſentlich au Euerm Gluͤck erfedert,
und ohne dieſe koͤnne Beine Art der Arbeiten und Bems⸗
Hangen mit erwünfchtem Bortgange belohnt werben. :
3) Schreiben aus dem Füneburgifchen ,- "den
neuen Landeskatechismus betreffend.
Echem bey Lüneburg, den 26ſten Jan. 1791.
Was wir vor drey Jahren (S. diefe Annalen ır Jahrg.
Et. 1. ©. 142.) mit freubiger Sehnſucht erivarteten,
das If, Dank fey es der afles leitenden Fürſehung! —
geſchehen. Dieſe ſchöͤnen Hofnungen des Vaterländes
find nunmehr in reichlihem Maaße erfüllet worden,
Die anter. dem Eonfiflorio zu Hannover ſtehenden Pros
vinzen haben einen neuen Landercatehiemus erhalten,
durch hohe Iandeevärerliche Fuͤrſorge; ‚der in jeder Hin⸗
ſicht die gerechten Erwartungen der Einwehner übertrofi
fen bat ; man mag auf feine Einrichtung, oder auf feinen
Preis; anf feine Reichhaltigkeit, oder auf die Bündige
Kürze; anf die Art der Finfährung, oder auf die milde
Nadfigt und Unterflägung der Armen hiebey sehen. —_
Diefes neue Lehrbuch iſt zwdif Bogen ſtark, und
koſtet dech nicht mehr als Einen guten Groſchen. Es
enthaͤlt in acht Abſchnitten die chriſtliche Glaubens und.
Sittenlehre. Hierauf folget eine meiſterhafte Religions
geſchichte; dann folgen Liederverſe nach der Ordnung
der Abſchnitte in dem Katechismus, die aus den beſten
Geſangen unſrer Rtzerodiqirr entlehnet find. Den
Ba
} \
| 176 7)
. werth gehalten, wie man es nur von gutgearteten, edlen
Gemuͤthern erwarten darf, und nicht von allen ‚erfährt,
Der Führer der drey koͤniglichen Prinzen, .deffen |
Verdienſte von. allen, die ihn kennen, ſich das waͤrmſte
Lob erwerben, bat, nebſt ihren uͤbrigen Begleitern, nicht
ohne Theilnahme an den Gegenſtaͤnden, die ihn hier
umgaben, unser uns gelebt, hat vielmehr den lebhafte⸗
Ken Eifer faͤr die Geſchaͤfte und. den Wirkungskreis des
akademiſchen Lebens geaͤuſſert; alle, find uns fo gewo⸗
gen und geneigt geweſen, daß wir fie lange und ernfle
Uch vermiſſen werden. _ Viele, und ſehr betraͤchtliche
Vortheile find für ins aus dem biegen Aufenthalte der
koͤniglichen Prinzen, erwachſen; und dieſe werden mie
ihrem Andenken unter uns zuruͤckbleiben. Eine hoͤchſt
m
ſchaͤtzbare Wirkung ihres. Hierſeyns ift es, daß der Ans
blick fo edler Zweige des Koͤnigsſtammes, die Anhängliche
keit an ihren Water und an bas Königliche. Haus am fe
tiefer unfern Herzen eingeprägt bat. Wie wirkſam auf
die Verfeinerung der Sitten mußte nicht die Gegenwart
koniglicher Seinzen, und die ihnen gebährende Ehr⸗
furcht, der gesönnte Zutritt zu ihnen, die Cour, und
bie Zugiehung zur Tafel ſeyn! Ihr, geliebte Mitbar⸗
ger! habt des deneidenswerthen Vorzugs genoflen, den
koͤniglichen Prinzen aufwarten zu dürfen, und zu ihrer
Tafel ‚gezogen zu werden, Das Gefühl der euch zu
heil gewordenen Ehre, mußte euch fchmeicheln und des
wegen, euch ber Schuͤchternheit und Verlegenheit zu
entwoͤhnen, die beym Zueritt zu den Großen anf unfer
Betragen fo leicht ungünfig einwiste, Sie ſelbſt, bie
| 0 \ koͤnig⸗
BE _ „'. Be 979.
Eöniglihen Prinzen, haben das, bey derien, die durch
ihre Geburt über andere erhoben find, fo feltene Gluͤck
gehabt, das Privatleben und feine verfihiedenen Stände,
zugleid; die eigentliche Beſchaffenheit und die verfchiedes
nen Arten menſchlicher Angelegenheiten und Dertms
winngen,. famt der mannichfaltig abweichenden Denk⸗
art der Menſchen kennen zu lernen; das Glaͤck, von
koͤniglicher Pracht und vom täufchenden Glanz! der
Haͤfe einige Jahre entferne zu feyn, und das au hören,
was zum angenehmen und gluͤcklichen Leben noihwendig
erfordert wird, und, was doch felten zum Ohre des Fürs
ſten gelangt, die nur von Hoflenten umringt find; das
Sicck, unter einem Kreiſe von Menſchen zu leben, die
vor vielen andern fi von Verderbniß frey erhalten bas
Yen: denn. gewiß muß jeder die akademiſche Jugend
son’ den Känften der Verfielung und ber Schmeicheley,
und die Lebentart der Gelehrten von der Verdorbenheit
freyſprechen, die der. Reichthum und das Wohlleben
des Hofes: gewöhnlich erzeugt. Dfe haben weile Maͤn⸗
ner gewuͤnſcht, Könige und Fuͤrſten möchten im Privat⸗
leben erzogen werden; alsdann Würden fie ihre Vorzuͤge
recht gebrauchen Jernen, und duch Sorge für ide eignes
wahres Beſtes and. ihren Pflichten gegen das Volk
. amd den Staat Genuͤge leiſten. Dieb, (fo haben fie‘
mii Det behauptet) kann nur von denen erwartet
werden, welde die verſchiednen Stände der Baͤrger der
ſacht und geſchen haben, daß Unverborbeuheit der Bit’
sm, Einfachheit und Rechtſchaffenheit anter denen
weine; die am ensfernteßen vom⸗ Kofe leben; welche
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380 Bu
£ die Belohnungen, die der nutzlichſten Elaffe, der Bürger
durch Fleiß, Auſtrengung und Beſchwerde zu Theil wers
den, tennen gelernt haben, und in die geheimen Teieb⸗
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“ federn, in die wichtigen, vielfach In. einander eingreis
" . senden Verhoaͤltaiſſe des haͤnslichen und buͤrgerlichen Les
bens eingedrungen find. Andre hingegen müffen bey⸗
nahe . unvermeidlich ben ſelbſtſuͤchtigen Abfichten der
Gomeichler, deren Nachſtellungen die ganze Lage ber
Büren überhaupt ſchon gefährlich. für. Re macht, zum
Maube werden, und fo geht nach und nach alles, was
die Natur ihnen von edlen Anlagen verlichm hatte, in
Verderbtheit zn Grunde.
Sept giebt nunmehr unfre thenre Plezerin, Sen
gia Augufa, die ihr anveptrauten Pfänder dem koͤnigli⸗
hen Vater zuruͤck, mit der Ueberzeugung, daß fieidas
Urtheil des Monarchen über ihre Treue in Erfüllung der
‚aufertegten. Pflichten nicht ſcheuen, daß ſie den Ausſpruch
chun dürfe, es habe kaum ein gluͤcklicherer Erfolg er⸗
reicht oder. erwartet werden koͤnnen, wenn fie zu Haus
umd unter. ihrem Volk erzogen wären, da in der ganzen
Werfahrungsmeiie beym Unterricht und bey ber Erzie:
hung der Kindheit und Jugend, die engliſche Nation
zu. viel.anf hergebrachte Sitte und Gewohnheit Hält,
als daß fie, durch das Beyſpiel der Teutſchen, ſich ſoll⸗
ten bewegen laſſen, Einrichtungen dieſer Art zu-verbeis
ſern. Die koͤniglichen Prinzen äußern dev ihrem Abs
ſchiede von uns in Weinen und Worten Empfindungen
bes Wohlwollens, und verſprechen, unſre Ergebenheit
gegen fie ſtets in gewogenem Andenken zu behalten.
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Haben wir alſo doch unter den traneigen Regungen,
womit wir ſie begleiten, Anlaͤſſe zur greude. Wenmuß
es nicht entzuͤcken, wenn ſeine Zoͤglinge an jeder Art des
Berthes zunehmen und bluͤhen, wenn zwiſchen ihm
und ihnen gegenfeitiges Wohlwollen und Liebe herrſcht?
Wir freuen uns daher, und erheben unfeen Geift zu .
froheren Ausſichten; wir find erfüllt von den großen
Hoffnungen und Erwartungen, zu denen Eure Anlagen,
| edle Prinzen! — es fey uns erlaubt, Euch als gegen⸗
woirtig anzureden — der Buch f ſchon zu eigen gemachte
Werth, und die Ausbildung die Euch dor fo vielen Fürs
Ken zu Theil geworden ift, berechtigt. Wir wenden
und mit unfeen Wuͤnſchen an bie Gottheit, und Bitten,
ihre Vorfehung möge Euch fo leiten, daß der Saame der .
Tugend , der ſchon in Eurer Seele gekeimt und Wurzel
getrieben, zur Hervorbringung herrlicher Früchte ge⸗
deihe; daß Ihr jede ſchoͤne Kraft Eures Seiftes zu weiſer
and ru hmvoller Thaͤtigkeit anwendet; daß das wahre
und innige Gefuͤhl für Religion immermehr zur dauern⸗
den und feſten Sefinnung in Bud) werde; daß endlich
der giftige Hanch der Schmeichler,, die durch kriechende
AUnterwerfung und geſchmeidigen Sclavenfinn die Ge
. müther des Fuͤrſten deiio ſicherer zu umſiricken wiffen
. je abgeneigter offene und ſchuldloſe Seelen find, Betrug
zu argwohnen, fih niemahls Euch nahen duͤrfe. Gehe
denn der Erfüllung der großen Zwecke entgegen, zu des :
nen hr geboren und erzogen ſeyd! Ihr lebt nicht fie '
Euch, ſondern für den König, für das Vaterland, für
die Menſchheit. Bon Menſchen, die ihr Gluͤck, ibre
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382 7.
Geburt erhöht und verherzlicht hat, werden auch große
und herrliche Vorſaͤtze, Entſchließungen und Thaten era
warte. Geht unter freudigen Ahndungen und warmen
Waͤnſchen Euch zugethaner Herzen, und laßt uns ein
gatiges Andenken unſrer ‚Treue und innigen Ergebens
beit Hey Euch Hoffen! — N
Da uns bey der biesmaligen Einladung an End,
akademiſche Mitbuͤrger, die Umpände ſelbſt einen Ges
- genftand barboten, der uns alle in einem fo vorzüäglichen
Grade beſchäftigt, ſo ſchien es unnoͤthig, ih über fremde.
Gegenſtaͤnde su verbreiten, um den Inhalt oder Schmuck
anferer Anrede daher zu entiehnen. Es ik alfe nichts
mehr uͤbrig, als daß wir Euch den feyerlichen Aufsug ans
ö kandigen, der am zten' Januar gehalten wird. Das
erneuert: Gutes Vettagen, Beobachtung der Gelege,
Prorectorat wird unſerm würdigen Lehrer, dem Herten
Seh. Juſtitzrath, Johann Stephan Pütter, aber⸗
tragen werden, der ſich ſchon durch dreymalige Fuͤhrung
deſſelben um die Akademie verdient gemacht hat, und
mit dem ausgezeichnetſten Eifer, mit ber thaͤtigſten
Sorge fuͤr Euer Wohl, akademiſche Mitbuͤrger, und für,
das gemeine Beſte arbeitet. Beweiſt ihm alſo Eure
Werthſchaͤtzung und Ehrerbietung dadurch, daß Ihr Euch
zu der. Feyerlichkeit einfinder, die Reden in der fchicklis
den Stimmung anhört, und Euch den Gedanken lebhaft
Un
9 Noch genoß bie Univerſitaͤt Die anerwartere je Beeube,
Ihrs Koͤnigl. Hoheiten mit ihren Begleitern bey
der Feyerlichkeit gegenwaͤrtig zu ſehen.
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Unverdordenheit ber Sitten, Tugend des: Sürgers und
des Menſchen werde weſentlich zu Euerm Gluͤck erfedert,
und ohne dieſe koͤnne Peine Art der Arbeiten und Gemäs
Hungen mit erwuͤnſchtem Bortgange belohnt werden.
3) Schreiben aus dam Luͤneburgiſchen, den
‚ neuen Landeskatechismus betreffend.
Echem bey Lüneburg, den 26ſten San. ixr.
Wa⸗ wir vor drey Jahren (S. dieſe Annalen ır Jahrg.
St. 1. S. 142.) mit freudiger Sehnſucht erwarteten,
das til, Dank ſey es ber alles leitenden Fuͤrſehung! —
geſchehen. Diele ſchoͤnen Hofnungen des Vaterlandes
find nunmehr in reichlichem Maaße erfüllet worden. '
Die unter. dem Conſiſtorio zu Hannover ſtehenden Pros
singen haben einen neuen Landeccatechiemus erhalten,
durch hohe Iandesväterliche Fürforge; der in jeder Zins
fit die gerechten Erwartungen der Einwehner übertrofi
fen hat; man mag auf feine Einrichtung, oder auf feinen
Preis; anf feine Reichhaltigkeit, oder auf die Bündige
Kürze; anf die Art der Einführung, oder auf die milde
Nia qficht und Unterflägung der Armen hiebey ſehen. —
Dieſes neue Lehrbuch iR zmsif Bogen ſtark, und
koſtet Buch nicht mehr als Einen guten Grofhen. Es
enthaͤlt in acht Abfchnitten die chriſtliche Glaubens⸗ und
Sittenlehre. Hierauf folget eine meiſterhafte Religions⸗
geſchichte; dann folgen Liederverſe nach der Ordnung
der Abſchnitte in dem Katechismus, die aus den beſten
Seſangen unſrer Reuzoradigie entlehnet ſind. Den
Be⸗
384. 0
Beſchluß machen einige Morgens, Vſch⸗ und Abende
bete — die ſehr faßlich und zweckmaͤßig And. —
* . Die. Sinführung dieſes neuen Lehrbuches iſt am
oten Januar d. 3. oder am iſten Sonntage nach Eyi⸗
ꝓhanias geihehen; wobey das Koͤnigliche Churfärftliche
Conſiſtorium den unter ihm fiehenden Predigern aufges
geben hatte, eine eigene Predigt über das ſo ſehr pafs
ende Evangelium, oder auch Aber zwey nicht minder
ſchickliche Wapiterte, Col, II. 16, 17. und Jacobi L
31, 22. auf diefen Fall zu halten, weile. dem behen
Collegis demnaͤchſt eingefande werden follte. : - i
, Und dieſer (hösbaren Landeswohlthat bat auch bie
gute Aufnahme des neuen Lehrbuches ganz entfprochen *), -
Es iſt in unfern Gegenden, und, foviel man hoͤret, auch
in andern Provinzen der dentſchen Staaten unſers Koc
nigs
+) Wie vortheilhaft unterſcheidet ſich nid diefe Auf⸗
nahme von den Ötreitigkeiten, weiche im Sale
1723. über die verfüchte Einführung eines nenen
Katechismus in den Herzogthümern Bremen und
Verden entflanden (S. Schlozers Staatéan⸗
zeigen) Es erregte derſelbe den: oͤffentlichen Wi⸗
derſpruch von 30 Schriftſtellern, und die Stände
fegten fih ihm mit ſolchem Nachdruck entgegen,
daß das neue Lehrbuch verboten und confifciee
wurde. Eine traurige Folge hiervon dauert bis.
auf den heutigen Tag fort, indem die niedern
Schulen jener Provinzen fi mit einem Katechls⸗
\ mus behelfen müffen, der hinlänglich charakteriſirt
‚tft, wenn man nachfiehende Frage und Antiyort
daraus anführt: „Fr. Sind die Gefpenfter gute
„ober boſe ent Antw. böfe Engel. "
rk’
‘ \ 3
IPA 385
nigs ſehe frendig aufgenommen worden, und die Aei⸗
tern waren-fehr geneigt und willig, die wenigen: Seh:
ſchen zum Beften ißrer Kinder anzuwenden. Biels
‚shäfften den Katechismus ihren ‚Rindern noch weit fr⸗
her an, als er eingeführet werben konnte; und an Pres
diger und Schullehrer kamen Häufige Anfragen, ob die
Kinder nur des. neuen Katechismus in der Schule ch
micht bedienen duͤrften. — Als vollends die Prediger
das erſtemal nach dem neuen Lehrbuche katechiſirten,
fehlte auch feinem einzigen Rinde der nene Leis |
dm. — ⸗·· Ze
GSGetadelt worden iſt dieſer neue Ratesiimns *
gar nicht, oder doch ſehr wenig — ein Wander bei‘
dem Landmann, ber bekanntlich fo ſehr an dem Alten
Yönget, und wider alles, was nen ift, im Voraus ſchon
eingenommen ift: — weil er fih nun einmal: gewöhnt
WVat, jede Neuerung, die mit nach fo gerinsen Kopen
verknupfet wird, als eine Sinanzoperation und neue-
Auflage anzufehen — weit entfeent, an fein berweckuus
Safe in-dergleichen. Fällen zu denken? — no
- Daher fanden: zwar Binige ihrer Mevaung nah
einen wefentlihen Drangef an dem neuen Lehrbuche
darin, daß es kein Beichtformular enthalte. Dech
war diefer Tadel nicht allgemein; ſondern kaum merkbar
and ganz ohne nachtheilige Folgen. Der Vernunfuge
ſiehet es ohne Erinnerung ein, warum das Beichtfor⸗
mular weggelaſſen wurde; theils um nun nicht mehe
‚öffentlich, der Privatbejchte das Wort Zu reden wid ſo
‘der allgemeinen deii⸗e nach und 3* mehrern Ei:
BR ty, F ı a.
14
22
86 7
gang zu verſchaffen, theils aber, um bie Aubadt wide
an 'gewifle befimmte Formeln ſclaviſch zu binden. —
Aundere ſtießen ich au die Verichieden heit bes. Anfanges
in bedden Katechiemen; da der neue, wie natärkich,
won der Erkenntniß der Gottheit aus der Natur aus⸗
geher, und hingegen der alte Zellifche Katechismus mir
der, Frage anbebet: „Wer biſt dx im Stande deines alle
gemeinen Berufes?“ — inbelanat mit der beſſeren
Art des Kinderunterrichts, und uufählg zu urtheilen,
nahmen fle ihren alten Ratchismus zum Maaßſtabe
des neuen, und verglichen dann beybe mit eisander;
bey weicher . Bergleihung und Bage ber letztere leiche
demn weichen mußte, nach weichem fie unterrichtet wor⸗
. . den waren. — Demungeachtet aber iſt bie Lerubegierde
W
gleich ſtark bey Aeltern, Erwachenen nad Kindern, und
IR alfo durch das neue Lehrbuch ualeich ein neuer Trieb
vam Wachien im Chriſtenthum erwecket werden, —
Beh ein Segen für Welt und Nachwelt faun
num unter göttlihem Beyſtande von einem fo wohlges
sarhenen Lehrbuche erwartet werden! Wer weiß es nicht,
daß auf den zweckmaͤßigen Unterricht der Jugend, beſon⸗
ber6 des gemeinen Mannes, fo ſehr vieles, ja Alles anı
tzıme? Was der Landmann bis zur Einſegnung lerner,
das ternet er gewiß — auf Fünftiaes Nechholen, Wer
beſſern — iſt mit Sicherheit wicht zu rechnen, weswegen
die Landleuse auch fo fehr mit der Konfirmation ihrer
Kinter eilen, um fie aus der Schule, das Heißt, vom
Leruen abzubringen, damit fie ben Geſchaͤften der Land
virch⸗
Re "387
wirihſchaft, ete weiche fie Sefimmt find, ganz ſich wit
men finden, —
Seit demnach über die Maͤrmner, welche zuerſt dies |
—8 Gedanken faßten! Heil Aber die, wel⸗
Gr ihn unterhietten, naͤhrten und ausführten! Heil ans
ferm Vaterlande, daß es nun ein unbrauchbares Lehr⸗
Buch, das über drittehalbhundert Jahre alt if, ruhig
weglegen fann , nachdem es ein befieres erhalten Kar,
woraus feine Jugend mit mehrerer Dentlichleit und
Ueberzengung unterrichtet werden kann!
Endlich muß id; noch der Gnade Seiner | Mafer .
ſtaͤt, unfers allergnädigften Landesheren, ermähs
nm, welche Ihr gnädiges Wohlgefallen Aber die Ver⸗
anſtaltung und Abfaffung des neuen Landeskatechismus
dadurch allerhaldreichft: zu bezeugen geruhet, daß Sid
ben geiſtlichen Herren Raͤthen Ihres Hannoͤveriſchen
Conſiſtor iums ein Geſchenk von 1000 Reichſthalern 96 -
macht haben.*) &. Müller.
3) Nachricht von einer Prediger» Eonferem ia,
der Grafſchaft Hohnſtein.
| son feit 1772. beſteht in hieſiger Srofſchaft eine Dres
| die
= > Außer jener Gnade verdient anch noch bemerkt und
. mit- allgemeiner Dankbarkeit verehrt zu werben,
/
daß Ihro Majeſtaͤt der Rönig, wie aub die :
Landſchaften/ anſehnliche Summen dazu bewilliget
Haben, daß ſolche unbemittelte Einwoͤhner, welche
an der Verthetlung aus den Kirchen s und Armene
caſſen keinen Theit nehmen, mit Exemplaren des
9
Garal. se Jahrg. 20 St.) CE⸗
neuen Lehrbuchs anentgeldlid verſehen worden ſind.
388 nv
ger) Eonferen;, welche regelmaͤßig am erften Dienflage
jeden Monats bey den Mitgliedern nach der Reihe ge⸗
halten wird. Man hat ſich bisher‘ nicht Hemer, ihre
Einrichtung bekannt zu machen. Nun aber ſcheint dies
pflicht zu ſeyn, da einige Zeitſchriften ihrer gedacht ha⸗
ben; in einem fliegenden Blatte geſchahe es ſogar mit
‚einem etwas unfanften Ausfalle begleittt, und man weiß
ja wohl: — audacter feinper aliquid hæret. Alſo
Bier. eine kur ze aber mahre, von den Mitgliedern derſelben
heute approbirte Nachricht davon, Man koͤmmt im
Sommer um g, im inter um 9 Uhr nach einerh vers
‚abredeten Turno irgendwo zuſammen; der Hauswirth
faͤngt die Arbeit mit einem kurzen Gebet on; man ſetzt
ſich, ohne Rangordnung, um die auf den bedoeſtehenden
Menat fallenden Texte exegetiſch zu betrachten, und es
ziehen. herauf, Einer oder Mehrere, Säge an Predigten
- ans feldigen. Hierauf werden die gehaftenen Predigten
nach Hauptſatz and Theilen angegeben, auch, wenn Je
mand will, Stellen baraus vorgeleien, Paiteralfragen
und Zweifel aufgewerfen, und ensweder ſogleich echrtert,
oder zu fünftiger Beantwortung vom Seoretario in das
Proto coll getragen. Nachdem man bie künftigen Terre
wiederum beſtimmt hat, wird über liturgiſche Angelegens
Heisen und Schulſachen geſprochen, und die Conferenz
gegen 4 dis 6 Uhr wieder mit einem Geber beichloffen.
Noch IR keinent Mitgliede die Conferenzgeſellſchaft, die
doch bisweilen aus 12 Perfonen beſtehet, üderläftig ges
weſen, weit eine aͤuſſerſt frugale Bewirthuns derſelben
Mouptgelet if. Adzeſcieden ( find ans der Srfetäefe
von
I
“
- ®
son ihrent. Entſtehen bie jet: Wegen erfekung, bie
Sat. Ziegle und Haun,/ die fie aber von Zett zu Zeit
naoch beſuchen; wegen Entfernung, der Paſt. Preu zu.
Rotenſauͤtte; megen Abſterben, die weil. Paſt. Ehrhardt
zu Oſtrode, K:eopold zu Appenrode und Vollborth zu
Niederſachswekfen. Gegenwaͤrtige Mitglieder find, aufs
. er dein Herrn Sup. Roitzſch zu Ilfeld, die Paſt. zu
Sulzhayn, Dftode, Steigerthal, Appenrode und Nie⸗
‚derfahswerfen. Auch haben die Paſt. Leopold zu
Leimbach, Treſſel zu Crimderode und weil. Wolf zu
Beſenrode, Limburg zu Wofleben im preuß. Hohnſtein.
‚Grabe zu Nordhauſen ad St. Blafii und zo ja mehrere
Candidaten, deren viele fon in Predigts und Schulaͤm⸗
teen find, fie oft beſuchet. Im Jahr 1789. entwarf ſich
‚die Eonferenz, Gefege, die man gern einem. ‚Jeven auf Ä
. erlangen vorlegen wird.
Leopols⸗ Pr. zu Appenrode im Geha
p: t. t. Secret.
XVI.
| Preistabelle der nothwendigſten Lebens⸗
mittel, in den verſchiedenen Gegenden der
Hannoͤverſchen Churlande, vom October, -
Movember und December 1790.
Bm nachſtehenden Preiſen iſt auf alles das wieder Ruͤck⸗
ſicht zu nehmen, was in dem erſten Stücke der Annalen
vierten Jahrganges ©; 213. theils wegen der Muͤnzſor⸗
‚ten, theile wegen des in einigen Provinzen auf dem
gleiſche ruhenden Licents angeführt worden,
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; Göttingen
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Einbeck
Tiausthal
Oſterode
Hannover
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0 XV.
— — und Avancements, vom
October, November und December
1790. |
0 Im Civiiſtande:
34 ben höhern fandes-Collegien und was Damit
| in naher Verbindung ſtehet:
Bey ber Sanbesregierung. .
Der Hr: Candidatis juris Yohann Georg Ludewig Moͤl⸗
Ä ler als Auditor bey der Geheimten Canzley.
| Bey der Juſtiz⸗Canzley zu Hannover.
Sr. Conrad Georg von. Ompteda, als Aubiter in ben
Natheftube.
Kr. Georg Friedrich Chriſtian Börner, zum ertraordina
ren Canzelliſten.
Bey dem Hofgericht zu Hannover.
Hr. Johann Heinrich Anton Cramer, zum zweyten extrae
ordinairen Canzelliſten.
| Ben ber Juſtiz⸗Canzley zu Zelle.
Die Herren Advocaten Johann Georg Heinrich Röbler,
‚and Carl Friedrih Huͤſer, als Auditoren in der Ses
cretarienftude,
Gr. Senator und Camerarius Georg hriedrich caſex
zum Procurator Supernumer.
Bey dem Hofgericht zu Zelle.
Hr. Advocat De. Seelhorſt als Procurator ordinarius.
Sr. Advocat Heyne als Procurator extraordinatius.
Beiy
Bu
— — —
—X
a Oberſorſter Germann iſt von Muͤnden ne: Ukfar
De, 397
Bey dem Forſtweſen. a
verſetzet.
Garniſon⸗-Auditorat.
m Hr. Adoocat und Lniverfitätsgerichts s Proeurator
. Georg Ludewig Cart (Meißner zu Göttingen, iſt dem’
Dafigen Hrn. Garniſonauditeut Schramm cum fpe
fuccedendi adjungiret.
Bey Landſchaftlichen Stellen, |
Ir. Oberſte und ritterſchaftl. Deputirte von Wangen:
. heim, zum. Licentcommiffeir im Goͤttingiſchen.
Hr. Candidatus Juris Johann Friederich Wieder, zum |
Licentinſpector im Goͤttingiſchen
gr Adoocat und Canonicus Johann Heinrich Mar;
quard zum Licentinſpector im Münbdenfchen Quartier,
‚t>
| er Becntgegenfeiber Paten, ‚zum Licenteinnehmer
Bey der im Fuͤrſtenthum Lineburg angeordneten
ritterſchaftlichen Erediteommifſi ion. zu Zelle.
| Ar. Landrath von Kenthe
—' von Behr er Cemmiſſarien.
— von Hodenberg)
—
He. Landſyndicus Jacobi, als Aſſiſtent.
- Bey Aemtern.
Dun bieherigen Hen. Auditor Plate zu Weſten der Cha⸗
racter vom Amtſchreiber.
Der bisherige Hr. Supernum. Amtſchreiber Meyer 3
Rotenburg zum zweyten wartuchen Amiſchrei
Winſen an der Luhe.
Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten.
Der Hr. Adrvcat Ernf Georg Siegmund von der Aude
zum Buͤrgermeiſter u Haarburg. | Sr
| | |
398, 6
Der zeittae Ar. Buͤrgermeiſter Hanſing zu Haarburg
mir Beybehaltung des Ranges und Prä:icars vom
Bürgermeifter, zum Syndicus daſeibſt.
Bey dem Poſtweſen.
De Hrn. Poſtſchreiber Kuͤhner zu Läneburg, imgleu
en den Pofhaltern Bammann zu Bienenbättel und
Cuͤbbecke zu &b..orf, üt Der Poſtoerwalters⸗ Tin bey⸗
gelegt.
- Bey ben Linnen⸗Leggen.
Dem Sen. Leggemeiner Johann Jobſt Mummenthey
zu Goͤttingen, iſt der Charakter vom Leggeinſpector ers
theilet, und demſelben die interimiſtiſche Yufpecttod
über Die zu Luͤchau Bergen und Wuſtrau erricheeten
Linnenleggen anvertrauet.
Der Hr. Denfiondrlientenant Carl une mNemerow
zum erſten, und
Sr. Johann Chriſtoph Borheck zum * Leggemri⸗
ſter bey der Linnenlegge zu Wuſttau, und
He. Johann Chriſtian Danielis zum Leggemeifter bey
der Einnenlegge zu Bergen. _
Avancement im. Militair,
vom erften October bis zum Schlufle des
Derembers 1790:
vorh. | Rest, wohin. An,
Rest. | Verſetz. geichehen Datum
A. Cavaller ie. 17P.
13u Cornets und Ffaͤhndrichs J
6 Der Hr. Cadet Gottlieb Friedrich Von
Berfienbruch zum tirul. Fähndrih.| 6 14 Deu
B. Infanterie Rn |
u Compaanien.
Dem Poly titul. —2* von Uolar
die erledigte Compagnie des. verſtor
benen Sen. Capit. von Arentioilde. ı 23
. ’ \ . ‘
⁊
MAp. 777)
vvorh. | 2 Regt, wohin die! Anc.
rate S | Verfeb. sefshehen, Datum
1799. j
= 3u Eientenante."
& Dem Hrn. Fähnerih von der. Decken
2 „ereutenantesEharakter CHEN
7 Den Hrn. Faͤhndrich von Bennigfen, R Ort,
zum titul. Lieutenant. 7 16Nov.
Den Hm. Faͤhndrich Schaumann j
zum titul. Lieutenant. . . 3|3 De.
Zu Zaͤhndrichs.
Ci Dem Hrn. Cadet Bernhard Friedrich] .
2 Auguft von Serßen, ber Sharler I 5,
\ vom Faͤhndrich SR. 29 Det.
25% Gefr. Eorporal Kr. Otto Friedrich] - Zu
| Carl Schäffer zum titut Faͤhndrich 7 16Novo.
ur 3 De Hr Eader Wilhelm Ludewig von
Daſſel zum titul Faͤhndrich. 3.13 Den
Der ausgegangene "Hofpage, Sr. Ana. .
ul Ludew von.der wenfe zum| .
Er udrih. 2 29apw
c. Kandregim enter.
3u Regimentern.
Dem Hrn. Capitain von Raufmanns vom
Hten Infanter Regim. Spches Garda. das
durch Abfterben des Hrn: Oberften de Villaro
vacante Goͤttingiſche R., mit Beleuns des
Characters vom Major, 3 De
... Zu Compagnien. |
Dim bevm Regiment iehenden Hrn. titut. Tapit.
Behr die durch Abfterben des Hrn. Capit
Schlüter erfedigte he | beym ‚Sen.
denhagerſche⸗ Landecgin. A
4 Aue.
’ zu Eapitaine. Datum
Sr. Lieutenant Siegener , zum titul. Capitain 17890.
bevin Spanuöverichen L. R. 29. Oct
Ir. Lieutenant Niemitz, zum titul. Capitain
beym Grubenhagenſchen en 16Nov.
—3u Lieutenants. |
er Banndrid König zum Lleutenant beym Han: s
v. L. R. 30. Oct,
&. —8 Klingſoͤhr zum wuͤtklichen Lien
tenant. beym Grubenhag. L. R. 17No
Hr. Faͤhndrich Meyer zum Lieuten. beym Gru
9 — 6 zum Leuicrent beym ea 4 De
r n au an
8 R. * 14 Det
zZu Fahndrichs.
Der Sergemt Hr, Sortfried Weniger vom gten
Safantarierkes Prinz Ernſt, zum Faͤhndrich
beym Hannbverſch. 2. R. 30.0.
Der Wachtmeiſter Hr. Johann Meiſe, vom iſten
Eav. dem Leidreg. zum würklichen Faͤhndrich
beym Grubenhag. ER. . Ne
Der Fourier Ar. Juftus Zorn, vom Sten zer.
- Weg. von der Bed, zum Faͤhndrich beym Gru⸗
benhag. L. R. 14. Deec.
Der Sergeant dom 12ten Snfant. Reg. von ein
fingen, Sr. Joh. Will. von Schneben vum
Fahndeich beym Lünebung. ER. Tas. Der.
Dimiffion baben genommen:
Der Se. titul. Premiertient, Graf von Wallmoden⸗
Bimborn, vom Leibgarderegiment. u
Der Ar. Lieutenant Wallmann vom Ften Cavall. Neo.
Feiederichs, anter Capitains Charakter.
Dr Hr. Lieut. Gensuf, vom Lüneburg. 2, R. nuter
Lepitalns tCharanier-
Sm
A
)
Im geiſtlichen Stande:
Bey Stiftern und Kiäfern :
Abtißin daſelbſt.
— — Catharine Hedwig Auauſte Wilhelmine von
Dinklage aus dem Haufe Ofterwede und Sam,
zur Convensualin im Stifte Baflüm,
- Bey Kirhen:'
Herr Enperintensent S.ueder zu Dannenberg, ai⸗ —
per. und Paſtor prim. nach Ronnenderg.
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©
Gröutein Condentualin von Bor im Kloſter eine dur
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— — — Srewe zu Lüne, als Super. und
Paſtor prim. nad Dannenberg.
Tpaſer nach Hoya.
Koch zu worrie, als Super, and
— Garnifonpredicere Lindemann zu Lüneburg, au
Supesintendent und Paftor nach Füne,
—Paſtor Diaconns Gericke zu uelzen, als Sapır.
und Paſtor nach W Ideshaufen.
— "Pape fer. Hartmann an der Munſterkirche in
meln, als Buperint, und Paft. prim. nad) Ein
— — prim, Duͤrr an der ©t. Biafikirche zu
Man⸗
den, als Superintend. und Paſt. prim. zu Münden
erſten Theile.
Gchlößprediger Meyer zu gIburg im Obnabriud⸗ |
fhen, als Paftor zu Kirchweihe, Inſp. Sufingen.
— Daft. Die. Schulge an Ronnenberg, als Paſtor
nach Barecamp, Inſp Luͤne.
— — Lueder zu Coppenbrügge, ols Paftor zu Wat
lenſen, Info. Muͤnder.
— — Erdmann zu Rehlingen, als Paſtor nach 17
gelboſtel, Inſp. Neuſtadt Hannover.
Paſtor na Rabungen, Inp. ue en.
— — adij. Fiſcher zu Bergen an ber. Dumme, eis
Het
—
40% ee DPrl ”
Herr Paſt: Rave zu Meirerien, ats Paftor nach Berten
an der Duͤmme, Inſp. Luͤchqu.
— — Runoch zu Wetmer, als Paftor nad Meines
: fen, Inſp Sievershauſen.
— — adj. Siebel zu Dorfmark/, of Pafor u
2 MWermar, Inſp. Durgtorf.
Conventual Ballauf zu Loccum, als’ Paſtor zu
Dorfmark, Inſp. Schwarmſtedt.
— Paſtor Ruͤchenthal zu Ribrau, als Paftor nach
„.Remftedt, Inſp. Eitorf.
— ' Cand. Langlotz, als Paftor zu Stibran, Inſp.
Dannenbeis.
— — Baldenius, als Paſtor zu Eauenförde, Iufp.
Hardegß eh
— Seife, als Paſtor zu Vahlbruch, Yu.
— — Säreiber, als Pater adj. zu Schneeren,
Anfp. Neuit.'a. berge.
Der bisherige dire —* Deppe zu Herzberg, als
Collaborator in Sieber, Inſp. Ofterode.
— — Beyer zu Büden, als
Poor | fun. zu Vilſen, 33 Hoya.
— Sandig zu Elbingerode,
"als Pafor zu \ Parenfen, Infp- Harſte.
— Daft. Blaſſe zu Buble, als Pafor zu Coeseim,
Inſp. Hohntiedt.
— Cand. Meinecke, als Eollaboraton. zu Jace bidreb⸗
ber, Inſp. Diepholz.
— Collaberator Koch zu Kirweiße, als Paſtor freund.
"u Hallerfpringe, Infp. Muͤnder.
— Land. Rube, als Paftor zu Hullerſen, Inſp.
Einbeck.
— Luſine,— als Paftor zu Zagmihken, Inſo.
nde | | |
x u Ser
Herr Cand. Guſe als Paſtor Diecanımd ander St.
Michael Kirche zu Lüneburg. .
— — Schwenke, als Paſtor zu. Satze Inſp Zelle.
—— Quentin, als Paffoe adj. zu Dent acheulen,
Inſp. Maͤnden, iſten Theils. N _
.— von Linem, db. Def zu ESheitchennn
‚Sup. Hohnſtedt. |
— — Meldorf, als Yakır zu Veſſenrode in Vz
BGBrafſchaft Hohnflein. u
— Maf. Pagendarm, als Date —* Peseſteiſ
Inſp. Ohr
| — Eand. Benecken, als Paſtor fait. und Satan,
zu Ronnenberg. .
u: Völger, als: Paſtor adj. eum fpe faoced. =
| u, Hohnſen, in der Graſſchaft Spiegelterg. |
— Pop. Seehof zu Bremeke, en Date ug, eo
‚fen: tengben, Inſp. Göttingen.
— — Borries zu Hallerſpringe, als Polue mg
| ‚ Gpprnichgge Sarp. Münde,‘
> Exrpeilte Präbicates £
| Den bisherigen, zu Neuhaus im Lauenbargiſchen fie,
aufbaltenden., „ern Conducteur "Ziegler, das Praͤdicat
vom Eommiffario mit ſtehendem Anitſchreibersrange.
Dem Seen Scadt;Chienrgis- Johann Chriſtoph
Nolte zu Northeim, weicher auch in den Aemtern
Brunſtein und Weſterhofe als Amtaͤchtrurgus beßtelet iſt
das Prädicat eines Landchirurgus.
¶annal. zt Jahrs. 260t.) Ds Can
40 rw.
. Standes,Erhöhung.
Dem Ehurpfälzifchen Herrn General: Major, Sene⸗
za Adfudanten und Cammerheren Jobſt Ernſt von
Schwideldt, dem Seren Cämmerer Heinrich Ernſt
von Schwideldt, für fih und ihre eheliche Nachkom⸗
menſchaft, wie auch deren Fraͤulein Schweſter Bertha
Auguſta von Schwicheldt, iſt von Reichtvicariatswes⸗
gen während des ‚neuerlichen Interregni, Die -gräfliche
Dignitaͤt mittelft Diploms vom 2eſten Sept. 1790. vers
fiehen, und von Br. Koͤnigl. Majeftät ſolche in Allerhoͤchſt
Ihro beutſchen Landen ihnen alletſeits beſtaͤtiget, und
gleichergeſtalt beygeleget, auch dieſerhalb unterm 20ſten
December d. J. die behufige Publication erlaſſen worden.
Auf der F Underſtat zu Gottingen haben die
Doetor⸗Wuͤrde erhalten.
FIR: ort. 8. Here Ernſt Gottfried Lille and Holſtein,
M. d Phil.
12. — Joh. Gottfr. Mislar ans Ham⸗
burg, Lic. d. R.
22. — Fried. Georg Aug Buchholtz aus
Mecklenburg, i. d. M.
Nm. 1. — Gr. Wilh. Wahsmuth aus dem
Lippiſchen, i. d. M.
j Den 13. — Er Ar. Aut. Meyer as Ham⸗
burg, i. d. M.
20. — Ger. Heinr. Dhu. Petri aus dem
Hannboriſchen, i. d M.
| 179%
t
t
ra
1790. Der, 29. Herr Chei. Ar. Wilh. Buſch and EA,
mebarg, 1. 6. M.
AT
30. — Gorıfe. Phll. Michaelis aus Git⸗
ı
tingen, I. d. M.
Vey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind
examinirt und immatrieulirt worden:
Gert Doctor Anton‘ Guſtav Conrad Conradi ons Rein⸗
hauſen, als Advocat.
‚Georg Friedr Winicker aus Goͤttingen, als A |
voea und Notar.
— Johann Juſt Gottlieb Winicker ans Göttingen,
- als Advocar und. Notar,
— : Joh. Beiede. Haven aus Einbeck, als Adoocat.
— Joh; Georg Wilh. Brück aut Verden, als Advocat.
—He inrich Chriſtoph Gottfrieb vere mann aus Dan
nover, als Aduecat und Notar.
Advocat.
— Ioh— Nicolaus Rlindtworth aus waruhude, as
Dr Advocat, Ders Joh. Chriſtan Haaſe, als Notar,
XVII,
[
© TER
Heyrarben.
ESs find getrame:
J September.
ber dritten Dem. Zocker des Hen. Pafter griedrich
Jacobidrebber.
| Den zoften, Ar. Doctor und Landphyſicus Wie |
ſching in Nienburg, mit des ehemaligen Hen. Hoſpitel
Tommiſſarii bartmann Dem. Tochter zu Haimover.
Ociober. J
Dei sten, Str. Univerfirätsßrebiger Mareʒoll n
Sättingen mit. Dem. Meyenberg, Tochter des Jon. |
Obercommiffair und Bürgermeifters YTeyenberg daſelbſt.
. Den 17ten, He. Hofgerichtsaſſeſſor Heinſius za
Verden, mit der Dem. Tochter des Hrn. Derstandiungt:
factor Winfelmann zu Hannover.
Den zıflen, Jar. Hofgerichtsaſſeſſor von Doring
mit dein Fraͤulein von Laffert, aus dem Haufe Lerfe,
nachaelaſſenen Tochter weiland Ken, Oberhauptmanns von
Laffert, getraut zu Ratzeburg.
Den 2sften, He. Hofr. Hunde zu’ Gottingen wit
dee nachgelaſſenen juͤngſten Dem. Tochter des weil, Hen
Hoſt. Meiſter dafelöl..
‘2 x
Novem⸗
Noevenber. u |
Den 25ſten, Hr. Paſtor Borfer ” Pins nr J
Dem. Cohrs dafſelbſt.
| Deeember.
Den ıftn, Hr. Hof⸗ und Canzleytath von Caf⸗
fert zu Zelle mie der Baroneſſin Grote, Tochter St.
| Ercellence des churtbllniſchen Ken. Geheimteraths und: tes
. fidirenden Minifters am niederfichſiſchen reife, Baron
Brote zu Brfe
Berichtigung.
Die im iſten Stůd ‚dlefes Jahrganges ©. 206 an⸗
"gezeigte Vermaͤhlung des Sen, Strafen Cammerherrn von
Schwicheldt mit dem Fräulein von Bremer, ift den
goſten September 1790, geſchehen.
« u XLX. | .
Es find geſtorhen |
Oetober.
Den 2ten, Kr. Hauptmann und Lieentcowmifan
von Pape zu Hevenſen. | |
Den zten, Verwitwete Grau Saspeenntn Si
ling, geb, Twintmann, zu Burtehude.“ |
Do 3_ Den
408. JRR |
2. Den zten, Kr. Burgermeiſter und Gtadtfondieus
‚Sanfing zu Saarburg, im 75ften Jahre feines Lebens,
und dem 35ſten des geführten, Amts; er leitete während
dieſer Zeit mit ruͤhmlicher Thätigkeit und Treue der Stadt
umd ihren Einwohnern mannigfaltige Dienſte. Beſonders
aber werden unter denfelben auch diejenigen unvergefläh
bleiben, weiche die Stadt von ihm bey der franzöfikgen
“ Invafion, in den 4 fejteren Monaten bes Jahes 1757
genoflen hat. _
. Dengtn, Hr. Gerichteverwalter und. Advocat mus
zu Bederkeſa.
| Den sten, Frau Generals Majorin von Mutio,
se. von Zandren zu Btade. g -
Den sten, Fraͤulein Mar. Jul von Bothmer,
aus dem Haufe Sennemähfen zu Stten.
Den ıgten, Hert Eicentinfpestor Aeidolo m
Münden,
Den 2oflen, $rau Subconrectorin von Sprekel⸗
ſen, geb. Meyer zu Hannoboer.
Den 22ſten, Hr. Rathsapotheter manter m
Oſterode.
Den 22ften, Hr. Hauptmann Ss luter zu Dis
ringen.
Den 3often „WVerwitwete Frau kanddroſin von
Behr, geb. von Behr zu Zee.
>
November, ü |
Den ıflen, Hr. Oberfte von Yilare, Chef des
göttinaifhen Landregiments zu Hardegſen.
Degn iſten, er kieutenani von Breſten zu. Berka.
| . Den
u. ‚ze 469
| .. Den zien, Verwitwete Frau Oberpoſtweiſterin Eden,
geb. Langen zu Lüneburg. \
Den zten, Frau Paftorin Dannenberg zu Laie
weenfagen, .
Den ı0ten, an Superintendentin Lueder geb.
Bautenberg ‚ zu Ronnenberg,
Den ıoten, Hi. Poftmeifter Engelke zu Hagen⸗
Burg. X
Den 20ften, Sr. Paſtor Hoͤnert zu St. Juͤrgen,
. der auch auſſerhalb dein Bezirke feiner Amtöverrichtungen,
ſich durch mehrere gemeinnügige Schriften der Oeconomie
und Naturgeſchichte einen vortheilhaften Ruf ‚erworben.
Verſchiedene derfelben find befonders gedruckt (S. das
Samberger. Meuſelſche gelehrte Teutſchland), andere aber
ſtehen mit in dem Hannoverſchen Magazine. Er war auch
Correſpondent und patriotifher Beſoͤrderer det ‚Annalen.
l Dem zoften, Verwitwete Gran Amtmannin Gercke
ra.
"Den zıten, teen Auditeurin Geidelmann seh.
Cleves zu Kannoven.
-
Den zıften, Sr. Paſtor von der Heyde zu Lamfiedt.
Den 25ſten, Hr. Paſtor Weſſelhoft zu Jerſam.
Den 28ſten, Hr· Faͤhndrich von Bothmer unterm
gten Cavall. Reg aus dem gräfl. Haufe Bothmer.
Den 3<ften, grau Oberftin_ von Maydel, geb.
von Zepelin zu Verben.
Den zoilen, Sr, Gerichtshalter und Adoecat Buͤn⸗
dell, zu Linden,
—
*
410 aa,
December.
Da: zten, Fran Paftorin Galfeld, geb. Son
mann, zu Oldenſtadt.
Den zten, Se Oberförler Heuſer zu Egeſterf.
Deu gten, Verwitwete rm Paſtorin v. Bine,
get. Grupen, zu Avendshauſen.
Den ıoten , Sr. Dexter von Exrter zu Detum.
Dan an Hr. Poftmeiftr Cidow zu Luͤbeck.
Den 15ten, Verwitwete Gran Vergeriaeifterin Car⸗
ſtens, geb. eifavig zu Zelle. j
Den ı6ten, Verwitwete Frau Probſtin Goebel geb.
Barftiens u Bean, .
Den iqten, a bahndrich Offeney vom oͤſten Cav.
Aegiment.
VDen zum, Frau mepen Tieling, geb. Corde⸗
mann zu Hannover.
Den 2gften, Hr. Kaufmann Wolff zu Zee. |
Den zsften, Sr. Amtmann Wolff zu Moisburg.
| Den 27ſten, Sr. Hauptmann von Walthaufen zu
Nienburg. | >
| Drudfehler
im sten Stud bes ten Jahrganges ber Annalen.
en 815 von unten Zelle 3, ſtatt koͤnnen iſt £önne in
eſen.
Seite 818 von unten eonventicula flatt venticula.
Seite 821 von oben Belle 3 Rathfthlagen, ſtat Rath⸗
ſchluͤſſen.
GSeite 834 von unten Zeile 8, konnte ſtatt Könnte. ,
®eite 839 von oben Zeile zı, werden ftatt wuͤrden.
Im erſten Stü des fünften Jahrganges Seite 30
von unten Zeile 13, iſt das Wort dafür ganz wegzuftteichen.
Junhalt
. P $
Innhalt des zweyten Stüde,
welches die ftehenden Artikel von den- Monather
October, November und December 1790.
J. Innhalt der allgemeinen.und Specials Ben
ordnungen von den Monathen Januar bis
May 1790... ©. 215
| IL . Entwurf. der im lande Hadeln beſeedender |
Gerichtsverfaſſung. S. 223
‚m. Ueber einen, im Jahr 1759. perüßen Bar-
termord. S. 238° |
IV. Die Vorzüge: der meyerrechtlichen Verfat
ſung, nach Beobachtungen über Bauerguͤ
ter im Herzogtham Bremen. S. 248
v. ueber die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums
üneburg S. 280
D d 5 | VI.
ga... ur 2
V. Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤrſten⸗
thums Calenberg. ©. 306
VL Verjeichniß der Studirenden in Goͤttin⸗
gen, von Michaelis 1790. ©. 329
vu. Bergbau.
Verzeichniß derer mit Quartaleſchluß Luciä den
sen: Non. 1790. in Betrieb gebliebenen Ge
rn. weblfchaftliden Gruben des einfeltigen Harzet,
! wie felhige für die. Gewerken, nach Ihrem Ber
| "mögungszuftande, entweder von diefem Quartal
Ausbeute gegeben, oder auf kuͤnftiges Quartal
Zubuße erfordeet,. oder fi) frey gebanet haben;
"and wie der Dreis der Kuxe geweien if. ©. 330
L. Gefhichte des verfeigten Heilbrunnens bey
Sallan im Amte Aichew. . @. 336
| x Ungfüdsfäle 1790. S. 343
* Fernere Anzeige von dem Beſtande des. Sfr
fentlihen Armen⸗ und Arbeispaufis zu
Ä Zelle. ©. 350
ZI Verzeichniß der Gebornen, Geſtorbenen
und Copulirten einiger Städte, Aemter
- Gerichte und Kirchfpiele des Sande, vom
Jahre 1790: ©. 339 :
xiix.
u Ä RR BE 413
XUI. Gmimarifcer General⸗ Eptraet aller
Ä neuen Anbaue ‚und Eulturausweiſungen im
ben Braunfchweig-Lüneburgifefen Churlan⸗
| den, von 1760 bis 1790. © 364
|
XIV. Erndeebericht © bes Jehres 1790. © 368
XV. Miſcellaneen.
1) Kraukheitsgeſchichte In Einbeck, vom Safe .
Ä 1790. 375 . 23) Ankündigung des Prorecto⸗
I rat» Wechfels auf der. Georg⸗Auguſt Univerflis
0 tät, den zten Januar 1791. bey der Abreife der
koniglichen Prinzen van Gattingen. Aus dem
. 2areinifchen bes Herrn Hofrath Heyne, Überfege
von Herrn Auguft Wilhelm Schlegel, 376
3) Schreiben aus dem Lüneburgifchen, den neuen
Landeskatechismus betreffend. 383 4) DVach⸗
richt von einer Prediger Conferen in der Sral⸗ .f
ſchaft Hehuſtein. 337
xVl. Preistabelle der nothwendigfen Lebensmit⸗
tel in dem verſchiedenen Gegenden ber hans
‚növerfchen Churlande, vom October, No⸗
vember und September 1790. ©. 389:
xVI. Beförderungen und Avancements vom.
Octbr. Nov. und Decbr. 1790,
ie
° B D
* / Im
Sm CEbvitſtande. 396 Im Miiltair.
-: Höhungen.,, 40%.
KViL. Heyrathen. ©. 2
XIX Tobesfält ©. er
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Im geiſtlichen Stande, 401
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— CXAM 445
hr " m | Publitum. J
Ba behtfäje Gelehote heben e4 feit otniger Zeit für mu
‚teäglic) gehalten, daß man mir olle Ehre ‚nehme, _ mi
aller Achtung und alles Zutraueng bey allen Meufcen bes _
raube. Ale, Kunfigeiffe menſchlicher Bocheit Haben die
gelehrten Herren ia unzaͤhlbaren Schriften gegen mich ve
ſchwendet, und bey allen unparteyiſchen, bey allen großt
thigen und redlichen Menſchen aus allen Ständen —8*
‚fie Überall ihren Zweck verfehlt. Dies wußte ich vum,
voraus. Alfe machte ich es mie zum unzerbruchlichen
Geſetze, nicht ein Wert und nicht eine Zeile zu meiner
‚Vertheibigung zu fogen, zu ſchreiben, ober (reiben zu
lafin. Ich wergab meinen Feinden ihren Unedelmmß,
und leng ſtille dahin, wo ich etwas Gutes thun konnte,
indeß da ſie nit unermuͤdeter Sorgfalt meinen Untergang
ſuchten und nicht fanden. Verſchiedene mie vorhin ganz
nubekannt geweſene hoͤchſt großmuͤthige Menſchenfreuͤnde
‚ans mehrern Bänden und Ständen ſchrieben an mi,
und erboten fih mir zum Kampfe. gegen mine Feinde.
Ich bat alle auf die Dringendfte Weiſe, mich nicht zu ver⸗
theidigen, ſich ſelbſt. zu ſchonen, und den Erfolg, Sort md
der Zeit zu Überloffen.. Aber ohne mein Vorwiſſen er⸗
ſchien Doctor Barth mit der eifernen Stirn/ oder
Die deütfche Union gegen Zimmermann, . ein
Schauſpiel in vier Aufsägen. Ganz Hannover
hatte diefe Schrift ſchon gelefen, als ich Diefelbe zum er;
ſtenmal fah, und it Banden und Betruͤbniß ihren
Su -
416 XXXMV
kers Hände zu bringen. In oͤffentlichen Blättern behau⸗
delte man ben Verfaffer als den ſchaͤndlichſten Guben,
‚der ie gelebet habe; man fagte, die gerinsfte Strafe, Die
er verbiene, fey Ötaitpenfhlag und Brandmatk. Diefe
journaliſtiſchen Rechtsſpruͤche waren ergangen ımb allge⸗
mein bekannt; und nun ſchrieb Heer Öberftlientenant Maue
villon in Braunſchweig ein Buch, um zu beweiſen: Ich
ſey der Verfaſſer des Doctor Barth mit der ei⸗
=
fernen Stirn !! — Auf eine ſolche Beſchuldigung
mußte ich antworten: ba ein Officier fie drucken laͤſſt; de |
ein Officer, ver einem Kriegegerichte, fie auszufprechen
"wagt! Meine ganze, fehr kurze und völlig hinreichende
Antivort, gab ich heute, unaufgefordert, Per Känigticen
Juſtitzcanzley in Hannover mit dieſen Worten: Ich bin
willig und bereit, den ſchauderhafteſten Eid zu
ſchwoͤren, daß ich weder mittelbar no unmits
telbar nicht den allergeringften Antbeil an der
Schrift Doctor Bahrdt mit der eifernen Stirn
Habe, und daß ich von dem ganzen "Inhalt diefer
‚Schrift 'nichte wußte, bis ich diefelbe gedruckt
in meinen Haͤnden ſah.
_ SKannover, den. säten Wär) 1791.
⸗
Zimmermann.
’
vn.
⸗
⸗2
Annalen
0 be =
Braunſchweis Luͤneburgiſchen
| Shurlande, en
A
—
i Fuͤnfter Jahrgang.
Drittes Stuͤck.
San noder,.
gedruckt bey W. Podwig jun,
179% | |
7)
A,
L
| Innhalt der Allgemeinen und Special⸗
Verordnungen, welche vom Junius bis
.zu Ende Septembers 1790. in den
Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen Chur
landen publicirt find.
151.
Verordnung, wie hoch die, in ber calenbergifchen
Canzley⸗ und Hofgerichts s Ordnung beftimms
te, Appellationsfumme, nad caflenmäßigen
Werthe zu rechnen ſey. Hannovar den zıten
Jun. 1790. R
I) a derſelben iſt feftgeleket worden, daß die, in
bee calenbersifhen Eanzleys und Hofgerichts⸗
orbnung auf zwanzig Fuͤeſtengulden feflgefehte, Appels
Iatlonsfumme, inskanftige, zu der runden Summe
‚von ao Neichsthalern dermaliger Caſſenmuͤnze angenoms
Men und berechneꝛ werden ſolle. |
Ee 2 152.
420 BP
| a 152. Ä
handesherrliche Verordnung, wegen der Linnen⸗
Nleggen zu Luͤchow, Bergen und Wuſtrow.
St. James den 29ſten Jun. 1790. |
Kraft derfeiden it, nach geſchehener Communication
mis der läneburgifchen Landichaft, Folgendes, zu Befoͤr⸗
. berung der Linnenweberey und des Linnenhandels in
dem Fuͤrſtenthum Lüneburg, verorbnnet und feflgefegt:
3) Sof, von dem ıflen Oct: 1790. 00, niemand iu bei
Aemtern und Stäaͤdten Lüchow und WBuftrow bey
Strafe von einem Thaler, Linnen ins oder auſſerhalb
Landes verfaufen, oder einländiiches kaufen, weiches
niche mit dem Leggezeichen verfehen ift. In Contravens
tionsfällen ſoll die Hälfte der Strafe dem Denuncians
ten zugebilliget, die andere Hälfte aber der Leagecafle
eingeliefere werden. Auswärtige Linnen find jedoch
der Legge nicht unterworfen.
2) Die Legge zu Luͤchow ſoll Mittewochs, Donnerſtag, |
Freytags und Sonnabends, die Mebenlenge zu Was |
firow Montags und Dienſtags; Die Legge zu Bergen,
die Sonns und Feſttage ausgensmmen, alle Tage,
und zwar von Oſtern bis Michaelis von 7 bis 12
Uhr Morgens und von ı bis 6 Uhr Machmittage
von Michaelis bis Oſtern aber von 8 bis ı2 Uhr
Morgens, und von. ı bis 3 Uhr Nachmittags gehal⸗
.. sen werben. _
3) Alles zur Legge gebrachte Linnen wird daſelbſt gem
ſen, und jedes Stuͤck mit dem. koͤniglichen Wapen
dem Namen des Leggeortes und der Ellenzahl dezei
ne
ae 421
net. Die wehenden Unterthanen follen Ihr Linnen
vor der Zeichnung an die Käufer nicht abliefern, und
von diefen zur Legge bringen laffen, fondern die we
Senden Untertanen follen bey ı Rthir. Strafe ihr
verfertigtes Linnen ſelbſt zur Legge bringen, um ſich
unterrichten und anweiſen zu laſſen, was zur Verfer⸗
tigung eines guten untadelhaften Stücks Linnen er—
ſorderlich iſt.
4) Wer ſein verfertigtes Linnen vor dem Verkauf ſelbſt
2
"
a
bleichet oder bleichen laͤßt, dem folk verſtattet ſeyn⸗
ſolches, nach der Bleiche, zur Legge zu bringen.
5) Kaufleute ſollen die angekauften und auf der Legge
gezeichneten ungebleichten Linnen, bey einem Rthlr.
Steafe für jedes Stuck, nad der Bleiche folche wies
derum zur Lege fenden, wo fle- wieder gemeſſen und
neu gezeichnet werden follen.
6) Die wehenden Unterthanen follen bey Anſdaffung
neuer Webeblaͤtter dahin ſehen, daß die flaͤchſenen
fogenannten 16 bindſchen oder 24 Gaͤnger Linnen in
Zukunft, gebleicht nicht unter 1! Ellen in der Breite
enthalten, und- dabey jedesmal auf 24 Gang oder 16
Bind eingerichtet find, indem fie nicht unter: diefer u
. Bänge » und Bindezahl geſcheeret oder zu Kaum
gebracht werben follen. J
7) In Anſehung der feinen flaͤchſenen Binnen, welche
von 27 bis zu 60 Gang hinaus, und dabey von Z
bis z Ellen in der Breite verfertiger werden, foll das
Garn dazu jederzeit gehörig zu Kamm gebrachte mer,
der, damit bie Kette ober der Aufzug, die erforderlis -
"gez 3. che
⸗
422 XXVC.
che Gange⸗ ober Giadrzafl enthalte, within vicht
zu lofe uud zu dänne fiche. ’
3) Die Halbnägfenen 12 und 14 Bindſchen sder 15
und 21 Sänger Einnen, wo der Anfıng ans flädfe
nen, der Einſchlag aber ans bebenem Garn beficht,
foßlen, gebleicht nicht unter ı5 Ellen, und ungebleicht
oder vom Stuhl wide unter 172 Ellen in ber Breite
enthalten and nit unter 13 Bang aber 12 Bind ges
ſcheeret oder zu Kanım gebracdhe werben.
9) Die ebenen 10 und 8 Bindſchen oder 15 und 12
Sänger Linnen, follen mit vorhergehenden eine glei
de Breite haben, und nit unter ı2 Gang ober 8
Bind im Aufzug enthalten oder verfammt werben.
10) Pechlinnen oder Packlinnen fol mit gehoͤriger unb
erforderlicher Dichtigkeit verfertiget werden.
.11) Unterthanen, welche ſich mit der Kauflinnenwebe⸗
rey beſchaͤſtigen, haben jederzeit eine forgfältige Sors
tirung ihres zu verwebenden Garıs u beobachten,
damit gutes "und egales Finnen verfertiget werden
koͤnne.
12) Auch follen fie ihr zu verwebendes Garn gehörig
kochen, auch nad dem Kochen befonders dem grös
bern flächfernen, fo wie dem hedenen Garne burd
fleißiges Schlagen mit dem Kiopfhelze die nöchige
Geſchmeidigkeit zu geben ſuchen.
13) Um bie oft fehr unvoflltommene Weiße der gebleich⸗ |
sen Linnen zu vermeiden, baden die Landleute ähre
zu bleihenden Linnen gehörig zu bülen, und ie nicht
vor ihrer völligen Weiße von bes Bleiche aufzunehs
. . Men,
re 423
men, und fi Aberkansı eines gehörigen Berohrrne
. beym Bleichen zu befleißigen.
14) Um gutes, untadelbaftes innen zu verfertigen,
Haben bie Unterthanen zur Verbeſſerung ihter Webers
> 209, in Zukunft ſich keiner andern Webeblaͤtter als
von ſpaniſchem Rohre zu bedienen, und ſich bey dem
Einkauf oder Beſtellung derſelben nach dem zu richten,
was ſub Nris 6. 8.9. in Anſehung der Breite und der
. Gänge oder Bindezahl verordnet worden.
' is) Ueberhaupt follen die webenden Unterthanen auf
innere und Auffere Guͤte ihrer Weberey, ingbefons.
bee aber anf die Dervordringung fhiuer egaler Eg⸗ |
gen fehen, und ihre Aufmerkſamkeit richten.
16) An Leggegeid foll binnen den erſten zwey Jahren
nichts, nad) deren Verlauf aber, für ein Schock flaͤch⸗
ſenes Linnen drey Mariengroſchen und für ein Schock
halbflaͤchſenes oder hedenes Linnen ı Gar. änf. der |
Legge entrichtet werden.
ı7) Wer auf zu verfertigendes Linnen Vorſchuß thut,
dem ſoll der Vorſchuß kein Recht auf das Linnen ge⸗
ben; inzwiſchen kann der Gläubiger deshalb landee⸗
uͤbliche Zinſen fordern. |
153. |
Verordnung, wegen der wieber frengelaffenen
"Ausfuhr des MWeißens und der Sommer⸗
früchte. Hannover den sten Jaulius 1790.*)
| Ee Da
) Der Innhalt dieſer —*— tft unterm Sften
Aug. von königl. Regierung zu Stade in den Kers
zogihümern Bremen und Verben gleichſale bekannt
gemacht worden.
Te Tee -n
424
Da aller Auſchein einer bevorſtehenden geſegneten
Erndte vorhanden war; ſo iſt hiedurch der Verkauf des
Weitzens und der Sommerfruͤchte auſſer Landes, fo wie
Die Ausfuhr des im Lande verfertigsten Brannteweins
vorerft wieder völlig frey gegeben; die Fruchtfperre des
- Rodens aber hat noch, bis zu amderweiter Berfügung,
angeordnetermaaßen flatt. “
154.
‚ Verordnung, den Hornviehhandel innerhalb ber
— Herzogthuͤmer Bremen und Verben ſowohl,
als auſſerhalb Landes, vey fortwährendem Ge⸗
ſundheitszuſtande unter dem Hornvieh, betrefs
fend. Stade den zten Jul. 1790.
In Anfehung des Viehhandels und fonfigen Bichvers
triebs innerhalb gedachter Herzogthuͤmer, wird. das
Buch, um das Viehcommerz fo viel thunlich, zu erleich
tern, bis auf weitere Verfügung geflattet: daß das
Wieh, auf den, nach wie vor zu nehmenden ordnungs⸗
möffigen, Sefandheitspaß, unaufgehalten, nad den
‚Det feiner Beſtimmung, ‚ohne ale fonft verordnete Zwi—
fchenbefichtigung auf ber Route, vertrieben werden möge,
. Sn Anfehung des auſſerhalb Landes nad den übrigen
“ Böniglichen Provinzen, oder durch diefeldigen zu vertreis
benden Hornviehes; wie auch des Hornviehhandels
nad der Stadt Bremen und deren Gebtet, wird Die
Swifhenbefihtigung innerhalb der Bandesgränzen in fos
fern nachgelaſſen, daß die Wiehhändier im lezten bieffels
tigen Graͤnzdiſtriet den Paß nachfehen und atteſtiren
au
| ZT Zus 425
zu faffen, auch die erhaltenen Zoll⸗ und Weggeldszetteln Ä
vorzuzeigen haben, damit die Zulaſſung des Viches in
dem erften Graͤnzamte feinen Anftoß finde. Wegen der
Gebühren beym Vertreiben bleibt es bey der Verord⸗
nung vom ıflen October 1789.
155. S |
Regiminalausfchreiben , den verbotenen. Ges
brauch der nicht privifegieten Talender in den
ürftentgümern- Ealenberg und Göttirigen bes
treffend. Hannover den 24ſten Julius 1790.
Auf die, von dem Buchdrucker Berenberg in Lauen ⸗
Burg-erhobene Beſchwerde, daß die Importation frem—
der Calender in obgedachte Fuͤrſtenthuͤmer ſeit einigen
Jahren fo uͤberhand nehme, daß dadurch der Debit der
von ihm gedruckten und erpachteten Calender gar merk
lich abnehme, und er auf die desfalls ‚bey den Obrigkei
sen geführte Beſchwerde nicht überall wirffame Apiftenz
finde ; werben bie faͤmmtlichen Obrigkeiten diefer Farſten⸗
thuͤmer hledurch ernſtlich erinnert, in den dagegen bey -
ihnen zur Anzeige gekommenen Contraventionsfällen,-
dem Buchdrucker Berenberg, durch Adminiftration fchleus
niger Juſtitz, pliendbige Rechtshatfe angedeihen zu
| laſſen.
156.
Ausfchreiben n wegen ber, von den beguͤterten und
andern Freyen im Fuͤrſtenthum Luͤneburg ein⸗
zuſchickenden, Atteſtate, wenn ſie keine Steuer⸗
Er; | gefälle |
46
3 gefaͤlle zu entrichten haben. Hannover den
2 1ſten Julius 1790.
Auf Anzeige und Autrag der laneburgiſchen Landſchaft,
daß der $. 40. der Verordnung vom 4ten Auguſt 1788.
in Vetreff der Einſendung der obigen Atteſtate fo
Außerft faumfelig befolgt werde; wird hierin beſtimmt:
daß woferne nicht ermeldete Atteftate, und zwar wegen
der Meubienfiener allemal im Sanuar jeden Jahrs, we
gen der Tonfumtionäftener aber vier Wochen nach dem
- Quartalsfchtuffe, eingefendet werden, in jedem Falle ders
jenige, welcher diefe gefekmäßige Einfendung verfäumet,
hinführo dem luneburgiſchen Steuer⸗Aeratio 1 Dh
Strafe erlegen foll. .
157-
Ernenerung des Edicts gegen bie Einfuhr des
auswärtigen Amidoms und Puders in dem
„Fuͤrſtenthum Luneburg. Hannover den 12ten
Auguſt 1790.
Gedachtes Edict, welches den Gebrauch des aufſerhalb
den Churlanden verfertigten Amidoms und Puders im
Faͤrſtenthum Lüneburg gaͤnzlich unterfagt, und einen
Impoſt von 2 Pfenning für jedes Pfund anf diejenige
Waare legt, die auf den Übrigen Landesprovinzen in ers
wehntes Fuͤrſtenthum eingeführt wird, iſt mittelſt obiget
Erneuerung, bis su Ende des Grptembermonats 1796. :
verlängert worden.
158.
Ä Erneuertes Cartel mit Shaumburgitippe, Han⸗
nover den 17ten Auguſt 3790.
Be
*
BL _ „7 Be 427
Wefastes, die segenfeitige Auslieferung ‚der Deſerteurs
betreffendes, Cartel, welches auf einer unterm zoſten
September 1775. geſchloſſenen Convention beruhet, fol
hiernach vom iſten Februar 1786. anzurechnen, noch
sehn Jahre hindurch gelten, und ſtehet im 79ſten Stuͤck
der hannoveriſchen Anzeigen von 1790. abgedruckt. |
. 1 59.
Regiminalausſchreiben, wegen ordnungsmaͤßiger
Befoͤrderung der Extrapoſten. Hannover den
30ſten Auguſt 1790.
= Hiedurch werden die Vorgeſetzzte der Poſtaͤmter ernſtlich
angewieſen, dahin zu ſehen und ſorgfaͤltigſt daruͤber zu
halten: daß nicht inur ihres Orts Die Extrapoſten zu be⸗
flimmter Zeit abgefertiger, und mit tüchtigen Pferden
und Poftilionen ordnunasmaͤßig über Weg geſchaffet
werden, ſondern daß es auch, auf den ihnen untergebes,
nen Stationen fo gefchehe.
160.
Wiederaufhebung der unterm Sten Detober 1789.
angeordneten Fruchtfperre. Hannover ben“
sten Geptbr. 1790. *)
Masdem die Kornerndte, im Ganzen genommen, fehe
gefegnet ausgefallen war, fo iſt die am sten Octob. 1789.
angeordnete Geugpeiperre wieder aufgehoben, und der
' Ä Kou
*) In den Herzogthämern Bremen und Verden, 7
die Publication bievon unterm ‚7ER Sept. 1790
ergangen.
—
428 Sue ..
Kornhandel mit Antigen wwiederuig völlig freygeges
ben worden.
161.
Ausfereiben der Regierung zu Stabe, die vors
fchriftmäßige Einrichtung - der Mannſchafts⸗
Mollen, der, zu Bezahlung des Tobadss Ac⸗
cifes Yequivalent » Geldes pflichtigen Petfonen,
betreffend. Stade den 6ten Septbr. 1790.
In demſelben wird den Quartalsverſchlags Commiſſarien,
Landraͤthen von der Ritterſchaft und in den Staͤdten,
nicht allein im Allgemeinen, die, wegen genauer Ver⸗
zeichnung der pflichtigen Perſonen, und wegen Einrich⸗
tung der Mannſchaftsrollen erlaſſenen, Verordnungen,
nsbeſondere das Ausſchreiben vom 29ſten Sept. ı1781-
und das demſelben beygelegte Formular, abermals ernſt⸗
lich in Erinnerung gebracht, daß ſie ihrerſeits die Unter⸗
Bedfenten zu deren genauen Befolgung anbatten, und in
Zukunft die Rollen zweck⸗ und vorſchriftemaͤßig einges
richtet, einfenden, fondern auch babey insbefondere no
auf nachfolgende Puncte merten:
7) Daß eine jede Dorfihaft tn den Rollen von der ans
dern abgefondert und mit Buchſtaben a bc u. ſ. w.
die Einwohner einer -Dorffchaft aber mit Nummern
223 m.f f. bezeichnet, auch die einmal gewählte
Ordnung fowohl der Dorfichaften, als aud der Ein⸗
wohner, für die nachfolgenden Jahre immer derges
ſtalt beybehalten werden müffe, daß ein jeder Einwohr
ner, in den folgenden Jahren, dieſelbe Nummer, womit
er oder fein Vorwirth werk bezeichnet gewefen, fo
lange
, ⁊*
- »
PATE 439
lange behälte, bis er, oder das von ihm bewohnte
Haus, ganz zwiſchen ausfällt, fodann aber der zunaͤchſt
‚folgende Einwohner um eine Nummer weiter hinaufge⸗
ruͤcket werde.
3) Daß die Verfertiger der Nollen, nicht wie bieher oft⸗
mals geſchehen, allein die Hauswirthe, ſondern auch
2
Altvaͤter, Soͤhne, Brüder, Verwandte sder Knechte,
bey Vermeidung der dieſerhalb feſtgeſetzten Strafen
mit verzeichnen ſollen.
3) Zu deſto mehrerer Befdrderung der erforderlichen Ge
nauigkeit und Lebereinftimmung in den Rollen und
ſummariſchen Ertracten, auch zu Erleichterung in Ans
‚fehung bes erforderlichen Papiers,‘ follen die Unterbes
diente‘ in Betreff der Eintihtung der ausführlichen.
Mannſchaftsérollen und ſummariſchen Exrtracte, die
von beuden, dem Ausfchreiben vom a9ften September
beygefügten Formulare aufs genauefte befolgen, au ’
die Rollen mit einem vorgefchriebenen Umſchlage vers
ſehen; fondern Re erhalten auch hieneben eine Anzahl
anderweiter Formulare derfelden, worauf dasjenige,
was fih im Allgemeinen darauf anbringen läßt, ge:
druckt worden, und zwar in folgender Form:
j
⸗ | | Sum—⸗
[4
430 IRRE
Summarifhes Verseihniß
der in der Rec⸗ptur nach der daräber Zuuse
verordnungsmäßig verfertigten, der Koͤnigl. Regierung -
eingefandten Beſchreibungsrolle vorhandenen Manns
(haft, welche um Neujahr 17 "die Tobadsı Acs
ciſe / Aequivalent s Gelder entrichtet haben und
wie diefe Gelder zur Caſſe abgeliefert
worden.
Darin find an Manns
iperfonen v. 14 Jahren
u.daräber vorhanden.| ® Gen⸗Er
E 8 5 tra
Nahmen der || E43 a5] 31 sh
Dorfihaften in; S| gs 5 ;| für jede
der Receptur FI = | Pepe
8.jeg3:|98 2)
=. 12 5 3
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nl BI 81 Rebt Be
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Dad... En: — A
6. u Ä 431
. 162.
Regiminalausfchreiben, wegen des, von dem |
monaflihen Fire, in den Fürftenthämern
.. Ealenderg und Göttingen, bewilligten. Abfas -
ges. Hannover den zoften Sept. 1790.
Auf gepflogene Communication mit der · Calenbergiſchen |
Landſchaft, iſt, in Betreff des, vermittelt Ausſchreibens
vom aten Sul. 1787. *) zu Erlelchterung der Minderver⸗
woͤgenden bey dem monatlichen Firo bewilligten, Abſa⸗
⏑ — —— A > — —
tzes des 25ſten Theils desjenigen Quanti, welches in je⸗
der Commune nach der vorhandenen Perſonenzahl von
diefee Abgabe aufkommen follte, hiedurch beliebet wor⸗
den, nunmehr eine weitere Milderung eintreten zu laſt
ſen und das Remißionsquantum, vom iſten Dctober dies
ſes Jahrs an, in den großen Städten sind für die Stadt
" Münden und Neuftadt Hannover auf $, für die Adels
: gen Heinen Städte umd das platte Land aber auf & bes
nach der Perſonenzahl ſonſt zu entrihtenden Quanti an⸗
zufegen.
1.
Entwurf der im Lande Hadeln befteßen.
den Gerichts- Berfaflung.
Bon dem Herrn Ober s Commiffaie von Spredelfen.
Beſchluß.
Ye Ober Stadt; und Ober Stadt: Appellar.
tionogericht, gehet die Stadt Otterndorf als den
Dritten
2) re Annalen aten Jahrg. 46 Städ, ©. 10.
432 R_ )
dritten Stand allein an, und Kat daher feine gebepyelse
Benennung, weil bey dem Oberfladtgeridite nur bie
Sachen vorfommen, weiche dahin in erfier Inſtatzz ges
horen, ober durch die Remiffion von dem Stadtmagiſtrate
an baflelde gewiefen werden; bey dem Dberfladts Aps
prllationsgerichte aber die Sachen verhandelt werden,
in welchen bey dem Stadtgerichte von den daſelbſt - ges
fülleten Urcheln appelliret worden. In Gefolg birfes
Unterſcheides, dat auch der aus acht Perfonen beftehende
. Gtadtmagiftrat . allein bey dem Oberſtadtgerichte Sig
und Stimme, . nad dem zeitigen Kern Gräfen als
Mräfes, dem Gerichtsdirector, welcher das Direcrorium
nebſt dem Protocol führer, und: dem zwenten Beamten
ale koͤniglichem Aſſeſſor: und da derfelde nach geendigtem
Dder s Stadrgerichte abgeher; fo wird das Appellations⸗
gericht varauf von den zur Juſtiz verorbnneten koͤniglichen
Dfficianten allein gehalten. _
Ätternd. Stadtrecht Art. 1. item Nachricht, was
ein Srerdtarins zu beobachten hat.
58. 41.
Dieſes gedoppelte Gericht unterſcheidet ſich derin
von dem Lands und Viergerichte, daß an dtieſelbe auch
ſolche Sachen gebracht werden, welche blos verſoͤnliche
Klagen 3. B. Schuld und Injurienſachen, ſowohl in
erſter als zwoter Inſtanz betkeffen, und daß auch bey
dem Ober⸗Stadtgerichte im erſter Inſtanz ledige Perfors
nen ihren Gerichtsſtand nehmen, wovon der Grund
wahrſcheinlich darin beruhet, daß von dem Stadtgerichte
zu Otterndorf feine Devolution an das ertraordinaire
oder Obergeriqt- wie von den Kitchſpielgerichten Statt
dat;
. fat: wethals die dey ſothanem Stabtgerichte vorkom⸗
miende Sachen, von welcher Beſchaffenheit fie auch ſeyn
möger, nothwendig an das Ober⸗ Stabts und, Appella⸗
tionsgericht werden muſſen; und daß die in der Stadt
ſich aufhaltende ledige Leute mehrentheils Handwerks⸗
burſche find, Deren Streitigkeiten gewoͤhnlich in die Pos
Uzey fchlagen, wiewohl dennoch mit diefen lezteren es fo "
genau nicht genommen- wird, und auch aus der Stade
Otterndorf vielfältig Jedige Perfonen vor das extraordi⸗
malte oder Obergericht gezogen worden.
og % 42.
Auſſer dieſem verhält fi alles bey den vorbemerk⸗
" sen beyden Gerichten, wie bey dem Land s und Vierge⸗
. Ste, indem ed mic ſelbigen allemal zugleich und zwar
am Sonnabend‘der Woche, darin die anderen zuſam—
mengefegten DObergerichte einfallen, ebenfalls In dem
herrſchaftlichen Amthauſe gehalten. wird. Zwar ſollte
babey, wie bey dem Stadtgerichte nach ſaͤchſiſchem Pros
zeſſe verfahren werden, indem bie Stadt in fublidium
‚ auf das gemeine ſaͤchſiſche Recht gewieſen iR; man trifft.
aber jegiger Zeit faſt überall keine Spur miehr davon
an, nachdem das fatale octiduanum bey Annehmung
eines Eides r bie ſachſiſche Verfolgung eines Arreſtes
nebſt der Kummerklage, welche ſich noch am laͤngſten
erhalten haben, ſeit verſchiedenen Jahren gleichſau aus
der Gewohnheit gekommen find,
Worrede zum Stadtrecht.
' " $ de
Defto gewiſſer if aber die ſaͤchſtſche Läuterung
nebſt der. Appellation an die königliche Regierung zu
Kanal se Johıg, #8) BE. Racer
434 XX
Ratzebarg, wie von dieſem hohen Gerichte au das hide
Tribunal zu Zelle, womit es durchgehends, wie bey dem
Lands und BViergerichte, gehalten wird. Die Spoer⸗
tein fallen gleichergeſtalt den in loco anweſenden bey
Den Suftizbeamten zu, and die Herrſchaft befämme von
einem Endurtheil 7 Mark; in Aufehung der Brüde
d’ngegen, iſt dee Unterſchied, daß felbe nit wie bey
dem Eonfiftorie, Lands und Wiergerichte der Hohen Herr⸗
(haft allein gebühren,, fondern der Stadtmagiſtrat zum
beitten Theile daven participiret, welcher dritte Theil
wieder zwifchen dem Magiſtrate und dem Straffaͤlligen
getheilet wird.
6. 44
Die Rechte auf weiche diefe Berichte gewieſen And,
machen loͤbliche Gewohnheiten und Gebrände, das
Dtteenborfifhe Stadtrecht und Ins Land ergangene als
gemeine und befondere Ianbesherrlihe Verordnungen,
und endlich Dasıgemeine Sachen s Recht aus,
„S. nebft der Vorrede zum Stadtrecht die VBerord⸗
nung Herz. Julins Heinrichs vom zoſten May
1654
6. 45.
Dos fogenannte Ertraordinair⸗ oder Oberges
sicht ſcheinet In der erßen Hälfte des 17ten Jahrhun⸗
derts angefteller zu ſeyn, weil deflen in der Refol. gra- .
vam. Herzogs Zulius Franz de 1679. ad gravamen
‚ und 2 gedacht wird, und zur Abſicht gehabt zu haben,
daß Sachen, die keinen Verzug gelitten, und von ben
übrigen nicht beſtaͤndig bey einander geweſenen Gerichs
can ſofort nicht vorgenommen werden konnen, nicht auf⸗
⸗ſ⸗ —
.. 4435
veſdeben werben dürfen, dabey man aber in der Folge .
nicht ſtehen geblieben. Es wird allein unter dem Prös
dio des zeitigen Herrn Gräfen, von dem (Gerichtsdis
rector und zweytem Beamten als koͤniglichem Aſſeſſor, ohne
Theilnehmung der Landflände, wöhentiih, am Doms:
nerftage, in dem herrſchaftlichen Amthaufe gehalten, und
wird dabey in eben der Waage verfahren, als foldes
Hey den vorher beruͤhrten Obergerichten bemerklich gemas
chet iſt, nur daß bie, von den Untergerichten an daſſelbe
„ gehende, Appellationen nicht bey der erften Juridic nach
ber Einlegung, fonbern biunen ſachſiſcher Friſt eingefuͤh⸗
ret werden muͤſſen.
§. 46.
Die Perſonen und Sachen, welche vor bieſes
richt gehören, find: a) alle Exemte, bie nicht unter die
Kirchſpiels⸗ und Stadtgerichte gehören, b) die herrichafts
| lichen Pächter und Meyer, und zwar diefe leztern fos
- wohl in perfonalibus als realibus nebfl ben beym koͤ⸗
nigllchen Amte angefielleten Unterbedienten; c) ale
nicht angefefiene ledige Leute, und zwar dieſe jegt bes
nannte fdmtlich für ihre Perfonen in erfier Inſtanz, da
fe fonft gleich andern exemtis in realibus, wenn von
ihren eigenthämlichen Guͤtern die Brage iſt, Ihren Ges
richtsſtand bey den vorbemerkten Berichten haben,
qh alle Sachen, welche verfönlihe Klagen betreffen,
ohne Unterſchied, fie mögen angehen, wen fie wollen;
wie denn in diefen Sachen von den Kirchſpielgerichten
allein an Diefed Gericht appelliret werden kann, an weis
des auch die Remiffionen gehen, falls dergleiden von
don Kirchſpielgerichten erkannt werden. Endlich e)
Sf: Sachen,
436 XXMo
Balhenz welcheherrſchaftlche Gerechtſame un Dekude
‚Weleffem; augeſehen es’riithe geſtattet wird, daß ſelbe
vor. den andern Gerichten verhandelt werden.
‚= ı Bruchfälle, welche eine: weitlaͤuftigere Unterfachung
erfotdern, befonders actiones fifcalitias foflen.vorbin Hey
dieſem Gerichte ausfchlieglich verhandelt fepn; . Dies ge
ſchicht aber nichtmehr, fondern fie werben, nach deren
. Bene, bey allen Obergerichtin vergerden.
8.. 47.
Die Rechtsmittel find dieſelben, welche fr den
"anderen Gerichten gebräuchlich; und gehen die Sachen
‘auf gleichen Fuß, ſowohl an bie Lönigliche Reglerutig zu
Rabeburg, von da aber ˖ aAn das Hohe Tribunal, wenn
We ſich dahin, nary den'bey allen weltlichen Gerichten
Fefgefehten Appellatdonbſurumen, weiche an die önigtde
‚he Regierung zo Gulden, ah Pas hohe Tridundl aber
400 Rthir. betragen, aualifichren. Auch hat es’ mil
den Sporteln und Bruͤchen die nemliche Bewandniß,
wie bey den Lands und Viergerichten, nur daß die >
Mark Urthelgefaͤle bry dieſem Gericht nicht erleget
werden barfen. Well bey dieſem Gerichte ordentlichers
weiſe nichts die Stadt Otterndorf und deren Einwohnze
angehmdes vorkommen kann; fo wird dabey lediglich
nad benen in 636. bemerkten Geſetzen verfahren: wie
denn auch die in Kraft getretene Urthel, auf eben die
Art als bey den andern Gerichteũ, dur Bolifttedung 96
dragt werden, | |
u iu ’
Das Brecutionsgerkht.- wird allein von Sem
aekigen Herrn Seaſen, ohne Zuthun der. deyden andern
ugs
\
— — —— û *
+
0
taniglichen Beamten beforget, "und ‚hat. blos liquido
Schuldſachen zum Gegenſtande, welche: eneweber in er⸗⸗
ſter Jaſtanz gegen-exemse Perſonen an daſſelbe, gebnachtg“
oder: von: den -Iintergerichten dahin/ vemitniret werden;
weshalben die: dabey in erſter Inſtanz angebrachte Klar
| . gen ſofort an die ordentlichen-Gerichte verwieſen wern
den, ſobald der Schuldner auf. das ausgegangene Dransz
dat ober-Labung ſich zum Nechte erbtetet; ‚welches jedoch
bey den/ von den Untergerichten dahin remittirten, Sa⸗
chen wegfaͤllt, wei im dieſen ſchon bey den Untergerich⸗
ten Befehle und Gebote ergangen, wodurg der Schuld⸗
ner en gemmben. en J
De Tas 49.
ei⸗ ſqriftuichee Verfahren wich dabe nicht vorn.
ſtattet, fondern alles muß mändlich verhandelt werden, .
und swar wird folgendergeftalt procediret. In Schuld⸗.
ſachen, welche nicht Capital oder Zinſen, ſondern u Ä
Vochſchulden betreffen, wird ein , Befehl erlaſſen, und ,
len ſolcher nicht verantwortet wird, muß der Schuld⸗
ner dreymal vor das Erecutiensgericht, welches wie
chentlich am Beeytage gehalten "wird, eitiret werden;
welches jedoch lediglich eine Fermüchteu if, weil keine
Ausreden zugelaſfen Werden, vielmehr der’ * Siäutönee
ſchon dadurch allen Aubſiachen entſagci, Raß ee d
Befehl nicht verantwortet, hat, Im deitien Termin
wird daher. die. &yesution erfannk, pelche. vach hen, Bers
| langen .des Glaͤubigers eytmedey in ber, millsairiihen
Execntion oder in dem Einlager, ode; in Dex, Ipmien
sder Pfaͤndung beſtehet. In den beuden erfiessp — * |
verfaͤhret dad Great unmitsejägr, und Deieget
8 3 ents
. '
438 DPA |
eutweber den Schaldener mit einer Execution taͤglich zu
ein gewifies, welches wochentlich erhöher und dur einen
Soldaten angefaget wird; oder es wird dem Schalbdener
ein Dre zum Einlager angewieken, babin er von dem
Serichtsdiever eingefordert und ſowohl Morgens als
Abends viſitiret wird; an weldem Drte er fo lange
Bleiben muß, His die Bezahlung verfüget IR, wiewehl
der Gläubiger nah Verlauf von einigen Wochen darauf
dringen kann, daß der Schuldner in das ordentliche
Gefoaͤngniß gebracht werde. Wird hingegen auf die Im⸗
miffon oder Pfändung angerragen; fe wird dazu ein
Eommifforium an das ordentlihe Gericht erfannt; es
fann aud ber Glaͤubiger, wenn er ein Zwangemittel
anfaͤnglich gebeten hat, ſich noch immer veraͤndern und
ein anderes wählen, wobey er jedoch dem erſten entfas
gen muß,
4
90.
$.
In ſolchen Squidiachen da Kapital oder Zinſen
"gefordert werden, ergehet fein einfaches Mandat, fons
. bern eb werben drey fogenannte Gebote erlaffen, worauf
der Schuldner noch dreymal vor Gericht ciriret werben
muß; nach deffen Beſchehung erſt, wie bey den anderen
Schuldſachen, mit der Execution verfahren werden fann.
6. ‚J To i
ou diefem Berichte werben auch Concurſe ertaunt,
wenn der Schuldner durch die, an daſſelbe gebrachte
Schuldklagen zur Ceſſion der Gauͤter gendthiget wird,
es werden aber die Concarſe bey dem Executionsge⸗
richte ſelbſt nicht verhandelt, fondern. es wird bem or⸗
| bents
XXR 439
bentlichen Gerichte des Schuldners von deſſen Zulaſſung
zum beneficio ceſſionis Nachricht gegeben, weihes
ſodann den Concurs zu infiruiren bat.
Verfigung vom roſten Nr. 1740. und einige
naqhherige. |
N 6 5% |
Daferne aub bey den andern Gerichten ein Erkennt;
niß durch militairiſche Erecntion zur Vollſtreckung ges
bracht werden foll, muß foldhes bey dem Executionsge
richte oder dem jebesmaligen Herrn Graͤfen geſuchet
werden, ald dem die Erkennung der militairiſchen Exe⸗
eutton allein zuſtehet; wovon blos bie Beytreibung der
herrſchaftlichen Gefälle ausgenommen iſt, zu deren Be⸗
EN‘
| 5 fofennigung den Untergerichten,, Bey welchen, nad dem
den Ständen zuftehendem iure fubcollectandi, die He⸗
Bung ftebet, verſtattet if, die militairiſche Erecutlon für
| ſich anszulegen,
5. 53.
In Abweſenheit des Herrn Graͤfen verwalten bie
beyden anderen Beamte das Executionsgericht vicario
modo, und werden die dabey fallende Gebuͤhren dem
Herrn Sräfen berechnet, dam fie allein zuſtehen.
54.
Bey den Polizeyſachen komme zur Erwegung,
ob darin etwas die Polizey besreffendes zu verändern?
oder ob s auf einzelner Perfonen oder Eommünen gegen .
einander prätenbirendes Recht anlomme? und wie felbe
in dem legten Galle unter die zur. Juſtizderwaltung vers
814 ordnete
42 IR
Dipekts sehalen uub wmeoren an das Gerlht zu Bidls
Uingebättel, als ein Dbergerigit, aypelicet wird,
Kinigl. Referipte am die Landſtaͤnde bes Herzes⸗
thums Lauenburg vom z3ften ep. 1731. und
34 Sehe. 1732.
59.
Zur Werwaltung diefeg adeliden Gerichts IR ein
Jufitiarius beſtellet, welcher es auf dem abelihen Hofe
Hält, und fewohl in erfter als zwoter Inſtanz, in allen
vorlommenden Sachen ohne alle Ausnahıne erfenner,
mithin omnimodam iurisdictionem anſsabt. Das
“ Berfahren it dabey volentommen fo, wie bey andern
Obergerichten bes Landes, nur daß bie Appellatiouen
nicht an die Regterung, fonbern an das Hofgericht z0
Nabeburg gehen; von ba die Sachen weiter an das
hohe Tribunal zu Zeile gelangen.
6. 60. ' |
Die Gey diefem Patrimonialgerichte auffommende
Soporteln und Bruche folgen dem Gerihtshersn, als
Erüchte der Gerichtebarkeit und bie Geſetze ind dieſelben,
welche bey den Landesgerichten befichen. Von ber peins
Uchen Gerichtsbarkeit wird unten das Möchige beruͤhrer
werden.
6. 6.
Sn Handhabung der peinlichen Gerichtebarfeit
im Lande Hadeln iſt von uralten Zeiten her, anf eben
die Art, wie bey der bürgerlichen Gerichtsderwaltung,
in jedem Stande, ein beſonderes Sericht beſtellet, wei?
Ges das Criminalgericht des erſten, des zweyten und
drit⸗
En 2. > 443
dritten Standes genannt wird, vom welchen ein jedes
ſeinen beſondern Serichtabeuirt. wie ſeine beſondere Bey⸗
ſther bat. “
6. 62.
Vor das Eriminalgericht des erften Standes gehdr
sen alle peinliche Bälle, welche in den. 6. 28. nahmhaft
gemachten fieben Kirchipielen des erſten Standes vors
tommen, ſelbſt die darin belegene herrſchaftliche Höfe,
BGorſten und andere Gründe nicht ausgenommen; und
‚ figen auch nebſt dem Herrn Gräfen, dem Gerichtsdirector
und zweyten Beamten, die fieben Sauisheißen des erfien
Standes mit im Gericht,
Polizeyordnung Herzog Franz von 1597. Art, 35. '
Confirmat. privileg. Otterndorf. D. Henrici de
1582. \
_ Refolut. grav. D. Augafi de 1620. den — *
Septemb.
$. 63.
Das Berfahren iR dis zum Urthelle caquiſttoriſu
and fängt mit der Generalinquifition an, welche leztere
bein Untergerichte des Ortes gebäiret, im welchem fich der
Ball: Gegeben hat. (Reſolut. vom ıgten Jun. 1769.
item vom zıten Gept. 1786. und >»ten Sal, 1787.)
Wenn die Specialinquifitton geſchloſſen If, muͤſſen die
Acten an eine auswärtige Juriſten⸗ Bacultät zur Einho⸗
fung eines Uethels verſchicket werden; wobey dee In⸗
quiſit, der fih, wenn er ad articulos vernommen, eis
nen Defenfor wählen kann, durch deu feine Defenflon
serhaudelt wird, das Recht dat, im SInrotklationster
mine drey Unlverſitaͤten er... wiewohl ihm
anders
444 a2,
anverweßret if, allenfalls‘ and wirt de Opecielinneis
fition feine Defenfion au führen + . .
$ 64.
Unter, gewiſſen ——— faun noch ne fers .
ee
* tonigi. Regierung. jü "Hannover zut Sepätigung
oder Abänderung eingefhidet, und deren Berfüguhg ers
wartet werden. Eine] Provocatio ad Principern iR ins
zwifchen worher noch erlaubet, doch muß ſelbe 03 der
konigl. Regierung au Rabeburg übergeben werben. ’
Regiminalteſcript vom asfien Nov. 1731.
——8. 63.
Auch dleſes Gericht wird in dem gersfgaftigen
Haufe, auf der gewöhnlihen Gerichteſtube, gehalten ;
wenn aber eine Lebensſtrafe erkannt iſt, wird. an einer
bazu beſtimmten Stelle, unter freyem Hlmmel, ein hodhs
nothpeinliches Halsgericht, nach einem alten Formulare
geheget, bey welchem der. Fiscalis in criminalibus eine,
ans ben Acꝛen gezogeno, Klage aubringtet, Über deren
Inhalt der Inquifit vernommen und worauf nad) deſſen
efolgtem a, zur Execution geſqitten. wird.
13 66.
Die zur Execution beſtimten Pläge 8* dem Hoch⸗
gerichte, Ans? allen Criminalgerichten gemein ; idie Atzungs⸗
famt den Prozeß und Executionskoſten aber, tehgt eis
jebee Hand’ für ſich allein, und muͤſſen ſelbe von ben
Unserthänen onfgedradt werden, im Zal Ser Jaquiſie
nicht
L
aitt in. bie- ‚Koften veruröhellet Wird, : ober aut deffen
‚Bermögen. nichts zulesheiten iſt. 23
Polijeyordnung de 1597. art. 35.
Regim.:Refcript vom iſten Nov. 1735.
‚ Befol. vom ıoten Gebr. 2700. | it. vom sten Octob.
"1756. erg ..o
re PP OT ur.
Auſſa ver peinlichen. —— Ottmung, dem
fünften Theile des hadelſchen Laudrechts und verſchiede⸗
nen ‚Specials Verordnungen ;:.wird- beſonders beyr demn
Spnaujfitions » Progefie aufe die im Jahr 1749. zu: Stade
onnat Criminal · Inſtruction Ruͤckſicht genommen,
$, 68. .® on Zr ‘
9 Eriminat Gericht des zwenten Standes, bes
ſtehet aus dem Herrn Graͤfen, dem Gerichts «Director,
dem zweyten Beamten und den fünf Schultheißen der
6. 37. benannten 5 Kirchſpiele des niedrigen Landes oder
zweiten Wtandes, "über welche ſich and deſſen Gerichts,
barkeit exfiredet; and welche nicht weniger De Saqnifl
tonstoften für ſich tragen maſſen ·
Zr 6. W0. I nr
. Alles —* iſt dem vlg sie, was in den 6. $ie
61 Bis 65: von dem Trimiwalgerichte. des erſten Stans
des angeführet iſt, weshals m man fd. lediglich darauf der
aleden,
un . yo. mn
. PIUPRIRIRING: wes dritten Otandes geht bios
Me-&tadt Otterndorf und derfen Gelamart" dm zten
“ Btänd an, werhalb-dabey der’ otterndot ſuche Scadtratd
nf dem Heren Graͤfen, Serichtädirecior · und wen u
0 7 Er?
—
PP en 2. 25
Bevoimädtigten des Richfpieis, erwißlet, uub von dem
Gerichte in Eid genommen wird; weranf er in unb anf
fer Gericht das Protocol führer, bey den rechcichen ups
(deibungen aber nur eine rächlihe Stimme bat. Ges
meiniglich ik diefe Stele mit der Organifien Gebieuung,
Behaf beſſeren Auslemmens , verbunden.
6. 77-
De erfen Enrichtung noch, follen ſich bisfe Se
richte wödentiid. am Zreytage verfammien; es geichieht
jetzo aber, nad Beſchaffenheit der Nothdurſt, au einem
beliebigen Tage und an einem beflimmıten Orte bey ten
Kirchen. Nach ehem biefer urfpränglihen Berfaflung
haben fie eine ordentliche Gerichtsbarkeit in allen perſon⸗
uchen und dinglichen Streitigkeiten der Einwohner des
Kirhfpiels, die Bis zur völligen Eroͤrterung, vor dem
Kirchlpielgerichten ausgeführet werben, weshalb dieſen
Gerichten nicht vorbeygegangen werben darf.
Canft. Herzog Bean; de 1657 und 1679
it. Conft. D. Frahittsei de 1601.
Unter der hohen Direstiön. des Herrn Graͤfen, gu
buͤhret ihnen auch die Aufficht Aber die Pollzeyangelegen⸗
heiten, alſo daß fie in Teich Schleufens und andern zui |
Polizey gehörigen Sachen, Gtrafe erkennen, auch Ges
Bor und Verbot erlafien Einen, jedoch alfo, daß fie
nichts Neues verordnen und In erheblichen ˖ Sachen an
den Herru Graͤfen berichten muſſen. Zugleich Tiehet
{Öuen die: Erbſchaftsbertchtigungen, Aufnehmung ber
Sinventarion und Bevormuͤnderungen der Kinder, wide
allein der ihrem Gerichtszwange untergedenen, ſondern
wir der velterdenen exeiten Perſonen, die im Kirch⸗
| ſpiele
Seen —— 757
KR _,7 0% 449
‚ fpiele gewohnet Haben, au, welche Vormuͤndere nachher
vor des Kirchipielgerichten ihre Rechnungen ablegen und
rechtfertigen mäflen. . Ein jedes Kirchſpiel hat Ader dies
fein öffentliches Kaufı und Pfand » Protocell, welches ’
vom Schultheißen gefährer wird, der die Kaufcontracte
nebſt den Pfanbverfchreibungen, weiche vom Kirchſpiel⸗
„Achreiber aufgeſetzet werden ,, beſtaͤtiget. Dieſe Beſtaͤti⸗
gung der Kaufcontracte, geſchiehet ordentlich bey der
. ‚Mientlichen Hegung des Friedens und Vaunes, wiewohl
es auch außer dewſelten geſchehen kann.
9 78.
Has gerichtliche Verfahren ift eben alfo, wie bey
‚ben Sands und Viergerichten und wich die Nothdurft in
wechſelſeitigen Schriften verhandelt, aufier daß in In⸗
jusienfächen, wenn nicht ein anderes geflattet wird, alles
muͤnbdlich von den Partheyen ſelbſt vorgetragen werden
Verordnung von Injurienfachen vom 2. Jan. 1751.
.. Es ift audy das befondere bey diejen Gerigten, daß
feine eidliche Zeugniſſe aufs noch Haupteide abgenommen
werden koͤnnen, ſondern wenn dergleichen erforderlich,
die Sachen an die obere Infor) verwieſen werden
müflen. . ff
5. 79. |
. In allen andern Faͤllen beruhet es auf das Gericht,
05 es in den vorkommenden Sachen ſelbſt erfennen, oder -
Ä fe ur Entſcheidung au bie tampetense obere Inſtanz
vtrweiſen wolle, und bleibt den Partheyen im erſteren
Zalle nichts anders übrig, als wenn fie. mit dein gefaͤlle⸗
“sen. Ustheile nicht friedlich, binnen zehn Sagen mänds
. (Annal, seSahns: ae &t.) * Ulich
— 2
en — mi
444 oo: BER
unverwehret if, allenfalls auch wider die Opreclelnca
tion feine Defenflop au- Fähre. .., ,.
6. 64.
Unter gewiſſen Einſchraͤnkungen kann noch eine fers .
| nere Defenflon geführet werden ; wenn aber dergleichen
nicht weiter Statt hat, muß das eingeholte ulethei falls
eine ſchwere Leibes ober Lebendftrafe erkannt iſt, an die
Hohe koͤnigl. Segierung fi Hannover zur Beſtatiguns
oder Abänderung eingefhicket, und deren Berfüguhg er⸗
wartet werden. Eine! Provocatio ad Principem if ins
zwifchen : vorher noch erlaubet, doch muß Seide vbey der
koͤnigl. Regierung au Rabeeburg übergeben werden.
‚ Bestmtnaleeie vom. asften Nov. 731
| . 66.
Auch bieſe Bericht wird in dem herrſafichen
Hauſe, auf der gewoͤhnlichen Gerichtsſtube, gehalten;
wenn aber eine Lebensſtrafe erkannt iſt, wird an einer
‚dazu beſtimmten Stelle, unter freyem Himmel, ein hoche
nothpeinliches Halsgericht, nach einem alten Formulare
geheger, bey welchem der, Fiscalis in criminalibus eine,
aus den Adyen gezogene, Klage aubringet, über deren
Inhalt der · Inquifit dernommen und worauf nad) deſſen
folgten Setandoige- zur Execution geſaruna wird.
oo... Sg 86: - " f
Diẽ zuͤr Eyrecutien beſtiimmten Pläge med dem Hoch⸗
gerichte, ‚ins aflen Criminalgerichten gemein ; die Agunges
ſamt den Prozeß⸗ und Executlonskoſten aber, trägt ein
jede? Stand für ſich allein, umd muͤſſen ſelbe vom dem
unterthanen aufgedraqht werden, im Fall ber Inquiſit
I nicht
t
Emm ‚ BR 77
gaicht in⸗bie Kofen verurtheilet wor: ober ur "beffen
Kermögen,nichts zu lerhalten iſt.
Polijeyordnung de 1597. art. 35. .
Regim.-Refeript vom igten Nov. 1735.
‚ Refol. vom ıgten Gebr. 1740. it. vom sten Octob.
: 2756. re ern
2 Li > 0 Gr.
Aufer ver peinlichen · „Auksgerichts /Ordnung, dem
fanften Theile des hadelſchen Laudrechts und verſchiede;
um ‚Special: Verordnungen ;: wird · beſonders ben dem
Inquiſitions⸗Prozeſſe aufıdie im Jahr 1749..,50: Stade
rende Criminal: Inſtruction naar genommen.
8. 63. 2
Eu“ Ceiminal / Gericht des zweyten Standes, bes
ftehet aus dem Herrn Graͤfen, dem Gerichts «Director,
dem zwenten Beamten und den fünf Schultheißen der
6. 37. benannten Kirchſpiele des niedrigen Landes oder
zwehten Standes, "über welche ich auch deſſen Series,
barkeit erſtrecket/ und welche nicht weniger die Suanifl an
tonstofen fir ſich tragen niüffen:
eg FL. > usaEe NE
Alles —* iſt dem volllg gleich, was in den s. se
61 dis 65: von dem Trimiwnlgerichte. des erſten Stans
des angeführer ift, weshalb man ſich. lediglich darauf be⸗
aid T
2* er 70. * gm
4 Der Erimimelneice us —R geh blos
dle Stadt Otterndorf und defſen Selamart' ie den sten
5 Stand an, weshalb: dabey der oiterndotſiſche Omar) |
nach dem Heren Graͤfen, Serichtidirece und ziwenten
Os
—
f
Beainten Sig und Stimme haben z wie denn an dem
Magiſtrat zu Diternborf die Benraltagakfeion ge⸗
buͤhret.
Confirm. privil. D. Henrici de ı 58.
5. 2 Du |
Sonf verhält ich alles, wie beym Criminalgericht
bes erften Standes, und därfte wohl ein auf dem herr⸗
ſchaftlichen Amthauſe ſich begebender Criminalfall, daven
„keine Ausnahme machen; nur wird ſtatt bes vorhin be⸗
merkten Landrechtes hieſelbſt auf das, was in dem ot
terndorfiſchen Stadtrechte von ſtrafbarer GBuße und pein
lichen Faͤllen berudret worden, beobachtet werben muͤſſen.
Reſolut. Grav. D. Augukti vom aoſten Septemb.
1620.
item Confirm. Privil. Otternd. D. Henrici de
1582 a
5.72.
Geringere Verbrechen, die nit auf eine Lebens
oder ſchwere Leibesſtrafe gehen, werden von dem im
Lande angeftelleten, Commillario Fifci geräget , und
wirb dabey vor den ordentlichen DObergerichten verfahren;
wie dann auch in folgen Fällen, bie ſonſt gebräuchlichen
Rechtsmittel und Devolntiones, gleich den buͤrgerlichen
Sagen flatt finden. |
- | $. 73.
Das mit dem abelihen Gute Wellingbättel ver
Infiyfte peinliche Patrimonialgericht, Hat nicht weniger in
dem dahin gehörigen Gerichtsbezirke omnimodam Juris-
dictionem, und verfaͤhret in. allen Stuͤcken nach dem,
was 5. 61 und 62. beruͤhret iſt, auſſer daß dem Theil⸗
— —
nen werden von hoher Landesregierung auf eingeſand⸗ |
ten Vorfchlag; dreyer Oubjerte, deren Präfentation den
\ Nantes, von den vorgenannten Gerigtspsrfonen ned
u
0) u 447
mit dem Lande einerley Stelle zu den Executionen, wes⸗
halb «6 aud zur Unterhaltung bes Hochgerichts zum
dritten Theil concurriret, in deſſen Betracht die Gegen⸗
wart bes Gerichteherrn, auch bey deſſen neuer Errich⸗
tung erfordert wird. Die Koſten ber peinlichen Unter⸗
ſachung muß Yanegen das Darstmaniaigerigt für ſich
ſtehen.
ET
Die im Sande angeordnete Untergerichte find :
J dierauf, theils die In den zwoͤlf Land⸗Kirchſpielen anges
fellete Rirchſpielgerichte, von weichen ein jedes Kirch⸗
ſpiel fein eigenes Bericht hat, theils das Stadtgericht
zu Ötteendorf, weichen das 6. 53. Benannte Theil⸗
gericht zu Dorringwohrt ne
$.
Die Biräfpielgerihte Trhoten aus den Schult⸗
‚heißen eines jeden Kirchſpiels, nebſt den im jeglichen
Kirchſpiele angeftellesen Landſchoͤpfen, beren nach der
Größe des Lirchſpiels 2, 3 bis 4 find. Alle dieſe Perſo⸗
Sandfländen zuſtehet, ernannt und auf die Juſtiz ordent⸗
Uuich vereidet. Ein fees Gericht hat aͤberher feinen
Actuarium, der, unter dem Namen eines Kirchſpiel⸗
Gerichte zn Dderingwehrt wohl ſchwerlich Die Geniratı
Inquiſition wird äberlaflen werben Einen, da es Beine.
‚ ordentliche Beyſitzer hat.
8. 74 |
. &8 Hat feine eigene Gefängniffe, bedienet fi ale
m
‘
448 en ___ , _
Gevollmaͤchtigten des Kirchſpiels, erwählet, und. von benz
Gerichte in Eid genommen wird; woranf er in und-anf
‚fee Gericht das Peotocoll führer, bey den rechtlichen Eut⸗
(heidungen aber-nur eine rächlihe Stimme bat. Ges
‚meiniglich iſt diefe Stelle mir der Organiften + Seoienung,
Behuf befferen ut. verbunden.
6. .
Dr erfen Bturihtung at, follen ſich biefe Ge⸗
richte woͤchentlich am Freytage verſammlen; es gefchiehe
jetzo aber, nach Beſchaffenheit der Nothdurft, an einem
beliebigen Tage und an einem beftimmten Orte bey den
Kirchen. Mach eben biefer urfpränglichen Verfaflung
haben fie eine ordentliche Gerichtsbarkeit in allen perföns
lichen und binglichen Streitigkeiten der Einwohner des
Kirchſpiels, die bis zur völligen Eroͤrterung, vor dem
Kick! ſpielgerichten ausgeführer werden, weshalb dieſen
Gerichten nicht vorbeygegangen werden darf.
Conſt. Herzog Franz de 1657 und 1679.
it. Conft. D. Frahttsei de 1601.
Unter der hohen Directiön. des Herrn Graͤfen, ge
bahret ihnen auch die Anfficht über die Polsseyangelegens
heiten , alſo daß fie in Teich⸗Schleuſen⸗ und andern zui
oltzey gehörigen Sachen, Strafe erkennen, auch Ge⸗
Bor und Verbot erlaffen können, jedoch alfo, daß fie
nichts Neues verordnen und in erheblichen Sachen an
ven Herrn Graͤfen berichten :müffen. Zugleich Teehet
t6uen- die. Erbſchaftsberichtigungen, Aufnehmung ber
Inventarien und Bevormänderungen der Kinder , niche
allein der ihrem Gerichtszwange untergebenen, ſondern
ſelbſt der verſtorbenen exemten Perſonen, die im Kirch⸗
ſpiele
—
Bo. 0 449
ſpiele gewehnet Haben, au, welche Vormuͤndere naher
vor dem Kirchfpielgerichten ihre Nechnungen ablegen und
sechtfertigen muͤſſen. Ein jedes Kicchfpiel hat Aber dies
fein ‘öffentliches Kauf⸗ und fand » Protogofl, —
vom Schultheißen gefaͤhret wird, der die Kaufcontraete
nebſt den Pfandverſchreibungen, welche dom Kirchſpiel⸗
„chreiber aufgeſetzet werden, beſtaͤtiget. Diefe Beſtaͤti⸗
gung der Kaufcontracte, geſchlehet ordentlich bey dee
ffentlichen Hegung des Friedene und Baunes, Biene!
es auch außer beinfelben gefchehen kann. ;
| En TE 7 DE
Das gerichtliche Verfahren iſt chen alfo, wie dep
ben Sands and Viergerichten und wird die Nothdurft in
wechſelſeitigen Schriften verhandelt, auffer daß in In⸗
jurienfachen, wenn nicht ein anderes geftattet wird, alles
Ä ni von den Partheyen ſelbſt vorgetragen werden
Verordnung von Injurienſachen bot 2. Jan. 1751.
Es iſt auch das befondere bey dieſen Gerichten, daß
Heine eidliche Zeugniſſe aufs noch KHaupteibe abgenommen
werden koͤnnen, ſondern wenn dergleichten erforderlich⸗
die Sachen an bie obere Zuſtam werwieſen werden
můuͤſſen⸗ F of
5. 79.
v gIn allen ändern Faͤllen beruhet es auf das Gericht,
ob es in den vorkomnienden GSachen ſelbſt erkennen, oder
fie ur Entſcheidung an bie tampetente obere Inſtanz
vgeweiſen wolle, und bleibt den Partheyen im erſteren
Falle nichts anders uͤbrig, als wenn fie mit beim gefoͤlle⸗
in Urtheile nicht friedlich, Binnen zehn Tagen můnd⸗
. (Hana, sr Jahrg. ae &t.) 8⸗ N
‘
40 - RE:
lich oder ſchriftlich, an das gehoͤrige Obergericht gu appel⸗
- Keen. Die Läuterung ift bey diefen Gerichten nicht ges
-Bräucli und auf die Verſchickung der Arten wird das
ſelbſt nicht erfannt, weil ſolches ausdruͤcklich verboten iſt⸗
M Birordnuns vom ıoten März ı 1773.
9. 80.
Die in Kraft getretene Entſcheidungen werben von
dem Gerichte ſelbſt durch Immiffionen, Pfändungem
oder militaͤriſche Executionen zur Vollſtreckung gebracht,
bey welcher letzteren Ausbringung jedoch was $. 35. das
von Erwähnung gefchehen, zu keobachten iſt.
Ä 6. 81.
‚Daß biefen Kirchfplelgerichten and zwar einem jeden
Sefonders in peinfichen Faͤllen die Genrralinguiftien zu⸗
ſtehe, if $, 63. bemerket.
$. 82
. Das Stadtgeridht zu Dtterndorf beſtehet ans
den beyden Bürgermeiftern, 4 Rathmännern und 2 Pru⸗
- toren, von welchen der Ältefie Buͤrgermeiſter dad Proto⸗
coll führer. Alle diefe Perfonen find auf die Juſtij ders
eidet, und werden von der hohen Landesregierung, wenn
dazu vorher von dem Magiſtrate 3 Subjecte In Vor⸗
ſchlag gebracht worden, beſtellet. Der Stadtſchreiber
wohnet dem Gerichte nicht bey, ſondern hat das oͤffent⸗
liche Hypothekenduch nebſt dem Kaufprotocolle unter feis
ner Aufſicht und führer bey auffergerichtlichen Vorfällen,
Lm-____
als Errichtung der Inventarien, gerichtlichen Auctteuen, :
Theilungen und Concurſen das Protocol. Er wird auch
vom Magiſtrate alleine beſtellet und vereidet.
Conſt. D. Erici de 1441. et D. Henriei de 1553.
8. 83.
ne 491
Bu u}: Ä
Gebote, Befehle, Arreſte und Citationen, werdenf
in der Stadt alleine von den Kenden Praͤtoren ausgege⸗
ben, von welchen auch die Pfaͤndunsen beſorget and Im⸗
miſſionen ertheilet werden.
8. 324.
| Das Gericht: wird auf dem NRathhanſe wochentlich
am Dienſtage gehalten, und wird dabey, wie bey den
anderen Untergerichten ſchriftlich verfahren, alfo daß
auch dabey die Remiffton an die obere Inſtanz nothwen⸗
. dis if, fobald es auf’ eine Eidesleiſtung oder eidliches
Zeugenverhör ankommt, welche Remiſſionen an, das
: Ober s Stadtgericht geben, welches. unmisselbar vor dem
- Appellationsgerichte gehalten wird. In allen anderen
Sachen, welde bürgerliche Eiswohner betrift, erkennet
das Gericht und vollſtrecket auch die rechtskraͤftigen Gr3
kenntniſſe, wie $. 79. angeführet worden; wenn aber
Appellationen eingeleget werden follen, muß folches bins
nen 10 Tagen gefchehen und gehen fodann die Sachen
an das Ober Otadt⸗Appellationsgericht. |
$. 88.
oa @rörkofesserichtigungen, Aufnehmung ber e Inven
tarien, Bevotmanderungen, gebühten and dieſem Ger
richte ſelbſt Hey eremten Perfonen nah Inhalt des 5.77.
auch die Auffiche auf die Polizey wird von demſelben um
ter hoher Direction des Herrn Gräfen In’ der Maße bei
dorget, daß dabey mit Gürgerlihem Gefaͤngniße und anı
dern Strafen verfahren werden kann; wie denn auch
Handwerks ſachen aus dem ganzen Lande. an daſſelbe gu
wieſen find.
@g 3 9. 86%
86. '
Sof aud dem Stadtgerichte in Otteruͤderf bie Ges
neralinquifition bey vorkommenden tZauen gebähre; if
wer Banbeöverfoflung gegruͤndet.
$. 37.
Comokt bey den hadelſchen Ober als bey den Um
iergerichten find gewifſe Advocaten und Procuratoren
angeftellet, wovon die erften mittelſt eines Examinis fi
habititiren möffen; ſaͤmmtlich aber von dm zeitigen
Herrn Graͤfen ernannt werden. en
Die Obergerigtsanwälde find von der Gerichtsbar⸗
keit der Uintergerichte ausgenommen, und deren Verhal⸗
gen, wie ihre Belohnung, in den Landesgefegen regulis
“gt, wie denn auch die Sportein bey allen Gerichten ihre
feſtgeſetzte Dekimmuns Gaben.
$. u
u Das, in dem, zum adelidh G ikiegstätteifeen Patru
meoniaigerichte gehörigen, Diſtricte Doͤrringwohrt beſte⸗
hende, Theilgericht, iſt ein, dem adelichen Serie uns
tergeordnetes, Niedergericht, welches von dem adelichen
Vorſteher nebſt den Hauswirthen in gedachtem Dsrring⸗
wohrt abgehalten wird, und alle bärgerliche ſowohl In⸗
- flüge als Poligepfälle berichtiget. (Siche die $. 57. alle⸗
girte Nachrichten). Es wird dabey fepriftlich und muͤnd⸗
Uich verfahren, und von ben Urteln des Ihellgerichts an
Bas Gericht zu Wellingbätrel als ein Obergericht appeli⸗
set. Dieſes Gericht Hat fein eigenes HOppothekenbuch,
welches von dem Vorſteher gefuͤhret wird, den anch bie
vortommenden Ereeteniätnnm, Severmünde
/ sun
zungen nebſt Beſtaͤtigung der gerichtlichen Oypotheken
nnd der Kaufcontracte zuſtehet. Endlich wird au
u \ 5. 89.
nach hoher koͤniglichen Cammerverordnung, ein Bruch⸗
Landgericht gehalten, bey weichen die, non den Obrigs
keiten angemerfte Straffaͤlle, von dem bazu committir⸗
ten Landgerichts: Commiſſaris beſtimmet werden. Diefes
Gericht gehet über das ganze Land, das Gut Wellings
Büttek und deffen Gericht ausgenommen; und ind auſſer
den ksniglichen Juſtitzbeamten die Schultheißen und .
Landſchöpfen aus dem Bande, imgleichen Buͤrgermeiſter
und Rathemaͤnner ber Stadt Otterndorf dabey gegen⸗
waͤrtig. 6
J nn
- Die Iandfchaftliche Verfaffung des Tür.
== ſtenthums Calenberg. |
. Bom Herrn Licentcommiſſair von Auge. .
Be Sortfesung:
N der Praͤlatur gehören gefammte Stifter und Kit
| ) fier „ die eingezogenen aber, deren vormalige Auf -
” Bänfte jetzt der Kloſterkammer zufließen, werben. jege
nicht mehr. zu Landtagen berufen. Es beſtehet alſo
des Praͤlaturſtand, aus dem Kloſter Loccum, dem
im Stifte Hildesheim belegenen katholiſchen Eifer,
cienſer Monqokloſter Marienrode, dem Stift St.
Bonifacu in Hameln und dem Stifte Wunſtorf.
a | U. | Cs
!
44 BR j
Es werben auch bie < Fräulein: uub Yansfersfiäher
sienwerder und Wölfingbaufen sazu gejäßlet, und
fo lange Diefe Kiöter ihre Hefondere Probſte hatten, wurs
Den folche zu Landtage gefordert. Nach deren Abgang
ind zwar Die Klokerverwalter auf Landtagen erfchleuen,
welches aber jegt nicht weiter ſtatt findet, bieweil die
jegigen Kloſterb eamte hertſchaftliche Bediente And. Dem
EAloſter Loceum iſt vom Könige Georg dem Erſten
hoqhſeligen Andenkens, das Vorredct feſtseſteüt, daß
fein jedesmaliger Abt Die geiſtliche Land⸗ und Schatz⸗
rathsſtelle bekleidet, vermoͤge welcher er nicht nur ber
„erfie im Schatzcollegio if, ſondern auch in der Prälas
turcurie das Praͤſidium führer. 9)
*) Schon 1594. war es gebräuchlich, die Achte zw
Loecum als perpetnirliche Schatzraͤthe anzuer⸗
kennen: Und als bee Abt Rotzeboue 1677. ver⸗
ſtarb, ſchlug das Schatzcollegium ſeinen Nachfel⸗
ger, den Abt Molanus, zum Schatztath vor,
Mad deſſen 1732. erfolgtem Abſterben, wärd dem
Stifte Loccum dieler Vorzug flreitia gemacht;
und als ın der Prälaturcurie zur Wahl eines
geiſtlichen Schatzraths gefchritten ward, fo warb
zwar der Wunftorfihe Senior Böhmer durch bie
Maſoritaͤt zum Schatzrath erwähler und präfentis
vet: es ward aber dieſe Präfentarien. nicht anges
nommen, und declarirt. baß der zeitige Abt zu
Loceum zugleih auch Lands und Schatzrath fey.
Um aber diefem Streite ein Ende au machen, mard
sum Abt von Koccum erwähle. Weil
aber Ianpichaftliger Seits declarire ward, daß.
man ben Abt zu Koccum pro primo in gardine
nicht erfennen Bönnte, ſo find nädfiderm noch meh⸗
tere Motus entftandeh, wodurch bie im -Tert an⸗
Bezogene konigliche Derlarasion veranlaſſet ward.
and. Wunflorf haben das Recht hergebracht, daß ihre
Abgeordnete während der Sefſion des großen Aueſchuſ⸗
ſes, nebſt dem Abt zu Loecum, als geiftlihe Lands und
Schatzraͤthe, die gefammten Stände der Prälatur repräs
fentiren, und dieferhalb aus dem landſchaftlichen Aera⸗
In. „7 Er 77
Die beyden Stifter St. Bonifack zu Hameln
rio Beſoldung, Diäten und Reiſegelder erhalten. Weil J
aber die Abgeordneten der übrigen Kloͤſter aus ſolchem
Arrario nichts zu gewärtigen haben, fo pfleget allein j
der Abt von Marienrode zu Anhoͤrung der Deliberas
ttonspuncte fih auf öffentlichem Landtage anzufinden,
Anno 1749. haben zwar die 5 Fraͤuleinkloͤſter ihre Auas
litaͤt und Fähigkeit, zum großen Ausſchuß deputicet zu
werben, behauptet, und unter dem Vorgeben, daß der
Deputatus des Stifte zu Hameln verſtorben fey, eine
Deputirtenwahl in der Prälatur. begehret, auch mit
ihren Stimmen dabey zu concurriren verlange, Weil.
._.
“
aber in den Iandfchaftlichen Acten ſich nicht fand, daß
jemals in. der Prälatur eine Deputictenwahl angefeliet
wäre, fondern vielmehr die beyden Stifter Hameln
nad Wunftorf beftändig bie Deputation gehabt hatten,
ohne daß vom jenen Bräulein« Ctiftern ein Deputicser
zum großen Ausichuß zugelaſſen wäre, fo if die Bade
auf geſchehene Remonfiration ben koͤnigl. Regierung fies
gen geblieben, und alles bey ber Obſervanz ſeit Anne
1639. gelaſſen worden. |
Die großen und Meinen Stoͤdte machen bie dritte
landſchaftliche Eurie aus: wobey aber zu bemerken,
daß Die 4 großen Städte ale Göttingen, ‚Hannover,
Nortieim und “ameln, von denen einen, Sröpien
ET re 7°
.
-. EA
456 c
ſich dahin abſondern, daß fle mit dieſen nicht zugleich
collegialiter votiren, ſondern dem Landſyndico vorgaͤngig
ihre Meynung zu Protecoll gehen, worauf von den
Heinen Staͤdten, von jenen abgefondert, "über die Dei
liberanda votirer wird. Fine jede der 4 großen Staͤdte
Hält, auf Koſten ihrer SAmmeren, einen Deputirten zum
Sandtage und zum großen Ausſchuß. Von benen Beis
nen Städten haben Münden, Muͤnder Pattenfen
das Recht der Ausſchuß⸗Deputation, und bie 5- Goͤttin⸗
giſchen Staͤdte, Moringen, Uslar, Dransfeld, Har⸗
degſen und Hedemuͤnden daſſelbe Recht per turnum
hergebracht; daher ihre Deputati, auffer denen ſeſtge⸗
ſetzten Reiſegeldern, taͤglich aus der Landrenterey a
Rthlr. Diäten genieſſen: mie denn auch die beybden
Staͤdte Muͤnden und Muͤnder ſich in dem langiaͤbri⸗
sen Befitz befinden, daß ihre Deputirte im engern Aus⸗
ſchuß und im Schatzcollegio ſaͤmmtliche Meinen Staͤdte
repraͤſentiren. Der Deputatus der Stadt Hannover
vertritt im engern Ausfhuß das Corpus der vier großen
Staͤdte. Die Staͤdte Springe, Eldagſen, Wuns
Norf, Vreuftadt am Hübenberge, WTeuftadt Han⸗
noper. und Kebburg werden zwar eben auch zu Lands
sägen berufen, weil ihre Deputirte aber aus der Lands °
rentereycaſſe, weder Reiſegelder noch Diäten erhalten,
fo pflegen fie zwar bey anzuflellenden Wahlen, fonft aber
nicht beſtaͤndig, zu erfheiuen.
Wenn die ſaͤmmtlichen Landtagetpropofttions in
allen dreyen Curien erwogen, und von jeder derſelben
ein Votuin derabredet worden, wird dafſelbe von dem
Landfundise, vn alen landfchaliichen Zuſaunaen⸗
fünfs
2
mL Yu 457
kuͤnften; ſey im Pleno, ‚oder in dei Eurien, den
Vortrag thut, das Pro tocoll fahret, und bevor zu denen
Verathſalagungen geſchritten wird, ein votum
conſultativum abjulegen verpflichtet iR nach der
Mehrheit der Stimmen, entworfen. Hierauf vers
ſammlen Rh die Deputati ſammtlicher 3 Curien, welche
WVerſammlung das Deputationscollegium genanne
wird, in der Abſicht, das Votum Curiatum zu verabs |
reden, wobey zu bemerken, daß die dritte Curie durch
die einſtimmigen Vota der übrigen beyden Curien, vers
bindlich gemacht wird; und wenn dieſelben wegen des
gemeinfamen Entfchtuffes fi vereiniget, und das Br
tum Euriatum von dem Landfundico abgefaſſet, auf .
von ſaͤmmtlichen Anweſenden unterfchrieben iſt, ‚wird
ſelbiges der Eöniglichen Regierung, zur erforberten Bas
Mätigung , übergeben. Wenn diefe erfolget,, fo ergehet
ars der Megierung an die verfammieten Stände dad
Dimiſſorialſchreiben, worauf diefe ihre Deliberations
Aber die an fie gelangten Nebenpuncte fortfegen; und
womit der Landtag fih endiget. So lange aber Könige .
liche Regierung die erforderte Genehmigung oder Beſtaͤ⸗
tigung, aus dewegenden Urſachen, zu ertheilen bedenk⸗
Sich finder, find die Stände verbunden, verfammiet zu
Bleiben, und bie Unterhandlungen bis zu erhaltenen
OSimiſſorialibus fortzufeken: Bas nun auf ſolche Weiſe
unter Herrn und Ständen, fomohl wegen der Landtages ⸗
propofitiond, als Nebenpunete abgehandelt und. befchlofr
fen wird, ift in Aufehung des ganzen Fuͤrſtenthums für
.. ch pragmatiſches Gefep zu achten. Jeboch iſt hiebey
wg one Acht an: taffın, Haß babienige, mas: sorl
Os; | dm
458 La,
"den Deratbfeplagungen der Curien, übte die Landtaget⸗
_ Propoſitions abgehandelt iſt, ſich nicht weiter als auf
‚ algemeine Landesangelegenheiten erſtrecket; betrift eine
Propoſition ein jus fingulare der einen Eurie, fo iſt fels
bige an diefe Curie zu vermeifen. Wofern es aber anf
bie Frage ankommt: Ob einer Turie ein ihr fireltig ges
machtes Recht zukomme? fo ift nad) der, von dem Hru.
SB. €. Otruben in Obſerv. IV. $. 26., vorgetragenen,
Lehre, dieſelbe nicht in Eomitiis, fondern von denen Jus
ſtitzeoſleglis zu entſcheiden, und zwar aus der Urſache,
weil niemand in feiner eigenen Sache richten fan.
Es erhellet nun aus dem Vorhergehenden, daß in
ber Calenbergiſchen landſchaftlichen Verfaſſung folgende
vier Arten von Verſammlungen vorfommen. 1) Die
Seſſion gemeiner Landffände. 2) Der Deputitten zum
großen Ausſchuß; biefe find a) aus ber Praͤlatur, ber
Abe zu Loccum und die Deputirte der Stifter St.
Bonifarii zu Hameln und Wunftorf. b) Wegen
ber Ritterſchaft der drey Iandfchaftlichen Quartiere, Ihre
neun Deputati, und zwar ans jedem Quartiere, der zeis
utge Landrath und bie beyden Deputirte. c) Wegen ber
Staͤdte in allem acht Deputirte, nemlich 4.von deu vor⸗
benannten großen und 4 don wegen ber Heinen Städte.
;: 3) Der Depatirten zum engern Aueſchuß. Diefe find
Dee Abt zu Korcum, als geiftlicher Land⸗ und Schatu
rath; Die drey Lands nud Schatzraͤthe von der Ritter⸗
ſchaft: der Deputatus der Stadt Hannover wegen der
pier großen Städte, und die Deputati von Muͤnden
and Muͤnder wegen der Heinen Staͤdte. Weil au Zei
ven anter Denen Landtages Deliberandis einige von der,
_
[4
| L_ 0) 0 49
WBeſchhaffenheit befunden werden, daß fie entweder einer
weitern uUnterhandlung mit der koͤnigl. churfuͤrſtlichen
Regierung, oder einer fernern Unterſachung und nähern
Unterrichts bedürfen, nud_fiicht wohl bis auf den Tols
geriden Landtag ausgeſetzet werden können ; fo pfleget der
große Ausſchuß, im Sal der Vorwurf eine allgemeine
‚ 2andesangelegenheit Setrift, ben engeren Ausſchuß; und
vwenn das Intereſſe der vier großen Städte dabey auss -
faͤllt, das Schagcollegium ad Protocollum darkber zu
bevollmaͤchtigen. In dem erſten Galle, pflegt ber Depas
tatns der Altftade Hannover erſucht zu werden, im
Schatzcollegio fi$ anzufinden, und wenn derſelbe, nad
genommenem Unterricht, der Meinung des —*
gii, Namens der großen Städte, beypflichtet; (es muß
aber in deſſen Gegenwart die ganze Bache gehörig pro⸗
poniret und darüber delibericet werben) fo wird das.
Concluſam, Namens des engeren Audſchuſſes ausgefertis‘
get. Weder im großen, noch im engern Ausſchuß wird
Viritim votirt, fondern bie Vota zweyer Curien verbin⸗
den die dritte. Endlich 4) die Seſſton des Schatzcolle⸗
Hit, wovon hiernaͤchſt beſonders zu handeln feyn wird,
J Hoffentlich wird es dem Leſer nicht misfaͤllig ſeyn,
daß ich dieſe Abhandlang mit einer Anmerkung, über
die Freyheit ber Staͤnde, wegen zugelaffener, die Lands
ſchaft concernirender, Faͤlle, Bufanımenfünft anzuſtellen,
deſchließe.
Wiewol es ein landecderruch/e Vorrecht iſt, einen
gameinen Landtag aus zuſchreiben, und Die Zeit nebſt dem
ODrt, allwo die Stände ſich verſammlen ſollen; zu Des
nimmen; ſo iſt Ihnen bed darch den Eambtopesabiieb
460 . Dee -
-. & - -
nom Jahr 1639. Art. 35. bie Befugniß feſtgeſtelet: „I“
„zugeloffenen, bie Landſchaft concernicenden, Ellen,
„ohne Argwohn verbotener Eonfpiration far oder auffers
‚bald Landes zuſammen zu kommen, und Aber Aufrecht
„echaltung ihrer Rechte und. Freyheiten ſich zu berach⸗
„ſchlagen.“ Und 08 zwar in mehrern kayſerlichen Bahls
ECapitulationen, als ber Leopoldiniſchen Art. 15. $. 3
Joſephiniſchen Art. 3. Caroliniſchen Art. 5. und denen
nachmaligen verſehen iſt: „Es waͤre nicht gut zu heiten,
„noch zuzugeben, daB die Landftände, wegen des Lam
„des s Arrarti und anderer Sachen, ohne bes Laubesfärs
„fen Vorwiſſen, und Verwilligung Convente auftellen
„und halten;“ *) fo ik doch von dem Herra Vice Cam⸗
| * | er
) Der Herr geh. Juſtitzrath Hütter mader über bes
meldeten Art. 15. 6. 3. folgende Anmerkung:
Ben hieſelbſt der landſtaͤndiſchen Convente ges
dacht wird, fo giebt ichon die unmittelbare Verbin⸗
dung der Worte in diefer Stelle zu erkennen, wie
es eigentlich die Meinung damit gehabt, daß ſolche
Eonvente, fofeen fie dahin abzwecken, das Lands
ſtenerweſen privative den Landfiänden zuzueignen,
vhne der Landesheren Vorwiſſen und Bewilligung
wicht gefkattet werden follen: daß aber, wenn gleich
dergleichen Abſichten den Ständen nicht vorzuwer⸗
ten find, dennoch alle uud jede Eonvente ihnen Gier
Dur verboten, und auch an folden Deren, allwo
e noch, nach der 1658. ber Leopoldinfchen Ba
apitulation eingeruͤckten Stelle, ruhig hergebracht
find, auf einmahl aufgehoben ſeyn ſollten, läßt rg BE
nie Grunde nicht behaupten. S. Ben. Di
Debnection für die Reußiſch ; Geratiche Ritter: und
Landſchaft p. 3— 5. imal. Moſers Abhandi. von
der deutſchen Landſtaͤnde Eonventen ohne Landeds _
Herrliche Bewilligung, . in des aten Sammlung
neuer Abhandiangen. -
BE 7 Ver
ler Struben in Obferyat. de ſtatuum Ptov. origine
et juribus $. 24. mitzelft neuerer, von ihm angeführter,
RKeichs Hofraths: Concluſorum, in Sachen Mecklenburg
und SchwarsburgRudolftadt, bewieſen worden, daß,
es hiemit nicht Die Meinung babe, Die, zu Vertheidigung
wohl hergebrachter GStaͤndiſcher Rechte anzuſtellende,
EConvente, gänzlich zu unterſagen. Denn es ergiebt nicht
“allein die, vom Kayſer Leopold, dem Herzog von
Mecklenburg 1681. zugefertigte und dahin lautende,
Berordnung: „daß Ritters und Landſchaft an denjenigen
„Bufammenkünften,. melde fie zur Proſequirung ihrer
„Gerechtſame gebüihrenn anfellen würden, nicht zu be⸗
„bindern wären’ fondern es geſchah auch von kayſerli⸗
ge Majeſtaͤt Ao. 1724. dem Fuͤrſten von Schwarss
| burg · Rudolſtadt die Bedéutung: „Seine klagende
„Unterthanen an Vortragung ihrer Beſchwerden, deren
„Verathſchiaguug, auch zu dem Ende nothwendiger Zu⸗
„ſammenkuͤnfte, in præjudicium der allerhoͤchſten kayſerl.
. " „Yurisbittion, nec directe, nec indirecte u behindern,
Bilewol nun daher ‚mit vollem Grunde zu behaupe
een iſt, daß Status auch noch jegt befugt ſind, Eonvente
anzufellen , wenn bie Erhaltung ihrer Zreyheit und
Nechte fie nothwendig machen; fo haben jedoch dieſe Par
ticular Eonvente Ao. 1674. im Farſtenthum Calenberg
einen lebhaften Streit veranlaſſet. Denn als die Land⸗
| Hände damals, ohne Vorwiſſen 8.8.2. einen Eonvent
anſtellten ‚ bat der Herzog Sobann Friedrich ju’ wife
Im. verlanget, aus was Urfachen es gefchehen, und was
von ihnen dellberiret werden wolle? Zugleich haben ©.
* Sn, un, daß die verhabendy Eonſaltation bie
‚dadin,
—
462. | Pr
dahin, daß obiges alles dargeleget waͤrde, in fufpenfo zu
offen werden follte. Status haben hierauf erwiedert2
daß fie 1. wegen des Branteweinbrennens der Furftl.
Cammerämter (moräber fie zwey rechtliche Bedenken ein
geholet), 2) wegen des, S. F. ©. vorigen Jahes zwar
„überreichten, aber wieber zurüdgegebenen, Schreibens
und 3) wegen der, zum Feſtungebaun erborsten und zw
anderm Behuf angewandten, Gelder zuſammengekom⸗
men wären. Allein dee Herzog: wollte ſolche Convente
Geineswmeges billigen, fondern gab vielmehr zur Gegen
erklaͤrung: daß ob Sie zwar wol befagt wären, das Ges
ſchehene an. den Ständen zu ahnden und Ordre zu fiel
ken, daß ſelbige unverrichteter Dinge auseinander schen
müßten; fo wollten fie doch vor basmal den Convent ges
ftatten, jedoch daß Ihnen alles, was verhandele wäre, -
berichtet würde, und Status bey Vermeidung hoͤchſter
Ungnade, ſich dergleihen Hinführo enthaken follten,
Diele Haben es hiebey aber nicht bewenden faflen, fons
bern dagegen eine Remonſtration aͤbergeben, worinn die
Rechte der Stände, auch ohne Vorwiſſen Er. Durchl.
für fi Convente anzufellen,. ausgefuͤhret find. Zus
gleich iſt gegen die geſchehene Fuͤrſti. Inhibition coramı
notario et teftibus ad imperatorem appelliset werben.
Als diernächft der Herzog In Gemaͤcheit des Landtages
abſchledes vom Jahr 1639. declarirte, Ben Ständen in
zuläßigen Zällen ihre Convente geftatten zu wollen *);
| 2 har
%) Dieſes geſchah im Jahr 1695. Denn als das Schatzt
Collegium die Stände nach Eltze convocitte, und
des Varſti. Diegierung davon Diuchricht reihen
us
0463
bat die Landſchaft ſolches zwar utiliter acceptirt, jedoch
dabey ausbedungen, daß wenn über die zulaͤſſigen Faͤlle
ein Zweifel entſtuͤnde, die Convente nichts deſtoweniger
ihren. ſteyen und ohngehinderten Fortgang Haben müß:
ten; weiches aber von. Selten des Herzogs nicht bat
wollen . eingeräumer werden. Worauf Staus ſich ihre
NMothdurft vorbehalten, und dabey beclariret haben: - «6
wuͤrden ſich feine Zufammenfünfte in unzuläßigen dFaͤllen
eraͤugnen *).
F . d. Dep
ſo ward von Sereniſſimo ſchriftich geantwortet:
Draw wolle diefe Convocation verftatten.
©) Die damaligen Landftände. konnten ſich in die, feit
dem weftphälifchen Friedensſchluß veränderten, Zeiten
und Umſtaͤnde nody nicht ſchicken, und vermeinten
ihten äußerft regaliſtiſch denfenden Landesheren und
deffen Näthe, durch Die eingemandte Appellaston zu
ſchrecken. Daß fie fi aber. hierinn betrugen fanden,
bat der Ausgang bewieſen. Denn, als man flatt
des Proeeſſes endlich zu gürlihen Unterhandiungeh
ſchritte, ward zwar das, von dem Cammerpräfidens
ten von Wiezendorf angerathiene, Wonopol des
Branteweinbrenneus, aufgehoben; 26: mußte aber
bewilliget werden, daß von dem, auſſerhalb der-gros
fien Städte und gefchloffenen Gerichte verfondten,
Brantewein, eine Tammeraccife, -und von allen uͤbri⸗
"gen im Gebraud befindlichen Braͤnteweinsblaſen,
monaflich an koͤnigl. Sammer ein Blaſenzins noch
bis jetzt entrichtet wird, Diefer merkwürdige Vor⸗
fol verdiente in den. Br. Yiitieb. Annalen umftänds.
lich abgehandelt, und das damalige regaliftifche Vers
fahren, gegen die nächftdem und noch jetzt befolgten
Anddigen und gerechten Senndfäge, geftellet zu wer⸗
den; wie denn auch demjenigen, was vom Herrn
Hofrath Spittler im zten Theil feiner Hannovers
.. Pen Geſchichte, ©. 309 und 310. hieruͤber
*
464 XRXR
Der Herr S. €. Strube machet Aber dieſe Siba⸗
diſchen Zufamımentänfte folgende gar richtige Anmerkung:
Brit felten werden vom den Gtänden Berfammiungen
wiberrechtlich veranlaflet, öfters aber and von ber Lanı
besherrihaft ohne rechtliche Urſachen behindert. Jene
shun Abel, wenn fie bey einander treten, nm ihrem Sans
desherrn den ſchuldigen Sehorſam fo viel dreiſter verfar
‚ gen zu koͤnnen; biefe aber verhindern die Berfammiuns
gen dee Stände mit Unrecht, wen es in der Abſicht ge⸗
ſchiehet⸗ chnen die Mittel zu entziehen, Ihre wohlgegruͤn⸗
ven Rechte zu verteidigen. "
Henenjenigen, die den fhriftlichen Tinterricht bea
| weyl. Herrn Premierminiſters von Hake von der Ca⸗
lenbergiſchen landſchafflichen Verfaſſung geleſen Baben,
‚wird es von ſelbſt auffallen, daß ich hieraus was bie jez⸗
zige Verſafſang der hiefigen Landtäge betrift, manches
woͤrtlich entliehen habe. Weil dieſer Unterricht aber
nmicht zum Druck beſtimmet iſt, fo wird es mic hoffentlich
verzichen werden, dieſes Plagium begangen zu haben.
(Die Sortfegung felst fünfeg.)
iſt, von ſebwedem hieſigen wehldenlenden —
| an ‚ ber vollkommenſte Beyfall wird ertheiles wer
7 7 46°
B | | | IV. | “
Die Borzüge der meyerrechtlichen Verfaſ⸗
— — — J —
ü— ——*
v ‘
lung, nach Beobachtungen über Bauer ⸗
gauter im Herzogthum Bremen. J
GS. das vorhergehende Stuͤck der Annat. ©. 248.)
u viel Baar Geld und Erebit iſt für Die Beförderung
nF des Ackerbaues und der Viehzucht, nicht/ nur un;
nötbig, fondern zweytens auch durd) den nachtheiligen
Einfluß, welchen die Leichtigkeit, Beld ohne Arbeit
zu erhalten, auf den Character des Bauern bat;
‚ Binderlih,
So wie jeder, mit Fleiß einzeln erübrigter Thaler; -
. den Landmann vergnügt und fparfam macht 5 fo erweckt
ein, ohne Mühe auf einmal erhaltener, Geldvorrath
ſehr leicht eine Stockung der bisherigen Arbeitſamkeit,
eine Neigung, für Geld zu kaufen was ſonſt durch Arbeit
bewaurkt ward, und durch dieſe Einfdläftrung.der Bes
| triebſamkeit erwacht die Langemelle, nebft allen ren
Folgen, vorzüglich Ueppigkeit. Der Beweis dieſes Sajs
zes kommt unten weiter vor, wo eigentlich die Warkun⸗
gen des Meyers Contracts auf den Meyer unterſucht
— —
r
' werben. /
Ich gehe alfo zur dritten Frage meines Satzes über!
„Iſt das Mittel der Gelderzeugung durch den Credit,
„auch nachhaltig fuͤr mehrere Generationen des
Bauern?“ oder iſt es nicht. vielmehr blos temporell?
Ein vorher meyerpflichtiger, jetzt nun zum freyen Eigen⸗
thum nmgefdaffener Hof, kommt ſchon mit Schulden
C(Annal. gr Jahrg. 36St.) Hh |);
— —
466 XX
auf den erſten Eigenthaͤmer, wenn derſelbe Geſchwiſter
“dat; und die ungewohnte Leichtigkeit Geld zu erhalten,
‚vermehrt die Schulden. Kommt diefer Hof auf dem
hweyten oder dritten Exben, fo find fhon fo viele Erbs
shellungen vorgegangen, bag dev Hof bis zum wahren
Werth, mit Erbgeldern und andern Schulden beſchwert
iR. — In diefer Pertode ift dann, nicht nur die Hälfe
* für Ackerbau und Viehzucht aus dem Eredit verlobren,
fondern weit To große Schulden aufs Elgenthum haften,
wird das beſte Land verhäuert, das vorhandne Vieh käme
merlich durchgefuttert, und der ſchlech tre Theil des Ackers
erbaͤrmlich gepflegt. In dieſer Lage bringt der geringſte
Ungluͤcksfall die Familie vom Hofe; folglich behaupte
ih mir Recht: daß dieſes Drittel der Erediterweiterung
nicht nachhaltig fey; und die Antwort des Verfaſſers im
oft angeführten Stuck der Annalen ©. 49. „Dat ges
„meine Weſen leide nicht darunter, weil «6 dewſelben
„gleichviel ſey, ob ein Bauerhof in einem Jahre ı oder
no Kerzen habe,” mögte nicht für unfern Staat paffen,
wo eine milde Negierung ſich an den erfien Grundfag
des Driginafcontracts veft Hält: daß aus dem möglichen
Wohl aller einzelnen Kamilten, das Wohl des Ganzen
beſtehe; ein Grundſatz, deſſen tägliche Befolgung für ſes
den einzelnen Staatsbürger mehr Beruhigung enrhält,
als alle Möglichkeiten und Ausfichten auf große Reich⸗
shümer! und wem follten jene zo herunter geworfene
JZamilien in die Koſt gegeben werden? |
En biefer Theorie des Vortheils der Meyerverfaſe
fung für Ackerbau, Viehzucht, Induſtrie und Erzeugung
aller Producte, giebt mie der Landmann diefer Gegend
VE viele
2 2 467.
viele Beyſpiele an die Hand. Bey dem Meyerboͤfen if
durchgängig ein gutes Allodium in den Fruͤchten, Gebaͤn⸗
den und Viehſtapel vorhanden, das, unverfchuldet, zwiſchen
boo und 1000 Thaler werth ſeyn mag, aus welchem ſich
alſo der Meyer in gewoͤhnlichen und wahrſcheinli,
chen Sällen völlig retten kann. Es iſt unglaublich,
welchen Fleiß er an die Cultur des ihm nur zur Benutzung
erblichen Gtund und Bodens, anwendet! wie er mehrere
Morgen mit der Hand umgraͤbt! welchen Fleiß er auf
Flachsbau, auf Gartengewaͤchſe wendet! und welchen Ne⸗
benverdienſt ihm dieſes zubringt! Noch im vorigen Jahre
hatte ein Pflugköter von 7 bis 8 Morgen Land, bie fehe
gut und mühfam mit Zichorien beftellet waren, eine Eins
nahme von 3 bis 400 Thaler! Einige Nachbaren kamen
. ihm beynahe darin gleich. — Im vorigen und diefem Jahre,
wurden in zwey Dörfern einige hundert Morgen Land ger
theilt und in Eultur gebracht, davon der größte Theil aus
Sandſchollen beftand, die aus Flugſand zufammen geweher
waren. Der Bleiß, vorzüglich der kleinern Landbeſitzer,
ebnete in kurzer Zeit die Sdeften Sandberge, und gab ihnen
Fruchtbarkeit! Doch mar nur erbliche Benutzung, nicht
Grundeigenthum die Triebfeder dee Cultur! Durch dieſe
Veyſpiele will Ich nicht beweiſen, daß dieſe, noch in vielen
andern Faͤllen ſichtbare, Induſitrie der hieſigen Landbewoh⸗
ner durch die Meyerverfaſſung hervorgebracht wird;
das iſt falſch: ſonſt muͤßte ſich in allen Gegenden wo
Meyerleute ſind, ein Gleiches zeigen. Aber ſo viel bewei⸗
fet es unwiderſprechlich, daß bie Meyerverfaſſung die Euls
tur und Induſtrie nicht hindere; vielmehr, wenn ſich ein⸗
Gegend, durch fi ſichern Ertraäg des Bodens, leichr
Hh 2 Ä ter
468 . re '
ter Eelegenheit sum Abfag der Produete, Span.
famfeit und emfige Thätigfeit der Bewohner,
zu einen Grade von Wohihabenheit empot gearbeitet Kat,
die Meyerverfaſſung. ohne die Fortſchritte zu hindern, viel
mehr dazu diene, Lie gluͤcklichen Schtanken der Mittel
ſtraße zu erhalten, und gegen Ueberfal in Ueppigkeit zu
bewahren. Auch bey der oben gegebenen Befchreibung des.
Eigenthuͤmers, liegen wahre Beobachtungen zum Grunde,
weiche ich in mehreren Fällen in diefer Gegend zu machen
Gelegenheit gehabt Habe.
Die Reſultate aller drey aufgeflelleten Tragen gehen
alfo unleugbar nun dahin: daß zur Beförderung des
Aderbaues und der Viehzucht, dae Grundeis
genthbum des Bauern gefährlich und zweck⸗
106; die Weyerverfaffung bingegen, ver:
bunden mit einer vernünftigen Einrichtung des
Allodialvermoͤgens, febr vortbeilbaft fey.
Diefen Sag als richtig angenommen; fo ergiebt fich für
die Staatswirthſchaft der zweyte Grundſatz von ſeibſt:
daß, um die Summe bes baaren Gelbumlaufs zu vermeh⸗
ten, es wichtiger fey, die reichhaltige jährliche Erzengung
der Producte zu befördern; als eben eine große Sum
me baaren Geldes durch Realifirung des Grund⸗
eigentbnme zu erfchaffen; daß folglich die Einfübs.
zung eines freyen Grundeigenthums des Bauern, welches
nur den legten Zweck befchaffen, den erſten aber
hindern würde, dem Handel ſchadlich;
Hingegen die Beybehaltuug des getheilten Grundeigenthums
vortbeilbaft dafuͤr feyn würde, weil ed auf bie
Erzeugung aller Producte wohlchätig wuͤrkt. Es wird hier.
’ u ' | der
-
8,
| Pre 469
der beſte Ort feyn, dasjenige zu beantworten, was in dem
oft angeführten Stäc der Annalen, von dem Mangel an
baarem Gelde und Credit. der Bauern im 6ten Vorwurf
©. 38. gefagt wird, indem diefe Antwort zugleich einen
Beweiß der Hier angenommenen Theorie enchält. Der .
Verfaſſer macht dem Treditmangel erfllih den Vorwurf:
„Es entſtehe eine Stockung des Geldumlaufs Daraus!’
und num zähle er ale Beduͤrfniſſe des Bauern beym Rade⸗
macher, Schmidt, Schuſter, Schneider, Tiſchler, Zimmers
mann, Brauer, Branteweindrenner und Hoͤker auf, „wel
„he er nicht aus feinem Haushalt befriedigen ann, folg⸗
„lich kaufen muß, und weil er nihe mit baarem Selde hans
- „dein kann, theurer lauft. Diefe Bilanz ſtellet der Vers
„faffer als. einen Nachtheil ber Meyerverfaſſung auf,?
Schon oben Babe ich allgemein bemerkt, daß eine: vernuͤnf⸗
tig eingerichtete, mit Mebengewerben durchflochtene, Bau⸗
ernwirehfchaft, in jeder Jahreszeit, Seldeinnahmen fchaffe ;
hier will ich mich fpeciefler auf dieſen Gegenftand einlaffen:
In diefer Segend fehe ich bey vielen der, vom Verfaſſer
angeführten, Artikel; als Rademacher, Schmidt, Schnek
der, Tifchler, Zimmermann, noch täglich den alten Tauſch⸗
Bandel. Sauptfächlich werden dieſe Handwerker mit Na⸗
trnralien, oder Fuhren und Arbeiten auf Abrechnung befrte
digt, und zu gelegener Zeit das etwa mehr Verdiente baar
Beransbezahle. — In den Krug geher wohl baar verdientes
Seid, und fichen Beduͤrfniſſe beym Höfer oder Krämer bes
nor; fo weiß es der Landmann voraus, nimmt ein Kalb
oder Schwein, oder andres Produet mit zur Stadt, feht
dies erſt um, und kauft dann ein. So macht es wenigſtens
der gute Wirth; fo kann es alfo jeder Meyer auch machen.
33: Dem
N
470 BP
Veym Krämer, dem Dienn, der dem Bauern bie Artikel
Des Ensus ſchafft iſts freytich oft eine andere Gade. Aber
dieſer Mann verdient auch ur eine eingefchränfte Begůn⸗
ftigung und Luxus des Landmannes iſt turchaus wur in dem
Gall zu leiden, wenn die Ausgabe auf Artikel bes Lurus,
ben jährlichen Lcberfihuß des Laudmannes wicht überfteigt.
Berfüher ber Krämer zu größern Ausgaben; fe verdient
_ Diefe Verführung den Veriuſt welchen ex beym Bauern lei⸗
bet. Diefer Beruf wird ihn abhalten Die Berfährungen
weiter zu treiben. Hätte der Sauer zu großen Erebit, fo
würde er leicht zu einem £urus hingeriffen werben, ber feis
nen jaͤhrlichen Ueberſchuß überfliege , folglich fein Capital
angriffe und fchädlich. würde. Ein mit Weisheit modiſicirter
Lurus kann hingegen die Triebfeder bes Fleißes werben.
Der Sandmann hat, wie andre Menſchen, Neitgung im
äußern Anfehen feine Wohlhabenheit, zu zeigen, oder ſich
kleine Bequemlichkeiten zu machen ! IR fein eisner Tleiß
ber Preiß, für welchen er dieſe Neigung befriedigen kann;
fo fpart er Beine faure Mühe, um fo viel zu erwerben, daß
er für fi, feine Scan, oder Rinder win ſchoͤneres Kleidungs⸗
RÜL anfchaffen, oder einmal einen guten Tag machen kaun.
IR aber außer dem Fleiß, noch eine andre Quelle: der
Eredit da, um das feidene Tuch, oder Die filberne Schnelle
zu erhalten; fo pflegt er der Bequemlichkeit, und frener ich
feines Credits! Der Gere Profelioe Buͤſch fagt tn der
Abhandlung vom Seltumiauf im IIIten Buch 616. Nr. 4
ſeht richtig. „Das Meine Wohl leben des großen Haufen
„kann nicht leicht Die Grenzen überſchreiten. weil es ſfich
nach dem wirklichen Erwerb richtet. Der gerim
‚he Mann finder feinen Credit, Das hohe Wohlleben
findet
RE ar
findet keine Grenzen als fehlenden : Credit. Zugleich
wünfdt Ant Profeſſor eine Abhandlung eines Bauernbeob⸗
achters, von dem fuͤr den Landmann ſchicklichen Wohlle⸗
ben, aus Erfahrung des Nutzens ıc. Einige darüber ges
machte Bemerfungen gehören bier zu meinem Zweck; hur
werde ich mich nicht umftändlich daruͤber hier auslaſfen
duͤrſen.
Das Reſultat aller meiner Wahrnehmungen bleibt da⸗
ben ſtehen: a) daß der Luxus unendlichen Nutzen durch
Beförderung ‚der Induſtrie bervorbringe. b) Daß aber -
\
eine Grenslinie, befonders für den Bauern, noth⸗
‚wendig ſey, wenn er nicht in Uebermaße entweder der
Anwendung fremder Arhrirhälfe und eigner Acbeitsichene,
oder des Gebrauchs uͤppiger Nahrungsmittel, oder einer
übertriebenen Kleiderpracht — oder vielleicht in alle dieſe
Uebel zugleich, verfallen fol; c) daß dieſe Grenzlinie fo
wenig moraliſch vorgezeichnet, wie vom Geſetzgeber, ohne
Kräntung, der perfönlichen Freyheit vorgeſchrieben werden
konne. d) Daß vielmehr für den Bauernſtand die einzige
practiſch mögliche fichere Auskunft bleibe: Luxus fo lange
zu begünftigen, ale er dem jaͤhrlichen Ueberſchuft
von ferne folgt; ihn "aber huͤlflos zu laſſen, for
bald er diefe Linie Überfleigt, e) Diefes ſehr ſimple
Mittel wäre alfo Einfehränfung des Credits nicht weit Aber
den jährlichen Erwerb — und läge fchon feit uralten Zeiten
in ber Meperverfaffung, Wil man hingegen den Luxus
des Bauern auf vernünftige Art begfinftigen, und doch zus
gleich dem Bauern freyes Srundeigenthum geben; fo find
die werderblichen Folgen nicht zu überjehen, wovon der
matte Erfolg. aller fumtuarifchen Geſetze einen vorläufigen .
54 Des
\
aa Pre
en,”
Beweis giebt. Es iſt mir ein ſichrer Tuchhaͤnbler bekannt,
von welchem viele der hieſigen Bauern ihre Kleidungsbe⸗
duͤrfniſſe nehmen. Unglaublich iſt es, weiche Kenntniß dies
ſer Mann vom jaͤhrlichen Erwerb ſeiner Kunden hat, wie
er gute Zeiten zu Einziehung ſeiner Forderungen benutzt,
und nach dem Maasſtab des Erwerbs feinen gebenden Cre⸗
bit erweitert oder einſchraͤnkt. Gerichtliher KHülfe bedarf‘
er nicht. Eben fo fehe ich täglich beym hieflgen Landmann,
der fchon in der feinen Kleidung , befonders des weiblichen
Geſchlechts, einigen Aufwand macht, daf er ben Anfchafs
fung neuer Stuͤcke, ſehr auf reichliche Eendren, aute Preife,
unerwartete günftige Zufäfle im Haushalt, Ruͤckſicht nimmt,
und fich oft, bis dahin, daR ſolche Umflände eintreten, bes
hilft. ſ) Bey einem. auf die oben bezeichnete Art einges
ſchraͤnkten, Eredit, muß eine promte Juſtitz alsdenn dahin
zu Huͤlfe kommen: „daß ſich Schulden des Luxus nicht von
. „mehreren Jahren haͤufen!“ daß vielmehr jeder eo vor⸗
ber weiß. es werde die gemachte Schuld, auch
wenn er wortlos wuͤrde, noch in eben dem’ Jahre obs
ne Aufichub beygetrieben werden. Dieſes vor
berfeben der Nothwendigkeit, die für Artikel des Wohl⸗
lebens gemachte Schuld, aus dem jährigen Erwerb
oder, wenn die Ausgabe unvorfichtig übertrieben worden,
aus den beften Stücken des Viehſtapels, bezaften
zu müßen, bat im Ganzen die Folge, der größern Anftrens
sung der möglichen Erwerbmittel, ober der kluͤgern Vor⸗
ſicht in Anſchaffung dee zum Lur gehörenden Artikel. —
Sehr unvorſichtig und ohne Sachkenntniß wird daher oft
eine Strenge der Execution als Tannen angeklagt; und
man Überfichet aus Butherzigteit den großen Erfolg: daß
N m
—
0 473
V Verhindenng alles Aufſchubs bey Zahlungen, bei reichſte
iR
.r
Keim des neuen richtig modificitten Credits liege.
In Gegenden, mo Setzung ber Bezahlung auf Ters
ine, feit langen Zeiten eingerifien ift; wo jeder leicht⸗
finnige Schuldner fih diefer äußert bedenklichen Wohls
that erfreuet, da verliert fich der große gute Erfolg jener
Creditbeſchraͤnkung, in der Hofnung, Termine bey der
Zahlung zu erhalten. Diele Terminfegungen ſchaden,
der Regel nach, unendlich, weil fie and, den Meinen
ſichern Eredit bis zur Summe des jährlichen Erwerbs
hemmen, und doch nichts Gutes für den Bauern wärs
ten — indem es eins ift, ob er in einem Jahre bie aus⸗
geklagte Schuld ganz bezahlt, oder ob man dieſe auf
Termine Tegt, er aber von ben vorigen Jahren her noch
fo viele Termine zu bezahlen hat, daß die Summe aller
Zahlungen, jene erſte aͤberſteigt. Ro das Terminfegen
erft einmal herrſcht, da iſt auch das Anhäufen ber Ters
wine von mehreren Jahren unausbleiblich, und dadurch
alle gute Wuͤrkung verloren.
Doch ich darf mich nicht weiter von der Sant
ſache verlieren, und kehre daher zur Beantwortung der
VBorwuͤrfe zuruͤck, die in den Annalen am der angefuͤhr⸗
sen Stelle, der Dieyerverfaffung, wegen de6 Geld s und
Creditmangels, gemacht werden. Der Verfaffer hält
zweytens „es fchädlich für den Eapitaliften, daß er fein
„Geld im Dreyerhöfe'nicht anbringen könne; berechnet
„den Werth aller Meyerhoͤfe einer Provinz, und meynt
„wun: das gehe aus dem Commerz weg, und. fey für
„Patien. Geldumlauf, Kandel und. Wandel, ein
a1) 5 „todtes,
474 BP Ar
„tobtes, lahm ſtehendes Eapital,, Auf beyde Eins
würfe Gabe ich ſchon ben geantwortet. em Eapitas
liſten fpelsit ınie nichts mehr zu fasen nöthie. Aber
in Abit des zu realificenden Grundwerths alles
Eigentums, zum Bellen für Geldumlauf und
"Handel, darf I einer nähern Prüfung nit auswei⸗
: den, weil die Materie offenbar unenbli wichtig für
den ganzen Nationalreichthum iR. Wit Rede ik wohl
Seine Dsterle in neueren Zeiten mehr das Lieblingefach
Der Staatsichrer seweien, als Beldumlauf, Handel unb
Wandel. Aber nisgend habe ich den, von dem Verfaſ⸗
fer in den Annalen angenommenen Grunbfag gefaw
den; „daß die Summe des im Gtaate umlaufenden
„Beides, dein wahren Werth aller Grunbfüde, glei
„fen, ober zur Gleichheit mühe gebracht werden Lüns
„ven, Diefen Zwei, zum beſten des Gelhumlanfs
und Handels, muß ber Werfafler vor Augen gehabt ha⸗
Ben; denn font würde bie Verkaͤuflichkeit der Meyer⸗
grände für den Handel einen Eifer Haben, und der
Verfaſſer fich nicht beſchweren dürfen, der Werch aller
Meyerhoͤfe fey ein todtes, lahm ſtehendes Kapital.
Vorlaͤufig bemerke ih, daß man nur dasjenige Las
pital todt aennet, weldhed keine Zinfen bringt; — follte
fi) diefes von nnfern Dieperhöfen, die alle Probucte
be? Natur llefern, fagen lafien? Aber der Verfaſſer
will alſo vielleicht nicht nur diefe Versinfung der
Probducte, fondern auch noch zum zweytenmal das
Capital ſelbſt nugen — und daher die Dröglichkeie,
bie Grundſtucke in Geld zu realificen, frey haben!
Durg diefe Operation wird » Die im Staat vorhans
dene
5 07 471.
dene Geldmaſſe an ih nicht größer? föndern nur die
Verwendung des Geldes wird verändert. Dabey fraͤgt
es ſich, ob es für Handel und Fabriken vortheilhale
ſeyn werde, wenn fo viel Gelegenheit zur ſichern und
guten Belegung der Captialien entſtehet. b) Da ſich
die baare Geldmafle nicht ſogleich durch die Verkaͤuflich⸗
Belt der Meyergruͤnde vermehren kann; fo nehmen bins
gegen bie Privarfepuldfcheine auf vorige Meyer⸗ jetzt
Eigenthumsgäter zu; und durch die Menge folder OR
ligationen ſcheint ein neuer Reichthum zu entſtehen.
Dieſer neue Reichthum iſt blos ſcheinbar, und der Herr
Profeſſor Buͤſch beweiſet in der ſchon oben angeführten
Abhandlung vom Geldumlauf IIItes Buch 6. 42. „daß
ꝓ„Prisatſchuldſcheine kein neues Eigenthum im GStaate
„und folglich auch keinen neuen Reichthum hervorbrin⸗
„sen. Der Schnldſchein repraͤſentirt die ſchon vorhan⸗
den geweſene Hypothek, deren Ertrag nun kanftig der
Crebitot nutzt, ſtatt vorhin ber Nutzen dem Eigenthuͤ⸗
‚mer oder Meyer auf.
Eben dieſer gereiß claſſiſche Sqrifteller zeigt im
ten Buch dieſer Abhandlung, daß es beym Geldum⸗
"auf und Nationalreichthum nicht fo ſehr anf einen
baaren, großen Geldvorrath, ſondern baranf ankomıne,
daß das Geld oft in jedermanns Händen gebracht, und
‚viele Soncursenz im Ankauf dere Sedärfniffe, und Ges
lohnung ber Dienfte verurfache werde. Lieſſe ſich der |
Ball annehmen, daß jeder Thaler nur einmal and eiher
Hand In die andre ginge, fo wäre die Berechnung leicht
seit, — ©: müßte zum Umſaßz fo viel Geld im
©taat.
476 Br:
Staat fen, als der Werth aller Gebärfaiffe und Ber
Ichnung der Dienfie beträͤgt. — Nun aber jeder
Thaler 10 bis zomal nad häufiger im Jahr circaliet;
nun muß and nicht ber baare Gelbvorrath, ſondern
Sieimehr das Mittel folches in Umlauf zu fegen,
in Anſchlag kommen , unt als die Quche des Nationeh
reichthums angeſehen werben. |
Commerz, Gelbumlauf, Handel und Wandel, der
Verfaſſer nenne es wie er will, fol im Staate haut
Adi dahin wärken =) dag viele Materialien verkäufs
Ucher Hedärfniffe erzeuget werden, und viel Nachfrage
darnach fen. b) Daß wechſelſeitige Dienſte und Arbel⸗
ten auf den hörten Belauf ſteigen, und c) die möge
Heft größte Menſchenzahl ein gutes Auskemmen babe.
Der Landbau iſt zu Erreichung diefer Zwede ganz vors
zuglich geſchaͤftig. Er giebt zuerſt ein eignes Austoms
men, und liefert die rohen Materialien zur Beſchaͤfti⸗
gung anderer Menſchenklaſſen, erſt in ihrer WBearbeis
gung, dann in ihrer Umſetzung und Berſendung. Hiet⸗
aus iſt der Hauptzweck des Landbauers fuͤr den Staat
ſchtlich. — "Er iſt nicht etwa da, daß er baar Geid, Eas,
pitallen, in den Handel gebe, dadurch Geldumlauf bes
fördre, ober Handel treibe, fondern er iſt dafür da: a)
daß er ſich ſelbſt ein reichliches Austommen vom Sands
bau ſchaffe, b) daß er andern Claſſen möglich viele
Materialien zu ihrer Beſchaͤftigung liefre; und c) weil
er ſein gutes Auskommen von der Erde reichlich vers
diene, ein guter Abnehmer der Artilel des Heinen
Wohllebens, und dadurch die wichtigfie Triehfeder der
innern Circulation werde, 34
IPA —
—
Ich koͤnnte alfe den Einwurf, daß die ˖ Meerverfele
| Sung ein lahmſtehendes Capital der liegenden Meyergründe
' verurfache, ganz übergehen, weit er den Bauern aus einem
untschten Seftchtöpunct betrachtet, und nicht aus. dem;
welchen der Staat vor Augen haben muß, nemlich „tele.
: „Einrichtung iſt die bee, um den Bauern zum beften,
“Produzenten, und vernänftigften Conumenten zu ıhas -
„chen? Diefe Frage iſt fchon oben für die Meyerverfaflung,
erörtert und erwiefen worden. Um aber doch das Ueber«
triebne der gegenfeitigen Sordeung: alles Grundeigens
thum im Staat \ gegen baar Geld realifiren zu .
Fönnen! deutlich zu machen, will ich jegt ein „näheres
Detail aufftellen. Nach der Anmerkung der Herren Her⸗
auggeber der Annalen im angeführten Stuͤck S go. ber
trägt der Werth der Gebäude im. Fuͤrſtenthum Lüneburg
über 5 Millionen Thaler! So wäre ja der Zweck, weis
en die Herren Herausgeber für die. beſſere Circulation
des, Geldes wünfchen,, leicht zu erreichen, wenn nur fämts
liche Gebäude freyen Allodialvermoͤgen gefchlagen
wuͤrden: einc Operation die doch unendlich viel leichter zu
bewuͤrken ſeyn würde, als die Umwerfung der ganzem:
Meyerverfaſſung. Rechne ich nun weiter, daß dem
Werth aller Gebaͤude, der Werth des’ Viehes aller
Art etwa gleichkommen moͤgte; ſo beliefe ſich dieſes
wieder auf 5 Millionen; mithin haͤtte das platte Land im
Fuͤrſtenthum Lüneburg auf dieſe Artikel ſchon für 10 Mil⸗
llonen Thaler Credit; eine Summe, die ſich a) durch den‘
Werth aller im Jahr einkommenden Producte; und by
dadurch ſehr vergrößert, daß theils nicht alle Gebäude vers
ſichert, c) theils die verſicherten Gebäude: unter dem wah⸗
sen
478 Pr
von Werth groͤßtentheils eingetragen find, und di) auſſer.
den Meyerguͤtern, ſich ein fehr. beträchtlicher Theil freyer
Allodialgruͤnde in der Provinz findet. Wenigſtens kom⸗
men 15 Millionen Thaler heraus, wofür man. alfo bene
platten Lande des Fuͤrſtenthums Lüneburg ſelbſt mie Bey⸗
behaltung des Meyerrechts, Credit verſchaffen kann. Han
rechne man die Würkung der Circulation des Geldes Hinzu,
und beurtheile dann: ab dieſe Summe nicht den Werth
aller für die Provinz möglich zu erporticens und impotti⸗
renden Waaren mit allen Dienften, fo bey der Hervorbrin⸗
gung und Verfendung derſelben gebraucht werden, weit
üderfleige? Iſt dieſes richtig, zu welchem Zweck follte
es dann der Handlung dienen, auch den Wertb
der Bauerngrundftüce im Umlauf 3u bringen?
Welche ungeheure, unzweckmaͤßige Gunmne mäßte: dee
Wetth aller Grundſtuͤcke ergeben? Wäre es worthelihaft
für ven Staat auf alle Grundſtuͤcke Gelder zu leihen
amd folhe in Umlauf zu Bringen; fo müßte auch da der
Handel am meiften blähen, wo das freye Eigenthum mit
Schulden belaſtet iſt — denn wo dies nicht geſchlehet,
komumt bee Geldwerth nicht in Umlauf; ſo muͤßte es wahr
ſeyn, daß der Handel ba ſtocke, wo der Eigenthuͤmer ein
guter Wirth iR, und feine Gründe von Schulden freyhaͤlt.
Ohngeachtet ſich das Lebertriedene der Forderung
Ginlänglich aus dem MWordergehenden zeigt; Tb wird es
doch vielleicht irgend Jemanden lieb feyn, biefen Gag
durch ein Beyſpiel aufgekloͤrt zu fehen, welches ich aus
bleſem Amte mit beſtimmten Zahlen belegen kann. Das
Aunt an ſich if nicht voͤllig a Quadratmeilen groß.
a L
t —
- u —
Mittelwerth eines Morgens zu 75 Rthlr.
x..479
EL Werth des Allodialeigenthums des Bauern:
Alle Otacke werden nach einer eigenen Angabe der
Unterthanen im Jahr 1780. aufgezaͤhlht.
(669 Wohnhaͤuſer, und 735
Nebengebaͤude, waren ſehr |
geringe aſſecurirt zu 63750 Rthlr.
1474 Pferde und Fällen zum Ä
Werth von 125 Rthlr. 3685 NRthir.
Es waren 2604 Städt milchende Kühe:
’ als vorbans und Stiere zum geringen
Werth von 20 Rthle. 32080 Rıhla,
den angeges\2300 Städ jung Vieh und
« Kälber zu 10 Rthlr. 23000 Rthlr.
den 2340 Schweine zu 3 Rthir. 6720 Rthir.
13000 Schafe zu 15 Rthlr. 17333 Rthlr.
—* in runder Summe 2000 Rthir.
— — — —
| Totale 201733 Rebe,
Dabey bemerke ich, daß alle Gebaͤude fehr viel zu
niedrig in der Brandcafle ftanden ; daB der Viehſtapel
au geringe angegeben, und nur zu niedrigen Preilen
berechnet iſt.
I. Werth der Meyergruͤnde.
Das in Cultur der Dreyer befindli⸗
Ge Saatland, beläuft fih ohngefähr auf
19600 Morgen. Wenn ich den biefigen
—
annehme fo bringt ſolche 14425000 Rthir.
» Das Wieſenland iſt ohngefähr auf
6000 Tagwert angegeben, deren geringfter
Preiß 150 Rıhlr. folglich der ganze Werth
iſt — 900600 —
Summe des Werths des Acker ⸗ und Wie
ſenlandes ohne die Garten4, 325000 Kehle.
Il
480 | DPA
Nah einem möglich genauen Ueberſchlag, werben
jährlich 45000 Rthlr. baares Geld ins Amt, theild
durch den Productenverfouf theild durch Hollandsgzaͤn⸗
ger, Sarnfpinner, und Schifzieher, hereingebracht;
Hingegen gehen für auswärtige Producte, und Waaren⸗
artikel etwa 30000 Rthlr. aus; und der Ueberſchuß der
Grportation von 15000 Rthir. beſtreitet theils offentliche
Laften aller Art, theils gutsherrliche Gefälle. Bey dies
fen Summen find blos 633 große und Beine Feuerftel⸗
len, nebf 378 Häuslingsfamilien, und in allen auf
dieſe (ohne Exemte) 5226 Menfchen zu berechnen,
Wenn man diefe Data uͤberſiehet; fo urtheile man: ob
unſre Meyerleute nicht Thon dadurch Ah um Staat,
und Handel hinlaͤnglich verdient machen, daß fie 1) nach
Abzug des eigenen Verbrauchs 45000 Rthlr. reinen Ers
"werd eindringen; 2) dagegen für 30000 Rthlr. Waaren
verbrauchen; 3) noch 15000 Rthlr. für Laften des
Staats, des Gutsherrn und ſich ſelbſt überfparen und
4) in ihrem Allodio einen Treditfond von 200000 Athlet.
Dem Werth ifres Eigenthums Haben. Kann nun noch
eine Handlungspolitik fo aͤberſpannt calculiren, und
IE. Werth der jährlich umfegenden- Produ .,
Ä
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!
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*
das Circuliren jener 2F Millionen Thaler (als des |
Grundeigenthums) noͤthig finden? Im Jahr werden
aus dieſem Amte im Verkauf und Einkauf 75000 Rthle.
umgeſetzt; aber desfalls bedarf es keiner 25000 Rthlr
um dieſen Handel zu treiben. Die Artikel, welche die⸗
fen Verkehr ausmachen, werden zu fo verſchiednen Zei .
ten umgefegt, daß das Geld, mit. welchem der Kaufs
mann das Brodkorn bezahlt, fon ihm vom Bauern
für
J
SA 488
für Tuch bezahlt iſt, welcher es für Hokerwaare heute
wieder ausgiebt, und morgen für Wolle wieder em⸗
vfängt; und fo if es möglich, daß der ganze Verkehr,
welcher im Jahr au 75000 Rthlr. anwaͤchſt, mit wents
gen taufend Thalern, darum aber aicht weniger or
betrieben wird.
Wollte man auch für das Vefte des Staats und
am die Beyſpiel im Kleinen, hernach ins Große ans
sumwenden, die Einrichtung nothwendig finden, 1) daß
der ganze Umfag im Amte bleibe; der hieſige, nicht der
fremde Kaufmann und Krämer daran verdiene! 2) daß
die Summe des Erwerbs und Exportation aufs boys
pelte von 45 auf goooo Rthlr. feige; fo wird in Anfes
Hung des erſtern doch die zum Umſas erforderliche Sum⸗
me des baaren Geldes nicht fleigen; od um zweytens
bden Belauf der Mrportation zu erhoͤhen, komme
es ganz deutlich, wie ich fchon oben ausgeführt habe,
nicht darauf an, daß man dem Bauern mehr baares
Geld in die Hände fchaffe, fondern daranfı daß er feine
Grundſtuͤcke mie möglichitem Fleiß cultivire; feiner Vieh⸗
zucht mit der größten Emſigkeit warte; und in Betrei⸗
bung aller ‚Heinen compatibien Nebengemerbe aufmerks
(am fen. Dazu bedarf. es nicht der freyen Difpofitiog
über den Grundwerth mehrerer Millionen! — Das
dem Bauern gehörende Eigenthum von 200000 Rthle.
dur Umlauf einer unendlihen Vergrößerung fähig, if
mehr wie binlänglich, als Nebenhälfsmirtel, neben dem
fhon oben angezeigten Haupttriebfedern zu wuͤrken.
Geſetzt ein Staat bandelte fo thoͤrigt, und verkhaffte .
‚den obigen Bauern auf ihre Meyergründe für 23 Mils
(Annal. se Jahrg. 36) St - Monen
482 ’ pr
Honen Thaler Echit. Gelege, es wärten anf feldie in
40 jahren, von Eremben z Milisnen Thaler gelüchen,
sub Diefe Eisen madigerebe in Mslanf; mußten aber
den Eremuben mit ; Procmt ale mit 10000 Thaler
werzinfet werden. Kenn nun von biefen 2 Billionen
wenig in ben Hinten ber außeiheuben Gasera geblie
den, fonbern alles naihgerabe In bie Gänbe der Krämer,
Baͤrger, ober Heinen Rebenteuohner übergegangen wär
ven, woher folten jene so0000 Thaler Ziufen erfolgen, da
jegt aller veräufiige Ueberſcheß uab Axrbeitsnerbieaft
nur 45000 Athir. beiträgt? Das gauye Amt wärde im
materialen Eoncues llegen, und kelme Staatswiethſchaſt
im Cxande feyn, biefem Werfall, wenn er ſich wärfih
fo Im Großen jutragen würde, wieder abzuhelfen.
Abe Marſchlaͤnder, wo ſchwere Eapitatverzinfangen, am
Bohlſtande des Cigenthaͤmers nagen, mögen als Bürks
lichkeit, jenem Argument aus der Moͤglichkeit zur Seite
ſtehen. Man ſfichet daraus, wie wenis vafſend die Ars
gumente vom Handel, Credit, Geldumlauf, auf den
eigentlichen Bauernſtand angewandt werben. er
Sauer ſoll reichlich probucicen, und vernfnftig versch
ren; ſo giebt er dem Kaufmann wie dem Deanufatem
riſten hinlaͤnglichen Stoff zum Erwerb, und veranfaßt
im Staat die möglich größte Menſchenzahl. Aber man
verlange nicht, daß ber Bauer feine Werkſtatt: das If
feinen Meyerhof, zu einer Hypothek für den Kaufmann
made, die dem Bauern ſelbſt den Untergang bereitet,
and dadurch diejenigen mit Kürze, welche gewohnt wa⸗
ven, an ihn zu verbimen. So viel zum Beweiſe bes
euren, und für jede Enubräcrglerung wigtisften Punkts:
daß
Bu Pre 483
„daß für den Staat, die bey der Meyerverſaſ⸗
„fung zum Grunde liegende Theilung des Grunds und
„Boden⸗Eigenthums und ‚ber 'erblihen Benutzung,
„zwiſchen Gutsheren und Meyer, fowohl diredt
„wie. ind ir ect von den glüdlichften Folgen, und vors
thellhafter wie die Eigenthumsverfaffung ſey.,
Dun And nach meinem Plan der Gutsherr und
Meyer noch als Contrahenten äbrig, von welchen ich ,
| gleichfalls behaupte, daß das Effentiele der Meyervere
faſſung für fie die beſte Einrichtung ſey. Der Guts⸗
“ hof: 1) Die richtige und gute
—
he rr hat folgende Dauptfordergggen an feinen Meyer⸗
agung aller Geld: Nas
suralı Gefälle und Dienſte. Maturaigefälle ind dar⸗
Anter, wegen des fortgehenden Werths mit dem Gteie
gen und Fallen aller übrigen Preife, vorzuͤglich wichtig. .
2). Das Grundeigenthum nicht nur an dem cultivirten
Hof, fondern aud ‘an alle Theile der Gemeinheit. 3) .
Die Befugniß Aber den Meyerhof nad) Abgang eines Ä
Meyers zu diſponiren. Jede diefer Gerechtſame ik von
großer Erheblichkeit, und je.größer der Werth it, wel⸗
chen Meyerleute den königlichen Domainen und Privat⸗
gutern bringen, deſto wichtiger iſt das Zuterefle, den
ganzen Umfang dieſer Gerechtſame fo ficher zu fielen,
daß fo wenig menſchliche LIE und Betrug, wie
Verheerungen des Krieges und andre allgemeine
Scenen menſchlichen Elendes, im Stande And, ben
SGenuß zu hemmen, ober einzelne Theile zu entreiffen. .
1) Bey den Abgaben, will der Gutsherr nicht nur
gedeckt ſeyn, daß er fie erhaͤlt, ſondern er will le auch
am Verfalliage, und alle Maturalien, wie Dienfte,
Sia i Korn,
484 XXM
Korn, Butter, Zinedieh, In einiger Bofommenkeft
Haben. 2) Bey dem Srundeisenthum en ben Semein⸗
Seiten, (welches im Herzogthum Uremen nad einem
langwierigen Proceß buch einen Bersieih zwifchen
tanial. hurfürkl. Cammer und ben Sandfländen bei
Herzogthums vom Johe 1780. als ‚gültig auerfannt
worden) hat der Sutsherr noch immer die, freylich für
‚die Berbefferung und Enitur beſchwerliche Ausſicht. eit⸗
weder auf einen Verbeſſerungéziuß des: zu Theilungen
ſchreitenden Meyers; oder auf ben Zing derienigen,
welche bey zunchmenger Bevoͤlkerung aufs neue in den
Ueberſchuß der Gemeinheiten hereingewiefen werben ; und
endlich 3) flirbe ein Dreyer mit der Frau ohne Kinder,
ober tritt. ein Abmeyerungsfäll ein; fo iſt der Hof zut
freyen Diſpoſition des Gutsherren offen. Der Regel
nach muß er zwar mit einem nenen Reihemann beießt
werden, aber bey beträchtlichen Höfen, bie bey Wer
pachtungen drey, vier, auch fänfhundert Thaler aufbrins |
gen, iſt es kein geringer Vorzug eine ſolche Stelle einem
verdienten Knecht, oder einem andern, beim man wohl
will, zuwenden zu koͤnnen.
Der Gandersheimer Landtagsabfhied von 1601.
im 24ſten Art. und fhon vorher der Salzdalumer Res
ceß von 1597, räumen fogar dem Gutsheren das Necht
ein: „das Gut gegen weitre Leiffung der davon zu jeder
Zeit gegangenen ſchuldigen Pflicht, zu feinem ſelbſt
„eigenen Behuf zu gebrauchen; und in den Privilegien
des Herzogthums Bremen vom Jahr 1663. verftattet
der damalige König von. Schweben Carl XL im zten
Artitei
J
Artikel „vors ſiebende fol einem won Adel, der ſonſt
|
en 485
„im Lande keinen Sig und Bohrung har, jedoch ein
„Landftand if, freu fiehen, von feinen Gütern einen
„Meeyerhof zue Wohnung aptiren zu laſſen, und nice
„allein die dazu gehoͤrige Länderey, fo ohne Bas. dem Her⸗
„kommen nad) frey, fondern aud Dad und Fach ohne
„Schatz und Beſchwerung zu. befigen, und zu gebrau⸗
„hen, da entgegen aber fehuldig feyn, drey neue Koͤter
„am felbigen Ort in den Schag wieder zu Bringen.
ne
ift, kann immer in Zukunft wieder gefchehen, und ich
würde es immer für eine vortrefliche Zuflucht anfehen,
wenn ein Unbegäterter” Guteherr die Erledigung eines
großen Meverhofes, gegen Sicherflellung der öffentlichen
\ Laſten fuͤr ſich und ſeine Familie nutzte. So viel iſt we⸗
nigſtens hieraus klar, daß die gutsherrliche freye Diſpo⸗
ſition uͤber einen erledigten Meyerhof, für ein weſentli⸗
ches grobes Vorrecht zu halten ift, das heute oder mors-
gen unvorhergefehene Bortheile zumege bringen kann.
"Nun faſſe man alle dieſe Anrechte des Gutsherru
und werfe die Frage auf: Wie koͤnnen alle dieſe verſchied⸗
ne Rechte, die jetzigen, wie die kuͤnftigen ſo geſichert wer⸗
den, daß der Gutsherr den ſichern Genuß eines jeden, in
dem Augenblick hat, da es faͤllig in? a) Geld und Na⸗—
turalien am Verfalltag. b) Dienfte von gus ausgefüts
‚ serten Pferden und Menſchen, c) gute Früchte und Zins
vieh: q) Rechte an der Gemeinheit: e) im Erledigunge⸗
Ji 3 kaul
+
Dieſes Privilegil haben ſich damals mehrere vom
Adel bedient, was in’ vorigen Jahrhunderten geſchehen
an den Meyerhof, zuſammen unter einen Geſichtspunct,
486 a >
fall, an dem Hofe ſelbſt. Dee fharffinnigfie Conſulent
würde feine andre Eautel ausfinnen, als den im gemeis
nen Stechte fehr bekannten Vorbehalt des Eigenthums;
und eben dies iſt die Cautel des deutſchen Meyerrechts!
Das vorbehaltene Grundeigenthum für den Gutöheren,
überbebe diefen aller Gefahren, welchen er ausgeſetzt
feun würde, wenn er feine Gelds ober Maturaleinkänfte,
aus dem Eoncurs bes neuen Eigenthuͤmers nach Hypo⸗
thek Recht ſuchen follte! wenn er, nachdem die Beſpan⸗
nung des Hofes aufgehört, mie Bezahlung der Dienfe
oder Früchte vorlieb nehmen, und zufehen müßte, ob nun
andre Dienfte, für diefen einzelnen Fall, Geldweiſe, zue
rechten Zeit zu haben ſeyn märden — (eine allgemeine
Abſtellung der Naturaldienfte, barf man bis jeßt, noch
Bey keiner Operazion zum Grunde legen.) Die Meyer⸗
verfaflung deckt alle Guteherrliche Rechte aufs beite;
und Id bin. überzeugt: daß der Guteherr oft in die oben
„berüßtte Gefahr des Werluns, und in unenbliche Weit⸗
‚ Iäuftigfelt gerathen wärbe, wenn er dein Dreyer das
Grund⸗ und Bodeneigenthum abtreten wollte. Cobalt
Grund und Boden Bauerpflichtig wäre; fo würden au
Landeslaften daranf vertbeilt werben, und dep beren
Immerwährenden Vergroͤßerung, zuletzt eine Colliſton
der Gutsherrlichen und Staattabgaben, wahrfcheinttd
zum Nachtheil der erftern entſtehen. Go lange Grunb
und Boden dem Gutsherrn gehört, wird er im Herzoge
thum Bremen nicht ſchatzpflichtig; fondern bie Contribus
sion wird bey Meyerleuten von ihren Habfeligkeiten,
d. 1. Dad, Fach, und Wich; bey —— —
Eeisenthumern aber von der Laͤnderey collectiret;
rauf
Ba
|
|
4
|
u
en 487
darauf bernhet der Unterſchied der Eontributionsvereheis
lung sur Geeſt und zur Marſch, und der Grund, wars
‚ um legte fo unendlich viel flärker, wie die erfie belaſtet
iſt ). Da nun ganz offenbar für den Gutsherrn aus
bem wefentlichen des Meyercontracts vieler Wortheil und.
sar kein Nachtheil entſtehet; fo fehe ich keine Hinlängliche \
Urſache, warum er ſich des Grundeigenthums begeben,
‚ und von dem alödenm freyen Bauern ſeinen Abgaben
\
anf einem Ummege nachſuchen foll. '
Jetzt komme ich auf den dritten Contrahenten den
Meyer ſelbſt, und auf die Frage: ob aud für den
Mehyer die Entziehung des Grund: und Boden ı Rechts
vortheilhaft fen? und ob der volle Umfang des erbs
lichen Nießbrauchs, feine Beduͤrfniſſe hinlänglich
befriedigen Pönne? Altes, was ic) oben vom indirecten
Vortheil des Staats durch Beförderung des Ackerbaueß
und der Viehzucht gefagt habe, gehört aud hiecher, und
desfalls beziehe ih mich darauf. Beſonbers aber habe
ich jetzt num noch etwas, von den Würkungen der Meyer⸗“
verfaffung auf das Perſoͤnliche und Samilienverhält:
niß des Bauern auseinander su fegen. Man muß
dabey auf das Innere erfi der Familien, und dann der
herrſchenden Denkart und Erziehung des Bauern hin⸗
eingehen. In jeder Familie des Bauern leben drey Ges
- nerationen, deren Verſorgung fo beſtimmt angewieſen
ſeyn muß, daß für fie nie wurklicher Mangel eutfichen
San.
*) Site‘ der gefomiaten Stände des Herzogthums⸗
Bremen, unvorgreiflihe Gedanken wie die recti«
ficatio Contributionis einzurichten, Nr. 1.
Jg
438 _.Y, \ 7
Sarın. Iſt diefe Einrichtung fehlerhaft, fo erzichet Mh
der Stadt hulfloſe Familten. Diele drey Generationen
find: a) die Altentheiler. Der Witch des Hofes muß
ausdauernde Börperlihe Kräfte haben. Diefe nugen
durch ſchwere Arbeit früh" ab, und daher erfordert bie
Natur der Sache, daß der arbeitſame Wirth, bey Ads
nahme förperlicher Stärke, bie Arbeit niederlege, Die
Regierung des Hofes einem jängern Nachfolger Aberlaffe,
sind nun im Alter einen Unterhalt ohne Beichwerde bes
komme. Dies tft der fo genannte Altentheil — deſſen
unverletzliche Sicherfiellung, eine dankbare Pflicht des
Staats, gegen denjenigen feyn muß, der ihm feine Kräfte
aufopferte.: b) Der jezige Wirth, mit feinen nicht
verheyratheten Geſchwiſtern. c) Die Kinder des jeßls
'gen Wierths. Alle diefe Perfonen haben, vermöge des
Dreyerbriefes, am drblichen Benngungsrecht des Hokes
- gewiffen Antheil, zwar nur einer ald Meyer, aber dies
fer eine ift allen Adrigen zu lebenswierigem Unterhalt und
"Unterflägung verpflichtet. Was kann diefen großen Ali⸗—
mentencontract des Staats, vermöge deffen es moͤglich
wird, daß in einem Meyerhofe 10 und mehrere Mes⸗
ſchen für den Staat erhalteh werden, ficher fiellen, wenn
nicht das in den Händen des Gutsherrn verwahrte
Grundeigenehum es thut? Wäre der Wirth des Hofes
ein völliger Eigenthuͤmer; koͤnnte jede Schuldenlaft ben
Werkauf des ganzen Hofes bewuͤrken, wen wollte man
denn bey einem’folhen Verkauf, jene Altentheiler, jene
nicht erwachſene Kinder in die Koſt thun? und wer ſollte
das Koſtgeld bezahlen? Etwa der eben entfeßte Toncurss
macher, der fchon auf dem Hofe fi nice ernähren
_ Ä konnte ⁊
07, us 489
konnte? Alſo der Staat oder die gemeine Reihe, oder .
ein Armeninſtitut? Diefer Erfolg iſt wahrlich nicht leere
Declamation, fondern wer’ die Denkart und —*
des Landmannes kennet, der weiß es, daß in der Jugend
des Bauerjungens, hauptſaͤchlich nur ſeine koͤrperlichen
Kräfte ausgebildet wurden, ‘aber feine Anleitung zum
enhigen überlegfamen Nächdenfen damit verbunden ſeyn
Eonnte. Je früher er zu ausdaugenden körperlichen Ars
Beiten abgehärter ward, je beffer erfüller er feine künftige
Beſtimmung. Aber eben diefe Abhärtung in einer und
derfelben, fi faft jeden Tag gleichen, Art körperlicher Ars
beit, bewuͤrkt auch in.der Seele etwas mechaniſches, und
daher eine wahre Abneigung gegen alles Nachdenken,
und eine unäberwindliche Anhaͤnglichkeit, die zuerſt ges
faßten Ideen immer. beyzubebalten — aus Furcht fonft
überlegen zu müffen, wozu er keine Neigung und Faͤhig⸗
keit fühle. Diefes Bild trift, in ber Regel, bey ginem
zum Arbeitsfleiß erzogenen Bauern zu, und die Auss
nahme denkender Köpfe, die fich fon In den Bauer⸗
ſchulen auszeichnen, aber dabey felten Luft an ſchwerer
koͤrperlichen Arbeit finden, gehören, als Ausnahme hier
‚wicht der. Diefe Bemerkung vom Bauern iſt ſchon ſehr
alt; ein aͤltrer Philoſoph bauer darauf den Grundſatz,
daß die Menfchen weiche einen robuften Körper, und wes
nig Geiſteskraͤfte beſitzen, von dee Natur zum gehors
den, die feinern Köpfe .aber zum herrſchen beſtimmt
feun. — Dieſer ſehr beſtrittene Sag gehet une. hier nicht
an, aber fo viel iſt richtig und hier paflend, daß ein zur
Leibesſtaͤrke gebildeter Körper einer Leitung bedarf. Der
gur ſchweren Ardeit erzogene Bauer, iſt die Regel von
Si5 wel⸗
490 DPI
weicher ich auögehe! und von biefem uriheile man: Ob
es beſſer fey, in Dingen, bie fein und der Seinigen Städte
umfände betreffen, ihn ganz ſich ſelbſt, und feiner Giims
den Art, außer dem Kreife feiner Gansarbeit zu handeln,
zu überiaffen? — oder ob es nicht smelmäßise Maaß⸗
regel einer menſchenfreundlichen Regierung fey: diefem
arbeitſamen Unterthan, bey aller möglichen perföns
lichen Sreybeit, doch eine ſolche Bährung zu geben, Die
ihn hindert, fich und feine Samilie auf beſtaͤndig
um das väterlidhe Erbe su bringen? Dan beute
nicht biefen Zweck darch bloßes Rathgeben bewürken zu
Bun! Dem wohlmeynenden guten Ratbgeber, ſtehet
der ſchlaue Verfuͤhrer zur Seite, dieſer gewinnet für ſich
die Leidenſchaft und die Heftigkeit des Bauern in Sands
" Iungen, verbunden mit Abneigung gegen Ueberlegung,
vertilgt allen Eindruck eines guten Rache. Es bleibe
Daher nichts Abrig, ald dem Landmann eine Srenze au
fegen, über welche ex nicht hinauswarten kann, und bey
welcher er ſich bann ganz leicht pflegmatiſch beruhiget.
Dieſe Grenze liegt darin, daß feine Rechte nur auf eine
ganz freye erbliche Benutzung des vaͤterlichen Hofes ges
ben; daß Hingegen alles diſponiren äber das Grundel⸗
genthum, über feine Willkaͤhr erhaben iſt.
Ein Beyſpiel, wie es mit Cigenthumsbauern zu ges
ben pflege ; weiche Folgen es auf den ganzen Betrieb
deſſelben bat, wird die Zweckmaͤßigkeit dieſer Grenze no
beſſer ing Licht Reben. Ein Bauer in ©. kauft feines
Meyethof vom Guteherrn frey, und hinterläße ihn feis
nem älteften Sohn zwar Schulbfrey, aber zugleich 4
Hüngere Geſchwiſter. Beym Antreten des Hefes bat dee
Ans
%
X | 491
Anerbe ber Stelle noch Freude über die Freyheit, keinen
Sutöheren fragen zu dDärfen ; kaum will er aber hey⸗
zathen, fo findet er ſchon den erften Anftoß, daß er feine‘
Epefiiftung ſtatt beym Gutöheren, beym Gerichte coms
firmiren laffen fol; und die Vormuͤnder ber jüngern Ges
ſchwiſter fprechen ſchon bedenklich über einen ungehenern
Erbtheil für ihre Curanden. Beym Gericht fordern die .
Vormuͤnder $ bes ganzen freyen Eigenthums ( verfieht
ſich, nach Abzug des Belaufs der Laſten) weiche der neue
Eigenthamer gleich abtragen ſoll. Das in die Gielle
des Gutsherrn, durch die andre Thür: einruͤckende Ge⸗
u gicht, iſt bey diefer Handlung ſchon an die Form des legalen.
Berfahrens gebunden; muß folglich beym Wibderſpruch
zwifchen Wirth und Wormünder) das ganze Eigenthum
mit deſſen Laften tariren laffen, und mittelt einen reinen
Werth von sooo Rthlr. aus, vermöge defien der junge
5 Eigenthaͤmer feinen Geſchwiſtern 4000 Rtflr. herausbe⸗
zahlen muß. Diele Summe, wie fie faͤlig wird, leihet
der Wirth an, wird der Glaͤubiger ſeiner Geſchwiſter,
und kommt in eine Laſt jetzt jaͤhrlich 160 Thaler Zinſen
m bezahlen, da vorhin fein Water dem Gursheren 39
Thaler an Geld und Maturalien gab. Wär das eigne
J am Hofe muß der Ältefte Sohn der Verwalter feine |
Stäubiger und Geſchwiſter werden, aber ein Werwälter
der alle Gefahren der Ungtüdsfäte allein au ragen bat.
Teeffen Colamitäten ein, und die Sinfen ſchwellen
ein paar Jahre auf, fo hilfe er ſich erſt mit Aufleihen
- Meiner Capitalien, Bis der Credit verlohren, und das
Elend der Executionen da iR. Ein Käufer mie 7
Rthlr.
492 SA
\\
Rthlr. findet fi nicht leicht, und es entfiehen Admink
flrationen, die den Werth des Hofes verringern. “Der
Sohn bes erfien Eigenchümers it mittlerweile berangeı
wachfen, aber dürftig! und gegen die Größe der Schul⸗
benlaft findet fi kein reicher Brautſchatz — daber hat
er wieder 3 Geſchwiſter, welche anf den rettenden Ueber—
ſchuß vom Vaͤterlichen Anſpruch machen; und fein wah⸗
«+
ser. Antheil am Hofe bringt nicht 200 Thaler.
Dieſes iſt ein wahres Factum; und fruͤh oder ſpoͤt
traͤgt es ſich bey jeden Freyhofe zu, je nachdem viele
Kinder, Eigendäntel des Ligenchämers, und ſchlechte
Sahre zufammen treffen. Es erhellet zugleich aus bie:
ſem Beyſpiele, daß für ven Eigenthuͤmer ganz neue Quel⸗
len zu ſchweren Proceſſen entſtehen, welche der Meyer
nicht kannte. Der Titel des Eigenthums an ſich, uud
die Erbtheilungsklagen ‚ find nachhaltige Anlaͤſſe zu ver⸗
wickelten Proceſſen. Wer ſich davon überführen und
wiſſen will, in welchem Verhältniß die Procefie bey der Ei⸗
genthumsverfaffung und bey ber Meyerverfafiung ftehen,
der vergleiche den aufeichtig geführten Proceßcatalogum
zweyer, an Größe gleicher Gerichte, davon eins über
Meyer, das andre über Eigenthämer, die Juſtitz pflegt.
Ein in zwey, drey Proceffe verwickelter Eigenchümer, der
zugleich in ſchwerer Verzinfung fremder Capitalien figt,
tann feinem Untergang nicht ausweichen. Entſtehen
nachgerade mehr Adminifirationen folder Höfe; koms
men Kreiegszeiten oder Landes ı Calamktäten dazu; fo
finden fich keine Käufer, wenn nicht etwa zum Uagluͤck
ein Reicher die Kleinen nachgerade verſchlingt: fort
| bleibe
u DS — — —— ——7————
—. 493
Bleibt das Land unverhaͤuert und unbeſtellt, die Admini⸗
ſtrativnskoſten nehmen das Ihrige weg, der Creditor ent⸗
behrt ſein Geld, und die Familie des Eigenthaͤmers vom
Alten zum Jungen, ſchmachtet im Elend. Dabey faͤllt
der Werth der Hoͤfe, weil der hoͤchſte Werth, ſich auf
den hoͤchſten Grad der Cultur, und die geringſte An⸗
wendung fremder Dienſte bey der Cultur gründet.
Kauft alfo jemand der nicht felbt, fondern duch fremde
Dienſte arbeitet, der nicht bie größte Menge der Pros
ducte erzielt; fo wird der reine Ertrag, folglich auch der
Werth des Grundftüds immer geringer *). Jene, alle
Bauerfamilien ruinirende Uebel, koͤnnen bey der Meyer⸗
verfaffung nie fo groß werden. Theils werden auf eine
Megyerſtelle nie fo große Capitalien geliehen, theils kann
‚ver Guteherr die Ereditoren ‚nadhgiebiger machen, oder
die Schaͤtzung des Allodialvermögens hebt den Eoncurs ;
und wenn die Gläubiger Tich in dieſes theilen; fo wird
ed dem Gutsherrn leicht, einen Käufer des Allodit zu fins
den, für weiches er zugleich die Einkünfte des ganzen
- Hofes erhaͤlt. Giebt e6 Gegenden wo es ſchwer Hält, eis
nen großen Meyerhof, gegen Bezahlung des Auedial⸗
werths an die Reihe zu bringen, fo liegt die Schuld ger
wiß nicht an der Meperverfaffung ;, fondern es muß viel,
leicht, im Verhaͤltniß ber Viehzucht zum Ackerbau, im
Grund und Boden, im Mangel an guten Abfag aller -
Produkte, im Mangel an Nebengewerben, in der Traͤg⸗
heit des Bauern, ein geheimes Uebel ſtecken, welches
lokal Armuth der Gegend hervorbringt⸗ die man bann
ſehr
0 Buͤſch vom Geldumlauf Ute B. *3 35. Anm.
494 BPASE
feße unzidtig anf das Beryerweien ſchlebe. Es IE Wie
unrigtig desfals allgemein zu fagen, daß Das Empor
kommen bannövrikger Bauern gehiubert werde 1 Bes
nigftens Tann Ich vom dieſer Gegend das Begeurheil mit
Quverläßigfeit behaupten, unb wer eine allgemeinere
Keuntuiß der verfipiebnen Saunävrifgen Provinzen 6es
figt , der muß viele Gegenden Tenuen, wo ber Kehikenb
der Landlente ſichtlich IB.
(Der Sqhinß felst im nägfen Gtäde.)
Ten Sen
- V. |
Erndtebericht des Jahres 1790. ).
Sortfegung und Shlaß.
ce. Buchweizen.
Ay Kauenburgifchen iR er mißrachen; Räte,
Naͤſſe, vieler Wind, alles war ihm nachtheilig.
Sm Lüneburgifchen Hingegen iſt er, Sefonders im der
Amtsvoigtey Pattenfen, im Ganzen genommen, im
ſehr langer Zeit nicht fo gus, wie dieſes Jahr, gerarhen ;
wie denn daſeibſt von 20 Himten Ausfaat, über 100
Diemen gelorumen,, wovon jede Dieme 3 Himten und
noch etwas baräber geicheffele Hat. An andern Orten
‚hat
9) Verſchiedene Urſachen ind Saul baran, baf Dies
ſer Eendtebericht diesmal die Vollſtaͤndigkeit nie
Bat, die bie Herausgeber ihm gerne gegeben böts
sen; weile aber, nad den getroffenen Einrich⸗
tungen, Fünftig nicht wieder eintreten "poeeben.
PAR 495
. Bat der, Ausgangs Junii eingertetene Nachtfroſt, Ari:
:welfe und zwar dem fpät gefärten, befonders dem anf
niedrigen Zeldern, weichen der Wind nicht faſſen Finnen,
großen Schaden gethan, und die Körner taub gemacht,
f6 daß kaum die Einſaat geblieben iſt. Das Stroh If
überhaupt lang nnd ſchier, allein da der Buchweizen ets
was feucht eingekommen, zur. Futterung nicht fonderlich
geweien. Der Himten koſtet 8 Ggr. Um Zelle Hat
Die Stiege 2 Himten gegeben, und iſt auf den Zeldern,
wo er vom Froſt keinen Schaden gelitten, befonders gut-
gerathen. Im Amte Gifhorn Aberfteigt die Erndte im .
Ertrage auf F Theil mittelmäßiger Jahre. Sn den meis
ſten Gegenden von Welsen giebt er reichlich, weil er noch
nachgewachſen und gut nachgereifet il. Im Ama Dan⸗
nenberg hat er, beſonders der etwas fruͤh geſaͤete, reich⸗
lich die Arbeit bezahlt. Eben das gilt vom Diepholzi⸗
ſchen. Im Bremiſchen beſonders der Gegend von
St. Jürgen ließ er ſich allenthalben zut au, und würde
auch vortreflich ausgefallen ſeyn, wenn bey der Erndte
uicht fo häufiger Regen gefallen wäre, und keine Faͤulniß
nd Auswuche veranlaffer Hätte. Er iſt indeſſen reichlich
im Scheffel, aber das Korn ſchwindet ungemein im. troßs
nen und iſt nicht ſehr mehlreich. Um Buxtehude, wo, .
er bios auf der Geeſt gebauet wird, iſt er aberall gut
zugeſchlagen. Im Amte Bederkeſa iſt er zwar im
Stroh gut, im Korn aber ungleich ſchlechter als im ve;
rigen Sabre. Im Amte Ofterbolz "wird der dies⸗
Heige Ertrag dem vorigjährigen gleich geſchaͤtet.
d. Sommerfest.
Diefe war im Amte Damnenberg mittelmäßig, fo
P .. mie
496 "DPYE .
wie im Amte Haarburg. Dingegen im Ober zub Um
teramte Munden we ergiebiger ais iM vergangenen
Jake.
e. Erbfen, Bobnen und Widen
find im Kauenburgifdyen 'htedt grratben: te Erb⸗
fen find eutweber nicht reif geworden, ober dech Ichr fiein
geblieben, und bey dem häsfigen Aegen autarfıllen.
Um Lüneburg hat man von einem ausgeſdeten Him⸗
ten nur ıZ Smten wieder erhalten. Die vorber lang
angehaltene Därre, und der dDagguf erfolgte Lanze Reaen,
haben verhindert, daß fie fein Korn fepen konnten. As
es reifen ſollte, fieug es erfi an zu wachſen. Um Uelzen
And die Erbſen ſehr mittelmäßig gerathen. Im Amte
Dannenberg find Erbien und Bohnen gut, im Amte
Saarburg hingegen mittelmäßig ausgefallen. Un as
meln find Ecbſen, Wilden und Einfen nie; um ins
beck hingegen die Erbſen fehr gut, bie Bohnen und Bis
Em hingegen nur- mittelmäßig eingeichlagen, doch aber
find bie früh gefäeten Bohnen ſchlechter, als die ſpaͤtern.
In der Muͤndenſchen Gegend find fowohl Graak als
Sommererbſen ziemlich gut geraten, doch behaupten bie
Braakerbſen einen befondern Vorzug In Ergiebigkeit vor
jenen, Die Bohnen find gegen voriges Jahr einträglis
Her In Stiegen, Scheffeln und Korn geweſen; ber Er⸗
trag der Biden aber iſt ſehr mittelmäßig ausgefallen.
Um Buxrtehude find bie Bohnen ziemlih aut; im Ges
richt Lebe hingegen ſchlechter wie voriges Jahr gerathen,
und der vierte Theil ift von den Maͤuſen verzehrt wor⸗
ven. tim Verden if man mis den Echfen, Bohren,
und
Al. *
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}
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]
FRE - 497
und den menig gebauet werdenden Wicken gleichfalls zus
frieden. Beſonders find die Bohnen. dies Jahr ſehr
mehlreich auch iſt die Bundezahl reichlich ausgefallen,
Im Lande Wurſten iſt Aber die Hoͤlfte von den Mäus
ſen verderbt, ſonſt aber ſind ſie hart und gut. Der Preis
der Laſt iſt 66 bis 67 Thaler.
£. Flachs und Hanf.
Sm Lauenburgiſchen, wo fe Aberhaupt no
wenig gebauer werden, find beyde nicht gut ane gefallen.
Der wenige Flachs fo in der Amtevogtey Pattenſen ger
bacet wird, fol auch ſchlecht serathen, zweylaͤufig gewe⸗
ſen, auch verfroren ſeyn. Der Hanf aber iſt auſſeror⸗d
dentlich gut eingeſchlagen, und nicht ſo kurz und mürbe,
wie voriges Jahr, fondern von befonders gutem Ges
nähs, Holz und Baft und voll Saamen befunden. Um
uWelzen tft der Flachs, das Hauptproduct bortiger Ges
gend, kaum anf die halbe Erndte zu berechnen. Er if
am den meiften Orten nur nachgewachſen, kurz geblichen,
. amd tft anfferdem in der Raͤthezeit verdorben, ſo daf er
Bey weitem in diefem Sabre nicht die Guͤte hat, wie in
j
dem vorhergehenden Sjahre. Im Amte Dannenberg
ik er gleichfalls faft durchgängig ſchlecht, und ſowohl dee u
früh als waͤt gefäete gro, kurz und seht fehr ins Werde
Um Hameln iR der Fiachs Hingegen vorzaglich ausge
Faden. Um Einbeck if der Fruͤhflachs zwar ganz bey⸗
‚ Yin gefchlagen, der Spaͤthflachs aber fo ergiebig gewelen,
als man ſich in vielen Jahren nicht zu erinnern weiß,
Um Münden if ſowohl der frühe als ſpaͤte Flachs
nebſt der Klenge, fo hin und wieder zumal im Oberamte
" AnmalıseJahrg. st@.) ME - gu
t
⸗ ⸗⸗
230... | "
gebauet wich, in alle Wege ſehr ausbentend geweſen, o
daß 14 Bis 15 Pfund Kienge d. i. kurz Flachs für einem
Thaler, und befferer 10 bis 13 Pfund für einen Thaler
zu erhalten ſtehet. Im Bremiſchen, igfonderheic im
Amte Lilienthal und um St Jürgen, if ſowohl der fräße
ats fpäte Flachs überaus fchlecht, wegender Darre bey der
Ausfaat, gerathen. Neifer Leinfamen IR gleichwohl, hin
und wieder, von mittelmäßigem Belange gewonnen wors
ben; aber der Flachs ift wenig werth. Der Hanf iſt fo
ſchlecht ald er in vielen Jahren nicht gemefen, gleichfalls
wegen der fofort nach der Ausfaat eingefallenen Duͤrre.
Die Saat ef nur dünne und ungleich auf. Nach ber
Zeit that ihm der Hagel, befonders der uͤberaus aroße
Hagel am 23ſten Junii großen Schaden. An den mehrs
- en Orten iſt der gewonnene Hanf, im Moorlande Abers
aus märbe, im Sandlande dagegen fehe ftark, im Keys
und Leimgrunde aber ift fat gar nichts daraus geworden,
Um Burtehude ift der erſtere Flachs ziemlich aut,
der letztere aber wegen des anhaltenden Negens nicht
ſonderlich; der. Hanf aber überall vecht gut gerathen.
Im Amte Bederkeſa hat der frühe Flachs zum Theil
vom Froſt gelitten, auch klagt man, daß von dem gut ges
tathenen nicht fo viele Pfunde gekommen find, als man
zu erhalten gewohnt iſt. Dee Hanf ift daſelbſt gut forts.
getommen. Im Amte Oſterholz iſt er zu kurz geblie⸗
"Gen und hat nicht fo viel qusgebeutet, als der Landmann
gewuͤnſcht hat. Im Gericht Lebe if er mittelmäßig ges
zathen und die Pflanzen find von den Maͤuſen neh am
miehrften verfchont geblieben. Um Verden iſt man mit
dem Ertrage beyder Gattungen . ‚anfrieden, wiemohl ich
deren
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Lan 499
1} . .
Deren Anban dort nicht fehr vermehrt, weil fotcher wegen.
des Taglohns an koſtbar foͤllt.
8 Toback.
Sm Kauenburaifchen, wo deffen Anban noch ſehr
zuruͤck it, der iſt diesjaͤhrige nicht aut ansarfaflen, eben
wie tm Haarburgiſchen. In der Muͤndenſchen Ges
gend ift er zwar befier gerathen ale voriges Jahr, gleichs
‘
‚wohl ift die Auebente nicht fonberlich anlockend 'gewefen.
Fruh ſich einftellende kalte Winde mit Staubregen vers
miſcht, vereitelten bie desfalls geichöpften Hofnungen.
h. Heuwinnung.
Die if in Kauenburgifchen im Vorgraſe wegen -
der Dürre und Kälte nicht ergiebig geweſen, und biejents
gen, welche mit defien Eingewinnung bis im Julius ges
wartet, haden zum Thell yerdorbenes Futter bekommen.
Nachgraß war haͤufig, wegen zu vieler Naͤſſe und kalten
= Witterung it es aber nicht huͤlfreich. In der Amtsvog⸗
tey Pattenſen, Amts Winſen an der Luhe, iſt ſie nur
ſehr mittelmäßig geweſen, indem Vor⸗ und Nachgras wer
gen Duͤrre und Kälte nicht ſtark gewachſen, auch zum
Trocknen deſſelben zu ſehr veraͤnderliche Witterung war.
Ein Fuder in Laneburg von etwa tauſend Pfund wird
zu 3 Taler bis 3 Thaler 8 gar: verkauft. Um Uelzen
iſt die Heuerndte gut; im Dannenbergifchen hinges
gen- nicht fo reichlich ausgefallen als voriges Jahr; doch
hat die Erfahrung gelchret, daß zweyſchuͤrige gedüngte
Mitten, eben fo viel Grummer als Heu geliefert haben.
Im Haarburgiſchen war die Erndte davon fehr mittels.
“nn and. fo ſchlechten Anſchein fie anfangs tm Arte .
a 2 Wil⸗
I -
“
soo DPA
Wilhelmsburg hatte, fo gut fiel fie doch am Ende, me:
gen einfallender feuchter und warmer Witterung, aus,
Um Einbeck hat man reihlih Heu und Srummet ger
erndtet; und um Münden iſt beydes ergiebig uud gut
bey günftiger Witterung eingefcheuert worden; ein glei⸗
ches Gluͤck iſt dem Hin und wieder gemachten Verſuchen
mis &fparfette.wiederfahren. Um Buxtehude if fie
fehe gefegnet geweien. Das am Ende des Zunins eins
gefallene anhaltende Regenwetter, hat bie Ernbteifehe
beſchwerlich gemacht, indeſſen iſt doch alles noch gut eins
geſcheuert worden. Im Amte Lilientbal und der ans
grängenden Gegend iſt fie im Ganzen überans ſchlecht
geweien. Im Amte Bederkeſa brachte fie auch nicht
fo viel wie fonft, und wurde zum Theil auch nicht gar
gut eingeſcheuert. Im Amte Oſterholz ik fie um
3 heil geringer als im vorigen Jahre ausgefallen. Im
Gericht Lebe war fie ziemlich eintraͤglich, obzwar aud
die Wiefen und Weiden nicht von Maͤuſen verſchont
geblieben find. Wenn endlih um Verden le gauz
gut ausgefallen; fo If fie Hingegen tm Lande Wurften
um J geringer wie im vorigen Jahre geivefen, indem
die Maͤuſe auch den Sränländeregen und Wieſen fehr
verderbiich geweſen find. |
HL Gartengemäde.
a) Sommer; und b). Gewaͤchſe zur Winters
Confumtion.
. Obgleich im Cauenburgiſchen bie kalte Dürre
im Fruͤhjahre den Gärten nachtheilig’ war, fo erholten
ſich die Fruͤchte doch durch den maherloen haͤufigen
Regen,
-
\ - be) \
Dre 01
Regen, unb iſt daſelbſt im fandigen Boden alles
Wurzelwerk gut gerathen: Erbſen und Bohnen find _
aber ſehr zurüdgeblieben. In der Amtsvoigtey Patı '
tenfen find die Karotten gut gerathen, die Erbſen bluͤ⸗
Herten und. reiften zugleich, bie Bohnen, denen bie
Köpfe nicht abgefchnitten,, frag det Mehl Und Honig
than. Die Rickvicebohnen waren gut, die andern aber
Schlecht, weil die Slüthe trocknete und abſiel. Kartofs .
fein, weiſſer und brauner Kohl, gemeine Rüben, Steck⸗
säben und Wurzeln find, in fo weit diefe Artikel in der
Anttövoigtey gebanet ‚werden, fänmtlich gut geraten,
und wird für den Himten Kartoffeln 4 Gar. bezahlt.
Um Lüneburg find die Vicebohnen nicht ſonderlich
ausgefallen, weil fie nicht keif geworben find. Die
Ausbeute der Kartoffeln ift wie im vorigen Jahre gewe⸗
ſen, ſo daß“ man von einem Hinten Ausfaat 15 Him⸗
ten wieder bekommen. Weittelmäßige Sorten hat man
den Himten zu 5 Gyr. verkauft. Wurzeln, Ruͤben,
Steckruͤben Haben dem guten Ertrage von grbachtens
Sapre-nichts uachgegeben. Um Celle find die Gurken
mißrathen, dagegen die Kartoffeln ganz vorzuͤglich ers
giebig geweſen. Um Uelzen find Erbfen und Bohnen
nicht fo reichlich wie fonft gewachſen. Wurzeln, Kartofs
J feln und Kohl haben gute Erndte erſtattet. Im Dans
nenbergifhen waren die frühreifen Gartengewäcdfe
als Erbſen u. dergl. ſchlecht und Bald paſſirt. Kartofı
‚geln, zumal auf etwas feuchtem Boden, fehr ergiebig;
der weilte Kai mittelmäßig > faft durchgaͤngig Meiner
als fonft, lofe und grob. Im Amte Harburg find die
Kartoffeln vorguic gut gerathen, der Kohl Hingegen
nn | gt 3 nur
|
02 IPA
nur mittelmäßts. - Im Amte Wilhelmsburg And bie
Sommergartenfruͤchte, überhaupı genommen, auflerors
dentlich fdön/gerachen, nur beklagt man, daß die Gurs
ten olinzlidh mißrathen, daß der Blumenkohl ſchlecht und
klein geblieben, und daß Vicebohnen und Erbſen nich
- zafen wollen. "Kartoffeln find ziemlich, brauner Kohl
und gelbe Wurzeln ſehr gut gebiehen. Hingegen bat
man welffen Kohl und Rüben, als weiches ein ſtarker,
dortiger Nahrungszweig ift, nur mittelmäßig geerndtet-
Bon erfterem iſt der beſte Ropf nur etwa 16 Pfund
ſchwer geweſen. Um Hameln ift das Gartengewädfe
for ducchgehends nur mittelmäßig geweſen. In ber
- Gegend von Koppenbruͤgge find die Sonmmergemäfe -
ohne Ausnahme aut, Kartoffeln auf’ hohen Feldern
ſehr gut, in den niedrig gelegenen hingegen nur mittels
maͤnig, der Kohl aber durchaus gur gerathen. Um
Einbeck find die Kartoffeln vo.züglich reichlich ausge
fallen und dabey ſehr wohlſchmeckend; gelbe Wurzeln
und Rüben hingegen nur mittelmäßig, deren erfere
Bor viel unser den Flachs und Die großen Bohnen ges
ſaͤet werden, die, wenn fie gut einſchlagen, "eine rkich⸗
liche Endte geben; der weiße Kohl ift gut ausgefallen.
Um. Göttingen find die Kartoffeln fehr gutigerachen.
Um Muͤnden iR man zwar im Ganzen zufrieden, doch
Bar man an Sartenerbien, Vicebohnen, Opargel und
Gurten mindern Ertrag veripärt, als andere Jahre,
Der Winterkohl ift gut, Hingegen der Sommerkohl niche
foriderlich gerathen, daher au das Schock Kohl mit
13, 16 bis 20 Ggr. erkaufet werden muͤſſen. Gelbe
Wurzeln und Paſtinaken, end: und rothe Rüben find
| gut,
| „7 Es 503
gut, Hingegen weiße Raben nicht ſonderlich, Karisfı
feeln aller Art aber gut und in Menge gerathen, fo daß
- ber Himten ausgeſuchter Kartoffein mit 8 bis 9 Dear.
“ Beinere Sorten aber, der Himten mit 3 gr. 4 pf. iſt bes
. galt worden. Im Diepholziſchen find die Sartens
gewaͤchſe ſehr gut gediehen. Um Bufrtehude find die
Sommergewächfe Tinträgliher als im vorigen Jahre
geweien, fo wie bie Kartoffeln, auch ift ſowohl der
weiſſe als ſavohe Kohl gut fortgekommen. Im Amte
Lilienthal und der Gegend von St, Juͤrgen find bie
Gommergemäfe fehr mittelmäßig, Kartoffeln aber übers
all reichlich, wohlſchmeckend und auch groß, fogar im
noch unartbaren Moorlande, ausgefallen. Auch der
weiſſe und rothe Kopfkohl, ſo wie der braune iſt daſelbſt
uüberall beſonders gut gediehen. Im Amte Bederkeſa
find die Sommergewaͤchſe mittelmäßig gut, Kartoffeln,
Kohl und Rüben aber gut gerathen. Im Amte Oſter-·
holz übertrafen die diesjährigen Kartoffeln die vorigs
jährigen, ſowohl in ber Duantität als Qualität. Ehen
dies gilt von Kebe und Verden, an weichem leztern
- Orte hingegen die Vicebohnen fehr durch Mehlihau ge⸗
Utten haben. '
. e). Saumfedäte 0,
Sm Kauenburgifdyen find Pflaumen zie mlich
Häufig, Riwas Birnen und nur wenige Aepfel und Diefe
von imittelmäßiger Güte geweien, aud halten he fi
nicht. In der Aintsvoigtey Pattenfen iR weder Kern⸗
noch Steinobſt gewachſen, welches man den, bey der
Viuthezen eingefälleien, Nachtfroͤſten zuſchreibt. um’
ara Ranı
524 BP
. Lüneburg fin bie Gaumfrudte sleihfals ſchleche
genrien, und um Zelle if anfıer Kirſchen, Tflasmes
an» Zwerihen wenig Obi gemadfeı. Srarſam uud
fhlett war es um Uelzen, und im Dannenbergiichen -
Die Zuerihen nur frichweife gut, hingegen Kiriben,
Aepcel und Birnen ſchon weniger und feineres DIE fa
gar nicht. Un Harburg ſind fehr wenige Kirkhen,
yorzäslih gute Zuenzen, uad wur fehe mwitzeimäßie
Aepfel und Birnen gewahfen. Im Amt: Wilhelms
burg ıl die Zvetſchenerndte auſſerordentlich gar gewes
fen. Um Hameln, Einbeck u» Böttingen ik ſehe
wenig Odſt erfolgt, und vorzäslih Hat man Mangel au
Zwerfhen gehabt. In der Gegend von Roppenbruͤg⸗
ge fin» allein die Birnen [ehe gut geraiben, von alım
. Rbrigen Steinobſte birgegen hatte man eine geringe
Erndte. Um Münden lieferten gleichfellt Kies bie
Birnbaͤnme einen etwas ergiebigeru Ertrag, von den
Übrigen war wenic, und. das Wenige unvolfommen
and waurmſtichig. Der Himte VBorſtorfer Aepfel koſtete
20 Ggr. und ſchlechte Aepfel 16 GSgr. Feines Ob gab
es gar nicht, und auch der Hopfenban if nicht recht
‚ ergiebig geweſen. Um Buptehude find dieſe Fruͤchte
bey weitem nicht fo gut als im vorigen Jahre einges
ſchlagen, und die Erndte von allen Gattungen iſt nur
ſehr mittelmoͤßig gemejen. Eben das gilt von den meis
ſten Orten im Bremiſchen. Nur im Amte Oſterholz
uud im Gerichte Lebe it man damit zufrieden, und
haben, befonders am leztern Orte, Baͤume Aepfel gelie⸗
fert, die in vielen Jahren nicht getragen haben. Um
' Verden
nv 505
Verden iſt es misrathen, und das Wenige, was no
da geweien if, durch Herbſtſtuͤrme abgeſchlagen.
IV. Fruͤchte, die feine Cultur erfordern.
- .: Sm kauenburgifchen ift Eigelmaft faft an allen
| Drten wo Eichenhoͤlzung befindisch, häufig, das Gewoͤchs
aber klein; Buchmaſt hingegen gar nicht geweien. Zu i
der Amtsvogtey Pattenfen find etwas Eichen. Buch |
aber gar nicht geweſen. Holzerdbeeren find wenig ger
wachſen, au) in vielen Forſten, wegen der im vorigen
° Jahre vorgenommenen Beſaamungen, ausgerottet. Hei⸗
delbeeren find weniger abſchlaͤglich, jedoch von Guͤte nicht
ſo wie voriges Jahr befunden. Um Lüneburg hät -
' man wenig Bud), defiomehr aber Eichen gehabt. Um
Belle war pie Eichelnmaſt einzeln ziemlich erheblich, nicht
aber aügemein. Im Amte Gifhorn har die reihe Ei
chelnmaſt im Papenteihe und der Hausvoigten bey dee
Schweinewmaſtung sin Anfehnlihes an Früchten erfparen
laſſen. Merkwuͤrdig ift es, daß in ben Heidmarksdi⸗
firicten bes Amts die vorhandene Viereichen wenige, oder
gar keine Eicheln dies Jahr getragen haben. Um el:
zen iſt der Erttag der Maft von Eicheln und Buch fehr
geringe und kaum auf % zu fhägen gewefen. Im Amte
Dannenberg Hingegen find Eicheln und Bud in ben
! meiften Gegenden fo gut gerathien, daß man fie auf halbe
| Maſt tarirt hat, welches dort etwas feltenes iſt. Man,
Bat damit unftreitig viel an Korn erfpart, und dadurch
Y deffen Preis ziemlich im Mittelpreiſe abhalten.
Im Amte Haarburg find Eicheln, Buch und Hei⸗
delbeeren wenig ‚vorhanden geweſen. Um Hameln und
Bu 805 Ein;
5c6 DPA
Einbeck if die Maſtung ſchlecht geraten. In der Leſe
peubruͤgſchen Gegend find die Eicheln ſehr gut gerathen,
und haben zur Maſtung der Schweine weit mehr Sedeihen
gegeben, als im vorigen Sabre, wo es doch gleichfalls a
der Menge dieſes Gewaͤchſes nicht fehle. Buch wer nur
fehr wenig. Um Muͤnden har man nicht fo viel Heidel⸗
und Erdbeeren, wie im vorigen Jahre gehabt. Eicheln unb
Buchmaſt iſt fo unbedeutend gewefen , daß Fein Schwein
dazu eingefchrieben werben können, Hahnenkaͤmme zum
Einmachen hat e6 gute und in Dienge gegeben, Kronsbees
. zen hingegen gar nit. Im Bremifchen. infonderheit
in der Gegend von St. Jürgen find die Eichein mütels
mäßig gut, Buch hingegen iſt gar nicht geweien. Heidel⸗
Beeren find gar nicht, aber überaus und ungewöhnlich viele
Brommbeeren bemerket worden. Im Amte Bederkeſa
Hatte man anfangs zur Eichelnmaſt große Kefnung, am
Ende blieb alles fehr Mein und zum Maͤſten untanglich.
Buch iſt daſelbſt gar nicht „ und Heidelbeeren mittelmäßig
gewachſen. Im Amte Oſterholz kaun die Maft kaum
fo hoch als im zuruͤckgelegten Jahre angefhlagen werden.
Um Verden ift diefelbe nur mittelmäßig ausgefallen; jes
dog find die eingetriebenen Schweine gut fett geworden. :
V. Viehzucht.
AIm Kauenburgifchen kam das Rindvieh bey
der e anpaltenden guten Wisterung im Herbſt und Winter,
60 es faſt immer hinausgehen konnte, fehe gut ins Fraͤh⸗
"jahre; ey der darauf eingetretenen Kälte, und noch mehe
Key dem naßkalten Wetter veriohr es aber ungemein. Sins
fängliche. Weide Hatte #6 inzwiſchen immer bis ſpaͤt in dies
[4
u t
Lv ‘07
fen Herbſt. Die Schaafe haben durch die Kälte und '
= Mille im Nachſommer auch viel gelitten. Der Schweis
nezucht war die Witterung im Winter vorthetihaft, und fle
hat 'auch durch die Eichelnmaft in diefem Herbſt gewonnenz
inzwiſchen waren die Schweine im Frühjahr und Sommer
“ Ämmer im hohen Preife. Dem Jedervich inshefondere
den Sänfen, find die Falten Winde im April, May und
Zunius, nachtheilig geworden. Bienenzucht if dort
faft gar nicht, und derfelben die Witterung aͤußerſt nachthets
. Üig gewefen. Im Küneburgifcben hat in der Amtes
voigtey Battenfen das Rindvieh, infofern es in dem
vorigen firengen Winter feinen Schaden bekommen, nad
dem guten Futter in dem folgenden gelinden Winter gang
gutes Gedeihen gehabt. Die Kühe Haben gut gekalbet,
Die Kälber find wohl angeſchlagen, aud Hat es gutes Mol⸗
kenwerk, fo viel bey der kalten und duͤrren Witterung zu
eriwarten fland, gegeben. Das Pfund Butter galt 2 gar.
6 pf. Im Amte Wilhelmeburg ift die Rindviehzucht
fehr gut geweſen, fo daß die Kühe im Preife von 40 auf
30 Thaler gefallen. Die Schaafzucht iſt an den mehrs
: er Orten der Amtsvoigtey ziemlich gut gewefen, jedoch
Hat es nicht fo viel Laͤnmer als voriges Jahr gegeben; Hin
und wieder haben auch bafelbit, wie im Dannenbergis
ſchen. die Pocken unter felbigen graßiret, und iſt em gu⸗
ter Theil dadurch aufgerieben. Der Stein Winterwolle
zu 10 Pfund gerechnet, koſtete ı Rthlr., die Sommerwelle
1 Rihlr. 18 mgr. In Cuͤneburg koſtete der Stein
2 Rthlr 16 ggr. auch wohl 1 Rthir. 18 ggr., ein Preis,
der noch Immer zu hoch ifi, um die dortigen Wollenwebe⸗s
reyen emporzubringen. Die Schweinezucht iſt * der
Amts
/
jos XX
Ami ovoigtey gut eingeſchlagen, jedoch find auch hier wie
ts Dannenbergiſchen, die Schweine erſtaunend God
dm Preife geblieben. Die Sedervichzudyt IR aut autge⸗
fallen, und das Bich ſelbſt im mittelmägigen Preife ges
Btießen. Lim Uelzen wird die Zuzadyı davon wicht geräßt,
Inm DBannenbergifcyen iR man wit der Gäufeucht zus
frieden. Auch im Amte Wilhelmsburg find biefe am
beſten geraten, ungeachtet die Zucht im Sanzen nur mit
teimäßig geweſen iſt. Die Bienenzucht If, ohnerechtet
Die Stacke in untadeihaftem Stande aus den Winter ges
tommen, feibige auch gut gefchwärmet haben, in ber Aus
voigtey Dattenfen durchgängig ſchlecht geweſen, welches
- man der naſſen, falten n.:d ſtuͤrmiſchen Witterung, ſowohl
- in der Buchweitzen⸗ als Heidebluͤte, wobey fie fehr gelitten,
zuſchreibt. Anſtatt daß voriges Jahr die heilen Stoͤcke
50 und mehrere Pfund gewogen, haben ſelbige dasmahl
nur 39 gehabt. Die Tonne Zutterhonig iſt bislang mie
26 bi6 27 Thaler bezahle, das Pfund Wachs aber, wie
gewoͤhnlich mit 10 ggr. Um Küneburg und Zelle if
fie gleich falls ſehr mislungen, weil fie in der Heide keine
Mahrung fanden, aud) ift wenigftens am erflern Orte aues
nig Wachs zum Verkaufe angeftelltt werden. Um Uelzen
und im Dannenbergiſchen iſt der Honig Ertrag fo
ſchlecht geweſen, daß viele ſich eines ſo ſchlechten Jahres
nicht zu erinnern wiſſen, und an Verkauf deſſelben gar
nicht zu denken iſt. Im Calenbergiſchen iſt die Vieh⸗
zucht gut eingeſchlagen. Die Schaafzucht hat ſich gegen
poriges Jahr merklich aufgenommen; die Schweinezucht
iſt gut von ſtatten gegangen, und find die Schweine von
den fonft seahulichen Krankheiten befteyer geblichen. Die
25 Fe—
!
‘
BGaͤnſe gewefn. In Münden koſteten ein paar junge
Hahnen oder Hühner 7 mar. bis 4 pf., eine Sans 6 bis
8 ggr. Conventionsgeld, eine Endte 2 bis 3 ggr. ein Pur
terhahn 1 Thaler, ein Pyterhuhn 18 ggr. und ein paar
bes gemeinen Bruchs im Diepbolsifchen, hat dies Jade _
DD u —
— — 555 — —
junge Tauben 2 ggr. Die BGaͤnſezucht der Inkereſſenten
zuerft durch Mangel und nachher durch Ueberfluß am Waſ⸗
fer fehr gelitten. Im Bremifchen ift, vornemlich um
Bufxtehude die Viehzucht in diefem Sabre ſo geweien,
dag der Landmann damit hat völlig zufrieden feyn können.
Mur die Bienen find auch in dortiger Gegend fchlecht forte
gekommen. Im Amte Kilientbalund im Sanet Juͤr⸗
gens Lande haben fi die Pferde überall recht gut gehals
ten und fruchtbar erwiefen; es find“ daſelbſt viele und
ſchoͤne Füllen gefallen, weil man flets für gute und ſchone
Beſchaͤler ſorgt. Das Rindvieh iſt, wie die Schaafe und
Schweine, nicht nur in dieſer Gegend, ſondern überall im
Bremiſchen Aberaus gut und fruchtbar gewefen, Eben
dies gilt vom Federvieh, mit Ausnahme der Endsen, derem
Zucht von gar einem Belange geweſen iſt. Aber in Anfes
Hung-der Bienenzuche Hält man auch Hier Überall dies Zahe
für ein hoͤchſt unfruchtbares und-trauriges Jahr. Die Die
nenwaͤrter verfichern, daß faft kein Vienenftoc vorhanden
ſey, der auch nur die halbe Winternahrung in ſich faſſe,
und nur wenige find vorhanden, die mit zureichendem Fürs
Näpendften Stande, fo daß das feifte Hornvieh, als det
terhonig, voin vorigen Jahre vekforget find. Um Verden
aift fowohl- das milchende als fette Vieh ebenfalls gut forts Ä
getomnien. Im Lande Wurften iſt die Viehzucht im
eu
\ Federviehzucht ik gleichfalls gut ‚ zumal: in Vetreff der
6
0. XRX
vrolefigfle MNahrungszweig für dies Land, auch in biefam
Sabre nah Hannover, Braunſchweig, Hildesheim, Ham
burg und Bremen ſtark und mit gutem Erfolg ausgefühest
wmeden fans,
VL Sifheren.
Die Eibfirherey im Lauenburgiſchen if in dieſern
Jahre fehr gut geweſen. Der Lachtfang fieng zeitig an,
und würde fehr ergiebig geworden feyn, wenn nicht im
März der lange angehaltene Oftwind gefommen wäre, der
demſelben bekanntlich nachtheilig iſt. Nach veränderter
Witterung, da aber die beſte Zeit vorüber war, fand er fih
wieder ein, und es if hier der feltene Fall geweſen, daß
von Zeit zu Zeit bis ſpaͤt im Herbſt Lachfe gefangen werden.
Die Urſache war wohl darin zu fuchen, daß Die Eibe im
ganzen Jahre einen ungewöhnlich niedrigen Etand gehabt
Hat. Gtöre und Schnepel find Häufig gefangen, fo au
andere Flußſiſche; nur blieben die Seebarſche dert zuch..
In Luͤneburg galt zu Anfang der Lachszeit im März und
April das Pfund friſch 6 ägr., geraͤuchert 11 bis 12 ger;
weiterhin war der Preis von ſelbigem frifch 3 gar. und gu
säuchert 8 ggr. Zuerſt im Auguſt galt dad Schu ; Hägı
gen Dieunaugen 4 Ihaler, hernach wurde der Fang fehe
gut, und gieng der ‘Preis im November auf 24 Thaler,
und im December auf, 2 Thaler herunter. Im Dannen
bergiſchen koſtete im May das Pfund feifcher Eib⸗ Lat
3 aar. bis 3 ggr. 9 pf. Die Weierfifcheren ift nicht. von
Bedeutung geweſen. Zu Muͤnden if der allgemeine
Mangel an Fifchen,noch fortwährend, und daher. koͤmmte,
daß auch ber. Preis der Heinen Liſche aller Art, fo vor
Jah⸗
6, u zur
Dahren das Pfand au 8 bis 9 pf. verkanft winde, ſetzt
mie 1 ggr. bis 1 99. 6- pf. bezahle werden muß.
Der Lachsfang ift fo unerheblich ausgefallen, daß defien
Paͤchter eine anſehnliche Remiſſion bey Königl. Cammer
zu ſuchen, genoͤthiget ſind. Im Bremiſchen iſt der
Birchfang im Ganzen arm und ſchlecht geweſen Im vande
Wurſten iſt die Fiſcherey eine nicht auſſer Acht zu laſſende.
Nahrungsquelle für dieſes Land. Auf den Wurſter Wats
ten werden bie fogenannten Sarnate gefangen, und viels
fältig verfendet, wovon ſich viele Familien lediglich ernaͤh⸗
zen. Auch die herefchaftliche Fifcheren auf dem Imſumer
und Bremer Watten wird unter Genehmigung Könialicher
Eammer verpachtet. Sie giebet, je nachdem es die Jahrs⸗
zeit mit fi Gringet Slinte, Buͤtte, zu Zeiten Aale, und,
dußerft felten Weferlachs.
O5 nun gleich, wie aus Verſtehendem ef chtlich, ber.
anfangs anfcheinend große Erndtefeegen, anfänglich durch
anhaltende Kälte und Dauͤrre, Hinterdrein durch ununter⸗
brochene kalte Naͤſſe und Regen, bie und da. auch durch
Mäufefraß fehr verringert worden, fo muß man Doch diefem
allerr ungeachtet, das gegenwärtige Erndtejahr unter bie
gurten rechnen: und haͤlt man dafür, dal, da die mehr⸗
ſten Unterthanen mit diefem Beegen fo viel weiter als vori⸗
96 Jahr reihen, bey dem binzugefommenen gelinden,
Winter, wodurch viel Zutter fürs Vieh erfpart wird, die
KCornpreiſe nicht ſonderlich in bie Hohe gehen werten.
Eu
u.
412 BP
VL
Enheimiſche Lırteratur » Producte
vom Jahr 1790. |
E⸗ it die bücher deees Fehenben Jecckeis, m Algo
meinen ;u überiegen, nicht allein, wie zul Dark)
uniere Landeslente (zu velchen wir and bie Lehrer zu
Gottingen und Übrige, eine geramme Zeit Dafeibft, der
Eriernung und Erweiterung der Wileujihaften und
Keuntniffe wegen, ih aufhaltende Seichete, redimen,)
zu ber Maße ber menfhliden Kruntniffe Yinzugrfüget
worden, ſondern and, welde Richtung ber Seift Ders
feiden mit ihrer litterariſchen Gelhäftigfeis im jedem
Jahte, beſonders genommen habe. Wie. beſenders des
letztern Gefichtspuncts wegen, die ganye Zahl der Pros
Oucte jebesmal in Claſſen gebracht, werden, fe weit felı
des nach der Beurtheilung der Titel möslih geweien
ift; fo wird es den Leſern dieſes Artikels vieleidhe nicht
unangenehm ſehn, die Summe ber fänmtlihen GBeiftrss
Probuete des abgewichenen Quinquennii, als von 1736
bis 1790. In nachſtehender Tabelle vor Angen zu haben.
Das Angenehme und Lehrreiche eines foldden allgemeis
nen Ueberblicks ſpringt von ſelbſt zu fehr ins Auge, als
daß wir desbalb für Leſer deffeiben, wie wir fie mänichen
und fie uns denken, noch ein Wort ber Entſchuldigung
hinzuzufügen, für noͤthig erachten ſollten.
Lu -.- ”. e_
Sum
IA a 1 + Ku
Summarifche Recapitulation aller einländifchen
Geiſtes Produste von 1986 bis 1790.
\
1786| 178711782811789 1799| Sa. &a
1 erlodnge Sarif .
gen 64 21 11] 9 44
2 Sottesgelahrtheit 23 27 14 317 20: 11
3 Rechtsgelahrtheit "N 17 ı 17 sa)
2 Argnepgeladreheit | 22] 201 24] 241 28| zıg
5 Meltweisheite⸗ 6 6 9 6| 33
6 Geſchichte, Geogra⸗ F
phie u: Statiſtie, 23] 12] 25) 23] 14 67]
„7 Naturkunde, Deco,
nomie und Tebno
ode + 7 181 131 12] 14 64)
8 pduelozie und Ei | 14:1: J.“
2 4 1 171 121 49
9 Shin Bifenfsaf | I
‚ten und Künfle s 6 13 51 6 3] 33
zo Schub und Erzie⸗
hungeſchriften ⸗ 1 591 9 131 38138
zı Mathematit ı 3 o ° 0 7
13 Staatswirthſchaft Ss 3 og
13 Vermiſchte Sdrif I
ten s 6| 161 23] :30| 23] 98
14 Ueberfekungen. | of as 7 Mo 22
. Summa s |.ı109| 145] 158| 190 163| 766
So viel ſcheint der erfte Anblick zu ergeben, daß
wir in Anfehung ber periobifchen Schriften, dem Geifte
und Geſchmack des Zeitalters gefolgt find; der theologis
ſchen und: medicinifhen Schriften dürften. wohl nicht fo
hervorſtechend viele feyn, wenn dorten der Predigten und
bier der Sereitſchriften weniger wären. Die Rechtdge⸗
lahrtheit fcheine in größern Anbau zu tommen, wenn die
Philoſophie audı, hier eine weile Mittelſtraße Hält, Auch
(Annal. sr Jahrg. 38 Sr) 21 der
4—
314 PAR
Der Ausfall für Seſchichte, Seo grephie und Statiſit,
Soft, Oeconomie und Techaclogie bleibt gering, wet
ein Jedes das Gene befimmt. Bey Phüsissie un
Eritif ſollte der Einfluß und moch mehe das Geuipiel eines
\ Heyne fihtliher fen Schöne Wilfenfehaften und
Känfte fheinen bey uiederfähfifhem Simmel wand nieder⸗
fätfiiher Koſt fo wenig gedeihen zu Tune, als in man
hen Berfaflungen die Staatswiſſenſchaft. |
Doch wir wollen nufern Lefern nicht vergreifen, fol
Gern laſſen vielmehr, unter den bekannten Einfchrintun:
|
|
gen, die ſummariſche und fpecifife Anzeige der vorigiähri
gen Geiſteswerke folgen. Die Totalſamme beträgt 163.
md die gewählten. Rubriken ergeben folgende einzelne
Summen. "
\ 3, Periodiſche und folche fortgebende Schriften,
| die fih auf mehrere Arten von Wiſſenſchaf⸗
| ten erſtrecken. |
Goͤttingiſche gelehrte Anzeigen.
Goͤttingiſches hiſtoriſches Magazin von Meiners uni
Spittler 4r Jahrg, oder 7t und ge Band. |
Schloͤzers Staats s Anzeigen 53 bis 586 Heft. |
Regiſter zu dem 25 fen bis 48ſten Hefte von F. Eckart.
Allgemeine polteifche Staatenzeitung von Canzler. |
Goͤttingiſches Magazin für Induſtrie und Armenpflege
an Bandes 16 26 und 36 Stuͤck.
Magazin für allgemeine Natur- und Thiergeſchichte, hen :
ausgegeben von Müller. ın Bandes 36 und 46 Süd.
Hannoveriſches Magazin. „ . .
Aeahrbuch für. Die Menschheit aufs Jahr. r.
Neues militairiſches Jeurnal z6 bis 78 Stuͤck.
vı
DBIAER sc
= Theologe.
Siffen (Preb. in Großen Schneen) Dankpredigt nach
einer aberſtandenen bösartigen Ruht.
Eggers Dankrede am Jubelfeſte des’ Herzogthmns Lanens
Burg, wegen der hundertjaͤhrigen Regierung bes chur⸗
fürft. und koͤnigl. Hauſes.
Sräffe neueſtes catechetifhes Magazin 18 und 26 Stuͤck.
Jacobi, ‚was fol ich zu der Beruhigung meiner Seele
glauben? ıc. 2te vermehrte Auflage.
— fortgefehte Beantwortung dieſer Fragen. oh
Katechismus ber chrifttichen Lehre, zum Gebrauch dee '
Kirchen und Schulen in dei koͤniglich Braunſchw. Luͤne⸗
burg Ehurlanden.
Leß Entwurf eines philefophifchen Kurſus der Religion,
bauptiächlich für Nichttheologen.
— Über chriftliches Lehramt, defien waͤrdige⸗ Führung
and die ſchickliche Vorbereitung dazu, nebſt einem An⸗
hange von der Privatbeichte.
Marezolls Predigten, vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf den
Geäeiſt und die Beduͤrfniſſe unſers Zeitaltere.
Meftwerdts Predigt, am Reformarionsfefte übe Epheſ.
| 5, 8. gehalten. .
Pape kleine Coneordanz Über das neue Brem⸗ und Ver⸗
denſche Geſangbuch.
Pratje J. G Paſioralſchreiben zur Ankuͤndigung der
General Kirchenwviſitation und der Predigerſynoden.
Lehrbuch der chriſtlichen Religion.
— Erlauterung der Bußterte des 1791ſten Airchenjahrs.
Schedii Commentatio de facris opertis veterum
Chriſtianorum, five de Difciplina, quam vocant,
arcana.
Schrege Predigten ben der Veränderung feines Amt, :
Uhle, die Vernunftmäßigfeit dee Glaubens an die Ge
heimniſ⸗ des Erangelil, eine Predigt. \
Mir E Vol
y %
CE). 2
Volborth primae lineae theologiäe hiftorico -pole--
micae,
Witting, Stoff zu Untechaftungen am Kran kenbette.
2te vermehrte Auflage
Zieglerd cheologiſche Abhandlungen. Erſter Band.
3. Rechtsgelahrtheit.
Archiv für theoretifch s practifche Rechtsgelehrſamkeit, ders
ausgegeben von Hagemann und Günther sr Theil.
Auszug aus einigen churhannoͤveriſchen Landesordmunger,
beftätigten Statuten und Obſervanzen der Stadt Goe⸗
tingen. |
Efaproche Regiſter zu der Einleitung in Ammnttäe finz
mariſche Proceſſe.
Guden, vom Wechl-⸗ und roͤmiſchen Rechte über
Schuldverſchreibungen und ihren Einfluß auf den Wohl⸗
fand der Einwohner.
Hugo Lehrbuch und Ehreftomathie des claffichen Pandes
ctenrechts zu eregetifchen Vortefungen. ır Band.
— civiliſtiſches Magazin ın Bandes 18 und 28 Heſt.
— Lehrbuch der Kechtsgefchichte bis anf unfere Zeiten.
de Kamptz Commentatio de fundamento et limiti-
bus obligationis liberorum, ad facta parentum
.praeftanda,
Mitfcherlich Praenotiones iuris publiei et privat
Romanorum.
Pütteri primae lineae iuris ‚privati principum, editio
tertia, paflim emendatior.\
— Eroͤrterungen und Verfpiele des teutfchen Stasteı
- and Fuͤrſtenrechts. Erſtes Heft, vom Reichspoſtweſen.
— techtlihes Bedenken , über das gegenwärtige Ver—
Hältniß der Lucherifchen und Reformirien in dem Lippis.
- (den Antheile der Grafſchaft Schaumburg, und Über
die von Neuem darüber entitandenen Irrungen.
Katdı
-
\ )
J I an _ BEE 37
KRatklf, ı vom Geiſt der Eriminalgefeke, mit 3 Anhängen
vermehrte Auflage.
Rücker de codicillis, quibus lex quaedam praeferipta
eſt.
Seidenſticker Obfervationes quaedam de legum re-
tractandarum ſtudio, noſtris temporibus haud
inopportuno.
-Sillem, capita, in editione documentorum, ocgur-
rentia.
Woackerhagen Commentatio de principiis et limiti-
bus obligationis Hiberorum, ad facta parentum
praeftanda.
4 Staatowiſſenfchaft.
Brandes politiſche Betrachtungen uͤber die franzöfige
Revolution.
Recueil des principaux Traites d’alliance, de paix,
de treve etc. conclus par les puisfances de PEu-
rope .tant entre elles qwavec les puisfances et
Etäts d’autres bartice du monde depuis 1761. Jus-
qu’a prefent. Par Mr. de Martens, Tom. ı et 2.
en 5. Arzneygelahrtheit.
Arnemann Bibliothek fuͤr Chirurgie und practiſche © Medi⸗
ein ın Bandes 18 Stuͤck.
' Blumenbach, Decas collectionis ſuae craniorum
diverfarum gentium, illuftrata cum Aiguris.
Bouchholz, Analecta de variolis, Diflertatio.
Collectionum differtationum medicarum in Acade-
mia Gottingenfi habitarum Tom. ı. Pars 1.
Gebhardi de Synchondrotomia oflium pubis.
Grasmeyer de conceptione et foecundatione hu.
mana.
— Supplementa quaedam ad diſſertationem de con-
"ceptione.
213 Grae⸗
1 Zu. 2. 2. |
Gresmeger Abhandiung vom Eier ud ben Metich,
ihn von allen ihm ähnlichen Fenchtigkeiten zu mutter
ſcheiden.
Hartmann, Differentiae fexus utriusque patholo-
gicae momenta quaedam.
Hofmeitter, de crifi febris variolofae.
Ingler Rrpertorinm über das gefemmte Mebicineiwefts
in den Brannfchw. Lüneh. Churlanden. j
Lavater J. H., differtatio medica fiftens obfervationes
de ſtatu hodierno artis medicae. '
Levi, de varia fcabiei indole, commentatio.
Lindemann, de Gonorrhoea,
Matthaei de plethorae abdominalis caufis et fequelis,
Mieyer, Magazin für Ihiergefchichte, Thieranetonrie und
Thierarzneykunde ın Bandes. 18 Städ.
‘ Murray, apparatus medicaminum Vol. gnintum.
— Memorial für den Herrn Doctor Uſteri in Für. -
Ploth de proxima febrium caufa.
Dichters iruraiſche Bibliothek In Bandes 44 ron Bade
1:36 Stuͤck. a . .
Rofenbach de inflammafonibus chronicis genuinis.
Sachtleben Bemerkungen über die Natur und
der Bruftentzändungen. -
Siebold, de cubilibus fedilibusque ufui obftetritio
infervientibus. "
Tannenberg, Spicilegium obfervationum eirca par-
tes genitales mafculas avium.
Trautmann, de apoplexia epidemica,
Wedekinde Fragmente über die Erkenntniß veneriſcher
Krankheiten, herausgegeben von Domeyer.
Weſſely de Rhachitide.
Wolfi, Analecta quaedam medies,
—32 . —
N B
a
' s
x
0, u sı9
«. Philofophie.
Philoſophiſche Bibliothek von Feder und Meiner zr Bubd.
Beneken Weltklugheit und Lebensgenuß 36 Bändchen.
Kritiſche Briefe an Hrn. J. Kant über feine Kritik der
reinen Vernunft. | - .
VBlocks Verſuch vollſtaͤndiger Prolegomenen zur Philofophie.
. Engel, Commentatio de republica militari, ſeu
Comparatio‘ Lacedaemoniorum , - Cretenfium et
Cofaccorum.
Lilie, Platonis fententia, de natura animi,
7. Hiſtorie, Beograpbie und Statiſtik
Achenwalls Staatsverfaſſung der- heutigen vornehmſten
europdiſchen Reiche und Völker im Grundriſſe ıc Theil
| 7te Auflage. ——— W
Bemerkungen über den Character und die Sitten der
Staliäner, nebſt einer kurzen Beſchreibung ber Reiſe
von Mahon bis Neapel von PD. E. D.
Eanzierd neues Magazin für die neuere Geſchichte Erb⸗
» und Voͤlketkunde.
—Abriß der Erdkunde nach ihrem ganzen Umfange.
Satterers Stammtafeln zur Weltgeſchichte, wie auch zue
europäifggen Staaten und Neichshiftorie, erfle Somme
ung.
— Seſchie aller Wendiſch⸗Slaviſchen Staaten
Ir 0) “
Geſchichte der Belagerung von Gibraltar im Sjabte 1779
bis 1782» 18 und 2tes Heft mit einem Plane.
Srellmanns Staatskunde von Teutſchland im Srundrifie,
En Band. Allgemeine Beſchreibung des teutfchen
ehe.
Meiners Briefe Aber die Schweitz Ze und 4r Theil mit
Supfern. n Ä
814 Plants
520 DPA
fans fichliden R-rienng, wnb des Er- suuikkuen Bades,
Gefonder6 im Sraiht auf Die Deutite Erbe.
—— fortarlegte neneite Refigienseriidte , ze Theil
Oli frriihe Urtrrieiene Aber dad Oefchleckertrgifiee
der Obräftn Ne la Discıe nebtt einem Fer Des
Zimmermann. des Nitterö vom, Fragmente über Friedrich
3. Naturkunde Oeconomie und Technologie.
Betmanns yhnſik aliſch⸗ Stonomifche Biblietoek, 56m Bos
26 und 38 Stuͤck
— — Beytrage zur Geſchichte der Exfintungen, ten
Bos 16 und 25 Stuck
Blumenbachs Beyiräge zur Naturgeſchichte. ur Theil
Ehrhards Beytraͤge zur Naturkunde und deu damit vers
wandten Wiſſenſchaften, sr Bd. .
Gmelins Srundeig der Mineralogie.
Der Landmann, oder compendidie Bibliothek alles deſſen
was einem deutſchen Bauer oder Landwirth zu wiſſen
nuͤtze und gut iſt, 18 Heft.
Laſius Beobachtungen über bie Harzgebirge, als ein Bey⸗
trag zur mineralogiihen Naturkunde , zr Theil.
— petrographifche und topogtaphifche Charte des ges
fammten Harzgebirges.
Link florae Gottingenfis fpecimen ; ſiſtens vegetabi-
lia faxo calcareo Propria.
—— einige Bemerkungen über dag Phlogiſton.
—— Verfü einer Anleitung jur geologiſchen Kenntniß
der Mineralien.
Lin-
|
|
L
J | BE. 421. |
- Linnaei Spftema naturae per regna tria naturae, cura
J. F. Gmelin. Tom. L P. IIL et IV.
Mener, über einige Spinnen bet Goͤttingiſchen Gegend.
Oeconomiſche Näglichfeiten. Vortheile und Warheiten für
Haushaltungen. 16 Baͤndchen.
9. Philologie und Critik.
Aurivillũ Differtationes ad facras litteras et philolo-
giam orientalem pertinentes, cum praefat. jo. Dav.
Michaelis.
Apulejus Pfjche, lateinifch nach Oudendorps und
‚Ruhnkens Recenfion, mit Anmerkungen.
Bendtfen Specimen exercitationis criticae in veteris
teftamenti libros apocryphos.
. Bibliothek der alten Literatur und Sunfı, herausgegeben
x
von Tychſen und Herren, 78 Stuͤck
Eichhorns allgemeine Bibliothek der blbliſchen Litteratur,
zn 5d6 4, 5 und 66 und zn Bds 16 Stuͤck.
Heinrich, Commentatio de antiquo illo documento,
quod fecundo genefeos capite exſtat.
Lenz Sefchichte der Weiber im heroiichen Zeitalter.
Michaelis Ueberfegung des neuen Teſtaments, zr Theil. :
— — Anmerkungen dazu für Ungelehrte, ar Band.
—.— srientalifdhe und eregetifche Bibliothek, 7r Theil,
— — Supplementorum ad lexica hebraica, P.I-V.'
Plinii Hiftoriae naturalis excerpta, quae ad arteg,
ſpectant. Lect. academ. accommod. aC. G. Heyne.
10. ‚Schöne Wiflenfchaften und Kuͤnſte.
| Goͤttinger Muſen / Almana fe 1791. herausgegeben von \
Ber für 1791. ber geg
tger.
Buͤrger⸗ Akademie der ſqonen Redekuͤnſte ın as 1 und
25 Stuͤck mit Kupfern.
* Geſchichte des armen gem von m Dildenbu, A
Briefen, zr Theil.
1 5 —11.
“ar re
11. Säulı und Krsiehungefibriften.
Vocabula rerum latino-gallico-germanica, in gratism
findiofae iuventutis.
Magazin für öffentlihe Schulen und Schallchter.
aus 2 Gtäden befichender Band.
Meyer von dem Zuftande und der Einrichtung bed Verden⸗
ſchen Lycaͤums.
Ummins von der Befugniß eines Schnullehrers feine Schu⸗
ler oͤffentlich zu loben oder zu tadeln.:
Esquiffe de Ihiftoire univerfelle pour les enfans, ac-
’com agree d’un Vocabulaire frangois-allemand,
Dart. . Emmert. »
Crome de legendo dialogo de Oratoribus ete.
Quentin, Memoriae clarorum Mundenfium literis. et -
meritis praeflantium refricatae, fecunds Commen-
tatio.
13. Vermiſchte Schriften.
Almanac de Gottingue pour l’annee 1791. one des,
tailles douces gravees par Chodowiecki. |
Derfelbe ohne den Ealender unter dem Titel,
Manuel contenant diverfes connoiffances curieufes
et utiles etc.
Beytrag iu den Materialien eines Normalgeſetzes wegen
Erftattung des Wildprettſchadens im Hannoͤveriſchen.
Biermanns Anleitung zum Kopfrechnen, in Berbindung
mit der fehriftlichen Rechnung zu gebrauchen.
Buhle Grumdzäge einet allgemeinen Enchclopaͤdie der Wiſ⸗
ſenſchaften.
Calvi ſpaniſche Sprachlehre und Chreſtomathie.
Gottinger Taſchen Calender für das Jahr 1791. mit Ku⸗
pfern von Chodowieky. Derfeibe ohne Eniender unter
Dem Titel, as
Pre | 523
—* zum Nutzen und Vergnuͤgen für das Jahr 91.
Lauenburger Calender fuͤr 1791.
Caleuder fuͤrs Votk auf das Jahr 1791. von Beöbing.
Chriſtiani Einleitung zu Erlernung freinder Sprachen Lu
fonders im Fran; und Englifchen. '
von Colom Uebungen zu Anwendung der Srundfäge der |
Wortfuͤgung und Schreibart der frasizöfifhen Oprache.
Hoͤnerts Leich. und Gedächtnißrede auf weyland De
- Telgen zu Worpswede.
v. Knigge, uͤber den Umgang mit Menſchen, zte Auflage.
Meier, von den gegenwärtigen und noch bevorſtehenden
Zeichen der Zeit
——— Anweiſung zur Beometri⸗ fuͤr Anfänger , ie
u
— — prastiiches Lehrbuch Über die Privan und Cameral⸗
Setaatsrechnung
Piepenbringe auserlefene Vereitungsarten pharmacentifch,
chemiſcher Arzeneymittel, 18 bis 36 Heſt.
©truve Leitfaden zu dem mathematiſchen Unterricht, ate
Abtheil.
Watermeyers Trauerrede beym Sarge des Generals Bock
von Wuͤlfingen.
Wiedeburgs Beſchreibung feiner merkwuͤrdigen Seereiſe von
der Muͤndung der Elbe bis nach Gibraltar.
Willens Aufſaͤtze mathematiſchen, phyſikaliſchen, chemiſchen
Inhalts, 26 Heft.
13. Ueberfegungen, 2. . aus fremden Sprachen.
Griefe über einige mineralogiſche Gegenſtaͤnde an Herrn
Meter Camper; aus dem franzoͤſiſchen mit Anmerk. von
F. A. A. Meyer, 2 Theile.
Deatties moralifch Eritifche Abhandlungen. Aus dem Eng;
tischen mit Zufäger, 2r und Zr Theil.
Cheſeldens Anatomie des menſchlichen Körpers, aus dem
Englifhen, mit einer Vortede von Blumenbach.
Caßina analytiſcher Werfuch Über das Mitleiden, aus dem
Itallaͤniſchen von Pockels.
Monro Verſuch einer Abhandlung über vergleichende Ana⸗ -
tomie. Aus dem Engl. von P. 5. von Voigt.
| Seine
/
—
' L
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%
o
524 DPA Ä
Sainte Eroir Verſach über die alten Myſterien: ans dem
Franzoͤſiſchen mit Anmerkungen von C. G. Lenz.
Ueber den gegenwärtigen Zuftand des gefellfchaftlichen N
„bens in den vereinigen Niederlanden. Ans dem
von A. F. v. Knigge.
Birgits Lehrgedicht vom Landban, überfegt von God, nebſt
einer Vorrede von Bürger.
b. Ueberſetzungen in fremde Sprachen.
Puͤtters hiſtoriſche Entwickelung der heutigen Staatöuets
— des deutſchen Reichs, ins Engliſche duch Joſtah
ornfor
14. Litterariſche Nachrichten
An dem Magazin für oͤffentliche Schulen und
Schullehrer, welches. zu. Bremen bey Cramer berands
Zommt, arbeiten verfchledene würdige Schullehrer biefiges
Lande, namentlich:
Herr Rector Crome in Lüneburg. '
. Here Rector Ruhkopf in Otterndorf.
- Herr Rector Auperti in Stade.
Hetr Subcontector Schlichthorſt daſelbſt.
Herr Grammaticus Schilling in Bremen.
Den, von der Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Söttins
gen zuerfannten Preiß, der Beantwortung der Frage: weis
hen Schaden ein Land von fremden , eingefchlichenen, Fin
ringhaltigen Münzen leide? Hat. her Philip Peter Bus
den, Spndicus der Stadt Münden, zu Hannover erhalten.
Bey der Societaͤt der Wiſſenſchaſten zu Sörtingen
fabraufgenommen.
1. Zu auswärtigen Mitgliedern.
Herr Heincic Matthias Marcard, Leibmedicus in Ol⸗
denburg
Herr —* Reineggs, rußiſch kayſerlicher Collegienrath.
2: Zu Correſpondenten.
Herr Friedrich Muͤnter, Dr. und Profeſſor der Theoles
gie in Kopenhagen.
Herr Chrift Gried, ewig, Dr. und Prof der Naturi
geſchichte in Beipat der
4
. 7
Herr Aglietti, Arzt zu Venedig. \
Herr Franz Zuliani, Arzt zu Breſcia.
Hert Joſeph Slop de Cadenberg, Profeſſ. der Aſtrono⸗
mie zu Piſa.
Herr Johann Jaͤhrig, rußiſch kayer. Trautlateur der
mogoliſchen Sprachen.
Die am sten Jun. 1790. "erkannten Preife, find au
“ folgende Studirende zu Göttingen vertheilet worden:
Den tbeologifchen Preiß über die fogenannte difei- .
plina- arcani erhielt unter 6 Concurrenten, Herr Johann
2udewig Schedius aus Naab in. Ungarn; das Acceffit,
Herr Johann Hemond aus Hanau, und Herr Cart Gottl.
Melchior Hermann ans Danzig.’
‚Den juriſtiſchen über die Frage von der Verbind⸗
lichkeit der Kinder, für die Handlungen ihrer Eltern zu
Haften, unter vier Concurrenten Herr Chriſtoph Carl Hein⸗
eich von Ramptz, aus Mecklenburg; das Acceſſit aber
Herr Georg Wiefe aus Roſtock, und Here Joh. Earl en.
Wackerhagen aus Hannover.
Den pbilofopbifchen, der auf.eine Bergteihung ir⸗
gend eines neuen Freyſtaats mit einem andern aus dem vo⸗
rigen Zeitalter geſetzt war, Herr Chriſtian Engel aus
Leutſchau in Ungarn; das erſte Acceſſit Here Carl Gottl.
Merch. Hermann aus Danzig, der auch das theologiſche,
und im vorigen Jahre das philoſophiſche Acceſſit erhalten |
Hatte, und das zweyte eben der gedachte. Herr Chriſtian
Engel durch eine zweyte eingegebene Preifabhandlung.
Dee medicinifche Fonnte der einzigen Sant, weis -
werdet,
he eingegangen war, nicht ertheilet
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Beſchreibung des Gartens zu Breſe ).
De in den Sarııa sehe ans vum anna
herrichaftlichen Wehugebänte, rede Hand
über eine artige Bruͤcke bin, welche über ben Garıaras
den
*, Ein Dart in dein Freyherrlichen Gute Große, im
Farſientham Limeburg, eine Diriie von der Sxett
Dannenberg, dem Herrn Baron von Brore, Chur⸗
‚cBünifchen wirklichen geheunen Raıh und Miniſter
beym niederfähfifchen Kreite, Ritter voni Seanis⸗
lausorden, Erbherrn auf Wreſtedt, Brefe, Brau⸗
del ꝛc. zugehörig.
Die Bejchreibuns dieſes Gartens if, wie ib
ihn im Auguft 1790. gefunden habe. Man bat
zwar davon eine Yefdhreibung im britten Bande
von Hirſchfelds Theorie der GSartentunk, aber
theils ıft dies Werk in wenigen Händen, theils
trift fie nie mehr zu. Manches, was dort als
vollendes aufgezeihntt worden, iſt entweder noch
nicht zu Stande gekommen, wie 3. E. der Thier⸗
garten, oder ganz abgeändert, wie z. E. die Meier
rey, das Grabmal, die-Allee von Wallnußbaͤumen
und die ganze erfte Entree im Garten. Da wo
fonft die Venus fand, fteht nun das Maufbleum,
und von dem fe,önen und großen Effect hervordrins
genden Durdhau, war damals noch feine Spür.
Eine nähere Beſchreibung einzelner Parthien,
wie 3. E. der Tempel des Apollo, des Freyheits:
Tempels und dee Ruinen des Tempels von Tivoli,
die in dem Garten Talender von 1787. und 1788.
° fiehen, habe ich mit eingemebt, um mehr ein Gans
tzes zu machen. Groͤßtentheils Habe ich zwar jes
ner Norte beybehalten, weil ichs mit einen beſ⸗
\ fern zu fagen wußte; manches iſt aber von gem
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“Sen führt, und mie 8 Säulen, ‚fo durch elferne Ketten vers
bunden, und mit ſchoͤnen Blumenvaſen beſetzt find, vers
zieret it. Die wird von nahe umher fiehenden Eichen,
Eichen, Linden und Ruͤſtern befchattet, die von der Hand
fange vermoherter Vorfahren gepflanzt worden. Gleich
fenſeits der Brücke theilt fih der Weg in drey Theife.
Gerade vor fid erblickt man eine lange gerade Allee von
Linden 3000 geometrifhe Schuh oder 1500 Schritte lang,
welche etwa dur die Mitte der ganzen Anlage geht, und
fie in zwey Theile cheiler; oben eine dunkle Tannen:Allee
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durchſchneidet, und darauf durch einen Ellernwalb, und
von da in eine jüngere Linden⸗Allee eine ſehr weite Stre⸗
de fortläuft. Der Theil zur Linken iſt der verfchloffene,
der zur Mechten der freyere offene Theil. Bey dem zur
Linken Hat man der Natur nachgeholfen, bey dem zur
Rechten hat man eine neue erfhaffen. Doc ehe wir
uns in einen non diefen benden Theilen verlieren, müffen
wir uns bey der Prima Vifta oder dem erften Anblicke des
Gartens, bey dem Hinaustritte aus dem Wohngebäude
vereilen. Im Vordergrunde dieſes bezaubernden Pla⸗
Merblickt man den Burggraden, wie es -in ruhiger
Stille bald unter hohen Eichen, dann im Freyen, bald
wieder unter erhabenen Eichen, Linden und Ruͤſtern, die
ihr Laub in fein ruhiges Bette neigen, da ſteht, und ſich
zuletzt unter den Geſtraͤuchen verkiert. Jenſeits deſſelben
und
Meinigen hiningekonmmen, in eine andere Ordnung
gebracht, und
Gartens ſtete Ruckſicht genommeh worden.
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mmer auf den artuellen Zuftand des -
134°
‘und Aber den zur Linken führenden Weg hinaus, erbeten
fi) zwey hetruscifche Vafen, und in der Mitte derſelben
etwas weiter zuruͤck, ragt die regina Cnidi Paphique
aus Sandflein, von Pfeiffer in Deflau verfertigt, in
liebenswürdiger Schüchternheit, bervsr. Man könnte
dichten, ſie ſey ſo eben dem Meere entſtiegen, um äh
auf dem ſchoͤnſten immer gruͤnenden Raſen zu lagern,
Denn nicht weit hinter derſelben rauſcht ein fanfter Wals
ſerfall, von dem man nicht flieht, woher er kommt, und der
hier in ein liebliches, mir Goldfiſchen beſetztes Baßin rAlle,
dem Zuſchauer unvermerkt dies Bild in die Grele. Tier
‚gangegeräumige Plag, der im Kintergrunde von einer bar
hen Allee von Tannen, Eichen und Eichen bearänzt wird, ik
ein unvergleichlich ſchoͤner Rafenplag "nom lebhafteſten |
Grün, wegen. des immer feuchten Bodens, von fehläns
geinden Gängen durchkreuzt, und von einem geraden
Gange durchichnitten, der vom Kuͤchengarten in die fans
ge Allee führe, und hin und wieder mit den ſchoͤnſten
Elumps von Blumen allee Gattungen und Karben bu
fegt, die in einer angenehmen Regelloſigkeit hinggwore
fen, das Auge, ſowol durch das vom Raſen und
men verichiedene Seh, als durch die mannigfalrigen
Farben det Blumen; weldes alles durch ein Paar Blut⸗
büchen noch mehr contraftict, entzädlen. Ein Durhhas
durch dreyfache, in verfciedener Entfernung liegende
- QueersAlleen, giebt über ftete Anger und Kornfelber die
Ausfihr auf beynahe 6000 geometrifhe Schuh, und
ſchließt ſich mit einer mit Korn prangenden Anhöhe, im
der Nähe von FJameln. Ein Tempel, 'oder eine Ruine
foll dereinft in diefer weiteften Entfernung dem Auge eis
- sen
Pre g35
nen befriedigenden Ruhepunct verſchaffen. St man
som: berrfchaftlicdyen Wohnhauſe weg queer durch die dun⸗
Ye Tannen Allee, fo kommt man über eine Bruͤcke in
eine gerade fehe lange Allee von Linden, die fih mie
Quitſchern endigt. Zu beyden Seiten erblidt man ab⸗
wechfelnd Geld und Wiefen, die von Waldungen begraͤnzt
werden. Bald zur Nechten wird man von einer uners
warteten Durchſicht auf ein ſehr langes ſchmales Wier
| fenpüd, das ſich zwiſchen Ellern und Birken hinſtrecket,
und wo manchmal Reho fheuchen, uͤberraſcht. Aufdies
fer Seite folgen noch zwo andere folcher anmuthigen Defs
nungen von Wildbahnen.. Dean wandelt nachher unter
dem Schatten, womit zu beyden Seiten aufftoßende hohe
und dichte Gehölze den Eindengang überdbämmern. Die
Länge diefer Allee verurfacht,, daß die Ausficht noch hey
den Einden zu, in einetiefe Dunkelheit dahin ſinkt. Sie
- Haufe über den Fahrweg von Dannenberg , ber fi links
zwifchen Eichen nad Breſe ſchlaͤngelt. Indem man den
Fahrweg überschreitet, komme man Aber eine Bruͤcke in-
einen Gang zwiſchen Quitſchern; zur Linken eine reizende
Wieſe van weitem Umfang, von fhönen Gehoͤlzen bes
kraͤnzt, mit einzelnen Bäumen und Gruppen nnterbrar- -
hen, zur Rechten ein anmurhiger Wald von Ellern und
Eichen; weiter hinauf, wo die Wieſe aufhörer, tritt an
- ihre Seele ein Wald, der mit dem zur Rechten den Meg
überfcpatten hilft. Diefe lange Allee endigt ih auf dus
Bed. Am Ausgang zur Rechten läuft ein Weg ins Ser
büfch, der wieder auf den Eingang des Dannerberger
Weges in den Park führt. Zur Linken irrt ein Gang
darch die Außenlinien des Gehoͤlzes fort, mit einer ſchoͤ⸗
Mum 4 nen
536 .. |
nen Ausſicht, Auf die ſich vechts erhebenden Kornfelber,
von Klumpen und einzelnen Baͤumen verziert, und bem
Anblick des. Dorf6 Jameln. Nach langem umher irren
koͤmmt man wieder auf die Fahrſtraße von Luͤchow und
Erle, die mit alten ehrwärbdigen Eichen, die ſchoͤne pers
ſpectiviſche Durchfichten Hilden‘, beſetzt iſt, und zur Eine
fen nad Breſe geht.
Laſſen wir den Theil zur Rechten und wenden uns
zur Linken, der, ſobald man Aber die Brucke gekommen
iſt, an dem Burggraben und dem erſten Käcdengarten
weg, dem Tempel der Verdauung voräber, durch die eher
malige Wallnußallee, die jegt in einen Ach ſchlaͤngelnden
Gang mit Elumps von ausländifhern Holze beworfen,
umgeformt ift, ins Dickigt führe. Ein unfern des Gans
ges zur Linken liegendes, mit Stroh bedecktes Bauer
haus, contraftire fehe ſcharf mit dem fo eben verlaffenen
fhönen Wohngebäude, und erinnert den Voruͤbergehen⸗
ben an die Einfachheit ländlicher Lebensart und bie Ger
ringheit unferer eigentlichen. Beduͤrfniſſe. Indem man
den Gang hinauf wandelt, hat man zur Linken einen
Döfigarten, und zue Rechten das fchönfte Raſenſtüuͤck.
Bey dem Ausgange aus diefer Anlage, fehleichen, neben
Der Baumpflanzſchule weg, windende Gänge nah den
Nachtigallenwinkel, der aus einem Wald von Eichen,
Eiern, Haſelgeſtraͤuch und anderm dicken Untergebüſch
beſteht. Man hat in dieſem dickbuſchigten Revier, und
weiter Hin zur Seite, ſehr weite perfpectintihe Durch⸗
ſchnitte, zwifchen den nähern hellen Baͤumen, und den
enffegnten dunklen Gebäfchen, über glänzende Wieſen
uud Kornfelder hin, dann wie anf einen daͤmmernden
N —— Hin⸗
|
MMe | 537
Hintergrund, wo das Ange ausruhet. Die Abmechfes
lungen von finftern und heitern Stellen, von Defnuns
gen und Verfäließungen, von vorfpeingenden und zus
ruckweichenden Bäumen, die mannigfaltigen Spiele der
Lichter und Schatten, die ungewiſſen täufchenden Erſchei⸗
nungen in der Kerne, bilden ein Schaufpiel, das man
ſehen, aber nicht beſchreiben kann. Noch unbefchreiblis
cher iſt diefe Scene bey der ſtillen Abendfeyer, wenn der
Mond durch die dunklen Gipfel der hohen Ellern ſtrahlt
und auf die niedrigen Laubdecken der Gebuͤſche umher⸗
ſchwebende Schimmer eines milden Lichtes verſtreut;
wenn alles rühet, ſelbſt die oberen Blaͤtter kaum wan⸗
ken, und die lauten Jubel der Nachtigallen, dem hor⸗
chenden Waͤnderer Freude und Schwermuth, Sehnſuche
und Liebe ins Herz toͤnen.
Man kann aus dieſem zleinlich weiten Revier in
verfchiedene Allen und Spagiergänge einichlagen; im⸗
mer der angenehmfte führe nach dem Borkhauſe. Faſt
. alle diefe Spagiergänge lanfen über Dänme, denen die
Zeit ſchon lange das Anfehen der kuͤnſtlichen Erhöhung
. genommen hat, und die mit bejahrten Eihen, Eiern
zund verfhiebenen Arten von Gebuͤſchen, Befonders Has
fein bekleidet find. Der Gang nad dem. Borkhaufe
wechſelt beſtaͤndig in angenehmen Wendungen ab. Gleich
anfangs zur Rechten hat man eine welte herrliche Wieſe,
und umher von Eichenwaͤldeen bekraͤnzt, und mit einzel⸗
zen Eichen und Meinen Ellerngebuͤſchen unterbrechen;
' gar Linken ein anſchließender Wald von Buchen und Eis
Gen. Man fommt. ganz nade an einem aufgeſetzten
Saden Holse vorbey; "md indem man ſorglos weiter
Mm 5 ſqrei⸗
538 Pr
ſchreiten mil, Ifnet ſich darin eine Thüre, uub man fickt,
wie vom Zauber, auf einmal eine Hätte entfiehen, ans
welcher ein völlig gelleibeser Finfiebler bervestzitt, mub
‚saffreunsfhaftiih bittet, auf eine Weile bey Idım eimgus
Scheren, Seine Hätte if, wie ſchon ber Ramı Berkhans
anzeigt, voll Eiufalt und Darftigkeit; ein Tiſch, ein
Paar Gtäßle, ein Archebette, ale von Hal, char eis
nen Poller für den weichlichen af, made bie ganze
Ausmenblirung. Stuten Ginans geben zus zobe Enten
Die Aust auf eine Aberaus sroße Pläne von Rerufels
dern, bie ringsumher von lanter Eidenwälsern umgeben
it; aus ber Thäre ieht man auf einen Fiſchteich und
nahe fichenden Bebälde, bie ben Aublick Der oben er⸗
wähnsen weiten Wieſe verbergen.
Bon dem Borkhauſe Bat man anf feinem weitern
Gange, dieſe Wieſe lange auf ber reiten Oeite, uud auf
der linten jene faſt unermeßliche Ebene von Koraflurem,
umkraͤnzt von entfernten Dunkeln Wäldern: eine herrliche
Anusfiht! Die man zuerfi aus dem Borkhauſe genoß, unb
wodurch bie ganze Seele zur Freude ſich erweitert fühlt.
Der Weg läuft auf einer Erhöhung fort, immer fehlängelnd,
immer bald von hoben Bäumen, bald von niebrigen Ges
bäfchen Äberfchatter. inter den immer abwechfelnden Ans
fihten der Wälder, die fih bey dem Zortgang zu bewes
gen, ſich hinterwaͤrts tiefer in ihre eigene Nacht hinein⸗
zuzichen fcheinen, komme man an das Mooshaus.
Dies tft ein ganz rohes, hoͤchſt einfaches Werk. das
anſtatt der Thäre nur eine Defnung, anflatt der Fenſter
nur Luken hat, mit einem Dach vor Regen und Goune
de
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u 0 z⸗
Geftent und mit einer Bank zum Gigen berſehen. Vor
fi dat man die Ausfiht auf die oft erwähnte weite
"Ebene der Kornfelder, deren Kelle von den umfchliehs
(enden Wäldern gebrochen wird; zur Nechten waͤtzt ſich
ein Waldbach vorbey, und über ihn Hin erblickt: man eine
ſchone Wiefe mit einzelnen Baͤumen und Gebaͤſchen ums
zingelt. Der größte Theil der Miele erſcheint fehr ans
muthig durch eine Gruppe von Bäumen, bie auf dem
jenfeitigen Ufer am Bade ſtehen. Ueber den Eingang
der Hätte werfen einige ſehr alte Eichen eine wohlchätte
ge Ueberfchattung hinab. Zur Linken liegt jene Mauls
Heerpflanzung) mie wilden Kiumpen von Eichen, umd
Hinter dem: DMooshaufe ein dichted Buſchwerk, woraus
der Waldbach hervorbricht. Dieſe Huͤtte bietet den Spa⸗
tzierenden nicht allein eine erwuͤnſchte Ruhe an, ſondern
it auch in dieſer Gegend ein ſehr angemeſſener Gegen⸗
ſtand. Die Inufehrife am Eingange: |
‚Felix, qui potuit rerum cognofcere caufas;
Fortunatus et ille, deos qui novit agreftes.
ſcheirst nirgendsmehr, als für diefe Lage zu gelten‘, wel;
che den Werth der Ruhe des Landlebens und der philo⸗
ſophi ſchen Betrachtungen, wozu fe ben Weiſen leitet,
ganz empfinden laͤſſet.
Man wird nicht ohne einige Vrerachtungen dieſer
Art den Sitz im Mooshaufe verlaſſen, und indem man
weiter den anmuthigen Spasiergang unter fchattenreis
hen Bäumen verfolgt, hat man zur Linken jenes Korn⸗
feld, zur Rechten den fchönen Waldbach, der bald nahe
fließet, bald ſeitwaͤrts umirret, bald von überhängenden
Serauchen gan verdunfelt if, Bald im gedrochenen Son⸗
nen;
0 - 4 27
nınfbein dahla wallet. Ueber em Ga eriäidt men -
in abwehteluden Darchtichten durch die Sebſche, einzels
ne Theile der Wieſe, die man zuerſt im Diveibanfe ent:
deckte. Enblich Hört Die angenehme Desleitung bes
Bachs auf, indem er ih rechts in bie Gebäfde ganz
verliert. Noch immer bleibe zur Anken das Korufelb,
über welches hinans burd einige Aushaue das Deck
Breſe mit der Kirche ih maleriſch darſtelt, unb auf ber
rechten Hand tritt wieder eine reigende Wiele Kerver,
Die mit Waldung umfdattet, und in ihrem Umfange hier
mit einzelnen Eichen, dort mit Heinen Gruppen biefer
Bäume malerifch geziert If.
Anden fih die Seele den angenehmen Empfiadum
gen über die Schönheit diefer ländlichen Auftritte übers
laͤßt, fo wird fie aus ihrer fanflen Gehagung auf eins
mal dur das ſtarke Geraͤuſch eines angelegten Waſſer⸗
falles gemedt, den das Auge nirgends findet. Mau
Hört ihn mehr, je weiter man wandelt; man glaubt ihn
jest fehen zu müfen, .und doch verbirgt er ih; man
tritt in feine Nähe anf einem runden erhöäheten Piag,
unter emporfielgenden ehrwürbigen Eichen, und nod im⸗
mer iſt er blos dem Ohr durch fein GSetoͤſe gegenwärtig.
Auf einmal flieht man. den ſchoͤnen Waſſerfall von der
gegenüber liegenden Anhöhe aus der waldigten Verdun⸗
kelung in eine nahe Tiefe Aber fünf Abfäge hinabſchoͤnu⸗
men, eine Scene, deren Schönheit durch die Ueberra⸗
hung des Auges noch empfindbarer wird. Der Urs
forung des Waſſerfalls tft Hier noch immer unfichebar,
denn er ſtuͤrzt fich unter einem Buſchwerk aus einem ans
ſehnlichen Waldbach hervor, der vom jenem obern en
”
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deym Mooshanſe abfließt. Rings umher iſt dieſes Revier
von hohen Bäumen und dicken Gebuͤſchen umſchloſſen; nur
zur. rechten Seite oͤfnet fi eine Ausſicht auf die zuletzt
erwähnte Wieſe und ihren dunkeln waldigten Hintern
grund. Das Wafler eilt feitwärts_ unter der Dunkelheit
der Gebuͤſche fort, um eine nahe Muͤhle in Bewegung
zu Bringen, die diefer anmuthigen Einoͤde ein neues Les
ben sieht. Ehe es aber dahin gelangt, veranlaft es
einen neuen, ſeit kurzen angelegten, Waſſerſturz, der
Hier um fo überrafchender ift, als man eine Scene dee.
Art Bier am wenigften vermuthet. Man iſt nemlich auf
dem fih krümmenden Wege kaum fo weit vom erſtern
Waſſerfalle entfernt, daß das, von dem kräftigen Raus
ſchen beräubte Ohr, fi der erquickenden Stille erfreut,
fo wird die Aufmerkſamkeit deſſelben ſchon wieder, durch
ein, von dem vorigen ganz verſchiedenes Waſſergeraͤuſch
geſpannt, das Immer fläcker wird, je mehr man fi näs
Here. Auf einmal wird bey einer Biegung des Weges,
die gefpannte Erwartung des Kommenden, durch einen
ſchoͤnen Waſſerſturz uͤberraſcht, der gleich dem Waſſer⸗
falle hervorbricht ohne daß man feinen Urſprung ahndet,
und fich in eine, aus großen Feldfteinen zufammenges
fegte Grotte fürzt, von wo das Waffer- unter ein paar
finpele Bruͤcken weg, fi fchlängelnd zur Linken ins
Dieigt verliert. Diefer. Waſſerſturz fo ein Bild im-
Kleinen des Reichenbaches in der Schweiz feyn. Die
Gegend um denfelben ift durch Bänke, Nafenhägel und
‚Beine Inſeln im Bluffe verfchönert, und gewaͤhrt über
das große Kornfeld weg, in befien Hintergrunde das
Darf Breſe ſichtbar wird, eine ber angenthmſten Aus⸗
ſich⸗
— SPA -
_ fiten. Von diefen Waſſer⸗Seenen leitet ein weiter aus
muthiger Weg, an einem Waldbach zur Linken, und zur
echten an einer Wieſe weg, durch einen Wald von Eichen
und lern, nach dem Mooshauſe zurück, und von de
weiter, nach verfchiedenen Krͤmmungen durch Gebäfbe
zu der Einſiedeley Hin. Verſchloſſener, einfamer und
‚angemefiener, kann für ein Gebäude von biefem Ehararter.
feine Lage von ber Natur beſtimmt feyn. Sie if auf
allen Seiten von Waldung und nahen Gebaͤſchen ums
ſchloſſen, die ſich heranzudraͤngen fheinen, um biefen
Ort vor jedem Anblick zu verbergen; die wenigen ſchma⸗
len daͤmmernden Durchfihten endigen ſich immer wieder
auf andere Verdunkelungen; und bie Gruppen, die bald
vorſpringen, bald ſich zuruckziehen, machen nur Oefnun⸗
gen, um die Finſterniß der hintern Vorhaͤnge deſto mehr
zeigen zu koͤnnen. An dieſem Plage ruhet die von Wurs
zein und Moos erbauete, und in dem wahren Character
ansgeführte Einſiedeley, in einer Beinen Niedrigung
zwiichen Eichen, die ihre Zweige herabhaͤngen laſſen, und
ſelbſt ihre Bejahrten Stämme Aber fie hinbeugen. Zehn
Fuß von ihrem Eingang fließt jener Waldbach, der Hier
Aber eine kunftlofe Cascade von hin und wieder gelegten
Steinen, bald fanft dahin fließet, bald rauſchend vorbey
eilt, und auf diefe Weiſe nicht nur ein Bild des Lebens
. überhaupt, fondern auch der Schnelle giebt, womit es
dahin eilet. in, auf einer vom Bache gebildeten Inſel
angebrachte Grabmal mit einem Crucifixe, und ein groß
fe8 an einem Baume befeftigtes Krenz, befördern Ges
danken, deren fi der nicht ganz rohe Zufchauer hieſelbſt
unmöglich erwehren kann, und weiche die Seele Heben
Ä und
| „2. ‚zu 543
und zugleich Märkten. Man geht von hier zur Linken an
dem Waldbache weg, neben Jameln, und deffen mit Korn
prangenden Anhoͤhen vorbey, in den Aufferften Spabier⸗
gängen des Bartens, welche am Ende wieder in die lanı
ge Allee führen, weiche ven Garten durchfchneidet, und
wiederum unmittelbar auf das. herrſchaftliche Wohnge⸗
baͤnde führe. Und fo wäre das der Theil des Parks
zur Linken, deffen Character Verſchloſſenheit und anmu⸗
thiger erquickender Schatten ift; wenden wir uns nun
au dem zur Mechten, als dem feeyern und offenern Theile.
| Auffer der oft erwähnten Lindenallee, die vor dem
geraden Blicke des Eintretenden liegt, erdfnen fich beym
Eingange zur Rechten zwey Gänge, wovon der erfte
durch eine dunkle Allee, zur Rechten am Burggraben,
‚zur Linken an einem Teiche weg. bis zu einer bogenfärs
migen Bruͤcke führt, von der abermals ein Weg zur Rech⸗
ten neben dem Burggraben weg, fich verliert. Auf dies
fem Wege trift man weiter hin zur Nechten unter hohen
bejahrten Eichen, ein Länglich vierecfigtes Gebäude, den
Tempelder Sreybeit, deffen Beſtimmung die über dem
Eingange befindliche Innſchriſt: libertati zu erkennen ,
giebt. Er liegt auf einer Inſel, die einige Nebengraben
vor dem Gebäude und zur Seite, hinter demfelben aber
der Hauptgraben des herrſchaftlichen Wohngebäudes bil⸗
den. Eine Bruͤcke, die fiatt des Gelaͤnders, auf Ley
den Seiten drey hohe Wafen hat, führt von der Seite
des Gartens dahin: das Gebäude ſelbſt Hat 72 Schuh
in der Länge und 18 Zuß in der Tiefe; iſt von einem Ges
ſchoß, und Hat feine Ausfiche allein nad der Seite des
| j Sarı
544 IRRE
Gartens hin. Dürd den Eingang des Tempels teitt
man fogleich in ein Gemach, das zur Eutree dient, und
mit Gemälden und Kupferſtichen von Werth, prangt.
Zur Nechten it ein geräumiges Simmer, das mit vielem
Geſchmack menblirt und mit dem unvergletchlichen Biibs
niffe des verftorbenen Churfuͤrſten von Coͤlln verziert ift, und
zur Linken ein kleineres, Durch welches der Durchgang zu «is
nem Bade geht, das in einem Zimmer Hinter diefem ans
gelegt if. Ein Meiner chineſiſcher Thurm, der ein Zim⸗
‚mer in fi faßt, und mit einer Gallerie uingeben iſ,
ruhet auf der Mitte des Gebäudes. Grabe vor dieſem
Tempel, noch ehe man über die zu ihm Hinfährende
Bruͤcke geht, zeigt fih in einer Wertiefung ein rundes
Waſſerbehaͤltniß, deffen Einfaffung Heine erhabene Has
fenhägel ausmachen, die hin und wieber mit Geſtraͤuchen
Bepflanzt find. Ein ebener Weg über dieſe Erhöhungen,
"und ein einfaches Geländer umgiebt in einem halben
Cirkel die jenfeltige Hälfte dieſes Baßins, und ſcheidet es
von der daran ſtoßenden großen Wieſe. Ein dreyfacher
Strom, gerade dem Eingang des Tempels gegenüber,
Bricht über Moos und Kiefel raufchend hervor, gießt fein
Waſſer in das Behaͤltniß, und ſcheint feine Quellte in
einem diefee Meinen Hügel zu haben. Seine lebhafte
Bewegung erweckt fhon die Aufmerkſamkeit des Roms
menden, noch ehe er ſelbſt ihm fichtbar wird. Mittenin
dem ruhigen. Gewaͤſſer diefes Bafins ragen zwey Erho
‚Hungen von Raſen hervor, die mit Meinen Bildſaͤulen
anderthalb Fuß Hoch geziert find. Sie fielen ein Paar
Kinder vor, davon das eine dem andern einen Vogel ges
raubt hat, und ihm das leere Neſt in Haͤnden laͤfſet:
Dies
2 ee 77
— und jenes lache. — wielleiht ein Bild des
weckenden Scherzes und. des Iugendüchen Eigenſinns.
Die Ausſicht aus diefens Tempei iſt vortreflich und:
maleriſch. Sie iſt reicher als alle uͤbrigen, und athmet
un Berbindang mit dieſem geſchmuͤckten Tempel ſchon
mehr Pracht, Wohlleben und Ueberſluß, als jene Ars
muth der Eirſiedeley die nur zeigen will, wie viel Be⸗
Daefniſſe ver Menſch entbehren koͤnnte, um dennoch gluͤk⸗
Si und zufrieden zu ſeyn. Hier aber iſt alles weit von
dem entfernt, mas nur das Gepraͤge von Dauͤrftigkeit an
ſich trägt. Alles iſt lachend, heiter und lebhaft, und das
Auge ſchwelgt an dem Neichthum der Scene und an der
Werfaiedenheit der Gegenſtaͤnde, die es hier erblickt.
Im Borgrande die Gräde und den waflerreihen Gras
Ger, welchen ſchattigte Eichen zue Seite umgeben — vor
Rh hin das teigende Wafferbebältnig, beſſen Waſſer fih
tanfcyend Hineinflärzt, dann ſich ruhiger darin verbreitet,
und uns ein Bild der flüchtig rauſchenden Jugend und
32
des geſetzten Alters mahlt — weiter hin die große Wiefe,
bierzur Seite ein paar Strohhüͤtten, wegen der daranf .
befindlichen Linnenbleiche Hat — in einer größern Sut⸗
fernung ein Sräd des Wilhelminenftes, davon der Alzige
Zeil durch Gedaſch und Hügel dem Auge entzogen wird,
Unts der Ottonisberg und die verfallenen Trämımer des
\
Tempels bey Tiveli — die Hohe Bruͤcke auͤber dem Flußg .
endlich im entfernteſten Hintergrunde, der dieſe wollaͤſtt⸗
ge Scene fließt, die Berge au den Ufern der Elbe, die
noch vom Stange der Sonne vergoldet ſind, wenn ſie
ihre Strahlen ſchon den niedrigen Gegenden. diejes Luſt⸗
Siere und dem Auge des Beobachters entzogen hat.
(Annal. se Jahrg. 36©r.) - | Rn won
u
7
546 I e
Bon birfem Tamel ab geht der eg zur Linken an der
großen Wieſe, zur Rechten an einem großen Kornfeide
weg, bis an das Ende dieſes Theils des Gartens, wo
der Luſtwandelnde auf einmal durch das Geraͤuſch einer
Klapſchleuſe uͤbertaſcht wird, die ſich von ſelbſt äfuet
and fließt, und das Aberflüßige Waſſer aus dem See,
‚ in einen daneben Itegenden Graben leitet, ber fi zwi⸗
ſchen daran floßenden Wieſen in die benachbarte Gegend
verliert. In diefer Gegend iſt der Herr Beflger entfchleffen,
‚ eine Grotte anlegen zu laſſen. Man geht einen Thell
des Weges zuräc, und fehlägt ſich dann Rechts in einen
andern Weg, der wieder zum Freyheitstempel und von
da zu der bogenförmigen Grüde führt. Wenn man Äber
diefe Bruͤcke geht, und fih dann gleich zur Linken wen
der, erblicdt man den zum Andenken des großen Münde -
haufen errichteten Hohen Obelisk, und naͤhert fich zus
gleich) dem Canal, der ſich in einer langen fpiegeiheflers
Strecke His zum großen Pavilion hinaufzieht. Cie
vorhandener waflerreiher Graben, der nicht, verlege wers
den konnte, und die Beſchaffenheit des Piages, der hier
alt. wohl einen. ſchlaͤngelnden Bach zu verſtatten fehlen,
marhten ihn nicht nur nothwendig, ſondern auch der Abs
weihfelung wegen, angenehm. Er bat ein reines und
helles Waſſer, worin Fiſche gehen; er wird, außer daß
awey Baͤche, wovon einer durch idn hindurch in einen
J Fluß uͤbergeht, ſich in ihn ergießen, von Heinen Waſſer⸗
guahßen und fprudelnden Quellen belebt. Seine Ufer find
mit Rafen bekleidet; zu beyden Seiten laufen bequeme
Gänge; ihre Außenfinien find mit einer einfachen Reihe
0 ſchoͤnen ſchwarzen Papdeln rien, deren innner
ſchwan⸗
—
— — — — — —
Me DE Ge 7—
| IRA. ee 77,
ſet wankende Zweige und Blaͤtter das rege Waſſer durch
Wiederſcheine beleben, und die Erfriſchung der Scene
vermehren helfen. 0
Bey dem Obelisk, an deſſen Fuß ein kleiner Waſſer⸗
guß aus einer ſteinernen Vorlage hervorrauſcht, uͤber⸗
ſchaut man den ganzen Canal ſeiner Laͤnge nach; man
lebt über den linken Gang hin zwo Brücken, die über die
beyden Baͤche gehen, die ſich in den Canal ergießen.
Die Ausfiche endigt ſich auf jenen großen Pavillon, der
in einer maleriſchen Lage vor einem Ellernwald ruhet. In⸗
dem man auf dem Gang zur Linken über bie erſte Braͤcke
seht, fieht man wiederum zur £infen einen hoͤchſtanmuthi⸗ |
sen ſich fchlängelnden Bach, zwiſchen Nafenufern aus
dem Gebuſche herrieſeln, und durch den Canal ih in
n
\
" .
ein gröfferes, gleichfalls ſich ſchlaͤngelndes Bette ergießen,
und nachdem man über die zwote gekommen iſt, ſieht
man zur Linken in eine Obſtallee hinauf, deren Bäume.
auf einer Erderhoͤhung, deren Nand mit Gras eingefaßt
AR, genflange ſind. Auf eben dieſem Wege führer bald.
l
ein anderer Gang in das geoße Luſtſtuck hinein, das an
diefer Seite der Obſtallee liegt, und aus einem anfehniis
chen Hafen beſteht, umkränge mit anmuthigem Gebu⸗
ſchen, worin gebogene Gänge umderlaufen, und das
mit einem Wurfipiel geziere il. An dem obern Ende |
ſprudelt eine Quelle, und veranlaßt einen Beinen Waſſer⸗
dem ſich im Hintergrunde, dunkle, hohe, über ihn em⸗
potrtragende Baͤume zeigen, und er ſelbſt im Waſſer ſeine
laͤngliche Geſtalt heraufſpiegelt.
| u Sn a
An
guß. Von dieſem Standpunct, wo man den ganzen Ca⸗
‚hal hinabſieht, macht der Obelisk eine gute Wirkung, ins
Zirkelſcheibe angebracht, die in. einer unter dem Grass
548
An dieſe obere Graͤnze des Canals ſtoͤßt ein ziemlich
großer Raſen, von welchem die Gaͤnge, mit der einfachen
Beſetzung der Pappelbaͤume auf beyden Seiten, in einem
halben Cirkel auslaufen, und ſich wieder nach dem gro⸗
Ben Pavillon hinwenden, der vor dem Ellernwaid legt.
Dieſer Pavillon ruht auf einer Erhöhung ven Raſen, die
ſechs Buß Hoch il. Diefe Erhöhung iſt uneben, Bin und
wieder mit Kleinen Grathügeln verfehen, und mit frems
den und einheimifchen Sträuchern fparfam beſetzt. Bin .
edener Weg führt an beyden Selten zum Eingang bins
auf, und windet fih auch eben um bad Gebäude ſelbſt
herum. Unter bein Rafenhügel, da, wo er feine größte "
Höhe Hat, zeigen fi vorn zu beyden Selten zwey mit
Marienglas und läneburgifchen kryſtalliſirten Kaltfkeinen
ausgeſetzte Nifchen, worin zwey weibliche Buͤſten aufge⸗
ſtellt ſind. Das Gebäude it ein Achteck, vierzig Fuß im
Durchſchnitt, oben gewoͤlbt, und mit einer nach den acht
Seiten herablaufenden Kuppel bedeckt, die oben, wie.
das bekannte Pantheon zu Rom , eine runde Defnung
hat. Die Höhe unter der Kuppel IR ebenfalls 40 Fuf.
“ Den Fingang zieren zwey Pfeiler von toscamifcher Ord⸗
Kung; die Werzierungen und herumlaufende Gefimfe
ſind nach eben den Regeln. Der Tempel faßt ein einzis -
ged Zimmer, welches, wie er felbft, achteckigt if. Wier
Fenſter an den umherlaufenden Seiten, bie hohe Glas⸗
thuͤr und die Defnung oben in ber Kuppel erhellen «6
zur Genüge. . In der Mitte des Fußdodens If eine große
Bügel angelegren Kammer gedrehet werden kann, und
dadurch einen Srempen, det beym Eintritt in den Tem⸗
pei
’
=
| 0 05 549
pel nicht auf den Einſchnitt des Bodens Acht hat, auf
einen Augenblick uͤberraſcht und in Verwirrung ſetzt,
wenn er ſich, ohne es zu wollen, im Creiſe herumdrehh ˖
Auf dieſe Zirtelſcheibe koͤnnen Stühle und hößerne Pfer⸗
de geſchroben werden, um zu einem, vor Wind und Regen
geſi icherten, Carroußel zu dienen. Das Zimmer kann ges
Beige werben, und dient im Winter zu Aufbewahrung
der Orangerie, welche fich den Sommer über auf dem
weiten Rafenplag vor dem Tempel befindet. Auf dieſen
Zweck theils, und theils auf die Gottheit ſelbſt, der er
gewidmet iſt, zielt die im Fronton über ber Thür ange
brachte Innſchrift:
Phoebo
Sua femper apud me
Munera funt, lauri et fuave rubens hyacynthus,
Das Edle und Einfache feiner Baukunſt, weiches
eben gefällt, weil es ohne alle Prätenfion if, die Anho⸗
Be, worauf er ſteht, und die eine Ausficht in die nähern
Luſtgebuͤſche des Gartens verſtattet, die Ausſicht auf den
langen Canal hin, und auf den Obelisk, feine Lage vor
‚dem hohen Elernwalde und hinter demgroßen Raſenpla⸗
ge, dies alles fcheint von den Händen ber Natur ſelbſt
augewiefen zu ſeyn, um eben Bier einem Tempel von der
Art feinen Platz zu beſtimmen.
| Zaur Rechten dieſes Pavillons verbreitet n4 wieder
ein ſchoͤner Rafen, worauf eine artige Baumgruppe, die
zugleich mit Blumen verziert IR, das Auge an ſich lockt.
Der Raſen läuft zur linken Hand an ein Luſtgebuͤſch hin,
sus Rechten an eine fih ſchlaͤngelnde Tannenallee (die aber
Nun: weg
550 UU
weggenommen werden ſoll), die nach dem Eingange am
Waſſerfalle fuͤhrt, und oben an eine dichte Sruppe von
Eichen. Näher nah dem Pavillon herauf eröfner ſich
zur Rechten dee chen erwähnten. Tannenallee, ein Ras
fenplag in einer fehr anmuthigen Lage; er ſchwingt fi
an ein vortreflihes Fllerngebuͤſch, das bald in malerks
ſchen Gruppen vorfpringt, bald wieder in bie dunklere
Maße des Gehoͤlzes zuruͤckweicht; tiefer im Hintergrunt
de binauf wilden Eichen, Ellern, Birken und andere
Bäume, einen herrlichen waldigten Umzug. en dem
Pavillon windet fih durch den anlienerven Elleruwald,
links, ein Weg nach dem Ottonisberge.
Nah verfchiedenen Krümmungen des Weges feige
man unmittelbar aus dem Ellernwald auf den Berg hin⸗
auf, der auf diefer Seite die Gränze des Gartens macht,
and durch Fleiß und Kunſt, aus der Ebene erhoͤhet iſt.
Wo er in windenden Gängen befttegen wird, if er mit
einheimifchen und ausländischen Bäumen und Sträm
chern dicht bepflangt, die nicht allein fein Anfehen vergrds
Bern, fondern auch befonders dazu dienen, die Ausficht
auf eine Weile zu verfchließen. Man fteigt in den Um⸗
Huͤllungen der Gebuͤſche fort, bis man bie Spige er⸗
reiche, ih auf einmal unter den Ruinen eines Tempels,
und zugleich von einem faft unermeßlichen Profpekt in
bie Landfchaft hinaus, überrafcht ſieht. Die Ausfiche
ſtreicht zuerſt über eine ausgebreitete Maße von Wir:
fen, die zur Rechten in niedrige Gebuͤſche verwildern;
über ihnen Hin das Städtchen Dannenberg mit dem
Schloße, der Kirche und dem Thurm der Eapelle; weis
- ter
Ka, ZT: 2
der hinaus auf der unfichtbaren Mibe, bie. Maſten der
Schiffe, die durch Die Landfchaft zu ſchwimmen fcheinen;
und Höher Rechts‘ am Horizont die merElenburgifchen
Berge, die don dieſer Geite den Geſichtskreis begräns
zen. Auſſer einzelnen Landhuͤtten unterfcheidet man
In dieſem Profpect' mie bloßen Augen fieben Doͤr⸗
fer. Nah der Mitte Hin erblickt man bey Hitz—
. acer men Hohe Berge, und auf dem einen Rui⸗
———- 7.07
ne 5
nen; und ganz zur Linken erſcheint ein Strich der
Lüneburger Heide, weiche die traurige Vorſtellung von
Unfruchtbarkeit gegen den heitern Anblick der. angrängens
den großen Wiefenmaße contraftiren läffet. Tief im Vor⸗
grunde, links an der Seite des Ellernwaldes, fieht man
unter fi ein Gehoͤlz, das ſich hier an den Fuß des Ders
ges fchließt; unmittelbar daran liegt ein Eee, der bey⸗
nahe die Hälfte des Berges umfpält, indem er hier in
feine größte Breite ausfließt. Die Seite des Berges
nad) dem See hinab, if fleil, mit Einſchnitten abmeds.
ſelnd, mit Gras, und niedrigem Gefträuch bewachſen.
Die Ser ift, fo wie der Berg, eine Anlage der Kunſt,
und dennoch hat er ein natärliches und großes Anfehen.
Erin durd Enten und zwey Kahrzeuge belebt, zu weis
dem einen man, anf der Seite des Gartens hin auf,
-. einem bequemen Gange hinab ſteigt, wenn man nicht
auf dem Wege, den manans bem Eillernwald gefommen
ik, zuruͤckkehren will. Zwo Inſeln verſchoͤnern den Sen
‚Die Heinfte erhebt fih nahe am Buße des Berges mit eis
ner artigen Gruppe von Ellern. Die größere erfcheinet
weiter bin, und ift mit Eaflaniens Bäumen bepflanzt, die
ihre Geſtalten im Waſſer ſpiegeln. Sie enthält dad
| Nu 4 ſchoͤn
41
2 - a A
ſahdne Monvment, was der. anfgeliätte Sefiger Meſeß
Gartens den Manen des feeligen Leſſings ertichter hat.
Das Ganze iſt zwar nur von Gandſtein, aber gus-geass
Beitet, Es beſteht aus.einer auf -einem Piedeflal zu
henden Urne, die mir Feſtons umfchlungen iR, die ein
Paar Widderföpfe zuſammenhalien. An der einen
Seite der. Vene if, in Adler der. Sonnen an flieget
and auf der andern ein Schmetterling, ſich ehen Dem
Cocon entwinbend, abgebildet, An ber einen Seite des
Piedeſtals ſtehen die Worte: Dem Unſlerblichen Gatts .
. Heid Ephraim Leſſing. Auf der gegenüberficheuden:
Gewidmet von Otto Auguft Freyherrn Grete 1752. Aa
ben. beyden oObrigen Geiten befinder fi auf ber einen,
eine Eule: anf der andern, Larve und Deich. — Siehe
man non dem Üerge gerade über den See Bin, fa er⸗
Blickt man links eine Reihe von Ellern und Buſchwerk,
. die nebft großem Gchilfe feine Ufer befchatten; gerade
" über ihn hinaus, nachdem feine Begränzung durch ein
‚Amphitheater von. Baͤnmen verdeckt iſt, unter weichen
er noch fortzugehen fcheine, eine Reihe von Bichen, bie
6% rechts nad. dem, Freyheitatempel hinaufriehen, und
‚ Ra mit andern Kinmpen vereinigt, eine dunkle Bez
ſchließung Gilden; zwifchen ken Staͤmmen Diefer Eichen
Bricht ein: weites. helles. Kornfeld herror, das links von
“einem dunkein Walde begraͤnzt wird, der- fich gegen bie
Mitte des Beides zu, in dunnere Gebuſche und Baum⸗
gruppen ausbreitet. Von dem Werge überKeht men
au gleicher Zeit einen Theil des hersihaftlichen Wehn⸗
hauſes zwifchen den Baͤumen, ben: Obeliek, den Kreitey,
ſich ſchlaͤngelnden Strom, und übsrans wiels- Poactjen
!
—
a . „BE 313°
orten Saftuehätcden. — Auf dem Berge felbR, von
. welchem men alle dieſe hervlichen Ausfichten genießt,
"Meist der halb -in Ruinen liegende Tempel empor, ber
die Form des berühmten Tempels, bey Tivoli zeigt, und
von Gefträuches, die in den tranrigen Reſten verwils
dern, hier an ven Saͤnlen herabhaͤngen, da an einem
halb zerſtorten Gehealke heraufklettern, ein natuͤrliches
und ſanft melancholiſches Anſehen gewinnen. Er iſt
ein Monument der kindlichen Ehrfarcht, von dem jetzi⸗
den Hrn. Beſitzer dem Andenken feines Aeltern gewipmet.
Hon dieſer Beſtimmung füher der Berg den Namen des
Ortoniaberges, und das See den vom Wılhelminenfee, -
- Das Gebäude ſelbſt iR rund, von Feidſteinen 98
manert, und kat im Innern zehn Fuß im. Durchſchnitt.
Auswärts ifk et, wie das befannte, Original ſelbdſt, auf
der einen Seue mit einem Periſtyl von neun corinthu
When Säulen umgeben, die auf des andern Seite feh⸗
In, weil das Alter fie gerfiöret had, Die herabgefall⸗⸗
nom Gtöse vom Bebälte, die man him und mieder ver
deu Gebäude findet, und weiche nur bald aus Schutt
und Erde dervorragen, das Moss, das an dem zertrͤn⸗
mertan Tempel hervorwaͤcht, und die Geſtraͤnche, die an
den traurigen Reſen keimen und hinauf kriechen, exho
hau ned mehr das alte verwilderte Auſehen, das ihm
ahmebin ſchon die Hand ber Kung gab. Tritt man Da
Kan Tempei (sta, fo findet mau ein rundes Zimmen,
da⸗ Anko und reches von zuan. Bedfierm erleuchtet wird.
Mie Bond it meiß getuͤnche, und hin und wiader mit
Pilaſtenn von Meinm, bumsen. Oteinon, bie In dieſee
Begond gatunden werden, in muſiviſcher Arbeit gezlert
Rus ZZ | 2
556 DPA
bey, die Leſſings Monument in 6 foßt, zur Nechten
Bleibt ein anfehnlicher Raſen llegen, der mit verſchleds
nen Baumgeuppen auf kieinen Erderhthungen veczier·
if. Bon dem See wendet Ad der Weg, an den Fiuß
‚ Hinanf, zu einer mir Noßkaftanien bepflauzton Auhöße,
von welcher eine Bruͤcke über den Fluß seht, und uns
mitteldar’ anf einen von der Kunſt gebildeten Hügel
Aößt, der mit einigen Tannen beſetzt iſt. Wiln man
nicht Hinäbergehen, fo kann man rechts in einen ſchlau⸗
galnden Meg einfhlagen, der mit einheimifhe und
nordamericaniſchen Straͤuchern, au Blumer, zu beyden
Betten auf Erhöhungen umpflanzt fl. -
Hart am Wege zur Rechen ſtoͤßt man auf ein auge
legtes Deutfihes Grabmal mit einer Urne, und nicht
weit davon wird man durch die fhöne Natur des jagendli⸗
- Gen ſchoͤnen Appollin aͤberraſcht uhd erfrent. Der Weg
fälte dıf den Rafenplag vor dem großen Paollen. Bon
hier scht war on dem linfen Ufer ‚des Tanals hin, das
Ende der großen Obftı Allee, bie ſich beym Eingang am
Waſſerfall anfleng, vorbey, und fo den Canal die Länge
hinunter, bis an ben Fluß, wo er aus dem Canal hervez
geht. Dan wandelt mit der Wendung. des breiter ges
wordenen Fluſſes hinauf, und flieht ihn mit Werguügen
zwiſchen feinen Rafenufern dahin fließen. An benden Geis
-gen erfeheinen Baumgruppen, bald vor Roßkaſtanien, bald
——
von Ahorn, bald von Pappeln; die hin und wieder in
“ wmannigfaltigen Farben in dem klaren Waſſer ſpiegein.
Dan koͤmmt wieder an die hohe Bruͤcke, bie über dem
ac und kaun auf derſelben von allen Seiten einer
ſchoͤ⸗
Dee LP
.
.
| Be -- 157
ſchonen Anfıht genieffen, den Bluß, den Se, die umlie- _
genden Luſtgebuͤſche und Raſen Überfchauen, den Blick ſich
ringeumher über das Ganze verbreiten, oder an ber Schoͤn
deit einer einzeinen Scene ſchwelgend hängen laſſen. Bart
unn bie Mitte des Huͤgels windet fich ein Bang; und ein nies
driger Weg geht an feinem Fuß unter der Bruͤcke hindurch,
am Ufer des Fluſſes, nach dem See hin, derfich an feinen! Ge⸗
lade weg, rechte nach einer Anhöhe windet, welche den Na⸗
men Belvedere oder Bellevue mit Recht verdiente. Bon
diefer Anhöhe genicht man nemlich der einzigen Ausficht,
daß man afle Hauptparthien der neuen Anlage bequem er⸗
blicken kann. Zur linken hat man nemlich die Anſicht dei
ſchoͤnen großen Raſenplatzes, deſſen unvergieichliches Gruͤn,
buch das auf demfelben gebleichte Linnen nur noch mehe cons
traſtirt, und deffen Einfoͤrmigkeit durch ein paar darauf befinds
liche Otrohhuͤtten auf dad angenehinfte unterbrochen wird.
Sm Hintergrunde deſſelben ſſehe man den Freyheitstempel
die Ausficht auf eine gefällige Weiſe begränzen, _ Indem
man weiter zur Mechten einen großen, mit Baumgruppen
und nisdrigem Gebuͤſch prangenden, Theil des Gartens
Aberficht, fält zwiſchen ihnen die hohe weiß angemahlt⸗
VBrüde zur Hälfte ins Auge, indeß nit meit davon, abee
tiefer im Hintergrunde der Pavillon mit feiner rothen Rups
sel einen überans ſchoͤnen Effect macht. Gerade vr ih
Bin ſteht man die Ruinen des Tempels von Tivoli hervo⸗
ragen, der Gier ganz und von der Seite erfeheint, wo eu
am meiflen der Zerftörung ıbiderftanden hat. Unter ihm
erblickt man den See mit feinen beyden Iufeln, und zu⸗
währt die, worauf Leßingze Manen weilen.. Ganz zus
-—
358 7
Rechten eroͤfnet ſich eine unabfehbare Weite ind Geld Aber
KRornfelder weg, und im Rüden, wo die Ausfihe durch
Luftgebüfch gehemmt iſt, ſammelt die Klapſchleuſe das aus
dem See ihr zuſtroͤmende Waſſer in augenblicklicher Stille,
um es bald mit brauſenden Wellen wieder von fich geben zu
koͤnnen. En ſchoͤner vortreflicher Platz, wo faſt alle Sins
—
nen ergößt werden, von welchem das Auge fih muͤhſam
loszureiſſen vrrmag, und wo der Fuß unwillkuͤhrlich gern
und lange verweilt. Der Peg geht zur Linken diefe An⸗
Höhe herunter weiter, und führt dieſſeits zwiſchen dem
Fluß und einem Graben, über welchen eine Drehörüce .
führt, durch fchlängelnde, mit Baumgruppen und Buſch
Humpen bepflanzte Gänge, nach jener bogenförmigen klei⸗
nen Bruͤcke, und von ba durch eine hohe dunfie Seiten⸗
Allee, nach dem Wohnhauſe zuruͤck.
Um in die Mitte oder das Junerſte der ganzen Ans:
lage zu fommen, geht man von der Brücke, die bey dem
herrſchaftlichen Wohngebäude Über den Burggraben führt,
die eben erwähnte hohe dunkle Seiten s Allee vorbey, bie
lange Allee einige. Schritt weiter hinunter, uͤber die, an
diefer Allee, zur Rechten Ikegende bogenförmige Bruͤcke
mit einer Thuͤre. Man ift gleich beym Eintritt durch die
dichten hohen befchnittenen Hecken von aller Ausficht abs-
gefchnitten, Die Aufmerkfamteit ‚auf uns felöft und.auf die
nächften Segenftände um uns her concentrict, und fo wers
\
den wir bey dem weitern Fortgang, ducch ein zur Linken
durchſcheinendes Fortumenfpiel, und eine zur Rechten in ei
nem dunteln Sebüfch befindfiche Urne, zu dem feperticen
Anblicke gewiſſermaaßen vorbereitet, ber bald unfere ganze
Seele
9
Seele beichäftigen fol. Nach verfchledenen Bindungen
der Wege, die bald durch die Gebuͤſche, womit fie bepflanzt
worden, noch feyerlicher mb eruſthafter werden, ſtellt ſich
Dein Auge anf einmal ein runder, zroßer, mit: Steinen
belegter deutſcher Grabhuͤgel dar, auf welchem in der Mitte
und hoͤchſter Anhöhe defielben ein Monument von carari⸗
ſchem Marmor befindlih if, das von Großi in Italien
verfertiget worden. Es wird intereflanter, da es ein
Denkmal der bruͤderlichen Liebe iſt. Es beſteht aus einer
auf einem Piedeftal ruhenden Säule, auf welcher oben
reine Urne befindfich it. An der einen Seite der Pyras
mide lieſet man die Inſchrift:
Sebaſtiano
Erneſto
Libero Baroni Grote
Qui cum bello feptem annorum -
Hoftium vallum cum centum et
Viginti voluntariis expugnare
Voluiffet, dugbus vulneribus
Percuffus, ictu tandem
Traiectus mortifero cecidit.
Hedemundae d. xxvır. Novemb, cxa1sceLx. na⸗
tas Anno CIOIOCCXXXIXV.
Unter der Inſchrift an der Pyramide ſelbſt ſleht man
Schild, Köder und Dolch, mit einem Kranze ummwunden. ü
Unter denfelben den Mars, in einer hoͤchſt ausdrucksvollen |
Stellung und Miene, ber feine Waffen von fi) geworfen, -
und neben fi an einem „abgebrochenen Baume liegen hat. |
Auf der andern Seite des Piedeſtals findet ſich eine
Sqlange
560 TIP
Schlange in Form eines Sccanjes, und Rränze und ram
giereu die Adrigen Selten, ſowohl des Picbeflais als de
Pyramide. Die Anpflanzungen dirfer Segend harmec
zen vortrefiich zum Ganzen. Sie Ind meiftens ent
diſch, beſonders amerikaniſch; Beymuthöfichten, Aeucc
, weiden, Blutbuͤchen, werhfein mit einfeimifchen Ghnmen
and Geſtraͤnchen ab, und machen diefen Theil zune Aus
enthalt des errifteften Nachdenkens, weiches durch dem
plärfhernden Oprudel eines vorbeyſtieſſenden Woſſers, noch
mehr genaͤhert wird⸗ on hier Tchlängelt fi ein We
bis zu einem Sitze auf einer Fleinen Anhöhe, von weicher
herab man auf die Spiele des vorbenfließenden Baches,
auf die Bruͤcke und die übrigen Meinen Gebüfche hinabs
(hauen kann. Die Heine weiſſe Brüde, worunter der
Bach in ihrem fpiegelnden Widerſchetne dahin haͤpſt, Räße
unmittelbar auf dieſe RofensEchöhung.- Der Bach if in
Befiändiger Bewegung durch drey Waffergäfle und aufs
ſprudelnde Quellen, die ihn beleben, Diefer in ſteten
Bindungen fi kruͤmmende Bach bildet eine der lieblich⸗
fen Scenen, weiche die Phantafie fich ſchaffen Tann, und
ſondert dieſen Theil des Iunerſten von einem andern,
in den man tritt, fobald man uͤber die Btuͤcke t8mme.
‚Inden man den vorliegenden. Weg verfolgt, wid ma
zur Rechten auf einen runden Platz geleitet, weſeibſt man
eine Rafenvertiefung, von boden Linden umkraͤnzt, an⸗ |
teift. (Hier ftand ehemals ein Meleager) Unmittelbar
an dieſem Platze, den noch zwo natürliche Lauben siert,
liegt hatb im Gebuͤſch verhält, ein kleiner Pavillon, offen
gebaut, und mit einer weilfen Kuppel bekroͤnt, aus weichem
man
’ „"
PAR 6561
man Aber die Gebuͤſche hinweg, durch eine eräffitete
MBenppe von Ellern, die Thauͤrme der Stadt Dannens
berg flieht, die eine Meile enefernet iſt. |
NMNachdem man aus diefer Partie berausgetreten
AR, führt der Weg zur Rechten weiter, bey einer Schau⸗
kel vorbey, nah einem Waflerfalle, wohin ein [mas
(ee Gang unfern der Bracke ſich links feitwärte nad
einer Bank unter einer Eiche minder, worauf man dem
Waſſerfal gegenüber ſitzet; ihn ſieht, wie er zwiſchen
blahenden, heruͤberhaͤngenden Sträuchern hervorſchaͤumt,
und von feinem hellen Geruͤuſch, worin die Waldpogel
ihren Geſang miſchen, unterhalten wird. Rings umher
iſt die Ausſicht verſchloſſen. Das Ange ruhet überall
dwiſchen den grünen Worhaͤngen der Gebüfhe, deren
leichte Spitzen unter dem ſanften Hauche der Winde
auf und nieder walten, Man verweilt, ohne es zu
wiſſen, und vergißt beynahe ganz. von ber Schwelgerey
an dieſer lieblichen Scene, aufzuftehen. - Das Waſſer
theilt ſich hier nad) feinem Balle in 2 Bäche, wovon der
linke an der Obfipflanzung hinunter läuft, der rechte
bie neue Anlage auf diefer Seite umſchlaͤngat, Ad
Aber ungefäßr in der Mitte feines Laufs wieder theilet,
und jenen lieblichen Bub bildet, der dur den Innern
Bezirk der Gebuͤſche rauſcht; diefer Bach ſowohl, als
jener an der Pöfallee, ergießen ſich beyde nachher in
den Canal. Von dieſem Sitze wendet man ſich links
über eine Bruͤcke und durch die Obſtallee in die hohe -
Tarinenallee, womit man zugleich aus det nenen Aus
lage dinanstritt. Es eröffnet ſich dert Auge ein breiter
langer Gang, auf den das ſchwarze Grün ber hohen
unel. sr Jahrg, 2 &) . m _ Sam
x
' .
- 52 XXX
: annen , bie hin und wieder mit Raßkaſtanien untews
wiſcht And, eine feyertiche Dunkelheit herabwirft. Die
Seele fintt in Ruhe und eine erufihafte Verfaſſang
dahin. An der einen Seite dieſes erhabenen Sanges
vermehrt feinen. Ernſt ein naher Teich, der ſich bis am
«feine Mitte hin, unter dicken Ueberſchaerungen eines
angraͤnzenden Ellernwaldes, der ſich bie umd de wit
Eichen vermiſcht, erſtreckt. In der Mitte der Tannen⸗
‚aller, wo eine Hanf zum Ruhen einladetl, erblickt man
Aber ihr an einem Baum eine Tafel mit diefer Inſchriit:
. Mit. meiner Mutter IR mein Vater Bier gefeflen:
‚ Nie will ich ruhig auch des Lebens Müh vergeflen,
Stets euer eingedenk. ſtets dankbar euch noch fegn,
Und euch, ihr Liebſten, oft hier ſtille Thraͤnen weiße.
Dieſe ſimple Poeſie rührt beſonders au dieſem Orte,
mo Verſchloſſenhelt und Schatten die Gere zum Ser
fühle rufen. Unfern biefer Innſchrift befindet Ach ein
Kreuzweg, der eine, welcher ſo eben beſcheieben und be⸗
gangen worden, fuͤhrt nach der neuen Anlage, der ge⸗
genuͤber nah der Baumpflanzſchule und den Kuͤchen⸗
garten, die andern beyden beſtehen aus der durchlau⸗
fenden langen Allee, wovon der eine Weg nach dem
äußerften Ende des Gartens, der andere aber. nach
dem hertſchaftlichen Wohngebaͤude guruͤckfuͤhrt.
Dies ſind die vornehmſten Gegenden und Scenen
auf dieſein ausgebreiteten Gartenplatz, der, ohne die
umherlaufenden Alleen und wilden! Spaßiergäuge, am
ſich Aber 53 Motgen Landes enthält, und nicht blos ein
Werk des feinen Geſchmacks und der erfindungeneidhen
Giubtoungttraft des sn Beflgers, ſondern auch einer
muͤh⸗
—. 3r —
\
3
a _ „. Be 7°
m und ſtandhaften Arbeitſamkeit if; "Denn
ba, wo jet Alle diefe Anlagen reißen, ſah man vorher
wichte als Moräfte, von Ungezleſer bewohnt; ſelbſt die
Erbe war den Gewaͤchſen ungunſtig, und inußte erſt zur
Fruchtbarkeit bereitet werben. Das ganze Werk iſt erſt
ſeit 1777 mit einem Eifer angefangen, dir nöthig war
um einen fo gluͤcklichen Erfolg au Gefchleunigen. In dee -
That erfkaune man, hier nicht bios ein kreftiches Werk
‘von fo wenigen Jahren zu finden, fordern äuch eine
ſotche reihe Sammlung von dem herrlichſten Wätbern,
Biefen und Korafeldern, die nian um diefen ig ſich
.. verbreiten ficher, nachdem man aus ben Shen Sand⸗
würten der Täneburger Heide hergrkominen if. Welch
ven auffallender Contraſt! Diefer Eaftort, und dagegen
die augraͤnzende meilenlange Strecke, wo das Auge ve ”
yebend nad) Einer Hätte des Menſchen in ber Ferne
mharfucht, wo es faſt immer niit teen Borftellungen
voy Unfruchtbarkeit und Mangel zürädkkehre, .
VOdbgleich der Garten nur aus einer Ebene beſteht,
und nur den rinzigen augelegten Berg am Ore Bat, ſo
Udo durch die Mannigfaltigkeit der Anpflanzung an
He und da. durch Meine Erhöhnngen, SMoriderd den Har
ge am Fluß, ihre natuͤrliche Einformigkeit faſt ganz
verdrängt, Die Baͤche, die ein helles mb trinkbares
Water haben, ud worin Fiſche ſpielen, die kleinen
Waſferguͤſſe und fprubhinde Quellen, Die weißen Bruke
ten, 6fe im guten Geſchmack leicht und anmuthig ger
- + Baus find, Die Menge von ſchaͤnen Rafen, und' die uns‘,
nahlbaren Geſchlechte von Gangpigeln, für welche die
Bunge Landſchaft einen erwunſchten Aufenthalt anhieser,
Be cf Dea alles
[4
NT .7_,
alles dieſes vereinigt ih, die Empfindung von Leben
und Bewegung zu verbreiten. Denn hat alles eine
ſaufte Ländlichkeie, und den einnehmendſten NReitz ber
Natur. Nach dem Eingange iſt die Graͤnze bes Gars
tens nirgends ſichtbar; die Ausſichten laufen. in Rorus
fiuren, Wiefen und Wälder Hinaus, oder die Gänge
verlieren ſich in die anmuthigſten milden Epagierwege,
die auf manche Stunden weit in ben anliegenden Ge
genden umberführen. * “
Mit Vergnügen bemerkt man ia den Anlagen die |
Anpflanzungen von ſchoͤnen Obſibaͤnmen, bie in mans
chen Gärten biefer Art aus einem feltfamien Vorurtheil
“ Yerdrängt werden, Schon deswegen, weil fie durch bie
Blaͤtter die Mannigfaltigkeit vermehren helfen; verdies
nen fie mit Net ihre Steße, und fie machen fh fat
unentöchrlih durch die Schönheit: der Blaͤthe, und
darch die angenehmen Erwartungen ihrer Grüdte ,. die
nit der allwaͤhligen Reifung fo lange ben Baum zieren,
bis er als ein geliebter Wohlchäter feine Geſchenke giebt.
Auf verſchiedenen Graeplaͤtzen trift man Ländliche
Spiele an ‚ womit fi der Liebhaber beluſtigen kann, als
Earoufel, Schaufel, Wurfſoiel, Wippen; fie veranlaflen
Leibesübungen, die fhon die Roͤmer in ihren Gärten
liebten. - Auffeedem HEt man Beluſtigungen mit Waſſer⸗
fahrten, ‚mit Fiſchen und mit Jagen im der umliegenden
Landſchaft, die eine Menge von manche: ley Wild naͤhrt.
Was endlich dieſen reizenden Ort zugleich zu dem
| lehrreichſten und anmuthovolleſten Aufenthalt macht, iR
nicht nur eine, mit Kenntnig und Geſchmack gewählte,
Heine laͤndliche Bohnen und um ber ſhenſten vos
ſtan⸗
. — —— nn
Dr 0365
_Mändigffen und keſtbarſten Apparate zu electriſchen re |
zimensen ; ſondern vorzüglich der Umgang mit dem geifls
‚sollen, liebenswuͤrdigen, gaffreyen, aller Herzen gewins
wenden Beſitzer und Sahrfe diefer Schönheiten.
Zelle. B. J
| X
* etrieb der Fabriken zu Oſterode am Say
iu den Jahren 1783. und 1791.
—
Urr den vielen Veirachtungen, wor folgende Nach⸗
sichten von den wichtigen Oſteroder Fabkiken, Stof
darbieten, zeichnen wir gegenmärtig nur blos diejenigen °
aus, weiche auf das blühende Steigen derfelben hinwei⸗
fen. She neueſter Beſtand authan mehr a als von hier
ben Jahren:
An Stählen — 96.
s Fabrikarbeitern — 177. . -
1. Spinnern 713. Im Lande 416. Aufferhalb 297.
Geldbetrage des Werthsé der fabrieirten Waaren
81152 Rthle.
Funfzehn Zeugmacher unterhielten im lettver⸗
floſſenen Jahre 225 Stuͤhle. Drey Leineweber 63,
und drey Strumpfweber 4, dieſe in Verbindung mic
einem Strumpfſtricker und Hutmacher, gaben 2569 Per⸗
ſonen Bejſchaͤftigung, and einer weit größeren Anzahl
Brodt, wenn man alle die hinzurechnet/ welche jene aufs
fer fi ernähren. Wer fonft wol, ale Babritansen, kann
Da re in
— 4
—32
566 re
in aͤhnlichem Umfange, einer fe wichtigen Wollsciafie
Yuslommen verſchaffen? Welchen Weeth und Achtung
verdient aber daher nicht billig dieſer Stand? Möchten
doch ayd ‚gegenwärtige Nachrichten mit dazu beytragen
beifen, ihn mehe zu ſchaͤtzen und zu ehren als in unferem
Baterlande bis jetzt üblich gewefen, we Ahnen, Aemter
und Reihthum noch immer gar. zu [ehr das gerechte Ebens
maaß, bey Äußerer Würdigung der verfhiedenen Stände, .
zum Bactpeil aller derer verkürzen, die Durch Seſchick
Achleit, Fleiß und Muͤhe, das allgemeine Wohl des
Stoats weit weſentlicher befäcdern, alt der gröfte Kaufe
von denen, die ſtolz auf Re herabſehen.
R
B
Zeugs | Leines |Strmpf| |S.
4 % b macher| wober weder |. 5 *
mw Jahre 12833. 18 —8 58028
find- 3u Ofterode⸗ 33 E85
an Stühlen im |5 | S15 | ® 5 =.
Gange gewefen. sisele | E a
J d.'Jahreld. Jahrald-JahrelS Id f
| Staͤhle Staͤhle ſStuͤhle Sthl
u . |
Bu Samlot 8 69 67 — — — — 67
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— Serg 7 gol — — — 80 \
— Serge ev Re 3.21 —| - >
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Summa dere ult. 10:
De. 85 gangs |
karen Stuͤhle.⸗ —_ — -| —i—| 196
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Kröger und Sortiere + | 40) sr- 49
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SC 7
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J Elle dr. ord. dito 8240|... |I— _
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6 Kröger Sorttret
3 Haarſchneider.
Summa 19 Perſonen.
Bat verbrande: |
Einloͤndiſche Schaafwolle +. 69 Eentn.
Ausländifche Schaafwole » - 3 Eenm.
Haafenfelle, für N . 413 Rthlr.
- Surbematerialien, für s 155 Rthlr.
Da, Grantew., Sol. Kohlen, f 220 Rıflr.
Sum » 72 Eenın. Wolle.
und übrige Bateeialien für 787 Rihlr.
dhat an Waaren verfertigee »
und debitiret: im? Huthe.
mLande 18
. "feine a Dofi in 20 bi6 30Rthlhn —* s 28 Du
[made 70
mittel - 46 8,126. ER fer Bde. 2]. 115 5
ordin. 31 56. ‚sa [im Eande 200) 335.
auf. Los 125
Summa 468- Ds
ute.
Geldbetrag
der ver fertigten Hüte I 6
Bine 5 4200 Hefte.
Mitt ss 5 1380_
Ordin. ⸗ BEE 1357135.
—
Summa 3651 Rthir.
‚Hiezu von den Zeug Fahr,
tem 5 189275 Kehle.
Summa überhaupt 192926 Rthlr.
—— —
Annal, gr Jahrg. 30t) Py X.
“
zʒ8ss _ .”. \ 25
X.
Zugabe zu obigen Auffae, die landſchaft
liche PVerfaffung des Fuͤrſtenthums Gas
lenberg betreffend.
Deme keine, fuͤr die convocirten Stände gehörende
Handlung ſtillſchweigend aͤbergangen werde, fo if
der vorhergehenden Abhandlung annoch eine kurze, je⸗
doch Hinlänglihe Nachricht von den landſchaftlichen Vahl⸗
gefchäften beyzufuͤgen. Dieſe find nicht allein in Anfe
bung ber Endzwecke, fondern au in dem Betracht von
verfchiedener Beſchaffenheit, weil zu einigen, ſaͤmtliche
Btände concureiren, andere, mit Ausfchlieffung ‚der vier
großen Städte, und wiederum ändere, lediglich vom der
Ritterſchaft verrichtet werden. Weil die beym Schatz⸗
Collegio angefegten Bediente, von dem vier Landraͤthen
und beyden Schatzverordneten gewählet werben, fo wird
hievon in der Abhandlung von der Verfaffang des Schab⸗
Collegii Nachricht zu ertheilen feyn.
6. 1.
Die calenbergifche Landfchaft concurrirt mittel amı |
zuſtellender Wahlen, zu Befekung einiger Stellen, ſowol
im Oderappellations: als hannoverfchen Hofgerichte. Ans“
fänglich Hatte dieſelbe zum Oberappellationsgerichte nur
zwey Raͤthe, nemlich einem zur Adelichen, und einen zur |
“ Gelehrten Bank zu präfentiren. (DO. A. Ger. Otdn.
Tit. 1.9.4.) Als aber dicfes Collegium nächfidem mit
zweyen Nähen, deren einer von des Könige Majeſtaͤe
ernannt wird, vermehret, und zugleich beliebt ward, daß
bes zweyte per turnum von den Landſchaften gewaͤhlet
! wer |
y
1
\
20569
werden ſollte, ſo m Inhalts Regierungẽe ⸗Protocolls vom
aſten Jun. 1733. der turnbs per ſortem dahin ausge
fallen, daß zum iſten von der Grußenhagifchen, zum aten
‚ von der Bremen⸗ und Verdenſchen, zum zten von der
Calenbergiſchen, zum gten von ber üneburgifchen, und -
legrlic von der Hoyaiſchen Landſchaft gewaͤhlet wird.
$. 2,
Es iR in einem der vorhergehenden Stäcde dieſet
Annalen von mir bewiefen worden , daß das jetzige hans
noverfhe Hofgericht, an bie Stelle des vormaligen
Obern Landesgerichts auf dem Baumgarten zu Lauenro⸗
de vor Hannover getreten iſt. Weil es ein Vorrecht des
Adels war, die vornehmſten Stellen in dieſem Gerichte
zu bekleiden, fo iſt mittelſt koͤniglicher Reſolution vom 2 9.
Novpbr. 1722. der Landſchaft das Recht beygeleget, zwey
Aſſeſſores, wovon der eine adelichen und der andere buͤr⸗
gerlichen Standes, zu präfentiren. Auch iſt die Land⸗
Schaft zugleich erinnere worden, bey deren Präfentation,
aumalen aber des Bürgerlichen, beſonders auf folhe Sup,
jecte zu veflectiren, die ihr Domicilium zu Hannover das
ben. Daß die Landfchaft mittelft der Wahl awmeper Aſſeſ
ſoren, zur Beſetzung des Hofgerichts concurrirt, iſt aber
auch in fofern der Billigkeit gemäß, weil fie zu den Uns
terhaltungskoſten biefes Collegii jährlich 3760 Rthlr. beys
trägt. Sowohl zu der Wahl der Oberappellationgräche,
als auch der Aſſeſſoren concurriren die großen Städte,
mittelft Abgebung ihrer Votorum in der Staͤdtiſchen Eus
. xie, und derjenige wird jur Böniglichen Confirmation praͤ⸗
ſentiret, der durch die Meojorirkt von aweyen Curien ge⸗
waͤhlet iſt.
Pp 2 $. 3.
4
570 _ ). 2
$ 3° -
Wiewol die Wahl eines Landigndiens eben and
durch die Majoritaͤt von zweyen Curien zum Stande ge⸗
bracht wird, ſo haben jedoch die vier großen Städte au
„biefer Wahl keinen Antheil, daher fie auch zu deſſelben
Befoldung und Diäten feinen Beytrag leiften. Beydes
erhedet er aus ber Landrenterey Caſſe, zu deren Einſlſe
fen die großen Städte niemals einigen Beytrag geleiſtet
haben. Nach verrichteter Wahl wird ber Landſyndicus
ohne Daß es der Landesherrlichen oder der Regierung Con⸗
ſirmation bedarf, im Schakcollegio. beeidigt, und mir eis .
ner von den verfammleten Ständen, jedoch mit Aus⸗
ſchluß der großen Städte, genehmigten Inſtruction verfes
hen. Die Anfekung eines landſchaftlichen Spupick, Kam
. zuerft Ao. 1593. Bey denen, wegen übergebener Landes⸗
gravaminum angeſtellten, Zuſammenkuͤnften, in Anre⸗
gung, indem vorhin zu jedweden Landtage ein Sqtelber
ober Advocatus gedungen ward. Daß die Stände zu
den damaligen Unterhandlungen Baſtian Slorich zu ih⸗
rem Wortfuͤhrer und Geſchaͤftsmann erwaͤhlten, erhellet
aus einem ad mandatum des, wegen der beſagten Lan⸗
Bes. Granaminum niedergefegten, Ausſchuſſes, von ihm
unierm ııten Gebr. 1595. an Ritters und Landſchaſt abs
gelaſſenen, Circularſchreiben. Es iſt aber von Anſchein,
daß deſſen Anſetzung eben auch nur temporel geweſen if.
Denn als am 6ten Jan. 1599. zu Wänden auf dem
Landtage Beſchwerde geführer ward, daß aus Mangel
‚eines Drocuratoris die Sachen langfam Betrieben wärs
den; fo ward Ludolph Garßen zum landſchaftlichen Ad⸗
vocato mwidenn Und daß feine Auen nicht tempo⸗
rel
-
⸗
t
re 71
2, fondern waͤhrend gewefen if, ergeben die landſchaft⸗
lichen Acta von nachfolgenden Jahren. Wie denn im
Landtagsabfchlebe vom ı 9. Nov. 1605. deſſelben, unter
Benennung des Iandfchaftlichen Advoeati, abermals ges.
dacht wird.
$. 4 el
Die ritterſchaftlichen drey Landräche und ſechs Des
putirte werden zwar auf ben ausgeſchriebenen Landtägen
durch die Mehrheit der Stimmen gewähler: Es coneun
riren zu diefen Wahlen jedoch nur die , zufolge der aus⸗
gelaffenen Eircularia erfhienenen, Mitglieder der Ritters
ſchaft. Wegen diefee Wahlen ertheilet zwar das tm IV.
Theil Cap. 7. pag. 134. 2c. der calenbergifchen Landebs
Conftitutionen, befindliche Wahl: Heglement Unterricht.
Wel man aber noch jetzt mit Verbefleeung deffelben in
der ritterſchaftüchen Curie beſchaͤftigt tft, fo wird das zu
erwartende nene Wahlreglement hinreichende Auskunft
von diefem Wahlgeſchaͤtte ertheilen.
XL.
Mifcelaneen.
y Beytrag zur Sqaͤtzung der Sofa
eaffen der Handwerker.
ft find Klagen der Handwerker über Mahenngeſee
gen und Mangel, ſelbſt erzeugte Folgen ihrer Un⸗
I veſchicklichkei ‚de Abneigung gegen Fleiß, und einer
ſchlechten Hauswirthſchaft. Nicht ſelten aber werbenfele
Pr3 He
’ . .
57? DAN -
die aud von Urfachen verfhulber, die fie mit eigenem
Kraͤften mwegjuräumen unvermögend find. Verſchirdene
Zunftgebräuche legen der Meiſterſchaft Laſten auf, bie
nur geringfügig zu feyn fcheinen, wenn man von jeder
fpeciellen Gattung den einzelnen Abtrag vor. Augen hat,
aber zu großen Summen anwachſen, ſobald der Belauf
ihrer beſtaͤndigen Fortdauer, auch nur von einer Art bes
rechnet wird. Keine geringe Beſchwerde entſtehet nuter
anderen für verſchiedene Handwerker, aus den Koſten,
weiche fie auf durchreifende Geſellen zu verwenden gends
thiget werden. Als Beyſpiel hievon mag folgendes Ver⸗
zeichniß der reifenden Muͤhlenburſchen dienen, welche ins
nerhalb ſechs Monathen auf der Mahlmuͤhle zu Me⸗
dingen eingekehrt ſind. Es betrug deren Zahl
im May ı790. 40
\ Junius s 9 4 12
— Sufiub s 9.813
Detbe 1 11
Novbr. 64 10
Jan. 179. 7
uͤberhaupt 93
Hievon feyerten daſelbſt 22 Sonn- und Feſttage, und
blieben alſo bis in den dritten Tag, 16 ſpeiſeten zu Met⸗
tage, 43 Übernachteten, und jeder der übrigen erhielt x
Ser. Zehrung. Man mag nun für den Anfchlag ber
Bewirthung diefer Gaͤſte die moͤglichſt geringſte Tare
nehmen, fo wird das ganze Jahr hindurch, der daher
entſtehenbe Ausgabe⸗Artikel, ſchwerlich mit 25 Rthlr. au
beſtreiten ſeyn. Dis auf 3 .nac, waren es Unterthas
' | nen
&
4
773
‚nen fremder Landesherrn, bie im behagüchen Muͤſſiggan⸗
ge, ſich mit ihrem Wanderſtabe unverdientes Brodt vers
ſchaffen. Bedenkt man nun wie viele Heerſtraßen durch
die Hiefigen Lande führen, und daß auf mehreren Seiten
große Städte an der Graͤnze liegen, zwifchen melden die
Handwertsburſchen von fo mannigfaltiger Art, ununter⸗
brochen hin⸗ und herziehen; ; fo iſt es leicht, ſich davon zu
Überzeugen, daß der Unterhalt, den Tauſende ſolcher
Sremblinge, mehrere Tage und Wochen in den hiefigen
Landen genießen, nicht nur im Ganzen etwas anſehnli⸗
des jährlich Bringen, fondern auch einzelnen Handwerks⸗
meiftern empfindliden Bedruck verurfachen müfle, der
dadurch weder für fie felhft, noch dem ganzen Lande wie
ber vergütet wird, daß wandernde Hannoveraner ſich ans
derwaͤrts auch unentgeltlich furtern laſſen. Dergleihen
Betrachtungen führen aber natürlich zu der Frage:
Sollte dann bey allen Handwerkern das Reifen ganz
unentbehrlich, und befonders auch für die Muͤller noth⸗
wendig feyn, um gründliche Geſchicklichkeit zu ihren Ges
ſchaͤften zu erlangen? Ober könnte man wenigſtens nicht
den Deeifterfchaften die aͤbertriebenen Koften erleiätern,
weiche das unnäge Herumſchwaͤrmen dee wandernde
Handwerksgeſellen verurſachet?
2) Auszug eines Schreibens aus Münden, vom
Januar 1791.
De wichtige Bau ber an der Weſer hieſelbſt angelegten
Schlacht, it nunmehr fo weit vollendet, daß fie bereits
au ihrer Beſtimmung gebraucht wird. Es können daher
gegenwärtig am ſechs Orten zugleich, Schiffe ohne Krahn
PP 4 aut
— VOR DE
574 BP
auss und eingeladen werden. Sehhtffahet unb Danube
gewinnen hiedarch fehr Ichägenswärbige Bortheile.
Zwiſchen Münden und Uremen. find tur Jahe
1790. Aberhaupt, Zweybundert und Adhgig Faber
zeuge, behnf der Schifsfradge, im Gebrande geweſen;
nemlich 76 belabene Güde, 32 beladene Dinterhäuge. ss
befradbtete Bullen, 3 unbeladene Siuterhänge und &g
Iedige Bullen, welche letztere berde Schifterten, bey
entſtehenden niedrigem Waſſer, zur Erieihterung ber
größeren Fahrzenge dienen, |
3) Koften einer Mahlzeit ben einer Kirchenvifts
tation vom Jahr 1671. und 1672. .
17 iſt angenehm und nüglih, die Sinen, Sebraͤuche
und Lebensart der Vorwelt zu erforſchen; woraus man
"unter andern beiterfen kann, wie man ſich neh und nach
—
von ber loͤblichen Einfachheit und Frugalitaͤt der Berfahs
zen entfernet und dadurch dem Luxus Raum gegeben hat,
daß er zu der Höhe ſteigen konnte, auf weider ex gegen⸗
waͤrtig ſtehet.
Sim Jahre 1671. wurden zu einer Kirenvifttationds
Mahlzeit; wobey zwey Superintendenten und ein Amte
mann gewefen find, und welche mithin eine glänzende
Geſellſchaft war, folgendes angewandt:
Für Bir 2Rechlr. : BL. sy
s Brobt —
Gewuͤrz — ‚6 -
s 2 Schnepeld 4”
» ıSchaf, Huͤ⸗
nern. Enten ı Rıßl 16 —
s zei Butter -—- 12 -
s Filwe 14 -
5Rihlr. Ißl. z pf.
0. ee 72
AInm Jahre 1673. wurde bey gleicher Gelegenheit
Folgendes aufgewande : j
‚ Bür Bier 3 Rthir. 2 Bl. 8 pf.
s Fiſche - 19 -ı4 -
. #.Brodt, Gewuͤrz ,
| w.anbreBicetual. = 29 - 8 -
3 Rthlr. 19 Bl. 3pf.
Wein findet man nicht aufgefuͤhret, deſto mehr Bier
— dielen angemeffenen deutfchen Nationaltzant. (Tac.
de mor. Germ. c. XXUL. Potui humor. ex hordeo
aut frumento, in quandam fimilitudinem vini cor-
ruptus.) | |
Echem. R. Muller.
4) Nachricht von dem neu angelegten Militair⸗
Hofpitale zu Hannover.
Die Geſundheit, dies hochſte irdifche Gut, hat noch Für
denjenigen Stand vorzäglihen Werth, bey dem ber ges
singfte Mangel daran, ganz unfähig machen Tann, feiner -
Beſtimmung Genuͤge zu thun. Schon darum iſt ed auch -
ſeibſt für die gröberen Sinne einer eigennägigen Finanzs
.&pecnlation fein unwichtiger Gegenftand, auf Erhaltung _
der koͤrperlichen Kräfte der Soldaten, öffentliche Vorſorge
zu wenden. Sin einem weit edleren Lichte aber- erſcheint
dieſe, wenn man es ihrer Einrichtung anficher, daß fie ſich
deshalb auszeichnet, weil der Soldat wegen ber häufigen
Geſahren denen feine Geſundheit, auch entfernt vom
Schlachtfelde, unterworfen iſt, vorzägliche Pflege, Huͤlfe
und Beyſtand auf Sem Krankenlager verdienet: Alle die-
mannigfaltigen Medicinalanſtalten deren ſich unfer Militair
zühmen kann, tragen das Gepraͤge jener menſchenfreund⸗
lichen Grundfäge, und auch an demjenigen Inſtitute iſt
on PP 5 ſolches
\
a LIX 577
X Breite 48 Fuß. Es find darin 26 eigentliche
ke Benzimmer ‚mit drey bis ſechs Begen, S andere für
Mi kypalefeenten , weiche auch ein befonderes Speiſezimmer
in, 2 Kammern für angehende Compagnie s Wundärzte -
—* für den Aufſeher. Den abrigen Raum nehmen ein,
u fm große Vorraths und Mondierungskammern, Küche,
füetfefammer, und eine Badſtube, weiche durch Röhren
Kann} fließenden Waſſer verſehen wird. - In fämtlichen Zims
MM Melien können mit Bequemlichkeit 100 Kranke, und wenn
Wieaan im Ball der Noth die Vorrathskammern zu Huͤlfe
kadeäbne, des Sommers füglid; 200 derſelben untergebracht
fie verden, ohne Nachtheil mit dem Berhälenifie gegen ein
Exäyrldhofpit.
mai Der Umfang des Hofes hat 400 Fuß. Auf bemfelben
24pmmen verſchiedene Haushaltsgebauͤde noch dieſen Som⸗
ex zu ſtehen. Außerdem wird er zum Genuſſe der freyen
nft für Reconvaleſcenten beſtimmt, und in ſolcher Abſicht
h am it Baͤu men und Hecken verſehen, uͤbrigens aber von einer
m 530 Fuß Hohen Mauer umſchloſſen werden.
ab Sn den Zimmern iſt alles zue größten Bequemlichkeit
‚u der Kranken eingerichtet, und für jedes ihren Zuftand ers
9— leichterndes Beduͤrfniß beſtens geſorget worden, De
m; Kranke findet eigene Hoſpitattleidung welche gleich beym
Eintritt angelegt wird, ein bequemes Lager, und jede zur
u Neinlichkeit und Pflege erforderliche Geraͤthſchaft. Zwey
‚ vorhandene mechanifdhe Bettſtellen, worin ungluͤckliche
Kranke mit Tracturen leichter und zweckmaͤßiger behandelt
‚werben konnen, verdanket man der Erfindung des eben fo
geſchickten als verdienten Herrn Lelbchirurgus Lampe.
Bey der Gekäfigung liest ebend⸗ Tare zum
. Grande, "Anzahl
—
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Log Brobt 6
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Portieones.
Kohlraby
Braunen Kohl
Wurzeln ⸗
Erdtoffeln⸗
Eingemachte Durbohnen s
3
Braun Bier 3 8
Ptiſane ⸗
mel ⸗
⸗
Gegaſtert Brodt⸗ ⸗
Holz ⸗ s
Fuͤr —— ber einen Iawer
den Kr a Tag
Bey einen leichten at 9
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—RWR Verſorguns.
mgrpf.
F7 Verpflegung.
des Mittages
Quartier Zeafterfupp 03 at of.
3 — Difene . ⸗ 153⸗
des Aben d J
Ebendaſſelbe ⸗ 49
und auf den Tag einen Senmel 44
ate Verpflegung.
des Mittages
I Quartier Waſſerſuppe ⸗
1 Portion Gemuͤſe 1 *
2 Loth Butter —
halb Log Brodt 3
zte Verpflegung.
des Mittages
1 Quartier Fleiſchſuppe —r
1 Portion Gemuͤſe | 5
} Pfund Fleiſch s 19%
— Noden Brsdtt 5 s
ı Quartier Bier : ⸗
des Abends ,
ı Quartier Feiſchſuppe N
3 Pfund Brodtt 5 4
2 Loth Butter . }
ı Quartier Bier. =
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480 BE 2;
Die Berfhiebenfeit ber Verpflegung richfet ſich mach
dem Befinden der Patienten. Thee, Zuder, Wein und
Tabak wird bey der Mebdicin geliefert, weldhe die Resks
ments Wundärzte zu verſchreiben haben, die Koſten bee
Verpflegung, werden von der Loͤhnung der Patienten, die
. von dem Tage ber Einführung in das Hoſpital an, bey
det Compagnie flehen bleibt, fo weit beſtritten als ſolche
Binreihet. Der nöthige Zufhuß koͤmmt bey den Regis
mentern aus der Medieincaffe, bey de den Invaliden ans der
Kriegescaſſe.
Fuͤr alle welche ſich im Hoſpitale aufhalten, ober das
bey Dienſte leiſten, find paßliche gedruckte Vorſchriften ers
theilt, welche auf Religioͤſitaͤt, gute Sitten⸗ Orbuung und
Reinlichkeit abzielen.
Am erſten Tage einer jeden Woche vetſammlen ſich
im Hoſpitale der Garniſon⸗Medicus, der General Hofyis
talıChirurgus und fämtliche annsefende Regiments; Chirurei,
um ſich uͤber die Umftände der Kranken, und die zu ihrer
Heilung anzumwendenden Mittel zu beratbfchlagen, melde
Conferenz nicht nur bie Praxin übt, fondern auch durch Die Ver⸗
fchiedenheit der gemachten einzelnen Erfahrungen manden
Patienten fehr vortheithaft iſt.
Die ganze Direction der Anſtalt, mit Einſchluß einer
wöchentlichen zweymaligen Nachficht der Rechnung des Aufı
fehers, wozu ein Unterofficier aus der Garniſon beftellet ift,
führt der Obriftlieutenant Strube vom ıoten Infante⸗
rie / Regiment, und die wirkſame Vorſorge welche derfelbe
- hierauf verwendet, läßt feinen Wunſch undeftiediget, der
durch dieſes wohlehätige Inſtitut erreichen werben kann.
)
* Pe * z81
> gRachtras, wegen einiger holandiſhen
Windohlmuͤhlen im Bremiſchen.
Mi nicht geringer Bermunderung la⸗ ich im zten et.
Des sten Jahrganges diefer Annalen, unter den Mifcels
" Saneen Pr. 2., daß Hr. Moller von einer Oehlmuͤhle
zu St. Huͤlfe dem Publicum Nachricht giebt, von weis
cher er behauptet, fie fey die einzige in ihrer Art,
Durch ſolche Nachrichten, falls fie unwiderlegt bleiben,
werden unfern Nachkommen Sachen aufbewahret, die
. ihnen Mißtrauen gegen uns erwecken müflen, weil fie .
in andern Schriften, andere Nachrichten von unferm
Lande finden werben. : Aus diefem Grunde Halte ichs
für Pflicht, jenen Aaſſe ſo weit er unrichtia iſt, zu
ver beſſern.
Der Herr Verfaſſer behanptet in demſelben gerade⸗
zu, ein aͤhnliches Werk exiſtire weiter nicht im
"ganzen Lande. Sollte ſich der Hr. Verfaſſer blog
auf die Grafſchaft Diepholz Haben einſchraͤnken wollen,
ſo habe ich nichts darwider; nur haͤtte er ſich in dieſem
Falle dentliher ausdruͤcken muͤſſen. Sind aber die
hannoverſchen Lande darunter verſtänden, fo wird et
mie erlauben, ihn eines beffern zu belehren. Denn in
diefem Falle iſt die Oehlmuͤhle zu Niderochtenhauſen
im Amte Bremervörde, ſicher in Anſehung ihrer Größe
und Wichtigkeit die vorzuͤglichſte; denn fie enthält außer
einem vollkommnen Oehlsange noch 2 Graupengänge
mit Zubehör, einen Wahlgang, wo auch gebeutelt wers
den kann, und eine Wallmähle, auch a fehr bequeme
Lagers
N \
2 DE 4
Lagerhaͤnſer, ferner 3 maſſive Bakken *) bie über ınoo
. Eentuer Oehl faſſen. Außerdem Hat biefe ſchͤne Wind
mühle noch vor andern den großen Vorzug, daß die nd
thigen Haartädjer zu den Preffen von ben Mauͤhllenten
feißft verfertiget werben; da andere Muͤller ſolche aus
Holland oder Braband, wo man ihre. Verfertfgung
fehr geheim hält, mäffeh kommen laſſen. Auch kaum |
in biefer Muͤhle ben ganzen inter Oehl geſchlagen,
und dieſelde Menge, wie im Sommer aus ber Saat
‚erhalten werden, und ſelbſt der firenge Winter von
1798. binderte bie Arbeit nicht. Diefe vortrefliche Eins
richtung, bie, fo viel ich weiß, noch in keiner andern
Dehimähle, ſelbſt nicht in Holland angebracht iſt, hat
den Gefiger der Muͤhle, den Hrn. Cammermeiſter Patje
zum Erfinder. Die zweyte hollaͤndiſche Oehlmuͤhle Ges
finder fih zu Otterndorf im Lande Hadein. Obgleich
Diefe Muͤhle der eben beichriebenen an Größe nachſteht,
fo arbeitet fie doch fehr gut, Kat and nebenher neh |
einen Lohgang. Beyde Muͤhlen find von Landescin⸗
wohnern gebauet, und Haben ans dieſem Grunde ned
einen Vorzug vor jener zu St, Zülfe, bie ein Hollaͤn⸗
der bauete, und die eine hoͤchſtunwahrſcheinliche Sum⸗
me Don 33000 Sek, gekoſtet Haben fol. Gewöhntih
koſten
6) PER gewdlbte, und von gelben Elinker mit Tarı
rad gemauerte Keller. n diefe wird das Debl,
fo des Tages gewonnen, des Abends gefchärter;
damit es fi abfühle und Mare. Will man es for
dann auf Faͤſſer ziehen, fo wird 06 wieder heraue⸗
seyampes,
wu 7 483
Loften die 3 Steine zum. Dodbette %) von Bruͤſſel oder.
Utrecht bis Hamburg, an 1000 Rthlr. wie es aber
möglich geworden, daß ſolche His St. Hülfe Haben.
200c.Rıhir. koſten können, begreiffe ich nicht. Diez
Steine “in der Oehlmuͤhle zu Niederochtenhauſen
daͤrter find,wie die Marmor von Brüffel und Utrecht, .
hingegen find Bandesproducte, die anf unfern Beiden
gefunden, nemlich roͤthlicher Granit, und koſten Bis an
Die Mühle kaum 250 Rthlr., babey haben fie noch den
großen Vorzug, daß fie ungleich ſchwerer, und folglich
Die, vermöge Ihrer Natur, von der Säure des Oehls aufı
|
geloͤſet und alfo leicht unrund werden, deswegen auch
ander Bahn alle 2 Jahre nachgearbeitet werben muͤſ⸗
sen, bis fie nad und nach zu klein, mit neuen vers
wechſelt, und Dafür wieder 1000 Rihlr. verwendet wer⸗
den mäffen, dagegen jene Granite fchon 12 Jahr. ge⸗
braucht, und noch nicht nachgehauen find.
Die beſten Oehlmuͤhlen in Holland verarbeiten
in einem Tagewerk (16 Stunden) 64 Himten Saat bey
dem günftigften Wetter (45 hollaͤndiſche Himten machen
34 braunſchweigiſche) allo 455 braunfchw., Himten.
Der Hr. Verfaſſer behauptet dagegen, die Wähle zu
St. Huͤlfe drauche ſtuͤndllch 6 Himten, alſo zu einem
Tagewerk 96 Himten. Sie müßte alfe in eben ber
Zeit worin eine holändiihe Muͤhle 17 Himten Saat
braucht, deffen.43 Himten haben. Es faͤut in die Aus.
gen,
v) Dodberte iſt eine Mafchine die Saat zu zermal⸗
men , fie beſtehet ans einem fliegenden Stein, auf
weichen 2 andere hochkantig herumlaufen.
CAnual. gr Jahrs. 36 ©.) Ag
J
X
J
..
|. Portiones.
nartier Hafergruͤtz Suppe —
— GBGraupen ⸗ ⸗
— Sr ⸗
— (Senmmel 3 ⸗
— Brunellen ee. s
— Kirſchen 8
— Pflaumen ' + 6
— WBullion ⸗ ⸗
Portion Steckruͤben s 3
— Rohlraby ⸗
— GBraunen Kohl 8.
— 1%ureln ⸗ ⸗
— IErdtffeln 49. s
— Eingemachte Vizebohnen 3
"Mund Fleiſch ⸗ ⸗
Quartier Braun Bier D ⸗
— Ptiſane ⸗
En ISemmel ⸗
Ein Loß Brobt ⸗ ⸗
Pfund ISegaftere Brodt⸗ s
Kaſten Holz ⸗ ⸗
Pfund Baumoͤhl⸗ ⸗
— IWhran 5 We
|
Fir Aufwartung bey einen ſchwa⸗
chen Kranten a Tag ⸗ 6
Vey einen leichten a Tag
A 5m
Deesfage VBerforgung Loſtet.
mgripf,
ifie Verpflegung.
des Mittages
3 Quartier Waflerfuppe er 24 Ai
3 — Pfanne 15 8
des Abends
Eb endaſſelbe ⸗ 4 9
Jund auf den Tag einen Semmel ı 4 6
“ ate Verpflegung.
des Mittages
1 Quartier Waſſerſuppe s 4
1 Dortion Gemäfe ⸗ ı 6,4
1 Quartier Ptiſane N , 24
Ein halb Loß Brodt 5 Er Bey ur
bes Abende -
1 Quartier Baflerfuppe ⸗ 25 *
1Ptiſane s ⸗ 2 4
2 Loth Butter s ss 44
in halb Log Brodt - J— 4 ⸗
zte ‚Verpflegung.
des Mittages
ı Quartier Steifchfuppe 3339
jı Portion Semöäfe s 63
; Pfund Fleiſch Ze 4 43
& — Node Brot + se 445
1 Quartier Bier ⸗ 34
des Abends ‚
ı Quartier Sleifchfuppe 252
3 Dfund Brot + - 40 ds
2 Loth Butter . 3 43
1Quartier Bier. 3 ls
80 BR \
Die Verfchiedenheit der Verpflesung richtet ſich na
dem Befinden der Patienten. Thee, Zuder, Wein und
Taback wird bey der Medicin geliefert, welche die Regis
ments Wunbärzte zu verfchreiben haben, bie Rollen der
Verpflegung, werben Yon ber Loͤhnung ber Patienten, bie
von dem Tage der Einführung in das Hoſpital an, bey
det Compagnie fiehen bleibt, fo meit beſtritten als ſolche
hinreichet. Der nöthige Zuſchuß kommt bey den Regis
mentern aus der Medieincafie, bey den Invaliden aus der
Kriegescaſſe. |
Für alle welche fih im Hoſpitale aufhalten, öber bar
bey Dienfte leiften, find paßliche gedruckte Vorſchriften er,
theilt, welche anf Neltgiöfität, gute Eitten Ordnung und
Reinlichkeit aßzielen. J
Am erſten Tage einer jeden Woche verſammlen ſich
im Hoſpitale der Garnifons Medicns, der General Hoſpi⸗
. tabsChirurgus und fämtliche anwefende Regiments, Chirurgi,
um fi über die Umflände der Kranken, und die zu ihrer
Heilung anzuwendenden Mittel zu berathfchlagen, melde
Eonferenz nicht nur bie Praxin übt, fondern auch durch Die Ver⸗
fchiedenheit der gemachten einzelnen Erfahrungen manchen
Patienten fehr vortheithaft if.
Die ganze Direstion der Anftalt, mit Einſchluß einer
wöchentlichen zweymaligen Nachficht der Rechnung des Aufı
fehers, wozu ein Unterofficiee aus der Sarnifon befteller ift,
führt der Obriflientenant Strube vom ıoten Infante⸗
rie ı Regiment, und die wirkfame Vorſorge weiche derſelbe
hierauf verwendet, läßt Leinen Wunſch undefriediget, der
durch dieſes wohlthaͤtige Inſtitut erreichen werden kann.
1)
| RG sg
sy. Nachtrag, wegen einiger hollaͤnbiſchen
Winddhlmuhlen im Bremiſchen.
Ma nicht geringer Verwunderung las ich im zten et.
Des sten Jahrganges diefer Annalen, unter den Miſcelt
laneen Pr: 2., daß Hr. Moller von einer Oehlmuͤhle
zu St. Huͤlfe dem Publicum Nachricht giebt, von wels
cher er behauptet, fie fey die ‚einzige in ihrer Art,
Durch folche Nachrichten, fall⸗ fie unwiderlegt bleiben,
werden unſern Nachkommen Sachen aufbewahret, die
ihnen Mißtrauen gegen uns erwecken muͤſſen, weil ſie
in andern Schriften, andere Nachrichten von unſerm
Lande finden werden. Aus dieſem Grunde halte ichs
für Pflihe, jenen Auflag fo weit. er. unrichtia iſt, ‚au
verdeflern,
Der Herr Verfaſſer Sehaupter in demſelben gerader
zu, ein ähnliches Werk eriftire weiter nicht im
"ganzen Lande. Sollte fih dei Hr. Verfaſſer blos
auf die Grafihaft Diepholz Haben einfchränten wollen,
fo Habe ich nichts darwider; nur hätte er fi in dieſem
Falle beutliher ausdräden muͤſſen. Sind aber die
Hannoverfhen Lande darunter verfländen, fo wird kr
mir erlauben, ihn eines beffern zu belehren. Denn in
diefem Falle iſt die Dehlmühle zu Kidverochtenhaufen .
+ im Amte Bremervörde, fiher in Anfedung ihrer Größe
und Wichtigkeit die vorzüglichfte; denn fie enthält außer
einem vollkommnen Oehlgange noch 2 Graupengänge
mit Zubehör, einen Mahlgang, wo auch gebeutelt wer⸗
den kann, und eine Walkmuͤhle, auch 2 ſehr bequeme
Lagers
N Ä
“
582 a,
Logerhänfer, ferner 3 maffive Bakken *) Die über zono
Centner Oehl faffen. Außerdem bat biefe fhöne Wink
muͤhle no vor andern den großen Vorzug, daß bie nd
thigen Haartucher zu den Preſſen von den Mahllenten
ſelbſt verfertiget werben, ba andere Muͤller ſolche ans
Holland oder Braband, wo man ihre Verfertigung
fehr geheim Hält, mäffen kommen lafien. Auch kann
in dieſer Muͤhle den ganzen Winter Oehl geſchlagen,
und diefelde Marge, wie im Sommer aus ber Sea
:erhalten werden, und ſelbſt der firenge Winter von
1788. binderte die Arbeit nicht. Diefe vortrefliche Ein⸗
richtung, die, fo viel ich weiß, noch in keiner andern
Oehlmuͤhle, ſelbſt nicht in Holland angebracht iſt, Bat
den Beſitzer der Muͤhle, den Hrn. Cammermeiſter Date
zum Erfinder. Die zweyte hollaͤndiſche Oehlmaͤhle Ges
finder fih zu Otterndorf im Lande Hadein. Obgleich
dieſe Muͤhle der eben befchriebenien an Größe nachſteht,
fo arbeitet ſie doch ſehr gut, Hat auch nebenher. noch
einen Lohgang. Beyde Mahlen find von Landesein⸗
wohnern gebauet, und haben aus dieſem Grunde ned
einen Vorzug vor jener zu St, Huͤlfe, die ein Hollaͤn⸗
ber bauete, und die eine hoͤchſtunwahrſcheinliche Sum⸗
me. non 13000 Rthir. gekoſtet haben ſol. Gewöhntich
Pe koſten
*) Sind gewoͤlbte, und von gelben Klinker mir Tar⸗
cas .gemauerte Keller. In diefe wird das Oehl,
fo des Tages gewonnen, des Abends gefchätter:
damit es ſich abfühle und klare. Will man es for
dann auf Faͤſſer ziehen, fo wird 06 wieber heraus⸗
gepumpet.
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m _ 7 SE 53,
Soften die 3 Steine zum. Dodbette 2) yon Braſſel oder
Utrecht Bis Hamburg, an ‚1000 Rthle, wie es aber
wisglih geworden, daß ſolche bis St. Hülfe haben.
20o0c Rthir. koſten Binnen, begreiffe Ih nicht. Diez 3
Steine in der Oehlmuͤhle zu Niederochtenhauſen
hingegen find Landesproducte, die anf unſern Heiden
gefunden, nemlich roͤthlicher Granit, und koſten Bis an
die Mühle kaum 250 Rthlr., dabey haben fie noch den
großen Vorzug, daß fie ungleich ſchwerer, und folglich
Härter find,-wie die Marmor von Brüffel und Utrecht,
Die, vermöge Ihrer Natur, von der Säure des Oehls aufs
geldfet und alfo leicht unrund werden, deswegen and
an der Bahn alle. 2 Jahre nachgearbeiter werden mäfs
‚Wen, bis fie nad und nach zu Mein, mit neuen ders
wedfelt, und Dafür wieder 1000 Athlr. verwendet Wer,
den muͤſſen, bagegen jene Granite fhon 12 Jahr. ges
braucht, und noch nicht nachgehauen find. on
Die beften Dchimäßlen in Holland verarbeiten
in einem Tagewerk (16 Stunden) 64 Himten Saat bey
dem günftigften Better (43 hollaͤndiſche Himten machen
34 braunſchweigiſche) .alfo 455 braunfchw., Himten.
Der Hr. Verfaſſer behauptet dagegen, die Mühle zu
St. Zülfe brauche KRündlih 6 Himten, alfo zu einem
Tagewert 96 Himten. Sie müßte alfo in eben bee
Zeit: worin eine hollaͤndiſche Mühle. 17 Himten Saat
braucht, deffen 41 Himten haben. e⸗ faͤlt in die Aus.
gen, .
) Dodbette ift eine Mafchine die Saat zu zermal⸗
men, fie beſtehet ans einem liegenden Stein, auf
weichem a andere hochkantig herumlaufen.
(Annal. se Jahrg. 36. ©t.) Aa
—
184 IPA
gen, bah ber Sr. Berfaller keine Bestattungen an
Ort uud Orele fünne smadıt haken, (oubern feine uns
gesehene Nachrichten, ans münblidher Llebertragung ers
halten babe, zumal wean man erwäst, daß aufer ber
ſchon unwahrfheintigen Menge tüglich zu verarbeiten,
ven Saats, folge noch ſtündlich ı3 Dimten, Du IP
taͤglich 192 Himten Graupen made.
Meines Wiſſens find außer beſcheiebenen beländi
Men Othlwindmahlen feine andere im Lande, fellten
deren mehrere ſeyn, fo bitte ich ſolche in dieſen Auuas
len gleichfalls bekannt zu machen. So viel iR gewiß,
daß im Bremiſchen, nad Verhaͤltniß der Saaterndten, |
nicht Oehlmuͤhlen genug find, nuſer erzieltes Landetpres
duct ſeibſt zu veredeln, daß alfo der Landmann gezmuns
gen ift, mir dem Preffe zufrieden. zu feyn, welchen ihm
gierige Auffänfer fegen; die denn die Saat mit Nugen
nah Holland ſchicken, dagegen ſich die Holländer ihe
baraus verfertigtes Oehl wieder chener bezahlen laſſen.
Moögten doch bemittelte Leute diefem Mangel, dark
Erbauung guter Dehlmählen an ſchicklichen Orten, abs
heifen, fle würden fi damit nicht allein ums Vaterland
verdient machen, ſondern such ihr Capital zu guten
Zinſen, ‚und ſicher anlegen. | ..
. Bustebude, - . Ablers,
. , 1791. - Landbau s Eonduckenr.
6) Nachleſe zu Mindens Waſſerfluthen.
(Im zten ©t. des sten Jahrganges der Annalen.)
Jq hatte meine geringen. Bemerkungen, in Vetreff
der ſich ereigneten verwuſtenden ueberſtröohmungen, ſo
—8P or Mh
“
i u 585
Maͤnden thetls ſelbſt, hells deſſen nahangraͤnzenben
uiedrig gelegenen Bezirk piederholt beaͤngſtiget, und in
then zwo Infchriften des hohen Waſſerſtandes an dem -
. nicht unbedenteriden Schaden gefegt, zur Einſchaltung
in die Braunſchw. Lüneb. Landes s Annalen‘ bereits eins
gef: dt, als mir einige Zeit nachher, bepfiel, Daß ich zu
mehrerer Bergewifferung und Beſtaͤtigung dei fünften.
und fechften, vorhin dargeftellten furchtbaren, Waſſerfiu⸗
bieſigen Rathhauſe *), ſo aufs Markt gegen Norden
Fronte machet, und ein prachtvolles Anſehen gewaͤhret,
unberuͤhret gelaſſen. Beyde finden. ſich an der rechten
Ecke deſſelben gegen Oſten, wo unter dem Rathhauſe
#-
die Rathsapotheke angebracht, und gehörig eingerichtet
iſt; ‚auf der linfen Seite aber ungen eben demfelben '
der Rathsweinkeller angeleget, fih befindet.
Es machet demnach der Hohe Waſſerſtand am 16ten
Jenner 1632, laut der Inſchrift, vom Steinpflafter an,
bis zu der im Stein eingehauenen Linie gerade 6 Fuß
aus. Hingegen beläuft des Waſſers Höhe vom sten
Senner 1643. nad Inhalt der Inſchrift an eben bes
meldeter Ede vom Steinpflafter auf, bis an die einge
hauene inte ſich auf 6 Fuß 10& Zol. Aus diefer bes
gründeten Wafferftandes Höhe, laͤſſet fich der unſaͤglich
große Schade und manderley Nachtheil, fo beide Flu
ng. 2.00 Shen
*) Dies ik ein aus maffiv gehauenen Gteinen- mit
20786 Thaler aufgeführees, und im Jahr 1619.
vollenderes fo großes Gebäude, daß ſelbiges mit
allen übrigen Harhhäufern hiefiger Lande, fo Id
vorhin geiehen, ‚an Größe und Schoͤnheit wohl
um den Vorzug zu ſtreiten ſcheinet.
er
N
sw PUR
. then auch In der. Apotheke, Rathsweinkeler und wis
(ja noch tiefer) Itegenden Käufern, Sewolben und Kei⸗
lern der Einwohner angerichtet haben, ohne weitetes
Auss und Anfähren, von ſelbſt mehr als zu leicht er⸗
meflen.
münden. J. £. Quentin,
2). Biographie des Koͤnigl. Großbritt. und
Churfuͤrſtl. Braunſchw. Luͤneburgiſchen. Ger
neral⸗Lieutenants der Cavallerie, Innha⸗
bers eines Regiments zu Pferde, Commen⸗
danten der Feſtung Kalkberg und der Stadt
Luͤneburg, auch Droſten des Amts Ehfiorf:
Amaury de Farcy de Saint Laurent.
Die Beſchreibung der Lebenss und Dienfiahre des
Benstals Lieutenants von Saint Laurent, tt nit
allein theils aus authentiſchen, bey der Familie von
Eſtorf aufbewahrten Documenten, theils ans verfehier
benen, ben den hannoverſchen Corps und in dem Arie
zu Hannover befindlichen Relationen von den Zeldzägen.
vor dem Carlowitzſchen, Ryſwickſchen und Utrechtſchen
Zrieden, gezogen, ſondern es if auch derſelben beyge⸗
fügt, was dem zeitigen Generals Lieutenant von Eſtorf
von dem im Jahre 1756. im ggften Jahre feines Alters
zu Gannover verſtorbenen würdigen General der Ca⸗
vallerie Jacques du Pontpietin, mandlich beſtaͤtiget
worden, und was der Generals Lieutenant von Saint
Kaurent rien feinem Eowisejshun dem in hieſigen
Diem
N 4
BL.” — 187
Dienſten geflandenen Major Luddlph Otto von
Eſtorf öfters mändlich verſichert hat. Nach ſolchem If
Amaury de Farcy de Saint Laurent 1652. zu Vitrée
in der Provinz Bretagne, aus einem daſelbſt bluͤhen
den ſehr alten adelichen Geſchlechte, geboren, wie fol
ches der von dem. Parlamente zu Rennes atteftirte
Stammbaum, nebſt den beugefügten ſidemirten Docu⸗ E
menten des. mehreren darthun. Lant diefen, mar fein
Kater Francois de Farcy Seigneur de Saint Laurent,
und feine Druster Claude d’Uzille, wie fi eine Urs
kunde darüber folgendermaaßen ausdrädet: Francois
‘ de Farcy Ecuyer Seigneur de Saint Laurent, Gou-
verneur de la ville et Chateau de Vitree, marie
avec Claude d’Uzille, F ille de Jean dUzile, Ecu-
yer Sieur de Coing et de Kerleau, et d’Helene da
Stangier, Fille de Pierre de Stangier, Sieur de
Guerne et de Margarite de Royon.: Nach feiner ei
- genen Erzählung hat derfelße zu Anfang des Jahre
1672, bey denen fo ſehr zugenommenen Religidnsdrang⸗
folen gegen ‚die Augonotten, mit Genehmigung feiner
Eitern, Frankreich verlaffen, und iſt zur See nad
Bolland Äbergangen, in ber Abſicht, um bafeldft, oder
in Deutſchland, allwo dermalen die feanzöffchen Nefin
gies Protection fanden, feiner großen Neigung nad,
im Militair aufgenommen su werden, Zuerft begab er
fih vom Haag nah Caſſel, und wurde daſelbſt als
Hof⸗ und Jagd-Page angeſtellet; gieng aber im Jahr
1674. auf triftige Empfehlung des Oraniſchen Hofes,
sah Zelle, trat allda in das herzoglich Zelliſche Mill⸗
tair als Piquenier, und marfchirte darauf, nachdem er
N Qq3 uubror
588 1. Pre
zuvor ey dem damaligen Regimente von Linflow
als Faͤhndrich argefegt war, mit. der Zeflihen Infan⸗
serie nach Ungarn. Im Jahr 1636., wie bie Zelli⸗
ſchen Truppen aus Ungaͤrn zuruckkehrten, wurde ders
felbe ats Eapitain in’ der Zelliſchen Dragenergarde am
geſetzet, jedoch kurz darauf, bewäͤrkte der die Zetliſchen
Truppen commandirende große Gmeral von Chauvet,
(der ihn in den zurüdgelegten Seldzügen gegen bie Tärs
Sen kennen gelernet, und fehr vorgezogen hatte, ) eine
Vertauſchung mit dem, In feinem Reuter s Regimente
L
ſtehenden, Rittmeifter von Buccow, welder ein großer
Sanſtling des Herzogs Georg Wilhelm zu Zeile war,
and nachmalen zum Dberflallmeifter befördert wurde.
Der von Saint Laurent kam. alle wieder als Kitts
Meiiter bey dem Regimme von Chauvet ın fliehen,
welches genenwärtig dag ate halbe Negimene von Bres .
mer, Reuter if. Im Jahr 1688. wurde er durch den
alles geltenden General Ehauvet, bey teffen Regi⸗
ment zum wirklichen Major ernannt, und fein beharri
liger eiftiger Dienft und ſtets tapferes Betragen, erwarb
ihm, ein als Fremdling, wohl nie fo bald zu erwartens
des Avancement, denn im Jahr 1693. ward er Oberſt⸗
lieutenant. — „Hiezu trug fein bey der, am aoſten
„Beptemb. 16917 vorgefallenen' merkwuͤrdigen, Affaire,
„bezeigtes brave Verhalten, vieles bey. - An diefem
„Tage überfiel der herahmte Marſchall von Luxen⸗
- „burg die Arriergarde, (welche der König William
„Son England conımandirte,) bey Leuge, zwiſchen
„Zournay und Ath belegen, fo plöglih, daß die Alliicı
„ten 1400 Todte, 3500 Vleſſete, 400 Orfangene, init
LU;
»
De 69
„Verluſt von 3 Paar Pauken und 36 Standarten hat“
giten. : Es war ’diefes das, in der Militairgefchichte für
„uenannte, famenfe combat de- Cavalerie, in welchem
„der ſchlaue gPsenburg bie Alliierten überrafihte‘, . und
alles Blos mir-feiner Cavallerie verrichtete. Unter der
Zahl der Gefangenen maren- unter andern viele vors “
€
„nehme Officiers, amd des Major. von Saint Law
„rent, welcher aber auf fein Ehrenwort die Erlaubniß
„erdielt, bis zu feiner Auswechſelung, ſich nach Zelle
‚ins Land zu begeben, wie ſolches das eigenhändige
„Schreiben. von dem Marſchall von Luxenburg un
„term 1. Octob. 1691. aus.bem Lager bey Saint vive
„en Eloy, ergiebet.” Sein damaliger EHef, ber Gene⸗
ral Chauvet, Hatte ihn wegen feines beſondern braven
Verhaltens in obiger Affaire, dermaßen beym Herzog
Georg Wilhelm empfohlen, daß Hochdieſelben ihm 2
Jahre darauf, und Iwar zu Anfang 1693. außerors
bentli zum Oberfilleutenant beym nemlichen Regimente
ernannten; welches Negiment aber zum größten Leid⸗
mefen des von Saint Kaurent, ja des Regiments
felbſt, duch den Abgang des von Chauvet, einen
andern Chef, nnd zwar ben nachher als Geldzeugmeifter -
verſtorbenen Bois d’Avid, erhielt, einen. nicht zu ers
| fegenden Verluſt, den die Zelliſchen Truppen, alſo auch
ı der: von Saint Kaurent zu beffagen, bie gerechtefte
Urſache hatten; indem der rechtſchaffene General Von
Chauvet,. das Wohl der Truppen, ftets ohne die
| mindefte Menſchenfurcht beherzigte. Dieſerhalb ging es
auch ſelbſt dem Herzoge Georg wilhelm ſehr nahe,
2" "mie er das Commando niederlegte, weil er mit dem,
244 . dem
- 599 DATE
vers Militele nie suehfuchruten Biielir von Bern:
ſRorf, im verfälstenes harte Derfahren ergem Die
Trupsen wit einwiligen weür. Cbauvet trat im
Binter 1693. in Charge Diese, is Teismars
Mepiment, aud cemmanbirte wärend des Feltgugs
1693. Die Reichtarmee gegen bie franzöftiche Zirmee,
wit dem arößten Rubme, weiches denn auch Dem „Ders
zes Georg Wilhelm bewog, ihn wieder in feine
Dienfte gu ziehen; worauf er 1694. alt Feldenarſchalt
und Präftdent im Kriegsiollegie, jrdoch mumiztelbar
unter dem Herzoge angeftelet wurde, ohne von dem
Miniſter von Bernflorf im minbefien abhängig zu
ſeyn. Sein zuveor gehabtes Eavallerie: Regiment nahm
er aber nicht wieder an, trug dagegen, darch feine fär
den von Saint Laurent hegende Gunft, dazu bey,
Bad lezterer 1694. als Commandeur des von Bois
V’Aptdifhen Regiments angefehet wurde. Borſte⸗
hende Dara hat der wärdige General du Pontpietin
mändlih beſtaͤtigt. Im Jahr ı 702. ward Saint
S.aurent Brigadier, und 1705. Generals Major. In
demielbigen Jahre erhielt er das im Decemb. nach Ables
den des Generals Feldgeugmeifters Bois d'Avid, erles
Bigte Deuter sDtegiment, welches er bereits feit 1694.
eommandiret hatte, und ihm von dem Churfarſten
Georg Luderdig auf das guädigfe Übertragen ward,
Er ſetzte ein fo großes Zutrauen in dies Brave Regiment,
daß er ale nachher ihm angebotenen Regimenter jevers
Brit verbat. Der Churfarſt Georg Ludewig er⸗
| | | ‚nannte
501
”. (1
mannte ihn im Jahr 1712. zum Generellientenant der
Bannoverihen Cavallerie. |
Aus denen, Anfangs biefes angeführten feße glaubwürs
Bigen, Zeuaniffen "und Relationen, erhellet fein vorzüglich
gutes, in richtiger, Beurtheilung gegruͤndetes Verhalten, bey
verſchiedenen, während des Succeſſionskrieges erfolgten
wichtigen Vorfällen. Als er in der tuhmvollen Schlacht
Bey Ramillies der ältefte gegenwärtige hannoverſche General
war, indem die Generals von Bülow, von Schulen.
busg und von Ranzow, bey dem in der Gegend Ma⸗
ſtricht ſtehenden Corps d’Armee, unter dem holländifchen
Feldmarſchall Overquerque ſich detachirt befanden; ſo that
ſich deſſen Regiment nicht allein beſonders hervor, ſondern
er ſelbſt zeichnete ſich nicht minder an bieſem Tage vorzügs
lich aus, indem er mit feiner ans 18 Esquadrons befichen,
den Avantgarde, die Cavallerie das feindlichen rechten Glide
gels Abern Haufen warf, und ſolche gaͤnzlich von der fran⸗
zoͤſiſchen Infanterie trennete, weshalb der Herzog von
Marlborough ihn am des Churfuͤtſten Durchl. beſonders,
und zwar mit dem Ausdruck, als einen General empfohlen,
der einen großen Antheil an dem erfochtenen Siege gehabt
haͤtte. Er hatte zugleich das Gluͤck, feinem Oberadjutans
ten, Namens. Stiffer, mit der erſten Nachricht von dies
fem glorreichen Siege, ats Eourier nad) Sannover. abzu⸗
ſenden, wie ſolches das vorhandene znädige Dankfagungss .
Schreiben des Churfärfteng Georg Ludewig vom 30. May
1706. befräftiget. In der 3 Jahr nachher vorgefallenen
großen Schlacht bey Malplaquet, wählte ber Herzog von
Mariborough den Generalmajor von Saint Laurent yors
aäglich in der Difpofition, die 30 Eequabrons, unter ben
| » 5 Be vo
592 re I
zwar tapfern, aber noch ſehe jungen Prinyen von Anvergae.
en, mit dem Zufage: daß erfierer ſtets brav un
mit Eontenanceyu agiren wüfle; und die Relationen von
Diefer Schlacht bezeugen , wie fehr gut ih Der General von
GSaiut Laurent von feinem Auftrage entledigte.
Seiner großen Beleſenheit und caltivirten Merſchen⸗
Kenntniß, iſt ed wohl vorzüglich zuzuſchreiben, daß er fich
mit einer herablaſſenden Beſcheidenheit, nad) dem Zergniß
aller, Die ihn gelannt haben, eben fo vieles Zutrauen bey
feinen Untergebenen, al6 Liebe und Achtung bey Möheren,
ja aud) bey Fremden, befonders aber bey denen eben nicht
zunorfommenden Solländern, oder vielmehr Sencralſtaa⸗
sen, dergeftalt erworben, daß fie ihn vorzüglich dazu wäh
‚ten, einige Winter, die ans vermifchten Truppen beftchens
de ſtarke Garniſon in Brüffel, als zter Seneraf zu coms
mandiren. jedoch, aller diefer Diſtinction unerachtet, has
ben die Herren Seneraiftsaten ſich jeher undanfdar gegen
ihn bezeiget, indem felbige feiner Familie feit Auno 1774.
an Winter : Doyeeur und fogenannten Sagengeern über
22000 Gulden annoch ſchuldig geblieben find. Man kann
es nicht weniger feinem vorangefuͤhrten Character zit Recht
anmeſſen, daß er ſich mit dem etwas ſtolzen, und vom Hofe
außerſt beguͤnſtigten General von Buͤlow, beſſer als bie
andern unter deſſen Ordre geſtandenen Generals, ohne ſich
etwas zu vergeben, vertrug, fo daß ſich der General von Buͤ⸗
low bey des Könige Georg I. Majeftät, den Generals
lieutenant von Saint Laurent insbefondere ausgebeten has
‚den fol, um bey der in den jahren 1718. 1719. ımd 20,
in Mecklenburg etablirten kapſerl. Emmitfon gegen deu
Herzog Leopold, in der angeiehenen Stelle, als zter
Caommiſſarius, angeftelet zu werden. Diefer fonft ſich
nicht herabzulaſſen gewohnte General und nachheriger Feid⸗
marfchall von Buͤlow, hat fters bis an fein Ende deſſen
Freundſchaft zu erhalten gewußt; daher ihm auch Die von
den Herzoge Georg Wilhelm zu Zelle, in ältern Zeiten
verliedene Droftey zu Ebſtorf, nebſt dem Indigenats⸗
Nechte für ihn und feine Erben, von, des Könige Georgs
I. Majeftät beſtaͤtiget, desgleichen ihm im Jahr 1717. die
.CTommandantenſchaft der Feftung Ralkberg und ber Stadt
Luͤneburg anvertrauet worden, &
7 Sn,
x
7 593
Es darſte hier wohl nicht am unrechten Dete ſehn, et
pas von den, zwifchen den hannoverſchen als kayſerlichen
krecutions und denen Mecklenburgiſchen Truppen, welche
uch einige 'ruffliche Völker verftärdet waren, im Jahre
719. bey Walemühlen ohnmweit Schwerin vorgefafles
jen, "Treffen, zu ermähnen, befonders da der Generallieu⸗
enant von Saint Laurent mit ſeinem Cavallerieregimente
abey befindlich gewefen . Derſelbe commandirte die dies⸗
eitige Neuterey, unter dem damaligen Genetal von Buͤ
0%; und dieſe Cavallerie that ſich dabey ſehr hervor, bes
onders dad Regiment‘ von Satnf Lauren, daher es auch
inige Todte, worunter ı Officter war, und verſchledene
Blejfitte. hatte.
Er machte einigermaßen den, von der negenfeiigen Ins
anterie bereitö erlittenen. Nachtheil wieder gut, welcher
auptſaͤchlich durch ein Verſehen deg Generals von Blow
erurſachet Worden war, indem derfelbe von etwas zu vielem
Drtelze behersfche. den herannahenden Feind zu geringe
häßte, und, nach der von glaubhaften Officieren und Aus -
enzeugen gefchehenen Verſicherung, ſich verlauten laffen:
af der Feind nur aus einem zufammengelaufenen Geſindel
eftände,. welches fich nicht unterftehen wuͤrde gegen die
zeit ſtaͤrkern Executions Truppen zu fechten.” Er hatte das
er verſaͤumt, das Terrein, den Anmarſch des Feindes, und
eſſen wahre Stärke zuvor zu recognoſciren und mehrere
einer Regimenter zeitig genug heranräden zu laffen. “Der
egenſeitige General, war der damalige herzogl. mecklen⸗
urgiſche Generalmajor, und nachher fi fo ſehr diftingairte
oͤnigl. preußiſche Feldmarſchall, Graf von Schwerin,
selcher beſſer von allem unterrichtet gewefen zu ſeyn ſcheinet.
md. daher von der Schwäche des Generals von Buͤlow
Rügen zu ziehen gewußt hat. Er depoflirte das bey Wals⸗
nüblen placirte hannoverfche Sinfanterieregiment de
Leur, und brachte „nit dem mecklenburgiſchen Cavalleries
egimente von Waldau, das eben aufmarjchirende Dras
Onerregiment- von Wendt, in die größte Unordnung;
efien völlige Verwirrung tur durch die allmaͤhlige, obgleich
u ſpaͤte Anlangung, mehrerer hannoverſchen Cavallerie⸗
Regimeniter,, behindert wurde. Glaubhafte Augenzeugen,
velche vorſtehendes auf Ehre vriqheri haben, verme
594 XXX
nicht genug den hoͤchſt unordentlichen Aufim arſch uud Ser
mirung des diesfeitigen Corps, zu beſcheeiben. und Beh
teten. daß der kluge und tapfere Graf von
sig und allein der großen Uebermacht halber, anf feine fies
erlangte Vortheile Verzicht thun, und das Feld verlaffen
möflen.' Wan hat zwar oben angeführte Fehler nase
‚mir dem Mantel der. heiftlichen Liebe bedecft, um den bey
des Königs Georg 1. Majeſtaͤt fo ſehr aecreditirten Sener
ral von Buͤlow aus einer größeren Veriegenheit za ziehen,
jedoch ward dem, mit vielem Rechte der Poltronnerie ber
ſchuldiaten, Oberften de eur, dad Regiment genommen,
obqleich man ihm eine Penfion veriwilligte; der Syauptmann
von inte des Wendtefchen Dragonerregiments, aber ward,
weil er in voraedachter Verwirrung mit feiner Esquadron
fih aus dem Staube gemacht, cafliret, und die dadurch en
ledigte Compagnie erhielt: der Rittmeiſter von Saint Law
ent, welcher während dieſes Krieges, bey feinem Varer,
dem Senerallieutenant von Saint Laurent als Oberedfurant
fland, und. befenders bey diefer Affaire viel Entſchloſſenheit
zeigte, um die entilandene Unordnung zu heben. Verſchie⸗
dene hannoverſche Officiers verlohren an diefem Tage ihr
Leben, unter weichen der Oberfilieutenant von Holſtein
Commandeur des de Leurſchen Regiments, und der Lientes
nant Bernhold vom Regiment von Saint Laurent Hefinds
ld waren Dieſe wurden nachher in einem wesen des
Vorfalls fatyriich aufgeführten Todtengeſpraͤche, unter den
gebliebenen Officıers vorzüglich beimerket, und der commanı
dirende General von Blow daria fehr beifend mitge⸗
nommen‘. dem mecklenburgiſchen Cavallerieregiment von
Waldau, welches größtentheils aus ber nad dem geens -
‚Bigten Succeffi onskriege, von der hannoverſchen Cavallerie
reducirten Mannſchaft beſtand, großes Lob beygelegt.
Dem Generallieutenant von Saint Laurent, weh
. her fein Regiment ſelbſt anfühzte, und die Bereits fehr von
gedrungene und wuthig gewordene mecklenburgiſche Caval⸗
lerie zuruͤckwarf, war im Chok das Pferd bleſſiret, jedoch
duch feinen braven Reitkenecht Johann Ditd, (ansbem
Amte Giffhorn gebürtig, und ein Vater des Otaabt und
Kompagniebereuters Auguft Otto, vom 8. Cavalleriere⸗
sunent) fofort mit einem ſriſchen Handyſerde anegtpelfen,
\
N 1985
söhald. er demfelben Ichendlang eine Penflon vermachte,
e er auch, nebit Verſorgung feiner Kinder, von der von
ſtorffſchen Familie, bis in fein hohes Alter, genofien hat.
Hefer rechtfchaffene Menſch hatte ihm Bereits 2 Schr zw -
or das Leben gerettet, wie er durch einen unter feinen Reit⸗
ferden mächenden Hengſt, auf dem Amtehofe zu Ebſtorf
muntergeworfen,, geriffen, und in Gegenwart vieler, eben
afelbft befindlich gemefenen Zuſchauer, bintränitig beſchaͤdi⸗
et, und beynahe getoͤdtet worden wäre. Schließlich if
och eine wahre und völlig beglaubigte Anekdote anzufühs .
m: daß wie der General von Buͤlow, nach der vorhin
bon bemerkten Unverträglichkeit mis ‘denen ihm nachge⸗
sten Generals, es dahin bey dem Könige Georg I. eins
eleitet hatte, daß der brave Senerallieutmant von der
Zchulenburg, (obgleich deſſen Reuterregiment mit mars
hirt war) für feine Derfon- nicht mit commandtret wurde;
etzterer ſolches hoͤchſt empfindlich. genommen, jedoch dem
Eag der Affaire bey Walsmühlen ats Bolontair, aber
hne den Degen zu ziehen, beygewohnet habe; und wie
in junger mecklenburgiſcher Officter mit gezogenem Degen
nf ihn avancirt fey, Babe er demſelben mit Aufhebung des
Stockes zugerufen: wo will ihn der Teufel bin ba:
yen? worauf derſelbe auffer Saffung gekommen, und ihm
eſchiedenermaßen der Rüden zugekehret. |
Mad; geendigter Meckienburgifchen Commiſſion, und
m Jahr, 1724. entſchloß ſich dee nunmehr alte Sreiß,
ine annoch in Frankreich lebende Schweſter und feine
ahlreichen Neveus und Niecen in der Provinz Bretagne,
‚os feinem Ableben zu beſuchen; zugleich aber auch für 2 .
stnee Neveus, Namens. Beaufan .de Grosquier, (die
vegen der Revolte des Breragnefchen Adels proſcribiret
varen), den Pardon bei dein Duc Regent zu bewürfen;
d hierinn gelang er gluͤcklich, vorüber fowohl, als von
ner ganzen Reife nach Werfiherung eines glaubwuͤrdigen
annes, er ſich nie ohne Entzücken und Vergnuͤgen, Hat
drücden können. Kurz nad feinee Ruͤckkunſt aus
anPreich bekam deſſen einziger Sohn, welcher als Riti
äfter in ſeinem Cavalerie : Regimente durch eine gefches
Vertauſchung ftand und ihn auf feiner Neife begleitet
tie, ein auszehrendes Fieber, weiches beilen keben
a Ä ahr
| |
'
.
’
595°
Jahr 1728. in dem Zeitynnct feines Avancementt vum
Major endigte.
Drieeſer harte Fall ſchlug den würdigen alten "Mans
dermaaßen nieder, daß ſich feine Sinnesfräfte mie Able
Diefes Jahres Yerlohren, und nebſt den ſehr zunch.urtiden
Stein : Schmerzen fein Ende beſchleunigte; welches bean
auch am sten Diau ı 729. im 77ſten Jahre feines Artırs nad
55 Sahre feines Dienſtes, zu Ebſtorff erfolgte, also
feine Gebeine zunaͤchſt denen von ſrinem Sohne nahen;
Bon feiner Verheirathung und Familie ift übrigens wech
anzuführen: daß er fi im Jahre 1695. mie Derothes
Louiſe von Charreard verheitachete. Diefelbe war Hof-+me
bey der Gemahlin des Herzogs Georg Wilhelm zu Zelle,
und eine Tochter des Fuͤrſti. Saͤchſiſchen Geheimtenracht
und Oberjägermeifters von Charregrd,. einer im Ode
ſiſchen etablirten franzöihen Familie. - Sie war zum.
mit einem Cavalter von Lüneburg zu Wabtlingen,
feibft mit Genehmigung der Herrichaft verfprochen; ca fir
aber mehrere Neigung für den von Saint Laurent harte,
fo entführte er fie, und ließ fi diefelbe zu Didenftadt
entrauen ; welches Verfehen, da er bey der Herrfchaft im
Gnaden fiand, ungeahnder blieb. - Sie verſtard fruͤh,
“md zwar wie er während -des Succeffions s Krieges Im
Beide ſich abweſend befand. Er hatte mit derſelben 2
Kinder aezeuget als einen Sohn: Anton Simon de Far-
cy de Saitrt Laurent, den obangeführten 1728. verften
benen Rittmeilter in feinem Cavalerie s Regimente; uud
eine Tpchter: Eleonore de Farcy de Saint Laurent,
gebohren 1701. , vermählt 1722. an den Majer Zw
dolph Otto von Eſtorff auf Barnflädt; marde 271g.
Witwe, und ſtarb am sten März 1785: in 84ſten Jahre
ihres Alters. Sie war eine Mutter von 7 Kindern, vos
welchen fie aber nur einen Sohn, den zeitigen Generalllen
tenant; von Kftorff, von der bannoverfihen Tawalerie,
nachließ. - F
| Wann fhltefilich es die Dankbarkeit erforder, Key
dieſer Gelegenheit "eines. rechtichaffenen. Gretſes, in - der
Derton des in 1750 oder $ı u Didenfkadt in Penfion
verftorbenen mehr den sOjähriaen Auditeurs Lriewmeyer
zu erwähnen, zumal viel? von deſſen würdigen Neven's nd
Kst
-
%
⸗
Be 497 .
im Koͤnigl. Dienſt, feinem rechtſchaffenen Character Ehre
machen; So erachtet man ſich ſchuldig, auth daruͤber in
Nachticht zu geben: daß ſothaner Niemeyer ſeit An⸗
fang des Succeſſions⸗Krieges, als Auditeur dey dem da—⸗
zyals neu errichteten von Schulenburgifchen itsigen gten
avallerieregiment Dragoner, bis zu dem Tode des 1708.
an feinen Wunden zu Bruͤſſel verftordenen Oberften
von Elze, geftanden; durch feine bekannte Rechtſchaffen⸗
heit aber von dem damaligen Generalmajor von Saint
K.aurent, als Auditene bey feinem Eavallerieregiment ges
- fordere worden. In dieſer Function hat er in verfchiedes
nen wichtigen Aufträgeh, befonders vorzüglich während der
Zeit, da der Öenerallieutenant von Saint Laurent als
Gouwuerneur verfhiedene Winter s Auartiere über, in
Bruͤſſel commandirte. die Feder sefüet: nicht weniger feit
dem Frieden von Haftadt, bis zum Able
Senerals, mithin auch zur Zeit der Erecutions : Commifften
‚is Mecklenburg als Secretair aſſiſtiret: Aberhaug-t aber
deſſen Sefihäfte mit einer fo uneigennüßigen: and’ ausge⸗
zeichneten Treue deraeftallt verwaltet, daß die hinterbliches
nen Saint Laurentfchen Erben, nicht genugfam, wie hier,
durch geihlehet,. der Afche diefes rechtſchaffenen Greiſes,
ihre Dankbarkeit zollen können. et
: Nordheim, am 28. Octbr. 1790.
2
XII.
Preistabelle der nothwendigſten Lebens⸗
mittel, in den verſchiedenen Gegenden der
Hannoͤverſchen Churlande, vom Januar,
Februar und März 1791.
Bey nachftehenden Preiſen iſt auf alles das wieder Ruͤck⸗
Acht zu nehmen, was in dem erſten Städe der Annalen
ssierten Jahrganges &. 213: cheils wegen der Muͤnzſor⸗
sen, theils wegen des, in einigen Provinzen auf dem
u
Tleiſche ruhenden, Licents angeführt worden.
ben des gedachten
E. O. A. v. Eſtorff.
598
" Dannenberg
Cuchau
Lauenburg
Ratʒeburg
Burtepude
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Northeim
Einbeck
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” Hannover
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Dannenberg
Luchau
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| XI.
Beförderungen und Avancements, vom
Januar, Sebruar und März 1791.
Sm Eıvilftande:
Bey den höhern Sandes-Collegien und was damir
in naher Verbindung fteber:
. Ben der KriegessCanzley zn Hannover.
Der bisherige Here Hofg:richtsafleffor Bremer und der
bisherige Herr Tanztegauditor Straf von Bielmanss
egge, zu Kriegsraͤthen.
Bey dem Oberappellationsgerichte.
Der Herr Advocat Blauel, und
der Here Cand. juris Brandes, als Adjuncti in der Ober⸗
appellationsgerichtscanzley.
Bey der Juſtiz⸗Canzley zu Zelle.
Die bisherigen Zelliſchen Canzleyauditoren, der Sachſen⸗
Lauenburgifche Herr Hofgerihtsaff effor Georg Heinrich
von Döring, und
der A Hr. Bofserichtsaffefer Seorg Friede. v. „obs
horſt, zu extranrdinatren Hof: und Canzleyraͤt hen
. Der Herr Eand. juris Georg Frieder. Wild, von Harling,
als Auditor in der Ratheſtube. _
Ben Gefandfchaften.
Der Herr Hofrath und, bisherige Reſident Muͤhl zu Wien,
> zum bevsihnächtigten Minifter am Fapferl. Hofe.
Bey Hofe .
Der zeitherige Kerr Soflanter von Lichtenſtein, zum |
Eammerjunfer. -
Ben dem Forſt⸗ und Bergwefen.
Der bisher im Amte Uslar geſtandene Herr reitender Foͤn
ſter Rampf, zum Oberförfter in den Aemtern Maͤn⸗
ven, Brafenberg und Reinbgufen. 2
er
1. 605
Da Hear gandpheffus Doctor May zu —
zum Unterharziſchen Bergmedicus.
Ben Landſchaftlichen Stellen,
Der Here Geheime Kriegesrath von Hake, zum Lands und
Schahrath des Fuͤrſtenthums Calenberg.
Bey Aemtern.
Der bisherige Hr. titul. Amt tfchreiber Mündmeyer, j zum
Supernum. Amtſchreiber beym Amte Diepholz.
Ben ftäbtifchen. Dienften.
Sa Here Senator Melchior Georg Reiche, If dem Hrn.
Schatzſecretair Schlüter in Einbeck, unter ertheiltein
fang, eines Siadtſetretairẽ cum ſpe fücsedendi, ad⸗
ungiret.
Avancement im Militair,
‚vom erſten Januar bis zum Schluſſe des
Mär; 1791.
vorh. nn » Rege, wohl bie| Aue
Regt. Verſetz. geſchehen Datum
A. Eanalerie. |. [179
Zu Maj ors
0ſind ernannt: |
@|Hr. Nittmeifter von Schulte. 120Mez.
21Hr. Rittm. Suerland. i6Mrz.
2He. Rittm: Meyer. — | i8Mrz.
5Hr. Capitain Oldenburg. liaqbcri.
Die vacante Majoritaͤt des auf fein Anı
ſuchen der Dienfte entlaflenen Hrn.
Major von Bluͤcher, dem beymſ/
Meg. vorhandenen Hrn. titul. Major
, von der Wiſch. |
Zu Lieutenants. .
715Hr. tit. Faͤhndrich und Regimentsberei
tee Weidemann. zum tit. Lieuten. 2ꝛ1 Sum,
R r 4 J Hr.
- 606 HPA
vorher Regt. wohin biel Ane.
Meat. Verſetz. gefihehen! Darm
“ . ’ 1791.
71He. Faͤhndrich Oldenburg, zum titul.
Lieutenant. | 22 Jan.
2Hr Secondelieuten Graf von Oeyn⸗
baufen zum tit Premierlieutenant. 4 Ich,
21H. Corner von VOalentini. zum dt.
Regim. Bereiter, unter dem Charact.
vom Premierlieuten. _ G. u5Febr.
Zu Cornets und Faͤhndrichs.
,. N1H8 Quartiermeiſter Cari Koch, zum
A. tit. Faͤhndrich· 21Jan.
6Hr. Wachtmeiſter Ernſt Scharnborſt,
zum tit. Faͤhndrich. ıBöch..
B. Infanterie
- . Zu Majors.
13He tit. Major von Weddig, für den]
verftarbenen Hrn Major von Schu;
lenburg, zum wuͤrklichen Major, | 7
Berner find zu Majors ernannt: "
©®.| fr. Sapitain von der Wenfe, 11Mrz.
G.He. Capit. von Haſſel um.
1Hr. Capit. von. „anitein. g Räg,
21H. Capit Ouenfell 13 Ir.
6Hr. Capit von Walthaufen. 14 Mrz.
son. Capit. von Bey. ıoPr,
Zu Compagnten.”
Dem Zen. tit. Capit Pregelius, die
erisdigte Compagnie des zum Chef
des Sättingifchen Landregim. ernann
ten Hen. Capit. von Raufmanns9
3|Dem Ken. ct, Capte. Droͤge, die va:
. cante Compagnie des verftordenen
Hm, Capit. non Waithaufen. 6
: Bu Eapitaine. _
sj68. Lieutenant Beicke, zum zten tit.| .
Capitain. nn 14Maͤrz.
Hre.
N Br u
vorher. |
Nest.
3 F Bit. Aorens, zum 2ten einıl,
“ u Kientenants,
IIHr. Faͤhndrich Von Zuttermann
zum wuͤrklichen Lieuten.
1Hr. —* Gerkens ‚zum wartiichen
319r. Zahndr von der Decken, zum
tit. Lieuten.
6Hr. Faͤhndr von Monroy, zum tit. |
Lieutenant
11Hr. SAhnbr. Niemeyer, zum tit. Lie
12| fr. —X von beimbruch, zum
. N Lientenant.
11Hr. Gefr. Corporal, Franz Ludewig
von mylius ‚ am wärtüichen
Fahndrich.
u Hr. Lader Otto von Stoddaufen.
1Hr. Gefr Corpor. Ehriftian Friedr. Em
gel von Deteräborf.
IHr Cadet Carl Ludewig von Brenn.
R Hr. Sergeant Georg Fried. Voͤl
121Hr. Gefr. Torpen org von ou
G Ar tillerie.
u Mojors,
Hr. Capitain Kitten
D.. Ingenieut Corps.
607
Verſetz. seſhehen Datum |
" 179.
5Marz.
um.
mir
horn
ME,
22Mrz.
23 Mr,
25 Mrz,
4Min.
5yMaͤrz.
6Maͤrz.
März.
22M
25 Mrz
21Mrz.
1320).
E
68 re
E. fandregimenten
| Zu Compagnien .
Beym Bannoverfien Landregim Zur vacanten Eonfpagnie
für den verfiorbenen Hru. Plazmajor mb Eapitain Is
“Motte, der zte Hr. tit. Eapit. Clemen, vom z3tm
Infanterieregiin. von Ahlefeidt zum Tapitain.
Dimiffion haben genommen mit dem Character
.vom Oberftlieutenant.
Öfte Cavall. Reim. Hr. Major von Blibdher,
mit dem Character vom Major.
*8 Reg. Hr. Prem. Lieuten. von Hinuͤber, ohne
on
mit dem Character vom Capitain.
ıfte Infant, Regim: Hr. Lienten. Kuderwig.
be — — e. Lient. Blandard.
ste — — Sr Lieut. von Weybe.
12te — — Sr Lieut von Werfebe
Ä - auffesdem:
Leibgarde. Hr. Secondelleitenant und Regim. Bexeiter
Speptin von Hardenberg
— — Hr. Lienten Graf von Har
‚sote Inf. Req. Hr. Capitain Drepper. |
Dem Ken, Leuten. Ebhard vom Diepholziihen Lands
„zegim. iſt unter Capit. Character, die nachgeſuchte Du
miffion,
und dem Shen. Cadet Friedr. Reichhelm vom ıflen Inf.
| De beym Abſchiede der Character vom Fahndrich,
Im geiſtlichen Stande:
Bey Stiftern und Kloͤſtern:
Dem Hen. Faͤhndrich von Heck, beym ſoten koͤnigl.
Infanterie⸗ Regiment, .die durch Abſterben des Hen.
Öserappellationsgerichts Protonotarins Ohſen, beym
Stift St. Alexandri in Einbeck eroͤfnete Vicarie.
Ertheilte Charaktere.
Dem Hm, HofgerichtsAſſeſſer von Ferſen zn Han⸗
nover, ben Character und Rang vom Hofrath. De
7
. . \
07, wu 609
Den beyden Hrn. Amteauditseen; von BlenFe zu Hoya,
und von der Decken zu Ofterholz, den Character und
‚Rang vom. Droften. "
| ‚Dem bisherigen Hrn. Elb zollner Meyer zu Lauenburg
Im Character vom Oberzollinfpectar mit Oberammmanne .
ange
Dem rn. Berghaͤndlungsſchreiber Hanſing, das. Pri⸗
dicat vom Buchhalter, jedoch mit Beybehaltung feiner
‚ bisherigen Anciennite nach dem B andlungsſchreiber
Merkelbach. es ve
Dem me Öremen aeſtandenen Wund ı und Augenarzt Sen.
-Friedrich Biſchof den Character von Hofoeuliſten.
Auſſer Dienſt find gegangen:
Der Sen Oötsforfkmeifter von Olderohaufen nit
Penſion. |
Auf der Univerſttaͤt zu Gottingen haben die
Doctorwurde erhalten:
1791. San.ıs. Sr. —8 Be Br. Genie aus Göttingen,
Mag.
— Bebr. 5. — Roll gem. Seder, aus Goͤttingen,
= nd — Due, Heine. Serman, aus *
| deshauſen, i. d. Medie.
Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind
examinirt und immatriculirt worden:
Kr. Carl Eprifttan Andreas Noanchmeyer, aus Werden,
als Advocat und Motar
Hr. ; nbenig Friedrich Cart Schäfer, aus Hameln, als
vocat.
* Doctor, Johann wuhelm Seelhorſt, aus
Zelle, als Advocqt, ohne Examen.
‚sr. Ernſt Chriſtian Voitmer, aus Zelle, als Advocat.
Sr: Door. Anton Conrad Sofas Conradi, als
Notar,
J re " . . .
B r j
leo _ u J XIV.
V
1
XIV.
Heyrathen.
Es And geiramet:
Sannar 179.
Den ı0ten, Hr. Baron von Grätingen mit ber Größe
von Beyn Tochter bei Syn. Gemeratmaber Grafen
von Deyn! aufen, zn Daunonr.
Yliemann aus Hannover, getraut ze
‚ ‚Bennigfen.
Den ııten, Hr. Dauptmann Yrens som ten Eanal.
Begim, mit Det Gronartz zu Moisburg.
Febrenar. on
a nel ge —
{ e, mit weil. Hr. eges ſeer
Iaflenen Dem. Tochter, getr. zu Luͤneburg. y
Den 27/ften, Hr. Gener. Major von Wiutio, mit ber
Fraͤul. Eonventualln von Behr zu Luͤne, nachgelaß.
weil. Hrn. Landbroften von Behr auf Häuslingen.
Den ı8ten, Hr. Drof von Bothmer zu Di mit
ber aͤlteſten Fr * Tochter des weil. Drau. Generals von
Muͤuer; ger. zu Nienburg.
u
Todesfälle
Es find neſtorben: J | ur
.
-
| Sanugr 1791, i
Den ıften, Dr. Paftor Pott zu Landringhauſen.
8 en aten, Frau Paſtorin Lohmeyer, geb. Ja nocky zu
elle. |
Den sten, Hr. Rath und Profeſſor an der Nitter s Afas
demie au Lüneburg ann Friedr. Jugler, im
Te
»
- A su
re feines Alters. Er ftand zuerft ald Profeſſor bey dem
She — Gymnaſium zu dbeiffenfets. Bon hier fam
er mit dem Eharafter vom Rath, ald Inſpector 1764. an
Die Nitterafademie zu kuͤneburg. Legte 1787. bie damit
verbundene Lehrftelle, nachdem er ſchon zuver die Inſpection
“aufgegeben hatte völlig nieder, weil. ein unheilbarer Staar
Ihm die längere Verwaltung feines Amts ohnmoͤglich machte,
- Kehielt aber zur Erkenntlichkeit für die geleifieten nuͤtzlichen
v
>
Dienfte, den völligen Genuß ſeines gehabten Gehalts. Das
viele Bute, welches er durch Bildung und Unterricht geftifs
tet, wird noch lange mit erfenntlihem Andenfen von her
roßen Zahl derer geehrt werden, die ihr jetziges Gluͤkẽ und
Bufriebenbeit , feiner Zeitung mit zu danken haben, In der
gelehrten Welt ift fein Name durch mehrere Sxhriften vets
erwigt worden, wovon dag Hamberger Meufelihe gelehrte
Teutſchland ein Verzeichniß barlegt. Das auf feinen Te
won ihm — hinterlaſſene Gedicht, enthält den lezten Bes
weiß der frommen Geſinnungen, und des edlen Charakters,
welche beyde ihm jederzeit ein ſehr werthes Eigenthum
waren.
Den ıoten, Hr. Penſionair Obriſtlieutenant von Pleſſe
au Bederkeſa.
Vom ııten auf ben 1aten, Hr. Hberappell. Rath von
Werkmeiſter zu Selle, Talente und Wiſſenſchaften dahnten
ihm den Weg zu verfchiedenen wichtigen Yemtern. Den
‚erfien Gebrauch feiner uusgebreiteten Rechtsgelehrſamkeit
war der Abvocatur gewidmet. Hernach wurde er Aſſeſſor
und Rath im Conſiſtorio und Hofgerichte zu Hannover, von
bier aber zum Mitgliede des Höchften Landesgerichts befbrbest..
Den ı3ten, Verwitwete Frau Superintenbentin Stros
meyer geb. Reinbold zu Göttingen. | |
Den ı4ten, Hr. Amtſchreiber Rarhlef Fl Nordholz.
Er ſtand mit in der Zahl der einheimiſchen Schriftſteiler,
und hat unter andern einen Auszug aus dem Hannoverſchen
Magazin, von Abhandlungen über Gegenſtaͤnde der. Polizey
Finanzen und Deconomie beforget.
Den ısten, Fran Majorin von Roſcher geb.von Roh⸗
ven. zu Zarfefeld. Das
Den zsiten, Srau Dectorin Trefenreuter geb. Lieber⸗
kuͤhn zu Zelle. | \
Den zıften, Hr. Oberappellations + Protonotair Ohſen
zu 3elle,
j u Bebruar.
\
⸗
62 ev 5
\ | Februar. |
Deu ıften, Hr. Johann Heinrich Pratie, Seneralfu⸗
perintendent der Kirchen und Schulen, auch Eonfiftoriairarb
‚ ber Herzogthümer Bremen und Verden, zu Stade. |
Wir hoffen im näcften Stüde eine intereflante Chara⸗
eteriſtik des Verſtorbenen, von einem ſehr competenten Ver⸗
faſſer liefern zu koͤnnen.
Den zten, Hr. eieutenant Milon vom iſten Auf. Are.
: „38 Harbdegfen.
Den 3ten, Hr. Kaufmannsgitbemeifter und Stadtdepu⸗
tirte Bornemann zu Göttingen. Ä .
Den zten, Verwittwete Frans Zollverwalterin Jäger zu
Otters berg.
Den sten, Hr Rath und Landſyndicus des. Herzogs
thums Lauenburg, D. David Jonathan Scharf. zu Moun.
Den rıten, Sri. Conventualin von der Wenfe zu Ebs
ſtorf, aus dem Haufe Eldingen.
8 ge ııten , Frau Paſtorin wittkugel geb. Wendt zu
ade.
Den 12ten, Hr. D. Joh. Benjamin Roppe, 8. Eh.
Eontiftorialrath und erfter Hofprediger zu Hannover. Durch
die guͤtige Worforge eines‘ Befördererd der Annalen, haben
deren Lefer eine Biographie diefes verdienten Mannes dariz
zu erwarten.
Den ızten, Hr. Amtmann Ruperti zu Ottersberg.
Den ı6ten, Berwittwete Fr. Cammerſecretairin Aug»
urg. 2 | “
Den ı6ten, Frau Rentmeiftetin Iſenbart geb. Au—
mann zu Bentheim. M
Den ı8ten, Hr. Stadtwundarzt Lammersdorf, Hebs
J
ammenlehrer zu Hannover,
Den aıften, Hr. Paß⸗ und Zollverwalter Winkelmann
zu Bremervdrbe.
Den aaiten, Hr. Platzmalor und Hauptmann la monte
zu Hannover.
Den 22ſten, Fr. Lieutnantin Zimmermann geb, San⸗
der zu Winſen an der Lahe.
\ Den
‘
PAR - ‘613
Den auften, Hr. Oberſter und‘ Droft von Wrede zu
Iſenhagen; ein fehr verdienter Officer. Unter feiner Aufuͤh⸗
zung flaud eines von ben neuen im 7ihärigen Kriege errichs
‚teten Wegimentern. =
Den asften, Fr. Oberamtmanntin Meyer geb. Datje u .
Bremervörde. J
M a r z.
Den iſten, Hr. Paſtor Hausmann zu Limmer.
Den zten, Verw. Lieutnantin Oldenburg zu Hannover.
Den rten, Hr. Joh. Georg Arn. Gelrichs der Phil. D.
und Privat Docent zu Göttingen. Im Jahr 1787. Erönte -
Die daſige theologifche Facutät eine von ihm verfertigte Abs
Handlung, weiche er nebft anderen Kleinen Schriften im Drud
herausgegeben hat. . on -
Den sten, Hr. Dauptmann.und Kap: Bereiter im sten
Casv. Reg. Otto Chriftien Sothen. Er war Berfafler einer
ließ ein, die Befchichte der Hiefigen Truppen betre
Abhandlung über die militairifche Reuterey R —AF
ende⸗,/ Wer
im Manuſer.
Den ısten, Hr. Kriegesagent Salomon Michael Da,
vid zu Hännover; er verordnete in feinem legten Willen vers
fhiedene milde Stiftungen, woran auch Ehrifkten Theil neh⸗
en. 2
hie ı3ten , Verwittwete Frau Zollverwalterin Ziel zu
en. .
Den ı3ten, Hr. Paſtor MI. Schwabe zu Barbie.
Den ısten, Verw. $r. Stallmeifterin Elderhorſt geb.
v. Muͤller zu —E i horſ ge
\ Den ısten, Fr. Paftorin Schwedermann geb. Lode⸗
. mann zu Ürbergen. _ .
AN aıften, Hr. Conſiſtorialrath und Generalfuperint.
D, Job. Sriedr. Jacobi zu Zelle, von deſſen Leben wir eine
. umftändlihe Befchreibung zu Itefern, und vorbehalten...
Den aıften, Berw. Sr. Paſtorin Rolle, geb. Berkell—
mann zu Schloß Ricklingen. For seb. Berke
3
! x “ .
7. Den
[3
Bew. fr. Maiscin von Zaffel ab.
"She ——— vi. vor
Denefehler im aten Städ bes sten Jahrgangs.
- : &eite 324. Lin. 13. von oben if flatt der Worte: und weil
fobann die ganzen Eurien — zu feßen — umd weil fos
dann Landräthe und Deputirte bie ganze Curit reprae⸗
fentiren.
ER
.
Innhalt des dritten Stud, |
welches die ſtehenden Arrkel von den Monathen D
wu Januar „Februar und März 1791.
— enthaͤtt. u
L Innhalt der Allgemeinen und Specials Ver⸗
ordnungen, welche vom Junius bis zu Ende
Septemb. 1790. in den Braunſchw. Luͤne⸗
burg. Ehurlanden publicirt find.
©.419
I. Entwurf der im Sande Hadeln beſtehenben |
Gerichtsverfaſſung. S. 431
au Die landſchaftliche Verfaſſung des Zuͤrſten⸗
thums Calenberg. S. 453
Cuanal. se Zahrg. 36 &)
es
m.
616 XX
IV. Die Vorzüge der meer hen Berfc
fung, neh Biobachtungen uber Damergus
ter im Herzogthumn Bremen. ©. 65
V. Ernbtebericht des Jahres 1790. S. 494
1790. S. 512
vn Bergbau. -
Berpeigniß derer mit Ausrtalöiplug Meurinifcene
: hsa sten Gehe. 1791. in Betrich geblichenen Ge;
werfihaftlihen Graben des rinfeltigen Darzes,
wie felbige für Die Sewerien, nah ihrem Ber;
“ mögenszufande, entwederl von biefem Quartal
‚ Ausbense gegkben, "ober auf künftiges Dnarral
Zubuße erfordert, aber fi frey gebaner haben;
unt mie der Preis der Kust gewweien iR. ©. 526,
vm Veſchrebungd des 5 Gentene zu Breſe. S. 532
IX Votrleh der —* gu Ollerehe am Harz
‚ In den. Jabren 1783. und 1791, ©. 565
X, Zugabe zu; obigen Kuffape, 1 ‚bie landſchaft⸗
liche Verfaſſung bes Sürftentgums Calen⸗
berg beriffenb. ©. 56e ”
- xL
= I
\ f
' -
—————— Ge ¶ V
re 7
xx Miſcellaneen. ee
1) Beytrag u Sqcatzung der Spofbitaitätäcafen Ä
- der Handwerker. ©. 571. 2) Auszug eines
Schreibens ans Münden, vom Jan. 1791. ©. 573
3) Koften einer Mahlzeit bey einer Kichenvifi N
tion vom Jahr 4671. und 1672. ©. 574 Ey
Nachricht von dem neu angelegten Mitktaichofpt;
tale zu Hannover. ©. 575. 5) Nachtrag wer
gen einiger hollaͤndiſchen BindöhlmÄhlen im Bros
mifhen, &.581. 6) Nachleſe zu Muͤndens
Waſſerfluthen. ©. 584. - 7) Biographie des
Kgonigl. Großbritt. und Churf, Braunſchw. Luͤneb.
General⸗Lieutenants der Cavallerie, Innhabers
eines Regiments zu Pferde, Commendanten der
Feſtung Kalkberg und der Stadt Lüneburg, auch
Droſten des Amts Ebſtorf: Amaury de Farcy
de Saint Laurent. S. 586.
X. Preistabelle der nothwendigſten Lebensmit⸗
“tel in den verfchiedenen Gegenden ber hans.
növerfchen Churlande, vom Januar, Fer
bruar und Mär; 1791. ©. 597
+» XI. Veförderungen und Aoancements vom
Januar, Februar und März 1791.
v %&
Im
cy PAS
Ye Eulikuöe (cz = linie. cc Ya
gelides Erste 5
—X
XIV. Sun E
XV. Tesille ES
a nnalen
J J
Sraunſchweis— - Sünebursifen
Sburlande.
Fuͤnfter Jahrgang.
Viertes Stack.
Hannover,
gebdruckt bey W. Pockwitz jan.
3 79 10
® J
⸗
..
\
J.
Innhalt der allgemeinen und Specialver⸗
ordnungen, welche in den Monaten Octo⸗
ber, November und December 1790, in”
den Braunfchweig : Züneburgifchen
Ehurlanden publiciret find.
.
.
163.
Publicationspatent ber mit dem koͤniglich preuſſi⸗
fhen Hofe unterm 18ten Auguft 2750. ges -
fchloffenen Durchmarfchs und Etappen-Eonvens
tion. Hannover, den sten Dctob. 1790.
i Hr. im Jahr 1697. errichtete, in dieſem Jahre
revidirte, erweiterte und erneuerte, am ıgtew
Auguft von Heyden dazu Bevollmächtigten Miniſtern abs
gefchlofiene, von Seiner Königl. Majeſtaͤt in Preuffen
am a27ſten Auguſt, und von Sr. Königl. Majeſtaͤt, Un⸗
ſerm allergnaͤdigſten Herrn, unterm 14ten Sept. ſelbigen
Jahrs genehmigte und ratificiete Convention, enthaͤlt Im
Weſentlichen folgende Puncte:
| Tta 1) Beyde
4
-
622 PIE
1). Beyde Theile wollen einer des andern Lande wit
Durchzuͤgen und Märfchen, fo viel immer.gefcheben kann,
verſchonen und dieſelbe, es fey denn, daß die unnngängik
‘ge Noth es erfordert, nicht fuchen noch verlangen ; viek
weniger aber für andere, als die in ihren wöärtligen Plig:
ton ſtehende Volker begehren,
2) So oft dergleichen Mari) von den Truppen des
einen Paciſcenten durch des andern Lande gefchehen uaf,
ſell nicht allein von Demjenigen, dem bie Truppen ange⸗
Hören , dem andern die Notification des Durchmarſches
‚and die gewöhnliche Requifltion bey Zeiten fchriftlich ges
ſchehen und der Ort, woher fie kommen und wohin fe
geben; imgleichen wie ſtark und unter weffen Commando
die Truppen fowol an Mannſchaft ale Dferden, emme
etwa dabey befindlichen Commiſſariat, Proviautweſen,
Artillerie und anderm Attirail fie find, angegeben, ſon⸗
dern auch über die feſtzuſezende Marſchroute und wie die
Warſchtaͤge und Nachtlager einzurichten ſind, zuvor be⸗
hnufige Communication gepflogen, und dieſe durch gemeine
ſchaftlichez Einverſtaͤndniß regulirt und feſtgeſetzt werden,
maßen die marſchirenden Truppen und deren Commans
deurs gehalten und dazu anzumeifen find, daß fie Diefe
Marſchrouten genau befolgen und davon nicht wilkührs
He abweichen. Von dem wuͤrllichen Aufbruc der Tenps
* pen und ihrer Ankunft an der Gränge, fol auch jederzeit
fruͤh genug vorher und ſo zeitig die Nachricht ertheilt
werden, daß der zu ihrer Durchführüng Ju ernennende
Kommiffarins zu ihrem Empfange an der Graͤnze abge⸗
ſandt und das Noͤthige zu den Nachtlagern und der Ver⸗
pꝓflegung von Ihm gehoͤirg vorgekehrt werben koͤnne.
1) Den
2 07 U - 623
1 W
. 3) Den Regimentern, Bataillons und Korps, weis.
che einen Durchmarſch durch des andern hoͤchſten Paci⸗
ſeenten Lande auf obige Weiſe nehmen, ſoll jederzeit ein
AMriegs oder Marſche Commiſſarius mitgegeben, und ders
ſelbe in voraus nahmhaft gemacht werden ; und diefem
lieget ob, ſofort bey feiner Antanft dem gegenfeltigen
zur Durchführung cemmitticten Tommiffario von den
etwa waͤhrend des Marſches bey den Negimentern und
Korps eingetvetenen Veränderungen und Abgaͤngen Nach⸗
richt zu geben, und ihm eine Eracte⸗Liſte des würklichen
Veſtandes und der Stärke ver Eompagnien und Corps
an Officiers, Unterofficiers und Gemeinen and Frauen
und Knechten neb Angabe, wie viele Dortionen zu vers
abreihen, and mas an Bourages Nationen erferderlich
und wenn fie zu verabfolgen find, mitzutheilen, damit
die Diſtribution und. Anweiſung der Quartiere mit Dede
nung geſchehen toͤnne.
Jener Kriegs⸗ ober Marſch⸗ Commiſſarlus iſt auch
ſchuldig, über das Verabſolgte mit dem gegenſeitigen
Marſch:Commiſſario zu liquidiren und dafür gleich baare
Zahlung zu Teiften, oder in Entſtehung deffen darüber
eine gehörige Quitung, worin Maaß und Gewicht bey
den Nationen ausgedrüdt feyn muß, auszuftellen. Wo⸗
fern aber nicht allemal ein befonderer Commiffarius den
b
Teuppen mitgegeben werden koͤnnte, alsdann foll der
dieſelben commandirende Dfficier gehalten ſeyn, die ger
noffene Verpflegung von einem Nachtlager zum andern
zu liquidiren und entweder ‚glei au enapien oder gehe
rig in quitiren.
.. Tt 3 Auf
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uonoſcheetſten, wie vorberiirt werten, a⸗
ui werden, Dan wii ash Geyberici Laria alt»
denn nat Dilglicrteit fügen ums ulyae echehlite Krkes
de bie Truppen keine Umwege negmen Iafhen;, zur wer:
Den beyde Ihelle dahin ſehen, Daß eine Route nit zu
ofi genommen ober ein gar zu großes Cotys auf einmal
benfelben Weg geführt, fondern damit nad) Sriegenheit,;
fo oft als möglich abgewechſelt werde. Es uk and, ben
ſolchen Drörfgen jederzeit genaue yad ſcharfe Manna⸗
zucht gihalsen werden, und an Zäunen, Hecken und
Gadumen, beſonders aber an dem Korn und Ber Saat
auf dem Aelde und der Graͤſerey der Wieſen kein Scha⸗
ben geſchehen, widrigenfalls dieſer und aller ſonſtiger
aus
RR 62.
zugefuͤgte Schade no landuͤblicher Giliger Taxe zu be⸗
PP oe
zahlen iſt.
6) Wenn die durchgehenden Truppen in Dörfer,
Flecken und Exädte zu liegen kommen, müflen ſie ohne
Inſolenzien nach der Eommiffarien Anwelfung die Quar⸗
tere nehmen, und fich mit bes Wirthe gewöhnlichen
Zeuer und Licht begnügen, die Offieiere aber, wenn fie
ein mehreres Begehren, ſich ſolches ſelber auſchaffen und
bezahlen.
7) Lar jede Mundportion, das iſt, die wetstigung
eines Gemeinen und Unterofficiers auch eines Knechts
und Soldatenfrau auf einen Tod, beftebend in Brod
nebſt Hausmannakoſt, wie fie der Landmann zu geben
pflegt, und norhdärftigen Bier, ‚fon bezahle werden
3 Gutegroſchen oder 4 mar. 4 Pf.
„für einen Berliner Scheffel Hafer 14 gqr. oder 21 mar.
89 x» &entnme Den 12ggr. oder 18 mgr.
das Schock Stroh oder 6oo Pf: .— — 2 Rıhle
3 den Scheffel Hexil — - zopf.oberı mot. 2 pf.
einen Wagen mit 4 Pferden beſpannet, oder für 4
- Borfpannı Pferde von einem Trachtlager zum andern, mits
hin auf einen gewöhnlichen Marſchtag von 2 bie 3 Mes
im — — — Rihlr.
für ein Reitpferd auf ſolche Tour 13 ggr. oder 27 mgr.
.s dnen Boten pro Meile — 4ggr. oder G mar.
alles in vollwichtigen Piftolen, dad Stuͤck zu Mıhlr.
gerechnet, und wovon jede Piftole 12575 hollaͤndiſche
Aſen fein Gold haͤlt.
a Tt 4— Wenn
—
626 ae s
, Bean Büner, Gaͤnſe und ander Geflügel und ou:
ſtiges Fleiſch von den Officiers oder für Kranke verlangt
wird, muß folches. beſonders bezahlt werden.
Damit auch in Anfehung des Werhälmifies des
Berliner Maaſſes und Gewichts gegen das Dauudverk
fhe keine Ungewißheit obwalte, fo iſt Belieben, ſolches
alfo feflzufegen, daß
a) 24 Verliner Scheffel oder ein Wifpel gleich zu rech⸗
’ nen find 42} Hannoͤveriſchen Himten, oder 4 Berli⸗
ner Scheffel find beynahe gleih 7 Yanndseriihen
Himten.
-b) x Berliner Centner zu 110 Pf. fol gleich ſeyn 1055
Saundverifchen Pfunden, mithin iſt der Berliner
Centner um 4 Pf. leichter wie der Hanndverifige
Was obiges Werhältniß ber Kornmaße bey den ges
woͤhnlichen Nationen der beyderſeitigen Truppen in Ha⸗
fer, Gerſte oder Rocken ausmacht und beträgt, ergiebt
die dieſem Reglement angehängte Tabelle, nach welcher
ſich die Truppen und Commiffarien zu richten, auch im
Sal kein Hafer angeſchafft werden kann, ſtatt deſſen
Gerſten und Rocken in obigem Verhaͤltniß zu nehmen
haben.
8) Die Infanterie fol etwa 2 bis 3 Meilen, Ne
Eavallerie aber durchgehends 3 Meilen den Tag marfchis
zen, ale wornach fih denn die Nachtlager vichten. Wenn
aber die Truppen 2 oder hoͤchſtens 3 Tage ihintereinaus
der marichirt haben, alsbenn pol denenfelben der dritte |
- oder vierte Tag zum Nuherage vergönnet werden, als
. worauf bey Regulirung der Marſchrouten zu fehen iſt.
9) Weg:
ee nen uni nen GE a· Er > m ⸗ meet
Se N, u 627
9) Wegwelſer und Boten dürfen nicht eigenmaͤch⸗
sig genommen oder mit Gewalt gezwungen werden, ſon⸗
dern es find ſolche von dem Durchfuͤhrungs⸗Commiſſario
oder der Obrigkeit des Orts oder Dorfs, worin das
Nachtquartier gewefen, oder wodurch der Weg gehet, zu
erfordern, und aledenn, wie im 6. 7. benimmet iſt, Mei⸗
lenweiſe zu bezahlen.
10) Damit auch mit den Vorſpann⸗ und Bazage⸗
oder Kranken Kubhren Maaſſe gehalten werde, fo follen
deren nicht mehr als’ hoͤchſtens 2 vierfpännige auf den
Staab eines Regiments ‚und 2 auf jede Eompagnie ge⸗
ſtellt, und bey ſchlimmen Wegen allenfalls mit 6 Pfers
ben beſpannt, in dieſem Fall aber eine Hfpännige Ruhr
per Tag mir 3 Rıblr. bezahlt werden. Wenn aufferors
denei viel Kranke bey den Truppen fi finden, altvenn
hängt es von der Ermäßigung des Durchführung Com
miſſarii ab, noch einige mehrere Fuhren zu ihrem Trans
fport geyen Bezahlung zuzuftehen.
Ale Zuhren, Vorfpanns und Reitpferde geben unr-
- von einem Nachtlager zum’ andern, und dürfen unter
teinerley Vorwand von den Truppen weiter mit fich ges -
nommen werden, ſondern es find dieſelben ſofort bey. der
Ankunft in dem naͤchſten Nachtlager zu entlaffen. Es
iſt die Pflicht der Officiere und der Commiſſarien, dahin
zu ſehen, baß die Wagen nicht uͤberladen, die Fuhrlente
nicht miſhandelt, und die Vorſpann⸗ und Reitpferde
nicht Abertrieben und beſchaͤdiget werden, geſtalten der
den Unterthanen zugefuͤgte Schade an Pferden, Wagen
und d Geſcher auf gyſchehene Anzeige erſetzt, und derſe⸗
Tt 5 nige,
628 IPA
nige, ber ſich dethalb etwas zu Squlden komen Baffen,
dafür angeſehen werben fol.
11) Bann unverhoft geſchwinde Maͤrſche etwa zaeı
fallen follten, fo daß bie gewöhnlihen Reysifiteriaies
und darauf ergebende Berfägunsen an Eomwiffarien
und Beamte, ehe die Truppen das eine oder andere
Territorium erreichen , nicht zuvor einfaufen Binnen,
alsbenn follen Die Regierungen, Kriegs: und Domalnens
Sammern, Eommifiarien, Beamte und Orts Obrigkeiten
ſchuldig feyn, auf desjenigen hoͤchſten pacifcirenben Thelis,
dem die marfchirenden Truppen zugebören, an fie kom
ende Mstificationes und Päfle, fo Sauge dieſes Regle⸗
ment von Daner iſt, den gefuchten Durchmarſch, wie im
vorhergeßenden verglihen iſt, zu verflatten und daren
alſobald an die Miniſteria zu Berichten.
12) Was Abrigens dasjenige betrift, was hierin
nicht enthalten iſt, fo bleibt es bey den vorhin erlaffen:n
Mearfch Edicten and Verordnungen, au des Reichs
gemeinen Sagungen und Eonflitutionen, und es iſt von
den beyden Höchften packicirenden Theilen Gelicht, daß
diefes reciproße Reglement vorerſt von dato an zwanzig
Jahre gelten, alsbenn aber. eripieiven ſoll.
Tabelle
von dem Verhältniß.der Nationen in Rorn nad
Berlinifcher und. annoͤveriſcher Maaſſe.
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Denen DzstiE Seraiss vocherlerrı: Ayurirrırn Fairen,
eine uene Fabritk vieler X uhr mL rin unten;
Soc WÜ auf dem Jaa, 2:5 eire oier tee anbere der
ſchon werhazzınen Eatritra wos oem bermmanger Io
seruchmer nid weiter betrieben mi-te, einem Drittes
deren Fertigung fiey ur untezszmen bieder.
165.
"Ausfchreiben der Regierung zu Stabe, die Ceſſſon
des Augmentsdes Tebacks⸗Acciſe⸗Aequidalent⸗
Geldes betreffend. Stade, den often Oct.
1790. "
Durch daſſelbe wird allen Duartalsı Verſchlags⸗ Com⸗
miſſarien, auch Landraͤthen von der Aitterſchaft und den
Staͤdten in den Herzogthumern Bremen und Verden zu
Ihrer Direction bekannt gemacht, daß reſoldiret worden,
das mittelſt Ausſchreibens vom 14ten Auguſt 2720. aus
geordnete augmentum des Tobacksacciſe-Aequi valent⸗
gelbes aufhören zu laſſen, fo, daß ſelbiges um Neujahe
1791. nicht wieder, ſondern nur allein Das Amplum
des gedachten Geldes zu erheben fey. |
" , 166.
|
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X ⁊
Ey | “U.
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/
166.
Verordnung „ daß die Poften nicht ſollen mit
Fourage beſchweret werden. Hannover, ben
aten Nov. 17790.
Kraft derſelben ſoll den Poſtbedienten und Betten
durchaus nicht geftattet werden, bie orbinaicen Poften .
&
mit Pferdefutter zu belaſten, am allerwenigſten aber '
mit rauher Fourage irgend einer Art. Nur in’ ganz _
aufferordentlihen Fäden follen. vierfpännige Fuhren 2
Himten Hafer oder ı Himten Rocken oder Bohnen, und
zweyſpaͤnnige Fuhren die Haͤlfte aufladen duͤrfen. Auch
u auf die Ertrapoften fol fi dieſes wenigſtens in Anfer
Bung der rauhen Fourage, mworunter der ‚Nogenannte
Hexel mit zu verſtehen iſt, eeſtrecken.
167.
Conſiſtorial⸗Ausſchreiben die Inſtruction für
die Schullehrer zur Unterweiſung der Jugend
nad) dem neuen Landes⸗-Catechismus betref⸗
fend. Hannover, ben 12{en Nov. 1790.
In dieſem Ausfchreiben wird verordnet:
1) daß fämmtliche Prediger des Candes am Sonntage
nach Eoiphanias, den gten Jan. 1791. die genehs
migte Einfuͤhrung bes neuen Catechiemus, in einer
beſonders darauf einzurichtenden Predigt ihren Pfarr⸗
‚gemeinden befannt machen, ihnen den davon zu hof;
fenden Nutzen recht uͤberzeugend vorſtellen, und ſie
ſowohl zu dankbarer Freude üder dieſe Wohlthat, als
ju deren treuen Benutzung ermuntern ſollen.
J J
9
2,
so
632 | BP
3) Die Superintendenten follen ben Prebigern 7
befondere empfehlen, die monathlichen Schul⸗ Confe
renzen zu Anweiſungen über den Sebrauch bes mens
Catechismus ſorgfaͤltig zu benutzen und vermittelß
derſelben den Schulhaltern die Beachtung uud Anı
wendung der Inſtruction moͤglichſt zu erleichtern.
3) Bey der Ifhterweifung der auf Oftern künftigen Jahe
re6 zu confirmirenden Kinder, kaun zwar ber bisher
rige Catechismus beybehalten werden, jedoch fe. daß
Rn
%
auch der neue.dabey zweckmaͤßig benutzt und die Con⸗
firmanden angeleitet werden, ſich deſſelben als Leſe—
buchs zu bedienen.
4) In den Schulen iſt der neue Catechismus Baldındar
lichſt, fo wie es jeden Orts Umftände verfassen, als
eigentliches Lehrbuch zu gebrauchen. Soliten
indeſſen die alten Catechismen vorerſt, jedoch ſoteu
ſtens bis zum neuen Anfange der Winterſchule anf
Michael künftigen Jahrs als Lehrbuch noch berbe⸗
halten werden; fo iſt dennoch der neue Catechismus
als Kefebuch fofort mit zu gebrauchen.
5) Auf gleiche Weiſe iſt in den affentlichen Catechismus⸗
tiſchen Penforum, au erfehen feyn. Die
lehren, denen auch Erwachfene beymohnen, gleichfalls
der neue Catechismus baldmoͤglichſt zu brauchen. Wie
uͤbrigens auch dieſer neue Catechismus fuͤglich in z}
Jahren in den oͤffentlichen Sonntags; Catechismusleh⸗
ren zu endigen ſtehe, ſoll aus einem demnaͤchſtigen
Eatwurfe einer zweckmaͤßigen Eintheilung der cateches
In⸗
‘
⸗
En, _ 2). 633
Inſtruction für Schullehrer sur Unterweifung
* der Jugend nach dem Churbraunſchweig⸗
Cuͤneburgiſchen Aandescatehismus -
ſelbſt aber, enthaͤlt im Wefentlichen folgendes: .-
Bey jedem Religioneunterticht iſt vorzuͤglich zu
beobachten:
x) daß nichts vom Kinde erlernet weich, was nicht: vor⸗
Ber nach dem Maaße feiner Fähigkeit wirklich vom
ihm verflanden, und als wahr, heilſam und auf ſeine
Geſinnung und fein Verhalten anwendhar, erkannt
und begriffen worden u
3) Daß das non ihm Verſtandene und Begriffene ſei⸗
nem Gedaͤchtniß fo eigen gemacht werde, daß es ſich
deſſelben mit einer gewiſſen Leichtigkeit wieder erin⸗
nern Böune, Nach dieſen beyden Scundfägen muß
: daher au kuͤnftig
1. ‚Unfte chriſtliche Jugend die Cehren und
Vorſchriften der Religion, imgleichen die Ges
{dichte derfelben, mit Verftand einfehen, und
auf fich ſelbſt nüulich anwenden, lernen. Sie
“muß alſo, ehe an irgend ein Auswendiglernen gedacht
wird, vor allen Dingen angeführte werden, über den -
Sinn desjenigen, was fie erlernen fol, ſelbſt nachzu«
denken, und defien Hauptinhalt fo au faſſen, daß ſie
denſelben auf ihre Ars und mit eigenen Worten anzuge⸗
ben im Stande iſt. Man hat es ſich mit großer Sorg⸗
falt angelegen ſeyn laſſen, dem Catechismus ſowohl in
ſelnem ganzen Zuſammenhange, als in ber Stellung
ber beſondern Lehren, in der Abſaſſuns der Fragen,
Antı
64 - DBAE
Aurworten nub Aumerfzsuen, in der Ansuehi de
Ocrifiielen, und in ber Verfügung von Lirberverfen,
eine ſolche Einrichtung ;u geben, daß nad Zimleizung
deſſelden die Jugend zum eigenen Hadtenten über di
Biclision und zum Gefühle ihrer Wideigfeiz für menfs
lie Ruhe und Tugend auseführt, und alle bey dem
ganzen lnterrichte beſonders auf irn Berfianb und
auf ihr Herz gearbeitet werben möste. Diefes eigens
den Zwecks des richtigen Verſtehens urd ber frucht⸗
baren Anwendung aller bibliſchen Seligismälcheen
uud Vorſchriften, den man durch den Sebrauch dieſes
Catechismus vornemlich zu erreichen wänfde umb-hefft,
muß fi ber Lehrer bey der Iinterweifung ber Jugend
beitändig erinnern, und fein Maͤglichſtes hun, Daß feine
Lehrlinge alles mit Verſtand einfehen, im Bezirhung
anf fich denken, und aufibr Herz und Leben zur Bil⸗
dung ihrer Gefinnungen und ihres ſiulichen Vechal
sens anwenden lernen. Auffer Exempel uud Uebung
wird die Beobachtung folgender Regein hiezu fehr ber
. förderlich, feyn koͤnnen:
1) Bor allen Dingen mache ber Lehrer fi felbft ben
ganzen Catechismus nach feinem gefammten Inhalte
. and Zuiammenhange recht befaunt, nad unterlaffe
es nie, auf jeden zu ercheilenden Unterricht ih ders
geſtalt vorzubereiten, daß er felbft basjenige, was er
die Kinder lehren will, recht einſehe und die Wichtig
keit davon empfinde, Auf eine treue und gewiffens
hafte Beobachtung diefer Regel kommt alles an.
3) Bey der Unterwetiung ſelbſt laſſe der Lehrer das _
OStuͤck des jedesmaligen Unterrichts, ſey es eine Frage
And
m | j \
BL „7 > 635
und Antwort, oder ein Spruch, oder ein Liedervers,
oder ein Theil der Religionsgeſchichte, ein oder etliche
mal von einem im Lefen bereits geuͤbten Kinde fo vers
nehmlich herlefen, daß ſchon durch den Ton, mit weis
chem gelefen wird, bie übrigen Schulkinder auf die
eigentliche Hauptſache aufmerfam gemacht werden.
Treffen die Kinder diefen rechten Ton, der die Haupt⸗
fache dem Ohre fühlbar mad, nit, fo muß der
Lehrer ſelbſt das. unrecht Geleſene richtiger vorleſen.
3) Das Geleſene frage der Lehrer nach einer vernuͤnfti⸗
gen Zerglieberung folgendergeſtalt durch: a) Zufoͤr⸗
derſt leite er die Kinder an, daß ſie den Hauptgedan⸗
ken, der in dem Geleſenen enthalten iſt, ſelbſt aufs
‚finden. In diefer Abſicht wende er jede Frage, die
er darüber thut, fo lange auf verichiedene und mans
nigfaftige Seiten, kehre fie um, verändere fie, und
drüde fie, mit andern Worten aus, bis die Kinder
deutlich einfehen, worauf es vornemlich ankomme.
b) Haben die Kinder diefen Hauptgedanken gefäßt,
und wien alid, wovon eigentlich die Rede if, dann
erſt gehe er das Uebrige, was zur Erläuterung, Bes
flimmung, Einſchraͤnkung odes Anwendung da ſtehet,
ebenfalls frageweife durch, und üÜbergehe nichts, was |
zur Berichtigung falfcher und zur Ergänzung unvolls
ſtaͤndiger Begriffe der Kinder über die vorgetragene
Materie dienen kann. Nar huͤte er ſich, daß er nicht
ſelbſt zuviel ſpreche, und fordere beſtaͤndig durch zwecke
mäßtge Fragen bie Kinder auf, daß fie mis. eigenen
Morten angeben, ‚wie ſie dies und jones num yerfiches
(Annal, 5r Jahrg. 4461) Mu und
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5) Enbii laffe ex einige Kinder, eines mad Vom an
dern, den Aauptinhait des ertheilten Lnterridgts mit
eigenen Worten angeben, unb fie fethf Barı wieberhos
len, was jur Erläuterung ober Anwendung baräber
ongemerti worden.
Bir aber auf Diefe Veiſe für den Verſtand und
ba6 Herz der Kinder geforgt wi pp muf sun au
nicht weniger
Il, das Gedaͤchtniß derſelben durch woͤrt⸗
liches Auswendiglernen richtig verſtandener
Grundſaͤtze und Vorſchriften fleißig geuͤbt wer
den. Denn nicht zu gedenken, daß überhaupt ohne
einen Votrath im Gedaͤchtniß aufbewahrter Wahrheiten
ein mertuche ee err Ausbildung ber
Ber
n
>
}
Dre 67
Merftandesfräfte und des eigenen Nachdenkens unmog⸗
—
Ho iſt, fo kommt inſonderheit bey ſittlicher und relil·
gioͤſer Bildung alles darauf an, daß gewiſſe Grunds
füge der Serle fo geläufig und vertraulich werden, daß
man diefelden zu aller Zeit und bey jeder Veranlaſſang,
fo oft man einer Grinnerung, Esmunterung oder War⸗
mung bedarf, leicht umd ohne vieles Nachſinnen fi
wieder ins Gemuͤth zuruͤckrufen kann. Dazu benutze
denn der Lehrer, außer den voranſtehenden fünf Haupt⸗
ſtujcken der chriſtlichen Lehre, vornehmlich die ganz ab⸗
gedruckten bibliſchen Spruͤche und die ange⸗
haͤngten Liederverſe, die recht eigentlich zu dem
Zwecke da ſtehen, daß fie von den Kindern, nachdem
ihnen alles, was darin dunkel feyn. mögte, hiniaͤnglich
erklaͤrt worden, wertlich auswendig gelernt werden
polen, \ on
»*
Nach dieſer allgeme inen Anweiſung, wie der Cate⸗
chismus nach ſeinem ganzen Inhalt ſowohl fuͤr den Ver⸗
ſtand und das Herz, als für das Gedaͤchtniß der Zus
gend zu behandeln fey, wird nun noch in Anfehung der
einzelnen Theile deſſelben folgendes zu pflihemäßiger
Beobaqctung für Schullehrer bemerklich gemacht: '
1). Die fünf Hauptſtuͤcke, welche als ein kurzer Ab⸗
riß der chriſtlichen Lehre voranſtehen, find nicht binter
einander und auf einmal, ſondern nach und
nach auswendig zu lernen, fo wie die Kinder durch
. bie. ausführlige Erklaͤrung der shriftlichen Lehre in
‚den Stand gefept worden, ſolche hinlänglich zu vers
oe. Von dieſen fünf Hauptſtuͤcken iſt Dr. Lu⸗
‚ua there.
. ⸗ 9
’
638.
thers Erklaͤrung abſichtlich getrennt, und ald du
Anhang dem Catechismus beögefaͤgt, nicht damit fe
den Kindern, am wenigſten den ſchwaͤcheren und zar⸗
ten, zum Auswendiglernen aufgegeben werde; fen
dern damit der Lehrer felhft dies große Meiſterſtaͤk
einer kurzen, faßlichen und kraftvollen Darfiellung
dee ganzen Chriſtenthumslehre immer vor Augen
Habe, um bie erwachfenen und. geüßteren Kinder an
Jedem ſchicklichen Orte darauf hinweiſen, aud wehl
die kürzefien nnd zugleih fruchtbarften Antworten
z. B. die ErPlärung des erften Gebots, der Ans
vede an Bott im Vater Unfer, des Schluffes
des V. U. und dergleichen auswendig lernen laſſen
zu koͤnnen.
2) Bon der ausfuͤhrlichen Erklaͤrung der chriſtli⸗
chen Lehre iſt alle Unterweiſung in der Religian aus
zufangen, und babey folgendergeitalt zu verfahren:
2) Weil Anfängern, fo wie Aberhanpt Kindern von
ſchwaͤcherem Werftande und Gedaͤchtniſſe, es viel zu
ſchwer fallen würde, alle Catechismus: Fragen und
Antworten richtig zu fallen und zu verfiehen, und
Alle abgedruckten Spräde, auch Liederverfe, auswen⸗
dig zu lernen, fo find diefenigen Fragen, Sprüche
und Verſe, welche bie wichtigeren Lehren und Pflich⸗
ten des Chriftenchums am deutlichſten und kuͤrzeſten
ausdräden, mit.einem } bezeichnet. Nach biefer Aus
weifung ſchraͤnke der Lehrer feinen Unterricht bey Dies
ſen Anfängern und Schwäderen ein, gehe vorerſt mar
die. bezeichneten Sragen, Sprüde und Kieders
verfe anf die oben verseſchricdene Art mit den
dar
| Pre | 63
durch, und made fie fo mit dem alfgemeinen Inhalt
der chriſtlichen Lehre zwar kurz und auf eine ihren
noch ungeübten und ſchwaͤcheren Verſtand weniger
angreifende Art, aber doch in einer gewiffen Vollſtaͤn⸗
bigfeitund in einem leichten Zufammenhauge bekannt;
für fie bezeichneten Spruͤche und Liederverſe auf, das
mit auch diefe ſchwaͤcheren Kinder bey einer nur mäfs |
figen Auſtrengung des Gedaͤchtniſſes dennoch mit den
allerwichtigften und fruchtbarften Religionsſaͤtzen vers
traut werden mögen. db) Die Abrigen Fragen, Ant
worten, Sprüche, Anmertungn und Liederverfe,
zweckmaͤßig zu benutzen. Vorzuͤglich kaffe Ach der Leh⸗
zer eine befondere Aufmerkfamteit auf die beugefügten
Anmerkungen empfohlen feyn, und gebrauche fie zu.
der Abſicht, die vorgesragenen Lehren. näher zu. bes
fimmen, zu erläutern, und deren Anwendung den
Herzen der Kinder wichtig zu machen; jeboch fehe er
bey dem allen immer auf die Faͤhigkeit der Kinder
zurüd, und vermeide alle Weitſchweiſigkelt. c) Was
endlich die blos eitirten Sprüche, bie nicht etwa
anderwärts im Catechismus abgedruckt ſind, betrift,
fo find dieſe der Regel nach nicht zum Auswendigler⸗
nen aufzugeben, es wäre Denn, daß einige derſelben
3. €. die in den Anmerkungen zu Abſchnitt VE. Frage
21 umd 146. als Denkſpruͤche empfohlnen, und aͤhn⸗
tiche, Tür: fähigere Kinder von den Predigern aus⸗
‚zum Ausiwendigiernen aber, gebe er ihnen nur die
“find erſt nachher ur Brweiterung der Religionas
Erkenntniß der fähigeren und geübseren Jugend
draccklich dazu ausgewählt würden, nach deren Ber
on Mu3 — ſtime
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Tg gm
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Fimmurs ſich die Eiuliehrer zu raten Gaben. Suah
. werben fie iu der Kirche uud Se nur amfgeihie
gen, geleſes aud kurı erfikt, Damit Die Kizder feidf
Die Bibel gehörig brauchen lernen, zub n2G zu
nad zu eigener genaue Getemuticbaf: mis berfellez
Den weden. Wien bar in berieiben nur Die alırn
wichtigſten Beränderungen und Degebenheicen aut
gewäßit, alles in kurze Abfuitte verthetit, und bey
Der eigenslichen bibliſchen Seſchichte die Gtellen der
Bibel Gemerkt, die zur Erklärung der Durz zufamımens
gedräugten Geſchichte Bienen. Diefe- nehme der Lehh⸗
ser bey feiner Vorbereitung auf jede Erzählung zu
Haͤlfe, laſſe fie aber auch von den Kindern feibf aufı
ſchlagen und leſen, damit die ihuen erzählte Sefchichte
‚ befto beſſer von ihnen behalten werde.
Bär dieſe Religlonegeſchichte ik in jeder Woche mes
ntgſtens Eine Otunde auszuſetzen, und dabey etwa
auf folgende Art zu verfahren: a) Der Lehrer ers‘
. zhHfe den Inhalt eines Abſchnitte, und führe zu deffen
Erlaͤuterung aus den angeführten bibliſchen Sicklen
mehr oder weniger Umſtaͤnde an, je nachdem es ben
Kaͤhigkeiten und Kräften der Kinder angemeflen if.
b) Dann frage er das Erzählte ein oder mebreremale
buch. C) Darauf lefe er ober eins der aufmerkſanu
ſten und im Leſen fertigfien Kinder deu ganzen Ab⸗
ſchnitt laut und vernehmlich Her. d) Zulezt loffe er
W „ce
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⸗
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7’ zu 4
ein und anderes der fleiſſigſten Kinder die ganze Su
ſchichte in einer freyen Erzählung wiederholen.
4) Die Liederverfe find zwar mit dem Catechismus
vornehmlich nach der Bolge von Abſchnitten und Fra⸗
gen, die uͤber ihnen angegeben iſt, zu verbinden, da⸗
„» mis ſogleich dasjenige, was der Verſtand der Kinder
gefaßt hat, aud ihrer" Empfindung nahe gebracht
werde. Da indeffen diefe Verſe nicht einzeln den
Fragen beygefügt find, fondern eine befonbere Sams
Jung ausmachen, fo wird ed zu einer natzllchen Wie⸗
derholung der Religionslehren dienen, wenkidie Kin⸗
der zu "Zeiten geübet werden, aus den gefaßten und
erlernten Liederverſen, fo wie ſonſt wohl aus bibli⸗
ſchen Spruͤchen, die Religionslehre obed Mflicht im
Catechismus, worauf fie ſich Araleben, mit heinjsnigen,
was zur Erläuterung und Anwendung derfelben beym
Unnterrichte ausführlicher vorgetragen worden, felhft
anzugeben.
5) Bas vorhin üher den Religlonsnnterricht Aberhaupt
angemerkt worden, iſt gleichfalls auch in Aniehung
der angehaͤngten Morgens Abend; und Tiſchge⸗
bete zu beobachten. . Sie möäflen zufoͤrderſt ihrem
Inhalt nad den Kindern verſtaͤndlich gemacht, und
dann erſt von ihnen ins Gedaͤchtniß gefaßt werden,
jedoch ohne daß man ſie gerade an dieſelben Worte
bindet. Fuͤr jüngere und ſchwaͤchere Kinder ſtehen
nur die karzen Gabete da; die größeren ſind für ges
üdtere beſtimmt; für. die zur Abwechſelung and zur
‚Berhütung aller mechaniſchen Einfoͤrmigkrit im Beten
auch noch andere aus Liedarverfen gewaͤhlt werden
J u u 4 konnen,
648 RA
Binnen, 3. E. Abſchnitt J. Frage 9424. 30433.
VII. 66173. 1685173. Ueberall aber ift bey Diefem
* and andern Gebersübungen oft an das zu erinnern,
was im VIlten Abihritte Frage 96. u. f. über ein
Sort gefälliges Geber bemerkt ift, damie die Kinder
fruͤh von ihrer erfien Jugend an zu einem recht chriſt⸗
Uchen Gebete gewöhnt werben.
168.
Verordnung die Einführung eines neuen Landes⸗
Catechiemus in ben Fürftenthumern Calen⸗
berg, küneburg und Grubenhagen, und in den
Grafichaften. Hoya und Diepholz betreffend.
Hannoyen, den sgten Novemb. 1790.
| 8. mehrere Befdehrruug Aero zweckmaͤß⸗gen, eher
furchtevolle Liche für die Religion und chriſtliche Tngens
ben immer weiter verbreitenden. Schulunterrichta iſt
dadurch, ftatt der, in obigen Zärftenthämern und Graf⸗
ſchaften bisher gebraͤuchtich geweſenen, verſchiedenen
Catechismen, der nurgedachte nent, von dem bannes
verſchen Eonftflorio aus geatbeitete gemeinfchaftliche Lau⸗
descatechismue, für ſaͤmmtliche obige Landesprodiczen
verordnet und eingeführet worden.
169.
Verbot der Einfuhr des Iuneburgifchen Abdrucks
bes nenen Landes⸗Catechismus in das Fürs
ſtenthum Catenberg, und bes cafenbergifchen
- in das Fuͤrſtenthum tüneburg. Hannover, den
often Re, 2799. Zu |
x oo. Nas
? ©
x
643
Nachdem ‚der ausſchließliche Berlag des neuen Landes⸗ u
Catechie mus, für das Fuͤrſtenthum Calenberg dem Mo⸗
ringiſchen Wayſenhauſe, und für das Fuͤrſtenthum Lane⸗
Burg der Sterniſchen Officin zu Lüneburg fandeöherrlich
bewilliget worden; ſo wird allen Unterthanen, beſonders
- aber den Buchführern, Buchdruckern nad Buchbindern i
beyder Fuͤrſtenthuͤmer, ernfilih und bey Wermeidung der "
Confiſcation der Eremplarien, die Einfuhr und der Vers
Zauf des läncburgifchen Abbrucks ind Calenbergiſche, und
des calenbergiſchen Abdrucks ins Läneburgifche, unters
fagt. -
u
170.
Ausfchreiben des Confiftorii in Stade, die eins _
gefchlichenen Unordnungen bey Erbauung und |
Reparationen der geiftlichen Gebäude betref:
-. __fend. Stade, ben 2often Nov. 1790.
Da tönigliches Conſiſtorium bey den eingekommenen
Baus und Kirchenrechnungen haͤufig bemerket, daß we⸗
der bey Erbauung neuer geiſtlicher Gebäude, noch bey,
“ Mepgration ber bereits vorhandenen, nöthige Sparfams
. Belt und Aufſicht herrſchen, ſondern vielmehr die einges
ſchickten und genehmigten Bauanſchlaͤge ohne bewegende
Urſachen betraͤchilich Überfgritten, und fie nicht felten
pon unerfahrnen Perſonen verfertiger und die Baue und
Reparationen beſorget werden; fo hat daflelbe für nöthig
erachtet, an alle-Superintendenten und Pröbfte der dors
tigen Herzogthuͤmer, folgende Vorſchriften ergehen zu
laſſen.
1) Laͤſſet man es zwar bey der in deſſelben Aus⸗
Shseiben vom isten Februar 1730, enthaltenen, und
Uns durch
644 Re
durch die Juraten Inſtruction 6. 14. Befiktigten Griesis
niß, daß die Prediger und Juraten ermächtiget find, ſie
fi, und ohne vorgäugige Genehmigung folge Nevarn
- tionen zu verfügen, deren Betrag fih unter so Mat
Labiſch erſtreckt; es verſteht fich jedoch nom ſelbſt, daß⸗
ſammie in einem Jahre an allen geiſtlichen Cheblue
verwendete Baus und Neparationskeſten ſich zum po
Dart Lübifh belaufen mäflen. |
2) Die Prediger und Juraten haben vor demYatı
= sange des Decembermonates bie in den folgenden Jahrt
nothwendigen Bepararionen an den geiſtlichen Gehdu
- den, wenn fie über so Mark Luͤbiſch betragen, anzmen
gen, wibrigenfalls haben fie zu gewärtigen, daß die Re
parationen nicht genehmiget, und, wenn fie etwa eigens
maͤchtig veranſtaltet worden, deren Lrftattung aus ben
Kichenmitteln verweigert, und biejenigen zur Sea
Iung verurtheilt werben, welche bie wrgeſchriedev⸗ Aus
arige verabpumer haben.
3) Diefe Anzeige der vorfallenden Reparationen if
möglich genan einzurichten, und dem Befinden nad
ein von Werkverſtaͤndigen verfertigter Auſchlag beyzu⸗
. fügen. | ’ . N | P -
4) In dem Berichte fol zugleich von ben Prebigern
und Juraten angezeiget werden: a) ob die Jährliche Ein⸗
nahme der Kichenmigtel zu der Beſtreitung der Reparas
sionstoften Hinreiche ? oder 06 b) ein Zufchuß nöchigfep ?
und c) woher er erfolgen könne? d) ob die Materias
lien an Ort und Stelle und zu "wenn Dreife fie zu *
> \
u Fe 645
‚ben find? und e) oh der Bau nech einiae Zeit aufge
fchoben werden koͤnne?
5) Wenn diefe Anzeige eingekommen iſt, wird dafs
. -felbe dem Befinden nach, entweder die Reparationen ſo⸗
:fors genehmigen, vder aber durch einecn zu ernennenden
Commiſſarium bie Nothwendigkeit des vorhabenden
. Banes, und wie er am zweckmaͤßigſten beſorgt werden
-.
un —— — —— 2 — wu
“
könne, unterſuchen laſſen, und auf deffen Bericht weirere
Vorſchriften ertheilen. |
6) In dem Falle ein belonderer Commiſſarius zur
Anordnung des Baues ernannt wird, fo haben Predis
ger und Juraten deffen Worfchriften genaue Zolge zu Tels
- Kten, und nicht für ſich eigenmaͤchtige Abaͤnderungen zu
creffen, widrigenfalls daffelbe Ach zu hochſt unangeneh⸗
men Vorkehrungen gegen die Uebertreter bewogen finden,
und fie m empfindlichen Ahndungen zu ihrer Pfucht zu⸗
ruckzufuͤhren wiſſen wird.
7) Es verſteht ſich von ſelbſt, daß wenn unvorher⸗
geſehene Unglädsfälle eine ſchleunige Reparation noth⸗
wendig machen, und es dadurch unmoͤglich wird, beifels
ben Genehmigung und Vorſchriften einzuholen, alsdann
es dem Gutfinden der Prediger und Juraten aͤberlaſſen
bleibt, die gehörigen und zweckmaͤßigen Vorkehrungen zu .
sreffen; jedoch müflen fie -
x .8) fofort dem Conſſſtorio den verurſachten Schaden,
and die von ihnen veranftaltete Verfügungen anzeigen,
wofern ſie nicht in die im $. 2. angedrohete Strafe vers
fallen, und die Koſten aus toren Dans Mitteln ſtehen
wollen. “
| 9) Da
. — ⸗
me. un _ —
——n. . —
e;5 BI
s Zr un niet sen temfiigen sähe Ws
sis i:ifüe baber eusfahen, Def für zur nlfbigen Bere
Sisnen wit in Zeiten aulsrgs wurden, (sußere derq
Eorsichsfeu aub Unchtiaufen ven Eıhbaten übechenb
nehmen laſen; fo behäk Fb das Esnikuriumm vor, i5
foldyen Shen derch einen von ik angeertnnsen Eammils
ferzum unterfadgen za laficu, eb bie Prebiger uub Zus
son darch Die von ihnen verafikume Ziugaige aime fihlens
nige Ausbefierung veranlaft haben, ba Denn bie Scha⸗
bigen mit empfiublidgen Gepbaſſen, uub, Dem Vefuben
nad, mit der Erfisttung der Saufen ans ühzen eiges
nen Mitteln belegt werben follen.
10) Ein gleiches findet Statt, menu bie Prebiger
und Jurasen eine an nub für ſich gar midye ellüge Fepas
sation Aberellter Weiſe und eigenmädtig Dernehunen.
11) Im Abrigen verficht es Ach vom feibk, deß an
ben Orten, wo bie Prediger und Juraten möcht die Aufı
ſicht über die geiſtlichen Sebaͤnde führen, fendern die Res
yarationen von den Gemeinen und ihren Depntirten us
weder allein oder mit Zuzichung ber Kirchen Patronen,
nicht weniger von legseren Allein beforgt werben, dieſe
Merfonen ih ebenfalls nach ber in dieſer Berartnung
.. enthaltenen Vorſchrift zu achten Haben,
171.
Verordnung für bie Fuͤrſtenthuͤmer Calenberg,
Goͤttingen und Grubenhagen, die Veraͤuſſe⸗
rung ber Gemeinheitsantheile betreffend.
Hannover, den 7ten December 1790.
Madsen verſchledentlich Gemerkt worden, daß bie Befls
ge
E02 2) 647
Wer pflichtiget Reihehoͤfe in obigen Furſtenthümern ſich
zu Zeiten beygehen laſſen, den ihrem innehabenden Hofe
an den Gemeinheiten der Dorfſchaft zuſtehenden Antheil
an die Gemeinde ſelbſt, oder an einen andern, zur Su
zmeinheit ſchon Berechtigten, zu veräußern, und derges
ſtalt einen ſolchen Hof aus der Claſſe der pflichtigen Reis
Heftellen Herauszufegen, und von Iragung der Öffentlis
hen und Gemeindelaſten zu esimiren ; dergleichen Aties |
nationen der Semeinhritsantheile jedoch auch Bey ſolchen
r Höfen, welchen feine meperrechtliche oder andere, eine
. Solche. Veräußerung ſchon ohnehin. verbietende, Eigen⸗
ſchaft anklebet, nicht nur überhaupt. der Landesverfafs
fung, fondern auch insbefondere der wegen Redintegri⸗
rung ber Höfe, und Bebauang wäfter Stellen unterm
sten Sun. 1691. erlafienen Verordnung zuwider laufen;
So wird das In ebengedachter Verordnung bereits
liegende Werbot einer ſolchen Weräußerung der Gemeing
heitsantheile hiemit nochmals. erneuert, und hiedurch
verordnet: daB
ı) alle dergleichen Veräußerungen ober Berpfäns
dungen der Gemeinheitsanthrile, ſowohl an bie Gemeins
. defeläft, als an einen in der Claſſe ber Reiheſtellen ber
findlichen und bey der Gemeinheit bereits intereffirten
Hof, auch bey ſolchen Häfen, die in keinem gutsherrli⸗
hen, meyerrechtlichen, oder dem Ähnlichen Nexu ſfehen,
ſchlechterdings und in feinem Fall zuläßig ſeyn;
2) Die Beräußerungen der Gemeinheitsanchelle
an einen andern, in der Claſſe der Reiheſtellen bisher
uicht befindlich geweſenen Hof aber, zwar an ſich nicht
verbo⸗
werden, nt chic ara Ge; fe mir Damm
3, abe ticfer Berertuung —
Werkuferungen flyer Art Ae mädye, «x:
Ateet werben.
erſchiedene, zwiihen den hiefgen und Tirküh
Heſſen⸗ Cafſelſchen Landen obmweitenbe Grhaz
und Surisdictienäftreitigteiten, Gatten ſchon im Altern
Zeiten bie Verabredung erforberlidh gemacht, dag, wenn
die benachbarten Aemter ober Gerichte, bey einem euts
ſtehenden Rechtöftzelte, in eine Jurissictteunsceliifien
gerathen würden, alsdaun beyderſeitige Gerichtto brig⸗
Reiten ein logenanntes judicium mixtum zu fermiren,
und ſolchergeſtalt bie Sache gerneinfchaftlih zu iurmiren
und zu entſcheiden Gaben follten. Da es inzwiſchen Bis
eg: an einer Beſtimmung gefehlt hat, wie es in Ab⸗
ſicht der, von dem Ausfpruch eines folden judicii mixti,
don dem einen ober bem andern Theile, etwa zu ergreis
finden, Appellation, zu datum; fo IR nuumehre auch
dier⸗
*
„7 | 649
gieraber zwiſchen Röniglihem und: Ehurfücklichen und
Den Farſtüch heſſiſchen Miniſterio zu Caſſel unterm aoſten
Auguſt vorigen Jahrs diejenige Convention verabredet
- amd geſchloſſen worden, weiche wir anſern Leſern damit
in extenſo liefern.
Seiner Königlihen Mojefikt son Großbritannien ,
und Churfuͤrſtlichen Durchlaucht zu Braunſchweig⸗Luͤne;
burg, Wir zur Regierung Dero Churs und Birklichen |
Bande verordnete wärkliche Geheime Raͤthe
(Seiner Hochfuͤrſti. Durchlaucht des regierenden
Herrn Landgrafen von KefiensCafel, Wir verordnete
wuͤrkliche Geheime Raͤthe) urkunden und bekennen hie⸗
mit: Nachdem durch den, wegen der Auburgiſchen, Meus
gleichenſchen und Hoͤckelheimiſchen Streitigkeiten mit
dem Hochfuͤrſtlich Heſſiſchen Hauſe (Churfuͤrſtlich Braun⸗
ſchweigiſchen Hauſe) getroffenen, Interimsrereß vom
26ſten July 1740. $. 4. feſtgeſetzt worden, daß, wo⸗
ferne inzwiſchen ein ſtreitiger Punet ſich zutra⸗
gen und vorfallen ſollte, ſolch ein actus falvo cm .
jusuunque jure von beyden Thbeilen abgemacht
und nie zur Conſequenz gezogen werden ſolle,
jedoch bisher zum äftern ‚Zweifel darüber entſtanden
And, wie es alsdann zu halten fey, wenn gegen bie von
einem, nach Vorfchrift dieſer Verabredung, in vorkom⸗
menden Faͤllen durch beyderſeitige Beamte und Unter⸗
obrigkeiten formirten gemeinfchaftlichen Gerichte ober
. fogenanuten judicio mixto abgegebenen Erkenntnifſe
bie Appellation zur Hand genommen werden wolle; fo.
haben Wir kraft von Allerhoͤchſtgedachter Seiner König.
. Majeſtaͤt' und Churfürftt. Durchlaucht —9—
©r, .
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6» DPA
Er. Beaftc}t Tare:120ı) Laser Epeckaibeiis
arı um Fürkl. Er its Tiviee Tierbesautpeni
green Iehrimen Winberic, t:e Ichereimlnufe gerne
fen, vielen Zweifiia tur Kekigung size: gewiller Bes
guiariys hierher, abindeliea, zui ind Dem zu False
in Asſficht aller Arpellatienen von ben, im vorfımnas
den Zäflen, cenvertioutmäfig fermirten judiciis mishs
nachfolgende Punkte verabzetet und feigefehe erben.
1) Bleibt es dem, ven einem mirdergefegten ;udi-
do mixto, appellirenden Theile äbrlanen, bey mes
dem vor beyberfeitigen competenten Obergerichte berielle
Die Appellation einführen will; und fcü, wenn eime
bon beuden Theilen bie Appellatien an beyde Appel
tionsgerichte ergriffen werben follte, alttannn bie Juris
dietion des einen oder andern Gerichts durch Die PDebs
ventlon begründet werden, dieſe aber vom ben, dem
judicio a quo eingelieferten, erſten Ermapulierisien
und Inhibitotialen, ober von dem zuerft eingehenden
Sinformatorials und Alteneinforderungss Refcripte ads
hangen.
2) Auf die zuerſt eingehende, an beyderſeitige Be⸗
amte zu richtende, und von ihnen gemeinſchaftlich zu
befoigende compulforiales et inhibitoriales oder Zus
formatorigls und Afteneinforderungs s Schreiben, wet⸗
den die Alten cum rationibus decidendi vom judicio =
quo eingefandt, und wenn, im Fall einer, von beyden
Theilen ergriffenen Appellation, aud etwa von dem ans
dern Appellattonsgericht compulforiales einlaufen ſoll⸗
ten, die bey ſolchem eingebrachte Introduction und In⸗
fification der Appellation, an jenes Obergericht, weiches -
j sie
ae 0 66
‚die erden eompulforisles erlaffen, cum rationibus de-
cidendi, vom judicio a quo gleichfals eingeſandt, dem
andern Obergericht hingegen wird, in einem ſolchen
Falle, die bey dem erſtern ſchon eingetretene Prövem
tion, loco paritionis, blos angezeigt.
3) Die folchergefialt. an das eine oder andere
Obergericht gediehene Appellationsfache wird barauf von
Demfelsen, nach der ſolchem Gericht vorgefchriebenen,
Proceßordnung, ohne weitere Communication mit dem
Obergericht des andern Landes, gehoͤrig bis zu einem
‚ Ertennenifie oder zur Entſcheidung inſtruiret.
4) Usber die Entſcheidang der Sache feldft, fo wie
auch äber fogenannte interlocuta mixta, haben beyde
Obergerichte mit einander zu communickeen, und ſich
eines gemeinſchaftlichen Schluſſes zu vereinigen.
5) Wenn diefer'erfolge, wird das Concept der Ur⸗
gel doppelt anegefertigt, und das eine, von dem Churs
braunſchweigiſchen, das andere aber, yon dem warſtlich⸗
Heſſiſchen Obergericht ſignirt. |
6) Die Eröfnung and Ausfertigung aber von
: denjenigen Obergericht verfügt, von welchem die Sache
inſtruirt worden; jedoch
7) mit ausdruͤcklicher Erwehnung, daß nach vor⸗
gaͤngiger receßmaͤßiger Communication und Vereinba⸗
rung beyder Obergerichte alſo zu Necht erkaunt worden. |
; 8) Von demjenigen Odergericht, bey welchem die
| Metel ſolchergeſtalt eröfnet worden, wird dem andern
ı Gericht eine beglaubte Abſchrift derſelben eingefandt.
In Rauͤckſicht auf diejenigen Fälle, da Appellationss
ſachen, ohne Erkennung förmlicher Appelationsprocefiz,
* CAnnal. sr Jahrg. 48 ©.) io ent⸗
—
672 BP
entweder ua vorbersesangener Bitzneimfsrterung, str
auch ohne dieſelbe durch eim Hleſes refcrıptuma de erner-
dando, eder fimples reicctor.um abzutheun fegun bärfs
ten, (cd
9) wenn Erkennung fürmliher Appellatiensprrs
ceſſe von Seiten des einen, und biefe Alsenneimforterung
von Seiten des andern Db.rgerihes zufammentrchen
follten, auch unter diefen die Zeit per modum prat-
ventionis, entſcheiden; fo wie and
ı0) wenn, im Fall einer wechſelſeitigen Apyellas
tion, an beyde Obergerichte die Sache ohue Erkennung
von Appellationsprocefien oder Einferberung ber Akten
erfier Inſtanz fofort entweder durch ein relcriptum de
emendando oder rejectorium abzuthun ſeyn muögte,
alsdann bey hemienigen Obergericht, sweldyes die Com⸗
munisation mit dem andern Gericht über das abinger
bende Erkenntniß zuerſt eröfnet, die Prävention in Abs
ſicht der Ausfertigung deſſelben u. f. w. vorhanden ſeyn
foll,
11) Rinder auch bey denjenigen entweder fofert
emendirenden oder rejicirenden Erkenntniſſen, welche
ohne Erkennung förmiiher Appellationeprocefe, auf
blos geſchehene Einforderung der Alten ad infpicien-
dum, oder auch oßne folde Finforderung der Alten
abzugeben find, die Eommunication mit bem andern
Obergericht und Bereinigung über einen gemeinfchafts
lichen Schluß Statt, und wird überhaupt auch in dies
fem Kalle alles dasjenige, jo weites nah der Beſchaf⸗
fenheit der Sache anwendbar if, beobachtet, was unter
din Nummern 3. 4 5. 6.7 und 8. feflgefebt worden.
. 7.12)
L)
01, "3
12) Sollte der Fall eintreten, daß beyde Oberge⸗
richte fich über ein abzugebendes Urtheil oder Erkennt⸗
niß zu einem gemeinfchaftlihen Schluſſe nicht vereint
gen könnten; fo werden die Akten, auf Koſten beyder
flreitenden Theile, an eine auswärtige Jurifiens Facub
hr sum Spruch Rechtens verfandt,. und es beſorgt fos
wohl dieſe Verſchickung “der Akten als die nachherige
Eröfnung der eingeholten Urtel dasjenige Obergericht,
bey welchem vorher die Prävention eingetreten if. Ue⸗
brigens iſt
13) eine Appellation von ‘dep Erkenntniß des ju-
dicii mixti nicht anders zuläffig, als wenn die Ber
fürverde wenigſtens ao Färftengulden oder 21 Thaler
in Fuͤrſtl. Heſſtſcher und 20 Thaler in biefiger Eaflen,
münze, (dder ſoviel Rebe. in Churbraunſchweigiſcher,
und reſpective 20 Ein Rthlr. in biefiger Caſſenmuͤnze)
betiägt. Auf den Fall endlich
14) daß. einer oder der andere ber litigirenden
Theile, bey dem ſolchergeſtalt auf gemeinſchaftliche Ver⸗
einbarung erfolgten Erkenntniß, ſich nicht. beruhigen
wollte, fo ſoll zwar dawider kein Suſpenſiv⸗Rechtsmit⸗
tel Statt finden, jedoch die Appellation an das Obers
oppellationsgericht des einen oder des andern Landes
wider ein folches in der Maaße verſtattet feyn, daß,
wenn die Summe, in Abſicht deren fich ein Theil gras
virt Hält, in Armenfachen z00 Thaler, in allen andern
Sacen aber 200 Thaler in Golde, den Louisd’or zu
5 Rihle. gerechnet, beträgt, die Anpellation jedesmal am
das Oberappellationggericht desjenigen Landes gerichtet
‚und lediglich von demſelden, mit Ausſchlieſſung bes Ober⸗
Erı3 appels
64 DPA
eppelstionösstichtß bei aubers Taute eutiihicben wen
de, ber deſſen Beriht meer Jeßamz bie Yufiracien
der Sache nut Erifsuug des Erienusniftes aufgehen.
(Urtandiiq des hierunter sedradsen Eirfiiidhen Bus
heimen Tufegeis. So weichen, Eafil, Dem zofm
Auguf 1790.
Vartui Hefige wärtlige Geheimerache dafeng. *
(LS) ©
Wittorf. Sleckenbuhl gt. Bärgel.
Mündhaufen.)
EI a —————
Be | |
Die Vorzüge der, meyerrechtlichen Ver⸗
faſſung, nach Beobachtungen über Bau⸗
erguͤter im Herzogthum Bremen.
(Schluß. ©. das vorherg. Ot. der Annal. ©. 465.)
9 Schluß führe ih für meinen Gag, daß dem
Bauernfande Meyerrecht Heffer wie Eigenthums⸗
eecht fen, einen Beweis aus der Vergleichung der adelis _
hen Allodialguͤter mit ven Lehngätern. Keine Zamilte
if im Stande, bloße waneigkın, die nicht etwa durch
Fid ei⸗
|
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CL 7 Tr 77
_ Kidelcommitfe, ober ald Stammguͤter durch Vorſorge des
Diitterrechts Hefonders gedeckt find, ein Jahrhundert: uns
gerheilt und in vollem Glan; für bie Bamille zu confers
viren. Man unterfache bie Güter im Herzogthum
-- Bremen, die bios Adodium find, und man erflaunt,
was Erbtheilung, oder Curatelen, oder üble Wirth:
(haft, darin für Verwuͤſtungen angerichtet haben.
Der preußifche große Geſetzgeber hatte zwar feine
Urfachen, die Lehngäter des Landes in Allodium zu vers
wandeln, und dadurch fcheint die lezte Merfaflung eine
„große Auctoritäe zu bekommen! Aber dies iſt auch nur
Schein! denn wir find nicht bey der Frage: ob unter
gewifien Umſtaͤnden der Lehnsherr vortheilhaft allodi⸗
ficire? fondern ob das Allodificiren dem Lehnsmanne
und feiner Deſcendenz zutraͤglich ſey? Brym Lehnrechte
druͤckt der Grundſatz, daß kein Sohn das vaͤterliche
Lohn erben kann, ohne alle Schulden des Waters zu bes
zahlen! Das ift beym Meyerrecht nicht fo, ſondern mit
Bezahlung der Tare des Allodialvermögens iſt der
Sohn, unter Beyſtand des Gutsherrn, im Norhfall,
von Bezahlung der vaͤterlichen Schulden frey. In dies
fer Ruͤckſicht iſt alfo der Lehnmann beym verfchulderen
Lehn uͤbler daran wie der Meyer. on gehe ferner
auf die Folgen des Allodificiens der Lehne! Woher ift
die Einführung der ritterfchaftlihen Creditſyſteme in
neueren Zeiten ein fo dringendes Beduͤrfniß geworden”
und giebt nicht bie Äußere Nothwendigkeit Diefes Bas
dürfnifies, einen Fingerzeig auf die Mafle der Schul
den, welche ſchon jest auf. den Allodialgutern haften ?
\ J 3 Iſt
66 BP -
AR nicht in Abſiat des einzelnen Verkaufs Bie Erebis
caſſe⸗ Direction in bie Stelle des Brundeigentbüners
getreten ? und if nicht eben dieſes Inſtitut eines feßr
weiten Geſetzgebers und feines fbarfiiunigen Drinks
ein neuer Beweis für den Sag: daB zur Beyiammen
erhaltung eines Guts für den Geflger and feine Erben,
‚die Einſchraͤnkung des Grundeigenthums worhwenbig
fey? Ob es durch Lehnsherrn, Erhenzinsheren, Erebits
foftem, ober Gutsheren gefchiehet, verändert: in ber
Hauptſache nicht fehr viel. Aus dem Eigenthämer
wird am Ende, um der Staatslaſten Willen, immer
wieder ein Erbpaͤchter; und die Art, wie das gerbeilkte .
Eigenthum immer wieber entfiehen muͤſſe; fährt der
Hr. Geheimte Zufiljrath Moͤſer Phantafien erſter Theil
nr.s6. ſehr Äberzeugend und vortreflih aus. Mad
einer treffenden Poraflele, fagt er: „Wenn man für
„send Anwohner. des Meers unſre fhäubaren Unteriha,
„nen, für das Meer, den Krieg oder die gemeine Noth
„ſetzt; N bat man bie Sefchichte unfrer Bauerhöfe, und
„mit derfelben zugleich die Art und Weile, wie freye
„Eigenthuͤmer ganz natuͤrlicher Weiſe zu leib⸗
„eigenen und hofhoͤrigen Paͤchtern herunter fins
„Ken Fönnen. |
So viel zum Beweiſe des dritten Hauptfages, daß
das Weſentliche der Weyerverfaffung die nüglichfte Eins
richtung fir den Bauernfland ey! Alle drey Haupts
eontrabenten. der Staat, direct und Indirect, der Guts⸗
herr, der Diener, finden alfo ihren erheblihen Nugen
beym Weſentlichen des Meyercontracts!“ Staat und
| - Butss
En a 657
Gutsherr find für ihr ganzes fo weit ausgedehntes Sins
tereſſe fiher dabey, und die ganze Meyerfamilie ift, bey
allen. perfönlichen Ereyheiten, und vernänftig erforders
dichem Credit, für alie Zeiten verforge! Aus welchen
Granden ſollte man nun wohl bewogen werden koͤnnen,
dieſen Meyercontract verdächtig zu machen, der vice.
Jahrhunderte durch fo manche Staatsveraͤnderung ſich
erhalten Hat, und: ben Ich als weile Vorſorge der Vorſe⸗
hung für viele tauſend Familien erheben moͤgte? Zum
Theil⸗ habe ich ſchon in der obigen Ausfuͤhrung die
Gruͤnde, welche man wider die Meyerverfaſſung an⸗
fuͤhrt, zu erledigen geſucht; auf die übrigen Gegen -
gründe aber, fowohl des Werfaflers in den Annalen,
wie andrer Schriftfieller, muß ich mic, nn karz er⸗
klaͤren.
Um alle Mißderftͤndniſſe zu verhäten, wieder ⸗
hole ich hier meinen Hauptgrundſatz nech einmal, daß
hier, wo von den Vorzuͤgen oder Nachtheilen der Dievers
verfaffang die Rede if, nur blos das Eſſentielle ders
felben zum Grunde gelegt werden muß: daß aber, wenn
Landesgefege, Obfervanzen oder Verträge in diefem oder -
‘jenem Stücke zufällige Einrichtungen, die verkehrt find,
verurſacht Haben, diefes dee Meyerverfaſſung an fich
nicht zum Bormurf gereichet; fondern fo gut wie es
verordnet oder verglichen worden , auch wieder aufgehos
ben, und leichter aufgehoben und 'modificirt, wie die’
ganze Verfaſſung umgeworfen werden kann.
Unter dieſen Vorausſetzungen will ich die Vorwuͤrfe
zergliedern, welche im 4ten St. der Annalen des erſten
&r4 > Jahr⸗
It DEE
Jahrganges gegen ‚bie. Dieyerverfalang gemacht Ted,
und zwar in derfelben Ordnung. Der erſte Vorwuri
if: „Mangel an. Freyheit und Eigenthum fellen bei
„Megyerrecht begleiten; und daburch Fleis und Betriebs
„ſamkeit unterdrückt werden. Der Berderjag fa
mir nicht richtig zu ſeyn. Vermoge des Weſentlichs im
Meyercontracte darf der Gutsherr den “Dreyer in W
- Art der Benugung des Hofes nicht einſchraͤnken; feis
lich paßt des Werfaffers eigue Definition von Freyiek
. aud auf den Meyer. Die Bezahlung ber Gefäke
liebt Keine Abhängigkeit vom Sebenbärger in fi
oder jeder Eigenthuͤmer, welcher Zinfen auf ein geiler
henes Eapttal zahlt, IR eben fo wenig frey! Bezehit
ber Meyer feinen Zins richtig, fo iſt er in be: games
Direction feines Haushalts und Hofes unabpinsis; er
Tann’ feinen Wohlſtand ohne Auffiht- nach Gutſichen
befoͤrdern; und iſt folglich in diefen Ruckſichten fo em
. wie ein andrer Eigenthuͤmer. Blos das Wohl der
. ganzen bürgerlichen Gefelichaft giebt den Maaßſtab (et
nee Einſchraͤnkung, indem, wie id oben ausfaͤhrlich
bargethan, diefe Erhaltung des Ganzen es nothwendig
macht, daß dem Meyer ein Theil des Eigenthums an
feinem Hofe entzogen, und in bie heilige Verwahrung
des Staats oder Gutöheren gelegt werde. Dem gemels
nen Beſten etwas aufzuopfern, bringe, die -Matur jeder
Bürgerlichen Geſellſchaft mit ih, Daß diefeg Keine
Finfchränfung der Beenheit fen; vielmehr dieſe erſt da
entfiehe: wenn dem Bürger eine Einſchraͤnkung wieder:
fährt, bey Handlungen, die dem Zweck der Staats⸗
vereinigung gleihgüttig ſeyn koͤnnen, beweifet Geber
‘ .° | im
Let u nn — — — — —
2 27 _ EEE 77
fa £yun. aten Theile feiner practiſchen Philoſophie $: 19. 39.
Xe wind 61. und Mioniesquieus Ausſpruch: Freyheit if
"nice; than, was man wi — fondern wollen, was
Rt: an foll, ſtimmet damit vollkommen überein. Es if
I Daher falſch, daß dem Dreyer bürgerliche Frevheit fehler
18 Huch der Nebenvorwurf: ‚daß ihm Eigenthum fehle”
yTFE nur halbwahr; der jährliche Erwerb, die. Ge
a bäude, der Viehſtapel, gehören ins völlige Eigen
a: thum des Bauern. „Grand und Baden gehört ihm
zı micht;, aber wieder gehöre ihm deſſen freyer Genuß
a für fih und feine Defcendenten erblich. Diefe unbes
6 fteittene Theile des Eigenthums, dieſes unverletzliche
a ersliche Benutzungsrecht: find binlänglih große
ı Sriebfedern sum Sleiß, welcher jenes Eigenthum
:
|
|
vergrößert, und dabey Grund und Boden eintraͤglicher
macht; eine Verbefferang, die mir jedem Jahre waͤchſt,
Einnahme und Wohlleben erhäher, und nach des Bauern
Tode auf die Kinder vererbt. Kr. Prof. Buͤſch zeigt
in der Abhandlung vom Geldumlauf im $.35. des ers
en Buchs: daß Geld und die Ausfiht auf deſſen Er⸗
werd die Haupttriebfeder aller Thaͤtigkeit ſey: und
fagt fehr richtig, „das Geld wird da feine Wuͤrkungen Im
„Beförderung einer allgemeinen Detriebſamkeit, am
„lebhafteſten änfern, wo der Wunſch und die Aus
„ſicht des Beſſerſeyns, den Erwerbern deffelben am wei
„nigſten gefiört wird. Alle Einrichtungen bürgerlicher
„Gefellſchaften, durch weidye diefe Ansfichten gekraͤnkt
„oder erfchwert, oder geſtoͤrt werden, alle ſolche Verfü,
„gangen, durch weiche man glaubt Arbeiten erzwingen
„an Binnen, ohne daß dieſe Ausſicht dabey gelaffen
&r5 „wird,
6;
€L3 BP. |
„mid, bauen bie misite Getriehlmleie mie“
Dream F:unıiıy genl; has der Miryer in fernsr Ben
fa#ang, dir Eirfien Triebfetern um ZleiE mb Enkter.
Der Bafsner wich Finderiofe Een eis Sindernif:
jener Barkangen bey Dieyerredt Seite 12. eis. Der
feitene Fal, da eine Baurernche Üipterles ik, wechient |
keine Rükige. Jedes Kirchenbau fan bemwerizm, def
Her Fall unter Bauern ſelten if, und we er eistrkt,
da if beym Eigenthaämer dieſelbe Würfung wie beym
Meyer zu beſorgen! Beyden fehle das Jutereffe bey der
Arbeit. Ich .mögte das Argument umlchren, zu
fließen: well der Meyer nur das Eigentum des Er⸗
werbs und Inventarii hat, fo wendet er allen Fisit
an, es zu vergrößern, nund nicht zu verſchlecdera, Dar
mit feine juͤngern Kinder, die er oft mehr wie den Ans
erben des Sofes.diebt, einen guten Erbtheil erhalten
mögen. Die Waͤrkung diefer Kinderliebe beym Bauern
iſt unbeſchreiblich! Iſt Grund und Goben aber Eigen⸗
ehum, fo Peilt ich alles von ſelbſt. Der Verfafler ts
rufe ſich Seite 19. auf eine Vergleichung der Eigeusbäs
mer andrer Länder mit unfern. Meyern. Im Eingange
der Abhandlung Seite5. wählte der Verfaſſer England |
sum Beyſpiel einer aufs höcfte getrichenen Cultur. |
So recht er hierin. haben mag, ‚fo. wenig werden bie
engliſchen Zeitpächter, dieſe in Abſicht der Landcultur
und Oeconomie einzigen ihrer Art, zum Beweiſe feines
Satzes fürs Cigenthum dienen, vielmehr das Segentheil
davon darchun. Um aber ein Beyſpiel aus den Hanndı
vriſchen Landen zu Haben, fo vergleiche man Eigen⸗
thums Marſchbauern — oder Aderiente Heiner Städte,
oder
‚ \
al, 5 661,
— oder freygekaufte Meyer der zweyten Generation — .
mit unfern Meyerleuten; bie teten finde ich im Durch:
ſchnitt wohlhabend, ‚die erften verſchuldet. Wenn der
Berfaſſer Seite 19. weiter anführt: daß der Befitzer
eines Meyerhofes ſolchen gleichgüͤltig verlaſſe, um Tags
Böhner zu werden; ſo kann dies nur in dürftigen Gegen⸗
‘Den wahr feyn, wo die Natur den Fleiß des Feldbanes
nicht belohnt, oder Trägheit und Mißverhaͤltniß zwi⸗
ſchen Aderbau und Viehzucht, verurſachen, daß man
der Erde Ihren Reichthum nicht. abzugewinnen weiß;
oder andre Zufälligkeiten eintreten. Es ift aber Heine
nothwendige Würkung der Meyerverfaffung , denn in
dieſer Gegend iſt es ein ganz umerhöctes Beyſpiel, wenn
ein Meyer feine Stelle verlaſſen muß; die Tradition
davon würde fi Hier bis auf Enkel fortpflanzen!
"Wollte alfo die Meyerverfafſung jenes leichtfertige Wan⸗
dern verurſachen, warum zeigt ſich dann: diefer Erfolg
auch nicht bier? "Zährt-aber ‘der fo wandernde Meyer
ſelbſt die Entſchuldigung des Verfaſſers an:,er fey nur
: Sklave andrer Leute geweſen; fo iſt dieſes Bekenntniß
dab Product feiner Berechnung: daß von der Erndte
des Hofes, nach Abzug der Laften, nicht fo viek übrig:
geblieben, um forgenfreye Nahrung zu haben! Iſt . .
dem geringen Ueberſchuß denn grade die Meververfaſe
fung? oder nicht‘ auch Grund und Boden, Fleiß, und |
Selegenheie an guten Abſatz Sqchuld?
Der zweyte Vorwurf des Berfaffers Sehehe
Seite 19 darin: „das Meyerrecht fey eine eigene Wiſ⸗
ſenſchaft geworden, und erfordere ein beſonderes Stu⸗
dium.
“2
dinm,, Diecſes Schickſel het das Meyerreche mit ums
dern beſondern Theilen Der Aechte z. B. dem Echereche.
Bechſel⸗ und Affecaranzredite gemein! umb doch ſyeüche
niemand ber Echusverfaffung, den WBedhiels ober Affe
enransgefhäften ihren unenbliden Netzen ab. Das
Eſſentiele (und nicht wie der Berfaffer, wie ih daube,
mis Uarecht fast: Die Schimäre) der Meyerverfaſſang
d. i. das gutöherrlige Urunbelgentfum zebuckt ſich
anf leichte und fimpie Grundfäge — im Gatshere,
Der nur dieſe beobachtet, mag immer gegen einige geſetze
liche oder vertragsmäßige Eigenheiten aufehen ; es wird |
dem Meyer nicht ſchaͤdlich ſeyn, ſich Sald entberfen,. und
er wird Immer ein billiger Gutsherr bieiben. Wer afer
som Handwerk Zurik if, der wird, wenn er mir Meyer⸗
ı verfaffung zu thun Kat, ohne Beſchwerde derin Geifk
und ihre Rechte fiubieren , wie er im Wechſelgericht ſich
aufs Wechſelrecht legen würde? Der ganze Einwurf
trift nicht das Weientliche der Meyerverfafſang, ſondern
kaum die Form der Geſetzgebung, und dahin gehdet
auch der dritte Vorwurf Seite 20. woſelbſt es Heißt:
„Die Geſetze des Meyerrechts find anvoliſtaͤndig, uud
Binnen nad meinen Begriffen nie vollſtaͤndig werben,
welches ich denn zu ben Kauptmängeln ber Verfaſſang
zaͤhle, Daß ber Zuſtand der jegigen, die Dreyervers
foffung Hetreffenden Gefege, in den meiften Gegenden
sum Zweck nicht hinlaͤnglich fey, darin find wir eins;
" daß aber diefe Gefege nie follen vollſtaͤndig werden Pins
sten! das ſollte niemand behaupten, der die Vollkäns
digkelt der römifchen. Gefeßgeburig, in einzelnen vers
wickelten Thellen ber Rechte kennet, und noch var uns
fern
Pr 663
fern Augen in den preußiſchen Staaten eine nene- Les
gislation entfichen fieher, welche fchon jegt, während
des Entftehens, die Bewundrung der aͤlteſten ehrwärs
digſten Rechtslehrer auf fich ziehe, "md weiche, wenn
ſie allenfalls ein halbes Jahrhundert mit gleich warmen
Erifer und Einſicht bearbeitet feyn wird, einen hohen
Grad der Vollkommenheit erreichen muß. Was ſchwer
iſt, nenne man nicht unmöglich; fo wie bey den größten
.. Schwierigkeiten die erſte Meyerordnung im Calenber⸗
giſchen entſtand, ſo wird naͤchſtens im Bremiſchen eine
viel vollſtaͤndiger entworfene nachfolgen; vorerſt werden
auch darin vielleicht noch Luͤcken bleiben, die doch dee
- gleiß eines Viertel s Jahrhunderts leicht ausfuͤllet, und
zulezt aus Sammlung aller einzelnen Zäle ein Ganzes
sednet. Daß einzelne Diftricte, Dörfer, ja fogar Hoͤfe,
ihre befondre Geſetze und Rechte gehabt haben und noch
"Haben, if eine urfprängliche Eigenheit der teutſchen
Freyheit, vielleicht der Urtelsfindung und Gerichtsform,
nicht aber des Meyerrechts. Moͤſer behauptet nad)
meiner Meynung auch hier mit Recht, und zwar auf
eine ihm eigenthaͤmliche launige Art: daß der Hang
zu allgemeinen Geſetzen, der gemeinen Freyheit
gefährlich ſey. Pate. Phantaſien ater Theil 2tes St.
So wie jeder Privatcontract dem Geſetze derogirt; fe
wird auch unabaͤnderlich das Herkommen einer Gegend,
eines Dorfs, dieſen Vorzug behalten; und will man
ber, durch dieſe Abweichung von der Meyerordnung
entſtehenden Ungewisheit des Rechts, dem dadurch ent⸗
ſtehenden laͤſtigen Beweis: Verfahren, answeichen; fo
anterfache und ſamle man in jedem Diſtrict ſolche rechts
. wäh
“>
*
|
664 Be 7
. mößige: Hertomnmen: man gebe ihm dann Die aehlrige
glaubwuͤrdige Form, ſo wird jene Klage der Ungeri⸗
heit aufhören, und alle folgende Jahrhunderte werben
' unausſprechlichen Mugen davon haben. DE nadmals
In diefem Diftrict diefelbe Krage anders, wie im audırz
entſchieden mird; das iſt unſchaͤdlich, es gefchiche jetzt
auch, genug wenn. nur das Peincipium der Entſchan
bung in jedem Diſtrict ohnzweifelhaft feſtgeſetzt iſt.
vierter Vorwurf Seite 25, „Die untperreit
liche Verfaſſung ſcheint erſchaffen zu ſeyn, um Mifhel⸗
ligkeiten, Colliſionen und Mißtrauen zwiſchen Suus—⸗
herren und Obrigkeiten zu erzeugen, und zu ernähren,
Diefer Vorwurf: fcheint mir nicht fo fehr ins weſentlichen
der Meyerverfaſſung, fondern in einer- Ausdehnung bes
gutsherrlichen Rechts, bis zu einen gewiffen Art. vom
Gerichtsbarkeit zu liegen, welche vorzüglich in Gegenden
fihtbar it, wo ehemals firengeres Leibeigenthum ges
herrſcht haben mas. Es iſt alfo eigentlich eine Felge
der nicht genau gezeichneten Grenzlinien diefer coflidirens
ben Gerichtebarfeiten, und fobald diefer Mangel ers
ſetzt würde, müßte diefe Beſchwerde größtentheits megfals
en. In der Hiefigen Gegend, wo der Gutsherr über
feine Üreyer gar keine Gerichtebarkeit, fondern blos das
unbeftrittene Recht hat, liquide Meyerqefaͤlle erecurteifh
beytreiben zu können, finden fih jene Itrungen nicht,
"und würde ein Gutsherr ſich in einer Proceßſache feines
Meyers annehmen, fo märde er es fib auch beſcheiden,
daß er mit demſelben eine Perſon vorſtelle, folglich
nichts weiter wie Parıhey ſey. Alle Verbeflerungsanges
' legen⸗
>
|
|
i
PIE , 665
legenh eiten der Doͤrfer, welche auf "eine Veraͤnderung
und Altenation:des Gemeinheits Grund und Bodens
im weiten Verſtande abzielen, werden im Herzogthum
Bremen, nach einem ſehr beſtimmten Receß, von den
Aemtern dirigirt, hingegen gefammter Gatsherrſchaften
Mitwiſſenſchaft und Einwilligung erfordert. Verzoͤge⸗
rung kann diefe Einrichtung wuͤrken; aber in vielen
Faͤllen habe ih es gefunden, daß die guisherriihe Zus"
ziehung die MWerbefferungsgefchäfte mehr befärderte wie
. "Hinteririeb, und namentlich koͤnnte ich einen Fall’ einer !
. nuglichen Speeialtheilung anführen, weiche nie in Güte
würde bewärkt feyn, wenn nicht die Gutsherren als‘
Grundeigenthuͤmer es befördert hätten. - Diefe gurss’
herrliche Beförderung der Theilungsſachen wird iramer
im Neubrudsjind eine entfernte Triebfeder haben,
welche bey Eigenthumsbauern ganz unwirkſam iſt, und
08 mögte eine unmögliche Sache werden, folhen Eis
genthuͤmern bie ihnen verhaßten. Ausweifungen für zu
, Beine Brinkſitzer, oder gar Neubauer, annehmlich zu
machen.
Der fünfte Vorwurf iſt Selte 2g. der: „Das
ko unvollſtaͤndige Meyerrecht auf den Meyer ſelbſt anges
wandt, foll hart, widerfinnig und ungerecht fepn, und -
gwar a) weil er in Ermangelung eigener Kinder feinen
Nachfolger auf den Hof wählen kann.” Der kinders
loſe Zall Hey Bauerehen, ift wie oben geſagt, felten.
ı Bo er eintritt, Branche der Greiß den Hof, ohne feiner
Vortheile gewiß au ſeyn nicht zu übergeben. Gewoͤhn⸗
lich wähle der Gutseherr aus der. Verwandſchaft, und
hoͤrt
I
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666 _ 6. u |
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hört auf den Waulch bes altes Neyers. Der Em
thaͤmer würde fi freplid in Dem feitenen Eindericien
Soß feinen NoCfoiger feibk wählen, im fo weiz üben das |
Reqt der Erbfolge frrge Hände ie Uber wich |
Der Fremde, welchen dieſer wählt, im Ganyen auwers
wie ber Nachfslger handeln, velchen ber Sutche mit
Beyrath des abschenden Mevers wähle? b) Die chs
sufindenden Binder würden verfürst. Grete
Diese Kinderabfindungen müflen, wie ich obes aueist
habe, jeben Eigenthuͤmer Aber den Haufen werfen, hat
aber der junge Meyer feinen Gefhwifieru mäßige Abfin:
dungen zu bezahlen; fo kann er, bey der Wahl im
Frau, mehr anf die gute Wirthin, wie auf Dem reichen
Graptihag fehenz und die auszuberatgende Gerhwiäßer
muͤſſen durch Fleiß während ihrer Dienfizeit, Ach deu’
Brautſchatz zu verdienen ſuchen. Beydes if vom
größten Diugen, und wo erſt mäßige Kiuderabfinbangn
allgemein find, da fchaden fie au den Kindern nick,
weil bie Sucht der Ereyer nach reihen Brautſchatz das
duch vermindert wird. Muß aber der Dreyer feinen
Geſchwiſtern viel herausgeben, fo.muß er biefes auf
wieder zu beheyrathen ſuchen. Daneben iſt der große
Vortheil, welchen Feine andre Werfaffung gewährt, Daß
gebrechliche Perfonen lebenslang bey der Stelle derpflu
. get werben. muͤſſen; folglich nie der gemeinen Reihe zur |
£aft fallen; eine Laſt die bey ungluͤcklichen Hänslings:
familieg ſichtlich genug iſt. c) Well es für Gläubiger
dart if. Darauf iſt ſchon oben geantwortet. Was
der Verfaſſer vom Gigenchum der Gebäude anfüher, iſt
Provinzial; Laneburgiſch und aͤußerſt hart. Man ver⸗
einige
—
7, 667
einige ſich uͤber eine mehr zweckmaͤßige Einrichtung, und
die ganze Haͤrte iſt gehoben. Leichter wird es doch im⸗
mer ſeyn, dem Meyer das Eigenthum der Gebäude,
wie des ganzen Grund und Bodens zu verichaffen.
Den fehlen Vorwurf Seite 34. welder den _
' Ereditmangel betrifft, habe Ib fon oben ausführlich
erörtert; und der fiebente Vorwurf Seite ar. weis
" her davon bergenommen ift: „daß die meyerrechtliche
Berfaſſang dem Outséherrn viele Laft und Unannehms
fichkeiten mache,“ iſt wodl eigentlich nicht von dem We⸗
ſentlichen der Meyerverfaſſang, fondern ben verſchiednen
dabey eintretenden Nebeninconventenzen zu verfichen, _
. deren zweckmaͤßige Modificirung nach dem wahren Geiſt
der Meyerverfaffung jeder Patriot anrarhen wird,
Bleibt alsdenn mir Verwaltung gutsherrlicher Gerechts
fame eine Heine Laft verbunden; fo mag fi der Gutes
herr mit dem Capitaliſten tröften, den die Sicherheit
feiner Capitalien ſchlaſtoſe Nächte macht; oder mit dem
" ‚ Güterbefiker, der in jeder ſchwarzen Wolle Hagelſchlag
ahndet, oder dem Handlungsunternehmer, der auf jeden
Seurmwind kalkulirt. Es bleibt doch immer "eine
ſchoͤne Sache, ber Befiker von Meyern, Eapitalien, Ss
tern oder ausgebreiteten Handlungen zu feyn, und die
damit verbundne Laften fiud leicht vergeſſen.
Nunmehr bin ach grade da, wo der Verfaſſer in
ben Annaten Seite 42 iſt, und ich boffe nunmehr die
Stimmen des Publikums für meinen Grundiag zu
vereinigen: daß das Weſentliche der Meyerverfaſſung |
für. den Wohlſtand des Landmannes, den Ackerbau und
Landwirthſchaft, Fleiß und Betrieb, mithin für den
Aannal. sr Jahrg. 4488.) YO
_ So
668 SPUR
©taat fehe zuträgfih und aut ſey. Ehe ſch mueiter anf
Des Berfaflers zweyte Frage: iR diefe Werfeifung elar
Werbefierumg fähig? Abergehe, habe ch wech Die Gin
wärfe einiger neuen Schriften zu eriedigen, weiße fid
gleichſals für Sreyheit und Kigenthums der Banern
zu befimmen feinen. Der Sr. Prof. Buͤſch in der
Abhandlung vom Gelbumiauf ſcheint im Gen Bae
6.31. ſehr Dafür zu ſeyn. Benn man aber feinen Eins
genau nachforſcht, fo räumt er ib ein: Daß ein wohl
aberlegter Zwang, der den Gennß des Erwerbs nick
gewaltſam ſtoͤrt, eine Ermunterung für deu Landınana
ſeyn könune. Schon im 6. 34. beſtimmet er feine Foe⸗
Drang dahin: man laſſe dim Bauer die Antfikt, daß
wenn er biefen Theil vom Ertrage feiner Arbeit dem.
Gutsherrn abgetragen hat, er’ burch eine zweyte Ars
Seit, durch welche er dieſem oder andern ihre Bedarf⸗
niſſe verſchafft, dies Geld wieder an ſich bringen Einme.
So wird auch hier ein nuͤtzlicher Tauſch wechſetſeitiger
Dienſte und Arbeiten zum. Bohiftande bes Gauzen, es
wird, Auskommen auf allen Seiten entſtehen, und die
Folge zeigt, daß der Hr. Prof. Buͤſch auf Freyheu
vom Leibeigenthum dringt, und daſeibſt $. 37. und 38.
ſtatt Leibeigenthum die Erbpacht einzuführen mänfhe —
eine Einrichtung, die dem Weſentlichen des Mevereon⸗
rxracts gleich kommt. Der Hr. von Juſti ſagt ſchon im
feinem Gutachten wegen Anbanung der jütlaͤndiſchen
Heide, in dem aten Bande der Ökonom. Schriften
nro. IIL. Gelte 263. und in der Abhandlung von dem
Hinderniſſen einer. blühenden Landwirthſchaft. Kkonom.
Sarifien.ates Band ar. 1, Baar. eben bat, was Der
- \ oo Bert.
6
Berf. in den Annalen tinwirft: „Dan muß es als ei⸗
nen Grundſatz anſehen, der allgemein iſt, und wider
welchen ſich gar nichts grünpliches einwenden läßt, daß
In einem jeden Sande, wo der Gamer nicht Eigentha—
‚mer ift, die Landwirthſchaft und dir Enitur des Bodens
in einem ſehr ſchlechten Zufand feyn wird. Der einzige
Vewegungsgrund des Fleißes, der Thaͤtigkeit und der
Erfindungskraft iſt, daß man ſein Vermoͤgen und
Umſtaͤnde verbeſſern will. Der Bauer, der nie
Sigenthuͤmer ik, wird weder unkultivirten Boden urbar
machen, noch wichtige Verbeſſerungen in. dem Gute
vornehmen, weil ihm allemal im Gedanken ſchwebt,
daß er nicht zu ſeinem eigenen Vortheil, ſondern fuͤr
ben Nutzen anbrer arbeitet... Es ſcheint mir aber,
daß der Hr. von Juſti hier bauptfädhlich Die läftigen
. Bolgen der daͤniſchen Gärereinrichtungen und des ſtren⸗
gen Ceibeigenthums vor Augen gehabi habe, wenig,
ſtens jeigt dieſes der nachfolgende Zufommenhang Seite
270 und 271. wo er darüber klagt: daß, wenn ein
Bauer ſtirbt, die Rechnung wegen Deterioration des
Guts immer fo gemacht werde, daß der Proprietär alles
binnimme, was der. Bauer Binterlaffen hat, and‘ die
Erben nichts befommen, und daher fagt er: Die Bauern
find blos Pächter, und vielleicht viel weniger als Paͤch⸗
| ser. Daß der Hr. von Juſti dieſes für landverderblich
haͤlt, kann richtig ſeyn, ader daraus nicht folgen, daß |
bloe eine gaͤnzliche Eigenihumsverleihung dieſem Uebel
abhelfen koͤnne. Die vernaͤnftig eingerichtete Meyer⸗
verfaffung bewuͤrkt denſelben Zweck, ohne von den
Uedeln des voͤlligen Eigenthums begleitet zu fepn, and
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ein bequemes Lie veidchen, we me Münter
nah feinem Tode in gaten Umfhzten kanmichee
wi. Nilemaud arbeitet gern zum Ruten ambes
rer u, Oben habe I indeffen anstihrlih zu yaizzn
geſucht, daß biefer Vorwurf die Dieyerverfeifung nide
treſſe; tiefe vielmehe für Die Becheflerung ber Euirur
whrffamer- wie freyes Eigenthum fen; usb Dr. Srüänis
ſcheint eigentlich au nur die Verbannung bei Leibeis
genthums zum Zweck zu haben. Die mit freyem Sigen⸗
thum verbundenen Schwuͤrigkeiten der Erbgelder, flars
ken Leibzuchten, fühle er weiter unten G.783 und 735.
fehr gut; und um bie zu ſtarke Beſchwerung der Bauer⸗
gäten mie Ochulden zu Kindern, deren unglädliche Fol⸗
an er ©. 7443. einraͤumt, ſchlaͤgt er am Ende fo eins
ſchraͤnkende Mittel vor, die noch mehr wie die Meyer⸗
vorfaffung dem @igenshümer die Hände binden, und Die
eo ſichtuch machen, deß ee den zuerſt angeführten :
Grunds
a on. m [RE En _ EEE
%
ala... | 671
Grundſatz vom freyen Eigenthum, ohne Einſchraͤnkung,
nicht fuͤr ſicher halte.
u Auf die Preisfrage, welche die Petersburger dkono⸗
miſche Geſellſchaft im Jahr 1768. beantworten ließ:
„Iſt es dem gemeinen Weſen vortheifhäfter nnd nuͤtzli⸗
her, daß der Bauer, Land oder nur bewegliche Güter
‚ zum Eigenthum befige? und wie weit fol ſich daͤs Recht
bdes Bauers auf diefes Eigenthum erftredten, daß «6 ’
am nuͤtzlichſten für das gemeine Weſen fey?,, beſtimmet
fih die Wöllnerfche Preisichrife im erſten Theile, für
den Vutzen des Eigenthums; gehet man aber weis
ser, fo finder man fchon bey der Vergleichung des 14ten
und ısten $. daß er dan Loßbauern, der jährlich verjagt
werden kann, gegen ben erblichen vertaufchen will; denn
vermöge des 15ten 6. fo der neue Eigenthümer dem
Gutsherrn die vefigefegte Abgaben und Dienfte leiſten.
Sm aten Theile diefer Abhandlung find die Einſchraͤn⸗
tungen diefes zuerſt vorgefchlagenen freyen Eigenthums,
ausführlich entwidelt. Der Verfaſſer will hauprfächlic
nach dem $.38 und 39. die Leibeigenfchaft aufgehoben,
Hingegen $. 41. das künftige Cigenthum durch gewiſſe
Grenzen zum gemeinen Beſten eingefchräntt wiſſen.
Seine Borfchläge find: I: Der Bauer muß den Bells
des eigenthümtichen Landes bergeftalt gefichert erhalten,
daß ihm ſolcher nicht wieder kann catzogen werden.
Einſchraͤnkung dieſes erſten Rechts: wenn erwei⸗⸗
Sich dargethan wuͤrde, daß dieſer Bauer liederlich wuͤrde,
ſo müßte er von Haus und Hof gejagt werden. II. Der
Bauer muß die Freyheit haben, die Grundſtuͤcke aufs
N
ee für ſich zu nugen. Einſchraͤnkung dee
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Bern 3. ler muger. sum S, ir ei ur Mile Ber
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ter Br team. T lien
Husten des Brause oa ins mal
veßestegt werten, mie ex usa use Euzlizeng, Gafzayet
foya. Kinideiufung des - 1) U
Ges ßen Esssesthamssetsiiung Mnng un Ecc
sun das alse Tacaziam Dee ut. 2) vee
Beh der Dinge Feigen folite, muifsen aummuber bie
Abgaben in Berzaite berhen, ber ep Gunabsaden
veßsefegt werben, DaF, wenn eine Erhöhung ber Züger
Ge, dem Bouer von der Kegierung im gungen Lande
derorduet wärde, bes enerbare Eigenshiunez van haken
Beichl Ich unterwerfen, usb feinem Herrn nad Ban
hilsniß mie Abgaben als vorher enirickeen mullme. 3)
Bey neuen Gtasttauflagen ; 4) Ein gleiches muhfıe gel
sen, wenn Der Guteherr Berfhäffe gethan, zer Virth⸗
(Haft, oder um einen wälen Adır urbar zu maden.
IV. Dos vierte Recht des Bauern if, die Erenbeit fer
nen Ader zu verlaufen. EKinſchraͤnkung des vier:
sen Aechts: 1) Diefe Freyheit kann ihm jedoch nur
dann zugeflandge werden, wenn er unvermögend ges
worden, feiner Wirthſchaft vorzuftehen, und keine Kin⸗
der hat, welche feine Stelle vertreten können; ober
wenn er wieder ein ander Banergut kaufen will. =) Es
verſteht fih von feldft, daß er zum Verkauf die Einwil⸗
(igung feines Herrn ſowehl uͤberhaupt haben muß, als
auch
en en u il — ——————4—
Pr
BE 2... 673
auch gehalten iſt, feinen Käufer vorher ſeinem Kerr
vorzuſtellen, und die Beſtaͤtigung des Handels von ihm
zu erwarten, Vtes Recht: daß der Hof an die Kinder |
oder Verwandt’, auch an Fremde vererden koͤnne. Ein:
ſchraͤnkung des fünften Rechts: Der Erbnehmer
muß ſchlechterdings ein Adersmann feyn, und ſelbſt ars
beiten, fonf muß er es einem Bauern verfanfen. |
Aus diefer ausführlichen Anzeige jener Preisfchrift
zeigt ſich, wie fehr der Verfaſſer die Gefahr, weiche bey
Bauerguͤtern mit freyem Eigenthum verbunden iſt, gefuͤhlt
habe; und wie die Einſchraͤnkungen, welche er vorſchlaͤgt,
die Frevheit des Eigenthums und den Credit unendlich
= mehr bindere, wie die Meyerverfaſſung. Diefes wird Hins
reichen, um meine Lefer zu überzeugen, daß auch dasjenige,
was in andern neuern Schriften über die Vortheile des
Bauerneigenehums gefagt if, micht hinreiche, um dem⸗
felben den Vorzug gegen die Mieyerverfaflung einzuraͤu⸗
men; und ich glaube faft, daß die meiften jener Schrift,
ſteller ſich mit mie leicht vereinigen, "und der Meyerver⸗
faffung, fo wie ich ſolche beſtimmet babe, den vorzüglichs
fen Werth zugeftehen werden.
Ganz etwas anders ift dann die zweyte Stage,
welche der Verfaſſer des Aufſatzes in den Annalen ©.42-
aufwirft: „Iſt dieſe Verfaſſung einer Verbeſſerung
faͤhig oder beduͤrftig? Es wird ſich keine Einrichtung
denken laſſen, die nicht einer Verbeſſerung fähig wäre,
und fo iſts auch mit dem Meyerweſen. Statt aber die
Meyerverfaſſung durch zweckmaͤßige Mittel zu verbeſſern.
ſchlagt ber Verfaſſer ihre gaͤnzliche Verwerfung vor: „turi
P9 4 det
674 DPA
Der biißerige Nener werde aim ner Cirumtiphkumen feat
Hofes, Ich enutheite zuh bir imss meine Amturert,
uud bejsche weich af Die voıze genze Imsthrumg Die
ich aber einige Blängei der jeiieen Birgerwerfeitung mile
verteune; fo würde ich a teen Birbehemung Deu Bau
ſchlog wegen: daß in jeder Drosins ter Ziuireft, bir ih
bey der Üiewerverisfiung in feldem bersergetfpam: Bilnsk
er gen⸗an unterfihen zud das farıe Keiuians eines ober
Ditectorio vorlegen möste. Auf cm feldhed araeumdhig
wahres Detsil_wärde atsdenn eine weile Bambeöregirrung
ſolche Berfügungen begränden lüunen, weidh: möches mis
zen, um auf fiherm Wege dad Naedieheilige, von dem
Vortreflichen der Diewyerrerfaftung abiufonbtrn, Dbme eine
foihe Berfolaung der kieinern Uebel in allen euizchuen
Theilen, koͤnnen alle Derbefieruugsoorfcläge jo wenig
gründlich wie zweckmaͤßig ſeyn, und daher verfolge ich dies
fen Segenfland nicht weiter. Mit der jwremen Trage,
©. 42. verbindet der Verfaffer auch die Dritte: weicher
Zuſtand des Landmannes ift der vorzüglichſte? und ’num
enwickelt er ©. 45. eine Verfaſſung grade fo, wie im Ders
zogthum Bremen diejenigen Meyerhoͤfe gefegluch eingerich⸗
get find, welche ſich pon- der Guts herrſchaft frey kaufen.
Den ſolchen Hoͤſen iſt im Bremiſchen durch das Edict vom
‚sten Aptil 1779. verordnet, daß fie nur im Ganzen,
vice aber eingelne Theile verfäuflich, wohl aber zu halben,
drittel und viertel Höfen theilbar fenn follen. Das ange
Paufte nicht zur Conſiſtenz des Hofes gehörende Erbland
barf einzeln verkauft werden. Hier haben wir alfo ſchen
Depfpigte von Einrichtungen der Art, wie fie der Werfaffer
wanſcht. Aber alle Brpipiele, welche ich in biefer Sigend
dep
| Zn.’ ‚22 675
bey mehreren auf die angeführte Art freygekanften Hoͤfen,
vor Augen habe, zeigen ganz unzweifelhaft: Daß der
Wirth des freygefauften Hofes nicht beftehen
rann; und alle Eigenthuͤmer verkaufen ſich nachgrade
wieder als meyerpflichtig einem Gutsherrn, deſſen billigen
Stundfägen fie trauen. Blos im vorigen Jahr Hatte ich
4 Unterfuchungen der Art, da ſich Bisherige freye Eigens
shümer einer Kirche zu Meyern anboten; welde mid
‚ vom ganzen Detail fehr genau unterrichteten. Ron mehs
teren andern frengefauften Bauern din ich zu Nathe gezos
gen, wenn fie einen neuen Sutsheren annehmen wollten;
und in jedem Fall habe ich nach Erkundigung der kleinſten
Umftände, dasjenige. wahr gefunden, mas ich oben von
der Wuͤrkung des Eigenthums geſagt habe. Dieſe That⸗
ſachen gelten mir mehr wie theoretiſche Abſtractionen.
Soſlen im Kleinen, Anbauer ängefegt werden, welche nur
geringe Befigungen erhalten, deren Werth fie mit det
Arbeit bezahlen, die fie auf die Culiur der Wuͤſteneyen
verwenden; da mag immer das Erbenzinsrecht dem Ans
bauer die, auf die erfte Cultur verwandte Koften ſichern,
und von ſolchen Erbenzinsverleihungen hat die koͤnigl. Cams
mer fhon im Amte Achim, grade aus jenem Srunde Bey .
fpiele mit gutem Erfolg gegeben. Aber wer wird es was
gen, vom Anbauer auf den Beſitzer des Meyerhofes zu
ſchließen, und doch enthält das Erbenzinsrecht noch kein
feeyes Eigenthum, wie der Verfaſſer im Anfang verlangte,
mithin habe ich über die Sache nichts weiter zu fagen,
und fehließe mit den Ausdrücden des Home, in feinem
Verſuche aͤber die Geſchichte des Menſchen im iſten Theile
Bu 1 7 En
676 SPA
md zeen Bernie: _O Reizung zum Eiseatiemn! m bu
mit doppeltem Geſiche bea abeer Janus, der dm wirl Bes
hervorbriagſt, aber oft im einen Ziadh autaztefl ! m Dainer
Nechten iA Inbuftie und ein Herz bei lächerinfies , mab
in deiner Linfen der Beig, bie giſtige Bachſe Der Drambers
_ oder, wöste ih Hinzufügen — asrlicke Werfen
dung! wohl uns und jedem Lande, befien Dehresider mi
Deisheit der Rechten ihre Freyheit ſchert, Imbem er der
Linken den Zigel anlegt!
Meyer,
Amtſchteiber za Caneuflein.
Ueber vorſtehende Abhandlung, Hat ihe Berfeffer fol
gendes Urtheil eines in ber Staatswirthſchaft cheoretiſch
und practiich erfahrenen Beamten ben Herantgebern mic⸗
geiheilt, weiches hier einen ſchicklichen Piatz finden wire.
Ich kann Ihnen das Reſultat nicht zugeben, Daß bie
Meyerverfaſſung die einzige beſte Verfaflung des Bauern⸗
flandes ſey. So wieder Menſch in eflen Klimaten, von
der Linie bis an den Nordpol gedeihet, wenn er me will:
fo kann der Bauernſtand auch bey jeder Berfaflung feinen
Zweck ganz erfüllen, und wohlhabend und glaͤckuch ſeym
wenn nur einmal Sinduftrie in ihm il. 1) In den vers
ſchiedenen oberſaͤchſiſchen Provinzen, worin der Bauer
das volle Eigenthum uͤber ſeine Guͤter hat, wird die Land⸗
wirthſchaft doch gewiß nicht ſchlechter getrieben, als hier;
herrſchen fichtbar auf dem Lande mehr Gewerbe, uud ik
die Bevolkerung ohne Widerſpruch größer, der Boden aber
ſchlechter: denn von Marichen weiß man nicht einmal den
0 Nas
me 67
Mamen, md ‚andre fette Ochfen, ats die aus Ungarn, Poh⸗
dien und Sranfen zugetrieben werden, kennet man nicht,
2) Im Sörtingifhen, wo die Bauern ganz im entgegens
geſetzzten Falle, neinlich To nie in England, gar nur Pacht⸗
Meyer find, iſt der Wohlſtand vergieithungsweife doch auch
micht geringer als hier, - obgleich. fie meiflene nur fehlechte
nud wenige Grundſtuͤcke, und beynahe gar keine Wieſen
und Weiden haben. Das Urtheil Über die Vorzuͤglichkeit
Der einen Verfaflung vor der andern iſt wegen der unend⸗
lichen Wenge von Nebenumfänden, die mit leinwirten,
hoͤchſt ſchwer, ja faſt unmöglich, wenigſtens noch jetzt foR
unmoͤglich, da wir die verſchiedenen Verfaſſungen, die wir
vergleichen wollen, nicht alle genau kennen. So finde ich
3.D. daß man hier von der fächfifchen Banernverfaflung
nicht zu wiſſen ſcheint, daß die meißen Güter geichloflen,
und die Auszüge (mie man dort die Leibzuchten nennt)
und die Abfinpungen der jüngern Rinder deſtimmt find,
Ihr Gedanke, daß man erſt in jeder Gegend eine voll
ändige Geſchichte der Werfaffung aufnehmen fol, hat
daher meinen größten Beyfall. Ich bin gewiß, daß ſich
am Ende daraus zeigen werde, daß jede Verfaflung, fo
nunguͤnſtig ſie auch an fi, dennochiducch die Länge der
Zelt fo. modificirt fey, daB das Beſte des Ganzen, nach
der Localitaͤt, nicht nur dabey beſtehen, ſondern ſogar auch
mac dadurch befördert werden koͤnne. Fuͤr den philofophls
fihen Beobachter machen nun alſo nicht ſowohl die Wers
faſſungen feibft, als vielmehr die Modificationen derſelbey
die Hauptfache aus; und faft mögte ich wünfchen, daß fie.
da⸗ u für den politiſchen Beobachter an, auf DAB er
mehr
u,
6-3 pr
mic bezauf the, Thiele ee zu abs
fiicen, el Gr gu; mugmmmiein. Zr
Ber Berfeiungen & Lad Im Trauer biz im Bas
eines ber intereiunseien. Es di Denia
mb (SE Dei Rohe, bie Gäser Bis anf Gaike Bingen
28 (hellen unb zu dufeen, Gerlsmmeni. Dad wei ihr
söweolf mr fädıtig bauen Gesbadtet Galle, QB feigmiel:
© Scficht aus 4 Omtern, Gebrufte, Beute, Odin
Besen uud Rammerbern. Die rien Geybem Gebienrn fh
ügers Gigeuthums ; unb Werinferungöreiges ame Eins
(üränfung, ind aber dabey in den (iedjtefken Kunflänben;
Die Scyden lezten haben eine der Dirgeruurfalfung fü al |
hernde Geſchloſſenheit ber Ghter unter ip ih almyes
füßer, und befinden ſich fehe wohl. O6 aber Bei Bahia
finden dieſer, und das Schlechcheſinden jenem elem-aikn
ans dem erwähnten Srunde herrkhee, leſſe ich Yan ges
ſtellet ſeyn. Daß die Bauen, weile ih im Germiiien
freygekauft Haben, nice zum Beſten fahren, umtfepeidet
meines Urtheils, doch noch nit ganz zum: Welten Der
Dieyerverfaffung. Es gehören mehrere Seneratisuen bazı,
um den Bauern zu gewöhnen, ſich in eine ſolche Stamm
desveraͤnderung zu finden, und denn koͤnnen auch einzelne
Breye, unter mehreren Meyern fo nicht gedeihen. Fur
Gutsherren, die nicht auch die Gerichtsbarkeit haben, Hat
die Meyerverſaſſung nidyt das mindefte Empfehlende. Ihe
Mißbrauch der Gerichtsbarkeit konnte aber durch die obern
Gerichte ganz gehindert werden.
!
|
a - 675:
Topographiſch nette Beſchreibung
des Amtes Scharnebef im Fuͤrſtenthum
Luͤneburg.
Vom Candidaten Muͤller.
as Amt Scharnebek grenzet gegen Morgen und
Mitternacht an das Fuͤrftenthum Lauenburg und
an das Amt gleiches Namens; gegen Abend an das Amt
Buͤtlingen, gegen Mittag an das Amt Luͤne und an
das adeliche Gericht Luͤdersburg. Sein Flacheninhalt
betraͤgt in der Länge $, in der Breite }, überhaupt ohnges
fähr 1% geogr. Quadratmeilen. Kirchſpiele find zwey
In diefem.Atnte, Scharnebek und. Chem. Zu jenem ges
hören 37, zu diefem 31 Höfe. Amtseinwohner find 68,
und fogenannte Eingehörige oder Amtsunterthanen, Die -
in andern Aemtern wohnen 55. Ueberhaupt alfo 123
Geuerftellen. Leber dieſe find 2 Beamte beftellet, nem⸗
lich ein Drof und ein Amtſchreiber. Fluͤſſe har diefes
Amt zwey, die Nees und die Wetter. Jene entfpringe
im Amt Blekede, fließt durch das Flecken Dahlenburg und
durch das Kirchdorf Neeke, welches vermuthlich den Nas
men von ihr führer, und koͤmmt fodann ins Amt. Weiter
fließt fie durch den Scharnebeker Ellernbruch bey dem
Kirchdorfe Echem eine Viertelftunde ſaͤdwaͤrts vorbey, durch
Wieſen Bin, in einen ftehenden See bey dem herefchaftlis
Gen Fiihhaufe. Beym Wiederausfluß gehet fle ins Amt
Batungen und fällt endlich in die IImenan. Die Wetter
kommt aus einem See im Amt Lauenburg unweit dem
1 a
—2 pe
Birirst. :schanzes,
Knut Eimer Ems us ik = zz u Gare
Ersüfer 6 u Suten Eme men ut quiin: ü
5 Eamsbe us, — ——
de poguemute Ban, bulılız aut Dissen ann amt ©
da. 2, Dub sgrmsuute wulıe Zi, wmmume weinen
Geis Eden ken et wirt ab Trubenuk uhr.
f; Das Gemmerietes Zei, + Di Veleuiucker Daiz,
Schcher ub Cohen, wunder Gur-iufilinlben Dakauag
Geßienderf. besen Täter tie Eule Uber —
per, wohhz eu bie Darin fallende Mel nt Weite ziehe,
AMes pıivasive Gesıtihaftiuse Teufen. Dsmr Icheupte
de0 Dorf Ehen, Juteschrut bei Eieminnes zu fen.
Do bercchet dieſes Aecht alten Nechtc hee zuisige zur
Plarrheiʒ nar ans dem vollen Ctamen schamem werd. Sam
Kudipiei Scharnebek find auch Terfinsere verkenden ;
wo daher Häufis Torf gebrannt wird. Gemeinheiten
‚ And 1) im Kirchſpiel Scharnebek, ber fogenannte Wuch⸗
berg, eine geräumige, aber ſchlechte Weide, auf heidigren
und zum Theil moorigtem runde, 2) Im Kirch wpiel
Echem verſchiedne; a) die fogenannte große Weide gegen
Abend, nach dem Amte Bürlingen zu. Sieber wird das
junge Zuchtvieh, wie auch die Milchkuͤhe der Eintieger und
Grinkſiher, Pferde, Schweine, Gaͤnſe, gerrieben. Die
Beamten, Prediger and Börkter in Scharnebek haben auch.
das Deche eine gewiſſe Anzahl Vieh hieher zu ficken.
Aug nimme dis Echmer Bauerſchaſt ausmärtiges u
_ \ ala u) . 681 |
Für Weidegelb darin auf; iwoven’fie Den Ertrag zu &w
meindebeduͤrfniſſen und leider oft zu Proceffen beſtimmet.
Es kommen hievon im Durchſchnitt jaͤhrlich 100 Kehle,
. auf. b) Der ſegenannte Kamp oder Dorn‘, von einigen
darin fichenden Dornbüfchen,, welde Weite einzig den‘
milchenden Küfen des Dorfes Echem beftimmer ik, und
‚worauf ohngefaͤhr 300 Kühe geweidet werden. All⸗ dieſe,
beſonders die beyden lezten Gemeinheiten, Finnen nur
zur Haͤlffte kaum benutzet werden. In der großen Weide
ind viele Sumpfe und Moraͤſte, wohin kein Vieh kommen
kann, ohne Gefahr zu verſinken ; und die leztere hat einen
ſo ‚treihen Marſchboden, daß ed wohl der Mühe werth
ſcheint, dieſe Beiden zu verkoppeln und fie in einen beres
lichen Weitzenacker umzuſchaffen. _ Aber dann müßte die
Neetz verlegt werden, durch ˖welche gewaltige lieberſchwem⸗
mungen entſtehen. Und, da das Waſſer ohnehin hier
in der hiedrigfien Gegend keinen Abzug hat, fo bleibt es
oft in nafien Jahren ſtehen und verderber dadurch viele
trefliche Wieſen. Ehemals, vor hundert und mehreren
Jahren fol ein Abzug nah dem Amt Buͤtlingen bin ges
weien feyn, wovon Die Sage noch den Namen des Eik,
lochs erhalten hat. Allein diefe Abzugsoͤfnung ift nach und .
nach, ohne daß man wüßte wie? verflopfet worden; und
das Dorf Echem Hat fein Net für den freyen Lauf des
Waſſers durch Verjährung eingebuͤßt. Daher rührt es
denn, daß Echem gewöhnlich das hoͤchſte Waſſer Hat und:
die niedrigern Dörfer Buͤtlingen und Luͤdershauſen einen
fiherern Acker bauen. Herrſchaftliche Pachtungen
Find zwey im Amt: ») das Vorwerk in Sqernetet, wel,
| es
—
es2 PAGE
Ges mit tem Kmtihenetrr bei alten Feen vn
Den mat mehr en cine Zeastrreisizumneen 3 6 |
formen davon al KSA 209 Se. aumer. uk 2)
Bıtenterf u Suite Eiem, a Hiicab O0 Ak,
einnäss. Die dritte, Vezuerfirte, im Surdipit Eben
nebet᷑ mus 214 Ak. 15 oe. "ui ober vofr ie
Jehren aufgcheben um: grörsensheils zu des Suchen gi
flogen werben. Die vierte wer eine berriihafiie 55
ſchered/ im Kiechfriel ESen, a der Ba Die
Dem Fifter uf Erbenjins zu 30 Rıhkr. eingegeben men
den. Muhlen find 2 vorhenden, eime im ©charaehrf,
Sie andere, bie neue Me. Dieſe treibt Die Nectz, jenc
An Heiner Bach. Tie gewähntihen Tichrumgsarten
der Amtsunserthanen befichen im Ackerbas, im ber Birds
gain und in Sahten. Die einheinifge Gina if.
unberrähtlich. Wohl aber kommen im Frühling mtmkı
tige Vienenwärter ins Amt, beſonders ins Derf Ehen,
wo fie dis zum Vlähen der Haide bleiben. Spuren von
Induͤſtrie finder man gar nicht, auch werben weder 2
Ba, noch Klee, noch Zaͤrbektanter gezegen. Die gewihn
lichen Erzengniſſe der Erde in diefem Amt find: Soden,
‘ Belgen, Buchweitzen, Haber, Gere, Bohnen, Wien,
etwas Flachs und Hanf. Der Aderertrag ift im Ganyen
mittelmäßig, und die Domanialanftünfte des Amts ſchaͤtzet
man ohngefähr auf 11000 Nthle. Monatliche Contri⸗
Bution geben die Unterthanen 179 Nehle. zı Digr. 313 Pf.
Dahrlich alfo 2155 Rthlt. 4 Mor. 54 Pf. Zinsrocken
195 Maiter 2 Himten. Zinshafer 16 Malter 5 Almen.
Zum Militar auf das’ Amt verthelet 1343 Ratienen
für die Cava
Hier⸗
vu 633
Hierauf gehe ich zur Veſchreibung der meisten
- Derter dieles Amtes fort. Der vornehmſte inter diefen
iſt Scharnebef, ein fehr angenehmes Dorf, "3 Meilen
von Laneburg entfernet, von 22- Beuerftellen. Megen fels
ner ungemein reigenden Lage wird es cft das Paradies
- vom lüneburgifchen Lande genannt. Vefonders gemähret
die füdlihe Seite nach Lüneburg hin eine fehr fröhliche
—
— — — — J——
sw — —
Ausſicht. Wenn man daher koͤmmt, fo oöͤfnet ſich zwiſchen
Eichen und Buͤchen ein anmuthiges Thal, an deſſen dufs
feritem Ende das Dorf halbverſteckt hervorſchimmert.
Die Hiefige Kirche ift vielleicht eine der fhönften Landkir⸗
hen, einfach, und gefhmadvol eingerichtet. Im Dorf
iſt ein gutes BSteinpflafter. "Die Einwohner find gefellig,
. Zur Geidichte des Amtes und Dorſes gehoͤret Folgendes:
— wi De
2 20
De a |
„Sailer war in aͤltern Zeiten ein Kloſter, gefliftet im Jahr
2243. von Otto puer, Hetzogen zu Braunſchweig⸗Luͤne⸗
Burg und Euderus, Biſchof in Verden; und Zwar vom
-Eifterzienfer s Moͤnchsorden. Anfangs ward es Steinbek
genannt, hernach der Jungfrau Maria gewidmet und ihr
zu Ehren Marienbek genannt. Im Jahr 1253. ward
das Kiofter verbeſſert, mit verſchiedenen Einkünften, Ichns .
ten, Satzgefällen, Dieyerhöfen u. dgl. begabet, auch von
einem Beinen Bach — Niederſ. BA — der die Kiofters
muͤhle trieb, durch das Kiofter lief und in den ſogenann⸗
"sen Ofterteich fälle, Scharnebek genannt. Im Jahr 1453;
ward in der hiefigen Kirche ein fürftlihes Begraͤbniß auss
gemanert, worin der Leichnam der Herzogin Magdalene
‚30 Öraunfcpweig » Lüneburg beygefeget worden ft. Im
Jahr 8528. ward diefes Kloſtet teformirer, dem Abt ein
(Annal. gr Jahts. HS) 833 Haupt⸗
5. Ey 2 Ä
Hauptmann, Namens Dieterih von Liten jngegeien,
welchem die Hebung und Berechnung der Kloftereinkünfte
aufgetragen ward. Im Jahr 1531. *) Hat fi der Abe
Heinrich Radbrowig des Kloſterlebens freymillig begeben,
feinen Stand verändert, und die Tochter eines gewiſſen
Herrmann Prallen in Luͤneburg geheyrathet, woher er ge⸗
—
buͤrtig war, und woſelbſt er buͤrgerliche Nahrung trich
Ihm folgten bald die Conventualen des Kloſters, welche
zu Kirchen, und Schuldienſten, nah Maaßgabe ihrer
Fahigkeiten befoͤrdert wurden. Einer von ihnen, Jehan⸗
ned Marquart ward der erſte lutheriſche Prediger in Schar
nebek, 28 Jahr lang. Nach Abgang des Abtes bat man
‚ angefangen bier ein fuͤrſtliches Schloß zu erbauen; weiches
Heintich der Jüngere verbeflert und mit Gebaͤuden Bar
vermehren laffen. Hernach hat Heinrich probus dieſes
Schloß ſeiner Gemahlin, einer gebornen Fuͤrſtin von
Sachſen, Engern und Weſtphalen, Herzogin von Bruan⸗
ſchweig⸗ Luͤneburg zum Leibgedinge vermachet **), welche
keine Koſten geſparet, waͤhrend ihrer hieſigen Reſidenz die
) Sm dieſem Jahre ward dns Mofter von Herzog Ernſt
dem Bekenner ſaͤculariſiret. on dieſet geifffichen
Praͤlatur ruͤhrt es her, daß dieſes Amt mit dem Kios
ſter St. Michaelis in Lhneburg und dem Amt Lüne
alle Jähre auf Encientag mit dem Baar s und Sülfs
meiftern Die Vorbathe behandelt. S. Schaif’s polit.
Staat ©. 11. Edit. von 1777.
*x) Im Jahr 1569., als er feinen Siß in Dannen⸗
berg nahın. Er bekam zwar durch: brüderlichen Wers
gleich Has Amt Scharnebef mit; gleihwohl gehörer
es eigentlich zum Faͤrſtenthum Lüneburg, nicht zur
Grafſchaft Dannenberg. Scharf a. a0.
2 272 7 EEE ; 7
SBebäude zu erhalten und zu verheffern, wovon inebeſon /
dere die Kirche nebſt andern Gebaͤuden zeugen,, Das ches
malige Schloß ift die jebige Wohnung des erſten Beam⸗
‚ten, ganz maſſiv und kloͤſterlich aufgeführee. Meikwuͤr⸗
Dig iſt der Weg von Scharnebek nad) Echem. Dieſer Ort
Hat darin erwas Eignes, daß nur ein Zugang zu demfels
ben immer offen iſt; nemlich ‚nach Morgen bin, welhes
‚thn gewifiermaßen zur natürlichen Feſtung macht; denn,
wer nicht $ Stunden beftändig im tiefeh Waſſer fahren
will, der muß eine Meile umfähren über das Tauenburgis
fche Dorf Artienburg. Der türzere Weg über Scharnebek
kann nur im trocknen Sommer, und felbft dann nur von.
denen, die des Weges kundig find, befahren werden. Ca
legen nemlich die mehreften Wieſen zwiſchen Echem und
Scharnebek, über welche fein Damm zum Fahren gejogen
iſt. Auch fließet Hier die Neetz, über welche eine Brüde
nur Bußgänger träge. Der Wagen fährt beitändig im
tiefen Graben zwifchen Wieſen hin, fo, daß das Waſſer
derbar, eine Fahrt im tiefen Waſſer, wo zu beyden Geis
ten Land iſt. Allein, da der Wieſengrund moraftig: und
ungebahnt ift, fo würde eine Landfahre ohne einen tüchtis
gen Damm tioch weit gefährlicher ſeyn, als die Fahrt im
Waſſer, wobey für Wegkundige Leine Gefahr ft Denn
der Boden im Fahrwege beſtehet aus feſtem Sand und.
Steingrand. Zür Fremde ift es fteylich ſchreckend, wenn
fie nicht ſelten das Waſſet über die Vorbertaͤder hiniaufen/
. und den Fuhemann auf dem Pferde knien ſehen; "allen fo
iſt eb von jeher geweſen ‚und keine Hefnung zur Abaͤnde⸗
rung, nach dem Grundſatz des kandmannes, „daß Jeder
332 ſehen
-
die mehrefte Zeit einen Fuß. hoch im Wagen ſtehet. Core
635 Pre
fehen wu, wie cr burdfeume... muß Def nam ed qm
Beym Auen (iii, mel wen been wre 3X Den
gehrt fein Heerneg ir Eben, fe, Buß alle zur cm
Darf bey einen Freue Istnrnt E, weider nach den
fabelbaften Ed orrenſtadt zu fühern ſcheeee Des mucse
Kiühfpiel im Amt iR Echem. ein Dorf ou 27 F-weriib
In, 11 Meilen von Lncturg mb I Tre von Sam
Suzg entfernt, In einer fintiheren Merkägreend. Ded
nahren fih die Einwohner mehr von Bichjuche alt um
Ader, deſſen fie nur zur Nothdurſi haben, ob cr gleich
Weigen und «alle vorzuͤglichere Kormmin tige. Die
Wichwelden und Wieſen find Bier ungemein ergichig unb
Die Kühe geben ſehr viele Milch; weiwegen die Einwohner
Den Ihneburger Markt mörhentlich mit Vetter werfergen;
wohn im Durchſchnitt jede Woche 300 Pfund Behitire
werden. Hievon werben auch faft alle Abgaben, bie auf
576 Rıhle, jährlich ſteigen, beſtritten. Pferde werben
nur zum Betrieb bes Laudhaushalts gezegen. Die Sanſe
„suche IR dagegen nicht unbetraͤchtlich, und es werden 250
She Zuhtgänfe gehalten. *) Den Zehnten vom Korn
ziehet der herrſchaftiiche Pächter in Bullendorf. Die
Wolksinenge des Dorfes betraͤgt 350, weiches aber daher
\ ' koͤmmt,
#) Jede Gans leget 10 bis 15 Eyer. Rechnet man 9
die gewiß ausgebruͤtet werden und 8. die erwachſen,
fo werden jeden Herbſt ohngefähe 2000 Stuͤck ver
kauft tm Mittelpreife zu 14 gar., welche von Aufı
fäufern aus der Bam bey Hamburg Heerdenweife
tweagetrieben werden. Federn und Opulen fallen
aufierdem noch, und die Gaͤnſe koften den ganzen
Oommer nichte.
2277
rue. 687
| koͤmmt, daß im Dorfe eben fo. viele Hauslingefamilien,
als Bauerhoͤfe ſind, die in den Backhaͤuſern wohnen; well?
es ſo leicht iſt in Echem ſich zu naͤhren; denn, wer eine
Kuh hat, der kann davon mit Frau und einigen Kindern
leben. Und an Gelegenheit, Taglohn zu:verdienen, fehlt
es gar nicht; auch werden die Kinder foicher Leute in
Dienft genommen, noch ehe ſie confirmirt ſind. Dazu
haben dieſe. Tayiöhuer, nad altem Herkommen, freye
RKirchenſtuͤhle, freye Begraͤbniſſe und freyes Todtengelaͤut,
welches man nicht allenthalben findet; welche Vorzuͤge
denn viele Haͤusler nach Echem locken. Echem iſt die
vornehmſte Bauerſchaft im Amte, welche ſich von den
uͤbrigen Amtseingeſeſſenen durch Character, Sitten, Ges
braͤuche, Lebensart und Sprache fo merklich unterfcheidet,
daß das Dorf beynahe einen eigenen Freyſtaat bildet, bey
welchen ein gewiſſer efprit de corps unverkennbar iſt.
Die Lage des Orts iſt hievon eine Haupturfach, denn, die '
Echmer leben in ziemlicher Abgefchiedenheit von andern
Dorfſchaſten und haben menig Verkchy ſeidſt mit den
Umdoͤrſern, aufler, daß fle ihre Producte zur Stadt liefern.
Sonſt heyrathen ſie gewoͤhnlich untereinander, gehen mit
ſich ſeloſt zu Rath in ihren Verſammlungen, und ſcheinen
ihre Nachbaren entbehren zu koͤnnen, weil fe Alles faſt
ſelbſt beſitzen, weswegen ſie ſich auch abſtract die Ge⸗
meine nennen. Gleichwohl bleibt ein gewiſſer Anſtrich
der Abftammung, der in einer Arhnlichkeit mit dem
lauenburger Landmann beſteht; indem Echem im ı6ten
Jahrhundert zum Fuͤrſtenthumm Lauenburg gehöre. Die
Geſchichte If folgende: „Heinrich ‘der Jüngere, Herzog
N
in Braunſchweig/ Lüneburg und feine Gattin Urfula, ge
— 333 borne
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ndehiaet, fd ann ma eve auzrere, aiie
ihnen denn aut geaeben ward.” U⸗edrizens Erd ter Ech⸗
mer fehr ordenrlihe WVrihe; ohne Emeizerr, mefıg
und fletiız; doch etwas 1räy. weil ie immer ıdrr geilen
Geichafte hab-a, endiih reiig.ös, und bejonders genen in
Abwarsung bes Auferlihen Gottesdienſtes.
Hier noch Einiges von ihren Sitten, Gebraͤnchen
und Meynungen. 1) Shmarz iſt die geabtesfte, je für
verheyrathete Weiber und Alte Die emige Modefarhe. Im
ſchwarzen Mo gehen die Mannsleute zur Kirche, und "
hochſtens erlauben junge Leure fid ein blaues Kamiſol.
Barhinte Kleider tragen nur Handwerkslente unter ihnen,
Grautleute werden in ſchwarz getrauer, und ſchwarz geklei⸗
der gehe Alles zum Nachtmal. Auch erhält jede Bauern⸗
tochter zur Ausfteuer ein fogenanntes Ehrenkleid, weiches
In Kamiſol und Moc von fehmarzem Tuch beſtehet und
wozu der RNock 9 Ellen halten muß, welche denn in vielen
Jalten verſteckt werden. 2) Handmuffen oder Handſchuhe
von
\
SPUR 689
von Pelzwerk gehören zum Staat. Weiber und Mädı:
chen tragen folhe beym Abendmählgehen, Hochzeiten
"nn. dgl, ohne Rädfiht auf Sommer und Winter. ©o
auch weilte ſeidne Halstuͤcher und ſilberne Knöpfe, doch
nur von. einzelnen. 3) Die Wirthe tragen ſaͤmtlich
ſchwarze leinene Roͤcke oder Kittel, die Knechte und Haͤus⸗
linge weiſſe. 4) Panteffeln von Holz mit Oberleder wer⸗
den durchgaͤngig von beyden Geſchlechtern getragen. 5)
.Tobak rauchen ſogar die Weiber; einige kaduen dies Ges
wachs ſelbſt fhlafend. Mit langen Pfeifen wird Staat
getrieben. 6) Hochzeiten werben 2 bis 3 Tage gegeben.
Der Tag muf fi auf den Sonntag Beziehen, z. B. Dons
nerſtag oder Freytag; damit bie jungen ‚Ehteute feyerlich
am naͤchſten Sonntage Kirchgang halten können. Nach
Maafgabe der Verwandtſchaften und der Wohlhabenheit
word das ganze oder halbe Dorf, worunter der Prediger
ein willkommner Ehrengaft it, gebeten ; auch Auswaͤrtige,
wenn fie verwandt find. Die Einladung gefchieht durch
‚einen fogenannten Köftenbitter, der auf einem geputzten
pferde vor bie Stubenthuͤr veitet und mit einem ewigen -
Helm die Lente Bitter:
Am Tage der Hochzeit und Ehren
die Freude und Säfte zu mehren 2%
Ein Mädchen, welches einheyrathet, darf in den erften 4
Wochen nicht wieder in ihrer Eltern Haus kommen, nach⸗
her gehet der Dann mit. 7) Bier und Brantwein wird
nicht Häufig getrunken und Voͤllerey ift bier unbefannt.
Dagegen fängt ber Kaffee an fi einzufchleichen. 8) Von. :
Lorteriefischt weiß man noch nichts, fondern: man hält fi
an bie gewöhnlichen Nahrungswege. 9) In Krankheiten
34° ſuuht
/
690 BE
fact man, wie gewöhnlich, Zufint Bey Ainadfalbern mu
Empiritern, Scharfrichtern und Vichärzten.- Es ik m
glaublich, wie bie Leute bad Geid wegwerfen; ohne z
bedenken, daß diefe Apofel dei Todes ühmen weit haher
zu fichen fommen, als ber ordentliche Arze. Aber jene
verſtehen einmal vollk ommen bie große Tunſt füch Zutcmen
ben dem Landmann zu erwecken, darch geheimaifk
Behandlung des Kranken, durch Forſchen und Deut,
durch Verſprechungen und durch große Volksberedſenkeit!
Doch fänge man jetzt an, verſtaͤndige Aerzte zu fragen.
* 10) Komme dem Vich eine Krankheit an, mund es ih
zum Ungluͤck Jemand über die Diele gegangen, fo warb
das Vieh verſehen, weil der Menſch leege d. 1. boͤſe Iuı
gen hatte *). Daher müſſen Kälber u. dgl. im werden
‚.genften Winkel des Hauſes verfiedet werden. 11) 3a
das Hans einer Kindbetterin gehet ohne Noch fein Män:
chen, denn, wann jene: Zufäfle befäme, fo muͤßte dieſeß
Schuld haben und für eine Hure F 12) Gevauecn
muͤſſen ganz geſunde Perſonen ſeyn.
Es erbes fonf ou
in der achten Ader.“ Daher werben Eränfliche und gu
brechliche Perſonen niemals zu diefem ehrenvollen Sa
ſchaͤft, welchem fid) keiner entziehen darf, eingeladen, fo
ſehr fle es andı wuͤnſchen mögen. 13) Während dem
Brodbacken mußt du kein Meſſer wegen, ſonſt wirb das
Brod ſchiens Cict und ſzwer) Ganſe maͤſſen in dem
Augen⸗
HE⸗ ſcheiner dieſer Aberglaube f (eo bem rohen Men⸗
ſchen natuͤrlich, denn ſchon Virgils Hirten hatten
ihn: Nefcio quis teneros oculus mihi faſcinat
aguos. ‚Virg. Ecl. IH. 103.
N
VE 77
‚Augenblide Jeſetzet werden (zum Bruͤten), Bann: bie Leute
aus der Kirche kommen, dann fpringen die Küchleln aus
"den Eyern, fo munter, wie die Leute aus der Kirche. — .
‚Wann der Haushund Die Brodkrumen auflucht, bie aus
dem Tiſchtuch fallen, fo kann er nicht vergiftet werden.
\ Sie Haben folgende Volksfeſte: Am Pfingſtieg⸗ nach
- geendigtem zweyten ©ottesdienft wird ein Mädchen ger
ſchmuͤckt wie eine Braut und unter diefem Namen im
Kranz und wit volles Muſik zur Schenke geführet. Wenn
sin fremdes Mädchen im Dorfe dienet, fo gebühret ihm
Biefe Ehre. In der Schenke wirt getanzt, und wenn
die Gefellihaft Abends mit dein Glockenſchlag 6 Uhr fih "
trennet, fo muß die fogenannte Braut: Semmel ausfpen;
‚den, welche dann in fehr Fleine Biſſen zerſchnitten werden,
damit Sjeber Etwas erhalte. Diefe Semmel giebt jedoch
bie Hausfrau her. Seven Winter feyern die Dorfknechte,
welche, wie die Milchmaͤdchen, ein eigenes Corps ausma⸗
chen, ‚ein ſogenanntes Rehitbier. Das Häufige Rohr, wel⸗
ches zum Dachdecken gebraucht wird, fchneidet. man dann
auf dem Eiie in den ſtehenden hiefigen Seen, wofür die |
Knechte ein Schock von diefem Rohe erhalten. Dieſes
verkaufen fie gewöhnlich an einen Wirth, der deſſen bedarf,
für eing Tonne Bier, melde in dem Kaufe deſſelben auch
ausgetrunten wird. Man sanzt ebenfalls und zechet einige
Tage, wozu aus jedem Hauſe Lebengmittel, Brod, Wurſt
u. dgl. der Reihe nad) geholt werden. Wer Hier nice
feine milde Hand öfnen wollte, der würde dem bu des
aqibaten Geſindekorps auf ſich laden.
815 - Das
„
—*
692. IRA
Das lezte Amtsdorf nad) .der lauenburgiſchen Sera
Hin iſt der Pachthof Bullendorf, welches nur 6 Feuer
ſtellen hat, aber in hiſtoriſcher Hinſicht merkwuͤrdig iſt
Das Vorwerk liegt auf einer Halbinſel, welche der bortige
See bildet, zwiſchen Sandhigen, an welche jeboch für
gleich die Marſch anſtoͤßet. In aͤltern Zeiten war hieſeßt
ein Moͤnchekloſter, welches, wie mehrmals geſchah, ia
Cammergüter verwandelt und fäcularificet worden iſt. Dies
ſes beweifen 1) die deftändige Sage der Einwohner und
Nachbarn, daß unter andern die ehemaligen Kloſterklecken
son Bullendorf nad) Hitbergen getommen ſeyn, me Deis
Halb ein ſchoͤnes Gelaͤut if. 2) Das vor ohngefähr Hum-
dere. Jahren abgebrochene maffive Gebäude, genannt dad
Moͤnchenhaus. 3) Eine Pachtwieſe, die Drdmdgamife .
‚genannt. 4) Ausgemauerte unterirdifhe Sänge. 5) Ges
fundene Alterthümer, 3. B. Glaſurpfeifen von ungewähns
licher Kleinheit, Schichten von Mauerſteinen, verbraum
tes Stroh in der Erde u. dal. Die übrigen Amrsbärfer
find unbetraͤchtlich, als: Rullſtorf, in der Halbe, ums
weit Scharnebef, von 11 Feuerſtellen. Der Ader iſt
Teiche und man pflüget daher, wie auch an dem leztern
Orte, mit Ochſen, welches Haken genannt wird, won
auch ein eigned Werkzeug, der Haken gebrandht wird,
Endlich Nusfelde, von 4 Feuerſtellen, melde beyde
Oerter zu Scharnebek eingepfarret ſind.
Im Amte gilt das herrſchaftliche Meyerrecht; wor⸗
nach kein Hof vereinzelt werden darf und ſchlechte Wirthe
abgemeyert werden Können. Der aͤlteſte Sohn iſt Anerbe
des Hofes.
V.
|
|
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|
|
|
693
V.
Von dem alten und neuen Steuerfuß in
den Herzogthuͤmern Bremen und Ver⸗
den, insbeſondere "von der
Contribution.
‚ Entworfen von dem Amtmann Scharf zu Oſterholz.
| Ir der alten In Teutſchland Äblichen Lehnsverfaflung,
IN waren den Landesherren gewiſſe Guter ausgeſetzet,
um von deren Aufkuͤnften ihren Hofſtaat zu unterhalten,
daher ſolche Guͤter noch bis auf den heutigen Tag, unter
dem Namen von Domainen bekannt ſind. Entſtand aber
ein Krieg, ſo mußten die Lehnsvaſallen von dem hohen
und niedern Adel, durch Herbeyſchaffung der einem jeden
obliegenden Mannſchaft, die Beſchuͤtzung des Landes und
| ihres Fürften auf eigene Koften übernehmen. Diefe jetzt |
beſchriebene Beſchaffenheit Hedurfte daher keiner oͤffentlichen
Caſſen, in welche Die Unterthanen einen Beytrag zu leiften
ſchuldig geweſen wären, und es würde auf ſolche Weiſe
zu den überfläffigen Arbeiten gehöret haben, einen Maaß⸗
ſtab ansfündig zu machen, nad) weichem von dem ganzen
Lande die erfoßderliche Gelder aufzubringen gewefen wären. _
So waren die Sitten unferer Vorfahren, felbft noch zu
. den Zeiten Herzog ‚Heinrich des Löwen, eines vormaligen
Vefigers der Grafſchaft Stade, beſchaffen, als die Sel—
tenheit des Geldes, einen in der Folge Immermeße auss -
gebteiteten Aufwand nicht erlaubte,
Ehen.
696 v7
Amt Neuhaus 4100 Rihlr. 46 51. und Kirchſpiel Ofen
980 Rthlr. 11 fl. ausgemachet.
Ich finde noch einer andern Art, unter ber Ye
nennung von vier Thaler:Schag, erwehnet, und def
ſolche bey Gelegenheit der dar eine völlige Amneiie
beygelegeten Haͤndel zwifhen eben biefem Erzbiſche
Ehriftopb, und denen von Pens aus Mecklenbaeg, als
des erſteren Glaͤubigern, durch einen im Jahr 1540. m
Donnerfiag nah Pfiagſten geſchloſſenen Neceß, um deu
Ständen, theils zu Beſtreitung ber Taͤrkenſtenet, yar
Halbſchied aber, die Schulden des Erzbiſchofs zu tilgen,
Helieher ſey. Weil aber der Pflugſchatz hiebey um
Grunde geleget, daß van einem jeden Pfluge 4 Thale
erleget werden follen, fo ift Dadurch fein neuer Draufksf,
- fondern bios eine,neue Beuennung eingeführer werden.
Auf diefe vorbeſchriebene Arten iſt der Lontribws
tionsfuß gefolget, welcher noch heutiges Tages —
iſt, und in beyden Herzogthuͤmern einerley Verfallar
Hat. Das eigentliche Jahr, in welchem Die muonatlige
Eontribution eingeführer, laͤſſet ſich ꝛwar ans Mauyd
der Nachrichten nicht beftimmen, wahrſcheinlich aber f
deren Anfang in die Zeiten des zojährigen Krieges zu
. fen, inmaßen man unter der Regierung bes legten
Erzbiſchof Friedrich zuerſt bemerket findet, Daß ſelch
ſich auf 6000 Rthir. belaufen. Bevor wir aber
jetzige Bewandniß näher auseinander ſetzen, müſſen wi
den, zwiſchen den Staͤnden und Marſchlaͤndern
nahe ein ganzes Jahrhundert durch gedauerten Recht
ſtreit, in feinen Zufammenhange darlegen, weil a
feldigem einige, in dem Contributionsweſen noch j⸗
fest
baden. Schon ans dem grauen Alterthum ſchreibet ſich
Die Regel her: daß alles Land entweder frey oder ſchatze
pflichtig fey; oder wie es gegenmärtig heißer, alles Land
iſt entweder Contributions⸗ oder: Roßdienſtpflichtig.
and chen hieraus fließet natürlicher Weiſe das Sprich⸗
wort: ein freyer Dann, ein freyes Gut, nur daß fols
ches von den freyen Ständen auf eine umgekehrte Art
zur Anwendung gebraht, und von ihnen behauptet
werden. wollen, daß fie alles ſchatzpflichtige Land, durch „®
ein ‚darüber erlangtes Eigenthum, frey machten. So
lange die Anlagen nichts Beſtaͤndiges waren, mocht:
es von den Schappflichtigen vielleicht überfehen feyn,
daß die Stände viele Laͤndereyen dem Schatze durch de⸗
ren Ankauf entzogen, und dadurch die Laſi der übrigen
Pflichtigen zu deren offendaren Schaden vergrößere
‚ wurde, Eine dem Kayſer Marimilian I. auf dem
Reichsſtage zu Augfpurg 1515. und deffen Nachfolger
Carl V. auf dem Reichstage zu Nürnberg 1522. von
dem Reiche gegen die Türken bewilligte Huͤlfe von
‚20000 zu Fuß, und 4000 zu Pferde, gab eine natürliche
Vexranlaſſung, die Prögravation jenes, von ben freyen
Staͤnden angenommenen Grundſatzzes zu entdecken, weil
dieſe bewilligte anſehnliche Huͤlfe, bis zu dem, zwiſchen
dem Kayfer Rudolph II. und. dem türkifchen Kayſer
Achmet Il. 1606. geſchloſſenen zwanyzigjaͤhrigen Still⸗
ſtand, beynahe ununterbrochen fortgedauert hat. Die
„ Eingeiefiene des alten Landes, des Landes Kehdingen,
"u Amts Neuhaus, der Deflinger Marfch, des Landes
1’ Wurſten, der Ofter Stader Marſch, und bes Viehlan⸗
u 2 oo dee
I.
4.
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. . . _ , E
4 L- _ 0 J 697
fortdanrende Verrichtungen, ihren Urſprung genommen
e
698
Des waren biefenige, weite dadarch ia Bewegunz ge⸗
ſetzet wurden, weil fie mm Bedruck we mict ofen,
do am meiſten unterworfen waren. Denn als auf
den 1741 und 1544. gehaltenen Landta zen, auf wei
Gen Dero Zeit die Eingeiciene der Marſch dur iher
Landesvollmacten aunech repräfentiret wurden, aufer
einer abermaligen Tärkenbälfe, nebk dem Pflugſcheß
auch der Sechzehnpfenning⸗Schatz duch Die Mehrheie
, der Stimmen, und zwar unter der Bedingung ange
S. Jommen ward, daß die, welche von Alters frey gene⸗
fen, auch von dieſen Anlagen frey bleiben follren, und
dieſem noch hinzukam, daß viele Ad Die adeliche Wirte
anmaßten, und fi abertriebene Freyheitsbriefe vom
den Eribiichäfen zu verihaffen wuften; fo veraniafe
Biefes eine Beſchwerde von Seiten ber Marſchnder,
weicher dorch einen 1549. von den Gtänden wfaften
Landesſchluß dahin abhelfliche Maaße verfchaffer wer
den ſollte: daß wer vor 5; oder 6 Jahren Gtreuer gegen
Gen, ſolche auch fortan zu erlegen ſchuldig. Allein Dies
ſes Austunftsmittel kam nicht zur Ausführung, obs
glei durch einen Reichsſtageſchluß von 1542. allbereits
feftgefener war, daß alle, ſowohl Freye, als Unfreye zu
diefer Abgabe beytragen ſollten. Diefer, und bie auf
den 1557. 1559. 1565. 1566 und 1567. gehaltenen
Meichstoͤgen gefolgte ähnlihe Schlüffe, mußten mohl
zu der auf dem Pandtage zu Bremerpärde 1576. genoms
menen, gemeinfbaftlihen Verabredung. Gelegenheit
gegeben haben, daß Freye und Unfreve zu ber Tuͤrken⸗
huͤlfe geben follten, welche Vereinbarung in dem folgens
ven Jahre auch von den Kanzeln äffentlich bekannt *
u = ma
" | Me· 699
macht wurde. Das Domcapitel, als der erſte Stand,
Ueß ſich dieſe Anordnung gefallen, und es wurden die
noͤthigen Verhaltungen deswegen an die Einnehmer
ausgefertiget, allein ſie blieben unbefolget, weil die
Cleriſey und Ritterſchaft ſich nicht bequemen wollten.
Als Erzbiſchof Heinrich III. wegen zweener, annoch
ruͤckſtaͤndigen Termine, von ber 1576. bewilligten Tuͤr⸗
tenfteuer im Jahre 1580. einen Landtag hielt; fo Außers
sen die Strände, daß der Pflugſchatz hiezu niche hinrels
hend, der Sechzehnpfenning Schag aber vielen Unbe⸗
quemlichkeiten unterworfen ſey. Sie fihlugen daher zine
neue Quote vor, daß auf der Geeſt der Viehſchatz eins
geführee, in der Marſch aber, außer dem Viehſchatze,
aud von dem Lande nad) Juckzahl beygetragen werden
ſoſſe. Allein dieſer Vorſchlag wurde verworfen, und
der mehreſte Theil der Staͤnde war der Meynung, daß
es bey dem Sechzehnpfenning Schatz verbleiben, jedoch
. eine neue Fintheilung gemacht werben müfle. Dieſe
neue Beſchreibung kam auch auf dem, im folgenden
Jahre gehaltenen Landtage Jum Vorfhein, nach meh
her der Beytrag von den Freyen gooo Rthlr. mithin
+ für die Elerifey, 5 für die Ritterſchaft, J für die
Städte, und von den Schatz pflichtigen 52000 Rthlr.
ausmachen ſollte. Allein dieſe Beſchreibung wurde
ebenfalls verworfen, dagegen der vorhin genommene
Landtagsſchluß wiederholet, daß die Einſammler der
GStener die Verpeichnifle von denjenigen einliefern folls
ten, weiche adelihen Standes zu ſeyn behaupteten. Bey
diefen Umſtaͤnden verfammiere der Erzbiſchof die Stände
1594. und ermahnte felbige zwar, Den vorhin erganges
(Annai. seJahig. 43 Ot.) Asa ‚nen
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ser verſchiedentlich zu erfen aea gezeben. Beuichrarrkt
aber iſt die Sache ohne Abhelf bis 1597. geStiebes, is
weihem Jahre, obgleich mit Viderſyuch der Ticter
Malt beſchloſſen warb, daß alle ſeit 1554. dem Schat
entzogene Büter wiederum berbey gejogen werden ſel⸗
ten. Die hierüber unzufriedene Ritterfgaft machte ſih
die Abmeienheit des Ei zbiſchofs Johann Friedrich, wei
her zu Empfahung der weltlichen Lehne na Wien von
seifet war, au Nutze, und machte auf der Berfamms
Jung zu Baedahl im Jahr 1598. den befannten Schinß,
vermoͤge deffen die Marſchlaͤnder von ihrem bisherigen
Stimmrecht ausgefhlofen wurden, wodurch das unter
ber Aſche bißher geglommene Feuer völlig ausbrach.
Die Altenländer, Kehdinger, Neuhauſer, Deftinger,
Wurſter, Oſterſtader und Viehlander, welche leztere
nachmalen wiederum abgetreten, wandten ſich mit ihrer
Wrichwerde über die gefchehene Ausſchließung ihres
Stimmenrechts 1598. an den Kayfer, und märkten
’ ein
of TIP 701
ein mandatum cum claufula an da8 bremiſche Don
Capitel aus, vermöge deffen fie Haglos geſtellet werden
ſollten; welchem ein andermeites mandatum 1601. fol⸗
gete, nachdem die Stände ſich auf das erſtere nicht ein,
- Iaffen wollen, Es würde die Gedult des Leſers ermüs
den, .alle die Wendungen in chronofogifcher Ordnung
zu erzaͤhlen, welche dieſe Sache in der Folge genom⸗
men, da bald von ven Erzbifhäfen die Güte verſuchet,
bald die Vermittelung des niederfächfiihen Kreisobriften;
Herzogs Chriſtian zu Lüneburg nachgefucht, hiernaͤchſt
in einem Zeitraum von 5 Jahren darüber geſtritten
worden, ob die Sache vor den kavſerlichen Reichshof⸗
rath oder das Reiche⸗Cammer-Gericht zu Speyer ge⸗
höre? Als endlich in der Folge der daͤniſche Prinz Fries
deich zur erzbifchöflihen Würde erhoben wurde, fo. ward
auf einer, von deffen Herren Vater König Chriſtian IV.
angeordneten Commiſſion die Güte, obmohl vergeblich
verfuchet, vielmehr ſprachen die Staͤnde denen Marſch⸗
laͤndern ihr Stimmrecht im Jahr 1637. von neuem ab.
Unter dieſen Handlungen fingen die Marſchlaͤnder an,
auffer dem ihnen abgeſprochenen Mitftanderechte, fich
auch über den Adel wegen der (hagpflichtigen Güter
und Länder zu beichweren und zu verlangen, daß. ders
ſelbe von folhen an ſich gebrachten Guͤtern, gleich den
übrigen Schagpflichtigen, beytragen folle. Dies verans
loßte dent Adel, fich mit feinen Mevern von dem übri
gen Röıper der Schappflichtigen in den Marfchländern
zu trennen, und 1645. für ihre Meyer und Koͤrher des
fondere Nollen zu ‚errichten, unter dem: Vorwanbe, daß .
» eben diefe ihre Dreyer und Köcher Zu den Proceßtoften
| | Yan a nicht
792 s.
nicht beytragen foflten, - welche ven den Bierfchiäuben
gegen bie Gıänbe verrandt wärbee. Dies iii der Un
forma der no bis jetzo berbcehaltenen 3 adelichen
Aollen, wovon die eine über dad Land Kehbıngen
baotzſteihiſchen, die andere Aber eben das Fand Kebein⸗
gen freybaurgiſchen Theils gehet, die britte munter dem
Dramen ber von Ratte und Brewerſchen Role in dem
Amte Neuhaus vorhanden ik, und deren jede einen
Befondern Einnehmer hat.
Nah dieſer sefchehenen Trennung dackten vu
Marcſchloͤrder mit Ernſt auf eine gleiche ESintheilung,
und es kam in ben Jahren 164%. 1647. und 1548. in
den klagenden Diſtricten eine General⸗Aeduction
zu Stande. Es murden nemlich ſaͤmtliche Laͤndereyen
nah Morgen zu 120 Ruthen fang, 4 Ruthen Breit,
jede Ruthe zu 16 Fuß alte Bremer Maaße vermeſſen.
Daber wurde ein Morgen zu Weitzenland zum Maas
flabe genommen, und der Werth der übrigen Pändes
genen darnad defhäget, ſo daß zum Biyſdiel 10 Mor⸗
gen atringes Mohrfand, auf einen Morgen gutes
Weisenland in dem Amte Neubaus gerehnet warden:
da denn jene To Morgen die Benennung eines redu⸗
eirten Morgen erhalten, und fämtlige Anlagen nad
folchen reducirten Morgen geſchehen.
Unter diefer Umftänden trat der weſtphaͤliſche Friede
ein, durch weichen die beyden Stifter Bremen und
Werden ber Rrone Schweden als weltliche Herzogthäs
mer eingeräumer wurden, und der bisher obgewaltere
Rechtaſtroit, eine veränderte Geftält erhielt. Denn der
Konig Earl X. lies die Stände 1663, nad Otockholm
beru⸗
51
TE 70703
berufen, um ihre Beſchwerden zu hören, unter denen
- auch diefe Angelegenheit einen Hauptgegenftand aus⸗
machte. Die hierüber ertheilte koͤnigl. Reſolution lief.
darauf hinaus, daß die Sache bey dem nen errichteten
Dberappellationsgerichte zu Wismar. anhängtg gemacht,
and ohne Weitlaͤuftigkeit entfchieden werden; die Mits
terſchaft aber wegen der Ländereyen, die fie mittlerweile
an fi bringen würde, fich Peiner Freyheit anmaßen follte.
Die Regierung zu Stade erhielt zu dem Ende Befehl, ih
mit der Ritterſchaft darüber zu vereinbaren, daß dieſe von
ben, in den nähften Jahren ausgezogenen pfichtigen Läns
dereyen, die Contribution entrichten möge. In Gefolg
dieſes Befehls fegre die Regierung 1666. das Jahr -
"1614. als einen annum normalem feſt, nach welchem
alles Land, welches ſeit dieſem Jahre erkauft, zuruͤckge⸗
geben, und der ordinairen fo wohl, als extraordinairen
Eontridution unterworfen feyn folle. Die Ritterſchaft
war über dieſe Verfuͤgung unzufrieden, und die Sache
wurde hierauf in dem. folgenden 1667. Jahre bey dem
Tribunal zu Wismar ordentlich eingeführer, woher ends
lich unterm a6ften Octoßer 1672: ein Urtheil des Ins
Halte erfolgte, wodurch die Ritterſchaft von den Lands
ſteuren, foviel ihre Lehns und altväterlicde Stammgu⸗
ter, wovon biefelden den Roßdienſt leiften, betraf, abs
folviret, Hingegen von den ſchatzpflichiigen Gärern, fo
fie erhandelt , oder fonft aus den Rollen gezogen, die
Contribution, wie fie vorhin angefchlagen geweſen, zu
erlegen ſchuldig vertheitet ward. . Diefem Urtheile folgte
den 25ſten Dctober 1673. ein anderweiter Beſcheid, wos
durch das, von tönigligper Regierung vorhin angenoms
aa 3 mene
704 DPF
mene Jahr 1614. als ein annus normalis feſ geſchet
wude. Die Marfhläsder bemüheren ſich zwar, bie
Staͤnde auch zu den estrassdinaiten Lanbesfieuren her
Bey zu ziehen, und ermärkten auch von dem Rösis
Karı XII. den zı ken April 1701, eine für fie gürkige
Reſol tton, allein das Tribunal zu Wiemar befidugte
am sten Julius 1701. fein voriges Urtheil, zur mt
- dem den Marſchlaͤndern vorbehaltenen Beweiſe, daß
Die Stände, der ergangenen Erkenntniffe ohngeachtet, ya
Den auſſerordentlichen Gteuren beyzatragen febalbie.
Dies haben die Marſchländer nad der eingerretezem
veränderten Regierung, bey dem DOberappellatiensger
richte zu Zelle, in weitlänftigen Saͤtzen zu ermeifen gu
fud ſet, allein die Stände find duch ein, am 15:8
März 1741. vor diefem hoͤchſten Gerichte abgewxreche
nee U:theil, von diefer Forderung frey erflärer; und fes
thanes Urtheil in der dawider ergriffenen NReftitaionss
Inſtanz beftätiget, wodurd biefe über 150 Jahre in
Streit gejogene Frage abgethan und in Richtigkeit ges
feßet worden *),
Die Folgen diefer Endurtheile waren, daß uaunı
mehro alles Land, weiches durch den Ankauf der Stände
feit dem Jahre 1614. frey gemacht war, unter die Con⸗
tribution gezogen werden mufte Weil aber die Ses
neralreduction in den Marſchlaͤndern fon 1646. anges
fans
*) ine umflärtlide Geſchichtebeſchreibung von bies
fem Procefle hat ein vormaliger Conſulent der
Marid,änder Dr. Johann Neumann im Manas
ſcript b.nterloflen, movon ein Auszug getiefert
moi in den Herz, Bremen u. Verden IV: Samml,
43:
— ⸗ — (A. —— — — — -
905
| fangen, and bie darauf ſich grünbende Rollen 1648. au
Stande gelommen waren; fo hätte eine andermeite
Umſchreibung. vorgenommen werden müflen, wenn die
Contribution von dieſer bishes eremt gewefenen Ländes
rey mit der bicherigen zugleich erhoben, und Berechnet -
werden follen. Dies war ohne viele Weitlaͤuftig?eit und
große Koſten nicht zu bewuͤrken. Mean lieg alfo die
karzlich nach der Generals Xeduction verfertigte Rollen
ungeöudert, und berechnete die Tontributton von der
Hinzugefommenen Laͤnderey befonders, folchergeftalt, daß
Iegtere aus allen Marſchdiſtrikten an ben zeitigen Ober⸗
einnehmer zum Sort eingefandt "werden muß. Dieſer
beſoldet zufärderft von den einkommenden Geldern den
Eonfulenten der Marfchländer, wie aud die in jedem.
Diſtrikt argeſetzte Lar des⸗Vollmachten, ober Deputirten,
vergütet die von Letzteren etwa zu verwenden nöchig ges
weſene Reiſekoſten, und ftattet von dem bleibenden Yes
berſchuß der Koͤnigl. Regierung feinen Bericht ab.
Iſt der Weberfhuß folhergeftalt angewachſen, daß
es die Mühe belohnet, eine Vertheilung vorzunehun,
als wozu gewöhnlich zwey Jahre erforderlich, ſo geſchie⸗
het ſolches von der Regierung, und zwar nach dem Fuß,
wie die Marſchlaͤnder zu dem gefuͤhrten Prozeß benges
tragen haben. Wenn aber zu diefem Behuef zoo Rthlr.
aufgebracht werden muͤſſen, iſt eines jeden Antheil ge⸗
weſen:
von dem alten Lande ⸗ s 32 Rthlr. 40 1
von dem Lande Burn 's 20.— — —
von dem Lande Kehdingen Bups
flechifchen Shell os 7 — 16 —
Aaa 4
—
”05 Pre
Freyburgiſchen Teils ss 5 — 16 —
von drm Amıte Neubaus 6 ı7 — 24 —
von dem Kirchfpiel Oſten s 4 — 24 —
ons der Dfirflader Rah ss 5 ° — ——
yon dam Viehlande a 4 — 23 -
machen obige 100 Athlr.
Jedoch wird dermahlen die Fintheilung nur auf 95 Rthl.
24 Bl. gemachet, „weil, wie fon chen ermehner, ba6
Wiehland vor geraumen Jahren ans dem Prozeß getres
ten it, mithin an den erfiri:cehen Borıheifen feinen As
theil hat. Aus gleicher Urſache Mind auch die 3 adelihe
Rollen in dem Lande Kehdingen, nnd Amte Tleubans
ausgefchloffen, well deren Intereſſenten die Koſten des
Prozeſſes eben wenig, fo mie aud bie Eontributientr
Pflichtige auf ber Geeß nicht getragen haben, und «6
tkommö der Antheil an diefen exemten Geldern wat ben
nahmhaft gemachten Marfgländern in fo fern gu Etats
tra. daß ihnen die Gelder zwar nicht baar ausgezahlet,
Bagıgen aber an ihrer zu entrichtenten Kontriburionss
Summe bey der Caſſe adgefhrieben werden. Auſſer
"den Staͤdten Stade, Buxtehude, und Verben, melde
als Mitſtaͤnde, nach den ergangenen Tribunal s Urchets
Im, Eontributionsfrey find, genieffet auch die Inſel
Krautfand ebenfalls eıner Contributionsfreyheit, als
. welche fegtere aus der. Ueſache nicht plagnehmig fepn
wuͤrde, da die Inſel mit keinen Deichen eingefaßt, fons
dern bey einer jeden hehen Fruth der Ueberſchwemmung
ausgejetzet iſt, daher deren Bewohner ihre Haͤuſer apf
hohen Wurthen, oder Erdhuͤgeln exrichtet haben.
Rip;
. es
os ae 707
Waͤhrend der Reglerung des legten Erzbiſchofs
Friederich har die Contribution in 6000 Rihir. beftans
“den, wobey es au nach der Königlichen Shweei
fchen Inſtruction vom 2oſten Julius 1652. bis auf,
eine geringe Vermehrung von 660 Rthlr. geblieben if.
Nachdem fi) aber bie Zeitläufte: in den Jahren .
1657, 1658, 1659 und 1660. in dem teusichen Reiche |
überhaupt, und mit den benachbarten Kürften inebeſon⸗
dere verfchiedentlich verändert, und bald eine Vermehr⸗
Bald aber ‚eine Werminderung der Kriegesvoͤlker verans
laſſet; fo ift die Beſtimmung der monathlihen Eonteis
Bution in-diefem Zeitraum ebenfalls veränderlich gewer
fen, bis ſolche durch eine Königliche Refolntion vom
often May 1663. monathlich auf 12000 Rthir. felgen .
feget, jedody'dabey verſprochen worden, daß die beſon⸗
Ders collektirte Aemter Wildeshaufen, Bederkeſa, Plus
menthal, die Gerichte Neuenkirchen und kehe, nebſt
den 4 Gowen in Zukunft darunter begriffen ſeyn ſollten.
Nach dieſer Reſolution haͤtten zwar die, durch den Celli⸗
eſchen Kriedin 1679. abgegangene Aemter, Thedinghauſen,
Wildeshauſen, bie Kosten Dörverden, und die zu dem
Som s Gericht Achim gehörig geweſene Dorfihafte Wers
‚der, an fothaner Summe abgefeget werden muͤſſen; es
iſt auch durch’ eine Refelution vom aoften May 1680.
Hofnung gemacht, daß auf ſolchen Abgang Ruͤckſicht ges
nojnmen werden folle; allein es ift dem ganzen Lande
durch eine andermeite Refotution vom zten Jullus 1683. '
angemuthet,. diefen Abgang, mit Zuthun der Regierung,
unter das Übrige Land zu vertheilen, wogegen König
Carl XL erklaͤret, ſich bey dem damahlig Fürftiihen
Aada; Hauſe
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man ſchon shs57. eins Eszu.fien eirteurtrere, ride,
nahm fie durch Die Bänitde Invafssı riechen, 8.
144 2. vealamiret, gleich ie in Bea Barftindern fen
vorhin geichehen, auch auf der Geeß eine Senrrat Recti⸗
firation gu Stande Grinsen ſollte, welches Beftäfnr aber
1492, no nicht Geendiget gewefen, wie ber im biefem
Zahre abgelaſſete Commmſions⸗Receß bezeuget. Allein
ſelbſt jene Beſtimmung ber monatlichen 12000 Rihir-
war von keiner langen Dauer, ſondern es wurde, als
mit dem Anfang biefes Jahrhunderts durch den befanuten
Schanzenbau die daͤniſch, holſteiniſchen Unruhen Ihren
"Aus
709
Anfang nahıfien, and die Kriege mit Rußland, Wohlen,
und Sachſen zur unmittelbaren Folge hatten, diefe
"&umme bis auf 15000 Rthle. erhöhet. Die Zeit des
Dänifchen Befipftandes, weiche faum 3 Jahr gedauert,
IR zu kurz gewefen, als daß in Abficht der Contribution
eine veränderte Einrichtung getroffen werden koͤnnen;
Der im ſolcher Zeit fortgedauerte Krieg, hat es begreiflich
gemacht, daß bey Beſtemmung der, Contribution nicht
allemahi mis einer, für den Wohlſtand der Unterchar
nen erforderlichen Ordnung, verfahren worden, vielmehr
iſt in dieſem Zeitraum diefe Summe monatlich bis auf
24000 Rihlr. geſtiegen.
Als aber die Herzogthuͤmer im Jahre 1715. ein Ei⸗
genthum des Churhauſes Braunfhweigs Lüneburg ges
worden, wurde die monatlidye Contilbution, nach einer
Werordäung vom zoflen Dec. 1716, auf 15000 Rthlr.
gefeget, wobey es auch bis 1722. fein Bewenden behals
ten, in welchem Jahre beliebet, eine Iandfchaftliche |
Caffe vorzurichten, und derfelden die Einnahme von
der Accifed Impoſt, Beh: Schag und Stempelpapier,
zum Hauptbeflande anzumeifen *). Weil aber dieſe
Summe zu Befreiung der nöthigen Landedausgaben
nicht einmal Bingereichet, gefchweige zuden, durch Ans
fetsung mehrerer Bedienten, fih gehäuften Bedärfniflen ;
fo wurde zwar feftgefeger, daß die Contribution auf
18000 Rihlr. erhoͤhet werden folle, allein mon fand bald
daß die Laft dem Lande zu ſchwer fallen würde, weshalb
dies
*) Polizeyordnung. ©, 1205. 134%
m
710 X
dieſes Rerhaben au ı7:4. wieternm aufangeben *,, mh
Bir Esztridution nom rinır anterweinen SBerorteung
vom zıfen Decen ber 1725. ven Beuiztr 1-6. auwie
derum auf 15000 Achit. geſeet, ud Überbanp: bar &s
qe ascqh wegen Der (ogrnannsen 6 Epeuief, 1 ke go
Beypeire Acciſe von ansiäntıfhem Bemänfe. =. Fislkar
Diem Dıer. 3) Aufben Kornbrastzerein. 4: Bm
Weitzen zum Baden, oder fonfiigen Rakruns. 5) Ju
sh auf Salz, Ein uud Teback. 6) Das sefirmpeit
Papier auf den daberorigen Faß amteberam beraridän
werben, wobey es feit ſoicher Zeit, auch bekänbig su
blieben.
Zu dem eben gedachten Belauf träget bat Kerioge
ihum Bremen — 13776 Rthitx. 13 fi ; pf.
und das Herzogthum Verben 1223 8 34397
monatlid Gen, nur if ſchon von Bönigl. Ichwepüte Rus
gierang angeordnet worden, daB batjeniae, was menatı
lich über die Summe von 12000 Nıblr. aufzubringen,
per modum extraordinarium geſchehen, und der Rerchs⸗
und Kreißfuß dabey zum Grunde geleget werden ſolle.
Diefer Buß ift für- Bremen 638 Zt. und für Werden 120
Fl, mithin für letzteres Herzogthum 614 oder bepnahe 3
des Ganzen. Weil aber durch den 1679. erfolgten Fries
den zu Nimmegen, oder "Zelle, die Vogtey Dörverden,
nebft dem Amte Weften, und einem Theile der Tapiteles
Gater danon getrennet, fo tft diefer Beytrag zur dem Ile
berfchuß über die 12000 Rthir. zuerſt auf 5, hienaͤchſt
aber gar bis zu J herunter gefeger. Die Bremiſchen
2 Oıände
- 9) Poligeyorbuung ©. 1277.
x
Ä
N
a" Ve 77
Stände find dagegen zwar eingelommen, und haben
eine darunter vorwaliende Erſchwerung behaupten wol⸗
ten, allein es iſt bey dem letzteren Antheil bisher, vers
muthlich um deswillen geblieben, weil ſchon bey dem, in
älteren Zei ren üblich gewefenen Pflugfchage deren 360p0
auf heyde Herzegthoͤmer, und 4000 Pflüge, ale
der neunte Theil des Ganzen, auf das Herzogthum
Verden gerechnet worden. Die vorhin erwehnte Aufhe⸗
bung des Landſchatzes hat unter andern auch die Folge
gehabt, daß die, monatlich auf 15000 Rthfr. feſtgeſetzzte
Eontribution, durch die etwanige Anfegung mehrerer cons
tribuablen Unterthanen, keine Veränderung leidet, oder
der Landſchaft eine vermehrte Einnahme daher zuwaͤch⸗
"fet. Denn, wenn gleich nach dem ſchon oben angefuͤhr⸗
ten Grundſatze, alles Land entweder Reßdienſt⸗ oder
contributionopflichtig if, mithin jene Anbauer nach aba
gelaufenen Freyjahren zu ber Eonträbution gezogen wer⸗
den; fo kommt dennoch dieſer Zuwachs in beyden Her⸗
zoathuͤmern derjenigen Börde, oder Bauerſchaft als
kein su Gute, in welcher der Neubauer ſich an⸗
ſeſſig gemachet; immaßen durd eine vermehrte Ans
zahl der Eontriduenten das Sontributiontquantum nicht
vergrößert, wohl aber eines jeden bieheriger Antheil ver⸗
mindert wird.
Die Art und Weiſe, wie die Contribution aufge⸗
bracht wird, iſt in beyden Herzogthoͤmern einerley, daß
nemiich die Repartition auf der Geeſt nach Dach, Fach
und Vieh; in der Marſch aber, nach Land und Sand
geſchiehet. Nach diefem angegebenen Grundſatze ſollta
alſo die monatdie Eonsiögeion den Mapftab "us
au
zı2 DPA
nach welchem alld übrige Kändige Larbesahgaben aufım
Sringen. Dies iſt jedoch nicht der Fad, ſondecn es wen
Den bey Aufbringung diefer estrasrdina torum bie in ch
sem jeden Diſtrikte Hergebragie Simpla jun Sram
geleget.
Ueber den Urfprung dieſer Simpldrum Ue
Ah zwar nichts mit Zuveriäffialeit befitimmen, bias
wabrfcheintich aber iſt es, daß bie unter Erzbiſchof Fries
Berich zum erſtenmale, ausgefdiriebene Eer.ı ibution som
Gooo ARthle., die Veranlaffung dazu geaeten, radtım
ſolche in dem Aufange der ſchwediſchen Regierung mit
666 Rthlr. erhöhet, und die Summe von 6666 Athlr.
in der koͤnigl. Inſtruction vom 20ſten Srtius 1652. *)
zum monatliden Subſidio feflgefeget werden. Wäre
das Simplam von allen befondern Diftricten Sefannt,
fo koͤnnte diefe Bermuchung zu einer mehreren Gezißs
Beit gebracht werden. inzwiſchen würde ſolches bad deu
nen erbeblihen Mutzen verfhaffen, nadbem der dabe⸗
vorige Unterſchied, die Eelder nach dem Faß der menatı
lichen Contribution und nach eines jeden Diſtricts Stus
plo aufzubringen, völlig aufgehoben worden. Eben
viefes Simplum ift Deutiges Tages auf Land, Sand,
Dach, Fach und Vieh genau revartiret, und nachdem
bie in einem Monate vorfallende ffändioe Landesabgay
ben zu der ordentlihen Kontribution hinzugeſchlagen
worden; fo werden in jedem Monathe fo viele S-mpta
angeleget, als erforderlich find, diefe Summe herben.us
ſchaffen. Das Simplum eines Diſtricts machet z. B.
60
*) Altes und Neues aus den Herzogthaͤmern Bre⸗
men und Verden. IV. Band. ©, 25.
-
IP 713
| 60 Rihlr. ans, er fol aber an Contribution, und fonflts
gen Landetabgaben in einem Monath 130 Rihlr. bezah⸗
den; fo werden dazu 3 Simpla angeleget, welche def |
kegtere Summe ausmachen.
Nach dem, was oben angefuͤhret, haben die gefammits
Marſchlaͤnder zwar nach 1648. den Fuß der reducirten
Morgen angenommen, allein nur blos das Land Keh⸗
Dingen hat diefen Zuß beybehalten, und in deffen Ges
mäsheit merden, befage eines unterm 1oten Februar
1671. errichteten Vergleichs, an reducirten Morgen auf
den Kreyburgiihen Theil - — 1945 Morgen
und auf den Öugflethifhen Thell — . 2230 —
U U]
überhaupt alfo reducirte Morgen — 4225 Morgen
‚gerechnet. In der Bugflethiihen Landmaße hat inzwi⸗
ſchen, die am 25ſten December 1717, eingetretene Waſ⸗
ferfluch, eine bemerkliche Veränderung veranlaflet, denn
als durch felbige zu Wilchhafen, Kirchfpiels Hamelwoͤr⸗
den, 103 Morgen, 104 Duadr. Ruthen 65 Auadr. Fuß/
völlig uͤberſchwemmet wurden, fo Hat das Land große
Koften zu deren Einteichung, jeboch ohne feinen Zweck
zu erteichen, angewandt. Nachdem während diefer wie:
De: hohlt gemachten vergeblihen Verſuche, bie auf dens
überſchwemmten Lande haftende Eontribution fi immer
angehqaufet, und das Land die fich vermehrten Eintei⸗
chungskoſten nicht länger ertragen koͤnnen, hat daffelde
dieſes Wiſchhafiner Land dem Landesherrn abgetreten,
. welcher danegen dem Lınde Kehdingen die große Deich⸗
ſchnld. ſammt der ruckſtaͤndiaen Contributidn von 47914 —
Nrede. erlaſſen, die Eutachuns auf ſeine Koſten uͤber⸗
nom⸗
714 ro _
nommen, und foldhe 1742. völlig zu Stande gebragt |
dat. Durch diefe geihehene Einteichung ſind nun zwar
86 Morgen 105 Quadr. Ruthen 65 Nuadr. Fuß. dem
Waſſer wiederum enteiffen, und zu tragbaren Lande gu
machet, wovon der Landesherr nach eine:u, von könial
Cammet getroffenem Vergleich von Neujahr z747. am,
die Contribution entrichten laͤſſet, die uͤbrkgen 16 Ders
gen 119 Quadr. Ruthen find dagegen gaͤnzlich veriohren
gegangen, und muͤſſen in Abſicht der Contribution von
beyden Theilen des kander Kehdingen übertragen wen
den. !
Bon diefen beyden Theilen iſt der Busſlethiſche,
"welcher die mehreſte Morgen-Zahl verſtenren muß, feit
langen Jahren, und fo weit die oͤlteſten Nachrichten reis
sen, dem Abbruch ausgeſetzet geweſen, wogegen ber
Freyburgiſche Theil merklichen Anwachs gehabt. Dies
Bat bey der ſtarken auf 1923 Rihlr. 45 BL. 2 nf. fürtas
ganze Land monatlich ich belaufenden Eyntributien, eis
nen ſchon 1647. zwifchen beyden Theilen commifforiakiich
aewordenen Zwiſt veranlaffer, der zulegt au das Trab
nal zu Wiemar gediehen, und 1671. durch den chen anı
gezogenen Vergleidy dahin beugeleget ift: Daß der Abı
bruch und Anwachs in beyden Theilen des Landes Reh:
Bingen mit einander verglichen, und erflerer, nach Wers
haͤltniß der für jeden feftgefegten Diorgen, von dem ges
fammten Lande übertragen werden, fo wie leßterer Dem
elben ohne Unterfcheid zu gute kommen folle, er mäge
| — — — —
ſich im Freyburgiſchen oder Bugflethifchen Theile hervore
geben ; wobey zu gleicher Zeit feflgefeger: daß dieſe Bers
gieichung des Abbruchs und Zumanfes nur ale 10 Jahre
vors
wo. 75,
vorgenommen, und in biefem Jeltlauf, die vorhin antı
fündig gemachte Contribution, ehne ‚ae Gneıte ont
echter werben fol...
Auffer diefen redweirten Morgen möffen Pen Me.
KRother nad ihrem Wermögen, Gewerbe, oder Berdienft, |
au der Contribution beytragen, weiches ‚die Boͤther
Sabſeligkeit genannt, und von den In tereſſenten der
Contributionsroſle jaͤhrlich, nach der Billigkeit, dur
Die Hauptleute des Oiſtrikts, geſatet oder geſchaͤtet wird,
auch wenn erhebliche Umſtaͤnde vorkommen, von dee
Barbesrerfammiung gefchiehet. In dem. Bugflethis
feben Theile iR der Beſitz von drey reducirten Morgen
um Maßftabe angenommen, ſolchergeſtalt, daß alle die,
welche ſolche uno daruͤber deſitzen, zu der Claſſe der
Hausleute: diejenigen aber, ſo darunter Haben, unter |
die Habſeligkeits-Contribution gehören; 3 diefe betroͤget
Im Jahre gewöhnlich 56, 57 bis ss Simplaz ein jebes
Simplum aber nach Beſchaffenheit der Nahrung I BL
2 Bl auch wohl 2 Bi., welcher Ertrag eirem jeden Kirch⸗
ſriel beſonders zu Hülfe kommt. In dem Sreyburgis.
feben Theile Dagegen, ift das Simplum der geſammten
Körber Habſeligkeit auf 7 Rihlre. ein vor allemal feftges
feget. Sothaner Simplorum werben 5 in jedem Mes
nath angeleget, welches für einen einzelnen Köcher jes
desmal 1 HL. betraͤget, und diefe Auskunft kommt nicht
einem jeden Kirchſpiels zu Gute, fondern wird auf
ſammtliche 1945. reducitte Worgen vertheilet, Daher die
in dieſem Diftricte vorhandene 3 Necepturen ib berech⸗
nen, und einander das zu viel Erhobene herausgeben,
oe zu ven Erhaltene -vorgäten muͤſſen. |
. Sb 7‘
%
716 Pre
Nach der Berfeffeng des Aten Landes were
aßle, fo unter 4 Diorgen Tanb haben, sm Den Innmbbegb
serten Köcher gerechnet, und mäfen mad; Werhätreif
der Diorgessahl ;u der Eennibutien beyizagın. Die
Eigen⸗ uud Käner ı Kocher aber, bie Teime Eünderryen,
fondern unz entweder eigene, ober gehämerse Karken
und Kobihöfe bewohnen, find der Köcher: Anlage uuwı
werfen, fo daß erſtere wegen der Hacken umd Frebenge:
werbe etwa 3 61. Die HäuerKöcher aber ohnnefehr
zum Simple entrihten, mit der Grmerfung: befwena
son Iöteren 2 in einem Heufe wohnen, eim jeber ı fl
zum Simplo erleget. Die Hautlınte haben zwar fen
zu ſchwediſchen, und noch bey den jekigen Zeiten anf bie
Heinen Lanbhegäterten Kother eine mehrere Lak Seins
gen wollen, aßein diefe And, darch ergamgene Uertheils⸗
forädge, Hey ber bisherigen Art des Beytrages fo Iange
geihäget, bis darunter von der Sandesberrfgaft eine allı
"gemeine Anderung getroffen wird.
Au dem Buofletbifhen Theile, bat ein —*&
Kirchſpiel, deren. 4 And, feine Tontributiontrelie. und
Receptur vor ſich, die adeliche Rolle aber gehet darch
ale 4 Kirchſpiele. In dem Freyburgiſchen Theile
ind zwo Erbexen und Kirchenmeyer:Rollen, von denen
die eine, die Kirchſpiele Freyburg, Crummenteich, und
Oederquart, und die zwote, das Kirchſpiel Balje allein
In fich Hegreifet ; die feparirte adslihe Rolle gehet eben⸗
falls dur den ganzen Theil. In dem Alten Kande,
deffen Anıheil von 2408 Rthlr. 2 Bl. 3 nf. den ſechſten
Theil der gefammten monatlichen Contribution ausımas
het, wird ſolche von den Vorſtehern ber darin vorhandes
.. 52. *— nen
21
f) fi , ‘ \ : . |
PER _. ‚ .37
nen 12 Haupimannſchaften, und 6Vogteyen erhoben,
weiche ſolche an den, von koͤnigl. Regierung zu Stade bes
ſtellet werdenden, Obereinnehmer zu York abliefern, der -
aufferdem die vorhin befchriebene Exemten⸗ Lafle zu be
forgen bat. In dem Amte Rothenburg haben die - -
Amitsvoͤgte, ein jeder In feinem Diftricte, eben biefe Lons
tribution zu erheben, um folche dem zu Rothenburg an⸗
geſetzten Obereimehmer einzuhaͤndigen, welcher letzteter
ſich ſolcherwegen mit der Caſſe uͤberhaupt berechnet.
Auſſer dieſen bemerkten Contributionshebungen,
find in beyden Herzogthuümern noch 44 Recepturen vor⸗
handen, von welchen aber nichts befonderes anzufüßs .
ren iſt.
In den, das Gebieth der Reicheftadt Bremen aus⸗
machenden 4 Gowen, und den Gericht Borgfeld,
hat vorhin die Contribution monatlich 299 Rthlr. and
alſo vom ganzen Jahre überhaupt 3456 Rthlr. betragen,
wovon nach dem zo Artifeldes Stadiſchen Receſſes vom
agften November 1654. die Halbſcheid mie 1728 Rthlr.
der Pönigi. ſchwediſchen Cammer zu Stade eingeliefert
werden muͤſſen. Die Stade Bremen hat dieſe jaͤhrliche
Auftunft A. 1709. zwar mit einem hergelicehenen Capts
tal. von 28979 Nihle zu 6. vom hundert beleget, nachs
dern aber diefes Kapital im Jahr 1726. zuruͤckgezahlet,
fo ift die Sache wiederum auf den vorigen recepmäßigen
Fuß gelommen, und darin bis 1741. verblieben, Denn
‚ ale in diefem Jahre den 23ſten Auguſt der Hauptver⸗
gleich in Stade zu Stande gekommen, nad welchem
alle aus dee Neichs Immedietaͤt biahero entſtandene
Mishelligkeiten völlig beygeleget, wurde nach deffen sten -
66 3 Ar
-
7ss SPASE
Zeutd 0 A wie Gülle: —
Leiiigein ve: zu Vertelben
uueiageitpchuteen Berfl.sure, zuer ser Gepingumg üben
ksffen, daß Die Darin nochersene incl. Tirzer zur den
übrigen Onıtiraten auf frianier Welle bukkrmeret men
den folsen. Daseaen aber hat bie Cnute, nahen um
fen, weite menatiih 37 Rıllz. umb alle ins games
ZJahee nur 1044 Rthir. auimadet, uahbem Die am Der
monatlichen Haifte fehlende 57 Rıhir. wie oben ersef
ner, ſchon 693. von berden Herzogtchawern üßertzagen
werden; micthin bleibet Bas Eoutriburienequantumn, wis
qes die Grade zu geniefen hat 2413 Achir. m dem
Beinen Lande Wäbrden machet die tetale Eontributise
vom ganzen Jahre eine Summe von 2650 Athtr. z0 art.
aus, weiche alle viertel Jahr erhoben wird, und im fol
Her Zelt von einem Jack Landes, das beſte gegen das
mittlere und ſchlechte verglichen, ohmgefehe vier Seeee
beiröget.
4
718
11
Etwas als Beytrag zu dem, im erſten
Stuͤcke der Annalen vom Fahre 1791.
befindlichen Yuffage: Stof zu Betrach⸗
tungen für Berrfchaften, in Ruͤckſicht
ihres Einfluffes auf das DVerderben ihrer
Hausbediente betitelt.
Bon einem hannoverſchen Gebienten.
N anfmerkſamen Beobachter ber Ab: aber 344
m nahme der Moralitaͤt unter ben verſchiedenen
Caſſen des menſchlichen Geſellſchaft, muß +6 wohl une
‚gemein wichtig fegn zu bemerken, daß ein betraͤchtli⸗
bar Theil berienigen, welche entweder zu Öffentlichen .
Aemsern beftimmt find, oder wenigſtens doch dazu Kofr
gung haben, dieſer ihrer Beſtimmung, theils ohne big
daun grforherlihen Fähigkeiten, theils and, melden '
oft noch Schlimmer iſt. mis einem, durch Ausihmeifug
gen mancher Art verdorbenen Herzen, rublg entgegen ‘
Sehen, ohne fid) darum zu Hekünmern, ich zu eine gu :
fhidten uud aewiſſendaften Verwaltung ihrer künftigen
Dienſtgeſchaͤfte porzußergiteg. ‚Die Urſachen einer fol
Hm auffallenden ˖ Erſcheinung find mandgrip, wie Ber
laits dar Kr. Verfaſſer jenen Aufſatzes bemerk hat. Eß
Kießen ſich zwqr nach mehrere Derfeiben anführen, weiche
Du delgen aach ſich eben, allein. dioe Hap Ausnohe
| L 2 9 Be we mien,
=20 ARE
‚men, die nicht immer art finden, und folglich wenn
vom Sarnen die Rede iR, nicht bieber gehören, und
meine Abſicht geht nur dahin, zu verfuden, ob ich gu
jenen wohlgemeinten Worfchlägen des Hrn. Merfaffers
auch mein Scärflein beyteagen könne. Vielleicht ge⸗
Ungt es mir, da ich ſelbſt ein Mitglied dieſes Standes
Hin, und folglich aus eigner Erfahrung urcheilen tanz,
einen Borfhlag zu geben, welcher leiht auszuführen
und in jeinen Folgen des Zweds am wenigften verfehlen
würde. Zuvor aber ſey es mir erlaubt, ſtatt mehrerer nur
eine von jenen Urfachen anzuführen, welche meiner Mey⸗
nung nach, eins der wichtigften Sinderniffe ift, daß fe
manche unter unfern Stande fi nicht bemühen das zu
werden, was fie werden könnten, und notwendig werden
* müßten, wenn fie ſonſt einft ihr Amt, nicht allein als ſaͤht⸗
ge, fondern aud als treue, thätige, uneigennüßige, nur
allsin das gemeine Beſte ſuchende Männer verwalten welı
Ien. Das Hinderniß, weiches, wie ich glaube, diefem fo oft
entgegen ficht, iſt folgendes. Bey Vergebung vieler Arten
‚ von Unterbedienungen, gu deren Verwaltung mir fähig
ſind, Hat man zwar die Gnade, vorzuͤgliche Nädfiche auf
uns zu nehmen, und größtentheils werben dergleichen
aus unferm Stande beſetzt: fo fehr groß dieſe Vohlthat
nun aud für uns iſt, und fo ſehr mir Urſache haben,
uns ſolcher Geſinnungen wegen gluͤcklich zu ſchaͤtzen, ſo
ſcheint mir doch dieſe Wohlthat zu eingeſchraͤnkt, um das
Sure für das gemeine Beſte ſowohl, als au für uns
ſelbſt zu bewuͤrken, welches man billig davon erwarten
ſollte, juben dleſed für uns’ beſtimmte Gluͤck meiſtens
oo nur
Dale 27
zene- denen zu Theil wird, deren Herren unmittelbar au
Der Landesregierung Theil nehmen, oder doch durch ihre
Smpfehlung viel vermögen. Um allen Misdentungen
vorzubeugen, muß ich hier die Bemerkung machen, daß
üch 26 gar nicht miebillige, daß die Herrſchaften, von
welchen die Beſetzung ſolcher Bedienungen abhaͤngt, auf
ühre eigene Bedienten vorzüglich Ruͤckſicht nehmen, ſon⸗
derw id, finde es fehr billig, Daß folhe das nähefte Recht
dazu Haben, wenn fie eben fo fehr als andere, durch ihre -
Fähigkeit, Fleiß und Ordnung in ihren Geſchaͤften, und
durch ein gutes Herz fich deffen werch machen, Bisher iſt
meines Wiſſens nur am mehrflen darauf gefehen worden,
od felbige nad Erforderniz, rechnen und ſchreiben
Eönnen, and fich "in ihrem Dienfte keine erhedlichen
Wergehungen haben zu Schulden kommen laffen; lezte⸗
res ift jedoch auch niche immer in Anſchlag gebracht,
oder die Eompetenten find Son dieſer Seite nicht be⸗
kannt genug geweien; daß biefe Methode aber oft nach⸗
theilige Folgen Haben muͤſſe, laͤßt fich ohne meine Erin⸗
nerung wohl vermuchen. Wenn einmat willen die bey
folgen Herrſchaften in Dienſt ſtehende Bediente, ans
deren Händen fie unmittelbar befoͤrdert werden können,
daß ihnen ihre Verſorgung nicht fehlen kann, ſelbſt auch —
dann nicht, wenn ſie ihre Herren durch den Tod verlies
sen; dieſe Gewisheit aber, welche ſich groͤßtentheils nur
‚ anf den guten Willen und Vermoͤgen ihrer Herrſchaft
gruͤndet, iſt für manche derfelben eben kein großer Ans
trieb, ſich um eine Bedienung verdient, oder in dem |
Maaße geſchickt zu machen, als es auſſerdem wohl ges
laren m warde und müßte; vielmehr iſt ſolche uur zu oft
es 4 der
fters aubere Gebiente, wei mie fe ih Ab
ey felgen Kerzen zu bienen, von kamen Fir Balkıteı
vung rwarsın tunen, wenn fe hen wie me she
(al unmöglich es iR, Gh dieſes CUcs A zu iin
- wen, weit Be niemand haben, ber ſich übrez anmimm,
‚ sder and) bie guten Empfehlungen ihrer Gerriibaf wilt
Gewicht genug bat, alibann deu Brust Fiulen Leffen,
an ihrem tänftigen ind verzmeifeln, unb ib mie zu
bem.biiden, wezu fie Zeit, Gelegechheit unb Sftens an
Dleigung haben, weil fie es naz für veriorne Biähe als
un. VDot zuͤglich gilt Diefes alidann, wenn fie fühige
ſchlagene Verſuche zu ihrer Vefösserung fen Rt wie
de:holet haben, und Bieten dann wehl ger ani Mi
much mancher Ausſchweifung die Hank, um Ührer Mey⸗
"nung nad, ‚ih Aber ühre fehlzeſchlagene Deffnäng zu
"len, und das traurige Andenken an ein Tummmervelles
Alter, welches Re bey einer ficken hoffaungsieten Ads
ſebt befurchten mufſen, zu zerſtrenen. Daß biefes mid
ſelten der Fall ſey, Hehe ſich dur manches Derloiel dar⸗
‚hun, und es If in der Erfahrnug gegruͤndet, daß and
bie beften Menſchen bey widrigen Schick alen und mike
lungenen Verſuchen um Amt und Grode, oft auf Ab⸗
wege gerashen, welche hey beſſern Aueſichten zu Ihrer
Berforgung nie von ihnen betreten warden wären. Bas
66 Hiemis nun weiter fagen ill, läßt fih aus dem Kon
dergehenden leicht fauiefen; ih Hals es nmlih widt
u | für
Be 723
aar gut, daß Bediente folcher Herrſchaften, von denen
Die Boſatzung vacanter Bedienungen abhaͤngt, oder von
R andern Herrſchaften empfohlene Gediente, beſondere
DE En _ SEE 3
ar DE ED
.
|
. inwarefäaft dazu haben; wenn nicht zugleih mehr
»gere Umſtaͤnde hinzukommen, bie ſolche als dazu brauch⸗
** empfehlen; ſondern daß «es beſſer ſeyn wärbe, wenn
ae Bediente ohne Unterfied gleiche Hoffnung dazu
‚Hätten, wenn fie ſonſt Durch ihr gutes Betragen, durch
Fähigkeit und Fleiß, überhaupt durch einen guten moras
Kitchen Character, fi dazu als fähig legitimiren können.
Es iR jet für den, welcher nicht fe glcklich iſt einem
Jolchen Herrn zu dienen, welcher ſelbſt vermögend iR,
- Bedimungen zu vergeben, aͤußerſt fchwer, verſorgt zum
werden, feibR Dann, menn er ſich auch nebk Ginreichens ,
der Fahigkeit, durch untahelbafte Aufführung und ein
‚gutes Herz aufs Beſte dazu empföhle; entweder feine
Herrſchaft in zu muihlos ſich Für ihn gehörigen Oris mit
Nachdruck zu verwenden, ader, wenn der erſte Verſuch
mistingt, ſchenen fe fi felbigen zu wiederholen, oder
fie And auch mit ihm and feinem Betragen zufrieden;
‚ad behalten ihn Darum lieber felber, als daß fie fein
Wtück beföchern follten, daß alſo alle Werfuche fehifchlas .
gen. Wie glucklich wärbe nicht mancher guter Menſch
aus unferm Otande werben, mern jedem Pedienten,
ahne Unterfſchied der Merrichoften, gleicher Anſpruch
anf varante Bedienuugen verſtattet waͤre, und nur
allein der jedesmal fählgfte und Hefte den Warzugı er⸗
hielte. Dann .mürde die ans hierin zufliefenne Gnade
deppelt ſchoͤtzbar, ſemohl ja Ruͤckſicht auf uns ſelhſt, als
An im Ruͤckſcht der Unterzhanen, wit welchen uns
| v b b a F unſere
ihm die Hoffnung gemiß bliebe, daß er nicht vergebens
L
7. 5 j
unfere Tünstigen Dienſtverrichtungen in Werbindung
Bringen würde. Auch fchon vorbero wärbenm bie guten
beſtreben, ein guter brauchbarer Menſch zu werden, mul
daran arbeite, Verſtand und Herz zu bilden; es wärde :
eine Art Wetteifer dadurch angefacht werden, weil mas
Hoffen dürfte, daß fe fruͤher man fi die erfor derlichen
Eigenfchaften erwerben werde, defto ehenber werbe man
auch feine Verforgung zu gewarten haben. Ich glaube
nicht, daß ich mir zu viel von biefem Vorſchlage ver⸗
fpreche, wenn ich diefe guten Folgen davon erwarte; zu
Hoffen iſt wenigſtens gewis, daß jeder vernünftige
Menſch, feines künftigen Gluͤcks halber, wenn er weig,
daß feine Hoffaung dazu fi nit auf andere Brände, |
als auf wuͤrkliches Verdlenſt ſtuͤtzen darf, ſich Defieiigen
werde, das zu werben, was er ſeyn muß; benn web
iſt dem, für feinen Unterhalt oftmals fo ängii bes
kaͤmmerten Menſchen wohl angelegentlicher, als die
Gewißheit, daß es groͤßtentheils nur von ihm und ſei⸗
nem Betragen abhängen ſolle, ob er verſorgt ſeyn wolle?
Vorzuͤglich würde bey denen dieſe gute Wuͤrkung bemerk⸗
lich werden, welche außerdem auch den Trieb haben, ge⸗
meinnägig au werden, und es giebt gewiß, wie ich zu
“derer Ehre behaupten kann, noch manche unter uns,
denen es Beduͤrfniß ift, zum gemeinen Beſten mitguwdes
ten. Manches von denen unter unferm Stande herr⸗
ſchenden Uebeln, welcher der Sr. Verfafler jenes Auffapes
erwähnet bat, würde dann von ſelbſt, ohne Aumwenbung
ernſtlicherer Mittel, aufhören: Spieiſucht, Aufwand in -
\ ‚ Metum
725
Eleidungen, Berch offentlicher Haäuſer zum Spiel und --
Zany, und mehrere dergleichen unter uns eingeriſſene
Thorheiten, wuͤrden wo nicht ganz, doch gröfite:.theits
abnehmen, weil man mit Grunde befuͤrchten müßte,
Daß diefes bey kaͤnftigen Geſuchen um Beförderung zum
Mormurf gereihen, und man als Leute, denen man keine.
Bedienung anvertrauen dürfe, davon ausgeſchloſſen wer⸗
den mögte. Ungemein freuen würde ih mid, wenn
Diefe geringe Bemerkungen dazu beytragen wuͤrden, dieſe
Dierhode einzuführen, und ich würde glauden, mich um
das Gluͤck mancher meines Standes ſowehl, als auch
der Underthanen, welchen: ſelbige einſt als Amtsunterbes
diente ıc. vorgeſetzt werden moͤgten, verdient gemacht
zu haben. Die Art, wie hohe Fönigliche Regierung fich
von der Brauchbarkeit der Supplicanten Überzeugen
Eönnte, würde fi leiht an die Hand geben. Die:
guten Empfehlungen ihrer Herrſchaften wirden zwar
jedesmal erfordert werden, da aber die Serrfchaften
ſelbſt, wenigftens den moralifchen Werth Ihrer Bediente,
oft nicht gehörig kennen, fo würde es noch befier feptt,.
wenn auffer diefen noch andere unverdaͤchtige Zeugniffe
beygebracht werden koͤnnten: „daB Eompetent ein guter
Saushälter, dem Spiel und Trunk nicht ergeben, ein
.. fähiger, fleißiger, verträgliher und uneigennügiger
Menſch fey.” Könnte man nach dem Wörfchlage des
"Hrn. Verfaffers des obigen Auflages, in verſchiedenen
Städten des Landes oͤffentliche Lehranſtalten errichten,
worin die zu Bedienungen beflimmte, oder Hofnung has
bende Bediente, in der Orthographte, Kalligraphie,
Abfaffung Feiner Auſſate und Berichte, moraliſchen und
oco⸗
2
7126 Pr
: Sconomifhen Grunsfägen, Terminsiogie, Regie
ſchaͤften und den Laudeeversrbunungen wwterrigeer win
ben; fo würden folde Auſtolten zwar von ungrineinen
Prugen feyn, und ich mögte baum med) ben Tinzerrrint |
in der Seidımefiertunft hinzufkgen, melde Kreide
in Amtsunterhedienungen manchen Vortheil Ihafes
konn; allein ich glaube, def hiefer Plau zu den forum
men Wanſchen sehöret, weihe m erfühlen, tinfrigen
.. Zeiten aufbehalten 18. Es laſſen ich Indeb in Ermam
gelung eines ſolchen Unterrigis, auch mande Keuutı
niffe erwerben; zwar bey weitem nicht im Der Wellisuus
menbeit als in methodifchen Lehrfiunden; doch aber Is
viel, daf man nicht ganz Bremdling barimmen bleibt,
fondern in manchen vorfommenden Gelegenheiren, bey
eigenem Nachdenken uud Verfuden, fi im Norhfal
garden kann. Es iſt beynahe keine dieſer Bit
sen, woräber nicht auch für Ungelehrte geſchrieden wire,
durch Lefung ſolcher Bücher nun, bie dieſe WBilfenfebaften
abhanden, kann man fidy einen aniehnlihen SBeorreih
von näglihen Kenntniffen erwerben, wenn man fe
mit Aufmerkſamkeit und zu wiederholtenmalen Kiefer,
und we es thunlich IR, durch Verſuche erläutert.
Eine Lefegefellihaft von ſolchen Hühern, für Die,
welche ‚Seine beſſere Gelegendeie Haben, ſich in dieſen
Kenntniſſen zu unterrichten, maͤßte in ihrer Art pon vie⸗
lem Nutzen ſeyn; freylich wurde es Anfangs eine treckge
Lekrüre werden, allein nach einigen darin gemqchten Forts
ſchritten wärde fie angenehm ſeyn, und dies Angenehme
würde ſich in der Maaße, wie unſere Kenntniffe in dem
Viſſenſqatue⸗ zunehmen würden, auch immer vermeßs
zen,
| DPI 727
rs , und Hierin für manchen hochdellebten Roman den
gorrang behaupten, welcher une anfangs amufirt, Bess
ach gleichgültig, und zuletzt zuwider wird, Bis hieher
tenge nun mein unmaafigeblicher Vorſchlag, und man
serd finden, daß ich mie ders Herrn Berfafler oßigen
kufſatzes in vielen Punkten einer Meynung bin, ich
Buß jedoch aber au aufrichtig geſtehen, Daß ich in jenem
Kufiage etwas finde, wovon ich aus eigener Erfahrung
tchtiger urtheilen kann, denn eine achtzehnjaͤhrige Er⸗
abrung läßt wohl zum voraus fehen, Daß man in feinem
Fache nicht unbefannt ſey. Ohne mich auf jeden einzel
nen Umſtand einzulaſſen, will ich nur blos den Vorfchlag
beffelden: Daß die Herrſchaften ihren Livrer Bedienten .
nicht erlauben mmögten, auſſer ber Livree eigene Kleidung
ju tragen, bemerken; woraus man fehen wird, daß ber
Herr Verfaffer unfere Lage nicht fo ganz genau kenne.
Es ift nämlich wohl allgemein bekant, daß ſchon ſeit mehi
rern Jahren die Preife der Tücher ſehr gefliegen And,
den welchen echöheren Preifen, bie Güte und Daufrhafs
tigkeit derfelben hingegen mehr verlohren ale gewonnen
dat. Diefem ohngeachtet gehen aber die Herrſchaften
von denen, aus jenen wohlfeilern Zeiten, gewohnten
Quellen, felten ab, weiches denn die nothwendige Folge
dat, daß man jegt nicht mehr mie ehemals, damit fe.
weit reihen und die ſeſtgeſetzte Zeit auskommen kann:
Her Vervortheilungen mancher gewinnfüchtigen Kauf⸗
lernte and Schneider, weiche hiebey nicht felten im Telıs
den fiihen, nicht einmal zu gedenten. Bey dieſer Lage
iſt man alfo auch wider Willen genöthiget, neben der Lis
vroet auch eigene Kleidung, ‚wenigflens Unterkleidung zu
ra)
728 DR:
sagen; fo unamge=ı5: sub nahte-Iiz f:iche Kutgahen
auch manchem unter uns werden wesen Bahr Ei
hingegen nicht weniger , daß and) virlz uunöchigen Auf
- wand hieriun machen; mande bey denen es wide Nech⸗
wenbigfeit, ſondern nur übertriebene Tirisumg zum Reh
derputz if, beſtrafen ſich indeß dafür feikft biniänsii ge⸗
nuz; gö-wäre nur zu wnſchen, daß felbige decch ihre
Thorheit AG mar allein [hÄdIIG wärden, und mie, wie
des Heer Verfaſſer jenes Auflapes ſehe richtig Gemerkt
wenn fie zu oͤffentllichen Aemtern gelaugen „ ſich da, me
ihre ECinnahme nicht hinreicht, am ihren gewohnten Asfı
wand zu befireiten, mancher unerlaubten Mittel Sebiens
ten, um felbigen zu befriedigen. Einer meiner größten
Wuͤnſche wäre erreicht, wenn in dieſem unvolileuumeges
Auffage fih etwas brauchbares fände, worauf Hohern
Orts gnaͤdigſte Rädfiht genommen. würde; id; zweifele
zwar nicht, daß man meine Gedankeũ, im Ganym ges
nommen, nicht unbillig finden wird; ich erkenne es aber
auch gerne, Daß ich nicht allet, fo wie ed wohl Bätte ſeyn
möffen, gefagt habe, in Betracht meiner. guten Abſicht |
aber, wird man mie heffentlih meinen Mangel an meh
rern Kenniniſſen verzeihen.
.. RAR 9 729
⸗ VI.
Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤr·⸗
ſtenthums Calenberg.
| | Sortfegung. ur
Bon dem Urfprunge des Schacollegii. des‘ Fuůr⸗
ſtenthums Calenberg und deſſen jehigen
Verfaſſung.
Vom Herrn Licentcommiflait "von, Hugo
| D Steuerweſen hat im Fuͤrſtenthum Calenberg
we ‚während der Regierung Herzogs Erich des Ael⸗
tern juerf feinen Anfang genommen. Denn -obgleich
im ı4ten und ısten Saͤculo die Landflände zn mehrern⸗
malen Steuren, ober. wie fie damals genaunt wurden,
Beden auf verfehiedene Jahre verwiligten, wenn die
Durchl. Landesherren in Schulden geriethen, die fie aus
ihren Domainen nicht bezahlen konnten; fo erſtreckte ſich
jedoch diefe Bewilligung: nicht weiter, ala über ihre eis -
gene Dreyer oder Pächter, und dem Herzoge blieb ohnver⸗
wehret, das Locarium feiner eigenthuͤmlichen Meyer will
kahrlich zu erböden *). Diefe Beben wurden von fürfls
lichen Vedlenten erhoben, und der Rentkammer behuf
Befrie⸗
* Bis zu Anfang des 16ten Jahrhunderts hatten
weder die berrfchaftlihen noch die gutsherrlichen
Eonfiten ein Erbrecht an den Höfen. Wenn alfo
der Landesherr von feinen eigenen Leuten eine
‚= Steuer forderte, fo war es eigentlich Beine Schaz⸗
— zung, fondern ein erhoͤhetes Dienfigeld. Hrnu. Wices
. Kanzl. Otruben Nebenftunden 39ſte Abhandl. $. 13.
x
1 Au.» . +
735 XXV
Befriedigung der herrſchaftiichen Slaublager eiggclehe
Weil aber zu Ende des 15ten Saͤccu die deral Ense
herren dur bie. vielfältigen Fehden, weris fe we
wickelt waren, die Landſtaͤnde weit öfterer als wre
geicheben, um bergieihen Berwiligungen anına
ſich genoͤrhigt fanden, daher Biefe. Abgaben immmii
rend fortbauerten; fo war es nochwendig weni
Stenerweſens eine Eimichtung zu wachen.
Es ward alſo, zufolge eines von dem Dur kan
deöheren wit benen Landländen genommenen Furfeih
ſes, ſowol wegen der herrcch aftlich en ats Gurcheriihen
Meyer, ein nicht zu erhoͤhender jährlicher Zins bella
met, und dabey feſtaeſetzt, daß diefeiben wit kim
Stenern oder andern Auflagen, ohne vorher ertheite Of
willigung ber Landſchaft beſchweret ®), Danıkin und d
u
, 9) Diefe, in Anfehung der hertſchaftliches Cnten
gemachte Einrichtung , war für bie Banıkiaht
von wichtigen Folgen; denn, weil der Landriit
der Befugniß, feine Cenſtten mie Ghabanım I
belegen, entfagte, es fey denn daß es mit Ku
und Bewilligung der Stände geſchehe; ſe writ®
Diele biedutch Nepräfentanten ſaͤmmtlicher Wat
terchanen, anftatı fle zuvor mur ihre Hint:rafl@
auf Landes. Conventen verrreren harten. Didi
Re Urkunde, woraus zu ermeifen, Daß Die Einl
Mände nicht blos ihre Hinterſaßen, Sondern Gmmi
lide Unterthanen vertreren, in das dom Grid
Eric) dem ältern, am Zanı Bernwardi 1526 au
Kefertigre Landes sP-iyilenium, Hieraut drin
ide fo do hſtwi dtiaes jus faffragii circa colleca⸗
Men unver — Aufrechrerhaltung, —8
ca quaeſtionem an? quanti et tem‘
üve durationisf tunen —2* L. T. aan
STE 731
suige aus dem Mittel ber Landſchaft, zu Verwaltung der
auflöommenden Steuern, vom Landesherrn ernannt wers
Den follten, | w
Diele Einrichtung hat zu Ende des XVten Seculi
fEatt gefunden: denn als die. Stände zwifchen Deiſter
und Leine A. 1501. an Herzog Erich‘ den aͤltern auf fies
Ben jahre eine Landfhägung zu 3500 Rheiniſche Zi. vers.
woilligten; fo wurden zwey aus der Prälatur, fünfe aus
der Nitterfchaft und zwey ans dem Kath zu Mannover |
ernannt, denen aufgegeben ward, folhe Steuren nad
Gelegenheit der Lande und Leute, auf die Voigteyen,
Gohen und Dörfer zu vertheilen, durch einen oder mehr
von ihnen zu wählende Schatzſchreiber einfordern, ihnen
ſammt und fonders ausantworten, und zu Nathhaufe zu
Hannover in Verwahrſam bringen zu laflen, fo lange
bis Herzogs Erich Hochfürftl. Durchl. fih mir ihnen und
andern Raͤthen berarhichlagen würden, wie davon die
Schulden nach Gelegenheit der Schuldener zu bezahlen
feyn würden, Geſtalten auch befagte Schatzverordnete
zugleid dahin angewiefen wurden, Die herrſchaftlichen
Schulden, fowol Capital als Zinfen zu 6 Procent, nad)
gefchehener Berathung von gedachter Landfchagung abs
zuführen. Wie denn auch die vom Jahr 1574 bis 1580.
ausgefiellten Quitungen klaͤrlich ergeben, daß die verords
neten Schagrärhe zwiſchen Deifter und Leine dere Zeit
durch
3
vom Jaͤhr 1686. $. 2. abermals buͤndigſt zugeſa⸗
get iſt, Dieſer Vorwurf iſt fuͤr die Landſtaͤnde
von zu großer Wichtigkeit, daher er zu diner gele⸗
genern Zeit abzuhandeln ſeyn wird.
(Aunal, st Jahrg. 4868.) Er
732 0 Spree
Durch den Rentmeiſter und die befirlliien Einuchmer ale
Steichts uud Krapifienren, nemlih Türfzufeuer, Defen
flo, Huͤlf⸗ und Zränleiuftenern, aud) Donate ı Sam
‚ Haben erheben laſſen. "
Das diefe Schatzverordnete nit vom der Landſcheft
vorgeſchlagen, fondern von dem Herzoge ans Mictel ix
Landſchaft willtührlih ernannt und als deſſen Bediente
- angefeben wurden, iſt ans folgenden Werten ber Der
willigung gemeiner Landſchaft, wegen bes Kornſchatzet,
Accife, d. d. Pattenfen am Tage Concept. Mariä ı 575.
zu erfehen. „Die Schagverordneie, fo unfer gu. Fürf
„und Herr verordnet follen Bleiben, Jobſt von Lenche,
„Simon von Alten, Zranz von Cram.“ Es werden and
2) die Schagverordnete von Herzog Erich Dem Jůngern
in einem fub dato Neuſtadt den 23ſten October 1556.
en fie erlaſſenen Mandato feine Schatzverorduete Alıhe
genannt: Und b) in einem am Montage nah Reminis
ſcere 1567. zu Neuftadt batirten Schreiben, nennen Kb
dieſelben: „Wir des Durchl. Hochgeb. Färften und Herrn
"Seren Erichs Herzogen zu Braunſchweig and Lüneburg
„Unfers gn. Fuͤrſten und Herrn verordnete Schagräthe
„zwiſchen Deiſter und Reine.” Und daß c) gleichfalls
der Nenemeifter und die Schatzeinnehmer, unter Die
fürftliche Bediente gezaͤhlet wu tden, ift ans einer A. 1534.
von ihnen audgeitellten Quitanz zu erfehen. Wie denn
auch d) nit allein von dem Schatzeinnehmer Lorenz
Woltenhauer A, 1578. im Namen des Herzogs unter
dem Fürftt. Inſiegel Über die eingegangenen Defenfios
Haͤlfgelder quitiret ward; ſondern es haben auch e) bie
' 8 Schatz⸗
— —
| PUR 13.
Schatzverordneten und Raͤthe des Fuͤrſtl. Inſiegels bey
ihren Ausfertigungen, fo lange jederzeit fih bedient, bis
das calenbergifche Schatzweſen im Jahr 1594. In eine
beſſere Ordnung gebracht, und den Landftänden, Inn⸗
Halte der vom Herzoge Heinrich Julius ausgelafienen
Merordnung, vom zöten Auguft 21594. zugelaſſen ward:
unter ſich, in jedem Sürftentbum, zu Schatzraͤ⸗
then qualificiete Derfonen, zu vermügen, bie ans
ſtatt bes vorhin gebrauchten Fuͤrſtl. Siegels, ihre Auss
fertigungen mit dem landſchaftlichen Siegel bedrucken
ließen.
So iſt demnach gewiß *): 1) Daß vor dem Jahr
1594. die Beſtellung der Schatzraͤthe aus Mittel der
Cec a Rande -
*) Weil während der. Regierung der beyden Herzoge
Erich die Schatzverordneten Raͤthe Bein eigentlich
landſchaftliches Collegium formirten, in dem der
- Statthalter darinn präfidirte, vielmals auch der
Eanzler denen Seffionen beywohnte; fo war es na⸗
türlih,, daB ihre Ausfertigungen mit dem Fuͤrſtli⸗
hen Infiegel verfehen werden mußten. Es hatte
jedoch die Landichaft zwiſchen Deifter und Leine des .
reits zu Anfang des XVten Sabrbunderts ihr bes
fonderes Siegel, deflen fle ſich Hey Schuldverfchreis
bungen, und andern, im Namen der gemeinen
Landſchaft gefchehenen, Ausfertigungen bediente.
Die ältefte mir vorgefommene, mit diefem Siegel
bedruckte, Urkunde, ift eine landfchaftlihe Schulds
Verſchreibung vom Jahr 1525. woraus zu erfehen
ift, daB die Landſchaft damals einen Theil Landess
fürftt. Schulden uͤbernommen, indem fie fi für
Selbſtſchuldener erklären, und die Bezahlung, fowol
Eapitats als Zinfen, aus der zu dieſem Behuf vers
willigten, \und in die A. 1501. etrichteten Steuer⸗
Kaffe fließende Accife, verfprochen habe.
734
Land chaft, nicht won der Mahl der Stäande, fonbern is
Bislih von dım Willkuͤhr des Sandriherrn abhiag: Limb
daß 2) die den Schatztäthen anvertramete Caſſſe. igemer
lich nicht als eine privative Landihafıkde, ſondern wi
mehr als eine Herrſchafiliche Caſſe augefehen warb. Usb
ob zwar ans dem im Anfange ermehnten erhellet, daf
feit dem Jahr 1501. die zu Bejahlung herrſchafcher
Schulden von den Landfländen rermiligten Gefälle, nidt
weiter von den Amtleuten in die Fuͤrſil Nent : Cammer,
ſondern an die, aus Mittel der Landihaft vom Herzege
beſtellten, Schatzraͤthe abgeliefert wurden; fo will es
doch anfcheinen, daß dieſe unter fi nicht jeberzeit ein
ganz befonderes Collegium formirt Haben: denn, wenn
glei daſſelbe von der Fuͤrſtl. Rentcammer fepariret war,
ſo iſt doch ans der unterm ısten November 1569. amd
auch ſonſt gebrauchten Titulatur: „Wir bes Ducrchl.
„Hochgeb. Fuͤrſten und Herrn, Herrn Herzogen Ericht
„zu Braunſchw. Luͤneb. unſers gn. Fuͤrſten und Herrn
„Statthalter, Nentmeiſter und verordnete Schagräche”
zu erfehen, daß der Stasthalter In dieſem Collegio das
Praͤſtdium geführet habe. Daß aber auffer Denen vors
hin erwähnten Schatzverordueten Rächen, wo nicht jes
derzeit, dennoch aber zu Zeiten aus Mittel der Lands
fchaft, von dem Herzoge ein Ausſchuß behuf des Ochatz⸗
weſens beſtellet, und felbiger angewieſen war, der Lands
(haft aljäprliche Rechnung abzulegen ;. ift daraus zu ers
fehen, daß in eben angezogener Bewilligung gemeiner
Landſchaft de A. 1555. die Verordnung geſchiehet: „Der
„Ausſchuß fol bleiben wie derſelbe von Unſerm guädigen
„Herrn gefegt, und weiter von Sr. Fuͤrſtl. Gnaden vers
„orde
- Mi |), Bee 735
„orbnet wird: Jobſt von Alten, Melchior von Stein
„berg, Henecke Knigge, Bode von Adelepfen, Hans
„von Dldershäufen, Hanſens feel. Sohn, Abt kn
„Bursfelde, Sürgermeifter zu Münden, Amtmann
„su Wennigſen, Buͤrgermeiſter zu Muͤnder und ſoll
„von dieſem Ausſchuß alle Jahr Rechnung gethan werden
„zu behuf gemeiner Landſchaft.“ Wie denn auch dieſer
ſogenannten Bewilligung zufolge die Schatzverdrdnete
zu der gemeinen Caſſe zwey Schluͤſſel haben, und zwey
Schatzſchreiber verordnet, die niemand anders benz
gemeine Landfchaft zu behuf diefer Stenren beeydiget
und anderer Pflichten erlaſſen werden ſollten.
Die Veranlaffung, warum! die Stände, als fie dem
Herzog Erich Steuren verwilligten, damals ſich ausber
dungen, daß ihnen die Rechnungen jährlich davon ab⸗
geleget werden follten, feheinet gewefen zu ſeyn, weil
nicht lange vorher, die zum Schatzweſen Verordnete als
Fuͤrſtliche Bediente ſich nicht verbunden zu ſeyn glaub⸗
ten, von ihrer Adminiſtration den Staͤnden Rechen⸗
ſchaft zu geben. Als aber die goͤttingiſche Ritterſchaft
hieruͤber gravaminirte, ward derſelben vom Herzog
Erich zur Reſolution ertheilet: „Ob zwar die Schatz⸗
raͤthe in Rechten belehret zu ſeyn glauben, nicht ver⸗
bunden zu ſeyn, der Landſchaft von ihrem Haushalte
Rechnung abzulegen. Weil aber dies Werk die Land⸗
ſchaft principaliter mit betrift: Alſo begehren S. F. G.
der Landſchaft rathliches Bedenken, und ſeyn S. F. G.
ohne das geneigt, dieſerwegen ferner Erkundigung zu
haben, auch nunmehr die Worfehung zu thun, daß ſich
die Verordneten, wie auch Rentmeiſter und Einnehmer,
! Ccc 3 bevoxa
736 2, 2.
bevoraus einer mit dem. andern nicht zu behelfen haͤuen,
fonders Aber die Steuren richtige Rechnung halten,
damit fie deswegen. ©. 3. ©. und der Landſchaft jeders
zeit Rebe und Antwort zu geben verpflichtet ſeyn, und
man swiffen möge, wie die Sachen, wegen der altın
Squlden und Beſchwerden halber, bewand And.,, Bars
ans klaͤrlich zu erſehen iſt, daß, obgleich zu damaliger
Zeit die Landrenterepcafit den Ständen weder äderge
ben, noch von Ihnen guarantiret war, die fchagverorburs
ten Raͤthe, wiewohl fie von dem Herzoge ernannt warı
den, folglich in allem Betracht als fürflliche Bediente
anzufehen, dennoch verbunden waren, von Ührem Hands
Yalt, der gemeinen Landſchaft, Rechenſchaft zu ertheilen.
Es iſt Heyläufig allfie anzumerken, daß, ob zwar
aus den bekannten: Neverfalen der Herzogin EUſabeth
vom Jahr' 1542. und noch in mehrern, aus denen lands
fchaftlihen Handlungen vom Jahr 1551. ſich ergieht, daß
obgleich die goͤttingiſchen Landftände, mit den Staͤnden
zwifchen Deifter und Leine bereits zu der Zeit eine vereü
nigte Landfhaft ansmachten; (wie denn [hen im Jahr
1538. bie Depntirte von beyden Landichaften, im der
Abſicht diefe Vereinigung zu verabreden, zu Münden
sufammen famen ) dennoch diefe Bereinigung auf das
Schatzweſen ſich nicht mit erſtrecket habe; denn wofern
dieſes ſich nicht alſo verhielte, ſo wäre !ein Grund anzu⸗
geben, warum im Jahr 1580. die ſchatzverordneten
Käthe zwifchen Deifter und Leine, uͤber die, aus befags
tem Lande erhobenen, Gefaͤlle, beſonders quitiret haͤtten.
Bir
Wiewohl die Landflände anfier der im Anfange
erwehnten Landfleuer, fowohl an Herzog. Erich den
. eltern, als an deflen Kern Sohn Erich den Sängern
zuedrmalen, zu Bezahlung ihrer Schulden, mancherley
Steuren verwilliger hatten; fo fand fih doch, als mit
Leztern die mittlere calenbergiſche Linie erloſch, annoch
eine betraͤchtliche Schuldentaft. Dieſe zu tilgen, murs
den von den Ständen auf den, vom Herzog Julius ih⸗
nen geſchehenen, Antrag, im Jahr 1586. verſchiedene
Steuren auf 9 Jahre abermals verwilliget. Als aber
aAuch dieſer Verſuch fruchtlos von ſtatten ging, und die
furſtlichen Glaͤubiger, wegen ihrer Bezahlung, in Her
309 Heinrich Julius heftig derungen ; fo fand dieſer fi
genoͤthiget, bey feinen getreuen Landſtaͤnden Huͤlfe und
Beyſtand zu fuden. And obwohl diefelben zur Unter⸗
flügung ihres _gnädigften Lundesherrn gleich willig und
Kereis fich erklärten, fo konnten fie doch, theils in ges
nommener Ruͤckſicht auf das wahre Belle des Landes,
theils aber auch in der Abſicht, dem Landecergdit wieder
aufzuhelfen, einen Umgang nehmen, auf eine beffere
Einrichtung des Schatzweſens anzutragen. Es hatte
auch dieſer von ihnen geſchehene Antrag, die Wuͤrkung,
daß auf dem, nach Eitze ausgeichriebenen Landtage den
z6ten Auguſt 1594. verordnet wärdı „Die Landflände
follen unter fi in jedem Fuͤrſtenthum qualifieirte Pers
fonen vermögen, welche die von ihnen unterthänigft ges
willigte Steuren, durch ihre dazu Verordnete getreulich
und ohne allen Privatnug und Partialität, mit anges
Iegenem Fleiß eindringen, und da die Schulden Ihres
theils gänzlich abgeleges, Uns und den Landfländen
Cec 4 mit
2237
2-2 — —
— — —
738 ARE
mit Webergebung ber cingelöfeten Briefe und Eid
auch Quitanlien, gute keftändige und richtige N-dnamy
shun folen. Auf das Wir aber gleid wohl wiffer md
gen, was die Schagung jedes Jahre getragen, und me;
hin diefelbe vermender und nebraudet ınorden: Aldfes
Wir g ‘meiner, jährlich einmal ron den Unſern jemasıe
- zu Einfehung der Richrungen den Deputirten zujınt
nen.” Der Ar. Vicecanıi. Strube macht in frive
Obſervation de Collectarum et aerariorum provin-
cialium origine 6.7: die richtine Armerfurg, daß diu
ſes der eigentliche Zeitpunct fey, ta das bis jge beffams
dene calenbergiihe Schatzeellegium feinen Anfang ge
nommen hätte. Diefes ergiebt fich noch in mehrern,
ans denen Actis Sörtingen und Conſorten, contra
Braunſchweig und Conferten, befonders aber and Denen,
ableiten Anwaldes Herzogs Heinrich Jul’us am ı6flen
April 1597. zu Speier übergebenen Duplicts, als werte
angeführt wird: Daß calenbergifche Landſchaft auf gads
dige Anzeige und Sefinnen fo Seine Zärftl. En. folder
Summen halber gethan, eine gewiſſe Summe eingewil⸗
liget, auch die Mittel, Wege und Weiſe, welchermaafen
foihe Summen auffommen mögen, fürdert, urb bins
wieder wie hochgedachtes Herzog Erichs Erediteren ads
bezahlet werden follten, ſelbſt fürgefhlagen: mie auch
die alfo bewilligeen Summen durch ihre der Kandı
fcbaft felbft eigene verordnete Schagräthe und
Binnehmer aufgebracht, und erwähnte Creditores
rineetheils befriediger, anderntheils hinkanftig befrie⸗
diget werden, alſo daß ©. F. G. entweder für ſich, oder
durch deren beſtellten Rentmeiſter und Cammerdiener,
den
,
|
.. iz
- | TAKE | 739
Den allergerinafien Heller von ſolchen bewilligten Lands- :
| firuern nit zu Handen bekommen oder: binfürter zn
semwarten, fondern mit biefem allen, oblauts Landſchaft
gewehren laſſen, nur allein daß S. F. G. Kraft haben⸗
Der Regalien und Landesfuͤrſtl. Hoheit, die gebührende
Sonfirmation und Huͤlfe wider die fäumigen widerfires
Benden Landftäude auf unterthäniges Anrufen ergehen
laſſen wollten.
EGs ward anch damals von denen, auf dem Land⸗
Tage zu E'ge verſammelten Ständen, ein Regulativ,
wegen Adminiftration der Landrentereygefälle abgefaſſet,
und rachdem daffelde durch bie, unterm ısten Februar
1595. hinzugekommene landesherrlihe Betätigung, eine
gemeinſchafeiiche Verbindlichkeit erlanger Hatte, ward
ſelbiges denen Schatzraäthen und Schagverorbneten,
anſtatt einer Inſtruction zugeftellet. Dieſes Regulativ
äſt die Grundlage zu der noch jetzt als ein Grundgeſetz
Der casenbergifchen Landichaft zu achtenden Infteuction,
wornach die Pandrenterey und Schatzſachen von den
Lands und Schagräthen auch Schaßrerordneten beſor⸗
get werden follen. Und 06 zwar diefe ernenerte Inſiru⸗
etion, in ein und andern Stücken verändert und vers
beffert ward; fo iſt doch aus dem Eingange zu diefer
neuern Inſtruction zu erfehen, daß diefe Weränderuns
‚gen auf Einrath und Veranlaffung der getreuen Lands
fände des Fuͤrſtenthums Calenberg, nach dem jegigen
Zuftande des Landrentereys end Schatzweſens, gemacht
find. Seit diefer Zeit ift die Landrentereycaſſe und de⸗
ren Adminiſtration der Landſchaft ſtets verblieben, und
| 8 5 von
140 SAU 0 -
von betien Dur. Landesherrn inhalts beſagter Iafıras
etion die wiederholte Verfiderung deu E;änben ertbrriet
worden: „daß Eie folder Steuren ſich nidr anmachen,
nad; das von andern, fie haben Namen wie fir wellm,
Darin geariffen werde, nadhfeken oder geflattem wolle:
Inmaßen Sie nicht begehren, daß Ihnen ober Imam
den anders von folden Geldern etwas gelichen oder
fürgefeger werde, es fey denn mit der Landſchaft, oder
In eiligen Faͤllen, des großen Ausſchaſſes Bewilligung,
und daß es dem Lande'und Leuten, folglich auch bee
Landſtoͤnden zum Nutzen und Frommen gereiche.“ ins
fern Durchl. Landesherren gereiheres zum Ruhm, zus
gleich aber auch zu ihrem wahren Vortheil, diefe gnädige
Sufage, auf deren zuverfihtlide Erfüllung der E:edit
Des Landes:gegründer iſt, jederzeit genau befolget zu
Haben. Wäre diefes nicht geichehen, mwärde ea ber
Landichaft unmoͤglich geweſen feyn, die uͤberwiegenden
Schulden abzuführen, die fie theils aus getreuer Des
vorion gegen ihren Landecheren zu bezahlen, nähfidem
übernahmen, theils aber auch während des dreyßigjaͤh⸗
rigen Krieges auf das Land gebracht wurden. Denn
es waren die im Jahr 1594. übernommenen Schulden
noch nicht getitget, als Herzog Zriedrich Wirich ebens
falls mit Schulden ſich Überhänft fand, und morans er
ohne Beyſtand der Landftände ſich zu beifen nicht vers
mogte. Es ward alfo auf den gten Octob. 1614. ein
Landtag nad) Elke ansgefchrieben und von denen allda
verſammleten Landftänden befchloffen, aus getrener Afs
festion von forhanen Schulden 600ooo Rthir. zu übers
j nebs
. PIE 74
nehmen, jedoch unter der Bedingung: daß dieſe Zulage
ihren Gerechtſanmen unnachtheilig ſeyn, und In” feine
Confequenz gezogen werden follte. Weil auch angeregıe
Summe durch die Currentſch agung allein aufzubringen
nicht möglich, fo wurden Deputati ans der Prälatur,
Nitterfhaft, auch großen und Meinen Städten ernannt,
die im November beregten Jahrs, mit denen dazu ver⸗
ordneten färftlichen Raͤthen zu Einbeck zufammen fas
men, und unter ſich einen gewifien modam collectandi
ferfesten. Wie denn zufolge des am aaſten felbigen
Monats dafelöft errichteten Abfchiedes, von denen zu
Bezahlung fauͤrſtl. Schulden. vorhin verwilligten Steuren,
einige ganz abgefchaffet, andere aber zwar: beybehalten,
jedoch modifichre und anders eingerichtet wurden. And
ob zwar diefer neue Modus Anno 1618. in einigen
Stuͤcken abgeändert, im übrigen aber fowohl damals,
als auch Inhalts der Anno 1646. publickten Schags
. eonftitution beſtaͤtiget ward; fo Ift doch in dem Landtages
abfchiede d. dato Hannover den 26ſten Sept. 1646.
ſub 1. ausdrädiich feflgefeget: daB die Landtagesabs
ſchiede und darauf erfolgte Merordnungen von 1614.
3617. 1618. und die Anno 1638. gemachten Verbefleruns
gen, fo weit man In diefem Reeeſſe nit davon abge⸗
garigen, pro vero et folido fandamento, der Lands
zenterey s Intraden gehalten werden:follten, wobey es
. auch bis zum jeßiger Zeit fein -ohnverändertes Verbleiben
gehabt Hat. Es ward auch wegen der zu Einbeck geı
nehmisten Auflagen verordnet: daß folhe nicht mehr '
dem Droften und Amtleuten zu Händen gebracht, ſon⸗
dern fortan durch die Banermeiflere Jeden Dres einge
j s
742
ſammlet, und von ſelbigen bem Lantrerteiffer, coer
nen ihm zugesroneten Schreibern eingeliefert werte
follten. Wie denn au ein vor alles verscbuet merk,
daß von den Beamten, deu Landreutmneilter gegen bi
Saͤumtgen, ſtracks die nöchige Halfe geleifhet wuchen
follte,
Da auch beliebt warb, bag auf Die vier green
Staͤdte, Göttingen, Hannover, Hameln md:
Northeim, der ſechſte Theil ber gewilligren Sterten
Bertheilet werden follte, fo äbernahmen Re Davem Looooo
Kehle. 9. Und wäl fie fih bieburh vom demem, anf
dem Landtage zu Einbeck verordneten Anlagen, zu beres
Verwaltung das Echagcollegium angeorbnnee ward, freu
maq⸗
*) Die vom Herzog Friebrich Ulrich umterm 15ten
März 1615. ertheilte Confirmation der Itſteactien
für die Schatzzraͤthe, vermeldet: es ſey Derfommens,
daß die vier großen Städte, von dem gemeinen
Landesoneribus fextam zu übernehmen bätten,
Es ergeben jedoch die landſchaftlichen Acta, daß fie
zu verfchiebenenmalen, befonbers aber, wenn das
platte Land durch feindliche Invaſions gar febe
erfhöpfe war, quintam oder au) wohl quartam
gemeiner Abgaben übernommen haben. Wie denn
auch in angeführter Confiemation, und in ben
nachherigen Inſtructionen ausdruͤcklich bevorwortet
ift, daß durch dieſe, von den großen Städten Aber⸗
nommene Sexta, eine Separation oder Trennang,
von der gemeinen Landſchaft um ſo viel weniger
eingeraͤumt ſeyn ſollte, als ſie die uͤbrigen Landes⸗
buͤrden und zum gemeinen Beſten des Vaterlandes
jedesmal erforderte Anlagen, nebſt den andern
Staͤnden nach Proportion mit tragen zu helfen,
und zu aͤbernehmen ſchuldig waͤren.
Eu „us 743
machten; fo iſt diefes die Urſache, warum fie niemand
zum Schagcoflegio abfenden. Weil fie aber alle übrige
Pandeshürden mit zu tragen verbunden find, mithin zur
Verzinſung und Abführung ber auf das Licentüberfchußs
zund Kriegeskoſten-Regiſter haftenden Anlehne concurri⸗
ren muͤſſen, dieſe Paſſiva aber durch die Verpfaͤndung
der in die Landrentereycaſſe fließenden Steuren, in dem
Betracht die Sicherheit erhalten, weil der landſchaftliche
Credit einmal auf dieſe Caſſe gegruͤndet iſt; ſo werden
wegen ſolcher Paſſivorum, von den vier großen Staͤdten
Deverfales dahin ausgeſtellet: daß fie die Landrenterey⸗
caſſe auf ihre Sertam fchadlos ftellen wollen. Von den
Ständen der Prälatur, Ritterfhaft und Bleinen Städte,
ward wegen Verzinfung und Adführung der ihnen zur
Laſt gebliebenen 500000 Rthlr. wie auch zur Beſtreitung
der Erhebungs- und Adminiſtrationskoſten, eine beſon⸗
dere Anlage⸗Ordnung beliebt, deren Principia mit⸗
telſt des, von weyl. Herzog Friedrich Ulrich herausge⸗
la ſſenen, Schatzpatents ihre Beſtimmung erhielten. Dem
Schagcollegio ward die Execution und Aufrechthaltung
diefes Schagpatents, imgleichen die zweckmaͤßige Vers
waltung der Schaggefälle anvertrauer: und es wurden
laut Landtagesahfchiedes fub dato Eltze den 19ten Det.
1614. zu Schatzraͤthen und Schatzzverordneten von den
. Ständen ernaant: wegen ber Prälstur, der Abt zu
Bursfelde und Abt zu Loecum: wegen der Ritter⸗
(haft, Erich von Bennigfen, Jobſt von Reben, Dietrich
von Lenthe und Levin Hate: und wegen der Pleinen
Staͤdte Münden und Münder, von deren Beflätigung
und Verpflichtung Herzoss drledeich Ulxichs de dato
‚Kalens
744 DPA
Caleuberg den ısten März 14515. amlgefertigte Esafes
mation, bie zuslei eine umflärtiide Beratung
ſtructisn in ſich begreift, völige Nedbeiche errheriet.
In der wm Herjog Georg Wilhelms ben irtes
März 1550. ertheilten Schaginfiruetiom wirh ber AK
zu Yursfelde noch mit unter bie Schagräche gupihke.
Nachdem dieſes Kloſter aber eingezogen iR, fo befuhet
das jegige Schaucollegium, ans dem Abt zu Locı
cum als Lands und Schagrath von ber PrÄlatar, dem
dreyen Land; und Schagräthen von ber Nitterfhaft,
und zweyen Schagdeputirten der kieinen Ceäpte, zu
Deren Bevollmächtigung und Abfendung bie Scaͤdce Dikzs
der und Muͤnden im langjährigen Geige find.
Das Kloſter Loccum hat aber erſt von des Könist
Georg des Iften Majeſtaͤt das Vorrecht erhalten, daß
fein jedesmaliger Abt a tempore Regiae confirmatio-
sig, als ein Annexum feiner Würde, die geifttiche Lanbı
und Schatzraths⸗Stelle bekleidet. In diefer Waͤrde fühs
tet derſelbe als primus inter pares, das Diresterium
im SchagıEollegio, fo wie er au In Euria Prälaterum
das Praͤſidium führe.‘ Die drey ritterfchaftlichen Lands
und Schagräthe, werden von denen, ans allen dregen
Quartieren convocirten, ritterfchaftlichen Ständen, ohne
das Zuthun der Prälatur und Städte per majora vota
gewaͤhlet 9%; jedoch muͤſſen die zu wählenden, aus ber
Nitten
) Das Meglement, wie und weldhergeftalt bey denen
im vitterfchaftlihen Eollegio anzuftellenden Wahl⸗
Actibus zu verfahren, de dato 5% October 1737.
welches denen Ealendergifchen Landesverordnungen
P,1V. cu 8. eingeruͤcket ift, ertheilet hievon völls
gen Unterricht. nu .
y) \
ML _ „'. EEE 77
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Mierthaft des Quartiers ſeyn, in welchein der Abzang -
füch ereignet bat *). Sodann wird um die koönigl. Con⸗
Firmation nachgeſuchet, und wenn diefe erfolget, wird .
der Praͤſentatus, gleich den Nbrigen Mitgliedern des
Schas ı Eollegit, in königlicher Regierung beeydiget und
mit der vorhin gedachten fchriftlichen Verwaltungs s Ins
ſtruction verfehen, Die Coneluſa werden im Schags
Eoflegio nicht curlatim ſondern viritim, fecundum vote
majora errichtet, und die Munda der Schatz⸗Reſolutio⸗
nen von benden anweſenden Alteften Raͤthen unterfchries
ben. Der Kandrentmeifter und Schauferretarius
Führen in Schagangelegenheiten das Protocol und has.
ben darin den Vortrag and die Ausfertigung. Dee
Candſyndicus wohnet ‚denen Geffionen des Schatz⸗
Colleqii aus der Urſach bey, damit er bey vorfommenden
Rechtsſachen das Collegium belehren, und zufolge der
genommenen Entſchlieſſungen, das Noͤthige beſorgen
\
- Bönne. Die von den Schageinnehmern geführte Kes _
giften, werden vom Schatz⸗Collegio revidiret, und dienen
„ biefelben, dem von dem Landrentmeifter geführten Haupts
regifter, über deffen Einnahme, zum Beweiſe. Wenn
Das von dem Landgentmeifter geführte Haupt, oder Land;
genterey Rezifter, welches von Trinitatis bis Trinitatis
gehet, im Schag s Collegio revidirt und monirt ift, wird
felbiges wel als auch das kicent Ueberſchuß⸗ imgleichen
das,
2) König Georg des ıflen Verordnung, daß aus je⸗
dem landſchaftlichen Quartiere ein Schatzrath aus
dere Nitterfchaft defieiben zu wählen, vom ı4ten
Ser. 1713.
735 XXG
Das, nach ben braun Rise ai rurtıuhene, ie
Liter Recikır, mn denen Yurißer Fucrmertzr Mies
tie, lörialider Rısierzaz er Aereise derzeit, ie:
ſedann Termmım jr at icatias tie Ardazazem
enberofme. Dieſe seigiche anf Biaiıl Marierurz
von derjenigen Miniſter, dem das Irasihriii hr Das
yırtemesi onvertranet iR, weber nie α
Mitglieder des Echag-Tckezii jugesen imb, jeztern ei
werden auch bey Abnahme ber Landreuzereg - Rrariır,
ans dem großen Ausichuffe zugezegen, vom ber Ruzın
ſchaft drey Deyutirte, und jwar aus jetem Lantichsftlis
den Quartier einer, von der Prälatur eimer, imgleidgen
einer von den Pleinen Städten; melde ehem and) jass
gen And, wenn die Licent Ueberſchuß⸗ bie Firu und Kris
ges⸗Koſten Regiſter auf koͤniglicher Regierung fapifſiciret
werben. Unt weil bey letztern dreyen Regifkern bie vier
großen Städte mit intereffict And, fo ft au cheer Exus
der Deputarus ber Stadt Haunover wit Dabry gegen
wöärtig. : Damit der Vorwurf, daß ih mit fremden Fe—
dern mich zu ſchmuͤcken gefucht Hätte, mic nicht könne
gemacht werden, wieberhole ich das Sefländniß ; daß im
Anfehung der jegigen Collegialiichen Verfaſſung, fowol
des landſchaftlichen Ausſchuſſes als auch des Schatz Col⸗
legil, ich manches ans dem angefuͤhrten ſchriftlichen Uns
gerriche weyl. Heren Premier » Deinifters von Hake ent
Küchen habe. Einen zuverläffigern Fuͤhrer hätte ich nicht
wählen können, Indem bemeideter Herr Premier - Mini⸗
ſter verſchledene Jahre die ritterfchaftliche Landrathsſtelle
des Haͤmelſchen Quartiers hoͤchſt ruͤhmlich bekleidet har.
(Die Fortſetzung folget Fünftig.) VIE:
.
7 8
|
|
|
'
7, us 747
| VI |
Fernere Nachricht von dem Armen⸗ und.
Ä Arbeitsinftitute zu Stade.”
(Siehe Annalen. dritten Jahrg. 46St. 8.972.)
INrs Me unter Lit. A. und B. angedruckten Erxtracte
Te aus den gehörigen Orts abgelegten und quitirten -
Rechnungen über das Armen s und Arbeiteinftitut von den
beyden Jahren vom 26ften November, 1788 bis 1790, lei⸗
ften wir der in der Armenverordnung vom 19ten Novemb.
1787. : gegchenen RVerficherung, dem Publico Über den
- Sortgang diefer Anfalten von Zeit zu Zeit Rechenſchaſt
geben zu wollen, ein Genuͤge.
u Zu dem am Schluß der Armenrechnung Lit. A. aufs
Heführten Gelduͤberſchuß von 1097 Mek. 12ßl. — pf.
koͤmmt noch der Werth) der damals
vorräthigen Materialien und
Waaren mit | LI: En — —
und des Haus⸗ und Arbeitsgeraͤthes
—
ohngeſahr mit 620 8 — —
4899 — 1 — —
woron jedoch zurhckzurechnen ein
noch ſchuldiges Capital zu g00 — — —
und beträgt mithin das eruͤbtigte
Vermögen des Inſtituts bis zum En
26ften Ron... 399 12 —
anal, se Jahrg. SL) Did Mehr
.
s
pP} J
PL
teten Rehaungtjshern dacch bie wöhentlüuhe Wertheim:
Der Almeofen 220 arme Familien, meidhe über Paz
fouen agsmaden, 1nterheit und Unterfiätuung seufen
Haben, daß biefelben im den fällen Rintrmeneiz wi
Fencung verfehen find, bag aufierdem in Gefonbern File
ben dringenden Vedürfuiffen einzeiner Armen abgeheffen
ift, daß 100 umd mehrere Kranfe mit Arzeweyanittein ver
fehen find, daß 92 Kinder Schuluuterricht uud ir Eis⸗
ſchluß der im erfien Jahr angenommenen Zchefinge, über
20 Kinder Unterricht in allerley Handerbeiten erhalten
haben, und endfich, daß auſſer den Tchrlingen Äßer 230
Perfonen Bey der Arbeitsanfalt hauptſachlichen oder neben
verbienfllichen Erwerb gefanden hebes.
Je willkommener diefe Nachrichten ſeyn werben, deſto
niederſchlagenber iſt es für und, damit bie Gemertung
verbinden zu muͤſſen, daß in eben dem Maaſſe als bie
Naͤtzlichkeit des Inſtituts ſich beſtaͤtiget, die von dem Pu
blico zu leiſtende Unterſtuͤtzung deſſelben abnimmt. (Eine
Vergleichung der Beytraͤge von den Einwohnern umb ber
Sarntfon in den verfchledenen Jahren wird diefes befärts
gen. Es betrugen felbige im erfien Jahre 9451 ME. ız
Bl. 4pf. im zweyten Jahre 8703 ME. ı FL im dritten
Jahre‘ 8359 ME. 51. 3 pf. umd noch gegenwärtig min.
bern fich Diefelben mit jeder Woche betraͤchtlich. Die Bey
träge, welche das Publikum anjetzt leiſtet, reichen Sep
weiter nicht hin zu dem, was den Armen unmittelber
wieder zuflieffen muß. Auf ſolche Weiſe werden Die Eruͤ⸗
Driguns
\
—— —
Pr 749
brigungen Ber erften Jahre feht bald wieder zugefeht wer⸗
Ben, und bie Stodung des ganzen Inſtituts wird unver
meidiich fen, wenn das Publitum fortfähet, feine Wohl⸗
tHaͤtigkeit in der bieherigen Maaße zu verringern. Wie
müſſen alfo daflelbe recht dringend bitten und ermahnen,
Ceine Bitte, deren es bey vielen Edeldenkenden und Wohl
thatigen nicht bedarf) menigftens das zum Beſten ber .
Armen und diefes Inſtituts künftig twieder zu thun, was
in den erſten Jahren Hat geleiftet werden koͤnnen und ges
leiſtet iſt, und zu bedenken, daß doſſelbe ohne ‚hinreichende
Unterftügung fchlechterdings nicht beftehen kann.
Stade, den iſten Sulli 1791. .
| Bon Commiſſions wegen. |
€. N. Adler. J. G. von Roͤnne.
Odd Lit.
7 E22
. Pagin.| Li. A. von 26icı vom Hm
des Re⸗ Mer 17N8. Are 17.
giſters. Summarijher Br be 26 Nr ms 26. Tin,
itract aus den Rebnmm, 1789.
jgen Aber das Armenin |
ſtitut vom z6fen Neo
1788 6i6 1769 u. 1769
Br |
1790.
Einnahme. |Ut um mein
z Meberfbuß aus
Rehamg 1298
4 lus der wöchentlichen:
Sammlung + 795
5 on löbliher Sarnifon) 62
6 |8onden Herren Officier
ten des 3n Cavallerie⸗
Regimes + 12
9 [Aus den Otiftungs und
der alten Stadt Ar⸗
men Rechnung s. | 1321
ım.1ıo Ertraogdin. Beytraͤge 210
1au,11'Insgemein 2
||
3307: 5; 2
76691 gl 1
ne 2
PREB
|Summa aller Einnahme,zsıa.
1326—-—
23912]
3310
32661 5
Aus
791
Pagin.|- vom 26ften [vom 26ften
des’ fe: Nov. ‘1788. Nov. 178
giftere. - Ibis 26. Nov bis 26. Nov.
B Auggabe Pr? 1790.
9 ſFipf. ME. ‚Sl. pf.
250.14 Öefoldurigen und Pius .
auf»Offclanten s 78——| 7381 —
z8u.17,4n wöcentligen Ar, j
mengelden 5
” z4u.21.An. extraordiu. Huͤlfs⸗
6648) di
\
5
S
a
geldern .. 3457 3 209101 3
251.22 Zur Unserhaft für. I ||
| Kinder . 151 1 1241| 8l—
26u. 23 An Schulgeld für arme) |
J Kinder 214- M 214 --
27u. 24 An Arzaei und Medici
nalpflege s 47 9 483125 2
28u.a5. Wegen betrofner BettlerU — 26 4—
290u. 26 An Zufhuß behuf des
Arbeitsinſtituts2837
30u. 27 Behuf Feurung für .
- Arme s 311
3au. a8 Inegemein 65
320.29, Summa aller Ausgabe |rıg17| 3
130.11. Die gefammte Eins |
. nahıne ⸗ 15 124
3u. 283 Die gefammte Ausgabe,
dagegen +
33u. 30/ Gleibt der Uederſchuß
—— der Rechnung. |
1
8
us 3
3307|
Bu Odt 36 Jit,
72
Pagin.
des Re⸗
Pre
m 26fien. nam 26h
| Lit, B,
gifters. Summarifcher Er⸗bis 26. Iton., bis
tract aus den Rechnun⸗
4
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zı Zr verkaufte Spitzen
s3 Summaaller Einnahıne
:gen Über Das Arbeitein;
ſtitut vom 26ſten Nov.
1788 bis 1789. u. 1789
bis 1790.
Einnahme.
Angeliehene Gelder
Zuſchuß aus der Armen⸗
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Milde Beyträge +
‚Für Flaͤchſen Garn »
Garn
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Nov. 1788. Neor
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. Ausgabe. Pen 1790.
BI. mf | DE. gi. pſ.
1 40u. 15. Beſoldung und Lohn
Officianten 583 463| 8)
16u. 17 Fuͤr Haus und Arbeits.)
| gedhe Er al 87] 3
zgu.19ßür Flache s 89 ıl 731.71 x
29.20 Spinnfohn für Flachs Fir a at 8i9 15
04.21 Far e 5 i2 2—|| 2170| 71
2 1u.22 — und Kammiehn
für Wolle 734 ı
220.23 Wole zu „Spinnen, .
‚Soahten und äwirnen 134 223] 9—
2 zu. 24 Fuͤr Webelohn | 112112] 3
24u.25 — — fuͤr wit
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fel und Seife 5 2056| 3
26u. 27 Fuͤr Baumwolle 5 un
270.28
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2qu. zo Fuͤr verfertigte Spigen | 682lıs] 3.
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760 | WARE
—X.
Beytraͤge zu der Sammlung verſchiedener
denkwuͤrdiger Waſſerfluthen des Herzog
thums Bremen.
Gelge im erſten Stůck der Annalen des Jahres 177.
Seite 42. und folg. angeführet.)
Wom Nector Rotermund.
EA Hatte eben eine Sammlung von den merkwaͤrdigte⸗
a) Woflerfluthen des Herzogthums Bremen, für
Bas zweyte Stück der Annalen ausgearbeitet, als ich bey
Empfang des erften Stückes fchon eine Sammiung baven
abgedrudet fand; Bey der Vergleihung bemerkte ih, &uß
der Here Verfaſſet in den Alterh Zeiten manche Hchen
ſchwemmungen mehr aufgezeichnet hatte, als mie ietowat
worden waren, daß aber in den neuen Zelten meine An
beit manche Waſſersnoth mehr als die Seinige enthien.
Da nun der Herr Vetfaſſer ſelbſt Seite 54 ſich Abetzengi
‚hätt, daß noch manche Waſſerfluth in den Chrontken aufı
bewahret fen, deten Kenntniß dem Publitum entzogen wird,
fo will ich wenigftend Diejenigen, die in meinem Auffage
mehr enthalten, der Vergefienheit entziehen, und fie alö eis
nen Benttag zu jener Sammlung mitteilen,
2. Muß die Weſer in den Jahren 1280 bis 1290. in ben
bremifchen Gegenden große Verwuͤſtungen und er
Beefhweinmungen angerichtet haben. Demn 1290. era
theilte Pabſt Niklas IV. der Martini⸗Rirche in
_ Bremen, die doch damials ſchon ziemlich hoch lag, aber
in
\
}
SPpre 761
in der Folge noch mehr erhoͤhet wurde, einen Brief, in” |
welchem durch einen Italiaͤniſchen Erzbiſchof und
Fünf Biſchoͤfen, allen denen, welche der. Kiche St.
Martin in Bremen, durch milde Allmofen freywillige
Geſchenke, in Betvacht des vielen Waflerfchadens,
welchen die Wefer duch das beftändige hohe Wafs
ger der Birche mit den Kirchhofe, durch Ausfpülung
und Wegreißung der Erde, und der dafelbft begrabenen
Todten verurfacht, zu Hülfe tommen, und auch allen der
nen, welche die Zefts und andere heilige Tage in derfels
ben beſuchen, einen vierzigtägigen Ablaß *),
\ 2. Die Seite 47. num. 8. in den Annalen von 1412. ats. -
R.
K.
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|
|
geführte Fluch, wird in der Nachricht von den Waß
ferflutben, welhe die Gegend um Hamburg von 1411
. Bis 1771. überfhweinmet haben, Seite 1. und in dem
Verſuch einer zuverläßigen Nachricht von dem
kirchlichen und politischen Zuftand der Stadt Hamburg
2731. im erſten Theil Seite 366.: auf den Abend Cics -
lid 1411. gefeget **), und dabey angeführet, daß allein J
um Bremen herum, 30600 Menſchen, und unzählig
| viel Vieh umkommen; daß die Deiche und Dämme
H Jod. Poll. Cafele hiſtoriſche Nachtichten von der
durchgeriſſen und die umliegenden Länder durch das Waſ⸗
ſer ſchtecklich verheeret worden find. 57
3.
Bremer Martini / Kirche. Bremen 1773. bie erſte las
teiniſche Urkunde Seiteg. |
*%) Ich werde bey den andern Fluthen, den Verfuch
‚ einer zuverläßigen Nachricht von dem: kirchlichen und
olitiſchen Zuſtand der Stadt Hamburg, des langen
Titels wegen, bloß Hamburger Chronik, fagen.
„62 \ TI
3. 1436. traf der Waſſerſchaden bauptfächfich den Ars.
Neuenfelde und die hamburger Gegend. Die Aa
ſoll fo grofi geweſen feyn, daß fie Niemand vorher: fs zer
fehen. Auch verurfacdhte der Sturm großen Eheim
Gebäuden auf dem Lande und an den Seeſchiffen e
4. Bey der Fluth 1470. num 11. wird in den eben ram.
2. von mir angeführten Büchern noch gemeldet, bei ve
Oturm aus Nordweft gefommen. _
5. 1485. war im Monat Julli, den Freytag ver Mar:
gretba; eine große Ueberſchwemmung, welche de
WMarſhlaͤndern an ber Elbe und Wefer großen Ode
den zufügte **). '
6. Den 26ften Februar 1521. wird im zweyten Theil der
Hamburger Chronik S. 132. einer Fluch gebadit, dir die
Betgedorfer Straßen uͤberſchwemmet, bey Geeſtbacht
die Marſchlaͤnder unter Waſſer geſetzet, md überhaupt
die Deiche fehr befchädiget.
7. 1524. brachen die Deiche bey einem ſtarken Weſtwind
im Herzogtum Bremen allenthalben durch ***),
8) Noch fhredlicher war der Sturm und die Waſſereneih
den zoſten Nov. 153 1. welche die Gegend beym Kranz
Neuenfelde u. ſ. w. in Schreden feste. In „am
*) Glaubwuͤrdige Beſchreibung der meiften Hamburge
Dentwürdigfeiten. Kamburg 1725. ©. 37. 0. 3$
as) Mushards Burtehuder Chronik bep diefem Jahr.
3%) Hamburger Ehron. 2ter Theil S. 142. Burteh,
Chron. bey diefem Jahr. Nachricht von den Hamb.
Bafierflurhen ©. 1. glaubwürdige Beſchreibung x.
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Du. > 77
burg gieng das Waſſer über den Hopfenmarkt bis an
die Nikolai⸗Kirche, und im Eyderſtaͤdiſchen wurs
Den ganze Kirchfpiele weggeſchwemmet. Auch erfoffen
viele Menfchen damals’ *).
9) 1535. litte vorzüglich die Gegend von Bremen bis
zum Vegeſack. Das Waſſer riß die 1534. von der _
Stadt Bremen zum Nutzen des ganzen Landes, bey dem,
Flecken Burg bey der Kefum erbauete Schleufe weg,
und die Bruͤcke wurde fo befchäbiget, daß ſie ganz neu
gebauet werden mußte 8c).
10) Drey Jahre darauf entſtand am Nirlausabend
ein ſolcher heftiger Sturm und großes Waſſer, daß dee
CThurm und dad Zollhaus in die Leſumgeworfen
wurden. — Damals verumgläcten 180 Safe im
Sund HH. . -
21) Den 25ſten Oct. 1570. fam in der Naht ein ers,
ſchrecklicher Sturm mit großem Waſſer. Auf der Elbe
verunglückten 25 Schiffe, bey Hamburg brachen Die‘ -
Deihe duch, und die Marfchgegenden des Herzogs
thums Bremen litten. gewaltig *F*#), -
12) Bey der in den Annalen Num. 13. angeführten Ueber⸗
| ſchwemmang am Tage Allerheiligen, fuͤhren die Ham⸗
baur⸗
*) Hamburger Nachricht von. den Waſſerſluthen ©. 1.
Buxteh Chron. bey dieſem Jahr.
##) Caſſels Hifter. ‚Nachrichten von der ehemaligen
Kirche zur Burg. Bremen 1776. ©. x
#4) Menners Brem. Chrop. ad aa, cc. glaubwiur⸗
dige Beichreibung ıc. Seite 47.
se) Buptehuder Chronik‘ bey diefem Jahr,
| ' (Annal. zr Jahrg. 8). Ere
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764 PU
burger Nachrichten von den Wefferiuthen em, 1ef
ber Sturm ans Vordweden sfemmem. Gie auf
auſſer ber Wefer und Zide, tie Ofte, Schminge,
Eſte, u[w. Die Brrichvder Chesmif erzühle fe |
ansfähelih, Bey Hamburg erfefien 200 fette Ode,
beym „ammerbrof, Oldewerdber, Bollwerder
und andern Orten gingen bie Deiche darch. Ber Yap
tehude Srah ber Teich vor dem Moorthor ein, va
machte in dem Hurledik eine große Brade Bi
ſchen und Birch, Haͤuſer und Güter, trieben auf tem
Waſſer herum, nnd im Orte ſelbſt geſchah müde weni.
ger Schaden. Im WMtenland nehm das Wale
fieben Haͤuſer mit allem was darinnen mer, weg,
und Die beftchen blieben, waren in ſolcher Nach un»
Gefahr, daß fih die Bewohner auf Die Däder Mildter
ten und um Huͤlfe ficheten. Bey Stade Ixuken bie
Deihe an beyden Seiten der Schwinge dur. u
Balje im Lande Behdingen ſchwammen weun Läufe
mit allem darin Befiadlichen weg, und nur drey Mens
ſchen wurden getestet. Sn Hamelwoͤrden gingen
vier Haͤuſer mit den Bewohnern fort, in Freyburg
zweye, fehr viele ſtuͤrzten ein, auch erfoffen wen Sin |
der. An dee Oſte erſoff die Hälfte Vich des Hrn. un
Broberg. Im Lande Hadeln wurde die Schlenſe
Bey Otterndorf und der Deich zum Oldenbrof megger
ſchwemmet. Wen Nigebüttel brach der Deich an so
Stellen durh. Im Lande Wurften gingen 5 Schlen-
fen zu Grunde; auch lief das Waſſer Über alle Deiche.
In Lobnbaufen blieben Überhaupt nur drey Haͤuſer
ſtehen. Zu Bremerlehe erfoffen drey Männer uns
u v " | 765
fer viel Vieh. Nicht beffer ging es bey Bremen und
Oſterſtade. Unbeſchreiblich war der Schaden im -
Oldenburgiſchen und in Oftfriesland. In Wen
Friesland ertrunken PR and in Seeland 3000 Men
ſchen ). |
13) 1571. murben die matſchlander fon wieder uͤber⸗
Bu ſchwemmet *)
14) Den 28ſten Din 1579. war am ftillen Sreytag
eine Waſſerfluth, die eben fo viel Ungiät ‚anrithtete,
als die 1570. ***)
15) Die Fluthen, welche beym Jahr 1628. Drum, 17.
‚in den Annalen angeführet find, trafen das Alteland . |
und Buptehude alle dreye *n *4). Diefes beſtatiget
auch der damalige Burtehuder Syndicus Schwane
mann in feiner melodefia ‚zu diefem Jahre,
diluvii ftrages, uno ter fluctibus anno
perdidit immenfas ruris et urbis opes etc.
16) 1584. litte die Hamburger Gegend vorzöglih, auch
brach der Hammerdeich durch +*#+*),
Eee 17)
*) VBuxteh. Chron. bey dieſem Jahe.
#8) Ebendaſelbſt.
vos) Hamelmanns Oldenb. Chron. ©. 426.
we) Buxteh. Chron. bey dieſem Jahr. Staußwiles
dige Beſchreibung ꝛc. S. 99.
a425*) —— Beſchreib. Seite 32 Bautın,
ehren fer Theil. ©.408
266 DPI
37) Im Dec. 1588. entflanden füreiidhe Sturmusinbe,
| auf weiche ein großes Walſer kam, weiches viele Dimme
und Deiche einriß 9).
18) Den ıflen De. 1615. riß das Waſſer im Herpes
- hm Schleswig die Deihe und Dämmg dad, im
Bremifchen- aber kamen: viele Meufchen und Bi
. um ?°). ,
19) Die Ueberſchwemmung 1626. traf beſonders Burtes
Hude und das Cudre nene Land, weil Die Deie
noch nicht vecht feft wieder gemacet waren *).
20) 1627. gefchahe im Oldenburgifchen ‚im Herzeg⸗
thum Bremen und bey Buprtehude großer Waſſer⸗
ſchaden Fe), - W
31) Und im Movember 1628. wurde das ganze Alteland
unter Waſſer geſetzet. Die Eftebeiche befamen vor dem
Burtehuder Moorthor 2 Durchbruͤche 1), Schwan;
nemann fingt in feiner melodefia bey diefem Jahre,
diraptis Eftae ventis et Sumina clauftris
terra bis ad portum, menfe natavit aquis etc.
32) Nicht beſſer ging es 1629. dem Altenlande und
Burtehude TI).
| 2 23)
©), Hamb. Ehron. iſter Theil. ©.416
er Han. Ehron. ıfter Theil ©. 530. Glaubwuͤrdige
Beſchreibung ıc. S. 56. u
“=, Burtehud. Chrön.
2%) Ebendaſelbſt.
H Ebendaſelbſt. | |
+r) Burteh. Chron. bey biefem Jahr.
—
| BP 767.
2 Durch die ſheeaud holſteiner Fuuth den ırten Ott;
1635. in meldyer 6133 Menſchen, werunter 10 Predis
ger und 12 Schulmeifter, ihr Leben verloren, litten auch
Die Gegenden beym Kranz, Neuenfelde und damburg.
Bey Hamelbrok erſoffen 100 fette Ochſen *).
24) Den sten und sten Gebr. 1642. war ein ‚heftiger
Sturm aus Nordweſten, welcher im Herzogthum Bres
men und bey Hamburg alles, ſechszehn Meilen weit,
unter Waſſer ſetzte. Auſſerdem/ daß viele Menſchen
und Vieh umkamen, litt beſonders Gluͤckſtadt vielen
Schaden, und die Deiche im Altenlande. In Ham⸗
burg ſtand das Waſſer eine Elle hoch in der heil. Geiſt
Rirche ®%), | Ä |
| 29). Den zıflen Januar 1643. entftand eine große ud
aus Südweften, welche den 26ften Jan. durch ein ſchwe⸗
res Gewitter noch fürchterlicher wurde, denn das Was
‚fer ſtieg zwey Finger höher als 1625. uud den ziſten
Auguſt verungluͤckten 11 Menſchen u),
26) Den ıften Jan. 1648. ****)
&ee 3 . 27)
*) Theatr. Europ. ad an. 1334. pag. 175 2
Die glaubwärdige Befchreibung von Hamburg febet
- .®©.60, 6408 Menfchen, 9 Prediger, 12 Küfter und
einen Organiften, aud giebt fie den ı2ten Octob.
1634 an.
”*) Hamb. Chron. zter ae ©. 49. Sanberirdige
Beſchreibung S. 61.
MR) Nachricht von den Hamb. Waſſerfluthen S.
*3 Hamb. Chron. zier Theil ©. 55 Subehrdige
Veſhrellun S. 62,
68 SPAR
57) Gefährlicher war bie Fluch ben gen Gele. Dickes
Jahres, weil durch den Fmfen Sertmeiiurus fehe
viele Archthuͤrner einfielen °).
38) Die Bafferfinth, ben zyfken Dec 1653. mar wegen
des Sturmes mit Erdſtoͤßen fürdteti "T). |
39) Das Jahr 1654. fing reiht mit Weafieruerh en.
Ohm den Zten Jan, wurden alle nieburge Gegenden
berſchwemmt. Zur Saftuncht war das Waller fe bed,
daß man lange Zeit keine Eite med Ginth Sematen
tonnte **F),
30) 1656. Inder Zaſtnachtewoche }).
31) Den ı4ten Nov. 1660. doch traf diefe Wafferflath
nicht ſowohl das Bremiſche als bie Wierländer }}).
33) Das Jahr 1661. fing gleich mit großen Gtärmen
und Waſſerſchaden an. Wem sten bis ı6tem Ian.
waren beſtaͤndige Norbweſtwinde. Die Deiche um
Daͤmme liefen überall über; alles wurde unter Yafı
fer gelegt, viele Drenfchen verloren ihr Leben, und in
den Marſchlaͤndern bes Herzogthums Bremen mar
das Elend unbeſchreiblich tr}.
ELLI —
| 33)
“) Hamb. Chron. 37 Theil G. 557.
*e) Ebendaſelbſt S. 694.
#9) Ebendaſelbſt ©. 706;
+ Ebendaſelbſt &.709.
TI) Slaubwuͤrdige Beſchreib. ©. 67.
up Machricht von den Hamburger Wafferfinthen
.40u0. 45.
—
| 0 769
33) Dem izten und 19ten Gebr. 1662. brachen die
Elbdeiche durch und fegten, die Marfchländer unter
Waſſer. Der Wind ſtuͤrmte aus Suͤdweſten }).
34) Den zofßen März 1874. litten die Gegenden um
. ben Kranz und um Renenfelde, bey Lauenburg aber
brachen die Daͤmme wohl an 30 Orten durch FF):
35) Im Jahr 1677. geſchah an mehreren Orten Scha⸗
den ftt).
36) Den 13ten und 14m. May 1678. flieg das Waſſer
ſo ſchnell, daß in wenig Stunden alles: überfhmems
met wurde, und bie Fluth noch höher als 1625. war.
.Dabey wehete der Weſtwind fo kalt, daß alle Blumen -
... und Kräuter verwelkten *).
37) Die Waſſersnoth den 25ſten Nov. 1685. war durch
den Nordweſtwind ſo groß, daß ſich niemand derſel⸗ |
ben färchterlicher zu erinnern wußte **).
38) Den sten und é ſten Oct. 1638. mit Nordweſt⸗
J wind so),
39) Die in dem Annalen Num. 30. angeführte Finth
inm Jahr Lit war aus Nordweſt. Vey Stade bra⸗
Eee 4 chen
Hamb. Ehron. 3e Th. S. 509
IH Hamb. Waſſerfluthen ©. 5.
17) Hamb. Chron. zr Th. ©. 1113.
9% Glaubwuͤrdige Veſchreibung x“. ©. 76.
*#) Ebendaſ. ©. gr.
”) Hamb. Ehron, ar Th. ©. 8.
779 Bu 5 |
Gen die Deide var. Zu Nigebättel errunden in |
den Kirchipielen Groden und Dife 306 Mexſchen;
„210 Pferde, 1193 Städ Horunieh, ssı Schafe um
633 Schweine, 127 große unb Heine Gebäute wer:
den nebſt vielen Ruthen Deich HS auf ben Gem
wesseihwernmt, und bas gute Land am wielen Orrm
fo tief alö der Pflug gehet, weguefpälet. Im take |
Kabeln verloren 309 Menſchen ihr Erben, 79 Hiue
wurden weggetrieben, und 1369 Pferde, 1196 Städ
Bornvieh, 2822 Schafe, 3865 Schweine mußte
ebenfals afanfen *). |
40) Die Ueberſchwemmungen den 25ſten and 26ſter
Febr. 1713. entſtanden durch ben Morbmweilwin.
Das Waſſer ſtand 4 Fuß höher, als den 25ſten Der.
ı717. auch bit Waflerfiut den ııtem Dei. Birke
Jahres eutkand vom Nordweſtwind 80).
41) Die Waſſerfluth den ı6ten Det. 1726. füste blos
. ben Schiffen auf der Elbe Schaden zu 2).
43) Den zten Sept. 1733. ward das Waſſer durd
Weſtſturm anfgetrieben , weicher den sten mad Sa—
ben ging und zu Nigebärtel viel Schaden that, Die
nen angelegten Werke wegſpulte und bie Städe in
sat warf Fir),
| 43)
*) Hamb. Waſenagrigten S.6.
**) Beſchluß der Hamburger Chron. zfte Abtheilang
S. 493 u. 94,
N), Daſelbſt S 756,
044%) Hamb. Waſſernachricht. © 6.
a Eu at
- 43) Den 'sıfln Het. 1736. verurfachte ein heftige
Sturm aus Welten großen Schaden an den Deichen,
Das Waſſer lief ſehr hoch auf. Beym Einfluß der
Weſer in die See, verlor der Schiffer Glinder, weis
. Ger 136 Seereiſen gerhan hatte, fein Schiff und kin
Leben *9).
u Die in den Annalen Num. 34. im Nov. 1736. am
gegebne Ueberſchwemmung, geſchah den 24ſten Nov.
bey einem ſtarken Sturm aus Nordweſten. Der
Deich zwiſchen Borſtel und Yorck wurde so Fuß ganz
weggeriſſen. Noch verdienet hier die Fluth bey Nord⸗
weſtwind den zten Dec. angefaͤhret zu werden, weil.
da an der Eſte viele Deenfhen und Vieh umkamen.
In Buxtehude ſtand das Waſſer bis nahe am Kirch⸗
thurm 9.
45) Ini 1741ſten Jahr, traten faſt alle Fiäfe in Eui
ropa aus; auch das Herzogthum Bremen blieb nicht
von Ueberſchwemmungen frey u,
46) Den zıten und 12ten Sept. 1757. brachen bie
Deiche an. unzähligen Orten des Herzogthums Bre⸗
men durch, viele Menſchen, Hänfer und Vieh wur⸗
den weggeſchwemmet, und sum "Kran. war ein ganı
zer Grundbruch.
ZZ Eee; 47)
— eat der Hamburger Ehron. ate Abtheilung
* Fran Waſſernachrichten ©. 7.
0000) Ebendaſ. ®©r . ut
*
»
77% re
47) Den ıflen Gept. 1777.
48) Den soten Jul. 1735.
49) Den 25ſten Jan. 1783.
Ohngeatet nun mit jenen im ıen Sch ber Am
nalen angeführten Ucberfhwemmungen 35 Tlmehen her’
anstommen, fo find doch deren noch mehrere geuden,
die mehr -oder weniger Unglũck verurfadher Gaben. 4
habe deren wohl zo mit angeführet, weil ich midhe ands
drucklich dabey angeführt fand, daß fie uufer Geryy
thum mit betroffen. Und wie viele mögen vielleicht
noch bie und da zerfireuet, angemerker ſeyn? Lim je
doch die fehr richtigen Bemerkungen des Herrn Werfeh
fers jenes Aufſatzes im erfien St. der Aunal. S. 54 bis
56. nicht za wiederholen, fo mögen biefe Veberfpmens
mangen blos no nad den Jahrhunderten bier folgen:
1) In dem ızten Jahrhunderte muß von den von wir
angegebenen Fluthen wenigfiens eine große Ucberſchwemn⸗
mung gewefen ſeyn. 3) Im ısten Jahrhundert, fallen
beren vier. 3) Im ı6ten aber zwölfe. 4) Im 17ten
gar 21, und 5) Im ıgten ellfe. Nach den Monaten
ereigneten fi dieſe Ueberſchwemmungen alfo, dag deren
im Januar 6 waren, im Februar 8, im Maͤrz 2, im
April — im May ı, Im Jun. — im Zul. 2, im Aug.
ı, tm Septemb. 4, im Octob. 6, im Nov. 7, im Des
cemb. 6. Die Sturmwinde, welche dabey weheten,
waren aus Welten Viere, aus Süden Eine, aus Süds
wert Eine, aus Nordweſt Eilfe.
we er. - 77 31
XI.
Son gefegtes Verzeichrif der Gebornen,
Seſſorbenen und Copulirten vom Jahr
1790. |
Gene
Od
ĩ - burme,
Der æuaæ sr | .. —
Sfr Mi Le LM
Seadt Se — | 79 59 5 ıo 33
B. Garniſon Stade — 20 2 — — ı1—
C. Stadt Borichadt 28, 39 — ; —
D. Sover. Gum — | 08 439 17 17. 19 I
E. Suvper. BVerden — | 485' 391, ze 21° 23 ı
F. &:retand — 3211 257 8 3 s
G. Kennen — | 390. 340 33 27
HR. Neuyaus — 188. 165° 113 5;
L Bi⸗den — 95. 100 |, 6
K Oner ſt ade — 144 136] au] 15
L. Beder keſa — 114 218, 9 6; #
DM. Bremervöͤrde —
250 246 | 10. 12 ER
N. Oitereberz — 273 269* 3429
Summa 2886 2617 132 133 allen
SGeborne Knaben 3159. Geborue Drägbleln 2057
| mehr Kuaden 50:
Gebor. maͤnnl. Geſchl 3159. Geſt. männl Seil. 2363
| weniger geſtorben 896
Gebor. weibl. Geſchl. 2957. Seſt. weibl. Seſhl. 2247
J weniger geſtorben 610
Geboren in allen 6016. Geſtorben in allen 45 10
Sn allen weniger geſtorben 1506
ä 05 as
fen, Copulirten und Geftorbenen, in ben Herzogr
zften an. 1790. bis dahin 1791. |
’
. S 2 ‘ .
ren. \
— ’ Copui|
| Summa. Confirmirt. || ger. Geſtorben.
æna. Mäp| Sma Kuna Mäb! uMädiSmal - md De
ben. |chen.itota.|| ben. chen. tots. Paar ||tiche.|liche.itota.
87) 72] 159 u
ar 20 41 9 14 16|| ° 2;
281 43| u 1nl 16] 341 8 30 14 *
5,34| 473.1007 | 296| 292) 588|| 232|| 339) 3361 675
529: 4237| 956| 2532| 227 459|| 232|| 309; 302| 611
34 31at 656| 138! 130 268| 177 302] 3361 638
38: 37 J 38
-448| 376| 824| 222| 208| 430| 183: 320, 332| 652
a01| 176| 377| 113] 137 240) 93:| 209| 190| 399
1207| ıro! zıylil 81 78) 1391 731 96| 97| 193
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2785| 266| 341|| 128| 141|.269|| za7|| 168] 1697| 3351:
— 130) 277|| 1311| 216) 174° 390
31592857 ‚6016:.1602! 158713189 1428 2263 22474510
Geboren 1789. 5903... 1790. 6016. |
1790. mehr geboren. 113.
Todtgeboren 1789. 227° 1790. 3248: j
Bu oo 1790, mehr todtgeb. 21.
Uneheliche 1789. 264. 1790. 265.
| nn 1790, mehr unehliche 1
Copulirt 1789. 1439. 1790. 1428.
1790. weniger copulitt 11,
Confirmirt - 1789. 3339. 1790. 3189.
| 1790 weniger confirm. 150.
Geſtorben 1789. 4015. 1790. 4510.
1790 mehr gepeden 4595.
J Gene⸗
776 |
General » Transfulnt aller Gebornen, Eonfrmir
thum Lauenburg, vom ı ſten
- Namen ———
ber Kirchſpiele u.“ =
Rn.) Men. DRM
1. Stodt Mateburg — | 24 38] 3 7 2
IL Stadt Lauenburg — 29 30, I
II. Stadt Milan — 16 23 Ä 1
IV. Amt Ratzeburg — - Jıszlı6gll 9 smı gl
V. Amt Lauenburg — .jusıl 88 4 134 gi gl
VI Amt Schwarzenbek 186 761 5 4 $|
VI, Amt Neuhaus - 92 102! 5| 2 |
VIEL Amt Sieimhorſt — 6 531 « 21 3 Ä
__Summa _ \5711579i| 271 061 331 20
Geiorne Knaben 631. Geborne Mäctiin 645.
mehr Magdlein tg.
Gebor. männl. na 631. Geſt. maͤnnl. St 579.
| weni; ger geſtotben | 52.
Gebor weibl, Sera. 649. Geſt. weibt, Giſchl. 67.
weniger geſtorben 82.
Geboren in allen 1280. Geſtorben in allen 1146
Ä weniger geftorben 34
Geboren 1789. 1315. Geboren 1790° 1290:
3790 weniger gebeten 35.
Pre 777
ten, Copulirten und Geſtorbenen, im Herzog⸗
Januar 1790. bis dahin 1791.
— | Copu
Summa. . Konfirmirt. let. Geſtorben.
SKna| Mid |Sma|Fna,|MiädiSmal Imärmweibs Sma
‚ben. chen. tota.| ben. hen. tote. Baar ich, | lich. ota.
"31 9 78 16 a 37| 2ı [3 * 43
311 331 .64| ı5) 16) 31 17) 45: 43 88
- 18| .26| 44 x. 121 28 a5! 311 265 57
1711 ı87| 358 93 1781| 791 133] 235] 268
1291 105| 229 ln 61 125] 1291 25
85| ı8ıll Se 43| 94 3861| 65| 57| 122
309) 205 2 4%] 204|| 52|| 121] 98 21
57 121 __30!_60j| 30) 42] 43|_-8$
631 el Ggg 12g0l 3 307 6551| 3131| 57 ‚2 56711
Tobtgeberen 1789. 52. 17 57.
. 1790. mehr todtgeboren .
Uneheliche 1789. 105. 1790. 73.
W 1790. weniger uneheliche 32,
Copulirt 1789. 311. 1790. 313.
| "170. mehr copulitt | 3.
Confitmirt 1789. 478. 17990. 655.
| 1790. mehr confirmixt 177.
Sefiorben 1789. 800. 179. 1146. |
1790. mehr geſtorben 346.
—RE——— ut on
2768 v7
In den Kirchſpielen der Stadt Ofterobe ,- find wei
ıften Jan. 1790. bis dahin 1791. J
geboren, ehelice 98 Knaben 60 Mädchen. 107 Suaben
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geſtorben 73 männl. 70weibl. Geſchl. — 143.
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Mifcelaneen.
Wohlthaͤtiges Legat des fel. Herrn Gerichte
verwalters Karſtens zu Hechthauſen im Bre⸗
menſchen.“
Der im Jahr 1789. verſtorbene hieſfige Serichteder⸗
walter Kr. Nicolaus Ernſt Rarfiens, ein Braun,
- Ber große Baden des Geiſtes, und edle Tugenden zu
einem ſehr waͤrkſamen Leben verwendete, hat uns ein
ſehr wohlchätiges Vermaͤchtniß hinterlaſſen, und ſich da⸗
durch ein ſchoͤnes Andenken geſtiftet. Er vermachte
nemlich ein Legat von 1200 Rthir., wovon bie j
chen Zinfen zum Velten des Schulweſens der 4 Kir
- fplelss Schulen verwande werden follen. Der A
caffe fegte er ebenfalls ein Capital von 400 Rehlr.
wovon die Zinfen den Armen zum Beſten vertheilt
den. Zu Auffehern und Adminiftratoren des Legats bis.
fiellte er die Kirchenpatronen, bie Herren Gevettern
. vos
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von Marſchalr welche die iwetmäfige Verwendung
| deſſelden auch mit Vergnagen beſorgen.
Zechthauſen. 9 I. Ww. Zeidler, Paftor.
XI.
Preistabelle der methwendighten Lebens⸗
mittel, i in den verfchiedenen Gegenden der
Hanndverfchen Churlande, vom Apcil,
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- ſicht zu uehmen, was in dem erſten Stuͤckt der Annalen
vierten Jahrganges S. 213. theild wegen der Muͤnzſor⸗
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In den Kirchſpielen det Stadt Ofterode find vo
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geſtorben 73 männl. 70weibl. Geſchl. — 143.
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Wohlthaͤtiges Legat des ſel. Herrn Gerichts⸗
verwalters Karſtens zu Hechthauſen im Bros
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Der im Jahr 1789. verſtorbene hieſige Serichtsder⸗
walter Kr. Nicolaus Ernſt Rarſtens, ein Mann,
Ber große Gaben des Geiſtes, und edle Tugenden zu
einem ſehr wuͤrkſamen Leben verwendete, bat uns etn
fehr wohlchätiges Vermaͤchtniß hinterlaſſen, und ſich da⸗
durch ein ſchoͤnes Andenken geſtiftet. Er vermachte
nemlich ein Legat von 1200 Rthlr., wovon die jaͤhrll⸗
* hen Zinfen zum Beften des Schulweſens ber 4 Kirch⸗
- fields Schulen verwande werden follen. Der Armens
caſſe ſetzte er ebenfalls ein Capital von 400 Rıblr. ans,
wovon die Zinfen den Armen zum Beſten vertheilt wers
den. Zu Auffehern und Adminiftratoren des Legars bes
fiellte er bie Kirchenpatronen, bie Herren Gevettern
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von Marſchalt welche die awekmaͤtige Verwendung
deſſelden auch mit Verzndaen beſorgen.
Hechthauſen. "I w. Zeidler, Paſtor. |
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Preittabele der nothwendigſten Lebens⸗
mittel, i in den verfchiedenen Gegenden: der
Sannöverfchen Shurlande, vom April,
| Day und Jun. 1791».
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ficht zu uehmen, was in dem erfien Stüdeder Annalen -
Vierten Jahrganges ©. 218. theils wegen der Munzſor⸗
0m, theils wegen des, in einigen: Provinzen auf dem
| Bleifepe ruhenden, Licens angeführt worden.
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Beförderungen und Ylvancements, vom
April, May und Jun. 1791.
Im Eivifitande:
Dey den höhern fandessCollegien und was s damit
in naher. Verbindung ftebet:
Behy dem Cammer⸗Collegio.
Der in der GSecretarienſtube angeſetzte Herr Cammeraubl⸗
tor Baring zum Cammererpedienten.
WBey dem Dberappellationsgerichte.
Der Herr Oderappeflations ; Secetair Beneke, zum
Protonotarius.
Der bisherige Adjunctus Kr. Advocat Blauel, im Ges
cretar. ordin
Der bisherige Adjunetus Hr. Brandes, wie auch
u Der Hr. Dostor Seelhorſt, zu Serzetariis entastbinae, - ’
Den dem Conſiſtorio.
Der bisherige vorderfte Kr. Proſeſſot der Theologie zu Got⸗
tingen, und jeßiger erfter Hof „und Schloßprediger auch
Seneralfuperintendent ꝛc. Eonfiftorialrath Doct. Bott
feied Leß, zum geiftlichen Conſiſtotialtath.
Der bieberiae Hr, Conſiſtorialaſſeſſor und zweyter Heſvredi
ger Salfeld, zum Confiſtorialrath.
Bey dem Hofgericht zu Zelle.
Der biöherige Promrator extraordinatius, st. Dr. Heine,
zum ordinario.
und der Hr. Auditor in det Eanzieyferretarienftube Huͤſer,
zum Hrocurator extraordinar. on
\ .
Bey
ML, _ 2), - 27
Ben den höhern $ Sandes ⸗ Collegien zu Stade.
- Der. bisherige Hr. Canzieyauditor und Hoſgerichtsaſſeſſor von
dem Buffche, zum ertraordinaiten Juſtitzrath.
Ben Hofe. Ä
. ‚Sr. ; Oofmarfgal von Wangenbeim, um Oberhofmat⸗
Bey dem Forſtweſen.
Dem Sen. Oberforftmelfter von Zaſtrow, iſt das Bra
mifche Oberforſtamt anvertrauet worden. \
Der bisher beym Lauenburgifchen Oberforftamte geſtandene
Hr. tit. Forſtmeiſter von Spoͤrke, als wuͤrklicher Foeſt⸗
meiſter unterm Charakter vom Oberforſtmeiſter bey dem
Zelliſchen Oberforſtdepartement.
Hr. Albr. Bed. Earl von Behr, als Auditor bey dem
Hoyaiſchen Oberforftamte. '
De der im Fuͤrſtenthum $üneburg angeordneten
ritterſchaftlichen Creditcommiſſion zu Zelle.
Hr. Schatzſecretair Joh. Georg Heiſe, zum Caſſirer.
Sr. Chriſtian Raſch, zum Rogiſtrator.
Bey Aemtern.
Der Hr. Droſt von der Decken zu Steinhorſt, in gehe I
Qualitaͤt nad) Neuhaus im Lauendurgifchen. _
Der Sr. Amtfchreiber Mackeprang zu Langenhagen, zum
Ammann zu Steihhorft. v s ie Ä
Der Ha Amtmann Stügge, von Erichtburg nad; Calen⸗
* Amtmann Sicher, von Ofterhel nad Otters:
* Juſtitzrath von Klenk zu Stade, mit Beybe
haltung dieſes Charakters zum Oroſten zu Moisburg
Der Hr. Droſt von Veltheim zu Giſhern, in gleicher
Qualitit nach Fallersleben.
sit s u Det
BB: BE
De Hr. Amtmann Kepper, von Calenberg nach Erich
urg.
Der He. Amtſchreiber Wedgmeyer, zu Lauenſorde zum
Amtmann nach Harſte.
Der Hr. Amtſchreiber Brauns zu Woͤlpe, zum Amtmann
nach Nordholz.
Der Hr. Landrath und Droſt von der Wenſe zu Medin⸗
‘gen, als Droſt zu Hitzacker.
Der Hr. Amtichreiber Muͤller zu Medingen, zum Amt⸗
mann daſelbſt.
Der Hr. Amtſchreiber Wedemeyer zu Scharzfels, in gleie
‚her Qualitaͤt nach Elbingerode.
Der Hr. Amtſchreiber von Hattorf zu Brakenberg, uns
ter Benbehaltung des jetzigen Charakters , bey den Aem⸗
tern Lauenfoͤrde und Nienover, wie auch
Dem Hrn. Amtſchreiber Bogebue zu Achim, bey Altı
und Neubruchhaufen.
— — — Jacobi voR Ourgdorf nad Scharz⸗
De eis
— — — BRlare zu Calenberg, bey Bradens
| berg und Friedland.
— — — J Fr. W. Huͤpeden zu Wuſtrow,
beym Sohgerichte Adim, und
— — — Georg Erich Huͤpeden zu Harfe
. feld, nad Woͤlpe.
Der Hr. Amts auditor Knigge zu Sieke, beym nemlichen
—Amte zum titul. Amtſchreiber.
— — Lamprecht zu Bederkeſa, zum ſu⸗
| pern. Amtichreiber nach Bremervörde.
— — — Ktriegk zu Rageburg, zum ſopern.
Amtſchreiber nah Scharnebeck
— — — Mepyer zu Calenberg, zum ſupern.
Amrfchreiber nach Hitz acker.
— — —— Rannengieſſer zu Ahlden, zum
J Supern. Amtſchreiber nach Ohſen.
— — — Chüden zu Coldingen, zum ſupern.
Amiſqreiter u) Polle.
Der
- PER 289
Der St. Amte auditor Elaufen zu Rethenkurchen, zum ſu—
pern Amiſchreiber bey dieſem Amte.
— — —. Bahr zu Nienburg, zum ſupernum.
Amtſchreiber beym Gerichtsſchulzenamte
in Hannover.
— — — KRritter zu Gottingen zum tit. Amt⸗
Bu RR fehreiber beym Leinebergifchen Gerichte.
— —. — Scharf zu Rothenburg, zum sit. Amts
freie ebendafelbit, und
—— — — . Rudorfzu Blumenthal, zum ſupern.
Amtfchreiber nach Harpſtedt.
Der Hr, Amtſchreiber Meyer zu Niedeck, unterm Su
rakter vom Ammann, nad) Reinhauſen.
Dem gen. Amtſchreiber Wieſe zu Calenberg )
u — Balk zu Neuhaus ) der Charakter
— — — Grotezu Lüchan Te Amtmann.
De Hr. — Rern von Bruchhauſen nad, Calen⸗
erg. |
— — — — Müller von Burgwedel nach Langen⸗
genhagen.
Der bisherige He. tit. Amiſchreiber Manchmeyer, zum
Supern. Amtſchreiber beym Ainte Diepholz.
Der Hr. Oberhauptmann von Muͤnchhauſen, von Har⸗
ſte nach Lauenau.
Der Hr. Amtmann Schwarzkopf, von Dannenderg
nach Ratzeburg.
Der Hr. ſupern. Amtſchreiber Alberti zu Lauenau ‚ um
zten wuͤrklichen Amtſchreiber nach Sifhorn.
Der Hr. tit. Amtſchreiber Rannengieſſer zu Karfte, zum
ſupern. Amtfchreiber nach Lauenau.
Dem Hrn. Amtmann Albrecht zu Anefebe, iſt das Amt
SfenHagen anvertrauet,
Der Hr. fupern. Amtſchreiber Lodemann zu Rapeburg,
zum wuͤrklichen Amtfchreiber nah Burgdorf.
Der Hr. fupern. Amtſchreiber Wyneden zu Pole, in
abeicher Qualitaͤt nach Calenberg. Sn
-
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790° Be
Der Hr. Yntiördber Zeinfins von Udler, nach Nieder
und Reinhauſen.
Der Hr. ſupern. Amtſchrelbet Ludewig u Scharnebeck,
fum wuͤrkl. Amtſchreiber nad) Medingen.
— — — — Endewig zu — zum
winekl. Amtichreiber nach Us
— — — Reinbold zu — men
wuͤrkl. Amiſchreiber n. Wildeshauſen.
Bey Academien und Schulen.‘ _
Die bey dem Jlfeldifchen Paͤdagogio eriedigte Seele
eines Lehrers der Mathematik, Naturlehre und Natur⸗
gefchichte, iſt durch den zum dritten Collaborator daſelbſt
ernannten Hrn. Candidat Heringer aus —
wieder beſebt.
Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten. |
De Kaufmann Sr. Saetarich Bernpard Dede, zara Ge:
naior zu Zelle.
Der 2te Hr. Buͤrgermeiſter Thorwietb zu Laͤchan, zum
. ıiften Vürgermeifter.
Hr. Senator Krebs zum 2ten Buͤrgermeiſter, und
— — Boͤſch zum ıflen Senator daſelbſt.
Bey dem Poftwefen.
- Dem Sen Zollverwalter Sothmann zu Artienburg, die
daſige Powerwaltung unter Poſtverwalters Titel.
Der bisherige Adjunctys ben dem Poftdienfte zu Bremer:
voͤrde Kr. Johann Chriſtian Wintelmann, zum würks
lichen Poſtverwaiter.
. Der Hr. Oberpoftmeifter Schröder zu Sottingen in ſol⸗
cher Qualitaͤt bey dem Koͤnigl. Poſtweſen zu Hamburg,
und dem Ken. Major von Hinaͤber. iſt das Poſtamt zu
Guöoͤttingen wieder anvertraut,
Medi⸗
. | u ww j
05 Je 798
0 Medieinalwefen. ' “
SR. Doctor Zimmermann aus Hamburg, zum Landyhh⸗
ſleus in dep Aemtern Dannenberg, Semae _
burg and Sericht Gartau.
Avancement im Militair,
vom erſten April bis zum Schluſſe des
Junii 1791. .
A. Eavallerie |
" Ps U Regt. wohl die Ane.
Regt. Berſetz geſcheh. Datum
= zu Compagnien. ‚79
s| Dem Hrn. titul, Capit. Kangermann, de
N‘ erledigte Compagnie des Plus Hm.
Zn Majors von der Wifch.
Zu Rittmeiſters und Capitains
‚319. Lieutenant Leiners, zum - zten titul.
-... } Capiim tain.
—
u Cieutenants.
er. Sexondelieutenant und Regimentsbe
———— Bergmann, zum titul, Prem.
Lieutenant.
9Hr Secondelieutenant Lüderig, zum tit.
Premierlieutenant.
9 Dem Hrn. Quartiermeifter Friede Heinr.
Sußmann, de Charakter vom Seron
delieıtenant.
als. Comet von Sceither, um wuͤrkl.
Secondelieutenant.
Br. tit. Comet von Bülow, zum titul
| .Secondelieutenant. - .
7128. : Bähndeih Supeden. zum tie. Lien⸗
slDem gahndeich Dahl, der Ganan| |
vom Lieutenant.
79% BE 2. ‚5 |
of. Rest. wohin die Anc.
Regt. Verſetz. geſcheh eng
Zu Eornets und Sähndriche.
9 st. Quartiermeiſter Carl Frieder. Ludewig *
Schanz, zum titul. Faͤhndrich. 4
2
5|Dem Hrn. Quartiermeiſier Alte. Olden
burg. der Charakter vom Faͤhndrich.
| 4 Hr. Cadet Hans v. Ueslax zum tit. Coruet
B. Infanterie.
Ru C(Compagnien
4Dem Hen. tit. Capitain von Soden, bir
vacante Compagqnie des placirten Hen.
Majors von Weddig.
12/Dem Hen Eapitain von Ueslar, bie er
lebigte Compagnie des abgegangenen a
Eapitains Drepper.
6| Dem Ken. tit. Enpirain Bode, Mevacante|
ompagnie des ebenbemeldeten ins 10te
Regim. verfeßten Hrn. Capit v. Heslar |1
Zu Capitains
13Or. Lieutenant von Wedebubr, zum 2ten
tit. Capitain. Mey
4 Dem Hrn Lieutenant Pollmann, Capi
tains Character 13 —
zZu Kieutenants.
13 Hr. ahndrich Lindner zum tit. Lieute 6 |
KR nant —
4Dem ‚Sen. rZahndtich Trautmann. def |
Character vom Lirutenant. 14 —
7Hr. Faͤhndrich Te Bachelle, zum tit Lin:
temant. Zu Säbndrich 24 —
u ndrichs.
13 Hr. Gefr. au Sabnori Keine. Brüch|
mann zum tit. Faͤhndrich. 6.—-
A1 Hr. Naaaierſergant With. Fr. v. Coulon, |
i der Eharaster vom Kähndrih. 14 —
7 Hr Eader Ludew. Joh. Ernſt v. d. Bufche.];
zum tit Faͤhndrich. 24 —
8 Hr. Gefr. Corpor. Cari Aougemont
4 zum tit. Faͤhndrich. z —
IARE 793 7
C. Ingenieur⸗Corps. n
Dem Hrn. Lieutenant Sagemani, der Character vom
Capitain 227May.
Dem Hru. Säpndric Bable, der vom Bein
Dem Hrn. Eonducteur Babille, ber vom er
. a9
sr. Volontair Chriſtoph Heinrich Vollimhaue, zum
titul. Eonbactent.
D. Sand» Regimenter.
Zu Compagnien.
Sem bamelſchen Dem Hru. titul. Capltain Rouß
ſelle vom sten Cavallerie, Regimente, die
vacante Compagnie des verſtorbenen Ken.
Eapit. Buſſe.
Zu Kieutenante. . '
Beym Diepbolsifchen. Hr. Faͤhndrich Pralle zum
Lieutenant. 5 Ap ril.
Zu Faͤhndrichs.
Sp Diepholsifchen. Dem Hrn. Gefr. Corpor. Earl
Auguſt von Dudden, vom Sten Infant.
on Reg. zum Faͤhndrich. 5 April.
Bar Zelliſchen. Der Ar. Gefr. Corp. Ernſt Auguſt
Gerich, vom ı5ten Inf. Reg. dumm wärks
pen Faͤhndrich. 5 May
Dimiſſion haben genommen, mit dem Cbaraecter
vom Wiejor. -
uſte Jufant. Reg. Kr. titul. Capit. Schaafs.
Ingen. Eorps. Hr. Eapitain Müller,
Goͤtting. Land⸗Reg. Hr. Eapitain Offeney.
| | Mir
re XX
Mit dem Character vom Capitain.
- zte Cavall. Reg. Hr. Lieutenant Langwerth.
dte Infant. Reg. Kr. Lieutenant von Ompteda
Zelliſche Rg. — — Gaſſitius.
*2*
Den berden „bisherigen EompagnieChirurgie, a |
gem Jehann Leopold Friedetich Behrens beym
gten Infanterie-Regiment Sachs Gatha, if uns
term ioten April, und Herrn Johann Hinrich Kelo
beym öten Ynfanterier Regiment ron Beffel. unterm
riten April der Character dom Regiments
9 rurgo beyseleget.
| Br ee Gr
Die vacante Stelle des verfiorhenen Herrn Piapmajors
und Wachtmeifterlieutenant la Motte zu Hanue⸗
ver, if dem beym Joten Regiment geſtandenen
Hauptmann Drepper, conferiret/ und für bem
mit Tode abgegangenen Commandanten ' zur
Hoperſchanze, Herrn Faͤhndrich Berker, ner zei
heetige in Penflon geſtandene zer Hauptmann |
Schoͤnian, binwieder zum Commandanten das
4 — ee A
fetöß beſtellet worden. | |
‘m geifklichen Stande:
Bey Klöftern. —
Demoiſ. Henriette Wilhelmine Prott, zur Conventualin
im Kloſter Marienſee. |
| Bey
are 7.
Bey Kirchen:
- Sr. Candidat Joh. Michael Hermann Harras ans Ham⸗
burg, zum Zten Prediger und Diaconus zu Uelzen.
Hr. Paſtor Merden zu Verhöfde nach Jaſum, Land
Wurſten.
Sr. Paſtor Langenbeck zu Lamſtedt, als erſter Paſtor
daſelbſt, Bremervoͤrd. Präpof,
Jar. Candid. Rauſeler. zum Paſtor ſecund. zu Obern⸗
dorf, Neuhauſ. Praͤpoſ.
Hr. Candtb. und Adfunctne Riusmann zu Himmelpfors |
ten, als zweyter Prediger mi-Laınfledt. -
Hr. Sand. umd Adfunet. Eichhof zu Oberndorf, als Paßtor
gu Himmelpforien.
Hr. Cand. und Adjunct. Meſtwardt am Dom in Verden,
zum Paſtor zu St. Juͤrgen, Bremifch. Praͤpoſ.
Hr. Eand. Richters zum Paſtor ſecund. nach Wremen
im Lande Wurſten.
Hr. Candid. Wienecken, zum Paſtor zu Verhoſde, in
der Bremervoͤrd. Praͤpoſ.
Hr. Cand. und Adſuntt. von der Heide zu Lamſtedt, zum
Paſtor Adjunct am Dom in Verden.
Beygelegter Rang.
Den beyden Hrn. Oberforſtmeiſtern von Lenthe und
von Stralenheim der Rang vom Generalmajor.
Ertheilte Prädicate und Charaktere:
Dem bisherigen Krieges s Caflefchreiber Kr. Dermering
das Prädicat vom Kriegscaffier,, und
bein bisherigen Krieges⸗Caſſeſchteiber Hr. Weſtrumb
das vom Kriegscafferegiſtrator, mit dem Range vom
Commiſſario.
Dem bisherigen Landrentereyſchreiber Kr. Barth zu Han⸗
Pr der Character eines landſchaftlichen Zahlcommiſ⸗
ri
‚(Annal, zr Jahrg. SL) Ggg Dem
796 - ER
Dem‘ Banquier Hr. Leffmann Herz Cohen zu Hanns
ver, das Praͤdicat won Kriegsagensen.
Dem vorderften Profeflor der Theologie Hr. Doct. Plank
zu Söttingen, der Charakter und Rang vom Confiftos
rialrath.
Dem Profeſſor der Medicin, Hr. Doctor Stromeyer
daſelbſt, den Character vom Leibmedicus, und
dem Univerſitaͤtsarchiteet Hr. Borheck, das Praͤdicat
eines Oberbaucommiſſarii.
Auſſer Dienſt ſind gegangen:
Hr. Amtſchreiber Reinharth zu Elbingerode mit Gnaden⸗
penſion und Amtmannscharakter.
Hr. Collaborator Schaubach am. Jifeldiſchen Pädagogio,
weicher mit dem Charakter als Sinfpector, als Rektor
und erfter Lehrer an dem Gymnaſio zu Meiningen ans
‚geftellet worden iſt.
Auf der Univerfi tät: zu Göttingen haben bie
Doctorwürde erhalten:
1791. Apr. 2. Hr. Profeflor Theoi. ord. Johann Fr.
Schleußner, i.d. Thedl.
— — 4 — Anton von Hoyn aus Weftphalen,
i. d. Medic.
— — 6. — Joh. Friede, Tone. Jannecke aus
Eldagſen im Hannoͤverſchen, i. d. Died,
— — 13. — uſz⸗ Erich Bollmann, aus Hoya,
d. Med.
— — 15. — Joh. Andr. Chriſtohh Graven⸗
horſt, aus Braunſchweig id. Med.
— — 416. — Bernd. Joh. Rodde, ans Hamburg,
i. d. Rechten.
— — 23. — Ih. Joachim Zurmeiſter, aus
Hamburg, i. d. Med.
— — 30, — Friedr. Chriſtoph Sartung, us
. Hambimz/ i. d. Reqꝛẽen 29
I r.
ER. nn nn En — — —— u — — —— — ··.
Ev 707
1791. May 2, Hr. Martin Hieronym. Schroetterin,
ger, aud Hamburg, i. d. Rechten.
— — 7. — Joh. Wilh. Seelhorſt, aus Zelle,
v*lr i. d. Rechten.
— — 0. — Je Aloyſ. Friedr. Haus aus Wetz·
Ir, i. d. Rechten.
— — 10. — Joh. Chriſtoph Schuͤnemann, aus
Braunſchweig, i. d. Med.
— — 14. — Fried. Sam. Winterberg, aiechen ⸗
rath zu Corbach, i. d. Theol.
— * — 21. — Albert von Tribolet aus Bremen,
id Med.
— Jun. 11. — Paridon Heermann Ankelmann aus
Hamburg, Licentiat der Rechte.
— — 21. — Theophil. Car. Friedr. Brandes aus
Mecklenburg, i. d. Medic.
— — 22. — Nicolaus Ulrich Stieck aus Olden
burg, i. d. Med.
— — 25. — Joh. Valentin Fr. Boehme ans
Treptow, i. d. Med.
Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind
examinirt und immatriculirt worden:
Hr. Johann Wilhelm Guſtav Hantelmann, aus varg⸗
wedel, als Advodat.
Sr. Joh. Heinr. Ernſt Rautenberg, aus Hanneder als
Advocat.
Sr, Seoig Epriftian Albreqht Haccius, aus Sıftaf, ale
XvV..
vevrat hen—
Es ſind getrauet;: 8—
Ggg 2 April,
„98 re
April,
Den ıflen, Kr. Kofgerichtsaffeffoe von Aönne zu
Stade mit Dem. Cordemann, jünsften Tochter weil,
Hr. Cammerſecretair Cordemann. u
Den 28ſten, Hr. Hofqgerichtsſecretair Einfeld zu
Hannover mit Dem, Cohe.
| May,
Den sten, Hr. Berghandlungẽbuchhalter Hanſing
zu Dannover mie Dem. Meyer.
Den gten, Ar. Oberforſtineiſter von Spörf auf
Molzen, mit der Baronefle von Gelting aut dem Maag,
getr. zu llelzen.
Den soten, Hr Procurator Glave aus Hamburg
mit Dem. Debmen zu Harburg.
Den ıgten, Hr Doct. Med. Schulz zu Hamburg
mit Dem. Knoop zu Harburg, Tochter des Hen. Zactor
Knoop daſelbſt.
| Junius. |
Den Hten, Kr. Kaufmann Lampe zu Zelle, mit
Dem. Gößel, Taster des Sen. Eanjtegprocanet. Bößel
daſelbſt.
Den 10ten, he. Hof s ımb Eamziegrath Aeinbold
zu Hannover mit Dem. Muͤller, Tochter des Hen. Berge
handlungscommiſſair Muͤller daſelbſt.
xv.
Todesfaͤlle.
Es ſind goſtorben:
März.
.
men PP . ____ iin
\
Lv u 799
März. |
Den zoſten, He. Suyerintendent Roc zu Sievers⸗ |
Haufen.
April.
Den 2ꝛten, Hr, Hector Armbredt zu Sulingen.
‘Den zten, Hr. Denfionair ı Obtiſtieutenant Richter
zu Hanau.
Den z3ten, Kt Senator und Gamrraring win
ning zu Zelle,
Den zten, Verwitwete gr Paftorin Uncupe au
| Laneburg
Den 4tn, Hr. Advoeat Lehmann zu get |
Den sten, Sr. Kandidat Bornträger zu Ofterode,
Den sten, Kt. Penflonake Zauptmann Gemour
au Bevenfen. .
‘Den 6ften, Ar. Paſtor Lauenflein zu Odagſen.
Den 12ten, Die Eonventualin Bacmeiſter zu
Marienſee.
Den 12ten, Hr. —* und Advocat Rolſter
Fi) Burtehude.
Den ısten, Frau kiſheth Philippine Sophie von
Oldershauſen, geb. von Buttlar, zu Goͤttingen.
Den ızten, Frau Amtmannin Gebſer, geb, Wich
mann, zu Wiebrechtshaufen, |
Den ı7ten, Hr. Hauptmann zötihe, zu Danı
nenderg.
Den 1Sten, Kr. Hauptmann Buff, beym Hamel⸗
ſchen Landregimente „zu Einbeck.
Den 1gten, Verwitwete San Paßorin Schnering
zu Sottrum.
Ggg 3 | Dm
u v1
Den aoften, St. Penfionatenafor von Röhnen zu
Srellftorfermühlen.
Den 23ften, Hr. Bergs und- Sorftamtsanbiter von
Hinuͤber zu Clausthal.
Den zöften, Verwitwete Frau Oberhofmeiſterin t von
Polens, geb. von Bennigfen, zu Hannover.
May.
Den zten, Hr. Hofapotheker Wanzelius zu Zee,
Den ten, Frau Paftorin Beneken zu Gehrden.
Den sten, He. Bürgermeifter Schulze, zu Verden,
Den ten, Sr. Conrector emeritus Seabennem
zu Goͤttingen.
Den ı2ten, Fraͤulein von Werbe zu Lüneburg.
Den ı6ten, Herr Oberfälzfactor Biedenweg 36
Säle.
' Den ızten, At. Paſtor meine zu Staffhorft.
Den ıgten, Hr. Penflonatenajes von Barfe, zu
Lauenburg.
Den zıflen, Hr. Obercommiſſair und Burgermeiſter
Meyenberg zu Goͤttingen.
Den zıflen, Hr. Generalauditeur Sohatın Su
Hartmann zu Hannover, an feinem 58ſten Geburtstage;
ein Mann, der mit vielen Kenntniſſen eine unermüdete
Dienfttreue und eine unmwandelbare Rechiichaffenheit vers
Band. Er war 1733. zu Kiel geboren, wo fein Water
Doctor oh. Zacharias Hartmann, damals als herzoglich
Holſtein⸗Gottotpiſcher Juſtizrath, ordentlicher Rechtslehe
rer und Beyſitzer dee Juriſtenfacuitaͤt fand, 1739. aber
nach Hannover als Hof⸗ und Canuzleytath berufen, und
hier
DPA 80r
hier ſchon 1741. ſeinen Kindern entriſſen wurde. Es —
feßte irizwifchen die Sorgfalt. einer würdigen Mutter, und.
ihres zweyten Ehemanns, des Hofraths und Leibmedici
Wejlhofs, diefen Verluſt. Nach geendigten akademiſchen
Studien ward der Verflorbene 1754. Auditor ben dem:
Hanndverifchen Hofgerichte, und 4755. auflerordentlicher.
VBeſyſitzer eben diefes Gerichts. Mit Beybehaltung diefer
Stelle ward er im folgenden Jahre zum Oderauditeut ers
nannt, und blieb waͤhrend der Abweſenheit des hieſigen
Corps ˖ den ‚Nährigen Krieg hindurch im Lande, um die
Dafelbft‘vorfallende Sefchäfte zu beforgen. 1771. ward er
Afleffor ordinarind im KHofgerichte, legte jedoch diefe Stelle
nieder, als er 1773. nach des &eneralaubiteur Grieſebachs
Tode in deſſen Stelle hinaufruͤckte. An ‚der Redaction
verſchiedener, ſeit der Zeit „ergangenen, das Militair⸗
Juſtizweſen betreffenden Verordnungen hat er vielen Theil
gehabt.
Den zıflen, Frau Geheime Regiſtratorin Wiefen,
geb. Hartmann, in London. |
Den 22ften, Hr. Hofrath Ritter bes Waſaordens
und Profeſſor der Medicin und Botanik, Murray, zu
Goͤttingen, mit Hinterlaſſung eines weit ausgebreiteten
und ſehr verdienten großen Rufs.
Den 23ſten, Sr. Amtsverwalter Nehring⸗ 3
Niedern⸗Syckte.
Den 2gſten, Hr. Hektar Milder, zu Luͤchow.
Den 25ſten, Hr. Archidiaconus Hincke zu Luͤding⸗
worth.
Den 2bſten, Vwerinwer Scan Oberfastin Sief eke
ze, Sole,
Den
go2,.
Den z7ften, Frau Heuptmannin hAumann, dw
Aloſter Wennigſen.
Den 28ſten, Hr. le Bachelle, Zahnrich beym Jien
‚ Snfanterieregimente, ju Hameln.
Den z0ften, Kr. Organiſt Leyſer, zu Vuradort.
Er zeichnete fich durch Studium, Compoſition und Gefang,
von dem großen Kaufen feines Standes auf eine vortheits
hafte Weife aus,
J
Junius.
Den zten, Hr. Reinmeiſer Rirchhof bey ber Leibe
garde zu Hannover.
Den zten, Kt. Amtmann Aly, zu Langenhagen.
Den zten, Hr. Apotheker Jordan zu Koppenbrugge.
In Hinſicht gruͤndlicher Kenntniſſe in ſeinem Fache, und
feiner durchaus erprobten Rechtſchaffenheit iſt fein Verluſt
wichtig gefunden und allgemein bedauert worden.
Den aten, Hr. Pürgermeifter Schulze, aus Lüchow
zu Zelle, '
Den Hten, Hr. Jechidlacenu Eichfeld, zu Ottern⸗
dorf.
Den ııten, Hr. Penfionaichauptimann von deyn:
haufen, du Grevenburg.
Den zsten, Kt. Carl Friedrich v. Dlato, Major
des 4ten Infanterjeregim. zu Stade,
Den ı7ten, Frau Buͤrgermeiſterin Timmermann
‚zu Lüneburg.
Den 17ten, Kr. Daftor Klug. zu Bardewit. |
u Den ıgtep, St Hauptmann von Ompteda zu
vmadeuſn
Den.
— — — —
Te 803
Den ıgten, Sr. Oberamtmann und Elbzoͤlner von
“Voigt; zu Schnackenburg. Wegen achtungswuͤrdiger
Vorzüge des Geiſtes umd Herzens, wird ſein fruͤher Ver⸗
luſt von vielen beklagt.
Den agten, Frau Geheimeraͤthin von Arnßwaldt,
geb. von Wenkſtern zu Hannover.
Den Igten, Frau Landraͤthin von Durins geb.
von Muͤller zu Embſen.
Den 2uſten, Hr. Kaufmann Bartels zu Zelle.
Den 27ſten, Hr. von der Oſten, praſidirender
—R zu Otterndorf.
Den 27ſten, Kt Landiteungas Barteldes L
Stolzenau. |
| Den 28ften, Hr. Lieutenant Hagemann beym fen
Infanterieregimente, zu Miendurg,
®
CAnnal. zu Jahrs. er) KH Bm
Innhalt des vierten Studie,
welches Die ſtehenden Artikel von den Monathen
April, May und Juni 1791. enthält.
—
I. Innhalt der Allgemeinen und Special⸗Ver⸗
vrdnungen, welche vom Octob. bis zu Ende
- Decemb. 1790. in den Braunſchw. künes
burg. Ehurlanden publicirt find. S. 622
Il, Eonvension mit dem Fürftl beflifchen Minis
fterio, über die “Appellationen von judicüs
mixtis. ©. 648
II. Die Vorzüge der meyerrechtlichen Verfaſ⸗
ſung, nach Beobachtungen uͤber Bauerguͤ⸗
ter im Herzogthum Bremen. ©. 654
N Topograpfifch s ftatiftifche Beſchreibung des
Amtes Scharnebef im Fuͤrſtenthum Luͤne⸗
burg. S. 679 Y
Me
nn we 85
V. Bon dem alten und neuen Steuerfuß in den
- Herzogthümern Bremen und Verden, ins
befondere von der Eontribution. ©. 693
VI. Beytrag zu dem, im erften Stud ber Annal.
v. Jahr 1791. befindlichen. Auffage: Stof
zu Betrachtungen für Herrfchaften, in
RüuͤckßeR ihres Einfluffes quf das Verder⸗
ben ihrer Hausbediente betitele. ° ©.719
VI Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤr⸗
ſtenthums Calenberg. S. 729 |
VIIL Sernere Nachricht von-dem Armens und
| Arbeitsinſtitute zu Stade. ©. 747
IX. Bergbau oo
Verzeichniß derer mit Quartalsſchlnß Teinitatis
„ ben zien May 1791. In Betrieb gebliebenen Ger
” wertihaftlichen Gruben des einfeitigen Harzes,
wie felbige für die Gewerken, nad ihrem Vers
mögenszuftande, entweder von diefem Quartal
Ausbeute gegeben, oder auf fünftiges Quartal
Zubuße erfordert, oder ſich frey gebauet haben; ;
und wie der Preis der Kure gewefen if. ©. 754
x Benträge zu dee Sammlung verſchiedener
denfwürdiger Waſſerfluthen des Herzogs
thums. Bremen. ©. 760 Ä
XL Sortgefegtes Verzeichniß der Gebornen, |
Geftorbenen. und Kopulirten vom Jahr
1790. ©. 773 XIL
f
806
XII. Miſcellaneen.
Wohithaͤtiges Legat des ſel. Hrn. Gerichtseerwel⸗
ters Kerſteis zu Hechthauſen im Bremenſchen. 78
XIII. Preistabelle der nothwendigſten Lebensmit⸗
tei in den verſchiedenen Gegenden der an
” noͤverſchen Churlande, vom; April,
und Junio 1791. S. 7
XIV. Befdrderungen und Avansemente vom
April, May und Junio 1791.
Im Eivitftande. 786: Im Militair. 791 Im
geiſtlichen Otande. 794 Edh⸗ iu⸗ Charaktere.
795
XV. Heyrathen. S. 797
XVI. Todesfaͤlle. ©. 798