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Full text of "Annalen der Braunschweig Luneburgischen Churlande"

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Sünftesr Jahrgang. 


Erſtes Stück. 
Hannover, 
gedruckt bey W. Podwig jun 
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Die landſchaftliche: —— de Sie: 
| ſtenthums Calenberge | 


Bom Herrn kieenteommiffair von Hugo. 


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NR Dan Tages find die zum großen Ausſchuß erwaͤhl⸗ 
ten ritterſchaftlichen und bevollmaͤchtigten Deputati 
der Proͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen 
jevesmaligen Landtags s Handlungen vom Anfange bis 
zu Ende beynuwohnen. Weil diefes als ein weientliches 
Etüd der jegigen .landfhaftlihen Verfaffung anzufehen 
uiſt, fo wird befonders davon zu handeln ſeyn. Es iſt 
aber derjenigen Streitigkeiten, die über bie Competenz der » 
Jandfhaftliden Deputationen und des Schagcollegtt 
neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erweßnen, weil: bie 
er laſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr 
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volles Licht geſetzt and für allen fernern Sun Pr 
’ Gert iR. 


Die Veranlaflung zu diefen Erritigteiten ertheilte 

das Im Jahr 1771. geſchehene Verboth des Brantewein⸗ 
brennens, und die dadurch der Licentcaſſe entzogene be⸗ 
trachtliche Einnahme des Blaſenginſes. Dieſes bewos 


den engern Ausſchuß, bey königlicher Reglerung auf die 


Verguͤnſtigung anzutragen, das zum Brauteweinbren⸗ 
men Heutihiste. Settride · ab einheimifche Kaufleute 
answärse anf lahpfalifklihen Eredis auflaufen zu laſſen 
. und es fiel sind ſogiec Grchiegu erforderte Einmiligung 
tönigticher wigeritg Kpsfaugen, meil es cyfangs den 
Auſchein Nette; hat Ley Diefem Negotio für die land ⸗ 
ſqatftlichen Laffen nichts zu beforgen fegn warde. 


Es ward alfo mit 4 Kaufleuten auf den Ankauf von 

30000 Malter Namens der calenbergifchen Landſchaft 
von dem engern Ausihuß sontrahirt, und als diefelben 
den aten Novemb. angeigeten, daß fie 13500 Malter 
bereits angelauft Härten, fo ward der weitere Ankauf 

> von dem Schatzcollegio zwar ſiſtiret, jedoch 3 Tage nach⸗ 
der, von eben demſelben Colleglo mit dem Kaufmann 


e vorher aeſuchte Genehmigung der Regierung - 


veisiger Contract geſchloſſen, in deſſen Gefolg 
»o Laft Weigen in die landſchaftlichen Magas 
ert wurden, und wofür baare Bezahlung zu 
as Schatzcollegium Namens der Landfhaft 


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Es haͤtte ſich gebuͤhret, auf dem naͤchſten Landtage 
denen verfammieren Otaͤnden von dieſen angeblich ob 


perienlum in mora geſchehenen Ankauf, Anzeige zu 


thun, und deren Ratihabition zu ſuchen. Allein dieſe 
wurden gaͤnzlich dabey übergangen, denn zu geſchweigen, 
daß auf ſelbigem gar keine Erwähnung davon geſchahe; 
fo ward auf dem ein Jahr nachher eräfneren Landtagt, 1 
der Berfanimiung des großen Ausichuffes hiefes Ge⸗ 
ſchaͤfte zur Anfrage gebradt, ohne daß es anf dem ges 
meinen Landtage zur Propoktich ; vorgebtacht. worden. 


Und obwohl die Majoruai ber‘ üitterſchafritthdi Depu⸗ 


tirten behauptete, daß diefed: Biriahene‘ Verfaſſunge⸗ 


widrig waͤre, ſo wurden fie dp m den Ahrigen beyden 


Curien überftimmet, inbeni "Diefe- das: Bernnegotium 


. alt nur in feinem ganzen Umfange ‚genehmigten, ſon⸗ 


dern auch zu Beſtreitung des daraus denen, landſchaftta⸗ 


‚hen Caſſen erwachſenen Schadens, eine. Erhöhung des 


anf das Granteweinbrennen gefegten Blaſenzinſes von 
& yf. auf jeden. Eimer Blaſengehalts werwilligten. 


Und weil bir große Auefhuß erſt 2 Jahr vorher in 
einem an koͤnigl. Regierung am erſten May 1770. eriaß | 
fenen Schreiben zn erkennen gegeben hatte: 

daß nach der hieſigen Landes verfaſſung von denn 

großen Ausfhuß Leine Auflagen bewillizet werden 
koͤnnten, wenn nicht deshalden auf öffentlihem 
Landtage Vortrag geſchehen und denen Membris 
des großen Ausfchuffes von Ihren Mirfänden Mans 
datum, oder von Ihren Committenten Inſtruction ges 

geben wire; 
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So konnte. konigl. Regierung alfo nicht ander vers 


muthen, als daß biefes Concluſum, auf eine, der Verr 
faflung gemäge Art, zum Stande gebracht feyn würde. 
Es ift alfo.nicht zu verwundern, daß diefelbe die. Genede 
"tigung dazu ertheilet habe. 

Diefes in feinem Anfange und Bolgen wichtige Ges 
ſchaͤfte Har-zu vielen Streitigkeiten zwiſchen denen lands 


ſchaftlichen Colleglis und der Ritterſchaft, Anlaß erthel⸗ 


⸗ 


let, deren allhier umſtoͤndlich au erwehnen, Aberfluͤſſig 
ſeyn wörde. "BAR: alfa’ nur: € vtel davon angufüähren, 
was vorpei-titen und‘ 'adfern Theile Berfoffungsmäßig 

gu feyn befngter,; init Hirnägft von. Föniglicher Regies 


gung, als do ‚von —X er Heftandenen Verfaſſung ges 


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naͤß zu feyn, eitfäigbänd- beRätiget iſt. 


* Der engere Ausfhuß behauptete: es wäre zufolge 
Per landfchaftlihen Verfaſſung feine Obliegenfeit, zii 
{hen den Landtaͤgen, in Abweſenheit des großen Auds 
ſchuſſes, In Pandesangelegenheiten, wobey wie bey dem 
unternommenen Kornankauf periculum in: ınora 
fürbanden zu feyn, ermaͤßiget wuͤrde, an koͤnigliche Re⸗ 


gierung Vorſchlaͤge ſeiner beſten Einſicht nach gelangen 


zu laſſen, auch mit derſelben Genehmigung, zu ſchließen 
und zur Ausfuͤhrung zu bringen, und hiernaͤchſt die 
Ralihabition der Stände, mittelſt geſchehener Anzeige 
des ausgeführten Entſchluſſes zu fordern. 

Dagegen gründete” bie Ritterſchaft ihren Kiders 
fpruch, auf den bekaunten allgemeinen Grundfat ber 
calenbergiſchen Iandfchaftlichen Verfaſſung, daß ale und 


Je bas ganze hurſtenthum betreffende Verwilligungen, 


Veraͤn⸗ 


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Deräuberungen und Verfügungen, um eine geſetzliche 
Kraft zu erlangen, ‚auf dem allgemeinen Landtage zur 
Anzeige gebracht werden muͤßten, auf Daß die verfammie; 
gen Stände ihre Deputirten entweder mit Vollmacht ve 
ſehen, oder ſelbſt in den Curien daruber berathſchlagen 


and beſchlieſſen könnten. \ 


Es folge hierons, daß der große Yasisnh wegen J 
ſolcher Angelegenheiten, wenn ſie nicht zuvor ‚auf dem 


. gemeinen Landtage zur Anzeige gebracht worben, anders 


Seinen für das Land Fagbindtichen \ Eurihiu faſſen 

konnte, als allein in unerwarieten, vwiſchen zchin. Lande 
sägen vorkommenden, eiligen BAlpir. : Sebaun waͤre er 
zwar befugt fub fpe rati der gemeinen "Sontfhoft zu bes 
ſchließen; es müßte aber: al. dern „näditen Landtage 
um bie Ratificotion der Staͤnde nachgeſucht werden, 


- and zu dem Ende umſtaͤndlicher Vortrag und: zwar fol 


chergeſtalt davon gefchehen, damit man. das ganze Ne⸗ 
gotium uͤberſehen und beurtheilen koͤnnte, ob puchtmaͤtig 
verfahren ſey. 


‚Dem engeren Ausſchuß, und wenn das Onteref 
der vier großen Staͤdte ausfiele, auch dem Schagcollegio, 
wäre aber ein Ähnliches Recht, nach Anleitung des Lands 
tagesabſchiedes von 2636. aledann nur verfiattet, wenn 
entweder Fälle ſich hervorthaͤten, wodurch keine haupt⸗ 
Kchliche Veränderungen in denen von gemeiner Lands 
Maft geſaßten ober genehmigten. Coreluſis veranlaſſet 
würden, oder dieſelben von fo geringem Belang waͤren, 


daß es dar Zufammendernfung des großen Ausſchuſſes 


sin verlehne, oder auch die Handhabung der von den 
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Die landſchaftliche: ———— ih 8.dee Sir 
 ftenthums' Calenberge a 


Vom Herrn Ricenteommiflair von Zuge, 


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Sortfegung. 

eutiges Tages find die zum geoßen Ausſchuß erwaͤhl⸗ 

ten ritterichaftlichen und bevollmaͤchtigten Deputati 

der Praͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen 

jedesmaligen Landtags s dandlangen vom Anfange bis 

zu Ende beyzumohnen. Weil diefes als ein wefentliches 

Stüd der jegigen landſchaftlichen Verfaſſung anzufehen 

uſt, fo wird befonders davon zu handeln feyn. - Es tft 
aber derjenigen Streitigkeiten, die über die Competenz der » 

landſchaftlichen Deputationen und des Schatzcollegti 

neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erwehnen, weil: die 

Derlaſſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr 

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gedruckt bey W. Podwig jun 


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Die landſchaftliche: Berk dee Sir 
ſtenthums Calenberge 


Vom Herrn Licentcommiſſair von Zuge. 


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Sortfegung. 0 
N nr Tages find die zum großen Ausſchuß erwaͤhl⸗ 
ten risterichaftlichen und Hevollmächtigten Deputan 
der Proͤlatur und Städte eben auch verpflichtet, denen 
jedesmaligen Landtags Handlungen vom Anfange bis 
zu Ende beyzumohnen. Weil diefes ale ein wefentliches 
Stud der jetzigen landſchaftlichen Verfaffung anzufehen 
äft, fo wird beſonders davon zu handeln feyn. - Es iſt 
aber derjenigen Streitigkeiten, die über bie Competenz der. ı 
Iandfchaftliden Deputationen und des Schatzcollegti 
neuerlichſt entſtanden find, zuvor zu erwehnen, weil: die 
werfaſſuns der Calenbergiſchen Landſchaft hiedurch in ihr 
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volles Licht geſetzt und für allen fernern Serungen gefl⸗ 
der iſt. 


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Die Veranlaſſng zu dieſen Gtreitigfeiten athellte 


das im Jahr 1772. geſchehene Verboth des Brantewein⸗ 
brennens, und die dadurch der Licentcaſſe entzogene bes 


— 


traͤchtliche Einnahme des Blaſenzinſes. Dieſes bewog 


‚den engern Ausſchuß, bey koͤniglicher Regierung auf die 


Berguͤnſiigung anzutragen, das zum Brauteweinbren⸗ 


mm Sundihigte, Bereit‘ uob einheimifche ‚Kaufleute 


. 


auswaͤrze anf JaäprhNfklichen Credit auflaufen zu laflen; 


und es fiel slöcdg fläsen, Gichiezu erforderte Einwiligung 
föniglicher Rigeraug au yrfaygen, weil es cvfangs den 
Anſchein Katie; . "hab Kg Diefem Negotio für die lands 
fgafrlichen Caſſen alchie zu beſorgen ſeyn waͤrdbe. 


Es ward alſo mit Lauflenten auf den Ankauf von 
20000 Malter Namens der calenbergiſchen Landſchaft 
von dem engern Ausſchuß contrahirt, und als dieſelben 
den 2ten Novemb. anzeigeten, daß fie 13500 Malter 
bereits angekauft Härten, fo ward der weitere Ankauf 
von dem Schatzcollegio zwar fifliret, jedoch 3 Tage nache 
her, von eben demſelben Collegio mit dem Kaufmann 


Ritz, ohne vorher gefuchte Genehmigung der Regierung 


ein andermeisiger Kontract geichloflen, in deſſen Gefolg 


anno 6oo Lat Weisen in die landſchaftlichen Maga⸗ 


zine geliefers wurden, und wofür baare Bezahlung zum 
Jeiften,, das Saagcolegtum Namens der kendſqaſt 
verſptach. u or \ ‘ 


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denen verfammieren Ständen von biefen angeblid ob 
periceulum in mora gefhehenen Anlauf, Anzeige zu 


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hun, und deren Ratihabition zu ſachen. Allein dieſe 
wurden gänzlich dabey übergangen, denn zu gefchweigen, 
daß anf ſelbigem gar keine Erwähnung davon geſchahe 


. .. $6 ward auf dem ein Jahr nachher erdfneten Landtagt, IB 


der Verſammlung des großen Ausichuffes dieſes Ge⸗ 
ſchaͤfte zur Anfrage gebracht, ahne daß es auf dem ges 
meinen Landtage zur Prösoftich: Suoxgehracht: worden. 


"Und obwohl bie Majorieät‘ ber‘ ritterſchafritihdi Dep 


tirten behauptete, daß diefed: Birfohede‘ Berfaffungee 
widrig wäre, fo wurden fie dag. yon den Ahrigen beyden 
Curien uͤberſtimmet, indeni "beit dan: Bofnntgotium 


. alt nur In feinem ganzen Umfange genehmigten, fonts 


dern auch zu Veftreitung des daraus denen. landſchaftea⸗ 


den Caſſen erwachſenen Schadens, eine Erhöhung des 


auf das Branteweinbreunen gefegten Blaſenzinſes von 
6 pf. auf jeden Eimer Blaſengehalts werwilligten. 

Und weil der große Aueſchuß erſt 2 Jahr. vorher im 
einem an koͤnigl. Regierung am erfien May 1770. eich 
fenen Schreiben zu erkennen gegeben hatte: 


daß nach der Hiefigen Lundesverfaffung von dem | 


großen Ausſchuß Beine Auflagen bemwilliget werden 
Lönnten, ' wenn nicht deshalben auf oͤffentlichem 
Landtage Vortrag geſchehen und denen Membris 
des großen Ausfchuffes von ihren Mirfiänden Mans 
datum, oder von ihren Committenten Inſtruction ges 
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Es haͤtte ſich gebuͤhret, auf | dem naͤchſten Landtage 









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© konnte.konigl. Regierung alfo nicht anders vers " 
muthen, als daß dieſes Concluſum, auf eine, der Verr 
faffung gemaͤße Art, zum Stande gebracht feyn würde. 
Es ift alfo.nicht zu verwundern, daß diefelbe bie. Sende 
wigung dazu ertheilet habe. , 

Diefes in feinem Anfange und Folgen wichtige Ger 
Rbäfte, hat · ju vielen Streitigkeiten zwiſchen denen lands 
ſchaftlichen Colleglis und dur Ritterfchaft, Anlaß erthel⸗ 
let, deren alier umſtaͤndlich zu erwehnen, überflffig 
G vttl davon anzufähren, 
Theile Berfaffungsmäßig 
Kirnäcrt von koniglicher Regie⸗ 





zung, ala dc i Ahers ger Seſtandenen Verfaſſung ges 
waß zu fepn, eitaere ande denitiget if, 


Der engere Ausſchuß behauptete: es wäre zufolge 

Pr landfgaftlihen Verfaſſung feine Obliegenfeit, z0% 

fen den Landrägen, in Abweſenheit des großen Auds 

AHuffe, In Tandesangelegenheiten, wobey wie bey dem 

anternommenen Kornankauf periculum in. mora 

farhanden zu feyn, ermäßiget würde, an konigliche Re⸗ 
sierung Vorſchlaͤge feiner beſter Einſicht nach gelangen 

zu laſſen, auch mit derſelben Genehmigung, zu ſchließen 

und zur Ausführung zu bringen, und hiernaͤchſt die 

Ralihatltion der Stände, mittelſt geſchehener Anzeige 

des ausgeführten Entſchluſſes zu fordern. 

Manonem gründete‘ die Ritterſchaft ihren Elder 

n Sefannten algemeinen Grundſatz der 

landſchaftlichen Verfaflang, daß ale und 

Barſtenthum betreffende Verwilligungen, 

Veraͤn⸗ 





and beſchlieſſen koͤnnten. 


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VWeränberungen und Verfügungen, nm eine geſetzliche 
Kraft zu erlangen, auf dem. allgemeinen Landtage zur 
Anzeige gebracht werben müßten, auf daß die verfammie; 
ten Stände ihre Deputirten entweder mit Vollmacht vets 
ſehen, oder ſelbſt in den Curien darůber berathſchlagen 


— 


Es folge Hieraus, daß ber große Aneſchuß wegen 
ſolcher Angelegenheiten, wenn fie nicht zuvor auf dem 
gemeinen Landtage zur Anzeige gebracht worden, anders 
Beinen für das Land aeshinbiichen Eonchiaße Kaflen 
Eönnte, als allein in unertoatteten, woifheh imegin dand⸗ 
tägen vorkommenden, eiligen Falhbne: Soabann wäre er 
zwar befugt fub fpe rati der gemeinen "Yanmiheft zu be⸗ 
ſqljeßen; es muͤßte aber: andern · naͤchften Landtage 
am bie Ratification der Stände nachgefuche werden, 


. und au dem Ende umfländliher Vortrag und zwar ſol⸗ 


chergeſtalt davon gefchehen, damit man bas-ganze Ne⸗ 
gotium überfehen und beurtheilen Einnte, ob pflichemäßig 
verfahren ſey. | \ 


‚Dem engern Ausſchuß, und wenn daß gutereſe 
Der dier großen Staͤdte ausfiele, auch dem Schapcallesig, 
wäre aber ein ähnliches Necht, nad) Anleitung des Lands 


tagesabſchiedes von 2696. alddann nur verfiattet, wenn 


entweder Faͤlle ſich hervorthaͤten, wodurch feine Hauptı 
ſachliche Veraͤnderungen in denen von gemeiner Land⸗ 


Maft gefaßten ober genehmigten Eonclufis veranlaſſet 


wuͤrden, oder dieſelben von fo geringem VBelang wären, 


daß es der Zufammenberufung des großen Ausihuffes 


aicht vetlehne, oder auch bie Handhabung der don den 
„A4 * Staͤn⸗ 


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Ständen gefaßteri Entfchlieffangen, und gemachten Bars 
orbnungen einen ſchleunigen Entſchlug erforderten. 
Von Koͤnigl. Regierung ward denen eitterfchafelti 
chen Bevollmächtigten unterm 28ſten Jan. 1775. hiert 
auf zur Reſolution ertheilet: ' — 
In derjenigen Vorſtellung, welche an Uns im Ja⸗ 
nuar bes vorigen Jahrs von verfchledenen Mitglie⸗ 
dern der Ritterſchaft gebracht worden, war zum 
Grunde genommen: «4 fey das erſte Grundgeſetz 
ter ʒaiategiſhea Sandigäft, daR ale, das ganze 
Gictintgiun „Sefeeiteb € Wermiligungen, Merfür 
gungen gäd Weöfnötthngen (in fo weit nemlid 
Pise gweifel die dabey gehegte Mey⸗ 
nung Uns: Ser U. Landſchaft gehören) auf dem 
allgemeinen Landtage, um eine gefegliche Kraft zu 
erhalten, zur Anzeige gebracht werden mäffen, auf 
daß die verfammleren Stände ihre Deputirte ente 
weder daruͤber mit Vollmacht verfehen, ober in 
den Eurien voticen koͤnnen. Und weil folhes bey 
demjenigen, was wegen Ankaufung einer Quantitoͤt 
Schiffskorns geſchehen, unterblieben, fo ward die 
Gültigkeit diefer Handlung angefochten. 
te Vorfteiung haben Wir derzeit den 
Behagsollegis erfordert. Er iR erſtattet. 
elbigem zwar verſchiedene Fälle ange 
an nit nur der größere Aueſchuß, 
ber engere Ausſchuß und das Schat⸗ 
icluſa in laudſchaftlichen Angelegenheis 
und Vewillianugen gethan "Herten; 
ohne 









TE 9 
ohne die Sache auf den gemeinen Landtag zu brin⸗ 
gen. Wir haben jedoch, nah Erwegung dee Um⸗ 
fände davor gehn en, daß durch dergleichen Bey⸗ 
ſpiele, wenn fie auch zur Entſchuldigung angefühs 
vet werden könnten, dennoch die in ber Matur ber 
Sache, in der Berfaffung und. in denen Landtages⸗ 


Abſchleden gegruͤndete, von euch als das Grund⸗ 


geſetz der calenbergiſchen landſchaftlichen Verfaſſung 
angefuͤhrte Regel, keinesweges umgeſtoßen werden 
möge, und am wenigſten dem groͤßeren Ausſchüß 
sder gar dem engern Ausfhuß und Schatzcollegio, 
bie Gewalt zuſtehen könne, nach Belieben und 


Willkahr zu beſtimmen, was vor Geſchaͤfte fie vor - 
fih behalten, und welche fie an bie gemeine Lands 


fhaft gelangen laſſen wollen. 


Wir fehen es daher als einen ausgemachten Gag 
an, daß alle landſchaftliche Angelegenheiten der 
Regel nach, vor den Landtag und die gemeine 
Landſchaft gehoͤren. Und theilen euch nicht nur 
hiedurch in Abſchrift mit, was Wir unterm 4ten 
Nov. v. Jahrs zufolge der euch gegebenen Verſi⸗ 


cherung an den großen Ausſchuß, den engern Aus 


ſchuß, an das Schatzcollegium abgelaſſen Haben; 


ſondern damit Wir auch gewiß ſeyn koͤnnen, daß 
dieſem Folge geleiſtet werde, als welches ſonſt von’ 


Uns, da die landſchaftlichen, auch auf gemeinen 


Landtagen beſchloſſene Ausfertigungen von dem 
groͤßern Ausſchuß geſchehen, nicht erſehen werden 
tann ; fo geben Wir ſowohl ſolchem, als dem en» 


As gern 


Pd 


12 


(aa 5 


Wiewohl Ihe nun in der Geantwertung detſelben 


. angeführet, daß dadurch in Efſentialibus bey dem 


Geſchaͤfte nichts verändert. werben, mithin ihr ver 
möge der euch -anvertrausten Adminiſtration der 


Nechnungsfachen gar wohl alfo weiter yerfahren 
konnen; ſo fällt dach deutlich in die Augen, daß 


durch den, iu dem Ritziſchen Contraete einem einzigen 


Kaufmanne ertheilte Auftrag, duch Die Feſtietzung 


eines gewiſſen Lieferungspreiſes ſtatt der Einkaufs 


preife, und durch Ueberfielgung bes beſtimmten 


Kornquanti, dasjenige eine weſentliche Veraͤnderung 


erlitten, was dieſerhalben nad den erſten Berath⸗ 
ſchlagungen veſtgeſetzet worden. Es iſt demnach 
nicht abzuſehen, wie ihr, da euch als Membris des 


Schatzcollegii oblleget den euch ercheiften Inſtructio⸗ 


nen lediglich nachzugehen, euch ermächtiget halten 


. Sönnen, hievon ohne eine neue Berathſchlagung im 


engern Ausfguffe mit Zuziehung bes Deputati der 


. Stadt Hannover anzuftellen, und ohne zuvor Uns 


fere Genehmigung und anderweite Inſtruction ein⸗ 
zuholen, abz uweichen. 

Es find nun zwar diefe Veränderungen unter der 
Genehmigung mit begriffen, weiche durch das im 
großen Ausſchuſſe gefaßte, von line, laut Reſcripts 
von heutigem Dato beſtaͤtigte Concluſum erfolget 
if, und hat es dabey fein Verbleiben. | 


. Da aber die Art und Weife, wie gedachte, Ver⸗ 


änderungen bewerkſtelliget worden, nicht zu bllligen 
iſt, mithin die beslale angebrachte Beſchwerden 
aller⸗ 


4 


Er Yu 13 
Alerdinge gegruͤndet ſind; ſo haben Wir euch 
ſolches hiemit nicht verhalten moͤgen, und werdet 


ihr in künftigen Fällen durch genauere Befolgung 


aucer Ioſtructionen dergleichen Vorwuͤrfe und Der. 


- fawerden zu vermeiden wiflen- 


Weil ‚anfänglich ‚die Ritterfchaft dem engern. Aue⸗ 


ſchuß die Befugniß in eiligen Faͤllen zu beichließen, gänzs 
lich abſprach; To Aufferte die Regierung im angeführs 
ten Refcripte vom agflen Januar 1775. gegen die Yes 
vollmuͤchtigte der Ritierſchaft fich hierüber, wie folger: 


Alfo fehen Wir biflig blos auf das, was die Ver⸗ 
faffung und das Herkommen bey eiligen Fällen ers 


fordert. Diefes zeiget niche nur, wie bey Eile es 


fordernden Vorkommenheiten mit dem großen, und 
wenn folcher nicht verſammlet geweſen, mit dem 


engern Ausſchuß gehandelt ſey, wie ihr ſolches ſelbſt u 


in eurer Vorſtellung nicht ableugnen moͤget, und 


der von end angezogene Fall von 1700. es ergiebet; 


ſondern diefer engere Austhuß iſt an und vor fi, - 


ein redender Beweis von der Richtigeeit jenes 
Satzes. 
Denn eben besiwegen, weil die großen Städte im 


u Schatzcollegio Sig und Stimme nicht haben, folgs 


tih niemand vorhanden ſeyn wuͤrde, der fie 49 


. eitfertigen Faͤllen vertraͤte, ertheilen ſelbige einem 


Deputirten zum engern Ausſchuß eine beſondere 


Vollmacht, welche zu, gewifien Zeiten erneuert 


wird. 
Dleſes 


14 


Dieſes geſchiehet nicht, wie ihr vermeitet, Ban bes 


fondere, ihnen bey denen Landtagen anfgetragene 
Geſchͤfte zu Ende zu bringen, als wozu ſedann 


‚, weder eine weitere Vollmacht, noch en fortbaurens 


des Eollegium erforderlich wäre, fondern um von 
denen Verfügungen in eilfertigen Fällen nicht auss 
gefchloffen zu erden, zu weichem gwed die Volks 


macht auf Jahre gerichter if. 


Man müßte alfo eine Aenderung in. der Werfafe 
fung . vornehmen, wenn man hievon abweichen 
wollte. Um den Misbrauch abzuwenden, weldiee 


daraus erwachſen könnte, wenn unter dem Wors 
wand der Eile der große oder der engere Ausſchuß 


Geſchaͤfte, wobey eine Gefahr auf dem Verzuge 


5 nicht haftet, an ſich ziehen wollte, iſt es allerdings 


ſchuß und das Schatzcollegium in geſetzmaͤßigen 
Schranken zu erhalten, ohne daß man eine der 


noͤthig, daß das, was ſolchergeſtalt beſchloſſen worden, 
auf dem naͤchſten Landtage der gemeinen Landſchaft 
zur Anzeige gebracht werde. Hierdurch erhaͤlt 
ſelbige die Gelegenheit zu ermeſſen, ob märkiih 
ein eilfertiger af vorhanden geweſen, und dabep 

pflichtmaͤßig verfahren ſey? wenn ſolches nicht ge⸗ 
ſchehen ſeyn ſollte, darüber Beſchwerde zu führen, 
‚and dadurch den größern Ausſchuß, den engern Aus⸗ 


andſchaft ſelbſt heilfame Einrichtung abänderte. 


“ Es laͤſſet ſich dieſemnach keinesweges behaupten, 


daß, wenn der engere Ausſchuß ſich der Sache in ei⸗ 


tigen Faͤllen unterziehen und aus dieſem runde 
. dey 


Dr 15 
cbey den Im Jahr 1771. eingetretenen Umpänden, bey 
Uns Anträge gethan hat, folhes an und vor te) 
ein Verfaſſungswidriges Unternehmen ſey. Wir 
Hilligen es nicht, wenn man unterlaflen Hat, davon 
auf den folgenden Landtagen Anzeige zu hun, und 
machen vielmehr, um aͤhnliche Säle zu verhaten/ die 
noͤthige Verfügung. 


Die ritterſchaftlichen Mandatarii wärden es gegen 


ihre Conſtituenten zu verantworten gehabt baden, wenn 
fie ſich hiebey berubiger hätten. Sie fuchten demnach 
in einer am 14ten Maͤrz 1775. Übergebegen anderiweis 
tigen Vorſtellung, Königliche Regierung zu überzeugen, 
daß, obwohl fie dem großen Ausſchuß die Befugniß wegen 
eiliger Fälle fub fpe rati zu beſchließen nicht flreitig machs, 


ten, fo koͤnnten fie doch dem engern Ausſchuß dieſelbe 


nicht weiter, als nur in fo fern, wie Anfangs erwehnet 
if, einräumen. Diefes hatte au die gewünfchte Wirs 


kung, daß von Königl. Regierung unterm sten May 1775. 


an dieſelben folgende Erklaͤrung ertheilgt ward. \ 


In dem Neferipte vom agften Jan. diefes Jahrs 
find. in Anſehung der Behandlung eiliger Faͤlle, der 


große und engere Ausſchuß deswegen mit einander 
verbunden, weil ihre Befugniß, ſich derſelben an⸗ 


zunehmen, auf gleichen Gründen beruhet, und 


daß es von den Umſtaͤnden und der mehrern Wich⸗ 
tigkeit oder Eile der Sache abhaͤnget, wer von 
Üben zuzuziehen iſt. Wenn der große Ausſchuß 
verſammlet iſt, find allerdings mit ſelbigem, und 
“nicht mit dem. engern Ausſchuß, eilfertige Angele⸗ 
gen⸗ 


— 


8. 


m 


' J 
16 . „7 


genheiten zu behandeln, und ein gleiches muß ges 
ſchehen, wenn die Sache von der Befhaffenheit 
» and Srheblichkeit iſt, daß bie Zeit verſtattet und es 
der dazu erforderlichen Koften verlohnet, den großen 
Ausſchuß zufammen zu berufen, Da aber Ums 
fände eintreten können, mo die Baden entweder 
von dieſer Wichtigkeit nicht, oder von einer fo 
dringenden Eile find, daß der Aufſchub, weicher 
durch die Zufammenberufung des großen Ausſchuſſes 
veranlaffet werden würde, von nachtheiligen Folgen 
ſeyn könnte, fo mögen Wir der Landesherrfchaft 
weder die Befugniß benehmen, an den engern 
Ausſchuß, deffen Verſammlung weniger Koſten 
machet, und der näher bey der Hand if, bey Ges 
legenheit, wo eine Gefahr auf dem Verzuge haftet, 
id zu wenden, und von ſelbigem Anträge anzus 
nehmen, noch dieſe landeshertliche Befugniß, der 
Eniſcheidung eines Juſtizcollegii unterwerfen. So 
viel verſichern Wir euch aber, daß Wir ſorgfaͤltig 
dahin ſehen wollen, daß hiervon kein Miebrauch 
gemachet, folglich künftig, Fälle wobey keine Eile 
if, als ſolche nicht behandelt, noch der große Auss 
ſchuß. ohne hinlaͤngliche und dringende Urſachen 
vorbeygegangen, am mwent;ten aber unter dem Vor⸗ 
wand der Eile, ohne Bewilligung gefammter 
Stände, Sandfchaftlihe Gelder zu Angelegenheiten, 
welche die Landfchaft nicht angehen, verwand wers i 
, den; und Wir meinen, daß biefes alles fey, was 
ihr erwarten koͤnnet und bem gemeinen Deſten ges 
maß iſt. 
Weil 





FREE 127. 
Weil dev engere Ausſchuß gleich Anfangs bemuͤhet 
war, wahrſcheinlich zu machen, daß feine-eigentlihe 
Borſchriſt, wornach die gemeinen Landesangelegenheiten 
zu behandeln, vorhanden wärs, ſo gab konigl. Negierung 
der Ritterſchaft zu wieberhoftenmalen zu erfenne, daß 
fie entichloffen ſey, desfalld ein Regulativ entwerfen 
zu laſſen, und felbigem durch die Zuziehung gefammter 
Stände, die Geſetzmaͤßigkeit zu ertheilen. Als aber 
| beym weitern Fortgange fi entwickelte, daß die land⸗ 
ſchaftliche Verfaſſung nicht ſo wankend waͤre, als von 
dem engern Ausſchuſſe ſelbige beſchrieben ward, und daß 
es nichts weiter, als nur einer Weiſung an die lands 
| ſchaftlichen Collegia bedärfe, derſelben künftig gebührend 
nachzukommen; ſo fand konigliche Regierung, weil die 
übrigen Curien ſich ganz paſſive dabey verhielten und fie 
im voraus ſich verfihert halten konnte, daß bie Ritters 
fchaft bey der ihr zulezt ertheilten Erklärung gewiß ſich 
| beruhigen würde, fein Bedenken, an den großen und 
eungern Ausfhuß unterm gten Day referibiren zu laſſen, 
- daß He den Inhalt vorberegter, an die Bevollmaͤchtigte 
J der Ritterſchaft abgegebenen, Erklaͤrung ſich zur Di⸗ 
rection gereichen faffen ſollten. 
Es haben alſo die unter denen landſchaftlichen De⸗ 


punutationen und der Ritterſchaft entſtandenen Streitigß 


Reiten den wichtigen Vortheil hervorgebracht, daß die 
' fa -völlig in Vergeſſenheit gerarhene, und durch die 
neuerlich eingerifiene willkuͤhrliche Behandlung lands 
ſchaftlicher Angelegenheiten aͤußerſt wankend gemachte, 
wiewohl gefegmäßig angeordnete, landſchaftliche Verfaſ⸗ 
fung wieder Hervorgefacher, und in ihr voͤlliges Licht 
|: CAunal. se Jahrg. 18 St. B geſetzet, 
i 


| 


18, 
geſetzet, mithin nicht leicht zus beſorgen iſt, daß die lands 
ſchaftlichen Deputations fernerweitig eine ausgedehntere 
Befugniß ſich aumaßen werben, als von ihren Mitſtaͤn⸗ 
den und Conſtitnenten ihnen eingeraͤumet iſt, und dieſes 
um fo mehr, weil;von koͤnigl. Regierung hoͤchſtruͤhmlich 
der Ritterfchaft verſichert worden, forafältig dahin fehen 
zu wollen, daß von bftbenannten Collegiis Fein Weiss 
- brauch, von der ihnen verſtatteten Befugniß künftig weis 
ter gemachet werde. . 


Weil ber unternommene Rornanfanf, in der Ben 
fammlung des großen Ausfchuffes, von denen Deputatis 
der Prälatur und Städte genehmiget, und zur Erfegung 
des für die landſchaftlichen Caſſen daraus erwachſenen 
Schadens, die Erhöhung des Blaſenzinſes verwilliget 
‚ward, ohne daß zuvor auf dem gemeinen Landtage Ans 
zeige davon gefchehen und Deputati bazu von ihren 
Mitſtaͤnden mit Vollmachten waren verfehen worden; 
fo wollte bie Ritterſchaft bie Werbindlichkeit dieſes Con⸗ 
eluſi nicht anerfennen, wie fie denn auch bey koͤniglicher 
Regierung um die Aufhebung des erheheten Blaſenzin⸗ 
ſes nachſuchte. 


Wiewohl nun konigl. Regierung es auderſt miss 
billigte, daß über biefe Sache in der Verſammlung bes 
großen Ausſchuſſes ein Concluſum war errichtet worden, 
ohne dieſelbe auf dem gemeinen Landtage zuvor zur Pro⸗ 
poſition gebracht zu haben: ſo erklaͤrte ſie jedoch das 
Geſuch wegen Aufhebung des erhoͤheten Blaſenzinſes 
nicht nur für unſtatthaft, ſondern auch das erwähnte 
Concluſum, nachdem ſeldiges durch ihre hinzugekommene 

Geneh⸗ 





we 0-19 


Genehmigung eine geſetzliche Kraft erlanget hätte, für 


allgemein verbindlich. 

Obgleich dieſes widerſprechend zu ſeyn ſcheinet, ſo 
verſchwindet jedoch dieſe Bermurhung bey einer genauern 
Erwägung der, in dem an die Ritterſchaft unterm agfien 


San. 1775. erlaffenen Reſcript, enthaltenen Gruͤnde; 


denn es wird von koͤnigl. Regierung zwar nicht in Ab⸗ 
rede geſtellet, daß der große Ausſchuß bey Genehmigung 
desjenigen, was von dem engern Ausfhnß und Schatz⸗ 
coſlegio geſchehen, in modo pecciret haͤtte; ſie aͤußert 
aber zugleich, daß dieſes Verſehen in dem Betracht dem 
Concluſo die Gültigkeit nicht Benehmen konnte, weil die 
Ritterfchaft ſelbſt eingeftände, daB die zwen Eurien ber 
Praͤtatur und Städte erwehntes MWerfahren ice nur 


‚genehmiget hätten, fondern dabey auch beharsten: Und e 
meit:igre Conftituenten gegen. dieſes Concluſum nimmer 


etwas eingewandt hätten, ſo viel Aufſehen and folches 


gemachet, und fo wenig ihnen die Beſchaffenheit des 


Kornnegotil verborgen geblieben wäre; fo würde alfo die 


Kitterfchaft, wenn gleich fie ben ihrem Widerſpruch ohns _ 


verändert beharrte, nichts dadurch gewinnen, und es 


auf ein bloßes Formale binauslaufen, wenn diefe Sache 


nochmals zur Ueberlegung kommen, und zu dem Ende 
auf dem gemeinen Landtage. zur Propofition gebracht 
werden follte, anerwogen doc, keine andere Umſtaͤnde 
zur Berathſchlagung kommen köhnten, als die bereits 
bey Abfaſſung des Concluſt wären eroͤrtert worden. Und 
weil die Ritterſchaft den Einwurf gemacht hatte, daß 
Deputati ohne Vollmacht und Inſtruction verfahren 
wären: fo ward hierauf geantwortet: 


* 


J 
Es 


20 2 ee . 
Es ſtehet dabey der Zweifel nicht zu erregen, ob die 
Deputatt diefer Turien mit’ ober ohne Vollmacht 
ihrer Tonftituenten verfahren find? Wenn es auch 
‚mit befagten Eurien nicht: eine andere Bewandniß 
als mit der Ritterſchaft hätte, fo märe Nennoch dies 
ſes allemal ein Punet, d>r nicht von der Ritterfchaft, 
ſondern von beſagten Tonftituenten zu unterfuchen 
iſt, welche aber Gegen dad Geſchehene nimmer etwas 
eingewandt haben. 
Weil die Praͤlatur und Staͤdte nicht in Corpore za 


Landtager erſcheinen koͤnnen, fo find fie zufolge der 


Verordnung vom 12ten Des. 1719. verbunden, jemand 
der Ihrigen zur Abwartung der Landtageshandfungen zu 
ernennen, und wenn diefer, die von feinem Eonftituenten 
ihm ertheilte Vollmacht, vor Eroͤfnung des’ Landtages, 


dem Landſyndico Hehändiget, fo wird er zu allen und- 
. Jeden Landtageshandlungen augelafien, und die von 


ihnen abgegebenen Vota find für feine Eonftituenten 
verbindlih. Weit anders verhält es ſich mit denen 
ritterſchaftlichen Deputatis, denn weil jedes einzelnes 
Mitglied derfelben berechtiget ift, zu Landtagen zu ers 
ſcheinen, und ihnen bie Wahl gelaflen ift, entweder 
Jelbſt in der Curie ein vollguͤltiges Votum abzugeben, 


oder Vollmacht zu ertheilen; ſo iſt es in Anſehung eines 


jeden Mitgliedes der ritterſchaftlichen Curie ein weſent⸗ 
licher Umſtand, daß lalle und jede Angelegenheiten, die 
in den Curien zue Weberlegung und Entſchließung von 


dem Landſyndico gebracht werden follen, anf dem gemeis - 


nen Landtage zur Anzeige kommen miäflen: weil aber 
für die Majoritaͤt der Praͤlatur und Städte kein ſolcher 
Nadı 


———  * 2 


— || — — — — — — — — —— — — 
- 


1 — —— 77700 
. 


% 


Se 21. 


Nachtheil daraus entſtehet, wenn die Anzeige auf dem 


gemeinen Landtage nicht, fondern demnaͤchſt erfi im Des 
putationscollegio, allwo ihre Deputati groͤßtentheils ges 
genwaͤrtig ſind, geſchiehet; ſo wird von koͤnigl. Regie⸗ 


rung hieraus der Schluß gezogen, daß alſo in Anſehung 


der Praͤlatur und Staͤdte das Concluſum nicht für feh⸗ 


lerhaft zu erkennen ſey. Denn weil nach der calenbergi⸗ 
ſchen landſchaftlichen Verfaſſung, wenn uͤber gemeine 
Landesangelegenheiten ein Entſchluß zu faſſen, durch die 


einſtimmigen Vota zweyer Curien, die dritte verbindlich 


gemachet wuͤrde: die Majoritaͤt dee Praͤlatur und: 


Städte aber, das Concluſum, wegen bes vom engern Aus⸗ 
ſchuß und Schageollegio unternommenen Kornankaufs 
und Uebernehmung des daraus erwachfenen Schadens, 
zum Stände gebracht hätten; fo wäre bey diefem Con⸗ 
tlufo auf das ritterfchaftliche Votum kein Betracht zu 
nehmen, mithin auch, aus vorangeführten Gründen, es 
nicht als ein das Eonchufum vernichtender Fehler anzus 
fehen, daß die Anzeige auf gemeinem Landtage nicht ges 
ſchehen ſey: daher diefes Concluſum, nach Binzugefommes 


ner Genehmigung koͤnigl. Regierung, noch um ſo mehr 


als allgemein verbindlich anerkannt Werden muͤßte, weil 
nicht die Ritterſchaft, ſondern die Praͤlaten und Staͤdte 


zu unterſuchen die Befugniß gehabt haͤtten, ob von 
ihren Deputatis, mit oder ohne Vollmacht verſahren 


waͤre. 

Wenn man dasjenige, was ſo eben wegen des im 
großen Ausichuß, odne vorher auf dem gemeinen Landtage 
gefchehene Anzeige, in Anfehung des Kornnegorit genom⸗ 
menen Euiſclune⸗ angefuͤhret iſt, nicht im genaue Er⸗ 


B3 wegung 


.® 


- “ \ 


a 200 


megung ziehet, fo konnte gar leicht der Schluß daraus — 
gezogen werden: daß dieſe vorläufige Anzeige, nur in 


Raͤckſicht auf die Ritterſchaft, als eine Nothwendigkelt 
anzufeben fey, und daß die Propofition gar füglich erfl 
im Deputationscollegio gefchehen könnte, wenn mit voͤl⸗ 
liger Zuverläffigkeit vorauszufehen, daß die Praͤlatur 
und Srädte durch ihre Vota das Conclufum zum Stande 


. bringen würden. : Daß diefes aber böchft fehlerhaft ſeyn 


würde, If aus dem folgenden zu erſehen. 

Wiewohl nicht allen und jeden Kloͤſtern und Staͤd⸗ 
ten der Zutritt im Deputationscofegio verftattet iſt, fo 
pflegen jedoch diejenigen, die davon ausgeſchloſſen Find, 


ihre Deputirten vielmals. zum gemeinen Landtane abzus 


fenden, und diefe find befugt, nad angehörten Propofis 


tionen, jemand vom ihren zuruͤckbleibenden Mitſtaͤnden 


mit Mandatis et Inſtructionibus zu verſehen. Weil 
dieſes Mandatum aber nicht weiter als auf die verleſenen 


| Propoſitions ausgedehriet werden mag; fo ift alfo jedes 


im großen Ausfchuß über folche Gegenftänne, die nicht 
auf dem gemeinen Landtage zur Anzeige gebradit find, 
gefaßtes Concluſum, in Anfehung diefer Praͤlaten ımd 
Städte, eben fo vitiss, als für die Ritterſchaft. Es ik 


demnach ein ganz affgemeiner und für Fängmtliche Eus 


| landſchaftlichen Deputationen ohne alle Ausnahme die 
Anwei⸗ 


rien hoͤchſt wichtiger Grundſatz, daß alle und jede ge⸗ 
meine Landesangelegenheiten, woruͤber ein landſchaftlicher 
Entſchluß zu faſſen iſt, auf dem gemeinen Landtage zuvor 
zur Anzeige gebracht werden muͤſſen. 

Koͤnigliche Landesregierung hatte dieſes gar wohl 
in Ueberlegung gezogen, daher fie denn auch denen 





| 


. . 
. - 
. .. DD ” — 
x 3 
% 
oo. 


Anmeifung ertheilte, hierinn fünftig ſtriete ber Kegel 
nachzukommen. 


Dean würde alſo gar ſehr irren, wenn man bası 


jenige, was vorhin nach Anleitugg der von koͤnigl. Res, 


sierung erteilten Reſolutionen hierüber angeführer iſt, 


weiter als auf den vorliegenden Fall ausdehnen mollte. 


Hätten die Prälaten oder Städte das, ohne Ihr 
Vorwiſſen im Deputationscollegio, wegen des Kornne⸗ 
gotii, gefaßte Concluſum nicht ratihabiren wollen, und 
mit der Mitterfchaft gemeinfamen Widerſpruch erreget, fo 


hätte daſſelbe abermals legali modo zur Propofition . 


gebracht und das Verfahren der Mandatariorum geprüs 
fet werden muͤſſen. Weil diefe aber ganz paſſtve vers 
fuhren und durch he Stillſchweigen das Verfahren ihrer 


Eurien ratihabirten, ſo hatte die Regierung völlig Hecht, 


das, wiewohl auf eine illegale Art gefaßte Conciufum, 
bewandten Umſtaͤnden nach als gültig und in Anfehung 
der Nitterfchaft für verbindlich zu erflären. - Daß aber 
über die Guͤltigkeit und Verbindlichkeit der landſchaftli⸗ 
chen Entſchließgungen, von denen Landescolleglis nicht 
erkannt werden koͤnne, wird von koͤnigl. Regierung in 
der Reſolution vom 28ſten Jan. 1775. durch folgenden 
triftigen Grund beftätiger : 


Landesgerichte haben das, was nad ben Sefegen 


Rechtens iſt, nimmer aber zu entſcheiden, was das 
gemeine Beſte erfordert. Sie koͤnnen alſo, wofern 
‚man die Landes- und landſchaftliche Verfaſſung 


nicht völlig umſtoßen will, daräber nicht erfennen, . 


Bi von diefer oder jener Curie ſolchem gemeinen 
®4 Beſten 


⸗ 


24 M 
Beſten gemaͤß geſtimmet worden, und welcher Dreys 
nung gültig feyn ſolle? 

. Und als die ritterſchaftlichen Mandatarii hierauf 
zu erkennen gaben, daß ſie dieſen Satz niemals in Zwei⸗ 
fel gezogen hätten: wie es denn auch bey der. von der 
Nitterfchaft: geſuchten gerichtlichen Entſcheidung, allein 
nur auf wohlerworbene, das Eigenthum der Ritterſchaft 
—ausmachende, Vorrechte anfäme, welche die applicatio- 
nem iuris ad factum nothwendig machten, weichen Gall 
denn auch Königliche Regierung in der Refolntion vom 
asften San. ſelbſt, ald der Entſcheidung der Juſtizcolle⸗ 
giorum untertvorfen, angefehen Bätte; fo erfolgte hierauf 
unterm sten May 1775. folgende Erklärung: 

Wenn mit dem großen oder engern Ausſchuß etwas 

Hehandelt, und in deffen Gefolg, von der Landesre⸗ 

gierung Verfuͤgungen gemacht worden: ſo ſind die 
letztere, landesherrliche Anordnungen, welche einer 

Unterſuchung bey denen Landesgerichten nicht zu 

unterziehen ſtehen, als die nach denen Geſetzen, und 


nicht über die Verbindlichkeit und Guͤltigkeit der 


Geſetze und Iandesherrlichen Ordnungen zu urtheis 
len haben. Das landfchaftlihe Collegium, welches 
zu der Sache zugezogen worden, muß aber das Ser 


fchehene, Hey dem zunädftfolgenden Landtage, zu 


der Kenntniß der gefammten, Stände Bringen und 


aledenn in denen Curien darüber deliberiret wer⸗ 


den. Genehmiget die Mehrheit dieſer Curien, mit⸗ 
Hin zwey derſelben das, was behandelt worden, fo 
iſt ein voͤlliges gültiges landſchaftliches Coneluſum 


vorhanden, wogegen, wie Aberhaupt den lands 
.. ſch aftı . 


‘ 


bers ergreifen kann, als wenn ihre befondere, der 
Mehrheit der Stimmen nicht” unterworfene Vor⸗ 
scchte und Freyheiten dabey verleget werden. Will 
bemeldete Genehmigung nicht ertheilet werden; fo 
fol nad) der Abſicht der Landfchaft, entweder das 
Geſchehene verbeffert und abgeändert werden; oder 


Diefelbe glaubet, daß die Glieder des landſchaftlichen 


Collegii, von welchen die Sache behandelt worden, 
ſich To fehr gegen ihre Pfliche und ihr Gewiſſen 
dabey betragen hätten, daß wider deren Perlen, 
und auf eine ans ihrem Vermögen zu befhaffende 


Erſetzung des Schadens, geklaget werden könne. 


In dem erfien Galle ift die Frage von Abänderung 
eines Schluffes, welcher durch die hinzugekommene 


„ Iandesperrlihe Genehmigung, zu einer Iandeäherrs - 


lihen Ordnung gediehen if. Es kann daher nad 
ben vorhin angeführten Gründen die Sache an die 
Landesgerichte nicht gebracht, fondern es müffen die 
Wege eingefhlagen werden, welche bey defideriis 
und gravaminibus ftaruum der Natur der Sache 
und der kundbaren Obſervanz gemäß find. 


Sollte Hingegen der Sad eintreten, daß die Lands 


ſcchaft, oder in fo fern es auf die Gerechtſame einzel 


ner Curien ankommt, dieſe Curien ſich perſoͤnlich an 


die Mitglieder eines landſchaftlichen Sollegit-halten, ' 
- andifeldige auf eine, aus ihrem: Vermögen zu bes 
ſchaffende, Schadenserſetzung belangen zu tonnen 
Bs yon 


| " | 5; | 
ur ſchafelichen erathſchlagungen und Entſchielungen 
Be diffentivende Curie den Weg Rechtens nicht ans 


Er 
glauben, fo wird Die Landesherrſchaft weder ders 


gleichen Glieder ohne gerichtliche Erörterung zu vers 
‚urtheilen, noch gegen gegründete gerichtliche Klagen 


zu ſchuͤtzen gemeinet feyn. Und es iſt alfo auch auf 
dieſen Fall alle Sicherheit vorhanden, welde die 


‚ Natur der Sache verftattet. 


Wenn in vormaltgen Zeitenlteine folche dringende 


Site vorhanden war, die nur bie Condocation bes lands 


ſchaftlichen Ausſchuſſes verflatten-wollte, ward es als eine 


Nothwendigkeit angeſehen, daß jedwedem Landſtande eine 
beſondere Citation aus der Reglerung zugefertiget warb, 
wenn mit den Staͤnden tractiret werden ſollte. Und ob 
man zwar in neuern Zeiten in ſo fern hievon abgewichen 
iſt, daß die landesherrlichen Anträge jezt nicht mehrivon 


koniglicher Regierung denen verſammleten Ständen, fons - 


dern dem auf die Regierung convocirten großen Ausſchuß 


eroͤfnet werden; fo werden jedoch al und jede Dritgljeder - 


deffelden mittelſt der an fle erlafienen Convocatorien ans 
gewieſen, die ihnen eröfneten Propofitions mit ihren 


Mitſtaͤnden in Ueberlegung zu ziehen, und nach genommes 


nem Entſchluſſe, die landſchaftliche Ertlärung bey. königlis 
her Regierung einzubringen. 


Gleichwie nun fi hieraus ergiebt, daß es nicht will⸗ 
kahrlich, ſondern die Pflicht des Ausſchuſſes es erfordert, 
alle diejenigen Landes, Angelegenheiten, worüber ein Land⸗ 
ſchaftlicher Entſchluß zu faſſen iſt, denen verſammleten 
Staͤnden zur Propoſition zu bringen, damit dieſe bey ſich 
erwegen konnen, ob fie ſelbſt in ihren Curien darüber zu 
beſchließen gerathen finden ; Alſo iſt es her Regel nach 


‚gewiß, 


„u i⸗· ⸗ 


re 227 


gewiß, daß der Ausſchuß, ohne vorherige Propoſition oder 


Communication mit der gemeinen Landſchaft, keine Ans 
träge oder Enifchlieffungen, weder vor fi) nach im Nah⸗ 
men der Landſchaft, an koͤnigliche Regierung abzulaſſen 
befugt ſey. Daher denn auch diejenigen Concliufa des 
landſchaftlichen Ausſchuſſes, denen dieſe Erforderniß ab⸗ 
gehet, eigentlich fuͤr keine guͤltige Concluſa zu erkennen 


ſind. 


- — — — 


Weil aber dasſenige, was die Reglerung in gemeinen 


Landes: Angelegenheiten entweder mit der gemeinen Lands 


ſchaft, oder dem Ausfhuß als Tandfhaftlihen Mandas 


tario beſchließet, als eine Landesherrlihe gefegliche An⸗ 
ordnung anzufehen ift, die Landess&erichte aber über bie 
Galtigkeit der Geſetze zu erfennen nicht befugt find; So 
will alfo Königliche Regierung diefen Colleglis die Befugs 
niß nicht einräumen, darüber zu erfennen, 06 die Lands 
ſchaft verbunden ſey, ein, ohne vorherige Propoſition oder 


Communication mit der gemeinen Landſchaft, von bem 


Ausſchuß gefaßtes Concluſum nach hinzugekommener Lan⸗ 
desherrlicher Beſtaͤtigung, für verbindlich zu erkennen, 
und dem zufolge dasjenige zu leiſten, wozu der Ausſchuß 


an ihrer Statt fich verbindlich gemacht bat, daher denn in_ 


ſoich em Falle den Ständen nichts übrig bleiben wuͤrde, als 
zuerft an den Landesheren ſich zu ivenden. Wenn diefer' 
aber in die Aufhebung des Eonclufl zu, willigen verwei⸗ 
gern, und das Land dadurch in Schaden verſetzet, oder die 
Rechte der Staͤnde gekraͤnket ſeyn wuͤrden, alsdann bey 
den Reichsgerichten Huͤlfe zu ſachen. 


% = 


Da⸗ 


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—— 


—» 1... 


28 re 
- Damit, aber die Landſchaft um fo mehr gefichert, und 
der Iandfchaftliche Ausſchuß in benen ihm vorgeſchrieber 
. nen Schranken, erhalten werden möge, ſo iſt jener vorbe 
Balten, die Diitglieder des Ausſchuſſes ad interefle zu be 
langen, die durch ihre Vota ein Verfaſſungswidriges und 
nachtheitiges Concluſum zum Stande gebracht Haben: 
der Ausſchuß iſt alfo verpflichtet, auf dem nächften Land⸗ 
tage fein Verfahren zu rechtfertigen. Wenn fodann zwey 
Curien die Ratihabition ihm verfagen werden, fo findet 
die actio ad interefle ſtatt. Würden aber zwey Eurien 
die Benehmigung ertheilen, alsdaun iſt der Widerſpruch 
der deitten Curie ohne Wirkung, es fey denn daß ihre 
Sefondern Rechte ober Freyheiten verlegt feyn wuͤrden. 


Man würde aber gar ſehr irren, wenn man das 
jetzt erwehnte, auf die, in dringend eiligen Fällen von Dem 
Ausſchuß genommene, und von der Negierung beftätigte, 
Entſchlieſſungen, in allen Stuͤcken ausdehnen wollte. Denn 
weit die bey dergleichen Bällen vorhandene Eile, bie Pros 
voſition oder Communication mit der gemeinen Landſchaſt 
behindert; fo ift es demnach auffallend, daß diefe Faͤlle 
als eine Ausnahme von der allgemeinen Regel angefehen 
werden muͤſſen. Es muß demnad ber Ausichuß bey naͤch⸗ 
ſter Eonvoration der Stände beweifen, daß dergleichen 
Eile vorhanden geweien iſt. Damit aber die allgemeine 
Regel, fo weit es nur immer möglich, ohnunterbrochen bes 
folget werben möge; fo iſt dem Ausſchuß nur eine inters 
imiſtiſcher Befugniß, ſuh fpe rati, in eiligen Fällen zu 
Befchließen, verftattet worden; Denn es ift ausdem zuvor 
angeführten Wolfenbuͤttelſchen Landtages, Abſchiede vom 
. - sten 











J a 29 
| sten Febr. 1624. Märlich zu erfehen, daß die in derglei⸗ 


chen Fällen von dem Ausſchuß genommene Entſchlieſſun⸗ 
. gen nur auf ſo lange, bis Zeit und Umſtaͤnde die Convo⸗ 


cation der Stände verftatten wollen , verbindlich find, 
Sobald dieſe aber zu bewirken iſt, alsdann iſt die weis 


tere Behandlung und Fortfegung ein ohnſtrettiges Ob- 
- jectum Comitiale, worinn der Ausſchuß, ohne zunorers 


haltene Vollmacht von denen Ständen, nicht weiter vers 
fahren und zu beſchließen ſich ermächtigen mag. Bey fo 


bewandten Umpftänden iſt es als eine nie genug zu ruͤh⸗ 


erkennen, daß von. Ihr ˖ denen landſchaftlichen Eollegiis 


wiende Vorſorge koͤnigl. Landes⸗Regierung dankbar zu 


aufgegeben iſt, hinfuͤhro ‚bey allen und jeden Fällen, da 
ſie gemeine Landes s Angelegenheiten. an Sie Regierung 
bringen, welche auf dem Landtage nicht vorgekommen 


Rind, ſolches und die Urſache davon ausdrucich anzus 


eigen. 


Allen diefem zufolge, wird niemand mit einigem Au⸗ 
feine der Wahrheit behaupten innen, daß Konigl. Lan⸗ 
des: Regierung durch die angejogene ad inftantiam ber 
Ritterſchaft abgegebenen Refolutionen, eine Abänderung 
in der von Altereher beitebten landſchaftlichen Verfaſſung 
habe bewirken wollen; indem es klar am Tage, daß ihre 


Abſicht allein nur dahin gerichtet war, diefelbe für ferues 


re Eingriffe der’ landſchaftlichen Eofegiorum in volige 


Sicherheit zu ſtellen. 


Warden die von ber Rueterchaft wegen der land⸗ 
ſchaftlichen Verfaſſung behaupteten Grundfäge von koͤ 


nigl. Regierung als unrichtig erklaͤret ; Oder ſelbigen von 


den 





⸗ 


3 


30 a2 
den abrigen beyden Curien, als Verfaſſungewidtig wi⸗ 

derſprochen ſeyn; ſo haͤtte dieſe Streitigkeit auf dem gei 
meinen Landtage unter Herrn und Ständen entſchieden 
werden muͤſſen. Weil koͤnigl. Regierung aber bie von 
der Ritterſchaft behauptete Säge für richtig und der uns 


“ fpränglicen Berfaflang gemäß zu feyn erlärete: Die 


x 


äbrigen beyden Curien in diefen Streit fich nicht miſch⸗ 
ten, fondern ganz paflive dabey verführen, michin durch 
ihr beharrliches Stillſchweigen überzeugend zu erkennen 
gaben, daß fie die Ritterſchaftlichen, von Koͤnigl. Regie 
zung beftätigten, Säge für Verfaſſungemaͤſſig, ohne einigen 
Widerſpruch, anerfannten; So war wegen Aufrechterhal⸗ 
tung der landſchaftlichen Verfaſſung weiter nichts zu thun 
uͤbrig, als die landſchaftlichen Collegia, oder vielmehr 
diejenigen Mitglieder derſelben, von denen zuerſt der Wi⸗ 


derſpruch erreget war, und die die Majoritaͤt in dieſen 


Collegiis ausmachten, zu deren Befolgung anzumeifen das : 
für. Diefes geſchabe mittelſt der oft angeführten von koͤnigl. 
Regierung an den großen und engern Ausfchuß, desgiels 
hen an das SchagsCollegium zugefertigten, Neferipte und 


hiemit hatten dieſe Streitigkeiten ihre Endſchaft voͤllig 


erreichet. 


- Damit aber keine, dieſe Suritigkeiten betreffende 
Frage, uneroͤrtert bleiben möge, So if ſchließlich noch in 
Erwägung zu ziehen: Ob die von Koͤnigl. Negierung des 
nen landſchaftlichen Colleglis ohne Zuziehung der Lands 
flände zugefertigten Befehle, ohne dag einiger Widers 
ſpruch dagegen ſtatt finden werde, als gefeglich anzuers 


kennen und zu befolgen find. 
} 


Wil 





—XXRX 31 


Beil vorhin vewleſen iſt, daß die landſchaftiiche 


Berfaſſung, als eine unter Heren und Ständen vollzo⸗ 


gene geſetzliche Anordnung zu betrachten fey; ſo leider 
«h feinen Smeifel, da wenn Über den wahren Sinn ders 
felben, es fey unter Herrn und Ständen, oder unser den 


Carien, Zweifel entfiehet, derfelde in Tomitlis auf eben 


die Weiſe, als andere gemeine Landes: Angelegenheiten, ers 


. "Bogen und entfchieden werden muͤſſe. Dieſes war aber 


— 


Curien hatten ſich niemahls in dieſen Streit gemiſchet, , 


me — — 


ſer war aber indem Betracht für ganz unerheblich suadı., 


on. nr Her een — 


——— — — — — — 


der Fall nicht weiter, nachbem konigliche Regierung die 


von der Ritterſchaft behaupteten Grundſaͤtze, als Verfaſ⸗ 
ſungsmaͤßig, anerfanfit hatte. Denn die Äbrigen beyden 


und bie Ritterſchaft fand anders keinen Widerfprug, als 
don der Majoritaͤt der Iandfchaftlichen Deputirten; Die⸗ 


ten, weil dieſe Deputati absque mandato ihrer Conſti⸗ 


‚ tuenten keine gültige Handlungen vornehmen koͤnnen. Es 


war ihnen von diefen aber der. Auftrag nicht geichehen, 


' denen ritterfchaftlichen Behauptungen zu widerfpredyen 


and ihr beharrliches Stillſchweigen gab fattfam zn erken⸗ 
ten, daß fie wegen der urfprünglichen Grundſaͤtze, in Ans 
fehung der landſchaftlichen Verfaffung, mit der Ritters 
ſchaft einſtimmig gedaͤchten. Es war demnnach kein zwei⸗ 
feſhaftes Sechs sorhanden, und es berufete nur darauf, 
die Iandfchaftlichen Eollegia zu deren Vollſtreckung anzu⸗ 
weiſen. Die erfordeste Anmeifung der Landes s Eollegios 


ram zur Vollſtreckung gefegliher Anordnungen, ift ein 


| 


ohnſtreitiges landesherrliches Vorrecht. Und-da Die lands - 


aftliche Berfaffung, ohne allen Widerſpruch, für eine ges 
| Meiie Anordnung zu erkennen #; So war alfo koͤnig⸗ 


liche . 


Eu La 
Uche Regierung völlig berechtiget, ohna Zuthun der Lands 


Bände, die landfchaftlichen Collegia wi deren Sefoigumg 
anzuweiſen. 


— — — — 

IL- on Bu ” 

Sortfenung der Beſchreibung des zum 
. Amte Nordholz gehörigen neuen 


Landes Wurften. 
‚wen Her. Oberdeicheraͤfen Martens zu Oſter holi. 





Amtliche Deiche des Neuenfeldes And Sodendeide, 
wozu der uͤberays große Auffendeih das Mate . 

riale hinlaͤnglich liefert, nur blos von der Soltenhoͤrne, 
wo derjalte und neue Deich ſich ſcheiden, bis an die 
Miffelwarder Gchleufe find wegen Mangels des Vor⸗ 
landes und gefaͤhrlicher Lage, Stickdeiche. — Die beyden 
aueſpringenden Deichecken, welche die Roſenhoͤrne und 
Bieljuͤckshoͤrne benannt. werden, find die gefährlichften 
Deichftellen und koften dem Lande am mehreſten. Schon 
feit mehreren Jahren ſucht man durch Anlegung von 
Schlikdeichen das Vorland zu erhöhen, und durch Hs 
nig *) zur Begründung zu bringen, und üft diefer Yemds | 
hung ein guter, obwohl langfamer, Erfolg nicht abzufpres 
Gen. Die Gclikdeiche And Heine, von Schlick aufger | 


worfene 


*) ueber Hieig und deſſen Anbau werde ich mich | 
' De Beſchreibung des alten Landes Warſten naͤherz 
erklaͤren. 





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j » . \ , ur 
9) EEE 3 


werfene Dämme, etwa a bis 3 Buß bach, 2 Fuß In ver 
Cappe Hreit, und von gehörigen Anlage. Man legt 
fie,. ſobald das Watt fo weit gediehen IR, daß e& einem 


ſolchen Deich tragen kann, gewöͤhnlich dem Hauptdeiche 
parallel, mie verſchiedenen Abſchnitten. Die erftere‘ 


orte nenne man Twas⸗ ober Queerdeiche, die andere 


And Meine Obdeiche, welhe man denn Ami, ſobald 


fie gehörig ansgetrocnet find, mit einem Gtrohpanzer 
überzieht. Im Twasdeiche wird in jedem Abdichnitte 
eine Beine Defnung gelaſſen, damit das Waſſer daraus 


" ablaufen koͤnne; da nun dieſe Meinen Schlickdeiche 


bey jeder Fluch untergehen, zur Ebbezeit aber wieder 


waflerfrey werden, fo ift es natdriih, daß felbige m _ 
dem von ihnen eingeichloffenen Raume, burd die ber 


wuͤrkte mehrere Ruhe im Waſſer, einen groͤßern Schlickfall 
verurſachen, und folglich das Terrain ſtaͤrker aufhoͤhen 


muͤſſen. Ein Haupterforderniß iſt aber, daß der alſo Des 


ſchloſſene Raum nicht zu groß fey, damit feine Wellen ents 
ſtehen koͤnnen, und daß die Defnung au nicht zu weit ges 
macht werde, weil fonft der ausfallende Strom. einen 
Priel bilder, und den ſich eben ſenkenden Schlick mit 
fortreiſſet. Die laufende Ruthe koſtet im Durchſchnitt 
1 Rthlr. und daruͤber, und man fleht alſo, daß eine 
folche Vorrichtung, die noch Aberdem eine jährliche ſtarke 
Neparation erfordert, und oͤfters von den Fluthen des 
molirt wird, nur dann anzurathen fen, wenn Noth 
dazu treibt, und feine anhere Huͤlfsmittel von großem 
Nutzen find. ine andere ſchwere Auflage, weiche dem 
Neufelde anf dem Halfe lege, iſt die Unterhaltung fe 
vieler hoͤlzernen Schleufen, derem jeder Diſtriet eine, der 

(Annal. sr Jahrg. 1888.) € Spider 


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“mn . „6. 


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34 7 | Ze 
Spider Diſtrict aber gar zween hat, weil ber aus. dem 
Amte Ritzebuͤttel u. fe w. kommende Ochſteder Bach bie 
Vorrichtung. eines beſondern Klapſieles noch überher 
nothwendig gemacht hat. Rechnet man die vorhandenen 
6 Schleuſen daher nur zu dem mittlern Preiſe von 
4000 Kehle. das Stuͤck, mithin zu 24000 Rthir., und 
erwägt dann, daß nicht allein das Capitat feloft fame 
jährlichen Zinfen, jedesmal in einem Zeitraume von 36 
Bis 40 Jahren gang verloren gehet, fondern daß aud 
noch an jährlichen Reparationen anfehnlihe Summen 
aufgewendet werben muͤſſen; fo fällt es leicht in die Aus 
gen, daß eine folche ſchwere, dem Neuenfelde allein zus 
fallende, Laft, indem dem alten Lande Wurſten blos die 
Srabung der Sieltiefen im Auffendeiche oblieget, für ' 
biefes fehr druͤckend, und fowohl mein, als der Wunſch 
jedes Patrioten nicht ungereimt fen, daß bey den täglich 
mehr und mehr fteigenden Kelzpreifen, ale Hölzerne 
Schleuſen nachgerade abgefhafft, und ſtatt deren mafs 
five eingeführt werden mögen. Bin Wunſch, der indes 
ſo lange zu den piis defideriis gehöreh muß, ald man 
hoͤhern Orts nicht Weranlaflung nehmen wird, den Uns 
terthanen die Meittel eines ſolchen Baues entiweder durch 
Vorſchuͤſſe gegen leidlihe Zinfen, oder auf andere Art 
zu erleichtern. So frudtbar übrigens ber ganze Neufeb 
der Diſtrict iſt; fo iſt es doch fonderbar, daß hochſtaͤm⸗ 
mige Bäume, befonders Obſt in diefen Gegenden, vors 
zuͤglich mach Morden Hin nicht recht gedeihen wollen, 
und folglich fa gar nicht vorhanden find. ers 
muthlich ruͤhret dies von ber falzichten Luft, und ben im 
dieſer Gegend heftige Winden de vor welchen fie 
nicht 





we 3 


“ niqht den mindeften Schug genieſſen, and womit ſich as. 


‚ anderen wärmern Otten gezogene und hieher verpflanzte 
Bäume nicht vertragen können. Doch dies bärfte ſich 
vielleicht Ändern, wenn nad mehreren Jahrhunderien 
dieſer jetzt an der See belegene Piſtrict von derſelben 
weiter entfernt, und die ſich immer mehr zuruͤckziehende 
Nordſee demſelben nicht mehr fo nahe ſeyn ſollte. 


Es bleibe mir nun noch Aßrig,- ein Paar Worte 
über den vor dem Neuenfelde liegenden großen Auffens 
Deich zu fagen, und. dieß ſoll fo kurz wie möglich geiches 
ben. Nach der Anno 1636. gefchehenen Cinbeichung, 
blieb theils ein nicht unbeträchtlicher Diſtrict Auffens 
deichs noch unbedeicht Legen, weil man denfelben viel⸗ 
leicht noch nicht reif genug, oder auch die fonft erfotders 
Uichen Deichlinien für zu unbequem hielt, theils hat ſich 
ı biefek Auffendeich feit diefer Zeit durch Anwachs und 
Segränung fo beträchtlih vermehter, daß man feine 
jegige Größe, welche nad der Bielkiſchen Vermeſſung 
de 1735. im Ganzen fchon zu 1216 Juͤck 145 Quadrat: 

Ruthen berechnet wurde, fuͤglich wohl gegen. 1400 Juͤck 

| anſchlagen kann. Er nimmt ſeinen Anfang vor dem 
Cappeler Neufeide, etwa 500 Ruthen oberhalb des Cap⸗ 
peler Sieles, und erſtreckt ſich in einer immer mehr zu⸗ 
vehmenden Breite, ganz bis an das hamburgiſche Amt 
Ritzebattel, in der Maaße, daß feine untere Breite, fo 
weit es nemlich Grünland iſt, denn die noch Immer im 
Anwachs befindlichen Hatten find unabfehbar, noch nach 


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dem Augenmaaß wohl über 200 NRuthen Spickermaaße, | 


Die Ruthe in 20 Buß gerechnet, betragen’ möchte. As 


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36 BE v2 - 


‚ Earl der Bilfte der großen Commiffion zur Wiederher⸗ 


beyſchaffung der Krongäter den Auftrag gab, auch bie 
Saͤnde und Infeln der Elbe und Wefer ju vindiciren, 
and diefe Commiſſion ſolches in Anſehung der mehreſten 
für unausführbar hielt, wurde dieſer Neufelder Auſſen⸗ 
deich davon ausdruͤcklich ausgenommen, weil der erſte 
Anwachs laut des 1618. geſchloſſenen Vergleiches vor der 
Eindeichung dem Landesherrn eine Recognition bezahlet 
habe, und dieſer jetzige Anwachs, als mit ſolchem zu 
ſammenhaͤngend angeſehen werden, und daher dem Fifco 
zugeeignet werden muͤſſe, wie ſolches aus dem derzeitigen 
Commiſſionereceß, noch mehr aber aus dem von mir 
hiebey gelegten Extracte eines commiſſariſchen SHerichts 
weyland Hrn. Negierungsraths von der Kuhla (vide 
Beylage C.) mit mahrerem herfürgehet. Nah dem 


Vergleichſsreceß vom 14ten Novemb. 1704. iſt daranf 


zwiſchen der koͤnigl. ſchwediſchen Regierung und den: Ins 
tereffenten des Meuenfeldes ein Vergleich auf 20 Jahre 
geihloffen, und darin’ eine jährliche Recognition von 
100 Rthlr. weiche leztere der erftern jährlich zahlen muͤſ⸗ 
fen, ftipuffee worden. Ob diefer Anno 1724. erlofchene 


Contraet aber, nachgehends tacıte oder als Zeitpacht coms . 


tinuirt ſey, iſt mir unbefannt ; fo viel iſt gewiß, daB jene 
100 Rthir. noch His diefe Stunde jährlich in die Nord⸗ 
holzer Amtsregifter bezahle, und von den Intereſſenten 
nach Verhaͤltniß ihrer Laͤndereyen aufgebracht werden. 
Diele 100 Rthir. genieſſet aber koͤnigl. Cammer ganz 
allein, und haben die Staͤnde des Herzogthums Bre⸗ 
men allen Anſpruͤchen darauf entſaget, (vide die Bey— 
lage D.) inzwiſchen bat diefe fehr geringfügige Ein⸗ 

nahme j 


Lk, 37 


nahdhme ſchon Sfters das Projekt einer neuen Eindeichung 


aufs Tapet bebracht. 


⁊ 
⸗ 


Dereits Anno 1692. verordnete die ſchwediſche große 
Eommiffion die Eindeichung dieſes Auffendeichs zum Bes 
ſten der Krone, und im jahre 1718. nach den erlittes 
nen hoben Fluthen vom 2 5ſten Dec. 1717. und 2sften 


KBWebr. 1718. als die Neufeider Deiche fo ſehr ruinirt 
‚waren, daß in dieſem Diſtricte 143 Menſchen, fo wie 


faſt alles Vieh, ihr. Leben verloren hatten, auch der 
Schade, nah dem Bericht bes Oberamtmann Voigt 


zu Nordholz, Aber 80000 Nihle. gefchägt, die Repara⸗ 
tionskoſten des Neufelder Deipes aber auf 24000 Rthle. 


angefihlagen wurden, feßten die Hauptintereſſenten bes 


Neuenfeldes, wentlih 1) das Kloftet. LTeuenwalde per . 
 mandatarium £andrath von der Lieth, 2) der Obers . 
amtmann. Voigt, 3) die Droſtin von Zangen, 4) 
ber Voigt Koch und mehrere andere ‚der angefchenften 


Einwohner des Neuenfeldes alles in Bewegung, daß 
ſtatt der koftbaren Reparation eine neue weit vortheils 


— — — 


haftere Eindeichung vorgenommen werden moͤge, deren 
mehrere Koſten fie nur zu gooo Rthlr. berechneten, wos 
für circa soo Ju mehr im Deichband gezogen werden 
ſollten. Die Projecte dazu waren auch ſchon höhern 
Drts genehmiget, des Königes Majeftät hatten dazu 
einen jinsfreyen Vorſchuß von 50000 Rthlr. bewilliget, 


. und es ſollte zur Ausführung ‚gefchritten werden, als 


durch Widerfprud einiger geringen Intereſſenten, und 
gewiſſe andere Incidentpuncte die ganze Sat wieder 


| Ing Stecken gerieth. 


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38 | a 225 


5 


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In den Jahren 1741 bis 1749. wär dieſe Eindel⸗ 
chung wiederum in Bewegung. Anns 21747. erhielt dir 
weyl. Oberdeichgraͤfe Pflaumbaum den Auftrag zur 
Unterſuchung und Verfertigung der noͤthigen Koſten: 


Stadt Hamburg wegen des Auſchluſſes des Deiches, 
Gehandlung zuzulegen angefangen. Nach der im Jahe 
749. buch den Feldmeſſer Heidmann .gefchehenen 
"Aufnahme des ganzen Grodens, und aufgeftellter Be⸗ 


rechnung entwarf Darauf weyl. Pflaumbaum die Bars 
und Anfchläge, nad weichen die ganze Länge der Deicht 


anf dieffeltigem Territoris 11775 Ruthen,: und auf 


hamburgiſchem 4545 Mebke. betragen, and dadurch dies 


ſeits nach Abzug der Fleethe, Siele, Wege x. 733 Juch, 


Vorſchlaͤge, auch hatte man bereits Anno 1745: mit der | 


auf hHamburgifchen Gebiete nad) jenem Abzuge 320 Juck 


biefer Arbeiten. berechnete er folgendergeſtalt: 
-Bür 117734 Ruthen Deichs zu mas 


1) 


% 


“911039223 
maplasaguung Ing 
NG Dan 


‚Bür 3 Schleufen a 3509 Rihlx. 7000 — 
Zur Durchdammungen x. — 3000 — 
Diäten, Reifen, unvochergefehene Fälle; J 
Ruſtdielen ꝛc. — — 3000 —_ 
E umma 60100 Rthlr 
uthen w machen Ä 
gar 1 rd —— ” 18170 Rthl. 


7 »4 
* 3 ( Bär eine neue Schle uſe — ‚3500 — 
E5 | Timmpdammungen ı. — 2000 — 
*Extraordinaire Koſten — 2000 — 
3 »3 . 


n - 


[4 


Po 


mit einem Deiche befchloffen werden follten. Die Koften 


hen 3. 40 Rthir. — 47100 Rthlr. 


F Summa 25670 Rthl. 
— Da⸗ 


_ 


| 2. 
.. 0, 3 


Dagegen berechnete a den mittlern Jähslichen Eu 


trag jedes Juͤcks zu 6 Rthlr. folglich den Ertrag 
2) der bieffeitigen ‘ 733 Juͤck zu 44283 Rihlr. 
und b) der hamburgiſchen 320° — 1930 — 


Summa 6348 Rthlr. 


\ weiches für den Dieffeitigen Diſtrict den Capitalwerth zu 


4 Procent von 110700 Rihlr., und für den hamburgi⸗ 
ſchen von 48000 Nihfe. Haben, und folglich für erſtern 


einen reinen Ueberſchuß von 50600 Rihlr. und für letzz 


tern von 22330 Rthlr. gewähren würde. Nimt man 


nun auch an, daß bie Anfchläge um 20000 Rthlr. zu 96 ' 


ringe gemacht wären, fo bleibt doch noch immer ein fehr 


anſehnlicher Ueberſchuß vorhanden, welcher alle Ruckſicht 


verdienet. Das Project wurde inzwiſchen von 1750 bis 
1754. ſehr langſam verfolget, und obgleich das koͤnigl. 
Miniſterium unterm 22ten Julti 1754. auf Anregen Eds 


nigl. Kammer daſſelbe in Erinnerung beachte, aud von 


E der Stabifchen Regierung dem weyland Oberdeichgräfen 


— 


Pflaumbaum neuer Auftrag geſchahe; ſo bewog doch 
wahrſcheinlich die letzterm beywohnende natuͤrliche Zurqht⸗ 


ſamkeit, denſelben zu dem Vorſchlage, den Erfolg eines 


angeblichen, am Dornmer Oiele ſich hervorgebenden, Ab, 


bruchs, vor Faſſung eines beſtimmten Entſchluſſes noch erſt 


abzuwarten. Der Anno 1756. eingefallene fiebenjährige 
Krieg, brachte darauf alle ſolche Projecte zum Stiliſtande, 
und fo if denn auch dieſes derozeit mit zur Ruhe bes 


fördert, und nachgehends noch nicht wieder aus feinem 


Schlafe erwecket worden. Ob es noch einmal geſchehen 


dürfte, vermag ich nicht zu- Sefktummen, auf afle Faͤle 
aber dürfte alsdenn eine Vereinbarung zwiſchen der Stas 
diſchen Regierung und der. Stadt Hamburg wegen des 
Anſchluſſes und der Eoncurrenz, das erfie und nochiwens 
digfe Geſchaͤfte Ion. 5 


Anlage A. | 
Zu wien, nad dem hiebevor zwiſchen dem Ertz⸗⸗Stiffe 


| Bremen ‚- und gemeinen Ständen deſſelben, an einen, 
und einen Ehrbahren Rath der Stadt Hamburgk anı 


. been Theile, anf. der wenigen Zahl 86. den 25ten Det. 


untern andern ftreitigen Puncten, dermöge eines fonders 

bahren Recefs, gründlich find verglichen, verabſcheidet 
und vertragen, daß auf den nechſtkuͤnftigen Fruͤling des 
gzten Jahrs ein Schiff zu Ende des Robben Scıdes 
geleget, und durch beyderfelts verordnete, das Comvaß 
geſetzet, und alſo endlich ein Strich, Sowohl zu Waßer, 
alß zu Lande deſigniret und verordnet werden ſoll, da⸗ 
mit beode Theile fich’ in Strandung der Schiffe, und 
Bargı Geldes darnach zu richten haben fönten, daß den 
ſothanen Abſcheid zu Folge, von wegen Hoͤchſtermeldten 
Ertz Seifft und E. E. Raths, ihre Deputirte und ver⸗ 
vprdnete, ſich des zten Tages Auguſti Anno 1537. veis 
glichen, ein Schiff zu Ende des Robbe Sandes geleget, 
auch auf bie Geſt an einen gewißen Orthe, anf der Nor⸗ 
ders Seite an der Oxterbecke, darnach ein großer Stein 
darauf daß Compaß gehauen aufgerichtet werden fol, das 
Compaß gefeget. und gleich daßelbe auff ermeldtes Schiff 
. x 9% 


0, ge 
gerichtet, befunden, daß die Scheibe von der Dähne und 
in künftig dem aufgerichtem Stein ab, geſtracks nach 


dem Roßbefand zu, der Streich Nordweſt zum Weften ges 


Balten, weicher Strich dann zu Ewigen Zeiten die rechte 
Scheidung zu waßer, zwifhen den rg Sciff Bremen 
und dem Ampt und haufe Ritzebuͤttel feyn und bleiben, 


uud ein Jeder Theil ſich darnach in Strandung der 


Sciffe und auf Hebung des Berg: Geldes richten ſolle 
und: wolle. Dabey dan auf Ferners verabſcheibet, und 


‚von deuen Abgeordneten wegen eines Ehrbahren Raths 
‚ eingangen und bewilliget worden, daß darnacher und 


gleih von Stund an, fo bald Wetzerhalber muͤglich, E. 
€. Rath, auf feinen Koften einen großen gehauen Otein, 
darauf zum Zeichen diefer verglichenen Sees und waßer 
Scheidung das Compaß, und fonderlich der Strich Norb⸗ 
wer zum weſten gehanen an gemeldten Ohrte auf die 
Geeſte in Beyſeyn der Bremlſchen auftichten, und Feſt 


in die Erde mauren laßen ſolle, damit man zu jederzeit, 


wen es die Nothdurft Erfordert, bey auf dem Stein ge: 
hauenen Steichen, oder fonf, da der fein verglitten, bie 
Striche auß gehauen oder vergehen würden, anfdem ſel⸗ 
bigen das Compaß fegen, und dahero wißen mägen, an 
welcher Geite die geſtrandete Schiffe oder Bücher ange 
ſchlagen, des zu Uhrkund ber marheit und Sefterhaltung 


obgedachter Puncten, fein dieſer Recefle zween eines 


Lautes aufgerichget, und mir Eines Ehrwärbigen Bremi⸗ 
(hen Thum Capittels und E. ©, Raths zu Hamburg 
inflegelen befeftiget, und ein Jedern Theil, ſich darnach 
u richten, einer davon mit getheilet worden, verhandelt 

&s5 beym 


! 


42 ae 
beym Arer See, zu Berenfche, am 7. unb 3. täg Pte 
guſti. A. der wenigen Zahl 35. 


Anlage B. 


Demnak über die, in vorigem feculo in Annis 1586. 
und 1557, zwiſchen den damahligen Erg Stift, nuns 
mehro Herzogthumb Bremen, und ber Stadt Sams 
urg, zu Buxtehude und Berenſch errichtete Ders 
gleiche, in Ein Und anderen darin enthaltenen Puncten, 
unter anderen auch wegen der grenge, Und in [pecie weg 
gen. der Strandgerechtigkeit,, Und Erhebung bes Berge⸗ 
Geldes von geſtrandeten Schiffen, zwifchen dem Lande 
Wurften Und dem Ampte Ritzbuͤttel, allerhand Je⸗ 
enngen Und Turbationes, ſowoll ber Strandung, als 
Lines fireitigen Anwachſes, und deßen Beweydung hal⸗ 
ber entſtanden, woruͤber in vorigen Zeiten beyderſeits 
verſchiebene Tagefahrten Und Handelungen vorgeweſen:? 
Nach ſelbigen allen aber, und zuletzt Anna 1674. von 
Ihrer Boͤnigl. Majeſtaͤt, deßfals denen, damahls zu 
derſelben abgefertiget geweſenen Abgeſanten bemeldter 
Stadt Hamburg, eine gewiße allergnaͤdigſte Reſolution 
ſub dato de 26ten Nov, dahin ertheilet worden, daß Es 
bey denen in Annis 1596, Und 5537. aufgerichteten Ver⸗ 
traͤgen, fein Verbleyben haben, Und Dero Bremiſche Res 
gierung, in damahls kanftigen Voriahre, auff Erſtes Er⸗ 
inneren Und anfordern Burgermeiſter Und Rahts der 
Stadt Hamburg, Einige auß Ihrem Mittel; und an⸗ 
dere dazu geſchickte Leute deputiren, Und im Monaht 
Majo einen Tag zeitig benennen folte, auff weichem Sel⸗ 
bige 


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—* 443 


vige mit der Stadt gevollmädtigten in Rem Præſentem 


gehen, Und nad den Vertrage das Compas’einrichten, 
Und zufolge dem, nach ſolcher Norme, billig Und recht 


befundenen Striche, der Streitige Anwachß getheilet, 


Usd darch einen Graben Steine, oder Paͤhle die Limites 


geſetzet werden, damit in Strandumg Und Entrichtung 


Des Berge, Geldes, Ein Jedes heil fich wiße darnach zu 


zichten, Und zu Ewigen tagen: die Scheibe Und Strenge 


zu waßer Und lande ſeyn. Und unvermerckt bleyben möge: 
Beregte Roönigl. Refolution aber, wegen balde dar⸗ 
. anf erfolgten Kriegesunruhe, auch (obgleich nach Ceſarung 
derſelben, Und bey wieder erhaltenen Frieden, hoͤchſt Er⸗ 


mielte Ihro Konigl. Majeftde der Koͤnigl. Regierung in 


der, extraordinaire derfelfen Griheitten -Inftruction 
vom zoten Septembr. Anno 1683, wegen folder Irrung 


auff. Einige Expedientien, unter anderen mit Bedacht 


zu ſeyn guaͤdigſt committiret) wegen anderer vielfältigen 


Berhinderung Und Incidentiren dennoch diß jego zu Ihr 


‚zen Effect nit aelanget: So bat die Jegige ander 
Deputiete König. Commiſſion, auff echaltenen gnaͤdig⸗ 
fien Befehl die, in. bemelter Inftruckon enthaltenen 
Puncten, fo wett ſolche ned, nicht abgethan, aller mög; 
lichkeit nach zugleich mit abzurichten, fich deßſalls are 
denen inter anderen auch zu folcher angelegenheit anhere 


. 


‘ abgefertigten Und bevolmächtigten Herren Abgeſandten 


- wollgemelter Stadt, zufammen gethan, Ind die anflalt 


u verfüget , daß durch Einige ſowoll Ihres Mittels, als auß 


der Königlichen Negierang dazu verordnete Deputirte, 
Und wolgemelte Herren Abgefante, nach anleitung obbe⸗ 
_ . j . mel, 


s N 


4 


44 DPA 
melter Koͤnigl. Refolution, am ıgten nechſtverwichenen 
‚May, bee Ohrt de novo in Augenfhein getommen, 
nach benen hinc inde dazu gebrauchten, Und unter Ach 
überein kommenden Compaſſen, der zu Determinireude 
GStrich von dem, auff der fo genanten Dühne, laut Eins 
gangs gemelter Verträge, auffgerichteten Steine an, ger 
zade nach Nordweſt su Welten, auff den fo genunten 
Nobbe⸗Sand zu, durch den Altens und Neuen Anwachß, 
:mittelft Adhibirung Eines wolls @rfahrnen, im Herzogs 
ihumb Bremen albier gefeßenen, Und in Käntgl. Ges 
ſtallung fichenden Landmeßers gezogen, Und zu Einer 
hiernechſtigen Grentze, wegen etwaniger kuͤnftigen Stran: 
dung gefeßet: Solche Grentzze Und ſcheidung auch durch 
drey große Marck ſteine von jenſeits des Orſterba⸗ 
qhes an, Aber den Queftionirten Und allein ſtreitigen 
Neuen Anwachß biß an den Strand zu künftiger Nach⸗ 
richte, auf Ach begebende Fälle vor der Hand ˖ gezeichnet, 
dabey aber Stadtſeiten vorbehaften worden, daß, wan 
die Koͤnigliche Ratification erfolget, der pro Termino 
gezogene ſteich, ferner durch einen Graben, Pähle, oder, 
wie es fonft dienlich befunden werden mögte, völkg zu 
perfectioniren Und zu hewerckſtelligen. 


Nachdem aber bey vollendeter Beſichtigung, Und 
determunitter ſcheide, ſich Einige an beregten ſtreitigen 
Nenen Anwachße Und deßen Betreibung Intereſſirte auß 
dem Lande Wurften angegeben, Und beregter Bezeich⸗ 
nung Und Theilung daher hauptfächlich contradiciret, 
weil angeregter Vertrag de Ao, 1586. disponipet; daß 
der Opſterbach bie Scheide zu Lande biß in die See, 
feyn 


+ 


„5 45 


ſeyn Und gehalten werden ſolle, gleichwie der zu machens 


de Si nad dem Robbe Sande, zur fcheibung. zu 


— — 


waßer, wegen ber Strandung bezeichnet oder geordnet 


worden alfo, daß, maß anff dee Suder Seite beiegen, 
* Denen Wurſteren, auff der Norderfeite aber dem Ampte 


Nitzbuttel gehören folte, fich auch dabey auf eine ans 


denckliche Pofleflion der Betreibung befagten Treuen Ans 


wachſes mit ihren Viehe beziehen wollen: Man aber 


Bey näherer unterſachung folches Erregte Zweifels befun⸗ 
den, daß Hamburgſcher Seiten ſehr wahrſcheinlich ſo woll 
durch den undunckelen Einhalt vorberegten Vergleichs, 
und Eine producirte alte Ao. 1594. lange vor beregten 
Streits bereits verfertigte Land s Carte, Sondern, auch 


durch Ein, Ao. 1662. non beyder -feits veranlaßetes 


Zungen Verhoͤr beygebracht, daß der Oxſterbach zur 


Zeit des verrichteten Vertrages, Einen andern Außfluß 


in die See, nach Nordweſt zu weſten müße gehabt, Und 
nachgehends feinen jegigen Cours, guff dem Süden ins 


Norden verendert haben, ‚die Allegirte Immemoriale ı 


Poffeflion der Wurfter Intereffenten auch nach außwey⸗ 
fung vorhandener Arten, ih nicht geruhig Befunden, ſon⸗ 
dern Hamburgſcher Seiten per Actus contrarios, Und 
durch Proteſtationes, and) Negociationes. bev der Res 
gierung, Und fonft, man fich jeder Zeit da wieder vers 


wahret: So hat man Commiffions:Seiten mit Zus, 
ziehung des Tanglers von Ebrenbergs, als welcher!be⸗ 


reater Beſichtigung mit beygewohnet, der Stadt Ham⸗ 


burg intention für. mehr begründet anfehen müßen, . 
‚Und folhen nad kein Bedenden gehabt, das von dem 
9 - 


I 


\ . 


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u, 


46 | Se 


Ä 
gezogenem Striche im Jrorden belegene, Und Ihrem'an | 
ftreitigen Lande, jure Alluvionis accrefeirte Stucke dg6 

* Queftionirten neuen Anwachfes für Ein, dem Ampte 
Rigbüttel zußehendes Eigenthum zu halten, Und € 
demnach darunter bey mehr gemelter Koͤnigl. Refolution, 
und deren Einhalt allerdings zu laßen, auch zu deßen 
Uhrtkundt dieſen gegenwertigen Receſſ mis vorberegter 
Herren Abgeſandten (Jedoch auf vorherige allergnaͤdigſte 

,Approbation) Und genehmhaltung fo woll Ihrer Koͤnigl. 

Mojeſtet, alß auch nochmahliger Ratiſication Ihrer Her⸗ 

| 


‚ ren Eommittenten zu vollen ziehen. 
Stade den 6ten Juny Anno 1693. 
Ä \ 
Anlage C. 
Extrac auß des Herrn Regierungs Aaths von. 
der Rubla wegen feiner nach dem Lande Wur; 
ften gehabten Commiſſion abgeftatteten relation. 


4, 


Sub dato den ızten Sept. 1686. 


Sonſt noch etwas weniges von dem Neuemlande hier 
anzuhangen, fo iſt ſelbiges nach beſchehener Einteigung 
ohngefehr in 3000 Juden beſtanden, wobey nebſt des 
Seht. Herrn Praͤſidenten Kleihen Erben, ; Kirchſpiele 
des Alten Landes intereſſiren, alß nemlich: Mißelwar⸗ 
ven, Padingbüttel, Dorumb; Cappeln und Spiecka 
au Kombt, ſelbiges gehoͤret zu demjenigen, welches ehe⸗ 
mahls der Sehl. Buller gehabt, und nachgehends uff 
den Sehl. Herrn Praͤſidenten gekommen, und in dem 
desfaſls Ao.1661. errichteten Receſſ davon außgeſchloßen 
iſt, und intereffiver Cappol mit gedachten Kleihiſchen Er⸗ 
u | ben 


[ 
⸗ 


ben, 618 an Me Cappeler⸗ Schleuſe und hernach Spiecka 


His an.die. Spiecker/ Schleuſe zum Sechſten theil; 
An diefem Ohrte find bey der Eintelchung bie Teiche nicht 


gar zu nahe. an die See Kante geleget, dahero haben 


a” 
⸗ 


»- 


Sie nicht allein ſtatliches Borland und fehr gute Teiche, 
Fondern findet ſich hier auch ein herrlicher Anwachs, fo 
daß es woll für die Muͤhe lohnet zu uͤberlegen, wem dies 
fer Anwachs zu ſtatten kommen folle, dem Publico, oder 
denjenigen, deren Länderiy und Teiche daran ſchießen, 
und wie derſelbe am beften zu nutzen ſeyn moͤchte? Waß 
von dem erſten Membro ber Frage die Gemeine Rechte 
ſtatuiren, will ich hier nicht anführen, zumahlen hide 
anbillig gezweiffele werden koͤnte, ob felbiges in dieſem 


. cafu; und da man cum Principe zu thun hat, allerdings - 
applicabel wäre, ſondern nur allein dieſes fagen, dag - 


die Landes Obrigkeit von dem Neuen⸗Lande, che und bes 


vor es eingeteichet worden, einigen Genuß gehabt, ‚wie. 


deutlich aus dem Allegirten Recefi de Ao. 1619. zu er⸗ 
fehen, hat nun damahls bie Landes Obrigkeit von dem 


Anwachs Genoß gehabt, fo Scheich feine releyante Uhr⸗ 
gache, warumb es nicht anigo auch gefchehen, und wenigs 
fttens von denen, ſo derſelben mit guten Profi gebrau⸗ 


hen, etwas, es ſey an Gelde oder an Horn, dafür an 
die Cammer entrichtet werben folte, denn da eadem ra 
io it, da muß auch idem Jus feyn, wie denn auch hin⸗ 


| gegen allerdings billig, daß denen, deren Landt aufge 


geichet wird, die Onera fo auf felgen Lande gehäffter, 


remittiret und erlaßen werden, fothanen Anwache ober | 
sum Teich bande zu faßen, feldiges wil wol für der Hand 
4 ⸗ . oo. 


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il 


aß88 —XX 
od ' 
nicht Nathſamb feyn, denn ſo koͤnte es leicht geſchehen, 
daß es ginge, wie an den Ohrten, da der Teich ſo nahe 
an die See geleget, und dadurch nicht allein der Auwache 
verhindert, fondern auch, daß es nunmehro continuies 
lich abbricht, veruhrſachet worden, wie denn einige wän 
fhen, daß der neue Teich nie gefchlagen wäre, und vers 
meinen, wie auch glaubläh, daß der Anwachs ſodann 
Immer mehr und mehz zugenommen haben wärde, und 
von den Einwohnern des Alten Larides ohne ſchwere Teich⸗ 
koſten füglich hätte genuͤtzet werden koͤnnen ꝛtc. 


Anlage D 


Extraftus —** conferentiae mit den Bremi⸗ Ä 
miſchen Seren Ständen de 2g. Det. 1690. 


Herr Vice Präfes Owſtien; Diefer Dunst der Anwächfe 

wäre mit dem Punct der. Zehenden von gleicher Nas 

tue, weil Stände dafür Kalten, daß er auch nur 

Privatos angienge, deswegen Staͤnde dabey auf 

ſich jego nit aufzuhalten haben, fondern die Pri- 

vati würden Aue wie beym Punct der Sehenden, 

zu citicen, und auf die von der Sammer eingebrachte 
defignation zu’ vernehmen feyn. 


Extraßus protocolli 


bey Vermehrung der Marſchlaͤnder 
de 14. Nov. 1690. 
ge Vice Praͤſ. der Punct der Anwaͤchſe waͤre mit 
| Ständen fo weit verabredet, daß die poſſeſſores 
ſolcher eiwanigen Anwaͤchſe mit ihrer Befugnis 
ven 


| Dale 49 
vernommen. werden follen, weit Staͤnde folches als 
ein particulier Werd-anfehen, fo das Publicum 
oder gantze Land eigentlich nicht touchiret,. wie nun 

ferderſamſt geregte Pofleflores citiret und vorgefor⸗ 
dert werden ſollen, als wird Derofelben Befugnis 
aisdenn zu unterſuchen, und ‚bie Gebuͤhr darunter 
zu verordnen ſeyn, wobey die guten Marſchlaͤnder 

die Zuverſicht woll haben können, daß einem jedem 
wiederfahren wird, mas das Necht und bie Billig⸗ 

keit darunter erfordert. | 

Herr Doctor von Bremen nom. der Marſchlaͤnder: me 
> bie Hohe Königl. Commiffion diefen Punct des Anı 
wachſes biß dahin außgefeget, daß die Eigenthuͤmer 

citiret werden ſollen ‚yo ſtellet man bie Handlung 





biß dahin aus. n | Ä 
| — — Em 
| II. 
Ä Kurze Geſchichte der ehemahligen Grafen 
| bon Diepholz ”). Du 


Som Kandidaten muler in Echem. 





—— — — — — 


| De Alteſte Eyur bieſer Sesiste verlleret fih tief 

| ins Dunkel der Zeiten des großen Carls. — 
Nach D. Schaevii Sceleton Geograph. bießen die Voͤl⸗ 
ker 


* Ich Habe dirfe Seſchichte aut aften Handſchriften 
Fuſammengezogen, geordnet and eingekleidet; auch, 
(Annal. st Jahrg. 18©t.) D fo 


. 


50 ' BE 2 
kr Anfibarii, weiche das Laub Diephols an dem ſte⸗ 
henden See Dommel *), ia ben älteften Zeiten des 
wohnet haben. So nannten fie bie Römer. Ihre Nach⸗ 
baven aber wurden Angrivarli, Chamavi, Chafuarüi 
oder Chattuarii genannt. Es waren tnögefamt Jeden, 
„die — nach dem Ausdruck des eifeigen Geſchichtſchrei⸗ 
ders — „den wahren Gott nit erkannt, fondern im . 
Ichreklicher Blindheit, in teuflifcher Bosheit, in Fin⸗ 
 „ferniß und Abgötterey gelebet, und den Saturn unter 
„dem Namen Ceodns oder Crodo Angebetet haben — 
Arminius, der beräßmte Held und: Obeifler ber: 
alten Deutſchen, ſchlug bekanntlich, den romiſchen Su 
neral Bars zpifchen ben Fluͤſſen Ems und Kippe, uns 
weit Paderborn. Zum Andenken des Sieges wurden 
in Soechſer und Weſtphalen — unter andern bey ber 
A: 1, Iburg im Hochſtift Osnabruͤck — Säulen und 
Bildniſſe zur Ehre dem Armin errichtet. . Diefe Denk! 
maͤhler find betandt ante dem Damen ber Jrmenful**), 
(Sr 
fo weit ich konnte, mit Befunden beleget. — Jege 
geb' ich mejne Arbeit Kennern als Material — 


) Jetzt Dummer⸗See genannt. Er iſt 3 Stunden 
lang und I Stunde breit und ſcheidet die Muͤn⸗ 
fterſche und Diepholzer Graͤnze, gehört jedoch aus⸗ 
ſchließlich zum Amt Lemfoͤrde. S. d. Ann. 3° Sg. 


©. 802. 


**) In Hildesheim findet mad noch eine me 
‚taline Semenfäule, welche Carl der Große A. 772. 
gerſtoͤrt haben fol. Es ift ein Goͤtzenbild in Ge⸗ 
ſtait eines Helden. In der Rechten eine Fahne, 
rin eine Roſe ſtand, in der Linken eine Sin 

inn - 


— 


yon 


- 


— 


ei 


, Jemenfänten), welche von den Heyden abgoͤttiſch vereh⸗ 


ret warden. Ein Wine für Carls Heldengeiſt! Er faſ⸗ 
ſete den tapferen Entſchluß, die Heyden in Weſtphalen 
und um den Dümmerfee mit Gewalt — wie die Sach⸗ 
fen an der Elbe — zum chriſtlichen Glauben zu bringen, 


welcher auch in Worms auf dem Neichstage im Jahr 


772. gebilliget und beſtaͤtiget ward. So matfchirtedems 
nach der erſte deutſche Kayſer in neun Zügen gegen bie 


> Sachfen, welche eilf mat ſich wider ihn aufgelehnet hats 
“ren, und überwand fie endlich in funfzehen-merkwärdis 


gen Schlachten. Diefer blutige Krieg bauerte über 30 
Jahre, bevor Carl feine Abſicht Die Heiden zur Taufe 
zu dringen, erreichen konnte. Nun kam der Sieger au 
von Bremen über die Wefer), Stang in Weftphalen 

ein, griff den Gerächtigten Wittefind, König ber Sadı 
fen und Engern an, und lieferte demfelben auf der - 
Drebber Höhe *) eine blutige Schlacht. „Hier, — 
fett der Geſchichtſchreiber hinzu — „zeichnete füch einer 


vom Gefolge des Kayfers, aus Franken gebürtig, 


„deflen Name jedoch unbekannt iſt, als ein kuͤhner Held 
„ſehr wa an „Geräbee durch die Treue und das 
„tapfere. 


Sinnbild der Gerechtigkeit. Auf ber Bruſt ein 
Baͤr, im Schild ein Löwe. Das Poſtement hat 
folgende Inſchrift: 
- Sic fructus veftri veſtro fint gloria Patri, 
Ne damnenttenebra, quodfecerit actio vitæ, 
“> Juncta fides operi fit, lux ſuperaddita luci. 
©. Huͤbners Geogr. IL. Th. ©. 643. . 


4) Bünting nennet fie die St. Hülfer Berge. Drebs 
ber und St. Hülfe find Dörfer in der Srafſchaſt 
Diebe d | 

N un 


2. "IRRE 

„apfere Beträgen feines Dieners, tunkte der Kayſer drey 
„Singer in das Blut der erlegten Feinde, druckte fie dem 
‚Ritter auf Sie Bruf, und erlaubte ihm neben einem 
„freudigen Löwen, die drey eingedruckten Blatetropfen 
„im Schilde, als Wappen zu führen. Zugleich erhob er 
„den Sieger zum Grafen, und ſchenkte ihm dieſe Strecke 
„Landes zum erblichen Eigenthum, welches der Held 
„dann auch mit Dankbarkeit annahm; deſſen Nachkom⸗ 
„men hiernach Grafen und edie Herren von Diepholz 

„hießen *). — 
de erfte Sig dieſer Grafen war in Cornau **), 
dem Äfteften Flecken der Grafichaft; bis fie hernach da 
ein Schloß erbaneten, mo jetzt das Fleden Diepholz 
liegt, md dorthin ihren Sitz veränderten. Mad Jo. 
Schiphoverus hingegen, Kammen die Grafen von Dieps 
holz von den Sriefen ab — welches wegen der Lage des 
Landes und der Verwandtſchaft der Herzöge von Olden⸗ 
burg mit den Srafen von Hoya und Diepholz nicht 
‚ ganz unmahrfheinlih it. Jener fagt nemiich in feinem 
Chronic. Archicomitum Oldenburgenfium, „er habe 
„in authentifhen Schriften gefünden, daß die Barones _ 
“ „de Depholde nebſt den Grafen von, „olftein Olden⸗ 
„burg, Hoya und Brokhuſen von den edlen Frieſen 
„abſtammen, weiche aus alten vornehmen Roͤmergeſchlech⸗ 
„ten emtiproffen, ungefehr um die Zeit des befahnten 
. | ‚ „Attile, 
) Den hiſte riſchen Werth diefer Erzählung laffe ich 
da hingeſtellet ſeyn; welche ſchwerlich ſtrenge Kri⸗ 
_ til verträgt, und gebe fie nur der Vollſtaͤndigkeit 

wegen. 
”) S. Annal. gr Jahrg. 26 St. ©, 250, 253, 


a 


V. 13 
„Attila, Königs der Hunnen, in bie Frieſtſchen Quar⸗ 
„tiere gedrungen, oder auch vielleicht ſchon zur Zeit des 
„Julius C(aͤſar's hieher gefandt worden ſeyen, die Frie⸗ 
„fen im Zaum zu halten, Nachher hätten fie den Kay⸗ 
„fee Carl M. auf feinen Zügen nah Rom begleitet. ‘ 
„Bon dort habe fie Carl zucä in ihr Vaterland. gefandt 
‚und fie zu Edlen Herren gemachet. In diefem Range 


„wählten die Frieſen fie hernach zu Grafen und Rich—⸗ 


„tern, welche nad, einem Geſetzbuch Alige-book ”) ges . 
„mannt, richteten.” — Hiernach wären die Grafen von 


Diepholz aus alten Frieſiſchen Familien von Carl dem 


Großen au Herren de Depholde erhoben worden, wels 


qes damals wenigftens eine freyherrliche Würde war **); 


Hätten Friesland verlaffen, und in dieſen Gegenden am 
Fluß Hunte ihren Sig- genommen. Weil fie ald Gras 
fen und Richter famen, fo nannten fie ihr Gebiet Srafı 
ſchaft, und verlegten ihren Gig von Cornau ins tiefere 


Holz dahin, wo jebt das Sieden Diepholz liege. Sie 


fahlten ſich nemlich bey dem damals noch gelsenden Fauſt⸗ 


recht, den Seiegesjügen in ſehr ausgefeger. Darum 208 ° 


gen 


*) Der Verfaſſer dieſes Geſetzbuches fol Azo, ein ge⸗ 
lehrter Juriſt geweſen ſeyn, nach welgem es ges 
nannt ward. Sein Inhalt war: 1) Niemanden 
zu beleidigen. 2) Jedem das Seinige zu geben. 
3) Witwen und Waifen.nichr zu beträben. 4) Die 
‚Kirche Gottes zu fhägen. V. Meibom. R.G. T. 

I. p. 142. — Derfel. D. Oelrichs in Bremen ift 
an der Weberfegung diefes Buches durch den Tod 
gehindert worden. ©. Hamb. Correfp. N, 77. I 
1789. 

=?) Selchow elem. jur. Cerm, vom Adel. 


D 3 


N 


54 Dan EEE 

gen fle ſich tiefer in das Holz, wovon ihr Gehlet Deip⸗ 
bolt genannt feyn foll. — Doc ift dies eine unfichere 
Muthmaßung, die der Erhebung der erften Beſitzer des 
Diepholzer Gebietes zu Herren de Depholde widerſpricht 
auch iſt gegenwaͤrtig keine Spur mehr zu finden, daß das 
Flecken Diepholz ehemals im tiefen Hoize gelegen habe: 
ſondern alles iſt eine flache Ebene von einigen Meilen — 


‚obwohl die gemeine Weide zwiſchen Diepbolz und Lem⸗ 


Förde noch jegt den Namen des großen Bruches trägt, 
worin ehemals vieles Holz geitanden haben fol. Auch 


"führer der Name des Fleckens Diepholz, Deipholt *) 


auf jene Angabe. Die Zeit der Verlegung des erſten 


Grafenſitzers dürfte ſchwer zu beftimmen feyn. Doc 
geſchah fie vermuthlich ſehr fröß; vielleicht ſchon vor den 
"x Zeiten des Kayſers Otto I. Denn im Jahr 939. iſt 


Bereits. ein Graf -von Diepholz, Wilhelm der aͤtteſte, 
Dey dem Turnier in Magdeburg geweſen **). Das - 
| Be u . Schloß 


) Von dem Uefprung diefes Namens Bat man noch 


folgende Sage: „Als die Grafen ihren Sig ver⸗ 
ändern wollten, waren fie unfdlüßig, wo das 
Schloß fiehen ſollte. Endlich ward beſchloſſen, 
eine Taube fliegen zu laſſen; mo dieſe ſich ſetzen 
würde, da ſollte das neue Schloß ſtehen. Die 
Taube flog deip int Hollt, wornach entfchieden und 
Ber Ort Deiphoflt genannt ward, wie man ihn in 
Urkunden finder. . Plattdeutſch heißt er noch Deefs 
Holt. So follte man auch Diefhotz fprechen nad 
dem Sprachgebraudy, und Tiefholz nach allen Abs 
leitungen Des Wortes. 

8) Wenigſtens geſchah diefe Sitzverlegung gewiß fchon 
vor 1356. Denn, von diefem Jahre finder ſich 
eine geſchriebene Urkunde, daß Graf Conrad. in 

— der 


 Apwebiihen Obriſten Aragenftein in die Aſche geleget. 


rs 
, " " a / x 


Schloß in Diephols' warb im Jahr 1637. durch den 


Doch aber ſeit 1651. etwas wiederhergeſtelle:. 

+ Dee Erſte nun, weicher unter dem Namen eines 
Grafen und Edlen Herin von Diepholz vorkoͤmmt, iſt 
. L Wilhelm oder Guilielmus, Graf und Edler Here 
son Diepholz, ums Jahr Chriſti 930. 935. Er war’ 
mit bey der Schlacht gegenwärtig, welche die Deutſchen 
gegen die Hunnen erfochten, zur Zeit Heinrichs des 


Voglers. Auch war er mit auf dem Turnier In Gos⸗ 
lar im Jahr 930. und ward bey dem Mitterfpiel einge⸗ 
ſchrieben, weiches Heinrich ber- Vogler in Magdeburg. 


Bielt. Von feinen Kindern ſchweigt Die Geſchichte. 
Sein Enkel und Nachfolger war 


DL. Ludolphus oder Rudolphus. Dieſer diente 


iu. ſeiner Jugend als Küchenjunge am Soft. des Koͤniges 


Woldemar in Schweden, und gab fi anfangs nicht 
zu erkennen. Aber feine Tugend und Geſchicklichkeit 
zeichneten ihn Bald fo fehr ans, daß der Monarch iin 
fofort zum Kammerdiener machte, — Einſtmals war _ 


er mit feinem Herrn anf der Jagd und verierte ih, als | 
er allein einem Hirſch nachſpuͤrte. Hier traf er eine 


Ring mie Karfunkelſtein ſchenkte. Der Juͤngling nimt 
das Geſchenk und bewahret es zum Andenken der Schds 
| ' D4 nen. 


der Schloßkapelle in Diepholz zur Ehe des heit, 
gel. Am. 1751. St. 16. 


J - 


„8° 


” 


‚. Kreuzes einen, Altar geſtiftet abe... ©. Hannov. _ 


— 


ſchoͤne jung⸗ Frau an, weiche dem Irrenden nicht nur | 
. den richtigen Weg wieder zeigte, fondern ihm auch einen 


se RR 
nen: Als Hierauf der Kammerbiener bey dem Riniee 
die Aufmartung hatte, bemerket fein Kerr gar bald bei 
. Ring, deffen Glan; ihm in die Augen flralte, und frage 
feinen Diener: „woher dee Ring und Wer er ſey?, — 
Der Juͤngling, beſtuͤrzt Aber die Frage, geſtand nun 
Alles. Er erzaͤhlt die Vegebenheit, und zeiget (eine 
graͤfliche Abſtammung an. Der König forſchet hierauf 
ber Sache weiter nach, und, al& er fie wahr findet, ſchen⸗ 
tet er dem Juͤngling feine ganze Liebe, und waͤhlet ihr 
zu feinem Eidam, indem er ‚dem Grafen’ feine, Prinzeſ 
Ann Tochter Marie zur Gemahlin giebt *). — Das 
fürkliche Beplage- iſt zu Nieholm im Jahr ı01r. ge⸗ 
halten worden; wovon auf dem Schloſſe in Lemfoͤrde 
ein Gemaͤhlde pelunden ward, mit folgenden beutichen 
Keimen: 
Rudolph von Durbohn ein aeborner Grafe 
dienet in Schweden an Kaͤniges Hofe 
kuͤr einen Kaͤchenjungen unbekannt, 
ı Word des Koniges Kämmerling) zur Hand. 
- Und, damie kanftig ſolche Ding nicht vergeffen, 
sad Re ihm einen Ring bey dem Een, 
verſehen mit Karfunkelſtein, 
fo gab von Ah gar hellen Schein. ' 
Einsmals der König in ber Nacht 
des Steines ‚Ban fah, auch Kundſchaft bracht, 
woher 
*), Dan ſieht, daß zur Erreichung dieſer Abſicht jenes 
ufammentreffen der Liebenden im Walde verans 
falter war. — Auch war es für jene Zeiten niche 
Fr daß eine Konigotochter einem Grafen zu 


il ward. 
| 


3 
. 


ey —- — 


| vc.. 9197 
woher der Sing und der Juͤngling geboren? 
Darauf er ihm Fräulein Mariam erfohren: 
als, daß er einem Hirſch nachfpürte 
und dadurch in dem Wald verirrte, 
ctrift an eine Jungfrau Lobefan, 


die zeiget ihm die rechte Bahn, , 


- welde vom König Woldemar 

. und feiner. Liehften gegeuger war, 

: and ihre Schwefter eben der Zeit 
Primislao, Herzog in Pommern freit. 
Der beyden Beylager auf Einen Tag 
zu Nikodem hernach geſchach 

ans Königs Hof mit Riiterſplel, 
Panquet, Turnier und Freuden viel *). 


Der junge Graf, führer nun feine Gemahlinn heim. 
Pit Jubel empfangen: ihn. feine Unterthanen bey dem 


Dorfe Goldenſtaͤdt an der Graͤnze ſeiner Grafſchaft. 


Hier wirft die neue Gräfin Geld unter das Wolk aus, 
welches diefem Ort feinen charakteriſtiſchen Namen und 
der Brücke, welche bey demſelben über den Huntefluß 
gebet, die Benennung der sölbenen | Bruͤcke fol gesehen 
baden. 


—— 


Ds ‘- MI. 


u, Das Gemaͤhlde und dieſe Reime ſind nen, wie 
man fieht, weil die lezteren Hochdeutſch find. Viel⸗ 
leicht, daß die Grafen nach der Reformation jene 


Familienerzählung fo erhalten und auf bie Nach⸗ 


welt bringen wollten. 


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1 


8 Bwwiſqwe · 


III. Otto, des vorigen Sohn, war als Graf von. 


Diepbob mit auf dem "Turnier in Halle in Sachſen, 
im Jahr 1042. *) 

IV. Georgius folgte feinem Bater in der Grafſchaft. 
Im Jahr 1119. war er in Goͤttingen mit bey dem 


Turnier gegenwärtig. — Sein Bruder Gottſchalk 


ward im Jade 1109. zum 22ſten Biſchof von Oonabruͤck 
erwaͤhlet, und nach ſeinem erfolgten Tode 1119. in dem 
Kloſter Iburg beygeſetzet. Seine Grabſchrift lantet ſo: 

Nobilium natus jacet hic Diepholt: tumulatus. 


| Annis octo fuae praefuit ecclefiae; 


Cui fines vitae fuerint- cum menfe Decembri, 
His Godefchalcus erat. ‚Chriftus ei faveat! _ 

V. Johannes, George Sohn, folger feinem Vater 
in der Regierung. Cr war bey dem. Cöllnifchen Turnier 


gegenwärtig im Jahr 1179. **) Sein Bruder Bodes ” 


ſchalkus ward Canonikus und: Domberr.in Bremen 


und Coͤlln. 
VI. Conradus, des vorigen Sohn, folge hierauf 


als regierender Graf. — Zur Semapiin bat: er eine 


. SGraͤfin 
*), „1095: — fo ſchreidt mir der Herr G. I. R. 


Möfer — „lag Drebber in comitatu Adelgari 


„Juli Wikiggi, welcher wohl der Ältefte bekannte 


„Graf von Diepdolz war. — Dach fiheinet dieſe 


: „von einer andern Branche zu feyn, welche den 
„Det Deebder als eine Herrfchaft in der Grafſchaft 
„Diepholz defad.,, — So-hebt fi denn der ans 
fcheinende Widerſpruch am lelchteſten. 


*) Sein zweyter Sohn Jehann ift, als Eanonitas 


in Denabräd * georden, 


— 


4 a üü 


Bi 0’, BE 2 


Graͤfin von Zorſtmar gehabt, mit weicher eg zwey 


Söhne, Rudolph und Conrad, gezeuget hat. Der 


. 2eztere warb agfter Biſchef in Minden; fliftete ein 


Klofter Ciſterzienſer Ordens bey dem Säbtden Bra; 


‚venalshagen, woraus Graf Adolph von Schauen: 


burg nachher die Stadt Rinteln bauete. Er hat auch 


| Beineberg, weiches er dem Grafen von Teklenburg 
abgenommen hatte, von neuem aufgefuͤhret; und iſt 
Auno 1236. im Julius verftorben. 
WI. Rudolphus, Conrads Sohn. Er vermählte 
ſich mit einer Gräfin von Hoya. u 


Seine Kinder find geweſen: 
1) Rudolphus IT. ſein Nachfolger. 
2) Kunigunde, zwote Gemahlin des Grafen Eonrab 


von Oldenburg. | - — 


3) Eonsadus, Probſt in Minden. 


4) Johann, Biſchof in Minden. Er folgte dem 


Bruder feines Vaters unmittelbar. Den Thurm zu 


Reineberg fol er aufgeführer haben und Anno 1250, . 


in den weſtphaͤliſchen Bund getreten feun, welcher zu 


Neuhaus geſchloſſen ward. Er far im Jahr dies 


fer Handlung 1250. 


Rudolphus II. vermaͤhlte ſich mit der Gr - 


fin Sutte von Oldenburg und ſtarb vermuthlich ohne 
Leibheserben; weswegen dit Piesleexu auf feinen Bruder 


Conrad U. tam. 


IX. Conradus IT. trat demnach die Regierung an, 
welche ihm durch Collateralerbſchaft zufiel. Seine Ge 
mahlin war Jemgart, eine Graͤfin von Waldeck, mit 


| welcher 


1 


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6 Br 7 


weicher er dieſe 4. Kinder géezeuget Bat: 1) NRaudolrh 
ſtarb noch in der Kindheit. 2) Gottſchalk, Domherr in 
Coͤlln. 3) Helmoid, Domkantor in Bremen. 4) Heb⸗ 


wig, Gemahlin des lezten Grafen Heinrich zu Stein⸗ 


berg. Aus der zwoten Ehe entfproffen 5 Kinder. 1) 
Conrad IH. der zur Regierung gelangte *). 2) Otto 
und 3) Johann, beyde Domberren in CUn. 4) 5) 


ı Zwey Schweflten, welche beyde ins Kloſter gingen, die 


eine nach Rheda, die andere nad Bronkhorſt, 
X. (onradus II. folgte feinem Vater demnach in 
der Regierung. Er hatte drey Gemahlinnen nachein⸗ 
ander: 1) Gertrud, eine Gräfin von Aittberg, 2) 


“eine Gräfin von Aenneberg, 3) unbelsnnt. Im Jahr 


1327. if er nebſt vielen andern deutſchen Fürften in 
Sriesland geblieben. Kranz und Hoppenrodius 


“melden aus einer alten ſachſiſchen Chronik; daß 2 von 


diefer gräflihen Familie im Jahr 1371. in der Schlacht 


zwifhen Herzog Magnus und Herzog Albert von - 


Meklenburg geblieben ſeyen, welche Conrads Söhne 
geweſen **): 1) Johannes IL fein Nachfolger ‘und 
2) Rudolphus; zuerſt Landbiſchof von Osnabruͤck, dann 
Biſchof von Utrecht, uͤber deſſen Wahl viel Streit ent⸗ 
ſtand. Er führte im Dsnabrüdifgen das Schloß Lage 
auf, flach Anno 1455. und ward begraben In Atrecht. 
| XI. 
*) Vermucthlich thaten feine beyden Halbbruͤder Gott⸗ 
ſchalt und Helmold aus der erſten Ehe, Verzicht 
auf ihre Anſpruͤche zur Regierungsfolge, aus Aus 
dacht und Liebe zum beſchaulichen und friedlichen 

Klofterleben. , | .. 

**) ©. Bünting Chron. Brunfvig. p; 107. 


| u 7 · 61 
XI. Johannes IL des Vorigen Sohn, war vermaͤhlt 
mit der Toter des Grafen Otto von Hoya, als er 
zur Regierung kam. Ihre Mutter war- eine Branns 


ſchweig⸗Luͤneburgiſche Prinzeßin. Nach deren Ableben 
verband er ſich mit Margaretha, Tochter des Grafen 


Conrad, von Oldenburg. Aus ver erſten Ehe ent⸗ 
ſproß nur ein Kind, nemlich: Johannes, der vier und 
vierzigfte Biſchof von Osnabruͤck. "Aus ber zwoten 
hingegen drey Kinder. 1. Dito 11. Nachfolger in der 
Regierung ?). 2. Conrad, Bifchof von Osnabruͤck A. 
1440., von deſſen chriftlicher Tapferkeit vieles geruͤhmet 


wird. 3. Anna, Semahlin des Grafen Julius in: 


Bunflorf. 


XIL Otto II. Sohn aus der zweyten Ehe lanes Va⸗ 
ters Johannes Il. Er nermählte ſich mit Hedwig, 
Tochter des Grafen Gieſelbert von Bronkhorſt **). 
Seine Kinder find geweſen: 1. Conradus IV. .2. Rus 
delphus III. 3. Eltſabeth, Gemahlin des Grafen von 
ber Lippe. 4. Die Gemahlin des Srafen Johann vos 
Sriegelbers. 

XI. 

2) Wahrccheinlich machte fein Bruder ihm Platz, aus 

‚eben den Gründen, mie Gottſchalk und Helmoid 
ihrem Bruder Conrad die Regierung abtraten, 
weiches Johannes ohne große Verläugnung konnte, 
da et von Denabräd war. ©.n.1X. ©. 
„17 | 
a*) Durch dieſe Bermähleng kam auch die Herrichaft 
Bronkhorſt nebſt Borkelo in den vereinigten Nie⸗ 
derlanden an das Dart Diephoi8 


[4 


62 ‚5 


- XI Conradus IV. farb nöd während der Vor⸗ 


mundfchaft der Leoroda in Lemfoͤrde, welches ſeinem 
Bruder 


XIV, Rudolphus IÜ. zur Reglerung Half, Diele 


war zuglei Graf von’ Bronkhorſt durch muͤtterliche 
Erbſchaft. S. bey n. XII. — Seine Gemahlin war 
Eliſabeth, Tochter des Grafen Bernbard von bee 


Kippe, aus welcher Ehe fleben Kinder entfproffen find. - 


1. Fridertkus, Nachfolger in der Grafſchaft. 2. Conrad, 


3. Rudelphus, beyde Domherrn in Ein. 4. Adelheid, 
Gemahlin des Oberſchenken, Barons von Tautenburg. 
5. Irmgart, Priorin, zületzt Abtißin in Eſſen. 6. Anna, 


Aebtißin in Trekenhorſt. 7. Die Gemahlin des Johann 
Naßfeldt, Herrn Yon Noiſtendorf. 


XV. Friederikus *). Er ward an dem Hofe des 
Herzogs Heinrich von Braunſchweig⸗Luͤneburg ers 


zogen, und trat dann in die Reihe der Grafen von Dieps 


holz und Bronfhorft: inzwifchen theilte gr mit feinen 


beyden Brüdern die Regierung, laut der angezogenen Ur⸗ 
kunde von 1509; vermuthlich nur fo lange, bis jene zu 


Domherrn von Coͤln gewählt wurden. Dehn in dee 


andern Urkunde von 1525. nennet er fid) nur allein — 
au Semahlin hatte. priederich Eva, die demuͤthige 
gott⸗ 


9 In einer Urkunde von 1509: beißt es: „Wy Sons” 


„radt, Johann und Friederich, Gebrübere, Edle 
„Heren tho Diepholt.” Sin einer andern von 1525. 
‚ finde ih: „Wy Friederich, Eddeler tho Deiphollt.“ 
Bon obigem Johann fagt die Geſchichte nichts, 
N. auflee der gedachten Urkunde ; vielleicht daß As 
dolph auch diefen Namen trug; 


— 


NEE 


L_,7 02 + 
gottferlige Eſther genannt; Tochter des Grafen Ulrich 
von Negenftein. Unter Friederichs Regierung. iſt die 


Evangeliſch/ Lutheriſche Religion in dee Grafſchaft Diep⸗ 
Holz, im Jahr 1528. eingefuͤhret worden. Und dies 


auf Veranlaſſung ſeiner frommen Gemahlin. Patro⸗ 


kulus Roͤmeling, ein Franziskaner Moͤnch, mußte 


dit Religionsverbefferung auch in der Grafſchaft Diep⸗ 


holz in Aufnahme bringen, auf Begehren des Grafen; 
welches denn auch Trotz dem heftigen Widerſtande ber 
damaligen Domherren in Drebber *) gluͤklich durchge⸗ 


ſetzt ward. Er ſtarb an dem ſogenannten Engliſchen 
Schweiß, im Jahr 1529. zu Eſſen wo er auch begra⸗ 
ben liegt. Ihm folgte 
XVI. Rudolphus IV. **), welcher im Jahe u5z0. 
zur Regierung gelangte, als einziger Hohn und Erbe 
Friederichs J. Weil er aber damahls noch minderjaͤh⸗ 
eig War, fo mußte er eine Zeitlang unter der Vormunds _ 
ſchaft feines Oheims Johann fichen. Er war vermählt 
mit Margaretha **°), Tochter des Grafen Jodokus 
son Hoya, mit welcher er einen Sohn und eine Tochter 
zengete; s wovon aber die legtere unverbeprasher geſtorben 
iſt. 
) G. ch. B. L. A. ar Jahrg. 26 St. ©, 253. 


F⸗) Aus einer Urkunde von 1550. „By Rubdolph, 
„Grave vnnd Eddelher tho Deiphollt.“ — Aus 
einer andern von 1558. „Wy Rudolph, Grave tho 


ia a vnnd Brunfhorft, Her tho Borkelho“ 


—8 einer Urkunde von 1567. leſe ih: „Wie 


„Margaretha, gebornne zur Hoya vnnd Brock— 
‚„baufen, Sravinne zu Diephollg und Brunthorſt, 
„Frouw zu Vorkelo vund Witwe. 


» 


.___N 


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64° 7 | 
iſt. Er hat im Jahr 1555. den beruͤhmten ReUgions⸗ 


frieden auf dem Meichetage in Augeburg mit unten 
ſchrieben. Ihm folgte endlich 


XVII Sriederifus IL *), Rudolphs einziger Sohn 


and Erbe, weicher fih mit der Gräfin Anne Sopbia 
zu Walde, vermähler hat. Das Beylager ward im 
Jahr 1579. in Caſſel gehalten. Er zeugte auch mit ihr 
A. 1580. eine Tochter, Namens Anna Margaretha, 
und 1583. einen Sohn, der. aber gleich nad) der Taufe 
nebſt feiner groͤflichen Mutter geſtorben ik. Im Jake 
1581. hob Sriederich durch ein Edict vom 13. Sepk 
den Unterſchied des Htergewettes und der rauengerabe **) 
wegen der freyen Verlaſſenſchaft, auf. Endlich ſtarb am 
31. Sept., nach Andern am 22. Det. 1585. ber legte 
Graf von Diepholz ohne männliche Leibeserhen. Seine 
Leiche ward zu Mariendrebber in der gräfliden Gruft 
Gengefeget, welche noch jest auf dem Chor der edemallı 
gen Hofkirche zu fehen iſt. Das ſchoͤne Denkmahl hatte 
Friederich noch bey feinem Leben im Jahr 1582. wer 


, „fertigen laſſen. Die hinteröliebene Waffe, Gräfin An⸗ 


na Margaretha ward ‚hierauf yon ihrer Großmutter 
matterlicher Seite, Grau Anna Gräfin pon Waldeck, 
genannt wegen ihrer Froͤmmigkeit, Krone bed Landes — 
aufgenommen, und in Arolſen ſorgfaͤltig erzogen bis 
ins zwölfte Lebensjahr. Dann kam fie zuruͤck nad Dieps 
holz zu ihrer andern Großmutter, bey weicher fie jedoch 
a 0 nur 
*) In einer Handichriftlihen Nachricht finde ich : „Vei 
„Regierung Friederiche, Graffen zu Diephollß. 1581. 
*+) Eine Abhandlung über diefen Gegenſtand finder 
man im Hannov. Magazin. 1784. ©t. 52, 


. — — 


. 67 
war 618. 1595. Nieb 9). Denn, in dleſem Jahre 
begab fie ih nach Heringen, im Thuͤringiſchen, jur Fuͤr⸗ 
fin Clara, Wittwe von Schwarzburg, mo fie bie 

ss 10.:verweilte. Noch in diefem Jahre verlobte fie ſich 
mit dem Landgrafen Philip von Heſſen. Das Bey⸗ 
lagtr ward in Darmſtadt gehalten, und die Heimfuͤh⸗ 
zung geſchah zu. Butzbach, wo damals der fuͤrſtliche Sitz 
wor. Von ihrem X. 1630. erfolgten Ableben iſt noch die 
Leichenpredigt vorhanden **). — Der entfeelte Leichnam 
ward am 6. Jan. 1630. in Busbach faͤrſilich und chriſt⸗ 


U beerdiget, welchem: viele Thraͤnen find nachgeweinet 


worden. Weil die Fuͤrſtin ohne Erben verflorben war; 
Mit der Leiche das gräflich diepholziſche Wappen umge⸗ 
kehrt nachgetragen und mit begraben worden. 

Die ausgeftorbene Grafſchaft hat Hierauf wil 
beim der Aeltere, Herzog zu Braunſchweig⸗Lune⸗ 
burg, als Lehngut hingenommen. Denn, als im Jahr 


“1329 Biſchof Johann von Hildesheim, geborner 


Herzog von Sachſen⸗Lauenburg, nebſt den Herzogen 
von Braunſchweig und Luͤneburg die Stifter Min⸗ 
den und Verden gaͤnzlich verheerete, hat unter andern 


Graf Friederich von Diepbols, dem Biſchof von Hil⸗ 


deoheim: Haͤlfe geleiftet.: Ob nun gleich nach der Schlacht 


nf der Soltaner Heide, diefet Krieg durch Bermittes 


20 ” kung 

.9) Zur Vormänderin beran fie die -verwittwete 

- Graͤfin Margarerha zu Hoya, geborne Gräfin von 

| Diepholz. 

- 2#) Orat. funebr. in ‚obitum, Apnae Margarethae, 
ultimae comitis Diepholtanse, habita Marpurgi. 
1630 


CAnvoel. se Sahrs u) € 





ss . 

lung der drey Churfuͤrſten, des Erzbiſchofs Albrecht 
bon Maynz, des Herzogs Zriedrich von Sachſen und 
bes Marggrafen Joachim von Brandenburg, auf 
einem Zürfientage in Zerbft geenbiget ward: fo fand 
dennoch Franz rich, des älteren Wilhelms Gruber, 
geborner Fuͤrſt von Braunfchweig und erwählter His 
hof von Winden, leicht Urſach, die Grafſchaft Dieps 
bolz anzufechten. Und Sriederich, der damals regie⸗ 
sende Graf, ſah ſich gendihiget, den Herzog Heinrich 
von Braunfchweig und Lüneburg zur Huͤlfe zu -vns 
fen; wofür aber diefer zum Lohn verlangte, daß ſoin 
Schutzgenoß ihm. die Graffhaft Diepholz auf ben Faß 
oerſchreiben follte, fobald fie an männtichen Erben ande 
ſtuͤrbe; welches denn auch geſchehen ift. 

‚Uebrigens erheller aus der Geſchichte, daß bie Graß⸗ 
ſchaft Diepholz vom Jahr 9oo ungefehr bis 1585. ihre 
tigenen Scafen gehabt habe; von 1585 aber Bi6 1666. 
eſliſch geweſen ſey. Denn, in gedachten Sahre.flarb le 
zus, wodurch die Grafſchaft an das Baus Braums 
ſchweig z3ellifchee Linie, und zwar an den damals res 
jierenden Herzog Wilbelm den Aelteren, als Lehns⸗ 
jeren fiel: Als aber, ben dem Tode des Herzogs Chris 
tan’ Audewig. Johann Sriedericdy das Zellifche 
idernadın und Befik davon ergrif, 1665. im Sept. ward 
jie Srafihaft dem Herzog Beorg Wilhelm Bey defien 
Berzichtleiftung auf die abrigen Luͤneburgiſchen Länder, 
bieder. übergeben, den 28. Sept. 1665. Die Graſſchaft 
vard damals durch den Bevollmaͤchtigten des Herzogs 
Yobann Sriederich, Geheimen Rath von Pig, anden 
Drofien von Gerſtenberg, Namens des‘. Herzogs 

Georg 


* 


Georg Wilhelm feyerlichſt übergeben, welcher fie ſo⸗ 
fort wieder an den, von Herzog Ernſt Auguſt, Bi⸗ 


ſIchof von Osnabruͤck abgeſchickten Baron von Molk 


ablieferte ſtatt einer Auszahlung von Reichethaler. 
Dieſe feyerliche Verhandiung geſchah in Diepbols 


auf dem Schloß, wo die Grafihaft auch durch den Dro⸗ 
ſten zu Sieke in der Sraffhaft Hoya, von Gerſten⸗ 


berg,; als Lommiflar von Diepholz in Gefig genoms 
‚men worden if. Sonach ward bie Grafihaft von dem 
Herzog in Zeile feinem Bruder, dem Biſchof Ernſt Au⸗ 
Suſt von Osnabrück fürerft auf erdenehelt dann erb⸗ 


BG. Aberlaffen. , 
Bis 1634. war demnach die Graſſchaft Osnabruͤk⸗ 

eiſch. Als aber gebachter Ernſt Auguſt in demſelben 

jahre die Regierung der hannoveriſchen Länder übers 


nahm, iſt zugleich die Graſſchaft Diepholʒ denſelben 
mit einverleibet worden. Nach deſſen Tode ward von 


dem Churfuͤtſten von, Hannover und nachherigen Ks⸗ 
nig von England Georg J. am 24. Jan. 1698. dieſe 
Srafſchaft jure ceſſionis in Eid und Pflicht genommen, 


bey welcher Verfaſſung es bis jetzt zeblieben iſt ”). 


* Scharf politiſcher Staat dee Chartuagenthume 
Drauuſchweis / Laneburr. S. 91 — 93. 





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IV. 
ueber die Verkodeiung und deren En 


folgr befonders in der Marſch. 
Sortſetzung. en 


“ 


6* laßt die Elbe beym Durchbruch einen Nie⸗ 
derſchlag vom unfruchtbarſten Triebſande zuruck; 
dieſer Nachtheil, wodurch das fruchtbarſte Erdreich in din 
ſteriſes verwandelt wird, war auch hier vor vielen Jah⸗ 
zen bewirkt. Man hatte lange auf Mittel gedacht, den 
Schaden zu beſſern; allein das Reſultat des Nachdem 
tens lief immer auf Zeit und Geldaufwand binaus. 





- Beydes konnte bey dem vormaligen Wirthſchaftsbetriebe 


nicht. erübriget werben; jetzt, da man dazu gelanget. war, 


ward der, 3 Fuß unterm Sande verfiedte Marſchboden, 


wieder zu Tage gebracht, und man forderte von ihm, 
nach einer langen Ruhe, diefelben Früchte wieder, Die er 
im vorigen Jahrhunderte preducirt hätte: Der Verſuch 
fiel gut aus, entfprad den darauf verwandten Koſten, 

und fo wird mit dem Heraufgraben fortgefahren, 
Einem der Induftciäfeften Hanswirthe ward eine ges 
raͤumige — und fo fampfige Wieſe zu Theil, daß Ke bey 
der Vermeſſung kaum zugänglich war; von Ihren Beweh⸗ 
nern, den Rohrdommeln, Hatte man den Namen Rohr⸗ 
dommelwieſe hergeleitet, der eben kein günftiges Vorur⸗ 
theil erweckt. Hier war vieler Raum, aber weniger Er⸗ 
trag. Diefer Mangel konnte dem Eigenthämer nicht 
‚‚gteihgüftis ſeyn; e dachte auf Mittel, der Bau Frucht⸗ 
barkeit 


— 


ee. una 2 00 Gulli De 


mi. - 030.7 un 
‘ 


» a) 


69. 


harbelt oelczaverleisen, und ber Gedanke daran ließ ihm 
cher keine Rabe, bis daß er, nach langem Herumwaten, 


anter dem Sumpfe, einen thonartigen Baden entdecie.. 
Solt⸗ die. Oberfloͤche Fruchtbarkeit erhalten, fo. mußte 


dieſe autere Schicht heraufgebracht werden. Zu dem 
Ende durchſchnitt er die ganze Wieſe der Länge nach, mit 
söfäßigen Graben dergeſtalt, daß rin Zwiſchenraum von 


40 Fuß hlieb, werauf. die anfgrgrabene Etde geworfen 
‚ ward. Sm Hinter wurden diefe Graben mit dem nahe 


belegenen Sand ausgefült — die fendibare Meyerde 
darunter gebracht — und fo ſah man fchen Im folgenden 
Sommer den varmaligen Sumpf, in fruchttragendes 
Ackerland nmerfhaffen, deſſen ergiehige Echdten den 
Aufwand reichlich erſetzten. Gieich vach Vollenduns 
dieſer Arbeit, ſchritt ber raſtloſe Bauer zu einer andern, 
wir minder beſchwerlichen, Kulsurermeiterung ſeines 
Gartens. Bein. Name verdient bier einen Platz, er 
heise Fabel, und er. wird gewiß feinen ber letzten eins 


nehmen, wenn es jemanden gefallen follte, eine Gallerie 


von tnduftriöfen Landleuten aus den hann oͤverſchen Lan⸗ 
den, mit zweckmaͤßigen Biographien, andern zum Ess 
empel, aufzuftellen, ihrem Fleiße ein Ehrendenkmal da⸗ 


durch zu errichten, und fremden Ländern das Vorustheil 


ber Dummheit, die befonders ins Simebnrgifepen derr⸗ 
ſchen ſoll, zu benehmen. 

Ich ſelbſt mache mich zu mehrern Beyſpielen ver⸗ 
bindlich, und getraue mir, Parallelen zu dem Kunſtfleiße 
Bleinjoggs finden zu Binnen, die mit wenigen Zügen 
entworfen zu werden verdienen, wenn gleich nicht Jahre 
lang davon geſchrieben zu werben braucht. 


Cz Doch 


— 


—— _ 


— 


/ 


"Doch. wieder zum. Zweck. Ein foft* srunbiefer, 
Sumpf ‚ dur die Gewalt der Eibe bey einem Deich⸗ 
beuch neranlaßt, war hinter dem Garten des vorbenanns, 
ten Hauswirths belegen, und wuͤrde als unbrauchbares 


Terrain nicht zur Thellung gekommen ſeyn, wäre der 


Eigenthuͤmer des Gartens nicht bittend eingekommen, 
ſolchen feinen Beſitzungen einzuverleiben, und als nüglie, 
chen Boden anzurechnen. Der Garten lag an einer Aus. 
höhe; und befand aus leichtem Sandboden; "Bäume. 


und Früchte hatten besfalls keinen Wachsthum. Unter 


ber Sandſchichte, die etwa_3 Fuß dick war, befand ſich 


- aber-ein fruchtbares Erdreich, Es kam alfe darauf -an,. 
den ſterilen Sand ab; und das fruchtbare Erdreich her⸗ 


anfzubringen, fo war dem Nachtheil abgeholfen. Aber 
wohin mit dem Sande? dieß war die Frage. 92160 


Cubicfuß, weiche aus dem Flächengehalte von 120. Qua⸗ 


dratruthen erwachſen, wenn ſolche 3 Juß abgetragen wer, 
ben, wollen Platz haben. Der Sumpf war dag einzige: 
Verluͤs, man warf alfo die abgetragene Erde dafinein; 


und nun iſt weder Berg noch Sumpf, alles in eine Ebene: 


und «in feuchtbarer Garten, \ 


Diefes Beiſpliel des aͤmfigſten gleißee, entgieng der 
Aufmerkſamkeit des Amtes nicht, und koͤnigl. Kammer 
verwilligte eine, der Sache angemeſſene, Belohnung an 
baarem Gelde, weil die Remiſſion der Abgaben, der Vers 
: Soptelung wegen, ohnedieß iſtatt hatte. Belohnungen 
auf irgend eine Art, ſind das einzige Mittel Betriebſam⸗ 
keit allgemeiner zu machen, ben Eifer der Nachahmuag 

zu ' formen, and Guses Aberal zu verbreiten; denn, wenn 
nur 


= 


. 7 u 71 
wur Veegehen gegen die Geſetze beſttaft/ Eifer fuͤrs Gute, 
über die Vorſchriften der Legalitaͤt hergegen, nie belohnt, 


‚nie verdient bemerkt wird; fo entfteht eine Indifferent j 


"und Erkalten. - Der gemeine alltdglihe Mann fhenet 


ſich vor der Strafe, und haͤlt fich hoͤchſtens Innerhalb ber 
Schranken der Geſetzze, aͤuſſerſt ſelten wird er was Edles 
— Gemeinnügiges aus Principien, unternehmen koͤnnen, 
‘ and wenn.er gar ficher iR, daß, 28 unbemerkt Bleibt, fe 
unterdrückt er auch den Gedanken , der ihm inftinkemäfs 
fig fommt; alles wird (hin -hergegen, der Beyfall feiner 
Amtsı und Landesobrigkeit — ſelbſt Principium. Noch 
ruhet der fleißige Hauswirth nicht, wen ihm gleich raſt, 
los vertebte So Jahre den Ruͤcken beugen, er ducchwält 
jeßt abermals einen Sandberg, deſſen Untergang ein 
nabe belegener See naͤchſtens gewiß befördern wird. 


Es fehler nicht an mehreren Beyſpielen der Kultus - 
erweiterung, in den Beſitzungen verkoppelter Bauerguͤter. 
Ich habe nur ein paar der auffallendſten gewaͤhlet, und 
Abergehe andere, nicht wegen der mindern Nuͤtzlichkeit, 
ſondern weil ihre Beſchreibung mid zuweit von dem 
Wege ableiten wuͤrde, den ich mir in dieſer Abhandlung 
vorgeſchrieben Habe. Ueberdem iſt es nicht leicht, alle 
Werbefferungen in jedem Zweige des oͤksnomiſchen Bes 
griebes, genau anzugehen, und noch fchwerer iſt es, ih⸗ 
zen Werth zu beftimmen; da die ganze Geldmarkt bey ei⸗ 
ner Verkoppelung gleichſam umgefchaffen wird. Das 
Auge hat zu viele Befchäftigung am Ganzen, ald daß es 
auf einzelnen Gegenſtaͤnden ruhen könnte. Bey mir iſt - 
dies wenigſtens der Ball, und die alciiiche Sefäftigung 

| E44 > t 


end 


* 
x 


—6 


mit der Bade; macht, daß man der Segenſtaͤnde ge⸗ 
wohnt wird, und manche induſtrioͤſe Vorkehrung uͤber⸗ 
fleht, bie der Beobachtung eines fharffichtigen Oekonoe⸗ 
men, der die verfonpelten Kuren nur zu Zeiten ber 
ſichtigt, nicht entgehen würden. -— Soviel iſt indeß in 
der Erfahrung begründet, daß ber Geiſt der Betriebſam⸗ 
feit und Aemulation, dur die Verkoppelung belebet 
wird; ſelbſt in Ichläfrigen Wischihaften erwacht. Es 
kann auch faſt nicht anders feyn. . Der faule Dauer, des 
feine Wirthſchaft vormals nicht nach Grundſaͤtzen trieß; - 
wird jegt gleihfam zur Ordnung gezwungen. Er muß 
nad) Drepjähriger Ruhe, eine gewiſſe Koppel aufbrechen; 
einer andern Ruhe gönnen; eine dritte gewiß. duͤngen; 
er muß eine beſtimmte Kornart ausſaen, wenn’ er bie 
Ordnung des Ganzen nicht ſtoͤren will. Normale vers 
ſteckte er ſeine Faulheit, hinter dem Vorwande der min⸗ 
dern und ſchlechten Beſi itzungen, mehreren Abgaben und 
Laſten, in Verhaͤltniß mit ſeinem Nachbar; jetzt kommt 
er mit dergleichen Ausfluͤchten nicht durch. Seine dus 
Rigungen find denjenigen feines Nachbarn in allen Theis 
ien, im Raume, in der Bonitaͤt, Entfernung vom 
Hofe — kurz in Allem, auch in Abgaben gleich. Wenn 
ihn nicht beſondere Ungluͤcksfaͤlle treffen; fo if “ feine 
Schuld, wenn's ihm andere zuvorthun. Auch find bie 
. Befigungen leicht zu überfehen, er har g bis 10 Portias 
nen, in der man bald entdecken kann, wo ber Fehlet 
ſteckt. Ueberdem iſt Verkoppelung der allgemeine Geden⸗ 
ſtand der Unterredung. bey Feſten und Gelagen; wer wis 
der die neue Wirthichaft verſtoͤßt, macht fi dort laͤchert 
ug; ; man ſetzt ihm eine Koppel von gleicher Beſchaffen⸗ 





Ä mw 1 
helt, und veränderter Beſtellung - entgegen, ermöffige 
den a Erna, und fo tit er gefangen. 

Ob Indeß die Verkopptlung aud) einen Winſtaß auf 
—* und Seelenkraͤfte habe, wie einige Sqrift⸗ 
Arller:dafhr halten, vermag ich nicht zu beſtimmen; tus 
deß ſcheint mir foviet gewiß; daß Raffinement und Ans 
wendung der. Geiftesträfte, cher in eineni Heinern, nicht 
gemeinen Beſitz von Grundſtuͤcken befoͤrdert wird, ale 
in der größeren Gemeinheit, weil bier die alte Wie. 
mehr befolgt wird, und audy einzelne kleine Berfuche von 
Verbeſſerungen, die Beyſtimmung und Beyhulfe aller 
Intereſſenten haben muͤſſen, die ſo ſchwer zu erlangen 
it. Will man aber Rackſicht auf die Erndte der Geis 
ſtesproducte nehmen; ſo⸗hat wohl. die Verkoppelung es 
ine allen· Kaͤnſten und Wiſſenſchaften gemein, daß ihre 
Principien nach mehreren Jahren, von Uebung in die 
Feder ſtieſſen, und die Reſultate der Erfahrung, als 
Matetialten zu einem künftigen Syſtem, der Welt vor⸗ 
gelegt werden. Nur ſollte man eigentlich hier ſo wenig 
auf Syſtem, als Speculation denken, da Clima, Lokali⸗ 
dt und Landeoverfaſſung beyderley Art vergeblich machen. 
Sehnſucht nach Genuß, dieſe Haupttriebfeder aller 
menſchlichen Handlungen, wird auch bey Verkoppelunt 
gen wirkſam, indem dieſe ein erleichtertes Mittel iſt, 
in phyſiſcher Hinſicht dazu zu gelangen; und ſo iſt der 
auflebende Fleiß wohl mehr eine Wirkung der Sinuiich⸗ 
keit, als bes Pflichtzefuͤhle und dee Moralitaͤt. 
Wer wollte aber desfalls unterlaffen, die neue 
Felbeinrichtungsart zu empfehlen? Ich glaube vielmehr 
vom Berfafer des Bedenkens über die Srage: wie 

| « 5 ' den 


I 


an 
... 


u a, 0 Ä 
\ den Bauren Sreyheit und Eigenthum verſchaffet 
werden Fönne? beypflicten zu müflen, wenn er ber: 


hauptet: daß fi der Feldbau des nur in großen Maſſen 
zertheilten Landes verhalte, wie die Eivslifation der 
adertreibenden Nationen, zu der Civiliſation der dem 


Hirtenleben ergebenen Horden. Jemehr eine Nation: 


auf ein mäßiges, einer Erweiterung fähiges, Terrain 


. eingefchränte iſt; deſtomehr muß fie mit Grund und 
A den geigen. Und dies geihicht gewiß bey MWerkoppes : 
lungen; feine Quadratruthe bleibt übrig, ohne daß ide. 


Zweck beſtimmt wäre. Der Erfolg allein muß fie ew⸗ 


nfehlen. Ueberhaupt iſt Erfahrung das beßte und ſicher⸗ 


fie Mittel, über Sconomifche Gegenſtaͤnde zu urtheilen. 


Mit der Theorie der Wirthſchaft ift es eine eben fo miß⸗ 


liche Saͤche, als mit der Theorie der Kochkunſt; der 


Practiker finder immer Läden, -Abfäle, Unpaſſendes 


und Unthunliches. Bin Fruchtkorn, im-Gartenbeet ers 


- zielet und verpflanzt, giebt 2000 Koͤrner; der Ertrag von 
einem Himten alſo, ſo und ſoviel. Nun verpflanze mir 


einer maf die Summe von einem Himten Ausſaat? 


(gefegt es belohnte Zeit und Muͤhe) was iſt aber mit 
den übrigen 10, a0 Himten bed Bauren; oder, auf beats 


ſteinſchen und meklenburgſchen Gütern, mit eben ſo vie: 


"fen Laften Ausfaat anzufangen? Zu ſolchen Verfuchen 


and Berechnungen würden nur die Hände der Myemi⸗ 
donier hinreichen, deren Geſchlecht und Vielheit nicht zu, 
kennen, der Deconom für die erfte Regel und größte 

Ehre Hält. Wenn aber Erfahrung aus der Verkoppe⸗ 


fung das Wort reden kann, der komme ins Lanens 


burgſche, oder gehe ber die Sränie ins Holſteinſche — 
weiter 


’ 


DPA ' " e | 775 


weiter aber wicht — denn nur dies iſt der unſrigen, in . 


Abſicht des oconomiſchen Betriebes, ähnlich; kamerali⸗ 
ſtiſch betrachtet weicht fie ab, weil dort Erhöhung der 


Gefoͤlle, dey vorgefundener mehrerer Länderey, ftatt bat; 
bier aber nur, wenn den Unterthanen wirkliche Domas 
nialgrundſtuͤcke zu Theil werden. Was man in andern 
Ländern *) Bufammenlegung — Vereinbarung der 
Grundſtuͤcke — oder wie es im Drfterreichifchen heißt — 


Bereinoͤdung nennt, da jeder Bauer feine ſaͤmmtlichen 


Veſitzungen auf einer Stelle erhält, in deren Meiste die 
Wohnung liege, hat mit unfrer Verkoppelung gar keine 
Achulichkeit, und mag dort anwendbar feyn; Hier ift die “ 
Sache wegen der mannigfaltigen Abwechfelung des Bo⸗ 


dens, ohne Kraͤnkung ber Gerechtſame des einen und 


= 


— — > EEE gg — — — — — — — — 
8 - ° 


andern Theilnehmers unausführbar, mithin unftatthaft, 
weil fie den Gefegen unfrer milden Regierung ganz ents 
gegen ſteht. Vielen gefällt das Beyſpiel im Holſtein⸗ 
ſchen nie. Der dortige Boden, fagen fie, fey dem uns 
felgen zu unaͤhnlich, und von folder Fruchtbarkeit, daß 


‚der neue. Wirchfchaftöbeteleb, den mir Verkoppelung 


nennen, nur dort von fo glücklichen Folgen Begleiter ſeyn 
kaͤnne, nicht aber in den minder ergiebigen Haid» Sandı 
und Bruchgegenden ausführbar ſey. Sind denn im 


Holſteinſchen und Lauenburgſchen, neben dem Marſch 


und Lehmboden, nicht Haidens Sands Moors und 


Vrrateher, es gut wie in England, wo ber Kultur: 


meſſer 


*) Man ſehe J. &. O. Leo, churfaͤrſtlich Trierſchen 
de en de ftammerarhs,tandwirchfgaftl. Briefe ꝛc. 
Leipzig bey Muͤller 1787. 


7 


/ 


meſſer auf dem hächften Grad ſteht? und doch Mad Ges 
friedigung der Länderey und Aufhebung ber SGemeinhei⸗ 
"gen, durch Parlamentsſchlaͤſſe, Schiederichter und Toms 
miflonen, feit so Jahren. erſt beſondere gemein wor⸗ 
den *2). Und um ein Beyſpiel ans der Ferne zu 
holen, weiche Mannigfaltigkeit des Bodens hat nicht Im 
dem nördlichen Amerika ſtatt? und doc iſt bie Ver⸗ 
koppelung dort mehr. zu Haufe wie in Europa **). 


Bas tn jenem Freyſtaate möglich if, wird doch une 


gleichen Umſtaͤnden, auch bey uns ausfuͤhrbar ſeyn. 
Der dortige Wirthſchaftobetrieb hat mit dem hieſigen, 
Befondet# in der Marſch, auffallende Aehnlichkeit. Dort 
- ziehe man die tedte Befriedigung (defenies) der Kop⸗ 


yein, bey edlem Boden, ber lebendigen vor. Dom 


weil der Ertrag des edlen Terrains, das durch Graben 
und Hecken verforen geht, den Aufwand der todten Bes 
feiedigung von Holz und Pfahlwerk übertrift, und weil 
ein geriffes Inſect den Dorn nicht aufkommen läßt; 
Bier, aus gleichen Gränden, nut. mit dem Unterfchiede, 
daß wir feine dergleichen Inſecten, wohllaber eine Eibe 
haben, die beym Durchbruch den Wachsſthum ber Hecken 
ſtoͤrt und erſtickt. Wuͤrde man vorgedachte Haiden und 
Gemeinheiten, mit der Laͤneburgſchen auf die Waage⸗ 
ſchale legen; fe müßte fi der Ausfchlag, nach dem was 

'“ 


j N The rural Oeconomy of Yorkfhire etc. by 
Mr. Marfchall. London 1788- 


#0) Neue Beobachtungen. über fremde Sünder und 
Briten. "Dafel 12 2 


| u | m 
ih von jenen geleſen, und von dieſen geſeben habe, auf 
oebarvue Seite neigen. 

. Man hat auswärts ganz irrige Begriffe von dieſer 
'Batde, and thut Ihe, durch Beymeſſung eines’ ingraten 
Godens, gewiß zu nahe. Es if nicht Schuld der Natur, 
wenn der Boden nue Haide und Holz hervorbringt, fans 
bern Schuld des Eigenthaͤmers, daß er ihn nicht cuiti⸗ 
vtret und mit den Saͤmereyen befruchtet, die er zu er⸗ 
zeugen vermoͤgend iſt. Gewoͤhnlich find die Reflectionen 
Im Reifewagen gemacht, und da koͤnnen fie dann freylich 
nicht gar gänftig ausfallen, weit die Poftfiraßen gerade 


benjenigen Strich durchlaufen‘, wo das Auge die wer | 


nigſte Beichäftigung hat. Würde ber Reifende die N 
Benwege einlenken, fo fahrten ihn dieſe gewiß zu einem 
der ſporadiſchen Haidebewohner, der bey der pattiarcha⸗ 


wo auf ſichere Zinſen ausſtehen hat; wenn man gleich 

die Eleganz des Marſchbewohners an ihm ſelbſt und 
an feinen Gebäuden vermißt. Andere, die nach Börens 
fagen ſchließen, fegen diefe Haidgegend wohl gar in die 
Kaffe der lybiſchen Bäfen und kaucafifchen Steppen, 
veren Zidchengehalt der Geograph fo weit anstehnt, als 


| erforderlich iſt felgende Praͤdicate: „Dieſe Nation en 


„And unbekannt; treiben ih in Horden umher; freſſen 
Gras, Wurzeln, Menſchen und deegl., Binzufegen; auf: 
ein paar hundert Quadratmeilen koͤmmts hier nicht an. 


Ja ein franzoͤſiſcher Geograph des vorigen Jahrhun⸗ 


derte, ſoll es gar fo theit getrieben haben, das Mittlere 
ves Farſtenthums Zeue und Lüneburg in blanco zu 
- laſſen, 


liſchen Haͤuslichkeit, noch immer fein Kapitaͤlchen irgeid⸗ 





78. Be 

laſſen, und dieſe Leere dann durch dans cettes Yaftes 
bruyeres il-y-a une nation noire, pas encore con- 
verfee, appellee Haidchnucci ausfüllen Nah 
1758. foll darüber auders geurtheilet worden feyn. Die 
Herren Franzmaͤnner, die damals in der, luͤneburgiſchen 
Haide hauſeten, fanden die Schnucken ſehr wohlſchmek⸗ 
dend, und wuͤrden die ſchwarze Nation in Braten vollig 


“aufgerieben haben, wäre ihre Bleiben von längerer 
Daner gewefen. _ 


Freylich iſt die Verkoppelung in denjenigen Gegens 
ben, wo die-Länderen zehrepflichtig If, und mo die In⸗ 
tereffenten einen Feldmark unter vielen Gutsherrfhaften 
fiehen, auch ſelbſt die adeliche Gutslaͤnderey in der gan⸗ 
zen Feldflur zerſtreut liegt, mit mehreren Schwierigkei⸗ 
ten auszufuͤhren, als wo dieſe Hinderniſſe, wie im Lauen⸗ 


burgſchen nicht ſo oft im Wege ſtehen. Allein alle dieſe 


Verhaͤltniſſe laſſen ſich dennoch zum Vortheil einſichte⸗ 
voller und billig handelnder Thellnehmer entwickeln, 
und veranlaſſen beym kurzſichtigen Bauren nicht fo vie⸗ 
len Widerſtand, als die Eintheilung der ausgemittelten 
Portion, ia beftimmte Koppeln, um den Aderbau nad 
gewiffen Principien zu betreiben. Verworrenere Ge⸗ 
meinheiten als im venetianifchen Gebiete von Bellund 
ftatt haben, giebt es vieleicht nirgendwo. Familienthei⸗ 
Iungen, Mitgiften, Fidelsommiffe und fromme Stiftuns 
gen durchkreutzen ſich dergeſtalt, daß anf einer Kalten 


" ‚ialienifen Quadratmeile oft 40 Eigenthuͤmer einan, 


der im Wege find, und dennoch laſſen fich dieſe Verhaͤlt⸗ 
niſſe 


I‘ 


DER | 79 


niſſe nach den Borfchlägen des Obeepfarze Ant. Cu | 
vera entwickeln *). 


Im Lauenburgſchen ward die Ackerwirthſchaft, vor 


der Verkoppelung, in fogenannten Schlägen betrieben. 


Die ſaͤmmtliche unter dem Pfluge ſtehende Laͤnderey, war 


theilt, die im Flaͤchengehalte unter ſich gleich waren, 


nemlich in 7, 8 und mehrere Portionen; (Schläge) ges 


and worin jeder Einwohner des Dorfs feine gewiſſen 


— ar 


Stuͤcke befaß. Einige diefer Schläge wurden mit Fruͤch⸗ 
„sen befielle; ‘und die übrigen dienten dem Viehſtande zur 


Weide; fo daß jährlih ein oder 2 Schläge aus dem 


‚Anger aufgebrochen, oder. aber gebraacht, und eben fo 


viele wieder in Ruhe gefegt wurden. Hier war es alfe - 


für ihn feyn muͤſſe, wenn er ſtatt der In 7 Schlägen zer⸗ 
ſtreueten Länderey, 7 privative Koppeln erhielt, die am 
Flaͤchengehalt und Güte der Summe feines’ zerſtreueten 
Ackers gleich wären; als den Bauren im Luͤneburgſchen 
und andern Provinzen zu gleicher Entfchlieffung am des 
wegen; da diefer von der Ackerwirthſchaft, nach bes 
ſtimmten Regeln theils keinen Begriff hat, theils nur 


. Die fehr unvollfländige Feldeintheilung in Sommer s und 


Winterfeld, und bey Stellen nur im Braachfelde tens 


leichter, den Bauren zn überzeugen, daß,es vortheilhaft . 


net. Man fieht Hieraus, daß bey dem Llebergang von - 


Her Schlagwirthſchaft zur Koppelwirthſchaft im Lauens 
Surgiäen nicht fo viele Stufen zu erſteigen find, als de, - 
"we » 
.» Giornale dltalia {pettante alla Scienza natu- 
‚  .‚rale, e- principalemente alt Agricolturg etc. 


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39 BE _„) 1 

we-der Ackerban nach unbeſtimmten wiethſchaftlichen 
Principien betrieben wird, die von der Kenntniß eines 
jeden Individui der Gemeinde abhaͤngig find. Sol 
: Der luͤneburgſche Bauer 3. B. von feiner. bislang sınter 


-. dem Pflug gehadten Länderey einigen Portionen Rube 


goͤnnen, und das Vieh darauf weiden ; fo ſieht er gleich 
auf ben Verluſt der Ausſaat, nicht aber auf den. ver 
mehrten Ectrag der aus. der verminderten fruchttragens 
. ben Länderen erwachſen muß, da er nun Dünger, Fleiß 
Kräfte und Zeit auf einen Heinen Raum concentrirt, 
"Kate daß er ſolche auf eine, diefe Bedärfniffe weit Abe 
fkeigende Fläche verfchwendete, ohne dafür durch ergies 
Hige Erndten helöhne zu werden... Denn: gewöhnlich 
nehmen die Haidbewohner mehr Land unter den Pflug, 
als wie ie nach Verhaͤltniß des Viehſtandes zweckmaͤſſig 
zu Dingen und zu bearbeiten im Stande find, Geſett 
aber der Ausfall des Ackerlandes wäre betraͤchtlich, al 
daß der Ertrag aus der verminderten Saatländerey er⸗ 
ſolgen könnte: fo fehlet es im Lüneburgfhen faſt nis 
gende an Gelegenheit, bie Laͤnderey auszudehnen, und 
- den Abgang durch Aufbruch aus ber Halde gu erſetzen. 
Diefe Eulturerweiterung, fie betreffe die Kalbe, oder ° 
Brächer und Moor, ſcheint mir der Hauptvortheil der 
Verkoppelung im Laͤneburgſchen, und in diefem aͤhnlu | 
Ken Provinzen zu ſeyn. Beſonders würde die Wieh⸗ i 
zucht dabey gewinnen, indem ſolche ſodann auf den zu - 
denden Koppein durch die Dreeſchweide reichlich genäher - 
würde, ſtatt daß fie fih jet in den nahrlofen Hald wen 
den kuͤmmerlich unterhalten muß. Aus dem vermehrten 
und beſſer genaͤhrten Viehſtande aber, erwachſen alle a | 


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bdere Sconomifgen Voethelle. Man twirb mie faum , 
. glauben, daß es in den luneburgſchen Geeſtgegenden 
VHalden glebe, ‚Sie gebraacht und gedängt, "Weisen zw 
. twagen vermögend And; und doch iſts nicht ahders; denn - 
vo wird.der beſte Flachs erztelet? Iſts nicht in dieſer 
vermeinten Waſteney, und bedarf die Leinſaat zum Ser 


bdelhen nicht des fruchtbarſten Bodens? Und dann bie 


Angerweiden und Bruͤche im Wendlande und in den 


Aemtern Sallersleben und Gifhorn, in welchem Typ 


- been Amte Sr. Excellenz der Herr Landſchaftsdireetor 


- von Blow, ein fo uneigenttägiges, als nahahmungss - 
wärdiges Deyfpiel ber Gemeinheitstheilung gegeben hat, . 


bdeſſen die Annalen im erſten Jahrgangs erſten Stuͤcke 


re 


erwähnen, und welches verſchledene benachbarte Dörfer » 


- due Theilung einer Flaͤche don 2355 Morgen bewogen 


hat, wie ſelches die Annalen im zten Jahrg. aten St. 


| anzeigen. 


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| 
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. 


Die Semeingeiten des Herzothums Bremen 


bann man nur unbillig vergeſſen, we bie Vegetations⸗ 


kraͤfte, aus mir unbekannten Urſachen, ohnehin Ichhafk 


ser wirken, als in ben höher. belegenen luͤneburgiſchen 


Siſtricten. Welch ein unabſehbares Feld der Kuiture⸗ 
Abung liegt hier vor Augen. Und wenn bie Gemein / 
heitſaufhebung, der Vorbote Sconemifcher Wirkſamkeit, 
mit gleichen Schritten vorruckt, wie er in dieſer Pros 
u begonnen bat; fo treibt ein Grab des Fleiſſes dem 
: andern, und erreiht am Ende ben hoͤchſten Stande 
gesuct ber verbeflerten Oeconomle, ben der Berkeppe⸗ 


weng. Trerlich därfte ber Erfolg in dieſen Geeſtgegen⸗ 


nmel, gr Jahrz. 100t). Ed 


“u. 
—82 


u 


32 7 En 


ben nicht fo auffallend feyn, als das Beyſpiel iſt, weis 
ches ich von hieſiger Marſch gegeben babe; aber wer 
haͤttnißmuͤſſig Hat er dennoch ſtatt. 

Die zur Unterſuchung des oͤconomiſchen Zufander 
irgend einer Gemeine angeordnete Commiſſion, has Ger 
legenheit die Maͤngel ber Wirchfchaft. aufzudecken, und 
Diejenigen Mittel zu ideren Abftellung vorzufhlagen, 
weiche zur Tulturermeiterung nach der Localität der 
Gegend, zum Aufkommen der Unterthanen die anwend⸗ 
barften find, uud die ohne fie der Landesobrigkeit vers 
borgen geblieben wären. Denn gefegt, der Bauer keunte 
‘die Maͤngel, und wüfte die Mittel anzugssen, wie 
ſolche abzuftellen wären, fo reichen feine Kräfte nicht zu, 
fie. wertthätig zu machen, er bedarf immer folher Unter⸗ 
flägungen, die Aus von der Landesherrihaft erfolgen 
konnen. Die angeordnete Commiſſion, es jey nun, daß 
ſolche durch das Amt einſeitig, oder mit Einwirkung 
eines beſondern ˖ Geſchaͤfttroͤgers abgehalten werde, iſt 
alfo bisweilen nur das Organ, wedurch der Bauer feis 
nen Wirchihaftszuftend den hoͤhern Tollesits vorträgt. 

. Die neue Felseinrichtung deswegen alleuthalben Aber. 
‚einen und denſelben Leiſten zwingen au wollen, iſt eben 

fo wenig näglich, als norhwendig. Verkoppelungen in 

. ben Laneburg⸗ und Bremſchen Provinzen erfordern eine, 
von der Lauenburgſchen abweichende Behandlung. — 
desverfaffung, Pflichten, Abgaben und andere Verhoͤle⸗ 
niſſe der Theilnehmer,. Hefonders aber die Beſchaffenheit 
des Grund und Bodens haben Hiebey zu vielen Einfinß, 
als daß gleichförmiges Verfahren nicht nachtheilige Folt 
u. dnizten kounte. en im Lanenburgſchen finden 
Abwei⸗ 









AB 83 


iweichangen von der Kegel ſtatt, ohne daß das Sicth 


ſchaftsſyſtem Dadurch altetirt wird; und man kann ber 


haupten, daß faſt jede Feldmark, eine beſondere Einrich⸗ 
tung erhält und erfordert. In dem einen Dorfe wers 


den dem Bauerhofe 7, in dem andern 8, y.und mehrere . 


Biunenkoppeln beygelegt; hier erhält ee Auffenfchläge, 
anderswo nicht, je nachdem die Beſchaffenheit des Bo⸗ 
dens folches erheifchet. . Auf dieſe Bemerkung werde ich 


durch die Zweifel geleiter, weiche biejenigen gegen den 


Mugen der Verkoppelung hegen, denen das Detail der 
Sache nicht hinlaͤnglich: bekannt iſt, und dieſerwegen 


wied hier noch zu erinnern nörhig fepn: daß es ben dem 


. Wirthſchaftsbetrieb in Koppeln nicht unumgänglich noth⸗ 
wendig fey, einer mechaniſchen Beſtellung zu folgen, wie 


etwa aus der Wirthſchaft jener 7 Koppeln in vorherge 


hender Tabelle erhellen moͤgte, ſondern daß dabey aller⸗ 


dings Abweichungen ſtatt finden kͤnnen. Go giebt es 
Bälle, wo eine Koppel länger Früchte zu tragen verms⸗ 
gend if, als ihr die Ordnung des Umlaufs anweiſet; 


giner andern iſt es nuͤtzlich, wenn fie mindere oder mehe 


gere Jahre im Anger ruht. Solche Localitaͤten muß dee 
anfmerfiame Deconom zu benupen verſtehen, und der 


moriheil der Werkoppelung wird dadurch garnicht ges 


ſchwaͤcht, denn der Vorzug der Wirthſchaft in Koppeln, 
wedon hier dig Nede if, beruht auf der unbeſchraͤnkten 
Freyheit, fein Eigenthum nach Gefallen zu nutzen, und 
dadurch der Gartenkultar nahe zu kommen. Dabey iſt 


— 


die Veſtimmung der Anzahl Koppeln, worin ein Feld 


zelegt werben ſoll, für den fünftigen Ertrag. öufferkt 
wit. 
8. 2 : Dan 


we 1 
Dan kann Ach über diefen Punet aus den Werkes 
belehren, welche von der Koppelwirthſchaft berjenigen 
Länder handeln, in denen dieſer Wirthſchaftsbetrieb zur 
hoben Vollkommenheit gebrache iſt *). Was die Schrife 
fieller von der Feldeinrichtung dortiger Güter anmerken, 
HE auch anf unſete Bauerguͤter anwendbar; well diefe 
gleichfam ale Güter nach verjüngtem Maaßſtabe anzufe 
den find. Der ungenanute Verfaffer ber Abhandlung 
Aber die Holfleinfche Landwirthſchaſt, ſtellt die Verſchie⸗ 
deuheit des Ertrages in der Bewirthſchaftung der au 
Zahl verfhledenen Koppeln gründlich dar, "und wähle 
16 dieſer Berechnung das Gut Allenshagen; wovon 
die Aufkunfte in der economia forenſi nach der Bei 
handlung in dreyen Geldern angsfchlagen find ;: legt - fols 
qes idealiſch im ız,. 13 und 15 Koppeln, und berechnet 
von Ertrag einer Tonne Ausfaat: 1) nad der Wirth⸗ 
- Saft im dreyen Feldern zu 4 Mile. 32 ßl. =) nad der 
Birthſchaft in 11 Koppeln zu 5 Rihlr. 30H. 3) nach 
der Wirchſchaft in 23 Koppein zu 6 Rthir. 15 BL. 4) 
nach ber Wirthſchaft in 15 Koppeln zu 7 Rtehlr. = Sl. 
Dieſe Prodacte ſcheinen nach des Werfaflers detaillirter 
Berechnung eher Reſultate der practiſchen, als der. ſpe⸗ 
cenlativen Oeconomie zu ſeyn; und fo wenige Gelegen⸗ 
Wu als 8 habe, hieruber aus ber Erfahrung etwas 
abſtra⸗ 
9 Die hoiſteinſche Landwlethlchaft, verglichen mit 
"der Wirthſchäft in dreyen Feldern, mit der mecklen⸗ 
burgiſchen und engliſchen Wirthſchaft. Hamburg 
‚bey Hoffmann 1783. — OErtefwechſel die Lands 
wirthſchaft —E bie medienburgiide detref⸗ 
fend. Schwerin der Värenfprung 1786. ° | 


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ahſtrahiren u kannen; fo ind mir dennoch verſchiedene 
Bälle bekannt, daß der Ertrag der Länderey, durch dig 
richtige Beſtimmung ber Anzahl der Koppeln, ſehr ge⸗ 


wonnen bat. Das auffallendſte Beyſpiel dieſer Art giebt 


; du Gut; welches vormals in 3 Schlägen bewirthſchaf⸗ 


Ist, jetzt aber in 8 Binnenkoppeln, und 8 Auſſenſchlagen 


| eingetheilet It, und lediglich wegen biefer- neuen Feld⸗ 


m ng — — — a Dr —— 


—— — — — 


— — —— 








einrichtung, nahe an das Doppelte des vormaligen 
Pa⸗tgeldes abwirft. Daß es oftmals nur der Veran⸗ 
laſſung bedürfe um Verbeſſerungen anzubringen, hat 
fi bey Niederlegung und Bebauung landesherrlicher 
Vorwerker im Lauendurgfchen gezeiget. Mur Tin Bey 
fotet davon: Bey einem biefer Vorwerke war der Wie 
fengeund im Werhältniß der Acktrländerey zu unbetraͤcht⸗ 
lich, als daß 3 Vollhufen und ı Kothſtelle, womit dies 
Domanial: Pertinenz abfichtlich bebauet werden follte, 
haͤtten damit verſehen werden innen. Es war kein 


Ansıweg Aderbau und Viehzucht in richtiges‘ Verhättniß 


zu ſetzen, als den Wieſengrund zu erweitern. Auf 
Anziehung, von Zutterkraͤuter war wegen des ſandigt⸗ 


und bergigten Terrains, nicht ſoviel zu rechnen, um 


weder das ganze Beduͤrfniß zu befriedigen, noch den 
Kanon auf ein fo Lünfliches Experiment. zu gründen. 


Glacklich für die Koloniſten war es, daß ein kleiner 


Bach die Feldnark durchfloß. Won diefem forderte man 
NRechenſchaft bir Kraͤfte; fein Gefaͤlle ward abgewogen, 


and man zwang ihn durch Schleuſen und Stauwerke 


feine ſteilen Ufer. zu verlaſſen, und der. umliegenden 
‚Sandgegend Bragebarteit au verſchaffen. Er ward au 
83 der 


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86. FTP. 
der Hoͤhe getrieben; bie erforderlich war, Bas intilntd 
rende ungleiche Terrain durch feine Stoßkcaft abs 
ſchwemmen, und in ein planum inclinatum zu verwans 
dein. Bey zugefegten Schleuſen fand die ganze Släde 
unter lebendigem Waller; geöfner war fie trocken, und 
was die Natur verfaget hatte, bewirkte hier die Kunſt; 
die eingeſtreueten Graeſaͤmereyen gediehen, und fo end 
ſtanden im Mittelpnuct der lanedurgſchen? Haide ai 
der Quelle der Lopau 40 Morgen Wieſen, die ſchon 
‘im zten Jahre zweyſchuͤrig waren, und wobon der Mor’ 
gen 30 Centner des nahrhaften Heues lieferte. 


Diefe kuͤnſtlichen Wieſen haben auſſer der Ergie 
bigkeit, auch den Vorzug, daß der aufmerkſame Oeconom 
faſt alle nachtheiligen Einwirkungen der Natur davon 
abzuwenden Am Stande iſt. Im Winter ſetzt er fie 
unter Waſſer, wodurch die ganze Flaͤche mit einer Eis⸗ 
decke belegt, und der Froſt abgehalten wird, den Anger 
au ſchaden. Sind: im Frühling kalte Nächte zu der 
fuͤrchten; ſo dürfen die Biden nur unrer lebendigen 
Waſſer erhalten werden, um die Froſtmaterie von dem 
zarten Keimen abzuhalten... Regen kann dem Grass. 
wuchſe nie fchaden , da der Boden das überflüffige Rah 


fer durch feine Inklination ablaufen läßt; wohl aber 


Yönnte die Vegetation durch anfaitende Dauͤrre gehems 
‚met werden, allein es bebarf nur einen Zug, und bie! 
Bewaͤſſerungsſchleuſe tränft ben bürftenden Anger, und 
der Eigenthuͤmer kann ſein Tagewerk mit BVirgils 3ter 
Ecloge ſchlieſſen Claudite i iam rivos,, pueri, fat prata 
'biberunt, Welchen wohithaͤuigen Einfluß dieſe Acqui⸗ 


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fitton auf Aderbau und Viehzucht hat, iſt leicht zu ers | 
achten, wenn man bedenkt, daß Heu in diefer Gegend, 
nice für Geld zu erhalten ſteht. Gleichwohi beträgt: 


der Aufwand um ı Morgen Haide in Wieſengrund nme 


zuſchaffen, im Durchſchnitt nur 40 Reichſsthaler. Das 
Scentifiſche der Behandlung verdient der Nachahmung 
halber eine eigene Abhandlung, und wird vielleicht von 
einem Kunſterfahrnen “as bearbeite, und ent 
Hd befannt gemacht. . | 

Im kleinen find mehrere Beyſpiele diefer Art an n den 
Baͤchen der Lüneburgfhen Haidgegend zu ſehen, und 
wiewohl mir eins bekannt iſt, wo die Sache fo ind 
‚Große, wie hier an der Lopau, behandelt worden, weil 
'e6 vieleicht an der Anleitung: des Kunſtkenners fehit, die 
hier der Herr Commiſſair Meyer gab, ſo ſoll man doch 


anders wo das Gefälle der Daͤche, mit ſolchem Erfolge 


nuͤtzen, wodurch die kepaut ewaſſerung den oͤberſten Platz 
verlieren wird. 


Hier war ein Berg von.24 Fuß Höfe nicht zureis 


end, der Kunft Gränzen zu ſetzen, ee ward abgeſchwemt, 


and verlohr fih in den ferpentirenden Alb des Bachs, 
deſſen Beste verlegt, und in gerader Richtung geleitet 
war. Das Practifheder Sache iſt eine eigene Handthie⸗ 
"zung geworden, fo daß Biermann ans dem Amte Ros 
tenburg, der Zunft hier ale Meiſter vorfteht, und feis 
nen Grfellen Anleitung giebt. Dieſer Erfolg der Ger 
meinheitsaufhebung, und andere, die in den Unnalen_ 
beretts aufgezeichnet find, beweiſen ſattſam, welcher Kuu 


surerweiterung die Seit fähig ſey. Einige verkoppelte 


« 


\ | , 54 0 Dorfs 


Bo. PE 

Derfs Felbmarken in dee luͤneburgiſchen Prssiay, 22 
beiien man glauben ſollte, fie wuͤrden wegen ihrer Loka⸗ 
litaͤt eben nicht zus Nachahmung reisen, haben dennoqh 
bie benachbarten Bauerſchaften bewogen, um aͤhn liche 


| Einrichtungen anzuhalten. 


Sollte mein Verhaͤltniß es zulaſſen, den Erfolg der 
Verkoppelungen auch in dieſen Gegenden aufzeichnen zu 
koͤnnen, fo werde ih das Reſultat meiner Beobachtun⸗ 
gen mischellen. Sege nur nach einige Bemerkungen 
über bie Sendtetabelle jener 221 Morgen Marſchweide. 


1. Weitzen im friſchen Aufbruch geſdet, hat kein 
Gedeihen, wenn anders eine fo langjährige Nuhe des 
Bodens worauf gegangen iſt wie bier. Dies iſt ein Lehr⸗ 
fat in der hiefigen Oekonomie. Jener Verſuch mit zo 
Himten Ausfaat ward nur gemacht, um denfelben zu be⸗ 
fätigen. Der Erfolg zeigt, daß nur 277; Körner gewons 


men find. Die Urſache davon iſt wahrfcheinlich diefe, 


daß man ben Anger nur durch einmaliges Pflügen um⸗ 
wendet. Dadurch bleiben zwifchen der nach unten ges 
Behrten Narbe, und dem feften Boden, Zwilchenräume, 
in die Froſt und Hige zw vielen Einfluß hat, ald daß vs 
dem Wachsthume der Saat nice follte hinderlich ſeyn. 


Die Angerwelde jweymal zu pflügen, hilfe dem Nachteil 


nicht ab, indem die Narbe fon wieder nach oben kömmt. 


Zum zmaligen Pflügen fehlt es an Zeit, uud weil man 


den. Anger bis in den fpäten: Herbſt beweidet. Man 


‚die Narbe duch einen flachgeſtelten Pflug nur abgefcher 


Bann der Poroͤſitaͤt, nach der Verſicherung eines gelehrs 
ten und erfahrnen Oekonomen, dadurch abhelfen: daß 


let 


WER : 89 

det wird „ bein: ein tiefgeſtellter Pflag anf. dm Schritz 
folgt, um lockeres Erdreich aberher zu werfen. Hier⸗ 
durch bringt man den Ertrag zwar weit höher, allein 
der Weitzen bleibt in hieſtger Marſch doch Heinkörnig. | 
2. In ber zweyten Saat geräih: der Weitzen beſſer, und 

bar Hier 7015 Körner eingetragen. 3. In ber Britten 
Saat iſt der Ertrag zwar geringer, Indem nur 75 Kor⸗ 
ner gewonnen find. Dieſe Verminderung bes Ertrages 
iſt aber eine zufällige Folge, der für biefe Gegend von 
auͤglich nachtheiligen, anhaltenden Duͤrre; und man kann 
ſicher annehmen, daß die Erndte ohne dieſe zufällige Ein⸗ 
wirkung der Witterung das 12te Korn gegeben haben 
würde, wofür die Erfahrung bey ähnlichen Fällen redet, 


| Dagegen geräth 4. der Hafer im feifchen Aufhruch vors 


zuͤglich. Am erſten Jahre find 103, im aten 11, und 
im deitten 12 Korner erfolgt. Hier ſteht alſo die bar 
Ruhe erlangte natürliche Fruchtbarkeit des Bodens, mit 

der kuͤnſtlichen im verkehrten Verhaͤltniß. Beym geduͤng⸗ 
ten Lande nimmt die Erndte hoͤhrlich ſtuffenweiſe ab, und 
man fordert vom Danger gewoͤhnlich nur 3, hoͤchſtens 4 
Saat; Bier ſteigt der Ertrag vom ungedängten Lande 
noch im dritten Jahre. 5. Der Flachsbau iſt hier nicht | 
zu Haufe. ‚Im Durchſchnitt And von zo Himten Lens 
famen nur 325 Pfund Flachs erfolgt, folglich von ı Hims 
sen 323. Pfund, wogegen in den Löneburgfäen Geeſtge⸗ 
genden, wo der meiſte Flachs gewonnen wird, von z 
Himten zwifhen 70 und go Pfund erfolgt wären. 6. 
Bon der Gerſte und den Hulſenfruͤchten iſt eine mäßige 


| Erndte erfolgt. 7. Kartoffeln And ſchlecht gerathen, und 


daten weit weniger eingetragen, als Im leichteften Sandı . 
g 5 " Sem 





0. _ „', _ Zu \ 
boden. 2. Die Braache gehöret nicht fit die Ordnung 
der Koppelwirthſchaft In ber Mari. Es iſt des Acker⸗ 
Yandes zu wenig, und der Hoden ift zü edel, als daß der 
Bauer nicht anf aliährisen Ettrag Rechnung machte. 

Dagegen goͤnnt man ihm zfaͤhrige Ruhe, und er muß 
in diefen Jahren den Wiehftand ernähren. Ich wid 
nicht behaupten, daß die Braache desfalls ohne Nagen 


2 fey, die Erfahrung widerfpriht; aber wie gefagt, man 


kann das Land ein ganzes Jahr ans der Wirthſchaft 
“entbehren. Wo dies aber möglich iſt, wie hier beym 
doppel Hufener der Fall war, hat ſichs gezeigt, daß der 
Ertrag dadurch aufts hoͤchſte getrieben werde: · Die Kop⸗ 
yet Tab. II. Nro. 4 Lit. a; beſteht aus zaͤhem Klaibos 
_ den. Die Kräfte waren erfhöpft, gleichwohl traf Fe 
Die Reihe des Fruchttragen; der doppel Hufener fonnte 
fie entbehren. Sie ward gebraacht, und die folgende 
Erndte übertraf die des friſchen Aufbruchs den Weide, 
und der Erwartung, wenn fie nicht gebraacht worden⸗ 
wäre aufs dreyfache. 9. Die größte Krucitbarkeit hat 
fih in der Koppel des Schullehrers,, Tab. II. Nro. 26. 
Lit. C. gezeigt, wovon der Boden in der Bonitaͤtsklaſſe 
gleichwohl nur auf mittelmäßig gefhägt if. Es mug 
alſo wohl dem Fleiße des Kultivators beygemeſſen wer⸗ 
den, wenn er von 4 Morgen, als dem Flaͤchengehalt der 
"Koppel, nah Abzug des Gartenlandes, fo viele Früchte 
ohne Dünger erzielet, wie hier die mahrige Erndte Tas 
‚delle auewelſeꝛ 


x 


Be⸗ 





Ve SPAR 


WMar fieht was Bier die Gartenkultur vermag. 


Von jenem Ertrag. der 4 Morgen 
welcher u — — 57 Rthlr. 7 ggr. 7 pf. 
berechn et worden, findd — Re‘ 


Weidegeld abzufegen, die der Schulmeiſter, während daß 
die ganze Dienfltoppel, die. abfichrlih nur zur Weide dies 
nen fol — unter ben Pfluge genommen tft, auszugeben 
bat, und fodann bleibt moch immer ein Ueberſchuß von 
53 Rthle,, woburd der verwandte Fleiß reichlich bezahlt 
iſt. Ach führe diefes nur zum Beweiß an, daß bie 
Schulm eiſter bey der- Verkoppelung nicht leer ausgehen, 
vielmehr eben fo reichlich ansgeflattet werben, wie bie 
andern Theilnehmer. 10, Die natärliche Fruchtbarkeit 
in der aufgebraßenen Weide, hält, wie gefagt, noch am, 
‚ und es werden Ihe noch einige Erndten abzugewinnen 
feyn, ehe fie des Düngers bedarf *). Denn dergleichen. 


Ertrag laͤßt ſich In hieſiger Gegend von gedfingtem Lande, 


nad) Abzug der Beſtellungskoſten gar nicht erwarten, 
da der Morgen im 0 


erſten Jahre — 8 Rthle. 7 ggr. 10 pf. 
im aten Jahre _ 12 — 21 ao 
im sten Jahre — 12 — 1 — 3 — 
mithin im Durchſchuit — 11 2 — 1— 

| eins 


: *) Mac der eben eingegangenen Nachricht aͤbertrift 
die vorigjaͤhrige Erndte von den gedachten 221 Mors 

‚gen alte Weide, Die vorhergegangenen um Vieles, 

- und der Werih der Früchte graͤnzt beynahe andas 
zWwerfache desienigen vom Sabre 1786, wozu bie 
auſſerordentlich Hohen Kornpreife freylich das meifte 
beytragen. = j 


{ 


07 5 er} 

. . ? ‘ 
‚eingetragen hat. Sieht man num. die Beffellungtkoſten 
davon ab, die in. ımaligen Pfluͤgen und Eagen im 
uſten Jahre; und in amaligen des aten und zten Jah⸗ 


res befichen; fo Bleibt der Ueberfepuß dennoch Verhäit⸗ 


nißmaͤßig größer, wie beym gebängten Lande. | 


Iqh Habe die Beſtellutigskoſten in der tabellariſchen 


Berechnung nicht abgezogen, well id) dafür halte, da 


ſie den Vortheil cher vergrößern als ſchwaͤchen. Denn 


wenn die’ Weide nicht aufgebrochen wäre, fo hätte 
das dafür ruhende Adırland beſtellt werden mäffen. 


Diefes haͤtte nun: dreymatiges Pflägen und Eggen, 


Und aufferdem Dünger erfordert; ſtatt das jener. neue 


‚Aufbrac gar nicht geduͤngt, und nur bezagewetſe 1 und | 


„mal gepflägt und geegget if: | 


Hier tft alſo drenfacher Gewinn, am Dünger, Ar 
‚Seit und Zeit. Auch if für bie Leinſaat nichts zur Aus⸗ 
gabe und Einnahme gekommen, weil bie Erndte gewöhns 


lich die Ausſaat an Gaamen Adertrift, und weil es bey 
dieſer Frucht vorzüglich auf den gewonnenen Flachs ans _ 


Ammt. in und Ausländer, die mit der Lauenburgis 
Men Landesätonomie nicht genau bekannt And, werden 
ben Erwägung ber Kulturerweiterung, befonders der bes 
seädtligen Kolzligitationen, deren bie ffentlichen Ans 
zeigen oftmals erwähnen, für die Nachkommenſchaft, in 
Anfehung des Baus und Beennholzes, beſorgt feyn. Um 
Siehe Beſorgniß zu ſchwaͤchen, und zugleich den Voertheil 
au zeigen. der aus der Vertoppelung auch für die Forſten 
arwachſt, ſey es mir erlaubt, ader Sezenane 
na wat azu Yoern Ss 


v u Das 


94 I aa 22 

. Dat Herzogthum Lauenburg if im San ge⸗ 
nommen, mit Forſten, und vom beſten Beſtande reichlich 
verfehen; fo daB darans ein aufehnlichts jaͤhruch debiti⸗ 
gie wird, wogegen ſich manche nordliche Provinz ſchon 
jetzt, ſo wohl wegen des Bau⸗ als Brenuholzes in ſicht⸗ 
licher Verlegenheit befindet. Hier iſt alſo, Dank ſey 
"per Sorgfalt der Vorfahren! noch Holz zu fällen. 
Wenn Hey der Verfoppeluug daher Forſten abgetrieben 
werben, wovon fich der Boden der bequomlichern Beſtel⸗ 
J lung, oder Ergiebigkeit halber, beſſer zut Ackerwirth⸗ 
ſchaft als zum Holzanzug qualificirt; ſo geht desfalls 

nur, der Holzbeſtand, nicht aber der Forſtgrund verlohren, 
weil dieſer an dienſamen Orten erſetzt wird. BB 


So wird auch nur ein Theil der Forſt, etwa derjenie⸗ 
ge abgehoͤlzt, der den Unterthanen wegen ihrer Anſpru⸗ 
‚ge in Anſehung der Weichholz⸗ oder. Weldenatzung abge⸗ 
treten wird; und der reſervirte Theil wird ein völlig 

privatives Gehaͤge. Wo der Weidegaug in den Forſten 
‚ohne Bedruͤckung der Weideintereſſenten nicht völlig aufs 
‚gehoben werden kann; da wird dennoch ein gemiffer 
‚nach Forſtprinzipien feftgefegter Theil, etwa die Hälfte 
‚sure J des ·Ganzen ins Gehaͤge gelegt, und nicht cher 
aufgegeben, bis die Korfitultur in diefem Theile fo weit 
gediehen if, dab Beſaamung und Aufſchlag dem Wiche 
entwachſen It, und ein anderer Theil wieder eingchäget 
and cultivirt werden kaun. Vormoals war der Weiber 
‚gang nicht nad fo beſtimmten Gefegen beſchraͤnkt, und 

werenlaßte oftmals Prozeſſe. Jetzt kann die Forſtkultur 
ohne Hinderniſſe fortſchreiten, und die Viehrncht wird 
dadurch 


\ 


— — — ——— — — — — — 


95 
dadurch nicht beelntrachtiget. Beyde Wir thſchaftszweige 
ſtehen Daher im beſten Flor, und die Lauenburgſchen 
Seren verdienen: gereiß einen der: erſten Plaͤtze in der 
Kangeränung. der Niederſaͤchſiſchen Waldungen. So 


" qushält das Amt Schwarzenbeck einen zuſammenhaͤn / 


genden Wald von 27,000 Morgen. Laubhoͤlzung, woruns 
ser Diſtrikte Begriffen find, deren en Hounſenand unüberg 
sreflig iſt. W— 


Das Kit Neuhaus hat 25,400 Morgen Balduns 
Hin, Wovon wenn ſaͤmmtliche Feldmarken durch die Ver⸗ 
koppelung regulirt ſeyn, werden z000 Morgen den Ans 
terthanen einfeitig gehören. 17400 Morgen aber ber ' 
Sandesherrfchaft dergeſtalt zuſtehen werben, daß 6500 


Morgen im völlig privativen Gehaͤge eingeſchloſſen ſind, 


10900 Morgen aber nach obigem Prinzip abwechſelnd 
eingehaͤget und beweidet werden, ſo daß 3600 Morgen 


— — 


beſtaͤndig im Zuſchlage llegen. Dieſer Forſtgrund wuͤrde 


Mit dem ganzen Flaͤchengehalt des Amts, weiches etiwe 
a Nuadratmeilen oder 666663 Morgen enthält, in eis 
nem Verhaͤltniſſe ſtehen, und in die Summe der kultivir⸗ 
tea Ländereyen fo beträchtilifen Ausfall veranlaſſen, daß 
ein Mißverhaͤltniß im Ackerbau und der Viehmcht, und 
ber daraus fließenden Bendikerung zu vermuthen fände, 


wäre der Boden nicht von ber Beſchaffenheit, daß er ſich 


wur allein zur Forſtwirthſchaft, nicht aber zu anderm 
ötonomifchen Betriebe quatificiete. Und um einen Bes 
weis zu geben, daß Bevdikerung und Oekenomie neben 
ſo betraͤchtlichen Baldungen, dennoch in Aufnahme ftehe, 
ey bier ae geſast, daß die Beyolkeruns des 
1; j " Amt ‘ 


J 


— 


| 


96 ae 2 " 
Amts, die Summe von sooo Menſchen üdertreffe: daß 
ber Viehſtand 2560 Dferde, 5450 Stat Kornvich, und 
nach Verhaͤltniß andere Arten Viehes enthalten. In 
andern Aemtern dieſes Herzogthums find die Forſten 
entweder zum Vebürfniß gureichend, ober fie llefern Bes 
traͤchtliche Revenden, vom auswärtigen Debit, wozu Me 
ſchiffbaren Fläffe und die angränzenden Seeſtaͤdte Ham⸗ 
burg und Luͤbeck nicht wenig beytcagen. Dagegen 
werben auf bie Zorſtkultur auch jaͤhrlich Tauſende ver⸗ 

wand, wodurch ein Zuwachs veranlaßt wird, der den 
Abgang auf die Folge reichlich erfept. 


Neuhaus | \ W 
im Lauenburgſchenn0 F. ©, Ziegler: - 
E | Eommiffeir. 
V. 


Ueber den einheimiſchen Privateredit, 
nebſt Vorſchlagen zu deſſen Verbeſſe⸗ 
ESoluß ©. Annalen ar dDebes. 26 St. * an I 


*. ” 





u Der Adel 
beſttzt wäh dem, was dem Fuͤrſten ſtatt bir @ittife 
zugewand worden, den größten Theil des‘ Grundeigen⸗ 
thums. Diefes, nebſt dem Vorzuge-zu den erſten Stel⸗ 


DPA 87 
fen des Etaats, erhebt ihn unter den ubrigen Staͤnden, 
in Raͤckſicht auf Erepit. Das Gefühl des Einfluſſes, 
eine glänzende Wohlhabenheit, der Beſitz von Guͤtern, 
wobey man ſelten auf ben innern Gehalt ſieht, dieſet 
und noch mehrere Umſtaͤnde, verſchaffen ihm ein Zutrauen, 
daß oft blind iſt. So richtig und gut dieſes Zutrauen 
auch bey dem groͤßten Theile iſt und ſeyn mag ; fo gefährs 
Hich wurde es vor Zeiten, wenn man jeden Edelmann ale 
einen wahren Eigenthuͤmer und reihen Mann Betrads 
tete. So lange dieſes dauerte, sing alles erwänfät. 
Manche Revolution kann aber nur. nach einer Reihe von 
Sahren, nah taufendmal gemachten Erfahrungen fh 


entwickeln. Der Mißbrauch, den Einzelne vom Credit 


machten, das oftere Ereignen dieſes Misbrauchs zum 


Machtheil des groͤßern Haufens, wobey alle logiſchen Re⸗ | 


geln ihre Wirkungen verlieren, und dann auch wohl die 
richtigere Kenntniß des Lehnrechts ſelbſt, und deren mehr 


rere Verbreitung, gaben dem Credite mancher Haͤuſer 


einen Stoß, den Generationen nicht abwenden können. 
Wo man fonft Hlind und ‘ohne Nuͤckſprache verfußr, — 
und dieſes hatte feinen großen Nutzen! — verfährt man 
jetzt fo behutfam ; wie es die größte Klugheit nur erfors 
Bern kann. Glaubte man ehemals wahre Eigenthuͤmer, 
denn, das Wort Cehn war von keinem Gewichte, da ' 
die Güter ohnehin bey der Familie blieben, und jeder 
Hausvater ein halb Dugend mannhafte Lehnträger zeugs 


‚ te, glaubte man fonft alfo wahre Eigenthuͤmer; fo ſieht 


⸗ 


man jetzt die Feſſeln, worin der Adel liegt und wird argwöͤht 
niſch. In feiner jegigen Lage leidet der Adel zum Theil 
mehr, wie Bürger und Dauer. Des Gewerbes und Zort! 

(Annal. sr Jahrg. is St. - hel⸗ 


% 


* 


tt Sr 


helfens entfleht doch immer meht, und wo man ſenß 
kaum wußte, in welchem Welttheile England läge, ba 
raiſonnirt man über euglüche Stods, und hält e& ratha 


ſamer fi dort anzukaufen, als das Geld im Lande zu 


loffen. Vorhin blieben die Eapitalien im Lande, weil _ 
man nirgend damit hinwußte. Jetzt hat man aber Auss 

wege, fo viel man will. In fofern baden dann die neuere - 
Sigatswirthſchaft und ihre häufigen wohlchätigen Anlagen, 
viel nachtheiliges fuͤr den vorigen Credit des Adels. Was 
unter andern Umſtaͤnden und in andern Zeiten Wohlthat 
war *), wird jetzt kaſt und der Ruin vonFamilien, dienet zur 
Schwaͤchung des Glanzes, der, mas auch das franzoͤſiſche 
Publicum daruͤber raiſonnirt, ſeine guten und zu vertheidi⸗ 
genden Seiten Hat. Der Sohn ſoll feines Vaters Schulden, 


bezahlen. Gut! Aber diefes har keine Gränzen. Drey 


Generationen koͤnnen in einer Familie brav und guthan« - 


. „bein, und ihr Geſchlecht lieben. Nun koͤmmt aber einer 
‚ an.die Reihe, der von der guten Meinung, welche feine. 


Vorfahren ihrer Familie zu verfhaffen wußten, einen 
unbegrenzten Mißbrauch macht, welcher Schulden zu 
Hundert taufenden auf die Güter laͤdet, Die fein Vermögen, " 
wäre auch das Lehn als Allodium anzufehen, weit übers 
Reigen, und der nun vier Generatlonen, ja oft feine 
ganze Nachkommenſchaft, in unabfehbares Elend flürzt. 


Es iſt diefes freylich kein Elend eigentlich zu nennen, 


‚denn der Sohn aus einen bürgerlichen Haufe, muß dur 

‘feiner Hände Arbeit, durch Verdienſte fich forthelfen, wie 

es ia | England die jangern Soͤhne eines Großen thun 
7 


*) I. F. 45. | 


GE (Er ? 5 
mäflen, und bei und au Kant. Aber für bie Bers | 
haͤltniſſe eines Edelmannes iſt es doch traurig und kraͤn⸗ 





end, -wenn er nicht wie andere Menſchem nur bloß feine 


zu zu haben,’ noch mehr thun maß, wenn er unser Hrofs 
fen Erwartungen gezogen wurde, die num ſo ganz ges 


Ip —umT 0 


Verfaſſang getroffen werden. Die ewigen Theilungen 
@lanze; den man hier nun einmahl, und mit Nedht, vers 


fee Hinſicht, wozu man ſich aber bald genoͤthiget fehen 
wird, wenn bie Zeitfolge nicht das hervorbringen ſoll, 
welches vor kurzem die Nationalverſammlung dem britten 
Stande zur Satisfaction deeretiren mußte. Die mehre⸗ 
sen Familien mir wenigern Vermoͤgen, wollen jetzt mehr 
thun, als der Stammvater that, wie das Vermsgen 
ben feiner Perſon vereinigt Mor. Ewiger Dant den 
Männern, welche in fruͤhern Zeiten für den ‚Dinzerfaflen 
forgten! Was wuͤrde aus dem Landmann. und in feinen 


‘ 


Erhoͤhung nicht maͤchtige Dämme gemacht wären. Was 
io Eugland der Adel für feine Erhaltung gethan, ſcheint 
auf deutſchem Grund und Baden nicht fortkommen zu 
wollen, und wenn Hin und wieder eine Ausnahme ge! 
maß: wird *); fo iſt felbige doch fo anbedeutend, daß ſie 
nicht 

von Ornabroc ſ. Moſers patriotiſche Phanotnd 


J _ 2 a 
° ‘ ” UND 


— — — — —— —— — — — — — — — — eg me —— 


— — — 


Behdaͤrfniſſe befriedigen ſoll, ſondern ohne die Mittel das 


cauſcht werden. Es iſt dieſes ein unvermeidiches Meder, 
dem zumahl in unfern Zeiten ſchwer abzuhelfen ſeyn wird/ 
wenn nicht einige Abaͤnderungen in dieſer fogenaunten 
und Unterabahetlungen ia den Kamilien, ſchahen dem. 


langt. Es fehle nur aui oft an Familien Gefetzen in die. 


. Bolgen and dem Staate werden, wenn wider die Zins⸗ 


| 


100 | 

nicht Gemerkt wird, und nur Nebenabfichten zum Grund» 
"zu haben pflegt. Geſandſchaften, Die yıit Aufwande vers 
bunden find, Minifterfchaften, wobey mitunter in der 
Hofnung auf Verbefierungen, Schulden gemacht werben 
müffen, waren auch oft Urſachen des Sinkens von Famſ⸗ 
sten, und die Eritit der Handlungen muß bier ſchonender 
verfahren, ald fie mit Recht ihren Unwillen äuffern und 
murren ann, wenn ohne alle Ruͤcſicht in den Tag, wie 
man zu fagen pflegt , Himeingelebet wird. Die Verewi⸗ 
‚ gang der Concurſe — und. mande find durd ihre ang 


derthalbhundertjaͤhrige Dauer ehrwärdig geworden! — . 


die weit hinausgefegte Zahlung des Sapitals, und img 
Calenbergſchen der Zinfen, das verlohrengehende Inters 
nſarium, die auf die Wiedererlangung zu verwendenden 
Koften, die Hypotheken vor Rotarien und Zeugen, weis 
che eine Peſt für den Credit find, der Mangel der Hypoe 
theten ⸗Buͤcher, oder eimer völligen Gleichſetzung alles 
Sdulden, bey einen folchen Schifbruche, bie öftere Uns 
kunde des Mlodil, nebenher aber au die Ehicane der 
Euratoren, um das ©chäfchen au ſcheeren, fo fange es 


+, 


nur Wolle geben kann, ſtecken den adelihen Borg, und 


serfagen einem großen Theile des anſehnlichſten Standes 


eine Hälfe, die ihm gegeben werden könnte, wenn der 


Sache eine andere Wendung gegeben waͤrde. Verſchie⸗ 

dene Edelleute, welche die Drängel des Tredits einfahen, 

haben fich entfchloffen, Hypotheken / Bücher dey den Ger. 

richtöhäfen, worunter fie leben, zu errichten, und dat 

ur ! Alles 
a Pärters Beytraͤge zum Staates und Fürfiens 
rechte. | 


we. 1a 
Allodium unterſachen uns eydlich tariren zu laffen. ‚Sie 
ſetzen Iren Nachkommen eine nörhige Brille auf, denken 


edel, wie es diefem Stande nach feiner Geburt, und bey 


ı' allen feinen Vorzuͤgen zukoͤmmt, und beugen künftigen 


Unglaͤcksfaͤllen dadurch vor. Jede Familie follte billig 


wvem Ereichter eines Hypothekenbuchs, in der Familie ein 


— 


Denkmal errichten, weil er nur auf ihre Erhaltung ber 
Dacht if, und.der Staat follte Ihn belehnen, weil er af 


ein folides Städt feines Hauſes denke, Das Berwideln 


fo vieter andern Bamilien in Eoncurfe, durch ein adeliches 
Ereditweien, und bie nothwendige Erhaltung ſowohl bias 
Ser als des Adels, als Mitglieder eines Staats, läßt hier 
affo, weil mit der Erhaltung dieſes Otandes, durch die - 
Yisherigen Anleihen Fon andern Ständen, dieſer Gluͤck 
smabänderlidh verbrinden iſt, bie Frage aufwerfen, in wie 
fern der Edelmann an einen folhen Unternehmen Ar 
theil nehmen inne? — Altenabilirät, mit Vorbehalt des 
Grundeigenihums für die größere Geſellſchaft, kann der 
Creditcaſſe ſchon Hinlängliche Sicherheit geben. Dann 
Slömmt das Nutzungsrecht beynahe den Werth bes Cie 
genthums ſelbſt, und man kann ſchon obfgefehr einen 
Werth annehmen, welcher dem gleich kommt, wenn 
man ganz freyes Eigenthum vor ſich haͤtte. Soll dann 
ine Anleihe geſchehen, fo kann, mit Vorſicht, die Caſſe 


nicht gefährdet werden, weil bey einer verhäftnißmäßigen 


Darleihe, das Gut fofert, nach den oben angeführten 
Grundſaͤtzen, verkauft werden kann. Kann diefes aber 


"wicht ſtatt finden, glaube man, daß manche Familie bald 


son Gütern dann entbloͤßt ſeyn wuͤrde; fo bleiben dem 
noch Mittel genug, wie auch fouft manchen Edelleuten 
& 3 8echols 


102 J XX 
geholfen werden konnte. Haben einige doch mit SAL, 
wenn fie Hypothekenbuͤcher errichten, ſich aus den Schul 


Ben Helfen, oder doch einen richtigen Plau dazu machen 


koͤnnen, warum follte ſolches nicht auch Hey andern ga. 


ſchehen tonnen? — Das Nutzungsrecht kann aber dann 


kein großer Gegenſtand der Sicherheit werden, weil es 
gu vielen Ungluͤcksfaͤllen unterworfen bleibt, es ſey denu, 
daß die Famiite noch. ſtark, der Stammbaum in Ordnung, 
und bey einem guten Regulativ, an eine richtige Abs 
tragung zu denken wäre. Wo der Schulden zu viele 


And, kann dann nur an eine vorläufige Amortifatien ges 


dacht werden, denen aber nothwendig einkhiänkende 
Credit⸗Zeſetze folgen mäffen, damit von Seiten der Laffe 
Schöffen werden könne, wie foldhes in einer ſehr gluͤck⸗ 
Uchen Verbindung die Laneburgſche Nitterfchaft mit dern 
Heften Erfolge zur Abfiht hat. Das Allodium iſt und 


J bieibt aber der Hauptgegenſtand der. Sicherheit. Soll 


für jeden einzelnen von Adel, oder Beſitzer von Lehngu⸗ 
tern, wenn er es bedarf, ein oben vorgeſchlagenes Credie⸗ 


Such errichtet werden; fo müßte das Allodium in Rich⸗ 
utigkeit, und die Grundſaͤtze darüber gehöris zuvor ber 
Atimmt werden. In einem irgend beträchtlichen Lande, 


iſt dieſes ein herkuliſches Werk, daß fih aber nah und 
nad zu Stande Bringen läßt, - ft dieſes alsdenn and 
einmal feſtgeſetzt, wie viele, ſich verewlgende Procefe, 


"find dann nicht für die Zukunft anf Anmal gehoben, da 
‚man fih in Kurzem alsdenn von den wahren Kräften uͤber⸗ 


zeugen kann. Nach Beſchaffenheit des Alodti, kann . 
mehr oder ‚weniger, nad ‚den Grüundfägen der Cafe, 

darauf hergeliehen werden, Was aber für den Adel ber 
—. ſon⸗ 


— 


v5 ‚x03 
ſonders wichtig feyn müßte, wäre der almaͤhlige Abtrag, 
der jeßt oft verlohren seht, wenn ein. Capital erſt geſam⸗ 
melt werben maß. Die ParticnlairsJahlungen zu so, zu 


2100 Rthir. find dem Gürerbefiger Auflerft wichtig, und 


fonnen bier Richt genug in Erwägung gezogen werben. 
Mat erfpart fogleich Zinfen für die Zukunft, es reizt zum 
mibrerern Abtragen, und zur Sparſamkeit, und die 
Schuldenlaſt wird ſich bald merklich vermindern. Die 
auf dem Allodio haftende Schuld muß jeder Nachfolger" 
Bezahlen, und die Caſſe kann dabey nicht in Gefahr kom⸗ 
men, da nach dem etwanigen Ausſterben der Familie, dee 
kanftige Beſitzer entweder die Caſſe auf einmal befriedts 
gen, oder die Caffe'wieder zu feinen Glaͤubiger annehmen 
muß. Das beförderte Borttommen mebrerer im Staate, 
wird ben Werth der Landgüter erhöhen, und die Caſſe 


noch mehr ſichern. In Anſehung der Güter, weiche zu | 
ſehr verfchufder find, und wovon die Schulden vor Aus⸗ 


ſterben der Familie nicht abgetragen werben koͤnnten, 
würde der Lehnsherr, welcher gewöhnlich ja auch der Lan⸗ 
Desherr iſt, wohl dahin zu bewegen fern, das Ganze in 
feine Ordnung zu bringen, die Lehne fo lange offen zu 
laſſen, bis bie feflgefegten Schulden abgetragen wären. 
ine große Inconvenienz, welche daraus entſtehen könnte, 

wäre die Einſchraͤnkung des Luxus, in fofern er unver 

yeihlich iſt, und daß jeder auf feinen Etat reducirt wuͤrde. 
Aber welcher ehrliche Dann würde nicht gern ehrtich 


dhandeln, und das feyn wollen, was er.nut ſeyn kann, 
wenn ihm die Mittel Dazu gegeben würden, wo er ſich 


ſo nur noch an einem Strohhalm vor dem Ertrinken au 


retten ſuchen muß? ? — Die don dem 


64: ” var⸗ 


D) 


EV Vν 


3 ä rges - Ir 
zu beſchafende Sicherheit bedarf bey weitem nicht die 
Nachforſchungen, welche bey dem Adel erfordert wer⸗ 
den. Hier iſt kein Lehnsnexus, der uns im Wege ſteht, 


kein Allodium, worauf nur Gelder gegeben werben 
tönnen. Binden wir gleich in Städten und ihren Ges . 


Bieten auch Lehn s Meyer s Eimphptent s Fideicommißs 


güter, worauf die Ereditcaffe ihre Sorgfalt gleichfals 
au erſtrecken bat; fo iſt diefes doch felten und iß day 
Landeigenthum gewöhnlich. frey. Die Sicherheis kann 


alfe um fo eher Heichafft werden, als der Werth der 
Gebaͤude einigermaßen nach ben. neueren Grundſaͤtzen 
der Brandafferuration beſtimmt if. Ks. wärbe aber 


Dennoch gefährlich ſeyn, den Brandaffecuratisuswerth,- 


als den wahren Werth eines Gebäudes anzunehmen, 
da es bekannt if, weicher Misbrauch oft noch bey ſol⸗ 


chen Angaben ſtatt finder. Taxation und Kaufgelb, 


wenn lezteres anders auf feiner truͤglichen Ungewisheit 


beruhet, ſcheinen der einzige Ausweg zur Ausmittelung 


des Werths zu ſeyn. Nach gelieferten, von gefchwerneg 
Taxatoren ausgeftellten,, richtigen Befcheinigungen giebt 
Die Eaffe nur auf 3 des Werths Gelder her, weil bie 
Hauſer ich ohnehin deterioriren und einen bleibenden 
Werth haben. Brennt das Haus ab, fo if die Eaffe 


- durch die Afferurationsgelder gefihere, weil mit benfels 


ben ein neues Haus wieder gebauer wird. . Bey dem 
liegenden Grundſtuͤcken bedarf es gleichfalls einer Taras 
tion und zwar nach der Verſchiedenheit ihrer Lage und 
Innern Werths. Vefärbertes Gewerbe, Betriebſamkeit 
und Anduſtle⸗ verbunden mit einer vermehrten Circu⸗ 

fatton, 


| 


t 


| 


Be 107 


nation, Bunen alödenn die Caſſe nur noch mehr ſichern. 


Die Gtaͤdte find nach ihrer urfprüänglichen Beſtimmung 
nur für Gewerbe und nicht für ten Ackerban. Die 
zur Beſtreitung der Landesbeduͤrfniſſe nöchigen Fabriken 
bleiben ein Prärogatio derſelben. Nicht ohne Unrecht 


. Mt man daher in manchem Lande die Gewerbe auf dem 


Lande ih zu fehr verbreiten. Ohne Gewerbe und Fa⸗ 
Selten finten Städte mit der Zeit zu Dörfern herab. 
Sänfligere Grundfäge für die Städte, werben ihre Eins 
wohner nicht mehr über Verfall Hagen laffen. Der Eros 
dit bed Kaufmanns wird alsdenn vermehrt. Er wird 
zur gehörigen Zeit bezahlt, und dadurch gewinnt wieder 
ſein Credit beym Ausländer. Er wird immer- ein Waa⸗ 
zenlager führen können, das zehnmal fein Vermoͤgen 
übereige, uud der für feinen Credit nothwendige uns 
durchdringliche Schleier wird nie durch die Caſſe ges 
waͤcht, da fie ihm nicht mehr giebt, als er ihr wieder 
Bezahlen Bann. Genug daß ber Bey zu Darleihen einer 
ſolchen Caſſe Hier viel freyer iR, als in allen andern Vers 
haͤltniſſen. 
Der Landmann 


iſt der größte und bey weiten wichtigfte Stand, dem Ich 


durch eine Creditcaſſe beſonders geholfen fehen mögte. 
Er liege aber in Verbindungen, bie ihn, ich mögte faſt 
behaupten, gäuzlih von aller Theilnahme ausſchlieſſen. 
Es ift bekannt, was zur Erleichterung biefes Standes 
in den Annalen pro und cantra geſagti iſt. Freyheit iſt 


"Bas Loſungswort in unfern Zeiten nud alles ruft Frey⸗ 


beit, da man dach, gleich der Natur, keine Gpränge 
mit ide machen kann. Es gilt von ihr, Mas man von 
© 5 der 


v4 
I 


u 7 SE 


der Abſchaffung der Frohnen fügen kann, daß fie mern 

lich mitunter gefaͤhrlich werben koͤnnte, und daB Ahr, 

wie man die Frohnen hin und wider wird wiederum efnı 
führen mAffen, auch wieder entfagt werden mäßte. Unſer 

Landmann, wenn er In ſeiner neuen Freyheit verun⸗ 

glädkt, hat felten Gelegenheit, fein Unterkemmen zu fins 

den. Auf Schiffswerften fann er, ohne Emigration, 
nicht arbeiten, in Kohlenbergwerken gleichfas nicht, 
und als Matroſe ſich und den Seinigen in allen, Theilen 
der Welt Brodt zu verſchaffen, geht auch nicht. Man 
loffe daher die Vergleichung mit der engliſchen Freyheit 
fahren. Giebt man völlige: Freyheit, ſo entſteht fär 
den Staat eine der unangenehmſten Inconvenienzen. 
Wie geſchwind und dald werden die Höfe zerſplittere 
werden! Und wer ſoll alddann die Dienſte leiſten, die 
der Otaat nur von einem Gehoͤfte einer gewiſſen Groͤße 
zu fordern im Stande iſt. Ob der Ackerbau auch dabey 
verlieren werde, will ich hier nicht unterſuchen, ſondern 
nur zu erwägen anheim ſtellen. Die Betteley IE in 

Niederſachſen bey weitem nicht das, was ſie in andern 

Ländern if, Ich ſchreibe dieſes unferer Verfaſſung zu. 

Eine der wohlrhätigften Einrichtungen iſt, eine noch 

übrige Folge der Leibeigenfchaft, nemlich die Leidzucht. 

an laſſe diefe weg und die Staͤdte verlieren das Praͤ⸗ 
rogativ, Bettler zu haben. Wie werden manche Lets 
denſchaften in biefem oft noch rohen Stande einreiffen, 

. "wenn die Vormunbfchaft des Staats, die im Meyers 
techt liegt, wegfaͤllt. Ich glaube daher, denen deytreren 
"zu mäffeh, weiche nicht für die völlige Abſchaffung des 

Meyerrechts find. "Dun ſchaffe nur bie unnägen Zweige 

u u ef 


erſt weg, alsbann werden bie concentrirten Gäfte dem 
Saum ſchon treiben, Waͤre vößige Freyheit Hin und 
wieder wohl möglich, wie ich nicht ganz In Abrede fielen 
wi; fo muß doc der Bauer nur nach und nach dazu 


. „fommen, und twärde ec auf einmal in den Stand ges 
fegt, Sonntags fein Huhn mit Reiß zu effen, fo find - 


wir Städter gewiß abhaͤngiger von diefem Stande, wie 
wie feyn dürfen und müffen. Wan verbinde mit der 
Leibeigenfchaft zu ſchwarze Ideen, ohne fie oft zu kennen. 
Ste if mannichmal wohlthätig und verſchiedene Länder 
tm Norden ausgenommen; ſteht ſich der Landmann bey 


ihr beſſer, als da, wo man Pacht getraͤumt hat und 
dieſe nicht zu finden if. Bey Gelegenheit meiner Res i 


cherchen, über das von mie herauszugebende Meyerrecht 
allee hannoͤverſchen Lande, habe ich dieſes oft wahrneh⸗ 


men konmnen, und die füblihen Lande find Dey weitem 


übler daran, als die noͤrdiichen. Aus einer andern 


Urſache, als weil die Pacht und römifches Recht fer 


her dort flatt fanden, wie in den nördlichen Ländern. 
Die Abfindung ber Geſchwiſter und Kinder find den 
größten Misbraͤuchen unterworfen. Die Grundfäge 
des romiſchen Rechts über Erbſchaften, ſollen hier durchs 
aus angewendet werben, welches doch hier nicht moͤglich 
iſt. Im Luneburgſchen Mund Höfe, anf melden ſolche 


Abſindungen ſeit Jahrhunderten noch haften. Im 


Calenbergſchen iſt die Pacht zu hoch geſteigert, als daß 
man alles Allodiam, wenn der Hof wicht ruinirt wer⸗ 
ben fol, bey einer Teilung unfchlagen könnte. Dirfes 
hemmt den Credit, und beo den grundherrlichen Rechten 
weiß man gar wicht, was der Bauer eigenes hat, will 
man 


i 


ee e 107 


— 


8 0 ae 


| man auch nicht auf das ſehen, was der Landmann dem 


Staate ald Bürger, was er dem Geundheren aus dem 


Wertrage ſchuldig if. Man hat angefangen bie Groß; 
nen in Geld zu verivandeln, und in einzelnen Puncten 


su erleichtern und zum Aderbau aufzumuntern. Sollte 
es nicht möglich feyn, die Meyerverbindung aufzuheben 
und mit einigen wenigen Aufopferungen einen andern 
Vertrag unterzufpieben? — Gin Zehntrecht ſcheint 
am ſicherſten, weil der Hauer dann verfanfen kann, 
wenn er wi, und der Gutsherr dad; zo Procent bes 
tömmt. Bringt freyes Eigenthum denn fo großen 
Nutzen, ſteigt der Aderbau, nun fo ſteht fih der Gutss 


Bere auch gut dahey. Er bat dann nichts mit Remiſt 


fionen, wovon der Bauer feiten große Wortheile hat, zu 
shun, dee Bauer darf nicht eher einfheuern, Bis der 
Zehntherr den Zehnten gezogen hat, der Bauer kann 


‚inte dem Geinigen alsdann ſchalten und walten und 
einer bekuͤmmert fi dann nicht mehr um den andern. 


Unter folhen Beflimmungen könnten Bauerhoͤfe ein 
wichtiges Object der Creditcaſſe werben, weil ein freyes, 
alienabies Eigenthum da 4}, das einige onera realia hat, 
die aber nicht von aufferordentlicher Erheblichkeit dann 
find, wenn fie glei den Werth eines Gutes mir beſtim⸗ 


men. Sch halte dieſes ſelbſt für eine flächtige Idee, die 


aber wohl eine nähere Unterfuchung verdiente. Ehe 
biefes oder eine. Alienabilitäe des Nutzungsrechts nach 
Vereinigung aller guteherrlichen Rechte in einem bloß, 
-fländigen Canon aber zu.erwarten ſteht, wie bleibt dem 


Bauren ſonſt Huͤlfe zu verſchaffen. Manchem Könnte. 


doch 


0, 109 


boch geholfen werden, wie mir verſchledene Kg und 
Beamte darin beyftimmen wirden. 


Drfentiche Bekanntmachung des Zuftandes 
der Caſſe von Zeit zu Zeit.  \ 


Die muſterhafteſte Adminiſtration, wie wir ſie in den 
hieſigen Landen genieſſen, bleibt dem Verdachte, ob fie - 
auch wirklich gut ſey, unterworfen, wenn nicht das Pus - 
blicum mit den Refultaten, von Zeit zu Zeit, bekannt ges 
mache wird. Viele unferer Unterthanen wunderten fi, 
daß die Kriegesfchulden noch nicht laͤngſt bezahle wären, 
das doch nicht möglih war. Ich beziehe mich Kierüber 
auf die Unruhen, welche Frankreichs Revolution, ſo wie 
in andern Laͤndern, auch hier bewirkt hat. Es wuͤrde 
gewiß unterblieben ſeyn, waͤre es nicht Verfaſſungswi⸗ 
drig, dem Publico Bilancen zu ziehen, und haͤtten alle 
hieſige Adminiſtrationen nicht die Ueberzengung, die 
jeder redliche Mann darin hat, daß er redlich handelt. 


ODeffentliche Bekanntmachungen der Art vermehren den 


Credit unendlich. In England geſchieht ſolches von Zeit 
zu Zeit in den oͤffentlichen Papieren, wozu das hannv⸗ 
verſche Magazin fo geſchickt wäre. In Hinſicht auf. die 
Crebditcaſſe hielte ich es für norhwendig. Man würde 
eine große Beruhigung hierin finden, der Eredit würde 
folider werden, und wäre’s doch auch erſte Pflicht, einem 
jeden Gläubiger die Rechnungen vorzulegen. Es amüs 
firt nachzurechnen, es giebt eine Art von politiſcher Ge—⸗ 
ſaafuglele, es hebt den Dationalgarasier, an allem 
Theil 





x : W; 
so Pr | 
Theil nehmen zu koͤnnen, wenn man nicht immer vun 


einen Flor fieht und es gilt bier, was man von dem 
zechefchaffenften Dann fagen kann, feine Rechtſchaffen⸗ 


heit bat nicht den gehörigen Werth für jeden, wenn 


man ihn nicht handeln ſieht. FBW 
‚RefervesCaffe. J 
Es koͤnnten ſich, zumal wenn alles angeſtellete Geld 
durch die Caſſe in Circulation gebracht Wäre, und nicht 
ſo leicht wieder herxausgezogen werden koͤnnten, wenn alſo 
Leine Capitaliſten vorhanden wären, bie in den Plat 
. abgehender und Wiederbezaßlender treten Könnten, Fälle 
ereignen, da die Caſſe bey der fofortigen Wiederbezah⸗ 
lung in Werlegenheit käme, womit fie die ſich haͤufenden 
- Korderungen zu befriedigen im Stande wäre, . Nad 
beförderten Gewuͤhte iſt mir dieſer Fall fehr leicht denk 


Ä . bar. Worauf fol dann die Tafle greifen, wenn z. B. 


“son einigen die Zinfen nicht wieder zu rechter Zeit bes 
zahle würden, und doch die -Zinien an die Glänbiger 
‚der Caſſe bezahlt: werden milßten? — Sie würde in 
große Verlegenheit gerathen, ja ihr Credit, bey aller 
Sicherheit, die fie haben kann, kann dadurch ges 
ſcchwaͤchet und untergraben werden, wenn fie keine Re⸗ 
ſervecaſſe härte. hierzu würde ich aber daß fürftliche 
Darlehn, welches das ganze Inſtitut erſt in den Gang 
braͤchte, in Vorſchlag bringen, woruͤber eigene Buͤcher 
gehalten würden und wovon die Vortheile nur blos der 
Darleiber zu genieffen hätte. _ . 
Zu haltende Büder. F 
Die durch dieſes Inſtitut verurſachte Regiſtratur oder 
die zu haltendea Buͤcher wuͤrden nicht weitlaͤuftig werden, 
— wenn 


\ " . oo. 


EV au 


wenn fie nur in gehöriger Ordnung arhalten muͤrden. 
Daß ſie mit dem Schluſſe eines jeden Jahre anfgärgen 
and neme.an ihre Stelle troͤten, darf ich wohl vicht erſt 


erinnern. Wegen der anfangs eintretenden fürklihen _ 
Darleiha würde ein Buch erforderlich. feym;, weichen bie - 


Berechnuug ber Zinfen und Rildliefevung, der Capktalien 


‚einzig enthielte. Nieten dieſern Augen jedoch fan, > das 


Manual für die Gläubiger der Caſſe. weißes ans 
fange jene Berechnung mit dem Faͤrſten mit enthalten 
konute, und 2) das Manual für Die Schuldner der 
Caſſe, an welche fi 3) das Manual für die Res 


ſervecaſſe anſchloͤſſe. Ueher, bie nöpere Cinichtung 


ſolcher Manuale laͤßt ſich in einem Vorſchlage nichts 


ſagen, do ſolches der Willkuaͤhr zu ſehr Aberlaſſen bleibt. | 
Befondere Rechte der Caſſe und einige beſondere 


| Beftimmungen. u 
| Es kommen noch einige Puncte in Frage, die ſich 


‚unter die wenigen angenommenen Rubriken nicht brin⸗ 


sem lieſſen, die ich daher, weil ſie mit zu meinem Diane 
arhören, bier Punctweife vortragen will. 


» ürde jemand feine, der Caſſe fepufdigen, Zinſen nicht 
innerhalb dem feftgefenten Termine bezahlen; fo wäre 


damit eo ipfo daß Capital gelofet und von Zeit des 


Werzugt, bi⸗ zur Wiederbezahlung des Capitals zahlte 


der Schuldner Zinſen von Zinſen, weil die Erſſe die 

Reſervecaſſe angreifen, und das daher genommene 
Capital wieder verzinſen muͤßte. J 

Waͤre eine ſolche oder ſonſt eine Kündigung gefchehen, 


Bas Eapıah wuͤrde aber am ber. befimmten Zeit mit 


den 
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" — 





‘ 


12 Zn  Y 


don Zinfen nicht bezahlt; fo erginge nur von der Cre⸗ 
diteaſſe eine Anzeige durch einen Laufzettel an die 
Obrigkeit und die Geundftäde würden angefchlagen, 
- Zinfen. und Zinfes Sinfen ($.1.) liefen fort, und bie 
Koften, die niche groß werben koͤnnten, würden nah 
befriedigter Geeditcaffe dem Schuldner angerechnet. 
Eine Art von militairifcher Strenge macht aufmerks 
ſam, activ und dad Ganze würde babey gewinnen, 
. 3) Da das anaſtaſiſche Geſetz für den Tredie und Sans 
del ein Unding if, und an miehreren Handſungéorten, 
3 B. Hamburg, abgefhafft if; fo könnte fie au 
bey der Ereditcaffe nicht flatt finden, wenn uͤbrigens 
die Ucbertragung nur Hinlänglich conſtirte. 
4) Staatsbediente, welche Eaffen in Adminiſtration 
haben, können einen Anıheif an biefem Inſtitute 
nehmen, weil die Creditcaſſe ihrentwegen nie völlig 
gefichere iſt. Es fey deun, daß afdere für Re mie 
unverfchuldeten liegenden Eigenthume Birgfchaft lei⸗ 
ften und foldes verhypotheciren, welche Hypothek 
jedocy die Natur aller Efeditcafie : Hypotheken Hätte, 
5) Die Ereditcaffe leihet nur auf Grundſtace: fo. wie 
die Lombarde auf Mobilien. ' 
6) Ale Koften, fie heiſſen Zahl s Provifion s Renova⸗ 
tions, pro Arrha ꝛc. Gebühren und Procente fallen 
weg, und das Geld wird auf Koſten der Caſſe an den 
Schuldner geſchickt, welches auch bey den Glaͤubigern 
eintritt. . 
7) Kaͤme die Caſſe mit in Concurs; p koͤnnte ſie zwar nach 
der vorgeſchlagenen Sicherheit nie gefaͤhtdet werben, 
weil der Werth nicht erſchoͤpft wäre, fie erhielte jedoch 
forts 


2 


_ 00 113 
fortlaufende Zinſen und Zinfes + Binfen, weil das 
- allgemeine Wohl es erfordern würde. Koſten koͤnn⸗ 


en nicht für fie erwachfen, die bloße Anzeige wäre 


Hinlänglih und die Bücher der Caſſe hätten Bffentlis 
chen Glauben, In wenig Stunden müßte das Activ⸗ 
vermögen überfehen werden können und ohne einmal 
„die Edictales zuruͤck zu erwarten, ohne erfk ſammtliche 


Active bepgetrieben zu fehen, koͤnnte man zum Ver⸗ 


Bauf der Immobilien fchreiten und weil die Ereditcafie 
die erfien Rechte Hätte, fo wäre ſelbige fofort zu bes 

‚ friedigen und der Zinfenlauf,für die übrige Maſſe zu 
ſiſtiren. | 


3) Wollte man nicht eine terminliche Wiederbezahlung 


bdes Capitals nach vorgängiger Loſung, fondern fofors 


\ 


= — — — — — — —— — —. 
. 


tige verlangte Zahlung verſtatten, alsdenn müßte, 
wie in Lippes Detmold, ber Stänbiger der Caſſe fi 


wit 3 Procent begnügen, und wäre das ganze eine 
„ Procene zum Beften ber Caſſe. Ein gleiches müßte 


Statt finden in Anfehung der Eapitaliften die große 
Summen hergäben, denn wer fo großes, zu beſtim⸗ 
mendes Vermögen befigt, der mas ſich auf 3 Procent 
beſchraͤnke fehen, und feinen Etat darnach einrichten. 
Die Caffe wird deswegen nie Mangel an Zulauf . 
haben. | 


9) Die für jeden Stand, für jede etwanige beſtimmte 


Größe der Summe getroffene Verfuͤgung leidet Beinen 


Unnterſchied der Perfon, fobald Sicherheit gegeben 
. werden kann. | oo er R " | 
nal) RD 


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12 


114 sr 


10) Wer von der Crediteaſſe Gerd nime, muß gericht⸗ 
lich darthun, daß keine ingroffirte Schulden anf fels 

nem Vermoͤgen haften, damit den einſtweilig beffere 
Mechte habenden Glaͤubigern kein Unrecht burch die 
Ereditcaffe geſchehe. Wer ſolche Schulden Hat und 
dieſe dey gehöriger Sicherheit, durch Creditcaſſegelder 
abbezahlen will, muß die Auszahlung an die Glaͤubi⸗ 
ger durch die Ereditcaffe vor. einem Notarius gefchehen 
laffen und tritt diefe dann in die Nechte der Altern 
Glaͤubiger, praefitis praeftandis. 


11) Es ift blos ein Inſtitut für Leute, die im Bande 
mit liegenden Grundſtuͤcken angefeffen find. Wo die 

Hoheit, mithin auch die Inappellabilitaäͤt ſtreitig it, 
. wird kein Geld hingeliehen. 


Einige Vortheile eines ſolchen Inſtituts. 
&s-wärde bier vielleicht nicht am, unrechten Orte 
angebracht fepn, die mannigfaltigen Vortheile einer ſol⸗ 
hen befoͤrderten Geldcirculation, durch alle Zweige zu 


verfolgen. Und zu zeigen, wie Induſtrie, Fabriken und 


Kandel fi vermehren würden, wie mancher nervigte 
Arm den Pflug mehr führen und feinen Unterhalt der 
Erde abzwingen, wie der Credit plöglid erwachen und 
thärig werden und das Artbarmaden fich fogar bis im 
die wüften- Gegenden erſtrecken würde. Allein dieſe 


Wortheile liegen zu klar am Tage für den, der der Sade 


kundig ift, als daß man nicht den Vorwurf der Weis 
laͤuftigkeit zu vermeiden, felbige Hier faſt underäßrt 
und dem weitern Nachdenken Aberlaſſen koͤnnte. Man⸗ 
er Nachtheil wird zwar nebenher mit dataus entſorin⸗ 

gen, 


n _ 075 > BES 5 0 zu 


gen, aber man begegne ihnen, und was find endlich 


einige Nachtheile ‚gegen die Summe des Guten in eine 


Waagſchale gelegt, fo. lange Eatos Republik nur daB 


Werk der Einbildung bleiben kann. Bin sich jedoch 
gleichwohl von den Vortheilen mit mehrern meiner Leſer 


, 


ggerzengt, fo wird man mir doch nachfichtsvoll folgende 


Bemerkungen erlauben *). Der Werth der liegenden 


Grundſtuͤcke wärde-in der Zukunft allen Zweydeutigkei 


ten und dem Wanken überhoben werden, die doch mans 


chem Diſtriete fo nachtheilig And. Landplagen, wie 


man die unvermeldlichen Uebel nennet, wärden den 


Edel⸗ und Landınann niche fo fehr zuruͤckſetzen Können; 


und der Buͤrger würde ſich nicht weniger dann beffer 


ſtehen. Jetzt hat eine Stadt oft, wie z. B. Hannover 
das Gluͤck, daß viele Capitaliſten in ihren Ringmauern 
wohnen. Dieſe Capitaliſten wollen gern ihr geliebtes 
Kind immer unter Augen haben, um das Heranwach⸗ 


fen deſſelben mie mehrerer Wonne wahrnehmen zu koͤn⸗ 


nen. Die Concurrenz macht die liegende Grundftäde 
firigen, weil jeder wetteifert, fein Eapital Bier unters 
gu bringen. Der Käufer bietet kuͤhner, weil er fih auf 


den Eaphaliften verläßt. Der durch das Wertelfern 
I H2entſtan⸗ 


*) Unter die Nahtheile rechne ich beſonders, daß bee 


bebrodete Bediente feine Gage auf Zinfen an die 


Caſſe geben und den Handwerker Jahrelang auf 
die Bezahlung wird warten laflen, um bie Zinfen 
noch zu geniefien. Der Handwerker muß durch 
das Warten den mit Schweiß errungenen Verdienſt 
vorerſt verlieren, arbeitet nicht felten dann umfonft, 


und der Salarift bereichert fich damit. Auf dergleis _ 


den Säle ſtoͤßt man ſehr haͤufig. 


⸗ 


1i0 SE 


eniſtandene Preis wird unglädhticerieife ffir den weh: 


cn Manfflad gehalten. Man nehme aber einmal 
einen Augendlid an, bag die Concurrenz, wie do mögs 


lich iſt, ſich minderte, daß durch Erbſchaften, Thellun— 
“gen ꝛc. Capitalien aus dieſer oder irgend einer Stadt, 


aus diefer 'engern Circulation gezogen werden, dann 


ſind die Nachtheile unabwendbar. Die Tapitalien find 
oft ſchwer, mie Koften, ja gar nicht wieder zu bekommen. 
Nicht felten kommt es dann zum gerichtlichen Verkauf. 
- Der Deangel des Beldes macht wohlfell, und nun wird‘ 
die vorige Webereilung , da der Schaden unvermeidlich, 


ein Mietglied wohl ruinirt if, erkannt. Koͤmmt gar bie 
angeliebene Summe nicht heraus, fo ift der Schade dope 


pelt, wozu taufend andere Urfachen concurriren Binnen. 


Man muß alle mögliche Arten ſolcher Fälle kennen, 
wenn man das Schaͤdliche einer folchen Lage, und das 
darans entipringende Ungluͤck richtig beurtheilen will. 


Die große Geſellſchaft leidet darunter, der gute Name ' 


und Credit des Mannes kann auf immer verloren geben, 
bie Haͤufung folher Faͤlle kann endlich dem Ganzen dies 
jenige Stodung verurfahen, welche der Fall einiger 
Kaufleute für den Credit diefes ganzen Standes einer 
Stadt wohl nach fih ziehe. Line Stadt kann erfaßs 
ren, daß durch eine Folge vieler Aengſtlichkeit, wodurch 


Capitaliſten ihren Verluſt nicht vermeiden, ſondern bes 
ſchleunigen, nach und nach alle Buͤrger, die ohne geld⸗ 


reich zu ſeyn, ihr Gewerbe mit hinlaͤnglichem Auskom⸗ 
men in Haͤuſern treiben, welche fie größtentheile mit 
fremden Gelde kauften, wofür fie mit allmähliger Ads 
Magung des Capitals die Zinfen fortdanrend entrichten 

\ fonnten, 


| 


\ 
x 


Sonnten, zu Grunde gerichtet werden. J Auf dieſe Art, 
fast Hr. Buͤſch *), kann eine Stade ſich Ihrem Ruine 


alsbenn fo nähern, daß neue. Zuflüffe ihr wieder aufzu⸗ J 


‚Helfen, nicht im Stande find. Ihr Reichthum, der ſo 
ſicher und feſt zu ſeyn ſchien, faͤllt in wenig Jahren 
wie ein Schaum, und mehrere Foͤlle der Art können dem 
Staat auf immer trank maden. Von der ‚Ereditcaffe 
Baden wir aber grade : das Begentheil- zn: erwarten. 
Sind die gerichtlichen Befcheinigungen ben Erforderniß 
fen angemefien ; fo kennet die Eaffe weiter Leine Hinder⸗ 
niſſe, weil auf fie nichts Einſtuß hat. Sie geht fihern 
Schritts ihren Weg, wenn fie nur gehörig bie Zinfen 
bekoͤmmt. Ihr Schuldner kann in Meinen Summen 
adtragen, und dadurch, daß die Eaffe keinen Einfluß 


kennet, dem Schuldner in dubio nie gefändigt wird, 


bekoͤmmt die Caffe eine felide Sicherheit, die ihr vom 


unendlichen Werthe it. Hr. Buͤſch**) hält es für einen. 


ſchweren Punct in der Staatswirthſchaft, dieſem Gange 
in dem Verfalle großer Städte ein Ziel zu fegen, und ich 
glaube, daß ſolches durch eine. Creditcaſſe in der vorge⸗ 
ſchlagenen Art minder ſchwer ſeyn wuͤrde, weil wegen 


eines im ganzen Lande durchaus gleichen Zinsfußes der 
Werth aller liegenden Grundſtuͤcke auf eine Gleichheit 


geſegt wird. 
Ein unverkennbarer Vortheil leuchtet wohl daraue 


hervor, daß auch der Staat von Seiten der Juſtitz dabey | 


, gewinnen wuͤrde. Das Pfandrecht, welches fo viele 
923 Pro⸗ 

*) Som Geldumlauf Th.2. ©. 131. 132. 

”) S. vom Umlauf des Geldes Th. 2. ©. 138 


70,7 117: 


I > 

sı8 0 u 

Proceſſe, bey feiner Schaͤdlichkeit für den Erebit, in um 
fere Gerichtähöfe Bringen, würde bey den Rechten ben 
Cafie ſehr eingefchränte werden, und daher wenig im 
Frage kommen. Wenn vorgefhlagenermaßen jedermannıg 
Vermögen fo leicht in einem Gerichtshofe äberfehen mers 
den ſkoͤnnte und müßte; fo waͤrde ſich alles In dieſe Ord⸗ 
nung fügen muͤſſen, und tanfend Streitigfeiten wären 
auf einmal abgeſchnitten. Ueber Trennung bes Allodii 
vom Lehn konten keine ſich jetzt verewigende Proceffe 





entſtehen, weil die Gerichtsbuͤcher alles in der gehörigen 
Nichtigkeit, enthielten. Die Mechte der Bauren in Aus 


fehung ihres fo mopiflcieten Eigenthums wuͤrden auf we⸗ 
nige Punkte reduciret, und das von vielen gehaßte Meyer⸗ 
recht wäre aufgehoben. Manche Leidenfchaften Lünen 
aufler Wirkung ,. wenigftens könnten Leine Procefie dars 


aus entfichen, weil jegt allgemeines, unbegränztes Bers 


trauen der Caſſe Rate fände. Dis Verfügungen wider 
Diebſtaͤhle und Heträgereyen würden abnehmen, wenn 
fie gleich im StrafsCoder nicht vertilgt werden tönnten. 
Wären die Gerichtshoͤfe dann weniger, wie jegt, mie 
Sachen überlaben; fo könnte alles künftig mit mehrerer 
Geſchwindigkeit abgemacht werden, die Ehicane wärde 
gehemmet, und grade das gefchwinde Abmachen der Gas 
hen würde das Juriſtiſche des Wechſelrechts, fchleunige 
- Zuftig, wenn auch die gefängliche Haft wegfiele, einfühs 
ven, und der allgemeine Erebit dabey auch wieder gewin⸗ 
nen. Es if ein allgemeiner &rfahrungsfog, beſonders 
in der Staripit der geiftlichen deutfchen Länder, daß eine 
gar zu gelinde Regierung im Contributionsweſen nur 

| fanle, 


ss ® 
- x 


) . ” 


0 ML _ „7 7 BE 27° 


faule, wollüßige und dumme Menſchen erzielet. Dahin⸗ 


gegen, wenn die Unterthanen in einer gerechten Gleich⸗ 


. Beit nad Proportion ihres Gewinns etwas hoch belegt 


werben, ſolches mehrentheils zum Fleiß, zur Arbeit, zur 
Opeculation, zu neuen Erfindungen ontreibt. Man 
- Hönute diefen Sag mit manchen deutſchen Ländern Semeis ' 
ſen *), in welchen durch eine proportionirte. Erhöhung 


ber Abgaben, die (hönften Erfindungen, Manufacturen 
und Fabriquen Hlühend gemacht worden. Mach befärs 


berten Gewerbe vergröffert fih auch ber Wohlftand,, und, 


die Nation wird reicher und mächtiger. Die Geſchichte 
der engliſchen Auflagen und der Cultur muͤſſe uns hier 


Beyſpiel ſeyn, wo die nuͤtzlichen, ein Auskommen gedene 
den, Arbeiten zu dem moͤglichſt hoͤchſten Belaufe gebtacht 


find, auch des nutzaren Eigenthums fo viel, als nur ima 


mer moͤglich geworden iſt. Der Staat, wie England 


davon feit. der Mitte des-vorigen Jahrhunderts ein Ben 


ſpiel giebt, der dieſes Gluck am meiſten genießt, kann 


es aufs hochſte mit den Auflagen treiben. Kann aber 


ein Staat hierunter nichts thun, ſo iſt er im Stillſtande 


ſeiner Matt, und er wird über kurz oder lang in Ver⸗ 
legenheit gerathen, wenn ihn ſeine Beduͤrfniſſe zu einer 


Erhöhung der Abgaben noͤthigen. Bereichert, im In⸗ 
nern aber verſtaͤrkt, wird er auf Beyſtand und fichere 


Summen Anſpruch machen kaͤnnen. Und der reiche Uns 


terthan wird dann gern. wie der Wirtemberger, mehr Ads 
gaben geben. In unfer inappellabeles Land werden aldı 


24 U denn 
*) Etwas Aber die Regierung der geiſtlichen Staaten 
in Deutſchland. Erfatt ©. 3. 17897. ©8409. 410 ° 


t 


120.7. 


denn and appellabeln Ländern Summen fließen, und bie 
. Kaffe würde dem Fuͤrſten in Nothfall aushelfen koͤnnen. 


Minder wichtig fcheine, aber if es nicht, daß der Privat 
Gläubiger nicht die Autorität dey der Zinszahlung dat, 
tie man ber Credits Eaffe geben konnte. Der Privan 
Gläubiger muß erſt Magen, kann alle Inftanzen durch 
sehen muͤſſen, und durch die Chicane der Conſulenten 
kann der Schuldner ſelbſt voͤllig daruͤber zu Grunde ger 


hen. Die Caſſe der Nation hat, wie jede offentliche 


2 


Caſſe, Hingegen mehr Autoritaͤt. Diefe, wie der gemeine 
Mann aus der-Erfahrung weiß, koͤmmt gleich mit bet 


Execution. Eben, weil fie ihrer eigenen Sicherheit wes 


gen durchgreifen muß, iſt der Schuldner prompter,, und 
fhon im voraus auf die Zahlung bedacht. Der Staat 
iſt durch ſeine Caſſe alsdenn auch auf dieſer Seite wohl⸗ 
thaͤtig. Ohne directe jemanden zu’ zwingen, wird der 
Nachlaͤßige aus feiner Trägheit geriffen, und muß, um 
die Zinfen aufzubringen, arbeiten. Der Schuldner und 
der Dörleiher, wovon die Caſſe das Centrum iſt, blieben 
auffer aller Verbindung. Alle Nachtheile des Privat⸗ 
Eredits müßten nothwendig wegfallen, weil der Glaͤubi⸗ 
ger weiter Leine Bedenklichkelten Haben kann, und die 
Caſſe gedeckt if. Bon welchem Mugen müßte nicht das 
Abbezahlen in Meinen Poften, befonders für den Lands 


‚ mann fegn. Schlechte Erndte fege diefen mitunter fo 


zuruck, daß er nicht einmal das Saatkorn kaufen kann. 


Die Credit / Eaffe würde Ihm, bey feiner möglicher Weiſe 


zu gehenden Sicherheit, Heine Vorſchuͤſſe geben. Ihm 
wäre dadurch geholfen, er könnte das Geliehene nach nad 
| mag 


4 


ù — — — Dr TE 


. 1222 


nach abbezahlen, und der Ackerban wuͤrde nicht dadurch 
geſtoͤrt. Der Bemittelte wuͤrde durch die dritte Hand 
ſeinen armen Mitunterthanen zu Huͤlfe eilen, und beyde 


ftunden ſich gut dabey. Jetzt kann her Schuldner keine 
Particutair⸗Zahlungen leiſten, weil der Contract nie dar⸗ 


auf eingerichtet werden, und der Glaͤubiger ſich auch nicht 


dayn verſtehen kann, weil ihm bie Meinen Abtraͤge wieder 


nicht nutzen. Beyde ſind in Verlegenheit, und mancher 
Schuldner koͤmmt nie aus ſeiner Schuld, weil ihm die 
ganze Summe zu erſparen, und auf einmal abzutragen, 


‚au ſauer wird, auch dies Erſparte bey Gelegenheit — 


und wer hat wohl nie dieſe Erfahrung gemacht! — an⸗ 


gegriffen wird, und er fein Interuſurium davon ziehen 


Bann. Die Ereditcaffe wuͤrde ihm aber nicht lofen, wenn 


er bie Zinfen gehörig abtruͤge. Die Furcht vor Kündis 
‚gung, welche tim von Seiten des Privat⸗Glaͤubigers 


ammen Bevorfteht, fiele weg, er wuͤrde dann viel gluͤckli, 


‚her arbeiten, und ruhig auf fein Ziel losgehen Binnen. 


Manches Gefhäft koͤnnte gemacht werden, wenn Geld 


‚zu jeder Zeit zu Haben wäre, und zuruͤckgeliefert werden 
Bunte. Jetzt geht ein Theil des Gewinnes für Provi⸗ 


fion und Höhere Procente dem Arbeitenden verlohren. 
Unter den befondern Rechten der Ereditcaffe iſt gefagt, 
daß die Ereditcaffenur auf liegende unbewegliche Grunds 
ſtucke Gelder hergeben würde, wie die Lombarde auf Mos 
Bilien gäben. . Vielleicht, wenn ſolche Einrichtung pa, 
triotiſche Unterſtuͤtzer fände, lieſſe fich der Caſſe auch eine 
Generalinſpection über die. Lombarde geben, und dieſe 
im allen wur irgend betraͤchtlichen Städten angebracht, 

— 95 . wir 


128 aan 


wöärden den Wucher ſchon genug, hemmen, wenigſtens 
mehr, wie alle Strafgebote Joſephs. Der- Zinfenfuß 
würde durchaus beſtimmt und gleih, und alles Wan— 
kende beſſelben fiele weg, Der Beduͤrftige wäre danu 
nicht mehr in den Händen einer Claſſe von Menſchen, 
die ſich kein Gewiſſen daraus machen, ihn bis auf das 
Blut auszufaugen. Dos Militairiſche der Strenge und 
Ordnung, welche hier einträten, daß jede preuſſiſche 
Caſſe fo refpectable macht, erhielte manden ehrlichen 
Manne feinen ehrlihen Namen, der oft nur verloren 
geht, weil die Nachficht der Obern ihn verfüßrt. Und 
wenn wir denn am Ende in unferm eigenen Haushalte 
alles in Ordnung hätten, würden wir dann nicht au 
noch von Seiten der Caſſe, Gelder nah Medienburg 
fenden und die Zinfen ins Land ziehen können? — 


Zu vL 
Stof zu Betrachtungen für Herrſchaften, 
in Ruͤckſicht ihres Einfluſſes auf das 

Verderben der Hausbediente. 


as Spruͤchwort — wie der Herr, ſo der Die 
ner, — gilt auch umgekehrt in einer ſehr wichtie 

gen Gedeutung. Gar. viele, wo nicht Die mehrfien Bes 
diente, ſezen Denkungsart, Sitten und Lebenswandei 
fort, weiche fie in der Linree angenommen haben, wenn 
fe nach gewöhnligem Sprachgebrauche, ihre eigenen 
Herr 


u Dre a3 


Seren werden, nnd unzählbare, ſowohl volitiſche ale 


wmoraliſche Uebel entſtehen aus dieſer Queſle. 


Faſt kein einziges von den vielen Triebraͤdern in 
Der großen zuſammengeſetzten Staatsmaſchine drehet ſich 
um, woran nicht, wenn gleich nur mit-entfernter Kraft, 
die Hand eines geweienen Lioreebedienten mit arbeiten 
hilft. In allen Departements der hiefigen Lande, wers 


‚den die unteren Geſchaͤfte von Perfonen jenes Stan⸗ 
des beſorgt. Wäre ihnen dabey weiter nichts anvers. 


trauer, als das Aufwarten in den Verſammlungen der 
Collegien oder das Mundiren der Concepte; ſo wuͤrde 
es weniger als jetzt der Muͤhe werth ſeyn, ernſthafte 


Betrachtungen über die Bildung dieſes Standes anzu 


ſtellen. Man überliefie es alsdann allenfalls dem Bar . 
tyriker, feine gute Laune gelegentlich einmal an dem 
anmaaßlichen Wie zu.üben, womit zuweilen dergleichen 
Leute wichtige Verordnungen publichren, Bedlenungen 
vergeben, Candidaten abweiſen, Streitſachen entſcheiden, 
Berwitfe und Begnadigungen austheilen. Dieſe und 
aͤhnliche Thorheiten find dem Dienſte an ſich und dem 
Staate eben, fo unfhädlih, als es für den Verfaſſer 
und dad Gebiet der Wiſſenſchaften feyn wärde, wenn 
irgend ein Setzer erzählte: „wir arbeiten anjegt an 
unſer Kritik der reinen Vernunft,” „ober wir find 


‚eben mit unſer Gefchichte des fiebenjährigen Krieges 


fertig geworden.” Der Setzer kann darum doch ein 
fehr guter,“ näglicher Arbeiter ſeyn, und wahre Vers 
dienſte in Abſicht der Correctheit bes Drucks haben, der 
Werth des Sucht verliert nichts durch dergleichen 

on Ä era 


124 re | | 

Ad J 
Spracfehler, und fie machen die Rechte der Autorſchaft 
weniger verdächtig, ald wenn Johann die Jugend in 
dem Haufe einer oder der andern gnaͤdigen Herrſchaft, 
bey der er dient, unſere Kinder zu nennen, fi die 
Erlaubniß nimmt. 

Allein e6 giebt mehrere Hunderte von weit wichti⸗ 
geren Stellen in den hieſigen Landen, die von Perſonen 
aus der Domeſtlkenclaſſe verwaltet werden. Dicht ger 
rade wichtiger an Anfehn, Würde und Einnahme; aber 
fehr viel wichtiger, wegen der Damit verbundenen Nechte 
und Pflichten, und des ans ihrer Anwendung entfprins 
genden unermeßlihen Einfluſſes anf Volkagluͤck und 
Volksbedruck, auf Staatsheil und Staatöverberben. 

Jener Stand If es, der einem betraͤchtlichen Theile 
der Jugend aus den mittlern und niedern Claſſen die 
erften Lehren der Religion und Moral beybringt, an der 
Aufllärung ihres Werfiandes, an der Bildung ihres 
Herzens arbeitet. Die ganze Form des Volkscharacters, 
sehet alfo mit ans ihren Händen beryor. - Auf ihnen 
herußet mit, der gerade Wuchs und die Werkräppelung 
‚vieler taufend natärlihen Anlagen zum Guten und 
Boͤſen. Durch fie wird ein fehr großer Theil ber 
Gtaarseinkuͤnfte erhoben. Ihre Ordnung und Nach⸗ 
laͤſſigkeit, ihre übertriebene Strenge und Weichlichkeit 
bey Erhebung der Öffentlichen Gefälle, kann zum Wohl⸗ 
ſtande, zum Verfalle der Wirthſ⸗ ft, und sur Armuth 

‚ganzer Diftricte, Aemter und Oriſchaften aͤußerſt vieles 
beyptragen. 
Die lezten Handreichungen der erecutiven Gewalt 
werden von ihnen verrichtet, und die Vollziehung faſt 
aller 





Me „V. \ Bu 125. 
\ 1 
aller Polizeygeſetze ſtehet unter ihrer unmittelbaren er⸗ 


fen Leitung. Ihr chätiger Eifer, rechtſchaffener guter 
Wille, und unbeſtechliche Treue, kann den Geſetzen eine 


wohlthaͤtige Kraft geben, weiche die regierende Mache, 


weder. buch Wichtigkeit der angemendeten Gründe, 
noch den Schmud der gebrauchten Worte, noch bem 
Ernf der beygefügten Drohungen, ihnen mitzutheilen 


vermag, Adtet der Unterdediente nicht darauf, ob die 
in feinem Bezirke vorgehende Kandiungen geſetzmaͤſſtg 


find oder nicht, oder colludirt er gar mit ben Uebertre⸗ 


. ten; fo mas der Gefeggeber ganze Folianten voll dep 
weifeten, pafiendften, ‚heilfamften Verordnungen Hera . 


„ausgeben, fie werden fo wenig wuͤrken, als das forgs 


— — — — — 


faltigſt gewählte Recept des beſten Arztes, wenn der 


Krankenwaͤrter verfäumt, dem Patienten die vorgeſchrie⸗ 


bene Medicin zu reichen, oder ihm gar die Gefälligkeie 
erzeigt, fie heimlich wegzugieſſen. Auf der andern 


Seite aber können auch bey ihnen die Geſetze oft fo ges 


faͤhrlich werben, wie die ausgeſuchteſten bibliſchen 
Sdpruͤche, in dem Munde eines Religionsſpoͤtters. 
Herrſchbegierde, Ligennug und Gefähllofigkeit, geben 

taufendfältigen Anlaß, daB fie durch Mißbrauch der 
Geſetze die drüdendften Tyranneyen ausüben, die aus 
mehreren Urſachen im Stillen erduldet und beſeufzet 


werden, ſelten aber zur Kenntniß derer gelangen, welche 


mit groͤßeſter Bereitwilligkeit Huͤlfe dagegen gewaͤhren 


würden. Der gemeine Dann hat uͤber den Punct gar 
keinen Glauben an befiere Zeiten, fondern leidet gerne, 
wenn ex nur hoffen darf, daß es nicht fehlimmer wird. 
GSehr 


⸗ 


! 


126 - 


\ 


Sehr - aufrichtig bekannte einſt dieſen Volksſinn ein 
Bauer ſeinem wenig beliebten Voigt, dem er mit Bert 
dem Haͤndedruck recht langes Leben wuͤnſchte. „Bie 
ſo, fragte jener, in ber Erwartung einer fhmeicheluben 


Antwort, „was hast ihre denn an mie, guter Freund, 


daß es euch lieb feyn würde, mid noch länger zu behal⸗ 
ten?,, „Ad. Herr,, erwieberte der Bauer ganz unver⸗ 
ſtellt, mit redlichem Geſichte, „wir wiſſen es nun ein⸗ 
mal, daß es mit jedem neuen Voigte ſchlimmer zu wer⸗ 
den pflegt. Sein Vorgänger tangte ſchon weniger ald 


der, deffen Stelle diejer einnahm, und Er ift wieber 


ſchlimmer als jener; wir beſorgen daher, das Uebel 
möchte mit jeder Veränderung noch größer werden, und 
fehe Er, lieber Herr Voigt, darum wuͤnſchen wir, daß 
er recht alt bey und werde, 


Wenn ich nun gleich, wenigftend bey guter Ver— 
dauung, und fo lange mic feine Gichtmaterie auf den 
Nerven liegt, nicht zu den Propheten einer fortiteigens 
den Gradation bes Uebels gehöre, welches Bediente der 
vorgedachten Art anrichten; fo ſcheint· mir dennoch diefer 
Stand, anhaltender und oft wiederholter Betrachtun⸗ 
gen, bedärftig und werth zu feyn. Mit dem großen 


Intereſſe, welches hiebey die ganze: Menſchheit und der 


Staat in Ruͤckſicht der guten oder ſchlechten Verwaltung 
ihrer Dienfte hat, vereiniget-fih auch noch dieſes, daß 


ſehr Häufig die niederen Stände ihr Beyſpiel zum Vor⸗ . 
‚ bilde nehmen, und die Höheren Claſſen der bürgerlichen - 
Geſellſchaft, wiederum aus ihren Familien recrutirt 


werden, Wer alles das in Anſchlag zu bringen verſteht, 


and 
« 


ev. 127 
und es dann mit Aufmertfamfeit Beobachter, wie fehr-' 


vieles die Herrfchaften zu dem .unläugbaren weit aufs 
gebreiteten Verderben bee Domeftiten beytragen,. der 


kann den Gegenftand einer oͤffentlichen Erörterung nie 


unwuͤrdig finden.- Man iſt fon in mehreren Journalen 
bamit vorangegangen. Allein die Materie has mans 
cherley Geſichtspuncte und wird daher nicht fo. leicht ers 
ſchoͤpfet, daß es fhon überfläffig wäre, fie noch weiter 
au beruͤhren. Manchen Wahrheiten geht es, wie den. 
Mahndriefen bey boͤſen Schuldnern, wovon die erſten 
kaum flachtig angeſehen, die nachherigen allenfalls mit 


etwas mehrerer Aufmerkſamkeit betrachtet, und doch 


wohl nicht einmal ganz auf öͤftere Wiederholungen be⸗ 


folget werden. 


Um indeſſen den Umfang: diefer Abhandlung imdgr 
Heft zu beſchraͤnken, mird hier nur allein von: ſolchen 
Bedienten die Rede ſeyn, welche zu oͤffentlichen Aem⸗ 
tern dereinſt beſtimmt find, oder Hofnung haben. Bey 
Gegenſtaͤnden aber, welche aus dem gemeinen Leben 
hergenommen werden, geraͤth man gar zu leicht in 
Mißverſtaͤndniſſe. Dieſen auszuweichen, mache ich 
daher noch bemerklich, daß alle hier aufzuſtellende Beob⸗ 
achtungen aus ſehr vielen Haͤuſern der vornehmſten 
Städte des Landes abſtrahirt find, und vielleicht in kei⸗ 
nem eingigen berfelben , die ganze Summe zuſammen⸗ 


ereffen moͤge. So gerne ich -von der Seite üble Deu 


tungen vermeide ; fo fehr viel wichtiger iſt es mir jedech, 
ſolchen in Abſicht der rechtſchaffenen Maͤnner zu ent⸗ 
gehn, die ans Privatdlenſten Öffentliche Aemter erhalten 
haben, 

f 


i28 vVvw⸗e⸗. 


haben, und ihrem vorherigen Stande, wie fich ſelbſt zur 
Ehre gereichen, für die Menſchheit und das gemeine 
Beſte, mit ruͤhmlicher Thaͤtigkeit würken. Sch. kenne 
ihrer mehrere, berem verbienfilichen Werth ich deſto 
Br er ſchaͤtze, weil fie ohne den Genuß der Vortheile 
feinen Erziehung fich ſelbſt gebiidet Haben, unb 
. nn n grofen Gefahren ihres vopherigen Standes mit Pius 
ger Vorſicht entlommen find, Es wird alfo nice mie 
Aumendung auf einzelne Subjecte, fondern nur im Als 
“gemeinen behauptet, daß wolläfige Lebensart, Leichter 
Verdienſt, Mangel an Hinreichender Beſchaͤftigung und 
Dünfel, wozu ‚bie Herrſchaften ihren Bedienten (Seles 
genheit geben, nebſt verſchledenen anderen Urſachen, die 
traurigſten Folgen durch dieſe Claſſe von Menſchen, auf 
einzelne Familien, den Staat, und die ganze menſchli⸗ 

he Geſellſchaft verbreiten. Der Fehler iſt wohl unter 
allen am wenigften herrſchend, daß die Zunge der Dos 
meſtiken durch gar zu gute Koſt verwoͤhnt wird. Weie 
haͤuſiger findet man alle Kanſte der Oeconomie darauf 
gerichtet, durch ſchlechte oder unzureichende Bekoͤſtigung 
der Domeſtiken, andere unnuͤtze Berſchwendungen wies 
der zu vergäten. Nicht ſelten muß es der Kaͤchenzettet 
für das Gefinde wieder eindringen, wenn bie gnaͤdige 
Game erwa einen Theil der Saushaltsgeider am Spiels 
tifche verloren Hat, oder auf neuen Kleidverfhmud ges 
Benert ift. Nicht felten Haben Domeſtiken zur Eſſens⸗ 
zei Urſache, ſich in den Platz eines lieben Schooßhund⸗ 
qaens zu wuͤnſchen. Doc würde au bey uns ber Vor⸗ 
wurf zuweilen ſtatt finden konnen, ber in dem Tableau 
N un de 


- PER 129 ° 


de. Paris ben. Aauſern der Großen baräßer gemocat 
wird, daß die Domeſtiken beit, heſſer geſpeiſet werben, 


ala der arbeitende Bürger ſich bekoͤſtiget. Oefterer aber 


perlaiten Herrſchaften ihre Domeſtiken zum Wohlgefal⸗ 


| Ien on überflüffiger Kleiderpracht. Sie dulden es nid u 
blos, fondern billigen es ausdruͤcklich und gebrauchen 
206 andere Aufmunterungsmittel dazu, daß die Bu 


dienten ſich auſſer der Livroe eine eigene vollſtaͤndige 


Gartderobbe halten, ſehen es gerne, wenn die ganze Un⸗ 
lerkleidung von Seide oder ſonſtigen in die Augen fal⸗ 
Inden Zeugen getragen wird, und wenn fie um einige 
Kochen fpäter als ihre Herrſchaftea, jede neue Mode‘ 


mit Hemdesnadeln, Uhrketten, Schnallen und derglei⸗ 


hen Putzwerke nachahmen. Sollte das Ungluͤck moͤglich 
ſeyn, daß einmal alle Eremplare des Mode Journals 
vernichtet würden; fo tönpte man zu den Kupfern bie 
_ Modelle in den Kieiderfchränten ber Bediente wicbers 


finden. Kaum war dur dies lehrreiche Werk, die 
Bitte, 2 Uhren bey fi au führen, oder Die Merkmale 
davon fehen zu lafien, bekannt gemacht, wie ſchon viele 
Bediente ſich damit zierten , und nicht wenigen aus deu 
heren wud mittiscen Staͤnden bierin zuvorkamen. 
Je leichter die Koſten hierzu verdient werben, deſto 
- Weniger verurſachen ſolche unnäge Ausgaben, für Gas 
ı den die an Ah gar feinen, oder nur ſehr geringen vers 
Nuglichen Werth Haben," einiges Bedenken. Es sit 
‚ water den miebrigen Bolksclaffen faſt allgemein die 
Regel, daß ein Eewerb ohne Brühe, am geſchwinde⸗ 
Aa wieder verzehrt wird. Chemalige Bedlente/ die 
(Munst, sedahes. se) SS. ſich 


2) 


U PN 


ſich mie 8 bis 10 Kehle. Lohn, und einigen Trinfgels 
dern behelfen mußten, behlelten weit mehr übrig als 


folhe; die jährlich auffer dem Lohne noch anf zo, 20, 


30 und mehrere Rthir. an Kartengeld rechnen dürfen. 


Gewiß tft es für die wenigſten unter ihnen wahres 
Std, daß die Herrſchaften recht forgfältig darauf den⸗ 
Ten, dieſe Einnahme moͤglichſt eintraͤglich zu machen, 


und dennoch haftet der Trieb bey ſo vielen. Es giebt 
Haͤuſer, woraus Einladungen zu Geſellſchaften weiter 
nichts in ſich faſſen, als die ſtillſchweigende Bitte um 
einen Beytrag zur Kartengeldscollecte. Mancher Ges 


neral iſt nicht fo verlegen bey dem Entwurf eines Plans 


. zur Schlacht, ale oft die Herrſchaft und ihre Bebienten 


bey dem Anordnnen der Spieltiſche auf dem Einladunges 
zettel, wenn Gäfte unerwartet aushleiben. Der ganze 
Glanz großer Geſellſchaften, wird nicht mehr nad der 
Zahl oder den Eigenfchaften ber Säfte, fondern lediglich 
nad) der Summe der Spieltiſche gefchäget. In der ges 
ſtrigen Geſellſchaft waren Spieltiihe, — ich habe der 
ren heute, — und wieviel. werden morgen bey ihnen 
ſeyn? das find Redensarten, die in dem Eirkel ver 


großen Welt täglich vorfallen, und genau erwogen, iſt 
bie vorzüglichfte Urſache, warum man zumeilen durch 


einen wahren PDießsang 'die Säfte sum Spiel noͤthiget, 
feine andere, als den Bedienten das vorher calcnlicee 


"Spielgeld zu verfchaffen. In allen großen Gefellichafs 
‘ten finden fi gewiß immer einige, welche gerne. vom 


Spiele frey Hleiben, und weit mehr Vergnügen in mun⸗ 
teren Geſpraͤchen, ale am Spieltiſche genleſſen würden, 
wenn 


DPA . 131 


wenn ihnen nicht das Verfagen der Annahme der Karte, 


als Undank gegen die Ehre der Einladung angerechnet 
‘würde. Keineswegessverthte ih jedoch) Parum bie 


Sitte des Spiels in großen Geſellſchaften. Ich erkenne 


- :fie vielmehr‘ für unentbehrlich, -und ſchaͤtze aus eigener 


"Erfahrung. das Spiel, als Mittel zur Erholung von 
Serdäftın, und zur Zerfireuung bey Widerwärtigkeiten. 
Allein ber: Gewohnheit, es zur Binanzoperation für die 


Sedienten anzuwenden, glaube ich den gerechteften 


‚Zabel fchuldig zu ſeyn. \- 

Auſſer dem leichten, ‚immer wiederkehrenden Ge⸗ 
winne des Kartengeldes, der im einigen Haͤuſern jährlich 
:fo fiher einkoͤmmt, wie die zuverlaͤſſigſte Leibrente, giebt 


den Bedienten auch Mangel an Geſchaͤften ſehr ſtarken 


— — — — —— 75 — 


„Reiz zu ſchneller und unnutzer Verzehrung. Das ganze 
Tagewerk it bey vielen Herrſchaften mit etwa 4 Stun⸗ 
nen abgethan. Die übrige Zeit wird im Muͤſſiggange 
‚verbracht. Daher Haben dann Bediente du bon ton, 
des Morgens ihre Beflimmten Zufammentänfte zum Des 
jeuniten, welche zu eben der Zeit angehen, da fich die 


CCollegien verfammien, und des Abends ihre Klubs oder 
..herumziehende Spielgefeflfhaften, worin zumeilen ans. 


fehnfliche Summen gewonnen und verleren werden. Ans 


+ jeget find zwar auch Lefegefellichaften unter ihnen uaͤblich, 
die bey einer guten Auswahl von Buͤchern großen 
NMutzen fliften fönnten, wenn es aber hieran fehle, noh. 


‚weit mehr Wedel als fonftige Zerfireunngen anrichten, 


Mit diefen verderblichen Sitten vereiniget fi dann 
gar leicht. auch noch ein ‚fchädlicher Dünkel, Täglich 
hören und ſehin ſie, welch ein großer Werth in den Uns 

32 terſchled 





132: Br 7 


terſchied des Höheren: und niederen Stanbes und Dam 
ges gefster wird. Sie werben gewahr, daß ber Yimgang 
Ihrer Herrſchaften, lediglich hiernach, ohne Märkfix 
auf periönlihe Vorzüge, genau abgemeffene renzen 
bat. Sie beobachten Die immer gleiche Ordnuug, worin 


J die Geſellſchaften ‚sur Tafel gchn, und bey den Gpielik 


en zufammsengefeges werden. Sie werden belehrt, die 
vorgelegten Speiſen genau nad dem Range 
herumzutragen. Es giebt Debiente, bie Kiezu fe 
vortreflich abgerichter find, daß fie weit beſſer im einem 
Gramen Aber Ernſt Auguſts Rangregiiment, als uber 
Die so Gebote beſtehen würden, und ſelbſt die Dräamcem 
des unbeflimmien Ranges wiſſen fie mit bewunbernds 
würdiger Feinheit aufzuloͤſen. Gewohnt ſich in allen 
Stuͤcken, wenn nicht wie das Gegenbild, doch als Ben 
völlig Ähnligen Schatten ihrer Herrſchaften angufehen, 
finn es nicht blos ihres Gieichen, fondern alle von dem 
Umgange mis jenen ausgefchleffene Menſchen, wege 
gen fie ſich erheben zu härfen glauben. Der Titel ber 
Herrſchaften wird aud von ihnen geführt. Vep großen 
Gaſtmalen testen fie forgfältig nach dem Range und bar 
Auchennisär dee Herrſchaften ins Speiſczimmer. . ah 
gen zwey von ungleichen Range zuſammen in einem Bas 
gen, ſo Melt ſich der Bediente deſſen, den dem erſten 
Rang hat, gewehnlich zur rechten Hand. Ja — 
bey ihren Vergnuͤgen entſcheidet Der Rang der Herrſcha 
den Zutritt der Theilnehmer. Wann die Dome 
bes erſten Ranges Pickenik haben, alsdann wird kein 


aus der Claſſe des. zwedten Ranges zugelaſſen, und fi 


u fe glei Bruͤder oder Samen zufammen ſeyn. 
_ ſe 


} 


0, u 243°. 
fo wäre doch fo gut wie Bey ihren Herrſchaften eine folge. 
Bermiſchung für Die Geſellſchaft unankändig. Cine 
Ausnahme von biefer Regel gilt daher als etwas ſeht 
+ wichtiges. Wie lächerlich ſich das zuweilen äußert, dar⸗ 
Aber mag folgendes Beyſpiel ſtatt mehrerer anderen zum 
| — gereichen. Der Bediente eines Secretaire, 
Sam zu feinem Herrn, und bat ih bie Erlaubniß aus, 
"ein erhaltenes Pickenit⸗ Zettel unterzeichnen zu dürfen. 
3 gehare zwar eigentlich nicht dahin, denn es ſind 
„nur Bediente von Näthen in der Geſellſchaft, aber man 
. ‚hat mir die Ehre angethan, mich mit einzuladen, und _ 
du barf ich wol nicht ausſchlagen,“ fügte er als drin⸗ 
genden Bewegungegrund mit einer Miene hinzu, die 
den Sedanken verrieth, daß auch feine Herrſchaft durch 
ſolcht vermeintliche edeend e erzunt eine Otuffe höher 
‚ Binaufgerä@t würde, _ 


Meben jenen und anderen allgemeinen Auläffen. | 
zum Duͤnkel, eirhalt aber derfelde noch vorzüglich bey. 
Denen Bedienten Rarfe Nahrung, welche den Binder und 
Life s Schlüffel zu den Spragzimmern der Herrſchaften 

führen, und im Vorgemach, glei den GößenPrieftern · 

das Opfer der Ehrerbietung fih zueignen, welches bes 

Brängte Suppficanten der Herrſchaft darbringen. Man⸗ 

cher guten Sache, und redlichen, aber des Weltlaufs 
ankundigen Sollicitanten, tönnte fehr damit genuͤtzet 
verden, wenn über ihr Verhalten gegen dergleichen Bar - 
. diente, hey liner neuen Auflage der Umgangs, Regeln 

des Herrn Baren von Rnigge, mehr Belehrung gege 
ben würde, ars man jetzt in dem Werke Haven findet. 


33 | Belt . 
N E 


* 





Den ee... EEE ne ei 


⸗ 


134 | DRAKE 


Weit wichtiger wäre es jedoch noch, ben Schabden 
zu verhuͤten, der daher entſtehet, daB die Bediente des 
erften Ranges, fo leicht alle.aus den falfchen Begriffen 
angebobrner Vorrechte herrüßrende-ihiefe Ideen am 
zunehmen pflegen. Sie familicrifiren ſich Häufig, wie 
ihre Herrfhaften mit dem Gedanken, daß der Staat 
ihnen durch einträgliche und gemäcdliche Beſoldungen 
dienen muͤſſe, fie aber keine Verpflichtung Haben, dafür 
möähfame, dem gemeinen Weſen nägliche Geihäfte, zu 
leiften. Es ſcheint ihnen gleich ihren Herren, fchon ein 
hoher Grad der Befcheidenheit zu. feyn, wenn fie bey 
Ausübung der Rechte des ſchoͤn geihmädkten Pferdes, in 
der. Gabel, auf das neben ihnen herſchleichende ſchwer be⸗ 
ladene Laſtthier, keinen verachtenden, ſondern nur einen 
mitleidigen Blick herabwerfen. 

Hiermit vereinigen ſich aber auch bey dieſer und an: 
‚Deren Elaffen ber ‚Dienerichaft ‚ no mehrere fonftige 
Gelegenheiten dazu, daß fie leichtſinnig alles Gefühl von 
Pflichten gegen ben Staat eriticden. Nice felten wers 
den fie zu Werkzeugen der fo häufigen Defrauden ges 
braucht, und ein betraͤchtlicher Theil von ihnen, lernt 
bey Commißionen, weiche mit freyer Bewirthung verbuns 
den find, die im’ olenteften Sorderungen, an den hert⸗ 
ſchaftlichen und LandesrCaffen machen. Sie verlangen, 
daß vom Morgen bis fpät in die Nacht der Tifch gedeckt, 
mit Speiſen und Getraͤnken reichlich verſehen ſeyn muß, 
und aͤußern ſehr lauten Unwillen, wenn ihre Lüfte von 
einer oderder andern Seite nicht voͤllig befriediget werden. 
Man Hat Beyſpiele gehabt, daß bey folchen Worfällen, 
bes Deorgens Magenftaͤrkende, zum Mittagseſſen gute 
Tafel⸗ 


ı. 


\ . 


. _ Zu 135 


4 


Lafel⸗Weine, und am Sohluſſe bes Tages warme Abend⸗ 
Getraͤnke von den Bedienten gefordert worden. 


Was laͤße ſich nun von venten erwarten, wach⸗ aub | 
biefem Strohme des Verderbens ſchaͤdliche Grundſaͤte 
und Sitten eingeſogen haben, wenn fie ein Glied in der 
langen Geſchaͤftskette der Stantsangelegenheiten ergrei⸗ 
fen? Eame es nur auf Verſtands faͤhigkeiten hierbey an, 
die finden ſich nach weiland Rabeners Zeugniſſe, von 
ſelbſt. Nicht ſo leicht aber folgt dem Amte arbeiter 
Wile und Neigung. - 


Gemeiniglich zeigt ſich diefet ſchon so. der "een 
Einrichtung des Haushalts, welche oft den Grund pu 
‚den traurigſten Schickſalen enthaͤlt, deren —— 
ſich nie ganz damit endigen, wenn die handelnden Hauptt 

- perfonen von dem öffentlichen Schaupfage abtreten. 
‚Das Ameublement ſoll mit der Garderobbe harmoniren, | 
geſchmackvoll eingerichtet, und wenigſtens dein unterſten 
Gewande von den hohen Begriffen des abzulegenden 

Standes angemeſſen ſeyn. Haͤtte uns Merian von 
dem Inneren der Wohnungen feiner Zeiten, wie von 
dem Arußeren, Abbildungen hinterlaſen, man würde 
an ihnen jenes noch weniger, als diefes wieder erkennen. 

Der Kuͤſter Hat mehr Meublen  Bedürfniffe als vormals 
der Here Paſtor, der Canzelliſt iſt nicht mehr mit dem 
Nuͤfrleden, was ehedem einem Rathe genug war, der 
Holzknecht uͤbertrift hierin den Oberfoͤrſter aus vergan⸗ 

genen Zeiten, der Einnehmer den Inſpector, der Voigt 
den Beamten, und ſo sr ed in allen übrigen Ähnlichen 

ciaſen. | _ 
& N " Mit. 


136 | 
Mit Schulden wird alsdann gewöhnlich angefans | 
gen, in der Sewärtung,, daß ber leere Beutel fidh Immer 
mir verhin, van ſeibſt, ehne Mahe ums Arbeit, wieder 
füllen werde. Die erheirathete Kammenungſfer bringt 
zwar einen großen Reichthum au Eleidern und aubeven 
Pusbſachen Ins Haus, aber kein Geſchick and Neigung 
zu sewinnenden Geſchaften. Die Grau Ferſterin ober 
Wobgtin laͤße allenfaus eine In der Kette verwicdhelte Ruh 
krepiten, um bie oben ans. dem Waſchmittel der Gräfe 
Eglington gereinigten Hände nit zu Sefubeln, ober 
vor ihren. Angen einige Hübner vom Hofhunde auf beim 
‚Mifte zerreiſſen, aut Furcht Ihre Parifer Schnuhe zu vers 
herben, odar fichet es wol gelafien an. daß Schweine im 
Kartoffelnfelde herumwahlen, weil die ſeidene Pelegrine, 
womit ſie einhergeht, im Regen Schaden nehmen mäds 
te. Dem Monne gefällt die Grau nach immer zu gue im 
dem Anzuge, worin er fie als Liebhaber zu ſehen gewehnt 
war, er erträgt alfo ganz willig, daß fie ih um nichte 
hekummert, was damit disharmonirt. Auch ſchweichelt 
os feinem Etolje, wenn er e⸗ hierdarch anderen zudom- 
thut, welde eigenes Nachdenken oder Erfahrung zu. eis 
nem klageren Getragen gebracht hat. Die Augen über 
ben verwirrten Haushalt oͤfnen ſich erß darch den Druck 
ber. Schalden, Dun wird Hulfe geſuchtt, ober ſolche, 
welche die Noch noch immer vergrößert. Mißmuth ver⸗ 
urſachet dann, daß die Dienſtgeſchaͤfte ſchlecht im Acht 
genommen werden. Mangel und Hunger verleitet das 
bey, wenn der Dienſt Gelegenheit barbieter, zum Nach⸗ 
theil des gemeinen Beſten, pflichtwidrigen Erwerb zu 
| ſuchen 





L 0), Ze}: z 
ſuchen. Kinder werden in ber Schule übel behandelt 
aber verſaut, wenn die Bitern ſich nicht durch oͤftere 


GBefchent⸗ gefaͤlig machen; bie Naturaldienſte, weiche 
die Uuterthanen leiſten muͤſſen, erleichtert und erſchwert, 
vbezahite oder unbelohnte Gunſt; man treibt Hebungen 


zur Unzeit ein, oder glebt nagebahrliche Nachficht, ſo 


te Bier Beytragenden bie Kunf verſtehen, ſich die Liebe 


vr Sinnchniers zu erwerben, oder hierin unerfahren- 


Mb; Defraubanten, bie ein fortgehenbes Gewerbe hier⸗ 


ons machen, bleiben verſchwiegen, weil der Wifitater anı 


Seltenden Sewiun voniäuen zu hoffen Hat, amdere, die‘ - 


bey einem nur zufälligen Verſucht betroffen-Aind, werben: 
angesehen; grobe aber bemitselte Uebertreter heilſamer 
Gefetze, kaufen fi von der Denuncarion 106, bie weit: 
geringere: Schuld des Darfetzen, wird. hingegen jum 

Velege Aber die Wochſamkeit des Auffehers gebeguqht. 
Dieſe und anzaͤhlige mehrere Ungerechtigkeiten, Bedruͤft⸗ 
kungen und Plackereyen, nehmen aus ben GOrundſaten 


nund der Lebensart ihren Urſprung, weiche Die Unterbe⸗ 


diente im Staate aus hrem vorherigen Stande mitdrin⸗ 
gen. Andere ſchuͤden ſich aus anvertrautten Caſſen ges 
gen das eindringende haͤucliche End. Das glaͤcklichſte 


@ude hievon iR ein kummervoller Tod, oder eine wohl⸗ 


gelungene Flucht, wenn nicht Unafudung und vr Bene 
x WE beyden zuvorto iumt. | 
Um nicht zu weirtäuftig zu werden, kölfdere ih nur 
einen Son den vielen Wegen, welche von einerler Stand⸗ 
pünfte andgehen, und an einerleg Ziele wieder zuſam⸗ 
mentreffen. Was neſſe ſich ſonſt nicht alles noch von 
35 dem 


238 XXI 


dem Edaben ſagen, der Abneigung gegen Arbeiten, 


Lang jun Zeitverberbenden Zerfireuungen, Wohlgefallen 


au keſtbaren Safigebsten, fehlerhafte Kinderzucht, ans 
ser biefer Claſſe von Mitbärgern im Staate aurichtet, 
deffen Urfprung, wenn man ihn verfolgt, in deu Haͤn⸗ 
fern ihrer vormaligen Herrſchaften erzeuget werden ifl. 


So wenig es gegenwärtig meine Abſihe fepn kann, 
its von dem auszulafien, was Hier noch ſchocklichen 


Way fände, fo wenig werde ich bey den vorzuſchlagenden 


Diitteln,, zur Berminberung. bes unermefdar weit um. 


#6 sreifenden Unheils, weiches bie angezeigte Quelle 
taglich ausſprudelt, dem Amte der Paedagogen und Dias 
saliften Eintrag thun, ſondern es ganz ihren Cinfihten 
mu Kräften anbeimflellen, bie allgemeine große Sinness 
und Oitten s Veränderung zu bewärfen, Die nothwendig 
vorangehen mäßte, wenn jeder Stand das Gute, was 
feine Beſtimmung mit fi bringe, im volllommenften 


Grade fliften, und jebes dieſem entgegenftrebende pofitive 
- amd negative Boͤſe, aus dem Zufammendange mit der. 


beſten Welt voͤllig vertrieben werben follte. 


Ich bleibe ganz auflerhalb den Grenzen moralifcher 
und politiiher Romane, mit meinen Wuͤnſchen bey Dee 
Sache fiehen, wenn ich zuerft Ihrer Vorſorge, gnaͤdige 
Domen, ben Gegenſtand empfehle. Ihr Geſchlecht 


Hat in unfern Tagen fa auf dbem..gangen Erdboden 


Durch ausgezeichnete merkwürdige Handlungen, fi) gus 
ser und böfer- Angelegenheiten angenommen, welche eins 
zeine Länder, oder die ganze Menſchheit interepirten. 
Das ſchoͤne Seſchlecht in Amerika entaͤußerte ſich man⸗ 

nig⸗ 


— 


Ce 


“ a Sn nn A uni tee. Sun ur . MEET 6 ers 


AR 


N SE | 139 
nigfaftiger Befriedigungen der Citellelt, um ben Sieg 
der Unabhaͤngigkeit von feinem Mutterlande erkaͤmpfen 
zu beifen. Die Pariferinmen zierten ihE Haupt mie 
Anſpielungen auf besdente Kriegesſchiffe, den Muth der 
ſtreitenden Sechelden dadurch Anjufeneen, teugen jur 
Beſchaͤmung einer ſchlechten Binaũn:Adminiſtratlon⸗ 
Hute a la caifle d’efcompte, und ‚zeigten bey deriäintfeft 
felung ihres Vaterlandes von der Tyranney des haͤrteſten 
Deſpotismus, daß es auch unter ihnen nicht an ſolchen 


« fehle, die im Gefuͤhle des alles erſetzenden Tugendwerths, 


ihren. beſten Schmuck, den Beduͤrfniſſen des Staats 
gerne aufopfern. Sn Spanien vereinigte ſich eine Ge⸗ 
ſellſchaft von Damen zur Ermunterung der wieder aufs: 
lebenden Induſtrie, fhafte dem‘ freyen Kunſtfleiße vers 
mehrte Betriebſamkeit und Gewinn, und erflehte vom 
Throne Linderung der zweckloſen Leiden gefangener Ue⸗ 
beithäter. In Polen reichte eben das Geſchlecht ſeine 
koſtbarſten Kleinodien in der Abſicht dar, daB der ver⸗ 
dunkelte Glanz der Reichskrone, dadurch .erhellet und 
dauerhafter gamacht werden möchte. Die reizende Her⸗ 
zögin von Devonſ hire lokte mit ihren Lippen aus dem 
Munde Sturmfährendee Männer der niedrigften Volkes 
claſſen, ven Namen eines Caudidaten der Oppoſitions⸗ 
Bank hervor; und die verehrungswärdige Braun v. Hecke. 
trat muthig auf den Kampfplatz für Vernunft und Auf⸗ 
Härung, und befannte im: Angeficht. der ganzen Welt, 
zue Warnung anderer, die verſchuldeten Sqwaqhhelten 
einer irreleitenden Sqhwaͤrmerey. 


Auch 


134 \ RA 


. Weit wichtiger wäre es jedoch noch, ben Schaden 


zu verhuͤten, der daher ensfteher, daß die Bediente des 


erften Ranges, fo leicht alle.aus den falichen Begriffen | 


angebohrner Vorrechte herruͤhrende ſchiefe Ideen ans. 
zunehmen pflegen. Sie familicriftren fih Häufig, wie 
ihre Herrſchaften mit dem Gedanken, daß der Staat 
ihnen durch einträgliche und gemäcliche Beſoidungen 
dienen muͤſſe, fie aber keine Verpflichtung Haten , dafür, 
mähfame., dem gemeinen Weſen nügliche Gefhäfte, zu 
leiſten. Es ſcheint ihnen gleich ihren Herrn, ſchon ein 


hoher Grad der Beſcheidenheit zu ſeyn, wenn fie bey, 
Ausübung der Rechte des ſchoͤn geſchmuͤckten Pferdes, in 


der. Fabel, auf das neben Ihnen herſchleichende fchwer.bes 


ladene Laſtthier, keinen verachtenden, ſondern nur ‚due, 


mitleidigen Blick herabwerfen. 


Hiermit vereinigen ſich aber auch bey dieſer und an⸗ 


‚deren Claſſen der Dienerſchaft , noch mehrere ſonſtige 
Gelegenheiten dazu, daß fie leichtfinnig alles Gefaͤhl von 
Pflichten gegen den Staat erſticken. Nicht ſeiten wer⸗ 
den ſie zu Werkzengen der ſo haͤufigen Defrauden ge⸗ 


braucht, und ein betraͤchtlicher Theil von ihnen, lernt 


bey Commißionen, welche mit freyer Bewirthung verbun⸗ 
den find, die im’ olenteften Forderungen, an den herr⸗ 
ſchaftlichen und Landes⸗Caſſen machen. Sie verlangen, 
dag vom Morgen bis fpät in die Nacht der Tifch gedeckt, 
mit Speifen und Getränten reichlich verfehen feyn muß, 


und äußern fehr lauten Unwillen, wenn ihre Lüfte von 


einer oderder andern Seite nicht voͤllig befriediget werden. 
Man dat Beyſpiele gehabt, dag bey ſolchen Worfällen, 
bes d Morgens ‚Mogenftärkende, zum zMittagseſſen gute 
Tafel⸗ 


7 .. 


- 


| 
| 
| 


\ - 


a  2E 135 


Tafel, Beine, uud am Schluſſe des Tages warme Abend⸗ 


Gettaͤnke von den Vedienten gefordert worden. 


j 





| 
} 


Was läge ſich nan von Benten ermarten, * and | 
dieſem Strohme des Verderbens ſchaͤdliche Grundſaͤtze 


und Sitten eingeſogen haben, wenn ſie ein Glied in der 


langen Seſchaͤftskette der Staatsaugelegenheiten ergreis 


fen? Käme es nur auf Verſtandsfaͤhigkeiten hierbey an, 
die finden fih nach weiland Rabeners Zeugnifle, von 


ſelbſt. Nice fo Leicht aber folgt den Amte pebegener | 


‚Wille und Neigung. u 


Gemeiniglich zeist fich dieſes ſchon so. der ‚een 
Einrichtung des Haushalts, welche oft den Grund zu 
den traurigſten Schickſalen enthaͤlt, deren Wirkungen 


ſich nie ganz damit endigen, wenn die handelnden Haupt⸗ 


perfonen von dem affentlichen Schauplatzze abtreten. 


Das Amenblement fol mit der Garderobbe harmoniren, | 


geſchmackvoll eingerichtet, und wenigſtend dem unterſten 
Gewande von den hohen Begriffen des abzulegenden 
Standes angemeſſen ſeyn. Haͤtte uns Merian von 
dem Inneren der Wohnungen ſeiner Zeiten, wie von 
dem Aeußeren, Abbildungen hinterlaſſen, man wuͤrde 
an ihnen jenes noch weniger, als dieſes wieder erkennen. 
Der Kuͤſter har mehr Meublen Beduͤrfniſſe als vormals 


‚der Here Paſtor, der Canzelliſt IE nicht mehr mit dem 
“zufrieden, mas ehedem einem Mathe genug war, der 


Holzknecht übertrift hierin den Oberfoͤrſter aus vergans 


genen Zeiten, ber. Einnehmer den Inſpector, der Voigt 


den Beamten, und fo gehe es in allen übrigen ähnlichen 
Claſſen. W 


3 4 Mit 


130 Lv 2 2 


Dit Saqulden wird alsdann gewößntich angefem 


gen, in der Cewaͤrtung, daß der leere Beutel ſich Immer 
mia vorhin, vom ſelbſt, ohee Mahe uni Arbeit, wieder 
‚füllen werbe, Die . erhetrarhete Kammerjungfer briagt 
zwar einen großen Neichthum au Eleidern und abenen. 


NPusſachen ins Gans, aber kein Geſchick und Meigung. 


au gewinnenden Geſchaͤften. Die Gran derſterin oder 
Wosgtin laͤßt allenſallo sine in der Kette verwickelte Rub- 
krepiten, um Die oben aus dem Waſchmittei — 
Eglington gereinigten Haͤnde nicht zu beſubeln, aber 

vor ihren. Angen einige Hühner vom Hofhunde auf dem 
Miſte zerreiſſen, aus Furcht Ihre Pariſer Schuhe zu vo 
berben, ‚oder fehet es wol gelafien an, daf Schweine im 
Kartoffelnfelde herumwuhlen, weil die ſeidene Pelegrine, 
womit ſie einhergeht, im Regen Schaden nehmen mäcs 
te. Dem Danne gefaͤllt die Grau nach immer zu gut in 
dem Ynzuge, werin. er ſie als Liebhaber zu fehen gewohnt 
war. et ertraͤgt alſo ganz willig; daß ſie ſich um units. 


bekuͤmmert, was damit dieharmonirt. Auch ſchweichelt 
es ſeinem Stolze, wenn er e⸗ hierdurch anderen. 3unons - 


thus, welche eigenes Nachdenken oder Erfahrung zu eis 
. nem Üdgeren Betragen gebtacht hat. Die Augen über 
den verwireten Haushalt äfnen ſich erſt durch den Druß 
der. Schulden. Diun wird Hulfe gefuchet, ober ſoiche, 
welche die Noth noch immer vergrößert. Mißmuth vers 
urſachet bann,. daß hie Dienfigefchäfte ſchlecht in Acht 
genommen werden, Wange und Hunger verleitet das 
Sep, wenn der Dienfl Gelegenheit darbietet, zum Nach⸗ 
theit des gemeinen Veſten, pfigtmiprigen Erwerb zu 

fuhen 


fahen: Kinder werben in der Schule Abel behanbelt 


oder verſaumt, wenn bie Eitern ſich nicht durch öftere 


BGeſchentke gefaͤlig machen; die Maturaldienſte, welche 
x De Unterthanen leiſten müffen, erleichtert und erſchwert, 


— 


beyahite oder anbelohnte Gunſt; man treibt Hebungen 


zur Unzeit ein, oder giebt nugebuhrliche Nachficht, fo’ 


we Bier Beytragenden bie Kunſt verſtehen, ſich die Liebe 


der Ennehmers zu erwerben, oder hierin unerfahren 


sb; Defraudanten, bie ein fortgehendes Sewerbe hier⸗ 


aus macqchen, bleiben verſchwegen, weil der Wifltater aus. 


haltenden Gewiun von’tguen. zu hoffen Hat, andere, die 


bey einem uur zufaͤlig en Verſache betroffen-And, werden 
angeuchen; grobe aber bemitrelee Uebertreter heilſamer 
Gefete, kaufen ſich von der Denunckation los, Die weit: 
geringere. Ochnld bed. Darftigen, wird hingegen zum 
Belege Aber die Wachſamkeit des Aafehers gebraucht. 
Diefe und unzählige mehrere Ungerechtigkeieen, Sera _ 
Zungen und Pladereyen , uehmen aus den Brunpfigen : 


und der Lebensart ihren Urfpeung, welche Die Unterbe⸗ 
‚diente im Staate aus Ihrem vorhenigen Gtaude mitbrin⸗ 


gen.. Andere fügen fich aus anvertraueten Eaffen ges 
gen das eindringende haͤuliche Eiend. Das gluͤcklichſte 
Bude hitvon iR ein tummeyvoller Tod, aber eine wohl⸗ 
gelungene Flucht, wenn niet ueterachems und Gean 


"wi beyden zuworko umt. 


Um nicht zu weitlaͤuftig zu werden, föltdere ih nur 
einen son den vielen Wegen, weiche von einerler Stand⸗ 
pünfte ausgehen, and an einerley Ziele wieder zuſam⸗ 
mentreffen. Was lieſſe ſich ſonſt nicht alles noch von 

en 35 dem 


158 Br v ‘ 


dem: Schäden ſagen, der Abneigung gegen Arbeiten, 
Hang, zu Zeitverderbenden Zerfiteuungen, Wohigefaten 
an koſtbaren Gaſtgeboten, fehlerhafte Kinderzucht, ans, 
ter dieſer Claſſe von Mitdürgern im Staate anrichtet, 

deſſen Urfprung, wenn man ihn verfolgt, in den Haͤu⸗ 
ſern ihrer vormaligen Herrſchaften erzeuget worden iſt. 


So wenig es gegenwärtig meine Abſicht feyn kann, 
nichts. won. dem auszulaſſen, was hier noch ſchicklichen 
lag fande, fo wenig werde ich bey den vorzuſchlagenden 
Mitteln‘, zur Verminderung. des anermeßbar. weit um. 
ſich greifenden Unheils, weihes bie ‚angezeigte Quelle 


taglich ausfprubelt, dem Amte der Paedagogen und Dos. 


raliften Eintrag thun, fondern es ganz ihren Einfihten 

md Kräften anbeimftellen, die allgemeine große Sinness- 

und Sitten s Verändsrung.zu bewuͤrken, die nothwendig 

vorangehen müßte, wenn jeder Stand das Gute, was 

feine Beſtimmung mit ſich bringe, im volllommenften 

Grabe fliften, und jebes dieſem entgegenftrebgnde pofitive 

- nad negative Höfe, aus dem Sufammenhange mit der 
beſten Welt voͤllig vertrieben werden ſollte. 


Ich bleibe ganz aufferhald den Grenzen moralifcher 
und. politifcher Romane, mit meinen Wuͤnſchen bey der 


Sache ſtehen, wenn Ich zuerſt Ihrer Vorſorge, gnädige 
Damen, den Gegenſtand empfehle. Ihr. Geſchlecht 


Hat in unfern Tagen faſt auf dem ganzen Erdboden 


Durch ‚ausgezeichnete merkwardige Handlungen, ſich aus 
ter und boͤſer Angelegenheiten angenommen, welche eins 


seine Länder, oder die ganze Menſchheit interefirten. 


Das ſcene Sa in Amerika entaͤngerte ſich man⸗ 
| “ nig⸗ 


. 


en 20 Be 139 
nigfaftiger Befriedigungen der Eitelkelt, um ben Sieg | 
der Unabhaͤngigkeit von feinen Mutterlande erkaͤmpfen 
zu helfen. Die Pariferintren zierten ihr Haupt mie 
Anfpielungen anf beruhente Kriegesſchiffe, den Much der 
Areitenden Seehelden dadurch anzufeneen, teugen zur 
Beſchaͤmung einer ſchlechten Finaun: Adminiſtratlon⸗ 
„Hüte a la caifle d’efcompte, und zeigten bey der Entfeſ⸗ 
ſelung ihres Vaterlandes von der Tyranney des haͤrteſten 
Deſpotismus, daß es auch unter ihnen nicht an folhe 


- fehle, die im Gefuͤhle des alles erfegenden Tugendwerths, 


ihren beſten Schmuck, den Beduͤrfniſſen des Staͤats 
gerne aufopfern. Sn Spanien vereinigte ſich eine Ge⸗ 
ſellſchaft von Damen zur Ermunterung der wieder aufs. 
lebenden Induſtrie, fehafte dem‘ freyen Kunftfleiße vers 
mehrte Betriebſamkeit und Gewinn, und erflehte vom 
Throne Linderung der zweckloſen Leiden gefangener Ue⸗ 
belthaͤter. In Polen reichte eben das Geſchlecht feine 
koſtbarſten Kleinodien in der Abſicht bar, daB der vers ' 
dunkelte Glanz der Reichskrone, dadurch .erhellet und 
dauerhafter gamacht werden möchte. Die reizende Hers 
zögin von Devonfbire lokte mit ihren Lippen aus bem 
Munde Sturmfährender Männer der niedrigften Volkes 
dlafien, den Namen eines Tandidaten ber Oppoſitions⸗ 
bank hervor; und die verehrungswärdige Frau v. Hecke. 
trat muthig auf den Kampfplatz far Vernunft und Auf 
kiarung, und bekannte im Angeſicht der ganzen Welt, 
zue Warnung anderer, die verſchuldeten Schwaqhheiten 
einer fereleitenden Schwaͤrmerey. 


Au 


77 DPA | 
JAuch ımfer Waterland hat nach and ben neueſten 
Betten viele wohlthaͤtige Denkmäler der erhabenen Ges 
finnungen und edlen Gefuͤhle Ihres Geſchlechts aufguı 
weiſen. Nur ungerechtes Mißtrauen gegen biefe, Miß⸗ 
trauen gegen Ihre Standhaftigkeit und häusliche Bes 
wait, koͤnnnte die Wirte zuruckhalten, daß von Ihrer 
Weite die erſte Hand angelegt werden möchte, um wenige 
fiens einige der Keime des une Im Schattenriſſe abgezeich⸗ 
neten Unheils zu vernichten, bie Sie bis jetzt vlelleicht 
unbedacht und uunbewuſt, nur gar zu ſehr haben ie 
sen helfen. _ 

Einzelne noch fo herzhafe hlerüber gefaßte Ents 
ſchlaffe wuͤrden aber wenig ausrichten, deſtomehr hinge⸗ 
gen zuſammengeſetzte Kraͤfte. Eine Vereinigung der 
vornethmſten Damen am Orte zur Annahme beſtimmter 
einförmiger Grandfäge für eine Häusliche Bedtenten⸗Po⸗ 
ltzey, Abnnte auſſerordentlich wirkſam und wohlthaͤtig 

werden. Der umſtaͤndliche Entwurf diefer Zamilien ⸗ Re⸗ 
geln bleibt aber big Ibren ſcharfolickenden Einſichten, 
und der ſchopferiſchen Fruchtbarkeit Ihrer Ideen vorbe, 
halten. Nur für einen einzigen Attikel bitte ih mir die 
Erlaubniß des Vorſchlages aus, der darauf abzielen 
würde, die Domeſtiken von allem unnuͤtzen Kleiderauf⸗ 
wande, und anderen zeitverderblichen Geldverſchwendun⸗ 
gen abzuhalten. 

Gay auffersrdenttich viel mäßte ohnfehlbar in dee 
outen Sache ge.sonnen werden, . wenn die ſich daruͤden 
vereinigenden Herrſchaften, es nicht bias verabredeten,. 
Ionbern auch firenge darauf hielten, Daß kein männlicher: 
Domes . 


Ra X ar 


Domeftift andere aleider als die Lioree, beyde Geſchlech⸗ 
ter aber weder ſeidene noch ſonſtige koſtbare Zeuge tragen 


duͤrften. Abgelegte Kieidungstä konnten ihnen mit 


ber Verbindlichkeit bes Verkaufo, und entweder der. Auf⸗ 
hebung des dafür zu Iöfenden Geldes, oder ber Anſchaf⸗ 


| fang einheimifcher Zeuge, und anderer wahrer Biduͤrft 


niffe überlaffen werben. . ben fo heilſam wäre ed auch, 
wenn ihnen der Beſuch aller Klubs und offentucen air 
fer uatedfagt würde, ' 


‘Die Moglichtei dergleichen Regels geltend zu mas 
hen, könnte ich mit dem Beyſpiele eines zu den erſten 
sehörenden Hauſes der Hauptſtadt beweiſen, wenn es 
mir erlaubt wäre, den Namen davon hier einzurſicken. 
Es dernhet daher auf dem guten Willen der Hausdi⸗ 
section, mit ſolchen Vorſchriften das wahre Beſte der 
Domeſtiken zu beſorgen. Und gewiß, meine guaͤdigen 
Damen, wuͤrden Sie ſich ſehr wichtige Verdienfte um bie 
Glackfeligkelt, nicht von Hunderten, ſondern von Tauſen⸗ 
Ben eriverben, wenn Ste Ihre Domeßiken zu arbeitfar 
men, greſchickten, redlichen Mitbuͤrgern vorbereiteten, 
anſtatt daß Sie gegenwaͤrtig oft durch wohigemeinte 


Vardbitten um VBefdrderung, ohne Ruͤckſicht auf Faͤhig⸗ 


keit und Eigenſchaften, dem Staate, vielen feiner Ein⸗ 
wehwer, und den empfohlenen Oubjecte ſelbſt, ins uns 
embtiche fertwärtenben Schaden anfügen. \ 
: Won otech großen Werthe wäre «6 and, menn man 

—*—* in einigen.ber größeren Staͤdte des Landes, 
Uientliche Sehramfalten, nach dem Zwecke ber Schulmei⸗ 
per · Deminarien, für ſeiche Vediente ecrichtete, wie 
Bu | der⸗ 


142 I 2, 2 


dereinſt Stellen bey Civil Departements zu hoffen haben. 
Man koͤnnte ſie darin allgemein nicht blos zum ſchrei⸗ 


ben einer guten Hand, ſondern zu ‚der ihnen fo oft fehs 
Ienden Ortographie, zum Abfaſſen einer Auffäge und 


Berichte, zur. Landeskenntniß, zu guten, moraliſchen 
und oͤkope miſchen Grundfaͤtzen anfuͤhren. Nach Ver⸗ 
ſchiedenheit ihrer wahrſcheinlichen Beſtimmungen aber, 
Ihnen Terminologie, Einrichtung von allerley Regiſter⸗ 
Geſchaͤften, Bekanntſchaft mit künftig zuzbeobachtenden 


Verordnungen, und fonfige. nuͤtzliche Notizen bey⸗ | 


‚bringen, 


KFuͤr idee eigene $ Wohlfahet erreichte man ſhon dies 


led, wenn ſie hiedurch nur: anf eine unſchuldige Art des 


ſchaͤftiget, und von-den unzertiennlichen Folgen des Maſ⸗ 


ſigganges abgehalten würden. Auch für den Staat 


koͤnnte man dann unmittelbaren Mugen Hoffen, wann ' 


ein jeder ſchon bey dem Antritte feines Dienſtes, bie Ge⸗ 
ſchicklichkeit und Kenntniſſe mitbraͤchte, die aft erft durch 


* 


“eine vieljährige Routine, zumellen aber gar nicht erlangt . 


werben. Wie wefentlich diefe Vortheile find, das zeigt 
ur fehr deutlich bey folchen befoͤrderten Bebienten, die 
vorher zu mehreren Geſchaͤften als bioher Aufparrung, 
angeführt find. 


: Die Fülle meinen Wuͤnſche, für diefe erft in ben Zeiten 
. "der geftiegenen Cultur, theils nengeſchaffene theils ſo wichtig 


— 


gewordenen Claſſe von Mitbargern, iſt hiermit bey weiten 


nicht ausgeleert. Doch fuͤge ich anjetzt nur noch dies einzige 
hinzu, daß es ſehr heilſam fuͤr ſie waͤre, wenn man ihnen 
Gelegenheit gäbe, Heine eruͤbrigte Summen ſicher unter⸗ 
zu⸗ 


Ä En _ „'. _ BEE 75 55 
bringen. Nichts leitet beſſer zur Gparfamtelt, als 
wenn man reellen Gewinn davon tmpfindet, und wahrs 
nimmt, daß die Enthaltung von unnuͤtzen Ausgaben, 
nicht Bloß den fchon erworbenen. Vorrath zuruͤcklaͤſſet, 
ſendern dieſer durch ſich ſelbſt wieder vergroͤßeri wird. 
Der Trieb Vermögen zu erwerben, bat darin etwas aͤhn⸗ 
liches mit der Neigung zum Trunke, daß beyder Vefries 
digung Äh in fortwährenden Wachethume erhaͤlt. Wie 
wichtig aber iſt es nicht aud) für Bediente, wenn fir zu 
ihrer erften Einrichtung, oder auf ahdere künftige Fälle 
fh etwas fammien? Man befrage darüber Perfonen 


ons jenem Stande, die durch leichtfinniges Verſchleu— 


dern des Lohns und anderer Einkünfte, den. Grand zu 
ihrem jetzigen Ungluͤck legten, and ſelche, die Zufrieden⸗ 
heit, Gewiſſensſruhe und Wohlſtand, einer ſchon in fruͤ⸗ 
hern Jahren beobachteten guten Dekonsmie verdanken, 
ebeyder Zeughiß wird gleichftimmig lauten. 

Möchte es doch auf recht viele Herrſchaften recht 
tiefen Eindruck machen, daß ſie in großer Maaße den 
Kummer, die Verzweifelung und gehäufte Unſeeligkeiten, 
weiche erftere leiden und anrichten, mit verfchuiber has | 
ben! Möchte es tiefen Eindruck ouf fie machen, daß fie 


ſo großen Antheil an weiterer Verbreitung des unſchaͤtze 


Baren Guten erlangen koͤnnten, welches legtere genießen 
‚und mitiheilen! 


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Vorſtehende völlig authentiſche Wergleichung der Ein⸗ | 


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von Bremen nach Hannover und Zelle, und rüds 


waͤrts an ben erfien Ort tranfportirten Tonfumtiond: Ar⸗ 
tikel, in zweyen ein halbes Seeulum vom einander ents 


fernten Jahren, fann zwar nicht von den Unrichtigkei⸗ 


ten feen ſeyn, welche bey den Angaben auf den Zollftäts J 


ten fo allgemein gebräuchlich fin. Muͤßte aber auch im 


folcher Ruoͤckſicht noch Hier und da, eine oder bie andere - 
Heine Summe hinzugedacht werden; fo leitet dennoch 
dieſer Beytrag zur Geſchichte unſers Handels, auf ſehr | 
viele wichtige Bemerkungen und -Schläffe. 

Die bios, mechanifche Dperation des Zufanımens 


rechnens der Total: Summen der Eins und Ausfuhr in ers 


wehnten beyden Jahren, weich eine große Verfchiedens 
heit zeige Re nicht ſchon? Der angegebene Werth der auf 
Befagten Flüffen zwiſchen den genannten Städten trans“ 
ſpertirten Sonfumtibilien betrug: | 
Vom 1. May ı739 6.1740. Vom ı. May 17896. 1790. 
bey der Einfuhr 242934 Rth. — 640970 Rih. 

6 0 Ausfuhr 39013 ⸗ — 70812— 


überhaupt 281947 Rth, — 27711782 Rh. 

Bolglich überftieg der ganze Werth der verzeichnete 
Conſumtibjlien, weiche zwiſchen vorgedachten Staͤdten 
in Waſſer ein⸗ und ausgebracht find, in dem neueſten 
Sabre um mehr als vier Tonnen Boldes, den Trans: 
fport derfelben vor 50 Jahren, und die Linfubr allein 
‚gegen einander gehalten, macht beunahe einen Unterſchied 


| n4 Tonnen Selber. Daß Hieraus auf vergroͤßerte 


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innere und äußere Conſumtion fremder Waaren gefol⸗ 


gert werden daͤrfe, leidet feinen Zweifel. Ob aber zu⸗ 
gleich auf dermehrten Reichthum? das moͤchte ſchwerer 
zu entſcheiden ſeyn. 


Bey einem Artikel hat es ſich indeſſen gerade wol 
zufaͤllig getroffen, daß davon eine auſſeroͤrdentliche Quan⸗ 


titaͤt, im dem letzteren Jahre tranſportirt worden. Die 
Binfahe der 7393 Laft Rocken, wurde durch einländifche 


‚ungewöhnliche Frucht⸗Theurung "veranlaffer, und nicht 
. weniger waren bie Karen auswärtigen Beſtellungen auf 


Weisen Schuld daran, daß davon 3808 Laſt nah Bre⸗ 


men verfcict wurden. Bey dem Mein aber iſt wol 


nicht fo fehr eine vergrößerte Conſumtion, als vielmehr 
zu vermuthen, daß foicher vorhin häufiger von auderen 


Orten, als von Bremen gezogen worden. Wenigſtens 


durfen wir aus den Abgabe» Negiftern des Fuͤrſtenthums 
Cuͤneburg, keine fo erhebliche Zunahme der Wein Vers 


zehruug für wahrfcheinlich halten, als die Verſchieden? 


heit der Einfuhr der genannten beyden Sbet anzuden⸗ 


ten ſcheint. 


In Abſicht einiger anderer Artikel, liegt hingegen 


die auffallende Ungleichheit der tranſportirten Quantitaͤt, 


ohnlaͤugbar an der veränderten Conſumtion. Wie aber 
die Schiffahrt zwifchen vorgenannten Orten, nicht bet 
einzige Weg ift, wodurch fich Die hiefigen Lande mit den 
verzeichneten Waaren verfehen; fo gehet auch fehr vieles 


. von dem, was über Bremen ins Land kommt, als bloſ⸗ 


ſes Sendegut durch daſſelbe, weſches unter anderen mit 


einem großen Theile von Waaren der Fall iſt, die auf 
der Aller nad) Zelle gebracht werden. Man darf alſo 


den 





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ben auſſerordentlichen Wandel, der ſich in dem Verbrau⸗ 
che einiger der Lebensmittel zeigt, welche das Verzeichniß 
namhaft macht, nicht blos auf Rechnung der einheimi⸗ 
ſchen Fonfumtion ſetzen. Jedoch hat auch dieſe unbe⸗ 
ſtreitlich großen Antheil daran, und iſt es in vielfacher 
Ruͤckſicht für. die hieſtgen Lande nichts weniger als gleichs 
güftlg, daß bey einigen Artikeln, die anfgefteflten zwey 
Jahre, fo merkwuͤrdige Verſchiedenheiten darlegen.” | 
Raffee, Reis, Syrop, Tabak und. Zucker ind 
„bie vorzüglichften Maaren, deren vermehrte Einfuhr 
‚buch Aenderung der Lebensart verurſachet worden. 
Die Einfuhr verhaͤlt ſich zu der | u 
vr. Mayı739 vomı. May 1789 Der Unterſchied bes 


' bis 1740. bie 1790. "träge an Werth, 
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Die Totalſumme des Uinterfchiebes nach ae | 
dem Geld» Wershegefchäger, Bringt alfo 321604 Rthlr. / 


Beide Summen, wärden nicht heraustommen, 
wenn man hiernach Veberfihläge auf 10, 20‘ und meh 
rere Jahre machte, und dann noch den Ertrag deſſen. 
hinzurechnete, was ſonſt auf der Weſer und Elbe nach 
anderen Orten hin, und durch Zuhrwerk, an jenen Ar⸗ 
tikeln eingeführt wird. Die vom Jahr 1739. angezeich⸗ 
neten 48 Centner Kaffee und Zucker, reichen gegenwaͤr⸗ 

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und Ausfuhr, der auf der Wefer, Aller und Leine, | 


‚von Bremen nah Hannover und Zelle, und ruͤck⸗ 


waͤrts an den erſten Ort tranfportirten Conſumtions Ars. . 
tikel, in zweyen ein halbes Seeulum von einander inte 


fernten Jahren, kann zwar nicht von den Unrichtigkei⸗ 


ten feen ſeyn, welche bey den Angaben auf den Zolftät: J 
ten fo allgemein gebräuchlich find. Muͤßte aber auch In 
folder Ruͤckſicht noch bier und da, eine oder die andere 
Heine Summe hinzugedacht werden; fo leitet denne 
Diefer Beytrag zur Gefchichte unfers Handels, auf ſehe 
Diele wichtige Bemerkungen und · Schlaſc.. 
- Die blos mechaniſche Operation des. Zuſammen⸗ 


rechnens der Totalı Summen der Eins und Ausfuhr in er⸗ 


wehnten beyden Jahren, weich «ine große Werfchiedens 

heit zeigt fie wicht fchon? Der angegebene Werth der auf 

Befagten Fluͤſſen zwifchen den genannten Städten trans 

fpertirten CSonfumtibillen betrug: 

Vom ı.Mayı739 b. 1740. Vom 1. May 1789 b. 1790. 

bey der Einfuhr 242934 Rth. — 640970 Rih. 
Ausfuhr 39013 ⸗ — 70812 


überhaupt 281947 Rth, — 711782 Rth. 

Folglich überftieg der ganze Werth der verzeichneten 
Eonfumtidjfien, welche zwiſchen vorgedachten Staͤdten 
zu Waſſer ein⸗ und ausgebracht find, in dem neueſten | 
Sabre um mehr als vier Tonnen Goldes, den Trans 
fport derfelden vor so Jahren, und die Binfubr allen 
gegen einander gehalten, macht beunade einen Unterſchied 








‘von 4 Tonnen Goides. Daß hieraus auf Vergrößerte 
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152 u. 2’, _ 

innere und äußere Eonfumtlon fremder Waeren gefol⸗ 
gert werden bärfe, leidet feinen Zweifel. Ob aber zus 
gleich auf vermehrten Reichthum? das möchte ſchwerer 
zu entſcheiden ſeyn. | 

Bey einem Artikel hat es fich indefien ‘gerade wel 
zufällig getroffen, daß davon eine auſſeroͤrdentliche Quan⸗ 
tieät, in dem letzteren Jahre tranfportirt worden. Die 
Einfuhr der. 7383 Laft Rocken, wurde durch einländifche 
ungewöhnliche Frucht⸗Theurung "veranlaffer, und nicht 
. weniger waren bie ſtarken auswärtigen Seftellungen auf 
Weitzen Schuld baran, daß davon 380% Laſt nad Bre⸗ 
men verſchickt wurden. Bey dem Wein aber If wol’ 


nicht fo fehr eine vergrößerte Tonfiimtion, als vielmehr 


au vermuthen, daß ſolcher vorhin häufiger von anderen 
Orten, als von Bremen gezogen worden, Wenigſtens 
durfen wir aus den Abgabe⸗Regiſtern des Furſtenthums 
Luͤneburg, feine fo erhebliche Zunahme der Wein⸗Ver⸗ 
zehrung für wahrfcheinlich halten, als die Verſchieden⸗ 
heit der Einfuhr der genannten beyden Vhee anzubens 
ten jcheint. 
| In Abficht einiger anderer Artikel, gt öingegen 
‚die auffallende Ungleichheit der tranfportirten Auantität, - 
ohnlängdar an ber veränderten Confumtion. Wie aber 
die Schiffahrt zwiſchen vorgenannten Orten, nicht ber 
einzige Weg ift, wodurch fich die hiefigen Lande mie den 
verzeichneten Waaren verfehen; fo gehet auch fehr vieles 
. von dem, was über Bremen ins Land koͤmmt, als bloſ⸗ 
fes Sendegut durch daffelbe, weſches unter anderen mit 
einem großen Theile von Waaren der Fall tft, bie auf, 
ber Aller nad Selle gebracht werden. Man darf alfo 
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—1143 
"den auſſerordentlichen Wandel, der ſich in dem Verbrau⸗ 
che einiger der Lebensmittel zeigt, welche das Verzeichniß 
namhaft macht, nicht blos auf Rechnung der einheimts. 
ſchen Conſuintion ſetzen. Jedoch hat auch dieſe zunbe⸗ 
ſtreitlich großen Antheil daran, und iſt es in vielfacher 
Ruͤckſicht für die hieſtgen Lande nichts Weniger als gleich⸗ 
galtig, daß bey einigen Artikein, die anfgeſtellten zwey 
Jahre, ſo merkwuͤrdige Verſchieden heiten darlegen. 


Kaffee, Reis, Eyrop, Tabak und. Zucker find 
„bie vorzäglichten Waaren, deren vermehrte Einfuhr 
buch Anderung der Lebensart verurſachet worden. - 

Die Einfuhr verhalt ſich zu der 
v. 1. Mayn739 vom 1. May 1789 De Unterſchied m 


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Die Totalfumme des Unterſchiedes nach 
dem Geld⸗Werihe geſchaͤtzet, bringt alſo 321604 Rihir. 


Welche Summen. wärden nicht heraustommen, 
wenn man hiernach Ueberfihläge anf zo, 20' und mes 
rere Jahre machte, und dann noch den Ertrag deſſen 
bhinzurechnete, was ſonſt auf der Weſer und Eibe nach 
anderen Orten hin, und durch FJuhrwerk, an jenen Ars. 
titeln eingeführt wird. Die vom Jahr 1739. angezeich⸗ 
neten 48 Ceniut: Kaffee und Zuder, eigen gegenwaͤr⸗ 

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154. TRRE - 
1 tig wol nicht immer zur Befriedigung de Bebärfniß eis 
nes einzigen Meinen Staͤdtchens hin. 
Ein ganz entgegengefrgtes Verhaͤltniß, zeigt fich im 
der Eonfumtion. der trockeyen Fifche und Heringe. 
Bon jenen find für 19340 Rthlir. und von diefen für 
59740 Rthlr. in dem neueften Jahre weniger, als in 
dem bemerkten Alteften eingeführt worden. Die abges 
nommene Zahl der Kafttage in der Catholiſchen Kirche, 
Bat hierauf wol einen vorzuglichen Einfluß gehabt. In⸗ 
deffen liegt doc) auch der verringerte Gebrauch der Hes 
ringe mit an der Mode und der veraͤnderten Lebensart. 
Der Geſchmack an dieſem Nahrungsmittel, fichet bey 
= gelten nicht mehr Im feinem ehemaligen Werthe unter 
den hoͤheren Ständen, und auch bey den geringeren iſt 
die Conſunition fehr geſunken. Kartoffeln ohne Geys 
eſſen, vertreten jetzt nicht felten die Stelle ber ehemalie 
gen Mahlzeit von Brodt mit Heringen. j 
- Um obige Tabelle zur Veberfiht der von auflen her⸗ 
ein⸗ und durchkommenden Conſumtibilien zu gebrauchen, 
haben wir in derſelben einen Ausfuhr⸗Artikel unberüer 
gelaffen, der Landesproduct it, womit wir nunmehro 
diefe, noch mancher Zufäge faͤhige Anmerkungen des 
fließen. 
Die Ausfuhr an Bley hat betragen⸗ 
vom 1. May 17396 1740. vomı. Mav 1789 b. 1790. 
47824 Centn. — ı9130Rth, 7943 Centn. —362404 Rth. 
Beynahe um die Hälfte alſo iſt in dem letzteren Jahre 
mehr, als in dem erſten an Bley verſchicket worden, und hat 
es im den neueren Zeiten Jahre gegeben, wo die Verſen⸗ 
dung noch Beträchtlicher geweſen. 
| 2) Ver⸗ 


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154 

iig wol nicht immer zur Befriedigung der Vedurfniß eis 
nes einzigen Beinen Staͤdichens hin. 

.  Eingan entgegengefeätes Verhaͤltniß, zeigt ſich in 
der Conſumtion der trockeyen Fiſche und Heringe. 
Von jenen find für. 19340 Rıhle. und von diefen für 
59740 Rthir. in dem neueſten Jahre weniger, als in 
dem bemerkten alteſten eingeführt worden. ‚Die abge 


nommene Zahl der Faſttage in der Catholiſchen Kirche, - ” 


dat hierauf wol einen vorzäglihen Einſtuß gehabt., In⸗ 
deſſen liegt doch auch der verringerte Gebrauch der Hs 
ringe mit an der Mode und der veränderten Lebensart. 
De Geſchmack an dieſem Nahrungs mittel, fieher bey 
weitem niche mehr in ſeinem ehemaligen Werthe unter 

den höheren Ständen, und auch bey den geringeren {fl 
die Conſumtion fehr geſunken. Kartoffeln ohne Beys 
eſſen, vertreten jetzt nicht ſelten die Stelle der ehemalis 
gen Mahlzeit von Brodt mit Heringen. 

Am obige Tabelle zur Ueberſicht der von auffen her⸗ 
eins. and durchkommenden Conſumtibilien zu gebrauchen, 
haben wir in derſelben einen Ausfuhr Artikel unberuhet 
gelaffen, der Landesproduct äft, womit wir nunmehre 
diefe, noch mancher Zufäge faͤhige Anmertungen bes 
fließen. 
7 Die Ausfuhr an Dley Hat betragen 


vom 1. Day 17395. 1740. vom a. Mav 1789 b. 1790. 
47825 Centn. — 191 30 Rth. 7943 Centn. —362403 Rtih. 
Beynahe um die Haͤlfte alſo iſt in dem letzteren Jahre 
mehr, als in dem erſten an Bley verſchicket worden, und hat 
es in den neueren Zeiten Jahre gegeben, wo die Verſen 
dung noch betraͤchtlicher geweſen. 
| 2) Vers 


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Beſchluß der Befreiung der. Stadt. 
Burtehude. 


Dom Rector Rotermund. 





Sünftes Bapitel. 


Von der obrigkeitlichen Verfaſſung und ben 
Buͤrger⸗Rechten in Burtehube., _ 
Von den Oberregentn. 

\ Sn 
ie Oberherrn unferer Stadt, welche zugleiq eine 
allgemeine Landeshoheit hatten, waren bis zum 
mweftphäfifchen Frieden 1648. verſchiedene nach einander 
regterende Bremifche Erzbiſchoͤfe. Nachdem aber die 
. Stifter Bremen und Verden in ein weltliches Herzogs 
thum verwandelt wurden, kam Burtehude theils unter ' 
koͤnigl. ſchwediſche, theils unter daͤniſche Herrſchaft. So 
lange unſere Stadt die Erzbiſchoͤſe zu Oberherrn hatte, 
mußte fie ihnen auch Gehorſam leiſten. Während ihrer 
| Megierung aber genoß fie einige anſehnliche Vorrechte, 
die nach und nach wieder verlohren gegangen find. Ders 


! 


gleichen waren, 3. ©. daß Buxtehnde nicht verpflichtet 


. war, vor dem Both+Dinge, dermöge eines Freyheits⸗ 
Briefes, den Stade ſchon 1209. von Kayfer Otto dem 
Vierten exhielt, zu erfheinen. Wenn unfer Ort dieſes 
Recht erhalten, laͤßt ſich nicht gewlß beſtimmen, ich ver⸗ 
mu⸗ 


' i 
& “ ” u - 


xc... 167 


muthe aber, daß es in der erſten Haͤlfte des 14ten Jahr⸗ 


hunderts geſchehen ſeyn muß, weil der Erzbiſchef Bor⸗ 
chard im Jahr 1328. durch ein Prixvilegium unſerer 
Stadt die Erlaubniß gegeben, ſich aller der Rechte, die 
Stade genoß, zu bedienen *). Dahin gehoͤrte unter.an⸗ 


bern auch dieſes mit, daß Burtehnde, vermoͤge eine 


N 


" Schenkung Ludwigs des Srommen, vom Jahr 1329. 

mit allen feinen buͤrgerlichen Einwohnern, von den Sum 
Erzbifchäfen nicht mie neuen Auflagen. follte beichweret 
werden. Diele und fo viele andere Nechte wurden im 
Jahr 1345. durch den Erzbiſchof Otto **), und 1464 
durch den Erzbiſchof Heinrich beftätiger ***). - Eben 


dieſes geſchah auch den 26. Sept. 1553. vom Kayſer Karl 
dem‘ ‚Sünften, den 16. Aug. 1611. von Rudolph dem “ 


Sweyten, 


=, Ipfe dimittimus et dondmus heißr es im Priviles 
gio juftum | jus Stadii, noftrae civitafis. 


**) Im Privilegio des Otto, am Tage der Empfängs: 
niß Mariä, da er ſich hier aufnielt, gegeben, heißt 
es, nos vero praedictos cives nuftros cüupientes 
fpecialibus gratiis ac beneficiis ampliare, ipfis 
dimittimus et donamus juftum jus ftadenfis no- 


ftrae civitatis, in cujus rei tefiimonium ‚praefens 


ſcriptum etc. 


we) Erzblſchof Heinrich ſagt, wy betügende apenhar 
in dißer Schrift, dar wy umme Wohlthat, unbe 
Deenſt, de unfen Vorfahren unde uns gefrhehen und 
gedaen find von deme Rade unde Borgherrn unfer 
Stadt Buxtehude, fe vorbidden und beſchirmen 
fhullen, unde willen trumelidten in allen Stuͤcken, 
wor wy dat vermoghet. Hier benaben begaven wy' 
unde bewedemen fe mit beſchrewenen Steder Rechte 
Pia Geyheyden, der unfe- Stadt Stade. heudet 
. m. 


\% 


. 


‘ 


18 XXR 

Zweyten, und 1632. von Chriſtian dem Vierten, 2äs 
hig in Daͤnnemark. ©. Altes und Neues ster Th. ©. . 
236. Nö ein anderes wichtiges Privilegium wurde 
unferer Stade im Jahr 1453. vom Kayſer Friedrich 


geſchenket; nemlich das Privilegium exemtionis von 
den freyen Stählen der heimlichen Gerichte in - 


Weſtphalen, vermöge welchem, die Stadt auf ewige _ 


Zeiten nig wegen ihrer Güter oder anderer Urſachen wil⸗ 
Ion, für bie freyen Stühle in Weſphalen ſollte geladen 
werden eönnen I 
7 sa 
9 Man ſehe die Urkand⸗ in den betwoach Bremen 
ste Sammlung. — Das heimliche Gericht in Werks 
phalen, ſoll von Kayfer Barl dem Großen errich⸗ 
tet worden feyn, um den alten Weitphalen ihren 
Streifereyen dadurd Einhalt zu thun; vorzuͤglich 
follte es vdiejtnigen betrafen, "weiche die. heidniſche 
Religisn wieder aunaͤhmen. Der Kayſer mar der 
oberſte Richter, und die nach ihm die hoͤchſte Gewalt 
hatten, hieſſen Stuhlherrn. Diefe hatten ihre 
Richter, welche Jrey oder Dinggraven arnannt 
"wurden. Die Beyſitzer hefen Freyſchweffen, 
geimers oder Vehmeſchoͤffen, und von ihren 
Wappen Rhildpore, oder die rechten ſchildbuͤr⸗ 
dige freyen Schöppen. Diefe Zeimers zogen in 


dem Lande hernm, und zeichneten Die lafterhaften . 


Menfhen in ein befonderes Buch auf, In dem 
Gerichte wurden alle Vehmuroge, das heißt, alle 
peinliche und des Todes wuͤrdige Sachen entſchieden. 
Die Verurtheilten bieflen die Verfeimten, und 
‚die Keimers vollzogen das Urcheil an ihnen. Mir 
der; Zeit wurde es In ganz Deutſchland uͤbli h, und 
erft 1512. vom Kayfer Miarimilian I. abgefchaft. 
&. Ioh. Burchh. Menkens dill. de Feimeris 
Weßtphal, judicii Scabinis, 


— Hr A ———— — — ——— 
o 


SM ©. 119 
Im Ribzehnten Jahrhundert nahm die erzvſchoſu 
che —*— uͤber unſer Herzogthum, und folglich 
aud über Burtehude ein Ende. Guſtav Adolph 
'wurde veranlaßt, im dritten Quinquennio des dreyßig⸗ 
jährigen Krieges, mit daran Theil zu nehmen. Er 
eilte damals allen fehr bedrängten niederfächfifchen Kreie⸗ 
ſtaͤnden, und unter ihnen dem Erzbiſchof von Bremen, 
im Jahr 1630. muthvoll zu Haͤlfe. Er focht für ſie an 
der Spitze einer Armee, welche Wunder der Tapferkeit 
verrichtete, und ob er gleich fhon 1632. den Lauf feiner 
glorreichen Heidenthaten, ben Lügen vollendete, fo 
fuhren doch feine Truppen fort tapfer zu ſeyn, undı bes - 


* frderten durch ihr tapferes Wohlverhalten, den für 


ichre nene Königinn Chriſtina und allen Proteſtanten 
ungemein vortheilhaften weſtphaͤliſchen Frieden. 

. Nun erfolgte den Friedenstractaten gemäß, die 
Verwandlung der Stifter Bremen und Verden in ein 
weltliches Herzogthum, und nun gewann es mit Bux⸗ 


tebude aud fogleih ein anderes Anfehen. Aus 
"Schweden kamen einige Commiſſarien an, welche den 


Etat im Brems und Verdiſchen errichteten, und nach⸗ 


denm fie mit der Ritterſchaft und der Städte Deputirten, 


verfhiedene vorläufige Berathſchlagungen gepfiogen hats 
ten, kam zuerſt den zoſten Jun. 1651. der allgemeine 
Londtagsreceß zu Bremen, und etliche Monathe Hers 
nach der ſpecielle Zundamentalreceß mit Burtehude, 


den azfien Sept. 1651. zur Richtigkeit, weicher hernach 


‚den aıRen Aug. 1652. zu Stockholm, von der Koͤni⸗ 
"sin Chriſtina beſtaͤtiget, und dem Stadiſchen vom zten 
"Sehr. 1653. gleichgemacht wurde. Wie viele wichtige 
| neue 


n 


160- . IPA 


. nene Verfügungen damals in Anſehung des irchen⸗ 


Schul⸗- und Negierungswefens in unferer Stadt ges” 


macht worden find, ift aus dem Inhalt des angeführten 
Receſſes vom Jahr 1651. zu eufehen, welde aber hier 
anzuführen, zu weitläuftig feyn würde. Nur das eins 


zige will. ich erwähnen, daß dee Rath und die Bürgers 


haft , von der Zeit an, der nenen Souverainin dem 
Huldigungseyd, den vorher nur zwey Nathsheren dem 
Erzbiſchof geleiſtet, ablegen mußten 9). 


Die Zeit, wo Buxtehude den ſchwediſchen Scepter 


xaßte, dauerte indeſſen nicht lange. Daͤnnemark und 


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‘ 


Schweden lebten während derfelben in Beinemiguten 


Vernehmen. Schon 1657. führten die Dänen ‚ein aus. 
j N fehns ” 


*) Im sten $, des Rechfies heiße 8: wegen der Hul⸗ 
digung iſt veliebet worden, obfchon der Nach und 


wie Hürgerfchaft darauf befanden, daß wir fürdem, 


den vorigen Herrn Erzbiſchoͤfen und Lartdesfürften, 
‚den Eyd durch zweene des Raths, im Namen des 
ganzen Raths and der Gemeine gelelſtet und ges 
ſchworen, alfo es auch dermaßen zu, diefer Zeit und 
hinfuͤhro möchte gehalten werden; daß fie dennoch 


Ihro Majeſtaͤt zu unterchänigften Ehre und Stes . 
fpect u. ſ. w. ſich erboten, felbigen, zuerſt der Rath 


in einem Conclave abgeſondert und allein, hernach 
‚von der geſammten Buͤrgerſchaft auf dem großen 


Rathhauſe oͤffentlich abzuftarten, mit Werfprechung, 
daß es von ihren Nachfolgern gleicher Geſtalt ges 


‚halten werden foll. 


Sin dem Huldigungsende ſelbſt 


Chriſtina fterben folte, fo müßte er eben .fo,.. dem 


Erbprinzen Guftav geleifter werden. Die Eonfus 


Heißt eb:.im- Fall. 


les und Rathsherrn ſchwuren in der Audienzfiube, - 


‚der Syndicus und Secretair aber mit der Bürger . 


ſchaft auf dem großen Rathsſaale. 


re | 16 


ſehnliches eleheheer ins Bremiſche welches die mehr⸗ 
ften darin liegenden Päge eroberte *). Und 1674, 





ſchloß Daͤnne mark, Brandenburg, Cauneburg und 





Muͤnſter ein neues Buͤndniß wider die Krone Schwe⸗ 
den. Dem zu Folge machten ſich die muͤnſteriſchen und 
laͤneburgiſchen Truppen über die brem⸗ und verdiſchen 
Länder her, und „nahmen 1675. Stade und Bupte⸗ 
hude ein *.) Es wurde aber 1679. den Schweden, 
fo wie die meiften andern eroberten Flecken und Grädte, 
in dem nimmegifchen Frieden wieder abgetreten "F*), 


St Jahr 1709. kuͤndigte der daͤniſche Hof dem ſchwedi⸗ 


ſchen abermals den Krieg an, und ı7ı3. wurde Burs 
tehude, fo wie das gange Herzogthum von Dännemark 
weggenommen, unb Schweden war fo ungluͤcklich, daß 
es 3 Jahre darauf den deutſchen Boden gan; verlaſſen 
mußte. Nun trat der König von Daͤnnemark Frie⸗ 
drich der Vierte dem sten Jul. 1715. diefe Herzogs 
thuͤmer, dem hurfürklih Braunſchw. Luneburgiſchen 


Hauſe für 6 Tonnen Goldes Reichsthaler ab *F**), 


Schweden übergad diefelben darauf im ſtockholmiſchen 
Vrieden 1719. gegen Nachzahlung einer Million Reichs⸗ 
ſpeciesthaler an Georg den Erſten, amd feit der ‚Zeit 
Hat 
9 Sunchnder Ehren. beym Jahr 1657. Daͤnnemark 
kuͤndigte Schweden den Krieg in einer Schrift an, 

die den erſten Sun. heraustam, und ben Titel 
führte: jus feciale armatae daniae, - 


++, Schmauß Reicehißsrie ®.757. 
„ ER) Ebendaſ. S.7 | 


x +++) Shows — einer prasmatiichen Su 
| Kae des Danfes Braunſchw. Luͤneb. Börtingen, 


. ©. 3 
Anal. se Jabıg. 18 er) e 





er 7 
hat auch unfere Stadt das anfhäshere GTA, unter dee 
fanften Grosbrittanuiſchen und churfuͤrſtlich Braunfaw. 
Lineburgifgen Regierung zu ſtehen. 


von der Burtehuder unmittelbaren und eigent⸗ 
lichen Stadtobrigkeit. 


6. 2. 

wie die Regierungsform zu Burtehude in den 
gelten geweien, da es noch ein Burgflecken war *), 68 
wegen der 1405. auf bem Nathhauſe verbrannten Nacht 
richten unbelannt. Dach willen wir fo viel, daß Bis 
felbert , fobald er dem Drte das Stadtrecht gab, auch 
gleich einem Proconfal verordnete, der mit den übrigen 
Narhöherren, die Gemeine vegieren folte **). - Won 
3275 Bis 1332. hat Bustebude mie Stade einerley 
Stadtbuch gehabt. - Die etſten Bekannten Proconfales 
waren Johann Moylcke um Heinrich Scopftäde ; 
„der erſte wurde‘ 1332 unb ber lezte 1343. erwoͤhlet. 
Die erſten Rarhsheren aber, Tedo Vollmers, Meo⸗ 


laus Scheele, Johann von Zeſterfleth und Johann 


Rickſtaͤde +++), Zuerſt wulden die Mitglieder des 
Raths aus der Buͤrgerſchaft, einige auch aus dem Alten⸗ 
Lande 


* Sqhon im gabe 1292, wat Irhann Monneck 


uns Burmehude, -im Magiſtrat zu Laͤbeck. Her⸗ 


zogth. Bremen oſte Sammt. ©. 439. und von dab 
gen’ andern ſtehhet 44a go 443 Nachricht. | 
en Burtehuder Chrom. G. 9. 10. 


re, M. ſ. das Privilegium, das Bidet 1287. 


unferer Seat, wegen entftandener Streitigkelten 


über die Biihereyen . und Weiden mir dem Alten⸗ | 


kloſter, gegeben. 


— —— 


— — — — — — 


0 BE '163 


Bande gesäßtet,. In der Folge ſcheint es, daß blos Pas 
teicier Nathoherrn wurden, und jegt werden fie durch 
eine ganze freye Wohl berufen. _. Der Meugemäßlte - 
mußte vom Jahr 1343 an, jebesmal eine Mahlzeit, fo 


wie es in andern Städten gewöhnlich war, Beben; und 


der lezte, der ſich dieſer Gewohnheit unterwerfen. 
mußte, war Heinrich Toſtede, ein um unſere Stadt 
wicht nur Den 'feineni Leben wohlverdienter, ſondern 
auch durch fein gemachtes Teſtament nach ſeinem Tode, 
wohlthaͤtiger Mann. Et wurde 1516. zum Mitgliede 
des Raths erwaͤhlet. Nach ihm mußte jeber Neuge⸗ 
wähtte mar etwas weniges zu einer kleinen Ergoͤzlichkelt 
geben *), und auch dieſes Geſet wurde mit der ar 


aufgehoben. 


Mit wieviel Bargermeiftern ber Kathapußr in den. 


Aiteſten Zeiten beſetzt geweſen if, tann ih aus Mangel 


der Nachrichten nicht ſagen. Vom Yahr. 1556 bis 
133. waren 3 Conſules, und von 1583. an; iſt er mit 
zwey Burgermeiftern, einen Syndicus, zwey Praͤtoren, 
awey Kaͤmmerern und einem Secretarius, mithin mit 
ag Perſonen beſetzt geweſen. 

g 2 Fa \ DR 


B .) * Verordnung ſtehet Im Siade Erveboc f. 2. 


= 


anno 1343. tam moderni,. quam feniores:con- 
cordaverunt in hoc conjunctim. Quandocun- 
que.contingat creare feu eligere novum .confu- 
lem, dabit et adminiftrabit convivium, eonfuli- 
bus, 83 od eft moris,in aliis civitati F Und 
in der prehude Chronit wird aus M. Mollers 
“ farrag. hiſt. patriae f. 268. angeführer, nR Teſtede 
die lezte Rarpemafıyet gegeben. | 


v4 


. 164 RR Ä 
Die beyden Burgermeifter hatten von ben Alter 

ften Zeiten ber, infpectionem generalem, der regies. 
rende aber, generalem et fpecjalem. Ber ältere iſt 
Adminiflrator des halepagiſchen Ieftaments, ber jürs 
gere alter Kaicus: beyde haben Sig und Stemme im 
‚ geiftlichen Colloquio urd die Aufficht Aber die Armen. 
Den Wein: und Bierkeller, imgleichen den abgeſchafften 
Ratheſtall verwalteten fie gemeinfchaftlich 9). Derjenige, 
‚welcher den Wein s und Bierkeller Hatte, dem wurde das 
andere und dritte Jahr der Senior: und. Subfehlor per 
vices zugeordnet, Erſt im Jahr 1718. ward die Ver—⸗ 
ordnung gemacht, daß die Eonfules und Genatores mit 
dem DBiers und Weinkeller nahelich wege foften, und 

fo iſt es noch “) " 

Die Prätores waren nad Musbards Chrot 
nik, Verwalter des Niedergerichts, Inſpectores der 
Kuͤnſtler, Morgenſprachs Vormunds- und Zehenpfen⸗ 
nigeherren; Executores der Hochzeit⸗ Kindtaufs und Bes 
gräßnißs Verordnungen: imgleichen über die "Schiffer, 
Fuhrleute und Tagelöhner; Auffeher Aber die Stadt⸗ 
Willkahr, und über alles was zu einer guten Polizey 
gehoret. Die Cammerarii verwalteten die Stadtgüter, 
die Einnahme und Ausgabe, die Feftung und was dazu 
erforderlich. Sie führen die Aufſicht Aber die Vieh⸗ 
weide and. Trift, über den Totfmoor, über die Wege, 
Schleuſen und’ Waſſergaͤnge. Sie ſind Aufſeher der 
| Aemei⸗ 


.*) Burxtehuder Chronik S. a1. au, 
| — einem geſchriebenen alten Buche vom Rath⸗ 
uſe. Be 





Et ge —  TT 
ö 1 —x — euer Me Lu. ui une De ne et Dt —ñ—N 
Te Ein 
- . . 


165. 


gemginen. Viehweide, enticheiden bey ſtreitigen Banfar 
hen und waren auch fonft Executores der Feuerordnung. 


DR andern beyden Rathsherren waren Ber⸗ 
walter des eingegangenen Ziegelhaufes und Kornhaufeb, 
der Schule und der Armen. 


Der Syndisus und Secretarius find keine ü 
gentlichen Rathsherrn, fie find auch bey Der. Caͤmmerey⸗ 
rechnung und der jahrlichen ſogenannten Umſetzung des 


Raths nicht zugegen: fie haben aber bey ‚allen andern 


Wahlgeſchaͤften, blos die Buͤrgermeiſter⸗ und Raths⸗ 


herrnwahlen ausgenommen, in allen ‚übrigen auf dem 


Rathhauſe vorfommenden Sachen ein entfcheidendes Bor 
tum. De Rang des Syndicus iſt gleich nach den. 


Burgermeiſtern, und Ser Rang des Secretarius nach 


dem jängften Kämmerer, Bepyde muͤſſen Studierte 


ſeyn, und werden vorm Rathscollegio felöft und allein 


erkohren. Ihre beſondern Amtsverrichtungen ermißt 
man ſchon zum Theil aus ihren Amtsnamen. 


Zu dieſer Nachricht, wie ſonſt die Stadtängelegens 
Seiten find verwaltet worden, find nad und nad mans 
cherley MWeränderungen hinzugefüget worden; weil fie 
aber wenig Erhebliches Haben, fo Sinnen ſie hier übers 


gangen werden. Nur dieſes einzige. verdienet hier neh 
angemerket zu werben, daß der hieſige Magifrat, vers 
"möge der alten. fchwedifchen Staatseinrihtung vom 


Jahr 16 51. das Recht Hat *), zween Landraͤthe aus ſei⸗ 
eg. niem 


H Landtagereceß vom Jahr iöꝛc. 


— 


— 


66° | ne 


“ 


em Mittel m ernennen. Dieſe hohe Charg⸗ vird «in 


- mal denen Herren Burgermeiſtern aufgetragen : 2 Dep, 


- 
- 


Alteſte erhälst jedoch nur als Landrath, nach erhaltener 
toniglicher Beſtaͤigung, Salgrium, Beyde aber hahen 
in der Verſammlung der Landraͤthe Bis und Cimmp 
Imgleihen einen, ihrem Character angemefienen Rang. 
Ihre Beſoldung wird nach einem koniglichen Reſcript 
vom 14ten Jan. 173 s. ans ber Hnigtigen Caſſe ges 
reiht 20 Fa 

Die fogenannte Roatheumſehang geſchiehat alle gab⸗ 


den aten Januar. In der Unfehung ſelbſt wird ein 
Jahr um das andere, dem einen Herrn Landrath das 


Praͤſidium in allen Stabtangelegenhriten , welches in 
den Altern Zeiten, dad Wort führen, hieß, aufgetra⸗ 


‚gen. Die Gerichtsherru bleiben ohne Veraͤnderung bey 


ihrer einmal angewiefenen Amtsobliegenheit. Kurz por 
Beyhnachten muͤſſen alle. in. dem Jahre nengewordene 
Barger, ihren Buͤrgerehd in Segenmart des ‚ganzen 
Mas iſtrats ablesen. 

P_ Unter 


D Schon den zoften May 1663. wurde pen adelu 
chen Landraͤihen verſtattet, gie nad den Juſtiz / 
oder Hofrächen zu gehen. Diefe. Verordnung 
wurde den zten San. 1717. erneuert, und vers 


an eines Reſcripts vom * Febr. 1727. iſt ihnen 


rigadiersrang gegeben, dergeſtalt, daß ſie nach 

nciennete mit denfelben, und den mit ihnen 

Ä * gleichem Range ſtehenden Civilbedienten roul⸗ 

liren. Sind ſie nicht vom Adel, ſo iſt u Rang 
nad den Obrifilieutenanten. 


| 0 167 
Unter den Borzagen, bie bicher vom hiekgen Ma⸗ 
giſtrat find angeführet warden, machen auch bie obrig⸗ 
Beitlichen Rechte rinen anfehnlicden Vorzug ans. Sie 
alle anzufähren, wuͤrde für biefe Blätter zu weitlaͤuftig 
wverden: ich will Daher auch nur bey denjenigen Gerecht⸗ 


famen fichen bleiben, weiche ihm, nad dem Receß, der 


ben 27ſten Sept. 165 1. mit unferer Stabt aufgerichter, 
Abrig geblieben, und von der Königin Chriſtina den. 
zıften Aug. 1652. den Dtadiſchen gleich gemacht wor⸗ 
den find. - _ 
Darans ergtebt fi nun, daß unfere Stadt, ſowohl 
in Anfehung der Kirchen und Geiſtlichen, als der welt⸗ 
then und Adrigen damit verknuͤpften Sachen ſolgende 
Rechte behalten. | 


ı) In allen vorfommenden Kirchen s und Schulſachen, 


nach beßter Einſicht zu verfahren. 


J 2) Die Inſpection über die Kirche und Säule 5, 


3) Die Wahl, Vocation und Präfentation, ihrer Pre 


diger und Schullehrer, auch übrigen Kirchenbebienten. - 


Die Prediger müflen, ehe fie angenommen werben 
dem koͤniglichen Eonfiftorio in Stade, zum Colloquio 


peäfentiret werden, welches durch zwey Deputirte aus 


dem Rathecollegio geſchiehet, die auch Bey der Confe⸗ 

renz mit zugegen find, Sobald der Kandidat vom 
\ 24 boͤnige⸗ 

*) Fundament. recefs vom 27fien Sept. 1651. Sr. 


und der Königin Chriſtina confirmat, privil. Bux- 
- teh. privil. Stadenf. adaequator. $.1. Die Obers 


, 


/ 


infpection dleibt ein Regale des jebehmaligen >, 


Landesheren. - 


2... DR | 

Wniglichen Eonfiftorie geſchickt gefunden worden, die 
. Stille verwalten zn können, fo wird er dem Magi⸗ 
ſtrat zur eignen Ordination wieder zurädgeiendet *). 
4) Das Recht, geiftliche Colloquia und Zuſammenkuͤnfte 
anzuſtellen, auch die Eheſachen in prima inſtantia 
-zu eroͤrtern. Den Partheyen ſtunde frey, au das 
koͤnigliche Conſiſtorium zu appelliren, das daſelbſt ges 
gebene Urtheil aber, wurde wieder an den Rath res 
mittiret,.. Des Rechts in:Chelachen zu entſcheiden, 
Hat fih der Magiſtrat nun völlig begeben **). . 
3) Die Zurisdiction, ſowohl über die Prediger, Kirchen: 
und Schulbediente, als deren in des Raths Bothmaͤßig⸗ 
keit gelegenen Güter und Sachen. Imgleichen der 
Rathsſpruch bey Civil⸗ und Criminalverbrechen ‚ders 
ſelbigen, und die daher entſtehende Remotion. Bes 
trift es aber die Heterodoxie eines Lehrers, fo wer⸗ 
den feine Säge vom koͤniglichen Tonfiftorio zu Stabe 

unterſucht ***). 
Was die weltlichen Angelegenheiten betrift, dar⸗ 
über fi des. Magiſtrats Auctorität erſtredt: ſo iſt in 


den 
u) Ebendaſelbſt $.1. 

**) Man fehe die Relatlon zweyer Abgeſandten von 
dem, was bey der Kirchenviſitation 1695. vorge⸗ 
fallen. Ferner das protocollum publicum von 
eben dem Jahre den zten und ızten Det. — Von 
1702. Pag. 70. 71. — Von 1704. Pag. 89. 95. 
99. und folge. — Mon 1705. pag. 21. und von 

| 1784. pag. 67. unter den Beylagen, wo 2 Extracte 
. des Protocolls vom 7ten und ıgten Det, befinds 


lich find 
. #0) Confrm. privileg, Buxteh. privilegiis Sta- 
denf. adaequati $. 1. > 





| 
| 


Se 169 | 


Den Recefiin vom 27. Sept. 1651. und vom ar. Aug. 1652, 

$. IL feſtgeſetzt, daß dem Rath 

1. die freyf Verwaltung des Stadtregimente, ſowohl in 
Civil/ ale Criminalſachen über alle und jebe, die ſich 


. Bier niederlaffen, blos die koͤnigl. Bedienen auge⸗ 


nommen, zu fuͤhren zukoͤmmt. 

2, Daß er bey. den gemachten Gtadtverfaffungen und 
Verordnungen zu ſchuͤtzen, und folche für fich und: die 
Bürgerfhaft, wenn es für dienlich gehalten wird, Br 
veraͤndern befugt ſeyn fol. 

3. Daß von ſeinen Urtheilen, wenn die Summe unter 
40o Thaler iſt, nicht appelliret werden kann. 
4. Daß der Magiſtrat immediate bey dem koͤniglichen 
beſprochen werden fl, 


3. Soll die Zeift und gemeine Wende, die Jagd, Ziſche⸗ 


reyen und Teiche unbeeintraͤchtiget bleiben *). 


6, Soll der Rath das Recht haben, auſſer den freyen 


Jahrmaͤrkten, keinen fremden Kaufmann in der Stade 
au dulden **), 


7. Soll der Rath nicht verbunden ſeyn, bey Reichskreiß⸗ 


und andern Anlagen, mehr als ſonſt gemshalich gewe⸗ 
ſen, beyzubringen er, 
Don den bürgerlichen Collegiis. 
| $ 5. N 
Bey veeſiedenen Sicotangelegent eiten muß . 
sn beſondercs aus der. Bargerſchaft zuſammengeſetztes 
4— 5 ‚Sole 
e Receß von 1651. 6. 6. 
*6) Ebendaſ. 8.7. U 
I) Ebendaſ. $. 2. 6 


170 vV 

Kollegium auf dem Rathhaufe verſammlen, das aus viee 
und zwanzig Perſonen beſtehet. Achte von ihnen, ma⸗ 

chen das Collegium der Achtmaͤnner aus; fie find bey 
der Ablegung der Käpmerey ı Dehnung gegenwaͤrtig; 
wird aber die Stadtrechnung abgeleget, fo iſt das ganze 
Kollegium der Vier und Zwanziger verfammiet. Die 
inmtlihen Mitglieder. biefer zwey Colleglen, werben 
teils aus dee Gemeine, theild aus den Aemtern gewaͤh⸗ 
let, fo daß zwölf Mitglieder aus der Buͤrgerſchaft bie 
Aemter haben, und zwölf bie aus der Kaufmannſchaft 


aber einem andern Stande, der kein Amt Hat, darinnen 


aufgenommen werden. Stirbt aus dem Eollegio der 
Achtmaͤnner ein Mitglied, fo werden dem Magiſtrat 
gleich in den erften vier Wochen zwey Kandidaten vor⸗ 
geſchlagen und einer davon gewähle. War der Wen 
ſtorbene qus der Gemeine, fo wird bie Stelle au wies 
dee mit einem Mitgliede aus derſelben befegt, und fo 
auch umgekehrt. Stirbt Bingegen aus dem Kollegio der 
Vier und Zwanziger jemand. fo wird die Stelle erſt ben . 
27. Dee. wo das ganze, Collegium feine Verſammlung 
‚bat, wieder befeget, und auch hier wird genau auf dat 
Gleichgewicht der Mitglieher aus den Aemtern und der 
Gemeine gefehen. _ 


An eben dieſem Tage werben auch bie Hirgesticen 
Officia vergeben. Es -werben zivey neue Bargerwort⸗ 
halter, damit deren ſtets viere ind, aus der Gemeine, 
oder dem Amte gewähler; die Neugewaͤhlten treten ihr 
‚Amt aber erft das zunächlt folgende Jahr darauf an. 


der 


- 


Der Altefte Bürgsrworthalter führet die Rechnung von 


er _ 1771 
der Collecten Caſſe, und von andern Anögaben and Eins 


naßmen. Der jängfle bat die Verwaltung der Mesrı 
rechnung. Eben fo wird es mit der allgemeinen freyen 


Arnhmwelde gehalten. Es nd auch vier Perſquen daben 


— — 


angeſtellet, und ihre Wahl und ganze Einrichtung iſt der⸗ 


jenigen, die ich von den Burgerworthaltern angeführet. 
babe, völlig gleich. Blos der Unterſchied ift bier zu be⸗ 
merken, daß der aͤlteſte Weideverordneter bie Rechnung 
allein führe. Diefe Rechnung wird alle Jahr den Mon⸗ 


' tag vor der Faſtnacht, in Gegenwart des Camerarit, 


— — — — — — ⸗)ꝰ⸗ 3 


— 


der vier Buͤrgerworthalter und der uͤbrigen Weldever 
ordnneten, in der Wohnung bes jedesmaligen Rechnungs⸗ 
ſuͤhrers abgeleget. 

Wean der Vuͤrgerſchaft Stadtangelegenhelten bes 


kaunt gemacht werden ſollen; fo wird ſelbige auf das 


Rathhaus gefordert: ſobald der Vortrag geſchehen, 
nimmt fie ihren Abtritt und boſpricht fi gemoinſchaft⸗ 
lich Darüber. Darauf muß derjenige Buͤrgerwerthalter, 
der Rechnungefuͤhrer iſt, dem Magiſtrat die Meinung . 


. und das GSutachten bee Buͤrgerſchaft bekannt machen 


und auch den Antrag thun, wenn a ſonſt etwas vorzu⸗ 
ſtellen haben. 


Yon den vorzüglichften Privilegien, echten und 
Braybriten der Stadt Burtebuße, 
9. 4..“ 
Der wolgaua⸗ GSranf, der 1405. unſer Rathhaus 
verzehrte, hat zwar manche hieher gehörige Originaldo⸗ 
cumente, der Nachwelt entriſſen; demohnerachtet würde 


a von denen nach warbanpenen ungemein vieles anfühs 
ven. 


⸗ 


Ban _- _ _  . - 


17%. 03, 
sen laflen, wenn in diefen Blättern ber Platz dazu wire. 
Denn Buxtehude hat von den Erzdifchäfen und nacht 
maligen Landesherren *), eine beträchtliche Menge von 
Greyheitsbriefen nach und nach erhalten; und niande 
derfeiben find ſchon durch die Länge der Zeit wieder ers 
loſchen. Diefe mäffen daher von. den Neuern und noch 
gültigen gehörig abgefondert werden. Von jenen iſt Bil 
lig zuerft die Rede, | 
. Daß unfere Stabe zu den alten beräßmten Hans. 
feftäbten gehörer Hat, habe ich ſchon im erſten Stuͤck des 
vierten Jahrganges ©. 110. bewiefen **), Weiß man . 

\ nun, 


*) S. ben Abfchnitt von den Oberregenten. Auch der 
Erzbiſchof Gerhard beftätigte der Stadt alle ihre 
‚Sprivilegia, wie der folgende Brief beweiſet. Erz 
biſchof Gerd befennet u. f. w. dat wi um Wohlthat 
and Dienfl, de unfen Vorfahren und uns geſchehen 
und gethan, find von dem Made und Börgern uns 

ſers Weichbeldes Buxtehude, fe vorbitten und bes 
ſchermen fülden- und willen Truwelicken in allen 
©tüden, wo wy dat vermögen. Hieran bauen 
und begauen wi und und bewedemen Se, mit befchres 
venen Steder Freyheiten, de unfe Stade brucket 

. ‚and fe fchäfer uns Dienft und Willen dohn, als eh⸗ 
ren vechten huldigenden Herren. gegeben im Jahr 
‚144%: ‘ i 

=) In der Nachricht, die ich aus den Werdenhagen im 
ıften- Städ des sten Jahrgangs angeführet habe, 
muß anftatt coenobio celeri crefcere, coenobio 
veteri crefcere, und anftatt augere augeri gelefen 
werden. Auch muß bey donatum eft und- nicht 

bey civitatern bas Punctum fiehen. ‚Laurentius 
“Gerhard Bergft har auch eine Abſchiedsrede vom 
Lübecker Gymnaſio 1719. drucken laflen, in welcher 
er Buxtehudam civitatem olim Hanfeaticam jdeo- 
u . que 





— | —- 


I. „7 | 173 


| nun, wie groß ‚bie Nechte und Vorzuͤge ſolcher Staͤdt⸗ 
geweſen, wie anſehnlich ihr Handel, wie betraͤchtlich ihre 
Reichthuͤmer und übrigen Merrechte, fo lange geweſen 
find, als das hanſeatiſche Buͤndniß ſich erhielt, fo ift der 
| Gqluß aud leicht anf den damaligen begluͤckten Zuſtand 
unſerer Stadt gewacht. 
Ein anderes Vorrecht, welche⸗ Burtehude das 
durch zuwuchs, war deſſen alte Stapelgerechtigkelt, weis 
de in gewiſſem Betracht, bis jetzt noch gälsig iſt. Wenn 
der erſte Grund zu dieſem Privilegio geleget worden iſt, 
| dem Definitiv Urtheil von Speyer den 19. April 1619. 
wurde unferer Stadt die Stapelgerechtigkeit aufs neue 
‚ Ingefaget. Noch ein anderes Vorrecht erhielt. die Stade 
| 2385. von den Grafen Otto und Bernhard von 
| Schauenburg „ vermöge weichen die hieſigen Einwohe 


ner, die Waaren zur See gehen lieſſen, vom Elbzoll 


frey waren *). | 7 
Buxrtehude iſt auch bis dieſe Stunde von andern 
nambaften Rechten und Privilegien noch nicht entblößer, 
und gehörer noch immer mit zu denen, In ihrer. Konfle 
. ſtenj gebliebenen freyen Ständen des Herzogthums Bra 

men und Verden. Es macht mit der Stadı Stade, 
" ſeidem ns Bremen entzogen het, die zweyte Claſſe 


aus 


que priftinis temporibus focdere Lübecne; junetam, 
beſchreibet. 
2) Die Urkunde ſtehet im fuͤnften Theil des Alten und 
Neuen der Herzoßthumer Bremen und Reden. 
. 232. 


. 
D 


| davon hade ich keine Nachricht finden Sinnen. Nach 


ad 


® 


7 Ev © 


aus *), die das ganze Land präfentiven, für deffen Bat 
forgen, umd zu allen den Statum concernicenden Auges 
legenheiten, nad Anleitung des Landtags: Abſchiebs und 
der Seneralprivilegien vom Jahr 165 1. mit gezogen wer⸗ 


"= DeB, und andere Vorrechte mehr zu genieffen haben. 


Und es fey ais ein nobile membrum der freyen bremie 
ſchen Siaͤnde, on den hoben königlichen Commiſſarlen 
bey der erſten Einrichtung bed Etats im Herzogthum 
Bremen und, Verden erkannt, daher aller Praͤrogs⸗ 


uven vollkommen mit faͤhlg, die den feiyen Ständen, us 


ſoelchen irgendwo vermacht wären. Auch zum Hofge⸗ 
richt, bas 1517. errichtet worden iſt, ſchickt Butehu⸗ | 
de feinen Deputirten **). 

Unter den übrigen. allgemeines Reqeen, deren 
Ab nebſt allen Ständen im Bremiſchen u erfreuen hat, 


Ma, 


1) daß die Einwohner in ihrer Nahrung. Haibel, 
Wandel, Kaufmannſchaft, Muͤlze, Brauen und aller⸗ 
hand Haudwerken, darauf fie angelegt, nicht beeintraͤch⸗ 
tiget, fondern vielmehr dabey zu allen Zeiten geſchuͤtzet 
and. gelaffen werden foflen ***). 

Auch zu. ſolchem Ende 2) nicht auf dem Lande, 30; 
nal auf der Ser und innerhalb zwey Meilen um die 


| Stadt 
*) Herzogthamer Bremen umd Verben, zte Samm⸗ 
ung S. 201. folgg. 
*4) Buxtehuder Chton. bey dieſem Jehe vergleiche den 
Hofgerichtsreceß vom 2. Dec. 1665. 
u) M. ſ.die Reſolution, welche der König Carl dem 
Licentiat Schienfing den Jun. 1633. zu Stock⸗ 
Holm ertheilet. 


⁊ 


DR 3 


Siadt *), am aflerwenigfien in Sem vor der Stade 
gelegenen AltenFlofler, Handwerker geduldet noch ges 
Sees, fondern **) ſalva folum hujus vel illins le- 


_ gitima pofleffione in die Städte verwiefen werden. 


3) Daß es vom Gervice befreyet iſt, Die andere 


Oerter den Offlcieren geben muͤſſen; nach dem Privile⸗ 
sie Otoctholm d. 21. März 1692. 


4) IR nach dem Gundamentalcecep vom Jahe 165 


aufſerhald den fregen Jahrmaͤrkten niemand erlaubt, 


einige Waaren in unſerer Stadt feil zu Haben, und dem 


Magiftratverfattet, ſolches zu verbieten. 


5) ZN alle Marketenterey und alles Kaufen or der 


Stab ſchlechterdings unzuläßig. ° 


) Sf don Thorſchreibern vor der Städt Sie 6des 


gerliche Nchrung fpeciatim verboten und eben fr and 


ee 


7) Allen konigl. Civil, und Milltalrbebienten. 
. J X. 
*) Ebendal 2 | 


=) Koͤnigl. ſchwediſche Reſolution vom ır. ‚Sept. 
1682. $.2. und Reſcript vom 3. Zul, 1683. _ 





Ä Anmerd. Ar atem Stht des an Jahrganges ©. 415 


muͤſſen bie Worte „an ber füblihen Seite befindet 
- Ai das Spraͤtzenhaus des Löhiglicden Amtes,“ fo 
. verändert werden; hatte: das Pönigl. Amt feine 
Spruͤtze zur Miethe. Da bae en gehö⸗ 

vet der Stabt zu. 


DT a v En 


M ifeelanee n. 





1) Eimweihuns einer neuen Kirche zur Gnairen⸗ 
burg, Herzogthums Bremen. 


5 D: Gnarrenburger Modr , der zu dem Amte 
| Bremerodrde gehoͤret, und feinen Namen Zweis 
felsohne von einer ehemals daſelbſt gelegenen Burg, ober | 
Schanze, die Önarrenburg genannt, hat, ftößee ofts 
waͤrts an die Kicchfpiele Bevern, Selfingen unb Ahas 
de; weſtwaͤrts an die Kirchipiele Derel, Aubftädte 
und Kambergen; und fübwärts an den Duͤvelsmoor. 
Da die Königliche Kanımer dieſen Moor kaͤuflich an fi 
gebracht Hatte; fo machte - «fie einen Verſuch, ihn mit 
neuen Anbauern beſetzen zu laßen. Der erſte Verſuch 
entſprach ihrer Erwartung, und die Fortſetzung deſſelben 
ũbertraf ſte. Der Moori theilt ſich in den untern und 
in den Obern Moor. In jenen murden 5 Dörfer, ‚bie 
98 Feuerſtellen ausmachen follten — in dleſem aber 6 Dies 
fer, die aus 163 Feuerſtellen beſtehen ſollten, abgeſteckt. Von 
dieſen find bisher zu Sindorf 18; zu Boblheim 4; zu 
Geeftöorfg; und zu Fohrentheil 2; in allem alfo 53 
Stellen bebauet und defekt. Wenn koͤnigl. Kammer nice 
ohne Urſache glaubte, daß der Anbau, wenn erſt eine 
Kirche in der Nähe vorhanden wäre, deſto beffer fortges 
hen, und bie ausgeſteckten W läge deſto eher befetzt wer⸗ 
den duͤtſten; fo teus fie bey unſers allergnaͤdigſten Rd 
nigs 


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’ nigs Mujsfät, Auf die Sammlung einer eigenen Paros 
chie, und anf die Erbauung einer Kirk, eines Pfarr⸗ 
and eines Schulfanfes an. Unſers theuerſten und from⸗ 
: mm Könige Majeſtaͤt, der in: diefer Gegend nicht nur 
Menſchen, ſandern an denſelben Auch Chriften haben 
. wollte, und von der Wahrheit diefes Gates: “Te beffes 
rer Chriſt, defto befferer Untertban, völig überzeugt 
war, erbot ſich zu allen den Koſten, welche zu dieſen 
Vortehrungen erfordert werden mögten: und bie Königl. 


Ä Collegien in Hannover und Stade — Miniftertum, 
| Kammer, Regierung und Conſiſtorium thaten alles, was 


nicht wol eine Pfarre ausmachen, und einen Prediger 
ernähren koͤnnteñ; fo wurde beliebet: daß nicht nur ein 
neuer Anbau im Amte Oſterholz, Oſterſocke genanni, 


in ihrem Vermögen war, die lobliche Abſicht unſers des 


fien Königes zu befördern. Weil’ aber 53 neue Döfe 


welches 25 Anbaduer enthält, dazu geſchlagen; fondern 
auch die Beine Pfarre Aubflädt, im adelichen Erbge⸗ 
richte Beverſtaͤdt, — die ſonſt von dem Prediger zu 


Rirch Wiſtaͤdt mit war bedienet worden — damit ders 


einigt werden follte. Der Bau der Kirche, des Pfarr⸗ 
hauſes und des Schulhauſes wurde bem Herrn Moor⸗ 
| Commiſſait Findorf aufgetragen, und unter Gottes 


u — — — —* 


Seegen nach dem entworfenen, und von koͤnigl. Kam⸗ 


‚mer genehmigten Riß, koͤniglich und gluͤcklich ausgefuͤhrt. 
Die Kirche iſt ein, mit aller Symmetrie erbautes, länge 


liches Achteck. An beyden Seiten iſt ein Ausbau anges 


bracht. Der eine iſt der Sacriſtey gewidmet, und fo ſo⸗ 
lide gebauet, daß allenfalls einmal ein Heiner Tharm für _ 


die Glocken, die noch. zur Zeit in einem beſondern Blei, 
(Annal. st dahrs 10 o. WM uien 





178 EL 


nen Geräte. bangen, darauf geſetzt werden tanz wer 
andre. aber foll bie Orgel enthalten. Die Kirche if. ** 
und helle, und die Kirchenſtellen haben Ihre ante Lage 
und Ordnung. Alles iſt blaͤulich angemahlt und mit 
gelben — Kanzel und Altar aber, in weichem das Tauf⸗ 
becken und der Gotteskaſten angebracht iſt, mit goldenen, 
Leiſten verfehen. Das Altar hat die fimpie, aber oe: 
fogende Inſchrift: Bott allein die Ehre, and, aus⸗ 
wärts an der großen Thär der Kirche Reben bie Worte: 
GLORIA IN DESERTIS DEO. Zum Prediger sie 
Ser, neuen Gemeine wurbe der biäherige Candidat, Joh. 
Hinr. Rublemann ernannt, und zu feiner Einführung, 
und zur Einweihung der neuen Kirche, der 28ſte Sept. 
anberahmt. Die Formalien ber Einweihimg waren 
eben biefelben, bie ehedem zum. Önarrenberge beob⸗ 
achtet werden ; (Man fehe diefe Annalen im sten Jahr⸗ 
gange ©. 478.) daher brauchen wir allhie nichts mehe 
hinzuzuſetzen, als daß der Herr Gen. Superint. DPratje 
feine Einweihungsrede über Pf. 126. v. 3. die Orbina;: 
tonss und Einführnngsrede aber über Er 3. v. 17. a1. 
hielte. 
Der Paſtor aut Snarrenburg hat nun alles, was. 
von Altersher zu der Pfarre zu Kuhſtaͤdt gehoͤret har. | 
Bon jeder. noch unbebaueten Stelle giebt koͤnigl. Kammer 
ihm, die erſten zwoͤlf Jahre durch, jaͤhrlich zwey — von 
jeder ſchon bebaueten @tefle aber einen Mark Lübifd. 
Zum Hof⸗ und Hausplatz hat er einen — zu Gartens 
Srası und Weideland aber sehn und einen halben Mor⸗ 
gen. Geine Accldemnien ame lotzendermehen reguliret: J 


2 Dede Hofftele giebt an Pflicht jahellch — a. 3 u. 


Drey malige Proclamation thut⸗ — 92 


Eine Eopnlatin - 5 ⸗ 2— 
Eine Kindtaufe 0004 LE — . 

Ein Kirchgang +: (En 82 

Die Conſirmation eines Kinde⸗ — 1 42 
Jetde Firbite 5 er VE 2⸗ 
“Cine Dnfgung 5 on u gs! 
Einen Kranten zu berichten 4; 11 — 


Eine Leiche eines Eonfirmieten u 34. — 


. Cine Leiche eines nicht Conſirmirten Is 99 


| 


| 


! 


Bey den uhſtoͤdtern bleiben die Accidenzien für 
den Prediger und si, wie fie von Alters hergebracht 
And, \ 


Der Kür zur Gnassenburg kriegt in den erſten 


"12 Jahren ans der Kammer jährlich 30 Rthir. hat zum 


Pant und Hofplatz einen — und zum Gartens Saatı 
‚und Weidelande fieben und einen halben Morgen. 


Gene Accidenzien ind diefe: 


Jahrliche Pflicht von jedem Hofe | 3. 


Won einer Hochzeit ı 0 4 

Bon einer Taufe — 44 
Bey Krankenberichtigunzen ⸗ as 
Bon einer großen Leiche ZW 
Bon einer Beinen 1: s 1286 _ 


Wenn alles erſt voͤllig bebauet iſt, wirb es eine 
große Gemeine werben. Denn 


M 2 u Ru 


ie RA I 
Kuhſtadt Beth 3 dẽuerſtelen. 
unter:Gnarrenburg fol haben 98 — 
Odber⸗Gnarrenburg ⸗· "ig — 

Muͤhle und Pachthof, Pfarre und Bu 





Schule a Zr . 4 en 
Oſterſode , Amts Oſterhelz har’ s 7 
Ein dahinter anllegendes Dorf nn — 
| 355 Beuerfteßen. 


i ‘ Ft | 
2) Amts» Zubitäum des Herrn Geheimen Zus 
ſtizraths D. Georg Ludewig Boͤhmer in 
Goͤttinge. 
+ Was dem ſeeligen Hollmann, vor drey Jahren, um 

einige Tage zu erleben, nicht beſtimmt und vergönnet 

war, das erlebte in dieſem Monate. September 1790. 

der um die Watserfiche Göttingen und bie Rechtsgelahrt⸗ 

g heit fo ſehr verdiente Here Geheime Juſtizrath Böhmer 

daſelbſt — fein Profeſſor Jubiläum. Da das Annivers 

farinft am 17ten Sept. wie gewoͤhnlich, durch eine Pros 

. ceßion in die Kirche und eine Rede gefeyert werden fellte, 
ſo beſchloß man von Seiten der Univerfirät, jenes Amts⸗ 

Inbilaͤum damit zw verbinden, Herr Hofrath Heyne 

randigte daher: daffelbe im dem Programm vom ı6ten 

ſeib Monats an; und gedachte in ber Tages darauf im 

der Kirche gehältenen Nede, der vielen und großen Ver⸗ 


. 
N 


4 


— dienſte des wuͤrdigen Sreiſes, mit ben gebuͤhrenden 


Lobe. Abends vorher den 16ten brachten ihm die Stu⸗ 
denten eine ſolenne Muſik und überreihten ein Gedicht, 
Ze Ä Am 


u 


. 


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1 . ' ” 
— 
RER . 18: 


Am 17ten war, na vordbergesangenen Solennitäten, 


+ 


Mittags ein feftliches Mahl und Abends Ball auf dem 
Eonciimshaufe; an welchen allen bie beyden, noch dort, 


_ befindlichen koͤnigl. Prinzen, perfönlichen Antheit nah⸗ 
men. Drey junge Brauenzimmer bekraͤnzten den wuͤr⸗ 


digen Greis beym Tanze, mit einem Lorbeerkranze, den. 
er aber, bald darauf, einer der-jungen Kränjenden aufs 


feste. Wenn wir. bier in die Ausdräce des Herrn Hofs 


rath Heyne von ihm; als einem Viro Perilluftri meri- 
‚tis annis virtutibus venerabili, civibusque academi- - 
ds, inflitutionis induftria affidnitate ac religione, 


.morum verborumgue comitate et humanitate, ani-' 
mique benevolentia, qua illeamplectitur omnes; et 
de omnibus bene mereri ftudet, merito carifimo — 
aus voller Ueberzeugung und perfbnlicher Hochachtung 
einſtimmen; fo koͤnnen wie uns auch eben wenig der Re⸗ 
flegionen erwehren: was ein fo chäriges funfzigjähriges 


Leben für eine Summe von Ideen und Kenntniffen, 


burch Lehre und Schriften,’ beh ihm ſelbſt und andern, - 


in Umfauf'gebracht Haben: wie viele junge Leute, waͤh⸗ 


"rend eines ſolchen Zeitranums, aus ſeinem Unterrichte 


herausgegangen ſehn muͤſſen, die jetzo den groͤßten Eh⸗ 
renſteten im Staate, auch allen Arten von Bedienun⸗ 
gen und Warden vorſtehen, und die jetzige ganze Gene 
ration, wenigſtens der einländiichen Staatsbeamten aus⸗ 

machen; mit weicher Heiterkeit / und Zufrjedenheit und‘ 
lich ein ſolcher Mann auf eine folche Laufbahn zuruͤck⸗ 
ſehen muß, da er mit Grunde erwarten ann, daß taus 


„fende. ihm den innern herzlichen Dank, für die. von ihm - 


1 M 3° Ze erhal . 


182 | Pre 


erhaltene Blldung und Kenntniß zollen, sen welchem 
der Verfaſſer dieſer Anzeige wie immer, fo belonders 
bey dieſer ſeyerlichen Begebenheit auf das lebhafteſte 
durchdrungen iſt. 

— B. 


3) Milde Stiftung des verſtorbenen Dem 
Buͤrgermeiſters Krüger zu Uelgen. 


Der im Inn. d. 3. hieſelbſt verſtorbene Herr Bürgers 
meifter Krüger, Hat in feinem Teſtamente, auſſer 24 
Rthlr. welche gleich nach feinem Abſterben an Die Armen 
vertheilt find, denſelben noch soo Rthlr. in C. M. von 


macht, davon jedesmal an feinem Sterbetage die Zins - 
fen an die hiefigen Stadtarmen vertheilt werben follen. 


Aufferdem Hat derfeibe in feinem Teſtamente 530 Rthlr. 
in Golde, zur Erbauung eines neuen Altars an hieflge 
Drariens Kiehe geſchenkt. Je felteher dergleichen Su 
ſchenke in unfern Zeiten find, bdeflomsehr' verdient das 


| Andenken folder Perfonen, melde fo wohlthaͤtige Bers 


maͤchtniſſe Riften, einer dankbaren Erwähnung. 
Drochnewolf. 


4\ Nachricht von einer ſehr boͤsartigen Ruhr, | 


welche im Sommer 1790. in Groſſen⸗ 


Schneen, Amts Friedland, bey Obtringen 


graſſiret hat. 


Diefe Seuche Bra ſchon früh, um n Yohannis et 
Jahrs ans / und dauerte bis zu Ende des Auguſt. Sie 
war 


t 
‘ 


wa von dẽeſchtedener Act, dey den’ meiſten Patjenten 
aber eine rothe, und wur bey einigen eine weiſſe und 


Baellichte Ruhe, und verbreitete ſich beſonders in den 
erſten Tagen des Julius fo ſchnell von Haus zu Dank, 


daß in diefer aus 32 Feuerſtellen und 120 Zamilien be 
Nehenden großen Gemeinde nur etwa 6 Haͤuſer mit der 


AÆrankheit verſchoner blieben, und nach Vefhaffendeit Ä 


der Familien 2, 3, 45, 6 86 7 Perfonen aus einem 
Hauſe faſt Immer zu gleicher Zeit davon ergriffen wur⸗ 
Den. Man bat uͤber 100 Menſchen gezaͤhlet , welche 
eiamal vinnen 24 Stunden niebergeworfen find, und 
überhaupt weiß man mit Gewisheit über 300 Petfonen, 


welche an dieſer Plage mehr oder weniger gelitten haben, - 


Dice blos alte und ſchwaͤchliche, fendern auch flarke, 


geſunde und bluͤhende Leute, meiſtenthells aber Frauens⸗ 
perſonen und Kinder wurden davon befallen und gemel⸗ 


nägfich ploͤtziich nledergeriſſen. Auch ſolche Perſonen, die’ 
ben ihrer ſtillen häuslichen Lebensart keinen Erhitungen 


und Verkaͤltungen ausgeſetzet geweſen waren, blieben 


nicht damit verfchoner. 

Das koͤnigl. Amt Sriedland bewies year gleich 
anfangs eine fehe rühmliche Sorgfalt, der weitern Aus⸗ 
breitung dieſtr Seuche zu wehren. Der in Broßens 


Schneen wohnende geſchickte Amtschirurgus erhielt den 
Auftrag, bie Kranken Ltaͤglich zu beſuchen, und ihnen 
‚die in der von konigl. Landesregierung bekannt gemach⸗ 


ten Anweiſung vorgefchriebene Heilmittel vorerſt unent⸗ 
geldlich auszutheilen. Da aber diefe Mittel nur bey 
weni die verfprodene Wirkung hervorbrachten; ſo 

My wurde 


ae 183- 


Ä 


NL I . 
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' wurde auch noch ein beruhmter Arjt ane —E 
” von ‚der Gemeinde fefhft zu Hülfe gerufen, der es. auch. 
‚an, feinen Bembhungen niet fehlen Aleß, den Leidenden 
Hulfe und Erleichterung zu verſchaffen. Allein, obgleich 
auf die Vorſtellungen des Predigers von der Canzel uud 
in den Krankenbaͤuſern, die dargebotene Arzeney von 
allen Patienten angenommen, und gebrauchet wurde; . 


fo esbielten doch auch dadurch nur Wenige eine. Linder 


zung ihrer Schmerzen, die Meiſten listen vielmihe- am. 


‚ einer. heftigen Entzündung mehrere Wochen lang fo. uus 


‚ausiprechliche Qugalen, als man hier. nig. bey. diefer 
- Krankheit empfunden haben wollte, und täglich wurben 
Seien. durch das Gelaͤute der Glocken angekuͤndiget. 


Dieſe haͤufigen Todesfälle verbreiteten ein; folches 
Schrecken über die Gemeinde, und machten die Kraus 
ten ſo mistrauiſch gegen die verordnete Arzeney, daß nun 
keiner mehr davon nehmen wollte, ſondern die! Meiſten 
. entweder, gar keine oder nur geringe Hausmittel von 
‚einigen ſelbſt gefuchten Wurzeln und Kräutern gebrauch: 
een. Als ein Vorbauungsmittel nahmen beſonders die 
Meaunsperfonen häufig einen Trank von der ſogenann⸗ 


sen. Berg s. und Bärenwurzel mit Brandtewein vermis .- 
ſchet, und glaubten dadurch var der ‚Aopetung: der - 


Seuche bewahret zu fen. , 


Sonderbar war ed, daß eben zu ber Zelt. da die 


Nor am hoͤchſten ftieg, und keine. Arzeney mehr heifen 
ı wollte, die Ruhr anf einmal von ihrer Heftigkeit nach⸗ 


Ueß, und. das häufige Sterben aufhörte,  - Wahrfcheins 
' bat eine Veraͤnderuns des Weeters, und beſonders 


ein 


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> - . 
2 185 


«in ek Sentmwind, der FR zu her. Zelt (gegen das 


. Ende des: Yun) erhub, die fo: ſchleunige Abnahme der 
Krantheit bewirket. Die Seuche danerte zwar hernach 
Nnoch Aber. ein Monat bey einzeinen Perfonen fort; aber. . 
viele Kranke konnten dabey ihre Serhäfte verrichten, _ 
und wurden miche nur oßne den Gebrauch irgend eines .; - 
Ürzencpuiittels hergeſtellet, ſondern manche fonft ſchwaͤch ⸗· 
Uliche Leute fühlten ſich nach ihrer Seneſung viel munter 


zer. und .gefander, als fie vorher waren. Don denen 


aber, weiche an der erfien bösartigen Ruhr igelltten 


Hatten, behielten viele, noch lange nachher den Durch⸗ 


lauf, bey einigen erzeugte ſich jauch ein waſſerſuͤchtiger 

Geſchwulſt, und noch jetzt im Novemb. giebt «es Herſo⸗ 
nen in der Gemeinde, welche die: golgen biefer Dinge 

‚an ibrem Körper: empfinden, | 


„Hätte die. Seuche noch länger In ihter erſten Heftig / 
keit fortgedauert, fo würde die Anzahl der Geſtorbenen 
noch ungleich groͤßer ſeyn, als ſte wirklich iſt. Denn 


die meiſten davon ‚wurden in den erſten 14 Tagen des 
Zuun⸗ weggeraffet) und überhaupt find 24 Menſchen 
an ber Ruhr ſelbſt und hernach noch 2 alte Leute an dem 


Folgen derſelben geſtorben. Es find darunter 12 Kinder 


unser 14 Jahren, 6 junge Perſonen von 14 bis 35 
Jahren und einige Alte von 70 bis go Jahren. 


Erwag ipäter, als in GroßenSchneen, im Iu⸗ 
Uus und Auguſt, brach die Ruhr auch in einigen andern 
Daͤrfern des Amtes Friedland und Reinhauſen aus, 
and dauerte darinnen auch laͤnger, bis zu Ende des 
Octohers. 


M5 0 Im 


14 


286 1 5 
Im Anıte Iriedland find in Sriedland“fitg; 


due Orte von etwa 30 Haͤuſern, von 27 Ruhrbran⸗ 
Ben, 2 Frauensperſonen und 3 Kinder und in Cůtgen, 


Schneen, einem Dorfe von etwa 6o Käufern, von 60 


Patienten, nar 3 erwachſene Frauensperſonen und 2 
Kinder geſtorben. Der ſehr rechtſchaffne Prediger dieſer 
beyden combinirten Gemeinden, hat die meiſten Krau⸗ 
Ben durch die von koͤnigl. Landesregierung empfohlnen: 
Heilmitztel gluͤcklich hergeſtellet. 

7In Kilfershaufen, einem Dete- von 26 auſern 
find zwar 8 Kinder, aber ale unter 3 Jahren uud gar 
feine Erwachfene an der Ruhr geftorben. 


In Ballenhaufen, einem Dorfe von 27 Häufern, . 


find 2 erwachſene Frauensperſonen m und 2 > Kinder vos 
dieſer Seuche weggeraffet. 


In dem benachbarten Amte Reinhauſen iſt die 


Seuche epidemiſcher und verheerender geweſen. Denn 
in Iſchenrode, einem kleinen Orte von einigen 20 
Haͤnſern, ſind 10 Perſonen daran geſtorben; und in 
Reinhauſen ſelbſt, einem Dorfe von 35 Wohnſtellen, 


ind von 60 Ruprfrahlen, 3 ermachfene Frauens und 9° 


Kinder aus der Welt gegangen. An dieſem Orte Bat 
Ah der Eskadronchirurgus Brüggemann. bey ben 
. sten Dragonerregiment um die Nubrpatienten ſehr 
verdient gemacht, und faft alle, die ihn sonfalkten, 
wurden geheitet. - 

Merkwuͤrdig I es, daß ® pisle andre Dicker, 
welche von den Orten, wo die Ruhe grafficer hat, nur 
eine viertel oder halbe Stunde entfernet find, völlig mit 

F der 


- 


. Pe: Be 7) 
der Jılape.därfganet geblieben And, obgleich Bey ben Be⸗ 
wohnern derſelben gleiche natürliche Ueſachen ſtatt gefun 

den haben. Sroßen Schneen, am zı. Det. 1700. | 


5) Nachricht von der jüngft verſtorbenen Frau 
Aebußin von Eſtorf zu Lüne. | 


Des Andenten derjenigen Perſonen, welche die Vorſe 
hung dazu beſtimmet hat, das Wohl ganzer Staaten 38 
entfcheiden, verbienet es ymar vorzüglich, der Nachwelt 
aufbewahret zu werben, heſenders alsdenn, wenn Pe 
Ihre Kräfte und Gemähungen dahin rähmlchft verwendert 
haben, Völker zu begluͤcken, und drohende Ungewitter 
des verheerenden Krieges von ihnen abzuwenden, wovon 
bie Geſchichte dieſes Jahres ſelbſt, ein mertwuͤrdigeg, 
nm allgemeinen Wohl Europens abzielendes Beyſpiel, 
der Nachkommeunſchaft einliefern wird; allein nur wenige 
Menſchen find zu ſolchen wichtigen Geſchaͤften berufen, 
am ſeltenſten iſt dieſes das dem anderen Bald beſchiea 
bene. Loos. 


Sollten aber derwegen naHahmungewardig⸗ Sp 
ſpiele im Privatleben ed nicht au verdienen, daß fie 
der Vergeſſenheit entriſſen ‚ und andern zum Muſter des . 
Nachahmung vorgeſtellet wärden? Ich glaube es aller⸗ 
dings! Der Staatsmann und Held bilder ſich nach groß. 
’ fen Staassmännern und Heiden, deren Nachruhm and 
Thaten er gelefen: warum follse denn der, dem ed um - 
Rechtſchaffenheit zu thun it, ſich nicht auch nach Perſo⸗ 
nen bilden koͤnnen, deren ſegenvolles Andenken ihm aufs. 
geſtellet wird? Ich Hoffe eiſe dem Verwarfe der Na 
wei 


a er 


welt nicht außgefegt zu ſeyn, vielmehr den Beyfal aler 
BZeitgenoſſen hieſiger Lande zu erhalten, beſonders derers 
jenigen unter ihnen, die das Gluͤck gehabt Haben, ‚bie - 
wohffeelige Srau Aebtißin des adelichen Kloſters Cuͤne 
perſoͤnlich zu kennen, wann ich hier ein und anderes tha 
ger Lebensumſtaͤnde and Characters aufbemahre. . 


grau Barbara Sophie von Eſtorf ſtammete 
"and einem.altabelichen verdienftvollen Gefchlecht des Lüs . 
neburgiſchen Landes her. Ihr Herr Water Otto von 
Eſtorf, Erbherr auf Neese, Koͤnigl. Großbrit. unk 
Churfuͤrſti. Braunſchw. Laneburgiſcher Hofrichter u - 
Zelle, Landrath im Laͤneburgiſchen und Ausreuter des 
- Klofters zu St. Michaelisein Lüneburg; ſtarb im 
April 1733, alt 85 Jahr, und ihre Krau Mutter, 
Maris Mtifabetb: von Meding, bes Erblaudmar⸗ 
ſchalls, Landraths und Ausreuters, Herrn Werner Au⸗ 
guſt von Meding zweyte Tochter, folgte ihrem Ges 
mahl im Nevember .1746. alt 74 Jahr, im. Tode nad. 
Die wohlfeelige Frau Aebtißin erblickte das. Licht des 
Welt am zoflen December 1710., ward bey. noch jungen 
Zahren ‚1730. als Klofterfräulein zu Luͤne aufgenom⸗ 
men, am 2gyſten Junius 1759. aber in. ben Platz ber 
Grau Aebtißin von Harling, mit einer großen Mehr; 
heit von Stimmen zur Aebtißin erwaͤhlt, und alſofort 
beftätiget und eingempenet. | 
| Das erworbene Zustauen ihrer Ditfgwehern, und 
die Hechachtung aller Wohldenkenden war ber Grund 
dieſer Wahl und ſie erfuͤllete beſtmoͤglichſt jede hierauf 
gebauete Hofnung. Im Genuſſe des ſeltenen Giuͤcks, 
von 


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189 





don'allen die fie Tamiten, wenigflens von aflen Rethte 
i ſchaffenen geliebet und geehrt zu ſeyn, beſaß die Wohl⸗ 


ſeelige freylich auch ſolche Vorzüge, wodurch Die Bi 


dieſe Verehrung nicht nur erwerben, ſondern fle auch fort⸗ 


fegen, ja vermehren konnte. Sie hatte bey einer vor⸗ 
theilhaften Bildung des Körpers geſucht eine vorzüglich 


wohlgebildete Seele zu erhalten. Religion, Tugend, 
j Rechtſchaffenheit, Uneigennuͤtzigkeit, Wohithätigkeit, LT, 
genchmes Wefen ind Freundlichkeit mit Ernſt verbunden, 


Drdnung, wohlüberlegte‘ und vorſichtige Ausrichtung. der 
Geſchaͤfte, waren die Hauptzuge Ihres liebeuswuͤrbinen 
Characters. Alle diefinigen, welche Ste naͤher gekannt 
Haben, mögen hergutreten -unb beurtheilen, ob ich ein 


fſqhmeichelhafter Lobredner bin. . Zwar ließ Sie nicht ver 


ſich Hernsfannen, wann fi zu einen menſchenfreundli⸗ 
hen Handlung oder edien und Icbenswhrdisen That Tine 
Gelegenheit fand; allein dirfenigen, denen &ie nit 


Rath und Thar, die Armen und Hälffofen denen Str 
im Stillen, vieleicht ihnen felhft unbefannt, Beyftand 


leiſtete, wurden dediwegen niche verabſaͤumet, vielmehr 


gab ihr wohlgeordneter Verſtanb Jederzeit ‚bie zweck: 
dienlichſten Mittel zum Wohl ihrer Nebenmenſchen an 


die Hand. Strenge gegen fih feläft, und munter Bey 
Auseihtung aller ihrer Gefchäfte, konnte ihr Beyſpiel alle 


diegentgen befhämen, weiche bey viel jüngern Jahren, 


träge, nachlaͤßig oder weichlich ſitd. Sie lebte mit groß 
fer Anſtaͤndigkeit, verabſcheuete aber den ganz ungägen 
and uͤberfluͤßigen Aufwand, daher konnte Sie denn auch 
J— (bee Ordnnngälehe, wehr als andere, mit einer 
völlig 


willig gleichen Eimahme ausrichten," ohſchon Oie feey 
von allem Geize, manches zum Beſten anderer: naques, 
was Ihr mit Recht gehoͤret hätte. ne | 
Sie ſtarb, nadbem Ste ein gluͤckliches und ehren 
volles Alcer durchlebt, am sten Auguſt 1790. im beynahe 
utüdlgelegten gofen Sabre. on einer Entfräftung, und 


wurde Ihrer, von allem. Pracht entfernten Dentungss 


art nach, und fo wie Sie es feldft befohlen "Hatte, am 

ꝓoſten d. M- Morgens in aller Stille zur Nude gebracht, 
Kein Wunder, daß Sie bey fo. ruhmvollen Eigenſchaften 
algemein-gelieht and hochgeſchaͤtzet wurde, und mis Nuh⸗, 
Gelaffenheit, ja mis Frendigkeit aͤber das Gras hinans⸗ 
ſehen konnte, dem jet die entfeellen. Gebeine in Erwar⸗ 
tung einer feölichen Anferfiehung anvertrauet find. Ihr 
Andenken, beſonders Die große Sorgfalt und Treue, mie 
weicher Ste das Befte des Klofters, dem Die vorgeſetzet 
war, ins 3afte Jahr auf alle Weiſe beförberte, wirk 


gewxiß noch lange in Gegen bleiben, und verdient es 


auch völlig! 
Die von einer Meifterhand zeugende Innſchrift an 
dem Sarge, legt gauz im kurzen, doch ſehr paſſend, ih⸗ 
sen Character dar. Hier iſt fie: 
Auf Hofnung der ſeeligen Auferſtehun 

sahen hier die Gebeine 

oo. von J 
Frau Barbara Sophie von Eſtorf. 
Sie war gebohren den zoften December 1710. 
eewoͤhlt zur Aebtißin des adelichen Kloſters Lune ben 
s⸗9ften Zunius 1759. 


N 


und 


BE age 
und tert ſauft ves Todes der Surdtm den sten Ausuſt 
17290. 

- Se Leben, war --- -- - 
Sdamigte gegen Gore, Achte Redlichkeit gegen —D | 
edie Treue im ihrem Amte, 
und Liebe und Dankbarkeit 

. werden. bies eye ne 
Ihr Andenken in Segen erhalten 
gwar iſt Cuͤne jene gebengt, das vieke Jahre Bong | 
ein af vortrefliches Oberhaupt beſaß, deſſen BVerdienſie 
kannte und verahtte, and nun den Verla ſchmerzlich 
empfinder, doch aber auch glädllich, daß es bey der Wienge 
der serbienftvollen Diitgtieder feiner Werfannälung, die 
froße Hofnung fhöpfen fann, bie erledigte Stelle bald 
wiederum zum Gluͤck des Kloſters beſetzt zu ſehen! einer 
On, am 28. Auguft 1790. 


C. F. a von meing. 


Preistabelle der notbtsendigflen Lebens 
mittel in.den verfchiedenen Gegenden der 
hannoͤverſchen Churlande, vom Julius, 
Augsuſt und September 1790 





‚(Sie gilt das, was bereits kan en Stüde des zten - 
Jahrganges geſagt if.) | 


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—— Julius 


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XI. er. 
Veforderungen und Lwaneements, vom 
Julius, Auguſt und September 1790, | 


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Im Civilſtande: J 


Bey den Süßen Landes⸗Collegien und was damit 
in naher Verbindung fie: 0... 


Bey dem Cammer⸗Collegio. 
| ‚Der bisherige Herr Cammerfecretair und zweyte Ber 
diente bey der Caͤnmerey Wahrendorf, zum Cam⸗ 
merer, und an deſſen Stelle J 
der biöherige zu Winfen an den Luhe heſtandene wart⸗ | 
 Biche' Here Amtſchrether Heiliger unterm Cheretier 
vom Eammerregifrator. 


| Bey der Krieges: Cayzley. _ 
Der erstegordinaise Hr. - Negierungstanglifte Golter⸗ 
mann zum Kriegesconzliken in London. 


\ Ben Hofe. | 
Dem Berrn Schatzſeeretair HJanfing, bes von. dem: 
Herrn Cämmere Wahrendosf abgegebene „Koffer 
— cretariat. 
Der bisherige Hoflaquai ‚Hermann Chrifloph Wötibe 
fing zum Caftelan zu Hetronhauſen · | 
- Bey dem Forſt⸗ und Beegweſen. 
Der Herr dorſtamtauditor zum dagen, als vorſtae⸗ 


geyreuter. 
| Der 


* 


| 


J 


BE 399 
Der Herr Forfigegenreuter Breuſtedt zu Clausthal 
zum Forſiſchreiber nach Lautenthal. No 


Ben Aemtern. 

Der bey den Aemtern Ehren: und Barenburg bisher 
angeftellt geipefene Auditor von Uslar zum fupers 
num. Amsfchreider daſelhſt 
Der bisherige Herr Amtmann Baemeiſter au Ott 
sum Burgvoigt zu Zelle. 

Der Herr fapernum. Amtſchreiber Baring Si. | 
ader in gleicher Qualitaͤt nad, Lauenburg,  . : 


‚Dee bisherige Herr situl. Amtſchreiber von Blum zu 


Neuhaus im Bremiſchen, zum ſorernum. Amtichreis 

. ber. dey dem Amte Hoya. 

Herr Baron von Rnigge, Landdroft zu Bremen. 

Here Hofgerichtsaſſeſſor von During als Richter zu 
Oſten. 

Herr Amtmann Lüder in Haarburs, zum Amtmann 
des Stift⸗ Ilfeld. nn 

' ser Amtſchreiber Rautenberg daſelbſt, zum zweyten 
Beamten bey der Hohnſteinſchen Canzley und dem. 
Conſiſtorio. 

Herr Gerichtsſchreiber Rolbenach zu Neuſtadt unter 
dem Hohnſtein zum Gerichtsverwalter daſelbſt. 


Herr Advecat wederind zum Gerichtsſchreiber alda. 


Garniſon Anditorat. - 


Das vacante zu Verden, bem daſigen Seren Ymesfgreis 
ber Ofterzmeyen. J 


N 4 4 Aca⸗ 


200 RIP 
| Heademien und Schulen: 


Ben der Univerfirie zu Göttingen. 
Kerr Drof. ertraord. Schleusner zum ordin. 


Herr Magiſt. Stäudlin aus Schwaben zum ordin. 


Prof. der Theologie. 
Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten. 


Herr Rathsauditor Ernſt in Eimbeck zum Senator zu 


Hardegſen. 


Herr Candidat Brauns zum Rathaauditor zu Zel⸗ 


lerfeld. 


Avancement im Militair, 
vom erften Julius bis zum Schluffe bes 
Septembers 1790. 


vorh. Regt. wohin die Ane. | 






NRegt. WVrecerſetz. geſchehen Datum , 
A. Cavallerie. 1790. 
Zu Rittmeifters. _ 
31Herr Llentenant Brockmann zum 3 
titul. Rittmeifter. 3]2 Inl. 
11 Dem Sen. Lieut. von Jonquieres ber 
U Char. vom Rittmeiſter. 1127Gtpt - 
Zu Lieutenants. | 
3 Hr. Corner Hoyer, zum titul. Lienten.| 312 Sul. 
30 Cornete. 
Der ansgegangene Hofpage Hr. Georg | 
Heinrich Ludewig von ber Wenfe zum ‚| oo 
würflichen Corner, 3130 Apr. 


B. 


5 Bi Ar u 201 


vorh. I KRegt. wohin die] Anc. 


Regt. B Verſetzz. geſchehen Datum 
= 1790. 


B. Jnfanterie 


Beym Seneralſtabe. 


Fur den zur Compagnie gelangıen 
tit. Capitain und Oberadjut. & | 
ter, ift der Hr. Lieuten. Carl Augnſt 
von Alten, von der Garde, mit oo 
Beylegung des Char. vom Capitain 28Sept 
zum Oberadjut. hinwiederum beſtellet. ep 


Zu Compagnien. 

G. Dem erſten Herrn titul. Capitain von 
Rg. der Wenſe, die vacante Compagnie| ' 

des verfiorhenen Herrn Capitains 
Meißie. 0,495 

&. Dem Arn. titul. Capitain und Oberad⸗ 

St. judanten Schlüter , . die vacante 

Compagnie des abgegangenen Ha. 
Eapit. von Stralendorf. 10 
13) Dem beym Regimente vorhandenen er] - 

ſten Hrn. titul. Sapitain von Ber: 

ger, die erledigte Compagnie des mit 
Majors Char. in Penflon gegangenenı 
Ken. Saptt. Ballencamp. 18 


‚ 


3u Capifeine. 
r. Lieuten. von Meding, zum titul.|@ 


G. wu 
Rg| Eapitain., ai 10 Aug. 
&: |Dem Herrn Lieuten. von Hanſtein, 
Roi Capit. Ehar. @l 6@ept : 
13] Ar. Lieuten. Clemen, zum aten titul. | 
Capitain. 13124Sept 
5IDem Herrn Lieuten. Sing Cayit. N 
Charakter. '3j25Sept 


Ns. Su 


vorh. * Reqt. wohin diel Aut. 
Regt. Verſetz. geſchehen / Daium 
| 1790, 







zu Lieutenants. 


11. Sr Sonue du Plat, zum titul. Lien|. - u 

11116 Sul 

Sr. ihn Aqch von Alteh, zum tital. ce 
Lieutenant. 3] 10 Ang. 

He. Bähndrih von Benoit zum tital 

Lieutenant. j* 240ept 


- von — 5125 Sept 
2Hr. Faͤhndrich von Bor, zum ritul. | 
kieutenant. 2126Sept 


Bleutenant. 10127Sept 
12Dem Hrn. Foͤhndrich le Bacele. ve] . 
7 Char. von Lieutenant. i228Seyt 


Zu gabndrichs. 


‚Der andgeganaene ofpage Hr. Johann) |" 
>} Sullus von Schluter, zum Fahndrich.11 27%prk 
SſDer Hr, Cadet Johaunn Friedrich Von|@ 
der Decken zum titul. Fahndrich. 810 Ang. 
13/Dder Ar. Ze dreite Eorpor. Jobſt Chriſtoph 

von Reiche zum titul. Faͤhndrich. 13125Sept 
Der ausgegangene Hofpage Hr. Ernſt 

Gottlob von Dachenhzufen,- kum 


Faͤhndrich. 5128April 
21Der Hr. Gefr. Corpor. Frieder. von! | 
P. Anderten, zum titul. Faͤhndrich. 2126@epe 
10/Der Hr. One: Corpor. Friede. Borbe| 
zum titul. Faͤhndrich. 0125Sept 
12Dem Her. Gefr. Corpor. Aug. Majus, 


der Char. vom daͤhndrich. li2 28Sept 


os | I 


2. Landregimentoer. 

Ju Compagnien. 

Den Herrn titul. Eapltain Junken beym Hannoder⸗ 
ſchen Lantregiment, die bey dieſem Regiment vacante 
Compagnie des verſtorbenen Hertn Capitain Krull. 


Zu Capitains. 

Der ‚Her Lieutenant von Dorgelow, vom ı2ten In 
fanterieregiment von Linfingen, zum titul. Caͤpitain 
veym Hohyaiſchen Landregiment. ‚sten Ang. 


„> 


Dimiſſion haben genommen mit dem Ebarabıer. j 


vom Mpr. — 
* Infanterieregiment, Hr. titul. Capitain von Both/ 
mer. 
i3te ⸗— — Sr, Capitain Gallencamp. 
uote — — — Lieutenant von Arenſtorf R of 
IT —* * 
Mit dem Charakter vom capitain 5. 
iote Infanterieregiment, Kr, Capitaln von Stralen⸗ 


I 


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. en lendorf. | u 


te — — — Hr, Lieutenant esfenbart. 
Im geiſtlichen Stande: . ne? En 


. DB Stiftern und Klöftern: Er J 
Froaͤulein von Werſebe aus dem Haufe ae 
+ zur Conventuelin Im After · Neuenwalde. 


Ben Kirchen: 
Herr Canbidat Jaeobshagen, un Buorhauspeediger 
in Zelle. \ in 


Herr 


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‘ 


204 0a 

Here Candidat Bohm, als Paftor zu Breeſe im Bruch⸗ 

Har Buperintendent Lauenſtein zum Superintenden⸗ 
ten zu Boͤrry. 

Kerr Paſtor Sievert zur Oeſe, als — * ud Rirch⸗ 

wiſtedt. 

Herr Candidat Ruhlemann, zum Prebiger der nener⸗ 
richteten Gemeine zur Gnarrenburg. 

Herr Candidat Zeidler, zum Prediger zu Hechthauſen. 

Herr Candidat Einſtmann zum zweyten eediger zu 
Buͤlkau. 


Ertheilte Charaktere. 
Dem aiteſten Herrn Cammerſchreiber Blumenbagel 
und 
dem Seren Cammerſchreiber und Okestfor BroPr —* | 
. Charakter vom Sammerresiftrator. 
Dem Herrn Zollpächter Eicke zu Langenhagen, D* 
Charakter vom Zollverwalter. —. 


Ehrenbezeugungen: 
Ste Dberappellations » Rath von Ramdohr, in zum 
Ehrenmitglied der Mahler Baus und Buddauer⸗ gas 
bemie zu Copenhagen, und 


Herr Hofrath und Profeffor Joh. Beckmann I Goͤt⸗ 


tingen, zum Mitgliede der Akademie der Winlenſchaß⸗ 
ten zu Stockholm ernaunt worden. 


Auf der Univerſitaͤt zu Goͤttingen haben die | 


Dortors Würde erkalten. 


. 1790. Julius gten, Her Ang. Gerd, Wolf aus por 


ken, in der Medicin. 
1799 


⸗ 


\ \ 


J | , J 
e , BP ; - 205 


H2790. Sul ı sten, Her. C. Wilh. Lud. Trautmann 
I aus Braunfchweig, in der Medicin. 


| — Aug. 26flen; Here Heinr. Friedr. Link aus 


t Zildesbeim, in der Medicin. 


— Sept. 13ten, Herr Heine. Naphtaly Weſſely 


aus Samburs. in der Mediein. 


Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle fin® 
eexaminirt und immatriculirt worden: '. 


' Here Michael Chriſtian Ernſt Pockwitz aus Hanno⸗ 


ver, als Advoeat und Notarius. 


| Kerr Georg Wilhelm Hornhard aus manden ‘al: 


| Advorat und Notarius. 


\ 


Herr Johann driederich Küdefing aus Gannover, ai⸗ | 


| Abvocat. 


ger Chefonh Reinhacd Dicht, Martin ans Der \ 


| venden, als Abvocat und Notarius. 
Herr Carl Auguſt Friedrich Zeinsmann aus Zeuerfeld, 
als Advocat und Notarius. 
Der Rathhaͤusliche Herr Auditor Johann Georg Philip 
Schorkopf aus Clausthal, als Notarius. 


| Der Herr Advocat Johann Seorg Domeier ans wie 


ringen, ‚als Notarins, 





Heyrathen. — 
Ees And getrauet nm 
Julius. 


Den asflen, Hr. Paſtor Siebel zu Dorfmark, mit ber 
älteitien Dem. Toter des Ken. Paſtor Beyer zu 
' Kallingdofel. 


- Wen ayften, Kr. Lieutenant Zamelberg vom zatefi 
Infant. Regim. mit der nachesiaffenen Frau Witte 


; ‚des weil. Regim. Chirurgi Weber. 


er Doctor und Landphyſiens Leporin zu Dannenberg, | 


mit Dem. Speer daſelbſt. 


Auguſt. 


Ir. Rammerherr Freytherr von Schwicheldt zu Ps 
nover mit dem Kräulein von Bremer, nachgelaffes 


‚nen Tochter weil. Sr. Excellence Hrn. Staateminds 


ſters von Bremer. 

Hr. Amtsfchreider Jacobi zu Burgtorf , mit Dem. 

Lueder, Tochter des Hrn. Amtmann Lueder zu 
Herzberg. 

Den 15ten, Hr. Juſtitzrach und Obevanemann wyi 
neken zu Coldingen, mit der verwitweten Grau Oher⸗ 
amtmannin Dreppenſtedt. 


Den 2oſten, Hr. Lieutenant Von der Wild vom erſten 


Infant. Regim. mit Fraͤulein von Finckh zu Stade. 


September. 


Kr. Molor von Arenflorf zu Lohe mit dem Fränfein 
von Puͤchler, Tochter des om. Droſten von Püds 
ler zu Ahlden. 


v 2 sr. N 


x 
ur , 
% 
, , 15 
;X 


Kr: Senator Knoche zu leisen, mit der Dem, Shut; 


zen, Tochter des Hrn. Burgermeifters Schulzen zu 
‚@gpnadenburg. 


Den asien, Hr. Rath Pockels zu Northeim, mit‘ des F 


‚Den. Obriftjteitemant Stiemeyer"äiteßen ‚Dewoifelle 
Tochter. 


Den 2aflen, Sr. Doctor Spangenberg, mit des Ben, 


. Eämmerers Hering, Jüngften Demoiſ. Tochter 
Einbeck. * 

Den zöften, Hr. Prediger Cordes zu Wiedenſahl, mie 
der jüngften Dem. Teqhter bes Jen. Predigers able 
-in St. Dionys, 2. 


. Den 26ſten, Hr. Beiapändier Baring ·in Lüneburg. 
‚. mit ber aͤlteſten Dem. Tochter des Hrn. Predigers 


Marburg in Handorf. 


Di agften, Er. Prediger Heiſe Fr vahlbruch, mie 


Der -Älteftien Dem. Tochter: bes. 
we; ger. zu Sqrelenberg. 


Br 
Todesfälle. Bu 


en. Abciwetter⸗ 





e⸗ find geſtorben:; 
TO Yu 
Din ef eßen, sr. Penfionoirkientenant yon Seimbruch 


Den * Frau Eonfitoriaichthin von Stade, geb, 
Pargands zu Verden, 


Den erſten, Ar, Raufiasın of! Hein Meinere ju 


Burtehube. - 


Ä Den soſten, Fran Oberamemannig Seneibe awerne 


Hinuͤber zu Venerhun⸗ 
I.» Den 


L } 


vl DE _ Bu 
‚Den sten, Sr. Hauptmann Krull unterm Heunrer⸗ 
ſchen Landregiment su Hannover. _ 


Den ızten, Frau Bergfeccetairin Eggers ge. chap⸗ 
puzeau, zu St. Andreasberg. 


Den ıgten, Hr. Doctor Medicinaͤ Otto zu Hannover. 
an 2 1ften, A. Pafor Schulze sur Sätze, geſt. in 


Den 25ſten, verwiewere Zrau Pafort Vencken, si 
Meier zu Mandelsloh. 


0 Augaſt. 
Den zten, Hr. Cammerarius Otto zu Stabde. 


Den ı2ten, Hr, Droſt von Reinbek u Neuhaus im 
Lauenburgiihen. 


De 1, Hr. Univerfehsafehtmeien SHob: aa 


* — Frau Hoferichtsaſſefforin von Könne, 
geb, Cordemann in Stabe. 


. Den ıgten, Beätlein Eifaber Sul, von Quern⸗ 
heimb zu Wuͤlſinghauſen 


Den ıi9ten, Gran Paftorin Büttner, seh. Vost 38 | 
Apenſen. 


Den aoſten, Kr. Advoeat Hornzu Haunover. 
Den aoften, Hr. Paſtor Schnering zu Sotrum. 
Den 27ſten, Hr. Prost Wehdemann zu Bederkeſa. 


Den a Jeau Henptmannin Roden, geb. Baring 
Zr |, 


September. 


Den sten, Hr. Paſtor Dernbarb Hier, Zink zu Oberns 
dorf, gefl. in Hamburg. Er hat gefchrieben — über 
den Sebrauch hiſtori ſcher er Beyſpiele in der 


Moral 


—32 


* 


uu Welgen. 


..200 
Moral 1778, und arbeitete an einer Sittenlehre fuͤr 
Janglinge, die ſich den gelehrten Stränden widmen. 


Den 14ten, Frau Commiſſarin Ohlhorſt geb. Shots 
tel zu Einbeck. 


In der Nacht vom raten auf den ısten, Hr. Haupt⸗ 
mann von Arentſchild vom ıaten Infant. Regim, 
zu Harburg. 


Den 27ten, Verwitwete Frau Pafterin Müller geb. 
Lamprecht zu Haſenburg. 
Den sote; Fau Paſtorin erne git Wanda 
tiod find folgende Godesfätte nadhsuholen N 
im Junius 1796. | 


ſtarb 


J Druckfehler Im aten Erie deo aten Saßryanges. = 


Der Ar. Richter von Täbing | zu Kirchoſten, und . 


u m von Schwanewrde, Conventualin ur 
Neuenwalde. 


©. 912. 3. 7. von unten — entworfen I. entwerfen, 

— 913.3. 16: von ben Menfchen t. Markt...  : 

— 917. 3. 12. füllt zwiſchei Bolcke Bockſene dat, weg. 

97% 3.6.7. muß nit heißen 240: Rthir. 15 8 
ſondern 240 Ruthen 15 Eng, 


919 3 5. 1. Stände ſtatt Stende. —— 


g9420. 13. 1. Diichhaltung ft. Reichdaltung. 


* gar. * 13. L 1643. Rate ı 17 





vo 





Innhalt des erſten Stuͤck, 
welches die ſtehenden Artikel von den Monathen 
Julii Auguſt und Sept. 1790, enthält. 


\ 





I. Die: landſchaftiche Verfaſung des Sürfen- 
u thums Calenberg. ©, 3 , 
. DL Sortfegung der Befchreibung des zum Amte 
Nordholz gehörigen neuen Landes Wurſten. 
u ©. 32 ı | 
IM. Kurze Gefchichte der enehlan Grafen 
‚von Diepholz. S. 49 
IV. Ueber die Verkoppelung und deren Erfolg, 
beſonders imder Marſch. S. 68 
V. ueber den einheimiſchen Privateredit, nebſt 
Vorfchlägen ı zu deffen Verbefferung. ©.96 
VL Stof zu Betrachtungen für Herrſchaften, in 
Ruͤckſicht ihres Einfluffes auf bas Verder⸗ 
ben der Hausbebiente: ©. ı22 


⁊ ö 
4 ’ - 


e 


L VE 211 
wm Sarten 


Verzeichniß derer mit Quartaloſchluß Crucis den 
sten Auguſt 1790. in Betrieb gebliebenen Gru⸗ 
ben des einſeitigen Harzes ꝛc. ©. 144 


. VII. Commerz⸗Gegenſtaͤndhe. 
ı) ConfumtiondsTeanfporte anf der Weſet, Klee 
‚und Leine, zwiſchen Bremen, Hannover und Zelle, 
in den Jahren von 1739 bis 1740. und 1789 
bi 1790. ©. 150 2) VWerzeichniß der vom 
ıflen Sjun. 1787. bis den zıflen Way 1789. auf 
ber Legge zu Göttingen gezeichneten innen, nebſt 
ihrem in Eaffengelde berechneten Werthe. ©. 155 


IX. Belhluß der Befchreibung der Siadt 
- Burtefube ©. 156 


X, Mifeellaneen. J— 


1) Einweihung einer neuen Kiıche au Gnarren⸗ 
bura. S. 176 2) Amts-Jubiläum des Herrn 
Geheimen Juſtizraths D. Georg Ludewig Boh⸗ 
mer in Goͤttingen. ©. ıg0 3) Milde Stiftung 
Des verftorbenen Herrn Bürgermeifters Krüger zu 
—— M Nachricht von einer ſehr bösartigen 
Ruhr X. ©. 132. 5) Nachricht von der jüngfts 
uetflorbenen Grau Aebtißin von Eſtorf zu Lüne 
® 187 | / 


XL Preistabelle der. nothwendigſten Lebensmit⸗ 
tel in den verſchiedenen Gegenden ber hans 
növerfchen Churlande, vom Julius, Auguſt 
und September 1790. ®&19ı 


XI. Beförbetungen und Avancements vom 
Julius Auguft und Sept. 1790. 


Im 


Im Cibilſtande. ©. 198 SIm- 
Im geiftlichen Stande. ©. 203. 
rattere. ©; 202 


KL Heyrathen. &.26 
| AV. Todesfälle Wi zer 


j 


— * a⸗ 





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. . 3 
wu. - 
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[2 
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1 


Braunfhweig - Luͤneburgiſchen 


Churlande. 


Fuͤnfter Jahrgang. 


Buntes Sigac. 
| Hannover, 
gedruckt bey W. Podwis jun‘, 

1791 | 


Pu 





| 
| 


| 





| L 
Innhalt der Allgemeinen und Speciak 
Verordnungen, welche vom Anfange des 
Jahrs 1790. bis zum Schlufle des Mio» 
nats May in den Braunfchweig - Line: 
burgifchen Churlanden publiciet find. 





138. 
Ausfchreiben der Föniglihen Kriegs » Eanzlen, 
wegen genauer Befchreibung. der Mannfchaft, 
welche zu häuslicher Beſetzung dimittirt wird. 
Hannover, den sten San. 1790. 


s Jura dieſes Ausſchreiben werden ſaͤmmtliche 
* Odbrigkeiten angewieſen, um die biöher bey den 
Dimiffionen aus den Kriegsdienſten, behuf haͤuslicher 
Beſetzung, dadurch veranlaſſete Irrungen, daß der zu 
Dimittirende nicht deutlich und vollſtaͤndig genug bezeich⸗ 
net worden, zu vermeiden: bey den einzunehmenden 
Eantionen darauf zu achten, daß nicht nur der Suppiis 
. Da * cam 





216 DE 

cant darin hit feinen vollen Namen genannt, fonbern 

auch defien Geburtsort, und nebft dem Regimente ah 
die Compagnie, unter welcher er dienet, ausdruͤcklich 
. angeführet, und zu Vermeidung vergeblicher Koften und 
. Aufenthalts, fofort bey der Cautionsbeftellung ben 
ſaͤmmtlichen Erforderniſſen ein Genüge geleiftet werde. 


139. x 

Regiminals Ausfchreiben, den Curs der im Jahr 
1789.- ausgeprägten: fuͤrſtl. heſſiſchen Thaler 
und halben Thalerſtuͤcke betreffend. Hannover 

den gten Jan. 1790. 
Mürein deſſelben wird bekannt gemacht, of, nad, 
angeftellter Probe, obige Thaler und halbe Thaterftüdke 
um 43 His 5 Procent geringer: ausgebracht find, als die 
‚Münzen nad dem Eonventionss oder Zwanzig Gulden⸗ 
Buß; und daß diefe Muͤnze in dem vorerft im Handel 
und Wandel verſtatteten Curs, der Thaler nicht hoͤher 
als zu 34 mgr., die halben Thalerſtuͤcke aber nice 
Höher, als zu 17 Mor. Eonventionsmänze ausgegeben 

und angenommen werben können. 


140. 
Sanbesherrfiche Notification, wegen der zu Abe⸗ 


lepſen angelegten Linnenlegge. Hannover den 
13ten Jan. 1790. | 


Hiedurch iſt vorerft und bis zu anderweiter Berfügung, 
vom Anfange diefes Jahres an, bie Anlegung einer 
beſendern Legge aſeibſt, zur Bequemlichkeit der von 

Min 


e 


AT 
. 


— ⏑ — 


en u 2 


rue | 217 


Münden, Goͤttingen, Uslar und Hardegſen zu entferut 


wohnenden Unterthanen, verordnet. 


141. 
Regierungs+ Avertiſſe ment, den Curs der herz. 
Meklenbura⸗ Schweriniſchen 2 Stuͤcke vom 
Jahre 1789. betreffend. Hannover, den 5ten 
Febr. 1790. 


An demſelben wird obigen7 Sriten, da fie dem Leip⸗ 
ziger Zuß völlig gemäß befunden worden, vorerſt und 


Leipziger Fuß in den hiefigen Landen verflattet. 
142. j ' 

Erneuerte Befanntmachung der Heyrachsfaͤlle, 

in welchen nicht difpenfiret wird, auch nicht 

um Difpenfation nachgefucht werben darf, für 


+ 


den ııfen-Sebr. 17790. 


R derfelßen wird die Verordnung vom zoften Jun. 


1763. wiederholt in Erinnerung gebracht, nach welcher 


in den Heyrathen 1) mit der Mutter Brudern Witwe, 
2) mit des Brudern ober der Schweſter Tochter, 3) mit - 


des Bruders Witwe, nicht mehr difpenficet werben 


ſpu, und fol Diefelbe, aljähelih am erfen Conntage - 


nach Pfinsften von den Canzeln abgelefen werden, damit 


niemand auf dergleichen Heyrath feine Gedanken richte, 
noch ſich in der Meynung und Hoffnung einer auszu⸗ 


P3, wire 


bis zu anderweiter Verfügung, der volle Curs na dem 


die Hergogrhümer Bremen u. Verben. Stade, 


N 
218 BMe· — 
wuͤrkenden Diſpenſation zum Beyſchlaf verführen fafle ; 


oder auch fih nachmals mit der Unwiſſenheit entſchuldi⸗ 
koͤnne. - 


143. 

“ tandesherrliche Werorbnung, wegen bes, im 

- Sürfienthum Süneburg zu errichtenden rifters 
ſchaftlichen, Ereditinftiturs. St. James den 
ı6ten Febr. 1790. ı 


| Hieburch Haben Ihro Majeſtaͤt der König, die Errichs 
tung eines ritterſchaftlichen Creditinſtituts fuͤr das Fuͤr⸗ 
ſtenthum Lüneburg, nad dem allerunterthaͤnigſt vorge⸗ 
legten Plane zu geſtatten, und dabey zu befehlen gerus 
het, daß bie Juſtiz, auch uͤbrigen -Collegia, weniger 
nicht ſaͤmmtliche Obrigkeiten im gedachten Fürftenthnm, 
dem Innhalt des Planes, in fo ferne derfeibe auf ihe 
obrigkeitliches Offictum Beziehung hat, ihres Orts genau 
nachgehen, und die dabey zum Grunde liegende Abſicht 
kraͤftigſt befördern helfen follten. 

Bon dieſem Inſtitute felbft, werden die Annalen in 
der Folge umpänblige Nachricht men 


, | 144. * 

Conſiſtorial⸗Ausſchreiben, wegen der Baube⸗ 
duͤrfniſſe bey geiſtlichen Gebaͤuden und der 
desfalls aufzubringenden Koſten. Hannover 

den 16ten Febr. 1790. | | 
Um das überhand genommene Soficitiren um Bey— 
hülfen von den Ueberſchußgeldern der hannoveriſchen 
oo 00 Randeds 


ME | 219. 
Landes sEotterien, zu Bauen und Reparationen der 


geiftlichen Gebäude, zu vermindern, werden die ſaͤmmt⸗ 
lichen Kirchencommiſſarien angewieſen: 


1) die geiſtlichen Seränte, öfters unterfuchen zu laſſen, 
und die Ausbefferung der ſich findenden einen Baur 
"mängel, in Zeiten zu verfügen; beſonders Hey Viſita⸗ 
tionen darauf forgfältig zu achten, und in wie fern es 
geichehen, ſolches in dem RWifitationdberichte zu 
melden. | 

2) Wenn die Kirchönäraria oder Semeinen außer Stand’ 
befunden werden, bie erforderlichen Koflen einer, nad) 
einigen Sahren wöthig werdenden, Hauptreparatur 
ober gar eines neuen Baues auf einmal aufsubrins 
gen, fofort davon Bericht zu erflatten, damit fogfeich 
im voraus, eine, dem Bermögen der Gemeine anges 
meſſene, monatlie, den Eingepfarrten kaum werk; 
liche Anlage gemacht werben möge, inden, wenn fols _ 
ches unterbleiben follte, eine Bewilligung aus den 
Lotteriegeldern dadurch nur erſchwert werden wuͤrde; 
auch in den Beantwortungsberichten der 19 Viſita⸗ 
tionsfragen, wenn einer ſolchen baldigen Hauptre⸗ 
paratur erwähnt wird, anzuführen, in wie fern dar⸗ 
‚ über beſonders Bericht erflattet, und die Anlage dazu 
gemacht worden. 


145. 
Publication, der auf das Amt Blumenau trans⸗ 
ferirten Wahrnehmung ſaͤmmtlicher Hoheits⸗ 


und Domanial⸗Gerechtſame, in Betref der 
Da Stadt 


222 aa.) 

die dermaligen Umflände nach vorerſt erfordern, bag Die 
im Lande vorhandene Kornvorräthe, zu eigener Conſum⸗ 
tton im Lande erhalten werden; fo wird verordnet: daß 
vorerft und bis zu anderweiter Verfügung, ohne auss 
druͤckliche, von ber Landess Negierang ertheilte Paͤſſe, 
überall kein Getraide in das Bisthum Hildesheim, bey 


unabbittlicher Strafe der Sonfifcation, woron den Des 


nuncianten die Hälfte zufaͤllt, fol ansgeführer werden. 


149. . 
Landesherrliches Ediet, wegen Beſchraͤnkung bes, 
zwiſchen den hieſigen und den herzogl. Braun⸗ 
ſchweigiſchen Landesunterthanen erlaubten Ge⸗ 
traide⸗Verkehrs. Hennerer, den 30. May 
17790. | 
Da die, vermittelft der Declaration vom 26ften Octob. 
| und des Ausihreibens vom 21ften Nov. vorigen Jahrs *) 
verftattete, wechfelfeitige Vergänftigung, verſchiedentlich ge⸗ 
mißbrauchet worden; ſo wird feſtgeſetzt: daß kuͤnftig vor⸗ 
erſt und bis zu weiterer Verfügung dergleichen obrigkeits 
liche Scheine auf. ein höheres Dvantum als Zehn Him⸗ 
ten nicht ertheilt werden , auch unter dem Namen von 
Getraide zur eigenen Confumtion, die zum Brandtweins 
‚ brennen gebraucht werdenden Kornfrächte niche mit bes 
. griffen feyn.foflen. 


150. ' 


*) Ebdendaſ. Seite 773. 





DPARe 223 


150. 


gandesperrliches Verbot der Aufs und Vorkau⸗ 


feren des Getraides im Lande. Hannover, 
. ben 30. Man 1790. 


\ Hiedurch wird der mehrmals unterfagte, durch Aufs 


und Vorkaͤuferey des Getraides im Lande, zum Auffchäts 


ten und Wieberverfauf, von gewinnfüchtigen Leuten neus 


erlich wiederholt getriebene fchädlihe Kornwucher nochs 
mals verboten, bdergeftalt und alſo, daß derjenige, wel⸗ 
er einer folgen Aufs und Workäuferey wird uͤberwieſen 
werden, ohne Anfehn der Perfon, mit der Conflication 
des Setraides, und noch auflerdem mit einer befondern 
Strafe angefehen werden fell. \. 


a 3 


I. 


Entwurf der im Lande Hadein beſtehenden 


— — — 5 


Gerichts⸗Verfaſſung. 


Von dem Herrn Ober s Commiſſair von Spreckelſen. 


.$ 1. 


| Te Land Hadeln, hat unter den Herzoͤgen von Sach⸗ 


- fen, mit dem Herzogthum Lauenburg nichts weiter - 
gemein gehabt, als daß es mit diefem unter der. Fürftl. 
Niederſaͤchſiſchen Regierung geftanden. In allem übri⸗ 
gen iſt es als eine befonders für fich beftehende Provinz 
behandelt, werhalt daſelbſt, wie in anderen tenrfchen 

Läns 


\ 





‚224°; 2 u 
Ländern, die Gerichte theils ia geile, theils in 
- weltlichen beftanden. 

6. 2. 

Das geiſtliche Gericht iſt das Conſiſtorium, 
welches die ehemaligen Herzoͤge zu Sachſen-Lauenburg 
wahrſcheinlich bald nach der Reformation, und zwar noch 
im ısten Jahrhundert daſelbſt angeordnet haben, indem 
es Inden, zu Anfange des 17ten Jahrhunderts erlaffes 
‚nen Verordnungen, ſchon als ein- völlig eingericretes Cols 
legium vordömt. | 

Herzog Franzen Conftitution de 1558. 

Herzog Augufts confirmat. privilegior. som 17ten | 

Auguft 1620. 
9. 3. 

Die äußere Borm deſſelben beftehet darin: daß es 
keinem anderen Eonfiftorio noch anderem Zuftigcollegie 
ſubordiniret iſt, wie es denn auch von dem Conſiſtorio 
des Furſtenthums Niederfachfen niemals abgehangen hat, 
fondern in Appellationss und fonftigen Vorfaͤllen, ledigs 
lich an die, Landeöherrfchaft gewieſen iſt; welche Verfaßs 
fung aud noch jetzo beſtehet, alfo daß man fi in Abmes 
fenheit der Höchften Landesherrſchaft, an die Hohe kandes⸗ 
Regierung zu Hannover zu wenden hat. 

Herzog Julius Heinrichs Revers vom zoſten May 

1654. 
$ 4 

Das Perſonale iſt dabey folgendes? Dem yeitigen 
Herrn Gräfen gebühret, wie in allen Obergerichten, das 
Praͤſidium: Der zeitige Gerichts: Director führer, wie 
in allen andern Odergerichten, "das Directorium nebſt 

. dem 


ft 


2”, 225 
dem Protocolle, und der zweyte Beamte iſt, wie in den 
übrigen Obergerichten, auch hier Aſſeſſor. Auſſer dies 
ſen haben auch noch die beyden im Lande angeſtellten 
Superiutendenten, nebſt drey Perſonen aus dem Mittel 
| der Sandftände darin Sitz, und find die drey legten, die . 

beyden praͤſidirende Schultheiſſen des erfien und zweyten 
"Standes, nebſt dem aͤlteſten Buͤrgermeiſter in Otterndorf, 
| als den dritten Landftand. Sämtliche diefer Mitglieder 
des Eonfiftorii, haben Sig und Stimme, und müflen 
ſich zur lutheriſchen Kirche bekennen. 
orangefuͤhrter Revers Julins Heinrichs. 
I. Item Pungakion und Reverse vom ıgten April 
1654. = j 
| | & 5 
Die Zuſammenkuͤnfte dieſes Gerichts ſollen monat ° 
- üb, ober nad fonftiger Gelegenheit, gehalten werden, 
und find jebesmal auf den Montag beſtimmet, nad) weis - 
chem die andern Obergerichte gehalten werden; wobey 
demſelben die Serichtöftelle auf dem besrimaftligen Haufe 
angewieſen ifl. 
Herzog Auguſts Refolut. Grav. vom aoften Sept. 
1620. 
= 4. 6. 
| Die innere Verfaſſung hat entweder die demfelben 
| untergebene Perſonen, oder die an daſſelbe gehörige Gar 
gen, oder bas dabey übliche Verfahren zum Gegenflande. 
j | $. 7. 
| Sn Anfedung der Perfonen erfireder fih die Ges 
j richtsbarkeit des Eonfiftorii über alle im Lande Hadeln 
lebende Perſonen, in ſo ferne ſie in ſolche Angelegenhei⸗ 
— | ten 





226 MaMe⸗ 
ten verwickelt ind, die der Ordnung nach von den Confu 
ſtoriis gerichtet werden. Hievon find auch die nicht aus⸗ 
genommen, ‚welche ſonſt ihren Gerichtsſtand Bey den Se⸗ 
richten des Landes nicht haben, als die herrſchaftliche 
Beamte, der Beſitzer des adelichen Gutes Wellingbuͤttel, 
ſamt deſſen Hausgenoſſen, Meyern und Gerichtsſaſſen; 
imgleichen die Einwohner des Dorfes Franzenburg und 
des neuen Anbaues im Bachenbruch, davon fonft jene in 
civilibus, ad tempus nad dem Amte Nordholz, diefe 
aber ans Amt Bremervörde geleget find. Vorzuͤglich 
nehmen ihren Gerichtsſtand dafelbft ber obere und nies 
dere Clerus, wie auch Vorſteher ber Kirhens und Arı 
menhaͤuſer nebft andern geiftlichen Stiftungen, in foferne 
von dem Amte oder den Nugungen und Gütern der Kir— 
den, Schulen und KHofpitälern, famt andern frommen 
Stiftungen die Rede iſt; geftalten fonft die Prediger, 
Schub und andere Kirchen⸗Bediente, wie alle zulegt ger 
nannte Perſonen uͤberhaupt, ſobald die vorkommende 
Streitigkeit ihr Amt, oder darauf Bezug habende Guͤter 
nicht angehet, imgleichen deren Kinder und Hausgenoſſen, 
ſowohl active als paſſive unter ben weltlichen, und zwar 
der Clerus bey dem Obergerichte, die aͤbrigen bey ihrem 
fonftigen ordentlichen Gerichte, ihr forum fortiren, weh 
ches fih dahin erfiredet, daß die Witwen und Kinder der | 
Prediger und Schulbedienten mit dem Abſterben ihrer. 
Ehemaͤnner und Aeltern, fofort für ihre Perſonen und 
Guͤter unter den weltlichen Gerichten fliehen. | 
Punctation vom ıgten April 1654. 
Herzog Julius Heinrichs Revers vom zoſten May 
1654. 







ned 


De 9 -.- . 227 
uebſt der kundbaren Obfervanz. a 
Zn ou 8. 

De an das Conſiſtorium gehörige Sachen And fols 
‚gende: „1. Alles, was Prediger und Schullehrer auch 
‚ übrige ‚Biegendiener als Organiften und Todtengräber in 
Bezug auf ihr Ame, Lehre und Leben, nebft 2. deren 
Befoldungen ynd Einkünfte angehet. 3. Alle Sachen, 
die vom Patronatrechte abhangen, als Ernennung, Bes 
sufung und Präfentation der Kicchen s und Schulbedien⸗ 
ten, ſamt deren Qualification in. ſoferne ſelbe zur ges 
richtlichen Croͤrterung gelangen; 4. Sachen, weiche Kies 
"hen, Schulen, Armenhäufer und milde Stiftungen, des 
von Gebäude und Vermögen, famt deren Verwaltung 
angehen. 5. Die Aufficht auf die Reinigkeit der Lehre, 
wie 6. auf den Äußerlichen Sottesdienft und. befien Cere⸗ 
monien fowohl in der Kirche als aufferhaib derſelben, bey 
Taufen, Copnlationen und Begraͤbniſſen. 7. Die Su- 
ſpenſion und Depofitiorr der Geiſtlichen, nebft andern 
Correcturen, fowohl wider diefe, als wider Ehelente und 
Verlobte, in foferne fie nicht in die Peinlichkeit fchlagen. 
8. Alle Ehes und Sponfalten s Sachen, fie mögen ad di- 
rimendum vel confummandum matrimonium gehen, 
and 9. überhaupt alles, was zur geiftlichen Pole ge⸗ 
rechnet wird. | 
Sagen, weiche Ehebruͤche, Shwängerunge und 
Eide angehen, gehören vor das Confiſtorium nicht wei 
ter, als in foferne der erftexen halber auf Eheſcheidung 
oder Aufhebung der Verloͤbniſſe geklaget wird und bleibt 
bie Deftrafung den weltlichen Gerichten überlaffen;, wie - 
denn andy in Gefolg deflen, was von den Witwen und. 
Sin . 





. 228 re nn 


Kindern des Cleri borbemerft werben, die Inventariſa⸗ 
tion und Verichtigung der Berlafienfhaft derſelben, (ame 
Bevormuͤnderung der Kinder, nicht vom Conſiſtorio ges 
ſchieht, fondern dem Unsergeriät eines jeben Dris zus 


Herzog Zulins Heiarich Conſtitution vom oten 
Oct. 1662. 
Herzog Auguſts Kirchen/ Receß vom a5ſten Oet. 
1624. 
Verfuͤgungen und gemeine Beſcheide, welche die Aufs 
rechterhaltung der vorgefchriebenen Ordnung zur Abſicht 
haben, erläflet das Confiftoriam ; nene Gelege zu geben 
und in Eheſachen zu bifnenficen, If hingegen der hoͤch⸗ 
ſten Landesherrſchaft vorbehalten. 


6. 9s _ 
Der Proceb bey diefem Gerichte iſt ſummariſch und 
fängt entweder von einem Nandato oder von der Ladung 
an, welche letztere in der Gchreibetey ausgenommen, 


worauf in der naͤchſten Juridic die Klage mündlich oder 


ſchriftlich vorgebracht und nadyiübergebener Exceptional⸗ 
Handlung die Guͤte verſuchet, bey deren Entfiehung mit 
der Res und Duplik bis zum Spruche verfahren wird. 
$. 10. 
Zu Gefchleunigung des Verfahrens, tönnen bie 
fhrifttichen Verhandlungen auch anfiergerichsiich überger 
ben werden, weiche ſodann dem. zeitigen Gerichts⸗ Dis 


rector zugeftellet werden müflen, der die Präfentationber . 


zeuget, und nad vorgängiger Commmnication mit dem, 


zweyten Beamten die Darthenen mit proviforifhen und 


andern Viſcheiden verfieher; doch müffen Oanpterkennt⸗ 


niſſe 


| 


} 
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X 7° Ve 71.) 


‚ai und ſolche, welche vim definitivae haben, bey or⸗ | 


dentlicher Seſſion abgegeben werden. Bey jenen dar 


ſcheiden, wird mit den uͤbrigen Aſſeſſoren ‚nicht eemmu⸗ 
nieiret und kann allenfalls einer der beyden herzfchafelt? . 
chen Beamten in Abweſendeit des andern damit allein 
verfahren. 


an 


Daferne auf Beweis erkannt wird, ſo wird zum 


Verhoͤr der Zeugen ein beſonderer Termin angeſetzt, in 


welchem es von den beyden herrſchaftlichen Beamten als 


leine vorgenommen und der Rotulus nach Vorſchrift des 
| RAcqhsabſchiedes von 1654. $. $2. abgefaſſet wird. (86 
 merabAusfhreisen vom 27ſten ‚Jan. 1755.) Der Bar 
weistermin wird mehrentheils Im Urtheile vorgefchrieben, 


In deſſen Ermangelung es eine ſaͤchſiſche Friſt iſt, die mit 
der eingetretenen Rechtskraft anfängt. Nach gefuͤhrtem 


Beweiſe und eroͤfnetem Rotulo wird mit zwey Wechſel⸗ 


Schriften über den Beweis verfahren. 


6. 13. 

Haupt⸗ und andere Erbenntniſſe, werden bey vollem 
Berichte publiciret und den PDartheyen davon Abſchrift 
gngefertiges, bie denn die etwanige Rechtemittel dawidee 
iunerhalb zehn Tagen fhriftlich einzubringen haben, 


§. 13. 
Dieſe Rechtsmittel beſtehen In ber CLaͤuterung und 


Appellation, von welchen jene, bey dem Conſiſtorio 
verfolget wird, und ordentlicherwelſe eſſectum fufpenfi« 


vum dat. 


Cinnal. seta) MM. | $. 14 


6 J D 
230 EV 


. 14. 
Die Länterung wird nicht eingeführet, ſondern es 


2, muß die Rechtfertigung Binnen einer fächfifchen Zrif vor 


der Einlegung eingebracht merden, wiewohl aus erhebs 
lichen Urſacen, aufzeitiges Anſuchen, der Termin wol ver 
längert werden fann. 
$.. 15, 

Hierauf wird die Sache in zweyen Becsfeifheiften 
pon beyden Theilen abermals Bis zur Durlic verhandelt, 
da denn vom Confiftorio anderweit gefprochen wird, das 
ferne nicht ein Theil um Verſchickung der Arten an eine 
auswärtige Juriſten⸗Facultaͤt anhält, oder das Gere 
gut finder, die Actenverſchickung von Amtswegen ſelbſt 
zu erkennen. Sn dieſem legteren Falle tragen behde 
heile die Koften, in jenem aber ber bittende Theil. abs 
lein, und wenn die Acten vorher in einem befondern Ter⸗ 
mine inrotuliret find, wobey jeder Theil wieder drey Unis 
verſitaͤten ausnehmen darf, werben fie vom Gericht an 
—* beliebige, den artheyen unbetannte Baculcät vers 

ndt. 
$. 16. 

Weil die je Bbuterung die Appellation nicht aueſchuen 
ſet, kann von einem ſolchen, in ber Läuterungs » Infianz 
ergangenen, Urtheile anno appellicet werden, welches 
ſchriftlich innerhalb 10 Tagen angegeiget werden muß, _ 


8. 17..— | 
Bey Verfolgung der Appellation wird keine Cau⸗ 
tion der Koſten halber beſtellet, wie in den andern Ges 


sichten üblich iſt; fi muß aber binnen fächfifcher Friſt 
gerech t⸗ 


J 


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! 


” 


En e 231 


gerechtfertiget, ‚oder um bie Derlängerung des Termine 
‚An fuperiori angefuchet werden. | 


$. 18. 
Die Appellation iſt eigentfich nur eine Supplice- . 
tio ad principem, daher fie an die hohe Landes » Regte⸗ 


‚ rung zu Sannover gehet, woſelbſt kein Schriftwechfel 


| 
| 


geſtattet, ſondern nach erforderten Acten auf den Libell 


ein Erkenntniß abgegeben, welches dem Conſiſtorio zur 


| Publication zugeſandt wird, und baby es fein Derbi 


Sen haben muß. 


oo Reſcript vom zıften Det. 1731, 
Die hohe Landes; Regierung bat zwar zu wiederhol⸗ 
tenmalen geſuchet, dieſe Appellation an das hohe Tribus 


nal zu Zelle au verlegen, Die Landſtaͤnde haben es aber 


lederzeit verbeten, dabey es bisher auch gelaflen worden, 


. §. 19. . 
Wenn Kirdens and Schuldiener ſich Bergehungen 


zu Schulden kommen laffen, wird die Sache entweder u 


von Gerichtöwegen unterfucht, woben dem Angejıhuldigs 


ten gleichwol die fchriftliche Verantwortung nicht verſaget 
vird, ober es kann auch der Comnuſſarius fiſci wider 


denſelben excitiret werden, da denn der vorher beruͤhrte 


' modus procedendi nach allen Umſtaͤnden Siau hat. 


$. 20. 
Auſſergerichtlich⸗ Vorfaͤlle/ als ve tͤicrns —*8 
Eomeraste, weiche Kirchen, und andere ad pios ufus bei 


ſummte Grände angehen, Genehmiguug gemadhter Ans 
Sagen zu wichtigen Ausgaben, und dergleichen werden 


ſhohriftlich, entweder auſſer Gericht oder bey einer Seflion - 
nachgeſuchet und daruͤber in pleno eine Refolation abge 


QD 2 fafiet, 


nn 


Br 


232 DPA 
faffet, welche den Supplicanten abſchriftlich suseftelüet 


wird. 
6.2.‘ 

Die Geſetze endlid , worauf biefes geiklihe Ges 
sicht vorzuglich verwiefen iſt, find theils die vom Herzog 
Magnus 1526. anfgeriretelRirchenorbnung , nebft des - 
nen in der Sammlung, melde unter dem Namen des 
Hadelſchen Kirchenrechts herumgehet, enthaltenen Nach⸗ 
richten, wiewol dieſe Sammlung nicht unter oͤffentlicher 
Aatoritaͤt bekannt gemachet iſt; theils die ſonſt vor und 
nachher von den Landesherren erlaſſene, in Las Kirchen⸗ 
recht einſchlagende Verordnungen, in deren Ermangelung 
den gemeinen kaiſerlichen Rechten nachgegangen werden 
muß. Bey dieſem, wie bey allen zuſammengeſetzten Ge⸗ 
richten, haben die Viſitatores nebſt den Beyſitzern aus 
den Landſtaͤnden, an den in den Landesordnungen he⸗ 
ſtimmten Gerichtsſporteln keinen Antheil, ſondern dieſe 
genieſſen ber Gerichts, Director und der zweyte Beamte 
bisher zu gleichem Theile ganz allein; der hohen Herr⸗ 
fhaft aber gebähret nebſt den Bruͤchen, von jedem End⸗ 
Urtel 7 Mk., wogegen diefeibe die Auslöfang der Ges 
richts⸗Beyſitzer in der Landes. Herberge. Äbernommen hat. 

Regiminal⸗Reſcript vom gten April 12132., 


$. 22. 

Die weltlichen Gerichte find theils bürgerliche, 
theils peinliche, theils folhe, die das Land befonders, 
theild aber das im Kirchfpiele Ofterende Otterndorf beles 
gene adelihe Gut Wellingbättel angehen, von welchen 
die Bürgerlichen Landes» Gerithte abermals entweder die. 

ordents 


De 00233 


sedentlihe Zufſtit⸗Pflege, oder die Polize yangelegenhei⸗ 
ten beereffen. 


5. 

Die bürgerlichen Bandesgeridte find entweder 
Obere; oder Untergerichte, und die erfteren beftchen, 
| 2) in dem fogenannten Landgerichte, b) in dem foges 
‘ nannten Viergerichte, . ‚c) in dem Ober; Stadt und 

Dber : Stadt s Appellationsgerichte, und d) in dem foges 
nannten Extraordinairgerichte, weiches gemeiniglich” 
| ſchlechtweg, das Obergericht genannt wird, und . dem 

Erxecutionegerichte. 


U g 2 

"Da Landgericht dat feine Benennung davon, 
daß es in den fieben hohen Kirchſpielen, oder dem erften 

Stande, welcher befonders die Landſchaft heiſſet, vers 

ordnet iſt, und es iſt ſchon von den älteſten Zeiten her 

im Lande angeſtellet geweſen, "weil deſſen ſchon im 15ten 
Jahrhundert gedacht wird; wie denn auch demſelben die 

Gerichtoſtelle auf dem Hauſe Otterndorf angewieſen, 
woſelbſt es alle Monate, oder wenn es ſonſt bequem iſt, 

| and zwar Dienflags nah bem Sonfkeciam gehalten 

werden foll.. .. 

eandrecht part. L at.I. .. 

Zweymahl im Jahr, nemlich auf Jacobi und Aller: 
heiligen, wird es zur erſtgedachten Zeit zu Lädingmohre 
and im Herbft zu Altenbruch gehalten, weil vorhin die 
| dafigen Märkte allerhand Streitigkeiten veranlafiet har 

den, welche man n ſofort abzuthun geſuchet, daher es ſo⸗ 
93 Ä dann 





234 DIR | 
x dann au das Marktgericht Heiffet; vorjetzo beſtehet 
indeß dieſe Urſache nicht mehr, und wird die alte Ger 
wohnheit blos beysehalten, weil einmal ſolche Anſtalten 
sur Suſtentation des Gerichts gemachet find, bie ſich 
nicht fuͤglich verändern laffen, indem fie zu Luͤbingwohrt 
mit der zwoten und zu Altenbruch mit erfien Predi⸗ 
gerſtelle yerwebet find, im deren. Häufern das Gericht 
gehalten und die Ausrichtung auf Koßen ber beyden 
-Predlger beftristen i wird, dafür fie theils Ländereyen, 
theils baares Gelb aus dem Amtsregiſter genieffen. Die 
vorkommende Sachen find jegiger Zeit blos Die beum 
Landgerichte fonft gängige Rechtshaͤndel, wiewohl, wenn 
fi der Fall eräugnen mögte, auch die unter Fremben 


und Einheimiſchen entflandene Marktſtreitigkeiten vo 
genommen werben würden. 







Pa ne Ya 7 7 . 

Auch in dieſem Gerichte präfibiret. der jeitige. Ser 

. Oräfe, der Gerichtedirector fuͤhret das Directorium 

nebſt dem Protocoll und der zweyte Beamte iſt Lonigli⸗ 
cher Aſſeſſor; von dein Lande aber aſſeſſoriren dabey mit 

gleichem Stimmrechte die Schultheißen der fieben Kirch⸗ 
ſpiele, der eigentlich ſogenannten Landſchaft, oder Des . 
erſten Standes, Altenbruch, Luͤdingwohrt, Nordleda, 

Neuenkirchen, Oſterbruch, Oſterende Oiterndorf und 

Weſterende Otterndorf. 

Nachricht worauf ein Secretarius in Hadeln zu 

ſehen hat, von Bodo Leporin, Fuͤrſtlich nie 
berfächfiichen Rath de 1644. 


. 6. 26. 
3 





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B—pA · 235 


$. | 

Die bey dieſem Gerichte vorfommende Sachen, has . 
ben liegende Gruͤnde oder Gerehtfame, mithin Reals 
anſpruͤche, oder- weiche dahin gerechnet werden, ale 
wenn über die Uebernehmung einer Vormundſchaft 


Streit entfiehet n.f.w. aus den vorbenannten 7 Kirche 


ſpielen zum Gegenſtande, weshalben in erſter Inſtanz 


baſelbſt nur diejenigen, welche von der Gerichtsbarkeit 


der Untergerichte befreyet find, belanget ˖werden koͤnnen, 
wenn fie als Beklagte, actione reali vel in rem ſeripta 


beſprochen werden. Auſſer diefem gedören dahin die 


Baden, welche von den Untergerichten ber vorerwähns 
ten 7 Kirchſpiele, entweder zur Entſcheidung verwieſen, 
oder die von ſothanen Gerichten durch die Appellation 
dahin gebracht werden; bey welchen Sachen der Unter⸗ 


ſcheid beobachtet wird, daß In den erſten der Schultheis, 


der die Sache, ohne felbft darin zu erfennen, an bie 
obere Inſtanz remittiret hat, bey dem nachherigen Ur⸗ 
thel feine Stimme behält, in dem lezten aber der Schult⸗ 
heis, der in erſter Inſtanz ſchon in ber Sache geiprohen 
hat, bey der Relation abtreten und des Muſtimment 


‚Ad enthalten muß. 


6. 37% 

Du Prejeß iſt nach Beſchaffenheit der Sachen 
ſummariſch, oder der in ordinario gewöhnliche, und 
‚wird Sen folchen Sachen, die in erſter Inſtanz an das 
Gericht gebracht, oder die ſonſt zu einem ordentlichen 


BVerfahren eingeleitet werden, praevia eitatione mit 


Wechſelſchriften bis zum Schluſſe, entweder bey den or· 
Q4 dentli⸗ 


236 RAR | 
dentlichen Gerichtsſeſſionen, oder wie bey dem Eonfls 
ſtorio $.10. demerket worden, auffetgerichtlich verfahren, 
Auch har es in Anfehung des Beweiſes, wie der Erlaf 

> fung des Urthels eben die Bewandnis, als zurüd 9. 11. 
behy dem Conſiſtorialgerichte gebacht worden, 


6. 28, 

Nicht weniger finden nach  gefprochenen Wetheln 
eben die Rechtemittel daſelbſt Statt, welche nach dem 
$. 13, 14, 15 umd. 16 Statt haben, und wird «6 bey 
der Päuterung, Actenverſchickung und deren Inrotulation 
in allen Stücken, wie bey dem Conſiſtorio gehalten, 


$. 29 
Die Sachen Hingegen , welche durch bie Anpellation 
an das Landgericht gelangen, werden bey ber erfien Zus 
gidic nach eingefegter Berufung eingeführet, worauf das 
Rechtsmittel in einer ſaͤchſiſchen Krift, falls diefelbe nicht 
prorogiret wird, gerechtfertiger und die Acten ber vori⸗ 
‚gen Inſtanz Äbergeben werden muͤſſen. 


6. 39, 
Der Appellationslihell wird nicht eher eommuniei 
“get, bis Über die Relevanz geſprochen und Prozeſſe er⸗ 


kannt worden, 


(Verordnung vom raten Dec. 1750.) 
in welchen lezteren Galle ein Derfahren nad Anleitung 
‚deB ergangenen Urthels eintritt, bey welchem Urthel und 
deffen Publication chen das Statt findet, was $.12 
von dem Lonſſſerie argeſahrer worden; wie denn auch 
| don 


2 N 


- Vteet werden kann. 


aa 237 
von einem ſolchen Relevanz s Urthel leuteriret und Doppel; | 


j 6. 31. 

Die Lkaͤuterung ſchlieffet auch Hier die Appellation 
nicht aus und nimmt eben den Gang, wie 6. 28. beruͤh⸗ 
get worden. Wird aber die Appellation eingeleget, fo 


muß bigee ſchriftlich binnen 10 Tagen otſqehen. 


6. 32. 

Dieſe Appellation gehet, wie von allen weltlichen 
Obergerichten des Landes, an die koͤnigl. und churfuͤrſtl. 
Regierung zu Ratzeburg, und erfordert theils eine Appella⸗ 
Honsfamme von 100 Mark, theild daß der Appellant 
entweder gleich bey der Appellationseinfegung, ober doch 
bald nachher, pro expenfis. in cafum füccumbentiae 


5 " Kaution befielle, davon der Vermoͤgendſte niche frey iſt. 


. (Refeript vom 13ten Deck. 1731. und Vererdn. 
vom &#. Sebr. 1733.) - 
Der terminus introductionis it im Sommer eine 


ſachſiſche Frift, im Winter aber zwey Monate, wilches 


beydes a die publicatge fententiae gereihner wird, und 
nach der Einführung muß die Appelation in einer fahr 


ſchen Friſt juſtificiret werden. 


Herz. Jul. Henr, Verordnang ve vom aaſten Der, 
»663. 3 on 


$. 33. 

: Auch bey hochgedachtem Dicafterio ann bowodi die 
Lanterung als die Appellation wider die beſchwerlichen 
Urtheile eingewandt werden: und wie die Länterung, 

» 353 yon 


r 


238 BP 


von beren Berfolgung die Ianenturgiihe Gefgrzidtäsche 
nung Dladridt sieht, abermals bie Appelatien nidie 
ausſchlieſſet; fo schen bie, wider bie in ber Appellatisnss 
oder in der Länterungs s Juflanz ergangenen Erfenarnife 
eingelegte Appellationen an das hohhe Tribunal u Zeile, 
wenn ‘die erſorderliche Appelasions » Summe vechäms 
den If. 


$. 34 

bevor das, dem Königlichen Ehuchaufe zufiehende, 
Privilegium de non appellando illimitatum auf das 
Herzogthum Lauenburg nebft dem Lande Kabeln erſtrek⸗ 
Fer wär, find wohl Beiſpiele vorgefommen, daß nad 
der Laͤuterungs⸗Inſtanz, beym Abgange der bey den Reicht; 
Gerichten erforderlichen Appellations: Summe, eine Redi⸗ 
flon gebrauchet worden, «6 ſcheinet folches aber in neuern 
Beisen abgeſtellet zu ſeyn. 


$. 35. 

Die Sherteln fallen Hey dem Landgerichte ebenfals 
beim Gerichts⸗ Director und koͤniglichen Aſſeſſor alleine zu, 
und Die dabey fallende Brüche gebühren der hohen Herre 
(haft aueſchließlich, wogegen bie Beyfiger aus der Lands 
ſchaft frey gehalten werden muͤſſen, welche dafuͤr zugleich 
son jebem Endurthel eine Tonne Bier oder 7 Me. ges 
nieſſet. (Herzog Franz Verordnung vom Tage Vocem - 
jucunditatis 1558. Minifterial » Refertpt nom gten April 
1732.) Die Vollſtreckung der in Rechtskraft getretenen 
Urthelle geſchieht durch Immiſſionen oder Pfändungen, 
weshatben Commilloria an die Kirchſpielgerichte erkannt 
werden, oder auch durch militairiſche Execution, weiche 

Zur von 
| \ 


DPA 239 


von. dem zeftigen Herrn Graͤfen, in deſſen Abweſenheſt 
aber, von dem konigl. Obergerichte verhaͤnget wird. 
$. 36. - 

Die Geſetze, auf welche das Landgericht verwieſen 
iR, find das Im Druck ausgegangene Hadelſche Landrecht, 
nebſt loͤblichen Gebraͤuchen und Gewohnheiten, auch den 
von Zeit zu Zeit emanirten landes herrlichen Verordnun⸗ 


gen, wo dieſe alle aufhören aber das gemeine Eapferlige x 


Recht. e 
Verordnung Herzog Julius Henrichts vom zoſten 
Ray 1654. 


. 37: 
Das viergericht iſt wahrſcheinlich fe‘ alt. als das 
Landgericht, weil’nicht die geringſte Spur anzutreffen, 


woraus man fchlieflen koͤnnte, daß jemals das Landı ober 


ein anderes Gericht über die fünf Kicchfpiele des zweyten 


Standes, Werterjhlienwohrt; Wanna, Steinau, Odes⸗ 


heim und Oſterjhlienwohrt eine Art von Gerichtsbarkeit 


ausgeuͤbet Hätte; und es hat feinen Namen daher, weil 


in den fo eben erwehnten Kirchſpielen nur 4 Kirchen 


find, daher fie entweder ans folder Urſache nur für vier 
Kirchſpiele angefehen ‚worden, . oder die zu einer Kirche 
gehörende beyde Kirchſpiele Weſter⸗ und Oſterjhlienwohrt 


anfänglich noch nicht von einander moͤgen getrennet gewe⸗ | 


fen ſeyn. 
Nachrichten worauf ein Secretarius in Hadeln zu 
sehn hat, de 1644- 
$. 38. 


In Anſehung des Außerlichen, ‚verhält ſich dabey, 
de beyden Marktgerichte ausgenommen ‚alles wie bey 


dem 





7 IP 
dem Landgerichte, nur daß von ben Landfländen bie 
Schultheiſſen der vorbenannten 5 Kirchfpiele des zweyten 
Standes oder des niedrigen Thelles des Landes. Hadeln iu 
dieſem Gerichte Beyſitzer find, weil ſowol in erfier als 
zwoter Inſtanz allein die Realſachen vor daffelbe gehören, 
weiche aus den gedachten 5 Kirchfpielen entweder ſoiche 
Perſonen angehen, welche von den Untergerichten bes 
freyet find, oder von den Gerichten. eines jeden Kicchs 
fpiel6 durch die Appellation und Remißion an bafielße 
gebracht worden. Es wird, wie die Senden vorher bes 
merkten Gerichte, gleichfalls monatlich und zwar am Mit⸗ 
tewochen nach dem Eonfiftorio und Lanbgerichte, ia dem 
deerſchafilichen Hauſe abgehalten. \ 
8. 39. 

Der Proceß iſt nicht weniger eben berfelde, als beym 
Bandgerichte, wie denn dabey auch eben diefelden Rechts⸗ 
mittel ſamt einerley Obere Inſtanzen Statt finden, wes⸗ 
. Halb man fidh desfalls auf das, was vom Landgerichte in 
ben $. 25. -bis- 36 angsführet worden, lediglich beriehen 
kann. 

(De Schluß folgt einig) 





— m, 
Ueber einen, im Jabe 1759. in Himmel. 
pPporten verübten DBatermord. 


We ich vor einiger Zeit, die mir unvermuthet zu 
Händen gefommene Criminal Acten, des fiscaits 
| nn ſchen 


- 


neh 2 55 non 


> 0 239 
ſchen Proceſſes wider Anne Marie Eliſabeth Pflug; 
geborne Stolley in puncto veneficii et parricidii 
durchlas, fand ich viele, ben diefem Verbrechen zuſam⸗ 
mentreffende Umſtaͤnde, Außerft intereffant für den D@s 
enden Pſychologen und Beobachter menfchlicher Hands 
Jungen; daher meines Erachtens die Erzählung vieles 
einheimifchen Criminal⸗Falles, nebft einigen Vemerkun⸗ 
gen daruͤber, in den Annalen nicht am unrechten Orte 
ſtehen werden. 

Dos Factum if kürzlich Diefes: Der bremiſche Eantı 
ſiokal Stoltey in, Himmelpforten, Bat eine einzige 
Tochter... Diefe feine Tochter, eine Derfon non 17 Jah⸗ 
zen, verſchafft fi im Anfang des Maymonats 1759. in 
dee Abfiche ihren leiblichen Vater zu vergeben, von zwoen 
Apotheken Arſenik, oder fogenanntes Ratzenkraut. Nun 
vernimmti fie am zten May 1759. daß des Mittags für 
ihren Bater allein gelbe Erben aufgeſetzt werden follen. 
Sie hat die. Aufwartung hey Tische, ſtreuet beyym Hin⸗ 
eintragen ber Erbſen aus dee Küche in die Stube, einen - 
Teelöffel vol Arſenik über felbige, und rührer fle damit. 


ein. Sie ſetzet darauf die Erbſen ſelber vor dem Vater 


auf den Tiſch und fieht zu wie er davon iſſet. Kaum aber 
hat er felbige ausgegeſſen, als er ſein Meſſer niederlegt, 
und ſagt: „O, ich mag auch nicht mehr eſſen.“ Hierauf 


lehnet er ſich zuruͤck, und nimmt den Kopf in die Hand. 


Nach einer Viertelſtunde fordert er Eifig; ee wird ohn⸗ 
mächtig, der kalte Schweiß bricht ihm aus. Er befomme 
Erbrechen, und dies dauert mit heftigem Iariren fort, 
Bis ſich zulege Krämpfe und Zudungen in Füßen und 
Händen einkelen, und er des Morgens baranf um 2 Uhr 

in 


% 


249 BE 7. 


in den Armen feiner leiblichen, feiner Einzigen Tochter, 


die ihm das GSift bereitet, ſtirbt. So giebt die Inquis 
ſitin das Zactum bey der Unterſuchung felder an, und 


fo Hat fie es oftwiederholet. Man trant faſt feinen Aus 
gen nicht, und es ſcheinet unglaublich zu ſeyn, daß ein 


einziges Kind, eine einzige Tochter, alles moraliſche, alles 


menſchliche Befäht fo ſehr erſticken könne, um fählg zw 


feyn, einen Teiblichen Water recht vorfeglich mit Sift zu 


vergeben. ran Hält wenigſtens ein ſolches Ungeheuer 
. für verrädt, und zur Ehre des menſchlichen Herzens, des 
Gebrauchs der Vernunft unfähig, Defto auffallender 
und intereffanter iſt es, wenn wie in ber gegenwärtigen 
Watermörherinn feinen Auswuchs der Menſchheit, fons 
dern eine junge Perfon von 17 Jahren, von einer Auf 

ferft guten Erziehung, von vielen feinen ‚moralifchen und 
religiöfen Empfindungen und Befählen, kurz eine Pers 
fon von vieler Tugend erblicken. 


Traurig iſt die Gemerkung, daß eine Perfon vom " 


ſolchen Grundfägen fo gewaltig tief fallen, und fih zu 
der unterften Ciaffe der verabſchenungswuͤrdigſten Wers 
brecher geſellen önne; demuͤthigend aber wird auch 
eine ſolche Erfahrung für den Werth menfchlicher Grund; 


füge und für die Stärke der Marken, die nie fo feſt, 


nie fo ſtandhaft find, daß Re fi nicht erichättern, und 
wankend machen laffen, weil man ja fo oft ſieht, daß 
nicht blos Grundſaͤtze, fondern auch Verbindungen, Las 
gen und Verhältniffe den Antrieb menfchlicher Handlun⸗ 


gen beftimmen. Nicht jeder, der feiner Verbrechen 


wegen, buch ben Henker geftorben, hat vielleicht nad 


: böfen 


. 
Pi 





47--.-. 


DR 241 
bilen Grundſaͤtzen gehandelt. Vielleicht dachte er eben 
fo gut, ‚vielleicht hatte er die nemlichen guten und moras’ 


liſchen Empfindungen, die der tugendhafteſte Menſch har, 
er kam aber in Verhaͤltniſſe und Lagen, die ihn zu 


Handlungen determinirten, welche ganz und gar feinen 
Grundſaͤtzen zumider waren. Nie habe ich dieſe Wahr⸗ 
heit mehr gefühlt, als bey Leſung der Eriminalacten 
Über obigen Vatermord. Das vorfezliche abſcheuliche 


Berbrechen des Vatermordes ſteht mit dem tugendhaften 


Kerzen der Delinguentin in ganı befondern Eontraft. | 
' Anne Marie Eliſabeth Stolley war fehr gut 
erzogen, ihe Vater hatte fie nah Stade bey einer ans 
gefehenen Secrerärch s Witwe in Penſion gethan. Sie 
kehrte in ihr väterlihes Haus nah Himmelpforten 


mit den vortreflichften Anlagen des Herzens zuruͤck; und 


da die Natur ihr die korperlichen Schönheiten au nicht 


derſaget hatte, fo wurde fie durchgehende gefchäger und 


geliebet. Sie war 17 Jahre alt, als der Affect der 


- Liebe fich ihrer Seele bemaͤchtigte. Gin junger Chirur⸗ 


gus, Namens Pflug, gab ſich ihr als Liebhaber zu ers 
fennen, und fie erwiederte feine Neigung damit, daß fie 
ſich mic ihm in ein Liebesverſtaͤndniß einlleß, und wie 
fie ſelber in der Inquifition ausfagte: „ihm ide ganzes. 


Herz ſchenkte., Grade in dem Alter, wo ber Affect der 


Liebe bey jungen Frauenzimmern am beftigften iſt, liebte 
fie diefen Chirurgen, fie wuͤnſchte ihn zum Manne zu 


haben, und bat zu dem Ende ihren Water um feinen 


Gonfens zu diefer Heyrath. Allein, der Water fchlug 


ihr feine Einwilligung rund ab, und wollte in die. Hey⸗ 


100 x. ratb 
* 


22 IP 
rath durchaus nicht willigen. Ihre Liebe zu dem Che⸗ 
rurgen Pflug ward durch die abſchlaͤgige Antwort ihres 
Vaters nicht nur nicht erfticht, fondern fogar noch heftis 
ger. Sie wiederholte oft bey ihrem Mater ihre Bitte 
um feine Einwilligung , allein vergebens. Endlich 
wollte der Water ih} alle Hofnung benehmen, und fagte 
zu ihr mit dem firengfien Tone: fie ſollte, fo lange feine 
Augen offen fünden; nicht nur den Chirurgen Pflug 
nicht heyrathen, ſondern auch gar nicht heyrathen. Der 
Mann bedachte nicht, daß er durch ſolche Reden, ſtatt 
den Affect der Liebe zu daͤmpfen, ſolchen vielmehr ans 
fachte. Vorzuͤglich legte er durch die lezte Drohung, 
daß nemlich, f6 lange feine Augen offen Bänden, daraus 
‚nichts werden follte, den erfien Keim des Gedankens in 
ihre Seele, den Tod ihres Vaters nicht nur gleichgül« 
tig, fondern auch wünfchenswereh zu betrachten: weil 
alsdann das einzige Hinderniß aus dem Wege feym 
würde, weiches ihre Verbindung aufgehalten. 

Nun fey es mie erlaubt, die Werbrecherinn in dies 
fer Diipofition des Herzens zu laffen, und zuvor auf den 
Character ihres Vaters aufmerffam zu machen. Ihr 
Water war Landfiſcal des Herzogthums Bremen. Ver⸗ 
möge feines Amts, mußte er leider. oft die feinern Ges 
fühle des Mitlefdens und der Menſchenliebe verläugnen, 
Hierin war er denn endlich fo weit -gefommen, daß er 
für alles ws Menſchenliebe hieß, für alles ſympathe⸗ 
tiſche Mitleiden fuͤhlloß geworden. Er hatte für dieſe 
edlern Gefühle keinen Sinn. Daben beſaßer, obgleich 
in den beten GSluckzumſtaͤnden, einen unbegraͤnzten 
. Ger. 


⸗ 


Zn 0’. \ BE 24 
Gelz. Sein Amt, noch. mehr aber fein Character madı . 
ten ihn bey jedem verhaßt, und in feinem Hauſe glich er 
mehr einem graufamen Tyrannen, als einem: Daudvater, 

. &o hart er Äbrigens war, fo fehe er das Geid ſchonte, 
fo viel wandte er auf bie Erziehung feiner einzigen 
Tochter, und fo ſehr hoffte er im Alter von feinem eins 
zigen Kinde erfreuet 1m werben. Allein, Teine ſchlechten 
GSeiten konnten feiner Mugen, und in Betracht der Den 
Sungtart himmelweit von Ihm verichiebenen Tochter, 

- micht entgehen. Die kindliche Liebe, die fie ihm chat 
dig mat, nahm mit ihren Jahren ab, weil fie denjenis 
gen, ben fie als Vater lieben folte, in Nüdficht: feines 
moraliſchen Characters, verachtete und verachten mußte. 


An diefer Stimmung des Herzens hofte fie na 
Immer von Zeit und Umſtaͤnden eine gänftigere Ent⸗ 
ſchließumg von Ihrem Water, als zw ihrem Ungläd die 
. Stimme einer Derführerinn fih Hören lieh Beke 
Wolters, des Landfifcals Stolley Dienſtmaͤdchen, 
wußte um das Liebesverſtaͤndniß der Delin quentinn mit 
dem Chirurgen Pflug ſchr genau, und bey Gelegenheit 
_ einer. Klage der Delinquentinn, daß Ihr. Water in die Hey⸗ 
rathz gar nicht einwilligen wolle, giebt dieſes Ungeheuer 
den Math: da wäre nicht anders aberzukommen/ fie 
mußſte ihren Nater mis Ratzenkrant vergeben. Solch 
ein vexruchter Nash, konnte ohnmoͤglich ſogleich von der 
immer noch tugendhaften Delinquentin, angenommen 
werben, fie wiss ihn zuruͤck mit den Warten: „das 
wüfte der liche Gott, es wäre doch ihr leiblicher Vater. - 
Allein die Idee blieb ihrer Seele eingeprägt, wie ader- 
C(Annal. se Jahrg. or) 8 nach J 


- 


246 


nach Verlanf von 3 Wochen, fie mit aͤnßerſter Traurig 
Belt, wieher über big Härte ihres Waters, in Michtzu 
iaffung der Heyrath kiagte; wie fie nunmehre gönzlig 
an feiner Zulaffang zweifelte; der Affecuiber Liebe aber 
immer heftiger und ihr zur wahren Marter wurde, hatte 
die Beke Wolters bie bequemſte Gelegenheit, rem 
abſchenlichen Rache, den fie wiederholte, Singang'zu vers 
ſchaffen. - Liebe, der allgemeinfte Trieb, die Troja und 
Perſepolis zerſtoͤrte, und im falten Norden der Stadt 
Moskaun ihren Urfprung gab; fie, die Handlungen 
hervorbrachte und herdorbringet, bie far unmöglid 
feinen; fle, ber zdeifte- Trieb, den bie Natur in ums | 
pflanzte, ſtimmte bie Delinquentinu zu dem abſcheuliche⸗ 
fien Verbrechen eines Vatermordes. Als wachſende 
Marter durch den Keftigen Affect der Liebe würhere, und 
hofnungsloſe Werzwelfelung der Delinguentinn zugleid 
fi benrächtigte, da war nicht Licht im Verſtaude, da 
ſauk Tugend. Der Rath der Beke Wolters wird am 
genommen ; die tugendhafte Tochter wird Verbrecherinn, 
fie toͤdtet ihren elguen Water. Bey einem ſolchen Bey⸗ 
fpiele von Verbrechen ziehe fih die Menſchenliebe nicht 
ganz vom Verbreche: zuruͤck; man kann fih der Ems - 
pfindangen des Mitleids nicht erwehren, man wuͤnſche 
den Verbrecher zu retten, und glaube wichtige Die; 
mente zur Vertheidigung finden zu Finnen. Cs if 
nicht meine Abſicht, den fernern Eriminalproceß Diefer 
Vatermoͤrderinn, die 7 Wochen nad ihres Waters Tode 
hren Bräutigam den Ehtrurgen Pflug heyrathete, zu 
beſchreiben; ich kann aber doch niche demerklich zu mas 
. chen 


⸗ 


—8 


IPA 247 
| chen unterfaffen, daß fie g Tane nach ihrer Berheyras 
‚ thung in Inquiſition gerieth, alles geftand, und mie fie 
darauf von einem der groͤßten noch lebenden Rechtsge⸗ 
| lehrten ‚bier im Lande unübertrefbar vertheidigt worden, 


| it ihr endlidy die Strafe des Schwerbts suerfannt, und 
auch an ihr vollzogen worden. 


Wer moͤchte ſich nicht gerne beym Siuſſ dieſer 
traurigen Geſchichte daran erinnern laſſen, daß es noth⸗ 
wendige Pflicht ſey, den wahren Grund. jedes Verbre⸗ 

‚chen, fo viel möglich in der Natur der Seele des Vers 
brechers anfzufuhen, und hieraus feine Moralitaͤt zw - 
beſtimmen. Sergliedert man nad) dieſer Regel die 
| ſchwarze That der ungluͤcklichen Stolley, fo finden 
wie viele wichtige Stände, fie mie Milde zu richten® 
Anden bie ‚traurige Erfahrung beſtaͤtiget, daß Triebe, 
die dee Schöpfer dem menfchlihen Herzen zu feiner 


Gliuͤckſeligkeit ertheiter dat, in Leidenfhaften ausarten 


fönnen, und alddann zu den größten und abſcheulichſten 
Laſtern führen; finden, daß mir uns vor dem erften 
Schritt zum Lafter zu hüten haben, weil alle übrige, 
beynahe als nothwendige zolgen aus einem Vergehen 
entſtehen. 


Vuxtebude. | 


von Abfen, 
on Advoc. immatr, | 





248 ac, 

— — x: ____ — 
.. WM. Ä 
Die Vorzuge der meyerrechtlichen Berfaf 
ſung, nach Beobachtungen: über Bauer: 
güter im Herzogthum Bremen”). 





E Gedanke, eine neue Darfielung eine Sache 
gefällt am meiſten, und reißt mit ſich fort, je ud 
der 


2) Die anerfannte Wichtigkeit der Frage, ob die in 
den hiefigen Landen faft allgemein üblide Meyer 
verfaffung, oder das Eigenthum der Baurenguͤter, 
für ihre Thellnehmer und den Staat vortheilhafter 
ſey, macht diefen Gegenfland einer anhaltenden 
Sffentlichen Unterſuchung ganz befonders würdig. 
Es find deshalb fchon mehrere Abhandlungen dar⸗ 
über von den Vertheidigern beyder entgegenftehen: 

den Meynungen, in den Annalen mitgerhelt 
worden. Ohne hierbey eine vorgreifende Entſchei⸗ 
dung ſich anzumafen, wünfcher man blos’ dazu ber, 
huͤlfiich zu ſeyn, daß durch Anhäufung der Gränkei 
wider und für bas Meyerweſen, ihre Wuͤrkungẽ⸗ 

kraft der gefuchten Wahrheit offene Bahn ebene, 
Diefem Zwecke ik es nun. auch angemeflen, genen 
wärtige Abhandlung den vorbergegangenen beyzu 
fügen, da fie es fo fehr verdient, gleich jenen oͤffe 
lic) bekannt zu werden, weicher Beſtimmung jed 
fo wenig ihr erftes Dafeyn verdankt wird, als d 
Abſicht, mit irgend jemand eine Fehde über 

Materie zu erregen. Ihr Herr Verfaſſer ve 
diget darin das Meyerweſen nicht uneingefchrän 
fondern blos eine gut. organifirte Form deſſelb 
Wird aber damit die jegige Geftalt unfrer einha 
milden Meyerrechte verglichen; fo zeigt es ſi 

deu 


J 


TE TE ⸗ñ — e e —ñ—wws ⸗ —ñe —— 
ö— — — —— —— — — — — — — 
5 
8 
- 
J 












= 


[4 


won 29 


ber bie Natur getroffen wird, und jenehe der Leſer ſich 


"wundert, wie er nicht von ſelbſt früher auf dieſen Ein⸗ 
fall gekommen ſey. So verhält es fich bey Merken des 


Witzes, und auch bey wiffenfchaftlichen Grundfägen. . 


So fehr dadurch beym Witz die Unterhaltung gewinner; 

ſo gefährlich iſt 06 dem ernfihaften Gange der Geſchaͤfte, 

oder der richtigen Beſtimmung wilfenfchaftliher Grund⸗ 
‚füge, wenn Neuheit und Ueborraſchung im Wortrage, 

dem kalten Nachdenken vorgreifen, 

| Das phyſtokratiſche Syſtem, welches alle Auflagen 

‚eines Staats wieder auf den reinen Ertrag zuräcfühs 

‚son wollte, nachdem das Chaos aller Arten von Auflas 

gen, vorzäglich in SranPreich, zu einer eigenen Willens 
Ihaft geworden war, machte im Anfang hauptfächlich 

desfalls viel Anfieben, und erhielt fo viele enchuflaftis 

ſche Verehrer, weil die Grundfäge des neuen Auflages 


R3 ſyſtems, 


dentlich genug, daß He nicht au denen gehören, bie 
Dem entworfenen Bilde gleich kommen. Ueber⸗ 
haupt möchte wenigſtens dieſes Reſultat jegt für 
— ausgemacht zu halten ſeyn, daß wenn 
auch Hindernifie oder Bedenklichkeiten, der Einfuͤhe 
rung des Eigenthumsrechts der Baurenguͤter bey 
ans noch entgegenſtehen ſollten, doch bie jekige 
Meyerverfaſſung wefentliher Veraͤnderungen bes 
börfe, um ber Vorzüge faͤhig zu werden. welche fie 
in ein ſchwankendes Gleichgewicht mir dem Eigen⸗ 
chumsrechte fegen koͤnnen. Verſchiedene Anmers , 
tungen, die man Bier und da zu machen, verſucht 
—* finden ſich bereits in den Annual. ım Jahrg. 
St. ©. 3. f. an Jahrg St. ©. 25 f. 3m, 
Sehr. ıw&t. ©.49 f. 3. 


—— ht _ u. PP DREH ; 


‘ ' % . 

250 DEE | 
ſyſtems, fo aͤuſſerſt amvel, und in der Natur der Sache 
gegruͤndet zu ſeyn ſchienen. Man wunderte ſich, wie 
mar Jahrhunderte dieſen einzigen richtigen Weg vorber, 
in die Irre unzaͤhliger Binanioperationen umbergehen 
können. Die Blendung der Neuheit und Simplicitaͤt 
fiel endlich ab, und befonders ließ der Herr von Dobm 
. auf die bündigfte und kuͤrzeſte Art, viele Läden und 
Unausfuͤhrbarkeiten des neuen Syſtems vor Augen 
treten. "Die Lehre von Auflagen wat freylich dem 
Staate wichtig genng, und verdiente die Aufmerkſam⸗ 
keit, welche ihr die größten Staatslehrer widmeten. 
Allemal bat die Lehre feldft durch jenen Streit an Auf⸗ 
klaͤrung gewonnen. 


Nicht: minder wichtig iſt dem Staate die Lehre 
„von der Verfaffung der Bauern!,, und ganz 
neuerlich bat im 4ten St. des ıften Jahrganges diefer 
Annalen, ein undelannter Verfaſſer, deffen Autorität 
die Herren Herausgeber als fehr bewaͤhrt verfidern, fi 
bemuͤhet, „die großen Nachtheile der Meyerverfaffung 
für den ganzen Staät,, Ing Licht zu fegen, und daraus 
wahrſcheinlich zu maden, „daß das wenige Emporfoms 
‚men Churhanndvrifher Bauern, beſonders im Herzog⸗ 
shum Lüneburg feinen Grund in der Meyerverfaß 
fung habe., Zur Abhelfung aller anfgeführten Uebel 
der Meyerverfaflung, fehlägt er ein auffallend fimpies. 
Mittel vor. „Man ſolle die Meyerverfaffung aufbes 
ben, dem Bauern die ganze Meyerftelle als freyes Ei 
genthum, jedoch nur im Ganzen verkäuflich, übergeben; 
die gutsherrlichen Brfile, als Grund un) Boden anı 

\ klebend, 


| En. 2 \ 2031 
tlebend, beybehalten, und auffer dem ganzen Umfang 
‚der Stelle, noch einige Dertinenzien beylegen, die für 
"den Nothfall, auch einzeln verkaͤuflich ſeyn follten. „ 
Dem erſten Anſehen nach, muß man dieſe Operation 
"für ſehr ſimpel, allen intereſſirten Theilen für unſchaͤd⸗ 
lich, für Freyheit und Geldumlauf aber, als aͤuſſerſt 
befoͤrderlich halten. Der Verfaſſer ſelbſt, iſt von der 
großen Wuͤrkung dieſes, Plans fo uͤberzeugt, daß er 
glaubt, eine große Stimmung der aufgeklaͤrten Landes⸗ 
leute voransfegen zu können *), und wer den jegigen 
‚ allgemeinen Hang für Freyheit kennet, kann dieſes niche 
| unwahrſcheinlich finden. 

Se natürliher und ainleuchtender der Vorſchlag 
an ſich zu ſeyn ſcheint, je mehr Aufmerkſamkeit verdient 
er; und ehe das Verbeſſerungsmittel zur ernſthaften 
Empfehlung kommen kann, muͤſſen die Vorderſaͤtze, auf 
welche Die Abſchaffung eines ſeit Jahrhunderten, durch 
fe manche Abwechſelungen der innern Staatseinrichtun⸗ 
gen, in vielen Provinzen bluͤhend beſtandnen Meyer⸗ 
ſoſtems, beruhen ſoll, aufs genaueſte zergliedert, und 
unterſucht werden: ob das Uebel, dem der Verfaſſer 
Keuern will, allenthalben vorhanden fey? ob es 
in der Mieyerverfaflung? oder etwa In andern eins , 
würfenden Lokalverhaͤltniſſen ſeinen Grund habe? und 
55 alfa der neue Plan der Eigenthumsverleihung im 
Stande ſeyn werde, das Uebel zu heben? Die Unters 
bodurs dieſer Saͤtze iſt nicht leicht! Univerſalausſpruͤche 
R4 ſind 


Auvalen 10 Jahrs. 4 ©t. © 8. 


i 


y 


242 Be 


And felten zutreffend ; am wenigſten; wenn Bewelle aus . 
Thatſachen genommen werben mällen, die oft nach Ber⸗ 
ſchiedenheit ber Gegend ſich verſchieden zeigen. 

Das beſte Mittel die Sache fo aruͤndlich ju Sehanı 
dein, wie es die Wichtigkeit des Gegenſtandes in ber 


‚That verdient, wird nach meiner Idee dieſes ſeyn, daß 


in mehreren Gegenden uud Provinzen Männer, deren 
Geſchaͤft es if, die Danern, undYen Bang ihrer Handı 
kungen zu beobachten, biefenigen Thatſachen fanımeln, 
weiche fih ihnen über "den Gegenſtand des Nutzens ober 
Schadens der Dieyerverfaffung darbieten. Ans ſolchen, 
in möglihk vielen Gegenden geſammleten, wahren 
Beobachtungen, wird alsdenn der Staatemann den 
eine allgemeine richtige Theorie leitet, der aber dem 
Bauernſtand nicht allemal ins Innere feiner Oeconomie 
folgen kann, bie Reſultate abwieyen, welche für da® 
Wohl des Ganzen die Heilfamften And: Ich kann mich 
alſo auf dem Hauptzweck einfhränten, über den oben 
angegebeuen Gegenſtand wahre Bevbadtungen aufzu⸗ 


ſtellen; und bey dieſem Gefigespwict wird es mir nice 


zum Vorwurf gereichen, wenn Ih in meiner Lage niche 
ale in dieſem Theil der Staatswirthfchaft ſich haͤufende 
Schriften denutzen kann. | 
Faſt in allen Provinzen des huchanndoriihen Lan⸗ 
des beſitzt ber Landmann, den größern Bauerhof, wie 
die kleine Brinkſitzerey, zu Meyerrecht. Allenthalben 


ſtehen Gutherr und Meyer nebeneinander ! Aber 
ganz Imendliche Abweichungen fihden fi in her Aus⸗ 


abuns ihrer gegenſeitigen Be, iu dee Ergle⸗ 
big⸗ 


Be 23 
bigkeit des Gennd und Bodens, Vertheilung der oͤffent⸗ 


lichen Auflagen , und Wohlhabenheit ber Gegend. Jede 
biefer Abweichung wuͤrkt erſt anf die Beſtimmung des 


bauriſchen Characters. und dann dadurch wieder auf 


das ſtrengere oder mildere Verhältniß zwiſchen Gutsherr 
und Meener fo ſehe zuruͤck, daß man die Krage: ob die 
Meyerverfaſſung? oder Eigenthum vorzüglicher 


Sey? nicht anders beantworten Tann, ald wenn man 


zuvor dem Einfluß aller eben aufgeführten mitwuͤrken⸗ 


‚ den Umſtaͤnde genau nachgeforfcht Hat. Die Autwort 
wird felöft alsdenn erſt das Gepraͤge der Zuverläffigkeie 


Haben, wenn aus den angeführten Beobachtungen es 
vor Angen liegt, daß man zu jeden Erfolg die rechte 
Quelle traf, und nicht etwa 3. B. ber Meyerverfaſſung 
ein Uebel zuſchrieb, was durch den Druck Iffentlicher 
Abgaben, Mangel an Abſatz haͤnslicher Producte, oder 
andse hervorgebracht ward. 


Den hiſtoriſchen Theil der Meyerverfaſſang kan 
t Hier nach meinem Zwed übergehen, aber nuͤzlicher 
wird es für denſelben fen, wenn ich die Gegend mit 
ihren Eigenheiten anführe, welche ih befonders vor 
Uugen Habe... Weberhaupt ift es ein großer Theil des 
Herzegthums Bremen; befonders aber in demſelben 
ein Diſtkiet, von nicht völlig 2 Quadratmeilen, von 


Marie und Geeſt zufammengefegt, in der Nähe einer 


großen Stadt. . Die Auflagen, aufler Dreyersins und 
Contribution, find unbedeutend. Die Einwohner aller 
Dirfer ind, ausgenommen eine nicht große Zahl, weiche 
Bq vonder Gutthere ſhaft frep ‚getauft hat, Meyer. 

Rs leute, 


254 BP 


N 


leute, bie beſonders auf den größeren Höfen, indem 
Gebäuden und Vieh ein Allodium von ziemlichem 


Werth beſttzen, verföntich völlig frey find, Feine Natu⸗ 


ral⸗Herrendienſte leiften und in keinem firengen Ver⸗ 
haͤltniß gegen die Gutsherrſchaft ſtehen. Sie haben 
im ihrem Character Kleiß und haushälterifhe Ordnung, 
umd diefen zufommentreffenden Umſtaͤnden, verbunden 
mit einer Leichtigkeit‘ der -reichlichen Gewinnung uud 
vorteilhaften Umſetzung ihrer Producte, verdanken 


‚fie einen Grad der Wohlhabenheit, welcher ein Mittel⸗ 


weg zwifchen Appigem Reichthum, und forgender Därfi 
tigkeit iſt. Einzelne Ausnahmen können das Bild bes 
Ganzen nicht verändern! Vermoͤge diefer zufanımentrefi 
fenden Localitaͤten, werden meine Beobachtungen, über 
den Einfluß der Dreyerverfaffung, ganz andre Refaltate 
ergeben, als in weniger glücklich gelsgenen Gegenden: 
anfcheinend folgen. 


Nach diefer kurzen Vorerinnerung, gehe ich zur 


‚ nähern Unterſuchung über, und um Mißverſtaͤndniſſe zu 


verhäten, rucke ih die Kragen ein, weiche der Verfaſ⸗ 
fer in dem angefäeten Stüd der Annalen ©. 6 und 7 
ſelbſt aufftelter. ı) Iſt die meyerrechtliche Verfaſſung 
bee Banerhoͤfe für den Wohlſtand des Landmannes, 


- für den Aderbau, und mithin für den’ Staat, die Zus 


traͤglichſte, Zweckmaͤßigſte und Belle? 2) Oder iſt 
dieſe Verfaſſung einer, Verbeſſerung fühle ober be, 
dürftig? 3) und welcher Zuſtand des Landmaunes if 


der vorzuͤglichſte? Die erſte Frage wird mich haupt⸗ 


ang beſchaftisen, und alles was dazu dienet, dieſe 
ghoͤrige 


De _ ER 


7 
J 


. Br 7 255 


gehörig zu eroͤrtern, möchte vieleicht bie leztern Fragen 
von ſelbſt erledigen. 

Es iſt ein ſehr ſchweres Unternehmen, bey einer 
Einrichtung zu beſtimmen: ob dieſe oder jene Derfaf . 
fung die befte fey? Man fann damit niche die Abr 
ſicht verbinden, ein idealiſches Bild su entwerfen, wie - 
fh in abftracto die‘ möglichft beſte Verfaſſung ber 
Bauerhöfe denken laffe? Das iſt ein eben fo ſchwan⸗ 
kender und relativer Begriff, wie der, welchen man in 
den Streitfragen uͤber die beſte Staatsverfaſſung auf⸗ 
geworfen hat. Bey den Verſchiedenheiten in der 
Meververfaffung, und den vielen dabey eintretenden | 


Perſonen, iſt es durchaus nöthig, die Frage auf einen 


mehr beftimmten Geſichtspunct zu bringen. Wie mir 
es ſcheint, lieſſe fih die Hauptfrage genauer dahin des . 
fimmen: Sind: die wefentlihen Grundbegriffe 
des Meyerrechts, für den Landmann und fir 


den Staat zuträglidy und zweckmaͤßig? und zwar 


in der Maße, daß es zugleih möglichft viele Uebel 


verhindert, und möglichft viel Gutes befoͤrdert? 
Nicht alles Uebel kann in der Welt zugleich dud ein 
Mittel verhuͤtet, und alles Gute hervorgebracht wers - 


den. Genug alfo, wenn die größte Summe des 


Moͤglichen erreicht wird; und haranf kann ich ‚mit 


Recht dieſe Frage einſchraͤnken. 
Um ſie zu beantworten, iſt nothwendig: 


5) Nicht nur den Meyer⸗Contraet und deſſen wu 
ſentliche Beſtandtheile, an ſich genauerprüfen, ° 


fondern auch 2) alle die Perſonen, welche an 
dieſem 


ı 256 u _ 2 u 
dieſem Contracte wefentlihen Theil nehmen, 


neben einander zu ſtellen, und bey jedem Con⸗ 


trahenten den Nutzen zu zeigen, weldyen er aus 
dem Contract erwartet. - 


1 Vom Meyer: Contract ſelbſt. 
Bey einem jeden Eontracte unterfcheider det RXeches⸗ 


gelehhrte efjentielle Eigenichaften,, ohne welche der Eons. 


tract nicht diefer Contract ſeyn wärbe, natürliche Eis 
genfhaften, weilte durch Geſetze beſtimmet find, und accis 
dentelle ode: zufällige Eigenſchaften, die ihren Scand im 
zufälligen Beradiedungen ber Parıbeyen haben. Mit 


aflen diefen Qualitäten ift auch ber Dieyer- Contract ſehe 


hinlaͤnglich verſehen, und wer es unternäbme, die Wärs 
kungen ber unendlih mannigfalsisen, dur Gefeke, 
Obfervanzen der Werträge, bey demſelben hervore 
gebraten Modifikationen zu: abfirabiren, ber würde 
ſich in ein Labyrinth verlieren. 
WVWirft man im Allgemeinen die Frage, über Vor⸗ 
theil oder Nachtheil der Dreyerverfaflung auf; fo koͤnnen, 
wenn man Verwirrung vermeiden will, bloß effentielle 
‚Qualitäten des Contracts, bey der Erörterung zum 
Gronde gelege werden, und man muß vorerft alles bey 
Seite ſetzen, was auf befondre Verträge oder Geſetze bes 
ruhet. Ergiebt alsdenn das Product einer Unterfuchung, 
das wefentliche ber Verfaſſung fey ehrwuͤrdig und 


zweckmäßig; So können alle naturalla und accidentalia 


immer dur neue Geſetze und Verträge fo mobificire 


‘ werben, wie es der wahre Geift der Verfaffung mit ſich 


bringt. Nunmehro kommt es alſo hier, wo die Rede vom 
NMu⸗ 


N 


+ 


« 


Pe 257 


Arugen ober Baden ber Dieyerverfaffung iſt, bauptſach⸗ 
lich darauf an: Welches find die weſentlichen Grund⸗ 


begriffe (effentialia) des WieyersContracts? 


u. 


” 36 glaube diefen Begriff im getbeilten Bigens 


tbum und erblichen Nutzen, der menerpflichtigen 
He, zwiſchen Gutsheren und Gutsmann zu finden. 

In allen Gegenden , wo feine Spuren’ urſpruͤngli⸗ 
hen Leibeigenthums den Meyers Contract entſſellen, hat 


Der Gutsherr das völlige Ober: Eigenthum des Grund 


and Bodens, mit allen Rechten, welche dazu dienen, ſich 
dieſes Grund Eigenthum, und die demſelben anklebende 


- jüßrliche Einkünfte, ungekraͤnkt zu erhalten; der Meyer 


Hingegen, ein völlig freyes erbliches Benutzungsrecht aller 
zum Meyergute gehörenden Theile, unter der Werbinds 
lichkeit einer unverändetlihen jährlichen Abgabe an den 
Sutsheren, dabey ein freyes Eigenthum alles auf dem 
Kofe Erworbenen, und desienigen, was nicht unzer— 


trennlich zum Grund md Boden gehört. Alle Übrige, 


auf Gelege, Obfervanzen, oder Verträge deruhende Bes 
geiffe, find dem Contract nicht wefentlich, und gehoͤ— 
ven’ daher nicht fir den jegigen Geſichtspunt. Diefe 


das aufgeworfene Problem viel ſimpler und keichter in 


der Auflfang! #8 bleſbt blos die Frage: iſt diefe Theis 


lung des Rigenthbums und der erblichen Benu— 


. "gung dem Staat näglich oder ſchaͤdlich? — Man 
prüfe nun biefe Frage, den. jeder Perfon welche im Staat 
an dem Contract Theit nimmt, und durch ihn ſicher ger 

ſtellet werden m 


- Br 1. 


Säge einen Augenblick als richtig vorausgeſetzt; fo wird 





258 Dre 
DL Von denen, beym Wieyer : Contract eintretens 
den Haupt : Perfonen. 

Diefe And kurz: a)-der Staat fell. 5b) Der 
Sutsherr. ce) Der Meyer; von jeder maß ich beſonders 
handein. 

Die erſte, uud vermoͤge des ariefikhaftlichen Eon 
tracts, die wichtigfte Derfon, ift der Staat ſelbſt, mie 


ı ‚feinen directen Forderungen, und vielen indirecten Be⸗ 


ziehungen, auf bie übrigen Theile des Stantstörperf. 
Die Bedürfniffe deſſelben im Krieg und Frieden, find 
mannisfaltig, dabey dringen", und fo unaufichiebli, ' 
daß jedes Mitglied des Staats immer vorbereitet ſeyn 
muß, folde ohne Aufſchub in dem Augenblic zu erfühen, 
da fie bekannt gemad)t werden. Nicht nur Contributis⸗ 
nen und Geidadgaben müflen am Verfalltage Sa ſeyn; 
fondern auch Einquartierungen, Krieger Zubren, Weges 
Schlahtı Deichdefferungen können ftändlich bevorſtehen. 
In Abfiche des Staats iſt die Wauerverfafiung ber wis 
sigfte ‚Theil der Landesverfaoffung! Nice nur als zahls 
reichfte Volksklaſſe betrachtet, worauf der wichtigſte Theil 
der öffentlichen Laſten radicirt iſt; fondern auch, den 
Grund und Boden faſt des ganzen Staats dat der 


: Bauer unter ſich. Er bringt alle Nahrungs ı Mittel, 


ale Moterialien für Fabriken und Manufacturen bezs 


vor; wird felbft wieder ihr ficherfter Abnehmer, and if 


die Duelle des Handelst Gehet es alfo biefer Claſſe von 
Menſchen gus, genießt fie den möglihfien Wohlſtand, 
und hebt fi empor, fo verbreiter fi dieſes Aber alle 
Theile des Staats, welchen der Bauer vorarbeitet. Ob 
es dem Bauer felöft bey der Wieyerverfaflang wohl gehe? 

Die 


— — — — De 


SE 
. 


1 


Ä ae - 255 


Die Frage kommt unten ausführlicher vor. Auſſerdem 
— aber haben wir hier noch einen doppelten Antheil, meh . 


hen der Staat ander Bauerverfaffung nimmt: 1) den 


Directen Antheil, in Ruͤckſicht aller StaatsLaften, die 
der Bauer trägt. 2) den indireeten, indem er dar⸗ 
auf fiehet, welchen vortheilhaften oder nachtheiligen Eins - 
An die Berfafflung des Bauern auf die Übrigen Theile 
des Staatskoͤrpers hat.“ 

Es entfichet daher zuerſt die Frage: Wird durch 
Theilung des Gruͤnd Eigenthums für die Sicherſtel⸗ 
lung der Staatolaſten, möglichft viel Nachtheil vers 
Bindert, und moͤglichſt viel Gutes befördert? Die Laften 
in einem Staate, die alles das, mad die Regenten eines 
Staats von defien Mitgliedern, zur Erfuͤllung ſowohl 


.der gemeinen wie ber perfönlichen Beduͤrfniſſe, fordern, 


find unendlich mannigfaltig, und ler, wo von ihrer Si⸗ 
cherſtellung die Rede iſt, kommt es auf die verſchiednen 
Arten ber Vercheilung niht an, fondern zwey Hauptels 
genſchaften der Staatsanflagen fommen nur in Betracht. 
2) Die Laften find nicht beſtimmbar, fondern ſtets ei⸗ 
ner Vergrößerung unterworfen; dabey 2) von der Art, . 
Daß in dem Augenblid, da das Beduͤrfniß des Staats 


ſpricht, es auch in demſelben Augenbli® muß erfüllet 


werden. Von dem erften Sag geben uns jeßt, in ber 
Entfernung, england und Frankreich; nahe bey, ver⸗ 
fhiedene durch Deichs und Schlacht⸗Laſten ungeheuer vers 
ſchuldete Marſchlaͤnder, fuͤrchterliche Beyſpiele! Nach 
meiner Meynung iſt der einzige ſichere Ausweg, um den 


"Staat, fowohl für die ünftig hinzukommenden Laften, 


wie für deren ſchleunige Abttaguing, ſicher zu ſtellen: 
0 | Daß 


Halbe Kauffamme des Hofes au sahen; und das ganze 
Hofgewehr neu anzufhaffen. 

Der Werth eines Bauerhofes ift dann der bödyfte, 
wenn das döchke Preduct der Ergiebigkeit des. Bodens 
zur Einnahme, und die wenigſte fremde Arbeitshälfe zur 
Ausgabe, in Anſchlag kommt. Alle Käufer, die nice 


das hoͤchſte Product su gewinnen verfichen; ſelbſt nicht 
viel und ſchlecht arbeiten, fondern lauter fremde Hände 


‚Brauchen, Können nicht zum wahren Banernwerth fans. 
fen. Es fallen daher die Bauergäüter im Preiſe, oder j 


bleiben in ewigen Adminiftrationen bangen, oder der Käns. 
für behält die alten Hrpothelen im Hofe, und nad der 
nächften Erbtheilung der Kinder , iſt wieder ein neuer 


Eoncurs da. Bey dieiem Erfolg leiden immer die Abs 


‚gaben für den Staat, entweder durch wuͤrklichen Verluſt, 
oder Ausbleiben der Naturatbülfen. Diefes iR der wahre 
in vtelen Graenden und Zällen beobachtete Gang bey. 
Eigfnthums:- Bauern, eder frepgelauften Höfen. Im 
einer ganz andern Laye hingegen iR der Staat, wenn 
der Haupt⸗Laſttraͤger nie fein ganzes Vermögen mis Hy⸗ 
botheken erfhänfen fann, fondern wenn ein großer Theil 


des Nationalvermögens unbeihwert bleibt. Das haft. 
mit andern Worten, wenn der Fall der Meyerverfaſſung 


eiutritt, da der Laſttraͤger nie das Eigenthum des Gt und 
und Bodens, ſondern hoͤchſtens ſein Erworbenes, den 
Werith feiner Gebäude und Inventarien Stuͤcke, und 
vielleicht auch etwa im Nothfall den zweyjaͤhrigen Ertrag 
des Meyerquts mir Hypotheken belaften kann. Wenn 
nicht dee Werth aler Grundflüde mit Kuporheten bes 
ſchwert werden kann, ſo kann auch nie die Verzinſang 

frem⸗ 


I en ln An. unsern En — N 


j - ‘ | » 

‚,WMAE 263. 
fernder Gelber dem Ertrag des Hofes „gleich werden, 
folglich bleibe von der faͤhrlichen Auffünften, auch weis 
er etwas für nnerwartete neue Staatsı Auflagen übrig. 
Da nun die, das Eigenthum verheerende, Erbtheilungen 
beym Veeyergut auch wegfallen; fs bleibt der Meyer 
ſchon an fih, ohne Gängeldand des Gursham, weirefen 
an der Reihe, und zu Leitung der Neihelaſten unausges 
ſpannt, wie der Eigenthums Bauer. Selbſt im feltenen 
Fall einer Abmeyerung finder ſich viel teichter om Acker⸗ 
‚ verfiändiger Bauer, der einige Hundert Thaler für das 
Ä Allodium bezahlt, wie ein Käufer des Eigenthumhofes 

mit Tauſenden. 

Dieſe gute Wuͤrkung der Meyerverfaſluna für die 
Laͤßen des Staats, kann ich mit einem. Beyſpiel belegem. 
| Vor einigen 20 Jahren verurfachten ‚einige Ungtüdsfäle 

einen Deihban in einem Kirchſpiel, welcher eine buare 
Ausgabe von 17000 Thalern erforderte Dieſe Loft 
miußtete won den s Dörfern dieſes Kirchſpiels, alfe etwa 
voun 70 Bauchöfen getsagen werben. Auf ſolidariſchen 
Credit lieh man das Geld an, und tsug nach umd nach 
Capital nebſt Zinſen völlig wieder ab, ohne daß ein 

Bauer in feinem Wohlſtande zuruck gefezt ward, Blos 
der ſolidariſche Credit, erleichterte jene umgeheuce Laſt 
| füe Dorfer. Die bremtihe Deichordnung diſponirt 
wegen Deichlaſt der Meyer im sten Cap. 9.9. Daß die 
Meyer alle Deichlaften tragen ſollen, fo fange fie dazu 
vermögend find; ſobald fie der Boͤrde nicht mehs gewach⸗ 
‚ fin, follen die Gutsherrn ats? Domini directi zutreten; 
und dabey macht der Geſetzgeber die treffende Anmerkung: 
Vngwifchen werden die Gutsherren zu Ihrem eigenen Bes 
© a ſten 





264 BP 

“ ken aneriunert, Ihren Meyern, bey etwa erfittenen, all 
aufchweren, und über Vermögen hart druͤckender Deich⸗ 
ſchaden, in Zeiten, und bevor derſelbe ſich von allen Bits 
tein ab und ganz arm gedeiht, beyhuͤlfig zu erfiheinen, 
damit nice hernachmals ihnen ſelbſt der Deich zur 
groͤßten Laſt gedeihe. —2 


Dieſes Beyſpiel iſt namentlich nur von Deiahau⸗ | 


fen hergenommen! Seder fieher aber glei, daß wenn 
andre Staatelaſten zu gleicher Höhe fleigen würden; 
wenn der Staat den Unterthan fo gegen ben Feind 
ſchoͤtzen muͤßte, wie der Deich das Land gegen das Wafı 
fer (hägt; alsdann aud in der Natur der Sache eine 
gleiche Auskunft liege. Kästen in dem oben ermähnten 


Seoipiet die 17000 Thaler, neben den ordinairen Abs 


gaben, von 70 Eigenthumsbauern herbeygeſchaft wert 
den follen, welche Werlegenheit wärde entflanden feym! 
Solidariſcher Credit ift bey Eigenthumsbauern nicht fo 


Teiche möglich, weil der Wohlhabende fih fürchten muß, 


für den Verſchuldeten gemeinichaftlich Ju haften. Gebet 
gleich eine Ausgabe dieſer Art als eine Staatsſchuld vor, 
fo wird doch in der Zufanft immer der Beweis der Vers 
fion erfordert; und ſollen jene 17000 Thaler Nachbar 
gleich baar, ader durch Anleihen aufgebracht werden; ſo 
muͤſſen gewiß dagegen bey allen verſchuldeten Höien bie 


Pilvat s Gläubiger zuruͤckſtehen, oder die Wohlhabenden 


eine deſto größere Loft tragen: — und ich behaupte mie 
Gewißheit, man wird mic Bein Bevſpiel entgegen ſetzen 


Können, da ein Kirchſpiel von 70 Eigenthumsbauern in 


einigen 20 aan 17000 Thaler mit allen Zinſen zus . 
rn. a 


| 


! 


— 


rackbezahle habe, ohne daß ein Wirth in ſeinem Wohl⸗ 


ſtande und richtiger Abfuͤhrung der uͤbrigen Abgaben uns 
serbrochen worden. 


Dir Here Seh eimte Juſtitzrath mäfer bat inte 


dem if ihm’ eigenthümlichen philofophifhen Scharffinn, mis 


-—-- 


en A 


welchem er fo maychen Theil unfrer teutfchen Staatsvers 
faſſung in ein neues’ Licht ſetzt, in ben Gedanken über 
die Mittel, den Abermäßigen Schulden der Uintertbanen 
zu wehren *) . auch dieſe Frage behandelt: „iſt es gut, 


. „daB der Mann, der die gemeinen Kaften des 
„Staats tragen muß, Eigenthum babe? Er ber 


merkt, daß in Petersburg ein Preis auf ihre Beant⸗ 
wortung gefege worden, und vielleicht die Verneinung 
das erſte Grundgeſetz der rußiſchen Nation werde. Da 


nicht jeder die Stelle zur Hand haben moͤgte, und doch 


Moͤſer gewiß allgemein fuͤr einen ſehr competenten Rich⸗ 


ter geſchaͤtzt wird; fo wird man Ihn am liebſten ſelbſt 
reden hören. Er fagt in der angeführten Abhandlung 3 


„Hat der ſchatzbare Unterthan ein aunumfchränttes Ei⸗ 
„genthum, fo-tann er ſich einem Herrn zum Leiheigenen 
„übergeben, und fein Gut mit Zinſen, Pachten und 
„Dienften erfhöpfen, mithin ſowohl feine Derfon als 
„fein Vermögen völlig aus der gemeinen Reihe bringen, 
„Hat er gar keins, fo wenig an feiner Derfon als an 


„feinen Gründen, fo it er eben fo arm, und ohne Mits 


iel und ohne Credit zur Zeit der Noth ſeine Laſt zu tra⸗ 
gen. 


9 ) Siehe veffen patriotie Phantaften after wor 
6. 23. 
® 3 


266 XX 
„gen. Der Dunct, wohin der Gelopgeber winkt ii di⸗ 
fe: Der Reichsſunterthan muß fo viel Eigenthum har 
„den, als er gebraucht, um fich in gewoͤhnlichen, 
„und webrfceinlichen Sällen zu vetten ; aber 
„micht fo viel, um ſich felbft aus Reihe und Glie 
„der bringen, ſeinen Hof zu Grunde richten, und ſei⸗ 
"nen Theil der gemeinen Laſt andern zumälgen zu koͤn⸗ 
„nen. Der Geſetzgeber behaupter: Babald bundert 
„Menſchen zuſammentreten, um ſich wit ihrem rechten 
„Arm zu wehren, fo gehöre birfer Arm dem gemeinen 
„Weſen. Die Sun If aber, den Mittelweg zu ſinden, 
„und zwilchen beyde Klippen ohne Auſtoß durchzukom⸗ 
„men, uud noch iſt kein ſterblicher Menſch hierin mit 
„mehrerer Weisheit und Vorſicht zur Werk gegangen als 
„Moſes.“ Hiernächſt zeige Moͤſer die Vortreflichkelt 
des Moſaiſchen Plans in Beſtimmung der Perſonliches 
und Eigenchumssstechte: „da ein Iſraelit Bein vollkom⸗ 
„menes Eigenthum an fiinem Acker, ſondern nur bie 
„Erönugung zum ewigen Lehn oder Fidei commiß en 
„halte. Moſes hatte uorhergefehen, nmd jegt And wir 
„im Stande, es ihm nachzurechnen, daß alle bürgerliche 
„Verfaſſungen zutegt dahin ' auslaufen, daß die Meng 
„ein Opfer weniger Mächtigen wird, Dieſem fehlerhafı 
„ten aber unwiderfiehlichen Hanse fegte er fein großen 
„Erlab⸗ Jahr entgegen, und er iſt der einzige Gefeßgeber 
„geblieben, der eine fo große pre in feinen Plan ger 
abracht Hat.” Darauf gründer nun Moͤſer den Plan 
eines Erlaß Jahrs, da ein freyer Erhpägter, wenn Fin 
Coneurs erregt würde, binnen acht Jahren von ollen 
undewilligten Sauben ſrey ſeyn ſolle; und fähre als⸗ 
denn 


Br 7 267 


Henn: die Wen aus, daß eine auf die Art modifigirte, ' 
nit freyem Aledio:verbundene,. Erhpacht für. den Staat 
die fücherfte Verfaſſang ſey. Bey der Betrachtung ber 
Abäufferungs ı Urfachen, Phantaſien zter Theil Seite 
‚334: ſagt er: „Um die Veſchwerde ans dem Grunde zu 
beben, muß das ganze zufammengefickte Gebäude in 
„die Luft geiprenget und ein ganz neues dafür aufgeführt 
„werden, wobey die beyden Grundpfeiler folgende fegn 


‚„‚möflent „Jeder reihepflichtige Hof, er fen befegt, wie - _ 


„und von wen er wolle, iſt in Gefolge des gefellihafcks 
„Ken DriginalEontracts eine Pfrände des Staats, oder 
„wenn man lieber will, ein Stammı Eehnsoder Fideicom⸗ 


⸗ꝓmiß Gut, welches der Beſitzer auf Zeitlebens zu ven 


atheidigen und nutzen hat, und mit feinem Tode dem 


„eroͤfnet, der durch die Gelege dazu gerufen ift. ‚Kein 
“ „Sohn. oder Nachfolger am reihepflichtigen Hof, iſt ven 
„„pflichtet ſeines Waters oder Vorgängers Schulden zu 
„bezahlen, infofern fie nicht bewilliget find.” Gin fo 
claffıfcher Gewaͤhrsmann, beſtaͤrkt alfo meinen oben aus⸗ 
‚geführten Satz: Daß der direete Vortbeil des 
Staats durch Vertbeilung des Eigenthums, und 
Erbnutzens zwifchen Gutsherrn und Bauer, bes _ 


- fördert, und alle Laſten dadurch gefichert werden, | 


Aber auch indirect iſt diefe Verfaffung bes Meyer⸗ 
Rechts dem Staate vortheilhaft, weil ſte das Befle 
aller Stände befördert. Diefen Satz werde ich es 


was ausführlih zu beweiſen ſuchen. Die zahlreichſte 


Volksclaſſe und die, von weicher am Ende faſt alle Las. 
fen getragen werben, it die Claſſe des Landbauers. 
Sing atıo eher der Gefengeber auf deren Erhaltung 

| ‚s 4 nie 


der etwa einen Garten hat, oder vom Haͤusling. Acker⸗ 


2 


279 DPA 
(achee, ih für dem wißtishen Theil biefer Abhanbang 
halte. 


Um die Sache dentlicher und beſtimmter zu machen, 
werfe ih mir ben dieſer Auflöfung drey Fragen auf: 
erſtlich; Weder Vortheil ſol dem Aderban und ber 
Biehzucht namentlich duch einen fo großen Geldoorrach 
oder Credit, der dem Werth der Grundſtuͤcke des 
Bauern aleich iſt, zu Wege gebracht werden? 3wey 
Kens, Wel hen Gang laͤßt der Character des Dauern 


bey einer Leichtigfeit, Geld zu zrhalten, marhmaßlich 


ſchlieſſen? und welcher Nachtheil entſtehet wahrſchein⸗ 
lich daraus für Ackerban und Viehzucht ? drittens, 
Iſt dieſes Mittel der Selderzeugung nachhaltig un fhe 
mehrere Generallonen von Nutzen? 
Beny ber erfien Frage: Welcher Nutzen dem 
Aderbau und der Viehzucht, aus einer dem 
Werth der Grundftäcke gleichen Geldmaſſe, oder 
Credit entſtehen folle? glaube ich zwey unſtreitige 
Segeln aller Oeconomie vorausſchicken zu können: eins 
mal, daß man datjenige, was mit geringern Kräften 
erreicht werden kann, nicht durd viel größere Ke afte 
zu erzwingen ſuchen muß. Zweytens, daß man ulle 
Geldausgaben verhuͤte, wenn eigne Induſtrie, ohne 


dadurch andre ind vielleicht eintchglichere Ermerbu 
zu verfäumen, daffelde bewuͤrken kann. 


An der aufgemorfenen Frage iſt eigentlich nur’ die 


Rede Vom Bauer, das heißt, vom Beſitzer der lies 


genden Gruͤnde; alfo nicht vom Fleinen Nebenbewohner, 


ban 


X 


·. 7 


‚Gau und Viehzucht, dieſe erſten Grundlagen aller Dras 


duction, dieſe einzigen und wichtigen Gefchäfte jedes 


. ‚Bauern, erfordeen, wenn man Ins genaueſte Detail 
‚dringer, Beinen erheblichen baaren Geldaußwand! 


aber defio mehr ein, von Jugend auf, an Arenge Ale 


beitſamkeit gewohntes und gntbaltfames Sehen. Ein 
Hanswirth Diefer Art, ſchafft ſich durch feinen Fleiß 


mancherley Einnahmen aus dein Verkauf ber erübrigten 


. Weldfehchte, und verſchiednen Vieharten. Nach den - 


Perioden dee Gauptausgeben, werben diefe Artilel zu 


Selde gemacht, und Nebeneinnahmen, nach Verſchie 


denheit bee Gegend, buch) Verkauf von Garn, Leinen, 
Holz, Tork, Wade, Honig, Wollt, hinzugefügt. Darin 


"Seftehet eine Haupteigenfchaft des guten Bauern, und 


. sohin muß der minder gute Birth vorzüglich geleiter 
. werden: 1) daß er mit allem Fleiß feinen Viehſtand 
un Sahl und Güte verbeſſere und feine Girundfüde gue 
kultivire; 2) daß er, wenn, die Einnahme des einen 


Mahrungszweiges in dieſem Jahre Fehl ſchlaͤge, er einen 
andern, uud vorzüglich die compätiblen Nebengewerbe 


deſto beſſer benutze; 3) daß er in Jahren der verringer; 


sen Einnahme, deſto aufmerkſamer auf die Einſchraͤn⸗ 


. Bang ber Ausgaben werde. Jeder vernünftige Haus 


wieth, welcher dieſe Regeln, bie ibm bie Natur von 


felbft an ‚Hand giebt, beobachtet, iR in der Lage, dag 
er, vermöge ber Werſchiedenheit feiner verkäuflichen 
Producte (und diefe nuͤtzliche Verſchledenheit iſt in jeder 
Gegend, oder muß möglih.zu maden ſeyn) in allen 


deiten des Jahro baare Einnahmen bat, diem 
i feinen. 


‘ 


27% DR 


feinen Geldansgaben in Werhältuiß gebracht werben 


mäflen. 
Der Regel nach darf ber Landmann alfo nicht zu 
Anleihen oder Credit, feine Zufluche nehmen. Ohn⸗ 
diefen Nothbehelf Hält er ich an die, Natur; er gt am 
der erfien Queſle, und diefe made er fo ergiebig wie 
moͤglich; fo flieffen ihm feine Bedärfniffe hinlaͤnglich zu. 
„Alles was den Landmann von dieſer emfigen Benutzung 
der Natur abziehen kann, iſt ihm ſchaͤdlich; fo wie hin⸗ 
gegen Alles nüßlich ‚ was würkt, um jener Benutzung 
Ben hochſten Grad zu geben. Dies vorausgeſetzt, frage 
ich nun: „meiden nahmhaften Nutzen follen Geldanfı 


"leihen, oder großer Eredit, dem Landmann leiſten, fo 


lange feine Wirthſchaft in diefer gehörigen Gleiſe forts 
„gehet? — beſonders ein auf den Werth aller Grunds 
„ſtuͤcke erweiterter Credit? Man wird leicht beurthei⸗ 
len, daß, fo lange die Sache im gewoͤhnlichen 
"Kauf bleibt, keine große Geldanleihen erforderlich 
find! Alſo nur bey ungewöhnlichen Zufaͤllen, bie 
den Landmann treffen, kann fi der Nutzen zeigen, und 
am richtig zu urtheilen, muß män jene ungewöhnliche 
Säle des Bauern einzeln aufzählen und die Würkung 
verfolgen. Hauptſaͤchlich gehören dahin: Kagelfhlag, 
Wichfeuchen, Ummwandfung und Verbefferung der bishe⸗ 
sigen Wirihſchaftsart; und die Frage beſtimmt ſich jegt - 
genauer fo: „Iſt zur Ertragung befondrer Fälle 
„des Bauern, e6 nöglich, wenn fein Credit dem 
„Werth aller Grundſtuͤcke gleidy gemacht wird?, 


Ich antworte: Nein, ee iſt nicht nuͤtzlich! eos‘ | 
Mittel 


— X 273 
Mittel muß Verhaͤltniß zum Zweck haben; Folglich 1 
es genuq: wenn die Summe des Credits des Bauern, 
Verghaͤltniß zu den Faͤllen hat, die ihm aufferordentliche. 
Ge:dausgaden zuziehen, und nun muß die Unterſu⸗ 
Hung: ob der Allodialwerth aus Meyerhöfen, dem 
wahrſcheinlichen Geldbelauf jener Faͤlle gleich ſey? den. 
völligen und beſtimmten Aufſchlauß über jene Frage geben. 
Diele Unterfuchude veranlaßt hier ein näheres Detail 
jener auſſerordentlichen Fälle, die im. Algemeinen zu fe 
vieler Declamation Anlaß geben; umd da euch :der 
Berfaſſer des oben erwähnten Stuͤcks der Annalen, 


beym fechfien Vorwurf gegen die Meververfaſſung. eben r 
diefes Bedenken einwirft; fo muß ich mich näher daruͤber 


erklaͤren, und diefen E.nwurf zu erledigen fuchen. 

Vom Hagelichlas führe jener Berfaffer zwar 
nichts an; ich will aber doc den Punct berühren, weil 
ich den Haaelihlag für das größte Ungluͤck halte, was’ 
der Wirthichaft des Bauern begegnet. Schnecken- und 


Maͤuſefraß find feltener, fonft gilt von diefen far alles, . 


was ich von jenem faaen werde. Der Bauer verliert 
dadurch Brodkorn, Einſaat, Wiehfniter für ein ganzes 


Jahr nebſt dem Ueberſchuß aus deſſen Verkauf er einen” \ 


x 


Theil feiner. Abaaben beſtreiten molte: @ine Erleichte⸗ 
zung dieſes Unglucks iſt es zwar: daß felten Gen einem 


Dorſe alle Jelder abhagein, ſondern gerodhnlih eins 


verſchont bleibt; daß oft nicht alle Kernaͤcker dadurch 


lelden, mandmal die Sommerftuchte verihont Bleiben, 


wenn die Winterfrächte leiden; daß felten die Frucht 


won Grund, aus verdorben wird; und hlerin Hegt der 
Dr ' 0. &rumd, 


* 
x 


' 


\ 


— 





4 


274 IPrR 


Grund, daß man ſich vom Hagelſchlag gewoͤhnlich leich⸗ 
ter erholt. Auſſerdem pflegen bey Ungluüͤcksfaͤllen der 
Art, benachbarte Dörfer, welche verſchont geblieben, 
von ihrer Erndte eine freywillige Beyſtener zu geben, 
welche aus vielen Dörfern geſammlet, betrachtlich ſeyn 
fann. Aber doch find dies nur Wahrſch einlichkeiten! | 
Wie wäre zu heifen, wenn dem Meyer alle Fräcte 
durch den Hagel zerſchlagen würden?" und mäßte nicht 
her ein, anfs Eigenthum der Grundftücke ſich gründens 
ber: Ceedet, am beften ins Mittel treten? Ein fe 
großes Mittel iſt nach meiner Meynung nicht noͤthig; 
denn einmal ann der Gutshere bey einer fü feltenen 
Satamteär, Credit machen, und bey den gehörigen ins 
Ihräntungen es ohn Schaden thun. Berner, wenn 
der Werth aller abgehagelten Früchte eines Dievers auch 
4 bis soo Thaler beträgt; fo iſt bey einer folchen Stelle 
der Werth der Gebäude, allea Viches und Inventarien⸗ 
ſtuͤk⸗, gewis viel größer, mithin diefe Srüge des Cre⸗ 
dits zum Zwed groß genug. Der Einwurf: das Alos 
dium koͤnne verfchuidet feyn, alfo keinen Credit bewuͤr⸗ 
fen! paßt gar nicht, weil fi daſſelbe vom Figenthäs 
mer, und noch mit mehr Wahrfcheinlichkeit fagen läßt. 
in vom Hageiſchlag betroffener Eigenthuͤmer wäre, 
vermoͤge des ſchon vorher benugten Credits; ohne Halfe 
verloren; der Meyer aber hat noch] Immer eine Huͤlfe 
im Hintergrunde — den Gutsherren! welcher ben im 
Heiligthum liegenden unverlezlichen Credit bes Meyers 
gute, bey wahren Unglüdsfällen, auf vernänftige Teile 
bis zur ſparſamſt erforderlichen Summe, zur Rettung 
des Meyers verdenden kann, | 
i Nun 


- J ñ ⸗— nn 


PAGE 374 


N 


Mun kehre ich zu den Bermärfen d des Verſaſſers in 


den Annalen zuruͤck; er ſagt Seite 34.: 

„Wouut ſoll der Bauer Sicherheit ſchaffen, wenn 
„der gefallene Biehflapel neu angeſchaft werden muß? 
„vor zuͤglich, wenn ſchon Kinder⸗Schulden find ? Een 
Diele Frage kann man behm freven Eigenthumer aufwer⸗ 


fen, deſſen Hof durch Erbtheilungen verſchuldet if. Man 


ergliedre aber das traurige Bild des Verfafſers von Gens 


gluͤcklicherweiſe Aufferft: ſelten. Hocrnviehſenchen und 
Schaffterben kommen nicht ſtets zugleich; und in unſern 


> em m 


chen, ©. 35, nur genauer! Seuchen unter Pferden find 


Gegenden treffen letztere die Schäfer, und nice die 


Bauern. Es ik alſo hier hauptfächlich die Rede davon: 


Wie fol das durch Seuchen verlohrne Hornvieh erſetzt 
werden? Zwermal babe ich den nachtheiligen Bull der 
Hornviehſenche Hier kurz nacheinander erlebt: ich beob⸗ 


agdttete: dag aud hier der allgemeine Grundſatz gelte s 


Bey ſteigenden dringenden Beduͤrfniſſen, ſteigt auch die 
Induſtrie und die lebhafte Bemuhung, Die Beduͤrfniſſe 
zu befriedigen, im gewiſſen Verhaͤltniß! Der größere 


Bauer verfahr bey dieien Seuchen auf folgende Art: 
Die boͤſeſte Seuche ließ von einem Viehſtapel von 6 mil⸗ 


enden Kühen und eben fo vielem Guͤſtenvieh, doch noch 


Immer 2 oder 2 Stoͤck Kuͤhe und jung Vieh übrig. Mad 


Chöigung der Seuche forderie man erfi das, in andern 


Diefern ausfiehenbe, Brautſchatz⸗Vieh wieder ein, und : 


wo auch die Termine dazu nichts fällig waren, fand man 
doch viel Bereitwilligkeit Die Termine zu antichpiren. 
Auf die Art half man ſich, mit Einſchluß des Seen, 
iu 2 bis 3 Kühen, kauſte won eine se Kup an, 


bin 


N 


! 


76 PAR 


efen 4 Kihen gab man bie Nahrung, welche fonfk der 
jtapel von 6 Gtüd erhalten hatte. Durch dieſe Ope⸗ 
tion im Zutter, fpürte man wenig Abgang in der Milch 
nd Dünger, auch geriefh die Zuzucht von diefem gut 


mäßrten Vieh beffer ale vorhin. In zwey bis drey von 
jeuchen freyen Jahren, war ber Viehſtapel wieder volle 


Hlig, nur mit einem Koftens Aufwand von 25 bis zo 
haler für eine Kuh und Kalb. Die gute Race des Bias 
es hatte feeylih dabey gelitten, und biefer! Machiheif 
Inn nur nachgerade erfegt werden, 
Diefes iſt die Art, wie her vernünftige Hauswirth 
y einer Hornviehſeuche verführt, und ohne biefen Aufs 
uß mäſte es unbegreiflih feyn, wie das Herzogthum 
remen fih während der unaufhoͤrlich bis 1732. forts 
renden Viehſeuchen, beym Wohlſtande hätte hinhal⸗ 
n innen. Sollte jeder Bauer nah einer Seuche, 
eich einen Stapel für haar Geld wieder voll kaufen, ſo⸗ 
ild es die verordnete Zeit zuläßt, wie unendlich müßten- 


| 


an die MWichpreife fteigen? Woher follte fo viel Wieh . 


faufe werden? und welches Ungluͤck würde bey einer 
ruͤckkehrenden Seuche entfichen? Wie es hier vom 
ounvieh angeführt ift; fo gehet es beym Sterben an⸗ 
er Vieharten auch I Die gefunde Viehart wird zu Bers 
tung des Düngermangels, während der Seuche uögs 
hſt verſtaͤrkt, und diefe Zufälle allein, können ohne Ges 
Htung anderer Unfälle, nie das Bild realificen, weils 
5 der MWerfafler entwarf. Das Beduͤrfniß von 25 
} zoo Thaler, was zur Ergänzung bes Vieh⸗Stapels 
thig ſeyn mag, kann den Meyer, welcher ein wohlun⸗ 
haltenes Alodium hat, zwar beſchweren, aber doch 

nice 


4 Vo 


E v 277. 


nicht in angſtliche Verlegenheit ſetzen. Nicht Seuchen, : 
ſondern Abertriebene, und zu lang creditirte Kinderablo⸗ 
bungien, find das Ungluͤck der Meyerhoͤfe, und die Quelle 
eb Verfalls. Einziq der Sutshern kann dies Ungluͤck 
hisdern, das beym Eigenthuͤmer keine Schranken leider, 


Weiter ſagt der Verfaſſer in feinen Vorwurfen: „Oft 
würde der Meyer mit baarem Gelde, feinen Hof 1) 
* buch Ankauf, und 2) Urbarmiachung vergrößern, 3) 

„durch Umſchlaͤge, Fleiß und Ilnternehmungen ſich Wohls 

„‚ftand verfhaften können.” Darauf antworteich: Ges 

woͤhnlich ſind die Meyerhoͤfe fo groß, daß es nicht auf 

ihre: &rweiterüng, fondern auf beſſere Cuitur, und gutes 
Werhäftniß der einzelnen Theile gegen einander, ankommt. 
Mer Ankauf einzelner Grundſtuͤcke ift felten, wegen des 
daruber beo Abfindung der übrigen Kinder entftchenden 
‚Streits, von gutem Erfolg, Wo der Bauer nicht viele 
Grumpftäde Hat, ſucht er den wenigen die er hat, befto 
mehr durch Fleiß abzugewinnen:s und fant es ihm die 
Noth, daß ihm in Verhaͤltniß ber übrigen Grundſtuͤcke, 
etwa 3. Er Eine Wieſe fehle; fo wird er das Geld zum 
Ankauf entweder zuſammen ſparen, oder auf Die Hypo⸗ 
thek der. neuen Wieſe das Fehlende leihen, oder er wird . 
ven beſten Ausweg einfchlagen, und einen vielleicht ſchlecht 
benutten Moraſt, In eine Wieſe verwanbeln. So lange 
es dem Staat ein Ernſt iſt, große Landes. Verbeſſerun⸗ 
gen durch deffere Cultur des Landes und‘ Induſtrie zu 
&tande zu Bringen; ſo ſchneide man dem Bauern alle. 
Moglichkeit ab, cultivirtes Land für Geld zu kaufen; 
‘weil der Nigel nach, er mehr aufferörbentliche Ar⸗ 
(Annal. seJohrg. 68) . T beiten, 


8 


278 e ı 0 \ 

‚ beiten, wie Geld: Ausgaben ſcheuet. So nägiit 
daher Urbarmachungen Sder Pläge find, fo erfers 
dern fie doch, der Regel nach, keinen erheblichen baaren 
Seldanfwand, fondern eigne Arbeit, folglich kann hier 
Die: Vergroͤßerung bes baͤuriſchen Credits wenig autzen. 
Wird aber auch, wie z. B. im Lauenburgiſchen, Hollſteini⸗ 
ſchen, Oldenburgiſchen, Die ganze Wirthſchafts⸗Einrich⸗ 
tung des Bauern verändert, fo iſt der Aufwand feeplich 


über die Kräfte des jegigen Meyers, aber da tritt auch 
‚der Staat, oder der Guteherr zu, der bie Heilfame Wers 


änderung eimleitete. - Andre Umfchläge und Unter 
nehmungen mit allen ihren Abasten, die bie und ba 


ſchnellen Gewiun zu Wege: bringen, find Gift fuͤß den 


eigentlichen Landbauer; erſticken alle Luſt zur ſchweren 


harten Arbeit, und erwecken einen Verſchwendungegeiſt 


des leicht verbienten Geldes. Bauern, welche Frachten 
fahren, kleine Roßhaͤndler ſind; Doͤrfer, welche im Kriege 
Lieferungen gehabt, mit Kornhandel ſich abgeben, und 
daran verdient haben, koͤnnen allenthalben als traurige 


Beyſpiele dieſes Grundſatzes gelten, in ſoferne eigentlie⸗ 


che Bauern dieſe Geſchaͤſte getrieben haben. 
Der Baner fol blos Fleiß und Induſtrie für feis 
nen Ader und Vieh haben, und feine nebft feiner 


Hausgenoſſen durch Aderbau und Viehzucht nicht Bes . 


fchäftigee muͤſſige Winterftunden,, durch compatible Ne⸗ 
Bengewerbe ausfüllen. JIede andre Richtung if ihm 
und dem Staate ſchaͤdlich; belohnt der Aderban und 
Die Viehzucht feinen Fleiß, wie es am jedem Ort ges 
ſchehen muß, wo nicht verkehrte Einrichtungen es bins 
bern; fo müßten ale Wärfungen der Natur aufbören, 

= wenn 


| 


DPA. 279 


wenn ein folher Wirth aufhörte thätfg zu fepn, wenn 
er, wie ber Verfaſſer in den Annalen beſorgt, wegen 
Mangel an Umfchlägen, ein Saͤufer, Spieler, Holz⸗ 
oder Wilddieb wuͤrde. Umgekehrt iſt der Fall richtig⸗ 


| Sobald der Bauer nicht ganz fich dem Adırdau und der 


' Viehzucht mit denen, dieſen eigenen, Nebengewerben . 


_ widmer; wenn er dann fühle, daß feine Ausgabe die 
Einnahme uͤberſteigt, und er den Defect nicht temporell 


durch gewaltfame Operationen decken kann; fo fuche ee : ” 


| 


— — — — — — — 


auf dieſe oder jene Art erſt Nebenumſchlaͤge zu machen. 
| Gelingen diefe nicht, wird daruͤber Ader und Viehzucht 
- geeinger im Ertrag, ſo kommt Unluſt, und ſchaffe den 
ſonſt maͤßigen Adersmann zum Saͤufer, Spieler und 


Holidieb um. Nicht genug laͤßt ſich die Wahrheit wie⸗ 


derholen, „daß der Staat nichts angelegentlicher than 
„ann, als den Bauern einzig für feine Beſtimmung, 


‚ ‚ben ſchweren Aderbau und Viehzucht mit Iren Nebens - 


 „gewerben, aufzumuntern I und ihm hingegen alle Geles 





„genheit zum Verfallen auf Mebenumfcläge zu deneh⸗ 
„men.,, Planmaͤßige Einſchraͤnkung des Credits wird 
diefen Zweck ſehr befoͤrdern; und Ich Hoffe es jegt genug " 
gezeigt zu haben: daß der Bauer, im gewöhnlichen 
anf der Dinge, feines großen Credits bedarf; daß 
ſelbſt hey ungewoͤhnlichen Calamitaͤten es nicht 

noͤthig iſt, den Credit auf den Werth des ganzen 


Mevyerguts zu erweitern, vielmehr ein gehörig 
| eingerichtetes Allodium binreicht. 


(Die Bortiegung folgt Tünftig. ) 


— ——— 


2 u V. 





280 >... 


Ueber die Bevölkerung des Fuͤrſten⸗ 
thums Luͤneburg. | 





De Vorzug evidenter Gewißheit, deren rs 
| fonft die Mathematik vor allen andern This 
fenfchaften ruͤhmen darf, wird nie bey Anwendung der 
Zahlenlehre auf Staatskunde, den hoͤchſten Grad der 
Wollkommenheit erreichen. Am wenigſten geſtattet es 
die Beurtheilung der Volkemenge, fie bis zur kleinſten 
Ziffer in ganz genauer Unfehlbarkeit darzuſtellen. 
Selbſt die Zaͤhlung, bleibe nur für den Augenblick völlig 
zuverläffig wahr, da fie von einem Beinen Diſtrikte nie 
dergeſchrieben wird. Der unaufhoͤrliche Wechſel zwiſchen 
neugebornen und abgeſchiedenen Menſchen macht im 
merwaͤhrende Veraͤnderungen in den erſten Angaben, 
wvenn auch dieſe nicht, wie es gewoͤhnlich der Fall iR, mie 
oder ohne Grund verfaͤlſchet werden. Aber zu den 
mehrften Zwecken ift es auch bey diefer Gattung der Pos 
litiſchen Arithinetik hinreichend, daß man Summen Aus 
der, die der Aufferften Wahrſcheinlichkeit am naͤchſten 
kommen; das gilt aum auch befonders von der Abſicht 
die ich anjetzt mit dem Verfuche habe, den Berättes 
rungszuftand des Fuͤrſtenthums Lüneburg zu fhägen. 
Ihre Unvollſtaͤndigkeit wird dem Werthe diefer Verech⸗ 
nung nichts entziehen, wenn fie gleich Fehler veranlaffen 
fohte, die über die Zahl von Tauſend Kinangingen. 
| Red 


. 
RER | 281. 
[2 


Nechnungereſultate müffen nothwendig immer mit den 


Materiallen in Verhaͤltniß ſtehen, woraus fie abflrahirt - 
werden. Sind diefe mangelfaft, fo kann man ohnmöge 


lich von jenen Volltommenheit verlangen. 


g mancher Ruͤckſicht iſt der Maaßſtab unvollſtaͤm 


Big, wornach bie folgenden Betrachtungen angeſtellt find, 


und es fehle mir an Haͤlfemuteln, ihn ganz zu berichtis 


gen. Ich kann nichts zum Grunde Segen als eine Zaͤh, 
Kung von 1727; und die Tobacksgelds⸗ Negifter von 


. 2751. 681789. Sp jener, die durch eine ausgefchriebene 
Galzftener veranlafiet wurde, fehlen die Einwohner der 
Stadt Lüneburg, melde flatt der Abgabe eine bes 
immte Quote aufbrachten; die ohne Dienft Lebende 
von Adel und andere freye Landfaflen, nebft ihren Fa⸗ 


wilien und Bedienten, ber Elerus, Stifter, Kiöften, 

Hoſpitaͤler, und der gemeine Soldat. Gonft find bey 
der Salsftener alle andere Perfonen, Bis auf vie fäugens 
ben Kinder nach, ohne Unterſchied des Geſchlechts aufs 


gezaͤhlt worden. Die Tobacksgelds⸗Regiſter befaffen 


aber nur allein das männliche Geſchlecht nach zuruͤckge⸗ 
legtem zgten Jahre, und die Erfahrung lehrt, daß fie 
nicht ganz rein von allen Unrichtigkeiten find. 


Ben r aber mehr um Thatfachen ale um gee 


. wie Zahlen zu thun if, der wird die hier vorkom⸗ 


menden Angaben nicht ganz. unfruchtbar an eben fo . 


 zuverläffigen als wichtigen Folgerungen finden. Drau 
ent ans ifnen das Steigen und Falle der Bevolke⸗ 
.: zung, bie Stuffen und Epoken von beyden, und das 
T 3 Ber 


u Vi De Pe 


282 Pre 


. Berhäteni Yes Landmannes gegen den Gtadteinwmehner, 
obſchon nit nad Einheiten und Zehner, doch nad fels - 
Gen Größen kennen, die fähig genun And, gewiſſe Sren⸗ 
zen zwifhen mannigfaltigen Arten von Vergleichen zu 
bezeichnen. In der Criſis einer gefaͤhrlichen, ſchnelle 
Entſcheidung des Arztes erfordernden Kraukheit, kann 
es ſehr wichtig ſeyn, den Pulsſchlag nach einem Secuun⸗ 
bdenjeiger .zu berechnen. Einer ſolchen Senauigkeit bes 
darf es aber nicht, nm zu wiſſen, ob aͤberhaupt ein Koͤr⸗ 
"ger ich In gefundem ober kranken Zuftande befinde, gute 
Säfte zenge, gefandes Fleiſch anſere, verſtaͤrkter oder 
geſchwaͤchter Nahrungsmittel benothiget ſey. Um keinen 
durch falſche Erwartungen zu taͤuſchen/ beſchraͤnke ich 
Im svoraus auf die Aehnlichkeit dieſes ‚Sefötägnntts, 
alle Refalsate der folgenden Angaben. 


Im Jahr 1727. ſind mit Ausſchuß der Stadt Cuͤ⸗ 
neburg der uͤbrigen vorhin genannten eximirten Per⸗ 
fonen und der ſaͤugenden Kinder im Zärftenchum Luͤne⸗ 
burg. befchrieben worden 


de unter 


— | 14 Jahren 14 Jahren 
vom Lande — 103460 36804 


aus ven Sitten — 15244 4960 





‚118704. 41764 
————— 
‚160468 Perſonen. 


Nach 


5 
* 
* 


111141461 
P111144141 


Aqe. 283 


Mach den Tobakögeids s Negiftern von 1751 bis 
37388. inclufive wurden an Mannsperfonen über 14 
Jahr alt im Furſtenthum Lüneburg gezäßle: 


GStaͤdte beyde Eum⸗ 
vom | und ‚Sums | Wilitair. | ma 
Lande Rieden men! be überh. 


Perf. ! Perf. "5 et.| Perf, _Perfonen. | Perf. 











1751157938|10413[6835 1] 
1753156877|10172[67049 
175 315625 2|10045 166297 
1754156053] 993165984 
1755155397| 9970165367 
1756,54437| 969364130 
1757150536| 8874159410 
375844119| 30105 2129 
1759 4254 79395 2243 
176045701 8020152590 12 52602 
vorn Bandbar” 
taill. in Zelle. 
17611424561 7845150301] 12 Iso313 
1762|40748| 7599|48347 
1763148440| 8613157053 436 159804 
u.23158em 





1764149423, 878758210 880 61405 
u. 2315Gem. 


176514940J 8879158288 815 61736 
u. 263 JGem. 
1766150013) 8847 33360 wg: BR 62087 


. ZOM, 
1767I50314| 8708159023 796 !63 1 
767130314 7 159 In.26230em. 34 
176850717] 8701159418) Zen o 62630 


u. 25238 


1769|50879| 8713159592 23 62919 
0.287908 . 

1 12811 888216016 743 63516 

7705 128 8 3| as 35 


"1771 51166 8807 s2973 703 Ieasra 


0.26 350em. 
‘ 
4 Im 


284 


l 


. 
mn 


\ 
































vom u Em miutan. 7 

Bert! Yet. "Fer! Serionen. |Bert.. 
177251413] 8540159953] 3347 
17735 1034 HE 
1774151419} 8603600321 738 163543. 
1773151818) 8635 * —— 
1776151657. a618 * HR 63140 
1777,53036 875816079 574 |63866 
1778 52226| 8908 Kur Di ‚64369 
1779152495 sorujersosl, ar ot 64977 
‚780,53300 a u ai 65666 
1782193563 8933, 62496 1.266 607 |65764 
1783, 54126 9163 63388 1.266 PR 66548 
' 1783154703. 9173 63075, a 66824 
gen —2 6 PR 66887 
178515526 —— 3263 334 68419 
——— 919964737], 278 69777 
1737 56119 nase], RAR ‚69454 
2708 57371 9451 a FOR ROH, 79793 





Um nun 04 obigen "Angaben die * der leben⸗ 
ben Einwohner des Frſtenthums Lüneburg vont Jahre 
1737. ie su beflimmen, deinge ich für die 


Stadt 


„7 285 


Stadt Lüneburg 10000 Menfhen in Anſchlag, weiche 


Damals nicht anwahrſcheinlich vorhanden gewefen find *). 
Die nicht mit Gefchriebenen fäugenden Kinder: merden 
ebenfalls ganz füglich zu 8000 angenommen werden dar⸗ 
fen. Denn rechnet man auf 26 lebende Menſchen ein 
ſangendes Kind, fo kommen ſchon Aber 6000 heraus. 
Bey der Gewohnheit des genzeinen Mannes, vorzüglich 


anf dem Lande, die Kinder länger als ein Jahr zu fdus 


gen, iſt aber noch ein Theil der Geburten des Jahre 


2726; fo wie alle bie von 1727. wahrfepeiniih zu den 


— DE u A Do GE 


Sangenden gesäßle worden. Ueberdem har man and 
wohl damals, die geſchehene Entwoͤhnung nicht mit der 
gewiſſenhafteſten Genauigkeit gemeldet, und wird in 
zweifelhaften Fällen fchwerlich immer die fehärffte Unter⸗ 
ſuchung angeftellt feyn. Der Hang zu Defeanden if fo 
alt, wie die Erfindung der Abgaben. Wenn nun endlich 
noch für die eximirten Freyen **) 2600 Perfonett. ben obi⸗ 
gen Zahlen Hinzugefügt werben: fo kann man die ganze 
Summe ber Einwohner des Fuͤrſtenthums mit Ausfpliefe 
T 5 fang 

©) Sep einer Nadyäblung, welche 1755. gefheßen, 
follen noch 10000 Menſchen vorgefunden feyn. ©. 


KDanndver. Magaz. von 1779. im 14ten Stuͤck. die 
Note zu Seite 215, 


ac) Die Verordnung wegen bee Galzſtener nach 
Kopfzahl, vom 12ten Sept. 1726. entledigte dieſer 
Abgabe, die ohne Dienſt lebende von Adel und 
andere freye Landſaſſen nebſt ihren Familien und 
Bedienten, ben Elernm, Stifter, Kiöfter und Ho⸗ 

ſpitaͤler. Hingegen trugen von dem Militair die 

. Dberofficdere mit dazu bey, und iſt nach deren Ab⸗ 
zug obiger Anſchlag gemacht. 


286 Br Vo 31 


fang bes Miljtairs *) in gedachtem Jahre auf 111000 
ohne Gefahr eines ſehr berrähtiihen Irrthums ſchaͤgen. 

Zu den Ueberſchlaͤgen der Vellimenge nad dem 
Tobackegelde⸗ Negiſtern, habe ich eine gleiche Zahl vom 
weiblichen und männlichen Gefchlechte in dem Alter übe 
14 Jahr ausenommen. Es wird zwar bey ber Confixs 
mation gewöhnlich eine Mehrheit von Kuchen angetrafs 
‚fen. Wenig aber bedeutet biefe an ih **), und wahr: 
ſcheinlich if es, daß jene Inegalitoͤt ſich in der Folge. 
auf die entgegengeſetzte Geite neiget,, da der Helauda⸗ 
gang, die Schiffahrt, fremde Krieges und andere 
Dienfte, gewiß weit suche Mannes als Srauensperfonen 
aus dem Fuͤrſtenthum anf gewiſſe Zeiten, wenn wit | 


auf immer entfernen. 


So wenig es nothwendig fenn wich, biefer Berandı 
fegung wegen noch etwas anzuführen, fo erforberiih IE 

es, von der Berechnungemethede neh Kenniniß zu 
geben, weiche hier augewendet worden, um bie Zahl 
der Kinder unter 14 Jahren herausjubringen. Ih bes 
. diene 


*) Das einquartirte Mlilitair iſt nicht, nur bier, fons 
dren and bey deu Äbrigen folgenden Berechmun⸗ 
gen weggelaſſen worden. Theils gehoͤrt ſolches nicht 
zu ben eigentlich anſaͤßigen beſtaͤndigen Einwohnern 
des Fuͤrſtenthums, theils aber fehlen von 12 Jahren 
die Angaben der Gemeinen, und konnte alle keine 
hlerauf Bezug habende fortgehende Mergleihung 
angeſtellt werden. 

wer dem Zeitlauf von 1778 bis 1785. betrug bie 

urchſchnittsſumme dieſes Lieberfchuffes 2 Procent, 
oder ganz genau auf zoco — 21. ©. Rlocken⸗ 
bringe Aufiäge verſchiedenen Inuhalis er B. ste 
Tabelle Seite 31. 


SPA | 287 
diene mid, am folder Abficht eines Grundfabes aus des - 
sen. Slorencsurt Juriftifch s politifhen Nechen, 


kunſt. Hierin wird ©. 276. Tab.-IV. angenommen, - 


daß fi unter einer Zahl von 294294 Menſchen, 86906 
befinden, welche das 14te Jahr noch nicht vollbracht 


Haben. Darnach würden dann gegen 1000 Menſchen, 


die das 14te Jahr zuruͤckgelegt, 41957 Kinder unter und 
Bis zum ı4ten Jahre zu rehnen fen. Mit diefem 
Verhaͤltniſſe ſtimmt num auch das fehr treffend überein, 
was durch die Zählung von 172;. herausgebracht wor⸗ 
sen. Es ergab nemlich folche das Dafeyn bon 118704 
Einwohnern, welde das 14te Jahr zurückgelegt hatten, 
und. wenn man zu den Gezaͤhlten, die noch nicht. fo weit - 
erwachfen waren, bie präfumtiven fäugenden Kinder 
mit gooo hinzurechnet, fo kommen von ſolchen, die unter 


4 Jahren in den Claſſen der gezaͤhlten Stände gelebt 
haben, 49764 Perſonen zuſammen. Mach dem ange⸗ 


führten Srundſatze aber, wären gegen obige das 14te 


Jahr volldsachte Meufchenzahl zu rechnen, 49740 Pers 


fenen anter ı4 Jahren, und baden dieſe Heyden Sums 


meh Sleichheit genug dazu, um die Anwendbarkeit des 
"higers Grundfäges auf das Fuͤrſtenthum Luͤneburg, J 


für unbedenklich halten zu duͤrfen. 
Der vorerwehnten Berechnungsart, find nun 


= folgende Reſultate angemeflen. . Im Jahr 1751. als 


‚ben dem Aufange der Beſchreibung der uͤber ıq Jahr 


alten Mannsperſonen, enthielt das Fürftenthum Lane⸗ 
burg, ohmgefähe 194000 Menſchen; im Jahr 1764. 


. ws die Provinz den nach dem Kriege, durch Ruͤckkehr 


des entlaſſen en Milttahs: uud Einwanderungen erhalte 
| x | nen 


283 


nen Zuwachs gewonnen hatte, 165000, und im Jahr 
1753. als am Schluſſe dieier Rechnung, 189000 *), 
Mit diefen allgemeinen Refultaten, bleten fich noch 


mannigfaltige fpecielle Betrachtungen über den fehe ' 


verfchiedenen Bevoͤlkerungẽezuſtand der berechneten Jahre 
Dar, die, je näher man fie dem heutigen Tage bringt, 
befto angenehmere Folgen offenbaren, deſto beſſere Er⸗ 
wartungen für die Zukunft entdecken. 

In dem Zeitlaufe von ı727 bis 1751. ſcheint das 
platte Land des Fuͤrßenthums mit einer blaͤhenden Aufı 
nahme gefeguet geweſen zu feyn. In erfibenannten 
Jahren zählte man daſelbſt 103460 Deenfchen Über 14 
‚Jahre, und 1751. waren, wenn man eben fo viel vom 
weiblichen als männlichen Geſchlechte rechnet, 115876 
vorhanden. Seitdem aber ergeben die Tobacksgelds⸗ 
Regiſter, welche ı751. anfangen, eine fortwähtende 
Abnahme der Volkomenge. Gewiß genug iſt es Zwar 


wohl, daB nicht ale aus jenen Jahren verzeichneten 


Zahlen, als Maaßſtab einer reellen Volksverminderung 
anzufehen find. Denn wie bey Fortſetzung des Tobacks⸗ 
geldes, Leicht mehr Unterſchleife, als in den erſten bey⸗ 
den Terminen vorgefallen feyn mögen, fo haben au 
vermuthlih die Soldatenwerbungen von 1756. in der 


Ardrit der Zobacegeldet / Contrihnenten bes Jahts eine 
Aende⸗ 


*) E⸗ ſind hier nur runde Zahlen mit Weglaſſung 
derer augefuͤhrt worden, die nicht bis an Tauſend 


A___-ı__ __ _ 


reichen, genauer wären fonft in Anfchlag zu Bringent - ' 


— 1751. 193986 
— — — 1764. 165204 
— — — 1788. 189402 


EX 289 


Aenderung bewaͤrket. Daß aber das ganze aufgeführte 
minus, nur allein durch genannty 3 Urſachen veranlaſſet 


ſeyn follte, kommt mir doch immer ſehr unwahrſcheinlich 


vor, meil Hey dieſem wuͤrklichen Abgange aud) der fehs 
ende Zuwachs mit in Anſchlag zu Bringen ift, der bey 
dem Genufſe des Friedens, und forfiigen allgemeinen 
Wohlſtande, dem Laufe der Natur nad zu erwarten 
geweien wäre. Vergeblich würde es indeſſen feun, ohne 


. Einficht der Mortalitaͤtoliſten der damaligen und vor⸗ 


bergegangenen Zeiten, den Aufſchluß biefer Wahrneh⸗e 
mung enträchfeln zu wollen. 

| Dbige Regifter zeigen nachftehendes Verhaͤltniß von 
den Mannsperfonen über 14 Jahren. 





Es war Gewinn. Verluft. —* et. 
7 mem - — a) — 1308 
Be ZT 
756 en ee 1, 3 
755 On am 29 8 = 9 
u en I 

4221 


Nahe öim ſchon um ſolche zeit das Zuͤrſtenthum 
eine Erholung von dieſem Verluſte zu feyn, wenn man 
ihn völlig oder nur zum Theil mit Recht fo nennen koͤnnte, 
wie unten. vorkommende Bemerkungen von 1759 und 
1760. vermuthen laſſen. Allein der druͤckende jährige 
Krieg vernichtete die dazu vorhanden gewefene Hofnung. 
Ein’ betraͤchtlicher Theil der ſtreitbaren Mannſchaft fand 

in 


290 . RE -. j 
in dem edfen Kampfe fürs Voterland gegen aberwiqh⸗ 
tige Feinde feinen frühen Tod; andere die nicht mit den 
Leben errungene. Siege bezahlten, mußten unter ent 
träftenden Waffen .lange abweſend fegn, nd ſelbſt von 
denen, die Zuſchauer der tranrigen Auftritte des rieges 
lieben, brachten viele die Schrecken feindlicher gen, 
und ihre mit umberziehenden anſteckenden Krankheiten 
unzeitig Ins Grab. Wehmuth erregende Suwmen find 
e6, die an der Zahl des männlichen Geſchlechts, wih 
rend jener Periode abgingen: Tonl 
en ange  gerinn Beraf. Gm. Ber. 
„ (anf dem Lande , — 61) — 
737 w vu Sılaren _ u) a 
auf dem Lande — 6. — 
iun. — 160) zo 
(auf dem Lande 135 I u - 





1759 Cm der Sitten * 21) 
60. (auf dem Bande 6 = - 
"760. Cnden Srädten - ar 3 a 
1751, «(auf dem Lande _ 2114) — 39 
Nin den Erädten — 175 9 
1762. — Lande — 17089) — ı 
ın den Städten _ 246) 9 
461 16244 
abgeeuen 461 


bleibt Verink  15783 

des weißlidhen Seſchleches and je 
wich nicht zu fGägen, aber die Sir 
’57 umd 1758. werben 8 beyengn, 
dt unbeträduti geweien.. Mign | 
wur Bias fein Angeumert auf de‘ 
a ben dem erwachfenen männidın 
dem stem Zgeil Der im Jebe 1756. 
voren 


ec 0 _ er] 
vorhanden gewefenen Summe ausmacht; weiche ſchmerz⸗ 
hafte Betrachtungen werden dann nicht erregt. Auſſer 
dem Gewinne, den dad Faͤrſtenthum durch jenen Abs 
gang einbuͤßte, verlor es auch die Vortheile des Segens 
vorhergegangener fruchtbarer Zeiten. Wie ergiebig 


muͤſſen nicht dieſe an Geburten, wie wohithaͤtig fuͤr die | 


Erhaltung des jugendlichen Anwachſes geweſen feyn, da 
ſelbſt mitten im Kriege, bey fortinährender flarfen Res 
“ Teutirung der Armee, die doch nie ganz nachließ, wenn 


gleich auch zwiſchendurch mehr Fremde als Einheimiſche 


angeworben ſeyn mögen, 2 Jahre vorkamen, wo die 
| Zohl dee Meannsperfonen über 14 Jahren ſich vermehrte, 
und die Zubuße ber beyden lezteren Jahre gegen Die von 
| 1757 und 1758, nur fo: wenig betrug. Höchfiwahrs | 
ſcheinlich wurde die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums alle 
vorherige Zeiten übertroffen haben, wenn ungeſtoͤhrter 
Friede, dem Genuſſe eines ſolchen Segens Gedeihen vers 
lichen Härte. Doc) felbft mit diefem Gedanken hebe fih 
zugleich das Herz zur Bewunderung ber weilen Oecono⸗ 
mie der VBorfehung empor, die fhon in weiter Ferne für 
kuͤnftige Beduͤrfniſſe, auch im gegenwärtigen Kalle ges 
forgt zu haben ſcheint. 
Nach hergeftellter Ruhe wurden die vortheilhafteſten 
Aunſtalten getroffen, um den Schaden wieder zu heilen, 
den das Band durch den Abgang von fo vielen taufend 
Männern und "SJängfingen in dem befiten Lebensalter 
 Welöien datte. Tuͤr das Fuͤrſtenthum Luͤnebürg zeig⸗ 
uen ſich bald davon, wie für alle uͤbrige Provinzen, die 
gaclichſten Folgen. Gleich im erſten Jahre des Frie⸗ 
dens wurden auſſer Des einquartitten Miliz, ſchon 3760 
WManas⸗ 


ay pr 


‚Mannsperfonen Über 14 Jahren mehr gezaͤhn, 


1763. Den größten Theil berfelden machten wohl: * 
zuruͤckgekehrten Krieger aus, wovon ih wahrfheintid 
auch noch einige im folgenden Jahre nieberlieffen, weil 

der daſelbſt berechnete Zuwachs das gewohnliche Mana 
anderer Zeiten anfehniich uͤberſteigt. Man wird daher 
wohl annehmen bürfen, daß gegen 9300 Manntyerſos 
nen nad dem Kriege wieder ins Färftenshum hereinges 


‚sogen find *). Wird aber bey dem Aufchlage Hiervon 
auch noch fo freygebig verfahren, fo mag dach leicht ein 
baarer Verluft von beynahe 7000 ſtreitharen Drännern 


der Provinz am Schluſſe des Krieges zur Laſt gefallen 
ſeyn, der noch viel beträchtliher geworden wäre, wenn 
nicht fo mancher Ausländer, von der alliirten und an 
deren Armeen, fi im Luneburgiſchen beſetzet hätte, 
Noch ehe die Nachkommen von den zuruͤckgekehrten 
riegern und eingewanderten Fremdlingen, in der Zahl 


der Manneperſonen mit auftreten, welche das. 14te Jahr 


erreicht Haben, iſt ſeit dem Frieden her, die jährliche 
Zunahme der Volksmenge bes Fuͤrſtenthums nur felten, 
and in.den lesteren zwölf Sadıen nie wieder unten 

brochen worden. 


— 


Es war an Mannsperfos 
nen über 14 Jade Gewinn. Verluſt. —* Gen 
aufdem ante - 93 —) — 
u 64. (m —* Sräbten 174 3— 27 
Aufdem ande  — 14 " 
3755. (in den Geddten a) 79 


1763. 

0) Rechnet man dieſem noch das einquartitte Militait 

hinzu, fo iſt der Anſchlag auf 12000 Mannsperfes 
nen zu machen, die Alter ale 14 Jahr geweien. 





| 


1766. 


" 1767, 


1768. - 
176 9. 
1770. 


- 
. 1771. 


1772 


| . 
«1773 


| 177% 


277%. 
1776. 
i 1777. 
773. 
1779, 
"1730. 
| 1781. 
178. 
| 1783. 


1784 


Es war an erwachſenen 
Mannsperf. über 14 Jahr. 


(anf dim Laade 


(in den Städten. 


(auf dem Lande 
"(in den Städten 
_Cauf dem Lande 
(in den Städten 
(auf dem Lande 


(in den Städten 
Lauf dem Lande 


(in den Städten 
Cauf dem Lande‘ 
(in den Städten 
(auf dem Lande 
(in den Städten 
auf dem Lande 


(in den Städten -. 


(auf dem Lande 


S 


(in den Städten 


(auf dem Lande 
(in den Städten 
(auf den Lande 
(in den Städten 


"(auf dem Lande “ 


(in den Städten 


auf dem Lande 


in dem Städten 


aufdem Lande 


in den Städten 


ent dem Lande 

in den Scädten 
auf:dem Lande 

in den Städten 
auf dem Lande 

in den Städten 
auf dem Lande 

in den Srädten 
auf dem Lande 

in den Städten 


"604 


301 


403 


—2 zr Jahrs. ze St.) 


ms 578 
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2. . 

mn 3 
= 174 
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3793 
587 
373 4 


293. 


Tota 
Bin. Beituf. Scw. Bert. 


ß 
& 


294 PIE 


—A Gewinn. Berlut. Em. Bat. 
zza;. sanfbem nme a5 3 459 — 
vzus. 2 3 *— 
nn EI 0 — 
a een u 333357 


gahre, worin während bes verzeichneten Zetlaufs, 
allgemeiner Verluſt an Manznsperfonen der gedachten 
Art war, kommen nur 4 der. - Ale übrige trugen zur 
Wermeßrung derjenigen Menſchenclaſſe dad Ihrige bey, 
worauf Macht und Reichthum der Staaten ganz vor⸗ 
zuglich beruhen. In den Städten blieb ſolche neunmal, 
auf dem Lande aber nur viermal ohne Zuwacht. Nahe 
und entfernte Sterblichkeit kann dieſe Folge bewuͤrken, 
toͤdtliche Kinderkrankheiten von 1 bis 14 Jahren eben ſo 
gut, als ein ungewoͤhnliches Sterben von denen, welche 
das ı4te Jahr bereits zurückgelege haben. Doc lafien 
ih auch einige Sclüfle aus den angeführten Zahlen 
ohne Kenntniß der Deorralitätstabellen, mit ziemlicher 
Zuverläffigkeit ziehen. 
Dahin rechne ich die Bermuthung, daß nicht nur 
vor bem Kriege, wie der Zuwachs der vierzehnjährigen 
Mannsperfonen in den Jahren 1759, 60, 66 und 2768. 
zeigt, fondern au während des Krieges eine gejeguete 
Bruchtbarkeit an gefunden Geburten, zur Ergänzung 
des nachherigen Abganges im voraus gewuͤrket, weil die 
damit Mr Verbindung fiehenden Sabre von 1770, 74 
und 1775. ſo anfehnlihe Vermehrungen dee 14joͤhri⸗ 
\ 8en 


⸗ 


Br © 295, 


gen Btannsperfonen hervorgebracht Haben. Der Abs 


" gang in den Jahren 1771, 72 und 1773. iſt nothwendig 


mit von einer aufferordentlihen ‚Sterblichkeit der ers 


wachſenen Menſchen herzuleiten, welche die bekannten 


allgemeinen Calamitaͤten der erſtgenannten beyden Jahre 

verurſachet haben. In den Staͤdten, wo auch mancher 
uͤberfluͤſſſge Handwerksgeſelle, wegen ungewoͤhnlicher 
Theurung, damals entlaſſen wurde, ſcheinen bie trauri⸗ 


‚gen Folgen ein Jahr früher als auf dem Lande einge 


treten zu feyn, wo ber flärkite Verluſt ef 1773, be⸗ 
merkbar wurde. 
So ſehr aber jene lange nachempfundene Periode 


den ſteigenden Wohlſtand des Fuͤrſtenthums nicht blos 


hemmte, ſondern wieder ruͤckwaͤrts leitete, fo geringen 


> Einfluß has doch ſolche auf die folgende Bevoͤlkerung ges _ 


habt, wie der weitere Zuwachs der. erwachfenen Mannss 
perfonen überhaupt, und vorzüglich auch der von 1785, 


1.86 und 1787. ; wo die Gebohenen von 1771, 72 und 


1773. zum erftienmale in den Tobacksgelde⸗Regiſtern 
zue Einnahme famen, überzeugend darthun. 
Ohnerqchtet dee obgedachten vier Verluſtjahre, 
unter den 25 von 1764 bis 1788. iſt dennoch ſeitdem 
an Mannsperſonen uͤber 14 Jahren, ein reiner Gewinn 


von 9683 geblieben. Für die ganze Volkezahl möchte u 
aber die Vermehrung, wenn ınan die vorhin gemachten 


Anfıhläge des Anfanges und Schluffes dieſes Zeitraums 


. ufammen hält, auf 24298 zu fehägen ſeyn, falls nicht, 


> 


etwa anzunehmen wäre, daß beym Schluffe des Krieges 


“ mehr erwachfene vom weiblichen als männlichen Ges 


ſchlechte vorhanden gewefen, und dieſerhalb noch ein 


U 2 | Abzug 
f 


296 0 ‚ 
Abzug billig ſtatt fände. Ich glaube, es (äuft ber Babes 
ſcheinlichkeit eben nicht entgegen, auf gedachten, weibils 
hen Ueberſchuß mit dem Eintritte bes Friedens fo viel 
zu-rehnen, daß man fi begnügt, aus dem ganzen ° 
Zeitraume der erwähnten 25 Jahre nur einen Volks⸗ 
zuwachs von etwa 20000 Menſchen zu vermuthen. 
Wenig fehle nur noch daran, und die Summe 
wird völlig wieder eingeholt fegn, Lie man im Jahre 
1751. an Tobacksgeldes⸗Contribuenten auf dem platten 
Lande zählte. Nicht alfo verhält es ſich aber mit dem 
Städten. Syn diefen find 1733. an Mannsperſonen, 
welche das 14te Jahr zuruͤckgelegt haben, 997 weniger 
berechnet worden als 1751. gefhehen, woraus folge, 
daß gegenwärtig bie Städte des Fuͤrſtenthums Aber 2800 
Einwohner weniger enthalten al& 1751. darin befindlich 
waren. Gin weis beträchtlicher Abſtand ergiebt ſich 
aber noch zwiſchen der jetzigen und der Population von 
. 3727. Dan darf nemlich zufolge der Salzſteuer⸗Be⸗ 
ſchreibung von leztgenanntem Sjahre annehmen, daß 
damals über 30000 Menſchen in den Städten und 
Flecken des Fuͤrſtenthums gelebt Haben. Ihre gegens 
wärtige Anzahl aber iſt nur ungefähr auf 26000 zu 
ſchaͤtzen. Erklaͤrbar möchte leicht dieſer Unterſchied feyn. 
Von den vielen Urſachen, welche zum Verfalle der 
Städte des Faͤrſtenthums beygetragen haben, will ich 
nur einige wenige anführen, wobey Verringerung ihres 
Nahrungeſtandes zum Grunde liegt. Allgemein war 
vor so-bis 6o Jahren der Wrauereyerwerb noch fehe 
viel einträglicher als er gegenwärtig iſt, und gewährte 
deu; ſtoͤdtiſchen Dewohnern ein richtiges Einkommen. 
Auch 





Be 297 


abgange, den fämmtliche Städte hievon empfinden, find 
einzelnen noch verfchiedene befondere Circulationsmittel 
entgangen. Die vormals fo blaͤhenden reichen Patricien⸗ 


mit ihrem Vermögen weggezogen. Die Saline hat 


awar nichts an ihrer alten Ergiebigkeit, aber fehr am 
Abſatze und dem Ertrage ihres Merchs verloren. So 


Acht auch zu Küneburg die Friesweberen nicht mehr 


‚in ihrem ehemaligen Flor. Vertſchiedene Ueberbleibſel 
‚des vormaligen Hofſtaats in Zelle find theils ganz eins 
‚ gezogen, theils nad Hannover verlegt. ‚Bon den alten 
anſehntichen Tuchmanufakturen iu Burgtorf, iſt faſt 


keine Spur mehr vorhanden, und fo- find an mehreren 


anderen Orten eigenthuͤmliche Nahrungszweige vertrock⸗ 


net. Mit der Verminderung des Erwerbes fliegen zus 


gleich die bürgerlichen Laften , und noch drüdender als 
” Seren Zuwachs, iſt bey dem erhöheten Preifen der meis 


Ken Lebentmittel, die veränderte Lebensart, "die leicht 
jährlich ein Viercheil Aufwand mehr erfordert, als eine 


Familie Im Anfange des: Jahrhunderts au ihren Ausgas 
Be noͤthig Hatte. Es wird daher weit weniger als eher 


dem erfpart,, und fo verurfachet denn jeder Meiner Un 
fa nur gar zu bald, gänzliche Haushaltszerrättung., 


Ohne etwas mehr als diefe nur oberflächlich er 


wehnten Umſtaͤnde zu berühren, feine es mir eher 


“ merkwürdig zu ſeyn, daß die Zahl der ſtaͤdtiſchen Eins 


wohner nicht flärker abgenommen, alt ich. deren gezeigte 


| Auch Hat ſeitdem die Niederlaſſung ver Handwerker auf. 
dem platten Sande zugenoiamen. Bey dem Nahrungss ' 


‚Bamitten in Lüneburg, find theils ansgeftorben, theils 


5 
’ 


Verminderung unnatärlih finden koͤnnen. Denn fo 
. J U3— wenig 


298 BE 7 5 
wenig e8 auch bedeutet, daß fett dent letzteren 25 Jah⸗ 
ren von 1764 bis 1788. die Zahl der 14jährigen Manns⸗ 
verfonen ſich um die Meine Summe von 674. vermehrt 
hat, wornach Ihr ganzer Populationszumachs nur etwas 
über 1900 Menfchen anzufchlagen feyn nröchte, fo Abersrift 
doch diefer Erfolg das gewoͤhnliche Reſultat der obigen 
"und ähnlicher mitwürkenden Umftänbe, und man darf 
defto zuverläßiger hoffen, daß bey fortmährender Ormuns 
terung der ftädtifchen Gewerbe, die Population in den 
Städten anhaltend fleigen werde. Schwerlich möchte 
aber jemals das Verhaͤltniß der Einwohner der Staͤdte 
gegen die Landbetwohner, demjenigen Maaße gleihzumas 
hen ſeyn, welches man in andern Ländern wahrnimmt, 

es iſteht anjegt wie 1 zu 7. 

Nach Abzug defien, was von ber legteren fünf und 
zwanzigjaͤhrigen Volksvermehrung für die Städte in Au⸗ 
flag gebracht worden , würde nur der Zuwachs des 
platten Landes, ein geringes Über 18000 Menſchen ber 
tragen. Sehr wichtig und ſchaͤtzenswerth iſt zwar biefer 
Zuwachs. Allein im Ganzen genommen, zeigt et doch 
nur eine langſame Bevdlferungs » Progrefflon an. Die . 
aooco Menfchı-, welche ich als überfchieffenden Gewinn 
der vorgedachten fünf und zwanzig ‘Jahre aunehme, 
machen 93 Theile von der wahrſcheinlichen Bevoͤlke⸗ 
rung des Jahrs 1764. aus. Hiafolglich würden Aber 
200 Jahre zur Verdoppelung der Volkomenge erforder 
lic, jeyn, wenn die Bevoölkerung in der jetzigen Gleiſe 
fortginge. Gin Zeitraum, der fih Höchft nachtheilig 
von den Sıfahrungen anderer Staaten unterfcheider, 
Suͤßmilch berechnet, daß in den preußiſchen Landen, 
in 


N — 


Se ”. 299 . 


In Schweden, Finnland und england, bie Vers 


doppelung, wenn weder Krieg noch anfferordentliche 


Epivemien ſolche ftöhren, binnen go, 90 bis 100 Jah⸗ 


ren erreicht werben fänne. *) 


Sweifelhaft bleibt es noch zwar, ob bie hierbey 


zum Grunde gelegten Liſten mit derjenigen Genauigkeit 


oO — — — 


abgefaſſet find, welche dergleichen Ueberſchlaͤge erfor⸗ 
dern. *c) Allein des wahrſcheinlichen Rechnungsfeh⸗ 


lers ohnerachtet, weicht doch immer der Volkezuwachs 
des Fuͤrſtenthums Luͤneburg, von den faſt allgemein 
geltenden Regeln, einer guten Bevolkerung ab. Hier⸗ 
an muß entweder ein ungewöhnliches Mißverhaͤltniß 
des Ueberſchuſſes der gebohrnen gegen die geſtorbenen, 


. oder auch Auswanderung Schuld feyn. in folches 


Mißverhaͤltniß könnte entweder durch Disproportion der 
Ehen gegen die Lebenden, oder durch ſchwache eheliche. 
Fruchtbarkeit, oder durch übermäßige Sterblichkeit vers 
anlaſſet werden. | 
Das Verhaͤleniß der Ehen zu den Einwohnern 
ſcheint nicht widernatuͤrlich zu ſeyn, wenn ich von fuͤnfjaͤh⸗ 
rigen authentiſchen Reſultaten, auf längere Zeiten - 
fhlieffen darf. Es find nemlich nach einer Durchſchnitts⸗ 
Summe von 1774 bis 1779. jährlih im Fürftenehum 
S.üneburg 1888 Ehen vollzogen worden. Die damas 
\ lige 
“) Göttliche Ordnung ır Ih. 86 Cap. 6. 553 und 154. 


**) Her Klockenbring vermuthet, daß die Suͤßmilch⸗ 
ſchen Angaben des Ueberſchuſſes der Gebohrnen, we⸗ 
gen unterbliebenen Abzuges der Zotgetobinen um 
43 Procent zu hoch berechnet wären. S. Aufläge 
vermiſchten Innhalts, gr Pand ©. 40. 
Mi | 


300 0 u . 
Uge Beoslkerung iſt aber mie Einſchluß des Milltabre 
. ohngefehe auf 178000 Menſchen zu fhägen, und hler⸗ 
nad time alle anf 94 Einwohner jährlich eine Ehe. 
Bäre biefes Verhaͤltniß immer unverändert geblieben, - 
fo hätte man die gerechtefte Urfache, damit zufrieden zu 
feyn. Es gehöre mir zu den vortheilbafteflen, von des 
nen, die Suͤßmilch anführe, und koͤnnte bey bemfels 
Sen wol nicht Mangel an Ehen der Grund davon ſeyn, 
daß die VBevoͤlkerung des Furſtenthume fo langſame 
Fortſchritte gemacht hat. 

Was ſchwache Fruchtbarkeit oder unnarrlicer Sn | 
ben hiezu beygetragen haben, läßt ſich wenigftens nicht in 
genaner Stuffenfolge ohne Einfiht der Mortalitaͤts⸗Ta⸗ 
Bellen beurtheilen, die mir gänztich fehlen. Daß indeflen 
die erſte Hälfte bee neueſten 24 Jahre bey weitem nicht ſo 
vortheilhaft für die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums gemes 
fen, als die letztere Halbſchied, Died ergeben auch ſchon Die 
Tobacks ı Selds ı egifter. Zufolge denfelben betrug der Zus 
wachs der Mannsperfonen über 14 Sabre von 1765 bi 
* 1776. inel. nur 2065. Hingegen belief‘ fich foldher von 
1777 bis 1788. incl. auf 6461, und brachte folglich in ei} 
nee gleichen, Anzahl von Jahren, nie ale dreymal 
fo viel. 

Einer vorzüglichen ehelichen Frachtlartei ‚ dürfte ſich 
wol das Furſtenthum Küneburg nach 20laͤhrigen Geo 
achtungen «sen nicht ruͤhmen, wentaftene nicht in Ber; 
gleihung anderer hiefigen Landesprovinzen. Nur ein ger 
ringes Über 32 Kinder giebt jede Ehe. Ergiebiger find 
die.Ehen in Calenbergiſchen, Grubenbagenfchen, 
Brem; und Verdenſchen, auch Hoyaiſchen, und 

W Blcibe 





7, BE 308. 
biAbt daB Püneburgifche Product noch unter der Durchs 
ſchnitts ſumme der ehelichen Bruchtbarkeit des ganzen Lan⸗ 
des ſtehen; da dieſes in dem Zeitraume von 1766 bis 1785. 
auf taufend Chen, 3770 Rinder gegeben bat. *) 

Demohngeachtet müßte e6 ‚jedoch mit der vermehrten 
Bevölkerung fehon fehe viel weiter gelommen feyn, wenn 
immerfort der Meberfhuß an Gebohrnen gegen Seflorbene 


: flate gefunden haben follte, der in den 8 Jahren von 1778 


bis 1785. beobachtet worden. Er hat 23% Procent ges 
bracht. **) Auffer dein Herzogthum Bremen iſt indefien 
auch diefer Ueberſchuß der geringſte von allen, welche vorbes 
‚nannte Provinzen, während des gedachten Zeitraums ge⸗ 
liefert haben. Sollte es aber nichts deſtoweniger zweifel⸗ 
Haft bleiben, ob ein fo ſtarker Ueberſchuß auf ſaͤmtliche 25 
Jahre zu rechnen ſeyn möchte, welches ich deſto lieber ans 
nehme, weil fonft faft eben fo viel Einwohner verfhtwun . 
den feyn würden, als das Faͤrſtenthum Zuwachs gehabt, . 


ſo wird man doch immer. eine nicht unbedeutende Yuss 


Wanderung vermuthen muͤſſen, um den Grund davon anfı 


zuloͤſen, daß. der Gewinn der Volksvermehrung kein groͤſ⸗ | 


ſeres Maaß .erreicht hat. 

- Entfernung einer bettaͤchtiichen Anzahl von Einger 
bohrnen, wo nicht in. fremde Länder, doch in andere Pros 
vinzen, fcheine auch nach der jeßigen Lage der Umſtaͤnde 


bey wacfender Bevoͤlkerung ganz unvermeidlich zu fepn. 


Wir die Einwohner fih vermehren, fo nehmen zwar auch 
nothwendig Befchäftigungen, und duch diefe Erwerbs⸗ 
| 0 mits 
Rlockenbring a. a. O. ©. 37. 
**) Rlockenbring a. 8* ©. 35... 
. 3 


302 IPARE 

mittel zu, aber bey weitem nicht fo, daß feber Aber die 
vorherige Zahl Lebender, hierin gietch einen hinreichenden 
Unterhattefond finden koͤnnte. Es mäflen daher mit je 
der Volksvermehrung neue  Befchäftigungen und Nah—⸗ 
rungswege eröfnet werden, oder es wird in Verhaͤiß des 
Zuwadjfes, Immer ein Theil der gewonnenen Einwohner 
auswärts feinen Erwerb ſuchen. So lange nun die Räds 
tifchen Gewerbe nicht durch gebefferte Aufnahme mehr 
Haͤnde ats bisher erfordern, 'fo lange Die Gelegenheiten, ſich 
mit LandrEigenthum anfäßig zu machen, fo felten bleiben, 
und fo lange die Erweiterung des Ackerbaues nicht duch 
Aufhebung der Gemeinheiten in befferen Schwung ge— 
bracht wird, fo lange iſt ed gar nicht zu verhäten, daß im 
mer fremde Provinzen und Länder von der fleigenden Be - 
voͤlkerung des Fürftenthums, ein beträchtliches an ſichtziehen. 
Die benachbarten großen Städte Hamburg, Altona, 
Bremen, Braunfhweig und Hannover eleihten . 
es einem jeden, der bey dem Gefühle geſunder Kräfte und 
‚ Atbeitötriebe , vergeblich aAnheimlſche Veſchafulzuns ſucht, 
fie auswarts zu finden. 

Ein Beharrungsſtand in der Verölterung, one alle 
weitere Zortfchritte, wird zwar bey den milden, gemeinen 
Menfchentechten und einer billigen Freyheit fo fehr foͤrder. 
lihen Regierunge s Srundfägen , die ſchon ſo lange bier 
Feiner Indig nats.Conceffidn bedurften, in Sriedenszeiten 
nicht leicht. eintreten. Aber ohne jene Huͤlfsmittel kann 
nie der jegige Mißftand zwifchen dem Flächeninnhalte der 
Provinz und der Zahl der Bewohner beträdhtlich vermin 
dert werden. Die ewigen Geſetze der Natur find zu ıpeife, 
als daß fie veränderlich ſeyn ſollten. Der Magen fpährt 

feine 


- . 


Se 303 


| | feine Sättigung bavon, wenn das Auge fih an ſchͤnen 


Proſpecten bis. zur Ueberladung vergnügt. Der under 
deckte Leib empfindet nicht den geringften Grab Wärme. 
davon, wenn er im Winter die auserlefenften Fruͤhlings 
blumen im hertlichſten Flor um fich hergeſtellt ſiehet. Je⸗ 
des Bedaurfniß fordert feine eigene Befriedigung. Das 
animalifche Beduͤrfniß des Menſchen laͤßt fi nicht mit 
geiftigee Nahrung ſtillen. Werden die Beſchaͤſtigungen 


die Erwerbungsmittel, bey fleigender Bevoͤlkerung nicht in 


einem ſchicklichen Ebenmaaße vervielfälsiger, fo. il es nuy 
fonft, den, ber vergeblich Befikungen ober Arbeit verlange, - . 
durch die Vorftellung ans Vaterland zu fefleln, daß er nir⸗ 
gend fo frey leben, nirgend Die Rechte der Menfchhett r 
ungebeugt genieflen koͤnne. | 

Wäre diefer Gedanke Sinreichend, jeden Bitte 
rungs: Seegen im Lande zu erhalten, fo müßte die Summe 
der Einwohner zu dem Zlächeninnhalte ein weit vortheil⸗ 
Hafteres Verhättnis haben, als gegenwäztig ftatt finder, 

zählt man nemlidy alle Einwohner des Fuͤrſtenthums 
zufammen, fo fommt etwa die Summe von 200000 Mens. 


. ſchen heraus. *) Zufolge geſchehener Vermeſſung aber 


ent⸗ 
*) ©: Einwohner ohne Militair von 1788. find ge⸗ 
fhäßer worden zu 189000 
Für das Militair und Def | Bamitien 
rechne ich ohngefaͤhr 7000 
Die Einwohner der Inſel Wilhelmsburg 
welche bislang nicht zum Tobacksgelde coni | 
trißbuiren, möchten anzuſchlagen feyn, auf 20009 
Die unter dem Amte Haarburg fiehenden 
Einwohner zu Kuchwerder in den Vierlau 
ben auf J nd 250 


304 u Y7 


enthält bie Provinz 1114 Calenbergiſche Quadratmelen 
weiche 1785 geographiſche Qnadratmeilen betragen. Auf jede 
Quadratmeile der legteren Art find alfo nur 1122 Menſchen 
zu rechnen. Und wie fehr viel geringer würde diefe ſchwache 
Bevoͤlkerung für den arößern Theil des Fuͤrſtenthums aus⸗ 

follen, wenn man diejehigen Diftricte abfonderte, wo mit 
Det beften Cultur, der aͤuſſerſte Grad der Bevoͤlkerung ſchon 
erreicht iſt. 


Nm denke man ſich aber, daß nach aufgehobener Ger 
meinheit, der jetzige Ertrag der ſchon bebaueten Laͤnderey, 
vielleicht um ein Drittheil erhöhet werden koͤnnte, daß viel⸗ 
Teicht duech den Anbau des noch wüfe liegenden, zur Be⸗ 
arbeitung tauglichen Erdreichs, bie Zahl der jegigen Hoͤfe 
um ein Deittheil zu vermehren möglich wäre, daß Ihe vers 
kaͤufliches Eigenthum jedem fleißigen, ſparſamen Hauswir⸗ 
the die KHofnung gäbe, mehr" als einen Sohn anfäßtg zu 
machen. Man dente ſich, wie alddann ſchon von Tetbf 
auch die fädtifchen Gewerbe durch wachſende Circulation 
. weit mehr Lebhaftigkeit erhalten würden, und defto leichter . 
mit geringer Nachhuͤlfe emporgehoben werden könnten, 
welche Leringeruas der Öffentlichen Laſten für alle Eins 

mwoßs 


Wird hierbey in Erwegung gejogen, daß, um dem 
Anfdylag von 1788. durch eine runde Summe zu bes 
flimmen, 400 Menfchen weniger angeieket find, als 
das berechnete Refultat ergab, und nimme man als⸗ 
dann noch Rückficht auf den Zuwachs ber 14jährigen 
" Mannisperfonen des Sabre 1789. wie aud) auf die 
verfehwiegenen Contribuenten, fo möchte wol unbe⸗ 
denklich, die gegenwärtige ganze Volkszahl des Rürs 
ſtenthums Luͤneburg zu 200000 und daruͤber anzu⸗ 
nehmen ſeyn. 


| wohner bes ganzen Landes hierbey ausfährbar ware; man 
denke ſich dieſeg alles, und freylich wird demohnerachtet 


La ME 


| taſlen erhitzt werden, womit ſo mancher philoſophiſche 

Traͤumer, auf ſchoͤnen Stahlfedern gewiegt, von muthigen 

| Sengften Aber unfere traurigen Haiden ſchnell hinwegge⸗ 

| sogen, aegpptifche Fruchtbarkeit herzuzanbern fich getrauet. 

| Aber evident erweisbar ift es, daß nach jenen Vorausſez⸗ 

‚jungen, neue fünf und zwanzig Sriedensjahre, Sehr viel 

vortheilhaftere Bevoͤlkerungs-Reſultate ergeben würden, 
als meine jegige Unterfuchung-darlegen konnte. 

Keine der uͤbrigen Provinzen des Churfuͤrſtenthums 

iſt einer voͤllig gleichen Erweiterung ihrer inneren Wohlha⸗ 


keiner, der gruͤndliche Local⸗Kenntniſſe hat, von den Phan⸗ 


benheit fähig; nie war der Baurenſtand fo-norbereitet zu - 


 EuktursBerbefferungen, nie in folcher Ausdehnung fuͤr 


fie geneigt, als gegenwärtig, nachdem mehrere Beyſpiele 


in verſchiedenen Gegenden den großen Nutzen derſelben ans 


ſwanuch gemacht haben; nie war die Nothwendigkeit ih⸗ 


‘re Beförderung dringender. als anjetzt, da mit jedem . 


| Jahre die Volksmenge ſich vermehrt. Sollte dann nicht 


endlich einmal, die ſchoͤnſte und wohlchätigfte aller Friedense 
blumen, zum Aufbruche gebracht werden können? Sollte 
Auſhebung der Gemeinheiten, ſo weit ſie moͤglich ift, 
dieſe erfle unentbehrliche Grundlage aller Erweiterung dos 
Wohlſtandes der "Provinz, nur immer Hofnungsknoſpe 


Heiden? Die völlige. Reife ihrer, Früchte koͤnmt zwar, - 


* 


ſo unausbleiblich fie auch tft, allemal erſt folgenden Ber . 


ſchlechtern zu gute. Aber durch nichts kann ſich das jetzige 
| ſlarkere Rechte auf Dankbarkeit der Nachkommen erwer⸗ 
ben. ohameslic truͤgt dieſe Rechnung, wenn auch jede 
"ber 


- t. 


3060 See 
der Abrigen Her angeführten Zahlen eines uralte 
Auge fatis feyn ſollte. | 

A. C. Jacobi | 








ar Indfafiche Verfaſſung des di⸗ 
ſtenthums Calenberg. 


WVom dere Licentcommiſſair von Auge. 


$ 





‚Sortfenung 


Bon den: Geutigen. Sandrägen im Fuͤrſtenthen 
Calenberg und deren Verfaſſung. 


& lange noch die Ausuͤbung derjenigen Landedangee 
. genheiten, die heutigen Tages unter- der Genen 
nung von Hoheits⸗ und Regierungsfachen begriffen wes 
den, als eine Folge der von den Kayſern, den aeg | 
und Grafen uͤbergebenen Serichtöbarkeit angefehen. ward, | 
wufte man von feinen eigentlich fogenannten Landtagen, 
fondern es wurden die Randesangelegenheiten, fo fern es 
der Einwilligung der freyen Untertbanen dazu.bedurft, 
‚anfänglich von den miflis regiis, in denen hiezu angefügs 
digten, placitis oder mallis, die in concione populi , 
coram pr incipibus et nobilibus gehalten wurden ent⸗ 


a 


w UP 307 
jamieden *). Nachdem aber dieſe kayſerliche Miſſion in 
Abgang gerierh: die Herzoge, Srafen und Bifchäfe, zu 
y andesherrn ſich empor geſchwungen, und hiernaͤchſt auch 
. zum erblichen Beſitz der obern Gerichtsbarkeit, durch den 
Beyſtand der Unterthanen, gelanget ‚waren, fo wueden 
ie eigentlichen Hoheits, uud Regierungsſachen von den 
Reichshaͤndein abgeſondert, indem zur Verwaltung der 


lezteren die obern Landgerichte angeordnet wurden. Der⸗ 


in kleicen oberes Gerichte war im Lande Oberwald worin 
Goͤttingen belegen, auf tem Keineberge bey Goͤt⸗ 
fingen, und im Lande zwiſchen Deifter und Keine 
EEE auf 
*) Bu damaliger Zeit, konnte zwar jeder freye Deuts 
fher auf den Landesconventen erfcheinen, und durch 
Abgebung feines Voti Antheil an den zu nehinenden 
+ Eneichlieffungen nehmen. Daher fagt Kayfer Earl 
der Kahle jm Edicto Piltenü: Lex’confenfu po- 
puli fit, et confenfu Regis- Und in dem Capi- 
fl tularia. A.go3. Cap. XIX. iſt verordnet: Ut po- 
ſu pulus interrogetur de capitalis ‚quae in lege 
noviter additae funt. t poftquam omnes 
confenſerint fubferiptiones et manufirmationes 


A fuas in ipfis capitulis faciat, Allein der guten - 


* Ordnung wegen ward von Carl dem Großen L. II. 
2 Capitulari 28. verordnet ‘daß jedweder Graf nebſt 
. 3 oder 4 Scabinis zu denen vom miſſio regio aus 
Fi gefchriebenen Dierinen fih anfinden ſollte. Dieſe 


aE Scabini waren die Nepräfentanten fämmtlicher in 


dem Comitatu befindlichen fiimmbaren Echten, twie 
fie denn auh von biefen hiezu gewählest wurden. 

Dieſe vorteefliche Anordnung war aber nicht von lans 
e ger Dauer, indem es den Bifhöfen‘ und Grafen 
N gelung an die Stelle des Miſſi zu sreten. Hiedurch 
mard der erſtere Grund zu den heutigen Landtägen 


A gelenet. Moſers Osnabr. Geſch. ur Theil gu Abſchn. 


$. 11. 12. - 


“ 


308. SPAR 
auf dem Baumgarten zu Lauenrode per anno; 
ver *). Wed aber die Rechte und Frevheiten ber Unters 
thanen ohnverändert blieben; wirhin Diejenigen Landes 
angelegenheiten, wozu es der Einwilligung ber freyen 
Staͤnde von Alters der beburfte von dem Landesherr 
wit ihnen fernerhn im Rah genommen werben _ 
mußten, fo wurden hiezu eigene Convente angeord⸗ 
net, benen man bie Benennung von Laundtagen ers 
theilte. Auf felbigen warb auf eben die Weiſe verfahren, 
als in denen vorherigen placitis gebräuchlich mar. Dee 
Landesherr führte das praefidium, deffen Abvocatus und 
nachſtdem der Conzler brachte die gemeinen Angelegenheis 
ten zur Propofitiom , worüber bie anweſenden Staͤnde ſich 
Berathichlageten. Wenn ein gemeinfamer Entſchluß gefafe 
fet mar, ward felbiger dem Landesherrn kund gemadhet, 
und wenn dieſer die Einwilligung dazu ertheilte, fo ward 
über den von Heren und Ständen gemeinfam genommenen 
Entſchluß ein Landtagesabſchied errichtet, der von dem 
ganzen Lande als eine gefegliche Anordnung anerkannt 
werden mußte 9°). 0 
. j Sn 
*) Bon bem Kern V. Canzl. Struben IE in ber 
XXIlften Abhandlung feine Nebenſtunden betviefen 
mworden, daß die Landeshoheit ans ber Gerichtsbar⸗ 
Leit entftanden ift, die denen Fürften und Geafen, 


bevor fie diefelbe erblich an ſich brachten, als kayſere 
Uden Beamten zu verwalten, anverttauet war. 


" %6) Bekanntlich wurden vormals bie Landtage ſowohl 
als die Gerichte unter freyem Simmel abgehaften, 
bieſes war auch im Braunſchweig, Rüneburst 
J en 


— J 


4 a t 
' . 


BP... 309: 
9m vorigen Zelten warb es; von den Ständen die 
ſes Landes als-eine Nothwendigkeit angefehen, dergleu 
chen Landtages/⸗Abſchied über jebweben Landtagesſchluß 
| abzufafien, Seit dem Jahr 1686. find fie aber völlig 
imn Abgang gerathen, und an deren Statt auf die Lands  _' 

""fhaftlihen Defiberia Landesfuͤrſtliche Refolutiones ers. 
theilet worden, bie aber eben ſowol als die Landtages 
Abſchiede vim legis haben, dieweil fie auf gleiche Weiſe 
| wie jene unter Herrn und Ständen paciſciret werden. #) . 


ı . Einen Landtag auszuſchreiben, kommt nicht den 

| Landfiänden, fondern dem Landesheren zus ohne defien 
Einwilligung mag er nicht gehalten werden, Es find 

| . — auch 


(hen im Gebrauch. So lange bie Herzoge von 
Braunfhw. Luͤneburg in dem Beſitz des groß 
fen Stifts Hildesheim waren, pflegten die Calen⸗ 
bergiſchen Landitände in oder bey dem Lahe⸗ oder 
Arayenbolze, nahe vor Elze, im Felde ſich zu 
verſammlen, wenn mit ihnen zu "berathichlagen 
war. Der letztere dahin ausgeſchriebene Landtag 
J. iſt quf den zaften Jul. 1605. abgehalten worden⸗ 
2 Bevor das Land Oberwald oder Göttingen mie 
| dem Calenbergifchen combinirt ward, wurden von - 
| den Herzogen die Goͤttingtiſchen Landſtaͤnde nady 
Slteina unter der großen Linde zufammenbetufen, 
| wenn mit ihnen zu berathſchlagen war. 


*) Eigentlich kamen die Landtags⸗Abſchiede ſchon mit 
‚ben Jahré 1651. in Abgang, denn ber Lanbtags⸗ 
| Abſchied vom Jahre 1688. betrift einen ganz aufs . 
ſerordentlichen Vorfall, nemlich die Einfuͤhrung des 
—Licents anſtatt der ordinairen Eontr&ution, „und 
es war damals ſchon gebraͤuchlich, daß auf die Des 
fideria der Stände, auſtatt der vorhin errichteten - 
Landtage⸗Abſchiede Reſolutions ercheitert wurden, 


(Annal. se Jahrg. 28 St.) E 


310 


asch dir Staͤrde vicht berece iget, Die Zeit, wenn folches 
geſqehen fol, zu Seien. Unteriäßt der Landecherr 
Drfier A⸗e hreibang ans muerheblihen Urſechen, fe 
muß die Lardibaft ihn berum erindien, und if ihre 
DB: ehe Birkang, ſo bar he ihre Beihzerte Kom 
Ober A.chter da: uͤber einıutr:reen. *%) Eolche Drıismaenı 
Den baden die une: den Schutz des Durchlanchtigen 
Branuihwera Lıneburziigen Hauſes beſiadliche Land⸗ 
Hände zu führen, niemals Urſache gehabt, denn bie 
Gänfiz vorhandenen Landtagter Abſchiede beweiſen, wie 
forsfälsig dieſe Herren jederzeit geweſen und and nad 
fg: find, das rarhlame Gutachten and die Finwiligung 
‚ihrer getreuen Landitände zn ſolchen Landes : Angelegen⸗ 
heiter zu fordern, woben es zufolge ber einmal befiätigs 
sen Lanbesverfaflang ihrer Zuziehung bedurfte. *°) 

Bars 


Herrn B. €. Struben Abhandlung von Landſtoͤn⸗ 
im zen Theile der Nebenſtunden ©. 558 
6 568. ” 


*#) Die den Landfländen des Zürftenthums Calenberg 
in den Landtazs⸗Abſchieden vorbehaitene Sceyheit, 
in zugeluffenen die Landſchaft concernicenden Zäls 
Ion, ohne Argwohn verbotener Confpiration zu 
fommen zu fommen, bandele die zu Ente dieſer 
Abhandlung bergrbramte Anmertung ad. Diele 

‚ werden Landichaftliche Konvente genannt, und von 
bean Stränden angeflelt, wenn die Norhdarft erfors 

‚ dert, mweyen gemeinſchaftlicher Ange!-ae.ıbriten ſich 
zu berauyichlagen. Sie find alfo von ben Landtagen 
mohl zu unterſcherden. Won dielen fagt Schilter in 
Commentar. ad Jus feudale alemann. C. 13. 

. quilibet Princeps aut Dominus, aut Comes, 


quĩ de territorio feudali ablmperatore per vexit- - 


‚jum 


\ 


Bormals wurden gebruckte Titatlions zum Landtage, die 
der Landesherr gemeiniglich ſelbſt zu unterſchreiben pflegte, 


an alle und jede Mitglieder der Landſchaft ausgefertigete. 


Wenn die Stände auf biefe gefchehene Ladung erfchles 


‚nen, murden ihnen von dem Zürftlichen Canzler und, 


zwar oftmals in Gegenwart des Herzoges die Propofis 


‚ tions eröfnet, und gemelniglid) in wenigen Tagen bee . 
Landtag mittel Abfaffung des Landtagesı Abfchiedes be⸗ 


ſoloſſen. *) Waren die Propoſitions von ſolcher Bes 


| 
| 
| 


e 


ciale. 


ſchaf⸗ 


lum eſt inveſtitus habet jus et judicium pᷣrovin⸗ 


Und Struv. in Synt. I publ. C. 26. $. 36. 
Comparitio in Comitiis provincialibus, fuperiorl- 
tatis territorialis poſſeſſionem indicat. ſubjectio- 
nemque plene probat. confr. Fritſeh de Convent. 


Provinec. C. 4. 8.4. Klock in Relat. Camer. 72. 


n. 203. Fabarius de jure Landfafliatus in Thu. 


„rings $. 13: . . 


ö *) Vielmals ift die Krage aufgemorfen: woher es 


⁊ 


ruͤhre, daß die Landtages: Unterhandlungen vors 
mals weit zeitiger ihre Endſchaft eerelichet hätten, 


wie zu jegiger Zeit? Wiewol es nicht meine Sache 


it, diefe Frage ausführlich zu beantworten; ſo 


. "Tann ich jedoch zu bemerken nicht unterlaflen, daß 


Die veränderte Art der Unterhandlung, unter Herrn 


"und Stände vorzüglich hiezu beygetragen hat, 
Denn es ergeben die bis’ zum Jahr 1651. vers, ' 


handelten Eomittal Acta: daß nad eröfneren Lands 
tags, Propofitionen, die Stände, nachdem fie wer 
gen eines gemeinfamen Entſchluſſes übereingefoms 


men wären, um eine Audienz nachfuchten, "in der 


fie dent Canzler ihre Erktärung ſchriſtlich einhaͤn 


digten. Diefer trat fodann mit Den anmefenben ,, 


Stränden in mändliche Unterhandlung, und diefe 
Ka» . Con⸗ 


Per | 311 


—2 


* 


[4 


% 


312 SPIEE | 
ſchaffenheit, daß fe einer weiters Unterhandlung mit . 
dem Herzoge ober feinen daza versrdneten Raͤthen de; 
Ourften, fo wurben von ben Anweſenden aus allen dreyen 
Ständen Deputirte ernannt, denen man Vollmacht er 
theilte, die Unterhandlangen zum gedeylihen Schluß zu 
bringen, und fodann den Landtages s Abfchied Namens | 
der gemeinen Landfchaft zu vollziehen. 

Es ift nicht zu bezweifeln, daß die drey Eurien ber 
Praͤlatur, der Ritterſchaft und der Stoͤdte eben fo lange 
Hefkanden find, als durch die Bereinigung Liefer -drey 
©täude eine gemeine Landſchaft entflanden il. Cs | 
wurden aber zufolge der urfprünglichen Verfaſſang in 
ven Eurien nur die jeden Stand beſonders angehende 
Umgelegenheiten in Ueberlegung gezogen. Ueber die ges 
weine Landesangelegenheiten warb gemeinfam ron al⸗ | 
fen drey Stränden berarhichlaget, und die Conclufg nad 
der Mehrheit der abgegebenen Stimmen abgefaſſet. 


| Well die Ritterſchaft hledurch ein Uebergewicht wegen 


ih⸗ 


Confornen wurden fo lange fortgefeßet, bis man 
völlig miteinander einverfianden war. Alsdann 
ward der Landtags Abichied ausgefertigt. 


Weil aus ſothanen Aetis zu erſehen iſt, daß auf 
die Laudſchaftlichen Anträge, gemeiniglich in ber 
Seßion des folgenden Tages, Die Landesfuͤrſtliche 
Erklaͤrung vom Canzler eingebradt ward; fo iſt es 
bezreiflih, warum felbft aud die wichtigfien Un— 

 terhandlungen vielmals in gar kurzer Zeit zum 
Schluß gebracht wurden. Nachdem man aber von 
dieſer Weife gänzlich .abgewichen, und zur fanriftlis 
hen Unterhandlung geſchritten iſt, ſo iſt es nicht 
moͤglich, die Unterhandlungen jetzt, fo bald wie vor⸗ 
u zur Endſchaft zu bringen. 


3 


v· 313 
Ihren Aberfegenen Auzahl gegen beyde Abelge Curien m - 
langte; fo wurden auch die mehrfien Deputirte aus ie 
| ren Mitreln ernannt, wenn es deren zur weitern Fort⸗ | 
ſettzung der Landtages: Unterhandlungen bedurfte. Vor⸗ 
| Befchriebene Berfaffang war vormals fowst im Ealenbers | 
giſchen als Braunſchweigiſchen im Sebrauch, und in 
Auſehung der Braunſchweisiſchen Landſcalt iſt fie noch 
| bis jept benbehalten. , 
| ‚Won den vielen vorhandenen Beweiſen, woraus 
ſich ergiebt, daß vormals die Concluſa der Calenbergi⸗ 
ſchen Landſchaft per pluralitatem votornm virilium 
errichtet wurden, will ich nur das von dem Schatz⸗Col⸗ 
legio hergenommene anführen, daß. daſſelbe in feühern 
. Zeiten errichtet ward, als der landſchaftliche Ausfchuß, weis 
des von mir fattiam bewiefen worden. Weil nun ſowol 
im großen als engern Ausſchuß, durch die Vota zweyer 
Curien, die dritte uͤberſtimmet wird, im Schatz⸗ 
Collegio aber nicht durch die Vota der Curien, ſondern 
per bluralitatem votorum virilium die Concluſa des 
"frame werden; ſo iſt es gewiß, daß zur Zeit des errich⸗ 
teten Schag: Collegit, man. bey Behandlung gemeiner 
- Landes; Angelegerheiten, von Curiatis noch nichts wußte, 
= Ob aber die jetzige Arc zu beſchlieſſen, eben zu der Zeit 
aufgekommen ift, als dem Immarwährenden Ausſchuß 
Vollmacht ertheilet ward, denen Landtagehandlungen 
beſtaͤndig beyzuwohnen, und allgemein verbindliche Ent⸗ 
ſchlieſſungen faſſen au koͤnnen, muß ich in Ermangelung | 
hinlaͤnglicher Nachrichten dahin geſiellet ſeyn laſſen. 
“ Im Calenbergiſchen hat alfo diefe, von Alters her 
befanden, Verfaſſung eine beträchtliche Veränderung er⸗ 


er | 
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Po si hc DE De 


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914 SPAR 


litten, zum offenbaren Beweiſe, daß bie Ritterflaft 


‘am die Landtagshandlungen vormals ih weniger befüms 
mert babe, indem felbige gewaltig dabey vertohren hat, 
daß jetzt die Eonctufa Aber gemeine Landes s Angelegens 

‚ Seiten per vota curiata zum Stande gebracht werden, 
auſtatt fie vorhin per pluralitatem Votorum tirilium 
errichtet wurden. Sept werden von Königl. Resierung 
allein nur an die Mitglieder des großen Ausſchoſſes Ca: 
lenbergiſcher Landſchaft Convocatoria zu Empfahung der: 
Landtags: Propoſitionen abgelaſſen, worin ihnen anfter 


gehen wird, In beregtem Termine ſich auf Koͤniglicher 


Geheimten Tanziey zu Anhörung des Bortrages any 
finden, folhen darauf mit ihren Mitſtaͤnden in gehoͤri 
ge Weberlegung und Rädiprache gu nehmen, und dem 


naͤchſt darüber eine ſolche Erklärung einzubringen, alt 


ber Beihaffenheit der Sachen und dem Beften dei Lan⸗ 
des gemäß fey. Diefe Berfammiung fämtliher Mitglie⸗ 
ber des großen Ansichuffes auf Königliher Regierung, 
wird der Propofitions, Tag genannt ; derjenige Geheimes 


Math, dem das landſchaftliche Departement anvertrauet 


iſt, ersfnet den Terminum mittelſt einer kurzen Anrede, 
welche von dem Landſyndico, Nahmens des verſammle— 
ten großen Ausſchuſſes, beantwortet wird, nachdem von 
dem Secretario Expeditionis die Propoſitions find 
Derlefen worden... 

In der auf beregtem Preopofitionttag folgenher Der 


fammlung des großen Ausſchuſſes, werden die auf dem 


Fänftigen Landtage: zur Verathfchlagung kommenden 
Angelegenheiten vorbereitet, und der zur Ersfnaung 
des gemeinen Landtages andzufchreibende Terminus vers 

— abs 


abredet, deſſen Kundmachung geſchkehet von. dem engern 
ae oder Schatzcollegio, mittelſt eines offenen an 
aͤmmtliche Stände gerichteten Circularſchreibens, weh 
ches durch eigene Boten in ſaͤmmtlichen dreyen land⸗ 
| ſchaftlichen Quartieren, ‚namentlich dem Hannoverſchen, 
:  Gättingiihen und Hamelnſchen, morunser die Lauer 
nauifchen Stände mit begriffen find, von dem Schatz⸗ 
einnehmer jedweden Auartiers zum Umlauf gebradit, 


und jedem Mitgliede der Landſchaft deſonders praͤſentiret 


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” 


‚ wird, der Dote hat zu beforgen, daß bie geichehene . 


Peaſentation ‚von jedwedem landſchaftlichen Mitgliede 


mittelſt Namens s Unterfchrife und beygeſetzten Dato bes 


ſcheiniget werde. Diefe Beſcheinigung ift notwendig, 
und verpflichter diejenigen , die auf die erlaffene Citation 
du Landtage nicht erſchienen ſind, dasſenige was von 

den Anweſlenden beſchloſſen wird, für allgemein verbind⸗ 
lich zu erkennen. Weil auch zufolge der jetzigen Ver⸗ 
faſſung im Fuͤrſtenthum Calenberg nicht die rittermäßige 


Geburt, fondern der. Befig eines in der Rittermatricul 


befindlichen Gutes, die Befugniß auf Landiägen zu ers 
fcheinen, beufeger, fo werden die Eirculariı gewoͤhnlich 
auf den Gütern präfentiet und die Signatur des Ver⸗ 
walters ober Aufichers wird zur Veſceinigung für Hin 
langlich geachtet. - . 


Zufolge einer som König“ Georg I. unterm ıaten 
November 1719. auf gefhehene Vorſtellung der Lands 
und Schotzraͤche auch Übriger Deputirten der Ealenders 
giſchen Ritterſchaft erlaſſenen Verordnung, ſollen die 
von der Praͤtatur und Städten durch eine jedesmal 
x 4 vor 


318 aa 7 

vorgängig anzuftellende freye Wahl, jemanden ans ihrem 
„Mittel zu Beſchickung der Landtäge erkleſen, denfeiben 
mit genusfamer ſchriftlicher Vollmacht verfehen, and 
biefer Deputatus, bevor er im landſchaftlichen Cellegio 
erfcheinet, gehalten feyn, fotbane Vollmacht dem Lands _ 
fondico einzuliefern. Wenn biefer etwas dabey zu ers 
innern finder, fol er folches gleich Hey der erfteren lands 
ſchaftlichen Zufammentunft in pleno vortragen und bie 
Lands und Schatzräthe diejenigen Deputirte, bie mit. 
gar keiner, oder keiner genugfamen Vollmacht erfchienen 
ſind, ſchlechterdings abzuweiſen, und nur mit denen 
abrigen in eigener Perfon ober per legitime deputatos 
erſcheinenden Ständen, die Deliberations anzutreten 
befugt ſeyn. Und weil es mit biefer Verorbnung die | 
Meynung hat, allen Gelegenbeiten zu der Prineivafen 
Berneins und Entkennung desimigen, mas von ihren 
Deputatis abgehandelt ift, vorzutommen ; fo ergehet an 
Alle diejenigen Brände, welche ihre Abgeſchickte mir ges 
hoͤriger Vollmacht nicht verfehen würden, die @riünerung 
und Bedrohung, daß fie. ihres Voti bey dermaligen 
Diät verluftig gehen, und vor dadmal nicht damit gehaͤ⸗ 
set werden ſollten. Uebrigens vermelder bie Verord⸗ 


- nung, daß fämmelihe Land s und Schatzraͤthe, auch 


übrige zu denon landfchaftlichen Handlungen verordnete 
- Deputirte der calenbergifhen Ritterſchaft, ohne dergleis 
Ken Vollmacht, derten landſchaftlichen Seffionen bedzu⸗ 
wohnen authoriſirt ſeyn ſollten, mie denn auch dieſelben 
nicht allein als Beſitzer landtagsfaͤhiger Güter in ber 
riiterſchaſtiichen Curie voltzaluige Vota abzugeben des 

rechti⸗ 


— 


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. - 7 317 
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‘ 


rechtiget, fonbein auch im Deputationtcollegio vermoͤge 
der'anf fie gefallenen Wahl, zufolge des in ihrer Curie 
verabredeten Schluffes , zu Abfaſſung des gemeinen 
Iandfhaftlihen Concluſi zu concurriren befugt find. 

Der -Landtag wird von dem zeitigen Landfundico 
mittelſt einer an die antwefenden Mitglieder der Lands 
ſchaft aus allen dreyen Ständen. gerichteten Anrede er⸗ 
äfnet, Hierauf werden die auf koͤniglicher Negierung 
dem großen Ausfhuß kundgemochten Landtages 
propofltions nebft denen ſogenannten Nebenpuncten von 
ihm verliefen. Diele find die aus königlicher Regierung 
von denen verfchiebenen Departements an die Lands 
ſchaft gefcheheng Anträge, und Die in der Abſicht, die Acta 
ſeparat zu halten, in befonderen Reſciiptis geſaſſet find, 
‚worauf denn au die übrigen zu einer Iandichaftlichen 
Entſchließung ausgeſetzte Puncte, zur Anzeige gebracht 
werden muͤſſen. Wenn dieſes geſchehen, verlaſſen die 
von. der Praͤlatur nebſt denen Depuristen der großen 
und kleinen Städte die Verſammlung und ſodann wers 
den von dem älteften ritterfchaftlichen Landrath die Ans 
„ porfende der Ritterſchaft befragt, ob und inwiefern fie 
über die verlefenen Deliberanda in der rittetſchaftlichen 
Eurie, zu Kormirung des ritterſchaftlichen Eonclufi, ihre 
Vota felbft abgeben, -oder zu defien Abfaſſung ein 
. mandatum cum libera af protocolluf" von fih fe 
Ien wollen; dieſe vormals zwar nothwendige, jetzt aber 
aberfluͤſſige Erklaͤrung, wird von dem Landſyndico ad. . 
protocollum genommen, und es fiehet nach ber jegigen 
Berfaffang in der Willtahr der Aumwefenden, od fie mit⸗ 

5 telſt 


. 


sı8 BR v 


selft ihrer Unterſchriften, diefe Vollmachten ten 4 
flellen wollen. ' Denn vormals und zwar fo lange als 
Bein werbindliches landſchaftliches Concluſum errichtet. 
werden konnte, wenn nicht wenigſtens die Hälfte dee 
Stände mittelft Abgebung ihrer Votorum dazu coneue 
giete, ward es in denen vom Landesheren abselaffenen 
Eitationen ausdrüdlich befohlen, entweder in Perſon 
zu Landtage zu erfcheinen, und den Schluß defielben 
abzuwarten, oder wenn man buch Gottes Gewalt 
baran behindert werde, an jemand der Anweſenden 
Vollmacht einzufenden, ober vor der Abreiſe felbige zus 
ruͤck zu Läffen. Nachdem aber denen zum großen Auss 
ſchuß verordneten Landrächen und Deputirten die Bes 
fugniß bengeleget I, allgemein verbindliche Entſchlieſ⸗ 
fangen foflen zü können, wenn oleih niemand von 
ihren Mitſtaͤnden auf die geichehene Ladung er deinen 
umd keine Vollmachten ihnen ertheilet würden, ſobald 
nur zu erweiſen if, daß die Citations zum Landtage 
allen und jeden Mitgliedern gehörig inſinuirt find; fo 
bedarf es diefer Vollmachten nicht weiter, und find alfe 
diefelben jetzt nur als ein überfäfiges Sormale ans 


zuſthen. 

Die jegige Befugniß bes landſchaftlichen großen 
Ausſchuſſes, Aber gemeine Landesangelegenheiten allges 
- mein verbindliche Entſchließungen faffen zu können, 
| wenn die zu Landtage berufenen Staͤnde nicht erfcheis 
nen, entfpringet aus dem alten Rechte der Stände, daß 
über ſothane Angelegenheiten: keln guͤlti, er Entſchlöß 

gefaß 


EEE Sr 


ey” 316. 


= 


gefaffet werden fonnte, wenn nicht wenigſtens die Hälfte 
derſelben, durch Abgebung ihrer Stimmen dazu concur⸗ 


zirten. Bricht nur von diefem Rechte, fondern au . 


von dem gar häufigen Zuräcdbleiden der Stände duf 
die an fie.erlaffene Eitation und der Daraus ermachfenen 


Nothwendigkeit, daß von denen „erzogen ſogleich ein 


'gnderweitiger Landtag auägefchrieben werden mußte, 
‚gegen die anncch in Menge vorhandenen, zu Ende des 


‚ ıöten Seculi von Herzog Heinrich Julius ausgelaffenen 


Tonvocatoria, Wie denn unter andern die von befagtem 
Herzoge unterm ayften May 1600 abgelaffenen Convo⸗ 
catoria vermeiden: 


O6 wir Und wohl verfehen gehabt, es follten auf. 


näherm vor wenig Tagen in Unfer Stadt Bans 


4 


- 


dersheim gehaltenen Landtage die dahin befchrier 


benen Landfände, nicht allein in großer und voͤlli⸗ 


ger Anzahl erfhienen, fondern auch bie damals 


Anrorfende, vdn Prälaten, Ritterfhaft und Gtäds 


ten Calenbergiſchen Theils fo ‘lange beyeinander 


geblieben ſeyn, daß fie des Endes folder Zuſam⸗ 


menkunft abgewartet; ‚fo baden Wir aber über 
Zuverfiht befunden, daß gar viele ungehorſamlich 
außen geblieben, und von den Erfchienenen, mo 
nicht, der halbe dach der dritte Theil vor Ablauf 
deſſelben davon gezogen, daß alfo daramf nichts 


Schließliches gehandelt werden innen. Alldieweil 
dadurch verurfachet, daB Wir nothwendig einen 


andern Landtag ausichreiben muͤſſen ıc. 


®* 
7 . ’ Weil 
4 


J 


320 ae 
Weil Hieraus eine Unthaͤtigkeit in Sehandfung 
und Beförgung gemeiner Landesangelegenheiten erwuchs: 
- fo war man bemühet, diefem Unweſen durch ein Sans 


desgeſetz abzuhelfen, und in diefer Abſicht ward in dem 


Gandersheimiihen Landtagsabſchiede von 1605. vers 
ordnet: 


Letzuich, demnach ſich mehemals befunden, DaB auf 
gemeinen Landtaͤgen die Landſtaͤnde in großer An⸗ 
ahl außen bleiben, auch die Erſcheinende gutem 
Theils nach beſchehener Propofition wor geendigtet 
Berathſchlagung und erfolgten Beſchtuß davon ge⸗ 
zogen, als iſt dieſer Punct dahin verabſchiedet 
worden, daß alle und jede Landſtaͤnde von Praͤla⸗ 
ten, denen von der Ritterſchaft, auch großen und 
eleinen Städten, jedesmal auf des gnaͤdigen uns 
tesfuͤrſten Ausſchreiben ſich gehorſamlich einſtellen, 
oder, da fie durch Gottes Gewalt oder erhebliche 
- Hefindlihe Ehehaft verhindert werden, mit unters 
ſchriebener und verfiegelter Vollmacht, desgleichen, 
wann fie vor Eroͤrterung jedes Landtages davon 
ziehen müffen, an ihre Start einen Andern im 
Fuͤrſtenthum geſeſſenen ſubſtituiren oder in Verblei⸗ 
bung deſſen auf Gutachten der Landſchaft eines 
‚andern gewaͤrtig ſeyn ſollen. 


Es wäre zu vermuthen geweſen, daß die Lands 
ftaͤnde dieſer, theils zum gemeinen Beſten, theils aber 
auch zu ihrer Bequemlichkeit ihnen verſtatteten Alter⸗ 
native, gar gern ſich wuͤrden bedienet haben. Weil aber 
In denen a naerigen von den Herzogen Heinrich Ju⸗ 

lius 


x 


egal 


lius nnd Friedrich Ulrich erlaſſenen Citationen zu 
Laudtoͤgen, derſelben nicht erwehnet, dagegen ihnen bey 


angedroheter nnausbleiblicher Strafe fernerhin befohlen 
wird, in Perſon auf dem ausgeſchriebenen kandiagze ſich 


anzufinden, und denen Berathſchlagungen bis zum ger 


nonrmenen Entſchluß berzuwohnen: uͤberdem auch in 
dem Ansſchreiben Herzog Heinrich Julius vom 15ten 
Septemb. 1610. zur Urſache, warum man auf dem fur) 


vorherigen Landtage richt zum Schluß gefommen, mits 


Hin einen abermaligen Landtag nah Gronau anszus 
Schreiben unumgänglich nöchig fünde,. angeführer wir: 


„Belt die von der Ritterſchaft etwas ſchwach Hera 
„men gewefen; fo if es gewiß, daß diefe Durch den , 


Landtagesabſchted verordnete Alternative, dern Zeit noch 
nicht habe Statt gefunden‘, wiewodi bie Urfache nicht 


‚davon anzugeben iſt. 


Es iſt leicht zu erachten, ‚wie gar fehr das gemeine ... 


Beſte darunter gelitten habe, daß oftmalen die Land⸗ 
täge fruchtlos von Statten gingen, und es war noth⸗ 


wendig, auf eine Einrichtung bedacht zu ſeyn, wodurch 
dieſem Uebel ohne Verletzung des freyen Stimmrecht 
der Staͤnde abgeholfen wuͤrde. Die Veſtellung gewiſſer 
Landtages s Depusieten aus allen dreyen Ständen, deſſen 
Glieder verpflichtet würden, auf die erfaffenen landes⸗ 
Hersiichen Eitations zu erfheinen; die Landtages Pros 
poſitions anzunehmen; demnaͤchſt mit denen anweſenden 
Mitſtaͤnden, oder wenn Seine erſcheinen würden, unse . 
fi darüber in Beraihſchlagung zu treten, und ein ge⸗ 


meinſames Conciuſam zu verabreden, welches für. die - 


Abwe⸗ 


322 ———— — 


Abweſenden/ wenn gleich fie darch erthellte Vollmadhten 
keinen Antheil daran gensmmen hätten, eben and 
verbindi:ih feyn jeollte, ſchien das ſicherſte Mittel Hiezu 
zu feyn, ucd der Erfolg has bewiefen, dab madbem 
man dem vorhin fdion zu Vefergung eiliger Säle bw 
Kelten großen Ausſchuß die Abwartung ber Laude 
age s Angelegenheiten, vorberäßetermaßen bevokmädtt 
ger hat, die Lardtäge nicht weiter vereiteht ind. 
Beil die Prö’stur und Städte vorhin ſchon per 
‚deputatos zu Landtägen erfhienen waren, fo fam es 
op diefer neuen Einrichtung nur baranf an, daß denen 
ritterſchaftlichen Mandatariis Vollmacht ertbeilet ward, 
für das ganze Corpus verbindliche Entſchließangen 
faſſen zu koͤnnen: dieweil ader dem vollguͤltigen Stimm⸗ 
rechte aller und jeder einzelner Glieder ohne alle Ruͤck⸗ 
ſicht, ob ſie zu Landtage erſcheinen, oder davon zuruͤck 
bleiben wuͤrden, nichts hiedurch benommen werden 
ſollte; ſo ward endlich die jn dem Gandersheimiſchen 
Landtages⸗Abſchiede fefigefogte Alternative in Ausübung 
gebracht und den einzeln "Mitgliedern die Wahl gelaffen, 
ſelbſt zu Landtage zu erſcheinen: gefchriebene und bes 
fiegelte Volmacht ad deliberandum et concludendum 
an einen der Anivefenden, und’ bis zum völigen Schluß 
verbleibenden Mitſtand zu ertheilen, oder dasjenige für 
verbindlich zu. erfennen, was bie Anweſenden beſchließen 
wuͤrden. 


Mit der vorhin gedachten Anfrage des Älteften riu 
terſHaftlichen Landraths, ch Die Anweſenden ſelsſt in ddr 
Curie votiren oder Vollmachten von ſich ſtellen wollen, 

J | beſchlieſ: 


| 323 


beſchlleſſet die erſtere Tages⸗Seßion, welche der gemeine 
Landtag genannt zu werden pflegt, weil die geſammten 


Seande der Pralatur, Ritterſchaft auch aroßen und 


kleinen Staͤdte des ganzen Fuͤrſtenthums in Corpore 


daranf verſammlet fin. Diefe trennen ſich hier auch 
in fo fern voneinander, daB jedreder Stand in feiner ; 


Eurie Über die verlefenen Deliberanda beſonders berath⸗ 


ſchiaget, upd per majora ein auch fuͤr die abweſenden 


Mitglieder der Curie: verbindliches Concluſum verabres 


det. Und ob zwar fämtliche Curien nach genommenem 
Entſchluß ſich wieder vereinigen, um ein gemeinfames 
Conclufum zu verabreden, welches man das Votum cm 
riatum zu nenneh pfleget; fo iſt doch diefe Verſamm⸗ 
fang darinn von der Verſammlung der Stände auf dem 
gemeinen Landtage unterfchieden, daß nur bie zum grofs 


- fen Ausſchuß erwählten und bevollmaͤchtigten Deputir⸗ 
ten darin erfcheinen, daher ed auch das Deputations⸗ 


Eollegtum genannt wird. Weil aber der in der Eurie 


. von fämtlihen : Anmwefenden per majora genommene 


Erntſchluß für ein, in Anfehung fämtlicher Mitglieder die⸗ 
fer Curie verbindliches, Conclufum zu achten iſt, fo duͤr⸗ 
fen Depnutatt in Deputationss Collegto vor fi, ohne 


Verwilligung ber, den Schluß des Landtages abzuwarten 
entſchloſſenen, Mitglteder ihter Curie in weſentlichen 
Staͤcken nicht davon abweichen, denn wofern ſie hiezu 
berechtiget wären, ſo würde das Stimmrecht tinzelner 

lieder feiner Vollguͤltigkeit hiedurch verluſtig gehen. 
Sof diefe Vollguͤltigkeit aufrecht erhalten werden, 
Deputati finden aber gegründete Urſachen, warum. dae 
gefaßte Concluſum ebnandern ſeyn wuͤrde, ſo find' fie | 
. wit 


u 


324 SP : 

sit der anweſend gebliebenen, Ruckſprache dariber aus 
zuſteilen, verbunden. Weil dieſe im Deputations⸗Coller 
gio zu erſcheinen aber nicht berechtiget find: fo find alfe 
Deputass verpflichtet, die Propofition in der Curie aber⸗ 
mols zur Umfrage au Bringen, und das Reſultat dieſer 
nochmaligen Berathſchlagung ift die Richtſchnur, wonach 
Deputati bey Abfaſſung des Curiati im Deputatlons⸗ 
Collegio ihre Vota abzugeben haben. Waͤrde dieſe 
abermalige Umfrage von Deputatis in ber Eurie ange _ 
ſtellet, die zum Landtage anmefend gebliebenen verfäums 


ien aber dabey zugegen zu feyn, ıfo neben ſie dadurch zu | 


erfenr.en, daf fie den Schluß des Landtages nicht weiten 
abwarten wollen, und weil fehann die ganzen Curien 
zep:äfentiren, fo fird fie aud völlig befugt, das erſtere 


Co:. clujum abzuaͤndern, und ſowol Die Anweſenden als 


Abweſenden werden dädurch verbindlich zemacht. Daß 
diejec nicht ohne hinreichenden Grund von mir geſagt 


iſt, beweiſen die über dieſen, für die hieſige Nitter ſchaft 


ſo wichtigen, Segenſtand im Jahr 1775. verhandelten 
Acta. Es wollte nemlich von der Majoritaͤt ber ritter 
fchaftlihen Kern .Deputirten damals: behanpter wer 


- den: weil Landräthe und Deputirte nicht in der bloßen 


Qualität einzelner Nobilium, fondern zugleich als ein.. 


für alemahl von den Ständen aus der Nitterfhaft eis: 
wählte, und vom Landesherrn confirmirte Repräfentans ı 
sen der Kitterfchaft die Negotia und Beta aller, zur Zeit 
abwefenden, gerirten; ſo koͤnnten demnach die Stimmen 
einzelner in der Curie erſchienener Mitglieder von ihren 
einzelnen Gütern, gegen die Vota cumulativa der Lands. 
räche und Deputirten nie angehen, noch diefen gleich, 

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on 0 2 325 _ 
zahlbar werden. Und in Gemäßhelt dieſes untergelegeen. 
Grundſatzes, vermeinten fie berechtigt zu ſeyn, von der 
nen in ber Curie per majora gefaßten Entfchläffen, ohne 
vorläufig mit denen, den Schluß. des Landtages abzus 
Warten entſchloſſenen, Mitſtaͤnden in der Curie desfalls 
Ruͤckſprache anzuftellen, im DepntationdıEollegio zuruͤck⸗ 
treten: zu koͤnnen. Weil diefe Arußerung. auf den gänys 
lichen :Verluft des vollguͤltigen Stimmrechts einzeiner 
ritterſchaftlichen Mitglieder abzweckte, fo fanden die 
beſtellten Mandatarii der Nitterfhaft ſich gedrungen, 
| den Beyſtand ber Hohen. Landess Keglerung zu implorts 
ren. Und daß dieſelbe die ritterſchaftlichen Behauptun⸗ 
gen in der Maaße, als ſie im vorhergehenden von mir 
beſchrieben ſind, für Verfaflungemäßig erklaͤret Habe, er⸗ 
giebt ſich ausfuͤhrlich aus dem, am sten May 1775. an’ 
die ritter ichaftlichen Seren Deputirte erlaffenen, Nefscipte, 
‚and der an bemeldetem Tage an die ritterichaftlichen 
Mandatarien zugefertigten Reſolutien. Und obwat’ 
von der Majoritaͤt der Herrn Deputirten, eine anders 
weite Worftellung der Regierung übergeben ward, fo 
beharrte jedoch dieſelbe bey denen bereite für Berfoffungss ' 
mäßig. erklärten Grurdfägen, unter dem Zufage, daß‘ 
Hochdieſelbe die Ritterſchaft nicht abhalten wolle, zu 
Berrheidigung ihrer Gerechtſame gerichtliche oder andere 
legale Wege zur Hand zu nehmen. Die ritterfchaftlichen - 
- Mandotarii wandten ſich demnach an die Hannoverſche 
Wuſtitz⸗Canzley, und von dieſer ward unterm i7ten 
Detober 1775. für Recht erkannt: . 
„Inzwiſchen werden Klaͤger und ihre. Mandatarn | 
Abewandten Umftaͤnden nach, vey dem zus Emüge der ' 
(Annal. sr Jahrg. 26 ©t.) 9 aſchei⸗ 


[3 
! p e 


"326. 
„ſcheinigten Beſit ihres Euiumrechts pendente Ite 
„in der Maaße gefhüget, daß ihre Stimmen auf Lands 
„tagen und übrigen landſchaftlichen Zufammenkünften, 
„mit den Stimmen der Landräthe und Deputirte virk 
„tum zu zählen, und denen Stimmen ber letztern die 
‚vote abſentinm nicht anders beyzuzäßlen, als wen 
„fie von deuſelben ein ausdruͤckliches Mandatum erhal⸗ 
„ten, geſtalten denen Beklagten hiemit eenftlih befohh⸗ 
‚en wird, ſich aller Turbationen dawider zu entbalten.”’ 
Weil die Beklagten durch dieſes Erkenntniß gravirt zu 
ſeyn vermeinten, mithin auf ihr Begihr Acta nad 
Marburg verſchicket wurden, durch die von daher ein⸗ 
gegangene und am sten April 1778. publicirte Urchel 
aber, das am ıyten October 1775. abgegebene Erkennt⸗ | 
niß in allen und jeden Stuͤcken beſtaͤtiget ward; fo ſfud 
zwar von den Beklagten in termino remedia interpenirt 
weil fle aber den Proceß nicht weiter fortgeſetzt Haben, 
fo iſt demnach ſtillſchweigend von Ihnen zu erfennen ges 
"geben, daß fie die, von der Nitterfehaft behaupteren and 
fowol von Hoher Landes:Regierung , ald von Hannovers 
ſcher Juſtitz⸗ Canzley gebiligten, Grundfage für Verfaſ⸗ 
ſungsmaͤßig zu achten, nicht weiter Bedenken trugen. 

O6 num zwar biefes zu jegigen Zeiten eigentlich nun 
in Anfehung der zitterfchaftlichen Curie, und ihrer zum 
großen Ausſchuß ermählten Landraͤthe und Deputirten 
ſtatt finden mögte, weil die Ritterſchaft der einzige Stand 
if, der anjetst noch in feiner. Curie erſcheinet. und mit 
feinen Landrächen und Deputirten (die aber in der Curie 
vor ihren aumefenden Mitſtaͤnden anders kein Vorrecht 
bad als daß fie ihre Vota zuerft ad Protocollum ges 

. . ben) 


EV. 5 327 


ben) ein gemeinfames Votum derabredet und beſchlieſſet; 
ſo iſt jedoch dieſes nicht als. ein beſonderes ritterſchaftli⸗ 


—— — — — 


ches Vorrecht zu achten, dieweil alles dieſes auch wegen 
der uͤbrigen beyden Stände ſtatt fände, wenn fie zahl⸗ 


reich genug in ihren Curien per Deputatos erichienen, 
‚und gegen ihre zum großen Ausſchuß beputirte Conflas 
tus, die Majora bewirken koͤnnten. Denn, ohnerachtet 


ſie nicht berechtiget find, im Deputations⸗Collegio zu 
erſcheinen, fo dienet jedoch ihr Erſcheinen zu Landtaͤgen 
» und die von ihnen ausgeftellte Vollmacht zum Beweiſe, 


daß fie ein gegruͤndetes Recht Haben, an den Landtages 


F Handlungen in ihrer Curie Antheil zu nehmen? 


» 


Die ritterſchaftliche Curie beſtehet aus 153 Beflgs 
mm Landtagsfähiger Guͤter, deren im Hannoͤverſchen 
Quariiere gr, im Goͤttingiſchen 48, im Hamellſchen 26, 


und im Lauenanifhen, weiches aber eigentlich zum Has 


welcher Quartiere gerechnet wird, 3 belegen find. Und 


bobwol die Prälatur auf dem öffentlichen Landtage und 


überhaupt bey jedweden Berfammiungen ber Brey lands 
ſchaftlichen Curien zu Zormirung und Ausfertigung Ides 
 Voti curiati {m Sitz und Schreiben den Vorgang vor 


‚ dee Ritterſchaft hat; fo iſt doch die ritterſchaftliche Curie 
"die erfte im votiren, und die Deliberationspuncte wers 
den nicht eher in dag PräfarursCollegium oder Eurie ges 
bracht, bis folde in der ritterſchaftlichen Seſſion erwos 
gen, und diefe darüber ihre Meynung oder Collegial⸗ 
Botum abgegeben hat, wie denn auch der äftefte ritters - 


ſchaftliche Landrath auf gemeinem Landtage, und bey 
Verſammlung der Curien, das erſte Votum führer. Ue⸗ 


brigens verſtehet es ſich von nn daß das Collegial Vo⸗ 


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N 


328 sp A 


tum der Curie nach denen majoribus votis ber Auwer 


fenden abgefaſſet wird. 

Wiewol der Vermuthung nad, bie Frage noch nicht 
entſchieden tft: Ob die zum votiren in der Curie erfchier 
nenen Befiger von mehreren Yandtagsfähigen Gütern 
une ein Votum, codes von jeden befigenden Gute ein 
beſonderes Votum abzugeben berechtiget ind; fo will 
es zwar ben Anfchein gewinnen, daß letzteres mit Zug 
und Recht geforderte werben könnte, weil nad ber heu⸗ 
tigen, vonder urfprünglichen völlig unterſchiedenen, Vers 
faffung, der Befitz eines, in ber Ritters Watricni befindfis 


qen, Guts, dem Figenthämer, ohne einige Nädficht auf 


feine Geburt und Stand, das Recht in der ritterſchaft⸗ 


"Uhen Curie zum votiren erthetfet, mithin felbiges für . 
ein, das Watricular s Gut afficirendes Recht zu achten 
ift, welches ohmverändert bleibet, wenn gleich jemand 


mehrere Nittergäter zugleich befiget. Wie denn auf 


Bey Wahlen und befonderen, in ritterfchafelichen Angeles 
genheiten angeftellten, Conventen, nicht nach ber Anzahl _ 


ber Anwefenden, fondern nach der Anzahl ihrer Güter, 
die Stimmen abgegeßen werden. Es wied diefe Frage 
aber durch die Bisherige Obſervanz dahin entichieden, 
daß die auf Landtägen zum votiren, in der ritterfchaftlis 
hen Curle erfhienenen, Deitglieder, wenn gleich fie in 
dem Beſitz mehrerer Güter ſich befinden, (nur eine Stimme 
abgeben, Auch if davon mit gutem Vorbedacht nidt 
abzumwelchen, weil wielmals aufler denen erwaͤhlten Dei 
putatis, nur wenige ober gar feine von der Ritterſchaft 
in der Eurie zum votiren gegenwärtig find: daher dem 
bie wenigen, hie mit mehrern Gütern anfäßig, die Abrige 

wie 


\ 


XX 329 
wiewol weit ſtaͤrkere Anzahl, der nur wegen eines Mas 
triculargutes votirenden Deputirten, uͤberſtimmen und 


die Eonslufa nach ihren Bilm zu lenken, im Stand⸗ 
ſeyn wuͤrden. 


C(Die Fortſetzung folgt kuͤnftig.) 
VL | 
, Verzeichniß der Studicenden in Goͤttin⸗ 
gen | von dbaelis 1790. 





Den Ofen bis Michaelis 1790. waren zu Gettin⸗ 


— 844 Student. 
Davın no bis den zoten Novemb. 1790. 
abgegangen ne 205° — 
geblieben — — 639 — 
und Hinzugefommen — 179 —_ 


Es betrug alfo die ganze Zahl der zu beſagter Zeit anwe⸗ 
ſenden Studenten 818. 
Dieſe beſtand aus 207 Theologen, 

417 Juriſten. 

108 Medicinern, 

86 Math. Philoſ. Hiſt. und freyen 
Kuͤnſte befliſſenen. 
dHinfolglich waren gegen die Zahl der Abgegangenen, 
hinzugekommen weniger mehr 


Theologen — 30 — 
Juriſten — — 14 
Mediciner — * — 
Math. Phil. wm. — 2 — 


Die Totalſumme hatte ſich alſo um 26 vermindert. 
93° VM. 


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Waſſer unter die Heilbrunnen iſt aufgenommen worden, 


330 Pe. 
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a Gefchichte des verfeigten Heilbeunnend 


bey Sallan: im Amte, Lüchow. 





DIVE bat es mit dem zu Coſe in dem Amte 
| Lüchow ehedem befindlich geweſenen Bes 
fundbrunnen für eine Befchaffenbeit . gehabt? 
iſt eine, in den braunſchweigiſchen Anzeigen vom Jahr 
1747. Seite 1465. fih findende, fo viel mir wiffend, 


noch nice beantwortete Aufgabe. Da die Aufgabe 


felöft zu erfennen giebet, daß man auch noch in neuern 
Zeiten ‚ dieſen verfeigten Geſundbrunnen der Anfmerks 


- famkeit gewuͤrdiget und die Nichtbeantwortung derfelben, 
daß feine Geſchichte im Finftern verborgen lieget; fe 


hoffe ih, Naturforfhern keinen unangenehmen Dienft zu 
leiften, wenn ich ihnen die Geſchichte deſſelben aus den 
genaueften Quellen mittheile. Es liegt dieſer verfeigte 
Heilbrunnen zwiſchen den Doͤrfern Mutzingen, Teich⸗ 


loſen, beyde Amts Dannenberg und Sallan Amts 


Lüchow. und obgleich nicht fo weit von Teichloſen, als 


von Sallan, fo ifter doch nach lezterem Dorfe aus ber Urs 


ſache benenner worden, weil er auf einer nach demſelben 
hingehörigen Heidweide zu Tage gefloffen. Das eigent⸗ 
liche Jahr, wann diefes zuerſt gefhehen, findet fi eben 
ſo wenig irgendwo bemerkt, als auf welche Weiſe es zu⸗ 
gegangen, daß das auf jener Heide ſich hervorgegebene 


Nur 


ni, Wie. En. ⏑ — ——757— 
- - 


Nur aus der Topographie, oder Beſchreibung der Her⸗ 


zogthuͤmer Braunſchweig und Lüneburg, die die meria⸗ 


niſchen Erben im Jahre 1651. dur Unterftägung dee - 


derozeitigen Landesfürften, nicht allein. nach ihrer eiges 
nen Berfiherung in der ihrem Werde vorgefesten Dank⸗ 
addreſſe, fondern and rad Ausweifung der Regiſtra⸗ 
turen *) zufammengetragen ,. weiß man (Seite 143 
und 143.) daB jenes Waſſer ume Jahr 1622. zu Tage 


zu fließen angefangen, in vielen. Krankheiten mit Nugen _ 


gebraucht, und daher als Heilbrunnen, von eiher großen 
Anzahl kranker und preshafter Perfonen hohen und 
niedern Standes, bie anf viele Hunderte angegeben 


wird, beſucht worben. Nach etlicher Jahre Verlauf, | 


Hat jedoch dieſer Heilbrunnen feine Wirkung verloren, 


“oder wohl vtelmehr zu quellen aufgehöret, im Jahre 


1652. alfo nach dreißig Jahren fih aber nieder 


hervorgethan und verfchiedenen «Kranken zur vorigen 
Geſundheit verholfen. Ob nun gleich dieſes der Aufı 
merkſamkeit des derozeitigen Lanbesfürften Herzogs 
Auguſt — mit Recht — glorwürdigen Andenkens 


nicht entgangen, und Verfuͤgungen nach ſich gezogen; 


fo ſtehen dach Die, welche derozeit verordnet worden, mit 
denen, die man jegiger Zeit auf ein ſolches Geſchenk 
der Natur zu verwenden pfleget, in gar keiner Verhaͤlt⸗ 

\ , niß, 


2) Der ſolcherhalben an die Oetüͤdte, Stifter, Eide⸗ 


ſter und Aemter im Luͤneburgiſchen am zıften Ju⸗ 
lins 1651. ergangene landesherrliche Befehl findet 
ſich in den Sammlungen alter und neuer theolor, 
giihen Sachen. - Jahrgang 1749. Seite ss. 


% 
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338 - XXR 


niß, denn alles, was ſich ſolcherwegen findet, if der 
Bekehl, der darch den Hofmarſchal Fraͤnz Julius 
von dem Rneſebeck, dem derozeitigen Ammann zu 
Luͤchow in einem Poſtſcript vom 160ten October bereg⸗ 
sen Jahre ertheiler werden und woͤrt und buchſtaͤblich 
dieſer iR: „Vnſer allerfeiß gnediger fürft und her haben 
„enedich befolen deme heren zu notificiren, daß ehr den. 

„gefunttbrunnen bey Sallan fol well in acht nemen 
\ „vnd einichranten laffen, vnd baß Feine leichfertigkeitt 
„untugentt Ja ſchande und lafter muge getrieben werben 
„vnd verhürest bleiben... In Gefolg diefes Befehls 
iſt num wirklich Die Duelle dieſes Heilbrunnens mit Bret⸗ 
tern eingefaſſet, alſo auch aufgegraben worden, hat ſich 
aber demohngeachtet gar bald zum andernmale ſolcher⸗ 
geſtalt verloren, daß man auch nicht das allergeringſte 
vom Waſſer alldort verfpäret. Mach einem Verlaufe 
von wieder beynabe dreyßig Jahren hat diefes 
mineraliſche Waſſer mit Pfingſten 1881. zum drittens 
male an zween verfchiedenen Orten zu Tage zu fließen 
angefangen, und verfihert der berogeitige Rath und 
Oberhauptmann der dannenbergfchen Aemter, Georg 
Wilhelm Reichsfreyherr Schen? von Winterftedt, in 
dem, wegen bdiefes Heildrunnens an die hochfürfliche 
Megierung zu Zelle am sten, zoften und zoſten Julius 
lezterwaͤhnien Jahre erftatteten Berichte von ihm diefes: 


Zwiſchen den Heidbergen in einem Thale, allwo 
an Kinem Orte fonft ander Waſſer anzutreffen, befinden 
fi 2 Brunmen. Sn dem erfien find die Ueberreſte erlis 
er alten eingefegten Bretter, daß vor biefem ein Bruns 

. nen 


| Irre 339 
nen afldert geweſen, noch zu fehen, bey welchem die 
armen Leute liegen, und ihre Gebrechen Aufferlich mas 


ſchen, etwa zwanzig Schritte von dieſem liegt der andere 


Brunnen, er if im Durchſchnitte 2 Buß dreit. und x 
Fuß tief: weil nun derfelhe von den anmefenden arınen 


Le..ten durch das Schöpfen und Dabeytreten, unrein 
und trübe gemacht worden, fo Hat man denfelben etwas 
weiter Inusgraden, und ein altes abgefchnittenes 
großes Weinfaß darin fegen laffenz acht Heine Quel⸗⸗ 
ken, eines kleinen Kingers dick, gehen feltwärte in ſolchen 
Brunnen. . Das Wafler in demfelben fteigt nicht fo 
hoch, daß es übergeht, fondern bleibt allezeit in feinem 
Stande und wann gleig viel daraus geſchoͤpfet wird, 


laͤuft derſelbe doch dergeftalt geſchwinde zu, daß man 


finder ich Niemand vom Stande alldgsten ein, ſondern 


faſt nicht merken kann, daß daraus geſchoͤpfet worden. 
Dies Waffer hat einen abfonderlihen Geſchmack, doch 
aber einen folden, wie andere Sauerbrunnen zu haben 
pflegen. Bey deſſen Abziehung auf der Apotheke zu 
Dannenberg haben die Aerzte wahrgenommen, daß «6 
Salpeter und etwas volatiles bey fi führe und um 
deswillen dafür gehalten, daß wann es verführt werde, 
feine Wirkung fo nicht haben könne. Einige beym Bruns 
nen. fih befundene Leute, die ſolches Waſſer gekocht, 
haben bemerkt, daß ſodann allerhand Farben darauf 
sum Borſchein gekommen, weil der Brunnen au einen 
abgelegenen Orte, von jedem umliegenden Dorfe eine 
halbe Stunde entfernt liegt, wo weder Holz, Buſch, 
noch ſonſten Scheurung, daß man ſich vor der Sonne, 
oder wenn es regnet, verbergen koͤnne, zu bekommen, 


nur 


2 


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nur ganz arme Seute,-die, wenn fie Linderung fpären, 
ſich bald wieder weg begeben, vom Brunnen mitnehmen, 


und alſo über 4 Tage daſelbſt nicht verweilen. Die 
Vermõögen habende ‘aber laffen häufig und zwar täglich 


viele Tonnen Waller nad ihren Wohndrtern hinholen 
und bedienen ſich deſſelben zu Hauſe, iſt alſo der Zus 


lauf der Brauchenden zwar ſehr groß, aber wegen mi 


Ken der Bleibung an den Orte, nicht zu ſpecifici⸗ 

Die Anzahl der von Zeit zu Zeit an der Quelle 
* befundenen Perſonen wird ohngefaͤhr auf so anger 
geben. Die, die etliche Jahre das Quartan⸗ au am 
Dere Fieber gehabt, und engbräftig geweſen, hat der 
Gebrauch dieſes Brunnens für allen. andern ihres Ue⸗ 
bels Hefreve. 

Des Maſchvoigts Schulze zu "Dannenberg au 

den Oberhauptmann Reichsfreyherrn von Schend u 
fiatteten und von biefem der fürfl. Regierung eingereich⸗ 


‚ten" Krankenberichte, lauten mit .deffen Zufägen alſo: 


der vom ısten Julius: . Der Koh Heinrich Klepler 


"aus dem Flecken Gartow, fo mit einem Auge“ ganz 


Hlind , auch an einem Fuß lahm, Hat den Brunnen bis 
in den vierten Tag gebraucht, kann etwas wieder feben, : 
fpüret auf Beſſerung an dem lahmen Fuß. — Des: 


. unters Köchin zu Gartow iſt ihres Fiebers befreyet, 


und fchon wieder mes. — Ein Maͤgdchen aus Sal; 
Ian,’ das, wenn der neue Mond eingetreten, bie 
ſchwere Noch bekommen, und: in: ſolchem Ungluͤcke ſechs 
Tage weggelegen, iſt durch den Gebrauch dieſes Btun⸗ 
nens wieder geſund worden. — Heine Slißau, aus 
der Stadt Luͤchow, hat 33 Jahre Schaden an den 

Bam 


1 
I 


N 

 SüBen gehabt, fpürer Beſſerung, nachdem er bis in den 
deitten Tag fl des Brunnens bedienet. — Bartho⸗ 
lomaͤus Schnee, aus Warenberg in der Altmarr 
. Hat es in allen Gliedern gehabt, iſt bis in den dritten 
Tag bey dem Brunnen geweſen und ſpuͤret Beſſerung. 
— Arnjetzt find bey die ‚so Perſonen beym Brunnen, 
„etliche fo Beſſerung bekommen, fahren weg, und unters 
ſchiedene kommen wider an. 


Mqu⸗. 341 


| Der vom 2aſten Julius: zwey lahme Frauen aus . 
Meußliſſen im Amte Bodenteich, fo 8 Tage dm 
) Brunnen gebaut, foren noch feine Befferung. — 
Jochen Schulze aus Lüchow, bat Schaden im Kopf, 
Bruſt, Rüden,und Süßen, merkt gute Vefferung, hat 
ſich des Brunnens 3 Tage bedienet. — Zwey Leute 


aus Warenberg, einer ſtumm, der andere taub, find 


4 Tage beym Brunnen geweſen, Können aber noch nicht 
merken, daß es beſſer wird, wollen doch aber den Ges 
brauch fortſetzen. — Johann Vicken Sohn aus Mar⸗ 
lin im Amte Wuſtrow, Hat Schaden in den Augen 
gehabt, merkt gute Befferung, nachdem er 14 Tage den. 
Brunnen gebraucht. — Heinrich Voß, aus dem 
Vlecken Clenz im Amte Lüchow, sinem alten 33 Jahre 

ſtockblinden Dranne, hat der Gebrauch des Brunnens 
bey Abſtattung diefes Berichts noch nicht geholfen, am 
‚agften d. M. hat er aber bereits das, was man’ eine 
- &e meit von feinen Augen gehalten, erfengen, auch 
: den Weg ſchon wieder fehen fönnen. — Der Bettels 
voigt aus der Stadt Dannenberg, der fonft am Stocke 
sehen müffen, mit dem iſt es fo weit zur Beſſerung ges . 
(Annal. se Jahrs 4081) 3 diehen, 


[7 
Pr] 


' ' 
— 


34... 


hatte. Es kam ant Sudweſten ‚ und kuͤndigte ſich ſchon 
Abends nah 1o Uhr durch ein entferntes Blitzen am, 
weiches anfanttz Mos für eine Abkuͤhdlang des Werters 
gehalten wurde. Endlich brach s Nachts um ı Uhr 
mit dem groͤßten Ungeſtuͤm los. Faſt eine Halbe Stunde 
hindurch blitzte es unaufhoͤrlich fo daß die Luſt in einer 
beſtaͤndigen Schwebung war. Dieſe anhaltende Bewe⸗ 
gung der Luft war auch wohl die Urſache, daß die Don⸗ 
nerfchläge, die Immer durch einander rollten, nicht ſehr 
ftart gehört wurden. Deſto ärger aber war das Braus 
fen des in der Luft ſchwebenden Hagels. In Ilefeld 
fiel eine große Menge Schloffen, die aberidocd keinen 
Schaden anrichteten. Etwas meniges litt die Fine des 
nahe dabey gelegenen Ortes Wiegersdorf. Aber im 
" der Gegend von Niederſachswerffen, wo die. Einwoh⸗ 
ne diefes Ortes ihr Winterfeld hatten, wurde durch dem 
Hagelſchlag eine voͤllige Verwuͤſtung angerichtet, fo daß 
nichts weiter gerettet worden iſt, als das Wenige von 
Rocken, weiches in den vorhergehenden Tagen einge⸗ 
bracht war. Gleiches Ungluͤck betraf auch die Dörfer 
Ceinderode, Harzungen und Dflerode, wo auffer 
: dem Schaden, der an den Kenftern angerichtet if, alles 
in den Feldern niedergefhlagen wurde, Merkwärdig 
iſt es, daß vor 12 Jahren ein aͤhnliches Uugläd den 
nemlihen Otrich, jedod in einer frähern Jahreszeit 
und am Tage betroffen hat. 


Auguſt. 
Dm 2 3ſten Srannte das Pfarr Mitwenhaus an 
- ‚Wienenbaufen, Anus‘ Winfen⸗ ab. | 


” ps 
Den 
- “ . 


DR | 345 


u Den 25ſten giengen verſchiedene Perſonen beydern 


. bey Geſchlechts nach den Sandgruben des Gunſtenber⸗ 
ges bey Minden, nm Streuſand dorther zu holen. 


Weit ihnen machte fih ohne Vorwiſſen der Eltern die 
fechsiährige Tochter eines Handarbeiters auf den Weg. 


" Kaum war Die Geſellſchaft in diefer ztemlich weit unter 


ber Erde fortlaufenden Höhle angekommen, und hatte 


aur erfi wenigen Band herausgebracht, fo flürzte die 
Grube piöglih ein. Die mehrſten Sandgräber wurden. 
jedoch ohne merklihen Schaden am Körper fo vom. 


Schutt überdedt, daß fie mis Verluſt ihrer Geraͤthſchaf · 
sen,. durch viele Anftrengung fih herausarbeiten mufs 


| en. Sees Kind aber hatte fih ohne Kenntniß dee 
. Gefahr tiefer hinein gewagt, und fand daſelbſt fein 


fhleuniges Ende. Dean geub es todt heraus. Genick 
und Beine waren von dem mit großen Steinen or 


mengten Schutte gerbrüdt, 


"September. 

"Den sten, ward ein geſchickter und fleißiger Kunſi⸗ 
arbeiter zu Hannover auf eine fehr bedaurenswuͤrdige 
Art zu dem Entſchluſſe gebracht, fich in der Keine zu 
ertrinken. Eine Frau, die feine Waͤſche beforgt , bringt 


nicht wieder, was ihre zur Reinigung anvertrauet war. 


Dies veranlaffer verſchiedene perſonliche Nachfragen In 
ihrem Haufe. Hier chut zulezt die Waͤſcherin das vers 
ſtellte Geſtaͤndniß, die Wälhe aus Noth verfeger zw. 


‚haben; fügt dabey fo viele Bitten und. Schmeichelegen 


hinzu, daß der Betrogene ſich von der Eerfuͤllung ihrer 
Aohchten Aberrafchen laͤßt. Am folgenden Tage mas 
8 3 > 


346 SP 


der Mann der Wäfcherin, biefes Vorfalls wegen Fer⸗ 
derung, und drohet mit geridhtlicher Anzeige, wenn folde 
nicht befriediget wärde. Dee Kintergangene, der beſtürzt 
die niedertroͤchtigen Zwede feiner Werführer eutdeckt, 
zahlt glei auf Abſchlag 5 Louisb’or, und verſpriche Bald 

ein mehreres nachzugeßen. Allein Empfindlichkeit gegen 

Schande, und Verdruß über deu erlittenen Betrug, vers 
leiten ihn zu dem traurigen Entfchlaffe, ih des Lebens 
zu entledigen. 

Den ıoten flärzte der 11jaͤhrige Sohn eines Schu? 
fiers zu Hannover, ber fih im Schwenkſeile mit 
Schaukeln beluftigte,, zur Bodendfnung heraus, verlezte 
Arme und Beine, ward jedoch völlig wiederbergeftellt. 

:Den ısten um Mitternacht, zog ein fchweres Ges 
mitter, mit flarfen Schlägen, Sturm und Hagel, von 
Welten aus über Haarburg hinweg. ‘Der niederfal⸗ 
Iende Hagel wog zam Theil 2 Loch, und verurſachte am 
den Fenſtern in der Stadt einen Schaden, ber wenigs 
flens auf 300 Rihir. gerechnet werden kann. 

Den ısten fiel der 4jaͤhrige Sohn eines Braunte⸗ 
weindrenners zu Hannover in Brannteweinswaͤſche, 
und farb einige Stunden nachher unter ben heftigſten 
Schmerzen, ohnerachtet man ihn fehe ſchnell wieder 
Derausgezogen hatte. 

Den 24ſten waren ein Paar junge Eheleute, im 
Ober Ender Moor St. Juͤrgen, Amts Kilienthal, 
mit der Rockenſaat ohnfern: ihres Hauſes befchäftiget, 
und hatten ihr einziges zweyjaͤhriges Söhnlein, welches 
fe ungerne aus den Augen ließen, am und neben fi. 

. As 


| Be 347 
Als fie Indeffen eine Bey der Arbeit entgandene Unord⸗ 


nung zu verbeſſern, alle Anfmerkſamkeit anwenden 


mußten, fo vermißten ſie mit Schrecken ihr Kind. Es 
. war ruͤckwaͤrts in einen ganz engen, aber tiefen Moore 
„graben gefallen, und im Schlamme erſtickt. Viele ans 
gewandte Müße, ihm das keben wieder zu sehen, 
| buieb fruchtlos. 

An eben dem Tage wurden zu Trabuhn, im Ser 
richte Grabau, 6 Wohnhaͤuſer und’ 7 Mebengebäude 
eingeaͤſchert. Das Feuer foll dadurch entftanden feyn, 
| daß eine Frau bey der unerwarteten Zuruͤckkunft ihres 
Mannes den eben mit Bohnen angefüllten Koffeebrens 
ner, an einem Dre verbergen wollen, wo > ensgändbare 
Sachen lagen. | \ 


Detober. 

Den sten fiel ein Einwohner bes ieahlei⸗ 
Worpowede im Bremiſchen, der Torf auf ber Hamme 
nach dem Vegeſack geliefert Harte, auf der Ruͤckfahrt 
aus dem Schiffe und, ertrank. Man beſorgt, daß die 
SGewohnheit fih zu berauſchen, dies Ungluͤck verurſachet 
Babe, wodurch eine arme Witwe ihren Mann, ‚und 6 
Urne Rinder ihren Vater verloren haben, 

Den asfien wurden in dem Flecken Bevenfen £ 
Wohnhäufer und 4 Nebengebäude ein Raud der Flam⸗ 
men, auſſerdem aber noch ein Wohnhaus beſchaͤdiget. 
Verwahrloſung des Lichts beym Giagereinigen veran⸗ 
baffete dieſe henersbrunß. 


3 . Movem⸗ | 





! 
348 Bee 
> ’ pi 
| | 


| tzeuer and, welches 23 Wohnhaͤuſer "und so:Nebenge 


November. 
Den aten, brach zu Cockſtedt, Amts Clöge, da 





Hände in die Aſche legte. Der kurze Zeitraum von z 
Seunden, wechfelte fehriell die Wermögensumfände ideen 
Eigenthuͤmer und Bewohner. Das Feuer nahm um | 
Mittag feinen: Anfang, wie das männliche Geſchlecht 
mis der Beldarbeit befhäftiget war." Die Abweſenheit 
deſſelben und Mangel an Wufler, erleichterten feiner ' 
furchtbaren Gewalt, jene traurige Verwaͤſtung. ! 
- Sn ber Nacht vom z6ften auf dem 27ſten, brannte ' 
ein Hans zu Burgtorf ad, und eines ward beſchaͤdiget. 


Moch iR aus dieſem Monathe folgende micleide⸗ | 


würbdige Begebenheit gemeldet worden. . 


Der Küfker zu — — und feine Frau, welche beyde 


. in ihrem Stande ſich durch kluges und anſtaͤndiges Du 


tragen auszeichnen, entfchließen fü ich, ihren 3 Kindern, - 
Davon das eine 5, das zweyte 3, und das dritte 1 Jahe 
ale iſt, die Blattern einimpfen- zu laſſen. Der Arzt 
dem ‚fie diefe Einimpfung anvertrauen, fchicket ihnen 
Bey der Poft die Arzeneyen, welche den Kindern gegeben 
werden follen, um fie zu den Blattern vorzubereiten, 
Kur) vorher dat der Vater aus Lüneburg für einen . 


bekannten Nachbar Ratzenpulver von der Apochele mit 
‚gebracht, und da diefer ſolches fogleich noch nicht anneh⸗ 


men kann oder will, fo wird ſolches in einem verfchlofs 
fenen Schranke aufbewahrt, Als die Arzeney ans 
tommt, wicd fie dabey geleget , ohne dag man fich des 
Ratzzenpulvers erinnert” Die Weunterkeif der Kinder 
en bewes 


beweget bie Litern, ihnen Die Arjeney, bie fie erſt am 


. andern Morgen einnehnten follen, am Abend zu geben. 


Die Mutter gehet vor den Schrank, weiß vom nahe 


SPUR 39 


dabey liegenden Gifte nichts, oder denket nicht daran, 


und greifet gerade nad) dem Gifte, wovon fi den Kin 
dern, jedem ein Pulver eingiebt. Der Vater koſtet, um 
feinen Kindern Muih zum Einimpfen zu maden, das 


J Pulver, und denket in dieſem Augenblick noch nicht an | 


Gift. Kaum aber haben alle 3 Kinder das Site eins 


genommen, fo fällt ihm wegen einer möglichen Ver⸗ 


wechfelung des Giftes und Pulvers ein Zweifel ein, 


_* welchen er dann. auch bey der Machficht zu feinem toͤbtli⸗ 


hen Schreden gegründet findet. Man eilet, den Kin 


dern Milch: und Delin Menge zu geben, weiches dan 


auch ein Erbrechen bewirkte, Nach 3 Stunden ſtirbt u 
jedoch dos kleinſte Kind, und 12 Stunden nachher das 


‚ mittlere drenjäheige Kind. Das Altefte diefer Kinder 
iſt gerettet, und man fhreibet es einer guten Maplgeit 
mehlichter Speifen zu, welde das Kind. bes Mittags 
vorher gegeſſen hat, daß das Gift nicht anf die Einge⸗ 
weide und den Magen ſtark genug wirken koͤnnen, um 


nn “ 


adlich zu werden. Cine Warnung für alle,” melde 


Sift gebranden, um ſolches mit aͤußerſter Sorgfalt . 


wider dergleichen Berwechſelung zu ſichern. N 
| December. | 


Den 2ten, Nachmittages fuhr bey einem Gewitn 
ge zu Schwarmſtaͤdt, in der Amtsvoigtey Eſſel, ein 
Blitzſtrahl in die Wohnſtube des dortigen Kruͤgers, vers 
lete den wir am Ellenbogen und Beinen, und ber . 


35 W ſchaͤdig, 


310 PATE 
 (Häbdlste einen andern gegenwärtigen Mann im Rüden 
- und am Leibe. Das Haus gerieth in Feuer, welches 
auffer demſelben noch 3 Scheuren und ein Backhaus im 
die Aſche legte. Die Berungluckten konnten nur ſehe 
wenig reden. 

Den ısten wurden zu Lüchow in der Vorſtadt, 
4 Bohnhäufer eingeäfchert, und 2 vom Fener beſchaͤdi⸗ 
get, weiches bey Heftigem Winde große Gefahren drohete. 


men 





En 
\ D 


2 XL Ä 

Fernere Anzeige von dem Beſtande des 

öffentlichen Armen⸗ und Arbeitshaufes 
zu Zelle *). 


ey dem vorzüglich thaͤtigen Antheile , den das 
hiefige menſchenfreundliche Publicum noch immer 
an der Unterſtuͤtzung dieſes Inſtituts nimmt, wird es 
deinfelben eben fo angenehm ſeyn, von defien Fortgange 
hier eine Nachricht zu finden, als es auch auswärtige 
Lefer intereſſiren wird, über ben Gang foldher oͤffentli⸗ 
hen Anflalten Vergleichungen, und Beobachtungen ans 
fielen zu Einnen. . 
Nachſtehender Extract begreift die ‚Einnahmen und 
Ausgaben von Neujahr 1789 bis 1790, und. von Mens 
jabr 
*) Bat mit der Nachr. im sten St. des zten Jahrg. 


2. und im zten St. bes zten Jahrg. ©. 390. 
der Annalen. 





® 


J 


V 351 


jahr 1790 bit 1291. Undeachtet ſich nun darin der 
eigene Erwerb, durch allerhand Fabrikarbeiten nicht 
unbetraͤchtlich auszeichnet; fo zeigt ſich jedoch, daß im 
Ganzen bey einem Inſtitute zugefegt werden muͤſſe, 
woben anf mande ſchwache Arme Nüdfiht genommen 
werden muß, welche wenig verdienen, und die beſtaͤn⸗ 
dige Unterhaltung und Erziehung von 24 Kindern, auch 
die Beſoldung der zue Ausführung der allgemeinen Ars 
menordnung ‚nöthigen Derfonen, Heträcktlihe Summen 
erfordern, wodurch Leine Einnahme gewonnen wird. 
Sin dieſen beyden Jahren it auch für Flachsgarn wenig 
aufgekommen, weil der Preis deſſelben ganz aufferore 
dentlich niedrig, mithin fein Verkauf nicht rathſam ges 
weien it. Gleichwie nun der ſtarke Vorrath davon dem 
Anftieute läftig und nachtheilig fallen muß; fo hat fi 
durch den niedrigen Preis des Kaufgarns die Anzahl 
der Spinner für Rechnung des Arbeitshanfes betraͤcht⸗ 
Nlich vermehrt, und ift auch dadurch jene Baft noch vers 
groͤßert worden. 

So fehr diefes billig gefinnte Veforderer des Ins. 
ſtitnts bewegen wird, fih defien Aufnahme ferner recht 
thaͤtig anzunehmen, fo wenig dürfen fie ſich Dadurch hier⸗ 
von abhalten laſſen, wenn ihnen etwa bier oder da 
Mängel der Armenpolicey aufſtoßen, die bey dem moͤg⸗ 
lichſten Beftreben hier um fo.weniger gänzlich vermieden 
werden tönnen, da bie Vorſtaͤdte offen und weitlaͤuftig, 
mithin nicht immer genan zu überfehen find, auch Zelle 
feiner Lage nach dem Durchzuge vieler Fremden ausges 
ſetzt ik, die ich ein Gewerbe daraus machen, neben dem 
ihnen aus einer oͤffentlichen Caſſe gereichten Zehrgelde, 

N. ' . das 


372 7. | 2 
“das Vudlieum ſelbſt mit zubeingfichen Aaforberungen 


gu betätigen. Zum Veweife hiervon bemerke ich unter 
andern, daß in den Jahren. 


\ 1790 — 706 
u 7 — 579 
" 17338 — ı- 
1733 — 824 
1784 — 997 
-. | 1 2-5 Be 7 7 Ze ‘ 
| 1786 — 339 
i2z7 — 0.117 .. 
42788 —9533 
1789 — 959 _ 
"1790 — 1010 


burchreifenden Perfonen, wovon der. größte Tell Bands 

"werkögefelen waren, aus den öffentlichen Armencafien 

Geld zu ihrem weitern Fortlommen gereicht ſey, von 

weichen demungeachtet viele, die ihnen darbey geworbe⸗ 

nen Befehle, ſich alles weitern Bettelns zu enthalten, 
‚ übertreten haben. 

Wichtig würde es daher im Algemsinen feon, wenn 
vorzuͤglich auch) die veifenden Handwerker dahin gebrade . 
werden koͤnnten, daß fie durch Ordnung und redlichen 

Fleiß ich ſelbſt fortzuhelfen ſuchten, und e6 feibft ent: 

ohrend fänden, auf ihren Reifen den öffentlichen Caſſen 

zur Laſt zu fallen, oder gar das Publicuin zit Betteln 
oder Fechten zu belaͤſtigen. Immittelſt bleibt es immer 
das wuͤrkſamſte Mittel, ſich dieſe und andere aͤhnliche 

Beitler, weiche unter der aͤuſſern Maske eines wohlha⸗ 

denden Beiienden, der Bemertung ber Auffeher entgehen, 

' gänzs. 


re. 313 


gaͤnzlich vom calle zu ſaafſen, ceitine oßne "ale Kos 


nahme abweiſen zu laſſen, nnd barunser Die nothwendige 
Worföprife zu beobachten, deren Ausübung: gewiß in 
teinem Falle Härte feon kann. Hingegen wuͤrde es 


"gewiß einem jeden Außerfl kraͤnken, menn sr fühe, wie 


ſgleqht in den mehren Fällen feine Babe verwandt 












































wird. 
Selle, den -ıaten März 1791. 
Einnahme c. G. 
von Neujahr 1789 = 1790 Ne. joclof 
” Veberf@nß aus voriger Nednung e73lııl 6 
an Aändigen Einnahmen 9s| 7) ı 
; von den benden Sammtungen ; gs 
aus der Büchfe im Haufe . J 4 
3 an Bermädeniffen und aufferordensti: 
chen Gaben _ 255; M 3 
) für verkauftes Flachegarn 122128] 77 
2D:— verkauftes Heden s Wollens und] 
‚Banmmwollengarn - . .' 9134 
” — daaren⸗ und —* 
een — 
)- verkaufte Garten 5 Ami 6 
20) — gemwebte wollene, baumwollene und! [1 
. feinen Strümpfe, Düsen, Handſchuh- 
Ooden, Weitens und Holenzeug von a 
- allerhand Güte und Karbe 815120) 
21) — Heidmanſqheſter und Venerwandt 538127: 6 
22) — Linnen und Drei | zig ısj 2. 
23) Wolle und Baumwolle zu fragen und wi 
zu fpinnen, nach Abzug des Arbeiten; \ 
lohns J 2 
w| . 23 26} 7] 


, " Auſſei 





354 Pe 


Außerdem find geſchenkt: 
a) deu g:en Jan. sus Belleideng uud Teuzung an alte 
Urme 20 Achte 


b) ben ızten März » Auder.cihen Drennbe', 
c) Bun arten Sun. 24 Std coufikiztes falſch arbafpels 


a) ben zoflen Jan. so Sch confifirte zu Leiche gebal⸗ 


2 Sauber Sreuubel;. 
g) den iaten Der. ei coufkize Fatih gehaipeites 


h) hat föniel. Garfärfii. Cammer an Zinfen und Gruadı 
ins 49 Athir. 124. erloflen. 

















Ausgabe. | €. ©. 
Re ige jof| 
) Seſoidnng des Nehnunssfätre | 108 — 
2 — des Schulmeiſters 96 — — 
3) — des Berfmeifers "95 22 — 
R — der Gpinnemuiter 34124 — 
.— des Hausvoigts 42 12 — 
8 — der Knattemutter 1712 —! 
2) — der 3 Armenvoigte 128 12 
15 an Tagelohn 126: 
9) am Zinfen und öffentlichen Lam 1 6j17j— 
25) an Buus und Reparationstoften 66 151 5 
11) für Bene und Geraͤthſchaften — 
13) far Fr Wolle, Baumwolle, Kuh | 
’ baare und Basen l 3318) 4 
4) für Thran nnd Dei 47:71 7: 


| 15) für Flachs, Hede, Wolle, Saumwote 4 R 
and Kuhhaare zu fpinnen —— — | 
Latus 2263!135!1 6 


16) 


16) für Haare, Wolle und’ Baumwolle zu 
tragen und zu kaͤmmen 





of 
|2a63las 6 
































| 129 a! 
17) fül Garn zu fpublen und zu awienen) 10ĩ 14. — 
18) für Deden von Haaren und Eggen zul - 

wirken und zu flechten J 224 
19) für Garn, Linnen, Drell und Steh: 1 

pfe zu bleichen I 64 16) 7 
20) für Linnen und Drell zu weben 3195 
27) für Strümpfe, Mügen, Welten ıc. zu | 1 

weben zu färben und zu nähen 382'33| 5 
33) für Heidlaken zu weben, zu walten 

und zu preffen 1 331135| 2 
23) an aufferotdentlichen Prämien und] 

Gaben 90131 4 
24) für Brennholz 314 21— 
25) für Bekleidung armer Kinder und) 

Norhieidender 8624| 6 
26) für Verpflegung aufgenommener armer . 

Kinder . 226 201 4 
37) für &pelfung der recipirten Armen im) - 

aufe 20431] 7. 

28) an’Öhreißmatertafien ‘ 3,34, 
29) an belegten Bermäctnifen . 9312|—| 
30) ertraordinalee Ausgaben _ so 8, 1) 
— Summa 114206 2a} zil 
- Darneden find zur Bekleidung der Kinder und 


Nothleidenden aus eigenem Vorrathe verbraudt: 


a) 1693 Ellen Heidmanſcheſter 
aggn — 
b) 41 Paar Strämpfe und 2 
Migen. — 
c) 102% Ellen Linnen zu 
Hemden — 2 — 
4) 422 Stuͤck Knevfe. — 
J Summa . 63 Rthlr. 


42 Rıhfe, 


1388 4pfe 
yo — 


30— 3— 


ao - 


"el 


356 7 22} 
Schluß⸗ nechnung⸗ 

Die Einnahme betraͤgt — 4223 Rthlr. 26 gr. 

Die Ausgabe beträgt .— 4206 — 4 7 


See berfhub — - 17 Nie Hr. 
Einnahme 


von Neujahr 1790 — 1791. 
2 Ueherfhuß aus voriger Rechnung 








an fländigen Einnahmen 
3) an anfgeliehenen Capitalien 
“ von den beyden Sammlungen 
5) aus der Bachſe im Haufe 
$) an Vermädeniffen und- aufferordentlis 
hen Gaben 
7) für verkauftes Flachsgarn 
8) für verfauftes Heden⸗, Wollens and. 
Vaum wollengarn 
9) IR Sertoufte daaren / und geflochten 


20) für verfaufte Gurten 

21) für gewebie wollene, baummollene und] 
Teinene Strämpfe, Mügen, Handſchuh⸗ 
Soden, Werens und Hoſenzeug von|| 
allerhand Güte und Farbe 

12) für Heidmanfchefter und Beiderwandt 

23) für Einnen und Drell 

14) Wolle und Baummolle ju fragen und) 

. Kamen, nach Abzug des ve 
4 


15) an Ueberfehuß für eingefandte Decken 
Zu flechten 5 - 
> Etcanedinaice Eianahm⸗ 





























Summe  ||3669| >= 
nun 


— 337 
" Aufferdem find gefäpenkt: . 

a) den zaflen Gebr. 3 Städt 2 Pfennig Rubel und Ein: 

2 ‚Piennig Luffen als confiſcirtes zu leicht gebackenes 


Bro 

b) den —* März 15 Pfund confiſcirte zu leicht ges 
wogene Butter. 

©) den zıflen März 2 Juder eichen Brennholz. 


d) den 25ſten May 3 Pfand confiſcirte zu leicht gewo⸗ 


gene Butter, 
©) den ıgten Sun. 9 Sie eonfifcirte große und Eleine - 
irdene Töpfe und ı dergleichen Stälyer. U 


fNden 2oſten Sun. für 3 Thaler Drodt. 
“ R den 27ſten Julii 2 Fuder eihen Brennholz. 


) den a4ftlen Octob. 4 Stuͤck 1 ggr. und. 4 Städ ı.. 
mar. als.cönfitcitt zu leicht gebadene Kupelbrodre. 
i)' den aoften Nov. ı Pfund 152008 sonfifsirte zu leicht 
gemogene Butker. 
hat tonial. chutfuͤrſtl. Cammer an Zinfen und Srandı 
sind 49 Rthlr. zagr. erlaflen. 





Ausgabe. 





-n) Defoldung des Rehnnngsfährers 


2) — des Schulmeifters 
)» — des Werkmeifters 
) — der Spinnemutter 
5 — des Hausdoigts 
ð — der Knuͤttemutter 
— . der 3. Armenvoigte 

an Tagelohn 


9) an Zinfen und. öffentlichen Laſten 
10) an Baus und Reparatlonskoſten 
w für Arbeitszeug und Geruthſchaften 
12 a2 te Baar 





— Tatus 
— seSahrg, 26.). Ua. 9) 





Tranfport | 944 16 ri 


13) für Hede, Belle, Baumwolle, Kuhhaare I) 

und Eggen | 37833. 2 
14) für Thran und Oel 6412| 4 
15) für Wolle auseinander: zu pfluͤcken und | 





zu reinigen 44 
16) für Flachs, Hede, Wolle, Baumwolle A 
und Kuhhaare zu fpinnen 824.24 
17) für Haare, Wolle, und Baumwolle au] | | 








fragen und zu kaͤmmen 54 3— 
18) für Garn zu fpublen und zu zwirnen | 103 15, — 
i9) Deden von Haaren und Eugen zu | | 
wirken und.zu flechten | 18 
20) für Garn, Linnen, Drell und Struͤm' | | | 
pfe zu bleichen 79 32- 
21) für Linnen und Drell zu meben 8727| 6 
33) für Steämpfe, Muͤtzen, Welten ıc. w 
weben, zu faͤrhen und zu nähen 42114 6 
23) für Heidlaken zu weben, zu walten, \' 
und zu prefien 51133] 5 
24) an aufferordentlihen Prämien und: | | 
Gaben | gılzo' 4 
25) für Brennholz | 12820 —1 
26) für Bekleidung armer Rinder und 
Nothleidender 91121 
27) Zerpſlegung aufgenommener armer! 
j 247 28 





28) fir Speifang der recipirten Armen im 
auſe 





30) an Schreibmaterialien 
ertraordinaire ‚Ausgabe 
m —— — —— 





für Medicin fuͤr die Armen im Haufe. 
31 











Summa . 3820 23 
Darneben find zur Bekleidung ber Kinder N: 


Mothieidenden aus eigenem Berrarhe verdraudt: 





\ re 0.30% 

. ©) 224 Ellen Oeibmanſcheſter & ar 56 Rthlr. — gr.” 
'b) 30 Paar Strümpfe 5 — 35— 
“ 795 Een. Einen zu Hemden 3 — 20— 





Summa 70 Rthir. 19 ge 


= Shluß + Rebhmung. 
Die Einnahme beträgt 3669 Rthlr. 18 gr. 7pf. 
Die Ausgabe 3820 — 233 — — 


2 


Verglichen bleibt Vorſchuß 151 Rihlr. gar. 1pf. 


—— 














XII. Be 
Derzeichniß der’Gebornen, Geſtorbenen 
und Copulirten einiger Städte, Aemter, 
‚Berichte und Kirchſpiele des Landes, vom- 


4 

















Jahre 1790. 
Geboren - Geftorben 
Im Jahre 1790. mäns |meibs | übersimäns ‚meibs | ibers.KCopsf- 
find lichen lichenlhaupt lichenllihen haupt, lirt 
“__Betdieäte ,_ Beihiehtel _. Bar 
Städte. 
: Lüneburg 136| 122] a68| 137| 165| 3aal ga]. 
‚ Selle ‘I 134 ‚128 er 117 126) 2431| 59 
chen 25 391 6 ——! 109) 16: 
Haarburg | 85 * 3 87| 94 1811 43 
Burtehude 281. 431 711 300 14 4 8 
‚Lauenburg . | 311 33] 64 41 43] 88) 17 
Nienburg — 129 _—! 93 34 
Clausthal 131 Er 26 — 








—| 2305| 6232| | 
Gttingen 196 166 |. 362| 138 7. 265 x 
Dründen 110» 37) 21 
u Asa Sieden. 


30 De 


— —— — — — 
Geboren | Geflorben 
Im Jahre 1790. man⸗ weib⸗ uͤber⸗ |mäns hweibs übers&opo 
ſind lichen lichen haupt lichen lichen haupt⸗ lirt 
Geſchlechts Geſchiechts 




















Slecden. 
Hoya - — 4 — 36 
Sulingen 931 371 291 66 3 
Aemter und 
Amtsvoig, 

teyen. 
Ahlden 221) 311 411 72) 24 
Rethem 2081 711 92 163: 75 
Wilhelmsburg 5 81 26) 15, 41| 20 
Beedenboſtel 1219| 43) 341 77| 52 
Dergen 129] 541 45) 99| 25 
Biſſendorf 921 271 38) 65 
‚Eittingen 7 144) 66| 64 1350| 37 
Eſſell —5 13 8 21) x 
Fallingboſtel 142 125: 267 116| 86 202|' 7 
Kerstanusburg | 251 37! 621 18] 17 35| 15 
Winfena.d. Allee 42] 281 70) ax 331 s4 23 
Elbingerode 42| sıl 93) 46) 431 891 22 

Gericht 
Barıow - 7 163| 6 z1| 140 32 

Kirchſpiele. | 

Pe — sm 40 
Sioltzenan al 321 sl 2a 24 rl 


Anmerfungen. 
a) Die beträchtliche Ueberzahl der Seftorbenen in 
Küneburg gegin die Gebornen, weiche fih auf 44 bes 
Käufe, bar ihren Grund in gangbar gewefenen Kinder⸗ 
| franfpeiten. Es verlosen ihr Leben am Jammer 37 
Kinder, am Stickhuſten 3, an ben Blattern 39, und an 
- den 








ben Maſern 16. Auch unter den 62, welche In Bruſt⸗ 
krankheiten ſtarben, waren die Mehrſten, Kinder. “ An 
Der Ausjehrung gingen daſelbſt 73. Menfchen mit Tone 
ab. Unter den Gebornen find 16 Todtgeborne Begrifs 
fen, eines davon war unehelich, und die Zahl der lezte⸗ 
‚ren Überhaupt Ketrug 14. Am ſtaͤrkſten war die Mor⸗ 
talität in den Monaten Zunius, Julius und December. 


b) Die Angaben von Zelle, gehen die Gemeinden \ 


der Stadt und Vorſtaͤdte, mit Ausfchluß der eingepfarrz 
sen Dirfer an. Auch find die Geburten der von ander 
ren Orten hergefomnienen, im Accouchirhoſpital entbuns 
denen Perfonen, nebſt den Todesfällen der Inhaftirten 


auf dem Zuchthauſe übergangen worden. 3 5 unehelihe, 


Kinder Haben Muͤtter zur Welt gebracht, welche in der 
Stadt und den Vorflädten wohnen. Merkwuͤrdig ift 
auch diefesmal wieder die ſchon äfterer ausgezeichnete 
Geringfügigkeit der Todtgebornen, bern nur zwey im 
Iezteren Jahre vorhanden gewefen find. Ein fehr viel 
- sortheilhafterer Ueberſchuß an Gebornen würde heraus⸗ 


gekommen ſeyn, als bie Tabelle zeigt, wenn bie Zahl der 


Geſtorbnen in der Vorſtadt, die Blumlage genannt, 


nicht abermals auf das allgemeine Verhaͤltniß zwiſchen 


"Heyden, fo nachtheiligen Einfluß gehabt Härte. Es find: 
j daſelbſt nur 20 geboren und 46, folglich mehr als noch 
; einmal ſoviel geflorben, weiche Summe dem sten Theile 
aller Toßesfälle des Dres fehr nahe kommt, und die Er⸗ 
fahrung beftätiget, daß Dürftigkeit, elende Nahrung 
und unreinlihe Wohnungen, die gewöhnikhen Sterd⸗ 
| Kiteitäregeln fehr verändern. 


Mps· 461 


⸗ 


n 


y 


— 


30 ae 
c) In ber Stadt Velsen Gaben bösartige Blattern 
‚den traurigen Erfolg gehabt, daß 45 mehr geftorben 
- als geboren find. Unter jenen verloren 76 Kinder, Be 
noch niche das 15te Jahr erreicht Hatten, größtentheils 
an dieſer Krankheit, ihr Leben. Gehe wohlthaͤtig Kat 
fi dabey wieder der Gebrauch der Einimpfung gezeigt: 
von 86 Kindern, denen die Vlattern daſelbſt inoculirt 
worden, ſtarb fein einziges. Leider wuͤrken dergleichen 
auffallende Beyfpiele nur noch immer ſehr langſam, zur 
Ueberwindung der Vorurtheile des gemeinen Mannes. 
Indeſſen beobachtete man doch auch dieſesmal einigen 
Nutzen davon fuͤr die daſige Gegend, bey verſchiedenen 
Eltern auf den nachbarlichen Doaͤrfern, welche ihren 
Kindern mit qutem Güde kuͤnſtliche Blattern geben 
lieſſen. Der ‚große Unterfchled der Toͤdtlichkeit zurifchen 
denſelben und den natürlichen Blatter, offenbarte fich 
zugleich in dem wenige Meilen von. Uelzen .entferns 
ven Zleden Bevenfen. Es wurden dafeldft 40 Kim 
ber, durch die natuͤrlichen Blattern getödtet, Hingegen 
‚blieben andere 40 Kinder ſaͤmtlich am Leben, denen der 
Esquadronchirurgus Bode am Orig und umher die 
Blattern eingeimpfet hatte. Aus der ganzen Sjnfpes 
ction Uelzen ift jener verheerenden Epidemie ohnerach⸗ 
‚tet, dennoch Ueberſchuß der Gebornen gegen bie Seftorr 
benen geblieben. Geborne zählte ſolche 316 vom männs 
lichen und 314 vom weiblichen Geſchlechte, überhaupt 
"aljo 630 Kinder, Geſtorben⸗ 589 und getrauet waren. 
180 Paar, . ' 
d) Zu denen bey der Stadt Haarburg verzeichon | 
. ten Zahlen, haben die eingepfarrten Dörfer ihre Cons 
'Ungense mit beygetragen. e) 





fih gutartigen Drafern, viele Kinder umgelemmen, 
‚und Bieran liegt es, daß die Summe der Geſtot benen, 


bie der Gebornen mit 24 übertrift. - cn 


£) Füe die Bergfiadt Clausthal zeigt ſich ein Ge⸗ 
| winn von 64. die mehr geboren ale geſtorben find, und 
| vergrößert fich diefer noch um 9 megen der Todtgebornen, _ 


die nicht mit unter den Geburten, fondern nur unter 
den Verftorbenen Reben. Befage des um Sjohannis 
| 1790. aufgenommenen Seelenregiſters, wurden damals 
an lebenden Menſchen überhaupt 7975, folglich 56 
Perſonen mehr als um eben die Zeit 1789. gezählt. 


g) Söttingen har den anfehnlichen ueberſchuß von 
97 Gebornen behalten. | 


h) Sn ı7 Kirchſplelen der Inſpection Schwarm⸗ 
ſtaͤdt beträgt der Ueberſchuß der Gebornen 175. Rur 
das Kirchſpiel Rethem, hat einige Geſtorbene mehr als 
Geborne, weiches einem gallichten hauißeber zugeſchrie: 
ben wird. 


i) Weber die Hälfte der Geſtorbenen im Amte El⸗ 
dingerode, nemlich 57, waren Kinder, die das rote. 


⸗ 


Jahr noch nicht erreicht hatten. 23 derſelben verloren 


an den natuͤrlichen Blattern ihr Leben, bey welcher Des 
| merkung bie Anzeige einen ſchicklichen Plas bier finden 
wird, daf vor karzem 3 Stunde von Elbingerode die 


Frau Amtmanntn Bisfeldt zu Stiege, geborne Schus ER 


‚Mer (ans den Hiefigen Landen) den beyden jängften 
ihrer 12 lebenden Kinder, ohne alle Beyhuͤife eines 
| Aa 4“ . Ardtes, 


- DR 263 


‚e) In Lauenburg ſind durch die Folgen der an. 








| Tg 77 [ger — — —— — 
J 
* 


364 PR. 


Arjtes, bie Blattern mit dım glaͤcklichſten Erfolge eins 


geiimpfet hat. 

Von den Epibemien des lezteren jahre, waren bie 
Mafern fa allgemein über das ganze Land verbreitet, 
Am tpäteften brachen folhe mit in Zelle aus, nachdem 


fie ſich ſchon mehrere Monathe vorher, in vielen anderen | 


Gegenden des Charfuͤrſtenthums gezeigt hatten. 


5 Xu | 
Gummarifcher General » Ertract aller 
neuen Anbaue und Qulturausweifungen 


in den Braunfchweig - Lüneburgifchen 


Churlanden, von 1760 bis 1790. 





Se Zeitpunct den dieſer Extract in ſich begreifet, 
umfaffet die 30 verfloſſenen Jahre der beglädens 
den Regierungeperiode Georg des Dritten. Welch 
ein Reichthum von neuerfhaffenem Seegen während ders 


— — — 


ſelben durch die gnaͤdige Vorſorge unſers allgeliebten 


Kandesvaters, und durch die wuͤrkſame Leitung derer, 
weichen bie hoͤchſte Aufficht über das allgemeine Beſte 


anvertrauet tft, den hieſigen Staaten zugeflofien, das 


zeigt auch der. gegenwärtige Extraet, in einem äußerft 
verehrungswärbigen Beyſpiele. Obſchon ber erfie Ans 
fang der Hier Hezeichneten Epofe, an den Folgen eines 
entvoͤlkernden Reieges, in den Fortſchritten der Laͤnde⸗ 
rey⸗ Cultur große Oinderniſſe fand; -ohneragtet nach⸗ 

de 


‘ 


XX 365 


her zwey druͤckende Mißwachsjahre, den wieder ſich 


erholenden Wohlſtand der Unterthanen abermals ent⸗ 
kraͤftete, "und obgleich die ſchweren Feſſeln der in ver⸗ 
ſchiedenen Provinzen vorhandenen verwickelten Gemein: 
heiten, fo oft gemachte Verſuche zur Erweiterung der 
Landescultur hemmeten; fo-ift es dennoch den Bemu⸗ 


hungen der hohen Landescoflegien gelungen, . auf.fo vies 


ien-taufend vorher undeftellten Aeckern, nicht nuc Er⸗ 
werbungsquellen für ihre Bebaner zu eröfnen, fondern 
auch den Grundſtof des. jährlich ſich reproduelrenden 
Staatseinkommens zu vermehren. Die Beſtandſamkeit 
aller der mannigfaltigen hierunter enthaltenen näuen 
Anlagen, leidet deſtoweniger einen Wandel, weil ſie 
nicht das ploͤtzliche Zauberwerk eingewanderter Coloni⸗ 
ſtenhorden, ſondern reife Fruͤchte betriebſamen einheimi⸗ 
ſchen Fleißes ſind. Freudiges Erwarten gewaͤhrt daher 
dzugleich für Blicke in die Zukunft, die fortbaurende 
immer fielgende Benutzung, der aus folgenden Zahlen 
fi ergebenden unfchägharen Vortheile. 


N 


Anzahl (te fine Morgen 


der nem der für die der für entahl 
anger || neuen Ans || alten Eins 
baueten Dauer außgesiiwohner neu 








a I Höfe. || wiefenen \laudgewiefes 
- IE Kos Grunditäde. nen" Orunds 
. ! A ent. ſtuͤcke 
— — — 
im n Sürnenthumm Ca⸗ | 
lenberg 396 
unFärhenchum bt: 
- gingen — 149 
im Füchentham®kn; 
benhagen — 149 
im darſtenthum Luͤ⸗ 
neburg | 40 | 
in der r3 Grafſchaft 
Dannenberg 63 
im Fuͤrſtenthum | 
Lauenburg — 336 
in den Graſſchaften 
Bi and Diem 
holz — 859 28991103 
im Geriosthumbres 
men und Werden | 








1723 34573' 53 5143 26 
— mma mama — 4315 2 ja 48530 — — 18234| 25 25 
Sotalfumma der artbar gemachten neuen Grund⸗ 
ſtuͤcke 66764 Morgen 76 Quadrat-Ruthen. 








XV. 20000 
Erndtebericht des Jahres . 1790, 
I Winterfrüuͤchte. | 
va) Rogfen. 


O die ganz ungewöhnlich gelinde und oöllig fräßs 
lingemaͤßige Witterung vom Herbſt an, bis ins 


Grüß 


- a ‘ f a‘ 
. 


⸗ ⸗ 


L 


= 


"Sräßjade, ohne uͤberfluͤſſgen Regen. "und ohne allen 


Froſt und Schnee fortdauerte; fo konnte der Acer mit 
Bequemlichkeit und.aufs Befte zubereitet werden, Die 
:&aat fland im Wincerfelde durchgehende gut, und in 


den Mafchgegenden wurden viele Felder, die wegen ih⸗ 


rer niedrigen Lage lange geruhet hatten, aufgebrochen 


"und. beſaamet. Dieſe bis nach der Mitte des Maͤrz 
fortdaurende, gänftige Witterung, ließ die geſegneteſte 


Erndte in jeder Act Frucht ermarten: allein ber um dieſe 
Zeit eingetsetene flarke ‚und anhaltende duͤrre Nord⸗ 


‚und Oftwind, vereiselte biefe gegründete Erwartung. 


Die bis in den Junius anhaltende Dürre und Kälte 


den. Sommerfehchten. Die Baſtellung der leztern, 
wurde wegen der Duͤrre und Hätte des Erdbodens 
äußerf beſchwerlich, die Saat Fam nicht hervor, und 
wurde auf erfolgtes. Negenmetter zweylaͤufig. Die von 
Johannis an beſtaͤndig daurende naſſe Kälte, wurde 


allen Brüggen nachtheilig. 


Der Rogren hatte ſich indeſſen im Cauenbur— 


| giſchen bey der bequemen Witterung im Herbſt, Wine 
ter und Anfang des‘ Fruͤhjahrs ſtark beſtaudet und ‚aufs 


beſte erhaiten, er hatte auf feine Arc eine Auswitte⸗ 
zung erlitten, er konnte daher der folgenden Duͤrre und 


Kälte am beten widerfiehen, und if auch auf den 


mehreſten Feldern gut gerathen, dad Stroh jedoch etwas 


2‘ 


ſchadete hierauf den Winterfrüchten fehr, und noch mehr - 


kurz heblieben. Sm Küneburgifchen und nament . 


lich In der Amtsvogtey Pattenfen, Amts Winfen an 
ber euhe, iſt ſeibiger ntcht nur gut eingekommen, ſon⸗ 


dern. 


TIP 367. j 


⸗ 


% 


368 . e 


dern hat auch an dem meheflen Orten ber Westen, ges 
gen voriges Jahr ungleich mehr zugebracht, fo daß man 
an Diemen, ein Pins von 3 und au reinem Korn von 

I gehabt, oder daß, da voriges Jahr die Diemen ordi⸗ 

-nairen Landes nicht mehr als 15 bis 13 Himten gege⸗ 
- Ben, felbige in diefem Jahre faſt durchgaͤngig 2 volle 
‚Shfmten zusetragen haben. Died Piat, meynt unfer 
Dortiger Correfpondent, würde noch etwas Fächer gewes 


fen ſeyn, wenn nicht durch Maͤnſefraß theils im Felde, 


theils in den Gebanden, fo viel verloren gegangen waͤre. 
Man ſchreibt font dieſe Ergiebigkeit der guten Saas 
seit, dem gelinden Winter, dem guten, von Schuee 
freygebliebenen Fruͤhjahre und trockener Bluͤtezeit, wie 
auch der kleinksrnigten Ausſaat zu. Den Rogken ſelbſt 
Hat man gegen voriges Jahr auch am Gewicht, und 
zwar den Himten um 3 bis 4 Pfund Geffir, zum 
Brandteweindrennen aber -jenen vortheilhafter gefams 
den. Uebrigens iſt daſelbſt der diesjährige dännhälfigt 
und mehlreich; ; an den mehreſten Orten wiederum vom 
Mutterkorn nicht ganz frey, das Stroh aber laͤnger, 


* 


ſteifer und dicker. Und obgleich derſelbe auf beſonders 


trocknem, ſandigem Lande, hie und da, nicht ganz ſo 
‚gut ausgefallen, und bey der ſpaͤt im Fruͤhjahre einges 
sretenen Därre vertrocfnet und verfchienen, an einigen 
Drten auch Hagelſchlag geweſen iſt; fo iſt jedoch Die 


Rogkenerndte in dieſer Amtsvoigtey, im Ganzen ge⸗ | 


nommen, nicht etwa für eine mittelmäßige, fondern 


für eine vollenkommene und recht gefegnete zu halten. 
um Cuͤneburg iſt im Duichſchuute aus einer. Stiege 


gm. 


x 
⸗ 


N 


7 369 


a Himten 3 Spint gedroſchen. In der Gegend von 


Zelle Hat die Stiege etwas über 15 Himten gegeben, 
Im Amte Bifhorn ſchlaͤgt die Erndte davon, gegen 
gute Jahre „5 Theil an Stiegen und beynahe & Theil 


an Kornern zuruͤck. Um Uelzen iſt er gut und reichs 


lich gerathen, und giedt der ganzen Erndte des Jahrs 
zuftiedenen Erſatz wegen des Uebrigen, obgleich einige 
ihn Hey dem anhaltänden Regen zu naß eingeſcheuert 
haben. Im Amte Dannenberg iſt er auf hohen 


I Stellen ſehr verſchienen und giebt kaum 13 Spinmt aus 


ber Stiege. In niedrigen und feuchten Gegenden, if 
er fo aufierordentlich lang im Stroh geweſen, als man 


ihn dort nicht kennt, und auch gut an Korn und Meil; 


nur geht er fchwer aus dem Stroh. „Im Amte Haar⸗ 
burg ift er nur ziemlich que gerathen; befto befier aber 
im Amte Wilhelmeburg,,. woſelbſt man fi einer fo 
reichen Erndte nicht zu erinnern weiß. Sm, Calenbeb; * 
gifchen ift er um Hameln mittelmäßig gerathen; um 

Einbeck Hingegen iſt der Ertrag davon fehr reichlich _ 


qusgefallen, und hat nicht allein in der Haufenzahl, . 


fondern auch im Himten und in der vorzüglichen Gäte 
die: Eradten vieler andern Jahre Abermoffen Um 
Goͤttingen ih der Landmann in den mehrften Gegens 
den hit dem Winterfelde zufrieden. um Munden 
ift er mie Ausnahme einiger, an nafien Dertern verwin⸗ 
terten Saat überall fo gut gerathen, daß er theils 
merklich geftieget, theils fo geicheffelt, daß ein Schock 
guter Garben 12 bis 13 Himten ausgebentet. Gleich⸗ 


„wohl iſt deſſen Preis nicht ſonderlich geiunten; ; die gute. 
Ecrndte 


⸗ 


7 pure. R 


Bu Arztes, bie Blattern mit dem gräciäften Erfolge eins 


geimpfet bat. 

Von den Epitenien des lezteren Jahre, waren bie 
Maſern fat allgemein über das ganze Land verbreitet. 
. Am foäteften brachen ſolche mit in Zelle aus, nachdem 


fie ſich ſchon mehrere Monathe vorher, in vielen anderen | 


Gegenden des Churfuͤrſtenthums gezeigt hatten. 


XIII. 





Summariſcher General ⸗ Ertraet aller 


neuen Anbaue und Culturausweiſungen 
‚in: den Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen 
Churlanden, von 1760 bis 1790. 





ge Zeitpunct den dieſer Ertract in ſich begreifet, 
umfoffet die 3a verfloffenen Jahre der beglädens 
den Reglerungeperiode Georg des Dritten. Mel 
ein Reichthum von neuerihaffenem Seegen während dert 
felben durch die gnädige Vorſorge unfers allgeliebten 
Kandesvaters, und durch die würkfame Leitung derer, 
wolchen die hoͤchſte Aufficht über das allgemeine Beſte 
anvertrauet iſt, ben hieſigen Staaten zugefloflen, das 
zeigt auch der. gegenwärtige Extract, in einem äußerft 
verehrungswärbigen Beyfpiele. Obſchon der erfie Ans 
fang der Hier bezeichneten Epole, an den Kolgen eines 
eutbölfernden Krieges, in den Hortſchritten der Laͤnde⸗ 
rey⸗ Cultur große Oinberniſſ⸗ fand; ndnera hiet nach⸗ 

her 


. — — — — — 
% 


DPAER 365 


Her zwey druͤckende Mißwachsjahre, den wieder ſich 


erholenden Wohlſtand Ber Unterthanen abermals ent⸗ 
kraͤftete, und obgleich die ſchweren Feſſeln der in ver⸗ 
ſchiedenen Provinzen vorhandenen verwickelten Gemein⸗ 
heiten, ſo oft gemachte Verſuche zur Erweiterung der 
Landescultur hemmeten; ſo iſt es dennoch den Bemuͤ⸗ 
hungen der hohen Landescollegien gelungen, auf ſo vies 


‚Ien’tanfend vorher unbeſtellten Aeckern, nit nur Er⸗ 


werbungsquellen fuͤr ihre Bebauer zu eroͤfnen, fondern 
auch den Grundſtof des. jährlih ſich reproducirenden 
Swats einkommens zu vermehren. Die Beſtandſamkeit 
aller der mannigfaltigen hierunter enthaltenen neuen 
Anlagen, leidet deſtoweniger einen Wandel, weil fie. 
nicht das: plögliche Zauberwerk eingewanberter Colonis / 
ſtenhorden, fondern reife Fruͤchte betriebſamen einheimis 


ſchen Sleißes find. Freudiges Erwarten gewährt daher 
- zugleich für Slide in die Zukunft, die fortdaurende 


immer fleigende Benutzung, der ans folgenden Zahlen 
fich ergebenden unfchägdaren Vortheile. 


im —X ea— 





Mergenzahl 

der fuͤr die 
ange⸗neuen An⸗alten Ein⸗ 
baucten paust ausges!wohner neu 


e. || wiefenen ausaeiwiefes 
und So; | gwiefenen e. m 


then. 
Mo Rorgen Pr Morgen | 











> — 











fm Inſeuhnm 1 Sürftenehum Cas 

lenberg _ 396 n 36| 13011112 
um Fürftenchum bt: 

tingen — 2691 34| 239 
im —— | 


Anzahl — 
EB Wo der für die 
E 149 144, 81 951119 


neburg 640 I. 5461 sıl 5062 7 
in der —— 











Dannenberg 63 344 I 15 nal 
Im. Bärkteuihum ; 

auenburg — 33 3167| 70| 3275) 75 
in den Grafſchaften 

a and Diep | ‚ 
hoetz — 859 || 3175| 76 2899103 
im —RWERR |. 

__men und Verden! 1723 | 34572! 531 143] 26 

— umma oma [ir 4315 *— 48530 — 18234| 25 25l 


Totalfumma der artbar gemachten neuen Srunds 
ftüde 66764 Morgen 76 Quadrat⸗NRuthen. 





XIV. 
Erndtebericht des Jahres 1790. 


J. Winterfrüchte 
a) Rogken. 


Ey) die ganz ungewöhnlich gelinde und völlig früßs 


Iingemäßige Witterung vom Herbſt an, bis ins 
Ftuͤh⸗ 


⸗ 


- "and. befanmet. 


|| —— ge pe en Tann ee ee - > 
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Fruͤhjadt, ohne uͤberfluͤſſgen Segen. und ohne allen 


Froſt und Schnee fortdauerte; ſo konnte der Acker mit 
Bequemlichkeit und. aufs Beſte zubereitet werden. Die 
Saat fand im Winrerfelde durchgehende gut, und in 


:den Mafchgegenden wurden viele Felder, die wegen ib» 


ver niedrigen Lage lange geruhet hatten, aufgebrochen 
.Dieſe bis nach dee Mitte des Maͤrz 
fortdaurende, gänfige Witterung, ließ bie geſegneteſte 
Erndte in jeder Act Frucht erwarten: allein der um dieſe 
Zeit eingetzetene flarke und anhaltende duͤrre Nords 


‚und Oftwind, vereitelte dieſe gegründete Erwartung. | 


Die bis in den Junius anhaltende Dürre und Kälte 


ſchadete Hierauf den Winterfruͤchten fehr, und noch mehr 


sen. Sommerfeächten. Die Beftellung der leztern, 
wurde wegen der Darre und Härte des Erdbodens 
ußerſt beſchwerlich, die Saat kam nicht hervor, und 
wurde anf erfolgtes Regenwetter zweylaͤufig. Die von 
Johannis an beſtaͤnbig daurende naſſe Kaͤlte, wurde 


allen Brügten nachtheilig. 


Der Rogken hatte ſich indeſſen im Kauenburs 
Sifchen bey der Hequemen Witterung im Herbſt, Wine 
ter und Anfang des‘ Fraͤhjahrs ſtark beſtaudet und aufs 


‚befte erhaiten, er hatte auf keine Art eine Auswitte⸗ 


zung erlitten, er konnte daher der folgenden Duͤrre und 
Kälte am beſten widerfiehen, und ift auch auf ben 
mehreften Feldern gut gerathen, das Stroh jedoch etwas 


kurz geblieben. Sm Cuͤneburgiſchen und nament⸗ 


lich in der Amtsvogtey Pattenſen, Amts Winſen an 
der ud, iſt ſelblget nicht nur güt eingekommen, fon⸗ 
_ | dern. 


1 


2 0. 367 


d 


{ 


% 


dern hat au an den mehrſten Orten ‚ber Vogtey, ges 


gen voriges Jahr ungleich mehr zugebracht, fo daß man 


an Diemen, ein Plus von 3 und an reinen Korn von 
3 gehabt, oder daß, ba voriges Jahr die Diemen ordi⸗ 


-nairen Landes nicht mehr als ı% bis 153 Himten geges 


Ben, felhige in dieſem Jahre faſt durchgaͤngig 2-volle 


HAmten zugetragen haben. Dies Pins, meynt unfer 


dortiger Correfpondent, würde noch etwas ſtaͤrker gewes 


zes _ „'. _ Se * 


ſen ſeyn, wenn nicht durch Mräufefraß theil6 im Gelbe, 


theils in den Gebaͤuden, fo viel verlören gegangen wäre. 
Man freibt fonft dieſe Ergiebigfeie der guten Saat 
zeit, dem gelinden Winter, dem guten, von Säure 


freygebllebenen Fruͤhſahre und trockener Blaͤtezeit, wie 
auch der kleinkoͤrnigten Ausſaat zu. Den Rogken ſelbſt 


Hat man gegen voriges Jaht auch am’ Gewidt, und 
zwar ben Himten um 3 bis 4 Pfund beſſer, zum 
Srandteweindvennen aber - jenen vortheilhafter gefans 
den. Uebrigens iſt daſelbſt der diesjährige dännhälfgt 
und mehlreich; an den mehreſten Orten wiederum vom 
Mutterkorn nicht ganz frey, das Stroh aber länger, 


| ſteifer und bier. Und obgleich derſelbe anf Hefonders 


trodnem, fandigem Lande, bie und da, nicht ganz fo 
„gut aisgefallen, und bey der fpät im Frähjahre einges 


tretenen Duͤrre vertrocknet und verſchienen, an einigen 
Drten auch Hagelſchlag geweſen iſt; ſo iſt jedoch die 
Rogkenerndte in dieſer Amtsvoigtey, im Ganzen ges 
nommen, nicht etwa fuͤr eine mittelmaͤßige, ſondern 


| für eine vollenkommene und recht gefegnete zu Halten. 


Um Lüneburg IR im Durchſchnitte aus einer Stiege 
| I x. Sim 


En 7 369 


4 Himten 3 Spint gedroſchen. In der Gegend von 


ed 


Zelle hat die Stiege etwas über 12 Himten gegeben. 
Im Amte Gifhorn ſchlaͤgt die Erndte davon, gegen 
gute Jahre 5 Ihell an Stiegen und beynahe 41 Theil 


an Kornern zuruͤck. Um Uelzen iſt er gut und reich⸗ 
lich gerathen, und giedt der ganzen Erndte des Jahrs 


zufriedenen Erſatz wegen des Uebrigen, obgleich einige 
ihn bey dem anhaltenden Regen zu naß eingeſcheuert 
haben. Im Amte Dannenberg iR er auf hohen 
Stellen fehr verſchienen und giebt faum 13 Spint aus“ 


der Stiege. In niedrigen und feuchten Gegenden, iſt 


er fo auſſerordentlich lang im Stroh geweſen, als man 
ihn dort nicht kennt, und auch gut an Korn und Mehl; 
nur geht er ſchwer aus dem Stroh. Im Amte Haar⸗ 
burg ift er nur ziemlich gut gerathen: befto beffer aber 
im Amte Wilhelmsburg. woſelbſt man ſich einer ſo 


‚reichen Erndte nicht zu erinnern weiß. Im Calenbebs‘ 


gifchen ift er um Hameln mittelmäßig gerathen; um 
Einbeck Hingegen if der Ertrag davon fehr reihlih 
gusgefalien, und bat nidht allein in der Haufenzahl, 
fondern auch Im Himten und in der vorzuͤglichen Güte 
die: Srubten vieler andern Jahre übertroffen. Um 
Böttingen if der Landmann in den mehrften Gegens 
den mit dem Winterfelde zufrieden. 1:m Münden 


- tft er mie Ausnahme einiger, an naflen Dertern verwim 


terten Saat überali fo gut gerathen, daß er theils 
merklich geſtieget, theils fo geſcheffelt, daß ein Schock 
guter Sarben 12 bis 13 Himten ausgebeuttt. Gleiche 


wohl iſt deſſen Preis nicht ſonderlich geſunken; z3 bie gute. 
* Ernte 


- 


370, Br >. 

Erndte wurde ſonſt durch treckene Witterung ſehe Sea 
ganſtiget. In der Gtafſchaft Diepholz if die Erndte 
ſowohl an Hockcnzahl ale auch im Ausfall ſehr er; 
wuͤnſcht geweien. Im Bremiſchen, befonbers im 


Amte Kilienthal, um. St. Jürgen, Waakhauſen, 


Ritterhude, Börde Ceſum, if er im Ganzen mehr. 
als mistelmäßig gus gerathen ; indeſſen reicher an Stroh. 
und Stiegen, als im Scheffel. Das Korn. ift ziemlich 
mehlreich, Indefleg nicht fo ergiebig als im Sjahre vora 
her; denn in Diefem Sabre gaben 4 Garden ein Bremer 
Vierthel Rogken: In diefem 1790ſten aber geben & 
Garben nur fo viel. Sn einem anfehnlihen Theil des 


Amts Olumenthal hat der Hagelſchlag die ganze Erndte 


verderbt. Uebrigens iſt er an den mehrfien Oertern 
trocken eingeerndter.. Um Buftehude iſt bie Erndte 
ergiebiger als im vorigem Jahre geweſen. Im Amte 
Bederkeſa hingegen iſt er nicht völlig fo gut gerathen, 
a's im Jahre vorher. An Stroh ober Stiegen bat es 
zwar beynahe eben fo niel gebracht, ader er iſt n:cs fo. 


ergiebig. Auf niedrigen Geldern fand fi ziemlich viel 
Gras und: Unkraut, vermuthlich wegen des gelinden 


Winters, weicher auch wahrfheiniih Schuld an deu 
bielen Mäufen war; doc ift der Schaden in dieſem 
Amte bey weitem nicht fo beträchtlich, als au andern 
Orten. Im Amte Oſterholz ſchaͤtzet man den die 
jaͤhrigen Rogken, beydes an Koͤrners und an Stroh, um 
den vierten Theil im Ganzen hoͤher oder beſſer, als 


die vorigjaͤhrigen. Im Gerichte Lehe war er gleich⸗ 


falls ergiebiger, allein beynahe der vierte Theil von 
den 


| 


— —— — u — — — — —— — 


und. Din beck iſt deſſen Ertrag nur mittelmaͤßig, wel 


den Maͤuſen verzehrt. Der Mauſefraß war bier ſo 


geoß, daß fie die Pflanzen, ehe fie zu Achren gelangten, 


angriffen, fo daß hin und wieder Stuͤcke ungenähet ° 
geblieben find; fpäterhin machten fle ih en den Gerſten, 
zogen darauf in dig Gärten, und endlich in bie Wohn - 


häufer, fo daß man ben bafelsft angerichteten Schaden 
auf 10000 Thaler anfehlägt. Um Verden ift er ins 
beſondere fowohl im Stroh als Korne ſehr gut gerachen; 
und findet man lezteres vielmal reicher und beifer. Im 


Ganzen möchte wohl wenigftens uni 4 die diesjährige . 


Erndte die vorige übertreffen. Im Lande Wurſten 
gaben zwar dig. Winterfrüchte deu beſten Anſchein zu 


einer geſegneten Erndte, find aber nur mittelmäßig aus _ 


gefallen, welches lediglich der ungeheuren Menge Maͤuſe 
zuzufchreiben iſt die fi in diefem Jahre, vorzuͤglich 
im Lande Wurſten, hervorgethan haben. Der Rogken, 
der weniger gelitten, iſt ſonſt noch mittelmäßig ergiebig, 


“von vorzüglicher Gaͤte und der Preis davın die Lafl, 


oder 40 Malter braunſchweiger Maaße 67 bis 68 Role 
in Golde. | 
- b) Weigen. " 
Diefer I im Kauenburgifchen mehr als mitrel⸗ 
mäßig gut eingefhlager. Um Küneburg beredinet 
man deſſen Ertrag wie den des Mögtens. Im Amte 
Gifhorn if er ziemlich ergiebig geweien. Um Uelzen 
im Amte Dannenberg und um Saarburg if des 
wenig gebauete, gut geraten. Im Amte Wilhelms 


burg if man damit, wegeh des häufigen. Brandes 


nicht zufrieden, doch ift er im Stroh gut. Im Hameln 


in 


+ 


| > | . . 
BI IPA \ 
| in der Sqhohezeit zu viel Darte gelitten, weehals die 
Stengel nebft den Aehren mager anöfielen. Um Muͤn—⸗ 
den ift er im Ober s und Unteramte gleich gut gerathen, 
und hat fo einträglich geſcheffelt, als er gut geſtieget; 
jedoch ſtehet deffen Preis, in Ruͤckſicht der Güte, ber 
Himten zu ı Rthlr. 2 ggr. und 1 Rthlr. 4ggr. Uns 
Burtehude if deſſen Erndte in den Maſchgegenden im 
Ganzen gut ausgefallen. Um Verden iſt er zwar 
nach Verhaͤltniß nicht fo eintraͤglich als der Rogken, ins 
deſſen doch auch fehr gut, fo daß die diesjährige Erndte 
der vorigjäßrigen völlig gleich / iſt, und wahrſcheinlich 
ſolche noch Abertrifft, Der Preis defelben if daher 
auch zwifhen 30 gr. und einem Thaler. Im Lande 
Wurften sieht der duch den Maͤuſeftaß einen. ſehr 
ſtarken Abgang erlittene, ebenfalls gutes und fehr reiche 
liches Mehl, aber wenig Tonnen. Der Poels einer 
Saf ik 109 his 110 Rihle. 
09) Wintergerſte 
iſt kin Amt⸗ Dannenberg gut gerathen. Um Hameln 
und Einbeck hat er ſich ſowohl in der Haufen⸗ als Him 
temahl vorzüglich, reichlich erwieſen und das Korn iſt 


von. großer Guͤte; eben fo im Amte Händen. Um: 


Burtehude iſt die Erndte davon, if Verhoͤltniß der 


andern Feldfruͤchte nicht vollends fo ergiebig ausgefallen; 


‚indefien kann der Landmann doch’ nicht ſehr detũder 
Hagen. 

x d , Winterſaat 
wird im Lüneburgifdyen faſt gar nicht gebauet. Im 
Muͤndenſchen iſt der Ertrag ſo ergiebig geweſen, daß 
der Glen anf 1 Rthir. a0. ſiehee. Das Wenige, 
was 


I. 2. EEE? Fun 


waſ davon um Verden gebanet worden, iſt wohl gera⸗ 
‚then Dies ſowohl als der Wintergerſte werden Abris 


gens daſelbſt, wegen vorhandener Local Hinderniſſe, 
ſchwerlich Ablich werden, fo ſchicklich ſelche auch ſeyn 

mögten. — ze a, 
| I. Sommerfrüdte . 
- ah . 
Sm Lauenburgiſchen ik er wegen ber anfaͤngli⸗ 
chen Dürre und Kälte, und nachherigen falten Naͤſſ⸗ 
sweyläufig geworden, und uͤberhaupt ſchlecht gerathen. 
Im Lüneburgifchen if er in der Amtsvoigtey Pat⸗ 
tenfen nur mitteimäßtg gerashen, und hat weniger Dies 
men, als voriges Jahr, zugebracht,.ob er gleich ubri⸗ 
gens ziemlich gut eingekommen iſt. Man hat im 
Durchſchnitt von einer Dieme 2 bie 23 Simten weißen 


Hafer gewonnen, fo mie auch das Stroh nur kurz if; 


Als Urſach des Miswachſes giebet man die Trockniß im 
Brühjahr, ſowohl zu der Zeit, da der Hafer gefäet, als 
geſchoſſen iſt, an; wodurch er. auch zwenläufig aufgegan⸗ 
gen, und unegal reif geworden, und daher zum Theil 
auch unreif abgemäßer werben mäffen. Der Preis vom 


weißen Hafer ift daſelbſt jetzt g ggr. 6 pf., der vrm Rauch⸗ 
hafer 4 bis5 gar. dee Himten. Um CLuͤneburg hat 
‚mon aus einer Stiege 3 Himten erhalten, er iſt aber 
gleichfalls nicht vom gleicher Güte geweſen, weil zu Ans 


fange ‚des Fruhſahrs bis gegen die Heuerndte, eine 


Darre geberrfchet, woburch mandes Korn zurſickgeblie⸗ 


‚ den, das zwar bey dem nachher erfolgten Degen noch 
gekeimet, aber bevym Abmaͤhen nicht fo.reif geworden if 


(Annalı sr Jahrs. 28 ©t.) 9 wie 


N 
. 


372 Pr 

wie das früher aufgewacfene Kern. tim Celle hat die 
Criege erwas über 2 Dimten gegeben. m Amıe Gifi 
born ſchlagt die Grube davon, gegen gute Sabre 
4 Toeil an Extiegen und chen fo viel an Körnern zuräd, 
auch iſt er fehe zweuläufig geweien. 1m Uelzen uud 
in den Aemtern Bodenteich nub Oldenfkadt ın er au 
den meiſten Orten gut geraten, weil der Dur; anfängs 
Se Dürre zuerſt zurädgeblichene,. noch uacdhsrwadiien 
il. Dog hat das Korn des lektern nicht völlig ante 
Reife erhalten. Im Amte Dannenberg find die 
Sonmnerfruͤchte faſt durchgaͤngig ſchlecht gerachen, weil 
die Hitze und Trockniß indie Saatzelt fiel und zu lange 
anbielt. Der Hafer iR faſt zoͤnzlich mißrathen; er war 
Eur; im Stroh, zweylänfig und alſo ſchlecht am Korn, 
In den Sandfeldern hat man faum bie Yusfaat, und 
auch bie nicht immer wieder erhalten; in tiefen Feldern 


war er dagegen, eben fo wie Der Rogken, gut. Wer 


Haarburg iſt er ziemlich gut gedichen, im Amte VDile 
helmsburs bat er vorzüglich gefcheffelt und gediemer. 
un Hameln ik er aut, um Einbeck dagegen feße 


flscht, ſowohl in der Haufen als Himtenzahl gefathen, 


woran gleichfalls die Darre ſchuld war, welche das Aufe 
lkeimen binderte. Um Böttingen iſt das Sommerfeld 
faſt durchgängig fehr ergiebig geweſen, das Brachfeld 
hingegen mittelmäßig. Um Muͤnden iſt er, vorzägiich 
im Oberamte, fo gut gerathen als eingekommen; und 
obgleich er in Abſicht der Stiegen, des Scheffels, des 


guten Korns und brauchbaren Serohes die Eigenthumer 


nicht geraͤuſchet, fo ſteht dennoch ber Almen zu 10 gpr. 


„EEE 873 

km Preiſe. Dee fpät gereifte behaͤlt in Güte und Gar 
wichte vor-dem frühern einen gar merklichen Vorzug. 
Im Diepholziſchen if er weniger als mittelmaͤßig ges 

xweſen. Im Bremifchen, infonderheit in den Aemtern 
Cilienthal und Blumenthal ſchien er rei, ſowohl 
im Stroh als Korn zu werden; allein Sturm und Res 
gen legte ton zu oft nieder, auch if er faſt nirgend troßs 

en eingeerndtet, daher auch nicht mehlreich. Im Octo⸗ 
Ber ſtieg die Laſt auf 45 Rthlr. in Golde. Um Burtes 
. Hude ift es im Ganzen gut-geratben ; im Amte Ber 
derkeſa hat er von der Duͤrre gelitten, giebt wenig 
Stiege, iſt aber doch an Korn gut. Im Amte Din 
bols wird der Ertrag davon dem vorigjäßrigen gleich ge⸗ 
ſchaͤtzet. Um Verden iſt er ſehr gut im Stroh und 

Maaß, vornemlich viel beſſer und ſchwerer von Korn. 

Der Preis derſelben iſt daher auch jetzt der mittlere, 

von 22 mgr. 





| .b) Sommergerſte 
. kt im ¶ auenburgiſchen wie in der Amtsvoigtey 
. Pattenfen, in diefem Jahre gleichfalls nicht ſonderlich 
gerathen und zweniänfig aufgegangen. An den weni⸗ 
gen Orten, wo er gebauet wird, hat im Darchſchnitt 
jede Dieme einen Himten gegeden. Um Cuͤneburg 
| hat man von einer Stiege 25 Himten geerndtet. Was 
| indeſſen von der verfchiedenen Guͤte bes Hafers geſagt 
. worden, gilt au vom Gerſten. Im Amte Gifhorn 
hat es gleichfalls eine gleiche Bewandpiß mit der Gerfie, ' 
wie mis dem Hafer. Der wenige, welcher um Uelzen 
aba ‚wisd, iR gut zerathen. Um Hameln und 
oo | a da Ein— 





374 Be 


Kinber hat er Ad fowehl im ber Daufens als Slmsen, 
zahl vorzagliqh reichlich erwichen, uud dad Korn If von 
großer Gate. Im Diepbobifchen ik man sierchfels 
damit zufrieden. Im Bremifchen if er um St. "Jän 
gen und in den umliegenden Gegenden überaus sur ges 
rathen, man hat aber viel burd bie naffe Erndeezeit 
yerishren, auch Hielten ſich bie Körner ſehr wrid, ſo 
daß fie muſten getrocknet werden. Zm Amte Beder⸗ 
keſa bauer 'man Somwer⸗Rogken, ber gut zu gerachen 
vflegt, aber in dieſem Jahre auch vom der Därze gelitten 
hat. Unſer dertiger Correſpondent äußert biebey den 
Buuft, daß jemand deſſen Berbälrmiß gegen deu Bin 
ter⸗Rogken ficher m Sefiimmen, hiedurch veranfaffet 
werben möste, ba man noch nicht darüber einig fez, ob 
der Auban deſſelben vortheilhaft, oder im Ganzen nach⸗ 
sheilis fey. Im Berichte Lehe iR der Gerfe: Ertrag 
nur mittelmäßig gewefen; die Mänfe haben wenisktene 
- Ye Haͤlfte davon verwähe, und mander Bauer bat 
nicht einf die kaͤnftige Einſaat zuruck erhalten. Am 
Verden iR er fehr gut geraden, ſowohl im Stroh als 
im Himten, indem die vorisjäheige Urſache des Mis⸗ 
wachſes, die Naͤſſe, nicht eintrat. Der Maͤuſefraß, 
der anderwaͤrts große Verheerungen angerichtet, Hat 
hier auch nicht viel geſchadet. Eben dieſer Dräufefrag 
IN auch der Grund, weshalb viel Gerfte unterhalb nad 
VDuxtehnde hingegangen, wodurch deffen Preife Höher ges 
blieben, und noch jegt auf 17 bis 13 ımar. leder. Im 
Lande Wurften if der, weiden die. Dräufe-Abrig gelaß 
rn, im Gaben nicht tacnu: d. h. nicht volkemen 

ans⸗ 


X | mr 


. andsewacfen,, mithin zum Bierbrauen und Mept 


nicht fo geſchickt, wie ſonſt. Der Preis der Laſt ik: 
A Rthle. | 
(Dee Schluß folge im naͤchſten Gtäde.) 


v 


XV. 
 Mifcenaneen. 





:) Krankheitsgeſchichte i in Enbech, dom —* 


J 790. 


In ben Monathen Januar und Sebruar bauerte * 


BReichhuſten einzein fort. Bey ber anhaltenden gelin⸗ 
den, dabey feuchten und oft ftarmiſchen Witterung, wa⸗ 


md Waſſerfuͤchtige, und alle Cachectiſche titten - 


sen Catarrh, Salsentsündung, Geſchwulſt der 
Mandeln und Obrendrüfen, Huſten und Ephe⸗ 
meren die gangbarften liebe. Engbruͤſtige, Schwind⸗ 


während diefer Zeit aufferordentlich ſtark. Im Maͤrz 


wurden meßrere mit bigigen Aheumatifinen von- 
galligter Art befallen ; die fi aber Hey zeitigen Aus⸗— 
leerungen durch einen kritiſchen Schweiß endigten. Die’ 
HBals und Mandelentsändungen waren als Bolge 


der feuchten Witterung and) nicht felten. 


Im April oreiteten fi die higigen, galligten 
Rheumatiſmen immer weiter ans, und waten gemei⸗ 


well mir Seitenſtich verbunden ; darwider Auslee⸗ 


6 3 ‚on FOR 


+ 


\- ne 
ET, | 
rungen und ba6 Emplaftrum oxycroceum' auf ve 
ſchmerzhafte Stelle gelegt, die beften Dienſte thaten, 
und die Gefahr der Krankheit gleich abwendeten. Im 
May und Junius wurden, auffer chroniſchen Kranke 
heiten, Teine Ucbel weiter wahrgenommen. Im Tu 
lius zeigten ſich zuerft die Mofern, und _mit ſelbigen 
der Friefel nur fporadifch und dabey fehr gutartig. Im 
Auguſt und September wurden die Maſern eyide⸗ 
miſch und ſporadiſch kamen Diarrhöen und Auhr 
zum Vorſchein, ohne jedoch tödlich zu werden. Bu 
Im 'Detober, November und December: fanı 


din ſich auſſer rheumatiſchen Beſchwerden keine 
Krantheiten. weiter ein \ Rs. | 


a): Ankündigung des Prorectorat Wechfei 

aauf der Georg⸗ Auguſt Univerſitaͤt, den 3ten 

Jan. 1791. bey der Abreile der koͤniglichen 

- Bringen son Göttingen. *). Aus dem La⸗ 

teiniſchen des‘ Hrn. Hofr. Henne, überfegt 
von Hr. Auguſt Wilhelm Schlegel. 


Akademiſche Mitbürger. 
Mir ungewöhnlichen Gefühlen und nicht ohne Ruͤh— 
sung b des Herzene fündigen wie Euch diesmal, den ber: 

gebrach 

5 Der nunmehe zu Göttingen vollendete Aufenehat 
dreyer koͤniglichen Prinzen aus dem hiefigen Chur 
hauſe, verdient in der Geſchichte der einheimischen 
L2andesbegebenheiten unvergeßlich zu bleiben, : ul 
wird obige Ankündigung, den Lefern dei Annalen 


ein angenehmes Erinnerangemitte daran gewat 
sm. , A. bd. H. 


r 

| PA Ä 377 
l " gehtanıten Einnichtungen gemäß, ven feyerlichen Wech⸗ 
ſel des Prorettorats an, da es unſrer Akademie fo nah 
bevorſteht, ihrer glaͤnzendſten Zierde beraubt zu werden. 
Die Abreiſe der Darchlauchtigſten koͤnigi. Prinzen, die 
‚den Aufenthalr bey uns, bald mit dem Sig in der Ref 
benz vertaufchen werden, hat vie Heiterkeit dieſes Tages, 
Jan wir fonft durch theilnehmende Freude Aber das gluͤck⸗ 
Üch geführte, mit bewillkommenden Wanſchen für das 
neu angettetene Amt, feſtlich au begehen pflegten, gleiche 
fam bemwättt und feine Ausſicht geträbt. Mannichfal⸗ 

N tige Betrachtungen bieten bey dieſer Gelegenheit ſich 
h uns dar, und erwecken verfchiedene Regungen in unjern 
Gemhthern. Unſer gnäbigfter Monarch hat und wärs 
‚ big geachtet, fo koſtbare Pfänder. der königlichen Huld 
k: ‚unS anzuvertrauen. Wir Hasen die edelſten Juͤnglinge 
vor unfern Augen aufwachſen, und fie in der Periode 
"4 des Beben, wo über dat Ganze, deſſelben in Anfehung 
ı des au erwartenden Glacks oder Elenda, her heilbrin⸗ 
r genden oder verderblichen Folgen fuͤr den Staat, entſchie⸗ 
den zu werden pflegt, zühmliche Fortſchritte machen, an 
Geiſt und an Körper gedeihen, erſtarken, blühen und 
‚ fi Hilden ſehen. Auch der Zutritt zu ihnen war uns 


[| vergoͤnnt; oft haben wir das Gluͤck ihrer Unterredung 


at und Geſellſchaft genofien: und weiche Güte, weis 
Leutfeitgkeit haben fie nicht jedem unter uns bewiefen! 
Ihre Privars und öffentlichen Lehrer aber (deun auh 

3. einige her hiefigen Hoͤrſoͤle Haben fie durch ihre Gegen⸗ 


„sg. wart geehrt, und unter die Zahl ber Zuhorer fi aufs | 


nF nehmen lafien ) haben fie in einem Grade lieb und . 
J D84 verth 


t * 


\ 


ss | XRX 


wverth gehalten, wie man es nur von gutgearteten, edlen 


— 


Gemäthern erwarten darf, und nicht von allen erfährt. 
. Der Führer der drey koͤniglichen Prinzen, deſſen 
Berdienfte von allen, die ihn kennen, Äh das wäre 
Lob erwerben, hat, nebſt ihren übrigen Begleitern, nice 
ohne Theilnapme an den Gegenfiänden, die ihn bier 
umgaben, unser uns gelebt, hat vielmehr den lebhaftes 
‚fen Eifer für die Geſchaͤfte und den Wirkungskreis des 
akademiſchen Lebens geäuflert; alle, find uns fo gewes 
‚gen und geneigt geweſen, daß wir fie lange und ernfis 
‚ud vermiſſen werden. Viele, und fehr betraͤchtliche 
Vortheile Mad für ins aus dem biefigen Aufenthalte ber 
koͤniglichen Prinzen, erwachſen; und biefe werben mit 
ihrem Andenken unter uns zurücdhleiben Eine hachſt 
fchägbare Wirkung ihres Hierſeyns if es, daß der Ans 
Blick fo edler Zweige des Königskammes, bie Anhänglidhs 
keit an ihren Bater und an das königliche . Haus um fe 
tiefer unfern Herzen eingeprägt hat, Wie wirffam auf 
die Verfeinerung der Bitten mußte nicht die Gegenwart 
konigiicher Prinzen, und die ihnen gebährende Ehrr⸗ 
furcht, der gegönnse Zutritt zu ihnen, die Cour, und 
die Zuziehung zur Tafel feyn ! Ihr, geliebte Miebur⸗ 
ger! habt Des deneidens werthen Vorzugs genoflen, den 
Töntglihen Prinzen aufwarten zu dürfen, und zu. ihrer 
Tafel ‚gezogen zu werden, Das Gefühl der euch au 
Theil gewordenen Ehre, mußte euch Ichmeichein und bes 
wegen, euch ber Schuͤchternheit und Vexrlegenheit zu 
enrwöhnen, die, beym Zutritt zu den Großen auf unfee 
Vetragen fe leicht ungänfig einwirkt. Sie ſelbſt, die 
j koͤnig⸗ 


Laer, | 979. 


. Bönighihen Prinzen, Haben das, bey denen, die durch 


ihre Geburt über andere erheben find, fo feltene Gluͤck 
gehabt, das Privatleben und feine verfihiedenen Stände, 
zugleich die eigentliche Beſchaffenheit und die verfchiedes 
nen Arten menſchlicher Angelegenheiten uund Beſtim⸗ 
mungen, ſamt ber mannichfaltig abweichenden Denk⸗ 


‚art der Menſchen kennen zu lernen; das Gluͤck, von 


koniglicher Pracht und vom täufhenden Glanz der 
Hoͤfe einige Jahre entfernt zu ſeyn, und das zu Hören, 
was zum angenehmen und glüdlichen Leben noihwendig 
erfordert wird, und, was doch felten zum Ohre des Fürs 
fien gelangt, die nur von Hoflenten umringe find; das 
Sisck, unter einem Kreiſe von Menſchen zu leben, Die 
vor vielen andern fi von Verderbniß frey erhalten ha⸗ 
den: denn gewiß muß jeber die akademiſche Jugend 
von den Kuͤnſten der Verſtellung und ber Schmeicheley, 
und die Lebensart der Gelehrten von der Verdorbenheit 


des Hofes: gewöhnlich erzeunt., Oft haben weiſe Wräns 
ner geruänfcht, Könige und Kürften möchten im Privat⸗ 
leden erzogen werben; alsdann würden fle ihre Wörzäge' 
recht gebrauchen Jernen, und durch Sorge für ihr eignes 
wahres Beſtes auch ihren Pflichten gegen das Bolt 


und den Seaat Genuͤge keiten. Died, (fo haben fie. 


mit Mecht behauptet) Bann nur von denen erwartet 
werden, welche die verſchiednen Stände der Bauͤrger des 
ſucht und geſchen haben, daß Unverdorbeuheit der Sit⸗ 
tm, Einfachheit und Rechtſchaffenheit unter denen 
‚wohne, die am entferntehen vom · Hoje leben; welche 

Ob die 


v 





380 vv 


£ die Velehnungen die der natzlichſten Claſſe ber Bltger 


durch Fleiß, Anſtrengung und Beſchwerde zu Theu wer; 


den, tennen gelernt haben, und in die geheimen Triebs 


* federn, in die wichtigen, vieifach in einander eingrei⸗ 
" ‚genden Verhaͤltaiſſe des häuslichen und bürgerlichen Le 


bens eingedrungen find. Andre Hingegen müflen bey⸗ 
nahe . unvermeidlich den felönfächtigen Abfihten ber 


Gomeichler, deren Nachſtellungen bie ganze Lage ber 


Farſten überhaupt ſchon gefährlich für. Re macht, zum 
Raube werden, und fo geht nach und nad alles, was 
Me Natur ihnen von edlen Anlagen verlichen hatte, in 
Verberbtheit zu Grunde. 

Sept giebt nunmehr unfre theure. Dfegerin, Ser; 
sia Auguſta, die ihr anvertrauten Pfaͤnder dem Eniglis 
hen Vater zuruͤck, mit der Ueberzeugung, daß fieidas 
Urtheil des Monarchen über ihre Trene in Erfüllung der 
aufertegten. Pflichten nicht ſcheuen, Daß fie den Ausſpruch 


ihun dürfe, es habe kaum ein glacklicherer Erfolg er⸗ 


reicht oder. erwartet werben koͤnnen, wenn fie zu Haus 
und unter ihrem Volk erzogen. wären, da in der ganzen 


Werfahrungsweife beym Unterricht und bey der Erzie 


hung der Kindheit und Jugend, die engliſche Nation 
zu viel auf hergebrachte Sitte und Gewohnheit haͤlt, 
als daß fie, durch das Beyſpiel der Teutſchen, fi$ folks 
son bewegen laſſen, Einrichtungen diefer Art zu -verbei 


ſern. Die koͤniglichen Prinzen äußern bey ihrem Abs 


ſchiede von uns in Diimen und Worten Empfindungen 
des Wohlmollens, und verfprehen, unſre Ergebenheit 
gegen fie ſtets in gewogenem Andenken au behalten. 

" | So 


| DR. 380 
ESo'haben wir alfo doch unter den traurigen Regungen, 
, womit wir fie begleiten, Anlaͤſſe zur Freude. Ben muß 
88 nicht entzücken, wenn feine Zöglinge an jeder Art des 
Werthes zunehmen und bluͤhen, wenn zwiſchen ihm 
und ihnen gegenfeitiges Wohlwollen und Liebe herrſcht? 
Bir freuen uns daher, und erheben unfern Seift zu . 
feoheren Ausfichten; wir find erfüllt von den großen 
Hoffnungen und Erwartungen, zu denen Eure Anlagen, 
edle Prinzen! — es ſey uns erlaubt, Euch als gege . .- 
J wirtig anzureden — der uch ſchon zu eigen gemachte, 
Werth, und die Ausbildung die Euch vor fo vielen Fuͤr⸗ 
fin zu Theil geworden ift, berechtigt. Wir menden 8 
urns mit unſren Wauͤnſchen an die Sottheit, und Bitten, 
ihre Vorfehung möge Busch fo leiten, Haß der Saame der 
-  Zugend, der fhon in Eurer Seele gekeimt und Wurzel: 
getrieben, zur Hervorbringung herrlicher Zrüchte: ges 
deihe; dag Ihr jede ſchoͤne Kraft Eures Geiſtes zu weifer 
und ruhmvoller Thaͤtigkeit anwendet; daß das wahre 
und innige Gefuͤhl fuͤr Religion immermehr zur dauern⸗ 
den und feſten Sefinnung in Euch werde; daß endlich 
der giftige Hauch der Schmeichler, die durch kriechende 
Unterwerfung und geſchmeidigen Sclavenſinn dit Ge 


muͤther des Fuͤrſten deito fiherer ju umſtricken wiſſen⸗ 


je abgeneigter offene und ſchuldloſe Seelen find, Betrug: 
| J zu argwohnen, fich niemahle Euch nahen duͤrfe. Geht 

denn der Erfuͤllung der großen Zwecke entgegen, zu de⸗ 
nien br: geboren. und erzogen ſeyd! Ihr lebt niche Für 
' Buch, fondern für den König, für das Vaterland, fär 
die Menſchheit. Von Menſchen, die ihr Gluͤck, Ihre 
Sum 


- 


⸗ 


382 Pr 


Geburt erhöht und verherrliht hat, werben auch arofe 
und herrliche Vorſaͤtze, Entſchließnngen und Thaten ers 
warter. Geht unter freudigen Ahndungen und warmen 
Wauͤnſchen Euch zugethaner Herzen, und laßt uns ein 
gatiges Andenken unſrer ‚Treue und innigen Ergebens 
heit bey Buch Hoffen! — N 
Da uns bey ber diesmaligen Einladung an End, 
akademiſche Mitbarger, die Umfände felbfi einen Ge 
- genftanb barboten, der uns alle in einem fo vorzäglichen 
Grade beſchaftigt⸗ fo ſchien es unnoͤthig, fih über fremde. 
Gegenſtaͤnde zu verbreiten, um den Inhalt oder Schmuck 
anferer Anrede baber zu entiehnen. Es ik alfe nichts 
mehr übrig, als daß wir Cuch den feyerligen Aufzug ans 
" kündigen, der am zten Januar gehalten wird. Das. 
Prorectorat wird unſerm würdigen Lehrer, dem Hertn 
Geh. Zufigrarh, Johann Stephan Pütter, über: 
tragen werden, der ſich ſchon durch dreymalige Führung 
deffelden um die Alademie verdient gemacht hat, und. 
mit dem ausgezeichuetiten Eifer, mit der thätigften: 
Sorge für Euer Wohl, akademiſche Mitbuͤrger, und fär, 
das gemeine Weite arbeitet. Beweiſt ihm alſo Eure. 
Werthſchaͤtung und Ehrerbietung dadurch, daß Ihr Euch 
zw der. Feyerlichkeit einfindet, die Reden in der ſchickli⸗ 
den Stimmung anhoͤrt, und Euch den Gedanken lebhaft 
erneuert: Gutes Serragen, Beobachtung bes Geſetze, 
Uns 


2) Noch genoß bie iniverfitäe De utierwartete u dreude, 


hro Königl. Hoheiten mit ihren B ern 
* Feyerlichkeit gegenwärtig zu —* | 


- 


FE 7 7 333 
Unverdorbenheit ber Sitten, Tugend des: wvirher⸗ und 
des Menſchen werde weſentlich au Euerm Gluͤck erfedert, 


und ohne dieſe koͤnne Beine Art der Arbeiten und Bems⸗ 


Hangen mit erwünfchtem Bortgange belohnt werben. : 


3) Schreiben aus dem Füneburgifchen ,- "den 
neuen Landeskatechismus betreffend. 


Echem bey Lüneburg, den 26ſten Jan. 1791. 


Was wir vor drey Jahren (S. diefe Annalen ır Jahrg. 
Et. 1. ©. 142.) mit freubiger Sehnſucht erivarteten, 
das If, Dank fey es der afles leitenden Fürſehung! — 
geſchehen. Dieſe ſchöͤnen Hofnungen des Vaterländes 
find nunmehr in reichlihem Maaße erfüllet worden, 
Die anter. dem Eonfiflorio zu Hannover ſtehenden Pros 
vinzen haben einen neuen Landercatehiemus erhalten, 
durch hohe Iandeevärerliche Fuͤrſorge; ‚der in jeder Hin⸗ 
ſicht die gerechten Erwartungen der Einwehner übertrofi 
fen bat ; man mag auf feine Einrichtung, oder auf feinen 
Preis; anf feine Reichhaltigkeit, oder auf die Bündige 
Kürze; anf die Art der Finfährung, oder auf die milde 
Nadfigt und Unterflägung der Armen hiebey sehen. —_ 


Diefes neue Lehrbuch iſt zwdif Bogen ſtark, und 
koſtet dech nicht mehr als Einen guten Groſchen. Es 
enthaͤlt in acht Abſchnitten die chriſtliche Glaubens und. 
Sittenlehre. Hierauf folget eine meiſterhafte Religions 
geſchichte; dann folgen Liederverſe nach der Ordnung 
der Abſchnitte in dem Katechismus, die aus den beſten 


Geſangen unſrer Rtzerodiqirr entlehnet find. Den 


Ba 


} \ 


| 176 7) 


. werth gehalten, wie man es nur von gutgearteten, edlen 


Gemuͤthern erwarten darf, und nicht von allen ‚erfährt, 

Der Führer der drey koͤniglichen Prinzen, .deffen | 
Verdienſte von. allen, die ihn kennen, ſich das waͤrmſte 
Lob erwerben, bat, nebſt ihren uͤbrigen Begleitern, nicht 
ohne Theilnahme an den Gegenſtaͤnden, die ihn hier 


umgaben, unser uns gelebt, hat vielmehr den lebhafte⸗ 


Ken Eifer faͤr die Geſchaͤfte und. den Wirkungskreis des 


akademiſchen Lebens geaͤuſſert; alle, find uns fo gewo⸗ 


gen und geneigt geweſen, daß wir fie lange und ernfle 


Uch vermiſſen werden. _ Viele, und ſehr betraͤchtliche 
Vortheile find für ins aus dem biegen Aufenthalte der 
koͤniglichen Prinzen, erwachſen; und dieſe werden mie 


ihrem Andenken unter uns zuruͤckbleiben. Eine hoͤchſt 


m 


ſchaͤtzbare Wirkung ihres. Hierſeyns ift es, daß der Ans 
blick fo edler Zweige des Koͤnigsſtammes, die Anhängliche 
keit an ihren Water und an bas Königliche. Haus am fe 
tiefer unfern Herzen eingeprägt bat. Wie wirkſam auf 
die Verfeinerung der Sitten mußte nicht die Gegenwart 
koniglicher Seinzen, und die ihnen gebährende Ehr⸗ 
furcht, der gesönnte Zutritt zu ihnen, die Cour, und 
bie Zugiehung zur Tafel ſeyn! Ihr, geliebte Mitbar⸗ 
ger! habt des deneidenswerthen Vorzugs genoflen, den 
koͤniglichen Prinzen aufwarten zu dürfen, und zu ihrer 
Tafel ‚gezogen zu werden, Das Gefühl der euch zu 
heil gewordenen Ehre, mußte euch fchmeicheln und des 
wegen, euch ber Schuͤchternheit und Verlegenheit zu 
entwoͤhnen, die beym Zueritt zu den Großen anf unfer 
Betragen fo leicht ungünfig einwiste, Sie ſelbſt, bie 

| 0 \ koͤnig⸗ 


BE _ „'. Be 979. 
Eöniglihen Prinzen, haben das, bey derien, die durch 
ihre Geburt über andere erhoben find, fo feltene Gluͤck 
gehabt, das Privatleben und feine verfihiedenen Stände, 
zugleid; die eigentliche Beſchaffenheit und die verfchiedes 
nen Arten menſchlicher Angelegenheiten und Dertms 
winngen,. famt der mannichfaltig abweichenden Denk⸗ 
art der Menſchen kennen zu lernen; das Glaͤck, von 
koͤniglicher Pracht und vom täufchenden Glanz! der 
Haͤfe einige Jahre entferne zu feyn, und das au hören, 
was zum angenehmen und gluͤcklichen Leben noihwendig 
erfordert wird, und, was doch felten zum Ohre des Fürs 
ſten gelangt, die nur von Hoflenten umringt find; das 
Sicck, unter einem Kreiſe von Menſchen zu leben, die 
vor vielen andern fi von Verderbniß frey erhalten bas 
Yen: denn. gewiß muß jeder die akademiſche Jugend 
son’ den Känften der Verfielung und ber Schmeicheley, 
und die Lebentart der Gelehrten von der Verdorbenheit 
freyſprechen, die der. Reichthum und das Wohlleben 
des Hofes: gewöhnlich erzeugt. Dfe haben weile Maͤn⸗ 
ner gewuͤnſcht, Könige und Fuͤrſten möchten im Privat⸗ 
leben erzogen werden; alsdann Würden fie ihre Vorzuͤge 
recht gebrauchen Jernen, und duch Sorge für ide eignes 
wahres Beſtes and. ihren Pflichten gegen das Volk 


. amd den Staat Genuͤge leiſten. Dieb, (fo haben fie‘ 


mii Det behauptet) kann nur von denen erwartet 
werden, welde die verſchiednen Stände der Baͤrger der 
ſacht und geſchen haben, daß Unverborbeuheit der Bit’ 
sm, Einfachheit und Rechtſchaffenheit anter denen 

weine; die am ensfernteßen vom⸗ Kofe leben; welche 
®b5 die 


380 Bu 


£ die Belohnungen, die der nutzlichſten Elaffe, der Bürger 


durch Fleiß, Auſtrengung und Beſchwerde zu Theil wers 


den, tennen gelernt haben, und in die geheimen Teieb⸗ 


x 


“ federn, in die wichtigen, vielfach In. einander eingreis 
" . senden Verhoaͤltaiſſe des haͤnslichen und buͤrgerlichen Les 
bens eingedrungen find. Andre hingegen müffen bey⸗ 
nahe . unvermeidlich ben ſelbſtſuͤchtigen Abfichten der 
Gomeichler, deren Nachſtellungen die ganze Lage ber 


Büren überhaupt ſchon gefährlich. für. Re macht, zum 
Maube werden, und fo geht nach und nach alles, was 
die Natur ihnen von edlen Anlagen verlichm hatte, in 
Verderbtheit zn Grunde. 

Sept giebt nunmehr unfre thenre Plezerin, Sen 


gia Augufa, die ihr anveptrauten Pfänder dem koͤnigli⸗ 


hen Vater zuruͤck, mit der Ueberzeugung, daß fieidas 
Urtheil des Monarchen über ihre Treue in Erfüllung der 


‚aufertegten. Pflichten nicht ſcheuen, daß ſie den Ausſpruch 
chun dürfe, es habe kaum ein gluͤcklicherer Erfolg er⸗ 


reicht oder. erwartet werden koͤnnen, wenn fie zu Haus 
umd unter. ihrem Volk erzogen wären, da in der ganzen 


Werfahrungsmeiie beym Unterricht und bey ber Erzie: 


hung der Kindheit und Jugend, die engliſche Nation 


zu. viel.anf hergebrachte Sitte und Gewohnheit Hält, 
als daß fie, durch das Beyſpiel der Teutſchen, ſich ſoll⸗ 
ten bewegen laſſen, Einrichtungen dieſer Art zu-verbeis 


ſern. Die koͤniglichen Prinzen äußern dev ihrem Abs 


ſchiede von uns in Weinen und Worten Empfindungen 
bes Wohlwollens, und verſprechen, unſre Ergebenheit 
gegen fie ſtets in gewogenem Andenken zu behalten. 


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Haben wir alſo doch unter den traneigen Regungen, 
womit wir ſie begleiten, Anlaͤſſe zur greude. Wenmuß 
es nicht entzuͤcken, wenn ſeine Zoͤglinge an jeder Art des 
Berthes zunehmen und bluͤhen, wenn zwiſchen ihm 
und ihnen gegenfeitiges Wohlwollen und Liebe herrſcht? 
Wir freuen uns daher, und erheben unfeen Geift zu . 
froheren Ausſichten; wir find erfüllt von den großen 
Hoffnungen und Erwartungen, zu denen Eure Anlagen, 
| edle Prinzen! — es fey uns erlaubt, Euch als gegen⸗ 
woirtig anzureden — der Buch f ſchon zu eigen gemachte 
Werth, und die Ausbildung die Euch dor fo vielen Fürs 
Ken zu Theil geworden ift, berechtigt. Wir wenden 
und mit unfeen Wuͤnſchen an bie Gottheit, und Bitten, 
ihre Vorfehung möge Euch fo leiten, daß der Saame der . 
Tugend , der ſchon in Eurer Seele gekeimt und Wurzel 
getrieben, zur Hervorbringung herrlicher Früchte ge⸗ 
deihe; daß Ihr jede ſchoͤne Kraft Eures Seiftes zu weiſer 
and ru hmvoller Thaͤtigkeit anwendet; daß das wahre 
und innige Gefuͤhl für Religion immermehr zur dauern⸗ 
den und feſten Sefinnung in Bud) werde; daß endlich 
der giftige Hanch der Schmeichler,, die durch kriechende 
AUnterwerfung und geſchmeidigen Sclavenfinn die Ge 
. müther des Fuͤrſten deiio ſicherer zu umſiricken wiffen 
. je abgeneigter offene und ſchuldloſe Seelen find, Betrug 
zu argwohnen, fih niemahls Euch nahen duͤrfe. Gehe 
denn der Erfüllung der großen Zwecke entgegen, zu des : 
nen hr geboren und erzogen ſeyd! Ihr lebt nicht fie ' 
Euch, ſondern für den König, für das Vaterland, für 
die Menſchheit. Bon Menſchen, die ihr Gluͤck, ibre 
Gebnrt 


—WW 


382 7. 


Geburt erhöht und verherzlicht hat, werden auch große 


und herrliche Vorſaͤtze, Entſchließungen und Thaten era 


warte. Geht unter freudigen Ahndungen und warmen 
Waͤnſchen Euch zugethaner Herzen, und laßt uns ein 
gatiges Andenken unſrer ‚Treue und innigen Ergebens 
beit Hey Euch Hoffen! — N 

Da uns bey der biesmaligen Einladung an End, 
akademiſche Mitbuͤrger, die Umpände ſelbſt einen Ges 


- genftand barboten, der uns alle in einem fo vorzüäglichen 


Grade beſchäftigt, ſo ſchien es unnoͤthig, ih über fremde. 
Gegenſtaͤnde su verbreiten, um den Inhalt oder Schmuck 
anferer Anrede daher zu entiehnen. Es ik alfe nichts 
mehr uͤbrig, als daß wir Euch den feyerlichen Aufsug ans 


ö kandigen, der am zten' Januar gehalten wird. Das 


erneuert: Gutes Vettagen, Beobachtung der Gelege, 


Prorectorat wird unſerm würdigen Lehrer, dem Herten 
Seh. Juſtitzrath, Johann Stephan Pütter, aber⸗ 
tragen werden, der ſich ſchon durch dreymalige Fuͤhrung 
deſſelben um die Akademie verdient gemacht hat, und 
mit dem ausgezeichnetſten Eifer, mit ber thaͤtigſten 
Sorge fuͤr Euer Wohl, akademiſche Mitbuͤrger, und für, 
das gemeine Beſte arbeitet. Beweiſt ihm alſo Eure 
Werthſchaͤtzung und Ehrerbietung dadurch, daß Ihr Euch 
zu der. Feyerlichkeit einfinder, die Reden in der fchicklis 
den Stimmung anhört, und Euch den Gedanken lebhaft 


Un 


9 Noch genoß bie Univerſitaͤt Die anerwartere je Beeube, 
Ihrs Koͤnigl. Hoheiten mit ihren Begleitern bey 
der Feyerlichkeit gegenwaͤrtig zu ſehen. 


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Unverdordenheit ber Sitten, Tugend des: Sürgers und 
des Menſchen werde weſentlich zu Euerm Gluͤck erfedert, 
und ohne dieſe koͤnne Peine Art der Arbeiten und Gemäs 
Hungen mit erwuͤnſchtem Bortgange belohnt werden. 


3) Schreiben aus dam Luͤneburgiſchen, den 
‚ neuen Landeskatechismus betreffend. 


Echem bey Lüneburg, den 26ſten San. ixr. 


Wa⸗ wir vor drey Jahren (S. dieſe Annalen ır Jahrg. 
St. 1. S. 142.) mit freudiger Sehnſucht erwarteten, 
das til, Dank ſey es ber alles leitenden Fuͤrſehung! — 
geſchehen. Diele ſchoͤnen Hofnungen des Vaterlandes 
find nunmehr in reichlichem Maaße erfüllet worden. ' 
Die unter. dem Conſiſtorio zu Hannover ſtehenden Pros 
singen haben einen neuen Landeccatechiemus erhalten, 
durch hohe Iandesväterliche Fürforge; der in jeder Zins 
fit die gerechten Erwartungen der Einwehner übertrofi 
fen hat; man mag auf feine Einrichtung, oder auf feinen 
Preis; anf feine Reichhaltigkeit, oder auf die Bündige 
Kürze; anf die Art der Einführung, oder auf die milde 
Nia qficht und Unterflägung der Armen hiebey ſehen. — 


Dieſes neue Lehrbuch iR zmsif Bogen ſtark, und 
koſtet Buch nicht mehr als Einen guten Grofhen. Es 
enthaͤlt in acht Abfchnitten die chriſtliche Glaubens⸗ und 
Sittenlehre. Hierauf folget eine meiſterhafte Religions⸗ 
geſchichte; dann folgen Liederverſe nach der Ordnung 
der Abſchnitte in dem Katechismus, die aus den beſten 
Seſangen unſrer Reuzoradigie entlehnet ſind. Den 

Be⸗ 


384. 0 


Beſchluß machen einige Morgens, Vſch⸗ und Abende 
bete — die ſehr faßlich und zweckmaͤßig And. — 
* . Die. Sinführung dieſes neuen Lehrbuches iſt am 
oten Januar d. 3. oder am iſten Sonntage nach Eyi⸗ 
ꝓhanias geihehen; wobey das Koͤnigliche Churfärftliche 
Conſiſtorium den unter ihm fiehenden Predigern aufges 
geben hatte, eine eigene Predigt über das ſo ſehr pafs 
ende Evangelium, oder auch Aber zwey nicht minder 
ſchickliche Wapiterte, Col, II. 16, 17. und Jacobi L 
31, 22. auf diefen Fall zu halten, weile. dem behen 
Collegis demnaͤchſt eingefande werden follte. : - i 
, Und dieſer (hösbaren Landeswohlthat bat auch bie 
gute Aufnahme des neuen Lehrbuches ganz entfprochen *), - 
Es iſt in unfern Gegenden, und, foviel man hoͤret, auch 
in andern Provinzen der dentſchen Staaten unſers Koc 
nigs 


+) Wie vortheilhaft unterſcheidet ſich nid diefe Auf⸗ 
nahme von den Ötreitigkeiten, weiche im Sale 
1723. über die verfüchte Einführung eines nenen 
Katechismus in den Herzogthümern Bremen und 
Verden entflanden (S. Schlozers Staatéan⸗ 
zeigen) Es erregte derſelbe den: oͤffentlichen Wi⸗ 
derſpruch von 30 Schriftſtellern, und die Stände 
fegten fih ihm mit ſolchem Nachdruck entgegen, 
daß das neue Lehrbuch verboten und confifciee 
wurde. Eine traurige Folge hiervon dauert bis. 
auf den heutigen Tag fort, indem die niedern 
Schulen jener Provinzen fi mit einem Katechls⸗ 
\ mus behelfen müffen, der hinlänglich charakteriſirt 
‚tft, wenn man nachfiehende Frage und Antiyort 
daraus anführt: „Fr. Sind die Gefpenfter gute 
„ober boſe ent Antw. böfe Engel. " 


rk’ 
‘ \ 3 


IPA 385 
nigs ſehe frendig aufgenommen worden, und die Aei⸗ 
tern waren-fehr geneigt und willig, die wenigen: Seh: 
ſchen zum Beften ißrer Kinder anzuwenden. Biels 
‚shäfften den Katechismus ihren ‚Rindern noch weit fr⸗ 

her an, als er eingeführet werben konnte; und an Pres 
diger und Schullehrer kamen Häufige Anfragen, ob die 
Kinder nur des. neuen Katechismus in der Schule ch 
micht bedienen duͤrften. — Als vollends die Prediger 
das erſtemal nach dem neuen Lehrbuche katechiſirten, 

fehlte auch feinem einzigen Rinde der nene Leis | 

dm. — ⸗·· Ze 

GSGetadelt worden iſt dieſer neue Ratesiimns * 
gar nicht, oder doch ſehr wenig — ein Wander bei‘ 
dem Landmann, ber bekanntlich fo ſehr an dem Alten 
Yönget, und wider alles, was nen ift, im Voraus ſchon 
eingenommen ift: — weil er fih nun einmal: gewöhnt 

WVat, jede Neuerung, die mit nach fo gerinsen Kopen 
verknupfet wird, als eine Sinanzoperation und neue- 
Auflage anzufehen — weit entfeent, an fein berweckuus 
Safe in-dergleichen. Fällen zu denken? — no 

- Daher fanden: zwar Binige ihrer Mevaung nah 
einen wefentlihen Drangef an dem neuen Lehrbuche 
darin, daß es kein Beichtformular enthalte. Dech 
war diefer Tadel nicht allgemein; ſondern kaum merkbar 
and ganz ohne nachtheilige Folgen. Der Vernunfuge 
ſiehet es ohne Erinnerung ein, warum das Beichtfor⸗ 
mular weggelaſſen wurde; theils um nun nicht mehe 
‚öffentlich, der Privatbejchte das Wort Zu reden wid ſo 
‘der allgemeinen deii⸗e nach und 3* mehrern Ei: 

BR ty, F ı a. 


14 


22 


86 7 


gang zu verſchaffen, theils aber, um bie Aubadt wide 
an 'gewifle befimmte Formeln ſclaviſch zu binden. — 
Aundere ſtießen ich au die Verichieden heit bes. Anfanges 
in bedden Katechiemen; da der neue, wie natärkich, 
won der Erkenntniß der Gottheit aus der Natur aus⸗ 
geher, und hingegen der alte Zellifche Katechismus mir 
der, Frage anbebet: „Wer biſt dx im Stande deines alle 
gemeinen Berufes?“ — inbelanat mit der beſſeren 
Art des Kinderunterrichts, und uufählg zu urtheilen, 
nahmen fle ihren alten Ratchismus zum Maaßſtabe 
des neuen, und verglichen dann beybe mit eisander; 


bey weicher . Bergleihung und Bage ber letztere leiche 
demn weichen mußte, nach weichem fie unterrichtet wor⸗ 
. . den waren. — Demungeachtet aber iſt bie Lerubegierde 


W 


gleich ſtark bey Aeltern, Erwachenen nad Kindern, und 
IR alfo durch das neue Lehrbuch ualeich ein neuer Trieb 
vam Wachien im Chriſtenthum erwecket werden, — 


Beh ein Segen für Welt und Nachwelt faun 
num unter göttlihem Beyſtande von einem fo wohlges 
sarhenen Lehrbuche erwartet werden! Wer weiß es nicht, 
daß auf den zweckmaͤßigen Unterricht der Jugend, beſon⸗ 
ber6 des gemeinen Mannes, fo ſehr vieles, ja Alles anı 
tzıme? Was der Landmann bis zur Einſegnung lerner, 
das ternet er gewiß — auf Fünftiaes Nechholen, Wer 
beſſern — iſt mit Sicherheit wicht zu rechnen, weswegen 
die Landleuse auch fo fehr mit der Konfirmation ihrer 
Kinter eilen, um fie aus der Schule, das Heißt, vom 
Leruen abzubringen, damit fie ben Geſchaͤften der Land 

virch⸗ 


Re "387 


wirihſchaft, ete weiche fie Sefimmt find, ganz ſich wit 


men finden, — 


Seit demnach über die Maͤrmner, welche zuerſt dies | 


—8 Gedanken faßten! Heil Aber die, wel⸗ 
Gr ihn unterhietten, naͤhrten und ausführten! Heil ans 
ferm Vaterlande, daß es nun ein unbrauchbares Lehr⸗ 


Buch, das über drittehalbhundert Jahre alt if, ruhig 


weglegen fann , nachdem es ein befieres erhalten Kar, 
woraus feine Jugend mit mehrerer Dentlichleit und 
Ueberzengung unterrichtet werden kann! 


Endlich muß id; noch der Gnade Seiner | Mafer . 


ſtaͤt, unfers allergnädigften Landesheren, ermähs 
nm, welche Ihr gnädiges Wohlgefallen Aber die Ver⸗ 
anſtaltung und Abfaffung des neuen Landeskatechismus 
dadurch allerhaldreichft: zu bezeugen geruhet, daß Sid 
ben geiſtlichen Herren Raͤthen Ihres Hannoͤveriſchen 


Conſiſtor iums ein Geſchenk von 1000 Reichſthalern 96 - 


macht haben.*) &. Müller. 


3) Nachricht von einer Prediger» Eonferem ia, 


der Grafſchaft Hohnſtein. 
| son feit 1772. beſteht in hieſiger Srofſchaft eine Dres 


| die 
= > Außer jener Gnade verdient anch noch bemerkt und 


. mit- allgemeiner Dankbarkeit verehrt zu werben, 


/ 


daß Ihro Majeſtaͤt der Rönig, wie aub die : 


Landſchaften/ anſehnliche Summen dazu bewilliget 


Haben, daß ſolche unbemittelte Einwoͤhner, welche 
an der Verthetlung aus den Kirchen s und Armene 


caſſen keinen Theit nehmen, mit Exemplaren des 


9 


Garal. se Jahrg. 20 St.) CE⸗ 





neuen Lehrbuchs anentgeldlid verſehen worden ſind. 








388 nv 


ger) Eonferen;, welche regelmaͤßig am erften Dienflage 
jeden Monats bey den Mitgliedern nach der Reihe ge⸗ 
halten wird. Man hat ſich bisher‘ nicht Hemer, ihre 
Einrichtung bekannt zu machen. Nun aber ſcheint dies 


pflicht zu ſeyn, da einige Zeitſchriften ihrer gedacht ha⸗ 


ben; in einem fliegenden Blatte geſchahe es ſogar mit 
‚einem etwas unfanften Ausfalle begleittt, und man weiß 
ja wohl: — audacter feinper aliquid hæret. Alſo 
Bier. eine kur ze aber mahre, von den Mitgliedern derſelben 


heute approbirte Nachricht davon, Man koͤmmt im 


Sommer um g, im inter um 9 Uhr nach einerh vers 


‚abredeten Turno irgendwo zuſammen; der Hauswirth 


faͤngt die Arbeit mit einem kurzen Gebet on; man ſetzt 
ſich, ohne Rangordnung, um die auf den bedoeſtehenden 
Menat fallenden Texte exegetiſch zu betrachten, und es 
ziehen. herauf, Einer oder Mehrere, Säge an Predigten 


- ans feldigen. Hierauf werden die gehaftenen Predigten 


nach Hauptſatz and Theilen angegeben, auch, wenn Je 
mand will, Stellen baraus vorgeleien, Paiteralfragen 
und Zweifel aufgewerfen, und ensweder ſogleich echrtert, 
oder zu fünftiger Beantwortung vom Seoretario in das 
Proto coll getragen. Nachdem man bie künftigen Terre 
wiederum beſtimmt hat, wird über liturgiſche Angelegens 
Heisen und Schulſachen geſprochen, und die Conferenz 


gegen 4 dis 6 Uhr wieder mit einem Geber beichloffen. 


Noch IR keinent Mitgliede die Conferenzgeſellſchaft, die 


doch bisweilen aus 12 Perfonen beſtehet, üderläftig ges 
weſen, weit eine aͤuſſerſt frugale Bewirthuns derſelben 


Mouptgelet if. Adzeſcieden ( find ans der Srfetäefe 
von 


I 


“ 
- ® 


son ihrent. Entſtehen bie jet: Wegen erfekung, bie 


Sat. Ziegle und Haun,/ die fie aber von Zett zu Zeit 
naoch beſuchen; wegen Entfernung, der Paſt. Preu zu. 
Rotenſauͤtte; megen Abſterben, die weil. Paſt. Ehrhardt 
zu Oſtrode, K:eopold zu Appenrode und Vollborth zu 
Niederſachswekfen. Gegenwaͤrtige Mitglieder find, aufs 
. er dein Herrn Sup. Roitzſch zu Ilfeld, die Paſt. zu 
Sulzhayn, Dftode, Steigerthal, Appenrode und Nie⸗ 
‚derfahswerfen. Auch haben die Paſt. Leopold zu 


Leimbach, Treſſel zu Crimderode und weil. Wolf zu 


Beſenrode, Limburg zu Wofleben im preuß. Hohnſtein. 
‚Grabe zu Nordhauſen ad St. Blafii und zo ja mehrere 
Candidaten, deren viele fon in Predigts und Schulaͤm⸗ 
teen find, fie oft beſuchet. Im Jahr 1789. entwarf ſich 

‚die Eonferenz, Gefege, die man gern einem. ‚Jeven auf Ä 
. erlangen vorlegen wird. 


Leopols⸗ Pr. zu Appenrode im Geha 
p: t. t. Secret. 


XVI. 


| Preistabelle der nothwendigſten Lebens⸗ 
mittel, in den verſchiedenen Gegenden der 
Hannoͤverſchen Churlande, vom October, - 
Movember und December 1790. 

Bm nachſtehenden Preiſen iſt auf alles das wieder Ruͤck⸗ 


ſicht zu nehmen, was in dem erſten Stücke der Annalen 


vierten Jahrganges ©; 213. theils wegen der Muͤnzſor⸗ 
‚ten, theile wegen des in einigen Provinzen auf dem 


gleiſche ruhenden Licents angeführt worden, 


Kia oo Dete⸗ 








Münden 
; Göttingen 
„ Nrortbeim 
Einbeck 


Tiausthal 


Oſterode 

Hannover 
Zelle 
“ Melsen 


- Küneburg | 
Saarburg 


Cauenburg 
Ragzeburg 
Buftehude 


Stade 


J 


Kebe 


T 


Dctober 
Rinnfleifch | Balbfleifh ER] 
'| gerius | befke6 | gerins 38 
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Rindfleiſch | Balbpeifh | Z, 





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Kauenburg 1 
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Burtehude 1 
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Göttingen 2—-1—i—| ılıo] ı| 8 
Northeim 21— a, 
Einbeck [Ta 21 14 
Clausthal ı ıl 2) 
Ofterode o a o[.0| © 
Hannover 2: 2| 2| ılıo 
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Uelzen [3 26) 1].2 
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Burtehude [Im 1:6) 1] 3 
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. Kauenburg . 


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0 XV. 
— — und Avancements, vom 
October, November und December 
1790. | 


0 Im Civiiſtande: 
34 ben höhern fandes-Collegien und was Damit 
| in naher Verbindung ſtehet: 


Bey ber Sanbesregierung. . 


Der Hr: Candidatis juris Yohann Georg Ludewig Moͤl⸗ 
Ä ler als Auditor bey der Geheimten Canzley. 


| Bey der Juſtiz⸗Canzley zu Hannover. 
Sr. Conrad Georg von. Ompteda, als Aubiter in ben 
Natheftube. 
Kr. Georg Friedrich Chriſtian Börner, zum ertraordina 
ren Canzelliſten. 
Bey dem Hofgericht zu Hannover. 


Hr. Johann Heinrich Anton Cramer, zum zweyten extrae 
ordinairen Canzelliſten. 


| Ben ber Juſtiz⸗Canzley zu Zelle. 
Die Herren Advocaten Johann Georg Heinrich Röbler, 
‚and Carl Friedrih Huͤſer, als Auditoren in der Ses 
cretarienftude, 
Gr. Senator und Camerarius Georg hriedrich caſex 
zum Procurator Supernumer. 
Bey dem Hofgericht zu Zelle. 
Hr. Advocat De. Seelhorſt als Procurator ordinarius. 
Sr. Advocat Heyne als Procurator extraordinatius. 
Beiy 





Bu 


— — — 


—X 


a Oberſorſter Germann iſt von Muͤnden ne: Ukfar 


De, 397 
Bey dem Forſtweſen. a 


verſetzet. 
Garniſon⸗-Auditorat. 
m Hr. Adoocat und Lniverfitätsgerichts s Proeurator 
. Georg Ludewig Cart (Meißner zu Göttingen, iſt dem’ 


Dafigen Hrn. Garniſonauditeut Schramm cum fpe 
fuccedendi adjungiret. 


Bey Landſchaftlichen Stellen, | 
Ir. Oberſte und ritterſchaftl. Deputirte von Wangen: 
. heim, zum. Licentcommiffeir im Goͤttingiſchen. 
Hr. Candidatus Juris Johann Friederich Wieder, zum | 
Licentinſpector im Goͤttingiſchen 
gr Adoocat und Canonicus Johann Heinrich Mar; 
quard zum Licentinſpector im Münbdenfchen Quartier, 


‚t> 


| er Becntgegenfeiber Paten, ‚zum Licenteinnehmer 


Bey der im Fuͤrſtenthum Lineburg angeordneten 
ritterſchaftlichen Erediteommifſi ion. zu Zelle. 


| Ar. Landrath von Kenthe 


—' von Behr er Cemmiſſarien. 
— von Hodenberg) 


— 
He. Landſyndicus Jacobi, als Aſſiſtent. 


- Bey Aemtern. 
Dun bieherigen Hen. Auditor Plate zu Weſten der Cha⸗ 
racter vom Amtſchreiber. 
Der bisherige Hr. Supernum. Amtſchreiber Meyer 3 
Rotenburg zum zweyten wartuchen Amiſchrei 
Winſen an der Luhe. 


Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten. 

Der Hr. Adrvcat Ernf Georg Siegmund von der Aude 
zum Buͤrgermeiſter u Haarburg. | Sr 
| | | 


398, 6 


Der zeittae Ar. Buͤrgermeiſter Hanſing zu Haarburg 
mir Beybehaltung des Ranges und Prä:icars vom 
Bürgermeifter, zum Syndicus daſeibſt. 


Bey dem Poſtweſen. 

De Hrn. Poſtſchreiber Kuͤhner zu Läneburg, imgleu 
en den Pofhaltern Bammann zu Bienenbättel und 
Cuͤbbecke zu &b..orf, üt Der Poſtoerwalters⸗ Tin bey⸗ 
gelegt. 

- Bey ben Linnen⸗Leggen. 

Dem Sen. Leggemeiner Johann Jobſt Mummenthey 
zu Goͤttingen, iſt der Charakter vom Leggeinſpector ers 
theilet, und demſelben die interimiſtiſche Yufpecttod 
über Die zu Luͤchau Bergen und Wuſtrau erricheeten 

Linnenleggen anvertrauet. 

Der Hr. Denfiondrlientenant Carl une mNemerow 
zum erſten, und 

Sr. Johann Chriſtoph Borheck zum * Leggemri⸗ 
ſter bey der Linnenlegge zu Wuſttau, und 

He. Johann Chriſtian Danielis zum Leggemeifter bey 

der Einnenlegge zu Bergen. _ 


Avancement im. Militair, 
vom erften October bis zum Schlufle des 
Derembers 1790: 


vorh. | Rest, wohin. An, 
Rest. | Verſetz. geichehen Datum 
A. Cavaller ie. 17P. 


13u Cornets und Ffaͤhndrichs J 
6 Der Hr. Cadet Gottlieb Friedrich Von 
Berfienbruch zum tirul. Fähndrih.| 6 14 Deu 
B. Infanterie Rn | 
u Compaanien. 
Dem Poly titul. —2* von Uolar 
die erledigte Compagnie des. verſtor 
benen Sen. Capit. von Arentioilde. ı 23 


. ’ \ . ‘ 


⁊ 


MAp. 777) 


vvorh. | 2 Regt, wohin die! Anc. 
rate S | Verfeb. sefshehen, Datum 
1799. j 


= 3u Eientenante." 
& Dem Hrn. Fähnerih von der. Decken 


2 „ereutenantesEharakter CHEN 
7 Den Hrn. Faͤhndrich von Bennigfen, R Ort, 
zum titul. Lieutenant. 7 16Nov. 
Den Hm. Faͤhndrich Schaumann j 
zum titul. Lieutenant. . . 3|3 De. 


Zu Zaͤhndrichs. 


Ci Dem Hrn. Cadet Bernhard Friedrich] . 

2 Auguft von Serßen, ber Sharler I 5, 
\ vom Faͤhndrich SR. 29 Det. 
25% Gefr. Eorporal Kr. Otto Friedrich] - Zu 

| Carl Schäffer zum titut Faͤhndrich 7 16Novo. 

ur 3 De Hr Eader Wilhelm Ludewig von 








Daſſel zum titul Faͤhndrich. 3.13 Den 
Der ausgegangene "Hofpage, Sr. Ana. . 
ul Ludew von.der wenfe zum| . 
Er udrih. 2 29apw 


c. Kandregim enter. 
3u Regimentern. 
Dem Hrn. Capitain von Raufmanns vom 
Hten Infanter Regim. Spches Garda. das 
durch Abfterben des Hrn: Oberften de Villaro 
vacante Goͤttingiſche R., mit Beleuns des 
Characters vom Major, 3 De 


... Zu Compagnien. | 
Dim bevm Regiment iehenden Hrn. titut. Tapit. 
Behr die durch Abfterben des Hrn. Capit 
Schlüter erfedigte he | beym ‚Sen. 
denhagerſche⸗ Landecgin. A 


4 Aue. 
’ zu Eapitaine. Datum 
Sr. Lieutenant Siegener , zum titul. Capitain 17890. 
bevin Spanuöverichen L. R. 29. Oct 
Ir. Lieutenant Niemitz, zum titul. Capitain 
beym Grubenhagenſchen en 16Nov. 
—3u Lieutenants. | 
er Banndrid König zum Lleutenant beym Han: s 
v. L. R. 30. Oct, 
&. —8 Klingſoͤhr zum wuͤtklichen Lien 
tenant. beym Grubenhag. L. R. 17No 
Hr. Faͤhndrich Meyer zum Lieuten. beym Gru 
9 — 6 zum Leuicrent beym ea 4 De 
r n au an 
8 R. * 14 Det 


zZu Fahndrichs. 

Der Sergemt Hr, Sortfried Weniger vom gten 

Safantarierkes Prinz Ernſt, zum Faͤhndrich 

beym Hannbverſch. 2. R. 30.0. 
Der Wachtmeiſter Hr. Johann Meiſe, vom iſten 

Eav. dem Leidreg. zum würklichen Faͤhndrich 

beym Grubenhag. ER. . Ne 
Der Fourier Ar. Juftus Zorn, vom Sten zer. 

- Weg. von der Bed, zum Faͤhndrich beym Gru⸗ 

benhag. L. R. 14. Deec. 
Der Sergeant dom 12ten Snfant. Reg. von ein 
fingen, Sr. Joh. Will. von Schneben vum 
Fahndeich beym Lünebung. ER. Tas. Der. 


Dimiffion baben genommen: 
Der Se. titul. Premiertient, Graf von Wallmoden⸗ 
Bimborn, vom Leibgarderegiment. u 
Der Ar. Lieutenant Wallmann vom Ften Cavall. Neo. 
Feiederichs, anter Capitains Charakter. 
Dr Hr. Lieut. Gensuf, vom Lüneburg. 2, R. nuter 
Lepitalns tCharanier- 


Sm 


A 


) 


Im geiſtlichen Stande: 
Bey Stiftern und Kiäfern : 


Abtißin daſelbſt. 


— — Catharine Hedwig Auauſte Wilhelmine von 
Dinklage aus dem Haufe Ofterwede und Sam, 


zur Convensualin im Stifte Baflüm, 


- Bey Kirhen:' 


Herr Enperintensent S.ueder zu Dannenberg, ai⸗ — 


per. und Paſtor prim. nach Ronnenderg. 


401 


r ' 


© 
Gröutein Condentualin von Bor im Kloſter eine dur 


4 


— — — Srewe zu Lüne, als Super. und 


Paſtor prim. nad Dannenberg. 


Tpaſer nach Hoya. 


Koch zu worrie, als Super, and 


— Garnifonpredicere Lindemann zu Lüneburg, au 


 Supesintendent und Paftor nach Füne, 


—Paſtor Diaconns Gericke zu uelzen, als Sapır. 


und Paſtor nach W Ideshaufen. 


— "Pape fer. Hartmann an der Munſterkirche in 
meln, als Buperint, und Paft. prim. nad) Ein 


— —  prim, Duͤrr an der ©t. Biafikirche zu 


Man⸗ 


den, als Superintend. und Paſt. prim. zu Münden 


erſten Theile. 


 Gchlößprediger Meyer zu gIburg im Obnabriud⸗ | 


fhen, als Paftor zu Kirchweihe, Inſp. Sufingen. 


— Daft. Die. Schulge an Ronnenberg, als Paſtor 


nach Barecamp, Inſp Luͤne. 


— — Lueder zu Coppenbrügge, ols Paftor zu Wat 


lenſen, Info. Muͤnder. 


— — Erdmann zu Rehlingen, als Paſtor nach 17 


gelboſtel, Inſp. Neuſtadt Hannover. 


Paſtor na Rabungen, Inp. ue en. 


— — adij. Fiſcher zu Bergen an ber. Dumme, eis 


Het 


— 


40% ee DPrl ” 
Herr Paſt: Rave zu Meirerien, ats Paftor nach Berten 
an der Duͤmme, Inſp. Luͤchqu. 


— — Runoch zu Wetmer, als Paftor nad Meines 
: fen, Inſp Sievershauſen. 


— — adj. Siebel zu Dorfmark/, of Pafor u 
2 MWermar, Inſp. Durgtorf. 


Conventual Ballauf zu Loccum, als’ Paſtor zu 
Dorfmark, Inſp. Schwarmſtedt. 

— Paſtor Ruͤchenthal zu Ribrau, als Paftor nach 
„.Remftedt, Inſp. Eitorf. 

— ' Cand. Langlotz, als Paftor zu Stibran, Inſp. 

Dannenbeis. 

— — Baldenius, als Paſtor zu Eauenförde, Iufp. 

Hardegß eh 

— Seife, als Paſtor zu Vahlbruch, Yu. 


— — Säreiber, als Pater adj. zu Schneeren, 
Anfp. Neuit.'a. berge. 

Der bisherige dire —* Deppe zu Herzberg, als 
Collaborator in Sieber, Inſp. Ofterode. 

— — Beyer zu Büden, als 
Poor | fun. zu Vilſen, 33 Hoya. 

— Sandig zu Elbingerode, 

"als Pafor zu \ Parenfen, Infp- Harſte. 

— Daft. Blaſſe zu Buble, als Pafor zu Coeseim, 
Inſp. Hohntiedt. 

— Cand. Meinecke, als Eollaboraton. zu Jace bidreb⸗ 

ber, Inſp. Diepholz. 

— Collaberator Koch zu Kirweiße, als Paſtor freund. 

"u Hallerfpringe, Infp. Muͤnder. 

— Land. Rube, als Paftor zu Hullerſen, Inſp. 
Einbeck. 


— Luſine,— als Paftor zu Zagmihken, Inſo. 
nde | | | 
x u Ser 


Herr Cand. Guſe als Paſtor Diecanımd ander St. 
Michael Kirche zu Lüneburg. . 
— — Schwenke, als Paſtor zu. Satze Inſp Zelle. 
—— Quentin, als Paffoe adj. zu Dent acheulen, 
Inſp. Maͤnden, iſten Theils. N _ 
 .— von Linem, db. Def zu ESheitchennn 
‚Sup. Hohnſtedt. | 
— — Meldorf, als Yakır zu Veſſenrode in Vz 
BGBrafſchaft Hohnflein. u 
— Maf. Pagendarm, als Date —* Peseſteiſ 
Inſp. Ohr 
| —  Eand. Benecken, als Paſtor fait. und Satan, 
zu Ronnenberg. . 
u: Völger, als: Paſtor adj. eum fpe faoced. = 
| u, Hohnſen, in der Graſſchaft Spiegelterg. | 
— Pop. Seehof zu Bremeke, en Date ug, eo 
‚fen: tengben, Inſp. Göttingen. 
— —  Borries zu Hallerſpringe, als Polue mg 
| ‚ Gpprnichgge Sarp. Münde,‘ 


> Exrpeilte Präbicates £ 

| Den bisherigen, zu Neuhaus im Lauenbargiſchen fie, 
aufbaltenden., „ern Conducteur "Ziegler, das Praͤdicat 

vom Eommiffario mit ſtehendem Anitſchreibersrange. 
Dem Seen Scadt;Chienrgis- Johann Chriſtoph 
Nolte zu Northeim, weicher auch in den Aemtern 
Brunſtein und Weſterhofe als Amtaͤchtrurgus beßtelet iſt 
das Prädicat eines Landchirurgus. 
¶annal. zt Jahrs. 260t.) Ds Can 


40 rw. 

. Standes,Erhöhung. 

Dem Ehurpfälzifchen Herrn General: Major, Sene⸗ 
za Adfudanten und Cammerheren Jobſt Ernſt von 
Schwideldt, dem Seren Cämmerer Heinrich Ernſt 
von Schwideldt, für fih und ihre eheliche Nachkom⸗ 
menſchaft, wie auch deren Fraͤulein Schweſter Bertha 
Auguſta von Schwicheldt, iſt von Reichtvicariatswes⸗ 
gen während des ‚neuerlichen Interregni, Die -gräfliche 
Dignitaͤt mittelft Diploms vom 2eſten Sept. 1790. vers 
fiehen, und von Br. Koͤnigl. Majeftät ſolche in Allerhoͤchſt 
Ihro beutſchen Landen ihnen alletſeits beſtaͤtiget, und 
gleichergeſtalt beygeleget, auch dieſerhalb unterm 20ſten 
December d. J. die behufige Publication erlaſſen worden. 


Auf der F Underſtat zu Gottingen haben die 
Doetor⸗Wuͤrde erhalten. 


FIR: ort. 8. Here Ernſt Gottfried Lille and Holſtein, 


M. d Phil. 
12. — Joh. Gottfr. Mislar ans Ham⸗ 
burg, Lic. d. R. 
22. — Fried. Georg Aug Buchholtz aus 
Mecklenburg, i. d. M. 
Nm. 1. — Gr. Wilh. Wahsmuth aus dem 
Lippiſchen, i. d. M. 
j Den 13. — Er Ar. Aut. Meyer as Ham⸗ 
burg, i. d. M. 
20. — Ger. Heinr. Dhu. Petri aus dem 
Hannboriſchen, i. d M. 
| 179% 


t 


t 


ra 


1790. Der, 29. Herr Chei. Ar. Wilh. Buſch and EA, 


mebarg, 1. 6. M. 


AT 


30. — Gorıfe. Phll. Michaelis aus Git⸗ 


ı 


tingen, I. d. M. 


Vey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind 
examinirt und immatrieulirt worden: 
Gert Doctor Anton‘ Guſtav Conrad Conradi ons Rein⸗ 


hauſen, als Advocat. 


‚Georg Friedr Winicker aus Goͤttingen, als A | 


voea und Notar. 


— Johann Juſt Gottlieb Winicker ans Göttingen, 


- als Advocar und. Notar, 


— : Joh. Beiede. Haven aus Einbeck, als Adoocat. 
— Joh; Georg Wilh. Brück aut Verden, als Advocat. 


—He inrich Chriſtoph Gottfrieb vere mann aus Dan 


nover, als Aduecat und Notar. 


Advocat. 


— Ioh— Nicolaus Rlindtworth aus waruhude, as 


Dr Advocat, Ders Joh. Chriſtan Haaſe, als Notar, 


XVII, 


[ 


© TER 
Heyrarben. 





ESs find getrame: 
J September. 
ber dritten Dem. Zocker des Hen. Pafter griedrich 
Jacobidrebber. 
| Den zoften, Ar. Doctor und Landphyſicus Wie | 
ſching in Nienburg, mit des ehemaligen Hen. Hoſpitel 
Tommiſſarii bartmann Dem. Tochter zu Haimover. 
Ociober. J 
Dei sten, Str. Univerfirätsßrebiger Mareʒoll n 
Sättingen mit. Dem. Meyenberg, Tochter des Jon. | 
Obercommiffair und Bürgermeifters YTeyenberg daſelbſt. 
. Den 17ten, He. Hofgerichtsaſſeſſor Heinſius za 
Verden, mit der Dem. Tochter des Hrn. Derstandiungt: 
factor Winfelmann zu Hannover. 
Den zıflen, Jar. Hofgerichtsaſſeſſor von Doring 
mit dein Fraͤulein von Laffert, aus dem Haufe Lerfe, 
nachaelaſſenen Tochter weiland Ken, Oberhauptmanns von 
Laffert, getraut zu Ratzeburg. 
Den 2sften, He. Hofr. Hunde zu’ Gottingen wit 
dee nachgelaſſenen juͤngſten Dem. Tochter des weil, Hen 
Hoſt. Meiſter dafelöl.. 


‘2 x 





Novem⸗ 


Noevenber. u | 


Den 25ſten, Hr. Paſtor Borfer ” Pins nr J 
Dem. Cohrs dafſelbſt. 


| Deeember. 
Den ıftn, Hr. Hof⸗ und Canzleytath von Caf⸗ 
fert zu Zelle mie der Baroneſſin Grote, Tochter St. 
| Ercellence des churtbllniſchen Ken. Geheimteraths und: tes 
. fidirenden Minifters am niederfichſiſchen reife, Baron 
Brote zu Brfe 


Berichtigung. 

Die im iſten Stůd ‚dlefes Jahrganges ©. 206 an⸗ 
"gezeigte Vermaͤhlung des Sen, Strafen Cammerherrn von 
Schwicheldt mit dem Fräulein von Bremer, ift den 
goſten September 1790, geſchehen. 


« u XLX. | . 





Es find geſtorhen | 


Oetober. 

Den 2ten, Kr. Hauptmann und Lieentcowmifan 

von Pape zu Hevenſen. | | 

Den zten, Verwitwete Grau Saspeenntn Si 

ling, geb, Twintmann, zu Burtehude.“ | 
Do 3_ Den 


408. JRR | 
2. Den zten, Kr. Burgermeiſter und Gtadtfondieus 
‚Sanfing zu Saarburg, im 75ften Jahre feines Lebens, 
und dem 35ſten des geführten, Amts; er leitete während 
dieſer Zeit mit ruͤhmlicher Thätigkeit und Treue der Stadt 
umd ihren Einwohnern mannigfaltige Dienſte. Beſonders 
aber werden unter denfelben auch diejenigen unvergefläh 
bleiben, weiche die Stadt von ihm bey der franzöfikgen 
“ Invafion, in den 4 fejteren Monaten bes Jahes 1757 
genoflen hat. _ 
.  Dengtn, Hr. Gerichteverwalter und. Advocat mus 
zu Bederkeſa. 
| Den sten, Frau Generals Majorin von Mutio, 
se. von Zandren zu Btade. g - 

Den sten, Fraͤulein Mar. Jul von Bothmer, 
aus dem Haufe Sennemähfen zu Stten. 

Den ıgten, Hert Eicentinfpestor Aeidolo m 
Münden, 

Den 2oflen, $rau Subconrectorin von Sprekel⸗ 
ſen, geb. Meyer zu Hannoboer. 

Den 22ſten, Hr. Rathsapotheter manter m 
Oſterode. 

Den 22ften, Hr. Hauptmann Ss luter zu Dis 
ringen. 

Den 3often „WVerwitwete Frau kanddroſin von 
Behr, geb. von Behr zu Zee. 


> 


November, ü | 
Den ıflen, Hr. Oberfte von Yilare, Chef des 
göttinaifhen Landregiments zu Hardegſen. 
Degn iſten, er kieutenani von Breſten zu. Berka. 
| . Den 


u. ‚ze 469 
| .. Den zien, Verwitwete Frau Oberpoſtweiſterin Eden, 
geb. Langen zu Lüneburg. \ 

Den zten, Frau Paftorin Dannenberg zu Laie 
weenfagen, . 

Den ı0ten, an Superintendentin Lueder geb. 
Bautenberg ‚ zu Ronnenberg, 

Den ıoten, Hi. Poftmeifter Engelke zu Hagen⸗ 
Burg. X 

Den 20ften, Sr. Paſtor Hoͤnert zu St. Juͤrgen, 
. der auch auſſerhalb dein Bezirke feiner Amtöverrichtungen, 


ſich durch mehrere gemeinnügige Schriften der Oeconomie 


und Naturgeſchichte einen vortheilhaften Ruf ‚erworben. 


Verſchiedene derfelben find befonders gedruckt (S. das 


Samberger. Meuſelſche gelehrte Teutſchland), andere aber 


ſtehen mit in dem Hannoverſchen Magazine. Er war auch 


Correſpondent und patriotifher Beſoͤrderer det ‚Annalen. 
l Dem zoften, Verwitwete Gran Amtmannin Gercke 
ra. 

"Den zıten, teen Auditeurin Geidelmann seh. 
Cleves zu Kannoven. 


- 


Den zıften, Sr. Paſtor von der Heyde zu Lamfiedt. 


Den 25ſten, Hr. Paſtor Weſſelhoft zu Jerſam. 


Den 28ſten, Hr· Faͤhndrich von Bothmer unterm 


gten Cavall. Reg aus dem gräfl. Haufe Bothmer. 


Den 3<ften, grau Oberftin_ von Maydel, geb. 
von Zepelin zu Verben. 

Den zoilen, Sr, Gerichtshalter und Adoecat Buͤn⸗ 
dell, zu Linden, 


— 


* 





410 aa, 
December. 
Da: zten, Fran Paftorin Galfeld, geb. Son 
mann, zu Oldenſtadt. 
Den zten, Se Oberförler Heuſer zu Egeſterf. 
Deu gten, Verwitwete rm Paſtorin v. Bine, 
get. Grupen, zu Avendshauſen. 
Den ıoten , Sr. Dexter von Exrter zu Detum. 
Dan an Hr. Poftmeiftr Cidow zu Luͤbeck. 
Den 15ten, Verwitwete Gran Vergeriaeifterin Car⸗ 
ſtens, geb. eifavig zu Zelle. j 
Den ı6ten, Verwitwete Frau Probſtin Goebel geb. 
Barftiens u Bean, . 
Den iqten, a bahndrich Offeney vom oͤſten Cav. 
Aegiment. 
VDen zum, Frau mepen Tieling, geb. Corde⸗ 
mann zu Hannover. 
Den 2gften, Hr. Kaufmann Wolff zu Zee. | 
Den zsften, Sr. Amtmann Wolff zu Moisburg. 
| Den 27ſten, Sr. Hauptmann von Walthaufen zu 
Nienburg. | > 
| Drudfehler 





im sten Stud bes ten Jahrganges ber Annalen. 
en 815 von unten Zelle 3, ſtatt koͤnnen iſt £önne in 
eſen. 
Seite 818 von unten eonventicula flatt venticula. 
Seite 821 von oben Belle 3 Rathfthlagen, ſtat Rath⸗ 
ſchluͤſſen. 
GSeite 834 von unten Zeile 8, konnte ſtatt Könnte. , 
®eite 839 von oben Zeile zı, werden ftatt wuͤrden. 
Im erſten Stü des fünften Jahrganges Seite 30 
von unten Zeile 13, iſt das Wort dafür ganz wegzuftteichen. 
Junhalt 





. P $ 


Innhalt des zweyten Stüde, 
welches die ftehenden Artikel von den- Monather 
October, November und December 1790. 
J. Innhalt der allgemeinen.und Specials Ben 

ordnungen von den Monathen Januar bis 
May 1790... ©. 215 


| IL . Entwurf. der im lande Hadeln beſeedender | 
Gerichtsverfaſſung. S. 223 


‚m. Ueber einen, im Jahr 1759. perüßen Bar- 
termord. S. 238° | 


IV. Die Vorzüge: der meyerrechtlichen Verfat 
ſung, nach Beobachtungen über Bauerguͤ 
ter im Herzogtham Bremen. S. 248 


v. ueber die Bevoͤlkerung des Fuͤrſtenthums 
üneburg S. 280 
D d 5 | VI. 


ga... ur 2 
V. Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤrſten⸗ 
thums Calenberg. ©. 306 


VL Verjeichniß der Studirenden in Goͤttin⸗ 
gen, von Michaelis 1790. ©. 329 


vu. Bergbau. 


Verzeichniß derer mit Quartaleſchluß Luciä den 
sen: Non. 1790. in Betrieb gebliebenen Ge 

rn. weblfchaftliden Gruben des einfeltigen Harzet, 
! wie felhige für die. Gewerken, nach Ihrem Ber 

| "mögungszuftande, entweder von diefem Quartal 
Ausbeute gegeben, oder auf kuͤnftiges Quartal 
Zubuße erfordeet,. oder fi) frey gebanet haben; 

"and wie der Dreis der Kuxe geweien if. ©. 330 


L. Gefhichte des verfeigten Heilbrunnens bey 
Sallan im Amte Aichew. . @. 336 


| x Ungfüdsfäle 1790. S. 343 


* Fernere Anzeige von dem Beſtande des. Sfr 
fentlihen Armen⸗ und Arbeispaufis zu 
Ä Zelle. ©. 350 


ZI Verzeichniß der Gebornen, Geſtorbenen 
und Copulirten einiger Städte, Aemter 
- Gerichte und Kirchfpiele des Sande, vom 
Jahre 1790: ©. 339 : 


xiix. 


u Ä RR BE 413 
XUI. Gmimarifcer General⸗ Eptraet aller 
Ä neuen Anbaue ‚und Eulturausweiſungen im 
ben Braunfchweig-Lüneburgifefen Churlan⸗ 
| den, von 1760 bis 1790. © 364 
| 


XIV. Erndeebericht © bes Jehres 1790. © 368 


XV. Miſcellaneen. 


1) Kraukheitsgeſchichte In Einbeck, vom Safe . 

Ä 1790. 375 . 23) Ankündigung des Prorecto⸗ 
I rat» Wechfels auf der. Georg⸗Auguſt Univerflis 
0 tät, den zten Januar 1791. bey der Abreife der 
koniglichen Prinzen van Gattingen. Aus dem 
. 2areinifchen bes Herrn Hofrath Heyne, Überfege 

von Herrn Auguft Wilhelm Schlegel, 376 
3) Schreiben aus dem Lüneburgifchen, den neuen 
Landeskatechismus betreffend. 383 4) DVach⸗ 


richt von einer Prediger Conferen in der Sral⸗ .f 


ſchaft Hehuſtein. 337 


xVl. Preistabelle der nothwendigfen Lebensmit⸗ 
tel in dem verſchiedenen Gegenden ber hans 
‚növerfchen Churlande, vom October, No⸗ 
vember und September 1790. ©. 389: 


xVI. Beförderungen und Avancements vom. 
Octbr. Nov. und Decbr. 1790, 


ie 
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* / Im 





Sm CEbvitſtande. 396 Im Miiltair. 


-: Höhungen.,, 40%. 
KViL. Heyrathen. ©. 2 
XIX Tobesfält ©. er 


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Im geiſtlichen Stande, 401 


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— CXAM 445 
hr " m | Publitum. J 


Ba behtfäje Gelehote heben e4 feit otniger Zeit für mu 
‚teäglic) gehalten, daß man mir olle Ehre ‚nehme, _ mi 
aller Achtung und alles Zutraueng bey allen Meufcen bes _ 
raube. Ale, Kunfigeiffe menſchlicher Bocheit Haben die 
gelehrten Herren ia unzaͤhlbaren Schriften gegen mich ve 
ſchwendet, und bey allen unparteyiſchen, bey allen großt 
thigen und redlichen Menſchen aus allen Ständen —8* 
‚fie Überall ihren Zweck verfehlt. Dies wußte ich vum, 
voraus. Alfe machte ich es mie zum unzerbruchlichen 
Geſetze, nicht ein Wert und nicht eine Zeile zu meiner 
‚Vertheibigung zu fogen, zu ſchreiben, ober (reiben zu 
lafin. Ich wergab meinen Feinden ihren Unedelmmß, 
und leng ſtille dahin, wo ich etwas Gutes thun konnte, 
indeß da ſie nit unermuͤdeter Sorgfalt meinen Untergang 
ſuchten und nicht fanden. Verſchiedene mie vorhin ganz 
nubekannt geweſene hoͤchſt großmuͤthige Menſchenfreuͤnde 
‚ans mehrern Bänden und Ständen ſchrieben an mi, 
und erboten fih mir zum Kampfe. gegen mine Feinde. 
Ich bat alle auf die Dringendfte Weiſe, mich nicht zu ver⸗ 
theidigen, ſich ſelbſt. zu ſchonen, und den Erfolg, Sort md 
der Zeit zu Überloffen.. Aber ohne mein Vorwiſſen er⸗ 
ſchien Doctor Barth mit der eifernen Stirn/ oder 
Die deütfche Union gegen Zimmermann, . ein 
Schauſpiel in vier Aufsägen. Ganz Hannover 
hatte diefe Schrift ſchon gelefen, als ich Diefelbe zum er; 
ſtenmal fah, und it Banden und Betruͤbniß ihren 


Su - 


416 XXXMV 


kers Hände zu bringen. In oͤffentlichen Blättern behau⸗ 

delte man ben Verfaffer als den ſchaͤndlichſten Guben, 

‚der ie gelebet habe; man fagte, die gerinsfte Strafe, Die 

er verbiene, fey Ötaitpenfhlag und Brandmatk. Diefe 

journaliſtiſchen Rechtsſpruͤche waren ergangen ımb allge⸗ 
mein bekannt; und nun ſchrieb Heer Öberftlientenant Maue 

villon in Braunſchweig ein Buch, um zu beweiſen: Ich 


ſey der Verfaſſer des Doctor Barth mit der ei⸗ 


= 


fernen Stirn !! — Auf eine ſolche Beſchuldigung 


mußte ich antworten: ba ein Officier fie drucken laͤſſt; de | 


ein Officer, ver einem Kriegegerichte, fie auszufprechen 
"wagt! Meine ganze, fehr kurze und völlig hinreichende 
Antivort, gab ich heute, unaufgefordert, Per Känigticen 
Juſtitzcanzley in Hannover mit dieſen Worten: Ich bin 
willig und bereit, den ſchauderhafteſten Eid zu 
ſchwoͤren, daß ich weder mittelbar no unmits 
telbar nicht den allergeringften Antbeil an der 
Schrift Doctor Bahrdt mit der eifernen Stirn 
Habe, und daß ich von dem ganzen "Inhalt diefer 


‚Schrift 'nichte wußte, bis ich diefelbe gedruckt 


in meinen Haͤnden ſah. 
_ SKannover, den. säten Wär) 1791. 


⸗ 


Zimmermann. 


’ 


vn. 


⸗ 


⸗2 


Annalen 
0 be = 

Braunſchweis Luͤneburgiſchen 

| Shurlande, en 


A 


— 


i Fuͤnfter Jahrgang. 


Drittes Stuͤck. 
San noder,. 
gedruckt bey W. Podwig jun, 
179% | | 


7) 


A, 





L 
| Innhalt der Allgemeinen und Special⸗ 
Verordnungen, welche vom Junius bis 
.zu Ende Septembers 1790. in den 
Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen Chur 


landen publicirt find. 





151. 

Verordnung, wie hoch die, in ber calenbergifchen 
Canzley⸗ und Hofgerichts s Ordnung beftimms 

te, Appellationsfumme, nad caflenmäßigen 

Werthe zu rechnen ſey. Hannovar den zıten 
Jun. 1790. R 


I) a derſelben iſt feftgeleket worden, daß die, in 
bee calenbersifhen Eanzleys und Hofgerichts⸗ 
orbnung auf zwanzig Fuͤeſtengulden feflgefehte, Appels 
Iatlonsfumme, inskanftige, zu der runden Summe 
‚von ao Neichsthalern dermaliger Caſſenmuͤnze angenoms 
Men und berechneꝛ werden ſolle. | 

Ee 2 152. 





420 BP 


| a 152. Ä 
handesherrliche Verordnung, wegen der Linnen⸗ 
Nleggen zu Luͤchow, Bergen und Wuſtrow. 
St. James den 29ſten Jun. 1790. | 


Kraft derfeiden it, nach geſchehener Communication 
mis der läneburgifchen Landichaft, Folgendes, zu Befoͤr⸗ 
. berung der Linnenweberey und des Linnenhandels in 
dem Fuͤrſtenthum Lüneburg, verorbnnet und feflgefegt: 


3) Sof, von dem ıflen Oct: 1790. 00, niemand iu bei 


Aemtern und Stäaͤdten Lüchow und WBuftrow bey 
Strafe von einem Thaler, Linnen ins oder auſſerhalb 
Landes verfaufen, oder einländiiches kaufen, weiches 
niche mit dem Leggezeichen verfehen ift. In Contravens 
tionsfällen ſoll die Hälfte der Strafe dem Denuncians 
ten zugebilliget, die andere Hälfte aber der Leagecafle 
eingeliefere werden. Auswärtige Linnen find jedoch 

der Legge nicht unterworfen. 

2) Die Legge zu Luͤchow ſoll Mittewochs, Donnerſtag, | 
Freytags und Sonnabends, die Mebenlenge zu Was | 
firow Montags und Dienſtags; Die Legge zu Bergen, 
die Sonns und Feſttage ausgensmmen, alle Tage, 

und zwar von Oſtern bis Michaelis von 7 bis 12 
Uhr Morgens und von ı bis 6 Uhr Machmittage 
von Michaelis bis Oſtern aber von 8 bis ı2 Uhr 
Morgens, und von. ı bis 3 Uhr Nachmittags gehal⸗ 

.. sen werben. _ 

3) Alles zur Legge gebrachte Linnen wird daſelbſt gem 
ſen, und jedes Stuͤck mit dem. koͤniglichen Wapen 
dem Namen des Leggeortes und der Ellenzahl dezei 
ne 








ae 421 


net. Die wehenden Unterthanen follen Ihr Linnen 
vor der Zeichnung an die Käufer nicht abliefern, und 
von diefen zur Legge bringen laffen, fondern die we 
Senden Untertanen follen bey ı Rthir. Strafe ihr 


verfertigtes Linnen ſelbſt zur Legge bringen, um ſich 


unterrichten und anweiſen zu laſſen, was zur Verfer⸗ 
tigung eines guten untadelhaften Stücks Linnen er— 
ſorderlich iſt. 


4) Wer ſein verfertigtes Linnen vor dem Verkauf ſelbſt 


2 
" 
a 


bleichet oder bleichen laͤßt, dem folk verſtattet ſeyn⸗ 
ſolches, nach der Bleiche, zur Legge zu bringen. 


5) Kaufleute ſollen die angekauften und auf der Legge 


gezeichneten ungebleichten Linnen, bey einem Rthlr. 
Steafe für jedes Stuck, nad der Bleiche folche wies 
derum zur Lege fenden, wo fle- wieder gemeſſen und 
neu gezeichnet werden follen. 


6) Die wehenden Unterthanen follen bey Anſdaffung 


neuer Webeblaͤtter dahin ſehen, daß die flaͤchſenen 
fogenannten 16 bindſchen oder 24 Gaͤnger Linnen in 


Zukunft, gebleicht nicht unter 1! Ellen in der Breite 


enthalten, und- dabey jedesmal auf 24 Gang oder 16 
Bind eingerichtet find, indem fie nicht unter: diefer u 


. Bänge » und Bindezahl geſcheeret oder zu Kaum 


gebracht werben follen. J 


7) In Anſehung der feinen flaͤchſenen Binnen, welche 


von 27 bis zu 60 Gang hinaus, und dabey von Z 


bis z Ellen in der Breite verfertiger werden, foll das 
Garn dazu jederzeit gehörig zu Kamm gebrachte mer, 
der, damit bie Kette ober der Aufzug, die erforderlis - 


"gez 3. che 


⸗ 


422 XXVC. 


che Gange⸗ ober Giadrzafl enthalte, within vicht 
zu lofe uud zu dänne fiche. ’ 

3) Die Halbnägfenen 12 und 14 Bindſchen sder 15 
und 21 Sänger Einnen, wo der Anfıng ans flädfe 
nen, der Einſchlag aber ans bebenem Garn beficht, 
foßlen, gebleicht nicht unter ı5 Ellen, und ungebleicht 
oder vom Stuhl wide unter 172 Ellen in ber Breite 
enthalten and nit unter 13 Bang aber 12 Bind ges 
ſcheeret oder zu Kanım gebracdhe werben. 

9) Die ebenen 10 und 8 Bindſchen oder 15 und 12 


Sänger Linnen, follen mit vorhergehenden eine glei 


de Breite haben, und nit unter ı2 Gang ober 8 
Bind im Aufzug enthalten oder verfammt werben. 


10) Pechlinnen oder Packlinnen fol mit gehoͤriger unb 
erforderlicher Dichtigkeit verfertiget werden. 

.11) Unterthanen, welche ſich mit der Kauflinnenwebe⸗ 
rey beſchaͤſtigen, haben jederzeit eine forgfältige Sors 
tirung ihres zu verwebenden Garıs u beobachten, 
damit gutes "und egales Finnen verfertiget werden 
koͤnne. 

12) Auch follen fie ihr zu verwebendes Garn gehörig 
kochen, auch nad dem Kochen befonders dem grös 
bern flächfernen, fo wie dem hedenen Garne burd 


fleißiges Schlagen mit dem Kiopfhelze die nöchige 


Geſchmeidigkeit zu geben ſuchen. 


13) Um bie oft fehr unvoflltommene Weiße der gebleich⸗ | 


sen Linnen zu vermeiden, baden die Landleute ähre 
zu bleihenden Linnen gehörig zu bülen, und ie nicht 
vor ihrer völligen Weiße von bes Bleiche aufzunehs 

. . Men, 


re 423 


men, und fi  Aberkansı eines gehörigen Berohrrne 
. beym Bleichen zu befleißigen. 
14) Um gutes, untadelbaftes innen zu verfertigen, 

Haben bie Unterthanen zur Verbeſſerung ihter Webers 

> 209, in Zukunft ſich keiner andern Webeblaͤtter als 

von ſpaniſchem Rohre zu bedienen, und ſich bey dem 

Einkauf oder Beſtellung derſelben nach dem zu richten, 

was ſub Nris 6. 8.9. in Anſehung der Breite und der 

. Gänge oder Bindezahl verordnet worden. 

' is) Ueberhaupt follen die webenden Unterthanen auf 
innere und Auffere Guͤte ihrer Weberey, ingbefons. 
bee aber anf die Dervordringung fhiuer egaler Eg⸗ | 

gen fehen, und ihre Aufmerkſamkeit richten. 

16) An Leggegeid foll binnen den erſten zwey Jahren 
nichts, nad) deren Verlauf aber, für ein Schock flaͤch⸗ 
ſenes Linnen drey Mariengroſchen und für ein Schock 
halbflaͤchſenes oder hedenes Linnen ı Gar. änf. der | 
Legge entrichtet werden. 

ı7) Wer auf zu verfertigendes Linnen Vorſchuß thut, 
dem ſoll der Vorſchuß kein Recht auf das Linnen ge⸗ 
ben; inzwiſchen kann der Gläubiger deshalb landee⸗ 
uͤbliche Zinſen fordern. | 
153. | 

Verordnung, wegen der wieber frengelaffenen 
"Ausfuhr des MWeißens und der Sommer⸗ 
früchte. Hannover den sten Jaulius 1790.*) 

| Ee Da 
) Der Innhalt dieſer —*— tft unterm Sften 
Aug. von königl. Regierung zu Stade in den Kers 


zogihümern Bremen und Verben gleichſale bekannt 
gemacht worden. 


Te Tee -n 


424 
Da aller Auſchein einer bevorſtehenden geſegneten 
Erndte vorhanden war; ſo iſt hiedurch der Verkauf des 
Weitzens und der Sommerfruͤchte auſſer Landes, fo wie 
Die Ausfuhr des im Lande verfertigsten Brannteweins 
vorerft wieder völlig frey gegeben; die Fruchtfperre des 


- Rodens aber hat noch, bis zu amderweiter Berfügung, 
angeordnetermaaßen flatt. “ 


154. 
‚ Verordnung, den Hornviehhandel innerhalb ber 
— Herzogthuͤmer Bremen und Verben ſowohl, 
als auſſerhalb Landes, vey fortwährendem Ge⸗ 
ſundheitszuſtande unter dem Hornvieh, betrefs 
fend. Stade den zten Jul. 1790. 


In Anfehung des Viehhandels und fonfigen Bichvers 
triebs innerhalb gedachter Herzogthuͤmer, wird. das 
Buch, um das Viehcommerz fo viel thunlich, zu erleich 
tern, bis auf weitere Verfügung geflattet: daß das 
Wieh, auf den, nach wie vor zu nehmenden ordnungs⸗ 
möffigen, Sefandheitspaß, unaufgehalten, nad den 
‚Det feiner Beſtimmung, ‚ohne ale fonft verordnete Zwi— 
fchenbefichtigung auf ber Route, vertrieben werden möge, 
. Sn Anfehung des auſſerhalb Landes nad den übrigen 
“ Böniglichen Provinzen, oder durch diefeldigen zu vertreis 
benden Hornviehes; wie auch des Hornviehhandels 
nad der Stadt Bremen und deren Gebtet, wird Die 
Swifhenbefihtigung innerhalb der Bandesgränzen in fos 
fern nachgelaſſen, daß die Wiehhändier im lezten bieffels 
tigen Graͤnzdiſtriet den Paß nachfehen und atteſtiren 
au 


| ZT Zus 425 
zu faffen, auch die erhaltenen Zoll⸗ und Weggeldszetteln Ä 
vorzuzeigen haben, damit die Zulaſſung des Viches in 
dem erften Graͤnzamte feinen Anftoß finde. Wegen der 
Gebühren beym Vertreiben bleibt es bey der Verord⸗ 
nung vom ıflen October 1789. 
155. S | 
Regiminalausfchreiben , den verbotenen. Ges 
brauch der nicht privifegieten Talender in den 
ürftentgümern- Ealenberg und Göttirigen bes 


treffend. Hannover den 24ſten Julius 1790. 
Auf die, von dem Buchdrucker Berenberg in Lauen ⸗ 


Burg-erhobene Beſchwerde, daß die Importation frem— 
der Calender in obgedachte Fuͤrſtenthuͤmer ſeit einigen 


Jahren fo uͤberhand nehme, daß dadurch der Debit der 


von ihm gedruckten und erpachteten Calender gar merk 


lich abnehme, und er auf die desfalls ‚bey den Obrigkei 


sen geführte Beſchwerde nicht überall wirffame Apiftenz 
finde ; werben bie faͤmmtlichen Obrigkeiten diefer Farſten⸗ 
thuͤmer hledurch ernſtlich erinnert, in den dagegen bey - 
ihnen zur Anzeige gekommenen Contraventionsfällen,- 

dem Buchdrucker Berenberg, durch Adminiftration fchleus 
niger Juſtitz, pliendbige Rechtshatfe angedeihen zu 


| laſſen. 


156. 

Ausfchreiben n wegen ber, von den beguͤterten und 
andern Freyen im Fuͤrſtenthum Luͤneburg ein⸗ 
zuſchickenden, Atteſtate, wenn ſie keine Steuer⸗ 

Er; | gefälle | 


46 
3 gefaͤlle zu entrichten haben. Hannover den 
2 1ſten Julius 1790. 


Auf Anzeige und Autrag der laneburgiſchen Landſchaft, 
daß der $. 40. der Verordnung vom 4ten Auguſt 1788. 
in Vetreff der Einſendung der obigen Atteſtate fo 
Außerft faumfelig befolgt werde; wird hierin beſtimmt: 
daß woferne nicht ermeldete Atteftate, und zwar wegen 
der Meubienfiener allemal im Sanuar jeden Jahrs, we 
gen der Tonfumtionäftener aber vier Wochen nach dem 
- Quartalsfchtuffe, eingefendet werden, in jedem Falle ders 
jenige, welcher diefe gefekmäßige Einfendung verfäumet, 
hinführo dem luneburgiſchen Steuer⸗Aeratio 1 Dh 
Strafe erlegen foll. . 


157- 

Ernenerung des Edicts gegen bie Einfuhr des 

auswärtigen Amidoms und Puders in dem 
„Fuͤrſtenthum Luneburg. Hannover den 12ten 

Auguſt 1790. 
Gedachtes Edict, welches den Gebrauch des aufſerhalb 
den Churlanden verfertigten Amidoms und Puders im 
Faͤrſtenthum Lüneburg gaͤnzlich unterfagt, und einen 
Impoſt von 2 Pfenning für jedes Pfund anf diejenige 
Waare legt, die auf den Übrigen Landesprovinzen in ers 
wehntes Fuͤrſtenthum eingeführt wird, iſt mittelſt obiget 
Erneuerung, bis su Ende des Grptembermonats 1796. : 
verlängert worden. 

158. 

Ä Erneuertes Cartel mit Shaumburgitippe, Han⸗ 


nover den 17ten Auguſt 3790. 
Be 


* 


BL _ „7 Be 427 


Wefastes, die segenfeitige Auslieferung ‚der Deſerteurs 
betreffendes, Cartel, welches auf einer unterm zoſten 
September 1775. geſchloſſenen Convention beruhet, fol 
hiernach vom iſten Februar 1786. anzurechnen, noch 


sehn Jahre hindurch gelten, und ſtehet im 79ſten Stuͤck 


der hannoveriſchen Anzeigen von 1790. abgedruckt. | 

. 1 59. 

Regiminalausſchreiben, wegen ordnungsmaͤßiger 
Befoͤrderung der Extrapoſten. Hannover den 
30ſten Auguſt 1790. 


= Hiedurch werden die Vorgeſetzzte der Poſtaͤmter ernſtlich 


angewieſen, dahin zu ſehen und ſorgfaͤltigſt daruͤber zu 
halten: daß nicht inur ihres Orts Die Extrapoſten zu be⸗ 
flimmter Zeit abgefertiger, und mit tüchtigen Pferden 
und Poftilionen ordnunasmaͤßig über Weg geſchaffet 
werden, ſondern daß es auch, auf den ihnen untergebes, 


nen Stationen fo gefchehe. 


160. 


Wiederaufhebung der unterm Sten Detober 1789. 


angeordneten Fruchtfperre. Hannover ben“ 
sten Geptbr. 1790. *) 


Masdem die Kornerndte, im Ganzen genommen, fehe 
gefegnet ausgefallen war, fo iſt die am sten Octob. 1789. 


angeordnete Geugpeiperre wieder aufgehoben, und der 
' Ä Kou 


*) In den Herzogthämern Bremen und Verden, 7 
die Publication bievon unterm ‚7ER Sept. 1790 
ergangen. 


— 


428 Sue .. 


Kornhandel mit Antigen wwiederuig völlig freygeges 
ben worden. 
161. 

Ausfereiben der Regierung zu Stabe, die vors 
fchriftmäßige Einrichtung - der Mannſchafts⸗ 
Mollen, der, zu Bezahlung des Tobadss Ac⸗ 
cifes Yequivalent » Geldes pflichtigen Petfonen, 
betreffend. Stade den 6ten Septbr. 1790. 


In demſelben wird den Quartalsverſchlags Commiſſarien, 
Landraͤthen von der Ritterſchaft und in den Staͤdten, 
nicht allein im Allgemeinen, die, wegen genauer Ver⸗ 
zeichnung der pflichtigen Perſonen, und wegen Einrich⸗ 
tung der Mannſchaftsrollen erlaſſenen, Verordnungen, 
nsbeſondere das Ausſchreiben vom 29ſten Sept. ı1781- 
und das demſelben beygelegte Formular, abermals ernſt⸗ 


lich in Erinnerung gebracht, daß ſie ihrerſeits die Unter⸗ 


Bedfenten zu deren genauen Befolgung anbatten, und in 
Zukunft die Rollen zweck⸗ und vorſchriftemaͤßig einges 


richtet, einfenden, fondern auch babey insbefondere no 


auf nachfolgende Puncte merten: 


7) Daß eine jede Dorfihaft tn den Rollen von der ans 
dern abgefondert und mit Buchſtaben a bc u. ſ. w. 
die Einwohner einer -Dorffchaft aber mit Nummern 
223 m.f f. bezeichnet, auch die einmal gewählte 
Ordnung fowohl der Dorfichaften, als aud der Ein⸗ 
wohner, für die nachfolgenden Jahre immer derges 
ſtalt beybehalten werden müffe, daß ein jeder Einwohr 
ner, in den folgenden Jahren, dieſelbe Nummer, womit 

er oder fein Vorwirth werk bezeichnet gewefen, fo 
lange 


, ⁊* 
- » 


PATE 439 


lange behälte, bis er, oder das von ihm bewohnte 


Haus, ganz zwiſchen ausfällt, fodann aber der zunaͤchſt 
‚folgende Einwohner um eine Nummer weiter hinaufge⸗ 


ruͤcket werde. 


3) Daß die Verfertiger der Nollen, nicht wie bieher oft⸗ 


mals geſchehen, allein die Hauswirthe, ſondern auch 


2 


Altvaͤter, Soͤhne, Brüder, Verwandte sder Knechte, 


bey Vermeidung der dieſerhalb feſtgeſetzten Strafen 
mit verzeichnen ſollen. 

3) Zu deſto mehrerer Befdrderung der erforderlichen Ge 
nauigkeit und Lebereinftimmung in den Rollen und 


ſummariſchen Ertracten, auch zu Erleichterung in Ans 


‚fehung bes erforderlichen Papiers,‘ follen die Unterbes 
diente‘ in Betreff der Eintihtung der ausführlichen. 
Mannſchaftsérollen und ſummariſchen Exrtracte, die 


von beuden, dem Ausfchreiben vom a9ften September 


beygefügten Formulare aufs genauefte befolgen, au ’ 


die Rollen mit einem vorgefchriebenen Umſchlage vers 


ſehen; fondern Re erhalten auch hieneben eine Anzahl 


anderweiter Formulare derfelden, worauf dasjenige, 
was fih im Allgemeinen darauf anbringen läßt, ge: 
druckt worden, und zwar in folgender Form: 

j 


⸗ | | Sum—⸗ 


[4 


430 IRRE 


Summarifhes Verseihniß 
der in der Rec⸗ptur nach der daräber Zuuse 
verordnungsmäßig verfertigten, der Koͤnigl. Regierung - 
eingefandten Beſchreibungsrolle vorhandenen Manns 
(haft, welche um Neujahr 17 "die Tobadsı Acs 
ciſe / Aequivalent s Gelder entrichtet haben und 
wie diefe Gelder zur Caſſe abgeliefert 
worden. 








Darin find an Manns 
iperfonen v. 14 Jahren 





























u.daräber vorhanden.| ® Gen⸗Er 
E 8 5 tra 
Nahmen der || E43 a5] 31 sh 
Dorfihaften in; S| gs 5 ;| für jede 
der Receptur FI = | Pepe 
8.jeg3:|98 2) 
=. 12 5 3 
32320 Ss: 
ler Ze 2 |: 
is FiLPA Be 
a2 sg 
- 3 
nl BI 81 Rebt Be 


Eu en Ir 


Dad... En: — A 


6. u Ä 431 


. 162. 


Regiminalausfchreiben, wegen des, von dem | 


monaflihen Fire, in den Fürftenthämern 
.. Ealenderg und Göttingen, bewilligten. Abfas - 
ges. Hannover den zoften Sept. 1790. 


Auf gepflogene Communication mit der · Calenbergiſchen | 


Landſchaft, iſt, in Betreff des, vermittelt Ausſchreibens 


vom aten Sul. 1787. *) zu Erlelchterung der Minderver⸗ 


woͤgenden bey dem monatlichen Firo bewilligten, Abſa⸗ 


⏑ — —— A > — — 


tzes des 25ſten Theils desjenigen Quanti, welches in je⸗ 


der Commune nach der vorhandenen Perſonenzahl von 
diefee Abgabe aufkommen follte, hiedurch beliebet wor⸗ 


den, nunmehr eine weitere Milderung eintreten zu laſt 


ſen und das Remißionsquantum, vom iſten Dctober dies 
ſes Jahrs an, in den großen Städten sind für die Stadt 
" Münden und Neuftadt Hannover auf $, für die Adels 
: gen Heinen Städte umd das platte Land aber auf & bes 
nach der Perſonenzahl ſonſt zu entrihtenden Quanti an⸗ 


zufegen. 


1. 
Entwurf der im Lande Hadeln befteßen. 


den Gerichts- Berfaflung. 


Bon dem Herrn Ober s Commiffaie von Spredelfen. 


Beſchluß. 
Ye Ober Stadt; und Ober Stadt: Appellar. 


tionogericht, gehet die Stadt Otterndorf als den 


Dritten 
2) re Annalen aten Jahrg. 46 Städ, ©. 10. 


432 R_ ) 
dritten Stand allein an, und Kat daher feine gebepyelse 
Benennung, weil bey dem Oberfladtgeridite nur bie 
Sachen vorfommen, weiche dahin in erfier Inſtatzz ges 
horen, ober durch die Remiffion von dem Stadtmagiſtrate 
an baflelde gewiefen werden; bey dem Dberfladts Aps 
prllationsgerichte aber die Sachen verhandelt werden, 
in welchen bey dem Stadtgerichte von den daſelbſt - ges 
fülleten Urcheln appelliret worden. In Gefolg birfes 
Unterſcheides, dat auch der aus acht Perfonen beftehende 
. Gtadtmagiftrat . allein bey dem Oberſtadtgerichte Sig 
und Stimme, . nad dem zeitigen Kern Gräfen als 
Mräfes, dem Gerichtsdirector, welcher das Direcrorium 
nebſt dem Protocol führer, und: dem zwenten Beamten 
ale koͤniglichem Aſſeſſor: und da derfelde nach geendigtem 
Dder s Stadrgerichte abgeher; fo wird das Appellations⸗ 
gericht varauf von den zur Juſtiz verorbnneten koͤniglichen 
Dfficianten allein gehalten. _ 
Ätternd. Stadtrecht Art. 1. item Nachricht, was 
ein Srerdtarins zu beobachten hat. 


58. 41. 
Dieſes gedoppelte Gericht unterſcheidet ſich derin 
von dem Lands und Viergerichte, daß an dtieſelbe auch 
ſolche Sachen gebracht werden, welche blos verſoͤnliche 
Klagen 3. B. Schuld und Injurienſachen, ſowohl in 
erſter als zwoter Inſtanz betkeffen, und daß auch bey 
dem Ober⸗Stadtgerichte im erſter Inſtanz ledige Perfors 
nen ihren Gerichtsſtand nehmen, wovon der Grund 
wahrſcheinlich darin beruhet, daß von dem Stadtgerichte 
zu Otterndorf feine Devolution an das ertraordinaire 
oder Obergeriqt- wie von den Kitchſpielgerichten Statt 


dat; 





. fat: wethals die dey ſothanem Stabtgerichte vorkom⸗ 
miende Sachen, von welcher Beſchaffenheit fie auch ſeyn 
möger, nothwendig an das Ober⸗ Stabts und, Appella⸗ 


tionsgericht werden muſſen; und daß die in der Stadt 


ſich aufhaltende ledige Leute mehrentheils Handwerks⸗ 


burſche find, Deren Streitigkeiten gewoͤhnlich in die Pos 


Uzey fchlagen, wiewohl dennoch mit diefen lezteren es fo " 


genau nicht genommen- wird, und auch aus der Stade 
Otterndorf vielfältig Jedige Perfonen vor das extraordi⸗ 


malte oder Obergericht gezogen worden. 
og  % 42. 


Auſſer dieſem verhält fi alles bey den vorbemerk⸗ 


" sen beyden Gerichten, wie bey dem Land s und Vierge⸗ 
. Ste, indem ed mic ſelbigen allemal zugleich und zwar 


am Sonnabend‘der Woche, darin die anderen zuſam— 
mengefegten DObergerichte einfallen, ebenfalls In dem 


herrſchaftlichen Amthauſe gehalten. wird. Zwar ſollte 


babey, wie bey dem Stadtgerichte nach ſaͤchſiſchem Pros 


zeſſe verfahren werden, indem bie Stadt in fublidium 
‚ auf das gemeine ſaͤchſiſche Recht gewieſen iR; man trifft. 


aber jegiger Zeit faſt überall keine Spur miehr davon 
an, nachdem das fatale octiduanum bey Annehmung 


eines Eides r bie ſachſiſche Verfolgung eines Arreſtes 


nebſt der Kummerklage, welche ſich noch am laͤngſten 
erhalten haben, ſeit verſchiedenen Jahren gleichſau aus 
der Gewohnheit gekommen find, 
Worrede zum Stadtrecht. 


' " $ de 
Defto gewiſſer if aber die ſaͤchſtſche Läuterung 


nebſt der. Appellation an die königliche Regierung zu 


Kanal se Johıg, #8) BE. Racer 


434 XX 


Ratzebarg, wie von dieſem hohen Gerichte au das hide 
Tribunal zu Zelle, womit es durchgehends, wie bey dem 
Lands und BViergerichte, gehalten wird. Die Spoer⸗ 
tein fallen gleichergeſtalt den in loco anweſenden bey 
Den Suftizbeamten zu, and die Herrſchaft befämme von 
einem Endurtheil 7 Mark; in Aufehung der Brüde 
d’ngegen, iſt dee Unterſchied, daß felbe nit wie bey 
dem Eonfiftorie, Lands und Wiergerichte der Hohen Herr⸗ 
(haft allein gebühren,, fondern der Stadtmagiſtrat zum 
beitten Theile daven participiret, welcher dritte Theil 
wieder zwifchen dem Magiſtrate und dem Straffaͤlligen 
getheilet wird. 
6. 44 


Die Rechte auf weiche diefe Berichte gewieſen And, 


machen loͤbliche Gewohnheiten und Gebrände, das 
Dtteenborfifhe Stadtrecht und Ins Land ergangene als 
gemeine und befondere Ianbesherrlihe Verordnungen, 
und endlich Dasıgemeine Sachen s Recht aus, 
„S. nebft der Vorrede zum Stadtrecht die VBerord⸗ 
nung Herz. Julins Heinrichs vom zoſten May 
1654 
6. 45. 


Dos fogenannte Ertraordinair⸗ oder Oberges 


sicht ſcheinet In der erßen Hälfte des 17ten Jahrhun⸗ 


derts angefteller zu ſeyn, weil deflen in der Refol. gra- . 


vam. Herzogs Zulius Franz de 1679. ad gravamen 
‚ und 2 gedacht wird, und zur Abſicht gehabt zu haben, 
daß Sachen, die keinen Verzug gelitten, und von ben 
übrigen nicht beſtaͤndig bey einander geweſenen Gerichs 
can ſofort nicht vorgenommen werden konnen, nicht auf⸗ 


⸗ſ⸗ — 


.. 4435 
veſdeben werben dürfen, dabey man aber in der Folge . 
nicht ſtehen geblieben. Es wird allein unter dem Prös 
dio des zeitigen Herrn Gräfen, von dem (Gerichtsdis 
rector und zweytem Beamten als koͤniglichem Aſſeſſor, ohne 


Theilnehmung der Landflände, wöhentiih, am Doms: 


nerftage, in dem herrſchaftlichen Amthaufe gehalten, und 
wird dabey in eben der Waage verfahren, als foldes 
Hey den vorher beruͤhrten Obergerichten bemerklich gemas 
chet iſt, nur daß bie, von den Untergerichten an daſſelbe 


„ gehende, Appellationen nicht bey der erften Juridic nach 


ber Einlegung, fonbern biunen ſachſiſcher Friſt eingefuͤh⸗ 


ret werden muͤſſen. 


§. 46. 
Die Perſonen und Sachen, welche vor bieſes 
richt gehören, find: a) alle Exemte, bie nicht unter die 
Kirchſpiels⸗ und Stadtgerichte gehören, b) die herrichafts 


| lichen Pächter und Meyer, und zwar diefe leztern fos 
- wohl in perfonalibus als realibus nebfl ben beym koͤ⸗ 
nigllchen Amte angefielleten Unterbedienten; c) ale 


nicht angefefiene ledige Leute, und zwar dieſe jegt bes 
nannte fdmtlich für ihre Perfonen in erfier Inſtanz, da 
fe fonft gleich andern exemtis in realibus, wenn von 
ihren eigenthämlichen Guͤtern die Brage iſt, Ihren Ges 


richtsſtand bey den vorbemerkten Berichten haben, 
qh alle Sachen, welche verfönlihe Klagen betreffen, 


ohne Unterſchied, fie mögen angehen, wen fie wollen; 


wie denn in diefen Sachen von den Kirchſpielgerichten 
allein an Diefed Gericht appelliret werden kann, an weis 


des auch die Remiffionen gehen, falls dergleiden von 


don Kirchſpielgerichten erkannt werden. Endlich e) 


Sf: Sachen, 


436 XXMo 

Balhenz welcheherrſchaftlche Gerechtſame un Dekude 
‚Weleffem; augeſehen es’riithe geſtattet wird, daß ſelbe 
vor. den andern Gerichten verhandelt werden. 

‚= ı Bruchfälle, welche eine: weitlaͤuftigere Unterfachung 
erfotdern, befonders actiones fifcalitias foflen.vorbin Hey 
dieſem Gerichte ausfchlieglich verhandelt fepn; . Dies ge 
ſchicht aber nichtmehr, fondern fie werben, nach deren 
. Bene, bey allen Obergerichtin vergerden. 
8.. 47. 
Die Rechtsmittel find dieſelben, welche fr den 
"anderen Gerichten gebräuchlich; und gehen die Sachen 
‘auf gleichen Fuß, ſowohl an bie Lönigliche Reglerutig zu 
Rabeburg, von da aber ˖ aAn das Hohe Tribunal, wenn 
We ſich dahin, nary den'bey allen weltlichen Gerichten 
Fefgefehten Appellatdonbſurumen, weiche an die önigtde 
‚he Regierung zo Gulden, ah Pas hohe Tridundl aber 
400 Rthir. betragen, aualifichren. Auch hat es’ mil 
den Sporteln und Bruͤchen die nemliche Bewandniß, 
wie bey den Lands und Viergerichten, nur daß die > 
Mark Urthelgefaͤle bry dieſem Gericht nicht erleget 
werden barfen. Well bey dieſem Gerichte ordentlichers 
weiſe nichts die Stadt Otterndorf und deren Einwohnze 
angehmdes vorkommen kann; fo wird dabey lediglich 
nad benen in 636. bemerkten Geſetzen verfahren: wie 
denn auch die in Kraft getretene Urthel, auf eben die 
Art als bey den andern Gerichteũ, dur Bolifttedung 96 
dragt werden, | | 

u iu ’ 
Das Brecutionsgerkht.- wird allein von Sem 

aekigen Herrn Seaſen, ohne Zuthun der. deyden andern 
ugs 


\ 


— — —— û * 


+ 


0 


taniglichen Beamten beforget, "und ‚hat. blos liquido 
Schuldſachen zum Gegenſtande, welche: eneweber in er⸗⸗ 
ſter Jaſtanz gegen-exemse Perſonen an daſſelbe, gebnachtg“ 
oder: von: den -Iintergerichten dahin/ vemitniret werden; 
weshalben die: dabey in erſter Inſtanz angebrachte Klar 


| . gen ſofort an die ordentlichen-Gerichte verwieſen wern 


den, ſobald der Schuldner auf. das ausgegangene Dransz 


dat ober-Labung ſich zum Nechte erbtetet; ‚welches jedoch 


bey den/ von den Untergerichten dahin remittirten, Sa⸗ 


chen wegfaͤllt, wei im dieſen ſchon bey den Untergerich⸗ 


ten Befehle und Gebote ergangen, wodurg der Schuld⸗ 


ner en gemmben. en J 


De Tas 49. 
ei⸗ ſqriftuichee Verfahren wich dabe nicht vorn. 


ſtattet, fondern alles muß mändlich verhandelt werden, . 


und swar wird folgendergeftalt procediret. In Schuld⸗. 


ſachen, welche nicht Capital oder Zinſen, ſondern u Ä 


Vochſchulden betreffen, wird ein , Befehl erlaſſen, und , 

len ſolcher nicht verantwortet wird, muß der Schuld⸗ 
ner dreymal vor das Erecutiensgericht, welches wie 
chentlich am Beeytage gehalten "wird, eitiret werden; 


welches jedoch lediglich eine Fermüchteu if, weil keine 


Ausreden zugelaſfen Werden, vielmehr der’ * Siäutönee 
ſchon dadurch allen Aubſiachen entſagci, Raß ee d 


Befehl nicht verantwortet, hat, Im deitien Termin 


wird daher. die. &yesution erfannk, pelche. vach hen, Bers 


| langen .des Glaͤubigers eytmedey in ber, millsairiihen 


Execntion oder in dem Einlager, ode; in Dex,  Ipmien 


sder Pfaͤndung beſtehet. In den beuden erfiessp — * | 


verfaͤhret dad Great unmitsejägr, und Deieget 
8 3 ents 


. ' 


438 DPA | 

eutweber den Schaldener mit einer Execution taͤglich zu 
ein gewifies, welches wochentlich erhöher und dur einen 
Soldaten angefaget wird; oder es wird dem Schalbdener 
ein Dre zum Einlager angewieken, babin er von dem 
Serichtsdiever eingefordert und ſowohl Morgens als 
Abends viſitiret wird; an weldem Drte er fo lange 
Bleiben muß, His die Bezahlung verfüget IR, wiewehl 
der Gläubiger nah Verlauf von einigen Wochen darauf 
dringen kann, daß der Schuldner in das ordentliche 
Gefoaͤngniß gebracht werde. Wird hingegen auf die Im⸗ 
miffon oder Pfändung angerragen; fe wird dazu ein 
Eommifforium an das ordentlihe Gericht erfannt; es 
fann aud ber Glaͤubiger, wenn er ein Zwangemittel 
anfaͤnglich gebeten hat, ſich noch immer veraͤndern und 
ein anderes wählen, wobey er jedoch dem erſten entfas 
gen muß, 


4 
90. 


$. 
In ſolchen Squidiachen da Kapital oder Zinſen 


"gefordert werden, ergehet fein einfaches Mandat, fons 
. bern eb werben drey fogenannte Gebote erlaffen, worauf 


der Schuldner noch dreymal vor Gericht ciriret werben 
muß; nach deffen Beſchehung erſt, wie bey den anderen 
Schuldſachen, mit der Execution verfahren werden fann. 


6. ‚J To i 
ou diefem Berichte werben auch Concurſe ertaunt, 
wenn der Schuldner durch die, an daſſelbe gebrachte 


Schuldklagen zur Ceſſion der Gauͤter gendthiget wird, 


es werden aber die Concarſe bey dem Executionsge⸗ 
richte ſelbſt nicht verhandelt, fondern. es wird bem or⸗ 
| bents 


XXR 439 
bentlichen Gerichte des Schuldners von deſſen Zulaſſung 
zum beneficio ceſſionis Nachricht gegeben, weihes 
ſodann den Concurs zu infiruiren bat. 

Verfigung vom roſten Nr. 1740. und einige 
naqhherige. | 
N 6 5% | 
Daferne aub bey den andern Gerichten ein Erkennt; 
niß durch militairiſche Erecntion zur Vollſtreckung ges 
bracht werden foll, muß foldhes bey dem Executionsge 
richte oder dem jebesmaligen Herrn Graͤfen geſuchet 
werden, ald dem die Erkennung der militairiſchen Exe⸗ 
eutton allein zuſtehet; wovon blos bie Beytreibung der 
herrſchaftlichen Gefälle ausgenommen iſt, zu deren Be⸗ 


EN‘ 


| 5 fofennigung den Untergerichten,, Bey welchen, nad dem 


den Ständen zuftehendem iure fubcollectandi, die He⸗ 
Bung ftebet, verſtattet if, die militairiſche Erecutlon für 


| ſich anszulegen, 


5. 53. 

In Abweſenheit des Herrn Graͤfen verwalten bie 
beyden anderen Beamte das Executionsgericht vicario 
modo, und werden die dabey fallende Gebuͤhren dem 
Herrn Sräfen berechnet, dam fie allein zuſtehen. 


54. 

Bey den Polizeyſachen komme zur Erwegung, 
ob darin etwas die Polizey besreffendes zu verändern? 
oder ob s auf einzelner Perfonen oder Eommünen gegen . 
einander prätenbirendes Recht anlomme? und wie felbe 
in dem legten Galle unter die zur. Juſtizderwaltung vers 

814 ordnete 


42 IR 
Dipekts sehalen uub wmeoren an das Gerlht zu Bidls 
Uingebättel, als ein Dbergerigit, aypelicet wird, 

Kinigl. Referipte am die Landſtaͤnde bes Herzes⸗ 
thums Lauenburg vom z3ften ep. 1731. und 

34 Sehe. 1732. 

59. 

Zur Werwaltung diefeg adeliden Gerichts IR ein 
Jufitiarius beſtellet, welcher es auf dem abelihen Hofe 
Hält, und fewohl in erfter als zwoter Inſtanz, in allen 
vorlommenden Sachen ohne alle Ausnahıne erfenner, 
mithin omnimodam iurisdictionem anſsabt. Das 
“ Berfahren it dabey volentommen fo, wie bey andern 
Obergerichten bes Landes, nur daß bie Appellatiouen 
nicht an die Regterung, fonbern an das Hofgericht z0 
Nabeburg gehen; von ba die Sachen weiter an das 
hohe Tribunal zu Zeile gelangen. 


6. 60. ' | 
Die Gey diefem Patrimonialgerichte auffommende 
Soporteln und Bruche folgen dem Gerihtshersn, als 
Erüchte der Gerichtebarkeit und bie Geſetze ind dieſelben, 
welche bey den Landesgerichten befichen. Von ber peins 
Uchen Gerichtsbarkeit wird unten das Möchige beruͤhrer 
werden. 


6. 6. 
Sn Handhabung der peinlichen Gerichtebarfeit 
im Lande Hadeln iſt von uralten Zeiten her, anf eben 
die Art, wie bey der bürgerlichen Gerichtsderwaltung, 
in jedem Stande, ein beſonderes Sericht beſtellet, wei? 
Ges das Criminalgericht des erſten, des zweyten und 
drit⸗ 


En 2. > 443 
dritten Standes genannt wird, vom welchen ein jedes 
ſeinen beſondern Serichtabeuirt. wie ſeine beſondere Bey⸗ 


ſther bat. “ 
6. 62. 


Vor das Eriminalgericht des erften Standes gehdr 
sen alle peinliche Bälle, welche in den. 6. 28. nahmhaft 
gemachten fieben Kirchipielen des erſten Standes vors 
tommen, ſelbſt die darin belegene herrſchaftliche Höfe, 


BGorſten und andere Gründe nicht ausgenommen; und 


‚ figen auch nebſt dem Herrn Gräfen, dem Gerichtsdirector 


und zweyten Beamten, die fieben Sauisheißen des erfien 
Standes mit im Gericht, 
Polizeyordnung Herzog Franz von 1597. Art, 35. ' 
Confirmat. privileg. Otterndorf. D. Henrici de 
1582. \ 
_ Refolut. grav. D. Augafi de 1620. den — * 
Septemb. 
$. 63. 


Das Berfahren iR dis zum Urthelle caquiſttoriſu 
and fängt mit der Generalinquifition an, welche leztere 


bein Untergerichte des Ortes gebäiret, im welchem fich der 


Ball: Gegeben hat. (Reſolut. vom ıgten Jun. 1769. 
item vom zıten Gept. 1786. und >»ten Sal, 1787.) 


Wenn die Specialinquifitton geſchloſſen If, muͤſſen die 


Acten an eine auswärtige Juriſten⸗ Bacultät zur Einho⸗ 
fung eines Uethels verſchicket werden; wobey dee In⸗ 
quiſit, der fih, wenn er ad articulos vernommen, eis 
nen Defenfor wählen kann, durch deu feine Defenflon 
serhaudelt wird, das Recht dat, im SInrotklationster 
mine drey Unlverſitaͤten er... wiewohl ihm 

anders 


444 a2, 
anverweßret if, allenfalls‘ and wirt de Opecielinneis 
fition feine Defenfion au führen + . . 
$ 64. 
Unter, gewiſſen ——— faun noch ne fers . 


ee 


* tonigi. Regierung. jü "Hannover zut Sepätigung 
oder Abänderung eingefhidet, und deren Berfüguhg ers 
wartet werden. Eine] Provocatio ad Principern iR ins 
zwifchen worher noch erlaubet, doch muß ſelbe 03 der 
konigl. Regierung au Rabeburg übergeben werben. ’ 
Regiminalteſcript vom asfien Nov. 1731. 
——8. 63. 

Auch dleſes Gericht wird in dem gersfgaftigen 
Haufe, auf der gewöhnlihen Gerichteſtube, gehalten ; 
wenn aber eine Lebensſtrafe erkannt iſt, wird. an einer 
bazu beſtimmten Stelle, unter freyem Hlmmel, ein hodhs 
nothpeinliches Halsgericht, nach einem alten Formulare 
geheget, bey welchem der. Fiscalis in criminalibus eine, 
ans ben Acꝛen gezogeno, Klage aubringtet, Über deren 
Inhalt der Inquifit vernommen und worauf nad) deſſen 
efolgtem a, zur Execution geſqitten. wird. 

13 66. 

Die zur Execution beſtimten Pläge 8* dem Hoch⸗ 
gerichte, Ans? allen Criminalgerichten gemein ; idie Atzungs⸗ 
famt den Prozeß und Executionskoſten aber, tehgt eis 
jebee Hand’ für ſich allein, und muͤſſen ſelbe von ben 


Unserthänen onfgedradt werden, im Zal Ser Jaquiſie 
nicht 


L 


aitt in. bie- ‚Koften veruröhellet Wird, : ober aut deffen 
‚Bermögen. nichts zulesheiten iſt. 23 
Polijeyordnung de 1597. art. 35. 
Regim.:Refcript vom iſten Nov. 1735. 
‚ Befol. vom ıoten Gebr. 2700. | it. vom sten Octob. 
"1756. erg ..o 
re PP OT ur. 
Auſſa ver peinlichen. —— Ottmung, dem 
fünften Theile des hadelſchen Laudrechts und verſchiede⸗ 


nen ‚Specials Verordnungen ;:.wird- beſonders beyr demn 


Spnaujfitions » Progefie aufe die im Jahr 1749. zu: Stade 
onnat Criminal · Inſtruction Ruͤckſicht genommen, 
$, 68. .® on Zr ‘ 


9 Eriminat Gericht des zwenten Standes, bes 


ſtehet aus dem Herrn Graͤfen, dem Gerichts «Director, 
dem zweyten Beamten und den fünf Schultheißen der 
6. 37. benannten 5 Kirchſpiele des niedrigen Landes oder 
zweiten Wtandes, "über welche ſich and deſſen Gerichts, 


barkeit exfiredet; and welche nicht weniger De Saqnifl 


tonstoften für ſich tragen maſſen · 
Zr 6. W0. I nr 


. Alles —* iſt dem vlg sie, was in den 6. $ie 


61 Bis 65: von dem Trimiwalgerichte. des erſten Stans 
des angeführet iſt, weshals m man fd. lediglich darauf der 
aleden, 

un . yo. mn 
. PIUPRIRIRING: wes dritten Otandes geht bios 
Me-&tadt Otterndorf und derfen Gelamart" dm zten 
“ Btänd an, werhalb-dabey der’ otterndot ſuche Scadtratd 


nf dem Heren Graͤfen, Serichtädirecior · und wen u 


0 7 Er? 


— 


PP en 2. 25 
 Bevoimädtigten des Richfpieis, erwißlet, uub von dem 

Gerichte in Eid genommen wird; weranf er in unb anf 
fer Gericht das Protocol führer, bey den rechcichen ups 
(deibungen aber nur eine rächlihe Stimme bat. Ges 
meiniglich ik diefe Stele mit der Organifien Gebieuung, 
Behaf beſſeren Auslemmens , verbunden. 

6. 77- 

De erfen Enrichtung noch, follen ſich bisfe Se 
richte wödentiid. am Zreytage verfammien; es geichieht 
jetzo aber, nad Beſchaffenheit der Nothdurſt, au einem 
beliebigen Tage und an einem beflimmıten Orte bey ten 
Kirchen. Nach ehem biefer urfpränglihen Berfaflung 
haben fie eine ordentliche Gerichtsbarkeit in allen perſon⸗ 
uchen und dinglichen Streitigkeiten der Einwohner des 
Kirhfpiels, die Bis zur völligen Eroͤrterung, vor dem 
Kirchlpielgerichten ausgeführet werben, weshalb dieſen 
Gerichten nicht vorbeygegangen werben darf. 

Canft. Herzog Bean; de 1657 und 1679 

it. Conft. D. Frahittsei de 1601. 

Unter der hohen Direstiön. des Herrn Graͤfen, gu 
buͤhret ihnen auch die Aufficht Aber die Pollzeyangelegen⸗ 
heiten, alſo daß fie in Teich Schleufens und andern zui | 
Polizey gehörigen Sachen, Gtrafe erkennen, auch Ges 
Bor und Verbot erlafien Einen, jedoch alfo, daß fie 
nichts Neues verordnen und In erheblichen ˖ Sachen an 
den Herru Graͤfen berichten muſſen. Zugleich Tiehet 
{Öuen die: Erbſchaftsbertchtigungen, Aufnehmung ber 
Sinventarion und Bevormuͤnderungen der Kinder, wide 
allein der ihrem Gerichtszwange untergedenen, ſondern 
wir der velterdenen exeiten Perſonen, die im Kirch⸗ 

| ſpiele 


Seen —— 757 


KR _,7 0% 449 


‚ fpiele gewohnet Haben, au, welche Vormuͤndere nachher 
vor des Kirchipielgerichten ihre Rechnungen ablegen und 
rechtfertigen mäflen. . Ein jedes Kirchſpiel hat Ader dies 
fein öffentliches Kaufı und Pfand » Protocell, welches ’ 
vom Schultheißen gefährer wird, der die Kaufcontracte 
nebſt den Pfanbverfchreibungen, weiche vom Kirchſpiel⸗ 
„Achreiber aufgeſetzet werden ,, beſtaͤtiget. Dieſe Beſtaͤti⸗ 
gung der Kaufcontracte, geſchiehet ordentlich bey der 
. ‚Mientlichen Hegung des Friedens und Vaunes, wiewohl 
es auch außer dewſelten geſchehen kann. 
9 78. 
Has gerichtliche Verfahren ift eben alfo, wie bey 
‚ben Sands und Viergerichten und wich die Nothdurft in 
wechſelſeitigen Schriften verhandelt, aufier daß in In⸗ 
jusienfächen, wenn nicht ein anderes geflattet wird, alles 
muͤnbdlich von den Partheyen ſelbſt vorgetragen werden 


Verordnung von Injurienfachen vom 2. Jan. 1751. 
.. Es ift audy das befondere bey diejen Gerigten, daß 
feine eidliche Zeugniſſe aufs noch Haupteide abgenommen 
werden koͤnnen, ſondern wenn dergleichen erforderlich, 
die Sachen an die obere Infor) verwieſen werden 
müflen. . ff 


5. 79. | 
. In allen andern Faͤllen beruhet es auf das Gericht, 
05 es in den vorkommenden Sachen ſelbſt erfennen, oder - 
Ä fe ur Entſcheidung au bie tampetense obere Inſtanz 
vtrweiſen wolle, und bleibt den Partheyen im erſteren 
Zalle nichts anders übrig, als wenn fie. mit dein gefaͤlle⸗ 
“sen. Ustheile nicht friedlich, binnen zehn Sagen mänds 
. (Annal, seSahns: ae &t.) * Ulich 


— 2 
en — mi 


444 oo: BER 
unverwehret if, allenfalls auch wider die Opreclelnca 
tion feine Defenflop au- Fähre. .., ,. 

6. 64. 

Unter gewiſſen Einſchraͤnkungen kann noch eine fers . 
| nere Defenflon geführet werden ; wenn aber dergleichen 
nicht weiter Statt hat, muß das eingeholte ulethei falls 
eine ſchwere Leibes ober Lebendftrafe erkannt iſt, an die 
Hohe koͤnigl. Segierung fi Hannover zur Beſtatiguns 
oder Abänderung eingefhicket, und deren Berfüguhg er⸗ 
wartet werden. Eine! Provocatio ad Principem if ins 
zwifchen : vorher noch erlaubet, doch muß Seide vbey der 
koͤnigl. Regierung au Rabeeburg übergeben werden. 

‚ Bestmtnaleeie vom. asften Nov. 731 
| . 66. 
Auch bieſe Bericht wird in dem herrſafichen 
Hauſe, auf der gewoͤhnlichen Gerichtsſtube, gehalten; 
wenn aber eine Lebensſtrafe erkannt iſt, wird an einer 
‚dazu beſtimmten Stelle, unter freyem Himmel, ein hoche 
nothpeinliches Halsgericht, nach einem alten Formulare 
geheger, bey welchem der, Fiscalis in criminalibus eine, 
aus den Adyen gezogene, Klage aubringet, über deren 
Inhalt der · Inquifit dernommen und worauf nad) deſſen 
folgten Setandoige- zur Execution geſaruna wird. 
oo... Sg 86: - " f 

Diẽ zuͤr Eyrecutien beſtiimmten Pläge med dem Hoch⸗ 
gerichte, ‚ins aflen Criminalgerichten gemein ; die Agunges 
ſamt den Prozeß⸗ und Executlonskoſten aber, trägt ein 
jede? Stand für ſich allein, umd muͤſſen ſelbe vom dem 
unterthanen aufgedraqht werden, im Fall ber Inquiſit 
I nicht 


t 


Emm ‚ BR 77 


gaicht in⸗bie Kofen verurtheilet wor: ober ur "beffen 
Kermögen,nichts zu lerhalten iſt. 
Polijeyordnung de 1597. art. 35. . 
Regim.-Refeript vom igten Nov. 1735. 
‚ Refol. vom ıgten Gebr. 1740. it. vom sten Octob. 
: 2756. re ern 
2 Li > 0 Gr. 
Aufer ver peinlichen · „Auksgerichts /Ordnung, dem 
fanften Theile des hadelſchen Laudrechts und verſchiede; 


um ‚Special: Verordnungen ;: wird · beſonders ben dem 


Inquiſitions⸗Prozeſſe aufıdie im Jahr 1749..,50: Stade 
rende Criminal: Inſtruction naar genommen. 
8. 63. 2 


Eu“ Ceiminal / Gericht des zweyten Standes, bes 


ftehet aus dem Herrn Graͤfen, dem Gerichts «Director, 
dem zwenten Beamten und den fünf Schultheißen der 
6. 37. benannten Kirchſpiele des niedrigen Landes oder 
zwehten Standes, "über welche ich auch deſſen Series, 


barkeit erſtrecket/ und welche nicht weniger die Suanifl an 


tonstofen fir ſich tragen niüffen: 
eg FL. > usaEe NE 


Alles —* iſt dem volllg gleich, was in den s. se 


61 dis 65: von dem Trimiwnlgerichte. des erſten Stans 
des angeführer ift, weshalb man ſich. lediglich darauf be⸗ 
aid T 

2* er 70. * gm 
4 Der Erimimelneice us —R geh blos 
dle Stadt Otterndorf und defſen Selamart' ie den sten 


5 Stand an, weshalb: dabey der oiterndotſiſche Omar) | 
nach dem Heren Graͤfen, Serichtidirece und ziwenten 


Os 


— 


f 


Beainten Sig und Stimme haben z wie denn an dem 

Magiſtrat zu Diternborf die Benraltagakfeion ge⸗ 
buͤhret. 

Confirm. privil. D. Henrici de ı 58. 


5. 2 Du | 
Sonf verhält ich alles, wie beym Criminalgericht 
bes erften Standes, und därfte wohl ein auf dem herr⸗ 
ſchaftlichen Amthauſe ſich begebender Criminalfall, daven 


„keine Ausnahme machen; nur wird ſtatt bes vorhin be⸗ 


merkten Landrechtes hieſelbſt auf das, was in dem ot 
terndorfiſchen Stadtrechte von ſtrafbarer GBuße und pein 
lichen Faͤllen berudret worden, beobachtet werben muͤſſen. 

Reſolut. Grav. D. Augukti vom aoſten Septemb. 

1620. 
item Confirm. Privil. Otternd. D. Henrici de 
1582 a 
5.72. 

Geringere Verbrechen, die nit auf eine Lebens 
oder ſchwere Leibesſtrafe gehen, werden von dem im 
Lande angeftelleten, Commillario Fifci geräget , und 
wirb dabey vor den ordentlichen DObergerichten verfahren; 
wie dann auch in folgen Fällen, bie ſonſt gebräuchlichen 
Rechtsmittel und Devolntiones, gleich den buͤrgerlichen 

Sagen flatt finden. | 
- | $. 73. 

Das mit dem abelihen Gute Wellingbättel ver 
Infiyfte peinliche Patrimonialgericht, Hat nicht weniger in 
dem dahin gehörigen Gerichtsbezirke omnimodam Juris- 
dictionem, und verfaͤhret in. allen Stuͤcken nach dem, 
was 5. 61 und 62. beruͤhret iſt, auſſer daß dem Theil⸗ 


— — 


nen werden von hoher Landesregierung auf eingeſand⸗ | 
ten Vorfchlag; dreyer Oubjerte, deren Präfentation den 


\ Nantes, von den vorgenannten Gerigtspsrfonen ned 
u 


0) u 447 


mit dem Lande einerley Stelle zu den Executionen, wes⸗ 


halb «6 aud zur Unterhaltung bes Hochgerichts zum 
dritten Theil concurriret, in deſſen Betracht die Gegen⸗ 


wart bes Gerichteherrn, auch bey deſſen neuer Errich⸗ 


tung erfordert wird. Die Koſten ber peinlichen Unter⸗ 
ſachung muß Yanegen das Darstmaniaigerigt für ſich 
ſtehen. 


ET 


Die im Sande angeordnete Untergerichte find : 
J dierauf, theils die In den zwoͤlf Land⸗Kirchſpielen anges 
fellete Rirchſpielgerichte, von weichen ein jedes Kirch⸗ 
ſpiel fein eigenes Bericht hat, theils das Stadtgericht 
zu Ötteendorf, weichen das 6. 53. Benannte Theil⸗ 

gericht zu Dorringwohrt ne 


$. 
Die Biräfpielgerihte Trhoten aus den Schult⸗ 


‚heißen eines jeden Kirchſpiels, nebſt den im jeglichen 


Kirchſpiele angeftellesen Landſchoͤpfen, beren nach der 
Größe des Lirchſpiels 2, 3 bis 4 find. Alle dieſe Perſo⸗ 


Sandfländen zuſtehet, ernannt und auf die Juſtiz ordent⸗ 


Uuich vereidet. Ein fees Gericht hat aͤberher feinen 


Actuarium, der, unter dem Namen eines Kirchſpiel⸗ 


Gerichte zn Dderingwehrt wohl ſchwerlich Die Geniratı 
Inquiſition wird äberlaflen werben Einen, da es Beine. 
‚ ordentliche Beyſitzer hat. 


8. 74 | 
. &8 Hat feine eigene Gefängniffe, bedienet fi ale 


m 


‘ 


448 en ___ , _ 
Gevollmaͤchtigten des Kirchſpiels, erwählet, und. von benz 
Gerichte in Eid genommen wird; woranf er in und-anf 
‚fee Gericht das Peotocoll führer, bey den rechtlichen Eut⸗ 
(heidungen aber-nur eine rächlihe Stimme bat. Ges 
‚meiniglich iſt diefe Stelle mir der Organiften + Seoienung, 
Behuf befferen ut. verbunden. 


6. . 

Dr erfen Bturihtung at, follen ſich biefe Ge⸗ 
richte woͤchentlich am Freytage verſammlen; es gefchiehe 
jetzo aber, nach Beſchaffenheit der Nothdurft, an einem 
beliebigen Tage und an einem beftimmten Orte bey den 
Kirchen. Mach eben biefer urfpränglichen Verfaflung 
haben fie eine ordentliche Gerichtsbarkeit in allen perföns 
lichen und binglichen Streitigkeiten der Einwohner des 
Kirchſpiels, die bis zur völligen Eroͤrterung, vor dem 
Kick! ſpielgerichten ausgeführer werden, weshalb dieſen 
Gerichten nicht vorbeygegangen werden darf. 

Conſt. Herzog Franz de 1657 und 1679. 

it. Conft. D. Frahttsei de 1601. 

Unter der hohen Directiön. des Herrn Graͤfen, ge 
bahret ihnen auch die Anfficht über die Polsseyangelegens 
heiten , alſo daß fie in Teich⸗Schleuſen⸗ und andern zui 
oltzey gehörigen Sachen, Strafe erkennen, auch Ge⸗ 
Bor und Verbot erlaffen können, jedoch alfo, daß fie 
nichts Neues verordnen und in erheblichen Sachen an 
ven Herrn Graͤfen berichten :müffen. Zugleich Teehet 
t6uen- die. Erbſchaftsberichtigungen, Aufnehmung ber 
Inventarien und Bevormänderungen der Kinder , niche 
allein der ihrem Gerichtszwange untergebenen, ſondern 
ſelbſt der verſtorbenen exemten Perſonen, die im Kirch⸗ 
ſpiele 


— 


Bo. 0 449 
ſpiele gewehnet Haben, au, welche Vormuͤndere naher 
vor dem Kirchfpielgerichten ihre Nechnungen ablegen und 
sechtfertigen muͤſſen. Ein jedes Kicchfpiel hat Aber dies 
fein ‘öffentliches Kauf⸗ und fand » Protogofl, — 
vom Schultheißen gefaͤhret wird, der die Kaufcontraete 
nebſt den Pfandverſchreibungen, welche dom Kirchſpiel⸗ 
„chreiber aufgeſetzet werden, beſtaͤtiget. Diefe Beſtaͤti⸗ 
gung der Kaufcontracte, geſchlehet ordentlich bey dee 
ffentlichen Hegung des Friedene und Baunes, Biene! 
es auch außer beinfelben gefchehen kann. ; 
| En TE 7 DE 
Das gerichtliche Verfahren iſt chen alfo, wie dep 
ben Sands and Viergerichten und wird die Nothdurft in 
wechſelſeitigen Schriften verhandelt, auffer daß in In⸗ 
jurienfachen, wenn nicht ein anderes geftattet wird, alles 
Ä ni von den Partheyen ſelbſt vorgetragen werden 


Verordnung von Injurienſachen bot 2. Jan. 1751. 
Es iſt auch das befondere bey dieſen Gerichten, daß 
Heine eidliche Zeugniſſe aufs noch KHaupteibe abgenommen 
werden koͤnnen, ſondern wenn dergleichten erforderlich⸗ 
die Sachen an bie obere Zuſtam werwieſen werden 
můuͤſſen⸗ F of 


5. 79. 

v gIn allen ändern Faͤllen beruhet es auf das Gericht, 
ob es in den vorkomnienden GSachen ſelbſt erkennen, oder 
fie ur Entſcheidung an bie tampetente obere Inſtanz 
vgeweiſen wolle, und bleibt den Partheyen im erſteren 
Falle nichts anders uͤbrig, als wenn fie mit beim gefoͤlle⸗ 
in Urtheile nicht friedlich, Binnen zehn Tagen můnd⸗ 

. (Hana, sr Jahrg. ae &t.) 8⸗ N 


‘ 


40 - RE: 
lich oder ſchriftlich, an das gehoͤrige Obergericht gu appel⸗ 
- Keen. Die Läuterung ift bey diefen Gerichten nicht ges 
-Bräucli und auf die Verſchickung der Arten wird das 
ſelbſt nicht erfannt, weil ſolches ausdruͤcklich verboten iſt⸗ 
M Birordnuns vom ıoten März ı 1773. 
9. 80. 
Die in Kraft getretene Entſcheidungen werben von 
dem Gerichte ſelbſt durch Immiffionen, Pfändungem 


oder militaͤriſche Executionen zur Vollſtreckung gebracht, 


bey welcher letzteren Ausbringung jedoch was $. 35. das 
von Erwähnung gefchehen, zu keobachten iſt. 
Ä 6. 81. 

‚Daß biefen Kirchfplelgerichten and zwar einem jeden 
Sefonders in peinfichen Faͤllen die Genrralinguiftien zu⸗ 
ſtehe, if $, 63. bemerket. 

$. 82 

. Das Stadtgeridht zu Dtterndorf beſtehet ans 
den beyden Bürgermeiftern, 4 Rathmännern und 2 Pru⸗ 
- toren, von welchen der Ältefie Buͤrgermeiſter dad Proto⸗ 
coll führer. Alle diefe Perfonen find auf die Juſtij ders 
eidet, und werden von der hohen Landesregierung, wenn 
dazu vorher von dem Magiſtrate 3 Subjecte In Vor⸗ 
ſchlag gebracht worden, beſtellet. Der Stadtſchreiber 
wohnet dem Gerichte nicht bey, ſondern hat das oͤffent⸗ 
liche Hypothekenduch nebſt dem Kaufprotocolle unter feis 
ner Aufſicht und führer bey auffergerichtlichen Vorfällen, 


Lm-____ 


als Errichtung der Inventarien, gerichtlichen Auctteuen, : 


Theilungen und Concurſen das Protocol. Er wird auch 


vom Magiſtrate alleine beſtellet und vereidet. 
Conſt. D. Erici de 1441. et D. Henriei de 1553. 
8. 83. 


ne 491 
Bu u}: Ä 

Gebote, Befehle, Arreſte und Citationen, werdenf 

in der Stadt alleine von den Kenden Praͤtoren ausgege⸗ 

ben, von welchen auch die Pfaͤndunsen beſorget and Im⸗ 
miſſionen ertheilet werden. 

8. 324. 
| Das Gericht: wird auf dem NRathhanſe wochentlich 
am Dienſtage gehalten, und wird dabey, wie bey den 


anderen Untergerichten ſchriftlich verfahren, alfo daß 


auch dabey die Remiffton an die obere Inſtanz nothwen⸗ 
. dis if, fobald es auf’ eine Eidesleiſtung oder eidliches 
Zeugenverhör ankommt, welche Remiſſionen an, das 
: Ober s Stadtgericht geben, welches. unmisselbar vor dem 
- Appellationsgerichte gehalten wird. In allen anderen 
Sachen, welde bürgerliche Eiswohner betrift, erkennet 
das Gericht und vollſtrecket auch die rechtskraͤftigen Gr3 
kenntniſſe, wie $. 79. angeführet worden; wenn aber 
Appellationen eingeleget werden follen, muß folches bins 
nen 10 Tagen gefchehen und gehen fodann die Sachen 
an das Ober Otadt⸗Appellationsgericht. | 
$. 88. 
oa @rörkofesserichtigungen, Aufnehmung ber e Inven 
tarien, Bevotmanderungen, gebühten and dieſem Ger 
richte ſelbſt Hey eremten Perfonen nah Inhalt des 5.77. 
auch die Auffiche auf die Polizey wird von demſelben um 
ter hoher Direction des Herrn Gräfen In’ der Maße bei 
dorget, daß dabey mit Gürgerlihem Gefaͤngniße und anı 
dern Strafen verfahren werden kann; wie denn auch 
Handwerks ſachen aus dem ganzen Lande. an daſſelbe gu 
wieſen find. 
@g 3 9. 86% 


86. ' 

Sof aud dem Stadtgerichte in Otteruͤderf bie Ges 
neralinquifition bey vorkommenden tZauen gebähre; if 
wer Banbeöverfoflung gegruͤndet. 

$. 37. 

Comokt bey den hadelſchen Ober als bey den Um 
iergerichten find gewifſe Advocaten und Procuratoren 
angeftellet, wovon die erften mittelſt eines Examinis fi 
habititiren möffen; ſaͤmmtlich aber von dm zeitigen 
Herrn Graͤfen ernannt werden. en 

Die Obergerigtsanwälde find von der Gerichtsbar⸗ 
keit der Uintergerichte ausgenommen, und deren Verhal⸗ 
gen, wie ihre Belohnung, in den Landesgefegen regulis 
“gt, wie denn auch die Sportein bey allen Gerichten ihre 
feſtgeſetzte Dekimmuns Gaben. 


$. u 

u Das, in dem, zum adelidh G ikiegstätteifeen Patru 
meoniaigerichte gehörigen, Diſtricte Doͤrringwohrt beſte⸗ 
hende, Theilgericht, iſt ein, dem adelichen Serie uns 
tergeordnetes, Niedergericht, welches von dem adelichen 

Vorſteher nebſt den Hauswirthen in gedachtem Dsrring⸗ 
wohrt abgehalten wird, und alle bärgerliche ſowohl In⸗ 
- flüge als Poligepfälle berichtiget. (Siche die $. 57. alle⸗ 
girte Nachrichten). Es wird dabey fepriftlich und muͤnd⸗ 
Uich verfahren, und von ben Urteln des Ihellgerichts an 
Bas Gericht zu Wellingbätrel als ein Obergericht appeli⸗ 
set. Dieſes Gericht Hat fein eigenes HOppothekenbuch, 
welches von dem Vorſteher gefuͤhret wird, den anch bie 
vortommenden Ereeteniätnnm, Severmünde 


/ sun 


zungen nebſt Beſtaͤtigung der gerichtlichen Oypotheken 
nnd der Kaufcontracte zuſtehet. Endlich wird au 
u \ 5. 89. 
nach hoher koͤniglichen Cammerverordnung, ein Bruch⸗ 
Landgericht gehalten, bey weichen die, non den Obrigs 


keiten angemerfte Straffaͤlle, von dem bazu committir⸗ 


ten Landgerichts: Commiſſaris beſtimmet werden. Diefes 
Gericht gehet über das ganze Land, das Gut Wellings 
Büttek und deffen Gericht ausgenommen; und ind auſſer 
den ksniglichen Juſtitzbeamten die Schultheißen und . 
Landſchöpfen aus dem Bande, imgleichen Buͤrgermeiſter 
und Rathemaͤnner ber Stadt Otterndorf dabey gegen⸗ 
waͤrtig. 6 





J nn 
- Die Iandfchaftliche Verfaffung des Tür. 
== ſtenthums Calenberg. | 


. Bom Herrn Licentcommiſſair von Auge. . 





Be Sortfesung: 
N der Praͤlatur gehören gefammte Stifter und Kit 
| ) fier „ die eingezogenen aber, deren vormalige Auf - 
”  Bänfte jetzt der Kloſterkammer zufließen, werben. jege 
nicht mehr. zu Landtagen berufen. Es beſtehet alſo 
des Praͤlaturſtand, aus dem Kloſter Loccum, dem 
im Stifte Hildesheim belegenen katholiſchen Eifer, 
cienſer Monqokloſter Marienrode, dem Stift St. 
Bonifacu in Hameln und dem Stifte Wunſtorf. 
a | U. | Cs 


! 


44 BR j 


Es werben auch bie < Fräulein: uub Yansfersfiäher 
sienwerder und Wölfingbaufen sazu gejäßlet, und 
fo lange Diefe Kiöter ihre Hefondere Probſte hatten, wurs 
Den folche zu Landtage gefordert. Nach deren Abgang 
ind zwar Die Klokerverwalter auf Landtagen erfchleuen, 
welches aber jegt nicht weiter ſtatt findet, bieweil die 
jegigen Kloſterb eamte hertſchaftliche Bediente And. Dem 
EAloſter Loceum iſt vom Könige Georg dem Erſten 
hoqhſeligen Andenkens, das Vorredct feſtseſteüt, daß 
fein jedesmaliger Abt Die geiſtliche Land⸗ und Schatz⸗ 
rathsſtelle bekleidet, vermoͤge welcher er nicht nur ber 
„erfie im Schatzcollegio if, ſondern auch in der Prälas 
turcurie das Praͤſidium führer. 9) 
*) Schon 1594. war es gebräuchlich, die Achte zw 
Loecum als perpetnirliche Schatzraͤthe anzuer⸗ 
kennen: Und als bee Abt Rotzeboue 1677. ver⸗ 
ſtarb, ſchlug das Schatzcollegium ſeinen Nachfel⸗ 
ger, den Abt Molanus, zum Schatztath vor, 
Mad deſſen 1732. erfolgtem Abſterben, wärd dem 
Stifte Loccum dieler Vorzug flreitia gemacht; 
und als ın der Prälaturcurie zur Wahl eines 
geiſtlichen Schatzraths gefchritten ward, fo warb 
zwar der Wunftorfihe Senior Böhmer durch bie 
Maſoritaͤt zum Schatzrath erwähler und präfentis 
vet: es ward aber dieſe Präfentarien. nicht anges 
nommen, und declarirt. baß der zeitige Abt zu 
Loceum zugleih auch Lands und Schatzrath fey. 
Um aber diefem Streite ein Ende au machen, mard 
sum Abt von Koccum erwähle. Weil 

aber Ianpichaftliger Seits declarire ward, daß. 
man ben Abt zu Koccum pro primo in gardine 
nicht erfennen Bönnte, ſo find nädfiderm noch meh⸗ 
tere Motus entftandeh, wodurch bie im -Tert an⸗ 
Bezogene konigliche Derlarasion veranlaſſet ward. 


and. Wunflorf haben das Recht hergebracht, daß ihre 


Abgeordnete während der Sefſion des großen Aueſchuſ⸗ 


ſes, nebſt dem Abt zu Loecum, als geiftlihe Lands und 
Schatzraͤthe, die gefammten Stände der Prälatur repräs 
fentiren, und dieferhalb aus dem landſchaftlichen Aera⸗ 


In. „7 Er 77 


Die beyden Stifter St. Bonifack zu Hameln 


rio Beſoldung, Diäten und Reiſegelder erhalten. Weil J 


aber die Abgeordneten der übrigen Kloͤſter aus ſolchem 


Arrario nichts zu gewärtigen haben, fo pfleget allein j 


der Abt von Marienrode zu Anhoͤrung der Deliberas 


ttonspuncte fih auf öffentlichem Landtage anzufinden, 
Anno 1749. haben zwar die 5 Fraͤuleinkloͤſter ihre Auas 
litaͤt und Fähigkeit, zum großen Ausſchuß deputicet zu 


werben, behauptet, und unter dem Vorgeben, daß der 


Deputatus des Stifte zu Hameln verſtorben fey, eine 
Deputirtenwahl in der Prälatur. begehret, auch mit 
ihren Stimmen dabey zu concurriren verlange, Weil. 


._. 


“ 


aber in den Iandfchaftlichen Acten ſich nicht fand, daß 
jemals in. der Prälatur eine Deputictenwahl angefeliet 
wäre, fondern vielmehr die beyden Stifter Hameln 
nad Wunftorf beftändig bie Deputation gehabt hatten, 
ohne daß vom jenen Bräulein« Ctiftern ein Deputicser 
zum großen Ausichuß zugelaſſen wäre, fo if die Bade 
auf geſchehene Remonfiration ben koͤnigl. Regierung fies 
gen geblieben, und alles bey ber Obſervanz ſeit Anne 
1639. gelaſſen worden. | 

Die großen und Meinen Stoͤdte machen bie dritte 
landſchaftliche Eurie aus: wobey aber zu bemerken, 
daß Die 4 großen Städte ale Göttingen, ‚Hannover, 


Nortieim und “ameln, von denen einen, Sröpien 


ET re 7° 


. 


-. EA 
456 c 
ſich dahin abſondern, daß fle mit dieſen nicht zugleich 
collegialiter votiren, ſondern dem Landſyndico vorgaͤngig 
ihre Meynung zu Protecoll gehen, worauf von den 
Heinen Staͤdten, von jenen abgefondert, "über die Dei 
liberanda votirer wird. Fine jede der 4 großen Staͤdte 
Hält, auf Koſten ihrer SAmmeren, einen Deputirten zum 
Sandtage und zum großen Ausſchuß. Von benen Beis 
nen Städten haben Münden, Muͤnder Pattenfen 
das Recht der Ausſchuß⸗Deputation, und bie 5- Goͤttin⸗ 
giſchen Staͤdte, Moringen, Uslar, Dransfeld, Har⸗ 
degſen und Hedemuͤnden daſſelbe Recht per turnum 
hergebracht; daher ihre Deputati, auffer denen ſeſtge⸗ 
ſetzten Reiſegeldern, taͤglich aus der Landrenterey a 
Rthlr. Diäten genieſſen: mie denn auch die beybden 
Staͤdte Muͤnden und Muͤnder ſich in dem langiaͤbri⸗ 


sen Befitz befinden, daß ihre Deputirte im engern Aus⸗ 


ſchuß und im Schatzcollegio ſaͤmmtliche Meinen Staͤdte 
repraͤſentiren. Der Deputatus der Stadt Hannover 

vertritt im engern Ausfhuß das Corpus der vier großen 
Staͤdte. Die Staͤdte Springe, Eldagſen, Wuns 
Norf, Vreuftadt am Hübenberge, WTeuftadt Han⸗ 
noper. und Kebburg werden zwar eben auch zu Lands 
sägen berufen, weil ihre Deputirte aber aus der Lands ° 
rentereycaſſe, weder Reiſegelder noch Diäten erhalten, 

fo pflegen fie zwar bey anzuflellenden Wahlen, fonft aber 
nicht beſtaͤndig, zu erfheiuen. 

Wenn die ſaͤmmtlichen Landtagetpropofttions in 
allen dreyen Curien erwogen, und von jeder derſelben 
ein Votuin derabredet worden, wird dafſelbe von dem 
Landfundise, vn alen landfchaliichen Zuſaunaen⸗ 

fünfs 


2 


mL Yu 457 


kuͤnften; ſey im Pleno, ‚oder in dei Eurien, den 
Vortrag thut, das Pro tocoll fahret, und bevor zu denen 
Verathſalagungen geſchritten wird, ein votum 
conſultativum abjulegen verpflichtet iR nach der 
Mehrheit der Stimmen, entworfen. Hierauf vers 


ſammlen Rh die Deputati ſammtlicher 3 Curien, welche 
WVerſammlung das Deputationscollegium genanne 
wird, in der Abſicht, das Votum Curiatum zu verabs | 


reden, wobey zu bemerken, daß die dritte Curie durch 


die einſtimmigen Vota der übrigen beyden Curien, vers 


bindlich gemacht wird; und wenn dieſelben wegen des 


gemeinfamen Entfchtuffes fi vereiniget, und das Br 
tum Euriatum von dem Landfundico abgefaſſet, auf . 


von ſaͤmmtlichen Anweſenden unterfchrieben iſt, ‚wird 


ſelbiges der Eöniglichen Regierung, zur erforberten Bas 


Mätigung , übergeben. Wenn diefe erfolget,, fo ergehet 
ars der Megierung an die verfammieten Stände dad 
Dimiſſorialſchreiben, worauf diefe ihre Deliberations 
Aber die an fie gelangten Nebenpuncte fortfegen; und 


womit der Landtag fih endiget. So lange aber Könige . 


liche Regierung die erforderte Genehmigung oder Beſtaͤ⸗ 
tigung, aus dewegenden Urſachen, zu ertheilen bedenk⸗ 
Sich finder, find die Stände verbunden, verfammiet zu 
Bleiben, und bie Unterhandlungen bis zu erhaltenen 
OSimiſſorialibus fortzufeken: Bas nun auf ſolche Weiſe 
unter Herrn und Ständen, fomohl wegen der Landtages ⸗ 
propofitiond, als Nebenpunete abgehandelt und. befchlofr 
fen wird, ift in Aufehung des ganzen Fuͤrſtenthums für 


.. ch pragmatiſches Gefep zu achten. Jeboch iſt hiebey 


wg one Acht an: taffın, Haß babienige, mas: sorl 


Os; | dm 


458 La, 
"den Deratbfeplagungen der Curien, übte die Landtaget⸗ 
_ Propoſitions abgehandelt iſt, ſich nicht weiter als auf 
‚ algemeine Landesangelegenheiten erſtrecket; betrift eine 
Propoſition ein jus fingulare der einen Eurie, fo iſt fels 
bige an diefe Curie zu vermeifen. Wofern es aber anf 
bie Frage ankommt: Ob einer Turie ein ihr fireltig ges 
machtes Recht zukomme? fo ift nad) der, von dem Hru. 
SB. €. Otruben in Obſerv. IV. $. 26., vorgetragenen, 
Lehre, dieſelbe nicht in Eomitiis, fondern von denen Jus 
ſtitzeoſleglis zu entſcheiden, und zwar aus der Urſache, 
weil niemand in feiner eigenen Sache richten fan. 
Es erhellet nun aus dem Vorhergehenden, daß in 
ber Calenbergiſchen landſchaftlichen Verfaſſung folgende 
vier Arten von Verſammlungen vorfommen. 1) Die 
Seſſion gemeiner Landffände. 2) Der Deputitten zum 
großen Ausſchuß; biefe find a) aus ber Praͤlatur, ber 
Abe zu Loccum und die Deputirte der Stifter St. 
Bonifarii zu Hameln und Wunftorf. b) Wegen 
ber Ritterſchaft der drey Iandfchaftlichen Quartiere, Ihre 
neun Deputati, und zwar ans jedem Quartiere, der zeis 
utge Landrath und bie beyden Deputirte. c) Wegen ber 
Staͤdte in allem acht Deputirte, nemlich 4.von deu vor⸗ 
benannten großen und 4 don wegen ber Heinen Städte. 
;: 3) Der Depatirten zum engern Aueſchuß. Diefe find 
Dee Abt zu Korcum, als geiftlicher Land⸗ und Schatu 
rath; Die drey Lands nud Schatzraͤthe von der Ritter⸗ 
ſchaft: der Deputatus der Stadt Hannover wegen der 
pier großen Städte, und die Deputati von Muͤnden 
and Muͤnder wegen der Heinen Staͤdte. Weil au Zei 
ven anter Denen Landtages Deliberandis einige von der, 


_ 


[4 


| L_ 0) 0 49 
WBeſchhaffenheit befunden werden, daß fie entweder einer 
weitern uUnterhandlung mit der koͤnigl. churfuͤrſtlichen 
Regierung, oder einer fernern Unterſachung und nähern 
Unterrichts bedürfen, nud_fiicht wohl bis auf den Tols 
geriden Landtag ausgeſetzet werden können ; fo pfleget der 
große Ausſchuß, im Sal der Vorwurf eine allgemeine 
‚ 2andesangelegenheit Setrift, ben engeren Ausſchuß; und 
vwenn das Intereſſe der vier großen Städte dabey auss - 
faͤllt, das Schagcollegium ad Protocollum darkber zu 
bevollmaͤchtigen. In dem erſten Galle, pflegt ber Depas 
tatns der Altftade Hannover erſucht zu werden, im 
Schatzcollegio fi$ anzufinden, und wenn derſelbe, nad 
genommenem Unterricht, der Meinung des —* 
gii, Namens der großen Städte, beypflichtet; (es muß 
aber in deſſen Gegenwart die ganze Bache gehörig pro⸗ 
poniret und darüber delibericet werben) fo wird das. 


Concluſam, Namens des engeren Audſchuſſes ausgefertis‘ 


get. Weder im großen, noch im engern Ausſchuß wird 
Viritim votirt, fondern bie Vota zweyer Curien verbin⸗ 
den die dritte. Endlich 4) die Seſſton des Schatzcolle⸗ 
Hit, wovon hiernaͤchſt beſonders zu handeln feyn wird, 

J Hoffentlich wird es dem Leſer nicht misfaͤllig ſeyn, 
daß ich dieſe Abhandlang mit einer Anmerkung, über 
die Freyheit ber Staͤnde, wegen zugelaffener, die Lands 
ſchaft concernirender, Faͤlle, Bufanımenfünft anzuſtellen, 
deſchließe. 

Wiewol es ein landecderruch/e Vorrecht iſt, einen 
gameinen Landtag aus zuſchreiben, und Die Zeit nebſt dem 
ODrt, allwo die Stände ſich verſammlen ſollen; zu Des 
nimmen; ſo iſt Ihnen bed darch den Eambtopesabiieb 


460 . Dee - 
-. & - - 

nom Jahr 1639. Art. 35. bie Befugniß feſtgeſtelet: „I“ 
„zugeloffenen, bie Landſchaft concernicenden, Ellen, 
„ohne Argwohn verbotener Eonfpiration far oder auffers 
‚bald Landes zuſammen zu kommen, und Aber Aufrecht 
„echaltung ihrer Rechte und. Freyheiten ſich zu berach⸗ 
„ſchlagen.“ Und 08 zwar in mehrern kayſerlichen Bahls 
ECapitulationen, als ber Leopoldiniſchen Art. 15. $. 3 
Joſephiniſchen Art. 3. Caroliniſchen Art. 5. und denen 
nachmaligen verſehen iſt: „Es waͤre nicht gut zu heiten, 
„noch zuzugeben, daB die Landftände, wegen des Lam 
„des s Arrarti und anderer Sachen, ohne bes Laubesfärs 
„fen Vorwiſſen, und Verwilligung Convente auftellen 
„und halten;“ *) fo ik doch von dem Herra Vice Cam⸗ 

| * | er 


) Der Herr geh. Juſtitzrath Hütter mader über bes 
meldeten Art. 15. 6. 3. folgende Anmerkung: 
Ben hieſelbſt der landſtaͤndiſchen Convente ges 
dacht wird, fo giebt ichon die unmittelbare Verbin⸗ 
dung der Worte in diefer Stelle zu erkennen, wie 
es eigentlich die Meinung damit gehabt, daß ſolche 
Eonvente, fofeen fie dahin abzwecken, das Lands 
ſtenerweſen privative den Landfiänden zuzueignen, 
vhne der Landesheren Vorwiſſen und Bewilligung 
wicht gefkattet werden follen: daß aber, wenn gleich 
dergleichen Abſichten den Ständen nicht vorzuwer⸗ 
ten find, dennoch alle uud jede Eonvente ihnen Gier 
Dur verboten, und auch an folden Deren, allwo 
e noch, nach der 1658. ber Leopoldinfchen Ba 
apitulation eingeruͤckten Stelle, ruhig hergebracht 
find, auf einmahl aufgehoben ſeyn ſollten, läßt rg BE 
nie Grunde nicht behaupten. S. Ben. Di 
Debnection für die Reußiſch ; Geratiche Ritter: und 
Landſchaft p. 3— 5. imal. Moſers Abhandi. von 
der deutſchen Landſtaͤnde Eonventen ohne Landeds _ 
Herrliche Bewilligung, . in des aten Sammlung 
neuer Abhandiangen. - 





BE 7 Ver 


ler Struben in Obferyat. de ſtatuum Ptov. origine 
et juribus $. 24. mitzelft neuerer, von ihm angeführter, 


RKeichs Hofraths: Concluſorum, in Sachen Mecklenburg 
und SchwarsburgRudolftadt, bewieſen worden, daß, 


es hiemit nicht Die Meinung babe, Die, zu Vertheidigung 
wohl hergebrachter GStaͤndiſcher Rechte anzuſtellende, 
EConvente, gänzlich zu unterſagen. Denn es ergiebt nicht 
“allein die, vom Kayſer Leopold, dem Herzog von 


Mecklenburg 1681. zugefertigte und dahin lautende, 


Berordnung: „daß Ritters und Landſchaft an denjenigen 
„Bufammenkünften,. melde fie zur Proſequirung ihrer 
„Gerechtſame gebüihrenn anfellen würden, nicht zu be⸗ 

„bindern wären’ fondern es geſchah auch von kayſerli⸗ 
ge Majeſtaͤt Ao. 1724. dem Fuͤrſten von Schwarss 
| burg · Rudolſtadt die Bedéutung: „Seine klagende 
„Unterthanen an Vortragung ihrer Beſchwerden, deren 
„Verathſchiaguug, auch zu dem Ende nothwendiger Zu⸗ 
„ſammenkuͤnfte, in præjudicium der allerhoͤchſten kayſerl. 

. " „Yurisbittion, nec directe, nec indirecte u behindern, 
Bilewol nun daher ‚mit vollem Grunde zu behaupe 


een iſt, daß Status auch noch jegt befugt ſind, Eonvente 
anzufellen , wenn bie Erhaltung ihrer Zreyheit und 

Nechte fie nothwendig machen; fo haben jedoch dieſe Par 
ticular Eonvente Ao. 1674. im Farſtenthum Calenberg 


einen lebhaften Streit veranlaſſet. Denn als die Land⸗ 
| Hände damals, ohne Vorwiſſen 8.8.2. einen Eonvent 
anſtellten ‚ bat der Herzog Sobann Friedrich ju’ wife 
Im. verlanget, aus was Urfachen es gefchehen, und was 
von ihnen dellberiret werden wolle? Zugleich haben ©. 
* Sn, un, daß die verhabendy Eonſaltation bie 

‚dadin, 


— 


462. | Pr 

dahin, daß obiges alles dargeleget waͤrde, in fufpenfo zu 
offen werden follte. Status haben hierauf erwiedert2 
daß fie 1. wegen des Branteweinbrennens der Furftl. 
Cammerämter (moräber fie zwey rechtliche Bedenken ein 
geholet), 2) wegen des, S. F. ©. vorigen Jahes zwar 
„überreichten, aber wieber zurüdgegebenen, Schreibens 
und 3) wegen der, zum Feſtungebaun erborsten und zw 
anderm Behuf angewandten, Gelder zuſammengekom⸗ 
men wären. Allein dee Herzog: wollte ſolche Convente 
Geineswmeges billigen, fondern gab vielmehr zur Gegen 
erklaͤrung: daß ob Sie zwar wol befagt wären, das Ges 
ſchehene an. den Ständen zu ahnden und Ordre zu fiel 
ken, daß ſelbige unverrichteter Dinge auseinander schen 
müßten; fo wollten fie doch vor basmal den Convent ges 
ftatten, jedoch daß Ihnen alles, was verhandele wäre, - 
berichtet würde, und Status bey Vermeidung hoͤchſter 
Ungnade, ſich dergleihen Hinführo enthaken follten, 
Diele Haben es hiebey aber nicht bewenden faflen, fons 
bern dagegen eine Remonſtration aͤbergeben, worinn die 
Rechte der Stände, auch ohne Vorwiſſen Er. Durchl. 
für fi Convente anzufellen,. ausgefuͤhret find. Zus 
gleich iſt gegen die geſchehene Fuͤrſti. Inhibition coramı 
notario et teftibus ad imperatorem appelliset werben. 
Als diernächft der Herzog In Gemaͤcheit des Landtages 
abſchledes vom Jahr 1639. declarirte, Ben Ständen in 
zuläßigen Zällen ihre Convente geftatten zu wollen *); 
| 2 har 
%) Dieſes geſchah im Jahr 1695. Denn als das Schatzt 
Collegium die Stände nach Eltze convocitte, und 
des Varſti. Diegierung davon Diuchricht reihen 


us 


0463 
bat die Landſchaft ſolches zwar utiliter acceptirt, jedoch 
dabey ausbedungen, daß wenn über die zulaͤſſigen Faͤlle 


ein Zweifel entſtuͤnde, die Convente nichts deſtoweniger 


ihren. ſteyen und ohngehinderten Fortgang Haben müß: 
ten; weiches aber von. Selten des Herzogs nicht bat 
wollen . eingeräumer werden. Worauf Staus ſich ihre 


NMothdurft vorbehalten, und dabey beclariret haben: - «6 


wuͤrden ſich feine Zufammenfünfte in unzuläßigen dFaͤllen 
eraͤugnen *). 
F . d. Dep 


ſo ward von Sereniſſimo ſchriftich geantwortet: 
Draw wolle diefe Convocation verftatten. 


©) Die damaligen Landftände. konnten ſich in die, feit 
dem weftphälifchen Friedensſchluß veränderten, Zeiten 
und Umſtaͤnde nody nicht ſchicken, und vermeinten 
ihten äußerft regaliſtiſch denfenden Landesheren und 
deffen Näthe, durch Die eingemandte Appellaston zu 
ſchrecken. Daß fie fi aber. hierinn betrugen fanden, 

bat der Ausgang bewieſen. Denn, als man flatt 

des Proeeſſes endlich zu gürlihen Unterhandiungeh 
ſchritte, ward zwar das, von dem Cammerpräfidens 

ten von Wiezendorf angerathiene, Wonopol des 
Branteweinbrenneus, aufgehoben; 26: mußte aber 
bewilliget werden, daß von dem, auſſerhalb der-gros 

fien Städte und gefchloffenen Gerichte verfondten, 
Brantewein, eine Tammeraccife, -und von allen uͤbri⸗ 

"gen im Gebraud befindlichen Braͤnteweinsblaſen, 
monaflich an koͤnigl. Sammer ein Blaſenzins noch 

bis jetzt entrichtet wird, Diefer merkwürdige Vor⸗ 

fol verdiente in den. Br. Yiitieb. Annalen umftänds. 

lich abgehandelt, und das damalige regaliftifche Vers 
fahren, gegen die nächftdem und noch jetzt befolgten 
Anddigen und gerechten Senndfäge, geftellet zu wer⸗ 

den; wie denn auch demjenigen, was vom Herrn 
Hofrath Spittler im zten Theil feiner Hannovers 
.. Pen Geſchichte, ©. 309 und 310. hieruͤber 
* 


464 XRXR 


Der Herr S. €. Strube machet Aber dieſe Siba⸗ 
diſchen Zufamımentänfte folgende gar richtige Anmerkung: 


Brit felten werden vom den Gtänden Berfammiungen 


wiberrechtlich veranlaflet, öfters aber and von ber Lanı 
besherrihaft ohne rechtliche Urſachen behindert. Jene 
shun Abel, wenn fie bey einander treten, nm ihrem Sans 
desherrn den ſchuldigen Sehorſam fo viel dreiſter verfar 
‚ gen zu koͤnnen; biefe aber verhindern die Berfammiuns 
gen dee Stände mit Unrecht, wen es in der Abſicht ge⸗ 
ſchiehet⸗ chnen die Mittel zu entziehen, Ihre wohlgegruͤn⸗ 
ven Rechte zu verteidigen. " 

Henenjenigen, die den fhriftlichen Tinterricht bea 
| weyl. Herrn Premierminiſters von Hake von der Ca⸗ 
lenbergiſchen landſchafflichen Verfaſſung geleſen Baben, 
‚wird es von ſelbſt auffallen, daß ich hieraus was bie jez⸗ 
zige Verſafſang der hiefigen Landtäge betrift, manches 
woͤrtlich entliehen habe. Weil dieſer Unterricht aber 


nmicht zum Druck beſtimmet iſt, fo wird es mic hoffentlich 


verzichen werden, dieſes Plagium begangen zu haben. 
(Die Sortfegung felst fünfeg.) 


iſt, von ſebwedem hieſigen wehldenlenden — 


| an ‚ ber vollkommenſte Beyfall wird ertheiles wer 


7 7 46° 
B | | | IV. | “ 
Die Borzüge der meyerrechtlichen Verfaſ⸗ 


— — — J — 


ü— ——* 
v ‘ 


lung, nach Beobachtungen über Bauer ⸗ 
gauter im Herzogthum Bremen. J 


GS. das vorhergehende Stuͤck der Annat. ©. 248.) 


u viel Baar Geld und Erebit iſt für Die Beförderung 
nF des Ackerbaues und der Viehzucht, nicht/ nur un; 
nötbig, fondern zweytens auch durd) den nachtheiligen 


Einfluß, welchen die Leichtigkeit, Beld ohne Arbeit 


zu erhalten, auf den Character des Bauern bat; 


‚ Binderlih, 


So wie jeder, mit Fleiß einzeln erübrigter Thaler; - 


. den Landmann vergnügt und fparfam macht 5 fo erweckt 


ein, ohne Mühe auf einmal erhaltener, Geldvorrath 


ſehr leicht eine Stockung der bisherigen Arbeitſamkeit, 
eine Neigung, für Geld zu kaufen was ſonſt durch Arbeit 
bewaurkt ward, und durch dieſe Einfdläftrung.der Bes 
| triebſamkeit erwacht die Langemelle, nebft allen ren 
Folgen, vorzüglich Ueppigkeit. Der Beweis dieſes Sajs 


zes kommt unten weiter vor, wo eigentlich die Warkun⸗ 


gen des Meyers Contracts auf den Meyer unterſucht 


— — 


r 


' werben. / 


Ich gehe alfo zur dritten Frage meines Satzes über! 


„Iſt das Mittel der Gelderzeugung durch den Credit, 


„auch nachhaltig fuͤr mehrere Generationen des 


Bauern?“ oder iſt es nicht. vielmehr blos temporell? 


Ein vorher meyerpflichtiger, jetzt nun zum freyen Eigen⸗ 
thum nmgefdaffener Hof, kommt ſchon mit Schulden 
C(Annal. gr Jahrg. 36St.) Hh |); 


— — 


466 XX 


auf den erſten Eigenthaͤmer, wenn derſelbe Geſchwiſter 
“dat; und die ungewohnte Leichtigkeit Geld zu erhalten, 


‚vermehrt die Schulden. Kommt diefer Hof auf dem 
hweyten oder dritten Exben, fo find fhon fo viele Erbs 
shellungen vorgegangen, bag dev Hof bis zum wahren 
Werth, mit Erbgeldern und andern Schulden beſchwert 
iR. — In diefer Pertode ift dann, nicht nur die Hälfe 


* für Ackerbau und Viehzucht aus dem Eredit verlobren, 


fondern weit To große Schulden aufs Elgenthum haften, 
wird das beſte Land verhäuert, das vorhandne Vieh käme 
merlich durchgefuttert, und der ſchlech tre Theil des Ackers 
erbaͤrmlich gepflegt. In dieſer Lage bringt der geringſte 


Ungluͤcksfall die Familie vom Hofe; folglich behaupte 


ih mir Recht: daß dieſes Drittel der Erediterweiterung 
nicht nachhaltig fey; und die Antwort des Verfaſſers im 
oft angeführten Stuck der Annalen ©. 49. „Dat ges 
„meine Weſen leide nicht darunter, weil «6 dewſelben 
„gleichviel ſey, ob ein Bauerhof in einem Jahre ı oder 


no Kerzen habe,” mögte nicht für unfern Staat paffen, 


wo eine milde Negierung ſich an den erfien Grundfag 
des Driginafcontracts veft Hält: daß aus dem möglichen 
Wohl aller einzelnen Kamilten, das Wohl des Ganzen 
beſtehe; ein Grundſatz, deſſen tägliche Befolgung für ſes 
den einzelnen Staatsbürger mehr Beruhigung enrhält, 
als alle Möglichkeiten und Ausfichten auf große Reich⸗ 
shümer! und wem follten jene zo herunter geworfene 
JZamilien in die Koſt gegeben werden? | 


En biefer Theorie des Vortheils der Meyerverfaſe 


fung für Ackerbau, Viehzucht, Induſtrie und Erzeugung 
aller Producte, giebt mie der Landmann diefer Gegend 
VE viele 


2 2 467. 
viele Beyſpiele an die Hand. Bey dem Meyerboͤfen if 
durchgängig ein gutes Allodium in den Fruͤchten, Gebaͤn⸗ 
den und Viehſtapel vorhanden, das, unverfchuldet, zwiſchen 
boo und 1000 Thaler werth ſeyn mag, aus welchem ſich 
alſo der Meyer in gewoͤhnlichen und wahrſcheinli, 
chen Sällen völlig retten kann. Es iſt unglaublich, 
welchen Fleiß er an die Cultur des ihm nur zur Benutzung 
erblichen Gtund und Bodens, anwendet! wie er mehrere 
Morgen mit der Hand umgraͤbt! welchen Fleiß er auf 
Flachsbau, auf Gartengewaͤchſe wendet! und welchen Ne⸗ 
benverdienſt ihm dieſes zubringt! Noch im vorigen Jahre 
hatte ein Pflugköter von 7 bis 8 Morgen Land, bie fehe 
gut und mühfam mit Zichorien beftellet waren, eine Eins 
nahme von 3 bis 400 Thaler! Einige Nachbaren kamen 
. ihm beynahe darin gleich. — Im vorigen und diefem Jahre, 
wurden in zwey Dörfern einige hundert Morgen Land ger 
theilt und in Eultur gebracht, davon der größte Theil aus 
Sandſchollen beftand, die aus Flugſand zufammen geweher 
waren. Der Bleiß, vorzüglich der kleinern Landbeſitzer, 
ebnete in kurzer Zeit die Sdeften Sandberge, und gab ihnen 
Fruchtbarkeit! Doch mar nur erbliche Benutzung, nicht 
Grundeigenthum die Triebfeder dee Cultur! Durch dieſe 
Veyſpiele will Ich nicht beweiſen, daß dieſe, noch in vielen 
andern Faͤllen ſichtbare, Induſitrie der hieſigen Landbewoh⸗ 
ner durch die Meyerverfaſſung hervorgebracht wird; 
das iſt falſch: ſonſt muͤßte ſich in allen Gegenden wo 
Meyerleute ſind, ein Gleiches zeigen. Aber ſo viel bewei⸗ 
fet es unwiderſprechlich, daß bie Meyerverfaſſung die Euls 
tur und Induſtrie nicht hindere; vielmehr, wenn ſich ein⸗ 
Gegend, durch fi ſichern Ertraäg des Bodens, leichr 

Hh 2 Ä ter 


468 . re ' 


ter Eelegenheit sum Abfag der Produete, Span. 
famfeit und emfige Thätigfeit der Bewohner, 
zu einen Grade von Wohihabenheit empot gearbeitet Kat, 
die Meyerverfaſſung. ohne die Fortſchritte zu hindern, viel 
mehr dazu diene, Lie gluͤcklichen Schtanken der Mittel 
ſtraße zu erhalten, und gegen Ueberfal in Ueppigkeit zu 
bewahren. Auch bey der oben gegebenen Befchreibung des. 
Eigenthuͤmers, liegen wahre Beobachtungen zum Grunde, 
weiche ich in mehreren Fällen in diefer Gegend zu machen 
Gelegenheit gehabt Habe. 

Die Reſultate aller drey aufgeflelleten Tragen gehen 
alfo unleugbar nun dahin: daß zur Beförderung des 
Aderbaues und der Viehzucht, dae Grundeis 
genthbum des Bauern gefährlich und zweck⸗ 
106; die Weyerverfaffung bingegen, ver: 
bunden mit einer vernünftigen Einrichtung des 
Allodialvermoͤgens, febr vortbeilbaft fey. 
Diefen Sag als richtig angenommen; fo ergiebt fich für 
die Staatswirthſchaft der zweyte Grundſatz von ſeibſt: 
daß, um die Summe bes baaren Gelbumlaufs zu vermeh⸗ 
ten, es wichtiger fey, die reichhaltige jährliche Erzengung 
der Producte zu befördern; als eben eine große Sum 
me baaren Geldes durch Realifirung des Grund⸗ 
eigentbnme zu erfchaffen; daß folglich die Einfübs. 
zung eines freyen Grundeigenthums des Bauern, welches 
nur den legten Zweck befchaffen, den erſten aber 
hindern würde, dem Handel ſchadlich; 
Hingegen die Beybehaltuug des getheilten Grundeigenthums 
vortbeilbaft dafuͤr feyn würde, weil ed auf bie 
Erzeugung aller Producte wohlchätig wuͤrkt. Es wird hier. 

’ u ' | der 


- 


8, 





| Pre 469 
der beſte Ort feyn, dasjenige zu beantworten, was in dem 
oft angeführten Stäc der Annalen, von dem Mangel an 
baarem Gelde und Credit. der Bauern im 6ten Vorwurf 
©. 38. gefagt wird, indem diefe Antwort zugleich einen 
Beweiß der Hier angenommenen Theorie enchält. Der . 
Verfaſſer macht dem Treditmangel erfllih den Vorwurf: 
„Es entſtehe eine Stockung des Geldumlaufs Daraus!’ 
und num zähle er ale Beduͤrfniſſe des Bauern beym Rade⸗ 
macher, Schmidt, Schuſter, Schneider, Tiſchler, Zimmers 
mann, Brauer, Branteweindrenner und Hoͤker auf, „wel 
„he er nicht aus feinem Haushalt befriedigen ann, folg⸗ 
„lich kaufen muß, und weil er nihe mit baarem Selde hans 
- „dein kann, theurer lauft. Diefe Bilanz ſtellet der Vers 
„faffer als. einen Nachtheil ber Meyerverfaſſung auf,? 
Schon oben Babe ich allgemein bemerkt, daß eine: vernuͤnf⸗ 
tig eingerichtete, mit Mebengewerben durchflochtene, Bau⸗ 
ernwirehfchaft, in jeder Jahreszeit, Seldeinnahmen fchaffe ; 
hier will ich mich fpeciefler auf dieſen Gegenftand einlaffen: 
In diefer Segend fehe ich bey vielen der, vom Verfaſſer 
angeführten, Artikel; als Rademacher, Schmidt, Schnek 
der, Tifchler, Zimmermann, noch täglich den alten Tauſch⸗ 
Bandel. Sauptfächlich werden dieſe Handwerker mit Na⸗ 
trnralien, oder Fuhren und Arbeiten auf Abrechnung befrte 
digt, und zu gelegener Zeit das etwa mehr Verdiente baar 
Beransbezahle. — In den Krug geher wohl baar verdientes 
Seid, und fichen Beduͤrfniſſe beym Höfer oder Krämer bes 
nor; fo weiß es der Landmann voraus, nimmt ein Kalb 
oder Schwein, oder andres Produet mit zur Stadt, feht 
dies erſt um, und kauft dann ein. So macht es wenigſtens 
der gute Wirth; fo kann es alfo jeder Meyer auch machen. 
33: Dem 


N 


470 BP 
Veym Krämer, dem Dienn, der dem Bauern bie Artikel 
Des Ensus ſchafft iſts freytich oft eine andere Gade. Aber 
dieſer Mann verdient auch ur eine eingefchränfte Begůn⸗ 
ftigung und Luxus des Landmannes iſt turchaus wur in dem 
Gall zu leiden, wenn die Ausgabe auf Artikel bes Lurus, 
ben jährlichen Lcberfihuß des Laudmannes wicht überfteigt. 
Berfüher ber Krämer zu größern Ausgaben; fe verdient 
_ Diefe Verführung den Veriuſt welchen ex beym Bauern lei⸗ 


bet. Diefer Beruf wird ihn abhalten Die Berfährungen 


weiter zu treiben. Hätte der Sauer zu großen Erebit, fo 
würde er leicht zu einem £urus hingeriffen werben, ber feis 
nen jaͤhrlichen Ueberſchuß überfliege , folglich fein Capital 
angriffe und fchädlich. würde. Ein mit Weisheit modiſicirter 
Lurus kann hingegen die Triebfeder bes Fleißes werben. 
Der Sandmann hat, wie andre Menſchen, Neitgung im 
äußern Anfehen feine Wohlhabenheit, zu zeigen, oder ſich 
kleine Bequemlichkeiten zu machen ! IR fein eisner Tleiß 
ber Preiß, für welchen er dieſe Neigung befriedigen kann; 
fo fpart er Beine faure Mühe, um fo viel zu erwerben, daß 
er für fi, feine Scan, oder Rinder win ſchoͤneres Kleidungs⸗ 
RÜL anfchaffen, oder einmal einen guten Tag machen kaun. 
IR aber außer dem Fleiß, noch eine andre Quelle: der 
Eredit da, um das feidene Tuch, oder Die filberne Schnelle 
zu erhalten; fo pflegt er der Bequemlichkeit, und frener ich 
feines Credits! Der Gere Profelioe Buͤſch fagt tn der 
Abhandlung vom Seltumiauf im IIIten Buch 616. Nr. 4 
ſeht richtig. „Das Meine Wohl leben des großen Haufen 
„kann nicht leicht Die Grenzen überſchreiten. weil es ſfich 
nach dem wirklichen Erwerb richtet. Der gerim 
‚he Mann finder feinen Credit, Das hohe Wohlleben 
findet 


RE ar 


findet keine Grenzen als fehlenden : Credit. Zugleich 


wünfdt Ant Profeſſor eine Abhandlung eines Bauernbeob⸗ 


achters, von dem fuͤr den Landmann ſchicklichen Wohlle⸗ 
ben, aus Erfahrung des Nutzens ıc. Einige darüber ges 
machte Bemerfungen gehören bier zu meinem Zweck; hur 
werde ich mich nicht umftändlich daruͤber hier auslaſfen 
duͤrſen. 

Das Reſultat aller meiner Wahrnehmungen bleibt da⸗ 
ben ſtehen: a) daß der Luxus unendlichen Nutzen durch 


Beförderung ‚der Induſtrie bervorbringe. b) Daß aber - 


\ 


eine Grenslinie, befonders für den Bauern, noth⸗ 


‚wendig ſey, wenn er nicht in Uebermaße entweder der 


Anwendung fremder Arhrirhälfe und eigner Acbeitsichene, 


oder des Gebrauchs uͤppiger Nahrungsmittel, oder einer 


übertriebenen Kleiderpracht — oder vielleicht in alle dieſe 


Uebel zugleich, verfallen fol; c) daß dieſe Grenzlinie fo 


wenig moraliſch vorgezeichnet, wie vom Geſetzgeber, ohne 
Kräntung, der perfönlichen Freyheit vorgeſchrieben werden 
konne. d) Daß vielmehr für den Bauernſtand die einzige 


practiſch mögliche fichere Auskunft bleibe: Luxus fo lange 


zu begünftigen, ale er dem jaͤhrlichen Ueberſchuft 
von ferne folgt; ihn "aber huͤlflos zu laſſen, for 
bald er diefe Linie Überfleigt, e) Diefes ſehr ſimple 


Mittel wäre alfo Einfehränfung des Credits nicht weit Aber 


den jährlichen Erwerb — und läge fchon feit uralten Zeiten 
in ber Meperverfaffung, Wil man hingegen den Luxus 
des Bauern auf vernünftige Art begfinftigen, und doch zus 
gleich dem Bauern freyes Srundeigenthum geben; fo find 
die werderblichen Folgen nicht zu überjehen, wovon der 


matte Erfolg. aller fumtuarifchen Geſetze einen vorläufigen . 
54 Des 


\ 


aa Pre 


en,” 
Beweis giebt. Es iſt mir ein ſichrer Tuchhaͤnbler bekannt, 


von welchem viele der hieſigen Bauern ihre Kleidungsbe⸗ 
duͤrfniſſe nehmen. Unglaublich iſt es, weiche Kenntniß dies 
ſer Mann vom jaͤhrlichen Erwerb ſeiner Kunden hat, wie 
er gute Zeiten zu Einziehung ſeiner Forderungen benutzt, 
und nach dem Maasſtab des Erwerbs feinen gebenden Cre⸗ 
bit erweitert oder einſchraͤnkt. Gerichtliher KHülfe bedarf‘ 
er nicht. Eben fo fehe ich täglich beym hieflgen Landmann, 
der fchon in der feinen Kleidung , befonders des weiblichen 
Geſchlechts, einigen Aufwand macht, daf er ben Anfchafs 
fung neuer Stuͤcke, ſehr auf reichliche Eendren, aute Preife, 
unerwartete günftige Zufäfle im Haushalt, Ruͤckſicht nimmt, 
und fich oft, bis dahin, daR ſolche Umflände eintreten, bes 
hilft. ſ) Bey einem. auf die oben bezeichnete Art einges 
ſchraͤnkten, Eredit, muß eine promte Juſtitz alsdenn dahin 
zu Huͤlfe kommen: „daß ſich Schulden des Luxus nicht von 
. „mehreren Jahren haͤufen!“ daß vielmehr jeder eo vor⸗ 


ber weiß. es werde die gemachte Schuld, auch 


wenn er wortlos wuͤrde, noch in eben dem’ Jahre obs 
ne Aufichub beygetrieben werden. Dieſes vor 
berfeben der Nothwendigkeit, die für Artikel des Wohl⸗ 
lebens gemachte Schuld, aus dem jährigen Erwerb 
oder, wenn die Ausgabe unvorfichtig übertrieben worden, 
aus den beften Stücken des Viehſtapels, bezaften 
zu müßen, bat im Ganzen die Folge, der größern Anftrens 
sung der möglichen Erwerbmittel, ober der kluͤgern Vor⸗ 
ſicht in Anſchaffung dee zum Lur gehörenden Artikel. — 
Sehr unvorſichtig und ohne Sachkenntniß wird daher oft 
eine Strenge der Execution als Tannen angeklagt; und 

man Überfichet aus Butherzigteit den großen Erfolg: daß 


N m 


— 


0 473 


V Verhindenng alles Aufſchubs bey Zahlungen, bei reichſte 


iR 
.r 


Keim des neuen richtig modificitten Credits liege. 


In Gegenden, mo Setzung ber Bezahlung auf Ters 
ine, feit langen Zeiten eingerifien ift; wo jeder leicht⸗ 
finnige Schuldner fih diefer äußert bedenklichen Wohls 
that erfreuet, da verliert fich der große gute Erfolg jener 
Creditbeſchraͤnkung, in der Hofnung, Termine bey der 
Zahlung zu erhalten. Diele Terminfegungen ſchaden, 
der Regel nach, unendlich, weil fie and, den Meinen 


ſichern Eredit bis zur Summe des jährlichen Erwerbs 


hemmen, und doch nichts Gutes für den Bauern wärs 
ten — indem es eins ift, ob er in einem Jahre bie aus⸗ 
geklagte Schuld ganz bezahlt, oder ob man dieſe auf 


Termine Tegt, er aber von ben vorigen Jahren her noch 


fo viele Termine zu bezahlen hat, daß die Summe aller 

Zahlungen, jene erſte aͤberſteigt. Ro das Terminfegen 

erft einmal herrſcht, da iſt auch das Anhäufen ber Ters 

wine von mehreren Jahren unausbleiblich, und dadurch 
alle gute Wuͤrkung verloren. 


Doch ich darf mich nicht weiter von der Sant 
ſache verlieren, und kehre daher zur Beantwortung der 
VBorwuͤrfe zuruͤck, die in den Annalen am der angefuͤhr⸗ 
sen Stelle, der Dieyerverfaffung, wegen de6 Geld s und 
Creditmangels, gemacht werden. Der Verfaffer hält 


zweytens „es fchädlich für den Eapitaliften, daß er fein 


„Geld im Dreyerhöfe'nicht anbringen könne; berechnet 
„den Werth aller Meyerhoͤfe einer Provinz, und meynt 
„wun: das gehe aus dem Commerz weg, und. fey für 
„Patien. Geldumlauf, Kandel und. Wandel, ein 

a1) 5 „todtes, 


474 BP Ar 


„tobtes, lahm ſtehendes Eapital,, Auf beyde Eins 
würfe Gabe ich ſchon ben geantwortet. em Eapitas 
liſten fpelsit ınie nichts mehr zu fasen nöthie. Aber 
in Abit des zu realificenden Grundwerths alles 
Eigentums, zum Bellen für Geldumlauf und 


"Handel, darf I einer nähern Prüfung nit auswei⸗ 


: den, weil die Materie offenbar unenbli wichtig für 


den ganzen Nationalreichthum iR. Wit Rede ik wohl 
Seine Dsterle in neueren Zeiten mehr das Lieblingefach 
Der Staatsichrer seweien, als Beldumlauf, Handel unb 
Wandel. Aber nisgend habe ich den, von dem Verfaſ⸗ 
fer in den Annalen angenommenen Grunbfag gefaw 
den; „daß die Summe des im Gtaate umlaufenden 
„Beides, dein wahren Werth aller Grunbfüde, glei 
„fen, ober zur Gleichheit mühe gebracht werden Lüns 
„ven, Diefen Zwei, zum beſten des Gelhumlanfs 
und Handels, muß ber Werfafler vor Augen gehabt ha⸗ 
Ben; denn font würde bie Verkaͤuflichkeit der Meyer⸗ 
grände für den Handel einen Eifer Haben, und der 
Verfaſſer fich nicht beſchweren dürfen, der Werch aller 

Meyerhoͤfe fey ein todtes, lahm ſtehendes Kapital. 
Vorlaͤufig bemerke ih, daß man nur dasjenige Las 
pital todt aennet, weldhed keine Zinfen bringt; — follte 
fi) diefes von nnfern Dieperhöfen, die alle Probucte 
be? Natur llefern, fagen lafien? Aber der Verfaſſer 
will alſo vielleicht nicht nur diefe Versinfung der 
Probducte, fondern auch noch zum zweytenmal das 
Capital ſelbſt nugen — und daher die Dröglichkeie, 
bie Grundſtucke in Geld zu realificen, frey haben! 
Durg diefe Operation wird » Die im Staat vorhans 
dene 


5 07 471. 
dene Geldmaſſe an ih nicht größer? föndern nur die 
Verwendung des Geldes wird verändert. Dabey fraͤgt 
es ſich, ob es für Handel und Fabriken vortheilhale 
ſeyn werde, wenn fo viel Gelegenheit zur ſichern und 


guten Belegung der Captialien entſtehet. b) Da ſich 


die baare Geldmafle nicht ſogleich durch die Verkaͤuflich⸗ 
Belt der Meyergruͤnde vermehren kann; fo nehmen bins 
gegen bie Privarfepuldfcheine auf vorige Meyer⸗ jetzt 
Eigenthumsgäter zu; und durch die Menge folder OR 
ligationen ſcheint ein neuer Reichthum zu entſtehen. 
Dieſer neue Reichthum iſt blos ſcheinbar, und der Herr 
Profeſſor Buͤſch beweiſet in der ſchon oben angeführten 
Abhandlung vom Geldumlauf IIItes Buch 6. 42. „daß 
ꝓ„Prisatſchuldſcheine kein neues Eigenthum im GStaate 
„und folglich auch keinen neuen Reichthum hervorbrin⸗ 
„sen. Der Schnldſchein repraͤſentirt die ſchon vorhan⸗ 
den geweſene Hypothek, deren Ertrag nun kanftig der 


Crebitot nutzt, ſtatt vorhin ber Nutzen dem Eigenthuͤ⸗ 


‚mer oder Meyer auf. 


Eben dieſer gereiß claſſiſche Sqrifteller zeigt im 
ten Buch dieſer Abhandlung, daß es beym Geldum⸗ 
"auf und Nationalreichthum nicht fo ſehr anf einen 
baaren, großen Geldvorrath, ſondern baranf ankomıne, 
daß das Geld oft in jedermanns Händen gebracht, und 
‚viele Soncursenz im Ankauf dere Sedärfniffe, und Ges 


lohnung ber Dienfte verurfache werde. Lieſſe ſich der | 


Ball annehmen, daß jeder Thaler nur einmal and eiher 


Hand In die andre ginge, fo wäre die Berechnung leicht 


seit, — ©: müßte zum Umſaßz fo viel Geld im 
©taat. 





476 Br: 
Staat fen, als der Werth aller Gebärfaiffe und Ber 
Ichnung der Dienfie beträͤgt. — Nun aber jeder 
Thaler 10 bis zomal nad häufiger im Jahr circaliet; 
nun muß and nicht ber baare Gelbvorrath, ſondern 
Sieimehr das Mittel folches in Umlauf zu fegen, 
in Anſchlag kommen , unt als die Quche des Nationeh 
reichthums angeſehen werben. | 
Commerz, Gelbumlauf, Handel und Wandel, der 
Verfaſſer nenne es wie er will, fol im Staate haut 
Adi dahin wärken =) dag viele Materialien verkäufs 
Ucher Hedärfniffe erzeuget werden, und viel Nachfrage 
darnach fen. b) Daß wechſelſeitige Dienſte und Arbel⸗ 
ten auf den hörten Belauf ſteigen, und c) die möge 
Heft größte Menſchenzahl ein gutes Auskemmen babe. 
Der Landbau iſt zu Erreichung diefer Zwede ganz vors 
zuglich geſchaͤftig. Er giebt zuerſt ein eignes Austoms 
men, und liefert die rohen Materialien zur Beſchaͤfti⸗ 
gung anderer Menſchenklaſſen, erſt in ihrer WBearbeis 
gung, dann in ihrer Umſetzung und Berſendung. Hiet⸗ 
aus iſt der Hauptzweck des Landbauers fuͤr den Staat 
ſchtlich. — "Er iſt nicht etwa da, daß er baar Geid, Eas, 
pitallen, in den Handel gebe, dadurch Geldumlauf bes 
fördre, ober Handel treibe, fondern er iſt dafür da: a) 
daß er ſich ſelbſt ein reichliches Austommen vom Sands 
bau ſchaffe, b) daß er andern Claſſen möglich viele 
Materialien zu ihrer Beſchaͤftigung liefre; und c) weil 
er ſein gutes Auskommen von der Erde reichlich vers 
diene, ein guter Abnehmer der Artilel des Heinen 
Wohllebens, und dadurch die wichtigfie Triehfeder der 
innern Circulation werde, 34 


IPA — 


— 


Ich koͤnnte alfe den Einwurf, daß die ˖ Meerverfele 


| Sung ein lahmſtehendes Capital der liegenden Meyergründe 


' verurfache, ganz übergehen, weit er den Bauern aus einem 


untschten Seftchtöpunct betrachtet, und nicht aus. dem; 


welchen der Staat vor Augen haben muß, nemlich „tele. 
: „Einrichtung iſt die bee, um den Bauern zum beften, 
“Produzenten, und vernänftigften Conumenten zu ıhas - 


„chen? Diefe Frage iſt fchon oben für die Meyerverfaflung, 


erörtert und erwiefen worden. Um aber doch das Ueber« 


triebne der gegenfeitigen Sordeung: alles Grundeigens 


thum im Staat \ gegen baar Geld realifiren zu . 


Fönnen! deutlich zu machen, will ich jegt ein „näheres 
Detail aufftellen. Nach der Anmerkung der Herren Her⸗ 
auggeber der Annalen im angeführten Stuͤck S go. ber 
trägt der Werth der Gebäude im. Fuͤrſtenthum Lüneburg 
über 5 Millionen Thaler! So wäre ja der Zweck, weis 


en die Herren Herausgeber für die. beſſere Circulation 


des, Geldes wünfchen,, leicht zu erreichen, wenn nur fämts 


liche Gebäude freyen Allodialvermoͤgen gefchlagen 
wuͤrden: einc Operation die doch unendlich viel leichter zu 
bewuͤrken ſeyn würde, als die Umwerfung der ganzem: 
Meyerverfaſſung. Rechne ich nun weiter, daß dem 
Werth aller Gebaͤude, der Werth des’ Viehes aller 


Art etwa gleichkommen moͤgte; ſo beliefe ſich dieſes 


wieder auf 5 Millionen; mithin haͤtte das platte Land im 


Fuͤrſtenthum Lüneburg auf dieſe Artikel ſchon für 10 Mil⸗ 


llonen Thaler Credit; eine Summe, die ſich a) durch den‘ 
Werth aller im Jahr einkommenden Producte; und by 


dadurch ſehr vergrößert, daß theils nicht alle Gebäude vers 
ſichert, c) theils die verſicherten Gebäude: unter dem wah⸗ 
sen 





478 Pr 
von Werth groͤßtentheils eingetragen find, und di) auſſer. 
den Meyerguͤtern, ſich ein fehr. beträchtlicher Theil freyer 
Allodialgruͤnde in der Provinz findet. Wenigſtens kom⸗ 

men 15 Millionen Thaler heraus, wofür man. alfo bene 
platten Lande des Fuͤrſtenthums Lüneburg ſelbſt mie Bey⸗ 
behaltung des Meyerrechts, Credit verſchaffen kann. Han 
rechne man die Würkung der Circulation des Geldes Hinzu, 
und beurtheile dann: ab dieſe Summe nicht den Werth 
aller für die Provinz möglich zu erporticens und impotti⸗ 
renden Waaren mit allen Dienften, fo bey der Hervorbrin⸗ 
gung und Verfendung derſelben gebraucht werden, weit 
üderfleige? Iſt dieſes richtig, zu welchem Zweck follte 
es dann der Handlung dienen, auch den Wertb 
der Bauerngrundftüce im Umlauf 3u bringen? 
Welche ungeheure, unzweckmaͤßige Gunmne mäßte: dee 
Wetth aller Grundſtuͤcke ergeben? Wäre es worthelihaft 
für ven Staat auf alle Grundſtuͤcke Gelder zu leihen 
amd folhe in Umlauf zu Bringen; fo müßte auch da der 
Handel am meiften blähen, wo das freye Eigenthum mit 
Schulden belaſtet iſt — denn wo dies nicht geſchlehet, 
komumt bee Geldwerth nicht in Umlauf; ſo muͤßte es wahr 
ſeyn, daß der Handel ba ſtocke, wo der Eigenthuͤmer ein 
guter Wirth iR, und feine Gründe von Schulden freyhaͤlt. 


Ohngeachtet ſich das Lebertriedene der Forderung 
Ginlänglich aus dem MWordergehenden zeigt; Tb wird es 
doch vielleicht irgend Jemanden lieb feyn, biefen Gag 
durch ein Beyſpiel aufgekloͤrt zu fehen, welches ich aus 
bleſem Amte mit beſtimmten Zahlen belegen kann. Das 

Aunt an ſich if nicht voͤllig a Quadratmeilen groß. 


a L 
t — 


- u — 


Mittelwerth eines Morgens zu 75 Rthlr. 


x..479 


EL Werth des Allodialeigenthums des Bauern: 


Alle Otacke werden nach einer eigenen Angabe der 

Unterthanen im Jahr 1780. aufgezaͤhlht. 

(669 Wohnhaͤuſer, und 735 
Nebengebaͤude, waren ſehr | 
geringe aſſecurirt zu 63750 Rthlr. 

1474 Pferde und Fällen zum Ä 
Werth von 125 Rthlr. 3685 NRthir. 


Es waren 2604 Städt milchende Kühe: 


’ als vorbans und Stiere zum geringen 


Werth von 20 Rthle. 32080 Rıhla, 


den angeges\2300 Städ jung Vieh und 


« Kälber zu 10 Rthlr. 23000 Rthlr. 

den 2340 Schweine zu 3 Rthir. 6720 Rthir. 
13000 Schafe zu 15 Rthlr. 17333 Rthlr. 
—* in runder Summe 2000 Rthir. 

— — — — 


| Totale 201733 Rebe, 
Dabey bemerke ich, daß alle Gebaͤude fehr viel zu 


niedrig in der Brandcafle ftanden ; daB der Viehſtapel 


au geringe angegeben, und nur zu niedrigen Preilen 
berechnet iſt. 


I. Werth der Meyergruͤnde. 
Das in Cultur der Dreyer befindli⸗ 


Ge Saatland, beläuft fih ohngefähr auf 
19600 Morgen. Wenn ich den biefigen 


— 


annehme fo bringt ſolche 14425000 Rthir. 


» Das Wieſenland iſt ohngefähr auf 


6000 Tagwert angegeben, deren geringfter 


Preiß 150 Rıhlr. folglich der ganze Werth 
iſt — 900600 — 


Summe des Werths des Acker ⸗ und Wie 


ſenlandes ohne die Garten4, 325000 Kehle. 
Il 


480 | DPA 


Nah einem möglich genauen Ueberſchlag, werben 
jährlich 45000 Rthlr. baares Geld ins Amt, theild 
durch den Productenverfouf theild durch Hollandsgzaͤn⸗ 
ger, Sarnfpinner, und Schifzieher, hereingebracht; 
Hingegen gehen für auswärtige Producte, und Waaren⸗ 
artikel etwa 30000 Rthlr. aus; und der Ueberſchuß der 
Grportation von 15000 Rthir. beſtreitet theils offentliche 
Laften aller Art, theils gutsherrliche Gefälle. Bey dies 
fen Summen find blos 633 große und Beine Feuerftel⸗ 
len, nebf 378 Häuslingsfamilien, und in allen auf 
dieſe (ohne Exemte) 5226 Menfchen zu berechnen, 
Wenn man diefe Data uͤberſiehet; fo urtheile man: ob 
unſre Meyerleute nicht Thon dadurch Ah um Staat, 
und Handel hinlaͤnglich verdient machen, daß fie 1) nach 
Abzug des eigenen Verbrauchs 45000 Rthlr. reinen Ers 


"werd eindringen; 2) dagegen für 30000 Rthlr. Waaren 


verbrauchen; 3) noch 15000 Rthlr. für Laften des 
Staats, des Gutsherrn und ſich ſelbſt überfparen und 
4) in ihrem Allodio einen Treditfond von 200000 Athlet. 
Dem Werth ifres Eigenthums Haben. Kann nun noch 
eine Handlungspolitik fo aͤberſpannt calculiren, und 


IE. Werth der jährlich umfegenden- Produ ., 


Ä 
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L 
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* 


das Circuliren jener 2F Millionen Thaler (als des | 


Grundeigenthums) noͤthig finden? Im Jahr werden 
aus dieſem Amte im Verkauf und Einkauf 75000 Rthle. 
umgeſetzt; aber desfalls bedarf es keiner 25000 Rthlr 
um dieſen Handel zu treiben. Die Artikel, welche die⸗ 


fen Verkehr ausmachen, werden zu fo verſchiednen Zei . 


ten umgefegt, daß das Geld, mit. welchem der Kaufs 
mann das Brodkorn bezahlt, fon ihm vom Bauern 
für 


J 


SA 488 
für Tuch bezahlt iſt, welcher es für Hokerwaare heute 
wieder ausgiebt, und morgen für Wolle wieder em⸗ 


vfängt; und fo if es möglich, daß der ganze Verkehr, 
welcher im Jahr au 75000 Rthlr. anwaͤchſt, mit wents 


gen taufend Thalern, darum aber aicht weniger or 


betrieben wird. 

Wollte man auch für das Vefte des Staats und 
am die Beyſpiel im Kleinen, hernach ins Große ans 
sumwenden, die Einrichtung nothwendig finden, 1) daß 
der ganze Umfag im Amte bleibe; der hieſige, nicht der 
fremde Kaufmann und Krämer daran verdiene! 2) daß 
die Summe des Erwerbs und Exportation aufs boys 
pelte von 45 auf goooo Rthlr. feige; fo wird in Anfes 
Hung des erſtern doch die zum Umſas erforderliche Sum⸗ 
me des baaren Geldes nicht fleigen; od um zweytens 


bden Belauf der Mrportation zu erhoͤhen, komme 


es ganz deutlich, wie ich fchon oben ausgeführt habe, 
nicht darauf an, daß man dem Bauern mehr baares 
Geld in die Hände fchaffe, fondern daranfı daß er feine 
Grundſtuͤcke mie möglichitem Fleiß cultivire; feiner Vieh⸗ 
zucht mit der größten Emſigkeit warte; und in Betrei⸗ 
bung aller ‚Heinen compatibien Nebengemerbe aufmerks 
(am fen. Dazu bedarf. es nicht der freyen Difpofitiog 
über den Grundwerth mehrerer Millionen! — Das 
dem Bauern gehörende Eigenthum von 200000 Rthle. 
dur Umlauf einer unendlihen Vergrößerung fähig, if 
mehr wie binlänglich, als Nebenhälfsmirtel, neben dem 
fhon oben angezeigten Haupttriebfedern zu wuͤrken. 
Geſetzt ein Staat bandelte fo thoͤrigt, und verkhaffte . 


‚den obigen Bauern auf ihre Meyergründe für 23 Mils 


(Annal. se Jahrg. 36) St -  Monen 





482 ’ pr 


Honen Thaler Echit. Gelege, es wärten anf feldie in 
40 jahren, von Eremben z Milisnen Thaler gelüchen, 
sub Diefe Eisen madigerebe in Mslanf; mußten aber 
den Eremuben mit ; Procmt ale mit 10000 Thaler 
werzinfet werden. Kenn nun von biefen 2 Billionen 
wenig in ben Hinten ber außeiheuben Gasera geblie 
den, fonbern alles naihgerabe In bie Gänbe der Krämer, 
Baͤrger, ober Heinen Rebenteuohner übergegangen wär 
ven, woher folten jene so0000 Thaler Ziufen erfolgen, da 
jegt aller veräufiige Ueberſcheß uab Axrbeitsnerbieaft 
nur 45000 Athir. beiträgt? Das gauye Amt wärde im 
materialen Eoncues llegen, und kelme Staatswiethſchaſt 
im Cxande feyn, biefem Werfall, wenn er ſich wärfih 
fo Im Großen jutragen würde, wieder abzuhelfen. 
Abe Marſchlaͤnder, wo ſchwere Eapitatverzinfangen, am 
Bohlſtande des Cigenthaͤmers nagen, mögen als Bürks 
lichkeit, jenem Argument aus der Moͤglichkeit zur Seite 
ſtehen. Man ſfichet daraus, wie wenis vafſend die Ars 
gumente vom Handel, Credit, Geldumlauf, auf den 
eigentlichen Bauernſtand angewandt werben. er 
Sauer ſoll reichlich probucicen, und vernfnftig versch 
ren; ſo giebt er dem Kaufmann wie dem Deanufatem 
riſten hinlaͤnglichen Stoff zum Erwerb, und veranfaßt 
im Staat die möglich größte Menſchenzahl. Aber man 
verlange nicht, daß ber Bauer feine Werkſtatt: das If 
feinen Meyerhof, zu einer Hypothek für den Kaufmann 
made, die dem Bauern ſelbſt den Untergang bereitet, 
and dadurch diejenigen mit Kürze, welche gewohnt wa⸗ 
ven, an ihn zu verbimen. So viel zum Beweiſe bes 
euren, und für jede Enubräcrglerung wigtisften Punkts: 

daß 


Bu Pre 483 
„daß für den Staat, die bey der Meyerverſaſ⸗ 
„fung zum Grunde liegende Theilung des Grunds und 
„Boden⸗Eigenthums und ‚ber 'erblihen Benutzung, 
„zwiſchen Gutsheren und Meyer, fowohl diredt 
„wie. ind ir ect von den glüdlichften Folgen, und vors 
thellhafter wie die Eigenthumsverfaffung ſey., 


Dun And nach meinem Plan der Gutsherr und 
Meyer noch als Contrahenten äbrig, von welchen ich , 


| gleichfalls behaupte, daß das Effentiele der Meyervere 


faſſung für fie die beſte Einrichtung ſey. Der Guts⸗ 


“ hof: 1) Die richtige und gute 


— 


he rr hat folgende Dauptfordergggen an feinen Meyer⸗ 
agung aller Geld: Nas 
suralı Gefälle und Dienſte. Maturaigefälle ind dar⸗ 
Anter, wegen des fortgehenden Werths mit dem Gteie 
gen und Fallen aller übrigen Preife, vorzuͤglich wichtig. . 

2). Das Grundeigenthum nicht nur an dem cultivirten 





Hof, fondern aud ‘an alle Theile der Gemeinheit. 3) . 
Die Befugniß Aber den Meyerhof nad) Abgang eines Ä 
Meyers zu diſponiren. Jede diefer Gerechtſame ik von 


großer Erheblichkeit, und je.größer der Werth it, wel⸗ 


chen Meyerleute den königlichen Domainen und Privat⸗ 


gutern bringen, deſto wichtiger iſt das Zuterefle, den 
ganzen Umfang dieſer Gerechtſame fo ficher zu fielen, 


daß fo wenig menſchliche LIE und Betrug, wie 


Verheerungen des Krieges und andre allgemeine 


Scenen menſchlichen Elendes, im Stande And, ben 
SGenuß zu hemmen, ober einzelne Theile zu entreiffen. . 


1) Bey den Abgaben, will der Gutsherr nicht nur 
gedeckt ſeyn, daß er fie erhaͤlt, ſondern er will le auch 
am Verfalliage, und alle Maturalien, wie Dienfte, 

Sia i Korn, 


484 XXM 


Korn, Butter, Zinedieh, In einiger Bofommenkeft 
Haben. 2) Bey dem Srundeisenthum en ben Semein⸗ 
Seiten, (welches im Herzogthum Uremen nad einem 
langwierigen Proceß buch einen Bersieih zwifchen 
tanial. hurfürkl. Cammer und ben Sandfländen bei 
Herzogthums vom Johe 1780. als ‚gültig auerfannt 
worden) hat der Sutsherr noch immer die, freylich für 
‚die Berbefferung und Enitur beſchwerliche Ausſicht. eit⸗ 
weder auf einen Verbeſſerungéziuß des: zu Theilungen 
ſchreitenden Meyers; oder auf ben Zing derienigen, 
welche bey zunchmenger Bevoͤlkerung aufs neue in den 
Ueberſchuß der Gemeinheiten hereingewiefen werben ; und 
endlich 3) flirbe ein Dreyer mit der Frau ohne Kinder, 
ober tritt. ein Abmeyerungsfäll ein; fo iſt der Hof zut 
freyen Diſpoſition des Gutsherren offen. Der Regel 
nach muß er zwar mit einem nenen Reihemann beießt 
werden, aber bey beträchtlichen Höfen, bie bey Wer 
pachtungen drey, vier, auch fänfhundert Thaler aufbrins | 
gen, iſt es kein geringer Vorzug eine ſolche Stelle einem 
verdienten Knecht, oder einem andern, beim man wohl 
will, zuwenden zu koͤnnen. 


Der Gandersheimer Landtagsabfhied von 1601. 

im 24ſten Art. und fhon vorher der Salzdalumer Res 
ceß von 1597, räumen fogar dem Gutsheren das Necht 
ein: „das Gut gegen weitre Leiffung der davon zu jeder 
Zeit gegangenen ſchuldigen Pflicht, zu feinem ſelbſt 
„eigenen Behuf zu gebrauchen; und in den Privilegien 
des Herzogthums Bremen vom Jahr 1663. verftattet 
der damalige König von. Schweben Carl XL im zten 
Artitei 


J 
Artikel „vors ſiebende fol einem won Adel, der ſonſt 


| 


en 485 


„im Lande keinen Sig und Bohrung har, jedoch ein 
„Landftand if, freu fiehen, von feinen Gütern einen 
„Meeyerhof zue Wohnung aptiren zu laſſen, und nice 


„allein die dazu gehoͤrige Länderey, fo ohne Bas. dem Her⸗ 


„kommen nad) frey, fondern aud Dad und Fach ohne 
„Schatz und Beſchwerung zu. befigen, und zu gebrau⸗ 


„hen, da entgegen aber fehuldig feyn, drey neue Koͤter 


„am felbigen Ort in den Schag wieder zu Bringen. 


ne 


ift, kann immer in Zukunft wieder gefchehen, und ich 
würde es immer für eine vortrefliche Zuflucht anfehen, 


wenn ein Unbegäterter” Guteherr die Erledigung eines 


großen Meverhofes, gegen Sicherflellung der öffentlichen 
\ Laſten fuͤr ſich und ſeine Familie nutzte. So viel iſt we⸗ 


nigſtens hieraus klar, daß die gutsherrliche freye Diſpo⸗ 


ſition uͤber einen erledigten Meyerhof, für ein weſentli⸗ 


ches grobes Vorrecht zu halten ift, das heute oder mors- 


gen unvorhergefehene Bortheile zumege bringen kann. 
"Nun faſſe man alle dieſe Anrechte des Gutsherru 


und werfe die Frage auf: Wie koͤnnen alle dieſe verſchied⸗ 
ne Rechte, die jetzigen, wie die kuͤnftigen ſo geſichert wer⸗ 
den, daß der Gutsherr den ſichern Genuß eines jeden, in 
dem Augenblick hat, da es faͤllig in? a) Geld und Na⸗— 


turalien am Verfalltag. b) Dienfte von gus ausgefüts 


‚ serten Pferden und Menſchen, c) gute Früchte und Zins 
vieh: q) Rechte an der Gemeinheit: e) im Erledigunge⸗ 
Ji 3 kaul 


+ 


Dieſes Privilegil haben ſich damals mehrere vom 
Adel bedient, was in’ vorigen Jahrhunderten geſchehen 


an den Meyerhof, zuſammen unter einen Geſichtspunct, 


486 a > 
fall, an dem Hofe ſelbſt. Dee fharffinnigfie Conſulent 


würde feine andre Eautel ausfinnen, als den im gemeis 
nen Stechte fehr bekannten Vorbehalt des Eigenthums; 


und eben dies iſt die Cautel des deutſchen Meyerrechts! 


Das vorbehaltene Grundeigenthum für den Gutöheren, 
 überbebe diefen aller Gefahren, welchen er ausgeſetzt 
feun würde, wenn er feine Gelds ober Maturaleinkänfte, 
aus dem Eoncurs bes neuen Eigenthuͤmers nach Hypo⸗ 
thek Recht ſuchen follte! wenn er, nachdem die Beſpan⸗ 
nung des Hofes aufgehört, mie Bezahlung der Dienfe 
oder Früchte vorlieb nehmen, und zufehen müßte, ob nun 
andre Dienfte, für diefen einzelnen Fall, Geldweiſe, zue 
rechten Zeit zu haben ſeyn märden — (eine allgemeine 


Abſtellung der Naturaldienfte, barf man bis jeßt, noch 
Bey keiner Operazion zum Grunde legen.) Die Meyer⸗ 


verfaflung deckt alle Guteherrliche Rechte aufs beite; 
und Id bin. überzeugt: daß der Guteherr oft in die oben 
„berüßtte Gefahr des Werluns, und in unenbliche Weit⸗ 
‚ Iäuftigfelt gerathen wärbe, wenn er dein Dreyer das 
Grund⸗ und Bodeneigenthum abtreten wollte. Cobalt 
Grund und Boden Bauerpflichtig wäre; fo würden au 
Landeslaften daranf vertbeilt werben, und dep beren 
Immerwährenden Vergroͤßerung, zuletzt eine Colliſton 
der Gutsherrlichen und Staattabgaben, wahrfcheinttd 
zum Nachtheil der erftern entſtehen. Go lange Grunb 
und Boden dem Gutsherrn gehört, wird er im Herzoge 
thum Bremen nicht ſchatzpflichtig; fondern bie Contribus 
sion wird bey Meyerleuten von ihren Habfeligkeiten, 
d. 1. Dad, Fach, und Wich; bey —— — 
Eeisenthumern aber von der Laͤnderey collectiret; 

rauf 


Ba 


| 
| 
4 
| 


u 


en 487 


darauf bernhet der Unterſchied der Eontributionsvereheis 


lung sur Geeſt und zur Marſch, und der Grund, wars 
‚ um legte fo unendlich viel flärker, wie die erfie belaſtet 


iſt ). Da nun ganz offenbar für den Gutsherrn aus 
bem wefentlichen des Meyercontracts vieler Wortheil und. 
sar kein Nachtheil entſtehet; fo fehe ich keine Hinlängliche \ 


Urſache, warum er ſich des Grundeigenthums begeben, 


‚ und von dem alödenm freyen Bauern ſeinen Abgaben 


\ 


anf einem Ummege nachſuchen foll. ' 
Jetzt komme ich auf den dritten Contrahenten den 
Meyer ſelbſt, und auf die Frage: ob aud für den 


Mehyer die Entziehung des Grund: und Boden ı Rechts 


vortheilhaft fen? und ob der volle Umfang des erbs 


lichen Nießbrauchs, feine Beduͤrfniſſe hinlänglich 


befriedigen Pönne? Altes, was ic) oben vom indirecten 
Vortheil des Staats durch Beförderung des Ackerbaueß 
und der Viehzucht gefagt habe, gehört aud hiecher, und 


desfalls beziehe ih mich darauf. Beſonbers aber habe 


ich jetzt num noch etwas, von den Würkungen der Meyer⸗“ 
verfaffung auf das Perſoͤnliche und Samilienverhält: 


niß des Bauern auseinander su fegen. Man muß 


dabey auf das Innere erfi der Familien, und dann der 


herrſchenden Denkart und Erziehung des Bauern hin⸗ 
eingehen. In jeder Familie des Bauern leben drey Ges 


- nerationen, deren Verſorgung fo beſtimmt angewieſen 


ſeyn muß, daß für fie nie wurklicher Mangel eutfichen 
San. 
*) Site‘ der gefomiaten Stände des Herzogthums⸗ 


Bremen, unvorgreiflihe Gedanken wie die recti« 
ficatio Contributionis einzurichten, Nr. 1. 


Jg 


438  _.Y, \ 7 
Sarın. Iſt diefe Einrichtung fehlerhaft, fo erzichet Mh 
der Stadt hulfloſe Familten. Diele drey Generationen 
find: a) die Altentheiler. Der Witch des Hofes muß 
ausdauernde Börperlihe Kräfte haben. Diefe nugen 
durch ſchwere Arbeit früh" ab, und daher erfordert bie 
Natur der Sache, daß der arbeitſame Wirth, bey Ads 
nahme förperlicher Stärke, bie Arbeit niederlege, Die 
Regierung des Hofes einem jängern Nachfolger Aberlaffe, 
sind nun im Alter einen Unterhalt ohne Beichwerde bes 
komme. Dies tft der fo genannte Altentheil — deſſen 
unverletzliche Sicherfiellung, eine dankbare Pflicht des 
Staats, gegen denjenigen feyn muß, der ihm feine Kräfte 
aufopferte.: b) Der jezige Wirth, mit feinen nicht 
verheyratheten Geſchwiſtern. c) Die Kinder des jeßls 
'gen Wierths. Alle diefe Perfonen haben, vermöge des 
Dreyerbriefes, am drblichen Benngungsrecht des Hokes 
- gewiffen Antheil, zwar nur einer ald Meyer, aber dies 
fer eine ift allen Adrigen zu lebenswierigem Unterhalt und 
"Unterflägung verpflichtet. Was kann diefen großen Ali⸗— 
mentencontract des Staats, vermöge deffen es moͤglich 
wird, daß in einem Meyerhofe 10 und mehrere Mes⸗ 
ſchen für den Staat erhalteh werden, ficher fiellen, wenn 
nicht das in den Händen des Gutsherrn verwahrte 
Grundeigenehum es thut? Wäre der Wirth des Hofes 
ein völliger Eigenthuͤmer; koͤnnte jede Schuldenlaft ben 
Werkauf des ganzen Hofes bewuͤrken, wen wollte man 
denn bey einem’folhen Verkauf, jene Altentheiler, jene 
nicht erwachſene Kinder in die Koſt thun? und wer ſollte 
das Koſtgeld bezahlen? Etwa der eben entfeßte Toncurss 
macher, der fchon auf dem Hofe fi nice ernähren 
_ Ä konnte ⁊ 


07, us 489 
konnte? Alſo der Staat oder die gemeine Reihe, oder . 
ein Armeninſtitut? Diefer Erfolg iſt wahrlich nicht leere 
Declamation, fondern wer’ die Denkart und —* 
des Landmannes kennet, der weiß es, daß in der Jugend 
des Bauerjungens, hauptſaͤchlich nur ſeine koͤrperlichen 
Kräfte ausgebildet wurden, ‘aber feine Anleitung zum 
enhigen überlegfamen Nächdenfen damit verbunden ſeyn 
Eonnte. Je früher er zu ausdaugenden körperlichen Ars 
Beiten abgehärter ward, je beffer erfüller er feine künftige 
Beſtimmung. Aber eben diefe Abhärtung in einer und 
derfelben, fi faft jeden Tag gleichen, Art körperlicher Ars 
beit, bewuͤrkt auch in.der Seele etwas mechaniſches, und 
daher eine wahre Abneigung gegen alles Nachdenken, 
und eine unäberwindliche Anhaͤnglichkeit, die zuerſt ges 
faßten Ideen immer. beyzubebalten — aus Furcht fonft 
überlegen zu müffen, wozu er keine Neigung und Faͤhig⸗ 
keit fühle. Diefes Bild trift, in ber Regel, bey ginem 
zum Arbeitsfleiß erzogenen Bauern zu, und die Auss 
nahme denkender Köpfe, die fich fon In den Bauer⸗ 
ſchulen auszeichnen, aber dabey felten Luft an ſchwerer 
koͤrperlichen Arbeit finden, gehören, als Ausnahme hier 
‚wicht der. Diefe Bemerkung vom Bauern iſt ſchon ſehr 
alt; ein aͤltrer Philoſoph bauer darauf den Grundſatz, 
daß die Menfchen weiche einen robuften Körper, und wes 
nig Geiſteskraͤfte beſitzen, von dee Natur zum gehors 
den, die feinern Köpfe .aber zum herrſchen beſtimmt 
feun. — Dieſer ſehr beſtrittene Sag gehet une. hier nicht 
an, aber fo viel iſt richtig und hier paflend, daß ein zur 
Leibesſtaͤrke gebildeter Körper einer Leitung bedarf. Der 
gur ſchweren Ardeit erzogene Bauer, iſt die Regel von 
Si5 wel⸗ 


490 DPI 


weicher ich auögehe! und von biefem uriheile man: Ob 
es beſſer fey, in Dingen, bie fein und der Seinigen Städte 
umfände betreffen, ihn ganz ſich ſelbſt, und feiner Giims 
den Art, außer dem Kreife feiner Gansarbeit zu handeln, 
zu überiaffen? — oder ob es nicht smelmäßise Maaß⸗ 
regel einer menſchenfreundlichen Regierung fey: diefem 


arbeitſamen Unterthan, bey aller möglichen perföns 


lichen Sreybeit, doch eine ſolche Bährung zu geben, Die 
ihn hindert, fich und feine Samilie auf beſtaͤndig 

um das väterlidhe Erbe su bringen? Dan beute 
nicht biefen Zweck darch bloßes Rathgeben bewürken zu 
Bun! Dem wohlmeynenden guten Ratbgeber, ſtehet 
der ſchlaue Verfuͤhrer zur Seite, dieſer gewinnet für ſich 
die Leidenſchaft und die Heftigkeit des Bauern in Sands 
" Iungen, verbunden mit Abneigung gegen Ueberlegung, 
vertilgt allen Eindruck eines guten Rache. Es bleibe 
Daher nichts Abrig, ald dem Landmann eine Srenze au 
fegen, über welche ex nicht hinauswarten kann, und bey 
welcher er ſich bann ganz leicht pflegmatiſch beruhiget. 
Dieſe Grenze liegt darin, daß feine Rechte nur auf eine 
ganz freye erbliche Benutzung des vaͤterlichen Hofes ges 
ben; daß Hingegen alles diſponiren äber das Grundel⸗ 
genthum, über feine Willkaͤhr erhaben iſt. 

Ein Beyſpiel, wie es mit Cigenthumsbauern zu ges 
ben pflege ; weiche Folgen es auf den ganzen Betrieb 
deſſelben bat, wird die Zweckmaͤßigkeit dieſer Grenze no 
beſſer ing Licht Reben. Ein Bauer in ©. kauft feines 
Meyethof vom Guteherrn frey, und hinterläße ihn feis 
nem älteften Sohn zwar Schulbfrey, aber zugleich 4 
Hüngere Geſchwiſter. Beym Antreten des Hefes bat dee 
Ans 


% 


X | 491 


Anerbe ber Stelle noch Freude über die Freyheit, keinen 
Sutöheren fragen zu dDärfen ; kaum will er aber hey⸗ 
zathen, fo findet er ſchon den erften Anftoß, daß er feine‘ 
Epefiiftung ſtatt beym Gutöheren, beym Gerichte coms 
firmiren laffen fol; und die Vormuͤnder ber jüngern Ges 


ſchwiſter fprechen ſchon bedenklich über einen ungehenern 
Erbtheil für ihre Curanden. Beym Gericht fordern die . 


Vormuͤnder $ bes ganzen freyen Eigenthums ( verfieht 
ſich, nach Abzug des Belaufs der Laſten) weiche der neue 


Eigenthamer gleich abtragen ſoll. Das in die Gielle 


des Gutsherrn, durch die andre Thür: einruͤckende Ge⸗ 


u gicht, iſt bey diefer Handlung ſchon an die Form des legalen. 
Berfahrens gebunden; muß folglich beym Wibderſpruch 


zwifchen Wirth und Wormünder) das ganze Eigenthum 
mit deſſen Laften tariren laffen, und mittelt einen reinen 
Werth von sooo Rthlr. aus, vermöge defien der junge 


5 Eigenthaͤmer feinen Geſchwiſtern 4000 Rtflr. herausbe⸗ 
zahlen muß. Diele Summe, wie fie faͤlig wird, leihet 


der Wirth an, wird der Glaͤubiger ſeiner Geſchwiſter, 
und kommt in eine Laſt jetzt jaͤhrlich 160 Thaler Zinſen 


m bezahlen, da vorhin fein Water dem Gursheren 39 


Thaler an Geld und Maturalien gab. Wär das eigne 


J am Hofe muß der Ältefte Sohn der Verwalter feine | 


Stäubiger und Geſchwiſter werden, aber ein Werwälter 


der alle Gefahren der Ungtüdsfäte allein au ragen bat. 


Teeffen Colamitäten ein, und die Sinfen ſchwellen 
ein paar Jahre auf, fo hilfe er ſich erſt mit Aufleihen 


- Meiner Capitalien, Bis der Credit verlohren, und das 


Elend der Executionen da iR. Ein Käufer mie 7 
Rthlr. 








492 SA 

\\ 

Rthlr. findet fi nicht leicht, und es entfiehen Admink 
flrationen, die den Werth des Hofes verringern. “Der 
Sohn bes erfien Eigenchümers it mittlerweile berangeı 
wachfen, aber dürftig! und gegen die Größe der Schul⸗ 


benlaft findet fi kein reicher Brautſchatz — daber hat 
er wieder 3 Geſchwiſter, welche anf den rettenden Ueber— 


ſchuß vom Vaͤterlichen Anſpruch machen; und fein wah⸗ 


«+ 


ser. Antheil am Hofe bringt nicht 200 Thaler. 


Dieſes iſt ein wahres Factum; und fruͤh oder ſpoͤt 
traͤgt es ſich bey jeden Freyhofe zu, je nachdem viele 
Kinder, Eigendäntel des Ligenchämers, und ſchlechte 
Sahre zufammen treffen. Es erhellet zugleich aus bie: 
ſem Beyſpiele, daß für ven Eigenthuͤmer ganz neue Quel⸗ 
len zu ſchweren Proceſſen entſtehen, welche der Meyer 
nicht kannte. Der Titel des Eigenthums an ſich, uud 
die Erbtheilungsklagen ‚ find nachhaltige Anlaͤſſe zu ver⸗ 
wickelten Proceſſen. Wer ſich davon überführen und 


wiſſen will, in welchem Verhältniß die Procefie bey der Ei⸗ 


genthumsverfaffung und bey ber Meyerverfafiung ftehen, 
der vergleiche den aufeichtig geführten Proceßcatalogum 
zweyer, an Größe gleicher Gerichte, davon eins über 
Meyer, das andre über Eigenthämer, die Juſtitz pflegt. 
Ein in zwey, drey Proceffe verwickelter Eigenchümer, der 
zugleich in ſchwerer Verzinfung fremder Capitalien figt, 
tann feinem Untergang nicht ausweichen. Entſtehen 
nachgerade mehr Adminifirationen folder Höfe; koms 
men Kreiegszeiten oder Landes ı Calamktäten dazu; fo 
finden fich keine Käufer, wenn nicht etwa zum Uagluͤck 
ein Reicher die Kleinen nachgerade verſchlingt: fort 

| bleibe 


u DS — — —— ——7———— 


—. 493 


Bleibt das Land unverhaͤuert und unbeſtellt, die Admini⸗ 


ſtrativnskoſten nehmen das Ihrige weg, der Creditor ent⸗ 
behrt ſein Geld, und die Familie des Eigenthaͤmers vom 
Alten zum Jungen, ſchmachtet im Elend. Dabey faͤllt 


der Werth der Hoͤfe, weil der hoͤchſte Werth, ſich auf 


den hoͤchſten Grad der Cultur, und die geringſte An⸗ 
wendung fremder Dienſte bey der Cultur gründet. 
Kauft alfo jemand der nicht felbt, fondern duch fremde 
Dienſte arbeitet, der nicht bie größte Menge der Pros 
ducte erzielt; fo wird der reine Ertrag, folglich auch der 
Werth des Grundftüds immer geringer *). Jene, alle 
Bauerfamilien ruinirende Uebel, koͤnnen bey der Meyer⸗ 
verfaffung nie fo groß werden. Theils werden auf eine 
Megyerſtelle nie fo große Capitalien geliehen, theils kann 


‚ver Guteherr die Ereditoren ‚nadhgiebiger machen, oder 


die Schaͤtzung des Allodialvermögens hebt den Eoncurs ; 
und wenn die Gläubiger Tich in dieſes theilen; fo wird 
ed dem Gutsherrn leicht, einen Käufer des Allodit zu fins 
den, für weiches er zugleich die Einkünfte des ganzen 


- Hofes erhaͤlt. Giebt e6 Gegenden wo es ſchwer Hält, eis 


nen großen Meyerhof, gegen Bezahlung des Auedial⸗ 
werths an die Reihe zu bringen, fo liegt die Schuld ger 


wiß nicht an der Meperverfaffung ;, fondern es muß viel, 
leicht, im Verhaͤltniß ber Viehzucht zum Ackerbau, im 
Grund und Boden, im Mangel an guten Abfag aller - 


Produkte, im Mangel an Nebengewerben, in der Traͤg⸗ 
heit des Bauern, ein geheimes Uebel ſtecken, welches 
lokal Armuth der Gegend hervorbringt⸗ die man bann 
ſehr 

0 Buͤſch vom Geldumlauf Ute B. *3 35. Anm. 


494 BPASE 


feße unzidtig anf das Beryerweien ſchlebe. Es IE Wie 
unrigtig desfals allgemein zu fagen, daß Das Empor 


kommen bannövrikger Bauern gehiubert werde 1 Bes 


nigftens Tann Ich vom dieſer Gegend das Begeurheil mit 
Quverläßigfeit behaupten, unb wer eine allgemeinere 
Keuntuiß der verfipiebnen Saunävrifgen Provinzen 6es 
figt , der muß viele Gegenden Tenuen, wo ber Kehikenb 
der Landlente ſichtlich IB. 

(Der Sqhinß felst im nägfen Gtäde.) 


Ten Sen 
- V. | 
Erndtebericht des Jahres 1790. ). 


Sortfegung und Shlaß. 

ce. Buchweizen. 

Ay Kauenburgifchen iR er mißrachen; Räte, 
Naͤſſe, vieler Wind, alles war ihm nachtheilig. 

Sm Lüneburgifchen Hingegen iſt er, Sefonders im der 
Amtsvoigtey Pattenfen, im Ganzen genommen, im 
ſehr langer Zeit nicht fo gus, wie dieſes Jahr, gerarhen ; 
wie denn daſeibſt von 20 Himten Ausfaat, über 100 
Diemen gelorumen,, wovon jede Dieme 3 Himten und 
noch etwas baräber geicheffele Hat. An andern Orten 
‚hat 

9) Verſchiedene Urſachen ind Saul baran, baf Dies 
ſer Eendtebericht diesmal die Vollſtaͤndigkeit nie 
Bat, die bie Herausgeber ihm gerne gegeben böts 

sen; weile aber, nad den getroffenen Einrich⸗ 
tungen, Fünftig nicht wieder eintreten "poeeben. 


PAR 495 
. Bat der, Ausgangs Junii eingertetene Nachtfroſt, Ari: 
:welfe und zwar dem fpät gefärten, befonders dem anf 
niedrigen Zeldern, weichen der Wind nicht faſſen Finnen, 
großen Schaden gethan, und die Körner taub gemacht, 
f6 daß kaum die Einſaat geblieben iſt. Das Stroh If 
überhaupt lang nnd ſchier, allein da der Buchweizen ets 
was feucht eingekommen, zur. Futterung nicht fonderlich 
geweien. Der Himten koſtet 8 Ggr. Um Zelle Hat 
Die Stiege 2 Himten gegeben, und iſt auf den Zeldern, 
wo er vom Froſt keinen Schaden gelitten, befonders gut- 
gerathen. Im Amte Gifhorn Aberfteigt die Erndte im . 
Ertrage auf F Theil mittelmäßiger Jahre. Sn den meis 
ſten Gegenden von Welsen giebt er reichlich, weil er noch 
nachgewachſen und gut nachgereifet il. Im Ama Dan⸗ 
nenberg hat er, beſonders der etwas fruͤh geſaͤete, reich⸗ 
lich die Arbeit bezahlt. Eben das gilt vom Diepholzi⸗ 
ſchen. Im Bremiſchen beſonders der Gegend von 
St. Jürgen ließ er ſich allenthalben zut au, und würde 
auch vortreflich ausgefallen ſeyn, wenn bey der Erndte 
uicht fo häufiger Regen gefallen wäre, und keine Faͤulniß 
nd Auswuche veranlaffer Hätte. Er iſt indeſſen reichlich 
im Scheffel, aber das Korn ſchwindet ungemein im. troßs 
nen und iſt nicht ſehr mehlreich. Um Buxtehude, wo, . 
er bios auf der Geeſt gebauet wird, iſt er aberall gut 
zugeſchlagen. Im Amte Bederkeſa iſt er zwar im 
Stroh gut, im Korn aber ungleich ſchlechter als im ve; 
rigen Sabre. Im Amte Ofterbolz "wird der dies⸗ 
Heige Ertrag dem vorigjährigen gleich geſchaͤtet. 
d. Sommerfest. 
Diefe war im Amte Damnenberg mittelmäßig, fo 
P .. mie 


496 "DPYE . 


wie im Amte Haarburg. Dingegen im Ober zub Um 
teramte Munden we ergiebiger ais iM vergangenen 
Jake. 


e. Erbfen, Bobnen und Widen 
find im Kauenburgifdyen 'htedt grratben: te Erb⸗ 
fen find eutweber nicht reif geworden, ober dech Ichr fiein 
geblieben, und bey dem häsfigen Aegen autarfıllen. 
Um Lüneburg hat man von einem ausgeſdeten Him⸗ 
ten nur ıZ Smten wieder erhalten. Die vorber lang 
angehaltene Därre, und der dDagguf erfolgte Lanze Reaen, 
haben verhindert, daß fie fein Korn fepen konnten. As 
es reifen ſollte, fieug es erfi an zu wachſen. Um Uelzen 
And die Erbſen ſehr mittelmäßig gerathen. Im Amte 
Dannenberg find Erbien und Bohnen gut, im Amte 
Saarburg hingegen mittelmäßig ausgefallen. Un as 
meln find Ecbſen, Wilden und Einfen nie; um ins 
beck hingegen die Erbſen fehr gut, bie Bohnen und Bis 
Em hingegen nur- mittelmäßig eingeichlagen, doch aber 
find bie früh gefäeten Bohnen ſchlechter, als die ſpaͤtern. 
In der Muͤndenſchen Gegend find fowohl Graak als 
Sommererbſen ziemlich gut geraten, doch behaupten bie 
Braakerbſen einen befondern Vorzug In Ergiebigkeit vor 
jenen, Die Bohnen find gegen voriges Jahr einträglis 
Her In Stiegen, Scheffeln und Korn geweſen; ber Er⸗ 
trag der Biden aber iſt ſehr mittelmäßig ausgefallen. 
Um Buxrtehude find bie Bohnen ziemlih aut; im Ges 
richt Lebe hingegen ſchlechter wie voriges Jahr gerathen, 
und der vierte Theil ift von den Maͤuſen verzehrt wor⸗ 
ven. tim Verden if man mis den Echfen, Bohren, 
und 


Al. * 


| 


> 


} 


| 


] 


FRE - 497 
und den menig gebauet werdenden Wicken gleichfalls zus 
frieden. Beſonders find die Bohnen. dies Jahr ſehr 
mehlreich auch iſt die Bundezahl reichlich ausgefallen, 
Im Lande Wurſten iſt Aber die Hoͤlfte von den Mäus 
ſen verderbt, ſonſt aber ſind ſie hart und gut. Der Preis 
der Laſt iſt 66 bis 67 Thaler. 


£. Flachs und Hanf. 


Sm Lauenburgiſchen, wo fe Aberhaupt no 


wenig gebauer werden, find beyde nicht gut ane gefallen. 
Der wenige Flachs fo in der Amtevogtey Pattenſen ger 
bacet wird, fol auch ſchlecht serathen, zweylaͤufig gewe⸗ 
ſen, auch verfroren ſeyn. Der Hanf aber iſt auſſeror⸗d 
dentlich gut eingeſchlagen, und nicht ſo kurz und mürbe, 
wie voriges Jahr, fondern von befonders gutem Ges 
nähs, Holz und Baft und voll Saamen befunden. Um 


uWelzen tft der Flachs, das Hauptproduct bortiger Ges 
gend, kaum anf die halbe Erndte zu berechnen. Er if 
am den meiften Orten nur nachgewachſen, kurz geblichen, 
. amd tft anfferdem in der Raͤthezeit verdorben, ſo daf er 
Bey weitem in diefem Sabre nicht die Guͤte hat, wie in 


j 


dem vorhergehenden Sjahre. Im Amte Dannenberg 


ik er gleichfalls faft durchgängig ſchlecht, und ſowohl dee u 


früh als waͤt gefäete gro, kurz und seht fehr ins Werde 


Um Hameln iR der Fiachs Hingegen vorzaglich ausge 


Faden. Um Einbeck if der Fruͤhflachs zwar ganz bey⸗ 
‚ Yin gefchlagen, der Spaͤthflachs aber fo ergiebig gewelen, 


als man ſich in vielen Jahren nicht zu erinnern weiß, 
Um Münden if ſowohl der frühe als ſpaͤte Flachs 


nebſt der Klenge, fo hin und wieder zumal im Oberamte 


" AnmalıseJahrg. st@.) ME - gu 


t 


⸗ ⸗⸗ 


230... | " 


gebauet wich, in alle Wege ſehr ausbentend geweſen, o 
daß 14 Bis 15 Pfund Kienge d. i. kurz Flachs für einem 
Thaler, und befferer 10 bis 13 Pfund für einen Thaler 
zu erhalten ſtehet. Im Bremiſchen, igfonderheic im 
Amte Lilienthal und um St Jürgen, if ſowohl der fräße 
ats fpäte Flachs überaus fchlecht, wegender Darre bey der 
Ausfaat, gerathen. Neifer Leinfamen IR gleichwohl, hin 
und wieder, von mittelmäßigem Belange gewonnen wors 
ben; aber der Flachs ift wenig werth. Der Hanf iſt fo 
ſchlecht ald er in vielen Jahren nicht gemefen, gleichfalls 
wegen der fofort nach der Ausfaat eingefallenen Duͤrre. 
Die Saat ef nur dünne und ungleich auf. Nach ber 
Zeit that ihm der Hagel, befonders der uͤberaus aroße 
Hagel am 23ſten Junii großen Schaden. An den mehrs 
- en Orten iſt der gewonnene Hanf, im Moorlande Abers 
aus märbe, im Sandlande dagegen fehe ftark, im Keys 
und Leimgrunde aber ift fat gar nichts daraus geworden, 
Um Burtehude ift der erſtere Flachs ziemlich aut, 
der letztere aber wegen des anhaltenden Negens nicht 
ſonderlich; der. Hanf aber überall vecht gut gerathen. 
Im Amte Bederkeſa hat der frühe Flachs zum Theil 
vom Froſt gelitten, auch klagt man, daß von dem gut ges 
tathenen nicht fo viele Pfunde gekommen find, als man 
zu erhalten gewohnt iſt. Dee Hanf ift daſelbſt gut forts. 
getommen. Im Amte Oſterholz iſt er zu kurz geblie⸗ 
"Gen und hat nicht fo viel qusgebeutet, als der Landmann 
gewuͤnſcht hat. Im Gericht Lebe if er mittelmäßig ges 
zathen und die Pflanzen find von den Maͤuſen neh am 
miehrften verfchont geblieben. Um Verden iſt man mit 
dem Ertrage beyder Gattungen . ‚anfrieden, wiemohl ich 
deren 


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1} . . 


Deren Anban dort nicht fehr vermehrt, weil fotcher wegen. 


des Taglohns an koſtbar foͤllt. 
8 Toback. 

Sm Kauenburaifchen, wo deffen Anban noch ſehr 
zuruͤck it, der iſt diesjaͤhrige nicht aut ansarfaflen, eben 
wie tm Haarburgiſchen. In der Muͤndenſchen Ges 
gend ift er zwar befier gerathen ale voriges Jahr, gleichs 


‘ 


‚wohl ift die Auebente nicht fonberlich anlockend 'gewefen. 


Fruh ſich einftellende kalte Winde mit Staubregen vers 
miſcht, vereitelten bie desfalls geichöpften Hofnungen. 


h. Heuwinnung. 


Die if in Kauenburgifchen im Vorgraſe wegen - 


der Dürre und Kälte nicht ergiebig geweſen, und biejents 


gen, welche mit defien Eingewinnung bis im Julius ges 


wartet, haden zum Thell yerdorbenes Futter bekommen. 


Nachgraß war haͤufig, wegen zu vieler Naͤſſe und kalten 


= Witterung it es aber nicht huͤlfreich. In der Amtsvog⸗ 


tey Pattenſen, Amts Winſen an der Luhe, iſt ſie nur 
ſehr mittelmäßig geweſen, indem Vor⸗ und Nachgras wer 


gen Duͤrre und Kälte nicht ſtark gewachſen, auch zum 


Trocknen deſſelben zu ſehr veraͤnderliche Witterung war. 
Ein Fuder in Laneburg von etwa tauſend Pfund wird 
zu 3 Taler bis 3 Thaler 8 gar: verkauft. Um Uelzen 


iſt die Heuerndte gut; im Dannenbergifchen hinges 


gen- nicht fo reichlich ausgefallen als voriges Jahr; doch 
hat die Erfahrung gelchret, daß zweyſchuͤrige gedüngte 
Mitten, eben fo viel Grummer als Heu geliefert haben. 
Im Haarburgiſchen war die Erndte davon fehr mittels. 


“nn and. fo ſchlechten Anſchein fie anfangs tm Arte . 
a 2 Wil⸗ 


I - 


“ 


soo DPA 
Wilhelmsburg hatte, fo gut fiel fie doch am Ende, me: 
gen einfallender feuchter und warmer Witterung, aus, 
Um Einbeck hat man reihlih Heu und Srummet ger 
erndtet; und um Münden iſt beydes ergiebig uud gut 
bey günftiger Witterung eingefcheuert worden; ein glei⸗ 


ches Gluͤck iſt dem Hin und wieder gemachten Verſuchen 


mis &fparfette.wiederfahren. Um Buxtehude if fie 
fehe gefegnet geweien. Das am Ende des Zunins eins 
gefallene anhaltende Regenwetter, hat bie Ernbteifehe 
beſchwerlich gemacht, indeſſen iſt doch alles noch gut eins 
geſcheuert worden. Im Amte Lilientbal und der ans 
grängenden Gegend iſt fie im Ganzen überans ſchlecht 
geweien. Im Amte Bederkeſa brachte fie auch nicht 
fo viel wie fonft, und wurde zum Theil auch nicht gar 
gut eingeſcheuert. Im Amte Oſterholz ik fie um 
3 heil geringer als im vorigen Jahre ausgefallen. Im 
Gericht Lebe war fie ziemlich eintraͤglich, obzwar aud 
die Wiefen und Weiden nicht von Maͤuſen verſchont 
geblieben find. Wenn endlih um Verden le gauz 
gut ausgefallen; fo If fie Hingegen tm Lande Wurften 
um J geringer wie im vorigen Jahre geivefen, indem 
die Maͤuſe auch den Sränländeregen und Wieſen fehr 
verderbiich geweſen find. | 


HL Gartengemäde. 
a) Sommer; und b). Gewaͤchſe zur Winters 
Confumtion. 
. Obgleich im Cauenburgiſchen bie kalte Dürre 
im Fruͤhjahre den Gärten nachtheilig’ war, fo erholten 
ſich die Fruͤchte doch durch den maherloen haͤufigen 
Regen, 


- 


\ - be) \ 


Dre 01 


Regen, unb iſt daſelbſt im fandigen Boden alles 


Wurzelwerk gut gerathen: Erbſen und Bohnen find _ 
aber ſehr zurüdgeblieben. In der Amtsvoigtey Patı ' 
tenfen find die Karotten gut gerathen, die Erbſen bluͤ⸗ 
Herten und. reiften zugleich, bie Bohnen, denen bie 
Köpfe nicht abgefchnitten,, frag det Mehl Und Honig 
than. Die Rickvicebohnen waren gut, die andern aber 


Schlecht, weil die Slüthe trocknete und abſiel. Kartofs . 


fein, weiſſer und brauner Kohl, gemeine Rüben, Steck⸗ 
säben und Wurzeln find, in fo weit diefe Artikel in der 
Anttövoigtey gebanet ‚werden, fänmtlich gut geraten, 
und wird für den Himten Kartoffeln 4 Gar. bezahlt. 
Um Lüneburg find die Vicebohnen nicht ſonderlich 
ausgefallen, weil fie nicht keif geworben find. Die 
Ausbeute der Kartoffeln ift wie im vorigen Jahre gewe⸗ 


ſen, ſo daß“ man von einem Hinten Ausfaat 15 Him⸗ 


ten wieder bekommen. Weittelmäßige Sorten hat man 
den Himten zu 5 Gyr. verkauft. Wurzeln, Ruͤben, 
Steckruͤben Haben dem guten Ertrage von grbachtens 
Sapre-nichts uachgegeben. Um Celle find die Gurken 
mißrathen, dagegen die Kartoffeln ganz vorzuͤglich ers 
giebig geweſen. Um Uelzen find Erbfen und Bohnen 
nicht fo reichlich wie fonft gewachſen. Wurzeln, Kartofs 


J feln und Kohl haben gute Erndte erſtattet. Im Dans 


nenbergifhen waren die frühreifen Gartengewäcdfe 
als Erbſen u. dergl. ſchlecht und Bald paſſirt. Kartofı 


‚geln, zumal auf etwas feuchtem Boden, fehr ergiebig; 


der weilte Kai mittelmäßig > faft durchgaͤngig Meiner 
als fonft, lofe und grob. Im Amte Harburg find die 


Kartoffeln vorguic gut gerathen, der Kohl Hingegen 
nn | gt 3 nur 


| 
02 IPA 


nur mittelmäßts. - Im Amte Wilhelmsburg And bie 
Sommergartenfruͤchte, überhaupı genommen, auflerors 
dentlich fdön/gerachen, nur beklagt man, daß die Gurs 
ten olinzlidh mißrathen, daß der Blumenkohl ſchlecht und 
klein geblieben, und daß Vicebohnen und Erbſen nich 
-  zafen wollen. "Kartoffeln find ziemlich, brauner Kohl 
und gelbe Wurzeln ſehr gut gebiehen. Hingegen bat 
man welffen Kohl und Rüben, als weiches ein ſtarker, 
dortiger Nahrungszweig ift, nur mittelmäßig geerndtet- 
Bon erfterem iſt der beſte Ropf nur etwa 16 Pfund 
ſchwer geweſen. Um Hameln ift das Gartengewädfe 
for ducchgehends nur mittelmäßig geweſen. In ber 
- Gegend von Koppenbruͤgge find die Sonmmergemäfe - 
ohne Ausnahme aut, Kartoffeln auf’ hohen Feldern 
ſehr gut, in den niedrig gelegenen hingegen nur mittels 
maͤnig, der Kohl aber durchaus gur gerathen. Um 
Einbeck find die Kartoffeln vo.züglich reichlich ausge 
fallen und dabey ſehr wohlſchmeckend; gelbe Wurzeln 
und Rüben hingegen nur mittelmäßig, deren erfere 
Bor viel unser den Flachs und Die großen Bohnen ges 
ſaͤet werden, die, wenn fie gut einſchlagen, "eine rkich⸗ 
liche Endte geben; der weiße Kohl ift gut ausgefallen. 
Um. Göttingen find die Kartoffeln fehr gutigerachen. 
Um Muͤnden iR man zwar im Ganzen zufrieden, doch 
Bar man an Sartenerbien, Vicebohnen, Opargel und 
Gurten mindern Ertrag veripärt, als andere Jahre, 
Der Winterkohl ift gut, Hingegen der Sommerkohl niche 
foriderlich gerathen, daher au das Schock Kohl mit 
13, 16 bis 20 Ggr. erkaufet werden muͤſſen. Gelbe 
Wurzeln und Paſtinaken, end: und rothe Rüben find 
| gut, 


| „7 Es 503 
gut, Hingegen weiße Raben nicht ſonderlich, Karisfı 
feeln aller Art aber gut und in Menge gerathen, fo daß 
- ber Himten ausgeſuchter Kartoffein mit 8 bis 9 Dear. 
“ Beinere Sorten aber, der Himten mit 3 gr. 4 pf. iſt bes 

. galt worden. Im Diepholziſchen find die Sartens 
gewaͤchſe ſehr gut gediehen. Um Bufrtehude find die 
Sommergewächfe Tinträgliher als im vorigen Jahre 
geweien, fo wie bie Kartoffeln, auch ift ſowohl der 
weiſſe als ſavohe Kohl gut fortgekommen. Im Amte 
Lilienthal und der Gegend von St, Juͤrgen find bie 
Gommergemäfe fehr mittelmäßig, Kartoffeln aber übers 
all reichlich, wohlſchmeckend und auch groß, fogar im 
noch unartbaren Moorlande, ausgefallen. Auch der 
weiſſe und rothe Kopfkohl, ſo wie der braune iſt daſelbſt 
uüberall beſonders gut gediehen. Im Amte Bederkeſa 

find die Sommergewaͤchſe mittelmäßig gut, Kartoffeln, 


Kohl und Rüben aber gut gerathen. Im Amte Oſter-· 


holz übertrafen die diesjährigen Kartoffeln die vorigs 
jährigen, ſowohl in ber Duantität als Qualität. Ehen 
dies gilt von Kebe und Verden, an weichem leztern 
- Orte hingegen die Vicebohnen fehr durch Mehlihau ge⸗ 
Utten haben. ' 


. e). Saumfedäte 0, 
Sm Kauenburgifdyen find Pflaumen zie mlich 
Häufig, Riwas Birnen und nur wenige Aepfel und Diefe 
von imittelmäßiger Güte geweien, aud halten he fi 
nicht. In der Aintsvoigtey Pattenfen iR weder Kern⸗ 
noch Steinobſt gewachſen, welches man den, bey der 

Viuthezen eingefälleien, Nachtfroͤſten zuſchreibt. um’ 
ara Ranı 


524 BP 
. Lüneburg fin bie Gaumfrudte sleihfals ſchleche 
genrien, und um Zelle if anfıer Kirſchen, Tflasmes 
an» Zwerihen wenig Obi gemadfeı. Srarſam uud 
fhlett war es um Uelzen, und im Dannenbergiichen - 
Die Zuerihen nur frichweife gut, hingegen Kiriben, 
Aepcel und Birnen ſchon weniger und feineres DIE fa 
gar nicht. Un Harburg ſind fehr wenige Kirkhen, 
yorzäslih gute Zuenzen, uad wur fehe mwitzeimäßie 
Aepfel und Birnen gewahfen. Im Amt: Wilhelms 
burg ıl die Zvetſchenerndte auſſerordentlich gar gewes 
fen. Um Hameln, Einbeck u» Böttingen ik ſehe 
wenig Odſt erfolgt, und vorzäslih Hat man Mangel au 
Zwerfhen gehabt. In der Gegend von Roppenbruͤg⸗ 
ge fin» allein die Birnen [ehe gut geraiben, von alım 
. Rbrigen Steinobſte birgegen hatte man eine geringe 
Erndte. Um Münden lieferten gleichfellt Kies bie 
Birnbaͤnme einen etwas ergiebigeru Ertrag, von den 
Übrigen war wenic, und. das Wenige unvolfommen 
and waurmſtichig. Der Himte VBorſtorfer Aepfel koſtete 
20 Ggr. und ſchlechte Aepfel 16 GSgr. Feines Ob gab 
es gar nicht, und auch der Hopfenban if nicht recht 
‚ ergiebig geweſen. Um Buptehude find dieſe Fruͤchte 
bey weitem nicht fo gut als im vorigen Jahre einges 
ſchlagen, und die Erndte von allen Gattungen iſt nur 
ſehr mittelmoͤßig gemejen. Eben das gilt von den meis 
ſten Orten im Bremiſchen. Nur im Amte Oſterholz 
uud im Gerichte Lebe it man damit zufrieden, und 
haben, befonders am leztern Orte, Baͤume Aepfel gelie⸗ 
fert, die in vielen Jahren nicht getragen haben. Um 
' Verden 


nv 505 


Verden iſt es misrathen, und das Wenige, was no 
da geweien if, durch Herbſtſtuͤrme abgeſchlagen. 


IV. Fruͤchte, die feine Cultur erfordern. 


- .: Sm kauenburgifchen ift Eigelmaft faft an allen 
| Drten wo Eichenhoͤlzung befindisch, häufig, das Gewoͤchs 
aber klein; Buchmaſt hingegen gar nicht geweien. Zu i 
der Amtsvogtey Pattenfen find etwas Eichen. Buch | 
aber gar nicht geweſen. Holzerdbeeren find wenig ger 
wachſen, au) in vielen Forſten, wegen der im vorigen 
° Jahre vorgenommenen Beſaamungen, ausgerottet. Hei⸗ 
delbeeren find weniger abſchlaͤglich, jedoch von Guͤte nicht 
ſo wie voriges Jahr befunden. Um Lüneburg hät - 
' man wenig Bud), defiomehr aber Eichen gehabt. Um 
Belle war pie Eichelnmaſt einzeln ziemlich erheblich, nicht 
aber aügemein. Im Amte Gifhorn har die reihe Ei 
chelnmaſt im Papenteihe und der Hausvoigten bey dee 
Schweinewmaſtung sin Anfehnlihes an Früchten erfparen 
laſſen. Merkwuͤrdig ift es, daß in ben Heidmarksdi⸗ 
firicten bes Amts die vorhandene Viereichen wenige, oder 
gar keine Eicheln dies Jahr getragen haben. Um el: 
zen iſt der Erttag der Maft von Eicheln und Buch fehr 
geringe und kaum auf % zu fhägen gewefen. Im Amte 
Dannenberg Hingegen find Eicheln und Bud in ben 
! meiften Gegenden fo gut gerathien, daß man fie auf halbe 
| Maſt tarirt hat, welches dort etwas feltenes iſt. Man, 
Bat damit unftreitig viel an Korn erfpart, und dadurch 
Y deffen Preis ziemlich im Mittelpreiſe abhalten. 
Im Amte Haarburg find Eicheln, Buch und Hei⸗ 
delbeeren wenig ‚vorhanden geweſen. Um Hameln und 
Bu 805 Ein; 





5c6 DPA 

Einbeck if die Maſtung ſchlecht geraten. In der Leſe 
peubruͤgſchen Gegend find die Eicheln ſehr gut gerathen, 
und haben zur Maſtung der Schweine weit mehr Sedeihen 
gegeben, als im vorigen Sabre, wo es doch gleichfalls a 
der Menge dieſes Gewaͤchſes nicht fehle. Buch wer nur 
fehr wenig. Um Muͤnden har man nicht fo viel Heidel⸗ 
und Erdbeeren, wie im vorigen Jahre gehabt. Eicheln unb 
Buchmaſt iſt fo unbedeutend gewefen , daß Fein Schwein 
dazu eingefchrieben werben können, Hahnenkaͤmme zum 
Einmachen hat e6 gute und in Dienge gegeben, Kronsbees 
. zen hingegen gar nit. Im Bremifchen. infonderheit 
in der Gegend von St. Jürgen find die Eichein mütels 
mäßig gut, Buch hingegen iſt gar nicht geweien. Heidel⸗ 
Beeren find gar nicht, aber überaus und ungewöhnlich viele 
Brommbeeren bemerket worden. Im Amte Bederkeſa 
Hatte man anfangs zur Eichelnmaſt große Kefnung, am 
Ende blieb alles fehr Mein und zum Maͤſten untanglich. 
Buch iſt daſelbſt gar nicht „ und Heidelbeeren mittelmäßig 
gewachſen. Im Amte Oſterholz kaun die Maft kaum 
fo hoch als im zuruͤckgelegten Jahre angefhlagen werden. 
Um Verden ift diefelbe nur mittelmäßig ausgefallen; jes 
dog find die eingetriebenen Schweine gut fett geworden. : 


V. Viehzucht. 


AIm Kauenburgifchen kam das Rindvieh bey 

der e anpaltenden guten Wisterung im Herbſt und Winter, 
60 es faſt immer hinausgehen konnte, fehe gut ins Fraͤh⸗ 
"jahre; ey der darauf eingetretenen Kälte, und noch mehe 
Key dem naßkalten Wetter veriohr es aber ungemein. Sins 
fängliche. Weide Hatte #6 inzwiſchen immer bis ſpaͤt in dies 


[4 
u t 


Lv ‘07 


fen Herbſt. Die Schaafe haben durch die Kälte und ' 


= Mille im Nachſommer auch viel gelitten. Der Schweis 
nezucht war die Witterung im Winter vorthetihaft, und fle 


hat 'auch durch die Eichelnmaft in diefem Herbſt gewonnenz 


inzwiſchen waren die Schweine im Frühjahr und Sommer 
“ Ämmer im hohen Preife. Dem Jedervich inshefondere 
den Sänfen, find die Falten Winde im April, May und 
Zunius, nachtheilig geworden. Bienenzucht if dort 
faft gar nicht, und derfelben die Witterung aͤußerſt nachthets 


. Üig gewefen. Im Küneburgifcben hat in der Amtes 


voigtey Battenfen das Rindvieh, infofern es in dem 
vorigen firengen Winter feinen Schaden bekommen, nad 
dem guten Futter in dem folgenden gelinden Winter gang 
gutes Gedeihen gehabt. Die Kühe Haben gut gekalbet, 
Die Kälber find wohl angeſchlagen, aud Hat es gutes Mol⸗ 
kenwerk, fo viel bey der kalten und duͤrren Witterung zu 
eriwarten fland, gegeben. Das Pfund Butter galt 2 gar. 


6 pf. Im Amte Wilhelmeburg ift die Rindviehzucht 


fehr gut geweſen, fo daß die Kühe im Preife von 40 auf 
30 Thaler gefallen. Die Schaafzucht iſt an den mehrs 


: er Orten der Amtsvoigtey ziemlich gut gewefen, jedoch 


Hat es nicht fo viel Laͤnmer als voriges Jahr gegeben; Hin 


und wieder haben auch bafelbit, wie im Dannenbergis 
ſchen. die Pocken unter felbigen graßiret, und iſt em gu⸗ 


ter Theil dadurch aufgerieben. Der Stein Winterwolle 
zu 10 Pfund gerechnet, koſtete ı Rthlr., die Sommerwelle 


1 Rihlr. 18 mgr. In Cuͤneburg koſtete der Stein 


2 Rthlr 16 ggr. auch wohl 1 Rthir. 18 ggr., ein Preis, 
der noch Immer zu hoch ifi, um die dortigen Wollenwebe⸗s 


reyen emporzubringen. Die Schweinezucht iſt * der 
Amts 


/ 


jos XX 


Ami ovoigtey gut eingeſchlagen, jedoch find auch hier wie 
ts Dannenbergiſchen, die Schweine erſtaunend God 
dm Preife geblieben. Die Sedervichzudyt IR aut autge⸗ 
fallen, und das Bich ſelbſt im mittelmägigen Preife ges 
Btießen. Lim Uelzen wird die Zuzadyı davon wicht geräßt, 


Inm DBannenbergifcyen iR man wit der Gäufeucht zus 


frieden. Auch im Amte Wilhelmsburg find biefe am 
beſten geraten, ungeachtet die Zucht im Sanzen nur mit 
teimäßig geweſen iſt. Die Bienenzucht If, ohnerechtet 
Die Stacke in untadeihaftem Stande aus den Winter ges 
tommen, feibige auch gut gefchwärmet haben, in ber Aus 
voigtey Dattenfen durchgängig ſchlecht geweſen, welches 


- man der naſſen, falten n.:d ſtuͤrmiſchen Witterung, ſowohl 
- in der Buchweitzen⸗ als Heidebluͤte, wobey fie fehr gelitten, 


zuſchreibt. Anſtatt daß voriges Jahr die heilen Stoͤcke 


50 und mehrere Pfund gewogen, haben ſelbige dasmahl 


nur 39 gehabt. Die Tonne Zutterhonig iſt bislang mie 
26 bi6 27 Thaler bezahle, das Pfund Wachs aber, wie 
gewoͤhnlich mit 10 ggr. Um Küneburg und Zelle if 
fie gleich falls ſehr mislungen, weil fie in der Heide keine 
Mahrung fanden, aud) ift wenigftens am erflern Orte aues 
nig Wachs zum Verkaufe angeftelltt werden. Um Uelzen 


und im Dannenbergiſchen iſt der Honig Ertrag fo 
ſchlecht geweſen, daß viele ſich eines ſo ſchlechten Jahres 


nicht zu erinnern wiſſen, und an Verkauf deſſelben gar 
nicht zu denken iſt. Im Calenbergiſchen iſt die Vieh⸗ 
zucht gut eingeſchlagen. Die Schaafzucht hat ſich gegen 
poriges Jahr merklich aufgenommen; die Schweinezucht 
iſt gut von ſtatten gegangen, und find die Schweine von 
den fonft seahulichen Krankheiten befteyer geblichen. Die 

25 Fe— 


! 
‘ 


BGaͤnſe gewefn. In Münden koſteten ein paar junge 


Hahnen oder Hühner 7 mar. bis 4 pf., eine Sans 6 bis 


8 ggr. Conventionsgeld, eine Endte 2 bis 3 ggr. ein Pur 
terhahn 1 Thaler, ein Pyterhuhn 18 ggr. und ein paar 


bes gemeinen Bruchs im Diepbolsifchen, hat dies Jade _ 


DD u — 


— — 555 — — 


junge Tauben 2 ggr. Die BGaͤnſezucht der Inkereſſenten 


zuerft durch Mangel und nachher durch Ueberfluß am Waſ⸗ 
fer fehr gelitten. Im Bremifchen ift, vornemlich um 
Bufxtehude die Viehzucht in diefem Sabre ſo geweien, 
dag der Landmann damit hat völlig zufrieden feyn können. 


Mur die Bienen find auch in dortiger Gegend fchlecht forte 


gekommen. Im Amte Kilientbalund im Sanet Juͤr⸗ 
gens Lande haben fi die Pferde überall recht gut gehals 
ten und fruchtbar erwiefen; es find“ daſelbſt viele und 


ſchoͤne Füllen gefallen, weil man flets für gute und ſchone 


Beſchaͤler ſorgt. Das Rindvieh iſt, wie die Schaafe und 
Schweine, nicht nur in dieſer Gegend, ſondern überall im 


Bremiſchen Aberaus gut und fruchtbar gewefen, Eben 


dies gilt vom Federvieh, mit Ausnahme der Endsen, derem 


Zucht von gar einem Belange geweſen iſt. Aber in Anfes 
 Hung-der Bienenzuche Hält man auch Hier Überall dies Zahe 


für ein hoͤchſt unfruchtbares und-trauriges Jahr. Die Die 
nenwaͤrter verfichern, daß faft kein Vienenftoc vorhanden 
ſey, der auch nur die halbe Winternahrung in ſich faſſe, 
und nur wenige find vorhanden, die mit zureichendem Fürs 


 Näpendften Stande, fo daß das feifte Hornvieh, als det 


terhonig, voin vorigen Jahre vekforget find. Um Verden 


aift fowohl- das milchende als fette Vieh ebenfalls gut forts Ä 


getomnien. Im Lande Wurften iſt die Viehzucht im 


eu 


\ Federviehzucht ik gleichfalls gut ‚ zumal: in Vetreff der 


6 


0. XRX 


vrolefigfle MNahrungszweig für dies Land, auch in biefam 

Sabre nah Hannover, Braunſchweig, Hildesheim, Ham 
burg und Bremen ſtark und mit gutem Erfolg ausgefühest 
wmeden fans, 


VL Sifheren. 

Die Eibfirherey im Lauenburgiſchen if in dieſern 
Jahre fehr gut geweſen. Der Lachtfang fieng zeitig an, 
und würde fehr ergiebig geworden feyn, wenn nicht im 
März der lange angehaltene Oftwind gefommen wäre, der 
demſelben bekanntlich nachtheilig iſt. Nach veränderter 
Witterung, da aber die beſte Zeit vorüber war, fand er fih 
wieder ein, und es if hier der feltene Fall geweſen, daß 
von Zeit zu Zeit bis ſpaͤt im Herbſt Lachfe gefangen werden. 
Die Urſache war wohl darin zu fuchen, daß Die Eibe im 
ganzen Jahre einen ungewöhnlich niedrigen Etand gehabt 


Hat. Gtöre und Schnepel find Häufig gefangen, fo au 
andere Flußſiſche; nur blieben die Seebarſche dert zuch.. 
In Luͤneburg galt zu Anfang der Lachszeit im März und 


April das Pfund friſch 6 ägr., geraͤuchert 11 bis 12 ger; 
weiterhin war der Preis von ſelbigem frifch 3 gar. und gu 
säuchert 8 ggr. Zuerſt im Auguſt galt dad Schu ; Hägı 
gen Dieunaugen 4 Ihaler, hernach wurde der Fang fehe 
gut, und gieng der ‘Preis im November auf 24 Thaler, 
und im December auf, 2 Thaler herunter. Im Dannen 
bergiſchen koſtete im May das Pfund feifcher Eib⸗ Lat 
3 aar. bis 3 ggr. 9 pf. Die Weierfifcheren ift nicht. von 
Bedeutung geweſen. Zu Muͤnden if der allgemeine 
Mangel an Fifchen,noch fortwährend, und daher. koͤmmte, 


daß auch ber. Preis der Heinen Liſche aller Art, fo vor 


Jah⸗ 


6, u zur 
Dahren das Pfand au 8 bis 9 pf. verkanft winde, ſetzt 
mie 1 ggr. bis 1 99. 6- pf. bezahle werden muß. 
Der Lachsfang ift fo unerheblich ausgefallen, daß defien 
Paͤchter eine anſehnliche Remiſſion bey Königl. Cammer 
zu ſuchen, genoͤthiget ſind. Im Bremiſchen iſt der 
Birchfang im Ganzen arm und ſchlecht geweſen Im vande 
Wurſten iſt die Fiſcherey eine nicht auſſer Acht zu laſſende. 
Nahrungsquelle für dieſes Land. Auf den Wurſter Wats 
ten werden bie fogenannten Sarnate gefangen, und viels 
fältig verfendet, wovon ſich viele Familien lediglich ernaͤh⸗ 


zen. Auch die herefchaftliche Fifcheren auf dem Imſumer 


und Bremer Watten wird unter Genehmigung Könialicher 
Eammer verpachtet. Sie giebet, je nachdem es die Jahrs⸗ 
zeit mit fi Gringet Slinte, Buͤtte, zu Zeiten Aale, und, 
dußerft felten Weferlachs. 


O5 nun gleich, wie aus Verſtehendem ef chtlich, ber. 
anfangs anfcheinend große Erndtefeegen, anfänglich durch 
anhaltende Kälte und Dauͤrre, Hinterdrein durch ununter⸗ 
brochene kalte Naͤſſe und Regen, bie und da. auch durch 
Mäufefraß fehr verringert worden, fo muß man Doch diefem 
allerr ungeachtet, das gegenwärtige Erndtejahr unter bie 
gurten rechnen: und haͤlt man dafür, dal, da die mehr⸗ 
ſten Unterthanen mit diefem Beegen fo viel weiter als vori⸗ 
96 Jahr reihen, bey dem binzugefommenen gelinden, 
Winter, wodurch viel Zutter fürs Vieh erfpart wird, die 

KCornpreiſe nicht ſonderlich in bie Hohe gehen werten. 


Eu 


u. 


412 BP 


VL 
Enheimiſche Lırteratur » Producte 
vom Jahr 1790. | 


E⸗ it die bücher deees Fehenben Jecckeis, m Algo 
meinen ;u überiegen, nicht allein, wie zul Dark) 
uniere Landeslente (zu velchen wir and bie Lehrer zu 
Gottingen und Übrige, eine geramme Zeit Dafeibft, der 
Eriernung und Erweiterung der Wileujihaften und 
Keuntniffe wegen, ih aufhaltende Seichete, redimen,) 
zu ber Maße ber menfhliden Kruntniffe Yinzugrfüget 
worden, ſondern and, welde Richtung ber Seift Ders 
feiden mit ihrer litterariſchen Gelhäftigfeis im jedem 
Jahte, beſonders genommen habe. Wie. beſenders des 
letztern Gefichtspuncts wegen, die ganye Zahl der Pros 
Oucte jebesmal in Claſſen gebracht, werden, fe weit felı 
des nach der Beurtheilung der Titel möslih geweien 
ift; fo wird es den Leſern dieſes Artikels vieleidhe nicht 
unangenehm ſehn, die Summe ber fänmtlihen GBeiftrss 
Probuete des abgewichenen Quinquennii, als von 1736 
bis 1790. In nachſtehender Tabelle vor Angen zu haben. 
Das Angenehme und Lehrreiche eines foldden allgemeis 
nen Ueberblicks ſpringt von ſelbſt zu fehr ins Auge, als 
daß wir desbalb für Leſer deffeiben, wie wir fie mänichen 
und fie uns denken, noch ein Wort ber Entſchuldigung 
hinzuzufügen, für noͤthig erachten ſollten. 


Lu -.- ”. e_ 


Sum 


IA a 1 + Ku 


Summarifche Recapitulation aller einländifchen 
Geiſtes Produste von 1986 bis 1790. 


\ 



































1786| 178711782811789 1799| Sa. &a 
1 erlodnge Sarif . 
gen 64 21 11] 9 44 
2 Sottesgelahrtheit 23 27 14 317 20: 11 
3 Rechtsgelahrtheit "N 17 ı 17 sa) 
2 Argnepgeladreheit | 22] 201 24] 241 28| zıg 
5 Meltweisheite⸗ 6 6 9 6| 33 
6 Geſchichte, Geogra⸗ F 
phie u: Statiſtie, 23] 12] 25) 23] 14 67] 
„7 Naturkunde, Deco, 
nomie und Tebno 
ode + 7 181 131 12] 14 64) 
8 pduelozie und Ei | 14:1: J.“ 
2 4 1 171 121 49 
9 Shin Bifenfsaf | I 
‚ten und Künfle  s 6 13 51 6 3] 33 
zo Schub und Erzie⸗ 
hungeſchriften ⸗ 1 591 9 131 38138 
zı Mathematit ı 3 o ° 0 7 
13 Staatswirthſchaft Ss 3 og 
13 Vermiſchte Sdrif I 
ten s 6| 161 23] :30| 23] 98 
14 Ueberfekungen. | of as 7 Mo 22 











. Summa s |.ı109| 145] 158| 190 163| 766 


So viel ſcheint der erfte Anblick zu ergeben, daß 
wir in Anfehung ber periobifchen Schriften, dem Geifte 
und Geſchmack des Zeitalters gefolgt find; der theologis 
ſchen und: medicinifhen Schriften dürften. wohl nicht fo 
hervorſtechend viele feyn, wenn dorten der Predigten und 
bier der Sereitſchriften weniger wären. Die Rechtdge⸗ 
lahrtheit fcheine in größern Anbau zu tommen, wenn die 
Philoſophie audı, hier eine weile Mittelſtraße Hält, Auch 

(Annal. sr Jahrg. 38 Sr) 21 der 


4— 


314 PAR 

Der Ausfall für Seſchichte, Seo grephie und Statiſit, 

Soft, Oeconomie und Techaclogie bleibt gering, wet 

ein Jedes das Gene befimmt. Bey Phüsissie un 

Eritif ſollte der Einfluß und moch mehe das Geuipiel eines 

\ Heyne fihtliher fen Schöne Wilfenfehaften und 

Känfte fheinen bey uiederfähfifhem Simmel wand nieder⸗ 

fätfiiher Koſt fo wenig gedeihen zu Tune, als in man 

hen Berfaflungen die Staatswiſſenſchaft. | 

Doch wir wollen nufern Lefern nicht vergreifen, fol 

Gern laſſen vielmehr, unter den bekannten Einfchrintun: 
| 
| 





gen, die ſummariſche und fpecifife Anzeige der vorigiähri 
gen Geiſteswerke folgen. Die Totalſamme beträgt 163. 
md die gewählten. Rubriken ergeben folgende einzelne 
Summen. " 

\ 3, Periodiſche und folche fortgebende Schriften, 


| die fih auf mehrere Arten von Wiſſenſchaf⸗ 
| ten erſtrecken. | 


Goͤttingiſche gelehrte Anzeigen. 


Goͤttingiſches hiſtoriſches Magazin von Meiners uni 
Spittler 4r Jahrg, oder 7t und ge Band. | 


Schloͤzers Staats s Anzeigen 53 bis 586 Heft. | 
Regiſter zu dem 25 fen bis 48ſten Hefte von F. Eckart. 
Allgemeine polteifche Staatenzeitung von Canzler. | 


Goͤttingiſches Magazin für Induſtrie und Armenpflege 
an Bandes 16 26 und 36 Stuͤck. 


Magazin für allgemeine Natur- und Thiergeſchichte, hen : 
ausgegeben von Müller. ın Bandes 36 und 46 Süd. 
Hannoveriſches Magazin. „ . . 
Aeahrbuch für. Die Menschheit aufs Jahr. r. 
Neues militairiſches Jeurnal z6 bis 78 Stuͤck. 


vı 


DBIAER sc 
= Theologe. 
Siffen (Preb. in Großen Schneen) Dankpredigt nach 
einer aberſtandenen bösartigen Ruht. 

Eggers Dankrede am Jubelfeſte des’ Herzogthmns Lanens 
Burg, wegen der hundertjaͤhrigen Regierung bes chur⸗ 
fürft. und koͤnigl. Hauſes. 

Sräffe neueſtes catechetifhes Magazin 18 und 26 Stuͤck. 

Jacobi, ‚was fol ich zu der Beruhigung meiner Seele 
glauben? ıc. 2te vermehrte Auflage. 

— fortgefehte Beantwortung dieſer Fragen. oh 

Katechismus ber chrifttichen Lehre, zum Gebrauch dee ' 
Kirchen und Schulen in dei koͤniglich Braunſchw. Luͤne⸗ 

burg Ehurlanden. 

Leß Entwurf eines philefophifchen Kurſus der Religion, 
bauptiächlich für Nichttheologen. 

— Über chriftliches Lehramt, defien waͤrdige⸗ Führung 

and die ſchickliche Vorbereitung dazu, nebſt einem An⸗ 
hange von der Privatbeichte. 

Marezolls Predigten, vorzuͤglich in Ruͤckſicht auf den 

Geäeiſt und die Beduͤrfniſſe unſers Zeitaltere. 

Meftwerdts Predigt, am Reformarionsfefte übe Epheſ. 

| 5, 8. gehalten. . 

Pape kleine Coneordanz Über das neue Brem⸗ und Ver⸗ 

denſche Geſangbuch. 

Pratje J. G Paſioralſchreiben zur Ankuͤndigung der 

General Kirchenwviſitation und der Predigerſynoden. 

Lehrbuch der chriſtlichen Religion. 

— Erlauterung der Bußterte des 1791ſten Airchenjahrs. 

Schedii Commentatio de facris opertis veterum 

Chriſtianorum, five de Difciplina, quam vocant, 
arcana. 

Schrege Predigten ben der Veränderung feines Amt, : 

Uhle, die Vernunftmäßigfeit dee Glaubens an die Ge 

heimniſ⸗ des Erangelil, eine Predigt. \ 
Mir E Vol 


y % 


CE). 2 
Volborth primae lineae theologiäe hiftorico -pole-- 
micae, 


Witting, Stoff zu Untechaftungen am Kran kenbette. 
2te vermehrte Auflage 


Zieglerd cheologiſche Abhandlungen. Erſter Band. 


3. Rechtsgelahrtheit. 


Archiv für theoretifch s practifche Rechtsgelehrſamkeit, ders 
ausgegeben von Hagemann und Günther sr Theil. 


Auszug aus einigen churhannoͤveriſchen Landesordmunger, 
beftätigten Statuten und Obſervanzen der Stadt Goe⸗ 
tingen. | 


Efaproche Regiſter zu der Einleitung in Ammnttäe finz 
mariſche Proceſſe. 
Guden, vom Wechl-⸗ und roͤmiſchen Rechte über 


Schuldverſchreibungen und ihren Einfluß auf den Wohl⸗ 
fand der Einwohner. 


Hugo Lehrbuch und Ehreftomathie des claffichen Pandes 


ctenrechts zu eregetifchen Vortefungen. ır Band. 


— civiliſtiſches Magazin ın Bandes 18 und 28 Heſt. 


— Lehrbuch der Kechtsgefchichte bis anf unfere Zeiten. 

de Kamptz Commentatio de fundamento et limiti- 
bus obligationis liberorum, ad facta parentum 
.praeftanda, 


Mitfcherlich Praenotiones iuris publiei et privat 
Romanorum. 


Pütteri primae lineae iuris ‚privati principum, editio 
tertia, paflim emendatior.\ 


— Eroͤrterungen und Verfpiele des teutfchen Stasteı 


- and Fuͤrſtenrechts. Erſtes Heft, vom Reichspoſtweſen. 

—  techtlihes Bedenken , über das gegenwärtige Ver— 
Hältniß der Lucherifchen und Reformirien in dem Lippis. 
- (den Antheile der Grafſchaft Schaumburg, und Über 
die von Neuem darüber entitandenen Irrungen. 


Katdı 





- 


\ ) 


J I an _ BEE 37 


KRatklf, ı vom Geiſt der Eriminalgefeke, mit 3 Anhängen 
vermehrte Auflage. 

Rücker de codicillis, quibus lex quaedam praeferipta 
eſt. 


Seidenſticker Obfervationes quaedam de legum re- 
tractandarum ſtudio, noſtris temporibus haud 
inopportuno. 

-Sillem, capita, in editione documentorum, ocgur- 
rentia. 


Woackerhagen Commentatio de principiis et limiti- 
bus obligationis Hiberorum, ad facta parentum 
praeftanda. 


4 Staatowiſſenfchaft. 


Brandes politiſche Betrachtungen uͤber die franzöfige 
Revolution. 


Recueil des principaux Traites d’alliance, de paix, 
de treve etc. conclus par les puisfances de PEu- 
rope .tant entre elles qwavec les puisfances et 
Etäts d’autres bartice du monde depuis 1761. Jus- 
qu’a prefent. Par Mr. de Martens, Tom. ı et 2. 


en 5. Arzneygelahrtheit. 
Arnemann Bibliothek fuͤr Chirurgie und practiſche © Medi⸗ 
ein ın Bandes 18 Stuͤck. 


' Blumenbach, Decas collectionis ſuae craniorum 
diverfarum gentium, illuftrata cum Aiguris. 


Bouchholz, Analecta de variolis, Diflertatio. 


Collectionum differtationum medicarum in Acade- 
mia Gottingenfi habitarum Tom. ı. Pars 1. 


Gebhardi de Synchondrotomia oflium pubis. 


Grasmeyer de conceptione et foecundatione hu. 
mana. 


— Supplementa quaedam ad diſſertationem de con- 


"ceptione. 
213 Grae⸗ 


1 Zu. 2. 2. | 

Gresmeger Abhandiung vom Eier ud ben Metich, 
ihn von allen ihm ähnlichen Fenchtigkeiten zu mutter 
ſcheiden. 

Hartmann, Differentiae fexus utriusque patholo- 
gicae momenta quaedam. 

Hofmeitter, de crifi febris variolofae. 


Ingler Rrpertorinm über das gefemmte Mebicineiwefts 
in den Brannfchw. Lüneh. Churlanden. j 


Lavater J. H., differtatio medica fiftens obfervationes 
de ſtatu hodierno artis medicae. ' 


Levi, de varia fcabiei indole, commentatio. 
Lindemann, de Gonorrhoea, 

Matthaei de plethorae abdominalis caufis et fequelis, 
Mieyer, Magazin für Ihiergefchichte, Thieranetonrie und 
Thierarzneykunde ın Bandes. 18 Städ. 

‘ Murray, apparatus medicaminum Vol. gnintum. 

— Memorial für den Herrn Doctor Uſteri in Für. - 
Ploth de proxima febrium caufa. 


Dichters iruraiſche Bibliothek In Bandes 44 ron Bade 
1:36 Stuͤck. a . . 

Rofenbach de inflammafonibus chronicis genuinis. 

Sachtleben Bemerkungen über die Natur und 
der Bruftentzändungen. - 

Siebold, de cubilibus fedilibusque ufui obftetritio 
infervientibus. " 

Tannenberg, Spicilegium obfervationum eirca par- 
tes genitales mafculas avium. 

Trautmann, de apoplexia epidemica, 

Wedekinde Fragmente über die Erkenntniß veneriſcher 
Krankheiten, herausgegeben von Domeyer. 

Weſſely de Rhachitide. 

Wolfi, Analecta quaedam medies, 


—32 . — 
N B 
a 
' s 
x 


0, u sı9 
«. Philofophie. 
Philoſophiſche Bibliothek von Feder und Meiner zr Bubd. 
Beneken Weltklugheit und Lebensgenuß 36 Bändchen. 
Kritiſche Briefe an Hrn. J. Kant über feine Kritik der 
reinen Vernunft. | - . 
VBlocks Verſuch vollſtaͤndiger Prolegomenen zur Philofophie. 
. Engel, Commentatio de republica militari, ſeu 
Comparatio‘ Lacedaemoniorum , - Cretenfium et 
Cofaccorum. 
Lilie, Platonis fententia, de natura animi, 


7. Hiſtorie, Beograpbie und Statiſtik 
Achenwalls Staatsverfaſſung der- heutigen vornehmſten 
europdiſchen Reiche und Völker im Grundriſſe ıc Theil 
| 7te Auflage. ——— W 
Bemerkungen über den Character und die Sitten der 
Staliäner, nebſt einer kurzen Beſchreibung ber Reiſe 
von Mahon bis Neapel von PD. E. D. 
 Eanzierd neues Magazin für die neuere Geſchichte Erb⸗ 
» und Voͤlketkunde. 
—Abriß der Erdkunde nach ihrem ganzen Umfange. 
Satterers Stammtafeln zur Weltgeſchichte, wie auch zue 
europäifggen Staaten und Neichshiftorie, erfle Somme 
ung. 
— Seſchie aller Wendiſch⸗Slaviſchen Staaten 
Ir 0) “ 


Geſchichte der Belagerung von Gibraltar im Sjabte 1779 
bis 1782» 18 und 2tes Heft mit einem Plane. 
Srellmanns Staatskunde von Teutſchland im Srundrifie, 
En Band. Allgemeine Beſchreibung des teutfchen 
ehe. 
Meiners Briefe Aber die Schweitz Ze und 4r Theil mit 
Supfern. n Ä 
814 Plants 


520 DPA 


fans fichliden R-rienng, wnb des Er- suuikkuen Bades, 
Gefonder6 im Sraiht auf Die Deutite Erbe. 
—— fortarlegte neneite Refigienseriidte , ze Theil 
Oli frriihe Urtrrieiene Aber dad Oefchleckertrgifiee 
der Obräftn Ne la Discıe nebtt einem Fer Des 


Zimmermann. des Nitterö vom, Fragmente über Friedrich 


3. Naturkunde Oeconomie und Technologie. 


Betmanns yhnſik aliſch⸗ Stonomifche Biblietoek, 56m Bos 
26 und 38 Stuͤck 

— — Beytrage zur Geſchichte der Exfintungen, ten 
Bos 16 und 25 Stuck 

Blumenbachs Beyiräge zur Naturgeſchichte. ur Theil 

Ehrhards Beytraͤge zur Naturkunde und deu damit vers 
wandten Wiſſenſchaften, sr Bd. . 

Gmelins Srundeig der Mineralogie. 

Der Landmann, oder compendidie Bibliothek alles deſſen 
was einem deutſchen Bauer oder Landwirth zu wiſſen 
nuͤtze und gut iſt, 18 Heft. 


Laſius Beobachtungen über bie Harzgebirge, als ein Bey⸗ 
trag zur mineralogiihen Naturkunde , zr Theil. 

— petrographifche und topogtaphifche Charte des ges 
fammten Harzgebirges. 

Link florae Gottingenfis fpecimen ; ſiſtens vegetabi- 


lia faxo calcareo Propria. 
—— einige Bemerkungen über dag Phlogiſton. 


—— Verfü einer Anleitung jur geologiſchen Kenntniß 
der Mineralien. 


Lin- 


| 
| 


L 


J | BE. 421. | 


- Linnaei Spftema naturae per regna tria naturae, cura 


J. F. Gmelin. Tom. L P. IIL et IV. 
Mener, über einige Spinnen bet Goͤttingiſchen Gegend. 
Oeconomiſche Näglichfeiten. Vortheile und Warheiten für 
Haushaltungen. 16 Baͤndchen. 


9. Philologie und Critik. 


Aurivillũ Differtationes ad facras litteras et philolo- 


giam orientalem pertinentes, cum praefat. jo. Dav. 
Michaelis. 


Apulejus Pfjche, lateinifch nach Oudendorps und 
‚Ruhnkens Recenfion, mit Anmerkungen. 


Bendtfen Specimen exercitationis criticae in veteris 
teftamenti libros apocryphos. 


. Bibliothek der alten Literatur und Sunfı, herausgegeben 


x 


von Tychſen und Herren, 78 Stuͤck 


Eichhorns allgemeine Bibliothek der blbliſchen Litteratur, 
zn 5d6 4, 5 und 66 und zn Bds 16 Stuͤck. 


Heinrich, Commentatio de antiquo illo documento, 
quod fecundo genefeos capite exſtat. 


Lenz Sefchichte der Weiber im heroiichen Zeitalter. 
Michaelis Ueberfegung des neuen Teſtaments, zr Theil. : 
— — Anmerkungen dazu für Ungelehrte, ar Band. 
—.— srientalifdhe und eregetifche Bibliothek, 7r Theil, 
— — Supplementorum ad lexica hebraica, P.I-V.' 


Plinii Hiftoriae naturalis excerpta, quae ad arteg, 
ſpectant. Lect. academ. accommod. aC. G. Heyne. 


10. ‚Schöne Wiflenfchaften und Kuͤnſte. 


| Goͤttinger Muſen / Almana fe 1791. herausgegeben von \ 
Ber für 1791. ber geg 


tger. 
Buͤrger⸗ Akademie der ſqonen Redekuͤnſte ın as 1 und 
25 Stuͤck mit Kupfern. 


* Geſchichte des armen gem von m Dildenbu, A 
Briefen, zr Theil. 
1 5 —11. 


“ar re 


11. Säulı und Krsiehungefibriften. 


Vocabula rerum latino-gallico-germanica, in gratism 
findiofae iuventutis. 

Magazin für öffentlihe Schulen und Schallchter. 
aus 2 Gtäden befichender Band. 

Meyer von dem Zuftande und der Einrichtung bed Verden⸗ 
ſchen Lycaͤums. 

Ummins von der Befugniß eines Schnullehrers feine Schu⸗ 
ler oͤffentlich zu loben oder zu tadeln.: 

Esquiffe de Ihiftoire univerfelle pour les enfans, ac- 
’com agree d’un Vocabulaire frangois-allemand, 
Dart. . Emmert. » 

Crome de legendo dialogo de Oratoribus ete. 
Quentin, Memoriae clarorum Mundenfium literis. et - 
meritis praeflantium refricatae, fecunds Commen- 

tatio. 
13. Vermiſchte Schriften. 

Almanac de Gottingue pour l’annee 1791. one des, 
tailles douces gravees par Chodowiecki. | 

Derfelbe ohne den Ealender unter dem Titel, 

Manuel contenant diverfes connoiffances curieufes 
et utiles etc. 

Beytrag iu den Materialien eines Normalgeſetzes wegen 
Erftattung des Wildprettſchadens im Hannoͤveriſchen. 

Biermanns Anleitung zum Kopfrechnen, in Berbindung 
mit der fehriftlichen Rechnung zu gebrauchen. 

Buhle Grumdzäge einet allgemeinen Enchclopaͤdie der Wiſ⸗ 
ſenſchaften. 

Calvi ſpaniſche Sprachlehre und Chreſtomathie. 

Gottinger Taſchen Calender für das Jahr 1791. mit Ku⸗ 
pfern von Chodowieky. Derfeibe ohne Eniender unter 
Dem Titel, as 


Pre | 523 


—* zum Nutzen und Vergnuͤgen für das Jahr 91. 

Lauenburger Calender fuͤr 1791. 

Caleuder fuͤrs Votk auf das Jahr 1791. von Beöbing. 

Chriſtiani Einleitung zu Erlernung freinder Sprachen Lu 
fonders im Fran; und Englifchen. ' 


von Colom Uebungen zu Anwendung der Srundfäge der | 


Wortfuͤgung und Schreibart der frasizöfifhen Oprache. 

Hoͤnerts Leich. und Gedächtnißrede auf weyland De 
- Telgen zu Worpswede. 

v. Knigge, uͤber den Umgang mit Menſchen, zte Auflage. 

Meier, von den gegenwärtigen und noch bevorſtehenden 
Zeichen der Zeit 

——— Anweiſung zur Beometri⸗ fuͤr Anfänger , ie 

u 

— — prastiiches Lehrbuch Über die Privan und Cameral⸗ 
Setaatsrechnung 

Piepenbringe auserlefene Vereitungsarten pharmacentifch, 
chemiſcher Arzeneymittel, 18 bis 36 Heſt. 


©truve Leitfaden zu dem mathematiſchen Unterricht, ate 


Abtheil. 

Watermeyers Trauerrede beym Sarge des Generals Bock 
von Wuͤlfingen. 

Wiedeburgs Beſchreibung feiner merkwuͤrdigen Seereiſe von 
der Muͤndung der Elbe bis nach Gibraltar. 

Willens Aufſaͤtze mathematiſchen, phyſikaliſchen, chemiſchen 
Inhalts, 26 Heft. 


13. Ueberfegungen, 2. . aus fremden Sprachen. 


Griefe über einige mineralogiſche Gegenſtaͤnde an Herrn 
Meter Camper; aus dem franzoͤſiſchen mit Anmerk. von 
F. A. A. Meyer, 2 Theile. 

Deatties moralifch Eritifche Abhandlungen. Aus dem Eng; 
tischen mit Zufäger, 2r und Zr Theil. 

Cheſeldens Anatomie des menſchlichen Körpers, aus dem 
Englifhen, mit einer Vortede von Blumenbach. 

Caßina analytiſcher Werfuch Über das Mitleiden, aus dem 

Itallaͤniſchen von Pockels. 


Monro Verſuch einer Abhandlung über vergleichende Ana⸗ - 


tomie. Aus dem Engl. von P. 5. von Voigt. 
| Seine 


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524 DPA Ä 
Sainte Eroir Verſach über die alten Myſterien: ans dem 
Franzoͤſiſchen mit Anmerkungen von C. G. Lenz. 


Ueber den gegenwärtigen Zuftand des gefellfchaftlichen N 


„bens in den vereinigen Niederlanden. Ans dem 
von A. F. v. Knigge. 
Birgits Lehrgedicht vom Landban, überfegt von God, nebſt 
einer Vorrede von Bürger. 
b. Ueberſetzungen in fremde Sprachen. 
Puͤtters hiſtoriſche Entwickelung der heutigen Staatöuets 
— des deutſchen Reichs, ins Engliſche duch Joſtah 
ornfor 


14. Litterariſche Nachrichten 
An dem Magazin für oͤffentliche Schulen und 
Schullehrer, welches. zu. Bremen bey Cramer berands 
Zommt, arbeiten verfchledene würdige Schullehrer biefiges 
Lande, namentlich: 
Herr Rector Crome in Lüneburg. ' 
. Here Rector Ruhkopf in Otterndorf. 
- Herr Rector Auperti in Stade. 
Hetr Subcontector Schlichthorſt daſelbſt. 
Herr Grammaticus Schilling in Bremen. 


Den, von der Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Söttins 


gen zuerfannten Preiß, der Beantwortung der Frage: weis 
hen Schaden ein Land von fremden , eingefchlichenen, Fin 

ringhaltigen Münzen leide? Hat. her Philip Peter Bus 
den, Spndicus der Stadt Münden, zu Hannover erhalten. 


Bey der Societaͤt der Wiſſenſchaſten zu Sörtingen 
fabraufgenommen. 
1. Zu auswärtigen Mitgliedern. 
Herr Heincic Matthias Marcard, Leibmedicus in Ol⸗ 
denburg 
Herr —* Reineggs, rußiſch kayſerlicher Collegienrath. 
2: Zu Correſpondenten. 
Herr Friedrich Muͤnter, Dr. und Profeſſor der Theoles 
gie in Kopenhagen. 
Herr Chrift Gried, ewig, Dr. und Prof der Naturi 
geſchichte in Beipat der 


4 


. 7 
Herr Aglietti, Arzt zu Venedig. \ 
Herr Franz Zuliani, Arzt zu Breſcia. 


Hert Joſeph Slop de Cadenberg, Profeſſ. der Aſtrono⸗ 
mie zu Piſa. 


Herr Johann Jaͤhrig, rußiſch kayer. Trautlateur der 


mogoliſchen Sprachen. 





Die am sten Jun. 1790. "erkannten Preife, find au 


“ folgende Studirende zu Göttingen vertheilet worden: 


Den tbeologifchen Preiß über die fogenannte difei- . 


plina- arcani erhielt unter 6 Concurrenten, Herr Johann 
2udewig Schedius aus Naab in. Ungarn; das Acceffit, 
Herr Johann Hemond aus Hanau, und Herr Cart Gottl. 
Melchior Hermann ans Danzig.’ 


‚Den juriſtiſchen über die Frage von der Verbind⸗ 
lichkeit der Kinder, für die Handlungen ihrer Eltern zu 
Haften, unter vier Concurrenten Herr Chriſtoph Carl Hein⸗ 
eich von Ramptz, aus Mecklenburg; das Acceſſit aber 
Herr Georg Wiefe aus Roſtock, und Here Joh. Earl en. 
Wackerhagen aus Hannover. 


Den pbilofopbifchen, der auf.eine Bergteihung ir⸗ 


gend eines neuen Freyſtaats mit einem andern aus dem vo⸗ 
rigen Zeitalter geſetzt war, Herr Chriſtian Engel aus 


Leutſchau in Ungarn; das erſte Acceſſit Here Carl Gottl. 
Merch. Hermann aus Danzig, der auch das theologiſche, 


und im vorigen Jahre das philoſophiſche Acceſſit erhalten | 


Hatte, und das zweyte eben der gedachte. Herr Chriſtian 
Engel durch eine zweyte eingegebene Preifabhandlung. 


Dee medicinifche Fonnte der einzigen Sant, weis - 
werdet, 


he eingegangen war, nicht ertheilet 
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532 DPA 
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Beſchreibung des Gartens zu Breſe ). 


De in den Sarııa sehe ans vum anna 
herrichaftlichen Wehugebänte, rede Hand 
über eine artige Bruͤcke bin, welche über ben Garıaras 

den 


*, Ein Dart in dein Freyherrlichen Gute Große, im 
Farſientham Limeburg, eine Diriie von der Sxett 
Dannenberg, dem Herrn Baron von Brore, Chur⸗ 
‚cBünifchen wirklichen geheunen Raıh und Miniſter 
beym niederfähfifchen Kreite, Ritter voni Seanis⸗ 
lausorden, Erbherrn auf Wreſtedt, Brefe, Brau⸗ 
del ꝛc. zugehörig. 

Die Bejchreibuns dieſes Gartens if, wie ib 
ihn im Auguft 1790. gefunden habe. Man bat 
zwar davon eine Yefdhreibung im britten Bande 
von Hirſchfelds Theorie der GSartentunk, aber 
theils ıft dies Werk in wenigen Händen, theils 
trift fie nie mehr zu. Manches, was dort als 
vollendes aufgezeihntt worden, iſt entweder noch 
nicht zu Stande gekommen, wie 3. E. der Thier⸗ 
garten, oder ganz abgeändert, wie z. E. die Meier 
rey, das Grabmal, die-Allee von Wallnußbaͤumen 
und die ganze erfte Entree im Garten. Da wo 
fonft die Venus fand, fteht nun das Maufbleum, 
und von dem fe,önen und großen Effect hervordrins 
genden Durdhau, war damals noch feine Spür. 
Eine nähere Beſchreibung einzelner Parthien, 
wie 3. E. der Tempel des Apollo, des Freyheits: 
Tempels und dee Ruinen des Tempels von Tivoli, 
die in dem Garten Talender von 1787. und 1788. 





° fiehen, habe ich mit eingemebt, um mehr ein Gans 


tzes zu machen. Groͤßtentheils Habe ich zwar jes 

ner Norte beybehalten, weil ichs mit einen beſ⸗ 

\ fern zu fagen wußte; manches iſt aber von gem 
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“Sen führt, und mie 8 Säulen, ‚fo durch elferne Ketten vers 


bunden, und mit ſchoͤnen Blumenvaſen beſetzt find, vers 
zieret it. Die wird von nahe umher fiehenden Eichen, 
Eichen, Linden und Ruͤſtern befchattet, die von der Hand 
fange vermoherter Vorfahren gepflanzt worden. Gleich 


fenſeits der Brücke theilt fih der Weg in drey Theife. 
Gerade vor fid erblickt man eine lange gerade Allee von 


Linden 3000 geometrifhe Schuh oder 1500 Schritte lang, 
welche etwa dur die Mitte der ganzen Anlage geht, und 


fie in zwey Theile cheiler; oben eine dunkle Tannen:Allee 


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WET — 


durchſchneidet, und darauf durch einen Ellernwalb, und 
von da in eine jüngere Linden⸗Allee eine ſehr weite Stre⸗ 
de fortläuft. Der Theil zur Linken iſt der verfchloffene, 
der zur Mechten der freyere offene Theil. Bey dem zur 
Linken Hat man der Natur nachgeholfen, bey dem zur 
Rechten hat man eine neue erfhaffen. Doc ehe wir 
uns in einen non diefen benden Theilen verlieren, müffen 
wir uns bey der Prima Vifta oder dem erften Anblicke des 
Gartens, bey dem Hinaustritte aus dem Wohngebäude 
vereilen. Im Vordergrunde dieſes bezaubernden Pla⸗ 

Merblickt man den Burggraden, wie es -in ruhiger 


Stille bald unter hohen Eichen, dann im Freyen, bald 


wieder unter erhabenen Eichen, Linden und Ruͤſtern, die 


ihr Laub in fein ruhiges Bette neigen, da ſteht, und ſich 
zuletzt unter den Geſtraͤuchen verkiert. Jenſeits deſſelben 


und 


Meinigen hiningekonmmen, in eine andere Ordnung 

gebracht, und 
Gartens ſtete Ruckſicht genommeh worden. 
B. 


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mmer auf den artuellen Zuftand des - 


134° 


‘und Aber den zur Linken führenden Weg hinaus, erbeten 
fi) zwey hetruscifche Vafen, und in der Mitte derſelben 
etwas weiter zuruͤck, ragt die regina Cnidi Paphique 
aus Sandflein, von Pfeiffer in Deflau verfertigt, in 
liebenswürdiger Schüchternheit, bervsr. Man könnte 
dichten, ſie ſey ſo eben dem Meere entſtiegen, um äh 
auf dem ſchoͤnſten immer gruͤnenden Raſen zu lagern, 
Denn nicht weit hinter derſelben rauſcht ein fanfter Wals 
ſerfall, von dem man nicht flieht, woher er kommt, und der 
hier in ein liebliches, mir Goldfiſchen beſetztes Baßin rAlle, 
dem Zuſchauer unvermerkt dies Bild in die Grele. Tier 
‚gangegeräumige Plag, der im Kintergrunde von einer bar 
hen Allee von Tannen, Eichen und Eichen bearänzt wird, ik 
ein unvergleichlich ſchoͤner Rafenplag "nom lebhafteſten | 
Grün, wegen. des immer feuchten Bodens, von fehläns 
geinden Gängen durchkreuzt, und von einem geraden 
Gange durchichnitten, der vom Kuͤchengarten in die fans 
ge Allee führe, und hin und wieder mit den ſchoͤnſten 
Elumps von Blumen allee Gattungen und Karben bu 
fegt, die in einer angenehmen Regelloſigkeit hinggwore 
fen, das Auge, ſowol durch das vom Raſen und 
men verichiedene Seh, als durch die mannigfalrigen 
Farben det Blumen; weldes alles durch ein Paar Blut⸗ 
büchen noch mehr contraftict, entzädlen. Ein Durhhas 
durch dreyfache, in verfciedener Entfernung liegende 
- QueersAlleen, giebt über ftete Anger und Kornfelber die 
Ausfihr auf beynahe 6000 geometrifhe Schuh, und 
ſchließt ſich mit einer mit Korn prangenden Anhöhe, im 
der Nähe von FJameln. Ein Tempel, 'oder eine Ruine 
foll dereinft in diefer weiteften Entfernung dem Auge eis 
- sen 


Pre g35 
nen befriedigenden Ruhepunct verſchaffen. St man 
som: berrfchaftlicdyen Wohnhauſe weg queer durch die dun⸗ 
Ye Tannen Allee, fo kommt man über eine Bruͤcke in 
eine gerade fehe lange Allee von Linden, die fih mie 
Quitſchern endigt. Zu beyden Seiten erblidt man ab⸗ 
wechfelnd Geld und Wiefen, die von Waldungen begraͤnzt 
werden. Bald zur Nechten wird man von einer uners 
warteten Durchſicht auf ein ſehr langes ſchmales Wier 


| fenpüd, das ſich zwiſchen Ellern und Birken hinſtrecket, 


und wo manchmal Reho fheuchen, uͤberraſcht. Aufdies 
fer Seite folgen noch zwo andere folcher anmuthigen Defs 
nungen von Wildbahnen.. Dean wandelt nachher unter 
dem Schatten, womit zu beyden Seiten aufftoßende hohe 
und dichte Gehölze den Eindengang überdbämmern. Die 
Länge diefer Allee verurfacht,, daß die Ausficht noch hey 
den Einden zu, in einetiefe Dunkelheit dahin ſinkt. Sie 


- Haufe über den Fahrweg von Dannenberg , ber fi links 


zwifchen Eichen nad Breſe ſchlaͤngelt. Indem man den 
Fahrweg überschreitet, komme man Aber eine Bruͤcke in- 
einen Gang zwiſchen Quitſchern; zur Linken eine reizende 
Wieſe van weitem Umfang, von fhönen Gehoͤlzen bes 
kraͤnzt, mit einzelnen Bäumen und Gruppen nnterbrar- - 
hen, zur Rechten ein anmurhiger Wald von Ellern und 
Eichen; weiter hinauf, wo die Wieſe aufhörer, tritt an 


- ihre Seele ein Wald, der mit dem zur Rechten den Meg 


überfcpatten hilft. Diefe lange Allee endigt ih auf dus 
Bed. Am Ausgang zur Rechten läuft ein Weg ins Ser 
büfch, der wieder auf den Eingang des Dannerberger 
Weges in den Park führt. Zur Linken irrt ein Gang 
darch die Außenlinien des Gehoͤlzes fort, mit einer ſchoͤ⸗ 

Mum 4 nen 


536 .. | 

nen Ausſicht, Auf die ſich vechts erhebenden Kornfelber, 
von Klumpen und einzelnen Baͤumen verziert, und bem 
Anblick des. Dorf6 Jameln. Nach langem umher irren 
koͤmmt man wieder auf die Fahrſtraße von Luͤchow und 
Erle, die mit alten ehrwärbdigen Eichen, die ſchoͤne pers 
ſpectiviſche Durchfichten Hilden‘, beſetzt iſt, und zur Eine 
fen nad Breſe geht. 

Laſſen wir den Theil zur Rechten und wenden uns 
zur Linken, der, ſobald man Aber die Brucke gekommen 
iſt, an dem Burggraben und dem erſten Käcdengarten 
weg, dem Tempel der Verdauung voräber, durch die eher 
malige Wallnußallee, die jegt in einen Ach ſchlaͤngelnden 
Gang mit Elumps von ausländifhern Holze beworfen, 
umgeformt ift, ins Dickigt führe. Ein unfern des Gans 
ges zur Linken liegendes, mit Stroh bedecktes Bauer 
haus, contraftire fehe ſcharf mit dem fo eben verlaffenen 
fhönen Wohngebäude, und erinnert den Voruͤbergehen⸗ 
ben an die Einfachheit ländlicher Lebensart und bie Ger 
ringheit unferer eigentlichen. Beduͤrfniſſe. Indem man 
den Gang hinauf wandelt, hat man zur Linken einen 
Döfigarten, und zue Rechten das fchönfte Raſenſtüuͤck. 
Bey dem Ausgange aus diefer Anlage, fehleichen, neben 
Der Baumpflanzſchule weg, windende Gänge nah den 
Nachtigallenwinkel, der aus einem Wald von Eichen, 
Eiern, Haſelgeſtraͤuch und anderm dicken Untergebüſch 
beſteht. Man hat in dieſem dickbuſchigten Revier, und 
weiter Hin zur Seite, ſehr weite perfpectintihe Durch⸗ 
ſchnitte, zwifchen den nähern hellen Baͤumen, und den 
enffegnten dunklen Gebäfchen, über glänzende Wieſen 
uud Kornfelder hin, dann wie anf einen daͤmmernden 

N —— Hin⸗ 


| 


MMe | 537 
Hintergrund, wo das Ange ausruhet. Die Abmechfes 
lungen von finftern und heitern Stellen, von Defnuns 
gen und Verfäließungen, von vorfpeingenden und zus 
ruckweichenden Bäumen, die mannigfaltigen Spiele der 
Lichter und Schatten, die ungewiſſen täufchenden Erſchei⸗ 
nungen in der Kerne, bilden ein Schaufpiel, das man 
ſehen, aber nicht beſchreiben kann. Noch unbefchreiblis 
cher iſt diefe Scene bey der ſtillen Abendfeyer, wenn der 
Mond durch die dunklen Gipfel der hohen Ellern ſtrahlt 


und auf die niedrigen Laubdecken der Gebuͤſche umher⸗ 


ſchwebende Schimmer eines milden Lichtes verſtreut; 
wenn alles rühet, ſelbſt die oberen Blaͤtter kaum wan⸗ 
ken, und die lauten Jubel der Nachtigallen, dem hor⸗ 


chenden Waͤnderer Freude und Schwermuth, Sehnſuche 


und Liebe ins Herz toͤnen. 

Man kann aus dieſem zleinlich weiten Revier in 
verfchiedene Allen und Spagiergänge einichlagen; im⸗ 
mer der angenehmfte führe nach dem Borkhauſe. Faſt 


. alle diefe Spagiergänge lanfen über Dänme, denen die 
Zeit ſchon lange das Anfehen der kuͤnſtlichen Erhöhung 


. genommen hat, und die mit bejahrten Eihen, Eiern 


zund verfhiebenen Arten von Gebuͤſchen, Befonders Has 
fein bekleidet find. Der Gang nad dem. Borkhaufe 


wechſelt beſtaͤndig in angenehmen Wendungen ab. Gleich 


anfangs zur Rechten hat man eine welte herrliche Wieſe, 
und umher von Eichenwaͤldeen bekraͤnzt, und mit einzel⸗ 
zen Eichen und Meinen Ellerngebuͤſchen unterbrechen; 


' gar Linken ein anſchließender Wald von Buchen und Eis 


Gen. Man fommt. ganz nade an einem aufgeſetzten 
Saden Holse vorbey; "md indem man ſorglos weiter 
Mm 5 ſqrei⸗ 


538 Pr 

ſchreiten mil, Ifnet ſich darin eine Thüre, uub man fickt, 
wie vom Zauber, auf einmal eine Hätte entfiehen, ans 
welcher ein völlig gelleibeser Finfiebler bervestzitt, mub 
‚saffreunsfhaftiih bittet, auf eine Weile bey Idım eimgus 
Scheren, Seine Hätte if, wie ſchon ber Ramı Berkhans 
anzeigt, voll Eiufalt und Darftigkeit; ein Tiſch, ein 
Paar Gtäßle, ein Archebette, ale von Hal, char eis 
nen Poller für den weichlichen af, made bie ganze 
Ausmenblirung. Stuten Ginans geben zus zobe Enten 
Die Aust auf eine Aberaus sroße Pläne von Rerufels 
dern, bie ringsumher von lanter Eidenwälsern umgeben 
it; aus ber Thäre ieht man auf einen Fiſchteich und 
nahe fichenden Bebälde, bie ben Aublick Der oben er⸗ 
wähnsen weiten Wieſe verbergen. 


Bon dem Borkhauſe Bat man anf feinem weitern 
Gange, dieſe Wieſe lange auf ber reiten Oeite, uud auf 
der linten jene faſt unermeßliche Ebene von Koraflurem, 
umkraͤnzt von entfernten Dunkeln Wäldern: eine herrliche 
Anusfiht! Die man zuerfi aus dem Borkhauſe genoß, unb 
wodurch bie ganze Seele zur Freude ſich erweitert fühlt. 
Der Weg läuft auf einer Erhöhung fort, immer fehlängelnd, 
immer bald von hoben Bäumen, bald von niebrigen Ges 
bäfchen Äberfchatter. inter den immer abwechfelnden Ans 
fihten der Wälder, die fih bey dem Zortgang zu bewes 
gen, ſich hinterwaͤrts tiefer in ihre eigene Nacht hinein⸗ 
zuzichen fcheinen, komme man an das Mooshaus. 


Dies tft ein ganz rohes, hoͤchſt einfaches Werk. das 
anſtatt der Thäre nur eine Defnung, anflatt der Fenſter 
nur Luken hat, mit einem Dach vor Regen und Goune 

de 


a 


u 0 z⸗ 


Geftent und mit einer Bank zum Gigen berſehen. Vor 
fi dat man die Ausfiht auf die oft erwähnte weite 


"Ebene der Kornfelder, deren Kelle von den umfchliehs 


(enden Wäldern gebrochen wird; zur Nechten waͤtzt ſich 
ein Waldbach vorbey, und über ihn Hin erblickt: man eine 


ſchone Wiefe mit einzelnen Baͤumen und Gebaͤſchen ums 


zingelt. Der größte Theil der Miele erſcheint fehr ans 
muthig durch eine Gruppe von Bäumen, bie auf dem 
jenfeitigen Ufer am Bade ſtehen. Ueber den Eingang 
der Hätte werfen einige ſehr alte Eichen eine wohlchätte 
ge Ueberfchattung hinab. Zur Linken liegt jene Mauls 
Heerpflanzung) mie wilden Kiumpen von Eichen, umd 
Hinter dem: DMooshaufe ein dichted Buſchwerk, woraus 
der Waldbach hervorbricht. Dieſe Huͤtte bietet den Spa⸗ 
tzierenden nicht allein eine erwuͤnſchte Ruhe an, ſondern 
it auch in dieſer Gegend ein ſehr angemeſſener Gegen⸗ 
ſtand. Die Inufehrife am Eingange: | 
‚Felix, qui potuit rerum cognofcere caufas; 
Fortunatus et ille, deos qui novit agreftes. 
ſcheirst nirgendsmehr, als für diefe Lage zu gelten‘, wel; 
che den Werth der Ruhe des Landlebens und der philo⸗ 
ſophi ſchen Betrachtungen, wozu fe ben Weiſen leitet, 
ganz empfinden laͤſſet. 
Man wird nicht ohne einige Vrerachtungen dieſer 


Art den Sitz im Mooshaufe verlaſſen, und indem man 


weiter den anmuthigen Spasiergang unter fchattenreis 
hen Bäumen verfolgt, hat man zur Linken jenes Korn⸗ 
feld, zur Rechten den fchönen Waldbach, der bald nahe 
fließet, bald ſeitwaͤrts umirret, bald von überhängenden 
Serauchen gan verdunfelt if, Bald im gedrochenen Son⸗ 

nen; 


0 - 4 27 


nınfbein dahla wallet. Ueber em Ga eriäidt men - 
in abwehteluden Darchtichten durch die Sebſche, einzels 
ne Theile der Wieſe, die man zuerſt im Diveibanfe ent: 
deckte. Enblich Hört Die angenehme Desleitung bes 
Bachs auf, indem er ih rechts in bie Gebäfde ganz 
verliert. Noch immer bleibe zur Anken das Korufelb, 
über welches hinans burd einige Aushaue das Deck 
Breſe mit der Kirche ih maleriſch darſtelt, unb auf ber 
rechten Hand tritt wieder eine reigende Wiele Kerver, 
Die mit Waldung umfdattet, und in ihrem Umfange hier 
mit einzelnen Eichen, dort mit Heinen Gruppen biefer 
Bäume malerifch geziert If. 

Anden fih die Seele den angenehmen Empfiadum 
gen über die Schönheit diefer ländlichen Auftritte übers 
laͤßt, fo wird fie aus ihrer fanflen Gehagung auf eins 
mal dur das ſtarke Geraͤuſch eines angelegten Waſſer⸗ 
falles gemedt, den das Auge nirgends findet. Mau 
Hört ihn mehr, je weiter man wandelt; man glaubt ihn 
jest fehen zu müfen, .und doch verbirgt er ih; man 
tritt in feine Nähe anf einem runden erhöäheten Piag, 
unter emporfielgenden ehrwürbigen Eichen, und nod im⸗ 
mer iſt er blos dem Ohr durch fein GSetoͤſe gegenwärtig. 
Auf einmal flieht man. den ſchoͤnen Waſſerfall von der 
gegenüber liegenden Anhöhe aus der waldigten Verdun⸗ 
kelung in eine nahe Tiefe Aber fünf Abfäge hinabſchoͤnu⸗ 
men, eine Scene, deren Schönheit durch die Ueberra⸗ 
hung des Auges noch empfindbarer wird. Der Urs 
forung des Waſſerfalls tft Hier noch immer unfichebar, 
denn er ſtuͤrzt fich unter einem Buſchwerk aus einem ans 
ſehnlichen Waldbach hervor, der vom jenem obern en 


” 


| N | gg 
deym Mooshanſe abfließt. Rings umher iſt dieſes Revier 
von hohen Bäumen und dicken Gebuͤſchen umſchloſſen; nur 
zur. rechten Seite oͤfnet fi eine Ausſicht auf die zuletzt 

erwähnte Wieſe und ihren dunkeln waldigten Hintern 


grund. Das Wafler eilt feitwärts_ unter der Dunkelheit 


der Gebuͤſche fort, um eine nahe Muͤhle in Bewegung 
zu Bringen, die diefer anmuthigen Einoͤde ein neues Les 
ben sieht. Ehe es aber dahin gelangt, veranlaft es 
einen neuen, ſeit kurzen angelegten, Waſſerſturz, der 


Hier um fo überrafchender ift, als man eine Scene dee. 


Art Bier am wenigften vermuthet. Man iſt nemlich auf 
dem fih krümmenden Wege kaum fo weit vom erſtern 
Waſſerfalle entfernt, daß das, von dem kräftigen Raus 
ſchen beräubte Ohr, fi der erquickenden Stille erfreut, 
fo wird die Aufmerkſamkeit deſſelben ſchon wieder, durch 


ein, von dem vorigen ganz verſchiedenes Waſſergeraͤuſch 


geſpannt, das Immer fläcker wird, je mehr man fi näs 
Here. Auf einmal wird bey einer Biegung des Weges, 
die gefpannte Erwartung des Kommenden, durch einen 


ſchoͤnen Waſſerſturz uͤberraſcht, der gleich dem Waſſer⸗ 


falle hervorbricht ohne daß man feinen Urſprung ahndet, 
und fich in eine, aus großen Feldfteinen zufammenges 
fegte Grotte fürzt, von wo das Waffer- unter ein paar 
finpele Bruͤcken weg, fi fchlängelnd zur Linken ins 


Dieigt verliert.  Diefer. Waſſerſturz fo ein Bild im- 


Kleinen des Reichenbaches in der Schweiz feyn. Die 
Gegend um denfelben ift durch Bänke, Nafenhägel und 


‚Beine Inſeln im Bluffe verfchönert, und gewaͤhrt über 


das große Kornfeld weg, in befien Hintergrunde das 


Darf Breſe ſichtbar wird, eine ber angenthmſten Aus⸗ 
ſich⸗ 


— SPA - 
_ fiten. Von diefen Waſſer⸗Seenen leitet ein weiter aus 
muthiger Weg, an einem Waldbach zur Linken, und zur 
echten an einer Wieſe weg, durch einen Wald von Eichen 
und lern, nach dem Mooshauſe zurück, und von de 
weiter, nach verfchiedenen Krͤmmungen durch Gebäfbe 
zu der Einſiedeley Hin. Verſchloſſener, einfamer und 
‚angemefiener, kann für ein Gebäude von biefem Ehararter. 
feine Lage von ber Natur beſtimmt feyn. Sie if auf 
allen Seiten von Waldung und nahen Gebaͤſchen ums 
ſchloſſen, die ſich heranzudraͤngen fheinen, um biefen 
Ort vor jedem Anblick zu verbergen; die wenigen ſchma⸗ 
len daͤmmernden Durchfihten endigen ſich immer wieder 
auf andere Verdunkelungen; und bie Gruppen, die bald 
vorſpringen, bald ſich zuruckziehen, machen nur Oefnun⸗ 
gen, um die Finſterniß der hintern Vorhaͤnge deſto mehr 
zeigen zu koͤnnen. An dieſem Plage ruhet die von Wurs 
zein und Moos erbauete, und in dem wahren Character 
ansgeführte Einſiedeley, in einer Beinen Niedrigung 
zwiichen Eichen, die ihre Zweige herabhaͤngen laſſen, und 
ſelbſt ihre Bejahrten Stämme Aber fie hinbeugen. Zehn 
Fuß von ihrem Eingang fließt jener Waldbach, der Hier 
Aber eine kunftlofe Cascade von hin und wieder gelegten 
Steinen, bald fanft dahin fließet, bald rauſchend vorbey 
eilt, und auf diefe Weiſe nicht nur ein Bild des Lebens 
. überhaupt, fondern auch der Schnelle giebt, womit es 
dahin eilet. in, auf einer vom Bache gebildeten Inſel 
angebrachte Grabmal mit einem Crucifixe, und ein groß 
fe8 an einem Baume befeftigtes Krenz, befördern Ges 
danken, deren fi der nicht ganz rohe Zufchauer hieſelbſt 
unmöglich erwehren kann, und weiche die Seele Heben 
Ä und 


| „2. ‚zu 543 
und zugleich Märkten. Man geht von hier zur Linken an 
dem Waldbache weg, neben Jameln, und deffen mit Korn 
prangenden Anhoͤhen vorbey, in den Aufferften Spabier⸗ 
gängen des Bartens, welche am Ende wieder in die lanı 
ge Allee führen, weiche ven Garten durchfchneidet, und 
wiederum unmittelbar auf das. herrſchaftliche Wohnge⸗ 
baͤnde führe. Und fo wäre das der Theil des Parks 
zur Linken, deffen Character Verſchloſſenheit und anmu⸗ 


thiger erquickender Schatten ift; wenden wir uns nun 
au dem zur Mechten, als dem feeyern und offenern Theile. 


| Auffer der oft erwähnten Lindenallee, die vor dem 
geraden Blicke des Eintretenden liegt, erdfnen fich beym 
Eingange zur Rechten zwey Gänge, wovon der erfte 
durch eine dunkle Allee, zur Rechten am Burggraben, 
‚zur Linken an einem Teiche weg. bis zu einer bogenfärs 
migen Bruͤcke führt, von der abermals ein Weg zur Rech⸗ 
ten neben dem Burggraben weg, fich verliert. Auf dies 
fem Wege trift man weiter hin zur Nechten unter hohen 
bejahrten Eichen, ein Länglich vierecfigtes Gebäude, den 
Tempelder Sreybeit, deffen Beſtimmung die über dem 
Eingange befindliche Innſchriſt: libertati zu erkennen , 


giebt. Er liegt auf einer Inſel, die einige Nebengraben 


vor dem Gebäude und zur Seite, hinter demfelben aber 
der Hauptgraben des herrſchaftlichen Wohngebäudes bil⸗ 
den. Eine Bruͤcke, die fiatt des Gelaͤnders, auf Ley 
den Seiten drey hohe Wafen hat, führt von der Seite 
des Gartens dahin: das Gebäude ſelbſt Hat 72 Schuh 
in der Länge und 18 Zuß in der Tiefe; iſt von einem Ges 
ſchoß, und Hat feine Ausfiche allein nad der Seite des 

| j Sarı 


544 IRRE 


Gartens hin. Dürd den Eingang des Tempels teitt 
man fogleich in ein Gemach, das zur Eutree dient, und 
mit Gemälden und Kupferſtichen von Werth, prangt. 
Zur Nechten it ein geräumiges Simmer, das mit vielem 
Geſchmack menblirt und mit dem unvergletchlichen Biibs 
niffe des verftorbenen Churfuͤrſten von Coͤlln verziert ift, und 
zur Linken ein kleineres, Durch welches der Durchgang zu «is 
nem Bade geht, das in einem Zimmer Hinter diefem ans 
gelegt if. Ein Meiner chineſiſcher Thurm, der ein Zim⸗ 
‚mer in fi faßt, und mit einer Gallerie uingeben iſ, 
ruhet auf der Mitte des Gebäudes. Grabe vor dieſem 
Tempel, noch ehe man über die zu ihm Hinfährende 
Bruͤcke geht, zeigt fih in einer Wertiefung ein rundes 
Waſſerbehaͤltniß, deffen Einfaffung Heine erhabene Has 
fenhägel ausmachen, die hin und wieber mit Geſtraͤuchen 
Bepflanzt find. Ein ebener Weg über dieſe Erhöhungen, 
"und ein einfaches Geländer umgiebt in einem halben 
Cirkel die jenfeltige Hälfte dieſes Baßins, und ſcheidet es 
von der daran ſtoßenden großen Wieſe. Ein dreyfacher 
Strom, gerade dem Eingang des Tempels gegenüber, 
Bricht über Moos und Kiefel raufchend hervor, gießt fein 
Waſſer in das Behaͤltniß, und ſcheint feine Quellte in 
einem diefee Meinen Hügel zu haben. Seine lebhafte 
Bewegung erweckt fhon die Aufmerkſamkeit des Roms 
menden, noch ehe er ſelbſt ihm fichtbar wird. Mittenin 
dem ruhigen. Gewaͤſſer diefes Bafins ragen zwey Erho 
‚Hungen von Raſen hervor, die mit Meinen Bildſaͤulen 
anderthalb Fuß Hoch geziert find. Sie fielen ein Paar 
Kinder vor, davon das eine dem andern einen Vogel ges 
raubt hat, und ihm das leere Neſt in Haͤnden laͤfſet: 
Dies 


2 ee 77 


— und jenes lache. — wielleiht ein Bild des 


weckenden Scherzes und. des Iugendüchen Eigenſinns. 


Die Ausſicht aus diefens Tempei iſt vortreflich und: 


maleriſch. Sie iſt reicher als alle uͤbrigen, und athmet 
un Berbindang mit dieſem geſchmuͤckten Tempel ſchon 
mehr Pracht, Wohlleben und Ueberſluß, als jene Ars 


muth der Eirſiedeley die nur zeigen will, wie viel Be⸗ 


Daefniſſe ver Menſch entbehren koͤnnte, um dennoch gluͤk⸗ 
Si und zufrieden zu ſeyn. Hier aber iſt alles weit von 


dem entfernt, mas nur das Gepraͤge von Dauͤrftigkeit an 
ſich trägt. Alles iſt lachend, heiter und lebhaft, und das 
Auge ſchwelgt an dem Neichthum der Scene und an der 
Werfaiedenheit der Gegenſtaͤnde, die es hier erblickt. 
Im Borgrande die Gräde und den waflerreihen Gras 
Ger, welchen ſchattigte Eichen zue Seite umgeben — vor 


Rh hin das teigende Wafferbebältnig, beſſen Waſſer fih 


tanfcyend Hineinflärzt, dann ſich ruhiger darin verbreitet, 


und uns ein Bild der flüchtig rauſchenden Jugend und 


32 


des geſetzten Alters mahlt — weiter hin die große Wiefe, 


bierzur Seite ein paar Strohhüͤtten, wegen der daranf . 


befindlichen Linnenbleiche Hat — in einer größern Sut⸗ 
fernung ein Sräd des Wilhelminenftes, davon der Alzige 


Zeil durch Gedaſch und Hügel dem Auge entzogen wird, 
Unts der Ottonisberg und die verfallenen Trämımer des 


\ 


Tempels bey Tiveli — die Hohe Bruͤcke auͤber dem Flußg . 


endlich im entfernteſten Hintergrunde, der dieſe wollaͤſtt⸗ 
ge Scene fließt, die Berge au den Ufern der Elbe, die 

noch vom Stange der Sonne vergoldet ſind, wenn ſie 
ihre Strahlen ſchon den niedrigen Gegenden. diejes Luſt⸗ 
Siere und dem Auge des Beobachters entzogen hat. 


(Annal. se Jahrg. 36©r.) - | Rn won 


u 


7 


546 I e 
Bon birfem Tamel ab geht der eg zur Linken an der 
großen Wieſe, zur Rechten an einem großen Kornfeide 
weg, bis an das Ende dieſes Theils des Gartens, wo 
der Luſtwandelnde auf einmal durch das Geraͤuſch einer 
Klapſchleuſe uͤbertaſcht wird, die ſich von ſelbſt äfuet 
and fließt, und das Aberflüßige Waſſer aus dem See, 
‚ in einen daneben Itegenden Graben leitet, ber fi zwi⸗ 
ſchen daran floßenden Wieſen in die benachbarte Gegend 
verliert. In diefer Gegend iſt der Herr Beflger entfchleffen, 
‚ eine Grotte anlegen zu laſſen. Man geht einen Thell 
des Weges zuräc, und fehlägt ſich dann Rechts in einen 
andern Weg, der wieder zum Freyheitstempel und von 
da zu der bogenförmigen Grüde führt. Wenn man Äber 
diefe Bruͤcke geht, und fih dann gleich zur Linken wen 


der, erblicdt man den zum Andenken des großen Münde - 


haufen errichteten Hohen Obelisk, und naͤhert fich zus 
gleich) dem Canal, der ſich in einer langen fpiegeiheflers 
Strecke His zum großen Pavilion hinaufzieht. Cie 
vorhandener waflerreiher Graben, der nicht, verlege wers 
den konnte, und die Beſchaffenheit des Piages, der hier 
alt. wohl einen. ſchlaͤngelnden Bach zu verſtatten fehlen, 
marhten ihn nicht nur nothwendig, ſondern auch der Abs 
weihfelung wegen, angenehm. Er bat ein reines und 
helles Waſſer, worin Fiſche gehen; er wird, außer daß 
awey Baͤche, wovon einer durch idn hindurch in einen 


J Fluß uͤbergeht, ſich in ihn ergießen, von Heinen Waſſer⸗ 
guahßen und fprudelnden Quellen belebt. Seine Ufer find 


mit Rafen bekleidet; zu beyden Seiten laufen bequeme 
Gänge; ihre Außenfinien find mit einer einfachen Reihe 


0 ſchoͤnen ſchwarzen Papdeln rien, deren innner 
ſchwan⸗ 


— 


— — — — — — 


Me DE Ge 7— 


| IRA. ee 77, 
ſet wankende Zweige und Blaͤtter das rege Waſſer durch 
Wiederſcheine beleben, und die Erfriſchung der Scene 
vermehren helfen. 0 


Bey dem Obelisk, an deſſen Fuß ein kleiner Waſſer⸗ 
guß aus einer ſteinernen Vorlage hervorrauſcht, uͤber⸗ 


ſchaut man den ganzen Canal ſeiner Laͤnge nach; man 


lebt über den linken Gang hin zwo Brücken, die über die 
beyden Baͤche gehen, die ſich in den Canal ergießen. 
Die Ausfiche endigt ſich auf jenen großen Pavillon, der 
in einer maleriſchen Lage vor einem Ellernwald ruhet. In⸗ 
dem man auf dem Gang zur Linken über bie erſte Braͤcke 


seht, fieht man wiederum zur £infen einen hoͤchſtanmuthi⸗ | 


sen ſich fchlängelnden Bach, zwiſchen Nafenufern aus 


dem Gebuſche herrieſeln, und durch den Canal ih in 


n 


\ 
" . 


ein gröfferes, gleichfalls ſich ſchlaͤngelndes Bette ergießen, 


und nachdem man über die zwote gekommen iſt, ſieht 
man zur Linken in eine Obſtallee hinauf, deren Bäume. 


auf einer Erderhoͤhung, deren Nand mit Gras eingefaßt 


AR, genflange ſind. Auf eben dieſem Wege führer bald. 


l 


ein anderer Gang in das geoße Luſtſtuck hinein, das an 
diefer Seite der Obſtallee liegt, und aus einem anfehniis 


chen Hafen beſteht, umkränge mit anmuthigem Gebu⸗ 
ſchen, worin gebogene Gänge umderlaufen, und das 
mit einem Wurfipiel geziere il. An dem obern Ende | 
ſprudelt eine Quelle, und veranlaßt einen Beinen Waſſer⸗ 


dem ſich im Hintergrunde, dunkle, hohe, über ihn em⸗ 


potrtragende Baͤume zeigen, und er ſelbſt im Waſſer ſeine 


laͤngliche Geſtalt heraufſpiegelt. 
| u Sn a 


An 


guß. Von dieſem Standpunct, wo man den ganzen Ca⸗ 
‚hal hinabſieht, macht der Obelisk eine gute Wirkung, ins 


Zirkelſcheibe angebracht, die in. einer unter dem Grass 


548 


An dieſe obere Graͤnze des Canals ſtoͤßt ein ziemlich 


großer Raſen, von welchem die Gaͤnge, mit der einfachen 


Beſetzung der Pappelbaͤume auf beyden Seiten, in einem 
halben Cirkel auslaufen, und ſich wieder nach dem gro⸗ 
Ben Pavillon hinwenden, der vor dem Ellernwaid legt. 
Dieſer Pavillon ruht auf einer Erhöhung ven Raſen, die 
ſechs Buß Hoch il. Diefe Erhöhung iſt uneben, Bin und 
wieder mit Kleinen Grathügeln verfehen, und mit frems 


den und einheimifchen Sträuchern fparfam beſetzt. Bin . 


edener Weg führt an beyden Selten zum Eingang bins 
auf, und windet fih auch eben um bad Gebäude ſelbſt 


herum. Unter bein Rafenhügel, da, wo er feine größte " 


Höhe Hat, zeigen fi vorn zu beyden Selten zwey mit 
Marienglas und läneburgifchen kryſtalliſirten Kaltfkeinen 


ausgeſetzte Nifchen, worin zwey weibliche Buͤſten aufge⸗ 


ſtellt ſind. Das Gebäude it ein Achteck, vierzig Fuß im 
Durchſchnitt, oben gewoͤlbt, und mit einer nach den acht 
Seiten herablaufenden Kuppel bedeckt, die oben, wie. 
das bekannte Pantheon zu Rom , eine runde Defnung 
hat. Die Höhe unter der Kuppel IR ebenfalls 40 Fuf. 


“ Den Fingang zieren zwey Pfeiler von toscamifcher Ord⸗ 


Kung; die Werzierungen und herumlaufende Gefimfe 


ſind nach eben den Regeln. Der Tempel faßt ein einzis - 
ged Zimmer, welches, wie er felbft, achteckigt if. Wier 
Fenſter an den umherlaufenden Seiten, bie hohe Glas⸗ 


thuͤr und die Defnung oben in ber Kuppel erhellen «6 
zur Genüge. . In der Mitte des Fußdodens If eine große 


Bügel angelegren Kammer gedrehet werden kann, und 


dadurch einen Srempen, det beym Eintritt in den Tem⸗ 
pei 





’ 
= 


| 0 05 549 
pel nicht auf den Einſchnitt des Bodens Acht hat, auf 
einen Augenblick uͤberraſcht und in Verwirrung ſetzt, 


wenn er ſich, ohne es zu wollen, im Creiſe herumdrehh ˖ 


Auf dieſe Zirtelſcheibe koͤnnen Stühle und hößerne Pfer⸗ 
de geſchroben werden, um zu einem, vor Wind und Regen 
geſi icherten, Carroußel zu dienen. Das Zimmer kann ges 
Beige werben, und dient im Winter zu Aufbewahrung 


der Orangerie, welche fich den Sommer über auf dem 
weiten Rafenplag vor dem Tempel befindet. Auf dieſen 


Zweck theils, und theils auf die Gottheit ſelbſt, der er 


gewidmet iſt, zielt die im Fronton über ber Thür ange 
brachte Innſchrift: 
Phoebo 
Sua femper apud me 

Munera funt, lauri et fuave rubens hyacynthus, 
Das Edle und Einfache feiner Baukunſt, weiches 
eben gefällt, weil es ohne alle Prätenfion if, die Anho⸗ 
Be, worauf er ſteht, und die eine Ausficht in die nähern 


Luſtgebuͤſche des Gartens verſtattet, die Ausſicht auf den 


langen Canal hin, und auf den Obelisk, feine Lage vor 


‚dem hohen Elernwalde und hinter demgroßen Raſenpla⸗ 


ge, dies alles fcheint von den Händen ber Natur ſelbſt 
augewiefen zu ſeyn, um eben Bier einem Tempel von der 
Art feinen Platz zu beſtimmen. 


| Zaur Rechten dieſes Pavillons verbreitet n4 wieder 
ein ſchoͤner Rafen, worauf eine artige Baumgruppe, die 
zugleich mit Blumen verziert IR, das Auge an ſich lockt. 


Der Raſen läuft zur linken Hand an ein Luſtgebuͤſch hin, 


sus Rechten an eine fih ſchlaͤngelnde Tannenallee (die aber 
Nun: weg 


550 UU 


weggenommen werden ſoll), die nach dem Eingange am 
Waſſerfalle fuͤhrt, und oben an eine dichte Sruppe von 
Eichen. Näher nah dem Pavillon herauf eröfner ſich 
zur Rechten dee chen erwähnten. Tannenallee, ein Ras 
fenplag in einer fehr anmuthigen Lage; er ſchwingt fi 
an ein vortreflihes Fllerngebuͤſch, das bald in malerks 
ſchen Gruppen vorfpringt, bald wieder in bie dunklere 
Maße des Gehoͤlzes zuruͤckweicht; tiefer im Hintergrunt 
de binauf wilden Eichen, Ellern, Birken und andere 
Bäume, einen herrlichen waldigten Umzug. en dem 
Pavillon windet fih durch den anlienerven Elleruwald, 
links, ein Weg nach dem Ottonisberge. 


Nah verfchiedenen Krümmungen des Weges feige 
man unmittelbar aus dem Ellernwald auf den Berg hin⸗ 
auf, der auf diefer Seite die Gränze des Gartens macht, 
and durch Fleiß und Kunſt, aus der Ebene erhoͤhet iſt. 
Wo er in windenden Gängen befttegen wird, if er mit 
einheimifchen und ausländischen Bäumen und Sträm 
chern dicht bepflangt, die nicht allein fein Anfehen vergrds 
Bern, fondern auch befonders dazu dienen, die Ausficht 
auf eine Weile zu verfchließen. Man fteigt in den Um⸗ 
Huͤllungen der Gebuͤſche fort, bis man bie Spige er⸗ 
reiche, ih auf einmal unter den Ruinen eines Tempels, 
und zugleich von einem faft unermeßlichen Profpekt in 
bie Landfchaft hinaus, überrafcht ſieht. Die Ausfiche 
ſtreicht zuerſt über eine ausgebreitete Maße von Wir: 
fen, die zur Rechten in niedrige Gebuͤſche verwildern; 
über ihnen Hin das Städtchen Dannenberg mit dem 
Schloße, der Kirche und dem Thurm der Eapelle; weis 
- ter 


Ka, ZT: 2 
der hinaus auf der unfichtbaren Mibe, bie. Maſten der 
Schiffe, die durch Die Landfchaft zu ſchwimmen fcheinen; 
und Höher Rechts‘ am Horizont die merElenburgifchen 
Berge, die don dieſer Geite den Geſichtskreis begräns 
zen. Auſſer einzelnen Landhuͤtten unterfcheidet man 


In dieſem Profpect' mie bloßen Augen fieben Doͤr⸗ 


fer. Nah der Mitte Hin erblickt man bey Hitz— 


. acer men Hohe Berge, und auf dem einen Rui⸗ 


———- 7.07 


ne 5 


nen; und ganz zur Linken erſcheint ein Strich der 
Lüneburger Heide, weiche die traurige Vorſtellung von 


Unfruchtbarkeit gegen den heitern Anblick der. angrängens 
den großen Wiefenmaße contraftiren läffet. Tief im Vor⸗ 
grunde, links an der Seite des Ellernwaldes, fieht man 
unter fi ein Gehoͤlz, das ſich hier an den Fuß des Ders 
ges fchließt; unmittelbar daran liegt ein Eee, der bey⸗ 
nahe die Hälfte des Berges umfpält, indem er hier in 
feine größte Breite ausfließt. Die Seite des Berges 


nad) dem See hinab, if fleil, mit Einſchnitten abmeds. 
ſelnd, mit Gras, und niedrigem Gefträuch bewachſen. 


Die Ser ift, fo wie der Berg, eine Anlage der Kunſt, 
und dennoch hat er ein natärliches und großes Anfehen. 
Erin durd Enten und zwey Kahrzeuge belebt, zu weis 
dem einen man, anf der Seite des Gartens hin auf, 


-. einem bequemen Gange hinab ſteigt, wenn man nicht 


auf dem Wege, den manans bem Eillernwald gefommen 
ik, zuruͤckkehren will. Zwo Inſeln verſchoͤnern den Sen 


‚Die Heinfte erhebt fih nahe am Buße des Berges mit eis 


ner artigen Gruppe von Ellern. Die größere erfcheinet 
weiter bin, und ift mit Eaflaniens Bäumen bepflanzt, die 
ihre Geſtalten im Waſſer ſpiegeln. Sie enthält dad 

| Nu 4 ſchoͤn 


41 


2 - a A 


ſahdne Monvment, was der. anfgeliätte Sefiger Meſeß 
Gartens den Manen des feeligen Leſſings ertichter hat. 
Das Ganze iſt zwar nur von Gandſtein, aber gus-geass 


Beitet, Es beſteht aus.einer auf -einem Piedeflal zu 


henden Urne, die mir Feſtons umfchlungen iR, die ein 
Paar Widderföpfe zuſammenhalien. An der einen 
Seite der. Vene if, in Adler der. Sonnen an flieget 
and auf der andern ein Schmetterling, ſich ehen Dem 
Cocon entwinbend, abgebildet, An ber einen Seite des 
Piedeſtals ſtehen die Worte: Dem Unſlerblichen Gatts . 
. Heid Ephraim Leſſing. Auf der gegenüberficheuden: 
Gewidmet von Otto Auguft Freyherrn Grete 1752. Aa 
ben. beyden oObrigen Geiten befinder fi auf ber einen, 
eine Eule: anf der andern, Larve und Deich. — Siehe 
man non dem Üerge gerade über den See Bin, fa er⸗ 
Blickt man links eine Reihe von Ellern und Buſchwerk, 
. die nebft großem Gchilfe feine Ufer befchatten; gerade 
" über ihn hinaus, nachdem feine Begränzung durch ein 
‚Amphitheater von. Baͤnmen verdeckt iſt, unter weichen 
er noch fortzugehen fcheine, eine Reihe von Bichen, bie 
6% rechts nad. dem, Freyheitatempel hinaufriehen, und 


‚ Ra mit andern Kinmpen vereinigt, eine dunkle Bez 
ſchließung Gilden; zwifchen ken Staͤmmen Diefer Eichen 


Bricht ein: weites. helles. Kornfeld herror, das links von 

“einem dunkein Walde begraͤnzt wird, der- fich gegen bie 
Mitte des Beides zu, in dunnere Gebuſche und Baum⸗ 

gruppen ausbreitet. Von dem Werge überKeht men 

au gleicher Zeit einen Theil des hersihaftlichen Wehn⸗ 

hauſes zwifchen den Baͤumen, ben: Obeliek, den Kreitey, 

ſich ſchlaͤngelnden Strom, und übsrans wiels- Poactjen 


! 


— 


a . „BE 313° 
orten Saftuehätcden. — Auf dem Berge felbR, von 
. welchem men alle dieſe hervlichen Ausfichten genießt, 
"Meist der halb -in Ruinen liegende Tempel empor, ber 
die Form des berühmten Tempels, bey Tivoli zeigt, und 
von Gefträuches, die in den tranrigen Reſten verwils 
dern, hier an ven Saͤnlen herabhaͤngen, da an einem 
halb zerſtorten Gehealke heraufklettern, ein natuͤrliches 
und ſanft melancholiſches Anſehen gewinnen. Er iſt 
ein Monument der kindlichen Ehrfarcht, von dem jetzi⸗ 
den Hrn. Beſitzer dem Andenken feines Aeltern gewipmet. 
Hon dieſer Beſtimmung füher der Berg den Namen des 
Ortoniaberges, und das See den vom Wılhelminenfee, - 

- Das Gebäude ſelbſt iR rund, von Feidſteinen 98 
manert, und kat im Innern zehn Fuß im. Durchſchnitt. 
Auswärts ifk et, wie das befannte, Original ſelbdſt, auf 
der einen Seue mit einem Periſtyl von neun corinthu 
When Säulen umgeben, die auf des andern Seite feh⸗ 
In, weil das Alter fie gerfiöret had, Die herabgefall⸗⸗ 
nom Gtöse vom Bebälte, die man him und mieder ver 
deu Gebäude findet, und weiche nur bald aus Schutt 
und Erde dervorragen, das Moss, das an dem zertrͤn⸗ 
mertan Tempel hervorwaͤcht, und die Geſtraͤnche, die an 
den traurigen Reſen keimen und hinauf kriechen, exho 
hau ned mehr das alte verwilderte Auſehen, das ihm 
ahmebin ſchon die Hand ber Kung gab. Tritt man Da 
Kan Tempei (sta, fo findet mau ein rundes Zimmen, 


da⸗ Anko und reches von zuan. Bedfierm erleuchtet wird. 


Mie Bond it meiß getuͤnche, und hin und wiader mit 
Pilaſtenn von Meinm, bumsen. Oteinon, bie In dieſee 


Begond gatunden werden, in muſiviſcher Arbeit gezlert 


Rus ZZ | 2 


556 DPA 


bey, die Leſſings Monument in 6 foßt, zur Nechten 
Bleibt ein anfehnlicher Raſen llegen, der mit verſchleds 


nen Baumgeuppen auf kieinen Erderhthungen veczier· 


if. Bon dem See wendet Ad der Weg, an den Fiuß 


‚ Hinanf, zu einer mir Noßkaftanien bepflauzton Auhöße, 


von welcher eine Bruͤcke über den Fluß seht, und uns 
mitteldar’ anf einen von der Kunſt gebildeten Hügel 
Aößt, der mit einigen Tannen beſetzt iſt. Wiln man 
nicht Hinäbergehen, fo kann man rechts in einen ſchlau⸗ 
galnden Meg einfhlagen, der mit einheimifhe und 
nordamericaniſchen Straͤuchern, au Blumer, zu beyden 
Betten auf Erhöhungen umpflanzt fl. - 
Hart am Wege zur Rechen ſtoͤßt man auf ein auge 
legtes Deutfihes Grabmal mit einer Urne, und nicht 
weit davon wird man durch die fhöne Natur des jagendli⸗ 
- Gen ſchoͤnen Appollin aͤberraſcht uhd erfrent. Der Weg 
fälte dıf den Rafenplag vor dem großen Paollen. Bon 
hier scht war on dem linfen Ufer ‚des Tanals hin, das 
Ende der großen Obftı Allee, bie ſich beym Eingang am 
Waſſerfall anfleng, vorbey, und fo den Canal die Länge 
hinunter, bis an ben Fluß, wo er aus dem Canal hervez 
geht. Dan wandelt mit der Wendung. des breiter ges 
wordenen Fluſſes hinauf, und flieht ihn mit Werguügen 
zwiſchen feinen Rafenufern dahin fließen. An benden Geis 
-gen erfeheinen Baumgruppen, bald vor Roßkaſtanien, bald 


—— 


von Ahorn, bald von Pappeln; die hin und wieder in 


“ wmannigfaltigen Farben in dem klaren Waſſer ſpiegein. 
Dan koͤmmt wieder an die hohe Bruͤcke, bie über dem 
ac und kaun auf derſelben von allen Seiten einer 

ſchoͤ⸗ 


Dee LP 
. 
. 


| Be -- 157 
ſchonen Anfıht genieffen, den Bluß, den Se, die umlie- _ 


genden Luſtgebuͤſche und Raſen Überfchauen, den Blick ſich 
ringeumher über das Ganze verbreiten, oder an ber Schoͤn 


deit einer einzeinen Scene ſchwelgend hängen laſſen. Bart 
unn bie Mitte des Huͤgels windet fich ein Bang; und ein nies 


driger Weg geht an feinem Fuß unter der Bruͤcke hindurch, 


am Ufer des Fluſſes, nach dem See hin, derfich an feinen! Ge⸗ 


lade weg, rechte nach einer Anhöhe windet, welche den Na⸗ 
men Belvedere oder Bellevue mit Recht verdiente. Bon 
diefer Anhöhe genicht man nemlich der einzigen Ausficht, 
daß man afle Hauptparthien der neuen Anlage bequem er⸗ 
blicken kann. Zur linken hat man nemlich die Anſicht dei 
ſchoͤnen großen Raſenplatzes, deſſen unvergieichliches Gruͤn, 
buch das auf demfelben gebleichte Linnen nur noch mehe cons 
traſtirt, und deffen Einfoͤrmigkeit durch ein paar darauf befinds 
liche Otrohhuͤtten auf dad angenehinfte unterbrochen wird. 
Sm Hintergrunde deſſelben ſſehe man den Freyheitstempel 


die Ausficht auf eine gefällige Weiſe begränzen, _ Indem 


man weiter zur Mechten einen großen, mit Baumgruppen 
und nisdrigem Gebuͤſch prangenden, Theil des Gartens 
Aberficht, fält zwiſchen ihnen die hohe weiß angemahlt⸗ 
VBrüde zur Hälfte ins Auge, indeß nit meit davon, abee 
tiefer im Hintergrunde der Pavillon mit feiner rothen Rups 
sel einen überans ſchoͤnen Effect macht. Gerade vr ih 
Bin ſteht man die Ruinen des Tempels von Tivoli hervo⸗ 
ragen, der Gier ganz und von der Seite erfeheint, wo eu 
am meiflen der Zerftörung ıbiderftanden hat. Unter ihm 
erblickt man den See mit feinen beyden Iufeln, und zu⸗ 
währt die, worauf Leßingze Manen weilen.. Ganz zus 


-— 


358 7 


Rechten eroͤfnet ſich eine unabfehbare Weite ind Geld Aber 
KRornfelder weg, und im Rüden, wo die Ausfihe durch 
Luftgebüfch gehemmt iſt, ſammelt die Klapſchleuſe das aus 
dem See ihr zuſtroͤmende Waſſer in augenblicklicher Stille, 


um es bald mit brauſenden Wellen wieder von fich geben zu 
koͤnnen. En ſchoͤner vortreflicher Platz, wo faſt alle Sins 


— 


nen ergößt werden, von welchem das Auge fih muͤhſam 
loszureiſſen vrrmag, und wo der Fuß unwillkuͤhrlich gern 
und lange verweilt. Der Peg geht zur Linken diefe An⸗ 
Höhe herunter weiter, und führt dieſſeits zwiſchen dem 
Fluß und einem Graben, über welchen eine Drehörüce . 
führt, durch fchlängelnde, mit Baumgruppen und Buſch 
Humpen bepflanzte Gänge, nach jener bogenförmigen klei⸗ 
nen Bruͤcke, und von ba durch eine hohe dunfie Seiten⸗ 


Allee, nach dem Wohnhauſe zuruͤck. 


Um in die Mitte oder das Junerſte der ganzen Ans: 
lage zu fommen, geht man von der Brücke, die bey dem 
herrſchaftlichen Wohngebäude Über den Burggraben führt, 
die eben erwähnte hohe dunkle Seiten s Allee vorbey, bie 
lange Allee einige. Schritt weiter hinunter, uͤber die, an 
diefer Allee, zur Rechten Ikegende bogenförmige Bruͤcke 
mit einer Thuͤre. Man ift gleich beym Eintritt durch die 
dichten hohen befchnittenen Hecken von aller Ausficht abs- 
gefchnitten, Die Aufmerkfamteit ‚auf uns felöft und.auf die 
nächften Segenftände um uns her concentrict, und fo wers 


\ 


den wir bey dem  weitern Fortgang, ducch ein zur Linken 


durchſcheinendes Fortumenfpiel, und eine zur Rechten in ei 
nem dunteln Sebüfch befindfiche Urne, zu dem feperticen 
Anblicke gewiſſermaaßen vorbereitet, ber bald unfere ganze 

Seele 


9 
Seele beichäftigen fol. Nach verfchledenen Bindungen 
der Wege, die bald durch die Gebuͤſche, womit fie bepflanzt 
worden, noch feyerlicher mb eruſthafter werden, ſtellt ſich 
Dein Auge anf einmal ein runder, zroßer, mit: Steinen 
belegter deutſcher Grabhuͤgel dar, auf welchem in der Mitte 
und hoͤchſter Anhöhe defielben ein Monument von carari⸗ 
ſchem Marmor befindlih if, das von Großi in Italien 
verfertiget worden. Es wird intereflanter, da es ein 
Denkmal der bruͤderlichen Liebe iſt. Es beſteht aus einer 
auf einem Piedeftal ruhenden Säule, auf welcher oben 
reine Urne befindfich it. An der einen Seite der Pyras 
mide lieſet man die Inſchrift: 
Sebaſtiano 
Erneſto 
Libero Baroni Grote 
Qui cum bello feptem annorum - 
Hoftium vallum cum centum et 
Viginti voluntariis expugnare 
Voluiffet, dugbus vulneribus 
Percuffus, ictu tandem 
Traiectus mortifero cecidit. 


Hedemundae d. xxvır. Novemb, cxa1sceLx. na⸗ 
tas Anno CIOIOCCXXXIXV. 

Unter der Inſchrift an der Pyramide ſelbſt ſleht man 
Schild, Köder und Dolch, mit einem Kranze ummwunden. ü 
Unter denfelben den Mars, in einer hoͤchſt ausdrucksvollen | 
Stellung und Miene, ber feine Waffen von fi) geworfen, - 
und neben fi an einem „abgebrochenen Baume liegen hat. | 
Auf der andern Seite des Piedeſtals findet ſich eine 

Sqlange 


560 TIP 

Schlange in Form eines Sccanjes, und Rränze und ram 
giereu die Adrigen Selten, ſowohl des Picbeflais als de 
Pyramide. Die Anpflanzungen dirfer Segend harmec 
zen vortrefiich zum Ganzen. Sie Ind meiftens ent 
diſch, beſonders amerikaniſch; Beymuthöfichten, Aeucc 
, weiden, Blutbuͤchen, werhfein mit einfeimifchen Ghnmen 
and Geſtraͤnchen ab, und machen diefen Theil zune Aus 
enthalt des errifteften Nachdenkens, weiches durch dem 
plärfhernden Oprudel eines vorbeyſtieſſenden Woſſers, noch 
mehr genaͤhert wird⸗ on hier Tchlängelt fi ein We 
bis zu einem Sitze auf einer Fleinen Anhöhe, von weicher 
herab man auf die Spiele des vorbenfließenden Baches, 
auf die Bruͤcke und die übrigen Meinen Gebüfche hinabs 
(hauen kann. Die Heine weiſſe Brüde, worunter der 
Bach in ihrem fpiegelnden Widerſchetne dahin haͤpſt, Räße 
unmittelbar auf dieſe RofensEchöhung.- Der Bach if in 
Befiändiger Bewegung durch drey Waffergäfle und aufs 
ſprudelnde Quellen, die ihn beleben, Diefer in ſteten 
Bindungen fi kruͤmmende Bach bildet eine der lieblich⸗ 
fen Scenen, weiche die Phantafie fich ſchaffen Tann, und 
ſondert dieſen Theil des Iunerſten von einem andern, 
in den man tritt, fobald man uͤber die Btuͤcke t8mme. 
‚Inden man den vorliegenden. Weg verfolgt, wid ma 
zur Rechten auf einen runden Platz geleitet, weſeibſt man 
eine Rafenvertiefung, von boden Linden umkraͤnzt, an⸗ | 
teift. (Hier ftand ehemals ein Meleager) Unmittelbar 
an dieſem Platze, den noch zwo natürliche Lauben siert, 
liegt hatb im Gebuͤſch verhält, ein kleiner Pavillon, offen 
gebaut, und mit einer weilfen Kuppel bekroͤnt, aus weichem 
man 





’ „" 





PAR 6561 
man Aber die Gebuͤſche hinweg, durch eine eräffitete 
 MBenppe von Ellern, die Thauͤrme der Stadt Dannens 

berg flieht, die eine Meile enefernet iſt. | 

NMNachdem man aus diefer Partie berausgetreten 

AR, führt der Weg zur Rechten weiter, bey einer Schau⸗ 
kel vorbey, nah einem Waflerfalle, wohin ein [mas 
(ee Gang unfern der Bracke ſich links feitwärte nad 
einer Bank unter einer Eiche minder, worauf man dem 
Waſſerfal gegenüber ſitzet; ihn ſieht, wie er zwiſchen 
blahenden, heruͤberhaͤngenden Sträuchern hervorſchaͤumt, 
und von feinem hellen Geruͤuſch, worin die Waldpogel 
ihren Geſang miſchen, unterhalten wird. Rings umher 
iſt die Ausſicht verſchloſſen. Das Ange ruhet überall 
dwiſchen den grünen Worhaͤngen der Gebüfhe, deren 
leichte Spitzen unter dem ſanften Hauche der Winde 
auf und nieder walten, Man verweilt, ohne es zu 
wiſſen, und vergißt beynahe ganz. von ber Schwelgerey 
an dieſer lieblichen Scene, aufzuftehen. - Das Waſſer 
theilt ſich hier nad) feinem Balle in 2 Bäche, wovon der 
linke an der Obfipflanzung hinunter läuft, der rechte 
bie neue Anlage auf diefer Seite umſchlaͤngat, Ad 
Aber ungefäßr in der Mitte feines Laufs wieder theilet, 
und jenen lieblichen Bub bildet, der dur den Innern 
Bezirk der Gebuͤſche rauſcht; diefer Bach ſowohl, als 
jener an der Pöfallee, ergießen ſich beyde nachher in 
den Canal. Von dieſem Sitze wendet man ſich links 
über eine Bruͤcke und durch die Obſtallee in die hohe - 
Tarinenallee, womit man zugleich aus det nenen Aus 
lage dinanstritt. Es eröffnet ſich dert Auge ein breiter 
langer Gang, auf den das ſchwarze Grün ber hohen 
unel. sr Jahrg, 2 &) . m _ Sam 


x 


' . 





- 52 XXX 
: annen , bie hin und wieder mit Raßkaſtanien untews 
wiſcht And, eine feyertiche Dunkelheit herabwirft. Die 
Seele fintt in Ruhe und eine erufihafte Verfaſſang 
dahin. An der einen Seite dieſes erhabenen Sanges 
vermehrt feinen. Ernſt ein naher Teich, der ſich bis am 
«feine Mitte hin, unter dicken Ueberſchaerungen eines 
angraͤnzenden Ellernwaldes, der ſich bie umd de wit 
Eichen vermiſcht, erſtreckt. In der Mitte der Tannen⸗ 
‚aller, wo eine Hanf zum Ruhen einladetl, erblickt man 
Aber ihr an einem Baum eine Tafel mit diefer Inſchriit: 
. Mit. meiner Mutter IR mein Vater Bier gefeflen: 
‚ Nie will ich ruhig auch des Lebens Müh vergeflen, 
Stets euer eingedenk. ſtets dankbar euch noch fegn, 
Und euch, ihr Liebſten, oft hier ſtille Thraͤnen weiße. 
Dieſe ſimple Poeſie rührt beſonders au dieſem Orte, 
mo Verſchloſſenhelt und Schatten die Gere zum Ser 
fühle rufen. Unfern biefer Innſchrift befindet Ach ein 
Kreuzweg, der eine, welcher ſo eben beſcheieben und be⸗ 
gangen worden, fuͤhrt nach der neuen Anlage, der ge⸗ 
genuͤber nah der Baumpflanzſchule und den Kuͤchen⸗ 
garten, die andern beyden beſtehen aus der durchlau⸗ 
fenden langen Allee, wovon der eine Weg nach dem 
äußerften Ende des Gartens, der andere aber. nach 
dem hertſchaftlichen Wohngebaͤude guruͤckfuͤhrt. 

Dies ſind die vornehmſten Gegenden und Scenen 
auf dieſein ausgebreiteten Gartenplatz, der, ohne die 
umherlaufenden Alleen und wilden! Spaßiergäuge, am 
ſich Aber 53 Motgen Landes enthält, und nicht blos ein 
Werk des feinen Geſchmacks und der erfindungeneidhen 
Giubtoungttraft des sn Beflgers, ſondern auch einer 

muͤh⸗ 


—. 3r — 





\ 
3 


a _ „. Be 7° 

m und ſtandhaften Arbeitſamkeit if; "Denn 
ba, wo jet Alle diefe Anlagen reißen, ſah man vorher 
wichte als Moräfte, von Ungezleſer bewohnt; ſelbſt die 
Erbe war den Gewaͤchſen ungunſtig, und inußte erſt zur 
Fruchtbarkeit bereitet werben. Das ganze Werk iſt erſt 
ſeit 1777 mit einem Eifer angefangen, dir nöthig war 
um einen fo gluͤcklichen Erfolg au Gefchleunigen. In dee - 


That erfkaune man, hier nicht bios ein kreftiches Werk 


‘von fo wenigen Jahren zu finden, fordern äuch eine 
ſotche reihe Sammlung von dem herrlichſten Wätbern, 
Biefen und Korafeldern, die nian um diefen ig ſich 


.. verbreiten ficher, nachdem man aus ben Shen Sand⸗ 


würten der Täneburger Heide hergrkominen if. Welch 
ven auffallender Contraſt! Diefer Eaftort, und dagegen 
die augraͤnzende meilenlange Strecke, wo das Auge ve ” 
yebend nad) Einer Hätte des Menſchen in ber Ferne 
mharfucht, wo es faſt immer niit teen Borftellungen 
voy Unfruchtbarkeit und Mangel zürädkkehre, . 
VOdbgleich der Garten nur aus einer Ebene beſteht, 
und nur den rinzigen augelegten Berg am Ore Bat, ſo 
Udo durch die Mannigfaltigkeit der Anpflanzung an 
He und da. durch Meine Erhöhnngen, SMoriderd den Har 
ge am Fluß, ihre natuͤrliche Einformigkeit faſt ganz 
verdrängt, Die Baͤche, die ein helles mb trinkbares 
Water haben, ud worin Fiſche ſpielen, die kleinen 
Waſferguͤſſe und fprubhinde Quellen, Die weißen Bruke 
ten, 6fe im guten Geſchmack leicht und anmuthig ger 
- + Baus find, Die Menge von ſchaͤnen Rafen, und' die uns‘, 
nahlbaren Geſchlechte von Gangpigeln, für welche die 
Bunge Landſchaft einen erwunſchten Aufenthalt anhieser, 
Be cf Dea alles 


[4 


NT  .7_, 


alles dieſes vereinigt ih, die Empfindung von Leben 
und Bewegung zu verbreiten. Denn hat alles eine 
ſaufte Ländlichkeie, und den einnehmendſten NReitz ber 
Natur. Nach dem Eingange iſt die Graͤnze bes Gars 
tens nirgends ſichtbar; die Ausſichten laufen. in Rorus 
fiuren, Wiefen und Wälder Hinaus, oder die Gänge 
verlieren ſich in die anmuthigſten milden Epagierwege, 


die auf manche Stunden weit in ben anliegenden Ge 


genden umberführen. * “ 

Mit Vergnügen bemerkt man ia den Anlagen die | 
Anpflanzungen von ſchoͤnen Obſibaͤnmen, bie in mans 
chen Gärten biefer Art aus einem feltfamien Vorurtheil 


“ Yerdrängt werden, Schon deswegen, weil fie durch bie 


Blaͤtter die Mannigfaltigkeit vermehren helfen; verdies 
nen fie mit Net ihre Steße, und fie machen fh fat 
unentöchrlih durch die Schönheit: der Blaͤthe, und 
darch die angenehmen Erwartungen ihrer Grüdte ,. die 
nit der allwaͤhligen Reifung fo lange ben Baum zieren, 
bis er als ein geliebter Wohlchäter feine Geſchenke giebt. 
Auf verſchiedenen Graeplaͤtzen trift man Ländliche 
Spiele an ‚ womit fi der Liebhaber beluſtigen kann, als 
Earoufel, Schaufel, Wurfſoiel, Wippen; fie veranlaflen 
Leibesübungen, die fhon die Roͤmer in ihren Gärten 
liebten. - Auffeedem HEt man Beluſtigungen mit Waſſer⸗ 


fahrten, ‚mit Fiſchen und mit Jagen im der umliegenden 


Landſchaft, die eine Menge von manche: ley Wild naͤhrt. 
Was endlich dieſen reizenden Ort zugleich zu dem 


| lehrreichſten und anmuthovolleſten Aufenthalt macht, iR 


nicht nur eine, mit Kenntnig und Geſchmack gewählte, 
Heine laͤndliche Bohnen und um ber ſhenſten vos 
ſtan⸗ 


. — —— nn 


Dr 0365 


_Mändigffen und keſtbarſten Apparate zu electriſchen re | 


zimensen ; ſondern vorzüglich der Umgang mit dem geifls 


‚sollen, liebenswuͤrdigen, gaffreyen, aller Herzen gewins 
wenden Beſitzer und Sahrfe diefer Schönheiten. 


Zelle. B. J 

| X 
* etrieb der Fabriken zu Oſterode am Say 
iu den Jahren 1783. und 1791. 


— 


Urr den vielen Veirachtungen, wor folgende Nach⸗ 


sichten von den wichtigen Oſteroder Fabkiken, Stof 
darbieten, zeichnen wir gegenmärtig nur blos diejenigen ° 
aus, weiche auf das blühende Steigen derfelben hinwei⸗ 
fen. She neueſter Beſtand authan mehr a als von hier 
ben Jahren: 

An Stählen — 96. 
s Fabrikarbeitern — 177. . - 
1. Spinnern 713. Im Lande 416. Aufferhalb 297. 
Geldbetrage des Werthsé der fabrieirten Waaren 
81152 Rthle. 

Funfzehn Zeugmacher unterhielten im lettver⸗ 
floſſenen Jahre 225 Stuͤhle. Drey Leineweber 63, 
und drey Strumpfweber 4, dieſe in Verbindung mic 
einem Strumpfſtricker und Hutmacher, gaben 2569 Per⸗ 
ſonen Bejſchaͤftigung, and einer weit größeren Anzahl 
Brodt, wenn man alle die hinzurechnet/ welche jene aufs 


fer fi ernähren. Wer fonft wol, ale Babritansen, kann 


Da re in 


— 4 


—32 


566 re 


in aͤhnlichem Umfange, einer fe wichtigen Wollsciafie 
Yuslommen verſchaffen? Welchen Weeth und Achtung 
verdient aber daher nicht billig dieſer Stand? Möchten 
doch ayd ‚gegenwärtige Nachrichten mit dazu beytragen 
beifen, ihn mehe zu ſchaͤtzen und zu ehren als in unferem 
Baterlande bis jetzt üblich gewefen, we Ahnen, Aemter 
und Reihthum noch immer gar. zu [ehr das gerechte Ebens 
maaß, bey Äußerer Würdigung der verfhiedenen Stände, . 
zum Bactpeil aller derer verkürzen, die Durch Seſchick 

Achleit, Fleiß und Muͤhe, das allgemeine Wohl des 
Stoats weit weſentlicher befäcdern, alt der gröfte Kaufe 
von denen, die ſtolz auf Re herabſehen. 





R 
B 









































Zeugs | Leines |Strmpf| |S. 
4 % b macher| wober weder |. 5 * 
mw Jahre 12833. 18 —8 58028 
find- 3u Ofterode⸗ 33 E85 
an Stühlen im |5 | S15 | ® 5 =. 
Gange gewefen. sisele | E a 
J d.'Jahreld. Jahrald-JahrelS Id f 
| Staͤhle Staͤhle ſStuͤhle Sthl 
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Bu Samlot 8 69 67 — — — — 67 
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— Serg 7 gol — — — 80 \ 
— Serge ev Re 3.21 —| - > 
Ste ı 1 — T- 
— Flanel zu Golgas 6 — 6 Ä 
— halb Linnen Flonel 14| 7, ı 16 | 
— Eottonade ı-—| 7 7 7 
— Lingen zu Kleider) — ı2| 11 ir | 
— Eirrümpfe ⸗ — 4 | 
— — 7 — 
Summa— 1665 2 — 
Summa dere ult. 10: 
De. 85 gangs | 
karen Stuͤhle.⸗ —_ — -| —i—| 196 
Dex . 


168 


20 —8 
a |. Bi 
= e > m 


Arbeit gegebm im. 858 2 an 
ZSauſe. 232385382 
| Derilonen'P onen Perſa. 


23 


Würfe 5 j 











66 8 4-91 %7 
Kämmer und Zubereitee | 47) 4. 4. ss. 
Lehrjungen » 3 0 4— 3] 16 
Kröger und Sortiere + | 40) sr- 49 
Zwirner⸗ er 14: 14 


Dopier und Spuhler 


Auſſer dem Hauſe. 
Lohameiſterr ·4 
Geſellen bey denſelben 

Behrjungen deegl. 5 








Summa * 
Summa Aberbaupe +» 
| Spinner. 
auſſerhalb Landes + 


im Lande 3. N 


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EDER TTETETTES 


Fam... : 
Vnaala⸗a WIPaR ug 





SC 7 


Geldbetrag der PR Leine: 


verfertigten Waa⸗macher | weber. 


ven. 











Summa überhäupt 


3 Elleff. dr. Eamlot | 11319 — |— _ 
J Elle dr. ord. dito 8240|... |I— _ 
& leder. dito s | zı960 — |— | —- 
Eifriin +, 3 | 1890 — II - 
Sa s- 9 142 — I— | -— 
Serge d Mohb 3:| 104401 — |— I — 
"Blanel, het 1 | 9690| — I— | - 
- &allen, Tamy, Dra⸗ | Zn 
Eh u — I | — 
Beuteltuch 3300 — I|— | - 
Golgas ss Jana). — I|—-} — 
geftr. 3linnen Klaneli —— | 3780| — | -- 
Stuhlzeuge, Teppige —— 300 — | — 
Coltonade, Siamofl.| 21060] 291201 — | — 
Leinen Kleiderzeug — | 11865 — | - 
Strümpfe ch — | 612 11350 
Gumma 142248 45065| 612 130) 
— 9 — — 


— 12927 





 "Autmader .. 
hat Arbeit gegeben im Hauſe⸗8 Wuͤrker. 
| 2 Pehrjungen. 
6 Kröger Sorttret 
3 Haarſchneider. 


Summa 19 Perſonen. 
Bat verbrande: | 
Einloͤndiſche Schaafwolle +. 69 Eentn. 
Ausländifche Schaafwole » - 3 Eenm. 
Haafenfelle, für N . 413 Rthlr. 
- Surbematerialien, für s 155 Rthlr. 
Da, Grantew., Sol. Kohlen, f 220 Rıflr. 


Sum » 72 Eenın. Wolle. 
und übrige Bateeialien für 787 Rihlr. 


dhat an Waaren verfertigee » 


und debitiret: im? Huthe. 
mLande 18 
. "feine a Dofi in 20 bi6 30Rthlhn —* s 28 Du 


[made 70 
mittel - 46 8,126. ER fer Bde. 2]. 115 5 


ordin. 31 56. ‚sa [im Eande 200) 335. 


auf. Los 125 
Summa 468- Ds 
ute. 
Geldbetrag 
der ver fertigten Hüte I 6 
Bine 5 4200 Hefte. 


Mitt ss 5 1380_ 


Ordin. ⸗ BEE 1357135. 
— 
Summa 3651 Rthir. 
‚Hiezu von den Zeug Fahr, 


tem 5 189275 Kehle. 
Summa überhaupt 192926 Rthlr. 
—— — 


Annal, gr Jahrg. 30t) Py X. 


“ 


zʒ8ss _ .”. \ 25 


X. 
Zugabe zu obigen Auffae, die landſchaft 


liche PVerfaffung des Fuͤrſtenthums Gas 


lenberg betreffend. 


Deme keine, fuͤr die convocirten Stände gehörende 
Handlung ſtillſchweigend aͤbergangen werde, fo if 
der vorhergehenden Abhandlung annoch eine kurze, je⸗ 
doch Hinlänglihe Nachricht von den landſchaftlichen Vahl⸗ 
gefchäften beyzufuͤgen. Dieſe find nicht allein in Anfe 
bung ber Endzwecke, fondern au in dem Betracht von 
verfchiedener Beſchaffenheit, weil zu einigen, ſaͤmtliche 
Btände concureiren, andere, mit Ausfchlieffung ‚der vier 
großen Städte, und wiederum ändere, lediglich vom der 
Ritterſchaft verrichtet werden. Weil die beym Schatz⸗ 
Collegio angefegten Bediente, von dem vier Landraͤthen 
und beyden Schatzverordneten gewählet werben, fo wird 
hievon in der Abhandlung von der Verfaffang des Schab⸗ 
Collegii Nachricht zu ertheilen feyn. 
6. 1. 
Die calenbergifche Landfchaft concurrirt mittel amı | 


zuſtellender Wahlen, zu Befekung einiger Stellen, ſowol 


im Oderappellations: als hannoverfchen Hofgerichte. Ans“ 
fänglich Hatte dieſelbe zum Oberappellationsgerichte nur 
zwey Raͤthe, nemlich einem zur Adelichen, und einen zur | 


“ Gelehrten Bank zu präfentiren. (DO. A. Ger. Otdn. 


Tit. 1.9.4.) Als aber dicfes Collegium nächfidem mit 
zweyen Nähen, deren einer von des Könige Majeſtaͤe 
ernannt wird, vermehret, und zugleich beliebt ward, daß 


bes zweyte per turnum von den Landſchaften gewaͤhlet 


! wer | 


y 


1 
\ 


20569 


werden ſollte, ſo m Inhalts Regierungẽe ⸗Protocolls vom 


aſten Jun. 1733. der turnbs per ſortem dahin ausge 
fallen, daß zum iſten von der Grußenhagifchen, zum aten 


‚ von der Bremen⸗ und Verdenſchen, zum zten von der 
Calenbergiſchen, zum gten von ber üneburgifchen, und - 


legrlic von der Hoyaiſchen Landſchaft gewaͤhlet wird. 
$. 2, 

Es iR in einem der vorhergehenden Stäcde dieſet 
Annalen von mir bewiefen worden , daß das jetzige hans 
noverfhe Hofgericht, an bie Stelle des vormaligen 
Obern Landesgerichts auf dem Baumgarten zu Lauenro⸗ 
de vor Hannover getreten iſt. Weil es ein Vorrecht des 
Adels war, die vornehmſten Stellen in dieſem Gerichte 
zu bekleiden, fo iſt mittelſt koͤniglicher Reſolution vom 2 9. 
Novpbr. 1722. der Landſchaft das Recht beygeleget, zwey 
Aſſeſſores, wovon der eine adelichen und der andere buͤr⸗ 
gerlichen Standes, zu präfentiren. Auch iſt die Land⸗ 
Schaft zugleich erinnere worden, bey deren Präfentation, 
aumalen aber des Bürgerlichen, beſonders auf folhe Sup, 
jecte zu veflectiren, die ihr Domicilium zu Hannover das 
ben. Daß die Landfchaft mittelft der Wahl awmeper Aſſeſ 
ſoren, zur Beſetzung des Hofgerichts concurrirt, iſt aber 
auch in fofern der Billigkeit gemäß, weil fie zu den Uns 
terhaltungskoſten biefes Collegii jährlich 3760 Rthlr. beys 
trägt. Sowohl zu der Wahl der Oberappellationgräche, 
als auch der Aſſeſſoren concurriren die großen Städte, 
mittelft Abgebung ihrer Votorum in der Staͤdtiſchen Eus 


. xie, und derjenige wird jur Böniglichen Confirmation praͤ⸗ 


ſentiret, der durch die Meojorirkt von aweyen Curien ge⸗ 
waͤhlet iſt. 
Pp 2 $. 3. 


4 


570 _ ). 2 


$ 3° - 

Wiewol die Wahl eines Landigndiens eben and 
durch die Majoritaͤt von zweyen Curien zum Stande ge⸗ 
bracht wird, ſo haben jedoch die vier großen Städte au 
„biefer Wahl keinen Antheil, daher fie auch zu deſſelben 
Befoldung und Diäten feinen Beytrag leiften. Beydes 
erhedet er aus ber Landrenterey Caſſe, zu deren Einſlſe 
fen die großen Städte niemals einigen Beytrag geleiſtet 
haben. Nach verrichteter Wahl wird ber Landſyndicus 
ohne Daß es der Landesherrlichen oder der Regierung Con⸗ 


ſirmation bedarf, im Schakcollegio. beeidigt, und mir eis . 


ner von den verfammleten Ständen, jedoch mit Aus⸗ 
ſchluß der großen Städte, genehmigten Inſtruction verfes 
hen. Die Anfekung eines landſchaftlichen Spupick, Kam 
. zuerft Ao. 1593. Bey denen, wegen übergebener Landes⸗ 
gravaminum angeſtellten, Zuſammenkuͤnften, in Anre⸗ 
gung, indem vorhin zu jedweden Landtage ein Sqtelber 
ober Advocatus gedungen ward. Daß die Stände zu 
den damaligen Unterhandlungen Baſtian Slorich zu ih⸗ 
rem Wortfuͤhrer und Geſchaͤftsmann erwaͤhlten, erhellet 
aus einem ad mandatum des, wegen der beſagten Lan⸗ 
Bes. Granaminum niedergefegten, Ausſchuſſes, von ihm 
unierm ııten Gebr. 1595. an Ritters und Landſchaſt abs 
gelaſſenen, Circularſchreiben. Es iſt aber von Anſchein, 
daß deſſen Anſetzung eben auch nur temporel geweſen if. 
Denn als am 6ten Jan. 1599. zu Wänden auf dem 
Landtage Beſchwerde geführer ward, daß aus Mangel 
‚eines Drocuratoris die Sachen langfam Betrieben wärs 
den; fo ward Ludolph Garßen zum landſchaftlichen Ad⸗ 
vocato mwidenn Und daß feine Auen nicht tempo⸗ 

rel 


- 


⸗ 


t 


re 71 


2, fondern waͤhrend gewefen if, ergeben die landſchaft⸗ 


lichen Acta von nachfolgenden Jahren. Wie denn im 


Landtagsabfchlebe vom ı 9. Nov. 1605. deſſelben, unter 
Benennung des Iandfchaftlichen Advoeati, abermals ges. 
dacht wird. 


$. 4 el 
Die ritterſchaftlichen drey Landräche und ſechs Des 


putirte werden zwar auf ben ausgeſchriebenen Landtägen 
durch die Mehrheit der Stimmen gewähler: Es coneun 


riren zu diefen Wahlen jedoch nur die , zufolge der aus⸗ 
gelaffenen Eircularia erfhienenen, Mitglieder der Ritters 
ſchaft. Wegen diefee Wahlen ertheilet zwar das tm IV. 


Theil Cap. 7. pag. 134. 2c. der calenbergifchen Landebs 


Conftitutionen, befindliche Wahl: Heglement Unterricht. 


Wel man aber noch jetzt mit Verbefleeung deffelben in 
der ritterſchaftüchen Curie beſchaͤftigt tft, fo wird das zu 


erwartende nene Wahlreglement hinreichende Auskunft 
von diefem Wahlgeſchaͤtte ertheilen. 





XL. 
Mifcelaneen. 





y Beytrag zur Sqaͤtzung der Sofa 


eaffen der Handwerker. 


ft find Klagen der Handwerker über Mahenngeſee 
gen und Mangel, ſelbſt erzeugte Folgen ihrer Un⸗ 


I veſchicklichkei ‚de Abneigung gegen Fleiß, und einer 
ſchlechten Hauswirthſchaft. Nicht ſelten aber werbenfele 


Pr3 He 


’ . . 
57? DAN - 
die aud von Urfachen verfhulber, die fie mit eigenem 
Kraͤften mwegjuräumen unvermögend find. Verſchirdene 
Zunftgebräuche legen der Meiſterſchaft Laſten auf, bie 
nur geringfügig zu feyn fcheinen, wenn man von jeder 
fpeciellen Gattung den einzelnen Abtrag vor. Augen hat, 
aber zu großen Summen anwachſen, ſobald der Belauf 
ihrer beſtaͤndigen Fortdauer, auch nur von einer Art bes 
rechnet wird. Keine geringe Beſchwerde entſtehet nuter 
anderen für verſchiedene Handwerker, aus den Koſten, 
weiche fie auf durchreifende Geſellen zu verwenden gends 
thiget werden. Als Beyſpiel hievon mag folgendes Ver⸗ 
zeichniß der reifenden Muͤhlenburſchen dienen, welche ins 
nerhalb ſechs Monathen auf der Mahlmuͤhle zu Me⸗ 
dingen eingekehrt ſind. Es betrug deren Zahl 


im May ı790. 40 
\ Junius s 9 4 12 

— Sufiub s 9.813 

Detbe 1 11 

Novbr. 64 10 

Jan. 179. 7 


uͤberhaupt 93 


Hievon feyerten daſelbſt 22 Sonn- und Feſttage, und 
blieben alſo bis in den dritten Tag, 16 ſpeiſeten zu Met⸗ 
tage, 43 Übernachteten, und jeder der übrigen erhielt x 
Ser. Zehrung. Man mag nun für den Anfchlag ber 
Bewirthung diefer Gaͤſte die moͤglichſt geringſte Tare 
nehmen, fo wird das ganze Jahr hindurch, der daher 
entſtehenbe Ausgabe⸗Artikel, ſchwerlich mit 25 Rthlr. au 
beſtreiten ſeyn. Dis auf 3 .nac, waren es Unterthas 

' | nen 


& 


4 


773 


‚nen fremder Landesherrn, bie im behagüchen Muͤſſiggan⸗ 


ge, ſich mit ihrem Wanderſtabe unverdientes Brodt vers 
ſchaffen. Bedenkt man nun wie viele Heerſtraßen durch 


die Hiefigen Lande führen, und daß auf mehreren Seiten 


große Städte an der Graͤnze liegen, zwifchen melden die 


Handwertsburſchen von fo mannigfaltiger Art, ununter⸗ 
brochen hin⸗ und herziehen; ; fo iſt es leicht, ſich davon zu 


Überzeugen, daß der Unterhalt, den Tauſende ſolcher 
Sremblinge, mehrere Tage und Wochen in den hiefigen 
Landen genießen, nicht nur im Ganzen etwas anſehnli⸗ 
des jährlich Bringen, fondern auch einzelnen Handwerks⸗ 
meiftern empfindliden Bedruck verurfachen müfle, der 


dadurch weder für fie felhft, noch dem ganzen Lande wie 


ber vergütet wird, daß wandernde Hannoveraner ſich ans 
derwaͤrts auch unentgeltlich furtern laſſen. Dergleihen 
Betrachtungen führen aber natürlich zu der Frage: 
Sollte dann bey allen Handwerkern das Reifen ganz 


unentbehrlich, und befonders auch für die Muͤller noth⸗ 


wendig feyn, um gründliche Geſchicklichkeit zu ihren Ges 
ſchaͤften zu erlangen? Ober könnte man wenigſtens nicht 
den Deeifterfchaften die aͤbertriebenen Koften erleiätern, 


weiche das unnäge Herumſchwaͤrmen dee wandernde 


Handwerksgeſellen verurſachet? 


2) Auszug eines Schreibens aus Münden, vom 

Januar 1791. 
De wichtige Bau ber an der Weſer hieſelbſt angelegten 
Schlacht, it nunmehr fo weit vollendet, daß fie bereits 
au ihrer Beſtimmung gebraucht wird. Es können daher 
gegenwärtig am ſechs Orten zugleich, Schiffe ohne Krahn 
PP 4 aut 


— VOR DE 


574 BP 


auss und eingeladen werden. Sehhtffahet unb Danube 
gewinnen hiedarch fehr Ichägenswärbige Bortheile. 
Zwiſchen Münden und Uremen. find tur Jahe 
1790. Aberhaupt, Zweybundert und Adhgig Faber 
zeuge, behnf der Schifsfradge, im Gebrande geweſen; 
nemlich 76 belabene Güde, 32 beladene Dinterhäuge. ss 
befradbtete Bullen, 3 unbeladene Siuterhänge und &g 
Iedige Bullen, welche letztere berde Schifterten, bey 
entſtehenden niedrigem Waſſer, zur Erieihterung ber 
größeren Fahrzenge dienen, | 
3) Koften einer Mahlzeit ben einer Kirchenvifts 
tation vom Jahr 1671. und 1672. . 
17 iſt angenehm und nüglih, die Sinen, Sebraͤuche 
und Lebensart der Vorwelt zu erforſchen; woraus man 


"unter andern beiterfen kann, wie man ſich neh und nach 


— 


von ber loͤblichen Einfachheit und Frugalitaͤt der Berfahs 
zen entfernet und dadurch dem Luxus Raum gegeben hat, 
daß er zu der Höhe ſteigen konnte, auf weider ex gegen⸗ 
waͤrtig ſtehet. 

Sim Jahre 1671. wurden zu einer Kirenvifttationds 
Mahlzeit; wobey zwey Superintendenten und ein Amte 
mann gewefen find, und welche mithin eine glänzende 
Geſellſchaft war, folgendes angewandt: 

Für Bir 2Rechlr. : BL. sy 

s Brobt — 

Gewuͤrz — ‚6 - 
s 2 Schnepeld 4” 
» ıSchaf, Huͤ⸗ 

nern. Enten ı Rıßl 16 — 
s zei Butter -—- 12 - 
s Filwe 14 - 

5Rihlr. Ißl. z pf. 


0. ee 72 


AInm Jahre 1673. wurde bey gleicher Gelegenheit 
Folgendes aufgewande : j 
‚ Bür Bier 3 Rthir. 2 Bl. 8 pf. 
s Fiſche - 19 -ı4 - 
. #.Brodt, Gewuͤrz , 
| w.anbreBicetual. = 29 - 8 - 


3 Rthlr. 19 Bl. 3pf. 


Wein findet man nicht aufgefuͤhret, deſto mehr Bier 
— dielen angemeffenen deutfchen Nationaltzant. (Tac. 
de mor. Germ. c. XXUL. Potui humor. ex hordeo 


aut frumento, in quandam fimilitudinem vini cor- 


ruptus.) | | 
Echem. R. Muller. 


4) Nachricht von dem neu angelegten Militair⸗ 


Hofpitale zu Hannover. 
Die Geſundheit, dies hochſte irdifche Gut, hat noch Für 


denjenigen Stand vorzäglihen Werth, bey dem ber ges 
singfte Mangel daran, ganz unfähig machen Tann, feiner - 
Beſtimmung Genuͤge zu thun. Schon darum iſt ed auch - 


ſeibſt für die gröberen Sinne einer eigennägigen Finanzs 


.&pecnlation fein unwichtiger Gegenftand, auf Erhaltung _ 


der koͤrperlichen Kräfte der Soldaten, öffentliche Vorſorge 
zu wenden. Sin einem weit edleren Lichte aber- erſcheint 


dieſe, wenn man es ihrer Einrichtung anficher, daß fie ſich 


deshalb auszeichnet, weil der Soldat wegen ber häufigen 
Geſahren denen feine Geſundheit, auch entfernt vom 
Schlachtfelde, unterworfen iſt, vorzägliche Pflege, Huͤlfe 


und Beyſtand auf Sem Krankenlager verdienet: Alle die- 


mannigfaltigen Medicinalanſtalten deren ſich unfer Militair 
zühmen kann, tragen das Gepraͤge jener menſchenfreund⸗ 
lichen Grundfäge, und auch an demjenigen Inſtitute iſt 

on PP 5 ſolches 


\ 








a LIX 577 


X Breite 48 Fuß. Es find darin 26 eigentliche 
ke Benzimmer ‚mit drey bis ſechs Begen, S andere für 
Mi kypalefeenten , weiche auch ein befonderes Speiſezimmer 
in, 2 Kammern für angehende Compagnie s Wundärzte - 
—* für den Aufſeher. Den abrigen Raum nehmen ein, 
u fm große Vorraths und Mondierungskammern, Küche, 
füetfefammer, und eine Badſtube, weiche durch Röhren 
Kann} fließenden Waſſer verſehen wird. - In fämtlichen Zims 
MM Melien können mit Bequemlichkeit 100 Kranke, und wenn 
Wieaan im Ball der Noth die Vorrathskammern zu Huͤlfe 
kadeäbne, des Sommers füglid; 200 derſelben untergebracht 
fie verden, ohne Nachtheil mit dem Berhälenifie gegen ein 
Exäyrldhofpit. 
mai Der Umfang des Hofes hat 400 Fuß. Auf bemfelben 
24pmmen verſchiedene Haushaltsgebauͤde noch dieſen Som⸗ 
ex zu ſtehen. Außerdem wird er zum Genuſſe der freyen 
nft für Reconvaleſcenten beſtimmt, und in ſolcher Abſicht 
h am it Baͤu men und Hecken verſehen, uͤbrigens aber von einer 
m 530 Fuß Hohen Mauer umſchloſſen werden. 
ab Sn den Zimmern iſt alles zue größten Bequemlichkeit 
‚u der Kranken eingerichtet, und für jedes ihren Zuftand ers 
9— leichterndes Beduͤrfniß beſtens geſorget worden, De 
m; Kranke findet eigene Hoſpitattleidung welche gleich beym 
Eintritt angelegt wird, ein bequemes Lager, und jede zur 
u Neinlichkeit und Pflege erforderliche Geraͤthſchaft. Zwey 
‚ vorhandene mechanifdhe Bettſtellen, worin ungluͤckliche 
Kranke mit Tracturen leichter und zweckmaͤßiger behandelt 
‚werben konnen, verdanket man der Erfindung des eben fo 
geſchickten als verdienten Herrn Lelbchirurgus Lampe. 
Bey der Gekäfigung liest ebend⸗ Tare zum 
. Grande, "Anzahl 


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Portieones. 


Kohlraby 
Braunen Kohl 
Wurzeln ⸗ 
Erdtoffeln⸗ 
Eingemachte Durbohnen s 

3 


Braun Bier 3 8 
Ptiſane ⸗ 
mel ⸗ 


⸗ 
Gegaſtert Brodt⸗ ⸗ 
Holz ⸗ s 


Fuͤr —— ber einen Iawer 
den Kr a Tag 


Bey einen leichten at 9 


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—RWR Verſorguns. 
mgrpf. 













F7 Verpflegung. 
des Mittages 





Quartier Zeafterfupp 03 at of. 
3 — Difene . ⸗ 153⸗ 
des Aben d J 
Ebendaſſelbe ⸗ 49 
und auf den Tag einen Senmel 44 
ate Verpflegung. 


des Mittages 
I Quartier Waſſerſuppe ⸗ 
1 Portion Gemuͤſe 1 * 


2 Loth Butter — 
halb Log Brodt 3 


zte Verpflegung. 
des Mittages 
1 Quartier Fleiſchſuppe —r 
1 Portion Gemuͤſe | 5 
} Pfund Fleiſch s 19% 
— Noden Brsdtt 5 s 
ı Quartier Bier : ⸗ 
des Abends , 
ı Quartier Feiſchſuppe N 
3 Pfund Brodtt 5 4 
2 Loth Butter . } 
ı Quartier Bier. = 


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480 BE 2; 

Die Berfhiebenfeit ber Verpflegung richfet ſich mach 
dem Befinden der Patienten. Thee, Zuder, Wein und 
Tabak wird bey der Mebdicin geliefert, weldhe die Resks 
ments Wundärzte zu verſchreiben haben, die Koſten bee 
Verpflegung, werden von der Loͤhnung der Patienten, die 
. von dem Tage ber Einführung in das Hoſpital an, bey 
det Compagnie flehen bleibt, fo weit beſtritten als ſolche 
Binreihet. Der nöthige Zufhuß koͤmmt bey den Regis 
mentern aus der Medieincaffe, bey de den Invaliden ans der 
Kriegescaſſe. 

Fuͤr alle welche ſich im Hoſpitale aufhalten, ober das 
bey Dienſte leiſten, find paßliche gedruckte Vorſchriften ers 
theilt, welche auf Religioͤſitaͤt, gute Sitten⸗ Orbuung und 
Reinlichkeit abzielen. 

Am erſten Tage einer jeden Woche vetſammlen ſich 
im Hoſpitale der Garniſon⸗Medicus, der General Hofyis 
talıChirurgus und fämtliche annsefende Regiments; Chirurei, 
um ſich uͤber die Umftände der Kranken, und die zu ihrer 


Heilung anzumwendenden Mittel zu beratbfchlagen, melde 


Conferenz nicht nur bie Praxin übt, fondern auch durch Die Ver⸗ 
fchiedenheit der gemachten einzelnen Erfahrungen manden 
Patienten fehr vortheithaft iſt. 

Die ganze Direction der Anſtalt, mit Einſchluß einer 
wöchentlichen zweymaligen Nachficht der Rechnung des Aufı 
fehers, wozu ein Unterofficier aus der Garniſon beftellet ift, 
führt der Obriftlieutenant Strube vom ıoten Infante⸗ 
rie / Regiment, und die wirkſame Vorſorge welche derfelbe 
- hierauf verwendet, läßt feinen Wunſch undeftiediget, der 
durch dieſes wohlehätige Inſtitut erreichen werben kann. 


) 


* Pe * z81 
> gRachtras, wegen einiger holandiſhen 
Windohlmuͤhlen im Bremiſchen. 


Mi nicht geringer Bermunderung la⸗ ich im zten et. 
Des sten Jahrganges diefer Annalen, unter den Mifcels 
" Saneen Pr. 2., daß Hr. Moller von einer Oehlmuͤhle 
zu St. Huͤlfe dem Publicum Nachricht giebt, von weis 
cher er behauptet, fie fey die einzige in ihrer Art, 
Durch ſolche Nachrichten, falls fie unwiderlegt bleiben, 
werden unfern Nachkommen Sachen aufbewahret, die 
. ihnen Mißtrauen gegen uns erwecken müflen, weil fie . 
in andern Schriften, andere Nachrichten von unferm 
Lande finden werben. : Aus diefem Grunde Halte ichs 
für Pflicht, jenen Aaſſe ſo weit er unrichtia iſt, zu 
ver beſſern. 


Der Herr Verfaſſer behanptet in demſelben gerade⸗ 
zu, ein aͤhnliches Werk exiſtire weiter nicht im 
"ganzen Lande. Sollte ſich der Hr. Verfaſſer blog 
auf die Grafſchaft Diepholz Haben einſchraͤnken wollen, 
ſo habe ich nichts darwider; nur haͤtte er ſich in dieſem 
Falle dentliher ausdruͤcken muͤſſen. Sind aber die 
hannoverſchen Lande darunter verſtänden, fo wird et 
mie erlauben, ihn eines beffern zu belehren. Denn in 
diefem Falle iſt die Oehlmuͤhle zu Niderochtenhauſen 
im Amte Bremervörde, ſicher in Anſehung ihrer Größe 
und Wichtigkeit die vorzuͤglichſte; denn fie enthält außer 
einem vollkommnen Oehlsange noch 2 Graupengänge 
mit Zubehör, einen Wahlgang, wo auch gebeutelt wers 
den kann, und eine Wallmähle, auch a fehr bequeme 
Lagers 


N \ 


2 DE 4 


Lagerhaͤnſer, ferner 3 maſſive Bakken *) bie über ınoo 
. Eentuer Oehl faſſen. Außerdem Hat biefe ſchͤne Wind 
mühle noch vor andern den großen Vorzug, daß die nd 
thigen Haartädjer zu den Preffen von ben Mauͤhllenten 
feißft verfertiget werben; da andere Muͤller ſolche aus 
Holland oder Braband, wo man ihre. Verfertfgung 
fehr geheim hält, mäffeh kommen laſſen. Auch kaum | 
in biefer Muͤhle ben ganzen inter Oehl geſchlagen, 
und dieſelde Menge, wie im Sommer aus ber Saat 
‚erhalten werden, und ſelbſt der firenge Winter von 
1798. binderte bie Arbeit nicht. Diefe vortrefliche Eins 
richtung, bie, fo viel ich weiß, noch in keiner andern 
Dehimähle, ſelbſt nicht in Holland angebracht iſt, hat 
den Gefiger der Muͤhle, den Hrn. Cammermeiſter Patje 
zum Erfinder. Die zweyte hollaͤndiſche Oehlmuͤhle Ges 
finder fih zu Otterndorf im Lande Hadein. Obgleich 
Diefe Muͤhle der eben beichriebenen an Größe nachſteht, 
fo arbeitet fie doch fehr gut, Kat and nebenher neh | 
einen Lohgang. Beyde Muͤhlen find von Landescin⸗ 
wohnern gebauet, und Haben ans dieſem Grunde ned 
einen Vorzug vor jener zu St, Zülfe, bie ein Hollaͤn⸗ 
der bauete, und die eine hoͤchſtunwahrſcheinliche Sum⸗ 
me Don 33000 Sek, gekoſtet Haben fol. Gewöhntih 
koſten 


6) PER gewdlbte, und von gelben Elinker mit Tarı 
rad gemauerte Keller. n diefe wird das Debl, 
fo des Tages gewonnen, des Abends gefchärter; 
damit es fi abfühle und Mare. Will man es for 

dann auf Faͤſſer ziehen, fo wird 06 wieder heraue⸗ 
seyampes, 


wu 7 483 


Loften die 3 Steine zum. Dodbette %) von Bruͤſſel oder. 


Utrecht bis Hamburg, an 1000 Rthlr. wie es aber 


möglich geworden, daß ſolche His St. Hülfe Haben. 


200c.Rıhir. koſten können, begreiffe ich nicht. Diez 


Steine “in der Oehlmuͤhle zu Niederochtenhauſen 


daͤrter find,wie die Marmor von Brüffel und Utrecht, . 


hingegen find Bandesproducte, die anf unfern Beiden 


gefunden, nemlich roͤthlicher Granit, und koſten Bis an 
Die Mühle kaum 250 Rthlr., babey haben fie noch den 
großen Vorzug, daß fie ungleich ſchwerer, und folglich 


Die, vermöge Ihrer Natur, von der Säure des Oehls aufı 


| 


geloͤſet und alfo leicht unrund werden, deswegen auch 
ander Bahn alle 2 Jahre nachgearbeitet werben muͤſ⸗ 


sen, bis fie nad und nach zu klein, mit neuen vers 


wechſelt, und Dafür wieder 1000 Rihlr. verwendet wer⸗ 
den mäffen, dagegen jene Granite fchon 12 Jahr. ge⸗ 
braucht, und noch nicht nachgehauen find. 

Die beſten Oehlmuͤhlen in Holland verarbeiten 
in einem Tagewerk (16 Stunden) 64 Himten Saat bey 
dem günftigften Wetter (45 hollaͤndiſche Himten machen 

34 braunſchweigiſche) allo 455 braunfchw., Himten. 


Der Hr. Verfaſſer behauptet dagegen, die Wähle zu 


St. Huͤlfe drauche ſtuͤndllch 6 Himten, alſo zu einem 
Tagewerk 96 Himten. Sie müßte alfe in eben ber 
Zeit worin eine holändiihe Muͤhle 17 Himten Saat 


braucht, deffen.43 Himten haben. Es faͤut in die Aus. 


gen, 
v) Dodberte iſt eine Mafchine die Saat zu zermal⸗ 
men , fie beſtehet ans einem fliegenden Stein, auf 
weichen 2 andere hochkantig herumlaufen. 
CAnual. gr Jahrs. 36 ©.) Ag 


J 


X 


J 


.. 








|. Portiones. 
nartier Hafergruͤtz Suppe — 
— GBGraupen ⸗ ⸗ 
— Sr ⸗ 
—  (Senmmel 3 ⸗ 
— Brunellen ee. s 
— Kirſchen 8 
— Pflaumen ' + 6 
— WBullion ⸗ ⸗ 
Portion Steckruͤben s 3 
— Rohlraby ⸗ 
— GBraunen Kohl 8. 
— 1%ureln ⸗ ⸗ 
— IErdtffeln 49. s 
— Eingemachte Vizebohnen 3 
"Mund Fleiſch ⸗ ⸗ 
Quartier Braun Bier D ⸗ 
— Ptiſane ⸗ 
En ISemmel ⸗ 
Ein Loß Brobt ⸗ ⸗ 
Pfund  ISegaftere Brodt⸗ s 
Kaſten Holz ⸗ ⸗ 
Pfund Baumoͤhl⸗ ⸗ 
— IWhran 5 We 
| 
Fir Aufwartung bey einen ſchwa⸗ 
chen Kranten a Tag ⸗ 6 


Vey einen leichten a Tag 


A 5m 


Deesfage VBerforgung Loſtet. 
mgripf, 











ifie Verpflegung. 
des Mittages 








3 Quartier Waflerfuppe er 24 Ai 
3 — Pfanne 15 8 
des Abends 
Eb endaſſelbe ⸗ 4 9 
Jund auf den Tag einen Semmel ı 4 6 
“ ate Verpflegung. 
des Mittages 
1 Quartier Waſſerſuppe s 4 
1 Dortion Gemäfe ⸗ ı 6,4 
1 Quartier Ptiſane N , 24 
Ein halb Loß Brodt 5 Er Bey ur 
bes Abende - 
1 Quartier Baflerfuppe ⸗ 25 * 
1Ptiſane s ⸗ 2 4 
2 Loth Butter s ss 44 
in halb Log Brodt - J— 4 ⸗ 
zte ‚Verpflegung. 
des Mittages 
ı Quartier Steifchfuppe 3339 
jı Portion Semöäfe s 63 
; Pfund Fleiſch Ze 4 43 
& — Node Brot + se 445 
1 Quartier Bier ⸗ 34 
des Abends ‚ 
ı Quartier Sleifchfuppe 252 
3 Dfund Brot + - 40 ds 
2 Loth Butter . 3 43 
1Quartier Bier. 3 ls 


80 BR \ 

Die Verfchiedenheit der Verpflesung richtet ſich na 
dem Befinden der Patienten. Thee, Zuder, Wein und 
Taback wird bey der Medicin geliefert, welche die Regis 
ments Wunbärzte zu verfchreiben haben, bie Rollen der 
Verpflegung, werben Yon ber Loͤhnung ber Patienten, bie 
von dem Tage der Einführung in das Hoſpital an, bey 
det Compagnie fiehen bleibt, fo meit beſtritten als ſolche 
hinreichet. Der nöthige Zuſchuß kommt bey den Regis 
mentern aus der Medieincafie, bey den Invaliden aus der 
Kriegescaſſe. | 

Für alle welche fih im Hoſpitale aufhalten, öber bar 
bey Dienfte leiften, find paßliche gedruckte Vorſchriften er, 
theilt, welche anf Neltgiöfität, gute Eitten Ordnung und 
Reinlichkeit aßzielen. J 

Am erſten Tage einer jeden Woche verſammlen ſich 
im Hoſpitale der Garnifons Medicns, der General Hoſpi⸗ 
. tabsChirurgus und fämtliche anwefende Regiments, Chirurgi, 
um fi über die Umflände der Kranken, und die zu ihrer 
Heilung anzuwendenden Mittel zu berathfchlagen, melde 
Eonferenz nicht nur bie Praxin übt, fondern auch durch Die Ver⸗ 
fchiedenheit der gemachten einzelnen Erfahrungen manchen 
Patienten fehr vortheithaft if. 

Die ganze Direstion der Anftalt, mit Einſchluß einer 
wöchentlichen zweymaligen Nachficht der Rechnung des Aufı 
fehers, wozu ein Unterofficiee aus der Sarnifon befteller ift, 
führt der Obriflientenant Strube vom ıoten Infante⸗ 
rie ı Regiment, und die wirkfame Vorſorge weiche derſelbe 
hierauf verwendet, läßt Leinen Wunſch undefriediget, der 
durch dieſes wohlthaͤtige Inſtitut erreichen werden kann. 


1) 





| RG sg 
sy. Nachtrag, wegen einiger hollaͤnbiſchen 
Winddhlmuhlen im Bremiſchen. 


Ma nicht geringer Verwunderung las ich im zten et. 
Des sten Jahrganges diefer Annalen, unter den Miſcelt 


laneen Pr: 2., daß Hr. Moller von einer Oehlmuͤhle 


zu St. Huͤlfe dem Publicum Nachricht giebt, von wels 
cher er behauptet, fie fey die ‚einzige in ihrer Art, 
Durch folche Nachrichten, fall⸗ fie unwiderlegt bleiben, 
werden unſern Nachkommen Sachen aufbewahret, die 
ihnen Mißtrauen gegen uns erwecken muͤſſen, weil ſie 
in andern Schriften, andere Nachrichten von unſerm 
Lande finden werden. Aus dieſem Grunde halte ichs 
für Pflihe, jenen Auflag fo weit. er. unrichtia iſt, ‚au 
verdeflern, 


Der Herr Verfaſſer Sehaupter in demſelben gerader 

zu, ein ähnliches Werk eriftire weiter nicht im 
"ganzen Lande. Sollte fih dei Hr. Verfaſſer blos 
auf die Grafihaft Diepholz Haben einfchränten wollen, 
fo Habe ich nichts darwider; nur hätte er fi in dieſem 
Falle beutliher ausdräden muͤſſen. Sind aber die 
Hannoverfhen Lande darunter verfländen, fo wird kr 
mir erlauben, ihn eines beffern zu belehren. Denn in 
diefem Falle iſt die Dehlmühle zu Kidverochtenhaufen . 
+ im Amte Bremervörde, fiher in Anfedung ihrer Größe 
und Wichtigkeit die vorzüglichfte; denn fie enthält außer 
einem vollkommnen Oehlgange noch 2 Graupengänge 
mit Zubehör, einen Mahlgang, wo auch gebeutelt wer⸗ 
den kann, und eine Walkmuͤhle, auch 2 ſehr bequeme 


Lagers 
N Ä 


“ 


582 a, 


Logerhänfer, ferner 3 maffive Bakken *) Die über zono 


Centner Oehl faffen. Außerdem bat biefe fhöne Wink 
muͤhle no vor andern den großen Vorzug, daß bie nd 
thigen Haartucher zu den Preſſen von den Mahllenten 
ſelbſt verfertiget werben, ba andere Muͤller ſolche ans 
Holland oder Braband, wo man ihre Verfertigung 
fehr geheim Hält, mäffen kommen lafien. Auch kann 
in dieſer Muͤhle den ganzen Winter Oehl geſchlagen, 


und diefelde Marge, wie im Sommer aus ber Sea 
:erhalten werden, und ſelbſt der firenge Winter von 


1788. binderte die Arbeit nicht. Diefe vortrefliche Ein⸗ 
richtung, die, fo viel ich weiß, noch in keiner andern 
Oehlmuͤhle, ſelbſt nicht in Holland angebracht iſt, Bat 
den Beſitzer der Muͤhle, den Hrn. Cammermeiſter Date 
zum Erfinder. Die zweyte hollaͤndiſche Oehlmaͤhle Ges 
finder fih zu Otterndorf im Lande Hadein. Obgleich 
dieſe Muͤhle der eben befchriebenien an Größe nachſteht, 
fo arbeitet ſie doch ſehr gut, Hat auch nebenher. noch 
einen Lohgang. Beyde Mahlen find von Landesein⸗ 
wohnern gebauet, und haben aus dieſem Grunde ned 
einen Vorzug vor jener zu St, Huͤlfe, die ein Hollaͤn⸗ 
ber bauete, und die eine hoͤchſtunwahrſcheinliche Sum⸗ 
me. non 13000 Rthir. gekoſtet haben ſol. Gewöhntich 

Pe koſten 


*) Sind gewoͤlbte, und von gelben Klinker mir Tar⸗ 
cas .gemauerte Keller. In diefe wird das Oehl, 
fo des Tages gewonnen, des Abends gefchätter: 
damit es ſich abfühle und klare. Will man es for 
dann auf Faͤſſer ziehen, fo wird 06 wieber heraus⸗ 
gepumpet. 

u S 


. . - .. . . \ 


f 


- nn m — — — — — 


m _ 7 SE 53, 


Soften die 3 Steine zum. Dodbette 2) yon Braſſel oder 


Utrecht Bis Hamburg, an ‚1000 Rthle, wie es aber 


wisglih geworden, daß ſolche bis St. Hülfe haben. 
20o0c Rthir. koſten Binnen, begreiffe Ih nicht. Diez 3 
Steine in der Oehlmuͤhle zu Niederochtenhauſen 


hingegen find Landesproducte, die anf unſern Heiden 
gefunden, nemlich roͤthlicher Granit, und koſten Bis an 
die Mühle kaum 250 Rthlr., dabey haben fie noch den 
großen Vorzug, daß fie ungleich ſchwerer, und folglich 


Härter find,-wie die Marmor von Brüffel und Utrecht, 


Die, vermöge Ihrer Natur, von der Säure des Oehls aufs 
geldfet und alfo leicht unrund werden, deswegen and 
an der Bahn alle. 2 Jahre nachgearbeiter werden mäfs 


‚Wen, bis fie nad und nach zu Mein, mit neuen ders 


wedfelt, und Dafür wieder 1000 Athlr. verwendet Wer, 
den muͤſſen, bagegen jene Granite fhon 12 Jahr. ges 
braucht, und noch nicht nachgehauen find. on 

Die beften Dchimäßlen in Holland verarbeiten 
in einem Tagewerk (16 Stunden) 64 Himten Saat bey 
dem günftigften Better (43 hollaͤndiſche Himten machen 
34 braunſchweigiſche) .alfo 455 braunfchw., Himten. 
Der Hr. Verfaſſer behauptet dagegen, die Mühle zu 
St. Zülfe brauche KRündlih 6 Himten, alfo zu einem 
Tagewert 96 Himten. Sie müßte alfo in eben bee 
Zeit: worin eine hollaͤndiſche Mühle. 17 Himten Saat 


braucht, deffen 41 Himten haben. e⸗ faͤlt in die Aus. 
gen, . 


) Dodbette ift eine Mafchine die Saat zu zermal⸗ 
men, fie beſtehet ans einem liegenden Stein, auf 


weichem a andere hochkantig herumlaufen. 
 (Annal. se Jahrg. 36. ©t.) Aa 


— 


184 IPA 
gen, bah ber Sr. Berfaller keine Bestattungen an 
Ort uud Orele fünne smadıt haken, (oubern feine uns 
gesehene Nachrichten, ans münblidher Llebertragung ers 
halten babe, zumal wean man erwäst, daß aufer ber 
ſchon unwahrfheintigen Menge tüglich zu verarbeiten, 
ven Saats, folge noch ſtündlich ı3 Dimten, Du IP 
taͤglich 192 Himten Graupen made. 

Meines Wiſſens find außer beſcheiebenen beländi 
Men Othlwindmahlen feine andere im Lande, fellten 
deren mehrere ſeyn, fo bitte ich ſolche in dieſen Auuas 
len gleichfalls bekannt zu machen. So viel iR gewiß, 
daß im Bremiſchen, nad Verhaͤltniß der Saaterndten, | 
nicht Oehlmuͤhlen genug find, nuſer erzieltes Landetpres 
duct ſeibſt zu veredeln, daß alfo der Landmann gezmuns 
gen ift, mir dem Preffe zufrieden. zu feyn, welchen ihm 
gierige Auffänfer fegen; die denn die Saat mit Nugen 
nah Holland ſchicken, dagegen ſich die Holländer ihe 
baraus verfertigtes Oehl wieder chener bezahlen laſſen. 
Moögten doch bemittelte Leute diefem Mangel, dark 
Erbauung guter Dehlmählen an ſchicklichen Orten, abs 
heifen, fle würden fi damit nicht allein ums Vaterland 
verdient machen, ſondern such ihr Capital zu guten 
Zinſen, ‚und ſicher anlegen. | .. 
. Bustebude, - .  Ablers, 
. , 1791. - Landbau s Eonduckenr. 


6) Nachleſe zu Mindens Waſſerfluthen. 
(Im zten ©t. des sten Jahrganges der Annalen.) 
Jq hatte meine geringen. Bemerkungen, in Vetreff 
der ſich ereigneten verwuſtenden ueberſtröohmungen, ſo 
—8P or Mh 


“ 


i u 585 


Maͤnden thetls ſelbſt, hells deſſen nahangraͤnzenben 


uiedrig gelegenen Bezirk piederholt beaͤngſtiget, und in 


then zwo Infchriften des hohen Waſſerſtandes an dem - 


. nicht unbedenteriden Schaden gefegt, zur Einſchaltung 


in die Braunſchw. Lüneb. Landes s Annalen‘ bereits eins 
gef: dt, als mir einige Zeit nachher, bepfiel, Daß ich zu 


mehrerer Bergewifferung und Beſtaͤtigung dei fünften. 


und fechften, vorhin dargeftellten furchtbaren, Waſſerfiu⸗ 


bieſigen Rathhauſe *), ſo aufs Markt gegen Norden 


Fronte machet, und ein prachtvolles Anſehen gewaͤhret, 
unberuͤhret gelaſſen. Beyde finden. ſich an der rechten 


Ecke deſſelben gegen Oſten, wo unter dem Rathhauſe 


#- 


die Rathsapotheke angebracht, und gehörig eingerichtet 


iſt; ‚auf der linfen Seite aber ungen eben demfelben ' 


der Rathsweinkeller angeleget, fih befindet. 
Es machet demnach der Hohe Waſſerſtand am 16ten 
Jenner 1632, laut der Inſchrift, vom Steinpflafter an, 


bis zu der im Stein eingehauenen Linie gerade 6 Fuß 
aus. Hingegen beläuft des Waſſers Höhe vom sten 
Senner 1643. nad Inhalt der Inſchrift an eben bes 


meldeter Ede vom Steinpflafter auf, bis an die einge 


hauene inte ſich auf 6 Fuß 10& Zol. Aus diefer bes 


gründeten Wafferftandes Höhe, laͤſſet fich der unſaͤglich 
große Schade und manderley Nachtheil, fo beide Flu 
ng. 2.00 Shen 

*) Dies ik ein aus maffiv gehauenen Gteinen- mit 
20786 Thaler aufgeführees, und im Jahr 1619. 
vollenderes fo großes Gebäude, daß ſelbiges mit 
allen übrigen Harhhäufern hiefiger Lande, fo Id 


vorhin geiehen, ‚an Größe und Schoͤnheit wohl 


um den Vorzug zu ſtreiten ſcheinet. 


er 


N 


sw PUR 
. then auch In der. Apotheke, Rathsweinkeler und wis 
(ja noch tiefer) Itegenden Käufern, Sewolben und Kei⸗ 
lern der Einwohner angerichtet haben, ohne weitetes 
Auss und Anfähren, von ſelbſt mehr als zu leicht er⸗ 
meflen. 

münden. J. £. Quentin, 


2). Biographie des Koͤnigl. Großbritt. und 
Churfuͤrſtl. Braunſchw. Luͤneburgiſchen. Ger 
neral⸗Lieutenants der Cavallerie, Innha⸗ 
bers eines Regiments zu Pferde, Commen⸗ 

danten der Feſtung Kalkberg und der Stadt 
Luͤneburg, auch Droſten des Amts Ehfiorf: 
Amaury de Farcy de Saint Laurent. 


Die Beſchreibung der Lebenss und Dienfiahre des 
Benstals Lieutenants von Saint Laurent, tt nit 
allein theils aus authentiſchen, bey der Familie von 
Eſtorf aufbewahrten Documenten, theils ans verfehier 
benen, ben den hannoverſchen Corps und in dem Arie 
zu Hannover befindlichen Relationen von den Zeldzägen. 
vor dem Carlowitzſchen, Ryſwickſchen und Utrechtſchen 
Zrieden, gezogen, ſondern es if auch derſelben beyge⸗ 
fügt, was dem zeitigen Generals Lieutenant von Eſtorf 
von dem im Jahre 1756. im ggften Jahre feines Alters 
zu Gannover verſtorbenen würdigen General der Ca⸗ 
vallerie Jacques du Pontpietin, mandlich beſtaͤtiget 
worden, und was der Generals Lieutenant von Saint 
Kaurent rien feinem Eowisejshun dem in hieſigen 
Diem 


N 4 


BL.” — 187 
Dienſten geflandenen Major Luddlph Otto von 
Eſtorf öfters mändlich verſichert hat. Nach ſolchem If 
Amaury de Farcy de Saint Laurent 1652. zu Vitrée 
in der Provinz Bretagne, aus einem daſelbſt bluͤhen 
den ſehr alten adelichen Geſchlechte, geboren, wie fol 
ches der von dem. Parlamente zu Rennes atteftirte 
Stammbaum, nebſt den beugefügten ſidemirten Docu⸗ E 
menten des. mehreren darthun. Lant diefen, mar fein 
Kater Francois de Farcy Seigneur de Saint Laurent, 
und feine Druster Claude d’Uzille, wie fi eine Urs 
kunde darüber folgendermaaßen ausdrädet: Francois 
‘ de Farcy Ecuyer Seigneur de Saint Laurent, Gou- 
verneur de la ville et Chateau de Vitree, marie 
avec Claude d’Uzille, F ille de Jean dUzile, Ecu- 
yer Sieur de Coing et de Kerleau, et d’Helene da 
Stangier, Fille de Pierre de Stangier, Sieur de 
Guerne et de Margarite de Royon.: Nach feiner ei 
- genen Erzählung hat derfelße zu Anfang des Jahre 
1672, bey denen fo ſehr zugenommenen Religidnsdrang⸗ 
folen gegen ‚die Augonotten, mit Genehmigung feiner 
Eitern, Frankreich verlaffen, und iſt zur See nad 
Bolland Äbergangen, in ber Abſicht, um bafeldft, oder 
in Deutſchland, allwo dermalen die feanzöffchen Nefin 
gies Protection fanden, feiner großen Neigung nad, 
im Militair aufgenommen su werden, Zuerft begab er 
fih vom Haag nah Caſſel, und wurde daſelbſt als 
Hof⸗ und Jagd-Page angeſtellet; gieng aber im Jahr 
1674. auf triftige Empfehlung des Oraniſchen Hofes, 
sah Zelle, trat allda in das herzoglich Zelliſche Mill⸗ 
tair als Piquenier, und marfchirte darauf, nachdem er 
N Qq3 uubror 


588 1. Pre 


zuvor ey dem damaligen Regimente von Linflow 
als Faͤhndrich argefegt war, mit. der Zeflihen Infan⸗ 
serie nach Ungarn. Im Jahr 1636., wie bie Zelli⸗ 
ſchen Truppen aus Ungaͤrn zuruckkehrten, wurde ders 
felbe ats Eapitain in’ der Zelliſchen Dragenergarde am 


geſetzet, jedoch kurz darauf, bewäͤrkte der die Zetliſchen 


Truppen commandirende große Gmeral von Chauvet, 
(der ihn in den zurüdgelegten Seldzügen gegen bie Tärs 
Sen kennen gelernet, und fehr vorgezogen hatte, ) eine 


Vertauſchung mit dem, In feinem Reuter s Regimente 


L 


ſtehenden, Rittmeifter von Buccow, welder ein großer 
Sanſtling des Herzogs Georg Wilhelm zu Zeile war, 


and nachmalen zum Dberflallmeifter befördert wurde. 
Der von Saint Laurent kam. alle wieder als Kitts 
Meiiter bey dem Regimme von Chauvet ın fliehen, 


welches genenwärtig dag ate halbe Negimene von Bres . 


mer, Reuter if. Im Jahr 1688. wurde er durch den 
alles geltenden General Ehauvet, bey teffen Regi⸗ 
ment zum wirklichen Major ernannt, und fein beharri 
liger eiftiger Dienft und ſtets tapferes Betragen, erwarb 
ihm, ein als Fremdling, wohl nie fo bald zu erwartens 
des Avancement, denn im Jahr 1693. ward er Oberſt⸗ 


lieutenant. — „Hiezu trug fein bey der, am aoſten 


„Beptemb. 16917 vorgefallenen' merkwuͤrdigen, Affaire, 
„bezeigtes brave Verhalten, vieles bey. - An diefem 
„Tage überfiel der herahmte Marſchall von Luxen⸗ 


- „burg die Arriergarde, (welche der König William 


„Son England conımandirte,) bey Leuge, zwiſchen 
„Zournay und Ath belegen, fo plöglih, daß die Alliicı 
„ten 1400 Todte, 3500 Vleſſete, 400 Orfangene, init 
LU; 


» 


De 69 


„Verluſt von 3 Paar Pauken und 36 Standarten hat“ 


giten. : Es war ’diefes das, in der Militairgefchichte für 
„uenannte, famenfe combat de- Cavalerie, in welchem 
„der ſchlaue gPsenburg bie Alliierten überrafihte‘, . und 
alles Blos mir-feiner Cavallerie verrichtete. Unter der 


Zahl der Gefangenen maren- unter andern viele vors “ 


€ 


„nehme Officiers, amd des Major. von Saint Law 
„rent, welcher aber auf fein Ehrenwort die Erlaubniß 
„erdielt, bis zu feiner Auswechſelung, ſich nach Zelle 


‚ins Land zu begeben, wie ſolches das eigenhändige 
„Schreiben. von dem Marſchall von Luxenburg un 


„term 1. Octob. 1691. aus.bem Lager bey Saint vive 
„en Eloy, ergiebet.” Sein damaliger EHef, ber Gene⸗ 
ral Chauvet, Hatte ihn wegen feines beſondern braven 
Verhaltens in obiger Affaire, dermaßen beym Herzog 
Georg Wilhelm empfohlen, daß Hochdieſelben ihm 2 
Jahre darauf, und Iwar zu Anfang 1693. außerors 
bentli zum Oberfilleutenant beym nemlichen Regimente 
ernannten; welches Negiment aber zum größten Leid⸗ 
mefen des von Saint Kaurent, ja des Regiments 
felbſt, duch den Abgang des von Chauvet, einen 


andern Chef, nnd zwar ben nachher als Geldzeugmeifter - 


verſtorbenen Bois d’Avid, erhielt, einen. nicht zu ers 


| fegenden Verluſt, den die Zelliſchen Truppen, alſo auch 
ı der: von Saint Kaurent zu beffagen, bie gerechtefte 
Urſache hatten; indem der rechtſchaffene General Von 


Chauvet,. das Wohl der Truppen, ftets ohne die 


| mindefte Menſchenfurcht beherzigte. Dieſerhalb ging es 
auch ſelbſt dem Herzoge Georg wilhelm ſehr nahe, 
2" "mie er das Commando niederlegte, weil er mit dem, 


244 . dem 


- 599 DATE 


vers Militele nie suehfuchruten Biielir von Bern: 
ſRorf, im verfälstenes harte Derfahren ergem Die 
Trupsen wit einwiligen weür. Cbauvet trat im 
Binter 1693. in Charge Diese, is Teismars 
Mepiment, aud cemmanbirte wärend des Feltgugs 
1693. Die Reichtarmee gegen bie franzöftiche Zirmee, 
wit dem arößten Rubme, weiches denn auch Dem „Ders 
zes Georg Wilhelm bewog, ihn wieder in feine 
Dienfte gu ziehen; worauf er 1694. alt Feldenarſchalt 
und Präftdent im Kriegsiollegie, jrdoch mumiztelbar 
unter dem Herzoge angeftelet wurde, ohne von dem 
Miniſter von Bernflorf im minbefien abhängig zu 
ſeyn. Sein zuveor gehabtes Eavallerie: Regiment nahm 
er aber nicht wieder an, trug dagegen, darch feine fär 
den von Saint Laurent hegende Gunft, dazu bey, 
Bad lezterer 1694. als Commandeur des von Bois 
V’Aptdifhen Regiments angefehet wurde. Borſte⸗ 
hende Dara hat der wärdige General du Pontpietin 
mändlih beſtaͤtigt. Im Jahr ı 702. ward Saint 

S.aurent Brigadier, und 1705. Generals Major. In 
demielbigen Jahre erhielt er das im Decemb. nach Ables 

den des Generals Feldgeugmeifters Bois d'Avid, erles 

Bigte Deuter sDtegiment, welches er bereits feit 1694. 

eommandiret hatte, und ihm von dem Churfarſten 

Georg Luderdig auf das guädigfe Übertragen ward, 

Er ſetzte ein fo großes Zutrauen in dies Brave Regiment, 

daß er ale nachher ihm angebotenen Regimenter jevers 

Brit verbat. Der Churfarſt Georg Ludewig er⸗ 

| | | ‚nannte 


501 


”. (1 
mannte ihn im Jahr 1712. zum Generellientenant der 
Bannoverihen Cavallerie. | 
Aus denen, Anfangs biefes angeführten feße glaubwürs 

Bigen, Zeuaniffen "und Relationen, erhellet fein vorzüglich 
gutes, in richtiger, Beurtheilung gegruͤndetes Verhalten, bey 
verſchiedenen, während des Succeſſionskrieges erfolgten 
wichtigen Vorfällen. Als er in der tuhmvollen Schlacht 
Bey Ramillies der ältefte gegenwärtige hannoverſche General 
war, indem die Generals von Bülow, von Schulen. 
busg und von Ranzow, bey dem in der Gegend Ma⸗ 
ſtricht ſtehenden Corps d’Armee, unter dem holländifchen 
Feldmarſchall Overquerque ſich detachirt befanden; ſo that 
ſich deſſen Regiment nicht allein beſonders hervor, ſondern 
er ſelbſt zeichnete ſich nicht minder an bieſem Tage vorzügs 

lich aus, indem er mit feiner ans 18 Esquadrons befichen, 
den Avantgarde, die Cavallerie das feindlichen rechten Glide 
gels Abern Haufen warf, und ſolche gaͤnzlich von der fran⸗ 
zoͤſiſchen Infanterie trennete, weshalb der Herzog von 
Marlborough ihn am des Churfuͤtſten Durchl. beſonders, 
und zwar mit dem Ausdruck, als einen General empfohlen, 
der einen großen Antheil an dem erfochtenen Siege gehabt 
haͤtte. Er hatte zugleich das Gluͤck, feinem Oberadjutans 
ten, Namens. Stiffer, mit der erſten Nachricht von dies 
fem glorreichen Siege, ats Eourier nad) Sannover. abzu⸗ 
ſenden, wie ſolches das vorhandene znädige Dankfagungss . 
Schreiben des Churfärfteng Georg Ludewig vom 30. May 
1706. befräftiget. In der 3 Jahr nachher vorgefallenen 
großen Schlacht bey Malplaquet, wählte ber Herzog von 
Mariborough den Generalmajor von Saint Laurent yors 
aäglich in der Difpofition, die 30 Eequabrons, unter ben 

| » 5 Be vo 


592 re I 


zwar tapfern, aber noch ſehe jungen Prinyen von Anvergae. 

en, mit dem Zufage: daß erfierer ſtets brav un 
mit Eontenanceyu agiren wüfle; und die Relationen von 
Diefer Schlacht bezeugen , wie fehr gut ih Der General von 
GSaiut Laurent von feinem Auftrage entledigte. 

Seiner großen Beleſenheit und caltivirten Merſchen⸗ 
Kenntniß, iſt ed wohl vorzüglich zuzuſchreiben, daß er fich 
mit einer herablaſſenden Beſcheidenheit, nad) dem Zergniß 
aller, Die ihn gelannt haben, eben fo vieles Zutrauen bey 
feinen Untergebenen, al6 Liebe und Achtung bey Möheren, 
ja aud) bey Fremden, befonders aber bey denen eben nicht 
zunorfommenden Solländern, oder vielmehr Sencralſtaa⸗ 
sen, dergeftalt erworben, daß fie ihn vorzüglich dazu wäh 
‚ten, einige Winter, die ans vermifchten Truppen beftchens 
de ſtarke Garniſon in Brüffel, als zter Seneraf zu coms 
mandiren. jedoch, aller diefer Diſtinction unerachtet, has 
ben die Herren Seneraiftsaten ſich jeher undanfdar gegen 
ihn bezeiget, indem felbige feiner Familie feit Auno 1774. 
an Winter : Doyeeur und fogenannten Sagengeern über 
22000 Gulden annoch ſchuldig geblieben find. Man kann 
es nicht weniger feinem vorangefuͤhrten Character zit Recht 

anmeſſen, daß er ſich mit dem etwas ſtolzen, und vom Hofe 
außerſt beguͤnſtigten General von Buͤlow, beſſer als bie 
andern unter deſſen Ordre geſtandenen Generals, ohne ſich 
etwas zu vergeben, vertrug, fo daß ſich der General von Buͤ⸗ 
low bey des Könige Georg I. Majeftät, den Generals 
lieutenant von Saint Laurent insbefondere ausgebeten has 
‚den fol, um bey der in den jahren 1718. 1719. ımd 20, 
in Mecklenburg etablirten kapſerl. Emmitfon gegen deu 
Herzog Leopold, in der angeiehenen Stelle, als zter 
Caommiſſarius, angeftelet zu werden. Diefer fonft ſich 
nicht herabzulaſſen gewohnte General und nachheriger Feid⸗ 
marfchall von Buͤlow, hat fters bis an fein Ende deſſen 
Freundſchaft zu erhalten gewußt; daher ihm auch Die von 
den Herzoge Georg Wilhelm zu Zelle, in ältern Zeiten 
verliedene Droftey zu Ebſtorf, nebſt dem Indigenats⸗ 
Nechte für ihn und feine Erben, von, des Könige Georgs 

I. Majeftät beſtaͤtiget, desgleichen ihm im Jahr 1717. die 
.CTommandantenſchaft der Feftung Ralkberg und ber Stadt 
Luͤneburg anvertrauet worden, & 


7 Sn, 
x 


7 593 

Es darſte hier wohl nicht am unrechten Dete ſehn, et 
pas von den, zwifchen den hannoverſchen als kayſerlichen 
krecutions und denen Mecklenburgiſchen Truppen, welche 
uch einige 'ruffliche Völker verftärdet waren, im Jahre 
719. bey Walemühlen ohnmweit Schwerin vorgefafles 
jen, "Treffen, zu ermähnen, befonders da der Generallieu⸗ 
enant von Saint Laurent mit ſeinem Cavallerieregimente 
abey befindlich gewefen . Derſelbe commandirte die dies⸗ 
eitige Neuterey, unter dem damaligen Genetal von Buͤ 
0%; und dieſe Cavallerie that ſich dabey ſehr hervor, bes 
onders dad Regiment‘ von Satnf Lauren, daher es auch 
inige Todte, worunter ı Officter war, und verſchledene 
Blejfitte. hatte. 

Er machte einigermaßen den, von der negenfeiigen Ins 
anterie bereitö erlittenen. Nachtheil wieder gut, welcher 
auptſaͤchlich durch ein Verſehen deg Generals von Blow 
erurſachet Worden war, indem derfelbe von etwas zu vielem 
Drtelze behersfche. den herannahenden Feind zu geringe 
häßte, und, nach der von glaubhaften Officieren und Aus - 
enzeugen gefchehenen Verſicherung, ſich verlauten laffen: 
af der Feind nur aus einem zufammengelaufenen Geſindel 
eftände,. welches fich nicht unterftehen wuͤrde gegen die 
zeit ſtaͤrkern Executions Truppen zu fechten.” Er hatte das 
er verſaͤumt, das Terrein, den Anmarſch des Feindes, und 
eſſen wahre Stärke zuvor zu recognoſciren und mehrere 
einer Regimenter zeitig genug heranräden zu laffen. “Der 
egenſeitige General, war der damalige herzogl. mecklen⸗ 
urgiſche Generalmajor, und nachher fi fo ſehr diftingairte 
oͤnigl. preußiſche Feldmarſchall, Graf von Schwerin, 
selcher beſſer von allem unterrichtet gewefen zu ſeyn ſcheinet. 
md. daher von der Schwäche des Generals von Buͤlow 
Rügen zu ziehen gewußt hat. Er depoflirte das bey Wals⸗ 
nüblen placirte hannoverfche Sinfanterieregiment de 
Leur, und brachte „nit dem mecklenburgiſchen Cavalleries 
egimente von Waldau, das eben aufmarjchirende Dras 
Onerregiment- von Wendt, in die größte Unordnung; 
efien völlige Verwirrung tur durch die allmaͤhlige, obgleich 
u ſpaͤte Anlangung, mehrerer hannoverſchen Cavallerie⸗ 
Regimeniter,, behindert wurde. Glaubhafte Augenzeugen, 


velche vorſtehendes auf Ehre vriqheri haben, verme 


594 XXX 

nicht genug den hoͤchſt unordentlichen Aufim arſch uud Ser 
mirung des diesfeitigen Corps, zu beſcheeiben. und Beh 
teten. daß der kluge und tapfere Graf von 

sig und allein der großen Uebermacht halber, anf feine fies 
erlangte Vortheile Verzicht thun, und das Feld verlaffen 
möflen.' Wan hat zwar oben angeführte Fehler nase 
‚mir dem Mantel der. heiftlichen Liebe bedecft, um den bey 
des Königs Georg 1. Majeſtaͤt fo ſehr aecreditirten Sener 
ral von Buͤlow aus einer größeren Veriegenheit za ziehen, 
jedoch ward dem, mit vielem Rechte der Poltronnerie ber 
ſchuldiaten, Oberften de eur, dad Regiment genommen, 
obqleich man ihm eine Penfion veriwilligte; der Syauptmann 


von inte des Wendtefchen Dragonerregiments, aber ward, 


weil er in voraedachter Verwirrung mit feiner Esquadron 
fih aus dem Staube gemacht, cafliret, und die dadurch en 
ledigte Compagnie erhielt: der Rittmeiſter von Saint Law 
ent, welcher während dieſes Krieges, bey feinem Varer, 
dem Senerallieutenant von Saint Laurent als Oberedfurant 
fland, und. befenders bey diefer Affaire viel Entſchloſſenheit 
zeigte, um die entilandene Unordnung zu heben. Verſchie⸗ 
dene hannoverſche Officiers verlohren an diefem Tage ihr 
Leben, unter weichen der Oberfilieutenant von Holſtein 
Commandeur des de Leurſchen Regiments, und der Lientes 
nant Bernhold vom Regiment von Saint Laurent Hefinds 
ld waren Dieſe wurden nachher in einem wesen des 
Vorfalls fatyriich aufgeführten Todtengeſpraͤche, unter den 
gebliebenen Officıers vorzüglich beimerket, und der commanı 
dirende General von Blow daria fehr beifend mitge⸗ 
nommen‘. dem mecklenburgiſchen Cavallerieregiment von 


Waldau, welches größtentheils aus ber nad dem geens - 


‚Bigten Succeffi onskriege, von der hannoverſchen Cavallerie 
reducirten Mannſchaft beſtand, großes Lob beygelegt. 


Dem Generallieutenant von Saint Laurent, weh 


. her fein Regiment ſelbſt anfühzte, und die Bereits fehr von 
gedrungene und wuthig gewordene mecklenburgiſche Caval⸗ 
lerie zuruͤckwarf, war im Chok das Pferd bleſſiret, jedoch 
duch feinen braven Reitkenecht Johann Ditd, (ansbem 
Amte Giffhorn gebürtig, und ein Vater des Otaabt und 
Kompagniebereuters Auguft Otto, vom 8. Cavalleriere⸗ 
sunent) fofort mit einem ſriſchen Handyſerde anegtpelfen, 


\ 


N 1985 
söhald. er demfelben Ichendlang eine Penflon vermachte, 


e er auch, nebit Verſorgung feiner Kinder, von der von 


ſtorffſchen Familie, bis in fein hohes Alter, genofien hat. 
Hefer rechtfchaffene Menſch hatte ihm Bereits 2 Schr zw - 
or das Leben gerettet, wie er durch einen unter feinen Reit⸗ 
ferden mächenden Hengſt, auf dem Amtehofe zu Ebſtorf 
muntergeworfen,, geriffen, und in Gegenwart vieler, eben 
afelbft befindlich gemefenen Zuſchauer, bintränitig beſchaͤdi⸗ 
et, und beynahe getoͤdtet worden wäre. Schließlich if 
och eine wahre und völlig beglaubigte Anekdote anzufühs . 
m: daß wie der General von Buͤlow, nach der vorhin 
bon bemerkten Unverträglichkeit mis ‘denen ihm nachge⸗ 
sten Generals, es dahin bey dem Könige Georg I. eins 
eleitet hatte, daß der brave Senerallieutmant von der 
Zchulenburg, (obgleich deſſen Reuterregiment mit mars 
hirt war) für feine Derfon- nicht mit commandtret wurde; 
etzterer ſolches hoͤchſt empfindlich. genommen, jedoch dem 
Eag der Affaire bey Walsmühlen ats Bolontair, aber 
hne den Degen zu ziehen, beygewohnet habe; und wie 
in junger mecklenburgiſcher Officter mit gezogenem Degen 
nf ihn avancirt fey, Babe er demſelben mit Aufhebung des 
Stockes zugerufen: wo will ihn der Teufel bin ba: 
yen? worauf derſelbe auffer Saffung gekommen, und ihm 
eſchiedenermaßen der Rüden zugekehret. | 
Mad; geendigter Meckienburgifchen Commiſſion, und 
m Jahr, 1724. entſchloß ſich dee nunmehr alte Sreiß, 
ine annoch in Frankreich lebende Schweſter und feine 
ahlreichen Neveus und Niecen in der Provinz Bretagne, 
‚os feinem Ableben zu beſuchen; zugleich aber auch für 2 . 
stnee Neveus, Namens. Beaufan .de Grosquier, (die 
vegen der Revolte des Breragnefchen Adels proſcribiret 
varen), den Pardon bei dein Duc Regent zu bewürfen; 
d hierinn gelang er gluͤcklich, vorüber fowohl, als von 
ner ganzen Reife nach Werfiherung eines glaubwuͤrdigen 
annes, er ſich nie ohne Entzücken und Vergnuͤgen, Hat 
drücden können. Kurz nad feinee Ruͤckkunſt aus 
anPreich bekam deſſen einziger Sohn, welcher als Riti 
äfter in ſeinem Cavalerie : Regimente durch eine gefches 
Vertauſchung ftand und ihn auf feiner Neife begleitet 
tie, ein auszehrendes Fieber, weiches beilen keben 
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595° 
Jahr 1728. in dem Zeitynnct feines Avancementt vum 
Major endigte. 
Drieeſer harte Fall ſchlug den würdigen alten "Mans 
dermaaßen nieder, daß ſich feine Sinnesfräfte mie Able 
Diefes Jahres Yerlohren, und nebſt den ſehr zunch.urtiden 
Stein : Schmerzen fein Ende beſchleunigte; welches bean 
auch am sten Diau ı 729. im 77ſten Jahre feines Artırs nad 
55 Sahre feines Dienſtes, zu Ebſtorff erfolgte, also 
feine Gebeine zunaͤchſt denen von ſrinem Sohne nahen; 
Bon feiner Verheirathung und Familie ift übrigens wech 
anzuführen: daß er fi im Jahre 1695. mie Derothes 
Louiſe von Charreard verheitachete. Diefelbe war Hof-+me 
bey der Gemahlin des Herzogs Georg Wilhelm zu Zelle, 
und eine Tochter des Fuͤrſti. Saͤchſiſchen Geheimtenracht 
und Oberjägermeifters von Charregrd,. einer im Ode 
ſiſchen etablirten franzöihen Familie. - Sie war zum. 
mit einem Cavalter von Lüneburg zu Wabtlingen, 
feibft mit Genehmigung der Herrichaft verfprochen; ca fir 
aber mehrere Neigung für den von Saint Laurent harte, 
fo entführte er fie, und ließ fi diefelbe zu Didenftadt 
entrauen ; welches Verfehen, da er bey der Herrfchaft im 
Gnaden fiand, ungeahnder blieb. - Sie verſtard fruͤh, 
“md zwar wie er während -des Succeffions s Krieges Im 
Beide ſich abweſend befand. Er hatte mit derſelben 2 
Kinder aezeuget als einen Sohn: Anton Simon de Far- 
cy de Saitrt Laurent, den obangeführten 1728. verften 
benen Rittmeilter in feinem Cavalerie s Regimente; uud 
eine Tpchter: Eleonore de Farcy de Saint Laurent, 
gebohren 1701. , vermählt 1722. an den Majer Zw 
dolph Otto von Eſtorff auf Barnflädt; marde 271g. 
Witwe, und ſtarb am sten März 1785: in 84ſten Jahre 
ihres Alters. Sie war eine Mutter von 7 Kindern, vos 
welchen fie aber nur einen Sohn, den zeitigen Generalllen 
tenant; von Kftorff, von der bannoverfihen Tawalerie, 
nachließ. - F 
| Wann fhltefilich es die Dankbarkeit erforder, Key 
dieſer Gelegenheit "eines. rechtichaffenen. Gretſes, in - der 
Derton des in 1750 oder $ı u Didenfkadt in Penfion 
verftorbenen mehr den sOjähriaen Auditeurs Lriewmeyer 
zu erwähnen, zumal viel? von deſſen würdigen Neven's nd 


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Be 497 . 


im Koͤnigl. Dienſt, feinem rechtſchaffenen Character Ehre 
machen; So erachtet man ſich ſchuldig, auth daruͤber in 
Nachticht zu geben: daß ſothaner Niemeyer ſeit An⸗ 
fang des Succeſſions⸗Krieges, als Auditeur dey dem da—⸗ 
zyals neu errichteten von Schulenburgifchen itsigen gten 
avallerieregiment Dragoner, bis zu dem Tode des 1708. 
an feinen Wunden zu Bruͤſſel verftordenen Oberften 
von Elze, geftanden; durch feine bekannte Rechtſchaffen⸗ 
heit aber von dem damaligen Generalmajor von Saint 
K.aurent, als Auditene bey feinem Eavallerieregiment ges 
- fordere worden. In dieſer Function hat er in verfchiedes 
nen wichtigen Aufträgeh, befonders vorzüglich während der 
Zeit, da der Öenerallieutenant von Saint Laurent als 
Gouwuerneur verfhiedene Winter s Auartiere über, in 
Bruͤſſel commandirte. die Feder sefüet: nicht weniger feit 
dem Frieden von Haftadt, bis zum Able 
Senerals, mithin auch zur Zeit der Erecutions : Commifften 
‚is Mecklenburg als Secretair aſſiſtiret: Aberhaug-t aber 
deſſen Sefihäfte mit einer fo uneigennüßigen: and’ ausge⸗ 
zeichneten Treue deraeftallt verwaltet, daß die hinterbliches 
nen Saint Laurentfchen Erben, nicht genugfam, wie hier, 
durch geihlehet,. der Afche diefes rechtſchaffenen Greiſes, 
ihre Dankbarkeit zollen können. et 


: Nordheim, am 28. Octbr. 1790. 


2 








XII. 


Preistabelle der nothwendigſten Lebens⸗ 
mittel, in den verſchiedenen Gegenden der 


Hannoͤverſchen Churlande, vom Januar, 


Februar und März 1791. 


Bey nachftehenden Preiſen iſt auf alles das wieder Ruͤck⸗ 
Acht zu nehmen, was in dem erſten Städe der Annalen 
ssierten Jahrganges &. 213: cheils wegen der Muͤnzſor⸗ 


sen, theils wegen des, in einigen Provinzen auf dem 


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Tleiſche ruhenden, Licents angeführt worden. 


ben des gedachten 


E. O. A. v. Eſtorff. 





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| XI. 
Beförderungen und Avancements, vom 
Januar, Sebruar und März 1791. 


Sm Eıvilftande: 
Bey den höhern Sandes-Collegien und was damir 
in naher Verbindung fteber: 


. Ben der KriegessCanzley zn Hannover. 
Der bisherige Here Hofg:richtsafleffor Bremer und der 
bisherige Herr Tanztegauditor Straf von Bielmanss 
egge, zu Kriegsraͤthen. 


Bey dem Oberappellationsgerichte. 
Der Herr Advocat Blauel, und 
der Here Cand. juris Brandes, als Adjuncti in der Ober⸗ 
appellationsgerichtscanzley. 


Bey der Juſtiz⸗Canzley zu Zelle. 
Die bisherigen Zelliſchen Canzleyauditoren, der Sachſen⸗ 

Lauenburgifche Herr Hofgerihtsaff effor Georg Heinrich 
von Döring, und 

der A Hr. Bofserichtsaffefer Seorg Friede. v. „obs 
horſt, zu extranrdinatren Hof: und Canzleyraͤt hen 
. Der Herr Eand. juris Georg Frieder. Wild, von Harling, 
als Auditor in der Ratheſtube. _ 


Ben Gefandfchaften. 
Der Herr Hofrath und, bisherige Reſident Muͤhl zu Wien, 
> zum bevsihnächtigten Minifter am Fapferl. Hofe. 
Bey Hofe . 
Der zeitherige Kerr Soflanter von Lichtenſtein, zum | 
Eammerjunfer. - 
Ben dem Forſt⸗ und Bergwefen. 
Der bisher im Amte Uslar geſtandene Herr reitender Foͤn 
ſter Rampf, zum Oberförfter in den Aemtern Maͤn⸗ 
ven, Brafenberg und Reinbgufen. 2 
er 


1. 605 
Da Hear gandpheffus Doctor May zu — 
zum Unterharziſchen Bergmedicus. 
Ben Landſchaftlichen Stellen, 
Der Here Geheime Kriegesrath von Hake, zum Lands und 
Schahrath des Fuͤrſtenthums Calenberg. 
Bey Aemtern. 
Der bisherige Hr. titul. Amt tfchreiber Mündmeyer, j zum 
Supernum. Amtſchreiber beym Amte Diepholz. 
Ben ftäbtifchen. Dienften. 
Sa Here Senator Melchior Georg Reiche, If dem Hrn. 
Schatzſecretair Schlüter in Einbeck, unter ertheiltein 


fang, eines Siadtſetretairẽ cum ſpe fücsedendi, ad⸗ 
ungiret. 


Avancement im Militair, 
‚vom erſten Januar bis zum Schluſſe des 


Mär; 1791. 
vorh. nn » Rege, wohl bie| Aue 
Regt. Verſetz. geſchehen Datum 
A. Eanalerie. |. [179 

Zu Maj ors 

0ſind ernannt: | 
@|Hr. Nittmeifter von Schulte. 120Mez. 
21Hr. Rittm. Suerland. i6Mrz. 
2He. Rittm: Meyer. — | i8Mrz. 
5Hr. Capitain Oldenburg. liaqbcri. 


Die vacante Majoritaͤt des auf fein Anı 
ſuchen der Dienfte entlaflenen Hrn. 
Major von Bluͤcher, dem beymſ/ 
Meg. vorhandenen Hrn. titul. Major 

, von der Wiſch. | 


Zu Lieutenants. . 
715Hr. tit. Faͤhndrich und Regimentsberei 
tee Weidemann. zum tit. Lieuten. 2ꝛ1 Sum, 


R r 4 J Hr. 






- 606 HPA 
vorher Regt. wohin biel Ane. 
Meat. Verſetz. gefihehen! Darm 
“ . ’ 1791. 
71He. Faͤhndrich Oldenburg, zum titul. 
Lieutenant. | 22 Jan. 
2Hr Secondelieuten Graf von Oeyn⸗ 
baufen zum tit Premierlieutenant. 4 Ich, 
21H. Corner von VOalentini. zum dt. 
Regim. Bereiter, unter dem Charact. 
vom Premierlieuten. _ G. u5Febr. 
Zu Cornets und Faͤhndrichs. 
,. N1H8 Quartiermeiſter Cari Koch, zum 
A. tit. Faͤhndrich· 21Jan. 
6Hr. Wachtmeiſter Ernſt Scharnborſt, 
zum tit. Faͤhndrich. ıBöch.. 
B. Infanterie 
- . Zu Majors. 
13He tit. Major von Weddig, für den] 
verftarbenen Hrn Major von Schu; 
lenburg, zum wuͤrklichen Major, | 7 
Berner find zu Majors ernannt: " 
©®.| fr. Sapitain von der Wenfe, 11Mrz. 
G.He. Capit. von Haſſel um. 
1Hr. Capit. von. „anitein. g Räg, 
21H. Capit Ouenfell 13 Ir. 
6Hr. Capit von Walthaufen. 14 Mrz. 
son. Capit. von Bey. ıoPr, 
Zu Compagnten.” 
Dem Zen. tit. Capit Pregelius, die 
erisdigte Compagnie des zum Chef 
des Sättingifchen Landregim. ernann 
ten Hen. Capit. von Raufmanns9 
3|Dem Ken. ct, Capte. Droͤge, die va: 
. cante Compagnie des verftordenen 
Hm, Capit. non Waithaufen. 6 
: Bu Eapitaine. _ 
sj68. Lieutenant Beicke, zum zten tit.| . 
Capitain. nn 14Maͤrz. 


Hre. 


N Br u 
vorher. | 
Nest. 


3 F Bit. Aorens, zum 2ten einıl, 
“ u Kientenants, 
IIHr. Faͤhndrich Von Zuttermann 
zum wuͤrklichen Lieuten. 
1Hr. —* Gerkens ‚zum wartiichen 









319r. Zahndr von der Decken, zum 
tit. Lieuten. 


6Hr. Faͤhndr von Monroy, zum tit. | 


Lieutenant 
11Hr. SAhnbr. Niemeyer, zum tit. Lie 


12| fr. —X von beimbruch, zum 
. N Lientenant. 
11Hr. Gefr. Corporal, Franz Ludewig 
von mylius ‚ am wärtüichen 
Fahndrich. 
u Hr. Lader Otto von Stoddaufen. 
1Hr. Gefr Corpor. Ehriftian Friedr. Em 
gel von Deteräborf. 
IHr Cadet Carl Ludewig von Brenn. 
R Hr. Sergeant Georg Fried. Voͤl 
121Hr. Gefr. Torpen org von ou 


G Ar tillerie. 


u Mojors, 
Hr. Capitain Kitten 


D.. Ingenieut Corps. 


607 


Verſetz. seſhehen Datum | 
" 179. 


5Marz. 


um. 


mir 


horn 


ME, 
22Mrz. 
23 Mr, 
25 Mrz, 


4Min. 
5yMaͤrz. 


6Maͤrz. 
März. 


22M 


25 Mrz 
21Mrz. 


1320). 
E 





68 re 


E. fandregimenten 


| Zu Compagnien . 
Beym Bannoverfien Landregim Zur vacanten Eonfpagnie 
für den verfiorbenen Hru. Plazmajor mb Eapitain Is 
“Motte, der zte Hr. tit. Eapit. Clemen, vom z3tm 
Infanterieregiin. von Ahlefeidt zum Tapitain. 
Dimiffion haben genommen mit dem Character 
.vom Oberftlieutenant. 
Öfte Cavall. Reim. Hr. Major von Blibdher, 
mit dem Character vom Major. 
*8 Reg. Hr. Prem. Lieuten. von Hinuͤber, ohne 
on 


mit dem Character vom Capitain. 

ıfte Infant, Regim: Hr. Lienten. Kuderwig. 

be — — e. Lient. Blandard. 

ste — — Sr Lieut. von Weybe. 

12te — — Sr Lieut von Werfebe 

Ä - auffesdem: 

Leibgarde. Hr. Secondelleitenant und Regim. Bexeiter 
Speptin von Hardenberg 

— — Hr. Lienten Graf von Har 

‚sote Inf. Req. Hr. Capitain Drepper. | 

Dem Ken, Leuten. Ebhard vom Diepholziihen Lands 

„zegim. iſt unter Capit. Character, die nachgeſuchte Du 


miffion, 
und dem Shen. Cadet Friedr. Reichhelm vom ıflen Inf. 
| De beym Abſchiede der Character vom Fahndrich, 


Im geiſtlichen Stande: 


Bey Stiftern und Kloͤſtern: 

Dem Hen. Faͤhndrich von Heck, beym ſoten koͤnigl. 
Infanterie⸗ Regiment, .die durch Abſterben des Hen. 
Öserappellationsgerichts Protonotarins Ohſen, beym 
Stift St. Alexandri in Einbeck eroͤfnete Vicarie. 


Ertheilte Charaktere. 
Dem Hm, HofgerichtsAſſeſſer von Ferſen zn Han⸗ 
nover, ben Character und Rang vom Hofrath. De 


7 


. . \ 
07, wu 609 
Den beyden Hrn. Amteauditseen; von BlenFe zu Hoya, 


und von der Decken zu Ofterholz, den Character und 
‚Rang vom. Droften. " 


| ‚Dem bisherigen Hrn. Elb zollner Meyer zu Lauenburg 


Im Character vom Oberzollinfpectar mit Oberammmanne . 
ange 
Dem rn. Berghaͤndlungsſchreiber Hanſing, das. Pri⸗ 

dicat vom Buchhalter, jedoch mit Beybehaltung feiner 


‚ bisherigen Anciennite nach dem B andlungsſchreiber 
Merkelbach. es ve 


Dem me Öremen aeſtandenen Wund ı und Augenarzt Sen. 

-Friedrich Biſchof den Character von Hofoeuliſten. 
Auſſer Dienſt find gegangen: 

Der Sen Oötsforfkmeifter von Olderohaufen nit 

Penſion. | 

Auf der Univerſttaͤt zu Gottingen haben die 
Doctorwurde erhalten: 

1791. San.ıs. Sr. —8 Be Br. Genie aus Göttingen, 


Mag. 
— Bebr. 5. — Roll gem. Seder, aus Goͤttingen, 


= nd — Due, Heine. Serman, aus * 
| deshauſen, i. d. Medie. 


Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind 
examinirt und immatriculirt worden: 
Kr. Carl Eprifttan Andreas Noanchmeyer, aus Werden, 
als Advocat und Motar 
Hr. ; nbenig Friedrich Cart Schäfer, aus Hameln, als 
vocat. 


* Doctor, Johann wuhelm Seelhorſt, aus 
Zelle, als Advocqt, ohne Examen. 
‚sr. Ernſt Chriſtian Voitmer, aus Zelle, als Advocat. 


Sr: Door. Anton Conrad Sofas Conradi, als 
Notar, 


J re " . . . 
B r j 
leo _ u J XIV. 
V 
1 


XIV. 
Heyrathen. 


Es And geiramet: 
Sannar 179. 
Den ı0ten, Hr. Baron von Grätingen mit ber Größe 
von Beyn Tochter bei Syn. Gemeratmaber Grafen 
von Deyn! aufen, zn Daunonr. 


Yliemann aus Hannover, getraut ze 
‚ ‚Bennigfen. 


Den ııten, Hr. Dauptmann Yrens som ten Eanal. 

Begim, mit Det Gronartz zu Moisburg. 
Febrenar. on 
a nel ge — 
{ e, mit weil. Hr. eges ſeer 

Iaflenen Dem. Tochter, getr. zu Luͤneburg. y 

Den 27/ften, Hr. Gener. Major von Wiutio, mit ber 
Fraͤul. Eonventualln von Behr zu Luͤne, nachgelaß. 
weil. Hrn. Landbroften von Behr auf Häuslingen. 


Den ı8ten, Hr. Drof von Bothmer zu Di mit 
ber aͤlteſten Fr * Tochter des weil. Drau. Generals von 
Muͤuer; ger. zu Nienburg. 





u 











Todesfälle 
Es find neſtorben: J | ur 


. 
- 


| Sanugr 1791, i 
Den ıften, Dr. Paftor Pott zu Landringhauſen. 
8 en aten, Frau Paſtorin Lohmeyer, geb. Ja nocky zu 
elle. | 


Den sten, Hr. Rath und Profeſſor an der Nitter s Afas 
demie au Lüneburg ann Friedr. Jugler, im 
Te 


» 


- A su 
re feines Alters. Er ftand zuerft ald Profeſſor bey dem 
She — Gymnaſium zu dbeiffenfets. Bon hier fam 
er mit dem Eharafter vom Rath, ald Inſpector 1764. an 


Die Nitterafademie zu kuͤneburg. Legte 1787. bie damit 
verbundene Lehrftelle, nachdem er ſchon zuver die Inſpection 


“aufgegeben hatte völlig nieder, weil. ein unheilbarer Staar 


Ihm die längere Verwaltung feines Amts ohnmoͤglich machte, 


- Kehielt aber zur Erkenntlichkeit für die geleifieten nuͤtzlichen 


v 


> 


Dienfte, den völligen Genuß ſeines gehabten Gehalts. Das 
viele Bute, welches er durch Bildung und Unterricht geftifs 
tet, wird noch lange mit erfenntlihem Andenfen von her 
roßen Zahl derer geehrt werden, die ihr jetziges Gluͤkẽ und 
Bufriebenbeit , feiner Zeitung mit zu danken haben, In der 
gelehrten Welt ift fein Name durch mehrere Sxhriften vets 
erwigt worden, wovon dag Hamberger Meufelihe gelehrte 
Teutſchland ein Verzeichniß barlegt. Das auf feinen Te 
won ihm — hinterlaſſene Gedicht, enthält den lezten Bes 
weiß der frommen Geſinnungen, und des edlen Charakters, 
welche beyde ihm jederzeit ein ſehr werthes Eigenthum 
waren. 
Den ıoten, Hr. Penſionair Obriſtlieutenant von Pleſſe 
au Bederkeſa. 
Vom ııten auf ben 1aten, Hr. Hberappell. Rath von 


Werkmeiſter zu Selle, Talente und Wiſſenſchaften dahnten 


ihm den Weg zu verfchiedenen wichtigen Yemtern. Den 


‚erfien Gebrauch feiner uusgebreiteten Rechtsgelehrſamkeit 


war der Abvocatur gewidmet. Hernach wurde er Aſſeſſor 
und Rath im Conſiſtorio und Hofgerichte zu Hannover, von 
bier aber zum Mitgliede des Höchften Landesgerichts befbrbest.. 
Den ı3ten, Verwitwete Frau Superintenbentin Stros 
meyer geb. Reinbold zu Göttingen. | | 
Den ı4ten, Hr. Amtſchreiber Rarhlef Fl Nordholz. 
Er ſtand mit in der Zahl der einheimiſchen Schriftſteiler, 
und hat unter andern einen Auszug aus dem Hannoverſchen 
Magazin, von Abhandlungen über Gegenſtaͤnde der. Polizey 
Finanzen und Deconomie beforget. 


Den ısten, Fran Majorin von Roſcher geb.von Roh⸗ 
ven. zu Zarfefeld. Das 


Den zsiten, Srau Dectorin Trefenreuter geb. Lieber⸗ 
kuͤhn zu Zelle. | \ 


Den zıften, Hr. Oberappellations + Protonotair Ohſen 
zu 3elle, 


j u Bebruar. 


\ 


⸗ 


62 ev 5 
\ | Februar. | 
Deu ıften, Hr. Johann Heinrich Pratie, Seneralfu⸗ 


perintendent der Kirchen und Schulen, auch Eonfiftoriairarb 
‚ ber Herzogthümer Bremen und Verden, zu Stade. | 


Wir hoffen im näcften Stüde eine intereflante Chara⸗ 
eteriſtik des Verſtorbenen, von einem ſehr competenten Ver⸗ 
faſſer liefern zu koͤnnen. 


Den zten, Hr. eieutenant Milon vom iſten Auf. Are. 


: „38 Harbdegfen. 


Den 3ten, Hr. Kaufmannsgitbemeifter und Stadtdepu⸗ 
tirte Bornemann zu Göttingen. Ä . 


Den zten, Verwittwete Frans Zollverwalterin Jäger zu 
Otters berg. 

Den sten, Hr Rath und Landſyndicus des. Herzogs 

thums Lauenburg, D. David Jonathan Scharf. zu Moun. 


Den rıten, Sri. Conventualin von der Wenfe zu Ebs 
ſtorf, aus dem Haufe Eldingen. 


8 ge ııten , Frau Paſtorin wittkugel geb. Wendt zu 
ade. 


Den 12ten, Hr. D. Joh. Benjamin Roppe, 8. Eh. 
Eontiftorialrath und erfter Hofprediger zu Hannover. Durch 
die guͤtige Worforge eines‘ Befördererd der Annalen, haben 
deren Lefer eine Biographie diefes verdienten Mannes dariz 
zu erwarten. 


Den ızten, Hr. Amtmann Ruperti zu Ottersberg. 
Den ı6ten, Berwittwete Fr. Cammerſecretairin Aug» 
urg. 2 | “ 
Den ı6ten, Frau Rentmeiftetin Iſenbart geb. Au— 
mann zu Bentheim. M 


Den ı8ten, Hr. Stadtwundarzt Lammersdorf, Hebs 


J 


ammenlehrer zu Hannover, 


Den aıften, Hr. Paß⸗ und Zollverwalter Winkelmann 
zu Bremervdrbe. 


Den aaiten, Hr. Platzmalor und Hauptmann la monte 
zu Hannover. 


Den 22ſten, Fr. Lieutnantin Zimmermann geb, San⸗ 
der zu Winſen an der Lahe. 
\ Den 


‘ 


PAR - ‘613 

Den auften, Hr. Oberſter und‘ Droft von Wrede zu 

Iſenhagen; ein fehr verdienter Officer. Unter feiner Aufuͤh⸗ 

zung flaud eines von ben neuen im 7ihärigen Kriege errichs 
‚teten Wegimentern. = 


Den asften, Fr. Oberamtmanntin Meyer geb. Datje u . 
Bremervörde. J 


M a r z. 
Den iſten, Hr. Paſtor Hausmann zu Limmer. 
Den zten, Verw. Lieutnantin Oldenburg zu Hannover. 


Den rten, Hr. Joh. Georg Arn. Gelrichs der Phil. D. 
und Privat Docent zu Göttingen. Im Jahr 1787. Erönte - 
Die daſige theologifche Facutät eine von ihm verfertigte Abs 
Handlung, weiche er nebft anderen Kleinen Schriften im Drud 
herausgegeben hat. . on - 


Den sten, Hr. Dauptmann.und Kap: Bereiter im sten 


Casv. Reg. Otto Chriftien Sothen. Er war Berfafler einer 


ließ ein, die Befchichte der Hiefigen Truppen betre 


Abhandlung über die militairifche Reuterey R —AF 
ende⸗,/ Wer 


im Manuſer. 
Den ısten, Hr. Kriegesagent Salomon Michael Da, 
vid zu Hännover; er verordnete in feinem legten Willen vers 
fhiedene milde Stiftungen, woran auch Ehrifkten Theil neh⸗ 
en. 2 


hie ı3ten , Verwittwete Frau Zollverwalterin Ziel zu 
en. . 


Den ı3ten, Hr. Paſtor MI. Schwabe zu Barbie. 


Den ısten, Verw. $r. Stallmeifterin Elderhorſt geb. 
v. Muͤller zu —E i horſ ge 


\ Den ısten, Fr. Paftorin Schwedermann geb. Lode⸗ 
. mann zu Ürbergen. _ . 


AN aıften, Hr. Conſiſtorialrath und Generalfuperint. 
D, Job. Sriedr. Jacobi zu Zelle, von deſſen Leben wir eine 
. umftändlihe Befchreibung zu Itefern, und vorbehalten... 


Den aıften, Berw. Sr. Paſtorin Rolle, geb. Berkell— 
mann zu Schloß Ricklingen. For seb. Berke 


3 
! x “ . 
7. Den 
[3 


Bew. fr. Maiscin von Zaffel ab. 
"She ——— vi. vor 





Denefehler im aten Städ bes sten Jahrgangs. 


- : &eite 324. Lin. 13. von oben if flatt der Worte: und weil 
fobann die ganzen Eurien — zu feßen — umd weil fos 
dann Landräthe und Deputirte bie ganze Curit reprae⸗ 
fentiren. 


ER 


. 





Innhalt des dritten Stud, | 
welches die ſtehenden Arrkel von den Monathen D 
wu Januar „Februar und März 1791. 

— enthaͤtt. u 





L Innhalt der Allgemeinen und Specials Ver⸗ 
ordnungen, welche vom Junius bis zu Ende 
Septemb. 1790. in den Braunſchw. Luͤne⸗ 


burg. Ehurlanden publicirt find. 


©.419 


I. Entwurf der im Sande Hadeln beſtehenben | 
Gerichtsverfaſſung. S. 431 


au Die landſchaftliche Verfaſſung des Zuͤrſten⸗ 
thums Calenberg. S. 453 


Cuanal. se Zahrg. 36 &) 


es 


m. 


616 XX 


IV. Die Vorzüge der meer hen Berfc 
fung, neh Biobachtungen uber Damergus 
ter im Herzogthumn Bremen. ©. 65 


V. Ernbtebericht des Jahres 1790. S. 494 


1790. S. 512 


vn Bergbau. - 


Berpeigniß derer mit Ausrtalöiplug Meurinifcene 
: hsa sten Gehe. 1791. in Betrich geblichenen Ge; 
werfihaftlihen Graben des rinfeltigen Darzes, 
wie felbige für Die Sewerien, nah ihrem Ber; 
“ mögenszufande, entwederl von biefem Quartal 
‚ Ausbense gegkben, "ober auf künftiges Dnarral 
Zubuße erfordert, aber fi frey gebaner haben; 
unt mie der Preis der Kust gewweien iR. ©. 526, 


vm Veſchrebungd des 5 Gentene zu Breſe. S. 532 


IX Votrleh der —* gu Ollerehe am Harz 


‚ In den. Jabren 1783. und 1791, ©. 565 


X, Zugabe zu; obigen Kuffape, 1 ‚bie landſchaft⸗ 


liche Verfaſſung bes Sürftentgums Calen⸗ 
berg beriffenb. ©. 56e ” 


- xL 


= I 
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—————— Ge ¶ V 


re 7 
xx Miſcellaneen. ee 


1) Beytrag u Sqcatzung der Spofbitaitätäcafen Ä 
- der Handwerker. ©. 571. 2) Auszug eines 
Schreibens ans Münden, vom Jan. 1791. ©. 573 
3) Koften einer Mahlzeit bey einer Kichenvifi N 
tion vom Jahr 4671. und 1672. ©. 574 Ey 
Nachricht von dem neu angelegten Mitktaichofpt; 
tale zu Hannover. ©. 575. 5) Nachtrag wer 
gen einiger hollaͤndiſchen BindöhlmÄhlen im Bros 
mifhen, &.581. 6) Nachleſe zu Muͤndens 
Waſſerfluthen. ©. 584. - 7) Biographie des 
Kgonigl. Großbritt. und Churf, Braunſchw. Luͤneb. 
General⸗Lieutenants der Cavallerie, Innhabers 
eines Regiments zu Pferde, Commendanten der 
Feſtung Kalkberg und der Stadt Lüneburg, auch 
Droſten des Amts Ebſtorf: Amaury de Farcy 
de Saint Laurent. S. 586. 
X. Preistabelle der nothwendigſten Lebensmit⸗ 
“tel in den verfchiedenen Gegenden ber hans. 
növerfchen Churlande, vom Januar, Fer 
bruar und Mär; 1791. ©. 597 


+» XI. Veförderungen und Aoancements vom 
Januar, Februar und März 1791. 


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Im 


cy PAS 
Ye Eulikuöe (cz = linie. cc Ya 


gelides Erste 5 
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XIV. Sun E 
XV. Tesille ES 


a nnalen 
J J 
Sraunſchweis— - Sünebursifen 
Sburlande. 


Fuͤnfter Jahrgang. 
Viertes Stack. 
Hannover, 
gebdruckt bey W. Pockwitz jan. 


3 79 10 
® J 


⸗ 


.. 





\ 


J. 
Innhalt der allgemeinen und Specialver⸗ 
ordnungen, welche in den Monaten Octo⸗ 
ber, November und December 1790, in” 
den Braunfchweig : Züneburgifchen 
Ehurlanden publiciret find. 


. 
. 





163. 

Publicationspatent ber mit dem koͤniglich preuſſi⸗ 
fhen Hofe unterm 18ten Auguft 2750. ges - 
fchloffenen Durchmarfchs und Etappen-Eonvens 
tion. Hannover, den sten Dctob. 1790. 


i Hr. im Jahr 1697. errichtete, in dieſem Jahre 
revidirte, erweiterte und erneuerte, am ıgtew 
Auguft von Heyden dazu Bevollmächtigten Miniſtern abs 
gefchlofiene, von Seiner Königl. Majeſtaͤt in Preuffen 
am a27ſten Auguſt, und von Sr. Königl. Majeſtaͤt, Un⸗ 
ſerm allergnaͤdigſten Herrn, unterm 14ten Sept. ſelbigen 
Jahrs genehmigte und ratificiete Convention, enthaͤlt Im 
Weſentlichen folgende Puncte: 
| Tta 1) Beyde 


4 


- 


622 PIE 

1). Beyde Theile wollen einer des andern Lande wit 
Durchzuͤgen und Märfchen, fo viel immer.gefcheben kann, 
verſchonen und dieſelbe, es fey denn, daß die unnngängik 
‘ge Noth es erfordert, nicht fuchen noch verlangen ; viek 
weniger aber für andere, als die in ihren wöärtligen Plig: 
ton ſtehende Volker begehren, 

2) So oft dergleichen Mari) von den Truppen des 


einen Paciſcenten durch des andern Lande gefchehen uaf, 
ſell nicht allein von Demjenigen, dem bie Truppen ange⸗ 


Hören , dem andern die Notification des Durchmarſches 


‚and die gewöhnliche Requifltion bey Zeiten fchriftlich ges 


ſchehen und der Ort, woher fie kommen und wohin fe 
geben; imgleichen wie ſtark und unter weffen Commando 
die Truppen fowol an Mannſchaft ale Dferden, emme 
etwa dabey befindlichen Commiſſariat, Proviautweſen, 
Artillerie und anderm Attirail fie find, angegeben, ſon⸗ 
dern auch über die feſtzuſezende Marſchroute und wie die 
Warſchtaͤge und Nachtlager einzurichten ſind, zuvor be⸗ 
hnufige Communication gepflogen, und dieſe durch gemeine 
ſchaftlichez Einverſtaͤndniß regulirt und feſtgeſetzt werden, 
maßen die marſchirenden Truppen und deren Commans 
deurs gehalten und dazu anzumeifen find, daß fie Diefe 
Marſchrouten genau befolgen und davon nicht wilkührs 
He abweichen. Von dem wuͤrllichen Aufbruc der Tenps 


* pen und ihrer Ankunft an der Gränge, fol auch jederzeit 


fruͤh genug vorher und ſo zeitig die Nachricht ertheilt 


werden, daß der zu ihrer Durchführüng Ju ernennende 


Kommiffarins zu ihrem Empfange an der Graͤnze abge⸗ 
ſandt und das Noͤthige zu den Nachtlagern und der Ver⸗ 


pꝓflegung von Ihm gehoͤirg vorgekehrt werben koͤnne. 
1) Den 


2 07 U - 623 
1 W 

. 3) Den Regimentern, Bataillons und Korps, weis. 
che einen Durchmarſch durch des andern hoͤchſten Paci⸗ 
ſeenten Lande auf obige Weiſe nehmen, ſoll jederzeit ein 
AMriegs oder Marſche Commiſſarius mitgegeben, und ders 
ſelbe in voraus nahmhaft gemacht werden ; und diefem 
lieget ob, ſofort bey feiner Antanft dem gegenfeltigen 


zur Durchführung cemmitticten Tommiffario von den 
etwa waͤhrend des Marſches bey den Negimentern und 


Korps eingetvetenen Veränderungen und Abgaͤngen Nach⸗ 


richt zu geben, und ihm eine Eracte⸗Liſte des würklichen 


Veſtandes und der Stärke ver Eompagnien und Corps 
an Officiers, Unterofficiers und Gemeinen and Frauen 
und Knechten neb Angabe, wie viele Dortionen zu vers 
abreihen, and mas an Bourages Nationen erferderlich 
und wenn fie zu verabfolgen find, mitzutheilen, damit 
die Diſtribution und. Anweiſung der Quartiere mit Dede 
nung geſchehen toͤnne. 


Jener Kriegs⸗ ober Marſch⸗ Commiſſarlus iſt auch 


ſchuldig, über das Verabſolgte mit dem gegenſeitigen 


Marſch:Commiſſario zu liquidiren und dafür gleich baare 
Zahlung zu Teiften, oder in Entſtehung deffen darüber 
eine gehörige Quitung, worin Maaß und Gewicht bey 
den Nationen ausgedrüdt feyn muß, auszuftellen. Wo⸗ 


fern aber nicht allemal ein befonderer Commiffarius den 


b 


Teuppen mitgegeben werden koͤnnte, alsdann foll der 
dieſelben commandirende Dfficier gehalten ſeyn, die ger 
noffene Verpflegung von einem Nachtlager zum andern 
zu liquidiren und entweder ‚glei au enapien oder gehe 


rig in quitiren. 


.. Tt 3 Auf 





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;,’ Nas fir ame Are ze Trasın a mlimmen 
Beorhsbens Get, Aches 7% in ten AI⸗ 
uonoſcheetſten, wie vorberiirt werten, a⸗ 
ui werden, Dan wii ash Geyberici Laria alt» 
denn nat Dilglicrteit fügen ums ulyae echehlite Krkes 
de bie Truppen keine Umwege negmen Iafhen;, zur wer: 
Den beyde Ihelle dahin ſehen, Daß eine Route nit zu 
ofi genommen ober ein gar zu großes Cotys auf einmal 
benfelben Weg geführt, fondern damit nad) Sriegenheit,; 
fo oft als möglich abgewechſelt werde. Es uk and, ben 
ſolchen Drörfgen jederzeit genaue yad ſcharfe Manna⸗ 
zucht gihalsen werden, und an Zäunen, Hecken und 
Gadumen, beſonders aber an dem Korn und Ber Saat 
auf dem Aelde und der Graͤſerey der Wieſen kein Scha⸗ 
ben geſchehen, widrigenfalls dieſer und aller ſonſtiger 

aus 


RR 62. 


zugefuͤgte Schade no landuͤblicher Giliger Taxe zu be⸗ 


PP oe 


zahlen iſt. 


6) Wenn die durchgehenden Truppen in Dörfer, 
Flecken und Exädte zu liegen kommen, müflen ſie ohne 
Inſolenzien nach der Eommiffarien Anwelfung die Quar⸗ 
tere nehmen, und fich mit bes Wirthe gewöhnlichen 
Zeuer und Licht begnügen, die Offieiere aber, wenn fie 
ein mehreres Begehren, ſich ſolches ſelber auſchaffen und 
bezahlen. 


7) Lar jede Mundportion, das iſt, die wetstigung 


eines Gemeinen und Unterofficiers auch eines Knechts 
und Soldatenfrau auf einen Tod, beftebend in Brod 
nebſt Hausmannakoſt, wie fie der Landmann zu geben 
pflegt, und norhdärftigen Bier, ‚fon bezahle werden 

3 Gutegroſchen oder 4 mar. 4 Pf. 
„für einen Berliner Scheffel Hafer 14 gqr. oder 21 mar. 


89 x» &entnme Den 12ggr. oder 18 mgr. 
das Schock Stroh oder 6oo Pf: .— — 2 Rıhle 


3 den Scheffel Hexil — - zopf.oberı mot. 2 pf. 
einen Wagen mit 4 Pferden beſpannet, oder für 4 
- Borfpannı Pferde von einem Trachtlager zum andern, mits 
hin auf einen gewöhnlichen Marſchtag von 2 bie 3 Mes 


im — — — Rihlr. 
für ein Reitpferd auf ſolche Tour 13 ggr. oder 27 mgr. 
.s dnen Boten pro Meile — 4ggr. oder G mar. 


alles in vollwichtigen Piftolen, dad Stuͤck zu Mıhlr. 


gerechnet, und wovon jede Piftole 12575 hollaͤndiſche 


Aſen fein Gold haͤlt. 
a Tt 4— Wenn 


— 


626 ae s 
, Bean Büner, Gaͤnſe und ander Geflügel und ou: 


ſtiges Fleiſch von den Officiers oder für Kranke verlangt 
wird, muß folches. beſonders bezahlt werden. 


Damit auch in Anfehung des Werhälmifies des 
Berliner Maaſſes und Gewichts gegen das Dauudverk 
fhe keine Ungewißheit obwalte, fo iſt Belieben, ſolches 
alfo feflzufegen, daß 

a) 24 Verliner Scheffel oder ein Wifpel gleich zu rech⸗ 
’ nen find 42} Hannoͤveriſchen Himten, oder 4 Berli⸗ 
ner Scheffel find beynahe gleih 7 Yanndseriihen 

Himten. 

-b) x Berliner Centner zu 110 Pf. fol gleich ſeyn 1055 
Saundverifchen Pfunden, mithin iſt der Berliner 
Centner um 4 Pf. leichter wie der Hanndverifige 

Was obiges Werhältniß ber Kornmaße bey den ges 
woͤhnlichen Nationen der beyderſeitigen Truppen in Ha⸗ 
fer, Gerſte oder Rocken ausmacht und beträgt, ergiebt 
die dieſem Reglement angehängte Tabelle, nach welcher 
ſich die Truppen und Commiffarien zu richten, auch im 
Sal kein Hafer angeſchafft werden kann, ſtatt deſſen 
Gerſten und Rocken in obigem Verhaͤltniß zu nehmen 
haben. 

8) Die Infanterie fol etwa 2 bis 3 Meilen, Ne 
Eavallerie aber durchgehends 3 Meilen den Tag marfchis 
zen, ale wornach fih denn die Nachtlager vichten. Wenn 
aber die Truppen 2 oder hoͤchſtens 3 Tage ihintereinaus 


der marichirt haben, alsbenn pol denenfelben der dritte | 


- oder vierte Tag zum Nuherage vergönnet werden, als 
. worauf bey Regulirung der Marſchrouten zu fehen iſt. 


9) Weg: 


ee nen uni nen GE a· Er > m ⸗ meet 


Se N, u 627 
9) Wegwelſer und Boten dürfen nicht eigenmaͤch⸗ 
sig genommen oder mit Gewalt gezwungen werden, ſon⸗ 
dern es find ſolche von dem Durchfuͤhrungs⸗Commiſſario 
oder der Obrigkeit des Orts oder Dorfs, worin das 
Nachtquartier gewefen, oder wodurch der Weg gehet, zu 


erfordern, und aledenn, wie im 6. 7. benimmet iſt, Mei⸗ 
lenweiſe zu bezahlen. 


10) Damit auch mit den Vorſpann⸗ und Bazage⸗ 
oder Kranken  Kubhren Maaſſe gehalten werde, fo follen 

deren nicht mehr als’ hoͤchſtens 2 vierfpännige auf den 

Staab eines Regiments ‚und 2 auf jede Eompagnie ge⸗ 

ſtellt, und bey ſchlimmen Wegen allenfalls mit 6 Pfers 
ben beſpannt, in dieſem Fall aber eine Hfpännige Ruhr 
per Tag mir 3 Rıblr. bezahlt werden. Wenn aufferors 
denei viel Kranke bey den Truppen fi finden, altvenn 
hängt es von der Ermäßigung des Durchführung Com 
miſſarii ab, noch einige mehrere Fuhren zu ihrem Trans 
fport geyen Bezahlung zuzuftehen. 


Ale Zuhren, Vorfpanns und Reitpferde geben unr- 
- von einem Nachtlager zum’ andern, und dürfen unter 
teinerley Vorwand von den Truppen weiter mit fich ges - 
nommen werden, ſondern es find dieſelben ſofort bey. der 
Ankunft in dem naͤchſten Nachtlager zu entlaffen. Es 
iſt die Pflicht der Officiere und der Commiſſarien, dahin 
zu ſehen, baß die Wagen nicht uͤberladen, die Fuhrlente 
nicht miſhandelt, und die Vorſpann⸗ und Reitpferde 
nicht Abertrieben und beſchaͤdiget werden, geſtalten der 
den Unterthanen zugefuͤgte Schade an Pferden, Wagen 
und d Geſcher auf gyſchehene Anzeige erſetzt, und derſe⸗ 

Tt 5 nige, 


628 IPA 


nige, ber ſich dethalb etwas zu Squlden komen Baffen, 
dafür angeſehen werben fol. 

11) Bann unverhoft geſchwinde Maͤrſche etwa zaeı 
fallen follten, fo daß bie gewöhnlihen Reysifiteriaies 
und darauf ergebende Berfägunsen an Eomwiffarien 
und Beamte, ehe die Truppen das eine oder andere 
Territorium erreichen , nicht zuvor einfaufen Binnen, 
alsbenn follen Die Regierungen, Kriegs: und Domalnens 
Sammern, Eommifiarien, Beamte und Orts Obrigkeiten 
ſchuldig feyn, auf desjenigen hoͤchſten pacifcirenben Thelis, 
dem die marfchirenden Truppen zugebören, an fie kom 
ende Mstificationes und Päfle, fo Sauge dieſes Regle⸗ 
ment von Daner iſt, den gefuchten Durchmarſch, wie im 
vorhergeßenden verglihen iſt, zu verflatten und daren 
alſobald an die Miniſteria zu Berichten. 

12) Was Abrigens dasjenige betrift, was hierin 
nicht enthalten iſt, fo bleibt es bey den vorhin erlaffen:n 
Mearfch  Edicten and Verordnungen, au des Reichs 
gemeinen Sagungen und Eonflitutionen, und es iſt von 
den beyden Höchften packicirenden Theilen Gelicht, daß 
diefes reciproße Reglement vorerſt von dato an zwanzig 
Jahre gelten, alsbenn aber. eripieiven ſoll. 


Tabelle 


von dem Verhältniß.der Nationen in Rorn nad 
Berlinifcher und. annoͤveriſcher Maaſſe. 


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(Arie: Dre Deonume, ks 
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Mars teieter st ern - 125 Iccmez ermee 39 . 


cam von un Sılera, iz Seiswer Frrwigen, su 
Denen DzstiE Seraiss vocherlerrı: Ayurirrırn Fairen, 
eine uene Fabritk vieler X uhr mL rin unten; 
Soc WÜ auf dem Jaa, 2:5 eire oier tee anbere der 
ſchon werhazzınen Eatritra wos oem bermmanger Io 
seruchmer nid weiter betrieben mi-te, einem Drittes 
deren Fertigung fiey ur untezszmen bieder. 


165. 

"Ausfchreiben der Regierung zu Stabe, die Ceſſſon 
des Augmentsdes Tebacks⸗Acciſe⸗Aequidalent⸗ 
Geldes betreffend. Stade, den often Oct. 
1790. " 

Durch daſſelbe wird allen Duartalsı Verſchlags⸗ Com⸗ 
miſſarien, auch Landraͤthen von der Aitterſchaft und den 
Staͤdten in den Herzogthumern Bremen und Verden zu 
Ihrer Direction bekannt gemacht, daß reſoldiret worden, 
das mittelſt Ausſchreibens vom 14ten Auguſt 2720. aus 
geordnete augmentum des Tobacksacciſe-Aequi valent⸗ 
gelbes aufhören zu laſſen, fo, daß ſelbiges um Neujahe 


1791. nicht wieder, ſondern nur allein Das Amplum 


des gedachten Geldes zu erheben fey. | 
" , 166. 


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| 


X ⁊ 


Ey | “U. 


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/ 


166. 


Verordnung „ daß die Poften nicht ſollen mit 


Fourage beſchweret werden. Hannover, ben 
aten Nov. 17790. 


Kraft derſelben ſoll den Poſtbedienten und Betten 


durchaus nicht geftattet werden, bie orbinaicen Poften . 


& 


mit Pferdefutter zu belaſten, am allerwenigſten aber ' 


mit rauher Fourage irgend einer Art. Nur in’ ganz _ 
aufferordentlihen Fäden follen. vierfpännige Fuhren 2 


Himten Hafer oder ı Himten Rocken oder Bohnen, und 


zweyſpaͤnnige Fuhren die Haͤlfte aufladen duͤrfen. Auch 


u auf die Ertrapoften fol fi dieſes wenigſtens in Anfer 


Bung der rauhen Fourage, mworunter der ‚Nogenannte 
Hexel mit zu verſtehen iſt, eeſtrecken. 


167. 


Conſiſtorial⸗Ausſchreiben die Inſtruction für 


die Schullehrer zur Unterweiſung der Jugend 
nad) dem neuen Landes⸗-Catechismus betref⸗ 
fend. Hannover, ben 12{en Nov. 1790. 


In dieſem Ausfchreiben wird verordnet: 
1) daß fämmtliche Prediger des Candes am Sonntage 
nach Eoiphanias, den gten Jan. 1791. die genehs 


migte Einfuͤhrung bes neuen Catechiemus, in einer 


beſonders darauf einzurichtenden Predigt ihren Pfarr⸗ 


‚gemeinden befannt machen, ihnen den davon zu hof; 
fenden Nutzen recht uͤberzeugend vorſtellen, und ſie 
ſowohl zu dankbarer Freude üder dieſe Wohlthat, als 


ju deren treuen Benutzung ermuntern ſollen. 


J J 
9 
2, 


so 


632 | BP 


3) Die Superintendenten follen ben Prebigern 7 


befondere empfehlen, die monathlichen Schul⸗ Confe 
renzen zu Anweiſungen über den Sebrauch bes mens 
Catechismus ſorgfaͤltig zu benutzen und vermittelß 
derſelben den Schulhaltern die Beachtung uud Anı 
wendung der Inſtruction moͤglichſt zu erleichtern. 


3) Bey der Ifhterweifung der auf Oftern künftigen Jahe 


re6 zu confirmirenden Kinder, kaun zwar ber bisher 


rige Catechismus beybehalten werden, jedoch fe. daß 


Rn 
% 


auch der neue.dabey zweckmaͤßig benutzt und die Con⸗ 
firmanden angeleitet werden, ſich deſſelben als Leſe— 
buchs zu bedienen. 


4) In den Schulen iſt der neue Catechismus Baldındar 


lichſt, fo wie es jeden Orts Umftände verfassen, als 
eigentliches Lehrbuch zu gebrauchen. Soliten 
indeſſen die alten Catechismen vorerſt, jedoch ſoteu 
ſtens bis zum neuen Anfange der Winterſchule anf 
Michael künftigen Jahrs als Lehrbuch noch berbe⸗ 
halten werden; fo iſt dennoch der neue Catechismus 
als Kefebuch fofort mit zu gebrauchen. 


5) Auf gleiche Weiſe iſt in den affentlichen Catechismus⸗ 


tiſchen Penforum, au erfehen feyn. Die 


lehren, denen auch Erwachfene beymohnen, gleichfalls 
der neue Catechismus baldmoͤglichſt zu brauchen. Wie 
uͤbrigens auch dieſer neue Catechismus fuͤglich in z} 
Jahren in den oͤffentlichen Sonntags; Catechismusleh⸗ 
ren zu endigen ſtehe, ſoll aus einem demnaͤchſtigen 
Eatwurfe einer zweckmaͤßigen Eintheilung der cateches 


In⸗ 


‘ 


⸗ 


En, _ 2). 633 
Inſtruction für Schullehrer sur Unterweifung 
* der Jugend nach dem Churbraunſchweig⸗ 
Cuͤneburgiſchen Aandescatehismus - 
ſelbſt aber, enthaͤlt im Wefentlichen folgendes: .- 
Bey jedem Religioneunterticht iſt vorzuͤglich zu 
beobachten: 

x) daß nichts vom Kinde erlernet weich, was nicht: vor⸗ 
Ber nach dem Maaße feiner Fähigkeit wirklich vom 
ihm verflanden, und als wahr, heilſam und auf ſeine 
Geſinnung und fein Verhalten anwendhar, erkannt 
und begriffen worden u 

3) Daß das non ihm Verſtandene und Begriffene ſei⸗ 
nem Gedaͤchtniß fo eigen gemacht werde, daß es ſich 
deſſelben mit einer gewiſſen Leichtigkeit wieder erin⸗ 
nern Böune, Nach dieſen beyden Scundfägen muß 
: daher au kuͤnftig 


1. ‚Unfte chriſtliche Jugend die Cehren und 


Vorſchriften der Religion, imgleichen die Ges 
{dichte derfelben, mit Verftand einfehen, und 
auf fich ſelbſt nüulich anwenden, lernen. Sie 


“muß alſo, ehe an irgend ein Auswendiglernen gedacht 
wird, vor allen Dingen angeführte werden, über den - 


Sinn desjenigen, was fie erlernen fol, ſelbſt nachzu« 
denken, und defien Hauptinhalt fo au faſſen, daß ſie 
denſelben auf ihre Ars und mit eigenen Worten anzuge⸗ 
ben im Stande iſt. Man hat es ſich mit großer Sorg⸗ 

falt angelegen ſeyn laſſen, dem Catechismus ſowohl in 


ſelnem ganzen Zuſammenhange, als in ber Stellung 


ber beſondern Lehren, in der Abſaſſuns der Fragen, 
Antı 


64 - DBAE 


Aurworten nub Aumerfzsuen, in der Ansuehi de 
Ocrifiielen, und in ber Verfügung von Lirberverfen, 
eine ſolche Einrichtung ;u geben, daß nad Zimleizung 
deſſelden die Jugend zum eigenen Hadtenten über di 
Biclision und zum Gefühle ihrer Wideigfeiz für menfs 
lie Ruhe und Tugend auseführt, und alle bey dem 
ganzen lnterrichte beſonders auf irn Berfianb und 
auf ihr Herz gearbeitet werben möste. Diefes eigens 
den Zwecks des richtigen Verſtehens urd ber frucht⸗ 
baren Anwendung aller bibliſchen Seligismälcheen 
uud Vorſchriften, den man durch den Sebrauch dieſes 
Catechismus vornemlich zu erreichen wänfde umb-hefft, 
muß fi ber Lehrer bey der Iinterweifung ber Jugend 
beitändig erinnern, und fein Maͤglichſtes hun, Daß feine 
Lehrlinge alles mit Verſtand einfehen, im Bezirhung 
anf fich denken, und aufibr Herz und Leben zur Bil⸗ 
dung ihrer Gefinnungen und ihres ſiulichen Vechal 
sens anwenden lernen. Auffer Exempel uud Uebung 
wird die Beobachtung folgender Regein hiezu fehr ber 
. förderlich, feyn koͤnnen: 
1) Bor allen Dingen mache ber Lehrer fi felbft ben 
ganzen Catechismus nach feinem gefammten Inhalte 
. and Zuiammenhange recht befaunt, nad unterlaffe 
es nie, auf jeden zu ercheilenden Unterricht ih ders 
geſtalt vorzubereiten, daß er felbft basjenige, was er 
die Kinder lehren will, recht einſehe und die Wichtig 
keit davon empfinde, Auf eine treue und gewiffens 
hafte Beobachtung diefer Regel kommt alles an. 
3) Bey der Unterwetiung ſelbſt laſſe der Lehrer das _ 
OStuͤck des jedesmaligen Unterrichts, ſey es eine Frage 
And 


m | j \ 
BL „7 > 635 


und Antwort, oder ein Spruch, oder ein Liedervers, 
oder ein Theil der Religionsgeſchichte, ein oder etliche 
mal von einem im Lefen bereits geuͤbten Kinde fo vers 
nehmlich herlefen, daß ſchon durch den Ton, mit weis 
chem gelefen wird, bie übrigen Schulkinder auf die 
eigentliche Hauptſache aufmerfam gemacht werden. 
Treffen die Kinder diefen rechten Ton, der die Haupt⸗ 
fache dem Ohre fühlbar mad, nit, fo muß der 
Lehrer ſelbſt das. unrecht Geleſene richtiger vorleſen. 


3) Das Geleſene frage der Lehrer nach einer vernuͤnfti⸗ 
gen Zerglieberung folgendergeſtalt durch: a) Zufoͤr⸗ 
derſt leite er die Kinder an, daß ſie den Hauptgedan⸗ 
ken, der in dem Geleſenen enthalten iſt, ſelbſt aufs 
‚finden. In diefer Abſicht wende er jede Frage, die 
er darüber thut, fo lange auf verichiedene und mans 
nigfaftige Seiten, kehre fie um, verändere fie, und 
drüde fie, mit andern Worten aus, bis die Kinder 
deutlich einfehen, worauf es vornemlich ankomme. 
b) Haben die Kinder diefen Hauptgedanken gefäßt, 
und wien alid, wovon eigentlich die Rede if, dann 
erſt gehe er das Uebrige, was zur Erläuterung, Bes 
flimmung, Einſchraͤnkung odes Anwendung da ſtehet, 
ebenfalls frageweife durch, und üÜbergehe nichts, was | 
zur Berichtigung falfcher und zur Ergänzung unvolls 
ſtaͤndiger Begriffe der Kinder über die vorgetragene 
Materie dienen kann. Nar huͤte er ſich, daß er nicht 
ſelbſt zuviel ſpreche, und fordere beſtaͤndig durch zwecke 
mäßtge Fragen bie Kinder auf, daß fie mis. eigenen 
Morten angeben, ‚wie ſie dies und jones num yerfiches 
(Annal, 5r Jahrg. 4461) Mu und 


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Ian Core, bemiie Gh —— 
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5) Enbii laffe ex einige Kinder, eines mad Vom an 
dern, den Aauptinhait des ertheilten Lnterridgts mit 
eigenen Worten angeben, unb fie fethf Barı wieberhos 


len, was jur Erläuterung ober Anwendung baräber 


ongemerti worden. 

Bir aber auf Diefe Veiſe für den Verſtand und 
ba6 Herz der Kinder geforgt wi pp muf sun au 
nicht weniger 

Il, das Gedaͤchtniß derſelben durch woͤrt⸗ 
liches Auswendiglernen richtig verſtandener 
Grundſaͤtze und Vorſchriften fleißig geuͤbt wer 
den. Denn nicht zu gedenken, daß überhaupt ohne 
einen Votrath im Gedaͤchtniß aufbewahrter Wahrheiten 
ein mertuche ee err Ausbildung ber 

Ber 


n 
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} 


Dre 67 


 Merftandesfräfte und des eigenen Nachdenkens unmog⸗ 


— 


Ho iſt, fo kommt inſonderheit bey ſittlicher und relil· 


gioͤſer Bildung alles darauf an, daß gewiſſe Grunds 
füge der Serle fo geläufig und vertraulich werden, daß 
man diefelden zu aller Zeit und bey jeder Veranlaſſang, 


fo oft man einer Grinnerung, Esmunterung oder War⸗ 
mung bedarf, leicht umd ohne vieles Nachſinnen fi 


wieder ins Gemuͤth zuruͤckrufen kann. Dazu benutze 


denn der Lehrer, außer den voranſtehenden fünf Haupt⸗ 
ſtujcken der chriſtlichen Lehre, vornehmlich die ganz ab⸗ 


gedruckten bibliſchen Spruͤche und die ange⸗ 
haͤngten Liederverſe, die recht eigentlich zu dem 


Zwecke da ſtehen, daß fie von den Kindern, nachdem 
ihnen alles, was darin dunkel feyn. mögte, hiniaͤnglich 


erklaͤrt worden, wertlich auswendig gelernt werden 
polen, \ on 
»* 

Nach dieſer allgeme inen Anweiſung, wie der Cate⸗ 
chismus nach ſeinem ganzen Inhalt ſowohl fuͤr den Ver⸗ 
ſtand und das Herz, als für das Gedaͤchtniß der Zus 
gend zu behandeln fey, wird nun noch in Anfehung der 
einzelnen Theile deſſelben folgendes zu pflihemäßiger 
Beobaqctung für Schullehrer bemerklich gemacht: ' 

1). Die fünf Hauptſtuͤcke, welche als ein kurzer Ab⸗ 
riß der chriſtlichen Lehre voranſtehen, find nicht binter 


einander und auf einmal, ſondern nach und 


nach auswendig zu lernen, fo wie die Kinder durch 
. bie. ausführlige Erklaͤrung der shriftlichen Lehre in 
‚den Stand gefept worden, ſolche hinlänglich zu vers 
oe. Von dieſen fünf Hauptſtuͤcken iſt Dr. Lu⸗ 
‚ua there. 


. ⸗ 9 


’ 


638. 
thers Erklaͤrung abſichtlich getrennt, und ald du 
Anhang dem Catechismus beögefaͤgt, nicht damit fe 
den Kindern, am wenigſten den ſchwaͤcheren und zar⸗ 
ten, zum Auswendiglernen aufgegeben werde; fen 
dern damit der Lehrer felhft dies große Meiſterſtaͤk 
einer kurzen, faßlichen und kraftvollen Darfiellung 
dee ganzen Chriſtenthumslehre immer vor Augen 
Habe, um bie erwachfenen und. geüßteren Kinder an 
Jedem ſchicklichen Orte darauf hinweiſen, aud wehl 
die kürzefien nnd zugleih fruchtbarften Antworten 
z. B. die ErPlärung des erften Gebots, der Ans 
vede an Bott im Vater Unfer, des Schluffes 
des V. U. und dergleichen auswendig lernen laſſen 
zu koͤnnen. 
2) Bon der ausfuͤhrlichen Erklaͤrung der chriſtli⸗ 
chen Lehre iſt alle Unterweiſung in der Religian aus 
zufangen, und babey folgendergeitalt zu verfahren: 
2) Weil Anfängern, fo wie Aberhanpt Kindern von 
ſchwaͤcherem Werftande und Gedaͤchtniſſe, es viel zu 
ſchwer fallen würde, alle Catechismus: Fragen und 
Antworten richtig zu fallen und zu verfiehen, und 
Alle abgedruckten Spräde, auch Liederverfe, auswen⸗ 
dig zu lernen, fo find diefenigen Fragen, Sprüche 
und Verſe, welche bie wichtigeren Lehren und Pflich⸗ 
ten des Chriftenchums am deutlichſten und kuͤrzeſten 
ausdräden, mit.einem } bezeichnet. Nach biefer Aus 
weifung ſchraͤnke der Lehrer feinen Unterricht bey Dies 
ſen Anfängern und Schwäderen ein, gehe vorerſt mar 
die. bezeichneten Sragen, Sprüde und Kieders 


verfe anf die oben verseſchricdene Art mit den 
dar 


| Pre | 63 


durch, und made fie fo mit dem alfgemeinen Inhalt 
der chriſtlichen Lehre zwar kurz und auf eine ihren 
noch ungeübten und ſchwaͤcheren Verſtand weniger 
angreifende Art, aber doch in einer gewiffen Vollſtaͤn⸗ 
bigfeitund in einem leichten Zufammenhauge bekannt; 


für fie bezeichneten Spruͤche und Liederverſe auf, das 


mit auch diefe ſchwaͤcheren Kinder bey einer nur mäfs | 


figen Auſtrengung des Gedaͤchtniſſes dennoch mit den 
allerwichtigften und fruchtbarften Religionsſaͤtzen vers 
traut werden mögen. db) Die Abrigen Fragen, Ant 
worten, Sprüche, Anmertungn und Liederverfe, 


zweckmaͤßig zu benutzen. Vorzuͤglich kaffe Ach der Leh⸗ 
zer eine befondere Aufmerkfamteit auf die beugefügten 


Anmerkungen empfohlen feyn, und gebrauche fie zu. 


der Abſicht, die vorgesragenen Lehren. näher zu. bes 
fimmen, zu erläutern, und deren Anwendung den 
Herzen der Kinder wichtig zu machen; jeboch fehe er 
bey dem allen immer auf die Faͤhigkeit der Kinder 
zurüd, und vermeide alle Weitſchweiſigkelt. c) Was 
endlich die blos eitirten Sprüche, bie nicht etwa 
anderwärts im Catechismus abgedruckt ſind, betrift, 


fo find dieſe der Regel nach nicht zum Auswendigler⸗ 


nen aufzugeben, es wäre Denn, daß einige derſelben 
3. €. die in den Anmerkungen zu Abſchnitt VE. Frage 
21 umd 146. als Denkſpruͤche empfohlnen, und aͤhn⸗ 
tiche, Tür: fähigere Kinder von den Predigern aus⸗ 


‚zum Ausiwendigiernen aber, gebe er ihnen nur die 


“find erſt nachher ur Brweiterung der Religionas 
Erkenntniß der fähigeren und geübseren Jugend 


draccklich dazu ausgewählt würden, nach deren Ber 
on Mu3 — ſtime 


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te 


, 640 RE 


Fimmurs ſich die Eiuliehrer zu raten Gaben. Suah 
. werben fie iu der Kirche uud Se nur amfgeihie 
gen, geleſes aud kurı erfikt, Damit Die Kizder feidf 
Die Bibel gehörig brauchen lernen, zub n2G zu 
nad zu eigener genaue Getemuticbaf: mis berfellez 


Den weden. Wien bar in berieiben nur Die alırn 
wichtigſten Beränderungen und Degebenheicen aut 
gewäßit, alles in kurze Abfuitte verthetit, und bey 
Der eigenslichen bibliſchen Seſchichte die Gtellen der 
Bibel Gemerkt, die zur Erklärung der Durz zufamımens 
gedräugten Geſchichte Bienen. Diefe- nehme der Lehh⸗ 
ser bey feiner Vorbereitung auf jede Erzählung zu 
Haͤlfe, laſſe fie aber auch von den Kindern feibf aufı 
ſchlagen und leſen, damit die ihuen erzählte Sefchichte 
‚ befto beſſer von ihnen behalten werde. 

Bär dieſe Religlonegeſchichte ik in jeder Woche mes 
ntgſtens Eine Otunde auszuſetzen, und dabey etwa 
auf folgende Art zu verfahren: a) Der Lehrer ers‘ 

. zhHfe den Inhalt eines Abſchnitte, und führe zu deffen 
Erlaͤuterung aus den angeführten bibliſchen Sicklen 
mehr oder weniger Umſtaͤnde an, je nachdem es ben 
Kaͤhigkeiten und Kräften der Kinder angemeflen if. 
b) Dann frage er das Erzählte ein oder mebreremale 
buch. C) Darauf lefe er ober eins der aufmerkſanu 

ſten und im Leſen fertigfien Kinder deu ganzen Ab⸗ 
ſchnitt laut und vernehmlich Her. d) Zulezt loffe er 

W „ce 


1 
⸗ 


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7’ zu 4 
ein und anderes der fleiſſigſten Kinder die ganze Su 
ſchichte in einer freyen Erzählung wiederholen. 


4) Die Liederverfe find zwar mit dem Catechismus 


vornehmlich nach der Bolge von Abſchnitten und Fra⸗ 
gen, die uͤber ihnen angegeben iſt, zu verbinden, da⸗ 


„» mis ſogleich dasjenige, was der Verſtand der Kinder 


gefaßt hat, aud ihrer" Empfindung nahe gebracht 
werde. Da indeffen diefe Verſe nicht einzeln den 
Fragen beygefügt find, fondern eine befonbere Sams 
Jung ausmachen, fo wird ed zu einer natzllchen Wie⸗ 
derholung der Religionslehren dienen, wenkidie Kin⸗ 
der zu "Zeiten geübet werden, aus den gefaßten und 


erlernten Liederverſen, fo wie ſonſt wohl aus bibli⸗ 


ſchen Spruͤchen, die Religionslehre obed Mflicht im 


Catechismus, worauf fie ſich Araleben, mit heinjsnigen, 


was zur Erläuterung und Anwendung derfelben beym 
Unnterrichte ausführlicher vorgetragen worden, felhft 
anzugeben. 


5) Bas vorhin üher den Religlonsnnterricht Aberhaupt 
angemerkt worden, iſt gleichfalls auch in Aniehung 


der angehaͤngten Morgens Abend; und Tiſchge⸗ 
bete zu beobachten. . Sie möäflen zufoͤrderſt ihrem 


Inhalt nad den Kindern verſtaͤndlich gemacht, und 


dann erſt von ihnen ins Gedaͤchtniß gefaßt werden, 
jedoch ohne daß man ſie gerade an dieſelben Worte 


bindet. Fuͤr jüngere und ſchwaͤchere Kinder ſtehen 


nur die karzen Gabete da; die größeren ſind für ges 
üdtere beſtimmt; für. die zur Abwechſelung and zur 


‚Berhütung aller mechaniſchen Einfoͤrmigkrit im Beten 
auch noch andere aus Liedarverfen gewaͤhlt werden 


J u u 4 konnen, 


648 RA 

Binnen, 3. E. Abſchnitt J. Frage 9424. 30433. 
VII. 66173. 1685173. Ueberall aber ift bey Diefem 
* and andern Gebersübungen oft an das zu erinnern, 
was im VIlten Abihritte Frage 96. u. f. über ein 
Sort gefälliges Geber bemerkt ift, damie die Kinder 
fruͤh von ihrer erfien Jugend an zu einem recht chriſt⸗ 
Uchen Gebete gewöhnt werben. 


168. 

Verordnung die Einführung eines neuen Landes⸗ 
Catechiemus in ben Fürftenthumern Calen⸗ 
berg, küneburg und Grubenhagen, und in den 
Grafichaften. Hoya und Diepholz betreffend. 
Hannoyen, den sgten Novemb. 1790. 


| 8. mehrere Befdehrruug Aero zweckmaͤß⸗gen, eher 
furchtevolle Liche für die Religion und chriſtliche Tngens 
ben immer weiter verbreitenden. Schulunterrichta iſt 
dadurch, ftatt der, in obigen Zärftenthämern und Graf⸗ 
ſchaften bisher gebraͤuchtich geweſenen, verſchiedenen 
Catechismen, der nurgedachte nent, von dem bannes 
verſchen Eonftflorio aus geatbeitete gemeinfchaftliche Lau⸗ 
descatechismue, für ſaͤmmtliche obige Landesprodiczen 
verordnet und eingeführet worden. 


169. 

Verbot der Einfuhr des Iuneburgifchen Abdrucks 
bes nenen Landes⸗Catechismus in das Fürs 
ſtenthum Catenberg, und bes cafenbergifchen 

- in das Fuͤrſtenthum tüneburg. Hannover, den 
often Re, 2799. Zu | 

x oo. Nas 


? © 
x 





643 
Nachdem ‚der ausſchließliche Berlag des neuen Landes⸗ u 
Catechie mus, für das Fuͤrſtenthum Calenberg dem Mo⸗ 
ringiſchen Wayſenhauſe, und für das Fuͤrſtenthum Lane⸗ 
Burg der Sterniſchen Officin zu Lüneburg fandeöherrlich 
bewilliget worden; ſo wird allen Unterthanen, beſonders 
- aber den Buchführern, Buchdruckern nad Buchbindern i 
beyder Fuͤrſtenthuͤmer, ernfilih und bey Wermeidung der " 
Confiſcation der Eremplarien, die Einfuhr und der Vers 
Zauf des läncburgifchen Abbrucks ind Calenbergiſche, und 
des calenbergiſchen Abdrucks ins Läneburgifche, unters 
fagt. - 





u 
170. 


Ausfchreiben des Confiftorii in Stade, die eins _ 
gefchlichenen Unordnungen bey Erbauung und | 
Reparationen der geiftlichen Gebäude betref: 

-. __fend. Stade, ben 2often Nov. 1790. 

Da tönigliches Conſiſtorium bey den eingekommenen 

Baus und Kirchenrechnungen haͤufig bemerket, daß we⸗ 

der bey Erbauung neuer geiſtlicher Gebäude, noch bey, 

“  Mepgration ber bereits vorhandenen, nöthige Sparfams 
. Belt und Aufſicht herrſchen, ſondern vielmehr die einges 
ſchickten und genehmigten Bauanſchlaͤge ohne bewegende 

Urſachen betraͤchilich Überfgritten, und fie nicht felten 

pon unerfahrnen Perſonen verfertiger und die Baue und 

Reparationen beſorget werden; fo hat daflelbe für nöthig 

erachtet, an alle-Superintendenten und Pröbfte der dors 

tigen Herzogthuͤmer, folgende Vorſchriften ergehen zu 
laſſen. 
1) Laͤſſet man es zwar bey der in deſſelben Aus⸗ 

Shseiben vom isten Februar 1730, enthaltenen, und 

Uns durch 


644 Re 
durch die Juraten Inſtruction 6. 14. Befiktigten Griesis 
niß, daß die Prediger und Juraten ermächtiget find, ſie 
fi, und ohne vorgäugige Genehmigung folge Nevarn 
- tionen zu verfügen, deren Betrag fih unter so Mat 
Labiſch erſtreckt; es verſteht fich jedoch nom ſelbſt, daß⸗ 
ſammie in einem Jahre an allen geiſtlichen Cheblue 
verwendete Baus und Neparationskeſten ſich zum po 
Dart Lübifh belaufen mäflen. | 


2) Die Prediger und Juraten haben vor demYatı 
= sange des Decembermonates bie in den folgenden Jahrt 
nothwendigen Bepararionen an den geiſtlichen Gehdu 

- den, wenn fie über so Mark Luͤbiſch betragen, anzmen 
gen, wibrigenfalls haben fie zu gewärtigen, daß die Re 
parationen nicht genehmiget, und, wenn fie etwa eigens 
maͤchtig veranſtaltet worden, deren Lrftattung aus ben 
Kichenmitteln verweigert, und biejenigen zur Sea 
Iung verurtheilt werben, welche bie wrgeſchriedev⸗ Aus 
arige verabpumer haben. 


3) Diefe Anzeige der vorfallenden Reparationen if 
möglich genan einzurichten, und dem Befinden nad 
ein von Werkverſtaͤndigen verfertigter Auſchlag beyzu⸗ 
. fügen. | ’ . N | P - 
4) In dem Berichte fol zugleich von ben Prebigern 
und Juraten angezeiget werden: a) ob die Jährliche Ein⸗ 
nahme der Kichenmigtel zu der Beſtreitung der Reparas 
sionstoften Hinreiche ? oder 06 b) ein Zufchuß nöchigfep ? 
und c) woher er erfolgen könne? d) ob die Materias 
lien an Ort und Stelle und zu "wenn Dreife fie zu * 


> \ 


u Fe 645 


‚ben find? und e) oh der Bau nech einiae Zeit aufge 


fchoben werden koͤnne? 
5) Wenn diefe Anzeige eingekommen iſt, wird dafs 


. -felbe dem Befinden nach, entweder die Reparationen ſo⸗ 


:fors genehmigen, vder aber durch einecn zu ernennenden 


Commiſſarium bie Nothwendigkeit des vorhabenden 


. Banes, und wie er am zweckmaͤßigſten beſorgt werden 


-. 


un —— — —— 2 — wu 
“ 


könne, unterſuchen laſſen, und auf deffen Bericht weirere 


Vorſchriften ertheilen. | 
6) In dem Falle ein belonderer Commiſſarius zur 


Anordnung des Baues ernannt wird, fo haben Predis 
ger und Juraten deffen Worfchriften genaue Zolge zu Tels 


- Kten, und nicht für ſich eigenmaͤchtige Abaͤnderungen zu 


creffen, widrigenfalls daffelbe Ach zu hochſt unangeneh⸗ 
men Vorkehrungen gegen die Uebertreter bewogen finden, 


und fie m empfindlichen Ahndungen zu ihrer Pfucht zu⸗ 


ruckzufuͤhren wiſſen wird. 


7) Es verſteht ſich von ſelbſt, daß wenn unvorher⸗ 
geſehene Unglädsfälle eine ſchleunige Reparation noth⸗ 
wendig machen, und es dadurch unmoͤglich wird, beifels 
ben Genehmigung und Vorſchriften einzuholen, alsdann 
es dem Gutfinden der Prediger und Juraten aͤberlaſſen 


bleibt, die gehörigen und zweckmaͤßigen Vorkehrungen zu . 


sreffen; jedoch müflen fie - 
x .8) fofort dem Conſſſtorio den verurſachten Schaden, 


and die von ihnen veranftaltete Verfügungen anzeigen, 
wofern ſie nicht in die im $. 2. angedrohete Strafe vers 


fallen, und die Koſten aus toren Dans Mitteln ſtehen 
wollen. “ 
| 9) Da 


. — ⸗ 
me. un _ — 
——n. . — 


e;5 BI 


s Zr un niet sen temfiigen sähe Ws 
sis i:ifüe baber eusfahen, Def für zur nlfbigen Bere 
Sisnen wit in Zeiten aulsrgs wurden, (sußere derq 
Eorsichsfeu aub Unchtiaufen ven Eıhbaten übechenb 
nehmen laſen; fo behäk Fb das Esnikuriumm vor, i5 
foldyen Shen derch einen von ik angeertnnsen Eammils 
ferzum unterfadgen za laficu, eb bie Prebiger uub Zus 
son darch Die von ihnen verafikume Ziugaige aime fihlens 
nige Ausbefierung veranlaft haben, ba Denn bie Scha⸗ 
bigen mit empfiublidgen Gepbaſſen, uub, Dem Vefuben 
nad, mit der Erfisttung der Saufen ans ühzen eiges 
nen Mitteln belegt werben follen. 

10) Ein gleiches findet Statt, menu bie Prebiger 
und Jurasen eine an nub für ſich gar midye ellüge Fepas 
sation Aberellter Weiſe und eigenmädtig Dernehunen. 

11) Im Abrigen verficht es Ach vom feibk, deß an 
ben Orten, wo bie Prediger und Juraten möcht die Aufı 
ſicht über die geiſtlichen Sebaͤnde führen, fendern die Res 
yarationen von den Gemeinen und ihren Depntirten us 
weder allein oder mit Zuzichung ber Kirchen Patronen, 
nicht weniger von legseren Allein beforgt werben, dieſe 
Merfonen ih ebenfalls nach ber in dieſer Berartnung 
.. enthaltenen Vorſchrift zu achten Haben, 

171. 


Verordnung für bie Fuͤrſtenthuͤmer Calenberg, 
Goͤttingen und Grubenhagen, die Veraͤuſſe⸗ 
rung ber Gemeinheitsantheile betreffend. 
Hannover, den 7ten December 1790. 

Madsen verſchledentlich Gemerkt worden, daß bie Befls 

ge 


E02 2) 647 
Wer pflichtiget Reihehoͤfe in obigen Furſtenthümern ſich 


zu Zeiten beygehen laſſen, den ihrem innehabenden Hofe 


an den Gemeinheiten der Dorfſchaft zuſtehenden Antheil 
an die Gemeinde ſelbſt, oder an einen andern, zur Su 
zmeinheit ſchon Berechtigten, zu veräußern, und derges 
ſtalt einen ſolchen Hof aus der Claſſe der pflichtigen Reis 
Heftellen Herauszufegen, und von Iragung der Öffentlis 

hen und Gemeindelaſten zu esimiren ; dergleichen Aties | 
nationen der Semeinhritsantheile jedoch auch Bey ſolchen 
r Höfen, welchen feine meperrechtliche oder andere, eine 
. Solche. Veräußerung ſchon ohnehin. verbietende, Eigen⸗ 
ſchaft anklebet, nicht nur überhaupt. der Landesverfafs 

fung, fondern auch insbefondere der wegen Redintegri⸗ 
rung ber Höfe, und Bebauang wäfter Stellen unterm 
sten Sun. 1691. erlafienen Verordnung zuwider laufen; 


So wird das In ebengedachter Verordnung bereits 
liegende Werbot einer ſolchen Weräußerung der Gemeing 
heitsantheile hiemit nochmals. erneuert, und hiedurch 

verordnet: daB 

ı) alle dergleichen Veräußerungen ober Berpfäns 

dungen der Gemeinheitsanthrile, ſowohl an bie Gemeins 
. defeläft, als an einen in der Claſſe ber Reiheſtellen ber 
findlichen und bey der Gemeinheit bereits intereffirten 
Hof, auch bey ſolchen Häfen, die in keinem gutsherrli⸗ 
hen, meyerrechtlichen, oder dem Ähnlichen Nexu ſfehen, 
ſchlechterdings und in feinem Fall zuläßig ſeyn; 

2) Die Beräußerungen der Gemeinheitsanchelle 
an einen andern, in der Claſſe der Reiheſtellen bisher 
uicht befindlich geweſenen Hof aber, zwar an ſich nicht 
verbo⸗ 


werden, nt chic ara Ge; fe mir Damm 

3, abe ticfer Berertuung — 
Werkuferungen flyer Art Ae mädye, «x: 
Ateet werben. 





erſchiedene, zwiihen den hiefgen und Tirküh 
Heſſen⸗ Cafſelſchen Landen obmweitenbe Grhaz 

und Surisdictienäftreitigteiten, Gatten ſchon im Altern 
Zeiten bie Verabredung erforberlidh gemacht, dag, wenn 
die benachbarten Aemter ober Gerichte, bey einem euts 
ſtehenden Rechtöftzelte, in eine Jurissictteunsceliifien 
gerathen würden, alsdaun beyderſeitige Gerichtto brig⸗ 
Reiten ein logenanntes judicium mixtum zu fermiren, 
und ſolchergeſtalt bie Sache gerneinfchaftlih zu iurmiren 
und zu entſcheiden Gaben follten. Da es inzwiſchen Bis 
eg: an einer Beſtimmung gefehlt hat, wie es in Ab⸗ 
ſicht der, von dem Ausfpruch eines folden judicii mixti, 


don dem einen ober bem andern Theile, etwa zu ergreis 


finden, Appellation, zu datum; fo IR nuumehre auch 


dier⸗ 


* 


„7 | 649 


gieraber zwiſchen Röniglihem und: Ehurfücklichen und 


Den Farſtüch heſſiſchen Miniſterio zu Caſſel unterm aoſten 


Auguſt vorigen Jahrs diejenige Convention verabredet 
- amd geſchloſſen worden, weiche wir anſern Leſern damit 


in extenſo liefern. 
Seiner Königlihen Mojefikt son Großbritannien , 
und Churfuͤrſtlichen Durchlaucht zu Braunſchweig⸗Luͤne; 
burg, Wir zur Regierung Dero Churs und Birklichen | 
Bande verordnete wärkliche Geheime Raͤthe 
(Seiner Hochfuͤrſti. Durchlaucht des regierenden 
Herrn Landgrafen von KefiensCafel, Wir verordnete 
wuͤrkliche Geheime Raͤthe) urkunden und bekennen hie⸗ 
mit: Nachdem durch den, wegen der Auburgiſchen, Meus 
gleichenſchen und Hoͤckelheimiſchen Streitigkeiten mit 
dem Hochfuͤrſtlich Heſſiſchen Hauſe (Churfuͤrſtlich Braun⸗ 
ſchweigiſchen Hauſe) getroffenen, Interimsrereß vom 
26ſten July 1740. $. 4. feſtgeſetzt worden, daß, wo⸗ 
ferne inzwiſchen ein ſtreitiger Punet ſich zutra⸗ 
gen und vorfallen ſollte, ſolch ein actus falvo cm . 
jusuunque jure von beyden Thbeilen abgemacht 
und nie zur Conſequenz gezogen werden ſolle, 
jedoch bisher zum äftern ‚Zweifel darüber entſtanden 
And, wie es alsdann zu halten fey, wenn gegen bie von 
einem, nach Vorfchrift dieſer Verabredung, in vorkom⸗ 
menden Faͤllen durch beyderſeitige Beamte und Unter⸗ 
obrigkeiten formirten gemeinfchaftlichen Gerichte ober 


. fogenanuten judicio mixto abgegebenen Erkenntnifſe 


bie Appellation zur Hand genommen werden wolle; fo. 
haben Wir kraft von Allerhoͤchſtgedachter Seiner König. 


. Majeſtaͤt' und Churfürftt. Durchlaucht —9— 


©r, . 


« 


’ 


6» DPA 


Er. Beaftc}t Tare:120ı) Laser Epeckaibeiis 
arı um Fürkl. Er its Tiviee Tierbesautpeni 
green Iehrimen Winberic, t:e Ichereimlnufe gerne 
fen, vielen Zweifiia tur Kekigung size: gewiller Bes 
guiariys hierher, abindeliea, zui ind Dem zu False 
in Asſficht aller Arpellatienen von ben, im vorfımnas 

den Zäflen, cenvertioutmäfig fermirten judiciis mishs 

nachfolgende Punkte verabzetet und feigefehe erben. 

1) Bleibt es dem, ven einem mirdergefegten ;udi- 
do mixto, appellirenden Theile äbrlanen, bey mes 
dem vor beyberfeitigen competenten Obergerichte berielle 
Die Appellation einführen will; und fcü, wenn eime 
bon beuden Theilen bie Appellatien an beyde Appel 
tionsgerichte ergriffen werben follte, alttannn bie Juris 
dietion des einen oder andern Gerichts durch Die PDebs 
ventlon begründet werden, dieſe aber vom ben, dem 
judicio a quo eingelieferten, erſten Ermapulierisien 
und Inhibitotialen, ober von dem zuerft eingehenden 
Sinformatorials und Alteneinforderungss Refcripte ads 
hangen. 

2) Auf die zuerſt eingehende, an beyderſeitige Be⸗ 
amte zu richtende, und von ihnen gemeinſchaftlich zu 
befoigende compulforiales et inhibitoriales oder Zus 
formatorigls und Afteneinforderungs s Schreiben, wet⸗ 
den die Alten cum rationibus decidendi vom judicio = 
quo eingefandt, und wenn, im Fall einer, von beyden 
Theilen ergriffenen Appellation, aud etwa von dem ans 
dern Appellattonsgericht compulforiales einlaufen ſoll⸗ 
ten, die bey ſolchem eingebrachte Introduction und In⸗ 
fification der Appellation, an jenes Obergericht, weiches - 

j sie 


ae 0 66 


‚die erden eompulforisles erlaffen, cum rationibus de- 
cidendi, vom judicio a quo gleichfals eingeſandt, dem 
andern Obergericht hingegen wird, in einem ſolchen 
Falle, die bey dem erſtern ſchon eingetretene Prövem 
tion, loco paritionis, blos angezeigt. 

3) Die folchergefialt. an das eine oder andere 
Obergericht gediehene Appellationsfache wird barauf von 
Demfelsen, nach der ſolchem Gericht vorgefchriebenen, 
Proceßordnung, ohne weitere Communication mit dem 
Obergericht des andern Landes, gehoͤrig bis zu einem 
‚ Ertennenifie oder zur Entſcheidung inſtruiret. 

4) Usber die Entſcheidang der Sache feldft, fo wie 
auch äber fogenannte interlocuta mixta, haben beyde 
Obergerichte mit einander zu communickeen, und ſich 
eines gemeinſchaftlichen Schluſſes zu vereinigen. 

5) Wenn diefer'erfolge, wird das Concept der Ur⸗ 

gel doppelt anegefertigt, und das eine, von dem Churs 
braunſchweigiſchen, das andere aber, yon dem warſtlich⸗ 
Heſſiſchen Obergericht ſignirt. | 

6) Die Eröfnung and Ausfertigung aber von 
: denjenigen Obergericht verfügt, von welchem die Sache 
inſtruirt worden; jedoch 

7) mit ausdruͤcklicher Erwehnung, daß nach vor⸗ 
gaͤngiger receßmaͤßiger Communication und Vereinba⸗ 
rung beyder Obergerichte alſo zu Necht erkaunt worden. | 
; 8) Von demjenigen Odergericht, bey welchem die 
| Metel ſolchergeſtalt eröfnet worden, wird dem andern 
ı Gericht eine beglaubte Abſchrift derſelben eingefandt. 

In Rauͤckſicht auf diejenigen Fälle, da Appellationss 
ſachen, ohne Erkennung förmlicher Appelationsprocefiz, 

*  CAnnal. sr Jahrg. 48 ©.) io ent⸗ 





— 


672 BP 


entweder ua vorbersesangener Bitzneimfsrterung, str 
auch ohne dieſelbe durch eim Hleſes refcrıptuma de erner- 
dando, eder fimples reicctor.um abzutheun fegun bärfs 
ten, (cd 

9) wenn Erkennung fürmliher Appellatiensprrs 
ceſſe von Seiten des einen, und biefe Alsenneimforterung 
von Seiten des andern Db.rgerihes zufammentrchen 
follten, auch unter diefen die Zeit per modum prat- 
ventionis, entſcheiden; fo wie and 

ı0) wenn, im Fall einer wechſelſeitigen Apyellas 
tion, an beyde Obergerichte die Sache ohue Erkennung 


von Appellationsprocefien oder Einferberung ber Akten 


erfier Inſtanz fofort entweder durch ein relcriptum de 
emendando oder rejectorium abzuthun ſeyn muögte, 
alsdann bey hemienigen Obergericht, sweldyes die Com⸗ 
munisation mit dem andern Gericht über das abinger 
bende Erkenntniß zuerſt eröfnet, die Prävention in Abs 
ſicht der Ausfertigung deſſelben u. f. w. vorhanden ſeyn 
foll, 

11) Rinder auch bey denjenigen entweder fofert 
emendirenden oder rejicirenden Erkenntniſſen, welche 
ohne Erkennung förmiiher Appellationeprocefe, auf 
blos geſchehene Einforderung der Alten ad infpicien- 
dum, oder auch oßne folde Finforderung der Alten 
abzugeben find, die Eommunication mit bem andern 
Obergericht und Bereinigung über einen gemeinfchafts 
lichen Schluß Statt, und wird überhaupt auch in dies 
fem Kalle alles dasjenige, jo weites nah der Beſchaf⸗ 
fenheit der Sache anwendbar if, beobachtet, was unter 

din Nummern 3. 4 5. 6.7 und 8. feflgefebt worden. 
. 7.12) 


L) 


01, "3 

12) Sollte der Fall eintreten, daß beyde Oberge⸗ 
richte fich über ein abzugebendes Urtheil oder Erkennt⸗ 
niß zu einem gemeinfchaftlihen Schluſſe nicht vereint 


gen könnten; fo werden die Akten, auf Koſten beyder 
flreitenden Theile, an eine auswärtige Jurifiens Facub 


hr sum Spruch Rechtens verfandt,. und es beſorgt fos 


wohl dieſe Verſchickung “der Akten als die nachherige 


Eröfnung der eingeholten Urtel dasjenige Obergericht, 


bey welchem vorher die Prävention eingetreten if. Ue⸗ 


brigens iſt 

13) eine Appellation von ‘dep Erkenntniß des ju- 
dicii mixti nicht anders zuläffig, als wenn die Ber 
fürverde wenigſtens ao Färftengulden oder 21 Thaler 
in Fuͤrſtl. Heſſtſcher und 20 Thaler in biefiger Eaflen, 
münze, (dder ſoviel Rebe. in Churbraunſchweigiſcher, 
und reſpective 20 Ein Rthlr. in biefiger Caſſenmuͤnze) 
betiägt. Auf den Fall endlich 

14) daß. einer oder der andere ber litigirenden 
Theile, bey dem ſolchergeſtalt auf gemeinſchaftliche Ver⸗ 
einbarung erfolgten Erkenntniß, ſich nicht. beruhigen 
wollte, fo ſoll zwar dawider kein Suſpenſiv⸗Rechtsmit⸗ 
tel Statt finden, jedoch die Appellation an das Obers 
oppellationsgericht des einen oder des andern Landes 
wider ein folches in der Maaße verſtattet feyn, daß, 
wenn die Summe, in Abſicht deren fich ein Theil gras 
virt Hält, in Armenfachen z00 Thaler, in allen andern 
Sacen aber 200 Thaler in Golde, den Louisd’or zu 


5 Rihle. gerechnet, beträgt, die Anpellation jedesmal am 


das Oberappellationggericht desjenigen Landes gerichtet 
‚und lediglich von demſelden, mit Ausſchlieſſung bes Ober⸗ 
Erı3 appels 





64 DPA 


eppelstionösstichtß bei aubers Taute eutiihicben wen 
de, ber deſſen Beriht meer Jeßamz bie Yufiracien 
der Sache nut Erifsuug des Erienusniftes aufgehen. 


(Urtandiiq des hierunter sedradsen Eirfiiidhen Bus 
heimen Tufegeis. So weichen, Eafil, Dem zofm 
Auguf 1790. 
Vartui Hefige wärtlige Geheimerache dafeng. * 
(LS) © 
Wittorf. Sleckenbuhl gt. Bärgel. 
Mündhaufen.) 
EI a ————— 
Be | | 
Die Vorzüge der, meyerrechtlichen Ver⸗ 
faſſung, nach Beobachtungen über Bau⸗ 
erguͤter im Herzogthum Bremen. 


(Schluß. ©. das vorherg. Ot. der Annal. ©. 465.) 


9 Schluß führe ih für meinen Gag, daß dem 
Bauernfande Meyerrecht Heffer wie Eigenthums⸗ 


eecht fen, einen Beweis aus der Vergleichung der adelis _ 
hen Allodialguͤter mit ven Lehngätern. Keine Zamilte 
if im Stande, bloße waneigkın, die nicht etwa durch 


Fid ei⸗ 


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CL 7 Tr 77 


_ Kidelcommitfe, ober ald Stammguͤter durch Vorſorge des 
Diitterrechts Hefonders gedeckt find, ein Jahrhundert: uns 


gerheilt und in vollem Glan; für bie Bamille zu confers 


viren. Man unterfache bie Güter im Herzogthum 

-- Bremen, die bios Adodium find, und man erflaunt, 

was Erbtheilung, oder Curatelen, oder üble Wirth: 
(haft, darin für Verwuͤſtungen angerichtet haben. 


Der preußifche große Geſetzgeber hatte zwar feine 
Urfachen, die Lehngäter des Landes in Allodium zu vers 
wandeln, und dadurch fcheint die lezte Merfaflung eine 

„große Auctoritäe zu bekommen! Aber dies iſt auch nur 
Schein! denn wir find nicht bey der Frage: ob unter 
gewifien Umſtaͤnden der Lehnsherr vortheilhaft allodi⸗ 
ficire? fondern ob das Allodificiren dem Lehnsmanne 
und feiner Deſcendenz zutraͤglich ſey? Brym Lehnrechte 
druͤckt der Grundſatz, daß kein Sohn das vaͤterliche 
Lohn erben kann, ohne alle Schulden des Waters zu bes 
zahlen! Das ift beym Meyerrecht nicht fo, ſondern mit 
Bezahlung der Tare des Allodialvermögens iſt der 
Sohn, unter Beyſtand des Gutsherrn, im Norhfall, 
von Bezahlung der vaͤterlichen Schulden frey. In dies 
fer Ruͤckſicht iſt alfo der Lehnmann beym verfchulderen 
Lehn uͤbler daran wie der Meyer. on gehe ferner 
auf die Folgen des Allodificiens der Lehne! Woher ift 
die Einführung der ritterfchaftlihen Creditſyſteme in 
neueren Zeiten ein fo dringendes Beduͤrfniß geworden” 
und giebt nicht bie Äußere Nothwendigkeit Diefes Bas 
dürfnifies, einen Fingerzeig auf die Mafle der Schul 
den, welche ſchon jest auf. den Allodialgutern haften ? 
\ J 3 Iſt 


66 BP - 
AR nicht in Abſiat des einzelnen Verkaufs Bie Erebis 

caſſe⸗ Direction in bie Stelle des Brundeigentbüners 
getreten ? und if nicht eben dieſes Inſtitut eines feßr 
weiten Geſetzgebers und feines fbarfiiunigen Drinks 
ein neuer Beweis für den Sag: daB zur Beyiammen 
erhaltung eines Guts für den Geflger and feine Erben, 
‚die Einſchraͤnkung des Grundeigenthums worhwenbig 
fey? Ob es durch Lehnsherrn, Erhenzinsheren, Erebits 
foftem, ober Gutsheren gefchiehet, verändert: in ber 
Hauptſache nicht fehr viel. Aus dem Eigenthämer 
wird am Ende, um der Staatslaſten Willen, immer 
wieder ein Erbpaͤchter; und die Art, wie das gerbeilkte . 
Eigenthum immer wieber entfiehen muͤſſe; fährt der 
Hr. Geheimte Zufiljrath Moͤſer Phantafien erſter Theil 
nr.s6. ſehr Äberzeugend und vortreflih aus. Mad 

einer treffenden Poraflele, fagt er: „Wenn man für 
„send Anwohner. des Meers unſre fhäubaren Unteriha, 
„nen, für das Meer, den Krieg oder die gemeine Noth 
„ſetzt; N bat man bie Sefchichte unfrer Bauerhöfe, und 
„mit derfelben zugleich die Art und Weile, wie freye 
„Eigenthuͤmer ganz natuͤrlicher Weiſe zu leib⸗ 
„eigenen und hofhoͤrigen Paͤchtern herunter fins 
„Ken Fönnen. | 


So viel zum Beweiſe des dritten Hauptfages, daß 
das Weſentliche der Weyerverfaffung die nüglichfte Eins 
richtung fir den Bauernfland ey! Alle drey Haupts 
eontrabenten. der Staat, direct und Indirect, der Guts⸗ 
herr, der Diener, finden alfo ihren erheblihen Nugen 
beym Weſentlichen des Meyercontracts!“ Staat und 

| - Butss 


En a 657 


Gutsherr find für ihr ganzes fo weit ausgedehntes Sins 
tereſſe fiher dabey, und die ganze Meyerfamilie ift, bey 
allen. perfönlichen Ereyheiten, und vernänftig erforders 
dichem Credit, für alie Zeiten verforge! Aus welchen 
Granden ſollte man nun wohl bewogen werden koͤnnen, 


dieſen Meyercontract verdächtig zu machen, der vice. 


Jahrhunderte durch fo manche Staatsveraͤnderung ſich 
erhalten Hat, und: ben Ich als weile Vorſorge der Vorſe⸗ 
hung für viele tauſend Familien erheben moͤgte? Zum 


Theil⸗ habe ich ſchon in der obigen Ausfuͤhrung die 


Gruͤnde, welche man wider die Meyerverfaſſung an⸗ 
fuͤhrt, zu erledigen geſucht; auf die übrigen Gegen - 
gründe aber, fowohl des Werfaflers in den Annalen, 
wie andrer Schriftfieller, muß ich mic, nn karz er⸗ 
klaͤren. 


Um alle Mißderftͤndniſſe zu verhäten, wieder ⸗ 
hole ich hier meinen Hauptgrundſatz nech einmal, daß 
hier, wo von den Vorzuͤgen oder Nachtheilen der Dievers 
verfaffang die Rede if, nur blos das Eſſentielle ders 
felben zum Grunde gelegt werden muß: daß aber, wenn 
Landesgefege, Obfervanzen oder Verträge in diefem oder - 


‘jenem Stücke zufällige Einrichtungen, die verkehrt find, 


verurſacht Haben, diefes dee Meyerverfaſſung an fich 
nicht zum Bormurf gereichet; fondern fo gut wie es 
verordnet oder verglichen worden , auch wieder aufgehos 
ben, und leichter aufgehoben und 'modificirt, wie die’ 
ganze Verfaſſung umgeworfen werden kann. 


Unter dieſen Vorausſetzungen will ich die Vorwuͤrfe 
zergliedern, welche im 4ten St. der Annalen des erſten 
&r4 > Jahr⸗ 


It DEE 

Jahrganges gegen ‚bie. Dieyerverfalang gemacht Ted, 
und zwar in derfelben Ordnung. Der erſte Vorwuri 
if: „Mangel an. Freyheit und Eigenthum fellen bei 
„Megyerrecht begleiten; und daburch Fleis und Betriebs 
„ſamkeit unterdrückt werden. Der Berderjag fa 
mir nicht richtig zu ſeyn. Vermoge des Weſentlichs im 
Meyercontracte darf der Gutsherr den “Dreyer in W 
- Art der Benugung des Hofes nicht einſchraͤnken; feis 
lich paßt des Werfaffers eigue Definition von Freyiek 
. aud auf den Meyer. Die Bezahlung ber Gefäke 
liebt Keine Abhängigkeit vom Sebenbärger in fi 
oder jeder Eigenthuͤmer, welcher Zinfen auf ein geiler 
henes Eapttal zahlt, IR eben fo wenig frey! Bezehit 
ber Meyer feinen Zins richtig, fo iſt er in be: games 
Direction feines Haushalts und Hofes unabpinsis; er 
Tann’ feinen Wohlſtand ohne Auffiht- nach Gutſichen 
befoͤrdern; und iſt folglich in diefen Ruckſichten fo em 
. wie ein andrer Eigenthuͤmer. Blos das Wohl der 
. ganzen bürgerlichen Gefelichaft giebt den Maaßſtab (et 
nee Einſchraͤnkung, indem, wie id oben ausfaͤhrlich 
bargethan, diefe Erhaltung des Ganzen es nothwendig 
macht, daß dem Meyer ein Theil des Eigenthums an 
feinem Hofe entzogen, und in bie heilige Verwahrung 
des Staats oder Gutöheren gelegt werde. Dem gemels 
nen Beſten etwas aufzuopfern, bringe, die -Matur jeder 
Bürgerlichen Geſellſchaft mit ih, Daß diefeg Keine 


Finfchränfung der Beenheit fen; vielmehr dieſe erſt da 


entfiehe: wenn dem Bürger eine Einſchraͤnkung wieder: 
fährt, bey Handlungen, die dem Zweck der Staats⸗ 
vereinigung gleihgüttig ſeyn koͤnnen, beweifet Geber 

‘ .° | im 


Let u nn — — — — — 


2 27 _ EEE 77 


fa £yun. aten Theile feiner practiſchen Philoſophie $: 19. 39. 
Xe wind 61. und Mioniesquieus Ausſpruch: Freyheit if 
"nice; than, was man wi — fondern wollen, was 
Rt: an foll, ſtimmet damit vollkommen überein. Es if 


I Daher falſch, daß dem Dreyer bürgerliche Frevheit fehler 


18 Huch der Nebenvorwurf: ‚daß ihm Eigenthum fehle” 
yTFE nur halbwahr; der jährliche Erwerb, die. Ge 
a bäude, der Viehſtapel, gehören ins völlige Eigen 
a: thum des Bauern. „Grand und Baden gehört ihm 
zı micht;, aber wieder gehöre ihm deſſen freyer Genuß 
a für fih und feine Defcendenten erblich. Diefe unbes 
6 fteittene Theile des Eigenthums, dieſes unverletzliche 
a ersliche Benutzungsrecht: find binlänglih große 
ı Sriebfedern sum Sleiß, welcher jenes Eigenthum 
: 
| 
| 


vergrößert, und dabey Grund und Boden eintraͤglicher 


macht; eine Verbefferang, die mir jedem Jahre waͤchſt, 
Einnahme und Wohlleben erhäher, und nach des Bauern 
Tode auf die Kinder vererbt. Kr. Prof. Buͤſch zeigt 
in der Abhandlung vom Geldumlauf im $.35. des ers 
en Buchs: daß Geld und die Ausfiht auf deſſen Er⸗ 
werd die Haupttriebfeder aller Thaͤtigkeit ſey: und 
fagt fehr richtig, „das Geld wird da feine Wuͤrkungen Im 
„Beförderung einer allgemeinen Detriebſamkeit, am 


„lebhafteſten änfern, wo der Wunſch und die Aus 


„ſicht des Beſſerſeyns, den Erwerbern deffelben am wei 
„nigſten gefiört wird. Alle Einrichtungen bürgerlicher 
„Gefellſchaften, durch weidye diefe Ansfichten gekraͤnkt 
„oder erfchwert, oder geſtoͤrt werden, alle ſolche Verfü, 
„gangen, durch weiche man glaubt Arbeiten erzwingen 
„an Binnen, ohne daß dieſe Ausſicht dabey gelaffen 

&r5 „wird, 


6; 


€L3 BP. | 


„mid, bauen bie misite Getriehlmleie mie“ 
Dream F:unıiıy genl; has der Miryer in fernsr Ben 
fa#ang, dir Eirfien Triebfetern um ZleiE mb Enkter. 
Der Bafsner wich Finderiofe Een eis Sindernif: 
jener Barkangen bey Dieyerredt Seite 12. eis. Der 
feitene Fal, da eine Baurernche Üipterles ik, wechient | 
keine Rükige. Jedes Kirchenbau fan bemwerizm, def 

Her Fall unter Bauern ſelten if, und we er eistrkt, 

da if beym Eigenthaämer dieſelbe Würfung wie beym 
Meyer zu beſorgen! Beyden fehle das Jutereffe bey der 





Arbeit. Ich .mögte das Argument umlchren, zu 
fließen: well der Meyer nur das Eigentum des Er⸗ 
werbs und Inventarii hat, fo wendet er allen Fisit 
an, es zu vergrößern, nund nicht zu verſchlecdera, Dar 
mit feine juͤngern Kinder, die er oft mehr wie den Ans 
erben des Sofes.diebt, einen guten Erbtheil erhalten 
mögen. Die Waͤrkung diefer Kinderliebe beym Bauern 
iſt unbeſchreiblich! Iſt Grund und Goben aber Eigen⸗ 
ehum, fo Peilt ich alles von ſelbſt. Der Verfafler ts 
rufe ſich Seite 19. auf eine Vergleichung der Eigeusbäs 
mer andrer Länder mit unfern. Meyern. Im Eingange 
der Abhandlung Seite5. wählte der Verfaſſer England | 
sum Beyſpiel einer aufs höcfte getrichenen Cultur. | 
So recht er hierin. haben mag, ‚fo. wenig werden bie 
engliſchen Zeitpächter, dieſe in Abſicht der Landcultur 
und Oeconomie einzigen ihrer Art, zum Beweiſe feines 
Satzes fürs Cigenthum dienen, vielmehr das Segentheil 
davon darchun. Um aber ein Beyſpiel aus den Hanndı 
vriſchen Landen zu Haben, fo vergleiche man Eigen⸗ 
thums Marſchbauern — oder Aderiente Heiner Städte, 
oder 
‚ \ 


al, 5 661, 

— oder freygekaufte Meyer der zweyten Generation — . 
mit unfern Meyerleuten; bie teten finde ich im Durch: 
ſchnitt wohlhabend, ‚die erften verſchuldet. Wenn der 
Berfaſſer Seite 19. weiter anführt: daß der Befitzer 
eines Meyerhofes ſolchen gleichgüͤltig verlaſſe, um Tags 
Böhner zu werden; ſo kann dies nur in dürftigen Gegen⸗ 
‘Den wahr feyn, wo die Natur den Fleiß des Feldbanes 
nicht belohnt, oder Trägheit und Mißverhaͤltniß zwi⸗ 
ſchen Aderbau und Viehzucht, verurſachen, daß man 
der Erde Ihren Reichthum nicht. abzugewinnen weiß; 
oder andre Zufälligkeiten eintreten. Es ift aber Heine 
nothwendige Würkung der Meyerverfaffung , denn in 
dieſer Gegend iſt es ein ganz umerhöctes Beyſpiel, wenn 
ein Meyer feine Stelle verlaſſen muß; die Tradition 
davon würde fi Hier bis auf Enkel fortpflanzen! 
"Wollte alfo die Meyerverfafſung jenes leichtfertige Wan⸗ 
dern verurſachen, warum zeigt ſich dann: diefer Erfolg 
auch nicht bier? "Zährt-aber ‘der fo wandernde Meyer 
ſelbſt die Entſchuldigung des Verfaſſers an:,er fey nur 
: Sklave andrer Leute geweſen; fo iſt dieſes Bekenntniß 
dab Product feiner Berechnung: daß von der Erndte 
des Hofes, nach Abzug der Laften, nicht fo viek übrig: 


geblieben, um forgenfreye Nahrung zu haben! Iſt . . 


dem geringen Ueberſchuß denn grade die Meververfaſe 
fung? oder nicht‘ auch Grund und Boden, Fleiß, und | 
Selegenheie an guten Abſatz Sqchuld? 


Der zweyte Vorwurf des Berfaffers Sehehe 
Seite 19 darin: „das Meyerrecht fey eine eigene Wiſ⸗ 
ſenſchaft geworden, und erfordere ein beſonderes Stu⸗ 

dium. 


“2 


dinm,, Diecſes Schickſel het das Meyerreche mit ums 
dern beſondern Theilen Der Aechte z. B. dem Echereche. 
Bechſel⸗ und Affecaranzredite gemein! umb doch ſyeüche 
niemand ber Echusverfaffung, den WBedhiels ober Affe 
enransgefhäften ihren unenbliden Netzen ab. Das 
Eſſentiele (und nicht wie der Berfaffer, wie ih daube, 
mis Uarecht fast: Die Schimäre) der Meyerverfaſſang 
d. i. das gutöherrlige Urunbelgentfum zebuckt ſich 
anf leichte und fimpie Grundfäge — im Gatshere, 
Der nur dieſe beobachtet, mag immer gegen einige geſetze 
liche oder vertragsmäßige Eigenheiten aufehen ; es wird | 
dem Meyer nicht ſchaͤdlich ſeyn, ſich Sald entberfen,. und 
er wird Immer ein billiger Gutsherr bieiben. Wer afer 
som Handwerk Zurik if, der wird, wenn er mir Meyer⸗ 
ı verfaffung zu thun Kat, ohne Beſchwerde derin Geifk 
und ihre Rechte fiubieren , wie er im Wechſelgericht ſich 
aufs Wechſelrecht legen würde? Der ganze Einwurf 
trift nicht das Weientliche der Meyerverfafſang, ſondern 
kaum die Form der Geſetzgebung, und dahin gehdet 
auch der dritte Vorwurf Seite 20. woſelbſt es Heißt: 
„Die Geſetze des Meyerrechts find anvoliſtaͤndig, uud 
Binnen nad meinen Begriffen nie vollſtaͤndig werben, 
welches ich denn zu ben Kauptmängeln ber Verfaſſang 
zaͤhle, Daß ber Zuſtand der jegigen, die Dreyervers 
foffung Hetreffenden Gefege, in den meiften Gegenden 
sum Zweck nicht hinlaͤnglich fey, darin find wir eins; 
" daß aber diefe Gefege nie follen vollſtaͤndig werden Pins 
sten! das ſollte niemand behaupten, der die Vollkäns 
digkelt der römifchen. Gefeßgeburig, in einzelnen vers 
wickelten Thellen ber Rechte kennet, und noch var uns 
fern 


Pr 663 
fern Augen in den preußiſchen Staaten eine nene- Les 
gislation entfichen fieher, welche fchon jegt, während 
des Entftehens, die Bewundrung der aͤlteſten ehrwärs 
digſten Rechtslehrer auf fich ziehe, "md weiche, wenn 
ſie allenfalls ein halbes Jahrhundert mit gleich warmen 
Erifer und Einſicht bearbeitet feyn wird, einen hohen 
Grad der Vollkommenheit erreichen muß. Was ſchwer 
iſt, nenne man nicht unmöglich; fo wie bey den größten 
.. Schwierigkeiten die erſte Meyerordnung im Calenber⸗ 
giſchen entſtand, ſo wird naͤchſtens im Bremiſchen eine 
viel vollſtaͤndiger entworfene nachfolgen; vorerſt werden 
auch darin vielleicht noch Luͤcken bleiben, die doch dee 
- gleiß eines Viertel s Jahrhunderts leicht ausfuͤllet, und 
zulezt aus Sammlung aller einzelnen Zäle ein Ganzes 
sednet. Daß einzelne Diftricte, Dörfer, ja fogar Hoͤfe, 
ihre befondre Geſetze und Rechte gehabt haben und noch 


"Haben, if eine urfprängliche Eigenheit der teutſchen 


Freyheit, vielleicht der Urtelsfindung und Gerichtsform, 
nicht aber des Meyerrechts. Moͤſer behauptet nad) 


meiner Meynung auch hier mit Recht, und zwar auf 


eine ihm eigenthaͤmliche launige Art: daß der Hang 


zu allgemeinen Geſetzen, der gemeinen Freyheit 


gefährlich ſey. Pate. Phantaſien ater Theil 2tes St. 


So wie jeder Privatcontract dem Geſetze derogirt; fe 
wird auch unabaͤnderlich das Herkommen einer Gegend, 
eines Dorfs, dieſen Vorzug behalten; und will man 
ber, durch dieſe Abweichung von der Meyerordnung 
entſtehenden Ungewisheit des Rechts, dem dadurch ent⸗ 
ſtehenden laͤſtigen Beweis: Verfahren, answeichen; fo 
anterfache und ſamle man in jedem Diſtrict ſolche rechts 

. wäh 


“> 
* 


| 

664 Be 7 

. mößige: Hertomnmen: man gebe ihm dann Die aehlrige 
glaubwuͤrdige Form, ſo wird jene Klage der Ungeri⸗ 
heit aufhören, und alle folgende Jahrhunderte werben 
' unausſprechlichen Mugen davon haben. DE nadmals 
In diefem Diftrict diefelbe Krage anders, wie im audırz 
entſchieden mird; das iſt unſchaͤdlich, es gefchiche jetzt 
auch, genug wenn. nur das Peincipium der Entſchan 
bung in jedem Diſtrict ohnzweifelhaft feſtgeſetzt iſt. 


vierter Vorwurf Seite 25, „Die untperreit 
liche Verfaſſung ſcheint erſchaffen zu ſeyn, um Mifhel⸗ 
ligkeiten, Colliſionen und Mißtrauen zwiſchen Suus—⸗ 
herren und Obrigkeiten zu erzeugen, und zu ernähren, 
Diefer Vorwurf: fcheint mir nicht fo fehr ins weſentlichen 
der Meyerverfaſſung, fondern in einer- Ausdehnung bes 
gutsherrlichen Rechts, bis zu einen gewiffen Art. vom 
Gerichtsbarkeit zu liegen, welche vorzüglich in Gegenden 
fihtbar it, wo ehemals firengeres Leibeigenthum ges 
herrſcht haben mas. Es iſt alfo eigentlich eine Felge 
der nicht genau gezeichneten Grenzlinien diefer coflidirens 
ben Gerichtebarfeiten, und fobald diefer Mangel ers 
ſetzt würde, müßte diefe Beſchwerde größtentheits megfals 
en. In der Hiefigen Gegend, wo der Gutsherr über 
feine Üreyer gar keine Gerichtebarkeit, fondern blos das 
unbeftrittene Recht hat, liquide Meyerqefaͤlle erecurteifh 
beytreiben zu können, finden fih jene Itrungen nicht, 
"und würde ein Gutsherr ſich in einer Proceßſache feines 
Meyers annehmen, fo märde er es fib auch beſcheiden, 
daß er mit demſelben eine Perſon vorſtelle, folglich 
nichts weiter wie Parıhey ſey. Alle Verbeflerungsanges 
' legen⸗ 


> 


| 
| 


i 


PIE , 665 
legenh eiten der Doͤrfer, welche auf "eine Veraͤnderung 


und Altenation:des Gemeinheits Grund und Bodens 
im weiten Verſtande abzielen, werden im Herzogthum 


Bremen, nach einem ſehr beſtimmten Receß, von den 
Aemtern dirigirt, hingegen gefammter Gatsherrſchaften 


Mitwiſſenſchaft und Einwilligung erfordert. Verzoͤge⸗ 
rung kann diefe Einrichtung wuͤrken; aber in vielen 
Faͤllen habe ih es gefunden, daß die guisherriihe Zus" 
ziehung die MWerbefferungsgefchäfte mehr befärderte wie 
. "Hinteririeb, und namentlich koͤnnte ich einen Fall’ einer ! 
. nuglichen Speeialtheilung anführen, weiche nie in Güte 
würde bewärkt feyn, wenn nicht die Gutsherren als‘ 
Grundeigenthuͤmer es befördert hätten. - Diefe gurss’ 
herrliche Beförderung der Theilungsſachen wird iramer 


im Neubrudsjind eine entfernte Triebfeder haben, 
welche bey Eigenthumsbauern ganz unwirkſam iſt, und 
08 mögte eine unmögliche Sache werden, folhen Eis 
genthuͤmern bie ihnen verhaßten. Ausweifungen für zu 


, Beine Brinkſitzer, oder gar Neubauer, annehmlich zu 


machen. 
Der fünfte Vorwurf iſt Selte 2g. der: „Das 
ko unvollſtaͤndige Meyerrecht auf den Meyer ſelbſt anges 


wandt, foll hart, widerfinnig und ungerecht fepn, und - 


gwar a) weil er in Ermangelung eigener Kinder feinen 
Nachfolger auf den Hof wählen kann.” Der kinders 
loſe Zall Hey Bauerehen, ift wie oben geſagt, felten. 


ı Bo er eintritt, Branche der Greiß den Hof, ohne feiner 
Vortheile gewiß au ſeyn nicht zu übergeben. Gewoͤhn⸗ 


lich wähle der Gutseherr aus der. Verwandſchaft, und 
hoͤrt 


I 


\ 


u ' 


666 _ 6. u | 


“ | 
hört auf den Waulch bes altes Neyers. Der Em 
thaͤmer würde fi freplid in Dem feitenen Eindericien 
Soß feinen NoCfoiger feibk wählen, im fo weiz üben das | 
Reqt der Erbfolge frrge Hände ie Uber wich | 
Der Fremde, welchen dieſer wählt, im Ganyen auwers 
wie ber Nachfslger handeln, velchen ber Sutche mit 
Beyrath des abschenden Mevers wähle? b) Die chs 
sufindenden Binder würden verfürst. Grete 
Diese Kinderabfindungen müflen, wie ich obes aueist 
habe, jeben Eigenthuͤmer Aber den Haufen werfen, hat 
aber der junge Meyer feinen Gefhwifieru mäßige Abfin: 
dungen zu bezahlen; fo kann er, bey der Wahl im 
Frau, mehr anf die gute Wirthin, wie auf Dem reichen 
Graptihag fehenz und die auszuberatgende Gerhwiäßer 
muͤſſen durch Fleiß während ihrer Dienfizeit, Ach deu’ 
Brautſchatz zu verdienen ſuchen. Beydes if vom 
größten Diugen, und wo erſt mäßige Kiuderabfinbangn 
allgemein find, da fchaden fie au den Kindern nick, 
weil bie Sucht der Ereyer nach reihen Brautſchatz das 
duch vermindert wird. Muß aber der Dreyer feinen 
Geſchwiſtern viel herausgeben, fo.muß er biefes auf 
wieder zu beheyrathen ſuchen. Daneben iſt der große 
Vortheil, welchen Feine andre Werfaffung gewährt, Daß 
gebrechliche Perfonen lebenslang bey der Stelle derpflu 
. get werben. muͤſſen; folglich nie der gemeinen Reihe zur | 
£aft fallen; eine Laſt die bey ungluͤcklichen Hänslings: 
familieg ſichtlich genug iſt. c) Well es für Gläubiger 
dart if. Darauf iſt ſchon oben geantwortet. Was 
der Verfaſſer vom Gigenchum der Gebäude anfüher, iſt 
Provinzial; Laneburgiſch und aͤußerſt hart. Man ver⸗ 
einige 


— 


7, 667 
einige ſich uͤber eine mehr zweckmaͤßige Einrichtung, und 
die ganze Haͤrte iſt gehoben. Leichter wird es doch im⸗ 
mer ſeyn, dem Meyer das Eigenthum der Gebäude, 
wie des ganzen Grund und Bodens zu verichaffen. 
Den fehlen Vorwurf Seite 34. welder den _ 
' Ereditmangel betrifft, habe Ib fon oben ausführlich 
erörtert; und der fiebente Vorwurf Seite ar. weis 
" her davon bergenommen ift: „daß die meyerrechtliche 
Berfaſſang dem Outséherrn viele Laft und Unannehms 
 fichkeiten mache,“ iſt wodl eigentlich nicht von dem We⸗ 
ſentlichen der Meyerverfaſſang, fondern ben verſchiednen 
dabey eintretenden Nebeninconventenzen zu verfichen, _ 
. deren zweckmaͤßige Modificirung nach dem wahren Geiſt 
der Meyerverfaffung jeder Patriot anrarhen wird, 
Bleibt alsdenn mir Verwaltung gutsherrlicher Gerechts 
fame eine Heine Laft verbunden; fo mag fi der Gutes 
herr mit dem Capitaliſten tröften, den die Sicherheit 
feiner Capitalien ſchlaſtoſe Nächte macht; oder mit dem 
" ‚ Güterbefiker, der in jeder ſchwarzen Wolle Hagelſchlag 
ahndet, oder dem Handlungsunternehmer, der auf jeden 
Seurmwind kalkulirt. Es bleibt doch immer "eine 
ſchoͤne Sache, ber Befiker von Meyern, Eapitalien, Ss 
tern oder ausgebreiteten Handlungen zu feyn, und die 
damit verbundne Laften fiud leicht vergeſſen. 

Nunmehr bin ach grade da, wo der Verfaſſer in 
ben Annaten Seite 42 iſt, und ich boffe nunmehr die 
Stimmen des Publikums für meinen Grundiag zu 
vereinigen: daß das Weſentliche der Meyerverfaſſung | 
für. den Wohlſtand des Landmannes, den Ackerbau und 
Landwirthſchaft, Fleiß und Betrieb, mithin für den 

Aannal. sr Jahrg. 4488.) YO 





_ So 


668 SPUR 

©taat fehe zuträgfih und aut ſey. Ehe ſch mueiter anf 
Des Berfaflers zweyte Frage: iR diefe Werfeifung elar 
Werbefierumg fähig? Abergehe, habe ch wech Die Gin 
wärfe einiger neuen Schriften zu eriedigen, weiße fid 
gleichſals für Sreyheit und Kigenthums der Banern 
zu befimmen feinen. Der Sr. Prof. Buͤſch in der 
Abhandlung vom Gelbumiauf ſcheint im Gen Bae 
6.31. ſehr Dafür zu ſeyn. Benn man aber feinen Eins 
genau nachforſcht, fo räumt er ib ein: Daß ein wohl 
aberlegter Zwang, der den Gennß des Erwerbs nick 
gewaltſam ſtoͤrt, eine Ermunterung für deu Landınana 
ſeyn könune. Schon im 6. 34. beſtimmet er feine Foe⸗ 
Drang dahin: man laſſe dim Bauer die Antfikt, daß 
wenn er biefen Theil vom Ertrage feiner Arbeit dem. 


Gutsherrn abgetragen hat, er’ burch eine zweyte Ars 


Seit, durch welche er dieſem oder andern ihre Bedarf⸗ 
niſſe verſchafft, dies Geld wieder an ſich bringen Einme. 


So wird auch hier ein nuͤtzlicher Tauſch wechſetſeitiger 


Dienſte und Arbeiten zum. Bohiftande bes Gauzen, es 
wird, Auskommen auf allen Seiten entſtehen, und die 


Folge zeigt, daß der Hr. Prof. Buͤſch auf Freyheu 
vom Leibeigenthum dringt, und daſeibſt $. 37. und 38. 
ſtatt Leibeigenthum die Erbpacht einzuführen mänfhe — 
eine Einrichtung, die dem Weſentlichen des Mevereon⸗ 


rxracts gleich kommt. Der Hr. von Juſti ſagt ſchon im 


feinem Gutachten wegen Anbanung der jütlaͤndiſchen 
Heide, in dem aten Bande der Ökonom. Schriften 
nro. IIL. Gelte 263. und in der Abhandlung von dem 
Hinderniſſen einer. blühenden Landwirthſchaft. Kkonom. 
Sarifien.ates Band ar. 1, Baar. eben bat, was Der 

- \ oo Bert. 


6 
Berf. in den Annalen tinwirft: „Dan muß es als ei⸗ 
nen Grundſatz anſehen, der allgemein iſt, und wider 
welchen ſich gar nichts grünpliches einwenden läßt, daß 
In einem jeden Sande, wo der Gamer nicht Eigentha— 
‚mer ift, die Landwirthſchaft und dir Enitur des Bodens 

in einem ſehr ſchlechten Zufand feyn wird. Der einzige 


Vewegungsgrund des Fleißes, der Thaͤtigkeit und der 


Erfindungskraft iſt, daß man ſein Vermoͤgen und 
Umſtaͤnde verbeſſern will. Der Bauer, der nie 
Sigenthuͤmer ik, wird weder unkultivirten Boden urbar 
machen, noch wichtige Verbeſſerungen in. dem Gute 

vornehmen, weil ihm allemal im Gedanken ſchwebt, 

daß er nicht zu ſeinem eigenen Vortheil, ſondern fuͤr 
ben Nutzen anbrer arbeitet... Es ſcheint mir aber, 
daß der Hr. von Juſti hier bauptfädhlich Die läftigen 
. Bolgen der daͤniſchen Gärereinrichtungen und des ſtren⸗ 
gen Ceibeigenthums vor Augen gehabi habe, wenig, 
ſtens jeigt dieſes der nachfolgende Zufommenhang Seite 

270 und 271. wo er darüber klagt: daß, wenn ein 

Bauer ſtirbt, die Rechnung wegen Deterioration des 

Guts immer fo gemacht werde, daß der Proprietär alles 

binnimme, was der. Bauer Binterlaffen hat, and‘ die 

Erben nichts befommen, und daher fagt er: Die Bauern 

find blos Pächter, und vielleicht viel weniger als Paͤch⸗ 
| ser. Daß der Hr. von Juſti dieſes für landverderblich 
haͤlt, kann richtig ſeyn, ader daraus nicht folgen, daß | 
bloe eine gaͤnzliche Eigenihumsverleihung dieſem Uebel 
abhelfen koͤnne. Die vernaͤnftig eingerichtete Meyer⸗ 
verfaffung bewuͤrkt denſelben Zweck, ohne von den 
Uedeln des voͤlligen Eigenthums begleitet zu fepn, and 

— Da -. des 


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ein bequemes Lie veidchen, we me Münter 
nah feinem Tode in gaten Umfhzten kanmichee 
wi. Nilemaud arbeitet gern zum Ruten ambes 
rer u, Oben habe I indeffen anstihrlih zu yaizzn 
geſucht, daß biefer Vorwurf die Dieyerverfeifung nide 
treſſe; tiefe vielmehe für Die Becheflerung ber Euirur 
whrffamer- wie freyes Eigenthum fen; usb Dr. Srüänis 
ſcheint eigentlich au nur die Verbannung bei Leibeis 
genthums zum Zweck zu haben. Die mit freyem Sigen⸗ 
thum verbundenen Schwuͤrigkeiten der Erbgelder, flars 
ken Leibzuchten, fühle er weiter unten G.783 und 735. 
fehr gut; und um bie zu ſtarke Beſchwerung der Bauer⸗ 
gäten mie Ochulden zu Kindern, deren unglädliche Fol⸗ 
an er ©. 7443. einraͤumt, ſchlaͤgt er am Ende fo eins 
ſchraͤnkende Mittel vor, die noch mehr wie die Meyer⸗ 
vorfaffung dem @igenshümer die Hände binden, und Die 
eo ſichtuch machen, deß ee den zuerſt angeführten : 
Grunds 


a on. m [RE En _ EEE 


% 


ala... | 671 


Grundſatz vom freyen Eigenthum, ohne Einſchraͤnkung, 


nicht fuͤr ſicher halte. 


u Auf die Preisfrage, welche die Petersburger dkono⸗ 
miſche Geſellſchaft im Jahr 1768. beantworten ließ: 


„Iſt es dem gemeinen Weſen vortheifhäfter nnd nuͤtzli⸗ 
her, daß der Bauer, Land oder nur bewegliche Güter 


‚ zum Eigenthum befige? und wie weit fol ſich daͤs Recht 
bdes Bauers auf diefes Eigenthum erftredten, daß «6 ’ 


am nuͤtzlichſten für das gemeine Weſen fey?,, beſtimmet 


fih die Wöllnerfche Preisichrife im erſten Theile, für 


den Vutzen des Eigenthums; gehet man aber weis 
ser, fo finder man fchon bey der Vergleichung des 14ten 


und ısten $. daß er dan Loßbauern, der jährlich verjagt 


werden kann, gegen ben erblichen vertaufchen will; denn 
vermöge des 15ten 6. fo der neue Eigenthümer dem 


Gutsherrn die vefigefegte Abgaben und Dienfte leiſten. 


Sm aten Theile diefer Abhandlung find die Einſchraͤn⸗ 
tungen diefes zuerſt vorgefchlagenen freyen Eigenthums, 
ausführlich entwidelt. Der Verfaſſer will hauprfächlic 
nach dem $.38 und 39. die Leibeigenfchaft aufgehoben, 
Hingegen $. 41. das künftige Cigenthum durch gewiſſe 
Grenzen zum gemeinen Beſten eingefchräntt wiſſen. 
Seine Borfchläge find: I: Der Bauer muß den Bells 
des eigenthümtichen Landes bergeftalt gefichert erhalten, 


daß ihm ſolcher nicht wieder kann catzogen werden. 
Einſchraͤnkung dieſes erſten Rechts: wenn erwei⸗⸗ 
Sich dargethan wuͤrde, daß dieſer Bauer liederlich wuͤrde, 


ſo müßte er von Haus und Hof gejagt werden. II. Der 


Bauer muß die Freyheit haben, die Grundſtuͤcke aufs 


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ee für ſich zu nugen. Einſchraͤnkung dee 


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Husten des Brause oa ins mal 
veßestegt werten, mie ex usa use Euzlizeng, Gafzayet 
foya. Kinideiufung des - 1) U 
Ges ßen Esssesthamssetsiiung Mnng un Ecc 
sun das alse Tacaziam Dee ut. 2) vee 
Beh der Dinge Feigen folite, muifsen aummuber bie 
Abgaben in Berzaite berhen, ber ep Gunabsaden 
veßsefegt werben, DaF, wenn eine Erhöhung ber Züger 
Ge, dem Bouer von der Kegierung im gungen Lande 
derorduet wärde, bes enerbare Eigenshiunez van haken 
Beichl Ich unterwerfen, usb feinem Herrn nad Ban 
hilsniß mie Abgaben als vorher enirickeen mullme. 3) 
Bey neuen Gtasttauflagen ; 4) Ein gleiches muhfıe gel 
sen, wenn Der Guteherr Berfhäffe gethan, zer Virth⸗ 
(Haft, oder um einen wälen Adır urbar zu maden. 
IV. Dos vierte Recht des Bauern if, die Erenbeit fer 
nen Ader zu verlaufen. EKinſchraͤnkung des vier: 
sen Aechts: 1) Diefe Freyheit kann ihm jedoch nur 
dann zugeflandge werden, wenn er unvermögend ges 
worden, feiner Wirthſchaft vorzuftehen, und keine Kin⸗ 
der hat, welche feine Stelle vertreten können; ober 
wenn er wieder ein ander Banergut kaufen will. =) Es 
verſteht fih von feldft, daß er zum Verkauf die Einwil⸗ 
(igung feines Herrn ſowehl uͤberhaupt haben muß, als 


auch 


en en u il — ——————4— 


Pr 


BE 2... 673 
auch gehalten iſt, feinen Käufer vorher ſeinem Kerr 
vorzuſtellen, und die Beſtaͤtigung des Handels von ihm 
zu erwarten, Vtes Recht: daß der Hof an die Kinder | 
oder Verwandt’, auch an Fremde vererden koͤnne. Ein: 
ſchraͤnkung des fünften Rechts: Der Erbnehmer 
muß ſchlechterdings ein Adersmann feyn, und ſelbſt ars 
beiten, fonf muß er es einem Bauern verfanfen. | 

Aus diefer ausführlichen Anzeige jener Preisfchrift 
zeigt ſich, wie fehr der Verfaſſer die Gefahr, weiche bey 
Bauerguͤtern mit freyem Eigenthum verbunden iſt, gefuͤhlt 
habe; und wie die Einſchraͤnkungen, welche er vorſchlaͤgt, 
die Frevheit des Eigenthums und den Credit unendlich 


= mehr bindere, wie die Meyerverfaſſung. Diefes wird Hins 


reichen, um meine Lefer zu überzeugen, daß auch dasjenige, 
was in andern neuern Schriften über die Vortheile des 
Bauerneigenehums gefagt if, micht hinreiche, um dem⸗ 
felben den Vorzug gegen die Mieyerverfaflung einzuraͤu⸗ 
men; und ich glaube faft, daß die meiften jener Schrift, 
ſteller ſich mit mie leicht vereinigen, "und der Meyerver⸗ 
faffung, fo wie ich ſolche beſtimmet babe, den vorzüglichs 
fen Werth zugeftehen werden. 

Ganz etwas anders ift dann die zweyte Stage, 
welche der Verfaſſer des Aufſatzes in den Annalen ©.42- 


aufwirft: „Iſt dieſe Verfaſſung einer Verbeſſerung 


faͤhig oder beduͤrftig? Es wird ſich keine Einrichtung 
denken laſſen, die nicht einer Verbeſſerung fähig wäre, 
und fo iſts auch mit dem Meyerweſen. Statt aber die 
Meyerverfaſſung durch zweckmaͤßige Mittel zu verbeſſern. 
ſchlagt ber Verfaſſer ihre gaͤnzliche Verwerfung vor: „turi 

P9 4 det 


674 DPA 


Der biißerige Nener werde aim ner Cirumtiphkumen feat 
Hofes, Ich enutheite zuh bir imss meine Amturert, 
uud bejsche weich af Die voıze genze Imsthrumg Die 
ich aber einige Blängei der jeiieen Birgerwerfeitung mile 
verteune; fo würde ich a teen Birbehemung Deu Bau 
ſchlog wegen: daß in jeder Drosins ter Ziuireft, bir ih 
bey der Üiewerverisfiung in feldem bersergetfpam: Bilnsk 
er gen⸗an unterfihen zud das farıe Keiuians eines ober 
Ditectorio vorlegen möste. Auf cm feldhed araeumdhig 
wahres Detsil_wärde atsdenn eine weile Bambeöregirrung 
ſolche Berfügungen begränden lüunen, weidh: möches mis 
zen, um auf fiherm Wege dad Naedieheilige, von dem 
Vortreflichen der Diewyerrerfaftung abiufonbtrn, Dbme eine 
foihe Berfolaung der kieinern Uebel in allen euizchuen 
Theilen, koͤnnen alle Derbefieruugsoorfcläge jo wenig 
gründlich wie zweckmaͤßig ſeyn, und daher verfolge ich dies 
fen Segenfland nicht weiter. Mit der jwremen Trage, 
©. 42. verbindet der Verfaffer auch die Dritte: weicher 
Zuſtand des Landmannes ift der vorzüglichſte? und ’num 
enwickelt er ©. 45. eine Verfaſſung grade fo, wie im Ders 
zogthum Bremen diejenigen Meyerhoͤfe gefegluch eingerich⸗ 
get find, welche ſich pon- der Guts herrſchaft frey kaufen. 
Den ſolchen Hoͤſen iſt im Bremiſchen durch das Edict vom 
‚sten Aptil 1779. verordnet, daß fie nur im Ganzen, 
vice aber eingelne Theile verfäuflich, wohl aber zu halben, 
drittel und viertel Höfen theilbar fenn follen. Das ange 
Paufte nicht zur Conſiſtenz des Hofes gehörende Erbland 


barf einzeln verkauft werden. Hier haben wir alfo ſchen 


Depfpigte von Einrichtungen der Art, wie fie der Werfaffer 
wanſcht. Aber alle Brpipiele, welche ich in biefer Sigend 
dep 


| Zn.’ ‚22 675 
bey mehreren auf die angeführte Art freygekanften Hoͤfen, 
vor Augen habe, zeigen ganz unzweifelhaft: Daß der 
Wirth des freygefauften Hofes nicht beftehen 
rann; und alle Eigenthuͤmer verkaufen ſich nachgrade 
wieder als meyerpflichtig einem Gutsherrn, deſſen billigen 
Stundfägen fie trauen. Blos im vorigen Jahr Hatte ich 
4 Unterfuchungen der Art, da ſich Bisherige freye Eigens 
shümer einer Kirche zu Meyern anboten; welde mid 
‚ vom ganzen Detail fehr genau unterrichteten. Ron mehs 
teren andern frengefauften Bauern din ich zu Nathe gezos 
gen, wenn fie einen neuen Sutsheren annehmen wollten; 
und in jedem Fall habe ich nach Erkundigung der kleinſten 
Umftände, dasjenige. wahr gefunden, mas ich oben von 
der Wuͤrkung des Eigenthums geſagt habe. Dieſe That⸗ 
ſachen gelten mir mehr wie theoretiſche Abſtractionen. 
Soſlen im Kleinen, Anbauer ängefegt werden, welche nur 
geringe Befigungen erhalten, deren Werth fie mit det 
Arbeit bezahlen, die fie auf die Culiur der Wuͤſteneyen 
verwenden; da mag immer das Erbenzinsrecht dem Ans 
bauer die, auf die erfte Cultur verwandte Koften ſichern, 
und von ſolchen Erbenzinsverleihungen hat die koͤnigl. Cams 
mer fhon im Amte Achim, grade aus jenem Srunde Bey . 
fpiele mit gutem Erfolg gegeben. Aber wer wird es was 
gen, vom Anbauer auf den Beſitzer des Meyerhofes zu 
ſchließen, und doch enthält das Erbenzinsrecht noch kein 
feeyes Eigenthum, wie der Verfaſſer im Anfang verlangte, 
mithin habe ich über die Sache nichts weiter zu fagen, 
und fehließe mit den Ausdrücden des Home, in feinem 
Verſuche aͤber die Geſchichte des Menſchen im iſten Theile 
Bu 1 7 En 


676 SPA 


md zeen Bernie: _O Reizung zum Eiseatiemn! m bu 
mit doppeltem Geſiche bea abeer Janus, der dm wirl Bes 
hervorbriagſt, aber oft im einen Ziadh autaztefl ! m Dainer 
Nechten iA Inbuftie und ein Herz bei lächerinfies , mab 
in deiner Linfen der Beig, bie giſtige Bachſe Der Drambers 
_ oder, wöste ih Hinzufügen — asrlicke Werfen 
dung! wohl uns und jedem Lande, befien Dehresider mi 
Deisheit der Rechten ihre Freyheit ſchert, Imbem er der 
Linken den Zigel anlegt! 
Meyer, 
Amtſchteiber za Caneuflein. 





Ueber vorſtehende Abhandlung, Hat ihe Berfeffer fol 
gendes Urtheil eines in ber Staatswirthſchaft cheoretiſch 
und practiich erfahrenen Beamten ben Herantgebern mic⸗ 
geiheilt, weiches hier einen ſchicklichen Piatz finden wire. 
Ich kann Ihnen das Reſultat nicht zugeben, Daß bie 
Meyerverfaſſung die einzige beſte Verfaflung des Bauern⸗ 
flandes ſey. So wieder Menſch in eflen Klimaten, von 
der Linie bis an den Nordpol gedeihet, wenn er me will: 
fo kann der Bauernſtand auch bey jeder Berfaflung feinen 
Zweck ganz erfüllen, und wohlhabend und glaͤckuch ſeym 
wenn nur einmal Sinduftrie in ihm il. 1) In den vers 
ſchiedenen oberſaͤchſiſchen Provinzen, worin der Bauer 
das volle Eigenthum uͤber ſeine Guͤter hat, wird die Land⸗ 
wirthſchaft doch gewiß nicht ſchlechter getrieben, als hier; 
herrſchen fichtbar auf dem Lande mehr Gewerbe, uud ik 
die Bevolkerung ohne Widerſpruch größer, der Boden aber 
ſchlechter: denn von Marichen weiß man nicht einmal den 

0 Nas 


me 67 


Mamen, md ‚andre fette Ochfen, ats die aus Ungarn, Poh⸗ 
dien und Sranfen zugetrieben werden, kennet man nicht, 
2) Im Sörtingifhen, wo die Bauern ganz im entgegens 
geſetzzten Falle, neinlich To nie in England, gar nur Pacht⸗ 
Meyer find, iſt der Wohlſtand vergieithungsweife doch auch 
micht geringer als hier, - obgleich. fie meiflene nur fehlechte 
nud wenige Grundſtuͤcke, und beynahe gar keine Wieſen 
und Weiden haben. Das Urtheil Über die Vorzuͤglichkeit 
Der einen Verfaflung vor der andern iſt wegen der unend⸗ 
lichen Wenge von Nebenumfänden, die mit leinwirten, 
hoͤchſt ſchwer, ja faſt unmöglich, wenigſtens noch jetzt foR 
unmoͤglich, da wir die verſchiedenen Verfaſſungen, die wir 
vergleichen wollen, nicht alle genau kennen. So finde ich 
3.D. daß man hier von der fächfifchen Banernverfaflung 
nicht zu wiſſen ſcheint, daß die meißen Güter geichloflen, 
und die Auszüge (mie man dort die Leibzuchten nennt) 
und die Abfinpungen der jüngern Rinder deſtimmt find, 
Ihr Gedanke, daß man erſt in jeder Gegend eine voll 
ändige Geſchichte der Werfaffung aufnehmen fol, hat 
daher meinen größten Beyfall. Ich bin gewiß, daß ſich 
am Ende daraus zeigen werde, daß jede Verfaflung, fo 
nunguͤnſtig ſie auch an fi, dennochiducch die Länge der 
Zelt fo. modificirt fey, daB das Beſte des Ganzen, nach 
der Localitaͤt, nicht nur dabey beſtehen, ſondern ſogar auch 
mac dadurch befördert werden koͤnne. Fuͤr den philofophls 
fihen Beobachter machen nun alſo nicht ſowohl die Wers 
faſſungen feibft, als vielmehr die Modificationen derſelbey 
die Hauptfache aus; und faft mögte ich wünfchen, daß fie. 
da⸗ u für den politiſchen Beobachter an, auf DAB er 
mehr 


u, 


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mic bezauf the, Thiele ee zu abs 


fiicen, el Gr gu; mugmmmiein. Zr 
Ber Berfeiungen & Lad Im Trauer biz im Bas 


eines ber intereiunseien. Es di Denia 


mb (SE Dei Rohe, bie Gäser Bis anf Gaike Bingen 
28 (hellen unb zu dufeen, Gerlsmmeni. Dad wei ihr 
söweolf mr fädıtig bauen Gesbadtet Galle, QB feigmiel: 
© Scficht aus 4 Omtern, Gebrufte, Beute, Odin 
Besen uud Rammerbern. Die rien Geybem Gebienrn fh 
ügers Gigeuthums ; unb Werinferungöreiges ame Eins 
(üränfung, ind aber dabey in den (iedjtefken Kunflänben; 


Die Scyden lezten haben eine der Dirgeruurfalfung fü al | 
hernde Geſchloſſenheit ber Ghter unter ip ih almyes 


füßer, und befinden ſich fehe wohl. O6 aber Bei Bahia 
finden dieſer, und das Schlechcheſinden jenem elem-aikn 
ans dem erwähnten Srunde herrkhee, leſſe ich Yan ges 
ſtellet ſeyn. Daß die Bauen, weile ih im Germiiien 
freygekauft Haben, nice zum Beſten fahren, umtfepeidet 
meines Urtheils, doch noch nit ganz zum: Welten Der 
Dieyerverfaffung. Es gehören mehrere Seneratisuen bazı, 
um den Bauern zu gewöhnen, ſich in eine ſolche Stamm 
desveraͤnderung zu finden, und denn koͤnnen auch einzelne 
Breye, unter mehreren Meyern fo nicht gedeihen. Fur 
Gutsherren, die nicht auch die Gerichtsbarkeit haben, Hat 
die Meyerverſaſſung nidyt das mindefte Empfehlende. Ihe 
Mißbrauch der Gerichtsbarkeit konnte aber durch die obern 
Gerichte ganz gehindert werden. 





! 


| 





a - 675: 


Topographiſch nette Beſchreibung 


des Amtes Scharnebef im Fuͤrſtenthum 


Luͤneburg. 
Vom Candidaten Muͤller. 





as Amt Scharnebek grenzet gegen Morgen und 


Mitternacht an das Fuͤrftenthum Lauenburg und 
an das Amt gleiches Namens; gegen Abend an das Amt 
Buͤtlingen, gegen Mittag an das Amt Luͤne und an 
das adeliche Gericht Luͤdersburg. Sein Flacheninhalt 


betraͤgt in der Länge $, in der Breite }, überhaupt ohnges 


fähr 1% geogr. Quadratmeilen. Kirchſpiele find zwey 
In diefem.Atnte, Scharnebek und. Chem. Zu jenem ges 


hören 37, zu diefem 31 Höfe. Amtseinwohner find 68, 
und fogenannte Eingehörige oder Amtsunterthanen, Die - 


in andern Aemtern wohnen 55. Ueberhaupt alfo 123 
Geuerftellen. Leber dieſe find 2 Beamte beftellet, nem⸗ 
lich ein Drof und ein Amtſchreiber. Fluͤſſe har diefes 


Amt zwey, die Nees und die Wetter. Jene entfpringe 


im Amt Blekede, fließt durch das Flecken Dahlenburg und 
durch das Kirchdorf Neeke, welches vermuthlich den Nas 
men von ihr führer, und koͤmmt fodann ins Amt. Weiter 


fließt fie durch den Scharnebeker Ellernbruch bey dem 
Kirchdorfe Echem eine Viertelftunde ſaͤdwaͤrts vorbey, durch 


Wieſen Bin, in einen ftehenden See bey dem herefchaftlis 
Gen Fiihhaufe. Beym Wiederausfluß gehet fle ins Amt 
Batungen und fällt endlich in die IImenan. Die Wetter 
kommt aus einem See im Amt Lauenburg unweit dem 

1 a 


—2 pe 


Birirst. :schanzes, 
Knut Eimer Ems us ik = zz u Gare 
Ersüfer 6 u Suten Eme men ut quiin: ü 
5 Eamsbe us, — —— 
de poguemute Ban, bulılız aut Dissen ann amt © 
da. 2, Dub sgrmsuute wulıe Zi, wmmume weinen 
Geis Eden ken et wirt ab Trubenuk uhr. 
f; Das Gemmerietes Zei, + Di Veleuiucker Daiz, 
Schcher ub Cohen, wunder Gur-iufilinlben Dakauag 
Geßienderf. besen Täter tie Eule Uber — 
per, wohhz eu bie Darin fallende Mel nt Weite ziehe, 
AMes pıivasive Gesıtihaftiuse Teufen. Dsmr Icheupte 
de0 Dorf Ehen, Juteschrut bei Eieminnes zu fen. 
Do bercchet dieſes Aecht alten Nechtc hee zuisige zur 


Plarrheiʒ nar ans dem vollen Ctamen schamem werd. Sam 
Kudipiei Scharnebek find auch Terfinsere verkenden ; 
wo daher Häufis Torf gebrannt wird. Gemeinheiten 
‚ And 1) im Kirchſpiel Scharnebek, ber fogenannte Wuch⸗ 
berg, eine geräumige, aber ſchlechte Weide, auf heidigren 
und zum Theil moorigtem runde, 2) Im Kirch wpiel 
Echem verſchiedne; a) die fogenannte große Weide gegen 
Abend, nach dem Amte Bürlingen zu. Sieber wird das 
junge Zuchtvieh, wie auch die Milchkuͤhe der Eintieger und 
Grinkſiher, Pferde, Schweine, Gaͤnſe, gerrieben. Die 
Beamten, Prediger and Börkter in Scharnebek haben auch. 
das Deche eine gewiſſe Anzahl Vieh hieher zu ficken. 
Aug nimme dis Echmer Bauerſchaſt ausmärtiges u 


_ \ ala u) . 681 | 
Für Weidegelb darin auf; iwoven’fie Den Ertrag zu &w 
meindebeduͤrfniſſen und leider oft zu Proceffen beſtimmet. 
Es kommen hievon im Durchſchnitt jaͤhrlich 100 Kehle, 

. auf. b) Der ſegenannte Kamp oder Dorn‘, von einigen 

darin fichenden Dornbüfchen,, welde Weite einzig den‘ 
milchenden Küfen des Dorfes Echem beftimmer ik, und 
‚worauf ohngefaͤhr 300 Kühe geweidet werden. All⸗ dieſe, 
beſonders die beyden lezten Gemeinheiten, Finnen nur 
zur Haͤlffte kaum benutzet werden. In der großen Weide 
ind viele Sumpfe und Moraͤſte, wohin kein Vieh kommen 

kann, ohne Gefahr zu verſinken ; und die leztere hat einen 
ſo ‚treihen Marſchboden, daß ed wohl der Mühe werth 
ſcheint, dieſe Beiden zu verkoppeln und fie in einen beres 
lichen Weitzenacker umzuſchaffen. _ Aber dann müßte die 

Neetz verlegt werden, durch ˖welche gewaltige lieberſchwem⸗ 

mungen entſtehen. Und, da das Waſſer ohnehin hier 
in der hiedrigfien Gegend keinen Abzug hat, fo bleibt es 
oft in nafien Jahren ſtehen und verderber dadurch viele 
trefliche Wieſen. Ehemals, vor hundert und mehreren 
Jahren fol ein Abzug nah dem Amt Buͤtlingen bin ges 
weien feyn, wovon Die Sage noch den Namen des Eik, 
lochs erhalten hat. Allein diefe Abzugsoͤfnung ift nach und . 
nach, ohne daß man wüßte wie? verflopfet worden; und 
das Dorf Echem Hat fein Net für den freyen Lauf des 
Waſſers durch Verjährung eingebuͤßt. Daher rührt es 
denn, daß Echem gewöhnlich das hoͤchſte Waſſer Hat und: 
die niedrigern Dörfer Buͤtlingen und Luͤdershauſen einen 
fiherern Acker bauen. Herrſchaftliche Pachtungen 
Find zwey im Amt: ») das Vorwerk in Sqernetet, wel, 

| es 


— 


es2 PAGE 

Ges mit tem Kmtihenetrr bei alten Feen vn 
Den mat mehr en cine Zeastrreisizumneen 3 6 | 
formen davon al KSA 209 Se. aumer. uk 2) 
Bıtenterf u Suite Eiem, a Hiicab O0 Ak, 
einnäss. Die dritte, Vezuerfirte, im Surdipit Eben 
nebet᷑ mus 214 Ak. 15 oe. "ui ober vofr ie 
Jehren aufgcheben um: grörsensheils zu des Suchen gi 
flogen werben. Die vierte wer eine berriihafiie 55 
ſchered/ im Kiechfriel ESen, a der Ba Die 
Dem Fifter uf Erbenjins zu 30 Rıhkr. eingegeben men 
den. Muhlen find 2 vorhenden, eime im ©charaehrf, 
Sie andere, bie neue Me. Dieſe treibt Die Nectz, jenc 
An Heiner Bach. Tie gewähntihen Tichrumgsarten 
der Amtsunserthanen befichen im Ackerbas, im ber Birds 
gain und in Sahten. Die einheinifge Gina if. 
unberrähtlich. Wohl aber kommen im Frühling mtmkı 
tige Vienenwärter ins Amt, beſonders ins Derf Ehen, 
wo fie dis zum Vlähen der Haide bleiben. Spuren von 
Induͤſtrie finder man gar nicht, auch werben weder 2 
Ba, noch Klee, noch Zaͤrbektanter gezegen. Die gewihn 
lichen Erzengniſſe der Erde in diefem Amt find: Soden, 
‘ Belgen, Buchweitzen, Haber, Gere, Bohnen, Wien, 
etwas Flachs und Hanf. Der Aderertrag ift im Ganyen 
mittelmäßig, und die Domanialanftünfte des Amts ſchaͤtzet 
man ohngefähr auf 11000 Nthle. Monatliche Contri⸗ 
Bution geben die Unterthanen 179 Nehle. zı Digr. 313 Pf. 
Dahrlich alfo 2155 Rthlt. 4 Mor. 54 Pf. Zinsrocken 
195 Maiter 2 Himten. Zinshafer 16 Malter 5 Almen. 


Zum Militar auf das’ Amt verthelet 1343 Ratienen 
für die Cava 
Hier⸗ 


vu 633 
Hierauf gehe ich zur Veſchreibung der meisten 


- Derter dieles Amtes fort. Der vornehmſte inter diefen 


iſt Scharnebef, ein fehr angenehmes Dorf, "3 Meilen 
von Laneburg entfernet, von 22- Beuerftellen. Megen fels 


ner ungemein reigenden Lage wird es cft das Paradies 
- vom lüneburgifchen Lande genannt. Vefonders gemähret 
die füdlihe Seite nach Lüneburg hin eine fehr fröhliche 


— 


— — — — J—— 


sw — — 


Ausſicht. Wenn man daher koͤmmt, fo oöͤfnet ſich zwiſchen 
Eichen und Buͤchen ein anmuthiges Thal, an deſſen dufs 
feritem Ende das Dorf halbverſteckt hervorſchimmert. 
Die Hiefige Kirche ift vielleicht eine der fhönften Landkir⸗ 
hen, einfach, und gefhmadvol eingerichtet. Im Dorf 
iſt ein gutes BSteinpflafter. "Die Einwohner find gefellig, 


. Zur Geidichte des Amtes und Dorſes gehoͤret Folgendes: 


— wi De 


2 20 


De a | 


„Sailer war in aͤltern Zeiten ein Kloſter, gefliftet im Jahr 


2243. von Otto puer, Hetzogen zu Braunſchweig⸗Luͤne⸗ 
Burg und Euderus, Biſchof in Verden; und Zwar vom 
-Eifterzienfer s Moͤnchsorden. Anfangs ward es Steinbek 
genannt, hernach der Jungfrau Maria gewidmet und ihr 
zu Ehren Marienbek genannt. Im Jahr 1253. ward 
das Kiofter verbeſſert, mit verſchiedenen Einkünften, Ichns . 
ten, Satzgefällen, Dieyerhöfen u. dgl. begabet, auch von 
einem Beinen Bach — Niederſ. BA — der die Kiofters 
muͤhle trieb, durch das Kiofter lief und in den ſogenann⸗ 
"sen Ofterteich fälle, Scharnebek genannt. Im Jahr 1453; 
ward in der hiefigen Kirche ein fürftlihes Begraͤbniß auss 
gemanert, worin der Leichnam der Herzogin Magdalene 


‚30 Öraunfcpweig » Lüneburg beygefeget worden ft. Im 
Jahr 8528. ward diefes Kloſtet teformirer, dem Abt ein 


(Annal. gr Jahts. HS) 833 Haupt⸗ 


5. Ey 2 Ä 


Hauptmann, Namens Dieterih von Liten jngegeien, 


welchem die Hebung und Berechnung der Kloftereinkünfte 


aufgetragen ward. Im Jahr 1531. *) Hat fi der Abe 
Heinrich Radbrowig des Kloſterlebens freymillig begeben, 
feinen Stand verändert, und die Tochter eines gewiſſen 


Herrmann Prallen in Luͤneburg geheyrathet, woher er ge⸗ 


— 


buͤrtig war, und woſelbſt er buͤrgerliche Nahrung trich 
Ihm folgten bald die Conventualen des Kloſters, welche 
zu Kirchen, und Schuldienſten, nah Maaßgabe ihrer 
Fahigkeiten befoͤrdert wurden. Einer von ihnen, Jehan⸗ 
ned Marquart ward der erſte lutheriſche Prediger in Schar 
nebek, 28 Jahr lang. Nach Abgang des Abtes bat man 


‚ angefangen bier ein fuͤrſtliches Schloß zu erbauen; weiches 


Heintich der Jüngere verbeflert und mit Gebaͤuden Bar 
vermehren laffen. Hernach hat Heinrich probus dieſes 
Schloß ſeiner Gemahlin, einer gebornen Fuͤrſtin von 
Sachſen, Engern und Weſtphalen, Herzogin von Bruan⸗ 
ſchweig⸗ Luͤneburg zum Leibgedinge vermachet **), welche 
keine Koſten geſparet, waͤhrend ihrer hieſigen Reſidenz die 


) Sm dieſem Jahre ward dns Mofter von Herzog Ernſt 


dem Bekenner ſaͤculariſiret. on dieſet geifffichen 
Praͤlatur ruͤhrt es her, daß dieſes Amt mit dem Kios 
ſter St. Michaelis in Lhneburg und dem Amt Lüne 
alle Jähre auf Encientag mit dem Baar s und Sülfs 
meiftern Die Vorbathe behandelt. S. Schaif’s polit. 
Staat ©. 11. Edit. von 1777. 


*x) Im Jahr 1569., als er feinen Siß in Dannen⸗ 
berg nahın. Er bekam zwar durch: brüderlichen Wers 
gleich Has Amt Scharnebef mit; gleihwohl gehörer 

es eigentlich zum Faͤrſtenthum Lüneburg, nicht zur 
Grafſchaft Dannenberg. Scharf a. a0. 


2 272 7 EEE ; 7 


SBebäude zu erhalten und zu verheffern, wovon inebeſon / 
dere die Kirche nebſt andern Gebaͤuden zeugen,, Das ches 
malige Schloß ift die jebige Wohnung des erſten Beam⸗ 


‚ten, ganz maſſiv und kloͤſterlich aufgeführee. Meikwuͤr⸗ 
Dig iſt der Weg von Scharnebek nad) Echem. Dieſer Ort 


Hat darin erwas Eignes, daß nur ein Zugang zu demfels 


ben immer offen iſt; nemlich ‚nach Morgen bin, welhes 
‚thn gewifiermaßen zur natürlichen Feſtung macht; denn, 


wer nicht $ Stunden beftändig im tiefeh Waſſer fahren 


will, der muß eine Meile umfähren über das Tauenburgis 


fche Dorf Artienburg. Der türzere Weg über Scharnebek 


kann nur im trocknen Sommer, und felbft dann nur von. 


denen, die des Weges kundig find, befahren werden. Ca 
legen nemlich die mehreften Wieſen zwiſchen Echem und 


Scharnebek, über welche fein Damm zum Fahren gejogen 


iſt. Auch fließet Hier die Neetz, über welche eine Brüde 


nur Bußgänger träge. Der Wagen fährt beitändig im 


tiefen Graben zwifchen Wieſen hin, fo, daß das Waſſer 


derbar, eine Fahrt im tiefen Waſſer, wo zu beyden Geis 


ten Land iſt. Allein, da der Wieſengrund moraftig: und 


ungebahnt ift, fo würde eine Landfahre ohne einen tüchtis 
gen Damm tioch weit gefährlicher ſeyn, als die Fahrt im 
Waſſer, wobey für Wegkundige Leine Gefahr ft Denn 
der Boden im Fahrwege beſtehet aus feſtem Sand und. 
Steingrand. Zür Fremde ift es fteylich ſchreckend, wenn 
fie nicht ſelten das Waſſet über die Vorbertaͤder hiniaufen/ 


. und den Fuhemann auf dem Pferde knien ſehen; "allen fo 


iſt eb von jeher geweſen ‚und keine Hefnung zur Abaͤnde⸗ 


rung, nach dem Grundſatz des kandmannes, „daß Jeder 
332 ſehen 


- 


die mehrefte Zeit einen Fuß. hoch im Wagen ſtehet. Core 


635 Pre 


fehen wu, wie cr burdfeume... muß Def nam ed qm 
Beym Auen (iii, mel wen been wre 3X Den 
gehrt fein Heerneg ir Eben, fe, Buß alle zur cm 
Darf bey einen Freue Istnrnt E, weider nach den 
fabelbaften Ed orrenſtadt zu fühern ſcheeee Des mucse 
Kiühfpiel im Amt iR Echem. ein Dorf ou 27 F-weriib 
In, 11 Meilen von Lncturg mb I Tre von Sam 
Suzg entfernt, In einer fintiheren Merkägreend. Ded 
nahren fih die Einwohner mehr von Bichjuche alt um 
Ader, deſſen fie nur zur Nothdurſi haben, ob cr gleich 
Weigen und «alle vorzuͤglichere Kormmin tige. Die 
Wichwelden und Wieſen find Bier ungemein ergichig unb 
Die Kühe geben ſehr viele Milch; weiwegen die Einwohner 
Den Ihneburger Markt mörhentlich mit Vetter werfergen; 
wohn im Durchſchnitt jede Woche 300 Pfund Behitire 
werden. Hievon werben auch faft alle Abgaben, bie auf 
576 Rıhle, jährlich ſteigen, beſtritten. Pferde werben 
nur zum Betrieb bes Laudhaushalts gezegen. Die Sanſe 
„suche IR dagegen nicht unbetraͤchtlich, und es werden 250 
She Zuhtgänfe gehalten. *) Den Zehnten vom Korn 
ziehet der herrſchaftiiche Pächter in Bullendorf. Die 
Wolksinenge des Dorfes betraͤgt 350, weiches aber daher 
\ ' koͤmmt, 

#) Jede Gans leget 10 bis 15 Eyer. Rechnet man 9 
die gewiß ausgebruͤtet werden und 8. die erwachſen, 

fo werden jeden Herbſt ohngefähe 2000 Stuͤck ver 
kauft tm Mittelpreife zu 14 gar., welche von Aufı 
fäufern aus der Bam bey Hamburg Heerdenweife 
tweagetrieben werden. Federn und Opulen fallen 


aufierdem noch, und die Gaͤnſe koften den ganzen 
Oommer nichte. 


2277 





rue. 687 


| koͤmmt, daß im Dorfe eben fo. viele Hauslingefamilien, 


als Bauerhoͤfe ſind, die in den Backhaͤuſern wohnen; well? 
es ſo leicht iſt in Echem ſich zu naͤhren; denn, wer eine 


Kuh hat, der kann davon mit Frau und einigen Kindern 


leben. Und an Gelegenheit, Taglohn zu:verdienen, fehlt 
es gar nicht; auch werden die Kinder foicher Leute in 


Dienft genommen, noch ehe ſie confirmirt ſind. Dazu 
haben dieſe. Tayiöhuer, nad altem Herkommen, freye 


RKirchenſtuͤhle, freye Begraͤbniſſe und freyes Todtengelaͤut, 


welches man nicht allenthalben findet; welche Vorzuͤge 


denn viele Haͤusler nach Echem locken. Echem iſt die 


vornehmſte Bauerſchaft im Amte, welche ſich von den 


uͤbrigen Amtseingeſeſſenen durch Character, Sitten, Ges 
braͤuche, Lebensart und Sprache fo merklich unterfcheidet, 


daß das Dorf beynahe einen eigenen Freyſtaat bildet, bey 
welchen ein gewiſſer efprit de corps unverkennbar iſt. 
Die Lage des Orts iſt hievon eine Haupturfach, denn, die ' 


Echmer leben in ziemlicher Abgefchiedenheit von andern 


Dorfſchaſten und haben menig Verkchy ſeidſt mit den 
Umdoͤrſern, aufler, daß fle ihre Producte zur Stadt liefern. 


Sonſt heyrathen ſie gewoͤhnlich untereinander, gehen mit 
ſich ſeloſt zu Rath in ihren Verſammlungen, und ſcheinen 


ihre Nachbaren entbehren zu koͤnnen, weil fe Alles faſt 


ſelbſt beſitzen, weswegen ſie ſich auch abſtract die Ge⸗ 


meine nennen. Gleichwohl bleibt ein gewiſſer Anſtrich 


der Abftammung, der in einer Arhnlichkeit mit dem 
lauenburger Landmann beſteht; indem Echem im ı6ten 
Jahrhundert zum Fuͤrſtenthumm Lauenburg gehöre. Die 
Geſchichte If folgende: „Heinrich ‘der Jüngere, Herzog 


N 


in Braunſchweig/ Lüneburg und feine Gattin Urfula, ge 
— 333 borne 


* 


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ndehiaet, fd ann ma eve auzrere, aiie 
ihnen denn aut geaeben ward.” U⸗edrizens Erd ter Ech⸗ 
mer fehr ordenrlihe WVrihe; ohne Emeizerr, mefıg 

und fletiız; doch etwas 1räy. weil ie immer ıdrr geilen 

Geichafte hab-a, endiih reiig.ös, und bejonders genen in 

Abwarsung bes Auferlihen Gottesdienſtes. 


Hier noch Einiges von ihren Sitten, Gebraͤnchen 
und Meynungen. 1) Shmarz iſt die geabtesfte, je für 
verheyrathete Weiber und Alte Die emige Modefarhe. Im 
ſchwarzen Mo gehen die Mannsleute zur Kirche, und " 
hochſtens erlauben junge Leure fid ein blaues Kamiſol. 
Barhinte Kleider tragen nur Handwerkslente unter ihnen, 
Grautleute werden in ſchwarz getrauer, und ſchwarz geklei⸗ 
der gehe Alles zum Nachtmal. Auch erhält jede Bauern⸗ 
tochter zur Ausfteuer ein fogenanntes Ehrenkleid, weiches 
In Kamiſol und Moc von fehmarzem Tuch beſtehet und 
wozu der RNock 9 Ellen halten muß, welche denn in vielen 


Jalten verſteckt werden. 2) Handmuffen oder Handſchuhe 
von 


\ 


SPUR 689 


von Pelzwerk gehören zum Staat. Weiber und Mädı: 
chen tragen folhe beym Abendmählgehen, Hochzeiten 
"nn. dgl, ohne Rädfiht auf Sommer und Winter.  ©o 
auch weilte ſeidne Halstuͤcher und ſilberne Knöpfe, doch 
nur von. einzelnen. 3) Die Wirthe tragen ſaͤmtlich 
ſchwarze leinene Roͤcke oder Kittel, die Knechte und Haͤus⸗ 
linge weiſſe. 4) Panteffeln von Holz mit Oberleder wer⸗ 
den durchgaͤngig von beyden Geſchlechtern getragen. 5) 
.Tobak rauchen ſogar die Weiber; einige kaduen dies Ges 
wachs ſelbſt fhlafend. Mit langen Pfeifen wird Staat 
getrieben. 6) Hochzeiten werben 2 bis 3 Tage gegeben. 
Der Tag muf fi auf den Sonntag Beziehen, z. B. Dons 
nerſtag oder Freytag; damit bie jungen ‚Ehteute feyerlich 
am naͤchſten Sonntage Kirchgang halten können. Nach 
Maafgabe der Verwandtſchaften und der Wohlhabenheit 
word das ganze oder halbe Dorf, worunter der Prediger 
ein willkommner Ehrengaft it, gebeten ; auch Auswaͤrtige, 
wenn fie verwandt find. Die Einladung gefchieht durch 
‚einen fogenannten Köftenbitter, der auf einem geputzten 
pferde vor bie Stubenthuͤr veitet und mit einem ewigen - 
Helm die Lente Bitter: 
Am Tage der Hochzeit und Ehren 
die Freude und Säfte zu mehren 2% 
Ein Mädchen, welches einheyrathet, darf in den erften 4 
Wochen nicht wieder in ihrer Eltern Haus kommen, nach⸗ 
her gehet der Dann mit. 7) Bier und Brantwein wird 
nicht Häufig getrunken und Voͤllerey ift bier unbefannt. 


Dagegen fängt ber Kaffee an fi einzufchleichen. 8) Von. : 


Lorteriefischt weiß man noch nichts, fondern: man hält fi 
an bie gewöhnlichen Nahrungswege. 9) In Krankheiten 
34° ſuuht 


/ 


690 BE 


fact man, wie gewöhnlich, Zufint Bey Ainadfalbern mu 
Empiritern, Scharfrichtern und Vichärzten.- Es ik m 
glaublich, wie bie Leute bad Geid wegwerfen; ohne z 
bedenken, daß diefe Apofel dei Todes ühmen weit haher 
zu fichen fommen, als ber ordentliche Arze. Aber jene 
verſtehen einmal vollk ommen bie große Tunſt füch Zutcmen 
ben dem Landmann zu erwecken, darch geheimaifk 
Behandlung des Kranken, durch Forſchen und Deut, 
durch Verſprechungen und durch große Volksberedſenkeit! 
Doch fänge man jetzt an, verſtaͤndige Aerzte zu fragen. 


* 10) Komme dem Vich eine Krankheit an, mund es ih 


zum Ungluͤck Jemand über die Diele gegangen, fo warb 
das Vieh verſehen, weil der Menſch leege d. 1. boͤſe Iuı 
gen hatte *). Daher müſſen Kälber u. dgl. im werden 
‚.genften Winkel des Hauſes verfiedet werden. 11) 3a 


das Hans einer Kindbetterin gehet ohne Noch fein Män: 


chen, denn, wann jene: Zufäfle befäme, fo muͤßte dieſeß 
Schuld haben und für eine Hure F 12) Gevauecn 
muͤſſen ganz geſunde Perſonen ſeyn. 


Es erbes fonf ou 


in der achten Ader.“ Daher werben Eränfliche und gu 
brechliche Perſonen niemals zu diefem ehrenvollen Sa 


ſchaͤft, welchem fid) keiner entziehen darf, eingeladen, fo 


ſehr fle es andı wuͤnſchen mögen. 13) Während dem 


Brodbacken mußt du kein Meſſer wegen, ſonſt wirb das 


Brod ſchiens Cict und ſzwer) Ganſe maͤſſen in dem 


Augen⸗ 


HE⸗ ſcheiner dieſer Aberglaube f (eo bem rohen Men⸗ 
ſchen natuͤrlich, denn ſchon Virgils Hirten hatten 
ihn: Nefcio quis teneros oculus mihi faſcinat 
aguos. ‚Virg. Ecl. IH. 103. 


N 


VE 77 


‚Augenblide Jeſetzet werden (zum Bruͤten), Bann: bie Leute 


aus der Kirche kommen, dann fpringen die Küchleln aus 


"den Eyern, fo munter, wie die Leute aus der Kirche. — . 


‚Wann der Haushund Die Brodkrumen auflucht, bie aus 


dem Tiſchtuch fallen, fo kann er nicht vergiftet werden. 
\ Sie Haben folgende Volksfeſte: Am Pfingſtieg⸗ nach 


- geendigtem zweyten ©ottesdienft wird ein Mädchen ger 


ſchmuͤckt wie eine Braut und unter diefem Namen im 
Kranz und wit volles Muſik zur Schenke geführet. Wenn 
sin fremdes Mädchen im Dorfe dienet, fo gebühret ihm 
Biefe Ehre. In der Schenke wirt getanzt, und wenn 
die Gefellihaft Abends mit dein Glockenſchlag 6 Uhr fih " 
trennet, fo muß die fogenannte Braut: Semmel ausfpen; 


‚den, welche dann in fehr Fleine Biſſen zerſchnitten werden, 
damit Sjeber Etwas erhalte. Diefe Semmel giebt jedoch 


bie Hausfrau her. Seven Winter feyern die Dorfknechte, 

welche, wie die Milchmaͤdchen, ein eigenes Corps ausma⸗ 
chen, ‚ein ſogenanntes Rehitbier. Das Häufige Rohr, wel⸗ 

ches zum Dachdecken gebraucht wird, fchneidet. man dann 

auf dem Eiie in den ſtehenden hiefigen Seen, wofür die | 
Knechte ein Schock von diefem Rohe erhalten. Dieſes 
verkaufen fie gewöhnlich an einen Wirth, der deſſen bedarf, 
für eing Tonne Bier, melde in dem Kaufe deſſelben auch 
ausgetrunten wird. Man sanzt ebenfalls und zechet einige 
Tage, wozu aus jedem Hauſe Lebengmittel, Brod, Wurſt 
u. dgl. der Reihe nad) geholt werden. Wer Hier nice 


feine milde Hand öfnen wollte, der würde dem bu des 


aqibaten Geſindekorps auf ſich laden. 


815 - Das 


„ 


—* 


692. IRA 

Das lezte Amtsdorf nad) .der lauenburgiſchen Sera 
Hin iſt der Pachthof Bullendorf, welches nur 6 Feuer 
ſtellen hat, aber in hiſtoriſcher Hinſicht merkwuͤrdig iſt 
Das Vorwerk liegt auf einer Halbinſel, welche der bortige 
See bildet, zwiſchen Sandhigen, an welche jeboch für 
gleich die Marſch anſtoͤßet. In aͤltern Zeiten war hieſeßt 
ein Moͤnchekloſter, welches, wie mehrmals geſchah, ia 
Cammergüter verwandelt und fäcularificet worden iſt. Dies 


ſes beweifen 1) die deftändige Sage der Einwohner und 


Nachbarn, daß unter andern die ehemaligen Kloſterklecken 
son Bullendorf nad) Hitbergen getommen ſeyn, me Deis 
Halb ein ſchoͤnes Gelaͤut if. 2) Das vor ohngefähr Hum- 
dere. Jahren abgebrochene maffive Gebäude, genannt dad 
Moͤnchenhaus. 3) Eine Pachtwieſe, die Drdmdgamife . 
‚genannt. 4) Ausgemauerte unterirdifhe Sänge. 5) Ges 

fundene Alterthümer, 3. B. Glaſurpfeifen von ungewähns 

licher Kleinheit, Schichten von Mauerſteinen, verbraum 
tes Stroh in der Erde u. dal. Die übrigen Amrsbärfer 
find unbetraͤchtlich, als: Rullſtorf, in der Halbe, ums 


weit Scharnebef, von 11 Feuerſtellen. Der Ader iſt 


Teiche und man pflüget daher, wie auch an dem leztern 
Orte, mit Ochſen, welches Haken genannt wird, won 
auch ein eigned Werkzeug, der Haken gebrandht wird, 
Endlich Nusfelde, von 4 Feuerſtellen, melde beyde 
Oerter zu Scharnebek eingepfarret ſind. 

Im Amte gilt das herrſchaftliche Meyerrecht; wor⸗ 
nach kein Hof vereinzelt werden darf und ſchlechte Wirthe 
abgemeyert werden Können. Der aͤlteſte Sohn iſt Anerbe 
des Hofes. 


V. 


| 
| 
| 
| 
| 
| 


693 
V. 
Von dem alten und neuen Steuerfuß in 
den Herzogthuͤmern Bremen und Ver⸗ 
den, insbeſondere "von der 
Contribution. 
‚ Entworfen von dem Amtmann Scharf zu Oſterholz. 





| Ir der alten In Teutſchland Äblichen Lehnsverfaflung, 
IN waren den Landesherren gewiſſe Guter ausgeſetzet, 
um von deren Aufkuͤnften ihren Hofſtaat zu unterhalten, 
daher ſolche Guͤter noch bis auf den heutigen Tag, unter 
dem Namen von Domainen bekannt ſind. Entſtand aber 
ein Krieg, ſo mußten die Lehnsvaſallen von dem hohen 
und niedern Adel, durch Herbeyſchaffung der einem jeden 
obliegenden Mannſchaft, die Beſchuͤtzung des Landes und 
| ihres Fürften auf eigene Koften übernehmen. Diefe jetzt | 
beſchriebene Beſchaffenheit Hedurfte daher keiner oͤffentlichen 
Caſſen, in welche Die Unterthanen einen Beytrag zu leiften 
ſchuldig geweſen wären, und es würde auf ſolche Weiſe 
zu den überfläffigen Arbeiten gehöret haben, einen Maaß⸗ 
ſtab ansfündig zu machen, nad) weichem von dem ganzen 
Lande die erfoßderliche Gelder aufzubringen gewefen wären. _ 
So waren die Sitten unferer Vorfahren, felbft noch zu 
. den Zeiten Herzog ‚Heinrich des Löwen, eines vormaligen 
Vefigers der Grafſchaft Stade, beſchaffen, als die Sel— 
tenheit des Geldes, einen in der Folge Immermeße auss - 
gebteiteten Aufwand nicht erlaubte, 


Ehen. 


696 v7 


Amt Neuhaus 4100 Rihlr. 46 51. und Kirchſpiel Ofen 
980 Rthlr. 11 fl. ausgemachet. 

Ich finde noch einer andern Art, unter ber Ye 
nennung von vier Thaler:Schag, erwehnet, und def 
ſolche bey Gelegenheit der dar eine völlige Amneiie 
beygelegeten Haͤndel zwifhen eben biefem Erzbiſche 
Ehriftopb, und denen von Pens aus Mecklenbaeg, als 
des erſteren Glaͤubigern, durch einen im Jahr 1540. m 
Donnerfiag nah Pfiagſten geſchloſſenen Neceß, um deu 
Ständen, theils zu Beſtreitung ber Taͤrkenſtenet, yar 
Halbſchied aber, die Schulden des Erzbiſchofs zu tilgen, 
Helieher ſey. Weil aber der Pflugſchatz hiebey um 
Grunde geleget, daß van einem jeden Pfluge 4 Thale 
erleget werden follen, fo ift Dadurch fein neuer Draufksf, 

- fondern bios eine,neue Beuennung eingeführer werden. 
Auf diefe vorbeſchriebene Arten iſt der Lontribws 
tionsfuß gefolget, welcher noch heutiges Tages — 
iſt, und in beyden Herzogthuͤmern einerley Verfallar 
Hat. Das eigentliche Jahr, in welchem Die muonatlige 
Eontribution eingeführer, laͤſſet ſich ꝛwar ans Mauyd 
der Nachrichten nicht beftimmen, wahrſcheinlich aber f 
deren Anfang in die Zeiten des zojährigen Krieges zu 
. fen, inmaßen man unter der Regierung bes legten 
Erzbiſchof Friedrich zuerſt bemerket findet, Daß ſelch 
ſich auf 6000 Rthir. belaufen. Bevor wir aber 
jetzige Bewandniß näher auseinander ſetzen, müſſen wi 
den, zwiſchen den Staͤnden und Marſchlaͤndern 
nahe ein ganzes Jahrhundert durch gedauerten Recht 
ſtreit, in feinen Zufammenhange darlegen, weil a 
feldigem einige, in dem Contributionsweſen noch j⸗ 

fest 









baden. Schon ans dem grauen Alterthum ſchreibet ſich 
Die Regel her: daß alles Land entweder frey oder ſchatze 
pflichtig fey; oder wie es gegenmärtig heißer, alles Land 
iſt entweder Contributions⸗ oder: Roßdienſtpflichtig. 
and chen hieraus fließet natürlicher Weiſe das Sprich⸗ 
wort: ein freyer Dann, ein freyes Gut, nur daß fols 
ches von den freyen Ständen auf eine umgekehrte Art 
zur Anwendung gebraht, und von ihnen behauptet 
werden. wollen, daß fie alles ſchatzpflichtige Land, durch „® 
ein ‚darüber erlangtes Eigenthum, frey machten. So 
lange die Anlagen nichts Beſtaͤndiges waren, mocht: 
es von den Schappflichtigen vielleicht überfehen feyn, 
daß die Stände viele Laͤndereyen dem Schatze durch de⸗ 
ren Ankauf entzogen, und dadurch die Laſi der übrigen 
Pflichtigen zu deren offendaren Schaden vergrößere 
‚ wurde, Eine dem Kayſer Marimilian I. auf dem 
Reichsſtage zu Augfpurg 1515. und deffen Nachfolger 
Carl V. auf dem Reichstage zu Nürnberg 1522. von 
dem Reiche gegen die Türken bewilligte Huͤlfe von 
‚20000 zu Fuß, und 4000 zu Pferde, gab eine natürliche 
Vexranlaſſung, die Prögravation jenes, von ben freyen 
Staͤnden angenommenen Grundſatzzes zu entdecken, weil 
dieſe bewilligte anſehnliche Huͤlfe, bis zu dem, zwiſchen 
dem Kayfer Rudolph II. und. dem türkifchen Kayſer 
Achmet Il. 1606. geſchloſſenen zwanyzigjaͤhrigen Still⸗ 
ſtand, beynahe ununterbrochen fortgedauert hat. Die 
„ Eingeiefiene des alten Landes, des Landes Kehdingen, 
"u Amts Neuhaus, der Deflinger Marfch, des Landes 
1’ Wurſten, der Ofter Stader Marſch, und bes Viehlan⸗ 
u 2 oo dee 


I. 
4. 
’ 


. . . _ , E 
4 L- _ 0 J 697 


fortdanrende Verrichtungen, ihren Urſprung genommen 


e 


698 
Des waren biefenige, weite dadarch ia Bewegunz ge⸗ 
ſetzet wurden, weil fie mm Bedruck we mict ofen, 
do am meiſten unterworfen waren. Denn als auf 
den 1741 und 1544. gehaltenen Landta zen, auf wei 
Gen Dero Zeit die Eingeiciene der Marſch dur iher 
Landesvollmacten aunech repräfentiret wurden, aufer 
einer abermaligen Tärkenbälfe, nebk dem Pflugſcheß 
auch der Sechzehnpfenning⸗Schatz duch Die Mehrheie 
, der Stimmen, und zwar unter der Bedingung ange 
S. Jommen ward, daß die, welche von Alters frey gene⸗ 
fen, auch von dieſen Anlagen frey bleiben follren, und 
dieſem noch hinzukam, daß viele Ad Die adeliche Wirte 
anmaßten, und fi abertriebene Freyheitsbriefe vom 
den Eribiichäfen zu verihaffen wuften; fo veraniafe 
Biefes eine Beſchwerde von Seiten ber Marſchnder, 
weicher dorch einen 1549. von den Gtänden wfaften 
Landesſchluß dahin abhelfliche Maaße verfchaffer wer 
den ſollte: daß wer vor 5; oder 6 Jahren Gtreuer gegen 
Gen, ſolche auch fortan zu erlegen ſchuldig. Allein Dies 
ſes Austunftsmittel kam nicht zur Ausführung, obs 
glei durch einen Reichsſtageſchluß von 1542. allbereits 
feftgefener war, daß alle, ſowohl Freye, als Unfreye zu 
diefer Abgabe beytragen ſollten. Diefer, und bie auf 
den 1557. 1559. 1565. 1566 und 1567. gehaltenen 
Meichstoͤgen gefolgte ähnlihe Schlüffe, mußten mohl 
zu der auf dem Pandtage zu Bremerpärde 1576. genoms 
menen, gemeinfbaftlihen Verabredung. Gelegenheit 
gegeben haben, daß Freye und Unfreve zu ber Tuͤrken⸗ 
huͤlfe geben follten, welche Vereinbarung in dem folgens 
ven Jahre auch von den Kanzeln äffentlich bekannt * 
u = ma 


" | Me· 699 


macht wurde. Das Domcapitel, als der erſte Stand, 


Ueß ſich dieſe Anordnung gefallen, und es wurden die 
noͤthigen Verhaltungen deswegen an die Einnehmer 


ausgefertiget, allein ſie blieben unbefolget, weil die 
Cleriſey und Ritterſchaft ſich nicht bequemen wollten. 
Als Erzbiſchof Heinrich III. wegen zweener, annoch 
ruͤckſtaͤndigen Termine, von ber 1576. bewilligten Tuͤr⸗ 
tenfteuer im Jahre 1580. einen Landtag hielt; fo Außers 
sen die Strände, daß der Pflugſchatz hiezu niche hinrels 
hend, der Sechzehnpfenning Schag aber vielen Unbe⸗ 
quemlichkeiten unterworfen ſey. Sie fihlugen daher zine 


neue Quote vor, daß auf der Geeſt der Viehſchatz eins 
geführee, in der Marſch aber, außer dem Viehſchatze, 


aud von dem Lande nad) Juckzahl beygetragen werden 
ſoſſe. Allein dieſer Vorſchlag wurde verworfen, und 
der mehreſte Theil der Staͤnde war der Meynung, daß 
es bey dem Sechzehnpfenning Schatz verbleiben, jedoch 
. eine neue Fintheilung gemacht werben müfle. Dieſe 
neue Beſchreibung kam auch auf dem, im folgenden 
Jahre gehaltenen Landtage Jum Vorfhein, nach meh 
her der Beytrag von den Freyen gooo Rthlr. mithin 
+ für die Elerifey, 5 für die Ritterſchaft, J für die 
Städte, und von den Schatz pflichtigen 52000 Rthlr. 


ausmachen ſollte. Allein dieſe Beſchreibung wurde 


ebenfalls verworfen, dagegen der vorhin genommene 
Landtagsſchluß wiederholet, daß die Einſammler der 
GStener die Verpeichnifle von denjenigen einliefern folls 
ten, weiche adelihen Standes zu ſeyn behaupteten. Bey 
diefen Umſtaͤnden verfammiere der Erzbiſchof die Stände 
1594. und ermahnte felbige zwar, Den vorhin erganges 

(Annai. seJahig. 43 Ot.) Asa ‚nen 


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send dieſer Mice heflizkeiten baten Me Wi;hitffe ih 
Mis fallen Aber die Ertzichung ber Ihaprfi-deisen Sir 
ser verſchiedentlich zu erfen aea gezeben. Beuichrarrkt 
aber iſt die Sache ohne Abhelf bis 1597. geStiebes, is 
weihem Jahre, obgleich mit Viderſyuch der Ticter 
Malt beſchloſſen warb, daß alle ſeit 1554. dem Schat 
entzogene Büter wiederum berbey gejogen werden ſel⸗ 
ten. Die hierüber unzufriedene Ritterfgaft machte ſih 
die Abmeienheit des Ei zbiſchofs Johann Friedrich, wei 
her zu Empfahung der weltlichen Lehne na Wien von 
seifet war, au Nutze, und machte auf der Berfamms 
Jung zu Baedahl im Jahr 1598. den befannten Schinß, 
vermoͤge deffen die Marſchlaͤnder von ihrem bisherigen 
Stimmrecht ausgefhlofen wurden, wodurch das unter 
ber Aſche bißher geglommene Feuer völlig ausbrach. 
Die Altenländer, Kehdinger, Neuhauſer, Deftinger, 
Wurſter, Oſterſtader und Viehlander, welche leztere 
nachmalen wiederum abgetreten, wandten ſich mit ihrer 
Wrichwerde über die gefchehene Ausſchließung ihres 


Stimmenrechts 1598. an den Kayfer, und märkten 
’ ein 


of TIP 701 
ein mandatum cum claufula an da8 bremiſche Don 
Capitel aus, vermöge deffen fie Haglos geſtellet werden 
ſollten; welchem ein andermeites mandatum 1601. fol⸗ 
gete, nachdem die Stände ſich auf das erſtere nicht ein, 
- Iaffen wollen, Es würde die Gedult des Leſers ermüs 
den, .alle die Wendungen in chronofogifcher Ordnung 
zu erzaͤhlen, welche dieſe Sache in der Folge genom⸗ 
men, da bald von ven Erzbifhäfen die Güte verſuchet, 
bald die Vermittelung des niederfächfiihen Kreisobriften; 
Herzogs Chriſtian zu Lüneburg nachgefucht, hiernaͤchſt 
in einem Zeitraum von 5 Jahren darüber geſtritten 
worden, ob die Sache vor den kavſerlichen Reichshof⸗ 
rath oder das Reiche⸗Cammer-Gericht zu Speyer ge⸗ 
höre? Als endlich in der Folge der daͤniſche Prinz Fries 
deich zur erzbifchöflihen Würde erhoben wurde, fo. ward 
auf einer, von deffen Herren Vater König Chriſtian IV. 
angeordneten Commiſſion die Güte, obmohl vergeblich 
verfuchet, vielmehr ſprachen die Staͤnde denen Marſch⸗ 
laͤndern ihr Stimmrecht im Jahr 1637. von neuem ab. 
Unter dieſen Handlungen fingen die Marſchlaͤnder an, 
auffer dem ihnen abgeſprochenen Mitftanderechte, fich 
auch über den Adel wegen der (hagpflichtigen Güter 
und Länder zu beichweren und zu verlangen, daß. ders 
ſelbe von folhen an ſich gebrachten Guͤtern, gleich den 
übrigen Schagpflichtigen, beytragen folle. Dies verans 
loßte dent Adel, fich mit feinen Mevern von dem übri 
gen Röıper der Schappflichtigen in den Marfchländern 
zu trennen, und 1645. für ihre Meyer und Koͤrher des 
fondere Nollen zu ‚errichten, unter dem: Vorwanbe, daß . 
» eben diefe ihre Dreyer und Köcher Zu den Proceßtoften 
| | Yan a nicht 





792 s. 


nicht beytragen foflten, - welche ven den Bierfchiäuben 
gegen bie Gıänbe verrandt wärbee. Dies iii der Un 
forma der no bis jetzo berbcehaltenen 3 adelichen 
Aollen, wovon die eine über dad Land Kehbıngen 
baotzſteihiſchen, die andere Aber eben das Fand Kebein⸗ 
gen freybaurgiſchen Theils gehet, die britte munter dem 
Dramen ber von Ratte und Brewerſchen Role in dem 
Amte Neuhaus vorhanden ik, und deren jede einen 
Befondern Einnehmer hat. 

Nah dieſer sefchehenen Trennung dackten vu 
Marcſchloͤrder mit Ernſt auf eine gleiche ESintheilung, 
und es kam in ben Jahren 164%. 1647. und 1548. in 
den klagenden Diſtricten eine General⸗Aeduction 
zu Stande. Es murden nemlich ſaͤmtliche Laͤndereyen 
nah Morgen zu 120 Ruthen fang, 4 Ruthen Breit, 
jede Ruthe zu 16 Fuß alte Bremer Maaße vermeſſen. 
Daber wurde ein Morgen zu Weitzenland zum Maas 
flabe genommen, und der Werth der übrigen Pändes 
genen darnad defhäget, ſo daß zum Biyſdiel 10 Mor⸗ 
gen atringes Mohrfand, auf einen Morgen gutes 
Weisenland in dem Amte Neubaus gerehnet warden: 
da denn jene To Morgen die Benennung eines redu⸗ 
eirten Morgen erhalten, und fämtlige Anlagen nad 
folchen reducirten Morgen geſchehen. 

Unter diefer Umftänden trat der weſtphaͤliſche Friede 
ein, durch weichen die beyden Stifter Bremen und 
Werden ber Rrone Schweden als weltliche Herzogthäs 
mer eingeräumer wurden, und der bisher obgewaltere 
Rechtaſtroit, eine veränderte Geftält erhielt. Denn der 


Konig Earl X. lies die Stände 1663, nad Otockholm 
beru⸗ 


51 


TE 70703 
berufen, um ihre Beſchwerden zu hören, unter denen 
- auch diefe Angelegenheit einen Hauptgegenftand aus⸗ 
machte. Die hierüber ertheilte koͤnigl. Reſolution lief. 
darauf hinaus, daß die Sache bey dem nen errichteten 
Dberappellationsgerichte zu Wismar. anhängtg gemacht, 


and ohne Weitlaͤuftigkeit entfchieden werden; die Mits 


terſchaft aber wegen der Ländereyen, die fie mittlerweile 
an fi bringen würde, fich Peiner Freyheit anmaßen follte. 
Die Regierung zu Stade erhielt zu dem Ende Befehl, ih 
mit der Ritterſchaft darüber zu vereinbaren, daß dieſe von 
ben, in den nähften Jahren ausgezogenen pfichtigen Läns 
dereyen, die Contribution entrichten möge. In Gefolg 
dieſes Befehls fegre die Regierung 1666. das Jahr - 
"1614. als einen annum normalem feſt, nach welchem 
alles Land, welches ſeit dieſem Jahre erkauft, zuruͤckge⸗ 
geben, und der ordinairen fo wohl, als extraordinairen 
Eontridution unterworfen feyn folle. Die Ritterſchaft 
war über dieſe Verfuͤgung unzufrieden, und die Sache 
wurde hierauf in dem. folgenden 1667. Jahre bey dem 
Tribunal zu Wismar ordentlich eingeführer, woher ends 
lich unterm a6ften Octoßer 1672: ein Urtheil des Ins 
Halte erfolgte, wodurch die Ritterſchaft von den Lands 
ſteuren, foviel ihre Lehns und altväterlicde Stammgu⸗ 
ter, wovon biefelden den Roßdienſt leiften, betraf, abs 
folviret, Hingegen von den ſchatzpflichiigen Gärern, fo 
fie erhandelt , oder fonft aus den Rollen gezogen, die 
Contribution, wie fie vorhin angefchlagen geweſen, zu 
erlegen ſchuldig vertheitet ward. . Diefem Urtheile folgte 
den 25ſten Dctober 1673. ein anderweiter Beſcheid, wos 
durch das, von tönigligper Regierung vorhin angenoms 
aa 3 mene 


704 DPF 


mene Jahr 1614. als ein annus normalis feſ geſchet 
wude. Die Marfhläsder bemüheren ſich zwar, bie 
Staͤnde auch zu den estrassdinaiten Lanbesfieuren her 
Bey zu ziehen, und ermärkten auch von dem Rösis 
Karı XII. den zı ken April 1701, eine für fie gürkige 
Reſol tton, allein das Tribunal zu Wiemar befidugte 

am sten Julius 1701. fein voriges Urtheil, zur mt 

- dem den Marſchlaͤndern vorbehaltenen Beweiſe, daß 

Die Stände, der ergangenen Erkenntniffe ohngeachtet, ya 

Den auſſerordentlichen Gteuren beyzatragen febalbie. 
Dies haben die Marſchländer nad der eingerretezem 
veränderten Regierung, bey dem DOberappellatiensger 
richte zu Zelle, in weitlänftigen Saͤtzen zu ermeifen gu 
fud ſet, allein die Stände find duch ein, am 15:8 

März 1741. vor diefem hoͤchſten Gerichte abgewxreche 

nee U:theil, von diefer Forderung frey erflärer; und fes 

thanes Urtheil in der dawider ergriffenen NReftitaionss 

Inſtanz beftätiget, wodurd biefe über 150 Jahre in 

Streit gejogene Frage abgethan und in Richtigkeit ges 
feßet worden *), 

Die Folgen diefer Endurtheile waren, daß uaunı 
mehro alles Land, weiches durch den Ankauf der Stände 
feit dem Jahre 1614. frey gemacht war, unter die Con⸗ 
tribution gezogen werden mufte Weil aber die Ses 
neralreduction in den Marſchlaͤndern fon 1646. anges 

fans 


*) ine umflärtlide Geſchichtebeſchreibung von bies 
fem Procefle hat ein vormaliger Conſulent der 
Marid,änder Dr. Johann Neumann im Manas 
ſcript b.nterloflen, movon ein Auszug getiefert 
moi in den Herz, Bremen u. Verden IV: Samml, 

43: 


— ⸗ — (A. —— — — — - 


905 


| fangen, and bie darauf ſich grünbende Rollen 1648. au 


Stande gelommen waren; fo hätte eine andermeite 
Umſchreibung. vorgenommen werden müflen, wenn die 
Contribution von dieſer bishes eremt gewefenen Ländes 


rey mit der bicherigen zugleich erhoben, und Berechnet - 


werden follen. Dies war ohne viele Weitlaͤuftig?eit und 
große Koſten nicht zu bewuͤrken. Mean lieg alfo die 
karzlich nach der Generals Xeduction verfertigte Rollen 


ungeöudert, und berechnete die Tontributton von der 


Hinzugefommenen Laͤnderey befonders, folchergeftalt, daß 
Iegtere aus allen Marſchdiſtrikten an ben zeitigen Ober⸗ 
einnehmer zum Sort eingefandt "werden muß. Dieſer 
beſoldet zufärderft von den einkommenden Geldern den 


Eonfulenten der Marfchländer, wie aud die in jedem. 


Diſtrikt argeſetzte Lar des⸗Vollmachten, ober Deputirten, 


vergütet die von Letzteren etwa zu verwenden nöchig ges 


weſene Reiſekoſten, und ftattet von dem bleibenden Yes 


berſchuß der Koͤnigl. Regierung feinen Bericht ab. 
Iſt der Weberfhuß folhergeftalt angewachſen, daß 
es die Mühe belohnet, eine Vertheilung vorzunehun, 
als wozu gewöhnlich zwey Jahre erforderlich, ſo geſchie⸗ 
het ſolches von der Regierung, und zwar nach dem Fuß, 
wie die Marſchlaͤnder zu dem gefuͤhrten Prozeß benges 
tragen haben. Wenn aber zu diefem Behuef zoo Rthlr. 
aufgebracht werden muͤſſen, iſt eines jeden Antheil ge⸗ 
weſen: 
von dem alten Lande ⸗ s 32 Rthlr. 40 1 
von dem Lande Burn 's 20.— — — 
von dem Lande Kehdingen Bups 
flechifchen Shell os 7 — 16 — 
Aaa 4 


— 


”05 Pre 


Freyburgiſchen Teils ss 5 — 16 — 
von drm Amıte Neubaus 6 ı7 — 24 — 
von dem Kirchfpiel Oſten s 4 — 24 — 
ons der Dfirflader Rah ss 5 ° — —— 
yon dam Viehlande a 4 — 23 - 


machen obige 100 Athlr. 
Jedoch wird dermahlen die Fintheilung nur auf 95 Rthl. 
24 Bl. gemachet, „weil, wie fon chen ermehner, ba6 
Wiehland vor geraumen Jahren ans dem Prozeß getres 
ten it, mithin an den erfiri:cehen Borıheifen feinen As 
theil hat. Aus gleicher Urſache Mind auch die 3 adelihe 
Rollen in dem Lande Kehdingen, nnd Amte Tleubans 
ausgefchloffen, well deren Intereſſenten die Koſten des 
Prozeſſes eben wenig, fo mie aud bie Eontributientr 
Pflichtige auf ber Geeß nicht getragen haben, und «6 
tkommö der Antheil an diefen exemten Geldern wat ben 
nahmhaft gemachten Marfgländern in fo fern gu Etats 
tra. daß ihnen die Gelder zwar nicht baar ausgezahlet, 
Bagıgen aber an ihrer zu entrichtenten Kontriburionss 
Summe bey der Caſſe adgefhrieben werden. Auſſer 


"den Staͤdten Stade, Buxtehude, und Verben, melde 


als Mitſtaͤnde, nach den ergangenen Tribunal s Urchets 
Im, Eontributionsfrey find, genieffet auch die Inſel 
Krautfand ebenfalls eıner Contributionsfreyheit, als 


. welche fegtere aus der. Ueſache nicht plagnehmig fepn 


wuͤrde, da die Inſel mit keinen Deichen eingefaßt, fons 
dern bey einer jeden hehen Fruth der Ueberſchwemmung 
ausgejetzet iſt, daher deren Bewohner ihre Haͤuſer apf 
hohen Wurthen, oder Erdhuͤgeln exrichtet haben. 

Rip; 


. es 





os ae 707 
Waͤhrend der Reglerung des legten Erzbiſchofs 
Friederich har die Contribution in 6000 Rihir. beftans 
“den, wobey es au nach der Königlichen Shweei 
fchen Inſtruction vom 2oſten Julius 1652. bis auf, 
eine geringe Vermehrung von 660 Rthlr. geblieben if. 
Nachdem fi) aber bie Zeitläufte: in den Jahren . 
1657, 1658, 1659 und 1660. in dem teusichen Reiche | 
überhaupt, und mit den benachbarten Kürften inebeſon⸗ 
dere verfchiedentlich verändert, und bald eine Vermehr⸗ 
Bald aber ‚eine Werminderung der Kriegesvoͤlker verans 
laſſet; fo ift die Beſtimmung der monathlihen Eonteis 
Bution in-diefem Zeitraum ebenfalls veränderlich gewer 
fen, bis ſolche durch eine Königliche Refolntion vom 
often May 1663. monathlich auf 12000 Rthir. felgen . 
feget, jedody'dabey verſprochen worden, daß die beſon⸗ 
Ders collektirte Aemter Wildeshaufen, Bederkeſa, Plus 
menthal, die Gerichte Neuenkirchen und kehe, nebſt 
den 4 Gowen in Zukunft darunter begriffen ſeyn ſollten. 
Nach dieſer Reſolution haͤtten zwar die, durch den Celli⸗ 
eſchen Kriedin 1679. abgegangene Aemter, Thedinghauſen, 
Wildeshauſen, bie Kosten Dörverden, und die zu dem 
Som s Gericht Achim gehörig geweſene Dorfihafte Wers 
‚der, an fothaner Summe abgefeget werden muͤſſen; es 
iſt auch durch’ eine Refelution vom aoften May 1680. 
Hofnung gemacht, daß auf ſolchen Abgang Ruͤckſicht ges 
nojnmen werden folle; allein es ift dem ganzen Lande 
durch eine andermeite Refotution vom zten Jullus 1683. ' 
angemuthet,. diefen Abgang, mit Zuthun der Regierung, 
unter das Übrige Land zu vertheilen, wogegen König 
Carl XL erklaͤret, ſich bey dem damahlig Fürftiihen 
Aada; Hauſe 


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Nech ir irn else: wente, Satte 
man ſchon shs57. eins Eszu.fien eirteurtrere, ride, 
nahm fie durch Die Bänitde Invafssı riechen, 8. 
144 2. vealamiret, gleich ie in Bea Barftindern fen 
vorhin geichehen, auch auf der Geeß eine Senrrat Recti⸗ 
firation gu Stande Grinsen ſollte, welches Beftäfnr aber 
1492, no nicht Geendiget gewefen, wie ber im biefem 
Zahre abgelaſſete Commmſions⸗Receß bezeuget. Allein 
ſelbſt jene Beſtimmung ber monatlichen 12000 Rihir- 
war von keiner langen Dauer, ſondern es wurde, als 
mit dem Anfang biefes Jahrhunderts durch den befanuten 
Schanzenbau die daͤniſch, holſteiniſchen Unruhen Ihren 

"Aus 





709 
Anfang nahıfien, and die Kriege mit Rußland, Wohlen, 
und Sachſen zur unmittelbaren Folge hatten, diefe 
"&umme bis auf 15000 Rthle. erhöhet. Die Zeit des 
Dänifchen Befipftandes, weiche faum 3 Jahr gedauert, 
IR zu kurz gewefen, als daß in Abficht der Contribution 
eine veränderte Einrichtung getroffen werden koͤnnen; 
Der im ſolcher Zeit fortgedauerte Krieg, hat es begreiflich 
gemacht, daß bey Beſtemmung der, Contribution nicht 
allemahi mis einer, für den Wohlſtand der Unterchar 
nen erforderlichen Ordnung, verfahren worden, vielmehr 


iſt in dieſem Zeitraum diefe Summe monatlich bis auf 
24000 Rihlr. geſtiegen. 


Als aber die Herzogthuͤmer im Jahre 1715. ein Ei⸗ 
genthum des Churhauſes Braunfhweigs Lüneburg ges 


worden, wurde die monatlidye Contilbution, nach einer 


Werordäung vom zoflen Dec. 1716, auf 15000 Rthlr. 
gefeget, wobey es auch bis 1722. fein Bewenden behals 


ten, in welchem Jahre beliebet, eine Iandfchaftliche | 


Caffe vorzurichten, und derfelden die Einnahme von 
der Accifed Impoſt, Beh: Schag und Stempelpapier, 
zum Hauptbeflande anzumeifen *). Weil aber dieſe 
Summe zu Befreiung der nöthigen Landedausgaben 
nicht einmal Bingereichet, gefchweige zuden, durch Ans 
fetsung mehrerer Bedienten, fih gehäuften Bedärfniflen ; 
fo wurde zwar feftgefeger, daß die Contribution auf 
18000 Rihlr. erhoͤhet werden folle, allein mon fand bald 
daß die Laft dem Lande zu ſchwer fallen würde, weshalb 
dies 


*) Polizeyordnung. ©, 1205. 134% 


m 


710 X 


dieſes Rerhaben au ı7:4. wieternm aufangeben *,, mh 


Bir Esztridution nom rinır anterweinen SBerorteung 
vom zıfen Decen ber 1725. ven Beuiztr 1-6. auwie 


derum auf 15000 Achit. geſeet, ud Überbanp: bar &s 
qe ascqh wegen Der (ogrnannsen 6 Epeuief, 1 ke go 
Beypeire Acciſe von ansiäntıfhem Bemänfe. =. Fislkar 
Diem Dıer. 3) Aufben Kornbrastzerein. 4: Bm 
Weitzen zum Baden, oder fonfiigen Rakruns. 5) Ju 
sh auf Salz, Ein uud Teback. 6) Das sefirmpeit 
Papier auf den daberorigen Faß amteberam beraridän 
werben, wobey es feit ſoicher Zeit, auch bekänbig su 
blieben. 

Zu dem eben gedachten Belauf träget bat Kerioge 
ihum Bremen — 13776 Rthitx. 13 fi ; pf. 
und das Herzogthum Verben 1223 8 34397 
monatlid Gen, nur if ſchon von Bönigl. Ichwepüte Rus 
gierang angeordnet worden, daB batjeniae, was menatı 
lich über die Summe von 12000 Nıblr. aufzubringen, 
per modum extraordinarium geſchehen, und der Rerchs⸗ 
und Kreißfuß dabey zum Grunde geleget werden ſolle. 
Diefer Buß ift für- Bremen 638 Zt. und für Werden 120 
Fl, mithin für letzteres Herzogthum 614 oder bepnahe 3 
des Ganzen. Weil aber durch den 1679. erfolgten Fries 


den zu Nimmegen, oder "Zelle, die Vogtey Dörverden, 


nebft dem Amte Weften, und einem Theile der Tapiteles 
Gater danon getrennet, fo tft diefer Beytrag zur dem Ile 
berfchuß über die 12000 Rthir. zuerſt auf 5, hienaͤchſt 
aber gar bis zu J herunter gefeger. Die Bremiſchen 
2 Oıände 


- 9) Poligeyorbuung ©. 1277. 


x 


Ä 


N 


a" Ve 77 


Stände find dagegen zwar eingelommen, und haben 
eine darunter vorwaliende Erſchwerung behaupten wol⸗ 
ten, allein es iſt bey dem letzteren Antheil bisher, vers 
muthlich um deswillen geblieben, weil ſchon bey dem, in 
älteren Zei ren üblich gewefenen Pflugfchage deren 360p0 
auf heyde Herzegthoͤmer, und 4000 Pflüge, ale 
der neunte Theil des Ganzen, auf das Herzogthum 
Verden gerechnet worden. Die vorhin erwehnte Aufhe⸗ 
bung des Landſchatzes hat unter andern auch die Folge 
gehabt, daß die, monatlich auf 15000 Rthfr. feſtgeſetzzte 
Eontribution, durch die etwanige Anfegung mehrerer cons 
tribuablen Unterthanen, keine Veränderung leidet, oder 
der Landſchaft eine vermehrte Einnahme daher zuwaͤch⸗ 
"fet. Denn, wenn gleich nach dem ſchon oben angefuͤhr⸗ 

ten Grundſatze, alles Land entweder Reßdienſt⸗ oder 

contributionopflichtig if, mithin jene Anbauer nach aba 
gelaufenen Freyjahren zu ber Eonträbution gezogen wer⸗ 
den; fo kommt dennoch dieſer Zuwachs in beyden Her⸗ 
zoathuͤmern derjenigen Börde, oder Bauerſchaft als 
kein su Gute, in welcher der Neubauer ſich an⸗ 
ſeſſig gemachet; immaßen durd eine vermehrte Ans 
zahl der Eontriduenten das Sontributiontquantum nicht 
vergrößert, wohl aber eines jeden bieheriger Antheil ver⸗ 
mindert wird. 

Die Art und Weiſe, wie die Contribution aufge⸗ 
bracht wird, iſt in beyden Herzogthoͤmern einerley, daß 
nemiich die Repartition auf der Geeſt nach Dach, Fach 
und Vieh; in der Marſch aber, nach Land und Sand 

geſchiehet. Nach diefem angegebenen Grundſatze ſollta 
alſo die monatdie Eonsiögeion den Mapftab "us 
au 


zı2 DPA 


nach welchem alld übrige Kändige Larbesahgaben aufım 
Sringen. Dies iſt jedoch nicht der Fad, ſondecn es wen 
Den bey Aufbringung diefer estrasrdina torum bie in ch 
sem jeden Diſtrikte Hergebragie Simpla jun Sram 
geleget. 
Ueber den Urfprung dieſer Simpldrum Ue 
Ah zwar nichts mit Zuveriäffialeit befitimmen, bias 
wabrfcheintich aber iſt es, daß bie unter Erzbiſchof Fries 
Berich zum erſtenmale, ausgefdiriebene Eer.ı ibution som 
Gooo ARthle., die Veranlaffung dazu geaeten, radtım 
ſolche in dem Aufange der ſchwediſchen Regierung mit 
666 Rthlr. erhöhet, und die Summe von 6666 Athlr. 
in der koͤnigl. Inſtruction vom 20ſten Srtius 1652. *) 
zum monatliden Subſidio feflgefeget werden. Wäre 
das Simplam von allen befondern Diftricten Sefannt, 
fo koͤnnte diefe Bermuchung zu einer mehreren Gezißs 
Beit gebracht werden. inzwiſchen würde ſolches bad deu 
nen erbeblihen Mutzen verfhaffen, nadbem der dabe⸗ 
vorige Unterſchied, die Eelder nach dem Faß der menatı 
lichen Contribution und nach eines jeden Diſtricts Stus 
plo aufzubringen, völlig aufgehoben worden. Eben 
viefes Simplum ift Deutiges Tages auf Land, Sand, 
Dach, Fach und Vieh genau revartiret, und nachdem 
bie in einem Monate vorfallende ffändioe Landesabgay 
ben zu der ordentlihen Kontribution hinzugeſchlagen 
worden; fo werden in jedem Monathe fo viele S-mpta 
angeleget, als erforderlich find, diefe Summe herben.us 
ſchaffen. Das Simplum eines Diſtricts machet z. B. 
60 


*) Altes und Neues aus den Herzogthaͤmern Bre⸗ 
men und Verden. IV. Band. ©, 25. 


- 


IP 713 


| 60 Rihlr. ans, er fol aber an Contribution, und fonflts 


gen Landetabgaben in einem Monath 130 Rihlr. bezah⸗ 


den; fo werden dazu 3 Simpla angeleget, welche def | 


kegtere Summe ausmachen. 


Nach dem, was oben angefuͤhret, haben die gefammits 
Marſchlaͤnder zwar nach 1648. den Fuß der reducirten 
Morgen angenommen, allein nur blos das Land Keh⸗ 
Dingen hat diefen Zuß beybehalten, und in deffen Ges 
mäsheit merden, befage eines unterm 1oten Februar 
1671. errichteten Vergleichs, an reducirten Morgen auf 
den Kreyburgiihen Theil - — 1945 Morgen 
und auf den Öugflethifhen Thell — . 2230 — 





U U] 


überhaupt alfo reducirte Morgen — 4225 Morgen 


‚gerechnet. In der Bugflethiihen Landmaße hat inzwi⸗ 


ſchen, die am 25ſten December 1717, eingetretene Waſ⸗ 


ferfluch, eine bemerkliche Veränderung veranlaflet, denn 
als durch felbige zu Wilchhafen, Kirchfpiels Hamelwoͤr⸗ 
den, 103 Morgen, 104 Duadr. Ruthen 65 Auadr. Fuß/ 
völlig uͤberſchwemmet wurden, fo Hat das Land große 
Koften zu deren Einteichung, jeboch ohne feinen Zweck 
zu erteichen, angewandt. Nachdem während diefer wie: 
De: hohlt gemachten vergeblihen Verſuche, bie auf dens 
überſchwemmten Lande haftende Eontribution fi immer 


angehqaufet, und das Land die fich vermehrten Eintei⸗ 


chungskoſten nicht länger ertragen koͤnnen, hat daffelde 


dieſes Wiſchhafiner Land dem Landesherrn abgetreten, 


. welcher danegen dem Lınde Kehdingen die große Deich⸗ 
ſchnld. ſammt der ruckſtaͤndiaen Contributidn von 47914 — 


Nrede. erlaſſen, die Eutachuns auf ſeine Koſten uͤber⸗ 
nom⸗ 


714 ro _ 


nommen, und foldhe 1742. völlig zu Stande gebragt | 


dat. Durch diefe geihehene Einteichung ſind nun zwar 
86 Morgen 105 Quadr. Ruthen 65 Nuadr. Fuß. dem 
Waſſer wiederum enteiffen, und zu tragbaren Lande gu 
machet, wovon der Landesherr nach eine:u, von könial 
Cammet getroffenem Vergleich von Neujahr z747. am, 
die Contribution entrichten laͤſſet, die uͤbrkgen 16 Ders 
gen 119 Quadr. Ruthen find dagegen gaͤnzlich veriohren 
gegangen, und muͤſſen in Abſicht der Contribution von 
beyden Theilen des kander Kehdingen übertragen wen 
den. ! 

Bon diefen beyden Theilen iſt der Busſlethiſche, 
"welcher die mehreſte Morgen-Zahl verſtenren muß, feit 
langen Jahren, und fo weit die oͤlteſten Nachrichten reis 
sen, dem Abbruch ausgeſetzet geweſen, wogegen ber 
Freyburgiſche Theil merklichen Anwachs gehabt. Dies 


Bat bey der ſtarken auf 1923 Rihlr. 45 BL. 2 nf. fürtas 


ganze Land monatlich ich belaufenden Eyntributien, eis 
nen ſchon 1647. zwifchen beyden Theilen commifforiakiich 
aewordenen Zwiſt veranlaffer, der zulegt au das Trab 
nal zu Wiemar gediehen, und 1671. durch den chen anı 
gezogenen Vergleidy dahin beugeleget ift: Daß der Abı 
bruch und Anwachs in beyden Theilen des Landes Reh: 
Bingen mit einander verglichen, und erflerer, nach Wers 
haͤltniß der für jeden feftgefegten Diorgen, von dem ges 
fammten Lande übertragen werden, fo wie leßterer Dem 
elben ohne Unterfcheid zu gute kommen folle, er mäge 


| — — — — 


ſich im Freyburgiſchen oder Bugflethifchen Theile hervore 
geben ; wobey zu gleicher Zeit feflgefeger: daß dieſe Bers 


gieichung des Abbruchs und Zumanfes nur ale 10 Jahre 
vors 


wo. 75, 


vorgenommen, und in biefem Jeltlauf, die vorhin antı 
fündig gemachte Contribution, ehne ‚ae Gneıte ont 
echter werben fol... 


Auffer diefen redweirten Morgen möffen Pen Me. 
KRother nad ihrem Wermögen, Gewerbe, oder Berdienft, | 


au der Contribution beytragen, weiches ‚die Boͤther 
Sabſeligkeit genannt, und von den In tereſſenten der 
Contributionsroſle jaͤhrlich, nach der Billigkeit, dur 
Die Hauptleute des Oiſtrikts, geſatet oder geſchaͤtet wird, 
auch wenn erhebliche Umſtaͤnde vorkommen, von dee 
Barbesrerfammiung gefchiehet. In dem. Bugflethis 
feben Theile iR der Beſitz von drey reducirten Morgen 
um Maßftabe angenommen, ſolchergeſtalt, daß alle die, 
welche ſolche uno daruͤber deſitzen, zu der Claſſe der 


Hausleute: diejenigen aber, ſo darunter Haben, unter | 


die Habſeligkeits-Contribution gehören; 3 diefe betroͤget 
Im Jahre gewöhnlich 56, 57 bis ss Simplaz ein jebes 
Simplum aber nach Beſchaffenheit der Nahrung I BL 
2 Bl auch wohl 2 Bi., welcher Ertrag eirem jeden Kirch⸗ 
ſriel beſonders zu Hülfe kommt. In dem Sreyburgis. 
feben Theile Dagegen, ift das Simplum der geſammten 
Körber Habſeligkeit auf 7 Rihlre. ein vor allemal feftges 
feget. Sothaner Simplorum werben 5 in jedem Mes 
nath angeleget, welches für einen einzelnen Köcher jes 
desmal 1 HL. betraͤget, und diefe Auskunft kommt nicht 
einem jeden Kirchſpiels zu Gute, fondern wird auf 
ſammtliche 1945. reducitte Worgen vertheilet, Daher die 
in dieſem Diftricte vorhandene 3 Necepturen ib berech⸗ 
nen, und einander das zu viel Erhobene herausgeben, 
oe zu ven Erhaltene -vorgäten muͤſſen. | 
. Sb 7‘ 


% 


716 Pre 


Nach der Berfeffeng des Aten Landes were 
aßle, fo unter 4 Diorgen Tanb haben, sm Den Innmbbegb 
serten Köcher gerechnet, und mäfen mad; Werhätreif 
der Diorgessahl ;u der Eennibutien beyizagın. Die 
Eigen⸗ uud Käner ı Kocher aber, bie Teime Eünderryen, 
fondern unz entweder eigene, ober gehämerse Karken 
und Kobihöfe bewohnen, find der Köcher: Anlage uuwı 
werfen, fo daß erſtere wegen der Hacken umd Frebenge: 
werbe etwa 3 61. Die HäuerKöcher aber ohnnefehr 
zum Simple entrihten, mit der Grmerfung: befwena 
son Iöteren 2 in einem Heufe wohnen, eim jeber ı fl 
zum Simplo erleget. Die Hautlınte haben zwar fen 
zu ſchwediſchen, und noch bey den jekigen Zeiten anf bie 
Heinen Lanbhegäterten Kother eine mehrere Lak Seins 
gen wollen, aßein diefe And, darch ergamgene Uertheils⸗ 


forädge, Hey ber bisherigen Art des Beytrages fo Iange 


geihäget, bis darunter von der Sandesberrfgaft eine allı 


"gemeine Anderung getroffen wird. 


Au dem Buofletbifhen Theile, bat ein —*& 
Kirchſpiel, deren. 4 And, feine Tontributiontrelie. und 


Receptur vor ſich, die adeliche Rolle aber gehet darch 


ale 4 Kirchſpiele. In dem Freyburgiſchen Theile 
ind zwo Erbexen und Kirchenmeyer:Rollen, von denen 
die eine, die Kirchſpiele Freyburg, Crummenteich, und 
Oederquart, und die zwote, das Kirchſpiel Balje allein 
In fich Hegreifet ; die feparirte adslihe Rolle gehet eben⸗ 
falls dur den ganzen Theil. In dem Alten Kande, 
deffen Anıheil von 2408 Rthlr. 2 Bl. 3 nf. den ſechſten 
Theil der gefammten monatlichen Contribution ausımas 
het, wird ſolche von den Vorſtehern ber darin vorhandes 

.. 52. *— nen 


21 


f) fi , ‘ \ : . | 

PER _. ‚ .37 
nen 12 Haupimannſchaften, und 6Vogteyen erhoben, 
weiche ſolche an den, von koͤnigl. Regierung zu Stade bes 


ſtellet werdenden, Obereinnehmer zu York abliefern, der - 


aufferdem die vorhin befchriebene Exemten⸗ Lafle zu be 
forgen bat. In dem Amte Rothenburg haben die - - 
Amitsvoͤgte, ein jeder In feinem Diftricte, eben biefe Lons 

tribution zu erheben, um folche dem zu Rothenburg an⸗ 
geſetzten Obereimehmer einzuhaͤndigen, welcher letzteter 
ſich ſolcherwegen mit der Caſſe uͤberhaupt berechnet. 

Auſſer dieſen bemerkten Contributionshebungen, 
find in beyden Herzogthuümern noch 44 Recepturen vor⸗ 
handen, von welchen aber nichts befonderes anzufüßs . 
ren iſt. 

In den, das Gebieth der Reicheftadt Bremen aus⸗ 
machenden 4 Gowen, und den Gericht Borgfeld, 
hat vorhin die Contribution monatlich 299 Rthlr. and 
alſo vom ganzen Jahre überhaupt 3456 Rthlr. betragen, 
wovon nach dem zo Artifeldes Stadiſchen Receſſes vom 
agften November 1654. die Halbſcheid mie 1728 Rthlr. 
der Pönigi. ſchwediſchen Cammer zu Stade eingeliefert 
werden muͤſſen. Die Stade Bremen hat dieſe jaͤhrliche 
Auftunft A. 1709. zwar mit einem hergelicehenen Capts 
tal. von 28979 Nihle zu 6. vom hundert beleget, nachs 
dern aber diefes Kapital im Jahr 1726. zuruͤckgezahlet, 
fo ift die Sache wiederum auf den vorigen recepmäßigen 
Fuß gelommen, und darin bis 1741. verblieben, Denn 
‚ ale in diefem Jahre den 23ſten Auguſt der Hauptver⸗ 
gleich in Stade zu Stande gekommen, nad welchem 
alle aus dee Neichs Immedietaͤt biahero entſtandene 
Mishelligkeiten völlig beygeleget, wurde nach deffen sten - 

66 3 Ar 


- 


7ss SPASE 


Zeutd 0 A wie Gülle: — 
Leiiigein ve: zu Vertelben 
uueiageitpchuteen Berfl.sure, zuer ser Gepingumg üben 
ksffen, daß Die Darin nochersene incl. Tirzer zur den 
übrigen Onıtiraten auf frianier Welle bukkrmeret men 
den folsen. Daseaen aber hat bie Cnute, nahen um 


fen, weite menatiih 37 Rıllz. umb alle ins games 
ZJahee nur 1044 Rthir. auimadet, uahbem Die am Der 
monatlichen Haifte fehlende 57 Rıhir. wie oben ersef 
ner, ſchon 693. von berden Herzogtchawern üßertzagen 

werden; micthin bleibet Bas Eoutriburienequantumn, wis 
qes die Grade zu geniefen hat 2413 Achir. m dem 
Beinen Lande Wäbrden machet die tetale Eontributise 
vom ganzen Jahre eine Summe von 2650 Athtr. z0 art. 
aus, weiche alle viertel Jahr erhoben wird, und im fol 
Her Zelt von einem Jack Landes, das beſte gegen das 
mittlere und ſchlechte verglichen, ohmgefehe vier Seeee 


beiröget. 


4 


718 
11 
Etwas als Beytrag zu dem, im erſten 
Stuͤcke der Annalen vom Fahre 1791. 
befindlichen Yuffage: Stof zu Betrach⸗ 
tungen für Berrfchaften, in Ruͤckſicht 
ihres Einfluffes auf das DVerderben ihrer 
Hausbediente betitelt. 
Bon einem hannoverſchen Gebienten. 





N anfmerkſamen Beobachter ber Ab: aber 344 


m nahme der Moralitaͤt unter ben verſchiedenen 
Caſſen des menſchlichen Geſellſchaft, muß +6 wohl une 


‚gemein wichtig fegn zu bemerken, daß ein betraͤchtli⸗ 


bar Theil berienigen, welche entweder zu Öffentlichen . 
Aemsern beftimmt find, oder wenigſtens doch dazu Kofr 
gung haben, dieſer ihrer Beſtimmung, theils ohne big 
daun grforherlihen Fähigkeiten, theils and, melden ' 
oft noch Schlimmer iſt. mis einem, durch Ausihmeifug 
gen mancher Art verdorbenen Herzen, rublg entgegen ‘ 
Sehen, ohne fid) darum zu Hekünmern, ich zu eine gu : 
fhidten uud aewiſſendaften Verwaltung ihrer künftigen 
Dienſtgeſchaͤfte porzußergiteg. ‚Die Urſachen einer fol 


Hm auffallenden ˖ Erſcheinung find mandgrip, wie Ber 
laits dar Kr. Verfaſſer jenen Aufſatzes bemerk hat. Eß 


Kießen ſich zwqr nach mehrere Derfeiben anführen, weiche 
Du delgen aach ſich eben, allein. dioe Hap Ausnohe 
| L 2 9 Be we mien, 


=20 ARE 
‚men, die nicht immer art finden, und folglich wenn 
vom Sarnen die Rede iR, nicht bieber gehören, und 
meine Abſicht geht nur dahin, zu verfuden, ob ich gu 
jenen wohlgemeinten Worfchlägen des Hrn. Merfaffers 
auch mein Scärflein beyteagen könne. Vielleicht ge⸗ 
Ungt es mir, da ich ſelbſt ein Mitglied dieſes Standes 
Hin, und folglich aus eigner Erfahrung urcheilen tanz, 
einen Borfhlag zu geben, welcher leiht auszuführen 
und in jeinen Folgen des Zweds am wenigften verfehlen 
würde. Zuvor aber ſey es mir erlaubt, ſtatt mehrerer nur 
eine von jenen Urfachen anzuführen, welche meiner Mey⸗ 
nung nach, eins der wichtigften Sinderniffe ift, daß fe 
manche unter unfern Stande fi nicht bemühen das zu 
werden, was fie werden könnten, und notwendig werden 
* müßten, wenn fie ſonſt einft ihr Amt, nicht allein als ſaͤht⸗ 
ge, fondern aud als treue, thätige, uneigennüßige, nur 
allsin das gemeine Beſte ſuchende Männer verwalten welı 
Ien. Das Hinderniß, weiches, wie ich glaube, diefem fo oft 
entgegen ficht, iſt folgendes. Bey Vergebung vieler Arten 
‚ von Unterbedienungen, gu deren Verwaltung mir fähig 
ſind, Hat man zwar die Gnade, vorzuͤgliche Nädfiche auf 
uns zu nehmen, und größtentheils werben dergleichen 
aus unferm Stande beſetzt: fo fehr groß dieſe Vohlthat 
nun aud für uns iſt, und fo ſehr mir Urſache haben, 
uns ſolcher Geſinnungen wegen gluͤcklich zu ſchaͤtzen, ſo 
ſcheint mir doch dieſe Wohlthat zu eingeſchraͤnkt, um das 
Sure für das gemeine Beſte ſowohl, als au für uns 
ſelbſt zu bewuͤrken, welches man billig davon erwarten 
ſollte, juben dleſed für uns’ beſtimmte Gluͤck meiſtens 
oo nur 


Dale 27 

zene- denen zu Theil wird, deren Herren unmittelbar au 
Der Landesregierung Theil nehmen, oder doch durch ihre 
Smpfehlung viel vermögen. Um allen Misdentungen 
vorzubeugen, muß ich hier die Bemerkung machen, daß 
üch 26 gar nicht miebillige, daß die Herrſchaften, von 
welchen die Beſetzung ſolcher Bedienungen abhaͤngt, auf 
ühre eigene Bedienten vorzüglich Ruͤckſicht nehmen, ſon⸗ 
derw id, finde es fehr billig, Daß folhe das nähefte Recht 
dazu Haben, wenn fie eben fo fehr als andere, durch ihre - 
Fähigkeit, Fleiß und Ordnung in ihren Geſchaͤften, und 
durch ein gutes Herz fich deffen werch machen, Bisher iſt 
meines Wiſſens nur am mehrflen darauf gefehen worden, 


od felbige nad Erforderniz, rechnen und ſchreiben 


Eönnen, and fich "in ihrem Dienfte keine erhedlichen 
Wergehungen haben zu Schulden kommen laffen; lezte⸗ 
res ift jedoch auch niche immer in Anſchlag gebracht, 
oder die Eompetenten find Son dieſer Seite nicht be⸗ 
kannt genug geweien; daß biefe Methode aber oft nach⸗ 
theilige Folgen Haben muͤſſe, laͤßt fich ohne meine Erin⸗ 
nerung wohl vermuchen. Wenn einmat willen die bey 
folgen Herrſchaften in Dienſt ſtehende Bediente, ans 
deren Händen fie unmittelbar befoͤrdert werden können, 


daß ihnen ihre Verſorgung nicht fehlen kann, ſelbſt auch — 


dann nicht, wenn ſie ihre Herren durch den Tod verlies 
sen; dieſe Gewisheit aber, welche ſich groͤßtentheils nur 
‚ anf den guten Willen und Vermoͤgen ihrer Herrſchaft 
gruͤndet, iſt für manche derfelben eben kein großer Ans 
trieb, ſich um eine Bedienung verdient, oder in dem | 
Maaße geſchickt zu machen, als es auſſerdem wohl ges 
laren m warde und müßte; vielmehr iſt ſolche uur zu oft 
es 4 der 


fters aubere Gebiente, wei mie fe ih Ab 
ey felgen Kerzen zu bienen, von kamen Fir Balkıteı 
vung rwarsın tunen, wenn fe hen wie me she 
(al unmöglich es iR, Gh dieſes CUcs A zu iin 


 - wen, weit Be niemand haben, ber ſich übrez anmimm, 


‚ sder and) bie guten Empfehlungen ihrer Gerriibaf wilt 
Gewicht genug bat, alibann deu Brust Fiulen Leffen, 
an ihrem tänftigen ind verzmeifeln, unb ib mie zu 
bem.biiden, wezu fie Zeit, Gelegechheit unb Sftens an 
Dleigung haben, weil fie es naz für veriorne Biähe als 
un. VDot zuͤglich gilt Diefes alidann, wenn fie fühige 
ſchlagene Verſuche zu ihrer Vefösserung fen Rt wie 
de:holet haben, und Bieten dann wehl ger ani Mi 
much mancher Ausſchweifung die Hank, um Ührer Mey⸗ 
"nung nad, ‚ih Aber ühre fehlzeſchlagene Deffnäng zu 
"len, und das traurige Andenken an ein Tummmervelles 
Alter, welches Re bey einer ficken hoffaungsieten Ads 
ſebt befurchten mufſen, zu zerſtrenen. Daß biefes mid 
ſelten der Fall ſey, Hehe ſich dur manches Derloiel dar⸗ 
‚hun, und es If in der Erfahrnug gegruͤndet, daß and 
bie beften Menſchen bey widrigen Schick alen und mike 
lungenen Verſuchen um Amt und Grode, oft auf Ab⸗ 
wege gerashen, welche hey beſſern Aueſichten zu Ihrer 
Berforgung nie von ihnen betreten warden wären. Bas 
66 Hiemis nun weiter fagen ill, läßt fih aus dem Kon 
dergehenden leicht fauiefen; ih Hals es nmlih widt 
u | für 


Be 723 


aar gut, daß Bediente folcher Herrſchaften, von denen 
Die Boſatzung vacanter Bedienungen abhaͤngt, oder von 
R andern Herrſchaften empfohlene Gediente, beſondere 


DE En _ SEE 3 
ar DE ED 
. 


| 


. inwarefäaft dazu haben; wenn nicht zugleih mehr 
»gere Umſtaͤnde hinzukommen, bie ſolche als dazu brauch⸗ 


** empfehlen; ſondern daß «es beſſer ſeyn wärbe, wenn 


ae Bediente ohne Unterfied gleiche Hoffnung dazu 
‚Hätten, wenn fie ſonſt Durch ihr gutes Betragen, durch 
Fähigkeit und Fleiß, überhaupt durch einen guten moras 
Kitchen Character, fi dazu als fähig legitimiren können. 


Es iR jet für den, welcher nicht fe glcklich iſt einem 


Jolchen Herrn zu dienen, welcher ſelbſt vermögend iR, 


- Bedimungen zu vergeben, aͤußerſt fchwer, verſorgt zum 


werden, feibR Dann, menn er ſich auch nebk Ginreichens , 
der Fahigkeit, durch untahelbafte Aufführung und ein 
‚gutes Herz aufs Beſte dazu empföhle; entweder feine 
Herrſchaft in zu muihlos ſich Für ihn gehörigen Oris mit 
Nachdruck zu verwenden, ader, wenn der erſte Verſuch 
mistingt, ſchenen fe fi felbigen zu wiederholen, oder 
fie And auch mit ihm and feinem Betragen zufrieden; 
‚ad behalten ihn Darum lieber felber, als daß fie fein 
Wtück beföchern follten, daß alſo alle Werfuche fehifchlas . 


gen. Wie glucklich wärbe nicht mancher guter Menſch 


aus unferm Otande werben, mern jedem Pedienten, 
ahne Unterfſchied der Merrichoften, gleicher Anſpruch 
anf varante Bedienuugen verſtattet waͤre, und nur 
allein der jedesmal fählgfte und Hefte den Warzugı er⸗ 
hielte. Dann .mürde die ans hierin zufliefenne Gnade 
deppelt ſchoͤtzbar, ſemohl ja Ruͤckſicht auf uns ſelhſt, als 
An im Ruͤckſcht der Unterzhanen, wit welchen uns 

| v b b a F unſere 


ihm die Hoffnung gemiß bliebe, daß er nicht vergebens 


L 


7. 5 j 
unfere Tünstigen Dienſtverrichtungen in Werbindung 
Bringen würde. Auch fchon vorbero wärbenm bie guten 


beſtreben, ein guter brauchbarer Menſch zu werden, mul 





daran arbeite, Verſtand und Herz zu bilden; es wärde : 
eine Art Wetteifer dadurch angefacht werden, weil mas 
Hoffen dürfte, daß fe fruͤher man fi die erfor derlichen 
Eigenfchaften erwerben werde, defto ehenber werbe man 
auch feine Verforgung zu gewarten haben. Ich glaube 
nicht, daß ich mir zu viel von biefem Vorſchlage ver⸗ 
fpreche, wenn ich diefe guten Folgen davon erwarte; zu 
Hoffen iſt wenigſtens gewis, daß jeder vernünftige 
Menſch, feines künftigen Gluͤcks halber, wenn er weig, 
daß feine Hoffaung dazu fi nit auf andere Brände, | 
als auf wuͤrkliches Verdlenſt ſtuͤtzen darf, ſich Defieiigen 
werde, das zu werben, was er ſeyn muß; benn web 
iſt dem, für feinen Unterhalt oftmals fo ängii bes 

kaͤmmerten Menſchen wohl angelegentlicher, als die 

Gewißheit, daß es groͤßtentheils nur von ihm und ſei⸗ 

nem Betragen abhängen ſolle, ob er verſorgt ſeyn wolle? 

Vorzuͤglich würde bey denen dieſe gute Wuͤrkung bemerk⸗ 


lich werden, welche außerdem auch den Trieb haben, ge⸗ 


meinnägig au werden, und es giebt gewiß, wie ich zu 


“derer Ehre behaupten kann, noch manche unter uns, 


denen es Beduͤrfniß ift, zum gemeinen Beſten mitguwdes 
ten. Manches von denen unter unferm Stande herr⸗ 
ſchenden Uebeln, welcher der Sr. Verfafler jenes Auffapes 
erwähnet bat, würde dann von ſelbſt, ohne Aumwenbung 


ernſtlicherer Mittel, aufhören: Spieiſucht, Aufwand in - 


\ ‚ Metum 


725 
Eleidungen, Berch offentlicher Haäuſer zum Spiel und -- 
Zany, und mehrere dergleichen unter uns eingeriſſene 
Thorheiten, wuͤrden wo nicht ganz, doch gröfite:.theits 
abnehmen, weil man mit Grunde befuͤrchten müßte, 
Daß diefes bey kaͤnftigen Geſuchen um Beförderung zum 
Mormurf gereihen, und man als Leute, denen man keine. 
Bedienung anvertrauen dürfe, davon ausgeſchloſſen wer⸗ 
den mögte. Ungemein freuen würde ih mid, wenn 
Diefe geringe Bemerkungen dazu beytragen wuͤrden, dieſe 
Dierhode einzuführen, und ich würde glauden, mich um 
das Gluͤck mancher meines Standes ſowehl, als auch 
der Underthanen, welchen: ſelbige einſt als Amtsunterbes 
diente ıc. vorgeſetzt werden moͤgten, verdient gemacht 
zu haben. Die Art, wie hohe Fönigliche Regierung fich 
von der Brauchbarkeit der Supplicanten Überzeugen 
Eönnte, würde fi leiht an die Hand geben. Die: 
guten Empfehlungen ihrer Herrſchaften wirden zwar 
jedesmal erfordert werden, da aber die Serrfchaften 
ſelbſt, wenigftens den moralifchen Werth Ihrer Bediente, 
oft nicht gehörig kennen, fo würde es noch befier feptt,. 
wenn auffer diefen noch andere unverdaͤchtige Zeugniffe 
beygebracht werden koͤnnten: „daB Eompetent ein guter 
Saushälter, dem Spiel und Trunk nicht ergeben, ein 
.. fähiger, fleißiger, verträgliher und uneigennügiger 
Menſch fey.” Könnte man nach dem Wörfchlage des 
"Hrn. Verfaffers des obigen Auflages, in verſchiedenen 
Städten des Landes oͤffentliche Lehranſtalten errichten, 
worin die zu Bedienungen beflimmte, oder Hofnung has 
bende Bediente, in der Orthographte, Kalligraphie, 
Abfaffung Feiner Auſſate und Berichte, moraliſchen und 
oco⸗ 


2 





7126 Pr 
: Sconomifhen Grunsfägen, Terminsiogie, Regie 


ſchaͤften und den Laudeeversrbunungen wwterrigeer win 


ben; fo würden folde Auſtolten zwar von ungrineinen 


Prugen feyn, und ich mögte baum med) ben Tinzerrrint | 
in der Seidımefiertunft hinzufkgen, melde Kreide 


in Amtsunterhedienungen manchen Vortheil Ihafes 
konn; allein ich glaube, def hiefer Plau zu den forum 
men Wanſchen sehöret, weihe m erfühlen, tinfrigen 
.. Zeiten aufbehalten 18. Es laſſen ich Indeb in Ermam 
gelung eines ſolchen Unterrigis, auch mande Keuutı 
niffe erwerben; zwar bey weitem nicht im Der Wellisuus 
menbeit als in methodifchen Lehrfiunden; doch aber Is 
viel, daf man nicht ganz Bremdling barimmen bleibt, 
fondern in manchen vorfommenden Gelegenheiren, bey 
eigenem Nachdenken uud Verfuden, fi im Norhfal 
garden kann. Es iſt beynahe keine dieſer Bit 
sen, woräber nicht auch für Ungelehrte geſchrieden wire, 
durch Lefung ſolcher Bücher nun, bie dieſe WBilfenfebaften 
abhanden, kann man fidy einen aniehnlihen SBeorreih 
von näglihen Kenntniffen erwerben, wenn man fe 
mit Aufmerkſamkeit und zu wiederholtenmalen Kiefer, 
und we es thunlich IR, durch Verſuche erläutert. 

Eine Lefegefellihaft von ſolchen Hühern, für Die, 
welche ‚Seine beſſere Gelegendeie Haben, ſich in dieſen 
Kenntniſſen zu unterrichten, maͤßte in ihrer Art pon vie⸗ 
lem Nutzen ſeyn; freylich wurde es Anfangs eine treckge 
Lekrüre werden, allein nach einigen darin gemqchten Forts 
ſchritten wärde fie angenehm ſeyn, und dies Angenehme 
würde ſich in der Maaße, wie unſere Kenntniffe in dem 
Viſſenſqatue⸗ zunehmen würden, auch immer vermeßs 

zen, 


| DPI 727 
rs , und Hierin für manchen hochdellebten Roman den 
gorrang behaupten, welcher une anfangs amufirt, Bess 
ach gleichgültig, und zuletzt zuwider wird, Bis hieher 
tenge nun mein unmaafigeblicher Vorſchlag, und man 
serd finden, daß ich mie ders Herrn Berfafler oßigen 
kufſatzes in vielen Punkten einer Meynung bin, ich 
Buß jedoch aber au aufrichtig geſtehen, Daß ich in jenem 
Kufiage etwas finde, wovon ich aus eigener Erfahrung 
tchtiger urtheilen kann, denn eine achtzehnjaͤhrige Er⸗ 
abrung läßt wohl zum voraus fehen, Daß man in feinem 
Fache nicht unbefannt ſey. Ohne mich auf jeden einzel 
nen Umſtand einzulaſſen, will ich nur blos den Vorfchlag 
beffelden: Daß die Herrſchaften ihren Livrer Bedienten . 
nicht erlauben mmögten, auſſer ber Livree eigene Kleidung 
ju tragen, bemerken; woraus man fehen wird, daß ber 
Herr Verfaffer unfere Lage nicht fo ganz genau kenne. 
Es ift nämlich wohl allgemein bekant, daß ſchon ſeit mehi 
rern Jahren die Preife der Tücher ſehr gefliegen And, 
den welchen echöheren Preifen, bie Güte und Daufrhafs 
tigkeit derfelben hingegen mehr verlohren ale gewonnen 
dat. Diefem ohngeachtet gehen aber die Herrſchaften 
von denen, aus jenen wohlfeilern Zeiten, gewohnten 
Quellen, felten ab, weiches denn die nothwendige Folge 

dat, daß man jegt nicht mehr mie ehemals, damit fe. 
weit reihen und die ſeſtgeſetzte Zeit auskommen kann: 
Her Vervortheilungen mancher gewinnfüchtigen Kauf⸗ 
lernte and Schneider, weiche hiebey nicht felten im Telıs 
den fiihen, nicht einmal zu gedenten. Bey dieſer Lage 
iſt man alfo auch wider Willen genöthiget, neben der Lis 
vroet auch eigene Kleidung, ‚wenigflens Unterkleidung zu 
ra) 


728 DR: 


sagen; fo unamge=ı5: sub nahte-Iiz f:iche Kutgahen 
auch manchem unter uns werden wesen Bahr Ei 
hingegen nicht weniger , daß and) virlz uunöchigen Auf 
- wand hieriun machen; mande bey denen es wide Nech⸗ 
wenbigfeit, ſondern nur übertriebene Tirisumg zum Reh 
derputz if, beſtrafen ſich indeß dafür feikft biniänsii ge⸗ 
nuz; gö-wäre nur zu wnſchen, daß felbige decch ihre 
Thorheit AG mar allein [hÄdIIG wärden, und mie, wie 
des Heer Verfaſſer jenes Auflapes ſehe richtig Gemerkt 
wenn fie zu oͤffentllichen Aemtern gelaugen „ ſich da, me 
ihre ECinnahme nicht hinreicht, am ihren gewohnten Asfı 
wand zu befireiten, mancher unerlaubten Mittel Sebiens 
ten, um felbigen zu befriedigen. Einer meiner größten 
Wuͤnſche wäre erreicht, wenn in dieſem unvolileuumeges 
Auffage fih etwas brauchbares fände, worauf Hohern 
Orts gnaͤdigſte Rädfiht genommen. würde; id; zweifele 
zwar nicht, daß man meine Gedankeũ, im Ganym ges 
nommen, nicht unbillig finden wird; ich erkenne es aber 
auch gerne, Daß ich nicht allet, fo wie ed wohl Bätte ſeyn 
möffen, gefagt habe, in Betracht meiner. guten Abſicht | 
aber, wird man mie heffentlih meinen Mangel an meh 
rern Kenniniſſen verzeihen. 





.. RAR 9 729 
⸗ VI. 


Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤr·⸗ 


ſtenthums Calenberg. 


| | Sortfegung. ur 
Bon dem Urfprunge des Schacollegii. des‘ Fuůr⸗ 
ſtenthums Calenberg und deſſen jehigen 
Verfaſſung. 


Vom Herrn Licentcommiflait "von, Hugo 


| D Steuerweſen hat im Fuͤrſtenthum Calenberg 


we ‚während der Regierung Herzogs Erich des Ael⸗ 
tern juerf feinen Anfang genommen. Denn -obgleich 


im ı4ten und ısten Saͤculo die Landflände zn mehrern⸗ 


malen Steuren, ober. wie fie damals genaunt wurden, 
Beden auf verfehiedene Jahre verwiligten, wenn die 
Durchl. Landesherren in Schulden geriethen, die fie aus 


ihren Domainen nicht bezahlen konnten; fo erſtreckte ſich 
jedoch diefe Bewilligung: nicht weiter, ala über ihre eis - 


gene Dreyer oder Pächter, und dem Herzoge blieb ohnver⸗ 
wehret, das Locarium feiner eigenthuͤmlichen Meyer will 
kahrlich zu erböden *). Diefe Beben wurden von fürfls 


lichen Vedlenten erhoben, und der Rentkammer behuf 


Befrie⸗ 


* Bis zu Anfang des 16ten Jahrhunderts hatten 
weder die berrfchaftlihen noch die gutsherrlichen 
Eonfiten ein Erbrecht an den Höfen. Wenn alfo 
der Landesherr von feinen eigenen Leuten eine 

‚= Steuer forderte, fo war es eigentlich Beine Schaz⸗ 
— zung, fondern ein erhoͤhetes Dienfigeld. Hrnu. Wices 
. Kanzl. Otruben Nebenftunden 39ſte Abhandl. $. 13. 


x 


1 Au.» . + 


735 XXV 

Befriedigung der herrſchaftiichen Slaublager eiggclehe 
Weil aber zu Ende des 15ten Saͤccu die deral Ense 
herren dur bie. vielfältigen Fehden, weris fe we 
wickelt waren, die Landſtaͤnde weit öfterer als wre 
geicheben, um bergieihen Berwiligungen anına 
ſich genoͤrhigt fanden, daher Biefe. Abgaben immmii 
rend fortbauerten; fo war es nochwendig weni 
Stenerweſens eine Eimichtung zu wachen. 

Es ward alſo, zufolge eines von dem Dur kan 
deöheren wit benen Landländen genommenen Furfeih 
ſes, ſowol wegen der herrcch aftlich en ats Gurcheriihen 
Meyer, ein nicht zu erhoͤhender jährlicher Zins bella 
met, und dabey feſtaeſetzt, daß diefeiben wit kim 
Stenern oder andern Auflagen, ohne vorher ertheite Of 
willigung ber Landſchaft beſchweret ®), Danıkin und d 

u 


, 9) Diefe, in Anfehung der hertſchaftliches Cnten 
gemachte Einrichtung , war für bie Banıkiaht 
von wichtigen Folgen; denn, weil der Landriit 
der Befugniß, feine Cenſtten mie Ghabanım I 
belegen, entfagte, es fey denn daß es mit Ku 
und Bewilligung der Stände geſchehe; ſe writ® 
Diele biedutch Nepräfentanten ſaͤmmtlicher Wat 
terchanen, anftatı fle zuvor mur ihre Hint:rafl@ 
auf Landes. Conventen verrreren harten. Didi 
Re Urkunde, woraus zu ermeifen, Daß Die Einl 
Mände nicht blos ihre Hinterſaßen, Sondern Gmmi 
lide Unterthanen vertreren, in das dom Grid 
Eric) dem ältern, am Zanı Bernwardi 1526 au 
Kefertigre Landes sP-iyilenium, Hieraut drin 
ide fo do hſtwi dtiaes jus faffragii circa colleca⸗ 
Men unver — Aufrechrerhaltung, —8 
ca quaeſtionem an? quanti et tem‘ 
üve durationisf tunen —2* L. T. aan 


STE 731 


suige aus dem Mittel ber Landſchaft, zu Verwaltung der 
auflöommenden Steuern, vom Landesherrn ernannt wers 
Den follten, | w 
Diele Einrichtung hat zu Ende des XVten Seculi 
fEatt gefunden: denn als die. Stände zwifchen Deiſter 
und Leine A. 1501. an Herzog Erich‘ den aͤltern auf fies 
Ben jahre eine Landfhägung zu 3500 Rheiniſche Zi. vers. 
woilligten; fo wurden zwey aus der Prälatur, fünfe aus 
der Nitterfchaft und zwey ans dem Kath zu Mannover | 
ernannt, denen aufgegeben ward, folhe Steuren nad 
Gelegenheit der Lande und Leute, auf die Voigteyen, 
Gohen und Dörfer zu vertheilen, durch einen oder mehr 
von ihnen zu wählende Schatzſchreiber einfordern, ihnen 
ſammt und fonders ausantworten, und zu Nathhaufe zu 
Hannover in Verwahrſam bringen zu laflen, fo lange 
bis Herzogs Erich Hochfürftl. Durchl. fih mir ihnen und 
andern Raͤthen berarhichlagen würden, wie davon die 
Schulden nach Gelegenheit der Schuldener zu bezahlen 
feyn würden, Geſtalten auch befagte Schatzverordnete 
zugleid dahin angewiefen wurden, Die herrſchaftlichen 
Schulden, fowol Capital als Zinfen zu 6 Procent, nad) 
gefchehener Berathung von gedachter Landfchagung abs 
zuführen. Wie denn auch die vom Jahr 1574 bis 1580. 
ausgefiellten Quitungen klaͤrlich ergeben, daß die verords 
neten Schagrärhe zwiſchen Deifter und Leine dere Zeit 


durch 


3 
vom Jaͤhr 1686. $. 2. abermals buͤndigſt zugeſa⸗ 
get iſt, Dieſer Vorwurf iſt fuͤr die Landſtaͤnde 
von zu großer Wichtigkeit, daher er zu diner gele⸗ 
genern Zeit abzuhandeln ſeyn wird. 


(Aunal, st Jahrg. 4868.) Er 


732 0 Spree 

Durch den Rentmeiſter und die befirlliien Einuchmer ale 
Steichts uud Krapifienren, nemlih Türfzufeuer, Defen 
flo, Huͤlf⸗ und Zränleiuftenern, aud) Donate ı Sam 
‚ Haben erheben laſſen. " 


Das diefe Schatzverordnete nit vom der Landſcheft 
vorgeſchlagen, fondern von dem Herzoge ans Mictel ix 
Landſchaft willtührlih ernannt und als deſſen Bediente 
- angefeben wurden, iſt ans folgenden Werten ber Der 
willigung gemeiner Landſchaft, wegen bes Kornſchatzet, 
Accife, d. d. Pattenfen am Tage Concept. Mariä ı 575. 
zu erfehen. „Die Schagverordneie, fo unfer gu. Fürf 


„und Herr verordnet follen Bleiben, Jobſt von Lenche, 
„Simon von Alten, Zranz von Cram.“ Es werden and 


2) die Schagverordnete von Herzog Erich Dem Jůngern 
in einem fub dato Neuſtadt den 23ſten October 1556. 
en fie erlaſſenen Mandato feine Schatzverorduete Alıhe 
genannt: Und b) in einem am Montage nah Reminis 
ſcere 1567. zu Neuftadt batirten Schreiben, nennen Kb 
dieſelben: „Wir des Durchl. Hochgeb. Färften und Herrn 
"Seren Erichs Herzogen zu Braunſchweig and Lüneburg 
„Unfers gn. Fuͤrſten und Herrn verordnete Schagräthe 
„zwiſchen Deiſter und Reine.” Und daß c) gleichfalls 
der Nenemeifter und die Schatzeinnehmer, unter Die 
fürftliche Bediente gezaͤhlet wu tden, ift ans einer A. 1534. 
von ihnen audgeitellten Quitanz zu erfehen. Wie denn 
auch d) nit allein von dem Schatzeinnehmer Lorenz 
Woltenhauer A, 1578. im Namen des Herzogs unter 
dem Fürftt. Inſiegel Über die eingegangenen Defenfios 
Haͤlfgelder quitiret ward; ſondern es haben auch e) bie 
' 8 Schatz⸗ 


— — 


| PUR 13. 
Schatzverordneten und Raͤthe des Fuͤrſtl. Inſiegels bey 
ihren Ausfertigungen, fo lange jederzeit fih bedient, bis 
das calenbergifche Schatzweſen im Jahr 1594. In eine 
beſſere Ordnung gebracht, und den Landftänden, Inn⸗ 
Halte der vom Herzoge Heinrich Julius ausgelafienen 
Merordnung, vom zöten Auguft 21594. zugelaſſen ward: 
unter ſich, in jedem Sürftentbum, zu Schatzraͤ⸗ 
then qualificiete Derfonen, zu vermügen, bie ans 
ſtatt bes vorhin gebrauchten Fuͤrſtl. Siegels, ihre Auss 
fertigungen mit dem landſchaftlichen Siegel bedrucken 
ließen. 
So iſt demnach gewiß *): 1) Daß vor dem Jahr 
1594. die Beſtellung der Schatzraͤthe aus Mittel der 


Cec a Rande - 


*) Weil während der. Regierung der beyden Herzoge 
Erich die Schatzverordneten Raͤthe Bein eigentlich 
landſchaftliches Collegium formirten, in dem der 

- Statthalter darinn präfidirte, vielmals auch der 
Eanzler denen Seffionen beywohnte; fo war es na⸗ 
türlih,, daB ihre Ausfertigungen mit dem Fuͤrſtli⸗ 
hen Infiegel verfehen werden mußten. Es hatte 
jedoch die Landichaft zwiſchen Deifter und Leine des . 
reits zu Anfang des XVten Sabrbunderts ihr bes 
fonderes Siegel, deflen fle ſich Hey Schuldverfchreis 
bungen, und andern, im Namen der gemeinen 
Landſchaft gefchehenen, Ausfertigungen bediente. 
Die ältefte mir vorgefommene, mit diefem Siegel 
bedruckte, Urkunde, ift eine landfchaftlihe Schulds 
Verſchreibung vom Jahr 1525. woraus zu erfehen 
ift, daB die Landſchaft damals einen Theil Landess 
fürftt. Schulden uͤbernommen, indem fie fi für 
Selbſtſchuldener erklären, und die Bezahlung, fowol 
Eapitats als Zinfen, aus der zu dieſem Behuf vers 
willigten, \und in die A. 1501. etrichteten Steuer⸗ 
Kaffe fließende Accife, verfprochen habe. 


734 

Land chaft, nicht won der Mahl der Stäande, fonbern is 
Bislih von dım Willkuͤhr des Sandriherrn abhiag: Limb 
daß 2) die den Schatztäthen anvertramete Caſſſe. igemer 
lich nicht als eine privative Landihafıkde, ſondern wi 
mehr als eine Herrſchafiliche Caſſe augefehen warb. Usb 
ob zwar ans dem im Anfange ermehnten erhellet, daf 


feit dem Jahr 1501. die zu Bejahlung herrſchafcher 


Schulden von den Landfländen rermiligten Gefälle, nidt 
weiter von den Amtleuten in die Fuͤrſil Nent : Cammer, 
ſondern an die, aus Mittel der Landihaft vom Herzege 
beſtellten, Schatzraͤthe abgeliefert wurden; fo will es 
doch anfcheinen, daß dieſe unter fi nicht jeberzeit ein 
ganz befonderes Collegium formirt Haben: denn, wenn 
glei daſſelbe von der Fuͤrſtl. Rentcammer fepariret war, 
ſo iſt doch ans der unterm ısten November 1569. amd 

auch ſonſt gebrauchten Titulatur: „Wir bes Ducrchl. 

„Hochgeb. Fuͤrſten und Herrn, Herrn Herzogen Ericht 
„zu Braunſchw. Luͤneb. unſers gn. Fuͤrſten und Herrn 
„Statthalter, Nentmeiſter und verordnete Schagräche” 
zu erfehen, daß der Stasthalter In dieſem Collegio das 
Praͤſtdium geführet habe. Daß aber auffer Denen vors 
hin erwähnten Schatzverordueten Rächen, wo nicht jes 
derzeit, dennoch aber zu Zeiten aus Mittel der Lands 
fchaft, von dem Herzoge ein Ausſchuß behuf des Ochatz⸗ 
weſens beſtellet, und felbiger angewieſen war, der Lands 
(haft aljäprliche Rechnung abzulegen ;. ift daraus zu ers 
fehen, daß in eben angezogener Bewilligung gemeiner 
Landſchaft de A. 1555. die Verordnung geſchiehet: „Der 
„Ausſchuß fol bleiben wie derſelbe von Unſerm guädigen 


„Herrn gefegt, und weiter von Sr. Fuͤrſtl. Gnaden vers 
„orde 


- Mi |), Bee 735 
„orbnet wird: Jobſt von Alten, Melchior von Stein 
„berg, Henecke Knigge, Bode von Adelepfen, Hans 
„von Dldershäufen, Hanſens feel. Sohn, Abt kn 
„Bursfelde, Sürgermeifter zu Münden, Amtmann 
„su Wennigſen, Buͤrgermeiſter zu Muͤnder und ſoll 
„von dieſem Ausſchuß alle Jahr Rechnung gethan werden 
„zu behuf gemeiner Landſchaft.“ Wie denn auch dieſer 
ſogenannten Bewilligung zufolge die Schatzverdrdnete 
zu der gemeinen Caſſe zwey Schluͤſſel haben, und zwey 
Schatzſchreiber verordnet, die niemand anders benz 

gemeine Landfchaft zu behuf diefer Stenren beeydiget 
und anderer Pflichten erlaſſen werden ſollten. 

Die Veranlaffung, warum! die Stände, als fie dem 
Herzog Erich Steuren verwilligten, damals ſich ausber 
dungen, daß ihnen die Rechnungen jährlich davon ab⸗ 
geleget werden follten, feheinet gewefen zu ſeyn, weil 
nicht lange vorher, die zum Schatzweſen Verordnete als 

Fuͤrſtliche Bediente ſich nicht verbunden zu ſeyn glaub⸗ 
ten, von ihrer Adminiſtration den Staͤnden Rechen⸗ 
ſchaft zu geben. Als aber die goͤttingiſche Ritterſchaft 
hieruͤber gravaminirte, ward derſelben vom Herzog 

Erich zur Reſolution ertheilet: „Ob zwar die Schatz⸗ 
raͤthe in Rechten belehret zu ſeyn glauben, nicht ver⸗ 

bunden zu ſeyn, der Landſchaft von ihrem Haushalte 
Rechnung abzulegen. Weil aber dies Werk die Land⸗ 
ſchaft principaliter mit betrift: Alſo begehren S. F. G. 

der Landſchaft rathliches Bedenken, und ſeyn S. F. G. 
ohne das geneigt, dieſerwegen ferner Erkundigung zu 
haben, auch nunmehr die Worfehung zu thun, daß ſich 
die Verordneten, wie auch Rentmeiſter und Einnehmer, 

! Ccc 3 bevoxa 


736 2, 2. 
bevoraus einer mit dem. andern nicht zu behelfen haͤuen, 
fonders Aber die Steuren richtige Rechnung halten, 


damit fie deswegen. ©. 3. ©. und der Landſchaft jeders 
zeit Rebe und Antwort zu geben verpflichtet ſeyn, und 


man swiffen möge, wie die Sachen, wegen der altın 


Squlden und Beſchwerden halber, bewand And.,, Bars 
ans klaͤrlich zu erſehen iſt, daß, obgleich zu damaliger 
Zeit die Landrenterepcafit den Ständen weder äderge 
ben, noch von Ihnen guarantiret war, die fchagverorburs 
ten Raͤthe, wiewohl fie von dem Herzoge ernannt warı 
den, folglich in allem Betracht als fürflliche Bediente 
anzufehen, dennoch verbunden waren, von Ührem Hands 
Yalt, der gemeinen Landſchaft, Rechenſchaft zu ertheilen. 


Es iſt Heyläufig allfie anzumerken, daß, ob zwar 
aus den bekannten: Neverfalen der Herzogin EUſabeth 
vom Jahr' 1542. und noch in mehrern, aus denen lands 
fchaftlihen Handlungen vom Jahr 1551. ſich ergieht, daß 
obgleich die goͤttingiſchen Landftände, mit den Staͤnden 
zwifchen Deifter und Leine bereits zu der Zeit eine vereü 


nigte Landfhaft ansmachten; (wie denn [hen im Jahr 


1538. bie Depntirte von beyden Landichaften, im der 
Abſicht diefe Vereinigung zu verabreden, zu Münden 
sufammen famen ) dennoch diefe Bereinigung auf das 
Schatzweſen ſich nicht mit erſtrecket habe; denn wofern 
dieſes ſich nicht alſo verhielte, ſo wäre !ein Grund anzu⸗ 
geben, warum im Jahr 1580. die ſchatzverordneten 
Käthe zwifchen Deifter und Leine, uͤber die, aus befags 
tem Lande erhobenen, Gefaͤlle, beſonders quitiret haͤtten. 


Bir 


Wiewohl die Landflände anfier der im Anfange 
erwehnten Landfleuer, fowohl an Herzog. Erich den 
. eltern, als an deflen Kern Sohn Erich den Sängern 
zuedrmalen, zu Bezahlung ihrer Schulden, mancherley 
Steuren verwilliger hatten; fo fand fih doch, als mit 
Leztern die mittlere calenbergiſche Linie erloſch, annoch 
eine betraͤchtliche Schuldentaft. Dieſe zu tilgen, murs 
den von den Ständen auf den, vom Herzog Julius ih⸗ 
nen geſchehenen, Antrag, im Jahr 1586. verſchiedene 
Steuren auf 9 Jahre abermals verwilliget. Als aber 
aAuch dieſer Verſuch fruchtlos von ſtatten ging, und die 
furſtlichen Glaͤubiger, wegen ihrer Bezahlung, in Her 
309 Heinrich Julius heftig derungen ; fo fand dieſer fi 
genoͤthiget, bey feinen getreuen Landſtaͤnden Huͤlfe und 
Beyſtand zu fuden. And obwohl diefelben zur Unter⸗ 
flügung ihres _gnädigften Lundesherrn gleich willig und 
Kereis fich erklärten, fo konnten fie doch, theils in ges 
nommener Ruͤckſicht auf das wahre Belle des Landes, 


theils aber auch in der Abſicht, dem Landecergdit wieder 


aufzuhelfen, einen Umgang nehmen, auf eine beffere 
Einrichtung des Schatzweſens anzutragen. Es hatte 
auch dieſer von ihnen geſchehene Antrag, die Wuͤrkung, 
daß auf dem, nach Eitze ausgeichriebenen Landtage den 
z6ten Auguſt 1594. verordnet wärdı „Die Landflände 
follen unter fi in jedem Fuͤrſtenthum qualifieirte Pers 
fonen vermögen, welche die von ihnen unterthänigft ges 
willigte Steuren, durch ihre dazu Verordnete getreulich 
und ohne allen Privatnug und Partialität, mit anges 


Iegenem Fleiß eindringen, und da die Schulden Ihres 


theils gänzlich abgeleges, Uns und den Landfländen 


Cec 4 mit 


2237 


2-2 — — 


— — — 


738 ARE 


mit Webergebung ber cingelöfeten Briefe und Eid 
auch Quitanlien, gute keftändige und richtige N-dnamy 
shun folen. Auf das Wir aber gleid wohl wiffer md 


gen, was die Schagung jedes Jahre getragen, und me; 
hin diefelbe vermender und nebraudet ınorden: Aldfes 


Wir g ‘meiner, jährlich einmal ron den Unſern jemasıe 


- zu Einfehung der Richrungen den Deputirten zujınt 


nen.” Der Ar. Vicecanıi. Strube macht in frive 
Obſervation de Collectarum et aerariorum provin- 
cialium origine 6.7: die richtine Armerfurg, daß diu 
ſes der eigentliche Zeitpunct fey, ta das bis jge beffams 
dene calenbergiihe Schatzeellegium feinen Anfang ge 
nommen hätte. Diefes ergiebt fich noch in mehrern, 
ans denen Actis Sörtingen und Conſorten, contra 
Braunſchweig und Conferten, befonders aber and Denen, 

ableiten Anwaldes Herzogs Heinrich Jul’us am ı6flen 

April 1597. zu Speier übergebenen Duplicts, als werte 
angeführt wird: Daß calenbergifche Landſchaft auf gads 
dige Anzeige und Sefinnen fo Seine Zärftl. En. folder 
Summen halber gethan, eine gewiſſe Summe eingewil⸗ 


liget, auch die Mittel, Wege und Weiſe, welchermaafen 


foihe Summen auffommen mögen, fürdert, urb bins 
wieder wie hochgedachtes Herzog Erichs Erediteren ads 
bezahlet werden follten, ſelbſt fürgefhlagen: mie auch 
die alfo bewilligeen Summen durch ihre der Kandı 
fcbaft felbft eigene verordnete Schagräthe und 


Binnehmer aufgebracht, und erwähnte Creditores 


rineetheils befriediger, anderntheils hinkanftig befrie⸗ 
diget werden, alſo daß ©. F. G. entweder für ſich, oder 
durch deren beſtellten Rentmeiſter und Cammerdiener, 


den 


, 





| 


.. iz 


- | TAKE | 739 
Den allergerinafien Heller von ſolchen bewilligten Lands- : 
| firuern nit zu Handen bekommen oder: binfürter zn 

semwarten, fondern mit biefem allen, oblauts Landſchaft 
gewehren laſſen, nur allein daß S. F. G. Kraft haben⸗ 
Der Regalien und Landesfuͤrſtl. Hoheit, die gebührende 
Sonfirmation und Huͤlfe wider die fäumigen widerfires 


Benden Landftäude auf unterthäniges Anrufen ergehen 
laſſen wollten. 


EGs ward anch damals von denen, auf dem Land⸗ 
Tage zu E'ge verſammelten Ständen, ein Regulativ, 
wegen Adminiftration der Landrentereygefälle abgefaſſet, 
und rachdem daffelde durch bie, unterm ısten Februar 
1595. hinzugekommene landesherrlihe Betätigung, eine 


gemeinſchafeiiche Verbindlichkeit erlanger Hatte, ward 


ſelbiges denen Schatzraäthen und Schagverorbneten, 
anſtatt einer Inſtruction zugeftellet. Dieſes Regulativ 
äſt die Grundlage zu der noch jetzt als ein Grundgeſetz 
Der casenbergifchen Landichaft zu achtenden Infteuction, 
wornach die Pandrenterey und Schatzſachen von den 
Lands und Schagräthen auch Schaßrerordneten beſor⸗ 
get werden follen. Und 06 zwar diefe ernenerte Inſiru⸗ 
etion, in ein und andern Stücken verändert und vers 
beffert ward; fo iſt doch aus dem Eingange zu diefer 
neuern Inſtruction zu erfehen, daß diefe Weränderuns 
‚gen auf Einrath und Veranlaffung der getreuen Lands 
fände des Fuͤrſtenthums Calenberg, nach dem jegigen 
Zuftande des Landrentereys end Schatzweſens, gemacht 
find. Seit diefer Zeit ift die Landrentereycaſſe und de⸗ 
ren Adminiſtration der Landſchaft ſtets verblieben, und 

| 8 5 von 


140 SAU 0 - 
von betien Dur. Landesherrn inhalts beſagter Iafıras 
etion die wiederholte Verfiderung deu E;änben ertbrriet 
worden: „daß Eie folder Steuren ſich nidr anmachen, 
nad; das von andern, fie haben Namen wie fir wellm, 
Darin geariffen werde, nadhfeken oder geflattem wolle: 
Inmaßen Sie nicht begehren, daß Ihnen ober Imam 
den anders von folden Geldern etwas gelichen oder 
fürgefeger werde, es fey denn mit der Landſchaft, oder 
In eiligen Faͤllen, des großen Ausſchaſſes Bewilligung, 
und daß es dem Lande'und Leuten, folglich auch bee 
Landſtoͤnden zum Nutzen und Frommen gereiche.“ ins 
fern Durchl. Landesherren gereiheres zum Ruhm, zus 
gleich aber auch zu ihrem wahren Vortheil, diefe gnädige 
Sufage, auf deren zuverfihtlide Erfüllung der E:edit 
Des Landes:gegründer iſt, jederzeit genau befolget zu 
Haben. Wäre diefes nicht geichehen, mwärde ea ber 
Landichaft unmoͤglich geweſen feyn, die uͤberwiegenden 
Schulden abzuführen, die fie theils aus getreuer Des 
vorion gegen ihren Landecheren zu bezahlen, nähfidem 
übernahmen, theils aber auch während des dreyßigjaͤh⸗ 
rigen Krieges auf das Land gebracht wurden. Denn 
es waren die im Jahr 1594. übernommenen Schulden 
noch nicht getitget, als Herzog Zriedrich Wirich ebens 
falls mit Schulden ſich Überhänft fand, und morans er 
ohne Beyſtand der Landftände ſich zu beifen nicht vers 
mogte. Es ward alfo auf den gten Octob. 1614. ein 
Landtag nad) Elke ansgefchrieben und von denen allda 
verſammleten Landftänden befchloffen, aus getrener Afs 
festion von forhanen Schulden 600ooo Rthir. zu übers 
j nebs 


. PIE 74 
nehmen, jedoch unter der Bedingung: daß dieſe Zulage 
ihren Gerechtſanmen unnachtheilig ſeyn, und In” feine 
Confequenz gezogen werden follte. Weil auch angeregıe 
Summe durch die Currentſch agung allein aufzubringen 
nicht möglich, fo wurden Deputati ans der Prälatur, 
Nitterfhaft, auch großen und Meinen Städten ernannt, 
die im November beregten Jahrs, mit denen dazu ver⸗ 
ordneten färftlichen Raͤthen zu Einbeck zufammen fas 
men, und unter ſich einen gewifien modam collectandi 
ferfesten. Wie denn zufolge des am aaſten felbigen 
Monats dafelöft errichteten Abfchiedes, von denen zu 
Bezahlung fauͤrſtl. Schulden. vorhin verwilligten Steuren, 
einige ganz abgefchaffet, andere aber zwar: beybehalten, 
jedoch modifichre und anders eingerichtet wurden. And 
ob zwar diefer neue Modus Anno 1618. in einigen 
Stuͤcken abgeändert, im übrigen aber fowohl damals, 
als auch Inhalts der Anno 1646. publickten Schags 
. eonftitution beſtaͤtiget ward; fo Ift doch in dem Landtages 
abfchiede d. dato Hannover den 26ſten Sept. 1646. 
ſub 1. ausdrädiich feflgefeget: daB die Landtagesabs 
ſchiede und darauf erfolgte Merordnungen von 1614. 
3617. 1618. und die Anno 1638. gemachten Verbefleruns 
gen, fo weit man In diefem Reeeſſe nit davon abge⸗ 
garigen, pro vero et folido fandamento, der Lands 
zenterey s Intraden gehalten werden:follten, wobey es 
. auch bis zum jeßiger Zeit fein -ohnverändertes Verbleiben 
gehabt Hat. Es ward auch wegen der zu Einbeck geı 
nehmisten Auflagen verordnet: daß folhe nicht mehr ' 
dem Droften und Amtleuten zu Händen gebracht, ſon⸗ 
dern fortan durch die Banermeiflere Jeden Dres einge 

j s 


742 

ſammlet, und von ſelbigen bem Lantrerteiffer, coer 
nen ihm zugesroneten Schreibern eingeliefert werte 
follten. Wie denn au ein vor alles verscbuet merk, 
daß von den Beamten, deu Landreutmneilter gegen bi 
Saͤumtgen, ſtracks die nöchige Halfe geleifhet wuchen 
follte, 

Da auch beliebt warb, bag auf Die vier green 
Staͤdte, Göttingen, Hannover, Hameln md: 
Northeim, der ſechſte Theil ber gewilligren Sterten 
Bertheilet werden follte, fo äbernahmen Re Davem Looooo 
Kehle. 9. Und wäl fie fih bieburh vom demem, anf 
dem Landtage zu Einbeck verordneten Anlagen, zu beres 
Verwaltung das Echagcollegium angeorbnnee ward, freu 

maq⸗ 


*) Die vom Herzog Friebrich Ulrich umterm 15ten 
März 1615. ertheilte Confirmation der Itſteactien 
für die Schatzzraͤthe, vermeldet: es ſey Derfommens, 
daß die vier großen Städte, von dem gemeinen 
Landesoneribus fextam zu übernehmen bätten, 
Es ergeben jedoch die landſchaftlichen Acta, daß fie 
zu verfchiebenenmalen, befonbers aber, wenn das 
platte Land durch feindliche Invaſions gar febe 
erfhöpfe war, quintam oder au) wohl quartam 
gemeiner Abgaben übernommen haben. Wie denn 
auch in angeführter Confiemation, und in ben 
nachherigen Inſtructionen ausdruͤcklich bevorwortet 
ift, daß durch dieſe, von den großen Städten Aber⸗ 
nommene Sexta, eine Separation oder Trennang, 
von der gemeinen Landſchaft um ſo viel weniger 
eingeraͤumt ſeyn ſollte, als ſie die uͤbrigen Landes⸗ 
buͤrden und zum gemeinen Beſten des Vaterlandes 
jedesmal erforderte Anlagen, nebſt den andern 
Staͤnden nach Proportion mit tragen zu helfen, 
und zu aͤbernehmen ſchuldig waͤren. 







Eu „us 743 
machten; fo iſt diefes die Urſache, warum fie niemand 
zum Schagcoflegio abfenden. Weil fie aber alle übrige 
Pandeshürden mit zu tragen verbunden find, mithin zur 
Verzinſung und Abführung ber auf das Licentüberfchußs 
zund Kriegeskoſten-Regiſter haftenden Anlehne concurri⸗ 
ren muͤſſen, dieſe Paſſiva aber durch die Verpfaͤndung 
der in die Landrentereycaſſe fließenden Steuren, in dem 
Betracht die Sicherheit erhalten, weil der landſchaftliche 
Credit einmal auf dieſe Caſſe gegruͤndet iſt; ſo werden 
wegen ſolcher Paſſivorum, von den vier großen Staͤdten 
Deverfales dahin ausgeſtellet: daß fie die Landrenterey⸗ 
caſſe auf ihre Sertam fchadlos ftellen wollen. Von den 

Ständen der Prälatur, Ritterfhaft und Bleinen Städte, 
ward wegen Verzinfung und Adführung der ihnen zur 
Laſt gebliebenen 500000 Rthlr. wie auch zur Beſtreitung 
der Erhebungs- und Adminiſtrationskoſten, eine beſon⸗ 
dere Anlage⸗Ordnung beliebt, deren Principia mit⸗ 
telſt des, von weyl. Herzog Friedrich Ulrich herausge⸗ 
la ſſenen, Schatzpatents ihre Beſtimmung erhielten. Dem 
Schagcollegio ward die Execution und Aufrechthaltung 
diefes Schagpatents, imgleichen die zweckmaͤßige Vers 
waltung der Schaggefälle anvertrauer: und es wurden 
laut Landtagesahfchiedes fub dato Eltze den 19ten Det. 
1614. zu Schatzraͤthen und Schatzzverordneten von den 
. Ständen ernaant: wegen ber Prälstur, der Abt zu 
Bursfelde und Abt zu Loecum: wegen der Ritter⸗ 
(haft, Erich von Bennigfen, Jobſt von Reben, Dietrich 
von Lenthe und Levin Hate: und wegen der Pleinen 
Staͤdte Münden und Münder, von deren Beflätigung 
und Verpflichtung Herzoss drledeich Ulxichs de dato 
‚Kalens 


744 DPA 
Caleuberg den ısten März 14515. amlgefertigte Esafes 
mation, bie zuslei eine umflärtiide Beratung 


ſtructisn in ſich begreift, völige Nedbeiche errheriet. 


In der wm Herjog Georg Wilhelms ben irtes 
März 1550. ertheilten Schaginfiruetiom wirh ber AK 
zu Yursfelde noch mit unter bie Schagräche gupihke. 
Nachdem dieſes Kloſter aber eingezogen iR, fo befuhet 
das jegige Schaucollegium, ans dem Abt zu Locı 
cum als Lands und Schagrath von ber PrÄlatar, dem 
dreyen Land; und Schagräthen von ber Nitterfhaft, 
und zweyen Schagdeputirten der kieinen Ceäpte, zu 
Deren Bevollmächtigung und Abfendung bie Scaͤdce Dikzs 
der und Muͤnden im langjährigen Geige find. 

Das Kloſter Loccum hat aber erſt von des Könist 
Georg des Iften Majeſtaͤt das Vorrecht erhalten, daß 
fein jedesmaliger Abt a tempore Regiae confirmatio- 
sig, als ein Annexum feiner Würde, die geifttiche Lanbı 
und Schatzraths⸗Stelle bekleidet. In diefer Waͤrde fühs 
tet derſelbe als primus inter pares, das Diresterium 
im SchagıEollegio, fo wie er au In Euria Prälaterum 
das Praͤſidium führe.‘ Die drey ritterfchaftlichen Lands 
und Schagräthe, werden von denen, ans allen dregen 
Quartieren convocirten, ritterfchaftlichen Ständen, ohne 
das Zuthun der Prälatur und Städte per majora vota 
gewaͤhlet 9%; jedoch muͤſſen die zu wählenden, aus ber 

Nitten 


) Das Meglement, wie und weldhergeftalt bey denen 
im vitterfchaftlihen Eollegio anzuftellenden Wahl⸗ 
Actibus zu verfahren, de dato 5% October 1737. 
welches denen Ealendergifchen Landesverordnungen 
P,1V. cu 8. eingeruͤcket ift, ertheilet hievon völls 
gen Unterricht. nu . 





y) \ 


ML _ „'. EEE 77 


N‘ x 


 Mierthaft des Quartiers ſeyn, in welchein der Abzang - 


füch ereignet bat *). Sodann wird um die koönigl. Con⸗ 


Firmation nachgeſuchet, und wenn diefe erfolget, wird . 


der Praͤſentatus, gleich den Nbrigen Mitgliedern des 
Schas ı Eollegit, in königlicher Regierung beeydiget und 
mit der vorhin gedachten fchriftlichen Verwaltungs s Ins 
ſtruction verfehen, Die Coneluſa werden im Schags 


Eoflegio nicht curlatim ſondern viritim, fecundum vote 


majora errichtet, und die Munda der Schatz⸗Reſolutio⸗ 
nen von benden anweſenden Alteften Raͤthen unterfchries 
ben. Der Kandrentmeifter und Schauferretarius 


Führen in Schagangelegenheiten das Protocol und has. 


ben darin den Vortrag and die Ausfertigung. Dee 
Candſyndicus wohnet ‚denen Geffionen des Schatz⸗ 
Colleqii aus der Urſach bey, damit er bey vorfommenden 


Rechtsſachen das Collegium belehren, und zufolge der 


genommenen Entſchlieſſungen, das Noͤthige beſorgen 


\ 


- Bönne. Die von den Schageinnehmern geführte Kes _ 


giften, werden vom Schatz⸗Collegio revidiret, und dienen 
„ biefelben, dem von dem Landrentmeifter geführten Haupts 


regifter, über deffen Einnahme, zum Beweiſe. Wenn 


Das von dem Landgentmeifter geführte Haupt, oder Land; 
genterey  Rezifter, welches von Trinitatis bis Trinitatis 
gehet, im Schag s Collegio revidirt und monirt ift, wird 
felbiges wel als auch das kicent Ueberſchuß⸗ imgleichen 

das, 


2) König Georg des ıflen Verordnung, daß aus je⸗ 


dem landſchaftlichen Quartiere ein Schatzrath aus 


dere Nitterfchaft defieiben zu wählen, vom ı4ten 


Ser. 1713. 


735 XXG 


Das, nach ben braun Rise ai rurtıuhene, ie 
Liter Recikır, mn denen Yurißer Fucrmertzr Mies 
tie, lörialider Rısierzaz er Aereise derzeit, ie: 


ſedann Termmım jr at icatias tie Ardazazem 


enberofme. Dieſe seigiche anf Biaiıl Marierurz 


von derjenigen Miniſter, dem das Irasihriii hr Das 
yırtemesi onvertranet iR, weber nie α 
Mitglieder des Echag-Tckezii jugesen imb, jeztern ei 
werden auch bey Abnahme ber Landreuzereg - Rrariır, 
ans dem großen Ausichuffe zugezegen, vom ber Ruzın 
ſchaft drey Deyutirte, und jwar aus jetem Lantichsftlis 
den Quartier einer, von der Prälatur eimer, imgleidgen 
einer von den Pleinen Städten; melde ehem and) jass 
gen And, wenn die Licent Ueberſchuß⸗ bie Firu und Kris 
ges⸗Koſten Regiſter auf koͤniglicher Regierung fapifſiciret 
werben. Unt weil bey letztern dreyen Regifkern bie vier 

großen Städte mit intereffict And, fo ft au cheer Exus 

der Deputarus ber Stadt Haunover wit Dabry gegen 
wöärtig. : Damit der Vorwurf, daß ih mit fremden Fe— 
dern mich zu ſchmuͤcken gefucht Hätte, mic nicht könne 
gemacht werden, wieberhole ich das Sefländniß ; daß im 
Anfehung der jegigen Collegialiichen Verfaſſung, fowol 
des landſchaftlichen Ausſchuſſes als auch des Schatz Col⸗ 
legil, ich manches ans dem angefuͤhrten ſchriftlichen Uns 
gerriche weyl. Heren Premier » Deinifters von Hake ent 
Küchen habe. Einen zuverläffigern Fuͤhrer hätte ich nicht 
wählen können, Indem bemeideter Herr Premier - Mini⸗ 
ſter verſchledene Jahre die ritterfchaftliche Landrathsſtelle 
des Haͤmelſchen Quartiers hoͤchſt ruͤhmlich bekleidet har. 

(Die Fortſetzung folget Fünftig.) VIE: 


. 
7 8 





| 
| 
| 
' 


7, us 747 


| VI | 
Fernere Nachricht von dem Armen⸗ und. 
Ä Arbeitsinftitute zu Stade.” 

(Siehe Annalen. dritten Jahrg. 46St. 8.972.) 





INrs Me unter Lit. A. und B. angedruckten Erxtracte 


Te aus den gehörigen Orts abgelegten und quitirten - 


Rechnungen über das Armen s und Arbeiteinftitut von den 


beyden Jahren vom 26ften November, 1788 bis 1790, lei⸗ 


ften wir der in der Armenverordnung vom 19ten Novemb. 
1787. : gegchenen RVerficherung, dem Publico Über den 


- Sortgang diefer Anfalten von Zeit zu Zeit Rechenſchaſt 


geben zu wollen, ein Genuͤge. 


u Zu dem am Schluß der Armenrechnung Lit. A. aufs 
Heführten Gelduͤberſchuß von 1097 Mek. 12ßl. — pf. 
koͤmmt noch der Werth) der damals 
vorräthigen Materialien und 


Waaren mit | LI: En — — 


und des Haus⸗ und Arbeitsgeraͤthes 


— 


ohngeſahr mit 620 8 — — 





4899 — 1 — — 
woron jedoch zurhckzurechnen ein 
noch ſchuldiges Capital zu g00 — — — 


und beträgt mithin das eruͤbtigte 


Vermögen des Inſtituts bis zum En 
26ften Ron... 399 12 — 





anal, se Jahrg. SL) Did Mehr 


. 
s 
pP} J 
PL 


teten Rehaungtjshern dacch bie wöhentlüuhe Wertheim: 
Der Almeofen 220 arme Familien, meidhe über Paz 
fouen agsmaden, 1nterheit und Unterfiätuung seufen 
Haben, daß biefelben im den fällen Rintrmeneiz wi 
Fencung verfehen find, bag aufierdem in Gefonbern File 
ben dringenden Vedürfuiffen einzeiner Armen abgeheffen 
ift, daß 100 umd mehrere Kranfe mit Arzeweyanittein ver 
fehen find, daß 92 Kinder Schuluuterricht uud ir Eis⸗ 
ſchluß der im erfien Jahr angenommenen Zchefinge, über 
20 Kinder Unterricht in allerley Handerbeiten erhalten 
haben, und endfich, daß auſſer den Tchrlingen Äßer 230 
Perfonen Bey der Arbeitsanfalt hauptſachlichen oder neben 
verbienfllichen Erwerb gefanden hebes. 

Je willkommener diefe Nachrichten ſeyn werben, deſto 
niederſchlagenber iſt es für und, damit bie Gemertung 
verbinden zu muͤſſen, daß in eben dem Maaſſe als bie 
Naͤtzlichkeit des Inſtituts ſich beſtaͤtiget, die von dem Pu 
blico zu leiſtende Unterſtuͤtzung deſſelben abnimmt. (Eine 
Vergleichung der Beytraͤge von den Einwohnern umb ber 
Sarntfon in den verfchledenen Jahren wird diefes befärts 
gen. Es betrugen felbige im erfien Jahre 9451 ME. ız 
Bl. 4pf. im zweyten Jahre 8703 ME. ı FL im dritten 


Jahre‘ 8359 ME. 51. 3 pf. umd noch gegenwärtig min. 


bern fich Diefelben mit jeder Woche betraͤchtlich. Die Bey 
träge, welche das Publikum anjetzt leiſtet, reichen Sep 
weiter nicht hin zu dem, was den Armen unmittelber 
wieder zuflieffen muß. Auf ſolche Weiſe werden Die Eruͤ⸗ 
Driguns 


\ 


—— — 


Pr 749 


brigungen Ber erften Jahre feht bald wieder zugefeht wer⸗ 
Ben, und bie Stodung des ganzen Inſtituts wird unver 
meidiich fen, wenn das Publitum fortfähet, feine Wohl⸗ 
tHaͤtigkeit in der bieherigen Maaße zu verringern. Wie 
müſſen alfo daflelbe recht dringend bitten und ermahnen, 
Ceine Bitte, deren es bey vielen Edeldenkenden und Wohl 
thatigen nicht bedarf) menigftens das zum Beſten ber . 
Armen und diefes Inſtituts künftig twieder zu thun, was 
in den erſten Jahren Hat geleiftet werden koͤnnen und ges 
leiſtet iſt, und zu bedenken, daß doſſelbe ohne ‚hinreichende 
Unterftügung fchlechterdings nicht beftehen kann. 


Stade, den iſten Sulli 1791. . 
| Bon Commiſſions wegen. | 
€. N. Adler. J. G. von Roͤnne. 


Odd Lit. 


7 E22 


. Pagin.| Li. A. von 26icı vom Hm 
des Re⸗ Mer 17N8. Are 17. 
giſters. Summarijher Br be 26 Nr ms 26. Tin, 


itract aus den Rebnmm, 1789. 


jgen Aber das Armenin | 
ſtitut vom z6fen Neo 
1788 6i6 1769 u. 1769 

Br | 


1790. 


Einnahme. |Ut um mein 





z Meberfbuß aus 
Rehamg 1298 
4 lus der wöchentlichen: 
Sammlung + 795 
5 on löbliher Sarnifon) 62 
6 |8onden Herren Officier 


ten des 3n Cavallerie⸗ 
Regimes + 12 
9 [Aus den Otiftungs und 
der alten Stadt Ar⸗ 
men Rechnung s. | 1321 
ım.1ıo Ertraogdin. Beytraͤge 210 
1au,11'Insgemein 2 


|| 


3307: 5; 2 


76691 gl 1 
ne 2 


PREB 





|Summa aller Einnahme,zsıa. 


1326—-— 
23912] 
3310 
32661 5 


Aus 





791 


Pagin.|- vom 26ften [vom 26ften 

des’ fe: Nov. ‘1788. Nov. 178 

giftere. - Ibis 26. Nov bis 26. Nov. 
B Auggabe Pr? 1790. 





9 ſFipf. ME. ‚Sl. pf. 
250.14 Öefoldurigen und Pius . 
auf»Offclanten s 78——| 7381 — 
z8u.17,4n wöcentligen Ar, j 
mengelden 5 
” z4u.21.An. extraordiu. Huͤlfs⸗ 





6648) di 


\ 

5 

S 
a 


geldern .. 3457 3 209101 3 
251.22 Zur Unserhaft für. I || 
| Kinder . 151 1 1241| 8l— 
26u. 23 An Schulgeld für arme) | 
J Kinder 214- M 214 -- 
27u. 24 An Arzaei und Medici 
nalpflege s 47 9 483125 2 
28u.a5. Wegen betrofner BettlerU — 26 4— 
290u. 26 An Zufhuß behuf des 
Arbeitsinſtituts2837 
30u. 27 Behuf Feurung für . 
- Arme s 311 
3au. a8 Inegemein 65 
320.29, Summa aller Ausgabe |rıg17| 3 








130.11. Die gefammte Eins | 
. nahıne ⸗ 15 124 
3u. 283 Die gefammte Ausgabe, 
dagegen + 
33u. 30/ Gleibt der Uederſchuß 








—— der Rechnung. | 
1 
8 





us 3 
3307| 





























Bu Odt 36 Jit, 


72 


Pagin. 
des Re⸗ 


Pre 
m 26fien. nam 26h 


| Lit, B, 


gifters. Summarifcher Er⸗bis 26. Iton., bis 
tract aus den Rechnun⸗ 





4 


NO ONE RN Am w 


0 


zı Zr verkaufte Spitzen 
s3 Summaaller Einnahıne 





:gen Über Das Arbeitein; 

ſtitut vom 26ſten Nov. 

1788 bis 1789. u. 1789 
bis 1790. 


Einnahme. 


Angeliehene Gelder 
Zuſchuß aus der Armen⸗ 
eaſſe 8 
Milde Beyträge + 
‚Für Flaͤchſen Garn » 


Garn 
An — 


an. line Zeuge s 
Für mollne —** 
Kür baumwollen mr 
‚Zur baumwoll Strüms 
pfe und Muͤtzen 


— — — — — — — 











Nov. 1788. Neor 
1789. * 17R- 
ME. bi. pf.l RE. 





I 
26. 9. 


2837] 2 i 2911] 1- 
y— 1 GRNRER 8 
6171 3 

jöte, verfaufteh Wollen — * 5 


23 

zu 9 62 
252) 29413, 3 
> 3 347, 1 

4 33:13] 3 

lt 

Re , 
sa —5 


lien. 


ae 7 


ſpom 26ften [vom 26ften 


des Re _ ' Nov. 1788.'Nov._ 1789. 
gi v Ibis 26. Nov. {W 26.Nov. 
. Ausgabe. Pen 1790. 

BI. mf | DE. gi. pſ. 
1 40u. 15. Beſoldung und Lohn 
Officianten 583 463| 8) 
16u. 17 Fuͤr Haus und Arbeits.) 
| gedhe Er al 87] 3 
zgu.19ßür Flache s 89 ıl 731.71 x 
29.20 Spinnfohn für Flachs Fir a at 8i9 15 
04.21 Far e 5 i2 2—|| 2170| 71 


2 1u.22 — und Kammiehn 








für Wolle 734 ı 
220.23 Wole zu „Spinnen, . 

‚Soahten und äwirnen 134 223] 9— 
2 zu. 24 Fuͤr Webelohn | 112112] 3 


24u.25 — — fuͤr wit 





ı 262 
—*⁊ Perg ‚Del, Sawe / 
fel und Seife 5 2056| 3 


26u. 27 Fuͤr Baumwolle 5 un 


270.28 


\ 380.29 
2qu. zo Fuͤr verfertigte Spigen | 682lıs] 3. 


Spinniohn für Saum) 

wolle ’ 61— 
Snüttelohn für Saum f 
wollene Steümpfe 1610) -| 




















Zou. zi Fracht, Unkoſten und) 

Potto 10 
aau. 32 gur Feurung 12 
33u 33 Far Licht i 2 
330.34 Zuſchuß an gefrlinge In) 
350.36 Insgemen s ' 1. 
36u.37]An Zinſen und Capita⸗ 


37038 


330.39, Schluß der Nedmungen.|. | 






jen ·— 








TER: 


Didg. "RX. 


Einnahme und Ausgabe] 
find gleich. 





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maage pou uagaamaſ aa an) ↄabiqjaſ ara palavę wanızıafına gaq wgnig wong 
nauaqanqab 9212905 ur "7621 Auıgg WL uag suowaz, gniꝙ3jbꝛavn ð um 239g Jupislangg 


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760 | WARE 
—X. 
Beytraͤge zu der Sammlung verſchiedener 


denkwuͤrdiger Waſſerfluthen des Herzog 


thums Bremen. 


Gelge im erſten Stůck der Annalen des Jahres 177. 
Seite 42. und folg. angeführet.) 





Wom Nector Rotermund. 


EA Hatte eben eine Sammlung von den merkwaͤrdigte⸗ 
a) Woflerfluthen des Herzogthums Bremen, für 
Bas zweyte Stück der Annalen ausgearbeitet, als ich bey 
Empfang des erften Stückes fchon eine Sammiung baven 
abgedrudet fand; Bey der Vergleihung bemerkte ih, &uß 
der Here Verfaſſet in den Alterh Zeiten manche Hchen 
ſchwemmungen mehr aufgezeichnet hatte, als mie ietowat 
worden waren, daß aber in den neuen Zelten meine An 


beit manche Waſſersnoth mehr als die Seinige enthien. 
Da nun der Herr Vetfaſſer ſelbſt Seite 54 ſich Abetzengi 


‚hätt, daß noch manche Waſſerfluth in den Chrontken aufı 
bewahret fen, deten Kenntniß dem Publitum entzogen wird, 
fo will ich wenigftend Diejenigen, die in meinem Auffage 
mehr enthalten, der Vergefienheit entziehen, und fie alö eis 
nen Benttag zu jener Sammlung mitteilen, 

2. Muß die Weſer in den Jahren 1280 bis 1290. in ben 
bremifchen Gegenden große Verwuͤſtungen und er 
Beefhweinmungen angerichtet haben. Demn 1290. era 
theilte Pabſt Niklas IV. der Martini⸗Rirche in 

_ Bremen, die doch damials ſchon ziemlich hoch lag, aber 
in 


\ 
} 


SPpre 761 


in der Folge noch mehr erhoͤhet wurde, einen Brief, in” | 


welchem durch einen Italiaͤniſchen Erzbiſchof und 
Fünf Biſchoͤfen, allen denen, welche der. Kiche St. 
Martin in Bremen, durch milde Allmofen freywillige 


Geſchenke, in Betvacht des vielen Waflerfchadens, 
welchen die Wefer duch das beftändige hohe Wafs 


ger der Birche mit den Kirchhofe, durch Ausfpülung 
und Wegreißung der Erde, und der dafelbft begrabenen 


Todten verurfacht, zu Hülfe tommen, und auch allen der 


nen, welche die Zefts und andere heilige Tage in derfels 
ben beſuchen, einen vierzigtägigen Ablaß *), 


\ 2. Die Seite 47. num. 8. in den Annalen von 1412. ats. - 


R. 
K. 
i 
' 
| 
| 


geführte Fluch, wird in der Nachricht von den Waß 
ferflutben, welhe die Gegend um Hamburg von 1411 


. Bis 1771. überfhweinmet haben, Seite 1. und in dem 


Verſuch einer zuverläßigen Nachricht von dem 
kirchlichen und politischen Zuftand der Stadt Hamburg 
2731. im erſten Theil Seite 366.: auf den Abend Cics - 
lid 1411. gefeget **), und dabey angeführet, daß allein J 
um Bremen herum, 30600 Menſchen, und unzählig 


| viel Vieh umkommen; daß die Deiche und Dämme 


H Jod. Poll. Cafele hiſtoriſche Nachtichten von der 


durchgeriſſen und die umliegenden Länder durch das Waſ⸗ 
ſer ſchtecklich verheeret worden find. 57 


3. 


Bremer Martini / Kirche. Bremen 1773. bie erſte las 
teiniſche Urkunde Seiteg. | 


*%) Ich werde bey den andern Fluthen, den Verfuch 

‚ einer zuverläßigen Nachricht von dem: kirchlichen und 
olitiſchen Zuſtand der Stadt Hamburg, des langen 
Titels wegen, bloß Hamburger Chronik, fagen. 


„62 \ TI 


3. 1436. traf der Waſſerſchaden bauptfächfich den Ars. 
Neuenfelde und die hamburger Gegend. Die Aa 
ſoll fo grofi geweſen feyn, daß fie Niemand vorher: fs zer 
fehen. Auch verurfacdhte der Sturm großen Eheim 
Gebäuden auf dem Lande und an den Seeſchiffen e 

4. Bey der Fluth 1470. num 11. wird in den eben ram. 
2. von mir angeführten Büchern noch gemeldet, bei ve 
Oturm aus Nordweft gefommen. _ 

5. 1485. war im Monat Julli, den Freytag ver Mar: 
gretba; eine große Ueberſchwemmung, welche de 

WMarſhlaͤndern an ber Elbe und Wefer großen Ode 
den zufügte **). ' 

6. Den 26ften Februar 1521. wird im zweyten Theil der 
Hamburger Chronik S. 132. einer Fluch gebadit, dir die 
Betgedorfer Straßen uͤberſchwemmet, bey Geeſtbacht 
die Marſchlaͤnder unter Waſſer geſetzet, md überhaupt 
die Deiche fehr befchädiget. 

7. 1524. brachen die Deiche bey einem ſtarken Weſtwind 
im Herzogtum Bremen allenthalben durch ***), 

8) Noch fhredlicher war der Sturm und die Waſſereneih 
den zoſten Nov. 153 1. welche die Gegend beym Kranz 
Neuenfelde u. ſ. w. in Schreden feste. In „am 

*) Glaubwuͤrdige Beſchreibung der meiften Hamburge 
Dentwürdigfeiten. Kamburg 1725. ©. 37. 0. 3$ 


as) Mushards Burtehuder Chronik bep diefem Jahr. 


3%) Hamburger Ehron. 2ter Theil S. 142. Burteh, 
Chron. bey diefem Jahr. Nachricht von den Hamb. 
Bafierflurhen ©. 1. glaubwürdige Beſchreibung x. 


— — [EEE EEE EEE EEE 


Du. > 77 
burg gieng das Waſſer über den Hopfenmarkt bis an 
die Nikolai⸗Kirche, und im Eyderſtaͤdiſchen wurs 
Den ganze Kirchfpiele weggeſchwemmet. Auch erfoffen 
viele Menfchen damals’ *). 
9) 1535. litte vorzüglich die Gegend von Bremen bis 
zum Vegeſack. Das Waſſer riß die 1534. von der _ 
Stadt Bremen zum Nutzen des ganzen Landes, bey dem, 
Flecken Burg bey der Kefum erbauete Schleufe weg, 
und die Bruͤcke wurde fo befchäbiget, daß ſie ganz neu 
gebauet werden mußte 8c). 
10) Drey Jahre darauf entſtand am Nirlausabend 
ein ſolcher heftiger Sturm und großes Waſſer, daß dee 
CThurm und dad Zollhaus in die Leſumgeworfen 
wurden. — Damals verumgläcten 180 Safe im 
Sund HH. . - 
21) Den 25ſten Oct. 1570. fam in der Naht ein ers, 
ſchrecklicher Sturm mit großem Waſſer. Auf der Elbe 
verunglückten 25 Schiffe, bey Hamburg brachen Die‘ - 
Deihe duch, und die Marfchgegenden des Herzogs 
thums Bremen litten. gewaltig *F*#), - 
12) Bey der in den Annalen Num. 13. angeführten Ueber⸗ 
| ſchwemmang am Tage Allerheiligen, fuͤhren die Ham⸗ 
baur⸗ 
*) Hamburger Nachricht von. den Waſſerſluthen ©. 1. 
Buxteh Chron. bey dieſem Jahr. 


##) Caſſels Hifter. ‚Nachrichten von der ehemaligen 
Kirche zur Burg. Bremen 1776. ©. x 


#4) Menners Brem. Chrop. ad aa, cc. glaubwiur⸗ 
dige Beichreibung ıc. Seite 47. 


se) Buptehuder Chronik‘ bey diefem Jahr, 
| ' (Annal. zr Jahrg. 8). Ere 


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764 PU 


burger Nachrichten von den Wefferiuthen em, 1ef 
ber Sturm ans Vordweden sfemmem. Gie auf 
auſſer ber Wefer und Zide, tie Ofte, Schminge, 
Eſte, u[w. Die Brrichvder Chesmif erzühle fe | 
ansfähelih, Bey Hamburg erfefien 200 fette Ode, 
beym „ammerbrof, Oldewerdber, Bollwerder 
und andern Orten gingen bie Deiche darch. Ber Yap 
tehude Srah ber Teich vor dem Moorthor ein, va 
machte in dem Hurledik eine große Brade Bi 
ſchen und Birch, Haͤuſer und Güter, trieben auf tem 
Waſſer herum, nnd im Orte ſelbſt geſchah müde weni. 
ger Schaden. Im WMtenland nehm das Wale 
fieben Haͤuſer mit allem was darinnen mer, weg, 
und Die beftchen blieben, waren in ſolcher Nach un» 
Gefahr, daß fih die Bewohner auf Die Däder Mildter 
ten und um Huͤlfe ficheten. Bey Stade Ixuken bie 
Deihe an beyden Seiten der Schwinge dur. u 
Balje im Lande Behdingen ſchwammen weun Läufe 
mit allem darin Befiadlichen weg, und nur drey Mens 
ſchen wurden getestet. Sn Hamelwoͤrden gingen 
vier Haͤuſer mit den Bewohnern fort, in Freyburg 
zweye, fehr viele ſtuͤrzten ein, auch erfoffen wen Sin | 
der. An dee Oſte erſoff die Hälfte Vich des Hrn. un 
Broberg. Im Lande Hadeln wurde die Schlenſe 
Bey Otterndorf und der Deich zum Oldenbrof megger 
ſchwemmet. Wen Nigebüttel brach der Deich an so 
Stellen durh. Im Lande Wurften gingen 5 Schlen- 
fen zu Grunde; auch lief das Waſſer Über alle Deiche. 
In Lobnbaufen blieben Überhaupt nur drey Haͤuſer 
ſtehen. Zu Bremerlehe erfoffen drey Männer uns 


u v " | 765 
fer viel Vieh. Nicht beffer ging es bey Bremen und 
Oſterſtade. Unbeſchreiblich war der Schaden im - 
Oldenburgiſchen und in Oftfriesland. In Wen 
Friesland ertrunken PR and in Seeland 3000 Men 
ſchen ). | 

13) 1571. murben die matſchlander fon wieder uͤber⸗ 

Bu ſchwemmet *) 


14) Den 28ſten Din 1579. war am ftillen Sreytag 
eine Waſſerfluth, die eben fo viel Ungiät ‚anrithtete, 
als die 1570. ***) 


15) Die Fluthen, welche beym Jahr 1628. Drum, 17. 
‚in den Annalen angeführet find, trafen das Alteland . | 
und Buptehude alle dreye *n *4). Diefes beſtatiget 
auch der damalige Burtehuder Syndicus Schwane 
mann in feiner melodefia ‚zu diefem Jahre, 

diluvii ftrages, uno ter fluctibus anno 
perdidit immenfas ruris et urbis opes etc. 
16) 1584. litte die Hamburger Gegend vorzöglih, auch 
brach der Hammerdeich durch +*#+*), 


Eee 17) 


*) VBuxteh. Chron. bey dieſem Jahe. 
#8) Ebendaſelbſt. 
vos) Hamelmanns Oldenb. Chron. ©. 426. 


we) Buxteh. Chron. bey dieſem Jahr. Staußwiles 
dige Beſchreibung ꝛc. S. 99. 


a425*) —— Beſchreib. Seite 32 Bautın, 
ehren fer Theil. ©.408 


266 DPI 


37) Im Dec. 1588. entflanden füreiidhe Sturmusinbe, 

| auf weiche ein großes Walſer kam, weiches viele Dimme 
und Deiche einriß 9). 

18) Den ıflen De. 1615. riß das Waſſer im Herpes 

- hm Schleswig die Deihe und Dämmg dad, im 
Bremifchen- aber kamen: viele Meufchen und Bi 

. um ?°). , 

19) Die Ueberſchwemmung 1626. traf beſonders Burtes 
Hude und das Cudre nene Land, weil Die Deie 
noch nicht vecht feft wieder gemacet waren *). 

20) 1627. gefchahe im Oldenburgifchen ‚im Herzeg⸗ 
thum Bremen und bey Buprtehude großer Waſſer⸗ 
ſchaden Fe), - W 

31) Und im Movember 1628. wurde das ganze Alteland 
unter Waſſer geſetzet. Die Eftebeiche befamen vor dem 
Burtehuder Moorthor 2 Durchbruͤche 1), Schwan; 
nemann fingt in feiner melodefia bey diefem Jahre, 

diraptis Eftae ventis et Sumina clauftris 
terra bis ad portum, menfe natavit aquis etc. 


32) Nicht beſſer ging es 1629. dem Altenlande und 


Burtehude TI). 

| 2 23) 

©), Hamb. Ehron. iſter Theil. ©.416 

er Han. Ehron. ıfter Theil ©. 530. Glaubwuͤrdige 
Beſchreibung ıc. S. 56. u 

“=, Burtehud. Chrön. 

2%) Ebendaſelbſt. 

H Ebendaſelbſt. | | 

+r) Burteh. Chron. bey biefem Jahr. 


— 


| BP 767. 

2 Durch die ſheeaud holſteiner Fuuth den ırten Ott; 
1635. in meldyer 6133 Menſchen, werunter 10 Predis 
ger und 12 Schulmeifter, ihr Leben verloren, litten auch 
Die Gegenden beym Kranz, Neuenfelde und damburg. 
Bey Hamelbrok erſoffen 100 fette Ochſen *). 


24) Den sten und sten Gebr. 1642. war ein ‚heftiger 
Sturm aus Nordweſten, welcher im Herzogthum Bres 
men und bey Hamburg alles, ſechszehn Meilen weit, 

unter Waſſer ſetzte. Auſſerdem/ daß viele Menſchen 
und Vieh umkamen, litt beſonders Gluͤckſtadt vielen 
Schaden, und die Deiche im Altenlande. In Ham⸗ 
burg ſtand das Waſſer eine Elle hoch in der heil. Geiſt 
Rirche ®%), | Ä | 

| 29). Den zıflen Januar 1643. entftand eine große ud 
aus Südweften, welche den 26ften Jan. durch ein ſchwe⸗ 
res Gewitter noch fürchterlicher wurde, denn das Was 
‚fer ſtieg zwey Finger höher als 1625. uud den ziſten 
Auguſt verungluͤckten 11 Menſchen u), 
26) Den ıften Jan. 1648. ****) 
&ee 3 . 27) 


*) Theatr. Europ. ad an. 1334. pag. 175 2 


Die glaubwärdige Befchreibung von Hamburg febet 


- .®©.60, 6408 Menfchen, 9 Prediger, 12 Küfter und 
einen Organiften, aud giebt fie den ı2ten Octob. 
1634 an. 
”*) Hamb. Chron. zter ae ©. 49. Sanberirdige 
Beſchreibung S. 61. 


MR) Nachricht von den Hamb. Waſſerfluthen S. 


*3 Hamb. Chron. zier Theil ©. 55 Subehrdige 
Veſhrellun S. 62, 


68 SPAR 


57) Gefährlicher war bie Fluch ben gen Gele. Dickes 
Jahres, weil durch den Fmfen Sertmeiiurus fehe 
viele Archthuͤrner einfielen °). 

38) Die Bafferfinth, ben zyfken Dec 1653. mar wegen 
des Sturmes mit Erdſtoͤßen fürdteti "T). | 

39) Das Jahr 1654. fing reiht mit Weafieruerh en. 
Ohm den Zten Jan, wurden alle nieburge Gegenden 
berſchwemmt. Zur Saftuncht war das Waller fe bed, 
daß man lange Zeit keine Eite med Ginth Sematen 
tonnte **F), 

30) 1656. Inder Zaſtnachtewoche }). 


31) Den ı4ten Nov. 1660. doch traf diefe Wafferflath 
nicht ſowohl das Bremiſche als bie Wierländer }}). 

33) Das Jahr 1661. fing gleich mit großen Gtärmen 
und Waſſerſchaden an. Wem sten bis ı6tem Ian. 
waren beſtaͤndige Norbweſtwinde. Die Deiche um 
Daͤmme liefen überall über; alles wurde unter Yafı 
fer gelegt, viele Drenfchen verloren ihr Leben, und in 
den Marſchlaͤndern bes Herzogthums Bremen mar 
das Elend unbeſchreiblich tr}. 


ELLI — 


| 33) 


“) Hamb. Chron. 37 Theil G. 557. 

*e) Ebendaſelbſt S. 694. 

#9) Ebendaſelbſt ©. 706; 

+ Ebendaſelbſt &.709. 

TI) Slaubwuͤrdige Beſchreib. ©. 67. 

up Machricht von den Hamburger Wafferfinthen 
.40u0. 45. 


— 


| 0 769 
33) Dem izten und 19ten Gebr. 1662. brachen die 
Elbdeiche durch und fegten, die Marfchländer unter 
Waſſer. Der Wind ſtuͤrmte aus Suͤdweſten }). 
34) Den zofßen März 1874. litten die Gegenden um 
. ben Kranz und um Renenfelde, bey Lauenburg aber 
brachen die Daͤmme wohl an 30 Orten durch FF): 
35) Im Jahr 1677. geſchah an mehreren Orten Scha⸗ 
den ftt). 
36) Den 13ten und 14m. May 1678. flieg das Waſſer 
ſo ſchnell, daß in wenig Stunden alles: überfhmems 
met wurde, und bie Fluth noch höher als 1625. war. 
.Dabey wehete der Weſtwind fo kalt, daß alle Blumen - 
... und Kräuter verwelkten *). 
37) Die Waſſersnoth den 25ſten Nov. 1685. war durch 
den Nordweſtwind ſo groß, daß ſich niemand derſel⸗ | 
ben färchterlicher zu erinnern wußte **). 
38) Den sten und é ſten Oct. 1638. mit Nordweſt⸗ 
J wind so), 
39) Die in dem Annalen Num. 30. angeführte Finth 


inm Jahr Lit war aus Nordweſt. Vey Stade bra⸗ 
Eee 4 chen 


Hamb. Ehron. 3e Th. S. 509 

IH Hamb. Waſſerfluthen ©. 5. 

17) Hamb. Chron. zr Th. ©. 1113. 
9% Glaubwuͤrdige Veſchreibung x“. ©. 76. 


*#) Ebendaſ. ©. gr. 
”) Hamb. Ehron, ar Th. ©. 8. 


779 Bu 5 | 


Gen die Deide var. Zu Nigebättel errunden in | 
den Kirchipielen Groden und Dife 306 Mexſchen; 
„210 Pferde, 1193 Städ Horunieh, ssı Schafe um 
633 Schweine, 127 große unb Heine Gebäute wer: 
den nebſt vielen Ruthen Deich HS auf ben Gem 
wesseihwernmt, und bas gute Land am wielen Orrm 
fo tief alö der Pflug gehet, weguefpälet. Im take | 
Kabeln verloren 309 Menſchen ihr Erben, 79 Hiue 
wurden weggetrieben, und 1369 Pferde, 1196 Städ 
Bornvieh, 2822 Schafe, 3865 Schweine mußte 
ebenfals afanfen *). | 

40) Die Ueberſchwemmungen den 25ſten and 26ſter 
Febr. 1713. entſtanden durch ben Morbmweilwin. 
Das Waſſer ſtand 4 Fuß höher, als den 25ſten Der. 
ı717. auch bit Waflerfiut den ııtem Dei. Birke 
Jahres eutkand vom Nordweſtwind 80). 

41) Die Waſſerfluth den ı6ten Det. 1726. füste blos 

. ben Schiffen auf der Elbe Schaden zu 2). 


43) Den zten Sept. 1733. ward das Waſſer durd 
Weſtſturm anfgetrieben , weicher den sten mad Sa— 
ben ging und zu Nigebärtel viel Schaden that, Die 

nen angelegten Werke wegſpulte und bie Städe in 
sat warf Fir), 
| 43) 


*) Hamb. Waſenagrigten S.6. 


**) Beſchluß der Hamburger Chron. zfte Abtheilang 
S. 493 u. 94, 
N), Daſelbſt S 756, 


044%) Hamb. Waſſernachricht. © 6. 


a Eu at 

- 43) Den 'sıfln Het. 1736. verurfachte ein heftige 
Sturm aus Welten großen Schaden an den Deichen, 
Das Waſſer lief ſehr hoch auf. Beym Einfluß der 
Weſer in die See, verlor der Schiffer Glinder, weis 
. Ger 136 Seereiſen gerhan hatte, fein Schiff und kin 

Leben *9). 

u Die in den Annalen Num. 34. im Nov. 1736. am 
gegebne Ueberſchwemmung, geſchah den 24ſten Nov. 
bey einem ſtarken Sturm aus Nordweſten. Der 
Deich zwiſchen Borſtel und Yorck wurde so Fuß ganz 
weggeriſſen. Noch verdienet hier die Fluth bey Nord⸗ 

weſtwind den zten Dec. angefaͤhret zu werden, weil. 

da an der Eſte viele Deenfhen und Vieh umkamen. 
In Buxtehude ſtand das Waſſer bis nahe am Kirch⸗ 
thurm 9. 

45) Ini 1741ſten Jahr, traten faſt alle Fiäfe in Eui 
ropa aus; auch das Herzogthum Bremen blieb nicht 
von Ueberſchwemmungen frey u, 


46) Den zıten und 12ten Sept. 1757. brachen bie 
Deiche an. unzähligen Orten des Herzogthums Bre⸗ 
men durch, viele Menſchen, Hänfer und Vieh wur⸗ 
den weggeſchwemmet, und sum "Kran. war ein ganı 
zer Grundbruch. 


ZZ Eee; 47) 
— eat der Hamburger Ehron. ate Abtheilung 


* Fran Waſſernachrichten ©. 7. 
0000) Ebendaſ. ®©r . ut 





* 


» 


77% re 
47) Den ıflen Gept. 1777. 
48) Den soten Jul. 1735. 

49) Den 25ſten Jan. 1783. 

Ohngeatet nun mit jenen im ıen Sch ber Am 
nalen angeführten Ucberfhwemmungen 35 Tlmehen her’ 
anstommen, fo find doch deren noch mehrere geuden, 
die mehr -oder weniger Unglũck verurfadher Gaben. 4 
habe deren wohl zo mit angeführet, weil ich midhe ands 
drucklich dabey angeführt fand, daß fie uufer Geryy 
thum mit betroffen. Und wie viele mögen vielleicht 
noch bie und da zerfireuet, angemerker ſeyn? Lim je 
doch die fehr richtigen Bemerkungen des Herrn Werfeh 
fers jenes Aufſatzes im erfien St. der Aunal. S. 54 bis 
56. nicht za wiederholen, fo mögen biefe Veberfpmens 
mangen blos no nad den Jahrhunderten bier folgen: 
1) In dem ızten Jahrhunderte muß von den von wir 
angegebenen Fluthen wenigfiens eine große Ucberſchwemn⸗ 
mung gewefen ſeyn. 3) Im ısten Jahrhundert, fallen 
beren vier. 3) Im ı6ten aber zwölfe. 4) Im 17ten 
gar 21, und 5) Im ıgten ellfe. Nach den Monaten 
ereigneten fi dieſe Ueberſchwemmungen alfo, dag deren 
im Januar 6 waren, im Februar 8, im Maͤrz 2, im 
April — im May ı, Im Jun. — im Zul. 2, im Aug. 
ı, tm Septemb. 4, im Octob. 6, im Nov. 7, im Des 
cemb. 6. Die Sturmwinde, welche dabey weheten, 
waren aus Welten Viere, aus Süden Eine, aus Süds 
wert Eine, aus Nordweſt Eilfe. 


we er. - 77 31 
XI. 
Son gefegtes Verzeichrif der Gebornen, 
Seſſorbenen und Copulirten vom Jahr 
1790. | 





Gene 











Od 
ĩ - burme, 
Der æuaæ sr | .. — 
Sfr Mi Le LM 
Seadt Se — | 79 59 5 ıo 33 
B. Garniſon Stade — 20 2 — — ı1— 
C. Stadt Borichadt 28, 39 — ; — 
D. Sover. Gum — | 08 439 17 17. 19 I 
E. Suvper. BVerden — | 485' 391, ze 21° 23 ı 
F. &:retand — 3211 257 8 3 s 
G. Kennen  — | 390. 340 33 27 
HR. Neuyaus — 188. 165° 113 5; 
L Bi⸗den — 95. 100 |, 6 
K Oner ſt ade — 144 136] au] 15 
L. Beder keſa — 114 218, 9 6; # 
DM. Bremervöͤrde — 


250 246 | 10. 12 ER 


N. Oitereberz — 273 269* 3429 
Summa 2886 2617 132 133 allen 





SGeborne Knaben 3159.  Geborue Drägbleln 2057 
| mehr Kuaden 50: 
Gebor. maͤnnl. Geſchl 3159. Geſt. männl Seil. 2363 
| weniger geſtorben 896 

Gebor. weibl. Geſchl. 2957. Seſt. weibl. Seſhl. 2247 
J weniger geſtorben 610 
Geboren in allen 6016. Geſtorben in allen 45 10 
Sn allen weniger geſtorben 1506 











ä 05 as 
fen, Copulirten und Geftorbenen, in ben Herzogr 
zften an. 1790. bis dahin 1791. | 





’ 
. S 2 ‘ . 
ren. \ 


— ’ Copui| 
| Summa. Confirmirt. || ger. Geſtorben. 


æna. Mäp| Sma Kuna Mäb! uMädiSmal - md De 





ben. |chen.itota.|| ben. chen. tots. Paar ||tiche.|liche.itota. 


87) 72] 159 u 
ar 20 41 9 14 16|| ° 2; 
281 43| u 1nl 16] 341 8 30 14 * 
5,34| 473.1007 | 296| 292) 588|| 232|| 339) 3361 675 
529: 4237| 956| 2532| 227 459|| 232|| 309; 302| 611 
34 31at 656| 138! 130 268| 177 302] 3361 638 








38: 37 J 38 



































-448| 376| 824| 222| 208| 430| 183: 320, 332| 652 
a01| 176| 377| 113] 137 240) 93:| 209| 190| 399 
1207| ıro! zıylil 81 78) 1391 731 96| 97| 193 
263! 160) 323|' 1230| 105| 2251 61|| 114 ra2| 236 
. 3227| 132] 259| 80] 82] 1621 57 661. 6g9l 235: 
2785| 266| 341|| 128| 141|.269|| za7|| 168] 1697| 3351: 
— 130) 277|| 1311| 216) 174° 390 
31592857 ‚6016:.1602! 158713189 1428 2263 22474510 











Geboren 1789. 5903... 1790. 6016. | 
1790. mehr geboren. 113. 
Todtgeboren 1789. 227° 1790. 3248: j 
Bu oo 1790, mehr todtgeb. 21. 
Uneheliche 1789. 264. 1790. 265. 
| nn 1790, mehr unehliche 1 
Copulirt 1789. 1439. 1790. 1428. 
1790. weniger copulitt 11, 
Confirmirt - 1789. 3339. 1790. 3189. 
| 1790 weniger confirm. 150. 
Geſtorben 1789. 4015. 1790. 4510. 
1790 mehr gepeden 4595. 


J Gene⸗ 








776 | 
General » Transfulnt aller Gebornen, Eonfrmir 
thum Lauenburg, vom ı ſten 


- Namen ——— 
ber Kirchſpiele u.“ = 


























Rn.) Men. DRM 
1. Stodt Mateburg — | 24 38] 3 7 2 
IL Stadt Lauenburg — 29 30, I 
II. Stadt Milan — 16 23 Ä 1 
IV. Amt Ratzeburg — - Jıszlı6gll 9 smı gl 
V. Amt Lauenburg — .jusıl 88 4 134 gi gl 
VI Amt Schwarzenbek 186 761 5 4 $| 
VI, Amt Neuhaus - 92 102! 5| 2 | 
VIEL Amt Sieimhorſt — 6 531 « 21 3 Ä 
__Summa _ \5711579i| 271 061 331 20 





Geiorne Knaben 631. Geborne Mäctiin 645. 


mehr Magdlein tg. 
Gebor. männl. na 631. Geſt. maͤnnl. St 579. 








| weni; ger geſtotben | 52. 
Gebor weibl, Sera. 649. Geſt. weibt, Giſchl. 67. 
weniger geſtorben 82. 

Geboren in allen 1280. Geſtorben in allen 1146 
Ä weniger geftorben 34 
Geboren 1789. 1315. Geboren 1790° 1290: 








3790 weniger gebeten 35. 


Pre 777 
ten, Copulirten und Geſtorbenen, im Herzog⸗ 
Januar 1790. bis dahin 1791. 


























































— | Copu 
Summa. . Konfirmirt. let. Geſtorben. 
SKna| Mid |Sma|Fna,|MiädiSmal Imärmweibs Sma 
‚ben. chen. tota.| ben. hen. tote. Baar ich, | lich. ota. 
"31 9 78 16 a 37| 2ı [3 * 43 
311 331 .64| ı5) 16) 31 17) 45: 43 88 
- 18| .26| 44 x. 121 28 a5! 311 265 57 
1711 ı87| 358 93 1781| 791 133] 235] 268 
1291 105| 229 ln 61 125] 1291 25 
85| ı8ıll Se 43| 94 3861| 65| 57| 122 
309) 205 2 4%] 204|| 52|| 121] 98 21 
57 121 __30!_60j| 30) 42] 43|_-8$ 
631 el Ggg 12g0l 3 307 6551| 3131| 57 ‚2 56711 





Tobtgeberen 1789. 52. 17 57. 

. 1790. mehr todtgeboren . 
Uneheliche 1789. 105. 1790. 73. 
W 1790. weniger uneheliche 32, 
Copulirt 1789. 311. 1790. 313. 
| "170. mehr copulitt | 3. 
Confitmirt 1789. 478. 17990. 655. 
| 1790. mehr confirmixt 177. 
Sefiorben 1789. 800. 179. 1146. | 

1790. mehr geſtorben 346. 


—RE——— ut on 


2768 v7 
In den Kirchſpielen der Stadt Ofterobe ,- find wei 


ıften Jan. 1790. bis dahin 1791. J 
geboren, ehelice 98 Knaben 60 Mädchen. 107 Suaben 
nebelihe 5 — 6 71 Mirdn 
odtgeberneg — — 5 — überh, 178. 
mfme 4 —- 37 mM 
xopuliet 39 Pant. | 
geſtorben 73 männl. 70weibl. Geſchl. — 143. 
. . | ' -4 | 
DE 
Mifcelaneen. 





Wohlthaͤtiges Legat des fel. Herrn Gerichte 
verwalters Karſtens zu Hechthauſen im Bre⸗ 
menſchen.“ 


Der im Jahr 1789. verſtorbene hieſfige Serichteder⸗ 
walter Kr. Nicolaus Ernſt Rarfiens, ein Braun, 
- Ber große Baden des Geiſtes, und edle Tugenden zu 
einem ſehr waͤrkſamen Leben verwendete, hat uns ein 
ſehr wohlchätiges Vermaͤchtniß hinterlaſſen, und ſich da⸗ 
durch ein ſchoͤnes Andenken geſtiftet. Er vermachte 
nemlich ein Legat von 1200 Rthir., wovon bie j 
chen Zinfen zum Velten des Schulweſens der 4 Kir 
- fplelss Schulen verwande werden follen. Der A 
caffe fegte er ebenfalls ein Capital von 400 Rehlr. 
wovon die Zinfen den Armen zum Beſten vertheilt 
den. Zu Auffehern und Adminiftratoren des Legats bis. 
fiellte er die Kirchenpatronen, bie Herren Gevettern 

. vos 












| Da 7 
von Marſchalr welche die iwetmäfige Verwendung 
| deſſelden auch mit Vergnagen beſorgen. 


Zechthauſen. 9 I. Ww. Zeidler, Paftor. 


XI. 
Preistabelle der methwendighten Lebens⸗ 
mittel, i in den verfchiedenen Gegenden der 


Hanndverfchen Churlande, vom Apcil, 
er und Jun. 179 In 





Wer nadhſtehenden Preiſen iſt auf alles das wieder Ma 
- ſicht zu uehmen, was in dem erſten Stuͤckt der Annalen 
vierten Jahrganges S. 213. theild wegen der Muͤnzſor⸗ 
. ten, thelle wegen des, in einigen: Prodinzen auf bene 
| Fleiſche ruhenden, Licents angeführt worden. 


Anunal. zr Zahrs. Ba); st 4 Ani 


l 
x 


780 ae 
- - April 












Münden slao] ı| 9) 2] 8] a] 6j zlıo 
Göttingen . 21—-]-1—| 1] 6, 1] 4] 2 
Yrortheim 2]-1-|-| 1] -1—| 8j 2|—;| 
Einbeck 21222— 
Clauothal u 81 | 2] al 2) 2] &) 8 
Zelterfeld- ı 2]—j 10] —)—| 1) 8 
Ofterode o| 01 0] 0] 0] o| ol oJ c 
Hameln 2—I94j92—2 
annov er 21 il 8) 130 7] 6] ı[ 8, 
ee ao alla BI] ı| 8 
zen ıl 8] 1] 6| 2] —| 1] 2\— 
Küneburg [1 ı] 6| 21] ı 2|3 
Saarburg 
Winfen a.d.8ufel. 2] 9] ı] 6] 2|—| 1990 

‚nenberg 1) 9—1—-| 3 —] 10] 2|—| 
Luͤchau 1110 - -9 8] — _ 
Kauenburg a) 6-|—| 1} 6| r]—| 2); 
Bageburg 19) 2] 6 1] 9] 1! 6) ıly) 
Burtehude 11.6 1] 3] 1) 6) 1] z 2 
Siade 1] 61=]=| 2] 31 ]— 

be, , 2 8] 1)—|) 8] 1) 8 











179 1. 
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tes. |gerin. 
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2|—| 1} 6—l16[— | 11 |—]12]— 318 
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21—| il —]22! 8]13j—) 318 
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21-1-|— 1644 —1—]22| 8lısj—|ı 3 ı- 
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21 6| 1] 3j—lar) g!—J17] alı2l— 31- 
1 6) 1] 3j—|1s|——122]- 14] — 3 I 
hs] 6) ı-|-I51- 219 
2|—| ı| gl—]16] 6|—I22] 613] 6 314 


* 
2 
- 


278 _ ‚Pre 


In den Kirchſpielen det Stadt Ofterode find vo 
ıften San. 1790. bis dabin 1798. A 
geboren, ehrliche 98 Knaben © en 107 Stnaben 


unehelihe 5 — — 71 Mädchen 
todtgeborne 4 — — — 5 — überb. 178. 
confirmirt 4 — 377—-.— 1 
ropulirt 39 Paar. 
geſtorben 73 männl. 70weibl. Geſchl. — 143. 
Miſcellaneen. 





Wohlthaͤtiges Legat des ſel. Herrn Gerichts⸗ 
verwalters Karſtens zu Hechthauſen im Bros 
| menfchen. ® 


Der im Jahr 1789. verſtorbene hieſige Serichtsder⸗ 
walter Kr. Nicolaus Ernſt Rarſtens, ein Mann, 
Ber große Gaben des Geiſtes, und edle Tugenden zu 
einem ſehr wuͤrkſamen Leben verwendete, bat uns etn 
fehr wohlchätiges Vermaͤchtniß hinterlaſſen, und ſich da⸗ 
durch ein ſchoͤnes Andenken geſtiftet. Er vermachte 
nemlich ein Legat von 1200 Rthlr., wovon die jaͤhrll⸗ 
* hen Zinfen zum Beften des Schulweſens ber 4 Kirch⸗ 
- fields Schulen verwande werden follen. Der Armens 
caſſe ſetzte er ebenfalls ein Capital von 400 Rıblr. ans, 
wovon die Zinfen den Armen zum Beſten vertheilt wers 
den. Zu Auffehern und Adminiftratoren des Legars bes 
fiellte er bie Kirchenpatronen, bie Herren Gevettern 


I. 2, SEE Zee 
von Marſchalt welche die awekmaͤtige Verwendung 
deſſelden auch mit Verzndaen beſorgen. 


Hechthauſen. "I w. Zeidler, Paſtor. | 
— | 
| xm. 


Preittabele der nothwendigſten Lebens⸗ 
mittel, i in den verfchiedenen Gegenden: der 
Sannöverfchen Shurlande, vom April, 

| Day und Jun. 1791». 





Bernard: Preiſen IR anf alles das wieber Ki | 
ficht zu uehmen, was in dem erfien Stüdeder Annalen - 
Vierten Jahrganges ©. 218. theils wegen der Munzſor⸗ 
0m, theils wegen des, in einigen: Provinzen auf dem 
| Bleifepe ruhenden, Licens angeführt worden. 


CAumal,'seJoßig. CL). Bit’ Apik 


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Beförderungen und Ylvancements, vom 


April, May und Jun. 1791. 


Im Eivifitande: 


Dey den höhern fandessCollegien und was s damit 
in naher. Verbindung ftebet: 


Behy dem Cammer⸗Collegio. 
Der in der GSecretarienſtube angeſetzte Herr Cammeraubl⸗ 
tor Baring zum Cammererpedienten. 
WBey dem Dberappellationsgerichte. 


Der Herr Oderappeflations ; Secetair Beneke, zum 
Protonotarius. 


Der bisherige Adjunctus Kr. Advocat Blauel, im Ges 
cretar. ordin 


Der bisherige Adjunetus Hr. Brandes, wie auch 
u Der Hr. Dostor Seelhorſt, zu Serzetariis entastbinae, - ’ 
Den dem Conſiſtorio. 
Der bisherige vorderfte Kr. Proſeſſot der Theologie zu Got⸗ 
tingen, und jeßiger erfter Hof „und Schloßprediger auch 


Seneralfuperintendent ꝛc. Eonfiftorialrath Doct. Bott 
feied Leß, zum geiftlichen Conſiſtotialtath. 


Der bieberiae Hr, Conſiſtorialaſſeſſor und zweyter Heſvredi 
ger Salfeld, zum Confiſtorialrath. 


Bey dem Hofgericht zu Zelle. 


Der biöherige Promrator extraordinatius, st. Dr. Heine, 
zum ordinario. 


und der Hr. Auditor in det Eanzieyferretarienftube Huͤſer, 
zum Hrocurator extraordinar. on 


\ . 
Bey 


ML, _ 2), - 27 


Ben den höhern $ Sandes ⸗ Collegien zu Stade. 
- Der. bisherige Hr. Canzieyauditor und Hoſgerichtsaſſeſſor von 
dem Buffche, zum ertraordinaiten Juſtitzrath. 


Ben Hofe. Ä 
. ‚Sr. ; Oofmarfgal von Wangenbeim, um Oberhofmat⸗ 


Bey dem Forſtweſen. 


Dem Sen. Oberforftmelfter von Zaſtrow, iſt das Bra 
mifche Oberforſtamt anvertrauet worden. \ 


Der bisher beym Lauenburgifchen Oberforftamte geſtandene 
Hr. tit. Forſtmeiſter von Spoͤrke, als wuͤrklicher Foeſt⸗ 
meiſter unterm Charakter vom Oberforſtmeiſter bey dem 
Zelliſchen Oberforſtdepartement. 


Hr. Albr. Bed. Earl von Behr, als Auditor bey dem 
Hoyaiſchen Oberforftamte. ' 
De der im Fuͤrſtenthum $üneburg angeordneten 
ritterſchaftlichen Creditcommiſſion zu Zelle. 
Hr. Schatzſecretair Joh. Georg Heiſe, zum Caſſirer. 
Sr. Chriſtian Raſch, zum Rogiſtrator. 
Bey Aemtern. 


Der Hr. Droſt von der Decken zu Steinhorſt, in gehe I 
Qualitaͤt nad) Neuhaus im Lauendurgifchen. _ 


Der Sr. Amtfchreiber Mackeprang zu Langenhagen, zum 
Ammann zu Steihhorft. v s ie Ä 


Der Ha Amtmann Stügge, von Erichtburg nad; Calen⸗ 
* Amtmann Sicher, von Ofterhel nad Otters: 


* Juſtitzrath von Klenk zu Stade, mit Beybe 
haltung dieſes Charakters zum Oroſten zu Moisburg 


Der Hr. Droſt von Veltheim zu Giſhern, in gleicher 
Qualitit nach Fallersleben. 


sit s u Det 





BB: BE 
De Hr. Amtmann Kepper, von Calenberg nach Erich 
urg. 


Der He. Amtſchreiber Wedgmeyer, zu Lauenſorde zum 
Amtmann nach Harſte. 

Der Hr. Amtſchreiber Brauns zu Woͤlpe, zum Amtmann 
nach Nordholz. 

Der Hr. Landrath und Droſt von der Wenſe zu Medin⸗ 
‘gen, als Droſt zu Hitzacker. 

Der Hr. Amtichreiber Muͤller zu Medingen, zum Amt⸗ 
mann daſelbſt. 


Der Hr. Amtſchreiber Wedemeyer zu Scharzfels, in gleie 
‚her Qualitaͤt nach Elbingerode. 


Der Hr. Amtſchreiber von Hattorf zu Brakenberg, uns 
ter Benbehaltung des jetzigen Charakters , bey den Aem⸗ 
tern Lauenfoͤrde und Nienover, wie auch 


Dem Hrn. Amtſchreiber Bogebue zu Achim, bey Altı 
und Neubruchhaufen. 

— — — Jacobi voR Ourgdorf nad Scharz⸗ 

De eis 

— — — BRlare zu Calenberg, bey Bradens 
| berg und Friedland. 

— — — J Fr. W. Huͤpeden zu Wuſtrow, 

beym Sohgerichte Adim, und 
— — — Georg Erich Huͤpeden zu Harfe 
. feld, nad Woͤlpe. 
Der Hr. Amts auditor Knigge zu Sieke, beym nemlichen 
—Amte zum titul. Amtſchreiber. 

— — Lamprecht zu Bederkeſa, zum ſu⸗ 
| pern. Amtichreiber nach Bremervörde. 

— — — Ktriegk zu Rageburg, zum ſopern. 

Amtſchreiber nah Scharnebeck 

— — — Mepyer zu Calenberg, zum ſupern. 

Amrfchreiber nach Hitz acker. 

— — —— Rannengieſſer zu Ahlden, zum 

J Supern. Amtſchreiber nach Ohſen. 

— — — Chüden zu Coldingen, zum ſupern. 

Amiſqreiter u) Polle. 


Der 


- PER 289 


Der St. Amte auditor Elaufen zu Rethenkurchen, zum ſu— 
pern Amiſchreiber bey dieſem Amte. 
— — —. Bahr zu Nienburg, zum ſupernum. 
Amtſchreiber beym Gerichtsſchulzenamte 
in Hannover. 
— — — KRritter zu Gottingen zum tit. Amt⸗ 
Bu RR fehreiber beym Leinebergifchen Gerichte. 
— —. — Scharf zu Rothenburg, zum sit. Amts 
freie ebendafelbit, und 
—— — — . Rudorfzu Blumenthal, zum ſupern. 
Amtfchreiber nach Harpſtedt. 
Der Hr, Amtſchreiber Meyer zu Niedeck, unterm Su 
rakter vom Ammann, nad) Reinhauſen. 


Dem gen. Amtſchreiber Wieſe zu Calenberg ) 


u — Balk zu Neuhaus ) der Charakter 


— — — Grotezu Lüchan Te Amtmann. 
De Hr. — Rern von Bruchhauſen nad, Calen⸗ 
erg. | 
— — — — Müller von Burgwedel nach Langen⸗ 
genhagen. 


Der bisherige He. tit. Amiſchreiber Manchmeyer, zum 


Supern. Amtſchreiber beym Ainte Diepholz. 
Der Hr. Oberhauptmann von Muͤnchhauſen, von Har⸗ 
ſte nach Lauenau. 


Der Hr. Amtmann Schwarzkopf, von Dannenderg 
nach Ratzeburg. 


Der Hr. ſupern. Amtſchreiber Alberti zu Lauenau ‚ um 
zten wuͤrklichen Amtſchreiber nach Sifhorn. 

Der Hr. tit. Amtſchreiber Rannengieſſer zu Karfte, zum 
ſupern. Amtfchreiber nach Lauenau. 


Dem Hrn. Amtmann Albrecht zu Anefebe, iſt das Amt 
SfenHagen anvertrauet, 


Der Hr. fupern. Amtſchreiber Lodemann zu Rapeburg, 
zum wuͤrklichen Amtfchreiber nah Burgdorf. 


Der Hr. fupern. Amtſchreiber Wyneden zu Pole, in 
abeicher Qualitaͤt nach Calenberg. Sn 


- 


! 


790° Be 


Der Hr. Yntiördber Zeinfins von Udler, nach Nieder 

und Reinhauſen. 

Der Hr. ſupern. Amtſchrelbet Ludewig u Scharnebeck, 
fum wuͤrkl. Amtſchreiber nad) Medingen. 

— — — — Endewig zu — zum 

winekl. Amtichreiber nach Us 


— — — Reinbold zu — men 
wuͤrkl. Amiſchreiber n. Wildeshauſen. 


Bey Academien und Schulen.‘ _ 
Die bey dem Jlfeldifchen Paͤdagogio eriedigte Seele 
eines Lehrers der Mathematik, Naturlehre und Natur⸗ 
gefchichte, iſt durch den zum dritten Collaborator daſelbſt 
ernannten Hrn. Candidat Heringer aus — 
wieder beſebt. 
Bey ſtaͤdtiſchen Dienſten. | 
De Kaufmann Sr. Saetarich Bernpard Dede, zara Ge: 
naior zu Zelle. 


Der 2te Hr. Buͤrgermeiſter Thorwietb zu Laͤchan, zum 
. ıiften Vürgermeifter. 


Hr. Senator Krebs zum 2ten Buͤrgermeiſter, und 
— — Boͤſch zum ıflen Senator daſelbſt. 


Bey dem Poftwefen. 
- Dem Sen Zollverwalter Sothmann zu Artienburg, die 
daſige Powerwaltung unter Poſtverwalters Titel. 
Der bisherige Adjunctys ben dem Poftdienfte zu Bremer: 
voͤrde Kr. Johann Chriſtian Wintelmann, zum würks 
lichen Poſtverwaiter. 
. Der Hr. Oberpoftmeifter Schröder zu Sottingen in ſol⸗ 
cher Qualitaͤt bey dem Koͤnigl. Poſtweſen zu Hamburg, 
und dem Ken. Major von Hinaͤber. iſt das Poſtamt zu 
Guöoͤttingen wieder anvertraut, 
Medi⸗ 


. | u ww j 
05 Je 798 
0 Medieinalwefen. ' “ 


SR. Doctor Zimmermann aus Hamburg, zum Landyhh⸗ 
ſleus in dep Aemtern Dannenberg, Semae _ 
burg and Sericht Gartau. 


Avancement im Militair, 
vom erſten April bis zum Schluſſe des 
Junii 1791. . 
A. Eavallerie | 
" Ps U Regt. wohl die Ane. 
Regt. Berſetz geſcheh. Datum 


= zu Compagnien. ‚79 

s| Dem Hrn. titul, Capit. Kangermann, de 
N‘ erledigte Compagnie des Plus Hm. 
Zn Majors von der Wifch. 


Zu Rittmeiſters und Capitains 
‚319. Lieutenant Leiners, zum - zten titul. 
-... } Capiim tain. 


— 









u Cieutenants. 


er. Sexondelieutenant und Regimentsbe 
———— Bergmann, zum titul, Prem. 
Lieutenant. 
9Hr Secondelieutenant Lüderig, zum tit. 
Premierlieutenant. 
9 Dem Hrn. Quartiermeifter Friede Heinr. 
Sußmann, de Charakter vom Seron 
delieıtenant. 
als. Comet von Sceither, um wuͤrkl. 
Secondelieutenant. 
Br. tit. Comet von Bülow, zum titul 
| .Secondelieutenant. - . 
7128. : Bähndeih Supeden. zum tie. Lien⸗ 


slDem gahndeich Dahl, der Ganan| | 


vom Lieutenant. 





79% BE 2. ‚5 | 


of. Rest. wohin die Anc. 


Regt. Verſetz. geſcheh eng 


Zu Eornets und Sähndriche. 
9 st. Quartiermeiſter Carl Frieder. Ludewig * 
Schanz, zum titul. Faͤhndrich. 4 
2 


5|Dem Hrn. Quartiermeiſier Alte. Olden 
burg. der Charakter vom Faͤhndrich. 


| 4 Hr. Cadet Hans v. Ueslax zum tit. Coruet 


B. Infanterie. 
Ru C(Compagnien 
4Dem Hen. tit. Capitain von Soden, bir 
vacante Compagqnie des placirten Hen. 
Majors von Weddig. 
12/Dem Hen Eapitain von Ueslar, bie er 
lebigte Compagnie des abgegangenen a 
Eapitains Drepper. 
6| Dem Ken. tit. Enpirain Bode, Mevacante| 
ompagnie des ebenbemeldeten ins 10te 
Regim. verfeßten Hrn. Capit v. Heslar |1 
Zu Capitains 
13Or. Lieutenant von Wedebubr, zum 2ten 


tit. Capitain. Mey 
4 Dem Hrn Lieutenant Pollmann, Capi 
tains Character 13 — 
zZu Kieutenants. 
13 Hr. ahndrich Lindner zum tit. Lieute 6 | 
KR nant — 
4Dem ‚Sen. rZahndtich Trautmann. def | 
Character vom Lirutenant. 14 — 
7Hr. Faͤhndrich Te Bachelle, zum tit Lin: 
temant. Zu Säbndrich 24 — 
u ndrichs. 
13 Hr. Gefr. au Sabnori Keine. Brüch| 
mann zum tit. Faͤhndrich. 6.—- 
A1 Hr. Naaaierſergant With. Fr. v. Coulon, | 
i der Eharaster vom Kähndrih. 14 — 
7 Hr Eader Ludew. Joh. Ernſt v. d. Bufche.]; 
zum tit Faͤhndrich. 24 — 
8 Hr. Gefr. Corpor. Cari Aougemont 
4 zum tit. Faͤhndrich. z — 


IARE 793 7 
C. Ingenieur⸗Corps. n 
Dem Hrn. Lieutenant Sagemani, der Character vom 


Capitain 227May. 
Dem Hru. Säpndric Bable, der vom Bein 


Dem Hrn. Eonducteur Babille, ber vom er 
. a9 


sr. Volontair Chriſtoph Heinrich Vollimhaue, zum 
titul. Eonbactent. 


D. Sand» Regimenter. 


Zu Compagnien. 


Sem bamelſchen Dem Hru. titul. Capltain Rouß 
ſelle vom sten Cavallerie, Regimente, die 
vacante Compagnie des verſtorbenen Ken. 

Eapit. Buſſe. 


Zu Kieutenante. . ' 
Beym Diepbolsifchen. Hr. Faͤhndrich Pralle zum 
Lieutenant. 5 Ap ril. 
Zu Faͤhndrichs. 
Sp Diepholsifchen. Dem Hrn. Gefr. Corpor. Earl 
Auguſt von Dudden, vom Sten Infant. 
on Reg. zum Faͤhndrich. 5 April. 
Bar Zelliſchen. Der Ar. Gefr. Corp. Ernſt Auguſt 
Gerich, vom ı5ten Inf. Reg. dumm wärks 
pen Faͤhndrich. 5 May 


Dimiſſion haben genommen, mit dem Cbaraecter 

vom Wiejor. - 

uſte Jufant. Reg. Kr. titul. Capit. Schaafs. 

Ingen. Eorps. Hr. Eapitain Müller, 
Goͤtting. Land⸗Reg. Hr. Eapitain Offeney. 

| | Mir 


re XX 
Mit dem Character vom Capitain. 


- zte Cavall. Reg. Hr. Lieutenant Langwerth. 
dte Infant. Reg. Kr. Lieutenant von Ompteda 
Zelliſche Rg. — — Gaſſitius. 


*2* 








Den berden „bisherigen EompagnieChirurgie, a | 
gem Jehann Leopold Friedetich Behrens beym 
gten Infanterie-Regiment Sachs Gatha, if uns 


term ioten April, und Herrn Johann Hinrich Kelo 
beym öten Ynfanterier Regiment ron Beffel. unterm 
riten April der Character dom Regiments 
9 rurgo beyseleget. 
| Br ee Gr 
Die vacante Stelle des verfiorhenen Herrn Piapmajors 
und Wachtmeifterlieutenant la Motte zu Hanue⸗ 
ver, if dem beym Joten Regiment geſtandenen 
Hauptmann Drepper, conferiret/ und für bem 
mit Tode abgegangenen Commandanten ' zur 
Hoperſchanze, Herrn Faͤhndrich Berker, ner zei 
heetige in Penflon geſtandene zer Hauptmann | 
Schoͤnian, binwieder zum Commandanten das 


4 — ee A 


fetöß beſtellet worden. | | 
‘m geifklichen Stande: 

Bey Klöftern. — 
Demoiſ. Henriette Wilhelmine Prott, zur Conventualin 
im Kloſter Marienſee. | 
| Bey 


are 7. 

Bey Kirchen: 

- Sr. Candidat Joh. Michael Hermann Harras ans Ham⸗ 

burg, zum Zten Prediger und Diaconus zu Uelzen. 

Hr. Paſtor Merden zu Verhöfde nach Jaſum, Land 
Wurſten. 

Sr. Paſtor Langenbeck zu Lamſtedt, als erſter Paſtor 

daſelbſt, Bremervoͤrd. Präpof, 

Jar. Candid. Rauſeler. zum Paſtor ſecund. zu Obern⸗ 
dorf, Neuhauſ. Praͤpoſ. 

Hr. Candtb. und Adfunctne Riusmann zu Himmelpfors | 
ten, als zweyter Prediger mi-Laınfledt. - 

Hr. Sand. umd Adfunet. Eichhof zu Oberndorf, als Paßtor 

gu Himmelpforien. 

Hr. Cand. und Adjunct. Meſtwardt am Dom in Verden, 
zum Paſtor zu St. Juͤrgen, Bremifch. Praͤpoſ. 

Hr. Eand. Richters zum Paſtor ſecund. nach Wremen 
im Lande Wurſten. 

Hr. Candid. Wienecken, zum Paſtor zu Verhoſde, in 
der Bremervoͤrd. Praͤpoſ. 


Hr. Cand. und Adſuntt. von der Heide zu Lamſtedt, zum 
Paſtor Adjunct am Dom in Verden. 


Beygelegter Rang. 


Den beyden Hrn. Oberforſtmeiſtern von Lenthe und 
von Stralenheim der Rang vom Generalmajor. 


Ertheilte Prädicate und Charaktere: 


Dem bisherigen Krieges s Caflefchreiber Kr. Dermering 
das Prädicat vom Kriegscaffier,, und 

bein bisherigen Krieges⸗Caſſeſchteiber Hr. Weſtrumb 
das vom Kriegscafferegiſtrator, mit dem Range vom 
Commiſſario. 

Dem bisherigen Landrentereyſchreiber Kr. Barth zu Han⸗ 

Pr der Character eines landſchaftlichen Zahlcommiſ⸗ 

ri 


‚(Annal, zr Jahrg. SL) Ggg Dem 


796 - ER 


Dem‘ Banquier Hr. Leffmann Herz Cohen zu Hanns 
ver, das Praͤdicat won Kriegsagensen. 

Dem vorderften Profeflor der Theologie Hr. Doct. Plank 
zu Söttingen, der Charakter und Rang vom Confiftos 
rialrath. 

Dem Profeſſor der Medicin, Hr. Doctor Stromeyer 
daſelbſt, den Character vom Leibmedicus, und 


dem Univerſitaͤtsarchiteet Hr. Borheck, das Praͤdicat 


eines Oberbaucommiſſarii. 

Auſſer Dienſt ſind gegangen: 

Hr. Amtſchreiber Reinharth zu Elbingerode mit Gnaden⸗ 
penſion und Amtmannscharakter. 

Hr. Collaborator Schaubach am. Jifeldiſchen Pädagogio, 
weicher mit dem Charakter als Sinfpector, als Rektor 
und erfter Lehrer an dem Gymnaſio zu Meiningen ans 
‚geftellet worden iſt. 

Auf der Univerfi tät: zu Göttingen haben bie 

Doctorwürde erhalten: 
1791. Apr. 2. Hr. Profeflor Theoi. ord. Johann Fr. 
Schleußner, i.d. Thedl. 


— — 4 — Anton von Hoyn aus Weftphalen, 
i. d. Medic. 


— — 6. — Joh. Friede, Tone. Jannecke aus 


Eldagſen im Hannoͤverſchen, i. d. Died, 
— — 13. — uſz⸗ Erich Bollmann, aus Hoya, 
d. Med. 
— — 15. — Joh. Andr. Chriſtohh Graven⸗ 
horſt, aus Braunſchweig id. Med. 
— — 416. — Bernd. Joh. Rodde, ans Hamburg, 
i. d. Rechten. 
— — 23. — Ih. Joachim Zurmeiſter, aus 
Hamburg, i. d. Med. 
— — 30, — Friedr. Chriſtoph Sartung, us 
. Hambimz/ i. d. Reqꝛẽen 29 
I r. 


ER. nn nn En — — —— u — — —— — ··. 


Ev 707 
1791. May 2, Hr. Martin Hieronym. Schroetterin, 
ger, aud Hamburg, i. d. Rechten. 
— — 7. — Joh. Wilh. Seelhorſt, aus Zelle, 

v*lr i. d. Rechten. 
— — 0. — Je Aloyſ. Friedr. Haus aus Wetz· 
Ir, i. d. Rechten. 
— — 10. — Joh. Chriſtoph Schuͤnemann, aus 
Braunſchweig, i. d. Med. 
— — 14. — Fried. Sam. Winterberg, aiechen ⸗ 
rath zu Corbach, i. d. Theol. 


— * — 21. — Albert von Tribolet aus Bremen, 
id Med. 


— Jun. 11. — Paridon Heermann Ankelmann aus 


Hamburg, Licentiat der Rechte. 


— — 21. — Theophil. Car. Friedr. Brandes aus 


Mecklenburg, i. d. Medic. 


— — 22. — Nicolaus Ulrich Stieck aus Olden 
burg, i. d. Med. 


— — 25. — Joh. Valentin Fr. Boehme ans 
Treptow, i. d. Med. 
Bey dem Oberappellationsgerichte zu Zelle ſind 
examinirt und immatriculirt worden: 


Hr. Johann Wilhelm Guſtav Hantelmann, aus varg⸗ 
wedel, als Advodat. 


Sr. Joh. Heinr. Ernſt Rautenberg, aus Hanneder als 


Advocat. 
Sr, Seoig Epriftian Albreqht Haccius, aus Sıftaf, ale 


XvV.. 
vevrat hen— 


Es ſind getrauet;: 8— 





Ggg 2 April, 


„98 re 


April, 

Den ıflen, Kr. Kofgerichtsaffeffoe von Aönne zu 
Stade mit Dem. Cordemann, jünsften Tochter weil, 
Hr. Cammerſecretair Cordemann. u 

Den 28ſten, Hr. Hofqgerichtsſecretair Einfeld zu 

Hannover mit Dem, Cohe. 
| May, 

Den sten, Hr. Berghandlungẽbuchhalter Hanſing 
zu Dannover mie Dem. Meyer. 

Den gten, Ar. Oberforſtineiſter von Spörf auf 
Molzen, mit der Baronefle von Gelting aut dem Maag, 
getr. zu llelzen. 

Den soten, Hr Procurator Glave aus Hamburg 
mit Dem. Debmen zu Harburg. 


Den ıgten, Hr Doct. Med. Schulz zu Hamburg 


mit Dem. Knoop zu Harburg, Tochter des Hen. Zactor 
Knoop daſelbſt. 
| Junius. | 
Den Hten, Kr. Kaufmann Lampe zu Zelle, mit 


Dem. Gößel, Taster des Sen. Eanjtegprocanet. Bößel 
daſelbſt. 


Den 10ten, he. Hof s ımb Eamziegrath Aeinbold 
zu Hannover mit Dem. Muͤller, Tochter des Hen. Berge 
handlungscommiſſair Muͤller daſelbſt. 

xv. 
Todesfaͤlle. 


Es ſind goſtorben: 





März. 


. 


men PP . ____ iin 


\ 


Lv u 799 


März. | 
Den zoſten, He. Suyerintendent Roc zu Sievers⸗ | 
Haufen. 
April. 


Den 2ꝛten, Hr, Hector Armbredt zu Sulingen. 
‘Den zten, Hr. Denfionair ı Obtiſtieutenant Richter 


zu Hanau. 


Den z3ten, Kt Senator und Gamrraring win 
ning zu Zelle, 


Den zten, Verwitwete gr Paftorin Uncupe au 


| Laneburg 


Den 4tn, Hr. Advoeat Lehmann zu get | 

Den sten, Sr. Kandidat Bornträger zu Ofterode, 

Den sten, Kt. Penflonake  Zauptmann Gemour 
au Bevenfen. . 

‘Den 6ften, Ar. Paſtor Lauenflein zu Odagſen. 

Den 12ten, Die Eonventualin Bacmeiſter zu 


Marienſee. 


Den 12ten, Hr. —* und Advocat Rolſter 
Fi) Burtehude. 

Den ısten, Frau kiſheth Philippine Sophie von 
Oldershauſen, geb. von Buttlar, zu Goͤttingen. 
Den ızten, Frau Amtmannin Gebſer, geb, Wich 
mann, zu Wiebrechtshaufen, | 

Den ı7ten, Hr. Hauptmann zötihe, zu Danı 
nenderg. 

Den 1Sten, Kr. Hauptmann Buff, beym Hamel⸗ 


ſchen Landregimente „zu Einbeck. 


Den 1gten, Verwitwete San Paßorin Schnering 
zu Sottrum. 
Ggg 3 | Dm 


u v1 


Den aoften, St. Penfionatenafor von Röhnen zu 


Srellftorfermühlen. 

Den 23ften, Hr. Bergs und- Sorftamtsanbiter von 
Hinuͤber zu Clausthal. 

Den zöften, Verwitwete Frau Oberhofmeiſterin t von 
Polens, geb. von Bennigfen, zu Hannover. 


May. 

Den zten, Hr. Hofapotheker Wanzelius zu Zee, 

Den ten, Frau Paftorin Beneken zu Gehrden. 

Den sten, He. Bürgermeifter Schulze, zu Verden, 

Den ten, Sr. Conrector emeritus Seabennem 
zu Goͤttingen. 

Den ı2ten, Fraͤulein von Werbe zu Lüneburg. 

Den ı6ten, Herr Oberfälzfactor Biedenweg 36 
Säle. 

' Den ızten, At. Paſtor meine zu Staffhorft. 

Den ıgten, Hr. Penflonatenajes von Barfe, zu 
Lauenburg. 


Den zıflen, Hr. Obercommiſſair und Burgermeiſter 


Meyenberg zu Goͤttingen. 


Den zıflen, Hr. Generalauditeur Sohatın Su 


Hartmann zu Hannover, an feinem 58ſten Geburtstage; 
ein Mann, der mit vielen Kenntniſſen eine unermüdete 
Dienfttreue und eine unmwandelbare Rechiichaffenheit vers 
Band. Er war 1733. zu Kiel geboren, wo fein Water 
Doctor oh. Zacharias Hartmann, damals als herzoglich 


Holſtein⸗Gottotpiſcher Juſtizrath, ordentlicher Rechtslehe 


rer und Beyſitzer dee Juriſtenfacuitaͤt fand, 1739. aber 


nach Hannover als Hof⸗ und Canuzleytath berufen, und 


hier 


DPA 80r 

hier ſchon 1741. ſeinen Kindern entriſſen wurde. Es — 
feßte irizwifchen die Sorgfalt. einer würdigen Mutter, und. 
ihres zweyten Ehemanns, des Hofraths und Leibmedici 
Wejlhofs, diefen Verluſt. Nach geendigten akademiſchen 


Studien ward der Verflorbene 1754. Auditor ben dem: 
Hanndverifchen Hofgerichte, und 4755. auflerordentlicher. 


VBeſyſitzer eben diefes Gerichts. Mit Beybehaltung diefer 


Stelle ward er im folgenden Jahre zum Oderauditeut ers 
nannt, und blieb waͤhrend der Abweſenheit des hieſigen 
Corps ˖ den ‚Nährigen Krieg hindurch im Lande, um die 
Dafelbft‘vorfallende Sefchäfte zu beforgen. 1771. ward er 
Afleffor ordinarind im KHofgerichte, legte jedoch diefe Stelle 
nieder, als er 1773. nach des &eneralaubiteur Grieſebachs 
Tode in deſſen Stelle hinaufruͤckte. An ‚der Redaction 
verſchiedener, ſeit der Zeit „ergangenen, das Militair⸗ 
Juſtizweſen betreffenden Verordnungen hat er vielen Theil 
gehabt. 
Den zıflen, Frau Geheime Regiſtratorin Wiefen, 
geb. Hartmann, in London. | 
Den 22ften, Hr. Hofrath Ritter bes Waſaordens 
und Profeſſor der Medicin und Botanik, Murray, zu 
Goͤttingen, mit Hinterlaſſung eines weit ausgebreiteten 


und ſehr verdienten großen Rufs. 


Den 23ſten, Sr. Amtsverwalter Nehring⸗ 3 
Niedern⸗Syckte. 

Den 2gſten, Hr. Hektar Milder, zu Luͤchow. 

Den 25ſten, Hr. Archidiaconus Hincke zu Luͤding⸗ 
worth. 


Den 2bſten, Vwerinwer Scan Oberfastin Sief eke 


ze, Sole, 


Den 


go2,. 


Den z7ften, Frau Heuptmannin hAumann, dw 

Aloſter Wennigſen. 
Den 28ſten, Hr. le Bachelle, Zahnrich beym Jien 

‚ Snfanterieregimente, ju Hameln. 

Den z0ften, Kr. Organiſt Leyſer, zu Vuradort. 
Er zeichnete fich durch Studium, Compoſition und Gefang, 
von dem großen Kaufen feines Standes auf eine vortheits 
hafte Weife aus, 


J 


Junius. 

Den zten, Hr. Reinmeiſer Rirchhof bey ber Leibe 
garde zu Hannover. 

Den zten, Kt. Amtmann Aly, zu Langenhagen. 

Den zten, Hr. Apotheker Jordan zu Koppenbrugge. 
In Hinſicht gruͤndlicher Kenntniſſe in ſeinem Fache, und 
feiner durchaus erprobten Rechtſchaffenheit iſt fein Verluſt 
wichtig gefunden und allgemein bedauert worden. 
Den aten, Hr. Pürgermeifter Schulze, aus Lüchow 
zu Zelle, ' 

Den Hten, Hr. Jechidlacenu Eichfeld, zu Ottern⸗ 
dorf. 

Den ııten, Hr. Penfionaichauptimann von deyn: 

haufen, du Grevenburg. 

Den zsten, Kt. Carl Friedrich v. Dlato, Major 
des 4ten Infanterjeregim. zu Stade, 

Den ı7ten, Frau Buͤrgermeiſterin Timmermann 
‚zu Lüneburg. 

Den 17ten, Kr. Daftor Klug. zu Bardewit. | 
u Den ıgtep, St Hauptmann von Ompteda zu 

vmadeuſn 


Den. 


— — — — 


Te 803 
Den ıgten, Sr. Oberamtmann und Elbzoͤlner von 
“Voigt; zu Schnackenburg. Wegen achtungswuͤrdiger 
Vorzüge des Geiſtes umd Herzens, wird ſein fruͤher Ver⸗ 
luſt von vielen beklagt. 
Den agten, Frau Geheimeraͤthin von Arnßwaldt, 
geb. von Wenkſtern zu Hannover. 
Den Igten, Frau Landraͤthin von Durins geb. 
von Muͤller zu Embſen. 
Den 2uſten, Hr. Kaufmann Bartels zu Zelle. 
Den 27ſten, Hr. von der Oſten, praſidirender 
—R zu Otterndorf. 
Den 27ſten, Kt Landiteungas Barteldes L 
Stolzenau. | 
| Den 28ften, Hr. Lieutenant Hagemann beym fen 
Infanterieregimente, zu Miendurg, 


® 


CAnnal. zu Jahrs. er) KH Bm 





Innhalt des vierten Studie, 
welches Die ſtehenden Artikel von den Monathen 
April, May und Juni 1791. enthält. 


— 





I. Innhalt der Allgemeinen und Special⸗Ver⸗ 
vrdnungen, welche vom Octob. bis zu Ende 

- Decemb. 1790. in den Braunſchw. künes 
burg. Ehurlanden publicirt find. S. 622 


Il, Eonvension mit dem Fürftl beflifchen Minis 
fterio, über die “Appellationen von judicüs 
mixtis. ©. 648 


II. Die Vorzüge der meyerrechtlichen Verfaſ⸗ 
ſung, nach Beobachtungen uͤber Bauerguͤ⸗ 

ter im Herzogthum Bremen. ©. 654 
N Topograpfifch s ftatiftifche Beſchreibung des 
Amtes Scharnebef im Fuͤrſtenthum Luͤne⸗ 
burg. S. 679 Y 


Me 


nn we 85 
V. Bon dem alten und neuen Steuerfuß in den 


- Herzogthümern Bremen und Verden, ins 
befondere von der Eontribution. ©. 693 


VI. Beytrag zu dem, im erften Stud ber Annal. 
v. Jahr 1791. befindlichen. Auffage: Stof 
zu Betrachtungen für Herrfchaften, in 
RüuͤckßeR ihres Einfluffes quf das Verder⸗ 
ben ihrer Hausbediente betitele. ° ©.719 


VI Die landſchaftliche Verfaſſung des Fuͤr⸗ 
ſtenthums Calenberg. S. 729 | 
VIIL Sernere Nachricht von-dem Armens und 
| Arbeitsinſtitute zu Stade. ©. 747 
IX. Bergbau oo 
Verzeichniß derer mit Quartalsſchlnß Teinitatis 
„ ben zien May 1791. In Betrieb gebliebenen Ger 
” wertihaftlichen Gruben des einfeitigen Harzes, 
wie felbige für die Gewerken, nad ihrem Vers 
mögenszuftande, entweder von diefem Quartal 
Ausbeute gegeben, oder auf fünftiges Quartal 
Zubuße erfordert, oder ſich frey gebauet haben; ; 
und wie der Preis der Kure gewefen if. ©. 754 
x Benträge zu dee Sammlung verſchiedener 
denfwürdiger Waſſerfluthen des Herzogs 
thums. Bremen. ©. 760 Ä 
XL Sortgefegtes Verzeichniß der Gebornen, | 
Geftorbenen. und Kopulirten vom Jahr 


1790. ©. 773 XIL 


f 


806 


XII. Miſcellaneen. 
Wohithaͤtiges Legat des ſel. Hrn. Gerichtseerwel⸗ 
ters Kerſteis zu Hechthauſen im Bremenſchen. 78 


XIII. Preistabelle der nothwendigſten Lebensmit⸗ 
tei in den verſchiedenen Gegenden der an 

” noͤverſchen Churlande, vom; April, 

und Junio 1791. S. 7 


XIV. Befdrderungen und Avansemente vom 
April, May und Junio 1791. 
Im Eivitftande. 786: Im Militair. 791 Im 
geiſtlichen Otande. 794 Edh⸗ iu⸗ Charaktere. 
795 

XV. Heyrathen. S. 797 


XVI. Todesfaͤlle. ©. 798