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Full text of "Annalen der Physik und Chemie. Ergänzungsband"

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9 


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ANNALEN 


DER 


PHYSIK  UND  CHEMIE. 


ERGÄNZUNGSBAND. 


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ANNALEN 


DER 


PHYSIK 


UND 


CHEMIß 


^;o:vrüüg^ 


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1^  KW-Y<^U 


HERAUSGEGEBEN     ZU     BERLIN 


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JrC^^OGGEla)OB^F. 


sneJjvKvsresBASi». 


(  Nacb  Baai  LI  cmmacluikcn.) 


RSBST    8BGH8    XUPFB&TAFSLN. 


LEIPZIG,  1842. 

▼  ERltAG    VqN    JOHANN    AKBROSIUS  BABTH. 


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ANNALEN 


DER 


P    H    Y    8    I    K 


UND 


CHEMIM 


ZWEITE  REIHE. 


HERAUSGEGEBEN     ZU     BERLIN 

VOM 

J.  C.  POGGENDORFF. 


(Nach  Band  LI  ciniotdialteD.) 

«BB8T    SaCHS   XUPPtlLTAPBI.lf. 


LEIPZIG,  1842.     . 

TEBLAG   VON   JOBANM    AlfBROSIVS  BARTII. 


Inhalt 

des  ErgBoznngsbandes  der  Ännalen  der  Physik  und 

Chemie. 


EfgtesStfick. 

Seile 

I.  BdlrlgesiirPb3rai«lo^edesGe8ieiitMiiiiies;¥«oCh.Wiieat- 

Btone.  ^ 1 

Euter  Theil.    lieber  ein»  merkwürdige  «nd  bis  jelil 

unbeachtete  Efscheiaaiig  htka  8chen  mit  beiden  AogciL 

0-  IHt  Farben  der  AtmoephXre,  betrachtefmit  Beiög  ani  «ben 

Mieren  Anfeats:  nlJeber  -die  Farben  dea  WatserdempCi 

unter  gemasen  UmsUnden**;  von  J.  D.  Forbea.    ...      49 

ni  Heber  die  Irradiation;  von  J.  Plateaa 79 

GeacbicfaUiGfaer  Abriia,  S.  81.  —  Unterraebong  der 
Uraacben,  welehe  Zweifel  an  dem  Daeejn  der  Irra- 
diation erregt  haben«  S.  111. 
IV.  Ueber  das  Klima  von  Slteba  and  den  niwiscben  Beaitsan- 

gen  an  der  Nordwestkfiste  von  AmerUca;  von  K.  E»  t.  Baer.    129 
V-   Ueber  Acecfalorplatin,  nebtt  Bemerlnmgen  über  einige-  an- 
dere Prodocte  der  Knwirkimg  xwiachen  Platineblorid  und 
Aceton;  von  W.  C.  Zeiae 165 


VI 

Seite 
VL    Resultate  der  dieniisdien  Zcriegimg  des  Wissen  der  wich- 
tigsten Ssliseen  und  SalibSche  io  der  KIfgiseiisteppe  md 

der  Krym;  Ton  Fr.  G5bel 181 

VIL  Resnltate  der  Zeriegaog  des  Wassers  Tom  Sdiwanen, 

AsowMhen  ond  Kaspiachen  Meere;  too  Demselben«      .    187 
ym.    Beobachtongen  Aber  die  Temperatar  am  Gnmde  des  Hee- 
•    res  in  der  Klbe  der  Gletsclier  Spitabeigens;  Ton  Ch.  Mar* 
lins. M 

IX.  Ueber  die  Depolatisation  des  Lichts  durch  lebende  Thiere; 
von  J.  F.  Goddsrd 190 

X.  Resnltate  der  in  Pljmonth  ftnf  Jalire  lang  stfindlich  ange- 
stellten Thermometefbeohndhtmigen. 191 


Zweites  Stück« 

L    Ueber  die  Irradiation;  von  J.  Platean.    (Fortsetzung.)    .    193 
Von  der  Ursache  und  den  Gesetsen  der  Irradiation. 

n.    Ueber  die  ktensiat  des  Lichts  in  der  Nihe  einer  Brenn- 
linie; von  G.  B,  Airy. 232 

in.  Viersehnte  Reihe  von  EipeiimsBtal-UtttenaGfani^ett  fiber 

ElektiMat;  von  M.  Faradaj. 249 

>     (.  80.  Natv  der  eiektriscbeB  Kraft  oder  Krifte,  S.  249. 
—4  §.  21«  Besiehang  swisehen  elektrischen  nnd  magne- 
tischen Kriften«  S.  266.  —  $.  22.  Bemcihnng  fiber 
Elektricitito  -  Erregung,  S.  276. 

IV.  Ueber  elektro* dynamische  Indnction;  von  J.  Henry.  .  .  282 
1)  Umstlnde  bei  der  Indnction  eines  Stroms  auf  sich 
selbst,  S.  284.  —  2)  Erlegung  secandlrer  Strftme, 
S«286.  —  3)  Indnction  secnndXrer  Strftme  aua  der 
F^me,  S.  289.  —  4)  Wirkung  eingeschalteter  Leiter, 
S.  292.  —  5)  Strfime  dritter,  vierter  nnd  ftnfter  Ord- 
nung, S.  296.  —  6)  Inducirte  Ströme  verschiedener 
Ordnungen  durch  gewöhnliche  Elektricitit»  S.  300. 


Seile 

V.  Dflkr  AeBeUocpUliii,  aebst  BiHwitiiugen  fiber  einige  m- 
dcre  Piredhete  der  Eimvirfamg  nfiidMn  Platbddorid  und  . 

Aceton;  ?on  W.  C.  Zelse.    (SeUUe.) 312 

n  Oflber  dae  fajfitdieiffte  PfaffcnttBM«!;  mi  Th.  Walter.    334 
VE  Benkato  der  letetea  Buewariiffli  Eipeditioii  rar  Ennittr 
Img  der  Kmandiflmiui  des  Sdiwanen  and  KaapJedien 


m.  Deber  dier9i?eandi8ereniiwiiclie«deiiiTodteB-aMl]Iifr- 

tifcuMafheii  Meere. •    •  3M 

OL  Ucber  den  ■dmediacheD  Aiam  IbiBclie  ErMhciniingen  in 

Hord-Amerika •    • '.    •  302 

X  Ueber  den  Einflnb  lefaieier  LaftiMnie  auf  die  in  Regen- 

mttun  an%eiangene  Regenmenge. 365 

XL  Giftbto  Regenmenge  avf  der  Eide. 368 

SL  lelaeraieen  Ton  Abbama. 371 

XDL  Heteenteinfili  in  IB«oniL 373 

Xnr.  Tentenienide  Quelle  Ton  Pambnk  KalenL 373 

Xy.  Hei&e  QneDen  Sn  der  AlgiereL 376 

XVL  Der  Fndner  See.  ...    .' 378 

XTD.  Ueber  den  Ziifaiitier  See 382 


Drittes  Stfick. 

l  Fmbebnte  Reibe  ton  Eipernnental-lhterracbnngen  fiber 

EUtridtit;  von  Micbael  Faraday. •    .    385 

Ueber  den  Cbarakter  mid  die  lücbtang  der  elektri- 
acben  SIraft  dee  Gjnaotne,  S.  385. 
E  Deber  die  Irradiation;  von  J.  Platean.    (Scblofa.)     .    .    405 

Zneammenfamimg  der  Reenllate,  8.  440. 
0-  Deber  dtte  Inteiflneni  des  Ucbto,  ab  Mittel  nr  Lteng 
nndiiedener  eebr  Soiner  Angaben  der  Pbysik»  nnd  ab 
Gnnidbge  rar  AnfSertigmig  neuer  meieorolo^sdier  Inatrn- 
ncBte;  Ton  Arago.  . 443 


vm 

Sflitc 

IV.  Ueber  die  AblndemiigeB,  welche  die  regelmifirige  Reflodon 
aa  der'  Oberflicbe  metallischer  KOrper  ein^  polarisirten 
Lichtstrahl  einprigt;  tob  H.  de  Senarmont 451 

V.  Temperataren  der  vonftgtichstea  Tbermalqaellen,  zosam* 
mengestelit  nach  den  iBVerlissigsten  Angaben;  ron  E. 
Osann.  .<....'. 475 

VL    Ueber  die  Morgen-  nnd  Abend  winde  in  Gebirgen;  Ton  J. 

Fosrnet 490 

¥H.' UntersQchnngen  fiber  Fnmarolen;  Ton  M.  He  Hon i  nnd 

Piria, 511 

vm.  Natürlicher  Eiskeller  im  Westerwalde 517 

IX.  Ueber  die  Periodiciat  der  A^roUthen;  von  Cappocci.  .  520 

X.  Notizen.  1)  Dlmmernngibogen,  524.  —  2)  Rotfaes  Stein- 
salz, 525.  —  3)  AnUrctiache  Vnlkane,  525.  —  4)  Atlan- 
tische Felsen  nnd  Vnlkane,  526.  ^5)  Fortsdilendemng 
durch  Blitz,  527.  —  6)  Grofse  Verbreitnng  des  Erdbebens 
Ton  Yaldivia,  527. 

■ 

Viertes  Stück. 

L  Analyse  der  isochromatischen  Corren  nnd  der  Interferenz- 
Erscheinungen  in combinirten einazigen KiystaUen;  von  Chr. 
Langberg 529 

IL   Ueber  die  Elektrolyse  secundirer  Verbindungen,  Ton  J.  F. 

Daniell 665 

r 

m  Ueber  die  Elektrolyse  secundirer  Verbindungen;  zweite  Ab- 
handlung Ton  J.  F.  DanielL 580 

IV.  Ueber  Volta*sche  Zersetsungen  wafsriger  nnd  alkoholischer 
Lösungen;  von  A.  Council^     . 590 

V.  Ueber  die  Morgen-  nnd  Abendwinde  in  Gebirgen  von  J. 
Fonrnet , 591 

VI.  Meeresströmungen 

Namenregister  fiber  die  Bfinde  XXXXIII  bis  LI  nnd  den  ErgKnznni 

band. 


IX 


Nachweis  zu  den  Kupferlafela 


U 1  ua  IL  -  Wkeatttoiie,  Fig.  1,  S.  4;  Fig.  %,  &  5;  Flg.  d, 

4,  5,  6»  S.  6;  Flg.  7,  S.  7;  Fig.  8,  9,  S.  9;  Fig.  10  a  »d  6, 
11,  1%  13,  14,  15,  16,  17,  18,  19,  20,  S.  12  vad  16;  Fig.  21, 

5.  18;  Flg.  22,  S.  25;  Fig.  23,  8. 30;  Fig.  24,  8.  33;  Fig.  25, 
m,b,  8:33;  Fig.  26,  &40. 

TaLIQ.  -  Piatea«,  Fig.  1.  8.88;  Fig. 2,  8.94;  Fig. 3,  S.111; 
F%.  4  md  5,  8.  122;  Fig.  6,  8. 123;  Flg.  7,  8. 124;  Fig.  8, 
8. 125;  Fig.  9  nad  10,  8. 126;  Fig.  11,  8. 197;  Hg.  12,  8. 203; 
F%  13,  8.  407;  Flg.  14, 8. 412;  Flg.  15, 8. 417;  Fig.  16, 8. 424, 
Flg.  17,  S.  430;  Fig.  18,  S.  434. 

MIV  -  Airy,  Fig.  1,  8.233;  Flg. 2,  &  237;  Flg. 3,  8.240; 
Fig.  4,  8.248.  —  Faradaj,  Flg.  5,  8.25a  —  Henry,  Flg. 6 
Md  7,  8.282;  Flg.  8,  8.286;  Fig.  9,  8.282  nad  283;  Flg.  10, 
S.  203;  Flg.  11, 8. 293;  Fig.  12  und  13,  8. 296;  IFlg.  14, 8.298; 
Flg.  15,  S.  301;  Flg.  16, 8.  304;  Fig.  17,  8. 307;  Fig.  18, 8. 310- 

,      F«  19  «üd  20,  8. 311. 

MV.  .-  Faradaj,  Flg.  1  S. 395.  —  Laagb^rg,  Flg. 4,  8.629; 
Rg.  5,  S.  533;  Flg.  17,  8.  548;  Fig.  18»  8.  553;  Rg.  19,  8.  553; 
Flg.  20  bia  24,  S.  657;  Flg.  25  bb  29»  8. 558.  (Die  Okf^cn 
Ffgarea  komiacB  In  dem  nitgellMilteB  Aaang  dar  Abhandlaag 
van  Langberg  nidil  Tor,  nnd  rfad  nnr  ana  VerKhen  kapfai 
weiden. ) 

Ti£TL  ^  Daniell,  Fig.  1,  8.  566;  Flg.  2,  8.570. 


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ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bil.  ERGÄNZUNG.  St  1. 

L   Beiträge  zur  Physiologie  des  Gesichissinnes ; 
fon   Charles  TVheaistone, 

Profttsor  der  ExpenmeaUlphysik  am  King<  Colle^  sa  London. 

(Ao8  dem  EDglüchen  von  Dr.  August  Franz,  Arzt  und  Augen- 
arzt in  London.) 


Erster  Thcil  »). 

Ueber  einige  merkwürdige  nnd  bis  jetst  anbeobachtete  Er- 
scbeioungen  beim  Sehen  mit  beiden  Augen. 

§.  1. 

VV  enn  ein  Gegenstand  in  einer  so  grofsen  Entfernung 
betrachtet  wird,  dafs  die  auf  denselben  gerichteten  Seh- 
adisen  beider  Augen  merklich  parallel  laufen,  so  sind  die 
perspecCiTischen  Ansichten*  desselben,  welche  man  mit  je- 
dem  Auge  besonders  wahrnimmt,  sich  gleich;  der  Anblick 
ist  daher  für  beide  Augen  genau  derselbe,  als  wenn  man 
den  Gegenstand  nur  mit  einem  Auge  sieht.  In  einem 
solchen  Falle  findet  in  der  Gesichtswahrnehmung  eines 
Gegenstandes,  der  über  eine  Fläche  erhaben  ist,  Hoch- 
bild, Relief,  und  einer  perspectivischen  Zeichnung  dessel- 
ben auf  einer  ebenen  Fläche  kein  Unterschied  statt.  Eine 
(emalie  Darstellung  von  entfernten  Gegenständen  kann 

1)  Die  folgende  Abhandlung  ist  blos  ein  Theil  der  beabsichtigten  Bei- 
träge, welcher,  wie  mir  Prof.  Wheatstone  sagte,  noch  fünf  an- 
dere bald  folgen  sollen,  so  dafs  daher  nur  die  sechs  Terschiedenen 
Abhandlungen  ein  ToUständiges  Game  bilden  werden.  Die  Torlie- 
gcade  wurde  am  21.  Juni  1^38  Tor  der  Royal  Society  gelesen  und 
findet  sieb  in  den  Philosoph.  Traiuactioni^  Jahrgang  1838.  Bd  II. 
P'  371.  Von  diesen  wieder  besonders  abgedruckt,  überschickte  mir 
der  Herr  Verfasser  ein  Exemplar,  welches  ich  zur  Uebersetxung  be- 
Baut  habe.  Br.  F. 

Joggend.  Ann.  Eif  inxungsbd.  I.  1 


2 

daher  eine  so  vollkommene  Aehnlichkeit  von  Obfect«-.^ 
die  man  zu  repräsentiren  beabsichtigte,  darbieten ,   d^*f 
das  Gemälde  für  den  Originalgegenstand  erkannt  wk«( 
wenn  mau  nämlich  alles,  was  die  Illusion  hindern  oi^r 
stören   könnte,  sorgfältig  vermeidet;  das  Diorama  lieft  ri 
einen  Beweis  davon.    Jene  Gleichheit  der  objectiven  hr- 
scheinung  für  beide  Augen  verschwindet  dagegen,  sob^'a 
das  Object  den  Augen  so  nahe  gebracht  wird,  dafs,  mn 
es  deutlich  zu  sehen,  die  Sehachsen  convergiren  müssen. 
Unter  diesen  Umständen  wird  nämlich  von  jedem  Au^e 
eine   verschiedene   perspectivische    Ansicht   des    Ob)^L 
wahrgenommen,  und  diese  Verschiedenheit  wird  um  bo 
gröfser,  je  mehr  die  Convergenz  der  Sehachsen  zunlmi-il. 
Hiervon    kann    man  sich  leicht  fiberzeugen,   wenn   id 
einen  in  mäCsiger  Entfernung  vor  die  Augen  gestellten  C« 
genstand  von  drei  Dimensionen,  einen  Würfel  z.  B.,  uüt 
jedem  Auge  abwechselnd  betrachtet,  indem  nämlich  das 
andere  geschlossen  und  der  Kopf  unbewegt  in  derselb.  n 
Stellung  gehalten  wird.    Fig.  13  Taf.  II  stellt  die  beid'^a 
Perspectiv -Ansichten  eines  Wfirfels  vor,  a  ist  die  :t«. 
dem  rechten   und  b  die  mit  dem  linken  Auge  gesehec«-- 
angenommen,  dafs  der  Würfel  ungefähr  7  Zoll  und  genn;«* 
vor  dem  Beobachter  sich  befinde. 

Diese  Erscheinungen,  welche  durch  dieses  einfacJ  c 
Experiment  so  unverkennbar  sind ,  lassen  sich  nach  dt  a 
festgesetzten  Regeln  der  Perspective  leicht  erklären;  dt.  a 
ein  Object  in  Relief,  wenn  man  es  mit  jedem  Auge  wir 
sich  allein  ansiebt,  wird  von  zwei  Gesichtspunkten  ^  *& 
betrachtet,  die  so  weit  auseinander  liegen,  als  die  z^*  f 
sehen  beiden  Augen  gezogene  gerade  Linie  beträgt.  Gleit  «- 
wohl  scheinen  sie  der  Aufmerksamkeit  eines  jeden  PI«;.  - 
siologen  und  Künstlers,  welcher  über  das  Sehen  und  i  ; 
Perspective  gehandelt  hat,  entgangen  zu  seyn.  Das  Ni  i 
beachten  eines  Phänomens,  welches  zu  den  wichtigen  mi  ' 
interessanten  Folgen  führen  mu£ste,  die  den  Gegensttii  i 
der  vorliegenden  Abhandlung  bilden,  kann  ich  nur  cfi    i 


3 


I  Unstande  zuschreiben ,  dafs  das  Endresalfat  einer  Unter- 
I  sachong  desselben  einem  Grandsatz  widerspricht,  der  von 
'  den  Autoren,  welche  Ober  den  Gesichtssinn  geschrieben 
bähen,  ganz  allgemein  behauptet  wird,  nämlich:  dafs  die 
Objecte  nur  einfach  gesehen  würden,  wenn  die  Bilder 
auf  entsprechende  Punkte  beider  Retinen  fallen;  eine  Hj« 
potbese,  welche  spöter  erörtert  werden  wird.  Wenn 
üuen  jene  Beobachtung  auch  einmal  aufstiefs,  so  verlio- 
üm  sie  dieselbe  augenblicklich,  in  der  Ueberzeugung,  dais, 
wenn  auch  die  Nerrenhautbilder  unter  gewissen  Umstän- 
den in  beiden  Augen  Terschieden  wären,  diese  Veraciii^ 
denbeit  doch  nur  so  gering  seyn  könne,  dalis  man  nicht 
nötbig  habe  sie  in  Anschlag  zu  bringen« 

Es  wird  uns  nun  einleuchtend  werden,  warum-  ea 
omnOglich  ist,  dafs  ein  Maler  eine  treue  Darstellung  ei« 
Des  nahen  Gegenstandes  von  körperlicher  Ausdehnung  ge» 
ben  kann,  d.  h.  ein  Gemälde,  das  von  dem  Originalge- 
genstande selbst  nicht  zu  unterscheiden  wäre.  Wird  das 
Gemälde  und  der  Gegenstand  mit  beiden  Augen  betrach- 
tet, so  sind  die  von  dem  Gemälde  auf  die  beiden  Ner- 
Teohäute  projidrten  Bilder  einander  ähnlich,  die  von  dem 
wirklichen  Gegenstande  sind  dagegen  einander  unähnlich. 
Es  findet  daher  in  diesen  beiden  Fällen  ein  wesentlicher 
Unterschied  zwischen  den  auf  die  Organe  der  Gesichts- 
empfindung  gemachten  Eindrücken  und  folglich  auch  zwi- 
schen den  Gesichtsvorstelluogen  statt,  und  daher  ist  es 
immöglich  das  Gemälde  mit  dem  Originalgegenstande  von 
körperlicher  Ausdehnung  zu  verwechseln. 

Nachdem  ich  die  Werke  vieler  Autoren,  von  denen 
sich  die  Behandlung  dieses  Gegenstandes  erwarten  lieÜB, 
durchgesehen  hatte,  konnte  ich  nur  eine  einzige*  Bemer- 
kuig  darüber  auffinden,  nämlich  in  dem  Trattato  della 
Pütura  des  Leonardo  da  Vinci.  Dieser  grofse  Künst- 
ler und  geistreiche  Philosoph  bemerkt,  „dafs  ein  Gemälde, 
wenn  es  auch  in  Hinsicht  der  Zeichnung,  des  Lichts  und 
des  Schattens ,  so  wie  auch  der  Farben  mit  der  grölsten 

1» 


Kunst  ausgeführt  und  mit  der  höchsten  VolIkommeDheit 
vollendet  wäre,  doch  niemals  Erhabenheiten  und  Vertie- 
fungen,  oder  ein  Relief  im  gleichen  Grade,  wie  ein  na- 
türlicher Gegenstand  zeigen  könne,  aufser  es  würde  in  einer 
gewissen  Entfernung  und  nur  mit  einem  Auge  betrachtet. 
Denn'',  sagt  er,  „wenn  einObject  C  (Taf.  I  fig.  1)  von 
A  aus  mit  einem  Auge'  betrachtet  wird,  so  sind  diesem 
Auge  all«  diejenigen  Gegenstände  nicht  sichtbar,  welche 
der  Raum  hinter  dem  Objecte  gleichsam  einschliefst,  den 
der  von  einem  in  A  sich  befindlichen  Lichte  geworfene 
Sdiatten  umschreibt ;  wird  aber  das  andere  Auge  in  B 
g6ö£&iet,.  80  sieht  dieses  einen  Theil  von  jenen  Gegen- 
ständen; es  bleiben  daher  beiden  Augen  nur  noch  dieje- 
nigen •  verborgen,  weiche  von  den  doppelten  Schalten 
C2>,  geworfen  von  zwei  Lichtern  in  A  und  B  und  en- 
dend in  2},  eingeschlossen  sind,  und  der  dreiseitige  Raum 
EDG  über  D  hinaus  ist  dann  für  beide  Augen  stets 
sichtbar.  Je  kleiner  das  Object  C  und  je  näher  es  sich 
den  Augen  befindet,  um  so  kürzer  ist  der  von  dem  dop- 
pelten Schatten  beschriebene  Raum.  Auf  diese  Weise 
wird  das  von  beiden  Augen  gesehene  Object  C  gleich- 
sam durchsichtig;  denn  ein  durchsichtiger  Körper  ist  nach 
der  gewöhnlichen  Definition  derjenige,  welcher  das,  y^9& 
hinter  ihm  liegt,  nicht  verbirgt.  Dieses  findet  jedoch  nie 
statt,  wenn  ein  Object,  dessen  Breite  gröfser  ist  als  die 
Pupille,  nur  mit  einem  Auge  allein  betrachtet  wird.  Die 
Wahrheit  jener  Behauptung  ist  daher  in  die  Augen  sprin- 
gend, denn  ein  gemalter  Gegenstand  verbirgt  den  ganzen 
Raum  hinter  dem  von  ihm  eingenommenen,  sichtbaren  Orte, 
so  dafs  die  Augen  jeden  Theil  des  eingebildeten  Grun- 
des hinter  dem  Gemälde  zu  sehen  verhindert  sind.'' 

Hätte  Leonardo  da  Vinci  für  das  Experiment 
eine  weniger  einfache  Figur  benutzt,  anstatt  der  Kugel 
einen  Würfel  z.  B.,  so  würde  er  nicht  nur  bemerkt  ha- 
ben, dafs  das  Object  jedem  Auge  einen  verschiedenen 
Theil  des  entfernten  Sehfeldes  verbirgt;  sondern  es  würde 


seiner  Aufioaerksamkeit  auch  vielleicht  diese  Beobachtang 
nicht  entgangen  seyn,  daüs  das  Object  selbst  jedem  Aage 
äne  verscbiedene  Ansicht  darbietet.  Er  ermangelte  diefs 
ZQ  thnn,  und  meines  Wissens  hat  kein  sp&terer  Aator 
das  Unterlassene  nachgeholt.  Der  Satz,  dafs  bei  dem 
Sehen  eines  einfachen  Objectes  mit  convergirenden  Seh- 
achsen zwei  merklich  unähnliche  Bilder  auf  die  beiden 
Nervcnhättte  proficirt  werden ,  ist  daher  in  der  Theorie 
des  Sehens  als  neu  zu  betrachten. 

§•  2. 

Nachdem  nnn  in  dem  vorhergehenden  Paragraphen 
festgesetzt  worden  ist,  dafs  die  Seele  ein  Object  von  drei 
Dimensionen  mittelst  zwei  verschiedener  Nervenhautbilder 
wabraimmfy  so  entsteht  die  Frage:  was  möchte  wohl  der 
Erfolg  seyUf  wenn  anstatt  des  Objects  selbst  die  Pro- 
jectionen  seines  Bildes  auf  eine  ebene  Fläche,  welche  ge- 
nau so  nachgezeichnet  wären,  als  sie  einem  Auge  allein  er- 
scheinen müssen,  gleichzeitig  jedem  Auge  dargeboten  wür- 
den. Um  hierüber  eine  genaue  Untersuchung  anzustellen, 
ist  es  nOthig  auf  Mittel  zu  denken,  durch  welche  die  Ab- 
bildung der  beiden  Zeichnungen,  welche  nothwendiger 
Weise  verschiedene  Plätze  einnehmen  müssen,  auf  glei- 
dien  Theilen  der  beiden  Nervenhäute  geschieht.  Bei  dem 
gewöhnlicheu  Sehen  wird  das  Objekt  an  dem  Kreuzungs- 
ponkte  der  Sehachsen  wahrgenommen;  die  Bilder  werden 
daher  auf  gleiche  Theile  der  Nervenhäute  projicirt;e8  ist 
aber  auch  einleuchtend,  dafs  zwei  voUkonunen  gleiche 
Objecte  ihre  Bilder  auf  gleiche  Theile  der  beiden  Reti- 
nen projicircn  können,  wenn  sie  in  die  Richtung  der 
Sehachsen  und  in  gleiche  Entfernungen  vor  oder  hinter 
dem  Kreuzungspunl^te  derselben  gebracht  werden. 

Fig.  2  Taf.  I  stellt  die  gewöhnliche  Lage  emes  Ob- 
jects  an  dem  Kreuzungspunkte  der  Sehachsen  dar.  In 
Fig.  3  befinden  sich  die  gleichen  Objecte  in  der  Rich- 
tung der  Sehadisen  vor  ihrem  Kreuzungsponkte,  und  in 


6 

Fig.  4  hinter  demselben.  In  allen  drei  Fällen  wird  nnr 
ein  einziges  Object  wahrgenommen  und  an  die  Stelle  ge- 
setzt, wo  die  Sehachsen  zusammentreffen.  Man  wird  be- 
merken, dafs,  wenn  die  Sehachsen  sich  hinter  den  Ob- 
jecten  vereinigen,  wie  in  Fig.  3,  das  Object  der  rechten 
Seite  von  dem  rechten  Auge  und  das  der  linken  Seite 
▼on  dem  linken  Auge  gesehen  wird,  und  wenn  sich  die 
Sehachsen  Tor  dem  Objecte  kreuzen,  dafis  das  rechte  Ob- 
ject  von  dem  linken  Auge  und  das  linke  von  dem  rech- 
ten wahrgenommen  wird.  Da  die  letzten  beiden  Arten 
erzwungen  und  unnatürlich  sind,  so  verlangen  die  Augen, 
welche  an  solche  Experimente  nicht  gewöhnt  sind,  einige 
künstliche  Unterstützung.  Die  Kreuzung  der  Sehachsen 
hinter  den  Objecten  kann  mittelst  zweier  Röhren  (Fig.  5) 
zu  Stande  gebracht  werden,  welche  sich  bewegen  und 
in  eine  verschiedene  Neigung  gegeneinander  stellen  las- 
sen, so  dafs  ihre  Richtung  mit  der  verschiedenen  Con- 
vergenz  der  Sehachsen  übereinstimmt.  Um  die  Sehach- 
sen vor  den  Objecten  sich  kreuzen  zu  machen,  wird  am 
besten  ein  Kasten  (Fig.  6)  angewendet.  Die  Objecte  ad 
liegen  neben  einander  auf  einer  beweglichen,  den  Augen 
nach  ErfordemiCs  näher  zu  bringenden  Unterlage;  indem 
sie  nun  durch  die  Oeffnung  des  Kastens  bV  betrachtet 
werden,  so  kreuzen  sich  die  Sehachsen  in  C,  und  das 
Object  der  rechten  Seite  projicirt  sein  Bild  nach  dem 
linken  und  das  der  linken  Seite  nach  dem  rechten  Auge. 
Das  Zusammenfallen  der  Bilder  kann  übrigens  dadurch 
erleichtert  werden,  dafs  man  eine  in  dem  Kreuzungs- 
punkte der  Sehachsen  C  angebrachte  Nadelspitze  mit  den 
Augen  fiiirt  Durch  diese  beiden  Instrumente  (Fig.  5 
und  6)  sind  die  seitlichen  Gegenstände  dem  Blicke  ent- 
zogen und  die  Vereinigung  der  Bilder  ist  daher  weniger 
schwer  als  mit  blolsen  Augen  und  ohne  diese  künstliche 
Unterstützung. 

Werden  nun  anstatt  der  beiden  vollkommen  gleichen 
Obfecte  von  körperlicher  Ausdehnung  zwei  gezeichnete 


Penpediv-AiincUen  desselbeD  Objectea  in  einer  der  an- 
gegebenen Art  und  Weise  betrachtet ,  so  wird  zwar  das 
Ob)ect  als  ein  ein&icbes  gesehen,  jedoch  keineswegs  ak 
dne  Darstellung  auf  einer  ebenen  Fläche,  wie  jede  der 
beiden  Zeichnungen  erscheint,  wenn  sie  nur  mit  einem 
Auge  abwechselnd  betrachtet  wird;  sondern  der  Beobach- 
ter nimmt  vielmehr  eine  Figur  Ton  drei  Dimensionen 
wahr,  das  genaue  Gegenstück  des  Objectes,  nadi  wel- 
chem die  Zeichnungen  gemacht  wurden.  Zur  Erläuterung 
dieses  Gegenstandes  will  ich  jetzt  nur  einige  der  einfach- 
sten Fälle  angeben. 

Wenn  zwei  verücale  Linien  nahe  nebeneinander,  je- 
doch in  verschiedener  Entfernung  von  den  Augen,  ab- 
wechselnd mit  jedem  Auge  allein  betrachtet  werden,  so 
wird  ihr  Abstand  von  einander  in  ein  und  derselben 
Ebene  verschieden  erscheinen;  ist  nämlich  die  Linie  der. 
linken  Seite  den  Augen  näher,  so  wird  bei  der  Betrach- 
Inng  mit  dem  linken  Auge  die  Entfernung  beider  Linien 
von  einander  geringer  seyn  als  die  ist,  welche  das  rechte 
Ange  wahrnimmt.  Fig.  7  macht  diefs  klarer,  ati  sind 
horizontale  Durchschnitte  von  zwei  verticalen  Linien,  und 
bV  die  eingebildete  Ebene  für  die  verschiedenen  Entfer- 
nungen der  Linien.  Werden  diese  beiden  Linien  in  der- 
selben Entfernung  von  einander  als  sie  in  der  Ebene  er- 
schienen, auf  jede  von  zwei  Karten  gezogen,  und  nur  in 
einer  der  oben  angegebenen  Art  betrachtet,  so  sieht  der 
Beobachter  die  beiden  Linien  nicht  in  einer  ebenen  Flä- 
che, wie  sie  auf  jeder  Karte  einem  Auge  allein  erschei- 
nen; sondern  er  wird  beobachten,  dafs  die  eine  Linie 
ihm  näher  ist  als  die  andere,  genau  in  demselben  Yer* 
hältnisse  als  es  die  Originallinien  selbst  waren.  Ferner, 
wenn  ein  gerades  Stück  Draht,  das  in  einer  solchen  Stel- 
lung vor  die  Augen  gehalten  wird,  dafs  das  eine  Ende 
ihnen  näher  ist  als  das  andere,  mit  jedem  Auge  beson- 
ders betrachtet  wird,  so  erscheint  dasselbe  im  Ycrhältnils 
za  einer  senkrechten  Ebene  jedem  Auge  in  einer  ver- 


8 

schiedeneD  Neigung.  Wird  nuD  eine  Linie  in  denelben 
scheinbaren  Neigung  auf  zwei  Karten  gezogen,  und  wer- 
den diese  Karten  in  der  angegebenen  .Weise  betrachtet, 
so  gewahrt  man  die  Linie  genau  in  derselben  geneigten 
Stellung,  in  welcher  sich  das  Stück  Draht  befand. 

Auf  diese  Weise  können  die  complicirtesten  Figuren 
von  drei  Dimensionen  anPs  Genaueste  wahrgenommen 
werden;  indem  man  nämlich  zwei  gezeichnete  Perspectiv« 
Ansichten  von  dem  Gegenstande  beiden  Augen  darbietet 
Ehe  ich  nun  zu  vollkommenen  Experimenten  dieser  Art 
tibergehe,  werde  ich  ein  Instrument  beschreiben,  welches 
uns  in  den  Stand  setzt,  alle  in  Rede  stehende  Phänomene 
mit  der  gröfsten  Leichtigkeit  und  Genauigkeit  zu  beob- 
achten. 

Durch  die  beiden  schon  beschriebenen  Instrumente 
werden  die  Sehachsen  genöthigt  sich  entweder  vor  oder 
hinter  der  Ebene  zu  kreuzen,  in  welcher  sich  die  Ob- 
jecte  befinden.  Der  Accomodations- Zustand  des  Auges 
für  das  deutliche  Sehen  in  verschiedene  Fernen,  welcher 
nach  dem  Grade  der  Convergenz  der  Sehachsen  sich  fort- 
während ändert;  pafst  sich  aber,  jener  ungewöhnlichen 
Art  und  Weise  des  Sehens  nicht  sogleich  entsprechend 
an,  und  es  lassen  sich  daher  die  Bilder  der  Objecte  von 
an  solche  Experimente  ungewöhnten  Augen  in  dem  Con- 
vergenzpunkte  nicht  sogleich  vereinigen,  oder  sie  erschei- 
nen matt  und  undeutlich.  Ueberdiefs  läfst  sich  mit  den 
angegebeneu  Instrumenten  kein  Object  betrachten,  dessen 
Breite  gröfscr  ist  als  die  Entfernung  der  beiden  Sehach- 
senpunkte von  einander,  in  welche  die  Mitte  der  Objecte 
gestellt  wird. 

Alle  diese  Unannehmlichkeiten  werden  durch  das 
unten  zu  beschreibende  Instrument  ganz  entfernt;  die  bei- 
den Zeichnungen  (oder  vielmehr  die  Reflexe  davon)  be- 
finden sich  hier  in  dem  wahren  Kreuzungspunkte  der 
Sehachsen,  die  Accomodation  der  Augen  bleibt  in  einem 
unveränderten  Zustande,  jede  Störung  durch  seitliche  Ge- 


gegeDStSnde  wird  Temiieden,  und  es  bietet  sich  jedem 
Auge  ein  grobes  Sehfeld  dar.  Da  dieses'  lostniment  in 
der  Folge  oft  erwähnt  werden  mufs,  so  vrird  es  beque- 
mer seyn  ihm  einen  eigenen  Namen  zn  geben»  und 
ich  schlage  daher  vor  dasselbe  Stereoskop  zu  nennen, 
die  EigenthGmlichkeit  andeutend,  solide  Figuren  darzu- 
stellen. 

§3. 

Fig.  8  und  9  sind  Abbildungen  de^  Stereoskop;  die 
erste  ist  eine  Ansicht  von  Vorn,  die  zweite  von  Oben. 
AA  sind  zwei  ebene  Spiegel  von  ungefähr  4  Q Zoll,  in 
Rahmen  gefafst  und  so  aufgestellt,  dafs  ihre  Rückseiten 
eiDCD  Winkel  von  90®  bilden.  Wo  sich  diese  beiden 
Spiegel  berühren,  sind  sie  auf  einen  gemeinschaftlichen 
FuGi  jS,  oder  vielmehr,  was  in  der  Zeichnung  weniger 
gQt  dargestellt  werden  konnte,  gegen  die  Mitte  eines  ver- 
ticalen  Bretchens  befestigt,  welches  an  jeder  Seite  so 
viel  ausgeschnitten  ist,  dafs  die  unmittelbar  vor  dasselbe 
gebrachten  Augen  die  Spiegel  bequem  sehen  können. 
HD*  sind  zwei  aufrechtstehende  Laden,  welche  auf  zwei 
gegeneinander  schiebbare  Bretcr  CC*  befestigt,  auf  diese 
Weise  in  verschiedene  EntfernuDgeu  von  den  Spiegeln 
gestellt  werden  können.  In  den  meisten  nachfolgenden 
Experimenten  ist  es  nöthig,  dafs  jeder  Laden  in  gleicher 
Entfernung  von  dem  gegenüberstehenden  Spiegel  sich  be- 
finde. Diesen  Zweck  zu  erreichen  habe  ich  eine  rechts 
nnd  links  geschnittene  Schraube  rl  angewendet,  deren 
Enden  durch  die  an  den  unteren  Tbeilen  der  Laden  DD* 
angebrachten  Muttern  ee*  gehen,  so  dafs,  wenn  der  Schrau- 
benkopf  p  nach  der  einen  Seite  gedreht  wird,  die  La- 
den sich  nähern,  und  wenn  nach  der  andern  Seite, 
rieh  entfernen.  Beide  Laden  sind  auf  diese  Weise  im- 
mer gleich  weit  von  der  Mittellinie  /  entfernt.  EE*  sind 
zwei  Schieber,  die  in  an  den  Laden  angebrachten  Fal- 
zen rück-   und   vorwärts  bewegt,  und  an  welchen  die 


i 
10 

ZeichnoDgeii  80  befestigt  Werden  kOoneD,  daCs  die  sidi 
entsprechenden    horizontalen  Linien   derselben  in  eioer 
wagrechten  Fläche  liegen.    Nachdem  nun  das  Instrument 
beschrieben,  ist  noch  Einiges  tlber  dessen  Gebrauch  za 
sagen.     Der  Beobachter  mufs  die  Augen  den  Spiegeln 
so  nahe  als  möglich  bringen,  das  rechte  Auge  vor  dem 
rechten  Spiegel  und  das  linke  vor  dem  linken.     Jetzt 
mufs  er  die  seitlichen  Schieber  EE'  so  lange  vor-  oder 
rückwärts  bewegen,  bis  die  beiden  Reflexe  mit  den  Seh- 
achsen zusammenfallen  und  ein  Bild  darsteilen,  dessen 
scheinbare  Gröfse  den  Zeichnungen  entspricht.    Die  Re- 
flexe werden  zwar  schon  zusammenfallen,  wenn  die  Schie- 
ber hin  und  her  bewegt,  und  folglich  die  Zeichnangen 
wie  unter  einem  verschiedenen  Sehwinkel  betrachtet  wer- 
den; allein  es  giebt  nur  eine  einzige  Stellung  der  Zeich- 
nungen, wo  man  die  doppelten  Reflexe  derselben  als  ein 
einziges  Bild  von  der  wahren  Gröfse  und  ohne  Anstren- 
gung der  Augen  erkennt,  weil  nur  in  dieser  das  gewöhn- 
liche Gröfsen-Yerhältnifs  der  Nervenhaulbilder,   die  für 
diesen  Fall  richtige  Neigung  der  Sehachsen,  und  der  ge- 
wöhnliche Accomodations  -  Zustand    der  Augen  für  das 
deutliche  Sehen  in  die  Feme  stattfindet.     Die  durch  die 
Störung  dieser  gewöhlichen  Verhältnisse  hervorgebrachte 
Veränderung  in  der  scheinbaren  Gröfse  der  beiden  re- 
flectirten  Bilder  wird  nebst  mehreren  anderen  daraus  her- 
vorgehenden und  sehr  merkwürdigen  Phänomenen  in  ei- 
nem andern  Theile  dieser  Beiträge  besprochen  werden. 
Bei  allen  in  der  gegenwärtigen  Abhandlung  erwähnten 
Experimenten  nehme  ich  an,  dafs  jene  gewöhnlichen  Ver- 
hältnisse nicht  gestört  seyen,  und  dafs  die  Sehachsen  un- 
gefähr 6 — 8  Zoll  vor  den  Augen  sich  kreuzen. 

Werden  die  Zeichnungen  so  angefertigt,  dafs  sie  alle 
fiir  ein  und  dieselbe  Neigung  der  Sehachsen  sich  eignen, 
so  läfst  sich  das  Instrument  in  so  fern  vereinfachen,  dafs 
die  Laden  DD*  mit  Weglassung  der  Schraube  rl  in 
einer  bestimmten  Entfernung  von  den  Spiegeln  befeistigt 


11 

werden.  Die  Sdiieber  kOnnea  ebenfalls  weggelassen  und 
die  Zeichnungen  selbst  in  den  an  den  Laden  angebrach- 
ten Falzen  hin  und  herbewegt  werden. 

§•  4. 

Fig.  10  bis  20  stellen  paarige  Contoarzeichnungen 
dar,  welche  berechnet  sind  die  Wahrnehmung  eines  Ob- 
jectes  Ton  drei  Dimensionen  zu  bewirken,  wenn  sie 
auf  die  angegebene  Weise  in  das  Stereoskop  gebracht 
worden.  Sie  sind  hier  nur  halb  so  grofs  als  die  wirk- 
Kch  angewendeten  Figuren.  Da  die  Zeichnungen  durch 
die  Reflexion  in  den  Spiegeln  umgekehrt  werden,  so 
nehme  ich  an,  dafs  diese  Figuren  nicht  die  Reflexe,  son- 
dern die  Zeichnungen  selbst  sind,  welche  in  das  Stereo- 
skop gestellt  werden;  die  mit  b  bezeichnete  gehört  auf 
die  rechte  Seite  des  Instruments,  um  von  dem  gegenüber* 
stehenden  Spiegel  nach  dem  rechten  Auge  reflectirt  zu 
werden,  die  mit  a  ist  ftlr  die  linke  Seite  ^).    Jedes  Paar 

1)  Im  Eoglischen  ist  gesagt,  dals  die  Figuren  10  bis  20  nicht  die  Zeich- 
BUDgcn  selbst,  sondern  deren  Reflexe  in  den  Spiegeln  darstellen,  ge- 
gen -welche   die  Augen  gerichtet  sind,   "was  aber  der  Herr  Verfasser 
der  Abhandlung,  aU  ich  ihn  darauf  aufmerksam  machte,  sogleich  aU 
Iirdium    erkannte;   denn   waren   diese   paarigen  Figuren  die  Reflexe» 
so  müiste    die  Figur  a  auf  der  rechten  und  b  auf  der  linken  Seile 
stehen.     Ich  habe  den  Irrthum  dadurch  berichtigt,  dafs  ich  die  Stel- 
lang  der  Figuren  nicht  ändern  liefs,  sondern  den  Text  darnach  ab- 
geändert habe,  damit  jene  in  ihrer  gegenwärtigen  Stellung  sogleich  xa 
einem  Experimente  benutxt  werden  können.     Läfst  man  nämlich  die 
Sehachsen   sich  vor  einem  Paare  der  Figuren  kreusen.   indem  man 
eine  Nadel   in  einiger  Entfernung,   z.  B.   vor  Fig.  13   hält  und   die 
Spitze   derselben  scharf  (ixirt,   so   fallt   das  von  a  nach  dem  rechten 
und  das  von  b  nach  dem  linken  Auge  projicirte  Bild  in  dem  Krcu- 
cungspmaktc  der  Sehachsen  zusammen,  und  man  sieht  daher  den  Wür- 
fel nicht  nur   einfach,   sondern  auch  nach  seinen  drei  Dimensionen. 
£s  bedarf  dieses  Experiment  ohne  die  Anwendung  der  oben  angege- 
benen Instromente  freilich  einige  Uebung,  und  es  strengt  die  Augen 
etwas  an,  allein  es  gelingt  zuletzt  vollkommen,  auch  auf  diese  Weise 
den  Wür&l  cmfacb  nnd  in  seinem  gehörigen  Relief  zu  sehen. 

Dr.  F. 


12 

Zeichnqngea  sind,  wie  schon  bemerkt,  zwei  verschiedeDe 
Ansichten  von  einem  und  demselben,  jedoch  von  zwei  Ge- 
sichtspunkten aus  betrachteten  Objecte,  deren  Entfemang 
von  einander  mit  dem  Zwischenräume  der  beiden  Augen 
gleich  ist,  welchen  man  zu  2^  Zoll  annehmen  kann. 

Fig.  10a  und  b  wird,  in  dem  Strereoskop  betrach- 
tet, als  eine  Linie  in  einer  verticalen  Ebene  wahrgenom- 
men, und  zwar  in  einer  solchen  Neigung,  dafs  ihr  unte- 
res Ende  dem  Beobachter  näher  ist.  Werden  die  bei- 
den Zeichnungen  gleichmSfsig  und  in  entgegengesetzter 
Richfung  um  ihren  Mittelpunkt  gedreht,  so  wird  die  re- 
flectirte  Linie,  während  sie  jeden  Grad  der  Neigung  im 
Yerhältnifs  zu  der  Ebene  einzunehmen  scheint,  dennoch 
in  derselben  verticalen  Ebene  bleiben. 

Fig.  11.  Eine  Reihe  von  Punkten,  alle  in  dersel- 
ben horizontalen  Ebene,  aber  jeder  von  der  linken  nach 
der  rechten  Seite  zu  dem  Beobachter  etwas  näher  stehend. 

Fig.  12.  Eine  gekrümmte  Linie  mit  ihrer  Convexi- 
tSt  nach  dem  Beobachter  gerichtet,  und  mit  ihren  beiden 
Enden  die  verticale  Ebene  gleichsam  durch-  oder  ein- 
schneidend. 

Fig.  13.    Ein  Würfel. 

Fig.  14.  Ein  Kegel,  dessen  Achse  winkclrccht  auf 
der  verticalen  Ebene  steht,  und  dessen  Spitze  nach  dem 
Beobachter  sieht. 

Fig  15.  Ein  Abschnitt  einer  viereckigen  Pyramide, 
die  Achse  winkelrecht  auf  der  Ebene,  die  Basis  vom 
Auge  weggewendet. 

Fig.  16.  Zwei  Kreise  in  verschiedener  Entfernung 
von  den  Augen,  mit  ihren  Mittelpunkten  in  dcuisclbcu 
Perpendikel  und  den  Umrifs  eines  Kegelabschnitts  bil- 
dend '). 

1)  AU  ich,  mit  dem  Stereoskope  und  dem  Effecte,  'welchen  es  her- 
Torbrtngt,  noch  ganz  unbekannt,  Fig.  16  socrst  im  Injtrumente  sah, 
so  erschienen  mir  die  Reflexe  der  beiden  Terschiedenen  Zeichnungen 
als  ein  einfacher  kleinerer  und  grölserer  Kreis,  welche  beide  ein  gemein- 


1-^ 

Die  fibrigea  Figuren  bedürfen  keiner  weilern  Er- 
kläroog. 

iduiTtliches  Gsotrom  hatten ,  allein  ich  sah  sie  in  einer  unil  derselben 
Ebene,  jo  lange  ich  sie  auch  betrachten  mochte;  sobald  ich  aber  auf 
die  Erscheinung  der  Figur  in  Relief  aufmerksam  gemaclit  wurde,  sah 
ich  auch  sogleich  den  kleinen  lanem  Kreis  den  Augen  näher  als  den 
^fscren  and  ich  hatte  ,nun  die  dentlithe  Gesichtserscheinung  von  ei- 
nem KegeUchnitie  nach  seinen  drei  Dimensionen.  Dasselbe  geschieht 
jedem,  der  mit  dem  EITecte  des  Instruments  unbekannt,  zum  ersten 
Male  ein  Experiment  damit  macht ;  er  mufs  stets  «iuf  die  Erscheinung 
des  Reliefs  aufmerksam  gemacht  werden,  uro  die  einfach  gesehene  Fi- 
gur in  raninlicher  Ausdehnung  sa  erkennen.  Ist  man  dagegen  mit 
dem  Instrumente  bekannt,  so  werden  diejenigen  Figuren  sogleich  auf 
den  ersten  Blick  in  Relief  gesehen,  welche  im  Leben  gewöhnlich 
Torkommendc^  Gegenstsnde  darstellen,  oder  überhaupt  solche,  von  de- 
nen wir  uns  aus  Erfahrung  einen  klaren  Begriff  erworben  haben. 
Figuren,  die  sehr  zusammengesetzt,  aber  uns  doch  nidit  ganz  fremd 
sind,  bedürfen,  wenn  sie  das  erste  Mal  im  Stereoskop  gesehen  wer» 
den,  einer  Ungern  aufmerksamen  Betrachtiuig,  eines  Fisirrns  der  ein- 
zelnen Theile,  oder  gleichsam  ein  Zerlegen  derselben  in  seine  einzel- 
nen Theilcy  ehe  die  ganze  Figur  im  richtigen  Relief  erscheint.  Solche 
Ton  ganz  ungewöhnlichen,  uns  fremden  Gegenstäntlen  verursachen  dem 
Beobachter  momentanen  Augen  -  und  Kopfschmerz,  ohne  dafs  er  ihre 
wahre  Bedeutung  herauszufinden  im  Stande  ist;  nur  eine  gegebene 
Erklärung  und  Auseinandersetzung  der  Figur  lädst  ihm  ihre  Gestalt 
im  Relief  erkennen-  —  Prof.  Wheatstonc  zeigte  mir  neulich  zwei 
schattirte  Zeichnungen  auf  schwarzem  Grunde,  von  denen  ich  nicht 
errathen  konnte  was  sie  vorstellen  sollten.  Nachdem  er  sie  in  das 
Stereoskop  gestellt,  sähe  ich  mtoIiI  den  Gegenstand  einfach  und  aus 
der  Ebene  etwas  hervortretend,  allein  ein  vollkommen  deutliches  und 
richtiges  Relief  konnte  ich  nicht  herausfinden,  bis  er  mir  die  Be- 
dentang des  Gegenständes  andeutete,  und  nun  entfaltete  sich  vor  den 
Augen  eine  höchst  interessante  Erscheinung  mit  einer  überraschenden 
Naturtreue.  Ich  sah  nämlich  drei  Glasplatten  und  einen  Lielitstrahl, 
der  auf  die  erste,  welche  sich  in  einer  diagonalen  Lage  befand,  auf- 
fallend, Toa  dieser  nach  der  zweiten  und  senkrechten  >  reflcctiit 
wurde,  durch  welche  er  hindurchging  und  auf  die  drille  in  einer 
Neigung  ^e  die  erste  stehend,  auffiel  und  von  dFeser  wiederum  zu- 
rückgeworfen wurde. 

Bei  allen  Experimenten  mit  dem  Stereoskope  ist  es  unverkenn- 
bar, dafs  die  beiden  verschiedenen  Gesichtseindrucke  eine  einfache  Ge- 
ttcktsvorstcUang 'erzeugen;  in  dem  gehörigen  Relief  crsclieint  die  ge- 


14 

Ich  habe  zu  diesen  Experimenten  nnr  Contonrzeich- 
nungen  angewendet,  denn  wären  die  Figuren  schattirt 
oder  colorirt,  so  könnte  man  leicht  glauben,  daCs  der 
Effect  entweder  ganz  oder  wenigstens  zum  Theil  hier- 
von abhinge,  da  hingegen  bei  Weglassung  der  Schatten 
und  der  Farben  kein  Zweifel  stattfinden  kann,  dafs  der 
Effect  des  Reliefs  allein  durch  die  gleichzeitige  Wahr- 
nehmung zweier  Nervenhautbilder  hervorgebracht  wird. 
Will  man  aber  eine  recht  treue  Erscheinung  des  wirkli- 
chen Objects  haben,  so  können  Farben  und  Schattirun- 
gen  angewendet  werden,  um  den  Effect  zu  erhöhen.  Der 
Künstler  mufs  aber  die  beiden  Bilder  mit  der  gröfsten 
Sorgfalt  und  Aufmerksamkeit  zeichnen,  schattiren  und  ma- 
len, wenn  der  Beobachter  in  der  Wahrnehmung  der  re- 
flectirten  Bilder  eine  vollkommene  Identität  mit  dem  wirk- 
lichen Originalobjecte  erkennen  soll.  Blumen,  Krjrstalle, 
Bfisten,  Vasen,  Instrumente  von  verschiedener  Art  u.  s.  w. 
lassen  sich  auf  diese  Weise  so  täuschend  darstellen, 
dafs  sie  von  den  reellen  Objecten  selbst  durch  das  Ge- 
sicht nicht  zu  unterscheiden  sind. 

Es  ist  der  Bemerkung  werth,  dafs  das  Verfahren, 
durch  welches  wir  hier  mit  der  wahren  Form  eines  Ob- 
jects von  drei  Dimensionen  bekannt  wurden,  genau  das- 

sehene  Figur  jedoch  nur  dann,  wenn  ivir  einen  klaren  Begriff  von 
dem  dargestellten  Gegenstande  haben.  Dieser  ist  &om  Erkennen  des 
Gegenstandes  nach  seinen  drei  Dimensionen  unerlafslich;  hatten  wir 
ihn  nicht  schon  vorher,  so  müssen  wir  uns  ihn  durch  eine  aufmerk- 
same Betrachtung  oder  durch  eine  gegebene  Erklärung  der  Gesichts- 
erscheinung erst  aneignen,  oder  wenigstens  berichtigen,  gerade  "wie 
wir  beim  gewöhnlichen  Sehen  die  unvollkommene  Gesichtsvorstcllung 
von  eikiem  uns  neuen  und  unbekannten  Gegenstände  durch  den  Tast- 
sinn berichtigen  müssen,  so  wie  überhaupt  alle  ersten  Vorstellungen 
von  uns  neuen  Gegenstinden  m^woderweniger  Berichtigung  bedür- 
fen, um  einen  klaren  Tiegnff  su  bilden,  der  zum-  vollkommenen  Er- 
kennen des  Gegenstandes  nothig  ist.  Das  Sehen:  eines  Gegenstandes 
im  Stereoskope  nach  seinen  drei  Dimensionen  scheint  daher  theib  von 
den  verschiedenen  Gesichtseindrücken  auf  beide  Augen  und  theils  von 
der  Seele  abauhangen.  Dr.  F. 


15 

selbe  ist,  welches  in  der  darstellenden  Geometrie  ange- 
weDdet  wird;  eine  Wissenschaft  von  Wichtigkeit,  welche 
wir  dem  talentrollea  Monge  verdanken,  die  aber  in  Eng« 
land  nnr  wenig  studirt  wird  und  überhaupt  wenig  bekannt 
ist  In .  dieser  Wissenschaft  wird  die  Lage  eines  Punk- 
tes, einer  geraden  Linie,  oder  einer  Curve  und  folglich 
jeder  andern  Figur  dadurch  vollkommen  bestimmt,  dafs 
die  Projection  derselben  auf  zwei  feststehende  Ebenen  ge* 
zeichnet  wird,  deren  Lagen  bekannt,  jedoch  niemals  paral- 
*  lel  sind.  Bei  der  Aufgabe  der  darstellenden  Geometrie 
nimmt  man  gewöhnlich  an,  dafs  die  beiden  Ebenen  einen 
redeten  Winkel  mit  einander  bilden;  bei  dem  gewöhnli* 
chen  Sehen  mit  beiden  Augen  ist  aber  die  Neigung  die- 
ser Ebenen  in  demselben  Verhältnisse  geringer,  als  der 
foa  den  Sehachsen  an  ihrem  Kreuzungspunkte  gebildete 
Winkel  geringer  ist.  Es  bildet  sich  folglich  die  Gesichts- 
▼orstellung  von  einem  soliden  Objecte  durch  zwei  ver- 
schiedene Ansichten  desselben,  wovon  jedem  Auge  eine 
angehört,  und  die  den  verschiedenen  Entfernungen  dieser 
Ansichten  von  den  Augen  entsprechen;  die  Wahrneh- 
mung dieser  Verschiedenheit  mag  (obschon  wir  uns  des-* 
sen  nichts  bewufst  zu  seyn  scheinen)  zur  Schätzung  der 
Entfernung  des  Objects  beitragen.  Je  mehr  die  aufein- 
ander Bezug  habenden  Ebenen  geneigt  sind,  mit  um  so 
pöfserer  Genauigkeit  bezieht  sich  jeder  projicirtjc  Punkt 
der  Ebenen  auf  seinen  wahren  Ort;  und  es  scheint  da- 
her eioe  nützliche  Natureinrichtung  zu  seyn,  dafs  auf  diese 
Weise  die  wahre  Gestalt  von  uns  nähern  Objecten  be* 
stimmter  erkannt  wird  als  von  entfernteren. 

§.  5. 

Einen  sehr  sonderbaren  Effect  hat  die  Verwechs- 
long  der  Zeichnungen  d.  h.,  wenn  die  in  dc^m  Stereo^ 
skope  fQr  das  rechte  Auge  bestimmte,  auf  die  linke  Seite 
desselben,  und  die  der  linken  auf  die  rechte  Seite  ge^ 
stellt  wird»     Man   gewahrt  dann    ebenfalls    eine  Figur 


16 

▼on  drei  Dimensionen  und  in  demselben  deutlichen  Re- 
lief, aber  ihre  Form  ist  von  der  verschieden,  welche  be- 
obachtet wurde,  als  die  Zeichnungen  an  ihrem  richtigen 
Platze  waren;  da  diese  Figur  eine  gewisse  Yewandtscbaft 
zu  der  wahren  Figur  hat,  so  werde  ich  sie  die  .umge- 
kehrte nennen.  Dieselben  Theile,  welche  in  der  wahren 
Figur  dem  Beobachter  die  näheren  waren,  sind  in  der 
umgekehrten  die  entfernteren,  und  i^ice  i^ersa,  so  dab 
die  Figur  wie  umgekehrt  erscheint,  obschon  es  keine  ge- 
naue Inversion  ist,  denn  die  nähern  Theile  der  umge- 
kehrten Figur  erscheinen  kleiner  und  die  entfernteren 
gröfser  als  vor  der  Verwandlung.  Diejenigen  Zeichnun- 
gen, welche,  wenn  sie  sich  an  ihrem  richtigen  Platze  be- 
finden, einen  Würfel  wahrnehmen  lassen,  stellen  nach  der 
Verwechselung  den  Abschnitt  einer  viereckigen  Pyramide 
darj  deren  Basis  von  den  Augen  abgewendet  ist;  die 
Ursache  dieser  Verwandlung  ist  leicht  einzusehen. 

Diese  Umkehrung  des  Reliefs  findet  mit  allen  jenen 
paarigen  Zeichnungen  von  Fig.  10  bis  19  statt.  In  allen 
Fällen,  wo  solche  einfache  Zeichnungen  wie  diese  ange- 
wendet werden,  wird  die  umgekehrte  Figur  mit  dersel- 
ben Leichtigkeit  und  Schnelligkeit  wahrgenommen,  als 
die  wahre,  weil  jene  ebenfalls  gewöhnliche  Gegenstände 
vorsteilen;  werden  aber  zusammengesetztere  Figuren  zu 
dem  Experimente  benutzt,  z.  B.  die  Zeichnung  eines 
Gebäudes,  so  kann  man  in  derselben  keine  Bedeutung 
finden,  weil  wir  nämlich  mit  einem  Gegenstande,  der  aus 
der  Umkchruug  eines  solchen  Objectes  hervorgeht,  ganz 
unbekannt  sind,  indem  er  in  der  Natur  nie  vorkommt* 

§.  6. 

Es  ist  klar,  dafs  die  Nervenhautbilder  sich  gleich 
sind,  wenn  wir  einen  Gegenstand  von  drei  Dimensionen 
oder  seine  Projection  auf  eine  ebene  Fläche  betrachten, 
vorausgesetzt  dafs  der  Punkt,  von  welchem  aus  sie  be- 
trachtet werden,  in  beiden  Fällen  derselbe  ist.    Es  darf 

da- 


17 

daher  kein  Unterschied  in  der  objectiven  Erscheinung 
stattfinden,  wenn  den  Augen  entweder  zwei  Zeichnungen, 
eioe  für  jedes  Auge,  oder  zwei  reelle  Gegenstände  so 
dargeboten  werden,  dals  sich  die  NerTenhaulbilder  in  bei- 
den FSlIen  gleich  sind.  Die  nächsten  Experimente  wer- 
den die  Richtigkeit  dieser  Folgerung  beweisen. 

Ich  besorgte  mir  mehre  paarige  Figuren  von  drei 
Dimensionen,  welche  entweder  aus  Eisendraht  oder  aus 
aogelähr  ^  Zoll  dicken  Ebenholz -Leistchen  gefertigt  wa- 
ren, und  nur  die  Umrisse  oder  ein  Gerippe  der  Figur 
darstellten.  Am  meisten  bediente  ich  mich  zweier  Wür- 
fel von  drei  Cubikzoll  Durchmesser.  Wenn  ich  diese 
Figoren  vor  die  beiden  Spiegel  des  Stereoskop  stellte, 
80  beobachtete  ich  den  folgenden  Effect,  je  nachdem  ich 
die  relative  Stellung  derselben  änderte.  1)  Wenn  ich 
sie  so  stellte,  dafs  die  Pieflexe  in  den  Spiegeln  solche 
Ncrvenhautbilder  hervorbrachten,  die  denen  gleich  wa- 
ren, welche  ein  in  dem  Kreuzungspunkt  der  Sehachsen 
sich  befindlicher  Würfel  erzeugt  haben  würde,  so  war 
die  objeclive  Gesichtserscheinung  ein  Würfel  in  Relief. 
2)  Stellte  ich  sie  so,  dafs  in  beiden  Augen  zwei  einan- 
der vollkommen  gleiche  Ncrvenhautbilder  entstanden,  so 
war  der  Effect  von  Relief  gänzlich  vernichtet,  und  die 
objective  Erscheinung  war  nichts  anders  als  eine  Con- 
tonrdarstellung  in  einer  ebenen  Fläche.  3)  Gab  ich  ihnen 
eiae  solche  Stellung,  dafs  dasselbe  Bild,  welches  in  dem 
ersten  Falle  von  dem  Reflexe  der  einen  Figur  auf  die 
Retina  des  linken  Auges  projicirt  worden  vvar,  nun  auf 
der  des  rechten  Auges  hervorgerufen  wurde  und  i^ice 
9orsa,  so  erschien  die  umgekehrte  Figur  des  Würfels  im 
Relief. 

Wenn  ein  symmetrisches  Object,  das  heifst  ein  %6lr 
<^e8,  dessen  rechte  und  linke  Seite  einander  vollkommen 
gleich,  jedoch  umgekehrt  sind,  so  gestellt  wird,  daCs  je- 

PoSS^ci«  Ann.  ErgSnsnngsbd.  L  2 


18 

der  Punkt  einer  Ebene,  welche  es  in  zwei  HSlften  theilf, 
gleich  weit  von  den  Augen  entfernt  ist,  so  ist  die  Ansicht 
desselben,  welche  sich  dem  einen  Auge  darstellt,  natür- 
lich ein  Facsimilc  von  der,  welche  sich  dem  andern  dar- 
bietet Fig.  15  a  und  b  sind  solche  symmetrische  An- 
sichten von  einem  Abschnitte  einer  vierseitigen  Pyramide, 
und  Fig.  13,  14  und  16  sind  sich  entsprechende  Ansich- 
ten von  andern  symmetrischen  Objecten.  DieCs  im  Auge 
behaltend,  werde  ich  nun  ein  Experiment  beschreiben, 
welches,  hätte  man  es  zufällig  vor  der  Bekanntschaft  mit 
den  Grundsätzen  dieser  Abhandlung  beobachtet,  gewils 
für  eine  unerklärliche  optische  Illusion  gehalten  wäre. 

j9f  und  M*  Fig.  21,  sind  zwei  so  gestellte  Spiegel, 
daCs  ihre  vordem  Flächen  einen  Winkel  von  90^  bilden. 
A  ist  eine  flache  Figur,  z.  B.  wie  Fig.  15a,  von  Eisen- 
draht  oder  einer  so  ausgeschnittenen  Karte  gefertigt,  dafs 
nur  die  Form  d^r  Figur  zurückbleibt.  Wird  nun  diese 
Figur  in  die  Mittellinie  A  zwischen  beiden  Spiegeln 
gestellt,  so  werden  die  Reflexe  dieser  Figur  hinter  den 
Spiegeln  in  B  und  B*  erscheinen,  und  der  eine  ist  das 
umgekehrte  Bild  des  anderen.  Es  ist  klar,  dafs,  wenn 
sich  die  Sehachsen  in  C  kreuzen,  diese  .beiden  reflectir- 
ten  Bilder  auf  correspondirende  Theile  der  beiden  Ner- 
venhäute fallen,  und  die  Erscheinung  ist  eine  Figur  von 
drei  Dimensionen;  wird  der  Gegenstand  in  A  umgewen- 
det, so  sieht  man  die  umgekehrte  Figur  in  räumlicher 
Ausdehnung.  Beide  Experimente  zeigen  das  sonderbare 
Phänomen  der  Verwandlung  einer  flachen  Figur  in  eine 
von  drei  Dimensionen.  Um  die  objective  Erscheinung 
recht  deutlich  zu  machen,  kann  man  sich  concaver  Lin* 
sen  bedienen,  und  um  die  beiden  seitlichen  Bilder  den 
Augen  zu  verbergen,  kann  man  in  der  Richtung  von  D 
und  D*  zwei  Schirme  anbringen. 

§.  a'  . 

» 

Der  Effect  der  Perspective  wird  auch  in  einem  mit 


19 

bddeD  Augen  befrachteten  Teller  von  Metall  beobachtet, 
desscD  Oberfläche  durch  Drehen  auf  einer  Drehbank  po- 
lirt  worden  ist.  Nähert  man  ihn  nämlich  einer  Licht- 
flamme,  so  tritt  aus  ihm  gleichsam  eine  Lichtlinie  heraus, 
deren  eine  HSifte  über  und  die  andere  unter  seiner  Ober- 
fläche sich  zu  befinden  scheint.  Die  Richtung  und  Nei- 
gung dieser  Linie  ändert  sich  mit  der  Stellung  des  Lichts 
oad  mit  der  des  Beobachters,  aber  immer  durchschnei- 
det sie  den  Mittelpunkt  des  Tellers.  SchlieCst  man  das 
linke  Auge,  so  verschwindet  das  Hervorstehen  der  Licht- 
linie und  sie  fällt  mit  dem  Diameter  des  Tellers  zusam- 
men; schliefst  man  das  rechte,  so  erscheint  die  Linie 
ebenfalls  in  der  Ebene  der  Oberflache,  fällt  jedoch  mit 
einem  andern  Diameter  zusammen,  öffnet  man  aber  beide 
Augen,  so  tritt  auch  die  Linie  sogleich  aus  der  ebenen 
Flache  hervor  ' ),  Dieser  Fall  entspricht  jenem  Experi- 
mente im  Stereoskope  mit  Fig.  10,  wo  jedem  Auge  eine 
etwas  geneigte  Linie  zur  Ansicht  dargeboten  wird.  Es 
ist  sonderbar,  dafs  eine  Erscheinung  vrie  diese,  die  un- 
zählige Mal  gesehen  wird,  die  Aufmerksamkeit  eines  na- 
turforschenden Auges  nicht  auf  sich  gezogen  und  hin- 
reichend gefesselt  hat.  Diese  Beobachtung  war  eine  der 
ersten,  die  mich  auf  den  Gegenstand  hinleitete,  welchen 
ieh  hier  behandle. 

Dr.  Smith  ^)  befand  sich  in  einem  Falle  einer  mit 
zwei  Augen  gesehenen  Perspective  sehr  in  Verlegenheit, 
ohne  ihn  erklären  zu  können.  Er  hielt  einen  geöffideten 
und  bei  dem  Kopfe  gefafsten  Zirkel  so  vor  die  Augen, 
daÜB  die  Spitzen  desselben  gleichweit  von  den  Augen  ent- 
fernt, und  nach  aufsen  gerichtet  sich  etwas  höher  befan- 

1)  Die  von  einem  Ange  gesehene  Lichtlinie  entsteht  durch  die  Beflezion 
des  Lichts  Ton  jedem  der  unendlich  vielen  concentrischen  Zirkel, 
welche  das  Polieren  auf  der  Drehbank  erzeugt;  ist  der  Teller  nicht 
{roCt,  io  bilden  die  aufeinander  folgenden  Reflexe  eine  voUkominen 
gende  lioie. 

2)  Sxstan  of  Opiics^  Fol  11  p.  388  u.  526. 

2* 


20 

den  als  der  Zirkelkopf;  indem  er  nun  nach  einem  ent- 
fernten Gegenstand  sah,  erschien  ihm  der  Zirkel  doppelt 
Er  drückte  nun  die  Schenkel  des  Zirkels  so  weit  zu- 
sammen; da£s  sich  die  beiden  innern  Spitzen  vereinigten, 
wobei  sich  die  beiden  innern  Schenkel  ebenfalls  verei- 
nigten und  den  von  den  äufsern  Schenkeln  gebildeten 
Winkel  durchschnitten,  und  jetzt  beobachtete  er  die  ver- 
einigten innern  Schenkel  nicht  nur  dicker  und  länger  als 
vorher,  sondern  sie  erstreckten  sich  sogar  von  der  Hand 
bis  zu  einem  in  der  weitesten  Feme  gesehenen  Gegen- 
stande. Die  Erklärung,  welche  Dr.  Smith  darüber  giebt, 
bezieht  sich  nur  auf  das  Zusammenfallen  der  Zirkelspitzen, 
aber  nicht  auf  das  der  ganzen  Schenkel.  Der  Effect  ist 
am  deutlichsten,  wenn  man  das  Experiment  mit  zwei  gera- 
den Stücken  Draht  von  ungefähr  1  Fufs  Länge  anstellt. 
Eine  ähnliche  Beobachtung  machte  Dr.  Wells  mit  zwei 
flachen  Linealen  und  später  mit  seidenen  Fäden;  sie  er- 
schien ihm  aber  durch  alle  schon  vorhandenen  Theorien 
so  unerklärlich,  daCs  er  sich  veranlafst  fühlte  eine  neue 
Theorie  über  die  Richtung  des  Sehens  vorzuschlagen, 
welche  sie  erklären  sollte. 

§.  9. 

Aus  allen  den  vorhergehenden  Experimenten  geht 
deutlich  hervor,  dafs  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der 
Erscheinung  der  Objecte  stattfindet,  wenn  sie  mit  beiden 
oder  nur  mit  einem  Auge  betrachtet  werden,  und  dafs 
durch  die  gleichzeitige  Wahrnehmung  zweier  verschiede- 
ner Perspectiv  -  Ansichten  die  lebhafteste  Ueberzeugung 
von  der  Solidität  eines  Objects  von  drei  Difnensionen  in 
der  Seele  hervorgerufen  wird.  Wie  kommt  es  aber,  wird 
man  sagen,  dafs  Personen,  die  nur  mit  einem  Auge  se- 
hen, sich  doch  richtige  Begriffe  von  soliden  Objecten  bilden 
.und  sie  nie  mit  Bildern  verwechseln?  Und  wie  kommt 
es  ebenfalls,  dafs  solche,  die  ein  vollkommen  gutes  Ge- 
sicht auf  beiden  Augen  besitzen,  keinen  Unterschied  in 


21 

den  Objecten  wahrnehmen,  wena  sie  ein  Auge  schlieCsen? 
Um  diese  scheinbare  Schwierigkeit  zu  heben,  mufs  man 
berücksichtigen,  dafs,  obschon  das  gleichzeitige  Sehen 
zweier  uol^Ieicher  Ansichten  eines  Objectes  die  Wahr- 
Dchmang  desselben  in  Relief  auf  das  lebhafteste  veran- 
labt,  doch  noch  andere  Umstünde  und  Zeichen  zur  Bil- 
dang  der  GesichtsvorsCellungen  mit  beitragen,  welche  zwar 
zweideutiger  als  fene,  doc)i  aber  weniger  geeignet  sind, 
das  Urtheil  im  Verhältnisse  zu  unseren  früheren  Erfah- 
rangen  irre  zu  leiten.  Die  durch  die  beiden  ungleichen 
Nervenhautbilder  hervorgebrachte  Deutlichkeit  des  Reliefs 
wird  om  so  geringer,  je  mehr  das  Object  von  den  Au- 
gen entfernt  ist,  und  verliert  sich  endlich  ganz,  wenn  die 
Sehachsen  während  der  Betrachtung  fast  parallel  sind, 
lieber  diese  Entfernung  hinaus  sehen  wir  mit  beiden  Au- 
gen alle  Objecte  genau  in  demselben  Verhältnisse,  als 
wir  ein  nahes  Object  mit  einem  Auge  sehen;  denn  die 
beiden  Mervenhautbilder  sind  sich  dann  vollkommen  gleich, 
ond  die  Seele  vernimmt  daher  keinen  Unterschied,  es 
mögen  zwei  identische  Bilder  auf  corrcspondirende  Theile 
beider  Retinen  oder  nur  eins  dieser  Bilder  auf  die  Re- 
tina eines  Auges  fallen.  Wer  daher  des  Sehvermö- 
gens auf  einem  Auge  beraubt  ist,  sieht  alle  Gegen- 
stSnde  der  Aufscnwelt,  nahe  oder  ferne,  ganz  in  dem 
Verhaltnisse,  als  ein  anderer  mit  beiden  Augen  nur  die 
entfernten  sieht  Den  lebhaften  Effect,  welcher  durch  das 
Sehen  der  nahen  Gegenstände  mit  beiden  Augen  entsteht, 
kann  der  erste  nie  beobachten,  und  um  diesen  Mangel 
abzahelfen,. nimmt  er,  ohne  es  zu  wissen,  zu  andern  Mit- 
teln seine  Zuflucht,  welche  das  genauere  Erkennen  der 
Objecte  unterstützen.  Die  Bewegung  des  Kopfes  ist  das 
Hanpthülfsmittel  dieser  Art.  Dafs  das  nöthige  Erkennen 
eines  Ob)ects  hierdurch  erlangt  werden  kann,  wird  aus 
dem  Folgenden  klar  werden.  Mit  der  Vorstellung  eines 
soliden  Objects  verbindet  die  Seele  auch  verschiedene 
Ansichten  desselben,  welche  sie  aus  der  bisherigen  Er- 


22 

fahrnng  entnommen  hat.  Eine  einzige  Ansicht  konnte  zwei- 
deutig seyn,  indem  sie  yielleicht  nur  einer  blofsen  Zeich- 
nung  oder  einem  tibrigens  ganz  verschiedenen  Objecle 
angehören  mochte;  treten  dagegen  mehrere  Terscfaiedeoe 
Ansichten  nach  und  nach  vor  die  Seele»  so  können  sie 
nicht  alle  auf  ein  anderes  Object  bezogen  werden,  als 
auf  das,  dem  sie  sfimmtlich  angehören,  und  auf  diese 
Weise  erhält  der  Gegenstand  seinen  vollkommenen  Cha- 
rakter. Nimmt  man  nun  an,  da£s  das  Object  feststehe, 
so  wird  es  bei  jeder  Bewegung  des  Kopfes  von  einem 
andern  Gesichtspunkte  aus  betrachtet  und  das  Nerven- 
hautbild  verändert  sich  folglich  fortwährend. 

Es  ist  eine  bekannte  Sache,  dafs  der  Effect  der  Per- 
spective eines  Gemäldes  durch  die  Betrachtung  desselben 
mit  einem  Auge  bedeutend  erhöht  wird,  besonders  wenn 
mau  es  durch  eine  Röhre  ansieht,  um  die  seitlichen  Ge- 
genstände auszuschliefsen ,  welche  die  Illusion  vielleicht 
stören  konnten.  Das  Sehen  findet  unter  solchen  Ver- 
hältnissen von  dem  zweckmäfsigen  Gesichtspunkte  aus 
statt,  und  die  Umrisse,  Schatten  und  Farben  des  Gemäl- 
des werden  auf  dieselbe  Weise  auf  die  Retina  projicirt, 
als  diefs  geschehen  würde,  wenn  man  den  hier  bildlich 
dargestellten  Gegenstand  als  einen  in  der  Natur  reell  vor- 
kommenden aus  einer  gewissen  Ferne  betrachtete;  über- 
diefs  sind  alle  Umstände,  die  uns  von  der  Gegenwart 
eines  Gemäldes  überzeugen  könnten,  entfernt,  und  der 
Thätigkeit  der  Einbildung  freies  Spiel  gelassen.  Diesen 
offenbaren  Voi*zug  der  Betrachtung  eines  Gemäldes  mit 
einem  Auge  haben  einige  der  altem  Autoren  irriger  Weise 
einer  Concentration  der  Sehkraft  in  diesem  Auge  zuge- 
schrieben ' ).   . 

1 )  M  Wir  sehen  mit  einem  Auge,  bei  geschlossenem  anderen,  weit  schSi^ 
fcr  ab  mit  beiden,  well  sich  dann  die  Spiritus  piiales  mehr  vereini- 
gen und  kräftiger  werden;  denn  wenn  wir  ein  Auge  schliefsen  und 
mit  dem  andern  in  einen  Spiegel  sehen,  so  finden  wir,  dafs  sich  die 
Pupille  des  andern  erweitert,**  —  Lord  Bacon's  Werke,  SyhaSyl- 
carum^  Art.  Sehen. 


23 

Es  giebt  eine  wohl  bekannte  und  sehr  aufTallende 
Illusion  der  Perspective,  welche  im  Yorbeigeben  bemerkt 
ZQ  werden  verdient,  weil  die  Ursache  davon  nicht  allge- 
mein verstanden  zu  sejn  scheint.  Das  von  einem  Ge- 
bäade  auf  eine  horizontale  Ebene  projicirte  Bild,  welches 
bei  einer  groCsen  Neigung  der  Richtungslinie  des  Sehens 
beobachtet  und  so  nachgezeichnet  wird,  erscheint  einem 
Auge,  das  sich  in  dem  Gesichtspunkte  befindet,  von  wel- 
chem aus  die  Perspective  des  Gebäudes  aufgenommen 
wurde,  im  auffallend  deutlichen  Relief  ^);  die  Illusion 
ist  hier  fast  so  vollkommen  als  in  den  Experimenten, 
welche  §.  2,  3  und  4  beschrieben  worden  sind.  Dieser 
Effect  entsteht  nur  durch  die  ungewöhnliche  Protection 
des  Bildes,  welche  mehr  geeignet  ist,  die  Vorstellung 
von  dem  Objecte  selbst,  als  die  von  der  Zeichnung  her- 
vorzurufen; denn  wir  sind  gewohnt  reelle  Gegenstände 
fast  von  jedem  Gesichtspunkte  aus  zu  sehen,  und,  da 
Perspectiv-Darstellungen  gewöhnlich  auf  einer  senkrechten 
Ebene  and  fQr  eine  auf  dieser  Ebene  rechtwinklichen 
Richtongslinie  des  Sehens  gefertigt  werden,  so  sind  wir 
mit  auf  eine  andere  Art  dargestellten  Ansichten  weniger 
vertraut.  Die  Darstellung  eines  Objccts,  welche  nach 
irgend  einer  ungewöhnlichen  Projeclion  gezeichnet  wurde, 
hat  ganz  denselben  Effect. 

§•10. 
Wenn  wir  mit  einem  Auge  die  Zeichnung  von  einer 

1)  Um  ein  solches  fiild  zu  ferügeo  raufs  das  Object  toxi  dem  Künst- 
ler ftiemlicK  eDtfenit  seyn  und  sich  niedriger  als  die  Augen  befinden, 
io  dals  die  Richtungslinie  des  Sehens  in  einer  Diagonale  nach  abwärts 
läuft.  Das  Object  wird  nun  in  dieser  Richtung  durdi  eine  in  eine 
horizontale  Ebene'  gebrachte  Glasplatte  betrachtet,  und  das  von  dem 
Objecte  auf  sie  projicirte  Bild  nachgezeichnet  und  dann  weiter  ausge- 
führt Das  Panorama  ist  bekanntlich  eine  solche  horizontale  Zcicb- 
nung,  welche  in  einer  verticalen  Richtung  aufgestellt,  von  dem  Ge- 
sichtspunkte aus  betrachtet  wird,  von  welchem  der  Künstler  den  Ge- 
genstand anfinahm ,  und  daher  eine  so  lebhafte  und  natürliche  £rschei- 
nnog  daiiiietet.  Dr.  F. 


24 

soliden  geometrischen  Figur  betrachten,  so  kann  man  sich 
dieselbe  als  eine  Darstellung  von  zwei  unähnlichen  soli- 
den Figuren  denken y  einmal  als  die  Figur,  welche  wir 
darzustellen  beabsichtigen,  und  dann  als  die  umgekehrte 
(§.5.)  Ist  die  erste  eine  oft  und  die  zweite  eine  selt- 
ner vorkommende  Figur,  so  verweilt  die  Einbildung  bei 
)cner  ohne  auf  diese  überzugehn;  kommen  aber  beide  in 
der  Natur  gleich  oft  vor,  was  mit  einfachen  Formen  ge- 
wöhnlich der  Fall  ist,  so  tritt  ein  sonderbares  Phänomen 
ein,  es  wird  nämlich  bald  die  eine  und  bald  die  andere 
Figur  deutlich  gesehen  und  erkannt;  aber  es  steht  nicht 
in  der  Willenskraft  des  Beobachters,  während  er  die 
eine  sieht,  diese  mit  der  andern  sogleich  zu  wechseln. 

Dasselbe  Phänomen  tritt  ein,  jedoch  weniger  be- 
stimmt, wenn  die  Zeichnung  mit  beiden  Augen  betrach- 
tet wird.  Man  erinnere  sich  hier  des  sonderbaren  Ef- 
fectes einiger  von  jenen  Figuren,  die  den  Problemen  des 
elften  Buches  von  Euclides  beigefügt  sind.  Werden 
sie  scharf  angesehen ,  so  verändert  sich  die  Form  der  so- 
liden Figur  abwechselnd  und  unabhängig  von  der  Wil- 
lenskraft; es  bleibt  z.  B.  die  umgekehrte  Figur  fortwäh- 
rend vor  den  Augen,  wenn'  man  auch  noch  so  sehr 
wünscht  die  wahre  allein  zu  sehen.  Obschon  diese  Illu- 
sion oft  vorkommt,  so  habe  ich  doch  nur  eine  einzige 
schriftliche  Beobachtung  darüber  aufgefunden,  nämlich 
vom  Prof.  Neck  er  in  Genf,  welche  ich  aus  dem  PfU- 
hsopUcal  Magazine j  dritte  Reihe,  Bd.  I,  S.  337  in  sei- 
nen eigenen  Worten  hier  anführen  will  ^). 

„Der  Gegenstand,  auf  den  ich  nun  die  Aufmerksam- 
keit meiner  Leser  zu  lenken  habe,  ist  eine  Beobachtung, 
die  mir  bei  der  Betrachtung  von  Kupferstichen  oder  Abbil- 
dungen von  Krjstallisationsformen  oft  vorkam,  ich  meine 
die  plötzliche  und  unwillkürliche  Veränderung  in  der  au- 
genscheinlichen Lage  eines  Krjstalles  oder  eines  andern 
bildlich  dargestellten  soliden  Körpers.  Was  ich  eigent- 
lich meine,  wird  durch  die  beigefügte  Figur  klarer  ver- 

1 )  Vergl.  auch  diese  Ann.  Bd.  XXVR  S.  502.  P. 


25 

Standen  werden  (Fig.  22).  Das  Rhomboeder  AX  ist  in 
ciaer  solchen  Stellung  gezeichnet,  dafs  die  Ecke  A  den 
Augen  näher  uod  X  entfernter,  dafs  ACDB  eine  vor^ 
dere  und  XD  C  eine  hintere  Fläche  desselben  ist.  Be- 
trachtet man  diese  Figur  zu  wiederholten  Malen  >  so  be- 
obachtet man  die  augenscheinliche  Lage  des  Rhombus 
bisweilen  so  verändert,  dafs  die  Ecke  X  den  Augen  nä- 
her üod  A  entfernter,  dafs  die  Fläche  ACDB  die  hin- 
tere und  XDC  die  vordere  zu  seyn  scheint,  wodurch 
eine  der  frühem  ganz  entgegengesetzte  scheinbare  Nei- 
goog  des  Rbomboeders  entsteht." 

Prof.  Neck  er  schreibt  diese  Veränderung  der  Fi- 
gur Dicht  der  Thätigkeit  der  Seele,  sondern  einer  unwill- 
kürlichen Veränderung  in  dem  Accomodationszustande 
des  Auges  für  das  deutliche  Sehen  zu.  Er  nimmt  an,  dafs, 
wenn  der  am  schärfsten  empfindende  Punkt  der  Retina 
auf  den  Winkel  A  z.  B.  gerichtet  ist,  dieser  Winkel, 
iodem  er  deutlicher  gesehen  werde  als  die  übrigen,  na- 
töflich  auch  für  näher  und  für  den  vordem  gehalten  wer- 
den müsse,  während  die  andern  weniger  deutlich  gese- 
henen Winkel  für  entfernter  und  fiir  die  hintern  genom- 
men werden,  und  dafs  das  Umgekehrte  stattfinde,  wenn 
der  Punkt  des  deutlichsten  Sehens  auf  den  Winkel  X 
gerichtet  wird. 

Dafs  diefs  aber  nicht  die  wahre  Erkläraug  sej,  läfst 
sich  aus  den  drei  folgenden  Gründen  ersehen:  1)  da  die 
beiden  Punkte  A  und  X  in  einer  und  derselben  Entfer- 
nung von  den  Augen  sind,  so  würde  der  einmal  ange- 
nommene Accomodationszustand  des  Auges  für  das  deut- 
liche Sehen  des  einen  Punktes,  zugleich  auch  für  den  an- 
dern passen;  2)  wird  ganz  derselbe  Wechsel  der  Figur 
stattfinden,  es  mag  sich  das  Auge  für  eine  kürzere  oder 
längere  Sehweite  einrichten,  als  die  Entfernung  der  Zeich- 
nung von  dem  Auge  ist;  und  3)  tritt  der  Wechsel  oft 
ein,  während  das  Auge  einen  und  denselben  Winkel  an- 
haltend fixirt.     Der  Effect  scheint  allein  von  der  geisti* 


26 

gen  Beschauang  abzuhängen,  ob  uns  nSnilich  die  Vorstel- 
lung von  der  wahren  oder  umgekehrten  Figur  mehr  ge- 
genwärtig ist.  Wird  der  Umrifs  einer  von  beiden  Figa- 
ren  mit  dem  Auge  verfolgt,  und  dabei  die  klare  Idee  die- 
ser Figur  festgehalten,  so  können  wir  sie  auch  für  län- 
gere Zeit  fixiren ;  es  verlangt  aber  diefs,  so  wie  die  will- 
kürliche Veränderung  der  Figur  einige  Uebung.  Der  Ef- 
fect von  Versuchen  dieser  Art  ist,  wie  schon  früher  be- 
merkt ,  weit  auffallender,  wenn  die  Figur  nur  mit  einem 
Auge  betrachtet  wird. 

Eine  solche  Illusion  kann  nicht  eintreten,  wenn  eio 
Object  von  drei  Dimensionen  und  unter  einem  merkli- 
chen Sehwiukel  mit  beiden  Augen  betrachtet  wird,  weil 
dann  die  ungleichen  Nervcnhautbilder  beider  Augen  jede 
Möglichkeit  der  Täuschung  verhindern.  Wird  dagegen 
ein  Ob}ect  in  einer  solchen  Entfernung  gesehen,  dafs  die 
beiden  Nervenhautbilder  fast  identisch  sind,  und  läfst  die- 
ses dann  gleichsam  einfache  Bild  fiberdiefs  eine  doppelte 
Auslegung  zu,  so  kann  eine  Illusion  dieser  Art  wohl  vor- 
kommen. Auf  diese  Weise  kann  eine  an  einem  Brett  be- 
festigte und  auf  einer  Stange  erhöht  in  der  Strafse  her- 
umgetragene Bekanntmachung,  wenn  sie  aus  der  Ferne 
und  gerade  in  einer  etwas  geneigten  Stellung  gesehen  wird, 
oft  in  der  entgegengesetzten  Neigung  erscheinen.  Es  lie- 
fsen  sich  hier  eine  Menge  ähnlicher  Fälle  anführen,  die- 
ser mag  jedoch  genügen,  um  an  andere  zu  erinnern;  übri- 
gens mufs  bemerkt  werden,  dafs,  wenn  Schattirungen 
oder  andere  das  Urtheil  zu  bestimmen  geeignete  Umstände 
gegenwärtig  sind,  diese  Täuschungen  nicht  vorkommen. 

§.  11. 

Dieselbe  Unbestimmtheit  des  Unheils,  welche  in  ei- 
ner Zeichnutig  zwei  verschiedene  Figuren  abwechselnd 
wahrnehmen  läfst,  giebt  oft  Veranlassung  zu  einer  un- 
richtigen Vorstellung,  der  mit  einem  Auge  betrachteten 
Objecte  in  Relief.   Die  scheinbare  Umkehrung  eines  Hoch- 


27 

biides,  einer  Gemme,  in  ein  vertieftes  Bild,  und  eines  vertieft 
geschnittenen  Steines  in  eine  Gemme  ist  eine  wohlbe- 
kannte Gesichtstäuschung.  Aber  es  scheint  mir  weder  die 
Ober  diese  Erscheinung  gegebene  Erklärung  richtig,  noch 
die  Bedingungen,  unter  welchen  diese  Umkehrung  ein- 
tritt, genau  bestimmt  zu  seyn. 

Diese  sonderbare  Illusion,  welcher  man  viel  Auf- 
merksamkeit geschenkt  hat,  wurde  zuerst  bei  einer  der 
froheren  Versammlungen  der  Royal  Society  beobachtet '). 
Mehrere  Mitglieder  dieser  Gesellschaft  betrachteten  durch 
ein  zusammengesetztes  Mikroskop  das  Gepräge  einer  neuen 
Goldmünze,  einige  sahen  es  vertieft  und  andere  erhöht, 
wie  es  wirklich  war.  Prof.  Gmelin  in  Wfirtcmberg  pu- 
blicirte  eine  Abhandlung  über  diesen  Gegenstand  in  den 
Philosophical  Transactions,  Jahrgang  1745.  Er  bediente 
sich  zu  den  Experimenten  Teleskope  und  zusammenge- 
setzter Microskope,  welche  die  Umkehrung  veranlafsten, 
bemerkt  aber,  daCs  die  Umkehrung  des  Reliefs  nicht  in 
allen  Fällen,  nicht  zu  jeder  Zeit  und  nicht  allen  Augen 
erscheine.  Er  bemühte  sich  einige  der  Bedingungen  die- 
ser Erscheinung  aufzusuchen ;  —  „aber  warum  das  so  ge- 
schiebt," sagt  er,  „mafse  ich  mir  nicht  au  zu  bestimmen.'^ 

Sir  David  Brewster  erklärt  diese  Illusion  auf 
folgende  \Yeise  ^):  „Ein  vertieft  geschnittenes  Petschaft 
sey  von  einem  Fenster  oder  Lichte  beleuchtet;  der  Schat- 
ten wird  dann  natürlich  an  der  Seite  seyn,  wo  das  Licht 
herkommt.  Wird  nun  das  Petschaft  durch  eine  oder  mehr 
rere  Linsen  umgekehrt,  so  dafs  das  graviric  Bild  nach 
der  entgegengesetzten  Seite  sieht,  so  wird  auch  der  Schat- 
ten desselben  an  der  dem  Fenster  entgegengesetzten  Seite 
gesehen.  Da  wir  aber  wissen,  dafs  das  Fenster  an  un- 
serer linken  Seite  ist,  und  dafs  ein  Gegenstand,  wo  sich 
der  Schatten  an  der,  von  dem  Lichte  am  meisten  entfern- 
ten Seite  befindet,  nothwendiger  Weise  ein  convexer  oder 

1)  BJrch'i  HUtorj,  voL  H,  p.  348. 

2)  Natural  Magich,  p.  100. 


28 

erhöhter  seyn  mafs,  so  halten  wir  daher  augenblicklich 
dafür ,  dafs  das  vertiefte  Bild  des  Petschaftes  ein  Basre- 
lief sej.  Der  Beweis  von  einem  Hochbilde  des  Petschaf- 
tes, welchen  uns  der  Gesichtssinn  auf  diese  Weise  liefert, 
überwiegt  hier  die  Kenntnifs  von  dem  Yertieftsejn  des- 
selben, welche  wir  durch  die  genauere  Untersuchung  mit- 
telst des  Tastsinnes  erlangt  hatten.  Die  Täuschung  wird 
in  diesem  Experimente  dadurch  veranlafst,  dafs  wir  von 
der  wahren  Richtung,  in  welcher  das  Petschaft  beleuch- 
tet wird,  überzeugt  sind;  denn  wSre  das  Bild  nicht  al- 
lein umgekehrt,  sondern  auch  das  Fenster  auf  die  cnfge- 
gengesestzte  Seite  gesetzt  worden,  so  hätte  die  Gesichts- 
täuschung nicht  stattgefunden.  Es  is^  daher  diese  Illusion, 
meiner  Ansicht  nach,  das  Resultat  der  Thätigkeit  der  Ur- 
theilskraft,  welche  hier  durch  die  Kenntnifs  geleitet  wird, 
die  wir  von  Licht  und  Schatten  in  Beziehung  auf  die 
Form  der  Körper  erlangt  haben." 

Diese  Ansicht  erklärt  das  Phänomen  nicht  vollkom- 
men, denn  sie  nimmt  an,  dafs  das  Object  umgekehrt  und 
in  einer  gewissen  Richtung  beleuchtet  seyn  mufs;  allein 
die  Umkehrung  des  Reliefs  tritt  ebenfalls  ein,  wenn  das 
Ob)ect  durch  eine  offene  Röhre  und  ohne  Linse,  welche 
es  umkehrt,  betrachtet  wird,  und  wenn  alle  Theile  des- 
selben gleichmäfsig  beleuchtet  sind.  Die  wahre  Erklä- 
rung, glaube  ich,  ist  folgende.  Denken  wir  uns  einen 
Stein  mit  einem  erhöht  und  einen  zweiten  mit  einem  ver- 
tieft geschnittenen  Bilde  von  einem  und  demselben  Ge- 
genstande, so  dafe  die  Vertiefungen  des  einen  den  Er- 
höhungen des  andern  genau  entsprechen,  so  ist  es  leicht 
einzusehen,  dafs  die  Nervenhautbilder  von  beiden  Stei- 
nen dieselben  sein  müssen.  Werden  die  Steine  mit  bei- 
den Augen  betrachtet,  so  ist  es  unmöglich  das  erhöhte 
Bild  mit  dem  vertieften  zu  verwechseln,  aus  Gründen 
die  schon  früher  hinreichend  erörtert  worden  sind;  wer- 
den sie  dagegen  nur  mit  einem  Auge  betrachtet,  so  fehlt 
der  Urtbeilskraft  ihre  zuverlässige  Richtschnur,  nämlich 


29 

die  DaretelloDg  eines  ▼etsehicdenen  Bildes  auf  der  Re- 
fioa  jedes  Auges;  die  Einbildungskraft  ersetzt  nun  den 
Mangel  derselben,  und  wir  sehen  .daher  das  Bild  des  Ob- 
jectes  erhöht  oder  vertieft,  gerade  wie  sie  es  uns  vor- 
stellt und  angiebt.  Ohne  Zweifel  haben  in  diesen  Fäl- 
len noch  andere  hinzukommende  Umstände  auf  das  Ur« 
theil  einigen  Eiuflufs,  und  das  Hochbild  oder  das  ver« 
tiefte  mag  bisweilen  der  vorausgehenden  Kenntnifs  von 
der  Richtung,  in  welcher  der  Schatten  unserer  Meinung 
nach  fallen  müsse,  entsprechend  erscheinen;  die  wahre 
Ursache  des  Phänomens  ist  jedoch  nur  in  der  Unbestimmt- 
heit des  Urtheilens  zu  suchen,  welche  aus  der  Abwe- 
senheit der  für  die  Urtheilskraft  sicheren  Anhaltnngspunkte 
hervorgeht. 

Wer  mit  mikroskopischen  Untersuchungen  beschäf- 
tigt ist,  mufs  gegen  Täuschungen  dieser  Art  auf  seiner 
Hat  seyn.  Raspail  sagt  ^),  dafs  die  hohle,  pyramidale 
Krjstallisationsform  von  KochscUz  durch  ein  Mikro- 
skop betrachtet,  als  eine  gestreifte  Pyramide  in  Relief 
erscheine.  Er  empfiehlt  zwei  Methoden  die  Täuschung 
2a  berichtigen.  Die  erste  besteht  darin,  da&  man  nach 
and  nach  die  verschiedenen  Theile  des  Krystalls  in  den 
Focus  des  Instruments  bringen  soll;  ist  die  Pyramide  in 
Relief,  so  wird  die  Spitze  derselben  in  dem  Focus  frü- 
her erscheinen  als  die  Basis,  ist  sie  aber  vertieft,  so  fin- 
det das  Gegentheil  tftatt  Die  zweite  ist»  dafs  man  auf 
den  sich  im  Sehfelde  des  Mikroskopes  befindlichen  Kry- 
stall  ein  starkes  Licht  fallen  läfst,  und  nun  beobachtet, 
welche  Seiten  der  Pyramide  beleuchtet  sind;  wird  hierzu 
ein  zusammengesetztes  Mikroskop  benutzt,  so  mufs  die 
Dinkehrung  des  Objects  mit  in  Anschlag  gebracht  werden. 

Die  Umkehrung  des  Reliefs  ist  höchst  auffallend, 
wenn  das  Skelett  eines  Würfels  nur  mit  einem  Auge  be- 
tnditet  wird,  wobei  sich  folgender  Effect  zeigt.  So  lange 
man  die  wahre  Form  des  Würfels  wahrnimmt,  so  wird, 

1)  Naupeau  Sjrsiime  de  ChimU  Organique»  line  tdit,  /.  /. /».  333. 


30 

wie  man  ihn  auch  immer  drehen  und  wenden  mag,  die 
dadurch  veranlaCste  Verschiedenheit  der  Erscheinung  doch 
nichts  anders  als  eine  verschiedene  Ansicht  eines  und  des- 
selben Gegenstandes  seyn;  diefs  findet  aber  nicht  statt, 
wenn  die  Aufmerksamkeit  von  der  umgekehrten  Figur 
gefesselt  wird,  dann  hat  die  Reihe  der  aufeinander  fol- 
genden Ansichten  keine  Beziehung  auf  irgend  einen  Ge- 
genstand, welcher  alle  diese  Ansichten  darbieten  könnte, 
und  daher  wird  die  Figur  eine  fortwährende  Verände- 
rung der  Form  erleiden. 

§.  12. 

Ich  habe  bisher  hinreichende  Beweise  geliefert,  dafs 
Objecte,  deren  Bilder  auf  nicht-correspondirende  Punkte 
der  beiden  Retinen  faUen,  dennoch  einfach  gesehen  wer- 
den. Jetzt  werde  ich  dagegen  ein  Experiment  angeben, 
welches  beweifst,  dafs  gleiche  Bilder ,  welche  auf  corre- 
spondirende  Nervenhautpunkte  fallen,  doppelt  und  an 
verschiedenen  Orten  erscheinen. 

"Wird  dem  rechten  Auge  eine  verticale  und  dem  lin- 
ken eine  von  der  Senkrechtheit  etwas  abweichende  Linie 
(Fig.  23.)  in  dem  Stereoskope  dargeboten,  so  sieht  man, 
wie  früher  gezeigt,  eine  Linie,  deren  Extremitäten  sich 
in  verschiedenen  Entfernungen  vor  den  Augen  zu  befin- 
den scheinen.  Es  werde  nun  auf  das  Blatt  für  das  linke 
Auge  in  der  Mitte  der  schon  vorhandenen  und  geneig- 
ten Linie  eine  schwächere  und  verticale  gezogen,  welche 
der  auf  dem  Blatte  für  das  rechte  Auge  befindliehen  Li- 
nie in  Stellung  und  Länge  genau  entspricht.  Betrachtet 
man  jetzt  die  beiden  Blätter  im  Stereoskope,  so  werden 
die  beiden  stärkern  Linien,  von  denen  jede  mit  einem 
Auge  gesehen  wird,  sich  decken  und  die  daraus  resulti- 
rende  einfache  Linie  wird  in  derselben  perspectiven  Li- 
nie erscheinen  als  es  vorher  der  Fall  war;  die  schwache 
Lmie  aber,  welche  auf  Nervenhautpunkte  des  linken  Au- 
ges fällt,  welche  mit  denen  des  rechten  correspondiren, 


31 

auf  welchen  ßich  die  starke  verticale  Linie  darstellt,  er- 
scheint  an  einem  verschiedenen  Orte.  Sie  nimmt  näm- 
lich den  Ort  ein,  wo  sich  die  Ebene  der  Richtung  des 
Sehens  für  das  linke  Auge,  in  welchem  sich  die  schwa- 
che Linie  darstellt,  mit  der  Ebene  der  Richtung  des  Se- 
hens für  das  rechte  Auge,  welches  die  starke  Linie  ent- 
hält, durchschneidet. 

Dieses  Experiment  liefert  zugleich  noch  den  Beweis, 
dafs  die  als  nothwendig  angenommene  physiologische  Ver- 
bindung correspondirender  Punkte  beider  Retinen  gar 
nicht  existirt,  —  eine  Lehre,  dje  von  so  vielen  Autoren 
behauptet  und  vertheidigt  worden  ist. 

§.  13. 

Pklnomen,  "wenn  die  NervenKaatbilder  beider  Äugen  toh  vefschie* 

dener  Grobe  sind. 

Wir  wollen  fetzt  den  Effect  aufsuchen,  welcher  her« 
Torgeht,  wenn  Bilder  von  gleicher  Form  aber  von  ver^ 
schiedener  Gröfse  sich  auf  analogen  Theilen  der  Nerven^' 
hlnte  darstellen.  Für  diesen  Zweck  zeichne  man  zwei 
Vierecke  oder  Kreise  deren  GröCse  merklich,  jedoch 
nicht  fibermäCsig  verschieden  «ist,  auf  zwei  Karten,  und 
stelle  diese  so  in  das  Stereoskop,  dafis  die  Reflexe  gleich- 
weit von  den  beobachtenden  Augen  entfernt  zu  seyn  schei- 
nen. Man  wird  nun  beobachten,  daCs  ungeachtet  der 
Verschiedenheit  der  Zeichnungen  die  beiden  Bilder  sich 
doch  vereinigen  und  eine  einfache  Gesichtsvorstellung  ver- 
oisachen.  Die  Gränze  der  Gröfsenverschiedenheit ,  in- 
nerhalb welcher  die  einfache  Erscheinung  überhaupt  vor- 
kommen kann,  läfst  sich  durch  die  Anwendung  zweier 
Zeichnungen  von  gleicher  Gröfse  ermitteln,  indem  näm- 
lidi  die  eine  fortwährend  in  derselben  Entfernung  vom 
Auge  bleibt,  während  die  andere  so  bewegt  wird,  dafd 
das  reflectirte  Bild  derselben  vom  Auge  zurücktritt;  dieis 
Sescfaieht,  wenn  man  die  Schraube  aus  dem  Instrumente 


32 

entferut  und   nun   den    einen    horizontalen  Schieber  C 
(Fig.  8.)  etwas  herauszieht,  ohne  den  andern  zu  verrücken. 

Das  Einfacherscheinen  zweier  Bilder  Ton  verschie- 
dener Gröfse  wird  durch  dieses  Experiment  vollkommen 
bewiesen,  ja  der  Beobachter  ist  selbst  nicht  im  Stande 
wahrzunehmen,  welcher  Unterschied  zwischen  der  schein- 
baren Gröfse  des  aus  beiden  Reflexen  resultirenden  Bil- 
des und  der  Gröfse  jedes  nur  nach  einem  Auge  reflec- 
llrten  Bildes  stattfindet.  Um  hieriiber  zu  entscheiden, 
mufs  das  Stereoskop  verlassen  und  das  Experiment  auf 
eine  solche  Weise  gemacht  werden,  dafs  alle  drei  Bil- 
der zugleich  gesehen  werden,  was  auf  folgende  Art  ge- 
schieht. Die  beiden  Zeichnungen  werden  in  einer  Ebene 
neben  einander  und  gerade  vor  die  Augen  gelegt,  die 
Sehachsen  müssen  sich  entweder  vor  ihneü  wie  in  Fig.  4 
oder  hinter  ihnen  wie  in  Fig.  3  kreuzen,  so  dafs  drd 
Bilder  zu  gleicher  Zeit  gesehen  werden,  das  Bild  beider 
Augen  in  der  Mitte,  und  das  jedes  Auges  an  den  Seiten. 
Auf  diese  Weise  überzeugt  man  sich,  dafs  das  mit  bei- 
den Augen  gesehene  Bild  offenbar  die  mittlere  Gröfse 
von  den  beiden  seitlichen  Bildern  hat,  die  mit  jedem  Auge 
allein  gesehen  werden. 

Ist  die  Grö£se  der  Zeichnungen  zu  ungleich,  so  fin- 
det die  Vereinigung  der  beiden  Bilder  nicht  statt.  Es 
scheint,  dafs  sie  sich  niemals  vereinigen,  wenn  die  Un- 
gleichheit der  Zeichnungen  gröfiser  ist,  als  die  Verschie- 
denheit der  beiden  Nervenhautbilder  von  einem  Objecte, 
welches  in  möglichst  seitlicher  Richtung  betrachtet  wird, 
(d.  h.  wenn  die  Augen  nach  rechts  oder  links  so  weit 
als  möglich,  ohne  ihnen  jedoch  Gewalt  anzuthun,  gewen- 
det sind).  Würden  sich  die  beiden  Nervenhautbilder 
von  verschiedener  Gröfse  nicht  vereinigen,  könnte  jedes. 
Object  nur  dann  einfach  gesehen  werden,  wenn  sich  die 
Sehachsen  gerade  vor  den  Augen,  d.  h.  in  der  Mitte  des 
Sehfeldes  kreuzten;  denn  nur  dann  kann  die  Grölse  der 
Nervenhautbilder  beider  Augen  vollkommen  gleich  sejn, 

wenn 


33 

wenn  die  beiden  convergirenden  Sehachseii  zur  Basis  des 
Sehwiokels  (eine  zwischen  den  Mittelpunkten  beider  Au- 
gen gezogene  gerade  Linie)  gleiche  Neigung  haben,  als 
ia  Fig.  2;  ist  diese  Neigung  dagegen  nn  Yerhältnils  zur 
Basis  verschieden,  als  in  Fig.  24 ^  so  ist  auch  die  Ent- 
feniuDg  des  Objects  für  jedes  Auge  eine  verschiedene, 
und  die  Nervenhautbilder  beider  Augen  inüsseq  foIgMch 
eine  verschiedene  GrOfse  haben.  Hält  man  ein  Geld- 
stück in  der  Richtung  u4,  Fig.  24,  und  läCst.  die  Sehach- 
sen in  dem  nähern  Punkte  C  s^ch  kreuzen,  so  erscheint 
es  doppelt,  und  das  mit  dem  linken  Auge  gesehene  ist 
offenbar  kleiner  als  das  andere. 

§.  14. 

PLiDomenc,  wenn  Objecto  nm  verschiedener  Form  sieb  auf  correspondi- 
renden  Theilen  der  beiden  Nenrenbaote  abbilden. 

Wenn  wir  irgend  ein  Object  mit  dem  rechten  Auge 
allein  iür  längere  Zeit  betrachten,  so  wird  es  ununten 
brodien  wahrgenommen;  sehen  wir  mit  dem  linken  .Augo 
ein  anderes  aber  ungleiches  Object  an»  so.,  wird  es  eben- 
falls permanent  wahrgenommen;  iman  sollte  daher  erwar- 
ten, dafs,  wenn  die  beiden  Objecte,  d.  b.  jedem  Auge  eii^s, 
za  gleicher  Zeit  dargeboten  .werben,  die  Nervenhautbil- 
der  beider  Augen  sich  permanent  gleichsam  decken  müfs- 
ten.    Allein  diefs  ist  gegen  die  Erwartung  nicht  der  Fall. 

Wird  Fig.  25  a  dem  einen  find  b  dem  andern  Auge 
gleichzeitig,  zur  Ansicht  dargeboten,  so  bleibt  der  gemein- 
achafüiche  Kreis  unverändert,  w^breQd.sich  der  .in  dem* 
selben  befindliche  Buchstabe  abwechselnd  verändert,  so 
dab  bald  der  mit  dem  rechten,  li^ld  der  mit  defa  linken 
Auge  allein  gesehene  gewahrt  Tfird.  Wenn  der  Wecb- 
m1  beginnt,  so  bricht  der  Buchstabe,  welcher  eben  wahr- 
genommen  wurde,  in  mehrere  Stücke,  mit  diesen  vermea- 
gen  sidi  Theile  des  andern,  welcher  eben  im  Begriff  ht 
ZQ  erscheinen,  und  sogleich  nachher  ist  i^uch  der  zweite 
Bnchstabe  zusammengesetzt  und  vollkommen  gebildet.   Zu 

Joggend;  Ann.  Ergänznngsbd.  I,  3 


34 

bestimmen,  welcher  der  Bachstaben  herverkommen  soll, 
scheint  nicht  in  der  Willenskraft  zu  liegen,  wohl  aber 
die  Ausdauer  der  Erscheinung  Ton  Ursachen  abzuhSogen, 
die  wir  iFFillkürlich  bestimmen  können.  Sind  nämlich  die 
beiden  Figuren  gleich  stark  beleuchtet,  so  wechseln  sie 
gewöhnlilch  in  gleichen  Zeiträumen,  ist  dagegen  die  eine 
mehr  beleuchtet  als  die  andere,  so  wird  die  weniger  helle 
auch  kürzere  Zeit  gesehen.  Diese  Experimente  habe  ich 
gewöhnlich  mit  dem  Apparate  Fig.  6  angestellt  Wer- 
den mehr  zusammengesetztere  Figuren  in  dem  Stereoskope 
betrachtet,  so  verändern  sich  die  einzelnen  Theile  der- 
selben verschieden. 

Mit  dem  in  Rede  stehenden  Gegenstande  hängen  noch 
einige  andere  innig  zusammen,  welche  schon  oft  in  Be- 
trachtung gezogen  worden  sind.  Ich  meine  die  zuerst 
von  Du  Tour  angestellten  Experimente,  wo  zwei  ver- 
verschiedone  Farben  an  correspondirende  Theile  der  bei- 
den Retln«fn  fallen.  Wenn  dem  rechten  Auge  eine  blaue 
und  .deib  linken  eine  gelbe  Scheibe  dargeboten  wird,  so 
dafs  die  Farbenbilder  auf  correspondirende  Nervenhaut- 
theile  fallen,  so  wird  die  Scheibe  nicht  grOn  erscheinen, 
wie  sie'  erscheinen  müfste,  wenn  die  beiden  Farben,  ehe 
sie  die  'Augen  erreichten,  mit  einander  gemischt  worden 
wären,  sondern  der  Beobachter  nimmt  beide  Farben  ge- 
trennt war,  zwar  so,  daCs  die  eine  oder  die  andere  auf 
der  ganzen  Scheibe  oder  in  einem  Thnile  derselben  ab- 
wechselnd vorherrscht.  Es  wird  ebenfalls  keine  Spur 
von  Violet  wahrgenommen,  wenn  Roth  aitf  die  eine  und 
Blau  auf  die  andere  Retina  iüllt;  eben  so  wenig  Orange 
von  Roth  und  Gelb.  Diese  Experimente  künnen  fQglidi 
mit  dem  Stereoskope  angestellt  werden,  indem  man  die 
farbigen  Scheiben  hineinstellt,  gewöhnlich  wurden  sie  je- 
doch auf  die  Weise  gemacht,  dafs  man  durch  zwei  ver- 
schiedenfarbige Gläser  eine  weifsc  Fläche  betrachtete. 

Einige  Schriftsteller  geben  an,  daCs,  wenn  jedes  Auge 
eine  verschiedene  Farbe  sieht,  die  aus  der  Mischung  bei- 


35 

4er  heiTorgehcnda  wahrgenommen  würde,  was  aber  ge- 
gen die  Beobachtung  ist.  Hieher: gehören  Dr.  Reid  ') 
und  Janin y  welche  in  diesen  Irrthum  gefallen  sind»  der 
ohne  Zweifel  daraus  herrorging,  dafs  sie  nach  vorgefaß- 
ter Meinnng  entschieden,  ohne  auf  ef perimentativem  Wege 
und  unbefangen  das  Resultat  zu  erforschen 

§.  15. 

In  Beziehung  auf  den  Gesicbfssinn  ist  Über  keinen 
Gegenstand  so  sehr  gestritten  worden,  als  tlber  das-Ein- 
iachsehai  der  Objecte  mit  beiden  Augen.  Ich  werde  da* 
ber  in  der  gegenwärtigen  Abhandlung  einen  kurzen  Ueber- 
blick  der  verschiedenen  Theorien  geben,  welche  die  Phj- 
ttologen  als  Erklärung  dieses  Gegenstandes  vorgebracht 
haben,  damit  die  Bemerkungen  richtig  verstanden  werden, 
welche  ich  in  der  nächsten .  Abhandlung  niederzulegen 
bbe.  ; 

Das  Gesetz  der  Richtung  des  Sehens  mit  einem  Auge 
bt  von  mehreren  Autoren  verschieden  angegeben  wor- 
den. Einige  haben  mit  Dn  Reid  und  Porterfield  be- 
hauptet, daCs  jeder  äufsere  Punkt  in  der  Richtung  einer 
Linie  gesehen  werde,  welche  von  seinem  Nervenhautbildc 
ans  durch  das  Centrum  des  Auges  gehe.  Andere  haben 
mit  Dr.  Smith  angenommen,  dafs. die  Richtung  des  Se- 
hens mit  dem  Achsenstrahle  des  Vom  Objecte  ausgehen- 
den and  das  Auge  treffenden  Lichtkegels  zusammenfalle. 
D'Alembert,  der  mit  der  Dichtheit  und  dem  Vermu- 
ten der  lichtbrechenden  Medien  des  Auges  nur  unvoll- 
kommen bekannt  war,  wiefs  mathematisch  nach,  dafs  nach 
diesen  beiden  Erklärungen  die  scheinbare  Gröfse  der  Ob- 
jecte  sehr  verschieden  seyn  müsse,  und  schlofs  daher, 
dab  die  Objecte  in  keiner  von  jenen  Richtungen,  son- 
dern vielmehr  in  der  einer  Linie  gesehen  würden,  wel- 
che einen  Punkt  des  Objectes  und  des  Nerveohauthildes 
dieses  Punktes  verbindet;  er  gesteht  jedoch,  daCs  er  den 

1)  Etufuiry,  Stet.  XUL 

3* 


36 

Grund  nnd  die  Ursacbe  dieses  Gesefteft  nicht  angeben 
könüe.  Sir  David  Brewster  mit  genaueren  Kenntnis- 
sen Tereehen,  hat  dargethan,  dafs  diese  drei  Linien  ein- 
ander so  nahe  stehen ,  dafs  —  y,bei  einer  Neigung  von 
30°  eine  auf  dem  affidrfen  Nervenhautpunkte  winkekecht 
stehende  Linie  das  gemeinsame  Centrum  des  Auges 
durchschneidet,  und  von  der  wahren  Linie  der  Richtung 
des  Sehens  nicht  mehr  als  einen  halben  Grad  abweicht; 
eine^  zu  geringe  Abweichung,  als  dafs  das  richtige  Sehen 
eines  Objects  dadurcli  beeinträchtigt  werden  sollte/'  Wir 
wollen  daher  in  unseren  ferneren  Betrachtungen  folgen- 
den *  Ton  diesem  eminenten  Physiker  ausgesprochenen 
Satz  als  wahr  annehmen:  —  y,Da  das  Innere  des  Aug- 
apfels* beinahe  eine  vollkommene  Kugel  ist,  so  müssen 
alle  liinien,  die  winkelrecht  auf  der  Rätina  stehen,  durch 
einen  einzigen  Punkt  gehen,  nämlich  durch  das  Centrum 
der  sphärischen  Fläche  der  Retina.  Dieser  Punkt  kann 
daher  das  Centrum  der  Richtung  des  Sehens  genannt 
werden,  weil  jeder  Punkt  des  Objects  in  der  Richtung 
einer  Linie  gesehen  wird,  welche  dieses  Centrum  und 
den  gesehenen  Punkt  verbindet/' 

Es  ist  klar,  dafs  das  Resultat  eines  Erklärungsver- 
suches über  das  Einfacherscheinen  der  Objecte  für  beide 
Augen,  oder  mit  andern  Worten,  das  Gesetz  der  Rich- 
tung des  Sehens  mit  beiden  Augen  nichts  enthalten  darf, 
das  mit  dem  Gesetze  der  Richtung  des  Sehens  mit  einem 
Auge  nicht  übereinstimmt. 

Es  war  die  Meinung  des  Aguilonius,  daCs  alle 
mit  einem  Blicke  beider  Augen  gesehenen  Objecto  in 
der  Ebene  des  Horopters  erscheinen.  Der  Horopter, 
sagt  er,  ist  eine  durch  den  Kreuzungspunkt  der  Sehach- 
sen gezogene  und  mit  derjenigen  parallel  laufende  Linie, 
welche  die  Mittelpunkte'beider  Augen  veiliindet;  die  Ebene 
des  Horopters  ist  eine  durch  diese  Linie  gelegte  ebene  Flä- 
che, welche  mit  der  Mittellinie  der  Sehachsen  einen  rech- 
ten Winkel  bildet.    Alle  in  dieser  Ebene  sich  befindende 


37 

Objede  mfiseen  nach  seiner  ErkISrang  einfach  ersdiei- 
nen,  weil  die  Linien  der  Richtung ,  in  welcher  irgend 
ein  Punkt  eines  Objects  gesehen  wird,  sich  nur  in  die«» 
ser  Ebene  und  nirgendwo  anders  kreuzen;  da  nun- aber 
diese  Linien  nur  in  einem  Punkte  zusammentreffen' kön- 
nen,  80  folgt  aus  dieser  Hypothese  Ton  selbst,  dalis  alle 
sieht  in  der  Ebene  des  Horopters  befindlichen  Objecte 
doppelt  ers^einen  müssen,  weil  der  Punkt,  wo  sich  die 
Bichtongslinicn  kreuzen,  in  diesem  Falle  entweder  Tor 
oder  hinter  demselben  liegt.  Diese  Meinung  wurde  auch 
TOD  Dechales  und  Portcrfield  behauptet.  DaCs  sie 
aber  unrichtig  ist,  davon  glaube  ich  genug  Beweise  gelie- 
fert zu  haben,  als  ich  zeigte,  dafs  Objecte,  die  bei  der  Yer- 
etDignng  der  Sehachsen  in  irgend  einem  Punkte  entweder 
Tor  oder  hinter  der  Ebene  des  Hpropters  liegen,  unter 
gewissen  Verhältnissen  ebensowohl  einfach  gesehen  wer- 
den, als  die  in  der  Ebene. 

Dr.  Wells's  „neue  Theorie  über  die  Richtung  des 
Sehens"  war  eine  Modification  der  vorhergehenden  An- 
ncbt.  Dieser  scharfsinnige  Schriftsteller  behauptet  mit 
Aguilonius,  daCs  Objecte  nur  in  der  Ebene  des  Ho- 
ropters einfach  gesehen  werden  ui^d  folglich  doppelt  er- 
scheinen, wenn  sie  sich  vor  oder  hinter  derselbe^  be- 
finden; er  versuchte  jedoch  das  Einfacherscheinen  der 
Objecte  in  der  Ebene  des  Horopters  von  ganz  andern 
Grundsätzen  abhängig  zu  machen/  aus  welchen  er  fol- 
gerte, und  zwar  gegen  Aguilonius,  dafs  Objecte,  die 
Terdoppelt  werden,  niemals  in  der  Ebene  des  Horopters 
erscheinen,  sondern  an  anderen  Orten,  welche  durch 
jene  Grundsätze  genauer  bestimmt  werden.  Dr.  Wells 
wurde  durch  eine  zufällig  gemachte  Beobachtung,  welche 
er  sich  durch  keine  vorhandene  Ansicht  über  die  Rich- 
tODg  des  Sehens  erklären  konnte,  auf  seine  neue  Theo- 
rie bingeleitet;  dafs  aber  dieselbe  Beobachtung  schon  vor 
ihm  von  Dr.  Smith  gemacht  worden  war,  scheint  ihm 
unbekannt  gewesen  zu  sejn.    kh  habe  sie  in  §.  8  -ange- 


3» 

geben y  und  finde  da&  sie  die  einzige  ist,  welche  fiber 
das  Wahrnehmen  der  mit  beiden  Augen  gesehenen  Ob- 
jecte  in  Relief  Tor  meinen  Untersuchungen  über  diesen 
Gegenstand  schriftlich  angegeben  ist.  Die  Theorie  des 
Dr.  Wells  scheint  so  wenig  verstanden  worden  zu  seyn, 
daCs  kein  nachfolgender  Schriftsteller  unternommen  hat, 
sie  entweder  zu  bestätigen  oder  zu  widerlegen.  Es  wGrde 
unnöthig  seyn  die  Grundsätze  dieser  Theorie  hier  näher 
zu  etOrtem,  da  sie  nur  eines  einzigen  anomalen  Falles 
wegen  gebildet  wurde,  und  sich  überhaupt  mit  den  alt 
gemeinen  Regeln  nicht  verträgt,  von  welchen  dieser  Fall 
abhängt,  wie  schon  gezeigt  worden  ist.  Ungeachtet  der 
unrichtigen  Ansichten  derselben,  so  enthält  doch  der  Auf- 
satz „über  Einfachsehen  mit  beiden  Augen"  viele  wich- 
tige Experimente  und  Bemerkungen,  deren  Wahrheit  un- 
abhängig von  der  Theorie  ist,  die  sie  erklären  sollen. 

Die  Theorie,  welche  sich  am  weitesten  verbreitet 
haty  ist  die  Annahme^  dafs  das  Object  deswegen  einfach 
gesehen  werde,  weil  das  Bild  desselben  auf  correspon- 
dirende  Punkte  der  beiden  Retinen  fällt,  d.  h.  auf  Punkte, 
welche  eine  gleiche  Stellung  zu,  und  Entfernung  von  dem 
Mittelpunkte  einer  jeden  einnehmen.  Diese  Theorie  setzt 
voraus,  dafs  die  auf  die  Retinen  projicirten  Bilder  einan- 
der vollkommen  gleich  seyen,  indem  nämlich  correspon- 
dirende  Punkte  der  Bilder  auf  correspondirende  Punkte 
der  Nervenhäute  fallen.  Die  Autoren,  welche  hierin 
tSbereinstimmen,  sind  aber  in  der  Meinung,  warum  die 
Objecte  diesem  Gesetze  nach  an  dem  richtigen  Orte  oder 
einfach  gesehen  werden,  sehr  getheilt.  Dr.  Smith  sagt, 
es  hänge  allein  von  der  Gewohnheit  ab,  und  er  erklärt 
die  Ursache,  weshalb  die  Augen  gegen  ein  Object  fbr  ge- 
wöhnlich so  gerichtet  sind,  dafs  die  Bilder  auf  correspon- 
dirende Punkte  fallen,  auf  folgende  Weise:  —  „Wenn 
wir  ein  Object  mit  einem  ruhigen  Blicke  betrachten,  so 
ist  es  uns  zur  Gewohnheit  geworden,  die  Sehachsen  nach 
dem  beabsichtigten  Punkte  zu  richten,  weil  nämlich  dann 


39 

die  aaf  die  MUte  der  Nervenbäpte  fallenden  Bilder  hier 
deutlicher  sind,  als  wenn  sie  auf  andere  Stellen  fielen; 
ood  da  nun  die  Bilder  des  ganzen  Objects  einan()er  gleich, 
ood  beide  im  Verhältnisse  zu  den  Sehachsen  umgekehrt 
sindy  80  folgt  daraus,  dafs  die  Bilder  der  seitlichen 
Punkte  des  Objects  auf  correspondirende  Punkte  dier  Re- 
tinen fallen. '^  ( 

Nach  einer  langen  Abhandlung  Ober  diesen  Gegen- 
stand gelangte  Dr.  Reid  zu  folgenden  Schlüssen:  — 
„dafs  ein  Object,  welches  sich  auf  den  Mittelpunkten  der 
Nervenhäute  oder  auf  anderen  ganz  gleichmäfsig  zur  Mitte 
gelagerten  Punkten  abbildet,  vermöge  einer  eigenthümli- 
eben  Eigenschaft  des  menschlichen  Auges  an  seinem  Orte 
erscheine;  dafs  aber  selbst  die  wahrscheinlichsten  Ver- 
suche einer  ErJLläroog  dieser  Eigenschaft  unzureichend 
sejen;  und  dafs  sie  daher  entweder  ein  ursprüngliches  be- 
setz des  Gesichtssinnes  selbst,  oder  die  Folge  eines  mehr 
allgemeinen  Gesetzes  sejn  müsse,  welches  bis-jctzt  noch 
oidit  aufgefunden  sey.'' 

Andere  Anhänger  dieser  Theorie  haben  die  Corre- 
spondenz  oder  Idendität  der  Nervenhautpunkte  als  ays 
der  anatomischen  Structnr,  nämlich  aus  einer  Vcrbin- 
duDg  der  Nervenfasern  hervorgehend  betrachtet;  zu  die- 
sen gehören  Galen,  Dr.  Briggs,  Sirlsaac  Newton, 
Rohault,  Dr.  Hartley,  Dr.  Wollaston  und  Prof. 
Hüller. 

Einige  von  den  Vertheidigem  dieser  Theorie  haben 
gedacht,  oder  sie  haben  vielmehr  ohne  zu  denken  zuge- 
geben, dafs  dieselbe  mit  dem  Gesetze  des  Aguilonius 
durchaus  nicht  im  V^iderspruche  stehe;  allein  schon  eine 
obeiflächliche  Betrachtung  zeigt,  dafs  beide  niclit  zusam- 
men bestehen  können,  denn  correspondirende  Linien  der 
Richtung  des  Sehens,  d.  h.  Linien,  die  sich  in  correspon- 
direnden  Punkten  beider  Nervenhäute  endigen,  können 
in  der  Ebene  des  Horopters  nur  dann  zusammentreffen, 
wenn  die  Sel^axen  fast  parallel  laufen  und  die  Ebene 


40 

sich  in*  tiner  unendlichen  Ferne  vor  den  Aagen  befin- 
det Einlige  der  neuem  deutschen  Schriftsteller  ^)  haben 
untersucluy  wie  die  Linie  gebogen  seyn  müsse,  in  wel- 
cher die'  Objecte  bei  der  Richtung  der  Sehachsen  nach 
einem  gegebenen  Punkte  einfach  erscheinen.  Diese  Un- 
tersuchung wurde  unter  der  Voraussetzung  angestellt, 
dafs  die  Objecte  nur  dann  einfach  gesehen  würden,  wenn 
sie  sich  auf  correspondirenden  Nervenhautpunkten  abbil- 
deten. Sie  haben  ein  sehr  schönes  Resultat  herbeige- 
führt, welches  hier  mitzutheilen  mir  erlaubt  sejn  mag 
da  es  bisher  noch  in  keinem  englischen  Werke  erwähnt 
worden  ist. 

R  nttd  L  Fig.  26  sind  die  beiden  Augen;  CJ,  CA 
die  in  A  convergirenden  Sehachsen;  und  CABC  ein 
durch  den  Convergenzpnnkt  A  und  die  Mittelpunkte  der 
Richtung  des  Sehens  CC'  gezogener  Kreis.  Die  Linien, 
welche  von  irgend  einem  in  der  Peripherie  dieses  Krei- 
ses gelegenen  Punkte  aus  und  durch  die  Mittelpunkte 
beider  Augen  CC  gezogen  werden,  treffen  correspon- 
dirende  Nervenhautpunkte  DD';  denn  da  die  "Winkel 
ACB  und  ACB  glercb  sind,  so  mufs  auch  DCE  mit 
D'CE'  'gleich  seyn.  Jeder  Punkt,  welcher  sich  in  der 
Peripherie  des  Kreises  CABC  befindet,  wird  daher, 
dem  angenommenen  Grundsatze  der  Theorie  gemäfs,  ein- 
fach erscheinen,  es  mögen  die  Sehachsen  nach  A  oder 
nach  irgend  einem  andern  Punkte  des  Kreises  gerich- 
tet seyn.' 

Ich  will  zwei  andere  Eigenschaften  dieses  Kreises 
anführen:  1)  der  durch  zwei  Punkte  auf  der  Peripherie 
bezeichnete  Bogenabschnitt  enthält  gerade  die  doppelte 
Anzahl  von  Graden,  als  das  Bild  dieses  Bogenabschnit- 
tes  auf  der  Retina,  so  dafs  ein  Objcct,  welches  z.  B. 
180®  des  angenommenen  Kreises  des  Einfachsehens  ein- 
nimmt, sich  auf  einem  Theile  der  Retina  von  90^  dar- 

1)  Tortual,  die  Sinne  des  Menschen,  Munster  1827.  —  BarteUi 
Beftiage  zur  Phyü^losie  des  GesichtMinnei,  Berlin  1834. 


41 

stellen  wfirde;  denn  da  der  Winkel  D  CE  oder  D'  C'E' 
im  Centnim,  und  der  Winkel  BGA  oder  BC'A  auf 
der  Peripherie  eines  Kreises  liegen»  so  folgt  diese  Noth- 
wendigkeit  von  selbst.  2)  Die  Sehachsen  mögen  sich  in 
einem  Punkte  der  Peripherie  treffen  wo  sie  wollen ,  so 
bilden  sie  imm^r  denselben  Winkel  mit  einander,  denn 
die  Winkel  CAO  und  CBC'  sind  gleich. 

{fach  Dr.  Yonng  und  andern  yorzfiglichen  Auto- 
ren liber  den  Gesichtssinn,  ist  in  dem  Auge  das  Cen« 
trum  der  Richtung  des  Sehens»  oder  der  Punkt,  wo  sich 
die  Hauptstrahlen  kreuzen»  zugleich  auch  der  Mittelpunkt 
Ton  der  sphärischen  Fläche  der  Retina»  und  der  klei- 
neren sphärischen  Fläche  der  Cornea.  In  Fig.  26  stellt 
R  and  L  der  Einfachheit  wegen  nur  die  Hoblkugel  der 
Retioa  dar»  was  aber  für  die  Entwicklung  des  Grund- 
satzes schon  vollkommen  genügt. 

Die  auf  Experimente  gestützten  und  in  dieser  Ab- 
handlang erläuterten  Gründe»  welche  die  Theorie  des 
Agoilonius  widerlegen»  veranlassen  mich  auch  das  Ge- 
setz der  correspondirenden  Nervenhautpunkte  als  eine 
nicht  genaue  Erklärung  des  Phänomens  des  Einfachse- 
hens zu  verwerfen.  Nach  Jener  Theorie  können  die  Ob- 
jecte  nur  in  der  Ebene  des  Horopters  einfach  erschei- 
nen, und  nach  diesem  Gesetze  nur  dann,  wenn  sie  sich 
in  dem  Kreise  des  Einfachsehens  befinden;  beide  Grund- 
sätze stehen  aber  im  Widerspruche  mit  dem  Sehen  der 
Objecte  in  Relief,  wenn  sie  mit  beiden  Augen  betrach- 
tet werden»  denn  die  Punkte,  welche  das  Object  be- 
stimmen und  darstellen,  erscheinen  einfach,  obschon  sie 
sidi  in  verschiedenen  Entfernungen  vor  den  Augen  be- 
finden. Dafs  überdiefs  die  Meinung»  welche  von  allen 
Anhängern  der  Theorie  über  die  correspondirenden  Ner- 
venhaotpnnkte  angenommen  wird»  nämlich,  dafs  die  bei- 
den Nervenhautbilder  von  einem  Objecte  einander  voll- 
kommen gleich  sind,  in  allen  Fällen,  mit  Ausnahme  des 
^zigen»  wo  die  Sehachsen  parallel  sind,  ganz  und  gpr 


42 

gegen  !die  wirkliche  Tbatsache  ist,  habe  ich  schon  hin- 
reicbend  bewiesen, 

Gassendus,  Porta,  Taequet  und  Call  behaup- 
teten, daCB,  obschon  beide  Augen  geöffnet  sind,  wir  doch 
nur  mit  einem  sehen;  ihrer  Meinung  nach  ist  das  eine 
Aoge  gleichsam  erschlafft  und  auf  das  Object  nicht  aof- 
merksam,  während  das  andere  sich  in  gespannter  Th3- 
tigkeit ! befindet.  Diese  Hypothese  wird  schon  dadurch 
hinreichend  widerlegt,  dafs  wir  ein  Object  doppelt  se- 
hen, sobald  die  eine  Sehachse  eine  von  <der  andern  ver- 
schiedene Richtung  annimmt,  wie  z.  B.  beim  Schielen, 
oder  wenn  der  eine  Augapfel  mit  dem  Finger  etwas  ver- 
wendet wird;  würden  wir  wirklich  nur  mit  einem  Auge 
sehen,  so  mfifste  auch  unter  solchen  Yerhältnissen  das 
Object  nur  einfach  erscheinen.  Ferner,  in  vielen  Fäl- 
len, die  ich  früher  angegeben  und  erklärt  habe,  erzeugt 
eine  gleichzeitige  Einwirkung  auf  beide  Retinen  eine  Ge- 
sichtsvorstellung, welche  von  der  verschieden  ist,  die  ei- 
nem nur  auf  ein  Auge  gemachten  Eindrucke  folgt.  Diese 
veranlafst  nämlich  den  Begriff  von  einer  Darstellung  auf 
einer  ebenen  Fläche;  jene  dagegen  den  von  einem  Ob- 
fccte  in  Relief;  das  könnte  nicht  der  Fall  seyn,  wenn 
vrir  nur  mit  einem  Auge  sähen. 

Du  Tour^}  hielt  dafür,  daCs  wenn  wir  auch  bis- 
weilen mit  beiden  Augen  gleidizeitig  seh^n,  die  Seele 
doch  keineswegs  von  zwei  correspondirenden  Punkten 
der  Nervenhautbilder  auf  einmal  afficirt  werden  könne. 
Zur  Annahme  dieser  Meinung  wurde  er  durch  den  in 
§.  14  angeführten  Gegenstand  veranlafst.  Sie  durch  Ex- 
perimente zu  widerlegen  möchte  schwer  seyn,  und  alles, 
was  die  Experimente  zum  Vortheile  dieser  Meinung  tiber- 
haupt  darbieten,  und  was  andere  über  das  Verschwin- 
den der  Objecte  in  für  ein  Auge  angestellten  Versuchen  in 
der  That  beweisen,  besteht  nur  darin,  dafs  sich  die  Auf* 
merksamkeit  von  dem  Eindrucke  der  einen  Retina  weg- 
1)  AH.  Par.  1743.  M.  p.  334. 


43 

weDdeC,  wenn  die  Empfindangen  beider  Nervenhiate 
leicht  ZQ  einer  solchen  YorBtellung  yerbonden  werden 
lODDen,  die  dem  Begriffe  von  irgend  einem  Gegenstande 
der  Anbenwek  entspricht;  sie  bieten  aber  durchaus  kei- 
nen Grund  zu  der  Yermuthung  dar,  dafs  die  Seele  den 
aaf  beide  Nervenhäute  gleichzeitig  gemachten  Eindrticken 
ihre  Aufmerksamkeit  nicht  zuwenden  könne,  wenn  sie 
beide  Übereinstimmen,  eine  und  dieselbe  Vorstellung  zu 
erwecken. 

Eine  sehr  originelle  Idee  hat  neulich  M.  Lehot^) 
▼orgebracht,  indem  er  nSmlich  zu  beweisen  sucht,  daCs 
tkh  Nervenhautbilder  u.  s.  w.  nach  drei  Dimensionen  in 
den  Glaskörpern  darstellten,  welche  wir  mittelst  Ner- 
Tenfasem  wahrnähmen,  die  sich  von  den  Retinen  in  die 
Glaskörper  erstreckten.  Diese  Theorie  würde  zwar  das 
Einfacherscheinen  der  mit  beiden  Augen  in  Relief  gese- 
henen Objecte  erklären,  jedoch  ganz  unerklärt  lassen, 
warum  wir  ein  Object  in  Relief  wahrnehmen,  wenn 
zwei  Zeichnungen  eines  Objectes  beiden  Augen  darge- 
boten werden;  eben  so  wenig  könnten  wir  nach  die- 
ser Theorie  einen  Unterschied  in  dem  Reliefe  der  Ob- 
jecte erkennen,  wenn  sie  nur  mit  einem  oder  mit  bei- 
den Augen  gesehen  würden,  was  doch  der  wirklichen 
Thatsache  ganz  entgegen  ist  Ueberdiefs  sind  die  Be- 
weise für  das  Wahrnehmen  der  äufsem  Gegenstände 
mittelst  der  Nervenhautbilder  zu  zahlreich  und  zu  über- 
üUirend,  als  dafs  man  sich  auf  eine  andere  und  ent- 
gegeogesetzte  Yermuthung  auch  nur  einen  Augenblick 
einlassen  könnte.  Es  wird  daher  genug  sejn  zwei  an- 
dere Theorien  nur  noch  zu  erwähnen,  welche  den  Sitz 
des  Sehens  in  den  Glaskörper  setzen.  Yallee')  ohne 
die  Existenz  der  Bilder  auf  den  Retinen  zu  läugnen,  hat 
ndi  dafür  erklärt,  dafs  wir  das  Relief  eines  Objects  mit- 
telst eines  vorn  an  der  Hyaloidea  gelegenen  Focus  se- 

1)  Noui^elU  TfUorie  dt  ia  VUion,  Par.  1823. 

2)  Traiti  de  ia  Science  du  Dessein,  Par.  1821,  p.  27a 


44 

bcn.  RaapaiP)  hat  in  einer  ziemlich  langen  Abhand* 
lang  die  sonderbare  Hypothese  an  den  Tag  gebracht,  dab 
sich,  das  Bild  des  Objeotes  weder  in  dem  Glaskörpei' 
noch  auf  der  Retina  darstelle,  sondern  schon  im  Focas 
des  LinsensjstemeSy  ans  dem  das  Auge  besteht ,  wahr- 
genommen werde. 

§.  16. 

Es  bleibt  nun  noch  zu  untersuchen  fibrig,  warum 
zwei  ungleiche  Nervenhautbilder  der  beiden  Augen  zo 
der  Vorstellung  von  einem  Objecte  in  Relief  Veranlas- 
sung geben.  Gegenwärtig  wage  ich  noch  nicht  diese 
Frage  vollkommen  zu  lösen ,  da  diefs  durchaus  nicht  so 
leicht,  als  es  vielleicht  auf  dem  ersten  Blick  scheinen 
mag,  und  fibrigens  ein  höchst  complicirter  Gregenstand 
ist.  Ich  werde  hier  nur  die  am  meisten  auffallenden 
und  vielleicht  möglichen  Erklärungsweisen  anführen  und 
zeigen,  dafs  diese  nicht  ausreichen,  das  Ganze  des  Phä- 
nomens darzuthun. 

Es  kann  angenommen  werden,  dafs  wir  in  einem 
Momente  einen  Punkt  des  Sehfeldes  genau  und  scharf 
sehen,  den  Punkt  nämlich,  auf  welchen  die  Sehachsen 
gerichtet  sind,  während  alle  anderen  undeutlich  gesehen 
werden;  daCs  die  Seele  nicht  wahrnimmt,  ob  diese  Punkte 
einfach  oder  doppelt  sind,  und  daher  das  Ganze  des  Ob- 
jects  nur  dadurch  wahrgenommen  wird,  dafs  der  Kreu- 
zungspunkt der^Sehachsen  auf  eine  hinreichende  Menge 
Punkte  des  Objects  gerichtet  wird,  um  uns  in  den  Stand 
zu  setzen,  ein  richtiges  Urtheil  fiber  die  Gestalt  dessel- 
ben zu  fällen. 

Dafs  die  von  den  Augen  nicht  fixirten  Punkte  des 
Sehfeldes  in  einem  gewissen  Grade  undeutlich  sind,  und 
dafs  diese  Uudeutlichkeit  mit  der  Entfernung  von  dem 
fixirten  Punkte  zunimmt,  kann  wohl  nicht  bezweifelt  wer- 
den, und  es  ist  ebenfalls  wahr,  daCs  die  auf  diese  Weise 

1)  Nowf€au  Systhne  de  Chimie  organique^  t.  2.  p,  329. 


45 

imdeQtlich  gesehenen  Ob)ecte  oft  doppelt  erscheioen. 
Bei  dem  gewöhnlichen  Sehen  ist  anzunehmen,  dab  diese 
Uodeatlichkeit  nicht  in  Anschlag  komme,  weil  die  Au- 
gen von  Punkt  zu  Punkt  schweifend,  somit  jeden  Punkt 
des  Objects  genau  und  scharf  ansehen;  und  dafs  die  Vor- 
stellaog  von  einem  Objecto  nicht  die  Folge  eines  ein- 
zigen Blickes  ist,  da  dieser  nur  einen  kleinen  Theil  des- 
selben genau  übersieht,  sondern  vielmehr  nur  durch  ei- 
nen Vergleich  aller  Bilder  des  Objectes  zu  Stande  kommt, 
die  sich  beim  Uebergange  der  Augen  Von  Punkt  zu  Punkt 
der  Reihe  uach  an  den  Nenrenhäuten  darstellen. 

Alles  diefs  ist  zwar  in  einem  gewissen  Grade  wahr, 
allein  wSre  es  vollkommen  wahr,  so  dQrfte  die  Erschei- 
nung des  Reliefs  nicht  stattfinden,  wenn  die  Augen  ei- 
nen einzigen  Punkt  der  beiden  Reflexe  im  Stereoskope 
anhaltend  und  scharf  fixiren.  Wird  das  Experiment  sorg- 
filltig'  angestellt,  so  findet  man,  dafs  selbst  in  diesem 
Falle  der  Reflex  einfach  und  in  Relief  gesehen  wird, 
Torausgesetzt,  dafs  die  Nervenhautbilder  sich  nicht  zu 
weit  über  die  Mittelpunkte  der  Retinen  hinaus  erstrecken. 
Wäre  die  Lehre  von  den  correspondireuden  Nervenhaut- 
pnnkten  wahr,  mtlfste  die  Erscheinung  die  eines  Ueber- 
einanderliegens  beider  reflectirten  Bilder  seyn,  womit  sie 
aber  nicht  die  geringste  Aehnlichkeit  hat.  Die  folgen« 
den  Experimente  zeugen  gleichfalls  ganz  entscheidend 
gegen  diese  Lehre. 

Man  ziehe  zwei  Linien  auf  ein  Blatt  Papier,  ungc- 
fotir  zwei  Zoll  lang  und  etwas  geneigt  gegen  einander, 
wte  in  Fig.  10.  Nachdem  nun  das  Zusammenfallen  oder 
Kchdecken  derselben  dadurch  bewirkt  worden  ist,  dafis 
sich  die  Sehachsen  in  einem  nahern  Punkte  als  das  Pa- 
pier kreuzen,  so  fixire  mai|  das  untere  Ende  der  resul- 
tirenden  Linie  mit  einem  festen  und  scharfen  Blicke. 
Die  ganze  Linie  wird  einfach  und  in  dem  gehörigen  Re- 
lief erscheinen,  und  eine  Stecknadel  oder  ein  Stück  Draht 
kann  ohno  die  geringste  Schwierigkeit  in  die  genaue 


46 

Richtang  der  Linie  gebracht  werden;  oder,  wenn  bei  fort- 
dauernder Fixation  des  untern  oder  nähern  Endes  der 
Linie  die  Spitze  einer  Nadel  an  die  Stelle,  wo  sich  das 
obere  oder  entferntere  Ende  der  Linie  befindet,  oder 
an  irgend  einen  mittleren  Punkt  derselben  gebracht  wird, 
so  läfst  sich  selbst  der  Kreuzungspnokt  der  Sehachsen 
nach  dem  von  der  Nadelspitze  angedeuteten  Punkte  be- 
wegen, ohne  dafs  die  Coincidenz  der  beiden  Bilder  anch 
nur  im  Geringsten  gestört  wird.  Die  Augen  werden  hier-  ^ 
bei  manchmal  ermüdet,  und  dann  erscheint  der  nicht 
fixirte  Theil  der  Linie  doppelt,  so  wie  auch  in  diesem 
Falle  die  Erscheinung  des  RelieEs  ganz  schwindet.  Das- 
selbe Experiment  läfst  sich  auch  mit  mehr  zusammenge- 
setzten Figuren  anstellen,  Jedoch  dürfen  di^  Bilder  nicht 
zu  weit  über  die  Mitte  der  Retinen  hinausgehen. 

Einen  andern  und  sehr  schönen  Beweis  für  die  Er- 
scheinung des  Reliefs  beim  Sehen  mit  beiden  Augen  als 
einen  von  der  Bewegung  der  Augen  unabhängigen  Ef- 
fect kann  man  dadurch  erhalten,  dafs  Spectra  von  com- 
plicirten  Figuren  auf  den  Nervenhäuten  hervorgebracht 
werden.  Für  diesen  Zweck  müssen  die  Figoren  in  dicken 
farbigen  Linien  und  auf  einen  Grund  von  der  comple- 
mentSren  Farbe  gezeichnet  werden,  z.  B.  rothe  Linien 
auf  grünem  Grunde.  Es  werden  nun  diese  Zeichnungen, 
die  aber  stark  beleuchtet  jseyn  müssen,  entweder  im  Ste- 
reoskope oder  in  dem  Apparate  Fig.  6  auf  die  gewöhn- 
liche Art  beleuchtet,  wobei  man  sich  jedoch  bemühen 
muCs,  nur  einen  einzigen  Punkt  der  Figur  zu  fixiren. 
Nachdem  sie  nun  lange  genug  fixirt  worden,  um  den  nö* 
thigen  Eindruck  auf  die  Retinen  dadurch  zu  bewirken, 
so  bedecke  man  die  Augen  sorgfältig,  um  alles  fiu&ere 
Licht  vollkommen  abzuhalten,  und  es  wird  nun  vor  den 
geschlossenen  Augen  das  Spectrum  eines  Objects  in  Re- 
lief erscheinen.  Es  ist  bekannt,  dafs  ein  nur  in  einem 
Auge  hervorgebrachtes  Spectrum  im  Dunkeln  oft  abwecb« 
selnd  erscheint  und  wieder  verschwindcty  werden  nun 


47 

Spectra  in  beiden  Augen  erzengt,*  so  entsprechen  sie  sidi 
nicht  genaa  in  diesem  Wechsel,  wodurch  denn  ein  höchst 
sonderbarer  Effect  entsteht,  bald  nämlich  wird  nur  dasSpe- 
ctram  des  rechten  und  bald  nur  das  des  linken  Auges  ge- 
sehen, und  in  dem  Momente,  wo  sie  beide  zugleich  wahr- 
genommen werden,  erscheint  das  Spectrum  beider  Augen 
im  deutlichen  Relief.  Da  in  diesem  Falle  die  Spectralbil- 
der  ihren  Platz  auf  den  Nervenhäuten  nicht  verändern  kön- 
nen, wie  sehr  auch  die  Augen  bewegt  werden  mögen,  so 
können  die  Sehachsen  während  des  Experimentes  nur  im- 
mer einem  einzigen  Punkte  eines  jeden  Bildes  entsprechen. 

Wenn  daher  ein  Object  oder  ein  Theil  desselben, 
während  die  Sehachsen  beider  Augen  nach  einem  einzi- 
gen Punkte  gerichtet  sind,  in  Relief  erscheint,  so  ist  es 
leicht  einzusehen,  dafs  nur  ein  Punkt  des  Objectes,  wel- 
ches einfach  erscheint,  in  dem  Kreuzungspunkte  der  bei- 
den Linien  der  Richtung  des  Sehens,  in  welcher  es  je- 
des Auge  allein  sieht,  wahrgenommen  wird,  es  mögen 
nan  diese  Richtungslinien  des  Sehens  in  correspondiren- 
den  Punkten  der  beiden  Nervenhäute  endigen  oder  nicht. 

Wollten  wir  dagegen  annehmen,  dafs  mit  einem 
Blicke  alle  Punkte  eines  Ob)ects  in  Relief  an  dem  Kreu- 
znng^punkte  der  beiden  Linien  der  Richtung  des  Sehens, 
IQ  welcher  es  jedes  Auge  allein  sieht,  wahrgenommen 
würden,  so  wäre  dieCs  ein  Irrthum.  Nach  dieser  An- 
nahme dürften  Objecte,  die  vor  oder  hinter  den  Kreu- 
znngspunkten  der  Sehachsen  liegen,  niemals  doppelt  er- 
sdieinen,  dab  diefs  aber  der  Fall  ist,  davon  giebt  es  hinrei- 
chend viel  Beweise.  Die  Bestimmung  des  Punctes,  wel- 
dier  einfach  erscheinen  soll,  scheint  in  nicht  geringem 
Grade  von  der  Kenntnifs  abzuhängen,  die  wir  von  der 
Form  des  zu  betrachtenden  Gegenstandes  schon  vorher 
besalsen»  Es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen,  dafs  ge- 
wisse Regeln  oder  Gesetze  des  Sehens  aufgefunden  wer- 
den können,  welche  alle  Verhältnisse  umfassen,'  unter 
welchen  das  Einfachsehen  mittelst  nicht -correspondiren- 


•-. 


48 

der  Nervenhautpunkto  vorkommt,  und  dnrch  urelche  das- 
selbe bestimmt  wird.  Diesen  Zweck  zu  erreichen,  habe 
ich  zahlreiche  Experimente  gemacht  und  dadurch  einige 
Bedingungen  aufgefunden,  von  welchen  das  Einfach-  und 
das  Doppelsehen  abhängt,  deren  Betrachtung  ich  mir  je- 
doch für  die  nächste  Abhandlung  vorbehalten  mufs. 

Was  bisher  gesagt  worden  ist,  wird  auf  jedem  Fall 
schon  hinreichen  zu  beweisen,  dafs  die  Gesetze  der  Rich- 
tung des  Sehens  mit  beiden  Augen,  die  man  bis  auf  den 
heutigen  Tag  aufgestellt  hat,  zu  beschränkt  sind,  um  wahr 
zu  sejn.  Das  Gesetz  des  Aguiloniua  »sagt,  das  Ob- 
jecte  nur  in  der  Ebene  des  Horopters  einfach  gesebea 
werden;  und  jenes  über  die  correspondirenden  Nerven- 
hautpunkte,  welches,  bis  auf  das  Aeulserste  verfolgt,  noth- 
wendiger  Weise  zu  einem  Resultate  führte,  das  die  er- 
sten Yerlheidiger  dess^en  nicht  vorausgesehen  hatten, 
indem  mehrere  von  ihnen  glaubten,  dafs  dieses  Gesetx 
mit  dem  des  Aguilonius  übereinstimme,  giebt  zu  dem 
Schlüsse  Veranlassung,  dafs  kein  Object  einfach  erschei- 
nen könne,  aufser  es  werde  in  einem  Kreise  gesehen,  wel- 
cher durch  die  Mittelpunkte  der  Richtung  des  Sehens  ia 
beiden  Augen  und  dem  Convergenzpunkt  der  Sehachsen 
gezogen  wird.«  Beide  Gesetze  stehen  im  Widerspruche 
mit  dem  Einfachsehen  der  Objecte,  deren  Punkte  weder 
in  der  Ebene  der  einen  Lehre,  noch  in  dem  Kreise  der 
andern  liegen;  und  dais  Objecte  unter  Verhältnissen,  die 
durch  diese  Gesetze  nicht  erklärt  werden  können,  doch 
einfach  erscheinen,  ist  wie  ich  glaube,  durch  die  angege- 
benen Experimente  auber  allen  Zweifel  gesetzt  worden. 
Sollte  in  Zukunft  noch  bewiesen  werden,  dafs  alle  Punkte 
in  der*  erwähnten  Ebene  oder  dem  Kreise  einfach  erschei- 
nen, eine  Beweisführung,  die  wegen  der  gro&en  Undeot« 
lichkeit  der  seitlichen  Bilder  nicht  so  leicht  seyn  wird, 
so  mufs  dieses  Gesetz  durch  den  Satz  abgeändert  werden, 
dafs  Punkte,  welche  aufserhalb  der  Ebene  oder  des  Krei- 
ses liegen,  nicht  immer  doppelt  erscheinen. 


49 


n.  Die  Farben  der  Atmosphäre,  betrachtet  rrut 
Bezug  auf  einen  früheren  Aufsatz:  ,XJeber 
die  Farben  des  FFasserdampfs  unter  gems^ 
sen  Umständen**  *);  von  J.  D.  Forbes. 

(Mdgedieilt  ▼um  Hm.  Ycr&aser  «ds  den  Transaei.  of  ihe  Royai  Soe, 

of  Edinburgh.  Fol  XtF.) 


Lier  f;egenwärtige  Aobatz  beabsichtigt  den  Wink,  wel* 
dien  ich  in  einer  am  21.  Jan.  d.  J.  mitgetheilten  Notiz 
fiber  die  merkwürdige  rothe  Farbe  des  sich  ▼erdichten- 
den Dampfs,  zur  Erklärung  gevrisser  atmosphärischer  Far- 
ben gegeben  habe,  YoUständiger  zu  erläutern.  Seit  der 
Zeit  habe  ich  die  hauptsächlichsten  Schriftsteller,  die  von 
den  Farben  des  Himmels  überhaupt,  und  von  der  Abend- 
rtthe  insbesondere  handeln,  mit  Sorgfalt  nachgelesen,  und 
da  ich  hiebet  Vieles  zur  Bestätigung,  und  Weniges  zur 
Abänderung  der  von  mir  bereits  über  den  Gegenstand 
gelabten  Ansicht  gefunden  habe,  so  hoffe  ich,  dafs  der 
▼orliegende  Aulsatz  einen  passenden  Zusatz  zu  meiner 
bfiberen  experimentellen  Notiz  abgeben  werde.  Ich  er- 
ianere,  in  dieser  die  sonderbare  Thatsache  beschrieben 
n  haben,  dafs  der  Dampf  nicht  auf  einmal  aus  dem  Zu- 
stande der  Unsichtbarkeit  in  den  eines  weifsen  Nebels, 
wie  er  z.  B.  aus  der  Dille  eines  Theekessels  hervordringt, 
übergeht,  sondern  daCs  er  einen  intermediären  Zustand 
dorddäuft,  in  welchem  er  farbig  ist,  sogar  sehr  stark,  so 
dais  er  dem  durchgehenden  Licht  eine  Farbe  vom  Loh- 
gelb {iamtf  yeUow)  bis  zum  intensiven  Rauchroth  (5/110- 
Wtfdf)  ertheilt.  Ich  bemerkte  überdieüs,  dafis,  da  diese 
Endieinong  keinen  Dampf  von  hoher  Spannung  zu  ihrer 
£nengong  erfordere,  die  Farben  beim  Sonnenuntergang 
und  beim  künstlichen,  durch  Nebel  gesehenem  Licht  sehr 

i)  S.  Ann.  Bd.  47.  S.  593. 
Joggend,  Ann.  Erganzungsbd.  L  4 


&0 

^wahrscheinlich  aas  der  absorbirenden  Wirkung  des  Was- 
serdampfs in  eben  dem  Zustand  entspringen  möchten. 

Eberhard,  ein  Schriftsteiler  vor  mehr  als  sechszig 
Jahren,  sagt,  die  Masse  der  von  den  Physikern  tiber  die 
Farben  des  Himmels  ausgesprochenen  Meinungen  er- 
sdirecke  ihn,  wenn  er  an  ihre  Auseinandersetzung  denke; 
da  nun  diese  sich  seit  der  Zeit  vielleicht  verdoppelt  hat, 
so  kann  man  sich  eine  Idee  machen  von  der  Arbeit,  die 
zur  Sammlung  und  Klassifidrung  der  hierüber  in  Lehrbfl- 
chem,  akademischen  Schriften  und  periodisdien  Werken 
zerstreuten  Notizen  erforderlich  ist  Die  ^hlrdchsten  An- 
gaben habe  ich  bei  deutschen  Schriftstellern  geCanden,  dod 
war  ich  ÜEist  allemal  im  Stande,  dieselben  durch  Nadh 
schlagen  der  Originale  zu  yerificiren.  Dadurch  redudrte 
sich  die  Sache  auf  einige  wenige  Autoren,  die  einem  G^ 
genstande,  der,  bis  neuerlich,  mehr  einer  der  Meinong 
ab  der  Wissenschaft  war,  etwas  Ton  Bedeutung  hinzu- 
gefügt, und  auf  noch  wenigere,  die  durch  eigene  Beob- 
achtungen oder  Yenuche  ein  Scherflem  zu  den  Datis  flkr 
das  Raisonnement  beigetragen  haben.  Die  Masse  der 
Nachbeter  will  ich  mit  Stillschweigen  übergehen  oder  nur 
kurz  berühren,  und  öo  hoffe  ich  die  Resultate  einer  be- 
deutend mühsamen  Untersuchung  auf  ein  mäfsiges  Volon 
zurückführen  zu  können. 

Es  ist  fast  unmöglich,  eine  haltbare  Theorie  über  die 
Farben  der  Dftmmerung  ^X  des  Sonnenuntergangs  und  der 
Wolken  überhaupt  auszuspredien,  ohne  die  Thatsache 
der  blauen  Farbe  des  Himmels  mit  einzuschlieisen.  Die 
erste  Notiz  zur  Erklärung  derselben  finde  ich  bei  Leo- 
nardo  da  Vinci  '),  welcher  sie  der  VermiscbaiHj 
des  von  der  Substanz  der  Atmosphäre  reflektirten  weiCsea 
Sonnenlichts  mit  der  intensiven  Dunkelheit  der.dahinta 
liegenden  Himmelsräume  zuschrieb.  Diese  Lehre  wurde 
auch  von  Froinond  vertheidigt,  und  spater  von  De  U 

1)  MorgcadSmoicniiig  (Dawn), 

2)  Traiii  de  ia  peinture^  crwSbnt  in  Gehler'»  fVdrierbuch  Alt 
Atmosphäre* 


51 

re,  Fank,  Wolf  und  Musschenbroek,  nachdem 
die  New  ton' sehe  Farbentheorie  dergleichen  Schlüsse 
längst  ans  der  Wissenschaft  hätte  verbannen  sollen.  Noch 
später  ward  sie,  zor  Schande  der  neueren  Physik,  unter  den 
diromatischeuN Grillen  von  Göthe  wieder  ins  Leben  ge- 
rofen  *)•  Otto  von  Guericke  hatte  nahe  dieselben 
Ansichten. 

Die  erste  Spur  einer  vernünftigeren  Lehre  finde  ich 
aoB  Honoratius  Fabris  Schriften  angeführt'),  wahr- 
sdieinlich  aus  seinen  Essais  optigues^  welche  schon  1667 
m  Lyon  erschienen  und  deshalb  unabhängig  von  New- 
ton's  Beobachtungen  seyn  mufsten  *}.  loi  Gegensatz  zu 
Fromond's  Lehren  schreibt  Fabri  die  Farbe  des  Hirn- 
mds  dem  Lichte  zu,  das  von  in  der  Atmosphäre  schwe- 
benden KOrperAeilchen  reflektirt  werde;  und  Mariotte 
sdielnt  um  dieselbe  Zeit  behauptet  zu  haben,  die  Farbe 
der  Luft  sej  blau  ^}. 

Newton  hat  seine  Ansichten  über  diesen  Gegen- 
stand mit  seiner  gewohnten  Bescheidenheit,  eher  als  Ver- 
nmtbungen,  denn  als  Behauptungen  aufgestellt;  und  da 
viele  Schriftsteller  des  letzten  Jahrhunderte  nur  seine 
Ideen  mit  geringen  Veränderungen  wiederholt  haben,  so 
ist  et  wichtig  genau  zu  wissen,  wie  er  selbst  sie  an- 
hebt Newton's  Ansicht  über  die 'natürlichen  Farben 
der  Kdrper,  wie  wir  auch  über. die  allgemeine  Anwend- 

1)  Farbenlehre  I,  59,  aDgefuhrt  tod  Hamboldt 

8)  Eberhard  in  Roaier  I,  620. 

3)  Fabri's  Dialoge  (1669),  Ton  denen  ich  ein  Exemplar  in  der  >,^</- 
poeaies'  Library^  g^woAtu  habe,  enthalten  manche  An«pieliuigen  auf 
die  onyoUbommene  Onrchsichtigkeit  der  Loft  und  der  derselben  bei- 
gemengten fremdartigen  Theilchen;  allein  ich  finde  seine  Theorie  der 
Himmelsblioe  nicht  Uar  darin  angegeben. 

4)  ^On  ptui  croire  qu'il  y  a  des  eouUurs  primithts  dans  guei- 

qtui  Corps ^  Comme  du  bleu  dans  tair //  semhU  'qu*ii  y 

aii  du  ptrd  dans  Ctau^  —  Mariotte,  Otupres  I,  299.    Leids 
1717. 

4* 


52 

barkeit  derselben  denken  mögen,  war  Sufserst  sinnreicb 
und  wohl  durchdacht.  Er  hatte,  im  Verfolge  seiner  merk- 
würdigen Untersuchung  über  die  Farben  dünner  Platten, 
entdeckt,  dafs  jeder  durchsichtige  Körper,  bei  einer  gewis- 
sen Dicke,  Farben  zu  reflektiren  anfängt;  dafs  diese  Fa^ 
ben  sich  bei  Verringerung  der  Dicke  nach  einem  bestimm- 
ten Gesetze  verändern,  und  dabei  eine  Mannigfaltigkeit 
zusammengesetzter  Nuancen  durchlaufen,  bis  zuletzt  die 
Körper  so  dünn  geworden,  dafs  sie  (wie  bei  der  Seifen- 
blase) unfähig  sind,  irgend  eine  Farbe  zu  reflektiren;  die 
letzten  an  ihnen  reflektirten  Farben  sind  Orange,  Gelb- 
weifs  und  endlich  Blau,  ehe  sie  verschwinden;  diese  wer- 
den Farben  erster  Ordnung  genannt.  Nun  sagt  New- 
ton: „das  Blau  erster  Ordnung,  obwohl  sehr  schwadi 
und  gering,  könne  möglicherweise  die  Farbe  einiger  Kör- 
per seyn,  und  insbesondere  scheine  die  BlSue  dös  Him- 
mels zu  dieser  Ordnung  zu  gehören.  Denn  alle  Dämpfe, 
wenn  sie  anfangen  sich  zu  verdichten  und  zu  kleinen 
Theilchen  zusammen  zu  häufen,  kommen  erst,  bevor  sie 
Wolken  von  anderer  Farbe  bilden  können,  zu  jener 
Dickheit  {bigness)^  bei  der  ein  Azur  reflektirt  werden 
mufs.  Und  wenn  diefs  die  erste  Farbe  sej,  welche  Däm- 
pfe zu  reflektiren  beginnen,  so  müsse  sie  die  Farbe  des 
reinsten  und  durchsichtigsten  Himmels  sejn,  in  welchem 
die  Dämpfe  noch  nicht  zu  jener  Dickheit  gelangt  seyen, 
welche,  wie  wir  durch  Versuche  finden,  zur  Reflexion 
anderer  Farben  erforderlich  ist'*  ^).  In  einem  andern  Satze 
sagt  er:  y,Wenn  wir  die  verschiedenen  Erscheinungen  der 
Atmosphäre  betrachten,  so  können  wir  bemerken,  daCs 
die  Dämpfe  bei  ihrer  ersten  Aufsteigung  nicht  die  Durch- 
sichtigkeit der  Luft  verringern,  indem  sie  in  zu  kleine 
Theile  zertheilt  sind,  um  irgend  eine  Reflexion  an  ihren 
Oberflächen  zu  veranlassen.  Wenn  sie  aber,  um  Regen- 
tropfen zu  bilden,  anfangen  zusammenzufliefsen  und  Kö- 
gelchen  von   allen   intermediären  Gröüsen  darzustellen» 

1)  Opiiet,  Book  IL  Pari,  III.  Prop.  FIL 


53 

so  lOaDen  diese  Kfigelchen,  weun  sie  groCs  geaug  ge- 
irordeu,  um  gewisse  Farben  zu  reflektireo  uad  andere 
darchzulassen,  )e  nach  ihrer  Gröfse,  Wolken  von  Ter- 
sduedener  Farbe  bilden;  und  ich  sehe  nicht  ein,  wodurch 
10  einer  so  durchsichtigen  Substanz  als  Wasser,  die  Ent- 
stehung dieser  Farben  anders  als  durch  die  yerschiedent- 
liehe  Gröfse  seiner  flüssigen  und  kugelförmigen  Tbpilchen 
rafionell  begriffen  werden  könne''  ^). 

Die  Newton'scbe  Theorie  ymfafst  demnach  sowohl 
die  Farbe  der  Wolken,  mag  sie  vom  zurückgeworfenen 
oder  durchgelassenen  Lichte  herrühren,  als  auch  die  Him- 
melsbläue. Eine  Abänderung  derselben  Theorie  wendet 
er  auch  auf  die  Erklärung  der  Hufe  um  Sonne  und  Mond 
an*).  Die  Luft  scheint  er  für  farblos,  und  die  reflekti- 
readen  Theilchen  als  aus  ihr  fremdartigem  Dampf  beste- 
head  angesehen  zu  haben. 

Mariotte's  Idee  von  der  Eigenthümlichkeit  des  Him- 
mels^ blaues  Licht  zu  reflektiren,  wurde  zunächst  am  stärk- 
sten von  Bouguer  vertheidigt,  der  sie  in  eine  so  fafis- 
liche  Form  brachte,  dafs  sie  seitdem  meistens  als  eine 
Tüllständige  Erklärung  der  Farben  der  Luft  angeführt 
wurde  ').  Er  bemerkt,  dafs  da  roLhes  Licht  weiter  ein- 
dringe als  blaues  (weshalb  ist  nicht  gesagt),  so  werde 
das  letztere  vollständig  reflektirt,  während  das  erstere 
zum  Auge  gelange;  und  diese  Theorie  wurde  durch  spä- 
tere Schriftsteller  noch  dahin  verbessert,  dafs  sie  den  ro- 
then  Strahlen  eiu  gröfseres,  und  den  brechbareren  Strah- 
len ein  geringeres  Moment  zuschrieben.  Smith,  der  Ver- 
lasser  des  System  of  Opiics^  giebt  dieselbe  Ansicht,  doch 
mit  gröCserer  Klarheit.  „Die  blaue  Farbe  des  heiteren 
Himmels,''  sagt  er,  „zeigt  deutlich,  dafs  die  bläuenden 
Strahlen  reichlicher  von  reiaer  Luft  reflektirt  werden, 

1)  Ihid,  Prop,  F.  Am  Ende. 

2)  Optict,  Book  IL  Part,  IK  Obs.  13, 

3)  TraUi  d'Optigue  /?.  365— 368.    Ebeojo  «rklärt  er  die  Ton  Buf. 
fon  angclulirtcii  farbigen  Scbatteo. 


54 

als  die  von  andern  Farben;  folglich  werden  sie  nnter  den 
übrigen,  die  von  der  Sonne  kommen ,  weniger  reichlich 
durchgelassen,  und  um   so  weniger  als  die  Lnitstrecke^ 
welche  sie  durchlaufen,  länger  ist«    Daher  ist  die  gewöhn- 
liche Fkrbe  von  Sonne  und  Mond  am  weifsesten  im  Meri- 
dian, und  sie  geht  allmSlig  um  so  mehr  in  schwaches 
Gelb^  in  Orange  und  Roth  Ober,  als  diese  HimmelskOr-    ; 
per  tiefer  herabsinken,  d.  h.  als  die  Strahlen  eine  I)ln-    { 
gere  Luftstrecke    durchwandern^  ');   und  so  erklärt  er    ! 
auch  die  Farbe  des  Monds  bei  Finsternissen  durch  das 
von  der  Erd-Atmosphäre  reflektirte  und  veränderte  Licht     i 

N&chstdem  verfocht  Euler  (1762)  dieselbe  Heinuttg  : 
in  Bezog  auf  die  Himmelsbläue.  „Es  ist  wahrscheinli-  « 
cher,^  sagt  er,  „dafs  alle  Lnfttheilchen  schwach  ins  BISo-  : 
liehe  spielen,  wiewohl  so  aufserordentlich  schwach,  dats  , 
es  nur  wahrnehmbar  wird,  wenn  sie  sich  in  ungeheurer  ; 
Masse,  wie  bei  der  ganzen  Ausdehnung  der  Atmosphäre,  ] 
darbieten,  als  dafs  diese  Farbe  den  in  der  Luft  schwe-  ^ 
benden  und  nicht  zu  ihr  gehörenden  Dämpfen  zugeschrie-  . 
ben  werden  mfifste.  In  der  That,  je  reiner  ond  von  ; 
Dünsten  freier  die  Luft  ist,  desto  stärker  ist  der  Glanz  ) 
der  Himmelsbläue,  was  ein  genügender  Beweis  ist,  daft  • 
wir  die  Ursache  derselben  in  der  Beschaffenheit  der  Luft-  , 
theilchen  selbst  zu  suchen  haben''  ')• 

Der  Abt  N  oll  et  (1764)  schreibt  die  blaue  Farbe  \ 
des  Himmels  seiner  Reflexion  so  gefärbter  Strahlen  zu,  i 
allein,  sonderbar  genug,  setzt  er  voraus,  dafs  sie,  um 
diese  Farbe  ins  Auge  bringen  zu  können,  erst  zu  der 
Erde  kommen,  von  dieser  reflektirt  werden,  und  dann 
bei  ihrem  zweiten  Durchgang  durch  die  Lüfte  aufgefan- 
gen werden  müssten.  Die  Farbe  der  Sonne  in  einem  Ne- 
bel leitet  er  von  der  Auffangung  der  blauen  Strahlen, 
durch  diesen  Nebel  ab,  und   er  .sagt  die   Atmosphäre 

1)  Smith'«  Opiies  Fol  U.  iUmarks  378. 

2)  Ealer't  Briefe  (EogUM^ie  Uebenetnmg)  H,  607. 


55 

mOsse  dabei  eiDem  Beobaehter  in  dem  Mond  äaberlich 
blau  erscheinen  ^). 

Ein  sehr  geschickter ,  aber  wenig  bekannter  Schrift- 
steller, Thomas  Melvill,  d6r  1753  im  27sten  Jahre 

• 

starb y  hat  in  einem,  im  zweiten  Bande  der  Edinburgh 
Physical  and  Liter ary  Bssays  ^)  abgedruckten  Aufsatz 
einige  interessante,  ganz  hieher  gehörige  Beobachtungen 
kiDterlassen.  Unter  andern  scharfsinnige^  Bemerkungen 
fiber  optische  Gegenstände  macht  er,  nach  Billigung  der 
Newton'schen  Theorie  von  der  Himmelsbläue,  gegen 
dessen  Erklärung  von  den  Farben  des  Sonnenuntergangs 
mit  Recht  den  Einwand:  „Warum  die  Theile  der  Wol- 
ken nur  gerade  zu  jener  Zeit,  und  niemals  zu  einer  an- 
dern Ton  solcher  Gröüse  seyen,  dafs  sie  diese  Farben  ab- 
sondern, und  warum  sie  selten,  wenn  }e,  von  blauer  oder 
pfioer  Farbe  gesehen  würden,  so  gut  wie  von  rother, 
orangerother  und  gelber  Farbe.  Da  die  Atmosphäre 
eine  gröCsere  Menge  von  den  blauen  und  violetten  Strah- 
len, ab  von  den  (ihrigen  reflektirt,  sq  muls,^  setzt  er 
kinzu,  „das  durch  dieselbe  gehende  Sonuenlicht  sich  ins 
Orangegelbe  und  Rothe  ziehen,  besonders  wefin  dieses 
die  gröbte  Luftstrecke  durchläuft;  demgemäb  wird  Jeder 
bonerkt  haben  müssen,  dafs  das  horizontale  Licht  der 
Sonne  zuweilen  so  tief  gefärbt  ist,  dafs  Gegenstände  bei 
directser  Erleuchtung  durch  dasselbe  hoch  orange  oder 
leihst  roth  erscheinen;  ist  es  ein  Wunder,  da(s  in  die- 
sem Augenblick  die  farblosen  Wolken  dieselben  Strahlen 
in  beilerer  und  lebl^afterer  Weise  reflektiren.''  Er  er- 
batert  diefis  weiter  und  sagt  dann:  —  „Ist  es  nicht  eine 
groÜBe  Bestätigung  dieser  Erklärung,  dafs  diese  farbigen 
Wolken  jenes  dunkle  bleifarbene  Ansehen,  welches  sie 
vom  Himmel  erhalten,  sogleich  wieder  annehmen,  so  wie 
fie  directen  Sonnenstrahlen  nicht  mehr  auf  sie  fallen? 
Denn  wenn  ihre  prächtigen  Farben,  gldch  denen  der 

1)  Kollet  Ltfofu  de  pfysi^ue  Ft,  p,  17.  (1765.) 
^)ZdM.  1770/1.81—89. 


56 

Seifenblase^  von  der  besonderen  GrOfse  {size)  ihrer  Theil- 
eben  abhingen  y  so  ivfirden  sie  nahezu  dieselben  Farben 
behalten,  wiewohl  in  viel  geringerem  Grade,  wenn  sie 
allein  durch  die  Atmosphäre  erleuchtet  werden.  Um  die 
Zeit  des  Sonnenuntergangs  oder  etwas  später  scheint  der 
untere  Theil  des  Himmels  bis  in  einigem  Abstand  zu  bei- 
den Seiten  des  untergehenden  Gestirns  in  ein  schwaches 
Meergrün  zu  neigen,  TcrmOge  einer  Mischung  der  dnrdh 
gelassenen  Strahlen,  die  dann  gelb  sind,  mit  den  blaaen 
ätherischen;  in  grOfseren  Abständen  geht  diefs  schwache 
Grfin  allmälig  in  ein  röthliches  Braun  Qber,  weil  die  Son- 
nenstrahlen, durch  eine  gröfsere  Strecke  Luft  gehend, 
anfangen  sich  ins  Orange  zu  neigen;  und  an  der  gegen- 
überliegenden Seite  der  Halbkugel  neigt  die  Farbe  des 
Himmels  am  Horizont  merklich  ins  Purpurfarbene,  weil 
das  Ton  demselben  durchgelassene  Licht,  welches  sich 
mit  dem  Azur  mischt,  durch  eine  noch  gröfsere  Strecke 
Luft  gegangen  und  dadurch  rOthlich  geworden  isf 

Ich  habe  diese  Stelle  angeführt,  weil  sie,  so  weit  sie 
geht,  mit  merkwürdiger  Eleganz  die  wirklich  beobachte- 
teten  Erscheinungen  erklärt,  und  die  Unzulänglichkeit  der 
Theorie  von  irisirenden  Farben  zur  Erklärung  der  Tin- 
ten des  Sonnenuntergangs  nachweist.  Die  Theorie,  dafs 
die  Wolken  aus  Bläschendampf  oder  schwebenden  Was- 
serbläschen bestehen,  war  schon  lange  vor  jenen  Zeiten 
herrschend.  Leibnitz  unterhielt  sie  im  17ten  Jahrhundert 
und  berechnete  die  Lockerheit  des  ätherischen  Fluidum, 
mit  welchem  er  diese  Bläschen  gefüllt  annahm  ^).  K rat- 
ze n'st  ein  (1740)  unternahm  durch  angestellte  Versuche 
über  die  von  den  Bläschen  reflektirten  Farben,  die  Dicke 
und  den  Durchmesser  derselben  durch  direkte  Messun- 

1)  Opera  omnia  II ^  p,  II,  82.  JEtUi,  1768.  nCur  popores  eU» 
ventur  non  spernenda  quaestio  ttt^  atque  inier  aiia  non  male 
eoncipiuntur  in  Ulis  buUae  insensibilei  ex  pellicula  aquae  et  aere 
incliuo  constantes,  quales  sensus  in  ßguoribus  spumeseentibus 
osiendit  *' 


67 

gen  tn  bestimmen  ^).  Saussnre  bewies  das  Daseyn 
scheinbar  so  bescbalTener  Bläschen  in  den  Wolken  selbst, 
allein  ich  fiqde  nirgends,  dab  er  Teraoclit  hfitte,  dadurch 
die  Farben  der  Wolken  nach  dem  von  MeUill  in  jener 
Stelle  mit  Recht  verworfenen  Priniip  zu  erklären.  Saus* 
sare's  Meinung  über  die  blaue  Fari>e  des  Himnheis  war, 
80  weit  ich  nrtheilen  kan,  die  von  Maribtte  und  Bou- 
goer  *),  wiewohl  er  sehr  umständlich  von  bläulichen 
Dämpfen  spricht,  die  als  fremde  Stoffe  in  den  oberen 
Regionen  des  Himmels  schweben  und,  wie  er  sagt,  ent- 
schieden nicht  wässerig  seyen,  da  sie  nicht  auf  das  Hygro- 
meter wirkten  ').  Er  glaubt,  diefe  möge  das  dunkle  Phä- 
nomen der  trocknen  Nebel  erklären  ^X 

Die  Abhandlung  von  Eberhard  zu  Berlin  fiber 
diesen  Gegenstand  enthält  nichts,  um  dabei  zu  verweilen. 
Er  scheint  der  Theorie  von  Mariotte  beizupflichtoi, 
and  giebt  sich  viel  Mühe  die  von  Da  Vinci  zu  wider- 
legen^). 

Delaval's  weitläufige  Theorie  von  den  Farben 
der  Körper  können  wir  auch  schnell  beseitigen.  Er  be- 
kennt sich  zu  der  Ansicht  Fahrt 's,  dafe  fremde,  in  der 
Luft  schwebende  Theilchcn  Ursache  der  Reflexion  des 
blauen,  und  der  Durchlassung  des  rothen  Lichtes  sind, 
nach  demselben  Prinzip  wie  in  Glas  vertheilter  Arsenik 
wirkt.  Dieser  Vergleich  mit  den  bekannten  Erscheinun- 
gen der  Opalescenz  ist  nicht  unwichtig  *}• 

Die  Mehrzahl  der  optischen  Schriftsteller  des  gegen- 

1)  Theorie  de  fE/efation  des  Fapeurs  et  des  Exhaiaisons  eic,  Bor- 
deaux  1740.  Angeführt  m  Saassure'a  Hygromctrie  §.  202  und  In 
KSmts,  Lehrbuch  der  Meteorologie  III,  48.  Er  aetit  den  Durch- 
meiser  auf  tA?  *''>^  ^*^  Dicke  auf  j^j^j  ZoU. 

2)  Ff^ages  dans  its  Alpes  IV,  §.  2083. 

3)  Hygrometrie  j.  3S5. 

4)  Hjgrometrie  §.  372. 

5)  aoaier,  Iniroduciion  /,  p.  6J8. 

6)  Manchester  Memoirs,  Ser.  I,  Fol  U,  p^  214  eie. 


98 

wirtigen  Jahrbanderts  riad  dieBem  oder  jenem  der  bereits 
angefthrten  genan  gefolgt  Der  Verfasser  des  Arükeb 
Opties  in  der  vierten  Ausgabe  der  Enc/clopaedia  Bri- 
tamuca^  weicke  von  Prof»  Robison  revidirt  wurde, 
giebt  als  eine  neue  Meinung  die  von  Bonguer  und 
Melvill  mit  sehr  geringer  Abänderung  oder  Erweiterung. 
Er  betrachtet  das  (wie  ich  glaube  aus  Newton's  Re- 
fractionstheorie  entlehnte)  gröfsere  Mommt  der  rothen 
Strahlen  ds  Erklärung  von  deren  leichterer  DurchlaCsbar- 
keit  und  von  der  Reiexion  des  Blau,  schreibt  die  Farben 
des  Sonnenuntergangs  der  crsteren,  und  die  der  reinen  liU 
raosphäre  der  letzteren  zu.  Richtiger  würde  es  jedoch 
gewesen  seyn,  einfadi  aniunehmen,  da(s  die  Atmosphäre 
im  reflektirten  Licht  blau,  und  im  durchgelassenen  roth 
sej,  da  wir  bei  verschiedenen  farbigen  Mitteln  sehen, 
dafs  der  vermeintliche  Vorzug  der  rothen  Strahlen  sich 
nicht  bewährt,  indem  sie  von  einem  grünen  oder  blauen 
Glase  absorbirt  werden,  während  die  übrigen  Strahlen 
unangetastet  bleiben, 

Humboldt  giebt  tiber  die  Farben  der  Atmosphäre 
oder  des  Wassers  keine  positive  Meinung  ^ ). 

Es  ist  sonderbar,  dab  ich  in  Thomas  Young'a 
verschiedenen  Werken  keine  bestimmte  Angabe  hinsieht« 
lieh  seiner  Meinung  über  diesen  Gegenstand  habe  auf- 
finden können,  wiewohl  er  wahrscheinlich  im  Allgemei- 
nen mit  der  zuletzt  angegebenen  Ansicht  übereinstimmte  'X 
Er  scheint  sich  hauptsächlich  auf  Newton's  Theorie  von 
den  Farben  der  Körper  gestützt  zu  haben,  obgleich  er 
für  deren  Schwierigkeiten  nicht  unempfindlich  war. 

John  Leslie  nimmt  unumwunden  die  Theorie  von 
der  Reflexion  des  blauen  und  der  Durchlassung  des  ro- 
then Lichts  durch  die  Luft  als  eine  vollständige  und  pas- 
sende Erklärung  der  Himmelsbläue  und  auch  der  gelben, 

< 

1)  Reiaiion  hutorique  8vo.  H»  p.  116. 

2)  Nai.  PhU.  U,  p.  321.    Vergl.  S.  637,  638,  646  mit  Newton^ 
Theorie  der  Farben  der  Körper. 


5» 

orangen,  rothen  nnci  kamMrisiorvAen  FarlMD,  wekbe  das 
Licht  der  nahe  am  Horizont  stehanden  Sonna  cliarakteriai- 
ren ').  Die  widltige  Beobachtong  Sir  D«  Brewster's  *X 
dab  das  blaae  LlchiC  dea  Himnieta  iiolarisirt  ist  und  deshalb 
eine  Reflexion  erKtten  haben  moby  ist  m  diesem  Fmdit 
entscheidend,  wiewohl  die  Uraacbe  der  La^  der  Polaris 
sadonsebene  in  verscbiedenea  Ragionen  des  Rimnlals  sieb 
Dickt  leicht  erkl&ren  IftCbt  *>       ' 

Sir  John  Herseilel  betrachleli  in  Uebercinstim-* 
mang  mit  Newton,  die  Farbe  des  Himmels  als  dfts  Bla« 
erster  Ordnung  and  als  eme  der  beMedigendaten  Anwen« 
dangen  der  Newton 'sehen  Theorie  ^X 

Der  Schriftsteller  aber,  wekher,  von  allen  mirvOT- 
gefcommenen,  Bongner's  Theorie  tob  de?  Farbe  dea 
Himmels  mit  gröfster  AnsfRhrlichkeit  und  GescUckÜchkeit 
▼ortrSgt,  ist  Brand aa  in  dem  Artikel  jAendrSthe  io 
Gehleres  Physikalischem  WOrterbncb  ^X  ^^  behauptet, 
die  Farbe  der  Sonne  und  der  umgebenden  Wolken,  beim 
Aar-  und  Untergang,  rfihre  ledigtieh  Ton  der  Fariiie  der 
reinen  Luft  her,  —  eine  Lehre,  die  er  durch  manche 
schlagende  Grfinde  unterstQtzt«  Die  Anwesenheit  Ton 
Dämpfen,  bemerkt  er,  werde  immer  durch  ein  der  Him- 
melsblSae  beigemischtes  mattes  Wcifs  angezeigt,  und  die 
complementflre  Farbe  dieses  Weifses,  welche  den  durch- 
gelassenen  Strahlen  zukommen  mtlfete,  kOnne  niemals 
roth  sejn.  Im  Gegentheil,  sagt  er,  habe  die  Sonne,  wenn 
sie,  im  Meridian,  direct  durch  Wolken  gesehen  werde, 

1)  Eneyeiopaedia  JBrst&nnieat  Art.  Meteoroiogy,  Dieselbe  Theorie 
ist  iD  dem  eben  cnchienenen  Artikel  Phjrtkal  Geography  von  Dr. 
Traill  aufrecht  erhahen. 

2)  On  New  Phitosophieal  Insirumenis  p  149. 

3)  Peclet,  TraiU  de  Phjsi^ut  n,  S.  307.  BruMcler  Aiugabe;  Her- 
•chel  on  Light,  Art.  858iuid  Quetelet't  Supplement  su  der  fran- 
«fifucbcn  üebersctsong. 

4)  E*May  on  Lighi  arL  1143. 

5)  Bd.  LS.  4  etc.  (1825.) 


immer  Uoe  weifse  Farbe ,  und  selbst  eia  Nebel,  der  so 
stark  sej,  dafe  mati  sie  mit  bloisen  Aogep  leicht  betrach- 
ten könne,  gebe  Ha  nor  .^as  Ansehe  einqr  SUberplatte  ')• 
Die  Schönheit  des  Sonnenantergangs,  bemerkt  er  femer, 
8t^e  genaa  im  Yerbttllnifs  sor- Reinheit  der  Himmels- 
blSae  am  Tage,  nnd  der  einzige  Grund^  irarum  die  Sonne 
hinter  Dämpfen  rotb  onlertugehen  scheine,  sey  der,  \?eil 
ihr  Licht  durch  diese'  so  geschwächt  ist,  dals  die  Farbe 
deutlicher  wahrgenommen  werden  könne.  Die  Farbe 
hochgehender  Wolken,  Jn  emiger  Entfernung  vom  Ho- 
rizont, sehreibt  er  (wie  es  M elvi  11  gethan)  der  grofsen 
Luftstrecke  zu,  weldie  das  Licht  durchwandern  mufs, 
ehe  es  .«dieselben  erreich^  und  demnächst,  ehe  es  ins  Auge 
gelangte  Die  grünen  Farben  des  Hinmiels  leitet  er,  gleich 
Lesli^  und  vielen  andern  Schriftstellern,  von  der  Ver- 
mischung des  reflektirten  Blau  mit  dem  durchgelassenen 
Orange  ab.  Niemals  ward  diese  Theorie  so  geschickt 
bebandelt. 

Eine  von  allen  früheren  gänzlich  abweichende  Hy- 
pothese von  der  Himmelsbläue  ward  um  dieselbe  Zeit 
von  Muncke  aufgestellt.  Er  behauptet,  diese  Farbe 
sey,  was  die  deutschen  Schriftsteller  rein  subjectiv  nen- 
nen, d.  h.  eine  optische  Täuschung,  welcher  das  Auge 
beim  Schauen  in  den  leeren  Himmelsraum  unterliege  ^). 
Diese  Theorie  ist  von  Brandes  wohl  discutirt  worden; 
allein  ich  glaube,  es  ist  ihm  nicht  gelungen  Muncke 's 
Fundamental-Experiment  zu  erklären.  Dieüs  besteht  darin, 
dafs,  wenn  man  den  Himmel  mit  einem  Auge  frei,  und 
mit  dem  andern  durch  ein  langes  geschwärztes  Rohr  be- 
trachtet, die  Farbe  in  dem  letzteren  allmälig  zu  verschwin- 
den scheint.  Die  Erklärung  dieser  optischen  Schwierig- 
keit liegt,  wie  ich  glaube,  in  der  allgemeinen,  zuerst  von 

» 

1)  N.  Gehler '•  physäal.  Wörterb.  Bd.  I,  S.  6  Anmerk. 

2)  Schweigger't  Journ.  Bd.  XXX,  iS.|8L  —  Art  Aunotphire  im 
Gehler. 


61 

Smith  ^)  beobaditefen  Thafsafclie,  ^eldi*  idi  in  sehr 
vielen  FftUen  bestätigt  gefunclen  hebe:  dafs  ein  w^Cmt 
Gegenstand  I  wenn  er  anf  einmal  mit  beiden  Angen  be- 
trachtet wirdy  das  eine  beschattet ,  das  andere  atark  be- 
lenditef ,  dem  beschatteten  Ange  roth  and  dem  anderen 
grün  erscheint,  wiewohl  seine '  natOrliche  Farbe  unzwei- 
felbaft  weifs  ist.  Das  beschattete  Aoge  in  Manches 
Yersach  setzt  demnach  einen  rothen  Eindruck  (vermOge 
des  Contrastes  mit  dem  nackten  Aage)  über  das  Ton  ihm 
gesehene  Blaa,  und  da  er  ganz  oder  beinahe  die  com- 
plementare  Farbe  von  diesem  hat ,  so  mnfis  er  die  BlAae 
za  vermindern  nnd  endlich  Weifs  heryorzobringen  streben. 

Berzelius  adoptirt  die  Ansicht ,  welche  die  Luft 
an  sich  ffir  farbig  httlC  *). 

In  seinen  älteren  Schriften  finden  wir  Sir  David 
Brewster  die  Boa  gn  er 'sehe  Theorie  vortragen ');  al- 
lein seitdem  ist  er  za  einer  Lehre  geführt  worden,  wel- 
die  wir,  für  die  Mehrzahl  der  FftUe,  als  eine  Wideiie- 
gang  der  New  ton 'sehen  von  den  Farben  der  Körper 
ansehen  müssen,  and  dieüs  hat  ihn  natürlich  veranlafst, 
die  Zosammensetzang  des  Himmelsblaa  and  besonders  der 
Farben  der  Wolken  mit  Zweifel  zu  betrachten.  Dafs  die 
zurückgeworfenen  und  durchgelassenen  Farben  complemen* 
tar  seyen,  wie  Newton's  Theorie  angiebt,  ist  bekanntlich 
bei  farbigen  Körpern  im  Allgemeinen  eher  die  Ausnahme 
als  die  Regel;  und  eine  sehr  einfache  prismatische  Analyse, 
welche  schwer  zu  mifsdeuten  seyn  möchte,  beweifst,  dals 
die  Zusammensetzung  von  Farben,  z.  B»  das  Grün  der 
Blätter,  weit  abweicht  von  der,  welche  die  Lehre  von 
den  dünnen  Platten  ergeben  würde  ^).  „Ich  anal jsirte 
fiberdieÜB,''  sagt  er,  „das  Blau  des  Himmels,  auf  welches 

1)  Edinb,  Joum.  of  Science^  VoL  V^  p,  52. 

2)  Lehrbadi  der  Chemie.   Ste  Ausgabe  1825,  I,  S.  346. 

3)  Edinb.  Encjrciopaed.  Art-  Opiies.  p.  620.    Yei^gl.  aadi  die  Art. 
Atmosphäre  und  Cyanomeier, 

4)  Life  of  Newton  p,  78.  1831.    Ed.  Trans.  XIl^  p.  538. 


64 

kenneo,  und  einige  Mitglieder  dieser  GesellBchaft  werden 
sich  erioDerDi  dab  ich  damak  in  diesem  Zimmer  Exem- 
plare von  No biliös  chromatischer  Skale,  von  mir  selbst 
yerfertigt,  vorzeigte^).     Ans   einem  aufmerksamen  Ver- 
gleich der  schönen  Reihe  so  erzeugter  Farben,  die  mit 
denen  dünner  Platten  identisch  sind,  bemüht  sich  Nobili, 
wie  es  Newton  gethaui  empirisch  die  Ordnungen  za 
bestimmen,  zu  welchen  die  natürlichen  Farben  gehören, 
nur  dafs  er  sie,  statt,  wie  sein  berühmter  YorgSnger,  behat- 
sam  als  Muthmafsungen  aufzustellen,  mit  einem  Grad  von 
Zutraun  festsetzt,  aber  schlecht  unterstützt  durch  den  mui 
fast  unhaltbaren  Charakter  yon  Newton's  Theorie  der 
Körperfarben.    Viele  seiner  Bemerkungen  sind  sehr  sinn- 
reich, wo  er  aber  Newton  widerspricht,  scheint  er  mir 
in  offenbare  Irrthümer  zu  verfallen.    Mit  der  allgemeinen 
Frage  haben  wir  nichts  zu  schaffen,  und  daher  beschränke 
ich  micb  auf  die  Angaben,  die  den  vorliegenden  Gegen- 
stand betrelTen.    Üa  er  das  Daseyn  des  Blau  erster  Ord- 
nung läugnet*),  so  ist  er  gezwungen,  das  Blau  des  Him- 
mels 

1)  £f  ist  ein  sonderbarer  UmsUnd,  den  ich  niemab  bemerkt  gefunden 
habe,  dala  Priestlej  m  gro&em  MaaTse  Nobili  in  seinem  Vcr- 
sacbe  TorgriiT;  denn  dorch  snccessive  elektrische  Schlage  auf  die  Ober^ 
fliehe  pteier  Arten  von  Metallen  craeugte  er  Ringe,  identisch  mit  de- 
nen von  Newton.  —  Priestley,  Ph^.  Trans,  1778.  — -  (Diese 
Yenache  sind  nicht  so  ganz  unbekannt;  man  findet  sie,  aus  den  An- 
naUs  de  chimie  ei  de  phjrsique  entlehnt,  in  diesen  Annal.  Bd.  X, 
S.  500  beschrieben.  P. )  ^  Diese  Farben  waren  ohne  Zweifel  durdi 
die'  Hitze  erzeugt,  in  Shnlicher  Weise  als  die  in  einem  Theile  von 
Nobili 's  Aufiatc  erwähnten.  Die  Erklärung  von  diesen  Farben, 
dals  sie,  wie  der  Physiker  von  Rcggio  meint  (wenn  idi  ihn  recht 
▼erstehe)  durch  dünne  Platten  von  anhaftenden  Sauerstoffgases 
entstanden,  ist  sn  einleuchtend  falsch,  um  hier  einer  Erwähnung  zn 
▼erdienen. 

2)  Zur  BestStigung  dieser  neuen  Behauptung  und  auch  der  vermeintli- 
chen Abwesenheit  des  Grün  in  der  zweiten  Farben -Ordnung  beruft 
sich  Nobili  auf  Amici's  AutoritSt.  Idi  glaube  vom  Dascjn  des 
Blau  enter  Ordnung  in  den  depolaiisiiten  Farben  der  GlimmcrblSttcr 


65 

mels  als  eins  der  zweiten  Ordnung  anzaerkennen,  wl&li- 
rend  er  die  Farben  der  theilweise  von  Sonne  oder  Mond 
beleuchteten  Flockcnwolken  {flocculent  chuds)  zur  ersten 
Ordnung  zählt.  Mit  anderen  Worten,  er  nimmt  an:  die 
Dampfbläschen,  von  denen  er  spricht,  seyen  in  dem  Htm- 
melsblau  doppelt  so  dick  als  in  der  Mitte  eines  Nebels, 
während  Newton  das  Blau  der  Luft  ansdrticklich  zur 
ersten  Ordnung  rechnet,  weil  es>  die  Farbe  der  feinsten 
und  durchsichtigsten  Ltifte  sejn  miisse,  in  denen  die  Däm- 
pfe nicht  zu  der  Dicke  gelangen,  die,  wie  wir  duixJi  Er- 
fahrung finden,  zur  Reflexion  anderer  Farben  erforder- 
lich ist."  Diefs  ist  nur  einer  von  den  vielen  Widersprü- 
chen, in  welche  die  Künstler  -  Ansicht  von  der  Ver- 
glcichung  der  Farben  nach  äufseren  Aehnlichkeiten  und 
deren  Herleitung  aus  einem  gemeinsamen  Ursprung  den 
sinnreichen  Verfasser  geführt  hat  Die  Anwendung  der 
von  Dünsten  reflektirten  Farben  auf  die  Messung  der 
Dicke  der  Bläschen  '),  war,  wie  wir  sehen,  schon  voll- 
ständig von  Kratzenstein  anticipirt,  und  die  Allgemein- 
heit dieser  Anwendung  schon  ein  Jahrhundert  zuvor  von 
H elvi  11  widerlegt,  wenn  er  von  der  Theorie  der  „präch- 
tigen Farben**  der  Wolken,  als  entstehend,  „wie  die  der 
Seifenblasen  aus  der  besonderen  Gröfse  ihrer  Thcilchcn'' 
spricht. 

Ich  habe  Nobili's  Abhandlung  mit  dem  eifrigsten 

mit  vieler  Sicherheit  sprechen  zu  können  (Bibl  unh  XLIV^  p.  343 
ood  344,  Note.)  Allein  zeigen  zu  wollen,  dafs  dort  kein  Blau  itjn 
dürfe  und  dafs  die  erste  Farbe  der  Newto naschen  Skale  wei/s  sejn 
masse,  scheint  mir  ein  Irrthum,  entsprungen  ans  einem  Grad  von 
Mifsvcrständnils  der  ersten  Principicn,  der  schwierig  zu  begreifen  ist. 

1)  In  der  Ucbersetzung  des  Aufsatzes  in  Taylor 's  Scientific  Memoirs 
VoL  I^  p,W  ist  durch  Versehen  die  Maximum -Dicke  der  Wolken- 
klarchen,  statt  zehn  MiUiontei  eines  Zolb,  zu  einem  ZehnmUiion- 
ici  eines  Zolls,  oder  hundert  Mal  grölser  (kleiner?  —  P.)  als  im 
Original  angegeben.  Selbst  im  Letzleren  ist  ein  kleiner  Fehler;  die 
bcschriehene  Farbe  entspricht  BlSttchen  Ton  ,Wasser,  nicht  von  Luft, 
und  dicls  wurde  eine  Dicke  ¥on  sieben  Millionteln  erfordern. 

Poggend.  Ann.  Ergänzvngsbd.  I.  5 


66 

WanBche  dordigeleseD,  seine  Meinong  richüg,  befreit  voa 
der  etwas  poetischen  Unbestimmtheit  seiner  eigenen  Aus- 
drficke  und  den  bedeutenden  Irrthümem  seines  Ueber* 
setzerSy  kennen  zu  lernen,  und  ich  glaube  sie  ist  folgende: 
Es  giebt  am  Himmel  sowohl  zurückgeworfene  als  durch- 
gelassene Farben;  die  >durcbgelassenen  sind  complemen- 
tar  zum  Blau  des  Himmels,  und  deshalb^  nach  Mobili, 
▼on  der  zweiten  Ordnung,  während  all  die  feurigen 
Farben,  welche  im  Contrast  mit  der  Dämmerung  (Mor- 
gendämmerung, daim)  besonders  dem  Sonnenuntergang 
eigen  sind,  Farben  erster  Ordnung  sind,  reflektirt  von 
dem  Bläschendampf  der  Wolken. 

Ein  sinnreicher  Aufsatz  vom  Grafen  Xavier  de 
Maistre  über  die  Farbe  der  Luft  und  des  Wassers  er- 
schien in  der  BU^Uotheque  umverteile  für  November 
1832  ^).  ROcksichtlich  der  Atmosphäre  ist  des  Verfassen 
Theorie  in  sofern  der  von  Delaval  ähnlich,  als  darin 
die  Faiiie  derselben  dem  besonderen  Znstand  der  in  ihr 
enthaltenen  und  nach  dem  Prinzip  der  Opalescenz  wir- 
kenden Wassertheilchen  zugeschrieben  wird,  wodurch 
das  reflektirte  Licht  blau  und  das  durchgelassene  orange- 
roth  werde.  Darauf  wendet  er  sich  zu  den  Farben  des 
Sonnenuntergangs  und  sagt:  —  „Allein  oft  geschieht  es, 
dals  die  Farben  nicht  beobachtet  werden  und  die  Sonne 
ohne  dieselben  zu  erzeugen  untergeht  Daher  dürfen 
wir  der  reinen  Luft  nicht  allein  die  Opalescenz  der  Atmo- 
sphäre zuschreiben,  sondern  der  Mischung  von  Luft  mit 
Dampf  in  einem  besonderen  Zustand,  die  eine  Wirkung 
ausübt,  analog  der  von  Knochenasche  in  Milchglas.  Eben 
so  wenig  ist  es  die  Menge  des  in  der  Luft  enthaltenen 
Wassers,  welche  diese  Farben  verursacht,  denn,  wenn 
die  Luft  sehr  feucht,  ist  sie  durchsichtiger  als  im  entge- 
gengesetzten Zustand,  ferne  Berge  erscheinen  dann  deut- 
licher, —  ein  wohlbekanntes  Vorzeichen  von  Regen,  — 
und  die  Sonne  geht  ohne  Farben  unter;  in  den  DQnsten 

1)  Uebeneist  in  Edinh.  ffw.  PhiL  Jaum.  FoL  XF. 


67 

und  Nebeln  des  Morgens  ist  das  Sonneolidit  weifs,  alleiu 
die  rothe  Farbe  d(?r  Wolken  beim  Sonnenontergang  wird 
allgemein  als  der  Vorläufer  eines  schönen  Tages  angese- 
hen, weil  diese  Farben  ein  Zeichen  der  Trockenheit  der 
•Luft  sind,  die  dann  nichts  weiter  enthält  als  die  beson- 
deren eingemenglen  Dämpfe,  welchen  sie  ihre  opalisirende 
Beschaffenheit  verdankt.''  —  In  dieser  interessanten  Stelle 
baben  wir,  meiner  Ueberzeugong  nach.  Alles,  was  Ober 
die  Ursache  der  atmosphärischen  Farben  bekannt  ist, 
mit  alleinigem  Mangel  des  Gliedes,^  welches  zeigt,  dafs 
der  Wasserdampf  im  Stande  sejr,  zuweilen  Alles  bis  auf 
die  rothen  Strahlen,  und  zuweilen  Nichts  zu  absor- 
biren  *)• 

Der  verstorbene  Harvey^)  zu  Pljmouth  zerglie- 
dert die  Farben  der  Wolken  haarklein  und  hält  sie  nur 
ibr  erklärlich  durch  Annahme  einer  Absorption,  die  er 
den  Theilchen  der  Wolken  selbst  beilegt,  wiewohl  er 
auch  zugiebt,  dafs  diese  öfters  rein  weifses  Licht  durch- 
bissen. Er  ist  sogar  zu  glauben  bereit,  dafs  die  Sonne 
zoweilen  blau  oder  grfin  gesehen  worden,  was,  glaube 
ich,  Hr.  Arago  mit  Recht  für  eine  optische  Täuschung 
bllt,  entspringend  aus  dem  Contrast  mit  einem  intensiv 

1)  Auf  Shnliche  Weue  erkUrt  Gnf.Maistre  die  Faribe  des  Wassers. 
Er  kill  sie  für  blaa  im  reflectirtcn,  und  fnr  geU>lich- orange  im  dorcb- 
gelasscncn  LxcKt,  und  die  grüne  Faiiie  des  Meers  and  einiger  Seen 
schreibt  er  eingestreuten  Theilchen  so,  die  eine  Portion  der  durchge- 
lasscnen  Farbe  reflektiren  und  mit  dem  Blau  rermischen.     Diels  wird 
durch  Dav  j's  Beobachtungen  bestätigt  {Salmonia  Bd  Edit.  p,  317.) 
Arago  bat  sehr  sinnreiGh  die  nSmliche  Schlolsfolge  auf  den  Ocean 
angewandt,  aeigend,   dals  derselbe  bei  Ruhe  blau  seyn  müsse,  bei 
Wellenschlag  aber  grfin  erscheine,  weil  die  Wellen  als  Prismen  wir- 
kcad,  durch  Refraction  etwas  von  dem  eingedrungenen  Licht  aus  dem 
bmem  ins  Auge  bringen  {fiompt,  rend,  —  Yergl.  Ann.  Bd.  XXXXY, 
S.  468   P.).    Viele  Schriftsteller  legen  dem  reinen  Wasser,  als  ihm 
agen,  eine  blaue  oder  grüne  Farbe  bei,  wie  Newton   (Opiics  L 
1,  pi.  Hg  prop.  X)  Mariotte  (a.a.O.)  mid  Enler«    Hum- 
boldt scheint  sweifelhaft  (Fojage  8ro.  7.  i7,  p.  133.) 

2)  EncjrcL  MeiropoL  Art  MeieorologU  p.  163. 

5» 


68 

rothen  Himmel ,  ttic  er  z.  B.  in  vielen  Tbcilen  der  Weh 
bei  Gelegenheit  des  trocknen  Nebels  von  1831  vorkam'). 

Brandes  Theorie  vom  Abendroth  ist  besonders  an> 
vrendbar  auf  die  reiche  Purpurfarbe,  die  sich  über  den 
Montblanc  und  die  höheren  Alpen  ausbreitet,  nachdem 
die  Sonne  für  die  Ebenen  untergegangen  ist  ').  Diese 
Art  von  ROthe  vrird  gewöhnlich  bei  wolkenfreiem  Him- 
mel beobachtet,  nicht  so  wie  die  prächtige  Färbung  bei 
unseren  Sonnenuntergängen,  auf  welche  ich  mich  in  mei- 
nem früheren  Aufsatz  vorzugsweise  bezog.  In  einer  der 
britischen  Naturforscher- Versammlung  von  1837  vorge- 
lesenen Note  giebt  Hr.  De  la  Rive  eine  sinnreiche  Er- 
klärung von  einem  zweiten  Phänomen  dieser  Art,  das  zu- 
weilen 10  oder  15  Minuten  nach  Yerschwinduug  des  er- 
sten eintritt.  Er  schreibt  dasselbe,  ganz  annehmlich,  ei- 
ner totalen  Reflexion  zu,  welche  die  Lichtstrahlen  in  den 
höheren  Regionen  der  gerade  sehr  feuchten  und  durch- 
sichtigen Atmosphäre  erleiden  ^). 

Wahrscheinlich  sind  die  Fälle  von  widernatürlich 
verlängertem  Zwielicht,  wie  dergleichen  Kämtz  anführt^), 
nach  demselben  Prinzip  zu  erklären. 

Es  ist  nun  Zeit,  dafs  wir  die  gesammelten  Angaben 
kurz  zusammenfassen.  Mit  AusschluCs  der  Theorie  von 
Leonardo  da  Vinci  und  Göthe,  welche  die  Farbe 
des  Himmels  einer  Mischung  von  Licht  und  Schatten  zu- 
schreibt, und  der  von  Muncke,  welche  sie  zu  einer  blo- 
fisen  optischen  Täuschung  machen  will,  kommen  die  Haupt- 
sätze, welche  aufgestellt  worden  sind,  auf  drei  zurück: 

1)  Armuaire  1832  p,  248  —  WShrend  des  Druckes  dieser  Abhand- 
lang  habe  ich  von  Hin.  B  ab  in  et  {Compt,  rend,  *—  Dies.  AnnaL 
Bd.  XXXXVI,  S.  617)  eine  Kotiz  über  die  blaue  Farbe  der  Sonne 
gesehen,  welche  er  als  eine  wirkliche  betrachtet  und  durch  die  The<^ 
rie  der  gemischten  Platten  zu  erklären  sucht 

2)  Im  Deutschen:  ^Giähen  der  Aipen,^ 

3)  Seventh  Report  of  British  Association.  Transactions  of  SeC' 
tions  p.  10.      (Ann.  Bd.  XXXXVl,  S.  511.  ) 

4)  Lehrbuch  der  Meteorologie  Bd.  III,  S.  &8. 


6e 

1)  daOs  die  blaue  Farbe  des  Himmels  die  von  reiner 
Luft  reflektirle  sej,  and  alle  Übrigen  Tinten  desselben 
Abänderungen  vom  zurückgeworfenen  und  durchgelassen 
Lichte  seyen.  Diefs  ist  mehr  oder  weniger  die  Meinung 
ToaMariotte,  Bonguer,  Euleri  Leslieu.  Brandes. 

2)  Dafs  die  Farben  des  Himmels  von  schwebenden 
DOnsten  entstehen,  die,  nach  Art  der  dünnen  Platten  wir- 
kend, Farben  reflekliren  und  dann  complementare  durch« 
lassen.  Diefs  war  Newton's  Theorie,  welche  ganz  oder 
theilweis  von  späteren  Schriftstellern,  namentlich  von  No- 
bili,  angenommen  ward. 

3)  DaCs  eine  Opalescenz  und  specifische  Absorption, 
anhängig  von  der  Natur  und  unbekannten  Constitution 
schwebender  Theilchen,  die  Ursache  sej.  Dieser  Theo- 
rie in  ihren  verschiedenen  Abstufungen  finden  wir  zage- 
Ihan:  Fabri,  Melvill,  Delaval,  Graf  Maistre  und 
Sir  D.  Brewster. 

Diese.  Ansichten  sind  so  leicht  vermischt,  sind  oft, 
selbst  von  ihren  Anhängern,  so  sehr  mifsverstanden,  dafs 
es  unmöglich  ist,  eine  bestimmte  Linie  zwischen  ihnen 
zu  ziehen.  Ich  will  einige  der  Hanptschwierigkeiten  der- 
selben hervorheben  und  mich  bemühen,  das  Feld  der  Un- 
tersuchung einzuschränken. 

1)  Das  Himmelsblau,  glaube  ich,  kann  nicht  mit  ei- 
niger Wahrscheinlichkeit  von  jenen  Dampfbläschen  abge- 
leitet werden,  welche,  wie  man  annimmt,  eine  so  wichtige 
Rolle  in  dem  Mechanismus  der  Wolken  spielen.  Wir 
haben  von  ihrem  Dasejn  keinen  directen  oder  indirecten 
Beweis,  wo  das  Hygrometer  nicht  afficirt  wird,  nicht 
einmal,  wo  es  nicht  absolute  Feuchtigkeit  angiebt.  Be- 
laden mit  un verdichtetem  Dampf  ist  die  Atmosphäre  be- 
kjinntlich  ungemein  durchsichtig.  Dieser  Dampf  kann  farb- 
los seyn  oder  nicht;  die  Annahme  ist,  glaube  ich,  dafs 
er  keine  Farbe  I|abe,  da  bei  grofser  Trockenheit  der 
Loft  die  Himmelsbläue  immer. am  vollkommensten  ist,  und 
diefa  selbst  in  Hüben,  welche  es  äufserst  unwahrschein- 
lich machen,  daCs  in  noch  grölseren  Höhen  unverdichteter 


70 

Dampf  vorhanden  sey.  Wir  wissen  eben  so  wenig  von 
der  Beschaffenheit  der  reinen  Dampftheilcben ,  als  von 
der  der  reinen  Lufuheilchen;  Bläschen  sind  Wasserfkem 
Dampf;  von  HSatchcn,  die  bestimmte  Farben  zn  reflek- 
tircn  fm  Stande  sind,  zu  sprechen,  wenn  kein  Wasser  in 
der  Luft  vorhanden  ist,  oder  das  Hygrometer  keine  ab- 
solute Feuchtigkeit  angiebt,  heifst  (wie  Berkeley  von 
den  t*iuxionen  sagt)  von  den  Geistern  abgeschiedener 
Quantitäten  sprechen. 

2)  Angenommen,  dafs  die  Bläue  des  reflektirten  Him- 
melslichts eine  Eigenthümlichkeit  sey,  von  der  wirkeine 
Erklärung  zu  geben  vermögen ,  heifst  es  doch  zu  schnell 
auf  die  Lösung  steuern,  mit  Brandes  anzunehmen,  dab 
die  Abendröthe  nur  von  der  (durchgelassenen)  Farbe 
der  Luft,  als  der  complementaren  von  der  reflektirten, 
hervorgebracht  sey«  Seine  Erklärung  von  der  Yerschie- 
denartigkeit  der  Abendröthe,  als  entspringend  aus  der 
veränderlichen  Opacität  der  weifsen  Dämpfe,  vermöge 
welcher  die  Rölhe  mehr  oder  weniger  deutlich  wahrge- 
nommen werde,  ist,  obwohl  sinnreich,  doch  offenbar 
falsch.'  Die  einfachsten  Versuche  zeigen,  dafs  die  Röthe 
nicht  blofs  scheinbar  ist,  sondern  abhängt  von  der  Bei- 
mischung veränderlicher  Bestandtheile  zu  der  Atmosphäre. 
Den  Beweis  giebt  die  prismatische  Zerlegung  des  Son- 
nenlichts, und  auch  die  Beobachtung  künstlicher  Lichter 
bei  verschiedenen  Zuständen  der  Atmosphäre,  bei  welchen 
sie  zuweilen  in  ihrer  natürlichen  Beschaffenheit  erschei- 
nen ,  zuweilen  aber  alle  ihre  Strahlen  bis  auf  die  rothen 
verlieren,  und  endlich  in  Nebeln  mit  einem  intensiv  ro- 
then Schimmer  verschwinden.  * 

3)  Wenn  Nebel  und  Wolken  das  Sonnenlicht  dai- 
durch  abändern,  dafs  sie  Strahlen  zurQckwerfen,  die  sie 
nicht  durchlassen:  warum  erscheinen  solche  Nebel  und 
Wolken  im  reflektirten  Licht  nicht  lebhaft  blau,  wie 
Nollet  es  von  einer  neblicbcn  Atmosphäre  für  einen 
hinter  derselben  befindlichen  Beobachter  voraussetzt? 


71 

4)  Wenn  die  die  Wolken  aiumachenden  Blfechen 
4eai  auf  sie  fallenden  farblosen  Licht  die  mannichfaltigen 
Farben  des  Sonnenuntergangs  erthdlen,  warum  gewahren 
wir  nicht  Bogen  von  Terscbiedenen  Farben,  wie  K ratze n- 
8t ein  sie  beim  Experimentiren  im  Kleinen  sah,  und  wie 
kommt  es,  dafs  Wolken  von  gleicher  Structur,  )a  genau 
dieselben  Wolken,  die  Farben  des  Sonnenuntergangs 
nicht  zu  andern  Zeiten  des  Tages  zeigen?  Allein  der 
fiberzeugendste  Beweis  von  allen  ergiebt  sich,  wenn  man 
darauf  achtet,  auf  welche  Weise  eine  Wolke  nach  und 
nach  verschiedenartig  von  den  Sonnenstrahlen  gefilrbt  wird, 
gerade  wie  es  bei  einer  ähnlich  gelagerten  Flocke  Wolle 
der  Fall  sejn  würde,  oder  wie  es  bei  den  Gipfeln  der 
Alpen  geschieht«  Forst  er  erwähnt  eines  Falls,  wo  ver- 
einzelte Cirro^cumuU^  die  schön  goldgelb  waren,  in  ei- 
ner einzigen  Minute  tief  roth  wurden. 

5)  Diesen  unwiderleglichen  Schwierigkeiten  fQgt  die 
prismatische  Zerlegung  der  Himmelsbläue  und  der  Abend- 
rOlbe  noch  einei  hinzu,  entschieden  gegen  die  Newton- 
sehe  Theorie,  wie  sie  jetzt  steht.  Das  reflektirte  Blau 
ond  das  dorchgelassene  Orangeroth  sind  nicht  Farben 
dQnner  Platten.  Sie  entspringen  aus  allen  Theilen  des 
Spectrums  durch  den  geheimniCsvoUen  Vorgang  der  Trans- 
mission, welcher  sie  bewahrt  und  die  tibrigen  absorbirt 
bat.  Es  ist  für  jetzt  vergeblich  zu  untersuchen,  was  fQr 
eine  mechanische  Constitution  des  Mediums  dies6  Wir- 
kung hervorbringe  {hos  effected  this  aichemy). 

Eine  Frage  indefs,  die  ganz  in  unserem  Bereiche 
liegt,  bleibt  noch  zu  beantworten.  Die  Farben  des  Hirn« 
mels  können  in  der  That  nicht  erklärt  werden,  wenn  wir 
unter  der  ErklUmng  eine  vollendete  Analyse  des  sie  er- 
zeugenden Mechanismus  verstehen;  allein  die  Theorie  der 
Absorption  ist  unvollständig,  so  lange  wir  nicht  zeigen 
können,  in  welchem  Theile  des  Wegs  der  Lichtstrahlen 
und  unter  welchen  Umständen  die  verschiedenen  Farben- 
erscheinungen  erzeugt  werden  können.     Hassenfratz 


72 

beobachtete,  dab  das  Licht  der  horizontalen  Sonne,  bei 
Analyse  mit  einem  Prisma,  sich  aller  violetten  und  blauen 
Strahlen  entblöCst  erweise  ^ ).     Bei  sorglältigerer  Austei- 
lung einer  ähnlichen  Beobachtung,  entdeckte  Sir  David 
Brewster  eine  ipecißsche  Wirkung  der  Erdatmosphäre 
auf  jeden  Theil  des  Spectrums,  bestehend  in  einer  Ab- 
sorption oder  Vernichtung  gewisser  Lichtstrahlen  Ton  jeg- 
licher Farbe.     Die  von  ihm   beobachtete  Analogie  zwi- 
schen den  dunkeln  {deßcient)  Linien  des  ^atmosphärischen 
Spectrums,  denen  des  gemeinen  Sonnenspectrums  (wel- 
che Sir  David   als  entstanden  aus  dem  Durchgang  des 
Lichts  durch  die  Sonnen -Atmosphäre  annimmt)  und  den 
im   künstlichen  Licht   durch   absorbirende  Wirkung  des 
Salpetergases  hervorgebrachten,  ist  wahrhaft  merkwürdig 
und  hat  ihn  zu  dem  Schlufs  geführt,  dafs  „in  allen  die- 
sen Mitteln  dieselben  absorbirenden  Elemente  vorhanden 
seyen**  *). 

Da  es  nun  die  der  Erde  nächste  Schicht  der  Atmo- 
sphäre ist,  welche  hauptsächlich  die  Farben  der  Abend- 
röthe  hervorbringt,  so  läfst  sich  vermuthctn,  dafs  die  dazu 
mitwirkenden  Elemente  im  Bereich  der  chemischen  Ana- 
lyse liegen.  Natürlich  ist  dabei  zuerst  an  die  Luft  zu 
denken,  da  sie  die  Bestandtheile  des  salpetrigsauren  Ga- 
ses enthält.  Allein  diese  Annahme,  selbst  wenn  sie  für 
die  atmosphärischen  Linien  des  Spectrums  richtig  wäre, 
kann  nicht  die  aufserordenlliche  Mannigfaltigkeit  der  Ab- 
sorptionswirkung erklären,  die  man  bei  nebligem  Wetter 
beobachtet,  wo,  wie  gesagt,  die  Atmosphäre  schon  bei 
einer  Dicke  von  wenigen  (engl.)  Meilen  nur  die  rothen 
Strahlen  durchläfst,  eine  Thatsache,  die  durch  die  Lcucht« 
thürme  wohl  bekannt  ist,  und  Sir  John  Robison  vor 
einigen  Jahren  veranlafst  hat,  den  Gebrauch  von  karmoi- 
sinrolhen  Signallichtcrn  vorzuschlagen  °)j  weil  so  gefärbte 

1)  Kätntz,  Lehrbuch  IIT,  40.    (Ann.  Bd.  XXllI»  $.441.) 

2)  lidlnb.  Trans,  XH^  p..5aO,    (Ann.  Bd.  XXXYllI,  S.  50.) 

3)  Phil.  Mag.  1833. 


73 

Stn^Ien  in  eiaer  nebligen  AtmosphSJe  nicht  aasgelOscUl 
vrerdeD«  Die  absorbirendcn  Elemente  liegen  offenbar  in 
unserem  Bereich;  sind  sie  aber  Salpetergas  oder  ^vas 
fiiod  sie? 

Der  in  meinem  letzten  Aufsalz  (Ann*  Bd.  XXXXVIf, 
S.593)  beschriebene  Versuch  kommt  der  Beantwortung 
dieser  Frage  zu  Hülfe.  Der  Wasserdampf  ist  bisher  (we- 
ni§steD5  den  Physikern)  nur  unter  zwei  Formen  bekannt 
gewesen,  als  farbloses  Gas  und  als  eine  durchscheinende 
rein  weifse  Masse  von  Theilchen,  geiTObnlich  Uläsclien 
genannt  ^ ).  Ich  habe  gezeigt,  dafs  er  einep  dritten  oder 
intermedtSren  Zustand  durchläuft!  in  welchem  er  sehr 
durchsichtig  bt,  aber  eine  mehr  oder  weniger  infensiro 
Farbe  besitzt,  mit  genau  denselben  Abstufungen,  welche 
das  salpetrigsaurc  Gas  annimmt,  d.  h.  Lohgelb,  Qrangc, 
tief  Orangeroth,  intensivem  Rauchroth,  ins  Schwarte  nei- 
gend. Ich  sage,  dafs  diese  Entdeckung  in  grpüsem  Maafse 
die  Lticke  ausfüllt,  welche  bisher  die  Absorptioi)sthco<^ 
rie  unverständÜch  machte.  Es  ist  „die  Mischung  vqu  Luft 
und  Dampf  in  einem  besonderen  Zustand,"  deren  Daseyn 
Graf  Maistre  voraussetzte  (siehe  das  Angeführte  S.  6S), 
aber  nicht  beweisen  konnte.  Wir  können  jetzt  den  .Dampf 
in  dem  dreifachen  Zustande,  in  welchem  er  sich  .in  der 
Atmosphäre iiefindet,  im  Zimmer  darstellen:  als  reine  farb- 
lose elastische  Flüssigkeit,  als  welcher  er  selbst  der  rei- 
nen Luft  ihre  gröfste  Durchsichtigkeit  giebt,  —  dann  im 
Uebergangszustand,  wo  er,  noch  unsichtbar  an  Gestalt 
und  fast  gewifs  nicht  bläschenförmig,  einen  gleichartigen 
orangerothen  Schein  durchläfst,  nicht  jenes  Farbenspiel 
giebt,  welches  in  Wolken  und  Nebeln  eine  Glorie  um 
leuchtende  Körper  bildet;  —  und  endlich  iu  Bl}ischen- 
form,  wie  wir  ihn  täglich  aus  der  Dille  eines  Theekes- 
sels  aufsteigen  sehen,  Regenbogenfarben  reüektirend,  wie 
es  halb  durchsichtige  Wolken  thun,  wenn  sie  vor  der 
Sonne  oder  dem  Mond  vorüberziehen*    Diese  Höfe  schei« 

1)  Robifon's  Werke  U,  S.2. 


74 

ocQy  ungeachtet  ihrer  scheinbaren  Analoj^e  mit  den  Far- 
ben dünner  Platten,  vielmehr  von  einer  Lichtbeagung  her^ . 
znrQhren  ^). 

Das  Ausbleiben  der  Spectmm  -  Linien  bei  meinem 
Versuch,  mag  wohl  folgende  ErklSrung  gestatten,  die  ich 
indefs  nur  als  eine  Vermnthung  äu&ere.     Wenn  Dampf 
von  hohem  Druck  aus  einer  Oeffnung  hervordringt,  80 
enthält'  ein  horizontaler  Schnitt  der  aufsteigenden  Säole 
Dampf  in  jeder  Stufe  von  Verdichtung.     In  der  Mitten 
bis  zu  einer  gewissen  Höhe,   wird   reiner  unsichtbarer 
Dampf  seyn;  rund  herum,  in  Berührung  mit  kalter  Luft, 
giebt  es  offenbar  nur  Bläschendampf,  und  der  cylindri- 
sche  Aaum    dazwischen   wird   rotben  Dampf   enthaltea 
Nun  ist  es  äufserst  wahrscheinlich,  dafs  wenn  der  Ver- 
such in  dem  kleineD  MaafiBstabe  angestellt  wird,  wie  ich 
ihn  beschrieben  habe,  beim  Durchgang  des  Lichts  durch 
die  heterogene  Säule,  so  viel  unabsorbirte  Strahlen  an 
der  höchst  erleuchteten  Oberfläche  des  Bläschendampfa 
reflektirt  werden,  dats  dadurch  die  Wahmehmbarkeit  der 
feinen  Linien,  auch  wenn  sie  existiren,  bei  der  prismat^ 
scheu  Analyse    verhindert   wird.     Was   mich  in   dieser 
Muthmafsung  sehr  bestärkt,  ist  die  Thatsache,  dafs,  wenn 
der  Dampf  sehr  heftig  hervordringt  und  stets. wenn  ein 
gfofser  Theil  in  Bläschenform  zugegen  ist,  der  unabsor- 
birte Theil  des  Spectnims  eine  verwaschene,  unreine  Farbe 
besitzt  (wie  in   meinem   früheren  Aufsatz  besonders  er- 
wähnt worden),  welche  wahrscheinlich  aus  einer  durch 
diese  Ursache   bewirkte  Vermischung    der  Farben    ent- 
springti 

Schlietislich  habe  ich  noch  ein  paar  Worte  za  sagen 
über  die  Anwendbarkeit  dieser  Thatsachen  auf  das  An- 
sehen  des  Himmels  als  Wetterverkündiger.  Die  verschie- 
denen Farben  des  Himmels,  so  wie  der  Sonne  und  des 

1)  Yoiing'fl  Artikel  Chromatics  in  EncycL  Brittmn,  und  Fraun- 
hofer in  Schumacher*«  Astronomischen  Abhandhingen.  Drittes 
Heft.   1825. 


75 

Mondes  nabe  am  Horizont,  sind  in  so  vielen  Zeiten  und 
LSodero  als  die  sichersten  Anzeigen  von  WitC^ningsver- 
Soderangen  angesehen  worden,  dafs  wir  nicht  zweifeln 
dfirfen,  es  scj  die  Mannigfaltigkeit  der  Zustande  des  in 
der  Luft  beGndlichen  Dampfs,  seine  grOfsere  oder  gerin- 
gere Nabe  an  der  Verdichtung,  die  Ursache  dieser  Erschei- 
DUDgen.  Humboldt  beschreibt  die  Farbe  und  Gestalt 
der  Sonnenscheibe  beim  Untergang  als  das  untrOgltchste 
ProgDosticon  in  den  tropischen  Regionen  ^),  und  an  einem 
andern  Orte  schreibt  er  diese  Veränderungen  „einem  be- 
sonderen Zustand  des  Blaschendampfs**  zu  *).  Da  der 
Dampf  seine  Röthe  nur  während  einer  besonderen  Stufe 
seiner  partiellen  Verdichtung  (und  umgekehrt,  seiner  Ver- 
dampfung) erlangt,  so  ist  klar,  dafe  diese  Röthe  einem  be- 
sonderen Zustand  der  Verbreitung  des  Dampfs  in  der  At- 
mosphäre entsprechen  mnb«  Die  Anwendungen  hievon 
möchten  sehr  ausgedehnt  seyn.  Ich  will  nur  auf  eine  hin- 
dealcn,  die  sicherste,  die  haltbarste  und  wahrscheinlich  die 
älteste  solcher  Wettervorzcicheti.  Das  Abendroth  und  das 
Morgengrau,  als  Anzeichen  schönen  Wetters,  finden 
wir  angegeben  in  den  Versen  des  Aratns'),  im  Neuen 
Testament  *),  und  in  einem  unserer  gewöhnlichsten  Sprich- 
wörter. Ganz  unerklärhch  sind  sie  nach  der  Theorie 
von  Brandes,  welche  die  Röthe  bloüs  von  der  Reinheit 
der  Atmosphäre  ableitet,  da  diese  in '  der  Regel  des  Mor- 
gens gröfser  ist  als  des  Abends. 

Meiner  Ansicht  nach,  ist  der  Vorgang  folgender: 
Gleich  nach  dem  Temperatur -Maximum  des  Tages  und 
vor  Sonnenuntergang  fangen  der  Boden  und  die  Luft- 
schichten in  verschiedener  Höhe  an  Wärme  durch  Strah- 
lung zu  verlieren.  Diefs  ist  die  Ursache  der  Ablagerung 
des  Thaues,  und  dem  zufolge  hab^n  wir  bei  rauhem  Wet- 

1)  Relation  historique  8^0  //,  128. 

2)  Nouvtüe  Eipagne  (engl.  Uebers«)  //,  326. 

3)  Diosemeiä,  93.  Angduhit  Ton  KSmtE. 

4)  Matth.  XVI,  2,  3. 


76 

ter  ungeheure  Massen  Luft,  die  Feachtigkeit  in  jenem 
besonderen  Zustand  enthalten,  welche  der  Verdichtung 
vorangebt  9  und  doch  mag  es  ungemein  zweifelhaft  sejn, 
ob  irgend  eigentlicher  Bläschendampf  in  diesem  ProzcCs 
uothwendig  gebildet  werde.  Sey  dem  jedoch  wie  ihm  wolle, 
jeder  genaue  Beobachter  der  Na(ur  in  Alpengegenden  wird 
mir  darin  Recht  geben,  dafs  schönes  Wetter  fast  Immer 
%  on  Thaubildung  auf  offnen  Flächen  und  von  allmähliger 
Senkung  der  feuchteren  Schichten  begleitet  bf,  bis  zuletzt 
auf  dem  Boden  von  Thälem  und  besonders  tiber  V\^asser 
sichtbare  Nebel  entstehen  ^).  Diefs  ist  in  bergigen  Ge- 
genden die  sicherste  Anzeige  von  schönem  Wetter  am 
folgenden.  Tage. 

Nun .  beobachtete  Saussure  bei  seiner  Ersteigung 
des  Montblanc,  „dafs  die  abendlichen  Dtinste,  v? eiche 
die  Helligkeit  der  Sonne  mäfstgten  und  den  unendlichen 
Raum  unter  ihm  halb  verschleierten,  den  schönsten  pur- 
purfarbenen Gürtel  bildeten,  der  den  ganzen  westliclien 
Horizont  einschlofs,  und  so  wie  die  DQnste.  herabsanken 
und  sich  mehr  verdichteten,  schmäler  und  dunkler  ge- 
färbt wurde,  bis  er  zuletzt  blutroth  war"^  '). 

Diefs  Phänomen  nun  entspricht,  glaube  ich,  genaa 
der  Farbenentwickluug,  die  ich  am  Dampf  im  Act  der 
Verdichtung  beobachtet  habe,  und  Hrn.  De  la  Rive's 
Bemerkung,  dafs  die  nächtliche  Beleuchtung  des  Mont- 
blanc an  heiteren  Abenden  stattfinde,  warn  die  Luft 
stark  mi^  Feuchtigkeit  beladen  sey^  läuft  auf  dasselbe 
hinaus.     Allein  eine  Bemerkung  von  Hrn.  Forster  in 

1)  Warum  Ober  Wasser?  darüber  siehe  Davy's  AofsaU.  P/uL  Trans. 
1819. 

2)  Aogciu^  von  Harvcj  in  'Ene*  Metrop,  Meieoroioffjr  p,*  16(S. 
Das  hier  erwähn«  Purpurlicht  entspringt  wahrscheinlich  aus  einer 
Mischung  der  rcflektirtcn  Bläue  des  reinen  Himmels  (wtlcht  immer 
vorhanden  ist»  wenn  Purpur  gesehen  wird)  mit  dem  Orangcgclh, 
welches  sich  rcrdichtenden  Dampf  Euerst  durcliläist.  Ich  lialte  es  je- 
doch keineswegs  (ur  nöthig  su  behaupten,  dafs  reine  Luft  an  sich 
keine  durchgelasscne  Farbe  besitze. 


77 

seinen  „Researthes  about  atmospheric  phenomeha**  ^) 
ist  noch  bezeichnender  und  schätzbar,  'weil  seid  Werk 
höchst  beschreibend  ist,  mehr  dis  theoretisch.  ,, Zuwei- 
len entstehen  die  Farben  in  den  Dünsten  des  Zwielichts 
so  plötzlich  und  sind  so  scharf  begränzt,  dafsf  sie  glau- 
ben lassen,  es  treten  zur  Abendzeit  sehr  plötzliche  und 
stellenweise  Veränderungen  in  der  Atmosphäre  ein,  weU 
cht  idelleicht  irgendme  mii  der  TTiaubildimg  zusammen- 
hangen.** Darauf  erzählt  er  eine  am  2.  Not.  1822  ge- 
machte Beobachtung.  „Zu  Croydon  in  Surrey  beobach- 
tete ich,  um  Tier  Uhr  Abends,  gegen  Westen  eineu  schö- 
nen Himmel,  erzeugt  durch  den  hellen  Rand  und  die 
herabhängenden  Fransen  einer  leichten  WoUenbank,  wel- 
che durch  die  untergehende  Sonne  schön  Tergoldet  ward. 
Einige  Tercinzclte  Cirro-cumnli,  welche  die  äufscre  Be- 
gräozung  der  Torerwähnten  Wolke  ausmachten,  waren 
gleichfalls  schön  goldgelb,  und  dieselbe  Farbe  erschien 
aach  in  Tersclüedenen  Wolken  an  andern  Stellen  des 
Himmels,  während  die  (scud-iiAe)  Ueberrestc  des  Nim- 
bus in  dem  Westwind  darunter  fortschifften.  Nach  etwa 
einer  Viertelstunde  nahmen  alle  höheren,  Tcrgoldeten  Wol- 
ken em  tief  rothes  Ansehen  an,  und  die  Veränderung  ge- 
schah so  plötzlich,  dafs,  als  ich  meine  Augen  nur  eine 
Hinute  Ton  ihnen  abwandte,  um  den  Taback  in  meiner 
Pfeife  niederzudrficken,  ich  darauf  die  Farbe  ganz  Ter- 
ändert  fand.  Was  die  Erscheinung  besonders  merkwür- 
dig macht  ist  der  Umstand,  daÜB  sie  gerade  um  die  Zeit 
des  Thaupunkts  eintrat  (Jusi  about  the  period  of  ihe 
popour  point).  Die  herabsinkende  Sonne  hatte  schwer« 
lieh  Zeit  einen  grofsen  Unterschied  im  Reflexionswinkel 
m  machen,  und  es  scheint  demnach,  dafs  irgend  eine 
plötzliche  Veränderung,  erzeugt  durch  den  ersten  Thau- 
fall,  die  Ursache  dieser  gleichzeitigen  Farbenwandlung 
in  allen  damals  sichtbaren  Wolken  war.''  Ich  bekenne, 
diese  Stelle  scheint  mir  kein  geringer  Beweis  Ton  der 

1)  Dritte  Auflage  S.  87.. 


78 

Wahrheit  meioer  Theorie  der  at0io$pbäri8dien  Farben 
zu  seyn,  und  desto  interessanter  als  idi  fast  bis  zur  gänz- 
lichen Ausarbeitung  dieses  AuCsatzes  mit  ihr  unbekannt  war. 
Was  den  Morgen  betrifft,  so  verhSit  es  sich  damit 
ganz  anders.  Bei  schönem  Wetter  sind  die  SchichteD 
nahe  der  Erdoberfläche  selbst,  und  an  den  tiefsten  und 
geschütztesten  Stellen,  in  einem  Zustand  vollständiger 
Feachtigkeit  Die  Dämpfe,  welche  bei  Umkehmng  dea 
Prozesses  wahrscheinlich  Farben  erzeugt  haben  würden, 
steigen  nicht  eher  auf,  als  b\$  die  Wirkung  der  Sonne 
auf  die  Erdfläcbe  lange  genug  angehalten  hat,  um  ihr  eioe 
merkliche  Wärme  einzuprägen,  und  während  deb  ist 
der  Augenblick  des  Sonnenaufgangs  Terstricfaen,  und  die 
Sonne  über  die  horizontalen  Dämpfe  emporgestiegen.  Es 
würde  leicht  seyn,  durch  eine  längere  Erörterung  zu  zei- 
gen,  daCs  der  langsam  fortschreitende  Durchgang  groüser 
Loftmassen  durch  die  Temperatur  des  Thaupunkts  nor 
bei  heiterem  Wetter  bei  Sonnenuntergang  und  nicht  bei 
Sonnenaufgang  eintreten  kann.  Das  feurige  Ansehen  des 
Morgenhimmels,  als  Vorzeichen  von  schlechtem  Wetter, 
rührt,  ich  zweifle  nicht,  von  Anwesenheit  eines  solchen 
Ueberschosses  an  Feuchtigkeit  her,  dafs  durch  die  Yer- 
dichtung  in  den  höheren  Regponen  wirklich  Wolken  ge- 
bildet werden,  im  Gegensatz  mit  der  Tendenz  der  stei- 
genden Sonne,  sie  zu  zerstreuen,  und  daher  mufs  es  als 
Andeutung  einer  baldigen  Fällung  von  Regen  betrachtet 
iverden. 


79 


III.  Veber  die  Irradiation;  com  Hm.  J.  Plateau. 

(MitgetheUt  toid  Ebn.  YorfiuMr  ans  Tome  Xf  der  M4m,  de  taead, 
ToyaU  des  Sdenees  et  BelleS'Leitree  de  Bruxeiiee») 


L  la  dieser  Abhandliing  beabsichtige  ich, '  die  noch  heut 
unter  Astronomen  nnd  Physikern,  sogar  über  das  Da- 
8ejn  der  Irradiation  herrschenden  Unsicherheiten  zu  he» 
bcD  ond  die  Jetzigen  schwankenden  Ansichten  zu  ereetzen 
durch  genauere  Ideen  über  die  Ursache  des  Pbänomensy 
die  Gesetze  desselben  und  seinen  möglichen  Einfluis  auf 
die  astronomisdien  Beobachtungen. 

2.  Die  Irradiation  ist  das  Phänomen,  vermöge  des^ 
gen  ein  leuchtender  Gegenstand,  umgeben  von  einem  dun- 
klen Raum,  mehr  oder  weniger  vergröfsert  erscheint.  Als 
Beispiel  fbhrt  man  gewöhnlich  das  Ansehen  des  Mondes 
an,  wenn,  er  sichelförmig  erscheint,  und  zugleich  der  Rest 
seiner  Scheibe  durch  schwache  Beleuchtung  vom  aschfar- 
bigen Licht,  wahrzunehmen  ist:  der  aufisere  Umrifs  des 
leuchtenden  Thetls  scheint  dann  gegen  den  dunklen  Theit 
einen  starken  Yorspruog  zu  ma^en,  oder  anders  gesagt^ 
die  Sichel  scheint  einer  sehr  merkbar  gröÜBeren  Scheibe 
anzugehören,  ab  der  Rest  des  Mondes.  — -  Dieses  schein- 
bare Uebergreifen  des  Randes  eines  leuchtenden  Gegen- 
stands über  den  ihn  umgebenden  dunklen  Raum  führt  za 
einer  entgegengesetzten  Täuschung  für  einen  dunklen  Ge* 
genstand  auf  hellem  Grund.  Die  Dimensionen  dieses  Ge- 
genstandes scheinen  verkleinert,  denn  die  längs  seinem 
Umrisse  von  dem  umgebenden  hellen  Felde  bevnrkte  Ir- 
ndiation  greift  dann  in  diesen  Umrifs  ein. 

3.  Es  ist  wohl  unnöthig,  bei  der  Wichtigkeit  der 
hradiation  fQr  die  Astronomie  zu  verweilen.  Eine  Tau* 
Mhnng,  welche  die  scheinbaren  Dimensionen  der  auf  dun« 
Uen  Grund  projidrten  hellen  Gegenstände  zu  vergrößern, 


80 

und  die  der  dunklen  auf  hellem  Grunde  zu  verringern 
strebt,  scheint  auf  alle  Beobachtungen,  welche  die  Mes- 
sung der  scheinbaren  Durchmesser  von  Himmelskörpern, 
der  Finsternisse,  der  Yorübergänge  der  Planeten  vor 
der  Sonne,  u.  s.  w.  zum  Zwecke  haben,  einen  mehr  oder 
weniger  grofsen  Einflufs  ausüben  zu  müssen.  Auch  hat 
das  Phänomen  den  Scharfsinn  der  Astronomen  vielfach 
beschäftigt;  allein,  was  merkwürdig  ist,  die  Beobachlun- 
gen  bieten  in  dieser  Hinsicht  die  gröfsten  AbwcichungeD 
dar.  Die  einen  scheini&n  einen  merklichen  Einflufs  der 
Irradiation  anzudeuten,  die  andern  von  den  daraus  ent- 
springenden Fehlern  g&nzlich  frei  zu  sejn.  Daher  deoD 
auch  ein  Zwiespalt  der  Meinung  unter  den  Astronomen, 
sogar  über  das  Daseyn  der  Irradiation;  die  einen  geben 
es  zu,  die  andern  läugnen  es.  Es  ist  daher  wichtig,  un- 
ter diesen  Unsicherheiten  die  Wahrheit  aufzusuchen  und 
die  Ursachen  der  ersteren  festzusetzen.  Ich  werde,  so 
hoffe  ich,  aufser  Zweifel  setzen,  dafs  die  Irradiation  wirk* 
lieh  existirt,  dafs  sie  eine  der  am  leichtesten  festzustellen- 
den Gesichtserscheinungen  ist,  dafs  sie  sogar  mit  Ge- 
nauigkeit gemessen  werden  kann,  und  dafs,  wenn  sie  bei 
den  mit  astronomischen  Instrumenten  gemachten  Beob- 
achtungen zuweilen  ihren  Einflufs  nicht  mehr  gezeigt  bat, 
die£s  von  leicht  erklärlichen  Umständen  herrührt, 

4.  Andrerseits  sind  nach  und  nach  mehre  Theorien 
zur  Erklärung  der  Ursache  der  Irradiation  aufgestellt. 
Eine  derselben,  obwohl  sehr  alt,  wird  noch  heut  allge- 
mein angenommen.  Sie  besteht  in  der  Annahme,  daCs 
der  von  einem  leuchtenden  Gegenstand  auf  dem  Grund 
des  Auges  erzeugte  Eindruck  sich  von  dem  Punkt,  der 
direct  vom  Licht  getroffen  wird,  nach  allen  Seiten  auf 
der  Netzhaut  ein  wenig  ausbreitet,  so  dafs  die  Gesammt- 
Empfindung  dann  einem  Bilde,  etwas  gröfser  als  das  wirk- 
liche, entspricht.  Diese  so  einfache  Hypothese  bat  indefs 
Widersacher  gefunden,  und  neuerlich  ist  sogar  eine  an- 
dere Erklärung  aufgestellt  worden.    Ich  werde  demnach 

die 


81 

&  verschiedenen  Theorien »  die  man  aufgestellt,  prQfen, 
md  mich  bemühen ,  die  eben  erwähnte  durch  neue  Be« 
weise  zu  unterstützen. 

5.  Endlidi  steht  das  Phänomen  unter' merkwürdi- 
gen Gesetzen,  welche  zugleich  auf  Verfahrungsarten  füh- 
ren können,  durch  die  sich  die  astronomischen  Beobacb- 
tUDgen  gegen  dessen  Einfluis  sichern  lassen.  Unter  die- 
seo  Gesetzen  waren  einige  schon  bekannt,  obwohl  auf 
eine  ziemlich  unbestimmte  Weise;  die  anderen  dagegen 
lehrte  mich  die  Erfahrung  kennen.  Ich  werde  einfache 
Methoden  angeben,  um  alle  zu  bestätigen,  und  werde 
die  wichtigeren  zu  messen  versuchen. 

Um  diese  verschiedenen  Gegenstände  mit  Sachkennt- 
nib  anzugreifen,  wird  es  zweckmäfsig  seyn,  zuvörderst 
einen  geschichtlichen  Ueberblick  der  Untersuchungen  und 
Meinongen  der  Gelehrten  tiber  das  uns  beschäftigende 
Phänomen  zu  geben.  Der  Leser  wird  dann  selber  den  ge- 
genwärligen  Stand  der  Aufgabe  klar  beurtheilen  kiffiinen« 

Geschichtliches. 

6.  Die  Erscheinung  der  Irradiation  ist  schon  sehr 
ürGh  beobachtet  worden.  Epicur^)  spricht  von  dem 
Gröfsen-Unterschicd,  den  eine  Flamme  darzubieten  scheint, 
wenn  man  sie  bei  Tage  und  bei  Nacht  von>  ferne  be- 
trachtet, und  zwar  um  zu  zeigen,  dafs  das  Auge  bei 
Schätzung  der  Gröfse  von  Himmelskörpern  klein^  Fehler 
begehen  könne.  Dieser  Philosoph  ahnte  also  schon  den 
Einflob  der  Irradiation  auf  die  Astronomie«- 

Wahrscheinlich  ist  es  auch  die  Irradiation,  worauf 
Persitts  in  den  beiden  ersten  Versen  der'  dritten  Sa- 
tire anspielt: 

•  •  «  Jam  darum  mane  fenestras 
Inirat  et  angustas  extendJU  hanrdne  rimas 


1)  Bfief  «a  P  jthocief.    Siehe  Diocenet 
Pogfcad.  Am.  Ergitnusgiba.  L  6 


82 

7.  Unter  Denen,  welche  das  PhSnomen  zuerst  za  er- 
klären suchten,  sagten  die  Einen,  wie  ans  ein 'Freund 
von  Galilei  ^)  belehrt,  dafs  die  leuchtenden  Körper, 
wie  die  Gestirne  und  die  künstlichen  Lichter,  die  om- 
gebende  Luft  entzündeten ,  so  dafs  das  Auge,  bei  hin* 
reichender  Entfernung,  den  Gegenstand  mit  seinem  Hofe 
verwechsle  und  ihn  deshalb  fQr  grö(ser  halte.  Die  An- 
deren leiteten,  nach  Gassendi'),  die  scheinbare  Ver- 
grö(serung  einer  von  ferne  beobachteten  Flamme  davon 
ab,  dafs  die  umgebende  Luft  durch  feine,  fortwährend 
von  der  Flamme  ausfliefsende  Theilchen  stark  erleuchtet 
würde  •)• 

8.  Im  J.  1604  gab  Kepler^)  eine  vernünftigere 
Erklärung,  indem  er  die  Ursache  der  Erscheinung  in  das 
Auge  des  Beobachters  selbst  versetzte.  Wenn,  nach  ihm, 
ein  leuchtender  Punkt  jenseits  einer  gewissen,  für  jedes 
Individuum  bestimmten  Entfernung  gebracht  wird,  so  ver- 
einigen sich  die  vom  Auge  aufgenommenen  Strahlen,  ehe 

1)  Diseorso  deile  eomete  di  Mario  Guiducci^  geschrieben  1619 
(Opere  di  GaUUo  GaäUi.     Fhrenz  1718.  T.  II.  p,  256). 

2)  Epistoia  Ilt  de  proportione  qua  gravia  decidentia  aeceierait' 
iur,  geschrieben '  1642  (Petri  Gasstndi  Optra  omnia.  Fiorenz 
1727,  7. 111.  p.  585.) 

3)  Diese  **oo  jerbaren  Ideen  fanden  sogar  AnhSnger  nnter  den  Neaercn. 
So  fitd(A  man  sie  wenig  abgeändert  in  einem  Werke,  welches  1758 
trscfaien^  nnter  dem  Titel:  Manuel  phytique.  ou  maniire  courie 
ti  faciit  d'eacpliquer  Us  phinomhnts  de  la  naiure,  par  DuJ'ieu 
{p.  376  quest,  XLII),  Der  Verfasser  leitet  die  Erscheinung  davon 
ab,  dafs  die  iimgd>ende  Luft  von  dem  Licht  der  Fiamme  erieuch" 
iet  werde.  Doch  mufs  hinBugefligt  werden,  daCi  er  diese  Theorie  nickt 
a«£.  die  Irradiation  der  Gestinie  ausdehnt,  vtehnehr  den  scheinbaren 
Vorsprang  der  erleochteten  Mondscheibe  ober  die  dunkle  durch  eine 
Ausbreitang  des  Eindracks  auf  die  Metahaot  erklart  (/i.  375,  quest, 
JCLl). 

4)  j4d  F'iieiUonem,  paraiipomena  quihut  astronomiae  pari  optica 
tradiiur.  Frankfurt  16H  PP'  217.  Siehe  auch  die  Vordersatie, 
auf  welche  diese  Theorie  sich  atutst,  ^.  ]99|  prop,  XXFl  und  /»• 
200,  prop.  XXriL 


83 

sie  die  Netzhaut  erreicht  haben,  geben  dann  wieder  aus* 
doaoder  nnd  malen  aaf  diese  Haut  nicht  einen  Punkt, 
sondero  eine  kleine  Scheibe.  Daraus  dann  die  Erklft- 
niDg  der  scheinbaren  VergrOfserunf;  femer  Gegenstande, 
die  hell  nnd  von  dunklen  Gegenständen  umgeben  sind: 
denn  diese  Ausbreitung  der  Lichtpinsel  mfisse  offenbar  die 
GrSnzen  der  Bilder  auf  der  Netzhaut  erweitern,  und  Ge- 
genstände von  vielem  Glanz  mfissen  alsdann  Übereinan- 
der zu  greifen  scheinen«  Si  aegualis  omnia  claritaiis 
ftdsseni,  sagt  Kepler,  i^isio  confusa  esset;  jam  i^ero, 
juia  lucida  praepoUenty  quantüaie  tniianiur.  Andrerseits 
nimmt  er  an,  dafs  die  Erzeugung  dieser  Täuschung  eine 
gewisse  Erregbarkeit  erfordere,  welche  die  Netzhaut  nicht 
blofs  in  dem  Punkt,  der  dem  deutlichen  Sehen  entspricht, 
sondern  auch  rings  um  diesen  Punkt,  für  eine  Einwir- 
kung sämmtlichcr  den  ausgebreiteten  Lichtpinsel  bilden- 
der Strahlen  empßinglich  mache;  mithin  meint  Kepler 
nicht,  dafs  das  Phänomen  sich  bei  allbn  Individuen  er- 
zeuge. Diese  Theorie  scheint,  wie  man  sieht,  sehr  an- 
nehmlich, ist  auch  seitdem  mehr  als  ein«ial  aufgefrischt 
worden  ^).  Indefs  nimmt  man  gegenwärtig  allgemein  an, 
dab  es  keine  Gränze  der  Entfernung  gebe,  jenseils  wel- 
dier  ein  normal  gebildetes  Auge  nicht  den  Brennpunkt 
▼OD  Lichtpinseln  auf  die  Netzhaut  bringen  könnte.  Ueber- 
dieb,  wie  ich  weiterhin  (§.  71.)  zeigen  werde,  offenbart 
lidi  die  Irradiation  eben  so  gut,  selbst  in  der  Entfer- 
nung, in  welche  Jeder  einen  Gegenstand  versetzt,  z.  B. 
ein  Bach  hält,-  um  ihn  bei  natürlichem  Zustand  der  Au- 
gen deutlich  zu  sehen.  Ich  habe  nicht  nöthig  hier  zu  be- 
merken, dafs  das  Phänomen  der  Irradiation  keineswegs 
gewissen  Augen  eigen  ist,  wie  Kepler  glaubte;  das  ist 
eine  Meinung,  die  Niemand  wieder  aufgestellt  hat,  und 

1)  BUtoire  de  tAcadlmU  des  seUnees  de  Paris  pour  1699,  p,  79 
(gcdrn^  1732).  —  Estai  sur  ia  vision  duiincie  et  con/u*e^  par 
JartB,  §.  53  n.  £,  erschienen  1738  am  Ende  des  Traiii  d'Optique 
dt  Smith  (Ueberseunng  von  Pesenas  T.  I). 

6* 


84 

die  auch  den  Thatsachen  widerspricht;  nur  ist»  wie  ich 
mich  überzeugt  habe,  die  Intensität  der  Erscheinung  mehr 
oder  weniger  grois  in  verschiedenen  Augen,  sogar  ver- 
änderlich bei  einer  und  derselben  Person  (§§.  53,  77,  79, 
87  —  89). 

Kepler  berichtet,  als  Beispiele  der  scheinbaren  Yer- 
gröfserung  leuchtender  Gegenstände,  mehre  Thatsachen, 
unter  welchen  ich  die  folgenden  auswähle  (man  darf 
nicht  vergessen,  dafs  sie  alle  aus  Beobachtungen,  die  ohne 
vergröfsemde  Instrumente  gemacht  wurden,  hervorgingen; 
die  astronomischen  Fernröhre  wurden  erst  einige  Jahre 
später  bekannt).  Der  äufsere  Rand  der  Mondsichel 
scheint  einem  weit  gröfseren  Kreise  anzugehören,  als  der 
ist,  welcher  den  Rest  der  von  der  Erde  erhellten  Scheibe 
einfafst;  bei  einer  Mondiinsternifs,  im  J.  1603,  beobacb« 
teten  mehre  Personen,  die  den  äufseren  Rand  des  ver- 
dunkelten Theils  erkennen  konnten,  einen  analogen  Ef- 
fect. Bei  Sonnenfinsternissen  sehen  selbst  Personen,  die 
ein  gutes  Gesicht  haben,  bei  Anfange  der  Erscheinung 
einige  Zeit  lang  nichts,  bis  sich  plötzlich  ein  Ausschnitt 
von  gewisser  Gröfse  bildet ;  die  Homer,  welche  der  sicht- 
bare Theil  der  Sonne  dann  darbietet,  scheinen  merklich 
abgestumpft;  endlich  zeigt  sich  der  verdunkelte  Theil  im- 
mer zu  klein,  indem  der  leuchtende  Theil  über  den  Mond- 
rand weggreift. 

Zur  Zeit,  da  Kepler  das  in  der  Anmerkung  ge- 
nannte Werk  schrieb,  lehrte  man  tiber  die  Verrichtungen 
der  verschiedenen  Theile  des  Auges  und  über  den  Gang 
der  Strahlen  in  demselben  nur  die  gröbsten  IrrtbUmer. 
Es  ist  in  demselben  Werk,  wo  dieser  grofse  Mann  mit 
einem  Male  alle  diese  Ungereimtheiten  Über  den  Haufen 
warf,  und  die  wahren  Grundsätze  der  Theorie  des  Se- 
hens aufstellte.  Wenn  er  sich  bei  der  Irradiation  irrte, 
so  geschah  es,  weil  er  die  Eigenschaft  eines  wohlgebil- 
deteu  Auges,  sich  den  verschiedenen  Entfernungen  der 
Gegenstände  anzubequemen,  nicht  deutlich  kannte;  man 


85 

begreift  dieb  leicht:  seine  eigenen  Augen  waren  scblecbt 
und  feine  Gegenstände  schienen  ihm  vervielfacht.  Ob- 
wohl heute  unzulässig,  kann  dennoch  die  Erklärung,  die 
er  von  der  Irradiation  gab,  als  ein  neuer  Zug  seines  Ge- 
nies angesehen  werden. 

9.  Die  astronomischen  Femröhre  gaben,  indem  sie 
eine  grobe  Zahl  falscher  Erscheinungen,  die  in  der  Ir- 
radiation des  Auges  ihren  Grund  hatten,  zerstörten,  die- 
sem Phänomen  einen  neuen  Grad  von  Evidenz.  Auch  Ga- 
lilei machte  ein  besonderes  Studium  daraus,  und  mehr- 
mals kommt  er  im  Laufe  seiner  Werke  auf  dasselbe  zu- 
rfick.  Nach  ihm  entspringt  die  Irradiation  sowohl  aus 
einer  Brechung  in  der  Feuchtigkeit,  welche  die  Augen- 
lider auf  dem  Vordertheil  des  Auges  zurückhalten  ^),  als 
aoch  von  einer  Reflexion  an  den  feuchten  Rändern  der 
Augenlider^),  und  ist  von  gleicher  Natur  mit  jenen  lan- 
gen Lichtstreifen,  welche  man  von  den  obem  und  un- 
tern Tbeilen  eines  hellen  Gegenstandes  ausgehen  sieht, 
wenn  man  die  Augen  theilweise  schliefst.  Es  ist  wohl 
nnnölbig  zu  bemerken,  dafs  ein  solcher  Vergleich  heut 
VBL  Tage  ganz  unhaltbar  ist,  und  Galilei  selbst  scheint 
mletzt  Zweifel  an  seiner  eignen  Theorie  gehegt  zu  ha- 
ben, wie  diefs  aus  einer  Stelle  in  seinen  Gesprächen 
fiber  das  Weltsystem,  dem  letzten  Werke,  worin  er  von 
der  Irradiation  spricht,  zu   ersehen  ist^).     Sey  es  inir 

1)  Bueorso  deiie  eomeie  (die  scbon  erwähnten  Optre  di  Gali- 
lei T.  JI^  p.  257).  Diefs  Gespräch  ist  von  Mario  Gaiducci  ge- 
Khrichcn,  allein  er  giebt  die  Ideen  von  Galilei« 

2)  li  Saggiatore.  erschienen  1623  (ihid,  T.  II,  p.  395). 

3)  .  .  .  Affirmo^  obfeeia  respiendentia ,  seu  tfuia  turnen  iiiormn 
in  Kumiditaie^  quae  4upra  pupiUas  est,  rejringitur^  seu  quia 
reflectitur  in  crepidinibiu  paipthrarum^  spargendo  radios  suos 
rtflexot  super  eatdem  pupiUas,  teu  denique  propter  aüam  cau- 
eam,  ingeri  oculo  nosiro  eircumdata  novi*  radiis,  et  proinde 
majorem  habeniia  epedem^  quam  eorum  Corpora  tali  irradia» 
Hone  nudaia  repraeeeniareni  (Qtiiilaei  Stysiema  eosmicumg 


86 

erlaubt,  hier  die  BeobacbtuDgen  dieses  groisen  ManiMs 
über  den  in  Rede  stehenden  Gegenstand  kurz  auseinan- 
der zu  setzen,  und  zu  zeigen,  dafs  wenn  gleich  die  Ur- 
sachen, welche  er  dem  Phänomen  beilegt,  nicht  zugelas- 
sen werden  können,  er  doch  wenigstens  die  KenDtDiCs 
der  Gesetze,  welche  dasselbe  regieren,  fast  bis  zu  dem 
Punkt,  wo  sie  heute  ist,  gebracht  hat. 

Ich  werde  zunächst  einen  Theil  der  Thatsachen  an- 
führen, welche  er  zur  Constatirung  des  Phänomens  bei- 
bringt. So  scheinen  die  Sterne,  kurz  nach  Sonnenunter- 
gang, wo  man  anfängt  einige  zu  unterscheiden,  Suberst 
klein,  und  in  dem  Maafse,  als  die  Dämmerung  abnimmt 
und  sie  leuchtender  werden,  scheinen  sie  sich  zu  ver- 
gröfsern.  Eben  so  verhält  es  sich'  mit  den  Planeten ;  und 
Venus  ist,  bei  Tage  gesehen,  kaum  einem  Sterne  letzter 
Gröfse  vergleichbar.  Es  ist  nicht  blofs  das  Tageslicht, 
welches  den  Gestirnen  ihre  künstliche  Aureole  raubt: 
eine  leichte  Wolke  vor  ihnen  bewirkt  dasselbe,  eben 
so  wie  ein  farbiges  Glas  oder  ein  schwarzer  Schleier, 
durch  welche  man  sie  betrachtet.  Endlich  schwächen 
auch  die  astronomischen  Femröhre  die  Irradiation,  daher 
denn  auch  diese  Instrumente,  welche  alle  übrigen  Gegen- 
stände so  bedeutend  vergröfsern,  die  Dimensionen  der 
Fixsterne  kaum  verändern,  und  die  Gröfsen-Unterscbiede, 
welche  diese  Sterne,  so  wie  die  Planeten,  bei  Betrachtung 
mit  blobem  Auge,  je  nachdem  der  Himmel  mehr  oder 
weniger  dunkel  ist,  darbieten,  verschwinden  machen. 
Aus  demselben  Grunde  zeigen  uns  die  Femröhre  die 
Planeten  von  bestimmter  Gestalt  und  scharf  begränzten 
Umrissen:  man  unterscheidet  dadurch  vollkommen  die 
rande  Gestalt  des  Jupiters,  die  Phasen  der  Venus  u.  s.  w., 
während,  bei  blofsem  Auge,  alles  zu  einem  gleichförmigen 
strahlenden  Schein  verschwimmt.  Diese  Eigenschaft  der 
Femröhre  läCst  sich  übrigens  leicht  erklären,   denn  da 

Lyon  1641,  DUO.  i7/,  p,  248).     Diefs  Wcrii  to&  Galilei  er. 
•chicn  achon  1632  iulicniacb. 


87 

die  GegeDSlSnde  nnr  dann  von  Urnen  vergröCsert  w^den 
können,  ^enn  sie  sich  vor  ihnen  befinden ,  so  kann  der 
Lichtschein  {che^elure  lumineuse)  der  Irradiation,  welcher 
seinen  Sitz  toi  Auge  des  Beobachters  hat,  an  dieser  Ver- 
grölsening  keinen  Theil  nehmen  ^). 

10.  Was  die  Gesetze  des  Phänomens  betrifft,  so 
wurde  Galilei  im  Laufe  seiner  Untersuchungen  zu  fol- 
genden geftihrt: 

L  Die  Irradiation  ist  desto  gröfser,  je  heller  der 
Gegenstand  ist.  —  In  der  That  überzeugt  man  sich  leicht, 
dals  z.  B.  Mars  und  vor  allem  Mercur,  welche  der  Sonne 
näher  und  folglich  heller  als  Jupiter  und  Saturn  sind,  eine 
stärkere  Irradiation  als  diese  haben;  denn  es  hftlt  schwe- 
rer, sie  ihnen  mittelst  des  Femrohres  zu  nehmen  und 
demnach  ihre  wahre  Gestalt  zu  erkennen  ^). 

IL  Die  Irradiation  ist  um  so  gröfser,  als  der  Grund, 
auf  welchem  der  Gegenstand  erscheint,  dunkler  ist.  — 
Um  sich  davon  zu  überzeugen,  braucht  man  nur  die 
scheinbaren  Durchmesser  der  mit  blofsem  Auge  erst  in 
der  Dämmerung,  und  dann  in  der  Nacht  beobachteten 
Sterne  zu  vergleichen  ')• 

III.  Die  Iri*adiation,  die  einen  hellen  Gegenstand 
auf  dunklem  Grunde  vergröfsert,  verringert  im  Gegentheil 
die  scheinbaren  Dimensionen  eines  auf  hellem  Fc2(de  be- 
findlichen dunklen  Gegenstandes.  —  Es  ist  dann  die  Ir- 
radiation  des  Grundes,  welche  den  Gegenstand  tiber- 
greift ^).     So  würde  Venus,  im  Vorübergange  vor  der 

1)  Ltttera  dt  Galileo  Galilei  al  padre  Cristo/oro  Grien' 
herger,  1611  (Opere  di  Galilei  T.  II,  /».  467,  469).  —  5^- 
dtreus  Nuntius ^  1610  {ibid.  p,  18).  —  Diseorso  delU  eomeie 
(ibid,  p,  255.  257).  *  //  Saggiatore  (ibid.  p.  396). 

2)  L^Uera  al  P.  Grienb.  (Opere  di  Galilei  T.  //,  p.  467,  468). 

3)  ibid  p,  468. 

4)  Die  letzte  der  §.  8  angeführten  Beobachtungen  Kepler*s  scigt,  dals 
er  Khon  diese  Folgerung  eingesehen  habe;  denn  in  der  besagten  fie« 
obachüang  gehört  der  verlinsterte  Theil,  der  ra  klein  erscheint,  dem 


88 

Somie^  weit  kleiner  erscheinen  mfiseen,  als  wenn  sie  am 
ddnUen  .Hkniliel  glttnzt,  weil  sie  in  letzterem  Fall  yer- 
gröberty.in  ersterem  verkleinert  ist  \). 

IV.  Endlich  ist  die  Irradiation  desto  gröber  in  Be- 
zug auf  den  Gegenstand^  und  hat  desto  mehr^Einflafs,  die 
wirkliche  Gestalt  desselben  zu  verstecken,  als  dieser  Ge- 
genstand kleiner  bt. 

In  der  That  mofs  ein  Lichtschein  von  gewisser  Breite, 
der  einen  Gegenstand  umgiebt,  weit  stärkere  Aenderun- 
gen  in  der  scheinbaren  Form  desselben  hervorbringen, 
wenn  dieser  Gegenstand  klein,  als  wenn  er  grofs  ist. 
Während  es  mit  blofsem  Auge  unmöglich  ist,  z.  B.  die 
Gestalt  des  Jupiters  zu  erkennen,  zeigt  sich  die  des  Mon- 
des ganz  deutlich.  Andrerseits,  obwohl  die  Irradiation 
zu  klein  gegen  die  Dimensionen  des  Mondes  ist,  um  uns 
die  allgemeine  Gestalt  desselben  zu  verdecken,  reicht  sie 
doch  hin,  um  uns,  selbst  im  Fernrohr,  die  kleinen  Un- 
ebenheiten, die  seinen  äufseren  Rand  auszahnen  müssen, 
zu  verhöUen.  Folgender  Versuch  wird  diese  Behauptung 
unterstützen.  Man  mache  in  dünnes  Eisenblech  zwei 
Schlitze  von  ähnlichen  Dimensionen,  den  einen  mit  glat- 
ten, den  andern  mit  gezähnten  Rändern  (Fig.  1.  Taf.  III), 
stelle  diesen  Apparat  vor  einer  breiten  Flamme  an  ei- 
nem dunklen  Orte  auf,  so  dafs  die  beiden  Schlitze  leudi- 
tend  erscheinen.  Betrachtet  man  sie  nahe  bei,  so  ge> 
wahrt  man  die  Zahnschnitte  der  zweiten  vollkooimen, 
entfernt  man  sich  aber  auf  hundert  oder  hundert  fünfzig 
Schritt,  so  wird  die  Irradiation  so  groEs,  daCs  die  Zahn- 
schnitte vollständig  verschwinden  und  die  beiden  Schlitze 
gleiches  Ansehen  haben.  Wenn  man  nun,  mit  Beibe- 
haltung dieser  letzteren  Entfernung,  ein  Femrohr  anwen- 
det, so  unterscheidet  man  aufs  Neue  den  Unterschied 

dnnklen  Mondskdrper  an,  der  auf  das  yon  der  Sonnenacheibe  gebil- 
dete helle  Feld  projicirt  ist 

1)  Itioria  €  dt'moruirazioni  iniomo  aUe  maethie  totari  etc.  1612 
{Opert  di  Galilei  7.  ZT,  p.  153). 


89 

beider  GegenstBode,  and  wenn  man  sich  endlidi  hinrei- 
diend  entfernt,  hört  selbst  das  Fernrohr  adf  diesen  Unter- 
schied wahrnehmbar  zu  machen  ^). 

Am  Schlüsse  dieser  Skizze  von  Galilei's  Unterso- 
dumgen  fdl»er  die  Irradiation ,  kann  ich  mich  nicht  ent- 
halten einige  Worte  zu  sagen  Aber  ein  von  ihm  erdach- 
tes sinnreiches  Mittel,  den  Winkeldurchmesser  der  Sterne, 
befreit  von  ihrem  Hofe,  zu  messen«  Diefs  Verfahren, 
dessen  Unzulänglichkeit  fibrigens  gegenwärtig  leicht  ein- 
zusehen ist,  nnd  welches  Galilei  selber  nicht  (fir  sehr 
genau  hielt,  besteht  darin,  dafs  man  zwischen  Auge  und 
Stern  eine  Schnur,  winkelrecht  auf  den  Gesichtsstrahl, 
ausspannt,  und  diejenige  Stellung  aufsucht,  wo  der  Stern 
genau  von  der  Schnur  verdeckt  wird.  Kennt  man  dann' 
die  Dicke  der  Schnur  und  deren  Abstand  vom  Auge,  so 
ist  es  leicht,  den  Gesichtswinkel  zu  berechnen.  So  fand 
Galilei,  dafs  ein  Stern  erster  GröCse,  dessen  Durch- 
messer man  damals  auf  zwei  bis  drei  Minuten  schätzte, 
sich  auf  einen  Durchmesser  von  höchstens  fünf  Sekun- 
den redudrte.  Dieb  Verfahren  beruht  auf  der  einfachen 
Betrachtung,  daCs  sobald  ein  dunkler  Schirm,  vor  einen 
hellen  Gegenstand  gestellt,  eine  solche  Winkelbreite  er- 
langt, dafs  dieser  Gegenstand  keine  Strahlen  mehr  ins 
Änge  senden  kann,  auch  der  Lichtschein  der  Irradiation 
aufhören  müsse  sich  zu  erzeugen,  mithin  die  so  gemachte 
Winkelmessung  diesen  Lichtschein  nicht  mehr  umfasse  *)• 

IL  Nach  Galilei  ward  die  Irradiation  spcciell  von 
Gassen di  untersucht.  Dieser  Philosoph  schreibt  das 
Phänomen  der  Erweiterung  der  Pupille  im  Dunklen  zu. 
Wenn  z.  B.  eine  Flamme,  von  Feme  betrachtet,  bei 
Nacht  weit  gröfser  erscheint  als  bei  Tage,  so  rührt  diefs 

1)  Leiiera  ai  P.  Grienb.  {Opere  di  Galilei  T.  11,  p.  470  et 
471).  —  Sj-ilema  cotmieum  DiaL  III,  /».  246,  249.  Fig,  1  giebl 
die  Dimcosiooen  der  Schlitze,  wie  sie  in  dem  Werke  Ton  Galilei 
abgebildet  sind. 

V\  Systema  eosmicum  Dial  ZU,  p.  267^  269. 


90 


daher,  dafs  die  Papille  bei  Nacht  mehr  geöflnet  ist,  und 
deshalb  anf  der  Netzhaut  ein  gröCseres  Bild  entsteht  ^). 
Gegenwärtig  wissen  wir,  dafs  die  Dimensionen  des  auf 
der  Netzhaut  geformten  Bildes  nicht  von  denen  der  Pa- 
pille abhangen.  Ich  werde  Gassendi  in  der  Entwick- 
lung seiner  Erklärung  nicht  folgen,  denn  er  stützt  sich 
auf  die  irrigsten  Begriffe  von  dem  Sehen. 

Aufser  analogen  Thatsachen,  wie  sie  Galilei  bei- 
bringt, erwähnt  Gassendi  einiger  anderen,  die  nicht 
ohne  Interesse  sind.  Betroffen  von  der  Schwäche  des 
Lichts,  welches  uns  die  Gesammtheit  der  auf  einmal  am 
Horizonte  glänzenden  Sternen  zusendet,  fragt  er  sich, 
welche  Gröfse  eine  einzige  aus  der  Vereinigung  aller 
dieser  Sterne  gebildete  Scheibe  haben  werde,  wenn  man 
)edem  derselben  den  Durchmesser  beilege,  unter  wel- 
chem er  sich  dem  blofsen  Auge  zeigt,  nämlich  3'  für 
die  erste  Gröfse,  2\  5,  für  die  zweite,  u.  s.  w.  Er  fin- 
det, dafs  diese  Scheibe  die  der  Sonne  übertreffen  würde. 
Wenn  man  nun  nachdenke  über  den  ungeheuren  Unter- 
schied zwischen  dem  Licht  der  Sonne  und  dem,  welches 
wir  in  der  schönsten  Nacht  von  der  Gesammtheit  der 
Sterne  empfangen,  so  werde  man  nothwendig  zu  der  Fol- 
gerung geführt,  dafs  die  wahren  Winkeldurchmesser  der 
Sterne  äufserst  klein  gegen  die  scheinbaren  sejn  müssen  ')• 

1)  Epistoiae  ^uatuor  de  apparen/e  magnitudine  toiU  kumiiU  ei 
jubltmix.  Siehe  die  drei  ersten,  gesclirieben  von  1636  bis  1641 
(Gassendi  Opera  T,  III,  p,  385  IT.)  —  Kpist.  tres  de  prop, 
gua  gravia  decid,  acceierantur,  Siebe  den  driiteni  geschrieben  1642 
{ibid,  p.  567).  —  Physicae,  Sect,  11^  Lib.  H,  eap.  V,  de  va- 
rieiaie,  poiiiu  ei  magnitudine  eiderum  {ibid  T,  I,  p,  499 — 508). 

2)  £pi*i.  de  prop,  gua  grap,  decid,  accei ,  dritter  Brief  (Gas- 
sendi Opera  T,  III ,  p.  583).  Wenn  unsere  photometrischcn  Mit- 
tel einst  so  weit  gediehen  seyn  werden,  dals  sie  erlauben,  ohne  zu  gröfse 
Ungenauigkeit,  die  Helligkeit  der  Sterne  mit  der  der  Sonne  zu  ver- 
gleichen, sollte  es  dann  nicht  möglich  seyn,  diese  sinnreiche  Idee 
Gassendi *s  zur  Erlangung  einiger  Angaben  über  die  Winkeldurch- 
messer der  Fizateme  so  benotsco? 


91 

Gassendi  bemerkt  noch,  clafs  wenn  man  mit  blo- 
fsem  Auge  einen  gegen  den  Mond  vorrückenden  Stern 
beobachte,  und,  im  Augenblick,  wo  er  sich  hinter  die 
leuchtende  Scheibe  dieses  Gestirns  zu  verstecken  scheine^ 
durch  ein  Femrohr  sehe,  man  abermals  den  Stern  ge- 
trennt vom  Mond  erblicke,  und  zwischen  beiden  Ster- 
nen einen  Raum  von  einem  oder  zwei  Zoll  wahrnehme, 
so  dafs  die  Bedeckung  .erst  einige  Minuten  hernach  statt- 
finde '). 

Diefs  ist,  wie  man  sieht,  ein  auffallender  Beweis 
▼on  der  Irradiation  bei  dem  mit  blofsem  Auge*  beobach- 
teten Mond;  aliein  Gassendi  geht  weiter,  und  erwähnt, 
in  der  Absicht  seine  Theorie  zu  stützen,  folgenden  Yer* 
suchs,  durch  welchen  er  diese  Irradiation  gemessen  hat. 
Er  bestimmt  mit  HüUe  des  radluf  asironomicus  (Arbo- 
kstrilie)  die  successiven  Winkelwerthe  des  Monddurch- 
messers, von  der  Mitte  der  Macht  bis  zum  vollen  Tage, 
und  findet  auf  diese  Weise:  in  der  Nacht  38',  am  An- 
fang des  Morgenroths  36,4',  bei  schon  hellem  Tage  34,4', 
nach  Aufgang  der  Sonne,  als  aber  diese  noch  in  den 
Dünsten  des  Horizonts  steckte,  abermals  34,4',  und  end- 
lich als  die  Sonne  mit  vollem  Glänze  schien  nur  33' '). 
ÄDgenomuien,  diese  Messungen  sejen  richtig  und  die  Ir- 
radiation des  Mondes  am  hellen  Tage  sej  nahe  Null,  so 
gelangt  man  zu  dem  Resultat,  dafs,  bei  besagter  Beob- 
achtung, die  Irradiation  den  scheinbaren  Halbmesser  des 
Mondes  für  Gassendi  um  2',5  vergröbert  habe'). 

1)  Ph^ysicae,  seei.  H»  Lib,  U^  cap,  F  {ibid.  T.  l,  p.  501). 

2)  Episi,  de  app,  magn,  soüs  humiL  ei  sublim,  sweiter  Brief  {ibid, 
T.  Ur,  p.  395). 

3)  Die«cr  Wertb  kdxuite  den  Astronomen,  die  glaubten,  der  Fehler 
ans  der  Irradiation  belaufe  aicb  höchstens  auf  einige  Sekunden,  sehr 
übertrieben  vorkommen.  Man  darf  indels  nicht  vergessen,  dafs  es 
sich  hier  nur  um  die  mit  blo&em  Auge  beobachtete  Irradiation  han- 
dek,  denn  der  Radius  asironomicus  war  kein  veigrolscmdes  Instru- 
ment   Man  beobachtete  nur  durch  Absehsn. 


sonderbaren  Beobachtongen  Gasseadi's  lie- 
fern fiberdiefs  eine  merkwürdige  BestStigung  des  Einflns» 
sesy  welöhen  der  Helligkeitsgrad  des  den  leuchtenden  Ge- 
genstand umgebenden  Feldes  auf  die  Irradiation  aosfibt. 

Man  sieht  aus  vorstehendem  Abrib  von  Galilei 's 
und  Gassendi's  Untersuchungen,  da(s  von  den  ersten 
'Zeiten  an,  wo  man  sich  flei(sig  mit  dem  Phänomen  be- 
schäftigte, das  Dasejn  und  mehrere  Gesetze  desselben 
wohl  festgestellt  wurden. 

12.  Gassendi  hatte  1631  den  Yorübergang  des 
Merkur  vor  der  Sonne  beobachtet,  indem  er  das  von 
dem  Objbctiv  eines  Femrohrs  geformte  Bild  beider  Ge- 
stirne mit  einer  Tafel  auffing,  und  dabei  setzte  ihn  die 
anlserordentliche  Kleinheit  des  Planeten  höchlich  in  Er- 
staunen^)« Schickard  sandte  ihm  über  diesen  Gegen- 
stand eine  Dissertation  '),  in  welcher  er  behauptete,  dab 
JMerkur  zu  klein  erscheinen  muiste«  Unter  mehren  von 
ihm  angegebenen  Ursachen  dieser  Verkleinerung,  unter 
denen  sich  indefs  die  Irradiation  nicht  angegeben  findet,  ist 
folgende. die  hauptsächlichste,  die  ich  hier  anführe,  weil 
sie  sich  auf  das  allgemeine  Phänomen  der  scheinbaren 
Verkleinerung  eines  auf  hellem  Grund  gesehenen  dunklen 
Körpers  bezieht.  Nach  Schick ard  hat  das  Licht  die 
Eigenschaft,  sich  nach  allen  Seiten  zu  verbreiten  und  aus- 
zudehnen, und  daher  müssen  alle  von  ihm  berührten  dun- 
klen Körper  nothwendig  etwas  beschnitten  erscheinen'). 
Zur  Stütze  dieser  Meinung  führt  er  einen  recht  sonder- 
baren Versuch  an,  darin  bestehend,  dafs  man  einen  quer 
vor  einer  Kerzenflammc  gehaltenen  Stock  von  ferae  be- 

1)  Mereuriu*  in  soie  pisus  (P.  Gassendi  Opera  T.  IF^  p.  537). 

2)  Part  responsi  ad  epistoias  P.  Gassendi  inttgru  phiiosophi 
Gala  de  Mtrcurio  sub  soü  (fuo  etc,  Tubingae  1632, 

3)  Nosii  LucU  hane  esse  naturam^  ui  se  undiquatfue  diffundat 
ei  ompiificeL  Dumpero  iia  se  didii^  neeessario  ßt  at  apaca 
coniigua,  nonnihü  ampuientar  ei  praeddantur  {ibüL  p,  12). 


93 

trachtet;  der  Stock  scbeiat  daoQ  von  unten  und  oben 
stark  TOD  der  Flamme  ausgeschnitten  zu  seyn.        ^ 

Zar  Erklärung  der  scheinbaren  Verringerung  eines 
aof  helles  Feld  projidrten  dunklen  Gegenstandes  stOtzt 
sich  demnach  Schickard  auf  die  vage  Idee  von  einer 
Aasbreitung  des  Lichts  in  der  Nachbarschaft  dieser  Kör- 
per. Beiläufig  gesagt,  ist  dieb  ohne  Zweifel  die  erste 
Vermuthung  von  einer  AbSnderung,  die  dem  Licht  von 
Körpern y  die  es  streift,  eingeprägt  wird  ^). 

13.  Es  ist  nicht  ohne  Interesse,  zu  lesen,  was  Hör* 
rockes,  der  1639  nach  Gassendi's  Verfahren  den  Vor« 
Übergang  der  Venus  vor  der  Sonne  beobachtete,  auf  die 
Grfinde  von  Schickard  geantwortet  hat*).  Horrockes 
setzt  die  Ocular- Irradiation  wieder  in  ihre  Rechte  ein, 
und  erklärt  sie  auf  Galilei's  Weise.  Er  bemerkt,  dab 
dunkle  Körper,  wie  der  Stock  in  Seh ickard 's  Versuch, 
nur  beschnitten  erscheinen,  wenn  man  sie  mit  bloCsem 
Auge  betrachte;  dafs  aber,  wenn  man  den  Schatten  auf 
einer  Wand  beobachte,  dieser  nicht  sclimäler  als  der 
Stock  selbst  erscheine,  abgerechnet  die  nach  einem  geo- 
metrischen Gesetz  erfolgende  Verkleinerung,  welche  die 
Grobe  der  Flamme  herbeiführen  kann.  Nun  waren  es 
aber  die  Schatten  von  Merkur  und  Venus,  die  sich  in 
der  Camera  obscura  auf  das  Bild  der  Sonne  profidrt  hat- 
ten, und  der  Glanz  dieses  Bildes  war  so  geschwächt,  dafs 
die  Augen  'ihn  leicht  ertragen  konnten,  und  man  keine 
Uosicherheit  der  Resultate  in  Folge  einer  Ausdehnung 
des  Lichts  zu  fürchten  hatte. 

14.  Descartes,  glaube  ich,  ist  der  Erste,  welcher 
die  Irradiation    durch    eine  Ausbreitung  des   Eindrucks 

1)  Im  J.  1743  las  Le  Gcntil  in  der  Pariser  Akademie  emen  An^ 
saU,  m  welchem  er  durch  eine  Reihe  Ton  Yersochen  an  beweisen 
SDcht,  daCi  die  YerUeinening  der  auf  hellem  Grund  gesehenen  dunklen 
Körper  von  einer  Diffraction  des  ihre  Rinder  streifenden  Lichts  ent- 
stehe {Mim.  dt  facad,  des  sciene,  dt  Pari*  1784,  p,  469). 

2)  Fenui  in  moU  pisa^  eap,  XFL  Diese  Dissertation  ist  hinter  der 
Too  HeTelins:  Merturiiu  in  ioie  Httu  abgedmckt. 


94 

auf  die  Netzhaut  erkISrt  hat.  In  seiner  Diopfrik,  die  1637 
enchien  ^),  setzt  er  diese  Idee  folgendermaafsen  auseio- 
ander;  „Et  la  raison  pourquoy  ces  cors  blancs  ou  bi- 
mineus  paroissent  plus  grands,  ne  consiste  pas  seule- 
ment  en  ce  que  testime  qtion  fait  de  Uur  grandeur  de- 
pend  de  celle  de  leur  distance,  mais  aussy  en  ce  (jue 
leurs  Images  s^impriment  plus  grandes  dans  lefonds  de 
toeä.  Cor  il  faul  remarquer  que  les  bouls  des  fileis 
du  nerf  opitque  qui  le  couureni,  encores  que  ires- pe- 
ius, ont  ne'antmoins  quelque  grosseur;  en  sorie  que  cha- 
cun  deus  peut  estre  iouche  en  tvne  de  ses  parties  par 
un  obiet,  et  en  daatres  par  dautres;  et  que  riestant 
toutesfois  capable  d estre  meu  que  dime  seüle  fagon  ä 
chasque  foix,  lorsque  la  moindre  de  ses  parties  est  tou- 
chee  par  quelqu^obiet  fort  esclatant,  et  les  autres  par 
dautres  qui  le  sont  moins,  il  suä  tout  entier  le  mouue- 
ment  de  celuy  qui  est  le  plus  esclatani,  et  en  repre- 
sente  f  Image,  sans  representer  celle  des  autres.  Comme 
si  les  bovis  de  ces  petits  filets  sont  1,  2,  3  (Fig.  2, 
Taf.  Ilt)  et  que  les  rajons  qui  tnenneni,  par  exem- 
ple,  tracer  f  Image  dime  estoile  sur  le  fond  de  foeil^  sy 
estendent  sur  celuy  qui  est  marqui  \,  et  tont  soit  peu  au 
delä  tout  auiour  sur  les  extremites  des  six  autres  mar- 
quäs  2,  sur  lesquels  ie  suppose  quHlne  vientpoint  daur 

1)  Xtf  diopiriifue»  Liyde  1637,  ditcours  siari^me,  p,  67  et  68. 
Schon  Kepler  halte  1611  die  Idee  too  einer  Fortpflanzung  der  Ein- 
drQcke  aoagesprodten,  ohne  sie  indefs  auf  die  scheinbare  VergröTcc- 
mng  der  mit  bloTsem  Auge  beobachteten  hellen  GegenstSnde  ausao' 
dehnen.  Indem  er  tu  aeigen  sucht,  wariun  die  durch  ein  Femrohr 
gesehenen  GegenstSnde  deutlicher  erscheinen,  wenn  man  die  Oeflnung 
4m  Objectivs  Terringert,  druckt  er  sich  also  aus:  Quae  per  mtLgnatn 
poriionem  eonpexitatü  in  ocuium  radiani  iiia ....  foriius  ra- 
di€ni%  qua  foriitudine  primum  iridis  eoiorts^  inde  nebuiae  €x- 
eüaniur.  OeuU  mm  eapa  ei  retiformis  iunica  est  spiriiu  pitna» 
et  licet  A  puncto  sotum  tanffatur,  tarnen  si  id  punctum  eop  con- 
eursu  radiorum  muitorum  sit  immoderate  iucidum^  Spiritus  in 
aiigua  tabitudine  reii/ormis  circa  hoc  punctum  imbuuntur  con» 
tagione  passionis  penetrant i  {Dioptrice  {.  CXXll^  p.  64). 


95 

ins  ra^rcns,  que  fortfoibles,  des  parties  du  cUl  poismes 
ä  cette  esioäe  son  image  s^estendra  en  tout  tespace 
tpioccuperU  ces  six  marques  2  ei  mesme  peut-estre 
encores  en  iout  celuy  qu^occupenf  les  doujce 
marijuäs  3,  si  la  force  du  mouuement  est  si 
grande,  qu^elle  se  communique  aussy  äeus.  Et 
aimi  pous  voyis  que  les  estoäes,  quoy  qiieUes  parois^ 
sent  assäs  peiües,  paroissent  niantmoins  beaucoup  plus 
grandes  qiieües  ne  deuroient  ä  raison  de  teure  extrime 
distance. 

So  besafs  man  also  schon  1637,  au&er  einer  groCsen 
ZabI  Ton  ThatBachen,  die  das  Daseyn  der  Erscheinung 
deatlich  erwiesen,  aufser  der  Kenntnib  mehrer  ihrer 
Haoptgesetze  und  selbst  einer  angenäherten  Messung  in 
emem  besonderen  Fall,  eine  Theorie,  die  mit  allen  diesen 
Erfahrungen  übereinstimmte,  und  sich,  wenigstens  im  We- 
seotlichen,  bis  auf  unsere  Tage  fortgepflanzt  hat. 

15.  UnterdeCs  vervollkommneten  sich  die  astroiio- 
mischen  Instrumente,  und  die  Lehre  vom  Lichte  machte 
ooermefsliche  Fortschritte.  Das  concave  Ocular  der  er- 
sten Fernrohre  hatte  dem  convexen  Ocular  Platz  gemacht; 
man  hatte  erkannt,  dafs  man,  ohne  der  Schärfe  der  Bilder 
XQ  schaden,  die  Vergröfserung  steigern  könne,  wenn  man 
die  Brennweite  der  Objective  vergröfsere;  endlich  erfand 
man  das  Fadenmikrometer.  Andrerseits  hatte  Newton 
die  ungleiche  Brechbarkeit  der  verschiedenen  Farbenstrah- 
len entdeckt,  und  in  Folge  defs  die  chromatische  Aber- 
ration; er  hatte  gezeigt,  wie  der  aus  der  Verlängerung 
der  Fernrohre  entspringende  Vortheil  zusammenhange  mit 
dieser  Aberration,  deren  Einflufs  dadurch  verringert 
werde.  Diese  Fortschritte  verschoben,  wie  wir  sehen 
werden,  die  Aufgabe  der  Irradiation. 

De  risle  hatte  1718  beobachtet,  dafs  der  Durch- 
messer  der  Sonne  desto  kleiner  gefunden  werde,  als  man 
ihn  mit  längeren  Femröhren  messe,  und  hatte  keinen  An- 
stand genommen,  diese  Unterschiede  von  der  Brechbar« 


96 


keit0- Aberration  bennleiten.  In  der  Tliat  war  klar,  dafe 
diese  Aberration  eine  Licbtkrone  rings  um  das  Bild  des 
Gestirns  erzeugen  mofste,  deren  Breite  sich  dem  Halb- 
messer dieses  Bildes  binzuffigte,  und  der  daraus  entsprin« 
gende  Febler  mufste  notbwendigi  desto  kleiner  seyn  als 
die  Brennweite  des  Objectivs  beträcbtlicber  war  ^).  Im 
X  1743  beobaditete  derselbe  Astronom,  bei  Gelegenheit 
des  VorQbergangs  des  Merkur  vor  der  Sonne^  neue  Be- 
atStigungen  seiner  früheren  Resultate').  So  war  eine 
den  Femröhren  inwobnende  Ursache  entdeckt,  die  zwar 
▼on  der  Ocular- Irradiation  ganz  verschieden,  aber,  wie 
sie^  die  bellen  Gegenstände  auf  dunklem  Grunde  vergrö- 
Isem,  und  die  dunklen  Gegenstände  auf  hellem  Grunde 
verkleinem  mulste. 

Nun  fand  Le  Monnier,  als  er,  bei  der  riogf&mii- 
gen  Sonnenfinstemifs  von  1748,  die  er,  in  Schottland 
beobachtete,  den  Winkeldurchmesser  des  auf  die.  Sonne 
projicirten  dunklen  Mondes  mehrmals  mit  Sorgfalt  maab, 
diesen  nahe  dem  des  leuchtenden  Mondes  gleich,  welcher 
sich,  für  denselben  Augenblick,  aus  H a  11  ej's  TafeUi  er- 
gab *)•  Von  nun  an  entspann  sich  unter  den  Astrono- 
men- ein  noch  jetzt  nicht  ganz  geschlichteter  Streit  C&ber 
die  Frage,  ob  die  Winkeldurchmesser  der  auf  dunklem 
(oder  hellem)  Grunde  gesehenen  hellen  (oder  dunklen) 
Körper  geändert  erscheinen  oder  nicht  *).     Bti  diesem 

Str^t 

1)  Obterpaiioiu  des  diamkires  apparent  du  moUU  faiies  &  Parts 
Um  mmies  1718  c/  1719  apec  des  ianettes  de  di/ferentes  Soit' 
gueurs  ete,  {M/m,  de  faead.  des  Sc,  de  Paris  1755,  p,  145.) 

2)  Extrait  ^une  Lettre  de  JUn  De  l'Isle,  icriie  de  PitersboMirg 
ete.  (ibid.  1743,  p,  419.) 

3)  Esptrait  des  obserpaiions  de  ia  dermire  ieOpse  annuiaire  de 
soieä,  du  25  JuiOei  1748  ete.  (M^m.  de  facad.  de  Paris  1748, 
p.  200.) 


4)  Obserwmtion  qtu  proupe  qua  le  dtamhire  appareni  de  Fenns  iw 
diminm  pmt  situibimumi  iors  m4ma  ^'ii  esi  pu  sur  U  «Kr- 


97 

Streit  hatte  man  £e  Ooolar-Irradiation  gleidisam  aus  dem 
Ange  verloren  und  verwechselte  sie  oft  mit  der  Aberratioa 
der  FenirOhre.  Diese  Verwiinmg  der  Ideen  führte  eine  in 
den  Benennongen  herbei,  und  das  Wort  Irradiation  hOrte 
auf  eine  alleinige  Bezeichnung  der  Gesichtserscheinung 
zu  sejn. 

Das.  ist  der  Ursprung  der  sonderbaren  Zweifel  fiber 
das  Daseyn  der  Irradiation«  die  davon  abhängen,  dafs  die 
AstroDomen  sich  nicht  recht  kbr  gemacht  hatten,  welche 
Rolle  die  Ocular»  Irradiation  bei  den  mit  Fernröhren 
angestellten  Beobachtungen  spielte.  Ich  werde'  späterhin 
aof  diese  Frage  znrfickkommen;  fOr  jetzt  nehme  ich  den 
geschichtlichen  Faden  wieder  auf. 

16.  Im  J.  1782  machte  William  Herschelbei 
Aabochung  eines  neuen  Verfahrens  zur  mikrometrischen 
Messung  der  Gestirne  von  sehr  kleinem  Winkeldurch- 
messer, wie  der  des  von  ihm  entdeckten  Planeten,  einige 
ioteressante  Beobachtungen  Hber  die  Yerinderungen  im 
idieinbaren  Durchmesser  der  mit  blofsem  Auge  betrach- 
teten hellen  Gegenstände  ^).  Ich  will  einen  Abri^  von 
diesen  Beobachtungen  geben,  weil  sie  den  Keim  einer 
nr  Messung  dieser  Erscheinungen  anwendbaren  Methode 

tfue  iumineux  du  *oUiL  Par  De  U  Lande  (Af/m.  tU  taead, 
de  Paris  1762  p.  258).  —  Mimoirt  sur  U  diamUre  du  soieii 
9uV/  faui  employer  dans  ie  eaieui  dts  pauagtM  dt  Vimu*  Par 
U  mime  {ibid.  1770  p.  403)  —  Earpiieations  du  proiongdmeni 
obseur  du  disgue  dt  Vinut,  qu'on  apergoit  dans  sss  passages 
sur  U  soieiL  Par  U  mime  (ibid.  1770  /9.406)  —  Die  Reiho 
der  AbkaodlaDScn  ▼<>&  Dionis  du  S^jour  sur  ie  eaieul  des  ieiip- 
««f,  ete»  in  den  Mimoires  de  tacademie  des  Seienees  de 
Pmrist  von  1764  an,  besondert  die  Bände  von  1770,  1775  und 
1780.  Man  aehe  anck  deaicn  Traiti  anaijrti^ue  des  moupemens 
epparens  da  eorps  eiiestes^  Paris  1786. 

1)  On  ike  dUmeter  and  magnitude  of  ikt  Georgium  sidus; 
mih  a  deseription  of  the  dark  and  iueid  Disk  and  peripher/ 
Oieromeiers  (PikiL  Trans.  1783  pi.  /,  ^.4.)  —  Man  aehe  andi 
na  Verttindnifc  der  Beschreibnnf  des  Märometen  den  Band  Ton 
1782  PL  1»  p.  163. 
Pog|end.  Ana.  ErsSntnnaabd.  I.  7 


98 

enthalten.    Das  erwfthnte  mikrometrische  Verfahren  be- 
stand darin,  das  mit  dem  rechten  Auge  durch  ein  New- 
ton'sches  Teleskop  gesehene  Bild  des  Planeten  za  ver 
gleichen  mit  einer  zweckmäfsig  aufgestellten  und  beleuch- 
teten künstlichen  Scheibe,  welche  der  Beobachter  gleich- 
zeitig geradezu  mit  dem  linken  Auge  betrachtete.   H er- 
sehe 1  veränderte  GröCse,  Helligkeit  und  Entfernung  der 
Scheibe,  bis  sie  ihm  identisch  mit  dem  Bilde  des  Plane- 
ten erschien«    Bekannt  mit  dem  Durchmesser  der  Scheibe 
und  deren  Abstand  vom  Auge,  fand  er  die  Winkelgröfse 
derselben,  und  aus   der  ihm  auch  bekannten  Vergröfse- 
rungskraft  des  Teleskops  erhielt  er  dann  leicht  den  schein- 
baren Durchmesser  des  Planeten.    Die  künstlichen  Schei- 
ben waren  gebildet,  indem  er  aus  Pappe  kreisrunde  OefT- 
nungen  schnitt  und  dahinter  durchsichtige  Papiere  au(- 
stellte  und  mit  einer  Lampe  beleuchtete.     Die  Durch* 
messer  gingen,    durch  Zehntelzolle,  von  zwei   bis  fünf 
Zoll.    Indem  nun  Herschel  mehre  solcher  Scheiben  ne- 
beneinander stellte  und  sie  zugleich  erleuchtete,  fand  er, 
da(s  eine  sehr  geringe  Erhöhung  der  Helligkeit  einer  von 
ihnen  hinreichte,  um  diese  von  gleichem  Durchmesser  mit 
einer  andern  erscheinen  zu  lassen,  die  in  Wirklichkeit  um 
einen  oder  selbst  zwei  Zehntelzoll  von  ihr  abwich  ^).  Statt 
der  vollen  Scheiben  wandte  er  auch  sehr  zarte  Licht- 
ringe an.    Nach  einigen  Versuchen,  auf  diese  Weise  den 
Durchmesser  seines  Planeten  zu  messen,  blieb  Herschel 
überzeugt,  da(s  die  so  gefundenen  Werthe  zu  klein  sejo 
müfsten,  weil  das  von  der  künstlichen  Scheibe  ausgehende 
Licht,  fpegen  des  lebhaften  Eindrucks,  den  es  aaj  das 
Auge  mache^  die  Gröfse  dieser  Scheibe  scheinbar  ver- 
gröfsere,  so  dafs  sie,  wenn  sie  einen  gleichen  Winkel 
wie    das    im  Teleskop  gesehene  Gestirn  zu  bespannen 
schien,  in  Wahrheit  einen  geringeren  Winkel  umfafiste; 
dieses  wahren  Winkels  bediente  sich  Herschel  hierauf 
bei  der  Berechnung  des  Durchmessers  seines  Gestirns« 

1)  Di«  aD|elukitA  Abhandlimg  S.  6. 


99 

Um  diese  Fehlerquelle  za  beseitigen  und  selbst  zu 
messen,  ersann  Herschel  ein  sehr  sinnreiches  Verfah- 
ren.   Ich  Tvill  hier  die  darauf  bezügliche  Stelle  über- 
setzen').   „Ich  dachte  nun,  dafs  wenn  ein  heller  Kreis 
den  umgebenden  dunklen  Raum  übergreife,   ein  heller 
quadratischer  Rand   nm   einen  dunklen  Kreis  seinerseits 
Gber  die  künstliche  Scheibe  weggreifen  würde.    Bei  mei- 
nen letzten  Messungen,  wo  der  Planet  mit  einem  Licht- 
ringe  verglichen  wurde,  hatte  ich  vollkommen  beobach- 
tet, daüs  das  Gestirn,  welches  der  leuchtenden  Peripher 
rie  genau  gleich  war,  beträchtlich   gröCser  war,  als  die 
in  dein  Ringe  enthaltene  schwarze  Fläche.    Daraus  schien 
mir  eine  Methode  hervorzugehen,  die  Gröfse  der  durch 
die  Helligkeit  des  Gegenstands  verursachten  Täuschung 
zo  messen,  und  demzufolge  eine  zu  dergleichen  Messun- 
gen anwendbare  Berichtigung  zu  erhalten,  eine  Berich- 
tigung, die  im  Mehr  sejn  würde,  wenn  die  Messung  mit- 
telst einer  hellen  Scheibe  oder  eines  Lichtringes  gemacht 
wäre,  und  im  Weniger,  wenn  man  sie  mittelst  einer  dun- 
Uen  Scheibe  oder  eines  dunklen  Ringes  erhalte];!  hätte.'^ 

16b.  In  seinem  Werke  über  die  Farben,  welches 
1810  erschien,  stellte  der  berühmte  Göthe  zur  Erklä- 
rung der  Irradiation  eine  eigenthümliche  Hypothese  auf. 
Diese  Hypothese  eines  Dichters,  welcher  einen  Streifzug 
vA  dem  Felde  der  Physik  macht,  ist  übrigens  nur  eine 
blolse  Ycrmuthung,  und  daher  verweise  ich  den  Leser, 
der  sie  zu  kennen  wünscht,  auf  das  Werk  selbst  ^). 

17.  Unser  geschichtlicher  AbriCs  erreicht  nun  die 
gegenwärtige  Zeit,  und  dennoch  bleibt,  für  die  Mehrheit 
der  Astronomen  und  Physiker,  die  Frage  über  die  Irradia- 
tion in  Ungcwifsheiten  eingehüllt.  Man  höre  nur  wie  B  i  o  t, 
sich  im  J.  1811  ausdrückt  ').    „Wenn,  wie  man  bis  jetzt 

1 )  EbeDdaaett»t  S.  12. 

2)  Zur  Farbenlehre  Bd.  I,  §§.  5  —  18. 

3)  Traiti  lUnuntaire  d^atironomie  phyii^ue^  edit.  %ne^   T. 

7* 


100 

geglaubt  hatf  um  helle  Gregenstancle  eine  Irradiation  ent- 
steht, die  deren  Bild  etwas  vergrölsert,  so  muls  diese 
Ursache  anch  den  scheinbaren  Darchoresser  des  Monds 
vergröfserny  wenn  wir  dieses  Gestirn  anf  dunklem  Hirn- 
melsgrund   beobachten.      Zwar   könnte   man   auch  dea 
Durchmesser  desselben  messen,  wenn  er  bei  ringförmi- 
gen Finstemissen,  vor  der  Sonne  steht;  aliein  da  die  Ir- 
radiation alsdann  den  ihn  umgebenden  Lichtring  breiter 
macht,    so  mufs  sie  den  scheinbaren  Durchmesser  des 
Mondes  zu  klein  erscheinen  lassen.  **    Und  weiterhin  ^), 
bei  Gelegenheit  der  Frage  über  die  Mondsatmosphäre  and 
die  Beugung  der  Sonnenstrahlen  in   dieser  Atmosphäre: 
„Die  Aufgabe  kann  nicht  eher  vollständig  gelöCst  werden, 
als  bis  man  weifs,  was  von  den  Wirkungen  der  Irradia- 
tion zu  halten  sej.    Hr.  Arago  beschäftigt  sich  in  die- 
sem Augenblick  mit  ihrer  Bestimmung,  indem  er  die  schein- 
baren Durchmesser  leuchtender  Scheiben,  die  eine  be- 
kannte Gröfise  haben  und  in  trigonometrisch  bestimmten 
Entfernungen  anfgestellt  sind,  mittelst  eines  Bergkrystall- 
Mikrometers  miCst.    Schon  hat  er  gefunden,  dafs  Schei- 
ben Qon  ppeit  gröf serer  Helligkeit  als  der  Vollmond  keine 
merkliche  Irradiation  haben:  denn  die  Messung  des  schein- 
baren Durchmessers  stimmt  genau  mit  dem,  nach  der  Ent- 
fernung, berechneten  Werth  desselben.    Dieser  Versuch 
beweifst,  dafs  man  die  scheinbaren  Durchmesser  der  Him- 
melskörper mit  Genauigkeit  erhält,  wenn  mau  sie  mit  dem 
Bergkrystall-Mikrometer  mifst.  Unglücklicherweise  erlaubt 
aber  der  scheinbare  Durchmesser  des  Mondes,  wegen  sei- 
ner GröCse,  keine  Messung  desselben  mit  diesem  Instru- 
ment,  das   nur   kleine  Winkel  umspannen  kann;  man 
mOCste  also  dieselben  Versuche  mit  dem  Faden -Mikro- 
meter anstellen,  und  (penn  man  hiedurch  die  IrraSor 
tion  kennen  gelernt 9  werden  die  Finsternisse  zeigen,  ob 
die  Inflezion  merklich  sej.'' 

18.    Ungeachtet  der  Zweifel,  welche  diese  Stellen 

1)  Ebcndiitlbit  p. 


101 

nod  in  Bezag  auf  die  Irradiation  enthalten,  finden  wir 
doch  darin  ein  recht  merkwürdiges  Resultat.  Hr.  Arago, 
mit  seiner  bekannten  Geschicklichkeit  und  versehen  ohne 
Zweifel  mit  Tortrefflichen  Instrumenten ,  milst  die  Win- 
keldorchmesser  sehr  .  heller  Körper ,  und  findet  deren 
Werthe  nicht  mit  der  Irradiation  behaftet  ')•  Hr.  Biot 
seioerseits  schreibt  diels  der  von  Hrn.  Arago  angewand- 
teo  Art  von  Mikrometer  zu.  Nun  werden  wir  aber  wei- 
terhin sehen,  dals  in  der  That  die  Mikrometer  mit  dop- 
pelten Bildern  diese  Wirkung  anstlben  müssen,  und  daft 
diese  Wirkung  ein  besonderer  Fall  von  einem  allgemei- 
nen Gesetz  der  Irradiation  ist  (§§.  36  —  40). 

19.  Delambre,  in  seiner  Astronomie  thSorigue 
ä  pratüjiue  (erschienen  1814)  drückt  sich  noch  zweifei- 
bafter  aus  als  Hr.  Biot  »»Man  hat  vorausgesetzt  ^\ 
dais  die  Durchmesser  leuchtender  Gegenstände,  vermOge 
des  lebhaften  Eindrucks  ihres  Lichts  auf  das  Gesicbtsor- 
gan,  vergröfsert  werden.  **  Und  an  einer  andern  Stelle  ^), 
^iVirradiation ,  si  eile  existe,  ce  dont  on  commence 
fl  douter,  etc. " 

20.  „Man  hat  geglaubt  zu  beobachten/'  sagt  der 
Baron  v.  Zach  in  seiner  Correspondance  astronondque % 
»dab  um  stark  strahlende  Körper  eine  Irradiation  oder 
(ine  Ergiefsung  des  Lichts  stattfinde,  welche  die  wirkli- 
chen Scheiben  derselben  um  etwas  vergrOCserey  eben  so 
wie  man  bei  den  Mondsphasen  bemerkt,  dafs  die  leuch- 
leode  Sichel  einen  etwas  gröfseren  Durchmesser  zu  ha- 
ben scheint  als  die  durch  dak  aschfarbene  Licht  sichtbare 
donkie  Scheibe.'' 

21.  Andrerseits  haben  mehre  Astronomen  und  Phy- 
siker, zur  selben  Zei^  die  Ocular- Irradiation  positiv  an^ 


1)  Dkm  Arbeit  de«  Hm.  Arago  Ist  nidit  Terfifientlicht  wordeo. 

2)  Dioet  Werk  T.  U,  cbap.  26,  %  197. 

3)  IhU.  T.  m,  diap.  29,  S.  IZ 

<)  Dkm  Werk  VoL  IV,  (1820)  pa71. 


102 

geDommen.    Dergleichen  sind:  Hassenfratz  ^},  Sir  J. 
Herschel '),  Hr.  Quctelet  ^),  Brandes  ^)  u.  m. 

22.  Die  Entdeckung  des  Achromatisinus  hatte  längst 
aus  den  Sternwarten  die  ungeheuren  Fernrohre  verbannt, 
mittelst    deren    man  die  Wirkungen  der  chromatischen 
Aberration    und   die    davon  abhängenden  Täuschungen 
schwächte.    Dennoch  spricht  Hr.  Robinson  1829  in  ei- 
nem Briefe  an  Hr.  South  ^)  von  Beobaditungen,  wel- 
che zeigen,  dafs  noch  die  heutigen  Fernrohre  eine  Irra- 
diation darbieten  *),  deren  GrOfse  in  verschiedenen  In- 
strumenten verschieden  ist;  und  er  fügt  hinzu:  ,, Selbst 
wenn  ein  Femrohr  absolut  vollkommen  wäre,  giebt  es 
Gründe  zu  glauben,  dafs  das  Auge,  welches  sich  dessen 
bedient,   eine  Art   Irradiation  erzeugen  mufs,  weil  die 
Theile  der  Netzhaut  in   der  Nähe  derjenigen,   die  das 
Licht  empfangen,  eine  sympathische  Einwirkung  erleiden.^ 
Darauf  bemerkt  er  in  einer  Note,  dafs  der  vom  Auge 
abhängende  Theil    der  Irradiation    mit    der  Lichtmenge 
wachsen,  und  folglich  mit  der  Oeffnung  des  Instruments 
und  der  Durchsichtigkeit  der  Atmosphäre  abnehmen  müsse. 

23.  In  einer  eignen,  der  astronomischen  Gesellschaft 
zu  London  im  J.  1831  mitgetheilten  Abhandlung  kommt 
Hr.  Robinson  auf  diesen  Gegenstand  zurück.  Er  setzt 
eine  Reihe  von  Versuchen  auseinander,  welche  den  Ein- 

1)  Cour*  de  phjruque  ceUsie  (1810)  §.33,  p.  23. 

2)  Traiti  de  ia  iumUret  traduii  par  Mri.  Yerhulst  et  Qaete- 
Ict  71/,  §.697,/».  451,  452. 

3)  PoMilio^s  de  phjrsique  \me  Edit.  ( 1829)  7*.  ///,  p,  81. 

4)  N.  Gehler 's  phys.  Wörterbuch  Bd.  Y  (1830),  S.  796. 

5)  Determination  ofthe  iongitude  o/ theArmagh  obserpatory  {^lUenu 
of  the  Astron.  Soc,  of  London  Fol.  IF,  Pt.  11,  p.  293  (1831), 

6)  Idi  bediene  mich  hier,  herkömmlichcrwelse,  des  VVorts  Irradiation^ 
um  die  Tausdiung  xu  bezeichnen,  die  sich  bei  den  mit  FerarShren 
gemachten  Beobachtungen  xeigt.  Wo  es  sich  insbesondere  Tom  Auge 
handelt,  und  wo  Yerwirmng  daraus  entstehen  kdnnle,  werde  ick  imr 
mer  Ocuiar-Jrradiation  sagen. 


103 

Hob  der  HelUgkeit  eines  Gegenstandes  auf  die  Gröfse 
der  Irradiation  bei  den  mit  Fernrohren  gemachten  Beob- 
achtangen  erweisen.  Diese  Versuche  bestanden  in  der  Be- 
obachtoDg  einer  künstlichen  beleuchteten  Scheibe,  deren 
HeHigkeit  man  erhöhen  oder  schwächen  konnte,  und  de- 
ren Winkelbreite  unter  diesen  Umständen  mittelst  eines 
Mikrometers  gemessen  wurde.  Die  Scheibe  war  gebil- 
det durch  eine  im  Brennpunkt  eines  Objcctivs  angd)rdchte 
Melallplatte  mit  einem  kleinen  kreisrunden  Loch  darin, 
hinter  welchem  die  Flamme  einer  Lampe  stand,  die  von 
dem  Beobachter  durch  ein  auf  der  andern  Seite  des  Ob- 
jeclivs  befindliches  Fernrohr  betrachtet  wurde.  Dieb  Ver- 
fahren ersetzte  einen  reellen  Gegenstand  durch  ein  virtuel- 
les unendlich  entferntes  Bild,  welches  sonach  die  Rolle 
eines  Gestirnes  spielte.  Hr.  Robison  ist  der  Meinung, 
dafs  die  bei  seinen  Versuchen  angewandten  Objective 
und  Fernröhre  nur  eine  sehr  schwache  Aberration  erzeug- 
ten, und  betrachtet  daher  die  von  ihm  beobachteten  Er- 
scheinungen als  hauptsächlich  von  der  Ocular- Irradiation 
herrührcud.  Anfangs  brachte  er  zwischen  der  Lampe  und 
Metallplattc  ein  Stück  geöltes  Papier  an,  um  die  Hellig- 
keit der  künstlichen  Scheibe  bedeutend  zu  schwächen, 
setzte  dann  die  Mikrometerfäden  in  Berührung  mit  der 
Scheibe  und  maafs  ihre  Winkelbrcitc.  Als  er  darauf  das 
geölte  Papier  fortnahm ,  sah  er  die  Scheibe  über  die  Fä- 
den hinwegragen ;  er  brachte  nun  diese  wieder  zur  Be- 
riShrang  und  konnte  sonach  den  aus  der  vermehrten  Hel- 
ligkeit entsprungenen  Zuwachs  des  Durchmessers  messen. 
Die  Hälfte  dieser  Gröfse  stellte  die  Dicke  des  Lichtrin- 
ges vor,  der  aus  dem  Unterschiede  der  Irradiation  der 
Scheibe  in  ihren  beiden  Helligkeitsgraden  entsprang. 

Mehre  Versuchsreihen  mit  verschiedenen  Instrumen- 
ten und  mehr  oder  weniger  grofsen  Scheiben  gaben  für 
den  Ueberschufs  des  scheinbaren  Durchmessers,  der  dem 

1)  On  Irradiation  {Bfem.    of  the  Koyai  Astr.  So€,  of  London 


104 

Maximum  der  Helligkdt  entsprach,  über  den,  der  dem 
Minimum  aagebörte,  Resultate,  deren  Mittel  von  3",37 
bis  5'',33  gingen ;  daraas  ergaben  sich  ffir  den  Uebersdiuü 
der  Irradiation  Werthe  von  1^68  bis  2",66. 

Bei  einem  seiner  Versuche,  wo  Hr.  Robinson  statt 
des  Fadenmikrometers  ein  Objectivmikrometer  genommen 
hatte,  gewahrte  er  bei  Vermehrung  oder  Verringenrng 
der  Helligkeit  keine  Veränderung  in  dem  Contact  der 
beiden  Bilder;  ein  Resultat,  das  mit  dem  von  Hm«  Arago 
mittelst  eines  Bergkrystall- Mikrometers  erhaltenen  fiber- 
einstimmt. Hr.  Robinson  drückt  sich  hierüber  folgen- 
dermafsen  aus:  „Es  war  dicfs  übrigens  eine  in  der  Eile 
gemachte  Beobachtung  die  zu  wiederholen  ich  nodi  nicht 
Zeit  gehabt  Wenn  ich  keinen  Fehler  begangen  habe, 
so  beweifst  diese  Beobachtung,  dafs  die  Irradiation  gänz- 
lich im  Auge  lag,  denn  eine  sympathische  Wirkung  von 
einem  der  beiden  Bilder  auf  die  angrSnzenden  und  schon 
von  dem  andern  Bilde  erregten  Theile  der  Netzhaut  konnte 
hier  nicht  stattfinden.'*  —  Ich  werde  weiterhin  <§.  92) 
auf  diese  Idee  des  Hm.  Robinson  zurückkommen. 

Bei  einem  andern  Versuch,  wo  Hr.  Robinson  das 
Gesichtsfeld  des  Femrohrs  erleuchtet  hatte,  fand  er,  dafs 
diefs  merklich  auf  die  scheinbaren  Dimensionen  der  Scheibe 
einwirkte,  sobald  diese  ihre  geringste  Helligkeit  hatte; 
denn  wenn  er  jenes  Seitenlicht  fortnahm,  vergröfserte 
sich  die  Scheibe  augenscheinlich*  Diese  Wirkung  fand 
nicht  mehr  statt,  wenn  die  Scheibe  ihre  gröfste  Hellig- 
keit besaÜB,  ohne  Zweifel,  wie  auch  Hr.  Robinson  be- 
merkt, wegen  der  geringen  Intensität  der  Seitenbeleuch- 
tung. 

Am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  schlägt  der  Verfas- 
ser den  Ästronomen  ein  sinnreiches  Verfahren  vor,  um 
den  Einflufs  der  Ocular- Irradiation  sichtbar  zu  machen, 
wenn  man  Sonne  oder  Mond  mittelst  eines  Fernrohrs 
beobachtet.  Diefs  Verfahren  besteht  darin,  durch  das 
Gestirn  selbst  eine  bedeutende  Seitenbeleuchtung  hervor- 


105 

znlmngeD.  Za  dem  Ende  stellt  Hr.  Robinson  vor  das 
Objectiv  ein  halbdurchsichtiges  Diaphragma,  dordi  dessen 
OefToQDg  die  das  Bild  formenden  Strahlen  gehen,  wäh- 
rend der  Rest  daza  dient,  zerstreutes  Licht  über  das  Ge- 
sichtsfeld des  Instruments  auszubreiten.  Hr.  Robinson 
emShnt  zu  Gunsten  dieses  Verfahrens  einiger  Beobach- 
tungen, gemacht  von  ihm  mit  Diaphragmen  von  geöltem 
Papier  und  mattgeschliffenem  Glase,  deren  Oeffoungen 
ungefähr  ein  Drittel  der  Fläche  des  Objectivs  einnahmen. 

24.  Wenn  ich  die  chronologische  Ordnung  befol- 
gen wollte,  mttfste  ich  nun  von  einer  neuen  Theorie  der 
Ocolar- Irradiation  sprechen,  die  1831  ein  amerikanischer 
Gelehrter  aufstellte;  allein  ich  werde  weiterhin  auf  sie 
xorfickkommen,  und  hier  zuvOrderst,  um  das,  was  die 
Erörterung  fiber  das  Dasejn  der  Irradiation  betrifft,  zu 
sdiiiefsen,  den  Versuchen  des  Hm.  Robinson  die  von 
Hro.  B  es  sei  beim  VorQbergang  des  Mercurs  vor  der 
Sonne  im  J.  1832  gemachten  Beobachtungen  folgen  las- 
sen*). 

Bei  den  Beobachtungen  einer  Erscheinung  dieser 
Art  mnCs  die  Irradiation,  liege  sie  nun  im  Auge  oder 
in  Fernrohr  oder  zugleich  in  beiden,  einerseits  den 
Durchmesser  der  Sonne  vergrOfsem,  und  andrerseits  den 
des  Planeten  verkleinem.  Im  Augenblick  indefs,  wo  der 
Planet,  nachdem  er  die  Sonnensdieibe  durchwandert  hat, 
rieh  deren  Umrils  nfihert,  um  auszutreten,  wo  ein  wirk- 
licher Contact  zwischen  den  Rändern  beider  Gestirne 
seh  einstellt,  müssen  die  Wirkungen  der  Irradiation  an 
dem  Berührungspunkte  plötzlich  verschwinden;  denn  die- 
ftt  Punkt  hört  dann  auf,  dem  Beobachter  Licht  zuzu- 
raden.  In  diesem  Augenblick  stehen  aber  die  scheinr 
laren  RSnder  beider  Gestirne  offenbar  noch  um  eine 
GrOlse  auseinander,  die  gleich  ist  der  Summe  der  Dicken 
Uider  Lichtringe,  des  Sufseren  der  wahren  Sonnenscheibe 
md  des  innem  der  Planetenscheibe.    Daraus  folgt,  dab 

t)  Ajtranoiii.  Nadinchten  Mr.  228,  S.  187. 


106 

wenn  in  diesem  Falle  die  Irradiation  sich  in  merklicher 
Weise  Sufsert,  die  Person,  welche  die  Annäherung  des 
zweiten  inneren  Contact  beobachtet,  den  Lichtfaden,  wel- 
cher die  scheinbaren  Ränder  beider  Gestirne  trennt,  noch 
wenn  er  einige  Dicke  hat,  wird  augenblicklich  zer- 
reifsen  sehen  müssen,  wie  wenn  sich  plötzlich  auf  dem 
Rand  des  Planeten  ein  Vorsprudg  bildete  und  einen  klei- 
nen Theil  des  Sonnenrandes  versteckte.  Es  ist  tibrigens 
klär,  dafs  analoge  Erscheinungen,  nur  in  umgekehrter 
Ordnung,  sich  zeigen  müssen,  wenn  der  Planet  eintritt, 
zur  Zeit  des  ersten  inneren  Contact,  d.  h.  dafs  der  Pla- 
net hinter  sich  einen  kleinen  Yorsprung  zeigen  müb, 
welcher  plötzlich  verschwindet,  unmittelbar  nach  dem 
wirklichen  Contact,  um  einem  zusammenhängenden  Licht- 
faden  von  beträchtlicher  Breite  Platz  zu  machen.  In  der 
That  sind  dergleichen  Erscheinungen  von  den  Astrono- 
men des  verflossenen  Jahrhunderts  bei  den  VorübergSn- 
gen  der  Venus  beobachtet  worden. 

Nun  hat  Hr.  B  es  sei  als  er  mit  dem  grofscn  Helio- 
meter der  Königsberger  Sternwarte  den  Mercur  beobach- 
tete, weder  beim  Eintritt,  noch  beim  Austritt  desselbei, 
irgend  etwas  ähnliches  gesehen.  Der  Lichtfaden,  welcher 
die  Ränder  beider  Gestirne  nach  gänzlichem  Eintritt 
trennte,  bildete  sich  ganz  regelmäfsig,  und  zeigte  anfangs 
eine  kaum  sichtbare  Breite;  dieselbe  Regelmäfsigkeit  zeigte 
sich  beim  Austritt.  Alles  geschah  demnach  so,  wie  in 
Fall  einer  gänzlichen  Abwesenheit  der  Irradiation. 

Hr.  B  es  sei  hat  das  Phänomen  einer  anderen  Probe 
unterworfen.  Da  die  Zeitpunkte  der  Bildung  und  de 
Zerreifsung  der  Lichtfäden  die  der  wahren  inneren  Be- 
rührungen sind,  was  für  einen  Werth  die  Irradiation  aaci 
haben  mag,  so  wird  man  den  Zeitraum,  welcher  dies^ 
beiden  wahren  Berührungen  trennt,  bestimmen,  und  naci 
dieser  Dauer  den  wahren,  von  der  Irradiation  befreitei 
'Winkeldorchmesser  der  Sonne  berechnen  können.  Mift 
man  also  fiberdiefs  während  des  Yorübergangs  und  mt 


107 

dem  näinlicbeo  Fernrohr  direct  den  Diircbmesser  der 
Soooe  mit  Hölfc  des  Mikrometers,  80  wird  man  die  bei- 
den erhaltenen  Werthe  vergleichen,  und  daraus  den  der 
Irradiation  unter  denselben  Umständen  ableiten  können. 
Das  hat  nun  Hr.  B  es  sei  gethan,  und  dieser  Vergleich 
bat  ihm  keinen  wahrnehmbaren  Werlh  fQr  die  Irradia- 
tion gegeben. 

„Vergleicht  man/'  sagt  dieser  Astronom,  ,,die  Be- 
schreibungen, welche  die  vorzüglichsten  Beobachter  der 
Venasdurchgänge  von  1761  und  1769  von  den  Erschei- 
nungen, die  ihnen  die  inneren  Bertihrungen  der  Ränder 
darboten,  gegeben  haben,  so  kann  man  nicht  zweifeln, 
dafs  für  sie  die  Sonne  wirklich  durch  die  Irradiation  ver- 
gröfsert  war.  Man  mub  also  annehmen,  dafs  es  Fern- 
röhre giebt,  welche  die  Sonne  durch  einen  Irradiations- 
Effect  vergröfsern,  und  andere,  die  sie  in  ihrer  wahren 
Gröfse  sehen  lassen.  Das  Heliometer,  dessen  ich  mich 
bediente,  gebort  zu  dieser  letzteren  Klasse.^ 

25.  Ich  habe  Jetzt  nur  noch  einer  Theorie  zu  erwähnen, 
die  man  zur  Erklärung  der  Ocular- Irradiation  aufgestellt 
hat.  Ihr  Urheber  ist  Hr.  Jos I in,  Professor  zu  New- 
York.  „Jedermann,"  sagt  er,  „wird  das  strahlende  An- 
sehen der  Sterne  und  der  Flamme  einer  entfernten  Lampe 
oder  Kerze  beobachtet  haben.  Als  ich  diese  Gegenstände 
aufmerksam  untersuchte,  bemerkte  ich,  dafs  drei  dieser 
Strahlen  weit  ansehnlicher  waren  als  die  übrigen,  dafs 
sie  gleichen  Abstand  hatten,  und  dafs  einer  von  ihnen 
senkrecht  von  unten  in  die  Höhe  gerichtet  war.''  Aus 
diesen  Beobachtungen  und  einigen  besonderen  Versuchen 
leitet  Hr.  Joslin  folgendes  Gesetz  ab:  Es  giebt  für 
jedes  Indwiduum  bestimmte  Richtungen  Qon  Irradiations^ 
Maximis;  bei  einer  Person  Qon  gewöhnlichem  Gesicht 
sind  diese  Richtungen^  drei  an  der  Zahl^  i^on  gleichem 
Winkelabsiand ,  und  folglich  von  hundert  und  zwanzig 
Graden  oder  einem  Drittel  des  Kreisurnfangs,  Bei  gera- 
der Stellung  des  Kopfes  steigt  die  eine  in  der  senkrech- 


108 

ien  Gesichtsebene^  die  durch  den  Mittelpunkt  des  hellen 
Gegenstandes  geht,  geradezu  in  die  Höhe,  und  die  bei- 
den andern  steigen  in  Gesichtsebenen  ^  die  mit  der  er- 
steren  tmd  unter  sich  respective  Winkel  von  120  Grad 
machen,  schief  herab.  Die  Abnahmen  der  VergröfsC" 
rung  in  den  übrigen  Richtungen  sind  beinahe  symmetrisch 
und  gleich  in  Bezug  auf  diese  drei  Richtungen^  und  die 
scheinbare  Gestalt  des  Gegenstandes  nähert  sich  mehr 
und  mehr  der  eines  gleichseitigen  Dreiecks,  Je  nach 
Helligkeit,  Entfernung  und  Gröfse  des  Gegenstandes. 

Der  Hauptversuch  des  Hrn.  Joslin  besteht  darin, 
daCs  man  vor  der  Flamme  einer  Kerze  eine  Metallplatte 
mit  mehren  kreisrunden  Oeffnangen  von  verschiedener 
Gröfse  aafstellty  diese  nach  Belieben  eine  nach  der  an- 
dern genau  vor  die  Flamme  bringt ,  und  darauf  den  so 
entstandenen  kreisrunden  hellen  Gegenstand  aus  einer  ge- 
wissen Entfernung  betrachtet.  Die  Platte  wird  überdiefs 
mittelst  einer  zweiten  Kerze  von  vorne  beleuchtet,  um 
die  Netzhaut  für  die  kleinen  unregelmäfsigen  Radiationen 
unempfindlich  zu  machen.*  „Aus  einer  Entfernung  von 
fünf  bis  fünfzehn  Fufs,  sagt  der  Verfasser,  erschien  der 
in  Wahrheit  kreisrunde  Gegenstand  als  ein  gleichseitiges 
Dreieck,  dessen  Umrisse  sehr  gut  begränzt  waren  •  •  . 
Ein  Anwuchs  in  der  Gröfse  des  Gegenstandes  vergrö- 
fserte  die  Entfernung,  welche  zum  deutlichen  Erscheinen 
des  Dreiecks  nolhwendig  war.    Mit  einem  Gegenstande 

von  einem  Zehntelzoll  im  Durchmesser,  erscheint  es  am 

#  

deutlichsten  bei  sechs  bis  acht  Fufs  Entfernung,  mit  ei- 
nem Gegenstände  von  einem  FünftelzoU  bei  zwölf  oder 
fünfzehn  Fufs.'^ 

Der  Verfasser  stellte  auch  einen  kreisrunden  dunklen 
Gegenstand  vor  der  Flamme  auf,  so  dafs  sie  unten  und 
obeo"  über  ihn  vorragte,  und  er  beobachtete  Erschei- 
nungen, die  mit  dem  vorhin  genannten  allgemeinen  Ge- 
setz fibereinstimmten.    Alle  Erscheinungen  folgten  fiber- 


109 

dieb  den  VerSDdenmggQ  in  der  Lage  des  Kopb  des  Be- 
oluichtere. 

n  Nachdem  ich  die  meisten  der  vorstebenden  Ver- 
suche gemacht  |iatte/'  sagt  Hr.  JosÜn,   „flberrascbte 
mich  zaTÖrderst  die  Coincidenz  dieser  Aasbreitang  heller 
Gegenstände  nach  drei  gleich-abständigen  Riebtangen  mit 
den  drei  gleich-abständigen  FaserbQndeln  und  den  drei 
ebenfalk  gleich -abständigen  gestrahlten  Linien,  die  man, 
wie  Dr.  Thomas  Toung  in  seinen  Observaiions  on  Vi- 
sion gezeigt  bat,  anf  der  Yorderfläche  der  Kristalllinse 
des  Ochsen  bemerkt.^     Hr.  Joslin  f&hrt  hier  die  von 
Toung  fiber  die  Struktnr  der  Kristalllinse  des  Ochsen 
gegebenen  Details  an,  und  filhrt  dann  fort;    „Toung 
setzt  hinzu:  Ich  habe  noch  nicht  Gelegenheit  gehabt  die 
KristalUinse  des  Menschen  zu  untersuchen;  allein  aus 
der  Leichtigkeit,  mit  der  sie  sich  in  drei  Theile  zerfiU" 
len  läfstj  können  wir  schlief sen,  da/s  sie  der  des  Ochsen 
ähnlich  sey.     Es  schien  mir,  als  hätte  ich  den  Faden, 
der  mich  zur  Ursache  der  Erscheinung  föhren  mfifste,  ge* 
fanden  in   einer  Struktur,  die  darauf  berechnet  schien^ 
eine  symmetrische  Wirkung  in  Bezug  auf  drei  gleich-ab- 
stSodige   Strahlen   der  Kristalllinse   zu   erzeugen,   einer 
Struktur,  die  in  keinem  andern  Theil  des  Gesichtsorganf 
etwas  Analoges  zu  haben  schien.^ 

Mithin  ist,  nach  Hrn.  Joslin,  die  Irradiation  kein 
Phänomen  der  Empfindung»  sondern  ein  Effect  der  Re- 
fraction,  herrührend  von  einer  Wirkung,  welche  die  Kri- 
stalUinse auf  die  durch  sie  gehenden  Lichtstrahlen  aus- 
übL  Der  Verfasser  setzt  aber  nicht  näher  auseinander, 
wie  er  sich  diese  Wirkung  denkt,  allein  er  kündigt  eine 
aeue  Arbeit  an,  in  welcher  er  die  Versuche  beibringen 
will,  die  ihn  zu  neuen  Principien,  wie  die  folgenden,  ge- 
fOhrt  haben :  die  Irradiation  wird  unmittelbar  und  haupt-- 
sächlich  Qon  der  Kristalllinse  erzeugt,  aber  von  der  JHs 
^geändert.    Die  Theile  in  der  Mitte  und  an  den  Sei- 


112 

schwarz  auf  weifsem  Grand,  um  sich  dieses  ApparaU 
za  bedienen,  stelle  man  ihn  neben  einem  Fenster  senk- 
recht auf,  so,  dab  er  wohl  beleachtet  sej,  nnd  entferne 
sich  nun  auf  vier  bis  fQnf  Meter.  Alsdann  wird  der  weitse 
Streifen  khbd  beträchtlich  breiter  erscheinen  als  der 
schwarze  Streifen  darüber,  und  dieser  scheinbare  Unter- 
schied wird  mit  der  Entfernung  zunehmen  ^).  Man  be- 
greift, dafs  der  Apparat  so  construirt  ist,  um  den  Eff^ect 
der  Irradiation  zu  vergröfsera.  Denn,  wenn  einerseits 
der  weilse  Streifen  scheinbar  breiter  wird,  nimmt  dage- 
gen der  schwarze,  durch  die  Irradiation  der  weifsen  Fel- 
der zur  Seite,  an  Breite  ab.  Noch  augenßlUiger  kann 
man  die  Erscheinung  machen,  wenn  man  die  Felder,  wel- 
che im  erwähnten  Apparat  weifs  gelassen  sind,  nämlich 
den  Streifen  khbd  und  die  Rechtecke  mckf  und  anßh^ 
ausschneidet,  darauf  den  Apparat  an  einer  der  oberen 
Scheiben  eines  Fensters  befestigt,  so  dals  man  durch  ihn 
nach  dem  Himmel  sehen  kann«  Hiedurch  erhalten  die 
hellen  Theile  weit  mehr  Glanz,  und  die  dunklen  eine 
weit  gröfsere  Schwärze,  was  dann  die  Intensität  des  Phä- 
nomens erhöht.  Man  muls  sich  hiezu  einer  dQnnen  Pappe 
bedienen  und  sie  recht  undurchsichtig  schwarz  bemalen. 
Bristolpapier  z.  B.  pafst  hiezu,  so  wie  zur  Construction 
des  vorgenannten  Apparats,  vortrefflich. 

Die  Irradiation  bei  blofsem  Auge  mufs  demnach  als 
eine  der  Gesichtserscheinungen  betrachtet  werden,  die  am 
besten  festgestellt,  und  am  leichtesten  nachzuweisen  ist 
Nur  ist  ihre  Intensität  nicht  gleich  bei  verschiedenen  Au- 
gen, nnd  selbst  veränderlich  bei  demselben  Individuum; 

bis- 

1)  Für  diesea  Versadi,  lo  wie  för  die  BcobaditiiBg  der  MoDdttdwl 
«eise  ich  voraoa,  dals  man  ferne  Gegenstande  deutlich  aehe,  d.  h. 
ein  normales  Gesicht  habe  oder  femsichtig  aey.  Was  kurutchtife 
Personen  betriffi,  so  ist  klar,  dais  der  GegensUnd  anlscrhaU»  der  Granse 
ihres  deutlichen  Sehens  liegen,  nnd  for  sie  also  der  Effect  ausammen- 
gesetst  aejn  würde.  Solche  Personen  müssen  sich  för  diese  Versuche 
conetfer  Brillen  bedienen.  . 


113 

bkher  babe  ich  aber  noch  Niemand  gefunden,  der  sie 
nicht  hStte  mehr  oder  weniger  deutlich  beobachten  kön- 
oeo.  Aach  haben  die  Uiügewifsheiten,  ifvelche  die  Auf- 
gabe Terwickelt  machten,  ihren  Ursprung  in  den  mit  astro- 
nomischen Fernrohren  gemachten  Beobachtungen,  und 
unter  diesem  Gesichtspunkt  wollen  wir  uns  jetzt  mit  letz- 
teren beschäftigen. 

29,  Unter  diesen  Umständen  besteht  die  Irradiation, 
wie  es  Hr.  Robinson  sehr  wohl  eingesehen  (§§.  22, 23), 
aus  zwei  wesentlich  verschiedenen  Theilen:  dem,  der  von 
der  Aberration  der  Instrumente  herrührt,  und  dem,  der 
in  dem  Auge  des  Beobachters  selbst  seinen  Ursprung  hat. 
Sehen  wir  von  dem  ersteren  ab,  oder,  anders  gesagt, 
setzen  wir  ein  von  jeder  Aberration  freies  Femrohr  vor- 
aas, so  dafls  die  Täuschungen  nar  allein  yon  der  Ocu- 
lar- Irradiation  herrühren  können.  Wir  werden  weiter 
hin  (§.  103)  sehen,  dafs  diese  letztere  scheint  wesentlich 
von  dem  Ocular  des  Instruments  abgeändert  werden  zu 
mfissen;  allein,  um  die  Umstände  der  Aufgabe  zu  ver- 
einfachen, werde  ich  auch  von  diesem  Einflufs  absehen, 
Qod  für  jetzt  die  Ocnlar-Irradiation  als  ganz  unabhän« 
gig  von  dem  Femrohr  betrachten.  Endlich  werde  ich 
für  den  Augenblick  annehmen,  die  Helligkeit  des  durch 
das  Fernrohr  gesehenen  Bildes  bleibe  constant,  was  für 
eine  Yergröfserung  man  auch  anwende. 

Ich  sage  nun,  dafs,  unter  diesen  vereinigten  Umstän- 
den, der  aus  der  Irradiation  entspringende  Fehler  der 
Beobachtung  sich  umgekehrt  wie  die  Vergröfserang  ver- 
hält In  der  That  ist  einleuchtend,  daÜB  die  blofsen  Ver- 
änderungen im  Winkeldurchmesser  des  durch  das  Fern- 
rohr gesehenen  Bildes  die  Dicke  des  Lichtringes,  welche 
die  Ocular- Irradiation  dem  äufsem  UmriÜB  dieses  Bildes 
hinzufügt,  nicht  werden  verändern  können.  Unter  den  rein 
hypothetischen  Umständen,  in  welche  wir  uns  versetzt 
haben,  wird  also  die  Winkelbreite  des. Irradiationsringes 
gleichbleiben,  während  der  Winkeldurchmesser  des  durch 

Poggcod,  Ann.  £rs>Diiin$«bd.  I.  8 


114 

das  Fernrohr  gesehenen  Bildes  sich  verändert.  Sey  nun 
G  die  Yergröfserung,  D  der  halbe  WinkeldurcKmesser 
des  durch  das  Femrohr  gesehenen  Gegenstandes,  ohne 
die  Winkelbreite  der  Irradiationsbreite  mitznbegreifeD, 
und  I  diese  Breite.    Dann  ^ird  der  wahre  Winkelhalb- 

messer  des  Gestirns  offenbar  sejn:  —p-  und  der,  den  man 
aus  der  Messung  mit  den  Mikrometerfäden  ableitet: 


Der  Fehler  wird  also:  — -p — —-71-  ^  -tt-.    Da  nun  i 


constant  ist,  so  sieht  man,  wie  ich  sagte,  dafs  der  Feh- 
ler im  umgekehrten  YerhältniÜB  der  YergrOfserung  steht. 
Gesetzt  z.  B.,  es  handle  sich  um  den  Mond,  und 
dieser  erzeuge  in  dem  Auge  des  Beobachters  eine  Iira- 
diation,  gleich  der,  welche  bei  Gasse ndi  in  den  §.  11 
erwähnten  Beobachtungen  stattfand.  Berücksichtigt  mao 
weder  die  Wirkung  des  Oculars  des  Femrohrs,  noch 
die  Unterschiede  in  der  Helligkeit  des  Bildes  und  des 
mit  blofsem  Auge  gesehenen  Mondes,  so  würde  also 
I  =  2',5.    Folglich  wäre  der  Fehler,  vermöge  der  Irradia- 

2' 5 
tion,  für  eine  SOmalige  Yergröfserung,  gleich  -^  =  3", 

für  eine  100  malige  nur  r,5,  und  für  eine  300  malige 
gar  nur  tf^5. 

30.  Eine  der  Yoraussetzungen,  die  wir  gemacht,  um 
zu  vorstehendem  Gesetz  zu  gelangen,  kann  beinahe  ver- 
wirklicht werden:  es  gtebt  heut  zu  Tage  so  voUkommne 
FemrOhre,  dafs  die  Aberrationen  darin  zu  vernachlässi- 
gen sind. 

Anlangend  die  Wirkung,  welche  das  Ocular  des  In- 
struments auf  die  Irradiation  ausübt,  so  scheint  aie,  wie 
wir  weiterhin  sehen  werden  (§§.  97  — 104),  solcher  Art 
zu  sejn,  dafs  sie,  in  allen  Fällen,  diese  Irradiation  be- 
deutend verringert,  und  das  um  so  mehr,  als  das  Ocolar 


115 

kiiftiger  ist  Diese  Wirkimg  ist  ako  g^nz  zum  Yortbeil 
der  BeobachtangcD. 

EDdlicb  weifs  man,  daCs  die  Helligkeit  des  Bildes 
Dotbweodigerweise  veräoderlicb  ist.  Bei  demselben  Fern- 
rohr nimmt  sie  ab,  wenn  die  Yergröfserung  wächst,  und 
bei  derselben  Yergrö&erang  ist  sie  ungleicb  in  verschie- 
denen Fernrohren.  Da  nun  die  Breite  /  des  Irradialions- 
riDges  wesentlich  von  dieser  Helligkeit  abhängt  (§§.  10, 
16,  23),  so  variirt  also  der  Werth  von  /,  vermöge  die- 
ser Ursache,  sowohl  mit  der  YergröCBerung  als  mit  den 
angewandten  Femröhren.  Bei  starken  Yergröberungen 
ist  übrigens  die  Helligkeit  des  Bildes  gewöhnlich  weit  ge- 
ringer als  die,  mit  der  sich  das  Gestirn  für  die  Beob- 
achtung mit  blofsem  Auge  darbietet,  so  dafs  allein  da- 
durch der  Werth  von  /  auch  geringer  als  im  letzteren 
Falle  wird. 

31.  Aus  allem  diesem  folgt,  dafis  das  vorhin  gefun- 
dene Gesetz  bei  weitem  nicht  genau  ist.  Ich  habe- es 
nur  gegeben,  damit  man  sich  eine  erste  Idee  bilden  könne 
von  der  Art,  wie  die  Fernröhre  den  Fehler,  welchen 
die  Ocular- Irradiation  in  die  Beobachtung  der  Gestirne 
einzuführen  strebt,  vermindern.  In  Wirklichkeit,  wie 
man  so  eben  gesehen^  wirken  diese  Instrumente  auf  dreier- 
lei Weise:  1)  durch  die  Yergröfserung  an  sich,  indem 
sie  den  Winkelhalbmesser  des  Bildes  vergrölsem,  ohne 
die  Winkelbreite  der  Irradiationszone  zu  vergröfsern; 
2)  durch  Schwächung  des  Lichts,  woraus  eine  Yerringe- 
nmg  in  der  Breite  dieser  kleinen  Zone  hervorgeht;  3) 
durch  eine  besondere  Wirkung  des  Oculars,  welche  in 
derselben  Breite  eine  andere  Yerringerung  herbeiführt, 
die  scheint,  bei  einem  nämlichen  Femrohr,  desto  beträcht- 
licher sejn  zu  müssen,  als  die  Yergröfserung  stärker  ist. 

Die  Schätzungen,  zu  welchen  wir  im  §.  29  geführt 
worden,  unter  Yoraussetzung  einer  gleichen  Irradiation, 
wie  Gassendi  erfuhr,  sind  also  viel  zu  hoch.  Denn 
selbst  wenn  das  Fernrohr  so  beschaffen  wäre,  dafs  es 

8* 


116 

für  schwache  yergrö&enmgen  ein  Bild  von  grdfserer  Hel- 
ligkeit gäbe,  wie  das  Gcstim  dem  blolsen  Auge  darbie- 
tet, würde  die  Wirkung  des  Oculars  den  kleinen  An- 
wuchs, der  aus  dieser  Helligkeitsyermehrung  in  dem  Wer- 
the  von  I  hervorginge  (§§.  97  — 100),  mehr  als  compen- 
siren.  Besonders  aber  sind  besagte  Schätzungen  für  starke 
Yergröfserungen  herabzusetzen,  denn  dann  gehen  die  bei- 
den Ursachen,  welche  auf  den  Werth  von  i  einwirken, 
in  gleichem  Sinn;  beide  tragen  dazu  bei,  diesen  Werth 
und  folglich  den  Fehler  wegen  der  Ocular- Irradiation 
zu  vermindern. 

Da  nun  der  Betrag  dieser  Ocular- Irradiation  nach 
den  Individuen  und  nach  dem  Befinden  der  Augen  ver- 
schieden ist  (§§.  53,  77,  79,  87  —  89),  und  die  aus  Gas- 
sen di^s  Beobachtungen  gefolgerten  Werthe,  wie  man 
weiterhin  (§•  89)  sehen  wird,  sich  auf  eine  sehr  starke 
Irradiation  beziehen,  so  wird  das  Phänomen  in  den  mei- 
sten Fällen  weit  weniger  entfaltet  seyo,  der  Fehler  also 
noch  weit  geringer  werden. 

Unter  den  günstigsten  Umständen,  d.  h.  bei  einer 
starken  YergrOfserung,  die  dem  Bilde  keine  zu  grobe 
Helligkeit  labt,  und  bei  einem  für  die  Irradiation  wenig 
empfindlichen  Auge,  begreift  man,  dab  der  aus  dieser 
letzteren  entspringende  Fehler  ganz  unmerklich  werden 
kann. 

32.  Schreiten  wir  jetzt  zum  zweiten  Element  des 
gesammten  Fehlers,  d.  h.  zu  dem,  der  aus  Unvollkom* 
menheiten  der  Fernrohre  selbst  entspringt.  Wir  vernach- 
lässigen hier,  als  zu  wenig  merkbar,  die.  vom  Ocular  be- 
wirkten Aberrationen.  Was  die  vom  Ob)ectiv  herrüh- 
renden betrifft,  so  kann  der  Winkel,  unter  welchem 
man  die  kleine  Zone  sieht,  die  sie  dem  äuberen  Umrife 
des  Bildes  hinzufügen,  bei  einem  und  demselben  Fern- 
rohr, als  proportional  der  YergrOfserung  angesehen  wer- 
den. In  der  That  müssen  in  diesem  Fall  die  Verände- 
rungen der  VergrObeningeny  da  sie  nur  von  Yerände* 


117 

rangen  des  Oculars  herrOhren,  äch  gleichmäiaig,  auf  al- 
les erstrecken,  was  das  im  Brennpunkte  des  QJbjectivs 
gebildete  Bild  zusammensetzt,  folglich,  auf  die  kleine  Ir- 
radiationszone, (wie  auf  das  Uebrige.    Verdoppelt  man 
z.  B.  die  Yergröfserung,  so  wird  auch  der  Winkel,  un- 
ter welchem  der  Beobachter  die  Breite  dieser  kleinen 
Zone  sieht,  verdoppelt  scjn,  so  gut  wie  der,  unter  wel- 
chem er  den  Rest  des  Bildes  siebt.    Wir  könqen  also 
die  Winkelbreite   der  besagten  ^leinen  Zone  durch  aG 
vorstellen,  wenn  G.  die  Vergrölserung  bezeichnet,  und 
a  ein  Coefficient  ist,  der  für  eiu  und  dasselbe  Femrohr 
coDstant  ist,  aber  von  einem  Instrument  zum  andern  va- 
riirt  ^ }.     Sehen  wir  für  einen  Augenblick  nun  ab  von 
der  Ocular- Irradiation,  und  bezeichnen  noch  mit  D  den 
Winkelhalbmesser  des  in  dem  Fernrohr  gesehenen  Bil- 
des, ohne   die  Winkelbreite  des  Irradiationsringes  darin 
mitzttbegreifen,  so  wird  der  wahre  Winkelhalbmeßser  des 

Gestirns  noch  seyn:  —zr-y  und  der  aus  der  mikrometri- 
sehen  Messung  abgeleitete: j^ .  Der  Fehler  we- 
gen der  Aberration  wird  also:  ji ^    =    ö. 

Und  dieser  Fehler  wird  für  ein  und  dasselbe  Femrohr 
coostant  und  von  der  Yergröfserang  unabhängig  sejn. 

Der  gesammte  Fehler,   d.  b.   der  zugleich  aus  der 
Ocular- Irradiation  und  den  Aberrationen  des  Fernrohrs 

1)  Sobald  man  durch  eine  bedeutende  Yergröfsening  die  scheinbare 
Winkelbreite  des  Aberrationsringes  sehr  vennehrt,  nnd  zugleich  die 
lotentUat  des  Lichts  betrachtlich  Ternngert  bat,  ist  es  freilich  mög- 
lich, daTs  die  Sulsere  Granze  dieses  Ringes,  die  in  einem  mittelmä- 
fsigen  Femrohr  nicht  scharf  sejn  kann,  zu  schwach  erleuchtet  wäre, 
um  noch  wahrgenommen  zn  werden.  Ich  glaube  jedoch,  dals  der 
Unterschied  klein  sejn  müsse,  und  fahre  daher  fort,  die  Grölse  a  als 
constant  zn  betrachten.  Wenn  sie  es  übrigens  in  gewissen  Fällen 
nicht  ganz  ist,  so  kann  der  Unterschied  nur  der  BeolMcfatODg  zam 
Yortheil  gerdcfaeo. 


118 

eDtqpringeDcle,  wird  also  aas  zwei  ganz  verschiedenen 
Theilen  bestehen,  einem,  der  mit  der  Vergröfserung,  der 
Helligkeit  des  Bildes,  der  Beschaffenheit  und  dem  Be- 
finden des  Aages  veränderlich  ist,  und  einem  andern, 
der  von  diesen  Umstanden  unabhängig  und  sich  nur  mit 
der  Vollkommenheit  des  Instruments  verändert. 

33.  Kichts  ist  nun  leichter  als  die  Abweichungen 
zwischen  den  Resultaten  der  Beobachtungen  der  Astro- 
nomen 'ZU  erklären  und  nachzuweisen,  wie  die  Zweifel 
aus  diesen  Abweichungen  entsprangen.  Da  der  gesammte 
Fehler  zugleich  von  der  Vergröfserung  an  sich,  von  der 
Helligkeit  des  Bildes,  von  der  Natur  und  dem  Befinden 
des  Auges,  und  von  der  Vollkommenheit  des  Instruments, 
also  von  wesentlich  veränderlichen  Gröfsen  abhängt,  so 
sieht  man,  dafs  dieser  Gesammtfehler  unter  gewissen  Um- 
ständen ganz  unmerklich,  und  unter  andern  beträchtlich 
sejn  könne.  Die  günstigsten  Umstände  sind:  ein  Fem- 
rohr von  der  VortrefHicbkeit  der  heutigen,  eine  starke 
Vergröfserung,  eine  mäfsige  Helligkeit  des  Bildes,  and 
endlich  ein  für  die  Irradiation  wenig  empfindliches  Auge. 
Die  ungünstigsten  Umstände  sind  dagegen:  ein  mittelmS- 
fsiges  Fernrohr,  eine  schwache  Vergröfserung,  grofse  Hel- 
ligkeit und  ein  zur  Irradiation  sehr  geneigtes  Auge. 

34.  Bei  den  Beobachtungen  der  Sonne  wird  a  oder 
der  aus  den  Aberralionen  des  Fernrohrs  entspringende 
Theil  des  Fehlers  nothwendig  durch  Einschiebung  eines 
rothen  Glases  verringert,  weil  diefs,  indem  es  nur  ein 
mehr  oder  weniger  der  Homogenität  nahe  kommendes 
Licht  durcbläCst,  die  Wirkungen  der  chromatischen  Aber- 
ration zu  zerstören  beiträgt. 

Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dafs  nicht,  in  einem  der 
heutigen  vortrefflichen  Fernröhre,  der  Werth  von  a  so 
klein  werden  könne,  dafs  er  zu  vernachlässigen  sej,  und 
um  so  mehr  wird  diefs  bei  den  zu  Sonnenbeobachtungen 
bestimmten  Instrumenten  der  Fall  seyn.  Durch  diese 
Betrachtungen  erklären  sich  leicht  die  von  Hm.  Bessel 


119 

erhaltenen  ResoItaCe  (§.  24).  Das  von  diesem  Astrono- 
meQ  angewandte  Heliometer  ist  ein  Instrument  von  gro- 
ßer Vollkommenheit  ^ ) ,  und  da  es  sich  flberdieCs  um  die 
SoDoe  handelt,  können  wir  annehmen,  dafs  der  von  den 
Aberrationen  abhängige  Theil  der  Täuschung  ganz  un- 
merklich war.  Ueberdiefs  konnte  das  rothe  Bild  keinen 
bedeutenden  Glanz  haben,  denn  ein  Gegenstand  von  die- 
ser Farbe  und  von  einem  Glänze,  wie  das  Mondsbild 
würde  gewifs  die  Augen  geblendet  haben,  und  man 
giebt  den  zu  Sonnenbeobachtungen  bestimmten  Gläsern 
einen  solchen  Grad  von  Tiefe,  dafs  dieser  Uebelstand 
vermieden  wird.  Endlich  bat  Hr.  Bessel  bei  diesen  Be- 
obachtungen eine  starke  Yergröfserung,  d.  h.  eine  290- 
malige,  angewandt;  man  braucht  also  nur  noch  voraus- 
zusetzen,  dafs  die  Augen  dieses  Astronomen  wenig  zur 
Irradiation  geneigt  sejeu,  um  alle  günstigsten  Bedingun- 
gen vereint  zu  finden.  Man  begreift  demnach  leicht, 
warum  die  sonderbaren  Erscheinungen,  welche  bei  der- 
gleichen Beobachtungen  durch  die  in  Bede  stehenden 
Fehlerquellen  erzeugt  werden,  sich  Hm.  Bessel  nicht 
gezeigt  haben.  Hätte  dieser  Astronom  eine  schwächere 
Vergröfserung  angewandt,  so  würden  diese  Erscheinun- 
gen mehr  oder  weniger  deutlich  eingetreten  seyn,  und 
in ,^ der  That  ist  dieb  Hrn.  Argelander  begegnet,  der 
gleichzeitig  mit  einem  kleinen  Fraunhofer 'sehen  Fern- 
rohr von  90  maliger  Vergröfserung  beobachtete. 

Anlangend  das  noch  genauere  Besultat  des  von  Hm. 
Bessel  gemachten  Vergleichs  zwischen  dem  Werth  des 
direct  gemessenen  Sonnendurchmessers  und  dem  aus  der 
Dauer  des  Durchgangs  abgeleiteten  Werth,  so  ist  dabei 
eine  andere  Ursache  hinzugetreten,  um  den  Einflufs  der 
Irradiation  gänzlich  zu  entfernen.  Mit  dieser  wollen  wir 
nns  sogleich  beschäftigen. 

35.    Aus  §§.  17,  23  und  24  kann  man  ersehen,  dafs 

1)  Biblioth,  unheneiU  T.  XLFII,  p.  1.  (Aitroo.  Nadirickt  No.  189, 
S  397.) 


120 

allemal,  wo  man  versiicbte,  die  Irradiation  durch  Mikro- 
meter mit  doppelten  Bildern  za  messen »  kein  merklicher 
Werlh  für  sie  gefunden  wurde,  und  dafs  sie  selbst  in 
einem  Falle,  wo  das  Fadenmikrometer  sie  in  beträchtli- 
chem MaaEse  erblicken  liefs,  durch  Mikrometer  mit  dop- 
pelten Bildern  verscbwand.  Versuche,  die  ich  sogleich 
beschreiben  will,  werden  diese  sonderbare  Thatsache  be- 
greiflich, oder  wenigstens  von  dem  allgemeinen  Gesetz 
der  Irradiation  abhängig  machen. 

^UYörderst  scheint  es  mir  aber  nötbig,  fiber  die  Ur- 
sachen, welche  bei  so  zarten  Erscheinuogen,  wie  die  in 
diesem  Aufsatz  Tcrhasdelten,  die  Sicherheit  der  Beobach- 
tungs- Ergebnisse  verringern  köpoten,  einige  Betrachtun- 
gen voranzuschicken  und  zugleich  die  Yorsichtsmaafsre- 
geln  anzugeben,  welche  ich  beständig  getroffen,  um  diese 
Fehlerquellen  zu  vermeiden.  Da  die  Erscheinungen  der 
Irradiation  im  Auge  selbst  ihren  Sitz,  und  immer  eine  ge- 
ringe Gröfse  haben,  so  könnte  man  zunächst  fürchten, 
dafs  der  Beobachter  sich  durch  eine  vorgefafste  Idee  in 
seinem  Urtheil  leiten  liefse.  Andererseits  wäre  es  mög- 
lich, dafs  die  Erscheinung,  die  sich  ihm  zeigt,  von  der 
besonderen  Beschaffenheit  seiner  Augen  abhinge  und  nicht 
als  eine  allgemeine  Thatsache  betrachtet  werden  könnte. 
Um  sich  gegen  diese  Unsicherheiten  zu  schützen,  bietet 
sich  das  Hülfsmittel  dar^  dieselben  Versuche  von  anderen 
Personen  machen  zu  lassen,  und  zwar  von  unterrichteten 
Personen,  die  am  Beobachten  von  Natur-Erscheinungen 
gewöhnt  sind.  Die  Personen,  die  mich  zu  unterstützen 
die  Güte  hatten,  und  diese  Versuche  entweder  insgesammt 
oder  zum  Theil  wiederholten,  sind:  Hr.  Quetelet,  Di- 
rektor der  Sternwarte  zu  Brüssel,  Hr.  Burggraeve, 
Professor  der  Anatomie,  Hr.  Bommart,  Prof.  der  Bau- 
wissenschaften, Hr.  Cantraine,  Prof.  der  Zoologie,  Hr. 
Mareska,  Prof*  der  Chemie,  Hr.  Manderlier,  Prof. 
der  Mathematik ,  sämmtlich  an  der  Universität  zu  Geot, 
Hr.  Dupre,  Prof.  der  Physik,  und  Hr.  Le  Franfois, 


121 

Prof.  der  Mechanik,  beide  an  der  Gewerbschnle  daselbat, 
Hr.  Jacqaemyns,  Prof.  der  Physik  am  Athenaeo  da- 
selbst, und  Hr.  Moke,#Doctor  der  Medicin.  Ich  mufiB 
hinzufOgeOy  dafs  ich,  da  die  meisten  meiner  Apparate  ana 
der  Feme  beobachtet  werden  mafsten,  zn  den  Versuchen 
mit  ihnen  eine  Bedingung  mehr  bei  der  Auswahl  der  Per- 
sonen zu  erfüllen  hatte,  nämlich  nur  solche  wählen  durfte, 
die  ein  gutes  Gesicht  hatten  oder  wenigstens  nicht  kurz- 
sichtig waren.  Kurzsichtige  Augen  können  freilich  ent- 
fernte Gegenstände  deutlich  sehen,  wenn  sie  concaye 
Brillen  gebrauchen;  allein  dann  sind  die  Erscheinungen 
nicht  mehr  mit  blofsem  Auge  zu  beobachten,  und  wir  wer- 
den weiterbin  (§§.  97  — 104)  sehen,  dafs  Linsen  vor  das 
Ange  gebracht,  auf  die  Irradiation  eine  eigenthfimliche 
Wirkung  ausüben.  Um  endlich  meinen  Resultaten  alle 
mögliche  Bürgschaft  zu  geben,  habe  ich  mich  immer  ge- 
hfitet,  die  Personen  von  dem,  was  sie  bei  derBeobach- 
fang  sehen  würden,  vorher  zu  unterrichten,  und,  wenn 
ich  sie  später  nach  dem  Gesehenen  fragte,  trug  ich  grofse 
Sorge,  ihnen  nichts  zu  sagen,  was  ihr  Urtheil  hätte  mehr 
nach  der  einen,  als  nach  der  andern  Seite  hinlenken 
lönoen. 

Das  ist  der  Gang,  den  ich  bei  allen  meinen  Yersu- 
dien  befolgt  habe,  und  auf  den  ich  weiterhin  in  dieser 
Abhandlung  wieder  zurückkommen  werde.  Zuvor  will 
ich  aber  noch  eine  Bemerkung  machen. 

Die  Hauptwirkung  der  Irradiation  bei  blofsem  Auge, 
nSmlich  die  scheinbare  Yergröfserung  eines  hellen  Ge- 
genstandes auf  duuklem  Grunde,  kann  allen  Personen 
wahrnehmbar  gemacht  werden;  wenigstens  habe  ich,  wie 
gesagt,  bisher  keine  angetroffen,  die  sie  nicht  hätte  mehr 
oder  weniger  deutlich  sehen  können.  Allein  da  die  In- 
tensität des  Phänomens  sehr  ungleich  ist  bei  verschiede- 
nen Individuen,  und  sich  bei  gewissen  Personen  sehr  ge- 
ring erweist,  so  können  diese  letzteren  von  dem  Phäno- 
men nur  einige  der  seine  Gesetze  ausmachenden  Abän- 


122 

deningen  wabrnebmeD,  oder  über  dieselben  nur  ein  mebr 
oder  weniger  ungewisses  Urtbeil  erlangen;  denn  da  f&r 
solche  Personen  schon  der  Haupt -Effect  nur  gering  ist, 
so  müssen  die  AbSnderungen  desselben  notbwendig  auch 
sehr  klein,  und  folglich  schwer  gut  wahrzunehmen  seyn. 
Die  Ausnahmen,  welche  die  Resultate  der  vergleichenden 
Versuche  bisweilen  zeigen  kOufen,  haben  demnach  eine 
geringere  Bedeutung,  wenn  sie  bei  Personen  vorkommen, 
deren  Augen  von  der  Art  sind,  dafs  sie  den  Haupt -Ef- 
fect nur  wenig  deutlich  sehen.  Ich  werde,  bei  Angabe 
der  Resultate  meiner  Versuche,  sorgfältig  bemerken,  ob 
eine  Ausnahme  stattfand,  und  zu  welcher  Kategorie  die 
Augen  gehörten,  bei  denen  sie  sich  zeigte. 

36.  Ich  schreite  jetzt  zu  den  oben  erwähnten  Ver- 
suchen. Auf  ein  Stück  weifser  Pappe,  von  gleichen  Di- 
mensionen mit  den  §.  28  angeführten,  ziehe  man  am  Li- 
neal eine  etwa  0,5  Millimeter  dicke  schwarze  Linie  von 
a  nach  b  (Fig.  4,  Taf.  III),  und  streiche  nun  das  Recht- 
eck cbgd  schwarz  an;  es  wird  dann  die  Seite  bc  dieses 
schwarzen  Rechtecks  mit  der  linken  GrSnze  des  kleinen 
schwarzen  Streifens  cafh  eine  stete  Gerade  bilden.  Nun 
stelle  man  die  Pappe  nahe  an  ein  Fenster,  und  entferne 
sich  um  einige  Meter;  dann  scheint  diese  Stetigkeit  nicht 
mehr  statt  zu  finden;  vielmehr  scheint  die  Seite  cb  dea 
schwarzen  Rechtecks  um  eine  sehr  merkliche  Gröfse  ge- 
gen dg  vorgeschoben,  so  dafs  der  kleine  schwarze  Strei- 
fen einen  Vorsprung  gegen  sie  macht,  wie  es  Fig.  5,  Taf. 
III  vorstellt  ^).  Daraus  folgt,  dafs  der  weifse  Raum  qcbn 
(Fig.  4,  Taf  III)  vermöge  seiner  Irradiation  mebr  Über 
das  schwarze  Rechteck  weggreift,  als  der  weifse  Raum 
macq  über  den  kleinen  schwarzen  Streifen.  Dieser  Un- 
terschied mufs  notbwendig  der  Gegenwart  des  weifsen 
Raums  fhdp  auf  der  andern  Seite  dieses  kleinen  Strei- 
fens zugeschrieben  werden;  denn  wenn  man  auch  diesen 

1)  Sechs  PenoDcn  Laben  diesen  Versuch  wiederholt,  mit  deinsen>c& 
Resolut  nnd  fast  in  gleicher  Starke. 


123 

letzteren  Raum  schwfirzte,  ^ürde  alles  unterhalb  und  ober- 
balb  qd  äbulich,  und  folglich  das  Uebergreifen  hierund 
dort  gleich  stark  seyn,  oder,  anders  gesagt,  die  Linie, 
welche  auf  der  rechten  Seite  den  gesaniuiten  ^eifsen  Raum 
mabn  zu  begrSnzen  scheint,  t^Örde  eine  stete  Gerade 
seyn.  Mithin  ^ird  der  Irradiation  von  macq  längs  ac 
entgegengevirirkt  durch  das  Dasejn  des  weifscn  Raums 
fjhdt  dessen  Irradiation  sich  in  umgekehrter  Richtung 
zu  entwickeln  strebt;  und  da  dtefse  beiden  ^veifsen  Rfiume 
gegen  einander  auf  eine  ähnliche  Weise  gelagert  sind, 
80  folgern  wir  daraus,  dafs  jeder  von  ihnen  auf  die  Ir- 
radiation des  andern  eine  sie  verringernde  Wirkung  aus- 
übt. Wenn  man  dem  schwarzen  Streifen  eine  gröfsere 
Breite  giebt,  so  wird  der  scheinbare  Yorsprung  geringer. 
Wir  sind  also  zu  folgendem  allgemeinen  Satz  geführt: 

Zwei  gegenüber  liegende  und  hinreichend  genäherte 
Irradiationen  erleiden  beide  eine  Schwächung.  Diese 
Schwächung  ist  um  so  beträchtlicher  y  als  die  Ränder 
der  hellen  Räume,  i^on  denen  die  beiden  Irradiationen 
Oäsgehen,  näher  zusammenliegen. 

37.  Auf  folgende  Weise  kann  man  den  oben  be- 
schriebenen Versuch  noch  auffallender  machen.  Statt  der 
Pappe  von  Fig.  4  bediene  man  sich  des  hölzernen  Ap- 
parats, Fig.  6,  bestehend  aus  einem  Brette  von  20  Centm. 
Höhe  und  17  Centm.  Breite.  Von  dem  Theil  fbcg  ist 
die  Hälfte  der  Holzdicke  fortgenommen,  so  dafs  der  Theil 
^fgd  vorspringt;  Imno  ist  ein  Brettchen  eben  so  breit, 
aber  nur  halb  so  hoch  wie  Rechteck  afgd  und  mit  sei- 
ner Vorderfläche  in  Einer  Ebene  mit  diesem  liegend; 
dieEs  Brettchen  ist  in  der  Fuge  cg  verschiebbar,  solcher- 
gestalt dafs  sein  Rand  gegen  i^g  oder  von  ihm  ab  geführt 
werden  kann,  und  zwar  mittelst  einer  hinter  dem  Appa- 
rat angebrachten  Holzschraube,  deren  Kopf,  r  mit  einer 
Ueinen  Handhabe  s  versehen  ist.  Die  Hälfte  fbcg  des 
groben  Brettes  ist  geschwärzt,  während  die  andere  Hälfte 
^fg^  und  das  Brettchen  Imno  rreib  angestrichen  sind. 


124 

Das  Ganze  steht  auf  einem  Foft  /.  Nachdem  nmi  das 
Bretteben  mittelst  der  Handhabe  so  weit  zurfickgeschro- 
ben  worden,  dafs  sein  Band  um  drei  oder  vier  Centi- 
meter  von  Qg  absteht,  stelle  man  den  Apparat  an  einem 
recht  hellen  Ort  auf,  von  dem  man  sich  12  bis  15  Me- 
ter entfernen  kann«  Da>  bei  diesem  Stand  der  Dinge, 
der  Band  fg  des  grolsen  weiCsen  Bechtecks  weit  absteht 
▼om  Band  o  n  des  Brettchens,  so  kann  auf  seiner  ganzen 
Länge  die  Irradiation  sich  frei  äufsem,  und  der  12  bis 
15  Meter  Tom  Apparat  entfernte  Beobachter  sieht  die 
Linie  fg  als  eine  zusammenhängende  Grade.  Wenn  aber, 
während  er  seine  Augen  auf  diese  Linie  fixirt,  eine  an- 
dere Person  durch  Drehen  der  Handhabe  das  Bretteben 
langsam  dem  grofsen  weiisen  Bechteck  nähert,  so  hört 
die  Hälfte  i^g  der  besagten  Linie  bald  auf  sich  genau  in 
der  Verlängerung  von  pf  zu  zeigen;  sie  scheint  sich  in 
Bewegung  zu  setzen,  und  immer  mehr  und  mehr  gegen 
ad  zurückzuweichen,  in  dem  Maa&e  als  der  Band  on  sich 
nähert  und  den  schwarzen  Streif  i^ong  schmäler  macht. 
Man  b  ^eift,  dafs  diese  scheinbare  Verschiebung  desto 
bedeutender  seyn  wird,  als  die  Augen  des  Beobachters 
empfindlicher  für  die  Irradiation  sind. 

38.  Ein  anderer  Versuch,  der  noch  unmittelbarer 
als  die  vorhergehenden  den  aufgestellten  Satz  erweist, 
ist  folgender:  Auf  einem  starken  Papprahm  ab  cd  (Fig.  7 
Taf.  III),  äufserlich  20  Centimeter  Breite  und  15  hoch, 
spanne  man  dünnes  Papier  aus,  und  schneide  in  diesem 
eine  rechteckige  Oeffnung  fghk  aus,  die  15  Mllm.  breit 
ist  und  sich  von  einer  Seite  des  Bahmens  nach  der  an- 
dern erstreckt.  Quer  auf  diese  Oeffnung  klebe  man  ei- 
nen 20  Mllm.  breiten  Pappstreifeu  /mno,  imd  von  p 
nach  7  spanne  man  eine  etwa  1  Mllm.  dicke  schwarze 
Schnur  aus.  Endlich  streiche  man  den  Bahmen  und  den 
Streifen  Imno  schwarz  an.  Hierauf  hefte  man  den  Ap* 
parat  an  eine  der  oberen  Scheiben  eines  Fensters,  ent- 
ferne sich  acht  bis  zehn  Meter,  und  stelle  sich  so,  dafs 


125 

man  darch  die  freien  Stficke  der  Oefinang  fghk  den 
Himmel  erblicke.  Auf  diese  Weise  projiciren  sich  die  mitt- 
leren Theile  des  schwarzen  Streifens  und  der  Schnur  auf 
dem  Himmel,  während  die  oberen  und  unteren  Theile  der- 
selben sieb  auf  dem  weit  weniger  hellen  Grunde  befinden, 
der  ?0Q  dem  durchscheinenden  Papier  gebildet  wird.    Nun 
sieht  man  den  breiten  schwarzen  Streif  in  r5  und  tu 
darch  die  an  beiden  Orten  stattfindenden  Irradiationen 
stark  ausgeschnitten,   während   die  Ausschnitte   an   der 
Schnur  in  px  xxuAyz  weit  weniger  bedeutend  sind.  Man 
gewahrt,  dab  die  ersteren  Ausschnitte  zusammengenom- 
men weit  gröber  sind  als  die  Breite  der  Schnur,  so  dafs 
die  Irradiation,  wenn  sie  an  der  Schnur  eben  so  stark 
aoftrSCe,  hinreichen  würde,  diese  ganz  verschwinden  zu 
machen.    Nun  giebt  es  unter  den  Umständen,  die  das 
PhSnomen  an  dem  schwarzen  Streif  und  an  der  Schnur 
abändern  können,  keine  andere  Verschiedenheit  als  die* 
in  der  Breite  beider  Gegenstände,  oder,  anders  gesagt, 
ifl  den  Abständen  zwischen  den  beiden  gegenüberliegen- 
den Irradiationen.    Dieser  Versuch  führt,  wie  di"  frühe- 
ren, zu  dem  aufgestellten  Satz*). 

39.  Wäre  es  nöthig,  noch  fernere  Versuche  zur 
Slfitze  dieses  Satzes  beizubringen,  so  könnte  ich  die  fol- 
genden anführen,  deren  Resultate  natürliche  Folgen  vom 
Daseyn  desselben  sind. 

Ein  Pappstück  von  gleichen  Dimensionen,  wie  die 
Fig.  3  u.  4  u.  s.  w.,  werde  schwarz  bemalt,  bis  auf  den 
rechteckigen  Raum  ab  cd  (Fig.  8  Taf.  III)  von  5  Centm. 
Höhe  und  9  Mllm.  Breite,  auf  welchem  man  nun  zwei 
schwatze  Linien  von  einem  Millimeter  Dicke  so  ziehe, 
dafs  sie  das  Rechteck  in  drei  kleine  weifse  Felder  von 
gleicher  Breite  theilen,  wie  es  die  Figur  vorstellt.  Stellt 
Dan  diesen  Apparat  nahe  an  ein  Fenster,  und  betrach- 
tet ihn  aus  ^iner  zweckmäfsigen  Entfernung  so  wird  das 

1)  Dieter  Vemidi  wurde  Ton  Tier  Penonen  wiederiiok  md  mit  glei- 
dteni  Eribls* 


126 

mittlere  weiCse  Feld  beträchtlich  schmaler  erscheitaen  ah 
die  beiden  andern.  Hier  wird,  wie  man  siebt,  deu  Irra« 
dialionen,  die.  sich  längs  dem  rechten  und  linken  Rande 
des  mittleren  Feldes  zu  entwickeln  trachten,  entgegen  ge- 
wirkt durch  die  Nachbarschaft  der  beiden  andern;  wäh- 
rend die  Irradiationen  längs  den  Rändern  ad  und  bc 
der  Seitenfelder  sich  frei  ausdehnen  und  sonach  die  schein- 
bare Breite  dieser  letzten  Felder  beträchtlich  TergrOfsern 
können  *  )• 

Man  male  auf  weifse  Pappe  ein  schwarzes  gleich- 
seitiges Dreieck,  so  grofs  wie  Fig.  9  Taf.  III,  und  be- 
trachte es,  wie  den  frtiheren  Apparat,  aus  einigen  Me- 
tern Entfernung,  nachdem  man  die  Pappe  an  einem  recht 
hellen  Ort  aufgestellt  hat.  Die  Seiten  des  Dreiecks  wer- 
den nun  nicht  mehr  geradlinig  erscheinen,  sondern  sich 
etwas  eipgebogen  darstellen,  wie  Fig.  10  zeigt.  Die  Ir- 
radiation, durch  welche  der  weifse  Grund  scheinbar  in 
die  schwarze  Figur  einzugreifen  scheint,  findet  nämlich 
in  der  Mitte  jeder  Seite  wenig  oder  gar  kein  HindemiEs, 
weil  diejenigen  Theile  des  Grundes,  welche  die  beiden 
andern  Seiten  bertihren,  zu  weit  davon  abstehen;  weiter 
nabh  den  Ecken  hin,  kommen  aber  die  Irradiationen,  die 
längs  den  Seiten  entwickelt  werden,  einander  immer  nä- 
her, und  erleiden  daher  eine  immer  gröfscr  werdende 
Verringerung  *). 

Es  ist  endlich  diese  Art  von  Neutralisation  zweier 
benachbarten  Irradiationen,  der  wir  es  verdanken,  dafs 
wir,  selbst  bei  Sonnenschein,  die  zartesten  Striche  der 
feinsten  Schrift  unterscheiden,  ein  Haar,  selbst  einen  Sei- 
denfaden u.  s.  w.  gegen  den  Himmel  wahrnehmen  kön- 
nen; depq  die  Irradiation  würde,  selbst  in  der  Entfer- 
nung des  deutlichen  Sehens,  mehr  als  hinreichend  seyn, 
um,  wie  wir  weiterhin  (§.95)  sehen  werden,  diese  so 

1)  Ebcaso. 

2)  Audi  4i«scr  Vergeh  wurde  von  Tier  Pertonen  wiederholt  nnd  mit 
glcadiem  Erfolg. 


127 

dfinnen  Gegenstande  Tolbtändig  anszalöschen,  wenn  nicht 
di(  Uebergreifungen,  welche  aü  beiden  Seiten  zu  entste« 
hen  trachten,  eine  bedeutende  Verringerang  erlitten. 

40.  Der  Satz,  za  welchem  wir  gelangt  sind,  erklärt 
die  Wirkung  der  Mikrometer  mit  doppelten  Bildern  ganz 
DatQriicb.  Denn  in  dem  Maafse,  als  man  die  beiden  kreis- 
moden  Bilder  des  hellen  Gegenstandes  einander  nfihert, 
erleiden  die  Ocular-Irradiationen  beider  eine  Yerringe- 
nmg,  die  In  der  Nachbarschaft  der  Punkte,  die  zur  Be- 
rfihnmg  kommen  sollen,  immer  gröCser  und  grO&er  wird, 
to  dafs  man  endlich,  wenn  diese  Berührung  stattgefun- 
den hat,  glauben  kann,  die  Irradiationen  sejen  an  die- 
ler  Stelle  gfinzlich  zerstört.  Nimmt  man  nun  an,  das 
gebrauchte  Femrohr  sej  sehr  gut,  so  dafs  die  Wirkung 
der  Aberration  darin  zu  vemachlfissigen  ist,  so  wird  man 
den  auf  diese  Weise  gefundenen  Werth  vom  Winkel- 
dorchmesser  des  Gregenstandes  für  richtig  halten  können. 
Die  Resultate  der  Hrn.  Arago,  Robinson  und  Bes- 
Bel  sind  also  noth wendige  Folgen  des  allgemeinen  Satzes 
TOD  der  Neutralisation  zweier  benachbarten  Irradiationen. 

41.  Hieraus  scheint  sich  mir  ein  Verfahren  zu  er- 
geben, um  den  Werth  des  aus  den  Aberrationen  eines 
gegebenen  Femrohrs  entspringenden  Theils  vom  Gesammt« 
febler  zu  finden,  sobald  man  nur  ein  Mikrometer  mit 
doppelten  Bildern  anwenden  kann.  Gesetzt  nämlich,  man 
babe  mittelst  eines  Fernrohrs  mit  solchem  Mikrometer 
den  Versuch  des  Hm.  Arago  wiederholt,  d.h.  gemessen 
den  Winkeldurchmesser  einer  künstlichen  hellen  Scheibe, 
deren  Durchmesser  und  Entfernung  genau  bekannt  ist. 
Findet  man  einen  merklichen  Unterschied  zwischen  dem 
aus  der  Mikrometermessung  abgeleiteten  und  dem  ^fib- 
rea,  bekannten  Werth  dieses  Winkeldurchmessers,  so 
wird  dieser  Unterschied  der  Werth  von  a  (§.34)  sejn, 
oder  der  Ton  den  Aberrationen  des  angewandten  Instru« 
neots  herrührende  Fehler;  denn  das  Mikrometer  mit  dop- 
pelten Bildern  mufe,  während  es  den  aus  der  Ocular« 


128 

Irradiation  entspringenden  Fehler  aufhebt ,  offenbar  den 
durch  die  Aberrationen  des  Femrohrs  reranlafstcn  be- 
stehen lassen.  Der  so  bestimmte  Werth  von  a  wird  also 
eine  Correction  sejn,  die  man  allen  mit  demselben  Fem- 
rohr gemachten  Beobachtungen,  auf  welche  die  Aberra- 
tionen (eingewirkt  haben  können,  anzubringen  hat^  Fin- 
det man  für  a  keinen  merklichen  Werth,  so  ist  dieüs 
ein  Beweis,  daCs  das  angewandte  Femrohr  als  frei  von 
Aberrationen  betrachtet  werden  kann. 

42.  Kennt  man  sonach  diesen  Theil  des  Gesammt- 
fehlers  für  das  Fernrohr,  um  das  es  sich  handelt,  so 
wird  man  sich  gegen  den  aus  der  Ocular-Irradiation  ent- 
springenden ziemlich  sichern  können,  entweder  indem 
man  starke  Yergröfserangen  anwendet,  oder  indem  man, 
wie  Hr.  Robinson  vorschlägt  (§.  23),  die  Helligkeit  des 
Sehfeldes  des  Femrohrs  erhöht  und  zugleich  die  Hellig- 
keit dee  Bildes  vermindert,  oder  endlich,  indem  maQ  ein 
Objectiv-Mikrometer  oder  ein  Bergkrystall -Mikrometer 
anwendet.  Es  scheint  mir  demnach,  daCs  man,  bei  Be- 
folgung der  vorstehenden  Winke,  genaue  Resultate  er- 
langen kann,  selbst  wenn  das  Fernrohr  mittelmäfsig  und 
das  Auge  des  Beobachters  sehr  zur  IrradiaGon  geneigt  ist. 

43.  Die  Frage  wegen  der  Irradiation,  was  ihr  Da- 
seyn  und  ihren  Einflufs  auf  die  astronomischen  Beobach- 
tungen betrifft,  scheint  mir  nun  klar  zu  seyn.  Wie  man  ge- 
sehen, ist  das  Phänomen  bei  bloCsem  Auge  am  deutlich- 
sten und  am  leichtesten  nachzuweisen;  bei  Fernröhren 
ist  es  mit  den  Effecten  der  Aberrationen  veraiischt,  und 
der  Gesammtfehler  hängt  in  diesem  Falle  ab  von  der 
Vollkommenheit  des  Instruments,  von  der  Helligkeit  des 
Bildes,  von  der  Vergröfserang,  sowohl  an  sich  als  durch 
die  eigenthümliche  Wirkung  des  Oculars,  von  der  Be- 
schaffenheit und  dem  Befinden  des  Auges,  und  überdieb 
von  der  Art  des  Mikrometers,  dessen  man  sich  bedient. 
£6  ist  demnach  unmöglich,^  wie  es  Da  Sejour  '}  und 

nach 

1)  In  feiner  groljcn  Arbeit  über  die  BeredmaDg  der  Finslenmse  ist  Da 


129 

nach  ihm  eine  grofse  Anzahl  Astronomen  gethan,  einen 
coDstaDten  Werth  fQr  diesen  Fehler  anzunehmen,  da  der- 
selbe ¥00  wesentlich  veränderlichen  Elementen  abhängt 
Die  Beobachter,  die  diesen  Werlh  zu  bestimmen  suchten, 
Doisten  nothwendig  zu  mehr  oder  weniger  widersprechen- 
den Resultaten  gelangen. 

(ForUeUung  im  nSchtten  Heft.) 


IV.  IJeber  das  Klima  von  Sücha  und  den  rus- 
sischen Besitzungen  an  der  Nordcf?esiküste 
von  Amerika;  von  K.  JE.  von  JSaer. 

(Hitietheill  Tom  Hm.  Yer&SMr  ans  dem  BuiUt,  scient,  der  St.  Peters- 
barger Akademie,  T.  lY.) 


VVahrend  seines  Aufenthalts  in  Neu- Archangelsk  hat 
der  Contre-Admiral  von  Wrangell  ein  vollständiges 
neteorologisches  Tagebuch  geführt.  Es  beginnt  im  Jahre 
1831  oiit  dem  25.  November  a.  St.,  und  schliefst  mit  dem 
febraar  1835.  Die  Aufzeichnungen  sind  vier  Mal  täg- 
lich gemacht  worden,  im  J.  1832  um  8  Uhr  Vormittags, 
12  Uhr  Mittags,  4  Uhr  und  8  Uhr  Nachmittags;  in  den 
tolgenden  Jahren  aber  um  9,  12,  3  und  9  Uhr.  Das 
Jahr  1832  hat  jedoch  eine  lange  Lücke ,  welche  im  Juni 
^gioDt  und  im  September  endet.  In  den  folgenden  Jah- 
ren siod  nur  einzelne  Stunden  ausgefallen. 

Das  ganze  Tagebuch  hier  abdrucken  zu  lassen,  schien 
Bicht  passend.  Auch  sind  diese  Beobachlungen  später  fort- 
gesetzt, und  es  ist  zu  hoffen,  dafs  die  ganze  Reihe  einst  von 
meiDem  Collegen,  Hrn.  Kupffer,indem  Werke:  Obser- 

Scjour  ta  dem  SchluTs  gelangt,  dafi  der  SonncndurchroeMer  in  Fem- 
rohrea  am  ungefähr  3",5  durch  die  Irradiation  ▼ergrftliert  werde 
Poiicnd.  Ann.  EiigSnznngafad.  L  9 


130 

pations  mAiorohpquts  ei  magnetiifues  faäes  dans  f Em- 
pire de  Russie,  von  welchem  bereits  der  erste  Band  er- 
schienen ist,  pnblicirt  werden  wird.  Da  bis  dahin  noch 
mehrere  Jahre  vergehen  dürften,  so  glaube  ich  den  Phy- 
sikern einen  Gefallen  za  erweisen,  wenn  ich  die  wich- 
tigsten Resultate  aus  diesem  Tagebnehe  hier  mittheile. 

Besonders  schien  die  Kenntnifs  der  Temperaturver- 
hältnisse wichtig,  da  man  schon  lange  auf  den  bedeuten- 
den Unterschied  in  der  Temperatur  auf  dar  Ost-  und 
Westküste  von  Nord -Amerika  unter  gleichen  Breiten  aaP 
merksam  ist,  ohne  durch  Zahlenwerthe  sie  mit  Sicherheit 
bestimmen  zu  können.  Nur  Temperaturbeobacbtangen 
aus  der  Gegend  von  der  Mündung  des  Columbia-Flosses 
gaben  Gelegenheit  zu  einer  numerischen  YergleichuDj 
mit  der  Ostküste  unter  45j  °  n.  Breite  *).  Einen  zweiten 
Yergleichungspunkt  giebt  Neu -Archangelsk  auf  der  Insel 
Sitcha  und  die  Kolonie  Nain  an  der  Ostküste,  deren 
Temperatur  wir  annäherungsweise  kennen.  Für  jenen 
Ort  besafsen  wir  allerdings  schon  Angaben  durch  die 
Herren  Kupffer^)  und  Lütke^),  von  denen  der  cr- 
stere  die  mittlere  Jahrestemperatur  dieses  Ortes  aus  Be- 
obachtungen vom  Jahr  1828  =  +5,8^  R.,  der  letztere 
dagegen  mit  Hinzuziehung  des  Jahres  1829  =  6,15^  R« 
fand.  Beide  Mittheilungen  aber  hatten  die  Monate  nach 
altem  Style  getheilt,  wodurch  schon  die  Yergleicbnng  der 
Jahreszeiten  unmöglich  wurde,  und  eine  neue  Berechniitt| 
blieb  um  so  mehr  wünschenswerth,  als  Brewster  dal 
Resultat  bezweifelt  und  einen  bedeutenden  Fehler  ver« 
motbet  hat  ^).  Wir  werden  sehen,  dafs  er  sich  hieiJ* 
irrte. 

Ich  theile  also  hier  die  Berechnungen  aus  Wran- 

1)  Dies.  Ann.  Bd.  XXXXT,  S.  661.      P. 

2)  Poggendorffs  Annal.  der  Physik  u.  Chemie  Bd.  XXin,'S.  H^' 

3)  Lutke  y^oyage  autour  du  wnonde  Vol.  I,  ^.222. 

4 )  The  London    and  Edinburgh  phiiosophical  magatint   Voi  h 
p.  222. 


131 

« 

gell's  Tagebüchern  mit,  nachdem  ich  die  Angaben  auf 
den  Denen  Styl  redndrt  nnd  die  Reanmorsdie  Scale  in 
die  handerttheilige  umgesetzt  habe.  Die  Temperaturen 
habe  ich  für  die  einzelnen  Stunden  summirt  und  davon 
das  Mittel  berechnet,  dieses  Mittel  aber  nach  dem  Gange 
der  Temperatur  in  Leith,  welches  fast  gleiche  Breite  mit 
Nea -Archangelsk  und  ebenfalls  ein  Ktisten- Klima  hat, 
corrigirtt  um  die  wahre  mittlere  Temperatur  zu  finden. 
Dieses  Verfahren  schien  mir  für  den  vorliegenden  Fall 
durchaos  richtiger,  als  wenn  ich  den  täglichen  Gang  der 
Temperatur  in  Padua  nach  der  Formel  von  Kämtz  mit 
iD  die  Berechnung  gezogen  hätte. 


Mittlere  Temperaturen  zu  Neu-Archangelsk  im.  J.  1832. 


Monate. 


8  Uhr 

12  Uhr 

4  Uhr 

8  Uhr 

Wahres 

Voitn. 

Mittag 

Nachmit 

Nachroit. 

Mi'ueL 

-Hl,06 

+2.64 

+  1,25 

+0,72 

+  1,37 

—  1,97 

+  3,13 

+  1,40 

—  1.67 

+  0,21 

+  1,61 

+3.13 

+2,89 

+  1.10 

+  1,93 

-H3,I5 

+6.07 

+5,99 

+2,80 

+  3,98 

+8,91 

-H  12,50 

+  14,01 

+9,14 

+  10,18 

-H6,U 

+7,98 

+6,56 

+5.40 

+6,30 

-H5,54 

+6.41 

+6,02 

+5.11 

+5,35 

+2,69 

+4,58 

+2.83 

+2,09 

+2,91 

Vom  Januar  1833  an  ist,  viie  gesagt,  um  9,  12,  3 
und  9  Uhr  beobachtet  worden.  Kur  in  seltenen  Fällen 
sind  die  Aufzeichnungen  Morgens  um  eine  Stunde  früher 
oder  Nachmittags  um  eine  Stunde  später  gemacht,  und 
dieses  ist  im  Tagebucbe  notirt.  Ich  habe-in  solchen  Fäl- 
I<^D,  )e  nachdem  die  Temperatur  im  Zu-  oder  Abnehmen 
begriffen  war,  die  für  diese  Zeiträume  bemerkte  Tem- 
peratur TerhälUiifsmäfsig  höher  oder  niedriger  an^enom- 
nen,  und  dadurch  Werthe  erhalten,  welche  die  folgende 
Tabelle  angiebt.  Die  mittlere  Temperatur  ist  ebenfalls 
Dach  dem  Gange  derselben  in  Leith  currigirt.  leb  bätte 
gewünscht,  für  die  vier  Monate,  welche  im  Jahr  1832 
ajggefallen  sind,  Beobachtungen  aus  andern'  Jahren  zu 

9* 


134 

aber  keine  UDmittcIbareD  BeobachluDgcn ,  Gondem  nur 
BerechauDgeo  aus  Camberland -Housc.  Meine  Ziffern 
sind  hier  mit  Berücksichtigung  entfernterer  Localitaien  ge- 
geben, deswegen  aber  aucli  weniger  sicher. 

Temperatur  tod  Nord-Amerika  unter  57^  5'  n.  Br. 


Mhüere  Teropenturen. 

Nen-Ardi. 

57*  3'  n.  Br. 

135- 18' W. 

L.  V.  Gr. 

liehe  Temp. 

37'  n.  Br. 

108"  W.  L. 

T.  Gr. 

N.in 
e(Yr*57*ii.B. 
61»20'W'.L 

V.  Gr. 

d«  Januar 

-  Feb™.r 

—  Man 

=te":::;::::: 

-+•1,28 
-1-0,89 
3.34 
4,80 
8,99 
12,12 
13,95 
14,33 
12,31 
8,13 
6,05 
2,40 

-24,5 

-  19.5 
-15.7 

-  1,J 
-h  9.2 
-1-21.5 
+30,5 
-<-15,0 
+  8.5 

-  0.5 

-  6.0 
-16,1 

-20.6 
—205 
-15.1 
-  3.3 

-h  8,7 
-f-  9,3 
-+.  7.5 
-1-  2.3 
—  3,1 
-14,0 

1  1   I  1   [ 

du  Wint.   (Dec  — Fehr.) 

-  Frflhl.     <Mär.-M=l) 

-  Soram.    (Juni  — Aug.) 

-  Herb«    (SepL  — Nov.) 

1,52 
5,71 
13,50 
8,83 

-20,0 

-  8,7 
-f-19,0 

-  0,7 

—  18,48 

-  6.77 
+  7.57 
-f-  2,22 

d^  g»nien  Jahres 

7,39  C. 

-  0,8 

-  SJSiC 

Die  mittlere  Temperatur  von  Neu- Ardiangelsk, 
-i-T^dS  C.  oder  -t*5''.9l  B.,  wie  sie  aus  diesen  volisläo- 
digem  Materialien  hervorgeht,  steht  also  in  der  Mitte  zwi- 
Ecben  den  Ergebnissen,  welche  die  Herren  Kupf  fer  und 
LUtke  erhielten.  Sie  ist  um  mehr  als  10"  C.  höher  als 
in  der  Ansicdluog  Nain  an  der  OslkUsfe.  Der  Winter 
ist  in  Labrador  gerade  um  20"  C.  kälter  als  auf  der  In- 
sel Silcha,  der  Frühling  um  IIJ^C,  der  Sommer  aber 
nur  um  6"  C.  und  der  Herbst  um  6"„6  C.  kälter.  In  der 
Mille  des  Continenis  ist  der  Winter  noch  bedeutend  kal- 
ter als  an  der  Ostküsic.  Unsere  vergleichende  Ueber- 
sicht  ptbt  dieses  Mehr  der  Kälte  für  das  Innere  zu  1*,5  C 


135 

gegen  die  OBlkfiste,  und  zu  2Vfi  %e%en  die  Westküste 
ao,  aber  gewib  noch  zu  gering,  da  das  Fort  Chepewjan, 
das  för  die  Berechnung  benutzt  ist,  an  einem  ansehnli- 
cheo  Landsee  liegt,  dessen  enrärmenden  Einflufs  im  Win- 
ter die  Beobachtungen  selbst  auf  das  Bestimmteste  nach- 
fveiseo.  Der  Winter  ist  nttmlich  im  Fort  Chepewjan 
sogar  um  5®  milder  gefunden  als  in  dem  fast  um  5®  mehr 
nach  Süden  gelegenen  Cumberland-Honse.  Die  Erhe- 
bung Über  dem  Meere,  die  für  den  letzleren  Ort  um 
300  Fufs  gröfser  als  für  den  erstem  angegeben  wird, 
kann  einen  so  bedeutenden  Einflufs  wohl  nicht  ausüben. 

Dafs  dagegen  der  Sommer  bedeutend  wärmer  ist  als 
an  beiden  Küsten,  lehrt  schon  das  rasche  Waehsthum 
dem  Temperatur  vom  April  zum  Mai. 

Die  Differenz  zwischen  dem  April  und  Mai  ist: 
Für  Neu-Archangekk  4^2;  für  Nain  4^4;  für  das 
Innere  10^,9  C. 

Ich  glaube  daher,  dafs  die  Sommertemperatur  in  un- 
serer Tabelle  noch  etwas  zu  niedrig  angegeben  ist,  da 
die  abkühlende  Wirkung  des  betrfichtlichen  Athapasea- 
Sees,  an  welchem  das  Fort  Chepewyan  liegt,  in  die  Be- 
rechnung übergegangen  ist.  Diese  Vermuthung  wird  durch 
eine  Yergleichung  der  Sommertemperatur  im  Innern  der 
alten  Welt  bestätigt. 

So  begünstigt  aber  auch  Sitcha  im  Verhältnifs  zur 
Ostküste  von  Amerika  erscheinen  mag,  so  hat  es  doch 
weniger  Wärme  als  die  Westküste  der  alten  Welt  un- 
ter derselben  Breite.  Bergen  an  der  Küste  Norwegens, 
fast  unter  denselben  Localverhältnissen,  aber  um  mehr 
als  drei  Grade  nördlicher  gelegen,  ist  doch  fast  in  allen 
Jahreszeiten  wärmer,  wie  die  folgende  Yergleichung  lehrt: 

MittTerop.  Wiot.     Fruhl.     Somm.    Herbat. 

Siieha    (57«    3' o.  Br;)    7%39C.    1*,52.    5*.71.    13%50.    8»,83. 
Bergen  (60*  24' n.Br.)    8 «,18 C.    2%20.    7«,02.    14%76.    8S74. 

Um  zu  beurtheilen,  in  wie  weit  man  aus  der  Quan- 
tität und  der  Yerthcilung  der  Temperatur  von  Neu -Ar- 


136 

changelsk,  verglicben  mit  der  Temperatur  an  der  Ost- 
ktiste  von  Amerika  und  im  Innern  des  Continents  un- 
ter derselben  Breite,  auf  die  allgemeine  Vertheilung  der 
Wärme  in  Nordamerika  unter  dieser  Breite,  oder  auf 
den  Lauf  der  Linien  gleicher  mittlerer  Jabrestemperatar, 
gleicher  Sommer  und  gleicher  Winter  schliefsen  dürfe, 
müssen  wir  die  Localität  etwas  näher  ins  Auge  fassen. 
Neu-Archangekk  liegt  auf  der  Insel  Sitcha,  die  durch 
mehrere  Meeresarme  vom  Continente  getrennt  ist.  In- 
dessen sind  diese  Arme  doch  nur  schmal,  und  kurz  im 
Yerhällnifs  zu  der  ausgedehnten  Masse  des  Continents, 
das  nach  Osten  ganz  nahe  an  die  Insel  Sitcha  tritt.  Da- 
gegen ist]  nach  Westen  ein  ungeheuer  weites  Wasser- 
becken. Man  hat  also  in  Neu- Archangelsk  nicht  sowohl 
ein  Insel-  als  ein  Küsten -Klima.  Wenn  man  nämlich 
nach  der  Art,  wie  sich  das  Wärmequantum  des  ganzen 
Jahres  vertheilt,  ein  See-  oder  Insel -Klima  und  ein  Coo- 
tinenlal- Klima  als  Gegensätze  unterscheidet  (wovon  die- 
ser kalte  Winter  und  heifse  Sommer,  jener  aber  nach 
der  Art,  wie  sich  der  Ocean  abkühlt  und  erwärmt,  milde 
Winter  und  kühle  Sommer  hat),  so  würde  man  Unrecht 
haben,  Sitcha  in  die  erste  Categorie  zu  setzen.  Die  Som- 
mer sind  daselbst  wärmer  und  die  Winter  kälter,  als 
sie  unter  derselben  Breite  mitten  im  Ocean  seyn  könn- 
ten. Sitcha  erfährt  den  Einflufs  des  Continentes  und  der 
See  ungleich  und  hat  daher  ein  Küsten -Klima.  Die  Lo- 
calverhältnissc  dieser  Insel  vermindern  aber  mehr  noch 
als  die  schmalen  Meeresarme  die  Einwirkung  des  Conti- 
nentes. Die  Insel  selbst  ist  von  hohen  Bergen  besetzt, 
von  denen  der  eine,  Werstowaja  genannt,  eine  sehr  an- 
sehnliche Höhe  von  ungefähr  4000  FuCs  erreicht.  Auch 
die  benachbarte  Küste  ist  mit  hohen  Gebirgszügen  be- 
setzt, wodurch  die  Ausgleichung  der  Temperaturverschie- 
denheit zwischen  dem  Contineut  und  dem  Ocean  bedeu- 
tend gehemmt  wird.  Neu -Archangelsk  ist  also  im  Som- 
mer kühler  und  im  Winter  wärmer,  uls  es  ohne  dieses 


137 

LocahreiliahDib  seyn  wtircley  and  kann  nicht  so  anmit- 
telbar  den  Lauf  der  Isotheren  (Linien  gleicher  Sommer) 
nnd  Isoehimaien  (Linien  gleicher  Winter)  innerhalb  des 
Festlandes  von  Nord- Amerika  bezeichnen,  wie  die  Mün« 
daog  des  Columbia  -  Flusses  für  die  lieferen  Breiten. 
Dazu  kommt,  dafs  diese  Berge  fast  bis  an  das  Ufer  der 
See  mit  dichten  •  Waldungen  besetzt  sind*  Durch  die 
Gebirge  und  durch  die  Wälder  werden  die  Ausdünstun* 
gen  der  See  zurückgehalten,  durchidie  kaltem  Luftschich- 
ten der  Berghöhen  zu  Nebel  und  Regen  niedergeschlagen 
und  ein  Theil  der  Wärme  der  tiefern  Luftschichten  wird 
nun  wieder  verbraucht,  um  diese  Feuchtigkeit  zur  Ver- 
dunstung zu  bringen.  Daher  die  vorherrschende  Feuch- 
tigkeit der  Luft,  die  den  Aufenthalt  in  Sitcha  so  unan- 
genehm macht,  obgleich  sie  der  Gesundheit  weniger  schäd- 
lich befunden  wird,  als  man  vorauszusetzen  geneigt  ist. 
Das  letztere  Verhällnifs  gilt  indessen,  wenn  wir  nicht 
irren,  mehr  oder  weniger  von  allen  Kfisteu,  denn  es 
scheint,  dals  überall  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  See 
die  Menge  der  Luftfeuchtigkeit  lange  nicht  so  nachlhei« 
lig  auf  die  Oecpnomie  des  menschlichen  Organismus 
ivirkt,  als  die  voii  Sümpfen  oder  dichten  Wäldern  be- 
dingte Feuchtigkeii  der  Luft  in  Gegenden,  welche  der 
unmittelbaren  Einwirkung  der  Seeluft  entzogen  sind.  Im 
Jahre  1828  zählte  man  in  Neu -Archangelsk  120  Tage, 
an  welchen  es  ununterbrochen,  und  180  Tage,  an  denen 
es  nnterbrochen  regnete  oder  schneite,  und  nur  66  Tage 
konnte  man  heiter  nennen  ^  )•  Nicht  günstiger  ^  ist  das 
Verhältnifs  in  andern  Jahren.  Es  sollen  Jahre  vorkom- 
men, sagt  Lütke,  welche  nur  40  heitere  Tage  haben. 

Einen  viel  grüfscrn  Einflufs  als  diese  Loealverhält- 
niflse  übt  die  Gestaltung  des  Continents  auf  das  Klima 
von  Sitcha  und  der  ganzen  Umgegend  in  weiter  Ausdeh- 
nung aus.  Aber  dieser  Einflufs  ist  nicht  sowohl  als  Stö- 
ning,  sondern  vielmehr  als  Bedingung  des  Verlaufs  der 

1)  Lüike  Fo^age.  FoL  I,  p.  220, 


138 

Linien  gleicher  Wftrme  zu  betracbfen.  Hätten  nicht  schon 
die  gesammten  Untersuchungen  fiber  die  Yertbeilung  der 
Wärme  auf  dem  Erdkörper  gelehrt,  dab  die  Ranmyer- 
bftltnisse  zwischen  dem  festen  Lande  und  dem  Ocean, 
die  Abweichung  der  Isothermen^  Jsotheren  und  Isodd- 
menen  von  den  Parallelkreisen  bedingen,  so  würden  dit 
Russischen  Kolonien  diese  Lehre  erweisen.  Jedenfalls 
geben  sie  höchst  auffallende  Belege.  Die  Halbinsel  AI* 
jaska,  welche  an  manchen.  Stellen  kaum  5,  und  selten 
15 — 20  Meilen  breit  ist,  wirkt  durch  ihre  Stellung  an- 
fscrordenllich  auf  die  Temperatur  dieser  Gegenden  ein. 
Wir  werden  auf  dieses  Verhältnifs,  da  seine  Wirkung 
sich  weit  hin  erstreckt,  später  zurückkommen. 

Der  Winter  in  Neu -Archangelsk  (+1,52)  ist  wär- 
mer als  der  Winter  in  Stuttgart  (+1,19),  Turin  (+1,35), 
Mannheim  (+1,42)  und  Trier  (+1,4.7),  und  nicht  viel 
kälter  als  der  Winter  von  Padua  (+1,70).  Allein,  an 
vielen  dieser  Orte  ist  die  Winterkälte  doch  für  einige 
Zeit  mehr  concentrirt  (eine  Folge  ihrer  Entfernung  von 
der  See),  als  in  Neu-Archangelsk.  Wie  sehr  hier  der 
Winter  wechselnd  ist  und  die  Frosttage  vertheilt  sind, 
wird  am  anschaulichsten,  wenn  man  in  unserem  Journale 
aufsucht,  in  welchen  Monaten  es  fror  und  wie  lange  der 
Frost  jedesmal  anhielt  Im  Winter  1831  bis  1832  fror 
es  im  December  2  Tage  lang  und  aufserdem  einige  Mal 
in  der  Nacht;  im  Januar  gab  es  Fröste  von  1,  3,  5  Ta- 
gen und  von  einzelnen  Nächten;  im  Februar  währte  der 
längste  Frost  5  Tage  und  aufserdem  waren  häufige  Nacht- 
fröste; im  März  fror  es  nie  mehr  am  Tage  und  nur  sel- 
ten in  der  Nacht.  Im  Winter  1832-^33  kam  im  De- 
cember ein  ganz  ungewöhnlich  andauernder  Frost  vor, 
der  fast  ^)  ununterbrochen   10  Tage  anhielt;  im  Januar 

1)  Er  scheint  zwei  Mal  eine  knree  Unterbrecliang  erlitten  zu  haben, 
da  an  zwei  Tagen  um  VI  Ubr  Mittags  die  Temperatur  nur  i  *  I^* 
war.  Gerade  an  diesen  Tagen  ist  aber  die  Beobachtung  um  3  I3br 
iHachmittags  ausgefallen. 


•  139 

fror  es  dagegen  nur  an  1,1  (d.  h.  xwei  einseinen)  Ta- 
gen, im  Februar  an  1|  and  3  Tagen,  im  Mdrz  nur  in 
der  ersten  Macht.  Im  Winter  1833 — 34  gab  es  im  Der 
cember  FrOste  von  4  und  3  Tagen,  auber  einigen  flacht- 
frosten,  im  Januar  von  6,  2  und  1  Tagen,  im  Februar 
▼OD  2  und  4  Tagen.  Im  folgenden  Winter  fror  es  im 
December  4  Tage  lang  und  im  Januar  nur  ao  einzelnen 
Stunden.  Ueberall  habe  ichy  wenn  die*  Tagebücher  0® 
angeben ,  vorher  und  nachher  aber  Frost  notirt  war,  den 
Frost  als  ununterbrochen  angenommen,  obgleich  es  wahr« 
scheinlich  ist,  dafs  er  öfter  um  Mittag  unterbrochen  war« 
Unter  diesen  Umständen  kann  der  Schnee  daselbst  in  der 
Ebene  keine  bleibende  Erscheinung  seyui  denn  selbst 
nach  der  ganz  ungewöhnlichen  Andauer  des  Frostes  von 
10  Tagen,  konnte  der  Schnee  sich  kaum  wfenige  Tage 
länger  erhalten  haben,  da  die  Erde  nur  an  dfer  Oberfl&* 
che  und  wenig  unter  den  0  Punkt  erkaltet  seyn  konnte. 
Es  kann  also  die  Angabe,  die  wir  vorfinden,  dafis  zu« 
weilen  der  Schnee  sich  den  ganzen  Winter  erhält,  nicht 
fbglich  anders  zu  verstehen  seyn,  als  daCs  man  den  Win- 
ter nur  sehr  kurze  Zeit  gerechnet  haL  Indessen  sagt  mir 
der  Admiral  Wrang  eil,  dafs  in  beengten  Loyalitäten, 
zwischen  Berghöhen  der  Schnee  allerdings  bleibend  ist 
Was  die  Intensität  des  Frostes  betrifft,  so  bemerken  wir, 
dafs  er  im  ganzen  Winter  1832  —  33  nicht  unter  —  6^  B. 
ging.  Ein  Frost  von  — 7®R.  gehört  schon  zu  den  be- 
sondem  Seltenheiten,  indessen  finde  ich  doch  einmal 
— 9<»R.  (im  Februar  1832)  und  einmal  sogar  —  12^R. 
(Im  Januar  1834)  notirt.  Eine  gröfsere  Kälte  hat  Ad- 
miral  Wrangell  nicht  beobachtet,  Langsdorff  aber 
giebt  —  16^R.  för  den  11.  Januar  1806  an  ^).  Dage- 
gen hat  man  im  Januar  auch  +10^   beobachtet.    Die 

1)  Langsaorfr«  Reise.    Oct    Ausg.  II.    S.  136. 

Spater  eingegangene  amtliche  Berichte  zeigen  an,  6a[»  der  Win- 
ter Ton  1836  ganz  schneelos  war  und  es  nur  an  Tier  Tagen  fror. 
Dennodi  war  in  dieser  Zeit  eine  Kqlte  von  10*  eingetreten. 


140 

Bhede  ist  ^as  ganze  Jahr  hindarcb  offen  und  nur  einige 
wenige,  TÖn  Bergen  and  Inseln  ganz  umschlossene  Bach- 
ten  frieren  zuweilen  zu. 

Wichtiger  für  unsere  Kolonien  ist  es,  das  Maafs  ihrer 
Sommerwänne  und  den  Nutzen,  den  man  aus  derselben 
ziehen  kann,  kennen  zu  lernen.  Man  baut  in  Sitcha  und 
in  den  gcsammten  Besitzungen  der  Russisch- Amerikani- 
schen Compagnie,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  sQdlicben 
Ansiedinng  Boss,  gar  kein  Korn,  und  mufs  sich  daher 
den  ganzen  Kornbedarf,  da  auch  in  Kamtschatka  der 
Kombau  noch  nicht  hat  allgemein  werden  können,  ent- 
weder aus  dem  Auslande  ankaufen,  was  gewöhnlich  in 
Kalifornien  geschieht,  oder  aus  Ochotsk,  wohin  es  nach 
weitem  Landtransport  aus  dem  westlichen  Sibirien  kommt» 
oder  aus  den  Häfen  des  Europäischen  Bufslands  bringen. 
Es  ist  in  der  That  ein  sonderbarer  Contrast,  durch  Co- 
libris  an  den  Sfiden  erinnert  zu  werden,  und  nicht  ein- 
mal Gerste  auf  dem  Felde  zu  haben,  viel  weniger  Reis 
oder  Mais. 

Irrig  wäre  es  freilich,  aus  der  mittlem  Temperatur 
(-4-7,39),  welche  nicht  sehr  weit  hinter  der  von  Kopen- 
hagen (-4-7,69)  und  Berlin  (-f-7,93)  zurficksteht,  aber 
die  von  Bern  (-f-7,23),  von  Königsberg  (-4-6,49)  und 
noch  vielmehr  die  von  Stockholm  (4-5,64),  Moskau 
(-4-3,26)  und  St.  Petersburg  (+3,23)  Qbertrifft,  auf  die 
Ftthigkeit  der  Kornproductlon  schlieCsen  zu  wollen.  In 
dem  Gedeihen  des  Korns  äufsert  sich  ganz  besonders  der 
groCse  Unterschied,  der  darin  liegt,  ob  eine  gewisse  Quan« 
titat  Wärme  im  Innern  des  ConlinenCs  auf  heifse  Som- 
mer und  kalte  Winter,  oder  am  Rande  eines  ungeheu- 
ren Wasserbeckens  in  milde  Winter  und  kQhle  Sommer 
vertheilt  ist.  Moskau  hat  bei  seiner  viel  geringem  jährli- 
chen Wärmemenge,  wegen  der  weiten  Entfernung  vom 
Ocean  einen  Soamier  (16,9),  der  dem  Weizen  ein  Ge- 
deihen giebt;  an  Weizen  ist  auf  der  Insel  Sitcha  nicht 
zu  denken. 


141 

Der  Sommer  von  Sitcba  (13^5)  ist  bedeatend  kftl- 
ter  ak  der  von  Abo  (15^72),  ja  er  ist  sogar  kSltcr  als 
zu  Uleaborg  im  Norden  von  Finnland  (14^,34);  und  nicht 
viel  wSrmer  als  im  Innern  von  Lappland  (13^8)  und 
auf  der  Höhe  von  Jempteland  (13°).  Es  ist  hiernach 
die  Sommerlemperator  Sitcha's  genau  die  Sommertcmpe« 
rator  derjenigen  Gegenden  in  Europa,  wo  der  Roggen 
entweder  gar  nicht,  oder  nur  in  ganz  besondern  Loca« 
litälen  zur  Reife  kommt.  Bedenkt  man  noch,'  dafs  der 
Roggen  zur  Zeit  seiner  BlQthe  trockner  Witterung  be- 
darf, wenn  die  Befruchtung  gedeihen  soll,  dafs  man  aber 
in  Sitcha  zu  keiner  Zeit  des  Jahres  mit  Sicherheit  auf 
trocknes  Wetter  rechnen  kann,  so  darf  man  nicht  er- 
warten, daOs  der  Bau  des  Roggens  gedeihen  werde.  Wenn 
die  Wälder  auf  dieser  Insel  nicht  nur,. sondern  auch  in 
der  Umgegend  gelichtet  seyn  werden,  und  dadurdi  die 
Feuchtigkeit  weniger  angehäuft  wird,  können  «sich  viel«* 
leicht  einzelne,  besonders  erwärmte  Localitfiten.  auffinden 
lassen,  in  denen  der  Roggen  zuweilen,  aber  wohl  nur 
sehen  reift  ^).  Mehr  läfst  sich  nach  den  uns  vorliegeuF- 
den  Materialien  nicht  für  den  Bau  des  Roggens  auf  Sit« 
cba  erwarten.  Zwar  säet  man  noch  etwas  Roggen  in 
dem  Kandalakschen  Busen  des  Weifsen  Meeres,  und-  die- 
ser Roggen  hat  im  vofigen  Jahre  siebenfältif;^  gelohnt; 
allein  der  Busen  von  Kandalaksch  ist  eine  besonders 
begOnstigte  Localität,  die  gegen  den  EinOufs  des  Nor* 
dens  geschützt  ist,  und  doch  ist  es  nur  eine  Seltenheit, 
dafs  der  Roggen  reif  wird.  Am  Westufer  des;  Weifsen 
Meeres  ist  schon  im  Kemischen  Kreise  der  Roggen  eine 
Seltenheit.    Am  Bottnischen  Meerbusen  geht  der  Bau  des- 

1)  AoF  die  Lichtung  der  WSlder  rechoe  ich  io  riel  nkhl,  als  niim 
•onA  wohl  auf  si«  su  reclinen  pflegte,  aber  doch  etwas  lochr  als 
Viele  jctat  darauf  reehnen.  Jeden(alls  hat  die  Amerikanische  Kom- 
pagnie sich  ein  grofses  Verdienst  dadurch  erworben,  dafs'  si«  so  bald 
nach  der  Besiunahme  meteorologische  Beobachlungea  anstellen  licfs, 
die  iur  die  Zukonft  aar  VergleicUung  dienen  werden. 


142 

selben  über  Uleaborg  binaiis  bis  zu  dem  Orte  Kemi, 
obne  Toroeo  za  erreichen.  Die  Sommerteniperatar  mag 
in  Kernt  13^5  bis  13^75  sejn,  d.  h.  ungeffthr  die  von 
Sitcba. 

Andelv  ist  es  mit  der  Gerste.  Diese  Koraart  baot 
man  nicht  nnr  bei  Alten  in  der  Nähe  des  Nordkaps,  od- 
ter  70^  n.  Br.,  sondern  anch  jenseits  Tomeo  im  Russi- 
schen und  Schwedischen  Lappland  bis  fiber  den  Parat 
lelkreis,  und  an  der  Westküste  des  Weifsen  Meeres  bei 
Kem  ^).  Blflthe  und  Befruchtung  der  Gerste  werden 
auch  durch  die  feuchte  Luft  nicht  so  leicht  gestört,  wes- 
halb sie  selbst  auf  isolirten,  ziemlich  nördlichen  Inseln 
f  och  fortkommt,  wie  auf  den  SchettlSndischen  Inseln  und 
den  Faröem.  Erst  in  Island  gestattet  das  Klima  ihre 
Reife  nicht  mehr.  Man  hat  aus  der  Verbreitung  der  Ger- 
stenkultur geschlossen,  dafs  sie  auf  den  Continenten  bei 
einer  Sommertemperatur  von  -4-8®  C.  gedeihen  kann,  aaf 
Inseln  aber,  wahrscheinlich  weil  dort  die  WSrme  weni- 
ger gleichmäfsig  wirkt,  10^  das  geringste  erforderliche 
|klaa{8  det*  mittlem  Sommerwfirme  ist.  Im  südlichen  Is- 
land ist  die  SommerwSrme  =  9^7  C. 

Hiernach  ist  es  wahrscheinlidi ,  dafs  auch  in  Sitcha 
die  Gerste  gedeihen  werde.  In  der  That  erfahren  wir 
auch;  dafs  der  erste  Versuch  Gerste  zu  bauen,  gleich 
nach  der  Besitznahme  dieser  Insel  dem  Director  Bara- 
now  gelungen  ist').  Es  scheint  aber,  dafs  dieser  Ver- 
such ent Weder  gar  nicht,  oder  wenigstens  nicht  ernstlich, 
wiederholt  ist.  Der  Grund  hiervon  liegt  theils  darin, 
dafs  die  -wenigen  arbeitsfähigen  Männer  im  Sommer  an- 
derweitig beschäftigt  sind,  theils  darin,  dafs  nur  einsehr 
schmaler  Kfistenraum  der  Bearbeitung  durch  den  Pflug 
oder  die  -Schaufel  filhig  scheint. 

1)  Dm  Süidtcfadi  Kem  «m  WeilscQ  Meer  darf  nicht  mit  Kernig  das 
«m  einen  Grad  nördlicher  ao>  BotMuvchen  Meerbusen  liegt,  Terwcch- 
iek  worden« 

2)  Langsdorfff  Reia^  Bd.  U,  S.  138, 


143 

Auf  diesem  Kfisfenranme  bei  Neu« Archangelsk  baut 
man  jetzt  einige  Gemfisearten,  unter  welchen  Kartoffeln 
Qod  Blamenkohl  sehr  gut  gedeihen.  AuCserdem  zieht  man 
Erbsen,  Möhren,  gewöhnlichen  Kohl  und  Rellig.  Es 
scheint  mir,  dafs  man  hier  die  Quinoa  pflanzen  sollte, 
Welche  auf  den  Gebirgen  von  Südamerika  in  einer  Höhe 
gedeiht,  welche  die  Gerste  nicht  mehr  vertrSgt.  Wird 
der  Bau  der  Quinoa  in  nicht  zu  kleinem  Maafsstabe  ein« 
geßibrt,  so  erlangt  man  den  für  diese  Gegenden  so  wich- 
tigen Vortbeil,  eine  bedeutende  Quantität  grünen  Gemü« 
ses  zu  besitzen,  und  aufserdem  in  den  Saamenkörnem 
ein  Surrogat  des  Brodtes  zu  haben. 

Ich  kann  diese  Betrachtungen  über  das  Klima  von 
Sitcha  im  Verhältnifs  zum  Feld-  und  Gartenbau  nicht 
Terlassen,  ohne  die  Bemerkung  hinzuzufügen,  dafs  nach 
aller  Wabrscheinlichkeit,  etwas  weiter  nach  Osten,  auf 
dem  Festlande,  am  Ostabhange  des  Küstengebirges  ein 
ziemliches  Komland  zu  erwarten 'ist,  ein  Land,  in  wel- 
chem nicht  nur  die  Gerste,  sondern  auch  wohl  der*  Bog« 
gen  gedeiht.  Da  das  Küstengebirge  das  ContinalkUma 
▼om  Seeklima  scheidet,  so  müssen  die  Sommer  hier  be< 
deutend  wärmer  und  trockncr  seyn,  und  lassen  wenigstens 
einen  Feldbau  wie  im  mittlem  Finnland  erwarten.'  Nur 
eine  bedeutende  Höhe  über  dem  Meere  würde  die3e  Er- 
wartung täuschen. 

Endlich  füge  ich  noch  einige  Bemerkungen  über  den 
Wechsel  der  Winde  und  ihre  Einwirkung  auf  die»  Wit^* 
terang  hinzu,  die  nicht  sowohl  aus  den  Tagebüchern  ab- 
strahirty  als  von  Herrn  v.  Wrangeil  selbst  nach  sei- 
nen Erfahrungen  niedergeschrieben  sind.  > 

„In  Neu- Archangelsk  sind  die  herrschenden  Winde 
„SO.  und  SW.  Wenn  der  Wind  von  S.  nach  SW. 
„and  W.  übergeht,  so  wird  er  von  heftigen  Windstö- 
„fscn  'begleitet,  und  die  Atmosphäre  ist  zu  Gewittern 
„geneigt,    die  h^lufig  im  Spätherbst  (November)  qpdim 

t'tj'  ••• 


144 

„Winter  erfolgen,  im  Sommer  aber  feblen  ^).  Geht  d«r 
,9 Wind  von  W.  nach  NW.  über,  so  heitert  sich  das 
I,  Wetter  auf,  und  anhaltend  gutes  Wetter  ist  in  Sitcha 
„immer  von  NW,- Winden  begleitet.  Von  NW.  über 
„N.  nach  NO.  geht  der  Wind  unter  heftigen  Stöfsen  and 
„bisweilen  anhaltend.  Neigt  er  sich  nach  O.  und  geht 
„er  nach  SO.  über,  so  erfolgt  ohne  Ausnahme  Regen, 
„anhaltfcnd  feuchte  Witterung  und  bewölkter  Himmel 
„  Besonders  anhaltend  jst  dieser  Zustand,  wenn  der  Wind 
„von  S.  rückwärts  *)  nach  SO.  geht.  Das  Barometer  Kllt 
„bei  SO.-  und  NO. -Winden;  es  steigt  bei  SW.-  and 
„NW.-Winden." 

So  viel  von  dem  Klima  von  Sitcha. 


Um  nun  noch  einen  vergleichenden  Blick  auf  den 
flbrigen  Umfang  der  Russisch -Amerikanischen  Kolonien 
zu  werfen,  müssen  wir  zu  dem  Einflüsse  zurückkehren, 
den  die  Corfomation  der  Halbinsel  Alfaska  ausübt.  In 
einer  Länge  von  mehr  als  80  Meilen  bildet  sie  eine  an- 
unterbrochene Mauer,  welche  den  Wellen  des  Nordost- 
oder in  neuem  Zeiten  sogenannten  Berings- Meeres  nicht 
erlaubt ,  sich  mit  den  Wellen  des  weiten  Busens  zu  mi- 
schen, den  die  Südsee  im  Osten  von  dieser  Halbinsel 
bildet.  Eine  lange  Inselkette  setzt  dieselbe  Scheidewand 
mit  einigen  Unterbrechungen  fort  Das  Wasser  jenes 
Busens  im  Osten  von  Aljaska  mischt  sich  also  unmittel- 
bar 

1)  Laiigsdorff  rentdiert,  im  Winter  cej  die  Afmospbire  <o  intt 
Elektrichat  geschwSngcrt,  daCi  man  oft  auf  den  Bajonetten  mehrere 
Standen  ein  blau -grünliches  Licht  (das  St.  £lms- Feuer)  sehe.  Reue 
Bd.  U,  S.  317. 

2)  Es  scheint  mir  sehr  interessant,  dais  Hr.  ▼.  Wr  an  gell  in  Silcha 
die  normale  Drehung  der  Winde  von  N.  durch  O.  nach  S.  beubacb- 
tcte  -und  unbedenklich  die  entgegengesetate  eine  r&ckgSngige  nanole, 
EU  dner  Zeit,  wo  Herr  Professor  Dove  in  Europa  —  das  Drehungs- 
geseis  der  Winde  erweisen  mulstc. 


145 

bar  nur  mit  dem  Wasser  aus  sfidlichen  Breileo,  während 
dafl  Berings-Meer  in  derselben  Breite  nur  nach  Westen 
hin  einen  sehr  unterbrochenen  Zusammenhang  mit  der 
SOdsce  hat  und  für  sich  allein  die  Tcmperaturausgleichung 
mit  dem  Eismeere  durch  die  BeringsstraCse  unterhalten 
mofs.   Zwar  habien  die  meisten  Reisenden  in  dieser  Straise 
eine  nach  Norden  gehende  Strömung  bemerkt,  es  ist  aber 
nicht  zu  zweifeln,  dafs  in  gröfsern  Tiefen  ein  RQckflufs 
ans  dem  Norden  sejn  müsse.     So  fand  auch  Beechey 
das  Wasser  in  der  Tiefe  kälter  als  mehr  an  der  Ober- 
fläche.   Hierzu  kommt  noch,  daCs  auCser  dem  Eise,  wel- 
ches aus  dem  Eismeere  kommt  und  demjenigen,  ^welches 
die  Nordhälfte  des  Berings-Meeres  in  jedem  Winter  selbst 
erzeugt,  der  ausgedehnte  Schelichow-See  und  viele  grofse 
FlQsse,   wie  der  Anadyr,  der  Kwichpack,  Kuskokwim 
Qnd  Noschagack  eine  Menge  Eis  in  jedem  Frühlinge  die- 
sem Meere  zuführen  und  also  eine  ansehnliche  Quantität 
Wärme  zum  Flüssigmachen  dieses  Eises  verbraucht  wird, 
wogegen  von  der  Ostküste  von  Aljaska  bis  zum- Colum- 
bia hinab    aufser  dem  Kupferflufse  kein  grofser  Strom 
gefrornes  Wasser  dem  Innern  des  Landes  entführt.   Da- 
durch dafs  Aljaska  nicht  nur,  sondern  auch  ein  grofser 
Theil  der  Inselkette  sehr  hoch  ist,  wird  auch  die  Tem- 
peraturausgleichuug  in  den  Luftmassen  über  beiden  Mee- 
ren gehemmt     Man  fühlt  daher  gewöhnlich,  wenn  man 
aus  der  Südsee  durch   diese  Inselkette   in  das  Berings- 
Meer  föhrt,   eine  fast  plötzliche  Abnahme  der  Tempera- 
tur und   häufig  wird  man  bei  der  Annäherung  an  diese 
laseln  von  Nebeln  empfangen,   die  hier  an  der  Gränze 
zwischen   einem   kältern   und  einem  wärmern  Meere  fast 
beständig  sind  und  nur  nach  der  Richtung  der  Luftströ- 
moDgen  bald  mehr  nach  Norden ,  bald  mehr  nach  Süden 
sich  bewegen.     Ueberhaupt  ist  kein  Meer  so  reich  an 
Nebeln  als   das  Berings-Meer.     Sie  sind  hier  so  häufig, 
wie  das  Wasserbecken  zwischen  Europa  und  Amerika 

PoSSeod.  Ann.  Erganzungsbd.  L  10 


146 

sie  nar  in  der  NSbe  des  Eises  zeigt  ^).  Aach  können 
sie  iin  Sommer  kaam  fehlen,  denn  fast  von  allen  Seilen 
kommt  der  Wind  aus  einer  mehr  erwSrmten  Luftregion, 
entweder  von  dem  mehr  erwftrmten  Lande  oder  von  dem 
anstofsenden  wärmeren  Meere,  und  mufs  über  der  Fli- 
ehe des  kalten  Berings- Meeres  Nebel  absetzen« 

Wohl  nirgends  auf  der  Erde  ist  ein  so  bedeutender 
Unterschied  der  Klimate  in  so  geringer  Entfernung  als 
auf  beiden  Seiten  von  Aljaska.  Diese  Halbinsel  scheidet 
zuvörderst  die  waldigen  Ufer  von  den  waldlosen.  Alle 
Ufer  des  Berings- Meeres  sind  waldlos.  Ist  diese  Wald- 
losigkeit  auch  zum  Theile  dem  Einflüsse  der  Seewinde 
zuzuschreiben,  denn  im  Innern  der  begrenzenden  Länder 
und  sogar  in  dem  Becken  tiefer  Buchtefa  fehlt  es  nicht 
an  hochstämmigem  Baumwuchse,  wie  selbst  in  der  Tiefe 
des  nöitilichen  Norton-Sundes  und  des  Anadjr-Thalei, 
so  ist  doch  offenbar,  dafs  ohne  die  Kälte  der  hiesigen 
Seeluft  auch  die  Uferstriche  und  Inseln  Wald  haben  wü^ 
den,  wie  denn  Kadjack  an  der  Ostküste  von  Aljaska 
hochstämmigen  Baumwuchs  hat,  die  Aleutische  Inselkette 
aber  nicht.  Auch  Aljaska  hat  noch  Baumwuchs,  und  zum 
Theil  die  benachbarte  Insel  Unimack,  die  nur  durch  eine 
schmale  Meerenge  von  Aljaska  getrennt,  und  nur  ab 
abgetheilte  Verlängerung  dieser  Halbinsel  zu  betrachten 
ist.  Die  übrigen  Inseln  aber  tragen  nur  Gestrüppe. 
Chamisso  erzählt  uns,  dafs  der  Sohn  eines  Russischen 
Beamten  von  Unalaschka,  auf  Uuimack  gewesen  war, 
dort  Bäume  gesehen  und  sogar  auf  einen  geklettert  war. 
Bei  seiner  Rückkehr  suchte  er  den  Bewohnern  von  Una- 
laschka zu  erklären,  was  ein  Baum  sej  *). 

1 )  Reich  an  Nebeln  itt  auch  die  Küste  von  Neufondland,  wo  der  kalte 
Waiserstrom  aus  der  Lorenz -Baj  und  der  wanne  Golf-Strom  M 
berühren,   wo  also  ähnliche  Verhaltnisae  wie  an  der  Aleoten- Kelle 

2)  Ghami  sso's  Werke  Bd.  I,  S.  309.  £me  andere  Quelle  habe  ich  för 
Unimack  nicht.  Indeticn  kann  der  Baumwuch«  dort  nur  betchrinkt  Mjn. 


147 

Eine  eben  80  scharfe  und  «afFalleiide  Grinzscheide 
bildet  Aljaska  fDr  die  animaliscbe  Welt,  denn  die  eine 
Seite  dieser  Erdzunge  siebt  Wallrosse ,  die  Bewohner 
des  Polareises,  und  die  andere:  Kolibris,  die  glänzenden 
Boten  des  Südens.  An  der  Nordwestküste  von  Aljaska 
ist  eine  Bank ,  auf  welche  jährlich  einmal  Wallrosse  an- 
kommen, an  der  Südostküste  hat  man  nie  ein  solches 
Thier  gesehen.  Etwas  weiter  nach  Westen  sind  die  Pri- 
bjlow- Inseln  auch  Besuchsorte  der  Wallrosse.  Diese 
Inseln  liegen  in  derselben  Breitenzone  wie  Sitcha,  und 
die  eine  Insel,  St.  Georg,  ist  sogar  merklich  südlicher 
als  Neu-Archangelsk.  Dagegen  kommen  im  Sommer  die 
Kolibris  (es  ist  Trochilus  ru/us)  bis  in  die  Bucht  von 
Coo^^. Inlet  vor,  wo  Aljaska  vom  Festlande  abgeht.  Es 
ist  in  der  That  schon  merkwürdig,  dafs  unter  demselben 
Parallel  kreise  Wallrosse  und  Kolibris  leben,  aber  noch 
aaffallcnder,  daCs  der  Verbreitungsbezirk  beider  nur  um 
wenige  Längengrade  auseinander  liegt,  und  dafs  auf  der 
einen  Seite  von  Aljaska  die  Wallrosse  bis  56®  Stf  n.  B. 
herabsteigen,  auf  der  andern  die  Kolibris  bis  60®  n.  B. 
im  Sommer  hinaufgehen. 

Für  ein  anderes  arktisches  Thier,  für  den  Eisfuchs, 
bildet  Aljaska  auch  die  Gränze.  Es  breitet  sich  weiter 
ans  als  das  Wallrofs,  da  es  noch  auf  der  Aleutenkette 
gedeiht,  besonders  im  westlichen  Theile;  aber  jenseits 
Aljaska,  auf  Kadjack  hat  man  nie  einen  Eisfuchs  gesehen. 

Allen  Machrichten  zufolge  hat  der  ganze  Küstensaum 
TOD  Sitcha  bis  auf  die  Süostküste  von  Aljaska  beinahe 
einerlei  Klima,  das  Westende  der  letztgenannten  Halb- 
insel ausgenommen.  Der  Grund  hiervon  ist  zum  Theil 
die  erwähnte  Stellung  von  Aljaska,  welche  die  Wellen 
des  Berings- Meeres  abhält,  und  zum  Theil  das  ansehn- 
liche Küstengebirge,  das  sich  über  der  Tschugatschen 
Halbinsel  und  auf  Aljaska  besonders  erbebt.  Es  schei- 
det nicbt  nur  den  EinfluCs  des  Landes  vom  Einflüsse  des 
Meeres  ab,  sondern  hat  auch  die  Folge,  dafs  auf  dem 

10» 


148 

gauzen  Kfistemaume  fast  anaufhOrlicher  Niederschlag  toi« 
Dünsten  ist  Ich  glaube  daher  die  anfangs  aiifTallende 
Erscheinung,  dafs  das  innerste,  verengte  Ende  der  Ke- 
uaischen  Bucht  (oder  Cooks -Inletj  und  die  Insel  Kad<* 
)ack  allgemein  als  klimatisch  begünstigte  Gegenden  ge- 
rühmt werden,  dadurch  erklären  zu  müssen,  dafs  beide 
aufserhalb  dieses,  Nebel  und  Regen  erzeugenden,  Bogent 
liegen.  In  der  That  soll  im  innersten  Theilc  jener  Bacht 
nur  selten  Nebel  sejn ,  vielleicht  weil  bei  der  gekrümm- 
ten Form  der  Bucht  die  eindringende  Luft  gewöhnlicK 
den  niederzuschlagenden  Dampf  schon  verloren  hat,  be- 
vor sie  das  letzte  Ende  erreicht.  Hier  hatte  der  Admi- 
ral  V.  Wrangeil  Gerste  säen  lassen  und  sie  wurde 
reif,  obgleich  der  Acker  ziemlich  spät  bestellt  worden 
war;  in  Jakutat  aber,  unter  59®  an  der  Küste,  waren 
frühere,  anhaltende  Versuche  mifslungen.  Auch  die  In- 
sel Kadjack,  die  auf  der  andern  Seite  aus  diesem  Nebel- 
bogen hervortritt,  hat  sich  dem  gewöhnlichen,  sehr  wohl 
begründeten  Rufe  der  Inseln  entgegen,  den  Ruhm  be- 
sonderer Trockenheit  erworben.  Nur  hier  gelingt  es  ge- 
wöhnlich das  Robben -Fleisch  an  der  Luft  zu  trocknen, 
an  der  Küste  des  festen  Landes  höchst  selten.  Dennoch 
scheint  es,  dafs  Kadjack  nur  etwas  trockner  als  der  be- 
nachbarte Küstenstrich  ist,  aber  den  gewöhnlichen  Grad 
von  Feuchtigkeit  hat,  den  Inseln  in  dieser  Breite  zu  ha- 
ben pflegen.  Dieser  Meinung  war  auch  Hr.  Chlebni- 
kow,  und  in  manchen  Jahren  wird  es  nicht  möglich,  den 
nöthigen  Vorrath  von  Heu  zu  trocknen.  Den  Rossen 
aber,  die  von  Westen  über  die  Inselkette  vordrangen 
und  auf  Kadjack  zuerst  gradstämmige  Bäume  fanden,  er- 
schien diese  Insel  als  ein  Paradies,  und  Schelichow 
beschlob  deshalb,  bedeutender  Schwierigkeilen  ungeach- 
tet, hier  den  Hauptsitz  seiner  Compagnie  zu  gründen. 
Auch  ist  sogar  neulich  wieder  die  Rede  davon  gewesen, 
Sitcha  mit  Kadjack  zu  vertauschen.  Für  das  Gedeihen 
der  Viehzucht  scheint  diese  Insel  auch  in  der  That  viel 


149 

gOostiger,  aber  der  Kombau,  den  Baranow  in  Kadjack 
fersucbte,  gelang  doch  nicht.  Das  Getreide,  so  berich- 
tet man,  schofs  auf,  trug  aber  keine  Körner.  Ich  weifs 
Dicht,  welche  Kornart  ausgesäet  war  '). 

Die  Inselkette,  welche  von  Aljaska  und  Unimack 
sich  nach  Westen  bis  in  die  Nähe  von  Kamtschatka  er- 
streckt, hat  eine  geriogere  mittlere  Temperatur  als  Sit- 
cba;  Winter  und  Sommer  sind  noch  weniger  verschie- 
den, scheinen  aber  etwas  beständiger.  Auf  Unalaschka 
ist  die  mittlere  Temperatur  nach  Weniaminow's  Be- 
obachtungen 3^5R.  =  4S4C.  ^)  Chamisso  fand  die 
Temperator  der  Quellen  im  Anfange  des  Jahrs  =:  3^6  C, 
hält  aber  selbst  die  Beobachtung  nicht  fOr  genau  genug  ^). 
Derselbe  schätzt  die  Höhe  der  Schneegränze  auf  der  Aleu- 
teakette  zu  3 — 400  Toisen,  Lütke  aber  fand  die  Insel 
Akutan,  welche  522  Toisen  hoch  ist,  ohne  Schnee,  und 
aaf  dem  Berge  Makuscbinsk  in  Unalaschka  die  Gränze 
des  bleibenden  Schnees  550  Toisen  über  dem  Meere  ^). 
Die  mehr  nach  Süden  und  Westen  gelegenen  Inseln  mö- 
gen ein  etwas  gröfscrcs  Quantum  Wärme  besitzen  als 
Unalaschka,  und  sich  hierin  Sitcha  mehr  nähern;  überall 
aber  sind  Winter  und  Sommer  weniger  wechselnd  als  in 
Sitcha.  Im  Sommer  erhebt  sich  das  Thermometer  selten 
über  + 15^  R.  und  im  Winter  sinkt  es  noch  seltener 
anter  — 15^  R.  Gewöhnlich  beginnt  der  Schneefall  schon 
mit  dem  Anfange  des  Octobers  (auf  der  Berings- Insel, 
nach  St  eil  er,  im  November)  und  das  Ende  des  Aprils 
bringt  noch  Schnee,  zuweilen  noch  das  Ende  des  Mai, 
aber  auf  der  Fläche  ist  dieser  Schnee  nicht  sehr  lange 
bleibend,  obgleich  er  in  den  Vertiefungen  bis  in  die  Mitte 

1)  Langsdorff's  Reise  Bd.  II,  S.  85.   —  Lutke   Voyage  autour 
du  monde  T.  /,  p'  134. 

2)  Lütke  Foyage  F.  l,  ^.217. 

3)  Chamlsso's  \^'erke  Bd.  II,  S.  249. 

4)  Luikc  Voyage  VqL  /,  p,  250. 


150 

des  Sommers  sich  erhält.  Es  giebt  Jahre,  in  welchea 
es  während  des  ganzen  Winters  in  Unalaschka  regnet. 
Die  Nebel  herrschen  vorzOglich  vom  April  bis  in  die 
Mitte  des  Juli.  Von  dieser  Zeit  bis  zum  Ende  des  Sepi 
tembers  ist  die  heiterste  Zeit;  auf  der  Bering -Insel  tritt 
die  heitere  Zeit  einige  Wochen  frtiher  ein  ^ ).  Es  scheint, 
dafs  dann  die  Nebelregion  weiter  nach  Norden  gerficiit 
ist.  Im  Sommer  herrschen  nSmlich  die  Südwinde  vor, 
und  schieben  die  Ausgleichung  der  über  dem  kaltem 
und  dem  wärmern  Meere  schwebenden  Luftmassen  wei- 
ter nach  dem  Pole  zu;  im  Winter  sind  die  Nordwinde 
vorherrschend.  Dafs  schon  im  Spätherbst  die  Nebel  süd- 
lich von  der  Inselkette  herrschen,  hat  Be rings  unglück- 
liche Reise  gelehrt 

Während  dieses  Klima  den  Baumwüchs  unterdrückt, 
ist  es  dem  Graswuchse  aufserordentlich  gedeihlich.  Die- 
ser ist  nach  Chamisso  auf  den  untern  Theilen  von  Una- 
laschka so  üppig,  dafs  er  dem  Wanderer  hinderlich  wird, 
das  Weidengestrüppe  dagegen  überragt  kaum  den  Gras- 
wuchs, und  Lütke  sagt,  seit  Brasilien  habe  er  auf  sei- 
ner Reise  nichts  so  Freundliches  gesehen,  als  den  Gras- 
wuchs von  Unalaschka.  Wenn  man  die  Hügel  ersteigt, 
findet  man  bald  alpinische  Flor  *).  Kartoffeln,  Rüben 
und  andere  Gemüse  werden  in  Unalaschka  noch  gelo- 
gen; eine  sehr  wohlschmeckende  Erdbeere  reift,  aber  an 
Kornbau  ist  nicht  zu  denken. 

Die  Pribylow- Inseln,  obgleich  nur  wenig  nördlicher 
als  Unalaschka,  sind  doch  merklich  nordischer.  Bis  hier- 
her schwimmt  im  Winter  das  See -Eis,  das  zuweilen  bis 
in  den  Mai  bleibt  und  Eisbären  mitbringt.  Dicke  Ne- 
bel herrschen  bis  gegen  das  Ende  des  Sommers  hin.  Der 
Graswuchs  ist  noch  schön,  aber  sehr  rasch  geht  die  Strand- 

1)  Steller  in  Pallas  Neuen  nord.  Beitragen  Bd.  I. 

2)  Langsdorfr«  Reise  Bd.  VI,  S.  40,  42.  —  Ghamiaio*«  Weite 
Bd.  I,  S.  303.  Bd.  n,  S.  325,  352.  —  Lütke  Voyagt  Volh 
^.29. 


[ 


151 

flor  IQ  die  alpinische  Flor  Ober,  die  Berg^pfel  haben 
Dor  Doch  Flechten  und  an  feuchten  Stellen  Moose  und 
einige  Riedgräser.  Geschützte  Thaler  zeigen  nicht  mehr 
die  Oppige  Vegetation  von  Unalaschka.  Quellen  findet 
man  gar  nicht.  Der  Qoden  ist  also  vielleicht  schon  in 
der  Tiefe  gefroren  ^). 

Die  Insel  St.  Lorenz,  wieder  um  einige  Grade  mehr 
nach  Norden  gelegen^  ist  noch  viel  winterlicher.  Als 
Kotzebue  ana  10.  Juli  an  diese  Insel  kam,  erfuhr  er, 
dab  erst  vor  3  —  5  Tagen  das  Eis  aufgegangen  war  und 
an  der  Ostspitze  fand  er  noch  Eis.  Das  erinnert  an  die 
Cberrie-  oder  Bären -Insel,  südlich  von  Spitzbergen. 
Die  gesammte  Flor  ist  hoch-alpinisch  oder  hoch-nordisch 
und  die  Nebel  sind  während  der  ganzen  Zeit,  die  man 
hier  Sommer  nennen  könnte,  so  häufig,  dafs  sehr  oft 
Schiffe  dieser  Insel  vorbeigefahren  sind,  ohne  sie  zu  er- 
blicken und  es  lange  gewährt  hat,  bis  sie  auf  den  Karten 
mit  einiger  Vollständigkeit  gezeichnet  werden  konnte  '). 

In  der  BeringsstraCse  giebt  aQ  der  Küste  die  an  den 
Boden  gedrückte  Vegetation  ein  Bild  wie  auf  Spitzber- 
gen und  Nowaja-Semija,  obgleich  im  Innern  der  Buch- 
ten, wegen  des  Einflusses  der  ausgedehnten  Continente, 
das  Gesträuch  mehr  in  die  Hübe  geht.  Im  Innern  der 
LorenzrBucht  erhebt  es  sich,'  nach  Chamisso,  dem  Men- 
schei^  bis  ans  Knie^  im  Innern  des  Kotzebue  -  Sundes 
noch  mehr.  Ueberhaupt  bemerkt  C  h  a  m  i  s  s  o ,  dafs  Ame- 
rika in  derselben  Breite  auch  in  der  Umgebung  der  Be- 
ringsstraCse mehr  begünstigt  erscheint  als  Asien.  An  der 
Küste  dieses  Welttheils  fand  er  auch  das  Wasser  käl- 
ter. Damit  stimmt  die  Erfahrung  der  Reiseversuche,  wel- 
che an  der  Amerikanischen  Küste  immer  weiter  vordrin- 
gen konnten,  als  an  der  Asiatischen,  wie  denn  auch  in 

1)  LaDgidorfr«  Reite  Bd.  n,  S.  24—28.  —  Cham.  Bd.  11,  S.  358. 
—  Lfttke  Voyage  Vol.  I,  p,  254. 

2)  In  HiDiicht  diCMS  Ndielrcichüiums  übertraft  St.  JLorem  die  Da" 
rauate/  »du. 


152 

neueslcr  Zeit  die  ganze  Nordwestspifze  .von  Amerika  znr 
See  umfahren  ist,  die  Nördostkfiste  von  Asien  aber  seit 
Deshnew  nicht  wieder. 

Dieselben  Differenzen-  im  Klima  und  der  Vegeta- 
tion, welche  wir  auf  Unalaschka,  den  Pribylow-Inselo, 
der  Insel  St.  Lorenz  und  der  Beringsstrafse,  in  einer 
Breite  von  10^,  gesehen  haben,  treffen  sich  in  dem  At- 
lantischen Ocean  in  den  Shetländischen  Inseln,  Island, 
der  Bäreninsel  und  Spitzbergen,  iu  einer  Breite  von  fast 
20®.  Es  ist  also  im. Berings* Meere  die  Abnahme  der 
Temperatur  ungefähr  zwei  Mal  so  schnell  als  in  dem 
Wasserbecken  zwischen  Nordamerika  und  Nordeuropa.. 


Als  dieser  Abschnitt  schon  dem  Drucke  übergeben 
war,  erhielt  ich  von  dem  Admiral  y.  Wrang  eil  noch 
einen  von  dem  Kreolen  Tschitschen ew  geschriebenen 
Aufsatz  über  die  Insel  St.  Paul,  auf  welcher  er  über  ein 
Jahr  zugebracht  hatte,  nebst  einem  meteorologischen  Ta- 
gebuche mitgetheilt,  in  welchem  Morgens  und  Abends 
das  Wetter  aufgezeichnet  ist,  Was  in  diesem  Aufsatze 
über  das  Klima  gesagt  wird,  bestätigt  im  Allgemeinen, 
was  oben  über  das  Vorrücken  und  Zurücktreten  der  jSe- 
belrcgiqneu  bemerkt  ist.  Der  Spätherbst  scheint  hier 
nämlich  heiterer  als  der  Sommer.  Zwar  wird  gesagt, 
dafs  auch  im  Sommer  Ost-  und  Nordostwinde  vorherr- 
schen. Das  Tagebuch  weist  aber  nach,  dafs  eigentlicb 
Südostwinde  im  Sommer-  die  häufigsten  sind. 

Tschitschenew  sagt  vom  Klima  von  St.  Paul  Fol- 
gendes: 

„Im  Sommer  sind  die  Winde  gewöhnlich  sanft  upd 
gleichmäfsig,  meistens  östliche  und  nordöstliche  (nach  dem 
Tagebuche  waren  aber,  wie  gesagt,,  die  südöstlichen  Wiode 
die  häufigsten)  mit  Nebel  und  Regen..  Helle,  Tage  sind 
selten;  auf  dem  Meere  sieht  man  aber  immer  Nebel  aod 


163 

zuweilen  Wolken,  auch  an  hellen« Tagen.''  Oae  beUat 
wohl,  auch  wenn  auf  der  Insel  helles  Wetter  ist 

„Im  Herbst  fangen  Nordwinde  an  zu  wehen,  bald 
heftige,  bald  sdi wache,  Regen  fallen  seltner;  bei  Nord- 
winden friert  es  am  Morgen;  der  Herbst  währt  bis  zum 
NoTember.  ** 

„Im  Winter  weben  Nordwinde,; die  meistens  heftig, 
selten  mittelroafsig  sind.  Die  Kälte  ist  gemfifsi^t,  aber 
wenn  Eis  anschwimmt,  so  verstärkt  sie  sich  zuweilen  bis 
18'  R.  und  mehr ;  wenn  jedoch  der  Wind  nach  Ost  und 
Sfidost  fibergcfat,  so  wird  der  Frost  gelinder  und  gebt 
in  Regen  über.  Wenn  die  Nordwinde  zwei  Wodien 
anhaltend  wehen,  so  legt  das  Eis  sich  an  dieKOsleund 
wird  so  zusammenhängend,  daCs  man  gar  keine  Lücken 
in  demselben  sieht.  Es  bleibt  dann  so  .lange,  bis  der 
Wind  anhaltend  aus  Süden .  oder  Südosten  w^ht  ( d.  h^ 
bis  zum  Frühlinge  oder  Anfange  des  Sommers).  Wenn 
aber  die  Winde  wechseln,  so  wird  auch  da$  Eis  hin 
und  her  getrieben.  Der .  Schnee  liegt  im  Winter  tief. 
Wenn  kein  Ostwind  eintritt,  so  bleibt  er  bis  in  den  Mai ; 
wenn  aber  auch  nur  zwei  Tage  nach  einander  der  Wind 
von  Süden  oder  Osten  kommt,  so  schmilzt  der  Schnee 
▼öllig  weg." 

„Im  Frühlinge  sind  die  Winde  mäfsig  mit  StOfsen. 
Selten  ist  es  hell;  häufig  fällt  nässender  Schnee  oder  Re- 
gen, oder  das  Wetter  ist  neblig  oder  trübe.  Bei  Nord- 
winden tritt  auch  im  Mai  Schnee  und  Frost  ein." 

„Im  Winter  giebt  es  Nordlichte  bald  mit,  bald  ohne 
Geräusch^).     Die  Bewohner  der  Insel  behaupten,  dafs 

1)  DicM  Bcobachtiingen  siod  Tom  Jnli  1832  bis  zum  Juli  1833  ge- 
macht 'Worden.  Ich  bemerke  bei  dieser  Gelegenheit,  dafs  die  nörd- 
lichen Be'wohner  Ruislands  von  dem  Geräasche,  das  zuweilen  beim 
Kordlichte  gehSrt  wird,  wie  von  einer  gans  bekannten  und  nnbe- 
itreitbaren  Thatsache  sprechen.  Eben  so  einstimmig  sind  sie  aber 
auch  darin,  dafs  das  Geräusch  nur  xuweiien  gehört  werde.  Die 
Wallrolslangcr,  welche  auf  Nowaja- Semlja  überwintern,  ▼ersichem, 


154 

es  dort  keine  Gewitter  gebe,  allein  am  28.  and  noch« 
mals  am  30.  Juli  a.  St.  waren  Gewitter  za  hören.  *' 

Indem  ich  daa  Tagebuch  durchsehe',  finde  ich  im 
Juli  a.  St.  unter  60  Notirungen  nur  einmal  helles  Wet- 
ter angegeben,  jedoch  mit  dem  Zusätze,  daCs  auf  dem 
Meere  Nebel  war,  vier  Mal  ist  angegeben,  dab  die 
Sonne  zuweilen  durchblickte.  An  55  halben  Tagen  war 
sie  also,  wie  es  scheint,  gar  nicht  zu  sehen  gewesen. 
~-  Der  Juli  des  Jahres  1837  hatte  nur  sieben  halbe 
Tage,  an  denen  die  Sonne  sich  zuweilen  sehen  liels. 
Im  Jahre  1832  aber  sind  14  solche  halbe  Tage  und  8 
halbe  Tage,  an  denen  der  Sonnenschein  anhaltend  war, 
notirt.  Im  August  ist  nur  einmal  abwediselnder  Sonnen- 
schein angegeben,  im  September  aber  18  Mal  abwech- 
selnder Sonnen-,  Sternen-  oder  Mondschein  und  3  Mal 
anhaltender.  Der  October  hat  noch  etwas  mehr  Sonnen- 
schein, am  meisten  aber  der  März  und  die  ersten  Tage 
des  Aprils. 

t$  lej  snweüen  to  Unt,  dal«  die  Hunde  davon  anruhig  würdco  und 
zu  bellen  anfingen.  Sie  vergleiclien  es  mit  dem  Laut,  welchen  mui 
hört,  wenn  man  grofjes  Hola,  nachdem  es  gespalten  ist,  Ton  eioao- 
der  reifst.  Nur  ein  Nordlicht  habe  idi  mit  Herrn  Lehmann  lo 
Nowaja-Semlja  im  August  beobachtet.  Wir  konnten  aoch  in  der 
tiefsten  nachtUchen  Stille  nicht  den  mindesten  JUant  hdren. 


155 


y.  Ueber  Acechlorplatin ,  nebst  Bemerkungen 
über  einige  andere  Produkte  der  Einmrkimg 
zwischen  Platinchlorid  und  Aceton; 

fon  VF*  C.  Zeise% 

(Mitgetheilt  Toin  Hrn.  Vcrfasaer  ans  den  Schrift,  der  K.  dSn.  Akad.  der 
WuMiuchafteii.  YorlSufigc  Notiun  von  dieser  Arbeit  worden  berciu 
in  dies.  Ann.  Bd.  XXXXY,  S.  332  nnd  Bd.  XXXXVU»  S.  478  mit* 
getkeilt) 


Dei  der  Wirkung  zwischen  Platinchlorid  nnd  Alkohol 
eotstehf,  wie  ich  schon  vor  einigen  Jahren  gezeigt  habe, 
eine  Verbindung  von  2  Atomen  PlatinchlorOr  und  1  Atome 
Aetberin  (oder,  wenn  man  will,  von  1  At.  PlatinchlorOr 
und  1  Doppelatome  Aelayl),  -—  wie  es  scheint,  wesent«> 
lieh  dadurch,  daCs  4  Atome  Chlor,  2  Atome  Sauerstoff 
an  1  Atom  Aetherin  fiberführen,  während  ein  anderes 
Atom  Aetherin,  oder  2  Doppelatome  Aelayl,  von  den  da- 
durch erzeugten  2  At  PlatinchlorOr  aufgenommen  wer- 
den. ')  Dafs  auch  andere  organische  Körper  als  Alkohol 
in  Wechselwirkung  mit  dem  Platinchlorid  treten  könnten, 
war  wahrscheinlich.  Die,  welche  zuerst  und  vornehmlich 
des  Versuches  werth  zu  sejn  schienen,  waren  Holzgeist 
und  Essiggeist,  oder,  wie  letzterer  jetzt  gewöhnlich  heifist, 
Aceton.    Ich  machte  daher  den  Anfang  mit  diesem« 

Dieser  Stoff,  dessen  Elementar  -  Zusammensetzung 
OH^O  ist,  entsteht  bekanntlich,  wenn  ein  essigsaures 
Salz,  namentlich  das  Baryt-  oder  Kalksalz,  der  trocknen 
Destillation  unterworfen  wird.  Die  Eigenschaften  und 
Verhaltungsweisen  des  Acetons  haben  in  gewisser  Hin^ 
rieht  eine  Aehnlichkeit  mit  denen  des  Alkohols  und  das 
nicht  blob  in  den  sogenannten  physischen,  sondern  auch 
in  den  eigentlich  chemischen.    Das  Aceton  giebt  nttmlich, 

1)  Ann.  Bd.  XXXX,  S.  234.        P. 


156 

nach  Kane'),  bei  der  Einwirkang  von  SchwefelsSarc 
in  Terschiedenem  Mengenverhältnifs,  SlofTe,  deren  Za- 
sammensetzuDgen  von  der  des  Acetons  dadurch  abweichen, 
dafs  sicf  die  Bestandtheile  von  1  Atom  oder  von  2  Ato- 
men Wasser  weniger  als  das  Aceton  enthalten,  ebenso 
wie  die  Produkte,  welche  der  Alkohol  giebt,  unter  glei- 
chen Umständen  von  diesem  abweichen;  so  dafs  der  Stoff, 
welcher  gegen  das  Aceton  dasselbe  zu  sejn  scheint,  was 
das  Aeiherin  oder  Aetherol  gegen  Alkohol  ist,  aus  6  C 
+8^  besteht  (Kane's  Mesitylen,  von  Berzelius 
Oenol  genannt)  und  der,  welcher  scheint  dem  Aelher 
zu  entsprechen  (den  Kane  Mesüyloxyd  und  Berze- 
lius Oenoloxyd  nennt),  aus  C^H^^O.  Auch  kann  das 
Aceton«  nach  Kane,  mit  Schwefelsäure  eine  Verbindung 
erzeugen,  die  zum  Theil  der  sogenannten  Weinschwefel- 
säure  entspricht,  und  durch  Salpetersäure  eine  andere,  die 
dem  Aldehyd  zu  entsprechen  scheint. 

Allein  unter  einigen  Umständen  zeigt  das  Aceton 
ein  Verhalten,  das  sehr  abweicht  von  dem  des  Alkohols, 
nämlich  bei  Behandlung  mit  Kalium,  indem  dabei,  nach* 
Löwig's  Versuchen'),  wohl  Kali  gebildet  wird,  aber 
nicht,  «wie  beim  Alliohol,  unter  Gasentwicklung;  auch 
bringt. es  keinen,  dem  Aether  entsprechenden  Stoff  her- 
vor, wohl  aber  zwei  andere,  von  denen  der  eine  aus 
C+H^  besieht.  Eben  so  scheint  das  Aceton,  nach  mei- 
nen Versuchen,  bei  der  Einwirkung  von  Kali  und  Schwe- 
felkohlenstoff keine  der  Xanlhogensäure  entsprechende 
Verbindung  zu  liefern« 

Es  fragt  sich  nun,  ob  das  Aceton  sich  gegen  Pla- 
tinehlorid  übereinstimmend  mit,  oder  abweichend  vom 
Alkohpl  verhalte ;  wir  .werden  sehen,  dafs  in  einer  Weise 
beides  der  Fall  ist.  Ehe  ich  indefs  zur  Beschreibung 
der  hierher  gehörigen  Versuche  übergehe,  will  ich  ein 
Verfahren  angeben,  wie  man  sich  am  besten  Aceton  ver- 

.  l)  Pös«eiidorn's  Annalcn  Bd.  XXXXIY,  S.  473. 
2)  Poggenaorffs  Annalen  Bd.  XXJUUI,  S.  399. 


157 

schafft  y  das  bekaiiotUch  kein  gewöhnlicher  Handekarti« 

kel  ist 

Bemerkung  über  die  Darstellung  Ton  Aceton. 

Kommt  es  darauf  an  dasseihe  in  bedeutender  Menge 
tD  erhalten,  so  ist  dessen  Bereitung  aus  essigsaurem  Ba- 
lyt  oder  essigsaurem  Kalk,  die  wenigstens  bei  uns,  gar 
keine  gewöhnliche  Handelsartikel  sind,  zu  beschwerlich 
and  zu  kostbar.  Noch  weniger  vortheilhaft  ist  die  Be- 
reitoDg  nach  Fremy  mittelst  Zuckerund  Kalk  ^).  Blei* 
tacker  schlechtbin  anzuwenden,  ist  eben  so  wenig  pas«^ 
seod,  weil  diefis  Salz  zugleich  eine  sehr  grofse  Menge 
ODzersetzter  Essigsäure  liefert.  Ein  Gemenge  pon  Blei- 
Zucker  und  KM  dagegen  ist  besonders  gut  geschickt, 
nnd  da  ich  mir  auf  diese  Weise  eine  grolse  Menge  Ace« 
tOD  mit  Leichtigkeit  verschafft  habe,  trage  ich*  kein  Be« 
denken  sie  als  vorzüglich  zu  empfehlen. 

Das  Yerhältnifs,  welches  ich  am  besten  befunden, 
ist  1  Theil  gewöhnlichen  gebrannten  (nicht  gelöschten) 
Kalk  auf  2  Thl.  kiystallisirten  Bleizucker.  Beide  Theiie 
mOssen  wohl  gepulvert  und  sorgfältig  vermengt  werden. 
Kurz  nach  der  Vermengung  löscht  sich  gewöhnlich  der  Kalk 
durch  das  Krjstallwasser  unter  Wärine- Entwicklung  und 
ueiolich  starker  Bewegung  in  der  Masse;  allein,  da  bei 
dem  Dampf  nicht  der  mindeste  Geruch  nach  Aceton  ver- 
spürt wird,  ohne  Verlust  an  diesem.  Das  Gemenge  kann, 
wahrend  diese  heftige  Selbst -Erwärmung  eintritt,  recht 
gat  in  ein  Destillationsgefftfs  gebracht  werden,  und  ea' 
ist  sogar  gut  diefs  zu  thun,  da  dessen  lockerer,  aufge- 
schwollner  Zustand,  nach  der  Löschung,  die  Einfüllung 
langwieriger  und  weniger  leicht  macht.  Durch  Anwen- 
dung von  zuvor  gelöschtem  Kalk  diese  Wirkung  zu  ver- 
meiden, habe  ich  nicht  vortbeilhaft  gefunden,  weil  man 
dann,  um  nicht  das  Produkt  so  wasserhaltig  zu  bekom- 
nen,  dafs  es  die  folgenden  Arbeiten  erschweren  würde, 

'  1)  Aimal.  de  Mm.  et  de  phyt.  T.  LIX^  p.  5. 


158 

den  Bleizaekar  zavor  enlwttssem  mfifirte,  was  bei  gr5be- 
reo  Mengen  Tollkommen  so  beschwerlich  ist,  als  dai 
Pulvern  des  Kalks.  Die  bekannten  eisernen  Flaschen, 
worin  Quecksilber  versandt  wird,  sind  sehr  geschickt  za 
dieser  Destillation;  man  kann  darin  die  Arbeit  mit  4 
Pfund  Blcizucker  vornehmen.  Die  Flasche  legt  man  fast 
horizontal  in  den  Ofen,  doch  mit  der  MQndung  etwas 
aufwSrts;  in  diese  schraubt  man  ein  kurzes,  etwas  her- 
abgebogenes  Eisenrohr,  verkittet  dessen  Fuge  mit  einem 
mit  Wasser  zu  einem  Teig  angerührten  Gemenge  von 
2  ThL  Kalk,  1  ThI.  Sand  und  etwas  Kochsalz,  setzt 
daran  ein  langes,  weites,  mit  einem  Ende  gegen  das  Ei- 
senrohr aufwärts  gebogenes  Glasrohr,  umgeben  von  eioer 
blechernen  KfihlrOhre,  in  der  man  einen  eben  aufsteigen- 
den Strom  kalten  Wassers  unterhält,  und  läfst  das  Glas* 
röhr  in  eine  ganz  mit  Eis  umgebene  Vorlage  gehen.  Die 
Hitze  wird  langsam  verstärkt,  erst  am  Ende  bis  Dahe  zum 
Glühen.  Das  rohe  Destillat  ist  ein  Gemenge  von  Ace- 
ton, Wasser  und  (doch  in  ziemlich  geringer  Menge) 
zwei  ülartigen,  weniger  als  Aceton  flüchtigen,  Körpern, 
von  denen  der  eine  vermathlich  Kane's  Dumasin  isL 

Daraus  wird  das  reine  Aceton  ausgeschieden,  indem 
man  es  mit  etwas  Chlorcalcium  zusammenschüttelt,  und 
darauf  das  Ganze  auf  einem  Wasserbade  deslillirt,  bis 
selbst  beim  Kochen  des  Wassers  nichts  sonderlich  mehr 
übergeht  Auf  der  zurückgebliebenen  Lösung  von  Chlor- 
calcium  schwimmt  dann  ein  Theil  jenes  Gemenges  wie  eio 
ölartiger  Körper.  Aber  auch  das  Destillat  enthält  ei- 
nen Theil  davon,  und  überdiefs  noch  etwas  Wasser.  Zur 
rollen  Reinigung  Ififst  man  es  noch  einige  Tage  mit  ei- 
ner grofsen  Menge  grob  gestofsenen  Chlorcalciums  unter 
bisweiligem  Umschütteln  stehen,  gief^t  es  ab  und  unter- 
wirft es  darauf  für  sich  abermals  einer  Destillation  auf 
dem  Wasserbad,  solchergestalt,  dafs  man  die  ersten  drei 
Viertel  für  sich  auffängt,  die  gewöhnlich  vollkommen  rei- 
nes Aceton  sind,  und  darauf  ungefähr  die  Hälfte  des  Be- 


159 

sCes,  die  meisteiifl  so  viel  von  dem  Olartig^n  KDrper  ent« 
hÜl,  daCs  sie  mit  Wasser  eine  Bcbwache  Trübang  giebt» 
and  daher,  DOthigenfalk,  abermals  rectificirt  werden  mufs '). 
—  Aas  dem  Rückstand  scheidet  sich  auf  Zusatz  von  Was- 
s^  eioe  ziemlich  bedeotende  Menge  des  ölartigen  Kör- 
pers. — >  Von  8  Pfund  Bleizucker  erhält  man  auf  diese 
Weise  20  bis  22  Loth  vollkommen  reinen  Acetons. 

Yon  der  Wirkung  swischen  Platinchlorid  und  Aceton  im 

Allgemeinen« 

Reines  und  wohlgetrocknetes  Platinchlorid  löst  sich 
in  wasserfreiem  Aceton  schnell  und  reichlich  unter  merk- 
barer Wärmeentwicklung  Die  Auflösung,  die  zuerst  eioe 
r0(hlichbranne  Farbe  bat,  wird  ziemlich  bald  schwarzbraun 
und  so  stark  gefärbt,  dafs  sie  selbst  bei  etwa  12  ThL 
Acefou  gegen  1  Tbl.  Chlorid  undurchsichtig  erscheint. 

Unter  der  Voraussetzung,  die  sich  indefs  späterhin 
als  unrichtig  erwicfs,  dafs  zur  Einleitung  einer  gehörig 
lebhaften  Wirkung  zwischen  Aceton  und  Platinchlorid, 
dieselben  Umstände,  wie  zur  Wirkung  zwischen  Alko- 
hol und  Platinchlorid,  erforderlich  seyn  würden,  unter- 
warf ich  eine  Auflösung  von  1  ThL  Chlorid  in  ungefähr 
10  Thl.  Aceton  einer  Destillation  bis  zur  Sjrrupsdicke. 
Das  Destillat,  welches  reich  an  Salzsäure  war,  gofs  ich 
zurück,  setzte  (iberdiefs  etwas  Aceton  hinzu,  und  wie- 

1)  Für  4ie*e   und  Shnliclie  Destillationen  rar  Scheidung  rcn  ungleicli 

flncbtigen  Flustigkelten  bediene  ich  mich  mit  Vor« 
theil  eines  Unghalsigcn  Kolbens,  verbnnden  durch 
einen  Korkring  mit  einem  weiten  Glasrohre  Ton 
nebenstehender  Gestalt  Die  Abkühlung  in  dem 
erweiterten  Theil  bewirkt  besonders  ein  Zuvt|ck« 
flielsen  '  des  weniger  Fl&chtigeiu  Fflr  gewiss« 
Fälle  kann  es  nfitslich  seyn,  diesen  Theil  mi| 
einer  Blechhulle  au  umgeben,  die  ein  Abkfih* 
lungsmittel  Ton  passender  Temperatur  epthllt, 


160 


derholtcn  die  DestillatioD  bis  za  demeelben  Punkt.    Gas- 
entwickloDg  fand  nicbt  statt« 

Dem  Ton  mir  bei  der  Behandlung  des  Platinchloridt 
mit  Alkohol  angewandten  Verfahren  weiter  folgend,  settte 
ich  nun  Wasser  zu  dem  Rückstand,  in  der  Erwartung, 
dadurch  auch  hier  wenigstens  den  gröfsten  Theil  aufge- 
löst zu  erhalten.  Allein  das  Verhalten  war  hier  anders: 
es  blieb  nämlich  der  gröfste  Theil  der  Masse  ungelöst  als 
ein  schwarzbrauner  theerarliger  Körper,  während  sich  et- 
was mit  röthlich  brauner  Farbe  auflöste.  Als  diese  Auf- 
lösung im  klar  filtrirten  Zustand  10  bis  12  Minuten  ge- 
standen hatte,  trflbte  sie  sich  stark  und  setzte  bald  dar- 
auf einen  gelben,  deutlich  krystaliinischen,  aber  doch  fast 
pulverförmigen  Körper  ab.  Einige  vorläufige  Versuche 
mit  diesem  Körper  zeigten  mir  bald,  dafs  er  eine  beson- 
dere organische  Platin -Verbindung  war,  bestehend,  wie 
wir  weiterhin  sehen  werden,  im  reinen  Zustand,  aus  1  At. 
Platin,  2  At.  Chlor,  6  At.  Kohle,  10  At.  Wasserstoff, 
1  At.  Sauerstoff. 

Die  schwarzbraune  theerartige  Masse  war,  nach  Aus- 
waschung mit  Irischem  Wasser,  so  lange  diefs  noch  Farbe 
annahm,  pech-  oder  harzartig,  bei  einer  Temperatur,  et- 
was Ober  der  gewöhnlichen,  weich  und  so  zäh,  dafs  sie 
sich  zu  langen  dtlnnen  Fäden  ausziehen  liefs;  dagegen 
bei  einer  Temperatur,  etwas  unter  der  gewöhnlichen, 
spröde  und  von  fettglänzendem  Bruch.  Dieser  Körper 
erwieÜB  sich  auch  bald  als  eine  kohlenstoEfreiche  Platinver- 
bindung; allein  durch  successives  Ausziehen  mit  stärke- 
rem und  schwächerem  Alkohol,  mit  Aether  und  Aceton, 
zeigte  sich  zugleich,  daCs  er  ein  Gemenge  von  mehren 
Stoffen  war. 

Das  bei  Behandlung  des  Chlorids  mit  Aceton  erhal- 
tene Destillat,  welches,  wie  angeführt,  reich  an  Salzsäure, 
war,  hatte  einen  Geruch,  der  die  Gegenwart  von  nicht 
blofs  unverändertem  Aceton,  sondern  auch  von  minde- 
stens Einem  andern  Stoff  verrieth. 

Den 


161 

Ben  gelben  kristallisirten  KOrper  nenne  ich  hier 
Acechlorpkuin^  welcher  Name,  nach  jetziger  Sitte  in  der 
Chemie,  aus  den  Anfangsbuchstaben  der  Namen  seiner 
Bestandtheile  gebildet  ist  ');  den  braunen  harzartigen 
Stoff  dagegen  will  ich,  Kfirze  halber,  PUttwharz  nen- 
nen, wo  es  nöthig  ist,  mit  dem  Zusatz,  roh. 

Bei  mehrmaliger  Wiederholung  dieser  Behandlungs- 
weise,  unter  Anwendung  neuer  Portionen  der  Auflösung 
10  etwas  verändertem  Verhältnifs,  erhielt  ich  stets  die- 
selben Erscheinungen;  allein  die  Menge  des  gelben  kri- 
stallischen Körpers,  der  bald  vorzugsweise  mein  Interesse 
erregle,  wechselte  und  war  stets  ziemlich  gering  (selten 
über  5  Procent  des  angewandten  Chlorids);  auch  erhielt 
idi  ihn  hSufig  mit  einer  gröfseren  und  geringeren  Ein- 
meogung  von  Braun  in  die  Farbe,  so  wie  bisweilen  we- 
niger deutlich  kristallisirt. 

Im  wohl  getrockneten  Zustand  war  er,  bis  auf  ei- 
nige schwarzbraune  Stäubchen,  löslich  in  Aceton,  etwas 
reichlicher  in  höherer  als  in  niederer  Temperatur.  Die 
Losung  ertrug  ohne  Veränderung  Eindampfen  durch  De- 
itillation,  und  beim  Erkalten  der  bis  zu. einem  gewissen 
Punkt  eingedampften  Lösung  schied  sich  das  Acechlor- 
platin  mit  rein  gelber  Farbe  als  sternförmig  gruppirte 
kleine  Nadeln  aus.  Erst  nach  viel  weiterer  Eindampfung 
schied  es  sich  mit  bräunlicher  Farbe  aus,  während  eine 
braune  Mutterlauge  zurückblicb,  nahm  aber,  beim  Aus- 
waschen mit  kleinen  Portionen  Aceton »  leicht  eine  rein 
gelbe  Farbe  an. 

Die  wässerige  Flüssigkeit,  erhalten  bei  der  erwähn- 
ten Behandlung  der  zur  Sjrupsdicke  eindestillirten  Pla- 

1)  Kuduichtlich  «einer  Ztisamnieiuetning  könnte  man  ihn  Mcsitjlosjd- 
PUüncblorar  oder  MeUceton  -  Plaünchlorür  nennen.  Allein  theils 
weil  noch  keiner  dieser  Namen  für  das  organische  Glied  allgemein 
angenommen  ist,  theils  weil  man  sich  möglicherweise  in  Zukunft  die 
Zusunmensetzungsweise  anders  vorstellen  könnte,  gebe  ich  hier  wie 
öberall  in  Shnlichen  FSllen  einem  in  dieser  Hinsicht  nichts  bedeaten- 
dea  Namen  den  Voimf  • 

Poggcnd.  Ann.  Ei^Snximgabd.  L  11 


162 

finauflOsQOg  (der  rohen  Mutterlauge^  wie  ich  6\e  der 
Kürze  halber  nennen  will)  mit  Wasser,  gab,  nach  aber- 
maliger Abfiltration  von  dem  Acechlorplaün,  welches  sich 
im  Laufe  eines  etwa  SOstQndigen  Stehens  (fast  gleich- 
gültig ob  in  einem  offenen  oder  verschlossenen  Geßfsc) 
aosgeschieden  hatte,  etwas  mehr  Acechlorplatin;  und  auch 
diese  Ausscheidung  setzte  sich  mehre  Tage  lang  fort 
Allein  diese  späteren  Portionen  wurden  stets  von  mehr 
und  mehr  dunkelbrauner  Farbe  erhalten;  und  bei  einer 
Reinigung  mittelst  Lösung  in  Aceton  u.  s.  w.  wurde  da- 
von gewöhnlich  nur  eine  geringe  Menge  in  reinem  Zu* 
stand  erhalten. 

Nachdem  die  rohe  Mutterlauge,  beim  Stehenlasseo 
unter  gewöhnlichen  Umstciuden  nichts  sonderlich  mehr 
mit  braungelber  Farbe  gab,  wurde  sie  im  Vacuo  über 
Schwefelsäure  und  Kalihydrat  eingedampft,  und  dadurch 
endlich  eine  an  Salzsäure  sehr  reiche  syrupsdicke  braune 
Masse  erhalten,  welche,  mit  Wasser  angerührt»  abermals 
eine  Portion  Platinharz  gab,  nebst  einer  braungelben  \A* 
sung,  die  gleich  der  ursprünglichen,  beim  Stehen  Ace- 
chlorplatin absetzte,  aber  gewöhnlich  mit  braangelber 
Farbe.  Oft  glückt  es  nicht  recht,  diese  Portion  schlecht- 
hin durch  die  angeführte  Behandlung  mit  Aceton  zu  rei« 
nigen;  denn  oft  ist  nur  ein  geringer  Theil  darin  auflös- 
lich; dann  aber  kann  die  Reinigung  auf  die  Weise  ge- 
schehen, dafs  man  sie  erst  in  jenem  salzs&urehaltigen  De- 
stillat von  der  Destillation  der  Platinlösung  auflöst,  dar* 
auf  Wasser  zusetzt,  das  auch  hier,  aber  nur  in  geringer 
Menge,  ausgeschiedene  Platinhart  durch  Filtration  absoo« 
dert  und  die  Lösung  hinstellt;  man  erhält  dann  nicht  sel- 
ten das  Acechlorplatin  mit  so  geringer  Eiomengung  vom 
Braunen,  dafs  man  die  Umkristallisirung  fast  unterlassen 
kann.  —  Diese  Behandlung  (Auflösung  im  Destillat  u.  s.  w.) 
kann  auch  nicht  selten  mit  Vortheil  angewandt  werdeo, 
wenn,  was  zuweilen  geschieht,  ein  Theil  Acechlorplatio, 
mehr  oder  weniger  verunreinigt  mit  Platinhara,  sich  auf 


163 

dem  Filter  ausgeschieden  hat.  Das  Eigcnthfimliche  der 
Wirkung  des  Destillats  schreibe  ich  der  darin  vorhaa- 
denen  freien  Salzsäure  zu,  die  beiträgt,  dafs  gewisse 
Theile  des  Platinharzcs  besser  aufgelöst  und  zurückge- 
halten werden  als  Tom  reinen  Aceton;  aber  dabei  wird 
auch  etwas  mehr  Acechlorplatin  zurückgehalten,  als  bei 
Anwendung  des  Acetons  für  sich. 

Bcftte  Bereitungsart  des  Acechlorplatins. 

Wie  leicht  zu  erachten,  ist  die  Bereitung  jenes  gel- 
ben kristallinischen  Körpers,  wenn  man  davon  eine  zu 
einer  gründlichen  Untersuchung  hinreichende  Menge  ver- 
langt, ziemlich  mühsam,  und  wenn  ich  nicht  eine  andere 
Darstellungsweise  gefunden  hätte,  die  ihn  reichlicher  und 
leichter  gab,  würde  ich  mich  gcnöthigt  gesehen  haben, 
die  Versuche  damit  sehr  einzuschränken.  Dazu  kommt, 
dafs  jene  Darstellung  mit  Hülfe  von  Wasser  es  zweifel- 
haft machen  kann,  ob  das  Acechlorplatin  ein  ursprüng- 
liches Produkt  der  Wirkung  zwischen  Platinchlorid  und 
Aceton  sey,  oder  eigentlich  erst  durch  Einwirkung  des 
Wassers  auf  eins  oder  das  andere  der  ursprünglichen 
Produkte  entstehe.  Ich  glaubte  indefs  jene  Bereitungs- 
Sirt,  als  Beitrag  zur  Aufbellung  der  hieher  gehörigen  Er- 
acheioangen,  so  ausführlich  wie  es /geschehen,  erz^len 
xn  müssen. 

^llein  Platinchlorid  und  Aceton  geben  Acechlorpla- 
tin ohne  Zutritt  von  Wasser,  und  man  kann  es  ohne 
Hülfe  von  Wärme  erhalten,  wenn  man  beachtet,  das 
Chlorid  zuerst 'mit  nur  so  viel  Aceton  anzureiben,  da(s 
daraus  eine  breiartige  Masse  entsteht,  und  darauf  in  ei- 
ner wohl  verstöpselten  Flasche  ( mit  weiter  Oeffnung  und 
eingeriebenem  Stöpsel)  30  bis  40  Stunden  stehen  zu 
bssen.  Beim  Anreiben  stellt  sich  in  der  Masse  bald 
eine  ziemlich  starke  Selbsterwärmung  ein,  und  es  ent- 
^*ickelt  sich  ein  Stoffe  der  die  Augen  stark  reizt,  doch 
ahne  schädliche  Folgen;  anch  merkt  man  bald  ^m  Ge- 
ll • 


164 

rnch  die  Bildung  von  SalzsSure  in  grofser  Menge.  Die 
schwarzbraune»  anfangs  gleichförmige,  aber  dickflGssige 
Masse  nimmt  im  Laufe  von  etwa  24  Stunden  eine  grfit^ 
artige  Beschaffenheit  an,  während  sich,  besonders  am 
Boden  der  Flasche,  eine  braune  kristallinische  Masse 
absietzt. 

Wenn  diese,  nach  Abgiefsung  des  noch  FIfissIgen, 
auf  einem  Filter  mit  Aceton   in   kleinen  Portionen  aas- 
gewaschen wird 9  so  geht  die  Farbe,  beim  Fortf^aschea 
des  braunen  Stoffs,  allmälig  in  Gelb  über.     Die  abge- 
gossene Mutterlauge  giebt  oft,  nach  24st(indigem  Stehen 
in  einer  zugepfropften  Flasche,  noch  eine  Portion  kri- 
stallinischen,   branngefärbten  Acechlorplatin,    die,  beim 
Auswaschen  mit  Aceton  ziemlich  leicht  mit  gelber  Farbe 
erhalten   wird.     In  dieser  zweiten  Mutterlauge  ist  noch 
eine  Portion,    die    nicht   zum  Auskristallisiren  gebracht 
werden    kann.      Diese    erhält   man   am  besten   auf  die 
Weise,  dafs  man  die  Lösung  durch  Destillation  eindampft, 
bis  sie  die  Steife   eines  dicken  Syrups  hat,  darauf  ho^ 
tig  in  eine  Abdampfschale  giefst,  mit  etwas  Aceton  aus- 
spült, und  nun  das  Ganze  (wenn  man  will,  erst  auf  dem 
Wasserbade  etwas  erwärmt)  neben  Schwefelsäure  ool 
Kalihydrat   unter    die    Glocke  einer  Luftpumpe    bringt» 
wo  man   es  nun  in   einer  allmälig  mehr  und  mehr  ver« 
dünnten  Luft  stehen  läfst  (denn  durch  ein  zu  schnelles 
Auspumpen   würde    natürlich  leicht  eine  heftige  Bewe- 
gung in  der  Masse  eintreten)  bis  Alles  eine  feste,  fir- 
nifsartige,  spröde  Masse  geworden  ist.    Bringt  man  nuo 
diese,  gepulvert  mit  Aceton  zu  einem  mäfsig  dicken  Brei 
angerührt,  auf  ein  Filtrum,  so  bleibt,  nach  gehöriger  Aus- 
waschung mit  Aceton,  Acechlorplatin  mit  rein  gelber  Farbe 
zurück.    —    Die   bei    diesen    Auswaschungen    erhaltene 
schwarzbraune  Flüssigkeit  giebt  ebenfalls,  nach  Eindam- 
pfen durch  Destillation  fast  bis  zur  Trockne,  eine  Masse, 
aus  der  man,  durch  passende  Auswaschung  mit  Aceton, 
eine  Portion  ziemlich  reinen  Acechlorplatin  erhalten  kann. 


165 

Da  aber  durch  die  Wechselwirkung  zwischen  Pia- 
tiachlorid  und  Aceton ,  aufser  dem  Acechlorplatin  und 
dem  10  Aceton  noch  löslicheren  schwarzbraunen  Körper, 
auch,  obscbon  in  geringer  Menge,  ein  in  sSurefreiem  Ace- 
ton unlöslicher  Stoff  entsteht»  so  mufs  man  das  durch  Aus- 
waschen gereinigte  Acechlorplatin  mit  Aceton  warm  di- 
geriren  (am  besten  in  einem  langhalsigen  Kolben  auf  dem 
Wasserbade  und  unter  öfterer  Bewegung)  und  darauf 
die  gesättigte  Auflösung  heifs  filtriren,  in  eine  Flasche 
mit  weiter  MQndung,  versehen  mit  einem  Glasstöpsel; 
beim  Erlialten  schiefst  das  Acechlorplatin  vöIIlLommen 
rein  an.  Durch  ähnliche  Auflösung  einer  neuen  Portion 
Salz  in  der  abgegossenen  Mutterlauge  und  Förderung 
dieser  Lösung  bis  zum  ersten  Anschufs,  kann  man  noch 
eine  Portion  in  den  kristallisirten  Zustand  bringen  und 
80  öfter/  Man  erhält  indefs  stets  nur  kleine  Kristalle; 
und  da  der  Unterschied  der  Löslichkeit  des  Acechlorpla- 
tins  in  kochendem  und  kaltem  Aceton  nicht  grofs  ist,  so 
ist  es  doch  gewöhnlich  vortbeilhafter,  die  Auflösung  ge- 
radezu fast  bis  zur  Trockne  einzudestilliren,  das  Braun- 
gerarbte  fortzuwaschen,  und  das  Destillat  zur  Auflösung 
von  mehr  anzuwenden,  dann  diese  Auflösung  wieder  ein- 
uidestilliren  und  so  fort.  —  Durch  diese  letzte  Berei- 
tnngßweise  kann  man  ungefähr  20  Procent  des  angewand- 
ten Chlorids  an  Acechlorplatin  erhalten. 

Eigenschaften  de«   Acechlorplatin«. 

Das  Acechlorplatin  ist  im  wohlgetrockneten  Zustand 
ohne  Geruch,  und  von  metallischem,  herbem  Geschmack. 
In  eine  Lichtflamme  gebracht,  verbrennt  es  mit  etwas 
grünlicher  Flamme  und  hinterläfst  metallisches  Platin.  Es 
lUst  sich  im  Oelbade  bis  195^  erwärmen,  ohne  durch  Ge* 
roch  oder  Farbe  Zeichen  von  Zersetzung  zu  geben;  bei 
einer  Temperatur  des  Bades  von  etwa  200®  (genau,  wie 
es  scheint,  203®)  beginnt  es  sich  zu  schwärzen  und  einen 
<luerlich  erstickenden  Geruch  zu  geben.     Bei  225®  des 


166 

Bades  ward  es,  in  einem  Versnche,  unter  Entwicklong  von 
Gas  und  Dampf  von  einem  sauren,  aber  zugleich  eigenthfim- 
lichen  Geruch,  in  einen  schwarzen  Körper  yerwandelt; 
nach  und  nach  bis  etwas  über  300®  erhitzt,  schien  es  kei- 
nen Geruch  mehr  zu  geben,  nur  bei  darauf  folgender 
Erhitzung  in  offenem  Feuer  bis  zum  Glühen  kam  nur 
noch  eine  Zeitlang  ein  saurer  Geruch  zum  Vorschein. 
Der  Rückstand  ist  gleichmSifsig  schwarz  und  zeigt  selbst 
unter  dem  Vergröfserungsglas  keine  Einmengung  von  me- 
tallischem Platin.  Bringt  man  die  stark  erhitzte  Masse 
schnell  an  freie  Luft,  so  geräth  sie  in  Brand,  und  ver- 
glimmt zunderartig  zu  metallischem  Platin.  Uebrigens 
mufs  angeführt  werden,  dafs  bei  Zerstörung  dieses  Stoffs 
kein  Schmelzen  geschieht  und  sich  auch  kein  Brausen 
oder  Aufblähen  der  Masse  zeigt. 

Das  Acechlorplatin  wird  nur  in  sehr  geringer  Menge 
Tom  Wasser  gelöst.  Die  anfangs  gelbe  Lösung  wird  beim 
Stehen  nach  einigen  Stunden  braun;  auch  nimmt  das  Ace- 
chlorplatin, welches  unaufgelöfst  mit  Wasser  stehen  bleibt, 
eine  bräunliche  Farbe  an.  Erwärmt  man  es  mit  Wasser, 
so  wird  es  schnell  erst  braun  und  darauf  schwarz,  dabei 
Produkte  gebend,  von  denen  weiterhin  mehr.  Aether 
löst  nur  wenig  Acechlorplatin;  Alkohol,  besonders  bei 
Erwärmung,  löst  etwas  mehr  und  giebt  es  beim  Erkal- 
ten unverändert  kristallisirt.  Weit  reichlicher  und  mit 
gelber  Farbe  wird  es  vom  Aceton  gelöst;  doch  löst  1 
Tbl.  Aceton,  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  kaum  über 
^^,  und  nbr  etwas  mehr  bei  höherer.  Bevor  Wasser  hin- 
zukommt, reagirt  die  Lösung  nicht  sauer.  Salzsäure, 
selbst  concentrirte,  wirkt  nur  in  erhöhter  Temperatur 
darauf;  die  saure  Auflösung  erträgt  Siedhilze  ohne  merk- 
bare Veränderung.  Kalilauge  löst  das  Acechlorplatin  voll- 
ständig, aber  mit  brauner  Farbe,  also  im  veränderten 
Zustand.  Bei  Erwärmung  damit,  oder  mit  Baryt  oder 
Kalk',  auf  trocknem  oder  nassem  Wege,  so  wie  mit  Am- 
moniak,  als'Gas  oder  wässrige  Auflösung,  mit  Alkohol, 


167      ' 

*  mit  Aceton  zeigen  sich  Erscheinungen,  die  späterhin  an- 
geführt werden  sollen.    LäCst  man  eine  Lösung  von  Ace- 
chlorplatin  in  Aceton  in  einem  zugepfropften  Glase  mit 
KapferdrehspSnen  stehen,  so  fiberziehen  sich  diese  inner- 
halb 6  bis  8  Stunden  mit  einer  dicken  Lage  eines  schwarz- 
braunen Körpers;  bei  Zusatz  von  noch  so  wenig  Salz- 
säure geschieht  diefs  in  wenig  Augenblicken  und  mit  Gas- 
entwicklung.     Auch  mit  Quecksilber  geschieht  die  Re- 
duction,  und  damit  erhält  man  anfangs  ein  weifses  Amal- 
gam, aber  nach  etwas  längerem  Stehenlassen  scheidet  sich 
ein  schwarzes  Pulver  ab,  und  das  Quecksilber  zeigt  sich 
DUO  zum  Thcil  wieder  in  seinem  flüssigen  Zustaud.    Phos^ 
phor,  in  eine  gesättigte  Lösung  des  Acechlorplatins  und 
Aceton  gebracht,  läuft  sogleich  schwarzbraun  au  und  die 
gelbe  Flüssigkeit  wird  schnell   mehr  und  mehr  dunkel- 
braun.    Im  Laufe  von  etwa   einer  halben  Stunde  wird 
ne  schwarzbraun  und  setzt  darauf  in  grofser  Menge  ei- 
nen röthlich  braunen  schlammartigen  Körper  ab,  wäh- 
rend die  Flüssigkeit  sich  fast  entfärbt.    Ich  gedenke  diefs 
Verhalten  näher  zu  untersuchen. 

Setzt  man  zu  einer  Lösung  des  Acechlorplatins  in 
Aceton  ein  Gemenge  von  Aceton  und  salpetersaurem 
Silberoxyd  in  Wasser  (welche  Flüssigkeit  nur  schwach 
iahl  ist)  oder  fügt  man  die  Acechlorplatin- Lösung  zu  die- 
ser Flüssigkeit,  so  erhält  man  in  demselben  Augenblick 
eine  sehr  reichliche  Ausscheidung  mit  rein  gelber  Farbe; 
allein  im  Laufe  einiger  Minuten  erhält  das  Ganze,  eine 
schwarzbraune  Farbe,  selbst  bei  langem  Stehen  bleibt 
es  trübe.  —  Starke  Salpetersäure  zur  Acechlorplatin-Lö- 
song  gesetzt,  bewirkt  keine  Veränderung.  Auch  erhält 
man  im  Wesentlichen  jenes  Phänomen,  wenn  man  zu  der 
stark  milchigen  Flüssigkeit,  die  durch  Vermischung  einer 
ivässrigen  Lösung  von  schwefelsaurem  Silberoxyd  mit  Ace- 
ton entsteht,  eine  acetonische  Auflösung  von  Acechlor- 
platin hinzusetzt. 

Eine  wässrige  Lösung  von  Chlorkalium  und  Chlor- 


168 

nafriam  nimmt  Acechlorplatin  mit  gelber  Farbe  aa(  selbst 
bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  weit  gröfserer  Menge 
als  Wasser  allein;  bei  erhöhter  Temperatur  löst  es  sich 
noch  reichlicher  darin,  und  diese  Lösung  ertrSgt  lang- 
wieriges Sieden  ohne  das  mindeste  Zeichen  von  Zer- 
setzung zu  zeigen;  ein  Verhalten,  das  die  Entstehung 
einer  Doppelverbindung  anzudeuten  scheint.  Die  Ver- 
bindung ist  Jedoch  hier  weit  weniger  beständig  als  zwi- 
schen jenen  Chloriden  und  dem  brennbaren  Chlorplatin 
(beim  Alkohol),  und  unterscheidet  sich  möglicherweise 
auch  in  anderer  Hinsicht  davon;  ich  habe  mir  über  die- 
sen Punkt  noch  keine  befriedigende  Aufklärung  verschaf- 
fen können. 

Zerlegung  des  Acechlorplatin«^ 

Das  wohl  an  der  Luft  getrocknete  Acecblorplatin 
verliert  bei  längerem  Verweilen  weder  in  einer  Tempe- 
ratur von  etwa  180®  noch  im  Vacuo  über  Schwefelsäure 
etwas  am  Gewicht,  und  ist  folglich  als  wasserfrei,  we- 
nigstens als  frei  von  Kristallwasser  anzusehen. 

Da  ich  allen  Grund  hatte  zu  der  Annahme,  dafs  das 
Acechlorplatin,  aufser  Platin,  wenigstens  Chlor,  Kohlen- 
stoff und  Wasserstoff  enthalte,  und  es  überdiefs  nur  noch 
Sauerstoff  enthalten  konnte,  so  stellte  ich  die  Analyse 
desselben  folgendermafsen  an. 

A.  1,3807  Grm.  Acechlorplatin,  zuvor  jgetrocknet 
im  Vacuo  über  Schwefelsäure,  wurde  mit  einer  groCsen 
Menge  wasserfreien  kohlensauren  Natrons  gemengt,  und 
das  Gemenge,  in  einen  Platintiegel  gebracht,  mit  ei- 
ner  Lage  kohlensauren  Natrons  bedeckt,  gehörig  erhitzt 
Die  Masse  wurde  darauf  ausgelaugt  und  mit  Salpeter- 
säure tibersättigt.  Das  Ausgeschiedene,  auf  ein  Filter 
gebracht  und  gehörig  ausgewaschen,  so  wie  dann  gehö- 
rig lange  an  der  Luft  durchgeglüht,  wog  0,735  Grm. 
Die  Auflösung  gab  beim  Fällen  mit  salpetersaurem  Sil- 


169 

benxji  n.  i.  w.  1,069  Gem.  gMchnoIzenea  Cblorsilben.  . 
Dtels  ^eb(  für  100  TM.  Acecfalorplalia 
PInttn    53,2338 
Chlor    19,1010. 

B,  1,0645  Gmi.  auf  gleich«  Weise  bebaadelleo 
Acechlorplalins  warde  durch  sweckmüfsige  ErhilzuDg  im 
Plarinliegel  ToIlslBndig  verbrannt.  Der  BOckstand  war 
rcio«  Platin  und  wog  0,570»  Gnu.  Dieb  ^ebt  auf  100 
Aceclilorplatia 

Platin    53,594. 

C     1,689  Gnu.  Acechlorplalin  (hier,  wie  fiberall, 
nach  Stehen  im  Vacno  Aber  Schwefelsaure)  gaben,  eben 
io  bebandelt,  0,911  Grm.  Platin,  also  auf  100: 
Platin    53,937. 

Die  Bestimmung  des  Kohlen-  und  Wasserstoffs  be- 
werkstelligte ich  durch  Verbrennung  theils  mittelst  Ku- 
pferoxjd,  Iheils  mittelst  chronisaoren  Bleioxyds  unter  Za- 
lalz  von  Kupferoxyd.  Bekanntlich  hat  man  in  neuerer 
Zeit  das  chromsaure  Bleioxyd  als  Torzügüch  zu  Analj- 
len  sehr  kohleDstoffhatliger  Verbindungen  empfohlen,  da 
die  Verbrennung  des  Kohlenstoffs  damit  leichter  als  mit 
Kapferoxyd  geschieht,  zum  Theil  als  Folge  des  Umslands, 
daüi  man  durth  gehörig  starkes  Erhitzen  gegen  den  Schlufs 
eine  Entwicklung  von  Sauerstoffgas  in  der  Masse  bewir- 
ken kann.  Fdr  genaue  Analysen  cUorholliger  organi- 
Kher  Stoffe  hat  man  Jenes  Salz  sogar  für  unenlbehrlicli 
gehalten,  weil  die  Anwendung  von  Kupferoxyd  dadurch 
«ben  Fehler  mit  sieb  fQhre,  dafs  das  erzeugte  Wasser 
durch  Cblorkupfer  verunreinigt  werde,  folglich  die  Menge 
dn  Wasserstoffs  zu  grofs  auslalle. 

Obechon  ich  mich  bei  mehren  Gelegenheiten  llber- 
zeagt  habe,  dals  man  die  Analyse  eines  chlorhaltigen 
Koblenstofh  durch  Kupferoxyd  allein  mit  vieler  Genauig- 
keit anifilbren  kann,  sobald  man  nur  eine  gehörig  lange 


170 

Vorderlage  von  Oxyd  anwendet  und  die  Safsereten  Tbeile 
derselben,  aaf  eben  zwei  Zoll,  nicht  zum  vollen  Glfiheo 
erhitzt,  so  halte  doch  aacb  ich  das  chromsaure  BIcioxyd 
für  sehr  nützlich  bei  dergleichen  Analysen,  und  machte 
deshalb,  wie  erwähnt,  bei  dieser  Gelegenheit  Gebrauch 
davon. 

Die  Kohlensäure  wurde  Übrigens  in  Kalilauge  auf- 
gefangen und  der  letzte  Rest  auf  gewöhnliche  Weise 
durch  einen  Luftstrom  ausgetrieben;  das  YerbrennuDgs- 
röhr  war  zu  einer  herabgehenden  Spitze  ausgezogen  und 
Korkpfropfen  wurden  nicht  angewandt.  Zur  Fortschaf- 
fung jeder  Spur  von  anhängendem  Wasser  wurde  die 
eingebrachte  Ladung  auf  wohlbekannte  Weise  durch  Er- 
hitzung im  Wasserbade  unter  Auspumpen  getrocknet. 

D.  1334  Grm.  Acechlorplatin  gaben  0,947  Grm.  Koh- 
lensäure und  0,3425  Grm.  Wasser.  Da%  macht  auf  100: 

Kohlenstoff     19,6300 
Wasserstoff       2,8553. 

E.  1,248  Grm.  Acechlorplatin  gaben  0,8625  Grm. 
Kohlensäure  und  0,3305  Grm.  Wasser,  auf  100  Thl.  also: 

Kohlenstoff    19,2210 
Wasserstoff     2,9408. 

Als  Mittelzahl  sind  folglich  durch  diese  Versuche  für 
100  Thl.  Acechlorplatin  erhalten: 

Platin  53,5883 

Chlor  19,1010 

Kohlenstoff  19,4260 

Wasserstoff  2,8980 

also     Sauerstoff  4,9867. 

Nun  ist 


53,5883 
1233,260 

19,1010 
221,325 


=  0,04345  oder  1 


=  0,086299    »     2 


i§.ia6 

76,437 

2.898 
6,2398 

4.9867 


171 


=  0,25415  oder  6 


=  0,46444    »    10 


=s  0,049867  »      1. 


100,000 
Das  will  sagen,  die  elementare  Zusammensetzung  des  Ace- 


18  ist; 

in  100: 

Platia            =  1233.260      . 

.      53,6920 

Cblor           =    442,650      . 

.      19,2710 

Kohlenstoff  s=    458.622      . 

.      1^6660 

Wasserstoff  =:      62,398      . 

2,7166 

Sauerstoff     =    100,000      . 

4,3537 

6   » 

10  '^ 

1   - 

2296,930  100,0000 

was,  irvie   man  sieht,  sehr  wohl  mit  den  obigen  Erfah- 
ruDgs- Ergebnissen  übereinstimmt. 

Angenommen,  zu  Einem  Atom  Aceton  gehören  6C 
I2J72  0y  so  differirt  davon  der  Hydroxj€aii>on*  Stoff, 
der  sich  mit  1  AI.  Platiochlorür  verbanden  hat ,  durch 
eine  Menge  von  Wasser-  nnd  Sauerstoff,  die  1  At.  Was** 
8er  geben.  Nach  Kane  ^)  entsteht  eine  solche  Verbin- 
dung unter  andern  bei  der  Einwirkung  von  Schwefel- 
sSare  auf  Aceton,  und  kann  dabei  in  isolirtem  Zustand 
erhalten  werden.  Was  die  Zusammensetzung  betrifft,  so 
verhält  sie  sich  zum  Aceton,  wie  Aether  zum  Alkohol. 
Denkt  man  sich  nun  Aceton  alh  ein  Hjdrat  von*  diesem 
Acetonaether,  oder,  wie  Kane  ihn  nennt,  Mesitjlozyd, 
folglich  als  Cr'H'^O+IPO,  so  kann  die  Wirkung  zwi- 
sehen  Platinchlorid  und  Aceton  zum  Theil  so  betrachtet 
werden,  dafs  2  Atome  Chlor,  welche  1  At.  Chlotid  ver- 
loren haty  sich  mit  2  At.  Wasserstoff  von  1  At.  Aceton 
verbinden^  so  dafs  dieser  eine  eigene  Zusammensetzung 
bildet,  bestehend  aus  6  C+ 10i¥-^2  O,  während  der 
80  gebildete  Chlorwasserstoff  ein  anderes  Atom  Aceton 

1)  Am  an^effihrten  Ort. 


172 

durch  Katalyse  in  Wasser  und  MesiCyloxyd  zerlegt,  irel- 
ches  letztere  dann  mit  dem  Platiochlorür  die  neue  Zu- 
sammensetzung PiCfi+C*H^^O  giebt. 

Gleichwie  die  biebei  erzengte  Platinverbindung  ia 
ihrer  Zusammensetzung  abweicht  von  der,  welche  durch 
Wechselwirkung  zwischen  Alkohol  und  Platinchlorid  ent- 
steht, unter  andern  dadurch  ^  dafs  das  Chlodir  darin  ei« 
nen  sauerstoffhaltigen  organischen  Stoff  aufnimmt ,  woge- 
gen der  im  brennbaren  Chlorplatin  sich  nur  mit  Kohlen- 
wasserstoff verbindet,  so  scheint  auch  nicht  Acetonal- 
debjd  gleichzeitig  mit  Acechlorplatin  entstehen  zu  kön- 
nen, wahrend  die  Erzeugung  des  brennbaren  Chlorpla- 
tin durch  Alkohol  stets  die  Bildung  von  Alkobolaldebyd 
mit  sich  führt,   denn  jenes  Aldehjd  ist  nach  Kane: 

Allein  das  Daseyn  einer  Zusammensetzung  C^H^^O^ 
ist  noch  unbewiesen,  und  wie  alle  Verhaltnisse  beim  Al- 
kohol eben  so  gut  durch  die  Annahme,  dafs  er  ein  Bi- 
bjdrat  vom  Kohlenwasserstoff  C^W  sey,  als  durch  die, 
dafs  er  ein  Hydrat  vom  Oxyd  C^H^^+O  sey,  erklärt 
werden  können,  so  kann  man  auch  das  Aceton  als  ein 
Bihydrat  von  Kohlenwasserstoff  C*J^  oder  besser  von 
(?H^  betrachten,  und  hier  scheint  sogar  die  letztere  Hy- 
pothese den  Vorzug  zu  verdienen.  Nach  Kane  giebt 
es  nämlich  einen  solchen  Kohlenwasserstoff  (das  Mesi- 
tylen),  der  ebenfalls  bei  Behandlung  vom  Aceton  mit 
einer  gewissen  Menge  Schwefelsäure  erhalten  wird.  Und 
wird  dqnn  das  Aceton  zu  C^H^+IPO  angenommen,  so 
kann  das  Acechlorplatin  betrachtet  werden  als:  (PiCfi 
^OH^)+((?Ji^+IP0),  hervorgebracht  dadurch,  da(s 
2  Atome  Chlor,  durch  Bildung  von  Salzsäure  mit  2  At« 
Wasserstoff '  von  1  At  Aceton,  an  dieses  1  At.  Sauer- 
stoff überführt,  und  damit  Acetonaldehyd  erzeugt  haben, 
während  die  Salzsäure  durch  Katalyse  1  At.  Aceton  in 
Wasser  nnd  Mesitylen  zerlegt  hat,  welche  letztere  mit 
1  At.  des  Platinchlorürs  und  1  At.  unveränderten  Ace- 


178 

foDS  das  AcedilorplatiD  giebt;  so  dab  folglich  die  Wlrp 
lang  dargestellt  werden  kann  durch  die  Gleichubg: 

Hiebei  verdient  noch,  rücksichtlich  der  Zusammen- 
setzung des  brennbaren  Chlorplatin  beim  Alkohol,  in  Be- 
tracht gezogen  zu  >verden,  dafs,  ircnn  man  in  letzterem 
Aetherin  annimmt,  dann  2  At.  Platinchlorür  mit  1  AC. 
desselben  vereinigt  sind,  so  dafs  diese  Verbindung  in 
eine  Reihe  kommt  mit  der  sogenannten  Weinschwefel- 
sSare  und  damit  verwandten  Verbindungen;  wogegen  1  At 
Acechlorplatin,  wenn  man  darin  Mesitjlen  annimmti  auf 
1  AL  desselben  (welches  einem  At.  Aetherin  entspricht) 
nur  1  At  Platinchlorür  enthält,  aber  statt  dessen  das  an« 
dere  Atom  1  At.  VITasserstoff.  Vielleicht  steht  in  jedem 
Fall  der  Unterschied  rOcksichtlich  der  Anzahl  dieses  Zu- 
sammensetzungsgliedes  in  Verbindung  mit  der  ungleichen 
Leichtigkeit,  mit  der  sie  Verbindungen  mit  ChlorQren  ge- 
ben; )a  ich  habe  sogar  durch  mehre  hierüber  angestellte 
Versuche  (von  denen  bei  einer  andern  Gelegenheit) 
Grund  zu  zweifeln,  dafs  das  Acechlorplatin  damit  wahre, 
denen  beim  brennbaren  Chlorplatin  entsprechende  Dop- 
pelverbindungen geben  kOnne« 

Was  übrigens  die  Wechselwirkung  zwischen  Platin- 
chlorid und  Aceton  betrifft,  so  entsteht  dabei  eine  zahl- 
reiche Menge  Stoffe;  aber  einige  dieser  entstehen  unzwei- 
felbaft  durch  eine  eigene  Wirkung  der  gebildeten  Salz- 
säure auf  eine  Portion  Aceton  und  überdiefs  vielleicht 
auf  einige  der  Produkte.  Näheren  AuEscblufs  hierüber 
erwarte  ich  durch  Versuche  mit  dem  Destillat  und  dem 
Platinharz,  von  denen  hier  schon  einiges  am  Schlüsse 
gesagt  werden  soll.    Aber  zuvor  mufs  näher  betrachtet 

1)  Statt   nach  der  ersteren  Theorie  durch  die   Gleichung:    P/C/^-f» 

+  tf*  O,  wobei  man  die  Bildung  eines  Stoflcs  «nnchmen  atois,  de«» 
MB  Daieyn  nicht  crwicten  ist  ... 


174 

werden,  was  das  AcecUorplatin  bei  trocküer  Desüllation 
und  bei  Destillation  mit  Wasser  fjiebt. 

Platincarburet» 

»     •  « 

Bei  angeikhr  200^  wird,  wie  schon  anget&brt,  das 
Aceeblorplatin  zersetzt«  Bei  215°  begann,  in  einem  Ver- 
sach mittelst  eines  pneumatischen  Destillirapparats,  eine 
sdiwache  Gasentwicklung ;  bei  240^  war  die  Gasentwick« 
lung  ziemlich  lebhaft  und  dabei  ging  eine  braungefärbtc 
FlOssigkeit  Ober.  Diese  blieb  bei  eiaer  ziemlich  langsam 
bis  275®  steigenden  Hitze  sanft:  ein  paar  Mal  zeigte  sich 
imf  Apparat  eine,  als  atherartige  Streifen  berabfliefsende 
färblose  Flüssigkeit.  Bei  300°  war  die  Erzeugung  ton 
Gas  und  der  braunen  Flfissigkeit  sehr  reichlich.  End- 
lich ward  bei  diesem  Wärmegrad  im  Oelbade,  wovon 
bter  dberall  die  Wärmegrade  gelten,  sowohl  die  Gas- 
entwieklong  als  die  Bildung  der  Flüssigkeit  höchst  unbe- 
deutend. Nun  wurde  der  Apparat  im  Sandbade  einer 
bis  zum  GlQhen  steigenden  Hitze  ausgesetzt.  Die  Gas- 
entwicklung ward  dabei  wieder  lebhaft,  und  es  erschien 
im  Laufe  dieser  letzten  Behandimig'  vollkommen  so  viel 
Gas,  als  bei  der  Behandlung  im  Bade;  die  Erzeugung 
der  Flüssigkeit  war  dagegen  in  dieser  Periode  weit  ge- 
ringer. Als  endlich  auch  die  Gasentwicklung  bei  lebhaf- 
ter Glühhitze  aufhörte,  ward  diese  abgd)rochen.  Der 
Rficksland  kam  nicht  eher  an  die  Luft  als  bis  er  voll- 
stilndig  erkaltet  war. 

Das  braune  Destillat,  welches  so  reich  an  Salzsäure 
war,  dafs  es  sogar  stark  an  der  Luft  rauchte,  gab  beim 
Schütteln  mit  Wasser  einen  öligen  Körper,  der  auf  dem 
wässrigen  schwamm.  Er  besafs  einen  harzigen,  aberzn- 
gleich  tttherischen  Geruch.  Das  Volum  dieser  ausgeschie- 
denen Flüssigkeit  war  bedeutend  geringer  als  das  der, 
lins  welcher  sie  entstand. 

Das  Gas  war  ein  Gemenge  von  vieler  Salzsäure  und 
einem  brennbaren  Gase,  wahrscheinlich  leichtem  Kohlen- 


175 

wasBentoif ;  fiberdiers  fand  eich  eioe  Spar  Ton  KoUeo» 
alore. 

Der  RQckstand  war  schwarz ,  zasamiiiengeainterty 
tmd  ohoe  die  geringste  Spur  von  eiDgemengtem»  mefalll- 
scbem  Platin.  Es  zeigte^ sich  bald«  dafs  er  nur  Kohlen- 
stoff und  Platin  enthielt;  und  die  Langsamkeit,  mit  der 
er  an  der  Luft  verbrannte,  deutete  schon  darauf,  dafs 
er  kein  blofses  Gemenge  dieser  Stoffe  war.  Es  ist  ein 
wahres  Carburet  von  Platin,  eine  Verbindung,  die  man 
so  viel  ich  weifs,  auf  andere  Weise  vergebens  hervor- 
zubringen gesucht  hat. 

Das  Gewicht  des  der  Destillation  unterworfenen  Ace- 
cblorplatins  betrag  1,689  Grm.  Das  Gewicht  des  daraus 
erhaltenen  kohlenstoffhaltigen  Rückstands  war  1,0205  Grm. 
Ofld  das  Gewicht  des  daraus  durch  Verbrennung  erhalte- 
nen Platins:  19,907  Grm.  Es  ist  also  1,0205—0,907 
=  0,1135  Grm.  das  Gewicht  des  von  diesem  Kohlen- 
stoffplatin Verbrannten;  diefs  giebt  in  100  Thl.: 

Platin  88,878 

*  Kohlenstorr    11,122. 

Nun  ist 

®^'^'^    =  0,072068;         4^4S-  =  0,14550 


1233,260  '  '  76,437 

and 

ai4550_  _  „  ^, 
0,072068    ~  ^^^' 

Folglich  ist  das  auf  diese  Weise  aas  dem  Aceddor* 
platin  erhaltene  Kohlenstoffplatin  =z  PiC*  oder  eine 
Verbindung  von  1  At.  Platin  und  2  At.  Kohlenstoff. 

In  einer  kleinen  Retorte  wurden  3,161  Grm.  im 
Vacno  getrockneten  Acechlorplatins  abgewogen.  Die  Re- 
torte, verbanden  mit  einer  Vorlage,  verseben  mit  Ablei- 
tungsröhre, wurde  über  offnem  Feuer  sehr  langsam  er- 
hitzt, aber  zugleich  so  lange,  bis  bei  anhallendem  hefti« 
gen  Glühen  kein  Gas  mehr  erschien.  Die  Mündung  und 
der  Hab  der  Retorte,  nebst  der  R^^hre,  worden.  scMng^- 


176 

tig  abgewischt,  erst  mit  Papier,  das  mit  Aceton  befeuch- 
tet war,  zuletzt  mit  trocknem  Papier.  Darauf  ward  wie- 
der erhitzt  und  mit  Papier  abgetrocknet.  Nun  wurde  ge- 
wftgt,  dann  wieder  erhitzt,  und  durch  die  Röhre  aasge- 
sogen,  alles  mit  gröfster  Genauigkeit.  Der  erhaltene 
Rückstand  (Kohlenstoffplatin)  wog  1J919  Grm.  Dieb 
giebt  auf  100  ThI.  Acechlorplatin: 

Kohlenstoffplatin     60,708. 

Jener  erste  Versuch  gab  auf  100  Thl.  Acechlorplatin: 

Kohlenstoffplatin    60,017 
die  Mittelzahl  hievon  ist:    60,362. 

Nach  der  Hypothese,  dafs  dieses  Kohlenstoffplatin 
ist  PiO,  sollten  100  Thl.  Acechlorplatin  geben;  60,347 
Kohlenplatin.  Da  nun  100  Thl.  Acechlorplatin ,  folglich 
60,362  Kohlenplatin,  enthalten:  53,692  ThL  Platin,  so 
bekommt  man  auf  100  Thl.  Kohlenplatin: 

Platin  88,959 

Kohlenstoff  11,041. 

Die  Berechnung  giebt: 

Platin  88,971 

Kohlenstoff  11,029. 

Um  Gewifsheit  darüber  zu  erhalten,  ob  jener  Rück- 
stand frei  von  Chlor  wUre,  versuchte  ich  eine  kleine  Por- 
tion desselben,  sorgßiltig  gemengt  mit  fein  geriebenem 
reinen  Kalk,  stark  und  lange  zu  glühen,  zog  darauf  die 
Masse  mit  Salpetersäure  aus,  und  setzte  salpetersaures 
Silberoxjd  hinzu.  Es  zeigte  sich  nur  nach  längerem  Sto- 
ben eine  höchst  unbedeutende  Trübung. 

Nach  der  Vorstellung,  dafs  die  Zusammensetzanf^s- 
weise  des  Acechlorplalins  ist:  l(PtCfi+OH')+(Olt 
+  IPOy]^  wird  die  Theorie  der  Erscheinungen  bei  der 
trocknen  Destillation  die:  dafs  die  2  At.  Chlor  sieb  mit 
2  AL  Wasserstoff  des  ersten  Hauptgliedes  verbindeni 
wShrend   2  Atome  Kohlenstoff  desselben  Gliedes  vom 

Pia- 


177 

Platin  aofgenoinmen  werden,  und  das  dritte  Atom  Koh- 
lenstoff mit  den  übrigen  2  At  Wasserstoff  Oel-Kohlen- 
Wasserstoff  bildet ,  welchl»,  durch  Wechselwirkung  mit 
dem  einen  Atom  Wasser  in  dem  andern  Hauptgliede, 
Kohlenwasserstoff  und  Kohlensäure  erzeugt;  die  entstan- 
dene Salzsäure  geht  theils  im  freien  Zustande  fort,  theils 
wirkt  sie  auf  das  rQckständige  Mesitylen. 

Königswasser  wirkt  bei  Digestion  auf  jenes  Platin- 
carburet.  1,2425  Grm.  Platincarburet  wurden ,  bis  alle 
Wirkung  aufgehört  hatte,  mit  mehren  Portionen  Königs- 
wasser digerirt,  und  darauf  sehr  sorgfältig  durch  Kochen 
mit  Wasser  und  zweckroäfsiges  Abgielsen  ausgewaschen. 
Obgleich  die  Flüssigkeit  alle  Farbe  und  saure  Reaction  ver- 
loren hatte,  so  kamen  doch  beide  beim  Eindampfen  wieder 
zum  Vorschein;  daher  denn  die  Auskochung  mit  neuen  Por- 
tionen Wasser  wiederholt  wurde.  Nun  zeigte  sich  beim 
Eindampfen  kein  Zeichen  von  etwas  Aufgelöstem.  Die  ganz 
eingetrocknete,  passend  erwärmte  Masse  wurde  nun  zum 
Abkühlen  neben  Schwefelsäure  in  ein  Vacuum  gestellt. 
Sie  wog  0,1535  Grm.  und  war  kohlschwarz.  Nun  wurde 
sie  im  Tiegel  verbrannt  Der  rückständige  und  grau- 
schwarze  Körper,  dessen  Gewicht  sich  auf  0,008  Grm. 
belief,  verhielt  sich  wie  Platid« 

1,2425  Grm.  Platincarburet  hatten  also  gegeben  0,1527 
Gnn.  Kohlenstoff,  was  auf  hundert  12,29  Kohlenstoff  aus- 
macht. Wahrsrbeinlich  war  etwas  Chlorplatin  zurückge- 
blieben. 

Auch  beim  Glühen  mit  Kalkhjdrat  in  einer  Retorte 
yebt  das  Acechlorplatin  einen  Rückstand  von  Kohlen- 
platin. Das  Destillat  dabei  scheint  Aceton  zu  enthalten, 
aber  überdiefs  einen  andern  Stoff.  Wenn  die  Masse 
hei  steigender  Hitze  aufgehört  hat  eine  tropfbare  Flüs- 
sigkeit zu  liefern,  giebt  sie,  bei  fortgesetzter  Erhitzung 
noch  lange  ein  brennbares  Gas:  ein  Verhalten,  das  eben- 
ialls  mit  jener  angenommenen  Zusammensetzung  überein- 
Mimmt. 

pQfSaid.  Ann.  ErgänBungaMf.  I.  12 


178 

AcapUtinofydnl. 

Bei  ZereetziiDg  des  Acedilorplatins  mittelst  Kochen 
blois  mit  Wasser  wird  ein  kohlschwarzer  palverfOrmi- 
ger  Körper  erhalten ,  der  wenigstens  analog  ist  mit  dem, 
welcher  bei  Behandlang  des  PlatinchlorOrs  mit  Alkohol 
entsteht,  und  unter  mehren  UmstSuden  von  dem  breon- 
baren  Chlorplatin  beim  Alkohol  erhalten  wird.  Dieser 
(welchen  ich  in  meiner  Abhandlung:  „de  cUorido  plaiU 
nae  et  alcohole  qüu  sese  üwicem  ptrmutant3>us  etc. 
Hauniae  1830^  ')  sedimentum  platinicum  ni- 
grum  nannte)  ist  vielleicht  im  wesentlichen  eine  Ver- 
bindung von  Platinoxydul  und  Aetherin;  aber  da  ersteis 
mit  mehr  oder  weniger  metallischen  Platins  gemengt  er- 
balten wird,  ist  es  nicht  möglich  darüber  durch  eine  Ana- 
lyse zu  entscheiden.  Der  aus  dem  Acechlorplatin  auf  die 
angedeutete  Weise  erhaltene  ist  dagegen  gewöhnlich  ohne 
Spur  von  eingemengtem  Platin.  Wenigstens  will  ich  ihn 
bis  weiteres  Aceplatinoxydul  nennen. 

Gleich  wie  jenes  Sediment  verbrennt  er  bei  einiger 
Erhitzung  mit  heftigem  Knistern  und  einem  gar  nicht  un- 
bedeutenden Klatsch.  Die  EntzQndong  erfolgt  sogar, 
wenn  man,  nachdem  er  im  Vacuo  fiber  Schwefels&ure 
getrocknet  worden,  schnell  Luft  in  die  Glocke  lüfst,  and 
folglich  durch  die  rasche  Lufteinsaugung  eine  Wärmeent- 
wicklung veranlafst  In  Luft  auf  passende  Weise  mit 
Alkohol  in  Berührung  gebracht  (z.  B.  in  einem  Häufchen 
auf  Papier  gelegt,  befeuchtet  mit  Alkohol)  brennt  er  auf 
gleiche  Weise  ab  und  setzt  gewöhnlich  den  Alkohol  in 
Brand;  reines  Aceton  oder  Aetber  giebt  diese  Wirkung 
nicht.  Blit  Aceton  gab  er,  zwar  nicht  sogleich, -aber 
nach  24stflndigem  Stehen,  eine  etwas  braun  geßrbte  Flüs- 
sigkeit, obschon  sich  nur  wenig  aufgelöst  haben  konote. 
Concentrirte  SalzsSure  gab  beim  Stehen  damit  und  bei 
Digestion  eine  röthlichbraune  Flüssigkeit,  aber  das  Pul- 
ver war  nicht  ganz  unlöslich  darin.    Salpetersfture  wiitte 

1)S.  Ann.  Bd.JUa,  S.  497. 


179 

aicht  lebhaft  darauf.  S/elbat  nadi  langer  Digestion  mit 
Königswauer  blieb  ein  Theil  mit  gelber  Farbe  ungelöati 
wSbrend  ein  Theil  sich  mit  derselben  Farbe  lOste. 

Die  Erscheinungen  und  die  näheren  Umstände  bei 
seioer  Entstehung  ersieht  man  aus  folgendem  Versuch, 
wobei  ich  zugleich  das  YerhSltniCB  zwischen  der  Menge 
des  Products  und  dem  angewandten  Acechlorplatin  zu 
bestimmen  suchte. 

3^8415  Grm.  Acechlorplatin  wurden  mit  Wasser  an- 
gerieben, und  zugleich  mit  mehr  desselben  (im  Ganzen 
etwa  40  Thl.  Wasser  gegen  ein  ThL  Salz)  in  einen  lang- 
lialsigen  Kolben  gebracht;  etwas  l0ste  sich  mit  gelber 
Farbe,  aber  schon  nach  einer  halben  Stunde  begann  die 
Losung  einen  Stich  ins  Braune  anzunehmen.  Am  Tage 
darauf  war  sie  stark  braun,  und  selbst  von  dem  Unge- 
lösten hatte  Etwas  eine  bräunliche  Farbe  angenommen. 
Nun  wurde  der  Kolben  durch  ein  Destillationsrohr  mit 
eioer  Vorlage,  die  ein  Ableitungsrohr  hatte,  verbunden 
and  durch  Anwendung  einer  starken  Chlorcalciumlösung 
erhitzt.  Bei  bejginnendem  Kochen  der  FlOssigkeit  hatte 
last  Alles  eine  schwarze  Farbe  angenommen,  und  bei 
Fortsetzung  desselben  nahm  auch  das  Ungelöste  eine 
schwarzbraune  Farbe  an.  Es  zeigte  sich  kein  sonderli- 
ches Schäumen  und  eine  Gasentwicklung  konnte  nicht 
recht  deutlich  beobachtet  werden.  Einige  Zeit  behielt 
die  über  dem  Ersten  stehende  Lösung  eine  braune,  aber 
nicht  starke  Farbe;  als  aber  das  Kochen,  nach  paarma- 
ligem  Zusatz  neuer  Portionen  Wasser  hinreichend  fort- 
gesetzt, und  einmal  fast  bis  zum  Eintrocknen  getrieben 
ward,  war  die  obenstehende  FlQssigkeit  ganz  farblos  und 
klar;  das,  was  sich  von  dem  starren  Körper  etwa  an 
das  Glas  geheftet  hatte,  wurde  abgelöst  und  gehörig  in 
der  FlOssigkeit  vertheilt  und  wieder  einige  Zeit  damit  ge- 
kocht Die  zuletzt  fiber  dem  kohkchwarzen  Pulver  ste- 
hende FlOssigkeit  gab  beim  Eindampfen  einen  sehr  fjsnsh 

12» 


180 

gen  Rückstand.     Dieser  ward  dem  übrigen  Starren 
zugeffigt. 

Das  saure  farblose  Destillat  hatte  einen  acefonarti- 
gen,  aber  zugleich,  wie  es  schien,  einen  eigenthOmlichen 
Geruch.  Die  zuerst  erhaltene  Portion  wurde  beim  Hin- 
stellen etwas  milchig.  Aber  da  das  Ganze,  das  natQrlicb 
sehr  wasserhaltig  war,  zu  wenig  f&r  eine  befriedigeode 
Untersuchung  betrug,  blieb  es  unbenutzt 

Das  schwarze  pulverfOrmige  Product  wurde  auf  ei- 
nem gewogenen  Filter  mit  siedendheifsem  Wasser  am- 
gesOfst,  bis  das  Durchlaufende  keine  Spur  von  saurer 
Reaction  mehr  zeigte.  Es  wurde  nun  im  Vacuo  über 
Schwefelsaure  getrocknet  und  darauf  die  Luft  vorsichtig 
hineingelassen. 

Das  so  erhaltene  Aceplatinoxydul  wog  2,23  Grm., 
was  auf  100  TU.  Acechlorplatin  macht: 

Aceplatinoxydul      68,05. 

Bei  einem  neuem  Versuch,  fihnUch  diesem,  nur  dafs 
das  Pulver  in  dem  zuvor  gewogenen  Kolben  ausgewa- 
sdien,  und,  nach  gehöriger  Reinigung  des  Auswendigen, 
in  diesem  getrocknet  und  gewogen  wurde,  gaben  0,9905 
Grm.  Acechlorplatin:  0,581  Grm.  Aceplatinoxjdfil,  was 
auf  100  ThL  des  ersteren  giebt : 

Aceplatinoxydul     58,65& 
Die  Miltelzahl  ist  also:     58,354. 

Und  da  in  100  TU.  AcecUorplatin  an  Platin  53,692 
sind,  so  erhält  man  fOr  100  TU.  Aceplatinoxydul 

Platin      92,01. 

Uebrigens  hoffe  ich  baldmöglichst  diese  interessante 
Zusammensetzung  einer  vollständigen  Analyse,  und  das 
Ganze  einer  ausführlichen  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Ich  hoffe  um  so  mehr  hiezu  im  Stande  zu  seyn,  ab 
es  sehr  wahrscheinlich  derselbe  Stoff  ist,  den  man,  und 
in  reichlicher  Menge  erhält,  wenn  man  den  obenange- 


181 

f&hrteo   w888rigeii  Aaszag   von  Platinhan,  nachdem  er 
Acechlorplatin  gegeben  ^  einer  Erhitzang  aussetzt 

Wenn  nttinlich  die  dankelbraone  FlOssigkeit  in  ei- 
nem Destillirapparat .  erhitzt  wird,  so  tritt  bald  ein  leb« 
iiafies  Brausen  und  Schäumen  in  der  JMasse  ein,  während 
eine  saizsäurelialtige  Flüssigkeit  Übergeht,  die,  aufser  oo- 
Terändertem  Aceton,  wenigstens  einen  besonderen  StoCf 
enthält;  eigentliche  Gasentwicklung  habe  ich  dabei  nicht 
beobachten  können.  Nach  kurzer  Zeit  hatte  sich  ein 
schwarzer  pulyerförmiger  Körper  in  groCser  Menge  ab- 
geschieden,  und  nachdem  beinahe  die  HäUte  der  Fltissig- 
keit  fibergetrieben  worden,  war  der  Rest  gewöhnlich  färb« 
los.  Der  abgeschiedene,  wohl  ausgewaschene  und  ge- 
trocknete Körper  yerhielt  sich  bei  Erhitzang  und  gegen 
Alkohol  u.  s.  w.  ganz  wie  jener,  der  bei  Behandlung 
des  reinen  Acechlorplatins  mit  Wasser  erhalten  wird. 
Nur  ist  zu  bemerken,  dafs  man  ihn  auf  diese  Weise  leicht 
mit  etwas  metallischen  Platins  verunreinigt  erhält;  diefs 
ut  besonders  gegen  Ende  der  Arbeit  der  Fall,  man  hat 
ihn  deshalb  abzusondern,  so  wie  er  sich,  während  die 
Flüssigkeit  fast  farblos  geworden  ist,  ausgeschieden  hat. 

(Schlafs  im  nSchtten  Heft.) 


VL  Resultate  der  chemischen  Erlegung  des  TVas- 
sers  der  wichtigsten  Salzseen  und  Salzbäche 
in  der  Kirgisensteppe  und  der  Kryrn; 

von  F.  Göbel. 

(Eotnommen  aus  dem  Tom  Hrn.  Verfasser  übersandten  Werke:  „Reise 
in  die  Steppen  des  südUdien  Rnlslands,  nntemommen  von  Dr.  Fr. 
Göbel  u.  s.  w.  (Dorpat  1838)  2  QnartbSnde  mit  einem  Atlas*^  — 
einem  Wa^e,  in  welchem  man  über  die  Naturrerhaltiusse  der  be- 
trefleodcn  Gegenden  viele  wichtige  and  lebrmehe  Aufschlüsse  findet) 

P. 


182 


In  100  Gewichtstheilen  Wasser  sin 

1                   1 

i  enthalten  '): 

Wasser  vom 

Chlor- 

a>ioi^ 

CMor- 

Sckif«- 

natnum. 

kalinn. 

• 

magnium« 

feUTilk. 

Elton- See 

13^124 

0,222 

10,542 

1,665 

Charjsacha  am  El- 

« 

ton-See 

4,0650 

0  5200 

m 

0,2827 

Bitterer  Bach    am 

Elton -See 

1,6834 

* 

0,1646 

Bitterer  See  anweit 

des  Elton -See 

1,0219 

Spar 

0,2216 

Kamjsch  -  Samara- 

See 

0,0283 

Spar 

Stepanowa-See 

22.4327 

0,9051 

0,6868 

Indersk*8cher  See 

23,9276 

0,1014 

1,7355 

0,3464 

Salzbach  an  diesem 

See 

2,7595 

0,0671 

Bittersalz  -  See  am 

Kigatsch 

10,5387 

9,9124 

8,2201 

Bogdo-See 

18,9997 

0^992 

5,4349 

Salzsee  am  Arsar- 

gar 

17,8039 

0,1719 

0,0765 

Rother  See  bei  Pere- 

kopinderKrjrm 

17,5045 

17,9537 

Salzsee  Tuslj  bei 

( 

Kosloff 

18,12 

0,62 

5,73 

2,3 

Das  faule  Meer  od. 

der  Siwasch 

14,2011 

1,9265 

1,2105 

Salzsee  Tschakrak- 

skoi  bei  Kertsch 

18,1039 

4,2011 

4,2011 

JLIas  Wasser  des  EÜon-See's  (östlich  von  der  Wolga, 
onter  etwa  49®  5'  N.  Bn  und  64®  i  O.  L.  von  Ferro, 

1)  Da  alt  chemische  Analyse  zu  Tiel  Zeit  erfordert  haben  wurde, 
wenn  das  Wasser  eines  jeden  Salzsee's  auf  Kali  und  Brom  hatte 
geprüft  werden  sollen»  und  daraas  der  Wissenschaft  auch  hetn  be- 
deutender Gewinn  erwachsen  wSre,  so  ist  diels  nur  bei  den  wich- 
tigsten geschehen,  da  ja  der  Analogie  wegen  wohl  anaunehmen  isl, 
dals  diese  Kdiper  in  allen  Salssecn  aidi  finden  werden. 


183 


2^chwclicls» 
£a1L 

Brom- 
magniom. 

Gbloi^ 
calciniD. 

SchwtMi. 
NairoD. 

Qoantiat 

der 

tTodncm 

Saite. 

SpeCa  vcw« 
bei  U*  R. 

0,007 

25,656 

1,21879 

0^1238 

5,125 

1,03516 

0,2068 

2,0548 

1,01520 

0,1416 

0^5992 

1,9843 

1,01578 

0,0367 
0,0462 
0,0421 

0,0045 

0,0753 

0,1421 
24,0708 
26,1575 

1,00097 
1,20749 
1,20769 

0,2694 

0,(fö59 

3,1519 

1,03472 

0,0280 

0,0065 

0,9889 

• 

28,6712 
25,657 

1,26881 
1,23650 

0,0421 

18,0944 

1,15176 

1,7661 

37,2243 

1,33122 

0,33 

•) 

27,10 

1,26413 
1,13988 

274» 

1,26450 

6^  Toisen  unter  der  Wolga  bei  Kam jschin  und  9,6  Tois. 
über  dem  Kaspischen  Meer)  ist  neuerdiDgs  scbon  tod 
H.  Rose  ODtersucbt  (Ann.  Bd.  XXXY,  S.  169).  In  qua- 
litativer Hiosicht  weicben  die  Resultate  dieser  Untersu- 
chung von  denen  der  vorliegenden  nur  durch  den  Brom- 
gebalt aby  den  letztere  anzeigen,  und  4op  H*  Rose  we- 

1)  Ncbit  0,0362  SdiwefelcalcSüm  und  AntkeSlea  crgmMMee  fdckttoff- 
bihiger  SubttaaEcn. 


184 

gen  der  geringen  Wassermengey  die  ihm  zu  Gebote  fifand, 
nicht  hatte  ausmitteln  können.  In  quantitativer  Hinsicht 
zeigt  sldk  ein  stärkerer  Unterschied,  der  indefo  dadurch 
erklärlich  ist,  dais  das  Wasser  zu  jener  Analyse  im  Herbst 
1829,  zu  dieser  dagegen  im  Frühjahr  1834,  gleich  nach 
Schmelzung  des  Schnees,  geschöpft  ward,  und  die  Be- 
standtheile  des  Elton  ebensowohl  nach  den  Jahreszeiten 
wie  nach  der  Temperatur  der  Luft  und  des  Wassers 
schwanken. 

Die  Charysacha  ist  unter  den  vielen  sich  in  den  El- 
ton ergiefsendcn  Flfifschen,  der  einzige  der  im  Sommer 
nicht  austrocknet;  sie  ist  wahrscheinlich  die  Mutter  des 
Eltonsees«  Das  geringe  specifische  Gewicht  ihres  Was* 
sers  rührt  yermuthlich  daher,  daCs  sie  durch  den  kurz 
zuvor  geschmolzenen  Schnee  stark  angeschwollen  war. 

Der  geringe  Salzgehalt  des  Wassers  vom  bitteren 
Bach  {Gorkoi'Jenk) ^  das  aus  dessen  Quellen  geschöpft 
wurde,  ist  gleichfalls  eine  Folge  der  Jahreszeit. 

Der  bittere  See  {Gorkoi- Osero)  unweit  des  Elton- 
See,  zwischen  ihm  und  der  Wolga,  hat  nur  einen  Um- 
fang von  etwa  30  Werst. 

Der  Kamy seh 'Samara  See  liegt  östlich  vom  Elton, 
zwischen  48<^  und  49®  N.  Br.  und  %V  und  68®  O.  L.  von 

w 

Ferro,  und  besteht,  aufser  mehrem  kleinen  Lachen,  aus 
zwei  Seen,  wovon  der  eine  den  grofsen  und  der  andere 
den  kleinen  Usen-Flufs  aufnimmt,  zwischen  diesen  Flüs- 
sen, ganz  in  der  Nähe  eben  genannter  Seen  liegt  der 
Siepanowa- Osero. 

Der  Inder sk' sehe  Salzsee ^  der  für  die  Uralischen 
Kosaken  von  höchster  Bedeutung  ist,  da  er  ihnen  einen 
grofsen  Theil  des  Salzes  liefert,  welches  sie  zum  Ein- 
salzen der  Fische  bei  ihren  Fischereien  im  Uralflufs  ge- 
brauchen, liegt  14,5.Werste  ostwärts  von  diesem  Flufs  24 
Fufs  über  dem  Niveau  desselben,  fast  mitten  zwischen  48 
und  49®  N.  Br.,  und  69  und  70®  O.  L.  v.  F.  Ob^eich 
er,  wie  der  Eltonsee^  mit  einer  Kochsakdecke  veisehen 


185 

ist,  ftber  welcher  dae  6  Werachock  (10  Zoll)  hohe  ge- 
siUigte  Lauge  stand ,  aus  der  sith  fortwährend  Koch« 
«als  aussonderte  >  betrog  die  Dicke  der  festen  Salzdeck« 
dcbooch  nur  )  bis  3  ZolL  Im  Gebalt  an  Kochsalz  ist 
dieser  See  also  nicht  mit  dem  Elton -See  za  vergleichen, 
dem  er  auch  nicht  an  Gröfse  gleichkommt,  da  er,  bei 
fast  kreisrunder  Gestalt,  nur  40»6  Werst  im  Umfang  hat. 

Der  Salzsee  am  Kigatsch,  einem  Arme,  durch  wel- 
chen sich  die  Wolga  in  das  Kaspische  Meer  ergiefst,  ge- 
hört zu  denen,  welche  Pallas  unter  dem  Namen  Kras* 
no/ar^Bche  Salzseen  aufgeführt  hat,  und  die,  nach  ihm,  das 
Siä  astrachanense  liefern.  Es  giebt  in  der  Nähe  des 
Kigatsch  17  Salzseen,  die  jetzt  unter  dem  Namen  der 
Karrduan^w^ea  begriffen  werden  ( der  Name  Karr-duan 
ist  tartariscb,  von  Kiwr  Schnee  und  duan  thauen,  und 
soll  davon  kommen  |  dafs  auf  der  hohen  Steppe  kein 
Schnee  haftet). 

In  diesem  See,  wie  in  den  fibrigen  Seen,  lagert  ei- 
nen Fufs  mfichtig  und  dartiber  ein  Salz,  das  wohl  das- 
selbe ist,  welches  vormals  in  der  KaiserL  Apotheke  zu 
Astrachan  gereinigt  und  unter  dem  Namen  sal  caiharii- 
cum  astrachanense  verkauft  wurde«  Es  besteht  nach 
Gdbels  Analjse  aus  41,00  schwefelsaurem  Natron,  31,18 
schwefelsaurer  Talk  erde  i  0,33  Chlormagnium,  1,75  mit 
ßyps  gemetigten  Sandkörnern  und  21,56  Wasser,  ent- 
sprechend einem  Doppekatz  von  1  A(.  schwefcIs.  Natron, 
1  At.  schwefelsaurer  Talkerde. und  4  At.  Wasser,  wie 
ein  solches,  nur  mit  6  At»  Kristall vrasser,  Berzelius 
in  der  neuesten  Auflage  seines  Lehrbuchs  beschreibt. 

Der  BogdO'See  (BasAunschaisAoi  Solänoi  Osero) 
liegt  stidlich  vom  Elton  See,  wie  dieser  an  der  Ostseite 
der  Wolga,  unter  48  und  48^ ""  N.  Br.  und  64  bis  61^® 
0.  L.  V.  F.,  nordöstlich  vom  Bogdo-Berg,  dem  höchsten 
Berge  in  der  Kaspischen  Steppe,  dessen  aus  Muschelkalk 
heitehende  Spitze'  sich  621  Fufs  über  das  Niveau  des 
Kaspischen  Meeres  erhebt.  Der  See  bat  einen  Umfang 
^on  40  Werst 


186 

i)«r  Salzsee  am  Arsargar  ni  nach  dem  Bogdo-Sec^ 
von  dem  er  sfidöstlich  liegt ,  der  gröÜBte  und  reinste  in 
der  Steppe  zwischen  dem  UralfloCs  nnd  der  Wolga.  Der 
Arsargar,  im  Osten  des  Sees  oder  vielmehr  der  Groppe 
kleiner  Seen,  die  hierunter  begriffen  wird,  ist  eine 
sanft  bis  etwa  100  Fuls  Aber  das  Niveau  der  Seen  an- 
steigende trockne  Lehmsteppe,  von  SW.  nach  NO.,  25 
Werste  lang  und  5  bis  6  Werste  breit,  auf  welcher 
sich  50  bis  70  einzeln  stehende  Gypshfigel  von  verschie- 
dener Höhe,  bis  zu  60  Fufs  erheben.  Einige  derselben 
sind  100  bis  150  Schritte  lang  und  20  bis  40  breit,  an- 
dere dehnen  sich  um  \  Werst  in  der  Lfinge  aus,  viele 
sind  oben  kraterförmig  eingesunken,  und  zwischen  ihnen 
giebt  es  viele  Erdf^Ue  mit  zu  Tage  stehendem  Gyps* 
Der  Arsargar,  mit  seinen  Gjpshtigeln  und  Erdfftllen,  ist 
nichts  ab  eine  Wiederholung,  aber  in  kleinerem  Maafs» 
Stabe,  des  Inderskischen  Gebirges,  jenseits  des  Uralflos- 
ses  in  der  Kirgisensteppe,  am  früher  genannten  See. 

Der  Salzsee  Tusfy  liegt  unfern  der  groCsen  Strafse 
von  Sjmpheropol,  der  Hauptstadt  der  Krym,  nach  En- 
patoria,  dem  ehemaligen  Kosloff,  und  ist  schon  seit  Jah» 
ren  durch  seine  Schlammbäder  berühmt,  zu  denen  der 
salzig  schlammige  Boden  an  seinen  im  Sommer  theilweis 
austrocknenden  R&ndem  benutzt  wird. 

Der  Siwasch  oder  das  faule  Meer^  an  der  Ostkfiste 
der  Krym,  ist  von  dem  Asowschen  Meer  nur  durch  eine 
ßchmale  Landzunge  (eine  Nehrung  wie  sie  an  der  Ost- 
pee  mehrfach  vorkommen)  getrennt,  welche  eine  Lange 
von  110  Werst  hat,  im  Süden  bei  der  ehemaligen  Fe- 
stung Arabat  anfängt  und  sich  bis  an  die  Nogaische  Steppe, 
bis  Jenitsche  erstreckt,  wo  ein  enger  Kanal  beide  Meere 
verbindet«  Seinen  Namen  hat  das  faule  Meer  von  sei- 
nem abscheuiigen  Geruch,  der  Hrn.  G.  vorkam,  wie  ein 
Gemisch  von  Schwefelwasserstoff-  und  Sumpfgas  mit  den 
eigcnlhümlichen  unbeschreibbaren  Ausdünstungen,  welche 
trocken  werdende  schlamorige  Ufer  von  Salzseen  aussto* 


187 

fteo.  Audi  das  Wasser  des  Sees  riecht  nndk  Scbwcfcl- 
wasserstofF,  und'  dieser  Geruch  entwickelt  sich  auf  Za- 
salz  Ton  Salzsäure  noch  stärker. 

Der  roihe  Salzsee  (Krasnoe "  Osero)  liegt  zwe! 
Werst  von  Perekop  ziemlich  mitten  auf  der  Landenge; 
welche  den  Sitposch  vom  Schtparzen  Meer  oder  ▼ielmehi' 
▼OD  einem  Busen  desselben,  dem  Todten  Meer  trennt. 

Der  See  von  Tschakrakskoi  liegt  unweit  der  Stadt 
Kertschy  hart  am  Asowschen  Meer,  von  dem  er  nur  durch 
eioen  Landstreif  von  6  bis  10  Faden  Breite  getrennt 
ist,  liegt  auch  im  gleichen  Niveau  mit  diesem  Meere.  Sein 
Wasser  wird  auf  Kochsalz  benutzt,  das  indefs  bitterlich 
schmeckt. 


Vn.    BesuUate  der  Zerlegung  des  VFassers  vom 
Schtvarzen,  jisowschen  und  Kaspischen  Meere; 

pon  F.  Göhel 

(Aus  demselben  Weile.) 


In  100   Gewichtstheile 

n  Wasser 

Schwanes 
Meer. 

wurden  ge: 

Asowscbes 
Meer. 

fanden: 

Kaspiscbes 
Meer. 

Chlomatrium 
Cbiorkalium 
Chlormagnium 
Brommagnium 
Schwefelsaurer  Kalk 
Schwefelsaure  Talkerde 
Doppelt  kohlens.  Kalk 
Dopp.  kohlens.  Talkerde 

14,0195 
0,1892 
1,3035 
0,0052 
0,1047 
1,4700 
0,3586 
0,2086 

9,6583 
0,1279 
0,8870 
0,0035 
0,2879 
0,7642 
0,0221 
0.1286 

3,6731 
0,0761 
0,6324 
Spnr 
0,4903 
1,2389 
0,1705 
0,0129 

Feuerfeste  Bestandtheile 
Wasser 

17,6663 
982,3337 

11,8795 
988,1205 

6,2942 
993,7058 

1000,0000  1000,0000 

1000,0000 

Spec.  Gew.  bei  Id"*  R. 

1,01365 

1,00970 

1,00539 

188 

Das  Wasser  d«s  Scfuparzen  Meeres  warde^  fast  so 
der  Mitte  der  SQdkfiste  der  KryiOy  fern  von  StrommOn- 
düngen,  bei  Feodosia,  auberbalb  der  Quarantainey  im  Au- 
gustmonat  geschöpft.  Längs  dieser  ganzen  Küste  besitzt 
das  Meer  eine  gesattigt,  schwarzblaue  Farbe,  wahreikl 
das  Wasser  im  Glase  farblos  und  kristallhell  erscheiiiL 

Das  Wasser  des  Asotpschen  Meeres  wurde  auf  der 
Mitte  des  Meeres  zwischen  Kertsch  und  Mariapol,  im  Juli, 
bei  ruhiger  See,  5|  Faden  tief,  vom  Grunde  des  Meeres 
geschöpft. 

Das  Wasser  des  Kaspischen  Meeres  wurde  auf  ei- 
ner eigends  dazu,  von  den  MQndougen  des  Uralflasses 
aus  unternommenen  Fahrt,  zwei  Werst  südwestlich  von 
der  kleinen  Insel  Pischnoi^  140  Werst  südlich  von  den 
Haupimündungen  jenes  Flusses  ( etwa  unter  48®  5(y  N. 
Br.  und  70®  O.  L.  v.  F.)  vom  Boden  des  an  der  Stelle 
2,5  Faden  tiefen  Meeres  geschöpft,  und  zwar  Miüs 
Mai's,  bei  Süd-Sfldwestwind,  der  das  Seewasser  an  die 
Küsten  trieb,  und  vollends  alle  Einmengung  von  Ural- 
wasser verhindern  mufste.  —  Das  von  H.  Rose  unter- 
suchte Wasser  (Ann.  Bd.  XXXV,  S.  183)  mufste  notb- 
wendig  weniger  feste  Bestandtheile  haben,  da  es  nur  75 
Werst  von  der  Mündung  der  Wolga,  bei  den  Yier-HQ- 
gel -Inseln  geschöpft  worden,  und  also  noch  mit  Wolga- 
wasser vermischt  war.  Göbel  fand  den  Einflufs  des 
Wolgawassers  noch  bis  300  Werst  östlich  vom  Ausfluls 
dieses  Stromes  and  der  Achtuba,  am  nördlichen  Ufer  des 
Kaspischen  Meeres,  sehr  merkbar. 


189 


VUL  Beobachtungen  über  die  Temperatur  am 
Grunde  des  Meeres  m  der  Nähe  der  Glet- 
scher pon  Spitzbergen;  von  Ch.  Martins. 

(HilgedMik  Tom  Hro.  Terfaiscr  tut  den  Camptet  rendut.) 

1/iese  Beobachtungen  wurden  auf  der  letzten  franzOri- 
scben  Expedition  nach  dem  Norden  Tom  25.  Juli  bis  4. 
Aug.  1838  angestellt.  Das  Schiff  der  Expedition,  la  Re- 
cherche, lag  in  der  Bucht  Bellsund  unter  77"  30'  N.  und 
12* 23*  O.  T.  Paris  vor  Anker,  zwischen  der  KOste,  von 
der  es  etwa  200  Meter  entfernt  war,  und  einem  etwa 
2000  Meter  entfernten,  ausgedehnten  Gletscher,  der  etwa 
4000  Meter  breit  sein  mochte,  und  sieh  ins  Meer  erstreckte, 
welches  ihn,  bei  etwa  +3*  bis  +4*C.  alle  Tage  am 
Fofae  abnagte,  so  dafs  sich  ungeheure  StOcke  mit  Kr»- 
dien  ablösten  und  die  Budit  mit  Eisschollen  bedeckten. 
Zu  den  Beobachtungen  dienten  f&nf  Walferdin'sche 
Thermometer,  die  In  folgender  Tafel  durch  Mommem 
uiterschieden  sind. 


No. 

Beok. 


Aluuiid 

vom 
Gletscher. 

Met. 


ESnUackmig 
der  Tbermomet. 

Tiefe  |  Dauer. 
Met. 


der 
Luft. 


Tcmpentiir 

de*  Meere«. 
Ober- 


lliche. 


Tiefe. 


1852 


150 


3 
4 


80 
1852 


5 


80 
1852 


36 


26 


52 
36 


FW 


-i-ö^eo 


0   30 


+2,65+4,25 


1    00 
1   00 


55 
36 


+4,15 
+3,65 


0  35 

1  40 


+6»,05 


No.l 
•    2 


+0».9i 
+0,88 


Mittel  +0*,89 


lSo.l 

•  2 

•  3 


+2»,06 
+2,04 
+  1.83 


Mittel  + 1«,97 


+1,45 
+4,85 


No.  4  +0M9 


No.2 

•  3 

•  4 
.    5 


l»,3l 
,32 
+1,39 
+  1.31 


Mittel  + 1«.31 


+2 ,65  +2 ,05 
+1,65 


No.  2  +0M2 


+2 ,4«No.  1 
-    2 


+0'',50 
+0,64 


MUtel  +0»,57 


i9e 


Aus  diesen  6  an  Tencbiedenen  Tagen  gemaditeB 
Beobacbtangsreiben  geht  hervor  ^  dafs  die  Temperafardif- 
ferenz  zwischen  oben  nnd  nnfen  im  Meere ,  bei  gleicher 
Tiefe  und  gleichem  Abstände  vom  Gletscher  nicht  ganz 
gleicli  ist  an  verschiedenen  Tagen,  dafs  aber  durchschnitt- 
lich eine  Seemeile  (Mille  =  1852  Meter)  vom  Hauptglel- 
acher  des  Bellsondes  die  Temperatur  an  der  Oberflache 
des  Meeres  +3^50C•,  und  am  Boden  +0^81  C.  war. 


IX.     lieber  die  Depolarisation  des  Lichts  durch 

lebende  Thiere. 


X^lurch  Brewster's  Beobachtungen  Über  das  Depola- 
risationsvermOgen  der  Fischaogen  und  anderer  thierischen 
Substanzen  veranlafst,  hat  Hr.  J.  F.  Goddard,  Lehrer 
der  Optik  an  der  Royal  Gallery  of  Practical  Sciences 
in  London,  das  Verhalten  verschiedener  Stoffe  gegen  po- 
larisirtes  Licht  geprüft,  und  dabei  gefunden,  data  nicht 
nur  die  Oberhaut  des  Menschen,  Schnitte  ifon  Menschen- 
Zähnen,  Fingernägel,  Fischgräten,  eine  sogenannte  De- 
polarisation ausüben,  sondern  auch  sogar  lebende  Thiere, 
nämlich  die  Larve  und  Puppe  einer  Mückengattung  (Co- 
rethra  plumicomis),  die  man' in  grofsen  klaren  Teichen 
iiudef,  wenn  sie  vorkommt,  in  grofser  Menge,  sonst  aher 
keineswegs  häufig.  Um  die  Eigenschaft  zu  beobachten, 
mufs  man  das  Thier  in  Wasser  dem  polarisirten  Licht 
aussetzen.  Liegt  es  mit  Kopf  und  Schwanz  in  der  ur- 
sprünglichen Polarisationsebene  oder  senkrecht  darauf,  ist 
nichts  VX  erblicken ;  macht  es  aber  mit  jener  Ebene  einen 
Winkel  von  45^,  so  wird  es  auf  die  glänzendste  Weise 
erleuchtet  und  gefkrbt,  so  dafs  man  die  innere  Structnr 
erkennen  kann.  Der  Rogen  einiger  gröCseren  Fische  and 
einige  kleine  durchsichtige  Seefische  verhalten  sich  ebenso 
{Phil.  Mag.  Ser.  HI,  Vol.  XV,  p.  192). 


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X.  Resultate  der  zu  Plymouth  fünf  Jähre  lang 
stundlich  angestellten  Thermometerbeobach- 
tungen. 

im  428ten  Bande  dieser  Annalen  gaben  wir  eine  Ueber- 
sidit  der  auf  Veranstaltung  und  Kosten  der  Britischen 
Naturforscher  •Yersamoilung  in  den  Jahren  1833  und  34 
zu  Pljmouth  angestellten  Beobachtungen  zur  Ermittlung 
des  täglichen  Ganges  der  Luft -Temperatur.  Seitdem  ist 
dieses  lobenswerthe  Unternehmen  noch  drei  Jahre  lang 
mit  derselben  Ausdauer  fortgesetzt,  und  dadurch  die  un- 
gebeore  Masse  von  43824  Beobachtungen  zusammenge- 
bracht Da  es  hiemit  geschlossen  ist,  so  können  vf  ir  uns 
nicht  versagen,  den  wichtigen  Beitrag  zur  Meteorologie, 
der  aus  diesen  Beobachtungen  entspringt,  den  Lesern  in 
der  nachfolgenden  Tabelle  mitzutheilen,  Wir  entlehnen 
diese  Tafel  aus  dem  uns  von  der  British  Association 
fibersandten  siebenten  Bande  ihres  » Report "  ' ).  Als 
mittlere  Lufttemperatur  geht  daraus  f&r  Pljmouth  der 
Wcrlh  52^,081  F.  =  8^9,25  B.  hervor. 

So  haben  wir  demnach  neun  Orte,  an  denen,  wenig- 
Kens  ein  Jahr  lang  oder  beinahe,  meist  stündliche  Beob- 
achlangen  der  Lufttemperatur  angestellt  sind:  Padua  ( 16 
Monat),  Leith  (2  Jahr),  Salz-Uffeln  (1  Jahr),  Pljmouth 
(5  Jahr),  Mfihlhausen  (1  Jahr),  Bopthia  felis  (2}  Jahr), 
Karische  Pforte  (1  Jahr),  Matotschkin- Schar  (1  Jahr), 
lind  Madras  *).  Alle  diese  Orte  haben  indefs  mehr  odfnr 
weniger  ein  See-  oder  Küstenklima;  es  wilra  d^her  zi) 
wünschen,  dafs  man  im  Innern  eines  Contioents,  z.  B, 
▼on  RuCsland,  sich  zu  ähnlichen  Beobachtungen  verstehen 
möchte. 

i)  Bcdaocni  mii£i  mao  dabei,  dal«  nickt  daselbst,  wie  fruber,  die  Rc- 
Mbale  der  eSoMbcn  Jabre,  von  1836  bis  1837,  segebcD  tind. 

2)  Aoa.  Bd.  42  S.  690,  Bd.  43  S.  336,  Bd.  46  S.  666,  DoTe'i  f^ 
pertorimB  Bd.  DI,  S.  342  n.  ff. 


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ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bil.  ERGÄNZUNG.  St  2. 

I.   Ueber  die  Irradiation;  von  Hrn.  J*  Plateau. 

(FoiuetxuBg  von  S.  129.) 


Von  der  Ursache  und  den  Gesetzen  der  Ocular-Irradiation. 


acbdem  wir  durch  Musterung  der  bisher  Über  die 


44.    N; 

Irradiation  angestellten  Untersuchungen  den  gegenwärtigen 
Zustand  unserer  Kenntnisse  tiber  diesen  Gegenstand  dar- 
gelegt haben;  nachdem  wir  zu  zeigen  versucht ,  woraus 
die  Unsicherheiten  bei  dieser  Aufgabe  entsprungen  sind, 
wie  man  den  Einflufs  der  Irradiation  auf  astronomische 
Beobachtungen  zu  betrachten  habe,  welche  Umstände  die- 
sen Einflufs  abändern,  und  durch  wasftir  Mittel  endlich 
man  sich  gegen  denselben  schützen  könne,  -bleibt  uns 
noch  übrig,  das  Phänomen  der  Ocular-Irradialion  unter 
dem  Gesichtspunkte  seiner  Ursache  und  seiner  Gesetze 
ZQ  untersuchen. 

45«  Betrachten  wir  zuvörderst  etwas  näher,  als  es 
bisher  geschehen  ist,  die  gegenwärtig  herrschende  Theorie, 
die,  welche  die  Erscheinung  davon  ableitet,  dafs  der  Ein- 
druck von  einem  leuchtenden  Gegenstand  sich  auf  der 
Netzhaut  ein  wenig  über  die  Gränzen  des  geradezu  von 
dem  Licht  des  Gegenstandes  getroffenen  Raumes  aus- 
breitet. 

Das  Prinzip  der  Continuität,  auf  welchem  diese  Theo- 
rie beruht,  ist  so  einfach,  dafs,  wenn  die  Irradiation  nicht 
bekannt  wäre,  es  scheint,  man  müfse  sie  a  priori  vor- 
SQssehen  können.  Gesetzt  nämlich,  es  werde  ein  leuch- 
tender oder  erleuchteter  Gegenstand  auf  einem  vollkom- 
men schwarzen  Grund  unverwandt  betrachtet.  Das  von 
diesem  Gregenstand  ausfliefsende  Licht  wird  ein  bestimm- 
tes StQck  der  Netzhaut  treffen,  und  der  Rest  des  Organs 

Pogfcnd.  Ann.  Ei^ginsnogabd.  I.  13 


194 

Yvird  darcbaas  keine  unmittelbare  Erregung  erleiden.  Ist 
68   aber  denkbar ,  dafs  die  Theile  der  Netzhaut,  welche 
den  direct  erregten  Thetl  zunäcbfit  umgeben,  in  ▼ölliger 
Ruhe  bleiben?    Man  kann  nicht  annehmen,  dafs  ein  Zu- 
stand von  kräftiger  Erregung  und   der  Zustand   Yölliger 
Ruhe  sonach  auf  demselben  Organ  in  unmittelbarer  Be- 
rührung stehen.     Man  >Tird  also  a  priori  zu  dem  Glau- 
ben geführt,  dafs  rings  um   das  Bild  des  Gegenstandes 
sich  Etwas  zeigen  müsse,  welches  den  allmäligen  Ueber- 
gang  macht  zwischen  dem  Erregungszustand  des  der  di- 
recten  Einwirkung  des  Lichts  unterworfenen  Theils  der 
Netzhaut  und  dem  Ruhezustand  der  entfernteren  Theile. 
Wie  nun  auch  dieser  Uebergang  geschehe,  so  mufs  man 
es   doch   für  höchst   wahrscheinlich  halten,  dafs  sich  die 
Erregung  rings  um  den  vom  Licht  getroffenen  Raum  bis 
zu  einem  mehr  oder  weniger  grofsen  Abstände  fortpflanze, 
ohne  ihre  Natur  zu  ändern,  und  da(s  daraus  die  Empfin- 
dung eines  vergröfserten  Bildes  entspringen  müsse. 

46.  Die  Irradiation  wäre  also,  in  Bezug  auf  den 
Raum,  das,  was  die  bekannte  Erscheinung  des  Beharrens 
der  Eindrücke  auf  die  Netzhaut  für  die  Zeit  ist  Einer- 
seits beharrt  der  Eindruck  auf  die  Netzhaut  noch  einige 
Augenblicke,  wenn  sie,  nachdem  sie  eine  gewisse  Zeit 
hindurch  dem  Lichte  eines  Gegenstandes  ausgesetzt  war, 
plötzlich  dieser  Einwirkung  entzogen  wird.  Andrerseits 
breitet  sich  der  Eindruck  rings  um  das  Bild  des  Gegen- 
standes bis  zu  einem  kleinen  Abstände  aus,  während  iÄt 
Netzhaut  der  Einwirkung  des  von  diesem  Gegenstande 
ausgehenden  Lichtes  unterworfen  ist.  Beide  Erscheinun- 
gen wären  demnach  Resultate  eines  einfachen  Gesetzes 
der  Stetigkeit,  vermöge  dessen,  wenn  ein  Theil  des  Or- 
gans aus  seinem  Normalzustand  gerissen  ist,  der  daraus 
hervorgehende  djuamische  Zustand  weder  augenblicklich 
aufhören,  noch  unmittelbar  an  einen  Zustand  gänzlicher 
Ruhe  gränzen  kann. 

47.  In  dieser  Betrachtungsweise  geschähen  die  Ueber- 


193 

{Snge  der  Erregung  zur  Ruhe,  sowohl  die  zeitlichen  als 
die  räumlichen,  nicht  blofs  durch  das  Beharren  der  Ein- 
drücke und  durch   die  Irradiation,  sondern  sie  würden 
Tervollständigt   durch  die  unter  dem  Namen  der  zufäUL 
ßen  Farben  bekannten  Erscheinungen.    Ich  habe  versucht, 
alle  diese  Erscheinungen  zu  verknüpfen  durch  eine  allge- 
meine Theorie,  die  auf  vorstehende  Stctigkeits- Betrach- 
tungen gegründet  ist,  und  von  der  man  einen  Abrifs  in 
den  Annales  de  chimie^  et  de  physique  (1833  August* 
p.  386)  findet  ^).      Kehren    wir    indefs  zur  Irradiation 
xorück. 

48.  Man  hat  gesehen,  wie  einfach  und  natürlich  die 
Erklärung  des  Phänomens  durch  eine  seitliche  Fortpflan- 
znog  des  Eindrucks  erscheint.  Zu  diesen  rein  rationellen 
Betrachtungen'  können  wir  nun  Thatsacbeu  hinzufügen. 
£s  giebt  deren,  die  augenfällig  beweisen,  dafs  in  gewis- 
sen Fällen  ein  Eindruck  sich  seitwärts  fortpflanzen  kann. 
Bekanntlich  scheint  der  kleine  Raum,  der,  auf  der  Nelz- 
hant,  der  Einfügung  des  optischen  Nervens  entspricht, 
ood  punctum  caecum  genannt  wird,  für  die  directe  Ein- 
wirkung des  Lichts  unempfindlich  zu  seyn.  Legt  man 
nämlich  auf  eine  schwarze  Fläche  einen  kleinen  weifsen 
oder  farbigen  Gegenstand,  schliefst  eins  der  Augen  und 
richtet  das  andere  so,  dafs  das  Bild  dieses  Gegenstands 
auf  die  erwähnte  Stelle  der  Netzhaut  fällt,  so  verschwin- 
det der  Gegenstand.  Nimmt  man  dagegen,  statt  des  far- 
bigen Gegenstands  auf  schwarzem  Grunde,  einen  schwar- 
zen Gegenstand  auf  farbigem  Grund,  so  verschwindet  der 
Gegenstand  eben  so  gut,  und  die  Farbe  des  Grundes 
breitet  sich  über  den  von  ihm  eingenommenen  Baum  aus. 
Daraus  folgt  offenbar,  wie  schon  Sir  D.  Brewster  be- 

1)  Deo  ersten  Theil  dieser  Theorie,  d.  h.  den,  welcher  den  zeitU- 
ehen  Uebergang  betrifTt,  habe  ich  m  einer  besonderen  Abhandlung 
(M^moires  de  fncademie  de  ßruxtllfs  und  Ann. -de  chim.  ei  de 
phj,,  1835  T,  LFlIl.p  337)  entwickelt;  (auch  diese  Ann.  Bd.  32, 
S.  543.     P. )     Mit  dem  zweiten  Thcil  bin  idi  jetKt  beschäftigt« 

13* 


196 

merkt  hat  ^),  dafs  die  Stelle  der  Netzhaut,  wo  der  opti- 
sche Nerv  eingefügt  i€t,  durch  Mittheilung  erregt  wird.  Mit 
andern  Worten,  der  umgebende  Eindruck  breitet  sieb 
seitwärts  tiber  diese  Stelle  aus, 

Wenn  man  demnach  die  Irradiation  durch  eine  Sei- 
ten Fortpflanzung^  des  Eindrucks  erklärt,  so  thut  man  nicht 
mehr,  als  dafs  man  der  Gesammtheit  der  Netzhaut  eine 
Eigenschaft  beilegt,  die  dieses  Organ  ohne  Widerrede 
auf  einem  kleinen  Stück  seiner  Ausdehnung  besitzt.  Zwar 
könnte  man  einwerfen,  dafs  das  punctum  caecum  nicht 
mit  dem  Rest  des  Organs  zu  vergleichen  sej,  weil  es 
nicht  für  das  directe  Licht  empfänglich  zu  seyn  scheint; 
allein  dieser  Einwand  fällt  weg  vor  einer  anderen  Beobach- 
tung Brewster's^).  Dieser  Physiker  hat  nämlich  er- 
wiesen, dafs  wenn  der  Gegenstand,  welcher  Licht  direct 
auf  das  punctum  caecum  sendet,  sehr  hell  ist,  er  nidit 
ganz  verschwindet,  und  dafs  man  an  seiner  Stelle  ein 
schwaches  nebelhaftes  Licht  erblickt;  man  kann  sich  da- 
von mittelst  einer  Kerzenflamme  überzeugen.  Daraus  folgt, 
dafs  das  punctum  caecum  nicht  ganz  der  Fähigkeit  er- 
mangelt, welche  der  Best  der  Betina  besitzt.  Wir  müs- 
sen also  annehmen,  der  Baum,  den  es  einnimmt,  sey  we- 
niger empfindlich  für  directe  Eindrücke,  pflanze  aber  die 
Seiteneindrücke  sehr  leicht  und  in  groCse  Feme  fort,  denn 
dieser  Baum  hat  eine  Winkelbreite  von  mehren  Graden ; 
dagegen  müssen  wir  den  Best  des  Organs  als  sehr  em- 
pfindlich für  directe  Eindrücke,  aber  als  die  Seiten-Ein- 
drücke nur  in  kleine  Abstände  fortpflanzend  betrachten. 

49.  Eine  Thatsache,  welche  die  Bechtmäfsigkeit  die- 
ser Schlüsse  unterstützt,  ist  folgende  von  mir  beobach- 
tete, die  so  ausgesprochen  werden  kann: 

Die  Irradiation  nimmt  zu  mit  der  Dauer  der  Be- 
schauung  des  Gegenstandes. 

Davon  kann  man  sich  durch  folgenden  Versuch  über« 

1)  Leiters  on  naiurai  magic  p,  14. 

2)  Ibi^i.  p.  12. 


197 

zeugen.  Aaf  eine  weifse  Karte,  von  gleichen  Dimensio- 
nen mit  den  schon  gebrauchten,  male  man  zwei  schwarze 
Felder  ab  cd/ und  ghklm  (Fig.  11  Taf.  111}  rechteckig 
bis  auf  einen  kleinen  Ausschnitt  an  ihren  gegenüberste- 
henden Ecken.  Dieser  Ausschnitt  macht  Theil  eines  klei- 
nen Quadrats  von  einem  Centimeter  in  Seite,  in  der  Mitte 
der  Karte,  wie  es  die  Figur  zeigt.  Die  Ränder  de  vl,  kl 
liegen  in  gegenseitiger  Verlängerung,  nicht  aber  so  die  Rän- 
der ab  u.  gh,  die  um  zwei  Millimeter  gegen  einander  vor- 
springen, so  dafs,  wenn  man  aus  der  Mitte  des  kleinen 
Quadrats  eine  Linie  parallel  den  Rändern  nm  und/o  der 
Karte  zöge,  diese  Mittellinie  in  einem  Abstände  von  einem 
Millimeter  von  den  Linien  ab  und  gh  durch  die  beiden 
schwarzen  Felder  gehen  würde. 

Betrachtet  man  diesen  Apparat,  wie  die  früheren, 
von  ferne,  so  ist  klar,  dafs  die  Irradiationen  der  weifsen 
Felder  längs  den  Rändern  ab  und  gh  diese  beiden  Rän- 
der scheinbar  auseinander  rücken  werden,  so  dafs  sie,  bei 
einer  gewissen  Entfernung  des  Auges,  in  gegenseitiger  Ver- 
längerung zu  liegen  scheinen.  Bei  einer  etwas  beträcht 
lieberen  Entfernung  weichen  die  beiden  Ränder  noch  mehr 
zurück  und  gehen  auf  die  andere  Seite  der  Mittellinie, 
80  dafs  diese  alsdann  in  die  durch  die  Irradiation  vergrö- 
fserten  weifsen  Felder  fällt.  Gesetzt  nun  der  Beobach- 
ter habe  sich  in  die  zuvor  durch  Probiren  ausgemittelte 
Entfernung  gestellt,  bei  welcher  die  Linien  ab  und  gh 
sich  in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung  zeigen.  Fährt 
er  nun  fort  sie  unverwandt  zu  betrachten,  so  hört  diese 
Colncidenz  auf,  und  die  beiden  Linien  scheinen  ihm  im- 
mer mehr  auseinander  zu  weichen,  wie  wenn  er  sich  mehr 
von  der  Karte  entfernte  ^).  Diese  letzte  Wirkung  geht 
übrigens  nur  bis  zu  einer  gewissen  Gränze.  Sucht  man 
die  erwähnte  Entfernung  durch  Probiren  auf,  so  mufs  man 
bei  jedem  Versuch  nur  darauf  achten,  die  Karte  nicht  zu 

1)  Von  sechs  Personen  konnte  nur  eine  diese  Wirkung  nicht  beobach- 
ten. Diese  Person,  obschon  für  Irradiation  empßnglicb,  war  es  übri- 
gens immer  nur  im  geringen  Grade. 


198 

lange  anzusehen,  sonst  würde  die  gefundene  EntfernaDg 
diejenige  sejn,  welche  einer  längeren  Anschauung  ent- 
spricht,  und  dann  würde  der  Effect  nicht  merklich  mehr 
zunehmen. 

Was  die  kleinen  weifs  gelassenen  Ausschnitte  an  den 
zugewandten  Ecken  der  beiden  schwarzen  Rechtecke  be- 
trifft, so  würden,  wenn  sie  nicht  da  wären,  die  Ränder 
de  und  kl  einen  kleinen  Theil  gemeinschaftlich  haben, 
und,  da  alsdann  die  zugewandten  Ecken  der  beiden  wei- 
fsen  Felder  an  diesem  Ort  nur  um  zwei  Millimeter  ge- 
trennt wären,  würden  ihre  Irradiationen  eine  merkliche 
Verringerung  erleiden  .(§.  36);  und  daraus  würde  dann 
gegen  denselben  Punkt  eine  scheinbare  Einbiegung  der 
Linien  ab  und  gh  entstehen  und  die  gute  Beurtheilung 
des  Effects  verhindert  sejn. 

50«  Nun  nehmen  die  Physiker  an,  dafs  die  Netz- 
haut durch  die  Dauer  des  Anschauens  immer  unempfind- 
licher für  das  Licht  werde  und  in  dem  ersten  Abschnitt 
meiner  Abhandlung  über  die  oben  dtirten  Gesichts -Er- 
scheinungen (Note  zum  §.  47)  habe  ich  eigends  durch 
einen  Versuch  gezeigt,  dafs  dem  wirklich  so  ist,  obwohl 
ich  von  der  Thatsache  eine  von  der  gewöhnlichen  ab- 
weichende Erklärung  gab.  Wenn  wir  diese  Thatsache 
mit  der  im  vorigen  Paragraph  erwähnten  zusammenstellen, 
80  können  wir  daraus  folgern,  dafs  in  dem  Maafse,  als 
das  directe  Licht  seine  Macht  auf  die  Netzhaut  zu  verlie- 
ren scheint,  der  fortgepflanzte  Eindruck  sich  darin  mehr 
entwickelt,  und,  wie  man  sieht,  entspringt  daraus  eine 
Analogie  mehr  zwischen  dem  punctum  caecum  und  dem 
Rest  des  Organs. 

51.  Verlangt  man  endlich  Thatsachen,  welche  die 
seitliche  Fortpflanzung  des  Eindrucks  nach  andern  Thei* 
len  der  Netzhaut  als  das  punctum  caecum  beweisen  ^), 
so  braucht  man  nur  die  von  Sir  Brewster  beigebracb- 

1)  Siehe  diese  Abhandlnog  §§.  34  mid  58— 62. 


199 

ten  Erfahrungen  zu  erwähnen  ' ).  Man  lege  auf  farbigen 
Grand  einen  schmalen  Streifen  welfsen  Papiers,  oder  ziehe 
auf  eine  weifse  FISche  einen  schwarzen  Strich,  richte  dann 
das  Auge  unverwandt  auf  einen  andern  Punkt,  der  7  bis  8 
Centimeter  von  dem  kleineu  Gegenstand  entfernt  ist,  und 
zwar  so,  dafs  man  diesen  letzteren  nur  indirect  sieht. 
Wenn  man  das  Auge  recht  unbeweglich  hält,  so  ver- 
schwindet der  Gegenstand  nach  einigen  Augenblicken 
vollständig  und  die  Farbe  der  umgebenden  Fläche  scheint 
sich  ober  die  von  ihm  eingenommene  Stelle  auszubreiten. 
Dieselben  Erscheinungen  also,  die  sich  beim  punctum 
caecum  zatragen,  ereignen  sich  auch  an  andern  Stellen 
der  Netzhaut,  so  bald  man  durch  eine  verlängerte  Be- 
schauung die  Empfänglichkeit  dieser  Theile  für  directe 
Eindrücke  verringert  hat.  Die  Seitenfortpflanzung  der 
Eindrücke  zu  den  benachbarten  Theilen  der  Netzhaut, 
and  die  Beziehung  dieser  Erscheinung  zu  der  gröfsern 
oder  geringeren  Empfilnglichkeit  des  Organs  für  directe 
Eindrücke  scheinen  mir  also  gegenwärtig  fast  erwiesen/ 

52.  Rationelle  Betrachtungen,  Analogie  und  Erfah« 
ning  unterstützen  demnach  auf  eine  merkwürdige  Weise 
die  Theorie,  welche  die  Irradiation  von  einer  Seitenfort- 
pflanzung des  Eindrucks  herleitet.  Sehen  wir  jetzt,  ob 
nicht  die  nämliche  Theorie  die  verschiedenen  Gesetze 
desselben  erklären,  und  aus  einigen  derselben  neue  Argu- 
mente zu  Gunsten  ihrer  ziehen  könne. 

53.  Zuvörderst  habe  ich  behauptet,  dafs  die  Irra- 
diation nicht  gleich  sej  bei  verschiedenen  Individuen,  und 
sogar  bei  einer  und  derselben  Person  mit  dem  Befinden 
der  Augen  sich  verändere.  Diese  Thatsachen  ergeben 
sich  ganz  natürlich  aus  der  besagten  Theorie.  Wenn  die 
Irradiation  ein  Phänomen  der  Empfindung  ist,  so  ist  es 
uomöglicb,  daCa  es  bei  allen  Augen  gleich  sey,  und  man 
hegreift,   dafs   es  selbst  bei  dem  nämlichen  Auge  bald 

1)  The  Edinburgh  Joum,  No^  FL    Oct,  1825  p.  289. 


24)0 

mehr,  bald  weniger  ausgebildet  seyn  könne«  Ich  fOhrte 
darüber  einige  Erfahmngen  an,  die  zivar  nar  als  sehr 
grobe  Annäherungen  betrachtet  werden  müssen,  die  aber 
doch  dazu  dienen  werden,  eine  erste  Idee  zu  geben  von 
der  Methode,  von  welcher  ich  weiterhin  ausführlich  spre- 
chen werde,  und  mittelst  der  ich  dahin  gelangt  bin,  die 
Irradiation  bei  verschiedenen  Personen  zu  verschiedenen 
Zeiten  und  unter  bestimmten  Umständen  zu  messen.  Ueber- 
diefs  sind  die  Beobachtungen,  die  ich  berichten  werden 
mittelst  eines  Apparats  angestellt,  den  jeder  leicht  verfer- 
tigen, und,  mit  den  erforderlichen  Yorsichtsmafsregeln  an- 
gewandt, zur  Erlangung  genauer  Resultate  benutzen  kann. 

Der  Apparat  ist  der  im  §.  49  beschriebene.  WeDD 
ein  Beobachter,  von  gehöriger  Entfernung  aus,  die  beiden 
Ränder  ab  und  gh  der  weifsen  Felder  (Fig.  11  Taf.  III) 
in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung  sieht,  so  erfolgt  die- 
ser Anschein  aus  dem  Vereine  zweier  partiellen  Irradia- 
tionen, die  längs  diesen  beiden  Linien  stattfinden.  Es 
ist,  wie  wenn  in  Wirklichkeit  jede  derselben  parallel  mit 
sich  selbst  gegen  die  Verlängerung  der  anderen  vorge- 
rückt wäre,  und  zwar  um  die  Hälfte  ihres  Abstandes,  die 
zufolge  der  Construction  zwei  Millimeter  beträgt  Daraus 
folgt,  dafs  die  Irradiation,  welche  z.  B.  längs  ab  statt- 
findet, unter  den  besagten  Umständen  einen  Gesichtswio- 
kel  umfafst,  dessen  Schenkel  an  dem  Gegenstande  aaf 
einer  Grundlinie  von  einem  Millimeter  stehen«  Kennt 
man  also  diese  Grundlinie  und  die  Entfernung  des  Ge- 
genstandes vom  Beobachter,  so  kann  man  hiedurch  von 
der  Irradiation,  welche,  bei  dieser  Person  zu  einer  ge- 
wissen Zeit  und  für  den  besondem  Fall,  dafs  ein  weifser 
Gegenstand  dem  Tageslicht  ausgesetzt  ist,  stattfindet,  eine 
angenäherte  Messung  erhalten. 

Hier  ist  indefs  eine  wichtige  Bemerkung  zu  machen. 
Da  die  Irradiation,  wie  wir  gesehen,  bis  zu  einer  gewis- 
sen Gränze  mit  der  Dauer  des  Beschauens  wächst,  so 
kann  man  sich  bei  der  Messung  der  Irradiation  zwei  ve^ 


201 

sdiiedene  Aufgaben  setzen,  nämlich:  die  Besdinmnng  des 
Weitbes,  welche  dem  ersten  Augenblick  der  Beschattung 
entspricht,  und  der,  welchen  die  Irradiation  nach  hinreichend 
langer  Beschauung  erlangt,  wenn  sie  sich  nicht  merklich 
mehr  rergrOfsert    Die  GrOfsen  weiterhin  entsprechen  der 
ersten  dieser  Aufgaben ;  allein  ich  habe  spater  eingesehen, 
dais  es  für  die  Genauigkeit  der  Resultate  weit  besser  ist, 
die  Beschattung  des  Gegenstandes  bis  zum  Maximo  des 
Effects  fortzusetzen,  weil  es  etwas  schwer  ist  auf  den  er- 
sten Blick  zu  entscheiden,  ob  die  beiden  Linien  der  ver- 
langten Bedingung  des  Einfallens  in  ihre  gegenseitige  Ver- 
längerung entsprechen,  und  weil  die  kurze  Zeit,  wahrend 
der  man  den  Apparat  betrachtet,  um  sich  von  dieser  Coin* 
cidenz  zu  überzeugen,  hinreicht  die  Irradiation  abzuän- 
dern.   Folgendes  sind  die  Resultate;  sie  wurden  zu  der- 
selben Zeit  mit  drei  verschiedenen  Personen  erhalten: 


Entfemnng. 

Winkelwecth  der  Irradiation 

Iste  Person 

2-.5 

1'22" 

2te 

5  ,0 

&4V 

3te 

12  ,0 

ff  IT 

Diese  Resultate  zeigen,  wie  man  sieht,  grofse  Unter- 
schiede von  der  einen  zur  andern  Person;  allein,  aufsdr 
dafs  sie  nur  annSherend  sind,  können  sie  nicht  anzeigen» 
oh  diese  Unterschiede  von  einer  wirklichen  Verschieden- 
heit der  Irradiation  bei  jenen  Personen  herrühren,  oder 
davon,  dafs  eine  derselben  sich  so  zu  sagen  in  einer  An- 
wandlung von  leichter  Irradiation,  und  die  andere  in  einer 
entgegengesetzten  Anwandlung  befand.  Wir  verweisen 
demnach,  was  die  vollständigere  Erörterung  dieses  Ge- 
genstandes betrifft,  auf  das  Weitere. 

54.  Die  Theorie,  mit  der  wir  uns  beschäftigen,  er- 
klärt auf  eine  eben  so  einfache  Weise,  warum  die  Irra- 
diation um  so  gröfser  erscheint,  je  entfernter  der  leuch- 
tende Gegenstand  ist.  In  der  That  bemerke  man  zunächst, 
dais  die  wirkliche  Breite  der  kleinen  Zone  vom  fortge- 
pflanzten Eindruck,  welchCi  nach  dieser  Theorie^  auf  der 


202 

Netzbant  das  Bild  des  Gegenstandes  amgiebt,  nicht  tob 
der  Entferuang  dieses  Gegenstandes  abhängen  kann,  so 
bald  nar  dieser  eine  gleiche  Helligkeit  behält,  immer  auf 
•einem  gleich  dunklen  Grunde  bleibt,  o.  s.  w.  Daraus 
folgt,  da(fl  der  Gesichtswinkel,  welcher  diesell>e  Breite 
umspannt,  für  jegliche  Entfernung  derselbe  bleibt.  Da 
min  der  Beobachter  die  erfolgende  Erscheinung  nothweo- 
dig  auf  den  Gegenstand  selbst  überträgt,  so  legt  er  der 
kleinen  leuchtenden  Zone,  welche  dem  Umfang  dieses 
(icgensfandes  hinzugefügt  erscheint,  eine  absolute  Breite 
bei,  welche  der  wirklichen  oder  von  ihm  vorausgesetzteo 
Entforunng  seines  Aages  von  dem  Gegenstand  proportio* 
nal  ist.  Denkt  man  sich  nämlich  für  einen  Augenblick, 
daCs  wirklich  eine  kleine  Zone  dem  Umrifs  des  Gegen- 
standes hinzugefügt  sej,  so  könnte  man  sie  offenbar  nar 
dann  unter  einem  constanten  und  von  der  Entfernung  un- 
abhängigen Gesichtswinkel  sehen,  wenn  man  die  wahre 
Breite  derselben  proportional  mit  dieser  Entfernung  än- 
derte. Es  verhält  sich  also  mit  der  Irradiation  wie  mit  den 
zufälligen  Farben,  Bekanntlich  sieht  man,  wenn  man 
nach  hinreichend  langer  Betrachtung  eines  rothen  Gegen- 
standes, z.  B.,  die  Augen  auf  eine  weifse  Fläche  richtet, 
ein  grünes  Bild  von  gleicher  Gestalt  mit  dem  Gegenstande; 
allein  dieses  Bild,  welches  von  einer  Abänderung  der 
Netzhaut  an  dem  zuvor  von  dem  rothen  Bilde  eingenom- 
menen Raum  herrührt,  mufs  denselben  Winkel  umspan- 
uen  wie  das  letztere,  und  deshalb  desto  gröfser  erschei- 
nen, je  entfernter  die  Flächen  sind,  auf  die  man  es  pro- 
}icirt.  Dicfs  wird  bekanntlich  von  der  Erfahrung  voll- 
kommen bestätigt. 

55.  Mithin  ist  die  Yergröfserung,  welche  die  Irra- 
diation fai  erleiden  scheint,  wenn  man  sie  auf  eine  grö- 
tsere  Entfernung  bezieht,  eine  nothwendige  Folge  der  von 
uns  erörterten  Theorie.  Könnte  man  nun  beweisen,  dab 
die  scheinbare  Yergröfserung  wirklich ,  bei  demselben 
Auge  und  demselben  Gegenstand,  einem  constanten  Ge^ 


203 

nditswiDkel  enUpricht,  so  i'vürde  diefs  eins  der  nUlcbtig- 
steD  Argumente  za  Gunsten  derselben  Theorie  seyn;  denn 
diese  Bestftndigkeit  der  Gesichtswinkel  ist  das  Hauptkenn- 
zeichen der  Gesichts -Erscheinungen,  die  darauf  beruhen, 
dar»  ein  StQck  der  Netzhaut  von  beständiger  Gröfse  eine 
Abänderung  erleidet.  Diese  wichtige  Thatsache  glaube 
idi  festgestellt  zu  haben ,  und  zwar  mittelst  des  im  §.  S3 
angegebenen  Mefsverfahrens. 

Der  Ton  mir  angewandte  Apparat  ist  Taf.  III  Fig.  12 
abgebildet;  ab  c d  ist  eine  rechteckige  Platte  von  ge- 
schwärztem Kupfer,  ungefähr  1,5  Millimeter  dick,  10  Cen- 
timeter  hoch  und  8  breit;  sie  ist  längs  der  Linie  /ghiklf 
ausgeschnitten,  so  dafs  nur  das  von  den  beiden  Linien 
gf  oud  If  und  einem  Theil  des  8  Mm.  breiten  Rahmens 
ghiii  begränzte  Stück  stehen  geblieben;  mnop  ist  ein  be- 
wegliches and  gleichfalls  geschwärztes  Rechteck,  dessen 
Vorderfläche  sich  in  gleicher  Ebene  mit  dem  Rest  des 
Apparats  befindet,  und  das  sich  in  zwei  Fugen  bewegt, 
▼00  denen  die  eine  in  dem  Rand  ik  des  Rahmens,  die 
andere  In  dem  an  der  Seite  hi  desselben  Rahmens  be- 
festigten Stock  qr  angebracht  ist.  Die  Räuder  gf  und 
//  des  festen  Theils  sind  parallel,  die  eine  den  Seiten 
adt  bc^  die  andere  den  Seiten  ab^  de,  und  haben  glei« 
chen  Abstand  von  diesen  Seiten.  Der  Rand  mp  der  be- 
weglichen Platte  bleibt  immer  gf  genau  parallel,  und  der 
Rand  mn  kommt  mit  dem  Rand  If  in  Berührung,  wenn 
man  die  bewegliche  Platte  zum  Theil  unter  diese  Linie 
schiebt.  Die  vier  Ränder  gf,  If,  mp  und  mn  sind  von 
hinten  zogeschärft,  damit  sie  scharf  begränzt  und  ohne 
sichtbare  Dicke  erscheinen.  Die  Lage  der  beweglichen 
Platte  wird  durch  eine  Mikrometerschraube  st  geregelt, 
auf  deren  Kopf  eine  Marke,  die  so  gestellt  ist,  daCs  sie, 
wenn  die  beiden  Ränder  gf  und  mp  genau  in  gegensei- 
tiger Verlängerung  liegen ,  dem  äufserlich  am  Rahmen  be- 
fiadlichen  Zeiger  i^  entspricht.    Endlich  steht  das  Ganze 


204 

auf  eizem  Fafs  xy^  der  so  eiugerichCet  ist,  dafs  man  den 
Apparat  nach  Belieben  beben  oder  senken  kann. 

Gesetzt  nun,  der  Uand  mp  sey  in  die  Verlängeraog 
Ton  gf  gebracht,  und  man  lasse  darauf  die  Schraube  ei- 
nige Umgänge  machen,  in  dem  Sinn,  dafs  die  bewegliche 
Platte  gegen  Ik  vorruckt,  also  die  besagte  Coincideni 
zwischen  beiden  Linien  nicht  mehr  stattfindet,  sondern 
der  eine  Rand  um  eine  gewisse  6rö£se  gegen  den  an- 
dern vorspringt.  Nach  dieser  Vorrichtung  des  Apparats 
denke  man  sich  denselben  so  gestellt,  dafs  er  auf  ein 
hinreichend  helles  Feld,  z.  B.  auf  den  Himmel,  projidrt 
sej.  Alsdnnn  scheinen  die  Oeffnungen  ghrf  und  Impk 
erleuchtet,  und  man  hat  ein  der  Fig.  11  analoges  System, 
jedoch  mit  dem  Haupt -Unterschiede,  dafs  man  den  ge- 
genseitigen Vorsprung  der  Ränder  gf  und  mp  der  er- 
leuchteten Felder  nach  Belieben  verändern  kann.  Weno 
man  also  den  so  aufgestellten  Apparat  betrachtet,  so 
rücken  jene  beiden  Ränder,  vermOge  der  längs  ihnen  eot- 
standencn  Irradiation  scheinbar  zurück,  wie  in  den  Ver- 
suchen der  §§.  49  und  53,  und  man  kann  eine  solche 
Entfernung  aufsuchen,  dafs  sie  in  ihrer  gegenseitigen  Ver- 
längerung zu  liegen  scheinen.  Da  man  die  wirkliche  Aus- 
weichung beider  Ränder  und  die  Entfernung  des  Appa- 
rats vom  Auge  kennt,  so  kann  man  denn  auch,  wie  im 
Versuch  des  §•  53,  den  von  der  Irradiation  bespannten 
Gesichtswinkel  berechnen.  Die  Bestimmung  der  Auswei- 
chung beider  Ränder  bietet  keine  Schwierigkeit  dar,  weno 
man  sie  so  eingerichtet  hat,  dafs  sie  einer  ganzen  Zahl 
von  Schraubenumgängen  entspricht,  was  offenbar  der  Fall 
seyn  wird,  wenn  die  Marke  unter  den  Zeiger  geführt  isL 
Denn  diese  Ausweichung  ist  gleich  der  Anzahl  der  Schraii- 
bcnumgänge  muhiplicirt  mit  der  Gröfse,  um  welche  ein 
einziger  Umgang  die  Platte  vorschiebt.  Um  ein  für  alle 
Mal  diese  letzte  Grüfse  mit  hinlänglicher  Genauigkeit  zo 
erhalten,  läfst  man  die  Schraube  von  dem  Punkte  ab,  wo 
die  beiden  Ränder  in  gegenseitiger  Verlängerung  liegeo, 


205 

eine  etwas  beträchtliche  Zahl  Tön  Umgangen,  z.  B.  zehn, 
machen,  mifst  direct  die  erfolgende  Aasweichung,  und 
thejlt  dieselbe  durch  die  Zahl  der  Umgänge. 

5&  Will  man  nun  mit  diesem  Apparat  ermitteln, 
ob  der  Gesichtswinkel,  welcher  die  Irradiation  mifst,  un« 
abhängig  sey  von  der  Entfernung  des  Gegenstandes  vom 
Auge,  oder  einem  anderen  Gesetze  folge,  so  verführt  man 
80.  Man  mifst  eine  Reihe  von  Gesichtswinkeln,  die  für 
dasselbe  Auge  verschiedenen  Ausweichungen  und  folglich 
▼erecbiedenenen  Entfernungen  entsprechen,  und  vergleicht 
nan  die  erhaltenen  Werthe  mit  einander.  Ich  werde  bald 
▼OD  den  Vorsichtsmafsregeln  sprechen,  die  man  nehmen 
fliafs,  um  den  Resultaten  Genauigkeit  zu  geben.  • 

Auf  folgende  Weise  kann  man  die  Rechnungen  sehr 
▼ereinfachen.  Sey  e  die  von  Einem  Schrauben  -  Umgang 
bewirkte  Ausweichung,  und  8  die  Entfernung,  in  welche 
sich  eine  bestimmte  Person  begeben  mufs,  um  diese  Aus- 
weichung durch  die  Irradiation  vernichtet  zu  sehen.  Der 
Gesichtswinkel,  welcher  diese  Irradiation  mifst,  hat  zur 
Grundlinie  \e  (§.  53),  und  wenn  man  diesen  Winkel 
durch  a  bezeichnet,  hat  man  offenbar 

\e 
ianga^sz-^  ...  (1) 

Sey  fiberdiefs  Ne  irgend  eine  durch  N  Schrauben- 
amgänge  bedingte  Ausweichung,  D  die  Entfernung,  bei 
welcher  sie  fOr  dieselbe  oder  eine  andere  Person  ver- 
schwindet, und  A  der  entsprechende  Werth  der  Irradia- 
tion, so  hat  man  ebenso 

tangJ=^ 

Dividirt  man  diese  Gleichung  durch  die  vorherige^ 
10  kommt 

tangA   NS 

tanga  D^ 

tmd  da  die  Winkel  A  und  a  nothwendig  sehr  klein  sind, 


206 

so  fallen  die  Bogen,  welche  sie  messen  mit  ihren  Tan- 
genten zusammen y  und  man  kann  setzen: 

A — — ^«  •   •   •   \^) 

Statt  nun  jeden  besonderen  Werth  der  Irradiation 
in  Bruchtheilen  von  Graden  auszudröken,  können  wir 
alle  diese  Werthe  auf  eine  zweckmäfsig  gewählte  Einheit 
ihrer  Art  zurückführen.  Denken  wir  uns  also  einen  Be- 
obachter, dessen  Augen  so  beschaffen  sejen,  dafs  für  ihn 
die  durch  einen  einzigen  Schraubenumgang  bewirkte  Aus- 
weichung in  der  Entfernung  von  einem  Meter  verschwin- 
det, und  nehmen  die  durch  diesen  Effect  hervorgebrachte 
Irradiation  zur  Einheit.  Diese  Irradiations» Einheit  wird 
also  dem  Gesichtswinkel  entsprechen,  der  aus  der  Ent- 
fernung von  einem  Meter  eine  Grundlinie  gleich  i^  be- 
spannt. Nimmt  man  nun  Überdiefs  das  Meter  zur  Ein- 
heit der  Entfernung,  so  hat  mau  in  der  Formel  (2) 
a==l,  ^=1  und  folglich: 

A  —  -jic-  .  •  .  (3) 


Das  ist,  in  Funktion  der  von  uns  angenommenen 
Einheit,  der  Ausdruck  für  den  besonderen  Werth  der 
Irradiation,  welcher  einer  Beobachtung  von  irgend  einer 
Person  entspricht,  und  wie  man  sieht,  braucht  man,  um 
diesen  Werth  zu  erhalten,  nur  die  Zahl  der  Scbrauben- 
umgänge,  welche  die  Ausweichung  bewirkte,  zu  dividiren 
durch  die  Entfernung,  in  welche  sich  die  Person  stellen 
nuifs,  um  diese  Ausweichung  verschwinden  zu  sehen. 
Man  kann  unmittelbar  zu  der  Formel  (3)  gelangen,  wenn 
man  erwägt,  dafs  der  Gesichtswinkel,  wegen  seiner  Klein- 
heit, sich  direct  wie  seine  Grundlinie  und  umgekehrt  wie 
die  Entfernung  des  Auges  verhalten  mufs.  Da  nun  diese 
Grundlinie,  welche  halb  so  grofs  wie  die  Ausweichung 
der  Ränder,  der  Zahl  der  Schraubenumgänge  proportio- 
nal ist,  so  wird  man  als  Mafs  des  in  Rede  stehenden 
Winkels  diese  Zahl  von  Umgängen,  dividirt   durch  die 


207 

iV 

EoffernaDg  des  Auges,  oder  -jr-   nehmen  können^  qrcI 
diese  GrOCBe  wird  der  Einheit  gleich  seyn»  wenn  zugkkb 

N=:\  UDd   Z)=l. 

Will  man  die  auf  diese  Weise  unter  verschiedenett 
Umständen  erhaltenen  relativen  Werthe  der  Irradiatiott\ 
▼emaodeln  in  absolute,  durch  Brochtbeile  von  Graden 
aosgedrQckte  Werthe,  so  braucht  man  nur  ein  für  alle 
Mal  den  von  uns  zur  Einheit  genommenen  absoluten 
Wer(h  des  Winkels  zu  berechnen,  und  mit  diesem  Werthe 
alle  relativen  Irradiations- Werthe  zu  multipliciren. 

57.  Ehe  ich  die  Resultate  der  Versuche  mitlheile, 
die  ich  angestellt,  um  mich  der  Unabhängigkeit  des  Win- 
kelwerths  der  Irradiation  von  der  Entfernung  zu  verge- 
wissem, will  ich  die  Vorsichtsmafsregeln  angeben,  die 
ich  zur  Sicherung  des  Erfolgs  getroffen  habe. 

(1)  Da  die  Lage  des  Zimmers,  in  denen  sie  ge- 
macht wurden,  nicht  erlaubte,  den  Apparat  in  der  Hübe 
des  Auges  so  vor  einem  Fenster  aufzustellen,  dafs  er  sich 
direct  auf  den  Himmel  projiciren  konnte,  so  habe  ich  zur 
Hebung  dieses  Uebelstands  einen  geneigten  Spiegel  so  an- 
gebracht, dafs  man  durch  Reflexion  den  Himmel  in  der 
gehörigen  Richtung  sah. 

(2)  In  diesem  Falle,  wie  in  allen  übrigen,  habe  ich 
Blich  nicht  blofs  auf  meine  eignen  Augen  verlassen,  son« 
dem  auch  andere  Personen  zu  Hülfe  genommen. 

(3)  Da  diese  Versuche  eine  gewisse  Gewohnheit 
verlangen  oder  vielmehr  erfordern,  dafs  die  Person  die 
neb  ihr  zeigende  Erscheinung  gleichsam  wohl  zu  beur- 
theilen  lerne,  so  liefs  ich  diese  Person  zuerst  eine  Reibe 
Beobachtungen  bei  verschiedenen  Ausweichungen  machen, 
ohne  dafs  ich  diese  Reihe  in  Rechnung  nahm.  Dann 
machte  dieselbe  Person  mehre  andere  Reihen,  deren  jede 
sechs  Ausweichungen,  bestimmt  durch  einen,  zwei,  drei, 
•  •  sechs  Schraubenumgänge,  entsprach;  und  für  jede  ein- 
uloe  Beobachtung  zeichnete  ich  die  Zahl  der  Umgänge 


\ 


208 

and  die  EDtfernangen  des  Auges  auf.  Dann  nahm  ich 
das  Mittel  aus  der  jeder  Ausweicbaog  zugebürigen  Eot- 
femongy  und  erhielt  so  eine  mittlere  Reihe ,  mehr  oder 
weniger  von  Beobachtungsfehlern  befreit«  Endlich  be- 
rechnete ich  mittelst  der  Formel  (3)  des  §.  56  den  ei- 
ner jeden  Entfernung  in  dieser  mittleren  Reihe  entspre- 
chenden  Irradiationswertb,  und  die  Reihe  dieser  Werthe 
mufste  mir,  mehr  oder  weniger  angenähert,  das  Geseti 
der  Irradiation  bei  Veränderungen  im  Abstände  des  Au- 
ges geben. 

(4)  Bei  allen  Beobachtungen  wurde  die  Dauer  der 
Beschauung  lange  genug  unterhalten ,  damit  die  Irradia- 
tion ihr  Maximum  erreiche;  der  Abstand  des  Auges, vom 
Apparat  wurde  nicht  eher  gemessen,  als  nachdem  die 
Person  erklärt  hatte,  dafs  sich  der  Effect  nicht  mehr  ver^ 
gröfserte.  Da  andrerseits  diese  Beobachtungen  ziemlich 
langes  Probiren  erfordern,  und  das  zu  ermtidetc  Auge 
endlich  fehl  sieht,  so  liefs  ich  die  Person  von  Zeit  zu 
Zeit  ihre  Augen  ausruhen  zwischen  dem  successiven  Pro- 
biren, welches  die  Ermittlung  jederj  Entfernung  ndlhtg 
macht« 

(5)  Da  die  Verschiebungen  der  beweglichen  Platte 
des  Apparats  die  Anwendung  eines  analogen  Mittels  wie 
das  der  kleinen  Ausschnitte  der  schwarzen  Felder  auf  der 
Karte,  Fig.  II,  unmöglich  machten,  so  zeigte  sich  noth- 
wendig  gegen  die  Punkte  /  und  m  (Fig.  12  Taf.  III) 
eine  kleine  Einbiegung  der  Ränder  gf  und  pm^  was  die 
Schwierigkeit  der  Entscheidung,  wann  die  beiden  Ränder 
genau  in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung  erschienen 
(§•  43),  erhöhen  mufste.  Um  diesem  Uebelstand  mög- 
lichst vorzubeugen,  trug  ich  Sorge,  den  Beobachter  darauf 
vorzubereiten  und  ihm  zu  empfehlen,  nicht  nach  diesem 
Punkt,  sondern  nach  der  Gesammtheit  beider  Linien  vi 
urtheilen. 

(6)  Bei  jeder  Beobachtung  giebt  es  in  der  Entfer- 
nung gewisse  Gränzen,  zwischen  welchen  die  beschrie« 

bene 


ao9 

beoe  Coinddenz  beider  Linien  nicht  sdieiot  sich  merk- 
lich za  Sndem,  d.  h.  im  Fall  der  Beobachter  rieh  ge- 
Baa  in  der  erforderlichen  Entfemong  befindet,  kann  er 
eiDe  gewisse  Strecke  vor-  oder  zurfickgehen,  ohne  dafs 
die  scheinbare  Coinddenz  ihm  aufgehoben  erscheint;  nur 
diefsseits  der  ersteren  Gränze  beginnt  er,  die  beiden  Rän- 
der etwas  auseinander  weichen  zu  sehen,  und  erst  jen* 
seits  der  zweiten  scheint  ihm  die  Irradiation  sie  in  ent* 
gegeogesetzter  Richtung  zu  trennen.     Diefs  rührt  davon 
her,  dafs  es  schwer  ist  zu  beurtheilen,  ob  zwei  Linien 
in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung  sind  oder  nicht,  so- 
bald sie  einen  gewissen  Grad  von  Annäherung  erreicht 
haben.     Es  bleibt  also  immer,  bei  jeder  Beobachtung, 
einige  Ungewifsheit  über  die  wahre  Entfernung,  in  wel- 
che man  sich  begeben  mufs;  und  daraus  entspringen  noth- 
wendig  die  Fehler  bei  dieser  Gattung  von  Beobachtun- 
gen.   Die  Gränzen,  zwischen  welchen  sich  die  scheinbare 
Coinddenz  zu  halten  scheint,  liegen  übrigens  bei  kleineu 
Entfernungen  und  einer  starken  Irradiation  sehr  nahe  zu- 
sammen; allein  unter  entgegengesetzten  Umständen  kön- 
nen sie  um  eine  ziemlich  beträchtliche  Gröfse  auseinan- 
der rücken.    Um  diese  Fehlerquelle  zu  verringern  veran- 
lagte ich   den  Beobachter,  nahezu  die  mittlere  Lage  zwi- 
schen jenen  beiden  Gränzen  aufzusuchen,  und  bei  dieser 
mittleren  Lage  wurde  dann  die  Entfernung  gemessen. 

(7)  Um  unter  den  einzelnen  Beobachtungen  eine 
gänzliche  Unabhängigkeit  aufrecht  zu  halten,  vermied  ich 
bei  jeder  Reihe  die  Ausweichimgen  in  wachsender  Ord* 
nuog  zu  nehmen;  ich  fing  z.  B»  mit  vier  Schraubenum- 
gpiOgen  an,  kehrte  dann  zu  Einer  zurück,  nahm  darauf 
fünf,  u.  s.  w.  Da  das  Auge  um  so  mehr  ermüdet,  ab 
die  Beobachtungen  sich  vervrelfUtigen,  so  stand  Überdieb 
za  fürchten,  dab  auch  die  Irradiation  mehr  oder  weniger 
abgeändert  werden  würde.  Um  die  hieraus  etwa  entsprin- 
genden Fehler  zu  vernichten,,  befolgte  ich  in  der  zweiten 
Reihe  eine  umgekehrte  Ordnung  wie  in  der  zvveiten;  und 

Pofcead.  Ann.  Erganiwi|ibdL  I.  14 


210 


in  der  dritten  nahm  ich  wieder  eine  andere  Ordnim^ 
die  ich  in  der  vierten  abermak  umkehrte.  Auf  diese  Weise 
mufsten  die  besagten  Fehler,  wenn  sie  existirten,  in  der 
mittleren  Reihe  sich  compensiren. 

§.  8.  Folgende  Tafel  enthält  alle  partiellen  Resul- 
tate dieser  Versuche,  geordnet  nach  wachsender  Reihe 
der  Ausweichungen.  Sie  wure  n  von  vier  der  §.  35  ge- 
nannten Personen  beobachtet;  da  indefs  die  auf  eine  nSm- 
liche  Person  bezüglichen  Reihen  nicht  alle  an  demselbeo 
Tage,  noch  zn  derselben  Stunde,  noch  immer  in  dem- 
selben Zimmer  beobachtet  wurden,  die  Helligkeit  des  von 
dem  Spiegel  reflectirten  Lichts  also  mit  diesen  Umstän- 
den veränderlich  seyn  mufste,  und  diese  VeränderuDgeo, 
wie  man  glauben  kann,  auf  die  Irradiation  Einflufs  haben 
konnten,  so  habe  ich  für  jede  Reihe  die  die  Helligkeit 
bedingenden  Umstände  angegeben,  nämlich:  Jahreszeit, 
Weltgegend  des  Fensters,  vor  welchem  der  Apparat  stand, 
Tagesstunde  und  Beschaffenheit  des  Himmels. 


Tag     I 


Gemessene  Entfernangen,  Meter. 

■ 

'l  ^ 


Für  Schraubenumgange 
2      I      3     I      4 


I      ß 


Erste  Person. 


Ister  *) 
2ler  ^) 


0,69 

1,26 

1,67 

2,07 

3,38 

0,63 

1,34 

1,72 

2,61 

2,88 

0,63 

1.24 

2,56 

2,54 

3,47 

0,75 

1,27 

2,32 

3,05 

3,52 

Zweite  Person. 

0,68 

1,60 

2,53 

3,41 

4,42 

0,90 

1,40 

2,61 

3,56 

4,15 

0,91 

1,81 

2,59 

3,80 

4,75 

0,90 

1,84 

2,72 

3,66 

4,56- 

Ister  •) 
2ter«) 


1)  Jamiar,  Nord,  10^  Moit^  heiter. 

2)  do.  a^  NwJmutt  kelter. 

3)  Januar,  Ott,  IS^lSitt.  adiwack  neblig. 

4)  do.    d»    bedecfa. 


3,87 
4,07 
4,07 
4,23 


5,33 
5,42 
5,45 
5,37 


211 


Gemeisene  Entfernungen, 
Für  Scfaranbenmngäoge : 

T.»    I     1    i     a    I     3    I     4 


Meter. 


I   « 


Dritte  PenoD. 


Istcr  *) 
2tcr  ^) 
3ler  ») 
4ter  *) 
5lcr ») 

Ister  •) 
2lcr  •') 
3ter  ») 
4ter  •) 

5tcr  ") 


1,23 

2,72 

2,51 

3,40 

4,50 

1,62 

2,04 

3,08 

3,82 

4,80 

0,92 

2,27 

3,40 

4,67 

5,52 

0,85 

1,45 

3,09 

4,67 

339 

0,65 

1,29 

1,76 

3^14 

3,67 

Vierte  PerBoq. 


1,46 

3,40 

6,20 

7,15 

8,40 

1,88 

3,95 

5,00 

8,60 

10,70 

1,68 

3,84 

6,45 

6,00 

7,20 

1,32 

3,59 

3,95 

4,73 

6.36 

1,26 

2,67 

3,67 

4,10 

5,75 

1,20 

2,20 

3,13 

34M) 

5,00 

1,01 

2,03 

3,14 

4,02 

5,72 

6,75 
5,38 
6.00 
6,05 
5,68 

11,00 
10,10 
8,32 
7,40 
7,42 
6,79 
5,67 


59.  Berechnen  wir  nun  für  jede  Porso^i  die  Reihe 
der  mittleren  Entfernangent  und  beptlmnMm  durch  die 
froher  gegebene  Formel  den  einer  jeden  Entfernung  ent- 
sprechenden Werth  der  Irradiation,  so  erhalten  wir  fol- 
{eode  Tafel: 

Erste  Person. 

Midi.  Entfern.      0,675;  1,277;  2,067;  2,567;  3,312;  4,060 
Irradiationswerth.  1,481;  1,566;  1,451;  1,558;  1,509;  1,477 

Die  angegebenen  Enlfemungep  wachsen,  wie  man 
tiebt,  ziemlich  regelm&fsig  von  0,675  bis  ilber  4  Meter.  Und 

1)  und  2)  Januar,  Nord,  11^   Morg.  keiler. 

3)  Janoar,  Ost,  1(^  Morg.  heiter. 

0  do.    do.     bedeckt. 

&)  Fcbmar,  Ost,  11^  Morg.  bedeckt 

6)  Janoar,  Ott,  11^  Moig.  better. 

«)  und  8)  do.    do.     1^^  Nacho.,  ichwacb  neblig. 

^)  do.    do.    do«    better. 

•  •      •    ^ 

14* 


212 

die  entsprechenden  Irradiationswerthe  entfernen  sich  kaum 
von  einander;  ihre  Unterschiede  gehen  bald  in  diesem^ 
bald  in  jenem  Sinn.  Das  Mittel  aus  den  sedis  Werthen 
ist  1,507  und  die  Abweichungen  derselben  Ton  diesem 
Mittel  sind: 

—  0,026;  +0,059:  —0,056;  +0,051;  +0,002;  -0,03a 

Die  Abweichungen  liegen  fast  wechselsweise  im  Mi-  i 
nus  und  im  Plus,  und  ihre  GröÜBe  ist  nicht  beträchüidi.  i 
Das  Verhältnifs  zwischen  der  gröfsten  von  ihnen  und  dem  . 
Mittel  ist  nur  0,039,  d.  h.  weniger  als  4  Hundertel.   B^ 
gnOgt  man  sich  mit  den  Beobachtungen  dieser  Person,  ; 
so  könnte  man  schon  mit  grofser  Wahrscheinlichkeit  fol-  , 
gern,  dafs  der  Winkelwerlh  der  Irradiation  unabhängig 
ist  von  der  Entfernung.    Es  ist  glaublich,  dafs  wenn  die 
partiellen  Reihen  mehr  Tervielföltigt  wären,  diefs  Gesetz 
noch  deutlicher  hervorgetreten  sejn  würde,  allein  die  Zeit,  ■ 
die  zu  diesen  Versuchen  erforderlich  ist,  und  die  Ennü- 
dung,  welche  sie  veranlassen,  nöthigte  mich,  sie  bei  )^ 
dem  Beobachter  auf  eine  kleine  Zahl  von  Reihen  zu  be- 
schranken. 

60.    Gehell  wir  zuerst  zur  zweiten  Person  fiber. 

Zweite  Person. 
Mittl.  Entfern.       0,847;  1,662;  2,612;  3,607;  4,470;  5,392  j 
Irradiaüonswerthe  1,180;  1,203;  1,148;  1,108;  1,118;  1,112  * 

Die  von  etwa  0,85  bis  über  5  Meter  gehenden  Eot- 1 
femungen  wachsen  auch  hier  ziemlich  regelmäfsig.  Die  i 
entsprechenden  Irradiationswerthe  zeigen,  wie  bei  der  er- 1 
sten  Person,  nur  geringe  Unterschiede;  das  Mittel  aus, 
ihnen  ist  1,144  und  und  die  Abweichungen  davon  betragen: 

+0,036;  +0,059;  +0,004;  —0,036;  —0,026;  —0,031 

Die  Vertheilung  derselben  ist  hier  eine  andere^  wie 
bei  der  ersten  Person,  was  die  Wahrscheinlichkeit  f&r 
ihre  Herkunft  von  Beobachtungsfehlem  erhöht;  flberdieb 
sieht  man,  dafs  sie,  Wenn  sie  auch  nicht  abwediaelnd  po- 


213 

siti?  und  uegaÜT  sind,  doch  keine  regelmäÜBige  Progrea- 
sioD  befolgen.  Das  Verhaltnifs  der  gröCsten  Abweichung 
zum  Mittel  beträgt  0,051 ,  ein  wenig  mehr,  ab  bei  der 
ersten  Pereon;  allein  diese  Abweichung  steht  gleichsam 
isolirt  und  übertrifft  die  Übrigen  bedeutend. 

Die  Resultate  der  zweiten  Person  unterstützen  also 
den  Scbluis  aus  denen  der  ersten,  nSmlichy  dab  der  Win- 
kdwerth  der  Irradiation  sich  nicht  mit  der  Entfernung 
Sndert. 

61.  Die  dritte  Person  liefert  uns  folgende  Tafel: 

Dritte  Person. 
Mittl.  Entfern.       1,054;  1,954 ;  2,768, 3,940;  4,476;  6,772 
hradiationswerthe  0,948;  1,023;  1,063;  1,015;  1,117;  1,039 

Die  Entfernungen  gehen  hier  Ton  etwa  1  bis  an  6  Meter, 
die  entsprechenden  Irradiationswcrthe  weichen  untereinan- 
der etwas  mehr  ab,  als  in  den  vorhergehenden  Tafeln;  allein 
aach  hier  sind  die  Unterschiede  unregelmäßig  vertheilt. 
Das  Mittel  aus  den  sechs  Werthen  ist  1,037  und  die  Ab- 
ireichungen  sind: 

-0,089;  —0,014;  +0,046;  —0,022;  +0,080;  +0,002. 

Die  Ordnung  ihrer  Zeichen  ist  auch  hier,  wie  man 
seht,  eine  andere,  als  bei  den  beiden  ersten  Personen; 
das  Verhällnib  zwischen  dem  gröfsten  Ton  ihnen  und  dem 
Mittelwertb  ist  0,085.  Mithin  entfernen  sich  die  Resul- 
tate der  dritten  Person,  ungeachtet  ihrer  bedeutenderen 
Abweichungen,  nicht  so  sehr  von  denen  der  beiden  er- 
rteD  Personen,  dafs  man  nicht  durch  sie  dasselbe  Gesetz 
hr  festgestellt  betrachten  könnte. 

62.  Ehe  ich  zu  den  Resultaten  der  yierten  Person 
Übergehe,  mufs  ich  eine  Bemerkung  machen  über  die  Art, 
DDter  den  Torhandencn  Umständen  das  Mittel  zu  nehmen. 
ZavOrderst  ist  einleuchtend,  da(s,  bei  ein  und  derselben 
Person,  Ton  den  Systemen  der  an  verschiedenen  Tagen 
K^nachten  Beobachtungßreihen  jede  einer  andern  Irradia- 
tion entsprechen  kann;  denn  die  Umstände ,  von  denen 


214 

die  Helligkeit  des  Gegenstandes  abhllngen,  kOnnen  von 
Tag  zu  Tag  Teränderlich  seyn;  selbst  wenn  sie  constant 
blieben  y   könnte   das   Befinden    der  Augen   sich  Teiün- 
dem,   nnd  in  der  Irradiation  Veränderungen  nach  sich 
ziehen,  die  von  den  Sufsern  Umständen  unabhängig  sind. 
Hieraus  sieht  man,  dafs  man,  um  f&r  eine  bestimmte  Per- 
son die  mittlere  Reihe  zu  erhalten,  zunächst  aus  den  an 
jedem  Tage  gemachten  Beobachtungen  gesondert  das  Mit- 
tel der  bezüglichen  Reihen  nehmen,  und  darauf  alle  diese 
Mittel  mit  einander  combiniren  muCs.    Sobald  indefs  die 
Zahl  der  Reihen  für  jeden  Tag  dieselbe  ist,  ist  diefs  Ver- 
fahren nicht  mehr  nöthig,  denn  das  Mittel,  welches  das- 
selbe giebt,  ist  dann  identisch  mit  dem,  welches  man  direct 
aus  der  Gesammtheit  aller  Reihen  fände.  Diefs  ist  der  Fall 
bei  den  Personen,  deren  Beobachtungen  wir  bisher  dis- 
cutirt  haben;  auch  wurden  diese  Mittel  direct  erhalten. 
Allein  diefs  gilt  nicht  von  der  vierten  Person.     In  der 
That  gab  jeder  der  drei  ersten  Beobacbtungstage  nur  eine 
einzige  Reihe,  während  der  vierte  zwei  lieferte^  und  der 
fünfte  zwei  andere.     Ich  habe  daher  gesondert  aus  den 
beiden  Reihen  des  vierten  Tages  und  darauf  aus  den  hei- 
den  des  fünften  Tages    das  Mittel    genommen,    alsdann 
diese  beiden  Mittelwertbe  mit  den  drei  Reihen  der  ersten 
Tage  combinirt,  um  die   definitive  Mittelreihe   zu  erfaal- 
tun,  welche  in  folgender  Tafel  enthalten  ist    Die  Irradia- 
tionswerthe  sind  dann  wie  bei  den  andern  Personen  nach 
den  diese  Mittelreihe  zusammensetzenden  Entfernungen  h^ 
rechnet. 

Vierte  Person. 

Mittl.  Entfern.       1,483;  3,287; 4,919;  6,025;  7,543;  8,602 
bradiationswerthe  0,674 ;  0,608 ;  0,609 ;  0,663 ;  0,662 ;  0,697 

Die  Entfernungen  wachsen  ungefähr  von  1,5  bis  8,5 
Meter,  und  dennoch  zeigen  die  Irradiationswerthe  das- 
selbe Gesetz  wie  die  früheren.  Ihr  Mittel  ist  0,652  und 
die  Abweichungen  davon  sind: 


215 

4-0,022;  —0,044;  —0,043;  +0»01l;  +0,010;  +0,045, 

deren  Zeichen  abermak  eine  neue  Vertheilang  zeiged. 
Das  VerhältniijB  der  gröCsten  zum  Mittel  ist  0,069.    Dieb 
Verhaltnib  kann  etwas  beträchtlich  erscheinen,  wenn  man 
erwSgt,  dab  diese  Person  sieben  Reihen  lieferte,  wäh- 
rend jede  der  beiden  ersten  z.  B.  nor  vier  gegeben  hat; 
allein  man  wird  bemerken,  dab  bei  derselben  Person  die 
Irradiation  weit  schwächer  ist  als'  bei  den  andern;  und 
man  begreift,  dafs,  je  weniger  das'  Phänomen  entwickelt 
ist,  desto  kleiner  auch  die  Unterschiede  desselben  mit 
den  Veränderungen  der  Entfernung  sind,  und  desto  schwie- 
riger sich  also  die  Entfernung  ermitteln  labt,  bei  welcher 
die  Ausweichung  der  Ränder  verschwindet 

63«  Um  eine  Art  von  mittlerem  Resultat  zwischen 
den  Personen,  deren  Beobachtungen  discntirt  wurden,'  zu 
erhalten,  nehmen  wir  aus  jeder  der  vier  Torstehcinden 
Tafeln  den  ersten  Irradiationswerth,  d.  h.  den,  welcher 
hei  jeder  Person  der  kleinsten  Entfernung  entspricht,  und 
suchen  aus  diesen  vier  Werthen  das  Mittel,  machen  dann 
dasselbe  mit  den  vier,  die  bei  jedem  Beobachter  der  zwei- 
ten Entfernung  entsprechen,  und  so  fort.  Mit  andern 
Worten,  wir  bilden  eine  mittlere  Reihe  aus  den  in  un- 
seren Tafeln  enthaltenen  vier  Reihen  von  Irradiations- 
werthen,  und  erhalten  sonach: 

1,070;   1,100;   1,072,    1,086;   1,101;   1,081. 

Man  sieht,  diese  Gröfsen  nähern  sich  sehr  der  Gleich- 
heit. Ihr  Mittel  ist  1,085  und  die  Abweichungen  davon 
betragen  nur 

—0,015;  +0,015;  —0,013;  +0,001;  +0,016;  —0,004. 

Sie  sind  fast  abwechselnd  positiv  und  negativ,  und 
das  Verhältnib  der  gröfsten  zum  Mittel  ist  0,014.  Nimmt 
man  endlich  das  Mittel  aus  den  drei  ersten  und  aus  den 
drei  letzten  Gliedern  der  Reihe,  so  findet  man  die  bei- 
den fast  identischen  Resultate  1,080  und  1,088. 

64.    Gegen  das  von  mir  angewandte  Verfahren  zur 


216 

ErldDgQDg  des  gesacbfen  Gesetzes  könnte  man  einen  Ein- 
wurf machen.  Man  könnte  sagen:  diels  Verfahren  sej 
in  der  That  genau,  sobald  alle  von  einer  und  derselben 
Person  erhaltenen  Beihen  bei  völliger  Gleichheit  sowohl 
der  äufseren  Umstände  als  des  Befindens  der  Augen  be- 
obachtet wären,  weil  dann,  wenn  man  in  den  soccessi- 
Ten  Beihen  dieser  Person  die  einer  nämlichen  Zahl  von 
Schraubenomgängen  entsprechenden  Entfernungen  nähme, 
die  sich  darbietenden  Unterschiede  nur  von  Beobachtung^ 
fehlem  herrühren  könnten  und  demgemäfs  das  Mittel  aus 
diesen  Entfernungen  mit  dem  kleinsten  wahrscheinlichen 
Fehler  die  wahre  Entfernung  gäbe,  in  welche  sich  die- 
selbe Person  zu  begeben  hätte,  um  die  beiden  Bänder  ge- 
nau in  ihrer  gegenseitigen  Verlängerung  zu  sehen;  alsdann 
auch  folglich  die  Formel  (3)  des  §.  56  die  entsprechende 
wahrscheinliche  Irradiation  lieferten ;  —  dais  dem  aber  nicht 
mehr  so  sejr,  sobald  die  Umstände  von  einer  Beihe  zor 
andern  sich  verändern.  In  diesem  Falle  röhren  wirklich 
die  Unterschiede,  welche  die  einer  gleichen  Zahl  von 
Schraubenumgängen  entsprechenden  Entfernungen  unter 
einander  zeigen,  Aicht  mehr  alleinig  von  Beobachtungs- 
fehlem her;  sie  sind  dann  zum  Theil  von  den  Verände- 
rungen der  Irradiation  selber  entsprungen.  Was  bedeu- 
tet nun  das  Mittel  aus  diesen  Entfernungen?  Ist  es  die 
Entfernung,  in  welche  sich  ein  Beobachter  stellen  mQfste^ 
wenn  bei  ihm  die  Irradiation  gleich  würde  dem  Mittel 
aus  denen,  die  bei  seinen  verschiedenen  Beihen  staltge- 
funden haben?  Wenn  dem  so  wäre,  würde  die  besagte 
Formel  noch  anwendbar  seyn  und  diese  mittlere  Irradia- 
tion geben;  allein  nichts  berechtigt  uns  zu  dieser  Vor- 
aussetzung. Man  sieht  also  nicht  füglich  ein,  was  in  den 
Tafeln  der  §§.  59 — 62  die  mittleren  Entfernungen  so- 
wohl wie  die  daranter  geschriebenen  Zahlen  vorstellen. 
65.  Dieser  Einwurf  ist,  was  die  Bedeutung  der  in 
diesen  Tafeln  enthaltenen  Gröfsen  betrifTt,  gegründet,  ob- 
gleidi  die  als  Iiradiationswerthe  aus  den  mittleren  £nt- 


217 

fernnogeEi  hergeleiteten  Zahlen  bis  auf  die  Beobachtangs- 
fehler  sehr  wenig  von  den  währen  abweichen  müssen. 
Allein  die  angewandte  Methode  ist  richtig  in  alle  den  Fäl- 
len, wo  man  bloCs '  nachweisen  will,  dafs  der  Winkel- 
werth  der  Irradiation  unabhängig  sej  Ton  der  Entfernung. 
In  der  That  werden  wir  sogleich  zeigen,  dafs,  wenn  diefs 
Gesetz  existirt,  die  aus  den  folgweisen  Mittel  -  Entfer- 
Dangen  eines  nämlichen  Beobachters  hergeleiteten  Zahlen 
identisch  sejn  mfissen,  abgesehen  dabei  immer  von  den 
Beobachtungsfehlern.  Es  kommt  also  wenig  darauf  an, 
daÜB  diese  Zahlen,  als  Maafse  der  Irradiation,  sich  etwas 
▼on  den  wahren  entfernen;  es  reicht  hin  zu  untersuchen» 
ob  sie  bei  Yergröfserung  der  Entfernung  nicht  merklich 
schwanken. 

Angenommen,  die  Unabhängigkeit  des  Winkelwerths 
der  Irradiation  von  der  Entfernung  des  Gegenstands  sej 
erwiesen,  und  es  mache  ein  und  dieselbe  Person  eine 
Zahl  n  von  Reihen  unter  solchen  Umständen,  dafs  die  Ir- 
radiation in  der  ersten  Reihe  a*  scj,  in  der  zweiten  a'', 
in  der  dritten  d**^  und  so  fort.  Sejen  S^^  S^f  S^  u.  s.  w. 
die  Entfernungen  bei  der  ersten  Reihe,  und  folglich  ent- 
sprechend einem,  zwei,  drei  u.  s.  w.  Schraubenumgän- 
gen; seyen  eben  so  Si,  €,,  e,  u.  s.  w.  die  Entfernungen 
bei  der  zweiten  Reihe,  ^i,  ^3,  C«  u.  s.  w.  die  der  drit- 
ten und  so  fort.  Dann  hat  man  nach  der  Formel  des 
§.  56  und  vermöge  der  vorausgesetzten  Unabhängigkeit 
zwischen  der  Irradiation  und  der  Entfernung; 

d  =J-=A=:A  =  etc. 
81        8         8^ 

^'=±=:A==l  =  ctc>     (1) 
0»'  =  — =  — =:i-  =  etc. 

»1  ba  b3 

etc.    etc. 
woraos: 


218 

*_1.  *_2,  ;f_3 

12  3 

* 

etc  etc. 

Seyen  non  Di,  Dj»  -^s»  ^tc.  die  einem,  zwei,  drei, 
u.  8.  w.  SchraubenomgäDgen  entsprechenden  mittleren 
Entfernungen,  welche  in  unseren  Tafeln  die  oberen  Ko- 
lumnen bilden,  so  hat  man:  , 


D   — 

*i+«i+Si+-  • 

■*^i  — 

n 

D   — 

^a  "T"  ^1  "T"  bl    ■"  •  • 

*-'«  — 

n 

i>.= 

*8  +  «8  +  £l  +  '* 

n 

etc. 

etc.             etc. 

und  wenn  man  auf  diese  mittleren  Entfernungen  die  For- 
mel des  §•  56  anwendet,  wie  es  in  den  Tafeln  geschehen, 
so  kommt,  wenn  die  resultirenden  Zahlen  durch  ^1,  jlf, 
^8,  elc  bezeichnet  werden: 

A    -    *    - 


•  • 


-^8    —  "TT  = 


eta  etc  etc. 

Substituirt  man  nun  in  diesen  Ausdrucken  die  durch 
die  Formeln  (2)  gegebenen  Werthe  von  ^1,  ^ai  •  •  ^i' 
€a,  •  •  £11  £1»  •  M  so  findet  man 


219 

Ai  SS  ji^  =:  jl^  SS  €tc«9 

was  za  beweisen  war. 

Wenn  nun  andere  Personen  Beobachtungen  ange- 
stellt haben,  und  man  bezeichnet  durch  A^^  A^^  A^^  .  . 
die  ans  den  mittleren  Entfernungen  der  zweiten  herge- 
leiteten Zahlen,  durch  v/'|,  A*^^  A\^ .  •  die  ans  den  mitt- 
leren Entfernungen  der  dritten  abgeleiteten  u.  s.  f.,  so 
hat  man  auch,  die  Beobachtongsfehler  als  Nnll  voraus* 
gesetzt, 

A^  s=  A^  =  -r/g  =2  etc. 

^j  =  ^a  =  ^g  =  etc. 

etc. 

Nimmt  man  also,  wie  man  im  §.  63  gethan,  das 
Mittel  aus  A^^  A^^  ^i,  •  .  .,  darauf  das  Mittel  aus  A^^ 
>/,,  A\y  ...  u.  s.  f.,  um  eine  allgemeine  Mittelreihe 
ans  den  Resultaten  der  verschiedenen  Beobachter  zu  er- 
halten, so  müssen  alle,  diese  Reihen  zusammensetzenden, 
Zahlen  gleichfalls  identisch  seyn.  Nun  haben  wir  gese- 
hen,  dafs  dem  sehr  nahe  so  ist,  und  dafs  die  Abweichun- 
gen, ihres  Ganges  und  ihrer  Kleinheit  wegen,  den  Be- 
obachtungsfehlern zugeschrieben  werden  müssen. 

66.  Die  vorstehenden  Formeln  zeigen  auch,  dafs 
die  aus  den  als  fehlerfrei  vorausgesetzten  mittleren  Ent- 
fernungen hergeleiteten  Zahlen  nicht  genau  die  mittlere 
Irradiation  von  denen  vorstellen  können,  die  bei  den 
verschiedenen  Reihen  eines  Beobachters  stattgefunden  ha- 
ben; denn  der  gemeinschaftliche  Werth  der  Gröfsen  A^^ 
^t,  A^,  .  •  •  ist,  wie  man  sieht,  die  Ausführung  der  iden- 
tischen Substitution 

n 


1.1.1 

+ 


wogegen  die  mittlere  Irradiation  offenbar  ist: 

n 


220 

Wir  werden  bald  ein  Mittel  angeben,  diese  mittlere 
Irradiation  für  jede  Person  zu  bestimmen. 

67.  Zur  Auffindang  des  gesuchten  Gesetzes  gicbt 
es  eine  andere,  directere  Methode,  an  welche  ich  leider 
zu  spät  gedacht  habe.  Man  denke  sich,  die  Schraube 
des  Instruments  habe  einen  getheilten  Kopf,  so  dafs  man 
Bruchtheile  von  Umgängen  angeben  könne.  Statt  dann, 
wie  bei  den  früheren  Versuchen,  die  Schraube  zuvoir  eine 
bestimmte  Zahl  von  Umgängen  machen,  und  hierauf  den 
Beobachter  die  Entfernung  suchen  zu  lassen,  in  welcher 
die  beiden  Bänder  in  gegenseitiger  YerläDgerung  erschei- 
nen, würde  man  umgekehrt  den  Beobachter  in  eine  be- 
stimmte Entfernung  stellen  und  die  ganze  und  gebrochene 
Zahl  von  Umgängen  aufsuchen,  welche  man  die  Schraube 
zur  Hervorbringung  desselben  Effects  machen  lassen  mufs. 
Jede  Reihe  würde  dann  aus  Beobachtungen  bei  einer 
Reihe  bestimmter  Entfernungen,  z.  B.  von  I,  2,  3,  4,  5, 
6  Metern,  bestehen,  und  diese  Entfernungen  würden  für 
alle  Reihen  und  alle  Beobachter  dieselben  bleiben.  Man 
würde  dann  auf  jede  der  partiellen  Beobachtungco  einer 
nämlichen  Person  die  Formel  des  §.  56  anwenden,  und 
jedes  der  Resultate  würde  den  genäherten  Werth  der  Ir- 
radiation für  diese  Person,  für  die  entsprechende  Entfer- 
nung und  für  die  bei  der  Beobachtung  stattgefundenen 
Umstände  vorstellen.  Alsdann  würde  man  für  alle  suc- 
cessiven  Entfernungen  das  Mittel  der  so  erhaltenen  und 
auf  sie  bezüglichen  Werthe  nehmen,  und  jedes  dieser 
Mittel  würde  nun  in  Wahrheit,  bis  auf  die  Beobachtungs- 
fehler, die  mittlere  Irradiation  sejn  von  denen  an  ver- 
schiedenen Tagen  bei  der  entsprechenden  Entfernung, 
nur  müfste  mau,  wenn  die  Anzahl  der  an  jedem  dieser 
Tage  ausgeführten  Reihen  nicht  gleich  wäre,  die  Mittel 
gesondert  für  jeden  dieser  Tage  nehmen  und  darauf  diese 
Mittel  unter  sich  combiniren.  Endlich  hätte  man,  wie  wir 
im  §•  63  gethan,  die  allgemeine  Mittelreihe  aus  den  von 
allen  Beobachtern  zu  nehmen,  und  diese  Reihe  würde 


221 

das  gesuchte  Gesetz  mit  den  geringsten  wabrscheinlicben 
Fehlern  geben.  Die  Zahlen,  aus  denen  sie  bestände, 
wörde  dann  für  }ede  der  successiven  Entfernungen,  die 
mittlere  Irradiation  von  denen  der  Terschiedenen  Beob« 
achter  vorstellen«  Die  eben  auseinandergesetzte  Methode 
ivfirde  also  den  Vortheil  haben,  nur  Resultate  einer  nied- 
lichen Auslegung  darzubieten.  Ich  habe  bei  anderen  wei- 
terhin zu  erwähnenden  Beobachtungen  von  derselben  Ge« 
brauch  gemacht. 

68.  Endlich  kann  man  denselben  Grad  mittelst  ei« 
Der  anderen  Betrachtung  erreichen,  die  sich  auf  unsere 
Beobachtungen,  so  wie  sie  gemacht  sind,  anwenden  läfst. 
Ich  sage  zunächst,  dafs  wenn  der  Winkelwerth  der  Irradia- 
tion mit  zunehmender  Entfernung  constant  bleibt,  die  suc- 
cessiven  Entfernungen,  die  eine  nämliche  partielle  Reihe 
zusammensetzen,  bis  auf  die  Beobachtungsfehler  sich  wie 
die  successiven  Zahlen  von  Schrauben -Umgängen,  also, 
bei  unseren  Versuchen,  wie  1,  2,  3,  4,  5,  6  verhalten 
mOssen.  Diefs  zeigen  in  der  That  die  Formeln  (2)  des 
§.  65,  und  ist  übrigens  auch  leicht  zu  begreifen^  denn  da 
der  die  Irradiation  messende  Gesichtswinkel  sehr  klein 
ist,  so  muÜB  man,  wenn  seine,  der  Zahl  der  Schrauben- 
umgänge proportionale  Grundlinie  wächst,  die  Entfernung 
offenbar  in  demselben  Verhältnifs  wachsen,  damit  er  ei« 
Den  Constanten  Werth  behalte.  In  der  Hypothese  der 
Unabhängigkeit  des  Winkelwerths  der  Irradiation  von^ 
der  Entfernung  und  in  der  Voraussetzung,  dafs  die  Be- 
obachtungen unserer  vier  Personen  fehlerfrei  sejen,  müfs- 
ten  also  die  successiven  Entfernungen,  welche  jede  par- 
tielle Reihe  zusammensetzen,  sich  unter  einander  wie  1, 
2,  3,  4,  5,  6  verhalten,  wobei  übrigens  die*  absoluten 
Werthe  dieser  Entfernungen  y  vermöge  der  Irradiations- 
Verschiedenheiten,  von  einer  Reihe  zur  andern,  bei  der^ 
selben  PerS(^n,  und  von  einer  Person  zur  andern  verän- 
derlich seyn  können.  Die  Reihe  der  mittleren  Entfern 
Bongen  würde  ako  bei  jeder  Person  offenbar  :nooh  dem« 


222 

selben  Gesetze  folgen.  Diese  Reihe  bildet  nun  aber  io 
jeder  der  vier  Tafeln  der  §§.  59 — 62  die  obere  Hori* 
zontalkolomne,  und  wirklich  zeigen  alle  diese  Horizon- 
talkolumnen  auf  eine  mehr  oder  weniger  angenäherte 
Weise  das  in  Rede  stehende  Gesetz.  Endlich  kann  man 
diese  Reihen  von  mittleren  Entfernungen  unter  sich  com- 
biniren,  um  daraus  eine  allgemeine  Miltelreihe  abzuleiteOi 
die  also  ebenfalls  dasselbe  Gesetz  darstellen  muCs.  Füb- 
ren  wir  diese  Operation  aus,  so  erhalten  wir  als  Resul- 
tat die  Reihe: 

1,014;    2,045;    3,091;    4,034;    4,950;    5,956, 

deren  Glieder  sich  in  der  That  sehr  nahe  wie  1,  2,  3, 
4,  5,  6  verhalten. 

69.  Es  ist  also,  glaube  ich,  jetzt  erlaubt,  als  hin- 
reichend bewiesen  den  Satz  aufzustellen:        , 

Der  Winkelwerth  der  Irrculiation  ist  unabhängig  ^on 
der  Entfernung  des  Gegenstands  pom  Auge, 

70.  Daraus  folgt,  als  nothwendiges  Corollar  (§.  54) 
der  andere  Satz: 

Die  absolute  Breite,  welche  wir  der  Irradiation  bei- 
legen,  ist,  bei  Gleichheit  aller  übrigen  Dinge,  pro- 
portional der  Entfernung,  die  zwischen  uns  und  dem 
Gegenstande  da  ist  oder  uns  da  zu  seyn  scheint. 

Das  ist  also  das  Gesetz^  welches  der  von  der  Irra- 
diation bewirkte  scheinbare  Effect  befolgt,  wenn  man 
sich  vom  Gegenstande  entfernt. 

Jetzt  können  wir  von.  der  Bemerkung  im  §.  55  eine 
rechtmäCsige*  Anwendung  machen,  und  die  eben  aufge> 
stellten  Sätze  als  vollwichtige  Argumente  zu  Gunsten  der 
Hypothese  •  von  einer  Fortpflanzung  der  Eindrücke  auf 
der  Netzhaut  ansehen.  Die  vorstehenden  Sätze  und  die 
zu  ihrer .  Aufstellung  angewandten  Versuche  fQfaren  za 
anderweitigen  wichtigen  Folgerungen,  die  wir  nun  nach 
ciniander  untersuchen  wollen. 

71.  Die .  Irradiation  ist  bisher  von  Physikern  mkl 


223 

Astronomen  nur  bei  sehr  entfernten  Gegenstfindeo  beob- 
achtet worden.  Man  eieht  indefs  nun,  dafs  sie  bei  klei- 
Den  Entfernungen  so  gut  wie  bei  grofsen  stattfindet,  nur 
dab  der  scheinbare  Effect,  da  er  im  YerhältnifB  der  £nt- 
feinong  abnimmt  (§.  70)  weniger  auffallend  ist  bei  näheren 
Gegenständen.  Die  kleinste  der  in  der  allgemeinen  Ta» 
fei  des  §.  58  angeführten  Entfernungen  beträgt  63  Cen- 
timeter.  Das  ist  schon  wenig,  allein  es  steht  zu  glauben, 
dafs  sie  bei  noch  geringeren  Entfernungen,  ja  selbst  bei 
der  kürzesten  Entfernung  des  deutlichen  Sehens  sichtbar 
gemacht  werden  könne,  und  in  der  That  habe  ich  bereits 
die  Sache  durch  Erfahrung  bestätigt. ' 

Der  Apparat,  der  mir  hiezu  am  zweckmäfsigsten  er- 
scbien,  ist,  was  die  Form  betrifft,  der  im  §.  28  beschrie- 
benen, ausgeschnittenen  Pappe  analog;  allein  statt  der 
Pappe  mufs  man  eine  Platte  von  Kupfer  nehmen  und  ihr 
kleinere  Dimensionen  geben.  Diese  Platte  mufs  ungefähr 
ein  Decimeter  in  Breite  und  Höhe  halten  und  ein  Milli- 
meter dick  seyn ;  die  gemeinschaftliche  Breite  der  beiden 
kleinen  Zonen,  der  vollen  und  der  ausgeschnittenen,  muCs 
ein  halbes  Millimeter  betragen  ^),  und  die  Länge  einer 
jeden  ein  Centimeter;  endlich  müssen  ihre  Ränder  von 
binten  zugeschärft  seyn.  Diesen  Apparat  hält  man  Abends 
vor  die  Flamme  einer  argandschen  Lampe  und  betrachtet 

1)  £<  ist  wcjentlick  xu  bemerken,  dafs  der  Künstler,  welcher  den  Ap- 
parat anfertigt,  sich  gegen  die  lmdiations-£0ect«  seiner  eigenen  An* 
gen  in  Acht  nehme,  denn  selbst  wenn  er  nur  den)  Apparat  durch 
Befiexion  betrachtete,  könnte  die  Irradiation  die  voll  gelassene  Zone 
etwas  breiter,  und  die  aasgeschnittene  etwas  schmäler  machen,  was 
bewirken  wurde,  dafs  er,  um  das  scheinbare  Zusaipmep|alI<M|  i^p 
Känder  za  erlangen,  beiden  Zonen  in  'Wirklidik^it  uqgleiche  Brei-» 
Ken  gäbe.  Er  mufs  also  ein  VerfiihKn  anwendto,  wotches  ihm  er^ 
lanbt,  diese  Breiten  lu  messen,  nnabhfingig  too  dem  Anblif:k«  de|i 
sie  gewähren;  audh  kann  er  eine  Lupe  anwenden,  sobald  er  .die  Sa- 
che so  einriclitet,  dafs  swischen  dem  Gegenstande  und  dem  Felde, 
auf  das  der  Gegenstand  sich  projicxrt,  nur  ein  geringer  Unterschied 
von  Helligkeit  rorhanden  ist.  Hiedurch  kann  sich  auch  die  "Person; 
wddic  den  Apparat  gebrancht,  übeneogen»  ob  denelbc  gut  geoiacht  sey. 


224 

ihn  in  der  Entfernung  des  deutlichen  Sehens.  Der  Ef- 
fect der  Irradiation  ist  dann  sehr  ausgeprägt  und  wird 
nicht  eher  unmerklich,  als  bis  das  Auge  die  Granze  er- 
reicht, jenseits  welcher  das  Sehen  anfilogt  seine  Deut- 
lichkeit zu  verlieren.  Man  könnte  auch  den  früher  g^ 
brauchten  Apparat  mit  der  Schraube  zu  diesem  Venudie 
anwenden  I  indem  man  zuvor  die  beiden  Ränder  in  ihre 
gegenseitige  Verlängerung  brächte;  allein  die  Erscheioong 
zeigt  sich  besser  bei  den  eben  beschriebenen. 

Erinnern  wir  uns  nun  der  wohlbekannten  Tbatsache 
der  mit  blofsem  Auge  beobachteten  Irradiation  der  G^ 
stirne  (§.2  und  8 — 11),  so  werden  wir  zu  dem  neuen 
Satz  geführt:  Die  Irradiation  zeigt  sich  bei  allen  Ent- 
fernungen^ von  der  kürtesten  des  deutlichen  Sehens  bis 
zu  einer  Jeglichen. 

Selbst  also,  beiläufig  gesagt,  wenn  man  mit  denen, 
die  Kepler's  Theorie  (§.8)  annehmen,  läugnete,  ein 
normal  gebildetes  Auge  könne  sich  so  abändern,  dafs  es 
die  von  einem  sehr  entfernten  Punkt  kommenden  Sirah- 
len auf  der  Retina  vereinigte,  würde  es  doch  unmöglich 
seyn,  hiedurch  die  Irradiation  zu  erklären,  da  diese  eben 
so  gut  bei  der  Entfernung  des  deutlichen  Sehens  statt- 
findet. 

72.  Als  zweite  Folgerung  aus  dem  Satz  des  §.  69 
und  der  zu  dessen  Erweise  angestellten  Gattung  von  Ver- 
suchen ergiebt  sich  die  Lösung  einer  wichtigen  Aufgabe, 
nämlich  die  Bestimmung  des  sehr  genäherten  Wertbes 
der  Irradiation  bei  einer  Person  unter  gewissen  gegebe- 
nen Umständen.  In  der  TLat  giebt  die  Formel  des  §.  56, 
angewandt  auf  jede  der  partiellen  Beobachtungen,  die 
sich  mit  unserem  Schrauben -Apparat  machen  lassen,  den 
Werth  der  Irradiation  unter  den  entsprechenden  Um- 
ständen mit  einer  ersten  Annäherung;  und  da  dieser  Werlh 
bei  verschiedenen  Entfernungen  derselbe  bleiben  muCs^ 
so  erhält  man  durch  alle  zu  einer  Reihe  gehörigen  Be- 
obachtungen! oder  vielmehr  durch  das  System  der  von 

ei- 


«  226 

einer  nämlichen  Person  zar  nSmlichen  Zeit  ausgeführten 
Reihen  eben  so  viele  mehr  oder  weniger  genaue  Wer- 
,  (be  dieser  nämlichen  Irradiation.  Wenn  also  diese  Wer- 
the  hinlänglich  zahlreich  sind,  so  wird  das  Mittel  aus 
ihnen  den  Werth  der  Irradiation  bei  dieser  Person  un- 
ter den  bei  diesen  Reihen  stattgehabten  Umständen  mit 
einer  groben  Genauigkeit  liefern.  Hat  dieselbe  Person 
andere  Systeme  von  Reihen  zu  anderen  Zeiten  ausgeführt, 
80  nimmt  man  eben  so  das  entsprechende  Mittel  aus  je- 
der von  ihnen.  Machen  wir  die  Anwendung  von  allem 
Diesem  auf  die  allgemeine  Tafel  des  §.  58. 

73.  Hier  zuvörderst,  in  einer  anderen,  nach  dersel- 
ben Ordnung  entworfenen  Tafel,  alle  Resultate,  welche 
man  aus  denen  der  ersteren  mittelst  der  Formel  des  §.  56 
herleiten  kann. 

Partielle  trradiationswerthe. 


I. 

2. 


Erste  Person. 


1,449 

1,587 

1,796 

1,932 

1,479 

1,587 

1,492 

1,744 

1,532 

1,736 

1.587 

1,613 

1,172 

1,575 

1,441 

1,333 

1,575 

1,293 

1,311 

1,420 

1,650 
1,474 
1,474 
1,418 


Zweite  PcnoD. 

1. 

2. 

1,470 
1,111 
1,098 
1,111 

1,250 
1,428 
1,104 
1,086 

1,185 
1,149 
1,158 
1,102 

1,173 
1,123 
1,052 
1,092 

1,131 
1,204 
1,052 
1,096 

1,125 
1,107 
■1,100 
1,117 


Dritte  Penoo. 

1. 

0,813 

0,735 

1,195 

1,176 

Uli 

2. 

0.617 

0,980 

0,974 

1,047 

1,041 

3. 

1,086 

0,881 

0,882 

0,856 

0,905 

4. 

1,176 

1,379 

0,970 

0,856 

1,285 

5. 

1,538 

1,550 

1,704 

1,273 

1,362 

Poggcnd.  Ann.  Erganxungsbd.  I. 


1,043 
1,115 
1.000 
0,991 
1,056 


15 


226 


Partielle  Irradiattontwerthe. 


1. 

2. 
3. 
4. 

5. 


Tierte  Penon. 


0,684 

0,588 

0,483 

0,559 

0,595 

0,531 

0,506 

0,600 

0,465 

0,467 

0,595 

0,520 

0,465 

0,666 

0,694 

0,757 

0,557 

0,759 

0,845 

0,786 

0,793 

0,749 

0,817 

0,975 

0,869 

0,833 

0,909 

0,958 

1.025 

1,000 

0,990 

0,985 

0,955 

0,995 

0,874 

0,545 
0,594 
0,721 
0,810 

0,808 
0,883 
1,077 


74.    Erinnern  wir  uns  hier,  dais  jeder  dieser  Wer« 
the  auf  die  von  uns  (§•  56)  angenommene  Irradiatiou»- 
Einheit  bezogen  ist,    und  dafis  diese  den  Winkel  zom 
Haabe  hat,  welcher  aus  der  Entfernung  eines  Meten 
eine  Grundlinie  bespannt,  gleich  der  halben  Ausweichung» 
die  zwischen  den  Rändern  beider  Platten  durch  einen  ein- 
zigen Schraubenumgang  bewirkt  wird.     Bei  meinem  In- 
strumente ergab  sich  diese  Ausweichung,  sorgfältig  nad 
dem  Verfahren  im  §•  55  gemessen,  gleich  0"*',466.    Die 
besagte  Grundlinie  ist  ako  =  0™",233,  woraus  der,  ud> 
serer  Irradiations- Einheit  entsprechende  Winkel  =0^48^. 
Wenn  wir  also  aus  den  verschiedenen,  in  obiger  Tafel 
enthaltenen  Systemen  von  Werthen  die  respectiven  Mit- 
tel nehmen,  welche  sich  ebenfalk  auf  dieselbe  Einheit 
beziehen,  so  werden  wir  sie  in  Bruchtheilen  von  Graden 
ausdrücken  können,  wenn  wir  sie  mit  48''  multiplidreD. 
Das  habe  ich  in  der  folgenden  Tafel  gethan,  wo  die  eine 
Spalte  diese  Mittel  in  Function  der  Einheit  des  §.  56 
und  die  andere  in  Bruchtheilen  von  Graden  anhebt,  nebst 
Beifügung  der  schon  im  §.  58  angezeigten  äufseren  Um- 
stände. 


227 


T^. 


Mhdere 

InradiatioDs-'WatlM 

in  FnnctioD 

der  Einheit 


des  S-  56. 


in 


Gnden. 


Aenljcre  UmstSnde. 


Ister 
2ter 

Ister 
2ter 


1,613 
1,434 

i;204 
1,097 


r  17'',4 

r  8^,3 


EntA  Pcnon. 

Jan.  Nord.  10^  M.  heiter, 
do.     da.      2^N.     do. 


Zweite  Penon. 


Jan.  Ost  12^  M.  schwach  nebL 
do.   do.     do.    bedeckt 


Ister 

1,012 

0'4ff',5 

2ter 

0,962 

0  46,5 

3eer 

0,935 

0  44,8 

4ter 

1,109 

0  53,2 

Ster 

1,413 

1    7,8 

Dritte  Pcnon. 

Jan.  Nord  11  ^M.  heiter. 


do.     do. 

do.   Ost. 

do.     do. 

Fdsr.  do. 

Yierte  Penon. 


do.       do. 
lOI^M.  do. 

do.     bedeckt 
11^  M.      do. 


Ister 

0,575 

0'  27",6 

2t«r 

0,527 

0  25,2 

Ster 

0,612 

0293 

4ter 

0,793 

0  38,0 

5ter 

0,957 

0  45,9 

Jan.  Ost.  11^  M.  heiter, 
do.    do.   IJ^N.  schwach  nebi. 
do.    do.     do.  do. 

do.    do.      do.    heiter. 
Febr.  Ost  2^N.  schwach  nebL 


75.  Ehe  ich  zeige,  zu  welchen  Folgerungen  diese 
Resultate  üQhren,  will  ich  suchen,  eine  Idee  von  ihrer 
Genauigkeit  zu  geben.  Bemerken  wir  zunächst,  dafs  die 
einen  respective  aus  einem  Systeme  von  zwei  Reihen, 
folglich  aus  einer  Gesammtheit  von  12  partiellen  Resul- 
taten abgeleitet  sind,  während  jedes,  der  übrigen  nur  aus 
einer  einiigen  Reihe,  oder  aus  sechs  partiellen  Resulta- 
ten herstammt  Zu  der  ersten  Kategorie  gehören  die  Re- 
sultate der  ersten  und  zweiten  Person,  und  die  beiden 
letzten  der  vierten  Person;  alle  übrigen  fallen  der  zwei- 
ten Kategorie  anheim.  Untersuchen  wir  zuvörderst  die 
der  ersten  Kategorie,  welche  mehr  Wahrscheinlichkeit 
flir  Genauigkeit  darbieten,  und  beginnen  mit  dem  ersten 
der  ersten  Person.     Zeri&Uen  wir  die  zwölf  partiellen 

16  • 


228 

ResultatCi  die  za  dessen  Bildung  beigetragen  haben  (§.  73) 
in  zwei  Gruppen  von  sechs,  oder,  in  andern  Worten,  be- 
trachten jede  der  beiden  ihnen  entsprechenden  Reihen  fftr 
sich,  und  nehmen  das  Mittel  aus  jeder  dieser  Gruppe,  um 
es  mit  dem  allgemeinen  Mittel  zu  vergleichen.  Wir  finden 
sonach,  nachdem  wir  diese  partiellen  Mittel  in  Bruchtheiie 
von  Graden  verwandelt  haben: 

Erste  Gruppe  1'  18*,3.     *  Zweite  Gruppe  1'  16",5. 

Jedes  dieser  partiellen  Mittel  weicht  also  von  dem 
oben  gegebenen  allgemeinen  Mittel  1'  17",4  nur  um  0*,9 
ab,  eine  Gröfse,  die  nur  ein  Hundertel  von  diesem  all- 
gemeinen Mittel  beträgt.  Wir  können  also  den  wahr- 
scheinlichen Fehler  dieses  letzten  Mittels  als  Sufserst  klein 
betrachten. 

Dieselben  Operationen,  auf  das  zweite  Resultat  der- 
selben Person  angewandt,  geben: 

Erste  Gruppe  V  lO^a         Zweite  Gruppe  1'  6^7. 

Die  Unterschiede  vom  allgemeinen  Mittel  V  S'fi  be- 
tragen hier  2"^),  zwar  etwas  mehr  als  bei  dem  ersten 
Resultat,  aber  doch,  bei  der  Natur  der  Beobachtungen, 
sehr  wenig.  Das  Yerhältnils  dieser  Abweichung  vom  all- 
gemeinen Mittel  ist  nur  drei  Procent. 

Schreiten  wir  zur  zweiten  Person.  Für  das  erste 
ihrer  beiden  Resultate  erhalten  wir: 

Erste  Gruppe  0'58^6.       Zweite  Gruppe  (y56*,9. 

Die  Unterschiede  vom  allgemeinen  Mittel  57",7  sind 
nur  (ffi  und  0",8  *),  und  ihr  Verhältnifs  zu  diesem  Mit- 
tel steigt  nicht  auf  2  Procent. 

Für  das  zweite  Resultat  derselben  Person  finden  wir: 

Erste  Gruppe  0'52",5.       Zweite  Gruppe  0'52^,a 

1)  Die  ente  giebt  2^  die  iweite  2^,1.    Die  kleme  Ungleicblieit  beider 
Unterschiede  enupringt  ans  den  bei  Berecfaniing  der  Mittel  vemacli- 


2)  Ifier  wie  bei  den  beiden  Ibisenden  ResaHaten  gilt  dieielbe  Bemerfanv. 


229 

Werthe,  die  tooi  allgemeiiien  Mittel  52"'6  nur  um 
0^,1  und  0^92  abvreicheD,  und  za  diesem  Mittel  nur  im  Yer- 
hsilmb  einiger  Taasendstel  stehen. 

Die  beiden  letzten  Resultate  der  vierten  Person  end- 
lich geben: 

Erstes  Resulut    Zweites  Retnltat. 

Erste  Gruppe  ffSS'^O  &  WS 

Zweite  Gruppe  V  iffO  V  46"9 

Abweicb.  vom  allg.  Mittel  2"  1^1  u.  r,0 

Verhaltn.  zu  demselb.  0,05  0,02. 

Man  siebt  also,  daCs  diese  Resultate  fast  eben  so 
genau,  ^ie  die  der  ersten  und  zweiten  Person  sind. 

76.  Aus  dieser  Erörterung  folgt,  dafs  ein  mittleres 
Resultat,  hergeleitet  aus  zwölf  mit  unserem  Schrauben- 
Apparat  angestellten  partiellen  Resultaten,  als  sehr  genau 
betrachtet  werden  mufs,  ja  selbst  noch  ein  blob  aus  sechs 
Beobachtungen  abgeleitetes. 

Ohne  uns  merklich  von  der  Wahrheit  zu  entfernen, 
können  wir  demnach  sagen,  dafs  das  Irradiations-Maxi« 
mum  '),  welches  ein  Gegenstand  von  der  Helligkeit  des 
Himmels  ^)  bei  heiterem  Wetter,  im  Norden,  im  Januar, 
am  zehn  Uhr  Morgens,  erzeugt,  bei  der  ersten  Person 
eich  auf  1'  iTyi  beläuft,  und  so  fort  für  die  übrigen  vier 
Personen.  Die  im  §.  72  gestellte  Aufgabe  ist  folglich 
gelöst. 

77.  Allein  die  Genauigkeit  unserer  mittleren  Resul- 
tate führt  noch  eine  andere  merkwürdige  und  von  mir 
schon  mehrmals  bezeichnete  Folgerung  mit  sich,  nämlich, 
dafs  bei  stets  gleichbleibender  Helligkeit  des  Gegenstan- 
des die  Irradiation  bei  einer  und  derselben  Person  von 
Tag  zu  Tag  veränderlich  ist.    In  der  That,  wenn  man 

1)  Man  wird  sich  erinnern,  dafs  bei  jeder  einselnen  Beobachtung  die 
BeadiannDg  bit  snm  Mazimom  des  Effects  fortgesctit  ward, 

2)  Ich  Temachlassige  liier  den  kleinen  Lichtreriust  bei  der  Reflexion 
am  Spiegel  (§•  57),  da  er  die  Irradiation  nur  in  gans 
Grade  schwächen  kann  (§.86). 


230 

in  der  Tafel  des  §•  74  nachsieht ,  welche  Umstände  an 
den  beiden  Beobachtnngstagen  der  ersten  Person  die  Hel- 
ligkeit des  Gegenstandes  bedingt  haben ,  so  findet  man, 
daCs  der  einzige  Unterschied  in  der  Tageszeit  lag,  weide 
bei  dem  ersten  Fall  10  Uhr  Morgens,  bei  dem  zweiten 
2  Uhr  Nachmittags  war.  Nun  kann  die  Helligkeit  des 
Himmels  gegen  Norden  and  an  einem  heiteren  Tage  of- 
fenbar als  beinahe  gleich  zu  beiden  Zeiten  betrachtet  wer- 
den, wenn,  wie  es  wirklich  der  Fall  war,  die  beiden 
Beobachtungstage  wenig  auseinander  liegen.  DeCsunge- 
achtet  betrag  die  Irradiation,  die  sich  im  ersten  Falle  auf 
ri7^4  belief,  im  zweiten  nur  l'8^8;  der  Unterschied 
8^6  ist  offenbar  zu  groCs,  als  daCs  er  den  Beobachtongsfek- 
lem  zageschrieben  werden  könnte;  fiberdiefs  werde  id 
weiterhin  (§§.86  und  89)  andere  Resultate  von  dersel- 
ben Person  mittheilen,  die  noch  beträchtlichere  Schwan* 
hangen  anzeigen.  Was  die  zweite  Person  betrifft,  so 
kann  der  kleine  Unterschied,  den  ihre  beiden  mittleren 
Resultate  darbieten,  der  geringeren  Helligkeit  des  Him* 
mels  an  ihren  beiden  Beobachtungstagen  zugeschrieben 
werden. 

Wenden  wir  uns  indefs  zur  dritten  Person  und  ver- 
gleichen das  dritte  und  fünfte,  d.  h.  das  gröCste  und  klein- 
ste ihrer  mittleren  Resultate.  Die  Stunde  war  fast  gleich 
fOr  beide,  und  wiewohl  zwischen  den  beiden  Beobach- 
tungen, von  denen  die  eine  im  Januar  und  die  andere 
im  Februar  angestellt  wurde,  eine  ziemlich  groCse  Zahl 
Ton  Tagen  liegt,  so  war  doch  sicher  die  Helligkeit  des 
Himmek  geringer  bei  der  zweiten;  denn  er  war  damals 
bedeckt,  während  er  bei  der  ersten  heiter  war.  Defis- 
ungeachtet  zeigte  die  Irradiation  statt  einer  Verringerung 
eine  bedeutende  VergrOCserung,  indem  sie  von  44",8  auf 
1'  7",8  stieg,  was  einen  Unterschied  von  23"  giebt.  Frei- 
lich ist  jedes  dieser  beiden  mittleren  Resultate  nur  aus 
sechs  partiellen  Resultaten  (§.  73)  abgeleitet,  allein  die 
GröCse  des  Unterschiedes  23"  entfernt  jede  Möglichkeit 


231 

dietea  als  von  BeobachlungafetilerQ  benUhrend  za  be- 
tntbtea,  Ueberdicb  köoDeD  wir  die  respecfiveD  ans  ä- 
nem  Systeme  von  zwei  Reibeo  faergeleiteteD  Besullate 
TtfgleicbeD.  7m  dem  Ende  Dehmen  wir  zuvörderst  das 
Mittel  ans  den  beiden  enlen  der  mittleren  Restütate  der 
besagten  Person;  wir  finden  dadttrch  47*3-  Biese  Grö&e, 
welche  also  aus  12  partiellen  Resaltalen  bervorgebt,  re- 
präsentirt  die  mittlere  Irradiation  von  denen,  welche  bei 
der  Pereon  an  ibren  beiden  eraten  Beobacbtungstagen 
itatt^den.  Nebmen  wir  bierauf  das  Mittel  aus  den  bei- 
iok  letzten  der  mittleren  Resnltate  derselben  Person,  so 
erhalten  wir  1'  O'yö ,  eine  gleicbfalls  aus  zwltlf  partiellen 
'Besnltatea  abgeleitete  GrObe,  die  eben  so  die  mittlere 
Irradiation  von  denen  der  zwei  letzten  Tage  danlelll. 
Nun'  war  der  Himmel  an  diesen  beideD  letzten  Tagen  be- 
deckt, an  den  beiden  ersten  dagegeD  beiter;  allein,  trotz 
der  geringeren  Helligkeit  des  Gegenstandes,  siebt  man, 
dab  das  zweite  der  obigen  beiden  Mittel  das  erste  tun 
13',a  übertrifft. 

Endlich  zeigen  die  mittleren  Resnltate  der  vierten 
Person  eben  so  grofse  Schwankungen,  uoabbän^g  von 
den  Qnfseren  Umständen.  Das  zweite  und  dritte  dieser 
Resultate  sind  jedes  abgeleitet  aus  einer  einzigen  Reibe 
(§.  73)  und  entsprechen  genau  gleichen  Sofseren  Um- 
stSndeD.  Ifebmen  wir  das  Mittel,  welches  27",2  ist,  und 
vergleichen  es  mit  dem  flinflen  mittleren  Resultat,  welches 
ans  einer  Gesammtbeit  von  zwei  Reihen  entspringt  nnd 
ii'Ji  beträgt.  Diese  letzte  GrObe  Obertrifft  die  erste  um 
18",7,  und  doch  mufste,  wie  man  aas  den  Angaben  in 
der  Tafel  folgern  kann,  die  Helligkeit  des  Gegenstandes 
Dsbe  dieselbe  seyn  zu  diesen  Zeiten.  Freilich  fällt  die 
eine  in  den  Jannar  und  die  andern  in  den  Februar,  allein 
die  letztere  ist  um  eine  halbe  Stunde  gegen  die  erstere 
zmlick.  Ueberdiefs  werden  wir  weiterhin  (§.  86)  sehen, 
dafo  sobald  die  Heiligkeil  des  Gegenstandes  vergleichbar 
ut  mit  der  des  Himmels,  es  sehr  groüaer  Variationen  in 


232 

dieser  Helligkeit  bedarf ,  nm  die  Irradiation  anf  eine  be- 
trSchtlicbe  Weise  za  ändern. 

Ans  allem  Vorbergeheuden  folgt  also  der  Scblab: 
Bei  demselben  Indhidmtm  und  mit  einem  Gegenstand 
von  derselben  Helligkeit  scfuponkt  die  Irradiation  inm 
Tag  zu  Tag  bedeutend. 

Diese  Tbatsacbe  ist,  wie  icb  scbon  gesagt  babe,  eine 
ganz  natfirlicbe  Folgemng  der  Tbeorie,  die  aus  der  Ir- 
radiation ein  Phänomen  der  Empfindung  macht,  and  um- 
gekehrt kann  sie  als  Beweis  dieser  Theorie  gebraucht 
werden,  denn  nach  jeder  andern  Theorie  wfirde  sie  schwer 
zu  erklären  sejn. 

(ScUolj  im  nSduten  HefL) 


n.     Ueber  die  Intensität  des  Lichts  in  der  Näht 
einer  Brennlinie;  con  G.  JB.  Airy. 

(Troiuaet.  of  the  Cambridge  Philosoph.  Society  Fol  FI,  p.  379.) 


Dl 


^ie  Untersuchung,  welche  ich  hier  darbiete,  gehört 
scheinbar  nur  dem  Fall  der  Reflexion  an,  aber  der  ein- 
leitende Theil,  zweckmäfsig  abgeändert,  ist  eben  so  wohl 
auf  alle  Fälle  von  Befraction  und  alle  Combinationen 
von  Reflexion  und  Refraction  anwendbar;  auch  scheint 
kein  Grund  vorhanden,  warum  nicht  auch  der  letzte  Theil 
(die  Bestimmung  der  Lichtstärke,  unter  der  Voraussetzung! 
die  Lichtwelle  werde,  wenn  sie  die  letzte  Fläcbe  ver- 
lasse, in  eine  grofse  Anzahl  kleiner  Theile  zerftllt,  de- 
ren einzelne  Wirkungen  dann  zusammen  zu  setzen  sind) 
auf  diese  Fälle  anwendbar  sejn  sollte.  Denn  wiewohl 
wir,  streng  genommen,  annehmen  mfissen,  die  Welle 
werde  bei  ihrem  Abgang  von  der  ersten  Fläche  zerlUl^ 
nm  die  Intensität  der  Vibration  an  jedem  Punkt  der  zwei- 
ten Fläche  zu  finden,  so  ist  doch  klar,  dafs  diejenigen 


233 

ScUfisse,  welche  die  definiÜTe  Reflexion  oder  Refrae- 
tion  einer  Welle  feststelleo  (und  auf  die  eben  erwfthnte 
BefrachtUDg  gegründet  sind),  dahin  führen ,  es  werde 
daselbst  für  die  Sinne  eine  gegenseitige  Zerstörung  aller 
Vibrationen  an  der  zweiten  Fläche  (als  nicht  fem  von 
der  ersten  vorausgesetzt)  stattfinden,  mit  Ausnahme  de- 
rer, welche  nach  den  gewöhnlichen  Gesetzen  der  geome» 
frischen  Optik  vollständig  in  Rechnung  genommen  wer^ 
den.  Wo  das  Licht  die  zweite  Fläche  im  Znstand  von 
CoDvergenz  trifft,  mag  dieser  Schlufs  vielleicht  nicht  so 
klar  sejn;  allein  ich  glaube  seine  Richtigkeit  labt  sich  auch 
hier  leicht  erweisen«  Ich  habe  dieser  Punkte  erwähnt,  weil 
eine  der  interessantesten  Fälle  von  natürlichen  Brennli- 
Dien,  nämlich  der  Regenbogen^  damit  zusammenhängt 
Der  äufsere  Bogen  schliefst  die  ersterwähnte  Bedingung 
ein,  der  innere  sowohl  die  erste  als  zweite. 


1.  Der  Begriff  einer  Brennlinie  und  deren  mathe- 
matischen Definition  beruhen  wesentlich  auf  den  Gresetzen 
der  geometrischen  Optik,  und  zu  diesen  müssen  wir  also 
zurückgehen,  um  eine  Darstellung  der  zu  physikalisch« 
optischen  Untersuchungen  geeigneten  Bedingungen  auEzu« 
finden.  Zur  Vereinfachung  werden  wir  unsere  Figuren 
aaf  die  Reflexionsebene  beschränken  und  die  reflektirende 
Fläche  auf  einer  merklichen  Strecke  als  symmetrisch  in 
Bezug  auf  diese  annehmen,  so  daCs  das  von  diesem  Theil 
der  Fläche  gebildete  Stück  der  Brennlinie  in  derselben 
Ebene  liegt. 

2.  In  Fig.  1  Taf.  IV  sey  die  Lichtquelle  S  zugleich 
der  Anfangspunkt  der  Coordinaten,  x  und  y  die  Coor- 
diaaten  des  Punktes  X  der  reflektirenden  Fläche,  p  und 
7  die. Coordinaten  des  Punktes  P  im  reflektirten  Strahl, 
^die  Länge  des  Weges,  den  das  Licht  von  S  zur  re- 
flektirenden Oberfläche  und  von  da  zum  Punkt  P  zu- 
rücklegt. Die  gewöhnlichen  Reflexionsgesetze  lehren  uns, 
da(s  die  Winkel  des  Einfalls  und  Rückwurfs  gleich  sind, 


imd  folglich,  wenn  mr  aaf  der  reflektireadeo  Fläche  ei- 
neo  Punkt  X^  sehr  nahe  an  X  nehmen  und  ihn  mit  P 
and  S  verbinden,  dafe  die  Verlängerung  JZX  einer  dieser 
Linie  gleich  sej  der  Verkürzung  XZ'  der  andern ,  und 

ihre  Summe  sich  nicht  verändert,  oder  dafs,  gesetzt  -X-^ 

sey  der  Differential- Coefficient  von  f^in  Bezog  auf«; 
und  /  auch  als  Function  von  x  betrachtet  (was  anders 

geschneben,  ist:   -^ — ^T'*d}'  ^*®^^°°     \     =0. 

DieÜB  ist  die  für  den  Reflexionspunkt  geltende  Bedingung. 

3.  Wenn  nun  p  und  q  die  Coordinaten  eines  Brenn- 
punkts  sind,  weil  er  in  diesem  Fall  ein  Punkt  in  der 
Bahn  der  von  jedem  Punkt  der  Oberfläche  reflektirteo 

Strahlen  ist,  so  ist  —j — =0  an  jedem  Punkt  und  des- 
halb r=  Constans,  und  -^J^,  ^^P"'  ^^^  "°^  ^^ 

an  jedem  Punkt.  Diefs  ist  die  Bedingung  für  die  nad 
einem  Brennpunkt  reflektirten  Strahlen. 

4.  Wiewohl  indefs  die  Bedingung  /^=  C  mit  allen 
ihren  Folgerungen  nothwendig  ist  für  die  Convergenz 
der  zu  einem  Brennpunkt  reflektirten  Strahlen,  so  ist 
doch  diese  Bedingung  nicht  nothwendig  für  die  Conver- 
genz  eines  sehr  kleinen  Strahlenbündels,  das  auf  die  re- 
flektirende  Fläche  fällt.    Für  dieses  ist  nur  nothwendig; 

dafjB  die  beiden  Gleichungen     \   =0  und     \  ■      =  0 

zugleich  stattfinden,  wenn  x'=:x+Sx  ist  und  F^  den 
entsprechenden  Werth  hat.  Das  heiCst,  es  müssen  gleich- 
zeitig folgende  Gleichungen  stattfinden: 

''('^ =0, 


dx 


235 

Ans  diesen  erhalten  wir: 

als  Gleichung,  welche  ausdrückt,  dafs  die  bei  «  u.  jb+Sx 
einfallenden  Strahlen  einander  schneiden,  und  macht  man 
dx  unendlich  klein,  so  reducirt  sich  diese  so  nahe  wie 
wir  wollen  auf  die  Gleichung 

Diefs  ist  also  die  Gleichung,  welche  für  die  endliche 
{ultimate)  Convergenz  der  Strahlen  stattfinden  mufs. 

5.  Nun  ist  die  Definition  einer  Brennlinie  in  der 
geometrischen  Optik  „der  Ort  der  letzten  (ultimaie)  In- 
tersectionen  reflektirter  Strahlen '^    und  daher  fQr  jeden 

Punkt  einer  Brennlinie      \      =0  u>      \^  =  0,  wenn 

derjenige  ^Werth  von  x  gebraucht  wird,  der  dem  Punkt 
der  reflektirenden  Fläche  entspricht,  von  welchem  das 
Licht  nach  jedem  besondern  Punkt  der  Brennlinie  re- 

Mtirt  wird.    Allein     ^  /  ist  nicht  nothwendig  =  0, 

and  im  Allgemeinen  ist  sein  Werth  endlich.  Denn  wenn 
wir  in  Fig.  2  Taf.  IV  einen  Punkt  P  der  Brennlinie  neh^ 
men,  welcher  der  reflektirenden  Fläche  näher  ist  als  jP, 
und  wenn  X*  der  entsprechende  Punkt  der  reflektirenden 
Fläche  ist,  so  ist  bekanntlich  nach  der  geometrischen 
Theorie  der  Brennlinien: 

SX*'\'X'P+P'P=:SX^XP. 

Verbinden  wir  nun  X*  mit  jP,  so  ist  offenbar: 

also 

SX-^-XP^cSX+XP. 

oder 


236 

Aehnlich  haben  irir,  wenn  wir  auf  der  BreDDlinie 
einen  Punkt  P"  nehmen,  der  von  der  reflektirenden  Flä- 
che entfernter  ist  als  P\  und  wenn  X"  der  entsprechende 
Punkt  auf  der  reflektirenden  Fläche  ist 

SX'+XP":=:SX+XP+PP'. 

Aber 

X"P+PP":>X"P\ 

Also 

sx"+x"P+pp'':>sx+xp+PP\ 

oder 

SX^H-X'P^SX^XP, 
oder 

Der  erste  Differentialcoefficient  von  /^ako,  welcher 
einen  endlichen  Werth  hat,  ist  von  ungerader  Ordnung 
und  da  wir  in  dem  allgemeinen  Fall,  gemäCs  der  eigent- 
lichen Bedeutung  des  Worts  allgemein  y  diejenigen  Be- 
dingungen nehmen  müssen,  welche  die  kleinste  Anzabl 
besonderer  Gleichungen  erfordern,  so  müssen  wir  auf  d«i 
ersten  Cuefficient  von  ungerader  Ordnung  achten,  der 
noch  nicht  durch  eine  Gleichung  gefesselt  ist.  In  dem 
allgemeinen  Fall  hat  also  für  einen  Punkt  in  einer  Brenn- 

linie      ,\    einen  endlichen  Werth.  Möglicherweise  kann 
es  geschehen,  daCs  an  singulären  Punkten       ,3    und 

)  /  verschwinden,  und     ,\      einen  endlichen  Werth 

hat;  allein  diese  besonderen  Fälle  beabsichtige  ich  nicht 
weiter  zu  berücksichtigen. 

6.  Bei  Verfolgung  dieses  Gangs  der  Untersuchoog 
würden  wir  finden,  dafs  an  einer  Spitze  (cusp)  einer 

Brennlinie  -^=0,  -^==0,  -3^=0  a.  ^ 

einen  endlichen  Werth  hat.    Ich  will  jedoch  diesen  Ge- 
genstand nicht  weiter  fortsetzen. 


237 

7.  Die  Bedingangen  f&r  irgend  einen  Ponkt  in  ei- 
ner Brennlinie  sind  also  jm  Allgemeinen  diese:  Wird  V 
gemessen  von  der  Lichtquelle  zu  irgend  einem  Punkt  der 
reflekfirenden  Fläche  und  von  da  zu  dem  gegebenen  Punkt 
der  Brennlinie,  so  ist,  im  Fall  der  Punkt  der  reflektiren- 
den  Flflche  zusammenfällt  mit  dem  entsprechenden  Re- 
flexionspunkt : 

''(n^ft       '^(^-ft       ^^^-C 

wo  C  eine,  endliche  Function  von  «,  y^  p  und  q  ist 
Das  Zeichen  von  C  kann  so  gefunden  T?erden.  In  dem 
im  §.  5  angenommenen  und  in  Fig.  2  Taf.  IV  abgebil- 
deten Fall  war  F'^ZTund  F">F;  vrennnm  F'  mit 
rieh  bringt,  dais  x  abnimmt,  oder  wenn  «  von  der  Con- 
Texität  der  Brennlinie  ab  gemessen  wird,  so  ist  C  posi- 
tiv. Wird  aber  x  gegen  die  Convezität  der  Brennlinie 
gemessen,  so  ist  C  negativ. 

8.  Der  Werth  von  C  kann  so  gefunden  werden. 
Man  ziehe  P'Q'  senkrecht  auf  PX*;  dann  kann  Q'X 
als  gleich  mit  P'X*  betrachtet  werden  (es  ist  von  ihm 
Dur  durch  Gröfsen  verschieden,  die  von  der  vierten  Po- 
tenz von  P  P'  oder  XX'  abhängen),  und  daher  ist 
F^r,  welches  im  §.  5  =XP+PP—XP  gefunden 
ward,  =zP'P —  Q'P.  Es  werde  nun  x  nahe  senkrecht 
ZQ  der  Brennlinie  bei  P  gemessen,  sej  q  der  Krümmungs- 
halbmesser der  Brennlinie  in  P,  und  q>  der  kleine  Win- 
kel zwischen  PX  und  PX\   Dann  ist  dx^=^PX*q>  und 

y=~    und 


Setzt  man  «Jieb  gleich  dem  entsprechenden  Glied  in 
der  Taylor 'sehen  Reihe  fflr  F',  so  findet  man 


238 

9.  Nun  nehme  «an  einen  Ponkt  nahe  an  der  Bram- 
linie,  deren  Coordinafen  p+Sp  und  q  sind  (8p  ge- 
messen abwärts  Ton  der  CouTexität  der  Brennlinie  pa> 
rallel  mit  x  oder  nahe  senkrecht  gegen  die  Brennliaie 
bei  jP).  Sej  Fi  die  Länge  der  Bahn  des  Lichts  vom 
Ursprung  bis  zu  irgend  einem  Punkt  des  Reflectois  und 
von  da  zum  Punkt  p+Sp^  q.    Dann  haben  wir 

Vi=^YS?Tf^V{x-p-8py^{y-q)\ 
oder 

r. = r+  V  Qt-p  -  Spy+(y-qy  -V^x^py+(y^)\ 

welches,  wenn  man  es  bis  zur  ersten  Potenz  von  Sp 
entwickelt  I  wird 

r,=  r-  ,  ^-^  Sp, 

yoc-py+(r-qr 

und  folglich  in  dem  allgemeinen  Fall,  dafs  f^  durch  ir- 
gend einen  Punkt  der  reflektirenden  Fläche  gemessen 
wird, 

WO  A,  B,  D  endliche  Functionen  Ton  x,  y,  p  und  q 
sind. 

In  dem  besondem  F^U,  dafs  F  durch  den  Punkt, 
welcher  (nach  dem  gewöhnlichen  Gesetz)  Strahlen  nach 
p  und  q  reflektirt,  gemessen  wird,  hat  man: 

^^^=C+D.Sp  oder  =G 


239 

wenn,  wie  wir  immer  annebmeii  werden,  8p  klein  ist« 

10.  Setzt  man  ako  V\  für  die  Länge  der  Bahn 
dnrch  x+8x^  y+8y  nach  p+Sp^  q  (wo  8p  ganz  un- 
abhängig ist  von  8»)^  so  haben  wir 

r^-r^^A8p—^B8p--:^^L.-r^^^, 

oder  z  ^  8x  gesetzt. 

I)ei  Fortlassung  der  (ihrigen  Glieder. 

11.  Der  Werth  von  C  ist  schon  gefunden;  der  von 
^  (die  einzige  Gröfse,  die  uns  sonst  noch  interessirt) 
wird  durch  Differentiation  des  Ausdrucks  fQr  Vy  erhalten. 
So  finden  wir 

oder,  da  x — p  als  sehr  klein  vorausgesetzt  ist 

12.  Es  giebt  einen  so  eigenthümlichcn  und  wie  es 
scheint  so  leicht  zu  Fehler  führenden  Fall  in  diesen  Aus- 
drQcken»  dafs  er  einer  besondem  Untersuchung  bedarf, 
am  60  mehr  als  er  beim  Regenbogen  vorkommt.  Diefo 
ist  der  Fall,  wo  man  bei  Ermittlung  der  Ablenkung  der 
reflektirten  oder  gebrochenen  Strahlen  (von  einer  festen 
Richtung)  findet,  dafs  beim  Fortgehen  in  derselben  Rich- 
tODg  längs  der  zurückwerfenden  oder  brechenden  Fläche 
die  Ablenkung  bis  zu  einem  gewissen  Betrage  wächst 
and  dann  abnimmt,  und  so  umgekehrt.  In  diesem  Eall 
besteht  die'  Brennlinie  aus  zwei  unverbundenen  unendli- 
chen Zweigen  in  entgegengesetzten  Richtungen,  mit  einer 
gemeiDschaftlicheh  Asymptote,  parallel  mit  der  Lage  des 
Maximums  oder  Minimums  der  Ablenkung  der  Strahlen. 
Um  diesen  Fait  zu  erforschen,  wollen  wir  untersuchen, 
welche  Gestalt  die  Yorderfläche  der  Welle,  unmittelbar 


240 

Dachdem  sie  die  zarQckwerfende  oder  brechende  Fläche 
Terlasseo,  besitzt,  und  dabei  die  Länge  der  Bahn  des  LichU 
Ton  dieser  Vorderfläche  ab  messen.  Sey  A^  Fig.  3  Tat. 
IVy  der  Punkt,  an  welchem  die  Asymptote  die  Vorde^ 
fläche  der  Welle  schneidet  (was  zugleich  der  Ponkt  der 
Vorderfläche  sejn  wird,  wo  die  Ablenkung  ein  Maximum 
oder  Minimum  ist),  und  dessen  Coordinaten  0  und  h 
sind.  Sej  X  irgend  ein  Punkt  in  der  Vorderfläche,  des- 
sen Coordinaten  x  und  y  {y/o  x  Ton  der  Asymptote  ab 
gemessen  und  y  ihr  parallel  ist),  so  wie  p  und  q  die 
ähnlich  gemessenen  Coordinaten  irgend  eines  Punktes  P 
nahe  der  Asymptote.  Heifst  nun  s  die  Länge  AX^  und 
^  der  Winkel  zwischen  der  Tangente  an  X  mit  der 
Tangente  an  A^  dann  giebt  die  Bedingung,  dafs  die  Ab- 
lenkung der  Richtung  der  Strahlen  (oder  der  Tangeate 
an  der  Vorderfläche  der  Welle)  von  einer  festen  Rich- 
tung  ein  Maximum   oder   Minimum    sey,   die    Relation 

19*:^ -y,  worin  a  eine  Constante.  Erwägt  man  nun,  dals 
'jj-=icos&  und  ^=sin&,  so  erhält  man  mit  hinläng- 

lieber  Annäherung  x=is  ,  j=Ä-4-q-^  =  b  +  -^-^  ,    und 

die  Vorderfläche  der  Welle  ist  also  eine  kubische  Pa- 
rabel.   Der  Abstand  des  Punkts  P  von  X  ist 

—Vix'-pr+Cy-gf 

=]/  p'-2px+x^+(b-yr+'^^^^j^, 

und  diefs  bis  zur  dritten  Potenz  von  x  entwickelt  und 
r*  ßir  p^+(b — y)*  ge*setzt,  giebt: 

Nehmen  wir  nur  den  Haupttheil  von  jedem  Coeffi* 
deuten  (wa«  Otr  leden  besonderen  Fall  yoUkommen  hin- 

reicht, 


241 

reicht,  da  j      ■    wahrscheinlich  nie  bei  einer  Beobach- 
b—q 

toog  auf  tang2'  steigen  wird),  so  wird  dieCs: 

^      b — y      ^  b—q         3a* 

Bei  Anwendungen  dieses  Ansdracks  ist  es  wichtig 
zu  bemerken,  dafs  der  Coefficient  von  afi  unabhängig  ist 
von  p  und  q  (  nur  abhängt  von  den  Dimensionen  des  Re- 
gentropfens oder  anderer  zurfick werfenden  oder  brechen- 
den Körper)  und  da(s  der  Coefficient  von  x  nur  abhängt 
^ou  dem  Winkel,  den  PX  mit  der  Asymptote  macht. 

13.  Es  erhellt  demnach,  dafs  in  den  beiden  betrachte- 
ten Fällen,  die  Länge  des  (durch  den  allgemeinen  Punkt 
der  reflektirenden  Fläche  oder  der  Vorderfläche  der  Welle 
gebenden)  Wegs  der  Welle  zu  dem  betrachteten  Punkt, 
nahe  der  Brennlinie,  durch  eine  Formel  dritter  Ordnung 
ausgedrückt  wird,  in  welcher  die  erste  Potenz  der  Or- 
dinate des  Punkts  in  der  Vorderfläche  der  Welle  pro- 
portional ist  dem  Abstand  des  beleuchteten  Punkts  von 
der  Brennlinie  oder  der  Asymptote,  und  in  welcher  der 
Coefficient  der  dritten  Potenz  unabhängig  ist  von  diesem 
Abstände.     Setzen  wir  in  dem  ersten  Fall 

PJP'B.Sp      \ 

P 

femer  E  ffir  ein  von  z  unabhängiges  Glied,  und  unter- 
drticken  im  Coefficient  von  z  das  Glied,  welches  Sp^  ein- 
scbUefst  im  Vergleich  mit  Sp^  so  wird  der  erste  Ausdruck: 

Und  wenn  wir  im  zweiten  Beispiele  setzen 


Ä+sT =.r 


PogCcnd,  Ann.  ErgäDxiingsbd.  1.  16 


242 

and  erwägen,  dafs  bei  dem  Regenbogen  a  ein  sehr  kJei> 
ner  Bruch  eines  Zolles  ist,  während  p  viele  Fttfs  betra- 
gen kann ,  dafs  demnach  a  gegen  p  vernachlässigt  wer- 
den kann,  so  kommt: 

14.  Schreiten  wir  jetzt  zur  Lichtstärke  des  beleach- 
teten  Punkts.  Ich  werde  dabei  die  Integration  für  die 
auf  der  Ebene  x  ,  y  senkrechte  Ordinate  ganz  vernach- 
lässigen, weil  sie  nur  einen  gemeinschaftlichen  Factor  Dir 
jeden  Theil  einführen,  und  deshalb  nichts  an  dem  Ver- 
hältnifs  der  Lichtstärke  in  den  verschiedenen  Punkten  än- 
dern wfirde.  Angenommen  die  grofse  Lichtwelle  sej  zer- 
fällt in  unendlich  viele  kleine  Theile,  von  denen  jeder 
der  Ursprung  einer,  nach  allen  Richtungen  sich  ausbrei- 
tenden kleinen  Welle  ist,  so  wird  die  durch  diese  kleine 
Welle  bewirkte  Erschütterung  des  Aethers  an  dem  er- 
leuchteten Punkt,  zufolge  der  Undulationstheorie,  gemes- 
sen durch  das 

Stück  der  kleinen  Welle  X^w-y-(^/ — d.  ganz.  Weg), 

also  im  ersten  Fall  durch : 

und  im  zweiten  Fall  durch: 

16.  Im  ersten  Fall  ist  also  der  Ausdruck  für  die 
ganze  Störung: 

Die  Gränzen,  innerhalb  deren  die  Integration  aus- 
zuführen ist,  gehen  von  einem  merklich  negativen  Wertl 


243 

?0D  z  bis  za  einem  merklich  positiven  Werth  tod  z\ 
und  wegen  der  Kleinheit  des  Divisors  A,  und  der  Un- 
wirksamkeit der  Strahlen,  deren  Wege  am  viele  Molti- 
pla  von  X  von  E  abweichen,  wird  diese  Integration  die- 
selbe seyn,  wie  wenn  sie  zwischen  den  GränZen  — od 
und  +00  genommen  wQrde.  Nun  ist  das  Integral  das- 
selbe als: 

Allein   zwischen  den  GrSnzen   — od    und  +qo    ist 
offenbar 

z' 

weil  jeder  positive  Werth  von  einem  gleichen  negativen 
Werth  aufgehoben  wird.  Daher  ist  denn  der  Ausdruck 
für  die  Störung  des  Aethers  an  dem  beleuchteten  Punkt : 

das  Integral  genommen  zwischen  —od   und' +00  ; 
oder : 

Q  .  2i?r,   .      j..  p     2n       q     {  ,.     6PX^  -      A 
2nn-^.t-E)Jcos^.-^(z!^ —.Sp.z!) 


z 

das  Integral  genommen  von  0  bis  unendlich. 
Macht  man: 

2;r 
X 
ond  setzt 


H^y 


m  für 

16 


244 

dabei  den  constanten  Factor  fortlassendi  so  finden  wir  ab 
Ausdnick  für  die  Störung  des  Aethers  an  dem  beleudi- 
teten  Punkt: 


.    27t 

sm 


*^i^t^E)/cos^(w^—¥rffP) 


und  daher  als  Ausdruck  für  die  Intensität  des  Lichts: 


/ro^— («^ — nffp) 


das  Integral  genommen  von  ^=0  bis  »7=00. 

£s  ist  zu  bemerken,  dafs  m  proportional  8p  ist, 
und  dafs  deshalb  die  Lichtstärke  auf  der  geometrischen 
Brendlinie»  oder  wo  8p=:0  ist,  gefunden  wird,  wenn 
man  in  dieser  Formel  in=0  macht. 

16.  In  dem  zweiten  Fall  hat  die  gesammte  StOnmg 
des  Aethers  zum  Ausdruck: 


was,  wie  oben  gezeigt,  gleich  ist: 

von  d/=0  bis  «;'=x. 
Macht  man  nun 

und  setzt  itian 


-  T^K-^y 


m 

und  läfst  den  constanten  Factor  fort,  so  ist,  wie  zuvor, 
die  Lichtstärke 


Icos  -^{j^  —  m*9f) 


das  Integral  genommen  von  fp=0  bis  a^ssqd. 


245 


Bemerkt  muCs  werdeo,  daCs  m  hier  proportional  ,_  ■ 

ist.  Es  ist  daher  Null  für  Punkte  in  Richtung  der  Asymp- 
tote^ und  ffir  andere  Punkte  ist  es  proportional  dem  Win- 
kel, welchen  die  aus  der  Mitte  der  Welle  gezogene  Linie 
mit  der  Asymptote  macht. 

cos-^iß^ — m^tp)  von  «p=0 


IV 


bis  «p=aD  und  die  Quadrate  derselben  für  jede  0,2  von 
m=:— 4,0  bis  m=:+4yO  sind  in  der  folgenden  Tafel 
enthalten. 


Wcrthc 
von  m. 


Entjprechende 

Werdic  von 

/cos  •l«(*i''  -^mw) 

Ton  0  bis  OD. 


Quadrate 
dieser  Wcrtlic. 


-4,0 

+0,00298 

0,0000089 

-3,8 

+0,00431 

0,0000186 

—3,6 

+0,00618 

0,0000382 

-3^4 

+0,00879 

0,0000773 

-3,2 

+0,01239 

0,0001536 

—3,0 

+0,01730 

0,000299 

-2,8 

+0,02393 

0^000573 

-2,6 

+0,03277 

0,001074 

-2,4 

+0,04442 

0,00197 

-2,2 

+0,05959 

0,00355 

-2,0 

+0,07908 

0,00625 

-1,8 

+0,10377 

0,01077 

-1,6 

+0,13461 

0,01812 

-1,4 

+0,17254 

0,02977 

-1,2 

+0,21839 

0,04769 

-1,0 

+0,27283 

0,07444 

—0,8 

+0,33621 

0,11304 

—0,6 

+0,40839 

0,16678 

-0,4 

+0,48856 

0,23869 

—0,2 

+0,57507 

0,33071 

0,0 

+0,66527 

0,44259 

+0,2 

+0,75537 

0,67059 

+0,4 

+0,84040 

0,70628 

246 


Entsprechende 

Wcrthe 
von  i7>. 

Wcrthe  Ton 

Qaadratc 
dieser  Wcrthe 

von  0  bis  OD. 

+0,6 

+0,91431 

0,83597 

+0,8 

+0,97012 

0,94114 

+1,0 

+1,00041 

1,00082 

+1,2 

+0,99786 

0,99572 

+1,4 

+0,95606 

0,91406 

+1,6 

+0,87048 

0,75773 

+1,8 

+0,73939 

0,54670 

+2,0 

+0,56490 

0,31912 

+2,2 

+0,35366 

0,12508 

+2,4 

+0,11722 

0,013741 

+2,6 

—0,12815 

0,016422 

+2.8 

—0,36237 

0,13131 

+3,0 

—0,56322 

0,31721 

+3,2 

—0,70874 

0,50231 

+3,4 

—0,78018 

0,60868 

+3,6 

—0,76516 

0,58547 

+3,8 

—0,66054 

0,43631 

+4,0 

—0,47446 

0,22511 

Die  Ausdehnung  dieser  Tafel  für  die  positiven  Wer- 
the  von  m  ist  nicht  so  groCs  als  ich  wohl  wünschte;  al- 
lein sie  geht  doch  weit  genug,  um  uns  zu  befähigen,  die 
merkwürdigsten  Punkte  in  der  Vertheilung  der  Helligkeit 
festzusetzen. 

la  Von  m=— 4,0  bis  m=  — 1,6  ist  die  HelBg- 
keit  fast  unmerklich.  (In  der  That  scheint  sie,  so  wie 
der  negative  Werth  von  m  zunimmt,  in  einer  fast  geo- 
metrischen oder  vielleicht  hypergeometfischen  Reihe  ab- 
zunehmen). Dann  wächst  sie  rasch,  und  erlangt  ihr  Ma- 
ximum, wenn  m=nahe  +1,08;  ihr  Werth  ist  dann  nahe 
=1,001.  Darauf  nimmt  sie  schnell  ab  bis  i7i  =  nahe 
+2,48,  wo  sie  =0  ist  Nun  wächst  sie  wieder  bis 
wi=+3^47,  wo  sie  nahe  =0,615  oder  etwa  =drei  Fünf- 
teln ihres  ersten  Maximums.  Dann  nimmt  sie  wieder 
rasch  ab  bis  zu  Ende  der  Tafel,  und  scheint  abermals 


247 

Null  zu  werden  bei  eioein  Werlh  von  m,  der  wenig  von 
+4,4  abliegt. 

19.  Eiücr  der  wichtigsteD  Punkte  besteht  darin,  dafs 
das  Maximum  der  Helligkeit  nicht  auf  der  geometrischen 
Brcnulinie  liegt,  d.  h.  nicht  wo  m=zO,  sondern  wo 
m=z+lfl8f  d.  h.  an  der  Sufseren  Seite  der  Convexität 
der  Brennlinie,  oder  an  der  hellen  Seite  der  geometri- 
schen Lage  des  Regcnbogens,  d.  h.  (bei  dem  Haupt- 
Regenbogen)  innerhalb  desselben.  Die  folgende,  aus  den 
obigen  Zahlen  abgeleitete  Regel,  wird  in  Praxis  hinrei- 
chen, die  geometrische  Lage  zu  bestimmen.  Wenn  der 
erste  Neben-  (spunous)  Regenbogen  sichtbar  ist,  messe 
man  den  Abstand  seines  Intensitäts- Maximums  von  dem 
des  glänzenden  Bogens;  dann  liegt  der  geometrische  Bo. 
gen  nach  Aufsen  vom  glänzenden  Bogen  um  {\  dieses  Ab- 
Standes. 

20.  Es  ist  ein  Gegenstand  der  Wifsbegierde  zu  er- 
mitteln, welche  Relation  zwischen  den  so  durch  eine  toII- 
ständige  Anwendung  der  Undulationsthcorie  bestimmten 
btensitätcn ,  oder  wenigstens  Orten  des  Maximums  oder 
Minimums  der  Helligkeit  und  denen  stattfindet,  welche 
durch  die  unvollkommene  Theorie,  dafs  sich  das  Licht 
gemäfs  der  geometrischen  Optik  fortpflanze,  und  diese 
Strahlen  nach  den  einfachen  Interferenzregeln  mit  einan- 
der interferiren ,  gefunden  werden  würden.  "Wir  haben 
zunächst  die  Lage  der  beiden  Strahlen  aufzusuchen,  die 
an  jeglichem  Punkt  miteinander  interferiren.  Nun  ist  die 
Länge  des  Wegs  irgend  eines  Strahls  bis  zu  dem  erleuch- 
teten Punkt  =i?H — T-(«^  —  ^«'),  u»d  nach  (2)  ist  der 

erste  Differentialcoefficient  dieser  Gröfse  in  Bezug  auf  w 
gleich  Null  für  diejenigen  Strahlen,  die  nach  den  gewöhn- 
lichen Regeln  der  Reflexion  und  Refräction  gehen.  Diese 
Differentiation  ausgeführt  giebt: 

Die  Länge  des  Wegs  der  beiden  Strr^len  ist  also : 


248 


£_4-]/.'*'»' 


4K        27 
und  ihr  Untendiied  demnach 


^V- 


im' 


2V         27 

Die  ZentöruDg  des  Lichts  wQrdc  also,  nach  dieser 
unvollkommenen  Theorie,  stattfinden,  wenn 


V 


27 

d.  h.  wenn 


=  1,  oder  =;3,  oder  =5,  u.  8.  w. 


m 
oder  wenn 


=  [/    —     oder  ^=^y         '     etc., 


ms  1,89  oder  =3,93  etc 

und  daher  würde  für  negative  Werthe  von  m  durchaus 
kein  Licht  da  sejn.  Dagegen  haben  wir  durch  die  volt- 
ständige Theorie  gefunden,  dafs  für  negative  Werthe  von 
m  merklich  Licht  vorhanden  ist,  und  daCs  die  Zerstörung 
des  Lichts  stattfindet,  wenn  m=2,48  oder  =4,4  (nahe). 
Nach  der  unvollkommenen  Theorie  wtlrde  die  Intensität 
unendlich  seyn,  wenn  m=0,  und  das  nächste  Maximum 
würde  näher  an  1,89  als  an  3,93,  vielleicht  bei  m=2,7 
liegen.  Dagegen  haben  wir  oben  gefunden,  daCs  die  In- 
tensität nirgends  unendlich  ist,  dafs  das  erste  Maximain 
eintritt,  wenn  ir=^1,08,  und  das  zweite,  wenn  i7t^3,47. 

21.  In  Fig.  4  Taf.  IV  habe  ich  die  Intensität  des 
Lichts  dargestellt  durch  die  Ordinaten  einer  Curve,  deren 
Abscissen  die  verschiedenen  Werthe  von  m  vorstellen. 
Die  starke  Linie  entspricht  der  Bestimmung  nach  der  voll- 
ständigen Theorie,  die  getüpfelte  Linie  der  nach  der  al- 
ten Emissionstheorie  (dabei  die  Intensität  als  umgekehrt 
abnehmend  wie  die  Quadratwurzel  des  Abstands  von  der 
Brennlinie  vorausgesetzt) ;  und  die  schwache  Linie  der  nach 
der    oben   erwähnten  unvollständigen  Interferenztheorie, 


249 

welche  die  Maxima-Weithe  in  gewissem  Grade  propor- 
tional den  Ordinaten  der  getüpfelten  Linie  giebt  Die 
absolaten  Wertbe  der  Ordinaten  in  der  schwachen  and 
der  getüpfelten  Linie  sind  nicht  nothwendig  als  auf  die- 
selbe Einheit  mit  denen  in  der  starken  Linie  bezogen  an- 
zusehen; allein  die  Abscissen  entsprechen  einander  ge- 
nao  in  allem. 

(Einen  Anhang,  worin  der  Verfasser  die  numerische 

Berecfannng  des  Integrals  /        cos\7t(fiP^ — mtp)  entwik- 

fvs:ao 

kelty  glauben  wir  hier,  da  er  rein  mathematisch  ist;  we- 
nigstens dnstweilen  fortlassen  zu  dürfen  (P.)*) 


ni.    Vierzehnte  Reihe  pon  Experimental- Unter- 
suchungen über  JElektricität ; 

von  Michael  Faraday. 

(Hitcctheilt  vom  Hm.  VcrTauer  «nj  den  Phiios,  Trantaci./.  1838,  pL  IL) 


§•  20.     Natur  der  elektrischen  Kraft  oder  Kräfte. 

i667.  JLlie  in  den  drei  vorhergehenden  Reihen  von  Ex- 
perimental -Untersuchungen  (Ann.  Bd.  46,  47  und  48) 
aofgestellte  und  erläuterte  Vertheilungstheorie  lehrt  in  Be- 
zug auf  die  Natur  der  elektrischen  Kraft  oder  Kräfte 
nichts  Neues,  sondern  blofs  in  Bezug  auf  deren  Yerthei- 
hmg  {Distribution).  Die  Wirkungen  können  abhängen 
eotweder  von  einer  Verknüpfung  Einer  elektrischen  Flüs- 
sigkeit mit  den  Theilchen  der  Körper,  wie  nach  der  Theo- 
rie von  Franklin,  Aepinus,  Cavendish  und  Mos- 
sotti;  oder  von  der  Verknüpfung  zweier  elektrischen 
Flüssigkeiten,  wie  nach  der  Theorie  von  Dufay  und 
Poisson;  oder  auch  von  keinem  Ding,  was  eigentlich 


250 

elektrisches  Fluidum  genannt  werden  kann,  sondern  von 
Schyringungen  oder  anderen  Abänderungen  {affections) 
der  Materie,  in  welcher  sie  erscheinen.  Dergleichen  Ver- 
schiedenheiten in  der  Ansieht  über  die  Natur  der  Kräfte 
haben  keinen  Einflufs  auf  die  Theorie,  und  wiewohl  diese 
sich  die  wichtige  Aufgabe  gestellt,  anzugeben,  wie  die 
Kräfte  geordnet  seycn  (wenigstens  bei  den  Vertheilungs- 
Erscheinungen),  so  liefert  sie  doch,  so  weit  ich  bis  jetzt 
sehen  kann,  nicht  einen  einzigen  Versuch,  welcher  ak 
ein  entscheidender  Beweis  der  V\^ahrheit  dieser  verBchi^ 
denen  Ansichten  betrachtet  werden  könnte. 

1668.  Allein  die  Ermittlung,  wie  die  Kräfte  geord- 
net seyen,  die  Verfolgung  derselben  in  ihre  verschiedeoe 
Beziehungen  zu  den  Körpertheilchen,  die  Bestimmung 
ihrer  allgemeinen  Gesetze  und  der  specifischcn  Unter- 
schiede, welche  bei  diesen  Gesetzen  vorkommen,  ist  eben 
so  wichtig,  wenn  nicht  wichtiger  als  die  KennlniCs,  ob 
die  Kräfte  in  einer  Flüssigkeit  beruhen  oder  nicht;  und  ia 
der  Hoffnung,  diese  Untersuchung  zu  unterstützen,  ^^iU 
ich  einige  fernere  theoretische  und  experimentelle  Ent- 
wicklungen geben  von  den  Umständen,  unter  welchen, 
ich  annehme,  die  Körpertheilchen  befindlich  sind,  wenn 
sie  Vcrtheilungscrscheinungen  zeigen. 

1669.  Die  Theorie  nimmt  an,  dafs  alle  Theilchat 
sowohl  von  isolirenden  als  leitenden  Substanzen,  als 
Ganze,  Leiter  sind. 

1670.  Dals  sie  in  ihrem  Normalzustand  nicht  polar 
sind,  es  aber  durch  den  Einflufs  benachbarter  geladener 
Theilchen  werden  können,  und  der  Polarzustand  in  ei- 
nem Augenblick  entwickelt  werden  kann,  genau  wie  in 
einer  isolirten  leitenden  Masse  von  vielen  l'heilcben. 

1671.  Dafs  die  Theilchen,  polarisirt,  in  einem  Zwangs* 
zustand  befindlich  sind,  und  in  ihren  normalen  oder  na- 
türlichen Zustand  zurückzukehren  suchen. 

1672.  Dafs  sie,  da  sie,  als  Ganze,  Leiter  sind,  leicht 


251 

geladen  werden  können,  entweder  massenhaft  oder  polar 
{bodäy  or  polarfyy 

1673.  Dafs  Thcilchen,  welche  in  der  Linie  der  Ver- 
Iheilongswirkong  an  einander  liegen,  ihre  Polarkräfte  mehr 
oder  weniger  leicht  einander  mittheilen  oder  auf  einander 
übertragen  können. 

1674.  Dafs  in  denen,  die  dieses  weniger  leicht  thon, 
die  Polarkräfte  auf  einen  höheren  Grad  steigen,  beror 
diese  Uebertragung  oder  Mittheiiung  stattfindet. 

1675.  Dafs  die  leichte  Mittheilung  der  Kräfte  zwi- 
sehen  angränzenden  Theilchen:  Leitung,  und  die  schwie- 
rige: Isolaiion  ausmacht,  dafs  Leiter  und  Isolatoren  Kör- 
per sind,  deren  Theilchen  Ton  Natur  die  Eigenschaft  be- 
sitzen, ihre  respectiven  Kräfte  leicht  oder  schwierig  mit* 
zotheilen,  und  dafs  die  Körper  darin  gerade  so  verschie- 
den sind,  als  in  andern  natürlichen  Eigenschaften. 

1676.  Dafs  die  gewöhnliche  Yertheilung  das  Resul- 
tat ist  der  Einwirkung  der  mit  erregter  oder  freier  Elek- 
tricität  geladenen  Substanz  auf  isolirende  Substanz,  und 
in  dieser  den  entgegengesetzten  Zustand  zu  gleichem  Be- 
trage zu  erregen  sucht. 

1677.  Dafs  sie  (die  geladene  Substanz  (iP.))  ^^^^^ 
aar  vermag  durch  'Polarisation  der  dicht  angränzenden 
Theilchen,  welche  dasselbe  bei  den  nächsten  bewirken, 
diese  wiederum  bei  den  folgenden,  und  dafs  so  die  Wirkung 
fortgepflanzt  wird  von  dem  erregten  Körper  zu  der  näch- 
sten leitenden  Masse,  und  daselbst  die  entgegengesetzte 
Kraft  sichtbar  macht,  in  Folge  des  Effects  der  Mitthei- 
long,  welche  in  der  leitenden  Masse  nach  der  Polarisa- 
tion der  Theilchen  (of  that  body)  hinzutritt  (1675). 

1678.  Dafs  Yertheilung  deshalb  nur  durch  Isolato- 
ren hin  stattfinden  kann;  dafs  Yertheilung  Isolation  ist, 
and  die  nothwendige  Folge  des  Zustands  der  Theilchen 
und  der  Art,  wie  der  Einflufs  elektrischer  Kräfte  quer- 
durch solche  isolirende  Media  fortgepflanzt  oder  durch- 
gelassen wird. 


252 

1679.  Die  Theilchen  eines  isolirenden  Di-elektriciiiD, 
das  unter  Yertheilung  steht,  kann  verglichen  werden  mit 
einer  Reihe  kleiner  Magnetnadehi,  oder,  noch  richtiger, 
mit  einer  Reihe  kleiner  isolirter  Conductoren.  Wenn  der 
Raum  rings  um  eine  geladene  Kugel  geftillt  wäre  mit  ei- 
nem Gemeng  von  einem  -isolirenden  Di-elektricumy  wie 
Terpenthinöl  oder  Luft,  und  kleinen  kugelförmigen  Lei- 
tern, wie  Schrot,  in  der  Weise,  dafs  diese  etwas  voü 
einander  abständen  um  isolirt  zu  seyn,  so  würden  diese 
in  ihrem  Zustand  und  ihrer  Wirkung  genau  dem  ähoelo, 
was  ich  glaube  der  Zustand  und  die  Wirkung  der  TheiU 
chen  des  isolirenden  Di-elektricum  selbst  ist.  Wäre  der 
Körper  geladen,  so  würden  alle  diese  kleinen  Leiter  po- 
lar; würde  man  die  Kugel  entladen,  so  würden  alle  in 
ihren  Normalzustand  zurückkehren,  um  bei  WiederladoDg 
der  Kugel  abermals  polarisirt  zu  werden.  Der  mittelst 
Yertheilung  querdurch  solche  Theilchen  in  einer  entfern- 
ten leitenden  Masse  erregte  Zustand  würde  Ton  entge- 
gengesetzter Art  seyn,  und  im  Betrage  genau  gleich  der 
Kraft  der  vertheilenden  Kugel.  Es  würde  daselbst  eine 
Seitenverbreitung  der  Kraft  (1224. 1297)  stattfinden,  weil 
jedes  polarisirte  Kügelchen  in  einer  thätigen  oder  Span- 
nungs-Beziehung zu  allen  ihm  benachbarten  stände,  ge- 
rade so  wie  ein  Magnet  auf  zwei  oder  mehre  benachbarte 
Magnetnadeln  wirken  kann,  und  diese  wiederum  auf  eine 
nodi  gröfsere  Zahl  jenseits  liegende  wirken  können.  Hier- 
aus würden  krumme  Linien  der  Vertheilungskraft  entste- 
hen, wenn  der  vertheilte  Körper  in  solch  einem  gemischteo 
Di-elektricum  eine  unisolirte  metallische  Kugel  (1219  etc.) 
oder  andere  gehörig  geformte  Masse  wäre.  Solche  krom- 
men  Linien  sind  die  Folgen  zweier  elektrischen  Kräfte,  so 
geordnet  wie  ich  es  annehme ;  und  dafs  die  Vertheiloogs* 
kraft  nach  solchen  krummen  Linien  gerichtet  werden  kann, 
ist  der  strengste  Beweis  des  Daseyns  der  beiden  Kräfte 
und  des  Polarzustands  der  di-elektrischen  Theilchen 

1680.  Ich  glaube,  es  ist  einleuchtend,  dab  in  dem 
angegebenen  Fall  die  Wirkung  in  die  Ferne  nur  aus  ei- 


263 

ner  Wirkung  der  anliegenden  leitenden  Theilchen  her- 
vo^diea  kann.  Kein  Grund  ist  da,  waram  der  verthei- 
lende  Körper  entfernte  Leiter  polarisiren  oder  afGciren, 
nnd  die  benaebbarten,  namentlich  die  Theilchen  des  Di- 
eleklricams,  onafficirt  lassen  sollte;  alle  Thatsachen  and 
Vosucbe  mit  leitenden  Massen  oder  Theilchen  von  be- 
Irichtlicber  GrObe  nidersprechen  einer  solchen  Vorans- 
lelzuog. 

1681.  Ein  auffallender  Character  der  elektrischen 
Kraß  ist  der,  dafa  sie  begrenzt  und  ausschlielsend  (limited 
and  exclustpe)  ist,  nnd  dafs  die  beiden  KrBfte  immer  zu 
goua  gleichem  Betröge  vorhanden  sind.  Die  KrSfte  sind 
auf  zweierlei  Weisen  verknüpft,  enlneder  wie  in  dem 
natfirlicbeD,  normalen  Zustand  eines  ungeladenen,  isolir- 
1(0  Leiters,  oder  wie  in  dem  geladenen  Zustand;  der 
letztere  ist  ein  Fall  von  Verlheilung. 

16S2.  Fälle  von  Vertheiluog  sind  leicht  so  geord- 
Bct,  dafs  die  beiden  Kräfte,  als  bcgränzt  in  ihrer  Rieb- 
'  toag  aofserbalb  des  angewandten  Apparats  keine  Erscbei- 
niogen  oder  Anzeigen  darbieten.  Wenn  z.  B.  eine  Leid- 
ner  Flasche,  deren  Sufsere  Belegung  etwas  höher  als  die 
ionere  ist,  geladen  wird,  und  man  darauf  die  Ladnogs- 
Eogel  und  Stange  entfernt,  so  zeigen  sieb  keine  elcklri- 
ichen  Erscheinungen,  so  lange  ihre  Aufsenseile  unisoJirt 
ist  Die  beiden  KrSfte,  welche  so  zu  sagen  in  den  Be- 
legen oder  in  den  benachbarten  Theilchen  des  Di-elektri- 
enois  enthalten  sind,  sind  vermittelst  Verthcilung  quer- 
durch das  Glas  ganz  mit  einander  beschäftigt  (engaged); 
Dod  eine  Tragekugel  (1181)  wird,  nach  Anlegung  an  die 
Anfgen-  oder  Innenseite  der  Flasche,  keine  Anzeigen  von 
Elekiricilät  geben.  Wenn  man  aber  die  Flasche  isolirt, 
nnd  Ladungs-Kugel  und  Stange,  im  ungeladenen  Zustand 
tmd  bangend  an  einem  ieolirten  Faden  wejfscr  Seide,  vrtc- 
der  an  ihren  Ort  bringt,  so  wird  der  Ober  die  Flasche 
bervoiragende  Theil  elektrische  Anzeigen  gebrai  und  die 
Tragekngel  laden,  und  zugleich  wird  man  finden,  dafs 


254 

der  äufsere  Beleg  der  Flasche  im  entgegengesetzten  Zu- 
stande ist  nnd  auf  umgebende  Gegenstände  verthälend 
wirkt. 

1683.  Diefs  sind  einfache  Folgen  der  Theorie,  So 
lange  die  Ladung  des  inneren  Belegs,  nur  durch  das 
Glas  auf  den  äufseren  Beleg  verlheilend  wirken  kann, 
und  dieser  letztere  nicht  mehr  von  entgegengesetzter  Kraft, 
als  was  jener  äquivalent  war,  enthält,  kann  an  der  Fla- 
sche keine  Vertheilung  nach  Aufsen  wahrgenommen  wer- 
den. So  wie  aber  der  innere  Beleg  durch  den  Stab  und 
die  Kugel  so  erweitert  wird,  dafs  er  durch  die  Luft  auf 
äufsere  Gegenstände  vertheileud  wirken  kann,  sinkt  die 
Spannung  der  polarisirten  Glastheilchen ,  vermöge  ihrer 
Neigung  in  den  Normalzustand  zurückzukehren,  ein  we- 
nig, und  ein  Theil  der  Ladung,  der  zu  der  Oberfläche 
dieses  neuen  Theils  des  innern  Condnctors  tibergeht, 
wirkt  vertheilend  durch  die  Luft  auf  ferne  Gegenstände, 
während  zugleich  ein  zuvor  nach  Innen  gerichteter  Theü 
der  Kraft  in  dem  äufseren  Belege  in  Freiheit  gesetzt  wird; 
und,  nun  gezwungen  durch  die  Luft  hin  nach  Aufsen  ver« 
theilend  zu  wirken,  in  diesem  äufseren  Beleg  dasjenige 
erzengt,  was  man,  ich  glaube  sehr  ungeeignet,  freie  La- 
dung genannt  hat.  Eine  kleine  Leidner  Flasche,  der  man 
die  unter  dem  Namen  des  elektrischen  Brimnens  be- 
kannte Gestalt  gegeben,  wird  diese  Wirkung  sehr  voll- 
ständig erläutern. 

1684.  Die  Ausdrücke:  freie  Ladung  und  gebundene 
Elektricität  (dissimulated  electricüy)  führen  daher  za 
irrigen  Begriffen,  wenn  damit  irgend  ein  Unterschied  in 
der  Art  oder  Weise  der  Wirkung  bezeichnet  seyn  soll. 
Die  Ladung  auf  einem  isolirtcn  Leiter  in  der  Mitte  eines 
Zimmers,  steht  zu  den  Wänden  dieses  Zimmers  in  der- 
selben Beziehung,  wie  die  Ladung  auf  dem  innern  Be- 
lege einer  Leidner  Flasche  zu  dem  äufseren  Belege  der- 
selben Flasche.  Die  eine  ist  nicht  freier  oder  gebunden 
ner    als  die  andere,  und  wenn  wir  zuweilen  Elekfridtät 


255 

henrorrafen,  wo  sie  früher  nicht  nachzuweisen  war,  wie 
auf  der  Aufsenseite  einer  geladenen  Flasche;  wenn  wir. 
Dach  deren  Isolimng,  die  innere  Belegung  berühren,  so 
geschieht  diefs  nur,  weil  wir  mehr  oder  weniger  von  der 
Verthälungskraft  aus  der  einen  Richtung  in  die  andere 
lenken;  denn  unter  solchen  Umständen  wird  in  dem  Cha- 
rakter oder  der  Wirkung  der  Kraft  nicht  die  geringste 
Veränderang  bewirkt. 


1685.  Nach  dieser  allgemeinen  theoretischen  An- 
sicht, will  ich  nun  zu  besonderen  Punkten  in  Betreff  der 
Natar  der  angenommenen  elektrischen  Polarität  der  Theil- 
chen  des  isolirenden  Di-elektricuUis  übergehen. 

1686.  Der  PoUrzustandbei  der  gewöhnlichen  Ver- 
theilnng  kann  betrachtet  worden  als  ein  Zwangszustand, 
aas  dem  die  Tbeilchen  in  ihren  Normalzustand  zurück* 
zukehren  suchen.  Durch  giDgenseitige  Näherung  des  ver- 
teilenden und  vertheilten  Körpers  oder  durch  andere 
Umstände  kann  er  wahrscheinlich  zu  einem  hohen  Grad 
gesteigert  werden,  und  die  Phänomene  der  Elektroljsiriing 
(851.  1652.  i^  1706)  scheinen  anzudeuten,  dafs  das  Yer- 
hälfDifs  der  Kraft,  die  so  in  einem  einzigen  Theilchen 
angehäuft  werden  kann,  ungeheuer  ist.  In  Zukunft  mö- 
gen wir  im  Stande  seyn,  Corpuscularkräfte  wie  die  der 
Schwere,  Cohäsion,  Elektricität  und  chemischen  Verwandt- 
schaft mit  einander  zu  vergleichen  und  auf  diese  oder  an^ 
dere  Weise  ihre  relativen  Aequivalente  aus  ihren  Effec- 
ten abzuleiten;  für  jetzt  vermögen  wir  es  nicht;  allein  es 
scheint  keinem  Zweifel  zu  unterliegen,  dafs  ihre  (der  Kör- 
pertheilchen?(iP.))  elektrischen  Kräfte,  die  zugleich  ihre 
chemischen  sind  (891.  918)  bei  weitem  die  mächtigsten 
sind. 

1687.  Die  durch  die  Polarisation  entwickelten  Kräfte 
betrachte  ich  nicht  als  beschränkt  auf  zwei  besondere  als 
Pole  einer  Axe  anzusehende  Punkte  oder  Stellen  der 
Oberfläche  eines  jeden  Theilchens,  sondern  als  verwei- 


266 

leod  auf  groCBen  Stücken  dieser  Oberfläche,  wie  es  der 
Fali  ist  auf  der  Oberfläche  eines  in  den  Polarzostand  yer- 
setzten  Leiters  von  bedeutender  Gröfse.  Allein  es  ist 
sehr  wahrscheinlich,  dafs,  ungeachtet  der  specifischen  Un- 
terschiede, welche  die  Theilchen  verschiedener  iBLörper 
in  dieser  Beziehung  darbieten,  die  obwohl  in  Menge  glei- 
chen Elräfte  nicht  gleichmäfsig  vertheilt  sind;  auch  andere 
Umstände,  wie  Form  und  Qualität,  geben  jedem  eine 
besondere  Polar -Relation.  Vielleicht  sind  es  dergleichen 
Unterschiede,  denen  wir  die  specifischen  Wirkungen  ver« 
schiedener  Dielektrica  in  Bezug  auf  Entladung  zuschrei- 
ben müssen  (1394.  1508).  So  zeigen  Sauerstoff-  und 
Stickgas  sonderbare  Contraste,  wenn  Funken-  oderBfi- 
schel- Entladungen  in  ihnen  hervorgerufen  werden  (siehe 
die  Tafel  in  1518);  denn  im  Stickgas,  wenn  die  kleine 
negative  oder  die  grofse  positive  Kugel  vertheilend  g^ 
macht  worden,  entsprechen  die  Erscheinungen  denen, 
welche  im  Sauerstoff  stattfinden,  wenn  die  kleine  posi- 
tive oder  die  grofse  negative  vertheilend  ist. 

1688.  In  starren  Körpern,  wie  Glas,  Schellack, 
Schwefel  u.  s«  w.  scheinen  die  Theilchen  nach  allen  Rich- 
tungen polarisirt  werden  zu  künncn,  denn  wenn  man  eine 
solche  Masse  auf  ihre  Yertheilungsfähigkeit  nach  drei  oder 
mehren  Richtungen  untersucht  (1690),  findet  man  keine 
Unterschiede.  Da  nun  die  Theilchen  in  der  Masse  be- 
festigt sind,  und  die  Vertheilung  durch  sie  ihre  Richtung 
ändern  mufs  mit  einer  Aenderung  gegen  die  Masse,  so 
zeigen  die  constanten  Effecte,  dafs  sie  sich  in  jeder  Ridi- 
tung  elektrisch  polaristren  können.  Diefs  stimmt  zu  der 
schon  gefafsten  Ansicht,  dafs  jedes  Theilchen  als  Ganzes 
ein  Leiter  ist  (1669),  und  hilft,  als  eine  experimenteUe 
Thatsachc,  diese  Ansicht  unterstützen. 

1689.  Wiewohl  indefs  die  Theilchen  sich  unter  dem 
Einflufs  von  Kräften,  die  vermuthlich  äufserst  energisch 
sind  (1686),  nach  yV^^^r  Richtung  polarisiren  können,  so 
folgt  doch  nicht,  dafs  nicht  jedes  Theilchen  sich  in  einer 

Rieh' 


257 

RichloDg  mehr  als  in  einer  andern  bis  zu  höherem  Grade 
oder  mit  grOfserer  Leichtigkeit  polarisirell  könnte,  oder 
dab  nicht  Terschiedcnarlige  Theilchen  in  dieser  Beziehnn^ 
specifiscbe  Unterschiede  darbieten  könnten ,  wie  sie  Un- 
terschiede im  Leitvermögen  und  anderen  Fähigkeiten  be- 
ätien  (1296.    1326.    1395).     Ich  sachte  ängstlich  nach 
einer  Relation  dieser  Art,  und  wählte  deshalb  zum  Ex- 
perimeiit  kristallisirte  Körper,  weil  sie  alle  ihre  Theil- 
cben  in  symmetrischer  Lage  haben,  und  daher  am  besten 
geeignet  sind,  ein  Resultat  anzuzeigen,  welches  von  ehier 
Veränderung  der  Richtung  der  Kräfte  mit  der  Richtung 
der  Theilchen,  in  denen  sie  entwickelt  werden,  abhängen 
kAnoteL    Besonders  trieben  mich  die  elektrischen  Eigen- 
schaften des  Turmalins  und  Boracits  zu  dieser  Un- 
tersacbung  an,  und  ich  hoffte  auch  eine  Beziehung  zwi- 
scben  der  elektrischen  Polarität  und  der  der  Kristallisa- 
tioD  oder  gar  zu  der  Cohäsion  selbst  (1316)  zu  entdecken. 
Allein  meine  Versuche  haben  keinen  Zusammenhang  der 
gesuchten  Art  nachweisen  können.    Da  ich  es  indeft  üQr 
gleich  wichtig  halte,  zu  zeigen,  dafs  es  eine  solche  Be- 
ziehung gebe  oder  keine,  so  werde  ich  meine  Resultate 
lorz  beschreiben. 

1690.  Die  Form  des  Experiments  war  folgende. 
Eine  Messingkugel  Ton  0,73  Zoll  Durchmesser,  befestigt 
an  dem  Ende  eines  horizontalen  Messingstabs,  der  am 
Ende  eines  MessingCjlinders  safs,  war  mittelst  des  letz» 
teren  Tollkommen  metallisch  verbunden  mit  einer  grofsen 
Lieidner  Batterie  (291),  in  der  Absicht,  sie  dorch  die 
Verbindung  mit  der  geladenen  Batterie  jedesmal  eine  halbe 
Stande  lang  in  einem  sehr  nahe  gleidiförmigen  elektrischen 
Zustand  zu  erhalten.  Diese  Kugel  war  die  yertheilende. 
Die  Tertheilte  Kugel  war  die  Tragekogel  des  Torsions^ 
Elektrometer  (1229.  1314);  und  das  Dielektricum  zwi- 
schen beiden  war  ein  Würfel,  so  geschnitten  aus  einem 
Kristall,  dafs  zwei  seiner  Seiten  parallel  der  optischen 
Axe,  nnd  die  vier  anderen  se^edit  auf  ihr  waren.  Ein 

Poggoid.  Ann.  Erfiaagaf/M*  I.  17 


258 

Stückchen  Schellack  war  angebracht  aaf  der  Terlhcüen- 
den  Kugel,  gegentiber  der  Stelle,  wo  sie  an  dem  Mes» 
sfaigstab  befestigt  war,  um  einen  wirklichen  Contact  zwi« 
sehen  der  Kugel  und  dem  Krisfall  zu  verhindern.  Auch 
die  Tragekugel  war  auf  der  dem  Würfel  zugewandten 
*  Seite,  die  zugleich,  wenn  die  Kugel  in  dem  Elektrome- 
ter ihre  Stelle  einnahm,  die  fernste  von  der  abgestobe- 
nen Kugel  war,  mit  einer  Lage  Schellack  bekleidet.  Der 
Würfel  war  mit  einer  dünnen  Lage  von  in  Alkohol  ge- 
lösetem  Schellack  überzogen,  um  die  Ablagerung  von  Feuch- 
tigkeit ans  der  Luft  auf  seine  Oberfläche  zu  verhüten; 
und  er  lag  auf  einer  kleinen  Tafel  Schellack,  die  von 
einer  Schellackstange  getragen  ward;  letztere  war  stark  g^ 
nug  um  den  Würfel  zu  tragen,  dodi  aber  auch^  vermöge 
ihrer  Lange,  so  biegsam,  um  zu  federn,  und  deo  Würfel 
gegen  das  Schellack  der  vertheilenden  Kugel  za  drücken 
(Siehe  Fig.  6  Taf.  IV). 

1691.  Auf  diese  Weise  war  es  leicht,  die  vertheilte 
Kugel  immer  in  .denselben  Abstand  von  der  vertheilenden 
zu  bringen,  sie  daselbst  zu  unisoliren  und  wieder  zu  iso- 
liren,  und  dann,  nach  Messung  der  Kraft  im  Elektrome- 
ter (1181),  Behufs  einer  zweiten  Beobachtung,  an  ihroi 
Ort,  der  vertheilenden  Kugel  gegenüber,  zurückzuführen. 
Auch  konnte  man  leicht  durch  Drehung  des  Gestells,  wel- 
ches den  Würfel  trug,  vier  seiner  Seiten  folg  weise  ge- 
gen die  vertheiFende  Kugel  bringen  und  die  Kraft  für  die 
Fülle  beobachten,  daCs  die  Linien  der  Vertheilung^wir- 
kung  (1804)  entweder  mit  der  Richtung  der  optischen 
Axe  des  Kristalls  zusammenfielen  oder  winkelrecbt  sof 
ihr  waren.  Gewöhnlich  wurden  an  den  vier  Seitenfliidien 
des  Würfels  20  bis  28  Beobachtungen  hintereinander  ge- 
gemacht  und  aus  ihpen  das  Mittel  genommen,  und  dieses 
mit  ähnlichen  zu  anderen  Zeiten  erhaltenen  Mittelwerthen 
verglichen,  alles  mit  jeder  Sorgfalt,  um  genaue  Resultate 
zu  erlangen. 

1692.  Zunächst  wurde  ein  Würfel  von  B^krisiaU 


26e 

angewandt;  er  hielt  0,7  Zoll  io  Seile.  DMjffittel  am 
Dkbt  weniger  ab  197  Beobachtungen  gab»- out  einem  merk* 
wfirdigen  und  conetanten  Unterschied,  100.  f&r  die  speci- 
fiacbe  Vertheilongi-Ftthigkeit  in  Bkhtqiig  der  optischen 
Axe  des  Würfels,  dagegen  93,ro  und  93>31  (Qrdie  ia 
den  beiden  darauf  winkelrechten  Richtungen. 

1693.  Allein  mit  einem  zweiten  WtUrfel  von  Berg- 
kristall wurden  keine  entsprechenden  Resultate  erhalten, 
£r  hielt  0,77  Zoll  in  Seite.  Das  Mittel  aus  vielen  Ver- 
nidien  gab  100  fQr  die  specifisohe  VerlheUungsfobigkeit 
m  Richtung  der  optischen  Axe/  und  98^6  und  99,92  für 
£e  in  den  beiden  anderen  Richtungen. 

1694.  Lord  Ashley,  welchen  ich  immer  zur  Be- 
fiederung der  Wissenschaft  geneigt  fand,  erlieb  mir  zum 
Behofe  dieser  Untersuchung  drei  Ihro  Durchlaucht  der 
Henog^nn  Ton  Sutherl and  gehörige  Kugeln  von  Berg- 
kristalK  Zwei  derselben  hatten  so  feine  Risse«  dafs  sie 
filr  diese  Versuche  unbrauchbar  waren  (1193. 1693);  die 
dritte,  die  viel  besser  war,  gab  mir  keine  Anzeige  von 
ii^gend  einem  Unterschied  der  Vertheilungskraft  in  ver- 
^edcn  Richtungen. 

1695.  Hierauf  wandte  ich  Wfirfel  von  Kalkspath 
an.  Einer,  der  0,5  Zoll  im  Durchmesser  hielt,  gab  100 
ftr  die  Azen- Richtung,  und  98,66  und  95,74  fQr  die  bei- 
den Quer -Richtungen.  Der  andere,  03  Zoll  in  Seite, 
pb  100  für  die  Azen-Richlung  und.  101,73  und  101,86 
Itbr  die  Quer- Richtungen. 

1606.  Ailber  diesen  Unterschieden  zeigten  sich  an- 
dere, die  anzuführen  ich  indefs  nicht  f&r  nützlich  halte, 
da  sieh  der  Hauptpunkt  nicht  bestätigt  fand.  Denn 
wiewohl ,  die  Experimente  mit  dem  ersten  Würfel  grofse 
Erwartungen  erregten,  so  wurden  sie  doch  nicht  durch 
die  mit  den  übrigen  verallgemeinert.  Ich  halte  die  Re- 
snltale  mit  jenem  Würfel  nicht  für  zweifelhaft^  kann  sie 
sber  nickt  der  Kristallisation  zuschreiben.  Es  sind  i«  dem 
Worfd  schwach)  gelkrbte  Schicbtei»  parallel  der  optisch^en 

17* 


260 

Axe  TOibanden,  nnd*  der  FarbatofF  denelben  mag  dai- 
gen  EinflalB  haben;  allein  dann  sind  auch  die  Schiditoi 
nahe  parallel  einer  der  Qaer-Riehtungen,  und,  wenn  sie 
Oberhaupt  von  Einflufs  wären,  müfsten  sie  auch  io  die- 
ser Richtung  einige  Wirkung  zeigen,  was  sie  indefii  mcht 
thun. 

1697.  Bei  einigen  Versudien  zeigte  die  eine  Hälfte 
oder  ein  Theil  des  Würfels '  eine  Ueberlegenheit  Ober 
eintn  andern  Theil,  und  diefs  konnte  ich  nicht  einer  tod 
den  verschiedenen  Theilen  eihaltenen  Ladung  zuschrei- 
ben. Es  fand  sich  indeis,  dafs  das  Ueberfimissen  dei 
Würfels  hinreichend  war,  sie  von  der  Annahme  eiaer 
Ladung  abzuhalten,  ausgenommen  (in  wenigen  Versuchen) 
einen  geringen  Grad  vom  negativen  Zustand  oder  dea 
entgengesetzten  der  vertheilenden  Kugel  (1564.  15S6). 

1698.  So  weit  ich  sehen  konnte,  war  Obrigens  das 
IsolationsvermOgen  der  angewandten  Würfel  voUkomiDeD, 
oder  wenigstens  so  vollkommen,  daCs  es  einen  Vergleidi 
mit  Schellack,  Glas,  u.  s.  w.  ertrug.  Betreffend  die  Ur- 
sache der  Unterschiede,  so  kann  es  deren,  aufser  der  re* 
gelmSfsigen  Kjistallstructur,  mehre  geben.  So  könoes 
kleine,  dem  Auge  unwabmehmbare  Risse  in  dem  Kri- 
stall so  angeordnet  seyn,  daCs  sie  einen  merklichen  eld- 
trischen  Unterschied  bewirken  (1193).  Auch  kann  die 
Kristallisation  unregelmfifsig,  oder  die  Substanz  nicht  gun 
rein  sejn;  und  wenn  man  erwSgt,  welch  geringe  Menge 
einer  Substanz  das  Leitvermögen  des  Wassers  schon  be- 
deutend abändert,  so  wird  es  nicht  unwahrsdieinlich  er- 
scheinen, dafs  ein  wenig  einer  durch  das  Ganze  oder  ei- 
nen Theil  des  Würfels  zerstreuten  fremdartigen  Substans» 
Wirkungen  hervorbringt,  die  hinreichend  sind,  alle  be- 
obachteten Unregelmälsigkeiten  zu  erklären. 


1699.  Eane  wichtige  Frage  in  Betreff  der  elektri- 
schen Polarität  der  Theilchen  eines  isolirenden  Didek- 
tricnms  ist:  ob  es  die  Moleküle  oder  die  Bestandlhefle 


261 

oder  Urtheile  sejen  (componerU  or  uUinuUe  particU$% 
wdche  die  Rolle  too  isolirlen,  leiteadeD,  sidi  polartBi- 
reoden  Portionen  spielen  (1669). 

1700.  Ich  bin  in  dem  Schlub  gelangt,  daÜB  es  die 
Moleküle  der  Substanz  sind,  welche  sich  als  Ganze  po- 
laridren  (1347),  und  dab,  wie  verwickelt  aach  die  Za- 
ttDmensetzqng  eines  Körpers  seyn  mag,  alle  die  Theil« 
dien  oder  Atome,  weldie  durch  chemische  Verwandtschaft 
zur  Bildung  Eines  Moleküls  dieses  Körpers  zusammenge- 
halten werden,  bei  Herrorrufung  von  Yertheilungs-Phi- 
nomenen  oder  Polarisationen  in  diesem  Körper  als  eine 
leitende  Masse  oder  Portion  wirken. 

1701.  Dieser  Schlub  grfindet  sich  auf  mehre  Be- 
trachtungen. So  ^ebt  es  einige  Körper,  wie  Schwefel» 
Phosphor,  Chlor,  Jod  u.  s.  w.,  deren  Theilchen  isoliren,  , 
ond  sich  deshalb  in  hohem  Grade  polarisiren,  wogegen 
andere,  wie  Metalle,  kaum  eine  Anzeige  Ton  diesem  Ver- 
mögen liefern  (1328),  indem  ihre  Theilchen  frei  von  ei- 
oem  zum  andern  leiten.  Dennoch  bilden  sie,  wenn  sie 
Verbindungen  eingehen,  Substanzen,  die  anscheinend  in 
dieser  Hinsicht  keine  Beziehung  zu  ihren  Elementen  ha- 
ben, denn  Wasser,  Schwefelsfture  und  dergleidien  aus 
iBoiirenden  Elementen  gebildete  Verbindungen  leiten  ver- 
gleichend leicht,  während  Bleioxjd,  Flintglas,  borsaures 
Bidoxjrd  und  andere  metallischo  Verbindungen,  die  sehr 
bedeutende  Antheile  von  leitenden  Substanzen  enthalten, 
aoberordentlich  .  gut  isoliren.  In  Bleioxyd  zum  Beispiel 
nehme  ich  an,  dafs  bei  dem  Acte  der  Vertheilung  die 
Sanerstoff-  und  die  Bleitheilchen  sich  nicht  getrennt  po- 
larisiren, sondern  die  Moleküle  des  Bleioxyds  diese  Po- 
larisation erleiden,  indem  alle  Elemente  eines  Theilchens 
des  Körpers  durch  die  Bande  der  chemischen  Verwandt- 
schaft, welche  nur  ein  anderer  Ausdruck  (term)  für  elek- 
trische Kraft  (918)  ist,  als  TheUe  (parts)  Eines  leiten- 
den Individuums  zusammengehalten  werden« 

1702«    Bei  Körpern,  welche  Elektrolyte  sind»  ba- 


262 

baa  wir  nodi  fernerm  Grand  ra  «ioen  lolcbeii  Zustand 
der  Dioge  za  glauben.  Wenn  z.  B«  WasMr,  Chloniiiii, 
Jodblei  u.  s.  w.  im  starren  Zostand  zwischen  den  Elek- 
troden der  Voi t ansehen  ^Batterie  befindlich  sind,  so  po- 
larisiren  sich  ihre  Theilchen,  wie  es  die  irgend  eines  an- 
dern' Dieleklriooms^  fhnn  ^1164);  wenn  aber  diese  Sub- 
stanzen in  den  flüssigen  Zustand  versetzt  rind,  so  faal- 
biren  sieh  die  polarisirten  Tbeilchenrdie  beiden  Hdlften, 
deren  )ede  im  Zustand  hoher  Ladung  ist^  wandern  aos- 
yvf^Tis,  bis  sie  andere  Tbeiichen  im  entgegengesetzten  ood 
gleichfalls  geladenen  Zustand  antreffen,  mit  denen  sie  stdi 
unter  Neutralisation  ihrer  chemischen,  d.  i.  elektrischeo, 
Kräfte  verbinden,  und  wiederum  zusammengesetzte  Tbeii- 
chen bilden,  die  sich  abermals  als  Ganze  polarisiren  und 
abermals  zur  Wiederholung  derselben  Reihe  von  Wir- 
kungen (1347)  halbiren  können. 

1703.  Wiewohl  aber  ekktrolytische  Theilchen  sidi 
als  Ganze  polarisiren,  so  ist  doch  einleuchtend,  dafs  es 
nicht  ganz  gleichgültig  ist,  me  sidi  die  Theilchen  polari- 
siren'(1689);  denn,  wenn  sie  frei  beweglich  sind  (380 
etc.),  werden  die  PoIaritSten  zuletzt  in  Bezug  auf  die 
Elemente  vertheilt  {'distribuied) ^  und  Kraft-Summen,  die 
den  PoIaritSten  aeqirivalent  und  in  dem  Betrag  sehr  be- 
stimmt sind,  trennen  sich  gleichsam  von  einander,  und 
wandern  auswärts  mit  den  elementaren  Theilchen.  Und 
wiewohl  ich  nicht  bebanpte  zu  wies^,  was  ein  Atom  sey, 
oder  wie  es  mit  elektrischer  Kraft  vergesellschaftet  oder 
begabt  sej,  oder  wie  diese  Kraft  in  Fällen  von  Yerbiii- 
dung  nnd  Zersetzung  angeordnet  sey,  so  hoffe  ich  dodi, 
dafe  mein  starker  Glaube  an  die  elektrische  Polarität  der 
unter  Vertheilnng  stehenden  Theilchen,  nnd  die  damit 
verknüpfte  Ansicht  von  den  Effecten  der  Vertheilnng,  sej 
es  der  gewöhnlichen  •  oder  der  elektroljtischen,  mich  flir 
einige  hypothetisehe  Betrachtungen  entsehcddigen  werde. 

1704.  Bei  der  Elektrolysirung  scheint  es,  daEs  die 
polarisirten  Tfaeilcben  (wegen  der  rihnäUgen  Aendenmg, 


263 

welche  in  die  cbemiacheu,  d.  h.  elektriachen  Ktttfte  ibrer 
Elemeolc  (918)  dageAlhrt  (ütdueed)  irordeo  iit)  eher 
terbllen  (diuide),  als  ohne  Zer^Iliing  (^ditdsion,  1348) 
Heb  anfemander  eattadeo ;'deoa  wenn  man  ihre  ZerEälluD^ 
d.  b.  ihr«  Zersetzung  uod  Wiedemuammeiuetiiing,  A%- 
darch  verhindert,  dafs  man  ihnen  den  starren  Ztutuid 
giebt,  eo  isoUren  sie  vielleicht  eine  hundert  Mal  intensi- 
Tere  Elektiidtäl,  als  za  ihrer  Elektroljsimng  nothwen- 
dig  iat  (419).  Hietiach  scheint  zur  directen  Leiipng  in 
tolchen  KOrpem  eine  weit  höhere  Spannong  erbrderlidi 
10  teyn  als  za  ihrer  Zersetzung  (419.  1164.  1344. )• 

1705.  Die  merkwQrdige  Hemmung  der  etektroljti- 
sehen  Leitung  durch  Gestarrong  (380.  1358)  stimmt  ganz 
Ühereio  mit  diesen  AuBichlcn  tibcr  die  AbhKugi^keit  die- 
ses Processcs  von  der  Polariiar,  vrelche  allen  unter  Ver- 
Iheiltuig  stehenden  isolireoden  Substanzen  gemein  ist,  bei 
£lektroIjten  aber  von  so  eigenthQmlichui  elektro-che- 
mischen  Resultaten  begleitet  wird.  So  lätst  sich  erwar- 
ten, dals  der  erste  Effect  der  Verlheilung  in  einer  sol- 
chen Polarisation  und  AnordnuDg  der  Wasecrtheilcben 
besiehe,  dafs  der  positive  oder  Wasserstoff- Pol  «nes 
jeden  von  der  positiven  Elektrode  ab-  und  der  negativen 
Elektrode  zugewandt  werde,  der  negative  oder  Sanerstotf- 
Pol  dagegen  die  umgekehrte  Richtung  erhalte,  und  dab, 
wenn  der  Sauersto^  und  Wasserstoff  eines  Wasserlheil- 
cfaens  sich  getrennt,  und,  zu  andern  Wasserstoff-  und 
Saaerstofftheilchen  tibergehend,  sich  mit  diesen  verbunden 
haben,  die  so  gebildeten  neuen  Wasserlheitchen  nicht 
die  zu  ihrer  erfolgreichen  elektrolytischen  Polarisation 
erforderliche  Stellung  annehmen  kDnnen,  bevor  sie  sich 
Dicht  umgedreht  haben.  Die  G«starmng,  indem  sie  die 
Wuserthntchen  festhält,  und  sie  hindert,  jene  so  wesent- 
liche vorläufige  Stellung  einzanehmen,  verhindert  auch 
ihre  Elektrolyse,  und  da  so  die  Uebsrlragung  der  Krülte 
in  dieser  Weise  verhindert  ist  (1347.  1703),  wirkt  die 
Substanz   als  ein  gewöhnliches  isolirendes  Dielektricum 


264 

(denn  es  ist  ans  früheren  VerBochen  (419.  1704)  dii- 
lenchtendy  daCs  die  Isolations- Spannung  höher  ist  als  die 
elektrolytische  Spannung).  Die  Vertheilnng  durch  sie  hin 
steigt  zu  einem  höheren  Grad,  und  der  Polarzustand  der 
Moleküle  als  Ganze,  obgleich  sehr  erhöht,  ist  doch  wohl 
gesichert 

1706.  Wenn  eine  Zersetzung  in  einem  flössig« 
Elektrolyte  stattfindet,  setze  ich  nicht  voraus,  dafs  alle 
in  dem  nämlichen  Querschnitt  (1634)  befindlichen  Mole- 
küle auf  einmal  zerfallen  und  ihre  clektrisirten  Tbeilchen 
oder  Elemente  fortlassen  {transfer^.  Wahrscheinlich 
häuft  sich  für  diesen  Querschnitt  die  Entladungskn^ 
auf  ein  oder  ein  Paar  Theilchen,  welche,  sich  zersetzend, 
wandernd  und  wieder  yerbindend,  das  Gleichgewicht  der 
Kräfte  wiederherstellen,  fast  wie  bei  einer  zerreiCsendco 
Funken -Entladung  (1406);  denn  so  wie  diejenigen  Mo- 
leküle, welche  aus  Theilchen  entspringen,  die  eben  fiber- 
tragene  Kraft  besitzen  ( (pJuch  have  just  transferred  po- 
9Per)^)y  durch  ihre  Lage  (1705)  in  weniger  gOnstigen 
Umständen  sind  als  andere,  so  muCs  es  auch  einige  ge- 
ben, die  am  günstigst en  gelagert  sind,  und  diese,  zuerst 
nachgebend,  schwächen  zur  Zeit  die  Spannung,  und  be- 
wirken Entladung. 

1707.  In  früheren  Untersuchungen  über  die  Wirkung 
der  Elektricität  (821.  etc.)  wurde  an  mehren  genügenden 
Fällen  gezeigt,  dals  die  Menge  der  vorwärts  geführten 
elektrischen  Kraft  in  einem  festen  Verhältnisse  stehe  za 
einer  gegebenen  Menge  von  Substanz,  die  sich  als  Anion 
oder  Kathion  in  der  elektrolytischen  Wirkungslinie  vor- 
wärts bewegt;  und  es  war  starker  Grund  zu  glaobeo, 
dafs  Jedes  Stoff  theilchen  (then  dealt  mth)  verknüpft  ist 
mit  einem  festen  Betrage  von  elektrischer  Kraft,  wel- 
cher die  Stärke  seiner  chemischen  Verwandtschaft  aus- 
macht, indem  die  chemischen  Aequivalente  und  die  elek- 

1)  Soll  wobt  heilen:  die  eben  gebildeten  Molekn]«,  «-  die  (nach  1705) 
noch  Tefkebrt  liegen«    CP»J 


n 


4 


265 

Iro-chemischen  Aequiralenfe  eins  and  dasselbe  sind  (836). 
Es  fand  sich  aach  mit  wenigen,  and,  wie  ich  )etzt  wohl 
sagen  kann,  keinen  Ausnahmen  (1341),  dafs  nur  dieje- 
nigen Verbindungen,  welche  Elemente  im  Verhältnisse 
wie  eins  zu  eins  (in  single  proportions)  enthalten,  die 
Charaktere  und  Phänomene  der  Elektrolyte  (697)  zeigen; 
nod  Oxjde,  Chloride  und  andere  Körper,  welche  mehr 
als  eine  Proportion  des  elektro- negativen  Elements  (auf 
etoe  Proportion  des  elektro- positiven  (jP))  enthalten,  der 
Zersetzung  unter  dem  EinfluCs  des  elektrischen  Stroms 
widerstehen. 

1708.  Wahrscheinliche  Gründe  fOr  diese  Bedingun- 
gen und  Beschränkungen  entspringen  aus  der  Molekular- 
theorie der  Vertbeilung.  Wenn  z.  B.  ein  flüssiges  Di- 
elektricum,  wie  ZinnchlortSr,  aus  Molekülen  besteht,  de- 
ren jedes  aus  Einem  Partikel  Von  jedem  Element  zusam- 
mengesetzt ist,  so  kann,  da  diese  durch  ihre  Trennung 
aeqaivalente  entgegengesetzte  KrUfte  in  entgegengesetzten 
Richtungen  fortzuführen  TermOgen,  sowohl  Zersetzung  als 
Uehertragung  erfolgen.  Wenn  aber  die  Moleküle,  wie 
im  Zinnchlorid,  aus  einem  Tbeilchen  oder  Atom  des  ei- 
nen Elements  und  ans  zwei  des  anderen  bestehen,  dann 
ist  die  Einfachheit,  mit  welcher  die  Theilchen  vorausgo- 
letztermafsen  angeordnet  sind  und  wirken,  zerstört.  Und 
wiewohl  sieb  denken  läfst,  dafs,  wenn  die  Moleküle  des 
Zioochlorids  vermöge  der  Vertheilung  durch  sie  hin  als 
Ganze  polarisirt  sind,  die  positive  Polarkraft  auf  das  eine 
Theilchen  Zinn,  und  die  negative  Kraft  auf  die  beiden 
Theilchen  Chlor  angehäuft  werde,  und  dafs  diese  respectivc 
rechts  und  links  fortwandern,  um  sich  mit  andern  zwei 
Atomen  Chlor  und  einem  von  Zinn  zu  verbinden,  ana- 
log mit  dem  Vorgange  bei  Verbindungen  aus  einzelnen 
Tbeilchen,  so  ist  diefs  doch  nicht  ganz  so  einleuchtend 
nnd  wahrscheinlich.  Denn  wenn  ein  Zinntheilchen  sich 
mit  zwei  Chlortheilchen  verbindet,  so  ist  es  schwierig  zu 
denken,  daCs  nicht  in  dem  entstandenen  Moleküle  etwas 


266 

dner  festen  Lage  Analoges  in  der  Relation  der  drei  Thdl- 
chen  vorbuiden  seyn  sollte,  das  Eine  Metalltheilchen  viel- 
leicht symmetrisch  gegen  die  beiden  Cblortbeilchen  lt^ 
gen  sollte;  und  es  ist  nicht  schwierig  einzusehen,  daCi 
solche  Theilch^Di  nicht  die  zugleich  von  ihrer  Polaritit 
und  der  Verwandtschaft  ihrer  Elemente  abhängende  Lag^ 
annehmen  können,  welche  der  erste  Schritt  in  dem  Prooeb 
der  Elektroijsirung  zu  seyn  scheint  (1345.  1703). 

§•  21.    Beziehung  zwischen  elektrischen  und 

magnetischen  Kräften. 

1709.  Ich  habe  bereits  einige  Speculationen  gemadt 
in  Betreff  der  Beziehung  des  Magnetismus,  der  Querkrall 
des  Stroms,  zu  der  divergirenden  oder  transversalen  Kraft 
der  der  statischen  Elektricität  angehörenden  Linien  der 
Yertheilungswirkung  (1658.  etc.). 

1710.  Bei  fernerem  Nachdenken  über  diesen  G^ 
genstand  erschien  es  mir  von  der  äufisersten  Wichtigkeit, 
wo  möglich  zu  ermitteln,  ob  die  Seitenwirkung,  welche 
wir  Magnetifimus  oder  zuweilen  Vertheilung  elektrischer 
Ströme  nennen  (26.  1048.  etc.)  durch  VermUtbmg  inter- 
mediärer Theilchen  in  die  Feme  wirke,  analog  wie  bei 
der  Vertheilung  der  statischen  Elektricitftt,  oder  den  man- 
nigfaltigen von  dieser  Vertheilung  abhängigen  ErscheiDim- 
gen,  wie  Leitung,  Entladung  u.  s.  w.;  oder  ob  ihre  Wir- 
kung in  die  Ferne  ganz  unabhängig  sey  von  solchen  in- 
termediären Theilchen  (1662). 

1711.  Ich  befestigte  zwei  Drahtgewinde  mit  Eisen- 
kernen darin,  End  gegen  End  gerichtet,  doch  mit  eioeis 
Zwischenraum  von  sieben  Viertelzoll,  in  den  das  Ende 
oder  der  Pol  eines  Magnetstabs  gebracht  wurde.  Bei 
Bewegung  dieses  Magnetpols  von  dem  einen  Kern  vm 
andern,  mnfste  offenbar  in  beiden  Drahtgewinden  ein 
Strom  entstehen,  in  dem  einen  wegen  Schwächung,  und 
in  dem  andern  wegen  Verstärkung  der  in  den  re^edi- 
ven  Kernen  Ton  weichem  Eisen  erregten  (induced)  Bb- 


287 

pielisiiiitt.  Die  Drabtgewinde  waren  mit  einanfo  und 
mit  einem  Galvanometer  yerbonden,  so,  daüs  diese  beiden 
SMme  gleiche  Richtongen  batten  und  durch  yereinle  Kraft 
dib  Nadel  des  Instruments  ablenken  mnÜBten.  Die  ganze 
Torricbtung  war  so  wirksam  und  empfindlich,  dafs  es 
hinreichte,  den  Magnetpol  zwei  bis  drei  Mal  in  den  zum 
Schwingen  der  Galyanometernadel  erforderlichen  Zeiten 
oin  einen  AcbtelzoU  hin  und  her  zu  führen,  um  diese 
Nadel  in  betrttcbtliche  Schwingungen  zu  versetzen,  und 
damit  die  Folgen  der  verstärkten  Einwirkung  des  Mag- 
netes auf  den  einen  Kern  und  Schranbendraht,  und  des 
verminderten  auf  den  andern  leicht  nachzuweisen. 

1712.  Nun  wurden,  ohne  die  Abstände  des  Magnets 
von  den  Eisenkernen  A  und  B  zu  ändern,  Platten  ver- 
sdiiedener  Natur  dazwischen  gebracht.  So  z.  B.  war  zwi- 
schen dem  Magnetpol  und  dem  Kern  A  eine  Schellack- 
tafel eingeschoben,  während  die  Nadel  einen  Hingang 
machte,  blieb  dann  herausgezogen,  während  diese  zurück- 
kehrte, wurde  nun  ein  gleiche  Zeit  wieder  dazwischen 
gehalten,  abermals  auf  eben  so  lange  entfernt,  und  so 
fort  acht  bis  neun  Mal;  allein  es  war  nicht  die  geringste 
Einwirkung  auf  die  Nadel  bemerkbar.  In  andern  Fällen 
wnrde  die  Platte  abwechselnd  während  einer  Periode 
zwischen  dem  Magnetpol  und  A^  und  während  der  fol- 
genden zwischen  diesem  Pol  und  B  gehalten,  und  so 
fort;  allein  ebenfalls  ohne  Wirkung  auf  die  Nadel. 

1713.  Zu  diesen  Versuchen  wurden  angewandt 
Schellack  in  Tafeln  von  0,9  Zoll  Dicke,  ScJmefel  in  ei- 
ner  Tafel  von  0,9  Zoll  Dicke,  und  Kupfer  in  einer  Platte 
▼on  0,7  Zoll  Dicke ,  alles  ohne  irgend  einen  Erfolg.  Dar- 
ios schliefse  ich,  dafs  KOrper,  die  durch  die  Extreme 
von  Leitungs-  und  Isolationsvermögen  in  Contrast  stehen 
mid  einander  so  stark  entgegengesetzt  sind,  wie  Metalle, 
Lnft  und  Schwefel,  keine  Verschiedenheit  in  Bezug  auf 
die  magnetbchen  Kräfte  zeigen,  wenn  sie,  wenigstens  un- 


268 

ter  den  beschriebenen  Umslünden,  in  deren  Vertheilimgi- 
linien  gebracht  werden« 

1714.  Mit  einer  Eisenplatte  nnd  selbst  einem  klei- 
nen Eisenslfick,  wie  der  Kopf  eines  Nagek,  war  der  Ef- 
fect ein  ganz  anderer«  Dann  zeigte  das  Galvanometer  so* 
gleich  seine  Empfindlichkeit >  nnd  die  gaqze  Vorrichtong 
ihre  Yollkoromenheit. 

1715.  Ich  richtete  die  Sache  so  ein,  dafs  eineKo- 
pferplatte  von  0,2  Zoll  Dicke  nnd  10  Zoll  Durchmesser 
mit  ihrem  Rande  zwischen  dem  Magn^  und  dem  Eisen- 
kern war,  liefs  sie  dann  fOr  Perioden,  wie  sie  zum  Schwin- 
gen der  Nadel  erforderlich  waren,  abwechselnd  rotircn 
nnd  stillstehen;  allein  dieb  hatte  nicht  die  geringste  Wir- 
kung auf  das  Galvanometer. 

1716.  In  gleicher  Weise  wurde  eine  0,6  Zoll  dicke 
Schellackplatte  angewandt,  doch  ebenfalls  ohne  Erfolg 
sie  mochte  rotlren  oder  nicht. 

1717.  Zuweilen  liefs  ich  die  Rotationsebene  die 
magnetische  Curve  rechtwinklich  schneiden,  zuweilen  so  1 
schief  wie  mOglich;  bei  einigen  Yersnchen  Änderte  ich  ^ 
auch  die  Rotationsrichtuog,  doch  alles  ohne  Erfolg.  r 

1718.  Ich  entfernte  nun  die  Schranbendralite  mit  l 
ihren  Eisenkernen  und  ersetzte  sie  durch  zwei  auf  Pappe  1 
gewundene  flache  Spiralen,  jede  von  42  Fofs  besride- 
tem  Kupferdraht,  ohne  EinschluCs  von  Eisen.  Sonst  war 
die  Vorrichtung  wie  frQher  und  auch  Sufserst  empfindlich, 
denn  eine  sehr  geringe  Bewegung  des  Magnets  zwischen 
den  Spiralen  bewirkte  eine  starke  Schwingung  der  Ma- 
gnetnadeL 

1719.  Die  Einschiebung  von  Schellack-,  Schwefel- 
oder Kupferplatten  zwischen  den  Magnet  und  diese  Spi- 
ralen (1713),  bewirkte  nidit  das  Mindeste,  die  Plat- 
ten mochten  ruhen  oder  rasch  rotiren  (1715).  So  war 
denn  hier  kein  Zeichen  Tom  EinfloCs  intermediärer  Theil- 
chen  zu  erlangen  (1710). 

1720.  Nun  wurde  der  Magdet  entfernt  und  durch 


doe  fladie  Spirale  enetzt»  die  den  beiden  ersten  ent- 
sprach and  mit  ihnen  parallel  war.    Die  mittlere  Spirale 
war  80  eiogerichtety  dafs  ein  Volta'scber  Strom  nach 
Belieben  durch  sie  gesandt  werden  konnte.    Das  frühere 
Galvanometer  wurde  entfernt  und  durch  eins  mit  dop- 
peltem Drahtf;ewinde  ersetzt,  eine  der  Seitenspirale  mit 
dem  einen  Gewinde,  und  die  andere  mit  dem  zweiten  ver- 
Infipft,  in  solcher  Weise,  dals,  wenn  durch  die  mittlere 
Spirale  ein  V  o  1 1  a  'scher  Strom  geleitet  ward,  er  durch  seine 
▼ertbeilende  Wirkung  (26)  in  den  Seitenspiralen  Ströme 
erregen  mufste,  die  in  den  Gewinden  des  (valvanometera 
entgegengesetzte  Richtung  hatten.     Durch  Ajustimng  der 
AbstSnde  konnten  die  indodrten  Ströme  einander  gleich 
gemacht  werden,  so  dafs  sie,  ungeachtet  ibrei;  häufigen 
Erregung,  die  Galvanometemadel  in  Rohe  lassen  mutsten. 
Die  mittlere  Spirale  will  ich  C  nennen,  die  beiden  äuCse- 
reo  A  und  B. 

1721.  Zwischen  die  Spiralen  C  und  B^  deren  Ab* 
stand  nngeandert  blieb.  Wurde  eine  Kupferplatte  von  0,7 
Zoll  Dicke  und  6  Zoll  im  Geviert  eingeschoben,  dann 
darch  C  der  Strom  einer  Batterie  von  24  Paaren  vier- 
zdUiger  Platten  geleitet,  und  in  Perioden  unterbrochen, 
die  eine  Wirkung  auf  das  Gelvanometer  hervorbringen 
maisten  (1712),  wenn  in  der  Wirkung  von  C  auf  A 
oder  B  irgend  ein  Unterschied  war.  Ungeachtet  sich 
Luft  in  dem  einem  Zwischenräume,  und  Kupfer  in  dem 
andern  befand,  war  doch  die  Wirkung  auf  beide  Spira- 
len genau  gleich,  wie  wenn  Luft  beide  Zwischenräume 
eingenommen  hätte.  Trotz  der  Leichtigkeit,  mit  welcher 
ach  indocirte  Ströme  in  der  dicken  Kupferplatte  zu  bilden 
vemiögen,  hatte  also  doch  die  mittlere  Spirale  C  genau 
so  auf  die  ftoÜBere  gewirkt,  wie  wenn  kein  Leiter,  wie 
Knpfer,  vorhanden  gewesen  wttre. 

1722.  Jetzt  ward  die  Kupferplatte  durch  eine  Schwe« 
feiplatte  von  0,9  Zoll  Dicke  ersetzt;  allein  das  Resultat 
war  dasselbe,  keine  Wirkung  auf  das  Galvanometer. 

1723.  Es  scheint  demnach,  dafs,  wenn  ein  Vol^ 


S70 

ta 'scher  Strooi^  10  einem  Draht,  seineWertheäeiide  Wnw 
hang  ausfibt,  um,  je  nachdem  er  anfitogt  oder  aoOiM, 
in  einem  benachbarten  Draht  einen  entgegengesetzt  oder 
gleich  gerichteten  Strom  hervorzurufen,  es  nicht  den  ge- 
ringsten  Unterschied  macht,  ob  der  Zwischenraum  von 
isolirendeii  Körpern,  wie  Luft,  Schwefel  oder  Schelkck, 
oder  von  leitenden  Körpern,  wie  Kupfer  und  andere  nickt 
magnetische  Metalle,  eingenommen  ist. 

1724.  Einen  entsprechenden  Effect  erhielt  ich  mit 
denselben  Kräften,  wenn  sie  in  einem  Magnet  residirco. 
Eine  einzelne  flache  Spirale  (1718)  wurde  verbunden  mit 
einem  Galvanometer,  und  ein  Magnetpol  ihr  nahe  gesteilL 
Wenn  dann  die  Magnetnadel  zu  und  von  der  Spinde^ 
oder  diese  zu  und  von  dem  Magnet  bewegt  wurde,  enf^ 
standen  Ströme,  die  durch  das  Galvanometer  angezeigt 
worden. 

1725.  Die  dicke  Kopferplatte  (1721)  wurde  mm 
zwischen  den  Magnetpol  und  die  Spirale  eingeschoben; 
dessenungeachtet  ergaben  sich,  als  ersterer  hin  und  her 
bewegt  wurde,  genau  dieselben  Effecte  in  Richtung  und 
Betrag,  wie  wenn  das  Kupfer  nicht  vorhanden  gewesen 
wären.  Auch  bei  Einschicbung  einer  Schwefelplatte  konnte 
nicht  der  geringste  Einflufs  auf  die  durch  Bewegung  des  Mag- 
neten oder  der  Spirale  erregten  Ströme  bemerkt  werdoi- 

1726.  Diese  Resultate,  nebst  vielen  andern,  die  icb 
zu  beschreiben  nicht  ffir  nützlich  halte,  wtlrden  zu  dte 
Schlufs  ffihren,  da(s  (zu  urtheilen  nach  dem  Betrag  der 
Wirkung,  die  durch  die  Querkräfte,  d.  h.  magnetischen 
Kräfte  des  Stroms,  in  die  Feme  ausgefibt  wurden)  die 
zwischenliegende  Substanz  und  folglich  die  zwischenlie. 
genden  Theilchen  nichts  mit  den  Erscheinungen  zu  thm 
haben;  oder  in  andern  Worten,  dafs,  obwohl  die  Ve^ 
theilongskraft  der  statischen  Elektricität,  vermöge  der  "Wir- 
kung  intermediärer  Theilchen  (1164. 1166),  in  die  Feine 
geführt  wird,  doch  die  transversale  Yertheilungskrafi  der 
Ströme^  ^irelche  auch  in  die  Feme  wirken  kann,  nidit  sof 


271 

solche  Weise  darch  intermedillre  Theilehen  fortgep6aiiit 
(transmitted)  wird. 

1727.  Es  ist  jedoch  sehr  einleochtendy  dafs  dieser 
Schlufs  nicht  als  bewiesen  angesehen  werden  kann.  So 
w'men  wir,  dafs  wenn  Kupfer  sich  zwischen  dem  Ma* 
gnetpole  und  der  Spirale  (1715.  1719.  1725),  oderzwi- 
scbeo  den  zwei  Spiralen  (1721)  befindet,  seine  Theilehen 
affidrt  werden,  und  dafs  sich,  durch  geeignete  Vorrich- 
tongen,  deren  eigenthfimlicher  Zustand  durch  Herrorbrin- 
goog  elelLtrischer  oder  magnetischer  Effecte  sehr  sicht- 
bar machen  ISÜBt.  Es  scheint  unmöglich,  diese  Wirkung 
aaf  die  Theilehen  der  zwischenliegenden  Substanz  fQr  un- 
abhängig zu  halten  von  der,  welche  die  vertheilende  Spi- 
rale C  oder  der  Tertheilende  Magnet  auf  die  vcrtheilte 
Spirale  A  oder  den  Tertbeilten  Eisenkern  ausUbt  (1715. 
1721);  denn  da  der  Tertheilte  Körper  gleich  stark  von 
dem  Tertheilenden  Körper  ergriffen  wird,  diese  zwischen- 
liegenden und  ergriffenen  Theilehen  mögen  da  seyn  oder 
nicht  (1723.  1725),  so  würde  eine  solche  Voraussetzung 
mit  sich  bringen,  dafs  die  so  ergriffenen  Theilehen  keine 
Rückwirkung  auf  die  ursprünglich  Tertheilenden  KrAfte 
bStten.  Vernünftiger  scheint  es  mir  daher  anzunehmen, 
dafs  diese  ergriffenen  Theilehen  die  Wirkung  von  dem 
▼erlheilenden  Körper  zu  dem  vertheilten  unterhalten  (</- 
ßcierU  in  coniinuing  the  action  onwards  from  the  indtu> 
tric  io  the  inducteous  body)^  und  gerade  durch  diese 
Hittheilung  bewirken,  daCs  an  dem  letzteren  keine  Ver- 
tbeilnngskraft  verloren  geht. 

1728.  Allein  dann  möchte  ich  fragen:  wie  verhal- 
ten sich  die  Theilehen  isolirender  Körper,  wie  Luft, 
Scbwefeli  Schellack,  wenn  sie  in  die  Linie  der  magneti- 
schen Wirkung  kommen?  Die  Antwort  hierauf  ist  für 
jetzt  nur  reine  MuthmaÜBung.  Ich  habe  lange  gedacht» 
daÜB  es  bei  solohen  Körpern  einen  eigenthümlichen  Zu- 
stand geben  müsse,  der  dem,  welcher  Ströme  in  Metal- 
len und  anderen  Leitern  erregt  (26.  53.  191.  201.  213) 


n 


272 

«iCspreche,  ond  da  jene  KOrper  bolatoren  riod,  dab  es 
ein  SpannuDgszusland  sejn  müsse.  Ich  babe  mich  be- 
müht einen  solchen  Zustand  sichtbar  zu  machen,  indem 
ich  nichtleitende  Körper  neben  Magnetpolen,  oder  diese 
neben  jenen,  rotiren,  öder  kraftvolle  elektrische  Ströme 
neben  oder  ringsum  Isolatoren  in  verschiedener  Richtong 
plötzlich  entstehen  oder  aufhören  lieb,  indefs  ohne  Er- 
folg. Da  jedoch  ein  solcher  Zustand»  wegen  geringer 
Intensität  der  zu  seiner  Hervorrufong  gebrauchten  Ströme, 
von  autBerordentlich  geringer  Intensität  sejn  mufste,  so 
möchte  er  dennoch  wohl  vorhanden  sejn,  und  noch  von 
einem  geschickteren  Experimentator  entdeckt  werden,  wi^ 
wohl  ich  ihn  nicht  wahrnehmbar  machen  konnte« 

1729.  Ich  halte  es  daher  fQr  möglich  und  selbst  I&r 
wahrscheinlicfa,  dafs  die  magnetische  Wirkung  durch  Ver- 
mittlung dazwischenliegender  Theilchen  in  die  Feme  fort* 
gepflanzt  werde,  in  einer  analogen  Weise,  wie  es  mit 
den  Vertbeilungskrfiflen  der  statischen  ElektricitSt  ge- 
schieht (1677);  und  dafs,  wfthrenddefs  die  dazwischen- 
liegenden Theilchen  mehr  oder  weniger  einen  besonderen 
Zustand  annehmen,  welchen  ich  (obwohl  mit  einer  selir 
unvollkommenen  Idee)  mehrmals  durch  den  Ausdruck: 
elektro  -  tonischen  Zustand  bezeichnet  habe  (60.  242. 
1114.  1661).  Hoffentlich  wird  man  diefs  nicht  zo  ver- 
stehen, als  hegte  ich  die  feste  (settted)  Meinung,  daCi 
dem  so  sey.  In  der  That  habe  ich  vielmehr  das  Gegen- 
theil  bewiesen,  nämlich:  dafs  die  magnetischen  Krifie 
ganz  unabhängig  sind  von  der  zwischen  dem  ▼ertheilen- 
den  und  dem  vertheilten  Körper  befindlichen  Sobstam, 
allein  ich  kann  die  Schwierigkeit  nicht  fibergehen,  die 
Körper,  wie  Kupfer,  Silber,  Blei,  Kohle  und  selbst  wis* 
serige  Lösungen  (20L  213)  darbieten,  welche,  obwohl 
man  weifs,  dafs  sie,  zwischen  den  aufeinander  wirkenden 
Körpern  befindlich,  einen  besonderen  Zustand  annehmen 
(1727),  dennoch  das  Endresultat  nicht  mehr  stören  ab 

di^ 


273 

diejenigeDy  bei  denen  man  einen  solchen  eigenthümlichen 
ZnsCaod  bis  jetzt  nicht  entdeckt  hat 

1730.  Noch  mufs  ich  eine  für  diese  ganze  Unter« 
sacbnng  wichtige  Bemerkung  machen.  Obwohl  ich  glaube^ 
dals  das  von  mir  angewandte  und  beschriebene  Galva- 
nometer (1711.  1720)  völlig  hinreicht  zu  zeigen,  dafs  der 
Eodbetrag  der  Wirkung  auf  jedes  der  beiden  Drahtge^ 
winde  oder  jeden  der  beiden  Eisenkerne  A  und  B  (1713. 
1719)  gleich  ist,  so  mag  doch  ein  Unterschied  in  der 
Wirkung  vorhanden  seyn,  den  dasselbe  nicht  anzeigt. 
Da  Zeit  als  ein  Element  in  diese  Wirkungen  eingeht 
(125)  ^),  so  ist  es  sehr  möglich,  dafs  die  verlheilenden 
Wirkungen  auf  di,e  Gewinde  oder  Kerne  A  und  J?,  ob- 
wohl sie  gleichen  Betrag  erlangen ,  es  mögen  Luft  und 
Kopfer,  oder  Luft  und  Schelllack  als  Zwischenmittel  ein- 
ander entgegengestellt  seyn,  doch  nicht  in  gleicher  Zeit 
zu  Stande  kommen,  und  diesem  Unterschied  nur  nicht 
sichtbar  wird,  weil  beide  Effecte  in  einer  gegen  die  Schwin- 
gongsdauer  der  Nadel  zu  kurzer  Zeit  auf  ihr  Maximum 
fiteigen. 


1731.  Köpnte  erwiesen  werden,  dafs  die  Seiten- 
oder Querkraft  der  elektrischen  Ströme,  oder,  was  mir 
dasselbe  zu  seyn  scheint,  die  Magnetkraft  derselben,  un- 
abhängig von  dazwischenliegenden  angränzenden  Theil- 
chen  ist,  dann  scheint  mir  zwischen  der  Natur  dieser  bei- 
den Kräfte  (1654.  1664.  —  der  elektrischen  und  der  mag- 
netischen  (-?.))  ^iQ  höchst  wichtiger  Unterschied  festge- 
stellt zu  seyn.  Ich  meine  nicht,  daCs  die  Kräfte  von  ein- 
ander unabhängig  sind  und  gesondert  wirksam  gemacht 
werden  könnten,  vielmehr  sind  sie  vermuthlich  wesent- 
lich verknüpft  (1654);  allein  keineswegs  folgt,  daCs  sie 
▼on  gleicher  Natur  sind.  Bei  der  statischen  Yertheilung, 
bei  der  Leitung  und  Elektrolysirung  sind  die  an  den  ent- 
gegengesetzten Enden  der  Theilchen  befindlichen  Kräfte, 

1)  Ann.  d€  dmm.  1833  7.  U,  p.  4ß2|  428. 
Pofgend.  Ann.  EifSnzungsbd.  I.  18 


274 

welche  mit  den  VertheilaDgsIinien  zaiamiDenfallen  und 
gewObDlich  elektrische  genannt  werden,  polar  und  wirken 
in  Fällen  von  anliegenden  Theilchen  nur  in  unmerkliche 
Entfernungen;  diejenigen  dagegen,  welche  auf  der  Rich- 
tung dieser  Linien  transversal  sind  und  magnetische  f;e- 
nannt  werden,  sind  circumferential  und  wirken  in  die 
Feme,  wenn  auch  durch  Vermittlung  dazwischenliegen- 
der Theilchen,  doch  zur  gewöhnlichen  Materie  mit  Re- 
lationen, ganz  unähnlich  denen  der  mit  ihnen  verknflpf- 
ten  elektrischen  Krifle. 

1732.  Ueber  die  Einerleiheit  oder  Verschiedenheit  bei- 
der Arten  von  Kräften  zu  entscheiden  und  deren  wahre 
Beziehung  zu  einander  festzusetzen»  wQrde  ungemein  wich- 
tig seyn.  Die  Aufgabe  scheint  ganz  im  Bereich  des  £i- 
periments  zu  liegen,  und  würde  dem,  der  sich  an  lie 
macht,  eine  reiche  Belohnung  versprechen. 

1733.  Ich  habe  schon  die  Hoffnung  ausgesprocheDt 
einen  Effect  oder  Zustand  aufzufinden,  der  das  für  die 
statische  Elektricität  wäre,  was  die  magnetische  Kraft  (iOr 
die  strOmende  ist  (1658).  Hätte  ich  zu  meiner  eignen 
Ueberzeugung  beweisen  können,  dafs  die  magnetischen 
Kräfte  durch  Vermittlung  dazwischen  liegender  Theilchen 
in  die  Feme  wirken,  in  analoger  Weise  wie  die  elektri- 
schen Kräfte,  so  würde  ich  geglaubt  haben,  dafs  die  Sei- 
tenspannung der  Linien  der  Vertheilungskraft  (1659)  oder 
der  so  oft  angedeutete  elektro- tonische  Zustand  (1661. 
1662)  der  erwähnte  Zustand  der  statischen  Elektrici- 
tät sey. 

1734.  Man  kann  sagen,  dafs  der  Zustand  keiner 
Seitenmirkung  für  die  statische  oder  inductive  Kraft  das 
Aequivalent  des  Magnetismus  für  die  strOmende  Kraft 
sey,  kann  es  aber'  nur  nach  der  Ansicht,  dafs  magneti- 
sehe  und  elektrische  Wirkung  in  ihrer  Natur  wesentlich 
verschieden  seyen  (1664).  Sind  sie  dieselbe  Kraft,  so 
würde  der  ganze  Untersdiied  eine  Folge  des  Unterschie- 
des der  Richtung  seyn,  und  dann  der  normale  oder  un- 


275 

aii(VickeUe  Znsland  der  elektrischen  Kraft  dem  Zustand 
keiner  Seüenmrkmg  des  magnetischen  Znstands  der  Kraft 
{staie  of  no  lateral  acticn  of  the  magnetic  staie)  ent- 
sprechen; der  elektrische  Strom  wtirde  den  gewöhnlich 
Magnetismns  genannten  Seitenwirkungen  entspredien;  al- 
lein der  Zustand  der  statischen  Vertheilung,  welcher  zwi- 
schen dem  Normalzustand  und  dem  Strom  liegt,  wird 
noch  einen  entsprechenden,  eigenthtlmliche  Ersdieinungen 
darbietenden  Seitenzustand  in  der  magnetischen  Reihe  er- 
fordern; denn  es  läfst  sich  schwerlich  voraussetzen,  da(s 
beide,  der  normal  elektrische  und  der  inductive  oder  po- 
larisirt  elektrische  Zustand,  die  nämliche  Seitenbeziehung 
baben  können.  Ist  Magnetismus  eine  gesonderte  und  hö- 
here Relation  der  entwickelten  Kräfte,  dann  wtirde  das 
Argument,  das  zu  diesem  dritten  Zustand  der  Kraft  nö- 
thigt,  yiellcicht  nicht  so  stark  seyn. 

1735.  Ich  kann  diese  allgemeinen  Bemerkungen  über 
die  Beziehung  zwischen  elektrischen  und  magnetischen 
Kräften  nicht  schliefsen,  ohne  noch  mein  Erstaunen  Über 
die  mit  der  Kupferplatte  erhaltenen  Resultate  (1721.  1725) 
auszudrücken.  Die  Versuche  mit  den  flachen  Spiralen 
stellen  einen  der  einfachsten  Fälle  Ton  Yertheilung  elek- 
trischer Ströme  dar  (1720),  indem  bekanntlich  im  Au- 
genblick, da  in  einem  Draht  ein  elektrischer  Strom  her- 
vorgerufen oder  vernichtet  wird,  in  einem  benachbarten 
Draht  ein  kurzer  Strom  von  entgegengesetzter  oder  gleicher 
Richtung  entsteht  (26).  Demnach  erscheint  es  sehr  un- 
gewöhnlich, dafs  der  Strom,  welcher  in  der  Spirale  A 
indttdrt  wird,  wenn  nur  Luft  zwischen  A  und  C  befind- 
lich ist  (1720),  eben  so  stark  sey  wie  im  Fall,  wo  die 
Luft  durch  eine  groCse  Masse  von  dem  so  yortreCfüch 
leitenden  Kupfer  ersetzt  ist  (1721).  Man  hätte  glauben 
sollen,  diese  Masse  würde  die  Bildung  und  Entladung 
▼on  fast  jedweder  Menge  von  Strömen,  welche  die  Spi- 
rale C  zu  indttdren  vermochte,  gestattet,  und  dadurch 
den  Effect  auf  ^  in  gewissem  Grade  ▼ermindert,  wenn 

18» 


276 

nicht  ganz  verbindert  haben,  atatt  dafa  nicht  die  geringste 
Venninderung  oder  Aendening  in  dem  Effect  auf  A  sicht- 
bar war,  ungeachtet  nicht  zu  bezweifeln  stand,  daüs  niditim 
Moment  eine  Unendlichkeit  von  SlrOmen  in  der  Kupfer- 
platte  gebildet  wurden.  Fast  der  einzige  Weg  diesen 
Effect  mit  allgemein  bekannten  Tbatsachen  zu  Tereinba- 
ren,  sdieint  mir  der  zu  seyn,  dafs  man  annehme,  die  mag- 
netische Wirkung  werde  durch  Yermitllung  dazwischen- 
liegender Tbeilchen  mitgelheilt  (commwiicated)  (1729. 
1733). 

1736.  Dieser  sehr  merkwürdige  Zustand  der  Dinge 
stimmt  vollkommen  mit  dem  bei  Drahtgewinden  Beobach- 
teten überein,  wo  fünf  bis  sechs  Lagen  von  Drabtwindan- 
gen  übereinander  liegen,  ohne  dafs  die  Wirkung  auf  die 
HufiBeren  Lagen  durch  die  auf  die  inneren  geschwächt  wird. 

§.  22.    Notiz  über  Elektricitäts-Erregung. 

1737.  Dafs  die  verschiedenen  Arten  der  Elektrici* 
tat -Erregung  dereinst  nnter  ein  gemeinschaftliches  Gesetx 
werden  gebracht  werden,  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln, 
obwohl  wir  für  jetzt  genöthigt  sind  Unterscheidungen  zo 
Aachen.  Es  wird  schon  viel  gewonnen  sejn,  wenn  diese 
Unterscheidungen,  wenn  auch  nicht  gehoben,  doch  verstan- 
den werden. 

1738.  Die  auffallende  Beziehung  zwischen  elektri- 
schen und  chemischen  Kräften  macht  die  chemische  Er- 
regungsweise zu  der  lehrreichsten  von  allen,  und  der  Fall 
von  zwei  isolirten,  sich  verbindenden  Tbeilchen  ist  wahr- 
scheinlich der  einfachste,  den  wir  besitzen.  Hier  ist  je- 
doch die  Wirkung  örtlich,  und  es  mangelt  uns  noch  ein 
Prüfmittel  auf  ElektricitSt,  was  auf  ihr  anwendbar  wSre^ 
auf  Fälle  von  strOmender  ElektricitSt  und  auf  die  von 
statischer  Induction.  Wenn  wir,  vermöge  des  vorherigen 
Verbindungszustands  {pre^ously  combined  condition)  ei- 
niger der  wirkenden  Theilchen  (923)  im  Stande  sind,  wie 
in  der  Volta 'sehen  Sftnie,  die  Ortlidie  Wirkung  in  einen 


277 

Strom  ausznbreiteD  oder  zu  verwandeln»  dann  kann  die 
chemische  Wirkung  durch  ihre  Variationen  bin  verfolgt 
werden  y  Ins  zur  Erzeugung  alter  Erscheinungen  der  Span- 
ODDg  und  des  statischen  Zustands,  welche  in  jeder  Hin- 
sicht dieselben  sind,  wie  wenn  die  elektrischen  Kräfte, 
welche  sie  erzeugten,  durch  Reibung  entwickelt  worden 
wären. 

1739.  Berzelius  war,  glaube  ich,  der  erste,  der 
Yon  der  Fähigkeit  gewisser  Theilchen,  in  Gegenwart  an- 
derer entgegengesetzte  Zustände  anzunehmen,  gesprochen 
hat  (959).  Hypothetisch  läfst  sich  annehmen,  dafs  diese 
Zustände  an  Intensität  zunehmen  durch  vergröCserte  Nähe, 
durch  Wärme  u*  s.  w.,  bis  bei  einem  gewissen  Punkt 
eine  Verbindung  erfolgt,  begleitet  von  solcher  Anordnung 
der  Kräfte  der  beiden  Theilchen  zwischen  denselben  als 
einer  Entladung  aequivalent  ist^  wobei  zugleich  ein  Theil- 
chen gebildet  wird,  welches  als  Ganzes  ein  Leiter  ist 
(1700). 

1740.  Diese  Fähigkeit,  einen  erregten  elektrischen 
Zustand  (der  wahrscheinlich  in  denen,  die  nicht  leitende 
Substanz  bilden,  polar  ist),  anzunehmen,  scheint  eine 
primäre  Thatsache  zu  seyn,  und  zur  Natur  der  Yerthei- 
luDg  zu  gehören  (1162),  denn  die  Theilchen  scheinen 
nicht  im  Stande  zu  seyn,  diesen  besonderen  Zustand  un- 
abhängig von  einander  (1177),  oder  von  Materie,  im  ent- 
gegengesetzten Zustand  zu  bewahren.  Was  bei  den  Theil- 
chen der  Materie  bestimmt  {definite)  zu  seyn  scheint,  ist : 
dab  Sie  in  Bezug  auf  einander  einen  besonderen  Zustand, 
den  positiven  oder  negativen,  aber  nicht  unterschiedslos 
den  einen  oder  andern,  annehmen,  und  auch  Kraft  bis 
zu  einem  gewissen  Betrage  erlangen. 

1741.  Es  ist  leicht  begreiflich,  dafs  dieselbe  Kraft, 
welche  örtliche  Wirkung  zwischen  zwei  freien  Theilchen 
verursacht,  auch  einen  Strom  erzeugen  werde,  sobald  eins 
der  Theilchen  zuvor  in  Verbindung  war,  Bestandtheil 
eines  Elektrolyten  ausmachte  (923^  1738).  Ein  Zink-  und 


278 

ein  Sauerstöfftbeilchen  z.  B.,  die  oeben  einander  liegen, 
üben  ihre  Yertheilangskrfifte  auf  einander  aus  (1740) 
und  diese  steigern  sich  zuletzt  bis  zum  Verbindungspunkt. 
Wenn  der  Sauerstoff  zuvor  mit  Wasserstoff  Teriiunden 
ist,  wird  er  in  dieser  Verbindung  durch  eine  ähnliche 
Aeufserung  und  Anordnung  von  Kräften  gehaltent  und 
da  die  Kräfte  des  Sauerstoffs  und  Wasserstoffs  während 
der  Verbindung  gegenseitig  beschäftigt  und  verknöpft  {re- 
lated) sind,  so  kann,  wenn  die  höhere  Verwandtschaft 
zwischen  den  Kräften  des  Sauerstoffs  und  des  Zinks  ins 
Spiel  tritt,  die  vertheilende  Wirkung  des  ersteren  oder 
des  Sauerstoffs  auf  das  Metali  nicht  auftreten  und  wach- 
sen, ohne  dafs  nicht  seine  vertheilende  Wirkung  auf  den 
mit  ihm  verbundenen  Wasserstoff  abnimmt  (denn  dier 
Kraftbetrag  eines  Theilchens  ist  als  bestimmt  ange8ehen> 
und  der  letztere  mnfs  daher  seine  Kraft  auf  den  Sauer- 
stoff des  nächsten  Wassertheilchens  richten.  So  läfst  sich 
der  Effect  ansehen,  als  in  merkliche  Entfernungen  aus- 
gedehnt und  in  den  Zustand  statischer  Vertheilung  ver- 
setzt, welcher,  indem  er  entladen  und  dann  durch  die 
^Wirkung  anderer  Theile  gehoben  wird,  Ströme  erzengt. 
1742.  Bei  der  gewöhnlichen  Volta'schen  Batterie 
wird  der  Strom  veranlafst  durch  das  Bestreben  des  Zinks, 
den  Sauerstoff  des  Wassers  vom  Wasserstoff  aufzuneh- 
men, und  der  wirksame  Vorgang  (effedwe  action)  findet 
statt,  wo  der  Sauerstoff  den  vorhandenen  Elektrolyten 
verläfst.  Allein  Schönbein  hat  eine  Batterie  aufgebaut, 
in  welcher  der  wirksame  Vorgang  an  dem  andern  Ende 
des  wesentlichen  Theils  der  Vorrichtung  stattfindet,  näm- 
lich, wo  Sauerstoff  zu  dem  Elektrolyten  geht.  Der  erste 
Fall  kann  betrachtet  werden  als  einer,  wo  der  Strom 
durch  die  Absonderung  des  Sauerstoffs  vom  Wasserstoff 
in  Bewegung  gesetzt  wird;  der  zweite  dagegen,  wo  es 
durch  Absonderung  des  Wasserstoffs  vom  Sauerstoff  ge- 
schieht. Die  Richtung  des  elektrisdien  Stroms  ist  in  bei* 
den  Fällen  dieselbe,  wenn  de  auf  die  Richtung,  in  der 


279 

steh  die  elementaren  Theilcben  des  Elektrolyten  bewe- 
gen (923.  962)  bezogen  wird,  und  beide  stioinien  gleich 
Qberein  mit  der  eben  beschriebenen  hypothetischen  An- 
sicht von  der  vertheilenden  Wirkung  der  Theilchen  (1740). 

1743.  Bei  solcher  Ansicht  von  der  Erregung  des 
Voltaismus  kann  die  Wirkung  der  Theilchen  in  zwei 
Theile  zerföUt  werden,  in  die,  welche  stattfindet,  während 
die  Kraft  in  einem  Sauerstofflheilchen  sich  steigert  gegen 
ein  auf  ihn  wirkendes  Zinktheildien,  und  abnimmt  gegen 
eio  mit  ihm  verbundenes  Wasserstofftbeilchen  (diefs  ist 
die  progressive  Periode  der  inductiven  Action),  und  in 
die,  welche  stattfindet,  wenn  der  Wechsel  der  Vereini- 
gung stattfindet,  das  Sauerstofftheilcben  den  Wasserstoff 
verläbt  und  sich  mit  dem  Zink  verbindet.  Der  erste  Theil 
scheint ^den  Strom  zu  erzeugen,  oder,  wenn  kein  Strom 
da  ist,  den  Spannungszustand  an  den  Enden  der  Batterie 
hervorzurufen;  während  der  letztere,  indem  er  zur  Zeit 
den  Einflufs  der  wirksam  gewesenen  Theilchen  beendet, 
andern  erlaubt  ins  Spiel  zu  treten,  und  so  den  Strom 
uoterhSlt. 

1744.  Höchst  wahrscheinlich  ist  die  Erregung  durch 
Reibung  sehr  oft  von  gleichem  Charakter.  Wollaston 
bemühte  sich,  diese  Erregung  auf  chemische  Wirkung  zu- 
röckzufOhren  ^);  wenn  aber  unter  chemischer  Action  die 
endliche  Vereinigung  der  wirkenden  Theilchen  verstanden 
vrird,  so  giebt  es  Fälle  in  Menge,  die  dieser  Ansicht  wi- 
dersprechen. Davy  erwähnt  einiger  solcher,  und  ich  mei- 
nerseits finde  keine  Schwierigkeit  darin,  andere  Arten 
von  Elektricitäts-jBrregung  als  die  chemische  Aclion  an- 
zunehmen, besonders  wenn  unter,  dieser  die  endliche  Ver- 
bindung der  Theilchen  gemeint  ist. 

1745.  Davy  wiefs  experimentell  die  entgegengesetz- 
ten Zustände  nach,  welche  zwei  Theilchen  von  entgegen«' 
gesetztem  chemischen  Charakter: anuchmen  können,  wenn 
man  sie  dicht  aneinander  bringt»  ohne  eine  Visrbindung 

1)  Phiiosoph.  Traruaci,  1801  /»/427. 


280 

derselben  za  gestatten^).  Diefs  glaube  ich,  ist  der  erste 
Theil  der  schon  beschriebenen  Wirkung  (1743);  allein, 
meiner  Meinung  nach,  kann  dadurch  kein  anhaltender 
Strom  entstehen,  so  lange  keine  Verbindung  stattfindet, 
und  es  damit  anderen  Theilchen  erlaubt  ist,  folgweise 
in  derselben  Art  zu  wirken,  und  selbst  dann  nicht,  wenn 
nicht  die  eine  Reihe  der  Theilchen  als  Element  eines 
Elektrolyten  vorhanden  ist  (923.  963);  d.h.  bloCserin- 
higer  Contact,  ohne  chemische  Action,  erzeugt  in  solchen 
Fällen  keinen  Strom. 

1746.  Dennoch  scheint  es  möglich,  daCs  eine  solche 
Relation  eine  hohe  Ladung  bewirken  und  damit  zur  Elek- 
tricitfits  -  Erregung  durch  Reibung  Anlafs  geben  kOone. 
Wenn  zwei  Körper  aneinander  gerieben  werden,  um  auf 
gewöhnliche  Weise  Elektricität  zu  erzeugen,  so  mufs  der 
eine  wenigstens  ein  Isolator  sejn.  Während  des  Reibens 
mfissen  die  Theilchen  entgegengesetzter  Art  mehr  oder 
weniger  dicht  zusammengebracht  werden,  und  die  weni- 
gen, welche  unter  den  günstigsten  Umständen  sind,  in 
solchem  innigen  Contact  seyn,  dafs  sie  nur  wenig  von 
demjenigen  entfernt  sind,  der  die  Folge  chemischer  Ver- 
bindung ist.  In  solchen  Momenten  mögen  sie  durch  ihre 
gegenseitige  Yertheilung  (1740)  und  theilweise  Entladung 
auf  einander  sehr  erhöhte  entgegengesetzte  Zustände  er- 
langen, und,  wenn  sie,  im  Fortgang  des  Reibens,  einen 
Augenblick  hernach,  aus  ihrer  gegenseitigen  Nachbarschaft 
gerissen  werden,  werden  sie,  wenn  sie  beide  Isolatoren 
sind,  diesen  Zustand  behalten,'  und  ihn  nach  ihrer  toU- 
ständigen  Trennung  zeigen. 

1747«  Alle  Umstände  bei  der  Reibung  scheinen  mir 
ffir  eine  solche  Ansicht  zu  sprechen.  Die  Unregelmä&ig- 
keiten  der  Gestalt  nttd  des  Drucks  werden  veranlassen, 
dab  die  Theildien  det  beiden  reibenden  Flächen  sehr 
verschiedene  Abstände :nron  einander  haben,  und  nur  ei- 
nige wenige  werden  auf  einmal  in  jen&e  innigen  Relation 

1)  PIul  Trmuaet.  1807  p.  34. 


281 

sejOy  die  wahrecbeinlich  zur  Enfwieklang  der  Kräfte  nö- 
thig  ist;  femer  werden  diejenigen ,  welche  zu  einer  Zeit 
am  nächsten  sind,  zu  einer  andern  am  fernsten  seyn,  an- 
dere werden  die  nächsten  werden ,  und  so  werden  bei 
fortdauernder  Reibung  Tiele  nach  einander  erregt  werden. 
Endlich  scheint  mir  die  seitliche  Richtung  der  Trennung 
beim  Reiben  am  geeignetsten  um  viele  Paare  von  Theil- 
chen,  erstens  sSmmtlich  in  die  innige  Nähe  zu  bringen, 
welche  zur  Annahme  entgegengesetzter  Zustände  durch 
wechselseitige  Einwirkung  nothwendig  ist,  und  darauf  aus 
ihrem  gegenseitigen  Einfluls  zu  entfernen,  während  sie 
jenen  Zustand  bebalten. 

1748.  Es  würde  leicht  seyn,  nach  derselben  Ansicht 
zu  erklären  y  wie,  wenn  einer  der  reibenden  KOrper  ein 
Leiter  ist,  z.  B.  das  Amalgam  einer  Elektrisirmaschiney 
der  Zustand  des  andern  (als  Masse)  beim  Austritt  aus 
der  Reibung  erhobt  wird;  allein  es  würde  thöricht  seyn, 
in  solche  Speculation  weit  einzugehen,  bevor  das  schon 
Aasgesprochene  durch  passende  experimentelle  Beweise 
nnlerstfitzt  oder  berichtigt  worden  ist.  Ich  wünsche  nicht, 
dafs  man  meine,  ich  halte  alle  Elektriciläts-Erregung  durch 
Reibung  für  dieser  Art;  im  Gegentheil  lassen  gewisse  Yer- 
sache  mich  glauben,  dafs  in  vielen  Fällen,  und  vielleicht 
in  allen,  Effecte  thermo- elektrischer  Natur  zu  dem  End« 
resultat  (uilimaie  end)  führen;  und  sehr  wahrscheinlich 
sind  zu  gleicher  Zeit  noch  andere,  bis  jetzt  nicht  unter« 
sciüedene  Ursachen  der  Elektricitäts-Störung  wirksam. 


282 


TV.     Ueber  elektro  -  dynamische  Induction; 

i?on  J.  Henry, 

Prof.  der  Pfajsik  am  College  za  New- Jersey,  Prineeton. 

O^^^g^lli^lt  ▼om  Gbn.  Verfasser  aas  den  Transact.  of  the  American 
Philosoph*  Society  F'oi,  VI,  Vorliegende  Abhandlung,  die  hier  mit 
einigen  Abkürzungen  wiedergegeben  wird,  ist  die  dritte  einer  Bake 
von  Untersiichnngen  unter  dem  allgemeineren  Titel:  Beiträge  aar  EMi- 
tricitüt  und  cum  Magnetismus.) 


Einleitung. 

Vj'xt  za  diesen  Versnchen  angewandten  Apparate  be- 
standen haaptsSchlich  ans  mehren  flachen  Gewinden  von 
Kuprerband  (Kupferslreifen)  und  mehren  Rollen  Kupfer- 
draht. Kfirze  halber  sollen  erstere:  Gemnde  {coils),  leti- 
tere:  Rollen  {helix)  heifsen. 

Das  Gewinde  No.  1  enthielt  einen  Kapferstreifen 
von  93  Fufs  Länge  und  \\  Zoll  Breite,  13  Pfund  schwer 
und  mit  einem  doppelten  Ueberzug  von  Seide  bekleidet. 
Gewöhnlich  bildete  es  eine  flache  Spirale  von  16  Zoll 
Durchmesser,  wie  Taf.^IV  Fig«  6,  zuweilen  aber  einen 
Ring  von  gröfserem  Durchmesser,  wie  Taf.  IV  Fig.  9 
zeigt.  —  Das  Gewinde  No.  2,  aus  einem  eben  so  brei- 
ten, aber  nur  60  Fufs  langen  Kupferstreifen  bestehend, 
hatte  eine  Ringgestalt,  und  konnte  in  seine  Oeffnung  die 
Drahtrolle  No.  1  aufnehmen.  Die  Gewinde  No.  2,  3, 
4,  5,  6  u.  s.  w.  waren  sämmtlich  aus  einem  etwa  60  Fufs 
langen  Kupferstreifen  gebildet,  der  zwar  so  dick  wie  die 
erslon,  aber  nur  halb  so  breit  war. 

Die  Drahtrolle  No.  1  bestand  aus  1660  Ellen  {Yards) 
Kupferdraht  von  ^V  ^^^  Durchmesser,  No.  2  aus  990  El- 
len, und  No.  3  aus  350  Ellen  desselben  Drahts.  Diese 
Rollen  hatten  solche  Weiten,  daüs  sie,  wie  aus  Taf.  IV 
Fig.  7  zu  ersehen»  in  einander  gesteckt,  und  entweder 


283 

zn  eioer  einzigen  Rolle  von  3000  Ellen,  oder  zu  sieben 
Bollen  von  verschiedener  L&nge  mif  einander  verknüpft 
werden  konnten«  Der  Draht  ist  mit  in  Wachs  getränk- 
ter BanmwoIIe  tlbersponnen  und  )ede  Lage  von  Win- 
daDgen  durch  eine  Bekleidung  von  Seide  getrennt.  — 
Die  Rolle  No.  4  {a  in  Fig.  9)  bestand  aus  546  Eflen 
Draht  von  /^  Zoll  Durchmesser,  dessen  Windungen  dnrdi 
einen  Harzkitt  isolirt  waren.  —  Die  Bolle  No.  5  endlich 
war  gebildet  aus  1500  Ellen  Obersilberten  Kupferdrahts 
Von  ^  Zoll  Durchmesser»  besponnen  mit  Baumwolle  und 
von  der  Form  wie  No.  4. 

Anfserdem  war  noch  ein  Kopferdraht  von  fQnf  engl. 
Meilen  Länge  und  ^  Zoll  Dicke  auf  einen  kleinen  Ei- 
seostab  gewunden ,  und  bildete  so  einen  soliden  Cylin- 
der  von  18  Zoll  Länge  und  13  Zoll  Durchmesser. 

Zur  Bestimmung  der  Richtung  der  inducirten  Ströme 
diente  gewöhnlich  ein  schraubenförmiger  Draht  (Magne- 
(isiningsspirale)  von  etwa  dreifsig  Umgängen,  so  eng  um 
eben  eine  Nähnadel  aufzunehmen. 

Ein  kleines  Hufeisen,  dessen  oft  erwähnt  werden 
wird,  bestand  aus  einem  Stöcke  weichen  Eisens  von  etwa 
3  Zoll  Länge  und  |  Zoll  Dicke,  und  jeder  seiner  Schen- 
kel war  umwickelt  mit  fünf  Fufs  Kupferdraht.  Diese 
LSnge  ward  so  klein  genommen,  damit  nur  ein  Strom 
von  beträchtlicher  Stärke  (Quantüy)  das  Eisen  magne- 
tisch machen  und  dadurch  angezeigt  werden  konnte. 

Die  gewöhnlich  angewandte  Batterie  (Taf.  IV  Fig.  6)» 
bestand  aus  drei  concentriscben  Kupfercylindem  mit  zwei 
Zinkcylindern  dazwischen.  Sie  hielt  8  Zoll  in  Höhe  und 
5  Zoll  in  Durchmesser,  und  die  ZinkQäche  betrug,  beide 
Seiten  gerechnet,  1|  Quadratfufs.  Zuweilen  wurde  eine 
gröfsere  und  schwach  geladene  Batterie  angewandt;  alle 
weiterhin  beschriebenen  Versuche,  ausgenommen  die  mit 
dem  Cruickshank 'sehen  Troge,  lassen  sich  iudefs  mit 
einer  oder  zwei  einfachen  Batterien  der  eben  beschrie- 
benen Gröfse  erhalten,  besonders  wenn  sie  stark  geladen 


284 

sind.    Die  Art,  die  Kette  mittelst  einer  Raspel  za  anter- 
breclfen,  ist  in  b  Fig.  6  Taf.  IV  abgebildet. 

I.     Umst&nde«  die  bei  der  Induction  eines  Stromes  auf  sieb 

selbst  von  Einflufs  sind. 

Mit  einer  thermo- elektrischen  Säule,  oder  einer  da- 
fachen,  schwach  geladenen  Volta'schen  Kette  giebt  das 
Gewinde  No.  1  (beim  Oeffnen  der  Kette  JP.)  die  glän- 
zendsten Funken  (deßagraiions)^  und  das  lauteste  Ge- 
räusch (snaps)  aus  einer  Quecksilberfläche.  Die  Schläge 
sind  dabei  aber  sehr  schwach,  können  nur  in  den  Fin* 
gern  oder  auf  der  Zunge  verspürt  werden.  Ein  kurzes 
Gewinde  giebt,  obwohl  Funken,  sogar  keine  Schläge. 

Wenn  bei  derselben  Batterie  die  Länge  des  Schlic- 
fsungsbogens  vergröfsert  wird,  nehmen  die  Funken  ab, 
während  die  Schläge  an  Stärke  zunehmen.  Mit  fönf  Ge- 
winden, zusammen  300  Fufs  lang,  und  der  kleinen  Bat^ 
terie,  Taf.  IV  Fig.  6,  sind  die  Funken  kleiner  als  mit 
Gewinde  No.  1,  die  Schläge  aber  kräftiger. 

Es  giebt  indefs  in  der  Verstärkung  der  Schläge  eine 
Gränze.  Eine  Rolle  Kupferdraht  von  ^  Zoll  Durchmes- 
ser wurde  successiv  durch  Zusätze  von  32  FuCs  langen 
Stücken  verlängert.  Nach  den  beiden  ersten  Zusätzen,  also 
einer  Verlängerung  von  64  Fufs,  fing  der  Glanz  der  Fun- 
ken an  abzunehmen,  allein  die  Schläge  nahmen  an  Stärke 
zu  bis  zu  einer  Drahtlänge  von  575  Fufs,  wo  auch  sie 
begannen  schwächer  zu  werden.  Diefs  war  also  das  Maxi- 
mnm  bei  einer  einfachen  Kette  und  einem  Draht  von  an- 
gegebener Dicke. 

Bei  erhöhter  Intensität  der  Batterie  ward  die  WirkoDg 
des  kurzen  Gewindes  schwächer.  Mit  einem  Cruick- 
shank' sehen  Trog  von  60  vierzöUigen  Platten  konnte, 
wenn  diefs  Gewinde  in  der  Kette  war,  kaum  irgend  ein 
besonderer  Effect*  bemerkt  werden.  Verlängerte  man  in- 
defs das  Gewinde  im  Verhältnifs  zur  Intensität  der  Bat- 
terie,  so    kam    der   indoctive  Einflufe   zum  Vorsdiein. 


2S5 

Ab  der  Strom  tod  10  Platten  des  erwähnten  Troges 
durch  den  5  engl.  Meilen  langen  Draht  geleitet  ward, 
waren  die  Schlage  so  stark,  dafs  man  sie  nieht  zu  er- 
fragen vet-niochte.  Ein  kleiner  Trog  von  25  einzölligen 
Plauen,  welcher  für  sich  nnr  einen  sehr  schwachen  Schlag 
geben  wflrde,  gab  mit  der  Drahtrolle  JNo.  1,  beim  Oe(f- 
oeo,  einen  sehr  starken.  Auch  beim  Sehliefsen  gab  diese 
Vorrichtung  einen  Schlag,  doch,  im  Vergleich  zu  dem 
beim  Oeffnen,  einen  sehr  schwachen.  Der  Funke  ist)e* 
doch  bei  dem  langen  Draht  und  der  grotsen  Batterie  nicht 
80  gISnzend,  wie  bei  der  einfachen  Kette  und  dem  kur- 
zen Gewinde. 

Erhält  man  den  Schlag  aus  einem  langen  Draht,  wie 
im  letzten  Versuch,  so  kann  die  Gröfse  der  Platten  in 
der  Batterie  sehr  Terringert  werden,  ohne  dafs  eine  ent' 
sprechende  Schwächung  des  Schlages  erfolgt.  Als  aus 
sechs  Stücken  Kupferdraht  (copper  bell  tpire)  Ton  1^  Zoll 
Länge  und  eben  so  vielen  ZinkstUcken  von  gleicher  Gröfse 
eine  Batterie  gebildet,  und  deren  Strom,  durch  den  fünf 
eDgl.  Meilen  langen  Draht  geleitet  wurde,  ging  der  Schlag 
(beim  Oeffnen)  auf  i einmal  durch  die  vereinigten  Hände 
von  sechs  und  zwanzig  Personen! 

Mit  demselben  langen  Draht  und  der  zuvor  ange- 
wandten einfachen  Batterie  war  kein  Schlag,  oder  höch- 
stens ein  sehr  schwacher  zu  erhalten;  dagegen  wirkte  der 
Strom  auf  das  Galvanometer. 

Die  Form  der  Windungen  des  Inductions- Apparats 
bat  einen  bedeutenden  Einflnfs  auf  die  Stärke  der  Wir- 
kung. Farad  a 7  gebrauchte  bei  seinen  Versuchen  einen 
cylindrisch  aufgerollten  dicken  Kupferdraht  mit  einem  Kern 
von  weichem  Eisen;  diese  Vorrichtung  giebt  zu  magne- 
tifichen  Einwirkungen  den  stärksten  Effect;  zu  einfachen 
galvanischen  Indoclionen  sind  indefs  die  hier  gebrauchten 
Bandgewindc  und  Drahtrollen  am  wirksamsten;  die  Win* 
doDgen  liegen  dabei  näher  und  Oben  deshalb  einen  grd- 


286 

beren  Eioflub  auf  einander  ans«  In  einigen  Fällen  iit 
die  Bingibrni  (Taf.  IV  Fig.  9)  die  wirksamste. 

Immer  müssen  indeCs  die  Windungen  gut  isoUrt  seyo, 
denn  wiewohl  beim  Magnetisiren  von  weichem  Eisen  und 
analogen  Versuchen  die  Berührung  zweier  Windungen 
keioe  grofse  Schwächung  in  der  Wirkung  nach  sich  zieht, 
so  ist  doch,  wie  man  weiterhin  sehen  wird,  bei  dem  io- 
ducirlen  Strom  eine  einzige  Berührung  zweier  Windun- 
gen hinreichend  den  ganzen  Effect  aufzuheben. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  hier  alle  Versuche  mit 
Bandgewinden  und  Drahtrollen,  wenn  es  nicht  eigends 
erwähnt  wird,  ohne  Hülfe  von  weichem  Eisen  angestellt 
wurden,  weil  mit  derselben  die  Resultate  verwickelt 
werden. 

II.     Bedingungen   cor  Erregung  «ecundarer  Ströme. 

Die  kräftige  Wirkung  eines  flachen  Kupferband-Ge- 
windes zur  Henrorrufung  der  Induction  eines  Stroms  auf 
sich  selbst,  liefs  vermuthen,  dafs  es  auch  für  das  Sta- 
dium der  Erscheinungen  der  secundären  galvanischen 
Ströme  das  geeignetste  Mittel  seyn  werde. 

Zu  dem  Ende  wurde  durch  das  Gewinde  No.  1  der 
Strom  der  kleinen  Batterie  (Fig.  6)  geleilet,  und  auf  dieses, 
durch  eine  Glasplatte  isolirt,  das  Gewinde  No.  2  gelegt 
So  oft  No.  1  geöffnet  ward,  gab  No.  2  einen  kräftigen 
secundären  Strom.  Dasselbe  geschah,  als  das  Gewinde 
No.  2  durch  die  Rolle  No.  1  ersetzt  war,  wie  Taf.  IV 
Fig.  8  zeigt,  worin  a  und  b  Gewinde  und  Rolle,  so  wie 
c  und  d  die  zum  Empfange  des  Schlages  dienenden  Hand- 
haben bezeichnen. 

Wurden  die  Enden  des  secundären  Gewindes  zu- 
sammengerieben  und  dann  getrennt,  erschien  ein  Funke; 
wurden  sie  mit  der  Magnetisirungsspirale  verbunden,  zeigte 
sich  eine  in  diese  eingeschlossene  Nadel  stark  magnetisch; 
worden  sie  mit  dem  Draht  des  Hufeisens  verknüpft,  so 
ward  dieses  magnetisch ;  und  wurden  sie  mit  einem  Wai- 


287 

« 

8eizer6etziiog8*Apparate  in  Y erbindimg  gesefzt,  so 

ao  beiden  Polen  Gas.    Der  Schlag  von  diesem  Gewinde 

war  indels    sehr  schwach,  kaum   oberhalb   der   Finger 

fOUbar. 

Nun  wurde,  w&breod  das  Gewinde  No.  1  beibehal* 
(en  blieb,  statt  des  Gewindes  No.  2,  ein  längeres  durch 
Vereinigung  tou  No.  3,  4  und  5  angewandt.  Nun  war, 
beim  Reiben  und  Trennen  der  Enden,  der  Funke  nicht 
mehr  so  glänzend,  die  Magnetisirungskraft  war  schwacher, 
die  Zersetzung  nahe  dieselbe,  allein  die  Schläge  waren 
krilftiger. 

Nun  ersetzte  man  das  Gewinde  No.  1  durch  einen 
aos  den  Rollen  No.  1  und  2  zusammengesetzten  Draht 
TOD  2650  Ellen  Länge  ^ ).  Nach  dieser  Aenderung  wa- 
ren die  magnetisirenden  Effecte  des  Apparats  verschwun* 
den,  die  Funken  waren  kleiner,  die  Zersetzung  geringer, 
allein  die  Schläge  fast  zu  stark,  um  sie  ungestraft  zu  em- 
pfangen, ausgenommen  durch  die  Finger  Einer  Hand. 
Ein  Kreis  von  56  Studenten  empfing  bei  einem  einzigen 
Oeffnen  des  Batterie -Stromes,  auf  einmal  einen  Schlag» 
wie  aus  einer  schwach  geladenen  Leidner  Flasche.  — 
(Der  indutirte  Strom  war  hier  also  von  kleiner  Quanti- 
tät, aber  groCser  Intensität,  sagt  der  Verfasser). 

Der  folgende  Versuch  ist  wichtig,  weil  er  die  That- 
tache  feststellt,  dafs  in  der  Verstärkung  des  Schlages,  so 
wie  der  Zersetzungskraft,  eine  Gränze  stattfindet.  Auf 
das  Gewinde  No.  2  legte  man  die  Rolle  No.  5,  bestehend 
»18  Draht  von  nur  ^  Zoll  im  Durchmesser,  und  etwa 
700  Ellen  Länge.  Bei  dieser  Drahtlänge  konnte  weder 
Hagnetismus  noch  Zersetzung  erhalten  werden,  allein  man 

1)  Der  Verfauer  sagt  hiebet,  daf  Gewidit  der  beiden  Tcreiiugteii  Rol- 
len Drakt  fcy  dem  des  Bandg«winde«  flekii  fewescn,  vnd  daher  hal- 
ten die  Efiecie  in  derselben  MetallmaMe  in  der  Form  einta  langen 
ond  eines  karten  Leiters  mit  einander  verglichen  werden  können. 
Dagegen  ist  wohl  sa  bemerken,  dafs  die  elektrischen  Eflectc  sich  nicht 
nach  der  Masse  des  Metalls  richten,  sondern  nach  der  LSnge,  divi- 
dirt  dnrch  den  Qoertchnkt.  P. 


288 

erbiell  Funken  von  eigenthfimlich  stechender  Art,  die 
indefs  keine  sonderliche  Muskulär  -  Wirkung  ausübten. 
Als  darauf  derselbe  Draht  von  1500  Ellen  Länge  genom- 
men ward,  war  der  Schlag  kaum  in  den  Fingern  zq 
spüren. 

Als  Gegenstück  zu  diesem  letzten  Versuch,  wurde 
das  Gewinde  No.  1  zu  einem  Ring  geformt,  von  solchen 
Innern  Durchmesser,  dals  die  grofse  Rolle  mit  dem  fünf 
engl.  Meilen  langen  Draht  hineingeschoben  werden  konnte. 
Jetzt  waren  die  Schlfige  so  intensiv,  dafs  man  sie,  weoo 
man  sie  nur  durch  Daum  und  Zeigefinger  leitete,  bis  in  die 
Schulter  fühlte.  Funken  und  Zersetzungen  wurden  eben- 
falls erhalten  und  Nadeln  magnetisch  gemacht  Der  Draht 
dieser  Rolle  ist  ^  Zoll  dick;  man  sieht  also,  dab  bd 
▼ergrOfsertem  Durchmesser  auch  die  Länge  mit  erhöhtem 
Effect,  sehr  vergrölsert  werden  kann« 

Die  Thatsache,  daCs  der  indudrte  Strom,  bei  Ver- 
längerung des  Drahts  über  eine  gewisse  Gränze,  abnimmt, 
ist  wichtig  für  die  Construction  der  magneto-elektriscben 
Maschine,  weil  derselbe  Effect  auch  bei  der  Indoction 
des  Magnetismus  stattfindet  Dr.  Goddard  zu  Philadel- 
phia, dem  ich  den  Draht  der  Rolle  No.  5  verdanke,  Caod, 
dafs,  wenn  er  seiner  ganzen  Länge  nach,  um  das  Eisen 
des  temporären  Magnets  gewickelt  wurde,  keine  Schläge 
zu  erhalten  waren.  Der  Draht  der  Maschine  kann  da- 
her, in  Bezug  auf  seinen  Durchmesser,  eine  solche  Länge 
haben ,  dafs  er  wohl  Schläge  aber  keine  Zersetzung  giebl^ 
und  bei  fernerer  Verlängerung  werden  auch  die  Schläge 
abnehmen. 

Die  inductive  Wirkung  des  Gewindes  No.  1  bei  den 
vorhergehenden  Versuchen,  ist  genau  dieselbe,  wie  die  eines 
temporären  Magneten  bei  einer  magneto^lektrischen  Ma- 
schine. Ein  kurzer  dicker  Draht  um  den  Anker  giebt 
bekanntlich  lebhafte  Funken,  ein  langer  dagegen  Schlage. 

Alle  vorhergehenden  Versuche  wurden  mit  einer  ein- 
fachen Volta'schen  Kette  gemacht;  jetzt  wurde  statt  de- 
ren 


\: 


2B9 

reo  ein  Croickshank'scher  Trog  yon  60  Plattenpüa* 
ren  genommen.  Wenn  der  Strom  dieses  Trogs  dorch- 
das  Gewinde  No.  1  geleitet  wnrde»  konnte  mit  allen  zo^ 
▼or  gebranchten  Grewinden  oder  Rollen  kein  oder  nur 
ein  sehr  schwacher  secnndärer  Strom  erhalten  werden« 
Wenn  aber  die  lange  Rolle  No.  1  statt  des  Gewindes 
No.  1  genommen  ward,  gaben  alle  eine  kriftige  Wirkung. 

Zunächst  wurden  die  Rollen  No.  2  und  3  niit^  ein- 
ander vereint,  und  in  die  den  Batteriestrom  leitende  Rolle 
No.  1  gesetzt.  Hieroit  wurde  ein  secundSrer  Strom  er-- 
halten^  der  intensive  Schlage  gab,  aber  eine  schwache 
Zersetzung  und  keinen  Magnetismus  in  dem  weichen 
Bofdsen.  —  (Hier  hatte  also  ein  IntensttStsstrom  der 
Batterie  einen  Intensiiatssfrom  indndrt). 

Nun  wurden  die  beiden  vereinigten  Rollen  No.  2 
und  3  durch  das  Gewinde  No.  3  ersetzt;  sonst  blieb  al- 
les nngeändert.  Jetzt  gab  der  indudrte  Strom  keine 
SchlSge,  wohl  aber  Funken  und  Magnetisiningen  des 
Hafeisens.  —  (Hier  hatte  also  ein  Intensitfttsstrom  der 
Batterie  einen. Qoantititsstrom  inducirt,  wfthrend,  wie  der 
VerEasser  bemerkt,  die  vorhergehenden  Versuche  zeigen^ 
dals  auch  ein  QuantitStsstrom  einen  Intensitätsstrom  er- 
lengen  kdnne). 

in.    Üeber  die  Indoction  lecnndaref  Ströme  ans  der  F^rne. 

Bei  den  Versuchen  der  beiden  vorhergehenden-  Ab* 
sebnilte  war  der  Leiter,  der  die  Indootion  empfing,  von 
dem,  welcher  den  primSren  dorchliels,  nur  durch  die 
Dicke  einer  Glasscheibe  getrennt.  Da  hiebei  die  VV^ir- 
kong  sehr  stark  war,  so  führte  diefs  darauf  den  Abstand 
zwischen  beiden  zu  vergrOfsern. 

Zu  dem  Ende  wurde  das  Gewinde  No.  1  zu  einem 
Bing  von  ungefähr  zwei  FuCs  Durchmesser  umgeformt 
ond  die  Rolle  No.  4  gestellt,  wie  es  a  Fig.  9  Tai  IV 
zeigt.  Wenn  die  Rolle  etwa  16  Zoll  von  der  Mitte  des 
Ringes  entfernt  war,  konnten  Sehläge  in  der  Zunge  ver- 

Pogfcnd.  Ann.  ErgSnspncsbd.  I.  19 


»0 

fipllit' werden,  und  diese  nahmen  bei  Senkung  der  Rolle 
rasch-  an  Stärke  zo,  so  dals  sie»  wenn  diese  in  der  Ebene 
des  Ringes  war,  ganz  schmerzhaft  wurden.  Noch  stärker 
wurden  sie,  wenn  man  die  Rolle  aus  der  Mitte  nach  dem 
inneren  Umfang  wie  bei  c  führte;  brachte  man  sie  dage- 
gen anfserhalb  des  Ringes,  in  Berührung  mit  dem  äafsereo 
Umfang  i,  so  waren  die  Schläge  sehr  schwach,  und  stelhe 
man  sie  innerhalb  des  Ringes  mit  ihrer  Axe  winkelrecht 
gegen  die  Axe  des  Ringes,  so  konnte  nicht  der  gering^e 
Effect  bem^kt  werden. 

Bei  geringem  Nachdenken  wird  es  einleuchten,  dab 
diese  Vorrichtung  nicht  die  günstigste  ist  zur  Heryorbrin- 
gung  der  Induction,  denn  die  eine  Seite  des  Rings,  z.  B. 
bei  r,  sucht  in  der  näheren  Seite  der  Drahtrolle  einen 
Strom  von  entgegengesetzter  Richtung  hervor  zu  bringen, 
wie  in  der  entfernteren  Seite.  Der  resultirende  Effect 
ist  daher  nur  der  Unterschied  dieser  beiden  Ströme,  und 
dieser  Unterschied  kann  nur  klein  seyn,  weil  die  entge- 
gengesetzten Seiten  der  Drahtrolle  beinahe  gleichen  Ab- 
stand von  c  haben.  Der  Unterschied  in  der  Wirkung 
auf  beiden  Seiten  der  Rolle  wächst,  so  wie  diese  dem 
Ringe  näher  gebracht  wird,  und  erlangt  sein  Maximom, 
wenn  Ring  und  Rolle  zur  inneren  Berührung  gekommen 
sind.  Eine  Drahtrolle  von  grOfsercm  Durchmesser  wird 
daher  eide  stärkere  Wirkung  geben. 

Bei  betbehaltenem  Gewinde  No.  1  wurde  nun  die 
kleine  Drahtrolle  vertauscht  gegen  die  Rolle  No.  1,  wel- 
che 9  Zoll  im  Durchmesser  hält.  Die  Wirkung  in  der 
Entfernung  war  bedeutend  stärker.  Als  man  das  Ge- 
winde No«  3  dem  Gewinde  No.  1  hinzugefügt,  und  die 
Ströme  zweier  kleinen  Batterien  durch  beide  gesandt  hatte, 
waren  noch  bei  36  Zoll  Abstand  zwischen  der  Ebene 
der  Rolle  und  der  der  Gewinde  deutliche  Schläge  in  der 
2kmge  zu  verspüren. 

Noch  mehr  wurde  die  Wirkung  in  die  Feme  ver- 
stärkt, als  der  fünf  engl.  Meilen  lange  Draht  zu  einem 


291 

BiDg  ▼OB  Tier  Fu&  Durchmesser  umgeformt^  und  neben 
einem  anderen ,  aas  den  Bandgewinden  No.  l»  2,  3»  4 
gebildeten  Ring  gestellt  wurde.  Als  man  darauf  durch 
dieb  Gewinde  den  Strom  einer  einfachen  Kette  von  35 
Quadratfufs  Zinkfläcbe  leitete,  gab  der  Drahtring  noch  in 
4  Fob  Entfernung  vom  Gewinde  Schläge  in  der  Zunge. 
Bei  gröfserer  Annäherung  dieses  fiinges  wurden  die  Schläge 
immer  schmerzhafter,  und  bei  einer  Entfernung  von  12 
Zoll  konnten  sie  nicht  mehr  durch  den  Körper  gelassen 
werden. 

Auch  die  Magnetisirungskraft  war  in  der  Ferne  an- 
berordentlich  grofs.  Ein  Cylinder  von  weichem^  Eisen, 
zwei  Zoll  dick  und  ein  Fufs  lang,  in  die  Mitte  des  mit 
der  Vol tauschen  Kette  verbundenen  Ringes  von  Kupfer* 
streifen  gestellt,  ward  stark  magnetisch« 

Die  Induction  aus  der  Feme  liefert  vielleicht  eins  der 
erstaunlichsten  Experimente  der  y^Physique  amüsante.^* 
Es  besteht  darin,  dafs  man  die  Induction  durch  die  Schei- 
dewand zweier  Zimmer  gehen  läfst.  Zu  dem  Ende  hängt 
man  das  Gewinde  No.  1  in  dem  einen  Zimmer  an  die 
Wand  auf,  während  eine  Person  in  dem  andern  Zimmer 
die  Handhaben  der  Drahtrolle  anfafst  und  sich  dem  Ort 
Bähert,  dem  gegenüber  das  Gewinde  aufgehängt  isL  Die 
Schläge,  die  sie  nun  ohne  sichtbhre  Ursache  empfängt, 
machen  einen  magischen  Eindruck.  Am  besten  gelingt 
der  Versuch  quer  durch  eine  XhUr  oder  eine  hölzerne 
Scheidewand. 

Die  Wirkung  in  die  Ferne  liefert  das  einfachste  Mit- 
tel, die  Stärke  der  Schläge  bei  medicinischen  Anwendun- 
gea  zu  graduiren.  Die  Drahtrolle  kann  dann  an  Schnti- 
reo,  die  über  eine  Rolle  hinweggehen,  horizontal  aufge- 
bSngt  werden,  um  sie  langsam  auf  die  Ebene  des  Ge- 
windes herabzulassen,  bis  die  Schläge  die  erforderliche 
Stärke  haben. 

Die  energische  Wirkung  zwischen  spiralförmigen  Lei- 
tern gestattet  auch  die  induclive  Operation  einer  magneto- 

19  ♦ 


292 

elektrischen  Masdiine  mitfebt  eines  mlonferbrocfaeneii 
galvanischen  Stromes  nachzuahmen.  Dazu  braucht  man 
nur  zwei  Gewinde  so  aufzustellen,  dafs  de  die  Pole  ei- 
nes Hufeisenmagnets  vorstellen,  und  zwei  Drahtrollen  ia 
paralleler  Ebene  vor  ihnen  rotiren  zu  lassen.  Wenn 
man  nun  durdi  jedes  der  Gewinde  einen  constanten  Strom 
in  entgegengesetzten  Richtungen  durchgehen  läist,  ist  die 
Wirkung  auf  die  rotirenden  Drahtrollen  dieselbe,  wie 
die  auf  den  Anker  der  magneto- elektrischen  Maschine. 

Hier  ist  noch  eine  merkwürdige  und  mit  dem  fol- 
genden Thdl  der  Untersuchung  zusammenhangende  That- 
Sache  in  Bezug  auf  die  Rolle  No.  4  anzufflhren.  Diese 
Rolle  besteht  aus  Kupferdraht,  dessen  Windungen  dardi 
eine  Bekleidung  von  Kitt  {cement)  getrennt  sind.  Nach- 
dem sie  zu  den  vorstehenden  Versuchen  gedient  hatte, 
wurde  eine  schwache  Ladung  von  einer  Leidner-Flasche 
durch  sie  geleitet,  und  als  man  sie  nun  hierauf  wieder 
auf  das  Gewinde  legte,  konnte  kaum  ein  Zeidien  von 
einem  secundären  Strom  erhalten  werden.  Diefs  rührte 
daher,  dafs  die  Entladung  die  Isolation  zum  Theil  ze^ 
stört  hatte;  allein  die  Wirkung  hievon  war  blols  auf  die 
Induction  beschränkt,  denn  ein  in  die  Oeffnung  der  Rolle 
gesteckter  Eisenstab  wurde  noch  magnetisirt.  Derselbe 
Vorgang  zeigte  sich  bei  einer  andern  Rolle.  Die  Erklft- 
rung  hievon  ergab  sich  später  aus  einer  eigenthtImlicheD 
Wirkung  des  secund&ren  Stromes, 

IV.    Ueber  die  Wirkung  verachiedener  swischen  die  Leiter 

eingeschalteter  Snbstanien. 

H.  Davy  fand,  dä(s  die  Magnetisirung  von  Stabl- 
nadeln  mittelst  elektrischer  Entladungen  querdurch  ein- 
geschobene Platten  von  allen  Substanzen,  leitenden  wie 
nicht  leitenden,  stattfinde  ^).  Um  zu  sehen,  ob  diefs  auch 
f&r  4ie  indudrten  StrOme  gelte,  wie  es  der  Versuch  io 

1)  PhUosoph.  Transatt.  1§21. 


293 

deo  beiden  Zimmeni  anxadeatai  schieii,  wurde  folgender- 
ma&en  Terfahren. 

Die  Rolle  No.  1  wurde  etwa  5  Zoll  Aber  dem  Ge- 
winde No.  1  befestigt  y  und  eine  Platte  Eisenblecb  von 
elwa  0,1  Zoll  Dicke  eingeschoben.  Bei  dieser  Yorrich- 
tuog  konnten  keine  Schläge  erhalten  werden,  obwohl  sie, 
Dach  Wegnahme  der  Platte,  sehr  stark  waren. 

Hieranf  wurden  folgweise  Platten  von  Kupfer,  Zink, 
Blei,  Quecksilber,  SSure,  Wasser,  Holz,  Glas  u.  s.  w. 
angeschaltet  Die  guten,  d.  h.  metallischen,  Leiter  wirk- 
dn  wie  das  Eisen,  die  übrigen  hatten  keine  Wirkung. 

Wenn  Rolle  und  Gewinde  nur  gerade  durch  die 
Dicke  der  Platten  getrennt  waren,  konnte  nach  Einschie- 
hoDg  einer  Zinkplatte  von  0,1  Zoll  Dicke  noch  eine  schwa- 
che Empfindung  verspürt  werden,  und  diese  Wirkung 
wachs ,  wenn .  der  Strom  der  Batterie  stärker  oder  die 
PlaUe  dünner  gemacht  wurde.  Ein  Blatt  Zinnfolie,  und 
selbst  vier,  stürten  die  Induction  nicht 

Die  früher  beim  sogenannten  Rotations -Magnetismus 
gemachten  Erfahrungen  veranlalsten  nun  eine  Bleiplatte, 
die  einen  Ausschnitt  besafs,  einzuschieben.  Es  zeigte  sich, 
dafo  diese  keinen  schirmenden  Einflufs  ausübte,  die 
Schläge  eben  so  stark  waren,  wie  ohne  dieselbe.  Um 
den  Einwand  zu  beseitigen,  als  sej  biebei  die  Induction 
durch  den  offenen  Aussschnitt  hindurchgegangen,  wurden 
zwei  solcher  mit  einem  Ausschnitt  versehenen  Bleiplatten 
genommen,  und  sie,  mit  Einschaltung  einer  Glasplatte,  so 
aufeinander  gelegt,  dab  der  volle  Theil  der  einen,  den 
ausgeschnittenen  der  andern  verdeckte.  Allein  dennoch 
war  der  Erfolg  wie  vorhin. 

Hierauf  wurden  die  Ecken  an  dem  Ausschnitt  einer 
der  Platten  durch  Drähte  mit  einer  Magnetisirungsspirale 
verknüpft  und  in  diese  eine  Nadel  gelegt  (Fig.  11  Taf.  IV). 
Bei  Anstellung  des  Versuchs  zeigte  sich. dann,  durch  die 
Polarität  der  Nadel,  dafs  in  der  Scheibe  ein  eeoundärer 


294 

Strom  y  Ton  gleicher  lUchtang  mit  dem  primSreii  gebildet 
worden,  wie  es  nach  Faraday's  Entdeckung  seyn  mufs* 

Dafa  der  schirmende  Einflufs  der  Platten  einigenna- 
fisen  durch  die  nentralisirende  WirlLong  des  in  ihnen  erreg- 
ten Stromes  hervorgebracht  werde,  erheilt  aus  folgendem 
Yersnch.  Die  zuvor  erwähnte  Zinkplatte,  die  einen  fast 
doppelt  so  grofsen  Durchmesser  wie  die  Drahtrolle  ha^ 
wurde  nicht  zwischen  die  beiden  Leiter  eingeschaltet,  son- 
dern auf  die  Rolle  gelegt.  Der  Erfolg  war  zwar  nicht 
eine  vollkommene  Aufhebung  der  Schläge,  wohl  aber 
eine  sehr  bedeutende  Schwächung  derselben. 

Hier  entsteht  die  Frage:  wie  können  zwei  Ströme 
von  gleicher  Richtung  einander  aufheben?  Um  dieCs  za 
ermitteln,  wurden  folgende  Versuche  gemacht. 

Zunächst  wurde,  statt  der  bisherigen  Platten,  das 
Gewinde  No.  3  eingeschaltet.  So  lange  dessen  Enden 
getrennt  blieben,  gab  die  Rolle  No.  1  Schläge,  wie  wenn 
das  Gewinde  nicht  vorhanden  gewesen  wäre;  so  wie  man 
aber  dessen  Enden  in  gute  Berührung  mit  einander  brachte, 
konnten  keine  Schläge  mehr  erhalten  werden.  Die  Ver- 
nichtung der  Schläge  war  vollkommener  als  bei  den 
Platten. 

Jetzt  wurde  das  ringförmige  Gewinde  No.  2,  statt 
zwischen  die  Leiter,  ringßum  die  Rolle  gelegt  Mit  un- 
verbundenen  Enden  hatte  dasselbe  keinen  Einflufs,  bei 
Verknüpfung  seiner  Enden  waren  aber  die  Schläge  wie- 
der kaum  fühlbar.  Eben  so  verhielt  es  sich,  wenn  die 
Rollen  No.  1  und  2  zusammen  dem  Einflufs  des  Gewin- 
des No.  1  ausgesetzt  wurden;  sobald  die  Enden  der  ei- 
nen verbunden  waren,  gab  die  andere  keinen  Schlag. 

Endlich  verschwanden  auch  die  Schläge,  wenn  die 
Rolle  No.  2  in  einen  Messing-  oder  Eisen-Cjlinder,  und 
das  Gewinde  No«  2  um  denselben  gelegt  ward,  wie  in 
Fig.  16  Tat  IV. 

Hieraus  ist  klar,  sagt  der  Verfasser,  dafa  mit  Sürö^ 
men  von  aUen  Längen  und  Intensitäten  in  den  einge- 


r 


295 


schaiteteo  oder  angelegten  Leitern  eine  Neotralisation 
stattfinde,  and  diese  daher  nicht  durch  eine  Interferenz 
zweier  Vibrationsajateme  erklärt  werden  könne. 

Ehe  wir  zum  nftchaten  Abschnitt  übergehen«  mag  be- 
meiit  sejn,  dafs  die  zuvor  von  der  Drahtrolle  No.  4 
angefahrte  Escheinung  (S.  292)  mit  der  Neutralisation 
zusammenhängt  Indem  nämlich  die  elektrische  Entladung 
die  Isolation  an  einigen  Stellen  zerstörte,  machte  sie  aus 
einigen  Windungen  geschlossene  Kreise,  und  die  in  die- 
sen hervorgerufene  Inductiou  muiste  die  Wirkung  in  dem 
andern  Theil  der  Drahtrolle  aufheben,  oder  anders  ge- 
sagt, diese  Rolle  war  in  demselben  Fall,  wie  bei  dem 
Versuch  S.  294  mit  zwei  Rollen,  wenn  die  Enden  der 
einen  verbundoi  waren. 

Dasselbe  Princip  scheint  auch  eine  wichtige  Bezie- 
boog  zur  Verbesserung  der  magneto  -  elektrischen  Ma- 
schine zu  haben.  Denn  die  Metallplatten,  welche  zu- 
weilen die  Enden  der  den  Draht  aufnehmenden  Spule 
bilden,  müssen  nothwendig  die  Wirkung  vermindern,  )a 
in  dem  Anker  selbst  kann  ein  geschlossener  Strom  um- 
berkreisen,  der  die  Induction  in  dem  umgebenden  Draht 
schfvächt.  Ich  bin  geneigt  zu  glauben,  sagt  der  Verfas- 
ser, dafs  die  erhöhte  Wirkung,  welche  Sturgeon  und 
Ca  11  and  beobachtet  haben,  wenn'  ein  Drahtbündel  statt 
eines  soliden  Eisenslücks  genommen  wird,  wenigstens  zum 
Theii  von  der  Unterbrechung  dieser  Ströme  herrührt  ^). 

DaCs  H.  Davy  beim  Magnetisiren  einer  Stahlnadel 
darch  elektrische  Schläge  nichts  von  der  Wirkung  ein- 
geschalteter Leiter  wahrnahm,  rührte  wohl  daher,  daCs 
er  eine  Metallplatte  z^vischen  einen  geraden  Leiter  und 
die  Nadel  einschaltete.  Hätte  er  die  Platte  zu  einem 
geschlossenen  Ring  um  die  Madel  gebogen,  so  würde  der 
Erfolg  nicht  ausgeblieben  sejrn. 

1)  Wie  diefs  auch  bereits  Ton  Magnus  nachgewiesen  ist.    S.  Annal. 
Bd.  XXXXVIU  S.  95. 


296 

V.  ErzcDfuBg  vnd  £ig«Bachafteii  indncirter  Str j(v«  dritter, 

vierter  nnd  fünfter  Ordnung. 

Die  vollkommene  Neutralisation  des  primSren  SCrons 
durch  einen  secundSren  in  dem  eingeschalteten  Leiter  lieb 
glauben ,  da(s  der  letztere,  wenn  er  dem  Einflufs  des  er^ 
steren  entzogen  würde,  im  Stande  wäre,  in  einem  dritten 
Leiter  einen  neuen  inducirten  Strom  herrorzurufen. 

-Zur  Prüfung  dieser  Yermuihcmg  diente  die  Anord- 
nung Fig.  12  Taf.  IV.  Der  primäre  Strom  ging,  wie  ge- 
wöhnlich, durch  das  Gewinde  Mo.  1  (a  in  der  Figur), 
während  No.  2  (oder  b)  darüber  befindlich  und  mit  sei- 
nen Enden  mit  No.  3  (oder  c)  verknüpft  war.  Der  dnrdi 
das  letztere  gehende  secundäre  Strom,  konnte  dann,  ao- 
fser  Einfluls  des  primären,  auf  die  Drahtrolle  No.  1  (oder 
d)  inducirend  einwirken.  In  der  That  bekam  man  bei 
Anfassung  der  Handhaben  e  und  /  kräftige  Schläge,  zoni 
Beweise  des  Dasejns  eines  tertiären  Stroms. 

Durch  die  ähnliche,  nur  mehr  erweiterte  Anordnung 
Fig.  13  Taf.  lY,  wurden  Ströme  vierter  und  fünfter  Ord- 
nung erhalten,  und  wahrscheinlich  lassen  sich  mit  einem 
kräftigeren  primären  Strom,  nach  demselben  Princip»  Ströme 
von  noch  höheren  Ordnungen  erlangen. 

Die  Erregung  von  Strömen  verschiedener  Ordnun- 
gen von  solcher  Stärke,  dafs  sie  Schläge  gebien,  konnte 
schwerlich  nach  unseren  bisherigen  Ansichten  vorausge- 
sehen werden.  Der  secundäre  Strom  besteht  gleichsam 
aus  einer  einzigen  Welle  der  natürlichen  Elektricität  des 
Drahts-,  erregt  (disturbed?)  nur  für  einen  Augenblick 
durch  die  Induction  des  primären;  und  doch  hat  dieser 
(der  secundäre)  die  Macht  einen  anderen  Strom  von  we- 
nig geringerer  Kraft  als  die  seinige  zu  induciren,  und  da- 
durch Effecte  hervorzubringen,  die  anscheinend,  in  Be- 
zug auf  die  bewegte  Elektricitätsmenge,  weit  gröfser  sind 
als  die  des  primären  Stroms. 

Es  ist  denkbar,  dafs  zwischen  der  Wirkung  eines 
inducirten  und  eines  Y olta'scheti  Stroms  einiger  Unter- 


297 

acUed  beitdie,  yrtSi  diese  StrOme  ansdieioend  toh  ver- 
schiedener  Natar  sind »  jener,  wie  man  anBebmen-  kann, 
aus  einem  einzigen  Impalse  besteht,  dieser  dagegen  ans 
einer  Reihe  solcher  Impulse,  oder  einer  continoirlicben 
Wirkung.  Es  war  daher  wichtig,  die  Eigenschaften  die- 
ser StrOme  zn  untersuchen  und  mit  den  zuvor  erhaltenen 
za  vergleichen. 

Was  zunScbst  -die  Intensität  betrifft,  so  wurde  ge- 
fanden, dab,  bei  Anwendung  einer  kleinen  Batterie,  der 
Strom  dritter  Ordnung  fünf  und  zwanzig  sich  anfassen- 
den Personen  einen  Schlag  geben  konnte;  selbst  bei  ei- 
nem Strome  fünfter  Ordnung  waren  die  Schläge  bis  in 
die  Arme  f&hlbar. 

Die  Wirkung  in  die  Feme  war  weit  grOCser  als  za 
erwarten  stand.  Bei  einem  Versuche  waren  die  Schlage 
des  tertiSren  Stroms  noch  deutlich  in  der  Zunge  fühlbar, 
wenn  die  Drahtrolle  No.  1  sich  18  Zoll  über  dem  den 
seoindfiren  Strom  leitenden  Gewinde  befand. 

Metallplatten,  zwischen  die  Leiter  der  StrOme  ver- 
schiedener Ordnungen  eingeschaltet,  wirkten  eben  so 
schützend,  wie  früher  bei  Einschiebung  zwischen  den  pri« 
mären  und  secundären  Strom. 

Es  kann  auch  hier,  mit  Faradaj's  Ausdrücken  ge- 
sprochen, wie  der  Verfasser  es  thut,  ein  QuanlitStsstrom 
einen  Intensitatsstrom  erzeugen  und  umgekehrt.  In  Fig. 
13  Taf.  IV,  —  worin  a,  i,  c^/  respective  die  Gewinde 
Mo.  1,  2,  3,  4  bezeichnen,  d  die  Rolle  No.  1,  und  e 
die  vereinten  Rollen  No.  2  und  3,  so  wie  g  die  Magne- 
tisiningsspirale  vorstellt,  —  würde  der  secundKre  Strom 
in  b  und  ^,  wegen  Kürze  und  Dicke  des  Leiters,  ein 
Qnantitätsstrom  seyn;  er  inducirt  in  d  und  e  einen  ter^ 
üSren  Strom,  der  wegen  Länge  und  Dünne  des  Leiters 
^  Intensitatsstrom  ist;  und  dieser  inducirt  wiederum  in 
/einen  Quantitätsstrom. 

Wenn  aber  das  Gewinde  No.  2,  statt  mit  dem  Ge- 
binde No.  3,  mit  der  Rolle  No.  1  verbunden  wird,  kön- 


298 

nen  keine  Schlüge  erhalten  werden.  Der  QoantitiltMtroa 
des  Gevrindes  No.  2  scheint ,  sagt  der  Verf.,  nicht  inten- 
siT  genug  zu  seyn,  um  den  laugen  Draht  der  Rolle  No.  1 
zu  durchlaufen. 

Audi:  bei  der  in  Fig.  14  abgebildeten  Vorrichtung 
^orin  a  und  c  die  Gewinde  No.  1  und  3,  und  b  und  i 
die  Rollen  No.  1  und  2  vorstellen,  kann  man  mit  den 
Handliaben^  der  Rolle  No.  2  keine»  Schlag  erhallen. 

Der  nächste  Gegenstand  der  Untersuchung  betraf 
nun  die  wichtige  Frage,  welche  Richtung  die  Ströme  ha- 
ben. Faradaj's  Versuche  wQrden  es  wahrscbeinlidi 
machen,  dafs  der  secundäre  Strom  zu  Anfang  und  za 
Ende  in  entgegengesetzten  Richtungen  auf  einen  neben- 
liegenden  Draht  inducirend  wirke.  Allein  ein  secundärer 
Strom  ist  so  instantan,  daCs  seine  inductiveu  Wirkungen 
zu  Anfang  und  zu  Ende  nicht  von  einander  unterschie- 
den werden  können;  es  kann  nur  ein  einfacher  Impuls 
beobachtet  werden,  der  sich  indefs  als  der  Unterschied 
zweier  Impulse  von  entgegengesetzten  Richtungen  betrach- 
ten läfst. 

Der  erste  Versuch  wurde  mit  einem  Strom  Tierter 
Ordnung  angestellt.  Die  Magnetisirungsspirale  wurde  wk 
den  Enden  des  Gewindes  No.  4  (/  in  Fig.  13)  verknüpft, 
and  durch  die  Magnetisirung  der  Nadel  gefunden,  dafs  die- 
ser Strom  gleiche  Richtung  habe  mit  dem  secundären  und 
dem  primSren  Strom  ^). 

Anfänglich  glaubte  der  Verfasser,  die  Ströme  aller 
Ordnungen  hätten  gleiohe  Riditung  mit  dem  primären 
Strom;  allein  fernere  sorgfällige  Versuche,  bei  denen  die 
Richtungen  sowohl  durch  Zersetzungen  als  durch  das 
Galvanomeier  bestimmt  worden,  belehrten«  ihn,  dafs  m 
der  Richtung  der  Ströme  verschiedener  Ordnungen^  pos 

1)  Man  hat  sich  sa  crinneni,  dafs  aUe  hier  erwähnten  IndocIioiMS 
durch  Oeffntn  der  Vol tauschen  Kette  bewirkt  wurden.  Die  durch 
dai  Schliefscn  bewirkte  Induction  ist  sa  schwach,  um  die  beschnc- 
benea  £rsdieio«ngen  henronabringen. 


dem  seauidärm  ab,  eme  jAfPechUmg  siaitßndej  irie  €$ 
folgendes  Schema  zeigt: . 

PrimSrer  Strom  -f-. 

Strom  zweiter  Ordnung  -|r 

Strom  dritter  Ordnung  — 

Strom  vierter  Ordnung  -I- 

Strom  fünfter  Ordnung  — 

WaB  auch  die  Natur  oder  die  Ursache  dieser  Wecb- 
sel  in  der  Richtung  sejn  möge,  so  liefert  sie. doch  eine 
leichte  Erklärung  von  der  neutralisirenden  Wirkung  der 
zwischen  zwei  Leiter  eingeschaiteleo  Platte.  Es  wird  Dänn- 
lieh  in  dieser  Platte  ein  secnndflrer  Strom  erregt,  und 
obwohl  derselbe  gleiche  Eichtang  wie  der  Batteriestrooi 
hat,  80  sucht  er  doch  in  einem  benachbarten  Leiter  einen 
Strom  von  entgegengesetzter  Richtung  zu  erzeugen:  ^  )• 

Dasselbe  Princip  erklärt  einige  bei  der  Induction  ei- 
nes Stroms  auf  sich  selbst  bemerkte  Ersdieinungen.  !Weon 
ein  Gewinde  mit  der  Batterie  verbunden  ist,  erscheint 
hei  jeder  Oeffnung  der  Kette  bekanntlich  ein  Funke  durch 
hdaction.  Allein,  wenn  auf  diefs  Gewinde  ein  aweites 
mit  verbundenen  Enden  gelegt  wird,  sind  die  FuiriLen 
und  Schläge  weit  schwächer;  ja  weAQ  man  die  Kupfer- 
streifen beider  Gewinde  in  einander  wickelt,  so  dab  die 
Windungen  einander  wechselseitig  einschließen,  so  wer- 
den die  Funken  bei  dem  den  Batteriestrom  leitenden  €re- 
winde  ganz  verschwinden,  wenn  man  die  Enden  des  an- 
dern mit  einander  verknflpft.  Zum  Yerständnifs  dieser 
Erscheinung,  sagt  der  Verf.,  braucht  nur  erwähnt  zu  wer- 
den, dafs  der  inducirte  Strom  im  ersten  Gewinde  ein  wah- 
rer secundärer  Strom  ist,  und  daher  durch  die  Wirkung 
des  secundären  Stroms  in  dem  zweiten  Gewinde  neutra'« 

1)  In  diesem  Leiter  würden  aUo,  von  Seiten  de«  primSren  and  ntcam- 
diren  Stroms,  gleichzeitig  zwei  Ströme  erregt,  die,  weil  sie  entgegen- 
geaetste  Kichtangen  haben,  einander,  je  nadi  ihrem  IntensitatsrcrhSlt- 
niis,  gaa»  oder  iheilwcia  wRAm  nAaanu  P. 


lieirt  wird,  weil  dieser  einen  Strom  von  enfgegengeteto» 
ter  Richtung  za  erregen  trachtet  Ans  der  ToUkommencn 
Meutralisation,  die  bei  der  eben  genannten  Vorrichtoi^ 
erfolgt,  geht  hervor,  dafs  der  inducirte  Strom  im  zwei- 
ten Gewinde  kräftiger  ist,  als  der  im  ersten,  und  zwar 
deshalb,  weil  das  zweite  Gewinde,  bei  verbundenen  En- 
den, einen  geschlossenen  Leiter  bildet,  während  das  er- 
ste Gewinde,  um  den  Funken  sichtbar  zn  machen,  durch 
eine  Kleine  Luftsirecke  unterbrochen  vrird. 

Aus  Obigem  folgt  auch,  dafs  zwei  benachbarte  se- 
cundäre  Ströme,  die  durch  dieselbe  Induction  erregt  wer- 
den, einander  theilwene  aufbeben;  denn  da  sie  gleiche 
Bichtong  haben,  so  strebt  jeder  von  ihnen  in  dem  an- 
dern einen  Strom  von  entgegengesetzter  Richtung  bervor* 
zubringen.  Dieb  erhellt  aus  folgendem  Versucb.  Die 
Drahtrollen  No.  1  und  2  wurden  in  einander,  doch  Dicht 
verbunden,  auf  das  Gewinde  No.  1  gelegt,  so  daCs  jede 
von  ihnen  eine  Induction  empfing;  die  gröfsere  wurde 
dann  allmälig  weiter  von  dem  Gewinde  entfernt,  bis  die 
Schläge  beider,  einzeln  genommen,  gleiche  Stärke  hatten. 
Wenn  nnn  die  Enden  beider  Rollen  mit  einander  ver- 
bunden wurden,  so  dafs  der  Schlag  aus  beiden  zusam- 
men durch  den  Körper  gehen  mufste,  so  ivrar  die  "Wir- 
knng  anscheinend  schwächer,  als  mit  einer  der  Rollen  al- 
lein. Der  Versuch  war  indeb  nicht  so  genfigend  wie  der 
vorher  genannte,  da  ein  kleiner  Unterschied  in  der  Stärke 
der  Sehläge  von  den  einzelnen  Rollen  nicht  mit  Sicherheit 
zu  ermitteln  war. 

VL     HprvorbriiiguDg  indacirter  Ströme  ▼ertchiedener  Ord- 
nung durch  gewSnlichc  Elektricität. 

In  der  neunten  Reihe  seiner  Untersuchungen  bemerkt 
Faradaj,  „dafs  die  Wirkungen,  die  ein  Strom  zu  An- 
fang und  zu  Ende  (die  beim  Vol tauschen  Strom  durch 
eine'  Zwischenzeit  getrennt  sind)  hervorbringt,  bei  einer 
durch  einen  langen  Draht  geleiteten  gewöhnlichen  elek- 


301 

fiJBcbeD  Entladung  in  demselben  Moment  eintreten  mfis- 
sen.  Ob  sie  genau  in  demselben  Moment  eintreten  und 
dnander  neotralisiren,  oder  ob  sie  der  Entladung  eine 
besondere  EigenthUmlicbkeit  verleihen,  ist  ein  noch  zu 
mttersocheoder  Gegenstand.^ 

Die  Entdeckung,  dafo  ein  secundiirer  Strom,  der 
doch  auch  nur  einen  Moment  besteht,  einen  andern  Strom 
TOD  bedeutender  Stirke  indodren  kann,  Uefs  vermulhen, 
da(8  eine  gewöhnliche  elektrische  Entladung  ähnliche  Wir- 
knogen  geben  würde. 

Um  diefs  zu  prfifen,  wurde  ein  hohler  Glascylinder 
TOD  etwa  6  Zoll  Durchmesser  (a  in  Fig.  15)  sowohl  aus- 
wendig als  inwendig  mit  einem  schmalen  Streifen  Zinn- 
folie yon  etwa  30  Fuis  LSnge  schraubenrormig  beklebt^ 
uid  zwar  so,  dafs  die  entsprechenden  Windungen  bei« 
der  Scbraubenstreifen  einander  genau  gegenüber  lagen. 
Um  alle  unmittelbare  Gemeinschaft  zwischen  beiden  zu 
verhQlen,  waren  die  Enden  des  innem  Scbraubenstreifens 
dorch  eine  Glasröhre  herausgeleitet  Wenn  man  nun 
die  Enden  dieses  inneren  Streifens  mit  der  eine  Stahlna- 
del enthaltenden  Magnetisirungsspirale  c  verband,  und 
dorch  den  Sufsem  Streifen  die  Entladung  einer  Leidner 
Flasche  b  von  einer  halben  Gallone  GröCse  sandte;  so 
^nirde  die  Nadel  stark  magnetisirt,  in  einer  Weise,  die 
inzeigte,  da/s  der  inducirte  Strom  des  inhem  Streifens 
gfddie  Biddung  hatte  mit  dem  Strom  der  Flasche  ^). 

1)  Für  aalmerksame  Leser  dieier  Annalco  bedarf  es  wobl  lianm  der 
Bcowrkniif ,  daf»  diese  Thatsache  auch  Ton  Hm.  Dr.  Riefs  eotdeckt 
Qod  in  Bezug  anf  die  versckiedeoeii  Umstände,  die  dabei  n>n  Ein- 
flols  sind,  genauer  nntersocht  worden  ist  (Ann.  Bd.  47  $.  55)'.  Dem 
Verfasser  Torliegender  Abhandlung  gebührt  wohl,  der  Zeit  nach,  die 
PiriofitSt  (er  las  nSmlich  dieselbe  schon  am  2  Novbr.  1638  in  der 
Amgriean  PhUoMophieai  Socieiy)^  allein,  so  interessant  und  lehr- 
itich  auch  seine  Aibeit  ist  (namentlich  in  Beaug  auf  die  Entdeckung 
^  Ströme  bSherer  Ordnungen  und  deren  Richtungen),  so  dürfen 
Wir  doch  nicht  rerhehleo,  dais  sie  durch  den  Mangel  an  Messungen 
^»d  sonitigeii  schirferen  Bestimmungen  Vieles  an  wünschen  übrig 
1^    Es  gehört  dahia  namentlich  die  Bestimmimg  der  Richtunf  der 


302 

Wenn  die  Enden  des  einen  Streifens  einander  nahe 
f;egenQberf;c8teUt  wurden,  erscbien  zwischen  ihnen  ein 
Funke,  im  Momenl,  da  durch  den  andern  die  Entladung 
ging.  -*  Ein  gröberer  Funke  war  aus  diesen  Enden  in 
erhalten,  wenn  man  sie  weiter  auseinander  rflckCe  oiMi 
ihnen  ^Ine  Kugel  oder  einen  Knöchel  vorhielt.  —  Audi 
wenn  man  durch  den  innem  Streifen  eine  Entladnag 
sandte  und  den  ttufseren  Streifen  mit  seinen  Enden  Ter* 
band,  so  da(s  er  ein  Cootinuum  darstellte,  konnte  naa 
aus  jedem  Punkt  von  diesem  einen  Funken  ziehen. 

Die  Funken  in  den  beiden  letzten  Versuchen  riSk- 
reo  offenbar  von  der  unter  dem  Namen  Seitenentladuss 
bekannten  Wirkung  der  gewöhnlichen  ElektricitSt  ber. 
Um  diefs  klar  zu  machen,  braucht  man  nur  an  die  Im- 
kannte  Tkatsache  zu  erinnern,  dafs  wenn  der  Knopf  ei- 
ner Leidner  Flasche  positiv  elektrisirt,  und  der  Ikifsere 
Beleg  mit  dem  Boden  verbunden  worden  ist,  die  Fla- 
sche von  der  positiven  Elektricität  etwas  mehr  eothllt, 
als  zur  vollkommenen  Neutralisation  der  negativen  aof 
dem  ttufseren  Beleg  nothwendig  ist.  Setzt  man  den  Knopf 
mit  dem  Boden  in  Verbindung,  so  findet  sich  der  Ueber* 
schufs  oder  die  freie  ElektricitSt,  wie  sie  zuweilen  g^ 
nannt  wird,  auf  der  nei^aliven  Seite.  Als  in  den  obigco 
Versuchen  die  Entladiliig  stattfand,  wurde  der  innere 
Streif  fOr  einen  Augenblick  mit  dieser  freien  Elelitricitit 
geladen,  und  demzufolge  trieb  er,  durch  gemeine  Ini^ 
olion  (Vertbetlung)  aus  dem  ttufsem  Streifen  die  beschri^ 
benen  Funken.  Es  war  daher  von  Wichtigkeit  za  e^ 
mittein,  ob  der  zuvor  beschriebene  inducirle  Strom  vso 
einer  solchen  Seiten -Entladung  herstamme,  und  nicht  von 
einem  wahren  secuudSren  Strom,  wie  er  vom  Galvantf- 

Strftme  durch  die  Magnetuiniof  von  Suhlnadeln,  ein  VerTabreo,  vd- 
chei  wie  Hr.  Dr.  Rlefs  ansföhrllch  geseift,  höchst  trugüch  ut  £> 
bedarf  daher  diese  Untersucfanng  einer  sorgfikigen  apcriin<B»«ö* 
EeTision,  wie  sich  das  auch  schon  bei  Wiederholung  eiaise'  ^ 
Vwuche  dorch  wnca  hiesisen  Physiker  thatsicMirti  cwni^  h«t  ('*' 


303 

mos  erzeugt  wird.  Zu  dem  Ende  vrard  die  FlaBcbe  ge« 
laden,  erat  bei  VerbiodtiDg  des  äofsern  Belegs  mit  dem 
Bodeo,  and  dann  bei  Verbindung  des  Knopfs  mit  dem- 
selbeo,  so  dafs  der  Ueberschurs  einmal  plus  und  das  an- 
dere Mal  mams  war.  Allein  die  Richtung  desjndudrten 
Stroms  litt  dadurch  keine  Aenderung,  ging  immer  von 
der  positiven  zur  negativen  Seite. 

Als  indefs  die  WirJLung  der  freien  Elektricitfit , 
dorch  Verbindung  des  Knopfs  drr  Flasche  mit  einer  etwa 
fufsgrofsen  Kugel ,  vermehrt  ward,  so  schien  die  Intensi- 
tit  des  Magnetismus  etwas  geschwächt,  sobald  der  Ue- 
i^ertchafs  auf  der  negativen  Sei(e  war.  Dieb  hätte  sich 
erwarten  lassen,  weil  die  freie  Elektricitat,  bei  ihrer  Ent- 
wdcfaang  durch  den  Streifen  in  den  Boden,  einen  schwa* 
eben  Strom  von  entgegengesetzter  Richtung  mit  dem  der 
Flasche  zu  induciren  suchen  mufste. 

Der  Funke  eines  isolirten  Conductors  kann  als  fast 
(Sflzlich  aus  dieser  freien  oder  Überschtissigen  Elektrid« 
ttt  bestehend  angesehen  werden,  nnd  es  fand  sich,  dafs 
derselbe  einen  inducirten  Strom  zo  erregen  vermochte,  ge- 
nau wie  der  aus  der  Flasche.  Bei  diesem  Versuch  war 
das  eine  Ende  des  SuCiem  Streifens  des  Cylinders  mit 
dem  Boden  verbunden,  und  das  andere  empfing  den  Fun- 
sen aus  einem  Conductor  von  14  Fufs  Lange  und  nahe 
etaem  Fufs  Durchmesser.  Der  inducirte  Strom  hatte  glei* 
die  Richtung  mit  dem  des  Funkens  aus  dem  Conductor. 

Aus  diesen  Versuchen  erhellt  also,  dafs  die  Entla« 
dang  einer  Leidner  Flasche  genau  denselben  secundären 
Strom  zu  indaciren  vermag,  wie  der  galvanische  Apparat, 
^  dafs  diese  Induction  nur  in  so  fern  mit  dem  PhSno- 
nen  der  Seiten -Erklärung  zusammenhängt,  als  diefs  zur 
^atur  eines  gewöhnlichen  elektrischen  Stroms  gehört. 

Hierauf  wurden  Versuche  angestellt,  um  Ströme  ver- 
sduedener  Ordnungen  durch  gewöhnliche  Elcktricität  her- 
▼orzobringen.  Zu  dem  Ende  wurde  ein  zweiter  Glascy- 
Ivider  auf  abnliobe  Weis«  wie  der  frühere  mit  Streifen 


SM 

von  Zinnfolie  belegt,  und  er  mit  diesem  so  verbandeB, 
daCs  der  secundfire  Strom  Ton  dem  einen  den  andern  oid- 
kreisen  mulste.  Wenn  durch  den  Ruberen  Streifen  des 
ersten  Cylinders  eine  Entladung  geleitet  ward,  bildete 
sich  in  dem  innem  Streifen  des  zweiten  Theiles  ein  ter« 
tiSrer  Strom,  wie  es  die  Magnetisirung  einer  Nadel  io 
einer  mit  den  Enden  dieses  Streifens  verbundenen  Spi- 
rale ergab. 

Anf  dieselbe  Weise  lionnte^  durch  Anwendung  einer 
Vorrichtung  wie  Fig.  13,  in  einem  dritten  Glascylinder 
ein  Strom  vierter  Ordnung  erhalten  werden.  Bei  diesea 
Versudien  waren  jedoch  die  Windungen  der  Kupferrtrei- 
fett  mit  einem  doppelten  Ueberzog  von  Seide  Teraehen, 
und  die  zusammengebrachten  Leiter  durch  eine  groiw 
Glasplatte  getrennt. 

Metallplatten,  die  zwischen  die  Ldter  verschiedener 
Ordnungen  gebracht  worden  (der  voUkommnen  Isolatioo 
wegen,  eingeschlossen  zwischen  zwei  Glasplatten)  fibteo 
auch  hier  ihre  schirmenden  Wirkungen  aus.  Gewinde 
von  Kupferstreifen,  statt  der  Metaliplatten  eingeschaltet, 
verhielten  sich  tthnlich  wie  vorhin  S.  294  beschriebeo. 
Mit  verbundenen  Enden  sdiirmten  sie,  mit  offnen  hatteo 
sie  keine  Wirkung. 

Das  Daseyn  des  indudrten  Stroms  wurde  bei  allen 
diesen  Versuchen  ermittelt  durch  die  Magnetisirung  einer 
Nadel  in  einer  Spirale,  die  mit  einem  der  Gewinde  Ter« 
bunden  war. 

Ebenso  wurden  Schläge  vom  secundftren  Strom  er- 
halten mittelst  der,  in  Fig.  16  Taf.  IV  abgebildeten  Vor- 
richtung. Die  mit  einander  verknüpften  Drahtrollen  No. 
2  und  3  (^  in  der  Figur)  wurden  in  eine  Glasglocke  i 
gelegt  und  das  Gewinde  No.  2  (0)  um  dieselbe.  Beim 
Anfassen  der  Handhaben  wurde  im  Moment,  wo  die  Ent- 
ladung das  aufsere  Gewinde  durchlief^  ein  Schlag  gef&hlt 
Die  Schläge  waren  indefs  bei  verschiedenen  Entladungen 
von  sehr  ungleicher  Starke.     In  einigen  Fallen  blieben 

die 


305 

die  Schläge  ganz  aus,  während  sie  in  andern ,  bei  einer 
Bchw&cheren  Entladung»  sehr  schmerzhaft  waren.  Diese 
Unregelmabigkeiten  finden  ihre  Erklärung  in  einem  foi- 
genden  Theil  dieser  Untersuchung. 

Bis  soweit  sind  alle  Resultate  mit  der  gewöhnlichen 
ond  der  galvanischen  Elektricität  einander  gleich.  Allein 
in  der  Richtung  der  Ströme  verschiedener  Ordnungen 
zeigt  sich  ein  merifpiirdiger  Unterschied.  Bei  den  Ver« 
sochen  mit  den  Glascylindem  zeigen  nSmlich  dieselben 
nicht  die  Abwechslungen  der  galvanischen  Ströme  (siehe 
S.  299),  sondern  sie  haben  alle  gleiche  Richtung,  die- 
selbe wie  der  Strom  der  Leidner  Flasche. 

Um  wo  möglich  die  Ursache  dieser  Verschiedenheit 
zo  entdecken,  wurde  zunächst  versucht,  die  Richtung  der 
Ströme  durch  eine  Reihe  von  Gewinden,  wie  Fig.  13, 
so  ermitteln.  Merkwürdigerweise  zeigten  sich  dabei  die 
fiämlichen  Abtpechslungen  me  beim  Gali^mismus.  Das 
Aofserordentliche  dieses  Resultats  veranlaCste,  die  Ver^* 
Stiche  mehrmals  zu  wiederholen,  bald  mit  den  Glascylin- 
dem  (S.  301),  bald  mit  den  Gewinden;  allein  die  Re- 
sultate blieben  die  nämlichen.  Die  Cylinder  gaben  die 
Ströme  sämmtlich  von  gleicher  Richtung,  die  Gewinde 
^egen  von  abwechselnder  Richtung. 

Nach  verschiedenen  Hypothesen  und  mehren  vergeb- 
lichen Versuchen,  kam  der  YerEasser  auf  den  Gedanken, 
es  möchte  wohl  die  Richtung  der  Slröme  von  dem  ge* 
geoseitigen  Abstände  der  Leiter  herrühren,  da  diels  der 
einzige  Unterschied  zwischen  den  Versuchen  mit  den  Ge- 
winden und  den  Cjlindem  war.  Der  Abstand  zwischen 
den  Gewinden  betrug  nSmlich  etwa  1,5  Zoll,  der  zwi- 
sdien  den  Zinnfolie -Streifen  etwa  0,05  Zoll 

Um  diesen  Gedanken  zo  prüfen,  wurden  zwei  schmale 
Streifen  Zinnfolie  von  etwa  12  Fufs  Länge,  parallel  ne- 
ben einander  ausgespannt,  nur  getrennt  durch  Glimmer- 
hl&ttchen  von  0,0^  Zoll  Dicke.  Wurde  durch  den  einen 
die  Entladung  einer  Leidner  Flasche  von   einer  halben 

Joggend.  Ann.  Ergioznngsbd.  I.  20 


306 

Gallone  gesandt,  so  erhielt  man  von  dem  andern  eioea 
inducirten  Strom  in  gleicher  Richtung.  Nun  worden  die 
Streifen  durch  Glasplatten  um  0,05  Zoll  von  einander  ge- 
trennt; auch  jetzt  noch  hatte  der  iuducirte  Strom  dieselbe 
Richtung.  Bei  Vergröfseruog  des  Abstands  bis  etwa  1 
Zoll  konnte  kein  Strom  erhalten  werden;  und  wenn  die 
Streifen  noch  weiter  von  einander  entfernt  wurden,  e^ 
schien  wiederum  ein  Strom,  aber  nun  i^on  erdgegenge- 
setzter  Richtung  mit  dem  inducirenden^  Eine  fernere 
Aenderung  in  der  Richtung  des  Stroms  war  nicht  zu  be- 
obachten; die  Intensität  der  Inductioo  nahm  mit  Anseia- 
anderrtickung  der  Streifen  ab.  Daseyn  und  Richtung  des 
Stroms  wurden  bei  diesen  Versuchen  durch  die  Polari- 
tät der  Stahbiadel  in  der  mit  den  Enden  eines  der  Strei- 
fen verbundenen  Spirale  bestimmt. 

Es  fragte  sich  nun,  ob  die  von  der  Polarität  der 
Nadel  angegebene  Richtung  des  Stroms  die  wahre  sey, 
oder  die  Magnetisirungsspirale  selbst  zuweilen  einen  ent- 
gegengesetzten Strom  zu  induciren  vermöge.  Um  sich 
davon  zu  überzeugen,  leitete  der  Verf.  durch  die  kleine 
Spirale,  die  zu  allen  Versuchen  benutzt  worden  war,  eine 
Reihe  an  Intensität  und  Quantität  verschiedener  Ladun- 
gen, vom  einfachen  Funken  eines  groben  Conductors  an, 
bis  zur  vollen  Ladung  von  neun  Flaschen;  allein  sie  alle 
g^ben  dieselbe  Polarität.  Die  Spirale  ist  so  eng,  daii 
die  Nadel  sie  überall  berührt. 

Nachdem  so  der  Wechsel  in  der  Richtung  des  in- 
ducirten Stroms  bei  Veränderung  des  Abstands  der  Lei- 
ter festgestellt  war,  wurden  viele  Versuche  unternommen, 
um  zu  sehen,  ob  dieser  Wechsel  auch  von  andern  Un* 
ständen  abhänge,  von  Intensität  und  Quantität  der  pri- 
mären Entladung,  von  Länge  und  Dicke  des  Drahts,  von 
der  Form  der  Kette.  Allein  die  Resultate  waren  bäofig 
anomal  und  schwankend. 

Mit  einer  einzelnen  Flasche  von  einer  halben  Gal- 
lone und  mit  «inem  Abstand  von  0,05  Zoll  zwischen  den 


3«7 

Leitern  bade  der  inducirte  Strom  immer  gleiche  Richtung 
wie  der  primSre.  Bei  Vergröfsenuig  dieses  Abstandes 
fand  sich  aber  immer  ein  Werlh,  bei  welchem  der  Strom 
seine  Bichtang  zu  Sndern  anfing.  Sicher  hängt  dieser 
Werth  von  dem  Betrage  der  Ladung  ab,  wahrscheinlich 
auch  von  der  Intensität,  so  wie  von  Länge  und  Dicke 
der  Leiter.  Mit  einer  Batterie  von  acht  Flaschen  von 
eiocr  halben  Gallone  und  mit  parallelen  Drähten  von  etwa 
zehn  FuCs  Länge,  trat  der  Wechsel  der  Richtung  nicht 
eher  ein,  als  bei  einem  Abstand  von  12  bis  15  Zoll, 
nod  mit  einer  noch  gröfseren  Batterie  und  längeren  Lei- 
tern zeigte  sich  kein  Wechsel,  obwohl  die  Induction  noch 
in  einem  Abstand  von  mehren  Fufsen  stattfand. 

Hier  war  nur  von  der  inductiven  Wirkung  des  pri- 
mären Stroms  die  Rede;  ans  den  S.  304  angeführten  Re- 
Boltaten  erbellt  Indefs,  daCs  die  Ströme  aller  übrigen  Ord- 
nungen ebenfalls  die  Richtung  ihres  inductiven  Einflusses 
mit  der  Entfernung  ändern;  allein  bei  ihnen  findet  der 
Wechsel  in  einem  sehr  kleinen  Abstände  vom  Leitungs- 
draht statt,  und  in  dieser  Beziehung  ist  das  Resultat  dem 
eines  primären  Stroms  von  der  Entladung  einer  kleinen 
Flasche  ähnlich. 

Die  wichtigsten  Versuche  in  Bezug  auf  den  Abstand 
stellte  der  Verf.  bei  seinem  Freunde,  dem  Dr.  Hare  in 
Philadelphia»  an.  Die  Batterie  bestand  aus  32  Flaschen, 
jede  von  einer  Gallone.  Ein  Kupferdraht  von  0,1  Zoll 
Dicke  und  80  Fufs  Länge  w^rd  so  ausgespannt  und  mit 
der  Batterie  verbunden,  dafs  er  ein  Trapez  bildete,  des- 
sen längste  Seite  etwa  35  FuCs  maus  (Fig.  17  Taf.  IV). 
Neben  dieser  Seite  ward  ein  anderer  etwas  dünnerer 
Draht  ausgespannt,  dessen  Enden  zu  einer  Magnetisirungs- 
spirale  führten«  Anfangs  betrug  der  Abstand  zwischen 
beiden  Drähten  etwa  einen  Zoll,  späterhin  ward  er,  nadi 
jeder  Entladung  durch  den  dicken  Draht,  vergröbert. 
Wenn  man  den  zweiten  Draht  bei  a  unterbrach,  erhielt 
die  Nadel  in  b  keinen  Magnetismus;  ward  aber  der  Kreis 

20» 


308 

geschlossen,  so  zeigte  die  Nadel  bei  jeder  Entladung  ei- 
nen Strom  von  gleicher  Richtnng  mit  dem  der  Batterie 
an.  Wenn  bei  einem  Abstand  von  16  Zoll  zwischen  bei- 
den Drähten,  die  Enden  des  zweiten  in  zwei  Gefäfse  mit 
Quecksilber  getaucht  wurden,  und  man  steckte  einen  Fin- 
ger von  jeder  Hand  in  das  Metall,  so  erhielt  man  einen 
Schlag.  Die  Richtung  des  Stroms  war  noch  dieselbe, 
aber  der  Magnetismus  nicht  so  stark  wie  bei  einem  klei- 
neren Abstände. 

Hierauf  wurde  der  zweite  Draht  um  den  ersten  ge- 
legt, so  dafs  er  ihn  einschlofs.  Jetzt  war  der  Magnetis- 
mus stärker  als  zuvor,  doch  die  RIclitung  des  Stroms 
noch  dieselbe,  wie  die  des  Batteriestroms,  und  das  bis 
zu  einem  Abstände  von  zwölf  Fufs  zwischen  den  Dräh- 
ten. Bei  diesem  aufserordentlichen  Abstände  war  die 
Nadel  noch  mafsig  stark  magnelisirf.  Die  ganze  Länge 
des  innern  dicken  Drahts  betrug  80  Fufs,  die  des  So- 
fscrn  120. 

Da  eine  Entladung  von  gewöhnlicher  ElektricitSt 
einen  secundären  Strom  in  einem  benachbarten  Draht  er- 
regt, so  mufs  sie  auch  in  ihrem  eignen  Draht  einen  ana- 
logen Einflufs  ausflben,  und  daraus  entspringt  die  eigen- 
thQmlichc  Wirkung  eines  langen  Leiters.  Bekanntlich  ist 
der  Funke  aus  einem  langen  Draht,  obwohl  ganz  kari, 
merkwürdig  stechend.  Ich  war  so  glücklich ,  sagt  der 
Verfasser,  Zeuge  zu  seyn  eines  sehr  interessanten  Bei- 
spiels dieser  Wirkung  bei  einigen  Versuchen  mit  atmo- 
sphärischer Elektricität,  die  1836  im  Franklin -Institut  an- 
gestellt wurden.  Zwei  Drachen  waren,  einer  über  dem 
andern,- an  einem  dünnen  Eisendraht,  statt  der  Schnnr, 
in  die  Höhe  gelassen,  so  dafs  der  ausgespannte  Theii  des 
Drahts  eine  Länge  von  etwa  einer  engl.  Meile  besals. 
D^r  Tag  war  vollkommen  heiter,  aber  dennoch  hatten 
die  Funken  aus  dem  Draht  eine  solche  Wurfkraft  (vis 
Dr.  Hare  sich  ausdrückt),  dafs  fünfzehn  auf  dem  Boden 
stehende,  und  mit  den  Händen  sich  anfassende  Personen 


309 

aaf  eiomal  einen  Schlag  bekamen,  n-enn  die  erste  in  der 
Reihe  den  Draht  berührte.  Als  eine  Leidner  Flasche  au 
der  äiifseren  Belegung  mit  der  Hand  angefafst  und  der 
Knopf  vor  den  Draht  gehalten  irurde,  empfing  man  ei« 
Deo  Schlag,  irie  wenn  das  Glas  durchbohrt  \«'orden,  der 
aber  bloCs  das  Resultat  einer  plötzlichen  und  intensiven 
loduction  war. 

Diese  Effecte  rührten  offenbar  nicht  her  von  einer, 
nach  dem  Princip  der  gewöhnlichen  elektrischen  Verthei- 
long,  an  den  Enden  des  Drahts  angehäuften  Intensität,  denn 
der  Knöchel  mufste,  um  den  Funken  zu  erhalten,  bis  auf 
einen  Viertelzoll  genähert  werden.  Es  war  nicht  allein 
die  Quantität,  da  die  Versuche  von  Wilson  beweisen, 
dafs  derselbe  Effect  nicht  erzeugt  wird  von  einem  glei- 
chen Betrag  an  Elektricität  auf  der  Oberflache  eines  gro- 
Dscn  Conductors.  Es  scheint  demnach  offenbar  ein  Fall 
von  luduction  eines  elektrischen  Stroms  auf  sich  selbst 
za  sejn.  Der  Draht  ist  mit  einer  bedeutenden  Menge 
schwacher  Elektricität  geladen,  welche  ihn,  seiner  gan- 
zen Lange  nach,  in  Form  eines  Stroms  durchläuft,  und 
so  die  Iiiduction  am  Ende  der  Entladung  bewirkt,  wie 
hei  einem  langen  Draht,  der  einen  galvanischen  Strom 
dorchläfst. 

Bekanntlich  hat  die  Entladung  einer  elektrischen  Bat- 
terie ein  grofses  Zerreifsnngsvermögen  {dii^ellent  power) 
nnd  häufig  trennt  sie  die  Theilchen  des  von  ihm  durch- 
laufenen Körpers  gänzlich.  Diese  Kraft  wirkt,  wenigstens 
zum  Theil,  in  der  Linie  der  Entladung,  und  scheint  der 
von  Ampere  entdeckten  Abstofsung  zwischen  den  ein- 
ander folgenden  Theilen  eines  und  desselben  galvanischen 
Stromes  analog  zu  sejn.  Um  diefs  zu  erläutern,  klebe 
mau  einen  schmalen  Streifen  Zinnfolie  auf  ein  Sttick  Glas, 
durchschneide  ihn  an  mehren  Punkten,  und  löse  daselbst 
die  Enden  von  dem  Glase  ab.  Leitet  man  nun  die  Ent- 
ladung von  neun  Flaschen  von  einer  halben  Gallone  durch 
die  Zinnfolie,  so  werden  die  Enden  jeden  Stücks  aufge- 


310 

bogen  and  zdweilen  ganz  zarflckgescblagen,  nvie  a^a^a^a 
in  Fig.  18  zeigt.  In  dem  bekannten  Versoch  mit  der 
durchbohrten  Karte  scheint  der  raube  Rand  auf  beiden  Sei- 
len des  Lochs  von  einer  ähnlichen  Wirkung  herzurühren. 
Aus  den  S.  307  angegebenen  Thatsachen  ist  nun 
wahrscheinlich,  dafs  die  Tafel  auf  S.  299  nur  annShemd 
richtig  ist,  dafs  jeder,  sowohl  galvanische  als  elektrische, 
Strom  erst  eine  inductive  Action  in  Richtung  seiner  selbst 
ausübt,  und  der  umgekehrte  Einflufs  in  geringem  Ab- 
stände von  dem  Draht  stattfindet. 

Um  diefs  zu  prüfen  ward  die  zusammengesetzte  Draht- 
rolle auf  das  Gewinde  No  1  gelegt,  und  ihre  Enden 
mit  den  Enden  des  aufsem  Zinnfolie -Streifens  auf  dem 
Glascylinder  verbunden,  während  der  innere  Zinnstrei- 
fen mit  der  Magnetisirungsspirale  verknüpft  ward.  Es 
entstand  ein  schwacher  tertiärer  Strom,  der  in  zwei  Fäl- 
len, wie  es  die  Polarität  der  Nadel  anzeigte,  gleiche  Rich- 
tung mit  dem  primären  hatte,  in  andern  Fällen  dagegen 
Null  war  oder  entgegengesetzte  Richtung  besafs.  Eine  yo^ 
richtung  mit  zwei  Drahtgewinden  um  zwei  Glascylinder, 
einer  in  dem  andern,  gab  dasselbe  Resultat.  Der  Ma- 
gnetismus war  schwächer,  wenn  der  Abstand  der  zwei 
Reihen  von  Windungen  kleiner  war,  eine  Anzeige,  wie 
es  schien,  zur  Annäherung  an  eine  Neutralitätslage.  Diese 
Resultate  sind  freilich  negativer  Art,-  doch  scheinen  sie 
anzudeuten,  dafs  der  Wechsel  mit  der  Entfernung  eben- 
sowohl bei  galvanischen  Strömen  (also  waren  die  eben 
genannten  Versuche  mit  solchen  augestellt  (P*)),  als  bei 
gewöhnlichen  elektrischen  Entladungen  statthabe.  Die 
Entfernung,  bei  welcher  der  Wechsel  stattfindet,  scheint 
jedoch  bei  den  ersteren  kleiner  als  bei  den  letzteren  zu 
seyn. 

Zwischen  dem  primären  Strom  der  galvanischen  Bat- 
terie und  dem  einer  grofsen  elektrischen  Batterie  scheint, 
was  die  inducirte  Wirkung  betrifft,  eine  volikommne  Ana- 


311 

logie  zu  herrscbeiiy  indem  bei  beiden  der  Punkt  des 
Wechsels  in  grofser  Entfernung  zu  liegen  scheint. 

Die  im  Abschnitt  IV  beschriebene  Neutcalisation 
kann  nun  bestimmter  so  erklärt  werden,  dais  man  sagt» 
wenn  ein  dritter  Leiter  zugleich  von  einem  primftren  und 
secundären  Strom  eine  Einwirkung  erleidet  (und  er  dem 
zweiten  Draht  nicht  zu  nahe  ist),  er  in  die  Region  des 
Plus -Einflusses  des  ersteren  und  in  die  des  Minus-Ein- 
flusses des  letzteren  falle,  weshalb  denn  keine  Induction 
stattfinde. 

Deutlicher  macht  diefs  Fig.  19,  worin  a  den  primä- 
ren, b  den  secundären  und  c  den  dritten  Leiter  bezeich- 
net. Die  in  der  Bütte  des  ersten  Leiters  beginnenden 
und  herabwärts  fortgesetzten  -|- Zeichen,  bedeuten  den 
Constanten  Plus-Einflufs  des  primären  Stroms,  die  am 

zweiten  Leiter  beginnenden  Zeichen  -4-0 u.  s.  w. 

dagegen  die  mit  der  Entfernung  sich  ändernde]  inductive 
Wirkung  des  secundären  Stroms.  Fällt  der  dritte  Leiter, 
wie  Figur  zeigt,  in  die  Plus -Region  des  primären  und 
in  die  Minus -Region  des  secundären,  so  heben  die  bei- 
den Wirkungen  einander  auf. 

Fig.  20  zeigt  eben  so  den  Fall,  wo  ein  secundärer 
Strom  b  und  ein  tertiärer  c  zugleich  auf  den  Leiter  d 
wirken.  In  der  abgebildeten  Lage  wird  dieser  keine  Ein- 
wirkung erleiden,  näher  an  c  aber  einen  Minus -Strom 
erhalten. 

Magneto -elektrische  Ströme  verbalten  sich  in  allen 
diesen  Beziehungen  wie  galvanische  und  elektrische. 

Endlich  bemerkt  noch  der  Verfasser,  dafs  die  von 
ihm  beschriebenen  Thatsachen  im  Zusammenbange  stehen 
mit  der  von  Savary  entdeckten  abwechselnden  Magne- 
tisirung  von  Stahloadeln  in  verschiedenen  Abständen  von 
der  Entladungslioie  gewöhnlicher  Elektricität  ^),  so  wie 

1)  j4nn.  de  chtm,  ei  dephys,  1827  7.  34  p.  5.  (Ann.  Bd.  IX  S.  443 
n«Bd.  X  S.  73)  Gerade  die  tod  S  av a  r  j  entdeckten  Erscheinungen  leigen 


312 

mit  dem  von  Harris  zu  PI jmouth  entdeckten  schirmen- 
den Einflub  aller  Metalle  ^). 

(Zum  Scblub  bemerkt  noch  der  Verfasser,  er  habe 
von  Hm.  Dr.  Bache  (der  bekanntlich  i.  J.  1837  rine 
Reise  durch  Deutschland  machte)  erfahren,  dafs  bereits 
Hr.  Prof.  Ettingshausen  in  Wien  zu  der  Ansicht  ge- 
führt  sej,  es  wtirden  in  der  MetallbQlse  (Keeper)^  wd- 
che  das  Drahtgewinde  bei  der  magneto- elektrischen  Ma* 
schine  aufnimmt,  elektrische  Ströme  erregt,  und  dals  er 
vorgeschlagen,  das  Drahtgewinde  durch  einen  Holzriog 
von  der  Metallhtilse  zu  trennen,  und  letztere  in  Stücke  | 
mit  eingelegter  nicht  leitender  Substanz  zu  theilen.) 


V.  Ueber  Acechlorplaiin ,  riebst  Bemerkungen 
über  einige  andere  Produkte  der  Einwirkung 
zwischen  Platinchlorid  und  Aceton; 

€>on  Vt^.  C.  Zeise. 

(ScMuIs  TOD  S.  181.) 


Acechlorplatin  mit  Kalihydrat  io  Alkohol. 

Jjei  Behandlung  des  Acechlorplatins  mit  einer  alkoholi- 
schen KalilOsung,  erhielt  ich  einen  schwarzen  pulverför- 
migen  Körper,  welcher  zwar  einige  Aehnlichkeiten  mit 
dem  Aceplatinoxydul  halten  aber  doch  auch  verschiedene 
Eigenthümlichkeiten. 

Als  n&mlich  eine  Portion  Acechlorplatin  mit  einer 
ziemlich  starken,  so  gut  wie  farblosen  Lösung  von  Kalibj- 
drat  in  Alkohol  von  99o  angerieben  ward,  erhielt  ich  eine 
braongefärbte  breiartige  Masse.    Bei  Erwärmung  im  De- 

•ber  audi,  wie  schon  bemerkt,  dafs  man  ans  der  Polarität,  die  euie 
Stahlnadel  dnrdi  einen  elektrischen  Strom  empfiüagt,  nicht  mit  Si* 
cherhtit  auf  dessen  Richtung  geschlossen  werden  kann.    P.) 

1)  Phiiosoph»  Transaet  1831. 


313 

Stillirapparat  wurde  Alles  fast  schwarz.  Ein  sonderliches 
Schfiamen  oder  Brausen  in  der  Masse  zeigte  sich  nicht. 
Nachdem  ungeßlhr  ein  Viertel  fibergetrieben  worden, 
hatte,  man  ein  kohlschwarzes  Pulver  und  darfiber  eine 
brauugelbe  Flüssigkeit.  Nach  fortgesetzter  Destillation, 
miter  Zusatz  von  etwas  mehr  reinen  Alkohols,  war  die 
FlüssiAeit  nur  wenig  gefärbt.  Nach  dem  Abgiefsen  wurde 
das  jfvAver  mit  Alkohol,  dem  ein  wenig  SalzsSure  zuge- 
setat  worden,  ausgewaschen  und  darauf  vollständig  mit 
k^hendem  Wasser. 

Der  so  erhaltene,  gehörig  getrocknete  schwarze  Kör* 
^er  schien  frei  zu  seyn  von  eingemengtem  metallischem 
Platin.  Beim  ErwSrmen  und  gegen  Alkohol  verhielt  er 
sich  wie  Aceplatiuoxydul,  und  mit  Aceton  entzündete  er 
«ch  nicht  anders,  als  wenn  demselben  etwas  Alkohol  zu» 
gesetzt  worden.  Salzsäure  wirkte  nur  unbedeutend  dar- 
auf aber  Königswasser  löste  dagegen  bei  Digestion  leicht 
das  Ganze.  —  Ist  er  vielleicht  ab  Folge  der  desoxydiren- 
den  Einwirkung  des  Alkohols  eine  sauerstofffreie  Yerbin- 
doog  von  Platin  mit  einem  eignen  Kohlenwasserstoff? 

Das  hiebei  erhaltene  Destillat  roch  nach  Salzäther, 
hatte  aber  fiberdiefs  einen  eignen  Geruch. 

AeecklorplatiD,  geldft  in  Aceton,  mit  Ammonink, 

Leitet  man  trocknes  Ammoniakgas  in  eine,  mit  Was- 
ser oder  besser  mit  Eis  umgebene,  klare  Lösung  des  Ace- 
cblorplatin  in  Aceton,  so  scheidet  sich  bald  ein  gelbge- 
forbter  Körper  als  ein  hellgelbes  kristallinisches  Pulver 
ab«  Bei  fortgesetzter  Hineinleitung  von  Ammoniak  löst 
sich  dieses  wieder  auf,  und  selbst  ehe  die  Lösung  mit  Am- 
moniak gesättigt  ist,  hat  man  eine  klare,  etwas  bräimlich 
gelbe  Flüssigkeit.  Unterwirft  man  diese  im  Wasserbade 
bei  schwacher  Wärme  einer  Destillation,  so  geht  zuerst, 
unter  Entwicklung  von  Ammoniakgas,  ein  mehr  oder  we- 
niger ammoniakreiches  Aceton  über.  Diefs  giebt  mit  Was- 
ser nicht  die  geringste  Trübung«    Wird  dieses  Destillat 


314 

abgeschledeDy  und  darauf,  nachdem  der  Gemch  nach  Am- 
moniak bedeutend  abgenommen  hat,  weiter  deaCiUirt,  so 
erhäh  man  erstlich  eine  farblose  Flüssigkeit,  welche  aaf 
Zusatz  von  Wasser  stark  milchig  wird;  darauf,  bei  De- 
stillation in  einer  starken  Lösung  von  Chlorcalciuni,  eine 
gelbe  Flüssigkeit,  welche  mit  Wasser  einen  auf  der  wSs- 
serigen  Flüssigkeit  schwimmenden  öligen  Körper  giebt; 
und  bei  bedeutend  stärkerer  Wfirme  und  starker  Neigoag 
des  Betortenhalses  einen  branngelben,  etwas  dickflüssigen 
Körper,  der  mit  Wasser  einen  ölartigen  Körper  in  be- 
deutender Menge  giebt. 

Dabei  wird  der  Rückstand  immer  dickflüssiger  nod 
braungriber,  und  bald  darauf  beginnt  ein  körnig  kristal- 
linischer, rölhlich  brauner  Stoff  sich  abzuscheiden.  Wird 
nun  eingehalten  und  darauf  zu  der  erkalteten  aus  diesem 
kömigen  festen  Stoff  und  einem  dicken  rolhbrannen  Sj- 
rup  bestehenden  Masse  Aether  hinzugesetzt,  und  damit 
gut  durchgerührt,  so  erhält  man  eine  rölhlich  braune  Lö- 
sung und  einen  gelbbraunen  unlöslichen  Körper,  weldier, 
ausgewaschen  mit  Aether,  bis  dieser  sich  fast  nicht  mehr 
färbt,  und  darauf  getrocknet  im  Vacuo  über  Schvrefel- 
sSure,  eine  rein  gelbe  Farbe  und  ein  salzartigca  Ansehen 
hat.  Ich  bezeichne  diesen  bis  weiteres  mit  dem  Kamen 
AcechlorplcUüi' Ammoniak  durch  Aceton. 

Das  Aceton  wirkt  nur  schwach  darauf,  und  er  kann 
deshalb  auch  sehr  wohl  durch  Aceton  von  jenem  braunen 
Körper  befreit  werden.  Alkohol  löst  ihn' dagegen  leicht, 
und  aus  dieser  Lösung  kann  er  durch  Aether,  in  hinrei- 
chender Menge  angewandt,  gefällt  werden.  Vom  Was- 
ser wird  er  besonders  leicht  und  in  sehr  grofser  Menge 
aufgelöst,  eine  bräunlich  gelbe  Flüssigkeit  gebend.  Beide 
Lösungen  reagiren,  selbst  wenn  das  Salz  lange  im  Va- 
ctio  über  S>chwefelsäure  gestanden,  stark  alkalisch,  ob- 
gleich sie  fast  nicht  alkalisch  riechen.  Selbst  die  wäs- 
serige Lösung  kann  zur  Trockne  eingekocht  werden,  oho« 
die  mindeste  Ausscheidung,  oder  sonstiges  Zeidien  von 


di5 

Zersefoong.  Die  wSsserige  LOsimg  giebt  mit  einer  ge^ 
wissen  Menge  Kalilauge  beim  Erwärmen  eine  schwache 
gelbliche  Ausscheidung,  welche  durch  mehr  Kali  Terschwin» 
det,  dabei  zeigt  sich  mindestens  nur  eine  sehr  schwache 
Entwicklung  von  Ammoniak.  Beim  Liegen  an  der  Luft 
nimmt  dieses  Salz  an  den  Randern  der  Masse  bald  eine 
braane  Farbe  an,  und  zugleich  ein  Ansehen,  wie  wenn 
es  zerfliefsen  wollte.  Wie  es  scheint,  rührt  diese  Yer- 
Soderung  doch  mehr  von  der  Einwirkung  des  Sauerstofls 
als  vom  Wasser  der  Luft  her.  Es  ist  mir  vorgekommen, 
wie  wenn  einige  Portionen  dieser  Veränderung  mehr  aus- 
gesetzt waren  als  andere,  und  ich  bin  daher  noch  unge- 
wifs,  ob  diefs  Verhalten  wesentlich  ist  i&r  diefs  Product, 
oder  ob  es  von  der  Einmengung  eines  fremden  Stoffes 
herrOhrt  Beim  Kochen  nimmt  das  Aceton  mehr  vom 
Acechlorplatin- Ammoniak  auf,  als  in  gewöhnlicher  Tem- 
peratur« Das,  was  nach  mehrmaligem  Auskochen  mit  ziem- 
lich grofsen  Portionen  Aceton  zurQckblieb,  verhielt  sich 
in  jeder  Weise  ^ie  zuvor;  und  ich  konnte  auch  keinen 
wesentlichen  Unterschied  mit  dem  durch  Eindampfen  der 
Auflösung  Erhaltenen  wahrnehmen. 

Das  Acechlorplatin-Ammoniak  verkohlt  sich  bei  trock- 
aer  Destillation ,  aber  dazu  bedarf  es  einer  ziemlich  star- 
ken Hitze.  In  offnem  Feuer  kann  man  es  zur  Verbren* 
nong  mit  Flamme  bringen,  aber  um  diese  zu  unterhalten, 
mars  es  wiederholentlich  stark  erhitzt  werden. 

Eine  alkoholische  Lösung  dieses  Salzes  giebt  mit  ei- 
ner alkoholischen  Lösung  von  Platinchlorid  einen  sehr 
reichlichen  graulich  gelben  Niederschlag;  aber  die  darüber 
stehende  Flüssigkeit  ist  auch  gelb  nnd  giebt  mit  Aether, 
obschon  in  geringer  Menge,  einen  gelbweifsen,  etwas 
schlammigen  Niederschlag,  welcher,  auf  einem  Filter  ge- 
trocknet, sich  schnell  an  der  Luft  in  einen  braunen  thcer- 
tftigen  Stoff  verwandelt.  Das  dorch  Platinchlorid  G»- 
bllte  ist  reich  an  einem  kohlenstoffhaltigen  Körper. 

einigen  Versuchen  sammelte  ich  jenen  Körper, 


318 

einer  ▼erbftltiiifsinllfsig  etwas  grOCseren  Menge  Ammoniak- 
flfisaigkeit  ab  beim  ersten  Versach,  hier  ein  dunkeho- 
ther  salzartiger  Stoff  in  nidit  unbedeutender  Menge  wie 
unlöslich  in  der  alkoholischen  Anmoniakflüssigkeit  xo- 
rfickblieb. 

Dieb  rothe  Salz  zeigte  sich  unverUnderlich  an  der 
Luft,  war  in  Wasser  ganz  unlöslich,  und  wurde  beim 
Kochen  damit  schwarz,  etwa  wie  Acechlorplatio.  Aether 
schien  nicht  darauf  zu  wirken,  kochender  Alkohol  Dar 
schwach;  Aceton  wirkte  mehr,  so  dais  die  Flüssigkeit 
stMrker  gef&rbt  wurde,  aber  gelb;  ich  beobachtete  indes- 
sen bald,  dab  selbst  beim  Kochen  sehr  viel  Aceton  tur 
yollstSndigen  Auflösung  nölbig  scyn  würde,  falls  diese 
wirklich  statthaben  konnte  r  die  ziemlich  stark  geßirble 
gelbe  Flüssigkeit  gab  beim  Eintrocknen  sehr  wenig  von 
dem  gelben  Körper;  durch  Wasser  wurde  diese  Aceton- 
lösung  nicht  getrübt.  Selbst  ziemlich  starke  Salzsäiire 
wirkte,  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  wenig  oder  gsr 
nicht  auf  das  rolhe  Pulver.  Beim  Kochen  damit  gab  es 
eine  vollständige  Auflösung,  aber  auch  von  gelber  Farbe* 
Es  liefs  sich  besonders  leicht  anzünden  und  fuhr  fort  mit 
stark  leuchtender  (etwas  ins  Grüne  spielender)  Flamoe 
zu  brennen,  selbst  nachdem  die  Masse  aus  der  Wetn- 
geistflamme  gezogen  war.  Bei  trockner  Destillation  gab 
es,  aber  erst  bei  starker  Wirme,  ein  salmiakartiges  Sub> 
limat  in  bedeutender  Menge,  und  daneben  etwas  von  ei* 
ner  farblosen  nach  Aceton  riechenden  Flüssigkeit,  so  ivie 
einen  kohligen  (nicht  metallischen)  Rückstand,  welcher, 
an  die  Luft  gebracht,  bis  auf  das  Platin  verbrannte. 

Das  in  diesem  Versuch  auf  beschriebene  Weise  er- 
haltene, wohl  ausgewaschene  und  getrocknete  gelbe  Aea- 
chlorplatin  »Ammoniak  verhielt  sich  wie  das  beim  ersten 
Yersttoh;  nur  schien  es  weniger  veränderlich  an  der  Luft 
xu  seyn. 

Sowohl  die  alkoholische  und  ätherische  Flüssigkeit, 
ans  der  dieCs  Salz  geftUt  worden,  als  auch  der  zum  Aus- 


319 

wasckeD  gebrauchte  Aelber  gab  ein  Destillat,  worin  su 
keiner  Zeit,  nach  Zusatz  von  Wasser,  etwas  von  dem 
diartigen  Körper  beobachtet  werden  konnte,  den  man  bei 
Darstellmig  des  Salzes  mittelst  Aceton-Ammoniak  erhält« 

Acecklorplatin  mit  wfisseriger  Ammoniakflusiigkeit. 

Acechlorplatin  wnrde  mit  ganz  wenig  Ammoniakwas« 
ser  angerieben,  und  dabei  eine  erst  gelbe,  später  röthlich 
braane  Flüssigkeil  erhalten,  während  ein  Theil  ungelöst 
blieb.  FOr  den  Geruch,  aber  nicht  fQr  Probefarben,  war 
die  FlCissigkeit  neutral.  Sowohl  bei  mehr  Wasser  als  bei 
mehr  Ammoniak  oder  mehr  Salz  blieb  ein  Theil  des  letz« 
teren  ungelöst.  Ich  bemerkte  einen  acetonartigen  Geruch. 
Nan  wurde  das  Ganze  (die  bräunlich  gelbe.  Lösung  und 
das  zum  Theil  rothbraune  Pulver)  einer  Destillation  nn* 
(erworfen.  Es  zeigte  sich  dabei  fast  keine  Farbenände- 
rung, ausgenommen  vielleicht,  dafs  es  achneller  weniger 
als  mehr  braun  ward;  es  zeigten  sich  deutlich  ätherartige 
Streifen  in  der  Retorte.  Als  die  Flüssigkeit  etwas  ge- 
kocht hatte,  war  Alles  vollständig  aufgelöst  zu  einer  blofs 
bräunlich  gelben  Flüssigkeit 

Bei  einem  andern  Versuch  mit  einer  gröfseren  Por- 
tion zeigte  sich  ebenfalls  das  Verbalten,  dafs  bei  gewöhn- 
licher Temperatur,  obscbon.  eine  grofse  Portion  Wasser 
biozogesetzt  worden,  ein  Theil  unaufgelöst  blieb,  und 
dennoch  bei  fortgesetztem  Kochen  sich  zuletzt  Alles  auf- 
löste; selbst  nach  einiger  Zeit  des  Kochens  hatte  das 
noch  ungelöste  Pulver  eine  rein  gelbe  Farbe.  Es  war 
ein  deutlicher,  wiewohl  nicht  grofser  Ueberschufs  an  Am- 
moniak angewandt.  Kurz  nachdem  sich  Alles  gelöst  hatte, 
war  die  Flüssigkeit  etwas  bräunlich  gelb,  aber  diefs  Mal 
ward  es  bei  fortgesetztem  Kochen  etwas  dunkler,  und  es 
schied  sich,  wenngleich  in  geringer  Menge,  ein  schwärz- 
licher Körper  aus.  Ein  Theil  der  filtrirtcn  Flüssigkeit 
pb,  im  Vacuo  über  Schwefelsäure,  eine  dunkelbraune, 
spröde,  ondeutlich  kristallisirte  Masse.'    In  Alkohol  war 


320 

sie  weBif^tcns  theihveis  Iftslich,  aber  langsam  and  in  f;^ 
ringer  Menge»  Das  diefs  Mal  erhaltene  Destillat  batle 
zwar  die  ülherartigen  Streifen  nicht  deatlidi  gezeigt,  aber 
der  Geruch  Terrieth  darii^y  aafser  Ammoniak»  einen  SÜie« 
riscben  Körper. 

Aceclilorplatin  mit  Ammoniakgai. 

Reines  und  wobigetrocknetes  Acechlorplatin  in  feio 
zerriebenem  Zustand,  wurde  in  einer  ausgeblasenen  Röbrr, 
deren  berabgebogener  Schenkel  in  einen  Kolben  püf, 
welcher  mit  einem  seitwilrts  ausgehenden  angescbmolx^ 
nen  Leitrohr  versehen  war,  einem  durch  Kalihjdrat  ge- 
gangenen Strom  von  Ammooiaiigas  ausgesetzt  Selbst 
nach  langem  Durchströmen  des  Gases,  sah  das  Salz  so 
gut  wie  unverändert  aus,  auch  bei  starker  Abkfihluug  des 
'Kohrs.  Und  sogar  bei  ziemlich  starker  Erwärmung  des- 
selben zeigte  sich  nichts  in  dem  Vorlagekolben.  Als  je- 
doch das  Salz,  nachdem  es  lange  dem  Ammoniak  attsg^ 
setzt  worden ,  näher  untersucht  wurde,  zeigte  es  sich  w^ 
nigstens  zu  einem  sehr  groCsen  Theil  löslich  in  Wasser 
und  Alkohol,  aber  nur  ziemlich  wenig  in  Aceton.  Die 
wässerige  Auflösung  ertrug  starkes  Kochen  ohne  erkenn- 
bare Zersetzung,  und  das  Salz  gab  bei  trockner  Desül' 
lation,  unter  Abkühlung ,  eine  bedeutende  Menge  eines 
salzartigen  Sublimats. 

Destillat  Ton  Aceton  mit  Platinchlorid. 

Das  bei  Behandlung  des  Platinchlorids  mit  Aceton 
zur  Darstellung  des  Acechlorplatins  erhaltene  Destillst, 
verdient  aus  mehren  Gründen  eine  genaue  Untersorbong. 
Bisher  habe  ich  indefs  nur  wenig  Zeit  darauf  anwenden 
können.  Bei  Aufbewahrung,  selbst  vorsichtig  gescbfitit 
gegen  Luft  und  Licht,  erleidet  es  eine  Verändcnmf;,  io 
Folge  welcher  es  seine  ursprüngliche  Klarheit  und  Färb- 
losigkcit  verliert,  und  schwarzbraun  und  vollkommen  un- 
durchsichtig wird. 


321 

PUtinbars. 

Anlangend  endlich  das  in  gröCster  Menge  erhaltene 
Producf,  welches  ich  mit  dem  Namen  Platinharz  bezeich- 
net habe,  so  bleibt  auch  bei  diesem  Manches  zu  bestim« 
men  (ihrig.  Doch  kann  ich  nicht  unterlasseUi  bei  dieser 
Gelegenheit  die  wichtigsten  meiner  darüber  schon  gesam- 
melten Erfahrungen  anzuführen. 

So  wie  man  es  nach  Ausscheidung  des  grödsten  Theils 
Tom  Accchlorplatin  durch  Kristallisation  auf  die  oben 
zuletzt  beschriebene  Weise  erhält,  ist  es  reich  an  Salz* 
sänre  und  enthält  überdiefs  eine  nicht  unbedeutende  Menge 
Qoveränderten  Acetons.  In  diesem  Zustand  bleibt  es  in 
gewöhnlicher  Temperatur  weich*  (von  einer  Steife  zwi- 
schen Pech  und  Theer),  und  angerührt  mit  Wasser 
fleht  es  einen  Theil  aufgelöst  mit  brauner  Farbe;  in  der 
saaren  Auflösung  ist,  wie  angeführt,  unter  andern  etwas 
Accchlorplatin.  Aus  der  in  Wasser  unlöslichen,  im  Ya- 
cao  über  Schwefelsäure  und  Kalk  getrockneten,  nun  sprö- 
den, ziemlich  leicht  zu  Pulver  zerreiblicben  Masse  zieht 
Alkohol  von  80  Proc.  nur  einen  gewissen  Theil,  Alkohol 
▼on  93  Proc.  einen  gröfseren  Theil,  und  wasserfreier  Al- 
kohol noch  einen  Theil,  Aether  darauf  noch  einen  Theil, 
Aceton  (scbqn  bei  gewöhnlicher  Temperatur)  von  dem 
noch  nicht  unbedeutenden  Rückstand  noch  einen  Theil, 
welcher  gröfstentheils  durch  Aether  ausgefüllt  werden 
kann.  Das  Bückständige  giebt  beim  Kochen  noch  eine 
Portion  aufgelöst,  und  endlich  hinterbleibt  eine  schwarze, 
in  allen  jenen  Flüssigkeiten  unlösliche  Masse.  Alle  Lö- 
sungen sind  mehr  oder  weniger  dunkelbraun,  und  im  All- 
gemeinen, selbst  bei  Gegenwart  von  nur  wenig  Masse  in 
der  Lösung,  bis  zur  Undurchsichtigkeit  stark  gefärbt,  wenn 
man  von  der  filtrirten  Flüssigkeit  ungefähr  einen  Viertel- 
zoll im  Querschnitt  betrachtet.  Wasser  scheidet  aus  dem 
alkoholischen  Auszug,  Alkohol  aus  dem  ätherischen,  und 
Aether  aus  dem  acetonischen  einen  Theil  aus,  das  erstere 
mit  einer  mehr  oder  weniger  graugelbcn,  die  andern  mit 

Poggend.  Ann.  ErgaoznngsbcL  I.  21 


322 

graaschwarzer,  schwarzbrauner  oder  gar  kohkcbwaner 
Farbe.  Das  aus  der  durch  Kochen  mit  Acetoo  ertlaIt^ 
Den  Auflösung  enthalt  gewöhnlich  eine  Portion  Acechlor- 
platin,  aber  dieses  i^rhält  man,  selbst  nach  mehren  Um- 
kristallisirungen  von  etwas  grünlich  gelber  Farbe.  Audi 
findet  man  etwas  Acechlorplatin  in  dem,  was  Aether  am 
dem  mit  kaltem  Aceton  Ausgezogenen  gefüllt  hat,  Dod 
Tielleicht  nur  in  Folge  dessen  hat  der  Niederschlag  zu- 
weilen eine  kristallinische  Beschaffenheit;  die  fibrigca 
Niederschläge  sind  schlammartig.  Bei  vorsichtigem  Ab- 
dampfen geben  alle  Lösungen  das  Aufgelöste  ohne  er- 
kennbare, oder  wenigstens,  ohne  bedeutende  ye^9nfi^ 
rung  ^).  Der  Rückstand  von  den  alkoholischen  Lösod- 
gcn  wird  schnell  und  vollständig  von  ätzender  Kalilauge 
aufgenommen;  der  von  den  ätherischen  und  derschvrane 
von  den  acetonischen  löst  sich  dagegen  nur  weni;;  oder 
gar  nicht  darin.  Alle  geben  bei  trockner  Destillatioo 
Kohlenplatin,  ein  zum  Theil  brennbares  Gas,  und  ein 
chlorhaltiges  Destillat,  bestehend  entweder  aus  einem  farb- 
losen dünnflüssigen,  und  einem  braunen  oder  gelben,  mehr 
oder  weniger  dünnflüssigen  Körper,  oder  fast  nur  aas 
dem  letzteren.  Der  Rückstand  von  dem  alkoholiscbco 
Auszug  schwillt  beim  Schmelzen  sehr  bedeutend  auf,  der 
von  den  übrigen  wenig  oder  gar  nicht.  Das  erbalteae 
Kohlenplatin  verbrennt  an  der  Luft  mehr  oder  weniger 
langsam  und  hinterläfst  merkbar  eine  verhältnifsmäbig  on- 
gleiche  Menge  Platin. 

Hieraus  scheint  gewifs,  das  das  rohe  Platinharz  drei 
oder  vier  verschiedene  Stoffe  enthält.  Allein  diese  dardi 
die    angeführten    Mittel    gehörig    getrennt    zu    erhalten, 

1 )  Bei  kodiender  Eindestillirung  eines  alkohoUsdieii  Aussags  bis  *■ 
etwi  ein  Viertel,  hatte  sich  ein  schwaner,  etwas  pulTecfönnigcr  Eö^ 
per  ausgeschieden.  Er  wurde  gesammelt  und  auf  einem  Filter  ivt 
Alkohol  gewaschen.  Als  er  aber  darauf  über  Nacht  hingestellt  worm 
war  das  Papier  durch  eine  Selbstenttündung  Terbrannt  und  der  schirtfs* 
StofT  zum  Theil  in  metallisches  Platin  TerwandelL 


323 

hl  kaam  thunlich,  theils  weil,  wie  man  leicht  während 
der  Arbeit  bemerkt,  mehr  oder  weniger  von  dem  einen, 
wenigstens  in  den  meisten  Fällen,  dem  andern  folgt,  theils 
weil  sie,  wenigstens  zum  Theil,  während  der  Arbeit  ver- 
ändert werden,  wie  es  scheint  durch  Einwirkung  der  Luft. 
Wenn  man  z.  B.  durch  ununterbrochenes  Ausziehen  der 
Masse  mit  Alkohol,  durch  Anrühren  damit  unter  stetig 
fortgesetztem  Zugiefsen  auf  ein  Filter,  endlich  so  weit 
gekommen  ist,  dafs  das  Durchlaufende  nur  eine  hellbraune 
Farbe  hat,  und  man  giefst  am  folgenden  Tage  wieder  Al- 
kohol hinzu,  so  erhält  man  abermals  eine  sehr  stark  ge- 
färbte dunkelbraune  Flüssigkeit,   aber  nun  ziemlich  bald 
wieder  eine  nur  wenig  bräunlich  gelbe,  und  diefs  wie- 
derholt sich   nach  neuem  Hinstellen.     Hat  man,  sogleich 
nachdem  die  Ausziehung  mit  Alkohol  jenen  Punkt  erreicht 
kat,  Aether   zum  Ausziehen  angewandt,  und  fährt  damit 
onausgesetzt  fort,  bis  dieser,  der  zuerst  lange  eine  schwarz- 
braune Lösung  gab,  nur  schwach  braungelb  abläuft,  giefst 
dann  wieder  Alkohol  hinzu,   da  dauert  es  nicht  lange, 
da(s  man  wieder  eine  stark  gefärbte  dunkelbraune  Flüs- 
sigkeit bekommt,  und  wenn  diese  (was  ziemlich  bald  ge- 
schieht) wieder  mit  bräunlich  gelber  Farbe  abläuft,  und 
man  nun  aufs  Neue  Aether  anwendet,  so  erhält  man  wie- 
der in  einiger  Zeit  eine  schwarzbraune  Lösung,  und  so 
wenigstens  viele  Male.     Bei  Ausziehungen  mit  Aceton, 
nach  der  Behandlung  mit  Aether,  zeigt  sich  zum  Theil 
etwas  Aehnliches.     Auch  nicht,* indem  ich  die  Ausziehuu- 
gen  kochend  vornahm,  habe  ich  diefs  Verhalten  vermeiden 
können.    Und  wenn  ich  die  letzte  Ausziehung  mit  Aceton 
vornahm,  habe  ich  nicht  den  Punkt  erreichen  können,  bei 
dem  die  ablaufende  Flüssigkeit  farblos  gewesen  wäre. 

Bei  Versuchen  über  das  Verhalten  eines  alkoholl- 
sdien  und  eines  acetonischen  Auszugs  vom  Platiuharz  zum 
Ammoniakgas  habe  ich  Wirkungen  erhalten^  die  vielleicht 
hesser  zum  Ziele  führen  werden.  Jedenfalls  verdient  diefs 
Verhalten  bekannt  zu  werden. 

21  ♦ 


-^ 


324 

Leitet  man  trocknes  Ammoniakgas  in  einen  stark  dan- 
kclbraunen  alkoholischen  Auszug  des  ziemlich  wohl  too 
freier  Säure  befreiten  Platinharzes ,  so  erhält  man  bald 
und  reichlich  einen  gelben,  kristallinischen  puIverfOrmigen 
Niederschlag,  der  fast  wie  Chlorplatin -Ammonium  aus- 
sieht. Die  mit  Ammoniak  etwas  fibersättigte,  fiUrirte, 
noch  stark  gefärbte,  braunschwarze  Lösung  gab,  bis  etwa 
zum  Drittel  abdestillirt,  noch  einen  kristallinischen  pal- 
TerfOrmigen  Stoff',  der  fast  wie  der  frohere  aussah.  Ab 
die  hievon  abfiltrirte  FlQssigkeit  weiter  eindestUlirt,  and 
darauf  Aether  hinzugesetzt  wurde ,  schied  sieb  ein  brau- 
ner kristallinischer  Körper  aus.  Als  man  die  bievon  ab- 
filtrirte dunkelbraune  ätherische  Lösung  weit  mehr  ein- 
destillirte  (hier,  wie  überall,  im  Wasserbad  oder  Chlor- 
calciumbad),  und  man  darauf  den  Rückstand  mit  Aether 
behandelte,  schied  sich  wie  darin  unlöslich  ein  fast  schwar- 
zer kristallinischer  Körper  aus.  Wurde  dann  die  hier- 
von abfiltrirte  dunkelbraune  ätherische  Lösung  im  Vacoo 
über  Schwefelsäure  eingetrocknet,  so  erhielt  man  bald  eine 
dicke  syrupsartige  durchsichtige  Masse  von  rothbranner 
Farbe,  und  nach  3  bis  4tägigem  Stehenlassen  im  Yacno 
endlich  einen  firni&artigen,  spröden,  rothbrannen,  fast 
durchsichtigen  Körper.  Aufgelöst  in  Alkohol  und  gesSt- 
tigt  oder  übersättigt  mit  trocknem  Ammoniakgas  gab  er 
noch,  aber  nur  in  sehr  geringer  Menge,  jenen  gelben  kri- 
stallinischen Körper.  Die  bievon  abfiltrirte  Flfissigl^ei^ 
im  Yacuo  über  Schwefelsäure  eingetrocknet,  gab  eine 
rothbraune  Masse,  welche  wieder  ausgezogen  mit  Aethefi 
etwas  von  dem  kristallinischen  Stoff  hinterliets.  Derab» 
filtrirtcn  rothbraunen  ätherischen  Lösung  wurde  All^obol 
zugesetzt,  und  diese  Flüssigkeit  wieder  schwach  mit  trock- 
nem Ammoniakgas  übersättigt.  Nun  schied  sich  nichts 
aus,  und  auch  die  durch  Eintrocknen  dieser  Lösung  im 
Yacuo  erhaltene  Masse  hinterliefs  bei  abermaliger  Be- 
handlung mit  Aether  nichts,  vielmehr  löste  sich  Alles  tn 
einer  klaren  rothbraunen  Flüssigkeit  auf,  welche  beim 


325 

Eintrocknen  im  Vacuo  über  SchwefelsSare  jene  roth- 
braone  darchsichtige  fimiCsartige  spröde  Masse  gab.  Der 
so  erhaltene  KOrper  schien  nun  als  ein  bestimmter  Stoff 
betrachtet  werden  za  können;  ich  will  ihn  hier  mit  dem 
Namen:  indifferentes  Platinharz  bezeichnen. 

Die  alkoholische  Lösung  dieses  Stoffe  giebt  mit  Was- 
ser eine  Ausscheidung  in  groben  Flocken  von  gelbbrau- 
ner Farbe.  Er  verhält  sich  vollkommen  neutral.  Auf 
Zusatz  von  Salzsäure  wird  er  etwas  dunkler  gefärbt,  aber 
ohne  Ausscheidung.  Eine  alkoholische  Lösung  giebt  mit 
salpetersaurem  Silberoxyd  sogleich  gar  nichts;  allein  beim 
Stehenlassen  scheidet  sich  in  grofeer  Menge  ein  graugel- 
ber Stoff  ab.  Bei  trockner  Destillation  einer  sehr  klei- 
nen Portion  gab  er  bei  starker  Hitze  einen  gelben,  harzig 
riechenden  Rauch  und  einen  Dampf  von  saurem  ersticken- 
dem Geruch.  Von  Salmiaksublimat  liefs  sich  hier  nichts 
beobachten,  der  Rückstand  war  kohlig.  In  die  Wein- 
geistflamme gebracht,  verbrannte  er  mit  stark  leuchtender, 
aber  zugleich  stark  rufsender  Flamme,  und  hinterliefs  Pla- 
tin, verhältnifsmSfsig  aber  nur  wenig. 

Der  geradezu  durch  Ammoniakgas  ausgeschiedene  salz- 
artige Körper  wurde  erstlich  mit  Alkohol  von  93  Proc, 
dann  mit  Alkohol  von  60  Proc,  und  endlich  mit  Alko- 
hol von  98  Proc  ausgewaschen  und  nun  getrocknet.  Er 
hatte  jetzt  eine  rein  und  gleichförmig  gelbe  Farbe.  Wird 
die  Auswaschung  zum  Theil  mit  Wasser  vorgenommen, 
90  erhält  man  zwar  erst  nur  eine  ziemlich  schwach  ge- 
färbte gelbe  Flüssigkeit,  aber  diese  beginnt  bald  in  Braun 
überzugehen,  wie  auch  das  Salz  dann  leicht,  beim  schnel- 
len Trockneu,  einen  Stich  ins  Braune  bekommt.  Wäscht 
man  mit  Alkohol  nicht  vorsichtig  aus,  so  kann  man  in 
der  getrocknetcu  Masse  deutlich  eine  Einmengung  von 
einem  weifsen  salzartigen  Körper  erkennen,  unzweifelhaft 
Salmiak.  Mit  starkem  Alkohol  geht  die  Abscheidung  des- 
selben zwar  langsam,  aber  bei  Anwendung  des  stark  ver- 
dünnten, muCs  man  sich  zuletzt  des  sehr  starken  bedie- 


326 

nen,  um  die,  durch  EinmeDguDg  von  Braun  sich  zeigende 
Veränderung  zu  vermeiden.  Der  Alkohol  fährt  fort  mit 
gelber  Farbe  abzulaufen,  so  dafs  das  Salz  darin  nur  schwer 
löslich  ist.  Ob  der  eingemengte  Salmiak  fortgewascfa» 
sey,  findet  man  leicht  durch  salpetersaures  Silberoxyd. 

Wenn  nämlich  die  Auswaschung  auf  angeführte  Weise 
genugsam  fortgesetzt  worden,  erhält  man  eine  stark  g^ 
färbte  gelbe  Lösung  des  neuen  Salzes,  worin  weder  Chlor 
schlechthin  durch  Silbersalz,  noch  Ammoniak  durch  eine 
alkoholische  Lösung  von  Plalinchlorid  nachweisbar  ist; 
denn  das  Chlorid  giebt  nicht  die  geringste  Trübung,  und 
das  salpetersaure  Silberoxjd  giebt  in  gewöhnlicher  Tem- 
peratur auch  nichts,  wenigstens  nicht  in  der  ersten  hal- 
ben Stunde.  Erhitzt  man  aber  diefs  Gemenge,  so  trird 
es  etwas  trüb  und  bräunlich,  darauf  sehr  stark  bis  zur 
Undurchsichtigkeit  rothbraun,  unter  gröfserer  oder  ge- 
ringerer Ausscheidung  eines  rothbraunen  Körpers.  Ffir 
sich  erwärmt,  ja  sogar  unter  stetem  Kochen  sehr  stark 
eingedampft,  hält  es  sich  dagegen  vollkommen  klar,  uod 
nimmt  erst  bei  sehr  starker  Concentration  eine  schwache 
Einmengung  von  Braun  an ;  und  diese  eingedampfte  Flfls- 
sigkeit  giebt  sowohl  mit  Platinchlorid  als  mit  salpetersaoriD 
Sitberoxyd  eine  höchst  unbedeutende  Trübung.  Bei  Ein- 
dampfung auf  einem  Ofen  gab  jene  Flüssigkeit  für  sich 
eine  undeutlich  kristalllsirte,  bräunlich  gelbe  Masse,  wel- 
che keine  bedeutende  Zersetzung  andeutete. 

Seizt  man  starke  Salpetersäure  zur  Lösung,  vor  oder 
nach  der  Hinzufügung  des  Silbersalzcs,  so  wird  sie  darch 
Gegenwart  dieser  immer  trüber,  ganz  wie  von  Chlorsti- 
ber; noch  schneller  und  stärker  geschieht  diefs  bei  Er- 
wärmung mit  Salpetersäure.  Setzt  man  Salpetersäure  za 
der  durch  Erwärmung  mit  salpetersaurem  Silberoxyd  sehr 
stark  röthlichbraun  gefärbten  Lösung,  so  wird  sie  wie- 
der farblos  und  giebt  sehr  reichlich  eine  Ausscheidung 
wie  von  Chlorsilber.  —  Salzsäure,  für  sich  zur  Lösung 
zersetzt,  scheint  keine  Veränderung  zu  bewirken«    Die 


327 

wohl  ausgewaschene,  getrocknete  Salzmasse  gab  bei  trock- 
net Destillation,  aber  erst  bei  starker  Hitze,  ein  sehr 
reichliches,  weifses,  salzartiges  Sublimat  (Salmiak)  und 
ein  farbloses  Destillat,  so  wie  einen  kohligen  Rtickstand, 
welcher,  heifs  an  die  Luft  gebracht,  zu  Platin  verbrannte. 

Mit  Aceton  gab  das  wohl  ausgewaschene  Salz,  selbst 
beim  Kochen,  hur  eine  äufserst  schwach  gelblich  gefärbte 
FiOssigkeit.  Im  nicht  ausgewaschenen  (also  salmiakhalti* 
gen)  Zustand  nimmt  es  dagegen  das  Salz  beim  Kochen 
in  ziemlich  reichlicher  Menge  zu  einer  stark  gelben  Flüs- 
sigkeit auf. 

Unter  andern  wegen  jenes  Verhaltens  zum  Silber- 
salz und  PlalinchloHd,  welches  andeutet,  daCs  Chlor  und 
Ammoniak  auf  die  den  organischen  Stoffen  eigne  Weise 
gebunden  sind,  verdient  diefs  Salz  gewifs  noch  eine  ge- 
naue Untersuchung,  die  ich  deshalb  und  möglichst  bald 
aoszufOhren  gedenke. 

Obschon  das  Aussehen  u.  s.  w.  des  Salzes,  welches 
sich  bei  Destillation  der  von  dem  ersten  Salz  durch  Fil- 
Iriren  abgeschiedenen  Flüssigkeit  ausgesondert  hatte,  glau- 
ben lassen  könnte,  es  sey  im  Wesentlichen  eins  mit  die- 
sem, so  ist  doch  solches  nicht  der  Fall.  Denn  diefs  löste 
sich  vollständig,  bei  kleinen  Portionen,  in  theils  schwachem, 
tbeils  starkem  Alkohol,  und  selbst  der  letzte  Auszug,  wel- 
cher nur  wenig  bräunlich  gelb  war,  und  womit  so  gut 
^Tie  Alles  aufgelöst  war,  gab  mit  salpetersaurem  Silber- 
oxyd einen  reichlichen  Niederschlag.  Auch  nahm  das 
Gemenge  beim  Erhitzen  keine  rothbraune  Farbe  an.  Die 
pk  Anfang  der  Auswaschung  erhaltene  stark  braune  Flüs- 
sigkeit gab  auch  einen  reichlichen  Niederschlag  mit  sal- 
petersaurem Silberoxjd,  nahm  aber  beim  Erwärmen  da- 
mit, wiewohl  schwach,  die  rotbbraune  Farbe  an. 

Der  letzte,  aus  dem  stark  eindestillirten  Filtrat  durch 
Aether  ausgeschiedene  schwarze,  pulverförmige  Körper 
(siehe  oben),  gab  mit  Alkohol  von  98  Proc,  besonders 
beim  Kochen  damit,  eine  stark  gefärbte  gelblichbraune 


I 


328 


FlQssigkeit.     Diese  Flüssigkeit  lieCB  sich  oboe  Trfibong 
stark  mit  Wasser  verdOnnen,  lieferte  aber  beim  Eindaih 
pfen    eine   bräunliche  Masse ,   welche  mit  Wasser  eine 
braungelbe  Lösung  and  einen  schwärzlichen  Rückstand 
gab.    Durch  Eindampfung  der  alkoholischen  Lüsung  oo- 
ter  Zusatz  von  Wasser,  bis  der  Geruch  nach  Alkohol 
verschwunden,  wurde  eine  trübe  braune  Flüssigkeit  er« 
halten,  welche  beim  Filtriren  eine  klare  bräunliche  Lo- 
sung gab.    Bei  dieser  und  auch  bei  der  mehr  oder  w^ 
niger  alkoholhaltigen  zeigte  sich  die  eigene  Erscheinan^ 
dafs  sie.  auf  Zusatz  von  Salzsäure  einen  röthlichbraonea 
flockigen  Niederschlag  gab,  der  besonders  beim  Erhitzen 
nach  dem  Zusatz,  oder  bei  Erwärmung  der  Flüssigkeit 
vor  demselben  reichlich  war;  die  darüberstehende  Flöt' 
sigkeit  war  dann  fast  farblos.     Ganz  dasselbe  fand  beim 
Zusatz  einer  wässerigen  Kalilösung  statt,  ohne  dab  äcb, 
selbst  bei  langwierigem  Kochen ,  etwas  anderes  als  jener 
röthlichbraune  flockige  Niederschlag  zeigte;  beim  Kochen 
mit  Kali  gab  die  Flüssigkeit  nur  schwache  Spuren  von 
Ammoniak.    Mit  salpetersaurem  Silberoxyd  gab  sie  eini- 
gen Niederschlag,  welcher  beim  Kochen  zunahm,  aber, 
dabei  zeigte  sich  gar  nichts  von  jenem  Uebergang  ins 
Rothbraune. 

So  sind  denn  also  auch  durch  dieses  Yerfahren  in 
dem  rohen  Platinharz,  auCser  zurückgebliebenem  Acechlor- 
platin  und  dem  in  Aceton  unlöslichen  schwarzen  Rück- 
stand, wie  es  scheint,  vier  verschiedene  Stoffe  gefunden« 

In  dem  Destillat  der  vom  zuerst  ausgeschiedenen  Salz 
abfiltrirten  Flüssigkeit  habe  ich  zwar  etwas  von  dem  öl- 
artigen  Körper  gefunden;  aber  die  Menge  desselben  war 
viel  zu  geringe,  als  dafs  man  annehmen  konnte,  er  sey 
durch  das  Ammoniak  ausgeschieden.  Weit  richtiger  lälst 
er  sich  ansehen  als  herrührend  von  einer  Spur  jenes  öl- 
artigen'  Körpers,  der  zugleich  mit  dem  Aceton  erhalten 
wird,  und  von  dem  eine,  übrigens  unbedeutende  Menge 


329 

stell  leidit  in  dem  selbst  sehr  sorgftitig  gereinigten  Prä- 
parat befinden  kann. 

Aach  ein  acetonischer  Auszug  des  Platinharzea  giebt 
mit  Ammoniak  einen  gelben  kristallinischen ,  salzartigen 
Niederschlag. 

Von  dem  rohen  Platinharz  habe  ich  eine  Portion  f&r 
8ieh,  eine  andere  mit  Kalk  und  eine  dritte  mit  Kalkhy- 
drat der  trocknen  Destillation  unterworfeit.  Es  war  mehr- 
mals mit  Wasser  ausgezogen  und  darauf,  selbst  gepulvert« 
durch  langes  Stehen  im  Vacno  über  Kalihydrat  und  Schwe- 
felsfiure  getrocknet  worden. 

Die  Erhitzung  geschah  in  einem  pneumatischen  De- 
Stillirapparat  im  Oelbad.  Gegen  200*  des  Bades  zeigten 
sich  Gasentwicklung  und  Destillat.  Nun  begann  die  Masse 
aaizasch wellen ,  und  bald  darauf  (bei  etwa  230®)  nahm 
sie  wohl  das  40  fache  ihres  ursprünglichen  Volums  ein, 
so  daCs  ich  sie  ein  Paar  Mal  mit  einem  durch  den  Tubus 
der  Retorte  hineingesteckten  Platindraht  umrtihren  mufste, 
QiQ  das  Uebersteigen  zu  verhüten.  Darauf,  bei  ungefähr 
270®,  sank  sie  wieder.  Das  Destillat  war  erst  gelblich, 
dann  braun  und  etwas  dickflüssig.  Die  Gasentwicklung 
war  noch  nicht  sehr  lebhaft.  Da  diese,  so  wie  die  BiU 
dang  der  Flüssigkeit  nur  gering  war,  wurde,  bei  etwa 
300®,  Über  offnem  Feuer  stärker  und  stärker  erhitzt.  Nun 
wurde  die  Erzeugung,  sowohl  von  Luft' als  von  Flüssig- 
lieit  weit  reichlicher.  Als  die  Masse  nach  einem  längere 
Zeit  fortgesetzten  heftigen  Glühen  nur  noch  äuberst  un- 
bedeutend von  sich  gab  und  wieder  fest  geworden,  hielt 
ich  ein. 

Die  Flüssigkeit  roch  zum  Theil  stark  nach  Salzsäure 
ond  schien  der  bei  der  trocknen  Destillation  des  Ace- 
dilorplatins  zu  gleichen.  Die  Masse  löste  sich  leicht  vom 
Glase  ab.  Sie  bestand  aus  grOfseren  und  geringeren  kohl- 
schwarzen, fettglänzenden  Stücken,  und  glich  im  Ansehen 
ziemlich  der  Steinkohle;  sie  war  hart,  aber  ziemlich  sprOde. 


330 

Sie  wurde  nan  feiogerieben  und  so  in  eine  Porcel- 
lanretorte  gebracht,  an  die  eine  mit  Ableitungsrohre  ver- 
sehene Vorlage  angelegt  war.  Darauf  wurde  sie  eiaer 
steigenden  Hitze  ausgeselzt.  £s  erschien  nun  keine  FlQs- 
sigkeit;  aber  bei  Weifsglühhilze  gab  die  Masse  lange  ein 
Gas,  weiches  keine  Spur  von  Salzsäure  Terrieth,  aber  et- 
was nach  Kienrufs  roch  und  mit  stark  leuchtender  Flamme 
verbrannte.  Als  selbst  bei  heftiger  Weifsglühhitze  die 
Gasentwicklung  aufhörte,  wurde  eingehalten,  und  als  dar- 
auf AlUs,  ohne  Zutritt  der  Luft,  erkaltet  war,  wurde 
die  Masse,  die  nicht  das  geringste  Zeichen  von  Schmel- 
zung zdgte,  mit  Leiditigkeit  aus  der  Retorte  gebracht; 
sie  hatte  noch  ganz  das  Aussehen  wie  beim  Einlegen. 

Zu  diesem  Versuch  waren  von  dem  auf  angefOhite 
Weise  behandelten  Platinharz  10,4975  Grm.  angewandt; 
der  gehörig  weilsgeglühte  Rückstand  wog  4,498  Grin.  oder 
42,85  Procent. 

Hierauf  wurden  1,198  Gnn.  desselben  im  Platintie* 
gel  durch  lang  fortgesetzte  Erhitzung  an  der  Luft  endlich 
vollständig  verbrannt.  Das  Gewicht  des  erhaltenen  Pla- 
tins betrug  0,5465.  Diefs  giebt  für  100  Thl.  Platinkoble 
(wie  ich  jenen  Rückstand  nennen  will) 

Platin     45,618 
und  wahrscheinlich  blofs  Kohlenstoff    54,382. 

Nun  ist 


^^'"^  =0.03699.        ii:?|i-=0,71146 


und 


1-233,20  '  •  76,437 

«"^^«  =  19,234. 


0,03699 

Ein  anderer  Versuch  derselben  Art  gab  ein  biciwt 
fibereinstimmendes  BesuUat.  Ich  bin  ziemlich  gewiCs,  da(s 
dieses  Resultat  so  genau  ist,  als  ein  Versuch  dieser  M 
es  geben  kann.  Allein  da  es  ein  Gemeng  von  mehren 
Stoffen  betrifft,  und  eine  wahre  chemische  Verbindung 
/on  1  At,  Plaün  und  19  At.  Kohle  nicht  viel  Wahr- 


331 

scbeinlichkeit  besitzt,  so  hat  jenes  quantitative  Resultat 
lucht  sonderlicb  viel  Interesse.  —  Beiläufig  will  ich  hier 
bemerken,  dafs  Jenes  Resultat  auf  100  Thl.  des  mit  Was- 
ser ausgezogenen  und  TÖlIig  getrockneten  Platinharzes  nur 
19,547  Thl.  Platin  giebt,  so  dafs  also  dieser  Körper  be- 
sonders reich  an  kohlenstoffhaltiger  Materie  ist. 

Ueher  das  Verhalten  bei  Destillation  mit  Kalkhjdrat 
und  Kalk  noch  Folgendes.  Wohl  ausgewaschenes  und 
getrocknetes  Platiuharz  wurde,  als  feines  Pulver,  genau 
mit  einer  ziemlich  grofsen  Menge  Kalkhjdrat  gemengt, 
and  diefs  Gemenge  in  einer  Retorte  mit  Vorlage  und 
Ableitungsröhre  einer  steigenden  Wfirme  ausgesetzt,  erst 
im  Oelhade«  dann  im  Sandbade.  Zwischen  200  und  300® 
ging,  ohne  deutliche  Gasentwicklung,  ein  ziemlich  dick« 
flfissiger  Körper  über,  der  schwach  gelblich  und  etwas 
ondarchsichtig  war,  und  theils  harzig,  theik  ätherisch  roch. 
Bei  Fortsetzung  der  Destillation  mittelst  stärkerer  Hitze 
ward  das  Destillat  immer  dickflQssiger.  Selbst  bei  star- 
kem Glühen  auf  dem  Sandbade  ging  noch  fortwährend 
etwas  über,  aber  diefs  ward  zuletzt  so  dick,  dafs  es  nur 
durch  besondere  Erwärmung  des  Retortenhalses  zum  Her- 
abfliefsen  gebracht  werden  konnte.  Es  war  erst  gelblich, 
ward  aber  zuletzt  bräunlich.  Das,  was  gegen  das  Ende 
Überging,  war  bei  gewöhnlicher  TemperatuiC  fest.  Es 
batte  einen  harzigen  und  terpenthinartigen  Geruch.  Beide 
Producte,  besonders  aber  das  dickflüssige,  gaben  beim  Ver- 
brennen eine  sehr  rufsende  Flamme;  das  dickflüssige  konnte 
nur  mittelst  eines  Dochts  angezündet  werden. 

Eine  andere  Portion  desselben  Platinharzes  wurde  der^ 
selben  Behandlung  mit  fein  geriebenem  ungelöschtem  Kalk 
untcnvorfen.  Die  Erscheinungen,  waren  hier  im  Wesent- 
lichen dieselben.'  Bei  Erhitzung  geschah  kein  Brausen 
oder  Aufblähen  der  Masse,  wenn  die  Kalkmcnge  hinläng- 
lich grofs  war,  und  die  Hitze  nicht  zu  plötzlich  stieg. 

Bei  darauf  folgendem  heftigem  Glühen  des  Rück- 
stands im  Platintiegel  brach,  bei  jedesmaligem  Abheben 


332 

des  Deckels,  eine  starke  Flamme  aus,  und  die  Masse 
fuhr  laoge  fort  zu  TerbreDnen,  besonders  beim  UmrQh- 
ren.  Nach  vollstSodiger  Ausziehung  mit  Salzsäure  und 
Wasser  brannte  der  Rückstand,  beim  Glühen  an  der  Luft, 
lange  Zeit  zunderartig.  Zuletzt  blieb  Platin  zurück,  aber 
▼erhältnifjBmSCBig  wenig. 


In.  Betracht,  dafs  das  Platinharz  durch  die  Behand- 
lung mit  Wasser,  zur  Abscheidung  unter  andern  der  Säure 
und  des  Acetons,  sicher  eine,  wenn  auch  nur  geringe,  Zer- 
setzung erleide,  und  selbst  die  langwierige  Ausziehung  mit 
Alkohol  möglicherweise  eine  Veränderung  der  ursprüng- 
lich erzeugten  Stoffe  bewirken  könne,  habe  ich  ein  drit- 
tes Verfahren  versucht,  um  jene  Stoffe  oder  bestimmte 
Verbindungen  derselben  gesondert  darzustellen. 

Nachdem  nämlich  auf  oben  angeführte  Weise  in  ge- 
wöhnlicher Temperatur  und  darauf  nach  gehöriger  Ein- 
destillirung  das  Acechlorplatin  abgeschieden  worden,  de- 
stillirte  ich  die  abfiltrirte  und  bei  den  ersten  Auswaschun- 
gen mit  Aceton  erhaltene  schwarzbraune  Lösung  zur  toU 
len  Trockenheit  ein.  Darauf  zog  ich  die  Masse  mit  Ace- 
ton in  kleine  Portionen  kalt  aus.  Ich  erhielt  dabei  zuletzt 
eine  gelbliche  grauschwarze  Masse,  von  der  ich  durch 
Kochen  mit  Aceton  eine  Lösung  erhielt,  welche  bei  fort- 
gesetzter zweckmäfsiger  Behandlung  eine  neue  Portion 
Acechlorplatin  gab  ^).  Die  durch  Ausziehung  mit  kaltem 
Aceton  erhaltene  Lösung  destillirte  ich  wieder  zur  Trockne 
ein  und  wiederholte  die  Ausziebung  mit  kaltem  und  darauf 
mit  siedendem  Aceton.  Zuweilen  erhielt  ich  hiebet  noch 
eine  kleine  Portion  Acechlorplatin.  Den  durch  kaltes 
Aceton  erhaltenen  Auszug  trocknete  ich  wiederum  durch 
Destillation  ein  und  behandelte  die  eingetrocknete  Masse 
wieder  wie  zuvor.  Niin  wurde  gewöhnlich  durch  Aus- 
kochung des  im  kalten  Aceton  Unlöslichen  nicht  weiter 

1 )  Am  jener  blolj  melir  oder  weniger  emdcitiUirten  AaflSsang  knsul- 
lisirt  gftwöbolidi  clwas  Aoechlorplado. 


333 

Acechlorplatin  erhalten;  und  bei  neuer  EindeBtillirung 
ist  das  Destillat  y  welches  das  erste  Mal  sehr  säuerlich 
war,  nur  wenig  sauer.  Zum  TÖllstSndigen  AufhOren  der 
sauren  Reaclion  des  Destillats  würden  noch  Tiele  Ein- 
trocknungen durch  Destillation  mit  neuen  Portionen  Ace- 
ton erforderlich  gewesen  sejn.  Um  diesen  Theil  der  Ar- 
beit abzukürzen,  unterwarf  ich  daher,  wenn  jener  Punkt 
erreicht  war»  die  eingetrocknete  Masse  (durch  Einrtlh- 
ruog  u.  s.  w.)  einer  sorgfältigen  Ausziehung  mit  einem 
Paar  Portionen  Aether,  welche  nun  bald  nur  eine  ziem- 
lich schwach  geßrbte  und  sSurefreie  FlQssigkcit  gaben. 
Nach  Tollstandiger  Abscheidung  des  Aethers  durch  Stel- 
len der  Masse  in  ein  Vacuum  über  Schwefekäure  zog 
ich  sie  wieder  mit  kaltem  Aceton  aus,  wobei  nun  (wahr- 
scheinlich in  Folge  der  durch  den  Aether  ToUständig  ab- 
geschiedenen Säure)  eine  schwarze  Masse  zurückblieb. 
Der  Auszug  würde  nun  wieder  zur  Trockne  eindestillirt, 
wobei  er  gewöhnlich  ein  säurefreies  Destillat  lieferte. 

Von  dem  so  behandelten  Platinharz  zog  sowohl  AeUier 
als  Alkohol,  besonders  der  letztere,  eine  nicht  unbedeu- 
tende Menge  aus,  aber  beide  nahmen  doch  weit  deutli- 
cher als  sonst  eine  nur  sehr  schwache  Farbe  an,  und  die 
alkoholische  Lösung  röthete  Lackmus  nicht,  auch  gab  sie 
nicht  (selbst  nicht  die  ersten  stark  geförbten  Portionen) 
mit  Wasser  eine  sauer  reagirende  Flüssigkeit.  Auch  muCs 
hemerkt  werden,  dafs  dieser  alkoholische  Auszug  bei  De- 
slillation  eine  Flüssigkeit  gab,  die  nicht  im  Mindesten  die 
Gegenwart  von  Salzäther  verrieth,  welches  dagegen  bei 
dem  aus  zuvor  mit  Wasser  behandelten  Harz  der  Fall 
^ar.  Sowohl  der  alkoholische  als  der  acetonische  Aus- 
zog giebt  wie  früher  mit  Ammoniakgas  den  gelben  salz- 
^igen  Niederschlag. 

Wie  angedeutet,  hoffe  ich  durch  eine  fthnliche  Un- 
tersuchung der  Stoffe,  die  durch  Ammoniak,  sowohl  aus 
dem  alkoholischen  wie  aus  dem  acetonischen  (theils  al- 
lein, theils  nach  der  Ausziehung  mit  Alkohol  benutzten) 


336 

245^5C;  —  Temperatiir  der  AtmosphSre  sslPC;  — 
Druck  =0-742;  —  LuftrÖckstand  sOl 
Dichte  des  Dampfs  =5,62. 
Aus  den  vorhergehenden  Analysen  irfirde  man  haben: 

C,o=16,864ö 
H4o=  2,7520 
O,  =  2,2050 

21,8412=4X5,455 

Ein  Aequivalent  vom  festen  PfeffermOnzöI  enthSlt 
demnach  vier  Volame  Dampf;  eine  Yerdichtungsweise^ 
die  bei  organischen  Körpern  am  häufigsten  ist. 

Wirkanf  der  wasserfreieD  PhotpKorsSare.  —  Mentbeo. 

Menthen  nenne  ich  einen  Kohlenwasserstoff,  der  das 
Radical  des  kristallisirten  Pfeffermünzöls  ist.  Man  erhalt 
es  am  besten  durch  Einwirkung  der  wasserfreien  Phos- 
phorsäure auf  das  letztere.  Zu  dem  Ende  schmolz  man  die- 
ses in  einer  tubnlirten  Retorte  und  fOgte  die  Phosphor- 
säure in  kleinen  Portionen  hinzu,  so  lange  bis  alle  Tem- 
peratur-Erhöhung aufgehört  hatte.  Die  Flüssigkeit  trennt 
sich  in  zwei  Schichten,  oben  auf  eine  bluthrothc,  sehr 
bewegliche,  unten  eine  dicke,  sehr  duokelrothe.  Das 
Ganze  ward  der  Destillation  unterworfen.  Es  ging  eine 
farblose  Flüssigkeit  über,  und  der  Rückstand  bestand  ans 
Phosphorsäure,  die  eine  glänzend  schwarze  Farbe  ange- 
nommen. Das  farblose  Destillat  ward  abermals  mit  was- 
serfreier Phosphorsäure  behandelt  und  dann  destillirt.  Die- 
selbe Operation  wurde  ein  drittes  Mal  wiederholt. 

Das  flüssige  Destillat  ist  klar,  durchsichtig,  sehr  flüs- 
sig, angenehm  und  ganz  eigenthQmlich  riechend,  frisch 
schmeckend.  Alkohol  and  Aether,  in  kleinen  Portionen 
hinzugefügt,  bewirken  eine  Trübung,  die  aber  bei  wei- 
terem Zusatz  des  Lösemittels  wieder  verschwindet.  Es 
ist  sehr  löslich  in  Terpenthinöl,  weniger  in  Holzgeist,  gar 
nicht  in  Wasser.    Kidipip;  wirkt  nicht  darauf  nimmt  blofs 

auf 


blob  auf  der  Oberfläche  mehr  Silberglanz  an.  Es  brennt 
mit  heller,  rufsender  Flamme.  Es  schmilzt,  unter  0^,76 
Druch,  bei  163®  C,  und  hat  bei  21®  C  das  spec.  Gew. 
^0,851.  Schwefelsäure  wirkt  in  der  Kälte  nicht  darauf; 
Salpetersäure  und  Chlor  üben  eigenthümliche  Reactionen 
aus,  TOtt  denen  weiterhin  mehr.  Flüssige  Chlorwasserstoff- 
säure  färbt  sich  in  der  Kälte  schwach  gelb ;  damit  gekocht 
wird  sie  roth;  je  reiner  aber  das  Menthen  ist,  desto  we- 
niger tritt  die  Färbung  hervor,  daher  sie  wahrscheinlich 
nur  Ton  Spuren  anhängenden  PfeffermünzOls  herrührt. 
Brom  giebt  durch  seine  Reaction  eine  prachtvolle  lillaro- 
the  Farbe.  Jod  giebt  eine  röthe  Färbung;  erhitzt  man 
es  damit,  so  entweicht  eine  kaum  auf  das  Lackmuspapier 
wirkende  Säure  und  die  Flüssigkeit  nimmt  eine  schmutzig 
grüne  Farbe  au. 

Die  Analyse  gab  folgende  Resultate. 

I  II  III 

Menthen  0,2895        0,312        0,372 

Kohlensäure    0,918  0,987        1,178 

Wasser  0,339  0,361        0,426 

Hiernach  sind  in  100  Menthen 

I  u  lu 

Kohlenstoff      87,74        87,53        87,59 
Wasserstoff      12,99        12,85        ,12,71 

tü>ereinstimmend  mit  der  Formel  CsoHaei  welche  giebt: 

Co         1530,40        87,18 
H3,  225,00        12,32 

Ich  bestimmte  zwei  Mal  die  Dichtigkeit  des  Men- 
thendampfs.  In  beiden  Versuchen  war  der  Rückstand 
im  Ballon  ein'  wenig  bräunlich,  und  diefs  erklärt  den 
geringen  Unterschied  zwischen  dem  Resultat  der  Formel 
und  dem  gefundenen  Resultat,  welches  folgendes  ist: 


Pog^eod.  Ann.  £rgänsuDg«bd.  I. 


22 


338 


I 

.   n 

GevHditsQbendiiifs  d.  Dampfe 

0,769  Grm. 

0,831  Gm. 

yolam  des  Ballons 

340C.C. 

332C.C. 

Temperatur  des  Bades 

198»  C. 

19I«,5C. 

»          der  Luft 

13»C. 

13»,5G 

Druck 

0-,762 

0-,753 

Luftrfickstand  bei  IS*  C 

14C.C. 

Difihtigkeit 

44>3 

4,95 

Nach  der  aDgenommeoen  Formel  hatte 

'  man: 

C,        16,8640 

1 

H.,          2,4768 

; 

19,3408s:4x4,835. 

Ein  AequiTalent  Meotheo  enthalt  demnach  vier  Vo- 
lume Dampf.  Die  Phosphorsäare  wirkt  demnach  so  «i 
das  PfefTermQnzöl,  dafs  sie  ihm  zwei  Aequivalente  Was- 
ser entzieht  und  Menthen  in  Freiheit  setzt.  Man  hat  also 
das  kristallisirte  PfeffermOnzöl  auszudrücken  durch  die 
Formel  CsoHa6+H4  0,. 


Wirkanf  der  concentrirten  ScbwefcUlure. 

Rflhrt  man  ein  Theil  des  kristallieirten  Oels  mit  2  Tbl 
gewöhnlicher  Scbwefekäare  kalt  an,  so  erhSit  man  eine 
halbflQssige  Substanz  von  schön  blutrother  Farbe.  Ue 
stattfindende  Reaction  ist  sehr  schwach,  so  zu  sagen,  NoU) 
weil  man,  wenn  man  die  SSure  durch  ein  Alkali  sättigt, 
fast  die  ganze  Menge  des  Oels  wiedererhält.  Anders  ver- 
hält  es  sich,  wenn  man  Wärme  anwendet.  In  derTbat 
erhitzt  man  das  Ganze  über  offnem  Feuer,  so  tritt  eise 
vollständige  Zersetzung  ein;  es  entwickeln  sich  reichlicb 
Dämpfe  von  schwefliger  Säure  und  es  hinterbleibt  eine 
stark  verkohlte  Masse.  Eine  mäfsige  Wärme,  die  eiaes 
Wasserbades,  wirkt  aber  ganz  anders.  Dann,  sondert  üA 
jene  halbflüssige  Substanz  in  zwei  Flüssigkeiten,  obenauf 
eine  leichte,  durchsichtige,  unten  eine  dicke,  stark  rotbe. 


habe  ich  sorgftltiger  aDteraocht  Die  entere  be- 
banddte  ich  wieder  mit  concentrirter  Schwefelsäure,  erst- 
lich nochmals  im  Wasaerbade»  dann  in  der  Kälte,  ao 
lange  die  Schwefelsäure  aich  ftrbte.  Nach  6  bis  7  Be- 
handlangen erhielt  ich  eine  durchsichtige,  bewegliche^ 
brblose  Flüssigkeit,  auf  welche  die  Schwefelsäure  nicht 
mehr  einwirkte. 

Diese  Flüssigkeit,  mit  Wasser  gewaschen  und  darauf, 
ZOT  Entfernung  aller  etwa  anhängenden  Spuren  von  Schwe- 
felsäure und  Flüssigkeit,  über  Stücken  von  Aetzkali  ste- 
hen gelassen,  gab  bei  der  Analyse  von 

0^68  Substanz:   0,848  Kohlens.,   0,324  Wasser, 
also  in  100: 

86,2  Kohlenstoff  und    13,4  Wasserstoff. 

Es  war  also  offenbar  Menthen.  Seine  Geruchlosig- 
keit  und  geringere  Beweglichkeit  liefsen  mich  hier  anfangs 
eine  Isomerie  yermuthen;  allein  nach  mehr  wöchentlichem 
Stehen  über  Aetzkali  hatte  die  Flüssigkeit  ihren  eigen- 
thämlichen  Geruch  wieder  angenommen,  und  es  waren 
also,  was  mir  sehr  merkwürdig  scheint,  die  darin  vor- 
handenen Spuren  von  Feuchtigkeit,  die  seinen  Geruch 
▼ersteckt  hatten. 

Die  Analyse  der  zu  zwei  verschiedenen  Malen  be- 
reiteten Substanz  gab: 


I 

n 

In  bundcrt: 

Substanz 

0,245 

0,2725 

I               U 

Kohlens. 

0,781 

0,8625; 

C    88,2      87,6" 

Wasser 

0,288 

0,325; 

H    13,0      13,2. 

Die  andere  Flüssigkeit,  die  dicke  und  rothe,  mufste 
neine  ganze  Aufmerksamkeit  erregen;  denn  in  ihr  hatte 
idi  die  Verbindung  des  Menthen-Monohydrats  mit  Schwe- 
felsäare,  die  Mentbenschwefelsänre  zu  suchen,  deren  Eii- 
stenz  über  die  Natur  des  Pfeffermünzöls  entscheiden  mufste. 
Idi  sättigte  daher  diese  saure  Flüssigkeit  durch  verschie- 

22* 


310 

dene  Basen,  in  der  Absicht^  Salze  zn  bekommen»  die  mir 
GewiCsheit  über  das  Daseyn  dieser  Säore  gaben;  allan, 
wie  ich  auch  Terfabren  mochte,  so  gelang  diefs  doch  nicht 
Ich  glaube  ein  Abrifs  von  diesen  Versuchen  vrird  nidit 
ganz  ohne  Interesse  seyn. 

Um  das  Kalisalz  zu  bereiten,  sättigte  ich  die  rothe 
Fltlssigkeit  durch  eine  Terdünnte  Aetzkaltlösung,  und  setzte 
darauf  Alkohol  hinzu,  der  das  schwefelsauris  Kali  fällte. 
Nach  Abfiltration  desselben,  setzte  die  Flüssigkeit  bei  frei- 
williger Verdunstung  erst  etwas  schwefelsaures  Kali  ab, 
dann  eine  ölige  Substanz,  und  zuletzt  ein  glänzend  aus- 
sehendes Salz,  das  sich  in  Alkohol  zum  Theil,  und  in 
Wasser  gänzlich  löste.  Nach  Trocknung  im  Vacuo  ana- 
lysirt,  gab  es  auf 

0,228  Substanz:  0,309  Kohlens.  und  0,14  Wasser, 
oder  in  100: 

Kohlenstoff  37,5 ,    Wasserstoff  6,8. 

Diefs  Resultat  stimmt  weder  mit  der  berechneten 
Formel  eines  menthenschwefelsauren  Kalis,  noch  mit  der 
Formel  für  eine  Verbindung  von  Menthen,  Schwefelsäure 
und  schwefelsaurem  Kali  zu  gleichen  Aequiyalenten,  eine 
Forme],  die  ihr  Analogon  in  der  kürzlich  von  Kaue  an- 
gekündigten  Verbindung  von  Terpentbinöl,  Schwefelsäore 
und  schwefelsaurem  Kalk  finden  würde. 

Da  diese  Bereitungsweise  nicht  gelang,  so  wählte  ich 
eine  andere.  Ich  sättigte  die  rolhe  saure  Flüssigkeit  durch 
eine  alkoholische  Aetzkalilösung,  filtrirte  das  schwefel- 
saure Kalt  ab  und  vermischte  die  Flüssigkeit  mit  Aether. 
Hiedurch  schied  sich  wieder  ein  wenig  schwefelsaures 
Kali  ab,  dann  ein  öliger  Körper  und  endlich  ein  Salz 
in  glinmiernden  Schüppchen,  welches  in  Wasser  löslich 
war,  bei  Erhitzung  mit  einem  Rückstand  verbrannte,  kun 
alle  Eigenschaften  des  weinschwefelsauren  Kali  hatte,  was 
sich  auch  durch  eine  Anaijse  bestätigte. 

Es  bleibt  mir  noch  den  öligen  Körper  zu  ontersn- 


341 

dieo.  Dieser  hSlte  wohl  Menlhen^Monobjdrat  seya  kOn< 
oen,  abgeschieden  vielleicht  in  den  beiden  obigen  Fällen 
aas  einer  wenig  stabilen  Verbindung,  die  es  mit  Schwe- 
felsäure und  schwefelsaurem  Kali  gebildet  hätte.  Ich  wusch 
ibn  erst  mit  etwas  Wasser,  behandelte  ihn  darauf  mit 
Aetber,  welcher  ihn  sehr  reichlich  löste,  erhitzte  ihn  dann, 
zur  Yertreibnpg  allen  Aethers  im  Wasserbade,  und  trock- 
nete ihn  im  Vacno.    Dann  anaijsirt,  gaben 

0,182  Substanz:  0,535  Kohlens.  und  0,182  Wasser, 

oder  100  Theile 

81,3  Kohlenstoff  und  11,1  Wasserstoff. 

Die  Formel  für  das  Menthen-Monohydrat  würde  ge- 
ben: 

Co  •  •  •  1530,40  .  •  81,9 
H„  .  .  .  237,50  .  •  12,5 
O       ...      100,00    .    .      5,6, 

eine  Zusammensetzung,  die  weit  von  der  des  eben  er- 
wähnten Körpers  abweicht  Durch  Sättigung  der  rothen 
saaren  Flüssigkeit  bald  mit  Carbonaten  von  Kalk,  Baryt 
ood  Blei,  bald  mit  Baryt-  oder  Kalkwasser,  erhielt  ich 
klare  Flüssigkeiten,  in  deren  Verdampfungsrückständen  sich 
zwar  organische  Substanzen  nachweisen  liefsen,  allein  diese 
Rfickstände  betrugen  zu  wenig,  als  dafs  es  möglich  ge- 
wesen wäre,  sie  einer  Untersuchung  zu  unterwerfen.  Der 
RQckstand  in  der  Retorte  bei  der  Bereitung  des  Menthens 
durch  wasserfreie  Phosphorsäure,  in  Wasser  aufgelöst  und 
bald  mit  Aetzbaryt,  bald  mit  kohlensaurem  Blei  gesättigt, 
bat  mir  nichts  gezeigt,  woraus  auf  das  Daseyn  von  men- 
thenphosphorsauren  Salzen  dieser  Basen  zu  schliefsen  ge- 
wesen wäre. 

Wirkung  des  Phosphorchlorids.  — ■  Ghlororaenthen. 

Schmilzt  man  kristaliisirtes  Pfeffermünzöl  und  schüt- 
tet Phosphorchlorid  in  kleinen  Stücken  hinein,  so  findet 
eine  sehr  lebhafte  Reaction  statt     Es  entweichen  viele 


342 

chlorwassentoffsBure  Dftmpfe,  das  GemeDge  erhitzt  sich 
stark,  und  wird  anfangs  blau,  dann  rosenfarben  und  w- 
letzt  dunkelroth.  Man  fuhr  fort  so  lange  Stücke  von 
Phosphorchlorid  hinzuzusetzen,  als  noch  eine  ReaGti<m 
stattfand,  und  destilUrte  endlich  das  Gemeng  Qber  etwas 
Phosphorchlorid,  das  in  Ueberschufs  zugesetzt  worden. 
Dabei  erschien  erst  eine  klare  Flüssigkeit,  Phosphorchlo- 
rflr,  daneben  Phosphorchlorid,  und  zuletzt  zeigte  sich  da 
schwach  bernsteinfarbener  Körper,  der  sich  in  der  Vor- 
lage yerdichtete.  In  der  Retorte  blieb  eine  sehr  geringe 
Menge  einer  gelblichen  syrupsartigen  Flüssigkeit,  die  erst 
bei  weit  höherer  Temperatur  überging  und  einen  Rück- 
stand von  PhosphorsSure  in  Form  einer  kohligen  Masse 
zurückliefs.  DieCs  Gemenge  von  verschiedenen  Produk- 
ten wurde  nach  und  nach  in  viel  kalten  Wassers  gegos- 
sen und  damit  stark  geschüttelt«  Dann  schied  sich  auf 
der  Oberfläche  des  Wassers  ein  gelber  öliger  Körper  aus, 
der  abgesondert  und  über  einige  Stücke  Phosphorcfalorid 
abgezogen  wurde.  Das  Destillat  wurde  abermals  mit  Was- 
ser behandelt,  dann  mit  einer  Lösung  von  kohlensaurem 
Natron  gewaschen,  auf  Stücken  von  geschmolzenem  Chlor- 
calcium  stehen  gelassen  und  ins  Yacuum  gebracht  So 
zubereitet,  gab  diefs  Erzeugnifs  bei  der  Analyse  folg^de 
Resultate : 


I 

n 

m 

IV 

Substanz 

0,3514 

0,4265 

0,459 

0,268 

KohlensSure 

0,896 

1,063 

1,165 

0,678 

Wasser 

0,325 

0,4 

0,437 

0,256 

0,3545  Gmc  derselben  Substanz,   durch  glühenden 
Kalk  zersetzt,  gaben  0,3  Grm.  Chlorsilber. 
In  Hundert  ergiebt  sich  hieraus 

I           11  m        IV          V 

Kohlenstoff       70,55  68,96  70,22  69,9 

Wasserstoff       10,26  10,4  10,56  10,6 
Chlor                                                              20,87 


343 

Diese  Resultate  stimmen  gar  nicht  mit  der  Zosam- 
meosetzung  eines  chlorwasserstofTsanren  Menthen,  dagegen 
besser  mit  der  eines  Menthenchlorids  oder  der  eines  Chio«* 
romenthen,  d.  h.  eines  Menthens,  in  welchem  2  Aeq«  Was- 
serstoff darch  2  Aeq.  Chlor  ersetzt  sind,  wie  ans  JPolgen- 
dem  erhellt: 

GhlorwaMentofT-  Mentlien-  Chlor- 

Menüien  chlorid  meatlien 

Co  69>26  Co  69,6  C,o  69,91 
Ha,  10,72  Hoe  10,3  Hu  9,77 
CU    20,02        CU    20,1        Cl,    20,32 

Da  man  bei  der.  Analyse  eines  chlorhaltigen  Kör- 
pers gewöhnlich  zu  viel  Wasserstoff  bekommt,  und  da 
ich  alle  Ursache  hatte  zu  glauben,  dafs  die  Substanz  ei- 
nige Spuren  von  Pfeffermünzöl,  die  der  Einwirkung  des 
Phosphorchlorids  entgangen,  beigemengt  enthielt,  so  wurde, 
um  über  diese  drei  Formeln  zu  entscheiden,  eine  neue 
Portion  der  Substanz  mit  aller  Sorgfalt  zur  Yerhfitnng 
jener  Einmengung  bereitet,  nämlich  die  Rectificationen  der- 
selben über  Phosphorchlorid  noch  ein  drittes  Mal  wie- 
derholt. 

Dann  gaben 

0,24  Substanz:  0,608  Kohlens.  und  0,214  Wasser, 
oder  in  100 

70,09  Kohlenstoff  und  9,89  Wasserstoff. 

Nach  diesem  Resultat  ist  die  Substanz  Chloromen- 
tben,  was  auch  durch  die  Eigenschaften  derselben  bestä- 
tigt wird,  die  folgende  sind. 

Sie  ist  sehr  bla&gelb,  leichter  als  Wasser,  schwerer 
als  Alkohol,  riecht  eigenthümlich  aromatisch,  an  Muskat- 
nu&blüthen  erinnernd,  schmeckt  frisch,  wenig  löslich  in 
Wasser,  löslich  in  Hoizgeist  und  Alkohol,  sehr  löslich 
in  Aether  und  Terpenthinöl.  Kalium  bedeckt  sich  darin 
in  der  Kälte  mit  einer  braunen  Kruste,  in  der  Wärme 
zersetzt  es  sie  aber  mit  Heftigkeit  unter  Bildung  von  Chlor- 


! 


344 

kaüoiii.  Coacenlrirte  SchwefelsSore  ßrbt  sie  in  der  KsUe 
bliilrolh.  Entzündet  brennt  sie  mit  rafsender,  grün  om- 
'säuibtcr  Flamme.  Sie  siedet  bei  etwa  204^  C^  fängt  aber 
dabei  an  sich  zu  zersetzen  und  zu  schwärzen,  und  je  län- 
ger man  das  Sieden  fortsetzt,  desto  höher  steigt  der  Sied* 
punkt;  sie  Terkohlt  sich  dabei  unter  Entwicklung  von  CUor- 
wasserstoffsäure.  Eine  sehr  concentrirte  alkoholische  Lö- 
sung von  Aetzkali  ist  ohne  Wirkung  auf  sie,  selbst  heim 
Sieden ;  sie  bräunt  sich  schwach.  Ein  sehr  lange  mit  Aetz- 
kali behandeltes  Chloromenthen  gab  folgendes  Resultat: 

0,2645  Chloromenth.:  0,672  Kohlens.  u.  0,243  Wasser, 

oder  in  100: 

70,35  Kohlenstoff  und  10,20  Wasserstoff. 

Das  Chloromenthen  wird  also  durch  ätzendes  Kali, 
ein  in  der  Regel  so  mächtig  einwirkendes  Reagens,  nicht 
im  Mindesten  verändert. 

Ich  glaube  hieraus  schliefsen  zu  können,  dafs  Men- 
then  und  Chloromenthen  zwei  Körper  Ton  gleichem  Ty- 
pus sind,  die  zu  einander  in  gleichen  Verhältnissen  stehen, 
wie  Ölbildendes  Gas  und  chlor-ölbildendes  Gas,  oder  bes- 
ser wie  Essigsäure  und  Chloressigsäure. 

Wirkung  des  Chlors. 

Die  Wirkung  des  Chlors  auf  das  starre  Pfeffermfiozöl 
ist  merkwürdig,  hauptsächlich  darum,  weil  sie  Verbinduo- 
gen  giebt,  deren  Zusammensetzung  sich  durch  die  Substi- 
tulionsgesetze  erklärt.  Es  entstehen  dabei  Terschiedene 
Producte,  je  nachdem  man  dabei  das  Chlor  im  Dunkeh 
oder  im  Sonnenschein  wirken  läfst.  Die  Producte  bie- 
ten Übrigens  in  ihren  physischen  Eigenschaften  nichts  Uo- 
gewöhnliches  dar.  Das  eine  ist  flüssig,  das  andere  schmie- 
rig; indefs  ist  ihre  Zusammensetzung  nicht  ohne  Interesse. 
Leitet  man  einen  Strom  von  gewaschenem  und  getrock- 
netem Chlor  durch  zuvor  geschmolzenes  Pfeffermünzöl, 
so  wird  dieses  angenblicklich  angegriffen;  es  entweicht 


345 

CUonfasserstofFgas,  und  das  Oel  wird,  wie  farblos  es 
auch  war,  hellgelb.  Ich  liefe  so  lange  Chlor  einsMmeD^ 
als  sich  noch  Chlorwasserstoff  cntwickehe,  und  bis  nur 
Cbforgas  entwich,  erhitzte  nun  das  Product,  um  das  flber^ 
scbössige  Chlor  möglichst  auszutreiben,  wusch  es  dann  mehr- 
mals mit  Wasser  und  zuletzt  mit  kohlensaurem  Natron. 
Nach  diesen  Waschungen  wurde  es  abermals  einem  Chlor- 
sfrom  ausgesetzt,  mit  Wasser  und  mit  kohlensaurem  Na- 
tron gewaschen,  auf  geschmolzenem  Chlorcalcium  stehen- 
gelassen und  ins  Vacuum  gebracht. 

Die  verschiedenen  Präparate  geben  bei  der  Analyse 
folgende  Resultate: 


I 

IT 

m 

Substanz 

0,388 

0,3366 

0,3865 

Kohleiutoff 

0,7 

0,612 

0,691 

Wasser 

0,22 

0,214 

0,218 

0,365   Grm.    derselben  Substanz,    durch   glühenden 
Kalk  zersetzt,  gaben  0,557  Chlorsilber: 


I 

11 

in 

Kohlenstoff    49,92 

50,3 

49,4 

Wasserstoff     6,29 

7,05 

6,26 

Sauerstoff 

Chlor 

IV 


37,6 

Diese  Zusammensetzung  stimmt  ziemlich  gut  mit  der 
Formel; 

20C    .    .    1530    .    .    50,4 
31H    .    .      193    .    .      6,3 
20    .     .      200    ,    .      6,8 
5C1  .    .    1106    .    .    36,5 
Die  Abweichung  der  Analyse  von  dieser  Formel  rfihrt 
hauptsächlich   von   ein  wenig  Chlorwasserstoffsäure  her, 
die  dem  Product  anhängt  und  schwer  abzutrennen  ist. 

Bei  der  Einwirkung  auf  das  Pfeffermünzöl  raubt  also 
das  Chlor  demselben  vier  Aequivalente  Wasserstoff,  die 


348 


hol  behandelt,  am  alle  SalpetersSure  zu  zerstören.  Die 
80  behandelte  Flüssigkeit  wurde  wieder  in  Wasser  g^ 
löst,  um  einen  öligen  unlöslichen  Körper  abzusondern, 
und  dann  ins  Vacuum  gebracht.  Nun  analysirt  gab  sie 
folgende  Resultate: 


I 

n 

m 

Substanz 

0,374 

0,3815 

0,306 

KohleDsänre 

0,582 

0,597 

0,485 

"Wasser 

0,222 

0,227 

worans  in  100: 

I 

II 

III: 

Kohlenstoff 

43,05 

43,2 

43,8 

Wasserstoff 

6,50 

6,6 

Sauerstoff 

50,45 

50,2 

entsprechoid  der  Formel 

IOC 

765,2 

43,03 

18  H 

112,5 

6,3 

90 

900,0 

50,67 

Bei  Einwirkung  auf  das  Menthen  hat  also  die  Sil* 
petersäure  demselben  10  Aeq.  Kohlenstoff,  im  Zustan' 
▼on  Kohlensaure,  entrissen,  so  wie  18  Aeq.  Wasserstoft 
die  durch  9  Aeq.  Sauerstoff  ersetzt  wurden. 

Die  Abwesenheit  von  Stickstoff  gebt  daraus  hervor, 
dafs  ich  durch  Kochen  dieser  Flüssigkeit  mit  AetzkaEr 
Abdampfen  zur  Trockne  und  Zersetzen  der  trockoeo 
Masse  durch  Wärme  kein  Ammoniak  nachweisen  konotfr 
Späterhin  habe  ich  mehrmals  versucht  diese  Säure  zn  ht 
reiten,  aber  kein  Product  erhalten  können,  was  die  ebei 
angegebene  Zusammensetzung  besessen  hätte.  Die  Pro- 
dachte  enthielten  immer  3  bis  4  Proc*  Kohlenstoff  m^t 
als  die  Formel  giebt.  Kann  seyn,  dafs  diefs  negativ 
Resultat  von  der  Reinigungsmethode  berrOhrt,  die  wr 
mangelhaft  scheint;  allein,  mit  sehr  kleinen  Meogeo  m 


349 

arbeifen  genOthigt,  war  es  mir  anmOglich  etwas  an  dem 
Verfahren  zu  äadern. 

Ich  versuchte  noch,  Bleisalze  darzustellen  und  zu 
zerlegen;  allein  die  Resultate  scheinen  mir  zu  bedenklich^ 
ab  dafs  ich  wagen  sollte,  sie  hier  mitzutheilen.  Doch 
sey  es  mir  erlaubt  zu  sagen,  dafs  sie  mir  der  für  die  iso- 
lirte  Säure  gegebenen  Formel  nicht  ungünstig  zu  seyn 
schienen. 

Diese  Säure  stellt  einen  öligen  Körper  von  gelber 
Farbe  dar,  ist  löslich  in  Wasser  und  Alkohol,  und  nicht 
ohne  Zersetzung  flüchtig.  Sie  erfordert  übrigens  ein  tie- 
feres Studium,  da  ich  sie  in  zu  geringer  Menge  besaCs, 
als  dafs  ich  die  Versuche  hätte  so  vervielfachen  können, 
wie  ich  wohl  wünschte. 

Wenn  übrigens  das  flüssige  Pfeffermünzöl  dieselbe 
Zusammensetzung  hat  wie  das  kristallisirte,  was  nach  Hm. 
Kane's  Beobachtungen  wahrscheinlich  ist,  so  wird  es 
leicht  sejn,  das  Menthen  in  gröfserer  Menge  zu  bereiten, 
und  diese  Säure  fernerweitig  zu  untersuchen. 

Wirkung  dea  Chlors  auf  das  Mebthen. 

Leitet  man  einen  Strom  von  gewaschenem  und  ge- 
trocknetem Chlor  in  Menthen,  so  greift  er  dieses  lebhaft 
tt;  «s  entwickelt  sich  Wärme  und  viel  Chlorwasserstoff- 
Aure,  das  Menthen  färbt  sich  grün,  bei  fortdauernder 
KTirkung  immer  dunkler,  und  zuletzt  wird  es  gelb.  Wenn 
Ke  Bildung  von  Chlorwasserstoffsäure  aufhört  und  nur 
K)ch  Chlor  entweicht,  nimmt  man  die  Flüssigkeit  ab, 
wäscht  sie,  anfangs  mit  Wasser,  dann  mit  kohlensaurem 
Patron,  gieCst  sie  dann  auf  einige.  Stücke  geschmolzenen 
Silorcalciums  und  stellt  sie  ins  Vacuum*  Sie  ist  dann 
me  sjrnparlige  Flüssigkeit,  gelb  an  Farbe,  dichter  als 
Nasser,  kalt  in  Alkohol  und  Holzgeist  löslich,  noch  lös- 
€ker  aber  in  Acther  und  Terpenthinöl.  Sie  brennt  mit 
üfsender,  grün  geräumter  Flamme.  Mit  concentrirter 
chwefelsäore  geschüttelt,  färbt  sie  sich  intensiv  roth. 


360 

Biese  Substanz,  von  zwei  vendiiedenen  BereHmf/m 
analysirt  gab  folgende  Resultate: 

I  n 

Substanz  0,311  0,3665 

Kohlensaure        0,441  0,509 

Wasser  0,136  0,15 

0,282  derselben,  durch  gltihenden  Kalk  zerlegt,  ge- 
ben 0,653  Chlorsilber.    Daraus  hat  man: 

I  n  in 

Kohlenstoff        39,2        38,4 
Wasserstoff         4,8  4,5 

Chlor  57,1* 

r 

nas  zu  der  rationellen  Formel  fQhrt: 

20  C  1539        39.18 

26  H  162  4,14 

loci         2213        56,67  . 

Bei  dieser  Reaction  bat  also  das  Mentben  10  Aef. 
Wasserstoff  verloren,  die  durch  10  Aequivalente  Chlor 
ersetzt  sind. 


Das  Verhalten  der  Chlorwasserstoffsäure  gegen  te 
kristallisirte  PfeffermünzAl  hat  nichts  MerkwQrdiges.  La* 
tet  man  einen  Strom  des  Gases  in  dieses  Oel,  so  abstf* 
birt  .letzteres  eine  gewisse  Menge,  wird  schmierig  ^ 
nimmt  eine  Farbe  an,  die  beim  Durchsehen  blutrotb^  bda 
Daraufsehen  braunschwarz  ist.  Behandelt  man  dieis  Pxo* 
duct  mit  Wasser,  so  zerf&ilt  es  in  flQssige  Chlorwassfl^ 
stoffsSure,  die  den  Boden  des  Geföfses  einnimmt,  luiditf 
nnverSndertes,  nur  etwas  roth  gefärbtes  Pfeffermfios'li 
das  obenauf  schwimmt.  —  Salpetersäure  filrbt  das  P^^ 
fermflnzöl  in  der  Kälte  blutroth,  ohne  daCs  man  Bildoflq 
eines  Gases  bemerken  könnte;  allein  erhitzt  man  die  HH 
sigkeit  bis  zu  einem  gewissen  Punkt,  so  entweichen  ^ 


351 

die  Dflmpfe,  gemengt  mit  KoUensSure^  weshalb  sie  Kalk- 
wauer  trüben.  Aus  dieser  Reaction  entspringt  eine  ei- 
genfbümlicbe  SSure,  die,  gereinigt  wie  die  Säure  von  der 
Wirkung  der  Salpetersäure  auf  das  Menthen,  bei  der 
Analyse  nichts  hinreichend  Bestimmtes  darbot,  als  dals  ich 
hier  von  ihr  sprechen  könnte.  Mit  Kali  bildet  sie  ein 
lAsIicbes,  mit  Silberoxyd  ein  im  Sonnenlicht  sich  sehr 
schnell  verftuderndes  Salz.  Diese  SSure  verdient  studirt 
zu  werden,  was  ich  wegen  Mangels  an  Material  nicht 
konnte. 

Ich  habe  Pfeffermlinzöl  in  Schwefelkohlenstoff  gelöst 
and  einen  Strom  von  trocknem  Ammoniakgas  hineingeleitet, 
am  Salze  zu  bilden,  analog  denen,  die  entstehen,  wenn 
man  Alkohol,  Schwefelkohlenstoff  und  Ammoniak  anfein- 
ander  wirken  Iftfst,  habe  aber  blofs  die  Bildung  von  rö- 
thendem  Salze  und  schwefelblausanrem  Ammoniak  beob- 
achtet Da  demnach  alle  meine  Versuche,  aus  dem  Pfef- 
fermflnzöl  analoge  Verbindungen  darzustellen,  wie  sie  der 
Alkohol,  der  Aether  etc.  unter  Ahnlichen  Umständen  ge- 
hen, gescheitert  sind,  da  vielmehr  die  Wirkung  der  Schwe- 
fekänre,  des  Phosphorchlorids,  der  Phosphorsäure  u.  s.  w. 
Bimmtlich  neue  und  eigenthfimliche  Producte  gaben,  so 
bietet  sich  von  selbst  der  Schlufs  dar,  dafs  das  kristalli* 
tirte  Pfeffenntlnzöl  nicht  als  ein  gewöhnlicher  Alkohol 
in  betrachten  sey.  Ich  bin  daher  geneigt,  ihn  mit  dem 
Kampber  und  dem  Aceton  in  eine  Gruppe  zu  stellen, 
one  Gruppe,  die;  neben  einigen  hypothetischen  Körpern, 
die  hoffentlich  bald  werden  aufgefunden  werden,  folgende 
Glieder  zählen  würde: 
C^oHse+H^O,  Pfeffermünzöl  C^oHse  Menthen 
C3oH„+H4  0i  unbekannt  C,oHa,  Terpentinöl 

C«oH2a+H4  0,  Kampher  C^oHm  Kamphogen 

^ioH94+^«^2  unbekannt  C^oH,«  unbekannt 

(^30^20+ H4  0a  Anisöl  C^oH^o  unbekannt 

^oH|,-4-H4  0a  unbekannt         CtpHi«  Naphthalen. 


352 


Vn.  Resultate  dir  letzten  Bussischen  Expedition 
zur  Ermittlung  der  Niveaudijfferenz  des  Schsoar" 
zen  und  Kaspischen  Meeres, 


MSk  einem  früheren  Bande  der  Annalen  gaben  wir  An- 
zeige von  der  auf  Vorschlag  der  Petersbarger  Akademie 
von  der  Russischen  Regierung  genehmigten  und  so  glän- 
zend unterstfitzten  Expedition,  durch  welches  das  yieljSh- 
rige  Problem  der  Niveaudifferenz  des  Schwarzen  und 
Kaspischen  Meeres  seine  endliche  Erledigung  findoi 
sollte  ^ ).  Gegenwärtig  wollen  wir  Einiges  Yon  den  B^ 
sultaten  dieses  wichtigen  Unternehmens  mittheilen '). 

Die  Messungen,  welche  bekanntlich  von  den  HerreD 
G.  Fufs,  Sabler  und  Sawitsch  angestellt  wurden, 
begannen  am  31.  Oct.  neuen  Styls  1836  beim  Dorfe  Ao- 
gabiii^  etwas  sfidlich  von  Asow,  an  der  Mündung  der 
Kagalnika,  die  sich  ins  Asowsche  Meer  ergieCst,  unter 
47M'26",3N.  und  2>  27' 59\5  O.  von  Paris.  Vod  di 
wurden  sie  fortgesetzt  über  Stawropol  (wo  man  flbe^ 
winterte),  Georgijewsk,  Mosdock  und  Kisljar,  bis  xon 
Dorfe    Tschemoi  Rynok^),   am    Ufer    des    KaspisciMS 

Me^ 

1)  Ann.  Bd.  38  S.  227.  —  Uebcr  die  früheren  Messungen  findet  o» 
das  Nähere  in  den  Ann.  Bd.  32  S.  534,  auch  Bd.  38  S.  230. 

2)  Die  Data  dazu  sind  gentframen  theils  aas  dem  Bullet,  scientif,  de 
tacad.  de  St.  Petersbourg  Vol.  II  p,  254.  VoL  lii  p,  27,  117. 
366.  VqL  ir  p.  241,  theils  aus  Hm.  Alexis  Sawitsch's  Db- 
serution:  Ueber  die  Höhe  des  Ca&pischen  Meeres  und  der  Haupt- 
spitzen  des  Gaucasischen  Gebirges  (Dorpat  1839),  theils  endlich  sas 
Hm.  G.  Sadler's  Dissertation:  Beobachtungen  über  die  irdische  Strao" 
lenbrechung  und  ober  die  Gesetze  der  Veränderung  derselben  (Dor* 
pat  1839). 

3)  In  der  Umgegend  von  Tschemoi  Rjnok  fänden  die  Beobachter  m^ 
ter  den  Anwohnern  des  Kaspischen  Meeres  allgemein  die  Uebcffca- 


353 

Meeres,  ein  weuig  nördlich  vom  Ausllab  des  Terek,  wo 
man  am  2S.  Oct.  d.  St.  die  Operationen  beendete.  Die 
ganze  Länge  dieses  Weges  beträgt  etwa  800  Werst  oder 
115  geogr.  Meilen. 

Die  Messungen  waren  von  zweierlei  Art:  trigouoiue- 
trisch  und  barometrisch.  Die  ersteren  worden  nach  fol- 
gender Methode  ausgeführt.  Mao  wählte  in  Abständen, 
die  durchschnittlich  etwa  eine  deutsche  Meile  betrugen, 

folgweise  eine  Reihe  Punkte  P^  Pi»  P P-^i»  Pa» 

P«+i  •  •  und  bezeichnete  sie  durch  Signalstangen  mit  Vi- 
sirmarken.  Dann  ging  man  von  der  Mitte  jeder  Linie» 
die  zwei  aufeinander  folgende  Punkte  verband,  rechtwink^ 
lieh  ab,  nach  jeder  Seite  um  700  Fufs,  und  maCs  diese 
1400  FuCb  lange  Basis  durch  ein  geodätisches  Verfahren 
mit  Genauigkeit*  Diese  Basen  dienten  zur  Bestimmung 
der  Abstände  zwischen  den  Hauptstalionen  und  zwar  auC 
die  Weise,  dafs  man  von  jeder  derselben,  z.  B.  von  P., 
die  horizontalen  Winkel,  sowohl  nach  P^.i  und  P«^i, 
als  auch  nach  Aa.i,  Bb.i  (den  Endpunkten  der  Basis 
zwischen  Pa^i  und  P.)  und  A.,  B^  (den  Endpunkten  der  Ba- 
sis zwischen  P«  u.  P»fi)  mafs,  endlich  auch  einen  Tag  spä- 
ter die  Winkel  aus  A..i,  B..i,  A«,  B^,  nach  Pa.i,  P^, 
P14.1.  Nach  dieser  Bestimmung  der  horizontalen  Entfer- 
nungen worden  die  Höbenwinkel  gemessen  und  zwar  auf 
folgende  Weise.  Während  ein  Beobachter  von  P.  aus 
die  Zenithdistanzen  von  Bb  und  Bn-i  maus,  beobachtete 
der  zweite  in  B.  die  Zenithdistaoz  von  P^,  und  der  dritte 

gunf,  dafs  dasielbe  sich  UngMin  Konickiiche.  Die  Slicnen  Bauern  die- 
ses Fischerdorfs  wissen  noch,  dals  vor  dreifsig  Jahren  das  Wasser  bis 
gans  in  die  NShe  des  Dorfes  reichte,  wShrend  es  Jetzt  hei  der  aa- 
IWrordentlichen  Flachheit  der  Gegend  sich  drei  bis  rier  Werst  von 
dem  Dorf  entfernt  hat.  —  Die  Beobachter  sahen  auch  von  dem  Ponktc 
ah,  der  die  Wasserscheide  beider  Meere  bildet,  eine  wesentliche  auf- 
lallende  YerSndemng  des  Terrains  eintreten;  ohne  Zweifel  wohl  ist 
diefs  der  alte  Meeresgrund. 

VoIlstSndigere  Nachrichten  über  das  Sinken  des  haspischen  Mee- 
res findet  man  in  dem  lesenswerthen  Aufsatz  mn  Lena,   Ann.  Bd. 
XXVI  S.  353. 
Poggend.  Ana.  Ergaosnngshd.  I.  23 


364 

in  Bn^i  die  Zenithiiistaiiz  desselben  P».  Anfserdeni  warde 
noch  in  1^  die  Zenithdistanz  von  Pn+i  und  Pn-.i,  in  B. 
die  Zenitlidistanz  von  P^+i  und  in  Bn^i  die  von  P..] 
gleichzeitig  in  demselben  Satz  genommen;  Somit  worden 
alte  Höhenunterschiede  auf  doppelte  Weise  gemessen  1) 
dorcb  eine  unnnt erbrochene  Reihe  gegenseitiger  und  gleich- 
zottiger  Zetiithdistanzen,  bei  horizontalen  Entfernungen,  die 
dordischnittlich  nur  eine  halbe  Stunde  betrugen,  und  2) 
durchs  zur  selben  Zeit  von  einem  mittleren  Standpunkt 
aus  genommene,  Zenithdistanzen  zweier,  nach  beiden  Sei- 
ten gfoichweit  und  zwar  durchschnittlich  eine  Meile  ent- 
ferntet* 'Signale. 

Was  nun  die  Resultate  der  nach  beiden  Methoden 
attsgeführten  Höhenmessnng  betrifft,  so  haben  darfiber  die 
drei  Beobachter  einzeln  folgende  Angaben  geliefert 

Hfilie  des  Asowschen  Meeres  Aber  dem  Kaspuchcn^ 

berechnet  von  Hrn.   6.  Fufs  {BuU,  scieni,  de  tacad, 
de  St.  Petersb.  (1838)  Fbl.  IF  p,  241) 
nach  der  Methode  der  gleichzeitigen, 

gegenseitigeti  Zenithdistanzen   .  .  .  73,1  Fufs  en^l- 
nach  der  Methode  der  Zenithdistan- 
zen aus  der  Mitte 75^       » 

berechnet  von  Hfn.  Sawitsch  (dess.  Bis-  *■ 
scrt.  (183»)  S.  22) 

nach  der  Methode  der  gleichzeitigen, 

gegenseitigen  Zenithdistanzen  .  *  .  78,1        » 
(wahrscheinl.  Fehler  =3,5  Fufs) 
nach,  der  Methode  der  Zenithdistan- 
zen aus  der  Mitte 82,5       »  . 

(wahrscheinl.  Fehler  =  5,2  Fufs) 
berechnet '  von  Hrn.  S ad  1er  (dess.  Dis- 
sert.  (1839)  S.  33) 

nach  der  Methode  der  gleichzeitigen, 
geg^Aspitigen  Z^ithdistanzen  .  .  .  83,3       » 
(wahrscheinl.  Fehler  =2,4  Fuüs) 


355 

Dach  der  Methode  der  Zeaithdistan- 
zen  aus  der  MiUe   .........  81^  Fub  engt 

(wahrscbeinl.  Fehler  s=3,9  Fub). 

Die  Verschiedenbeit .  dieser  Aogabea  entspriifgt  aus 
der  Art,  wie  die  Beobachter  die  Ueasongen  in  Rechnung 
genommen  haben,  um  den  Einflufa  der  terrestrischen  Re- 
fraction  auszumerzen.  Welches  dieser  Resnltale  das 
wahrscheinlichere  scy,  vermögen  wir  nicht  zu  entschej- 
den;  indefs  ist  wohl  klar,  dafs,  da  die  Unsicherheit  in- 
nerhalb weniger  Fo(se  eingeschlossen  blefbt,  man  nicht 
viel  irren  wird,  wenn  man  das  ]V|ittel  aus  den  vier  letz- 
.ten,  am  meisten  übereinstimmenden  Angaben,. nämlich: 

81,3  engl.  Fufsss76^  Par.  Fuis 
als  den  der  Wahrheit  am  nächsten  kommenden  ,Werth 
aunimmt.  SoHte  dieser  Werlb.auch  noch  nicht  als  de* 
fmitives  Resultat  zu  betrachten  sejm,  so  ist  doch  jeden- 
falls schon  jetzt  durch  dieses  erste  Irigooometrische  Ni- 
vellement des  kaukasischen  Isthmus  der  Salz  festgestellt, 
dafi  der  Spiegel  des  kaspischen  Meeres  wirktiefi  tiefer 
liegte  als  der  des  Oceans^  was'  bekanntlich  in  neuerer 
Zeit  bestritten  worden,  aber,  nur  eifva  ein  Viertel  so  tiej» 
als  es .  die  älteren  Messungen  ergeben  haben. 

Ueber  das  barometrische  Kivellement^  den; zweiten 
Theil  der  Operationen  auf  dieser  Expedition  y  giebt  Hr. 
Sawitsch  in  einer  brieflichen  Mittheilung  an  Hm.  A* 
V.  Humboldt  folgende  Auskunft. 

„Aufser  dem  Resultate  des  trigonometrischen  Nivel- 
lements haben  wir  zwei  barometrische  Resultate,  erhalten. 
Das  erstere  wurde  gewonnen  durch  Beobachtungen  an 
allen  intermedi$rep,.  fast  eine  i^eutsche  Meile  auseinan- 
der liegenden  Stationen.  Unsere  Instrumente  waren  Ge- 
i^fsbarometer,  wie  Hr.  Parrot  sie  angewandt.  Sie  so- 
wohl, wie -die  Tbcrmon^eter  wurden  täglich  verglichen. 
An  jeder  Station  wurden  wenigstens  drei  Beobachtungen 
gemacht,  zwischen  3|  und  6|  Ulir  Nachmittags.     Die  Ni- 

veaodifferenz  zwischen  zwei  benachbarten  Statipnea  ^- 

23« 


35S 

gab  sich  im  Allgemeinen  mit  einer  genügenden  AnnSh^ 
rungy  allein  bei  Winden  zeigten  sich  Fehler,  die  Ianf;e 
in  einerlei  Sinne  gingen.  Besonders  grofs  waren  die  Feh- 
ler der  partiellen  Nivellements,  wenn  während  der  B^ 
obachtungcn  ein  starker  Wind  herrschte  oder  ein  Ge- 
witter stattfand. 

Das  definitive  Resultat  entfernt  sich  weit  von  der 
Wahrheit,  indem  es  für  die  Niveaudifferenz  beider  Meere 
drei  hundert  englische  Fufs  angiebt,  statt  sie  in  Wahrheit 
nur  achtzig  beträgt.  Die  Verschiedenheit  beider  Resul- 
tate ist  zu  grofs,  als  dafs  man  sie  alleinig  zufälligen  Be- 
obachtungsfehlern zuschreiben  könnte.  Die  Gesammtbeit 
dieser  Fehler  kann  sidi  nicht  auf  30  bis  40  Fob  belau- 
fen* Vielinehr  ist  jene  Verschiedenheit  in  atmosphärische 
EhiflQfse  za  setzen,  welche  nicht  immer  so  sind,  wie 
sie  von  den  geivöhnlichen  Formeln  zur  Berechnung  dtf 
Beobachtungen  vorausgesetzt  werden. 

Das  zweite  barometrische  Resultat  beruht  auf  einjSb- 
rigen  Beobachtungen  mit  verglichenen  Instrumenten,  zu 
Taganrog  nnd  Astrachan^  Sie  geben  für  den  gesucblen 
Unterschied  beinahe  hundert  und  vierzig-  engl.  Fufs,  was 
der  Wahrheit  näher  kommt  als  das  erste  Resultat.  Ge- 
genwärtig macht  man  zu  Astrachan  und  Nicohfeff  mt 
vortreffliche  Reihe  von  Beobachtungen,  die.  dn  gCinatiges 
Resultat  zu  liefern  verspricht.'' 


VIII.     IJeber  die  Ni^eaudijferenz  des  todten  und 

mittellähdischen  Meeres. 


•  *    #  • 


Jliia  sonderbares  Zusammentreffen  hat  gewollt,  dals  am 
dieselbe  Zeit,  da  die  letzte  russische  Expedition  beschäf- 
tigt war,  das  Problem  des  kaspischen  Meeres  in's  Reine 
10  brib^en ,  ein  neues ,  zwar  räumlich  minder  ausgedebo- 


357 

tes,  10'  anderer  Beziehong  aber  tcbeD  so  interessant^  Bei- 
spiel von  Tieflage  eines  gröfseren  Landstrichs  in  Palästina 
aufgefanden  werden  sollte.  Fast  gleichzeitig  und  ganz  un- 
abhängig von  einander  haben  n&mlich  Professor  Schu- 
bert aus  München,  die  Engländer  Moore  und  Beek 
Dod  der  Franzose  J.  de  B  er  ton  die  Entdeckung  ge- 
macht, dafs  das  todte  Meer,  so  wie  das  ganze  untere  Jor- 
dan-Thal, um  ein  sehr  Bedeutendes  tiefer  liegen  als  der 
Spiegel  des  mittelländischen  Meeres«  Hie  und  da  ist  be- 
reits in  Zeitungen  von  dieser  Entdeckung  die  Rede  ge- 
wesen; die  Andalen  haben  dieselbe  indefs  bisher  mit  Still- 
schweigen übergangen,  da  es  noch  an  authentischen  Nach- 
richten fehlte.  Jetzt  sind  diese  so  meist  zur  Oeffentlicb- 
keit  gelangt,  und  daher  dürfte  es  zeitgemäfs  sejn,  durch 
eine  kurze  Zusammenstellung  den.  gegenwärtigen  Zustand 
oQserer  K^ntnisse  über  diesen  interessanten  Gegenstand 
der  physikalischen  Geographie  vor  Aug^  zu  legen. 

Im  dritten  Bande  seiner  ,,  Reise  in  das  Morgenland 
in  den  Jahren  1836  und  1837  (Erlangen  1839)*'  giebt 
Hr.  Prof.  Schubert  unter  andern  folgende»  auf  barome- 
trischem Wege  gefundenoi  Resultate: 

i^.  Fnis ' 

fibcrilnatar 
de»  Ooean. 


Bergrand  d.  oberen  Jordanthals  im  engem  Sinn 
Jacobsbrücke  am  Jordan 
See  Genezareth  (See  von  Tiberi^) 
Ebene  des  Jordans  bei  Jericho   ^ 
Mordecke  des  todten  Meeres 


858 
350 


I 

( 


535 
528 
600 


Bei  der  letzten  Beobachtung  Überstieg  das  Queck- 
silber die  Skale  des  für  so  hohe  Stände  nicht  eingerich- 
teten Barometers,  und  seine  Höhe  konnte  daher  nicht 
anders  als  nadi  Augenmaals  abgeschätzt  werden.  Die  eben 
nutgetheilten  Resultate  finden  sich  übrigens  in  dem  ge- 
Danoten  Werke  nur  beiläufig,  ohne  Angabe  der  Beob- 
achtunf^data,  angeführt ,  und  es  wird  eine  detaillirte  Be- 


368 

kaonfandiniiK  denelben  in  den  MQudioer  Denkschriften 
Tmpr^chen. 

Hin.  Bertou's  Befobachtungen  sind  kQrzlich  io  dem 
Bulletin  de  la  Societe  de  Geographie  (Jan.  1839  7.  X 
p.  274  etc.)  veröffentUdit.  Hier  mögen  daraus  folgende 
eine  Stelle  finden. 


i 

Bftcometcr 

rav 

l^ag    und    Ort. 

T«"». 

pir.  Zoll.     Millimet. 

C» 

3.  Mftrz  Bdnit 

28     ' 

ibijse 

21 

6.    -      Sidon 

28     • 

7574M» 

6.    -  ,    Akre  (lat  EJoster) 

27.03 

737,66 

16 

12.    -      Jerusalem                 .    . 

25.09 

697,05 

15J 

12.    .-      Jericho 

28.11 

782,78 

211 

13.     -  '   Jericho 

29.00 

785,03 

13» 

13.    -      Nordspüze  des  todten 

..  Sfeores 

29.06 

798^56 

21J 

13.    -{     Jericho.  . 

29.00 

785^ 

27| 

14.    -,     Jerusalem 

25.09 

697,05 

16 

Die  Angaben  in  alt  französischem  MaaCs  sollen  Zolle 
und  Linien  sejn,  wie' man  aus  den  danebenstehenden 
Millimetern  ersieht.  Hr.  B.  hat  also  keine  kleineren 
Theile.ak  .'ganze  Linien  abgelesen;  audi  scheint  oitweder 
nur  die '.Temperatur  des  Barometers  oder  die  der  Loll 
beobachtet  worden  zu  seyn.  Auf  groCse  Genauigkeit  kön* 
nen  also  schon  deshalb  diese  Beobachtungen  keinen  An* 
Spruch  machen  ^ ).  Trotz  dieser  und  Tielleicht  noch  an- 
derer Mlogel  der  Messungen,  kann  doch  der  hohe  Stand 
▼on  29|  par.  Zoll  am  Ufer  des  todten  Meeres  nur  au 
der  tiefen  Lage  desselben  erkl&rt  werden. 

In  dem  Compt.  rend.  7.  VII  p.  796  hat  Hr.  Gal- 
lier jenen  Barometerstand  (den  er  aber  statt  798"",56 
nur  zu  797*",5  angiebt)  in  Redmung  genommen,  und  dar- 
aus, unter  Annahme  eines  mittleren  Barometerstandes  TeB 
760'^,€i  am  Ocean,  Ük  die  Depression  des  todten  Mee- 

1)  Hr.  B.  selbst  wundert  sich  über  die  gro&e  Verschiedenbcit  der  Re- 
sultate' filr  Sidon  und  Alre,  zwei  am  Meere  liegende  Orte. 


100S6 

32»  C 

98,0 

25 

99,9 

29 

96,0 

20 

359 

res  gefunden ^  •  406  Meter  =r  1249,8  par.  FuEb, 

abo  einen  mehr  als  doppelt  so  groben  Werth  wie  Hr. 
Prof.  Schubert  ')• 

Kurz  nach  seinem  ersten  Ausflöge  zum  todten  Meer 
hatte  Hr.  Bertou  das  Unglück,  dafe  sein  Baroqaeter  Luft 
fidg;  er  machte  also  seine  ferneren  Höhenmessungen,  auf 
einer  Reise  von  Hebron  aus  nach  Akaba.  und  zurfick, 
mitteist  der  Siedhitze  des  Wassers ,  bestimmt  durch  ein 
Thermometer  von  Lerebours»  das  indefs  zu  solchem 
Zweck  offenbar  nicht  genau  genug  war.  Unter  diesen 
Messungen  möchten  folgende  das  meiste  Interesse  haben: 

Siedpunkt  TeiDp.d.LiilV 

3.  Apr.  Südspitze  des  todten  Meeres 
6.    -     Wasserscheide,  el  Sateh 
8.    -     Akaba,  am  rothen  Meer 
1.  Mai  Jerusalem 

Der  Siedpunkt  100^60  entspricht  einem  Baroineter- 
stand  von  776">",45  (bei  0^),  und  giebt  für  das  todte 
Meer  eine  Depression  .  .  =166  Meter =5 10  par.  Fufs, 
ein  Resultat,  das,  wenn  eihs  der  beiden  früheren  auch 
Dar  annähernd  richtig  ist,  weit  unter  der  Wahrheit  bleibt 

Noch  mehr  entfernt  sich  von  jenen  das  ebenfalls  auf 
thermo- barometrischem  Wege  gefundene  Resultat  der  HH. 
Moore  und  Beek. 

Wie  Hr.  Gallier  angiebt  {Compt.  rend.  T.  VII 
p*  798)  fanden  jene  Beobachter  den  Siedpunkt  am  Ufer 
des  todten  Meeres  =216^5F= 102^5 C.  Diese  Tem- 
perator würde,  nach  ihm,  einem  Luftdruck  von  815,6  Mm. 
entsprechen,  und,  einen  mittleren  Barometerstand  von 
760"",0  am  Ocean  vorausgesetzt,  für  jenes  Meer  die  De- 
pression geben 608  Met =1872  par.  FuIb, 

einen  Werth,  drei  Mal  so  grofs  wie  der  vom  Prof.  Schu- 
bert gefundene  '). 

1)  Hr.  Raisegger   hat  später  nalie  deDSclben  Werth  gefunden,  näm- 
lich 1400  engl.  Fufs. 
'^^  Wenn  man  von  der  Dulong*schcn  Formel«  ss(l-|-0,71&3«/)*  '>•" 


300 

Aus  allen  diesen  Angaben  sieht  man  zur  GeDQ{;e, 
dafs,  t?enn  auch  an  der  bedeutend  tiefen  Lage  des  tod- 
ten  Meeres  unter  dem  mittelländischen  Meer  kein  Zwei- 
fel gehegt  werden  kann,  doch  der  numerische  Werth 
der  Uepression  noch  in  grofser  Unsicherheit  schwebt 
Man  hat  neuerdings  wieder,  von  England  ans,  Reisende, 
mit  guten  Barometern  versehen,  nach  Palästina  abgesaodt; 
wenn  man  indefs  nicht  wenigstens  Monate  lang  beobacb- 
tet,  und  für  corrcspondirende  Beobachtungen  an  einem 
nahen  Punkte  der  Küste  des  Mitteluieers  sorgt  (die  allen 
bisherigen  Messungen  abgingen),  so  ist  klar,  dafs  dadnreb 
keine  grOfsere  Gewifsheit  erlangt  werden  wird. 


Die  Depression  des  todten  Meeres  als  Thatsache  an- 
genommen ,  wird  zugleich  eine  andere  Frage  entschieden, 
die  in  neuerer  Zeit  ein  Gegenstand  der  Discussion  unter 
Geographen  gewesen  ist.  Bekanntlich  ist  es  eine  im  J* 
1805  von  Seetzen  entdeckte,  und  später  von  Burck- 
hardt,  Bankes  und  vielen  anderen  Reisenden  bestl^ 
tigte  Thotsache,  dafs  sich  von  der  Südspitze  des  todten 
Meeres  aus,  ein  ununterbrochenes  Längenthal,  gleich  ei- 
ner Mulde,  bis  zum  Meerbusen  von  Akaba,  dem  Östlichen 
Zweig  der  Gablung  des  rothen  Meeres  heronterzieht 
Diese  ausgezeichnete  Thalbildnng,  die  ganz  das  Ansehen 
hat,  wie  wenn  sie  ein  Fortsatz  des  eben  genannten  Meer 
busens  wäre,  hat  lange  zu  der  Meinung  Anlafs  gegeben, 
als  hätte  vor  Zeiten  das  todte  Meer  mit  dem  rothen  in 

gellt  (worin  e  den  (ioftdrack,  ip  AtmosphSreo  Ton  760  IMUm.,  m^ 
/  die  Temperatur  über  100*  C,  das  Interrall  iwischen  100*  oodO* 
dabei  sur  Einheit  genommen,  bezeichnet),  io  findet  man,  daü  & 
Teroperalur  102*,5G  einem  Luftdruck  von  8d0"*,42  eotspricbt,  x^ 
diefs  gSbo,  vptcr  Annahme  eines  mittl.  Barometerstandes  von  760"*!^ 
am  Occan ,  eine  Depression  von  nahetn  800  Meter  oder  24CM)  pv* 
Fufs.  —  Man  möchte  daher  wohl,  wie  in  den  CompU  rend*  7**  ^' 
p.  799  geschieht,  die  Frage  aulwerfen,  ob  die  HH,  Moore  and  Beck 
die  Siedbitze  an  reinem  Wasser  oder  an  Wasser  ana  dem  todtea 
Meer  beobachteten.  P» 


361 


's: 


Verbindang  gestanden,  der  Jordan  sich  also  in  letzteres 
ergossen  ^).  Die  jetzt  erwiesene  tiefe  Lage  des  todten 
Meeres  zeigt  indefs,  dafs  dasselbe,  wenigstens  beim  ge- 
genwartigen Zustand  der  Erdoberfläche,  immer  ein  für 
sich  geschlossenes  Becken  gewesen  ist.  Eine  fernere 
Bestätigung  erhält  diese  Ansicht  durch  die  Beschaffen- 
heit des  erwähnten  Längenthals.  Hr.  B er  ton,  welcher 
dieses  Thal  zuerst  seiner  ganzen  Ausdehnung  nach  be- 
reiste, hat  gefunden,  dafs  es  keinesweges  eine  zusammen- 
hängende Ebene  darstellt,  sondern  aus  drei  deutlich  ge- 
schiedenen Theilen,  ffadi  el  Ghor,  Wadi  el  Araba, 
Wadi  el  Akaba  besteht,  und  fast  in  der  Mitte  seiner 
Länge  eine  Wasserscheide,  El  Sateh  (das  Dach)  genannt, 
enthält,  von  wo  die  Bäche  einerseits  dem  rothen,  andrer- 
seits dem  todten  Meere  zniliefsen.  Das  im  Ganzen  sehr 
üruchtbare  Wadi  el  Ghor^  der  nördliche  Theil,  ist  gleich- 
sam eine  Fortsetzung  des  Beckens  vom  todten  Meer,  und 
Ton  den  Bergen  an  seinem  Rande  kommen  Salzbäche 
herunter,  die  offenbar  den  hohen  Salzgehalt  dieses  Mee- 
res Yeranlassen.  Das  mittlere  Thal,  Wadi  el  ArtAa,  hat 
in  seinem  nördlichen  Theil  eine  lange  schmale  Furche,  die 
auf  dem  ersten  Blick  ftir  eine  Fortsetzung  des  Jordan- 
thals gehalten  werden  könnte,  in  der  aber,  zur  Winter- 
zeit, die  Gewässer  von  Süden  nach  Norden  dem  todten 
Heere  zniliefsen.  Eine  weitere  Auseinandersetzung  der 
Gründe  fQr  die  ursprüngliche  Trennung  der  Becken  des 
todten  und  des  rothen  Meeres  hat  Hr.  Letronne  in  den 
Nowelles  Annales  des  Foyages  p.  1839  gegeben. 

Endlich  mag  hier  noch  bemerkt  seyn,  daCs  das  todte 
Heer  aach  durch  seine  grofse  Tiefe  ausgezeichnet  ist. 
Dieselbe  beträgt,  nach  den  Peilungen  der  HH.  Moore 
und  Beek  an  einigen  Stellen  an  300  engl.  Faden,  nahe 
1700  par.  Fnfs.  {Joum.  ofthe  Geogr.  Soc.  Fol  VII p,  456,) 

1)  Vergl.    unter  andern  v.  Hoff  Gefcfa*  d.  naturl.  Verind.   d.  Erd- 

obcra.  Bd  n  s.  iia 


362 


IX.     Ueber  deii  schwedischen  Asarn  ähnliche  Er- 
scheinungen in  Nord-Amerika, 


äjuxm  Belege,  dafs  die  grofsen  kanadischen  Seen  nur  U^ 
berbleibsel  eines  salzigen  V  Binnenmeeres  sejen,  das  einst 
die  jetzigen  Staaten  Wisconsin ,  Missouri,  Michigan,  iUi- 
uois,  Indiana  und  einen  grofsen  Thcil  Ton  Ohio  bedeckte, 
ftihrt  Dr.  Julius  in  seinem  eben  so  anziehenden  als  lehr- 
reichen Werke:  Nordamerikas  sittliche  Zustände  (Leip- 
zig 1839)  Bd.  I  S.  9  unter  andern  folgende  Tbatsachcn  an. 
Der  Kammweg  {Ridge  Road)  zwischen  Lewisloo 
und  Rochester,  ostwärts  vom  Niagara  Fall,  am  oberes 
Ende  des  Qntario  See,  läuft  in  einem  Abstände  tod  4 
bis  7  Meilen  (engl.?)  dem  jetzigen  Seeufer  parallel,  uo<l 
hat,  in  allen  seinen  Windungen,  eine  Länge  von  120 
Meil.  (engl.?),  ist  5  bis  25  Fuis  hoch,  und  4  bis  100 
Ruthen  breit,  ja  an  einigen  Stellen  noch  breiter.  Seine 
Erhöhung  über  den  gegenwärtigen  Spiegel  des  Sees  be- 
trägt 130  FuCb,  und  es  lassen  sich  stellenweise  zwei  Ab- 
sätze des  Abhangs  zum  See  wahrnehmen.  So  wie  die 
südliche'  Seite  dieses  durch  jeden  Flufs  oder  Bei^,  der 
durch  ihn  zum  See  geht,  regelmäCsig  unterbrochenes 
Kamms  sumpfig  ist,  eben  so  besteht  die  steilere,  dem 
See  zugewandte  Böschung  aus  Kies  und  vom  Wellen- 
schlag abgerundeten  Steinen,  die  bis  zum  Kamme  selbst 
hinansteigen.  Auch  östlich  von  Rochester,  zum  Oswego- 
Flusse  hin,  läist  sich  stellenweis  ein  vormaliges  höheres 
Seegestade  nachweisen  ^). 

1)  Wie  ans  den  diete  Seen  noch  jeut  bevölkernden  Fischen  saMw* 
Tsen '  ist  ( Traruact,  of  the  Liter ary  and  Hislorieal  Sacieij  •/ 
Quebec  (Quebec  1829)  F.  I  p.  ß), 

2)  J.  Macaulcy,  Natura/,  staUsticat  and  civil history  o/thesiei^ 
of  New-York.  In  thrce  Volumes  (ffew-Yorh  1829.8V.  ^^^ 
p.  118. 


363 

L&Dgß  sSImutlicheD  westlichen  Seen  und  Flfisaen  fin- 
den sich,  wie  flcbon  De  Witt  Clinton,  der  GrUnder 
des  Erie-Kanals,  bemerkte,  fjleichfalls  kegellbrmige  Hau- 
fen und  Erhöhungen  von  Kies,  wie  üe  Fische  zur  Ber- 
gong  und  Sicherung  ihres  Laichs  zu  bilden  pflegen ,  und 
sie  liegen  alle  am  nördlichen  Tofs  des  Kamms,  an  der 
dem  See  zugekehrten  Seite  desselben,  niemals  an  der  .ent- 
gegengesetzten. ' 

Gleidie  Epscheinungen  zei{i)t  das  Ufer  des  Eriesees. 
In  der  Nähe  von  Portland  im  Staat  Ohio,  und  nordwärts 
der  grofsen  dahinter  liegenden  Steppe  (Praine)^  also 
wieder  am  oberen  später  sinkenden  See  •Ende,  erstreckt 
sich,  wie. schon  der  Schotte  Jacob  Flint  bemerkte  'X 
▼iele  Malen  lang,  in  einer  Breite  von  60  bis  80  Fub, 
8  Fub  höher  als  die  Steppe,  und  5  Fuüs  höher  ab  das 
jetzige  Seegestade,  ein  mit  demselben  paralleler  Kamm, 
^eichmäbig  liber  die  Senkungen  und  Erhebungen  der 
Steppe.  Er  ist-  trocken  und  kiesig,  und  wird  von  den 
Ansiedlem,  welche-  wahrscheinlich  unbewubt  hserin  den 
Marschbauem  eingedeichter  Länder  gefolgt 'sind,  zur  Ank- 
lage ihrer  Wohnungen  benutzt »  während  das  von  ihnen 
angebaute  Land,  so  wie  ihre  tibrigen  Gebäude,  südwärts 
nach  der  Steppe  zogelegen  sind. 

In  diesen  beiden  Seen  sind  alle  Flubmfindongen  und 
Buchten  durch-  Sandbänke  gesperrt,  und  bieten,  genau 
wie  die  des  kaspischen  Meeres,  nur  schlechte  Häfen  dar, 
wdirend  an  den  nördlichen  kanaduchen  Kosten  gute  Hä- 
fen  hd  Ueberflub  zu  finden  sind. 

Die  Steppe  südwärts  des  Erie  und  Ontario,  so  .wie 
des  Michigan -Sees,  zeigt  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  eine, 
bisher  in  Amerika  noch  nicht  gehörig  gewürdigte  Erschei- 
nung, nämlich  bald  einzeln,  bald  haufenweis  gestreute, 
offenbar  aus  andern  Gegenden  stammende  Granitblöcke, 
welche  von  den  ersten  Ansiedlem  jener  Gegenden  sehr 
passend  mit  dem  Namen  der    Verlornen  Felsen  {Lost 

1)  J.  FIiBt  LeUtra  Jrom  Amtrica  (Edinh.  1822.  8^  /».  283. 


364 

rocks)  belegt  sind.  Sie  sind  von  abgerundeter  GesUlt  iind 
liegen  nidit  immer  aof  der  Oberfläche  der  Steppe,  son- 
dern sind  oft  bis  70  Fufs  in  den  Boden  eingedrungen. 

Vom  Oberen  See  endlich  berichtet  Kapt.  Bay  field, 
der,  als  Befehlshaber  der  britischen  Flotte  auf  den  kana- 
dischen Seen,  mit  deren  Vermessung  beauftragt  war  oaj 
die  ganze  1500  geogr.  Meilen  lange  KQste  des  oberen 
Sees  umschifft  hat  ^)y  Folgendes  als  Beweis  seiner  An- 
sicht yom  frfiheren  Yorhandenseyn  eines  dortigen,  gro- 
fsen  salzigen  Binnenmeeres.  „In  verschiedenen  Gegen- 
den des  oberen  Sees,  so  wie  der  anderen  kanadischen 
Seen,  zeigen  sich  Erscheinungen,  die  uns  schliefsen  las- 
sen, dafs  dessen  Gewässer  ehemals  weit  höher  als  jelit 
gestanden  haben.  Denn,  es  werden  in  Theilen,  welche 
in  beträchtlicher  Entfernung  von  dem  gegenwärtigen  Dfer 
sind ,  reihenweise  in  parallelen  Windungen  liegende  ab- 
gerollte iSteine  uud  Muscheln  gefunden,  stufenweis  oder 
vielmehr  gleich  den  Sitzen  eines  Amphitheaters  Qherein- 
ander  emporsteigend,  und  vollkommen  dem  gleich,  was 
auch  in  unserer  Zeit  der.  Strand  der  meisten  Meeresbuch- 
ten wahrnehmen  läfst»  Diese  einstigen  Strande  sind  40 
bis  60  Fub  fiber  dem  gegenwärtigen  Spiegel  erhdht  £i 
sind  auch  an  den  unmittelbaren  Gestaden  des  Sees  sol- 
che Erscheinungen.  Ich  erwähne  beispielshalber  einer 
einzigen,  bei  Cabofs  Head  am  Huronen-See,  wo  ich, 
vom  gegenwärtigen  Spiegel  aufsteigend,  nicht  weniger  ab 
sieben  Binsenreihen  gezählt  habe.  Die  oberste  Reihe 
oder  der  Kamm  war  mit  dichtem  Gebüsch  von  Sprossen- 
fichten {Spruce)  bewachsen,  und  die  zweite  abwärts  fol- 
gende trug  Gebtische  oder  kleinere  Bäume  nämlicher  Art 
Auf  dem  dritten  Kamm  wuchsen  blofs  kleine  Sträuche 
und  Blumen.  Der  vierte  zeigte  Flechten  und  Moose,  und 
alle  folgenden  waren  ganz  ohne  Pflanzenwuchs.  Es  i^ 
möglich,  dafs  der  Gischt  der  Brandung  den  dritten  Kamm 
noch  erreicht.     Diese  Erscheinungen  zeigen  deutlich  ein 

1)  Tranuut,  of  ihe  Uterar jr  and  Aüioruai  So€.  of  QnAu- 


mit  der  höheren  Lage  der  Kämme  wachsendes  Alter.  Da 
ich  die  Seen  yiele  Jahre  lang  unter  allen  möglichen  Um- 
ständen gesehen  habe,  so  fohle  ich  mich  berechtigt  zu 
venichem,  dafs.  dort  die  drei  oder  vier  obersten  dieser 
Kamme  durch  kein  theilweises  Steigen  des  Wassers,  von 
Stflrmen  oder  anderen  Umständen,  hervorgebracht  seyn 
können ,  so  wenig  als  durch  die  Gewalt  des  Eises.  Diefs 
ist,  wie  die  gedachten  Bäume  beweisen,  vor  langer  Zeit 
(eschehen. " 


X.  üeber  den  Einflufs  schiefer  Luftströme  auf 
die  in  Regenmessern  aufgefangene  Regent 
menge. 

(Eine  MiithcilaDg  des  Pro£  A.  D.  Bache  aas  Pluladelphia  auf  der  Ver. 
mnmlunf  britucbcr  Naturfondker  aa  New-Gaftle.  —  Report,   VoV 

ni  Sect.  H  p.i&,y 


■Uie  Beobachtungen,  welche  zu  dieser  Mittheilnng  An- 
laus  gaben,  wurden  zu  Philadelphia  angestellt,  einem,  we- 
gen seiner  Lage  in  einer  ausgedehnten  Ebene,  hiczu  sehr 
passenden  Ort.  Als  Vorbild  zu  demselben  dienten  die 
ZQ  York  von  den  HH.  Phillips  und  Gray  gemachten  ') 
nnd  daher  wurden  sie  anfänglich  an  drei  Stationen  von 
▼ersdiiedener  Höhe  angestellt,  nämlich,  auf  einem  früher 
zam  Schrotgiefsen  benutzten  Thnrm  von  162  FuCs  Höhe» 
anf  dem  Dache  des  Universitätsgebäudes  nnd  auf.  ebener 
£rde  neben  dem  Thurm.  Späterhin,  nachdem  der  Ver- 
^er  auf  die  Wirkung  der  Stofswiode  (Eddy  mnds) 
sohnerksam  geworden,  sah  er  jedoch  ein,  dals  ohne  Ent- 
fernung dieses  störenden  Einflusses  nicht  zu  einem  Ge- 
setz über  die  Abnahme  der  Regenmenge  mit'  der  Höhe 
ta  gelangen  sey.  Er  hielt  es  daher  für  nützlich.  Denen, 
welche  ähnliche  Beobachtungen  anzustellen  gedenken,  die 

1)  &  Abb.  Bd.  a3  S.  215,  Bd.  38  S.  235  nod  Bd.  43  S.  422. 


366 

Resultate*  vorzulegen,  vrelche  seiner  Meinung  nadi,  eine 
Wirkung  schiefer  {deflected)  Luftströme  sind. 

Die  Beobachtungen  Über  diesen  Gegenstand  wurdoi 
hauptsächlich  auf  der  ersten  Station,  auf  dem  erwShnten 
Thurm,  angestellt.  Dieser  Thurm  ist  im  Querschnitt  ein 
Quadrat,  dessen  Seiten  nahe  parallel  und  senkrecht  g^ 
gen  den  Meridian  liegen.  Die  Plateform  obenauf  bih 
etwa  12  Fufs  in  Seite,  und  ist  von  einer  zinnenartig  aus- 
geschnittenen Brustwehr  eingefafst  Zuerst  stellte  nio 
einen  Regenmesser  an  der  Nordwest -Ecke  des  Tbum», 
etwa  sechs  Zoll  über  der  Brustwehr  auf,  späterhin  eiaen 
Scbneemesser  an  der  Südwestecke,  und  zuletzt,  aaCser 
dem  ersten  Regenmesser,  noch  vier  solcher  InstnuDeote 
an  den  vier  Ecken  des  Thurms,  auf  der  Brustwehr,  lehn 
Zoll  über  derselben.  Jeder  der  Regenmesser  bestand 
aus  einem  umgekehrten  Kegel  mit  einem  cylindrischai 
Rande,  etwa  5  Zoll  im  Durchmesser,  und  einer  kleioeD 
Oeffoung  an  der  Spitze;  diese  war  dicht  auf  eioem  als 
Behälter  dienenden  Gefäfse  befestigt.  Die  Schneemesser 
waren  obgestumpfte,  aufrechte  Kegel,  deren  oberer  Qoer- 
schnitt  nahe  vier  Zoll  im  Durchmesser  hielt.  Das  Wal- 
ser wurde  in  einer  Glasröhre  gemessen,  in  welcher  0,001 
gefallenen  Regens  mefsbar  war.  Als  die  Sclineemencr 
Überflüssig  wurden,  verwandelte  man  sie  durch  AnheftoBf 
von  Tnchtem  .in  Regenmesser,  oder  ersetzte  sie  zaielit 
durch  Regenmesser  der  beschriebenen  Art.  Die  vai^ 
fangene  Wassermenge  wurde  nach  jedem  Regen  gemct- 
sen  und  die  Richtung  des  Windes  während  des  Regetf 
fleifsig  "aulgezeichnet.    * 

Um  die  Wirkungen  zu  erläutern,  welche  der  Vtf^ 
fass'er  den  Airch-dcti  Thurm  abgelenkten  Luftslrömcn  i* 
schVolbt,  giöbt  er  4Us  dem  Beobachtungsregiater  der  ▼!* 
tetzien  MonaledicRegenmcngcn,  welche  in  den  vier,  » 
Bezug  auf  diis  Windrichtung  unter  verschiedenen  üll»tft^ 
den  belTindlich^n  Regenmessern,  an  den  vier  Ecken  *• 
Thurms,  .aufgefengen  wurden.     Diese  wurden  so  aosgo- 


tonderl,  dab  Eie  wo  mfiglich  den  hauptiScfalicbsteD  Wind- 
ricbtangeo  enfspracheD. 


Tll,.r 

ntck^ 

^r. 

ic   RcgCDRI 

*,rr 

T^S. 

"^'"^              NOl  SO   USWtNVV 

NO|SO|SW|NW 

RcRcn  in  CDgl.   Zöllen 

J„l.    -iü. 

N                I1.5&2  (I.7li0  0.749 

ÜÄm 

l.OO 

I,37;1,:KV 

m 

Au.-,     6. 

NO              0.311 

0.378;ü.6O- 

0,491 

1.00 

1,21 

2.08 

1,58 

Jui;.    Vrt. 

Oll.  Nb.  n     (1,912 

1,398 

I.M>S 

1,715 

1.00 

1.&3 

2,01 

1.88 

Apr.    J3. 

NO.  SO.  SW    1.316 

1.186 

1,568 

l.67(rtl,I0 

1,00 

1,31 

1.40 

\af.   26. 

S  u.  SSO         l),407 

0,2S3 

0,241 

0.391 

1,68 

1.04 

1.00 

1.62 

Ja«;  19. 

WSW«.  SSW   0,.389 

0,285 

0.252 

0.19äl.96 

1.4311.26 

1,00 

Srpl.      I. 

W              0^02 

0,328 

0.202 

0,1  Jl 

2.14 

2.32 

l,W 

1,00 

SepL      5. 

WNWu.  N     W.&IS 

0,731 

0,429 

0,67^1,48 

1,70 

1,00 

1,58 

Ans  dieser  Tafel  geht  hervor: 

1.  Dafe  die  an  den  rencbiedenen  Ecken  de«  Thunns 
gesammelteo  Regenmengen  sehr  ungleidt  sind.  In  einem 
in&ereten  Falle  wurde  an  der  SO-Ecke  2^  Mal  so  viel 
all  an  der  NW-Ecke  aufgefangen. 

'  2.  Dafs  im  Allgemeinen  die  Regenmesser  auf  der 
Ueseite  mehr  Regen  empfangen  ols  die  auf  der'  Wind- 
lale.  Bei  einem  Nordwinde  z.  R.  erhallen  die  Regen- 
messer an  der  SO-  und  der  5W-Ecko  mehr  Regen  als 
die  an  der  NO-  and  der  NW-Ecke.  Bei  einem  NO- 
Winde  erbSlt  der  Regenmesser  an  der  SW-Ecke  den 
Bcisten  Regen.  In  den  in  der  Tafel  angegebenen  FfiUeli 
iit  das  VerbKltnifs  der  Regenmengen  nahe  wie  2,1  zu  I. 
Bä  einem  dallichen  Winde  empfangen  die  Instnmeute 
■D  der  NO-  und  der  SO-Ecke  weniger  als  die  an  der 
NW-  und  der  SW-Ecke.  Bei  südöstlichem  Winde  er- 
hält das  Instrument  auf  der  SO-Ecke  die  kleinste,  und 
das  anf  ,der  NW-Ecke  die  grOfste  Regenmenge  a.  s-  w. 

3.  Da  die  bedeutenderen  Regenmengen  von  gewis- 
sen Winden  begleitet  werden,  so  steht  nicht  zu  erwar- 
ten, dafs  der  Mitfelwerth  aus  irgend  einer  Zahl  von  Be- 
obachtungen, die  solchen  Fehlern  ausgesetzt  sind,  ]u  ci- 
aein genauen  Resultat,  hinsichtlich  der  in  einer  gewiesen 
Bebe  Ober  dem  Boden  gefallenen  Regenmenge,  ftUiren 


368 

Trerde.  In  der  That  stimmen  die  Miltelwerthe  ans  einer 
Periode  von  neun  Monaten  nicht  so  gut  fiberein,  ak  & 
aus  den  ausgewählten  Beispielen  in  der  Tafel.  Diese 
geben  die  Yerhähnisse  1;  1,19;  1,24  und  1,20  [&r  die 
Regenmengen  an  den  vier  Ecken:  während  die  frfiber 
erwähnten  Mittelwcrthe  an  der  HO-  und  der  SW-Ecke 
sich  nahe  wie  1  zu  1,5  verhalten.* 

4.  Der  Zusammenhang  dieser  Erscheinungen  mit  der 
Richtung  des  Windes  ist  leicht  ausgemacht,  allein  fiber 
den  mit  der  Stärke  des  Windes  läfst  sich  ohne  AneDO- 
meter  nicht  entscheiden.  '  Der  Verfasser  hat  jedod  be- 
merkt, dafs  bei  Nordostwinden,  welche  in  Philadelphia 
am  häufigsten  die  stärkeren  Regen  begleiten,  selbst  wenn 
sie  mäfsige  Stärke  haben,  bedeutende  Unterschiede  vor- 
kommen, Unterschiede,  die  sich  wie  1  zu  1,5  verhalten. 

Nachdem  der  Verf.  eingesehen,  dafs  er  durch  die 
beschriebenen  Vorrichtungen  zu  keinen  genauen  Resoi- 
taten  gelangen  konnte,  versuchte  er,  wie  es  die  HH.  Phil- 
lips  und  Gray  mit  dem  Regenmesser  auf  dem  Tbunn 
des  Yorker  MDnster  gcthan  haben,  seine  InstramcDfe  ao( 
langen  Pfählen  aufzustellen.  Dann  waren  in  der  That  die 
Unterschiede  sehr  unbedeutend.  Am  26.  Aug.  z.  B.  all 
die  Regenmesser  auf  der  Brustwehr  an  der  Nordost- und 
der  Südwest -Ecke  Regenmengen  im  VerhältniCa  1  za  Ifi 
gaben,  lieferten  die  an  denselben  Ecken,  sechs  Fufe  tibcr 
der  Brustwehr,  Mengen  im  Verhältnifs  1:08;  bei  einen 
mäfsigeren  Winde  waren  die  Mengen  noch  näher  ^eick 


XL     Gröfste  Regenmenge  auf  der  Erde. 


illach  einer  auf  der  letzten  Versammlung  britischer  Ni- 
turforscher  (1839)  gemachten  Mittheiluag  des  Obersten 
Sykes  {Bibl.  umpers;  N.  S.  T.  XXVIIl  p.  407)  ist  dff 

Ort  MahabuUshipar  (17«58'53''N.  und  73*  29' Stf'O.  ▼««> 

Grccn'^. 


369 

Greeüw.  4220  par»  F.  über  dem  Meer,  am  westlichen  \h* 
bange  dea  Ghata,  imfeni  der  Quelle  des  berühmten  Kist- 
nah-Flnsaes)  unter  allen  derjenige,  wo,  soweit  bisher,  be- 
kannt, die  grOGste  Regenmasse  tÜlL  Die  daselbst  im  J. 
1834  angestellten  Beobachtungen  ergaben  nttmlich  folgende 
Resultate« 


1 

'empcratur.  F' 

1 

• 

Mluel. 

Maxi- 
niiini. 

MlQl- 

roam. 

Diffe- 

renfe. 

Regen 
englZolI. 

Wind. 

Jaaaar 

65%7 

71  Vi 

60'',2 

ll«,0 

0 

0 

Februar 

67  ,5 

73  ,7 

61  ,3 

12  ,4 

0,25 

ONO 

Mars 

74  ,0 

81  ,7 

66  ,4 

15,3 

0 

NO 

Mai 

74  ,4 

82  ,2 

66  ,7 

15  ,5 

* 

NO 

73  ,9 

80,6 

67  .3 

13  fi 

0,16 

WNW 

Jnoi 

66  ,3 

69  ,3 

63  ,4 

5.9 

32,03 

sw 

Juli 

64  ,9 

66  »6 

63  ,2 

3,4 

118,60 

sw*** 

Anglist 

65  ,3 

66  ,9 

63  ,8 

3,1 

75,91 

sw 

Sepl<>Tnber 

65  ,0 

66  ,4 

63,6 

2.8 

65,97 

sw 

October 

65  ,5 

69,4 

SlI  ,7 

7,7 

9,29 

NO 

Norember 

63  ,5 

69  ,5 

67  ,5 

12  ,0 

0 

ONO 

Becfinber 

62  .3 

68  ,4 

56  ,2 

12  ,2 

«• 

ONO 

Jahr 

67  »,3 

n\i  1 

62»,6 

9*,5 

302,21 

(*  iwei  leichte  Schauer,  **  ein  leichte«  Schaaer,  ***  Wind  heflig.) 

Fast  die  ganze  Regenmasse  drängt  sich,  wie  man 
sieht,  in  die  vier  Monate  Juni,  Juli,  August,  September 
zusammen,  wo  die  Südwest -Monsoona  die  Dünste  vqm 
Meere  heranbringen,  womit  zugleich  eine  bedeutende  Sen- 
kung der  Temperatur  und  Abgleichung  ihrer  Extreme  ver- 
knOpft  ist. 

Die  Regenmenge  von  Mahabuleshivar  =1302,21  engl. 
Zolls 23,61  par.  Fufs,  (ibertrirft  noch  die  von  Matouba 
auf  Guadeloupe  =22,85  par.  Fufs,  die  bisher  für  das  Ma- 
xinram  galt,  und  übrigens  auch  viel  gleichförmiger  rer- 
theilt  ist  im  Jahre  (Ann.  Bd.  46  S.  351).  Selbst  auf  der 
Küste  Malabar  ist  sonst  kein  Ort  bekannt,  der  mit  Ma- 
habuleshwar  in  Regen  wetteifern  könnte.  Das  nicht  fem^ 
aber  dicht  am  Meere  liegende  Bombay  {W*  53'45''N,  und 
TS""  56' O.  V.  Gr.)  hat  nur  80,64  engl.  Zoll,  und  ein  ver- 
mathlich  schon  am  Gebirge  gelegener  Ort  Anjarakandy^ 

Poggend.  Ann.  ErgSntungsbd.  L  24 


S70 

123,52  engl.  ZoH  jährlich  ^).  Pmah,  jenseits  des  G^ 
birges,  auf  der  Hochebene  von  Indien,  bat  nur  eine  )ähr 
liehe  Regenmenge-  von  23,43  Zoll. 

'  Dagegen  scheinen  an  den  westlichen  Abhängen  der 
Gebirge  auf  der  Westseite  der  binterindtschen  Halbinsel, 
an  der  Küste  von  Arracan,  and  selbst  höher  hinauf,  land- 
einwärts, Regenmassen  zu  fallen,  die  denen  auf  der  Kü- 
ste von  Malabar  ziemlich  nahe  kommen.  Capt.  Peio- 
b  er  ton  in  seinem  Report  on  the  Eastern  Frontiers  of 
British  India  (von  dem  das  Jounu  of  the  geogr.  Sac. 
Vol.  Vni  p.  391  einen  kurzen  Auszug  giebt),  führt  ao^ 
dafs  im  J.  1825  zu  Arracan,  zwischen  den  Monaten  Jaoi 
und  October,  197  engl.  Zoll,  und  zu  Charra  Punji,  oadi 
Hrn.  Cracoft's  Beobachtungen,  in  den  Monaten  Jaoi» 
Juli,  August,  September,  sogar  225  engl.  Zoll  gefallen 
seycn.  Charra  Punji  liegt  in  dem  Kossiyah-Gebirße, 
uordösllich  von  dem  Tieflande  am  Ausflufs  des  Brama- 
putra,  etwa  unter  25^  lO'N.  und  92**  O.  v.  Grw.  Es  hat 
wie  Mahabuleshfpar ^  irotz  der  grofscn  Regenmasse,  ein 
gesundes  Klima,  was  schon  daraus  abzunehmen,  daCs  es, 
wie  letzterer  Ort,  von  der  englischen  Regierung  als  Sa- 
natarium  für  krankes  Mililair  auserwühlt  ist  *). 

1)  Do  VC  MetcoroL  Umertuch.  pt  903. 

2)  Um  die  QOgeliearen  Regenmengen  tod  MahahuUshwar  ^  Chertü 
Punji  und  /Uaitfuöa  einigennafien  mit  der  eines  Ortes  nnter  nittl*- 
ren  Breiten  tu  vergleichen,  mag  hier  bemerkt  seyn,  daCi  Kesmt^t 
nfkch  Dr.  William  Smith,  der  regenreichste  Ort  in  England  (A^ 
port  of  the  British  Assoc,  Fol,  VH  Stet,  U  p,  27)  nur  eine  jiltf- 
liehe  Regenmenge  von  67  engl.  Zoll  hat.  (Nach  demselben  Autor ut 
der  trockenste  Ort  in  England :  Smtih  Lambeih  mit  einer  jihriickfli 
Regenmenge  xon  22,7  ZoU.)  Von  der  Verschiedenheit  der  RegenoMT 
■wischen  Orten  im  Gebirge  und  benachbarten  in  der  Ebene,  wie  Mi- 
habnieshwar  und  Bombay,  Matouba  und  Basse  Terre,  giebt  fibri* 
gens  in  unseren  Breiten  das  Yerhältnifs  des  Groften  Bernhard  n 
Genf  ein  genügendes  SeitenstQ^;  ersterer  hat  jährlich  ober  oH 
letaleres  28^  Zoll  Regen  (Ann.  IM  38  &  1128).     Andei«  Beiipids 

!  sind  von  Dovc  im.MoDatsberiGht  der  Gesellschaft  liir  Erdkvsde^* 
IM  angeführt. 


371 


Xn.     Meieoreisen  von  Alabama, 


AmI  seinen  Reisen  durch  den  Staat  Alabama  fand  Hr. 
Huddard  bei  Lime  Creek,  in  Clairbone,  einen  unre- 
gcImSfsig  dreieckigen  Klumpen  Meteoreisen  Ton  10  Zoll 
iJInge  und  5  —  6  Zoll  Dicke  auf  der  Erdoberfläche  lie- 
gen, von  dem  es  ihm  nach  vieler  Mühe  gelang  ein  klei- 
nes Stock  abzuschlagen.  Diefs  gerieth  in  die  Hände  des 
Hm.  T.  Jackson  zu  Boston,  der  es  einer  chemischen 
Zerlegung  unterwarf.  Das  Resultat  einer  mit  50  Gran 
ootemommenen  Analyse  war: 

Metallisches  Eisen  66,560 

Nickul  24,708 

Chrom  und  Mangan  3,240 

Schwefel  4,000 

Chlor  1,480 

99,988 

Der  Gang  der  Analyse  war  folgender.  Die  Masse 
wnrde  In  reiner  Salpetersäure  aufgelöst,  mit  Wasser  ver* 
dOnnt  und  darauf  mit  salpetersaorem  Silberoxjd  versetzt, 
wodurch  ein  Niederschlag  von  CUorsilber  entstand.  Nach 
Abscheidung  des  überflüssigen  Silbers  durch  Salzsäure, 
warde  Salmiak  hinzugesetzt,  das  Eisenoxyd  durch  Ammo- 
niak und  dann  das  Nickeloxyd  durch  Kali  gefällt.  Hier- 
auf wurde  essigsaurer  Baryt  hinzugesetzt  und  dadurch  ein 
Niederschlag  von  schwefelsaurem  Baryt  erhalten.  CLrom 
and  Mangan  wurden  durch  einen  besonderen  Versuch  be- 
Mimmt,  wobei  das  Meteoreisen  in  Salzsäure  gelOst,  die 
Losung  mit  einer  hinreidiev^den  Menge  Weinsäure  ver- 
setzt, darauf  durch  AmmooUk  neutralisitt  und  nach  Ab. 
Scheidung  des  Eiseos  und  Nickels  durdi  Schwefelwasser- 
stoffgas,  eingetrocknet,  und  der  Rückstand  in  einem  Pia« 

24* 


372 

ÜDtiegel  eingeäschert  wurde.  Er  wurde  durch  etwas  Chron- 
säure  erhalten.  Ebenso  wurde  das  Mangan  bestimmt. 

Eine  zweite  Analyse  der  Art  gab  65,184  Proc.  Ei- 
sen und  27,708  Proc  Nickel.  Das  spec  Gew.  der  Masse 
war  =6,500.    {SilUman.  Journ.  Vol.  XXXIV  p.  334.) 


Xin.     Meieorsteinfall  in  Missouri. 


JLIieser  Fall  ereignete  sich  am  13.  Februar  1839,  Nadi- 
mittags  zwischen  3  und  4  Uhr  in  der  Nähe  der  Nieder- 
lassung Liiile  Piney  (37*»55'N.  und  92«  5' W.)  im  Staat 
Missouriy  bei  völlig  heiterem  Himmel ,  weshalb  man  aa 
mehren  Orten,  z.  B.  Caledonia,  Potosi  etc.  deutlich  be- 
obachten konnte,  dafs  das  Meteor  vor  dem  Fall  sidi 
gleich  einem  grofsen  Stern  langsam  nach  Westen  bewegte. 
In  Caledonia,  welches  etwa  neun  engl.  Meilen  südfvest- 
lieh  von  Potosi  liegt,  ging  es  etwas  nördlich  vom  Zenitb, 
am  letzteren  Ort  etwas  südlich  von  demselben.  Der  öst- 
liche Punkt,  wo  es  gesehen  wurde,  lag  etwa  15  &k^ 
Meilen  westlich  von  St  Genevieve  (etwa  37^  50^ N.  and 
90°  W.),  der  westlichste  war  das  erwähnte  Little  Piner, 
wo  mau  das  Meteor  zerspringen  sah,  und  eine  oder  ao- 
derthalb  Minuten  hernach  drei  schnell  aufeinander  fol- 
gende Explosionen  hörte.  Einige  Bewohner  suchten  so- 
gleich nach  gefallenen  Steinen,  und  fanden  auch  wirklieb 
dicht  neben  einem  Baume,  der  von  dem  StoCs  eines  festen 
Körpers  frisch  beschädigt  zu  seyn  schien,  unter  der  drei 
bis  vier  Zoll  dicken  Schneelage,  die  den  Boden  bedeckte^ 
einen  derselben  von  FaustgröCse,  zum  Theil  in  dieEnk 
eingedrungen. 

Von  diesem  erhielt  Hr.  Herrick  einige  Bruchslflck^ 
der  darüber  folgende  Nachricht  giebt.  Eins  der  Brodi- 
stOcke  hat  ein  spec  Gewicht  =3,5,  doch  mögen  ver8dli^ 
dene  Stficke  des  Steins  in ,  dieser  Beziehung  etwas  ab- 


373 

weidien,  je  nachdem  sie  mehr  oder  weniger  metallische 
Substanz  enthalten.  Die  Aehnlichkeit  dieses  Meteors  mit 
denen  von  Tennessee,  Georgia  and  Weston  {Connecticut) 
ist  80  grofs,  dafs  man  glauben  möchte,  sie  wären  alle 
Ton  derselben  Masse  genommen.  Die  Cohftsion  des  Steins 
ist  nicht  groCs,  da  es  unter  einem  mäfsigen  Schlag  zer- 
bröckelt. Auf  zwei  der  Bruchstücken  safs  etwas  von  der 
äa&em  Kruste.  Diese  ist  etwa  ^  Zoll  dick,  zeigt  An- 
zeigen von  starker  Glühung  und  theilweiser  Schmelzung, 
hat  eine  schwarze  Farbe,  und  eine  runzliche  oder  poröse 
Oberfläche  mit  Narben  darauf.  Das  Innere  ist  aschgrau, 
and  zeigt  eingesprengte  metallische  Theilchen  von  der 
Gröfse  eines  Schrotkoms  bis  zum  feinsten  Punkt,  auch 
Rostflecken  und  kleine  kugelförmige  Concretionen ,  die 
iodeis  in  ihrer  Zusammensetzung  nicht  von  der  übrigen 
Masse  verschieden  zu  sejn  scheinen.  Die  kleinen  me- 
tallischen Massen  sind  magnetisch  und  schmiedbar,  mei- 
stens eisengrau,  hie  und  da  auch  gelb  und  irisirend. 

Eine  Analyse  dieses  Steins  steht  noch  zu  erwarten, 
mittlerweile  bezeugt  auch  Hr.  Sil  lim  an,  dafs  an  dem 
meteorischen  Ursprung  der  erwähnten  Bruchstücke  nicht 
za  zweifeln  sej  ( PluL  Mag.  Ser.  III  Vol.  XV  p.  557  aus 
Silliman's  Journ.  Vol.  XXXVU  p.385). 


XIV.    Versteinernde  Quelle  von  Pambuk  Kalessi 

Südöstlich  von  Smjma,  einige  Tagereisen  landein,  auf 
einem  gesonderten,  plateauartigen  Vorsprunge  einer  der 
mittleren  Taumsketten,  an  dessen  Fufs  der  Strom  des 
Maeanders  und  sein  Zuflufs,  der  Gallus,  sich  vorfiberwin- 
det,  nicht  fern  von  den  Ruinen  des  allen  Hierapolis, 
quillt  aus  einem  Teiche  eine  Mineralquelle,  welche  so- 
wohl durch  ihre  Wasserfülle  als  durch  ihre  malerischen 
Stürze  und  das  hohe  Alter  ihrer  fortschreitend  verstd- 


374 

nernden  Kraft,  die  meiBlen  Qaellcn  dieser  Art  weit  Un- 
ter sich  läfst  ^).  Sogleich  an  ihrem  Ursprang  tkeiit  sie 
sich  In  vier  Arme,  die  entweder  durch  Nalar  oder  Kunst 
über  die  ganze  Fläche  des  Plateaus  vielzweigig  verbrei- 
tet sind,  so  dafs  sie  bald  zur  Befruchtung  von  Garten 
und  Felder  dienen »  bald  in  dem  türkischen  Dorfe«  das 
gegenwärtig  auf  den  Trümmern  antiker  Tcmpdrainen  und 
felsiger  Grabstätten  erbaut  ist,  zum  Baden  und  ander- 
weitigem Hausgebrauch  benutzt  werden.  Die  grOfsere 
Wasserfülle  stürzt  sich  jedoch,  zu  einem  voUuCrigen  Haupt* 
Strome  gesammelt,  durch  die  Mitte  ihrer  selbstgebildeten 
Stalaktitengruppen  im  wildesten  schäumigen  Schusse  hinab 
in  die  Thaltiefe.  Der  mächtige  Strom  schiefst,  von  an- 
ten  gesehen,  silberschäumend  aus  dunklen  Grotten  her- 
vor; über  diesen  wölben  sich  kolossale  Gruppen  wie  her- 
abhängendes Gebüsch  von  Thränenweiden,  aber  als  krei- 
deweifse  Stalaktitengebilde  mit  wolligem  schäumigen  An- 
sehen. Sie  geben  jenen  phantastischen  Anblick,  welchen 
der  moderne  Name  des  Ganzen  bei  den  heutigen  türki- 
schen Anwohnern,  nämlich  Pambuk  Kalessi,  d.  h.  Baum* 
wollen -Kastell,  vollkommen  entspricht. 

Die  Natur  dieser  aufbauenden  Quelle  erklärt  ao  man» 
che  Sage  der  Alten  von  Strömen,  die  sich  selber  Brücken 
bauen ,  ganze  Sädte  versteinert  haben  sollen  mit  ihren 
Bewohnern  u.  dgl,  mehr. 

Auf  dem  Wege  von  Erzerum  nach  Trapezunt^  am 
Nordfufse  des  Taurus,  hat  kürzlich  der  nordamerikanische 
Reisende,  Hr.  Eli  Smjth,  einen  solchen  Flufs  gefun- 
den, über  welchen  eine  seitwärts  vom  Kalkgebirge  her- 
abstürzende Quelle  mit  starker  Gasentwicklung  eine  sol- 
che Tuff-  und  Stalaktiten -Brücke  von  einem  grofsen  Bo- 
gen gebaut  hat,  unter  welchem  der  Strom  seinen  Weg 

1)  Ausgezeichnete  Qnellen  der  Art  «ind  sonst»  aulser  den  bckanntcreB 
von  Tiyoli  und  Monte  Amiata  elc ,  anter  andern  die  von  Mjer-Am- 
mar  (Ann.  Bd.  43  S.  430)  und  die  Ton  Huaneapeiica  in  Peru 
(Hoffmann  Php.  Geogr.  I,  483). 


375 

ungebemmt  fortsetzt.  Ehe  nämlich  das  Qaellwasser  40 
bis  50  Fub  weit,  aus  der  Fekwand  zur  Seite  zum  Strome 
yordriogt,  fängt  die  mächtige  Tuffbildnug  bei  der  Erkal- 
tung schon  an.  Die  Steinmasse  schob  sich  quer  tiber 
den  Strom  hin,  indem  nach  unten  hin  Tropfsteine  hän- 
gen, die  sich  nach  oben  hin  immer  stärker  fibersenken, 
und  an£SDglich  weit  über  den  Strom  hin  einen  Yorsprung 
bilden,  bis  dieser  durch  sein  eignes  Gewicht  nach  yom 
abbrach,  nad  die  Grundlage  zum  gegenfiber  lieg^den 
Brückenkopf  bildete.  Diese  ganze  Naturbrficke  ist  jetzt 
so  mit  Erde  und  Vegetation  bedeckt,  dafs  man  über  sie 
hinreitet,  ohne  vom  Wege  aus  ihre  Bildung  nur  zu  ah- 
nen! Weiter  abwärts  ist  eine  zweite  Brücke  der  Art 
bis  zur  Hälfte  des  Flusses  erst  im  Werden.  Sobald  das 
Quellwasser  in  das  Flnfswasser  herabgeträuft  mit  ihm  sich 
Termischt  hat,  hört  seine  petrificirende  Kraft  gänzlich  auf. 
(Aus  einem  Vortrag  von  C.  Ritter  im  Monatsbericht 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde  S.  84.) 

Kleinasien  ist,  vermöge  der  Nator  seines  Bodens, 

reich  an  dergleichen  heifsen  und  incrustirenden  Quellen. 

So  erwähnt  Hr.  W.  J.  Hamilton,  der  im  J.  1837  eine 

Reise  von   Constantinopel  nach  Caesarea  machte,   dafs 

er  drei  Stunden  von  Singerti^  etwa  auf  halbem  Wege 

zwischen   Smyrna  und  Brussah  (wo  bekanntlich  auch 

beitse  Quellen.    S.  Ann.  Bd.  38  S.  479)  einige  Quellen 

angetroffen,  die  aus  porphjrischem  Trachyt  hervorkom- 

nen,  und  fast  die  Temperatur  des  siedenden  Wassers 

baben.    Unter  Verbreitung  eines  Schwefelgeruchs  setzen 

sie  stalaktitische  und  stalagmitische  Concretionen  ab,  und, 

nachdem  sie  sich  vereinigt,  bilden  sie  einen  Buch,  grofs 

(enug,  um  mehre  Mühlen  zu  treiben.    Noch  eine  engli- 

M:be  Meile  von  seinem  Ursprung  hat  das  Wasser  eine 

«olche  Temperatur,  dafs   es  ab  heifses  Bad  dient,  wel- 

cbes  von  den  Einwohnern  stark  benutzt  wird.     Bei  den 

Türken  heifsen  diese  Quellen  lUah  {Eiliah)  d.  h.  heifse 

QucUcn.  {Journ.  of  ihe  geogr.  Soc.  Vol.  VIH  p.  141.) 


376 


XV.     Ueifse  Quellen  in  der  AlgiereL 


zXuf  halbem  Wege  zwischen  Bona  und  Conetantine  lie- 
gen zwei  Orte  Hammam-Berda  '{Hammamrel-Berdclakj 
und  Hammam-mes-Kutin  {Verfluchte  Bäder) ^  die  beide 
durch  heifse  Quellen  gleich  ausgezeichnet  sind« 

Am  ersteren  Orte  sprudeln  die  Quellen  ans  eioem 
antiken  Bassin  von  rundlicher  Gestalt,  42  Meter  lang  ood 
36  Meter  breit ,  hervor,  und  zwar  mit  solcher  Ergiebig- 
keit, dafs  sie  eine  Mühle  treiben  könnten.  Ihr  Wasser 
hat  die  Temperatur  29^3  O,  ist  klar,  färb-  und  geruchlos» 
und  enthält  in  einem  Liter  0,38766  Grm.  feste  Bestand- 
theile,  bestehend  aus  Chlornatrium  (0,02155),  Cidorma- 
gnium  (0,01899),  schwefelsaures  Natron  (0,05254),  Schwe- 
fels. Bittererde  (0,00733),  schwefeis.  Kalk  (0,02),  kob- 
Jens.  Kalk  (0,20),  kohlens.  Biltererde  (0,03725),  koh- 
lens.  Slrontian  und  Eisenoxyd  (Spuren),  Kieselerde  (0^01^ 
und  organische  Substanzen  (0,02);  es  enthält  auch  freie 
Kohlensäure,  etwa  deil  fOnften  Theil  seines  Volums,  aber 
kein  Schwefelwasserstoff.  Neben  den  Quellen  entwickelt 
sich  ein  Gas,  bestehend  in  100  Vol.,  aus  86  Stickgas, 
2  Sauerstoff  und  12  Kohlensäure. 

An  dem  zweiten  Orte  haben  die  Quellen  eine  er- 
höhte Lage,  und  geben  dadurch,  so  wie  durch  ihre  Was- 
serfülle, zu  einem  prächtigen  Wasserfall  AnlaCs,  der  von 
jeher  ein  Gegenstand  der  Bewunderung  aller  Reisenden 
gewesen  ist.  Die  Temperatur  dieser  Quellen  ist  nng^ 
mein  hoch.  Im  J.  1702  fand  sie  ein  Engländer  nur  3 
bis  4®  geringer  als  die  Siedhitze  des  Wassers.  D^sfon- 
taines  bestimmte  sie  im  J.  1786  zu  96^3 C,  und  Ji« 
HH.  Antonini,  Gujon,  Baudens  und  Gonget,  wel- 
che den  zweiten  Feldzug  nach  Constantine  mitmacbteo, 
setzten  sie  auf  95^  C.    Im  Mai  1839  fand  sie  Hr.  Tri* 


377 

pier  =95^ C  (Dasselbe  Tbermometer,  welches  zu  AI« 
per  in  siedendem  destillirten  Wasser  100®  C  gezeigt  hatte, 
zeigte  neben  der  Quelle  in  derselben  Flüssigkeit  99^,5, 
in  dem  zum  Sieden  gebrachten  Mineralwasser  dagegen 
100®  C).  Selbst  der  Wasserfall  hat  noch  eine  Tempe* 
ratar  von  45^  bis  58^  (daher  sich  denn  auch  an  seinem 
Rande  eine  üppige  Vegetation  entwickelt,  z.  B.  Olean- 
der und  Dattelbäume  finden,  die  sonst  weit  und  breit 
nicht  vorkommen),  nnd  ein  Bassin  an  seinem  FuCse  zeigt 
40®  C,  obwohl  dennoch  Fische  (Barben,  Barbeaux) 
darin  leben.  Das  Wasser  der  Quellen  enthält  auf  1  Li- 
ter 1,52007  Grro.  fester  Bestandtheile,  nämlich  Chloma- 
trimn  0,41560,  Chlormagn.  0,07864,  Chlorkalium  0,01839, 
CUorcalcium  0,01085,  schwefeis.  Kalk  0,38086,  schwe- 
feis. Natron  0,17653,  schwefeis.  Bittererde  0,00763,  koh- 
lens.  Kalk  0,25722,  kohlens.  Bittererde  0,04235,  kohlens. 
Strontian  0,00150,  Arsenik  (als  Metall  bestimmt)  0,0005  ^), 
Kieselerde  0,07,  organische  Substanzen  0,06,  Fluor  und 
Eisenoxyd,  Spuren.  Das  mitten  aus  dem  heifsen  Wasser- 
strahl aufgefangene  Gas  enthielt  in  100  Volumen:  Koh- 
lensäure 97,  Stickgas  2,5,  Schwefehvasserstoff  0,5. 

In  der  Nähe  dieser  Quelle  findet  sich  eine  Pfütze 
schlammigen  Wassers,  dessen  Menge  sich  nicht  zu  ver- 
ändern scheint,  aus   dem  aber  periodisch,  nach  Pausen 

1)  Das  Detail  der  Analyse  ist  von  Hrn.  Tripier  nickt  mitgetheilt. 
£•  mufs  also  um  so  mehr  dahingestellt  bleiben,  in  wiefern  das  Ar- 
senik  wirklicb  in  dem  Mineralwasser,  oder  nur  in  den  zur  Analyse 
Mgewandten  Materialien  vorhanden  war.  Recht  wahrscheinlich  ist 
das  Erstere  schon  deshalb  niclit,  als  Fische  in  dem  Wasser  leben, 
and  uberdiefs  hat  Hr.  Guyon  bei  einer,  wie  es  scheint  spateren, 
Analyse  desselben  Wassers,  kein  Arsenik  darin  gefunden.  Nach  diesen 
sind  in  1  Liter  1,233  Grm  fester  Bestandtheile,  nämlich  kohlensaure 
Bitlererde  0,090,  kohlens.  Kalk  0,037,  kohlens.  Eisen  0,053,  Schwe- 
fels. Kalk  0,197,  schwefeis.  Bittererde  0,093,  salu.  Bittererde  0,073, 
•aks.  Natron  0,033,  salzs.  Kalk  0,167,  Kieselerde  0,013,  organisdi« 
SnbsUns  0,100  nebst  Verlust  0,377.  Hr.  G.  betrachtet  indefs  seine 
Analyse  nur  als  einen  Probeversuch  {Ann,  de  cfUm,  et  dephys,  7*. 
LXXI  p.  223). 


378 

▼ölliger  Ruhe  von  1  bis  2  Minafen  Daaer,  plötzlich  und 
etwa  10  Minaten  lang  mit  Heftigkeit  ein  Gas  herror- 
bricht,  in  dem  man  mehr  Schwefelwasserstoffgas  bemerkt 
als  die  eben  erwähnten  Qaelien  enlbalten.  Die  Tempe> 
ratur  dieses  Schlammes  ist,  während  der  Ruhe  52* G» 
während  der  Gasentwicklung  aber  höher  ^).  (Aus  einen 
Bericht  des  Hm.  Tripier  in  den  CompU  rend.  T.  IX 
p.  599.) 

XVl.     Der  Fuciner  See. 


Uieser  See  {Locus  Fucinus  bei  den  Römern,  ^ifip^ 
0ovxlva  bei  Strabo,  fl^ovxivtj  bei  Dio,  Logo  Fucino 
oder  Logo  di  Celano  bei  den  Italiänern)  liegt  in. der 
Erstreckung  von  4P56  —  42«2'N.Br.  und  IIMT  — !!• 
26' O.L. V.Paris,  2046  par.  Fufs  über  dem  Meere  (nach 
SchouW),  inmitten  der  mächtigsten  Gebirgserhebong  des 
Apennin,  welche  selbst  wiederum  die  Mitte  der  italieni- 
schen Halbinsel  bildet,  am  stidlichen  Ende  eines  Längen- 
thals,  welches  am  Monte  Coronaro,  dem  Ursprung  der 
Tiber,  beginnend,  unmittelbar  am  Fufs  der  Centralapen- 
ninenkette,  zwischen  dieser  und  einer  von  der  Tiber  und 
der  Nera  durchbrochenen  Parallelkette,  fortzieht  und,  ob- 


1)  Eine  ahnliche  Erscheinung  betrachtete  Hr.  W.  J.  Hamilton 

Dorfe  Kilisa  His«^  (etwa  37M5'N.  und  34'»  45  0.  ▼.  Grw.)  m 
Kleinasien.  Aus  einer  Lache  trüben  Wassers,  tod  30  bis  40  Pn& 
im  Durchmesser,  das  zu  kochen  scheint,  erhebt  sich  in  der  Mitte 
mit  Heiligkeit  und  unter  bedeutendem  Gerfiusch  eine  Wasscnnaaae 
von  etwa  einem  Fufs  H5be  und  anderthalb  FuTs  Di^e«  olune  dals 
dennoch  die  Lache  steigt  oder  abfliefst  Offenbar  also  eme  Llolae 
Gasentwicklung,  die  sich  auch  durch  den  Geruch  nach  Scbwefelwaa- 
serstoff  ▼errath.  Ans  dem  Veiigleiche  dieser  Ersdieinnagen  mit  den 
Angaben  von  Ammianus  Marcellinus  nnd  Philostratns  faX- 
gert  Hr.  Hamilton,  daTs  das  Dorf  Kilisa  Hisar  anf  der  StcUe  d«s 
alten  Tjrana  liege,  und  die  Lache  die  ehemals  dem  Jupiter  gewM- 
mcte  Quelle  AsbamoMU  tej  {Journ.  of  tht  gtogr^  Soc.  VoL  VIU 
p.  153). 


379 

wohl  von  einigen  Querrficken  dorchschnitten,  sich  bis  bie- 
her  iD  einer  Strecke  von  mehr  als  dreiCsig  Meilen  Ter- 
folgen  läfst.  Das  länglich  gestaltete,  von  NW  nach  SO 
gestreckte  Becken  am  Ende  dieser  Thalbildung,  welches 
den  See  aufnimmt,  ist  auf  allen  Seiten  durch  mehr  oder 
weniger  bedeutende  Höhen  eingeschlossen,  in  NO  sogar 
dorch  die  hohe  Kette  des  Monte  VelUno,  die  von  ihrem 
höchsten  Gipfel  (7683  Fufs)  fast  unmittelbar  bis  zu  der 
an  seinem  Fufse  liegenden,  gegen  5000  Fu£s  tieferen, 
Ebene  herabstürzt,  und  wie  die  Felsrücken  im  SW  und 
SO  nur  einen  schmalen  Saum  vom  hügeligen  Lande  vor- 
anliegen liCst;  selbst  an  der  nordwestlichen  Seite  bildet 
dne  sanft  bis  zu  170  Fufs  über  den  Spiegel  des  Sees 
ansteigende  Ebene  {Campi  paleniini)  einen  zusammen- 
hSngenden  Damm,  der  dieses  Becken  von  dem  Thalgrund 
des  Saltoflosses  trennt  Der  Fudner  See  hat  demnach 
fiber  Tage  keinen  Abflufs,  und  da  er  nichts  desto  weni- 
ger von  den  benachbarten  Höhen  in  der  Regel  mehr  Was- 
ser empßingt,  als  er  durch  Verdunstung  verlieren  kann, 
er  Qberdiefs  in  einem  Kalkgestein  liegt,  das  zur  Bit- 
dang  unterirdischer  Kanäle  so  sehr  geneigt  ist,  so  leuch- 
tet ein,  dafs  er  sich  des  Ueberschusses  durch  solche  Ka- 
näle entledigen  müsse.  Diefs  ist  auch  wirklich  der  Fall, 
and  dadurch  bietet  er  ein  treues  Seitenstflck  zu  dem  Ko- 
paischen  See  und  dem  See  Phonia  in  Griechenland  ^).  Da 
diese  in  den  Annalen  beschrieben  wurden,  und  des  Fu- 
cioer  Sees  in  physikalischen  Werken  nicht  gedacht  zu 
werden  pflegt,  so  wird  eine  kurze  Nachricht  über  ihn 
hier  nicht  am  unrechten  Orte  stehen.  Sie  ist  entlehnt  aus 
der  eben  so  interessanten  als  lehrreichen  Abhandlung  des 
Hra.  Kramer:  ..Der  Fudner  See  (Berlin  1839)/' 

Der  See  bildet  einen  Spiegel  von  länglich  runder, 
jedoch  unregelmäfsiger  Gestalt,  dessen  Umfang  von  ver- 
schiedenen Schriftstellern  sehr  verschieden  angegeben  wird, 
und,  innerhalb  gewisser  Gränzen  auch  wirklich  veränder- 

1)  Ami.  Ba.  38  S.  241  und  253. 


380 

lieh  ist.  Nach  der  wahrscheinlichsten  Angabe»  der  tcni 
Rirera,  beträgt  sein  Umfang  24|  Miglien,  seine  grö&te 
Lange,  von  NW  nach  SO,  9  Miglien,  und  seine  grötste 
Breite,  die  sich  im  nördlichen  Tbeiie  findet,  5|  MgL 

Ueber  die  Tiefe  des  Sees  lauten  die  Angaben  eben- 
falls verschieden;  indefs  ist  sie  auch  in  der  That,  wie 
die  von  andern  Seen  ähnlicher  Natur,  grofsen  ScbwaD> 
knngen  ausgesetzt.  Je  nachdem  mehr  oder  weniger  Schnee 
und  Regen  auf  das  benachbarte  Gebirge  gefallen  ist,  und 
)6  nachdem  die  unterirdischen  Kanäle  mehr  oder  weni- 
ger offen  sind,  steigt  und  fällt  der  See  von  Jahr  zu  Jahr, 
ohne  dafs  darin,  wie  man  .wohl  angegeben  findet,  eine 
regelmäfsige  Periode  stattfindet.  Den  niedrigsten  3tand, 
den  man  mit  Genauigkeit  kennt,  erreichte  der  See  im  J. 
1835,  als  die  Arbeiten  an  dem  schon  vom  Kaiser  Clau- 
dius angelegten  Emissar  unter  der  Leitung  von  Rivera 
beendet  waren.  Damals  betrug  seine  gröfste  Tiefe,  die 
auf  wenige  Punkte  beschränkt  ist,  und  sich,  wie  bei  an- 
dern Gebirgsseen,  auf  Seite  der  höchsten  Gebirgserhe- 
bung,  also  hier  auf  der  östlichen  Seite,  hinzieht,  39  Pal- 
men, und  in  den  übrigen  Theilen  fand  man  den  Boden, 
in  geringer  Entfernung  vom  Ufer,  fast  eine  Ebene  IhI- 
dend,  die  etwa  36  Palmen  unter  dem  Wasserspiegel  lag  ^X 
Im  J.  1789  und  besonders  1816  hatte  dagegen  der  See 
eine  solche  Höhe,  daCs  er  einen  grofsen  Theil  der  anlie- 
genden sehr  fruchtbaren  Ländereien  überschwemmte.  In 
letzteren  Jahre  soll  er  angeblich  47  Palmen  höher  ge- 
standen haben  als  im  Jahre  1835. 

Seine  Nahrung  erhält  der  See,  aufser  der  ihm 


1)  Der  Facioer  See  hatte  also  im  J.  1835  an  seinen  tiefsten  StcOeB 
nur  eine  Tiefe  von  28  — 31  Fab.  Noch  seichtier  ist  ^ttr  in  si 
Beschaffenheit  ihm  gans  gleiche«  nnr  tiefer  liegende  Logo 
bei  Perugia.  Nach  Borghi  hat  dieser  bei  hohem  Wasserstande  20,  bcf 
niedrigem  16  Fufs  Tiefe.  Die  Seen  dagegen,  weldie  AnsföUangcn 
ehemaliger  Kratcre  sind,  haben  eine  weit  bedentendere  Tiefe.  Der 
See  Ton  Albano  ist  427,  der  von  Bracciano  923  and  der  von  Bol- 
scna  430  Fnfs  tief. 


881 

roitCelbar  durch  Regen  und  Schnee  zngeführten  Wasser- 
ueDge,  aufser  mehren  zum  Theil  sehr  reichlich  fliefsen- 
den  Quellen  an  seinem  Ufer  und  selbst  auf  seinem  Bo- 
den, hauptsächlich  durch  den  Giovenco,  ein  Bächlcin  von 
10  bis  12  Miglien  Länge,  das  aus  drei  Quellen  entspringt, 
und  von  Einigen,  obwohl  nicht  mit  genügendem  Grund, 
als  gespeist  durch  einen  unterirdischen  AbfluCs  des  im  hö- 
heren Gebirge  liegenden  Logo  di  Scanno  angesehen  wird. 
Diese  Zuflüsse  werden  abgeführt  durch  unterirdische  Ka- 
näle, die  indefs,  wenigstens  gegenwärtig,  nicht  so  weite 
Schlünde  bilden,  wie  die  Höhlen  des  Zirknitzer  Sees  und 
die  Katabolhren  des  Kopaischen,  sondern  mit  Ausnahme 
einer  Oeffnung  von  einigen  Fufs  im  Durchmesser  (La 
Pedogna  genannt,  wahrscheinlich  der  Piionius  der  Alten) 
Dar  aus  kleinen  Spalten  und  Löchern  zu  bestehen  schei* 
Den.  Früher,  bei  höherem  Wasserstande,  soll  es  indefs, 
nach  dem  Zeugnisse  des  Phoebonius,  einen  Krater 
von  27  Fufs  Länge  und  Breite  und  3  Fufs  Tiefe  gege- 
ben haben,  wo  man  das  hinabstürzende  Wasser  zum  Be- 
triebe einer  Mühle  benutzte. 

Wo  das  unterirdisch  abfliefscnde  Wasser  seinen  Aus- 
gang finde,  ist  noch  nicht  entschieden.  Bei  den  Alten 
yAi  allgemein,  wie  es  scheint,  die  Quelle  der  Aqua  Mar^ 
da,  welche  von  allen  Wasserleitungen  Roms  das  schön- 
ste Wasser  hatte,  als  Ausflufs  des  Fuciner  Sees;  allein 
da  diese  Quelle  im  oberen  Aniolbal  entspringt,  20  Mi- 
glien von  dem  See,  und  getrennt  von  ihm  durch  das  tief 
einschneidende  Thal  des  oberen  Liris,  so  hat  diese  Mei- 
QUig  wenig  Wahrscheinlichkeit.  Aus  eigner  Anschauung 
findet  Hr.  Dr.  K.  es  viel  wahrscheinlicher,  dafs  der  Fi- 
^eno^  der  4  Miglien  östlich  von  Sora  entspringt,  und 
zwar  aus  einem  unmittelbar  am  Fufse  einer  hohen  steilen 
Bergwand  Uegenden  Becken  von  vielen  Hundert  Fufsen 
im  Durchmesser,  seinen  Ursprung  dem  Fuciner  See  ver- 
danke. 


382 


XVII.     lieber  den  Zirknitzer  See. 


Im  fünften  Bande  der  Wiener  „ZeilFchrift  fCir  Pbjfiil 
etc."  giebt'Hr.  Gymnasial -Lehrer  Leander  KnOpfer 
eine  Beschreibung  des  Zirknitzer  Sees,  wie  er  ihn  bei 
einem  Besuch  im  August  1837  angetroffen  bat.  Wirsa» 
hen  uns  yergebens  nach  einem  Wasserspiegel  um,  heist 
es  darin,  der  einem  See  ähnlich  gewesen  wlire,  als  der 
Ort  Zirkniiz  mit  den  umliegenden  Dörfern  in  der  Ebene 
vor  unseren  Blicken  lag;  biofs  an  dem  gegenüberliegen- 
den Gebirg  zog  sich  der  Länge  nach  ein  weifser  Streif, 
in  der  Entfernung  einer  sandigen  Steppe  ähnlich,  bin. 
Diefs  war  das  eigentlich  tiefere  Seebett ,  wo  das  wenige 
noch  zurückgebliebene  Wasser  in  einzelnen  grofsen  Riiio- 
sSlen,  die  künstlich  gegrabenen  Kanülen  glichen,  und 
den  Uebergang  lange  Strecken  aufwärts  unmöglich  macb- 
ten,  mehren  gröfseren  Mündungen  zuflofs,  in  die  es  mit 
ziemlichem  Gepolter  hinabstürzte.  Zwei  von  diesen  Darcb- 
brüchen  zeichneten  sich  durch  einen  besonders  weiten  Um- 
fang und  eine  beträchtliche  Tiefe  aus.  Mehre,  vielleicbt 
alle,  Abflüsse  mögen  sich  in  ihrem  unterirdischen  Lanf 
bald  zu  einem  und  demselben  Kanäle  vereinigen,  bald 
auch  wieder  trennen,  je  nachdem,  sich  die  Gewalt  des 
Wassers  durch  seinen  natürlichen  Druck  in  dem  verwit- 
terten und  durchlöcherten  Kalksteinlagcr  Durchgänge  n 
verschaffen  vermochte.  Endlich  kommt  das  Wasser  in 
Freudenthal  bei  Ober- Laibach  aus  mächtigen  Quellen 
wieder  zum  Yorschein  und  bildet  durch  sein  Zusammen- 
strömen in  Ein  Rinnsal  den  Laibacher  Flufs^  der  mit 
Ausnahme  jener  Zeit,  durch  welche  der  See  trocken  liegt, 
gleich  bei  seinem  Ursprünge  schiffbar  ist.  Da  der  game 
Thalgrund,  in  welchem  der  See  sich  befindet,  riDgsmB 
von  Gebirgen,  Zweigen  der  lulischeu  Alpen,  eingesoUoi* 
sea  ist,  also,  dafs  das  von  der  ganzen  Umgegend  hier 
zusammenströmende  Wasser  an  keiner  niederen  Stelle 
desselben  einen  Abflufs  findet,  so  hatte  die  Natur,  wie 
an  vielen  andern  Orten  unter  denselben  Verhältnisseiii. 
auch  hier  einen  grofsen  tiefen  See  gebildet,  der  erst  in 
der  Höhe  von  mehren  hundert  Schuhen  gegen  Nordo^ 
seinen  Abflufs  gefunden  hätte,  würde  nicht  der  mürbe  und 
durchlöcherte  Grund  dem  Wasser  unter  der  Erde  einen 


383 

Dorchganf;  gestattet  haben.  Wird  die  Masse  des  zaflie- 
bendeD  Wassers  kleiner ,  wie  im  hohen  Sommer,  mithin 
der  unterirdische  Abflufs  bedeutender  als  der  Gesammt« 
zoschufs,  so  sinkt  der  See  wie  ein  kiSnstlich  abgelassener 
Teich,  nnd  zwar  um  so  schneller,  je  geringer  der  Zuschub 
wird.  Entleeren  sich  in  dieser  Zeit  starke  Gewitter  über 
der  Gegend,  oder  hält  der  Regen  an,  so  hOrt  das  Fal- 
len des  Sees  anf,  der  Wasserstand  bleibt  entweder  ei- 
nige Zeit  hindurch  ohne  merklichen  Unterschied,  oder 
steigt  gar  wieder  und  erfüllt  neuerdings  das  ganze  Becken. 
Aus  dem  Gesagten  leuchtet  ein,  dafs  sich  keine  bestimmte 
Zeit  angeben  läfst,  wann  der  See  abfliefse  oder  mit  Was- 
ser wieder  angefüllt  werde.  Eben  so  begreiflich  ist,  data 
das  mit  Gewalt  durch  die  unterirdischen  Kanäle  sich  drSn« 
geode  Wasser  die  Höhlungen  in  dem  morschen  Kalk- 
stein immer  mehr  erweitere,  kleinere  oder  gröfsere  Trüm- 
mer an  deo  Seitenwänden  ablöse  und  mit  sich  fortreiise^ 
ond  dafür  an  engen  Stellen  den  Abfliifs  oft  auf  einige 
Zeit  hemme.  So  fliefst  heut  zu  Tage  das  Wasser,  wenn 
einmal  der  See  zu  sinken  beginnt,  in  viel  kürzerer  Zeit 
ab,  als  Yor  150  Jahren,  braucht  aber,  um  den  See  zu 
fOilen,  auch  länger  wie  damals.  Es  läfst  sich  daher  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit,  fast  mit  Gewifsheit  annehmen, 
dafs  mit  der  Zeit,  vielleicht  erst  im  Laufe  von  Jahrhun- 
derten, der  Zirknitzer  See  gänzlich  aufhören  werde  etc. 

Der  Verfasser  hat  hiebet  besonders  die  lobenswerthe 
Absicht,  die  wunderbaren  Erzählungen,  welche  sich  in  den 
ilteren  Werken  von  Sartori,  Valvassor  etc.  finden, 
ond  noch  vor  wenigen  Jahran  von  einigen  Schriftstellern 
wiederholt  wurden,  zu  berichtigen,  und  namentlich  die 
Angabe  zu  widerlegen,  als  habe  der  Ab-  und  Zuflufs  des 
Sees  etwas  Periodisches,  auf  Tag  und  Stunde  Abgemes-» 
senes,  und  als  dringe  das  Wasser  aus  denselben  Löchern 
wieder  hervor,  aus  denen  es  abgeflossen  sev.  Er  fügt  zu 
dem  Ende  noch  folgende  Nachricht  bei.  Die  Karthäuser 
>Q  Freudenthal,  denen  die  damaligen  Herren  von  Zirknitz, 
die  Fürsten  von  Eggenberg,  gegen  Ende  des  17.  Jahrhun- 
derts, die  Fischgerechtigkeit  des  Sees  zuerkannt  und  ab- 
getreten hatten,  wufsten,  was  so  eben  über  den  See  und 
seinen  Abflufs  gesagt,  recht  wohl  zu  ihrem  Vortheil  zu 
bennlzen,  mufsten  also  auch  eine  richtige  KenntnifiB  dar- 
über besitzen.  Ihre  strenge  Ordensregel  versagte  ihnen 
allen  Genub  von  Fleischspeisen;  deshalb  hatte  für  sie 


384 

ein  reicher  Fischfang  in  allen  Jahreszeiten  einen  Torzfig- 
lich  hohen  Werth.  Darum  war  ihnen  das  Abfliefsen  des 
Sees  höchst  ungelegen.  Sie  suchten  es  zu  verhindeni  ood 
liefsen  bei  leerem  Seeboden  alle  Oeffnungen  mit  eisenieo 
Gittern  tiberlegen,  Steinplatten  mit  Thon  zu  wiederholteB 
Malen  darauf  befestigen  und  die  Gruben  mit  Erde  föUeiL 
Auf  diese  Weise  gelang  es  ihnen  vvirklich  den  See  oft 
Jahre  lang  bei  hohem  Wasserstand  zu  erhalten,  was  Didit 
möglich  gewesen  wäre,  wenn  es  mit  Valvassor's  An- 
gabe von  einem  „Seepfuhle*^  unter  dem  See  seine  Ridh 
tigkeit  gehabt.  Unermfidet  suchten  die  Mönche  alle  Durd>- 
brüche,  welche  sich  von  Zeit  zu  Zeit  wieder  zeigten,  neaer- 
diogs  zu  verstopfen,  biis  ihre  Aufhebung  den  See  seinea 
Schicksale  überliefs. 

Ohne  Zweifel  ist  die  hier  ausgesprochene  Ansidit 
ganz  naturgetreu,  und,  wenn  sie  nicht  allgemein  verbrei- 
tet sejn  sollte,  ihre  Yeröffentlichung  auch  zeitgemäfs.  Iih 
defs  ist  doch  zu  bemerken,  dafs  Tobias  Gr über,  der 
im  April  1773  den  Zirknitzer  See  besuchte,  in  seinen 
,yBriefen  hydrographischen  u,  physikalischen  Inhalts  aas 
Krain'*  (Wien  1781)  schon  in  der  Hauptsache  dieselbe 
Meinung  aufgestellt  hat.  Seine  umstdndiiche  und  durdi 
Abbildungen  erläuterte  Beschreibung  des  Sees  stiiunit  im 
Wesentlichen  mit  der  des  Hrn.  K.  vollkommen  fiberein. 
Auch  nach  ihm  sind  es  vorzüglich  zwei  am  Fufs  des  Ber- 
ges JaQomih  {Jauernik)  befindliche,  «nächtige  Höhleo 
Vranja  jama  und  Sucha  dulza  {Seka  dulkaX  aus  denen 
das  Wasser,  wenn  viel  Regen  auf  das  Gebirge  gefallen» 
oder  viel  Schnee  daselbst  geschmolzen  ist,  mit  grober 
Gewalt  hervorstürzt  und  dem  See  zueilt,  und  eben  so^ 
anfser  vielen  kleinen  Löchern,  besonders  zwei  Scblfinde 
am  Ostende  des  Sees,  die  grofse  und  kleine  KarlouxM 
{Mala  und  Velka  Karlouza)  durch  die  dasselbe  wieder 
abfliefst.  Uebrigens  sah  auch  Grub  er  den  See  nortnr 
Zeit  seiner  Ebbe;  es  wäre  daher  wohl  zu  wtinscheo,  dali 
ein  Naturforscher  einmal  Zeuge  seiner  Anschwellung  sejn 
könnte. 


BericKti'gang.     S.  337  Z.  2  st  schmiizl  I.  siedeK 


ANNAL'EN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

MI.  ERGÄNZUNG.  8t  3; 

L    Fünfzehnte  Reihe  von  Experimental  ^  Unter- 
suchungen über  Elektricität; 

Qon  Michael  Faraday 

(Mitgetheat  Tom  Hm.  Verfatfer  mu  den  PhUoi.  TransaeL/.  1839  pi.  /.) 


§.  23.    Ueber  den  Charakter  und  die  Ritihtung 
der  elektrischen  Kraft  des  Gymnotns. 

1749«  i^o  wundervoll  die  Gesetze  und  Erscheinungen 
der  Elektricitftt  sind,  wenn  sie  sich  in  unorganischer  oder 
todter  Materie  offenbaren,  so  kann  doch  das  Interesse  an 
denselben  kaum  einen  Verglich  ertragen  mit  dem»  wel- 
ches sie  erregen,  wenn  sie  mit  dem  Nervensystem  und  dem 
Leben  verknüpft  sind.  Und  wenn  auch  die  Dunkelheit, 
die  für  jetzt  den  Gegenstand  umgiebt,  die  Wichtigkeit 
desselben  zur  Zeit  verdecken  mag,  so  mufs  doch  jeder 
Fortschritt  in  unserer  Kenntnifs  von  dieser  mächtigen 
Kraft  in  ihren  Bezug  auf  träge  Masse  {inert  thinjgs)  dazu 
beitragen,  jene  Dunkelheit  zu  zerstreuen,  und  das  unge- 
meine Interesse  dieses  erhabenen  Zweiges  der  Physik  ein- 
leuchtender zu  machen.  In  der  That  sind  wir  nur  an  der 
Schwelle  der  Kenntnisse,  die,  wie  sich  ohne  Anmafsung 
Slaoben  läfst,  dem  Menschen  über  diesen  Gegenstand  er« 
laubt  sind;  und  die  vielen  ausgezeichneten  Physiker,  wel- 
che zur  Kunde  desselben  beigetragen,  haben,  wie  aus.  ihren 
Schriften  deutlich  hervorgeht,  diefs  bis  zum  letzten  Au- 
Senblick ,  empfunden. 

1750.  Seit  wir  das  Daseyn  und  die  Lebensweise 
^on  Thieren,  die,  wie  die  Elektrisirmaschine,  die  Vol- 
ia'sche  Batterie  und  der  Blitz,  das  Nervensystem  zu  er- 
icbflttera    vermögen«   durch  Richer,  S'GravesandOf 

Pofgend.  Ann.  ErgSittiiogsbd.  I..  25 


Firmin,  Walshi  A.  v.  Hamboldt  u.  A.  kennen  ge- 
lernt^ hat  es  ein  steigendes  Interesse  erlangt,  die  Lebens- 
kraft dieser  Thiere  als  einerlei  mit  der  Kraft,  die  wir 
ans  trSger  Materie  hervorrufen  und  Elektricität  nennea 
(265.  351),  nachzuweisen.  Fttr  den  Zitterrochen  {^of- 
pedo)  ist  dielis  zur  Genüge  gethan,  und  die  Richtung  des 
Stroms  der  Kraft  bestimmt  durch  die  vereinigten  und  folg- 
vreisen  Arbeiten  von  Walsh  '),  Cavendish  *),  Gat 
vani  ^),  Gardini  ^),  A.  v.  Humboldt  und  Gaj-Lus- 
sac*),  Todd«),  Humphry  Davy'),  John  Davy'X 
Be^querel*)  und  Matteucci  ^^). 

1751.  Auch  der  Gyhmotus  {Zitteraal)  ist  zu  dcoh 
selben  Zweck  untersucht  worden,  und  die  Yersudie  von 
Williamson"),  Garden"),  A.  v.  Humboldt  ^'X 
Fahlberg  ^^)  und  Guisan  ^')  sind  in  dem  Nachwai 
Ober  die  Einerleiheit  der  elektrischen  Kraft  dieses  Thien 
mit  der  gewöhnlichen  Elekfridt&t  sehr  weit  gediehen;  die 
beiden  letzten  Physiker  haben  sogar  Funken  erhalten. 
,  1752.    Der  Gymnotus  scheint  zu  ferneren  Untersa- 

1)  Philosoph.  Tramaet.  1773  p.  461. 

2)  Ibid.  1776  p.  196. 

3)  Aldini'«  Essai  sw  ie  Gaipanisme  T.  II  p,%\. 

4)  D«  Eiedriei  ignis  Natura  §.  71.  Maniua,  17d2. 

5)  Ann.  de  chimie  T.  XIF  p.  15.  (Gilb.  Ann.  T.  XXU  p.  1.) 

6)  Phil  Transaei.  1816  p.  120. 

7)  Ibid.  1829  p.  15.  (Ann.  Bd.  XVI  S.311.) 

8)  Ibid.  1832  p.  259  (Ann.  Bd.  XXYH  S.542)  nnd  1834  p.  531. 

9)  Traitd  de  rUteirieiH  T.  IF  p.  264 

10)  Bibiioih.  uniperseUe  1837  T.  XII p.  163  {vti^.  Ann.  Bd.  XXXH 
S.  485;  andi  GoUadon  ebendaselbit  S.  411.    P.) 

11)  PhiL  Transaei.  1775  p.  94. 

12)  Ibid.  1775  p.  102. 

13)  Reiai.  bist.  tdii.  4  T.  U  p.  187  chap.  XFIL 

14)  Vetensk,  Acad.  HandUngar  1801  p.  122.  (Gilb.  Ann.  Bd-ITT 
S.  416. 

15)  De  Gymnoto  siectricot  Tubingae  1819. 


387 

cbaiigen  in  diesem  {r^bud)  Zweige  der  WisBenschafl; 
m  gewissea  BeziebuDgen,  besser  geeignet  zo  jBeyn,  ab 
die  Torpedo,  besonders  weil  er,  wie  schon  A.  v.  Hum* 
boldt  bemerkt,  Einsperrung  erträgt,  and  sich  länger  le- 
bend und  gesund  aufbewahren  labt  Einen  Gymnotns 
bat  man  schon  mehre  Monate  in  Tbitigkeit  erhalten,  wQÜi- 
rend  J.  Davy  die  Torpedo  nicht  Ober  12  bis  15  Taga 
aufbewahren  konnte;  ja  Mattencci  war  mdit  im  Stande 
▼on  116  Zitterrochen  einen  einzigen  länger  als  drei  Tage 
lebend  zu  erhalten,  obwohl  alle  Umstände  zn  ihrer  Auf- 
bewahrung günstig  waren  ^).  Gymnoten  %u,  erlangen,  war 
daher  eine  Sache  von  Wichtigkeit.  Angeregt  sowohl  ab 
geehrt  durch  sehr  gütige  Mittheilungen  des  Hm.  A.  von 
Humboldt  *),  wandte  ich  mich  im  J.  1836  an  das  Co- 
loDial-Amt,  mir  einige  dieser  Thiere  za  verschaffen,  ms 
anir  denn  auch  versprochen  wurde. 

1753.  Seit  dem  hat  auch  Sir  Everard  Home  ei- 
nen Freund  beauftragt,  einige  Gymnoten  herzusenden, 
und  andere  Herren  haben  sich  zu  gleichem  Zwecke  be« 
mfiht.  Dieser  Eifer  veranlafst  mich,  aus  einem  Schreiben 
des  Hm.  A.  v.  Humboldt,  dasjenige  mitzutheilen,  was 
ich  auf  meine  Frage,  wie  man  diese  Thiere  am  besten 
fiber  den  Ocean  herschaffe,  zur  Antwort  empfing.  Er.  sagt: 
»Die  Gymnoten,  welche  in  den  LIanos  von  Caracas  (un- 
weit Calabozo)  in  allen  kleinen  Zuflüssen  des  Orinoco, 
im  englischen,  französischen  und  holländischen  Guiana 
hSofig  vorkommen,  sind  nicht  schwierig  zu  transportir/en. 
Wir  verloren  sie  in  Paris  nur  so  bald,  weil  sie,  unmätelbar 
nadi  ihrer  Ankunft  zu  sehr  (durch  Versuche)  angestrengt 
wurden.  Die  HH.  Norderling  und  Fahlberg  hielten 
sie  zu  Paris  vier  Monate  lang  lebend.  Ich  würde  ratben, 
rie  aus  Surinam  (Essequibo,  Demerara,  Cayenne)  im  Som- 
mer herfiberzuschaffen,  denn  der  Gymnotus  lebt  in  sei- 
nem Yaterlande  im  Wasser  von  25®  C.    Einige  sind  fünf 

1)  Bihäoih.  uniptrs.  1837  T.  XH  p.  174. 

2)  TersL  Ami.  Bd.  XXXYII  S.  241. 

25» 


388 

FuCb  lang,  allein  ich  wflrde  rathen,  die  von  27  bis  2B 
Zoll  auszuwählen.  Ihre  Kraft  ist  veränderlich  nach  ibrer 
Nahrung  und  ihrer  Ruhe.  Da  sie  nur  einen  kleinen  Mageo 
haben»  so  essen  sie  wenig  und  oft;  ihrtf  Nahrung  besteht 
aoa  gekochtem  Fleisch,  ungesalzenen  kleinen  Fischen  vsA 
selbst  Brot.  Ehe  man  sie  einschifft,  hat  man  ihre  Stärke 
und  die  passendsten  Nahrungsmittel  zu  prüfen,  aoch  mob 
man  nur  solche  Fische  aussuchen,  die  schon  an  die  Ge- 
fangenschaft gewöhnt  sind.  Ich  bewahrte  sie  in  einen 
Kasten  oder  Trog  von  etwa  vier  Fufs  Länge  and  16 
Zoll  Breite  und  Höhe.  Das  Wasser  mufis  süfses  sejn, 
und  alle  drei  bis  vier  Tage  erneut  werden.  Man  M 
den  Fisch  nicht  hindern  an  die  Oberfläche  zu  konnncOt 
denn  er  Hebt  es  Luft  zu  schöpfen.  Rund  um  den  Trog 
mu£B  ein  Netz  gezogen  werden,  denn  der  Gymnotns  springt 
oft  zum  Wasser  heraus.  Das  sind  alle  Vorschrifteii,  & 
ich  Ihnen  zu  geben  weife.  Es  ist  jedoch  mehlig ,  da(s 
das  Thier  nicht  gequält  oder  angestrengt  werde,  deoo 
durch  häufige  elektrische  Entladungen  erschöpft  es  sidi. 
In  demselben  Troge  können  mehre  Gjmnoten  aufbewabrt 
werden. " 

1764.  Kürzlich  ist  durch  Hm.  Porter  ein  GyB- 
notus  nach  England  gebracht,  und  von  den  Eigenthflmeni 
der  Gallerie  in  der  Adelaide  -  Straise  gekauft  worden. 
Dieselbei-  hatten  sogleich  die  Güte,  mir  den  Fisch  xnn 
Behufe  einef  wissenschaftlichen  Untersuchung  anzohietes, 
und  ihn  für  die  Zeit  ganz  zu  qaeiner  Verfügung  zu  stel- 
len, damit  seine  Kräfte  (den  Vorschriften  des  Hm.  A' 
▼•  Humboldt  gemäfs  (1753))  nicht  geschwächt  werden 
möchten.  Unterstützt  von  den  HH.  Bradlej  undGas- 
siot,  zuweilen  auch  von  den  HH.  Daniell,  Owenooil 
Wheatstone,  ist  es  mir  gelungen,  an  diesem  Exemplait 
die  Identität  der  Kraft  des  Gymnotus  mit  der  gemeineB 
Elektridtät  in  jeder  Hinsicht  nachzuweisen  (265.  351  et4 
Alle  diese  Beweise  sind  schon  früher  mit  der  Torpedo 
(1750)  erhalten,  und  dmge,  wie  z.  B.  Schläge,  SCröae 


389 

(circuit),  Fankeo  (1751X  audi  mit  dem  Gymnotos;  den- 
noch  glaube  ich,  dafs  der  K.  Gresellscfaaft  ein  kurzer  Be- 
richt ¥0D  den  Resultaten  angenehm  seyn  werde;  ich  gebe 
sie  als  nothwendige  vorläu6ge  Versuche  zu  der  Unter- 
sachung,  die  ich  hoffe  nach  Ankunft  der  erwarteten  Thiere 
(1752)  anstellen  zu  können. 

1755.  Der  Fisch  ist  vierzig  Zoll  lang.  Er  wurde 
im  März  1838  gefangen  und  am  15.  August  in  die  Gal- 
lerie  gebracht  y  wurde  aber  von  der  Zeit  seiner  Gefan- 
gennehmung bis  zum  19.  October  nicht  gefüttert  Vom 
24.  August  an  that  Hr.  Bradley  jeden  Abend  etwas  Blut 
in  das  Wasser,  unä  gab  ihm  jeden  Morgen  frisches  Was- 
ser; auf  diese  Weise  bekam  das  Thier  vielleicht  einige 
Nahrung.  Am  19.  October  tödtete  und  frab  es' vier  kleine 
Fische;  seitdem  wurde  ihm  kein  Blut  mehr  gegeben,  es 
oahm  nun  sichtlich  zu  und  verzehrte  im  Durchschnitt  täg- 
lich einen  Fisch  ^). 

1756.  Ich  experimentirte  zuerst  mit  ihm  am  3.  Sep* 
tembcr,  da  er  anscheinend  matt  war,  aber  starke  Schläge 
gab,  als  man  die  Hände  zweckmälsig  auf  ihn  legte  (1760. 
1773  etc.).  Die  Versuche  wurden  an  vier  verschiedenen 
Tagen  gemacht,  in  Zwischenzeiten  der  Ruhe  von  einem 
Monat  bis  zu  einer  Woche.  Seine  Gesundheit  schien 
sich  fortwährend  zu  bessern,  und  während  dieser  Zeit, 
zwischen  dem  dritten  und  vierten  Tag,  begann  er  zu 
fressen. 

1757.  Aufser  den  Händen  wurden  zwei  Arten  von 
Collectoren  angewandt.  Die  eine  Art  bestand  aus  zwei 
Kopferstäben,  jeder  15  Zoll  lang,  mit  einer  Kupferscheibe 
▼OD  1^  Zoll  im  Durchmesser  an  einem  Ende,  und  einem 
Kupfercylinder,  als  Handhabe,  an  dem  andern.  Von  der 
Scheibe  aufwärts  waren  die  Stäbe  mit  einer  dicken  Kaut- 
schuckröhre  umgeben,  um  sie  von  dem  Wasser  zu  iso- 
liren.  Durch  diese  konnten  einzelne  Theile  des  Fisches, 
während  er  im  Wasser  war,  untersucht  werden. 

1)  Die  venchrlen  Fuche  waren:  Grflndlingc,  Karpfen  und  Barse. 


390 

1758.  Die  andere  Art  voo  CoUectoren  bezweckte 
die  Schwierigkeit  za  heben,  die  mit  der  ToUstSndigen  Ein- 
tanchung  des  Fisches  in  Wasser  yerknOpft  ist  Denn 
selbst  wenn  ich  den  Funken  bekam,  hielt  ich  mich  nicht 
überhoben,  den  Fisch  in  die  Luft  zu  bringen.  Eine  Ku- 
pferplatte, 8  Zoll  lang  und  2^  Zoll  breit,  wurde  sattel- 
förmig gebogen,  damit  sie  über  den  Fisch  griff  and  eine 
gewisse  Strecke  des  Rückens  und  der  Seiten  einscblob, 
und  daran  war  ein  dicker  Kupferdraht  gelOthet,  om  die 
dektrische  Kraft  zu  dem  Experimentir-Apparat  zu  leiten. 
Ein  Wamms  von  Tafel  -  Kautschuck  (Jaciet  of  sheä 
caouichouc)  wurde  auf  dem  Sattel  befestigt;  die  Rinder 
desselben  ragten  am  Boden  und  an  den  Enden  herror, 
die  Enden  convergirten,  um  in  gewissem  Grade  sich  an 
den  Körper  des  Fisches  zu  legen,  und  die  unteren  RSnder 
federten  gegen  eine  horizontale  Fliehe,  auf  welche  die 
Sättel  gestellt  wurden.  Der  etwa  in  das  Wasser  kom« 
mende  Theil  des  Drahts  war  mit  Kautschuck  überaogen. 

1769.  Diese  CoUectoren,  auf  den  Fisch  gesetxt, 
sammelten  hinreichend  Kraft,  um  viele  elektrische  Effecte 
zu  erhalten.  Wenn  aber,  um  z.  B.  Funken  zu  eiiangen, 
jeder  möglidie  Yortheil  nöthig  war,  wurden  Glasplattoi 
auf  den  Boden  des  Wassers  gelegt,  und,  wenn  der  Fisch 
über  ihnen  war,  die  Conductoren  auf  ihn  gesetzt,  bis  die 
unteren  Kautschuckränder  auf  dem  Glase  ruhten,  so  dab 
der  Theil  des  Thiers'  innerhalb  des  Kautschucks  fast  so 
gut  isolirt  war,  wie  wenn  es  sich  in  der  Luft  befundeo 
hätte. 

1760.  Schläge.  Die  Schläge  dieses  Thierea  waren 
sehr  kräftig,  wenn  die  Hände  in  günstiger  Lage  auf  das- 
selbe gesetzt  wurden,  d.  h.  eine  auf  den  Körper,  nahe 
am  Kopf,  die  andere  nahe  am  Schwanz.  Je  näher  die 
Hände,  bis  zu  gewisser  Gränze,  an  einander  gebracht  wa- 
ren, desto  weniger  stark  war  der  Schlag.  Die  Scheibco- 
CoUectoren  führten  die  Schläge  sehr  gut  zu  den  Hindee, 
wenn  diese  angefeuchtet  und  mit  den  cylindrischen  Rand- 


391 

haben  in  genauer  Berührang  waren,  dagegen  fast  gar  nicht, 
wenn  die  Handhaben  auf  gewöhnliche  Weise  aut'  trock- 
nen Hflnden  angefaftt  wurden. 

1761t  Gali^anometer.  Bei  Anwendung  der  saUel- 
ibnnigen  Collectoren,  einen  auf  dep  Yordertbeil,  den  an- 
dern anf  den  Hintertheil  des  Gyoinotus  gesetzt,  wurde 
leicht  auf  ein  GalTanometer  eiogewirkt.  Dieses  war  nicht 
besonders  empfLndlich ,  denn  ein  Plattenpaar,  Zipk  und 
Platin,  zwischen  welches  die  Zuuge  gesteckt  worden,  be- 
wirkte keine  gröOsere  bleibende  Ablenkung  als  25^;  dann 
betrug,  wenn  der  Fisch  einen  starken  Schlag  gab,  die 
Ablenkung  30®,  und  einmal  sogar  40^  Die  Ablenkung 
hatte  beständig  einerlei  Richtung,  indem  der  Strom  im- 
mer von  dem  Yordertbeil  des  Thiers  durcb  das  Galva- 
nometer nach  dem  Hintertheil  ging.  Der  erstere  war  da- 
her nach  aufsen  positiv,  der  letztere  negativ.  ^ 

1762.  Magneiisirung.  Als  eine  kleine  Schraube, 
aus  22  Fqfs  beseideten,  um  eine  Federpose  gewickelten 
Kopferdraht,  in  die  Kette  gebracht,  und  eine  angelassene 
Stahlnadel  hineingelegt  worden,  wurde  diese  magnetisch, 
mid  ihre  Polarität  entsprach  jedesmal  einem  Strom  von 
dem  Yordertbeil  des  Gymnotus  durch  die  angewandten 
Leiter  nach  dem  Hintertheil. 

1763.  Chemische  Zersetzung.  Eine  polare  Zer- 
setznng  der  Jodkalium -Lösung  war  leicht  zu  erhalten. 
Brei-  oder  vierfach  zusammengeschlagenes  Papier,  mit 
der  Lösung  befeuchtet  (322),  wurde  zwischen  eine  Pla- 
tinplatte  und  das  Ende  eines  Platindrahts  gebracht,  die 
bdde  mit  den  sattelförmigen  CoUectoroi  (1758)  verbun- 
den waren.  Sobald  der  Draht  mit  dem  Collector  auf 
dem  Yordertbeil  des  Gymnotus  verbunden  ward,  erschien 
SD  seinem  Ende  Jod;  war  er  dagegen  mit  dem  andern 
Collector  verbunden,  so  schied  sich  nichts  aus  an  der 
Stelle  des  Papiers,  wo  es  zuvor  erschien.  Die  Richtung 
des  Stroms  war  also  auch  hier  die  nämliche,  wie  bei  den 
früheren  Proben. 


1764.  Dnrdh  dieses  PrO&nittel  verglidi  id&  ^en  Kt- 
teltbeil  des  Fisches  mit  andern  Theil^i ,  vorderen  und 
hinteren ,  und  fand  dadurch ,  dafs  der  anf  die  Bfitte  ge- 
setzte Collector  A  negativ  war  gegen  den  CoUector  B^ 
wenn  dieser  auf  den  vorderen  Theilen  stand,  dagegen 
positiv  gegen  B^  wenn  dieser  auf  Theile  näher  am  Sdiwam 
gestellt  war.  Innerhalb  gewisser  Grftnzen  scheint  demnach 
der  Zustand '  des  Fisches,  zur  Zeil  des  Schlages  nach  an- 
Isen,  ein  soldier  za  seyn,  dafs  jeder  Theil  gegen  die  vor- 
deren negatWf  und  gegen  die  hinteren  positiv  ist. 

1765.  Wärme- Erregung.  Bei  Anwendung  eines 
Harris'schen  Thermo -Elektrometers,  das  Hrn.  Gassiot 
gehört^  glaubten  wir  einmal,  als  die  Ablenkung  des  Gal- 
vanometers 40®  betrug  (1761),  eine  schwache  Tempera- 
tur-Erhöhung  zu  bemerken.  Ich  selbst  beobachtete  in- 
defs  das  Instrument  nicht,  und'  einer  von  denen,  welcher 
zuerst  die  Wirkung  gesehen  haben  wollte,  bezweifelt  sie 
jetzt  »X 

1766.  Funken.  Er  wurde  folgendermaßen  erhi^ 
ten.  Ein  gutes  magneto- elektrisches  Gewinde  mit  anen 
Kern  von  weichem  Eisen,  war  mit  einem  Ende  befestigt 
an  einem  der  sattelförmigen  CoUectoren  (1758),  und  nil 
dem  andern  an  einer  neuen  Stahlfeile,  während  man  eine 
zweite  Feile  mit  dem  Ende  des  anderen  Collectors  ver- 
bunden hatte.  Eine  Person  rieb  die  Feilen  an  einander, 
während  eine  zweite  die  CoUectoren  auf  den  Fisch  setzte^ 
und  ihn  zur  Thätigkeit  anzureizen  suchte.  Durch  die  Rei- 
bung der  Feilen  wurde  der  Contact  sehr  oft  unterbro* 
dien  und  wiederhergestellt,  was  den  Zweck  hatte,  den 
Moment  zu  erhaschen,  wo  der  Strom  durch  den  Draht 
und  das  Gewinde  ging,  und  durch  Unterbrechung  des  Con- 
tacts,  während  des  Stroms ,  die  Ele^tridtftt  als  Funke 
sichtbar  zu  machen. 

1767.  Viermal  erschien  ein  Funke  und  fast  alle  Ao- 

1)  Bei   ipSteren  Venocben  derselben  Art  konnten  wir  die  WiriROf 
nickt  eriialten. 


wesenden  sahen  ihn.  DaÜB  er  nicht  von  der  blofsen  Bei« 
hang  der  Feilen  herrfihrtey  zel^e  sich  dadurch,  dafs  diese 
allein,  ohne  den  Fisch,  einen  solchen  nicht  lieferten.  Spä* 
terhin  nahm  ich  statt  der  unteren  Feile  eine  roürende 
SUblpIatte,  die  an  einer  Seite  feilfOrmig  geschnitten  war, 
und  statt  der  oberen  Feile  einen  Draht  von  Eisen,  Ku- 
pfer oder  Silber.  Mit  jedem  wurde  dann  ein  Funke  er- 
halten ^). 

1768.  Das  waren  die  allgemeinen  elektrischen  Er- 
scheinungen, die  von  diesem  Gymnotns,  während  er  in 
seinem  natürlichen  Element  lebte,  erhalten  wurden.  Zu 
verschiedenen  Malen  wurden  mehre  derselben  zugleich 
erhalten.  So  wurde  durch  eine  einzige  Entladung  der 
elf^ktrischen  Kraft  des  Thiers  eine  Stahlnadel  magnetisirt, 
das  Galvanometer  abgelenkt  und  vielleicht  ein  Draht  er- 
idtzt. 

1769.  Ein  ferneres,  doch  kurzes  Detail  von  Yer- 
sachen  Ober  die  Quantität  und  Anordnung  ( Disposition ) 
der  Elektricität  in  und  an  diesem  wunderbaren  Thiere 
wird  hier,  glaube  ich,  nicht  am  unrechten  Orte  stehen. 

1770.  Wenn  der  Schlag  stark  ist,  ähnelt  er  dem 
einer  groisen,  schwach  geladenen  Leidner  Batterie,  oder 
dem  einer  guten  Volta'schen  Batterie  von  vielleicht  hun- 
dert oder  mehren  Plattenpaaren,  die  nur  einen  Moment 
gesdilossen  ist.  Ich  bemühte  mich,  eine  Idee  von  der 
Elektricitätsm^i^tf  zu  bekommen,  indem  ich  eine  grofse 
Leidner  Batterie  verband  (291)  mit  zwei  Messingkugeln 
von  über  drei  Zoll  im  Durchmesser,  die  in  einer  Röhre 
mit  Wasser  sieben  Zoll  auseinander  standen,  so  daCs  sie 
diejenigen  Theile  des  Gymnotns  vorstellen  müchten,  anf 
welche  die  Collectoren   gesetzt  wurden;  um  die  Intensi- 

1)  Bei  einer  spateren  Zos^mmenkunit,  in  welcher  wir  Tersachten,  die 
Anaehnng  von  Goldblattdien  henroraabpingen,  wurde  der  Funke  di- 
rect  zwiscben  swei  festen  Flachen  erhalten.  Das  Inductionsgewinde 
(1766)  wurde  entfernt  und  nur  (▼erhaltnifsmaisis)  kurze  Drahte  an« 
gewandt. 


S94 

tat  der  EntladoDg  zu  schwächeD,  war  anderswo  eine 
(süß'fold)  dicke  und  acht  Zoll  lange  feuchte  Schnur  in 
den  Bogen  eingescbaltet,  was  für  nöthig  gefunden  wurde^ 
um  zu  yerhfiten  das  leichte  Auftreten  von  Funken  an  den 
Enden  der  CoUectoren  (1758),  wenn  sie,  wie  es  früher 
bei  dem  Fisch  geschah,  in  dem  Wasser  nahe  bei  den 
Kugeln  angewandt  wurden.  Wenn  nach  dieser  Vorkdi- 
rung  die  Batterie  stark  geladen  und  darauf  entladen  wurden 
während  die  Hände  nahe  bei  den  Kugeln  in  das  Wasser 
gesteckt  waren,  wurde  ein  Schlag  gefühlt,  der  dem  von 
dem  Fisch  sehr  ähnelte.  Der  Versuch  macht  zwar  kei- 
nen Anspruch  auf  Genauigkeit,  allein  da  die  Spannungi 
vermöge  der  mehr  oder  weniger  leichten  Funken  -  Er- 
zeugung, in  gewissem  Grade  nachgeahmt,  und  aus  den 
Sdilage  geschlossen  werden  konnte,  ob  die  Menge  un- 
gefähr die  nämliche  war,  so  glaube  ich,  dürfen  wir  fol- 
gern, dafs  eine  einzige  mittlere  Entladung  des  Fisches 
wenigstens  gleich  ist  der  Elektricität  einer  aufs  Höchste 
geladenen  Leidner  Batterie  von  15  Flaschen,  die  an  bei- 
den Seitep  eine  Belegung  von  3500  Quadratzoll  darbie- 
ten (291).  Der  Schlufs  hinsichtlich  der  grofsen  Elektri- 
citätsmenge  in  einem  einzigen  Schlag  des  Gymnotus  stimmt 
vollkommen  überein  mit  dem  Grade  von  Ablenkung  wet 
che  derselbe  einer  Magnetnadel  ertheilen  kann  (367.  860. 
1761),  so  wie  auch  mit  dem  Betrage  der  chemischeo 
Zersetzung  bei  Elektrolysirungs- Experimenten  (374.  860. 
1763). 

1771.  So  grob  auch  die  Kraft  in  einem  einzigeo 
Schlage  ist,  so  giebt  doch  der  Gymnotos,  wie  v.  Hum- 
boldt beschreibt  und  auch  ich  erfahren  habe,  einen  dop- 
pelten und  dreifachen  Schlag;  diese  Fähigkeit,  sogleicb 
die  Wirkung  mit  einer  kaum  merkbaren  Zwischenzeit  zu 
wiederholen,  ist  sehr  widitig  für  die  Betrachtungen  über 
den  Ursprung  und  die  Erregung  der  Kraft  in  dem  Thiere. 
Waish,  V.Humboldt,  Gay-Lussac  und  Matencci 


395 

haben  dasselbe  bei  der  Torpedo  bemerkt,  jedoch  io  ei- 
nem weit  eaffallenderen  (fare  more  stricking)  Grade. 

1772.  Da  in  dem  Moment,  wo  der  Fisch  einen 
Schlag  beabsichtigt,  die  vorderen  Theile  positiv  und  die 
hinteren  negativ  sind,  so  kann  daraus  gefolgert  werden, 
daCs  ein  Strom  vorhanden  ist  von  jenen  za  diesen  durch 
feden  Theil  des  Wassers,  welches  das  Thier  bis  zu  ei- 
nem beträchtlichen  Abstände  umgiebt.  Der  Schlag,  den 
man  empftngt,  wenn  die  Hände  in  der  günstigsten  Lage 
sind,  ist  also  nur  die  Wirkung  eines  sehr  kleinen  Theils, 
der  in  diesem  Augenblick  von  dem  Thier  entwickelten 
Elektricität ;  bei  weitem  der  grOCste  Theil  geht  durch  das 
ungebende  Wasser.  Dieser  ungeheure  Aubenstrom  mufs 
in  dem  Fisch  begleitet  sejn  von  einer  einem  Strom  äqui- 
palerUen  Wirkung,  welche  die  Richtung  von  dem  Schwanz 
za  dem  Kopfe  hat  und  gleich  ist  der  Summe  aller  die- 
ser  äu/seren  Kräfte.  Ob  der  Procefis  des  Entwickelns 
and  Erregens  der  Elektricität  in  dem  Fisch  die  Erzeu- 
gong  dieses  inneren  Stroms  (der  nicht  nothwendig  so 
schnell  und  momentan  als  der  äubere  zu  sejn  braucht) 
einschliefse,  muCs  für  jetzt  dahingestellt  bleiben;  allein 
cor  Zeit  des  Schlags  hat  das  Thier  anscheinend  nicht  die 
elektrischen  Empfindungen,  welche  er  in  seinen  Umge- 
bangen  veranlaCst. 

1773.  Mit  Hülfe  der  Fig.  1  Taf.  Y  will  ich  einige 
eiperimentelle  Resultate  angeben,  welche  den  den  Fisch 
aolgebenden  Strom  erläutern  und  zeigen,  weshalb  der 
Sddag  durch  die  verschiedenen  Verbindungsweisen  der 
Person  mit  dem  Thier,  oder  durch  die  verschiedene  Lage 
derselben  gegen  dieses  in  seinem  Charakter  abgeändert 
wird.  Der  grofse  Kreis  stellt  den  Kübel  vor,  in  wel- 
chem das  Thier  enthalten  ist;  er  hält  46  Zoll  im  Durch- 
messer; die  Wassertiefe  beträgt  3,5  Zoll;  er  ruht  auf 
drei  trocknen  Füfisen.  Die  Zahlen  bezeichnen  die  Orte» 
wo  die  Hände  oder  scheibenförmigen  Coaductoren  (1757) 


^ 


306 

angebracht  wurden ,  and  wenn  aie  dicht  an.  dem  Thiere 
stehen,  bedeuten  sie,  dafs  dieses  berührt  wurde.  Die 
verschiedenen  Personen  will  ich  durch  jI^  B,  C  etc.  be- 
zeichnen; A  ist  die  den  Fisch  zur  Wirkung  reizende 
Person. 

1774.  Wenn  nur  eine  Hand  im  Wasser  war,  wurde 
der  Schlag  auch  nur  in  dieser  gefühlt,  an  was  für  eineo 
Theil  des  Fisches  sie  auch  angebracht  ward.  Er  war 
nicht  sehr  stark  und  nur  in  dem  in  Wasser  getauchten 
Theile  fühlbar.  Bei  Eintauchung  der  Hand  und  eines 
Theils  Tom  Arm  wurde  der  Schlag  in  allen  eingeCauchten 
Theilen  verspürt. 

1775.  Befanden  sich  beide  Hände  im  Wasser  und 
an  denselben  Theilen  des  Fisches,  so  war  der  Schlag 
noch  verhältnifiBmäfsig  schwach  und  blofs  in  den  einge- 
tauchten Theilen  spürbar.  Dasselbe  fand  statt,  wenn  die 
Hände  an  gegenüberliegenden  Theilen,  wie  in  1  und  2, 
oder  3  und  4,  oder  5  und  6  waren,  oder  die  eine  unter 
und  die  andere  über  diesen  Stellen.  Wurden  die  Scheiben- 
Collectoren  an  diesen  Stellen  angewandt,  so  fühlte  die 
sie  haltende  Person  nichts  (übereinstimmend  mit  6ay- 
Lussac's  Beobachtung  an  der  Torpedo  ^)),  während 
andere  Personen,  mit  beiden  Händen  in  einiger  Eotfer- 
nung  vom  Fisch,  beträchtliche  Schläge  erhielten. 

1776.  Wurden  beide  Hände  oder  Scheiben -Colle- 
ctoren an  Stellen  gelegt,  die  durch  einen  Theil  der  Länge 
des  Thieres  getrennt  waren,  wie  an  l^nnd  3,  oder  4 
und  6,  oder  3  und  6,  so  erfolgten  starke  Schläge,  die 
sich  bis  zu  den  Armen  des  Experimentators  ausdehntoi, 
obwohl  eine  andere  Person,  mit  einer  einzigen  Hand  an 
irgend  einer  dieser  Stellen,  verhältnifsmäfsig  wenig  fühlte. 
Aus  Theilen ,  die,  wie  8  und  9,  dem  Schwanz  sehr  nahe 
waren,  lieCsen  sich  Schläge  erhalten.  Ich  glaube,  sie  wa- 
ren am  stärksten  bei  etwa  1  und  8.  So  wie  die  Hände 
näher  zusammengebracht  wurden,  nahm  die  Wirkung  ab, 

1)  j4nn.  de  chim,  et  de  phys.  T.  Xlf^p  p»  18. 


397 

und  weon  sie  iD  denselben  Qaerschnitt  gekommeni  war 
dieselbe  y  wie  schon  erwähnt  ^  nar  in  den  eingetauchten 
Theilen  spürbar  (1775). 

1777.  B  brachte  die  Hände  nach  10  und  11,  we-^ 
nigstens  4  Zoll  vom  Fische,  während  A  denselben  mit 
einem  Glasstab  berührte,  um  ihn  zur  Wirkung  zu  reizen; 
alsbald  erhielt  B  einen  kräftigen  Schlag.  Bei  einem  an- 
dern Versuch,  ähnlicher  Art,  in  Bezug  auf  die  Unn(Vthig- 
keit  der  Berührung  des  Fisches,  erhielten  mehre  Perso- 
nen unabhängpg  yon  einander  Schläge,  so  ^  in  4  und  6, 
B  in  10  u.  11,  C  in  16  u.  17,  D  in  18  u.  19.  Alle  wurden 
auf  einmal  erschüttert.  An.  B  sehr  satrk,  C\k.D  schwach. 
Bei  Versuchen  mit  dem  Galvanometer  oder  anderen  in- 
strumenteilen Vorrichtungen  ist  es  sehr  nützlich,  dafs  eine 
Person  ihre  Hände  in  mälsiger  Entfernung  vom  Thiere 
in  Wasser  halte,  damit  sie  erfahre  und  benachrichtige, 
wann  eine  Entladung  stattfinde. 

1778.  Wenn  B  beide  Hände  in  10  und  11  oder 
14  und  15  hatte,  während  A  nur  eine  Hand  in  1  oder 
3  oder  6  hielt,  so  empfing  der  Erstere  einen  starken 
Schlag,  der  Letztere  dagegen  nur  einen  schwachen,  ob- 
wohl er  den  Fisch  berührte.  Dasselbe  geschah,  wenn  A 
beide  Hände  in  1  und  2,  oder  3  und  4,  oder  5  und  6 
hielt. 

1779.  Hielt  A  beide  Hände  in  3  und  5,  ^  in  14 
and  15,  und  C  in  16  und  17,  so  empfing  A  den  stärksten 
Schlag,  B  den  weniger  starken  und  C  den  schwächsten. 

1780.  Wenn  A  den  Gymnotus  in  8  u.  9  mit  den 
Händen  reizte,  während  B  die  seinigen  in  10  u.  11  hiel^ 
80  empfing  der  Letztere  einen  weit  stärkeren  Schlag  als 
der  Erstere,  obwohl  dieser  das  Thier  berührte  und  reizte. 

178L  A  reizte  den  Fisch  durch  die  eine  Hand  bei 
3»  B  hatte  die  Hände  bei  oder  längs  10  und  11,  und 
C  die  seinigen  in  oder  quer  bei  12  und  13.  Dann  be» 
kam  A  einen  prickelnden  Sehlag  nur  in  der  eingetauch-» 
ten  Hand  (1774),  B  einen  starkem  Schlag  hinauf  zu  den 


308 

Annen,  und  C  blofe  in  den  eingetanciiteii  Theilea  dne 
schwache  Wirkung. 

1782.  Die  eben  beschriebenen  Versuche  sind  von 
der  Art,  dafs  sie  viele  Wiederholungen  bedürfen,  ehe 
mit  Sicherheit  allgemeine  Schlüsse  aus  ihnen  gezogen  wer- 
den können.  Auch  behaupte  ich  nicht,  dafs  sie  mdur 
seyen  als  Anzeigen  über  die  Richtung  der  Kraft  Es  ist 
nicht  ganz  unmöglich,  dafs  der  Fisch  das  Vemiögen  be- 
sitze, jedes  seiner  vier  elektrischen  Organe  einzeln  in 
Wirksamkeit  zu  setzen,  und  so  bis  zu  einem  gewiasen 
Grade  den  Schlag  zu  lenken,  d.  h.  den  elektrischen  Strom 
yon  einer  Seite  auszusenden,  und  zugleich  die  andere 
Seite  seines  Körpers  in  solchen  Zustand  zu  Tersetzen, 
dafe  er  sich  in  dieser  Richtung  als  ein  Nichtleiter  ver- 
halte. Allein  ich  glaube,  die  Erscheinungen  und  Reaol- 
täte  sind  von  der  Art,  dafs  sie  den  Schlufs  verbieten,  er 
habe  eine  Controle  über  die  Richtung  der  Ströme,  nach- 
dem sie  in  die  Flüssigkeit  und  die  ihn  umgebenden  Sub- 
stanzen eingetreten  sind. 

1783.  Die  Angaben  gelten  auch  nur,  wenn  der  Fisch 
gerade  ausgestreckt  liegt,  denn  wenn  er  sich  gekrümmt 
hat,  sind  die  Kraftlinien  um  ihn  in  ihrer  Intensität  ver- 
schieden, in  einer  Weise,  die  sich  theoretisch  voraus- 
setzen läfst.  Werden  die  HSnde  z.  B.  in  1  und  7  an- 
gebracht, so  steht  ein  schwächerer  Strom  in  den  Armen 
zu  erwarten,  wenn  der  Fisch  mit  dieser  Seite  nach  innen 
gekrümmt  ist,  als  wenn  er  ausgestreckt  liegt,  weil  der  Ab- 
stand zwischen  den  Theilen  verringert  worden,  und  das  da- 
zwischen befindliche  Wasser  deshalb  mehr  von  der  Kraft 
leitet.  Was  aber  die  zwischen  1  und  7  in  das  Wasser 
eingetauchten  thcile  oder  Thiere,  wie  Fische,  betrifft, 
so  werden  sie  stärker,  statt  schwächer,  erschüttert. 

1784.  Aus  allen  Versuchen,  so  wie  aus  einfaches 
Betrachtungen  ist  klar,  dafs  alles  Wa^er  und  alle  den 
Fisch  umgebenden  leitenden  Substanzen,   durch  welche 


eine  EntladoDgBkette  in  irgend  einer  Weise  geschlossen 
werden  kann,  in  dem  Moment  mit  circolirender  elektri- 
scher Kraft  erfüllt  ist;  und  dieser  Zustand  läfst  steh  im 
Allgemeinen  leicht  durch  Zeichnung  der  Linien  der  In- 
ductionswirkung  (1231.  1304.  1338)  Teranschaulichen« 
Bei  einem  auf  allen  Seiten  gleichmäfsig  yom  Wasser  um- 
gebenen Gymnotns  werden  sie  im  Allgemeinen  wie  die 
magnetischen  Gurren  eines  Magneten  angeordnet  sejm, 
ond  dieselbe  gerade  oder  krumme  Gestalt  wie  das  Thier 
haben,  vorausgesetzt,  dafs  dieses,  wie  zu  erwarten  steht; 
seine  elektrischen  Organe  auf  einmal  gebraudie. 

1785.  Dieser  Gymnotus  vermag  Fische  zu  betauben 
mid  zu  tödten,  die  sich  in  verschiedenen  Lagen  gegen 
seinen  Körper  befinden;  allein  einst  als  ich  ihn  fressen 
sah,  schien  mir  seine  Wirkung  eigenthümlich.  Ein  le- 
bender, etwa  fünf  Zoll  langer  Fisch  wurde  in  den  Kü- 
bel gethan.  Augenblicklich  schwang  sich  der  Gymnotus 
hemm ,  so  dafs  er  einen  den  Fisch  einschliefsenden  Bing 
(coil)  bildete,  von  dem  der  Letztere  den  Durchmesser 
bildete;  er  gab  einen  Schlag  und  sogleich  war  der  Fisch 
in  der  Mitte  des  Wassers  bewegungslos,  wie  vom  Blitz 
getroffen,  mit  der  Seite  nach  oben  schwimmend«  Der 
Gymnotus  machte  ein  oder  zwei  Mal  die  Runde,  um  nach 
seiner  Beute  zu  sehen,  verschluckte  sie,  nachdem  er  sie 
gefunden,  und  suchte  dann  nach  mehr.  Ein  zweiter  klei- 
ner Fisch,  der  ihm  gegeben  ward  und  auf  dem  Trans- 
port verletzt  worden,  zeigte  nur  wenig  Lebenszeidien  und 
wurde  von  ihm  auf  einmal  verschluckt,  anscheinend  ohne 
von  ihm  SchlSge  zu  erhalten.  Dafs  der  Gymnotus  sich 
hier  um  seine  Beute  schlang,  hatte  ganz  das  Ansehen,  wie 
wenn  darin  eine  Absicht  ISge,  die  Kraft  des  Schlages  zu 
verstärken,  und  offenbar  war  es  dazu  aufserordentlich 
wohl  geeignet  (1783),  da  es  völlig  tibereinstimmt  mit 
wohlbekannten  Gesetzen  der  Entladung  von  Strömen  in 
Massen  von  leitenden  Substanzen ;  und  obwohl  der  Fisch 


400 

diesen  Kunstgriff  nicht  immer  ausübt»  so  ist  doch  tdv 
wahrscheinlich,  dafs  er  seines  Vortheils  bewofst  ist,  und 
/in  nöthigen  Fällen  davon  Gebrauch  macht. 

1786.  Da  das  Thier  inmitten  eines  so  guten  Leh 
ters,  als  Wasser,  lebt,  so'mufs  es  anfangs  in  Erstaanes 
▼ersetzen,  wie  es  irgend  etwas  merklich  elektrisiren  kOimc^ 
allein  bei  geringem  Nachdenken  erkennt  man  bald  man- 
che Umstände  von  grofser  Schönheit,  welche  die  Wob- 
heit  der  ganzen  Einrichtung  darthun.  So  das  Leitung^ 
▼ermögen,  welches  das  Wasser  selbst  besitzt,  und  daa^ 
welches  es  der  feuchten  Haut  des  zu  erschütternden  F^ 
sches  oder  Thieres  giebt;  die  Gröfse  der  Fläche,  durch 
welche  der  Fisch  und  das  die  Entladung  leitende  Was* 
ser  in  Berührung  stehen.  Alles  dieses  begünstigt  und  ver* 
stärkt  den  Schlag  auf  das  verurtheilte  Thier,  und  steht 
im  vollständigsten  Contrast  mit  der  Unwirksamkeit  der 
Umstände,  die  existiren  würden,  wenn  der  Gjmnotos 
und  der  Fisch  von  Luft  umgeben  wären;  und  zu  gleicher 
Zeit  als  die  Kraft  eine  von  geringer  Intensität  ist,  so  dais 
eine  trockne  Haut  sie  abwehrt,  während  eine  feuchte  sie 
leitet  (1760),  ist  sie  eine  von  grofser  Quantität  (1770), 
so  dafs,  obwohl  das  umgebende  Wasser  viel  fortfQhrt, 
doch  genug  zum  vollen  Effect  seinen  Lauf  durch  den 
Körper  des  zur  Nahrung  zu  fangenden  Fisches,  oder  des 
zu  besiegenden  Feindes  nehmen  kann. 

1787.  Ein  anderes  merkwürdiges  Resultat  der  B^ 
Ziehung  des  Gymnotus  und  seiner  Beute  zu  dem  umge- 
benden Mittel  besteht  darin,  dafs  je  grofser  der  zu  töd- 
tende  oder  betäubende  Fisch,  desto  stärker  der  auf  iho 
wirkende  Schlag  sejn  wird,  wenn  auch  der  GymnotiM 
eine  gleiche  Kraft  anwendet;  denn  bei  einem  grofseD 
Fisch  werden  diejenigen  Elektricitätsströme  durch  seinen 
Körper  gehen,  die  bei  einem  kleinen  unschädlich  vob 
Wasser  daneben  fortgeführt  werden. 

1788.  Der  Gymnotus  scheint  zu  fühlen,  wann  er 
ein  Thier  geschlagen  hat,  und  erfährt  es  wahrscheinüdi 

durch 


401 

darch  den  mechanischen  hnpuk,  den  er  empftogt,  ia 
Folge  der  Krämpfe,  in  die  es  versetzt  wird.  Wenn  ich 
ihn  mit  den  Händen  berührte,  gab  er  mir  einen  Schlag 
nach  dem  andern;  berührte  ich  ihn  aber  mit  Glasstäben 
oder  den  isolirten  Conductoren,  so  gab  er  nur  einen  oder 
zwei  Schläge  (wie  es  Andere  mit  den  Händen  in  einiger 
EnlFemung  fühlten),  und  hörte  dann  damit  anf,  wie  wenn 
er  bemerkt  hätte,  dafs  er  nichts  ausrichtete.  Ferner: 
wenn  ich  ihn  behufs  der  Experimente  mit  dem  Galvano- 
meter oder  einem  andern  Apparat  mehrmals  mit  den  Con- 
dactoren  berührt  hatte,  er  matt  und  gleichgültig  zu  seyn 
schien,  nicht  gewilligt  Schläge  zu  geben,  und  ich  berührte 
ihn  nun  mit  den  Händen,  so  zeigte  er,  unterrichtet 
durch  deren  convulsivische  Bewegung,  dafs  er  ein  em- 
pfindsames Wesen  neben  sich  habe,  sogleich  seine  Kraft 
und  seine  Willigkeit  den  Experimentator  zu  schrecken. 


1789.  Geoffroy  St.  Hilaire  hat  bemerkt,  dafs 
die  elektrischen  Organe  der  Torpedo,  des  Gjmnotus  und 
ahnlicher  Fische  nicht  als  wesentlich  verknüpft  mit  denen 
angesehen  werden  können,  die  für  das  Leben  des  Thie- 
res  von  hoher  und  directer  Wichtigkeit  sind,  sondern 
dafs  sie  eher  zu  den  gewöhnlichen  Tegumenten  gehören. 
Auch  hat  man  gefunden,  dab  Torpedos,  denen  ihre  ei- 
genthümlicbe  Organe  genommen  worden,  fortfuhren  zu 
leben,  ganz  so  gut  wie  die,  denen  man  sie  gelassen  hatte. 
Diese  und  andere  Betrachtungen  liefsen  mich  hoffen,  daÜB 
diese  Theile  bei  genauerer  Untersuchung  sich  als  einen 
natürlichen  Apparat  ergeben  würden,  mittelstdessen  wirdie 
Principien  der  Adlon  und  Reaction  auf  die  Erforschung 
der  Natur  des  Nerven-Einflusses  anzuwenden  vermöchten. 

1790.  Die  anatomische  Beziehung  des  Nervensy- 
stems zu  dem  elektrischen  Organ;  die  sichtliche  Erschö* 
pfung  der  Nerventhätigkeit  während  der  Elektricitätserzeu- 
gung  in  jenem  Organ;  die  scheinbar  aequivalente  Elektri- 
dtätserzeugnng  in  Yerhältnib  zur  Quantität  der  verbranch- 

PoggeDd.  Ann.  Ergansnngtbd.  I.  26 


/ 


402 

ten  Nenrenkraft;  die  constanfe  Richtung  des  erzeiig;teD 
Stroms  «mit  ihrer  Beziehung  za  dem,  was  Termuthlich  eise 
gleichfalls  constante  Richtung  der  zu  gleicher  Zeit  in  Wirk- 
samkeit gesetzten  Nerventhätigkeit  ist:  Alles  lä&t  midi 
glauben,  dafs  es  nicht  unmöglich  sey,  dafs,  bei  gewalt- 
samer Durchleitung  von  Elektricität  durch  das  Organ,  eine 
Bückwirkung  auf  das  zu  ihm  gehörige  Nervensystem  statt- 
finde, und  dafs  to  gröfserem  oder  kleincrem  Grade  eine 
Wiederherstellung  dessen,  was  das  Thier,  während  des 
Acts  der  Strom -Erregung  verbraucht,  vielleicht  vor  sidi 
gehen  könnte.  Wir  haben  die  Analogie  in  der  Bezie- 
hung zwischen  Wärme  und  Magnetismus«  See b  eck  hat 
uns  gelehrt,  Wärme  in  Magnetismus  zu  verwandeln,  and 
Peltier  hat  uns  später  genaii  das  Umgekehrte  gegeben, 
gezeigt  wie  die  Elektricität  in  Wärme  zu  verwandeln  sej 
(shofpn  US  hofp  to  convert  the  electricity  inio  heai,  in- 
cluding  both  üs  relaiion  of  hol  and  cold).  Oersted 
zeigte,  wie  vnr  elektrische  Kräfte  in  magnetische  zu  ver- 
wandeln haben,  und  ich  hatte  die  Freude,  das  zweite 
Glied  zur  vollständigen  Relation  hinzuzufügen,  indem  ich 
rückwärts  die  magnetischen  Kräfte  in  elektrische  verwan- 
delte. So  haben  wir  vielleicht  in  diesen  Organen,  worin 
uns  die  Natur  den  Apparat  gegeben,  durch  den  das  Tbier 
Nerventhätigkeit  ausüben  und  in  elektrische  Kräfte  ver- 
wandeln kann,  unter  jenem  Gesichtspunkt  vielleicht  eine 
Kraft,  weit  stärker  als  die  des  Fisches  selbst,  elektrische 
Kräfte  in  Nervenkraft  umzuwandeln, 

1791«  Es  mag  vielleicht  die  Annahme,  dafs  die  Ner- 
venthätigkeit solchen  Kräften  wie  Wärme,  ElektridtSt 
und  Magnetismus  in  gewissem  Grade  analog  sey,  als  eine 
sehr  wilde  erscheinen.  Ich  nehme  es  jedoch  auch  oor 
an  als  eine  Veranlassung  zur  Anstellung  gewisser  Ver- 
suche, die  je  nachdem  sie  bejahende  oder  verneinende 
Resultate  geben,  fernere  Erwartungen  reguliren  werden* 
Und  was  .die  Natur  der  Nervenkraft  betrifft,  so  glaube 
ich  y  dafiB  die  Ausübung  derselben,  welche  längs  den  Ner- 


403 

▼en  za  den  verschiedenen  von  ihnen  in  Thätigkeit  ge- 
setzten Organen  geführt  wird,  nicht  das  directe  Lebens- 
princip  sej,  weshalb  ich  keinen  natörh'chen  Grund  sehe, 
weshalb  es  uns  nicht  in  gewissen  Fällen  vergönnt  sejn 
sollte,  den  Lauf  derselben  zu  bestimmen^  so  gut  als  zu 
beobachten.  Manche  Physiker  halten  die  Kraft  fOrElektri- 
cität.  Priestlej  stellt  diese  Ansicht  im  J.  1774  unter 
einer  jsehr  auffallenden  und  deutlichen  Form  auf,  sowohl 
in  Bezug  auf  gewöhnliche  Thiere  als  auf  elektrische,  wie 
die  Torpedo  ^).  Dr.  Wilson  Philip  hält  das  Organ 
in  gewissen  Nerven  für  Elektricität,  modificirt  durch  die 
Lebensthätigkeit  ^).  Matteucci  meint,  die  Nervenflüs- 
sigkeit oder  Thätigkeit  {energy)^  wenigstens  in  den  zum 
elektrischen  Organ  gehörenden  Nerven,  sey  Elektricität  ^). 
Prevost  und  Dumas  glauben,  dafs  sich  in  den  zu  den 
Muskeln  gehörenden  Nerven  Elektricität  bewege,  und 
Prevost  fügt  zur  Stütze  dieser  Ansicht  einen  schönen 
Versuch  hinzu,  bei  welchem  Stahl  magnetisirt  worden; 
sollte  dieser  durch  fernere  Beobachtung  und  durch  an- 
dere Physiker  bestätigt  werden,  so  wäre  er  von  der  höch- 
sten Wichtigkeit  für  die  Fortschritte  dieses  erhabenen 
Zweiges  der  Wissenschaft  ^).  Obgleich  ich  mich  bis  jetzt 
durch  die  Thatsachen  noch  nicht  habe  überzeugen  kön- 

1)  Priettley,  on  Air  Fol.  I  p,277^  Edition  of  1174. 

2)  Dr.  Wilson  Philip  ist  der  MciniAig,  dafs  die  Nerven,  welche 
die  Muskel  anregco  und  die  chemischeD  YeraDdemDgen  der  Lebciu- 
fuDctionen  herTorbringen ,  durch  die  vom  Gehirn  und  Rückenmark 
gelieferte  und  durch  die  Lebenskraft  des  lebenden  Thieres  in  ihren 
Effecten  abgeänderte  elektrische  Kraft  wirken,  weil  er,  wie  er  mir  sagt, 
schon  1815  gefunden,  da(s,  während  die  Lebenskräfte  Verbleiben,  alle 
diese  Functionen  nach  der  Fortnahme  des  Nerveneinflusses  eben  so 
gut  durch  die  Volta'sche  Elektricität,  als  durch  jenen  Einflufs  selbst 
hervorgebracht  werden  können.  Am  Schiasse  jenes  Jahres  übergab 
er  der  K.  Gesellschaft  einen  Aufsatx,  welcher  in  einer  deren  Sitzun- 
gen  vorgelesen  ward,  und  worin  er  von  den  diesen  Satz  begründen- 
den Versuchen  Nachricht  giebt. 

3)  Bibiioth.  universelle  1837  T.  XU  p.  192. 

4)  do.  do.  1837  r.  XU  p.  202.     T.  XIV  p.  200. 

26* 


404 

nen,  dab  die  Nervenflüssigkeit  nur  ElektricitSt  sey,  so 
glaube  ich  doch;  dafs  das  Agens  in  dem  Nervensjsteoi 
eine  unorganische  Kraft  sey;  und  wenn  es  GrQnde  giebl, 
den  Magnetismus  für  eine  höhere  Kraft  (relaiion  offora) 
zu  halten  als  die  Elektricität  <1664. 1732. 1734),  so  Isbt 
sich  auch  wohl  denken,  dafs  die]  Nervenkraft  eine  nodi 
höhere  sey  {of  a  still  more  exaäed  character)  und  dodi 
in  dem  Bereich  des  Versuches  liege. 

1792.  Ich  bin  dreist  genug  folgenden  Versuch  vor- 
zuschlagen.  Wenn  ein  Zitteraal  oder  Zitterroche  durch 
häufige  Anstrengung  der  elektrischen  Organe  ermattet  ist: 
würde  die  Absendung  von  Strömen  ähnlicher  Art  als  er 
ausschickt,  oder  von  anderen  Kraftgraden,  entweder  cod- 
tinuirlich  oder  intermittirend,  in  derselben  Richtung  ab 
er  sie  fortsendet,  seine  Kräfte  wieder  herstellen  und  ra- 
scher, als  wenn  er  in  seiner  natürlichen  Ruhe  gelasseo 
wäre? 

1793.  V^ird  die  Durchsendung  von  Strömen  in  eol- 
gegengesetzter  Richtung  das  Thier  rasch  erschöpfen?  Es 
giebt,  denke  ich.  Gründe  zu  glauben,  dafs  die  Torpedo 
(und  vielleicht  auch  der  Gymnotus)  von  elektrischen 
Strömen,  die  blob  durch  das  elektrische  Organ  gesandt 
werden ,  nicht  sehr  beunruhigt  oder  gereizt  wird,  so  dafs 
also  die  Anstellung  dieser  Versuche  nicht  sehr  schwierig 
scheint. 

1794.  Die  Einrichtung  der  Organe  in  der  Torpedo 
giebt  noch  fernere  Versuche  nach  demselben  Princip  an 
die  Hand.  Wenn  z.  B.  ein  Strom  in  der  natürlichen  Rich- 
tung, d.  b.  von  unten  herauf  durch  das  Organ,  an  der 
einen  Seite  des  Fisches,  gesandt  wird:  würde  dieCs  das 
Organ  der  anderen  Seite  in  Thätigkeit  setzen?  Oder 
wenn  man  denselben  in  umgekehrter  Richtung  durchlei- 
tete:  würde  dieCs  denselben  oder  sonst  einen  Effect  ao( 
jenes  Organ  ausüben?  Würde  es  der  Fall  seyn,  wenn  die 
den  Organen  vorhergehenden  Nerven  unterbunden  wSreo? 
Würde  es  der  Fall  seyn,  wenn  man  das  Thier  za^or 


405 

durch  SchlSge  80  erschöpft  hätte,  dab  es  unfilhig  wäre, 
darch  eigenen  Willen  das  Organ  bis  zu  irgend  einen  oder 
ahnlichen  Grad  in  Thätigkeit  zu  setzen? 

1795.  Diefs  sind  einige  der  Versuche,  welche  durch 
den  Bau  und  die  Beziehung  der  elektrischen  Organe  die- 
ser Fische  an  die  Hand  gegeben  werden.  Andere  mö- 
gen nicht  so  von  ihnen  denken;  allein  ich  kann  nur  sa- 
gen, dafs  wenn  mir  die  Mittel  zu  Gebote  ständen,  ich 
selbst  der  Erste  wäre,  der  sie  anstellen  wfirde. 


n.    Veber  die  Irradiation;  von  Hrn.  J.  Plateau. 

(SchluDi  von  Seite  232.) 


78.  JLIa  die  Irradiation  sich  bei  einer  und  derselben 
Person  von  selbst  verändert,  so  entsteht  eine  andere  Auf- 
gabe, nämlich:  die  mittlere  Irradiation  bei  einer  bestimm- 
ten Person  für  einen  Gegenstand  von  gegebener  Hellig- 
keit festzusetzen.  Um  sie  zu  lösen,  mtifste  man  offenbar 
zu  einer  grofsen  Zahl  verschiedener  Zeiten  und  mit  stets 
derselben  gegebenen  Helligkeit  des  Gegenstandes  die  Ir- 
radiation bei  der  nämlichen  Person  messen  und  darauf 
aus  allen  Messungen  das  Mittel  nehmen.  Wir  werden 
weiterhin  (§§«87  und  88)  auf  diesen  Gegenstand  zu- 
rückkommen. 

79.  Hier  ist  der  Ort  einige  Bemerkungen  zu  ma- 
cfben  fiber  einen  Gegenstand,  mit  dem  wir  uns  schon  im 
§.  53  beschäftigt  haben,  ich  meine  den  Vergleich  der  Ir- 
radiation bei  verschiedenen  Personen«  Dieser  Gegenstand 
kann  unter  zwei  Gesichtspunkten  aufgefafst  werden.  Zu- 
vörderst zeigen  alle  unsere  Resultate  Übereinstimmend, 
dafs  wenn  man  bei  einer  Person  zn  einer  bestimmten 
Zeit  die  einer  gewissen  HeUigkeit  entsprechende  Irradia- 
tion mibt,  und  dieselbe  Operation  bei  einer  andern  Per- 


406 

son  zu  einer  ebenfalls  beilimmten  Zeit  und  ttr  dieselbe 
Helligkeit  vornimmt,  die  zwei  erhaltenen  Werthe  im  All- 
gemeinen ungleich  sind,  und  dafs  dieser  Unterschied  oder 
vielmehr  das  Verhältnifs  beider  Irradiationen  betrSchÜidi 
sejn  kann.  So  z.  B.  sind  in  der  Tafel  des  §.  74  der 
erste  von  den  Werthen  für  die  erste  Person,  und  der 
zweite  von  denen  für  die  dritte  Person  unter  äuCBeren 
Umständen  erhalten,  die  fast  identisch  waren,  oder  wenn 
der  kleine  Unterschied .  von  zwei  Stunden  einen  merkba- 
ren Einflufs  haben  konnte,  so  mufste  er  zu  Gunsten  des 
zweiten  Resultats  seyn.  Dennoch  beträgt  das  erste  1'  17',i, 
das  letztere  dagegen  nur  46",1,  so  dafs  beide  fast  im  Ver- 
hähnifs  von  5:3  stehen.  Vergleicht  man  eben  so  den 
fünften  Werth  der  dritten  Person  mit  dem  ersten  der 
vierten  Person,  so  sieht  man,  dafs  die  Helligkeit  bei  der 
zweiten  gröfser  sejn  mufste,  weil  der  Himmel  bei  dieser 
heiter,  bei  jener  bedeckt  war;  dennoch  ist  der  erste 
Werth  doppelt  so  grofs  wie  der  zweite.  Unter  diesem 
Gesichtspunkte,  dem  auch  die  Resultate  des  §.  53  ent- 
sprechen, ist  also  die  Verschiedenheit  der  Irradiatioo  bei 
gleicher  Helligkeit,  aber  verschiedenen  Personen,  eine  wobl- 
erwiesene  Thatsache. 

Diese  Thatsache  ist  übrigens  eine  nothwendige  Folge 
von  der  von  uns  schon  nachgewiesenen,  dafs  die  Im- 
diation  bei  derselben  Helligkeit  und  bei  derselben  Per- 
son nach  der  Zeit  verschieden  ist.  Allein  man  könnte 
sich  fragen,  ob  der  Unterschied,  welchen  man  zwischen 
zwei  Personen  bemerkt,  nicht  blofs  von  dieser  letztem 
Ursache  abhinge,  ob  es  nicht  einfach  davon  herrührte, 
dafs,  wie  ich  schon  anmerkte,  die  eine  Person  sich  so 
zu  sagen  in  einer  Anwandlung  von  leichter  Irradiation, 
die  andere  dagegen  in  einer  entgegengesetzten  Anwand- 
lung befände;  ob  nicht  endlich  die  mittlere  Irradiationj 
die  einer  bestimmten  Helligkeit  entsprechende,  identbcb 
sey  bei  allen  Individuen.  Hiezu  bemerke  ich  zuvörderst) 
dafs  diese  Identität  unendlich  wenig  wahrscheinlich  ist 


407 

Id  der  That,  ^ie  lä&t  sich  annehmen,  daÜB  ein  Phäno- 
men,  welches  bei  derselben  Person  so  veränderlich  ist, 
und  folglich  in  so  hohem  Grade  von  dem  Befinden  der 
Augen  abhängt,  in  seinem  Mittelwerth  identisch  seyn 
könne  bei  den  Augen  zweier  Personen,  zumal  man  wei(is, 
wie  sehr  alle  Eigenthümlichkeiten  des  Sehens  von  einer 
Persoia  zur  andern  verschieden  sind?  Wie  dem  auch 
seyn  mag,  wir  haben  noch  nicht  experimentelle  Data  ge- 
nug gesammelt^  um  die  Sache  näher  zu  untersuchen,  und 
werden  daher  weiterhin  (§§•  87  und  88)  auf  diese  Erör- 
terung zurückkommen. 

80.  Gehen  wir  jetzt  zu  einem  anderen  Punkte  über. 
Es  ist  wohl  erwiesen  (§§.  10.  16.  23),  dafe  die  Irradia- 
tion mit  der  Helligkeit  des  Gegenstandes  wächst,  und  die 
Hypothese  von  einer  Fortpflanzung  des  Eindrucks  auf 
der  Netzhaut  giebt  noch  vollkommen  AufschluCs  über 
diese  Thatsache,  denn  man  begreift,  dafs  eine  kräftigere 
Erregung  sich  in  gröfsere  Entfernungen  erstrecken  mtisse. 
Ein  sehr  einfacher  Versuch^  den  Einflufs  der  Helligkeit 
des  Gegenstandes  zu  erweisen,  ist  zunächst  dieser.  In 
ein  Stück  Pappe,  von  gleichen  Dimensionen  mit  denen 
in  §§.  28,  36  etc.  erwähnten,  mache  man  eine  Längen- 
Öffnung  a,  b,  c,  d  (Fig.  13  Taf.  III)  von  5  Millimetern 
Breite  und  ungefähr  15  Centm.  Länge,  und  schwärze  die 
Pappe  gänzlich.  Alsdann  klebe  man  dahinter  einen  Strei- 
fen dünnen  Papiers,  so  dafs  er  die  Oeffnung  zur  Hälfte 
ihrer  Länge  bedeckt,  bringe  nun  diesen  Apparat  vor  ein 
Fenster  und  betrachte  ihn  aus  einigen  Metern  Abstand, 
dabei  eine  solche  Stellang  wählend,  dafs  man  ihn  auf 
den  Himmel  projicirt  erblickt.  Die  helle  Zofoe,  welche 
von  der  ganzen  Oeffnung  gebildet  wird,  besteht  sonach 
aus  zwei  Theilen  von  sehr  ungleicher  Lichtstärke,  und 
der  hellere,  frei  gebliebene,  wird  sehr  merkbar  breiter 
als  der  andere  erscheinen  ' ). 

1)  Sechs  Personen    haben    diesen  Versuch  wiederholt  und  swar  mit 
gleidiem  Erfolg. 

I 


408 

81.  Was  auch  der  genaue  Ausdruck  des  Gesetzes 
sejn  mag,  nach  welchem  sich  der  Werth  der  Irradiation 
bei  Zunahme  der  Helligkeit  des  Gegenstandes  richtet,  so 
vrill  ich  doch  zuvörderst  zeigen,  dafs  dieser  Werth  nicht 
proportional  der  Helligkeit  wächst,  dafs  sein  Gang  wdt 
weniger  rasch  ist. 

Da  die  Winkeldurchmesser  der  Sonne  und  des  Mon- 
des  wenig  von  einander  verschieden  sind,  so  mafs  die 
Helligkeit  der  Sonnenscheibe  zu  der  der  Mondscheibe 
fast  im  VerhältniCs  der  Intensitäten  des  laus  beiden  Gestir- 
nen  zukommenden  Lichtes  stehen.  Nun  weifs  man,  dab 
mehre  Physiker  versucht  haben,  dieCs  letztere  VerhältniEi 
zu  bestimmen,  und  die  kleinste  ihrer  Schätzungen,  die 
von  Leslie,  steigt  noch  auf  fast  hunderttausend.  Nach 
diesem  Resultat,  welches  vermöge  de^  angewandten  Yer- 
fahrens  wahrscheinlich  zu  klein  ist  ^),  wtirde  also  der 
Glanz  der  Sonnenscheibe  beinahe  hunderttausend  Mal 
gröfser  sejn,  als  der  der  Mondscheibe.  Daraus  folgt, 
dafs  wenn  die  Irradiation  proportional  der  Helligkeit  des 
Gegenstandes  wüchse,  die  Sonne  im  Vergleich  zum  Monde 
eine  ganz  ungeheure  entwickeln,  und  das  erstere  Gestiin 
sich  dem  bloCsen  Auge  als  eine  unermeCsliche  Kugel  dar- 
stellen müfste.  Jn  der  That  gehen  wir  von  sehr  ungOn* 
stigen  Bedingungen  aus.  Setzen  wir  nur  voraus,  der 
Sonnenglanz  sey  das  Zehntausendfache  von  dem  des  Mon- 
des, was  gewifs  unter  der  Wirklichkeit  bleibt,  und  neb- 
men  einen  Beobachter,  dessen  Augen  so  beschaffen  sind, 
dafs  ihm  der  Mond  nur  eine  Irradiation  von  W  entwickelt. 
Diefs  ist  eine  ungemein  schwache  Irradiation,  denn  der 
kleinste  der  in  der  Tafel  des  §.  74  enthaltenen  Werthe, 
die  sich  auf  die  Helligkeit  des  Himmels  beziehen,  ist  noch 
25'',2,  und  diese  Helligkeit  ist  offenbar  geringer  als  die 
des  Mondes.    Wäre  nun  die  Irradiation  proportional  der 

1)  Boaguer  tkn^  durdi  eine  andere  Methode  ein  last  drei  Mal  «o 
grorsen  Werth  und  Wollatton  (Ann.  Bd.  JOY  5.  328)  durch  aocb 
ein  anderes  Verfahren  die  Zahl  800,000. 


4M 

Helligkeit,  so  würde  die  der  SoDne  für  diesen  Beobach- 
ter, in  obigen  Hypothesen,  gleich  10Q,(MNr  oder  nnge* 
fähr  27®.    Mithin  würde  für  ihn  die  Sonnenscheibe  mit 
einem  Irradiatioosriog  von  ungefähr  27®  Breite  umgeben 
seyn,  und  folglich  der  gesammte  scheinbare  Durchmesser 
ihm  mehr  als  54®  am  Himmel  einzunehmen  scheinen.   Der 
unmäfsige  Unterschied  zwischen  einem  solchen  Resultat 
und   dem  wirklichen  Anblick  der  Sonnenscheibe  nOthigt 
uns  also  anzunehmen,  dafs  die  Irradiation  weit  weniger 
rasch  als  die  Helligkeit  des  sie  hervorrufenden  Gegen- 
standes wächst.    Es  folgt  daraus,  daCs  wenn  das  Gesetz, 
welches  diese  beiden  Gröfsen  verknüpft,  durch  eine  Curve 
vorgestellt  wird,  welche  die  Helligkeit  zu  Absdssen  und 
die  correspondirende  Irradiation  zu  Ordinaten  hat,  diese 
Carve   ihre  Concavität   gegen  die  Absdssenaxe  kehren 
würde.     Da  überdiefs  einleuchtet,  dafs   einer  Helligkeit 
Nall  eine  Irradiation  Null  entspricht,  so  wird  die  Curve 
durch  den  Ursprung  der  Coordinaten  gehen.    Wenn  man 
endlich  erwägt,  wie  gering  der  Unterschied  in  der  schein- 
baren Gröfse  ist,  den  Sonne  und  Mond,  trotz  des  un- 
geheuren Unterschiedes  ihrer  Helligkeit,  dem  blolsen  Auge 
darbieten,  so  sieht  man,  dafs  wenn  man  auf  der  Curve 
zwei  Punkte  nähme,  von  denen  der  eine  die  Helligkeit 
des  Mondes  und  der  andere  die  der  Sonne  zur  Abscisse 
hätte,  die  Ordinate  des  zweiten  Punkts  nicht  viel  gröCser 
als  die  des  ersten  sejn  würde,  obgleich  die  zweite  Ab- 
scisse wahrscheinlich  mehre  hunderttausend  Mal  die  er- 
stere  überträfe.    Dadurch  wird  man  zu  dem  SchlufiB  ge- 
führt, dafs  besagte  Curve  eine  mit  der  Absdssenaxe  pa- 
rallele Asymptote  habe,  oder,  mit  anderen  Worten,  dafs 
der  Anwuchs   der  Irradiation,    obgleich  beim  Ausgange 
von  einer  schwachen  Helligkeit,  anfangs  sehr  beträcht- 
lich, zuletzt  unmerklich  wird,  wenn  die  Helligkeit  eine 
gewisse  Gränze  erreicht. 

82.     Ich  habe  gesucht,  diese  Schlüsse  durch  dirccte 
Versuche  zu  bewahrheiten  und  den  Lauf  der  erwähnten 


410 

Carre  za  eitDitteln.  Daza  bedarf  es  zunSchst  der  Er- 
füllang  einer  wesentlicben  Bedingusg,  nämlich:  dafs  nun 
dem  Gegenstande  eine  Reihe  bestimmter,  nntereinander 
in  bekannten  Verhältnissen  stehender  Helligkeiten  geb& 
Das  Erstere  habe  ich  anf  eine  sehr  einfache  Weise  er- 
reicht,  nämlich  darch  Benutzung  eines  photometriscben 
Satzes,  den  Hr.  Talbot  kennen  gelehrt  ^)  und  ich  selbst 
directer  experimentell  erwiesen  habe  ^).  In  seiner  gr5b- 
ten  Allgemeinheit  kann  dieser  Satz  folgendermalÜBen  auf- 
gestellt werden. 

Wepn  ein  lenchtender  Gegenstand  auf  eine  reget 
mä&ig  intermittirende  Weise  auf  das  Auge  wirkt,  omi 
die  Erscheinungen  desselben  folgen  einander  so  rasdi, 
daCs  das  Auge  sie  nicht  mehr  von  einander  unterscheiden 
kann,  sondern  eine  ununterbrochene  Empfindung  bekommt, 
so  findet  sich  die  scheinbare  Helligkeit  dieses  Gegenstan- 
des verringert  im  Verhältnifs  der  Summe  der  Dauer  ei- 
ner Erscheinung  und  einer  Yerschwindung  zur  Dauer  ei- 
ner Erscheinung. 

Man  schneide  z.  B.  in  eine  Scheibe  schwarzen  Pa- 
piers eine  gewisse  Anzahl  Oeffnungen  in  Form  von  ein- 
ander gleichen  und  regelmälsig  um  das  Centrum  li^ 
genden  Sectoren,  stelle  nun  diese  Scheibe  vor  einem  leuch- 
tenden Felde  auf,  und  lasse  sie  rasch  in  ihrer  Ebene  um 
eine  centrale  Axe  rotiren,  so  dafs  man,  wie  bekannt, 
den  Anblick  einer  gleichförmig  durchsichtigen  Fläche  e^ 
hält,  durchbin  welche  die  Helligkeit  des  Feldes  erscbeiof. 
Gesetzt  nun  die  Bewegung  der  Scheibe  sej  gleichförmig, 
so  wird  sich  offenbar  ein  jeder  Punkt  dieser  scheinbaren 
Fläche,  bezQglich  des  ihn  betrachtenden  Auges,  unter 
den  Bedingungen  des  obigen  Satzes  befinden.  Denn  die- 
ser Punkt  wird  abwechselnd  von  einem  leuchtenden  und 
einem  dunklen  Räume  eingenommen,  und  schickt  folglieb 

1)  Phil  Mag.  No0,  1834  p,  327  (Ann.  Bd.  XXXV  S.  457  o.  464). 

2)  BtäUU  de  tacad.  de  BruxeiUe  1835  p,  52.  (Ann.  Ba.  35  $.  457.) 


411 

za  dem  Aage  ein  regelmä&ig  intermittireBdes  Licht.  Hit- 
hin wird  die  Helligkeit  der  scheinbaren  Fläche  sich  za 
der  des  leuchtenden  Feldes  selbst  verhalten,  wie  die 
Dauer  des  Durchgangs  eines  lichten  Sectors  durdi  den- 
selben Punkt  sich  verhält  zur  Summe  der  Dauer  der 
Durchgänge  eines  lichten  Sectors  und  eines  dunklen  Se- 
ctors, oder,  was  auf  dasselbe  hinausläuft,  zur  Summe 
der  "SVinkelbreiten  eines  lichten  und  eines  dunklen  Se- 
ctors.  *Wenn  z.  B.  die  lichten  Sectoren  eben  so  breit 
als  <lie  dunklen  sind,  so  wird  das  besagte  Verhältnifs 
0,5  seyn,  folglich  die  Helligkeit  auf  die  Hälfte  zurück- 
geführt. Sind  die  lichten  Ausschnitte  halb  so  breit  als 
die  dunklen,  so  ist  das  Verhältnifs  ein  Drittel,  und  die 
Helligkeit  der  scheinbaren  Fläche  ist  drei  Mal  geringer 
als  die  des  Feldes,  u.  s.  w.  Allgemein,  wenn  b  die  Win* 
kelbreite  eines  lichten  Ausschnittes  und  n  die  eines  dunk- 
len bezeichnet,  E  die  Helligkeit  des  leuchtenden  Feldes, 
▼or  welchem  der  Apparat  aufgestellt  wird,  und  e  die  der 
erzeugten  scheinbaren  Fläche:  so  hat  man  die  Beziehung 

D+n 
83.     Hieraus  folgt,  dafs  wenn  man  in  mehre  Schei- 
ben eine  gleiche  Anzahl  lichter  Ausschnitte  macht,  den- 
selben aber  von  einer  Scheibe  zur  andern  verschiedene 
Winkelbreiten  giebt,  und  nun  folgweise  alle  diese  Scliei- 
ben  vor  demselben  leuchtenden  Felde  sich  drehen  läCst, 
die  Helligkeiten  der  erzeugten  scheinbaren  Flächen  zu 
einander  im  Verhältnifs  der  Breiten  der  ausgeschnittenen 
Sectoren   stehen  werden.     In  der  That,  da  die  Anzahl 
dieser  Oeffnungen  bei  allen  Scheiben  gleich  ist,  so  wird 
offenbar  die« Summe  der  Breiten  eines  lichten  und  eines 
schwarzen  Sectors    ebenfalls  gleich  seyn  fOr  alle,  und 
folglich  der  Nenner  des  Bruchs  in  dem  obigen  Ausdruck 
sich  nicht  von  einer  Scheibe  zur  andern  verändern.    Da 
Überdiefs  auch  vorausgesetzt  worden,  dalB  die  Gröfse  E 


412 

sich  nichf  TerSndere,  so  sind  also  die  verschiedenen  W< 
the  von  e  proportional  den  Werthen  von  h  '). 

84.     Diefs  gesetzt,  will  ich  nun  das  Verfahren 
schreiben,  dessen  ich  mich  bedient,  am  auszumittelo, 
die  Irradiation  mit  der  Helligkeit  des  Gegenstandes  fl< 
verändere. 

Zuvörderst  schnitt  ich  aus  dickem  Papier  vier  Schi 
ben  von  25  Ccntm.  Durchmesser,  und  in  jede  derseli 
zwölf  Oeflhungen  in  Gestalt  von  Sectoren  oder  viel 
von  Sectorenstücke,  die  zwischen  zwei  RadienstQcke  oai] 
zwei  concentrische  Bogen  eingeschlossen  waren.  Esblie-l 
ben  sonach  in  der  Mitte  und  am  Umfang  dieser  Sdiei-| 
ben  volle  Theile  stehen,  die  das  Ganze  hielten.  In  der] 
ersten  Scheibe  waren  die  Oeffnnngen  an  Winkelbreite: 
den  ZwischenrSumen  gleich;  in  den  drei  Übrigen  Schei- 
ben hatten  die  Oeflhungen  respective  die  Hälfte,  ein  Vier* 
tel  und  ein  Achtel  dieser  Breite.  Alle  waren  endlidi 
wohl  mit  mattem  Schwarz  bemalt  Eine  derselben  ist 
Fig.  14  Taf.  UI  abgebildet. 

Da  sonach  die  Breite  der  Oeffnungen,  von  der  ersten 
zur  vierten  Scheibe,  sich  wie  If  J,  |y  |  verhielt,  so  folgt  J 
aus  dem  vorhergehenden  Paragraph,  dafs  bei  snccessiver 
Drehung  dieser  Scheiben  vor  einem  gleichen  leuchten* 
den  Felde,  die  respectiven  Werthe  der  erfolgenden  Hei« 
ligkeit  unter  einander  dieselbe  Progression  bilden  maus- 
ten. Bezeichnet  man  demnach  wie  vorhin  mit  E  die  Hel- 
ligkeit des  leuchtenden  Feldes,  so  war  die  der  scheinba- 
ren Fläche  von  der  ersten  Scheibe  ^^^  (§.  82),  folglidi 
die  der  übrigen  \E^  ^E,  ^E. 

Nun  begreift  man,  dafs  man,  wenn  man  vor  dem  Felde 
von  der  Helligkeit  E  den  früher  (§.  55)  «angewandten 


1)  Ich  habe  die  Bewegung  der  Scheibe  aU  gleichCdmug  ToniaigeMtit» 
allein  diese  Bedingung  ist,  was  den  cneugten  Effect  betrifft,  nicbt 
nothwendig.  Die  Helligkeit  der  scheinbaren  Flache  bleibt  sich  gleicbr 
die  Geschwindigkeit  mag  sich  Sndem  oder  nicht,  sobald  sie  nur  nic^ 
so  gering  wird,  dafs  man  anfangt  die  Oeffiiungcn  sa  untcncheides. 


413 

iraaben- Apparat  aabtellt,  und  zwischen  das  Feld  und 
len  Apparat  folgweise  eine  der  vier  rotirenden  Scheiben 
[ringt,  die  jede  der  znvor  erwähnten  Helligkeitsgrade  ent- 

irechende  Irradiation  wird  messen  können.  Mifst  man 
Iberdiefs  das  Phänomen  ohne  Dazwischensetzung  der 
Icheibe,   d.  h.  für  die  Helligkeit  E  selbst,  und  erwägt 

lan,   dafs  für  eine  Helligkeit  Null  die  Irradiation  noth- 

'endig  auch  Null  ist,  so  bekommt  man  Irradtationswer- 
Ihe,  die  der  folgenden,  mit  Null  anfangenden,  Reihe  von 

lelligkeitswerthen  entsprechen 

0,    Ä^,    1^,    \E,    \E,    E. 

Man  hat  also  auf  diese  Weise  sechs  Punkte  der  ge- 
buchten Curve. 

Um  das  Gesagte  in  Ausflbung  zu  bringen,  mufste 
tman  ein  Lichtfeld  wählen,  dessen  Helligkeit  E  den  we- 
sentlichen Bedingungen  gentigte,  nämlich  1)  wohl  cha- 
jrakterisirt  zu  sejn,  damit  die  gefundene  Curre  einer  ge- 
[Dauen  Auslegung  fähig  sej,  2)  zu  verschiedenen  Zeiten 
nahe  constant  zu  bleiben,  denn  bei  diesen  wie  bei  an- 
dern Versuchen  kann  man  sich  nicht  mit  einer  einzigen 
Beobachtungsreihe  begnügen,  sondern  mufa  nothwendig 
Mitteiwerthe  nehmen;  3)  eine  beträcbfliche  Helligkeit  zu 
haben,  damit  sie,  wenn  sie  durch  die  eine  Scheibe  auf 
ein  Sechszehntel  zurückgebracht  ist,  den  Gegenstand  noch 
deutlich  erkennen  läfst,  und  man  andrerseits  die  Curve 
noch  weit  genug  fortsetzen  kann.  Ich  habe  geglaubt, 
die  Helligkeit  eines  heiteren  Himmels  wtirde  diese  Be- 
dingungen hinreichend  erftillen,  sobald  nur  das  Licht  von 
einem  und  demselben  Punkte  des  Himmels  käme,  die  Be- 
obachtungsstunde immer  dieselbe  wäre,  und  die  Zeiten 
nicht  zu  jreit  auseinander  lägen.  Ich  habe  demnach  alle 
Beobachtungen  gegen  einen  Himmel  gemacht,  der  wenig- 
stens dort,  woher  das  den  Apparat  durchstreichende  Licht 
kam,  wolkenfrei  war.  Dieser  Theil  des  Himmels  lag  ge- 
gen Norden-,  ungefähr  60^  über  dem  Horizont,  und  die 
Strahlen  wurden,  wie  vorhin,  durch  einen  geneigten  Spie- 


416 

deniy  80  dafs  die  etwa  aas  jener  Ursache  entepringeDdeii 
Fehler  sidi  eiDandeir  in  dem  mittlereQ  Resultat  aafhebeii 
mufsten. 

Unglücklicherweise  bot  der  Märzmonat  za  Gent  we- 
nig Tage  von  hinUinglicher  Heiterkeit  um  3  Uhr  Nadi- 
mittags  dar.  Es  war  mir  dabei*  unmöglich  die  Beobadi- 
tungsreihen  sehr  zu  vervielfältigen,  und  ich  muCste  midi 
begnügen,  sie  von  einer  einzigen  Person  anstellen  zo  las- 
sen. Diese  Person,  welche  die  erste  in  der  früheren  Ta- 
fel ist,  hatte  die  Gefälligkeit  sechs  Reihen  auszaf Ohren, 
so  dafs  jeder  der  verschiedenen  Helligkeitswerthe  zu  eben 
so  vielen  einzelnen  Beobachtungen  AnlaCs  gab.  Nimmt 
man  also  für  jeden  dieser  Helligkeitswerthe  das  Mittel 
aus  den  sechs  sich  darauf  beziehenden  Irradiationsmes- 
sungen, so  giebt  die  Reihe  dieser  sechs  mittleren  Mes- 
sungen auf  eine  mehr  oder  weniger  genaue  Weise  den 
Gang  der  Irradiation  bei  steigender  Helligkeit  an.  leb 
brauche  wohl  nicht  hinzuzufügen,  dafs  diese  Reihe,  abge- 
rechnet was  an  Beobachtungsfehlem  bleibt,  die  mittlere 
Irradiation  zwischen  denen,  welche  die  entsprechende 
Helligkeit  an  den  verschiedenen  Beobachtuugstagen  ent- 
wickelte, vorstellt. 

85.  Das  sonach  gefundene  Gesetz  ist  freilieh  nnr 
für  Eine  Person  erwiesen,  allein  sehr  wahrscheinlich  sind 
alle  Gesetze  der  Irradiation,  abgesehen  von  ihrer  abso- 
luten Intensität,  gleich  bei  verschiedenen  Individuen,  wie 
das  alle  bisher  augeführten  Thatsachen  zu  erweisen  schei- 
nen. Wir  werden  also  die  nachfolgenden  Resultate  als 
Ausdrücke  des  gesuchten  allgemeinen  Gesetzes  betrach- 
ten können,  und  diese  Resultate  werden  wegen  der  vie- 
len Elemente,  aus  denen  jedes  von  ihnen  abgeleitet  ist 
(§•  76) f  Qur  kleine  Fehler  einschliefsen,  was  auch  die 
Regelmäfsigkeit  der  von  ihnen  gelieferten  Curve  darthut. 

Da  alle  Beobachtungen  bei  gleichem  Abstände  an- 
gestellt wurden,  so  sind  die  partiellen  Irradiationswertbe 
einfach   proportional  der  Zahl  von  SchraubenumgSngen 

(§•  56). 


417 

(§•56).  DaraiiB  folgt,  dafis  man,  um  die.Bflittelwerdie 
zu  ^efhaUeiii  nur  die  mittlerea  Zahlen  von  Schraabennoh 
gaogen  zu  nehmen,  und  die  diesen  Zahlen  entsprechen- 
den Irradiationswertjke  Aach  der  Formel  des  §•  56  zu 
berechnen  braucht.  Diese  letzteren  werden  darauf  mit 
48''  multiplicirt,  um  sie  in  Bmchtheile  von  Graden  zu 
▼erwandeln  (§.  74). 

86.    Hier  non  die  Tafel  der  Resultate: 


Hell  igkcitswerthe. 

AE. 

*E. 

iE. 

iE. 

E. 

D  5-     A    4.    - 
'16.- 

1,40 
1,56 
2,57 
1,78 
14)5 
0,99 

1,47 
2,12 
2,85 
i,84 
1,90 
1,63 

2,44 
2,01 
3,08 
1,86 
2,55 
2.01 

2,56 
1,98 
2,81 
2,00 
2,64 
2.03 

2,50 
2,20 
3,08 
243 
2,45 
1,65 

Mittelzablen 

1,7081  1,985|  2,325 

2,3361  2,335 

Mittlere  Irradia- 
tioDswerthe 

40^,9 

47'',6 

55",7 

56",0 

56",0 

Diese  Werthe  zeigen  deutlich,  dafs  die  Irradiation 
den  im  §.  81  angezeigten  Gang  befolgt.  Wenn  die  Hel- 
ligkeit aus  0  in  i^E  übergeht,  steigt  die  Irradiation  von 
O  auf  4tf',9.  Dieser  Anwuchs ,  wird  darauf  verlangsamt 
und  schon  von  {E  bis  ^E  wächst  sie  nun  um  0",3;  end- 
lich von  ^E  bis  E^  d.  h.  bis  zur  vollen  Helligkeit  des 
Himmels;  unter  den  früher  aufgezählten  Umständen^  ver- 
ändert sie  sich  nicht  mehr  merkbar.  Die  Curvc,  welche 
diese  Resultate  liefert,  bt  Taf.  III  Fig.  15  abgebildet; 
man  siebt,  sie  zeigt  nur  wenige  Unregelmäfsigkeiten,  da- 
gegen offenbar  das  Dasejn  einer  der  Abscissenaxe  pa- 
rallelen Asymptote. 

Die  nän^lichen  Resultate  bestätigen  das  schon  im  §. 
77  Ausgesprochene,  nämlich,  dafs,  wenn  die  Helligkeit 
des  Gegenstandes  von  der  Ordnung  der  des  Hinunels  ist, 
dieselbe  sehr  grofse  YeränderuDgen  erleiden  kann,  ohne 
dals  die  durch  sie  entwickelte  Irradiation  merklich  abge- 
ändert wird. 

Po^cnd«  Ann.  ErgSnzungtbd.  I.  27 


416 

I 

Wir  könneu  also  diesen  Salz  aufslellen:  die  Im- 
diation  tpächsi  mit  der  Helligkeit  des  Gegenstandes,  aber 
weit  weniger  rasch  als  diese.  Denkt  man  sich  das  Ge- 
setz vorgestellt  durch  eine  Curt^e,  welche  die  successim 
Helligkeitswerthe  i^on  Null  aus  zu  Abseissen  und  dti 
entsprechenden  Irradiationswerthe  zu  Ordinalen  hat,  jo 
geht  diese  Curi^e  durch  den  Anfang  der  Coordmtdem 
kehrt  ihre  Concavitäi  gegen  die  Abscissenaxe  und  bietet 
eine  dieser  Abscissenaxe  parallele  Asymptote  dar.  «Scto 
fiir  eine  Helligkeit  wie  die  des  Himmels  gen  Norden  ist 
die  Curpe  ihrer  AsymptiAe  sehr  nahe. 

87.  Nebmen  wir  nuu  wieder  die  io  §§.  78  iiod79 
berührten  Fragen  vor,  u&mlich  die  Untersuchung  der  min* 
leren  Irradiation  bei  einer  bestimmten  Person  für  einen  G^ 
genstand  von  gegebener  Helligkeit  und  den  Vergleich  di^ 
ser  Mittelwcrthe  bei  ver$chiedenen  Personen.  Kehren  wir 
'ZU  dem  Ende  zur  Tafel  des  §.  74  zurück.  Aus  der  obi- 
gen Bemerkung  folgt,  dafs  alle  in  dieser  Tafel  enlhalte 
ncn  Werthc  als  sehr  wenig  durch  die  VerschiedenhdleD 
der  Helligkeit  des  Himmels  abgeändert  betrachtet  werden 
können,  wenigstens  sind  die  Fehler,  die  man  begeht, 
wenn  man  sie  als  unter  identischen  Sufscren  Umsläodco 
ansieht,  sehr  klein  gegen  die  Verschiedenheiten,  welcbe 
die  Irradiation  darbietet,  sowohl  bei  derselben  Pei^n 
von  einer  Zeit  zur  andern,  als  zur  selben  Zeit  von  einer 
Person  zur  andern.  Wenn  also.diese{be  Tafel  für  irgeod 
eine  der  Personen  eine  bedeutende  Anzahl  Bcobacblongi' 
tage  enthielte,  so  würde  man  auf  eine  sehr  angenSbeite 
Weise  die  mittlere  Irradiation  für  diese  Person  und  ftr 
eine  Helligkeit,  wie  die  des  Himmels,  bekommen,  weoo 
man  aus  allen  diesen  Tagen  entsprechenden  WerikB 
das  Mittel  nähme. 

Nun  enthalt  jene  Tafel  für  die  erste  Person  nor 
zwei  Beobachtungstage;  allein  diese  Person  ist  die  nSali- 
che,  welche  in  §.  86  die  den  sechs  anderen  Tagen  ent5pr^ 
chenden  Resultate  geliefert  hat.     Diejenigen  dieser  lelir 


419 

• 

ten  Resultate,  irieldie  die  Colomne  zur  Rechten  bildeOi 
gelten  für  die  Helligkeit  des  Himmels  selbst,  und  können 
folglicli  mit  den  beiden  der  andern  Tafeln  eombinirt  iff er- 
den, nttr  mnfs  man  sie  zuvor  in  Function  derselben  Ein- 
betten ausdrQcken.  Bemerke  man  tiberdieCs,  dafs  man 
auch  die  Werlhe  der  der  Helligkeit  \E  entsprechenden  ^ 
Columne  nehmen  kann,  da  ^on  dieser  Columne  zur  fol« 
genden  die  Irradiation  nicbt  merklich  yerschiedeti  ist.  Wir 
haben  also  für  feden  dieser  sechs  Tage  zwei*  Beobach- 
tungen statt  einer  einzigen.  Nimmt  man  also  das  Mittel 
aas  jedem  dieser  sechs  Paare  von  Beobachtungen,  wen- 
det auf  alle  diese  Mittel  die  Formel  des  §.  56  an  und 
moWplicirt  hierauf  alle  Resultate  durch  48",  so  haben  wir 
nach  Vollziehung  aller  Rechnung: 

In  Function  der  Einheit     In  Graddieilong. 
de«  S*  l^> 

Ister  Tag  1,265  1'  0^,7 

2ter      -  1,045  0  50 ,1 

3ter      -  1,472     •  110,6 

4ter      -  1,032  0  49,5 

5ter      -  1,272  1    1,0 

6ter      -  0,920  0  44,1 

Zwar  ist  jeder  dieser  Werthe  nur  aus  zwei  partiel- 
len Resultaten  abgeleitet;  allein  untersucht  man  zuvör- 
derst die  der  Tafel  des  §.  86«  so  sieht  man,  dafs  die  zu 
einem  Paare  gehörigen,  bis  auf  das  letzte,  ziemlich  tlber- 
einstimmen,  und  dafs  andrerseits  die  Fehler  sich  in  dem 
allgemeinefi  Mittel  aufheben  müssen. 

Endlich  hihe  ich  spfiter  «lit  derselben  Person  noch 
zwei  Messungen  der  Irradiation  bei  der  Helligkeit  des 
Himmels  vorgenommen,  nämlich  die  eine  im  April  und 
die  andere  im  Mai.    Es  sind  die  folgenden: 

1,225        oder        0'53",8 
1,545  -  1'14M 

Die  beiden  in  der  Tafel  des  §•  74  enthaltenen  Wer- 
lhe waren: 

27*         -  ^ 


420 

1,613        o^er        VITA 
1,434  .  V  STfi 

Wir  haben  also  fOr  die  besagte  Person  eine  Ge- 
sammtheit  von  Wertbea,  die  sechs  ziemlich  aasetnaader 
liegenden  Tagen  entsprechen.  Diese  Elemente  scheinen 
zahlreich  genug,  um  daraas /mit  zSenlicher  AonSberung, 
die  mittlere  Irradiation  za  berechnen,  welche  die  Hellig- 
keit des  Himmels  in  den  Angen  dieser  Person  entwickelt. 
Nehmen  wir  das  Mittel  aus  diesen  sechs  Wertheo»  ao 
finden  wir 

1,282        oder        l'O 

Um  zu  beurtheilen,  welchen  Grad  von  Zutraaen 
diesem  Resultate  beilegen  können,  wollen  wir  die 
Werihe,  aus  denen  dasselbe  abgeleitet  ist,  in  zwei  Grup- 
pen Ton  fünf  zerfallen,  sie  nach  ihren  Monatstagen  ord- 
nen und  aus^  jeder  dieser  Gmppen  flir  sich  das 
suchen.    "Wir  haben  demnach 


Erste  Gruppe. 

Zweite  Gruppe. 

1,613 

1,032 

1.434  . 

1,272    * 

1,265 

0,920 

1,045 

1,225 

1,472 

1,545 

Mittel        1,365 

1.198 

Man  sieht,  -diese  beiden  partiellen  Mittel  entferacn 
sich  nicht  beträchtlich  Ton  dem  allgemeinen  Mittel  1»2S2. 
Die  Abweichung  ist  0,084,  was  ungefilhr  6  Hnodertel 
vom  allgemeinen  Mittel  betragt.  Wir  können  also  «fiefa 
letztere  als  ziemlich  genän  betrachten  und  mit  grofs4^ 
Wahrscheinlichkeit  sagen,  dafs  bei  der  in  Rede  atdien- 
den  Person  die  Helligkeit  des  Himmels  eine  Irradialioii 
bewirkt,  deren  Mittelwerth  sehr  nahe  1,282  oder  l'Vfi  ist. 

88.  Schreiten  wir  nun  zu  den  andern  Personen  der 
Tafel  des  §.  74.  Die  zweite  lieferte  nur  zwei  Messnngni 
und  auch  seitdem  habe  ich  keine  von  ihr  nehmen  lassen 
können;  rücksichtlich  dieser  Person  ist  also  nidits  za  schlie- 


421 

fsen.  AlWn  die  drittel  wie  die  vierte,  hat  Resultate  an 
fflof  ▼crsciiiedenen  Tagen  geliefert,  und  da,  nach  dem 
Vorherigen',  das  Mittel  aus  fünf  Tagen  sich  nicht  sehr 
vom  allgemeinen  Mittel  ans  einer  grOfseren  Zahl  von  Ta- 
gen entfernt,  so  können  wir  den  Resultaten,  die  wir  aus 
diesen  beiden  Systemen  von  Werlhen  ziehen,  einiges 
Vertrauen  schenken.  Nehmen  wir  das  Mittel  aus  jedem 
von  ihnen,  so  haben  wir 

Dritte  Penoo.  Vierte  Pertoo. 

1,086  oder  tf52",l         0,692  oder  0'33",2 

Betrachten  wir  diese  beiden  Resultate  als  genau,  eben 
so  wie  das  fQr  die  erste  Person  gefundene,  so  wird  die 
mittlere  Irradiation  fUr  die  Helligkeit  des  Himmels  bei 
diesen  drei  Personen  respeclive  seyn: 

1,282        1,086         0,692 

Die  betr&chtliche  Abweichung  zwischen  diesen  drei 
Groben,  besonders  zwischen  der  ersten  und  dritten,  be- 
«tätigt  demnach,  dafs  die  von  einer  gleichen  Helligkeit 
entwickelte  mittlere  Irradiation  bei  weitem  nicht  gleich 
ist  bei  allen  Individuen. 

Ich  glaube  nicht,  dafs  man  die  groCsen  Unterschiede, 
welche  diese  Werthe  darbieten,  der  kleinen  Zahl  von 
Elementen,  aus  denen  dieselben  abgeleitet  sind,  zuschrei- 
ben könne.  In,  der  Tbat  untersuchen  wir  näher  den  er- 
sten und  dritten,  als  die,  welche  sich  am  weitesten  von 
siaander  entfernen.  Vergleicht  man  die  zehn  Elemente, 
deren  Gesammtheit  den  einen  dieser  Werthe  geliefert  hat, 
mit  den  ftinf,  die  zur  Bildung  des  anderen  beigetragen 
kaben,  so  sieht  man,  dafs  jeder  der  ersten  jeden  der 
zweiten,  bis  auf  eine  einzige  Ausnahme,  mehr  oder  weni- 
ger beträchtlich  überwiegt.  Es  ist  also  Constanz  da  in 
dem  Vorwalten  der  Irradiation  bei  der  ersten  Person 
^her  die  bei  der  vierten.  Ueberdiefs  als  ich  mit  den- 
selben zwei  Personen  die  in  §§.  28,  36,  49  u.  s.w.  er- 
wähnten Versuche  anstellte,  Versuche,  die  der  Zeit  nach 
sehr  auseinander  lagen,  fand  ich  immer,  dafs  bei  der  er- 


422 

fiteren  die  Wirkungen  weit  bedeof  ender  alr  bei  der 
deren  waren.  Die  eben  erörterten  Messungen  haben  also 
nar  besldligf,  was  Beobwchtongen  von  geringerer  SdArte 
mich  schon  zuvor  gelehrt  hatten.  Wir  kOpnen  also,  glaube 
ich,  als  bewiesen  den  Satz  aussprechen: 

Die  Qon  einer  gleichen  HelUgkeii  entwickelte  mitt- 
lere Irradiation  parürt  beträchtlich  von  einer  Person 
zur  anderen. 

89.  Ehe  wir  zu  einer  neuen  Aufgabe  übergehen, 
wollen  ^ir  einen  Schritt  rOckwärts  machen  und  ffir  einen 
Augenblick  zu  den  VerSnderungen  zurückkehren,  welche 
die  Irradiation  bei  einer  und  derselben  Person  von  einer 
Zeit  zur  anderen  erleidet.  W/ir  können  jetzt  reirbt  efah 
leuchtende  Beweise  von  diesen  Verändeningen  beibrin- 
gen. Untersucht  man  nämlich  die  Resultate  in  der  Ta- 
fel des  §.  86,  und  vergleicht  die  Reihe  des  zweiten  Ta- 
ges mit  der  des  dritten,  so  bemerkt  man,  dals  jede  der 
fünf  Zahlen  in  der  ersten  dieser  beiden  Reiben  kleiner 
ist  als  die  entsprechende  in  der  zweiten,  d.  h.  dafs,  fiir 
jeden  der  Helligkeitswerthe,  die  als  Maafs  der  Inrmdia- 
tion  erhaltene  Gröfse  bestandig  am  zweiten  Tage  gerin- 
ger als  am  dritten  war.  Vergleicht  man  ebenso  die 
Reihe  des  dritten  Tages  mit  der  des  vierten,  so  findet 
man,  dafs  die  Zahlen  der  ersteren  sämmtlich  gröfser  mA^ 
als  die  entsprechenden  der  zweiten.  Geht  man  vom  vier- 
ten Tage  zum  fünften  über,  so  ^ sieht  man  alle  Zahlen 
abermals  wachsen,  und  endlich  sieht  man  sie  vom  fünf- 
ten zum  sechsten  alle  abnehmen.  Blols  der  Uebergang 
vom  ersten  Tage  zum  zweiten  .macht  Ausnahme  von  die- 
ser regclmäfsigen  Ordnung. 

Nun  ist  einleuchtend,  dafs  eine  so  erhaltene  Ueber- 
einstimmung  nicht  von  einer  zufalligen  Verlhcilong  von 
Beobachtungsfehlern  herrühren  kann;  man  wird  also  noth- 
wendig  zu  der  Annahme  geführt,  dafis  die  Irradiation  bei 
der  besagten  Person  vom  zweiten  zum  dritten  Tage  zu- 
nahm, vom  dritten  zum  vierten  abnahm,  vom  vierten 


42S 

fQnri/eii  abcnnals  wuchs,  und  vom  CGofiea  zum  sechsten 
wiederum  abnabra. 

Die  Resultate  dieser  Vergleiche  worden  noch  auf- 
fallender,  wenn  wir  sie  genauer  machen,  nämlich  vom 
zweiten  Tage  an  berechnen,  was  für  ein  Verbäilnifs  zwi- 
schen jeder  .2iahl  der  einen  Reihe  und  ihrer  eulsprechen- 
den in  der  anderen  Reihe  stattfand.  Wir  erhalten  so 
folgende  Gröfse: 


VerhSftnuse  lewuchen  den 

1 

Zahlen 

des  2ten  u.  3ten  Tages 

0,61 

0,74 

0,65 

0,70 

0,71 

-    3ten  u.  4ten 

1,44 

1,55 

1,65 

1,40 

1,45 

-    4ten  u.  5ten 

0,91 

0,97 

0,73 

0,76 

0,87 

-    5len  u.  6ten 

1,97 

1,16 

1,27 

1,30 

1,48 

Man  sieht,  die  fünf  Zahlen,  welche  jede  dieser  Rei- 
hen von  Verhältnissen  bilden,  stimmen  unter  sich  auf 
eiue  recht  merkwürdige  Weise,  wenigstens  in  Betracht 
gegen  die  grofse  Schwierigkeit  der  Beobachtungen,  die 
ihnen  zum  Grunde  liegen.  Der  Salz  des  §.  77  findet 
8icb  also  vollkommen  bestätigt. 

Die  Uebereinstimmung  zwischen  den  vorstehenden 
Aesultaten  .zeigt  uns  auch,  dafs  wir  in  die  in^dcr  Tafel 
des  §.  86  verzeichneten .  Beobachtungen  viel  Vertrauen 
setzen  können,  und  dafs  folglich  die  Curvedei*  Fig.  15 
Taf.  III  sehr  wenig  von  derjenigen  abweichen  ipufs,  die 
genau  das  gesuchte  Gesetz  ausdrücken  wüi:de.. 

Im  §•  31  sagte  ich,  dab  die  Irradiation,  welche  der 
Mbnd  bei  den  in  §.  .11  erwähnten  Beobachtungen  in 
Gassendi's  Augen  entwickelte,  als  sehr  bedeutend 
mQCste  betrachtet  werden.  In  der  Tbat,  nimmt  man 
diese  Beobachtungen  als  genau  au,. so  hätte  diese  Irra- 
diation 2^,5  betragen,  während  die  stärkste  von  denen 
ia  der  Tafel  des  §.  74  nur  1'  17",4  war.  Zwar  ist  die 
Helligkeit  des  Mondes  gröber  als  die  des  Himmels  bei 
'^H^  S^gcn  Nord;  allein  wir  wissen  jetzt,  dafs  der  Ueber- 
schaff  von  Helligkeit  nur  einen  sehr  schwachen  Unter-^ 


\ 


424 

sdiied  in  dem  Weiihe  der  Irradiation  bewtten  kann« 
Man  mufs  es  flbrigena  f&r  wahrscheinlich  lialteo,  dafb 
das  Auge,  bei  Tage,  durch  die  beständige  Reizung  des 
ihm  von  allen  Seiten  zukommenden  Lichts  weniger  für 
die  Irradiation  emp6ndlich  sey,  als  mitten  in  der  Kackt, 
wenn  es  nur  Licht  Ton  einem  einzigen  hellen  Gegen- 
stand, wie  der  isolirte  Mond  auf  dunklem  Himmelsgninde 
ist,  empftogt 

90.  Schreiten  wir  jetzt  zu  einem  anderen  Imdtt- 
tionsgesetz:  ich  meine  den  Einflufs  der  gröberen  oder 
geringeren  Helligkeit  des  den  leuchtenden  Körper  omge- 
benden  Feldes  (§§.  10,  11,  23).  Ehe  ich  diesen  Ein- 
flufs in  seinen  Beziehungen  zur  Theorie  untersocbe,  will 
ich  ein  einfaches  Mittel  zum  Erweise  seines  Daseins  an- 
geben. Zunächst  streiche  man  ein  Rechteck  von  dfinnen 
Papier  und  von  gleichen  Dimensionen,  wie  die  Pappe 
der  §§.  28,  36  n.  s.  w.,  zur  Hälfte  seiner  Länge  ndiwarx 
an.  Dieses  Papier  ist  sonach  in  zwei  Rechtecke  getheil^ 
enis  vollständig  undurchsichtig,  ein  anderes  halbdnrcbsdiei- 
nend,  welches  letzteres  man  besser  ölt,  um  seine  Dorch- 
scheinenheit  zu  erhöhen.  Mit  der  Spitze  eines  Feder- 
messers schneide  man  in  dieses  Papier  eine  longitudinale 
Oeffhung  von  5  Millm.  Breite,  so  dafs  eine  Hallte  in 
dem  schwarzen  Felde,  die  andere  in  dem  durchscheinen- 
den liegt  (Fig.  16  Taf.  III).  Endlich  spanne  man  die- 
ses  Papier  auf  einen  Rahmen,  oder  besser,  klebe  es  aof 
eine  Glasplatte.  Wenn  man  diesen  Apparat  vor  ein  Fen- 
ster stellt,  so  dafs  er  sich  gegen  den  Himmel  profiart, 
so  sieht  man,  dafs  die  Längenöffnung  eine  lichte  Zone 
bilden  mufs,  deren  eine  Hälfte  anf  schwarzem  Gmnde 
liegt,  und  die  andere  auf  einem  Grande  von  gewisser 
Helligkeit,  aber  weit  geringerer  als  die  der  Zone  seihst 
Betrachtet  man  nun  aus  einigen  Metern  Entfernung  diese 
beiden  Hälften,  so  erblickt  man  sie  von  ungleicher  Breite^ 
die  erste  beträchtlich  breiter  als  die  zweite  '). 

1)  Der  Versuch   wurde  Ton  fechj  Personen  und  mit  gleicbcm  £Hb|| 
wiederkolt. 


4» 

91.  Sehen  wir,  wie  dieser  Elnflofs  der  HeHigkeJt- 
des  tnägebeoden  Feldes  zusamniieiihaDgt  mit  der  Foi;!- 
pflaozQDg  des  Eiodmcks  aaf  der  Netzhant.  Nach  den 
Thatsachen  nnd  Bemerkungen  der  §§.  48  —  51  befolgt 
das  Auge  in  seiner  Neigung,  fortgepfladzte  Eindrücke  anf- 
zunehmen,  einen  umgekehrten  Gang  wie  in  der,  unmit- 
telbare aufzunehmen.  Es  ist  daher  ^u  glauben  erlaubt, 
dab  wenn  das  Licht  direct  auf  ein  Stflck  der  Netzhaut 
wnit,  dieses  Stück  eben  dadurch  weniger  fähig  zur  Auf- 
nahme eines  fortgepflanzten  Eindrucks  werde.  Darnach 
begreiil  ^man,  dafs  wenn  der  Grund,  auf  welchem  der 
leuchtende  Gegenstand  erscheint,  seinerseits  auch  eine 
gewisse  Lichtmenge  in  das  Auge  schickt,  der  dadnrdi 
erzeugte  directe  Eindruck  der  Irradiation  des  Randes 
Tom  Gegenstande  entgegenwirkt,  und  das  um  so  mehr, 
als  die  Helligkeit  dear  Grundes  betrSditlicher  isL 

92.  Diefs  angenommen,  denke  man  sich  einen  Ge- 
genstand, der  auf  einem  nicht  gSnzlich  de»  Lichts  be- 
raubten Grunde  steht,  und  nehme  an,  dab  man  die  Hei- 
ligkeit dieses  Gmndes  allmSlig  wachsen  lasse.  Die  ISngs 
dem  Umrib  des  Gegenstande»  entstandene  Irradiation 
wird  dann  abnehmen,  bis  die  Helligkeit  des  Feldes  der 
des  Gegenstandes  gleich  geworden  ist.  Wenn  über  diese 
GrSnze  hinaus  die  erstere  wachst,  wird' offenbar  das  Feld 
seinerseits  eine  Irradiation  erzeugen,  die  über  den  Ge- 
genstand weggreift  und  sich  folglich  in  Rücksicht  auf  die 
wahre  Umriblinie  des  Gegenstandes  in  umgekehrtem  Sinn 
wie  die  frühere  entwickelt  Die  Iriradiation  geht  also 
gleichsam  aus  dem  PositiTcn  in  das  Negative.  Dieser 
Uebergang,  der  eine  directe  Folge  bekannter  Thatsachen 
ist,  berechtigt  zu  der  Annahme,  dab  in  dem  Augenblick, 
da  die  Helligkeit  des  Feldes  der  des  Gegenstandes'  gleich 
geworden  ist,  die  Irradiation^  des  letzteren  auf  Null  her- 
absinkt; und  da  die  Wirkung  wechselseitig  seyn  mnCs, 
werden,  wenn  man^  statt  eines  Gegenstandes  und  eines 
onogebenden  Feldes,  zwei  Gegenstände  von  gleicher  Hel- 
ligkeit in  Berührung  stehend  annimmt,  die  Irradiationen 


426 

Jbeider  in  der  BerßbrtfDgslipie  NpH  seyo..  Wif  gfl<^^< 
.«Iso  auf  anderem,  We^e  zu  demseibe^i  ScIiIuEb,  den 
^choD  au8  der  Tbatsache  der  Verringerung  zweier  be- 
nachbarten Irradiationen  abgeleitet  Jiaben  (§.  40).  Wen* 
.den  wir  auf  diesfp,  aus  der  Erfahrung  abgeleiteten  Scblofii 
die  theoretischen.  Betrachtungen  des  vorherigen  Paragra- 
phen an,  so  kommen  wir  auf  die  von  Hrn.  Robison 
für  den  Fall  zweier  sich  berührenden  Gegenstände  vom 
gicicberv  Helligkeit  ausgesprochene  Idee  zurück  (§•  23J, 
jydafs  seitens  des  einen  von  zwei  Bildern  keine  sympa- 
thische Wirkung  auf  die  schon  von  dem  zweiten  erreg- 
ten« anliegenden  Theile  der  Netzhaut  ausgeübt  werdeo 
künne«'' 

93.  Es  würde  sehr  leicht  sejn,  auf  das  Gesetz»  nach 
welchem  sich  die  Helligkeit  des  Gegenstandes  richtet,  ana- 
loge Mefsverfahreu  anzuwenden,  wie  ich  bei  den  TOfhe> 
rigcn  Untersuchupgen  benutzt  habe.  Ich  bekenne  indef% 
dafs  der  Wunsch,  eine  schon  so  lange  Arbeit  zu  been- 
den, mich  abgehalten  hat,  diese  Arbeit  zu  onteruehmeo, 
anf  die  ich  übrigens  in  der  Folge  werde  zurückkommen 
können.  Die  schon  gegebenen  Beispiele  von  der  An- 
vrendung  dieser  Verfahrungsarton,  werden  hinreichend 
zeigen,  daCs,  wie  zart  und  veränderlich  auch  das  Phäno- 
men der  Irradiation  sejn  mag,  es  dennoch  möglich  ist, 
dasselbe  unter  den  verschiedenen  Umständen  scharf  zu 
messen  und  einen  genauen  Ausdruck  für  jedes  seiner  Ge- 
setze zu  erlangen. 

Welche  Gestalt  übrigens  die  Curve,  welche  das 
uns  beschäftigende  Gesetz  vorstellt,  auch  habeki  mag 
so  mufs  doch  diefs  Gesetz,  so  wie  ^ir  es  kennen,  fot 
gendermaafsen  ausgesprochen  werden  können: 

Sobald  das  Feld,  welches  den  Gegenstand  umgieöi, 
nicht  (folliommen  schwarz  ist^  wird  die  längs  dem  Um- 
rifs  des  Gegenstands  entmckelle  Irradiation  verringert, 
und  das  um  so  mehr,  als  die  Helligkeit  des  Feldes  dff 
des  Gegeffstandes  gleicher  wird.  Tritt  Gleichheil  eia» 
so  verschwindet  die  Irradiation.  • 


-427 

'  Uod  ifnr  fügen  das  Gorollar  hioxo:  Sobald  um 
Gegenstände  oon  gleicher  Helligkeit  Lander  berühren^ 
ist  fiir  jeden  derselben  in  dem  Punkte  oder  der  Ume 
der^  Berührung  die  Irradiation  Null. 

94.  Der  Safo  vom  EinfluCB  der  Helligkeit  des  Fel- 
des und  der  von  der  Verringerung  zweier  benachbarten 
Irradiationen  (§§.  36  —  40)  mfissen,  nach  dem  Obigen« 
innig  mit  einander  Terknüpft  aejn.  in.  der  That,  es 
mö^ea  zwei  iencbtende  Rttume  von  gleicher  Helligkeit 
sich  alimftlig  bis  zur  Herflhrung  ntthern  oder  von  zwei 
ursprünglich  in  Berfihrung  siehenden  Rttumen  ungleicher 
Helligkeit  der  minder  helle  dem  andern  allmälig  gleich 
gemacht  werden,  so  mufs  doch  das  endliche  Resultat  das 
Dfiinliche  seyn,  d.  h.  man  wird  auf  beiden  Seiten  zuletzt 
zwei  gleich  helle  Räume  in  Berühmng  haben.  Die  Wir^ 
kong  bei  dieser  Grfinze,  nämlich  die  Vernichtung  der  Ir- 
radiation, mufs  also  in  beiden  Fällen  aus  der  nämlichen 
Ursache  entspringen,  und  darnach  wird  es  also  sehr 
wahrscheinlich,  da(s  die  Verringerung,  welche  die  Irra- 
diation vor  dieser  Gränze  in  dem  einen  wie  in  dem  an- 
dern Fall  erleidet,  auch  von  Ursachen  gleicher  Ordnung 
herrührt  In  der  That  werden  wir  sehen,  dafs  das  Pb9- 
DOmen  der  Schwächung  zweier  benachbarten  Irradiatio- 
nen eine  ganz' natürliche  Folge  der  theoretischen  Betracb- 
tongen  ist,  welche  das  Vorhergehende,  erklären.  Wenn 
rin  Theil  der  Netzhaut  dadurch,  dafs  er  einen  directen 
Eindruck  bekommt,  für  einen  Reiz  durch  Mittheilung 
weniger  empfänglich  wird,  und  diese  Empfänglichkeit  für 
einen  zweiten  directen  Eindruck,  von  gleicher  Intensität 
mit  dem  ersten,  ganz  verliert,  so  ist  es  vernünftig  anzuneh- 
men, daCs  die  Art  von  Abstofsung,  welche  jeder  dieser 
Eindrücke  auf  die  Irradiation  des  andern  ausübt,  sich 
bis  zu  einer  gewissen  Entfernung  fühlbar  mache,  und 
dafs  demnach,  wenn  dieselbe^  Eindrücke,  statt  in  Con- 
t<ct  zu  stehen,  dnrch  einen  kleinen  Zwischenraum  ge- 
trennt  sind,  jeder  von  ihnen  die  Irradiation  des  andern 


428 

idiwacben  mflMe.  Wirklich  wtfre  es  schfrierig  vora«- 
tosetzen,  dafs  das  beim  Contact  fflr  beide  ImdiatioBeB 
eintfetende  Hindernifs  durch  diesen  kleinen  ZwischcoFain 
plötzlich  vernichtet  werde.  Das  Gesetz  der  Stetigkeit 
^fliirt  also  zu  den  durch  Erfahrung  bestätigten  Schlob» 
dafs  wenn  zwei  gleich  helle  und  ursprünglich  von  einaii- 
der  entfernte  Gegenstfinde  sich  allmälig  näbeni,  ibreaa- 
fangs  frei  sich  ratif  ickelnden  Irradiationen,  zuletzt  den  Eis- 
flufs  des  benachbarten  Gegenstandes  empfinden,  nndin- 
merfprt  abnehmen,  bis  nun  Contact  beider  GregenstSnd«^ 
Hro  sie  verschwinden. 

95.  Ehe  ich  diesen  Gegenstand  verlasse,  will  idk 
Ober  die  Schwächung  zweier  benachbarten  Irradiatioocft 
noch  einen  Versuch  anffihren,  der  für  einen  besondeffei 
Fall  das  Maafs  derselben  liefert.  Der  Apparat  beiteU 
aus  einem  schwarzen,  kreisrunden  Stück  Pappe,  ia  '^ 
Mitte  mit  einer  gleichfalls  kreisrunden  Oeffnung  von  etwa 
fünf  Centimetem  Durdimesser,  über  welche  ein  Cocso- 
faden  ausgespannt  ist.  Halt  man  diesen  Apparat  senk- 
techt  vor  einen  geneigten  Spiegel,  welcher  das  Liebt  des 
Himmels  reflectirt  (§.  57.)  so  sieht  man  den  von  der 
Oeffnung  gebildeten  leuchtenden  Raum  zerschnitten  ii 
twei  Theile  durch  die  äufserst  dünne  Linie,  welche  der 
Faden  abgiebt«  Diese  beiden  Theile  verrichten  also  dei 
Dienst  zweier  leuchtenden  Gegenstände  von  gleicher  Hel- 
ligkeit, die  einander  sehr  nahe  sind  und  sich  folglich  ii 
Bezug  auf  die  wechselseitige  Neutralisation  ihrer  beides 
Irradiationen  unter  sehr  günstigen  Bedingungen  befinden. 
Wenn  nun  hierauf  eine  Person,  aus  einiger  Entferoang 
vom  Apparat,  sich  langsam  demselben  nähert,  bis  za  dea 
Abstand,  wo  sie  anfängt  den  Faden  zu  nnterscheideo,  se 
ist  klar,  dats  bei  diesem  Abstände  die  Snmme  der  G^ 
Sichtswinkel,  welche  die  zu  beiden  Seiten  des  Fadens 
«ausgeübten  Irradiationsreste  messen,  etwas  geringer  sejB 
mnfs,  als  der  Gesichtswinkel,  der,  bei  gleichem  Abstand^ 
die  wahre  Dicke  dieses  Fadens  umspannt.    Mit  andern 


429 

Worten,  da  die  beiden  Irradiationen  gleich  sind,  so  mub 
fede  von  ihnen  etwas  kleiner  seyn  als  die  Hälfte  dieses 
letzteren  Winkels.  Klar  ist  namitcb,  dafs,  ohne  diese 
Bediogung,  der  Faden  verdeckt  und  nicht  wahrnehmbar 
seyn  würde.  Kennt  man  also  die  l)icke  dieses  Fadens 
und  mifst  die  besagte  Dicke,  so  ergiebt  sich  daraus  eine 
GrSnse,  unterhalb  welcher  der  Werth  beider  IrradiatiO* 
Den  liegen  mnCs.  Mifst  man  nun  bei  derselben  Person  un- 
mittelbar vor  und  nach  diesem  Versuch  den  Werth  der  frei 
durch  die  Helligkeit  des  Himmeis  entwickelten  Irradia« 
tioo,  so  wird  man  diesen  Werth  mit  obiger  Gränze  ver- 
gleichen, und  folglich  beurtheilen  können,  welchen  £io^ 
flafa  die  Nachbarschaft  zweier  Gegenstände  auf  die  Irra- 
diationen derselben  ausübt. 

Auf  diese  Weise  verfuhr  ich  mit  der  zweiten  PeN 
8on  der  Tafel  des  §.  74.  Diese  Tafel  zeigt,  dafs  bei 
ihr  die  von  der  Himmelshelligkeit  erzeugte  Irradiation  am 
zweiten  Tage  S2",6  war,  uiid  dieser  Werth  kommt  der 
Wahrheit  sehr  nahe,  weil  er  aus  einer  Gesammtheit  von 
12  Beobachtungen  abgeleitet  ist  (§§.  75  und  76).  Als 
dieselbe  Person  einige  Augenblicke  datanf  den  Versack 
mit  dem  Coconfaden  ansteille^  begann -sie  denselben  in 
der  Entfernung  von  drei  Metern  zu  nnterscheiden.  Nun 
hat  ein  Coconfaden  ungefähr  die  Dicke  von  0,01  Milli- 
meter ^),  was  fOr  genannte  Entfernung  einen  Gesichts- 
winkel von  0^^69  ergiebt.  Die  übrigbleibende  Irradiation 
längs  jeder  Seite  des  Fadöns,  mflfste  also  geringer  sejrn, 
als  die  Hälfte  dieses  Werthes,  d.  h.  als  0'',34.  Die  Nach, 
barschaft  dieser  beiden  Gegenstände  bat  mithin  im  be- 
sagten Fall  die  Irradiation  von  52^,6  auf  weniger  ab  0^,34 
zorQckgef&hrt,  d.  h.  auf  weniger  als  den  hundert  vier  und 
fünfzigsten  Tfaeil  des  Werthes,  den  sie  erlangen  würde, 
wenn  sie  sidi  frei  .entwickeln  konnte. 

Bei  diesem  Versuch  konnte  die  Person  sich  nicht  ir- 
ren;  sie  begann  wirklich  in  drei  Metern  Abstand  den  Fa^ 

1)  Ponillet,  Eüniens  de  phjrsiifiu^  32  Edii,  T*  I  p,  18» 


430 

den  za  iinterscbeideD;  denn  «a  waftCe  zuvor  nichls  fAfr 
die  Richtung  des  Fadens,  und  bei  jenem  Abstaodr  gab 
sie,  auf  meine  Anfrage,  diese  Richtung  so  ao,  ytic  sie 
in  Wirklichkeit  wan 

96.  Aus  der  Ge^aoinitheit  dieses  Abschnitts  der  Ab- 
handlung geht  hervor,  daCs  die  Hypothese  von  einer  Fort- 
f>flanzung  der  Eindrücke  auf  die  anUegenden  Theile  der 
Netzhaut ,  nicht  blofs  auf  apriorische  BetracbtusgcB, 
auf  Analogie  und  auf  fast  entscheidende  Tiiatsaclien  ge- 
stützt  ist,  sondern  tiberdiefs  alle. Gesetze  der  bei  bio* 
(sem  Auge  auftretenden  Irradiation  auf  eine  genügende 
Weise  erklärt. 

97.  Unglücklieberweise  stellt  sich  aber,  sobald  nan 
zur  Beobachtung  der  Irradiations- Effecte  das  Aage  «it 
e^ner  Linse  bewaffnet,  eine  Ordnung  von  Thatsachen 
ein,  deren  Verknüpfung  mit  der  besagten  Hypothese  ich 
nicht  einzusehen  vermag* 

Der  hietu  angewandte  Apparat  ist  analog  dem,  wel» 
eben  ich  zuvor  bei  den  MeCsv^rsuclien  benutzte;  ah  ei 
(Taf.  HI  Fig.  17 )  ist  eine  quadratische  Kupferplatte  von 
10  Cenlimetem  Seite,  in  .der  Mille  mit  einer  gleidiEiUs 
quadratischen  Oeffnung  fghi  von  2  Centimetem  Seite 
Di<f8e  Oeffnung  enthält  zwei  rechl winkliche  PIfitIcben  voo 
polirtem  Stahl /A/m  und  nopq^  deren  VorderflSdien  in 
der  Verlängerung  der  Fliehe  der  Kupferplatte  liegen. 
Das  erste  dieser  beiden  Plättchen  ist  fest,  allein  dsa 
zweite  kann  in  seiner  Ebene  lAngs  der  Seite  hi  der  OelE* 
nung  verschoben  werden,  mittelst  einer  Schraube,  deren 
Knopf  man  in  r  erblickt.  Die  beiden  Plüttchen  sind  voll- 
koinüien  gearbeitet,  ihre  freien  Rinder  nach  hinten  schnei- 
denfOrmig,  und  wenn  man  das  bewegliche  PlSttchen  ver- 
schiebt, unter  das  feste  führt,  so  kommen  die  Rinder 
no  und  ml  blofs  in  Berührung,  ohne  indeCs  gegen  ein- 
ander eine  Reibung  auszuüben,  die  sie  verbiegen  köonte. 
Endlich  steht  der  Apparat  auf  einem  Gestell  von  solcher 
Einrichtung,  dafs  mau  ihn  heben  und  senken,  auch  i^^ 


m 

m 

Plaüc  sowohl  lolhrccht  als  mehr  oder  weniger  geneigt 
sfellen  kann. 

'  Zur  Ansteihing  'des  Versuchs  sclzt  man  den  Appa- 
rat vor  ein  Fenster,  giebt  anfangs  der  Platte  eine  solche 
Neigung,  dafs  man  den  Himmel  durch  Reflexion  auf  den» 
polirlen  Plällchen  sirM,  und  rirhtct  nun  die  Sachen  sc^ 
ein,  dafs  die  Oeffnungen  sich  anf  einem  recht  schwanei» 
Baum  projicircn.  Alsdann  betrachtet  man  diese  Ptftttcheti 
mittelst  einer  starken,  dicht  vor  das  Ad^e  gchaUenen 
Lupe  ^),  und  dreht  die  Schraube  rtlck-  oder  vorvrSrf^, 
bis  die  beiden  Rftnder  il  und  np  genau-  in  gegenseitiger 
Verlängerung  erscheinen«  Nachdem  diese  Bedingung  eK 
lUlt  ist,  stellt  man  die  Platte  senkrecht,'  und  begiebt  sich 
vor  den  Spiegel,  welcher  das  Himmelslicht  rellectirt?  hier- 
auf betrachtet  man  abermals  die  Plättrhen  mit  der  Lupe, 
obiie  die  Srliraube  tu  bertlhren.  Obwohl  nun  bei  die- 
ser zweiten  Anordnung  des  Apparats  die  Umstände  die 
umgekehrten  sind,  da  die  Oeffnungen  ericnchtct,  und  die 
PlSttchen   dunkel  erscheinen,  so  scheint  doch  in  der  rc^ 

■ 

lativcD,  scheinbaren  Lage  der  beiden  Ränder  AI  und  np 
Dicht»  geändert,  vielmehr  fahren  sie  fort  in  gogcnseitig^ir 
Verlängerung  zu  liegen  '). 

98.  Um  das  Merkwürdige  dieses  Versuches  recht 
zu  begreifen ,  bemerke  man  zunächst,  dafs  derselbe«  ver- 
möge seiner  Anstellungsweise,  den  scheinbaren  Irradia- 
lioDs- Effect  längs  den  Rändern  kl^ini  np  vergrOfseih 
mufstc.  Denn,  wenn  bei  dem  ersten  Theil  der  Opera- 
tion, d.  fa.  als  man  die  Plättchen  durch  Reflexion  be- 
trachtete und  diese  leuchtend  erschienen,  eine  merkliche 
Irradiation  sich  längs  den  Rändern  il  und  np  entwick- 
kclte,  müfste  man  die  Plättchen,  um  sie  scheinbar  In  ge- 

1  )  Dic^  von  mir  angewandte  Lupe  kalte  nngefiilir  drei  Gentimelcr  Brenn- 

'vrcile. 
iE)  Ton  fünf  Personen,  die  diesen  Versnch  wiederKoUen,  Aagte  mir  eine, 

dafs    TicUeickt  noch  eine,  aber  Safscrst  geringe   Irradiation   turück- 

bb'cbe. 


432 

genseitige  VerlSDgenmg  iva  bripgeji,  in  Wirklichkeil  of- 
fenbar TOD  -- einander  entfernen»  um  eine  GröCse,  dic^ 
durch  die  Lupe  gesehen,  ^eich  wäre  der  Siunoie  ihrer 
bdden  Irradiationen.  Wenn  man  darauf  den  Appant 
in  Projection  gegen  den  Himmel  betrachtet,  und  nun  die 
OeCTnongen  leuchtend  erscheinen,  scheint  die  durch  sie 
UUigiB  denselben  Rudern  Entwickelte  Irradiation  diese  RSa- 
c|er  auseinanderrüqken  zu  mOsaen,  i|nd  der  Effect  dieser 
scheinbaren  Aoseinanderrückung  würde  sich  offenbar  der 
wirklich  zwischen  ihnen  eingetretenen  addiren«  Die  Summe 
dieser  partiellen  Effecte  bfilte  also  ^  ein  weit  beträchtli- 
cheres Gesammtresultat  erzeugen  müssen. 

Da  man  nun,  wenn  man  den  Versuch  auf  angeseiglte 
Weise  macht,  keine  merkliche  Auscioanderweichung  wahr- 
n^mmt,  so  darf  man  wohl  daraus  schliefsen,  dafs  wem 
sich  eine  Irradiation  entwickelt,  diese  doch  zu  klein  ist, 
um  durch  das  Verfahren  erkennbar  zu  werden.  Zwci> 
tens^  wcifs  man,  dafs,  wenn  ein  Gegenstand  darch  eine 
Lupe  betrachtet  wird,  das  an  die  Stelle  dieses  Gegen- 
standes tretende  B^d  immer  ip  der  Entfernimg  des  deot* 
liehen  Sehens  liegt.  Andrerseits  habe  ich  gezeigt  (§«7 IX 
dafs  bei  dieser  selben  Entfernung,  die  Irradiation  für  das 
nackte  Auge  selir  sichtbar  ist,  und  man  kann  sich  fiber- 
dfels  fibcrzeogen,  wie  ich  es  weiterhin  zeigen  %Terde,  dals 
der  in  Rede  stehenc^e  Apparat  dieselbe  vollkomoien  zeigt 
Während  also,  nach  dem  obigen  Versuch,  der  mit  blo- 
Csem  Auge  und  aus  der  Entfernung  des  deutlichen  Seheos 
betrachtete  Apparat  eine  sehr  merkliche  Irradiation  zeigt, 
l&fst  das  mit  einer  in  derselben  Entfernung  befindliches 
starken  Lupe  erzeugte  und  sehr  nahe  eben  so  helle  BiM 
des  nämlichen  Apparats  keine  wahrnehmbare  Irradiation 
erblicken.  Man  kann  nicht  annehmen,  dafs  dieCs  voa 
der  VergrOiserung  des  Bildes  herrühre,  die,  im  ContFMt 
dazu,  die  Irradiation  sehr  klein  mache.  Denn  es  bandelt 
sich  hier  blofs  darum  zu  beurtheilen,  ob  zwei  gerade  Li- 
nien in  gegenseitiger  Verlängerung  erscheinen  oder  nicht, 

und 


433 

und  daraaf  hat  offenbar  die  grOfsere  oder  geringere  LSnge, 
in  welcher  sich  diese  Linien  zeigen  können,  keinen  Ein- 
flafs«  Wir  werden  also  zn  dem  sonderbaren  Schlufs  ge- 
führt, daCs  die  Lupen  an  sich  ein  Vermögen  besitzen, 
die  Octtlar- Irradiation  bedeutend  zu  Terringern*  Ich  sage 
blob:  zu  verringern;  denn  wir  werden  bald  (§.  103)  sehen, 
dab  man  für  diesen  Fall  keine  gttnzliche  Zerstörung  des 
Phfinomens  annehmen  kann. 

Ich  habe  gesagt,  dab  der  Apparat  mit  den  Stahl- 
plSttchen  die  Irradiation  bei  blobem  Auge  in  der  Ent- 
fernung des  deutlichen  Sehens  Tollkommen  wohl  zeige. 
Um  dieb  zu  erweisen,  braucht  man  nur  die  obigen  Ope- 
rationen ohne  Lupe  zn  wiederholen.  Die  Plättchen  durch 
Reflexion  mit  blobem  Auge  betrachtend,  verschiebe  man 
das  bewegliche  von  ihnen  bis  für  die  deutliche  Sehweite 
die  Ränder  kl  und  np  in  gegenseitiger  VerlSngerung  er- 
scheinen; dann  stelle  man  den  Apparat  senkrecht  vor  dem 
geneigten  Spiegel  auf  und  betrachte  ihn  abermals,  stets 
das  Auge  In  der  deutlichen  Sehweite  haltend.  Man  wird 
nun  die  RSnder  sehr  merklich  auseinandergerückt  er- 
blicken. ^  ). 

99.  Die  Versuche  mit  der  Lnpe  erfordern  ejnige 
Vorsicht,  deren  Erwähnung  hier  noth wendig  ist  Zu« 
nächst,  wenn  der  Apparat  für  die  Beobachtung  durch 
Reflexion  aufgestellt  worden,  mufs  die  Lupe  so  gehalten 
werden,  dab  sie  gegen  die  Plättchen  keine  zu  schiefe 
Lage  habe,  sonst  würde  nur  ein  sehr  kleiner  Theil  von 
der  Länge  der  Ränder  kl  und  np  deutlich  sichtbar  seyn, 
und  die  Verworrenheit  des  Restes  dieser  Ränder  die  Be- 
obachtung schwierig  machen.  Da  andererseits  die  von 
den  Plättchen  reflektirten  Strahlen  so  auf  die  Lupe  fal- 
len müssen,  dab  sie  deren  Axe  parallel  sind,  so  folgt 
ans  diesen  beiden  Bedingungen,  dafs  diese  reflectirten 
Strahlen,  mitbin  anch  die  einbUenden,  die  der  Himmel 

1)  Sid>ca  Personen  hatten  diesen  Yersocli  wiederliolt  und  swar  ntl 
gutem  Eifolf  . 

Poggend.  Ann.  Ei^lnsongsbd.  I.  28 


/ 


434 

aassendety  nur  einen  kleinen  Winkel  mit  der  Normale  der 
reflectirenden  Fläche  machen  dürfen.  Allein  dann  innl 
es  für  den  Beobachter  onroöglich,  sich  so  zu  stellen,  dab 
nicht  sein  Kopf  die  auffallenden  Strahlen  anffange.  Un 
diese  Schwierigkeit  za  heben ,  versehe  man  dep  Apparat 
mit  einem  kleinen  Planspiegel,  von  etwa  13  Millm.  Höhe 
und  3  Centimet.  Breite,  so  angebracht,  wie  man  es  bei 
ab  in  Fig.  18  sieht,  welche  den  ganzen  Apparat  in  Sei- 
tenansicht darstellt.  Giebt  man  nun  der  Kupferplatte  ood 
dem  kleinen  Spiegel  die  gehörigen  Neigungen,  so  wer- 
den die  Strahlen,  welche,  wie  cd,  schief  vom  Himoei 
kommen,  anfangs  an  diesem  Spiegel  reflektirt,  und  daao, 
nachdem  sie  die  Stahlplattcben  getroffen  haben,  in  der 
Richtung  fg  zurückgesandt,  die  für  die  Beobachtung  hin- 
reichend nahe  an  der  Normale  liegt.  Auf  diese  Weite 
kann  man  zwar  die  erleuchteten  Plattchen  nicht  ganz  über- 
blicken, allein  man  sieht  die  den  Punkten  /  nndn  (Fi;. 
17)  benachbarten  Theile  und  diefs  genügt.  Der  kleine 
Spiegel  ist  übrigens  so  vorgerichtet,  dafs  er  fortgenrnn- 
men  werden  kann,  wenn  man  den  Apparat  durch  Vraas- 
mission  betrachten  will.  Eine  andere  nothwendige  Be- 
dingung für  das  Gelingen  des  Versuchs  ist  die:  dab  die 
Lupe  auf  ein  Gestell  befestigt  sey,  welches  erlaubt,  sie 
langsam  in  die  gehörige  Lage  zu  bringen.  Begnügte  mao 
sich,  sie  mit  der  Hand  zu  halten,  so  würde  es  schwierig 
sejn,  ihr  die  zur  Beurtheilung  des  Effects  erforderliche 
Festigkeit  zu  geben ,  denn  da  die  Lupe  von  sehr  kurier 
Brennweite  ist,  so  reicht  eine  geringe  Verrückuug  biOf 
um  löogs  den  zu  beobachtenden  R&ndem  Farben  zu  er- 
zeugen oder  scheinbar  eine  geringe  Anseinanderweichoflg 
derselben  zu  veranlassen. 

100.  Ich  habe  die  eben  nachgewiesene  Tbatsadie 
noch  mehr  zu  verallgemeinern  gesucht,  indem  ich  diesel- 
ben Versuche  mit  einer  Reihe  anderer  Linsen  von  ver- 
schiedenen Brennweiten  wiederholte.  Zuvörderst  ver- 
suchte ich  die  Wirkung  einer  bicouvexen  Linse  von  5,5 


435 

Centimetern  Brennweite,  and  die.  Irradiatioa  zeigte  sich 
nicht  mehr  so,  Trie  mit  der  ersten  Lape.  Eine  plan* 
convexe  Linse  von  gleicher  Brennweite  gab  noch  das- 
selbe Resaltat  ').  Darauf  wandte  ich  eine  biconvexe 
Linse  von  16  Centimetern  Brennweite  an.  Von  fönf 
Personen,  die  den  Versuch  machten,  sahen  jetzt  zwei 
ein  sehr  geringes  Aoselnanderweichen  der  B&nder  beider 
Plüttehen^  und  eine  dritte  glaubte  ein  ftufserst  geringet 
nach  '  längerer  anhaltender  Befrachtung  wahrzunehmen. 
Bei  Ersetzung  dieser  Linse  durch  eine  planconvexe  von 
gleicher  Brennweite  waren  die  Resultate  dieselben»  d.  b. 
diejenigen  Personen,  die  mit  der  vorherigen  Linse  keinen 
Irradbtionseffect  bemerkt  hatten,  sahen  auch  jetzt  keinen, 
wfthrend  die,  welche  zuvor  eine  kleine  Auseinanderwei- 
chung  unterschieden  hatten,  sie  auch  jetzt  wahrnahmen, 
und  ihr  nahe  dieselbe  Gröfse  beilegten. 

lOL  Die  eben  dargelegten  Resultate  scheinen  an- 
zuzeigen, dafs  die  die  Irradiation  verringernde  Wirkung 
convergirender  Linsen  desto  weniger  hervortritt,  je  grO- 
fser  die  Brennweite  ist.  Hieraus  und  aus  der  grofsen 
Wahrscheinlichkeit,  dafs  ein^  planer  Glas  keine  Wirkung 
ausübe,  stand  zu  schliefsen,  dafs  divergirende  Linsen 
nrogekehrt  wie  convergirende  wirken,  d.  h.  die  Irra- 
diation vergröfscrn  würden.  Und  wirklich  habe  ich  dieCs 
so  gefunden,  wie  man  weiterhin  sehen  wird.  Eine  Schwie- 
rigkeit trat  mir  anfangs  entgegen.  Es  stand  zu  fürchten, 
dafs  divergirende  Linsen  für  Nicht -Kurzsichtige  das  Sehen 
verwirrend  machen  würden,  und  diefs  also  eine  Fehler- 
quelle herbeiführen  könnte.  Allein  bald  sah  ich  ein,  dafs 
wenn  man  sehr  schwache  Linsen  anwendete,  die  Augen 
sich  ohne  Zweifel  bei  geringer  Anstrengung  so  ajustiren 
würden,  dafs  die  Deutlichkeit  des  Sehens  erhalten  bliebe, 
nnd  wirklich  habe  ich  mich  überzeugt,  sowohl  bei  mei- 
nen Augen  als  bei  denen  der  Personen,  die  die  Versuche 

1)  Der  erste  Hiejer  Versuche  wurde  nur  von  iwci  Personen  wieder-  , 
holt,  der  Kweite  von  drei. 

28* 


436 

ivjederholten,  dafe  dem  so  sey.  Die  Linsen,  deren  i 
mich  bediente,  hatten  2,20  Meter  Brennweite.  Der  Ap- 
parat mit  den  Stahlplättchen  wurde  immer  so  aof|;e8telit, 
dafs  er  sich  auf  ein  leuchtendes  Feld  projicirte;  die  Per- 
son betrachtete  ihn  anfangs  mit.blöfsem  Auge  aus  der 
Entfernung  des  deutlichen  Sehens,  dann,  wann  sie  des 
scheinbaren  Anseinanderweichens  beider  Ränder  wohl  ge- 
wifs  war,  stellte  sie  die  obigen  Linsen  vor  ihre  Augen, 
nnd  untersuchte,  ob  das  Auseinanderweichen  eine  AbSn- 
demng  erlisten  hätte.  Von  fünf  Personen,  die  den  Ver- 
such anstellten,  sahen  vier  eine  Zunahme  des  AoaeinaD- 
derweichens;  die  fünfte  bemerkte  anfangs  keine  Verin- 
derung,  allein  als  statt  der  genannten  Linsen  zwei  an- 
dere von  1,90  Meter  Brennweite  genommen  wurden,  sah 
auch  sie  eine  Zunahme,  obwohl  das  Sehen  dentlich  ge- 
blieben war.  Divergirende  Linsen  vergröfsern  also  die 
Irradiation,  und  der  Versuch  mit  der  letzten  Person 
scheint  anzuzeigen,  dais  die  Wirkung  desto  deutlicher, 
je  stärker  die  Linse  ist.  Was  die  Wirkung  eines  Plan- 
glases betrifft,  so  habe  ich  sie  nur  bei  meinen  eignen 
Augen  versucht,  und,  wie  zu  erwarten,  keine  Abändernng 
in  der  Irradiation  dabei  bemerkt. 

102.  Die  Versuche  des  §.  100  scheinen  noch  zu 
dem  ScUuCb  zu  führen,  dafs  die  Wirkung  der  Linsen 
nur  von  ihrer  Brennweite  und  nicht  von  der  absoluten 
Krümmung  ihrer  Flächen  abhängt.  Denn  man  sah,  dab, 
wenn  statt  der  biconvexen  Linsen,  planconvexe  von  glei- 
cher Brennweite  genommen  wurden,  die  Effecte  gidch 
XU  bleiben  schienen. 

103.  Die  in  §§.  97  und  100  angeführten  Thalsa- 
chen zeigen,  dafs  bei  Anwendung  convergirender  Linsen 
von  etwas  kurzer  Brennweite,  die  Irradiation,  weldie 
unser  gegen  den  Himmel  projicirter  Stahlplättchen -Appa- 
zat  zu  entwickeln  trachtet,  zu  schwach  für  die  Wahrneh- 
mung wird.  Hiemach  ist  einleuchtend,  dafiB,  bei  astro- 
nomischen Beobachtungen,   das  Ocolar   des  Femrohn^ 


437 

wie  schon  aDgedeatet  (§§•  29 — 31)  einen  Torwattenden 
Einflufs  anf  die  das  Bild  eines  Gestiras  umgebende  Ir- 
radiation ausüben  mafis;  allein  die  Resultate  dieser  astro- 
nomischen Beobachtungen  beweisen  andrerseits^  dafs  die 
Lupen  diese  Irradiation  nicht  vollstttndig  zerstöroi.  DieCs 
mufs  aus  den  im  §.  23  erwähnten  Versuchen  des  Hm. 
Robison  noth wendig  gefolgert  werden.  Hftit  man  es 
übrigens  für  erwiesen,  daCs  die  Wirkung  convergirender 
Linsen  auf  die  Irradiation  sich  umgekehrt  wie  ihre  Brenn- 
weite verhalt,  so  erlauben  die  Stetigkeitsgesetze  nicht  die 
Annahme,  daCs  diese  Wirkung  für  eine  gewisse  Brenn- 
weite die  Irradiation  vollständig  zerstören  könne,  wenig- 
stens nicht  zugleich  die  Annahme,  daCs  die  Erscheinung, 
bei  einer  kürzeren  Brennweite,  wieder  hervorzutreten 
anfange,  oder  das  Zeichen  wechsle,  was  wenig  wahr- 
scheinlich ist,  und  schwer  übereinstimmen  würde  mit  un- 
seren Versuchen  mit  Linsen  von  drei  und  von  f&nf  und 
ein  halb  Centimeter  Brennweite. 

104.  Zusammengefafst,  wird  also  die  Irradiation 
durch  Vorsetzung  einer  Linse  vor  das  Auge  abgeändert^ 
und  diese  Abänderung  scheint  folgenden  Gesetzen  nnt«> 
worfen  zu  sejn:  1)  die  Irradiation  wird  durdi  conver- 
girende  Linsen  geschwächt ;  diese,  bei  ku^rzer  Brennweite, 
beträchtlidie  Wirkung  nimmt  ab,  so  wie  die  Brennweite 
zunimmt,  wird  Null,  wenn  diese  unendlich  ist,  und  wech- 
selt das  Zeichen  mit  ihr,  d.  h«  die  Irradiation  wird  im 
Gegentheil  stärker  durch  divergirende  Linsen;  2)  unsere 
Versuche,  obwohl  nicht  so  zahlreich,  um  in  diesem  Be- 
zöge einen  ganz  sicheren  Schlufs  zu  ziehen,  scheinen  an* 
zudeuten,  dafs  die  Wirkung  der  Linsen  nur  von  deren 
Brennweite  abhängt,  und  nicht  von  der  absoluten  KrQm- 
mang  ihrer  Oberflächen. 

105.  Kann  nun  diese  Wirkung  der  Linsen  auf  die 
von  uns  auseinandergesetzte  Theorie  der  Irradiation  zu- 
rückgeführt werden?  Das  scheint  mir  schwierig,  ich  be- 
kenne  es.     Denn  wenn  man  dnen  Gegenstand  durch 


438 

eine  Lnpe  betrachtet,  gelangen  die  LicbtstrableB  ins  Aogc^ 
wie  wenn  sie  von  einem  Bilde  aasgingen,  dessen  Heilig 
keit,  wenigstens  wenn  die  Lupe  nicht  zn  klein  ist«  der 
des  Gegenstandes  gleichkommt.  Es  mögen  also  die  Strah- 
len von  diesem  Bilde  oder  direct  von  dem  Gegenstände 
selbst  kommen,  so  scheint  es  müssen  sie  auf  dem  Grunde 
des  Auges  dieselbe  Erregung  bewirken,  und  diese  also 
müfste  sich  um  dieselbe  G^öfse  auf  die  benacfabartee 
Theile  der  Netzhaut  ausdehnen.  Da  andrerseits  das  vir- 
tuelle Bild  in  der  deutlichen  Sehweite  liegt,  so  scheint 
es,  der  Beobachter  mOsse  der  Irradiation,  welche  das- 
selbe entwickelt,  dieselbe  Breite,  wie  der  des  Gegenstan» 
des  selbst  beilegen,  sobald  letzterer  ebenCalls  in  der  Ent- 
fernung des  deutlichen  Sehens  befindlich  ist. 

Betrachtet  man  die  Wirkung  der  Linsen  aof  die  h- 
radiation  gesondert,  abgesehen  von  den  Gesetzen  dieser 
beim  blofsem  Auge,  so  scheint  sich  zunächst  di^  Idee  anf- 
zudringen,  dafs  die  Irradiation  von  dem  Gang  der  Licht- 
strahlen in  den  Feuchtigkeiten  des  Auges  abhänge,  weil 
sie  abgeändert  wird,  wenn  man  zu   dem  LinsensjBten^ 
aus  welchem  das  Auge  besteht,  noch  eine  Linse  biozo- 
ffigt.     Man  könnte  hiemach  versucht  seyn,  die  IrAidia- 
tion   einer  sphärischen  Abirrung  des  Organs  zuzuschrei- 
ben, einer  Abirrung,  die  durch  Vorsetznog  einer  Lupe 
mehr  oder  weniger  berichtigt  wird.    Allein  in  dieser  Hy- 
pothese begriffe  man  schwierig,  wie  Lupen  von  sehr  ver- 
schiedener Krümmung,  z.  B.  die  von  3  Centm«  und  dis 
beiden  von  5,5  Centm.  Brennweite,  die  eine  biconvei 
und  die  andere  planconvex,  diese  Abirrung  gleich  stark 
aufheben ;  warum  ferner  die  beiden  Linsen  von  16  Centm. 
Br^^nn weite,  von  denen  die  eine  auch  biconvex  und  die 
andere  planconvex  war,    diese  Abirrung  nicht  um  die* 
selbe  Gröfse  berichtigten,  warum  endlich  die  Wirkung 
der  Linsen  im  umgekehrten  Verhältnifs  ihrer  Brennweite 
zu  stehen  scheint,  mit  dieser  das  Zeichen  wechselt  ond 
keine  Beziehnng  zur  absoluten  Kri^nnfiffpg  cler  FlidMD 


r 


439 

hat.  Es  scheint  iu  der  Tbat  einleuchtend,  dafs,  um  bei 
einem  Linsensystem,  wie  das  des  Auges,  die  Abirrung 
wegen  der  Kugelgestalt  au&uheben,  eine  hinzugesetzte 
Linse  von  gegebener  Brennweite  bestimmte  Krümmungen 
haben  müsse,  und  dafs,  wenn  bei  gleichbleibender  Brenn- 
weite die  Krümmungen  sich  ändern,  die  Abirrung  ent- 
weder gar  nicht  mehr  vernichtet,  oder  weniger  gehoben, 
oder  zuweilen  verstärkt  werden  müsse.  Was  für  Hypo- 
thesen müfsle  man  überdiefs  hSufcn,  um  durch  eine  sphä- 
rische Abirrung  des  Auges  die  Mehrzahl  der  bei  blofsem 
Auge  beobachteten  Irradiationsgesetze  zu  erklären,  z.  B. 
den  Einflufs  der  Dauer  des  Sehens  nach  dem  Gegenstand, 
die  groCsen  Verschiedenheiten  der  Irradiation  i)ei  einem 
und  demselben  Individuum  von  einer  Zeit  zur  andern, 
die  Unabhängigkeit  zwischen  dem  sie  messenden  Gesichts- 
winkel und  der  Entfernung  des  Gegenstandes,  den  Ein- 
flufs des  diesen  Gegenstand  umgebenden  Feldes  und  die 
Schwächnug  zweier  benachbarten  Irradiationen  '). 

Erinnert  man  sich  endlich,  welche  Wahrscheinlich- 
keiten die  Theorie  für  sich  hat,  die  aus  der  Irradiation 
ein  Phänomen  der  Empfindung  macht;  bedenkt  mau,  dafs* 
diese  Theorie  auf  Betrachtungen  und  Thatsachen  beruht, 
welche  sie  fast  nothwendig  machen,  dafs  sie  alle  Gesetze 
der  bei  blofsem  Auge  auftretenden  Irradiation  mit  Leich- 
tigkeit erklärt,  dafs  endlich  mehre  dieser  Gesetze  erfor- 
dern, das  Phänomen  einer  von  der  individuellen  Em- 
plittdlichkeit  der  Netzhaut  abhängigen  Ursache  zuzuschrei- 
ben, so  wird  man  zu  dem  Glauben  geneigt  scyn,  dafs 
zwischen  der  Wirkung  der  Linsen  und  der  Fortpflan- 
zung des  Eindrucks  auf  dem  Grunde  des  Auges  irgend 
eine  versteckte  Beziehung  stattfinde.  Alles,  was  unsere 
Sinne   betrifft,    ist  noch  so  von  Dunkelheit  eingehüllt, 

1)  Diese  lelxtcrc  Erscheloung  koDote  auf  den  cnten  BUck  einen  Intcr* 
ferenz  -  Eflect  vermutheo  lassen;  allun,  wie  leicht  erslditlich ,  kann 
dem  nieht  so.  seyn,  da  die  Strahlen»  Welctae  intcrferircn  sollten,  nicht 
von  derselben  Quelle  ausgehen. 


' 


440 

dafs  es  Terwegeo  wAre,  aus  ^  der  Schwierigkeit,  welche 
die  Linsen  Wirkung  Tcranlafst,  ein  bündiges  Argument  wi- 
der eine  andrerseits  so  wohl  begründete  Theorie  erhe- 
ben zu  wollen. 

106.  Wir  beschliefsen  diese  Abhandlung  mit  dncr 
Aufstellung  sämmtlicher  Irradiationsgesetze  und  der  ver- 
schiedenen Folgerungen,  zu  denen  wir  gelangt  sind. 

A.    Ocular-  Irradiation. 

1.  Die  Irradiation  ist  eine  wohl  festgestellte,  leicht 
zu  erweisende,  sehr  verflnderliche,  aber  unter  allen  Da- 
ständen genau  jneCsbare  Thatsache. 

2.  Sie  zeigt  sich  bei  jeder  Entfernung  des  sie  er- 
zeugenden Gegenstandes,  von  der  ktirzesten  des  deut- 
lichen Sehens  bis  zu  jeder  beliebigen* 

3.  Der  Gesichtswinkel,  den  sie  umspannt  und  der 
sie  mifiBt,  ist  unabhängig  von  der  Entfernung  des  Gegen- 
standes. 

4.  Daraus  folgt,  dafs  die  absolute  Breite,  welche  wir 
ihr  beilegen,  bei  Gleichheit  aller  übrigen  Umstände,  pro- 
portional ist  der  Entfernung,  die  zwischen  dem  Gegen- 
stand und  unserem  Auge  vorhanden  ist,  oder  uns  sdieint 
vorhanden  zu  seyn. 

5.  Die  Irradiation  wächst  mit  der  Helligkeit  des 
Gegenstandes,  aber  weit  weniger  rasch  als  diese.  Ver- 
zeichnet man  das  Gesetz  durch  eine  Cnrve,  welche  die 
successiven  Werthe  der  Helligkeit  von  Null  ab  zu  Ab- 
sdssen,  und  die  entsprechenden  Werthe  der  Irradiation 
zu  Ordinalen  hat,  so  geht  diese  Curve  durch  den  An- 
fang der  Coordinaten,  kehrt  ihre  Concavität  gegen  die 
Absdssenaxe  und  besitzt  eine  dieser  Axe  parallele  Asym- 
ptote. Für  eine  Helligkeit  wie  die  des  Himmels  gegen 
Morden  ist  die  Curve  schon  sehr  ihrer  Asymptote  nahe 

6.  Wenn  das  den  Gegenstand  umgebende  Feld 
nicht  völlig  lichtlos  ist,  so  wird  die  Irradiation  feschwSch^ 
desto  mehr  als  die  Helligkeit  des  Feldes  sich  der  Gleich- 


441 

heit  mit  der  des  Gegenstandes  nflhert.   Tritt  diese  Gleich- 
heit ein,  so  verschwindet  die  Irradiation. 

7.  Daraus  folgt,  daCs  wenn  zwei  gleich  helle  Ge- 
genstande einander  berühren,  die  Irradiation  f&r  jeden 
Ton  ihnen  in  dem  Punkte  oder  der  Linie  der  Berflhmng 
Null  ist. 

8.  Zwei  benachbarte  und  hinreichend  nahe  Irradia- 
tionen erleiden  beide  eine  Schwächung.  Diese  Schwä- 
chung ist  desto  betrachtlicher  als  die  Rander  der  leuch- 
tenden Räume,  von  denen  die  beiden  Irradiationen  ans- 
tehen, einander  naher  sind. 

9.  Die  Irradiation  nimmt  zu  mit  der  Dauef  der  An- 
schauung des  Gegenstandes. 

10.  Bei  demselben  Individuum  und  bei  einem  Ge^ 
genstand  von  gleicher  Helligkeit  schwankt  die  Irradiation 
von  einem  Tag  zum  andern. 

11.  Die  von  einer  und  derselben  Helligkeit  erregte 
mittlere  Irradiation  ist  sehr  verschieden  von  einem  Indi- 
viduum zum  andern. 

12.  Die  Irradiation  wird  abgeändert,  wenn  man 
eine  Linse  vor  das  Auge  bringt.  Sie  wird  verringert 
durch  convergirende  Linsen,  und  erhöht  durch  divergi- 
rende. 

13*  Diese  Wirkung  der  Linsen  scheint  nur  von 
deren  Brennweite  abzuhängen,  und  nidit  von  den  abso- 
luten Krümmungen  ihrer  Oberflachen.  Sie  scheint  desto 
stärker  zu  sejrn,  )e  kOrzer  die  Brennweite  ist. 

14^  Die  wahrscheinlichste  Ursache  der  Irradiation 
scheint  die  jetzt  allgemein  angenommene  zu  seyn,  näm- 
lich: dafs  der  durch  das  Licht  erzeugte  Reiz  sich  auf  der 
Netzhaut  ein  wenig  Aber  den  Umrib  des  Bildes  fortpflanzt. 
Mittelst  dieses  Satzes,  der  fibrigens  auf  Thatsachen  ge- 
stützt ist,  kann  man  alle  Gesetze  der  mit  bloCsent  Auge 
beobachteten  Irradiation  erklaren;  allein  man  stöbt  auf 
Schwierigkeiten»  wenn  man  die  Wirkung  der  Linsen  in 
Betracht  zieht. 


442 


B,     Irradiation    bei    astronomischen    Instrn* 

Dienten. 

« 

15.  Der  Fehler  bei  astronomischen  Beobachtungea 
erzeugt  durch  das,  was  man  hier  Irradiation  genannt  hal, 
entspringt  aus  zwei  wesentlich  verschiedenen  Ursachen: 
der  Ocular  •  Irradiation  und  den  Abirrungen  des  Fern- 
rohrs. ' 

16.  Bei  diesem  Gesammtfehler  ist  der  von  der  Oco- 
lar-Irradiatfon  herrührende  Theil  abhSngig  von  der  Ver- 
gröberung  an  sich,  von  der  Helligkeit  des  Gegenstände! 
und  von  dem  Auge  des  Beobachters«  Er  wird  übrigens 
bedeutend  verringert  durch  die  Wirkung,  welche  das 
Ooular  des  Fernrohrs  alä  eine  vor  das  Auge  gebradite 
Sammellinse  ausübt;  und  diese  Verringerung  ist  wahr 
scheinitch  desto  gröCser,  je  kräftiger  das  Ocular  ist.  b 
dem,  was  das  Auge  des  Beobachters  betrifft,  niuCs  <£e 
Wirkung  verschieden  seyn  von  einer  Person  zur  anden^ 
und,  für  eine  und  dieselbe  Person,  von  einer  Zeit  inr 
andern. 

'17.  Dieser  nftmliche  Theil  des  Gesammtfehlers  ver- 
schwindet bei  den  Beobachtungen,  wo  man  ein  Mikro- 
meter mit  doppeltem  Bilde  anwendet. 

18.  Der  andere  Theil  des  Gesammtfehlers,  d.  b. 
der  aus  der  Abirrung  des 'Fernrohrs  entspringende  Theil, 
ist  nothwendig  verschieden  in  verschiedenen  Inatrumen-, 
ten;  allein  für  ein  und  dasselbe  Fernrohr  kann  er  als 
nahe  constaut  betrachtet  werden. 

19.  Der  Irradiations  -  Effect  bei  Fernrohren  oder 
der  Gesammtfehler,  herrührend  von  der  Ocular -Irradia- 
tion und  den  Abirrungen  des  Instruments,  ist  nothwen- 
dig veränderlich,  weil  er  von  veränderlichen  Elementen 
abhängt.  Er  wird  in  gewissen  Fällen  unmerklich,  and 
in  andern  sehr  beträchtlich  werden  künnen« 

20.  Selbst  mit  einem  mittelmäfsigen  Femrohr  uai 
einem  sehr  zur  Irradiation  geneigten  Auge  ist  es  mdglicb» 


448 

i%  HOlfe  ^gewiiter  YerfahrangsapteD,  Resubate  zu  erhsl- 
leOy  die  mao  ab.  frei  von  diesem  Ges^mtfebler  betraob- 
tea  kann. 


in.  Veber  die  Interferenzen  des  Lichts,  als  Mit- 
tel zur  Lösung  verschiedener  sehr  feiner  Auf- 
gaben  der  Physik,  und  als  Grundlage  zur 
Anfertigung  neuer  meteorologischer  Instru- 
mente; von  Hrn.  Arago. 

(Compt.  rend.  T.  X  p,  81dJ 


V  V  enn  zwei  Böndei  weifsen  Lichts  am  gemeiaschaftr 
Ucher  Quelle  sich  in  einem  und  demselben  homogenen 
Mittel  fortpflanzeoy  so  bilden  sie,  wenn  sie  fast  gleiche 
Wege  durchlaufen  haben,  überall ^  wo  sie  eisander  un- 
ter kleinen  Winkeln  schneiden,  ein  System  von  einigen 
vollkommen  sichtbaren  dunklen  und  hellen  Fransen.  Die 
Franse  in  der  Mitte  spielt  von  allen  am  wenigsteü  Far- 
ben, und  daran  ist  sie  leicht  erkennbar.  An  dem  Ort, 
den  sie  einnimmt,  haben  die  interferirenden  Strahlen  ge- 
aaa  gleiche  Wege  durchlaufen.  Zu  beiden  Seiten  dieser 
mittlicfaen  Franse  ist  Alles  ähnlich  an  Gestalt,  an  Fär- 
bung und  Helligkeit. 

Schon  vor  vielen  Jahren  erkannte  Hr.  A»,  dafs  die 
Länge  der  durchlaufenen  Wege  nicht  die  alieinige  Be- 
dngung  sey  für  den  Ort  der  so  aus  der  Interferenz 
zweier  Lichtbtindel  entstehenden  Fransen.  Indem  er,  in 
LnFt,  eine  äufserst  dünne  Glasplatte  in  die  Bahn  eines 
der  Bündel  stellte,  sah  er  die  Fransen  nach  Seite  dieser 
Plätte,  hiilgerückt.  Dieser  Versuch,  oftmals  wiederholt 
mit  Mitteln  aller  Art,  starren,  flüssigen  und  gasigen,  führte 
zu:  .einem  Gesetz,  welches  auf  eine  sehr  einfache  Weise 
die.- Yanehid^ong  der  Ftansen  verknüpfte  mit  der  Brech- 


444 

kraft  und  der  Dicke  des  dorcbsiGhügeB  KOrpers,  der 
dem  einen  der  beiden  BOndel  dorclidniDgen  worden 
Ohne  HOlfe  der  Undiilationstbeorie  wSre  diefs  Gesetz  in- 
zweifelhaft sehr  schwierig  aufzufinden  gewesen;  ailcis 
nichtsdestoweniger  darf  es  gegenwartig  als  ein  von  jeder 
Hypothese  unabhängiges  Erfahrungggesetz  betrachtet  wer* 
den,  dessen  sich  die  Vertbddiger  des  EmissionssjstcaH 
eben  so  gut  bedienen  können,  als  die  Widereacber  des- 
selben. 

Seit  der  Entdeckung  dieses  ganzlich  neuen  BGltdi 
zur  Messung  der  Brechkraft  durchsichtiger  Kürper  nmCBte 
Hr.  A«  wohl  daran  denken,  es  zur  Ermittlung  dieser  Knk 
bei  der  feuchten  Luft  anzuwenden.  In  der  Thal  hatte 
er  ein  grofses  Interesse  daran,  definitiv  zo  wissen,  ob 
das  Hygrometer  bei  Berechnung  der  astronomischca 
Sirahlenbrechung  zu  berücksichtigen  sej.  Das  ist  ciae 
schon  Ton  zwei  berühmten  Mitgliedern  der  Akademie  be- 
bandelte Frage,  zunächst  von  La  place,  mittelst  der  all- 
gemeinen Vorinusselzun^  dafs  Flüssigkeiten  und  ihre  Dia- 
pfe  ein  gleiches  BrecbvermOgen  haben,  einer  Voraus- 
setzung, die  nach  dem  Emissionssystem  zwar  sehr  plau- 
sibel war,  durch  spatere  Untersuchungen  aber  nidit  be> 
statigt  worden  ist;  -»  dann  von  Biot,  nach  Versucbe^ 
die  ganz  so  genau  waren,  als  es  die  angewandte  Hc^ 
tliode  mit  sich  brachte.  Fresnel  vereinigte  sidi  wä 
Hm.  Arago,  um  den  von  diesem  entworfenen  Yersodi 
auszuführen.    Es  gesdiah  auf  folgende  Weise: 

Zwei  Röhren  von  dünnem  Kupfer,  ungefittir  da 
Meter  lang,  wurden  nach  Art  einer  doppelläufigen  Flinte 
aneinander  gelöthet.  Beide  Röhren  waren  an  jedem  Ende 
durch  ein  und  dasselbe  Planglas  verschlossen.  HShne  ver 
statteten  den  zu  untersuchenden  Substanzen  den  Eintritt 

Als  die  beiden  Röhren  Luft  von  gleicher  DicJitigkeü, 
gleicher  Temperatur  und  gleichem  Feocbtigkeitsgrade  ein* 
schlössen,  erzeugte  das  Bündel,  welches  die  Röhre  rechts 
durchlief,  bei  seinem  Austritt,  durch  VermengUDg  mit  dem 


445 

I 

Bündel  ans  der  linken  RObre,  iarbige  Fransen »  welche 
fast  ^genau  die  nSmliche  Stelle  einnahmeD,  wie  diejenigen» 
die  aus  der  Einwirlmng  der  nftmlidien  Bündel  bei  Fort- 
pflanzung in  freier  Luft  entsprangen. 

Enthielten  beide  Röhren  Lnft  von  gleicher  Elastid- 
tlt,  war  aber  in  der  einen  Chlorcaldnm,  und  in  der  an- 
dern Wasser,  schlofs  also  jene  ▼ollkomaien  trockne^ 
diese  dagegen  vollkommen  feuchte  Luft  ein»  so  nahmen 
die  Fransen,  gebildet  aus  der  Interferenz  des  Bündels» 
inrelches  ein  Meter  feuchter  Luft  durchlaufen  hatte,  mil 
dem,  welches  durdi  ein  Meter  trockner  Luft  gegangen 
war,  nicht  mehr  denselben  Ort  ein,  wie  die  in  freier 
Lnft  erzeugten  Fransen.  Die  Einschaltung  der  Röhren 
bewirkte  eine  betrSchtUche  Verschiebung,  eine  Verschie* 
beog  um  anderthalb  Fransenbreiten»  und  zwar  immer 
nach  Seite  der  trocknen  Luft. 

Der  Sinn  der  Fransenverschiebnng  zeigte  zuvörderst 
naf  eine  unwiderlegliche  Weise,  dafs  trockne  Luft  ein 
grö/seres  BreclwermÖgen  habe  als  feuchte.  Es  blieb  nur 
noch,  den  Unterschied  anzugeben. 

Aus  dem  oben  angeführtem  Gesetz,  oder  vielmehr 
aus  Versuchen ,  durch  welche  bestimmt  worden,  wie  viel 
der  Druck  der  Luft  in  der  einen  Röhre  vermindert  wer- 
den  muCste,  damit  die  Fransen  um  anderthalb  Fransen- 
breiten nach  der  gegenüberliegenden  Seite  hinrückten,  lei- 
tete man  geradezu  den  Unterschied  im  Brechvennögen 
beider  Luftmassen  ab.  Allein  es  war  möglich,  dafs  sich 
auf  die  Innenseite  der  beiden  Glfiscr,  an  den  der  Röhre 
mit  feuditer  Luft  entsprechenden  Stellen,  eine  leichte 
Schicht  von  Feuchtigkeit  abgesetzt  hatte;  und  eine  solche 
Schicht,  wie  dünn  man  sie  auch  annähme,  würde  bei  der 
Erscheinung  eine  wichtige  Rolle  spielen,  würde  den  grob« 
ten  Theil  des  gesuchten  Effects  verstecken.  Das  ist  eine 
Schwierigkeit,  welche  Fresnel  abhielt,  irgend  eine  Zahl 
zur  Stütze  des  von  ihm  und  Hrn.  Arago  aus  dem  gemein-t 
schaftlichen  Veisadi  gezogenen  Schlosses  zn  geben. 


146 

Seitdem  hat  Hr.  Arago  cliese  SobwtetigWeit  voükon- 
men  beseitigt,  durch  Wiederholang  des  frflheren  Vemichs 
mittelst  zweier  andern  Röhren,  einer  trocknen  und  einer 
feuchten,  die  an  beiden  Enden  durch  dUseWen  GÜser, 
die  früher  gebraucht  wurden,  verschlossen  waren,  aber 
dieCsmal,  statt  ein  Meter,  nur  eine  Lange  von  eiDeni  Ca- 
timeter  hatten.  Der  Eioflnfs  des  Unterschiedes  im  Breck- 
vermögen  beider  Luftmassen  war  sonach  faat  ebümirt; 
es  blieb  fast  nichts  mehr  Qbrig  als  die  Wirkung  der,  auf 
Seite  der  feuchten  Röhre,,  gegen  die  InnenOäche  beMef 
Glasplatten  niedergeschlagenen  Feuchtigheitsscbicht  Dbj 
diese  Wirkung  war  beständig  unmefsbar.  Die  bei  den 
ein  Meter  langen  Röhren  beobachtete  Verschieboog  w 
anderthalb  Fransenbreiten  hing  also  lediglich  vooi  Dd- 
terschiede  in  den  brechenden  Eigenschaften  der  trockiM 
und  der  ganzen  feuchten  Luft  ab.  Der  Unterschied  wtf 
bei  +27^ C  so  grofs,  dafs,  nahm  man,  al«  YerhSltnib 
des  Einfallssinus  zum  Brechungssinus  ffir  den  Uebergtf{ 
der  Luft  aus  dem  Yacuo  in  trockne  Luft,  die  Zahl 

1,0002945, 
diefs  VerhAltnifi?  ffir  den  Uebergang  des  Lichts  lujioäk 
Luft  wurde: 

1,0002936. 

Sonderbar!  Ein  Unterschied  in  der  siebenten  D^ 
dmalstelle  der  Brechungsverhftitnisse  fand  sieh  deniDad 
mittelst  Versuche  erwiesen,  bei  denen 'kein  Strahl  ge- 
brochen worden  war.  Fügen  wir  hinzu,  dafs,  da  A 
Genauigkeit  der  Methode  proportional  ist  der  Lunge  der 
angewandten  Röhre,  nichts  hinderte  noch  viel  weitem 
gehen. 

Zu  diesem  Versuch  giebt  es  einen  ergSnzendeOi  ^ 
dem  Hr.  Arago  beschurtigt  ist.  Es  fragt  sich  nänlKi' 
ob  die  WSrme  auf  die  Brechkraft  der  Luft  eine»,  ^<^ 
deren  ausdehnender  Wirkung  unterscheidbaren,  Eioflo» 
ausübe.  Die  Frage  verdient  um  so  mehr  beantworte!  ^ 
werden',  ab  faeifses  Glas  stärker  bricht  als  kaltes» 


447  . 

Man  mtibte,  nm  in  der  so  wichtigen  und  feinen 
Frage  über  die  astronomische  Strahlenbrechang  nichts 
Schwankhaftes  übrig  za  lassen,  den  Einflofs  der  Elektri- 
cität,  sowohl  der  ruhenden  als  der  strömenden,  unter^ 
suchen.     Alles  diefs  ist  fetzt  ausführbar. 

Wir  werden  nun  einige  andere  Anwendungen  der 
Methode,  die  Hr.  Arago  der  Akademie  auseinaüderge- 
setzt  hat,  kurz  angeben. 

Man  denke  sich  eine  einzige  Röhre  von  gewisser 
LSnge^  luftleer,  und  hermetisch  verschlossen  an  beiden 
Enden  durch  Glasplatten.  Bei  zweckmäfsiger  Wahl  die* 
ser  beiden  Glasplatten  und  einer  dritten,  bewe^ichen, 
n^ben  dem  Rohr  in  die  Bahn  des  Sudseren  Lichtbündels 
aufzustellenden  Platte,  kann  man  es  nun  durch  einen 
CoDipensations- Effect  dahin  bringen,  dafs  aus  der  Inter- 
ferenz des  durch  das  Vacuum  und  des  durch  die  äufsere 
Luft  fortgepflanzten  Strahlenbündels  Fransen  entstehen, 
ganz  wie  wenn  beide  Bündel  sich  in  einem  homogenen 
Mittel  bewegt  hatten.  Nur  werden,  wenn  die  äufsere 
Luft  ihre  Brechkraft  ändert,  die  Fransen  sich  verschie- 
ben. Sie  werden  gegen  die  luftleere  Röhre  vorrücken, 
wenn  die  Brecbkraft  abnimmt,  und  zurückweichen,  wenn 
sie  zunimmt.  Ein  solches  Instrument  könnte  also,  in 
Laboratorien,  statt  des  Barometers  und  Thermometers, 
zur  Bestimmung  des  Brechverraögens  der  Atmosphäre  an- 
gewandt werden.  Die  Beobachtung  könnte  in  der  Höhe 
des  Ofojectivs  der  astronomischen  Instrumente  ausgeführt 
werdcD,  und  'so  würden  endlose  Streitigkeiten  über  die 
Zweckmäfsigkeit  des  Gebrauchs  eines  äufseren  oder  in- 
neren Thermometers  bei  Berechnung  der  Strahlenbre- 
chungen abgeschlossen  werden. 

Bie  Brechung  der  Luft  ist  eine  Function  ihres  Drucks 
und  ihrer  Temperatur.  Bleibt  der  Druck  unverändert, 
und  ändert  sich  die  Temperatur  nu>t  um  einen  einzigen 
Ceniigrad,  so  verschieben  sich,  in  einem  Instrument  von 
elf  Dccimetem  Länge,  die  Fransen  um .  mehr  als  zwei 


n 


448 

ganze  Fransenbreiien.  Diese  Venchiebiuig  lA&t  sidi  bis 
aaf  ein  Zehntel  einer  Fransenbreite  genau  messen.  Dai 
besagte  Instrument  combinirt  mit  einem  Barometer,  kaos 
also  die  Lufttemperatur  bis  auf  0,05  Grad  bestimmen. 

Diese  ungemeine  Empfindlichkeit  könnte  durch  Ver- 
längerung der  leeren  Röhre  noch  erhöht  werden»  alloa 
dennoch  ist  dieb  nur  einer  der  geringeren  Yorzfige  der 
Methode.  Auf  ein  Thermometer  wirkt  die  Strahlung  des 
Himmels,  die  Strahlung  des  Bodens»  die  Strahlung  aller 
Gegenst&nde  in  seiner  Umgebung;  es  giebt  aUo  nie  £e 
Temperatur  der  Luft.  Dagegen  ist  das  Resultat,  weldics 
ans  einer  Eigenschaft  der  Atmosphäre,  einer  Fuoctüm 
ihrer  Temperatur,  abgeleitet  wird,  ToUkommen  sioher  yot 
allen  diesen  Fehlerquellen. 

Wollte  man  sich  auf  Reisen  mit  LufttempeFatorcD 
begnügen ,  wie  man  sie  gegen w&rtig  mittelst  TbenBone» 
ter  bestimmt,  so  könnte  die  leere  Röhre  ab  Barometer 
dienen.  Eine  Röhrenlänge  von  einem  Meter  wörde 
Schwankungen  im  Druck  bis  zu  einem  und  zwei  Ded" 
ndUimeter  zu  bestimmen  erlauben.  Ein  Barometer  ohne 
Flüssigkeit  scheint  gewifs  eine  sonderbare  Sache  zu  sejn; 
allein  vor  allem  empfiehlt  es  sich  den  Reisenden  dorck 
seine  geringe  Zerbrechlichkeit. 

Hr.  Arago  hat  gezeigt,  dafs  seine  Methode,  Re- 
fractionen  zu  bestimmen,  auf  Atmosphären  in  jeder  Eot- 
fernung  von  erhitzten  oder  nicht  erhitzten  Körpern  an- 
wendbar ist;  auf  Verfolgung  der  interessanten  Versuche 
Faraday's  über  die  begränzte  Atmosphäre  des  Queck- 
silbers und  deren  Dichligkeitsabnahme  mit  Entfemoog 
von  dieser  Flüssigkeit;  vielleicht  sogar,  mit  hinreichend 
langen  Röhren,  auf  Sichtbarmachung  des  Einflusses  von 
Gerüchen. 

Die  Augenblicklichkeit  der  Beobachtung  erlaubt  noch 
die  Hoffnung,  dals  man,  bei  zweckmäfsiger  Aubtellimg 
der  leeren  Röhre  in  Bezug  auf  ein  Centrum  starker  £r- 

scfaat- 


449 

■ 

scbfitterung,  dem  Auge  mehre  Eigenschaften  der  Schall- 
wellen sichtbar  machen  werde. 

Was  Flüssigkeiten  betrifft,  so  folgt  aus  bereits  an- 
gestellten Versuchen,  dafs  man  durch  die  Beobachtung 
der  Fransen'  beim  Wasser,  selbst  nahe  dem  Dichtigkeits- 
Maximum,  Veränderungen  in  der  Brechung,  entsprechend 
einem  ^j^  Centigrad,  werde  nachweisen  können.  Wer 
sieht  nicht  hierin  ein  neues  und  äufserst  genaues  Mittel, 
die  Fortpflanzung  der  Wärme  in  Körpern  dieser  Art  zu 
Stadiren,  ohne  in  Zukunft  nöthig  zu  haben,  die  Conti- 
nuität  derselben  durch  Eintauchung  der  Kugel  und  des 
Stiels  eines  Thermometers  zu  unterbrechen.  Dieselbe  Be- 
merkung gilt  für  das  Studium  der  Wärmefortpflanznng 
durch  starre  klare  Körper. 

Endlich  könnten  selbst  die  Anwüchse,  welche  Glas 
and  Wasser  durch  Zusammendrückung  in  ihrer  Brech- 
kraft erleiden,  mit  Hülfe  dieser  neuen  Instrumente  wahr- 
nehmbar gemacht  werden.  Mit  einer  Röhre  von  einem 
Meter  Länge  wird  die  Znsammendrückbarkeit  des  Was- 
sers für  jedes  Zweihundertel  der  Atmosphäre  sichtbar  wer- 
den. Bei  einer  Glasröhre  von  gleicher  Länge  wird  ^  At- 
niosphä|re  merkbar  werden. 

Als  Barometer  und  Thermometer  hat  der  optische  Be- 
fractor  schon  alle  wünschenswerlhe  Bequemlichkeit,  wenn 
er  in  einem  finstcrn  Zimmer  angewandt  iterden  soll.  Als 
gewöhnliches  und  Reise -Instrument  bedarf  er  ohne  Zwei- 
fel noch  verschiedener  Verbesserungen.  Statt  des,  um 
das  Centrum  eines  getheilten  Kreises  drehbaren  Glas-Com- 
pensators,  dessen  sich  Hr.  Arago  bei  seinen  ersten  Inter- 
ferenz-Versuchen bediente,  wird  man  vielleicht  mit  Vor- 
theil  ein  Glas  mit  parallelen  Flächen  und  veränderlicher 
Dicke,  wie  es  Hr.  Babinet  erdacht,  anwenden  können. 
Diefs  Glas  besteht  aus  zwei  Prismen  von  gleichem  Win- 
kel, die  in  entgegengesetzter  Richtung  auf  einander  ge- 
legt sind-  Die  Lichtstrahlen  gehen  immer  senkrecht  durch 
dasselbe,  und  die  Gesammtdicke  desselben  nimmt  ab  in 

Poggend.  Aim.  ErgSnxQDgsbd.  I.  2" 


450 

dem  Maafse,  als  die  beiden  Prismen,  von  denen  die 
Schneide  des  einen  der  Grandfläcbe  des  andern  entspridi^ 
darch  eine  geradlinige  Bewegung  derjenigen  Lage  nSber 
gebracht  werden,  wo  die  Schneiden  selbst  einander  ent- 
sprechen. Es  bleibt  anch  noch  eine  einfache  Methode 
aufzufinden,  durch  welche  die  Mechanici  ohne  zu  longa 
Tappen  die  Lichtstrahlen,  welche  vor  Ankunft  an  der 
Lupe,  in  deren  Brennpunkt  die  Fransen  sich  bilden,  n 
mehre  Centimeter  von  einander  getrennt  waren,  zu  nOtx- 
liehen  Interferenzbedingungen  gebracht  werden.  In  Be- 
treff des  Mittels,  mit  FIfissigkeiten  zu  operiren,  giebt  es 
nichts  mehr  aufzusuchen,  weil  Hr.  Arag'o  der  Akademie 
Röhren  vorgelegt  hat,  die  zu  deren  Aufnahme  bestiant 
sind,  und  weil  diese  Röhren,  zufolge  ihrer  Conatructieii, 
nothwendig  gleiche  Längen  bei  allen  Temperatoreu  be- 
halten müssen.  Fligen  wir  endlich  hinzu,  dafs  die  Mög- 
lichkeit, verbreitetes  Tageslicht  statt  des  Sonnenlichts 
oder  des  kfinstlichen  Lichts  zur  Hervorbriogung  der  Fran- 
sen anzuwenden,  schon  durch  die  Diffractions- Apparate 
erwiesen  ist,  die  Hr.  Solei  1  seit  langer  Zeit  ffir  die 
physikalischen  Kabinette  verfertigt  ^). 

Hr.  Arago  enthält  sich,  die  Theorie  der  neuen  Instru- 
mente in  irgend  einem  Punkte  auf  das  Undnlatioassystem 
zuröckzuführen;  allein  am  Schlüsse  seiner  Mittheilung  kfin- 
digt  er  an,  er  werde  in  einer  andern,  rein  discntirendeo 
Abhandlung  betpeisen^  dafs  die  mit  seinen  Apparaten  an- 
gestellten Interferenzversuche  in  offenbarem  TVidersprudi 
mit  der  Emissionstheorie  stehen,  und  diese  von  Grund 
aus  Ober  den  Haufen  werfen  ^). 

1)  Wollte  man,  statt  auf  Sofaerste  GeDanigkcit  anssagdien,  bei  te 
Aonaheraiifen  atebea  bleiben,  mit  denen  Reisende  sieb  fast  tamff 
begnügen,  W  könnte  man  die  Intccferena- Barometer  und  -Thermo* 
meter,  durch  noch  tragbarere  opüsche  Instrumente  ersetaen,  die  Hr. 
Arago  bei  einer  andern  Gelflgeabctt  kennen  lehren  wird. 

2)  Es  ist  bemerkenswerth,  dafs  in  dieser  ganten  DarsteUong  nidit  mn 
der  Vorrichtung  die  Rede  ist,  die  doch,  wie  schon  aus  Fresner« 
Beriebt  (Ans.  Bd.  T  S.  251  n.  256)  herrorgdil,  uanmglaglicb  ist,  m  b>- 
terferenifiransen  beobachten  au  kdnnen,  nämlich  eine  Vorricbtnvg^  wel- 
che das  Licht  nur  durch  awei  feine  Schlitie  einaudringen  erlaubt  (P-) 


451 


IV.  üeber  die  Abänderungen,  welche  die  reget- 
mäjsige  Reflexion  an  fler  Oberfläche  metal- 
lischer  Körper  einem  polarisirten  Lichtstrahl 
einprägt;  von  Hrn.  H.  de  Senarmont  ^). 

Ingenieur  des  Mines, 

i^eit  den  Entde€kut]geii  von  Mains  sind  Aber  die  Ab* 
ftndernngen,  welche  die  regelmäfsige  Reflexion  dem  Lichte 
einprägt,  viele  Versnche  angestellt.  Für  den  Fall,  dafs 
diese  Reflexion  an  der  Oberfläche  durchsichtiger,  nicht 
kristallisirter  Körper  geschieht,  haben  die  bewondems- 
würdigen  Untersuchungen  Fresnel's  das  Problem  zum 
grofsen  Theil  gelöst,  und  fttr  die  meisten  Fttlle  scheint 
das  Gesetz  >der  Erscheinung  klar  und  vollständig  festge- 
stellt. 

Dagegen '  ist  die  Wirkung  metallischer  Spiegel  auf 
das  Licht,  ungeachtet  wichtiger  Arbeiten,  sehr  dunkel 
geblieben.  Um  diese  Aufgabe  in  allgemeiner  Weise  zu 
losen,  wQrde  es  nöthig  sejn,  die  metallischen  Mittel  a 
priori  zu  definiren  und  constituiren,  Mittel,  die  eine  ein- 
fallende Bewegung  zu  reflectiren  vermögen  und,  wahrend 
sie  dieselbe  brechen,  zugleich  in  einer  geringen  Tiefe  un- 
terhalb ihrer  Oberfläche  auslöschen« 

Ohne  indels  diese  Arbeit  zu  unternehmen,  kann  man 
mittelst  des  Versuchs  und  einiger  sehr  einfacher  Schlufs- 
folgen,  einige  Gesetze  dieser  sonderbaren  Reflexion  auf- 
finden, und  zu  gleicher  Zeit  einige  Zahlenwerthe  geben, 
dienlich  zur  Prüfung  der  mathematischen  Untersuchungen, 
welche  das  Problem  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  um- 
fassen. 

I.  Ein  nach  irgend  einem  Azimut  polarisirter  Licht- 
strahl lafst  sich  immer  in  zwei  andere,  unter  sich  win- 
kelrecbt  polarisirte  Strahlen  theilen. 

1 )  Aas  den  Ann.  de  chim,  ei  de  phys,  7.  LXXlIt  p,  337« 

29* 


452 

Bezeichnet  man  z.  B.  mit  a  den  Winkel,  den  die 
geradlinige  Schwingbewegang  eines  auf  einen  Metalkpie- 
gel  fallenden  polarisirten  Strahls  mit  der  Einfallsebene  bil- 
det|  und  nimmt  die  Schwingweite  des  einfailenden  Strahk 
zur  Einheit  ^),  so  wird  die  Schwingweite  des  winkelrecht 
gegen  die  Einfallsebene  polarisirten  Strahls  durch  cosa, 
und  die  des  parallel  dieser  Ebene  polarisirten  durch  sma 
vorgestellt. 

Alles  ist  symmetrisch  um  jeden  Strahl,  und  sett»^ 
wenn  man  jeglichen  Vorgang  im  Act  der  Reflexion  ab 
möglich  voraussetzt,  wird  es  keinen  andern  geben,  ab 
1)  eine  Aenderung  der  Schwingweite,  und  2)  eine  Ver- 
schiebung der  Schwingungsknoten. 

Von  dieser  Hypothese  ausgehend  und  ohne  fiber  das 
Gesetz,  welches  diese  doppelte  Abänderung  jeder  Pola- 
risationsbewegung verkntlpft  mit  der  der  Lichtgaltnng  ent- 
sprechenden Wellenlänge  und  dem  Einfallswinkel  bei 
der  Reflexion  an  Metallspiegeln,  irgend  etwas  festzusetzen, 
kann  man  behaupten,  daCs  die  Functionen,  welche  das- 
selbe ausdrücken,  nichts  als  diese  beiden  GrOfsen  ein- 
schliefsen  und  unabhängig  von  allen  übrigen  sind,  über- 
dieCs  nothwendig  für  jeden  der  polarisirten  Strahlen  eine 
andere  Form  besitzen. 

Nach  geschehener  Reflexion  sind  also  Schwingungs- 
weite und  Phase  respectiv  geworden 

1)  für  den  in  der  Einfallsebene  polarisirten  Strahl 

n*sma,      -jr(^+*), 

2)  für  den  senkrecht  darauf  polarisirten  Strahl: 

2n 

Die  Bewegungen  in  den  beiden  reflektirten  Strah- 
lencomponenten  werden  ako  vorgestellt  durch  die  Glei- 
cfaupgen: 

1)  Alle  Winkel  sind  von  der  Linken  sor  Reckten  pontiv  fCMklt 


453 

m  =  n*sma*coS'm'(^+^) 

Die  Principieiiy  welche  zu  diesen  beiden  Gleichonh 
gen  führten y  liefern  nun  verschiedene  Folgerungen,  die 
in  Versuche  übersetzt  und  durch  sie  controlirt  werden 
können. 

IL  Erleidet  ein  nack  irgend  einem  Azimut  polari- 
sirter  Strahl  folgwetse  zwei  Reflexionen  an  Metalkpie- 
geln,  unter  gleichen  Einfallswinkeln,  und  zwar  so,  daüs 
die  beiden  Reflexionsebenen  unter  sich  winkelrecht  sind, 
80  werden  offenbar  die  Schwingbewegungen  in  den  bei- 
den Strahlencomponenten  zuletzt  vorgestellt  werden  kön- 
nen durch  die  Gleichungen: 

yssn*mcosa»cos-mf  (^+t+&)^ 

80  dab  sie  gleiche  Phase  haben  und  aus  ihrer  Superpo* 
sition  ein  geradlinig  polarisirter  Strahl  hervorgeht 

Der  Winkel,  welchen  die  resultirende  Bewegung 
mit  der  zweiten  Reflexionsebene  macht,  hat  zur  Tangente: 

— T — ,  so  dafs  er  gleich  ist  -;r — a. 

Dasselbe  Lagenverhältnlb  findet  sich  noch  zwischen 
den  Polarisationsebenen. 

Folgende  an  Metallspiegeln  gemachte  Beobachtungen 
bestätigen  dieüs  Resultat. 


Weithe  von 

Lli2^ 

Werdie  von  a. 

bcrecbnet. 

beobachtet 

30» 

60» 

69»  44' 

30»         ] 

40» 

50» 

50    4 

50» 

40» 

40    4 

80» 

30» 

29  52 

454 


Ein^Uwinkel. 


40^ 


50» 


60' 


49  56 
39  42 
29  48 
60<'U' 

50  10 
39  50 
29  46 
59'>36' 
49  42 
39  54  , 
29  40 

III.  Wenn  ein  polarisirter  Strahl  k  folgweise  Re- 
flectionen  an  der  Oberfläche  zweier  paralleler  Spiegel  er- 
leidet,  80  ist  klar,  dafs  die  SchwingungsbewegODgen  in 
jedem  compoDirenden  Strahl  nach  der  letzten  Reflexion 
ausgedrückt  werden  durch 

29K 

y  =  n^cosa*cos7p-(t+kT) 

2k 
Ist  -i^tCt — 19*)    eine    ganze   Zahl,   so    werden   die 

Sdiwingbewegungen  durch  ihre  Superposition  eisen  ge- 
rade polarisirten  Strahl  erzeugen. 

Der  Winkel,  den  die  Sdiwingbewegung  mit  der  ge- 
meinschaftlichen Ebene  aller  Reflexionen  macht,  bat  vat 
Tangente 

f^Jtanga=:tanga. 

Aus  dieser  Gleichung  ergeben  sich  nachstehende  Fol- 
gerungen: 

1.  Wenn  der  Winkel,  den  die  Schwingqngen  des 
einfallenden  Strahls  mit  der  Einfallsebene  machen,  folg- 
weise Ht  und  o,  wird,  so  wird  man  die  Gleichungen  haben: 


455 

woraus 

iangai ian^Oi 

tanga^~ianga^' 

2.  Wenn  die  A  ReflexioDen,  welcbe^  den  Strahl  aaf 
die  gerade  Polarisation  zurfickführen,  /  Mal  wiederholt 
werden,  so  wird  man  haben: 

tangaz=z(^^Jtanga,    iangß=(^Jtanga, 

woraus 

(tangay=itangß*(tangay^^, 
und  wenn  a=z^n 

(iangay=:tangß. 

3.  Wenn  man,  nach  der  ersten  Reflexion,  den  Un- 
terschied der  Phasen  in  den  beiden  componirenden  re- 
flektirten  Strahlen  verschwinden  macht,  ohne  ihre  Schwing- 
weite zu  ändern,  so  führt  man  den  Strahl  auf  die  gerade 
Polarisation  zurück.  Seine  Schwingbewegung  macht  mit 
der  Einfallsebene  einen  Winkel,  dessen  Tangente 

^tanga=ztangr, 

so  dafs 

(langyy^ziangaCtangay"'^, 

und  wenn  a=:|;s 

(iangyy=tanga. 

Einige  Versuche  des  Dr.  Brewster*)  bestätigen 
das  Gesetz,  welches  die  beiden  ersten  Formeln  ausdrücken« 
In  denselben  Versuchen  könnte  man  die  Bestätigung  des, 
dritten  finden,  für  den  besonderen  Fall,  dafs 

*=:2,     (i-&)=\T. 

Man  findet  nämlidi  (Ann.  Bd.  XXI  S.  229)  aewei  Ta- 
fein,  die  man  vereinigen  kann,  wenn  man  sie  mit  dem 
nach  der  Fonnei 

1)  PhUosoph,  Tramact.  1830  p.  295,  296,  299.    (^n.  Bd.  XXI 
S.  219.) 


456 

tang^yzzzLtanga 
berechneten  Resultat  zusammenstellt. 


Spiegel  TOB 

Werthe 
von  f. 

WerÜM 
gefanden. 

▼OD   a 
bcrechncC 

Silber 

42»  30" 

39048' 

40'»25' 

Kupfer 

Quecksilber 

Platin 

36  30 

35 

34 

29 
26 
22 

28  42 
26    7 
24  2» 

Spiegelmetall 
Stahl 

32 
30 

21 
17 

21  20 
18  20 

Blei 

26 

11 

13  26 

Bleiglanz 

17 

2 

5  20 

IV.    Im  Allgemeinen  ist  2k- — m-^  keine  ganze  Zahl 

Die  Schwingbewegungen  in  den  componirendea  Strahlen 
geben  dem  resultirenden  Strahle  also  eine  elliptische  Pola- 
risation. Allein  dann  kann  man  durch  Combination  der 
Wirkung  des  Spiegels  mit  der  gewisser  dünner  Krystall- 
blättchen  Zahlenwerthe  beobachten,  zwischen  welchen  on 
einfaches  Räsonnement,  untersttitzt  durch  Rechnung  Be- 
ziehungen auffindet,  die  erfüllt  sejn  müssen. 

Die  Gleichungen  der  Schwingbewegungen  sind,  wie 
oben  gesagt 

y^=^mcosacoS'm(J+T):=zIco5acoS'^{t+x) 

x=zncosasin'jf{t+&):==^IsinacoS'nr(t+&) 

Woraus  zunächst 

/=VmS+Br;     ^='-?V?     ...     (1) 

n       tanga 

Stellt  man  in  die  Bahn  des  reflectirten  Strahls,  senk- 
recht gegen  dessen  Richtung,  ein  Glimmerblättchen  in 
der  Weise,  daCs  dessen  Hauptschnitt  ein^i  Winkd  • 
mit  der  Einfalls^ene  macht,  so  tragen  beide  reflectirteo 
Strahlencomponenten,  vermüge  der  DoppeUbreGhoDg  des 
Blättchens,  zur  Bildung  zweier  unter  sich  rechtwinklicb 
polarisirter  Strahlenbündel  bei. 


457 

Die  SchwingDDg  des  ersten  Bfindek,  in  der  EheHe 
des  Haoptschnitts  liegend ,  wird  vorgestellt  durch  die 
Gleichung: 

^=IcoswcosacoS'^(t+T)+sin(osinaeoS'7p(t+d')9 

ond  die  Schwingung  des  zweiten,  senkredit  darauf  pola- 

risirten  Bündels: 

5= — xcosw'+'jrsmw        , 

s=:'^IcostosinacoS'm(t+d')+sinfüCOsacoS'mii'^)» 

Setzt  man  zur  Abkürzung 

In — si — ^9, 

t 

80  kann  man  die  obigen  Gleichungen  ersetzen  durch: 
fl=zIcos(acosal'nrf+<p\+Ism(aSinacoS'pmf^  ' 

i:=sIcosafsmacoS'mf+IsinaiCOsacos\^-mf+y\ 

Entwickelt  man  beide  Gleichungen,  so  findet  man, 
dab  die  in  der  Ebene  des  Hauptschnitts  ToIU&hrte  Schwin- 
gang  eine  Phase  hat,  deren  Tangente 

sintpcosaeosf» 
^  ^      Costa  cos  acos^>+smwsma 

ond  eine  Schwingweite,  deren  Quadrat: 

s 

£^=5  cos'^ta  cos^a  sin*  q>t{cos  cd  cos  acos  ^p+sm  a  sm  a)* 
:szcos'^acos^(o+sin^asin*a)+2sinacosasin(acos(o  •  costp, 

dab  die  Schwingung  senkrecht  auf  dem  Hauptschnitt  eine 
Phase  hat,  deren  Tangente: 

sinwcosasinm 
^^  cosfosma — sm,wcosacos<p 

^d  eine  Schwingweite,  deren  Quadrat: 

'^szsm^üiCOs'*as{n^(p+(cos(osin(»-^inaiCOS  acosiip)^ 
^=ssin^ia  cos'^or^os^m  sin^OF^TLsinacosasinmcos  a>  eos^ 

woraus  man  zieht: 


468 

•          .          .                        sinwsm^a 
tangCxb — y)= ^  ^      ,  ^^ j-^ ;r— . 

Hat  das  GlimnterblSttcheii  eine  solche  Dicke,  dab, 
nach  dem  DorchgaDg  des  polarisirten  Licbtbfindds»  dfe 
beiden  aasfahrenden  Strahlen  einen  Gangunterschied  vob 
\X  besitzen,  so  wird  das  Strahienbündcl,  nach  dem  Dorch- 
gaugey  wieder  gerade  polarisirt  seya»  sobald  (yi — %) 
gleich  ist  einer  ganzen  Zahl  Ton  Viertel -KreisumfibigeB 
oder 

iang2(a=scos(ptang2a    •     •     •     (2) 

Ist  diese  Bedingung  erffillt,  so  wird  der  Strahl  wie- 
der gerade  polarisirt  sejn.  Der  Winkel,  den  die  resnl- 
tirende  geradlinige  Bewegung  mit  der  Ebene  des  Haupt- 
Schnitts  macht,  hat  zur  Tangente: 

woraus: 

"'^^^F^?^-  ^^^^=v^^'  ^^^2^=:?qfl^ 

also 

cos2ß^=ieos2aco$2ti^'^sia2mun2aeos^. 
Ersetzt  man  in  dieser  Gleidmng  costp  durch  seinen 
aus  der  Gleichung  (2)  gezogenen  Werth,  so  hat  man 

cos28=i s—    ....     (3) 

Die  GrO&en  oi  und  ß  sind  durch  den  Versuch  ge- 
geben; substitnirt  in  der  Gleichung  (3)  erlauben  sie,  dea 
Hülfswinkel  a,  welcher  jedem  Werth  von  a  entspricht! 
zu  berechnen,  so  wie  dann  mittelst  der  Gleichungen  (1) 

und  (3)  den  Phasenunterschied  y  in  das  Verhfiltnils — , 

welche  beide  Gröfsen,  für  jeden  Werth  von  a,  constante 
Werthe  behalten  mfissen. 

Man  kann  übrigens  a  aus  der  Rechnung  von  tp  und 

-5-entfenuau 
m 

1.    Berechnung  von  <f.    Aus  (ii)  zieht  man: 


4S0 

•  n                          iang2a 
sm2a)=s:eosq>-T=       ^        , 

Vl+cos*^tang*2a 
aus  (3) 

cos2a 

cos2ß 

qoadrirend  odcI  addirend  erbftlt  man: 

,      cos^2a  .       ,  tag*2a 


cos^2ß  ^l+cos^q>tang^2a' 

oder 

cos*2ß=z(l—sinl^2ß)T:=cas*2a+eos*(pSiB?2a 
— (l-«,i),t2a)(l— cos^y), 
oder  endlich 

sin2ß=sit:si!i2asia(p    •    •    •    (5) 
Multiplidrt  man  (2)  and  (3)  Glied  für  Glied,  so  Uamt 

s{n2facos2ß:=zcps(psin2a , 
und  dividirt  n^an  (5)  dnrcli  diese  Gleichong: 

tangq>^jJ^^!ISM      .     •     .    (6) 
eine  erste  directe  Relation  zwischen  q>f  2ßf  2  a». 
2.   ^Berechnung  von  — 

and  wegen  (3) 

n*  ^      ^        1 — cos2ßcos2a 
m*      ^         l+^o^2/9c052ai 

_sm^ß+w)+sm'^(ß^(a) 
~cos\ß+<a)+€Os\ß—wy 

eine  zweite  directe  Gleichung  zwischen  — ,  /?  und  o». 

Führt  man  nun  folgweise  den  Haoptschnitt  des  Glim- 
merblättchens  anf  den  Winkel  C0,  oiler  in  eine  winkel« 
rechte  Richtung,  so  wird  der  reflectirte  Strahl,  in  beiden 
Fällen»  wieder  gerade  polarisirt  seyn;  allein  der  Win- 
kel, den  die  geradlinige  Schwingung  mit  der  Einfallsebene 
macht,  ist  im  eisten  Fall 


460 

und  im  zweiten 
80  daCB 

—rtang^aziz  — /^-^ — y^. 

Bedingangen,  welche  erfüllt  seyn  mfissen. 

Der  Versuch  beweist,  wie  man  weiterhin  sehen  wird, 
.dafs  von  dem  senkrechten  Einfall  bis  zum  streifenden 
{incidence  rasante)  der  Phasenunterschied  tp  zunimmt 
von  0  bis  ^ 

für  eine  merkwfirdige  Inddenz,  die  Brewster  be- 
obachtet hat,  ist 

Bei  dieser  besonderen  Inddenz  entspricht  oi  =:  0^ 
▼ermöge  der  Gldchung  (2).    Daraus  folgt 

also 


—  tanga=:zzi=tangß. 


Wenn  also 


ianga:=z—,    iangß=l,    cos2ß=Q, 
oder 

wird  der  reflectirte  Strahl  circular  polarisirt. 

Ehe  ich  zeige,  bis  wie  weit  die  durch  den  Versod 
gefundenen  Zahlen  Übereinstimmen  mit  den  Folgerungen 
aus  der  zum  Grunde  gelegten  Hypothese,  wird  es  nfifz- 
lieh  seyn,  über  die  eben  aufgestellten  Formeln  einige 
Bemühungen  zu  machen. 

Das  Verh&ltnib  —  und  der  Winkel  <v,  welche  bdde 

m  ' 

vom  EinfaUswinkel  abhangen,  können  audi,  wie  man  ge- 
sehen, Functionen  seyn  von  der  WellenlSnge  der  b6> 
traditeten  liditgattung. 


461 

Wenn  diese  Gröfsen  bedeutend  Verschieden  wSren 
ffir  yerschiedene  Wellenlängen,*  so  ivfirde  der  Winkel 
w  keineswegs  gleich  sejn  für  diese  Längen.  Da  non  im 
Allgemeinen  die  Wellenlängen  den  Farben  entsprechen, 
80  würde  also  folgen,  dafs  ein  elliptisch  poiarisirter  Strahl, 
bei  Analyse  mit  einem  doppelt  brechenden  Prisma,  sich 
in  zwei  complementar  ge&rbte  Bündel  theilen  könnte, 
und  auch,  «dais  eine  nnd  dieselbe  compensirende  Giim- 
merplatte  nicht  gleichzeitig  alle  Farben  auf  die  geradlinige 
Pobrisation  zurückführen  würde« 

Diese  doppelte  Folgerung  bestätigt  sich  in  der  That 
bei  metallischen  Substanzen,  obwohl  in  verschiedenen  Gra- 
den; besonders  deutlich  ist  sie  um  den  Einfallswinkel,  wel- 
cher die  Phasendifferenz  gleich  ^n  macht,  und  sie  wird  für 
die  Genauigkeit  der  Beobachtungen  ein  grofses  Hindernifs. 

Es  ist  nun  nöthig,  einen  Augenblick  bei  den  expe- 
rimentellen Methoden  zu  verweilen,  welche  die  weiter- 
bin folgenden  Zahlen  geliefert  haben. 

1«  Man  kann  oi  und  (p  gelrennt  und  nacheinander 
beobachten.  Depolarisirt  man  den  reflectirten  Strahl  mit- 
telst einer  der  Kristallaxe  parallel  geschnittenen  Quarz- 
platte, so  theilt  diese  Axe  den  Winkel  zwischen  den  bei- 
den rechtwinklichen  Durchmessern  der  Ellipse  in  zwei 
gleiche  Theile. 

Ist  sonach  die  Lage  dieser  beiden  Durchmesser  be- 
stimmt, so  stelle  man  in  ihre  Richtung  den  Hauptschnitt 
eines  Giimmerblättchens  von  zweckmäfsiger  Dicke,  und 
messe  yi  und  y^  mittelst  Drehung  eines  doppelt  brechen- 
den Prisma.  . 

2.  Die  Bestimmung  von  o»  und  die  von  y^^  y^  kön- 
nen gleichzeitig  geschehen.  Dazu  mufs  man  den  Haupt- 
scbnitt  eines  compensirenden  Giimmerblättchens  und  den  ei- 
nes doppeltbrechenden  Prisma  in  die  Einfallsebene  stellen, 
and  darauf  den  Winkel  messen,  um  den  jedes  von  ihnen 
gedreht  werden  mufs,  damit  eins  der  Bilder  verschwinde. 

Es  ist  einleuchtend,  dafs  man  die  zweckmäfsige  Lage 
des  Blältchens  und  des  Prisma  nur  aus  einer  Combina- 


402 

tion  zweier  Mmma  benrtheileD  kuui;  das  Prodoct  der 
Quadrate  der  Fehler,  die  man  bei  Jedem  Winkel  bege- 
hen kann,  tengt  ako  allein  an  merklich  zn  werden. 

Aus  diesem  Grunde  steht  das  sweite  Verbhren  theo- 
retisch dem  ersteren  nach;  es  giebt  )edoch  genügende 
Resultate,  sobald  man  ein  etwas  lebhaftes  Lidit  anwen- 
det. Die  Unsicherheiten,  die  durch  die  Dispersion  des 
Metalls  verursacht  werden,  überwiegen  in  der  That  die 
Fehler,  die  von  den  Beobachtungsmitteln  herrfihren*  Bei 
gewissen  metallischen  Substanzen  machen  sogar  diese  Ua- 
Sicherheiten  bei  Einfallswinkeln,  die  dem  Dispersionsna» 
limum  entsprechen,  jede  Beobachtung  unmöglich* 

Andrerseits  Terliert  die  erste  Melhode,  bei  Anwen- 
dung von  homogenem  Lichte,  alle  Vortheile,  und  selbst 
die  zweite  giebt  in  diesem  Falle  keine  genügende  Re- 
sultate mehr,  weil  die  Lichtstiirke  dabei  nothwendig  sehr 
geschwächt  ist. 

Um  den  Hauptschnitt  des  Prisma  möglichst  genau  in 
die  Ebene  der  geradlinigen  Schwingung  zu  stellen,  ist  es 
in  allen  diesen  Fftlleu  nützlich,  das  ordentliche  Bfindel 
mittelst  eines  Turmalins  auszulöschen,  weil  dessen  Inten- 
sitSt  verhindert,  das  mehr  oder  weniger  vollständige  Ver- 
schwinden des  aofserordentlichen  Bildes  zu  beurtbeilen. 

In  den  folgenden  Tafein  ist  jeder  Werth  von  yj^  und 
y^  ein  Mittel  aus  sechs  Beobachtungen.  Zur  Bestimmoos 
von  w  sind  darin  auch  aufgenommen  die  Winkel,  wel- 
che yi  entsprechen,  und  die,  welche,  um  90®  vermindert, 
Y^  entsprechen. 

Was  die  berechneten.  Werthe  betrifft«  so  sind  die 

mm 

von  ^  mittelst  der  Formel  (6)  und  die  von  —  mittelst 

der  leicht  mit  Logarithmen  zu  behandelnden  Formeln  (1) 
und  (3)  erhalten. 

Für  2  A)  ist  der  dorch  Drehung  des  Glimraerbl^ttcbens 
erhaltene  Werth  genommen,  und  für  2/S  der  Unterschied 
der  Werthe  y^  und  y^f  die  durch  die  Drehung  des  dop- 
pelbrechenden Prismas  gegeben  sind. 


463 


CO 

o 


I» 

CO 

a 

a 


a 

0 


S  « 


? 


ß|5 


IL 

g 

> 


g 


I 

mm 

II 


^ 


« 

3 
gl. 


^   Qpr*aoi>    ^(M*-«giei   o co (0 cd ;o i> oo 


lA  ^  e«  lA  eö 


OD  QQ  CO  64  r«  ^4  A 


ifi   CO  ^N  CO  lO   ei  lO  "f  ^  ^ 

Ss    tOceCOkO    QOCOODODA 


•N  «o  c«i  5»  eo  t- t>i 
lA  d  *-•  d«  dl  ^  10 

»^  d  e<i  c«  »N  »N  ^ 


iA-^c5^     lAlA'f^glgl     lA  i-H  ^  »4  ^  C9  e^ 


S    i-H^SS    S9SiA«S    S      lAcomeo^ 


S  S!5 


S^ 


r-coiA-^co 

c«e4gigici 


I 
I 


3 
gl 

e 
o 


^  ^99^  QoocS^co  ^goM|cogiaD^ 

CO  2iA^^  cogio5c«iA  "^oeo     g«      c« 

CO  lA  lA  lA  lA  ^  CO  C^  W  50  en  ^  m4  m^  m^  wM  m^ 

^  ^gigici  gigi^gici  o«  gl  gl  gl  gl  e«  d 


ffl 

a 
o 

> 


wm     pH<^gl<^     glC4g«^C0     lAiAiA^glCO^ 
Z*     »A^O»^    COe^t^-CfCO    O^fOÄ'^OiA«- 

CO   ^cogigi   "^coe^gi^   ^ CO  g* gl  gl -^ -^ 


a 
o 
> 


OD    OO^I^t^    ^»MO*-«*^    ODO^COeOL'^'-« 
-*  lACO     C^gl-^^  ^  fH        iA»-4iAeO 

o   iA^c5^   lA-^tcocogi   lA  «9  ^  CO  CO  gl  e« 


a^«s-3  ^* 


^  S99S  S^WiaS  SS^^SiaS 


•§1 


lA 

gl 


3 


n 


464 


e|'E 


I 


z 


I 


a 


I 


7 

I 

II 

+ 

K 


^  ^00 


Sg«*9SS 


^^^   ^^^    ^^^  ^^^    ^^1   ^^^    ^^^  ^^^    ^^^    ^^^  ^^^ 


lAiOiAifiiA    oeoooQ>-4    »AiQVCOCOr^ 


CO  PH 
C«*H 


CO 

o 

« 

CO 

♦ 

s 

V 

a 


a 

V 

M 
9 


1 


I 


fi^MMyx       ^  pi^  el  M  rH  PH  pH   eiele^ff)^^ 


raeviH     lo   CO e^ lo ifi HT CO e«   ^loe^     » 


3 


CO 

e« 


G4     OD^ 


V 

I 

I 

1 


8 

a 


ö^coo 
^iec4  ^ 


s^ssssg 


eo  «o  ^  ^  e« 


ODODOO  CO    QO  CO 
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471 

Bei  deo  mit  dem  Stahlspiegel  gemachten  Beobach- 
tungen  sind  die  berechneten  Werthe  von  (p  und  von 

—  filr  alle  Einfallswinkel  ziemlich  regelmäfsig.    Man  sieht 

indefs,  dafs  um  die  Incidenzen  herum,  bei  denen  tangq> 
das  Zeichen  wechselt,  die  Unsicherheit  der  Versuche  zu- 
nimmt, wegen  der  Farbenzerstreuung. 

Dasselbe  Hindemifs  liefs  nicht  zu,  dafs  man  bei  dem 
Spiegelmetail  den  Winkel  60®  überschreiten  konnte,  und 
bei  Anwendung  eines  Spiegeis  von  Silber  (0,9  Silber  und 
0,1  Kupfer)  mufste  man  rasch  einhalten. 

Einige  kristallisirte  Erze,  namentlich  SchfvefeUmtU 
mofif  wurden  denselben  Versuchen  unterworfen.  Die 
Resultate  können  dabei  verschieden  seyn,  je  nachdem 
,  die  Einfallsebene  parallel  oder  senkrecht  ist  gegen  die 
Kristallaxe.  Etwas  Analoges  bemerkt  man  bei  den  Win- 
kelablenkungen,  welche  die  Polarisationsebene  des  ein- 
fallenden Strahls  bei  der  Reflexion  an  der  Oberfläche 
durchsichtiger  Kristalle  erleidet.  Diese  durch  Reflexion 
bewirkte  Drehung  der  Polarisationsebene  hat  sehr  ver- 
schiedene Werthe,  und  folgt  offenbar  anderen  Gesetzen, 
wenn  man  z.  B.  Kalkspath  mit  gegen  die  Axe  senkrech- 
ter oder  paralleler  Fläche  anwendet,  und,  im  letzteren 
Fall,  die  Einfallsebene  parallel  oder  senkrecht  gegen  diese 
Axe  stellt^).  Die  Unterschiede  gleicher  Ordnung,  die 
man  beim  Schwefelantimon  beobachtet,  sind  also  ein  ex- 
perimenteller Beweis,  und  vielleicht  der  einzige  experi- 
mentelle Beweis  von  Doppelbrechung  in  gewissen  kristal- 
lisirten  opaken  Körpern. 

Ich  habe  geglaubt,  diese  recht  merkwürdige  Thatsa- 
che  blofs  erwähnen  zu  müssen.  Sie  gehört  natürlich  zu 
speciellen  Untersudiungen  über  die  Abänderungen,  wel- 
die  die  Reflexion  an  kristallisirten  Körpern  dem  polari- 
sirten  Lichte  einprägt.  Seit  langer  Zeit  habe  ich  Ver- 
suche angestellt,  um  in  den  äufsem  optischen  Kennzei- 

I)  Vergl.  die  Arbeiten  Seebeck'i  Aiid.  Bd.  XXI  S.  290.  Bd.XXU 
S-  i26.    Bd.  XXXVin  S.  276.    Bd.  XXXX  S.  462. 


472 

eben  der  Mineralien  Eigenschaften  aufzofinden,  die  Be- 
zug hätten  zu  ihrem  Kristallsystem:  und  diese  Veisadie 
haben  mich  zunächst  darauf  geführt,  die  gegenwärtige  Ar- 
beit zu  unternehmen. 

VI.  Wegen  der  Doppelsinnigkeit  des  Zeichens  tob 
tangfp  erlauben  die  trigonometrischen  Formeln  nicht  mit 
Sicherheit  zu  bestimmen,  welchen  Gang  die  saccessiven 
Werthe  der  Phasendifferenz  nehmen,  wenn  die  Inddem 
von  0®  auf  90®  übergeht  Um  nichts  in  dieser  Beuehoog 
zweifelhaft  zu  lassen,  ist  es  nöthig  zu  einem  anderen  ex- 
perimentellen  Verfahren  zu  greifen. 

In  seiner  bewundemswfirdigen  Abhandlung  fiber  die 
dem  polarisirten  Licht  durch  totale  Reflexion  eingepräg- 
ten Abänderungen  hat  Fresnel  ein  Mittel  angegeben, 
die  Lage  eines  jeden  des  total  reflectirten  Wellensjateos 
zu  Studiren,  bestehend  darin,  „dafs  man  durch  Interfe- 
renz den  Gang -Unterschied  zweier  benachbarten  Strah- 
len vergleicht,  von  denen  der  eine  unter  gegebener  In- 
ridenz  eine  totale  Reflexion  erleidet,  der  andere  aber,  mit- 
telst Berührung  seines  Einfallspunkts  mit  einer  brechenden 
Flüssigkeit,  nur  partiell,  wiewohl  sonst  unter  gleicher  In- 
cidenz  an  derselben  Fläche,  reflectirt  worden  ist." 

In  dem  Fall,  der  uns  beschäftigt,  würde  dieb  Ver- 
fahren ohne  Abänderung  anwendbar  seyn,  sobald  man 
sich  versichert  hätte,  dafs  die  beiden  reflectirenden  Ober- 
flächen, die  metallische  und  die  durchsichtige,  des  gemisch- 
ten Spiegels  mathematisch  in  einer  Ebene  liegen.  Jeden- 
falls kann  es  angewandt  werden,  wenn  es  sich  nnr  darum 
handelt,  den  Gang- Unterschied  zweier  unter  sidi  recht- 
winklich  polarisirtcr  Strahlen  nachzuweisen. 

Es  reicht  nämlich  hin,  die  folgweise  Lage  der  mitt- 
lichen Franse  zu  bestimmen,  wenn  die  anfangs  der  Ein- 
fallsebene parallele  Polarisationsebene  winkelrecht  gegen 
dieselbe  gestellt  wird. 

Um  diesen  Versuch  zu  machen,  bildete  ich  Interfe- 
renzfransen mittelst  eines  sehr  stumpfen  Prisma,  liels  sie 
sehr  nahe  bei  dem  Prisma  auf  einen  gemischten  Spiegel 


473 

hWeUf  80  da&  das  eine  BQndel  die  Reflexion  am  Me- 
tall, das  andere  an  einer  Glasfläche  erlitt.  Auch  wandte 
ich  die  Fresn einsehen  Doppelspiegel  an,  eins  war  von 
Glas,  dafs  andere  von  Metall.  Ich  beobachtete  dann  die 
Fransen  mittelst  eines  doppeltbrechenden  Prisma  oder  ei- 
nes  Turmalins,  dessen  Axe  folgweise  gegen  die  Einfalls- 
ebene  parallel  oder  senkrecht  gestellt  ward. 

Bei  streifender  Incidenz  ist  der  Versuch  sehr  leicht, 
bei  senkrechter  dagegen  uumöglich,  weil  dann  die  inter- 
ferlrenden  Btindel  von  zu  ungleicher  IntensitSt  sind.  Ich 
glaube  jedoch  aus  diesen  ersten  Versuchen  schlieüsen  za 
dQrfeu,  dafs  der  in  der  Einfallsebene  polarisirte  Strahl 
dem  winkelrecht  darauf  polarisirten  bestandig  vorausist. 

Wünschenswerth  wäre  es,  dafs  man  nicht  nur  die 
relative  Lage  der  Knoten  zweier  Vibrationssysteme  hätte, 
sondern  auch  die  absolute  Lage  derselben  in  Bezug  auf 
^en  festen  Anfangspunkt 

Das  folgende  Verfahren  würde  zu  diesem  Resultate 
fuhren  Man  bilde  Fransen  mittelst  zwei  wenig  geneig- 
ter Spiegel,  bestehend  ein  jeder  aus  Glas  und  Metall, 
die  nebeneinanderliegend,  zusammen  abgeschliffen  wor- 
den. Nachdem  man  die  Verbindungslinien  des  Glases 
und  des  Metalls  genau  in  Correspondenz  gebracht,  prüfe 
man  die  Vollkommenheit  der  Arbeit  durch  die  vollkom- 
mene Continuität  der  Fransen,  die  sich  sonach  bilden 
müssen.  Man  stelle  hierauf  dieselben  Verbindungslinien 
60,  dafs  jedes  Ende  der  Fransen  durch  die  von  den  bei- 
den Glasspiegeln,  oder  durch  die  von  den  beiden  Me- 
tallspiegeln reflektirten  Strahlen  erzeugt  werde,  der  mitt- 
lere Theil  aber  aus  der  Zusammenwirkung  des  von  dem 
einem  Glasspiegel  und  des  von  dem  einen  Metallspiegel 
reflektirten  Strahls  entspringe. 

Man  beobachte  die  entstandenen  Fransen  entweder 
mit  einem  doppeltbrechenden  Prisma,  oder  mit  einem  Tur- 
malin.  Wenn  die  Enden  jeder  Franse  einander  entspre- 
chen, hätte  man  einen  neuen  Beleg  von  der  VoUkom- 


474 

menheit  der  Arbeit  und  der  Einstelltuig  der  Spiegel 
Die  Aosweichong  des  mittlichen  Theils  würde  zoglddi 
das  Maafs  der  absoluten  Versdbiebang  der  Knoten  seya. 

Endlich  könnte  man  das  Metall  dem  Glase  und  das 
Glas  dem  Metall  entsprechen  lassen.  Die  Fransen  irfir- 
den  dann  abgebrochen  seyn,  und  die  Verschiebung  der 
mittlichen  Franse  mäfse  das  Doppelte  der  absoluten  Ver- 
schiebung der  Knoten. 

Ich  habe  diesen  Versuch  noch  nicht  ausführen  kOn- 

0 

neu,  weil  es  mir  bisher  nicht  möglich  war,  Spiegel  halb 
aus  Glas  und  Metall  vollkommen  eben  zu  erhalten.  Da 
indeis  bis  zur  Anstellung  dieses  Versuchs  noch  geraone 
Zeit  verstreichen  möchte,  so  hielt  ich  es  fBr  passend,  £e 
vorstehende  Arbeit,  wie  unvollkommen  sie  auch  ersdiet- 
neu  mag,  bekannt  zu  machen. 


475 


V.  Temperatur  der  wichtigsten  Thermalquellen, 
zusamriftengesteUt  nach  Jen  zuverlässigsten 
Angaben;  von  I^.  Osann. 

(Entnommen  ans  des  Hm.  Yerf.  Werke:  Phjrsikalueh  -  medictnucke 
DarsUliung"  der  bekannten  HeiiqueiUn  der  portäffiichsten  l&n' 
der  Europa'*,    Zweite  Auflage.) 


Tentfchland« 

Dux  in  Tyrol  20,00«  R. 

YOsIau  in  Oesterreich  nach  Meifsner  20,00  — 

Yillacher  Bad  in  Kärnthen  nach  Hatiser  21^00  — 

Badenweiler  im  Gro&herzogthum  Baden 

nach  Kölreuter  21—22,00  — 

Laaterl^ach  im  GroÜBherzogthum  Nieder- 
rhein 22,00  — 

Veldes  in  Krain  22,00  — 

Landeck   in   der  Grabchaft  Glatz  nach 

Bannerth  16—23,00  — 

Doppelbad  in  Steiermark  nach  ▼.  YeBt  21—23,00  — 

Haberbad   im   Grofsherzogthom   Baden 

nach  Kölreuter  23,00  — 

Wolkenstein  im  Königreich  Sachsen  23,00  — 

Säckingen  im  Grobherzogthnm  Baden  23,00  — 

Kreuznach  im  Grolsherzogthüm  Nieder- 
rhein nach  Prieger  19—24,00  •— 

Schlangenbad  im  Herzogth.  Nassau  nach 

Kastner  22—24,50  — 

UUersdorf  in  Mähren  nach  J.  Schrötter  25,00  — 

Bertrich  im  Grolsherzogthnm  Niederrhein 

nach  Mohr/  25—26,00  — 

Baden  in  Niederösterreich  nach  Rollett  22—28,60  — 

Neuhaus  in  Steiermark  nach  Schallgruber  27—29,00  — 

Töptttz  in  Krain  nach  Graf  29^5  — 


476 

Tjffer  in  Steiermark  nach  Macher  29,50®  R. 
Wildbad  im  Königr.  Würtemberg  nach 

Sigwart  23—30,00  — 

Warmbruon  in  Schlesien  nach  TschOrfner  28—30,00  — 

Gastein  im  Salzburgischen  nach  Streinz  30 — 38,00  — 

Teplitz  in  Böhmen  nach  Reufs  20—39,00  — 

Ems  im  Herzogth.  Nassau  nach  Kastner  18 — 40,00  — 
Aachen  im  Grofsherzogthum  Niederrhein 

nach  Monheim  35 — 46,00  — 
Baden  im  Grofsherzogthum  Baden  nach 

Kölreuter  37—54,00  — 
Wiesbaden  im  Herzogthum  Nassau  nach 

Kastner  38—56,00  — 

Carlsbad  in  Böhmen  nach  Fleckles  40—60,00  — 
Burtscheid  im  Groüsherzogth.  Niederrhein 

nach  Monheim  35 — 62,00  — 

Schwell. 

Yverdun  im  Kanton  Waadt  nach  Strnve  20,00®  B. 

Yals  im  K.  Graubttndten  nach  Kapeller  20,50  — 

Weifsenburg  im  K.  Bern  nach  Brunner  22,00  — 

Schinznach  im  K.  Aargau  nach  Bauhof  26,50  — 

Masino  im  K.  Graubündten  nach  Demagri  27,00  — 

Bagni  di  Grana  im  K.  Tessin  28,00  — 

Pfeffers  im  K.  St.  Gallen  nach  Kapeller  30,00  — 

Bormio  im  K.  Graubündten  nach  Demagri  32,00  — 

Lavey  im  K.  Waadt  nach  S.  Baup  36,00  — 

Brieg  im  K.  Wallis  37,00  — 

Lenk  im  K.  Wallis  nach  Pagenstecher     27—40,57  — 
Baden  im  K.  Aargau  nach  Löwig  38 — 40,80  — 

Frankreich. 

Capus  im  Depart  THerault  nach  Saint- 

Pierre  18—20,00*  R 

Capvern  im  Depart.  des  Hautes-Pyreüees 

nach  Poumier  19—20,00  — 


477 

Bastide  da  Peyrat  im  Depart.  de  TAriege 

nach  Breon  19— 20,00<^  R. 

GinoUes  im  Dep.  de  FAude  nach  Carrere  2O9OO  -^ 

Encausse  im  Dep.  de  la  Haate-Garonne 

nach  Save  19—21,00  — 

St.  Paul  des  F^nooilledes  im  Depart.  des 

Pyrenees  Orient,  nach  firäon  21,75  — 

Fonsange  im  Depart.  du  Gard  nach  De« 

morcy-Deletre  20—22,00  — 

Bagnoles  im  Dep.  de  FOrne  nach  Vau- 

quelin  a.  Thierry  21—22,00  — 

Campagne  im  Dep.  de  FAude  nach  Estri- 

baad,  Frejacqae  und  Reboulh  22,00  — 

Aleth  im  Dep.  de  l'Aade  nach  Carrere  22,00  — 

Plan  de  Phazi  im  Dep.  des  Haates  Alpes 

nach  Tripier  22,24  — 

St.  Mart.  im  Dep.  du  Poy  de  Dome  nach 

Patissier  19—22,60  — 

Sail-Lez-Chäfeau-Morand  im  Dep.  de  la 

Loire  nach  Richard  de  la  Prade  23,00  — 

Avenes  im  Dep.  de  FHerault  nach  Saint- 

Pierre  23,00  — 

Reynes  im  Dep.  des  Pyr^nees  Orient. 

nach  Auglada  23,00  — 

LIo  im  Dep.  des  Pyr^ndes  Orient,  nach 

Anglada  22—23,25  — 

Castera  Yivent  (Eau  de  Verdusan)  im 

Dep.  du  Gers  nach  Patissier  23,50  — 

Cbatelguyon  im  Dep.  du  Puy  de  Dome 

nach  Cadet  24,00  — 

Saubuse    im   Depart.    des    Landes    nach 

Thore  und  Meyrac  25,00  — 

Bonnes  im  Depart.  des  Basses  Pyrenees 

nach  Poumier  24—26,00  — 

St.  Honore  im  Dep.  de  la  Nievre  nach 

Vauquelin  26,00  — 


478 

Monestier  im  Ddpart.  des  Hantes  Alpes 

nach  Carrere  27,00®  IL 

St  Sauveur  im  D^p.  des  Haates  Pyr^nees 

nach  Poamier  und  Ballard  24—28^00  - 

Aix  im  D^part.  des  Boucbes  da  Rhone 

nach  Laurent  27—28,00  - 

Maloa  im  Dep.  de  TH^raidt  nadi  Saint- ' 

Pierre  28—29,00  - 

Molitx  im  Döpart  des  Pjrenees  Orient 

nach  Anglada  24—30,20  ^ 

Chateaoneaf  im  Dep.  du  Puj  de  Dome  24 — 31,00  — 
Greoulx  im  Dep*  des  Basses  Alpes  nach 

Laurens  31,00  — 

St.  Nectaire  im  D^p.  du  Puy  de  Dome 

nach  Boullay  20—31,00  - 

Ussat  im  Ddp.  de  FAriege  nach  Pilhes  27—31,00  - 
.  Barbotan  im  Dep.  du  Gers  nach  Dnfau  25 — 32,00  — 
Sjlvan^  im  Dep.  de  l'Ayeyron  nach  Vi- 

renque  28—32,00  — 

Dorres  im  Ddp.  des  Pyrenees  OrienfaL 

nach  Anglada  32,50  — 

Terds  im  Dep.  des  Landes  nach  Thore 

und  Meyrac  33,00  — 

Escaldas  im  Ddp.  des  Pyrdnees  Orient. 

nach  Anglada  26—34,00  - 

La  Preste  im  Ddp.  des  Pyrendes  Orient 

nach  Anglada  25—34,50  — 

Bareges  im  Ddpart.  des  Hautes  Pyrdndes 

nach  Ballard  26—35,00  - 

Munt  d'Or  im  Ddpart  du  Puy  de  Dome 

nach  Berthier  33—36,00  - 

Bagnols  im  Ddpart.  de  la  Lozere  nach 

Barbut  36,00  - 

Vichy  im  Ddp.  de  TAllier  nach  Longchamp  23—36,50  — 
Digne  im  Ddpart.  des  Basses  Alpes  nach 

Bardoi  32—36,90  - 


479 

Aigaes  chaades  im  D^p.  des  Basses  Pj- 

renees  nach  Poamier  22—38,00^  R. 

Guitera  auf  Korsika  nach  Peraldi  35—38,00  — 

Balaruc  im  Dep.  de  rHdrauIt  nach  Saint- 

Pierre  38,00  — 

Eon  im  Dep.  des  Pyrdnees  Orient,  nach 

Anglada  40,00  — 

Bagneres  de  Bigorre  im  Dep.  des  Hautes 

Pjrenees  nach  Darqnier  u.  Ganderax  18—41,00  — 
Cauterets  im  D^p.  des  Haatcs  Pyr^n^es 

nach  Poamier  24—41,00  — 

Rennes  les  Bains  im  Dep.  de  i'Aade  nach 

Jolia  und  Reboalh  32—41,00  — 

Bourboale  im  bepart.  du  Puj  de  Dome 

nach  Lecocq  18—42,00  — 

Bains  im  Dep.  des  Vosges  nach  Vanqnelin  24 — 42,00  -*- 
Neris  im  Dep.  de  i'AUier  nach  Poirot- 

Desserviers  39—42,00  — 

Prechac  im  Ddp.  des  Landes  nach  Thore 

und  Meyrac  43,00  — 

Olette  im  Depart.  des  Pjrendes  Orient. 

nach  Anglada  43,50  — 

,  (nach  Carrere  70,50«  R. ) 
St.  Laurent  im  Dep.  de  I'Ardeche  nach 

l^eynaud  43,50  — 

Canaveilles  im  Dep.  des  Pjrenees  Orient. 

nach  Anglada  43,50  — 

Vernet  im  Depart.  des  Pjrenees  Orient 

nach  Anglada  20—44,50  — 

Luxeuil  im  Depart.  de  la  Haute  Saöne 

nach  Molin  28—45,00  — 

Guagno  bei  Vico  auf  Korsika  nach  Va- 

nucci  40—45,00  — 

Pietrapola  auf  Korsika  45,50  — 

Bourbon  Lancj  im  Depart.  de  la  Saöne 

et  Loire  nach  Berthier  33^46,00  — 


480 

St.  Thomas  im  D^p.  des  Pyr^nees  Orient 

nach  Angladai  25—46,50  & 

Evanx  im  D^p.  de  la  Creose  nach  Goa* 

gnon  de  Jamages  45 — 47,00  — 

Boorbonne  les  Bains  im  D^p.  de  la  Haute 

Marae  nach  Dachanoy  47,50  — 

Dax  im  D^part.  des  Landes  nach  Thore 

and  Meyrac  25  —  49,00  - 

Bagneres  de  Luchon  im  D^p«  de  la  Haute 

Garonne  nach  Poumier  24 — 50,00  - 

Plombieres  im  Depart  des  Vosges  nach 

Martinet  30—50,00  - 

Bourbon  FArchambauk  im  Dep.  de  TAI- 

lier  nach  Faye  48—50,00  - 

Arles  im  Ddpart.  des  Pyrän^es  Orient. 

nach  Anglada  27—50^  - 

Carcanieres  im  Depart.  de  TAriege  nach 

Gerrere  32—56,00  -- 

Ax  im  Depart.  de  FAriege  nach  Magnes 

Lahens  17—61,00  - 

Thu^s  im  Depart.  des  Pyren^es  Orient. 

nach  Anglada  30—62,50  - 

Chaudes  aigues  im  Ddp.  du  Cantal  nach 

Chevalier  42—64,00  - 

Lamotte  im  Dep.  de  FIsere  nach  Riviere  64,00  — 

Belgien. 

St.  Amand  nach  Armet  21,00*  R- 

Chaud-fontaine  bei  Lttttich  26,00  - 

EnglandL 

Bristol  nach  Carrick  18—20,00"  B. 

Bnzton  nach  Scudamore  22,50  — 

Bath  nach  PhiUips  '   34—37,50  - 

Danemark. 

Die  heilsen  Geyserquellen  auf  Island  41—80'  R- 

Deib 


481 

Italien. 

Sella  Penna  im  Königr.  Sardinien  nach 

Bertini  16—20,00^  R. 

Acqua   santa   bei  Voltri   im  Königreich 

Sardinien  nach  Bertini  16—20,00  — 

Delle   Venelle   im    Grofsherz.    Toskana 

nach  Giuli  20,00  — 

Morbello  im  Königreich  Sardinien  nach 

Bertini  20,00  — 

Vicasdo  im  GroCsherzogth.  Toskana  nach 

Giuli  20,00  — 

Mortajone  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  21,00  — 

Moggiona  im  Gro&herz.  Toskana  nach 

Giali  21,00  — 

Caldiero  in  der  Lombardei  nach  Paganini  21,00  — 

Sprofondo  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  16—21,00  — 

La  Caille  im  Königreich  Sardinien  nach 

Bertini  21,00  — 

S.  Marziale  im  GroCsherz.  Toskana  nach 

Giuli  18—22,00  — 

CraTeggia  im  Königreich  Sardinien  nach 

Bertini  22,00  — 

St    Pellegrino    in    der  Lombardei  nach 

Carrara  21—23,00  — 

Roccabigliera  im  Königr.  Sardinien  nach 

Foder<;  23,00  — 

Spezzia  in  Sardinien  nach  Paganini  23^00  — 

Retorbido  im  Königreich  Sardinien  nach 

Bertini  23,00  — 

Civita  vecchia  im  Kirchenstaate  nadi  Pa- 
ganini 24,00  — 
A(^a  Vesaviana  bei  Neapel  nach  Ried          24,00  — 
Bagno  antico  di  Noce  im  Grolsherzagth. 

Toskana  nach  Giuli  24,00  — 

Poggeod.  Ann.  ErgSntnngsbd.  I.  31 


482 

Oliveto  im  Grofsherz.  Toskana  Dach  Giuli  24,QV  IL 

Yolterra  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  12—25,00  - 
Borra  im  Grofsherz.  Toskana  nach  Giali  25,00  — 

Armajolo  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  25,00  — 

Montecatini  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  20—27,00  - 

Talmanaccio  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  26,00  - 

Di  Fiietta  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  26,00  - 

Vignone  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  24 — 26,00  — 
Di  Poggetti  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  26,00  - 

Montalceto  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  20—27,00  - 

Pre   St..  Didier    im    K.  Sardinien   nach 

Gioanetti  27,50  - 

St.  Lucia  im  K.  Sardinien  nach  Giobert.  28^00  — 

Montione  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  28,00  - 

Leccia  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  28,00  — 

Delle  Caldanelle    im   Val  di  Merse  im 

Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  28,00  — 

Gavorrano  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  28,00  - 

Del  Bagnaccio  im  Grofsh.  Toskana  nach 

Giuli  28,00  - 

Contursi  im  Königr.  Neapel  nach  Paganini  28,00  — 

Della  Bucca  dei  Fiori  im  Grofsh.  Tos- 

kana  nach  Giuli  29,00  — 

Chiandano  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  24 — 30,00  -* 
Benetutti  auf  Sardinien  nach  Bertini  25 — 30,00  - 

Rombole  im  Grofsh.  Toskana  nach  Gipli  30,00  — 

Pelaghe  im  Grofsh.  /Toskana  nach  Giuli  30,00  -" 

Delle  Caldane  di  Campiglia  im  Grofsh. 

Toskana  nach  Giuli  30,00  - 

Perriere  bei  Mouticrs  in  Savoyen  nach 

Socquet  30,00  -* 

Rappolano  im  GroCsh.  Toskana  nach  Giuli  20—31,00  -^ 


483 

i.  Michele  delle  Formiche  im  GroÜBherz« 

Toskana  nach  Giuli  28-^31,00^  R. 

t|ontefalcone  im  Kreise  Ton  Triest  nach 

Am.  Vidali  .  30—31,00  — 

?orretta  im  Kirchenstaate  nach  Paganini  21 — 32,00  — 
ttagnesia  im  Königreich  Sardinien  nach 

Giobert  32,00  — 

Echaillon  im  K.  Sardinien  nach  Bertini  32,00  — 

^cqaa  cotta  in  Sardinien  nach  Sroyth  32,50  — 

li.  Gervais  im  K.  Sardinien  nach  Matthej  32—33,00  — 
Nacerato  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  33,00  — 

Pozzuoli  bei  Neapel  nach  Ronchi  24 — 35,00  — 

iardara  auf  Sardinien  nach  Rolando  35,00  — - 

Pisa  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  16 — 35,00  — 

i.  Agnese  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  16—35,00  *- 
Petriolo  im  Grofsh.  Toskana  nach  Giuli  36,00  — 

i.  Casciano  im  Grofsherz.  Toskana  nach . 

Giuli  22—37,00  — 

Delle  Galleraje  im  Grofsherz.  Toskana 

nach  Giuli  37,00  — 

S.  Filippo  im  Grofsherz.  Toskana  nach 

Giuli  15—40,00  — 

\ix  in  Savojen  nach  C.  Despine  27—40,00  — 

Ali  in  Sicilien  nach  A.  Ferrara  38 — 40,00  — 

Pordingianu  auf  Sardinien  nach  Tabasso 

und  Oliven  40,00  — 

Acqoi  in  Piemont  nach  Mo)on  31—41,00  — 

Bagni    di    Morba   im  KOnigr.  Sardinien 

nach  Giuli  21—43,00  — 

LiQcca  im  Herzogth.  Lucca  nach  J.  Fran- 
ceschi 24—43,00  — 
Cifalu  in  Sicilien  nach  A.  Ferrara  42—44,00  — 
Fermini  in  Sicilien  nach  A.  Ferrara  45,00  •— 
Sciacca  in  Sicilien  nach  A.  Ferrara  45,00  -— 
^lafani  in  Sicilien  nach  A.  Ferrara  49 — 50,00  — 
Saldier!  im  KOnigr.  Sardinien  nadi  Bertini  19—51,00  — 

31* 


484 


Vinadio  im  Königr.  Sardinien  nach  Bertini  25—54,00*  R. 

Coqoinos  in  Sardinien  nach  Smjth  56^  — 

Alcamo  in  Sicilien  59,00  — 

Pisdarelli  im  Königr.  Neapel  nach  Ronchi  60,00  — 

Abano  in  der  Lombardd  nach  Mühlibach  30— 66/)0  — 

(nach  Andrejewskiy  69®  R.) 
Auf  der  Insel  Ischia  nach  Chevallej  de 

'  Riva»  56—79,00  - 


Spanien« 

Lanjaron  in  Andalusien 
Sacedon  in  Neukastilien 
Aiange  in  Estremadura 
Teniel  in  Aragonien 
Esperraguera  in  Catalonien 
Jaen  in,  Jaen 
Panticosa  in  Aragonien 
Cortegada  in  Galiüen 
Alican  in  Granada 
Malvellas  bei  Gerona  in  Catalonien 
Alhama  de  Calataynd  in  Aragonien 
Arde)o  in  Galizien 
Carballo  in  Galizien 
'Cestona  in  Guipuzcoa 
Baza  in  Grenada 
BaBos  de  Bejar  in  Altkastilien 
Fitero  in  Navarra 
Graena  in  Andalusien 
Fuencaliente  in  Neucastilien 
Caldetas  in  Catalonien 
Trillo  in  Neukastilien 
Tiermas  bei  Jaca  in  Aragonien 
Caldas  da  Oviedo  in  Asturien 
Villavieja  in  Valencia 
Albama  de  Granada  in  Granada 
Caldelas  de  Tuy  in  Galizien 


16_22,00»  R. 

22,00- 

22,00- 

22,00- 

22,00- 

23,50- 

22—24,00  - 

20—26,00  - 

27,00- 

28,00- 

29,00- 

18—30,00- 

24—30,00  - 

28—30,00- 

30,00- 

30,00- 

30,00- 

11—32,00  - 

28—32,00  - 

32—33,00  - 

33^00- 

30—34,00  - 

33—34,00  - 

34,00- 

34—35,60  - 

37,50- 


485 


!]!alda8  de  Rejes  in  Galiziea 

iusot  in  Valencia 

^edesma  in  Altkastilien 

krchena  in  Murcia 

Jmeria  in  Granada 

krnedillo  in  Altkastilien 

]alda8  de  Mombuy  in  Catalonien 

PortugaL 

*OTea  de  Coz  in  Estremadura  nach  Ta- 

•eyria  in  Estremadura  nach  Tavares     ^ 

'ayira  in  Algarbien  nach  Tavares 

gua  Santa   de  Vimeiro  in  Estremadura 

nach  Tavares 
labef  o  de  Vide  in  Alemtejo  nach  Tavares 
Gorga  in  Elstremadura  nach  Tavares 
iascäes  in  Estremadura  nach  Tavares 
anos  do   Duque  in  Estremadura  nach 

Tavares 
^ahäes  da  Sarra  in  Beira  nach  Tavares 
aldellas  de  Rendusa  in  Entre  Minho  e 

Douro  nach  Tavares 
inha  da  Rainha  in  Beira  nach  Tavaräs 
aldas    das    Taipas   in  Entre  Minho    e 

Douro  nach  Tavares 
aldas   da  Rainha  in  Estremadura  nach 

Link 
Eiieiras  in  Estremadura  nach  Tavares 
inaveres  in  Entre  Minho  e  Douro  nach 

Tavares 
ildas  de  Favaios  in  Traz  os  Montes  nach 

Tavares 
inas  de  Senhorim  in  Beira  nach  Ta- 

var^ 
onchique  in  Algarbien  nach  Tavares 

(nach  Link  24^') 


39,60'  R. 
39,00  — 
40,00  — 
41,00  — 
42,00  — 
42,00  — 
55—56,00  — 


20,00  — 
20,00  — 
20,50  — 

20,50  — 
21,50  — 
22,50  — 
23,50  — 

24,50  — 
24,50  — 

25,00  — 
25,50  — 

26,00  — 

26,00  — 
26,50  — 

27,00  — 

27,00  — 

27,50  — 
28^00  — 


486 

Pombal    d'Anicäes    in   Traz   os  Montes 

nach  Tavares  28,00*  R. 
Corvaceira  in  Traz  os  Montes  nach  Ta- 
vares 29.50  - 
Alcafache  in  Beira  nach  Tavares  29,50  — 
Carvalhal  in  Beira  nach  Tavares  29,50  - 
Rapoila  da  Coa  in  Beira  nach  Tavares  29,50  -- 
Ranhados  in  Beira  nach  Tavares  33,50  — 
Mon^ao  in  Entre  Minho   e  Douro  nach 

Tavares  34^0  - 
Torres  Yedras  in  Estremadura  nach  Ta- 
vares 35,50  — 
Santa  Gemil  in  Beira  nach  Tavares  39,50  — 
Caldas  de  Gerez  in  Entre  Minho  e  Douro 

nach  Link  40,00  - 
Guimaraens   in    Entre  Minho    e  Douro 

nach  Tavares  47,00  — 

Chaves  in  Traz  os  Montes  nach  Tavares  48,50  — 

Aregos  in  Beira  nach  Tavares  49,00  — 

San  Pedro  Dosul  in  Beira  nach  Tavares  54,00  — 

Ungarn,  Siebenburgen,  Slavonien  und  Croatien. 

Kiruly  in  Ungarn  nach  Marikowskj  20,00*  B. 

Erlau  in  Ungarn  nach  Kitaibei  22,00  — 

Kis-Kalan  in  Siebenbürgen  nach  Pataki  24,00  — 

Lucska  in  Ungarn  nach  Kitaibei  25,00  — 

AlsöVätza  in  Siebenbürgen  nach  Pataki  25,00  — 

Szliäcs  in  Ungarn  nach  Höring  20—26,00  - 

Rajecz  in  Ungarn  26—27,00  - 

All-Gjog7  in  Siebenbürgen  nach  Pataki  23—28,00  - 

Füred  am  Plattensee  in  Ungarn  28,00  - 

Trenscin  in  Ungarn  nach  Karl  27 — 32,00  — 

Szntinczka  in  Croatien  nach  Kitaibei  30 — 32,00  — 

Stubnya  in  Ungarn  nach  Kitaibei  29—35,00  - 

Krapina  in  Croatien  nach  Kitaibei  35 — 36^00  — 

Lipik  in  Slavonien  30— 41»00  — 


487 

Skleno  in  Ungarn  nach  Wehrle  19 — 14,60^  R. 

Töplika  in  Croatien  nach  Kitaibel  45,00  — 

Harkäoy  in  Ungarn  nach  Patkowich  47,00  — 

Topuszko  in  Croatien  nach  Gürth  45—49,00  — 

Ofen  in  Ungarn  nach  Kitaibel  u.  Schuster  34 — 50,00  — 
Ktehadia  in  der  Banatischen  Militairgräoze 

nach  Schwarzott  18—51,00  — 

Pöstheny  in  Ungarn  nach  Scholz  49 — 51,00  — 

Griechenland. 

Aaf  der  Insel  Thermia  nach  Goedechen  20—27,00®  R. 

Patradgik  nach  Landerer  38—40,00  — 

Kylhnos  nach  Landerer  32 — 44,00  — 

Aaf  der  Insel  Milo  nach  Darwin  48,00  — 

Die  Thermöpjlen  nach  Landerer  52,00  — 

Aidipso  nach  Landerer  54 — 72,00  — 


Aufser  den  Thermalquellen  Europa's  sind  noch  be- 
merkenswerth  in: 

Asien. 

Alipoota  auf  der  Insel  Ceylon  nach  Davy  21,50®  R. 

Kamgara  am  Kaukasus  nach  Herrmann  24,50  — 

Gangamar  in  Tibet  nach  Turner  24,50  -« 

Los  Banos  auf  St  Lu^on  (Philippinen) 

nach  Meycn  24,75  — 

Schelesnawodsk  am  Kaukasus  nach  Herr- 
mann 31,00  — 

Caunia  bei  Trink  omali  auf  Ceylon  nach 

Percival  29—33,00  — 

Sonah  bei  Delhi  in  Ostindien  33,50  — 

Tankuban  Prahu  auf  Java  nach  Raffles  35,50  — 

Imam  Ali  in  der  PrOT.  Oman  in  Arabien 

nach  Wellsted  35,56  — 

Surate  in  Ostindien  nach  Whire  36—37,00  — 

Balakhissar  in  Vorderasien  (86  Engl.  Stei- 
len von  Smyma)  37,00  — 


488 

Piatigorek    am  Maschaka   am  Kaukasus 

nach  Herrmann  24—38,60*  R. 

Tiflis  in  Georgien  25—40,00  - 

Turkinsk  am  Baikalsee  nach  Rehmann  4%00  — 

Scheribon  auf  Java  nach  Raffles  43,50  — 

Burgundu  am  Baikalsee  nach  Georgi  44,00  — 

Ataran  in  Ostindien  nach  C.  Low  45,00  — 

Budrennaut  in  Ostindien  nach  Traill  47,50  — 

Monghyr  in  Ostindien  nach  Herbst  48,00  — 

Tavaj  in  Ostindien  nach  C  Low  49,78  — 
Germsir   bei   Germah   in   Persien    nach 

Thomson  51,50  - 

An  der  Frelicha  am  Baikalsee  nach  Georgi  54,00  — 

Kostelnikowa  am  Baikalsee  nach  Georgi  55,00  — 

Panlsbad  am  Kaukasus  nach  Herrmann  32 — 59,00  — 
Bargusinsk  am  Baikalsee  nach  Rehmann 

und  HeCs  48—60,00  - 
Im  Dschemnathal  auf  dem  Himalaja  nach 

Skinner  65,78  - 
Sirgoojah  in  Ostindien  nach  Breton  68,00  — 
Schoahou  in  Tibet  nach  Turner  70,50  — 
Katharinenbad  am  Kaukasus  nach  Herr- 
mann 43—71,00  - 
Petersbad  iim  Kaukasus  nach  Herrmann  72,50  — 
Tiberias  in  Syrien  nach  Madden  74,50  — 
Auf  der  Insel  Amsterdam  nach  Barrow  80,00  — 
In  Japan  80,00  - 
Malka  in  Kamtschatka  nach  Erman  80,00  — 

Afrika. 

Hammam  Berda  bei  Guelma  in  Nordafrika 

nach  Hntin  23»00*  B. 

Graaf  Reynet  in  der  Kapkolonie  in  Süd- 
afrika nach  Barrow  24,50  — 

In  der  grofsen  Oase  Wah  el  Mendiachah 

in  Nordafrika  nach  WQkinson  27,00  — 


489 

Zwarteberg  in  der  Kapkolonie  in  Süd- 
afrika nach  H.  Lichtenstein  29—30,00®  R. 

Salazes  auf  Ue  de  Boarbon  nach  Breon  30,00  -— 

Cardow  in  der  Kapkolonie  in  Südafrika 

nach  Barrow  33,50  — 

Hammam-Sidi-ben-Hannefiah  bei  Maskara 

in  Nordafrika  65,00  — 

Brandvalley  in  der  Kapkolonie  in  Süd- 
afrika nach  Lichtenstein  65,50  — 

Hammam-Meskatim  bei  Guelma  in  Nord- 
afrika nach  Hutin  78,00  — 

Amerika  und  Auftralieo. 

Banique  auf  Hayti  22—23®  R. 

S.  Juan  in  Südamerika  nach  A.  ▼.  Hum- 
boldt 24,00  — 
Colina  in  Chili  nach  Meyen                     23—25,00  — 
St.  Diego  Guanabacoa  und  flfadruga  auf 

Cuba  nach  Sanchez  Rubio  27—28,00  — 

Cahouane  auf  der  Insel  Hayti  nach  St 

Mery  27—30,00  — 

Bole  auf  Guadeloupe  nach  Chervin  30—31,00  — 

Nordkarolina  in  Nordamer.  nach  J.  Bell  27,50—32,00  — 
Charlestown  auf  der  Insel  Newis  32,50  — 

Virginien  in  Nordamerika  nach  J.  Bell     29—33,00  — 
Bergantin  bei  Nueva  Barcellona  in  Süd- 
amerika nach  A.  v.  Humboldt  34,50  — 
Onoto  im  Thal  von  Aragua  in  Südame- 
rika nach  Boussingault                               35,00  — 
Am   James   river  in  Nordamerika  nach 

Warden  35,50  — 

Auf  Martinique  40,00  — 

St  Thomas  auf  Jamaika  '    40,50  — 

Boynea  auf  St  Domingo  nach  Chatard  39—42,00  — 
Bonillante  auf  Guadeloupe  nach  Chervin  37—44,00  — 
St  Jage  in  Südamerika  48^  — 


490 

Dalmarie  aof  St,  Domingo  nach  St.  Meiy  37 — 50,00*  K 

Mariara  im  Thale  von  Aragiia  in  Süd- 
amerika nacb  Boossingault  51,50  — 

Goyave  auf  Guadeloupe  nach  Chervin      39—52,00  — 

ProTiaor  bei  Nueva  Barcellona  in  Süd- 
amerika nach  Boussingault  52,00  -- 

Caxamarca  in  Südamerika  nach  A.  v.  Hum- 
boldt 55,50  - 

Cuenca  in  Südamerika  nach  A.  v.  Hum- 
boldt 57,50  - 

Auf  der  Insel  Tanna  nach  Forster  30 — 70,50  — 

Las  Trincheras  bei  Porto  Cabello  in  Süd- 
amerika nach  A.  v.  Humboldt  72,50  -- 

Auf  der  Insel  St.  Lucia  (Antillen)  nach 

Puguet  76,00  - 

Chichimaquillo   in   Mexiko    nach   A«    v. 

Humboldt  76,50  - 

Comangillas  in  Mexiko  nach  A.  v.  Hum- 
boldt 76;50  - 

Aof  der  Insel  St.  Michael  nach  Webster  78,50  - 

Im  Gebiet  tou  Arkansas  in  Nordamerika 

nach  J.  BeU  60—79,00- 


VI.     Ueber  die  Morgen-  und  jibendmnde  in  Ge- 
birgen; von  J.  Fournet. 

(Ann.  dt  Chim.  et  de  phys.  T,  LXXIF  p,  337  J 


k^eit  langer  Zeit  ist  die  Meteorologie  im  Besitz  einer 
gewissen  Zahl  von  Thatsachen,  die  der  Aufmerksamkeit 
gleichsam  entwischen,  weil  sie  nicht  zu  einem  wissen- 
schafllichen  Körper  zusammengestellt  worden  sind.  ^ 
diese  Klasse  gehören  die  Arten  von  periodischen  Fb- 
thungen,  denen  die  Atmosphäre  in  Gebixg^egendeo  oO' 
teEworien  ist.  Dergleichen  Oscillationen  geben  sich  lusd 


491 

durch  Winde  (Brises)  die  nach  der  Oertlichkeit  verschie- 
dene Stärke  haben,  im  Allgemeinen  aber  am  stärksten 
sind,  wenn  sie  durch  Thäler,  Schluchten  oder  Engpässe 
geben  mOssen. 

So  z.  B.  beobachtet  man  im  Elsab,  an  der  Mün- 
dung des  grofsen  Münsterthals  ^  an  jedem  Abend  nach 
beifsen  und  windstillen  Tagen  einen  solchen  Strom,  der 
die  ganze  Nacht  anhält  und  dadurch  in  den  Ebenen  von 
Colmar  bis  in  grofse  Entfernung  eine  Kühlung  verbrei- 
tet, deren  Annehmlichkeit  ich  in  meiner  Jugend  nach  en- 
tomologischen Excursxonen  manchmal  empfunden  habe. 
In  der  Landessprache  führt  er  den  Namen  Thalftmä^ 
ein  Name,  der  beizubehalten  ist,  da  er  die  Hauptseite 
der  Erscheinung  sehr  wohl  ausdrückt. 

Ein  ähnlicher  Wind,  der  auch  seit  undenklicher  Zeit 
angeführt  wird,  ist  der  von  Nyons,  Departement  der 
Dröme,  wo  er  Pontias  heifst 

Nach  Hm.  Gras  und  andern  Schriftstellern  verspürt 
man  diesen  Wind  alle  Tage,  im  Sommer  um  9  bis  10 
Uhr  Abends,  im  Winter  von  6  Uhr  an;  er  tritt  aus  ei- 
ner engen,  tiefen,  gewundenen  Schlucht,  von  fast  zwei 
Lieues    Erstreckung,    die  einerseits  in  die  Ebenen  der 
Rhone  I   bei  Nyons,  und  andrerseits  in  ein  sehr  weites, 
von   den  Bergen  der  Dröme  eingeschlossenes  Thal  aus- 
mündet.    Die  ganze  Nacht  hindurch  bis  zum  Aufgang  der 
Sonne  nimmt  er  an  Stärke  zu,  sobald  aber  die  Sonne 
über  dem  Horizont  erschienen  ist,  nimmt  er  ab,  und  ei- 
nige Stunden  hernach,  wenn  deren  Strahlen  stark  genug 
geworden,  um  die  Erde  zu  erwärmen,  hört  er  gänzlich  auf. 
Im  Winter  ist  er  weit  kälter  und  heftiger  als  im 
Sommer,  und  er  erniedrigt  die  Temperatur  oft  so  sehr, 
dafs   der  Wasserdampf  der  Atmosphäre  gefriert.    Selbst 
im  Sommer  ist  diese  Kühle  bedeutend  genug,  um  in  den 
Morgenstunden  sehr  empfindlich  zu  seyn.    'Ungeachtet 
seiner  merkwürdigen  Beständigkeit  erleidet  er  Unterbre- 
chungen oder  Schwächungen,  je  nachdem  die  Umstände 


492 

mehr  oder  weniger  günstig  ffir  sein  Aufkommen  werden. 
So  scheint  er  bei  drückender  Sommerhitze,  wenn  die  Erde^ 
erhitzt  durch  eine  brennende  Sonnenwärme,  bei  der  kur- 
zen Dauer  der  Nächte  nicht  Zeit  zum  Erkalten  bat,  gletcb- 
sam  erstickt;  und  ebenso  verhält  er  sich,  wenn  es  die 
ganze  Nacht  über  regnet  oder  bewölkt  ist,  was  indefs  so 
Nyons  selten  geschieht.  Schneeßllle  dagegen  scbeinen 
einen  grofsen  Einflufs  auf  seine  Entstehung  za  haben, 
denn  in  den  Wintern  i^on  1639  und  1640,  wo  es  kei- 
nen Schnee  gab,  blieb  er  aus.  Hienach  begreift  man, 
dafs  er  nicht  immer  eine  gleiche  Strecke  dnrchläafL  In 
Winter  oder  vielmehr  unmittelbar  vor  oder  nach  Regen 
steigt  er  zuweilen  bis  zur  Rhone  hinab,  eine  Strecke  von 
7  Lieues;  im  Sommer  dagegen,  oder  bei  heiterem  VFet- 
ter,  sind  seine  Wanderungen  kürzer,  erstrecken  sich  Dicht 
über  eine  Lieue  unterhalb  Nyons ;  es  giebt  sogar  Nächte^ 
wo  er  kaum  über  diese  Stadt  hinausgeht. 

Er  hat  nicht  in  den  oberen  Regionen  der  Atmo- 
sphäre seinen  Sitz,  selbst  nicht  auf  den  Hügeln  in  der 
Nachbarschaft  von  Nyons,  scheint  vielmehr  gänzlich  darch 
die  Schlucht  zu  flieCsen,  an  deren  Ausgang  jene  Stadt  er- 
baut ist. 

Er  weht  nicht  ganz  gleichförmig,  vielmehr  mit  pe- 
riodischen Verstärkungen,  welche  in  Zwischenzeiten  von 
einigen  Minuten  aufeinander  folgen;  besonders  merkbar 
sind  diese  Verstärkungen,  wenn  der  Südwind  seinen 
Austritt  erschwert.  Dann  entweicht  er  in  unregelmSfsi- 
gen  Stöfsen  und  mit  desto  gröfserer  Heftigkeit,  je  mehr 
er  zurückgehalten  worden. 

Man  spürt  ihn  noch  beim  Aufsteigen  in  der  Schludit 
zu  deren  höheren  Theilen,  allein  in  dem  Maafse  man  sich 
erhebt,  nimmt  er  ab,  und  gänzlich  verschwunden  ist  er, 
wenn  man  nach  einem  Gang  von  2  bis  3000  Metern  an 
den  Fels  gelangt,  der  das  Gebiet  von  Aubres  begränzt. 

SchlieCslich  will  ich  noch  eines  Umstandes  g^eden- 
ken,  dessen  Wechselseitigkeitsbeziehung  mit  diesem  Wind 


493 

die  Aafmerkflamkeit  der  Beobachter  nicht  erregt  hat,  ob- 
8chon  sie  die  Details  angegeben  haben.  lo  demselben 
Thal,  aber  etwas  höher,  erhebt  sich  gewöhnlich  nm  die 
Mitte  des  Tages  ein  kalter  Wind,  genannt  Vesine,  d.  h« 
böser  Wind,  der  bis  zum  Flusse  Eygues  hinaufgeht,  das 
Defile,  wo  das  Dorf  Pilles  erbaut  ist,  durchströmt,  und 
sich  in  einem  weiten  Thale,  das  darauf  folgt,  verliert« 
Er  nimmt  an  Heftigkeit  zu,  in  dem  MaaCse,  als  die  Hitze 
starker  wird. 

Man  hat  hier  also  zwei  periodische  Winde,  einen 
hei  Nacht  und  einen  bei  Tage,  die,  je  nach  der  Tages- 
zeit, eine  entgegengesetzte  Richtung  haben,  und  unter  ört- 
lichen Umständen  auftreten,  welche  für  ihre  Entwickelung 
am  günstigsten  sind.  Die  Folge  wird  noch  besser  zeigen, 
wie  wichtig  die  Ausdehnung  ist,  die  ich  so  eben  dem 
Phänomen  von  Nyons  gegeben  habe. 

Das  Thal  von  Eygues  ist  nicht  das  einzige  dieses 
Departements,  welches  solche  Luftströme  aufzuweisen  ver- 
mag. Zu  Scdllans,  wo  das  Bassin  der  Drdme  sehr  zu- 
sammengeschnürt ist,  herrscht  ebenfalls  ein  kühler  Wind, 
Solore  genannt,  der  dem  Lauf  des  Flusses  folgt.  Nach 
Cborier  ist  er,  wenn  er  heftig  weht,  ein  sicherer  Vor- 
bote von  Regen.  Dergleichen  Winde  kennt  man  noch 
zu  Chdteauneuf' de -Bordelle  y  Bänivcd,  Saint- Mai  und 
Feaierol,  Orten,  die  sämmtlich  in  der  Verengung  eines 
Thals,  oder  am  Eingang  einer  Schlucht  liegen.  Auf  ei- 
ner Reise,  die  ich  zu  Anfange  des  Frühlings  1838  in  dem 
Vercors  zu  machen  Gelegenheit  hatte,  habe  ich  ähnliche 
Winde  am  Ausgang  der  Schluchten  von  Sainte-EukUie 
und  SauU-Laurenl-en-Royans  angetroffen ;  ihre  Wirkung 
war  um  so  entschiedener,  als  damals  die  umgebenden 
Ebenen  schon  stark  erwärmt  waren,  während  die  des 
Nachts  von  den  mit  Schnee  bedeckten  subalpinischen  Hö- 
hen herabsteigende  Luftmasse  eine  sehr  niedrige  Tempe- 
ratur besaCs,  so  dafs  wenige  Schritte  hinreichten,  um  aus 
einer  lauwarmen  Atmosphäre  in  eine  fast  eisige  überzu- 
gehen« 


494 

Bisher  war  nur  Ton  Vorgingen  die  Rede,  die  wegen 
örtlicher  Umstände  sehr  ausgeprägt  waren;  man  würde 
sich  indefs  irren,  wenn  man  glaubte,  dab  sie  bloCs  den 
tiefen  Depressionen  des  Bodens  eigen  wären«  Einige 
Stellen  aus  Saussure 's  Reisewerk  belehren  uns,  ddb 
sie  allem  abschüssigen  oder  ansteigendeq  Terrain  angeh6- 
ren,.und  sich  bis  zu  den  höchsten  Gipfeln  zeigen. 

Durch  diese  senkrechten  Winde  erklärt  er  einige 
Anomalien  bei  den  in  engen  Thälern  angestellten  Baro- 
metermessungen;  durch  die  nämliche  Ursache  sah  er 
Schmetterlinge  bis  zu  den  letzten  Gipfeln  des  Mont-blanc 
hinaufgeführt,  und  daselbst,  ermattet  von  langer  Aostren- 
gung,  verscheiden;  sie  endlich  bewirkte,  dafs  wahrend 
der  schönen  Nächte  bei  seiner  so  merkwürdigen  Statioo 
auf  dem  Col  de  Geant  sein  Hygrometer  beständig  zo« 
Trocknen  ging;  er  sah  damals  gegen  Abend  die  Dämpfe 
sich  verdichten,  und  zunächst  bis  zu  seinem  Niveau  her- 
absteigen, wo  sie  im  Vorübergang  Thau  und  Abendfeodh 
tigkeit  hervorbrachten;  dann  fuhren  sie  fort  hinabzosiii- 
ken  und  sich  auf  dem  Grund  der  Thäler  anzabSufen, 
während  zugleich  die  Luft  in  der  Umgebung  des  Gipfds 
immer  reiner  und  trockner  wurde.  Diese  Wirkung  war 
so  ausgezeichnet,  dafs  er  während  14tägiger  Beobacbton- 
gen  die  gröfste  Trockenheit  an  seinem  Hygrometer  in  der 
Nacht  beobachtete,  nämlich  66^,3  um  Mitternacht,  nod 
sogar  nur  52^,5  um  4  Uhr  Morgens.  Sicher  war  es  nicht 
Wärme,  was  diese  Trockenheit  bewirkte,  denn  am  Mit* 
ternacht  zeigte  das  Thermometer  nur +0^,13  C,  und  um 
4  Uhr  Morgens  sogar  —  0^,5  C.  Diese  auf  dem  Col  de 
Geant  so  trockne  Nacht,  war  dagegen  sehr  feucht  n 
Chamouni,  wo  sich  aller  atmosphärischer  Dampf  nieder- 
geschlagen zu  haben  schien.  Umgekehrt  bildeten  sich  ioi 
Hintergrunde  der  Allee  blanche  am  Tage  zuweilen  Wol- 
ken, welche  des  Morgens,  wenn  die  Sonne  die  Seiteo 
der  Berge  erwärmte,  deren  Abhängen  folgten,  und  sich 
rasch  über  den  höchsten  Gipfel  erhoben.    So  sättigte  sich 


495 

Jüe  Laft  des  Thaies  nach  tmd  nach  mit  Feachtigkeit, 
und  die  sich  bildenden  Wolken  behielten  ihre  Natar» 
80  lange  sie  eingeschlossen  blieben.  So  wie  sie  sich 
aber  über  diese  Wftnde  erhoben  hatten  und  in  einem 
freien  Raum  befanden,  zertheilten  sie  sich  in  Flocken, 
die  ähnlich  denen  von  Daunen,  die  man  elektrisirt,  sieh 
abzastofsen  schienen,  und  sich  in  Wirbeln  so  sonderbar, 
rasch  und  mannichfaltig  bewegten,  dafs  es  zu  beschrei- 
ben unmöglich  ist.  Diese  täglichen  Nebel  störten  oft 
seine  Beobachtungen  und  wirkten  stark  auf  sein  Hygro- 
meter, selbst  wenn  die  Luft  sonst  überall  vollkommen 
heiter  war. 

Saussure 's  Beobachtungen  erhalten  eine  wichtige  Be- 
stätigung durch  folgende  Resultate,  die  Hr.  Maurice  zu 
Genf  in  dem  Resume  meteorologique  für  1836  bekannt 
gemacht  bat. 

Zu  Genf  hat  er  in  den  dreifsig  Jahren  von  1796 
bis  1825  als  hjgrometrisches  Mittel  erhalten  82^09 

während  dasselbe  io  den  sieben  Jahren  von  1829 
bis  1835  nur  betrug  80^09 

Umgekehrt  war  es  auf  dem  St.  Befnhard  wäh- 
rend des  Zeitraums  der  8  Jahre  von  1815—1825  82^91 
and  in  den  zehn  folgenden  Jahren  86^84 

Zu  Genf  zog  man  in  der  ersten  Periode  die  Be- 
obachtungen bei  Sonnenaufgang  mit  in  Rechnung,  einer 
Zeit,  die,  bei  der  niedrigen  Lage  der  Stadt,  eine  starke 
Anhäufung  nächtlicher  Dünste  darbieten  mufste,  während 
in  der  zweiten  Periode  keine  andere  Morgen -Beobach- 
tangen  als  um  9  Uhr  gemacht  wurden,  also  zu  einer 
Zeit,  wo  der  umgekehrte  Effect  schon  sehr  stark  sejn 
mnfste. 

Ebenso  umfafst  auf  dem  St.  Bernhard  die  erste  Reihe 
die  Zeiten  des  Sonnen -Aufgangs,  die  nothwendig  auf  der 
Alp  weniger  feucht  sind,  als  in  der  zweiten  Reihe  die 
Momente  9  Uhr  Morgens,  Mittags  und  3  Uhr  Nachmit- 
tags, Momente,  in  denen  der  tägliche  aufsteigende  Strom 


4M 

ein  hygromatrifiches  Maxunum  erzeugt  haben  miiis.  Br. 
Maurice  glaubt  diese  Unterschiede  nicht  anders  ab 
durch  Beschädigungen  des  Instruments  erkbren  zu  kön- 
nen; allein  wie  man  sieht,  stehen  sie  im  Tolien  Einklang 
mit  dem  Gesetz  des  periodischen  Schwankens  derAtmo* 
Sphäre,  dessen  Wirkungen  wir  untersuchen. 

Versehen  mit  diesen  Angaben  und  mehren  änderet^ 
dfe  ihre  Erwähnung  natürlicher  in  der  Folge  fiodco, 
glaubte  ich,  dais  ein  so  deutlich  ausgesprochenes  PbSoo- 
men  nicht  bloCs  gewissen  Oertlichkeiten  eigen  seyn  kOone, 
obwohl  es  wegen  localer  MiÜBverhältnisse  in  der  Teoi- 
peratur  an  einigen  stärker  als  an  andern  sejrn  kann,  usd 
ich  richtete  deshalb  meine  Aufmerksamkeit  auf  die  Ljoa* 
ner  Berge. 

Thal  von  Azergne. 

Bei  meinem  Aufenthalt  zu  Chessy^  im  Jahre  1834 
konnte  ich  nach  Mu(se  beobachten,  dafs  bei  windstillea 
Wetter,  im  Winter  wie  im  Sommer,  der  Rauch  der 
Schmelzhütten  sich  jeden  Abend  nach  Sonnenuntergaog 
über  die  niedrigen  Wiesen,  zwischen  den  Hütten  udcI 
dem  Dorfe,  ausbreitet,  und  daselbst  eine  zosammenhlD- 
gende,  mehr  oder  weniger  andauernde  Schicht  von  etwa 
dreifsig  Metern  Höhe  über  dem  Boden  bildet  Beim  Hin- 
absinken in  dem  Thale  verdünnt  sie  sich  immer  meb; 
so  dafs  sie  zwischen  Chessy  und  Chatillon  nur  Doch 
durch  ihren  schweflichen  Geruch  wahrnehmbar  ist,  ooti 
der  nächtliche  Wind,  welcher  sie  fast  unmerkbar  fort- 
führt, erreicht  gegen  10  Uhr  Abends  eine  gewisse  StSrke. 

Selbst  nach  Tagen,  an  denen  die  Atmosphäre  durdi 
allgemeine  Winde  stark  bewegt  worden  ist,  erlaubt  die 
Stille,  die  fast  gewöhnlich  gegen  Abend,  zur  Zeit  der 
Dämmerung,  eintritt,  noch  momentan  die  Bildung  <to 
Phänomens. 

Die  Beobachtungen  an  dem  Tageswind  sind  einer 

gröCseren  Unsicherheit  ausgesetzt,  denn  dann  tragen  m 

fiele 


497 

viele  Unachen  zur  Störaog  des  OleicbgewichU  der  Laft 
bei;  fiberdieCs  scheinen  die  starke  Erweiterung  des  Thals» 
seine  Biegung  neben  den  Schmelzhülten  und  seine  Verzwei- 
gang  mit  dem  kleinen  Thal  von  Glaj  sich,  inmitten  der  von 
dem  Daseyn  der  Sonne  hervorgerufenen  Störungen,  dem 
Aufkommen  eines  regelmafsigen  Stroms  zu  widersetzen; 
aucb  sehen  wir  ab  von  den  sehr  seltenen  Fällen,  wo 
Vl^indstille  den  Dämpfen  zu  erlauben  scheint,  an  den  Ab- 
hängen hinaufzusteigen. 

Das  Phänomen  des  hinabsteigenden  Nachtwinds  ist 
den  Bewohnern  von  Chessj  sehr  bekannt,  und  sie.  wis- 
sen es  wohl  zu  unterscheiden  von  dem  oberen  West- 
wind, dessen  Richtung  vermöge  der  Stellung  dieses  Theils 
vom  Tbale  eine  gleiche  ist.  Dieser  letztere  führt  immer 
Regen  herbei,  während  sie  den  nächtlichen  Wind  als 
ein  Vorzeichen  von  schönem  Wetter  betrachten;  allein 
diese  Meinung  welche  sich,  wie  wir  weiterhin  sehen  wer« 
den ,  aucb  in  andern  Ländern  findet,  leidet  an  dem  Feh- 
ler zu  grofser  Allgemeinheit  Denn  nach  meinen  Stu- 
dien ist  der  Nachtwind  stärker  als  gewöhnlich,  wenn 
der  Südwind  in  den  oberen  Theilen  der  Atmosphäre  zu 
herrschen  beginnt,  und  dann  tritt  ziemlich  oft  am  andern 
Morgen  oder  kurze  Zeit  hernach  Regen  ein« 

Die  Landleute  haben  eine  andere  Beobachtung  ge- 
macht, die  mit  dem  in  Rede  stehenden  Phänomen  innig 
verknüpft  zu  sejn  scheint.  In  den  ersten  Tagen  des 
Frühlings  nämlich,  wenn  die  zarteren  Pflanzen  auszuschla- 
gen anfangen  und  das  Wetter  heiter  ist,  tritt  ziemlich 
oft  gegen  Sonnenaufgang  ein  Frost  ein,  der  die  begin- 
nende Vegetation  zerstört.  Er  ist  unter  dem  Namen  ge* 
Ue  du  prin  bros  (Frost  der  ersten  Knospen)  bekannt 
Er  verübt  seine  Verwüstungen  hauptsächlich  an  niedrig 
gelegenen  Orten,  was  sich  nicht  anders  erklären  läCst, 
sIs  durch  die  vereinten  Wirkungen  der  nächtlichen  Strah- 
lung und  der  durch  die  herabsteigenden  Winde  herbei- 
gefbhrten  Kälte  der  höheren  Rc^gioncn,  denn  die  Strab- 

PogfeQcL  Ann.  ErgSniunfabd.  I.  32 


500 

Von  diesem  Momente  an  nahmen  die  DOosle  and  der 
Rauch  des  Thals  einen  aufsteigenden  Weg  and  Terba- 
gerten  sich  zu  einer  dicken  Schicht,  die  an  den  Sdteo- 
wänden  des  Pilat  anhängende  WolkenbSnke  bildete,  wel- 
che letztere  erst  gegen  Mittag  unter  dem  Einflufs  etocs 
starken  Sonnenscheins  verschwanden, 

Dieser  neue  Gang  des  Stroms  erhielt  sich,  be^jfio- 
stigt  durch  die  allgemeine  Ruhe  der  Atmosphäre^  bis  g6 
gen  Abend,  selbst  noch  einige  Zeit  nach  Untergang  der 
Sonne;  aber  bald  stellte  sich  die  morgendliche  Uusidiff- 
heit  wieder  ein.  Rauch  von  Feuerschwamm  wandte  liek 
bald  nach  dieser,  bald  nach  jener  Seite,  und  endlich  ge- 
gen 10  Uhr  Abends  war  die  Richtung  wieder  gleidilör- 
mig  hinabsteigend,  wie  in  der  vorhergehenden  Nacht. 

Ich  verweilte  zwei  Tage  zwischen  i2iW-i&-(?i<firaid 
Saint'Chamond ^  um  diese  Beobachtungen  fortzusetuft 
Sie  ergaben  dieselben  allgemeinen  Resultate ,  denselbcs 
Reif,  denselben  NU>le^  der  sich  bis  gegen  Mittag  nur  oa- 
vollständig  erhob;  dieselbe  Tendenz,  sich  unter  den  fibri- 
gen  Abhängen  der  Einfassung  des  Thals  vorzugsweise  ao 
die  Seiten  des  Pilat  zu  legen.  Und  während  defs  herrschte 
auf  der  Rhone  ein  allgemeiner  Südwind,  und  hinderte 
nicht,  dads  der  aufsteigende  Strom  bis  Givors  bemerk- 
lich  war. 

Vorstehende  Beobachtungen  wurden  bei  einem  SAd- 
winde  gemacht  Es  war  daher  nicht  unwichtig  zu  sdien, 
welche  Wirkung  der  Nordwind  haben  würde,  onddtfB 
eigneten  sich  die  Tage  des  15.  16.  und  17.  Februar  18tf 
vortrefflich. 

Am  15ten  um  7  Uhr  Morgens  war  der  Hioaci 
gleichförmig  bedeckt,  in  der  Nacht  vorher  hatte  es  (e* 
regnet  und  die  Atmosphäre  des  Rhonebeckens  war  doB- 
stig.  Zu  Givors  6elen  noch  •  gegen  8|  Uhr  Morgens  ei- 
nige Tropfen ,  und  dann  fing  es  an ,  in  Folge  des  oob 
beginnenden  Nordwindes,  sich  an  einigen  Stellen  vä^ 
heitern.     Dessenungeachtet  war  oberhalb  Rive-de-Gi«' 


501 

diese  Vcrdüimung  der  Wolken  erst  gegen  4  Uhr  Abends 
merklieb,  nnd  der  Wind  (brise) j  der  am  Tage  über  auf- 
steigend gemessen  war,  nahm  gegen  6j  Uhr  die  umge- 
kehrte Richtung,  und  behielt  sie  die  ganze  Nacht  hin** 
durch. 

Diese  Vorläufer  einer  vollständigen  Aenderung  im 
Gange  der  allgemeinen  Winde  wurden  von  folgenden 
Erscheinungen  begleitet. 

Am  16ten  um  6\  Uhr  Morgens  zeigte  das  Zenith 
des  Thals  weiter  nichts  als  zahlreiche  Cumuli;  der  un- 
tergehende Mond  stand  im  Mebel  und  der  Nachtwind 
stieg  fortwährend  hinab;  allein  der  Himmel  heiterte  sieb 
schnell  auf  und  zeigte  die  gewöhnliche  Abstufung  der 
Wolken  durch  ihren  Uebergang  in  den  Zustund  der 
Aepfelung  (pommelure)  und  dann  den  der  Cirrhi  so  gut, 
daÜB,  mit  Ausnahme  einiger  leichten  von  Nord  nach  Sti- 
den  gerichteten  und  durch  den  Nordwind  fortgetriebenen 
Streifen,  gegen  sieben  Uhr  Morgens  keine  Spur  von 
Bliscbendampf  in  den  oberen  Regionen  der  Atmosphäre 
fibrig  war. 

Dagegen  war  in  dem  unteren  Theile  der  nächtliche 
Niederschlag  der  Dämpfe  durch  Reif,  durch  einen  leich- 
ten Nebel,  und  vor  allem,  an  der  Mündung  des  Thals, 
durch  eine  grofse  Anhäufung  von  Dämpfen  bezeichnet, 
während  die  bergwärts  liegenden  Theile  desselben  weit 
klarer  waren,  ohne  jedoch  )ene  vollkommene  Durchsich- 
tigkeit zu  zeigen ,  welche  eins  der  wesentlichen  Kennzei- 
chen der  Herrschaft  des  Südwindes  ist. 

Indefs  verstärkte  der  herabsteigende  Thalwind  allmä- 
lig  seine  Kraft,  und  bewirkte  Stöfse  von  solcher  Heftig- 
keit, dafs  sie  nur  das  Resultat  der  Combination  dieses 
Windes  mit  dem  von  der  Querwand  des  Pilat  zurück- 
geworfenen Nordwind  seyn  konnten,  und  diese  Heftig- 
keit wachs  noch  bis  gegen  10  Uhr  Morgens. 

Erst  gegen  1  Uhr  Nachmittags  mäbigte  er  sich;  um 
Ij  Uhr    wurden   die  Rauchsäulen   der  Reverberieröfen 


504 

trürdt  nicht  f&glicli  «a  einer  rationellen  ErkUlroog  der 
Thatsachen  geführt  haben.  Ich  habe  daher  meiDe  Auf- 
merksamkeit  aaf  den  gegenüberliegenden  Abbang  geridi- 
tet,  und  mich  durch  die  folgenden  Resultate  fiberzeagt 
dafs  dort  ähnliche  Winde  sich  zu  denselben  Stunden  er- 
beben, denselben  Gesetzen  gehorchen  und  des  Abends 
Ton  'den  Gipfeln  divergirend  ausgehen,  oder,  i^as  auf 
dasselbe  hinausläuft,  bei- Tage,  diefis  und  jenseita  gegen 
dieselben  Gipfel  convergiren,  so  dafs  der  meteorologi- 
sche Einflufs  der  Erbebungen  des  Bodens  in  Bezog  auf 
die  Vertiefungen  desselben  dadurch  deutlich  featgeslclb 
^ird; 

'  Am  '23.  Juni  1839  hatten  in  der  Atmosphäre  zieoi- 
lich  Veränderliche  Winde  geherrscht.  Um  3  Uhr  Nadi- 
mittags  trieb,  in  den  höheren  Regionen,  ein  Westwind 
die  Wolken,  während  1408  Meter  über  dem  Meere,  auf 
dem  Gipfel  von  Boucwre  bei  Tararßf  Nordwind  herrsdite; 
am  Abend,  wo  ich  mich  zu  Pin-Bouchain  befand,  war 
er  nach  N  W  umgesprungen,  und  zuletzt  wurde  er  dnrcfc 
die  gewöhnliche  Abendstille  ersetzt. 

Ich  war  damals  zu  St  Symphorien-de-Lay^  and  ge» 
gen  10  Uhr,  bei  schön  gestirntem  Himmel,  kam  der  Strom 
vom  Kamme  der  Sauvages  herunter.  Als  ich  z.  B.  die 
Spitze  vom  angezündeten  Feuerschwamm  gegen  die  Hö- 
hen hielt,  war  die  Verbrennung  lebhafter,  als  wenn  k& 
sie  gegen  die  Loire  gerichtet  hatte ;  aus  demselben  Grunde 
war  der  Geruch  seines  Rauchs  nach  dieser  Seite  ziem* 
lieh  weit  zu  spüren,  während  er  sich  oberhalb  des  Win» 
des,  selbst  ziemlich  nahebei,  gar  nicht  wahrnehmbar 
machte.  Ich  erwähne  vorzugsweise  dieser  chemischen 
Thatsachen,  weil  sie  bestimmter  sind,  als  die  Kühle,  die 
man  unter  gleichen  Umständen  an  dem  den  Bergen  n- 
gewandten  Theil  des  Körpers  empfindet.  Ich  lege  am  so 
mehr  Gewicht  auf  diese  Bestimmungen  zu  St.  Sjmphanen, 
als  dieser  Ort  nicht  in  einer  Schlucht  liegt,  sondern  aof 
dem '  allgemeinen  Abhang,  der  von  den  Gipfeln  bis  znr 


505 

Loire  hinunter  geht  Es  ist  fibrigens  ander  ZweHel,  daCi 
das  HerabstrOmen  der  Lnft  in  den  benachbarten  Depres- 
rionen  noch  merklicher  war. 

Auf  der  Sanvages  selbst ,  anf  dem  Kamme  der  bei- 
den Abhänge  znr  Rhone  und  Loire;  liann  man  zuweilen 
das  umgekehrte  tägliche  Phänomen  beobachten,  wenn  an 
Herbstmorgenden  die  Nebel  aus  den  tiefen  Gegenden  sich 
zu  beiden  Selten  unter  dem  Einflufs  des  Sonnenscheins 
erbeben.  Sie  steigen  dann  an  beiden  Abhängen  hinauf 
und  begegnen  sich  auf  dem  Kamme,  wo  sie,  in  der  At- 
mosphäre herumwirbelnd,  sich  mit  einander  Termischen, 
bis  sie  zuletzt  sich  auflösen,  in  dem  Maafse,  als  sie  sich 
dem  erkaltenden  Einflub  des  Bodens  entziehen. 

Thal  von  Oadaine. 

Um  die  Schilderung  der  in  den  Lyonner  Bergen  vor- 
kommenden  Thatsachen  zu  beschliefsen,  will  ich  noch 
die  Phänomene  des  dem  Gier-Thale  gerade  gegenldier- 
liegenden  Ondainethales  beschreiben. 

Diefs  hat  eine  recht  merkwürdige  Structur,  in  so 
fem  es,  verengert  in  seinen  oberen  Thrilen,  sich  links 
von  Firminj  zu  einer  wellenförmigen  Ebene  erweitert, 
und  dann  an  seinem  unteren  Ende  durch  die  Felskamme 
von  Rwaire^  Cornälan^  Hermiage,  der  c6tes  noires^ 
durch  die  Grathe  von  FemuU  und  Essumain  plötzlich 
verschlossen  ist,  so  dafs  die  GewSsser  der  Ondaine  nicht 
anders  zu  der  Loire  entweichen  können,  als  durch  die 
enge  Spalte,  welche  das  Defile  der  Noirie  bildet. 

Sehen  wir  nun,  welchen  Einflufs  diese  Configura- 
tion  auf  die  gesammte  Luftmasse  ausübt,  die  die  Seiten 
des  Pilat  und  der  benachbarten  Höhen  w&hrend  der  Nacht 
herabfliefsen  lassen. 

Sie  f&hrt  den  Rauch  der  oberen  Dörfer  lUcamane 
und  Chambon  fort,  und  breitet  sie,  gemils  dem  allge- 
meinen Gesetz,  in  den  Abendstunden  regelmafsig  aus; 
allein  in  der  Erweiterung  von  Firmmy  angelangt,  kann 


1 


MS 


det  berabeteigende  Strom,  wegen  dee  darauf  folgendai 
Engpasses  der  Noirie^  nicht  direct  sich  gegen  die  Loiic 
ergiefsen;  er  befindet  sich  überdieCs  rechts  ▼od  der  Hb- 
geifcette ,  die  von  Bicamarie  bis  zu  den  cAtes  iVootr 
hinc&iebt,  so  dafs  er  nach  der  gegenüberliegenden  Seile 
ttflibiegt  und  Iftngs  den  Rändern  der  von  der  Mfiodivi 
der  Gampüle  gebildeten  Seiten-Ebene  forlziehtt  aadcnl 
nachdem  er  diesen  Umweg  gemacht  hat.  zum  Yjugfk 
der  Noirie  zurückkehrt. 

Diefs  beweisen  wenigstens  die  Richtungen  der  RaaA> 
sftulen  von  Firrainj,  Fraine  und  Planches,  von  deocs 
die  ersteren  gegen  S  W  und  die  beiden  andern  respedif« 
gegen  NW  und  W  ziehen.  Mit  einem  Wort:  di« 
Luftströme  scheinen  unter  dem  Gesetz  zu  stehen,  wd* 
ches  gewisse  Flüsse  in  den  gegen  ihre  Ausmündangii 
das  Meer  liegenden  Ebenen  befolgen.  Diese  nSoU 
stellen  dem  Andrang  der  Flüsse  einen  Damm  entgeg^ 
und  zwingen  sie  zu  mehr  oder  weniger  zahlreichen  Wm* 
düngen,  welche,  wie  man  sagt,  den  Erforschem  oobfr 
kanntcr  Länder  oft  als  Regel  gedient  haben,  um  zo^ 
sen,  ob  sie  den  Meeresküsten  näher  kamen,  oder  sich  voi 
ihnen  entfernten.  Das  ist  wenigstens^  wie  mir  scbeiD^ 
die  natürlichste  Erklärung  der  Thatsachcn,  die  ich  tt 
wiederholten  Malen  an  windstillen  Abenden  im  Jou 
'1839  beobachten  konnte. 

Diese  Beobachtungen  schienen  mir  zahlreich  gena( 
um  das  Dasejn  von  atmosphärischen  Fluthen  in  dtf 
Lyonner  Bergen  festzustellen ;  ich  glaubte  sie  nun  in  des 
Alpen  fortsetzen  zu  müssen,  wo  ich  mich  im  August  oo" 
September  zum  Behufe  geologischer  Untersuchungen  soh 
hielt. 

Thal  von  Maatienoe.' 

Das  grofse  Thal  von  Maurienne  war  das  erst^  ^^ 
ches  meine  Au&nerksamkeit  erregftc,  wd  ^iefs  mit  dest« 
gffOÜBerem  Rechte^  ab  das  Daseyn  eines  recht  aasg€pr% 


507 

• 

ten  lüglicheD  Windes  schoD  Dadigewiesen  ist  in  der  wich- 
tigen Arbeit,  die  wir  dem  Bischof  der  Diöcese,  Alesls 
B  i  i  1  i  e  ty  liber  die  Temperataren  dieser  Intra-  Aipinischea 
Begion  verdanken. 

A^enn  in  der  schönen  Jahreszeit  das  Wetter  heiter 
ist,  verspOrt  man  in  diesem  Thale  alle  Tage  von  9  oder 
10  Uhr  Morgens  bis  5  oder  6  Uhr  Abends  einen  regel- 
mäfsigen  und  oft  sehr  heftigen  Wind,  welcher  immer  die 
Atmosphäre  mehr  oder  weniger  abkühlt  Er  beginnt  sich 
fOhlbar  zu  machen  in  der  Umgegend  von  Aiguebelle  ge- 
gen die  Mündung  der  Are  in  das  grofse  Becken  der 
Isire,  und  setzt  sich  bergauf  fort,  mit  seiner  ganzen 
Starke,  bis  Fcmugnan,  wo  das  Thal  aiifiUigt  eine  grolse 
Höbe  anzunehmen,  und  wo  es  Überdieb  sich  gabelt,  um 
die  Zweige  des  Doran  und  der  oberen  Are  zu  bilden. 
Weniger  merkbar  ist  er  in  den  seitlichen  Verzweigungen, 
▼or  allem  in  denen,  welche  rechtwinklich  auf  der  Haupt- 
axe  liegen,  wShrcnd  er  beim  Durchgänge^ durch  Engpässe 
das  Maximum  seiner  Starke  erreicht. 

Er  trocknet  die  Luft,  reizt  die  Nerven,  und  die 
Fremden,  .so  wie  schwächliche  Personen  gewöhnen  sich 
schwer  an  ihn.  Nimmt  er  dagegen,  statt  aufsteigend  zu 
seyn,  eijien  umgekehrten  Gang,  so  hat  man  eine  Wit- 
terungsanderung  zu  erwarten. 

Nahe  bei  St.  Jeaii-de-Maorienne  hat  er  gleiche  Bich- 
tnng  mit  diesem  Theile  des  Thals,  d.  h«  eine  nord- süd- 
liche; man  k(&nte  ihn  daher  verwechseln  mit  der  Bise 
noire,  einem  allgemeinen  Nord-  oder  Nordwestwind,  der 
seinen  Namen  davon  hat,  dafs  er  dunkle  Wolken  vor 
sich  hintreibt;  allein  dieser  dauert  gewöhnlich  nur  drei 
bis  vier  Tage  und  herrscht  vor  allem  gegen  April,  in  al- 
len Alpen,  so  wie  im  Bhooebecken;  der  dem  Maurienne- 
Thale  eigenthümliche  Wind  dagegen  filngt  erst  bei  ^i- 
guebelle  an,  oder  ist  wenigstens  an  diesem  Ort  und  zu 
Ckambery  nicht  gleichzeitig  vorhanden;  überdiefiT  ist  er 
üicht  so  kalt  als  die  Bise. 


506 

Yeirolktiiidigen  wir  dies«  FrOchte  eines  kngca  Sn^ 
dionis  durch  einige  Beobachtungen,  die  wir  beiläufig  ■!> 
dien  konnten.  Diese  Venrollständigong  mufste  wcmdI* 
lieh  zwei  Zwecke  haben ;  zunSchst  die  NachweisoDg  des 
Daseyns  einer  nftchtlichen  Rucks trOmung,  und  daim  St 
ihrer  YerlSngerung  in  die  Seitenzweige. 

Am  1.  Sept.  1838  hatte  ich  das  Glück,  init  HE  de 
Beaumont  und  Sismonda  den  Thabor^Berg  n  be- 
steigen. Während  wir  in  den  Thal  Meynier  hinauf 
gen,  empfanden  wir  einen  mäfsig  lebhaften  Wind,  der 
unserer  Richtung  folgte ;  als  wir  aber  den  fiber  das  Hcff 
3172  Meter  hohen  Gipfel  des  Berges  erreicht  hatten,  bil- 
den wir  einen  oberen  Südwind,  der  dem  des  Thals  M* 
gegengesetzt  war.  Diesem  mufste  man  die  voUkoiiMDCoe 
Klarheit  zuschreiben,  die  an  diesen  Tagen  in  denobcra 
Regionen  der  AtmosphSre  herrschte.  Sie  war  so  gn^ 
dafis  wir  jede  Kette  der  Alpen  mit  merkwürdiger  Ocat- 
lichkeit  sahen,  z.  B.  die  >änfseren  Einzelheiten  fa 
prachtvollen  Erhebungskraters  der  Berarde^  so  irie  die 
langen  KSmme  des  Viso^  Systems  ^  die  sich  mit  ihna 
merkwürdigen  Parallelismus  unter  einander  and  mit  iktr 
nicht  weniger  hervorstechenden  Schiefe  gegen  die  Kette 
der  westlichen  Alpen  in  die  Feme  verloren.  Gans  ▼e^ 
schieden  dagegen  war  der  Anblick  der  Rhone -Ebenes; 
über  ihnen  lag  eine  mSchtige  Wolke.  Auch  erfuhr  ick 
zu  Lyon  von  Hrn.  Clerc,  dafs  dort  zu  derselben  Zeit 
Nordwind  heruBchte,  und  durch  seine  Kftite  die  DOsste 
auf  dieser  Seite  verdichtete. 

Indeb  war  der  Luftstrom,  der  uns  am  Morgen  b^ 
gleitet  hatte,  unabhttngig  von  diesen  allgemeinen  WindeOr 
und  nur  eine  blofse  Ableitung  der  groben  Strömung  i* 
Maurienne-Thal,  denn  nachdem  er  gegen  Abend  abge- 
nommen, trat  an  seine  Stelle  ziemlich  rasch  bei  derMfl- 
merung  die  fast  vollständige  Windstille  do,  welche  ntf 
SU  derselben  Zeit  in  dem  Hauptthale  bemerkt;  idi  f^ 
fast   vollständig I   denn,   wenn   w&hrend  der  Nacht  dk 


fi09 

ROckstrOmiiDg  nicht  nach  genug  war,  mi  x.  B.  etn  bren-' 
nendes  Licht  auraablaaen,  so  fehlte  sie  doch  nicht  gänz- 
lich , .  wovon  ich  mich  darch  die  Rauchsäulen  übeneugl 
habe»  anfangs  bei  meiner  Rückkehr  zum  Dorfe  Falmeg* 
nier^  und  endlich,  um  6  Uhr  Abends,  zu  St.  Michel, 
im  Becken  der  Are.  Aus  dieser  ersten  Beobachtung  geht 
hervor,  dafs  die  Seitenthäler  ebenfalls  ihre  täglichen 
Winde  (Brises)  haben.  Sehen  wir  nun,  was  aus  den 
Machtwinden  wird. 

Am  22.  Aug.  1839,  an  einem  schOnen  Tage,  stieg 
ich  um  11  Uhr  Morgens  nach  Eypierre  hinab:  der  Tag- 
wind wehte  TÖUkommen  regelmäfsig  mit  .einer  L^haftig- 
keit,  die  bis  gegen  5^  Uhr  Abends  anhielt. 

Um  6|  Uhr,  bei  10^2  C.  im  Zimmer,  war  dieser  auf* 
steigende  Luftzug  nur  noch  durch  den  Bauch  vom  Feuer* 
schwamm    merkbar,    und   endlich,   um  10  Uhr  Abenda 
hatte  er  sich  zu  St  Jean^de-  Maurienne  in  abwechselnd 
auf-  und   absteigende  StöCse  umgewandelt.     Auch  hatte 
sich  in  diesem  erweiterten  Theile  des  Beckens  die  Tem- 
peratur auf  13® C.   erhalten;  sie  war  also  höher  als  die 
des  Zimmers,  und  entsprach  nicht  der  Abnahme,  die  nach 
dem  um  3  Uhr,  am  Ufer  der  Are  zu  Ejrpierre,  beobach- 
tetem Maximum  von  18®  C.  statthaben  mufste.    UnabhSn- 
gig  von  dieser  Ursache  zur  Anomalie,  mufs  man  glauben, 
dab  das  Zustandekommen  des  regelmäfsig  herabsteigenden 
Windes  an  diesem  Orte  ein  gewisses  Hindemifs  findet 
in  der  Durchkreuzung  dreier  Tbalrichtungen,  nämlich  der 
Richtung  des  von  Süden  kommenden  Arvan-  Thaies^  der 
des  gen  Norden  streichenden  Thals  der  unteren  Arc^  und 
der   des    nach  Ost  sich  verlängernden  Thak  der   obe- 
ren Are, 

Ermfidung  hielt  mich  für  den  Augenblick  von  der 
Fortsetzung  meiner  Beobachtungen  ab;  allein  am  23.  um 
6  Uhr  Morgens  fand  ich  den  Gang  des  herabsteigenden 
Windes  geregelt  und  momentane  Stöfse  erhöhten  die 
Stärke  desselben. 


1 


51« 


D«r  Morges  wir  prSditig,  keine  Wolke  am  Hkh 
'mely  ond  Mittags  stieg  das  TbenDometer  aaf  der  dU 
du  Rocherai^  unter  kurzem  und  trocknem  Kraut,  auf 
49^3CM  wHbrend  es  im  Schatten  2  Fufs  Qber  dem  Be- 
den, ungeachtet  der  Rückstrahlung  einer  so  hoben  Tmft^ 
ratur,  nur  19^  zeigte.  Unter  dem  Einflurs  dieser  Wirae 
war  die  örtliche  Verdünnung  der  Luft  so  grofs,  dals  ic^ 
auf  der  Höbe  der  Gruben,  an  der  Bewegung  der  BSme 
^seben  konnte,  dafs  der  Wind  aus  dem  Grunde  desTki- 
les  mit  groCser  Heftigkeit  bergan  webte.  Die  Nacht  Lao, 
nnd  nach  einigen  Augenblicken  der  Ruhe,  begab  ich  vidi 
auf  den  Weg  nach  Lans  «  /« -  Bourg.  Bei  dieser,  « 
11  Uhr  Abends  unternommenen,  Reise,  hatte  ich,  a' 
der  Imperiale  der  Diligence  sitzend,  Gelegenbeit  genog 
den  Nachtwind  zu  empfinden,  dessen  eisige  WirloBf 
durch  momentane  Verstärkungen  der  Kraft  erhöht  wordfe 
Der  Conducteur  des  Wagens  sagte  mir,  auf  mdo  Be- 
fragen, dafs  diese  Winde  im  Sommer  wenig  merklick 
seyen,  aber  beim  Eintritt  des  Herbstes  oder  Wiotas 
durch  die  Kftite  stärker  würden.  Verbindet  man  mit  dieser 
Aussage  die  des  Herrn  Biiliet,  so  gelangt  man  zaik* 
sehr  merkwürdigen  Schlufs,  dafs  die  periodischen  Wiinle 
des  Maurienne- Thaies,  obwohl  bei  Tage  im  Wiotcr  nB* 
merklich,  in  der  Nacht  eine  gröfsere  StSrke  erlaDgcB» 
Während  im  Sommer  das  Gegentheil  stattfindet.  Diestf 
Umstand,  dessen  Möglichkeit  für  den  Moment  nicht  k- 
zweifelt  werden  kann,  darf  von  den  Beobachtern,  <ü< 
meine  Untersuchungen  fortsetzen  wollen,  nicht  TerDadt* 
ISssigt  werden. 

Die  NachtWinde  Sufserten  sich  zu  Lans-ie-Bourg^» 
24.  Aug.  noch  um  8  Uhr  Morgens;  allein  um  S\  Dkr, 
bei  1P,5C.  Temperatur,  trat  so  vollkommene  Windstille 
ein,  dafs  der  Rauch  eines  Schornsteins  auf  sieh  te(M 
zurückfiel,  gleichsam  einen  ungeheuren  Champignon  bil- 
dend; um  9|  Uhr  endlich,  als  ich  zur  Höhe  des  Wcgei 
nach  Romasse  hinauffuhr,  zeigten  sich  die  ersten  aubte- 


511 

gendeD  Laftströme.  Sie  bielCen  an,  bte  ich  den  AusgaDg 
des  Passes  erreicht  hafte,  wo  ich  auf  einen  entgegen^ 
gesetzten,  aus  Süden  kommenden  Wind  stiefs,  der  detf 
Landleuten  unter  dem  Namen  Lombard  bekannt  isti  Die- 
ser bliefs  mit  solcher  Heftigkeit,  daCs  die  Gewässer  des 
Sees  stark  aufgeregt  waren;  und  er  erkaltete  mich  der- 
mafsen,  dafs  ich,  obwohl  sonst  wenig  empfindlich  für 
Uebergänge  aus  Hitze  in  Kälte,  am  ganzen  Leibe  schlot« 
terte,  wie  mitten  im  Winter.  Diese,  in  hohen  Bergen 
ziemlich  gemeine  Erscheinung  mufs  mehr  als  das  Resul^ 
tat  einer  durch  den  Wind  beschleunigten  Verdampfung 
denn  als  das  seiner  Temperatur  betrachtet  werden,  da 
til  dem  erwfthnten  Beispiel  das  Thermometer  ungefähr 
14^  C.  zeigte. 

(Schluls  im  nächsten  H^) 


.  VII.     Untersuchungen  über  die  Fumarolen;    • 
von  den  HH.  Melloni  und  Piria 

(Ein  Brief  des  Hm.  Melloni  an  Hrn.  Ara^o.     Compi.  rend.  T.  XI 

p.  352,)  ^ 


1-^inige  Zeit  nach  meiner  Ankunft  in  Neapel  machte  ich 
einen  Ausflug  zum  See  von  Agnano  und  zur  Solfatara. 
Mehre  Personen  hatten  mir  bei  der  Abreise  empfohlen» 
einen  sehr  sonderbaren  Versnch  über  die  in  grofser  An- 
zahl auf  dem  Boden  dieser  alten  Kratere  befindlichen 
Fumarolen  zu  wiederholen. 

Die  Fumarolen  sind  mehr  oder  weniger  sichtbare 
Rauchstrahlen,  entstehend  durch  Fällung  von  Wasser- 
dampf,  äufserst  fein  zertheiltem  Schwefel  und  anderen 
Starren  oder  flüssigen  Körpern  aus  der  Auflösung  in  Ga- 
'<^D»  die  durch  kleine,  oft  unwahrnehmbare  Ritzen  oder 
I^cher  aus  dem  Innern  der  Erde  hervordringen.    Sobald 


512 

man  einer  deraelben  ein  StQck  (^imaiendeii  FeuendiwiBai 
nfthert,  siebt  man  den  Ranch  anVoInmen  and  Dicken- 
nehmen.  Noch  deutlicher  ist  das,  Phänomen,  wenn  & 
Fumarole  ans,  dem  Imiern  einer  Grotte,  oder  in  irgoii 
einem  beschrSnkten  Raum  henrordriogt,  wie  z.  B.  in  ch 
nem  Stübchen  der  natürlichen  Dampfbäder,  die  am  Rande 
des  Sees  von  Agnano  errichtet  sind;  alsdann  Terwamidk 
sich  ein  kaum  sichtbarer  Ranchfaden  oft  in  eine  Art  weib- 
licher sehr  dichter  Wolke,  die  nach  und  nach  den  g»- 
zen  umgebenden  Raum  erfüllt. 

Gleich  beim  etqten  Anblick  dieser  Thatsache  sdiicB 
mir  einleuchtend,  daCs  man  sie  nicht  mechanisch  erUirco 
könne,  d.  h.,  dafs  keinesweges  die  Warme  des  Feoer- 
schwamms  durch  eine  Verdünnung  der  über  dem  Bote 
befindlichen  Gasmasse  etwa  ein  beschleunigteres  Aossti^- 
men  des  Rauchs  bewirke.  In  der  Tbat  steht  das  Aat* 
strömen  des  Rauchs  durchaus  in  keinem  VerhSllnib  m 
Menge  der  von  dem  glimmenden  Körper  entwickeltoi 
Wärme.  Ein  kleines  Stück  brennenden  Feaerschwanas 
hat  fast  dieselbe  Wirkung  wie  ein  grodses,  und  fiberdieli 
überzeugt  man  sich  bald,  bei  Anstellung  des  Versuchs  inf 
einem  Boden,  der  auf  einer  kleinen  Ausdehnung  eine  g^ 
wisse  Anzahl  von  Fumarolen  enthält,  dals  die  einmal  er* 
regte  Wirkung  sich  nicht  auf  dem  Wege  der  Verdfinnung 
fortpflanzt.  Ich  bemerkte  an  einem  der  innem  AbhSop 
der  Solfatara  einen  Raum  von  3  bis  4  Quadratmetern  FU- 
che,  der  durch  einen  Kranz  von  Fumarolen  ganz  abgescbloa» 
sen  war.  Als  ich  in  einem  windstillen  Augenblick  des 
Rändern  dieses  Raums  eine  brennende  Cigarre  näbert^ 
sah  ich  die  Vermehrung  der  Dampf- Erzeugung  nicht  blott 
bei  der  die  Cigarre  berührenden  Fumarole  und  deo  i^ 
nacbbarten ,  sondern  in  dem  ganzen  Kranze  bis  zur  eol- 
fem  testen,  d.  h.  bis  zu  einer  Entfernung  von  5  bis  f 
Fufs;  nnd  diefs  geschah  ohne  Aenderung  in  der  Ru^ 
tung  der  Dampfsäulen,  indem  diese  fortwährend  senkrecM 

aufstiegen  und  nicht  gegen  den  brennenden  Körper  sei^ 

teo, 


513 

teOf  wie  sie  es  unfehlbar  hatten  thun  rafissen,  wenn  die 
Erscheinung  von  einer  durch  die  WAnne  bewirkten  Ver- 
dünnung des  Gasgenienges  herrührte. 

Wenn  nun  die  Erscheinung  nicht  aus  einer  durch 
das  Dasejro  des  heifsen  Körpers  dem  Gase  eingeprägten 
Bewegung  entspringt,  ßo  mufs  mau  sie  nothwendig  einer 
chemischen  Action  zuschreiben;  alsdann  begreift  man  die 
Art  von  Unabhängigkeit ,  die  zwischen  der  Intensität  der 
Erscheinung  und  der  Anzahl  der  glimmenden  Punkte  be- 
steht; dann  begreift  man  auch,  wie  die  Dampfvermehrung 
sich  von  einer  Fumarole  zur  andern  miltbMIen  kaun,  ohne 
dafs  dadurch  die  natürliche  Richtung  der  Rauchstrahlen 
abgeändert  wird. 

Ich  tbeilte  noch  am  Beobachtungsorte  diese  einfachen 
und  folgerichtigen  Bemerkungen  Hrn.  Piria  mit,  der  die 
Güte  hatte  mich  zu  begleiten,  und  ich  veraulafste  ihn 
diesen  Vorgang,  der  mir  sehr  interessant  erschien,  sorg- 
fältig zu  fitudiren.  Der  junge  neapolitanische  Chemiker 
versprach  mir,  es  zu  thun,  und  gegenwärtig  empfange  ich 
von  ihm  eine  Notiz,  welche  die  Hauptresullate  seiner  er- 
sten Untersuchungen  enthält«  Sie  selbst  werden  beur- 
theilen,  wie  .wichtig  diese  Resultate  für  gewisse  Zweige 
der  Chemie  und  für  die  Erklärung  gewisser  geologischer 
Phänomene  sind.  Folgendes  ist  eine  Uebersctzung  seines 
Briefes. 

„Meine  ersten  Versuche  zur  Erklärung  des  Phäno- 
mens bezweckten  eine  künstliche  Hervorbringung  desselben 
in  meinem  Laboratorium.  Ich  begann  mit  Schwefelwas- 
serstoffgas für  sich  zu  experimentiren,  da  das  Daseyn  die- 
ses Gases  in  den  Fumarolen  der  Solfatara  Keinem,  der 
diesen  Ort  besucht  hat,  zweifelhaft  sejn  kann;  und  um  die- 
sen Versuch  bequem  auzustellen,  brachte  ich  in  einen 
Gas-Recipienten  ein  Gemeng  von  Wasser,  Schwefelei- 
eisen  und  Schwefelsäure.  Ich  verschloCs  den  Hals  dieses 
Recipienten  durch  einen  Propfen  und  steckte  durch  die- 
sen   den    nach  Art  eines  Trichters  herabgebogeuen  Hals 

Poggend.  Ann.  Erginsungsbd.  I.  33 


614 

einer  Flasche. nift  abgescbnitteneio  Bo4eD.  Das  in  dm 
Redpienten  entwickelte  Schwefelwasserstoffgas  ging  ia 
den  zweiten,  und  mischte  sich  daselbst  mit  einer  grofsco 
Menge  atmosphBrischer  Luft,  die  durch  den  oberen  Tbeil 
frei  bineindrang.  Steckte  man  in  diesen  letzteren  TketI 
ein  Stückchen  glimmenden  Feaerschwamms  oder  irgend 
eines  andern  brennenden  Körpers,  so  erschienen  dicke 
weifsliche  Dämpfe,  anfangs  dicht  an  diesem  Körper, 
aber  in  sehr  kurzer  Zeit  sich  über  die  ganze  GasmaKe 
▼erbreitend. 

Um  zu  erfahren,  was  f&r  Produkte  sich  bei  dieser 
Reaction  bilden,  hing  ich  ein  StQck  brennender  Kohle 
mitten  in  einem  Glaskolben  auf,  und  leflete  in  diesea 
Schwefelwasserstoffgas.  So  wie  das  Gas  mit  der  KoUe 
in  Berührung  kam,  zeigten  sich  weifee  Dämpfe,  und  in 
wenig  Augenblicken  erfüllten  sie  den  ganzen  Kolbefr 
Nach  Beendigung  des  Versuchs  fand  ich  tn  dem  GttA 
eine  ^rofse  Menge  schwefliger  Süure ,  einige  Sporea 
Schwefel  und  viel  Wasser,  in  Form  vtm  Thaa  auf  dk 
Wände  des  Gefäfses  abgesetzt.  Die  Bestandtheile  dei 
Schwefelwasserstoffgases  verbinden  sidi  also  mit  den 
Sauerstoff  der  Luft,  und  bilden  Wasser  und  schweflige 
Säure,  Was  den  Schwefel  betrifft,  so  ist  er,  meines  Er 
achtens,  ein  secundäres  Produkt,  welches  man  der  Re- 
action des  Wassers  und  der  schwefligen  Säure  auf  nodi 
nicht  zersetztes  Schwefelwasserstoffgas  zuschreiben  muf«: 
denn  bekanntlich  giebt  der  blofse  Contact  dieser  drd 
Körper  zur  Bildung  von  Wasser  und  Ablagernng  von 
Schwefel  Anlafs.  Man  mufs  also  bei  dem  in  Rede  ste- 
henden Phänomen  zwei  wohl  verschiedene  Vorgänge  ob- 
terscheiden,  die  durch  die  glühende  Kohle  direct  zm- 
schen  dem  Sauerstoff  der  Luft  einerseits,  und  dem  Wasser- 
stoff und  dem  Schwefel  des  Gases  andrerseits  erzeugte 
Wirkung,  welche  Wasser  und  schweflige  Säure  zu  Pra- 
dukten  giebt,  und  die  secundäre  Wirkung  dieser  beideo 
Produkte  auf  uozersetztes  Gas,  woraus  eine  neue  Fällung 


616 

• 

von  Wasser  and  Ablagerang  von  Schwefel  hervorgeht. 
Mithin  besteht  -der  Rauch  dicht  bei  dem  brennenden  Kör- 
per aus  Wasserdampf  und  weiterhin  ans  Wasserdampf 
ond  üufserst  fein  zertheiltem  Schwefel 

Nun  mnfste  man  sehen,  von  welcher  Natur  die  Wir- 
kung der  brennenden  KoMe  sej.  Ich  brachte  in  den 
Kolben  einen  rothglüheifd  gemachten  Glasstab.  Es  zeigte 
steh  nicht  die  geringste  Reaotion  zwischen  den  Elemen- 
ten beider  Gase.  Diefs  beweifst  auf  entscheidende  Weise, 
dafs  die  Wärme  nicht  alleinige  Ursache  der  Erscheinung 
ist.  Aadrerseits  verhielten  sich  metallisches  Eisen  und 
fast  alle  seine  natürlichen  Verbindungen,  Eisenglanz,  Ti- 
taneisen, selbst  Schwefelkies,  statt  des  Glasstabes  genom- 
men, genau  wie  brennende  Kohle.  Dagegen  erzeugten 
Kupfer,  2Unk  und  Antimon  weder  Wasserdampf  noch 
schweflige  Siure,  auf  was  fQr  eine  Temperatur  man  sie 
auch  vor  der  Einfllhrang  in  das  Gemenge  von  atmosphä- 
rischer Luft  und  Schwefelwasserstoff  bringen  mochte. 
Jedoch  bekleideten  sich  diese  Metalle,  wie  das  Eisen, 
mit  einer  leichten  Schicht  von  Sulfure,  und  sie  verhiel- 
ten sich,  chemisch  gesprochen,  auf  gleiche  Weise.  Ueber- 
dieCs  haben  wir  gesehen,  dafs  Schwefelkies  und  Kohle 
sich  keins  der  Elemente  des  Schwefelwasserstoffs  bemäch- 
tigen nnd  dennoch  die  Reaction  dieser  Elemente  atif  den 
Sauerstoff  der  Luft  hervorrufen. 

Nach  diesen  Versuchen  und  vielen  andern,  die  hier 
zu  beschreiben  zu  langweilig  sejn  würde,  glaube  ich, 
dafs  man  das  Phänomen,  weiches  uns  beschäftigt,  in  die 
sdioB  so  ausgedehnte  Klasse  derjenigen  chemischen  Actio- 
nen  setzen  mufs,  deren  Ursprung  noch  in  Dunkelheit  ge- 
hüllt ist,  und  die  Berzelius  in  neuerer  Zeit  unter 
der  generischen  Benennung  von  kataljtischen  Kräften  zu- 
siimmengefafst  hat.  Eisen  und  Kohle  verhalten  sich  zum 
Gemenge  von  atmosphärischer  Luft  und  Schwefelwasser- 
stoffgas, wie  Platinschwamm  zum  Gemenge  von  Saoer- 

33* 


516 

Stoff  und  WasBeratoff,  oder  vielmehr  wie  Silber  zum  017- 
dirten  Wasser  und  Ferment  zum  Zucker. 

Die  Wirkung  des  Eisens  und  seiner  Verbindungefl 
liefs  mich  vermuthen,  dafs  vulcanischc  Laven  und  andere 
eisenschüssige  Körper  sich  ebenso  verhalten  möditcn. 
Und  in  der  That»  als  ich  den  Versuch  mit  mehren  Atta 
von  Laven  aus  dem  Vesuv  und  der  Solfalara  aostelife, 
hatte  ich  die  Genugthuung  meine  MuthmaCsung  bestätigt 
zu  sehen.  Ich  mufs  sogar  sagen,  dafs  das  Resultat  meine 
Erwartung  übertraf;  denn  ich  sah  basaltische  Laven, 
die  weit  stärker  als  Eisen  und  Kohle  wirkten.  Hiernach 
ist  klar,  dafs  die  Laven  der  unterirdischen  Höhlen  3er 
Solfatara  und  analoger  Vulcane,  da  sie  die  hohe  Tem- 
peratur des  Innern  besitzen  und  zugleich  mit  der  atno- 
sphärischen  Luft  und  den  aufsteigenden  Strömen  von 
Schwefelwasserstoff  in  Berührung  stehen,  auf  diene  Gase 
nothwendig  so,  wie  bei  unserem  Versuch  reagiren,  also 
erst  Wasserdampf  und  schweflige  Säure,  und  darauf  Wol- 
ken von  Wasserdampf  und  äufserst  fein  zertheiltem  Schwe- 
fel erzeugen  müssen.  Auf  diese  Weise  bilden  sich  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  anfangs  die  Fumarolen  and  hin- 
terher die  grofsen  Mengen  von  Schwefel,  die  in  allen 
Theilen  des  mehr  oder  weniger  direct  von  diesen  unauf- 
hörlichen Gasströmen  durchbrochenen  Bodens  abgesetit 
sind. 

Alan  begreift  auch,  wie  die  Produkte  aus  der  Ein- 
wirkung der  Laven  auf  die  sie  umgebenden  Gase  die  ein- 
fachen und  zusammengesetzten  schwefelsauren  Salze  er- 
zeugen, die  man  auf  dem  Boden  der  Solfatara  so  reich- 
lich verbreitet  findet.  In  der  That  mufs  die  schweflige 
Säure  die  Laven  langsam  zersetzen  und  sich  mit  den  dann 
enthaltenen  Metalloxjden  verbinden,  demnach  schweflig 
saure  Salze  erzeugen,  die  sich,  indem  sie  SauentofF  ans 
der  atmosphärischen  Luft  anziehen,  nach  und  nach  in 
schwefelsaure  Salze  umwandeln. 

Sind  nun  der  Schwefelwasserstoff  und  die  auf  eine 


517 

gewisse  Temperatar  gebrachten  Laven  die  einzigen  Kör- 
per,  die  durch  ihre  gleichzeitige  Anwesenheit  auf  die  Be- 
standtheile  der  atmosphärischen  Luft  wirken?  Diefs  scheint 
mir  kaum  wahrscheinlich,  vielmehr  glaube  ich,  daCs  ^an 
bei  irgend  einer  andern  Substanz  und  der  Salzsäure,  die 
sich  aus  dem  Vesuv  und  andern  vollauf  thätigen  Yulca- 
nen  fortwährend  entwickelt,  Beispiele  einer  ganz  analo- 
gen Wirkungsweise  finde.  Daher  ohne  Zweifel  die  Bil- 
dung von  Salpetersäure,  salpetersauren  Salzen  und  Sal- 
niiak,  Substanzen  die  in  der  Natur  so  häufig,  und  in  |Jen 
Laboratorien  so  schwierig  durch  directe  Vereinigung  ih- 
rer Bestandtheile  (Salpetersäure,  Ammoniak?  JP.)  zu  bil- 
den sind.  Auf  dieses  Ziel  werden  nun  meine  ferneren 
Versuche  gerichtet  sejrn./'  i 


Vin.     Natürlicher  Eiskeller  im   JVesterwalde  »). 


jr\uf  dem  Westerwalde  hat  man  im  vorigen  Sommer 
(1839?)  eine  merkwürdige  Stelle  gefunden,  an  welcher 
sich  eine  nicht  unbeträchtliche  Eismasse  während  des  gan- 
zen Jahres  erhält.  Es  ist  diefs  unweit  des  Dorfes  Frick- 
hofen^  im  Amte  Hadamart  am  Fufse  der  sogenannten 
Domburg 9  eines  breiten,  etwa  500  Fufs  hohen  Basalt^ 
berges  und  auffallenderweise  gerade  an  dem  südlichen 
Abhang  desselben.  Die  erste  Entdeckung  dieses  interes- 
santen Vorkommnisses  wurde  im  Monat  Juni  durch  Ta- 
gelöhncr  gemacht,  welche  von  dem  in  bedeutender  Menge 
an  dem  steilen  Gehänge  des  Berges  aufgehäuften  Basalt- 
geröll  Steine  für  den  Wegbau  sammeln  wollten  und  nicht 
wenig  erstaunten,  als  sie  dieselben  kaum  zwei  Fufs  un- 
ter der  Oberfläche  fest  aneinander  gefi:oren  und  die  Zwi- 
schenräume dicht  mit  Eis  erfüllt  fanden.    Später  wurden 

1)  Aus  der  Allgemeinen  2Eeitung  N<k  909;  1840. 


518 

auf  Veranlassung  der  Nassauischen  Regienuig  za  verscbie- 
dcNDen  Zeiten  wiederholte  Untersncfaungen  vorgenommen, 
aus  denen  sich  ergab,  dd£s  die  Eisbildung  io  den  Zwi- 
schenräumen des  Basaltgerölk  20  bis  22  Fuf»  Tiefe  im- 
abr$icht,  dann  nur  noch  als  eine  Art  Reif  in  deutlidiea 
und  regelmäfsig  ausgebildeten  sechsseiligen  KristaUtäfd- 
chen  d^e  oberen  Wände  der  Zwischenräume  bekleidet^ 
und  immer  seltener  werdend  bei  26  Fufs  Tiefe,  wo  ak- 
dann  das  BasaltgerOil  mit  trocknem  Sand  vermengt  kxe 
aufeinander  liegt,  ganz  aufhört.  Die  Ausdehnung  in  die 
Länge  und  Breite  mag  etwa  40  bis  50  Fufs  betragen; 
sie  erweitert  sich  im  Winter  und  zieht  sich  im  Sonmer 
zusammen.  In  den  Vertiefungen,  die  man  bei  den  vor- 
genommenen Untersuchungen  machte,  fand,  wo  die  Zwi- 
schenräume nicht  ganz  mit  Eis  erfüllt  waren,  ein  merk- 
liches Ausströmen  der  Luft  statt,  das  im  FrGhjahr  uod 
Sommer  besonders  stark  War,  und  wobei  die  Tempera- 
tur der  ausströmenden  Luft  zu+l^R.  beobachtet  warda 
Die  Eisstelle  selbst  besteht  aus  nacktem  Geröll,  auf  dem 
sich  nur  unvollkommene  Bildungen  von  Steinflechten  fin- 
den; sie  wird  aber  nach  dem  Thale  zu  von  einem  üppi- 
gen Schlage  )unger  Kiefern  begränzt,  und  in  der  Msbe 
wird  nirgends  eine  nachtheilige  Wirkung  von  Kslte  in 
der  Vegetation  bemerkt.  Ueberhaupt  ist  die  Lage  der 
Stelle,  die  etwa  500  FuCs  Meereshöhe  haben  mag,  nicU 
von  der  Art,  dafs  die  Ursache  der  Eisbildung  in  klima- 
tischen Verhältnissen  gesucht  werden  kann;  auch  istkoD 
Grund  vorhanden,  irgend  ein  unbekanntes.  Kälte  erzeu- 
gendes Agens  der  Erscheinung  unterzulegen,  vielmehr  fin- 
den sich  die  Bedingungen  zu  derselben  einzig  in  dem  ei- 
genthümlichen  Lagcrungsverhältnifs  des  Gerölls,  das  ans 
faust-  bis  kopfgrofsen,  unregelmäfsig  eckigen  BasaltstQckcn, 
ohne  alle  Beimengung  von  Sand  od^r  Erde  bestehend, 
in  einem  Winkel  von  etwa  45®  an  dem  steilen  Gehänge 
hinaufzieht,  in  der  oberen  und  mittleren  Region  ganz 
nackt  daliegt,  am  Fufse  aber  von  Danunerde  überlagert, 


619 

und  abgeschlossen  ist.    In  die  Zwiscbenräume  dieses  Ge- 
rölls senkt  sich  während  des  Winters  die  kalte  und  des- 
halb schwerere  Laft  herab  und  .überträgt  demselben  dfe 
jedesmal  stattfindende  strengjste  Kälte;   wegen  der  inten- 
siven Wirkung  der  Strahlen  auf  der  gegen  Süden  geneig- 
ten Fläche  und  dem  dunklen  Gestein  wird  der  auf  das 
GeröUe  fallende  Schnee  von  der  Sonne  schnell  geschmol- 
zen, und  die  hieraus  folgende  paradoxe  Erscheinung,  dafs 
gerade  über  der  Eisfläche  der  Schnee  im  Winter  nicht 
liegen  bleibt,  hat  einen  wesentUcfaen  EinfluCs  anf  die  Bil- 
dung des  Eises,  denn  das  mit  der  niedrigsten  Tempera- 
tur  einsickernde  Schneewasser  mufs   in  dem  kalten  Ge- 
röll alsbald  wieder  gefrieren  und  nach  und  nach  als  Eis 
sich  darin  anhäufen.     Dafs  sich  dieses  aber  während  des 
Sommers  erhält,  kann  bei  seiner  beträchtlichen  Ausdeh- 
nung nicht  sehr  auffallen,  wenn  paai»  berücksichtigt,  dafs 
es   von  einem  so  schlechten  Wärmeleiter,  wie  das  Ge- 
röll, umgeben  ist,  und  dafs  die  wäfD^ere  Luft  des  Som- 
mers, wegen  ihrer  geringeren  Wärme,  nicht  allenthalben 
in  dasselbe  eindringen  kann.    Wo  indessen  stellenweise, 
weil  das  Geröll  unten  nicht  hermetisch  verschlossen  ist, 
ein  Austreten  der  kalten  Luft  aus  demselben  und  Nach- 
dringen der  wärmeren  Atmosphäre  in  dasselbe  st^ttfin* 
den  ma^  kann  dennoch  eine  bedeutende  Schmelzung  des 
Eises  nicht  bewirkt  werden,  weil  die  durch  die  engen 
Zwischenräume  der  feuchten  Steine  durchziehende  Luft 
sich  bald  mit  Wasserdunst  schwängern  und  biedurch  ei- 
nen grofsen  Theil  ihrer  freien  Wärme  verlieren  wird. 

Am  Fttfse'  des  Berges  ßndett  sich  übrigens  sehr  was- 
serreiche kalte  Quellen,  wovon  die.  eine  4^5,  die  andere 
5^  and  die  dritte  7"  bis  8®R.  Temperatur  besitzt;  sie 
empfehlen  sich  für  Kaltwasserheilanstalten,  indem  Quel-. 
len  von  so  niedriger  Temperatur  und  so  reinem  weichem 
Wasser  für  diesen  Zweck  in  einer  so  schönen  nnd  mil- 
den Lage  nur  selten  angetroffen  werden  möchten. 


' 


520 


IX.     Ueber  die  Periodicüät  der  AeroUihtn\ 

^on  Hrn.  Cappocci. 

(Sdtreiben  dewdbcn  an  Hra.  Arago.     Compt,  renä.  71  JCi  p»  957.) 


Axa  17.  MSrz  habe  ich  in  unserer  Akademie  eine  Ab> 
handlung  über  die  Aerolithen  gelesen,  veranlafst  daick 
den,  der  hier,  zu  Neapel,  am  29.  November  vorigen  Jah- 
res (1839)  zwanzig  Minuten  vor  Untergang  der  Sonac^ 
zersprang.  Ich  erinnerte  mich  damals,  dafs  im  J.  1830^ 
fast  zur  selben  Jahreszeit,  ein  ähnliches  Ereignifs  in  Ca- 
labrien  stattgefunden  hatte,  welches  die  Umgegend  voo 
Coscnza  mit  Steinen  erfüllte  und  in  Neapel  das  lebhaf- 
teste Licht  verbreitete;  und  als  ich  das  Datum  näher  auf- 
suchte, sah  ich  mit  Erstaunen,  dafs  es  ebenfalls  der  29. 
November  gewesen  war.  Ich  dehnte  nun  meine  Nach- 
forschungen auf  alle  bekannten  Meteorsteine,  Feneiko- 
geln  und  Stemschnoppenttllle  aus,  sammelte  gegen  600 
solcher  Erscheinungen  und  stellte  sie  in  einer  Tafel  m- 
sammen,  in  der  Weise  geordnet,  dafs  die  von  demselbee 
Tage,  aber  verschiedenen  Jahren,  nebeneinander  zu  ste- 
hen kamen.  Bekanntlich  hat  man  schon  sonst  diese  PhS- 
nomene  nach  den  Monaten  gruppirt,  ohne  indels  zu  ei- 
ner bemerkenswerthcn  Folgerung  geführt  za  werden,  es 
sej  denn  die,  dafs  dieselben  gewöhnlich  im  Frühling  am 
häufigsten  sejen.  Allein,  indem  ich  jeden  einzelnen  Tag 
in  Betracht  zog,  bin  ich  zu  einem  ganz  neuen 
punkte  geführt,  der  die  Periodicität  dieser  Ereignisse 
nigstens  eben  so  evident  macht,  als  die  der  Sternschnuppen. 
Unter  den  privilegirten  Tagen  für  das  Erscheioeo 
der  Aerolithen  nimmt  der  29..  November,  für  welchen 
ich  diese  Periodicität  zunächst  vermuthete,  den  ersten  Plali 
ein.    Denn  für  die  letzten  30  Jahre  fand  ich  folgendes: 


521 


29.  Not. 

1839 

27.  Nor.  1823 

30.   • 

1831 

2a  .  1821 

29.   • 

1831 

30.  -  1821 

26.   ■ 

1831 

29.  -  1820 

27.   • 

1824 

28.  -  1810 

27.   . 

1824 

29.  -  1809. 

In  Summe  also  12  Fälle*  Allein  die  aaflallendsfen 
dieser  Aerolitbeu  -  ErscheinuDgen  fallen  genau  auf  die 
Tage  9  die  gewöhnlich  durch  grofse  SteraschnuppenßUe 
ausgezeichnet  sind,  auf  den  10.  August  und  13.  Novem- 
ber,  so  daCs  diese  Thatsache  nicht  nur  die  PeriodidtSt 
und  den  kosmischen  Ursprung  der  Meteorsteine,  sondern 
auch  deren  Identität  mit  den  Sternschnuppen  beweist 
Ich  begnüge  mich  hier,  für  das  periodische  Auftreten  der 
Aerolithen  einen  anderen  Tag,  den  29.  Juli,  nachzuwei- 
sen, der  in  Bezug  auf  den  10.  August  gewissermaben 
das  Seitenstück  des  29.  November  zum  13.  desselben 
Monates  ist. 

Vielleicht  hat  dieCs  einige  Analogie  mit  Hrn.  Er- 
m  a  n  's  Ansicht  über  die  die  Sonne  umgebende  Art 
von  ringförmigem  Nebel ').  Diese  Schlüsse  erlangen  eine 
ziemlich  befriedigende  Bestätigung,  da  die  Voraussagung 
sich  gegen  Ende  des  verflossenen  Monats  verwirkUcht 
hat,  am  26.  und  29.  Juli,  au&er  mehren  Feuerkugeln 
von  sehr  starkem  Glanz,  drei  bis  vier  Mal  so  viel  Stem- 
sdinuppen  in  einer  Stunde  als  sonst  gewöhnlich  beob- 
achtet worden  sind«  Diese  Periode,  die  von  mir  und 
meinem  Kollegen,  so  wie  von  den  HH.  Quetelet, 
A.  V.  Humboldt  und  Vico  (zu  Rom) 'vorhergesagt 
wurde,  scheint  ihr  Maximum  am  26,  Juli  erreicht  zu  ha- 
ben, also  drei  Tage  vor  der  mittleren  Epoche;  und  diefs 
scheint  in  einer  überraschenden  Relation  mit  der  Periode 
vom  10.  August  zu  stehen,  die  in  diesem  Jahre  ebenfalls 
nm  drei 'Tage  vorgerückt  ist. 

Was  indefs  die  Richtigkeit  mdner  Entdeckung  au- 

1)  S.  Ann.  Bd.  XXXXYUI  S.  682. 


522 

ffier  Zweifel  setii,  ist,  glaube  ich,  dergrofse  Meteontein- 
fall,  der  sich  in  der  Lombardei  und  in  Piemont  an  17. 
desselben  Moaats  zutrug  ^),  denn  dieser  Tag  befindet  sidi 
auch  unter  den  angegebenen  in  der  Tafel,  die  meine  bd 
unserer  Akajiemie  niedergelegte  Abhandlung  begleitet  h 
dieser  Tafel  findet  sich  fQr  die  früheren  Jahre  Folgendes: 


A^deilete 
lotcrralle. 

Abc^Mc 
iBterfaDe. 

1840  Juli  17 

1761  Juli  17 

5,0  Jahr 

1835     -     17 

5    Jahr 

1755 

5,0    • 

1835     -     18 

5,0    - 

1750     ■     16 

6,0     - 

1818     -     17 

5,7    - 

1730     -     17 

5,0    - 

1806     -     17 

6,0    - 

1686     .     19 

44>    - 

1771     -     17 

5,0    - 

1666     -     17 

5,0    - 

Alle  diese  Erscheinungen,  die  fast  an  dem  nämGdica 
Tage  statthatten,  machen  im  Vergleich  mit  der  geriogei 
Anzahl,  die  man  in  anderen  Monaten  antrifik  (abgesebcs 
von  dem  anderen  periodischen  Tage,  dem  29sten  Juli); 
die  Voraussetzung  einer  willkührUcben  Coubination  gan 
unmöglich,  und  sie  erhalten  durch  die  m  Ober-Ilalies 
beobachtete  Thalsacbe  die  sicherste  Bestätigung.  Sek 
merkwürdig  ist  auch  die  Periode  von  fünf  Jahren,  wci* 
che  die  Zeit  zwischen  den  verschiedenen  MeteorsteinGll- 
len  dividirt;  sie  läCst  bei  diesen  kosmischen  Körpern  ei* 
neu  Uralauf  von  gleicher  Zahl  von  Jahren  veramtheiL 
Diese  Tbatsacbe  berechtigt  uns,  meines  Eraditens,  diew 
Körper  aU  wiirkliche  Kometen  von  geringem  VoIubmd 
zu  betrachten,  ungetäbr  von  der  Natur  des  vom  J.  1770i 
Dieser  Komet,  der  ebenfalls  eine  Periode  von  fllnf  Jab* 
ren  hatte  und  seitdem  nicht  wieder  erschien»  könnte  woU 
die  Rolle  eines  Aerolithen  beim  Ju^ter  gespielt  habco» 
Es  ist  auch  merkwürdig,  dafs  der  einzige  Komet,  wel- 
cher scheint  mit  der  Erde  zusammentrefCea  zu  kdnoem 
diefs  nur  an  demselben  periodischen  Tage,  am  29.  No- 
vember, vermöchte! 
1)  Aon.  Bd.  LYIU  S.  668. 


623 

Nach  diesen»  kh  glaidbe^  wohlbenfälrten  Tholssclien 
und  nach  dem  beständige»  VerkomaieB  des  Eisens^  Koh 
balta  und  Nickels  in.  allefi  Meteorsteinen,  halle  ich.es  für 
erlaubt,  diese  Kdrper.ais.eoUtandea  ins  der  Zusammen^ 
ballun^  kosuMscher,  im  Weltraum  zersireuter  Atome  2u 
halten,  Atome ^  die,  veratttge  magnetischer  Kraft,  durch 
eolgegengesetzte  Pole  gekwungeo  sind,  sich  zii  veretnigeK 
Die  köraigen,  narbigen  oder  angefressenen  Gestalten  stin«- 
men  wohl  mit  dieser  Voraussetzung  überein,  so  dafs  diese 
physischen  Kennzeichen  zu  gleichen  Schlüssen  führen  wie 
die  chemische  Zerlegung. 

Aus  Allem  diesem,  scheint  mir,  kann  man  folgem: 

1.  Im  planetarischen  Räume  giebt  es  Zonen  oder 
Ströme  Ton  mehr  oder  weniger  feinen  nebligen  Materien, 
in  einem  mehr  oder  weniger  starken  magnetiacheu  Zu- 
stande; und  diese  Zonen  durchläuft  die  Erde,  bei  ihrem 
periodischen  Umlauf,  successir  an  Terschiedenen  Tagen 
des  Jahres. 

2.  Die  gleichsam  unfühlbarsten  dieser  Theilchen, 
schlagen  sich  auf  die  magnetischen  Pole  unserer  Erde 
nieder  und  veranlassen  dadurch  die  Nordlichter. 

3.  Etwas  weniger  kleine  Theile  (bei  welchen,  au- 
fser  der  magnetischen  Kraft,  sich  auch  die  Wirkung  der. 
allgemeinen  Gravitation  zu  äufsern  beginnt)  werden  von 
der  Erde  angezogen  und  zeigen  sich  in  Gestalt  von  Stern- 
schnuppen. 

4.  Dieselben  Theile  in  einem  etwas  gröberen  (plus 
avancä)  Zustande  geben  auf  gleiche  Weise  zu  den  glän- 
zenderen Erscheinungen  Anlafs,  die  unter  den  Namen 
Feuerkugeln,  Aerolithen  n.  s.  w.  bekannt  sind.  Wegen 
ihrer  grö&eren  Masse  gelangen  diese  Aerolithen,  ohne 
sich  zu  verzehren  oder  sich  gleichsam  in  Asche  aufzulö* 
Ben,  bis  in  kleine  Entfernungen  von  der  Erdoberfläche; 
allein  dann  geschieht  es  immer,  daCs  sie  durch  Anhäu- 
fung von  Elektricität  und  Wärme  zerspringen»  wie  wenn 


B2I 

VotBehung  dadarcb  eineo  zu  heiligen  StoCs  gegen  des 
Erdkörper  hätte  verhiDdern  wollen. 

5.  Die  Kometen  endUcfa^  deren  Masse  man  belanit- 
lieh  immer  sehr  klein  gefunden  hat,  sind  nichts  änderet 
als  die  gröbten  dieser  Aerolithen,  oder  besser  nichts  ab 
UranoUthenj  welche,  der  Anziehung  der  Planeten  est- 
wischend,  Zeit  genug  hatten,  ihren  Lauf  im  Planden- 
raum  unabhängig  zu  verfolgen  und  so  viel  Materie  an 
steh  zu  reifsen,  daCs  sie  von  der  Erde  aus  sichtbar  werda 


X.    ]V  o  t  i  z  e  n. 


1.  JLßämmenmgsbogen.  —  Ueber  dieses  bekanntlki 
durch  den  Erdschatten  hervorgerufene  Phänomen  ^)  thok 
Hr.  F.  B.  Morse,  in  Silliman's  Joum.  of  Science  Vd 
XXXVIII p.  389,  folgende,  wip  es  scheint,  noch  Hiebt 
gemachte  Beobachtung  mit  —  Der  morgendliche  DSd- 
merungsbogen  (  Tmlight  Bo$p^  beginnt  eine  halbe  Stoode 
vor  Sonnenaufgang  im  Westen  am  deutlichsten  zu  wer« 
den.  Er  hat  dann  eine  Höhe  von  15^  Zuerst  erscheiiit 
er  als  ein  blauer  Bogen,  dicht  umgeben  von  einem  schwa- 
chen Roth,  das  mit  dem  Blau  zu  Purpur  verläuft.  Ueber 
dem  Roth  erscheint  Gelb,  das  sich  mit  ihm  zu  Orange 
vermischt.  So  wie  die  Sonne  steigt,  sinkt  der  Bogeo 
mehr  zum  Horizont  hinab.  Bei  einer  Höhe  von  8^  fiber 
dem  Horizont,  oder  15  Minuten  vor  Sonnenaufgang  sind 
die  Farben  am  deutlichsten  und  concentrirtesten.  In 
Moment  des  Sonnenaufgangs  fl&llt  der  Bogen  mit  den 
Horizont  zusammen.  Der  abendliche  Bogen,  der  ^egeo 
Sonnenuntergang  am  östlichen  Horizont  erscheint,  giebt 
genau  zu  denselben  Erscheinungen  in  umgekehrter  Ord- 
nung AnlaCk  —  Am  besten  ist  die  Erscheinung  bei  sekr 
heiterem  Himmel  zu  sehen,  und  dann  erbUckt  man  ein« 

1)  YsL  N.  Gehl.  Wfirtcrb.  Bd.  U  S.  270. 


525 

Stunde  ror  SonneiiaargaDg  eine  zwäte  Farbenreibe,  ei« 
nen  andern  Bogen  innerhalb  des  ersten  {andofihe  same 
heighi  aboQe  the  horizoft)  bildend»  der  zwar  sehr  schwach 
und  verwaschen,  dennoch  aber  sehr  erkennbar  ist.  Die 
Farben,  von  der  Mitte  ausgeredinet  und  mit  Gelb  ange- 
fangen, sind  dann:  Gell),  Blau,  Roth,  Gelb,  Blau,  Roth. 

2.  Rothes  Steinsalz.  —  Hr  Marcel  de  Serres 
hat  im  Verein  mit  Hrn.  J0I7,  zu  Montpellier,  rothes 
Steinsalz  von  verschiedenen  Fundorten,  namentlich  von 
Cordona  in  Spanien,  unter  dem  Mikroskop  ,  untersucht, 
und  gefunden,  dab  es  seine  Farbe  einer  groben  Menge 
eingeschlossener  Infusorien  von  rOthlicher  Farbe,  nament- 
lich Monaden  und  BaciUarien  verdankt.  In  dem  Stein« 
salz  von  Cordona  finden  sich  dieselben  Thierchen,  die 
auch  in  dem  unter  diesem  Salz  liegenden  Mergel-  und 
Thonschichten  vorkommen.  Die  auf  diese  Weise  roth- 
gefärbten Steinsalze  schwärzten  sich  auch  bei  Erhitzung 
unter  Ausbauchung  eines  empyreumatischen  Geruchs,  in- 
dem jedoch  durch  geröthetes  Lackmuspapier  kein  Ammo* 
niak  nachzuweisen  war.  ( CompL  rend.  T.  X  p.  322 
und  477). 

3.  Antarciisehe  Fiäcane.  —  Die  HH.  Enderby, 
in  London,  die  schon  einmal  das  Glück  hatten,  dab  eine 
von  ihnen  ausgertSstete  Expedition,  das  Schiff  TUSa,  be« 
fehligt  von  Mr.  Biscoe,  geographische  Entdeckungen  im 
südlichen  Eismeere  machte,  nämlich  die  beiden  Küsten: 
Enderbv's  '  Land  und  Graham's  -  Land  auttand  (1831  bis 
1832),  sind  bei  einer  zweiten,  von  ihnen  und  andern  Lond- 
ner  Kaufleuten,  in  jene  Gegenden  abgesandten  Expedi- 
tion (bestehend  aus  der  Goelette  Mi/s  Eliza  Scott  und 
dem  «Kutter  Sabrina ^  befehligt  vom  Capt.  Balleny) 
von  einem  ähnlichen  Zufall  begünstigt  worden.  Diese  ent- 
deckte am  9.  Februar  1839  eine  Gruppe  von  fünf  In- 
seln, deren  mittelste  ihre  Westspitze  unter  66^44'S.  und 
163® iro.  V.  Greenw.  liegen  hat.  Diese  Inseln,. genannt: 
Siurge-f  Buckle-^  Borradaiie-,  Yow^-  und  Ratp-Island 


626 

mchiMB  sieb  dadorah  aus,,  (bis  ab  aakBiiitlicIl  vuli 
scher  Notar  Bind,  wie  dieb  der  an  12000  eagL  Fafa  Me 
E«gelberg  der  Younf- Insel,  die  Katar  der  an  deren  Ei- 
ste  anfiel eaenen  Steine  (sogenannte  Schlacken,  nebst  Ih- 
aak  mit  OliTiaen),  und  zwei  hohe  von  der  Biickle4Diel 
aufsteigende  Rauchsäulen  genugsam  an  den  Tag  ie{^ 
Die  Baileny -Inseln  sind,  mit  Ausnahme  der  im  J.  181D 
romCapt  B ellin gkauseo,  unter  69^  S.  entdeckteo  vd* 
canischen  Gegenden  (Peter  I- Insel  und  Aleiander  I-Kl- 
ste)  die  «fidbchsten  die  man  bis  jetzt  kennt.  {Jomn.if 
the  Geogr.  Soc,  Fol.  IX  p.  622  »))• 

4.  jitUMiscbe  Felsm  und  Vulcane.  —  BekaVt- 
lich  hat  die  fiegiemng  der  Vereinigten  Staaten  von  Noii 
Amerika  im  August  1838  ein  aus  sechs  Schiffen  balc* 
bendes  Geschwader  (^t,Ae  explorimg  E^edäion**)  tm 
Behufe  der  näheren  Erforschong  des  südlichen  £isn(^ 
res  ausgerüstet').  Auf  ihrem  Wege  dahin,  durch  (b 
Atlantische  Meer,  hat  es  sich  diese  Expedition  zur  Ab- 
gabe gemacht,  das  Dasejn  der  auf  fast  allen  Karten nil- 
ten  in  diesem  Meere  angegebenen,  vereinzelten  Feifi«) 
Klippen,  Untiefen  (^Rocis,  Vigies,  Shoals^  zu  prfifeOi 
und  so  hat  sie  elf  dergleichen  gefftbriiche  Stellen  oacb- 
gesttdit,  ohne  indeft  eine  einzige  derselben  anf finden  0 
könuen.  Unter  andern  wurde  denn  anch  der  Ort  k> 
sncht  (2<>43'S.  und  20*43'W.  G.),  wo  im  J.  1806  Capt 
Krnsenatern  vom  Bord  der  Nadeshda  aus  eine  Er* 

1)  Euie  Merlcwurdigkeit  auf  dieser  Reise  war  noeh  das  Begcfnca  €■<■ 
dOO  Fuis  hghen  Eisberges,  der  in  offiner  See  schwiinaicod  (d*^ 
103^40'  0.,  1400  Miles  ▼oDi.  Dächsien  bekannten  Land),  bei  etwa  ei- 
nem Drittel  seiner  Höbe,  von  unten  gerechnet,  einen  zwölf  Fnb  ko^ 
Fekblock  eingewachsen  entliiclt.  Das  Original  gicbt  eine  AbbSth^ 
daTon  und  verweist  auf  ähnliche  Falle,  erwähnt  in  Mnrchisoi^ 
Siiurian  SysUm  p,  541  und  Bennett's  Reise  {Geoffr,  Jot^ 
FoL  VU  p,  212).  denen  man  noch  eine  ahoU<^  Be«backtiiii|  ^ 
Prof.  Baer,  BuiUt,  d£  ttt^ad.  de  St.  Peiersbaurg  7.  //^^ 
hinsuiugen  könnte. 

2)  Eine  der  seither  bekannt  gewordenen  Fruchte  derselben  ist<fo»'^* 
deckung  einer  sehr  «»gedehnten  KGste  unter  bober  sfidlicber  Btnt 


527 

leheinang  beobachtete,  die  er,  mit  d^n  gesamniten  OfB« 
aieren  des  Schiffs,  fBr  dea  Ambnich  eines  sobmarinen 
Vulcana  hielt.  Allein  auch  hier  konnte  Ltn.  Wilkeu; 
1er  Befehlshaber  des  amerikanischen  Geschwaders,  nichts 
entdecken.  Man  mufs  daher  annehmen,  dafs  das  Pro- 
iakt  dieses  Aosbradis  eben  so  vergänglicher  Natur  war, 
As  die  Insel  Sabrina  bei  den  Azoren,  und  die  Isoh  Fer- 
iinandea  im  mittellündischen  Meere  (Krusenstern  im 
Bullet,    seient.   de  lacad.  de  Si.  Petersb<ntrg    T.   FI 

p.  93.) 

§•  FortseUeuderung  durch  BUiz,  —  Hn  Hubert 
hat  der  Pariser  Akademie  die  merkwürdige  Thatsache  mit- 
getheilt,  dafs  am  3.  Juni  1839  ein  Mann,  der  bei  einem 
Gewitter  unter  einer  Eiche  Schutz  gesucht  hatte,  daselbst 
vom  Btitz  erschlagen,  und  durch  denselben  23  Meter 
(70  par.  Fufs)  fortgeschleudert  ^wurde.  Man  fand  ihn 
in  dieser  Entfernung  von  der  Eiche  unter  einem  Kasta- 
BteDbuech.     {Compt  rend.  T.  X p.  115.) 

6.      Grofse   Ferbreiiung  des  Erdbebens   i^on   Fol- 
divia.  —  Das  Erdbeben  vom  7.  Nov.  1837,  welches  die 
Stadt  Valdwia  (39^50' S.,  73» 34' W.O.)  in  Chile,  zer- 
rtörte,  ist  nicht  nur  merkwürdig  wegen  seiner  Heftigkeit, 
sondern   auch  wegen  seiner  aufserordentlichen  Verbrei-^ 
tung.     Auf  den  Gambiers -Inseln^  auf  Tahiti,   anf  den 
Samoa-  oder  Schiffer- Inseln,  ja  sogar  auf  den  Vavao- 
Inseln j  unter  18<'34'S.  und  173''59"W,  also  21  Grad 
nördlicher  und  100  Grad  westlicher  als  Valdivia,  bewirkte 
es  gewaltige  Aufregungen  des  Meeres,  die  in  einem  mehr* 
maligen  Steigen  und  Fallen  desselben  bestanden.     Aut 
den  letztgmannten  Inseln   traten   diese  Bewegungen  am 
8.  November  ein  und  wiedertiolten  sich  36  Stunden  lang, 
allie  zehn  Minuten.     Erdbeben  wurden  nicht  verspürt,  al- 
lein auf  der  Samoa  -  Gruppe,   namentlich  im  Hafenort 
^pra,  auf  der  Insel   Opolu^  wo   der  Missionar  Mill 
schätzbare  Beobachtungen   machte,  hielt  ein  solches  die 
beiden  Tage  des  7.  und  8.  Nov.  unausgesetzt  an,  und 


S28 

darauf  stellten  sich  am  xweiteo  Tage  Nacbmiftegs  die 
gewöhnlichen,  vertikalen  Oscillationen  des  Meeres  cä 
(^Compt  rend.  T.  X  p.  835).  —  Audi  die  Sandaddh 
Inseln  waren  ZeugQ  des  letzteren  PhteomenSy  und  es  er- 
regte um  so  mehr  Verwundernng,  als  damit  kein  Erd- 
beben verbunden  war.  Bei  der  Stadt  Hanolulu,  auf  Owaki 
begann  die  Erscheinung  am  Nachmittage  des  7.  Novfar. 
mit  einem  Zurücktreten  des  Bleepes,  einem  so  starkes» 
dafs  der  Hafen  ganz  trocken  gelegt  wurde  und  die  K- 
sche  starben;  nach  28  Minuten  kehrte  indefa  das  VTa*- 
ser  zurttck,  stieg  bis  zar  gewöhnlichen  Flulbhdhe,  und 
sank  dann  schuell  wieder  um  sechs  Fnfs»  um  nach  38 
Minuten  abennab  zu  steigen.  In  solchen  ungewOhnlidien 
Oscillationen  beharrte  das  Meer  die  ganze  Nacht  und  den 
Vormittag  des  8.  Nov.  Die  höchsten  Wasserstände  guh 
gen  dabei  nicht  viel  Ober  die  gewöhnlichen  Fiothböbcfl 
hinaus,  allein  die  tiefsten  Stftnde  lagen  sechs  Fiifs  unter 
denen  der  Ebbe.  .  Das  Fallen  dauerte  durchadmittiic^ 
26  Minuten,  das  Steigen  10  Minuten  ^).  Die  AtmosphSre, 
so  wie  der  Stand  der  meteorologbchen  Instrumente  bot 
nichts  Ungewöhnliches  dar.  Es  herrschte  Nordostwind. 
Aehnliches  trug  sich  zur  selben  Zeit  auf  den  andern 
Inseln  dieser  Gruppe  zu,  namentlich  auf  Maui  QMottfee) 
und  Hafpaii  (^Ofpoi/U).  Auf  letzterer,  in  der  Byrori^ 
Bay^  fiel  das  Wasser  schnell  um  \\  Fathoms,  so  dab 
ein  Theil  des  Hafens  trocken  gelegt  wurde.  Hundette 
von  Neugierigen  sammelten  sich  am  Ufer,  um  dieses  ud- 
gewohnte  Schauspiel  zu  sehen,  als  plötzlich  eine  unge- 
heure Welle,  zwanzig  Fufs  höher  als  die  Hochwasser- 
marke, rasch  heranrtickte  und  mit  einem  donnerähnlicheii 
Getöse  sich  weit  Qber  das  Ufer  ergob,  so  dafs  eine  gren> 
liehe  Zerstörung  dadurch  angerichtet  wurde.  —  Nord-  und 
ostwUrts  von  den  Sandwich -Inseln  zeigte  die  See  nidits 
Bemerkenswerthes;  dagegen  war  iiet  Kirauea  wxi  Batpmi 
sehr  unruhig;  seine  Feuer  erlöscbten  plötzlich,  wShrend  sich 
anderswo  neue  SchlOod^^bildeten  (Sill.  J.  VolZl  p.  358). 

1)  Dieidbe  Enclieinui^.«feigte  iidk  im  J.  1819. 


• ANNALEN 

DER  PHYSIK  UND  CHEMIE. 

Bd.L  ERGÄNZUNG.  St  4. 

I.  Analyse  der  isochromatischen  Curven  und  der 
Interferenz 'Erscheinungen  in  combinirien  ein- 
axigen  Kristallen; 

9on  Chr.  Langberg  in  Christiania. 

(Vom  Yer&uer  gernacbter  Auszug   aus  einer  im  norwegischen  Magazin 
/or  Naiurtfidtmkaheme  Bd.  11  aiulakrlicU  verSflentltcbtcii  Abkandlang.) 


▼  Veno  ein  Lichtstrahl  durch  zwei  fiber  einander  ge- 
legte doppeltbrechende,  von  parallelen  Flächen  begränzte, 
Kristalle  gebt,  so  wird  er  im  Allgemeinen  in  vier  Strah- 
len  getbeilt,  die,  wenn  sie  nach  ihrem  Austritt  auf  eine 
gemeinsame  Schwingung^ebene  zurückgeführt  werden,  mit 
einander  zu  interferiren  fähig  sind. 

Es  seyen,  Fig.  4,  Taf  V  E^Ocy  und  E^Oe^  die 
Durchschnitte,  welche  der  Hauptschnitt  des  ersten  und 
zweiten  Kristalls  mit  der  Ebene  der  Figur  bildet,  und 
JPi  Op^  die  Protection  der  Schwingungsebene  der  pola* 
risirten  Einfallsstrahlen.  Von  den  zwei  Strahlen,  in  wel- 
che der  Einfallsstrahl  in  dem  ersten  Kristall  getheilt  wird, 
schwingt  nun,  für  kleine  Einfallswjnkel,  der  ungewöhn- 
liche ( J^)  im  Hauptschnitt  E^Oe^^  der  gewöhnliche  (Jo) 
in  einer  darauf  senkrechten  Ebene.  Jeder  von  diesen 
Strahlen  wird  im  zweiten  Kristall  ebenfalls  getheilt,  die 
ungewöhnlichen  (^loe  und  lee)  schwingen  indem  Haupl- 
flchnitt  E^Oe^f  die  gewöhnlichen  (loo  und  leg)  in 
der  darauf  senkrechten  Ebene.  Wenn  die  vom  zweiten 
Kristall  ausfahrenden  Strahlen  mit  einander  interferiren 
sollen,  so  müssen  sie  alle  auf  eine  gleiche  Schwingungs- 
ebene zurückgeführt  werden;  diese  sey  in  P^Op^  pro- 
)icirt.  Die  Schwingungsebenen  jP^  Op^  und  P,  Op^  der 
einfallenden  und  vom  zweiten  Kristall  ausfahrenden  Strah- 

Poggend.  Ann.  Krganaungsbd,  I.  34 


630 

len  bilden  mit  einander  den  Winket  er;  der  Haoptscbnitt 
des  ersten  Kristalls  bHde  den  Winkel  (p  mit  der  Scbwlii- 
gongsebene  des  analysirenden  Tarmalins  oder  Ntchofa; 
(f!  sej  der  Winkel  zwischen  derselben  Ebene  und  dem 
Hauptschnitt  E^Oe^  des  zweiten  Kristalls;  xf)  der  Win- 
kel zwischen  beiden  Hauptschnitten.  -  a+tp  ist  also  der 
Winkel,  den  die  Schwingungsebene  der  Einfallsslrahleo 
mit  dem  Hauptschnitt  des  ersten  Kristalls  bildet. 

Bedeutet  nun  c  die  absolute  Yibrations  -  lotensilit 
d^r  einfallenden  Strahlen,  oder  die  Geschwindigkeit,  wo> 
mit  ein  schwingendes  Aethermolekul  des  einfallendeD  lidi- 
tes  durch  seine  Gleichgewichtslage  geht,  so  läfst  sich  die 
Geschwindigkeit  der  Aethermoleküle  im  Augenblick  des 
Eintritts  im  ersten  Kristall  durch  die  Formel  c»sui2sig 
ausdrücken.  Zerlegt  man  diese  Geschwindigkeit  nach  dem 
Hanptschnitt  Ei  Oe^  und  senkrecht  darauf,  so  hat  man 
die  Yibrationsintensität  der  ungewöhnlich  und  gewOhnlicb 
gebrochenen  Strahlen  im  ersten  Kristall.    Also  ist 

Iez=zc*cos{a+(p)sin27ig 

wo  &  die  Zahl  der  Wellenlängen  bedeutet,  die  der  W^eg 
des  gewöhnlichen  Strahls  mehr  als  der  des  ungewöhnli- 
chen enthält,  oder  der  Gangunterschied  beider  Sirahleo« 

Nachdem  nun  die  Strahlen  den  zweiten  Kristall  durdb« 
laufen  haben,  hat  man  ebenso,  wenn  ^  den  Gaognii- 
terschied  beider  Strahlen  in  diesem  Kristall  bedeutet, 
lee^^     c*cos(a+(p)cosxp*sin27ig 
leozs     c*cos{a+(p)sin%p*sin2n{g+d') 
Ioo=:     c»sm(a+(p)cosip^sin2n(g+&'i^&) 
Iöe:=: — c*sin(a+(p)smip*sin2st(g+&). 
Von  diesen  Strahlen  können  nur  diejenigen,  deren 
Schwingungen  parallel  der  Schwingungsebene  P^  Op^  des 
analysirenden  Nichols  sind,  durch  diesen  hindurch  gehen, 
oder  das  Auge  erreichen,  also  nur 

{Iee+Ioe)cos(p^  und  { Ieo+Ioo)smfi\ 
Die  Oscillationsgeschwindigkeit  der  Strahlen,  die  das 
Auge  erreichen,  ist  folglich 


5S1 

— sin27i(g+&)sin(cc+q>)smifj'^cos(p* 
+  c£sin27i(g+&')cos(a'^q))sm'ip 

oder  S^=:cl^cos{a+{p)costpcoS(p' 

— sin(a+(p)sin^cos(p'cos2n& 
+  cos(^a'hq>)sm\psinq>'cos2n6^ 

+sin(a+g>)cos%lJsing/cos27t(&+'d'')']sm2ng 
^crcos(a^q)^sinyjsmq/  sin27t&* 
—  sm(a  +  (p)  sm^  cos  (p'  sin27i& 
+sin(a+<p)cosxlJsinq>*sin27i(&+&)2cos2ng. 

Bezeichnet  man   den  Faktor  bei  sin2ng  durch  A^ 

und  den  Faktor  bei  cos2ng  durch  B^  so  ist 

S=iA*sm2ng'\-B*CQs2ng. 

Dieser  Ausdruck  kann  auf  folgende  Form  gebracht 

werden 

S=Vl^lB^.sin{2ng+  G), 

wo  tangGz=z—j^  und   G  constant  ist  für  einen  Strahl 

von  bestimmter  UndnlationslSnge  oder  Farbe.  Da  die- 
ser Ausdruck  ganz  dieselbe  Form  hat,  als  der  Ausdruck 
Ilir  die  Geschwindigkeit  der  Aethermolektile  in  A&h  ein- 
fallenden Strahlen,  so  ist  K-/^4-/P  die  Oscillatiönsge- 
schwindigkeit  der  ausfahrenden  Strahlen,  nachdem  alle  auf 
eine  gemeinsame  Schwingungsebene  P^  Op^  zurückgeführt 
sind,  und  das  Quadrat  hievon,  oder  A^+B^  drückt  die 
Intensität  des  Lichtes,  welches  das  Auge  erreicht,  aus. 

Bezeichnet    man    diese  Lichtintensität  durch  /',  so 
findet  man,  nach  vorgenommenen  Reductionen 
Pzszc^lsin'xljlsin\a+f)cos*(p' 
+ cos^  (  a  -f-qp  )sin}  y'  ]  Hh 
+cos^\f}[^  sin'^(a+(p)siri^q>' 
+cos^  (a4-qp)co5'q^]4- 
(l  \    J  '^r\sin2%p sin2q} cos^{a^w^ 

^^'^    \  —sm\a+q))2cos27i&  + 

^\sm2tpsin2(^a+<p)[^sin^(p' 

—  cos*(p'']cos2n&+ 
'^\sin2(a^(f:)sm2(p'  [cos^fpcos  2nQ9^+&) 

34* 


S32 

Diese  allgemeine  Formel  ist  nun  der  AusdradL  {fir 
die  Intensität  der  aus  dem  zweiten  Kristall  ausfahrenden 
Strahlen,  die  beide  Kristalle  in  jeder  Richtung  durchlao- 
fen  haben,  wenn  man  das  durch  Absorption  und  Rell^ 
xion  verlorene  Licht  auCser  Betracht  setzt. 

Ich  werde  nun  diese  allgemeine  Formel  auf  einige 
spedelle  Ffille  anwenden. 


Setzt  man  in  der  Formel  (L)  %p=0  oder  rrlW, 
d.  h.  fallen  die  Hauptschnitte  beider  Kristalle  znsammeD, 
so  ist  9>=9>'  oder  9'= 180^ +9 1  also  die  IntensitSt 
Pzs:c^[^sin*(a+ip)sm^(p'+cos^(a+(p)cos^fp'+ 

+ism2(a+(p)sm2(p'cos29t(&+ö^)']f     oder 
P=:c^lcos*a—sin2(a^(p)sm2ipsm^n(&'^&')']    (H) 

Die  Intensität  ist  also  in  diesem  Falle,  f Qr  einen  ht- 
stimmten  Werth  von  a  und  9,  allein  abhängig  tob 
&+&'t  oder  der  Summe  der  Gangunterschiede  der  g^ 
wohnlichen  und  ungewöhnlichen  Strahlen  in  beiden  Kri- 
stallen', und  ist  dieselbe,  die  man  finden  würde,  weoD 
die  Strahlen  durch  einen  einzigen  Kristall  gingen,  der 
den  ausfahrenden  Strahlen  einen  Phasenunterschied  ^b^ 
gleich  der  Summe  der  Phasenunlerschiede  unserer  beides 
Kristalle. 

Setzt  man  nämlich  &+^=z-j-,  so  läfst  sich  der 

obenstehende  Ausdruck  in  folgende  Form  bringen 

Pz=i—[l  +cos2(a+(p)cos2q) 

'^sm2{a'J^tp)$in2{pcos2n'Y  L 

welcher  Ausdruck  identisch  ist  mit  der  bekannten  Airf- 
schen  Formel,  für  die  Intensität  des  Lichtes,  das  dordi 
einen  einzigen  Kristall  geht,  wo  der  Gangunterschied  ^^* 
1.  Stehen  die  brechenden  Flächen  der  beiden  Kri- 
stalle senkrecht  auf  der  optisdien  Aze,  so  ist  für  0^* 
tive  Kristalle 


533 

wenn    T  die  Dicke  des  Kristalls ,  i  den  Einfallswinkel, 

•j^  and  -j  die  Brechungsexponenten  der  ungewöhnlichen 

und  gewöhnlichen  Strahlen  bedeutet ,  in  dem  Fall,  dafs 
die  Brechungsebene  senkrecht  auf  der  Axe  steht. 

Hätten  t,  b  und  a  dieselbe  Bedeutung  für  den  zwei- 
ten Kristall  9  wie  T,  B  und  A  für  den  ersten,  so  ist 


und 


^+^  =  (7'^^+/*^')*««/=;,*«'/.    (1) 


Intensität  wird  folglich  nach  (II) 
1^  =ic^[^cos^a—s{n2{a-^(p)sm2tpsin^(npsin^{)'\,  (2) 
für  a=90«  wird 

P=zc^süi^2  9  sin'^np^smU)  (3) 

Man  hat  also  die  bekannte  Erscheinung  des  schwär* 
zen  Kreuzes  und  der  concentrischen  dunklen  und  hel- 
len Ringe  (Taf.  V  Fig.  5). 

Für  die  Halbmesser  der  dunklen  Ringe  findet  man 
den  Ausdruck 

2nbB 
Tb(B*^A')+tB(b^—a^y  ^*^ 

wo  71  eine  ganze  Zahl  ist. 

Die  Erscheinung  för  einen  einzigen  Kristall  Ton  der 
Dicke  T  findet  man,  wenn  man  /=0  oder  a=zb  setzt. 
Die  Halbmesser  der  dunklen  Ringe  sind  für  diesen  Fall 

T{B^^jpy  ^^^ 

Combinirt  man  also  zwei  gleichnamige  Kristalle,  so  zie- 
hen sich  die  Ringe  zusammen,  oder  die  Durchmesser  der 
l^nge  sind  kleiner  fQr  die  combinirten  Kristalle,  als  für 
jeden  dieser  Kristalle  allein. 

Ist  der  eine,  z*  B.  der  zweite  Kristall,  positiv,  so 


534 

ivecbselt  ^  das  Zeichen,  da  a'^b  wird.  Der  Ausdnid 
für  die  Intensität  bei  (3)  bleibt  unverändert,  nur  mit  den 
Unterschied,  dafs  p  nun  bedeutet 

22  2b       ' 

.  Die  Halbmesser  der  dunklen  Ringe  sind  also  in  de- 
sem  Falle 

Vergleicht  man  diesen  Ausdruck  mit  der  Formel  (5^ 
so  sieht  man,  dafs  die  Ringe  durch  diese  Combinatioa 
sich  ausdehnen,  und  dies  ceteris  parßus  desto  mehr,  yt 
gröfser  die  Dicke  des  zweiten  Kristalls  ist  im  Vergleicb 
mit  der  des  ersten,     Ist  t  so  grofs,  dafs 

T  _      B       a^  —  b^ 
'  t  ~B^—4'^      b     ' 
so  sind  die  Ringe  unendlich  grofs,  oder  alle  Ringe  Te^ 
schwinden.    Man  sieht  leicht,  dafs  in  diesem  Falle  jeder 
der  eombinirten '  Kristalle  für  sich  Ringe  von   gleiches 
Durchmesser  geben  würde. 

Wird  /  noch  gröfser,  so  ziehen  sich  die  Ringe  wie- 
der zusammen,  und  werden  desto  kleiner,  je  mehr  /  zu- 
nimmt, wenn  T  unverändert  bleibt. 

2.  Sind  die  brechenden  Flächen  der  Kristalle  pa- 
rallel der  Axe,  so  ist  ^),  unter  Voraussetzung  eines  nega- 
tiven Kristalles 

WO  Ty  A,  B  und  i  dieselbe  Bedeutung  wie  vorher  ha- 
ben, und  wo  y  den  Winkel  bezeichnet,  den  die  Pro- 
jection  des  Einfallsstrahls  auf  die  brechende  Fläche  des 
Kristalls  mit  einer  auf  der  Projection  des  Hauptschnitls 
senkrechten  Linie  bildet. 

1)  Vgl.  Radicke'i  Optik  I  S.  417.  In  der  Onsmalalilitfidliii«  ut 
die  TOD  Muller  (Pogg.  Ann.  XXXIII  S.  291)  gegekcae,  von  ikr 
obenitehenden  Terschiedene,  Formel  angewandt,  welches  aber  auf  die 
Hauptretnltate  keinen  Einflofa  hat. 


535 

Haben  für  den  zweiten  Kristall  i^  a,  b^  i  and  /  die- 
selbe Bedeatung,  so  findet  man  für  zwei  negative  Kri- 
alalle 

&+^=p+\(^—rsih^r)sin'^i\  (8) 

wenn  man  setzt 

f'-^  AB    +'-SF- 
y=  T{B—A)+t{b-.a) 

r=  7-— y h/— j . 

Setzt  man  den  Ausdruck  (8)  in  die  Intensitfttsfor- 
mel  (II)»  so  wird  die  Intensität  für  einen  gegebenen 
Werth  von  a  und  q>  allein  von  i9'-Hi9^  abhängig.  Wenn 
man  also,  wegen  der  Kleinheit  des  Einfallswinkels,  tangi 
mit  sini  vertauscht,  so  kann  man  die  Gleichung 

i8'-|-iy:=co/M/,  oder  C=/^-f-J(y — rsin^y)sin^i    (9) 
für   die  Polargleichung  der  isochromatischen  Curven  an 
nebmeo. 

Man  findet  auf  diese  Weise 

.,.      2(C-p)  M 

q—r*sui?Y     g—r*sm^Y 
welcher  Ausdruck,  da  p,  y  und  r  unter  der  angenom- 
menen Voraussetzung  dasselbe  Zeichen  habeUi  und  r>'y, 
die  Gleichung  einer  Hyperbel  ist,  deren  Halbaxen 

i/z  ^  y^ 

1  ^ — 9 

sind,  und  deren  Asjmptotenwinkel,  wenn  man  densel- 
ben 2  V  nennt,  gegeben  ist  durch 

,i^y^/l\/  BbmB-A)+Kb^a)'] 
smy—y    y-y     Tbiß^-^J^y+tBib^-a^y   ^^"^ 
Die  Intensitäts- Formel  (II)  wird  in  diesem  Falle 
für  arzrdO*' 

I^=sc^sin}2(psin^n[^p+\(g — r  sin^  y)  sin^  i']. 

Die  Intensität  wird  sodann  Null  für  jeden  Einfalls- 
winkel, wenn  9=0=90*=180«  oder  =270®,  und  sie 
hat  ihr  Maximum,  wenn  9) =45® =135®=  u.  s.  w. 


5S6 

Die  iDtensitfit  wird  ferner  Nall,  weim 
p+Kf — rsüfy)sm^i 
gleich  einer  ganzen  Zahl  n  ist,  wodurch  mehrere  dimUe 
hyperbolische  Ringe  angedeutet  werden  (Fig.  6),  deren  Ab> 
stand  vom  Centrum  in  der  auf  die  Projection  des  Hanpt* 
Schnitts  senkrechten  Richtung,  wo  ;^=:0,  gegeb^i  ist  dorii 

Wächst  i  zu  i+i'y  so  kann  man  fQr  kleine  Eiii> 
falls  Winkel  ohne  bedeutenden  Fehler  annehmen,  daft 
sin^i  zu  $in?i+sw?a  wächst.  Soll,  fttr  diesen  Zawadv 
von  I,  19* +19^  um  eine  Einheit  zunehmen,  d.  h.  geht  man 
von  einer  dunklen  Stelle  der  Hyperbelaxe,  wo  ;^=Q^  zn 
der  nächsten,  wo  die  Intensität  gleichfalls  Null  ist,  fibcr, 
so  muCs,   weil   ;^  =  0   ist,   zufolge  der  Gleichong  (9) 

|yjih'/=l  seyn,  oder  sini^^y    — ,  also 

i=Arc{sm^'\/ ^y  (12) 

welchen  Ausdruck  man  annäherungsweise  Dir  den  Ge- 
sichtswinkel, worunter  sich  der  Abstand  der  innerrteo 
Ringe  zeigt,  annehmen  kann,  oder  als  die  Breite  des  in- 
nersten Ringes,  wenn  p  eine  ganze  Zahl,  und  foIgUch 
die  Mitte  des  Gesichtsfeldes  ganz  dunkel  ist. 

Auf  dieselbe  Weise  findet  man  fQr  die  Halbmesser 
der  dunklen  Ringe  in  der  Projection  des  Hauptschniffs 

sifT  I  =:— ^t- \ 

Bezeichnet  man  den  Gesichtswinkel,  worunter  sich 
auf  diese  Axe,  wo  ;^  =  90^,  die  Breite  der  innersten 
Ringe  fQr  kleine  Einfallswinkel  zeigt,  durch  i%oy  so  hat 

man  »%o  —Are  fsin  =  y    jrZTg)'  ( *') 

Setzt  man  in  den  angeführten  Formeln  /=0  oder 
azsb^  so  hat  man  die  Erscheinung  eines  einzigen 


S$7 

Stalles  von  der  Dicke   T.     Der  Asymptotemvinkd  2J^ 
wird  bestinint  durch 


* 


f 


sinV 

und  ist  folglich  von  der  Dicke  des  Kristalk  nnabbSngig. 
Die  FormelD  (12)  und  (13)  werden  fOr  einen  einzigen 
Kristall 

t^^:=sArc  •  f  sm  = —  j- ) 

dir  zwei  combinirte  Kristalle  hat  man  gefanden 

Man  sieht,  dafs  auch  bei  parallel  der  Axe  geschlif- 
fenen Kristallen  die  Ringe  sich  durch  Combination  zweier 
gleichnamiger  Kristallplatten  zusammenziehen. 

3.  Ist  der  eine  von  den  combinirten  Kristallen, 
z.  B.  der  zweite,  positiv,  so  findet  man,  wenn  a^ft, 
und  man  setzt 

Tab(B—ji)  —  tjiB(a^b) 

P^" :?3S^5 

T 
wie  oben 

&+&'s::p+\(^—rsm*y)sm^i.  (16) 

Setzt  man  nun  ^9*+^  gleich  einer  Constante,  so 
ist  diese  die  Gleichung  der  isochromatischen  Curven. 

So  lange  nun  q  und  r  gleiches  Zeichen  haben,  und 
'*>9',  ist  dieser  Ausdruck  die  Polargleichung  einer  Hy« 


538 

periiel.     Der  Winkel  V^  den  die  Asymptoten  mit  der 
Axe  der  Polarcoordinaten  bilden,  wird  bestimmt  durch 

smF=y  T-y    /ß*^A»\    (a*--i>y   ^  ^ 

wenn  man  Tssnt  setet. 
Man  Ündet  ferner 

Vergleicht  man  diese  zwei  Ausdrücke  mit  den  Glei- 
chungen (14)y  so  siebt  man,  dafs  sich  die  Riege  durck 
Combination  zweier  ungleichnamiger  Kristalle  ausdehnen. 

a)  Ist  der  negative  Kristall  sehr  dick  in  Vergleich 
mit  dem  positiven,  so  nähert  sich  der  Ausdruck  (10) 
seinem  Gränzwerth 

VÄ+B' 

Geht  man  von  diesem  Werthe  aus,  und  combinirt 

den  negativen  Kristall  mit  positiven  Kristallen  von  mehr 

und  mehr  abnehmender  Dicke,  so  wächst  K  bis  9=/; 

oder 

a  —  b    aB 

da  F'  gleich  einem  Bechten  wird.  Der  Asymptotenwin- 
kel 2  y  wächst  also  bis  zu  dieser  Gränze,  und  zu  glei- 
cher Zeit  dehnen  sich  die  Ringe  aus,  da  9  und  r — y 
zugleich  mit  n  abnehmen. 

b)  Ist  r=:^,  so  wird 

'  V         yt(a-b)lBa-Ah2J 

Die  Gleichung' der  isochromatischen  Curven  vrirdoun, 
2(c— /?)=3ilf  gesfctzt, 


sirri: 


S39 
M 


Die  Hyperbeln  verwandeln  sich  also  in  ein  System 
von  geraden  Linien,  parallel  der  optischen  Axe. 
Zafolge  (19)  wird 

Vergleicht  man  hiemit  den  Ausdrnck  (14),  so  sieht 
man,  dafs  dieser  Fall  eintritt,  wenn  die  Ringbrate  der 
in  jedem  Kristall  für  sich  hervorgebrachten  Hyperbeln  in 
den  vom  Haaptschnitt  halbirten  Asymptotenwinkeln  gleich 
grofs  ist. 

c)  Wird  n  noch  kleiner,  so  ist  r^^^,  und  die  Glei- 
chung (16)  ist  dann  die  einer  Ellipse,  deren  grolse  Axe 
parallel  der  optischen  Axe  ist.  Nennt  man  die  grdfste 
Halbaxe  6,  die  kldnste  3,  so  hat  man  für  kleine  Ein- 
fallswinkel 

a==Arc^sin=:\/  —-y    b=:Arc(^sm=:]/  -y 

d)  Je  kleiner  r  wird,  je  mehr  nähert  sich  das  Axen- 

vcrhältnils  der  Einheit;  ist  r=0,  so  wird  -^sl,.  und 

die  Gleichung  (16)  rednciif  sich  auf 

.,.      M 

9 
die  Gleichung  eines  Kreises.    . 

e)  Nimmt  n  noch  mehr  ab,  so  wird  r  negativ;  ist 
nun  g  positiv,  so  ist  (16)  die  Gleichung  einer  Ellipse, 
deren  grofse  Axe  senkrecht  auf  dem  Hauptschnitt  ist; 
man  findet  wie  oben 

f)  Je  mehr  q  abnimmt,  je  mehr  dehnen  sich  die  El- 
lipsen  in  der  Länge  aus  bis  9^=0;  die  kleine  Axe  ist 

ist  dann  Arc\sinzi^y    — j,  Ae  grolse  Axe 


MO 

und  die  Ellipsen  verwandeln  sich  in  ein  System  von  pa- 
rallelen geraden  Linien,  die  senkrecht  auf  der  Projection 
des  Haoptschnitts  stehen.     Da  in  diesem  Falle 

so  wird  jeder  Kristall  für  sich  Hjperbeln  geben«  -welche 
in  den  Asjmptotenwinkeln,  die  von  der  auf  dem  HaopC- 
schnitt  senkrechten  Axe  halbirt  werden ,  gleiche  Breite 
haben. 

g)  Wird  n  noch  kleiner,  so  werden  g  ond  r 
beide  negativ;  die  parallelen  geraden  Linien  fangen  dana 
wieder  an,  sich  ^u  Hjperbeln  auszubiegen,  deren  Asynp- 
totenwinkel  immer  gröfser  wird,  und  sich  dem  Grins- 
wertbe 


2^rc(5«=|/3r) 


nähert,  wenn  n  bis  Null  abnimmt.  Da  dieser  Bogen  stets 
kleiner  als  90®  ist,  so  kann  der  Asymptotenwinkel  %F^ 
nie  ein  Rechter  werden. 

4.  Sind  die  brechenden  Flächen  der  beiden  Kri- 
stalle unter  einem  Winkel  von  45®  gegen  die  Axe  ge- 
schnitten, so  findet  man  ffir  &  einen  Ausdruck  von  der 
Form  » ) 
&^=z  T^msm^ysin^i+ncos^ysiri^i+ysinysmi — r]  (20) 
wenn  man  die  höheren  Potenzen  von  sini  unberücksidh 
tigt  läfst.  Setzt  man  nun  &  constant,  so  hat  man  fBr 
die  Gleichung  der  isochromatischen  Curven,  wenn  die 
Hauptschnitte  parallel  sind,  und  man  auch  die  zweite  Po- 
tenz von  sini^  wegen  der  Kleinheit  des  Einfallswinkels» 
fortläfst,  annäherungsweise,  (für  positive  Kristalle) 
&+&'=(Tf+t^)smysini—(Tr+tr^)=:C    (21) 

/,  ^  und  r'  für  den  zweiten  Kristall  dasselbe  bedeutei^ 
was  7,  y  und  r  für  den  Ersten  sind. 

Die  Gleichung  (21)  ist,  wie  man  sieht,  die  einer 

1)  Pogg.  Ann.  XXXV  S.  100,  und  Radicko't  Optik  I,  &  4S6. 


541 

geraden  auf  dem  Haaptsclinitt  senkrechten  Linie.  Aaf 
gleiche  Weise  wie  oben  findet  man  für  die  Breite  je 
zwei  auf  einander  folgender  dunkler  Linien,  wenn  man 
;/=90*  seilt, 


Als  letztes  Beispiel  von  der  Anwendung  der  Inten- 
sitätsformel (II)  wollen  wir  den  Fall  betrachten,  dafs 
die  Hauptschnitte  der  beiden  wie  oben  geschnittenen  Kri- 
stalle 180^  mit  einander  bilden,  und  der  Kürze  willen 
annehmen,  dafs  beide  combinirte  Kristallplatten  StOcke 
von  demselben  Kristall  sind.  Für  den  zweiten  Kristall 
findet  man  i9^,  wenn  man  in  der  Formel  (20)  y+\^ 
fär  Y  setzt,  folglich  ist 

&'z=t[^msüi^ysüi?i+ncos^ysin^v — gsinysiti'^ry 
und 
&+^=:m(  T+t)sm^ysm*i+n(  T+t)cos*ysiä^i 
_y(  T^t)sinysini—r(  T+t)z=A. 

Diese  Gleichung  zeigt,  dafs  die  isochromatischen  Cur- 
ven  Ellipsen  sind,  deren  Cenfrum  im  Maopfschnilt  liegt, 
auf  der  Seite,  wo'  die  Projection  des  vom  Auge  abge- 
wandten Endes  der  optischen  Axe  des  dicksten  Kristalls 
fällt  ^),  und  in  einer  Entfernung  vom  Mittelpunkte  des 
Gesichtsfeldes,  die  desto  grOfser  ist,  je  grörsen  der  Un- 
terschied der  Dicke  beider  Kristalle.'  Sind  beide  Platten 
gleich  dick,  so  findet  man 

•  ,  .  A+r 

Sin*l=:z r-- — -., 

msifry+ncos^y 

welcher  Ausdruck,  da  m  und  n  gleiches  Zeichen  haben, 

eine  Ellipse  vorstellt,   deren   Centrum  im   Mittelpunkte 

des  Gesichtsfeldes  liegt.     Ist  n'^m,  so  liegt  die  grofse 

Axe  der  Ellipse  im  Hauptschnitte;  wenn  dagegen  n^m 

ist,  so  hat  die  kleine  Axe  diese  Lage. 

1)  Weil  siny  auf  der  Seite  der  auf  dem  Hauptschnitte  acukrechten 
Linie  poiitiv  wird,  wo  das  dem  Auge  zugewandte  Ende  der  Aze 
projicirt  ist 


643 

u. 

Setzt  maD  in  der  allgemeineD  IptensifStsfoniiel  (1) 
^=90^  oder  270^,  ako  ^'=s^zt:90^,  so  findet  man 
Pss2C^\^sin^(a+(p)cos^^*'+'COs^(a'+'(p)sin^tp' 
— 2sin(a'+'(p)cos(a+(p)sin(p'  cosff' 
^2sm(a+^)cas(a+ip)sinf'cos(p' 

^\sin2(u+<p)sin2q>cos2n(&—^)2 

z=2e^lcos*a^fim2(a'¥g>)sin2ipil'-€Os2ni&''^y\ 
^der 
I^z:^i^lcos^a—SM2(a+<p)sm2g>s{n^n(&—&')J     (ID) 

Ist  a=9>=s46^)  80  vrird  die  Intensität  von  «9*  und 
i9f  nnabbangig,  weil  das  letzte  Glied  in  (III)  Null  wird; 
die  Corven  verschwinden  also,  und  die  Intensität  ist  fir 
jeden  Einfallswinkel  constant,  und  gleich  der  halben  In- 
tensität der  Einfallsstrahlen.  Uebrigens  wird  hier,  wie 
im  oben  betrachteten  Falle,  die  Form  der  Curven  die- 
selbe fQr  jeden  Werth  von  a  und  tp;  nur  die  relative 
Intensität  der  dunklen  und  hellen  Stellen ,  und  die  Lage 
des  ganzen  Corvensjstems  wird  verändert 

1.  Die  brechenden  Flächen  beider  Kristalle  sejci 
der  Axe  paralleL 

Für  zwei  negative  Kristalle  hat  man  wie  oben 

Da  der  Hauptschnitt  des  zweiten  Kristalls  ±90*  um 
dem  des  ersten  bildet,  so  findet  man  i9^,  wenn  man  ii 
diesem  Ausdrucke  ;^=|=90®  für  y  setzt,  oder  ::^cosy  lur 
smy»    Man  findet  also 

&^t^+^(b-a)\:b^(a+b)cos^r2sinU 

und 

^-.^=^+J(y— r««V)*i««/,  (23 

wenn  man  setzt 


54S 


7=7(5  — ^)+<(*—a)-y         j  (24) 

Setzt  man  imn  t^ — &  consfant  ^=C,  so  ist 

sin^i^^^^.  (25) 

Da  r—y=zT(ß — ^)-«.+/(A  — a),  welches  eine 

positive  Gröfse  ist,  so  ist  T>q^  und  die  Gleichung  (25) 
drückt  immer  eine  Hyperbel  aus,  deren  Halbaxen  sind 

Der  Asymptoteowinkel  2  f^  wi^d' gegeben  durch 

Vergleicht  man  diesen  Ausdruck  mit  dem  Ausdruck 
bei  (10),  so  sieht  man,  dafs  dieser 'Winkel  fftr  nega- 
tive Kristalle  kleiner,  da  b'^a^  ftir  positive  gröfser  ist, 
da  b<Za,  wenn  die  Hauptscbnitfe  auf  einander  senkrecht, 
als  wenn  sie  parallel  sind.  Der  Asymptoten winkel  nä- 
hert sich  also  in  beiden  Fällen  einem  Rechten« 

Sind  beide  Platten  gleich  dick,  so  wird  2^  von  der 
Dicke  unabhängig  und  gleich  dO^ 

FQr  die  Ringbreite  im  Hauptsctinitt  des  ersten  Kri- 
stalls und  senkrecht  darauf  findet  man  annäherungsweise 

•  a^  2b 

.,,        _____    2b 

Vergleicht  man  hiemit  die  Ausdrücke  (15),  so  sieht 
man,  dafs  die  Ringbreile  für  negative  Kristalle  in  dem 
Rauptschuitte  gröfser^  und  senkrecht  darauf  kleiner  sind, 
^enn    die    optischen  Axcn  auf  einander  senkrecht,   als 


644 

wenn  sie  parallel  sind«  FQr  poMthre  Kristalle  findet  du 
Umgekehrte  statt.  Lftlst  man  also  den  Winkel  zwischca 
den  Hanptschnitten  zunehmen  von  0  bis  90*,  so  werdca 
sich  für  negative  Kristalle  die  Ringe  in  den  vom  HaupC* 
schnitte  halbirten  Asymptotenwinkeln  zosammenzi^ 
und  sich  in  den  anderen  zwei  Winkeln  ausdehnen.  Fk 
positive  Kristalle  verhält  es  sich  umgekehrt 

Ist  der  zweite  Kristall  positiv,  so  verwanddn  ack 
die  AusdrQcke.(24)  in 

Tab(B—ji)+tab(a—b) 
f"^ ÄB^ 

y=zT(B-A)-t(a^b)± 

'•^^-^ '-T-' 

und  die  Polargleichung  der  isochromatischen  Curven  wirl 
wie  oben 

So  knge  T  sehr  grofs  ist  im  Vergleich  mit  /,  flo' 

r  und  g  positiv,  und  die  Curven  sind  dann  Hjperl)el& 

T 
Nimmt  —  oder  n  ab,   so  werden  die  Curvensjstcfle 

ganz  dieselbe  Veränderungen,  wie  die  oben  fQr  panliek 
Hauptschnitte  beschriebenen,  durchlaufen.  Vergleicht  nun 
die  obenstehenden  Werthe  vnn  p^  q  und  r  mit  den  Wer- 
then  (16)  des  vorigen  Falles,  so  sieht  man,  daCs  r  mir 
verändert  ist,  p  und  q  dagegen  einen  von  den  frfibercD 
verschiedenen  Werth  haben;  ist  der  erste  Kristall,  in* 
hier  vorausgesetzt,  negativ,  so  wird  q  kleiner  f&r  seok- 
rechte  wie  für  parallele  Hauptschnitte.  Ist  der  erste  Kri- 
stall positiv,  der  zweite  negativ,  so  findet  das  Ums^ 
kehrte  statt  Der  Cebergang  der  Curven  von  Hjperbeb 
zu  Ellipsen ,  von  diesen  zu  geraden  Linien  u.  s.  w«  wird 
also  nicht  bei  denselben  Wertben  von  n  stattfioM 
wenn  die  Hauptschnitte  auf  einander  senkrecht  und  weB> 

sie  parallel  sind.     Nur  für  den  Fall,  dafs  die  O^^ 

Krdie 


Üb 

Kreise  sind,  welches  fQr  r=sO  eintritt,  werden  sie  in 
beiden  Lagen  der  Hanptschnitte  dieselbe  Form  behalten, 
da  r  in  beiden  Fallen  denselben  Werth  hat  —  Hat  abo 
n  einen  solchen  Werth,  dalB  das  Cnrvensystem  fUr  pa- 
rallele Hauptschnitte  gerade  Linien  parallel  der  optischen 
Axe  des  ersten  Kristalls,  also  r=  q,  oder  senkrecht  dar- 
aof  (^=0)  sind,  so  werden  sie,  wenn  man  den  einen 
Kristall  um  90*  dreht,  sich  in  beiden  Fällen  zu  Hyper- 
beln ausbiegen.  Ist  dagegen  die  Dicke  der  Kristalle  eine 
solche,  dals  man  für  senkrechte  Hauptschnitte  ein  Sy- 
stem von  geraden  Linien  sieht,  so  .werden  diese,  wenn 
man  die  optischen  Axen  zusammenfallen  lädst,  sich*  zu 
Ellipsen  zusammenbiegen. 

Die  Gränze,  welcher  sich  der  Sinus  des  halben  Asym- 
ptotenwinkels  y  nähert,   wenn   n  immer  zunimmt,  ist 


-j — ^,  oder  derselbe  Werth,  den  der  erste  Kri- 
stall iür  sich  allein  giebt    Wenn  n  dagegen  abnimmt, 

nähert  sich  sin  V  dem  Gränzwerth  -  y  ..     Da  nun 

für  positive  Kristalle  a>>i,  so  wird  dieser  Gränzwerth 
gröfser  wie  der  Asymptotenwinkel  des  zweiten  Kristalls 

für  sidi  allein,  und  da  — — -r-  gröfser  als  \  ist,  so  ist 

dieser  Gränzwerth  gröfser  als  45*,  folglich  der  Asym- 
ptotenwinkel 2r>90*. 

Den  Werth  von  n,  f&r  welchen  der  Asymptoten- 
winkel 2K  ein  Rechter  wird,  findet  man  aus  der  Glei- 
chung rs=2^,  wonach 

und  die  Curven  werden  in  diesem  Falle  gleichseitige  Hy- 
perbeln. 

2.  Sind  die  optischen  Axen  beider  Kristalle  unter 
45*  gegen  die  brechenden  Flächen  geneigt,  so  findet  man 

Poggend.  Ann.  Ei^8Dy.ungsbd.  I.  O^ 


1 


54« 


wenn  man  die  zweite  nnd  höheren  Potenzen  Ton  m 
unberflcksichtigt  Isfet,  nach  (20)  und  (21),  weil 

welcher  Ansdrackt  wie  man  leicht  siebt,  die  Polargla- 
chang  einer  geraden  Linie  ist,  welche  mit  der  Axe  dff 
Polarcoordinaten  einen  Winkel  F  bildet,  dessen  Tas- 
gente  bestimmt  wird  durch 

'^^=='=T-aM:j-^-:?=^'  (28) 

wo  das  obere  Zeichen  gilt,  wenn  die  Projection  der  Axe 
des  zweiten  Kristalls  -+'90^  das  untere,  wenn  sie  —M* 
mit  der  Projection  der  Axe  des  Ersten  bildet.  Das  Sy- 
stem von  geraden  isochromatischen  Linien  liegt  ako  ni- 
mer  in  dem  Winkel,  den  die  Pro)ectionen  der  gleidij^ 
wandten  (beide  dem  Auge  zu-  oder  von  dem  Auge  ab* 
gewandten)  Enden  der  optischen  Axen  mit  einaoder 
bilden* 

kt  jB^3,  ^=0,  so  wird 

iang  V=^Y' 

Die  Linien  bilden  also  einen  kleineren  Winkel  mit  if^ 
Hauptschnitt  des  dünneren,  ak  mit  dem  des  dickeren  Kri- 
stalls. 

HL 

Setzt  man  in  der  allgemeinen  IntensitSts-Fonnel  (0 
V^==l=45^  also  ()p'=:9)db45^;  oder  setzt  man  Y'=::pl3^* 
macht  man  femer,  um  die  Formeki  nicht  zu  vielzacos- 
plidren,  a=90^,  so  findet  man 


M7 

P  =^  — [1 — Cüs^feös2n&---'4m^^fc&sln& 

^iüiltpcos^tfsmlnd-sinliK&l    \  ,       (•29) 

Für  a=0  erbsit  man  den  coQipIenieiltaren  Aasdrack. 

Macht  man  nun  9=0  oder  =90*  u.  s.  w^  so  wird 

hl  dagegen  9>=4&*^ssl36<*s:;23a*^315»,  so  wifd 

Im  ersten  Falle  iPt  also  die  IntensitSt  dieselbe,  als 
wenn  das  Licht  durch  den  zweiten  Kristall,  mid  im  zwei- 
ten Fall,  als  wenn  es  durch  den  ersten  Kristall  allein 
gegangen  wSre;  oder  im  ersten  Fall  sieht  man  nor  das 
Curvensystem  des  zweiten  Kristalls,  im  zweiten  Fall  nur 
das  des  ersten. 

Setzt  man  in  der  Intensitätsformel  (I>  t^s=:zb45* 
oder  =:=&:135^,  und  a=45^,  so  findet  man 

z:pcos^2g)sin27i&sin27t&'2  (30) 

und  für  a=  — 45^ 

P  =z  -^ll+cos2fpsm2f(cos2n&—cüs29t&*) 
2 

dbcos^2q>sin27i&sm2n&'2  (31) 

welcher  Ausdruck  den  vorigen  zu  c^  ergänzt;  die  Inten- 
sitäten (30)  und  (31)  sind  daher  complementar. 

Setzt  man  in  (30)  9?=45®=135^  u.  s,  w,,  so  wird 


c^ 


2' 

Die  Intensität  ist  also  fOr  jeden  Einfallswinkel  con- 
stant,  und  gleich  der  halben  Intensität  des  Einfallslich- 
tes,   In  diesem  Falle  werden  also  keine  Gurren  sichtbar. 

Macht  man  f>^=0  oder  =90^  u.  s.  w.,  so  ist  ffir 
V=+45® 

35* 


548 


c« 


I*  3si^ll^gm2n&säi2n&2  (3!) 

und  fQr  ip^ — 45* 


«» 


Pss^ll+sm2n&sm2ti^2'  W 

Die  iDtensit&ten  sind  also  complementar.     Für 

siebt  man  in  zwei  gleich  dicken  Platten  von  BerglkrislA 
die  unter  45®  gegen  die  Axe  geschnitten  sind,  das  Ff. 
17  Taf.  V  abgebildete  Currensysteui,  wenn  man  hoDO- 
genes  Licht  anwendet. 

Wir  werden  als  Beispiel  von  der  Anwendnog  der 
Formeln  (32)  und  (33)  diesen  Fall  nehmen»  und  »- 
tersuchen,  wie  das  Bild  Fig«  17  Taf«  Y  nach  diesen  For- 
meln construirt  werden  kann. 

Die  Intensität  wird  nach    (32)   ein  Minimom  an' 
gleich  Nnll,  wenn  sin2nxf'sm2n&:=:zlt  also  entweder 
a)        sm2n&=il        nnd        sin27i&'=zl        odtf 
*)         sm2ft&=  —  l    und        sin27t&'r=z  —  l. 

Sie  wird  dagegen  ein  Maximum  und  gleich  c\  weofl 
Sin27i9'sin2n&*^=i — 1,  also  entweder 

ä)      sin2n&=:  —  l    und    sin27i&:=z+l,       oder 
A'>     sm27t&=:z-t'l    und    sin2n&=  —  l. 

Die  Stelleu  y  wo  die  Intensität  ein  absolutes  Maxi- 
mum oder  Minimum  ist,  sind  also  nicht  in  diesem,  wie 
in  allen  bisher  untersuchten  Fällen,  zusammenhängende 
Curven,  sondern  isolirte  Punkte,  die  auf  den  Schnei- 
dungspunkten  der  Curven  liegen,  die  durdi  die  Gleichon- 
gen  &=zA    und    {H=k 

bestimmt  werden,  w^nn  man  für  die  Constanten  ^  imd  « 
successiy  die  durch  die  Gleichungen  a^  b,  d  und^'  be- 
stimmten Werthe  setzt. 

In  unserem  Falle  ist  nun 

&=2ysinysin — r,  (3*) 

nnd  {^=iqsm{y^4l&^)smi — r,  (35) 

weuQ  man  die  zweiten  und  höheren  Potenzen  von  ^ 


549 

vemacblSssigty  und  q  und  r  dieselbe  BedeataDg  wie  oben 
haben,  die  Dicke  T  der  Kfiixe  willen  =1  gesetzt.  Da 
die  Gleicbungen  (34)  und  (35)  zwei  gerade  Linien  aus- 
drücken, Ton  welchen  die  eine  auf  dem  HauptsdiniUe 
des  ersten,  die  andere  auf  dem  des  zweiten  Kristalls  scnk- 
recbt  steht,  so  sieht  man  leicht,  dafs  die  Stellen,  wo 
die  Intensität  Null  oder  c*  ist,  auf  graden  Linien  liegen, 
die  parallel  mit  und  senkrecht  auf  der  Linie  sind,  die 
den  von  beiden  Hauptschnitten  eingeschlossenen  Winkel 
halbirt«  Da  sodann  das  Bild  in  Bezug  auf  diese  Linien 
symmetrisch  ist,  so  wollen  wir,  um  die  Formeln  zu  ver- 
einfachen,  die  auf  dieser  Halbimngslinie  Senkrechte  zur 
Axe  der  Polarcoordinaten  wSAlen.  Dieses  geschieht  leicht, 
wenn  man  überall  ;^+22i®  für  y  setzt  Macht  man 
diese  Substitution,  so  findet  man  aus  (34)  und  (35) 

*  =yjiii,"5wi(yrH22J  •)— r 

&—^^2gsin73\  ^sinicosy  (      ^^^ 

oder  wenn  man  rechtwinkliche  Coordinaten  einführt,  und 
cosysinizrix^  sinysinizsiy  setzt,  so  erhält  man 

d^z=^qcos22\  '>(/+/ang^22J  ^x)—r 
&=qcos22\  ""(y—tangTfii  ^x)—r  .       .o.. 

&—^=2gsin22\''x  >      v     ; 

&+&=2gcos22i  •/— 2r. 

Setzt  man  diese  Werthe  in  die  Gleichung  (32),  die 
man  auch  so  schreiben  kann: ' 

P  =  ^Zl—\cos2n(&—&')^{cos29t(&+&):\    (38) 

so  findet  man 
P=z^ll^\cos(in9sin22\''x) 

-^Xcos^inqcosia^  °/— r)].  (39) 

Differenfiirt  man  diese  Gleichung  auf  x,  und  setzt 
das  Diffcrenzial  gleich  Mull,  so  erhält  man 


5»» 


wo  n  jede  ganze  Zahl  oder  NnH  ist.  Wenn  n  eine  g^ 
räde  Zahl  ist,  so  >vird  durch  "cttese  Gleichung  ein  Mioi- 
mum,  und  wenn  n  eine  ungerade  Zahl  ist,  ein  Maximum 
der  Intensität  angedeutet.  Da  dieser  Werth  von  x  uo- 
abhSogig  von  y  ist,  so  liegen  also  alle  diese  Maxima  oder 
Miuima  auf  geraden  Linien  parallel  der  Axe  y.  Da  fer- 
ner n  von  einer  solchen  Linie,  wo  die  Intensität,  z.  & 
ein  Minimum  ist,  zu  der  nächsten  um  2  wächst,  so  i^t 
die  Entfernung  dieser  Linien  von  einander  gleich 

1  _       1 

2y.5wi22r~0»765y* 
Setzt  man  das  Differenzial  der  Gleichung  (39)  io 
Bezog  auf/  gleich  Null,  so  erhält  man 


welche  Gleichung,  wenn  n  eine  gerade  Zahl  ist,  ein  Ma- 
ximum, und  wenn  n  eine  ungerade  Zahl,  ein  MinimoD 
ausdrQcIct;  da  sie  von  x  unabhängig  ist,  so  sieht  man, 
dafs  diese  Maxima  und  Minima  für  jeden  Werth  von  x 
dieselbe  l^lntfernung  von  der  Abscisscnaxe  haben,  folglich 
auf  geraden;  mit  dieser  Axe  parallelen  Linien  liegen. 

Auf  ;gleiche  Weise  wie  oben  findet  man,  dals  ihre 
Entfernung  von  einander  gleich  ist 

1  _       V 

AUq  Maxima  oder  Minima  liegen  also  auf  Linien, 
die  parallel  mit  und  senkrecht  auf  der  Abscissenaxe  8ia(( 
oder  zufolge  (38)  und  (39)  auf  Linien  die  bestimmt  wer- 
den durch 

&  —  &*z=:c(mst=db^  (für  Minima) 
und  =:±— ^5 —  (für  Maxima) 


551 

&-*-&' =zconst=±^^^   (für  Mhiima) 

und  ==£=-^  (ffir  Maxima). 

Subslitairt  maü  in  der  Gleichung  (38)  diese  Wer- 
the  von  x  und  y,  so  findet  man  für  die  Intensität  auf 
den  Linien  y  die  alle  Maxima  oder  Minima  Terbindet,  pa- 
rallel der  Axe  y,  wo  & — ^=—  ist, 

=-[l±5+Jro54^(yro5225®/— r)], 
und   auf  den  auf  dieser  senkrechten  Linien,  oder  paral- 
lel der  Axe  x,  wo  &+S^=z—isi 

A 

=  ^CH.±J— Jco5(47ry5i>i22i  »T)], 

wo  die  oberen  Zeichen  für  die  helleren,  die  unteren  für 
die  dunkleren  Linien  augewandt  werden  müssen. 

Man  sieht,  dafs  die  Intensität  in  beiden  Fällen,  für 
die  Ersteren  zwischen  den  Gränzen  c^  und  Je',  und  für 
die  Letzteren  zwischen  den  Gränzen  \  c^  und  Null  liegt« 

Die  Entfernung  der  durch  die  Gleichung  ß' — ^s— 

bestimmten  dunklen  oder  hellen  Linien  von  einander  ist, 
nach  dem  oben  Angeführten,  gleich 


\  0,765^/' 


vergleicht  man  diese  Entfernung  mit  der,  die  ffir  paral- 
lele oder  senkrechte  Hauptschnitte  stattfindet,  so  sieht 
man,  dafs  sie  gröfser  als  diese  beide  ist,  und  zwar  un- 
gefähr das  Doppelte  von  der  Entfernung  im  Falle  senk- 
rechter Hauplschnitte.    Früher  habe  ich  nämlich  gezeigt, 


dafs  diese  EntfernoDg  filr  senkrechte  Haupl^cbnitle 
und  fDr  parallele  Haoptschnilte 

mm 

FOr  die  durch  die  Gleichang  &+^:=—  bestimmien  Li- 
nieii  der  Maxima  oder  Minima,  ist  diese  Entfemung 

=^'*(*'"=  m^)* 

folglich  ungefähr  2,4inal  kleiner  als  der  gegenseitige  Ab- 
stand der  Linien  in  dem  anderen  auf  diesem  senkrecbtei 
Liniensystem,  ungeßihr  1,3  mal  kleiner  als  fOr  die  dtuikleii 
Linien,  die  man  für  ip=z90^  sieht,  und  l,08mal  grOlser 
als  wenn  i^=0  ist 

Da  die  Bilder  nach  den  Formeln  (32)  und  (33) 
complementar  sind,  wenn  a  denselben  Werth  (-1-45* 
oder  —45®)  hat,  nachdem  t/;=-|-45®  und  180*-|-45* 
oder  yj= — 45®  und  180®  —  45®;  da  ferner  für  einen 
Constanten  Werth  von  tp  die  Bilder  sich  ergänzen,  wenn 
a  von  -t-45®  zu  — 45®  übergeht,  so  wird  dasselbe  Bild 
unter  vier  verschiedenen  Stellungen  der  combinirten  Kri- 
stalle und  des  pqlarisirenden  Nichols  hervorgebracht 
werden. 

Setzt  man  in  der  Intensitätsformel  (29) 

9=2/1^+225®, 
wo  n  jede  ganze  Zahl  oder  Null  ist,  so  wird 

[l^\(cos27i&+cos27t&')d=lsm2n&sin2n&' 
uqd  wenn  9p=(2/i+l>~-H22j  ®  gesetzt  wird,  so  ist)    (42) 


/'  =  — X 


[l^\(cos2n{f^+cos2n&')zf:isin27t&sm2n& 


663 

ro  die  oberen  Zeichen  f&r  Y^=:+45*  oder  180^4- 45^ 
He  QDteren  fQr  ^= — 45*  oder  180* — 45*  gelten, 
rerden  die  dardi  das  obere  Zeichen  in  der  ersten 
er  Formeln  aosgedrOckte  Intensität  durch  A^  die  zweite 
larch  B  bezeichnen« 

Geht  man  von  9r=22i*  ans,  und  ISbt  q>  um  45% 
1*45®  u.  s.  w.  zunehmen,  so  sieht  man  abwechselnd  die 
lurch  die  lotensitaten  A  nnd  B  bestimmten  Bilder.  Ist 
iSmlich  t^=-i*45*,  so  sieht  man  zuerst  das  Bild  A^  da- 
Bach  J3,  so  wieder  ^  u.  s.  w.;  ist  dagegen  ^= — 45*, 
lo  sieht  man  zuerst  das  Bild  B^  dann  A^  so  wieder 
B  u.  8.  w.  Fig.  18  Taf.  V  zeigt  das  Bild  A,  und  Fig. 
19  das  Bild  J5,  wie  ich  sie  in  zwei  gleich  dicken  Berg* 
kristallplatten 9  jede  nngefilhr  von  der  Dicke  einer  Linien 
lehe,  in  homogenem  Lichte. 

Ist  a=:Q,  so  sind  die  Bilder  complementar  zn  A 
Dud  B, 

Die  Intensitäten  A  und  B  können  audi  so  geschrie« 
ben  werden 

A=L^{\—\{cos2n&+cos2n&) 

B=^^{\  —  \{co52nd'+cos2nd'') 

Da  die  Lichtintensitttt  in  jedem  Punkte  des  Gesichts- 
feldes gleich  ist  der  Summe  der  durch  jedes  einzelne  Glied 
der  Gleichungen  (43)  bestimmten  Intensitäten,  so  kann 
man  sich  vorlSuGg  einen  Grundrifs  des  Bildes  construi- 
ren,  wenn  man  in  jedem  Gliede  dieses  Ausdrucks  den 
Gangunterschied  gleich  einer  Constanten  setzt,  und  die 
dadurch  bestimmten  Cnrven  construirt;  denn  wenn  man 
die  algebraische  Summe  der  Intensitäten  dieser  Curven 
auf  einem  bestimmten  Schneidepunkte  nimmt ,  so  ist  diese 
Somme  gleich  der  wirklichen  InteusitSt  des  Bildes  auf 
dieser  Stelle.     Ist  diese  Summe  fflr  eine  Reihe  conti- 
fiuirlich  auf  einander  folgender  Punkte  constant,  so  wird 


gucb  *  dag  durch  die  bU^rfereoz  der  auafabreodeo  Stidk 
leo  hervorgebrachte  Bild  ▼on  isochromalischeo  Cona 
beitehen;  im  eotgegengesetzten  Falle'  wird  maa  mir  ito- 
lirte  uochromatische  Pankte  aeheo.  Durch  die  Gleidag 
& — i^=c  wird,  wie  oben  gezeigt,  ein  System  vong^ 
raden  Linien  ausgedrückt,  parallel  der  Halbiniopline 
des  von  beiden  Hauplscbnitten  eiogeschlossenen  Winkeb, 

deren  Entfernung  von  einander  ==o~;7.v«ooi  o*    1^*^^'* 


chung  &+^:ss€!  giebt  ein  System  von  parallelen  Gerab 

senkrecht  auf  den  Vorisen,  deren  Abstand  =;r sat 

^  2qcosW 

Endlich  wird  durch  jede  der  Gleichungen  &=sifvti 
^znzc'^  ein  System  von  geraden  Linien  senkrecht  nip 
auf  dem  Hauptschnitte  des  erslen  und  zweiten  Kmtalb 

vorgestellt,  deren  Abstand  =  —  ist.    Wählt  man  vm 

solche  Werthe  i&r  c^  und  d",  dab  cas2n&scasiii^ 

= — 1  wird,   so  ist  es  zufolge  der  Gleichungen  (0) 

klar,  dafs  die  genannte  Summe  ein  Maximum,  und  gla<i 

c  wird.     Denn  setzt  man  cos2n&^zcos2n&'si--^ 

so  wirdv 

^     2n+l         ,     ^     2m-4-l 
^=— y—    und    iSTä — ^ — , 

folglich  &—d':=n—m  und  ^+^2=«+in+l,  oder 

cas2ft(&—{i^)ssiC0s2n(^&+&')=+l 
und  damit 

/•  =  c>. 
Ist  cos2n&sszcos2n^s=z+l^  so  findet  man  ^ 
gleiche  Weise,  dafs  die  Intensität  ein  Minimmn  ^ 
und  gleich  Null.  FOhrt  man  nun  diese  Constractiott  ^ 
so  wird  man  sehen,  dafs  die  Punkte,  wo  Ps^^oäff 
s:  Null  ist,  sich  auf  Linien  symmetrisdi  ordnen,  A^P** 
rallel  mit  und  senkrecht  auf  der  Linie  sind,  die  den,  ^ 
den  Projectionen  der  gleichgewandten  Enden  der  ^ 
sehen  Axen  eingeschlossenen  Winkel,  halbirt,  und  ^ 


555 

{O,  dafs  äu^  jeder  dieser' Linieti  abwechselnd  ein  Maxi- 
mam  uad  ein  Minimum  fie^  Ich  yvVMt  also  wie  früher 
liese  Linien  zu  Axen  der  rechtwinklichen  Coordinaten^ 
wodurch  man  wieder  auf  d(e  Ausdrücke  (37)  kommt 

Setzt  man  in  der  ersten  dieser  Gleichungen  Jr=0; 
und  lafst  &  bis  t^+j  zunehmen;  so  wächst  y  zu 

1 

Nimmt  man  nun  diesen  Zuwachs  von  jr,  der  &  auf  der 
Coprdinatenaxe  y  um  {  wachsen  iBfst,  zur  Einheit  der 
X  und  y,  so  reduciren  sich  die  Formeln  (37^  auf  fol- 
gende einfache  Ausdrücke: 

Va— 1 

^^\y-\tangft2\'x-r=zly^y^x^r\  (44) 
&^&'=liang2^''x=nlZ—± 

Es  wird  im  Folgenden  nützlicb,  «  als  eine  Function- 

▼on  & — d^  ausgedrückt  zu  haben;  macht  man  t?*— ^'=i(y 

2i 
so  wird  x^^-= ,  und  man  erhält  dann 

V2— 1 

2n&sz—y+ni—2nr 

2nd'^=z  ^y—nA^2nr. 

27i(^&—&)=z2nk,    2ni&+6^^=zny—inr. 
Substitttirt  man  diese  Werthe  in  den  Intensitfitsfor- 
mein  (43),  so  findet  man 

^^  =  -^llzt:^cos2niqplcos(^ny'^inr) 

m 

-^cosftkcosQ^y — 2nr)2f  (45) 

^0  die  obem  Zeichen  für  die  Intensität  j^,  die  untern 


f&r  B  gelten.  Macht  man  in  dieser  Gleichung  i  coo- 
stanty  so  erhält  man  die  Intensität  auf  einer  Lioie  paial- 
lel  der  Axe  /•  Man  sieht,  dab  die  Intensität  aoF  jeder 
solcher  Linie  periodischen  .VerSndemngen  unferworfea 
ist,  so  dafs  fflr  die  Ordinaten  y  nnd  y+i^  dieaelbe  In- 
tensität stattfindet.  Giebt^  man  dagegen  x  einen  consba- 
ten  Werth,  so  sieht  man,  dafs  die  Intensität  aaf  jedff 
Linie  parallel  der  Axe  «  auch  solche  periodiscJie  Yeiis- 
deningen  zeigt,  und  zwar  so,  dafs  für  i^n  und  i(=ji+2 
dieselbe  Intensität  wiederkehrt 

Der  Kürze  willen  wollen  wir  annehmen  —  was  bei 
den  von  mir  angewandten  Kristallplatten  nahe  der  FaD 

2n+l 
ist  —  dab  rr= — ^ — ,  was  der  Untersuchung  nichts  via 

ihrer  Allgemeinheit  raubt,  sondern  im  Grunde  nur  ciae 
Verrückung  des  Anfangspunktes  der  Coordinaten  ist  Bba 
findet  unter  dieser  Voraussetzung 

I*:s^ldz\cos2nA::fi\cosny+€psni*cas  ^x     (^ 

Setzt  man  das  Differenzial  dieser  Gleichung  in  S^ 
zog  auf  y  gleich  Null,  so  findet  man  die  Coordinate  j 
aller  Punkte  parallel  der  Axe  /,  wo  die  Intensität  m 
Maximum  oder  Minimum  ist.  Man  findet  für  die  oberes 
Zeichen,  oder  für  das  Bild  A 

cosnAsm-^y^Wi-^ycos-^jr^zO, 

und  folglich 

Sin-^YzrzO        und        cos—y=:cosnk. 

Die  erste,  dieser  Wurzeln  ist  von  k  unabhäogif;; 
wir  werden  die  dadurch  bestimmten  Maxima  oder  K- 
Dima,  die'  für  jeden  Werlh  von  ^,  dieselbe  Enffermnig 
von  der  Axe  »  behalten,  Maxima  oder  Minima  erster 
Klasse  nennen.    Maq  hat  für  diese 

wenn  n  jede  ganze  Zahl  oder  Null  bedeutet 


S57 

I 

zweite  Wurzel  bt  eine  Fonctioii  tod  k^  und 
giebt  ^=:4iid=2i(; 

diese  Pankte,  die  wir  Maxima  oder  Minima  zweiter  Klasse 
nennen  wollen,  vei^ndefn  also  ihre  Lage  gegen  die  Axe 
X  f&r  yerschiedene  Werthe  von  k. 

Auf  dieselbe  Webe  findet  man  für  die  Intensität  B^ 
oder  wenn  die  unteren  Zeichen  angewandt  werden ,  für 
Maxima  oder  Minima  erster  Klasse 

und  für  Maxima  oder  Minima  zweiter  Klasse 

Alle  Maxima  oder  Minima  erster  Klasse  haben  also 
I&r  die  Bilder  A  und  B  gleiche  Lage.  Die  Maxima  oder 
Minima  zweiter  Klasse  sind  für  das  Bild  A  alle  Maxima, 
nnd  für  das  Bild  B  alle  Minima  der  Intensität,  von  wel- 
chen zwei  immer,  wenn  )r=2ii  wird,  zu  einem  Maxi- 
mum oder  Minimum  erster  Klasse  zusammenfallen. 

Um  diese  Intensitätsveränderungen  anschaulich  zu  ma- 
chen, betrachte  ich  y  als  die  Abscisse  einer  Curve,  de- 
ren Ordinalen  der  jedem  Werthe  von  y  entsprechenden 
Intensität  gleich  sind,  in  Theilen  von  e  oder  von  der  In- 
tensität des  Einfallslichtes  ausgedrückt  Auf  diese  Weise 
habe  ich  nach  der  Formel  (46)  die  in  Fig.  20—24  Taf. 
V  vorgestellten  Intensitätscurven  für  verschiedene  Wer- 
the ^on  k  construirt.  Die  punktirten  Curven  entsprechen 
der  Intensität  B,  die  ganz  ausgezogenen  der  Intensität 
A.  Man  sieht,  dafs  der  charakterisirende  Unterschied 
zwischen  den  Bildern  A  und  B  der  ist,  dafs  parallel  der 
Axe  Y  die  LichtintensitSt  in  der  Nähe  seines  Maximums 
beinahe  constant  ist  för  sehr  verschiedene  Werthe  von 
X9  wogegen  sie  in  der  Nähe  seines  Minimums  geschwind 
ab-  und  zunimmt;  für  B  findet  das  Umgekehrte  statt. 
Mit  andern  Worten,  in  dem  Bilde  A  sind  auf  jeder  Li- 
liie,  die  das  Bild  parallel  der  Axe  y  durchschneidet,  die 
hellen  Stellen  breiter  als  die  dunklen,  für  das  Bild  E 
dagegen  sind  die  dunklen  Stellen  mehr  vorherrschend  als 


. 


ll—\(cos2n&'—eos2n&)::f:\sin2n&sm2n^yy   (47) 

Ich  bexetcboe  die  durch  das  obere  Zeichen  (^= 

+45®)  ansgedrOckte  Intensitftl  durch  c,  die  andere  (f 

s=— 45®)  durch  d,    SeUt  man  femer  in  deraelben  Fer- 

mel  ^=(2a+1)— +22)®,  so  findet  man 

Zl'i^(cas2n&'^cos2n&)::p\sm2n&sin2n{r].  (48) 
Bezeichnet  man  hier  die  durch  das  obere  Zeichen 

aosgedrflckte  Intensität  durch  D^  die  andere  durch  Q 

so  sieht  man,'  dab  C  und  c^  D  und  d  complementar  sind. 
DrQckt   man  wie    oben  19*  und  &'  als  FunclioBca 

Ton  y  und  k  aus,  so  findet  man  aus  der  Formel  (47) 

ffir  die  Intensitäten  C  und  d 

J»  =  —  \zf\cos2nkdti\cos{ny — 4irr) 

—smaks{n(^Y—2nr^  (49) 

VerrQckt  man  den  Anfangspunkt  der  Coordinatca 
durch  Substitutipn  von  Y+\  statt  /»und  1+|  statt  K 
so  verwandelt  sich  obenstehender  Ausdruck  f&r  die  In- 
tensität in  folgenden 

/*  =  J  l±Jco5  2Ä^=pJfö5(^/— 4^r) 

— cosnkcos(-^Y—2nr\  (50) 

Da  dieser  Ausdruck  mit  dem  Ausdruck  für  die  In* 
tensitSt  bei  (45)  identisdi  ist,  so  ist  C=zji  und  i/=A 
Die  Bilder  haben  also  in  beiden  Fällen  gleiches  Aosse> 
hen,  und  unterscheiden  sich  nur  dadurch  von  einander, 
daÜB  eine  von  dem  betrachteoden  Auge  auf  die  Oberfli- 
che  des  Kristalls  gefUlte  Senkrechte,  die  Bilder  C  nad 
d  in  einem  andern  Punkt  als  die  Bilder  ^  und  B  iriift« 

Da 


561 

Da  die  Bilder  c  and  D  zu  C  und  d  complemenf  ar 
f  so  ist  das  Aussehen  derselben  bekannt,  wenn  man 
das  der  letzteren  kennt,  nnd  bedarf  folglich  keiner  eige- 
nen Untersucbong. 

Die  allgemeine  Intensitäts- Formel  (I)  kann  auch 
dazu  dienen,  die  Erscheinungen  zu  bestimmen,  die  eine 
einzige  Kristallplatte  zeigt,  wenn  das  einfallende  Licht 
elliptisch  oder  drcular  polarisirt  ist,  und  linear  anaijsirt 
wird,  oder  geradlinig  polarisirt  einfällt,  nnd  elliptisch 
oder  circular  analysirt  wird*  Man  darf  nur  im  ersten 
Falle  annehmen,  entweder,  dafs  der  Gangnnterschied  der 
gewöhnlich  und  ungewöhnlich  gebrochenen  Strahlen  im 
ersten  Kristall  constant  ist,  und  zwar  ein  ungerades  Viel- 
fscbes  von  Viertel -Wellenlängen,  oder,  dafs  der  Winkel 
zwischen  der  Schwingungsebene  der  EinEallsstrahlen  und 
dem  Hauptschnitt  des  ersten  Kristalls  45®  ist,  und  der 
Gangunterschied  Teränderlich,  aber  für  alle  Strahlen  der- 
selbe sey.  Im  zweiten  Falle  macht  man  dagegen  für  den 
zweiten  Kristall  diese  Annahme. 

Die  Intensitätsformel  (I)  labt  sich  auch  so  schreiben 

J^  =  jr£l+cos2(a+q)^cos2q)'cos2xlß 

+cos2(a+(p)sm2(p*sin2\pcos2nd^ 

'^sin2(^a+ip)cos2f'sm2%pcos2n& 

+sin2la+f)sin2(pXcas^^cos2nQ&+^) 

—  5i«>coj2>i(^— f^)]].  (51) 

2/1+1 
Macht  man  nun  in  diesem  Ausdrucke  &:=: — -: — , 

4 

80  erhält  man 
J^=s-^ll+cos2(^a+(p)cos2<p'cos2\p 

+  cos2(^a+(p)sin2(p'sm2'ifßCOs2n6^ 

=psm2ia+(p)sm2tp'sin2na'2f  (52) 

wo  das  obere  Zeichen  gilt,  wenn  i^=|  oder  |,  |  u«  s.  w., 

untere,  wenn  t9'=|,  1,  V  ^  ^*  ^*  ^^    ^^^^  ™^ 

Joggend.  Ann.  ErgSnsnnstbd«  I.  36 


5fi2 

o+q>^  oder  den  Winkel  Zwischen  der  SchwingoogselNtt 
des  Einfallslichtes  und  dem  Hauptscbnitte  des  ersten  Kn- 
stalls  gleich  9W—ß,  so  ist  rffzzza^t^-^ß—WM 
die  Formel  (52)  wird 

+cos2ßsin'i(p'  sm2{a^q!  ^ß)cos2n& 

zpsm2ßsin2(p'sin2nß^2f  W 

welcher  Aasdruck  mit  der  Formel  identisch  ist,  wekk 

Air  j  (Pogg^.  Ann.  XXIH  S.  228)  angiebt,  för  elliptlRb 

Polarisation  und  lineare  Analyse^  und  wozu  er  auf  diai 

ganz  verschiedenen  Wege  gekommen  ist,  nämlich  M 

Betrachtung  der  totalen  Reflexion  in  Fresnels  Pank- 

lepiped. 

Da  ß  in  Airy's  Formel  den  Winkel  bezeicM, 
den  die  Schwingungsebcne  der  einfallenden  Strahles  li 
der  Ebene  der  inneren  Reflexionen  im  61asparallele{ipe' 
bildet,  so  sieht  man,  dafs  dieser  Winkel,  den  Mfisii 
zwischen  der  Schwingungsebene  der  Einfallsstrahleo  vd 
dem  Hauptschnitt  des  ersten  Kristalls  zu  90^  er;ioza 
mufs,  wenn  beide  Vorrichtungen  dasselbe  Resultat  geks 
sollen;  oder  der  Hauptschnitt  des  ersten  Kristallblitt 
mulÜs  auf  der  Reflexionsebene  des  Paralleiepipeds  seoi- 
recht  stehen. 

Macht  man  in  dem  Ausdruck  (53)  ß=0  od.  ^^' 
so  kommt  man  wieder  auf  die  Formel  (II)  fQr  lio^ 
Polarisation  und  Analyse;  die  aus  dem  ersten  KristiO 
tretenden  Strahlen  sind  linear  polarisirt  und  zwar  paral- 
lel der  Schwingnhgsebene  der  Einfallsstrahlen.  Setzt  oaB 
/9=45^  also  cos2ßz=:0,  so  findet  man  die  InteoatV 
für  circulare  Polarisation  und  Analyse 

Ist/9=sl35^  so  erhält  man  den  complementaren  AosdnicL 

Setzt  man  den  Gangunterschied  im  zweiten  Krisl^ 

constant,  und  gleich  einem  ungeraden  Vielfacbeo  fon»- 


663 

%er  Viertelwelle,  so  findet  man  durch  Substitotion  in  der 
E>'onnel  (51),  da  t//=^' — q> 

7*  =  -5-[l — cos2(a+g>)cos2q>'cos2(qf — a>)  f 

— sin2{a+ti>')cos2(p'  sin2{^' — q>^eos2n9' 

z^sin2{a^rff>^sin2(p*  sm2n&']^  (55) 

4/1+1 
iTfo    das  obere  Zeichen  für  il^=: — ^ — ,   das  untere  für 

4 

4 

Macht  man  hierin  op'^O  oder=:90^  so  erhalt  man 
dieselbe  Formel  als  für  lineare  Polarisation  ond'Analyse. 
Ffir  circulare  Analyse  findet  man,  wenn  man.  ^'=45^ 
also  ro529'=:0,  sin2q}^s:i\  setzt 

J'=|-Cl=F^w2(a+y)w/i2«i9^];  (56) 

iQr  ^  =  135^  erhält  man  den  complemenfaren  Ausdruck. 
Ffir  jeden   anderen  Werth  von  tp  drückt  die  FVor- 
mel  (55)  die  Intensität  der  in  das  Auge  kommenden  Strah«- 
len  aus ,  für  lineare  Polarisation  und  elliptische  Analjsfel 


Bildet  der  Hauptschnitt  des  ersten  Kristalls  einen 
Winkel  von  45®  mit  der  Schwiogungsebene  der  einfallen- 
den Strahlen,  so  v?erden  die  aus  dem  ersten  Kristall  tre- 
tenden Strahlen  linear,  circular  oder  alliptisch  polarisirt 
seyn,  je  nach  der  Gröfse  des  Gangunterschiedes  der  Strah- 
len und  Kristallblatte.  Macht  man  nun  in  der  Formel 
(51)  a+97=45®  oder  135®,  und  nimmt  man  an,  dafs 
'd'  für  alle  einfallenden  Strahlen  constant  ist  und  gleich 
k^  so  erhält  man,  da  ^=z(p'+a — 45®  oder  rs^'+a 
—135® 

J'^=^-^\l+cos2(^a+fp)cos2(p'cos2nk 

+sm2fp'[^sin2(a+q>)cos2nkcos27t& 

zf:sm2nksm2n&)2i,  (57) 

wo  das  obere  Zeichen  für  a-+-^=45®,  das  untere  ffir 

36* 


5G4 

a+(p=:zl3b^  angewandt  werdea  mub.  Diese  Fomd 
findet  z.  B.  ihre  Anwendung  auf  die  von  H.  IV.  DoTe 
beschriebenen  Depolarisations-Erscbeinungen  C^^SS-  ^''^ 
XXXV)  wo  der  Gangunterscbied  im  ersten  Kristall  dorck 
Compression,  Erwärmung  oder  Abkühlung  zum 
gebracht  wird,  und  die  Lichtschwingnngen  dadurch  y 
Grad  von  Ellipticität,  von  der  geraden  Linie  an  bis 
Kreise  annehmen  müssen. 

1 )  Setzt  man  in  ( 57 )  i  gleich  eine  ganze  Zahl  =i^ 
so  wird 

•/*  =  — [H-co525p'co52(a+9/) 

+Sin2(p'  sm2{ajt'(p')cos2ft&'y 
Die  vom  ersten  Kristall  austretenden  Strahlen  sind  ab» 
linear  polarisirt,  und  die  Schwingungen  senkrecht  auf  der 
Schwingungsrichtuog  des  einfallenden  Lichtes. 

2)  Für  k==n+l  erhält  man  den  complementaren 
Ausdruck;  die  Strahlen  sind  also  wieder  linear  polarisir^ 
aber  die  Schwingungsrichtung  steht  senkrecht  auf  der  vo- 
rigen. 

3)  Ist  k=n+{  oder  =:n+f ,  so  sind  £e  vom 
ersten  Kristall  ausfahrenden  Strahlen  circular  polarish^ 
und  die  Formel  (57)  wird  dann,  für^=:/2+|,  mit  den 
Ausdruck  bei  (54),  und  für  i=zn+\,  mit  dem  Aus- 
druck bei  (55)  identisch.  Da  diese  Ausdrücke  oomple- 
mentar  sind,  so  ist  die  kreisende  Schwingungsriditung 
der  Aetbermoleküle  in  beiden  Fällen  entgegengesetzt 

Nimmt  man  an,  dafs  der  Gangunterschied  im  zwei- 
ten Kristall  constant  ist  für  alle  einfallenden  StraUen, 
und  bildet  der  Hauptschnitt  dieses  Kristalls  45^  mit  der 
Schwingnngsebene  des  zweiten  Nichols,  ist  also  9>'=45* 
oder  135^  so  giebt  die  Formel  (51)  die  IntensilSt  der 
in  das  Auge  kommenden  Strahlen,  wenn  linear  polarisir- 
tes  Einfallslicht  elliptisch  oder  circular  analjstrt  wirdL 
Setzt  man  nun  d'zzzk^  so  erhält  man,  da  i^sz^'— y 
-.45o_qp  oder  slSS«*— 9, 


666 

J^=:-^\^l+cos2ycos2(a+(p)cos27tA 

+sm2(a^'fp)(^sin2q)COs27iicos2n& 

=psm2nksm2n&)2'  (6B) 

Wird  in  diesem  Ausdruck  issin  oder=n+}  (un- 
ter n  wieder  eine  ganze  Zahl  verstanden),  so  ist  das 
Licht  linear  analysirt,  und  die  Intensitllt,  die  Ar  A:=ii 
stattfindet,  geht  für  i:=2n+\  in  die  complementare  über. 
Ist  k=zn+{  oder  =7i+|,  so  wird  das  Licht  dr- 
Gular  anaijsirt;  die  Schwingungsbewegung  geschieht  in 
beiden  Fällen  in  entgegengesetzter  Richtung,  die  Erschei- 
nungen sind  daher  complementar,  und  der  Ausdruck  fOr 
die  Intensität  ist  gleich  dem  Ausdruck  bei  (56). 


n.     Ueber  die  Elektrolyse  sekundärer  Verbindun- 
gen; i?on  J*  F.  DanielL 

(\aflzuf  «ns  der  vom  YerfaMcr  mhgeilieiken  Abhandlung  in  d«n  PhH. 

Trmuaet.  1839,  pt  L  p«g.  97). 


V  V  enn  Watoer  in  einem  Elektrolyt  vorhanden  ist,  so 
wird  es  wahrscheinlich  immer  durch  den  galvanischen 
Strom  zersetzt;  allein  andererseits  weifs  man  schon  durch 
die  Versuche  von  Davy,  dafs  wenn  das  Wasser  Salze 
enthält,  selbst  in  der  geringsten  Menge,  auch  diese  in 
ihre  entfernteren  oder  nähern  Bestandtheile  zerfällt  wer- 
den. £«  scheint  jedoch  noch  nicht  untersucht  worden  zu 
seyn,  ob  diese  gleichzeitigen  Zersetzungen  in  Beziehung 
zu  einander  stehen.  Diefs  zu  ermitteln,  ist  der  Zweck 
der  folgenden  Untersuchung. 

Es  diente  dazu  eine  Batterie  von  der  vom  Verf.  er- 
fundenen Construction ,  bestehend  aus  30  Zellen  von  6 
Zoll  Höhe.  In  den  Kreis  dieser  Batterie  wurde  eine  Zer- 
ietzungszelle  von  folgender  Einrichtung  eingeschaltet.   Ein 


1 


566 


starker  Glascylinder,  etwa  14  Kubikzoll  fassend,  und  iik^ 
sprÜDglich  oben  und  unten  geschlossen ,  war  der  Läüfi 
nach  durchschnitteil,  dann  zwischen  beide  Hälften 
Platte  von  porösem  Steingut  gelegt,  und  nun  das  Ga 
durch  Messingringe  mit  Schrauben  wieder  ▼ereint  fa 
jeder  der  sonach  gebildeten  Zellen  befand  sich  eineFb- 
tin- Elektrode,  2|  Zoll  lang  und  1  Zoll  breit,  befestig 
an  einem  Draht,  der  durch  den  Boden  des  Geßllsesia 
einen  Napf  voll  Quecksilber  ging.  Ein  oben  in  Jede 
Zelle  eingeschliffenes  gekrümmtes  Glasrobr  ilieate  or 
Fortleitung  ded  entwickelten  Gases.  Ein  Torlänfiger  Tcr- 
suth  zeigte,  daCs  destillirtes  Wasser,  mit  dem  die  eiie 
Zelle  gefüllt  ward,  noch  nach  24  Stunden  nicht  in  oiak- 
lieber  Menge  in  die  andere  gedrungen  war  (Fig.  1  and  3 
Taf.  VI.  zeigen  den  Apparat  von  zwei  Seiten). 

Versuch  1.  Die  Zelle  wurde,  bis  zur  gänzlichai 
Bedeckung  der  Elektroden,  mit  einer  Lösung  von  schwe- 
felsaurem Natron  von  1,052  spec.  Gewicht  gefüllt  und  ooa 
so  lange  mit  der  Batterie  in  Verbindung  erhalten,  daCi 
sich  an  der  Platinode  20  Kubikzoll  Wasserstoffgas  and 
an  der  Zinkode  9  Zoll  Sauerstoff  entwickelt  halten.  Die 
Lösung  in  der  Platinode  war  nun  stark  alkalisch;  sorg- 
fältig mit  einem  Glasheber  herausgenommen  und  nit 
Schwefelsäure  von  bestimmtem  Gehalt  gesättigt,  fanden 
sich  darin  12  Gran  freien  Natrons.  Die  Lösung  an  der 
Zinkode  war  sauer  und  ergab,  bei  Sättigung  mit  einer 
Lösung. von  kohlensaurem  Natron  von  bestimmten  Ge> 
halt,  15,1  freier  Schwefelsäure. 

Die  29  Kubikzoll  Gas,  berichtigt  wegen  Dmck  and 
Temperatur,  reduciren  sich  auf  28,3.  Nimmt  man  nno 
70,8  Kubikzoll  Knallgas  als  entsprechend  9  Gran  oder 
1  Aequivalent  Wasser  an,  setzt  das  Aeqnivalenl  Natron 
=32,  das  der  Schwefelsäure  =:40,  so  hat  man 
70,8 :  28,3 : :  32,0 :  12,8 : :  40 :  16,1. 

Die  beobachteten  Resultate  12  und  15,1   weichen, 
wie  man  sieht,  nur  wenig  von  den  berechneten  12,8  nod 


667 

16,1  ab.  Es  erhdlt  abo  deatlicb,  obwohl  die  Verenche 
nicht  die  Susserete  Genauigkeit  besaCsen,  dafs  neben  ein 
Aequiyalent  Wasser  zugleich  ein  Aeqnivalent  schwefel- 
sauren Natrons  zersetzt  worden  war. 

Bei  diesem  Versuche  änderte  sich  übrigens  das  Ni- 
veau der  Flüssigkeit  in  den  Zellen  sehr  ibetrftchtlich ;  zu- 
letzt stand  sie  an  der  Platinode  etwa  anderthalb  Zoll  ho- 
her als  an  der  Zinkode. 

IVersttch  2.  Der  vorige  Versuch  wurde  mit  dersel- 
ben Glaubersalzlösung  wiederholt,  jedoch  noch  ein  Vol- 
tameter  eingeschaltet,  dessen  Elektroden  gleiche  Dirnen* 
sionen  wie  die  in  der  Zersetzungszelle  hatten,  und  des* 
sen  Füllung  aus  verdünnter  Schwefelsäure  bestand.  Der 
Strom  wurde  so  lange  unterhalten»  bis  sich  im  Voltame- 
ter  70,8  Kbzll.  Knallgas  angesammelt  hatten ;  währenddeÜB 
entwickelten  sich  in  der  Zersetzungszelle  an  der  Platinode 
47,5  Kbzll.  Wasserstoff  und  an  der  Zinkode  20,25  Kbzll. 
Sauerstoff.  Die  letztere  Menge  ist  etwas  kleiner  als  die 
vom  Voltameter  angezeigte  Sauerstoffmenge,  allein  die 
Wasserstoffmengen  würden  in  beiden  Apparaten  einan- 
der fast  gleich  seyn. 

Angenommen  nun,  es  sej  im  Voltameter  blofs  Was- 
ser zersetzt,  so  kommt  man  zu  dem  merkwürdigen  Schlufs,  . 
dafs  derselbe  Strom,  der  in  dem  einen  Gefäfs  blofe  ein 
Aequivalent  Sauerstoff  von  einem  Acquiv.  Wasserstoff 
trennte,  in  dem  andern  zugleich  ein  Aeq.  Sauerstoff  von 
einem  Aeq.  Wasserstoff  und  ein  Aeq.  Schwefelsäure  von 
einem  Aeq.  Natron  schied. 

Eine  zweite  Merfiwürdigkeit  ist,  dafs  die  Flüssigkeit 
in  der  Zersetzungszelle,  obwohl  sie  an  Menge  die  im  Vol- 
tameter beträchtlich  Übertraf,  sich  bis  130®  F.  erwärmte, 
die.  letztere  dagegen  nur  bis  67  ^  Auch  bei  diesem  Ver- 
suche fand  eine  Fortführung  der  Flüssigkeit  statt;  in  der 
Zelle  der  Platinode,  wo  sie  freies  Alkali  enthielt,  stand 
sie  zuletzt  bedeutend  höher,  als  in  der  andern  Zelle,  wo  J 

die  Säure  ausgeschieden  worden. 


568 

Eine  zweimaKge  Wiederholung  dieses  Tersndii^ 
bei  die  ausgeschiedenen  Mengen  von  Siure  und  Alkat 
durch  Neutralisation  bestimmt  wurden,  bestätigte,  di6 
diese  den  in  der  Zersetzungszelle  entwickelten  Mei^ 
von  Sauerstoff  und  Wasserstoff  aequtvalent,  und  lelztoe 
in  Summa  dem  im  Yoltameter  entbundenen  Gasgemcigi 
gleich  waren. 

Versuch  3.    Es  wurden  zwei  Zersetzongszellcn  ■ 
die  Batterie  eingeschaltet,  die  eine  gefOHt  mit  riner  U- 
sung  von  sdiwefelsaurem  Kali  von  1069  spec  Gewicfti; 
die  andere  mit  verdünnter  Schwefekäure  von  1150  spcc 
Gewicht,  gefärbt  auf  Seite  der  Zinkode  mit  etwas  Indlgi. 
Nach  40  Minuten  war  die  Salzlösung  an  der  Platioode 
um  einen  YiertelzoU  gestiegen,  an  der  Zinkode  dagegn 
um  eben  so  viel  gefallen,  während  in  der  Säure -Zelle 
keine  Fortführung   von  Flüssigkeit   stattgefunden    ballig 
auch  kein  Farbstoff  von  der  Zinkode  durch  die  Scheide- 
wand zur  Platinode  gegangen  war.    Indefs  hatte  der  In- 
digo seine  blaue  Farbe  verloren  und  eine  gelbe  ange^ 
nommen.    Der  Befrag  des  Gasgemenges  war  nahe  gleidk 
in  beiden;    doch  war,  wahrscheinlich  durch  die  vom  b- 
digo  ausgeübte  Absorption  die  Sauerstoffmenge  ans  der 
Säure  etwas  geringer,  als  die  aus  der  Salzlösung.    Die 
an  der  Zinkode  ausgeschiedene  Säure  und   das  an  der 
Platinode  ausgeschiedene  Alkali  waren  aequivalent  zu  eio* 
ander  und  zu  den  entwickelten  Gasen. 

Versuch  4.  Statt  der  Lösung  von  schwefelsanreDi 
Kali  wurde  eine  von  salpetersaurem  Kall  von  1117  spec 
Grew.  genommen.  Nun  entwickelten  sich  5  KbzlL  Sauer- 
stoff an  der  Zinkode  und  4,3  Kbzll.  Wasserstoff  an  der 
Platinode,  aber  zugleich  zeigte  sich  auf  Seite  der  letzten^ 
bei  Oeffhung  des  Apparats,  ein  starker  Ammoniakgemd^ 
was  die  Einwirkung  des  Wasserstoffe  auf  die  Salpetenäore 
des  Salpeters  beweist  und  seine  unzulängliche  Menge  er> 
klärlich  macht  Nachdem  das  Ammoniak  durch  Erwännang 
ausgetrieben  worden,  war  die  Flüssigkeit  noch  alkalisd^ 


569 

und  zeigte,  bei  NentraliBation  mit.Sftnrey  einen  Gebalt  von 
13,5  Gran  freien  Kalis.  Die  FIfissigkeit  an  der  Zinkode 
entbielt  17  Gran  freie  Salpetersäure.  Die  Zahlen  weichien 
nicht  Tiel  von  den  Aequivalentverhaltnissen  ab. 

Bei  diesem  Yersach  vrurde  nur  wenig  Flfissigkeit 
▼on  der  Zinkode  xur  Platinode  getrieben;  der  Niveau- 
Unterschied  stieg  nur  auf  ^  Zoll. 

Yeraucb  5,  mit  einer  Lösung  von  pbospborsaurem 
Natron  von  1057  spec  Gewichts  angestellt,  zeigte  eben* 
&lls,  daCs  das  Salz  und  das  Wasser  gleichzeitig  und  in 
aequivalenten  Mengen  zersetzt  werden.  Die  Menge  der 
Flfissigkeit,  die  von  der  Zinkode  zur  Plafinode  geführt 
wurde,  war  bei  diesem  Versuch  grölser  als  bei  irgend 
einem  der  frflhem.  Der  Niveau -Unterschied  an  beiden 
Seiten  der  Scheidewand  betrug  zuletzt  zwei  Zoll  ^). 


1)  Die  Endieiiiiiiig«  dals  Flfisfigkeiteii  umerseut  Ton  der  oncn  Elek- 
trode %n  der  andera  fortgeföhrt  werden,  ist  xaerttTon  Porret  beob- 
achtet {jirmais  of  Phiiosoph»  Jui.  1816,  anck  diese  Ann.  Bd.  XII 
S.  618).  Er  theilte  an  Glas  durch  eine  Scheidewand  fon  thieri- 
acher  Blase  in  zwei  2^Ucn,  fuUte  diese  mit  Wasser  nnd  hing  in  jede 
eine  Platinplatte,  die  er  dann  beide  mit  den  Polen  einer  Yoltaschen 
SSvle  Ton  80  Plattenpaaren  Tcrband.  Dabei  wurde  fiist  die  gesammte 
Flüssigkeit  in  die  negative  Zelle  getrieben.  SpSteihin  (and  er,  dals 
diese  Elrscheinnng  nicht  eintrat,  wenn  er  das  Wasser  durch  Zusats 
•von  Schwelelsiure  leitender  gemacht  hatte. 

Später  seigte  Beequerel  {Traili  de  tEUetr.  7.  ///.  p,  102) 
dais  fein  aeitheilter  Thon  im  Wasser  an  der  Zinkode,  das  von  dem 
an  der  Platinode  durch  thierische  Blase  getrennt  war,  thcilweise 
durch  den  Strom  fortgeföhrt  wurde.  Auch  er  beobachtete,  da&  die 
Erscheinung  nur  stattfand,  wenn  das  Wasser  schlecht  leitete. 

Herr  Daniell  föllte  seine  Zersctzungsxelle  mit  destillirtem  Was- 
•er.  Bei  Verbindung  dieser  mit  einer  Batterie  Ton  30  Zellen  erschie- 
nen nur  wenig  Blasen  an  den  Elektroden  und  es  entwickelte  sich 
ttichts^  allein  nach  40  Minuten  stand  die  Flfissigkeit  an  der  Platmode 
einen  halben  Zoll  höher  als  an  der  Zinkode.  Als  er  in  dem  Was- 
ser an  der  Zinkode  etwas  frisch  geßUtes  Eiweils  vertheilte,  wurde 
sichtbar  «ine  Portion  dieser  fein  yertheilten  Substanz  mit  dem  Was- 
ser su  der  Platinode  geföhrt. 


J 


57« 

In  der  bisher  angewandten  Zersetzungszeile  fiefcei 
sieb  die  Prodakte  der  Elektrolyse  nicbt  lange  getroal 
erhalten,  weil  die  Flüssigkeiten  sich  zuletzt  an  derPb- 
tinode- Seite  der  Scheidewand  mit  einander  mischen.  Des- 
halb Gonstroirte  der  Verf.  eine  andere,  die  er  iaik 
diaphragma  cell  nennt.  Man  sieht  sie  in  Fig.  2  TaLVl 
abgebildet.  Sie  besteht,  der  Hauptsache  nach,  aus  m 
GlascjUndem,  die  unten  durch  eine  U-CDrmige  Bdie 
▼on  dickem  Glase  verbunden,  und  oben,  eine  jede^al 
einer  gekrümmten  Gasleitungs- Röhre  versehen  sind.  Aue 
drei  Röhren  sind  eingeschUffen,  und  die  untere  iitM^ 
einem  Brette  befestigt.  Durch  Seitenöf&inngen  tx^ 
Platindr&hte  in  die  Cylinder  ein,  welche  die  Platia-El^ 
troden  halten  und  sie  mit  Quecksilbemäpfe  verhiiHlft 

Bei  Sättigung  des  Wassers  mit  Borsinre,  wurde  dessen  Ldinp- 
▼eimögen  ein  wenig  erhöht;  es  entwickelte  sich  indeCi  nur  doe  «* 
melsbare  Menge  Gas,  und  nach  40  Minuten  hetrn^  der  Nivem-üi- 
tenchied  in  beiden  Zellen  ^  Zoll.  Bei  Fällung  der  ZcUcs  ^ 
einer  Mischung  aus  8  Thl.  Wasser  und  1  Thl.  Schwefelsäait  »< 
kein  Kiveau- Unterschied  ein. 

Die  Erscheinung  hängt  indefs  nicht  Tom  Leitramfigen  a^^ 
wie  man  gesehen,  seigt  sie  sich  bei  Salzlösungen,  die  gut  IciKB}* 
stirkerem  Maalse  als  bei  reinem  Wasser,  und  awar  in  vcfsv^ 
nem  Grade  nach  der  Natur  des  Salzes. 

Um  zu  ermitteln,   ob  bei  diesem  Fortfuhrungsproaels  3as  &^ 
zum   Theil  aus  seinem   Losemittel  abgeschieden  werde,  nakn  vfif 
Daniell  das  spec.  Gewicht  der  Lösung  vor  und  nach  dem  Vra'^ 
ohne  indeis  einen  merkbaren  Unterschied  auffinden  sa  köoacs*  «^ 
so  wenig  stört,  wie  es  scheint,  diese  bedeutende  Fortfuhraof  ^ 
Stoff  die  elektroljtisehe  Wirkung  des  Stroms,  durch  welche  ax  ^ 
Torgebracht  wird.     Was  auch  die  nächste  Ursache  dieser  E»^ 
nung  sejn  mag,  so  scheint  sie  doch  Analogie  zu  haben  mit  der  i0>^ 
fuhrung    gutleiteodcr  Substanzen,    die    bei  Entladung  einer  BUK** 
in  Luft  Ton  der  Zinkode  zur  Platinode  stattfindet,  a.  B.  mit  off  ^ 
fim.  Daniell  beobachteten  Fortführung  des  Platins  voniicrZioM^ 
zu  der  aus  Kohle  gebUdeten  Platinode.     Hr.  Daniell  gboU  ^ 
gens,  data  dieser  ProzeTs  nichts  mit  der  Endosmose  ood  £xo*^ 
des  Hm.  Dutrochet  zu  schaffen  habe,   diese  Erscheisans 
durch  eine  AdhSsionskraft  genagend  erklürt  werden  könne. 


671 

Die  untere  U-fOnnige  Rühre  wird,  nachdem  sie  mit  FlQs- 
sigkeit  gefüllt  worden»  an  beiden  Enden,  mit  sorgföltiger 
Aasschliefsung  der  Luft,  durch  dünne  Blase  Terschlosseo, 
zu  deren  Befestigung  jedes  Ende  der  Bohre  eine  einge- 
schliffene Binne  besitzt.  Dann  werden  die  Cylinder  auf- 
gestellt, ebenfalls  mit  Flüssigkeit  gefüllt  (von  denen  jeder 
sieben  Kbzll.  faCst)  und  nun  durch  Einsetzung  der  Gas- 
rohren yerschlossen.  Die  weitere  Behandlunggweise  ist 
der  früheren  gleich. 

Diese  Doppelzelle  schwächte,  weil  die  Elektroden 
weiter  auseinander  stehen,  den  Strom  mehr  als  die  frü- 
here, allein  sie  entsprach  ihrem  Zweck,  indem  sie  die 
Fortführung  der  Flüssigkeit,  selbst  einer  Salzlösung,  hin- 
derte, und  doch  den  Strom  noch  hinlänglich  leitete*  Die 
Blasen  an  der  Verbindungsröhre  wölbten  sich  indefs  ein 
wenig.  Beweis  eines  Druckes  von  auCserhalb,  in  Folge 
der  Fortführung  einer  kleinen  Portion  der  inneren  Flüs- 
sigkeit. 

Versuch  6.  Die  Doppelzelle  wurde  mit  einer  ge- 
sättigten Lösung  von  schwefelsaurem  Natron  gefüllt  und 
der  Strom  2|  Stunden  durchgeleitet.  Es  hatten  sich  nun 
24  Kbzll.  Wasserstoff  an  der  Platinode  und  10  KbzU. 
Sauerstoff  an  der  Zinkode  entwickelt,  zusammen  also  34 
Kbzll.  oder  nahe  ein  halbes  Aequivalent  Gas.  In  der 
Zinkode -Lösung  fanden  sich  19,2  Gran  freie  Salpeter- 
säure, in  der  Platinode- Lösung  13,5  Gran  freies  Natron, 
wozu  noch  2  Gran  aus  der  Verbindungsröhre  kommen, 
so  daCs  in  Summe  15,5  Gran  ^  Natron  ausgeschieden  wur- 
den. Diese  Zahlen  sind  fast  identisch  mit  einem  halben 
Aequivalent  Schwefelsäure  und  Natron;  sie  dienen  also 
den  früheren  Versuchen  zur  Bestätigung. 

Versuch  7.  Um  auszvmitteln,  ob  bei  der  Elektro- 
lyse von  verdünnter  Schwefelsäure  eine  Fortführung  die- 
ser Säure  stattfinde,  wurde  die  Doppelzelle  nebst  ihrer 
Verbindungsröhre  mit  5  KbzlL  von  derselben  gefüllt. 
Nach  einer  Stunde  hatten  sich  an  der  Zinkode  23,6  Kn- 


572 

bikzoll  Sauerstoff  and  an  der  Platinode  47,5  KbzIL  W«- 
serstoH;  zosammen  also  71,1  KbzlL  Gas  entffickelL  Vor 
dem  Yersacb  hatte  die  Säore  das  spec  Gewicht  1121^; 
nach  demselben  zeigte  sich  das  Niveau  derselben  tmvo** 
ändert,  allein  das  spec.  Gewicht  war  an  der  Zinkode  anf 
1130,3  gestiegen,  und  an  der  Piatinode  auf  1120,3  ge- 
sunken. —  Bei  Wiederholung  des  Versuchs  mit  4  KbzD. 
einer  Säure  von  1128,0  spec.  Gewicht  fand  sich  dicaei 
an  der  Zinkode  auf  1141,0  vermehrt  und  an  der  Piatinode 
auf  1123,0  vermindert. 

Aus  diesem  Versuch  geht  demnach  hervor,  dals  wik- 
rend  der  Elektrolyse  von  einem  Aequivalent  Wasser  mit 
Portion  Säure  von  der  Platinode  zur  Zinkode  fiberpn^ 
und  möglicherweise  eine  Portion  Wasser  von  der  Zinkode 
zur  Platinode.  Zugleich  zeigt  die  grOfsere  Steigenuig  dci 
specifischen  Gewichts  bei  der  kleineren  Menge  des  Ge- 
misches, daü  die  Mengen  nahe  gleich  waren  bei  beidcB 
Versuchen. 

Zur  genaueren  Feststellung  dieses  Apparats  sudite 
nun  der  Verf.  die  Menge  der  fortgeführten  Säure  durch 
Wägung  der  Zellen  vor  und  nach  dem  Versach  zu  be- 
stimmen. 

Versuch  8.  Es  diente  dazu  ein  Apparat,  bei  wel- 
chem die  mit  Blase  verschlossene  VerbindungsrOhre  mit 
ihren  Enden  von  oben  herab  in  die  FlQssigkeit  taucht^ 
mit  welchen  die  beiden  Zellen  gefüllt  waren.  Die  Menge 
des  zersetzten  Wassers  wurde  durch  ein  in  die  Batterie 
eingeschlossenes  Voltameter  bestimmt  Das  darin  aof^ 
fangene  Gasgemenge  betrog  18  Kbzll.  Die  Wägung  des 
Apparats  vor  und  nach  dem  Versuch  ergab  folgendes: 

Vorher  Nadiher 

VerbindungsrOhre    539,4  Gr.  537^  Gr.    1,9  Gr.  Verlost 

Platinode -Zelle      2687,8  »  2685,4  ^       2,6  »    Verlast 

Zinkode- Zelle        2631,5  *>  2634,0  n      2,6  »    Gewiao 

5858,5    .  5856,5 

Gesammtverlust  2,0 


673 


Der  gesaniinte  Yerlnst  von  2  Gran  Wasser  entspridit 
Dahe  den  entwickelten  18  Knbikzoll  oder  einem  Viertel- 
Aeqiiivalent  Wasser,  und  die  fortgeführten  2,5  Gr.  Säore 
entsprechen  ebenfalls  nahezu  einem  Viertel -Aequivalent 
Scbwefels&ure.  —  Mehrmalige  Wiederholungen  dieses 
Versochs  gaben  immer  dasselbe  Resultat,  doch  war  da- 
bei keine  grobe  Genauigkeit  zu  erlangen. 

Versuch  9.  Der  Verf.  kehrte  nun  zu  der  frühem 
Doppelzelle  zurück,  füllte  sie  mit  Schwefelsfinre  von  Ver- 
schiedener Concentration,  und  bestimmte  vor  und  nach 
Jedem  Versuch,  der  bis  zur  Entwicklung  von  70,8  KbzlL 
Gasgemeng  fortgesetzt  w^de^  das  Sättigung^rermügen  der 
Saore  durch  Neutralisation  mit  kiystallirtem  kohlensauren 
Natron,  wovon  144  Gran  einem  Aeq.  Sdiwefelsdnre  ent- 
sprechen. 

SSttxgnngsTermdgen  der  Terdannten  Schwefelsaare  an  bei- 
den Eleictroden  gegen  Ein  AeqoiTalent  sersetzten  Wassers. 


OD 

an  i* 
^   I 


s 


S5^ 


s 


»I  ^ 

3  i 


OD 


in  ■* 


0 

3 


Platinode 
Zinkode 


—24 
+20 


—29 
+35 


—  32 
+31 


—  37 
+37 


—39 
+36,5 


—  35 
+36 


Abgesehen  yon  dem  Resultat  des  ersten  Versuchs, 
welches  aus  nicht  anzugebenden  Gründen  von  den  übri- 
gen abweicht,  stimmen  diese  sehr  nahe  überein,  ungeach- 
tet der  grofsen  Unterschiede  in  den  Gemischen  von  Was- 
ser und  Säure.  Auch  stimmt  das  mittlere  Resultat  sehr 
gut  mit  dem  Resultat  des  Versuchs  8,  dafs  für  je  9  Gr. 
oder  1  Aeqo«  zersetzten  Wassers  10  Gr.  oder  \  Aequ. 
Schwefelsäure,  entsprechend  38Gr.  krst  kohls.  Natrons, 
▼on  der  Plationde  zur  Zinkode  geführt  werden. 

Die  Versuche  sind  indefs,  nach  des  Verfassers  eige- 
nem Ermessen,  nicht  biulänglich  zu  entscheiden,  ob  die 
Unterschiede  im  Sättigungsvermögen  blofs  entspringen  aus 


576 

doogsrOhre  mit  einer  concentrirten  Lösong  vonCUona- 
triom  und  Bahm  zor  Zinkode  eine  Zinnplatle.  Bei  Dnrck* 
leitong  des  Stroms  ergab  sich,  daÜB  während  diese  Ziu- 
platte  29,7  Gr.  verlor  and  alles  abgetrennte  Chlor  lofl- 
stfindig  absorbirte,  an  der  Platinode  15  Gr.  Natron  mt- 
schieden  und  24  KbzlL  Wasserstoffgas  entwidielt  wv- 
den.  Rechnet  man  hiezn  noch  ein  Gran  freies  Natm^ 
das  sich  in  der  Yerbindongsröhre  vorfand,  so  iit  fr 
Menge  des  zersetzten  Chlomatrioms  genau  dem  des  iff* 
setzten  Wassers  aequivalent 

Vers  ach  13.  Der  letzte  Yersoch  wurde  müHiB- 
zof&gang  einer  ROhre  voll  schmelzendem  Chlorblctm^ 
derholty  analog  dem  Yersach  11.    Die  Resultate  wäret: 

Beobachtet.       •}  Aeq. 

Entwickelter  Wasserstoff        12,6         11,8 
Reducirtes  Blei  24,9         26,0 

Aufgelöstes  Zinn  16,3        16,6. 

Das  Alkali  auf  Seitef  der  Platinode  wurde  nicht  k- 
stimmt* 

Die  einladhste  Betrachtangsweise  dieses  Resoltatei 
ist,  anznnehmen,  dafs  für  ein  Aequivalent  Chlorblei,  tvd- 
ches  in  der  ersten  Zelle  zersetzt  wurde,  ein  Aeqonsl^i' 
Chlomatriom  in  der  zweiten  zerlegt  ward,  daÜB  das  CUof 
des  letzteren  sich  mit  dem  Zinn  der  Zinkode  veAui 
und  das  Natrium  der  Platinode  auf  das  Wasser  reagirt^ 
und  dadarch  ein  Aequivalent  Wasserstoff  als  secmMÜ^ 
Resultat  entwickelte.  Nach  dieser  Hypothese  würde  )Mi 
das  Chlornatrium  den  Strom  geleitet  haben  und  i^ 
Wasser  elektroijsirt  worden  seyn. 

Allein  wie  ist  hiemach  die  Elektrolyse  einer  UWg 
von  schwefelsaurem  Natron  und  das  Resultat  des  Ver- 
suchs 11.  zu  erkl&ren?  Es  schien  Wasser  elektrol7>i^ 
zu  werden  und  zugleich  zerfiel  das  Salz  in  SSure  od' 
Alkali  in  aequivalenten  Mengen  mit  dem  entbondeDCB 
Sauerstoff  und  Wasserstoff.    Wir  können  nicht  ao0^ 


577 

men»  dafs,  nach,  der  ZersetzoDg  des  Wassers,  noch  ein 
Ucberscbufs  von  Kraft  zur  Zersetzung  des  Salzes  vorhan- 
den war.  Vielmehr  schliefsen  wir,  dafs  blofs  das  schwe- 
felsaure Natron  zersetzt  wnrde^  und  zwar  nicht  in  Säure 
und  Alkali,  sondern  in  ein  Anion,  bestehend  aus  einem 
Aeq.  Schwefel  und  vier  Aeq.  Sauerstoff,  und  einem  Ka- 
thion,  nämlich  Natrium ;  aus  dem  erstem  wurde  an  der 
Anode  durch  secundärc  Action  ein  Aeq.  Schwefelsäure 
und  ein  Aeq.  Sauerstoffgas  gebildet,  aus  dem  letzteren 
an  der  Kathode  ein  Atom  Natron  und  ein  Aeq.  Was- 
serstoff. 

Gemäfs  dieser  Ansicht  wäre  also 
schwefelsaures  Natron  nicht  SOg-NaO  sondern  SO^.Ntl 
schwefelsaures  Kali  »     SOs.KO         »         SO4.K 

salpetersaures  Kali  »    KOr-KO         »         NOe.K 

phosphorsaures  Natron     »    POf.NaO        »        PO|.Na 

Diefs  ftlhrte  den  Verf.  dahin,  auch  das  schwefelsaure 
Kupferoxjd  nicht  als  SOa.CaO,  sondern  afs  SO4.CU 
zu  betrachten,  und  demgemäfs  folgenden  Versuch  anzu- 
stellen. 

Versuch  14.  Die  Döppelzelle  Fig.  3.  wurde  auf 
Seite  der  Platinode  mit  einer  gesättigten  LOsung  von 
schwefelsaurem  Kupfer  auf  Seite  der  Zinkode  und  in  der 
Verbindungsröhre  aber  mit  Schwefelsäure  von  der  ge- 
wöhnlichen Verdünnung  geffillt.  Zugleich  mit  dieser 
Zelle  ward  ein  Voltameter  eingeschaltet,  dann  der  Strom 
so  lange  durchgeleitet,  bis  sich  in  diesem  35  KbzII.  Gas 
entwickelt  hatten,  und  nun  das  auf  die  Platinode  geßlllte 
Kupfer  gewägt,  so  wie  die  daselbst  frei  gewordene  Schwe- 
felsäure durch  Neutralisation  mit  Natron  bestimmt.  Die 
Resultate  waren 


Beobachtet. 


Berechnete 
AeqniTalenie. 

Sauerstoff  und  Wasserstoff        35     KbzU.  35,4 

GeKUtes  Kupfer  15,5  Gran  16 

Frei  gewordene  Schwefelsäure     18,8     »  20 

Pog^end.  Ann.  ErgSnznngikd.  I.  37 


578 

Yersucb  15.  Eine  AbänderaDg  des  letzten  Ver- 
suchs in  der  Art,  dafs  eine  Zinkplatte  zur  Ziokode  ge- 
nommen ivurde  gab: 

Sauerstoff  und  Wasserstoff  35     KbzII.  35,4 

Gefälltes  Kupfer  16,7  Gran  16 

Gelöstes  Zink  16,4      »  16 

Freie  Schwefels&ure  18,8      »  20 

Das  Auftreten  von  freier  Schwefelsäure  in  der  Plati- 
Dode- Zelle  ist  sehr  merkwürdig.  Nach  dem  aufgestell- 
ten Grundsatz  erklärt  es  sich  aber  so.  Der  durch  die 
doppelte  Zelle  geleitete  Strom  zerlegte  gleichzeitig  deo 
zusammengesetzten  Elektrolyt,  das  schwefelsaure  Rupfer- 
oxyd, S04.Cu  und  den  einfachen  Elektrolyt,  das  Wasser, 
H4  0«  Das  vom  erstem  abgeschiedene  zusammengesetzte 
Anion  SO«,  wanderte  gegen  das  gesäuerte  Wasser,  traf 
dort  den  ihm  begegnenden  Wasserstoff  und  bildete  somit 
Wasser  H^O  und  Schwefelsäure  SO^,  welche  in  der  Pb- 
tinode- Zelle  verblieb. 

Versuch  16.  Es  hatte  nun  grofses  Interesse,  die 
Produkte  der  Elektrolyse  von  Ammoniaksalzen  kennen 
zu  lernen.  Demgemäfs  füllte  der  Verf.  die  Doppelzelle 
Fig.  3,  deren  Zinkode  aus  Ziqn  bestand,  mit  einer  cob- 
centrirten  Salmiaklösung,  schaltete  hinter  derselben  ein 
Voltaroeter  ein,  und  leitete  den  Strom  so  lange  darch, 
bis  sich  in  diesem  35  KbzlI.  Knallgas  entwickelt  halten. 
Die  Zinkode  der  Doppelzelle  entband  kein  Gas,  verlor 
aber  an  Gewicht;  die  Plafinode  derselben  entwickelte 
dagegen  Wasserstoffgas,  das  über  Quecksilber  aufgefan- 
gien  wurde,  und  zugleich  wurde  an  derselben  Ammoniak 
frei,  dessen  Menge  durch  Neutralisation  bestimmt  ward  i 
Nachstehendes  waren  die  Resultate: 


579 

B«ob*ehtel.  Bereebnete 

Ae^ivalcnte. 

Gasgemeng  im  Yoltameter  35,0  KbzII.  35,4 

Wasserstoff  von  d.  Platinode  23,5  Gran  23,6 

Gelüsfes  Zinn  30,4     >*  29,0 

Freies  Ammoniak                          8,25   »  8,5 

Der  Salmiak  erwies  sich  demnach  als  ein  Elektrolyt, 
bestehend  aus  einem  einfachen  Anion,  nSmIich  Chlor,  und 
einem  zusammengesetzten  Kathion,  gebildet  von  1  Aeq. 
Stickstoff  und  vier  Aeq.  Wasserstoff,  entsprechend  der 
Formel  NH^.Cl. 

Versuch  17*  Er  wurde  mit  schwefelsaurem  Am- 
moniak angestellt,  in  gleicher  Weise  wie  der  vorige  Ver- 
such, nur  dafs  die  Ziokode  von  Platin  war;  er  lieferte 
folgende  Ergebnisse: 


BeobachteL 


Berechnete 
Aequivalente. 

Gasgemeng  im  Voltameter  35     KbzIL  35,4 

Sauerstoff  von  d.  Platinode  11,5  Gran  11,66 

Wasserstoff  von  d.  Platinode  23,0     »  23,32 

Freies  Ammoniak                          8,0     »  8,5 

Freie  Schwefelsäure  20 

Auch  diese  Resultate  erklären  sich  durch  die  Annahme, 
das  schwefelsaure  Ammoniak  sej  nicht  SO3.NH0.HO, 
sondern  SOa.NH«. 

Alle  diese  Ergebnisse  stimmen  vollkommen  auf  eine 
überraschende  Weise  mit  zwei  berühmten  Hypothesen, 
mit  der  von  Berzelias  über  die  Natur  de&  Salmiaks 
und  mit  der  von  H.  Davj  über  die  Natur  der  wasser- 
haltigen Säuren  und  deren  Salze»  Ersferer  gemäls  be- 
steht der  Salmiak  aus  Ammonium  (N  HJ  und  Chlor,  und 
zufolge  der  letzteren  sind  die  wasserhaltigen  Sauerstoff- 
säuren wie  die  Wasserstoffsäuren  binäre  Verbindungen 
von  Wasserstoff  mit  einem  Radical,  so  dafs  z«  B.  die 
Schwefelsäure  aus  SO4  nnd  H,.  und  das  schwefelsaure 

37* 


580 

Natron  aus  SO«  and  Na  bestände,  analog  wie  die  Sali- 
säure  CIH  und  das  Kochsalz  ClNa  ist. 

Die  einzige  nicht  damit  Obereinstimniende  Erscbo- 
nung  ist  die  Zersetzung  der  verdünnten  SchwefelsSorr, 
da  nicht  einzusehen,  warum  nicht  diese  in  H  an  der  Pb- 
tinode  und  in  SO«,  d.  b.  in  SOs  und  O,  an  der  Zinkode 
zerfallen  sollte,  wahrend  sie  in  H  und  ^S0,-|-0  zer- 
fällt. Indefs  wenn  auch  das  Wasser  als  das  urspriSng- 
li^h  Zersetzte  angesehen  wird,  ist  es  nicht  minder  schfrie- 
rig  zu  begreifen,  warum  der  zur  Zinkode  geführte  Sauer- 
stoff von  einem  Viertel- Aequivalent  Schwefelsäure  be- 
gleitet wird,  und  warum  dieCs  Yerhältnifs  bei  verschie- 
dener Concentration  der  Mischung  gleich  bleibt,  während 
doch  die  Leichtigkeit  der  Elektroljsirung  verscbiedcn  ist. 

Die  Bildung  secundärer  Elektrolyte  und  zasammen- 
gesetzter  Anionen  und  Kathionen  liefejt  wahrsdieinfick 
den  Schlüssel  zur  Erklärung  vieler  derjenigen  gemischten 
Verbindungen  und  Zersetzungen,  zu'  welchen  das  'Wasser 
nothwendig  ist,  z.  B.  denen  von  Salpetersäure  mit  Me- 
tallen und  der  Bildung  von  Schönbeins  Kette. 

Nachträglich  fügt  der  Verf.  noch  die  Beobachtmig 
bei,  dafs  fixe  Alkalien  in  entgegengesetzter  Richtung  wie 
die  Säuren  fortwandern,  sich  an  der  Platinode  ansammelfli, 
doch  in  geringerer  Menge  als  dem  entwickelten  Gase 
aequivalent  sejm  würde. 


m.    Ueber  die  Elektrolyse  secundärer 
gen;  tcpeäe  Abhandlung  pon  J.  F.  Dan  teil. 

(Annas  ^'^  ^  ^o™  Vbn.  Yerfl  mitgetheilten  Abhandluii(  in  den 

Transact.  /  1840  pt.  L  p.  209.) 


B 


eim  Nachdenken  Über  die  in  seiner  Irfiheren  Abband 
lung  aufgestellten  Ansicht  von  der  Constitotion  der  Satte^ 


j 


581 

I 

stofTsalze  schien  dem  Verf.,  dieselbe  würde  eine  fernere 
Bestätigung  erlangen,  wenn  es  glückte,  wenigstens  einen 
der  vorausgesetzten  Bestandtheile  dieser  l^alze  auf  seiner 
Wanderung  zwischen  den  Elektroden  gleichsam  aufzu- 
fangen. Die  Möglichkeit  dazu  schöpfte  er  aus  einem  oft 
von  ihm  wiederholten  Versuche  Faraday's,  worin  Bit- 
tererde aus  einer  Auflösung  von  Bittersalz  gegen  eine 
Fläche  von  Wasser  niedergeschlagen  wird  ^).  Demge- 
mäÜB  wählte  er  nun  folgendes  Verfahren. 

Versuch  18.  Einen  unten  durch  Blase  verschlos- 
senen Glascylinder  füllte  er  mit  verdünnter  AeizkaU" 
lösungy  und  liefs  denselben  in  ein  weiteres  Glas,  wel- 
ches eine  concentrirte  und  neutrale  Lösung  von  schtpe- 
fekaurem  Kupferoxyd  enthielt,  so  weit  hinab,  dafs  er 
so  eben  in  diese  Lösung  eintauchte.  Dann  stellte  er 
in  jede  Flüssigkeit  eine  Platinplatte,  verband  die  in  der 
Ralilösung  stehende  mit  dem  letzten  Zink,  und  die  in  der 
Kupferlösung  mit  dem  letzten  Kupfer  einer  Batterie  von 
20  Zellen.  So  wie  der  Strom  durchging,  gab  die  in  der 
Kalilösung  befindliche  Platte  (die  Platinode)  Wasserstoff- 
gas, und  die  andere  (die  Zinkode)  Sauerstoffgas,  während 
die  Blase,  von  der  auch  etwas  Gas  aufstieg,  sich  %  reichlich 
mit  metallischem  Kupfer  bekleidete,  in  welches  schwarzes 
Kupfcroxjd  und  blaues  Kupferoxydhydrat  eingesprengt 
waren. 

Dieser  Vorgang  erklärt  sich  so.  Das  schwefelsaure 
Kupferoxyd  zerfällt  in  sein  zusammengesetztes  Anion 
(Schwefelsäure  und  Sauerstoff)  und  sein  einfaches  Ka- 
thion,  Kupfermetall.  Ersteres  geht  zur  Zinkode  und  zer- 
fällt dort  in  Schwefelsäure  und  Sauerstoff,  welcher  ent- 
weicht. Letzteres,  das  Kupfer,  wandert  zur  Blase,  wird 
hier  aufgehalten  und  tritt  dem  aus  der  Elektrolyse  der 
Kalilösung  entspringenden  Wasserstoff  seine  Ladung  ab, 
der  nun  sich  an  der  Platinode  entwickelt.'    Andererseits 

1)  Experiment  Untersach.    Reihe  VI.  §.  494.  (AnnaL  Bd.  JUUUL 
S.  420). 


n 


582 

wird  auch  der  Sauerstoff  des  zweiten  Elektrolyt  durdi 
die  Blase  aufgehalten  und  so  gezwungen,  seine  Ladoo; 
dem  zusammengesetzten  Anion  des  ersten  Elektrolyt  ab- 
zutreten. Kupfer  und  Sauerstoff,  die  sich  an  der  Blase 
begegnen,  verbinden  sich  also  mit  einander  zu  sdmv« 
zem  Oxyd.  Indefs,  da  die  Wirkung  rasch  geschieht,  kaaa 
die  Verbindung  nur  zum  Theil  zu  Stande  kommen;  n 
bleibt  also  ein  Theil  Kupfer  im  Metallzustaud,  währenl 
ein  entsprechender  Theil  Säuerstoff  an  der  Blase  ent- 
weicht. Das  blaue  Hydrat  entsteht  ohne  Zweifel  ans 
blofser  Vermischung  einer  kleinen  Portion  beider  Flüs- 
sigkeiten. 

Versuch  19,  eine  Wiederholung  des  Torhergehcfi> 
den  mit  einem  schwächeren  Strom.  Die  Blase  bedeckte 
sich  mit  einem  dicken  Ueberzug  von  schwarzem  Kupfer- 
oxyd, worin  nur  einige  Flitterchen  Kupfer  sichtbar.  Hier 
hatte  die  locale  Verwandtschaft  Zeit,  die  Verbindung  da 
Kupfers  mit  dem  Sauerstoff  fast  zu  vollenden. 

In  ähnlicher  Weise  wurden  nun  auch  anclere  Me- 
talllösungen mit  Kalilösung  in  Berührung  gesetzt  und  elek- 
trolysirt. 

Ver s u ch  20.  Aus  scJpelersaurem  Silberoxyd  schlu; 
sich  auf  die  Blase  viel  Silber  nieder,  gemischt  mit  Silber- 
oxyd; auch  entwickelte  sich  Gas  an  der  Blase.  An  der 
Zinkode  entwich  nicht  der  gesammte  Sauerstoff,  sonden 
ein  Theil  desselben  verband  sich  durch  secundäre  Action 
mit  dem  Silberoxyd  ,der  Lösqng  zu  Hyperoxyd,  Eioe 
poröse  Tbonzelle  statt  der  Blase  genommen,  zeigte  in 
Ganzen  dieselbe  Erscheinung,  doch  aber  wegen  ihrer 
gröfseren  Dicke  nicht  so  gut. 

Versuch  21.  Salpetersaures  Bleioxyd  gab  Sba- 
liehe  Resultate:  metallisches  Blei  auf  der  Blase,  Bleib/- 
peroxyd  an  der  Zinkode. 

Versuch  22.  Schwefelsaures  Eisenoxydul:  Kie- 
dcrschlag  von  schwarzer  Farbe,  worin  mit  der  Lupe  nie» 


683 

talliche  Punktchen  erkenttbar,  die  aber  beim  Abnehmen 
▼on  der  Blase  schnell  verschwanden. 

.  Versuch  23.    Schwefelsaures  PaUadiumoxfd  gab 
metallisches  Palladium,  doch  von  geringem  Glanz. 

Versuch  24.  Salpetersaures  Quecksüberoxydul 
zeigte  die  auffallendste  Erscheinung.  Kicht  nur  lagerten 
sich  Quecksilberkügelchen  auf  die  Blase  ab,  sondern  diese 
drangen  fortwährend  in  einem  feinen  Regen  hindurch. 

Versuch  25.  Schwefelsaure  Bittererde  lieferte  ei« 
nen  reichlichen  Absatz  von  Bittererde  auf  die  Blase,  wie 
beim  Far ad ay 'sehen  Versuch. 

Alle  diese  Resultate  befestigten  den  Verf.  in  der 
Ansicht,  dafs  die  anorganischen  Sauerstoffsalze  Verbin- 
dungen seyen  von  Metallen  oder  dem  Berzelius'schen 
Ammonium  mit  zusammengesetzten  Anionen.  Er  schlägt 
daher  eine  neue  Nomenclatur  für  sie  vor,  gebildet  mit 
der  Endung  ion.  So  nennt  er  die  Verbindung  SO4 
Oxysulphion^  NO«  Oxynitrion^  und  demgemäfs  das  schwe- 
fekaure  Kupferoxyd:  Kupfer -Oxysulphion^  das  schwefel- 
saure Ammoniak:  Ammonium' Oxysulphion^  das  salpe^ 
tcrsaure  Kali:  Kalium- Oxjrmtrioh  u.  s.  w. 

Ein  Haupteinwurf  gegen  diese  Ansicht  scheint  dem 
Verf.  darin  zu  liegen,  dafs  man  die  angenommenen  zu- 
sammengesetzten Anionen  bisher  noch  nicht  hat  isoliren 
können.  Er  glaubte  indefis  in  dem  von  Thenard  ent- 
deckten oxjdirten  Wasser  eine  Möglichkeit  der  Isolation 
dieser  Verbindungen  zu  erblicken  und  stellte  demgemäb 
folgenden  Versuch  an. 

Versuch  26.  Er  nahm  die  Zelle  mit  doppelter 
Scheidewand  (Fig.  3.  Taf.  VI),  füllte  beide  Arme  der- 
selben folgweise  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  verdünn- 
ter Phosphorsäure  oder  einer  Lösung  von  schwefelsaurem 
Natron,  und  kühlte  den  Arm,  der  die  Zinkode  enthalten 
sollte,  mit  einer  Mischung  von  Salz  und  Eis  bis  auf  0^  F. 
ab*     Bei  Durchleitung  des  Stroms  entsprach  der  Sauer- 


*    684 

Stoff  an  der  Zinkode  zwar  niemals  dem  an  der  Platinodt 
entwickelten  Wasserstoff,  allein  die  Leitongsfäbigkeit  des 
Systems  war  durch  die  niedrige  Temperatar  sehr  Tenin- 
gert,  ja  endlich  durch  Gefrieren  der  Flüssigkeit  ganz  aof- 
gehoben,  so  dafs  keine  entscheidenden  Resultate  erlaog^ 
werden  konnten. 

Der  obigen  Ansicht  gemäOs  wfirde  das  SchwefelsSnre- 
hydrat  ein  Oxysulphion  von  Wasserstoff  ^tyvt^  und  de»- 
gemäCs  mü£ste,  bei  Elektrolysimng  desselben,  ein  Aeqoi- 
Talent  Schwefelsäure  an  der  Zinkode  gegen  ein  Aeqoiv; 
Wasserstoff  an  der  Platinpde  auftreten.  Die  friUicrai 
Versuche  lehrten  aber,  dafs  gegen  ein  Aequiv.  "Wasser- 
Stoff  ein  Viertel -Aequiv.  Säure  fortgeführt  wird.  DieCi 
veranlaiste  den  Verf.  den  Gegenstand  fernerweitig  za  na- 
tersuchen* 

Versuch  27.  Er  wiederholte  den  früheren  Versocii 
mit  Anwendung  derselben  Doppelzelle,  nur  dafs  er  das 
Verbindongsrohr  in  der  Mitte  seiner  Biegung  mit  dncr 
offenen  aufrechten  Röhre  versah,  um  so  der  sich  erwir- 
menden  Flüssigkeit  Raum  zur  Ausdehnung  zn  gestatten 
und  das  Zerreifsen  der  Blase  zu  verhüten.  Dann  füllte 
er  das  Ganze  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  bestimmte 
den  Unterschied  der  Menge  desselben  in  den  Zellen,  nach 
Durchgang  des  Stroms,  durch  Wägung,  durch  Fällung 
mit  Baryt,  oder  durch  Neutralisation  mit  kohlensaurea 
JNatron.  Letztere  Methode  erwies  sich  am  zweckm&fsig- 
sten.  Das  Resultat  vieler  solcher  Versuche  war  aber  das 
frühere. 

Versuch  28.  Es  dienten  dazu  drei  Zellen,  dEe 
durch  zwei  gekrümmte  und  an  ihren  beiden  Enden  mit 
Blase  verschlossene  Röhren  in  Verbindung  standen.  Sonst 
war  alles  wie  vorhin.  In  der  mittleren  Zelle  und  in  doi 
beiden  Verbindungsröhren  erlitt  die  Menge  der  SSnre 
nicht  die  geringste  Aenderung.  In  der  Zelle  der  PLh 
tinode  zeigte  sie  aber  einen  Zuwachs  von  8  Gran,  ond 
in  der  der  Zinkode  eine  eben  so  groGse  Abnahme« 


585 

Yersach  29,  wieder  wie  No.  27  angeslellty  lehrte 
dasselbe. 

Versuch  30,  nur  darin  von  No.  29  abweichend, 
dafs  die  Zinkode  folgweise  aus  Platin,  Kopfer  oder  amal- 
ganairtem  Zink  bestand*  Wiederum  eine  Ueberführong 
von  einem  Viertel -Aeqoiv.  Säure  gegen  ein  Aeqoiv.  Was- 
serstoff.  . 

Versuch  31.    Die  Anwendung  des  Zinks  hatte  im 
▼orhergehenden  Versuch  den  Strom  beträchtlich  verstärkt; 
diefs   bewog  den  Verf.  zu  folgendem  Versuch.    Er  er- 
setzte in  seiner  constanten  Batterie  von  10  Zellen  drei 
der    amalgamirten    Zinkstäbe    durch    amalgamirte    Zinn- 
stäbe und  schloCs  sie  dann   mittelst  eines  Vojtameters. 
In   einer  Stunde  entwickelten  sich  darin  nur  25  KbzlL 
Knallgas,  während  durchschnittlich  jeder  Ziünstab  22  Gr. 
oder  ein  Aequivalent  fQr  ein  Aeq.  Gas  verlor.    Als  er 
hierauf  die  sieben  mit  Zinkstäben  versehenen  Zellen  für 
sich  mit  dem  Voltameter  schlofs,  erhielt  er  dieselbe  Gas- 
menge  in  acht  Minuten.    Der  Strom  war  jetzt  also  über 
sieben  Mal  stärker  als  vorhin.    Der  Verf.  betrachtet  diefs 
Resultat  als  einen  Einwurf  gegen  die  Contacttheorie,  da, 
wie  ,cr  meint,   die   elektromotorische  Kraft   von  Zinn* 
Kupfer  sehr  wenig, '  wenn    überhaupt,   kleiner   als   die 
von  Zink-Kupfer  sey,  und  doch  die  Hinzufügung  der 
drei  Zinn- Kupfer- Zeilen  den  Strom  so  aufserordentlich 
schwächte. 

Versuch  32  und  33  wurden  in  ähnlicher  Weise 
wie  die  No.  27  bis  30  angestellt,  nur  mit  verdünnter 
Phosphorsäure,  deren  Gehalt  an  trockner  $äure,  nach 
H.  Bose's  Methode,  durch  Glühen  mit  Bleioxyd,  ermit- 
telt war.  Mit  Anwendung  einer  Lösung,  die  ein  Achtel 
ihres  Gewichts  an  trockener  Säure  enthielt,  entwickelte 
der  Strom  der  Batterie  iu  2|  Stunden  24  Kbzll.  KnaU^ 
gas,  während  3,6  Gran  trockner  Säure  zur  Zinkode  wan- 
derten. Diefs  ist  in  Aequivalenten  wiederum  das  Ver- 
hältnifs  4 : 1. 


1 


586 


Vers  ach  34,  eben  so  mit  Aeizkaläauge  angestdb 
(jedoch  dabei  die  Scheidewand  von  porösem  Thon  §e- 
nommen)  zeigte,  dafs,  während  ein  Aeq.  Wasser  zersetzt 
wurde,  etwas  weniger  als  \  Aeq.  Kali  zur  Piatioode  was- 
derte.  Das  entwickelte  Knallgas  betrug  Dämlich  ^4  - 
Kbzll.,  das  fortgeführte  Kali  5  Gran. 

Versuch  35.  Barfttposser  von  1008,5  spec.  Ge- 
wicht gab  dasselbe  Resultat,  d.  h.  in  5  Stunden  7,3  KbzlL 
Gas  oder  1  Aequiv.  zersetzten  Wassers  und  1,53  Gras 
oder  \  Aequiv.  Baryt.  Letzterer  ward  durch  Fällung  ait 
Schwefelsäure  bestimmt. 

Versuch  36«  Slrontiampasser  yon  1007  spec  Ge- 
wicht, eben  so  angewandt,  lieferten  in  21  Stunden  32,1 
Kbzil.  Knallgas  und  7,9  Gran  Strontian,  d.  h.  auf  1  Aeq. 
vom  ersteren  |  Aeq.  von  letzterem.  Am  Schlüsse  dieses 
Versuchs  war  der  Strontian  so  gut  wie  gänzlich  aus  der 
Zinkode -Zelle  in  die  Platin -Zelle  getrieben,  denn  in  der 
ersteren  Zelle  wurde  die  Flüssigkeit  kaum  noch  durch 
Schwefelsäure  getrübt  und  an  beiden  Elektroden  entwich 
kaum  noch  eine  Gasblase,  obwohl  die  Batterie,  sogleich 
darauf  mit  einem  Voltameter  verbunden,  auch  jetzt  noch 
einen  KbzlI.  Gas  in  der  Minute  entwickelte. 

Versuch  37,  angestellt  mit  einer  Quantität  Barji^ 
fpasser  von  1033  spec.  Gewicht,  die  26,9  Gran  Barjt 
entliielt.  Mach  48  Stunden/ nach  denen  die  Gasentwick- 
lung an  den  Elektroden  fast  gänzlich  aufgehört  hatte,  be- 
trug sie  139  KbzU.  Knallgas  und  aller  Baryt  war  aus 
der  Zinkode -Zelle  forlgewandert.  Diefs  giebl  wieder  das 
Verhältnifs  1  Aeq.  Wasser  auf  l  Aeq.  Baryt. 

Der  Verf.  ging  nun  ^u  sauren  Salzen  Über. 

Versuch  38.  Er  bereitete  sich  eine  Lüsung  von 
krystallisirtem  saurem  schwefelsauren  Kali  und  bestimmte 
deren  Gehalt  an  freier  Säure  durch  Sättigung  mit  Kali,  ^o 
wie  deren  Gehalt  an  neutralem  schwefelsauren  itali  durch 
Abdampfen  und  Glühen  mit  kohlensaurem  Ammoniak. 
Hierauf  brachte  er  ein  gleiches  Maafs  der  Lösung  in  die 


587 

Doppelzelle  mit  doppelter  Scheidewand  und  elektroly- 
sirte  sie,  bis  sich  70,8  Kbzll.  Knallgas  entwickelt  hatten. 
Die  Untersuchang  der  Flüssigkeit  in  den  beiden  Armen 
der  Zelle  zeigte,  dafs  währenddefo  die  Zinkode- Lösung 
18  Gran  Säure  gewonnen  und  die  Platinode -Lösung  19 
Gran  Säure  verloren,  dagegen  die  erstere  Lösung  15  Gr. 
neutrales  Sulphat,  entsprechend  8^2  Gran  Kali,  verloren 
und  die  letztere  6twas  weniger  gewonnen  hatte. 

Versuch  39.  Eine  Wiederholung  desselben  Ver- 
suchs gab  an  S&ure  für  die  Zinkode  einen  Gewinn  von 
18  Gran  und  für  die  Platinode  einen '  Verlust  von  19 
Oran,  dagegen  an  Kali  für  die  Platinode  einen  Gewinn 
▼on  9»9  Gran  und  für  die  Zinkode  einen  genau  gleichen 
Verlust. 

Das  Gesetz  der  Elektrolyse  der  sauren  Salze  ist 
also  ganz  anders  als  das  der  neutralen.    Die  Lösung  lei- 
tete sehr  gut,  aber  dennoch  wurde,  geschützt  nach  dem 
zur  Platinode  geführten  Kali,  nicht  mehr  als  ein  Fünftel- 
Aequivalent  zersetzt  gegen  ein  Aequivalent  an  derselben 
Elektrode  entwickelten  Wasserstoffs.    Diefs  war  beglei- 
tet von  der  Fortführung  eines  halben  Aequivalents  Säure 
zu  der  Zinkode,  wo  ein  ganzes  Aeq.  Sauerstoff  entwich. 
Der  Verfasser  glaubt,  der  Strom  habe  sich  in  diesem 
Fall  zwischen  den.  beiden  Elektrolyten  getheilt,  sey  zum 
kleineren  Thcil  durch   das  neutrale  schwefelsaure  Kali, 
zum  gröfsereu  dagegen  durch  die  Schwefelsäure  und  das 
Wasser  auf  die  beschriebene  Weise  geleitet  worden,  ähn- 
lich wie  der  Strom  sich  zwischen  zwei  und  mehrereu  me- 
tallischen Leitern  nach  umgekehrtem  Verhältnifs  von  de- 
ren Widerständen  vertheilt. 

Dieser  bisher  noch  nicht  aufgestellten  Ansicht  gemäfs, 
könnte  man  die  wasserhaltige  Schwefelsäure  als  ein  Ge- 
misch von  Wasserstoff- Oxysulphion  (SO4-4-H)  und 
Wasser  (MO)  betrachten,  und  annehmen  der  Strom 
tbeile  sich  so  zwischen  diesen  Elektrolyten,  dafs  ein  Aeq. 
des  Oxysulphions  gegen  ein  Aeq.  Wasser  zerlegt  werde. 


588 

Analog  bätte  man  die  KalilOsong  als  ein  Gemisch  der 
beiden  Elektrolyte:  KaU  und  Wasser  anzosehen  osd 
vorauszusetzen,  der  Strom  theile  sich  zwischen  ein  Acf. 
von  ersterem  und  drei  Aequiv.  von  letzterem.  Beiier 
Lösung  des  doppelt -schwefelsauren  Kalis  wäre  antuct 
men,  dieselbe  sey  ein  Verein  von  drei  Elektrolyten,  uSa- 
lich  KaUum- Oxfsulphion  (K.SO4)  Wasser stoff-Oxj- 
sülphion  (H.SO4)  ood  Wasser  (HO)  und  der  Stroa 
zersetze  ein  Aeq.  vom  ersten,  ein  Aeq.  vom  zweiten  umI 
zwei  vom  dritten.  Damit  würden  die  beobachteten  B^ 
sultate  erklärt  seyn. 

Zur  Stütze  dieser  Ansicht  beruft  der  V^rf.  sick  »( 
die  Erscheinung  bei  Fällung  des  Kupfers  in  seiner  ooi- 
stauten  Batterie.    So  lange  die  Kupfervitriollüsuog  nen* 
trat  ist,  schlägt  sich  aus  derselben  das  Kupfer  in  dncr 
compacten  Masse  nieder  und  schliefst  sich  dabei  anfs  in- 
nigste allen  Gestaltungen  der  Platinode  an,  wie.diebxo- 
erst  vom  Verf.  an  Feilstrichen  auf  einer  Platinplatte  be 
merkt  und  später  von  Jacobi  und  Spencer  in  ▼oU* 
kommnerem  Maafse  beobachtet  und  benutzt  worden  iit* 
Diese  Fällungsweise  verträgt  sich  nicht  wohl  mit  derlw-, 
berigen  früher  auch  vom  Verf.  getheilten  Ansicht,  dafs  das 
Kupfer  nur  durch  entstehenden  Wasserstoff  redudrt  xitti^i 
sondern  stimmt  weit  besser  mit  der,  dafs  es  das  nnoit- 
telbare  Produkt  der  Elektrolyse  sey.    Sobald  sich  aber 
ein  bedeutender  Theil  des  Metalls   aus  der  Lösung  ab> 
geschieden  hat,  und  diese  dadurch  stark  sauer  gewordei 
ist,  fällt  das  Metall  nicht  mehr  im  compacten,  senden 
im  pulverförmigen  Zustand  nieder,  ohne  Zweifel  deshalb, 
weil  dann  zwei  Elektrolyte,    Wasserstoff"  Oxjsvip^ 
und  Kupfer-  Oxysulphion,  in  der  Flüssigkeit  vprhandeo 
sind,  beide  vom  Strom  zersetzt  werden,  und  der  aus  des 
ersten  «ibgeschiedene  Wasserstoff  auf  den  zweiten  El^' 
trolyt  einwirkt. 

Versuch  40.    Um  den  nachtheiligen  Einflufs  dieses 
Vorgangs  bei  galvanoplastiscben  Versudieo  zu  en(fenie0> 


589 

bewerkstelligt  der  Verf.  die  Fällung  des  Kapfers  in  ei- 
ner besonderen,  mit  einer  constanten  Batterie  verbunde- 
nen Zersetzungszelle,  die  KupfervitrioUOsung  und  eine 
Zinkode  von  Kupfer  enthält.  Die  freigevrordene  Säure 
sättigt  sich  dann  wieder  auf  Kosten  der  Zjukode  mit 
Kupfer. 

Zum  Schlufs  seiner  Abhandlung  theilt  der  Verfasser 
noch  einige  nachträgliche  Beobachtungen  über  die  Elek- 
trolyse secundärer  Verbindungen  mit. 

Versuch  41.  Er  brachte  successive  kohlensaures 
Kaliy  JNairon  und  Ammoniak  in  den  Apparat  mit  doppel- 
ter Scheidewand  und  versah  die  Zinkode-Zelle  mit  Lie- 
big's  Apparat  zur  Auffangung  der  Kohlensäure.  Sonst 
wie  vorhin  verfahrend,  fand  er  dann,  dafs  Kohlensäure 
und  Sauerstoff  an  der  Zinkode  aequivalent  waren  dem 
Alkali  und  Wasserstoff  an  der  Platinode.  Er  betrachtet 
demnach  auch  die  kohlensauren  Salze  als  Oxicarbonione 
von  Kalium,  Natrium,  Ammonium  u.  s.  w. 

Versuch  42.  Oxalsaures  Ammoniak  lieferte  an 
der  Platinodc  Ammoniak  uud  W^asserstoff  und  an  der 
Zinkode  nichts  als  Kohlensäure,  entstanden  als  secundä- 
res  Product  aus  der  djaA^in  geführten  Oxalsäure  und  Sauer- 
stoff. .  Diefs  Salz  ist  also  auch  Oxalion  vom  Ammonium 
=C04.NH4. 

Versuch  43.  Weinschwefelsaures  Kali^  gab  aua* 
log,  in  aequivalenten  Verhältnissen,  Weinschwefelsäure 
und  Sauerstoff  an  der  Zinkode,  Kali  und  Wasserstoff 
an  der  Platinode,  übereinstimmend  mit  der  Ansicht,  dab 
dasselbe  Kalium -Sulphovinion  sey. 

Endlich  berührt  der  Verf.  noch  die  Becqu  er  ein- 
sehe Kette,  bekanntlich  gebildet  aus  Kalilösung  und  Sal- 
petersäure, die  durch  eine  Scheidewand  getrennt  sind« 
nnd  jede  eine  Platinplalte  aufnehmen,  von  denen,  wenn 
sie  verbunden  werden,  die  in  der  Kalilösung  Sauer« 
Stoff  entwickeltr  Der  Verf.  gesteht,  dafs  er  sich  die  Ent- 
stehung des  Stroms  bei  dieser  Kette  niemals  habe  aus 


1 


990 

« 

der  Yerbindong  des  Kalis  mit  der  SSare  erklaren  Ite- 
neD.  Er  meint  indefa,  seine  Ansicht  liefere  eine  %tA 
gende  Erklärung,  denn  nach  derselben,  nach  welcher  £e 
Sfture  Wasserstoff- Oxynitrion  (H.MOc)  ist,  würden  bei 
Verbindung  der  SHure  mit  dem  Kali,  der  Wassentoff 
aus  ersterer  mit  dem  Sauerstoff  des  letzteren  zo  ^Waffcr 
zusammentreten,  dann  das  abgeschiedene  Oxjnitrion  am 
einem  nächsten  Oxynitrion -Theilchen  WasserslofT,  dai 
Kalium  aus  einem  nächsten  Kali-Tbeilchen  Saaentoff 
aufnehmen  und  so  fort,  gemäfs  dem  Schema 

OK  ,  OK  ,  OK  II  NO,,H  ,  NO..H  ,  NO..H 
und  so  wQrde  sich  das  .Erscheinen  von  Sauerstofi  und 
Wasserstoff  an  den  Platten,  so  wie  überhaupt  die  Ent- 
stehung des  Stroms,  der  vrohl  nicht  von  der  Contact- 
theorie  zu  erklären  sey,  begreifen  lassen. 


IV.    lieber  VoUa*sche  Zersetzungen  c^ässriger  und 
alkoholischer  Lösungen;  pon  Arthur  ConnelL 

(Fracr  Aüttos  ma»  dem  Phil  Mag»    Ser*  IlL    VoL  18.  /n^«  M 

€t  353.) 


JLIurch  diese  Untersuchung  sucht  Hr.  C  o  n  n  e  1 1  die  bi** 
her  wohl  ziemlich  allgemeine  Meinung  zu  vertheidigeo, 
dafs  es  bd  Volta'schen  Zersetzungen  von  wässrigen  und 
weingeistigen  Lösungen  immer  das  Wasser  sej,  welches 
unmittelbar  durch  den  Strom  zersetzt  werde,  während 
Hr.  Da  nie  11  in  den  vorhergehenden  Abhandlungen,  die 
indefs  Hrn.  Connell  unbekannt  geblieben  zu  seyn  schri- 
nen,  gerade  die  entgegengesetzte  Ansicht  aufstellt 

Die  Versuche,  welche  Hr.  Connell  zur  Sttitze  sei* 
nes  Satzes  beibringt,  sind  hauptsächlich  folgende: 

Er  füllt  zwei  Gläser,  das  eine  mit  Wasser,  das  an- 
dere mit  einer  Auflösung  von  Stärkmehl  in  destiUirfi 


691 

Wasser,  der  eine  vrässrige  Lösung  Ton  Bromjod  hinzu- 
gesetzt worden  ist,  verbindet  sie  dann  durch  einen  mit 
Säure  und  Wasser  wohl  ausgewaschenen  dicken  Bündel 
kurzer  Asbestfäden  unter  sich  und  durch  eingestellte  Pia* 
tinplatten  mit  den  Polen  einer  kräftigen  Batterie,  einer 
nach  Cruickshank's  Construction  von  50  Paaren  zwei- 
KöUiger  Platten. 

Wenn  es  der  negative  Pol  ist,  der  in  der  Bromjod* 
lösung  steht,  so  erfolgt  an  diesem  sogleich  eine  Ausschei- 
dung von  Jod,  die  sich  durch  die  Bläuung  des  Stärk- 
niehls  deutlich  zu  erkennen  giebt,  während  an  dem  po* 
sitiven  Pol  Saucrsloffgas  entweicht;  Dicfs  sieht  aus,  sagt 
Hr.  C,  wie  wenn  das  Bromjod  direct  zersetzt  würde. 
Es  ist  indefs  leicht  zu  zeigen,  dafs  diese  Zersetzung  nur 
eine  sccundäre  ist.  Man  kehre  nämlich  den  Versuch  um, 
stelle  den  positiven  Pol  in  die  Bromjodlösung.  Dann  hat 
man  an  beiden  Polen  eine  lebhafte  Gasentwicklung,  aber 
das  Slärkmehl  bleibt  farblos,  es  scheidet  sich  nicht  die 
geringste  Spnr  von  Jod  aus.  Mithin  wird  das  Brom- 
jod nicht  zersetzt,  und  die  Zersetzung  im  ersten  Fall  ist 
nur  eine  secundäre,  hervorgebracht  durch  den  am  ne- 
gativen Pol  entbundenen  Wasserstoff. 

[Ohne  gerade  die  in  Rede  stehende  Frage  entschei- 
den zu  wollen,  glaube  ich  doch  bemerken  zu  müssen, 
dafs  der  angeführte  Versuch  keinen  einwurfsfreien  Be- 
weis für  Hrn.  ConnelTs  Meinung  abgiebt.  Denn  ge- 
setzt, es  würde  das  Bromjod  unmittelbar  vom  Strodi  zer- 
legt: kann  mau  in  dem  zweiten  Fall  eine  Ausscheidung 
von  Jod  erwarten?  Ich  glaube  nicht.  Denn  der  Sauer- 
stoff des  im  anderen  Gefäfse  zersetzten  Wassers  wird 
durch  Vennitllung  der  Asbestfäden  gegen  das  Jod  ge- 
trieben und  mufs  sich  mit  demselben  verbinden;  es  vvird 
also  Jodsäure  entstehen,  die  nicht  das  Stärkmehl  bläut. 
In  beiden  Versuchen  wird  das  Jod  zum  negatwen  Pol 
getrieben ;  nur  besteht  im  ersten  Fall  dieser  Pol  aus  Plor 
tm,  mit  welchem  das  Jod  sich  schwer  oder  gar  nicht 


5d2 

yerbindet^  and  im  letzteren  aas  Sauerstoff,  mit  wdiftai 
es  leicht  in  Verbindung  tritt.  Es  ist  ganz  so,  wie  wo» 
die  negative  Polplatte  zwar  beide  Mal  in  das  Broojoi 
gestellt  wftre^  sie  aber  das  eine  Mal  ans  Platin,  das  ai- 
dere  Mal  aus  Zink  bestanden  hitte.  Diefs  rläbt  8idlw^ 
nigstens  gegen  Hrn.  ConnelTs  Behauptung  eiDwcolat^ 
Alle  seine  tlbrigen  Versuche  sind  gleichem  Einvmrfe  an- 
gesetzt, daher  wir  hier  auch  nur  noch  einige  mitlbdicB 
wollen.    J?.] 

Die  BromjodlOsung  wurde  durch  verdOnnte  Jodtm- 
serstoffsäure  ersetzt  und  wie  vorhin  durch  Asbest&ib 
mit  einem  zweiten,  desUUirtes  Wasser  enthaltenden  G^ 
fi&fs  verbunden.  Bei  Schliefsung  der  Säiile,  so,  dais  ier 
negative  Pol  in  der  Säure  stand,  entwickelte  sich  an  dr^ 
sem  Wasserstoff  und  an  dem  anderen  Sauerstoff,  okae 
dafs  die  Flüssigkeiten  sich  im  mindesten  trübten;  ent 
nach  10  Minuten  wurde  das  letztere  schwach  gelb,  bi 
Vertauschung  der  Pole  wurde  dagegen  sogleich  JoJ 
mit  brauner  Farbe  ausgeschieden,  ohne  alle  Gasentwick- 
lung, während  an  dem  negativen  Pol  l^asserstoS  ent- 
wich. 

[Der  Versuch  ist  dem  vorhergehenden  ganz  analog: 
nur  schied  sich  hier  das  Jod  am  positiven  Platinpol  ao^ 
weil  es  positiv  gegen  Wasserstoff  ist,  während  es  fHikcr 
gegen  Brom  das  negative  Element  war.    JP.] 

Ein  Versuch  mit  einer  nicht  zu  verdQnnten  CÜsf' 
Wasserstoff  säure  gab  ganz  analoge  Resultate;  reichlkie 
Chiprentwicklung  am  positiven  (^Platin)  Pol,  keine  an 
negativen  [d.  h.  keine  am  positiven  Wasserstoff  Pol  f] 

Ganz  so  verhielt  es  sich  mit  einem  andern  Venock, 
wo  absoluter  Alkohol,  mit  jodwasserstoffsaurem  Gase  (^ 
sättigt,  statt  der  wässrigen  Jodwasserstofbäure  genonocB 
wurde. 

Auch  auf  MetalUflsungen,  wie  Lösungen  von  acbt^ 

feisaurem  Kupferozjd,  Chlorzink,  salpetersaurem  Silb^' 

oxyd    hat  der  Verf.  seine  Versuche  aasgedehnt  ^ 

soicke 


593 

t 

solche  Losung,  verbanden  dnrch  Asbest  mit  einem  Gre- 
'ftfs  voll  Wasser,  gab  ihm  sogleich  einen  metallischen 
Niederschlag  am  negativen  Pol,  als  dieser  Pol  in  der 
Metalllösiing  und  der  positive  im  Wasser  stand;  dage« 
gen  erhielt  er  keinen  solchen  Niederschlag,  wenn  er  die 
Pole  vertauschte. 

[Das  letztere  Resultat  wfirde  einigermaafsen  für  Hrn. 
C.  sprechen;  allein  es  fragt  sich,  ob  es  richtig  sey.  Auch 
Hr.  Daniell  führt  ja  einen  Versuch  an,  wo  sich  Ku- 
pfer auf  die  Blase  niederschlug,  welche  die  Lösung  die- 
ses Metalis  von  der  anderen,  den  negativen  Pol  aufneh- 
menden, Flüssigkeit  trennte.  Es  wäre  übrigens  auch  mög- 
lich, und  dafür  finden  sich  auch  Andeutungen  in  Da- 
nielTs  Versuchen,  dafs  das  an  dem  Asbest  reducirte 
Metall  durch  den  an  der  anderen  Zelle  gleichzeitig  da- 
hin geführten  Sauerstoff  oxydirt  und  somit  von  der  frei 
gewordenen  Säure  wieder  gelöst  wurde.     JP.] 

Wenig  Widerspruch  wird  wohl  die  schon  früher 
vom  Verf.  durch  Versuche  vertheidigte  Ansicht  finden, 
dafs  bei  der  Elektrolysirung  des  Alkohols  immer  nur  das 
Wasser  zersetzt  werde;  aber  nicht  recht  einzusehen  ist, 
wie  diese  Ansicht  gerade  darin  eine  Stütze  finden  könne, 
dafs,  wie  er  gefunden,  die  stets  nur  schwache  Zersetzbar- 
keit  des  Alkohols  durch  Zusatz  einer  geringen  Menge 
Kali  (schon  tsJqq)  beträchtlich  erhöht  wird.  Man  sollte 
meinen,  diese  Beobachtung  8jA*äche  gerade  für  Herrn 
Daniell. 

Endlich  glaubt  Hr.  C  auch  noch  die  Frage  entschie- 
den zu  haben,  wie  die  Haloidsalze  in  Wasser  oder  Al- 
kohol gelöst  sind.  Zu  dem  Ende  bringt  er  Lösungen 
solcher  Salze  z.  B.  von  Chlorkalium,  Chlorcalcium,  in  ein 
Gefäfs,  und  verbindet  dasselbe  durch  Asbestfäden  mit 
zwei  Gefäfsen  voll  Wasser,  in  welche  die  Polplatten  der 
Säule  gestellt  sind.  Da  findet  er  denn  in  den  beiden 
äafseren  Gefäfsen   und  den  entsprechenden  Seiten   des 

Poggend.  Ann.  ErgSniinigsbcl.  I.  38 


594 

mittlerea.  respective  ChlorwassentoGEsdore  und  Alkai, 
and  dieCs  sieht  er  als  Beweis  an,  dafs  ChlorkalioiD  and 
Cblorcalcium  als  chlorwasserstof&anre  Salze  im  Waocr 
gelöst  enthalten  sind.  —  Ich  mufs  indeCs  bekenneav  ifie 
Kraft  anch  dieses  Beweises  nicht  einsehen  za  könaca; 
denn  offenbar  wird  dasselbe  Resultat  erfolgen,  yrenn  nan 
annimmt,  das  Chlorkalium  sey  als  solches  im  Wasser  ge- 
löst, werde  unmittelbar  durch  den  Strom  in  Chlor  md 
Kalium  zerlegt,  und  diese  verbinden  sich  respective  nit 
dei^  ans  den  äufseren  Gefäfsen  zugeführten  Wasserstoff 
und  Sauerstoff.    P. 


V*     üeber  die  Morgen-  und  Ahendwinde  in  Ge- 
birgen; pon  J.  Fournet. 

(SchluTa  von  S.  511.) 


Gol   des   Mont  Genis. 

V  om  Anbeginn  meiner  Untersuchungen  hatte  eine  Be> 
obachtong  von  "Saussore  immer  den  Wunsch  erregt,  die 
atmosphärischen  Fluthungen  am  Mont  Cenis  zu  studires. 
Am   Tage,  als  er  sich  daselbst  befand,  bliesen  in  Sa- 
voyen  und  Piemont  entgegengesetzte  Winde  und  sie  be- 
gegneten sich  in  dem  Col,  wo  die  Wolken  von  beiden 
Enden  her  anlangten.  Es  stand  also  zu  glauben,  dafs  er 
bald  davon  erfüllt  gewesen  seyn  würde,  allein  dem  war 
nicht  also.    In  dem  Maafse  als  sie  eintraten,  sowohl  auf 
dieser  als  auf  jener  Seite,  wurden  sie  durch  einen  auf- 
rechten Wind  gehoben,  der  sie  gänzlich  auflöste,  so  dals, 
ungeachtet  der  fortdauernd  anlangenden  Wolkenmasseo» 
die  Luft  immer  klar*  und  heiter  blieb.    Allein  zuletzt  er* 
kältete  das  Bassin ;  am  Abend  hörte  der  aufrechte  Wind 
~auf  und  diese  hohe  Ebene  wurde  von  einem  ungemein 


595 

dTcken  Nebd  bedeckt;  endUcb,  wftbrend  d^  Necht,  fie- 
len diese  in  den  oberen  Regionen  der  AtmfospbSre  an- 
gebättften  Dämpfe  wieder  nieder,  und  esr  regnete  nocb 
am  andern  Tage.  .  .  > . 

Das  Detail  dieser  PhSnome  pafst,  wie  maxi  sieht,  ziem- 
lich gut  auf  einige  der  Umstände  einer  sehr  ausgepräg- 
ten atmosphärischen  Fhrth  und  lieCs  mich  glauben ,  der 
Col  des  Mont  Cenis  sey  eine  sehr  geeignete  Station  zum 
Studium  derselben.  Allein,  ^o  wie  ich  dort  ankam,  fand 
ich,  dafs  dem  nicht  so  sey. 

Zunächst  bildet  der  Col  nur  einen  orographtschen 
Punkt  Ton  geringer  Wichtigkeit  in  der  Gesammtheit  des 
ihn  umgebenden  alpinischen  Systems.  Weit  höhere  Gip- 
fel überragen  ihn  und  der  Effekt  dieser  mufs  nothwen-» 
dig  Torwalten.  Andrerseits  liegt  er  zwischen  den  beiden 
grofsen  Thälem  von  Oulx  und  Maurienoe^  die  nicht  da- 
selbst endigen.  Folglich  kann  er  höchstens  nur  die  Wir- 
kung der  Seitenverzweigungen  des  ersten,  durch  die  tiefe 
Depression  der  Novalaise,  empfinden,  denn  der  Abbang 
Ton  Maurienne  bietet  keine  erhebliche  Verzweigung  dieser 
Art  dar.  Ueberdiefs  bildet  er  eine  Art  hoher  Ebene,  in 
welche  das  untergeordnete  Thal  des  kleinen  Mont  Ce- 
nis, welches  selbst  eine  seinen  Dimensionen  angemes- 
sene Rolle  spielen  mufs,  sich  verläuft.  Endlich  mufs,  ver- 
möge seiner  Lage,  quer  gegen  die  Richtung  der  herr- 
schenden Nordr^und  Süd-Winde,  die  Wirkung  der  Brise 
daselbst  oft  vernichtet  werden.  Es  kann  daher  auch  nicht 
auffallen,  dafs,  wie  mich  der  Pat.  Dom  Octavicn,  Prior 
des  Hospizes,  der  sich  bisweiiep  mit  meteorologischen 
Beobachtungen  beschäftigt,  versichert  hat,  die  Regelmä- 
faigkeit  der  Brise  von  Maurienne  in  diesem  Col  nicht 
mehr  existirt,  hier  vielmehr  entgegengesetzte  Winde  bis* 
weilen  plötzlich  auf  einander  folgen,  zusammenstofsen 
und  dabei  die  von  der  Gestaltung  der  Depression  vor- 
gezeichnete  Richtung  annehmen,  obgleich  mit  geringerer 

38* 


596 

Heftigkeit,  all  auf  dem  groben  Sf.  Bernhard,  wep 
der  geriDgerea'  Breite  des  dortigen  Bassin.  Die  bafa 
Tage,  welche  ich  an  diesem  Ort;  verweilte,  bestätigt«  ii 
Ansicht  ToUkommen.  Nur  wahrend  der  Mitte  der  KaA 
konntd  ich,  pausenweise,  einige  Sporen  von  berabste^ 
den  Winden  wahrnehmen  und  noch  dazu  wurden « 
von  den  allgemeinen  Winden,  die  in  den  obeaen  Rc^ 
nen  herrschten,  stark  zurückgedrängt. 

Thaler  too  Noralaise  and  Ouix. 

Am  26.  Aug.,  7  Uhr  Morgens,  verlieb  ich  den  Hori 
Cenis,  um  nach  Italien  hinunter  zu  steigen.  Dft  Si 
wind,  der  drei  Tage  zuvor  mit  Heftigkeit  gewebt  haH 
furchte  nur  schwach  die  Oberfläche  des  Sees  udJ  A 
Sonne  vermochte  nicht,  die  Wolkenbank  zu  dordidni 
gen,  die  sich  während  der  Nacht  bis  zu  etwa  einem  DA 
tel  der  Höhe  der  Berge  des  Col  herabgesenkt  hflB 
Dennoch  wurde  dieser  Schleier  gegen  acht  Uhr  zenM 
und  die  Fetzen,  getrieben  vom  Südwind,  verdeckten  dl 
entblöfsten  abwechselnd  die  Ronche,  den  Roche  VMi 
und  die  Rocca  Melone.  Endlich,  gegen  Mittag,  fid« 
einige  Tropfen  Regen. 

Obgleich  diese  Wolkenbewegung  in  Uebereis^ 
mung  geschah  mit  der  Richtung  der  tiefen  DepresiNi 
der  Novalaise,  so  mufste  doch  das  Anhalten  des  SSt 
Windes,  zwei  Tage  lang,  glauben  lassen,  dafs  sieDQr'c>- 
sen  allgemeiner  Wirkung  gehorchte.  Eine  etwas  f^ 
aufsteigende  Fluth  hätte  die  Wolken  wenigstens  bis  i^ 
Niveau  der  Gipfel  heben  müssen,  während  sie  sidii*' 
mer  darunter  hielten.  Endlich  hatte  sich,  obgleidt  ii 
den  Ebenen  Italiens  der  Wind  Nordost  war,  der  Gegcs- 
vrind  auf  dem  grofsen .  St  Bernhard  und  in  Genf  ▼o"' 
standig  ausgebildet,  so  dafs  ich  die  aufsteigenden  Stsi^ 
winde,  welche  ich  wahrend  des  Hinonteisteigens  eoipiM 
flicht  beachtete. 

Allein  gegen  2  Uhr  Nachmittags  fand  ich  zo  S^ 


697 

^ne  Temperatur  von  25^  C.   und  einen  sehr  lebhaften 
^fWind  in  Richtung  auf  Exilles  und  den  Mont  Gene  vre, 
l^nd  mithin  in  senkrechter  Richtung  auf  die  Lombarde, 
^^an   kann   also  nicht  anstehen  zu   glauben,    dafs  dicfs 
il^n  wahrer  Thalwind  sey.    Wenn  man  dennoch  daran 
j^weifelte,  so  könnte  ich  die  Beobachtungen  des  Paters' 
jjiom   Octavien    anführen,    der,   vorlängst    durch    Herrn 
Billiet  darauf  aufmerksam  gemacht,  sich  versicherte,  dafs 
lie  täglich  aufsteigenden  Winde  in  dem  Thale  von  Oulx 
sben  so  regelmäfsig  sind,  wie  in   dem  von  Maurienne 
.obgleich  beide  Becken  neben  einander  und  in  entgegen- 
gesetzter Richtung  liegen,   ein  Umstand,  der  ein  neues 
JBeispiel  liefert,  von   der  wechselseitigen  Unabhängigkeit 
]er  atmosphärischen  Fiuth  und  Ebbe  in  Gebirgen. 

» 

^  Thal  von  A.osta  und  Cogne. 

^  Im  Thale  von  Aosta  habe  ich  Herrn  d'Aubuisson' 
com  Vorgänger,  der  uns  vom  Monte-Gregorio,  bei  Ivrea, 
^sine  interessante  Reihe  von  Beobachtungen  hinterlassen, 
'and  in  seiner  Description  geologigue  du  departement 
''de  la  Doire  das  Daseyn  eines  periodischen  Windes,  der 
täglich  von  10  Uhr  Morgens  bis  gegen  Abend  weht, 
nachgewiesen  hat  Ich  hatte  mich  also  nur  noch  mit  den 
Einzelheiten  seines  Ganges,  sowohl  in  dem  grofsen  Thal 
als  in  dcsseil  Verzweigungen,  zu  beschäftigen. 

Am  5  September  fand  ich  den  aufsteigenden  Wind 
wie  gewöhnlich  bereits  ausgebildet;  allein  gegen  7  Uhr 
Abends,  nachdem  ich  den  Engpafs  von  Bard  durchschrit- 
ten batte,  begannen  die  ersten  absteigenden  Brisen  sich 
fühlbar  zu  machen,  wegen  der  frühen  Stunde  jedoch 
noch  in  unregelmäfsiger  Weise;  allein  ich  fand  sie  noch 
tVL  Verrds,  wo  sich  während  der  ganzen  Nacht  zeitweise 
umgekehrte  Brise  äufserten. 

Diese  UnregelmäCsigkeit  fiel  mir  um  so  mehr  auf, 
als  ich,  weiter  reisend,  am  6.  Septbr.  5  Uhr  Morgens 


598 

beobachten  konnte,  dafe  sie  zwisdien  Verres  und  fai 
Mont  Jovet  nicht  existirCe,  hier  viebnehr  der  Wind  ob 
gleichförmig  absteigender  war.  Diese  örtlldie  Anonaiie 
und  spätere  Regelmäfsigkeit  entspringt  daraqs,  dafs  ziri> 
sehen  Verr^s  und  dem  Mont  Jovet,  das  Tbal  Ton  AosU 
eine  regelmäfsige  Structar  besitzt,  ohne  merkliche  SdtcB- 
zweige,  während  an  dem  ersten  Ponkt  das  seamdäie 
Thal  von  ChoUant  einmündet.  Diefs  bewirkt  eioen  Zo- 
sammenstofs  zweier  Ströme  unter  rechtem  Winkel,  wo- 
durch nothwendig  Wirbel  und  in  Folge  deCs  auch  A 
unrf  gelmäCsigen  Windstöfse,  die  wir  zu  St  Jean-de-Üain- 
enne  w^ahrnahmen,  entstehen  müssen.  Uebrigens  wird  &» 
Ansicht  späterhin  noch  eine  andere  Bestätigung  erlangen. 

Zwischen  Verres  und  dem  Mont  Jovet,  in  dem  rt- 
gelmäfsigen  Thcil  des  Thals  von  Aosta,  beobachtete  idi 
besonders  den  merkwürdigen  Einflufs  der  Tagwiode  auf 
die  Entwickhing  der  Vegetation. 

Diese  Ströme,  sind  daselbst  sehr  heftig  und  üben  ift 
der  Länge  auf  die  Bäume  eine  solche  Wirkung  an^ 
dafs  diese  gegen  den  herrschenden  Wind  ein  reidies 
Laubwerk  entfalten,  in  der  umgekehrten  RicbtuDg  gegen 
den  Nachtwind,  aber  fast  davon  entblöfst  sind;  dadordi 
erhalten  sie  das  Ansehen  eines  Haarschopfes,  der  von 
der  Stirn  eines  Mannes  zurückgeschlagen,  in  gro&en 
Locken  auf  die  Schultern  herabhängt.  La  dieser  B^ 
Ziehung  könnte  man  sie  mit  den  Thieren  niederer  Ord- 
nung, z.  B.  mit  den  Polypen  der  tropischen  Meere,  ver- 
gleichen, die  sich  in  den  Theilen,  welche  den  die  Nah- 
rung herbeiführenden  Strömen  ausgesetzt  sind,  krSNg 
entwickeln,  dagegen  auf  der  andern  Seite  so  verkQv- 
me(T),  dafs  sie  die  hohle  Gestalt  eines  Hufeisens  an- 
nehmen ^). 

Ich  setzte  meine  Reise  nach  St.  Vincent  und  CUtillon 

')  Die  hufeisenförmige   Gestalt   der  meisten  Korallenlnsela  kat  id^ 
bekaimtcnnaarsen  einen  andern  Gnmd.  P' 


599 

forty  wo  ich  am  7  Uhr  Morgens  anlangte.  Auf  dieser 
Strecke  erweitert  sich  das  Becken  der  Dora  und  ändert 
dabei  plötzlich  seine  Richtung  in  eine  ostwestliche. 

Ungeachtet  dieser  Gestaltreränderung  bildete  der  aus 
diesen  Dörfern  aufsteigende  Rauch  noch  eine  scheinbar 
atagnirende  Bank,  in  geringer  Höhe  über  dem  Boden 
des  Thals,  und  bergab  eine  ziemlich  bedeutende  Strecke 
fortsetzend,  wo  sie  sich  nach  und  nach  yerlor.  Erst  ge- 
gen 9^  Uhr,  in  der  Umgegend  von  Chambare,  bei  blas- 
jBem  Sonnenschein  und  einer  Temperatur  von  18^  C, 
begannen  die  ersten  aufsteigenden  Brise,  und  sie  behiel- 
ten ihre  Richtung  bis  zu  unserer  Ankunft  bei  Aosta,  um 
1  Uhr  Nachmittags.  ladefs  beobachtete  ich  bei  Annähe« 
rung  an  diesen  Ort  Anomalien,  die  in  den  Abend  hinein 
bis  Aimaville  fortdauerten,  ungeachtet  die  Stunde  der 
Umkehr  heranrückte  oder  schon  eingetreten  war. 

Fernere  Beobai;htungen  müssen  entscheiden,  ob  man 
die  rein  zufällige  Ursache  einem  Westwinde  zuschreiben 
mufs,  der,  wie  mir  der  Gastwirlh  in  Cogne  versicherte, 
in  den  oberen  Regionen,  herrschte,  oder  ob  die  Conver- 
gcnz  der  Thäler  des  grofsen  und  kleineu  St.  Bernhard, 
dominirt,  einerseits  von  den  Massen  des  Mont  Velan, 
des  Col  de  Ferret  und  andrerseits  durch  die  noch  hö- 
heren Gletscher  des  Mont  Blanc,  des  Cramont  und  des 
Rutor,  einen  ungleichen  Einflufs  von  permanenter  Ord- 
nung ausüben.  Die  meteorologischen  Beobachtungen  zu 
Genf  und  auf  dem  St.  Bernhard  würden  der  Aussage 
unseres  Wirthes  widersprechen;  allein  da  diese  Statio- 
nen nicht  genau  in  der  Breite  von  Aosta  liegen,  so  kann 
man  dieselbe  nicht  ganz  verwerfen  und  unglücklicherweise 
lassen  die  Beobachtungen  von  Turin,  welche  die  Frage  ent- 
scheiden könnten,  für  diesen  Tag  eine  Lücke«  Wie  dem 
auch  sey,  die  Ungewifsheiten  im  Tha^  von  Aosta  nahmen  ein 
Ende,  als  wir,  nach  Sonnenuntergang,  in  die  enge  Schlucht 
von  Cogne  traten.  Hier  war  der  Wind  regelmäfsig  her- 
absteigend und  befolgte  also  die  Richtung  SO.  bis  NO., 


600 

welche  sich  bis  za  anserer  Ankunft  im  Dorfe  am  9  Ok 
Abendd  erhielt.  Dann  artete  er  in  eine  westliche  Brise 
aus,  die  auch  noch  durch  den  fraglichen  Westwind  za 
erklären  ist,  so  wie  auch  durch  die  Lage  des  Orts  in 
einer  beträchtlichen  Erweiterung,  gebildet  von  der  Doidi- 
kreuzung  anderer  Hochthäler,  deren  wichtigstes,  das  foo 
Valinole,  die  Torherrschendste  Wirkung  ausüben  mauste. 
Ungeachtet  dieser  Auflösung,  wiederhole  ich,  dab  idi 
weit  entfernt  bin,  die  Möglichkeit  eines  Westwindes  in 
läugnen;  denn  am  Morgen  schien  die  Sonne  bleich,  m 
Abend  war  der  Himmel  abwechselnd  heiter  und  bededt, 
im  ganzen  drohend,  und  endlich,  wie  man  aus  den  in 
diesen  Beobachtungen  gehörigen  Thermometer-Resaltaten 
sehen  wird,  bot  die  Temperatur  in  der  Nacht  eine  Ano- 
malie dar.  Glücklicherweise  waren  diese  Prognoslica 
nicht  Ton  Folgen;  der  Himmel  klärte  sich  vollkommeD 
auf  und  am  andern  Morgen,  den  7.  Septbr«,  hatten  irir 
prachtvolles  Wetter» 

Um  6  Uhr  Morgens  machten  wir  uns  auf  den  Weg 
nach  den  Gruben,  längs  der  engen  und  feuchten,  von 
Wasserfällen  bewässerten  Schlucht  von  Durtier.  Der 
herabsteigende  Wind  war  lebhaft  und  eisig;  allein  Cber 
die  Beschäftigung  mit  geologischen  Untersuchungen  ver- 
säumte ich,  den  genauen  Zeitpunkt  seiner  Umkehr,  die 
indefs  gleich  auf  den  Moment,  da  das  Bassin  von  der 
Sonne  beleuchtet  ward,  erfolgte.  Gegen  Mittag  war  di^ 
ser  Loftstrom,  der  längs  den  schroffen  Gebirgsabbäogeo 
in  die  Höhe  stieg,  so  heftig  geworden,  dafs  ich  mich  ei- 
nige zwanzig  Schritt  von  meinem  Reisegefährten,  dem  In- 
genieur des  Mines,  Ritter  Melchioni,  entfernt  ballen 
mufste,  um  nicht  durch  den  Staub  und  Sand  zu  erblin- 
den, den  unsere  FüCse  von  dem  langen  und  jähen  Ab- 
hänge, auf  welchem  die  Bergleute  die  Erze  herunter- 
rutschen, erhoben. 

Eine  so  aufserordentliche  Erscheinung  konnte  offen- 
bar nicht  blofs   das  einfache  Resultat  einer  atmospbiri* 


601 

sehen  Fluth  seyn  nnd  daher  Überraschte  es  mich  nicht, 
aus  den  gleichzeitigen  Beobachtungen  zu  Genf,  Si.  Bern- 
hard und  Turin  zu  ersehen,  dafs  Nordwinde  geherrscht 
hatten,  die  sich,  in  dem  Thal  von  Cogne  Terfangend, 
mit  dem  örtlichen  aufsteigenden  Luftstrom  zu  dem  an- 
gegebenen Resultate  combinirten. 

Das  Zeugnifs  der  Landesbewohuer  reicht  hin,  das 
Daseyn  eines  periodischen  Windes  von  etwa  zehn  Uhr 
Morgens  bis  Sonnenuntergang  zu  bestätigen.  Allein  sie 
glauben,  derselbe  gehe  vom  Mont-Blanc  aus.  Dieser  Berg 
ist  es,  sagen  sie,'  der  ihn  uns  schickt;  und  wirklich  ist 
die  Lage  dieser  riesenhaften  Masse  am  Ende  ihres  Ho- 
rizonts wohl  geeignet,  die  Idee  einer  meteorologischen 
Wirkung  einzuflö£scn.  Wenn  sie  über  die  Ursache  im 
Irrthum  sind,  haben  sie  wenigstens  die  Thatsachc  nicht 
mifskennen  können,  und  die  folgenden  Resultate  bestä- 
tigen diese  vollends. 

Um  6\  Uhr  Abends,  nach  meiner  Abreise  von  dort, 
hatte  nämlich  der  Wind  seine  Heftigkeit  verloren,  unge- 
achtet ich  mich  damals  in  dem  verengten  Theil  befand, 
welcher  den  Giefsbach  von  Cogne  umschliefst,  und  die 
Sonne  noch  auf  die  Gipfel  schien.  Um  7J  Ubr  begann 
er  umzuwenden  und  bald  darauf  ward  er  ganz  deutlich 
herabsteigend.  Eine  so  plötzliche  Umkehr  scheint  den 
engen  Schluchten  eigentbümlich,  denn  in  dem  grofsen 
Thal  von  Aosta,  zeigten  sich  noch  aufsteigende  Brise, 
die,  obwohl  ohne  sonderliche  Stärke,  bis  9  Uhr  Abends 
anhielten.  Ich  mufs  noch  hinzufügen,  dafs  derselbe  Un- 
terschied in  dem  Gange  der  Luftströme  aus  den  Halipt- 
uud  deren  Nebenthälern  bestätigt,  was  ich  bei  Gelegen- 
heit der  Unrcgehnäfsigkeiten  bei  deren  Vereinigung  ge- 
sagt habe. 

Am  Abend  des  8.  Seplbr.  verliefs  ich  Aosta,  um  auf 
meine  Wege  zurückzukehren.  Der  Tbalwind  war  in  der 
Höhe  von  Villefranche  herabsteigend  geworden  und  blieb 
so  den  Rest  der  Nacht  Bei  Nus,  gegen  9  Uhr,  erlangte 


602 

er  sogar  eine  solche  Stirke,  dafs  er  ein  Licht  aasblies.  Ver- 
gleicht man,  beiläufig  gesagt,  ein  so  rasches  Resnltat,  oh 
dem  ungewissen  vom  6.  und  dem  bngsamen  vom  7.,  so 
findet  man,  dafs  die  aufsaugende  Wirkung  nach  abao- 
sphäri^chen  Umständen  verschieden  ist.  Dennoch  war  der 
heutige  Tag  anscheinend  eben  so  schQn,  als  der  gestrige; 
die  Mächte  waren  sogar  absolut  heiter  und  schienen,  £e 
eine  wie  die  andere,  zur  nächtlichen  Strahlung  mit  glei- 
cher Leichtigkeit  geeignet.  Es  wäre  demnach  zu  wfiii- 
sehen,  dafs  mehrere  an  günstigen  Orten  ansässige  Beob- 
achter sich  gleichzeitig  diesen  Untersuchungen  widmen 
wollten,  da  sie  interessante  meteorologische  Schlüsse  za 
versprechen  scheinen. 

Einstweilen  kann  ich  als  eine  der  Ursachen  der 
Pünktlichkeit  des  Resultats  vom  6.,  aller  'WahrscbeiDr 
lichkeit  nach,  den  Eintritt  des  SUdwestwindes  bezddi- 
nen,  welcher,  den  Angaben  zufolge,  damals  zu  Genf  wt 
zu  Turin  herrschte  und  sich  am  andern  Morgen  aodi 
auf  dem  St.  Bernhard  zeigte. 

Am  9.  Septbr.  war  der  Nachtwind  des  Hauptthab 
noch  um  4^  Uhr  Morgens  herabsteigend;  unglückliche^ 
wei^e  war  meine  Zeit  dem  Besuch  der  Gruben  veo 
Saint -Marcel  gewidmet  und  so  konnte  ich  erst  bei  mä- 
ner  Bückkehr  nach  Nus  beobachten,  dafs  er  um  6;  Ute 
Abends  wie  gewöhnlich  aufsteigenil  war;  hernach  legte 
er  sich  und«  bliefs  intermittirend  bis  9  Uhr,  da  die  Er- 
müdung mich  vom  weiteren  Studium  abhielt.  Dagegen 
erfuhr  ich  von  den  Bauern,  dafs  zur  Zeit,  als  die  Kupfer- 
gruben von  St.  Marcel  noch  bebaut  wurden ,  der  Bocb- 
weizen  und  die  Hülsenfrüchte  um  Penis,  einem  Dorfe 
im  Grunde  des  Thals  von  Aosta,  mehr  als  1000  Meter 
unterhalb  der  Gruben,  sehr  viel  von  den  Dämpfen  vas 
den  Röstofen  zu  leiden  hatten.  Diese  Erscheinung  UI^ 
sich  nur  erklären  durch  die  Nachtwinde,  weldie  die 
schwefligen  Dämpfe  langsam  mit  sich  führten  und  sie  in 
einem   der  Vegetation  weit  schädlicheren  Zustand  von 


603 

Verdicbtang  erhielten,  als  die  Tageswinde «  welche  sie 
durch  ihre  Heftigkeit  und  Unregelmäfsigkeit  bald  zer- 
streut, ^ie  übrigens  auch  gegen  die  nackten  oder  mit 
ffadelhölzern  und  andern  starken  Bäumen  bewachsenen 
Gipfel  erhoben  haben  würden. 

Am  10.  Septbr.y  in  den  Morgenstunden,  stieg  die 
Brise  regelmäfsig  herab;  allein  zu  Yerres,  wo  ich  gegen 
7  Uhr  anlangte,  war  sie  abwechselnd,  wie_  ich  sie  am 
Abend  und  am  Morgen  des  5.  und  6.  gefunden  hatte.  In* 
defs  war  die  Hauptsumme  der  Ströme  eine  herabsteigende. 
Etwas  weiterhin,  wo  die  Laedstrafse  sich  an  den 
Abhängen  des  rechten  Ufers  der  Dora  hinwindet,  be» 
merkte  ich,  dafs  der  herabsteigende  Luftstrom  mir  be- 
ständig ins  Gesicht  schlug,  wenn  ich  den  Kopf  in  die 
Höhe  richtete,  und  dieselbe  Ursache  gab  dem  Rauch  ei- 
ner Cigarre  eine  schiefe  Richtung  gegen  die  Centralaxe 
des  Thals.  Diese  Erscheinung  zeigt,  dafs  die  Luft  gleich- 
sam in  Cascaden  von  der  Höhe  der  Berge  herunter  fällt 
und  die  allgemeine  Richtung  der  Concavität  erst  an- 
nimmt, wenn  sie  sich  diagonal  ihrem  mittleren  Theile 
nähert,  welches  die  wahre  Linie  ist,  nach  welcher  das 
Herabfliefsen  geschieht.  Schon  am  Abend  beim  Hinun- 
tersteigen Ton  Cogne  hatte  ich  eine  ähnliche  Beobach* 
tung  gemacht,  aliein  damals  legte  ich  ihr  noch  nicht  ein^ 
solche  Allgemeinheit  bei. 

Um  7«  Uhr  Morgens,  in  dem  Engpafs  von  Bard, 
hatte  die  Atmosphäre  nur  noch  eine  schwache  Neigung 
zum  Herabsteigen.  Diefs  zeigte  sich  durch  Zwischenzei- 
ten einer  vollkommenen  Ruhe  und  einer  Bewegung,  de- 
nen sehr  schwache  Rtickbewegungen  folgten.  Endlich, 
um  8  Uhr,  ward  das  Aufeteigen  beständig  und  um  9  Uhr 
war  es  lebhaft. 

Das  Wetter  war  drückend  heifs,  die  Sonne  bleichi, 
In  den  Ebenen  von  Turin  herrschten  .West-  und  Süd- 
west-, in  den  Höhen  wie  an  dem  Westabhange  der  AI* 
pen  aber  Nordwind.   Zwischen  Careme  und  Settime  be- 


004 

obacbtele  ich  rings  uin  die  Seitengipfel  Wolkengrappen, 
welche  am  Tage  über  anwuchsen,  so  daCs  sie  wie  Ge- 
witterwolken aussahen  aber  dennoch  blieb  das  Zeoith  des 
Thaies  rein;  diese  Erscheinung  zeigte  sich  schon  am  Tage 
zuvor,  denn  damals  sah  ich  von  den  Anhöhen  von  SL 
Marcel  aus  sehr  dichte  Dünste  sich  über  den  Alpen  voo 
Gressoney  anhäufen;  sie  waren  das  Vorspiel  jener  er- 
schrecklichen Gewitter,  die  der  entsetzlichen  Dürre  di^ 
ses  Sommers  bald  ein  Ende  machten,  und  diese  Voiläofer 
einer  ungeheuren  atmosphärischen  Perturbation  wiedcf- 
holten  sich  täglich  bis  zum  12,  Septbr.,  wobei  die  NKbt 
jedesmal  die  am  Tage  angehäuften  Dünste  zerstreute. 

Thale^  Ton  Gressoney  und  der  Sesia. 

Am  Abend  des  12.,  als  ich  zu  GressoDej-la-Triiiite 
war,  sah  ich  auf  S^ite  der  Hüben  des  Mont  Cervin  nwi 
des  Bothhom  die  ersten  Blitze;  indefs  führte  die  Nadit 
mit  ihren  herabsteigenden  Tbalwinden  (Brises)  nochmah 
diese  Gewitterwolken  hinweg,  und  am  Morgen  des  U 
war  die  Luft  von  einer  solchen  Klarheit,  da&  die  Ueis- 
sten  Züge  in  der  Structur  des  Lyskamm,  dieses  heirli- 
chcn  Fortsatzes  des  Monte  Bosa,  in  ihrer  ganzen  Rei&- 
beit  hervortraten*  Ich  entschied  mich  also  durch  des 
Pafs  von  Ollen  zu  wandern,  allein  die  aufsteigende  Brise 
vereint  mit  dem  Südwest,  der  damals  von  Genf  bis  zqid 
St.  Bernhard  auf  den  Alpen  herrschte,  während  auf  der 
italienischen  Seite  der  Mordost  wehte,  führten  gegeu 
neun  Uhr  die  Dünste,  die  durch  die  Schluchten  mit  io- 
posanter  Majestät  hindurchwirbelten,  fort;  dann  vereinig- 
ten sie  sich  um  die  Gipfel,  welche  sie  bald  bis  zur  HOke 
der  Sennhütte  von  Gabiette  verdeckten.  Endlich  ge- 
gen Mittag  erreichte  die  Condensation  ihr  Maximam,  der 
Begen  begann,  die  BUtze  erglänzten,  der  Donner  rollte 
in  der  Feme,  und  bei  meiner  Ankunft  auf  dem  Gipiei 
am  2|  Uhr»  wurde  ich  von  einem  kurzen  HagelscbsiKr 
erreicht. 


605 

Nan  folgte,  Teranlafst  dorch  die  Juxt aposition  zweier 
allgemeiner  Winde,  eines  nördlichen  und  eines  südlichen, 
ein  Gewitter,  das  die  Nacht  und  den  Tag  tlber  anhielt 
Ich  will  mich  hier  indefs  nicht  dabei  aufhalten,  sondern 
nur  bemerken,  dafs  es  zu  Ällagna  erst  am  15.  um  10 
Uhr  Abends  aufhörte,  und  dafs  auch'  dann  die  Nacht  die 
Dämpfe  so  ToUstSndig  zerstreute,  dafs  der  Himmel  am 
Morgen  des  16.  um  6  Uhr,  bei  einer  Temperatur  tou 
7^4  C.  absolut  rein  war. 

Allein  nach  und  nach  führten  die  aufsteigenden 
Winde  Wolkenflocken  aus  den  untern  Theilen  des  Thals 
,  hinauf  z«  den  hohen  Gipfeln  des  Monte  Rosa;  zu  glei* 
eher  Zeit  entstand  durch  die  Rückkehr  der  Sonne,  die 
um  11  Uhr  Morgens  das  Thermometer  auf  14^5  C.  hob, 
eine  starke  Verdampfung,  die  Nebel  erzeugte,  welche 
sich  mit  den  Wolken  vereinigten,  so  dafs  schon  gegen 
10  Uhr  vorauszusehen  war,  das  schöne  Wetter  würde 
keinen  Bestand  haben.  Wirklich  regnete  es  um  11  Uhr, 
aber  schwach,  erst  gegen  3  Uhr  trat  ein  heftiger  Platz- 
regen ein,  untermischt  mit  frischem  Schnee,  welcher  bis 
zum  Boden  des  Thals  von  Allagna  herabfiel,  doch  nicht 
liegen  blieb.  Dieser  schneeige  Regen  senkte  die  Tem- 
peratur gegen  5  Uhr  Abends  bis  auf  7^  C;  dann  hielt 
der  Regen  ein  und  der  Himmel  klarte  sich  vollständig 
auf.  Zu  Anfang  der  Nacht  bedeckte  er  sich  mit  gro- 
fsen  Comuli,  die  hie  und  da  einige  Sterne  durchblik- 
ken  liefsen.  Um  7  Uhr  Abends,  bei  oberem  Südwind, 
zeigte  das  Thermometer  6^  C,  und  dann  zergingen  die 
Wolken  nach  und  nach;  zugleich  zeigte  sich  eine  so 
schwach  herabsteigende  Brise,  dafs  sie  zweifelhaft  war; 
endlich  ward  sie  stark  und  am  Morgen  des  17.  war  der 
Himmel,  bis  auf  einige  leichte,  in  sehr  grofser  Höhe  vom 
Nordwind  getriebene  Cirrhi,  vollkommen  rein. 


606 


Scsia-,  QuaraEsa-  und  Ansasca-ThaL 

• 

Das  Eintreten  des  Nordwindes  am  17.  Septbr.  be- 
wog  mich,  Allagna  zu  verlassen  und  den  Pafs  von  Torlo 
%u  fiberscbreilen,  Ungieachtet  der  ephemeren  Schneefalle 
an  den  Torherigen  Tagen  nnd  on^geachtet  der  Uebcr* 
schwemmang  des  gewöhnliehen  Weges,  hatte  idi  mein 
Unternehmen  nicht  zu  bedauern.  Wir,  meine  FGfarer 
und  ich,  begaben  uns  also  auf  dta  Weg,  um  5  Uk 
Morgens,  bei  einer  Temperatur  3^  C.  Tor  Sonnenaufgang 
die  sich  momentan  auf  2^9  senkte,  als  die  oberen  Wolken 
von  den  ersten  Strahlen  deg  Gestirns  vergoldet  worden. 

Es  herrschte  nun  im  Sesiathal  eine  sehr  ausgebildete, 
herabsteigende  Brise  und  der  obere  Nordwind  hatte  die- 
selbe Richtung,  so  dafs  man  hätte  glauben  sollen,  es 
wäre  nur  ein  und  derselbe  Luftstrom.  Indefs  combinir- 
ten  sie  ihre  Effecte  nifcht;  denn  gegen  6  Uhr  Morgens 
sandten  die  oberen  Gehänge  des  Monte-Rosa,  die  etwa 
seit  einer  halben  Stunde  beleuchtet  wurden,  aufisteigende 
Dünste  aus,  die  sich  ruhig  um  den  höchsten  Gipfel  ver- 
sammelten, ohne  weder  von  dem  oberen  Nordwind,  der 
sehr  hoch  schwebende  Chirrhi  vor  sich  her  trieb,  oder 
von  der  herabsteigenden  Brise,  die  im  Thalgrunde  noch 
recht  lebhaft  war,  fortgeführt  zu  werden.  Diese  entge- 
gengesetzten Resultate  beweisen  genugsam,  daCs  die  Auf- 
saugung bereits  an  den  hohen  Gipfeln  wirksam  war,  als  sie 
sich  noch  nicht  bis  in  die  tiefen  Gründe  verbreitet  hatte. 

Die  erwähnten  Dünste  vermehrten  sich  nach  und 
nach  und  bildeten  bald  eine  grofse,  halbkugelförmige, 
scharf  abgegrenzte  Kappe,  welche  die  höchsten  Theile 
des  Berges  verhüllte;  nur  dann  und  wann  griff  ein  Sfofii- 
wind  aus  Norden  mit  Lebhaftigkeit  in  diese  homogene 
Masse  ein,  und  entführte  ihr  einige  Fetzen,  ohne  indefs 
im  Allgemeinen  ihre  Unbeweglichkeit  zu  stören. 

Gegen  5  Uhr  Morgens,  als  wir  schon  sehr  hodi  im 
Turlo  gestiegen  waren,  erreichten  wir  das  Gebiet  des 


607 

oberen  Wincl^>  ^^^  seinerseits  sich  gesenkt  zo  haben 
schien,  denn  in  demselben  AngenbUck  zerstob  und  ver- 
schwand die  Nebelkappe;  allein  dieser  Sturz,  von  kur- 
zer Dauer,  Terbinderte  nicht,  dafs  sich,  von  10  Uhr  Mor- 
gens ab,  längs  den  Abhängen,  auf  welchen  die  Sennhütten 
der  Faller-Alpe  stehen,  die  verticale  Fluth  völlig  ausbil« 
dete;  auch  sah  man  nun  Flocken  aus  den  unteren  Thei- 
len  nach  den  Höhen  ziehen,  während  die  eigentlichen 
Wolken  einem  umgekehrten  Impulse  folgten. 

Um  11  Uhr  Nachmittags  hatten  wir  die  Scheideck  des 
Torlo  (überstiegen  und  wir  traten  in  das  untei^geordnete 
Thal  von  Quarazza,  das  quer  vor  dem  Sesiathale  liegt, 
als  die  Wolkenverdichtung  sehr  mächtig  wurde.  Grofse 
Camuli,  von  veränderlichem  Gang,  liefsen  nur  selten 
Lücken  zwischen  sich  und  das  Ganze  ward  von  einem 
momentanen  Hagelschauer  begleitet.  Ein  so  intensives 
Resultat  deutete  fast  auf  ein  Gewitter,  und  in  der  That, 
als  ich  die  Beobachtungen  von  Genf,  St.  Bernhard  und 
Turin  nachsah,  fand  ich,  dafs  Südwest-,  West  und  Nord- 
winde sich  an  diesem  Tage  um  die  Herrschaft  über  die 
Atmosphäre  gestritten  hatten.  Allein  der  Nord  trug  den 
Sieg  davon  und  in  dem  tiefen  Th^l  von  Quarazza  fand 
ich  die  verticalen  Winde  wieder  vor,  die,  obwohl  im 
Allgemeinen  der  Axe  des  Thaies  folgend,  doch  diagonal 
davon  abwichen,  und  sich  vorzugsweise  gegen  die  Ab- 
hänge der  Basis  des  Monte -Rosa  wandten.  Diese  An- 
ziehung, veranlafst  durch  den  überwiegenden  Einfluls  die* 
ser  ungeheuren  Masse,  ist  die  umgekehrte  Wirkung  der 
schon  in  den  Tbälern  von  Aosta  und  Cogne  beobachte- 
ten nächtlichen  Cascaden  und  defshalb  bemerkenswerth. 

Ein  Besuch,  den  ich  am  Abend  den  Goldgruben  Von 
Pestarena  abstattete,  hielt  mich  ab,  den  Augenblick  der 
Rückfluth  wahrzunehmen;  ich  kann  also  nur  sagen,  dafs 
die  Brise  noch  um  2  Uhr  im  Macugnaga-Thale  aufstei- 
gend war,  dafs  sie  um  9  Uhr  Abends  mit  Lebhaftigkeit 
herabstieg  und  daCs  sich  dann  der  Himmel  aufheiterte 


608 

am  den  ganzen  Nachmittag  mehr  oder  weniger  bewAIkt 
zu  seyo.  '^ 

Anzasca-Tlial. 

Am  18.  Septbr.y  6  Uhr  Morgens,  war  die  Tempera* 
(ur  zu  Pestarena  8^8  C.  Ueber  Nacht  war  der  Himi&el 
bedeckt,  aber  blofs  in  den  bergigen  Gegenden,  denn  an* 
terhalb  dieser  Decke,  nach  Seite  der  Thalmfindang,  sah 
ich  den  reinsten,  obwohl  dunstigen  Himmel  der  italieni- 
schen Ebenen.  Es  war  der  Südwind  den  Alpen  Ober- 
kommen, wahrend  in  Turin  Nordost  herrschte. 

Die  Wolkenlappen  blieben  in  derselben  Höhe  d^ 
Strebepfeiler  des  Monte -Rosa  wie  festhSngend  und  ver- 
gröCserten  sich  mit  solcher  Schnelligkeit,  dafs  um  10  Uhr 
Morgens  bei  9^4  C.  ein  Regen  eintrat.  Am  Mittag  war 
der  dicke  Stratus  nur  etwa  50  Meter  fiber  dem  Thal- 
grund erhoben  und  nahm  einen  ziemlich  lebhaften,  auf- 
steigenden Gang,  dabei  einen  fast  unausgesetzten  Staub- 
regen verbreitend,  der  von  Zeit  zu  Zeit  in  einen  trahrea 
Regen,  doch  keinen  Platzregen  ausartete.  Da  mit  diesen 
Regen  am  Vormittage  und  Mittage  übrigens  keine  neue 
Schneefälle  auf  die  benachbarten  Höhen  verbunden  wa- 
ren, so  bin  ich  geneigt  zu  glauben,  dafs  die  Wolken 
sehr  niedrig  gingen,  und  wahrscheinlich  die  hohen  Gip^ 
fei  des  Monte -Rosa  Sonnenschein  hatten;  daber  denn 
die  aufsteigende  Brise  um  Mittag  und  deren  Umkehr  na 
5  Uhr  Abends,  mit  einer  sehr  langsamen  FortfQhning  der 
wasserliefernden  Schicht.  Indefs  da  am  Tage  anf  der 
italienischen  Seite  Ostwinde  herrschten  und  das  Thal 
von  West  nach  Ost  gerichtet  ist,  so  wSre  es  möglich, 
dafs  der  aufsteigende  Luftstrom  am  Tage  von  diesen  her- 
vorgerufen wäre.  Allein  in  diesem  Fall  wQrde  der  nächt- 
liche Vorgang  nicht  wie  gewöhnlich  stattgefunden  haben. 
Am  anderen  Morgen,  des  19.,  um  6  Uhr  Morgens,  zeigte 
der  mäfsig  reine  Himmel  einige  helle  Stellen,  inmitten 
hochgebender,  vom  Südwind  getriebener  Wolken. 

Die 


.609 

Die  unteren  Dünste  zeigten  sich,  wie  gestern,  zu  glei- 
cher Stunde,  an  den  Gipfeln  hängend,  und  ungeachtet  ih- 
rer  scheinbaren  Unbeweglichkeit  dehnten  sie  sich  nach  und 
nach  in  den  Morgenstunden  aus,  so  dab  sie  einen  Stratus 
bildeten,  der  um  10  Uhr  mit  bedeutender  Schnelligkeit  ge- 
gen das  obere  Ende  des  Thaies  vorrückte.  Diese  Bewegung 
ward  immer  stärker;  um  1  Uhr  war  sie  so  lebhaft,  dafs 
der  Schleier  zerrifs,  und  die  Fetzen,  getrieben  von  der 
Brise  sich  gegen  den  Monte -Rosa  aufrichteten,  in  unre- 
gelmäfsig  gewundenen  SSulen,  die  in  ihrem  Fortschritt 
succcssive  die  verschiedenen  Gipfel  entlarvten.  Dieser 
Vorgang  veranlafste  einige  vorübergehende  Schauer,  so- 
bald dichtere  Massen  über  Pestarena  hinwegzogen,  und 
am  Abend,  zwischen  5  und  6  Uhr,  kehrte  sich  die  "Ae- 
v^egnng  um,  so  dafs  gegen  7  Uhr,  bei  meiner  Ankunft  in 
Ponte-Grande,  unweit  Bannio,  die  Rückfluth  sehr  ausge- 
prägt war. 

Am  20.  Septbn,  5  Uhr  Morgens,  war  die  Reinheit 
des  Himmels  ohne  Gleichen;  auch  konnte  ich  zum  ersten 
Male  den  Monte-Rosa  in  seiner  prachtvollen  Gesammt- 
lieit  überblicken;  sein  Rückgrat  wurde  bald  von  den 
Sonnenstrahlen  beleuchtet,  die  unteren  Theilc  des  Thaies 
empfingen  nur  erst  das  zerstreute  Licht,  der  Nachtwind 
zeigte  sich  gegen  6  Uhr  Morgens  schwach  und  ungewiis, 
abwechselnd  auf-  und  absteigend,  weil  Ponte -Grande 
am  Vereinigungspunkte  der  beiden  ThSler  von  Anzasca 
aqd  Oloccia.  liegt,  was  die  schon  zu  Verres  beobachtete 
Erscheinung  hervorrief.  Vielleicht  dafs  auch  die  geringe 
Breite  und  Länge  des  Bassins,  so  wie  die  Art,  wie  es 
von  einem  der  gröfsten  Kolosse  der  Alpen  beherrscht' ist, 
den  Augenblick  der  Rückströmung  beschleunigen.  Soviel 
ist  gewifs,  dafs  von  7  Uhr  an  die  auÜBteigende  Periode 
entschieden  war,  dafs  man  von  da  an  kleine  parasitische 
Wolken  sich  an  den  erhabenen  Gehängen  des  Thaies 
bilden  sah  und  dafs  diese  im  Sinn  der  allgemeinen  Wir- 
kung wie  ausgezogen  waren. 

Poggend.  Ann.  Ergänzungsbrl.  I.  39 


} 


610 


Toccla-Bassin   und  Simplon. 

Gegen  10  Uhr  desselben  Tages  langte  ich  za  Fie- 
di-Malera  an,  und  dicht  dabei  in  der  grolsen  ConcanISt 
der  ToGcia,  traf  ich,  einen  lebhaften  Luftatrom,  der  sie 
binanstieg  und  sich  gegen  die  Höhen  des  Formazza-Thak 
richtete. 

Nordwinde  herrschten  damals  in  Italien,  i^Sbreod  aof 
den  Alpen  der  Südwest  za  weben  fortfuhr.  Au<di  batUn 
sich  gegen  11  Uhr  die  Parasiten  auCserordentUdi  TcrgH^ 
fsert.  Ihre  graue  Farbe  und  ihr  angeschwollenes  Aosse- 
hen  kündigten  neue  Regengüsse  an,  die  auch  wirklich  in 
der  Nacht  begannen  und  mich  am  andern  Morgen  im 
Lago  maggiore  überfielen.  Ungeachtet  dieser  gewitter- 
haften Atmosphäre  war  die  tägliche  Fluth  noch  nicht  g^ 
stört,  als  ich  3  Uhr  Nachmittags  Yogogne  verlieb ;  alleJo 
meine  Abreife  hinderte  mich,  meine  Beobachtungen  fort- 
zusetzen. 

Ich  kehrte  nach  Vogogne  zurück  und  Terbracbfe  doit 
abermals  eine  Nacht  unter  Donner  und  ungeheuren  Re- 
geugüssen;  aber  defsungeachtet  war  am  andern  Morgen, 
den  22.  um  5  Uhr,  der  Himmel  fast  vollkommen  rein. 

Der  Wind  kam  herunter,  dem  Abbange  der  einge- 
engten Ebenen  der  Toccia  folgend;  obgleich  der  Gtfig 
einiger  leichten  Cirrhi  andeutete,  dafs  in  den  oberen  Tbei- 
len  der  Atmosphäre  ein  Gegenwind  herrschte. 

Um  7i  Uhr  stiegen  verdichtete  Dünste  längs  den 
Strebepfeilern  der  Alpen  empor,  während  inmitten  dne 
Brise  nach  abwärts  ging^  Diese  erhielt  sich  selbst  um 
11  Uhr  zu  Domo  d'OssoIa,  um  Mittag  zu  Crevola»  dann 
in  dem  Seitenlhal  d^s  Vedro;  und  diese  merkwürdige 
Anomalie  trat  um  so  deutlicher  hervor,  je  mehr  ich  aof 
dem  Wege  zum  Simplon  in  die  Höhe  stieg,  dessen  hd- 
here  Theile  ich  endlich  um  sieben  Uhr  Abends  bei  ei- 
nem äufserst  heftigen  N.-  oder  NW«- Wind  erreichte. 

Wenn  die  heifse  Lombarde,  ungeachtet  ihrer   Tem- 


611 

peratur  too  15^  C.  micli  schon  auf  dem  Moni  Cenis  ganz 
eisig  gemacht,  so  war  der  Effect  noch  weit  roher  unter 
dem  Einflufs  dieses  Windes,  der,  fiber  die  GJetscher  und 
Schneefelder  des  Simplons  hinstreichend,  mit  der  nicht- 
lichen Strahlung  eine  Kälte  von  +  5  ®  C.  mitbrachte,,  wäh- 
rend ich  am  Mittag  das  italiflnische  Klima  von  Domo 
d'OssoIa  zu  ertragen  hatte.  Kurz  dieCs  war  ein  allge- 
meiner Wind,  welcher,  auf  der  Höhe  der  Alpen  herr- 
schend, sich  über  die  Pllsse  und  Gipfel  ergo&  und  in 
die  ThSler  ausbreitete,  wo  er  in  falsche  Brisen  ausar- 
tete, deren  Gang  dem  der  ächten  entgegen  war. 

Simplon;    Wallis. 

Am  23.  Septbr.,  7  Uhr  Morgens,  verliefs  ich  das  am 
italiänischen  Abhang  liegende  Dorf  Simplon,  um  nach  dem 
Hospiz,  dem  höchsten  Punkt  des  Passes,  zu  wandern. 
Der  Sturm  am  vorigen  Tage  hatte  aufgehört;  auch  beob- 
achtete ich  auf  diesem  Wege,  gegen  8  Uhr  Morgens  ei- 
nen sehr  lebhaften,  obgleich  inlermittirenden  Wind,  ent- 
gegengesetzt dem  obern  Winde,  der  damak,  wie  Tages 
zuvor,  eine  nordwestliche  oder  nordöstliche  Richtung  hatte, 
wie  an  dem  leichten  Gewölk,  das  tiber  die  benachbarten 
Gipfel  hin  wegzog,  zu  ersehen  war.  Dieser  aufsteigende 
Wind  kann  also  als  das  Resultat  einer  atmosphärischen 
Fluth  betrachtet  werden,  aber  es  war  mir  nicht  möglich, 
ihn  lange  zu  beobachten,  denn  so  wie  ich  den  horizon- 
talen Theii  des  Passes  erreicht  hatte,  verschwand  er  und 
Qberliefs  mich  dagegen  dem  oberen  Winde« 

Vom  Mittage  bis  zum  Abend  waren  am  entgegen- 
gesetzten Abhänge,  in  allen  auf  den  Weg  zulaufenden 
Schluchten,  die  aufsteigenden  Winde  ausgebildet.  Indefs 
hatte  sich  gegen  2}  Uhr  der  obere  Wind  nach  W.  und 
SW.  gedreht,  und  dabei  den  ab  und  zu  im  Zenith  der 
Alpen  entstandenen  Wolkenscbleier  zerrissen,  ohne  dafs 
er  den  entgegengesetzten  Gang  der  Bergwinde  (brises 
de  terre)  störte.    Dieser  Umstand   bestätigt  das  Dasein 

39* 


612 

der  SürömuDgen  um  den  Simplon  so  deallich,  da(s  es  an- 
nOthig  ist,  länger  dabei  zo  verweilen. 

Bei  meinem  Eintritt  in  Wallis  war  deren  RiditaDg 
aach  natürlich  gegen  die  oberen  Theile  des  Rhone-Beckens 
gerichtet  und  endlich  gegen  6  Uhr  Abends,  nach  Sonncnon- 
tergang,  traf  ich  an  der  Mündung  der  Yisbach  einen  des 
Laufe  dieses  Baches  folgenden,  herabgehenden  "Wind  a& 
Diefs  beweist,  dafs  von  nun  der  tägliche  Effect  für  dM- 
sen  Abkömmling  (ßerhe)  des  Monte-Rosa  geregelt  war. 

Am  24.  Septbr.,  8  Uhr  Morgens,  bei  reinem  Himoiel, 
stieg  schon  der  Rauch  von  Visp  das  enge  Thal  der  Vis- 
bach  hinan,  während  im  Rhonebassin  noch  die  herahstefr- 
gende  Brise  anhielt.  Der  Moment  der  Ungewifsheit  trat 
gegen  9  Uhr  Morgens  ein.  Gegen  10  Uhr  zeigte  sidi 
der  aufsteigende  Luftstrom  in  mäfsiger  Weise  und  gegen 
Mittag  bei  Turteman,  wurde  er  sehr  lebhaft«  Diese  üb- 
kehrung  hatte  ich  einigermaCBen  aus  den  an  den  Höbea 
hängenden  Wolken  vorausgesehen,  da  diese,  einige  TiA 
bevor  die  Oscillationsperiode  umschlug,  auf  entschiedene 
Weise  dem  täglichen  Impulse  folgten.  Diese  Flnth  erhielt 
sich  in  ihrer  ganzen  Stärke  bis  Siders,  gegen  4  Uhr  Nach- 
mittags, allein  bei  Sonnenuntergang,  zu  Sion,  ward  sie 
schwächer,  und  endlich,  um  8  Uhr,  machten  sich  zo  Ar* 
don  die  ersten  herabsteigenden  Luftströme  beraerklidi. 

Die  Parasiten-Wolken  des  Morgens  wuchsen  am  Tage 
über  so,  daCs  sich  längs  den  beiden  Walliser  Bergketten 
fast  zusammenhängende  Schichten  {nappes)  bildeten.  Dels- 
ungeachtet  blieb  das  Zenith  der  Niederung  {d^ressiciKL) 
rein  oder  ward  nur  von  leichten,  sehr  hohen  Grrhi  von 
Norden  nach  Süden  durchschnitten.  Dieis  ist  unter  vie- 
len anderen  ein  neuer  Beweis  von  der  abkühlenden  Wir- 
koBg,  welche  die  hohen  Gipfel  auf  die  von  den  vertica- 
len  Winden  dahin  geführten  Dünste  ausüben. 


J 


613 


Wallis;    Martinach. 

In  der  Nacht  auf  den  25.  Scptbr.  halle  sich  der 
Himmel  vollständig  aufgeheitert.  Die  Temperatur  der  At- 
mosphäre war  8®  C.  gegen  6  Uhr  Morgens,  ehe  die  Sonne 
die  Gipfel  beschien ,  und  da  ihre  Strahlen  kein  Hinder- 
nifs  antrafen,  war  die  Brise  um  Ardon  schon  Ton  8  Uhr 
Morgens  an  eine  aufsteigende;  sie  blieb  es  bis  in  die 
Gegend  von  Martinach,  wo  ich  um  11  Uhr  anlangte;  als 
ich  mich  aber  diesem  Punkte  näherte,  trat  eine  Compli- 
cation  ein,  die  indefs  aus  den  topographischen  Eigenthöm- 
lichkeiten  der  Oertlichkeit  leicht  erklärlich  ist. 

Martinach  liegt  gleichsam  im  Mittelpunkt  eines  Sterns 
von  drei  Armen  gebildet,  der  eine  durch  das  Zusammen- 
stofsen  der  Thäler  von  Entremont,  Bagnes,  Ferret  und 
Trient,  und  die  beiden  andern  durch  den  oberen  und 
den  untern  Theil  des  Rhonelhals,  welches  hier  fast  recht- 
winklich  umbiegt.  Jeder  dieser  Arme  besitzt  besondere; 
von  seiner  Gestaltung  abhängige  Eigonthümtichkeiten.  Der 
erstere  bildet  eine  steile  Ebene  und  mufs  demnach  natür- 
lich die  Function  eines  Aspirators  verrichten,  desto  kräf- 
tiger als  sie  fiberragt  ist  von  der  Beihe  mit  ewigem  Eis 
bedeckter  Gipfel,  welche  sich  vom  Mont^Velan  bis  zum 
Mont-Blanc  ausdehnt.  Sie  wirkt  vorzugsweise  auf  den 
Zweig  der  oberen  Rhone,  zunädisf,  weil  dieser  geradezu 
vor  ihr  liegt  und  dann,  weil  er  eine  grofse  Erweiterung 
bildet,  welche  die  Rolle  einer  Ebene  spielt,  wogegen  das 
untere  Rhonethal,  als  schief  liegend  und* stark  eingeengt 
durch  die  Ausläufer  des  Dents  du  Midi  und  de  Mordes,' 
nur  zur  allgemeinen  Luftströmung  (alimentaiion)  beitra- 
gen kann. 

Nach  diesen  Details  ist  leicht  zu  begreifen,  dafs  ich 
bei  Annäherung  an  Martinach  Brisen  von  umgekehrtem 
Gange,  als  der  natürliche  ist,  wahrnahm,  dafs  diese 
aber  zu  Martinach  selbst  entschieden  gegen  die  Gipfel 
von  Trient  gerichtet  waren.    Uebrigens  kann  die  Aus* 


616 

aDder  gegenüberliegenden  Tbälern,  liefert  einen  der  be- 
sten Beweise  von  der  Unabhängigkeit  der  atmosphSri- 
scben  Fluthen  und  Rückflutben,  denn  es  ist  kein  allgemei- 
ner Wind  denkbar,  der  ein  solches  Resultat  herrono- 
bringen  im  Stande  wäre.  Noch  auffallender  rnrd  dieb» 
wenn  ich  daran  erinnere,  dats  diese  partiellen  Auban- 
g^ngen  während  derselben  Zeit  den  Strom  des  breiten 
I\bonethaIs  durchaus  nicht  störten. 

Dieser  blieb  gleichförmig  anhaltend,  selbst  nacbdeB 
die  Sonne  aufhörte  den  Dent  du  Midi  zu  beleucfalea 
und  die  Rauchsäulen  der  Dörfer  am  Ufer,  wie  Port-Va- 
lais,  u.  s.  w.  sich  bergan  ausbreiteten,  in  Form  jenes  lan- 
gen horizontalen  Schweifes  (nappe)^  dessen  ich  mehr- 
mals zu  erwähnen  Gelegenheit  hatte.  Die  Bewohner  des 
Landes  betrachteten  ihn  als  ein  Vorzeichen  von  gotca 
"Syetter  am  andern'  Tage,  allein  sie  kannten  wahrscheiii* 
lieh  nicht  die  Anomalie  von  dem  Morgen.  Aach  bilde- 
ten sich  um  8^  Uhr,  nach  Eintritt  der  Nacht,  einige  Wol- 
ken auf  den  Alpen,  die  sich  darauf  Tergröfserten,  bis  za 
einem  gleichförmigen  Stratus,  welcher  am  andern  Morgoi 
den  Himmel  vollständig  verschleierte.  Bald  hernacJi  fiel 
auch  Regen. 

Ungeachtet  dieser  Anzeidien  einer  bald  eintretenden 
Witterungsänderung  war  um  8f  Uhr  Abends  zu  Yille- 
neuve  die  Brise  herabsteigend,  und  sie  herrschte  noch, 
wenngleich  schwach  und  unsicher,  gegen  7  Uhr  Morgens, 
bei  13^,4  C;  dann  verschwand  sie,  um  einem  kleinen 
Südsturm  Platz  zu  machen,  welcher  uns  am  27  Septbr^ 
um  10  Uhr  Morgens,  auf  dem  See  empfing. 

Um  diese  Beobachtungsreihe  in  Wallis  zu  vervoll- 
ständigen,  mufs  ich  hinzufügen,  dafs  die  Bootsleute  von 
Villeneuve  sehr  wohl  diese  periodischen  Winde  kennen; 
sie  unterscheiden  den  bei  Nacht  durch  den  Namen  Fitm- 
'deroriy  und  den  bei  Tage  durch  den:  Rebas.  Nach  ih- 
ren Beobachtungen  beginnt  der  letztere  gewöhnlich  um 
10  Uhr  Morgens,  der  andere  mit  Eintritt  der  Nadit 


617 


Isere-Thal,   Umgegend   von   Moutier«. 

Da  ich  zur  Zeit,  als  ich  die  Tarentatse  dnrchwan- 
dcrte,  d.  h.  1838,  noch  nicht  verstand,  vollständige  Be-* 
obachtangen  anzostcllen,  so  mufs  ich  mich  hier  mit  der 
Angabe  nachstehender  Umstände  begnögen. 

Am  4.  Septbr.,  7  Ul^  Morgens,  reiste  ich  von  Mou- 
tiers  ab,  um  mich  nach  Pesey  zu  begeben  und  in  die 
Engpässe,  vv eiche  die  Isere  bi^  zki  der  Umgegend  von 
Villette  einschnfiren.  Es  herrschte,  wie  gewöhnlich  zu 
dieser  Tageszeit,  ein  lebhafter,  herabsteigender  Wind,  der 
gegen  8  Uhr,  als  die  Sonnenstrahlen  ganz  in  das  Thal 
hinabschienen,  nachliels  und  endlich  seinen  Weg  bergan 
nahm.  So  lange  ich  in  den  Thalengen  blieb,  während 
des  ganzen  Morgens,  hielt  er  an;  allein  bei  meiner  An- 
kunft in  der  schönen  Erweiterung  von  Aime  fand  ich  nur 
noch  eine  drückende  Windstille,  desto  schwerer  zu  ertra« 
gen,  als  kein  Lüftchen  die  Hitze  mäfsigte,  deren  Beute 
ich  geworden;  ohne  Uebertreibung  kann  ich  wohl  sagen, 
dafs  ich  auf  allen  meinen  Reisen  wenig  so  beschwerliche 
Märsche  gemacht  habe  als  den  während  dieser  absoluten 
Stagnation  der  Atmosphäre. 

Dennoch  fand  ich  gegen  5  Uhr  Abends,  noch  vor 
Sonnenuntergang,  am  Eintrit  der  engen,  von  N.  nach  S. 
gerichteten  Schlucht  des  Pesej-Baches  einen  sehr  starken 
herabsteigenden  Luftstrom* 

Er  eilte  offenbar  seiner  Zeit  voraus;  auch  hatte 
ich  am  andern  Morgen  bedeckten  Himmel  und  Regen. 
Es  scheint  also,  ab  habe  ein  oberer  Südwind  der  auf- 
steigenden Brise  das  Gleichgewicht  gehalten,  sey  es,  dafs 
er  die  partiellen  Luftströme  dieser  zurücktrieb,  oder  daCs 
er  in  den  oberen  Regionen  meteorologische  Bedingun* 
den  herbeiführte,  die  den  unten  wirkenden  Ursachen  das 
Gleichgewicht  zu  halten  vermochten.  Ihr  Effect  mufste 
übrigens  erleichtert  werden  durch  die  grofse  Erweiterung 
des  Isere-Thals,  die  hinreicht,  um  die  Stärke  der  Bewe- 


1 


618 

gong  der  LaftsHuIe  darch  ZertheiluDg  derselben  über  ose 
zu  gro&e  Oberfläcbe,  zu  schwächeo. 

Bei  meiner  RQckkehr  von  den  Höhen,  am  29.  ScpL, 
am  2  Uhr  Abends,  trat  ich  aufs  Neue  in  obige  Defil«a 
nnd  fand  daselbst  den  aufsteigenden  Wind  sehr  idUl, 
obwohl  der  Himmel  bedeckt  war  und  die  Landesbewoh- 
ner  mir  sagten,  dafs  er  es  für  gewöhnlich  sey. 

Gewisse  Theile  dieses  Thaies  sind  demnach  dieia 
atmosphSrisehen  Fluthungen  ausgesetzt,  und  wenn  äeis 
einigen  weniger  kräftig  als  in  andern  sind,  so  läfatskk 
diefs  leicht  durch  die  beträchtlichen  Unterschiede  in  der 
Breite  des  Bassins  an  seinen  Terschiedenen  Punktes  cr- 
klfiren.  Man  mü&te  demnach,  um  sie  gehörig  zu  stol- 
ren,  in  den  Verengerungen  von  St.  Marcel,  oberinb 
Moutiers,  Posto  fassen,  und  nicht  in  dieser  Stadt  selhl, 
weil  die  Thüler  der  Isere,  des  Thoron  und  des  Naot 
▼on  Belleville,  welche  hier  auslaufen,  einander  wegen  A- 
rer  ungleichen  Dimensionen  entgegenwirken  müssen. 

Rfickblick. 

Die  mannigfachen  Umstände,  die  wir  so  eben  ken- 
nen lehrten,  berechtigen  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Die  Unebenheiten  des  Bodens  rufen  täglich  eine 
atmosphärische  Fluth  nnd  Ebbe  hervor,  die  sich  dank 
Brise  oder  auf-  und  niedorsteigende  "Winde  verrStb,  b^ 
kannt  seit  undenklicher  Zeit  an  gewissen  Orten  oalff 
den  Namen:  Thalwind ^  Pantias,  Vesine^  Solore,  VtUr 
deren,  Rebas,  Vent  du  MofU^Blanc,  j4loup  de  fienL 

2.  Diese  Luftströme  entwickeln  sidi  im  höchsten 
Grade  in  den  Concavitäten  der  Thäler,  ohne  ihnen  ans- 
schliefslich  eigen  zu  sejn,  denn  sie  äufsem  sich  ISnp, 
allen  Abhängen  (rampes)  und  der  Strom  der  Thäler  U 
nur  das  Resultat  von  AuCsteigungen  und  lateralen  nnd 
partiellen  Cascaden  (Thäler  von  Cogne,  Aosta,  Qoaram 
Ebene  von  Saint  Simphorien,  Pilat  nnd  Chessy). 

3.  Der  Uebergang  von  der  Fluth  zur  Rückflath  nnd 


619 

unigekehrf^  ist  rasche  in  engen  and  nadi  koraem  Laof  an 
hohen  Gipfeln  endenden  Schluchten  (ThSler  von  Anzasca, 
der  Sesia,  der  Visbach,  von  Trient,  von  Cogne,  von  Val 
Megnier,  Martinadi,  Simplon).  Er  ist  langsamer  in  all« 
gemeinen  Becken,  y^o  die  Fluth  gemeiniglich  erst  gegen 
10  Uhr  Morgens  frei  im  Gange  ist,  und  die  Ebbe  (Rück« 
fluth)  erst  gegen  9  Uhr  Abends  regelmlCsig  xn  werden 
anftegt,  (Thäler  von  Gier,  d'Azergoe,  der  Brevenne,  der 
FArc,  von  Aosta,  der  Toccia,  der  oberen  Rhone).  Die 
Zeit  zwischen  der  auf-  und  oiedersteigenden  SlrOmung 
ist  ausgefällt  durch  Oscillationen  und  wechselseitigen 
Rückfällen  (redandances).  Die  Stunde  dieses  kritischai 
Augenblicks  schwankt  mit  den  Jahreszeit^i  und  auch  mit 
einigen  zcrfMligen  meteorologischen  Umst&nden  (Thäler 
von  Aosta,  Maurienne,  Nyons,  Gier). 

4.  Die  Thalwinde  sind  regelmSlrig  in  regelmSfisigen 
Tbttlem,  bieten  aber  an  deren  Ausmfindungen  Zufällig- 
keiten dar.  Diese  Unregelmäfsigkeiten  zeigen  sich  je 
nach  der  EinfDguog  der  Thäler,  entweder  in  der  Tages- 
periode (Martignj,  Aosta?),  oder  in  der  Nachtperiode 
(Verr^s,  Bannio,  Saint -Jean  de  Maurienne,  Martinach, 
Firminy). 

5.  Die  Configuration  der  oberen  Theile  der  Thä- 
ler tlbt  auch  einen  grofsen  Einflnfs  auf  diese  Winde  aus, 
nach  den  Stunden  und  den  Jahreszeiten;  so  sind  sie  bald 
ausgeprägter  bei  Tage  als  bei  Nacht  (Maurienne),  bald, 
umgekehrt,  mehr  bei  Nacht  als  bei  Tage  (Pontias,  Aloup- 
de  Yent,  Chessy).  Zuweilen  ist  der  Winter  mit  seinen 
ScbneefiRlien  den  Nachtwinden  am  gtinstigslen  (Maurienne, 
Pontias),  zuweilen  ist  es  der  Sommer  fiQr  die  Tagwinde 
(Maurienne).  Es  wäre  interessant,  den  Einflufs  der  el- 
liptischen Kessel,  welche  die  oberen  und  letzten  Theile 
der  Jura-  und  sobalpinischen  Thäler  bilden,  in  dieser 
Bezidinng  zu  untersuchen,  vergleichend  mit  den  sanften 
und  unmerklichen  Endigungen  der  Urgebhrge.  So  z.  B. 
sind  in   dem  Thale  von  Joux  die  Abwechsbmgen  von 


620 

Heifs  and  Kalt  so  plOlzIicb,  dafs  maa  zuweilen  Scjiwao- 
kungen  von  20  Graden  in  einigen  Standen  erfährt.;  man 
bat  die  Mäher  oft  am  Morgen  mit  ihren  Sensen  in  £ia 
einsciineiden  gesehen,  während  einige  Stunden  hernach 
das  Thermometer  im  Sonnenschein  38^  zeigte.  Es  ist  un- 
möglich, däfs  nicht  solche  Unterschiede  auberordentlidie 
Ströme  erzeugen. 

6.  Die  Wirkung  dieser  Fluthangen  ist  im  AUgcmci- 
nen  in  den  breiten  Thälem  deutlicher  und  schwficfat  sich 
in  den  Seitenzweigen  (Mauricnne,  Aosta);  wenn  indels 
das  Bassin  eine  wahrhafte  Ebene  wird,  fähig,  eine  $Ar 
groise  Masse  Luft  herzugeben  oder  zu  Tersdilacken,  daui 
werden  die  Effecte  schwächer.  So  erreicht  der  Pontias 
selten  das  Bett  der  Rhone;  und  um  Genf  scheinen  die 
Brise  aus  dem  Arve -Thal  so  schwach  zu  sejn,  dab  sie 
nicht  die  Aufmerksamkeit  der  geschickten  Beobachter  die- 
ser Stadt  erregt  haben;  dennoch  würde  die  Thatsackc 
¥on  nun  an  nachzuweisen  seyn. 

7.  Vergleicht  man  das  Phänomen  der  atmosphbi* 
sehen  Fluth  an  Gebirgen  mit  den  periodischen  'Windeo, 
welche  längs  den  Küsten  zu  «Lande  und  auf  dem  Meere 
stattfinden,  so  sieht  man,  dafs  zur  selben  Zeit»  >ro  die 
täglichen  Meereswinde  die  Schiffe  in  die  Häfen  treiben, 
auch  ringsum  an  den  Gebirgen  die  Luft  sich  erhebt,  und 
dafs  das  Umgekehrte  während  der  Nacht  stattfindet.  Dar- 
aus folgt,  dafs  die  Gesammthdt  der  Atmosphäre  des  Rbo- 
nebeckens .  täglich  einer  Bewegung  ausgesetzt  seyn  mifiB, 
durch  welche  sie  einerseits  vom  Meer  gegen  den  Con- 
tinent,  und  andererseits  von  diesem  zu  den  Gipfeln  der 
Hochebene«  des  mittleren  Frankreichs  oder  zu  denen  der 
Alpen  und  dpa  Jura  geführt  wird,  worauf  sie  denn  wäh- 
rend der  Nacht  zu  ihrem  Ausgangspunkt  zurückkehrt 
Allein  die  Langsamkeit,  mit  welcher  sich  jegliche  Bewe- 
gung in  einer  grofsen  Masse  einer  elastischen  Flfissif^eil 
fortpflanzt,  vernichtet  zum  Theil  diese  Effecte.  IndeCs  ist 
diese  Vernichtung  nicht  immer  vollständig,  und  seit  der 


621 

Zeit  bin  ich  zu  glauben  geneigt,  dafs  die  schwachen  Luft- 
ströme,  die  sich  an  Tagen»  die  man  sonst  nur  windstill 
nennen  kann,  in  der  Umgegend  von  Lyon  zeigen,  nichts 
alsfdas  Resultat  dieser  Oscillationen  sind. 

8.  Die  atmosphärischen  Fluthnngen  treiben  in  der 
Luft  schwebende  Körper  mit  sich  fort;  und  so  geschieht 
es,  dafs  sich,  je  nach  den  Umständen,  die  Rauchsäulen 
und  Tor  allen  die  Wasserdünste  am  Tage  über  zu  den 
hohen  Gipfeln  begeben  und  daselbst  verdichten  (Thal  Ton 
Aosta,  Maurienne,  Domo  d'Ossola,  Anzasca,  Sesia,  lUiers, 
Col  du  Geaot,  Wallis,  Pilat),  oder  während  der  Nacht 
den  Vertiefungen  zuwandern  (Martinach,  Chessy,  St.  Mar- 
cel, Gier- Thal,  Col  du  Geaut).  Daraus  folgt,  dafs  die 
Luft  auf  den  Höhen  bei  Nacht  trockner  und  bei'  Tage 
feuchter  wird,  während  in  den  Vertiefungen  bei  Nacht  das 
Umgekehrte  stattfindet  (Genf,  Col  du  Geant,  St.  Paule). 

Es  ist  hieraus  leicht  zu  ersehen,  dafs  diese  Fluthnn- 
gen in  der  Entwicklung  der  Parasiten -Wolken,  so  wie 
in  den  Phänomenen  der  Vertheilung  der  Regen  und  Ge- 
witter eine  wichtige  Rolle  spielen  müssen.  • 

9.  Die  heifse  Luft  der  Ebenen  sucht,  indem  sie  bei 
Tage  in  die  Höhe  steigt,  die  Thäler  und  die  Gipfel  zu 
erwärmen;  allein  diese  Wirkung  wird  zum  Theil  aufge- 
wogen durch  die  von  ihr  veranlafste  Verdampfung,  so 
dafs  sie  trocknend  und  erkältend  wirken  kann  (Man- 
rienne).  Andrerseits  strebt  die  nächtliche  Brise,  die  Thä- 
ler zu  erkälten,  indem  sie  die  Kälte  der  oberen  Regio- 
nen dahin  führt.  Daraus  erklärt  sich  die  plötzliche  Kühle 
im  Gefolge  des  Aloup  de  Vent,  die  vom  Pontias  vcran- 
laCste  Gefrierung  der  Wasserdämpfe,  die  Frühlingsfröste, 
welche,  bei  gleicher  Ausstrahlung,  besonders  die  Vege- 
tation der  Thäler  überfallen.  Man  könnte  auch  glauben, 
in  diesen  Effecten  die  Erklärung  einiger  der  Tempera- 
tur-Anomalien zu  finden,  welche  Reisende  an  Bergge- 
hängen in  verschiedenen  Höben  beobachtet  haben. 

10.  Diese  Umstände,  combinirt  mit  den  vorherigen. 


622 

mfissen  in  Betracht  gesogen  werden,  wenn  e8  sidi  data 
bandelt,  den  Eioflafs  der  Thäler  auf  die  Gesimdbeit  m  «- 
örtem  (Cretibismos,  Thalfieber,  besonders  die  der  BrcntJL 
Diese  LuftstrOme  fiben  auch  in  sofern  eiueo  Eio- 
flofs  auf  die  Vegetation,  als  sie  die  natürliche  Symaitrie 
stören  (Aosta,  Maorienne). 

11.  Die  yerticaien  Winde  stören  die  Baroaeta- 
messungen  und  die  Formeln  lassen  in  dieser  Beziekug 
▼iel  zu  wünschen  fibrig  (Saussnre). 

12.  Die  allgemeinen  obem  Winde  können,  onter 
gewissen  Umständen,  das  Auf-  und  Abwogen  derUft 
(ie  flot  ou  le  pisant  aSrien)  stören  (Maurienne^  AUapi, 
Aosta,  Ossola,  Martinach,  Mont-Cenis)  oder  viefaDehrcs 
complidren  (Cogne);  aber  ihre  Wirkung  ist  nicht  iouMr 
ganz  zu  unterdrtScken  (Thabor-Berg,  Sesia-Thal);  »wei- 
len erzeugen  sie  eine  gänzliche  Windstille  (Tarenteae). 
Daraus  folgt,  dafs  die  Prognostica  auf  schönes  Wetto; 
welche  aus  dem  regelmäfsigen  Gange  der  Brisen  berp- 
nommen  werden,  sich  oft  nicht  bewähren  (ThaldtfBf^ 
venne,  Chessj,  Bez).  Indefs  kann  man  sagen,  dals  die 
Umkehrung  der  Ströme  gemeiniglich  Regen  zur  Folge  U 
(Maurienne).  ' 

13.  Endlich  können  auch  örtliche  TemperatorDii- 
stände  die  Bergwinde  (Jbrises  moniagnardes)  vemidileB; 
so  hört  der  Pontias  zu  wehen  auf,  sobald  in  der  Kfint 
der  warmen  Sommernächte  die  Erde  nicht  Zeit  hat,  sict 
von  der  Erhitzung  am  Tage  hinlänglich  abzukOUeo. 

Theorie. 

Es  ist  nicht  genug,  das  Dasejn  der  Luftdutben  oack* 
gewiesen  zu  haben:  man  mulis  auch  begreiflich  die  Tbeori< 
derselben  auCsuchen.  Hierin  ist  uns  indeb  Hr.  Sa  ige/ 
zuvorgekommen,  der  sich  folgendermalsen  ausdrückt: 

„Denken  wir  uus,^  sagt  derselbe^  ^^in  Plateau,  wel- 
ches sich  bis  zum  Schwerpunkt  der  atmosphärischen  Sbi» 
srhebt.    Wenn  die  Luft  sich  am  Boden  um  10*  erwinat 


023 

und  TerbSltiiiCBmafsig  in  jeder  Schicht,  so  findet  man  durch 
Rechnung,  dafs  der  Schwerpunkt  der  Luft  sich  um  192  Me- 
ter erhebt;  da  indefe  der  Gipfel  des  Plateaus  nicht  aus- 
weicht, 80  wird  die  Luftschicht,  die  sich  actuell  in  der- 
selben Höhe  befindet,  um  das  ganze  Gewicht  dieser 
192  Meter  Luft,  d.  h.  um  9,33  Millimeter  Quecksilber« 
starker  gedrfickt*' 

„Um  Gleichgewicht  xu  erhalten,  mufe  also  der  Druck 
aaf  das  Plateau  um  so  viel  zunehmen;  folglich  wird  die 
Luft  Ton  den  umgebenden  Orten  herbeifliefiBen.  Umge- 
kehrt ist  es  sichtlich,  dafs  wenn  er  die  Luft  erkaltet,  die- 
selbe von  dem  Plateau  herab  nach  allen  ringsum  liegen-' 
den  Orten  fliefsen  mQsse,  so  dafs  also  die  Ströme  ent- 
gegengesetzte Richtungen  haben,*' 

„Es  ist  auch  klar,  dafs,  wenn  der  Druck  auf  das 
Plateau  zunimmt,  er  in  der  Nachbarschaft  abnehmen  mufs, 
und  umgekehrt,  weil  diese  Yarialionen  das  Resultat  des 
Transports  einer  Luftportion  sind,  die  abwechselnd  auf 
das  Plateau  und  nach  aufsen  drücken  wird/' 

„Ohne  in  der  Entwicklung  dieser  Thatsachen  wei- 
ter zu  gehen,  kann  man  sie  unter  folgender,  allgemeiner 
Form  darstellen:  Allemal,  wenn  die  Luft  sich  erwärmt, 
flieCst  sie  von  niedrigen  Orten  zu  höher  gelegenen;  sie 
kann  nicht  erkalten,  ohne  nicht  zum  Theil  von  den  hö- 
heren Orten  zu  den  tieferen  zu  strömen/' 

Da  haben  wir  also  ein  sehr  einfaches  mathemati- 
sches Gesetz,  das  nur  den  physischen  Umständen  anzu- 
schliefsen  ist.  Eine  erste  Idee  wurde  in  dieser  Beziehung 
von  Hrn.  Gras,  bei  Gelegenheit  des  Pontias,  ausgespro- 
chen. Allein  sie  genügt  nicht  allen  Punkten  der  Auf- 
gabe, denn,  er  nimmt  an,  wie  ich  vorhin  gezeigt  habc^ 
der  hervorstechendste  Charakter  dieses  Windes  sey  der, 
nur  während  der  Nacht  zu  wehen.  Er  hatte  also  den 
Zusammenhang,  der  zwischen  dem  Pontias  und  der  Ve- 
sine  vorhanden  ist,  nicht  aufgefafst. 

Er  stellt  als  Satz  hin,  dafs,  vermöge  örtlicher  Um* 


«24 

• 

Stände,  die  iu  der  Schlucht  von  Ejgues  enthaltene  Loft 
während  der  Nacht  merklich  kälter  werde  als  die  auf 
der  benachbarten  Ebene,  und  da  dann  zwischen  diesen 
beiden  Portionen  der  Atmosphäre  kein  Gleichgewicht  mdir 
bestehen  könne,  so  fliefse  die  mehr  erkaltete  Luft,  Uofs 
vermöge  ihrer  grösseren  Dichtigkeit,  zur  Seite,  vro  sich 
der  noch  durch  die  Wärme  ausgedehnte  Theil  befinde. 
Um  diese  Erklärung  auf  das  tägliche  Phänomen  an- 
wendbar zu  machen,  ronfs  man  annehmen,  die  totale 
Temperatur-Variation  sey  auf  den  Bergen  gröfser,  als  in 
den  Ebenen,  eine  Annahme,  die  geradeswegs  der  Erfah- 
rung widerspricht 

In  der  That,  die  Beobachtungen,  welche  der  oner- 
schöpfliche  Saussure  gleichzeitig  auf  dem  Col  da  Geaol, 
zu  Chamoon 7  und  zu  Genf  inachte,  föhrcn  zu  dem  Schlots, 
dafs  die  Sonne  auf  Berggipfeln  mit  weit  geringerer  Kraft 
wirkt,  als  an  tiefer  gelegenen  Orten,  weil  dort  der  Unter- 
schied zwischen  dem  Maximum  und  dem  Minimum  weit 
geringer  ist  Diesen  Unterschied  fand  er  im  Joli  folgen- 
dermafsen: 

Col  du  Geant    5^32  C. 

Chamouny        12^61    „ 

Genf  13^79    „ 

Analoge  Resultate  erhielten  im  August  1821  die  Pie- 
nionlesischen  Generalstabs-Officicre,  welche  mit  der  Mes- 
sung des  mittleren  Parallelbogcus  beauftragt  waren,  zwi- 
schen dem  Mont-Cenis  und  Mailand.  Ihre  Beohacfatoo« 
gen,  zur  Zeit  des  Sonnenaufgangs  und  um  3  Uhr  Nach- 
mittags, 14  Tage  fortgesetzt,  gaben  folgende  Resultate: 

Moi^gen         Nachmittag        UdIctscLM 

Hospiz,  Mont-Cenis      11^76        16^82        5«,06  C 
Mailand  ,  20«,10        26^83        6°,73    „ 

Dasselbe  Gesetz  findet  man  wieder,  wenn  man  die 
Unterschiede  zwischen  den  Maximis  und  Minimis  von 
Genf  mit  denen  vom  grofsen  Bernhard  vergleicht;   denn 

eine 


626 

eine  Periode  von  zwOlf  Jahren  liefert  flQr  die  Aiiipiitnde 
der  Tbennometer-Excurrionen  an  beiden  Stationen: 


Jabni 

Genf 

St  Berabard 

1826 

53  »,74 

42«,00 

1827 

55  ,00 

48  ,62 

1828 

42  ,12 

40  ,12 

1829 

46,87 

43  ,49 

1830 

54,50 

42,50 

1831 

43  ,62 

41  ,12 

1832 

44  ,75 

35  ,75 

1833 

41  ,62 

36  ,37 

1834 

4:1  ,00 

35  ,25 

1835 

44  ,50 

39,99 

1836 

.48,30 

41  ,90 

Miltel 

47  J18 

40  .64 

Diese  Ziffern  sind  ohne  Zneifel  zahlreich  genug, 
um  darauf  die  Allgemeinheit  des  erwttbnten  Gesetzes  zu 
stfilzen.  Auf  den  ersten.Blick  scheinen  sie  auch  anwend- 
bar auf  die  Theorie,  die  schon  gegeben  ward  bei  'Gele- 
genheit des  PhSnomen  der  periodischen  Kfistenwinde,  de- 
ren Analogie  mit  den  Bergwinden  nun  fühlbar  seyn  mufs. 

Da  man  nämlich  weiis,  da(s  man  die  Küstenwinde  erklärt 

* 

durch  Störung  des  atmosphärischen  Gleichgewichts,  veran- 
laÜBt  durch  starke  Temperaturveränderungen,  welche  die 
Luft  auf  den  Ebenen  abwechselnd  bei  Tage  und  bei 
Nacht  erfahrt,  während  die  auf  dem  Meere  eine  weit 
gleichfönnigere  Temperatur  bewahrt,  so  konnte  man  ver- 
aacht  seyn  zu  sagen,.  da£s,  wenn  von  Sonnenuntergang 
an  die  Temperatur  auf  einer  Ebene  verhälCnifsmäfaig  mehr 
sinke,  ab  an  Bergen,  die  Contracdon  einen  Zuflofs  der 
Luft  von  den  Bergen  zu  der  Ebene  bewirken  müsse,  und 
da(s,  umgekehrt,  bei  Tage  die  auf  der  Ebene  stärker 
erwännte  Atmosphäre  sich  zu  erheben  und  aufsteigende 
Winde  zu  erzeugen  suchen  müfste. 

Allein  diese  Erklärung  würde  in  Widerspruch  seyn 

Pofgend.  Ann.  ErgSnzungsbd.  I.  40 


1»6 

mit  der/desLand- uad Seewinde;  denn  weno  oiaii  uafer 
dieseai  beideik  Umstätiden .  ein^mts  eine  fast  constasle 
Temperatar,  und  andrerseits  eine  sehr  veränderliche  bat, 
80  mufs  man  doch  nicht  aus  den  Augen  verlieren,  dab 
ihre  relativen  Lagen  umgekehrt  sind,  so  daCs,  wenn  nan 
leicht  begreift,  wie  die  tägliche  Verdünnung  der  Laad- 
Atmosphäre  die  Aufsteigung  eines  Meerwindes  veranlag 
man  auch  natürlich  annahmen  mufs,  dafs  dieselbe  tSg- 
liehe  Verdünnung  der  Luft  auf  den  Ebenen  das  Henb- 
strömen  der  1  kalten  und  weniger  ausgedehnten  Luft  voo 
den  Höhen  bedingen  und  einen  niedersteigenden  Slnm 
hervorrufen  müsse;  ein  der  Beobachtung  widersprechen- 
des Resultat» 

Ebenso .  würde  es  sich  mit  dem  Nacbtwind  veriial- 
ten.  Denn  wenn  bei  Nacht  die  Luft  anf  den  Höb^i  üA 
verhältnifsmäfsig  weniger  erkältet,  als  die  auf  der  Eboie, 
.so  wäre  es  möglich^  bis  zu  einem  gewissen  Ponkt  anzn- 
-nehmen,  dals  sie  ihre  Atmosphäre  in  ungleichem  Ver- 
dünnwig^rad  unterhalten  und  einen  aubteigenden  Kadt- 
wind  hervorrufen  müssen  wie  das  Meer  alsdann  einen  Land- 
wind hervoiTuft. 

In^efs  läfst  sich  noch  für  diesen  letzten  Fall  eiose- 
heo,  dafb  die.uilgeheore  Zosammenziehnng  der  Atmosphäre 
der  Ebenen  die  Kleinheit  der  Ausdehnung  auf  den  Ha- 
ben überwältige,  und  so  zuletzt  der  Strom  in  der -Nacht 
noch  herabsteigend  sey,  yfrit  er  es  übrigens  am  Ta^ 
seyn  würde.  Es  folgt  daraus,  dafs  die  Erklärong  der 
Küsteawinde  höchstens  nur  auf  einen  Theil  der  Pbäno- 
meike  bei  den  Luftfluthungen  an  Gebirgen  anwendbar  nt, 
nnd  wir  werden  demnach  darauf  geführt,  eine  andere 
Ursache  zu  suchen,  ikidem  wir  folgende  Betiaehtung  an- 
stellen: 

Sobald  die'  Sonne  einen  Berggipfel  zu  beleuchten 
anfängt,  bewirkt  sie  eine  Erwärmung  seiner  Oberfläche 
und  demzufolge  eine  Verdünnung  der  dieselbe  bcftfi- 
renden  Luftschicht.    Diese  erhebt  nch,  nm  der  niebstes 


627 

Schicht  Platz  zu  machen,  die  demselben  Gesetze  folgt, 
so  dafs  die  Auisaugung  sich  in  den  Morgenstunden  nach 
und  nach  bis  zu  der  Ebene  fortpflanzt.  IndeCs  sinken 
die  Sonnenstrahlen  allmälig  bloCs  zu  dieser  herab,  und 
▼on  nun'  an  würde  der  Vorgang  der  umgekehrte  sejn, 
da  die  Ebene  sich  starker  erwärmt,  als  die  Gipfel,  wenn 
nicht  eine  kräftigere  Ursache  vorwaltete,  welche  aus  dem 
Emporragen  des  Bergkegels  in  die  atmosphärische  Region 
entspringt. 

Die  starren,  opaken,  mehr  oder  weniger  dunklen  Sei- 
tenwände der  Berge  absorbireu  die  Wärmestrahlen  mit 
Macht  und  ertheilen  folglich  der  anliegenden  Luftschicht 
eine  höhere  Tetnperatar,  als  eine  in  gleicher  Höhe  in  der 
klaren  Atmosphäre  liegende  Schicht  haben  kann.  Dar- 
aus entsteht  eine  Verdünnung  der  ersteren,  ein  fortwäh- 
rendes Aufisteigen,,  und  dem  gemäfs  ein  V\^ind  in  die 
Höhe,  der  beständig  über  die  Oberflächen  der  Gdiirge 
hjavi^egstreicht. 

Um  sich  von  der  Intensität  einer  solchen  Ursache 
zu  Übeneogen,  -l^raifcht  man  sick  qur  zu  erinnern,  dafs 
auf  trocknem  Grase  an  der  Cdte  du  Rocherai,  zu  St.  Jean- 
de-Maorieone,  die  T.emperaiur  49^  C.  beobachtet  i^urde. 
Um '  diefs  noch  deutlicher  zu  erweisen,  habe  ich  mit  Thser- 
mometem,  die  io  schwarzer  und  weifser  Leiaewand  cSn- 
g^hOUt  wared^  folgende  Yeraudie  gemacht: 

Mont-Geins,  Posihaos,  •&  Met.  über  iem  Boden* 

Mittaga,  im  Schatten  13«^  C. 

Weifses  Thermomet.  U  d.  Sonne      23  ,5& 
Schwarzes       -  *-  -     .:  28  ,00 


MoBt*Geai«,  in  «iiiem  sud[*Ton  der  Sonne  crbiuteo  "WinU  dc^ 

Strasse,  2  FnCi  über  dem  Boden. 

BlittagB,  im  Schatten  ...  13^8D€. 

Weibes  Thermomet.  i.  d.  Sonne   33  ,00    » 
Schwanes       •  -  -        37  ,40     . 

40* 


628 


SdieilAlpunkt  der  Stnüt,  23.  Sept.,  cwifcfacn  9  «id  lOJ  Ukr  Vorw 

gcns,  2  Fol»  über  dem  Boden. 

GewOhnL  Therm.,  im  ScbaUcn  I  ^^  C 

Weibes  Therm.  18  ,2 

Schwarzes  Therm.  23  ,0 

Turtcmao,  Ufer  d.  RlioDe)  am  24.  Sept.,  mr  selben  Stunde  und  nnicr 
fast  gleichen  atiuospliar.  Umstünden,  ^  Fu£i  über  d.  Boden. 

Gewöhol.  Therm.  11 ',3 

Weibes         -  23  ,0 

Schwarzes      -  '  27  »0 

Diese  Resultate  sind  ohne  Zweifel  nicht  zablradi 
genugi  um  irgend  ein  Gesetz  daraus  abzalciten,  allein  lic 
reichen  hin,  nm  zu  erweisen,  welch  starke  ErwarmoDg 
die  KOrper,  selbst  in  grober  Höhe  Ober  dem  Heere  durch 
die  Sonnenstrahen  zu  erleiden  im  Stande  sind;  dasselbe 
gilt  mithin  anch  von  den  mit  ihnen  in  Berührung  stebca- 
den  Luftschichten. 

Sehen  wir  nun,  was  in  der  Nacht  geschiebt.  Die 
Beobachtungen  von  Pictet,  Six,  Leslie,  Wells  uoi, 
neuerlich  noch,  die  tou  Marcet  und^Arago,  habenge- 
nOgend  gezeigt,  dab  die  mehr  oder  weniger  didie  Lnft- 
schiebt,  welche  mit  dem  Boden  in  BerQhmng  steht,  wSb- 
rend  der  Nacht  eine  Örtliche  Erkaltung  erleidet,  die  in 
Widerspruch  steht  mit  dem  allgemeinen  Gesetz  der  Tem- 
peratur-Abnahme nach  der  Höhe. 

Dieser  Vorgang  welcher  das  Remltat  derErfcaltuDg 
der  starren  Theile  der  ErdobeHUchc^  in  Folge  nächtli- 
cher Ausstrahlung,  zu  seyn  scheint,  ist  anwendbar  so- 
wohl auf  die  geneigten  AbhSnge  eines  Berges,  als  auf 
die  horizontalen  Flachen  einer  Ebene.  Und  darnach  sa- 
gen wir,  dab  wenn  diese  bei  Nacht  viel  "Wanne  verlie- 
ren, die  BerggehSnge  ebenfalk  Winne  aussenden,  und 
dab  von'  da  an  die*  umgebende  Luft  sich  n  verdichten, 
und  in  Folge  der  Zunahme  ihres  spedfiscbeo  Gewichts 


l^rabzusinkcu  strdt^ty  ^roraus  denn  zuletzt  ein  Rückstrom 
entsteht,  dessen  Wirkung,  wie  wir  gesehen,  noch  ver- 
stärkt werden  kann  durch  die  starke  Contraction  der  at* 
mosphärischcu  Masse  in  den  Tbalgründen. 

Nach  dieser  Aufstellung  der  allgemeinen  Gesetze  ist 
es  nicht  ohne  Interesse,  verschiedene  besondere  Fälle: zu 
untersuchen,  denn,  wie  wir  schon  gesehen  haben,  wird 
der  normale  Zustand  zuweilen  aufgehoben,  oder  gar  um- 
gekehrt, durch  ephemere  Ursachen,  wie  z.  B.  allgemeine 
Winde  u.  s.  w. 

Diese  Umstände  werden  handgreiflich,  wenn  man 
Beobachtungen  von  zwei  verschiedenen  Orten  mit  einan. 
der  vergleicht«  Nehmen  wir  zum  Beispiel  die  verschie- 
denen Momente  des  Jahres  1836«  Sie  geben  zwischen 
Genf  und  dem  grofsen  St.  Bernhard  bald  kleinere,  bald 
grOfsere  Temperaturvariationen  für  die  Höhe,  als  für 
die  Ebene,  wie  man  aus  nachstehender  Tafel  ersehen 
kann,  wo  der  erstere  Fall  mit  dem  Minus-,  der  andere 
mit  dem  Plus-Zeichen  versehen  ist. 


Genf 

St.  Bemliard 

Untenchied 

Januar 

6,93 

6,15 

+  0,80 

Februar 

6,56 

7,22 

—  0,66 

Mära 

8^57 

10,57 

—  2.00 

April 

8,53 

0,22 

—  0,69 

Mai 

10,56 

10,51 

+  0,05 

Juni 

12,02 

10,05 

+  1,97 

Juli 

13,46 

7,70 

+  5,76 

August 

12,00 

6,69 

+  5,31 

September 

9,79 

6,56 

+  3,23 

October 

3,80 

4,81 

+  3,99 

November 

e;47 

7,09 

+  0,62 

December 

4,49 

4,90 

+  0,81 

Diese  Tafel  erlaubt  den  Schlufs,  dafs,  im  Jahre  1836, 
die  Wintermonate  zwischen  diesen  Orten  oft  umgekehrte 
Luftströmungen  hervorrufen  mutsten,   und  ähnliche  Er- 


630 

scbeinangeii  scheinen  auch  im  Manrienne^Thal  Tonakos- 
men,  weil  daselbst  der  Winter  wenig  günstig  ist  für  das 
Auftreten  der  tSglichcn  Brise.  Man  kann  jedoch  aas  «fie- 
sen Unregelmäfsigkeiten  kein  Gesetz  f&r  die  JahreazeiteD 
ableiten,  denn  znvOrderst  bietet  der  'Jannar  eine  Ano- 
malie dar,  und  fiberdiefs  sind  die  negativen  Unterschiede 
^s  Winters,  verglichen  mit  den  positiven  des  Somner^ 
so  klein,  dafs  man  darin  nur  einfache  mom^itane  Effecte 
tn  sehen  geneigt  wird.  % 

Diese  Ansicht  wird  bestätigt  durch  gleichzeitige  Beob> 
achtbilgen,  die  Hr.  Biliiet  zu  St.  Jean-de-Manrienne^  oad 
ich  auf  dem  Mont  Cenis,  am  Posthause,  an  einem  lufti- 
gen Ort,  5  Meter  fiber  dem  Boden  anstellte.  Mein  In- 
stmment  war  geschfitzt  vor  dem  erhitzenden  and  erkSt 
tenden  Einflofs  des  Bodens,  und  überdiefe  konnte  der 
herrschende  Wind  nicht  die  Ausdfinstungen  (emanatums) 
des  Sees  von  dieser  Seite  herbringen. 


Saint  Jean 

MoBt*CeiiIft 

■^ 

M<z. 

UdIcc^ 

Max. 

Unici^ 

• 

M!n. 

«chied 

Mia. 

■  •     • 

24 

Aug, 

"i; 

h  Ab. 

21.5 

• 

24 

Aog 

.  \\k  Ab. 

14,0 

25 

f9 

4 

M. 

12,^ 

9.3 

25 

99 

5     M. 

Aß 

9.7 

25 

n 

3 

A. 

25,3 

13,1 

25 

99 

121   Ab. 

5|    M. 

14,2 

9.9 

26 

»» 

« 

M. 

14,0 

11,3 

26 

1» 

63 

7.4 

Hief aus  folgt,  d|ifs  die  Invasion  der  Lombarde  oad 
deren  Heftigkeit  am  ersten  Tage  eine  Pertorbatioo  ver- 
anlaCst^hat,  in  Folge  welcher  das  Manrienne-Tbal  gerin- 
gere Schwankungen  zeigte  als  der  Mont  Cenis;  aod 
war  diese  Station,  ^e  wir  gesagt  haben,  der  Schau- 
platz eines  beständigen  Kampfes  zwischen  den  Brisen 
und  dem  Sfidwind.  Zu  den  beiden  andern  Zeiten,  wo 
sich  die  Lombarde  gemSfsigt  hatte,  waren  wiederum  die 
gewöhntichen  Gesetze  der  respectiven  Temperaturveria- 
derungen  iu  Kraft  getreten,  und  wahrscheinlich  hatten  auch 
die  Brisen  ihre  Rolle  im  Maurienne-Thal  gespielt. 


631 

Vor  tneiner  Abreise'  nack  Cogne  verabredete  icb  zu 
Itrea  mit  Hm.  Dr.  Gotha,  einem  eifrigen  Meteorologen, 
cerrespondireDde  Beobachtungen,  die  idi  mit  denen  an 
enteren  Orte  von  mir  gemachten  hier  znsammenstelle: 


Ivrea 

Cogne 

0 

4 

Max. 
Min. 

Unter- 
schied 

Max. 
Min. 

Unter- 
sdiicd 

7.Sept.5|hM. 
„    „     4     Ab. 

17,0 
24A 

7,6 

7.Sept.5|hM. 
«    «     2J   Ab. 

7,2 
17,2 

9,8 

Aujgesichts  der  grofsen  Hübenvariation  wird  man  sich 
ohne  Zweifel  des  heftigen  Nordwindes  an  diesem  Tage, 
so  wie  der  am  andern  Morgen  zu  Aosta .  beobachteten 
Anomalie  erinnern. 

Ich  hätte  gewünscht,  diese  Zusammenstellungen  mit- 
telst Vergleiche  zwischen  Genf  und  dem  grofsen  Bern- 
hard noch  weiter  fortsetzten  zu  können;  allein  unglUck* 
licherweise  sind  die  Beobachtungen  am  letzteren  Ort,  auf 
welche  ich  für  meine  Reise  gerechnet  hatte,  im  Septem- 
ber unvollständig.  Wenn  indefs  auch  die  angegebenen 
Resultate  vieles  zu  wünschen  übrig  lassen,  so  glaube  ich 
doch,  dafs  sie  für  meinen  Satz  sprechen,  und  die  Meteo- 
rologen leicht  in  den  Stand  setzen,  sie  bis  zu  dem  Grade 
zu  vermannigfaltigen,  dafs  daraus  einige  allgemeine  Ge- 
setze abgeleitet  werden  können. 


VI.    Meeresströmungen. 


B 


isber  kannte  man  im  offenen  Meere  nur  drei  grofse 
Strömungen  von  anomaler  Temperatur,  nämlich:  1)  den 
warmen  GuUstrom  im  nördlichen  atlantischen  Meere; 
2)  den  kalten  Strom  längs  der  Westküste  Südamerika's 
(die  „Humboldt-Strömung^')  von  Süden  nach  Nor- 
den, von  dem  indeCs  ein  Zweig  bei  der  Insel  Chiloe  um- 


632 

bieg!»  iSof^  der  Kfisle  nach  Sfiden  fliebf,  und  das  Caf 
Horn  mit  einer  relativen  wannen  Temperatur  unigdftt| 
und  3)  den  waimen  Strom,  der  am  Cap  der  gaten  Hof- 
nung  neben  der  Agullas-Banc  vorbeigeht  und  sich  in  da 
Kanal  von  Mosambique  ergpe&t.  Ein  vierter  Strom  «er 
Art  scheint  auf  der  Weltreise  der  vom  Capit.  Da-Pefit- 
Thouars  befehligten  Fregatte  Venas  entdeckt  wordea 
zu  sejn  und  sich  im  Süd-Stld-Osten  von  Vandiemecsland 
zu  befinden.  Wenigstens  durchschnitt  die  Fregatte  am  6, 
7,  8,  9.  Januar  1839  Meeresgegenden  unter  44®  30'  bis 
i6^  3'  S.  und  143<'  16'  bis  lie^»  30'  O.  v.  Paris,  wo 
das  Wasser  eine  relativ  hohe  Temperatur  besafs«  StGnd- 
liche  ^Beobachtungen  ergaben  nämlich  an  den  vier  Tagen 
ab  Blaximum  11^0;  14',0;  13^3;  1I^5  C 
„  Minimum  9  ,3;  10  ,2;  11  ,3;  9  ,5  „ 
Was  den  kalten  Strom  neben  der  sfidamerikanisdien 
Kilste  betrifft,  so  lehrte  eioe  Peilung  bei  vollkommener 
Windstille,  bei  welcher  die  Fregatte  mit  voUstSudCg  ein- 
gereflten  Segeln  nur  vom  Strom  nach  Norden  getrieben 
wurde,  und  das  1100  Brasses  (1780  Meter)  lange  Strick 
des  Senkbleis  währenddeCs  immer  senkrecht  blieb,  dab 
der  Strom  kein  blofs  oberflächlicher  ist,  sondern  minde- 
stens bis  zu  der  Tiefe  von  1780  Meter  in  Masse  dem 
Aequator  zuwandert.  Eine  analoge  Beobachtung  zeigte, 
dafs  der  warme  Strom  im  Kanal  von  Mosambique  we- 
nigstens eine  Tiefe  von  900  Meter  habe.  Im  Südwesten 
der  Insel  Chiloe  besafs  das  Wasser  an  der  OberfliSche 
13  <»  C,  in  500  Brasses  Tiefe  4^1  und  in  1100  Bruses 
Tiefe  (ohne  Grund)  +  2^3  C.  (Compt.  d.  T.  XI.  p.  321). 


Namenregister 


in 


den  Annalen  der  Physik   und  Chemie 


Band  XXXXlll  bis  Bnid  U  nebst  Ei^inBiuigsband. 


»  • 


Namenregister. 

Band  XXXXni  bis  Band  LI  nebst  Ergflnznngsband. 

>er  I^One  hMtr  «nd  die  BSiide  XXXXHI,  XXXXiW  v.  t.  w.  bis 
XXXXIX  mit  in,  lY  a.  t.  w.  bis  IX  beseirlmct,  so  dafs  hier  QbeniU 
XXXX  SU  tr^bmen  ist    E  bedeutet  den  ErgSDiongsband. ) 

A  Arme,  D.  artea.  Bramieii  in  d«o 

OMen  Aegrpteiia,  LI.  164. 
Lbicb«  Beitrice  sar  KemtD.  d.  Ayrer,  Ueb.  Blitze  obne  Donoer, 
'eldspaUis,  L.  125.  341.  668.  —     VIIL  375. 
leb.  Anortbit,  PModo-AUnt,  Pe- 
iUiii,  Adalar  and  Feldspatb,  LI.  B. 

19.  Babinet,  Farban  doppelter  Fll- 

ir^,  Diffhct.  eines  ObjektiTS  mit  eben  in  Dittani,  VL  472.  —  Ab- 
reisrander  Oeffmine,  V.  86.  —  sorpt.  in  farbigen  dopp.  bredien» 
nteneitat  d.  LicbU  in  der  Nsbe  den  MIttdn,  VI  47a  —  Ueb.  d. 
ider  Brennlinie,  E.  232.  blane  Sonne,  VI.  617.  -^  Hine- 

in mermflU  er,  Gesetunllsigkeit  ralog.  opt.  Notisen  über  HyaUtbi 
DD  apec.  Gew.  bei  Verbind,  ein-  Bergkrjatall  n.  Glas,  VU.  400.  — 
•cber  K5rper  nacb  mnltipeln  Ver-  Ueb.  d.  Verlust  einer  bsiben  V^el* 
Altnissen,  IX.  341,  L.  406.  lenlinee  bei  d.  Reflex,  an  d.  Ißn- 

n  d  r  e  w  s,  Fshigic.  gewisser  Flam'*    terflide  eines  brscii.  Mittels,  VUL 
ICH  n«  erbitster  Lnft  rar  Elelctri-    332.  —  Ueb.  einen  neoen  Neaftnd- 
iUlaleit,  UL  310.  —  Wirk,  der  jwnit  fa  d.  Atmaspblre,  LI.  562. 
inlpeterslnre  anf  Vi^ismntb  o.  an*  Dsebe,  Einfl«  schiefer  LaftstrOme 
ere  Metalle«  V.  121.  snf  die  im  Rcgcnaiesser  ap%efsng. 

rngo,  Temperat  des  Bobrlodis  RegenmenEe,  E.  365. 
on  Grenelle,  IIL  46.  —  Feuers-  t.  Bssr,  Ueb»  d.  Lappllnd.  1W 
miMt  dnrcb  einen  Aerolitben  Ter-  dra«  lU,  188.  «-  Bodentemparst 
nUTst,  V.  352.  —  Farbe  d.  Mee-  t.  JaknUk,  UL  191.  ~  Klhna  t. 
»,  V.  468.  —  Versncbe  d.  Emis-  Nowsjs  Semlis,  OL  336.  —  Bio. 
ions-  a.  Undniationstbeorie  anf  figkell  d.  Gewitter  in  d.  Palar- 
ntsclieidende  Proben  zn  stellen,  regionen,  VIIL  601.  —  Klhaa  v. 
X  28.  —  Beriebt  ab.  d.  Dagner-  Sitebs  n.  den  mss.  Besilsangen 
^'sche  Entdeckung,  VIII.  193.  —  an  d.  MordwestkAste  Ameriks*s, 
litze  obne  Donner,  VIIL  378.  —    E.  129. 

K  Interferenzen  d.  Ucbts  als  Mit-  Bailej,  Die  Sprincbebe  d.  Hen- 
il  zar  Laanng  Terscbied.  sebr  fei-  scbrecken  als  SteTlrertreter  der 
er  Aufgaben  d.  Pbjs.,  E.  443.  Froacbscbenkel,  HL  412. 
kcherson,  Ueb.  d.  in  d.  Fort-  Batks,  Modifikation  der  Argand* 
Qanxungskftrpern  d.  Pilze  enthal-  sehen  u.  gewOhnl.  Spiritoslsmpe. 
nen  OHtropfen,  IV.  639.  —  Ver-     BI.  183. 

hren   um  Silberplatten  gleich-  Bandrimonf,   Versuche,  mit  d.  j 

»rni.   mit  einer  l>eliebig  starken     Licht  d.  Nordlicbls,  IX.  292.  —  J 

»dscbicht  zu  aberziehen,  VBI.    Resultate  ab.  d.  Leidenlrostache  ' 

)9.  Pblnamen,  LL  132. 


1 


636 


Becki,  Nroef  Vorkomm.  an  Ab- 
piinlU  in  \Vfstpli»leii,  VII.  397. 
^  Dell.  d.  Strontianit  ▼.  Hamm 
in  Weftplialeu,  L.  191.  -.  U«b. 
d.  ScIifwefelwaMerttolT  d.  «rfes. 
Bronnrn  in  Wrslplialeik ,  L.  646. 

Becqnerel,  Cliem.  Zftrtetz.  mit* 
telst  ruifacli«r  Ljrdroelektr.  Appa- 
rale,  IV.  637.  —  Elektroclicm. 
Beliandl.  d.  Silber-«  Kupfer-  ■• 
Bleierxe«  V.  2»5.  --  UuUrsncb. 
fib.d.  [lcrvorrDf.d.Pbotpboreacenz 
a.  vttracbied.  Eigenacb.  d.  elektr. 
Funk.,  VIU.  540.  -  Nene  Ei- 
^enscb.  d.  elektr.  LicbU  in  BeioE 
auf  Pbospborescenz- Erreg.«  ÜL 
543.  —  Ueb.  Wirmettrabl.  der 
elekCr.  Funken,  IX.  574.  s.  Biot. 

Beeqnerel  n.  Caboort,  Brecb- 
▼ennöt.  einher  FUUtlgkcilea»  LI, 
427.  ^7. 

Beek  s.  Moore. 

Berg,  TemperaL  d.  Wcftaeite  y, 
Sad- Amerika,  LI.  301. 

Berlin,  Beitr.  x.  KennCn.  d.  Ttter- 
erde  n.  ibrer  Verbind.,  III,  105. 

de  ßerton,  Nireaadifferens  des 
Todien  n.  Miltell.  Meerea,  £.  358. 

B  e  t%t\  i  0  a,  Unterancb.  einiger  a«a 
Scbwefelalvre  n.  orcan.  Stoficn 
beatebend.  Sloren,  iV.  369.  — 
Meihoden  am  Subl,  Sub-  u.  Gnft- 
eiaen  xo  unteraucbeo,  VI,  42.  — 
Atomgew.  d.  Koble,  VlI.  199.  — 
Weitere  Nacbricbten  fib.  Lantban, 
VIL  207.  —  Einige  Fragen  dea 
Taga  In  d.  organ.  Cbemie,  VII. 
289.  —  Gegenwart  ▼.  Knpfer  n. 
Zinn  in  d.  aoa  Tolk.  Boden  kom- 
mend. Qnellen,  VIIL  150.—  Be- 
atandlbeile  d.  Bitterwaaaera  Ton 
Saidacbfltz,  LL  138. 

Beaael,  Beob.  ron  Irrlicbtom,  IV, 
366.  •<-  Nacbricbi  fib.  eine  d.  Be- 
rechs.  der  Stemacbnoppen  betreff. 
Arbeit,  VIL  525. 

Biot,  Formel  f.  d.  Geaets  xw.  d. 
Temperet,  n.  d.  entanrecbenden 
Maxim,  d.  Spannkraft  aea  Waaaer- 
dampfii,  IV,  627.  —  Nene  Ver- 
fabmngaart.  x.  Unterancb.  d.  un- 
mittelbaren n.  d.  xeratrenten  Son- 
nenatrablen  UL  557.  —  Ueb.  d. 


Natur  d.  Strahlong.,  fvcidie  PW 
phoreacenx  n.  gewiaM!  chrm.  P(t> 
ceaae  herrorrafcn,  IX.  5G2L 

Biot  0.  Becqaerel,  Naior  d.fe« 
elektr.  Funken  anagehenden,  a  ai 
der  Feme  Pliospboreacem  cr«. 
Strahlonz,  IX.  549. 

Bird,   ühem.  Wirkiug   mdaneL 
elektr.  StrSme  bei  laneer  0 
VII.  430.  • 

▼.  Blficber,  Vermöe. 
Saixe  Waaaer  aoa  dl  Loft  aua- 
sieben,  L.  541.  —  Ueb.  eine  Vfr> 
brennongaeracbein.  d.  fett  Ode, 
L.  544. 

Boettger,  IL,,D.  beiai  AoaciMi. 
deracluag.  sweier  Fenervtciae  cnt- 
atebende  Liebt  elektr.  Katar,  OL 
655.  —  Krjatall.  Tnabetm.  v.  d. 
Weina.  binaicbtl.  ibrea  thenaw 
elektr.  Verbalt  xa  nntcrscfaeidca, 
HL  659.  —  Glanxende  Udiletw 


■ebein.  b.  Vereinig,  gewisa 
taUe  mit  Cblor,  Hl.  660.  —  Vcr- 
miacbte  pbjaik.  Erfahr^  L.  365. 

Boettger,  Tb,  BleibalLArragMl 
▼.  Tamowitx,  VIL  497. --  CWm. 
Untere,  d.  Anricbaleita,  VIIL  49S. 

V.  Bogualawaki  (Jon.)«  Nacbr. 
T.  einem  alten  StemachnnppQBÜL 
VUL  612.  LL  17L  '^ 

Bontigny,  Pbinomene  cL  Calc^ 
(act,  LL  130. 

Bojaen,  Beob.  ▼.  NebeniDODdcn, 
IX.  632. 

Bradahaw,  Bimatein  anf  olTeBca 
Meer,  UL  4|8. 

Breitbanpt,  Beacbreib.  d.  Helc* 
roklina,  IX.  205.  —  Ueb.  d.  Kalk- 
apalh  m.  105*  Neigung  d.  R1miii> 
bo5derfllcb.,  LL  506.  —  D.  Grce- 
noddt,  LL  507.  —  Ueb.  einige 
Kieae,  Ideabildende  Metalle  ii.ne«e 
laomorpbieen,  LL  510.  —  T  h  o  n- 
aon^a  neuer  Rbombo^ral-Baij- 
tocalcit,  LI.  516. 

Brewater,  Nene  Art  r.  Polaritit 
im  bomogen.  Liebt,  VI,  481. 

Bromeia,  Zaaammensets.  d. Elio- 
litba,  VIIL  577. 

Brooke  n.  Connell,  D.  Greea- 
odut,  nne  neue  Knenbpeeicak 
U  274. 


637 


r&el,  Anal,  ein«»«  Antlmonerzes 
r.  NertschinsL-,  VIII.  550. 
ronner,  Beitr5ge  znr  clieni.  Ana- 
yse,  IV.  1:34. 

Buch,  Bern,  zn  Scf8tr5m'8 
Aufsatz  üb.  d.  skandinnv.  f#er5]|- 
urcli.  n.  Sandflsarn,  III.  567.  — 
jewitter  im  Norden,  IX.  6^4. 
nff,  Ueb.  Conlract.  b«'i  d.  Beweg. 
Ifissiger  K5rper  durch  enge  Oeff- 
langeo,  \1.  227. 
onaen,  Unterdacb.  d.  im  Hob- 
»feoschacht  steh  bildenden  Gase 
I.  deren  Benutz,  als  Brennmat, 
i^.  339.,  VL  193.  -  SnannIcraft 
;inig.  condena.  Gase,  Vi,  97.  — 
Ln£la8it  o.  Chiastolith  identisch, 
^11.  186.  —  Unters,  d.  Gichtgase 
[.  Kopferschiefcrofens  za  Fned- 
ichsbötte,  L.  81.  637. 

C. 

«earrie,  Anal,  des  GreenocIdts, 
A.  290. 

a^niard- Latour,  Ueb.  d.  Ton- 
>i]cl  bei  schwingend.  Saiten,  LL 
»61. 

aboors  s.  Becqaerel. 
spilaine,  Daratell.  metalL  £i- 
ens  auf  nassem  Wege,  IX.  182. 
apocci.  Ablenk.  d.  Magnetnadel 
lacb  einer  Empt.  d.  Vesuvs,  L. 
92.  —  Periodicitft  d.  A^roUthen, 
lu  620. 

onnel,  Voltasche  Zersetz.  wSls- 
iger  n.  alkoholischer  LOsongen, 
L  590.     s.  Brooke. 
00p er,  Brechkr.  d.  wasserfreien 
JyanwasserstofraAure,  VII.  527. 
onriet   de  Vregille,  Hegen- 
aenge  anf  Guadeloupe,  VI.  &0. 
ras  so,  Chem.  Untersuch,  d.  zer- 
etzt.  Feldspathkrstlle  ans  d.  roth. 
^orphyiT  ▼.  Ilmenau,  IX.  381.  . 

I>. 
agnerre,  Pliosphorese.  des  ge* 
Mtft.  Scbwerspalhs,  VI.  612.  — 
Sereit.  eines  gegen  Llchtwirlning 
mpfindl  Papiers,  Vlll.  217.  S. 
Lrago. 

araour.  Darstell.  ▼.  Nickel-  u. 
Cobalt- Amalgam,  VII.  508.. 
an 9,  Bescbr.  d.£remils,  VI.  646. 


Danlell,  Elektrolyse  secnndarer 
Verbindungen,  E.  565.  580. 

Darondean,  Temperatur  in  der 
Tiefe  des  Meeres,  IIL  419. 

Daussy,  Ueb.  einen  submarinen 
Vulkan  im  atlant  Ocean,  V.  349. 

Delffs,  Nachtr.  zu  d.  galvan.  Com- 
binat,  IV.  7«. 

Dcspretz,  Ausdelm.  d.  flflssfgen 
Schwefels,  VI.  13t.  —  Fnrfpilanz. 
d.  WSruie  in  Flflssiskeiten ,  VI. 
340.  —  Unters,  fib.  a.  Durchsang 
d.  W2rme  aus  einem  starren  K5r- 
per  in  einen  anderen,  VI.  484. 

Dcville,  Wirk.  d.  Chlors  auf  Ter- 
nenthin5l,  IX.  322.  —  Brechver- 
liältn.  einiger  KQrper  aus  d.  Or- 
gan. Chemie,  LI.  433.  437. 

Döbereiner,  J.W.,  Ein  SchAn- 
bein'sches  PbSnomen,  IX.  588. 

Doppler,  Slerkw.  EieentJitiml.  d. 
elektr.  Spann.,  VI  128.  —  Be- 
denken die  angebL  elektr.  Licht- 
erschein,  b.  Zusammenschlagen 
zweier  Kieselsteine  betr.,  IX.  505. 

D«fve,  Magneto -elektr.  Appar.  z. 
Hervnrbr.  mdocirter  Ströme  clci- 
cher  Intensitit  in  getrennten  DrS- 
then,  III.  511.  —  Akustische  In- 
terferenz, IV.  272.  —  Beschreib, 
einer  Thi*rmos8ule  Hlr  conslanto 
Ströme,  IV.  592.  —  Versnche  ob. 
subjectiTe  Contptementarfarb.,  V. 
158.  —  Inducirte  Ströme,  die  b. 
galranonietr.  Gleichheit  pliysiolog. 
ungleich  wirken,  IX.  72. 

Draper,  Methode  d.  Erschein,  d. 
Diflusion  aueennillis  zu  zeigen. 
III.  88. 

Dufrenoj,  Beschreib,  d.  Grceno- 
vits,  LI.  290. 

Duj ardin,  Apparat,  z.  licobacbt 
d.  dunklen  Linien  Im  Spectrum, 
Vlll.  334. 

Dulong,  Ueb.  d.  beim  Verbrend. 
verschied,  einfach,  n.  znsammen- 
Ecs.  Körper  entwickelte  *Wftrroe, 
V.  461. 

Duraas,  Bericht  fib.  d.  Untersuch, 
d.  brenzl.  Producte  d.  Harzes  fQlr 
die  GasbereiL  t.  Pelletier  o. 
Walter,  IV.  110.  -  Wirk,  des 

•  Chlors  anf  Essigslure,  V.  339. 


688 


Domas  n.  Si*fi|  Aiomgew.  dtr 

KoU««  LI.  26e. 
Damonl,    AniiL   des 

VIL  496. 


Ehreobers,  Un terracli.  einer  a«f 
Wiefen  cebildet  lederartie.  Sob- 
■Uni,  VL  185.  —  Ucb.  d.  1686 
in  Carland  Toro  Himmel  gefallene 
lleteoqiapier,  VI.  187.  —  1>.  dem 
blofsen  Auge  nnsicblbaren  Kalk- 
V.  Kiesellhiere  ali  Haaptbeatand- 
Iheil  d.  Kreide^eb.,  VII  502.  — 
Merkw.  Veabreit  d.  polytbalam. 
KorallcnUiiere  durch  techn.  An- 
vrend.  der  Kreide,  YIII.  224.  — 
Dysodil,  ein  Prodnct  aus  Infuso- 
rieuMhalen,  YIIL  573. 

Eisenloh r,  Platinfeuerxeug  mit 
neuem  Ventil,  u.  Anwend,  des  lets- 
leren  su  yerschied.  Apparat.,  VL 
129. 

Eis n er»  Wirk.  d.  Arsenikslnre  auf 
Rohfsucker,  VIL  481.  —  IdenU- 
at  d.  rotb.  Farbstoffs  d.  BlOthen 
mit  d.  rotlu  anderer  Pflanzenors., 
VII.  483.  —  Quecksilberchlond 
: :  Eiweils  u.  KisestoiT,  VIL  609. 
—  Au|Bnd.  löst.  Metallyerbindnn- 
zen  in  Milch,  Kaffee,  Chokolade, 
Vin.  501. 

Emsmsnn,Bild.d.Leidenfrost- 
Bchen  Versuchs  suf  Glas,  LI.  444. 

En  d  e  r  by,  AnUrktVnlkane,  E.525. 

Erman,  A.,  WahrscbeinL  Bahn  d. 
Asteroiden  d.  August-  u.  Novem- 
berperiode,  VIIL  582. 

T.  Ettingshsnsen,  Beobacht.  ei- 
ner Interferens  ▼.  direkt,  u.  re- 
flekt  Licht,  V.97.  —  Canchv's 
■SOS  Methode  zur  Bestimm,  der 
lateasit  d.  reflektirt  o.  gebroch. 
Lichts,  L.  409. 

?•  Bwrsinofl^  Zasanmensets.  d. 
Kkroklins,  VU.  196.  *-  d.  Bete. 
roUbs,  IX.  204. 

F. 

Fsrsda^  Elfte  Reihe  t.  Eiperi- 
menlal-lJntersacb.  ftb.  Elmife., 
VL  1.  537.  -.  Zw5lfte  R.,  Vli. 
38.  27L  529.  -*  Drdsebnte  R, 


Vlfi.269.424.5ia  —  VIcmkrit 
R.,  E.  249.  —  Fmifsebnle  R.,  B. 
385.  —  Allg.  maeoeC  Relatiflom 
u.  Charaktere  d.  Metalle,  VIL  2I& 
,—  Untersuch,  eines  Meteontass 
T.  Cap  d.  |ut  Hoffie,  VIL  384. 
Fe  ebner,  Versociie  s.  TiHBSr.  d. 
GaWanism ,  UL  433.  —  Vcn.  o- 
ner  Theor.  d.  Galv.,  IV.  37.  - 
Elektr.  Intensit  d.  isolirt.  &ale, 

IV.  44.  —  Ueb.  snlncct.  Coiude- 
menUrfarben,  IV.  22 1 .  513.  —  Eoe 
Scheibe  z.  Erzeng.  sobject  Faik, 

V.  227.  —  VortheUe  langer  Md- 
tiplicatoren  nebst  Bemerk  üb.  d. 
Streit  d.  ehem.  u.  Coatact-Tbee- 
rie,  V.232.  —  Beitr.  z.  d.  dektio- 
ehem.  MerkwOrdigk.  d.  aalpelcn. 
Silberlös.,  VIL  I.  —  UetTd. 
Becqnerelsche  Kette  «.Elekln- 
cilSlserrcg.  durch  gegenscit.  Br> 
rfibr.  T.  Fi&sstgk.,   VIIL  1.  t& 

—  Ueb.  subject  Neben  -  n.  Flacfc> 
bilder,  L.  193.  427.  —  Eleklric^ 
durch  Verthell.,  LL  321. 

V.  Fellen berg,  BeridiUg.  Ab.  d. 
Anfifts.  d.  Iridiums.  IV.  220.  ~ 
Wirk.  d.  Kupferozyds  aafkoUcas. 
Kali  bei  hoher  Temperat,  IV.  447. 

—  Zersetz,  d.  Schwereltnet  dnrch 
Cblorgas,  L.  61.  —  AnaL  d.  Et- 
senperidots,  LI.  261. 

Fiedler,  AufBnd.  d.  LanrstlUe 
d.  Sonnensteins  a.  d.  SelcBga  in 
Sibirien,  VI.  189.  ^  UebTXla- 
blonnoi*Chrebet,  VL  192. 

Flaugergues,  Stemschramah 
Beob.  im  December,  VL  952. 

Forbes,  Ueb.  d.  Polsrisat  ■.  D^ 
polarisat  d.  Wirme,  V.  Si.  441 

—  Opt.  Eigenschaft,  d.  Wi 


dampfs,  VI.  349.  —  Bodeateami 
T.  Edinbuf^,  VL  509.  ~  WmXt 
d.  Dampfs  nutgewiss.  Ui— UsA. 
Vn.  593.  -  Wirk,  dar  mecbsa. 
Textnr  d.  Schirms  sof  d.  vmü- 
telbar.  Durchgang  d.  -^Mmifn 
Wirme,  U^WSs^l.  -  D.  F«k 
d,  Atsios^Alrs,  E.  49. 

Fournet,  aofgen-  n.  Abeadwinds 
In  GcÜi«ea,R.490L  5M. 

Fox,  Bkttoinc  van  Thon  dmb 
Blaktr.,  VIL  004. 


^raaels,  UotefMcfa.  eber  krf»  Croebel»  tmmmmvmtfM,  d.  Wu- 

ttall.  NickelsMiiey  L.  519.  sert  d.  Gehupt  Saliwen  a.  Salz- 

^ ritz* che,   jBeschreih.  u.  Anal,  biche  d.  KireiaeiMteDpe  m.  Kvyin. 

zweier  Ir^st.  Verbiad.  ▼.  kie««U.  E.  181.  —  Zerleg,  d.  Wanen  t. 

Natroo  iDifc  Wasaer,  IIL  135.  —  Scliwarzeo,  GaapMchea  «.  Atow- 

Bild.  aaleetri^a.  Salze  auf  direkt,  achen  Meere,  E.  187. 

Weee,  lA.  134.  —  Leichte  Dar-  Graeger,  Trenn,  .d.  Eiaencncyda 

atelL  d.  Chromaäare,  L,  540.  t.  d.  Thenerde,  III.  126.  --  Tlsl. 

>9bel|  Mikreak.  Untera.  d.  Krj-  Gang  d.  Terop.  zn  Möhlhaoaen,  VI. 

•Ulliaat  d.  Selena,  IX.  590.  —  684.  —  Fail.  d.  aehwefek.  Batjta, 

D.  Pennin,  ein  cbloritart  Hin»»  DL  541. 


ral,  L.  523.  Graham,  Dimorphie  n. 

afa,  Höhe  d.  Aaowwrhen  Meeren    VIIL  344. 

&b.  d.  Caapladien,  £.  d54.  ^^'^L  ^  Philllpa,  Retennence 


Fe,  Verattch.  fib.  d.  Anwend.  t.     zn  York  in  Yerachied.  Höhe  ftb 
»^npferTitrioIlfla.  n.  Eiaenplatt.  zn    d.  Boden,  UI.  422.         ^ 
Volt  Batterien,  IB.  228.  Grore,  Zeraetz.  d.  Rickbild.  t. 


l 

ott.  Batterien,  IB.  228.*  C 

Wasaer  dw«h  eine  emf.  Platin- 
G.  kette,  Vn.  132.  —  Volt  Siele  ▼. 

rille.  Bemerk.  Ar  barometr.  Hi-  crolaer  elektrocheai.  Kraft,  Vlll. 
benraesa.,  VBL  58. 379.  —  Beob.  800.  —  Unflhick.  d.  Waaa.  ohne 
i.  Nofdtichto  T.  22.  Okt  1838  in  Zeraetz.  Volt  Strime  zn  leiien, 
Berlin,  Vill.  6U.  »  Ueb.  Hife  VIU.  305.  —  UnffMcMimk.  ver- 
1.  Nebenaonnen,  IX.  1.  241.  dflnnt  Slnren  anfamaJcMB.  Zink, 

Ganaauge,  Phvaik. Beschaffen-  VIU.  310.  —  Unthiti^.  d.  Kn- 
heit  d.  Provinz  Krain,  LI.  291.  pfera  ala  poaltiv.  Pol  einer  SSnle 
osalot,  Uneleiche  Erhitznng  d.  in  Salpeterachwefelaiore,  IX. 690. 
Blektroden  «fner  Volt  Batterie,  Grfiel,  VortheilhafteConatmct  d. 
VL  330.  Groveachen  Kette,  LI.  381. 

nodin,  KinstL  Krratalle  t,  an-  • 

6aL  Snbatanzen,  111.  414.  H- 

mjt  Erdbeben  in  Chili,  V.  192.  Haedenkamp,  Vorkommen  des 
^  $t5r.  d.  Macnetudel  zn  Val^  Strontiaoit  b«i  Hamm  in  West- 
ÜTia,  V.  480.  pbalen,  L.  189. 

er  bar  dt,  Nordiloht  ▼•  12.  Not.  ffagen,  G.,  Beweg,  d.  Waaaera  in 
m  EnUn,  VI.  662.  engen  cjKndr.  Röhren,  VI.  423. 

erlingy  Beobacht  t.  Netzhant-  —  Bemeht  d.  Waaaermenge 'ei- 
nldem,  Vt.  243.  niger  Fliaae,  IX.  522. 

lenck,  AoiBnd.  ▼.  Steinsalz  b  Hagen,  R.,  Zvaammenaetz.  d. OK- 
ler  Schweiz,  IIL  416.  goklaaea,  IV.  329.  *  d.  PeUlita  a. 

melin,  C.  G.,  Zerieg.  d.  Taehj-  Spodnmetta,VnL36l.  (a. lX.6d3.) 
it^  IX. 233.  —  Cham.  Unteranch.  Daidlnj^er,  Vorkomm.  t.  Kaik- 
L  neifa.  Qnellen  r.  Ammana  am  apatb  m  foaafl.  Holz  ana  Basalt- 
2aHL  Meer.  DL  413.  «-  d.  Poo-  tiff,  V.  179. 
mlBlitsiLThn]ita,IX.538.--.  Na-  Hamilton,  Versteinernde  Qoell. 
rmcehaltd.  Petalits,  IX. 633.^  in  Klein- Asien,  E.  375.  378.  «- 
WffTilerde  r.  d.  Thonerde  zn  tren-  Höbe  d.  Argaens,  IX.  416. 
m,  L.  175.  —  Unten,  d.  Faja-  Hankel,  UeGL  Thermoelektric  d. 
it«,  LL  160.  Knratlle,  IX.  493.;  L.  237.  471. 

melin,  L.,  Vers,  einer  elekir»-    665. 

liMi.  Theorie ,  IV.  1.  H  a  r e,  Schmeb.  d.  PUüna,  VL  512. 

oddart,  Depolariaat  d.  Lichts  Hanamann,  Untorsnch.  d.  sogen, 
loidi  Isbebdo  Thisn^  B.  190.       Booltngerit,  VL  281.  -  Enäei.. 


610 

MHig.  bet  VemeL  ab.Elaitie.  i.  Haddard,  MeleofciBea  ¥m  Ak- 
EiMM  beobachtet,  LL  441.  bam«,  E.  371. 

BansBaan  «.  WSbler,  Mineia-  t.  Hamboldt,  Ueb.  d  Hnrhrbmi 
log.  V.  cbem.  Untonocb.  d.  Schilf-    t.  Bogota,  IIL  570.  — 


claaenca,  VI.  146.  a.  phjaikal.  Beobacht  Uli.  «L  Vol- 

Eleiirici,  Ueb.  d.  BeMoren d.  Pen-    kaue  v.  Qoilo,  IV.  IflS. 
•tmcbeibea,  III  407.  —  Wirk.  , 

d.  elektr.  Entlad,  aof  d.  aie  Ter-  J* 

mitlelnd.  Metalle  v.  Hflaaifkeiteii,  Jackson,  Za*  n.  Anfkanr  d.  Nena 
VL  58».  —  Gefner.  d.  YTim,  auf  bei  Peteraborg,  IIL  A^n. 
Thennoroet,  VII. 214.  -^  Elektr.  JacobI,  Nntxen  d.  JTamwieKWk, 
PoUriair.  d.  lletane,  VIL  431  (a.  UL  328.  —  Ueb.  d.  galran.  F» 
L.408.).  —  Ueb.d.Becqaerel-  ken,  IV.  633.  ^  IimIocÜomU* 
nebe  Kette,  VlIL  372.  —  Bern,  nomeae  betoi  Oeffh.  n.  SchU. 
Ab.  d.  Qoecksilberthermomet,  L.  d.  Volt  KctU,  V.  132.  —  Uck 
251.  r-  Envider.  auf  eine  Bern.     d.  ZeitiorEntwickcL  eines  clfl:tr. 


▼.  P  Äff,  LL  447.  Strom«,  V.  281.  --  Ueb.  d. 

Uenrj,  Anal.  d.  Anakima  v.  Ma-    n.  magn.  GalTanometer,  VULH 


netberi  Blagodat,  VI.  264.  —  Vergleichende  Manne  dL  Wni- 

ifenrT,  Elektr.  Seitenentlad.,  IIL     aamk  einer  Kapfer-Ziok-  a.  Pk> 

412.  —  Ueb.  elektro-djnam.  In-    tk-Zink- Kette,  L.  510^-.  Piii. 

daction,  E.  282.  ein  d.  elektro-mngnei. 

Herrick,  Slemachnann.  beob.  Im    LL  358.;  s.  Lena. 

Decenib.,VL352.  —  Aeteorateln-  Jonnes,  Horeaade, 

lall  in  Hiaaonri,  E.  372.  Empt  on  d.  Bahanin-BMik,  UL 

Berachel,  UntevB.  eines  gedieg.     431. 

Eiaena  r.  Fiacbflnla  in  Sfid-Afrika,  Ja  litt  a.  Erschein,  in  Nord-Ame- 

VL166.  —  Ueb.  Regen  am  Gap,    rika,  ihniich  d.  nchwed.  Aan, 

VIIL612.  E.362. 

Hefa,  Zoaammensets.  dea  Bienen-  _ 

wachaea,  III.  382.  —  Beatimm.  d.  '^ 

Waaaeratoffa  bei  d.  Anal,  organ.  Kippelin  n.  KampnaaBB,  V«- 

SnbaUns.,  III.  577.  ^  Natnr  d.     beaaer.  d.  Harahndien  Appania, 

Flamme.  IV.  536.  —  Zoaammen-     LL  422. 

aeti.  d.  Vesnvian,  V.  341.  —  Ap-  Kane,  Ueb.  schwefeln,  o.  ndp^os. 

rar.  s.  Anal  org.  SnbaUns.,  VI.  Otteckailberaahw,IV.459.— Tkea- 
79. 9  VIL  212.  —  Znaammenaets.  ne  d  Ammonbkvofbind.«  4li2. 461 
d.  Han.  ▼.  Betnlin,  VI.  319.  —  —  AnenibTaaserstolT : :  KnaCer 
Gonatit.  d.  ZnckeraSare,  VL  411.  Titriol  a.  ftb.  Haagaanlaiui,  471.  — 
Berichtigoog  dato,  VtL  627.  —  Ueb.  eine  ana  d.  Fataiag^isl 
Wirmeentwickel.  In  festen  Ver-  springende  Reihe  v.  VerT  ~ 
biUniaa.,  VIL  210.  —  Zuaanimen-  —  Üninaain,  eine  nüt 
sei«,  d.  Elemihanea,  IX.  219.  —     isomere  FlOasigkeit,  IV.  4M.' 


Thermochcmiache  Unteranch.,  L.  Karaten,  U.  elektr.  Polnriair.  da 

385.  ^^^iS*  *^*  ^  Wesen  nller  pi- 

Hofmann,  E.,  Anal.  d.  Sodalith  van.  Tbatigk.  d.  KeUen  «an  sta^ 

▼.  Bmengeb.,  VII.  378.  ren  o.  flOaa.  Lettera,  V.  43a  - 

Hopkins,  Schwineoug.  d.  Lnfl  in  Ueb.  Leglmugen,  beaondeia  am 

cjrindr.  R5hren,  IV.  246.  603.  Kupfer  n.  Zink,  VL  160. 

Unbbard,  Bmoncnv.Kohlenslare  Kerstea,  Ueber  eine  auf  Wlena 

xa  befreien,  JUL  286.  gebildete  lederartageSabnlM»,  VI 

Babert,  FoiiacUenderang  dareh  183.  —  Neues  Voikonm.  d.  Sc- 

)UiU,  E.  527.  lens,  VL  265. .--   Votkostt.  d 


641 


iiaDtluiiis,  VII.  210.  ->  UntemacL 
1.  IttoDaEits,  eines  Lanthan  haltig. 
lineraK  VlI.  385.  -  Ch«u.  Un- 
enocb.  d.  Miloachins,  VIL  485. 
-  d.  Wolchonskoit,  489.  —  Ueb. 
L  bleihalt  Arragonit  y.  Tarno- 
fvite,  YUI.  352.  —  Bild.  n.  Dar- 
itell.  des  blauen  Titanozyda  auf 
;roclni.  Wege  a.  Uraacbe  d.  blauen 
Farbe  mancher  Hobofenschlacken, 
[X.  229.  —  Kfinsd  Rothlrapfer- 
irc,  IX.  358.  —  Ursache  d.  blauen 
Farbe  mancher  Natur-  n.  Knnst- 
»rodacte,  L.  313.  —  Neues  lieml. 
reiches  Vorkoinm.  d.  Vanadins  in 
Deotschland,  LI.  539. 
laprotb,  J.,  Ursprung  d.  Wor- 
tes Bussole,  Ul  413. 
l&den,  G.  A.,  Sinken  d.  dalma- 
tischen KBate,  Ili  361. 
[aochenhaner,  Ueb.  eine  be- 
sond.  Klasse  v.  Beugongserscbein., 
III.  286.  —  Beschreib,  eines  cal- 
ran.  Flugrades,  V.  149.  -^  Ueb. 
d.  Ricbinngslinien  b.  Sehen,  VL 
248.  — *  Eigensch.  d.  gebundenen 
Elekir.,  Vll  444.  ^  Eme  Beob- 
acht  den  die  elekir.  Laduns  tren- 
nend. Nichtleiter  betreff.,  LI.  125. 
knöpfer,  Ueb.  d.  Zirknitser  See, 
E.  382. 

knox.  Neuer  Regenmess.,  111.421. 
[opp,  Vorausbestirom.  d.  specif. 
GewichU  einiger  Klassen  ehem. 
Verbind..  Vll.  133. 
.  Kram  er,  Ueb.  ein.  neuen  durch 
Einll.  d.  Erdinagnetism.  wirksam, 
elektromajsnet.  Apparat,  IlI.  304. 
kram  er,  D.  FacintT  See.  E.  378. 
kraus.   Zersetz,   d.  Clilorüre   d. 
alkal.  Erdmctalle  beim  Glühen  an 
d.  LufU  III.  138.  —   Untersuch, 
d.  Scheererit  v.  Utznach.  HI.  141. 
^reil.  Resolute  d.  1837  zu  Mai- 
land angpstelit.  roagnet.Beobaclit., 
UL  292.   —    Result.  dreijähriger 
inagn.  Beohneht.  daj^elbst  u.  Einfl. 
d.  Mondes  darauf,  VI.  443. 

L. 

jambert,  Beobacht.  v.  seclis  Ne- 
bensonnen u.  vier  Lichtringen  zu 
Wetzlar,  VL  660. 

Poggend.  Ann.  ErgaosaDgsbd.  I. 


Landmann,  DarstelL  v.  reinem 
koblens.  Kali  u.  Essiglther,  VL 
650. 

Langberg,  AnaL  d.  isochromst. 
Corven  n.  d.  Interferenzerschein, 
in  corobin.  einax.  Krystall.,  E.  529. 

Langlois,  Darstellung  d.  anter- 
schweilie.  Slure,  L.  315. 

Lappe,  Untersuch,  eines  grSnllnd. 
Orivins,  m.  669. 

Lassaignc,  Bestimmung  d.  Jods 
durch  Palladium,  VIIL  150. 

Laurent,  Produkte  d.  trockn.  De- 
stillat d.  bituminösen  Schiefers  r. 
Autun,  HL  147. 

Lenz,  Versuche  im  Gebiet  d.  Gal- 
Tanism ,  IV.  342.  —  Verhalt  d. 
Kupfervitriollös.  in  d.  galv.  Kette, 
349.  **  Leitungsfiihigk.  d.  Goldes, 
Blei's  u.  Zinns  iür  Electric,  bei 
verschied.  Temperst,  V.  105.  — 
Nachtr.  zu  d.  Ges  fib.  d.  Elektm- 
magnete,  VII.  266.  —  Eine  £p 
schein»  beobachtet  an  einer  grob. 
WollastOBsdi.  Batter..  VI146]. 
-—  Bemeric.  fib.  einige  Punkte  d. 
Lehre  y.  Galvanism.,  VII.  584.  — 
Eigensch.  d.  roagneto-elektr.  Strö- 
me u.  Berichtig,  zu  de  la  Rive*s 
Aufsatz  Ob.  denselb.  Gegenstand, 
VIR.  385. 

Lenz  u.  Jacobi,  Gesetze  des 
Elektromagnet.,  VIL  225.  —  Ueb. 
Anzieh.  d.  Elektromagnet,  VII. 
401. 

Liebig,  Erschein,  u.  Ursadie  d. 
Gähr,  Flittlniis  n.  Verwes.,  VIII. 
106. 

Link.  Erste  Entsteh,  d.  Kryslalle, 
VI.  258. 

Lloyd,  Neuer  Fall  v.  Interferenz 
d.  Liditstraliien ,  V.  95. 

Lnewi«;,  Bemerk,  üb.  d.  Unters, 
d.  Ilolz^piatis,  Hl.  620.  ~  UiAW. 
d.  AelliVls,  V.  346.  --  Ueb.  Sulph- 
athyUchwefeisäure,  VII.  153. 

Loewig  u.  Weidmann.  Ueber 
Anemonin,  Petersiiienöl,  d.  Destil- 
lat d.  Blfitlien  v.  Spiraea  Ulina- 
ria  u.  Wirk.  d.  Chioratherins  auf 
ChloricaUum,  VI.  45.  -  Wirk.  d. 
ClilorSlhcrins  aufScbwefelkalium^ 
IX.  123.  —  Zersetzongsproducle 

41 


I 


1 


642 


ans  d.  Einwirk.  t.  Salpeters,  auf  Hafitoa,  Das  elektr.  FloiilaB  i 
Mercaptan,  IX.  323.  —  Wirk.  t.     loftleeren  Raaniy  VI.  487, 
Kaliom  o.  Natriom  auf  einige  Ae-  Matteocci,  Yersocbe  Ob.  d.  iha^ 
tkjrloxydaalzey  L.  95.  —  Zersetz,     mo- elektr.  Ströme,  IV.  629.  -» 


des  Acetons  durch  Kalifaydrat  a. 
Kaliom,  L.  299. 

Lose,  Znsammensets.  d.  durch  Ein* 
wirk.  y.  Schwefelsiure  auf  Alkohol 


Ueb.  d.  tJienno- elektr.  Stroaie  L 
Qnecksilb.,  VIL  600.  —  (kam 
Feuer,  ein  HindemiJa  för  Gsvil-. 
teransbrOche,  IX.  239. 


entstehenden  schwarz.  Substanz,  Majer,  DarsteU.  d,  rein 


Vn.  619. 


H. 


Hac-Cullagh,  Natur  d.  t.  Dia- 
mant u.  Blattgold  durchgelassen. 
Lichts,  IV.  544.  —  Mittheil  fib. 
d.  Bnmerang,  V.  474. 

Magnus,  Zusammensetz.  d.  Ozo* 


Kairs  a.  d.  roh.  Pottasche,  VL( 
Melloni,  Polarisat.  d.  Wime, 
TheU.  lU.  18.  257.  —  Gesets 
Abnsbma  d.  strahl.  Wime  mü 
Entfent  V.  d.  Wärmequelle,  ff. 
124::*-  Ursache  d.  frabaeitif^a 
Sdtanelz»  d.  Schnees  an  Pfiaues, 
•IF;  357.  '—  Angebl. 


beim  Oeffn.  d.  ealTanisch.  Kette, 
Vra.  95. 

Mahl  mann,  D.  Indianer-Sommer 
in  Nordamerika  yerglicli.  m.  fthnl. 
Erschein,  in  Mittel -Europa,  IV. 
176.  -^  Temperatar-Verliieil.  auf 
d.  sfidi.  Hemisphire,  u.  d.  klimat 
Verhaltnisse  v.  Sfid^euhoUand  u. 
Van  Diemensland,  LI.  543. 


fläch.,  V.  57.  ^  DnnOigai«  fo 
strahl  Wime,  VIR  326.  —  B^ 
tracht  u.  Erfahr,  ob.  d.  Diatho^ 
mansie  d.  Rörp.,  IX.  577.  —  ü^ 
sorpt  d.  WSrmestrabl.  dnrck  l 
AlmosphSre,  IX.  565.  —  Unten^ 
fib.  d.  strahl.  WSme,  LL  73.  - 
lieber  Herschel^s  thermocr^ 
Metliode  n.  deren  Anweaa  af 
d.  Sonnenspectr. ,  LL  81. 


Malagnti,  Untersndi. d.  Ozokerit,  Melloni  n.Piria,  UntemcLik 

ni.  147.  —  FShigL  gewiss.  FlSs-     d.  Fnmarolen.  E.  511. 

sigk.  d.  ehem.  Wirk.  d.  zerstreut.  Merisn,  ErdwarmebeiBascl,T9L 

Lichts  zu  verzögern,  IX.  567.  .      383. 
Mamiani,  Erdbä.  zu  Pesaro,  V.  Meyer,  Anal  d.  Phonolitl»  T.la- 

192.  rienberg,  VH.  191. 

Marcel  de  Serres,WarmeH5hle  Mejerstein,  Beschreibmifc  einci 

bei  Montpellier,  VL  673.  neuen  Heberbaromet,  Vl.'620. 

Marcel  de  Serres  u.  Joly,  Mi-  Hile,  Neue  Theorie  d.  CapOlao- 

krosk.  Untersuch,  d.  roth.  Stein-     tfit,  V.  287.  501.    ' 


Salzes,  E.  525. 

Marchand,  Harnstoff  fan  Blute  ▼. 
Cholerakranken,  IV.  328.  —  An- 


Miller, Form  u.  opt  ConaUotet 
d.  Salpeters,  L.  376.  ^  Fom  l 
EudyaliU,  L.  522. 
gehl  Vorkommen  des  Titans  imMitscherlich,    E.,   ZoBanunes- 
menschl  Körper,  V.  342.  hang  d.  Krystallform  o.  d.  eben. 

Marchand  u.  Colberg,  Zusam-     Zusammensetz.,  IX.  401. 
mensetz.  der  menschl  Ljmphe,  Mohr,  Grundeisbild.,  III.  327.  — 
111.  625.  Neue  elektromaenet  Vorricht  a. 

Martins,  Temperat  am  Grunde    Beobacht  aus  d.  Gebiet  d.  Gal- 
d.  Meeres  in  d.  Nihe  d.  Gletscher    vsnism.,  LI  372. 
y.  Spitzbergen.  E.  189.  Moore  n.  Beek,  Nifeaodiflerpu 

Marx,  Unterscheid,  des  Arsenik-    d.  Todt.  u.  Nittelmeer&,  E.  356. 
Q.  Antimonwssserstoflgsses,  HL  Morin,  Ueb.  zweifach  Scbwcfd- 
390.  Ithyl,  Vm.  483. 


643 


orii,  KlinM  T.  Sardin.,  VH.  222. 

orren,  Anal  dea  Meleoreiaens 

.  Potosi,  VU.  470. 

orae,  Beobacht.  fib.  d.  DSmnie- 

angabog.,  £.  524. 

oaander.  Entdeck,  d.  Lanthana, 

n.  648. 

ouaaon,  Würmeenene.  in  ei- 

lem  atarrf>n  K5rp.  dordk  plötil. 

IrkilL,  III.  410. 

Bller,  J.,  BerecLn.  d.  bjperbol. 

lankl.  Bfiacbel  in  d.  £irb.  ningen 

1.  xwelaxis.  Kiyatalle,  IV.  273. 

nlder,  Unteraacb.  d.  cbinea.  Q. 

ipan.  Tbeea,  III.  161.  032.  — 

Ltomgew.  d.  TheitM.  180.  —  Ueb. 

1.  Javan.  Upaasift,  IV.  414.  —  Za- 

aiDinensetz.  iL  Pektina  n.  d.  Pek- 

inaüarey  IV.  432.  «—  Zerleg,  ver- 

cbied.  ThieratolTe,  443.  —  Be- 

timm.  d.  Stickatofla  bei  Anal,  or- 

an.  K5rper,  VI.  92. 

ancke,   Scbfitzung  des  Eiaena 

lorcb  Zink,  VIL  213.  -.  Ueber 

bermo-elektr.  Siolen,  VII.  451. 

-  VViederhersielL  d.  Kraft  bei 
;eachwicbt  Ittagaeten,  L.  221. 

N. 

an  mann,  BeitrSge  x.  KryaUllo- 
;rap]i.,  d.  Zonen  betrelT,  IIL  243. 

—  Zeicbn.  d.  Kryatallformen,  IV. 
.55.  —  Zar  Concbylioroetrie,  L. 
l23.'  —  Spiralen  d.  Ammoniten, 
A.  245. 

«cf,  Beachreib.  einea  neuen  Mal- 

iplicat,  VI.  104.     Verbesaerang 

iaran ,  L.  236. 

eaber,  Fenerkagel  Aber  Dine* 

aark,  LI.  169. 

icol,  Verbeaaerte  Conatract.  d. 

^alkapathpriam.  mit  einfach.  Bil- 

lem,  IX.  238. 

ordenakidld,  Chem.  u.  mine- 

alog.  Lnteranch.  d.  Tanüiiita  aoa 

■'inuind,  L.  656. 

O. 

berbSoaer  s.  Trecoart 
hm,  Ueb.  Combinationsl5ne  n. 
Höbe,  VIL  463.  —  Einf.  Vor- 
icht  zar  Anatell.  d.  Licbtinter- 
ierenz-Ve rauche,  IX.  98. 


Oaann,  Temperat.  d.  vHcbtigsten 
Thermalgnellen,  E.  475. 

P. 

Page,  Tonerzeag.  dorch  d.  elektr. 

Strom,  in  411. 
Palo,    Period.  Waaserergofa  ans 

eineui  Schacht,  IX.  541. 
P  a  tu  b  o  n  r ,  Formel  för  d.  Volam. 

des  Waaaerdampfa  in  Funkt,  d. 

Temper.  n.  Spannkraft,  IV.  628. 
Paclet,  Nener  Condenaator,  VL 

343.  —    EntwickeL   d.  atatiach. 

Elektr.  durch  d.  Contact  gut  lei- 

tendor  Körper,  VI   346. 
Pelgrin  u.  Robert,  ]Uerkw.  Ne- 

belatreifen,  IB.  419. 
Pelletieru.Walter,  Chem.  Un- 
tersuch, d.  Produkte  aus  d.  Harz 

för  d.  Gaabeleucht.,  IV.  81. 
Pentland,  Uöhenmess.  in  Pen, 

VII.  224. 
Peionze,  Nene  Verbind,  t.  ESsen 

n.  Cyan,  VIII.  222. 
Peltier,  Bern,  zu  Mattencci's 

Vera.  fib.  thermo- elektr.  StrOroe, 

IV,  631. 
Petrins,  Das  Kaleidopolaroakop. 

IX.  236. 
Pfa  ff,  Ueb.  elektr.  Vertheil  u.  eine 

durch  Repulaivkraft  frei   thätige 

Elektrtcit,  IV.  332.  —  Ueb.  d. 

Becquere lache  Kette,  IV.  542. 

—  Erachein.  d.  LadungasSule  mit 
besond.  Bezieh,  auf  d.  Volt.  Theo- 
rie d.  ealvan.  Kette,  IX.  461.  — 
Hohle  Elektromagnete  Terglichen 
mit  soliden,  L.  636.  —  EntwickeL 
d.  Elektric.  durch  d.  chem.  Pro- 
cefs,  u.  elektromotor.  Verhalt,  vie- 

.  1er  fliisa.  Leiter  geg.  Metalle,  LI. 

110.  197, 
Phillips  s.  Gray. 
Piria  s.  Melloni. 
Plateau,  Opt.  TSoach..  VIII.  611. 

—  Ueb.  d.  Irradiat.,  E.  79.  193. 
405. 

P 1  a  1 1 n  e  r,  Untereuch.  d.  Valencia- 
nits,  VL  299.  —  Verbalt.  einizer 
Substanzen  vor  d.  Löthrohr,  VI. 
302.  —  Zerleg,  einig.  Buntkupfer- 
erze  n.  d.  Magnetkies,  VH.  351. 

Pohl,  Zur  Theorie  d.  Galvanism. 


1 


644 


m.  Bez.  aaf  PfafTs  Beincric.  fih. 
d.  ab^vecbselnde  Polarität,  VI.  595. 

—  Verhalt,  allerniivnil  gcschiclit. 
|;alvan.  SSalen,  L.  '197. 

Po^gendorfr,  Bedeutung  d.  Ge« 
setzes  d.  elt*klro]y4.  Action  iiir  d. 
Theorie  v.  Voltaism.,  IV.  642.  — 
Ma^n«*litirangserschein.tt.  Gesetze 
d.  Induction  u.  JUagnetisir.,  V.35X 

—  Notizen  üb.  d.  BanM-rang,  V. 
474.  ~  Berechii.  d.  ipec.  <Te%v. 
d.  Dfiinnfe,  VI.  336.  —  Bireclin. 
d.  Rcsullat.  eudioinetr  Anal.,  VI. 
622.  —  Thermische  Wirk,  elektr. 
Strome,  VI.  674.  —  Ueb  d  ko- 
niache  Refract ,  VIU.  46 1 .  —  UeK 
d.  ßaWan.  Ketten  aas  2  Fliissifsk. 
Q.  2  Metallen,  IX.  31.  —  Bezieh. 
zw.  spcc.  Gew.  u.  Atonigew.,  IX. 
356.  —  Tahellar.  Uehersicht  d. 
Gase  0.  Dämpfe  nach  ihrer  Zu- 
samuiensetz. ,  Verdicbt.  a.  Dich- 
tigk..  IX.  417.  601.  *-  Neaetber- 
mo-elektr.  Kette,  L.  250.  —  Auf- 
fallende  Stromstärke  d.  Zink -Ei* 
senkette,  L.  255.  —   Einflufs  d. 

'  Wärme  aofd.  elektromotor.  Kraft 
d.  gak.  Ketten,  L.  264.  —  Werk- 
zeuge zum  Mess.  d.  Stärke  elektr. 
Ströme,  L.  504.  —  Büttel  d.  gal- 
Tan.  Ketten  mit  einer  FIfisaigk. 
grAfsere  Stärke  n.  Besländigk.  za 
geben,  LL  384. 

Po ai  11  et,  Sonuenw&rme,  Strah- 
loogs-  n.  AbaorptionsFermög.  d. 
atmosph.  Laft  u.  Temperatur  d. 
Weltraama,  V.  25.  4bl. 

Q 

Qoetelet,  Bodentemp.  v.  Brüs- 
sel, VIL  220.  —  Regen  in  Brüssel, 
1839  am  4.  Joni,  VlII.  384. 

R. 

Radicke,  Berechn.  a.  Internolat. 
d.  Brechangsferhältn.  nach  C  a  u  - 
chy's  Dispersionstheorie  a.  An- 
wend.  auf  dopp.  brech.  Krjrstiille, 
V.  246.  540.  —  VenroUkommn.  d. 
N i  c  o  1  scb.  Polarisationsprismen, 
L.  25. 

Ramme Isberg,  Chem. - minera- 
log.  Notiz.  Ob.  Stilpnomelan,  1U. 


127.'-*-  NatSrt.  nenlral«  acVwt. 
fels.  Thonerde  u.  Schwefels.  & 
senox>d,  IIL  130. 132.  —  Z«aift- 
iiiensetz.  d.  mit  d.  Nsiaen  fiaar- 
salz  o.  Federalann  bezeidisila 
Substanz  .iir.  399.  —  Nc«c  kat. 
Schwefels.  Thonerde.  5S3.  —  Ver- 
bind, d.  %lodzink  mit  «L  ullaLJs- 
dQren,  III.  665.  —  Jods.  n.  iW- 
jods.  Salze,  IV.  545.  —  UcL  i 
krysUH.  Jodsänre,  VI.  159.  —  Za- 
sammensetz.  d.  naturL  u.  kfimd. 
oKab.  EisenoxydoJs,  VL  283.  ~ 
Identität  d.  Thomooait  n.  Conpl»> 
nit,  VI.  286.  —  Znsaraoiensetz.  i. 
Datoliths  n.  Botrjolilha,  YIl.  16». 

—  Zosammensetz.  eines  Fosifls 
atts  d.  Basalt  v.  Stolprn,  Vil.  181 
--  Ueb.  d.  Buulanserit,  Vll.  481 

—  Verbind,  der  Jodmctatte  idt 
Ammoniak,  Vlll.  151.  —  Udba 
Chabasit  u.  Gmelinit,  IX.  211.— 
Zosammensetz.  d.  AfterkrTstaBe 
d.  Angits,  IX.  387.  ^  d.  firniß 
cits  u.  d.  Verbindan^en  d.  Bsr- 
säore  mit  Talkerde,  IX.  445.  ~ 
d.  LicvriU,  L.  157.  340.  —  Ver 
such  d.  Zusammen«,  d.  Aximlsa 
beatimm.,  L.  863.  —  Anal.  d.  Ba- 
trachiU;  LI.  446. 

Redtenbacher,  AnaL  d.  Phssa 
liths  V.  Wbisterschan,  VIIL  491. 

R  e  g  n  a  a  1 1 ,  Zerlee.  einiger  Varie- 
tät, d.  Diallass,  VL  297.  —  Un- 
tersuch, üb.  d.  spec.  Warme,  U, 
44.  213. 

Reich,  Elektr.  Strttmong.  aafEft- 
gan«;en,  VIII.  287. 

Reichenbach,  Blitze  ohne 
ncr,  III.  531. 

Richardsnn.  Bodeneis  in  Ni 
anierika,  ULaeO. 

Riegel,  Nachricht  ▼.  eiuem 
Teuer,  VI.  655. 

Riefs,  Ueb.  d.  Erwärm,  in  Sckfie- 
fsungsbogen  der  elektr.   Batterie« 

III.  47.  —  Bemerk,  fib.  d.  Propa- 
eationsverm«>e.  d.  gebmid.  Elektr, 

IV.  624.  —  Elektr.  VerzdeeroD»- 
krsa  u.  ErwSrmangsvemfsgen 
Metalle,  V.  1.  —  MagneÜsir.  n. 
Wärmeerregong  eines  dorch  den 
Schliefsangsdrath  d.  Batterie 


645 


ragt  SlromeiL  VII.  65.  —  Vor- 
rselman  de  Heer's  Bearb.  dies. 
Wfirmeantertncb.  an  der  elektr. 
Baiierie,  VIII.  320.  ^  Verzftger. 
d.  Ladon^  dorcli  Leiter,  welche 
1  Schlipfaongsdrath  nahe  steheo, 

IX.  393.  --  iJeb.  d.  Nebenstrom 
d.  Batterie,  L.  I .  —  Mazimam  d. 
VVirl:.  eines  Nebendrathes  auf  d. 
Entlad.,  LI.  177.  —  Ricfalnng  d. 
elektr.  Nebenstromes,  LI.  351. 
ive^-de  la,  Eigensch.  d.  magnelo- 
5leklr.  Ströme,  V.  163.  407.  — 
[>xjdat  d.  Platins  n.  ehem.  Theo- 
•ie  d.  Volt.  SSule,  VI.  489.  — 
[)pt  Erscliein.  am  Montblanc,  VL 
»11.  -—  Elektrochem.  Verfahren 
mm  Vergold.  v.  Silber  o.  Mes- 
line,  L.  94. 

iviöre,  Period.  Salzquelle,  DL 

42. 

oberts,  Verbess.  d.  Volt  Sinle, 

X.  632. 

ose,  A.,  Verbind,  d.  Schwefel- 
iarehydrats  mit  Stickozydgas, 
j.  16L 

ose,  G.,  Ueb.  d.  rothen  Ablnde- 
aog.  d.  Gelbbleicrzes,  VI.  639.  — 
Jeb.  d.  Eremit,  VL  645.  -.  Ueb. 
1.  Phonolith  v.  Marienberg,  VII. 
94.  —  Mineralos.  n.  geognnst 
(eschalTenh.  d.  Ilmengeb.,  VII. 
74.  —  Krvstallform  d.  waaserfr. 
chwpfels.  Ammoniaks,  VII.  476. 

-  Beschreib,  einig,  neuen  Mine^ 
ilicn  V.  Ural,  VIII.  551.  L.  652. 

-  Identitit  d.  Edwarsit  n.  Mo- 
Bzit,  IX.  223.  —  Ueb.  d.  Stroa- 
sntt  in  Westphalen,  L.  190. 
»se,  H.,  Verhalt  d.  nicht  ilQcht 
rgan.  Sinren  gep;.  Aoflös.  v.  Ei- 
moxyd  n.KaIinmeisencYanfir,  III. 
^.  —  Ueb.  d.  Minerahvasser  t. 
ranzensbrnnn  b.  Eger,  III.  672. 

-  Ueb.  eine  d.  Schwefels,  ent- 
irech.  Ciilorverbind.  d.  Schwe- 
1«,  rV.  291.  —  Ein%Virk.  d.  was- 
trfr.  Schwefels,  auf  Phosuhor- 
ilorur,  IV.  304.  —  auf  Selen- 
iloridy  315.  —  auf  Zinnchlorid, 
iO.  —  AufBnd.  d.  Strontianerde, 
^  445«  —  Ueb.  d.  Cblorchrom, 
.  183.  —  Bereit  d.  SelensSure, 


V.  337.  —  Ueb«r  d.  Bchvrefels. 
Schwefelchlorid,  VI.  167.  —  Se- 
lenqnecksiib.  ans  Mexiko,  VI.  315. 

—  Verbind,  des  Ammoniaks  mit 
Kohlensinre,  VI.  353.  —  Ueber 
Phosphorwasserst,  VI.  633.  — 
SchwefelsXnrebild.,  VU.  161.  ^ 
Mineralkermes,  VII.  .?23.  —  Ueb. 
d.  wssserfr.  schwefeis.  Anmioaiak, 
VII.  471.  —  Verbind,  d.  wasserfr. 
Schwefels,  m.  Stickoxyd,  VII.  605. 

—  Unters,  d.  krtstalL  Harzes  aas 
Elemi,  VUL  61.  -  Ueb.  d.  Kni- 
stersalz  t.  V^ieliciks,  VIIL  353. 

—  Theorie  d.  Aetherbild.,  VIII. 
463.  —  Fsll.  einiger  Metalloxyde 
durch  Wasser,  Vllt;  575.  —  Wss- 
serfr. schwefeis.  Ammoolsk  (Sol- 
phst-Ainmon.),  IX.  183.  —  Zer- 
leg, d.  IQ  d.  Natur  vorkommend. 
Aiuminate,  LI.  275.  —  Ueb.  Ar- 
senikwasserst ,  LI.  423. 

RosenscfaOld,  Mnnck  af,  Ueb. 
Jiger*s  trockn.  Sihile,  HL  193. 

—  iJeb.  d.  Ladoogserschein.,  her- 
Torgebncht  durch  elektr.  Str5me, 
m.  207.  440.  —  Verlndening  d. 
elektromot  Zustandes  d.  Ober- 
flSche  d.  Zinks  in  BerGhr.  mit  sl- 
knl.  Flfissigk.  nnt  Mitwirk.  d.  el. 
Stroms,  VIL  418. 

Rofs,  T9efe  d.  Meeres,  LL  518. 

Kudberg,  Ueb.  Strehlke's  Be- 
merk, in  Betreff  d.  CoSffic.  der 
Luftausdehn.,  IIL  587.  —  Zweite 
Reihe  y.  Versuch.  Ob.  d.  Ausdebn. 
d.  Luft  zw.  0  n.  100*,  IV.  119. 

Romler,  Arsenige  SSure  im  Me- 
teoreisen, IX.  591. 

Runge,  Reagens  auf  Zucker  im 
Harn,  III.  431.  —  Eigensch.  d. 
Bb'i's  in  Berühr,  mit  Metall.  «. 
SchwifelaXnre,  III.  581.  —  An- 
wend.  d.  Marmors  bei  Anal.,  VU. 
616.  —  Chlorkalkprobe,  617.  ^ 
Quant.  Bestiramnng  d.  Kupfers^ 
VII  618. 

S. 

Sabine,  Ueb.  d.  magn.  Exped.  nach 
d.  sfidl.  HemispliSre,  VII.  215. 

Sedier,  Höhe  d.  Asowschen  Mee- 
res fib.  d.  Caspisdi.,  E.  354. 


646 

Saottare,  Ueb.  AbendrothtinJi-  fertig,  d.  ConlacUTbcorie  d.  W 
len,  VI.  351.  •  vanism.,  IV.  59.  ^  Unacbe  l 

Savart,  Thataachen  fib.  d.  Reflex.  Farbenlnder.  mandi.  Kftrper  at 
d.  Soballwellen,  VI.  458.  —  Ur-  d.  EinflnCi  d.  Wirme,  V.^  - 
Sachen  d   Tonhfthe,  LI.  555.  Eleirtr.  Polaris,  fest  o.  Haas.  Lfi* 

Sawitscb,  Höhenbeatimmang  im  ter,  VI.  109.  VIL  lOl.  —  Ick 
Kaakasaa,  IX.  4L5.  —  d.  Aaow-  Brrzelios  AiisiiJit  v.  <L  Pisa- 
acben  Meeroa  ab.  d.  Caap.  E.  354.      rillt  d.  Eiaena,  VI.  331 .  -^  Vhm. 

Scanlan»  Scbwflrz.  d.  aalpetert.  VerSnder.  d.  Salpeters.«  d.Wf»> 
Siiberox.  darcb  Liebt,  VI.  632.       eeiaU  u.  Aelbera  ont  d.  EIdL  l 

Scbaffgotacb,  Graf  ▼.,  Eisen-  Volt  Stroms  o.  Platins,  \ü.5ßk 
oxydnatroQ  and  Thonerdenatron,  —  Aminoiiittm'Aaialgani,  IX.  2R 
III.  117.  —  laomorphiaro.  manch.     —  Ueb.  eine  V^olt  Sfiale  (Grt- 

koblena.  n.  salneters.  Salie,  VIII.  Te*s)  ron  nneewfthnl.  KraH,  IX. 
335.  —  Zar  Kenntnirs  d.  Beryll-  511.  —  Nene  Volt  SSole,  ULS8S. 
erde,  L.  183.  —  Zasammensetz.  —  Beobaclit  fib.  d.  bei  d.  Elektre- 
d.  Magnetkieses,  L.  533.  lyaat  d.  Wass.  o.  d.  AosstrSsL  L 

Scbeerer,  Zersetzung  d.  nenlnd.  gewftbnl.  Elektr.  aas  Spitsen  sieh 
scbwefels.  Eisenoxyds  b.  Kochen     entwickelnden  Gemeh,  L.  616. 

d.  Auflös.,  IV.  453.  -  Prodncte,  Schröder,  Ob  plötzL  AbknhLii- 
welcbe  sieh  bei  d.  Verwitterong  nes  Tbeils  ein.  Metallmasae  pISid. 
d.  Schwefelkieses  bilden,  V.  18a  Erwirm.  eines  and.  Tbeils  hem^ 
~  Zasammensetz.  d.  Elioliths  Q.  ken  kann,  VI.  135.  —  AUeem.  Bc- 
Nepbelina,  VI.  29L  IX.  359.  —     gröud.  d.  Volumentbeorie,  L.  553. 

Neuea  Vorkomm,  verschied.  Fos-  Sehr  Ott  er.  Vorkomm.  d.  Vanafis 
siUen,  sehr  SbnI.  dem  zu  Finbo    in  Steiermark,  VI  311. 

in  Schweden,  IX.  533.  —  Untere  Sehnbert,  NiTeandiner.dTodtrs 
such.  d.  Enxeaits,  L.  149.  —  Zer-    u.  Mittelmeers,  E.  357. 

leg.  zweier  natflri.  Torkomm.  Ar-  Schweizer,  Unters,  d.  Antis^orits, 
senikatnfen  d.  Eisens,  L.  153.  —  IX.  595.  —  d.  Pennins,  L.  526.  ^ 
Untersnch.  d.  AUanit,  Ortbit,  Ce-  d.  Porphyrs  y.Kreoznach,  LL287, 
rin  o.  Gadolinit,  LI.  407.  465.        s.  Weidmann. 

Scheerer  u.  Francis,  Unters.  Sedillot,  Ueb.  d.  Iieilsen  Qsel- 
einiger  Verbind,  v.  Arsenik  mit    len  in  d.  Bcrberei,  HL  430. 

Kobalt,  L.  513.  Seebeek, Tonerreg. darcLWSmie. 

Schieiden,  D.  Tegetabil.  Faser-    LL  1. 

stofi'o.  sein  VerhSltn.  zumStSrke-  SefstrÖm,  Untersuch,  der  aafd. 
mehl,  in.  391.;  s.  Vogel.  skandinaT.  Felsen  vorliand.  For- 

Scbönbein,  Ueb.  d.  Passivitfit  d.  eben  o.  ihrer  walirscheinL  Enlr 
Wismuths,  lll.  1.  —  Bemerkung     steliong,  III.  533. 

H  a  r  1 1  e  y '  s  Erfahr,  bei  Contact  S  e  1 1 1  e  r,  Tonerzeng.  darcb  Elektn- 
y.  Eisen  u.  Messing  betrefll,  III.     dUt,  HI.  187. 

13.  —  Verhalt  d.  Zinks  gegen  SeUe,  de  la,  Benbach t  ▼.  Irr- 
▼erdfinnte  Scbwefelslure,  17.  —     lichtem  (?),  LI.  173. 

Legir.  v.  Platin  o.  Eisen  :  :  Sal-  Senarmont,  Ablnder.  welche d. 
pelers.,  17.*—  desgl.  zu  Nickel  regelmSfs.  Reflex,  an  d.  ObeHL 
U.Kobalt,  18. —  ElektromotVer-  metall.  Körper  einem  polarisiiL 
halt.  d.  Bleiauperoz.,  89.  — -  Sil-     Liditstrahl  eiuprXgt,  E.  451. 

hersuperoxyds,  93.  —  Ueber  d.  Shepard,  Beschreib,  o.  AnaL  d. 
Passivitfit  d.  Eisens,  100.  103.  —  Edwardsit,  IIL 148.  —  d.  Eremils, 
Beobacht  üb.  Volt  Ströme   er-     VI.  645.  —  d.  DanbariU,  L.  181 

-^egt  durch  ehem.  Tendenzen,  229.  Simon,  E.,  Ueb.  Sabadillin,  IQ. 
-  Bem.  fib.  Fe  ebneres  Recht-    403.  —  Einwirk.  d.  Emnisins  Te^ 


_j 


647 

schied.  Samen  aoFAmygdalin,  404.     ejrio ,  VIII.  500.  --  Leokophao, 

—  Ucb.  SnIphoaiDapisin  d.  weifii.     v  III.  504. 

Senfs  u.  Sinapisin  aiu  d.  schwär-  Thaulow,  Untersuch,  d.  Zocker- 

zen  Sen£,  IIL  651.  —  Ucb.  Snl-  sSure,  IV.  497. 

phoRinapisin,  Emcin  a.  d.  SBare  Traill,  St.  Elmsfeuer  auf  d.  Or- 

<].  weifs.  Senfs,  IV.  593.  —  Ae-  neY-Ius.,  Vi.  659. 

ther.  Oel  d.  schwanen  Senfs,  d.  Trecnnrt  u.  Oberhäuser,  P^s- 

Loflelkranls  u.  and.  Bestandtheile  tur   der  in  seschliff.  Diamanten 

d.  schwarz.  Senfs,  L.  377.  beohacht.  Linien  u.  Wirk.  d.  Lin- 

Simon,  F. ,  Käsestoff  im  Blut  d.  sen  aus  solchen  Diamant.,  III.  242. 

Menschen,  V.  564.  Tripier,  Ucilse  Quellen  in  d.  Al- 

S  i  n  d  i  n  f;,  Zusanunensetz.  d.  Basalts  cierei,  £.  376. 

V.  Stolpen,  VII.  182.  Trolle-Wachtmeister,  Ueb.  d. 

Sm^th,  Versteinernde  Quellen  in  Gigantolitb,  V.  558. 

Asien,  E.  373.  Trommsdorff  d.  J.,  Zusammen- 

Soltmann,  AnaL  d.  Lepidomelan,  setiung  einer  d.  Scheererit  fihnl. 

L.  664.  SubsUnz,  III.  146. 

Spasky,  Ueber  das  Nicoische  „ 

Prima,  IV.  168.  ^                       >. 

Splittgerber,    Farbenerschein.  Valz,  Bewep.  der  period.  Stem- 

«n  einem  gelben  Glase,  VII.  166.  schnappen -Erschein.,  \1.  499.  — 

-*  Beohacht.  üb.  melirere  Glas-  Platzregen  zu  Marseille,  LL  173. 

färben,  VII.  466.  —    Sobjectire  Varrentrapp,  Untersuch,  d.  Ido- 

u.  complementHre  Farbenerschein,  kras  v.  Slatoust,  V.  343.  —  Anal. 

zu  erregen ,  IX.  587.  eines  krystallis.  Buntkupfererzes, 

Stafs  s.  Dumas.  VIL  372.  —   Anal.   d.  Chlorits, 

Sternherg.  Graf T.,  Baumstämme  VIII.  185.,  —  eines  Kobalterzes 

im  Basal Ituff  bei  Sclilackenwerth,  v.  Tunaberg,  VIII.  505.  —  d.  Bar- 

y.  181.  sowiU,  VIII.  567.  —  d.Noseans 

Strchlke,  Ueb.  d.  Ertönen  des  Uanyns,  Lasursteins  u.  kfinstL  UI-* 

Zinks   bei   Teu>peraturvf>rSud«*r.,  tramarins,  IX.  515. 

IIL  405.  —  GaliUi  nicht  d.Ent-  Vliet,  van  der.  Wirk,  verdfinnt. 

decker  d.  Klangfisuren,  III.  521.  Schwefehiiiure  aufdeslill.  Zink  in 

Sturgeon,  Volt  Entlad.,  IX.  122.  isolirenden  u.  nicht  isoL  Geßifsen, 

—  Beschreib,  einer  neuen  Batte-  VIII.  315. 

rie,  LI.  380.  Vogel  u.  Schieiden,  Ueber  d. 

Suckowy  Anomale  Schwefelkies-     Amyloid,  VI.  327. 

krystalle,  LI.  284.  Volsmann,  Theorie  z.  Berechn. 

Svanbere,  Untersuch,  d.  Pikro-  d. Zerstreuungskreise  d. Lichts  bei 
nhjlls  V.  Sala,  L.  662.  —  d.  Geo-  fehlerhafter  Accommodat.  d.  An- 
Lronits  u.  Hjfdrophits,  LI.  535.  ges,  V.  193.  —  Lage  d.Krenznngs- 
Sykes,  Das  Todeslhal  auf  Java,  punkte  d.  Richtungstrahlen  im  ru- 
fll.  417.  —  Gröfste  Regenmenge  tilgen  u  bewegt  Auge,  V.  207. 
auf  d.  Erde»  E.  368.  Vorfselmann  de  Heer,  Theo* 

rie  d.  clektr.  Telegraphie,  u.  Be- 

rp  schreib,  eines  neuen  Appar.  dies. 

**  Art,  VL  513.   —  Elektromaene- 

Talbot,  AnaljrtKr7stalle,VI.314.     tism.  als  bewegende  KraU,  VII. 

—  Farbenwechsei  d.  Jodsilbers,     76.  —  Thermo-elektr.  Wirk.  d. 
VI  326.  Quecksilbers,  VIL  602.,  IX.  114. 

Tamnan,  Vorkomm.  d.  Gieseckit  119. —  Tlierm.  Wirk,  elektr.  Ent- 
a.  IJenütSt  dess.  mit  Ellolith  n.  lad.,  VIIL292.  —  Ueb.  einen  Ver- 
riephelin,  III.  149.  —  Ueb.  d.  Ae-    such  von  de  la  Rive,  IX.  109. 


648 


w. 

Walf erdin,  Qoellen-Temperat.  d. 
Maas,  Seine  a.  Marne,  L.  551. 

Walker,  GeseUmifBigk.  d.  ehem. 
Wirk  d.  Volt  Bätter,  YQ.  123. 

Walter,  Urb.  d.  dopp.  cbroma. 
Cbromsapercblorid ,  III.  154.  — 
D.  krystatl.  PfefTennaniöl,  £.  334. 
n.  Pelletier. 

Wartmann,  Regen  ohne  Wolken, 
m.  420.,  y.  480. 

Watkins,  Wasserzersetz,  durch 
Tbermo-Elektricit.,  VI.  496.  — 
Wirmeerree.  durch  Thermo -£1., 
VI.  497. 

Weber,  D.  Inductions-Indinato- 
rium^  III.  493. 

Weidmann  s.  L5vrig. 

Weidmann  u.  Schweizer,  Un- 
ters, d.  Holzgeistes,  III.  593.  — 
Ueber  Holzgeist,  Xylit,  Mestt  u. 
deren  Zersetznngsprodncte  durch 
Kali  n.  Kalium,  IX.  135.  293.,  L. 
265. 

Weisbach,  Ermittel,  d.  Ausflnfs- 
coCff.  för  d.  AusfluTs  d.  atmosph. 
Luft  aus  Gefillsen,  LI.  449. 


Wellst^d,  Bewi8serungs%Tcise  i 
Oasen  von  Oman,  LI.  167. 

Wheatstone,  Ueb.  d.  Sehen  nit 
zwei  Augen  u.  d.  Stereoskop,  VO. 
625.  —  Merkwftrd.  Erschein,  bau 
Sehen  mit  beiden  Augen,  E.  I. 

Whitehead,  MonaÜ.  Mittelton. 
u.  Regenmenge  zu  Key -West  b 
Flori£,  III.  4U.  —  MonaÜ.  Bf- 
genmenge  zu  New-Ofleans,  osA 
Stand  d.  Missisippi  das.,  426. 

W  5  hl  er.  Anal,  zweier  neuen  1»^ 
weg.  Kobalt -Mineralien,  III.  59t. 

—  Verhalt  einiger  Silber^dze  ii 
Wasserstoflgas,  Vi.  629.  —  AaaL 
d.  Pjrochlor,  VIII.  83.  —  Dar- 
stell,  d.  Telinr3tb>Is,  L.  404. 

Z. 

Zeise,  Verhalten  d.  Acetons  wm 
Platinchlorid,  V.  332.,  VII.  47^1 

—  Acechlorplatin  o.  andere  P^ 
ducte  d.  Einwirk.  zw.  Platiadiit- 
rid  u.  Aceton,  E.  155.  312. 

V.  Zibra,  Erderschütter.  inFns- 
ken,  VI.  655. 


Gedrw^t  bei  A.  W.  Schade  in  Berlin. 


^5. 


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APR  10  1942 


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